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German Pages [1631] Year 2019
Peter-Michael Hahn und Holger Kürbis (Hg.)
Schriften zur Reise
Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha nach Frankreich und Italien 1667 und 1668 Eine Edition
Schriften des Staatsarchivs Gotha, Band 14/1–3 Herausgegeben vom Landesarchiv Thüringen-Staatsarchiv Gotha Die Bände der Schriftenreihe erscheinen in wechselnden Verlagen
Peter-Michael Hahn und Holger Kürbis (Hg.)
Schriften zur Reise Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha nach Frankreich und Italien 1667 und 1668 Eine Edition Band 1: Reiseberichte Bearbeitet von Holger Kürbis
BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2019 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Lindenstraße 14, D-50674 Köln Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Benjamin Block, Friedrich I. von Sachsen-Gotha, etwa 1669, Gemäldesammlung Stiftung Schloss Friedenstein, Inventar Nr. 2994 Einbandgestaltung: Michael Haderer, Wien
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-412-51340-5
Inhalt Danksagung ...................................................................................................... VII Einleitung .......................................................................................................... IX 1. Reisebericht Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha ......................................1 2. Anhang zum Reisebericht Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha ............249 2.1 Beschreibung des Reisebeginns .................................................................249 2.2 Ergänzungen zum Bericht Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha ............263 2.3 Verzeichnis der Kunst- und Rüstkammer im Palast von San Marco und des Arsenals in Venedig .............................................286 3. Anton Fincks Bericht über die Reise Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha.....................................................................................295
Danksagung Die Publikation einer Edition, zumal einer etwas umfangreicheren, bedarf zum einen der Zeit, zum anderen des notwendigen Freiraumes. Beides war im vorliegenden Fall gegeben, wofür unterschiedlichen Personen und Institutionen Dank gebührt. Professor Peter-Michael Hahn stand dem Projekt von Anfang an aufgeschlossen gegenüber und begleitete es von der ersten Idee bis zum nun vorliegenden Ergebnis mit stetigem Interesse, wertvollen Ratschlägen und einer kritischen Distanz zum Gegenstand. Ihm sei sowohl für sein Vertrauen in den Bearbeiter als auch für die inzwischen zahlreichen Jahre der Zusammenarbeit herzlich gedankt. Ohne eine ausreichende finanzielle Grundlage lassen sich größere Vorhaben nicht umsetzen. Der Deutschen Forschungsgemeinschaft gilt daher der Dank für die umfassende Finanzierung sowohl des Projektes als auch eines größeren Teils der Druckkosten. Durch die Bewilligung eines vierten Projektjahres wurde die Aufnahme der Reisebriefe in der vorliegenden Form erst ermöglicht, wodurch die Edition eine angemessene Abrundung erfährt. Dennoch wäre ohne das Interesse und die substantielle Beteiligung an den Kosten für die Drucklegung von Seiten der Stadt Gotha eine zeitnahe Publikation kaum realisierbar gewesen. Stellvertretend sei hier dem Gothaer Oberbürgermeister Knut Kreuch für die freundliche und unkomplizierte Unterstützung gedankt. Von Seiten des Böhlau Verlages betreute Herr Johannes van Ooyen die professionelle Umsetzung der Drucklegung. Ihm und dem Verlag sei herzlich gedankt. Eventuell vorhandene Fehler im Layout und im Text gehen allein zu Lasten des Bearbeiters, der den Satz und die Gestaltung selbst verantwortet. Ein besonderer Dank gebührt ausdrücklich allen Mitarbeitern des Landesarchivs Thüringen – Staatsarchiv Gotha. Die professionelle Begleitung und stets freundliche Atmosphäre trugen maßgeblich zur Umsetzung des Vorhabens bei. Stellvertretend für alle seien hier genannt der Direktor des Archivs, Herr Lutz Schilling, und Frau Rosemarie Barthel, die durch ihre umfassenden Kenntnisse der Überlieferung selbst eine schier unerschöpfliche Quelle ist. Meine Frau Anja und mein Sohn Johann Moritz wissen, wofür ich dankbar bin. Ihnen beiden sind diese Bände gewidmet. Gotha, Januar 2019
Holger Kürbis
Einleitung Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg gehört zu den Fürsten des Alten Reiches des 17. Jahrhunderts, für die ein reichhaltiger schriftlicher Nachlass überliefert ist. Die zahlreichen von seiner Hand stammenden Texte erlauben einen detaillierten Einblick in die Gedanken- und Vorstellungswelt eines hochadligen Herrschaftsträgers, der weit über die vermeintlich geringe Bedeutung seines Territoriums hinaus weist. Im deutschsprachigen Raum hat sich weder im 17. Jahrhundert noch in späterer Zeit eine mit Frankreich oder England vergleichbare Tradition der Edition fürstlicher Selbstzeugnisse entwickelt. Neuere wissenschaftliche Ausgaben etwa fürstlicher Briefwechsel sucht man für die Zeit des 17. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum fast vergeblich.1 Auch hat die deutsche Geschichtsschreibung kaum ein merkliches Interesse an einer intensiven und systematischen Beschäftigung mit diesem Gegenstand entwickelt. Nur vergleichsweise wenige Vorhaben nahmen sich dieses Themas bisher an. Die von Roswitha Jacobsen vorgelegte Edition der Schreibkalender des Herzogs Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg2 ist ein herausragendes Beispiel für die Editions fürstlicher Selbstzeugnisse.3 Hier knüpft die vorliegende Edition an, schließen doch die eigenhändigen Reiseaufzeichnungen des Herzogs einen großen Teil der Lücke, die in den Tagebüchern zwischen dem Aufbruch von Darmstadt im Mai 1667 bis zur erneuten Aufnahme der regelmäßigen Einträge im Januar 1669 besteht. Die Kavalierstouren und bürgerlichen Bildungsreisen erfuhren in den letzten Jahrzehnten innerhalb der historischen Wissenschaften einige Aufmerksamkeit. Anders verhält es sich hingegen mit den Prinzenreisen.4 Neben der bereits erwähnten fehlenden Forschungstradition dürfte das zu einem großen Teil auch der 1
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Eine der wenigen Ausnahmen: Elisabeth Charlotte d’Orléans, Briefe an Johanna Sophie von Schaumburg-Lippe, hrsg. u. kommentiert von Jürgen Voss, Kleines Archiv des achtzehnten Jahrhunderts, 41, St. Ingbert 2003. Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg. Tagebücher 1667–1686, bearb. von Roswitha Jacobsen unter Mitarbeit von Juliane Brandsch, 3 Bde., Veröffentlichungen aus den thüringischen Staatsarchiven, 4/1–4/3, Weimar 1998–2003. Vgl. daneben: Katrin Keller; Alessandro Catalano (Hrsg.), Die Diarien und Tagzettel des Kardinals Ernst Adalbert von Harrach (1598-1667), 7 Bde., Veröffentlichung der Kommission für Neuere Geschichte Österreichs, 104, 1-7, Wien u.a. 2010. Vgl. auch die digitale Edition der Tagebücher des Fürsten Christan II. von Anhalt-Bernburg: http://www.tagebuchchristian-ii-anhalt.de/index.php?article_id=14 (Abruf 22.1.2018). Exemplarisch zur Prinzenreise: Eva Bender, Die Prinzenreise. Bildungsaufenthalt und Kavalierstour im höfischen Kontext gegen Ende des 17. Jahrhunderts, Schriften zur Residenzkultur, 6, Berlin 2011. Mit Unschärfen in der Interpretation und der Begrifflichkeit sowie auf vergleichsweise geringer Quellenbasis: Sabine Kolck, Bayerische und pfalz-neuburgische Prinzen auf Reisen: Kavalierstouren weltlicher und geistlicher katholischer Prinzen vom Ende des 16. bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts, (Münster) 2010.
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Einleitung
Quellensituation geschuldet sein. Kaum eine Handvoll zeitgenössische Ausgaben von entsprechenden Berichten liegen für das 17. Jahrhundert im deutschsprachigen Raum vor.5 Gleichwohl sind es aber die Prinzenreisen, die in der archivalischen Überlieferung vermutlich am Besten dokumentiert sind.6 Trotzdem liegen für die vermeintlich bereits hinreichend erforschten Reisen nur in Ausnahmen kritische Texteditionen vor.7 Daher ist jede neue Herausgabe einer Quelle aus diesem Umfeld ein kaum zu überschätzender Materialzuwachs für die weiteren Arbeiten in diesem Bereich. Die vorliegende Edition bietet eine umfassende Dokumentation zur Tour des Herzogs Friedrich von Sachsen-Gotha nach Frankreich und Italien in den Jahren 1667 und 1668. Dazu gehört nicht nur der eigenhändig verfasste Bericht des Herzogs. Vielmehr wurde ein Textcorpus gebildet, das eine Vielzahl von Textsorten beinhaltet, die ein detailliertes Bild der Planung, Durchführung und der Ergebnisse der Reise bietet. Insgesamt ist die Überlieferungslage zur Frankreich- und Italienreise Friedrichs von Sachsen-Gotha äußerst umfangreich und nahezu lückenlos. Daher bestand ein zentrales Anliegen in einer umfassenden, wenngleich auch nicht vollständigen Edition der Schriften zu dieser Reise. Eine textkritisch bearbeitete Ausgabe vergleichbaren Materials liegt bisher nicht vor. Die Edition umfasst insgesamt 3 Bände. Der erste Band beinhaltet den Reisebericht des Herzogs, Ergänzungen zu demselben und den parallelen Bericht seines Reisebegleiters Anton Finck. Der umfangreiche zweite Band präsentiert die Schriften zur Reiseplanung, zur Landeskunde, hauptsächlich Frankreichs, und die vollständigen Reiserechnungen. Der abschließende dritte Band umfasst die Briefwechsel sowohl zwischen Herzog Friedrich und seinem Vater als auch zwi5
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Johann Wilhelm Neumair von Ramsla, Des Durchlauchtigen Hochgebornen Herrn/ Herrn Johann Ernsten des Jüngern/ Hertzog zu Sachsen [...] Reise in Franckreich/ Engelland und Niederland [...]; Leipzig 1620. Sigmund von Birken, HochFuerstlicher Brandenburgischer ULYSSES: oder Verlauf der LaenderReise/ Welche Der Durchleuchtigste Fuerst [...] Christian Ernst/Marggraf zu Brandenburg [...] Durch Teutschland/ Franckreich/ Italien und die Niderlande/ Auch nach den Spanischen Frontieren/ [...] verrichtet: [...]; Bayreuth ... 1669. [Ferdinand Albrecht I. Herzog von Braunschweig-Lüneburg-Bevern], Wunderliche Begebnüsse und wunderlicher Zustand in dieser wunderlichen verkehrten Welt: Meistentheils auß eigener Erfahrung und dann gottseliger/ verständiger/ erfahrner Leute Schrifften Wunderlich heraußgesucht/ Durch den in der Fruchtbringenden Gesellschaft so genannten Wunderlichen im Fruchtbringenden; Bevern 1678. Für die zweite Hälfte des 18. Jahrhunderts vgl. Joachim Rees; Winfried Siebers, Erfahrungsraum Europa. Reisen politischer Funktionsträger des Alten Reiches 1750–1800. Ein kommentiertes Verzeichnis handschriftlicher Quellen, Aufklärung und Europa. 18, Berlin 2005. „Mein Herr befindet sich gottlob gesund und wohl“. Sächsische Prinzen auf Reisen, hrsg. von Katrin Keller, Deutsch-Französische Kulturbibliothek, 3, Leipzig 1994. Vgl. daneben an entlegener Stelle erschienen: Thomas Kuster; Veronika Sandbichler, Erz. Füst. Etc. Raiss nacher Welsch Landt [...] de Anno 1652. Das Reisetagebuch Erzherzog Ferdinand Karls, in: Wissenschaftliches Jahrbuch des Tiroler Landesmuseum Ferdinandeum, Innsbruck, 3 (2010), 195–385. Demnächst erscheint: Andrea Zedler; Jörg Zedler (Hrsg.), Giro d’Italia: Die Reiseberichte des bayerischen Kurprinzen Karl Albrecht (1715/16). Eine historisch-kritische Edition.
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schen Anton Finck und Herzog Ernst. Daneben sind eine Reihe weiterer Briefe zwischen der Reisegesellschaft und einzelnen Gothaer Amtsträgern enthalten. Dieser Band enthält auch das Orts- und Personenregister. Nachfolgend wird ein kurzer Überblick über die Reise, die Reisenden, die Bildung des Textcorpus’ und die Editionsrichtlinien gegeben.
Die Reise im Überblick Bei Antritt seiner Reise am 23. April 1667 war Herzog Friedrich von SachsenGotha knapp 21 Jahre alt.8 Damit war er etwas älter als der Durchschnitt seiner reisenden Standesgenossen bei deren großer Tour. Gleichwohl verfügte er zu diesem Zeitpunkt bereits über umfangreiche Erfahrungen, hatte er doch bereits weite Teile des Alten Reiches und die Niederlande bereist.9 Zudem hatte er sich ein Jahr zu Studienzwecken an der Universität Straßburg aufgehalten und im Anschluss die Landesuniversität in Jena besucht. Die akribischen Vorbereitungen der Reise unter der Regie seines Vaters, Herzog Ernst I., erfolgten etwa ab Mitte des Jahres 1666. Neben einer Reihe von Gothaer Amtsträgern wurden auch einige Verwandte in das Projekt einbezogen.10 Das Ziel der Reise wurde ausführlich debattiert.11 Während Herzog Ernst eine Reise in die nordischen Königreiche favorisierte, richtete sich das Augenmerk seines Sohnes in erster Linie auf Frankreich. Letztlich setzte sich Herzog Friedrich, wohl auch mit Unterstützung seines Schwagers, Landgraf Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt, einiger Räte und vielleicht auch seines Cousins, Bernhard von Sachsen-Jena, durch und erhielt die Bewilligung seines Vaters für die Tour nach Frankreich. Das ursprüngliche Vorhaben sah den Besuch Englands und der Niederlande vor. Aus unterschiedlichen Gründen wurde diese Planung während der Tour geändert und die Rückreise über Norditalien vereinbart. Auch die Route bzw. die Stationen während des Aufenthaltes in Frankreich wurden mehrmals während der Reise geändert, allerdings immer erst nach Abstimmung mit dem heimischen Hof. 8 9 10
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Zur Biographie des Herzogs vgl. Jacobsen, Tagebücher (wie Anm. 2), Bd. 1, 21–32. Vgl. ebd. Nachweisbar waren in die unmittelbare Planung neben dem künftigen Reisedirektor Anton Finck u.a. der Kammerdirektor Hiob Ludolf, der Kammerjunker Herzog Friedrichs, Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, der bis 1666 amtierende Hofmeister Johann Heinrich Günter von Griesheim und der Rentmeister Johann Breithaupt sowie der Hofrat Johann Francke einbezogen. Daneben ist die Beteiligung des Schwagers, Ludwigs VI. von HessenDarmstadt, des Herzogs Bernhard von Sachsen-Jena und dessen Hofmeisters Antoine de Charreard belegbar. Die Tagebücher Herzog Friedrichs geben hier einige Hinweise zu den Diskussionen im Vorfeld der Reise u.a. die Einträge zum 19., 23., 28. und 30. Januar 1667, vgl. Jacobsen, Tagebücher (wie Anm. 2), Bd. 1, 50–52.
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Sowohl die Reise Herzog Friedrichs als auch die der anderen ernestinischen Prinzen im 17. und 18. Jahrhundert standen in einer ausgeprägten Reisetradition des Gesamthauses.12 Abgesehen von einer Reihe spätmittelalterlicher fürstlicher Pilgerfahrten und anderen Reisen war es besonders die Tour Johann Ernsts I. von Sachsen-Weimar nach Frankreich, durch England und die Niederlande, die sich als traditionsstiftend betrachten lässt. Dazu gehört auch der zugehörige Bericht, der in unterschiedlichen Handschriften und im Druck überliefert ist.13 Hinzu traten aus der folgenden Generation die Reisen Johann Ernsts II. und Bernhards von Sachsen-Jena.14 Besonderes Gewicht erlangte die Reisetradition aber innerhalb der Linie Sachsen-Gotha. Tatsächlich absolvierten alle Prinzen dieses Familienzweiges bis zu dessen Absterben eine Prinzenreise. Gerade im Hinblick auf die Kontinuität und den Umfang der Reisetätigkeit findet sich kaum ein vergleichbares Beispiel.15 Evident ist neben dem Bezug auf die innerhalb des Gesamthauses bestehende Tradition die erfolgreiche Stiftung einer eigenen Tradition durch Herzog Ernst I., an der sich offensichtlich auch seine Nachfolger orientierten. Bereits Johann Wilhelm Neumair von Ramsla bezog in der Widmung seines handschriftlichen Berichts die Brüder Johann Ernsts I. und deren künftige Reisen ein: „Wunsche aus vnterthänigem treuen gemuth, das solche Reiß nicht allein I.F.G. zu grossem nutzen, lob [vndt] Ruhm vnd ehre, Sondern auch E.E.E.E.E.E.E. F.F.F.F.F.F.F. G.G.G.G.G.G.G. wan Sie durch Gottliche verleihung dergleichen Reisen auch vornehmen werden, zu guter nachrichtung gereichen möchte, [...].“16 Die Beispielhaftigkeit der Reise Herzog Friedrichs für seine jüngeren Brüder betonte Herzog Ernst I. ausdrücklich in der Instruktion für die beiden sogenannten Reisedirektoren: „Er [Herzog Friedrich, HK] werde und
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Exemplarisch zur Frage der Reisetradition: Holger Kürbis, Hispania descripta. Von der Reise zum Bericht. Deutschsprachige Reiseberichte des 16. und 17. Jahrhunderts über Spanien. Ein Beitrag zu Struktur und Funktion der frühneuzeitlichen Reiseliteratur, Europäische Hochschulschriften, Reihe III, 994, Frankfurt am Main u.a. 2004, 88–97. Johann Ernst I. von Sachsen-Weimar (1594–1626) bereiste in den Jahren 1613/14 Frankreich, England und die Niederlande. Der Bericht stammt von Johann Wilhelm Neumair von Ramsla, vgl. Anm. 5. Zur handschriftlichen Überlieferung gehören neben wenigstens zwei Fassung im LATh-HStA Weimar, Fürstenhaus, A 52 fol. 39–145 und A 53c, zwei vollständige Abschriften in Gotha, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E IV (Sonne) 1, fol. 1–135 und Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 542, fol. 1–130. Daneben liegen zwei Auszüge des Berichtes vor, Forschungsbibliothek Gotha, A 543, fol. 1–40 und B 534, fol. 1–56 (unvollständig). Diese letzte Zusammenfassung stammt von der Hand Anton Fincks. Johann Ernst II. von Sachsen-Weimar (1627–1683), Reise durch Italien, England, Frankreich, die Niederlande und Bernhard von Sachsen-Jena (1638–1678), Reise durch Frankreich. Auch in diesen Fällen liegt eine archivalische Überlieferung in Weimar vor. Eine ausführliche Darstellung muss hier unterbleiben. Sie wird an anderer Stelle erfolgen. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E IV (Sonne) 1, fol. 5v. Zu den Widmungsempfängern gehörte auch Herzog Ernst.
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wolle, [...] sich also erweisen, daß Er seinen nachfolgenden Brüdern ein gut Exempel geben [...]“17 Wie bereits erwähnt, orientierten sich die konkreten Vorbereitungen für die Reise Herzog Friedrichs an der als Vorbild dienenden Reise Johann Ernsts I. von Sachsen-Weimar, besonders auch im Hinblick auf die Reisestationen. So fertigte Herzog Friedrich ein Exzerpt der Reisestationen in Frankreich verbunden mit kurzen Anmerkungen aus dem gedruckten Bericht über die Reise seines Onkels an.18 Daneben konnte auf die Erfahrungen mit den Reisen des 1657 verstorbenen Erbprinzen Johann Ernst I. von Sachsen-Gotha19 und die ebenfalls angedeuteten Unternehmungen der dynastischen Verwandtschaft zurückgegriffen werden. Darüber hinaus verfügten die beiden sogenannten Reisedirektoren, besonders aber Anton Finck, über ausgeprägte Reiseerfahrungen. Der Zweck der Reise ist nicht so eindeutig erkennbar, wie es auf den ersten Blick den Anschein hat. Zwar handelte es sich durchaus um einen klassische Prinzenreise, die an unterschiedliche Höfe führte und daneben auch Bildungsaspekte aufwies. Gleichwohl reichten die Interessen des alten Herzogs darüber hinaus. Bei einem genaueren Blick auf die Texte zur Reisevorbereitung, aber auch auf die Briefe, wird deutlich, dass zusätzlich zum persönlichen Gewinn für den jungen Herzog, der Nutzen für das Land, die künftige Regierung und die Dynastie gleichberechtigt daneben standen. Besonders die beiden Reisedirektoren wurden hier in die Pflicht genommen. Wie auch an anderen Orten wurde in ihrer Instruktion ausdrücklich darauf verwiesen, dass „der Zweck dieser Reyse [nicht] auf eine blose Kurtzweil oder ersehung der RARITETEN hinaus lauffe, [...] Sondern daß man vornemblich auf den gebrauch und nutzen gehe: und stets das absehen, sowohl auf das Vatterland in gemein als insonderheit auf dießes Fürstenthumb und deßen Landesarth habe, Ob vielleicht auch etwas bey Uns mit nutzen APPLICIRet und gebraucht werden könte.“20 Dafür sprechen auch die vor der Reise von unterschiedlichen Amtsträgern im Auftrag des Herzogs erstellten Fragenkataloge, die eine Orientierung bei der Informationsbeschaffung liefern sollten.21 Konfessionelle und kirchenrechtliche Aspekte standen hier neben ökonomischen, etwa der Zucht von Seidenraupen oder der Seidenproduktion. Technische Fragen, die etwa den verschiedenen Kanalbauten bzw. -projekten gewidmet waren, treten mehrfach in unterschiedlichen Zusammenhängen auf. Die aktuelle Organisation der französischen Truppen und die Kommandostruk17 18 19 20 21
Vgl. Konzept der Reiseinstruktion der Reisedirektoren, Bd. 2, 113. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, fol. 50r–51v. Johann Ernst von Sachsen-Gotha (1641–1657), Reisen im Alten Reich und in die Niederlande. Vgl. das Konzept der Reiseinstruktion der Reisedirektoren in Bd. 2, 119. Daneben auch ebd. die Punkte zur Vorbetrachtung der Reise, 55. Zweifelsfrei lassen sich die Ausarbeitungen von Hiob Ludolf, Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof und Johann Francke belegen. Vgl. in Bd. 2, I. 8.5. Die Fragen zu kirchlichen, politischen, ökonomischen und militärischen Aspekten vgl. ebd. 9.1–9.4. Vgl. daneben auch eine Reihe weiterer Punkte etwa unter ebd. 7. –8.4.
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tur waren gleichfalls von Interesse. Mehrfach wurde auf diese Punkte und ihre Beantwortung verwiesen bzw. diese eingefordert.22 Sie bildeten im weiteren Sinn auch die Grundlage der von Anton Finck angefertigten Beschreibung der französischen Provinzen und sie spiegeln sich auch teilweise in den beiden Reiseberichten.23 Daneben verfolgte Herzog Ernst aber auch Interessen des Gesamthauses, hier etwa bezogen auf die Ansprüche seines verstorbenen Bruders Bernhard gegenüber der französischen Krone.24 Weiterhin beschäftigte ihn offenbar vergleichsweise intensiv die Frage nach einer möglichen Ausweitung des Luthertums in Frankreich.25 Eine wichtige Rolle bei der Beantwortung zahlreicher Fragen kam dem in Paris engagierten Sprachmeister zu. Neben den eigenen Beobachtungen der Reisenden und den durch unterschiedliche Personen erlangten Informationen kann der Sprachmeister als eine zentrale Vermittlungsinstanz, sowohl hinsichtlich aktueller Nachrichten als auch von Kontakten zur weiteren Informationsbeschaffung angesehen werden.26 Eine wahrscheinlich von Herzog Friedrich aufgesetzte Liste mit Fragen zu unterschiedlichen Gegenständen war direkt an diesen gerichtet.27 Zumindest ein Teil der angesprochenen Punkte fand in den Ausführungen Anton Fincks seine Beantwortung. In der bisherigen Forschung wurde diese offenbar zentrale Rolle der Sprachmeister als Informationsvermittler bisher übersehen. Bereits für den ersten Teil der Tour weist der Ablauf eine Besonderheit auf, die beinahe zum vorzeitigen Ende der Reise geführt hätte. Trotz vergleichsweise aktueller Informationen der Reisenden während ihres Aufenthaltes in Darmstadt fiel der eigentliche Aufbruch mit dem Beginn des Devolutionskrieges zusammen. In Lothringen überschnitt sich die Reiseroute teilweise mit dem Durchmarschgebiet französischer Truppen. Gleichwohl wurde der Plan, die französischen Regimenter unter dem Befehl des Maréchal Turenne zu besichtigen, die in der Grenzregion zu den spanischen Niederlanden standen, nicht aufgegeben. Das Scharmützel mit einer kleinen in spanischen Diensten stehenden Einheit, der Tod des Kutschers und Kammerdieners, der Verlust der Reisekalesche und einiger Gepäckteile sowie die vorübergehende Gefangenschaft des Arztes und des Sekretärs bildeten die zentralen Gegenstände der Briefe auf dieser ersten Etappe. Bei aller Umsicht und Ausgiebigkeit der Planungen blieb die Reise dennoch mit einem nicht unerheblichen persönlichen Risiko für die Beteiligten behaftet. Der Weg führte nun den Vorbereitungen entsprechend zunächst für einige Wochen nach Paris. Neben der Stadt selbst waren es hier ein großer Teil der um 22 23 24 25 26 27
Vgl. etwa in Bd. 3, Nr. 52, 61, 64, 69–71 und öfter. Vgl. die Beschreibung der französischen Provinzen in Bd. 2, II. 7. Vgl. Bd. 3, u.a. Nr. 8, 38, 52, 71, 81 und öfter. Ebd., Nr. 96, vgl. auch Bd. 2, II. 8.2. Vgl. u.a. Bd. 2, I. 7., I. 8.3, II. 3. Bd. 3, Nr. 91. Vgl. Bd. 2, I. 8.3, 53f.
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Paris herum gelegenen Schlösser und Gärten, die die Aufmerksamkeit beanspruchten. Ein sich ursprünglich anschließender längerer Aufenthalt in Lyon, der in erster Linie der Vervollkommnung in der Sprache dienen sollte, wurde aufgrund der Entfernung aufgegeben. Stattdessen begaben sich die Reisenden für zwei Monate in die Normandie nach Caen.28 Im Spätsommer erfolgte der Aufbruch von dort. Durch die Normandie und die Bretagne ging es an die Loire. Vor einem einmonatigen Aufenthalt in Blois unternahm die Gruppe einen Abstecher nach La Rochelle und Bordeaux. Kurz vor Einbruch des Winters begaben sie sich ihren Instruktionen gemäß nach Paris, wo sie bis zum kommenden Frühjahr verblieben. Hier wurde auch endgültig der Plan für die Reise nach England aufgegeben und die Rückkehr über Norditalien postalisch vereinbart.29 Gegen Ende der Hofsaison in Paris erfolgte die Abreise. Der Weg führte zunächst nach Lyon, dann die Rhône abwärts ans Mittelmeer. Von Marseille aus reiste die Gruppe entlang der Küste nach Savoyen. Über Mailand ging es zu einem kurzen Aufenthalt nach Venedig. Von dort begaben sich die Reisenden nach Florenz. Von Pisa und Livorno, dem südlichsten Punkt der Tour, wandten sie sich wieder nach Norden. Über Bozen reisten sie nach Innsbruck, von wo sie über Salzburg nach München gelangten. Von hier nahmen sie ihren Weg über Augsburg und Nürnberg und erreichten nach etwas mehr als einem Jahr wieder die heimische Residenzstadt Gotha.
Die Reisegesellschaft Die Größe und Zusammensetzung einer Reisesuite orientierte sich an der Art und Weise sowie dem hauptsächlichen Zweck der jeweiligen Tour, auch in Abhängigkeit vom Alter des reisenden Prinzen. Die Reise konnte cognito, also unter dem tatsächlichen Namen des Prinzen, oder incognito, unter einem alias durchgeführt werden.30 Eine unter einem incognito absolvierte, zeitlich auf ein Jahr oder weniger angelegte Prinzenreise, bedurfte nur einer vergleichsweise überschaubaren Anzahl an Begleitern, die sich an dem gewählten alias orientierte. Als Nebeneffekt ergab sich damit in der Regel eine nicht unerhebliche
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Vgl. Bd. 3, Nr. 23–25. Vgl. ebd. u.a. Nr. 35, 38, 39, 71, 72, 96. Zum Gebrauch des incognitos vgl. Norbert Conrads, Standesreisen ohne Konventionen, in: Rainer Babel und Werner Paravicini (Hrsg.), Grand Tour. Adelige Reisen und europäische Kultur vom 14. bis zum 18. Jahrhundert, Beihefte der Francia, 60, Ostfildern 2005, 591–607. Volker Barth, Wittelsbach inkognito. Reisepraktiken bayerischer Prinzen vom 16. bis zum 18. Jahrhundert, in: Andrea Zedler und Jörg Zedler (Hrsg.), Prinzen auf Reisen. Die Italienreise von Kurprinz Karl Albrecht 1715/16 im politisch-kulturellen Kontext, Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte, 86, Köln, Weimar, Wien 2017, 77–96.
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Reduzierung der Kosten.31 Neben dem finanziellen Aspekt hatte das incognito weitere Vorteile, die es für die Eltern oder Vormünder der Prinzen in der Regel zum Mittel der Wahl machte.32 Dazu gehörte etwa die Vermeidung von Rangstreitigkeiten, genauso wie der Verzicht auf ein dem eigenen Stand angemessenes Zeremoniell, mit allen dazugehörigen Erscheinungen und, zumindest für die Reiseetappen, ein höheres Maß an Sicherheit. Die Instruktionen für die Reisedirektoren und den Herzog selbst sahen für diesen zwei incognitos vor. Die Etappe bis Paris wurde unter dem Namen eines Barons von Rautenfels absolviert. In Frankreich sollte er als Graf von Wettin auftreten.33 Allerdings musste der Herzog bereits in einem seiner ersten Briefe an den Vater einräumen, dass er sein incognito nicht aufrechterhalten konnte.34 Auch besonders an den italienischen Höfen war die Wahrung desselben ein wiederkehrendes Thema der Korrespondenz.35 Die Suite Herzog Friedrichs bestand bei Reisebeginn aus acht Personen, die mit fünf Reitpferden, einem Wagen und zwei Kutschpferden aufbrach. Ungewöhnlich war die Besetzung der Spitze der Reisesuite mit Johann Heinrich von Witzleben und Anton Finck als gleichberechtigten Reisedirektoren. In der Regel hatte eine Person die Oberaufsicht über sämtliche Belange der Reisegesellschaft. Weshalb gerade diese Regelung getroffen wurde, die letztlich in der Praxis nicht funktionierte, ließ sich nicht ermitteln. Über den Kammerjunker Johann Heinrich von Witzleben liegen vergleichsweise wenige Angaben vor.36 Neben seiner Reiseerfahrung sprach auch wahrscheinlich ein längerer Aufenthalt in Paris für seine Wahl. Die Gründe bzw. Konflikte, die letztlich zu seiner Abberufung führten, bleiben in den überlieferten Schriften unklar. Da Witzleben aber auch 31
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Wie die Italienreise des Kurprinzen Karl Albrecht von Wittelsbach in den Jahren 1715/16 belegt, musste das aber nicht zwangsläufig der Fall sein. Seine Suite bestand aus über 60 Personen. Vgl. die Übersicht bei: Wolfgang Johannes Bekh, Ein Wittelsbacher in Italien. Das unbekannte Tagebuch Kaiser Karls VII., München 1971, 12f. Die Gesamtkosten lassen sich wohl nicht mehr rekonstruieren, ursprünglich veranschlagt waren 100.000 fl, die die Ausgaben aber nicht deckten, die sich vielleicht auf 254.586 fl beliefen. Vgl. Andrea Zedler und Jörg Zedler, Einleitung, in: Dies., Prinzen auf Reisen (wie Anm. 11), 7–19, hier 13, Anm. 15. Vgl. zu Karl Albrechts Auftreten in Rom unter dem incognito eines Grafen von Trausnitz: Jörg Zedler, Zeremoniell und Kalkül. Der Aufenthalt Karl Albrechts am Papsthof als politische Inszenierung, in: Ders. und Andrea Zedler, Prinzen auf Reisen (wie Anm. 11), 237–270. Barth, Wittelsbach inkognito (wie Anm. 11), 84–88. Der sächsische Kurprinz Johann Georg reiste 1685/86 unter dem incognito eines Graf von Barby, sein Bruder Friedrich August 1687/88 als Graf von Leisnig. Vgl. Keller, „Mein Herr“ (wie Anm. 7), 481. Zu den ebenfalls nicht unerheblichen Kosten der Reisen vgl. ebd. 479–481. Die Reisesuite Friedrich Augusts bestand aus 22 Personen, vgl. ebd. 189f. Vgl. in Bd. 2, Nr. 15.3–15.5. Vgl. in Bd. 3 u.a. Nr. 22, 25, 85. Vgl. in Bd. 3 u.a. Nr. 127, 128, 130. Vgl. die knappen Angaben bei August Beck, Ernst der Fromme, Herzog zu Sachsen-Gotha und Altenburg. Ein Beitrag zur Geschichte des siebzehnten Jahrhunderts, 2 Bde., Weimar 1865, hier Bd. 2, 79. Jacobsen, Tagebücher (wie Anm. 2), Bd. 3, 8.
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nach seiner Rückkehr nach Gotha mit Herzog Friedrich korrespondierte und auch weiter am Gothaer Hof bestallt war, ist ein Konflikt zwischen ihm und Finck wahrscheinlicher als Unstimmigkeiten mit dem Herzog selbst. Bereits während des ersten Teils der Reise scheinen sich Probleme zwischen den beiden Reisedirektoren ergeben zu haben. In seinen Aufzeichnungen vermerkte Herzog Friedrich unter dem Datum des 2. Juli 1667: „NB. Die ACTION selbigen abend zwischen W. u. F.“37 Es wird allerdings nicht ersichtlich, worin das Problem bestand. In einem undatierten Schreiben des Kammerjunkers Prüschenk an Herzog Friedrich, das am 25. August 1667 in Caen eintraf, sprach dieser kurz das gespannte Verhältnis an: „Ist mir warlich gar leidt, daß mann sich so übel mit einander COMPARTIRT, habe es aber von der einen person mich schon lange besorgt.“38 Zu diesem Zeitpunkt war die Abberufung Witzlebens allerdings bereits beschlossen. Angedeutet war das schon in den Beilagen zu dem Memorial, das Anton Finck von Caen aus persönlich an Herzog Ernst überbrachte.39 Die offizielle Begründung für den Rückruf Witzlebens teilte der Herzog seinem Sohn unter dem 29. Juli 1667 mit.40 Die endgültige Abfertigung erfolgte aber erst nach Anton Fincks Rückkehr zur Reisegruppe. Über umfangreiche Reiseerfahrungen verfügte der als zweiter Reisedirektor bestallte Jurist Anton Finck. Dieser hatte sich wohl im Verlauf des Jahres 1666 am Gothaer Hof um eine Anstellung bemüht. Sein mehrfach überlieferter Lebenslauf bis zu diesem Jahr enthält zahlreiche Angaben, die ihn als geeigneten Kandidaten auswiesen.41 Die Instruktion ist auf beide Reisedirektoren ausgefertigt. Eine Aufgabenteilung ist nicht erkennbar. Die Reisebriefe, in der Regel von Anton Finck aufgesetzt, sind bis zur Abreise Witzlebens von beiden unterzeichnet. Lediglich während Fincks Abwesenheit im Sommer 1667 berichtete Witzleben allein. Da es offensichtlich Probleme mit der Post gab, sah sich Herzog Friedrich genötigt, Anton Finck, versehen mit schriftlichen und mündlichen Instruktionen, von Caen aus an seinen Vater zu schicken, um einen persönlichen Bericht über seinen Zustand, den Ablauf des Zusammentreffens mit der spanischen Partei und die aktuellen Entwicklungen abzulegen.42 Anton Finck reiste gemeinsam mit dem Arzt Dr. Jacob Friedrich Waitz,43 dessen Gesundheit offenbar angegriffen war und der zudem vom Heimweh geplagt um seine Rückkehr ersucht hatte, von Caen über Paris nach Königsberg in Franken. Dort erstattete er Herzog Ernst Bericht und erhielt schriftliche und mündliche Instruktionen. Über
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Vgl. in diesem Band den Reisebericht Herzog Friedrichs, 63. Vgl. Bd. 3, Nr. 45. Vgl. Bd. 3, Nr. 38. Vgl. Bd. 3, Nr. 43. Vgl. den Lebenslauf in Bd. 2, I. Nr. 2. Vgl. u.a. Bd. 3, Nr. 36–41. Vgl. Beck, Ernst der Fromme (wie Anm. 36), Bd. 2, 73.
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Paris reiste er nach Angers, wo er wieder mit der Reisegruppe zusammen traf. Der Arzt kehrte nicht nach Frankreich zurück. Aufmerksamkeit verdient die Wahl des Sekretärs, die auf Johann Friedrich Bachoff fiel. Er und der Lakai Johann (Hans) Ring, der nach dem Tod des Kammerdieners dessen Funktion übernahm, waren die einzigen Begleiter, die die gesamte Reise mit dem Herzog absolvierten. Bachoff stand hier noch am Beginn seiner Karriere, die ihn zum Amt des Geheimen Ratsdirektors in Gotha führte.44 Durch seine lange Dienstzeit innerhalb der Gothaer Verwaltung war er einer der wenigen Amtsträger, die eine gewisse Kontinuität zwischen der Regierung Herzog Ernsts I. und seines Enkels Friedrich II. herstellten. Seine Hauptaufgabe während der Reise bestand in der Führung der Reiserechnungen45 und der Verwaltung der Reisemittel. Johann Ring hatte Herzog Friedrich als Lakai bereits 1664 auf dessen Reise nach Straßburg begleitet.46 In dieser Funktion war er auch in Frankreich dabei, übernahm aber nach dem Tod des Kammerdieners dessen Funktion und erhielt auch dessen Besoldung. Die Suite vervollständigten zu Beginn der Kammerdiener Cromayer (Kromayer), der Kutscher Justinus Trümper, die beide im Gefecht mit der spanischen Partei fielen, und der Knecht Hans Peter Schäfer. Interimsweise wurde in Caen ein Lakai angestellt, ebenso erfolgte während des zweiten Aufenthaltes in Paris die Anstellung eines Lakaien und eines Kutschers. Nach der Abberufung Witzlebens, den auch der Knecht begleitete, reiste Herzog Friedrich während des zweiten Teils seiner Tour damit nur in Begleitung von drei Personen. Anfangs scheint auch die Mitnahme eines Reisehofpredigers in Erwägung gezogen worden zu sein, was bei der Sorge Herzog Ernsts um das religiöse Wohlergehen seines Sohnes kaum verwundert.47 Allerdings wurde diese Planung nicht umgesetzt.
Reiseumstände Die Wahl der Reisemittel war ohnehin begrenzt. Entweder wurde auf vorhandene Ressourcen zurückgegriffen oder Fortbewegungsmittel wurden gekauft bzw. gemietet. Bei vorhandenen Postkursen kamen auch diese als Alternative in Frage. Alle Möglichkeiten boten Vor- und Nachteile. Der Rückgriff auf den eigenen Stall mag zunächst als die finanziell günstigste Variante erscheinen, 44
45 46 47
1683 als Bachoff von Echt nobilitiert, 1691 Reichsfreiherr, seit 1666 Regierungssekretär in Gotha, nach der Reise Sekretär Herzog Friedrichs, 1673 Hofrat, 1680 Geheimer Rat, 1689 Kanzler, 1698 Geheimer Ratsdirektor. Vgl. Beck, Ernst der Fromme (wie Anm. 36), Bd. 2, 4f. Jacobsen, Tagebücher (wie Anm. 2), Bd. 3, 36. Vgl. Bd. 2, II. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 21, fol. 30r-38v, 30r. Vgl. Bd. 2, I. 10., III. 1.2.
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XIX
was bei der eher kostenbewussten Planung Herzog Ernsts sicher nicht zu vernachlässigen ist. Allerdings musste das im Verlauf der Reise nicht so bleiben. Bereits unterwegs fielen zusätzliche Kosten für die Unterbringung und den Unterhalt der Reit- und Zugtiere an. Hinzu kamen Aufwendungen für Reparaturen und Ersatz, aber auch für Brücken- oder Fährgelder, die etwa auf der Post nicht zusätzlich anfielen oder bei Mietpferden in der Regel pauschal im Mietpreis enthalten waren. Allerdings bot die Reise mit eigenen Fortbewegungsmitteln auch Vorteile. Zum einen bestand hier eine relative Unabhängigkeit bei der Absolvierung der einzelnen Etappen, verbunden mit einer vergleichsweise freien Routenplanung, unabhängig etwa von den Postkursen. Zum anderen ließ sich mit eigenen Fortbewegungsmitteln zumindest theoretisch eine höhere Reisegeschwindigkeit als etwa mit der Post erzielen. Allerdings spielte hierbei eine Vielzahl von Faktoren, angefangen von der Jahreszeit und dem Wetter, bis hin zum Zustand der Verkehrswege eine Rolle. Die Reise mit der Postkutsche bot wiederum den Vorteil der relativen Sicherheit. Allerdings waren die festen Abfahrtszeiten gelegentlich ein Problem. Verspätungen oder verpasste Anschlüsse führten zu Wartezeiten und zu zusätzlichen Kosten, etwa bei nicht geplanten Übernachtungen. Die Reise mit Postpferden bot den Vorteil des regelmäßigen Pferdewechsels. Allerdings konnten auch hier Engpässe auftreten, was wiederum zu Verzögerungen und weiteren Ausgaben führen konnte. Eine andere Möglichkeit bestand darin, Pferde, einschließlich eines ortskundigen Führers, zu mieten, der per Kontrakt an die Reisenden gebunden war, für den Unterhalt und den Tausch der Reittiere sorgte und sämtliche anfallenden Kosten regelte. Für die vorliegende Reise finden sich alle denkbaren Varianten der Nutzung der unterschiedlichen Fortbewegungsmittel. Während der Reisevorbereitung wurde auch der Punkt der Reisemittel diskutiert.48 Der Aufbruch erfolgte schließlich mit eigenen Pferden und einem Reisewagen, den Hiob Ludolf der herzoglichen Kammer verkauft und Herzog Ernst wiederum für seinen Sohn erworben hatte.49 Zur Erstausstattung der Reisenden sollte auch ein Vorrat an Hufeisen und Nägeln gehören.50 Bereits am Beginn der Reise war eine Reparatur am Wagen notwendig. Die Hufeisen mussten häufig erneuert werden. In den Reiserechnungen tauchen regelmäßig die Posten für die Hufschmiede auf. Nach dem Verlust des Wagens wurde die Reise zunächst auf den verbleibenden eigenen Pferden fortgesetzt. Vor der Abreise nach Caen verkaufte Herzog Friedrich zwei Reitpferde an den dänischen Residenten.51 In der Folge reiste die Gruppe in der Regel mit der Post bzw. mit Mietpferden. Unab48 49 50 51
Vgl. Bd. 2, I. 12. In der Abrechnung der Reisekosten sind 22 Reichstaler 4 Groschen und 5 Denar „Vor eine Reise Calesch Herrn Ludolffen“ vermerkt. Vgl. Bd. 2, III. 1.10, 541. Vgl. die korrigierte Reiseordnung für Herzog Friedrich in Bd. 2, I. 15.3. Er erlöste 98 Reichstaler, vgl. Bd. 2, III. 2.2, 544.
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hängig davon, auf welche Art und Weise die Reise letztlich absolviert wurde, mussten für den längeren Aufenthalten in Paris repräsentative Fortbewegungsmittel, hier eine Kutsche und das notwendige Gespann, erworben werden, ein nicht unerheblicher Posten der Gesamtausgaben.52 Die Reisegeschwindigkeit war durchaus beachtlich. Auf der ersten größeren Etappe bis Paris, mit Wagen und eigenen Pferden, legte die Gruppe durchschnittlich fast 60 Kilometer am Tag zurück. Diese Tagesleistungen wurden im weiteren Verlauf der Reise auch mit der Post bzw. gemieteten Pferden erreicht. Lediglich im Gebirge verringerten sich die Tagesleistungen auf immer noch stattliche 35 bis 40 Kilometer. Langsamer verlief die Reise Anton Fincks und des Arztes von Paris nach Königsberg in Franken. Mit der Landkutsche nach Straßburg brachten sie es auf täglich etwa 40 Kilometer. Auf der Rückreise nach Paris mit eigenem Pferd erreichte Anton Fincks dann wieder Tagesleistungen von über 50 Kilometern. Demgegenüber legten Johann Heinrich von Witzleben und der Knecht auf ihrer Rückreise ebenfalls mit eigenen tägliche Etappen zwischen 40 und 50 Kilometern zurück. Gleichwohl war die Reisegeschwindigkeit insgesamt vergleichsweise hoch. So absolvierte etwa der sächsische Kurprinz Friedrich August auf der französischen Post täglich nur etwa 40 Kilometer.53 Zu beachten ist in jedem Fall, dass die Entfernungsangaben in den jeweiligen Berichten nach den ortsüblichen Meilen erfolgten. Da es hier eine große Breite an regionalen Variationen gab, sind genaue Angaben nur bedingt möglich. So schwankt etwa die Länge einer Meile bei den Angaben zu den zurückgelegten Strecken in der Normandie zwischen 4.000 und 5.300 Metern, wenn die tatsächliche Entfernung berücksichtigt wird.54 Während der Reiseetappen erfolgte die Übernachtung in den an der Strecke liegenden Wirtshäusern bzw. Poststationen. Waren Unterkunft bzw. Verpflegung in den Augen der Reisenden mangelhaft, wurde das in den Berichten eigens vermerkt.55 Allerdings war das nicht oft der 52
53 54
55
Für die Kutsche fielen 1.250 Livres und für die Pferde 1.000 Livres an, vgl. Bd. 2, III. 2.3.7, 589. Der Verkauf der Kutsche erbracht 870 Livres, die Pferde 700 Livres, vgl. ebd. 2.3.9, 597. Vgl. Keller, „Mein Herr“ (wie Anm. 7). Leicht können hier Missverständnisse entstehen. Katrin Keller legte bei den Entfernungsangaben zu den Reisen der kursächsischen Prinzen konsequent sächsische Meilen zu Grunde, was bei den Angaben zu den Entfernungen in Frankreich und den tatsächlich zurückgelegten Strecken zu erheblichen Abweichungen führen konnte. Vgl. Keller, „Mein Herr“ (wie Anm. 7), 392, Anm. zum 10.11.1685. Die anhand sächsischer Meilen angenommene Strecke zwischen Nancy und Toul von 45 km ist deutlich zu lang. Die tatsächliche Strecke beträgt nur 25 km, die Angabe im Bericht erfolgt hier nach den ortsüblichen Meilen. Herzog Friedrich erwähnt eine schlechte Unterkunft bzw. schlechte Verpflegung lediglich in zwei Fällen für Stationen in Südfrankreich, zum einen unter dem 28. März 1668 bei der Übernachtung in Châteauneuf-du-Pape, zum anderen unter dem 30. März in einem kleinen nicht benannten Dorf jenseits der Pont du Gard. Anton Finck vermerkte daneben noch einige italienische Wirtshäuser. Insgesamt sind die Klagen in den Berichten über schlechte Quartiere und Verpflegung ausnehmend selten.
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Fall. Bei längeren Aufenthalten, also in Paris, Caen und Blois wurden Unterkünfte zur Einsparung von Kosten, zur eigenen Bequemlichkeit und aus repräsentativen Gründen gemietet.
Textcorpus Das Ziel der Edition bestand in der möglichst umfassenden Dokumentation einer frühneuzeitlichen Prinzenreise. Neben den hier zu erwartenden Texten, also den Reiseberichten und Briefen, wurde eine Vielzahl weiterer Ausarbeitungen zur Bildung des Textcorpus’ herangezogen, die in ihrer Gesamtheit alle Aspekte der Reise beleuchten. Zwischen den Texten bestehen, was aber hier nur angedeutet werden kann, zahlreiche Bezüge. In einigen Fällen, etwa bei den Kalkulationen für die Reisekosten, aber auch bei den Schriften zur Reisevorbereitung, lassen sich anhand der unterschiedlichen Entwürfe die Entwicklung der Texte beobachten. Andere Beispiele, hier die Beschreibung Frankreichs, die der Provinzen und der Bericht Anton Fincks, lassen Überschneidungen oder Übernahmen von Textteilen erkennen. Zudem fügte der Autor gelegentlich direkte Verweise in die Texte ein. Daneben finden sich zu den unterschiedlichen Listen mit Fragen bzw. den teilweise detailliert ausgearbeiteten Fragenkatalogen die entsprechenden ausführlichen Ausarbeitungen Anton Fincks. Die unterschiedlichen Texte und Textsorten werden im Folgenden kurz erläutert und in ihrer Funktion beschrieben. Reiseberichte Für die Reise liegen zwei Berichte vor. Neben den eigenhändigen Aufzeichnungen Herzog Friedrichs ist auch die abschließende Relation des Reisedirektors Anton Finck überliefert. Auf den Nutzen paralleler Berichte für die historische Reiseforschung verwies Arnold Esch schon vor Jahrzehnten.56 Gerade für die frühneuzeitlichen Reisen ist diesem Umstand bisher aber bei der Interpretation vergleichsweise wenig Beachtung geschenkt worden. Mit Blick auf die Gothaer Überlieferung handelt es sich auch nicht um einen Einzelfall.57 Einzig der 56
57
Arnold, Esch, Gemeinsames Erleben – Individueller Bericht. Vier Parallelberichte aus einer Reisegruppe von Jerusalempilgern 1480, in: Zeitschrift für Historische Forschung, 25 (1984), 385–416. Bereits für den im Jahre 1657 verstorbenen Erbprinzen Johann Ernst liegt eine vergleichbare, wenn auch weniger umfangreiche Überlieferung vor. Dessen erste Reise führte im September 1654 nach Nürnberg, Augsburg und Ulm. Das Diarium führte Hiob Ludolf. Die zweite Reise durch Niedersachsen erfolgte von August bis Oktober 1656. Die Aufzeichnungen stammen ebenfalls von Hiob Ludolf. Die dritte Reise im September und Oktober 1657 führte in die Niederlande. Die Aufzeichnungen hier stammen z.T. von Johann Ernst, zum anderen Teil von Heinrich Gottlob von Seckendorff. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 2b.
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Umstand, dass ein ausführlicher Bericht von der Hand des Herzogs stammt, stellt eine gewisse Ausnahme dar. Der unterschiedliche Charakter beider Berichte, der auch nicht zuletzt aus ihrer unterschiedlichen Funktion folgt, betrifft etwa die abweichende Struktur beider Texte oder die verschiedenen Schwerpunktsetzungen bei den verzeichneten Gegenständen. Daneben ist die unterschiedliche ständische Perspektive, etwa bei der Beschreibung von Audienzen, augenfällig. Gleichwohl ergänzen sich beide Berichte. Sie zeichnen sich insgesamt durch eine Vielzahl an Details aus, die keineswegs alle in der zeitgenössisch publizierten Reiseliteratur bzw. in den Werken zur Landesbeschreibung zu finden sind. Das betrifft etwa Informationen zum Zustand der Verkehrswege, Angaben zu einzelnen Bauwerken oder Gärten. Verbunden damit ist die zeitgenössische Wahrnehmung und Bewertung der beschriebenen Gegenstände. Der Reisebericht Herzog Friedrichs Den Ausgangspunkt für die vorliegende Edition bildeten die Eintragungen Herzog Friedrichs in seinem Schreibkalender für das Jahr 1667 über den Beginn seiner Reise. Die überlieferten persönlichen Aufzeichnungen des Herzogs in tagebuchartiger Form begannen im Januar des Jahres 1667. Vom 23. April, der Abreise aus Gotha, bis zum 13. Mai, dem Aufbruch von Darmstadt, beschreiben die Einträge den Beginn der Reise nach Frankreich.58 Diese Einträge im Schreibkalender sind die Weiterführung der erprobten Praxis der mehr oder weniger täglichen Verzeichnung der als wichtig erachteten Geschehnisse. Für die Beschreibung der ersten Wochen der Reise liegen von der Hand des Herzogs gleich mehrere Varianten vor. Noch während des Aufenthaltes in Darmstadt begann er mit separaten Aufzeichnungen, die in ihrem Grundprinzip die Praxis der Tagebücher fortführten. Das betrifft etwa neben dem Datum die Kennzeichnung des Wochentages mit dem entsprechenden Planentenzeichen. Bei einem Vergleich der Einträge im Schreibkalender mit diesen Reiseaufzeichnungen verdeutlichen sich die Bemühungen um eine ausführlichere Darstellung der Ereignisse. Neben dem Verlauf des Weges, der sich auch in den tagebuchartigen Einträgen findet, legte der Herzog nun offenbar auch vermehrt Wert auf die Verzeichnung von Personen, mit denen er zusammengetroffen war. Die dritte vorliegende Variante, die als Konzept nach der Reise angefertigt wurde, basiert auf den in Darmstadt begonnenen Aufzeichnungen. Sie ist weiter stilistisch bearbeitet.59 Das trifft auch auf die saubere Abschrift dieser Version zu.60
58 59
Daneben existiert in der Landesbibliothek Coburg ein weiterer Bericht über diese Reisen von der Hand des Kammerdieners Georg Rumpel. Vgl. Curt Höfner: Die Kavaliersreisen des Prinzen Johann Ernst von Sachsen-Gotha in den Jahren 1654 bis 1657. Eine Handschrift der Landesbibliothek Coburg, in: Jahrbuch der Coburger Landesstiftung, 14 (1969), 177–209. Jacobsen (wie Anm. 2), Bd. 1, 53–56. Vgl. die Beschreibung des Reisebeginns in diesem Band, 249–262.
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Die in Darmstadt angefangenen Aufzeichnungen reichen nur bis zur Ankunft in der Stadt. Der zweiwöchige Aufenthalt beim Landgrafen und seiner Familie fehlt hier, findet sich aber sowohl im Schreibkalender als auch in der nach der Rückkehr angefertigten Variante. Ob diese unterschiedlichen Ausfertigungen, wie Roswitha Jacobsen vermutete, verschiedene Funktionen bzw. verschiedene Adressaten hatten, lässt sich nicht zweifelsfrei entscheiden.61 Andere Erklärungen scheinen hingegen naheliegender zu sein. Da der Platz für die Reiseaufzeichnungen im Schreibkalender vermutlich nicht ausreichte, begann der Herzog noch in Darmstadt mit der Führung seiner gesonderten Aufzeichnungen.62 Sehr wahrscheinlich existierte daneben noch eine weitere Version in Reinschrift, die ebenfalls unterwegs geführt wurde. Dieser Aspekt ergab sich erst im Verlauf der Arbeit an dieser Edition. Gegen Ende seiner Reise verlor der Herzog auf dem Weg von Parma nach Mantua sein Reisetagebuch. Unter dem Datum des 26. Mai 1668 notierte er: „Unter wegens verlohr ich meine Reisebeschreibung von Franckreich und ITALIEN.“63 Anton Finck vermerkte den Verlust der Aufzeichnungen unter dem 25. Mai: „Nachmittag kamen wir auf LUZERRA [...] Alhie wurden I. F. Gn. erst gewahr, daß Sie ihr mit großer müh geschrieben Reißbuch in Parma verlohren hatten.“64 Es ist nicht eindeutig, worum es sich bei den verlorenen Aufzeichnungen handelte. Der vorhandene und hier zur Edition gebrachte Text stellt somit wahrscheinlich die erste Fassung der Niederschrift dar.65 Die verlorenen Aufzeichnungen wären dann eine elaboriertere Überarbeitung gewesen. Nach der Rückkehr scheint der Herzog den Versuch unternommen zu haben, seine vorhandenen Aufzeichnungen nochmals zu bearbeiten. Darauf beziehen sich wohl auch die Einträge im Schreibkalender für das Jahr 1669, wo wiederholt die Arbeit an den Reiseaufzeichnungen erwähnt wird.66 Diese Vermerke beziehen 60 61 62 63 64
65
66
Diese Abschrift ist weitgehend identisch mit dem vorstehend genannten Konzept, reicht allerdings nur bis zum 11. Mai 1667, vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, 42r–46r. Jacobsen (wie Anm. 2), Bd. 3, 3. Dabei handelt es sich um die Aufzeichnungen zum Beginn der Reise in diesem Band, 11–15. Reisebericht Herzog Friedrichs in diesem Band, 220. Vgl. den Bericht Anton Fincks in diesem Band, 488. Vgl. auch die Vorbemerkung zur Beschreibung der französischen Provinzen, in Band 2, 339: „Ihro Fürst. G. haben ein ziemlich antheil von ihrem Reißbuch oder DIARIO verlohren“. In den Briefen wurde der Verlust nicht thematisiert. Daher ist die zu einem früheren Zeitpunkt der Arbeit an dieser Edition getroffene Einschätzung, dass es sich bei den überlieferten Aufzeichnungen um eine Zweitfassung handelt, nicht korrekt gewesen, vgl. Holger Kürbis, Die Reise des Prinzen Friedrich von Sachsen-Gotha nach Frankreich und Italien in den Jahren 1667 und 1668. Anmerkungen zu einer Edition, in: Andrea Zedler und Jörg Zedler (Hrsg.), Prinzen auf Reisen. Die Italienreise von Kurprinz Karl Albrecht 1715/16 im politisch-kulturellen Kontext, Beihefte zum Archiv für Kulturgeschichte, 86, Köln, Weimar, Wien 2017, 329–346, hier 335f. Allein die Detailfülle mit zahlreichen sehr konkreten Angaben sprechen gegen eine Abfassung mit einem größeren zeitlichen Abstand zur Reise. Zu den Arbeiten am Reisebericht u.a. die Einträge für den 6., 16., 20. und 30. März 1669, vgl. Jacobsen (wie Anm. 2), Bd. 1, 67, 69, 71.
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sich vielleicht auf das Konzept und die Reinschrift des Reisebeginns, die dann aber keine Fortsetzung mehr fanden. Gleichwohl waren diese Ausarbeitungen, wie auch die Schreibkalender, wohl nur für den persönlichen Gebrauch bestimmt. Allein der Umstand der offenbar intensiven Beschäftigung mit den Aufzeichnungen nach der Rückkehr verdeutlicht aber die Bedeutung, die der Herzog seiner Reise und den eigenen Aufzeichnungen beimaß. Darauf verweist auch die wiederholte Erinnerung in den Tagebucheinträgen an die Jahrestage des Aufbruchs bzw. der Rückkehr von der Reise.67 Mit der Abreise aus Darmstadt und dem Übergang über den Rhein setzten die regelmäßigen und fortlaufenden Aufzeichnungen Herzog Friedrichs über seine Reise ein. Der Bericht weist zwei größere Lücken auf. Es fehlen die Eintragungen vom 8. September bis 13. Oktober 1667, von der Abreise aus Nantes bis zur Abreise aus Bordeaux. Allerdings sind im Anhang zur Reise, ebenfalls von der Hand des Herzogs, eine Reihe von Angaben enthalten, die sich auf diese Lücke in den Eintragungen beziehen. Die zweite Fehlstelle reicht vom 8. April 1668, der Abreise aus Marseille, bis zum 17. Mai, der Abreise aus Florenz. Damit fehlen hier die Einträge für die Aufenthalte in Venedig und Florenz. Schriftbild und -stil lassen den geübten Autor erkennen, der der Herzog bereits zu diesem Zeitpunkt war. Es ist daher auch nicht verwunderlich, dass die Reiseaufzeichnungen zahlreiche Parallelen zu den Eintragungen in den Schreibkalendern aufweisen. Der Text selbst gibt mehrfach Aufschlüsse über die Aufzeichnungspraxis. Gerade während der Reiseetappen erfolgten die Eintragungen nicht zwingend täglich, sondern wurden an kürzeren Reisetagen bzw. bei längeren Aufenthalten vorgenommen. Besonders bei der Vielzahl der gelegentlich angemerkten Details ist von einem vergleichsweise kurzen zeitlichen Abstand zwischen dem Geschehen und seiner Aufzeichnung auszugehen. Für die zurückgelegten Etappen mit den Angaben etwa zu Entfernungen und berührten Orten, dienten kleine Notizzettel als Gedankenstütze.68 Während längerer Aufenthalte, etwa in Caen, wurde offenbar an den Aufzeichnungen zum letztlich verlorenen Bericht gearbeitet.69 Die Erzählperspektive ist diejenige des Autors, der zwischen der Ich- und Wir-Form wechselt, oft aber das „wir“ in „ich“ korrigiert. Ein wesentlicher Unterschied zum Bericht Anton Fincks besteht in der umfangreichen und detaillierten Beschreibung des Reiseverlaufes, einschließlich aller praktischen Aspekte. Sowohl die Angaben zur Reiseroute, zum Zustand der Straßen bzw. Wege, zu Entfernungen, Zwischenstationen, Quartieren, dem Wetter sowie zu den Ver67 68 69
Im Jahre 1669 verwies er auf den 2. Jahrestag seines Aufbruchs, im gleichen und im folgenden Jahr auf den Jahrestag der Rückkehr. Ebd. 75, 88, 142. Vgl. im Bericht Herzog Friedrichs die Anm. 381, 432 und 699. Vgl. im Bericht Herzog Friedrichs die Einträge vom 12. Juni, Paris, 43, 5. Juli, 64, 8. Juli, 66, 5. August, 72, 17. August, 74 – alle Caen, 7. September, Nantes, 89, 25. Oktober, Bourges, 102, 1. November, Orléans, 114.
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kehrsmitteln sind in der Regel sehr ausführlich. Gerade diese Punkte entfielen in diesem Umfang in den zeitgenössisch publizierten Berichten, ebenso wie in den oft nachträglich angefertigten Schlussrelationen, wie etwa das Beispiel Anton Fincks verdeutlicht. In zahlreichen Fällen sind im Bericht des Herzogs auch die Angaben zu den besuchten Orten, Schlössern und ihren Besitzern umfangreicher. Das betrifft etwa die Ausführungen zur Genealogie der Häuser, aber auch zum Ablauf des Aufenthaltes. Sein Augenmerk lenkte Herzog Friedrich stark auf die jeweiligen Gartenanlagen, die in vielen Fällen mehr Aufmerksamkeit erhielten als die Schlösser selbst. Detailliert sind in der Regel auch die Personen verzeichnet, denen er anlässlich von Besuchen oder Audienzen begegnete. Zum einen kommt hier der Rechenschaftscharakter der Aufzeichnungen gegenüber seinem Vater bzw. der Familie zum Ausdruck. Zum anderen konnte diese vergleichsweise penible Art der Verzeichnung aber auch als mögliche Gedächtnisstütze dienen, die bei einer späteren Lektüre dem Verfasser die einzelnen Ereignisse und Gegenstände wieder in Erinnerung bringen konnte. Daneben wird aber auch die unterschiedliche ständische Perspektive der beiden Verfasser deutlich, die sich aus der unterschiedlichen Gewichtung bei der Verzeichnung von Gegenständen und Personen ergab. Letztlich scheinen hier auch die verschiedenen Zielsetzungen auf, denen die jeweiligen Berichte dienen konnten bzw. die mit ihrer Abfassung intendiert waren.70 Wie auf der einen Seite etwa die ausführlichen Bemerkungen zu den besuchten Gartenanlagen beachtenswert sind, so sind es auf der anderen Seite auch wiederkehrende Kommentare zur durchreisten Landschaft. Auf dem Weg nach Paris verglich Herzog Friedrich etwa die Picardie hinsichtlich der naturräumlichen Gliederung und der Landwirtschaft mit der Region um Weimar. Hierbei geht es weniger um die Verwendung eines Vergleiches. Das ist ein gängiges Mittel der Kategorisierung bei der Beschreibung von Reiseeindrücken und -erfahrungen.71 Bemerkenswert ist vielmehr der bewundernde Blick auf die Landschaft: „Ein herrlich fruchtbahr land, hatt viel ackerland und Obst, kombt einer fast vor wie Thüringen, wo es nicht sehr bergicht ist, als wie nemblich nacher Weymar zu;“,72 der in Berichten des 17. Jahrhunderts nicht zwangsläufig verbreitet war. Bei der Besichtigung eines Orangengarten bei Hyères, der dem Herzog offensichtlich sehr gefiel, hielt Anton Finck fest, dass dieser „vor dißmahl nichts höhers wünschen, alß daß Ihr Gn. der Fürst. Fr. Mutter dießen garten auch sehen v. sich darinnen erlustiren möchten.“73 Eine Reihe weiterer Aspekte verdienen gleichfalls Beachtung. Wenngleich weder eine vollständige Aufzählung noch eine Interpretation an dieser Stelle un70 71 72 73
Vgl. zu den unterschiedlichen Funktionen der Rechenschaft, Erinnerung, Repräsentation, Reputation und Information ausführlich: Kürbis, Hispania descripta (wie Anm. 12), 303–318. Ebd. 150–152. In diesem Band, 37. In diesem Band, 413.
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ternommen werden kann, sollen doch zumindest einige Beispiele benannt werden. Sowohl im Bericht Herzog Friedrichs als auch in demjenigen Anton Fincks ist auffällig, dass das aus späterer Perspektive vermeintlich wichtige Ereignis der Schlacht von Rocroi im Jahre 1643 weder mit dem korrekten Jahr angegeben wurde noch eine entsprechende Darstellung fand.74 Auf die in der späteren Geschichtsschreibung stark betonte Bedeutung der Schlacht, die mit der Niederlage der spanischen Infanterie endete und als einer der zentralen Wendepunkte interpretiert wurde, an dem die spanischen Vormacht ihren Schlusspunkt fand und Frankreichs Aufstieg zur ersten Militärmacht begann, geht der Herzog mit keinem Wort ein. Anton Finck verwies lediglich auf die Schlacht, allerdings ohne weitere Ausführungen. An diesem Beispiel zeigt sich das Problem historischer Interpretation, die vom Ergebnis ausgeht, die zeitgenössische Wahrnehmung aber vernachlässigt. Etwas merkwürdig erscheint zunächst der Besuch Herzog Friedrichs im Ort Richelieu. In seinem eigenen Bericht fehlt dieser Aufenthalt, auch in seinen Briefen ging er nicht näher darauf ein. In der Relation Anton Fincks finden sich kurze Ausführungen zur Besichtigung des vom Kardinal Richelieu in Auftrag gegebenen Baus und zur Umgestaltung des Ortes.75 Insofern scheint es eine Station, ein Schloss unter vielen gewesen zu sein. Gewicht erhält diese Besichtigung vor dem Hintergrund des Baues des Landschlosses Friedrichswerth in der Nähe Gothas ab dem Jahre 1677.76 Auch in diesem Fall wurden sowohl das Schloss als auch der gesamte Ort neu angelegt. In den Bauakten des Schlosses findet sich die Zeichnung eines unbenannten französischen Lustschlosses,77 die die Forschung bisher nicht zugeordnet hat.78 Dabei handelt es sich um die Darstellung eben des Schlosses in Richelieu unter Verwendung der Vorlage in der
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In diesem Band, 29. In diesem Band, 336–340. Jacobsen, Tagebücher (wie Anm. 2), Bd. 1, 450, die Grundsteinlegung des neuen Schlosses am 23. Juni 1677. Vgl. Abb. 17 in diesem Band, 339. LATh-StA Gotha, Sammlung Karten, Q 1.1/9. So u.a. Heiko Laß, Jagd- und Lustschlösser des 17. und 18. Jahrhunderts in Thüringen, Petersberg 2006, 314, der auf einen Kupferstich eines französischen Schlosses in den Bauakten zu Friedrichswerth verwies. Zuletzt ders., Schloss Friedrichswerth, in: Eberhardt Kettlitz (Hrsg.), Festungen in Thüringen, Regensburg 2018, 83–89, hier zwar mit der richtigen Zuschreibung, dass es sich um das Schloss Richelieu handelt, aber ohne Nachweis, dafür wieder mit dem Hinweis auf den Kupferstich in den Bauakten, 85. Allerdings handelt es sich nicht um einen Stich, sondern zweifelsfrei um eine Zeichnung. Ohne Kenntnis der Zeichnung und der Vorlage: Melanie Oelgeschläger, Schloß- und Gartenarchitektur des Landschlosses Friedrichs I. von Sachsen-Gotha und Altenburg in Friedrichswerth, in: Roswitha Jacobsen (Hrsg.), Residenzkultur in Thüringen vom 16. bis 19. Jahrhundert, Palmbaum, 8, Bucha bei Jena 1999, 164–175. Ebenso: Sabine Ortmann, Friedrichswerth – Ein Schloss im Dornröschenschlaf. Zur Bau- und Nutzungsgeschichte, in: Bleibende Werte. Schlösser und Gärten: Denkmale einer Kulturlandschaft. FS für Prof. Dr. Helmut-Eberhard Paulus, Regensburg 2017, 137–150.
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Topographia Galliae.79 Der fertige Bau wies nicht unerhebliche Ähnlichkeiten, gerade im Hinblick auf die Gliederung, Befestigung und die Lage zum Garten auf. Gerade auch vor dem Hintergrund dieser späteren umfangreichen Baumaßnahmen Herzog Friedrichs, besonders auch unter Berücksichtigung der Außenanlagen, erscheint sein starkes Interesse an Gärten und Schlossanlagen in einem anderen Licht.80 Reiseberichte, unabhängig davon ob sie eine zeitgenössische Drucklegung erfuhren oder als Manuskript überliefert sind, standen immer in Beziehung zu anderen Texten. Diese intertextuellen Bezüge können in Form direkter Verweise, Zitaten oder Paraphrasen vorliegen. In welcher Art und Weise sie auftraten war auf der einen Seite abhängig vom Vorwissen des Autors, aber auch vom Zweck der Abfassung.81 Eine Reihe von Textverweisen ist auch in den Aufzeichnungen Herzog Friedrichs enthalten. Vergleichsweise oft bezog er sich dabei auf das Reisebuch Abraham Gölnitz’, das durchaus den Charakter eines Referenztextes hatte.82 Ein weiteres zeitgenössisches Reisehandbuch hatte eine vergleichbare Funktion.83 Beide Werke wurden in Frankreich erworben.84 Weitere Verweise betreffen eines der Reisebücher Martin Zeillers85 und eine Ausgabe des L’Etat de la France.86 Daneben bezog sich Herzog Friedrich aber auch gelegentlich auf seine früheren Reisen und die zugehörigen Berichte.87 Bei der Be79
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Martin Zeiller, Topographia Galliae, oder Beschreibung vnd Contrafaitung der vornehembsten/ vnd bekantisten Oerter/ in dem mächtigen/ vnd grossen Königreich Franckreich [...], 13 Bde, Franckfurt am Mayn: Caspar Merian 1655–1661, hier Bd. 7: Die fürnehmste vnd bekantiste Stätte vnd Plätze in der Provinc Beavsse [...], Franckfurt am Mayn: Caspar Merian 1657, vgl. Abb. 16, in diesem Band, 338. Es sei darauf verwiesen, dass der Herzog allein in Frankreich mehr als 70 Schlösser und Gartenanlagen besichtigt hat. Ausführlich dazu Kürbis, Hispania (wie Anm. 12), 275–284. Zuletzt aus germanistischer Perspektive mit starker Anlehnung an diese Arbeit: Andrea Voß, Reisen erzählen. Erzählrhetorik, Intertextualität und Gebrauchsfunktionen des adligen Bildungsreiseberichts in der Frühen Neuzeit, Heidelberg 2016. Abraham Gölnitz, Ulysses Belgico-Gallicus fidus tibi dux et Achates. [...] Amsterdam 1655. (EA 1631). Le Voyage de France, dressé povr la commodité des François & Etrangers. Avec une description des chemins pour aller & venir par tout le monde. Tres-necessaire aux voyageurs. [...] Corrigé & augmenté de nouueau. Par le sieur Verdier Historiographe du Roy. A Paris, chez Michel Bobin, dans la grand Salle du Palais à l’Esperance. M. DC. LXV. Auec priuileg du Roy. Vgl. die Reiserechnungen, Bd. 2, 546 und 578 Gölnitz’ Buch wurde im Oktober, Verdiers Publikation bereits im Juni 1667 erworben. Die in der Forschungsbibliothek Gotha vorhandenen Exemplare von Gölnitz haben eine andere Provenienz. Bei dem Werk Verdiers handelt es sich wahrscheinlich um das in Paris erworbene Exemplar. Martin Zeiller, Itinerarium Germaniae novae antiquae [...] Straßburg 1632. Nicolas Besongne, L’Etat de la France [...], 2 tom., Paris 1665. Zum einen bezog sich der Herzog auf den Bericht zu seiner Reise nach Wien im Jahre 1660. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, 97r–186v, zum anderen auf die
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schreibung der Reise durch Norditalien verzichtete er hingegen auf direkte Verweise. In Lyon wurde zwar Franz Schotts Itinerarium Italiae erworben,88 aber weder der Herzog selbst, noch Anton Finck beriefen sich in ihren Ausführungen direkt auf dieses Werk. Insgesamt finden sich aber im Bericht Herzog Friedrichs vergleichsweise wenige identifizierbare Übernahmen aus anderen Werken. Der Reisebericht Anton Fincks Der zweite Bericht stammt von der Hand des sogenannten Reisedirektors Anton Finck. In der Instruktion war er ausdrücklich mit der Führung der Reiseaufzeichnungen beauftragt worden, genauso wie mit der Abfassung der abschließenden Relation. „Ist auch nötig, über Unßers Sohns Reyse ein volkommen Diarium zuführen [...] und successive einzuschicken [...] Wie wir nun nach und nach Ihrer Pflichtmäßigen berichte und nach Gott gebe glücklich vollbrachter Reyse unterthäniger umbständlicher Relation gewarten:“89 Von dieser Relation liegen zwei nicht ganz identische Fassungen vor, die beide nach der Rückkehr in Gotha angefertigt wurden, basierend auf den unterwegs geführten Aufzeichnungen.90 Als Grundlage für die Edition diente die im Staatsarchiv Gotha überlieferte Fassung. Dieses Exemplar ist die frühere Variante. Die dort enthaltenen Änderungen sind im Exemplar der Forschungsbibliothek Gotha eingefügt. Die Abweichungen beider Texte sind daneben marginal. Soweit sie sich nur auf die Schreibung einzelner Wörter bezogen, wurden sie nicht eigens angezeigt. Alle anderen Unterschiede, einschließlich des teilweise abweichenden Seitenumbruchs, wurden vermerkt. Auch der Bericht Anton Fincks enthält eine Lücke. Aufgrund seiner Abschickung an Herzog Ernst fehlt in seinem Bericht ein Teil des Aufenthaltes in Caen und die Reise durch die Normandie und Bretagne nach Angers. Betroffen ist hier der Zeitraum vom 22. Juli 1667, Fincks Abreise aus Caen, bis zum 17. September 1667, dem Zusammentreffen mit den übrigen Reisenden in Angers. Die Lücken beider Berichte überschneiden sich für Mitte September und betreffen damit einen Teil des Aufenthaltes in Angers. Anton Finck war ein versierter Autor, was sowohl in seinem Stil als auch in seinem Schriftbild zum Ausdruck kommt. Die Erzählperspektive wechselt zwi-
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Relation zur gemeinsam mit den Brüdern Albrecht und Bernhard im Jahre 1662 in die Niederlande absolvierten Reise. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 4. Franz Schott (Franciscus Schottus), Itinerarium Italiæ, Amstelodami, Apud Iodocum Ianssonium 1655. Vgl. in Bd. 2, 606. Vgl. Bd. 2, I. 15.5. Ein vergleichbare Anweisung für Herzog Friedrich liegt nicht vor. Wahrscheinlich setzte der alte Herzog hier voraus, dass sein Sohn ohnehin seine eigenen Aufzeichnungen führen würde. Im Vorsatz zur Beschreibung der französischen Provinzen vermerkte Anton Finck neben dem Hinweis auf den Verlust der Reiseaufzeichnungen des Prinzen „Ist demnach die von Lt. Fincken aufgesetzte Reiß=relation, bey der Wiederkunfft verfertigt, alhie zu conferiren vnd beide Tractaten beyeinander zufügen.“ Vgl. Bd. 2, II. 7, 339. Die zweite Fassung des Berichts befindet sich in der Forschungsbibliothek Gotha.
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schen der Wir-Form und der dritten Person: „Ihre fürstlichen Gnaden“. Der Reisebericht ist nur einer der zahlreichen Texte aus seiner Feder, die im Zusammenhang der Tour Herzog Friedrichs entstanden. Die Darstellung insgesamt ist wie in dessen Bericht diarisch angelegt, allerdings nur im Hinblick auf die einzelnen Reiseetappen. Insgesamt weist sie einen allgemeineren Charakter auf und erfüllt in erster Linie die Funktion der Rechenschaftslegung über die den Instruktionen gemäße Durchführung der Reise, das standesgemäße Verhalten des Herzogs und seine entsprechende Aufnahme an den besuchten Höfen sowie beim Zusammentreffen mit Standesgenossen oder Gesandten. Gleichwohl zeichnet sich der Text durch eine größere Systematik gegenüber dem Bericht Herzog Friedrichs aus. Das betrifft etwa seine Ausführungen zu wirtschaftlichen Aspekten, so zur Seidenproduktion oder den unterschiedlichen Kanalbauten.91 Gerade in diesen Kontexten scheint der Adressat der Relation, Herzog Ernst, deutlich durch. Der praktische Nutzen der Reise auch für das Gothaer Herzogtum, war eines der zentralen Anliegen des alten Herzogs. Auch die Abfassung der Schlussrelation nach der Rückkehr trug vermutlich zu der eher systematischen Beschreibung ihren Teil bei. Der Reiseverlauf ist bei Anton Finck eher summarisch verzeichnet. Einzelne Ereignisse bzw. die Reiseumstände fanden zwar Erwähnung, wurden aber nicht in vergleichbarer Ausführlichkeit beschrieben. Neben den mehr oder weniger umfangreichen Anmerkungen zu den bereisten Orten finden sich Angaben zu einzelnen Personen oder der Genealogie einzelner fürstlicher Häuser, den Begegnungen des Herzogs mit unterschiedlichen Personen und dessen Aufnahme durch dieselben. Eine Ausnahme in den Reiseberichten des 17. Jahrhunderts stellt bei Anton Finck der Ansatz zur kritischen Betrachtung offensichtlicher Widersprüche dar. Das zieht sich nicht durch den gesamten Text, scheint aber an zwei Stellen auf. So bemerkte er zum Aufenthalt in Tour: „Sie sagen S. MARTINUS liege bei ihnen begraben. Die zu Saltzburg aber weißen es aus grabsteinen, so wir alda gesehen [...]“92 Mit Blick auf die Legende der Maria Magdalena und ihres Einsiedlerlebens verwies Finck darauf, dass die Augustiner in einer Kapelle in Saint-Maximin die Reliquien ihrer Magd den Pilgern weisen würden. Dazu merkt er etwas spitz an: „(wie reimt sichs aber, daß oben gesagt worden, Sie [Maria Magdalena, HK] sey allein vnd ohne einiges menschen begleitung in die wüste gangen?).“93 Wenngleich die Beispiele auch nicht sehr bedeutsam erscheinen, sind sie doch Ausdruck eines zunehmend kritischen Blicks, der sich in den gedruck91
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Vgl. etwa die Ausführungen zur Seidenproduktion bei der Beschreibung des Aufenthaltes in Tours, 352–354. Daneben auch die Beantwortung der Frage, ob statt der Maulbeerbäume auch andere Pflanzen für die Zucht der Seidenraupen verwendet werden können, 398. Die Frage in Bd. 3, 21. Zum Kanal zwischen der Loire und der Seine, 381 und zum Projekt der Verbindung zwischen Atlantik und Mittelmeer, ebd. 400f. Vgl. den Bericht Anton Fincks in diesem Band, 354. Ebd., 409.
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ten Reiseberichten des 17. Jahrhunderts nicht und auch in denen des 18. Jahrhunderts nur selten findet. Nur an einer Stelle seiner Relation verwies Finck auf ein bereits publiziertes Werk. Hierbei handelt es sich ebenfalls um Gölnitz’ Reisebuch.94 Dafür bezog er sich häufiger auf die anderen von ihm verfassten Texte, die einen gegebenen Sachverhalt ebenfalls oder ausführlicher darstellen.95 Dabei handelt es sich in der Regel um Schriften, die während der Reise angefertigt wurden, besonders die Beschreibung der französischen Provinzen. Schriften zur Reiseplanung Die umfangreichen und detaillierten Vorbereitungen der Reise Herzog Friedrichs reichten in ihren Anfängen wohl bis zum Jahr 1665 zurück. Die vermutlich von Hiob Ludolf stammenden „Unvorgreiffliche gedancken“96 beschäftigen sich ausführlich mit der weiteren Ausbildung des Herzogs nach seiner Rückkehr von der Universität Straßburg. Das Reiseprojekt wurde hier bereits angedeutet. Die unterschiedlichen Texte zur Vorbereitung der Tour, die vom Ende des Jahres 1666, besonders aber aus den ersten Monaten des Jahres 1667 stammen, verdeutlichen, mit welcher Intensität der Vater sich der Thematik widmete.97 Besondere Aufmerksamkeit verdient in diesem Zusammenhang der eigenhändige Lebenslauf, mit dem sich der Jurist Anton Finck um eine Anstellung bemühte. Wie dessen Kontaktaufnahme zum Gothaer Hof im Detail ablief, lässt sich aufgrund der Aktenlage nicht in der wünschenswerten Klarheit nachzeichnen. Gleichwohl ist sein ausführlicher Lebenslauf ein außergewöhnliches Zeugnis für die Laufbahn eines (Reise)Hofmeisters.98 Er verzeichnete nicht nur detailliert seinen Bildungsweg, sondern gab auch ausführlich Auskunft über seine zahlreichen früheren Reisen und sonstigen Dienststellungen. Seine Bestallung in Gotha erfolgte gegen Ende des Jahres 1666. Die allgemeinen Instruktionen, die auch bereits die Begleitung des Erbprinzen auf der Reise beinhalten, datieren auf den 13. Dezember dieses Jahres.99 Im Februar und März 1667 wurden Texte verfasst, die die Vor- und Nachteile der jeweiligen Ziele gegenüber stellten sowie den Nutzen der Reise insgesamt beleuchteten. Wie Herzog Friedrich in seinen Tagebuchaufzeichnungen 94 95 96 97 98 99
Er verweist auf die Verse Francesco Petrarcas, die bei der Öffnung des Grabes der Laura gefunden wurden und bei Gölnitz abgedruckt sind. Vgl. den Bericht Anton Fincks in diesem Band. U.a. „Dieser Special-Tractat ist des Königreichs Franckreich Beschreibung sub Titulo Normandii.“, 331. Vgl. Bd. 2, I. 1. Der Text ist nicht datiert. Er stammt wahrscheinlich von der Hand Hiob Ludolfs. Die Reise ist hier für das kommende Frühjahr anvisiert. Vgl. Bd. 2, I. und III. Der Lebenslauf liegt in drei Varianten in Latein, Französisch und Deutsch vor. Die jeweiligen Abweichungen sind marginal. Vgl. Bd. 2, I. 2. Vgl. Bd. 2, I. 3.
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vermerkte, waren sowohl Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof als auch er selbst mit der Abfassung einzelner Texte beauftragt.100 Die Mehrzahl der in der Edition enthaltenen Schriftstücke liegt in Abschrift durch Anton Finck vor.101 Lediglich ein Text konnte der Hand Herzog Friedrichs zugeordnet werden.102 Hinzuweisen ist hier besonders auf die Gegenüberstellung der Reisen in die nordischen Königreiche und nach Frankreich, mit der Auflistung der jeweiligen Vor- und Nachteile. Die anderen in diesem Zusammenhang angefertigten Texte thematisieren ausführlich den mit der Reise intendierten Nutzen. Letztlich wurde auf der Grundlage dieser Ausarbeitungen und der Diskussion zwischen dem alten Herzog und den involvierten Räten die Entscheidung zugunsten der Reise nach Frankreich getroffen. Die Tour durch Norditalien war zu diesem Zeitpunkt noch nicht vorgesehen. Wichtig für die konkrete Planung war die Einholung von Informationen über mögliche Reisewege, Unterkünfte und die damit verbundenen Kosten. Hier konnte zum einen Anton Finck seine vergleichsweise aktuellen Erfahrungen einbringen.103 Dazu gehörte auch eine von ihm angefertigte Aufstellung von Orten, die bei einer Reise Aufmerksamkeit verdienen würden. Dieser und ein weiterer Text beinhalten bereits alle wesentlichen auf der Reise berührten Stationen sowie auch zwei der besuchten Raritätensammlungen.104 Die Aufzählungen der Orte fanden auch Eingang in andere Texte, etwa in eine von Herzog Friedrich abgefasste Aufstellung.105 Zum anderen wurde auf die verwandtschaftlich-dynastischen Beziehungen zurückgegriffen. Ein wichtiger Ansprechpartner war Herzog Bernhard von Sachsen-Jena, der sich längere Zeit in Frankreich aufgehalten und die Tochter des Herzogs von Trémoille geheiratet hatte.106 Anfang März 1667 wandte sich 100
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Jacobsen, Tagebücher (wie Anm. 2), Bd. 1, 52, Einträge vom 30. Januar bis 1. Februar. Unter dem 4. Februar vermerkt der Herzog, Prüschenk habe „den nutzen der Francoischen Reyse aufgesetzet“. Vgl. in Bd. 2, I. Vgl. ebd., I. 14. Ausweislich seines Lebenslaufes hatte Anton Finck in den Jahren 1662 und 1663 als Hofmeister für Heinrich Kasimir Schenk von Limpurg-Sontheim (1640–1676), Vollrat Schenk von Limpurg-Speckfeld (1641–1713) und Georg Eberhard Semper Friedrich Schenk von Limpurg-Speckfeld (1643–1705) die Schweiz, Frankreich, England und die Niederlande bereist. Im Jahre 1665 war er mit Jacob Bender von Bienenthal nach Norditalien gereist. Seine Erfahrungen waren damit recht aktuell. Vgl. Bd. 2, I. 2. Vgl. ebd., I. 6. und 7. Vgl. ebd., I. 14. Der erste Punkt eines Textes, wahrscheinlich von Anton Finck, der bereits ein detailliertes Reiseprogramm enthielt und vor dem 11. März 1667 entstand, lautet: „Obs nicht rhatsamb, daß man mit ihrer F. D. Hertzog Bernhardt von dieser Reyse communicire vnd von deroselben ein klein informatorium begehre, wie Sie Sich bey der Audientz, in Precedentzen bey Compagnien, v. zu Paris mit Kost vnd Losament verhalten.“ Vgl. Bd. 2, I. 7, 40. In diesem Zusammenhang wurden auch Empfehlungsschreiben an den Maréchal de Turenne und den Duc de La Trémoille angeregt.
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Herzog Ernst an seinen Neffen, mit der Bitte um Informationen für die geplante Reise seines Sohnes. Herzog Bernhard übersandte darauf einen Aufsatz seines Hofmeisters, der sich mit diesen Fragen beschäftigte.107 Zur weiteren Planung schickte er denselben auch persönlich nach Gotha.108 Parallel zu den Planungen in Gotha bereiteten sich auch zwei der Söhne des Markgrafen von Baden-Durlach auf eine Reise nach Frankreich vor. Informationen zur Vorbereitung erhielten sie von ihrem Onkel. Von dessen Brief, der sich ausführlich mit der Frage des incognitos befasste, gelangte eine Abschrift auch nach Gotha und liegt den Reiseakten bei.109 Sowohl Herzog Friedrich als auch die beiden Reisedirektoren erhielten ausführliche Instruktionen, die den Ablauf der Reise und das Verhalten der Reisegesellschaft detailliert regelten.110 An erster Stelle stehen hier die üblichen Hinweise im Hinblick auf das religiöse Bekenntnis und den Umgang mit anderen Konfessionen. Ein weiterer Punkt betraf das Verhalten gegenüber unbekannten Personen. Daneben sollte der Herzog nicht unbeaufsichtigt gelassen werden, einer der Reisedirektoren sollte in seinem Zimmer schlafen. Diese Anweisungen erscheinen im Hinblick auf einen fast einundzwanzigjährigen, mithin erwachsenen Erbprinzen, der sich nicht auf seiner ersten Reise befand etwas merkwürdig. Allerdings kommt an dieser Stelle, wie auch in den gesamten Instruktionen, letztlich auch in den Briefen, das ausgeprägte Kontrollbedürfnis des alten Herzogs zum Ausdruck, das offensichtlich nicht nur durch die Sorge um die geistige und körperliche Unversehrtheit seines Sohnes begründet war. Die Paragraphen 11 bis 14 regelten sehr detailliert den Reiseablauf, mit der namentlichen Nennung der Stationen und der Aufenthaltsdauer. Das setzte sich auch auf dem Briefweg fort. So regelten die Antworten Herzog Ernsts auf das Anton Finck mitgegebene Memorial den Ablauf der Reise von der Normandie an die Loire bis zum zweiten Parisaufenthalt.111 Ebenso verhielt es sich mit dem Schreiben des alten Herzogs vom 13. Januar 1668, das die Reiseroute von Paris über Lyon nach Südfrankreich und weiter durch Norditalien sowie die Rückreise über Salzburg, München und Augsburg bis nach Nürnberg festschrieb.112 Zu den bereits erwähnten Ausarbeitungen, die im Vorfeld der Reise abgefasst wurden, traten weitere Texte, die einen Einblick in den von der Tour er107
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Als Anlage zu einem Schreiben Bernhards von Sachsen-Jena vom 5. April 1667 lief in Gotha ein französischer Aufsatz des Hofmeisters des Herzogs ein. Dieser wurde von Anton Finck übersetzt. Vgl. Bd. 3, Nr. 2–4. Vgl. Bd. 2, III. 1.8, 537, mit der namentlichen Erwähnung des Jenaer Hofmeisters. Vgl. ebd., I. 4. Die Reiseordnung für den Prinzen Friedrich datiert auf den 21. April 1667, die korrigierte Fassung derselben auf den 22. April 1667, auf den Tag vor der Abreise. Das vorhandene Konzept der Instruktion für die beiden Reisedirektoren datiert auf den 22. April 1667. Alle in Bd. 2, I. 15.1–15.5. Vgl. Bd. 3, 74. Ebd., 184f.
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warteten Nutzen geben. Herzog Friedrich sollte einen allgemeinen Überblick über die politischen, wirtschaftlichen, religiösen und militärischen Verhältnisse Frankreichs gewinnen.113 Hinzu kamen Aspekte, aus denen sich ein eventueller ökonomischer Nutzen für das heimische Herzogtum ergeben konnte. Neben Anton Finck wurde eine Reihe von Räten mit den Ausarbeitungen zu einzelnen Themenkomplexen beauftragt. Diese schlugen sich in mehr oder weniger umfangreichen Fragenkatalogen nieder, die die Grundlage für ausführliche Ausarbeitungen bilden sollten.114 Neben dem Effekt der weiteren Ausbildung Herzog Friedrichs sollte so auch ein zusätzlicher praktischer Nutzen aus der Reise gezogen werden. Schriften zur Landeskunde Der überwiegende Teil der Schriften zur Landeskunde stammt aus der Feder Anton Fincks. Einige Texte entstanden im Umfeld der konkreten Reiseplanung. Die unvollendete Beschreibung Frankreichs lag vermutlich bereits vor. Sie dürfte das Ergebnis von Fincks früheren Reisen und den zugehörigen Ausarbeitungen sein. Die Beschreibung der französischen Provinzen und die Ausarbeitungen zur französischen Kirche und anderen Punkten sind das direkte Ergebnis der Reise. Sie wurden während derselben angefertigt und nach Gotha überschickt. Sie stehen in direktem Bezug zu den vor der Reise ausgearbeiteten Fragenkatalogen. Anton Fincks Landesbeschreibung Frankreichs Wie bereits am Beispiel anderer Texte erwähnt, ist auch die Beschreibung Frankreichs in zwei weitgehend identischen Versionen überliefert, die beide von der Hand Anton Fincks stammen. Die Darstellung ist nicht vollständig ausgearbeitet worden. Nur der erste Teil wurde abgeschlossen, während für den zweiten Teil nur der Anfang vorliegt. Der Text selbst ist nicht datiert, die enthaltenen 113
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Einer der Texte für die aktuellen Verhältnisse in Frankreich war: Instruction, der König. Maistres des Requestes So alß Extraordinari-Commissarien ins Konigreich Anno 1664. den 24ten September geschickt worden. Das französische Original, vermutlich eine Abschrift des in der Bibliothèque nationale de France unter der Signatur Bibliothèque de l’Arsenal: Ms-3970 befindlichen Manuskripts Mémoire et instructions pour les maîtres des requêtes commissaires départis dans les provinces, 1664, ist in den Akten nicht enthalten. Die Übersetzung fertigte Anton Finck noch in Gotha bzw. während des Aufenthalts in Darmstadt an. Vgl. Bd. 2, II. 6. Vgl. Anm. 21. Ecclesiastica Gallicana. oder Gewisse Fragstücke den Frantzöis. Kirchen Staat betr. Insgesamt 27 Fragen vgl. Bd. 2, I. 9.1. In Politicis ist auf der Frantzösischen Reise zubeobachten. Ebd. I. 9.2. Was bey dem Punct der oeconomi vndt davon dependirenden Commercien auff der frantzöischen Reise zubeobachten. Ebd., I. 9.3. Militaribus. Ebd., I. 9.4. Die Urheber sind nicht in allen Fällen eindeutig zu bestimmen. Die Passagen zur Ökonomie stammen von Hiob Ludolf, diejenigen zum Militär von Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof (1639–1679), Kammerjunker des Herzogs Friedrich. Vgl. Zur Reise ist noch zuferttigen und anzuschaffen. Ebd., I. 8.5. Neben Finck sind hier noch Ludolf und Prüschenk namentlich im Zusammenhang mit diesen Ausarbeitungen genannt.
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Angaben gestatten aber die begründete Annahme einer Abfassung im Jahre 1665 bzw. 1666, vermutlich vor Fincks Bestallung in Gotha. Es besteht aber auch die Möglichkeit, dass der Text erst in Gotha aufgesetzt wurde bzw. Teil seiner Bewerbung um eine Anstellung war. Während sich die ersten knapp 40 Seiten mit eher praktischen Reisefragen beschäftigen, deren Beantwortung auf aktuellen Informationen und Kenntnissen basierte, dürften die weiteren Ausführungen in erster Linie das Ergebnis umfangreicher Lektüre sein. Gegenstände, wie etwa die Genealogie des Königshauses und der vornehmsten Geschlechter, der Zustand des Königreichs, Allianzen, bis hin zu den Amtsträgern und ihren Aufgaben, finden sich in zahlreichen zeitgenössischen Publikationen, ohne dass Finck diese aber benannte. Gleichwohl dürfte wenigstens eine aktuelle Ausgabe des L’Etat de la France zu seinen wichtigsten Quellen gehört haben. Eine Version des Textes wurde auf die Reise mitgenommen.115 Ein bisher unbekannter Aspekt verdient in diesem Zusammenhang besondere Beachtung. Der Text Anton Fincks erschien im Jahre 1674 anonym unter dem Titel Die rechte Reise=Kunst in Frankfurt am Main im Druck.116 Vier Jahre zuvor war Finck verstorben. Auf welchem Weg das Manuskript zur Veröffentlichung gelangte, ließ sich bisher nicht ermitteln. Vielleicht leitete der Autor das noch selbst in die Wege, wofür es aber momentan keine Anhaltspunkte gibt. Auch könnte einer seiner Brüder aus seinem Nachlass eine entsprechende Publikation auf den Weg gebracht haben, wenngleich auch hier kein Nachweis vorhanden ist. Aus dem Druck selbst ergeben sich keinerlei Hinweise auf den Verfasser oder die Herkunft des Textes. Eine Veröffentlichung mit Wissen des Gothaer Hofes scheidet sehr wahrscheinlich ebenfalls aus, da sich zum einen keinerlei Widmung findet, zum anderen auch kein Exemplar des Druckes in der Gothaer Bibliothek nachweisbar ist. Bei der Veröffentlichung handelt es sich nicht um eine einfache Übernahme des Manuskriptes. Der Text ist zwar nahezu identisch, allerdings bestehen Abweichungen in der Reihenfolge der einzelnen Passagen und in deren Umfang. Im Druck fallen sie in der Regel kürzer aus, d.h. das Manuskript wurde in vielen Fällen einfach gekürzt. Hinzu treten Ergänzungen aus anderen Texten Anton Fincks. Diese betreffen etwa seine Ausarbeitungen zu den Rechten der französischen Kirche und zum Zustand des französischen Staates. Dieser letzte Text war von Finck in Französisch verfasst. Im Druck finden sich Passagen in einer Übersetzung, die sich aber eindeutig der Vorlage zuordnen lassen. Lediglich für die Einleitung und die am Ende des Bandes enthaltene fiktive Konversation ließen sich bisher keine Vorlagen ermitteln. Eine ausführliche Gegenüberstellung des 115 116
Vgl. Bd. 2, II. 2. Die rechte Reise=Kunst/Oder Anleitung wie eine Reise mit Nutzen in die Frembde/absonderlich in Franckreich anzustellen [...] Frackfurth: Zunner, 1674. Das Werk ist in der Forschungsbibliothek Gotha nicht nachgewiesen.
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Drucks mit den unterschiedlichen Manuskripten kann an dieser Stelle allerdings nicht erfolgen. Anton Fincks Übersetzungen Neben den sonstigen Ausarbeitungen betätigte sich Anton Finck auch als Übersetzer. Zum Komplex der landeskundlichen Schriften gehören zwei von ihm angefertigte Übersetzungen. Er hatte bereits den Aufsatz des Hofmeisters des Herzogs Bernhard von Sachsen-Jena übersetzt.117 Noch vor der Abreise aus Gotha und während des Aufenthaltes in Darmstadt arbeitete Finck im Auftrag Herzog Ernsts eine Übersetzung der Instruktionen für die Maîtres des Requêtes aus dem Jahre 1664 aus.118 In diesem Fall ließ sich aber weder die Vorlage noch deren Herkunft bestimmen. Vielleicht stammte das französische Original aus dem Besitz Herzog Bernhards von Sachsen-Jena. In der Beilage zu seinem ersten Schreiben erinnerte Herzog Ernst u.a. daran, dass Finck den französischen Text wieder nach Gotha übersende solle.119 In einem Brief an den Gothaer Rentmeister Johann Breithaupt verwies Anton Finck darauf, dass er von der Übersetzung noch eine Abschrift anfertige.120 Wenigstens eine der beiden überlieferten Abschriften wurde auch auf der Reise mitgeführt.121 Die zweite Übersetzung betraf eine von dem königlich französischen Mediziner Charles de Saint-Germain stammende panegyrische Eloge auf Ludwig XIV.122 Auch in diesem Fall gelang es nicht, die Vorlage zu ermitteln. Beide Texte wurden in die Edition aufgenommen, da sie aus Sicht Herzog Ernsts gewissermaßen als Leitfaden für die anzustellenden Beobachtungen dienen sollten. Mehrfach verwies er in seinen Briefen an Anton Finck auf diesen Umstand, wenngleich er auch nicht in jedem Fall deutlich machen konnte, auf welchen der Texte er sich bezog.123 Anton Fincks Beschreibung der französischen Provinzen Die Beschreibung der französischen Provinzen liegt ebenfalls in zwei Varianten vor. Allerdings bestehen in diesem Fall größere Abweichungen, die entsprechend in der Edition vermerkt wurden. Auch diese Ausarbeitungen blieben unvollendet. Bedauerlich ist hier besonders das Fehlen der Ausführungen zu Paris und der Île de France. Der Text wurde hauptsächlich während des zweiten Parisaufenthaltes abgefasst und vor der Abreise von Lyon nach Gotha überschickt. Die Struktur der Beschreibung der einzelnen Provinzen orientiert sich wenig117 118 119 120 121 122 123
Vgl. Bd. 3, Nr. 4. Vgl. Bd. 2, II. 6. Vgl. Bd. 3, Nr. 9. Vgl. ebd. Nr. 16. Vgl. Bd. 2, II. 2. Vgl. Ebd. II. 5. Vgl. u.a. Bd. 3, Nr. 78 und Nr. 86.
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stens in Teilen an den in den Fragenkatalogen festgehaltenen Schwerpunkten zu Politik, Religion, Ökonomie und Militär. Besonders deutlich wird das im Hinblick auf die ökonomischen Gesichtspunkte. Neben eigenen aktuellen Beobachtungen flossen in die Ausarbeitungen auch Lesefrüchte ein. Zumindest indirekt ist die Benutzung eines oder auch mehrerer Werke Martin Zeillers belegbar.124 Das trifft auch auf andere Werke zu, wovon Finck nachweislich Zugriff auf die in Frankreich erworbenen Werke Le Voyage de France und Gölnitz’ Reisebuch hatte.125 Auf der anderen Seite zog Anton Finck die Beschreibung der Provinzen auch bei der Abfassung seiner Schlussrelation heran. Zwischen beiden Texten bestehen enge Verbindungen, auf die Finck selbst verwies.126 Unter den zeitgenössischen Publikationen liegt abgesehen von der Topographia Galliae für die zweite Hälfte des 17. Jahrhunderts kaum ein vergleichbares Werk vor. Es besteht durchaus die Möglichkeit, dass der Autor eine Veröffentlichung beabsichtigte, diese aber nicht mehr realisieren konnte. Anton Fincks Ausarbeitungen zu den Freiheiten der französischen Kirche und unterschiedlichen Gegenständen Ebenfalls während des Aufenthaltes in Paris entstand Anton Fincks Abhandlung über die Rechte und Freiheiten der französischen Kirche und einige andere Gegenstände, die sich stark an den erwähnten Fragen, die im Vorfeld ausgearbeitet worden waren, orientierte. Ein Teil der Texte wurde von Finck ursprünglich in Französisch abgefasst und vor der Abreise von Lyon nach Gotha gesandt. Nach der Rückkehr fertigte er zusammen mit Johann Friedrich Bachoff eine Übersetzung an, die hier zur Edition kommt. Neben den Ausführungen zur französischen Kirche sind hier auch einige Punkte behandelt, die in der Landesbeschreibung bzw. der Beschreibung der Provinzen nicht enthalten oder nur angedeutet sind. Dazu gehören u.a. die Bemerkungen zur Policey der Stadt Paris oder zu den Universitäten. In einem weiteren zugehörigen Text finden sich Angaben zu einzelnen Personen. Bei den zunächst in Französisch verfassten Texten ist von einer Mitarbeit des Sprachmeisters Nicolai oder auch anderer Gewährsleute auszugehen, die Finck als Informationsquelle dienten. Unter dem 24. November 1667 informierte Finck Herzog Ernst: „Wier haben aber nichts desto weniger bey allen durchreysen, wegen ahnbefohlenen Puncten in OECONOMICIS & POLITICIS vnd dergleichen, möglichste nachfrag gehalten vnd was dißfals erhalten 124
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Vgl. Bd. 2, II. 7. 345 und 411. Hier vermutlich unter Rückgriff auf Martin Zeiller, Itinerarium Galliae, Das ist Reyßbeschreibung durch Franckreich [...] Straßburg: Zetzner 1634 oder ders., Topographia Galliae (wie Anm. 79). Vgl. ebd. 423, Le Voyage de France (wie Anm. 83). In Frage kämen aber auch Martin Zeiller oder: [Justus Zinzerling], Jodoci Sinceri Itinerarium Galliae [...], Amstelodami: Jansonius, 1655. Gölnitz, Ulysses (wie Anm. 82). Vgl. Anm. 95.
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werden können, zu papier gebracht. Das FUNDAMENT aber vndt der eigentliche verstandt von allem, mus zu Paris erhohlet vnd Sich deswegen alda INFORMIrt werden,“127 An den Sekretär Fend in Gotha schrieb Finck unter dem 3. Januar 1668: „Künfftige woche werden I. F. G. die VISITE gegen andere vornehme Herren CONTINUIREN vnd zugleich bey dem vornehmen PROFESS. LINGUAE NICOLAI ein anfang des hiesigen Staats Erlernung, ITEM Erorterung der Fürst= Vätter. mitgegebenen puncten machen.“128 Zumindest bei der Beantwortung der Frage nach den Vorrechten der französischen Könige gegenüber dem Klerus im Unterschied zu anderen Monarchen lässt sich die Mitwirkung Siméon Morins, eines Amtsträgers der reformierten Kirche, belegen, der diese Frage in einem kurzen Text beantwortete, den Anton Finck dann bei seiner Ausarbeitung benutzte, ohne allerdings auf seinen Gewährsmann zu verweisen.129 Auch legen mitunter einige Formulierungen die Einbeziehung von Informationen aus anderen Quellen bei der Beantwortung der Fragen nahe, etwa bei den durchaus humorvollen Ausführungen zu den Chancen der Ausbreitung des lutherischen Bekenntnisses in Frankreich.130 Bei den Ausarbeitungen zum Zustand des französischen Militärs konnte er offenbar auf seine neuen in Frankreich geknüpften Kontakte zurückgreifen. In einem Schreiben an Herzog Ernst vom 25. Februar 1668 berichtete Anton Finck über die in Aussicht gestellte Unterstützung durch den Vetter des Generalleutnants Heinrich von Podewils.131 Anton Fincks Ausarbeitungen zu Italien Im Unterschied zu den umfangreichen Ausarbeitungen zur Landeskunde Frankreichs fielen die Bemerkungen zu Italien bescheiden aus.132 In erster Linie begründet sich das aus der vergleichsweise späten Entscheidung für den durch Norditalien führenden Rückweg und die insgesamt kurze Verweildauer ebendort. Anton Finck setzte den sehr allgemein gehaltenen Text daher vermutlich erst während der ersten Monate des Jahres 1668 in Paris oder während der Reise über Lyon nach Südfrankreich auf. Der Text bricht unvermittelt mitten im Wort ab und blieb unvollendet. 127
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Bd. 3, Nr. 76. In ähnlichem Wortlaut berichtete Finck unter dem Datum des 20. Dezembers 1667 aus Paris an Herzog Ernst. Ebd. Nr. 86. Ebenso schreibt er unter dem 4. Februar 1668, ergänzt um: „ohne was mier in der frantz. Sprache von gelerten dictirt worden, so ich dato occasione deswegen angeredet“ Ebd. Nr. 98. Unter dem 25. Februar heißt es: „Ich habe bishero von Ecclesiasticis. Militaribus. Politicis vndt Oeconomicis den Ersten Puncten fragweis mier dictiren lassen, nemlich von Solchen Puncten die ich vermeint von der Frantzösischen Kirchen beschaffenheit nöthig zusein.“ Ebd. Nr. 107. Vgl. Bd. 3, Nr. 91. Vgl. Bd. 2, 439, Von eines Königs in Frankreich Praerogativen. Vgl. die Antwort Siméons Morins vom Juli 1667 unter: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, 87r. Ebd., 475. Vgl. Bd. 3, 213. Vgl. Bd. 2, II. 9.
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Reisekosten und Rechnungen Vergleichsweise umfangreich sind die Kalkulationen zu den erwarteten Reisekosten dokumentiert. Diese sind in unterschiedlichen Bearbeitungsstufen überliefert, die den Weg von den ersten Entwürfen bis hin zur endgültigen Kalkulation verdeutlichen.133 Berücksichtigt wurden bei deren Aufstellung die vergleichsweise aktuellen Nachrichten über die Unterhaltskosten, etwa in Paris. Allerdings mussten die Kalkulationen ungenau bleiben, da sie sich nur auf die Reise in Frankreich bezogen. Die ursprüngliche Planung sah eine Reise nach England und den Rückweg durch die Niederlande vor, die aber nicht Teil der Kalkulation waren. Dennoch wichen die endgültigen Ausgaben nicht gravierend von den veranschlagten Kosten ab.134 Die vollständigen überlieferten Rechnungen, sowohl für die gesamte Tour Herzog Friedrichs als auch die unterschiedlichen Reisen einzelner Mitglieder der Reisegesellschaft, listen sehr detailliert die einzelnen Ausgabenposten, angefangen von den Reise-, Übernachtungs- und Unterhaltskosten bis hin zu den Verehrungen in Schlössern und Gärten auf. Die Rechnungen wurden von Johann Friedrich Bachoff geführt, von allen anwesenden Personen unterzeichnet und mehr oder weniger monatlich an den heimischen Hof gesandt. Daneben sind die Rechnungen der anderen Reiseteilnehmer erhalten, die einzelne Reiseabschnitte allein absolvierten.135 Neben den erwähnten Punkten geben die Rechnungen auch detailliert Aufschluss über alle Zwischenstationen auf den unterschiedlichen Reisewegen, die etwa in den sonstigen Aufzeichnungen nicht oder nur summarisch vermerkt wurden. Damit liefern die Rechnungen zusätzlich ein detailliertes Itinerar. Weiterhin enthalten diese Texte Informationen, die in den Berichten und Briefen nur angedeutet sind, etwa über den Erwerb von Büchern und anderen Druckschriften. Ein großer Teil derselben konnte identifiziert und wenigstens teilweise noch in den Beständen der Forschungsbibliothek Gotha nachgewiesen werden.136
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Diese liegen in zahlreichen Varianten vor. Der letzte Überschlag, allerdings nur bis einschließlich des Aufenthaltes in Paris stammte vom 22. April 1667, dem Tag vor der Abreise aus Gotha. Die angesetzten Kosten bewegten sich zwischen 5.660 und 6.745 Reichstalern, allerdings nur für die Reise in Frankreich, veranschlagt für ein Jahr. Vgl. Bd. 2, III. 1.10. Die tatsächlichen Ausgaben, einschließlich der Reise nach Italien lagen bei 7.114 Reichstalern, 16 Groschen und 8 Denar. Etwa die Rechnungen für die Reise Anton Fincks und des Arztes Dr. Jacob Friedrich Waitz von Caen nach Königsberg in Franken sowie für die Rückreise Anton Fincks bis Angers. Eine weitere Rechnung dokumentiert die Reise Johann Heinrichs von Witzleben von Richelieu nach Gotha. Vgl. Bd. 2, III. 2.4.2–2.4.5. Eine Liste von erworbenen Büchern und Edikten in Bd. 2, III. 2.6. Allerdings ist diese Liste nicht vollständig. In den monatlichen Rechnungen sind noch weitere Titel enthalten.
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Reisebriefe Die Briefe liefern eine vergleichsweise ungebrochene Beschreibung des Reiseverlaufs und der jeweils aktuellen Ereignisse. In dieser Hinsicht ergänzen sie die beiden Reiseberichte. Darüber hinaus enthalten sie Informationen, die in den Berichten lediglich angedeutet sind. Sie sind eine vergleichsweise zeitnahe Verschriftlichung der jeweils aktuellen Ereignisse und Wahrnehmungen, gerade auch im Unterschied zu den Berichten, die noch mehrere Stufen bis zu ihrer endgültigen Abfassung durchliefen. Daneben spiegeln die Briefe die Diskussionen zwischen den Reisenden und dem Gothaer Hof. Das betrifft etwa die Entscheidung für die Reise nach Norditalien, die nicht Teil des ursprünglichen Plans war und auf dem Postweg ausgehandelt wurde. Die beiden Reisedirektoren waren nach ihrer Instruktion zum ständigen brieflichen Kontakt verpflichtet.137 Für Herzog Friedrich verstand sich das offensichtlich von selbst. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, sind die Briefe der Reisedirektoren und Herzog Friedrichs an Herzog Ernst überliefert. Die Schreiben Herzog Ernsts an seinen Sohn und die Reisedirektoren sind nur im Konzept überliefert, wobei einige Lücken vorliegen. Die Originale ließen sich nicht ermitteln. Sowohl alle Briefe der Reisenden als auch alle verfügbaren Konzepte Herzog Ernsts wurden aufgenommen. Offensichtlich nicht erhalten ist die Korrespondenz der Mutter mit ihrem reisenden Sohn, weder Konzepte, noch Originale konnten ermittelt werden. Herzog Friedrich verzeichnete in seinem Bericht relativ zuverlässig den Eingang der an ihn gerichteten Schreiben. In der Regel enthalten seine Briefe Empfangsbestätigungen. In den jeweiligen Anmerkungen wurde auf die entsprechenden Briefe, sofern sie erhalten sind, verwiesen oder deren wahrscheinlicher Verlust angemerkt. Darüber hinaus liegen Briefe vor, die zwischen Anton Finck und unterschiedlichen Amtsträgern in Gotha gewechselt wurden. Vollständigkeit ließ sich hier aufgrund der Überlieferungslage nicht anstreben. Das betrifft auch die Briefe einzelner Amtsträger an Herzog Friedrich, die nur in einer Auswahl aufgenommen werden konnten. Die Schreiben des Herzogs an diese Amtsträger konnten nicht ermittelt werden. Nicht aufgenommen wurden die wenigen Briefe Anton Fincks an Herzog Friedrich, die dieser während seiner Abschickung an Herzog Ernst verfasste. Der überwiegende Teil der Schreiben beinhaltet nur allgemeine Nachrichten über aktuelle Ereignisse, die aus der Zeitungslektüre oder aus dritter Hand stammten. Exemplarisch wurden einige Schreiben zwischen Herzog Ernst und seinen Frankfurter Bankiers aufgenommen. Da sie in der Mehrzahl die Abwicklung des Zahlungsverkehrs zum Gegenstand hatten, schien diese Vorgehensweise angemessen.
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Vgl. Bd. 2, I. 15.5: „Wie wir nun nach und nach Ihrer Pflichtmäßigen berichte [...] gewartten.“
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Einschränkungen hinsichtlich der edierten Texte Trotz aller Bemühungen und eines erheblichen zeitlichen Aufwandes war eine vollständige Aufnahme aller überlieferten Texte, die die Reise Herzog Friedrichs betrafen, nicht realisierbar. So wurden zwei umfangreichere Texte, die zwar ebenfalls im Kontext der Reise entstanden, aber aufgrund ihres Inhaltes bzw. der physischen Beschaffenheit nicht in die Edition aufgenommen. Zum einen handelt es sich um eine rechtshistorische Abhandlung Anton Fincks u.a. zum Erbfolgerecht der französischen Krone.138 Eine zuverlässige textkritische Bearbeitung dieser Abhandlung, die umfangreiche Textverweise und Paraphrasen enthält, hätte den zeitlichen Rahmen des Projektes gesprengt. Der zweite Text Fincks, der sich unterschiedlichen Policey- und Staatssachen widmete,139 konnte aufgrund der enge Bindung der Akte, die bei diesem Schriftstück bis in den Falz reichte und auf vielen Zeilen Wörter verdeckte, nicht zuverlässig transkribiert werden. Das war in diesem Fall bedauerlich, da es sich um einen der in Paris entstandenen und von Lyon nach Gotha übersandten Texte handelt.140 Ebenfalls keine Aufnahme konnten die zahlreichen Quittungen finden, die den Reiserechnungen beiliegen. In einigen Fällen enthalten diese Informationen, die über den eigentlichen Gegenstand hinausgehen, allerdings erschien der Aufwand in diesem Fall kaum vertretbar zu sein. Gerade im Hinblick auf die Korrespondenz mussten zahlreiche Schreiben ausgeklammert werden. In erster Linie betraf das die Briefe, die Herzog Friedrich in Frankreich von unterschiedlichen Verfassern erhielt, etwa aus Caen von Marguerite de Beringhen oder aus Paris vom sachsen-weimarischen Agenten Feret.141 Ebenfalls nicht aufgenommen wurden die Schreiben der Kaufleute Koch und Heusch aus Paris142 sowie von Johann Ochs aus Frankfurt.143 Die Entscheidung gegen die Aufnahme fiel aus pragmatischen Gründen. In einigen Fällen gestatteten weder das Schriftbild, noch die enge Bindung eine zuverlässige Transkription. Auf der anderen Seite, etwa bei den Briefen der Kaufleute, war der Inhalt ausschlaggebend, der sich in erster Linie auf die Nachrichten über den Geldtransfer bzw. die Weiterleitung von Briefen des Herzogs bezog. Keine Aufnahme fanden auch die überlieferten Schreiben der Herzogin Dorothea Ma138 139
140 141 142 143
Waß etwan circa jurisprudentiam [et administrationem Justicie] in Franckreich zu observiren sein möchte. p. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 154r-167v. No. 3. Politico-Practica. vornemlich gerichtet auf die Materien, deren Charl. de Saint-Germain im König. Lobspruch gedencket. beneben noch andern Hoff= Justitz= Policey= vndt Statt= Sachen von Pariß. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, fol. 145r209r/60r, Ausf. Anton Finck. „No. 3. Politica. auf H. Hertzog Friederichs Reyse in Franckreich observirt.“ Ebd. 150v. Und: „à Paris par achevé le 12me du Mars. 1668. styl. n.“ Ebd. 209r/60r. Vgl. auch: Bd. 2, II. 2. Die jeweiligen Schreiben in: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 32. Ebd. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 31.
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XLI
ria,144 der jüngeren Schwester Herzog Friedrichs. Der Aussagewert dieser Briefe, der sich in der Regel auf den Gesundheitszustand und gute Wünsche beschränkte, schien dieses Vorgehen zu rechtfertigen. Nicht berücksichtigt wurden ferner die Briefe, die im unmittelbaren Anschluss an die Reise von unterschiedlichen Korrespondenzpartnern in Gotha einliefen. So verabredete Herzog Friedrich etwa mit dem schwedischen Residenten in Paris, Esaias von Pufendorf, und mit dem kaiserlichen Gesandten ebendort, Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, einen brieflichen Austausch.145 Strenggenommen gehören diese Schreiben ebenfalls in den Kontext der Reise, hätte aber den Rahmen der Edition deutlich gesprengt. Weitere Auslassungen sind an gegebener Stelle der Edition eigens thematisiert. Die zahlreichen verschiedenen Texte, die im Zusammenhang der Reise Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha entstanden, zeichnen neben den beiden Reiseberichten ein detailliertes Bild dieses Unternehmens. Anhand dieser hier präsentierten Überlieferung ist es möglich, die unterschiedlichen Aspekte einer Prinzenreise im Kern nachzuvollziehen. Wenngleich es sich auch nicht um die erste größere Reise des Herzogs handelte, so war sie offenbar von besonderer Bedeutung für ihn, wie die späteren Einträge in den Schreibkalendern zeigen. Auch im Unterschied zu einer ganzen Reihe von Standesgenossen ließ es der Herzog aber nicht bei dieser Reise bewenden. Nach Übernahme der Regierung begab er sich mehrfach auf kleinere und größere Reisen,146 die auch über den engeren regionalen Bereich hinausgingen. Auch diese Reisen sind in den meisten Fällen durch Berichte und Rechnungen dokumentiert. Das betrifft etwa die Reisen in die Niederlande und die zweite Reise nach Frankreich.147 Eigenhändige Berichte des Herzogs sind zu diesen Touren nicht überliefert. Auch aus diesem Grund nimmt die umfangreiche Dokumentation der Reise aus den Jahren 1667 und 1668 eine Sonderstellung in der so überaus reichen Überlieferung zu diesem Fürsten ein.
144 145
146
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Die überlieferten Schreiben unter: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 29, fol. 90r-97r. Nicht alle von Herzog Friedrich erwähnten Schreiben sind hier überliefert. Vgl. Bd. 3, Nr. 108, vom 28. Februar 1668. Die Korrespondenz Herzog Friedrichs mit Esaias von Pufendorf unter: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, BBB 12. Eine vergleichbare Überlieferung für den kaiserlichen Gesandten liegt wohl nicht vor. Etwa eine Reise im Januar 1687 nach Dresden, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 24, 202r–222r, oder im gleichen Jahr, vom 12. bis 25. August mit den Söhnen Friedrich und Johann Wilhelm nach Wolfenbüttel. Ebd., 192r–197v. Vgl. die Beschreibung der Reise durch die Niederlande und Frankreich 1687 und 1688. Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 544.
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Editorischer Bericht Die Transkription erfolgte überwiegend diplomatisch, d.h. mit Ausnahme der im Folgenden erläuterten Punkte folgt die Edition dem jeweiligen Original. Ergänzungen durch den Bearbeiter stehen grundsätzlich kursiv in spitzen Klammern, alle anderen textlichen Besonderheiten, auch Wortdopplungen, die in der Regel gekennzeichnet sind , entsprechen der Vorlage. Die Groß- und Kleinschreibung des Originals blieb weitgehend erhalten, die einzigen Ausnahmen bilden Eigennamen und der Satzanfang, die immer groß transkribiert wurden. Im Zweifelfall traf der Bearbeiter die Entscheidung. Das betraf etwa die Verwendung von Kleinbuchstaben am Wortanfang eines Substantives. Sind diese offensichtlich groß geschrieben, wurde in diesen Fällen auf eine Großschreibung entschieden. Die Interpunktion folgt der Vorlage. Das behindert zwar gelegentlich den Lesefluss, dokumentiert aber, ebenso wie die Groß- und Kleinschreibung, den Charakter der jeweiligen Aktenstücke. Die Akten sind in der Regel foliiert, die Seitenangabe erfolgt kursiv in spitzen Klammern mit der hochgestellten Kennzeichnung r (recto) v (verso). Einige Akten wurden paginiert, diese Angaben stehen dann ebenfalls in spitzen Klammern. In wenigen Fällen finden sich sowohl Foliierung als auch Paginierung. Hier sind jeweils beide Angaben verzeichnet. Sofern die Seitenfolge der Texte im Original falsch eingebunden war, was bei den Briefen häufiger vorkam, wurde diese in die korrekte Reihenfolge gebracht und das auch kenntlich gemacht. Das betrifft ebenso falsche oder fehlende Blatt- bzw. Seitenzählungen. In den wenigen Fällen, in denen weder Paginierung noch Foliierung vorhanden waren, sind die Seitenumbrüche durch Virgeln ǀǀ gekennzeichnet. Streichung sind als solche kenntlich gemacht, [wenn lesbar auch transkribiert], nicht lesbare Streichungen sind jeweils mit der wahrscheinlichen Anzahl der Wörter bzw. Zeilen als bzw. im laufenden Text hervorgehoben. Das trifft auch auf nicht lesbare Wörter zu: bzw. . Auslassungen im Original sind als kenntlich gemacht. Ergänzungen am Rand oder über der Zeile stehen grundsätzlich in einem kleineren Schriftgrad und sind durch Zusätze am linken Rand bzw. am rechten Rand und über der Zeile kenntlich. Die Datierung in den Reiseberichten folgte durchgehend dem julianischen Kalender. Das betrifft auch alle in Gotha aufgesetzten und datierten Aktenstücke. Die Briefe der Reisenden wechseln bei der Datierung in Frankreich und Italien teilweise zwischen dem julianischen und dem gregorianischen Kalender. In diesen Fällen wurde die Originaldatierung beibehalten, ergänzt durch den jeweiligen Zusatz stylus vetus bzw. stylus novus. In einigen Fällen, so auch bei einzelnen Schreiben aus Gotha, liegt eine Doppeldatierung vor.
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XLIII
Die mehrheitliche Schreibung von Personen- und Ortsnamen, von Fremdwörtern oder Passagen in Latein, Französisch und Italienisch in Antiqualettern, ist durch die Verwendung von Kapitälchen gekennzeichnet. In Ausnahmen, so etwa bei genealogischen Darstellungen, musste eine abweichende Form der Transkription gewählt werden, die dann entsprechend angemerkt wurde. Erkennbar tabellarische Texte sind als solche transkribiert worden. Die Darstellung einschließlich der Tabellenlinien, etwa bei den Rechnungen, wurde nur übernommen, wenn sie sich auch im Original fanden. Trotz intensiver Recherchen konnten nicht alle Personen und Orte identifiziert werden. Da sowohl die Schreibung von Orts- und Personennamen oftmals korrupt ist, wurde, soweit ermittelbar, in den Anmerkungen der aktuelle korrekte Ortsname vermerkt, wenn sich dieser nicht eindeutig aus der Lesung ergab. Das trifft ebenso auf die identifizierten Personennamen zu, die in der jeweils landesüblichen Schreibung angegeben sind, also Louis XIV statt Ludwig XIV. War eine Identifizierung nicht eindeutig möglich, ist das in der Regel vermerkt. Ebenso ist mit den Amtsbezeichnungen und Titeln verfahren worden. Bei Wiederholungen wurde auf die jeweils erste Erwähnung im jeweiligen Band bzw. Textteil verwiesen. Darüber hinaus sind in den Anmerkungen offensichtliche Fehler der Vorlage, etwa bei Jahreszahlen, angezeigt. Nur Begriffe, die sich nicht aus dem Text heraus erklären, sind kurz erläutert. Bei den Verweisen innerhalb der Texte auf gedruckte Werke wurde in der Regel der Titel mit der entsprechenden Seitenzahl und falls abweichend, mit dem korrekten Text angegeben. Bei den in den Texten vorkommenden Kurztiteln ist die vollständige bibliographische Angabe aufgenommen. Für die zahlreich verwendeten Kürzungen wurde ein Abkürzungsverzeichnis erstellt. Hier sind auch die Planetenzeichen sowie die Kürzungen von Maß- und Währungseinheiten aufgelöst. Lagen unterschiedliche Varianten eines Textes vor, ist das in jedem Fall in der jeweils dem Aktenstück vorangestellten kurzen Einleitung benannt. Grundlegende Abweichungen zwischen den Texten, die sich nicht allein auf die Schreibung einzelner Wörter beschränken, sind vermerkt worden. Den Briefen wurde zur schnelleren Orientierung ein Kurzregest vorangestellt. Sprachliche Besonderheiten Aufgrund der überwiegend diplomatischen Transkription wurden einige Besonderheiten beibehalten. Das trifft zu bei der Verwendung von v, V für u, U bzw. umgekehrt. Auch die seltene Verwendung von w für u, etwa bei aw für au blieb erhalten. Ligaturen bzw. Kürzungen durch Dopplungsstrich bei n̅ und m̅ wurden zu nn und mm aufgelöst. Die Schreibung von ij, y bzw. ÿ, die in der Regel nur bei Monatsnamen auftritt, wurde zu ii vereinheitlicht. Das häufig vorkommende Abbrechungszeichen wurde durch einen Punkt ersetzt, also etl – et. – etliche,
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fürstl – fürst. – fürstlich, usw. Dialektbedingte Besonderheiten, also etwa p für b, t für d, g für k und die Umkehrungen blieben erhalten. Abbildungen Die Herkunft der einzelnen Abbildungen ist vollständig im Abbildungsverzeichnis in Band 3 vermerkt. Die Faksimiles dienen der Verdeutlichung der einzelnen Schriftbilder bzw. dem Nachweis von Besonderheiten. Die Abbildungen der Schlösser und Gartenansichten sind zeitgenössisch und dienen der Illustration wichtiger Stationen der Reise oder beziehen sich auf im Text besonders hervorgehobene Orte. Die beiden Karten verdeutlichen in vereinfachter Form die Reiserouten des Herzogs. Abkürzungen – Vorbemerkungen Aufgenommen und aufgelöst wurden in erster Linie wiederholt im Text auftretende Abkürzungen. Bei den Maßen, Gewichten und Währungen wurde versucht, den jeweiligen Gebrauch in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zu bestimmen. Da der regionale Gebrauch mit teilweise erheblichen Schwankungen verbunden war, sind die Angaben als Orientierung zu verstehen. Wenn möglich, etwa im Hinblick auf das Verhältnis der unterschiedlichen Münzwerte, wurde auf die Angaben der Texte zurückgegriffen. Häufige Abkürzungen im Text Wochentage ☉ ☽ ♂ ☿ ♃ ♀ ♄
Sonntag Montag Dienstag Mittwoch Donnerstag Freitag Sonnabend
betr. derg. et. fürst. gnd., gn., g., gg., gndst. I. F. G. it. Jct. Fr. H., Hn. könig., keyser.
Monatsnamen 7ber 8ber 9ber 10ber, Xber
betreffend dergleichen etliche fürstlich Gnaden, gnädige, gnädigster Ihre Fürstlichen Gnaden item Jurisconsultus Frau Herr, Herren königlich, kaiserlich
September Oktober November Dezember
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Lt., Lit. m., M., me. Mons., Mr., M ., M.s M., Ma., Mad. Mt., Mtt., Myt. p., pp. v., u.
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Lizentiat Meile, Meilen Monsieur Madame Majestät perge, perge vnd, und
Maße und Gewichte Boisseaux Büchsenschuss Canna oder Canne Chopine Elle (Altes Reich) Elle, aune (große Elle, Frankreich) Fuß (Altes Reich) Fuß (Frankreich) Klafter lb. Minot Pippe, Pipe Poinçon Poisson Schritt, s. Fuß Schu, Schuh, s. Fuß Setier Spann, Spanne tonneau (de mer) Vaxel Zentner (Frankreich) Zoll
französisches Getreide- und Salzmaß, Scheffel, ca. 13 l Entfernung, soweit eine Büchse schießt, unspezifisch große Elle, Längenmaß, in Südfrankreich zwischen 1,78 m und 2,01 m. Schoppen, französisches Flüssigkeitsmaß, ca. 0,232 l orts- und materialabhängig, Gotha: 56,5 cm orts- und materialabhängig, Paris 1,17 m ortsabhängig, Gotha: 28,7 cm ortsabhängig, Paris: 32,5 cm ortsabhängiges Raummaß, 6 x 6 Fuß Libra, Pfund, ortsabhängig, Gotha: 466 g französisches Getreide- und Salzmaß, ca. 39 l französisches Hohlmaß, 1 Pipe = 2 Poinçon, ca. 438 l französisches Branntweinmaß, 219 l = 944 Chopines, 4 Poinçon = 1 tonneau französisches Flüssigkeitsmaß, ca. 0,118 l französisches Hohl- und Getreidemaß, als Getreidemaß ca. 156 l Längenmaß, ortsabhängig, ca. 0,228 m ca. 900 l lothringisches Salzmaß, ca. 16,3 kg ca. 48,95 kg ortsabhängig, 10. oder 12. Teil eines Fußes
Meilen Die Meilenangaben sind teilweise nicht unerheblichen regionalen Schwankungen unterworfen. Angaben wären hier nur bei der genauen Beachtung des regionalen Gebrauchs sinnvoll. Das trifft nicht nur auf das Alte Reich, sondern auch auf alle anderen Regionen zu. Die Bandbreite ist auch in Frankreich und Italien
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nicht unerheblich. Es ergibt sich eine vergleichsweise große Differenz, legt man die in den Berichten angegebenen Meilen und die tatsächliche Entfernung zu Grunde. Bei den in der Normandie absolvierten Etappen liegt die Meile zwischen etwa 4,3 km und 5,3 km. Die Meile in Paris beläuft sich hingegen auf ca. 3,3 km. Zu beachten ist, dass bei den jeweiligen Angaben in den Berichten in jedem Fall die ortsüblichen Entfernungs- und Maßangaben Verwendung fanden. Währungen und Währungsabkürzungen d. (Altes Reich) d. (Frankreich) Doppien doub.
Denar, Pfennig Deniers, 12 Deniers = 1 Sol Doppia, italienische Goldmünze Double (Tournois), französische Kupfermünze, 6 Doubles = 1 Sol Ducat italienische Gold- oder Silbermünze Franck. France, hier französischer Gulden fl. Florin, Gulden, Goldmünze g., gros. Groschen Kopfstück Münze mit einem Brustbild, der Wert ist ortsabhängig Liard französische Kupfermünze, ¼ Sol., 80 Liard = 1 Livre Lira, Liura italienische Münze, 1 Lira = 20 Soldi = 240 Denari, 5 Lire = 1 Scudo Livr., libr., lb. französische Silbermünze, 1 Livre = 20 Sols = 240 Deniers Louis d’or französische Goldmünze p. Bazen, kleine süddeutsche, rheinische Silbermünze Paolo italienische Münze, 18 Paoli = 1 Soldi Rthlr., R. Rr., Ralr. Reichstaler S. Schilling Scudo italienische Rechnungsmünze, Silbermünze Soldi italienische Münze, 20 Soldi = 1 Lira ß., sols. Sol, Sou, französische Kupfermünze, 1 Liv. = 20 sols, 1 sol = 12 Deniers = 4 Liards st., Stüber, Stüver niederländische Silbermünze, 20 Stüver = 1 Gulden, 50 Stüver = 1 Taler thl., Thlr., thlr. Taler Turnose kleine französische Silbermünze x, creutz., cr., Kreutz., Kreuzer Kr. Siglen LATh-HStA Weimar LATh-StA Gotha
Landesarchiv Thüringen-Hauptstaatsarchiv Weimar Landesarchiv Thüringen-Staatsarchiv Gotha
1. Reisebericht Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 21, fol. 46r–305v, eigenh. Ausf. Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha Die Vorlage enthält mehrere Texte. Es handelt sich um einen mit braunmarmorierter Pappe bezogenen Band ca. 22 cm x 19 cm. Das Papier ist von unterschiedlicher Beschaffenheit mit abweichendem Format.
Verzeichnüß derer orther wordurch ich auf der Francoischen Reyse PASSIRET, REPASSIRET und aufgehalten habe. Vom 23 APRIL 1667 bis 1 D
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Den 23. APRIL. 1667 ♂ Gotha Eysenach Den 24. APRIL. ☿ Marcksuhl Frauensee Vach2 Pfersdorff3 Wenigen Daffet4 Groß Daffet5 Kirch Hasel6 Den 25. APRIL ♃ Hunefeld7 Rockers8 Marbach Fulda Neuenhoff9
Die Darstellung auch im Original in Tabellenform. Vacha. Pferdsdorf. Wenigentaft. Großentaft. Kirchhasel. Hünfeld. Rückers b. Hünfeld. Neuhof.
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10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21 22 23 24 25
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Schwebern10 Ruckers11 Schluchter12 Steinau13 Den 26. APRIL ♀ Salmünster14 ließen Wechtersbach15 auf der rechten Hand liegen Werteim16 Hochst17 Gelnhausen 18 Rotenbach19 Seligenstadt Den 27. APRIL ♄ Darmbstadt Darmbstadt20 Den 13. MAII Gebohrn21 Berngach22 Auf der Rechten Hand ließ mann liegen Gerahn23 Tanberg24 Reinfeld25 NB. die Seule
Schweben. Rückers b. Flieden. Schlüchtern. Steinau an der Straße. Bad Soden-Salmünster. Wächtersbach. Wirtheim. Höchst. Auf den ungeraden Seiten sind die Spalten umgekehrt. Rodenbach. Vom 28. April bis 12. Mai jeweils die Eintragungen für Darmstadt. Gehaborn, Lage nicht identifiziert, wohl nördlich von Leeheim. Vielleicht Berkach. Gerau, Groß-Gerau. Nicht identifiziert. Bei Wallerstädten.
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26 27 28 29 30 31 32 33 34 35 36 37 38
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Oppenheim Den 14. MAII ♂ Guntersblum Altzheim26 Bechtheim Westhofen Bermersheim Florßheim27 Motsheim28 Gellenheim29 NB. Tonnersberg Den 15. MAII ☿ Altzenborn30 Imkenbach31 Kayserslautern Sahen unter wegens auf der lincken Hand Landstuhl Homburg Speßbach32 Den 16. MAII ♃ Itschenhausen33 Niese34 Sand35 Schonberg36 Waltmur37 Limpach38
Alsheim. Flörsheim. Monsheim. Göllheim. Alsenborn. Enkenbach. Spesbach. Hütschenhausen. Vielleicht Miesau. Sand b. Gries. Schönenberg. Waldmohr. Limbach.
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39 40 41 42 43 44 45 46 47 48 49 50 51 52 53
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Kiechel39 Rohrbach S. Imber40 Sarbruck Den 17. MAII ♀ Forbach Roßbrück41 MERLEBACH FREMAIN42 S. AVO43 LONGEVILLE44 VOULNEAUX45 Rolinge46 CORSEIL47 Den 18. MAII ♄ PONTCHOSSE48 METZ METZ49 r Den 21. MAII ♂ METZ LONGEVILLE50 MOULIN51 LONGO52 Sahen auf der lincken Handt PONTAMOUSON53
Kirkel. Sankt Ingbert. Rosbruck. Freyming. Saint Avold. Longeville-lès-Saint-Avold. Vielleicht Haute-Vigneulles. Raville/Rollingen. Courcelles-Chaussy. Pont à Chaussy. Bis zum 20. Mai in Metz. Longeville-lès-Metz. Moulins-lès-Metz. Nicht identifiziert. Pont-à-Mousson.
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54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71
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MALATOUR54 Den 22. MAII ☿ Marcheville55 Frene56 Monhur57 Hau Dieumont58 Verdun Den 23. MAII ♃ Cevry59 Tombale60 Braban61 Freincourt62 Clermont63 S. Manthoul64 Den 24. MAII ♀ Sombion65 Sontorbe66 Sonsorbe67 Suibe68 Bacon69 70 Bounon auf der lincken Hand Les Deux Maisons71 Rheims72
Mars-la-Tour. Marchéville-en-Woëvre. Fresnes-en-Woëvre. Manheulles. Haudainville. Sivry-la-Perche. Dombasle-en-Argonne. Brabant-en-Argonne. Vraincourt. Clermont-en-Argonne. Sainte-Menehould. Somme-Bionne. Somme-Tourbe. Somme-Suippe. Suippes. Baconnes. Vielleicht Prunay. Nicht identifiziert.
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72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85 86
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Den 27. MAII zu Rheims umb 7 Uhr gefruhstucket Vitry73 Il74 Chatoldt75 Retell76 Den 28. MAII ♂ Nouvian77 Signi ist ein Wortt Labaye78 Obigni79 Lavable80 Rocroy Den 29. MAII ☿ Couve81
Marienburg82 Neuville Soumale83 Philippeville Den 30. MAII ♃ fruhstuck zu Philippeville Charl le Roy84 das Lager85 4. JUNII ♂ Beaumont auf dem feld geßen Sor le chasteau86 NB. unsere ACTION
Bis zum 26. Mai in Reims. Witry-lès-Reims. Isles-sur-Suippe. Vielleicht Le Châtelet-sur-Retourne. Rethel. Novion-Porcien. Signy-l’Abbaye. Aubigny-les-Pothées. Laval-Morency. Couvin. Mariembourg. Vielleicht Samart/Samâr. Charleroi. Bis zum 3. Juni. Solre-le-Château.
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87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98
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Avene87 Den 5. JUNII ☿ Chappelle88 Vervin Marle Den 6. JUNII ♃ Langre89 Chavignon Soisson Den 7. JUNII ♀ Zu Soisson gefruhstuckt, Ville cortre90 NB. Nantreuil91 Den 8. JUNII ♄ Blessivilleneuve92 Ton Martin93 Meni94 Paris95 v Den 13. JUNII ♃ Paris S. Denis Pierrefite96 Eguam97 Meniaubre Champlantieu Oufarge98 Den 14. JUNII ♀ Chanteill
Avesnes-sur-Helpe. La Capelle. Gemeint ist Laon. Villers-Cotterêts. Nanteuil-le-Haudouin. Le Plessis-Belleville. Dammartin-en-Goële. Vermutlich Mitry-Mory. Bis zum 12. Juni. Pierrefitte-sur-Seine. Écouen. Luzarches.
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Liancourt Creail Den 15. JUNII ♄ S. Louis99 Louver100 Paris Den 16. JUNII Paris S. Cloud Den 17. JUNII Ruel Maison Den 18. JUNII ♂ S. Germain Versail S. Cloud Paris Den 21. JUNII ♀ Betitebourg Essonne Ville Roy Courance Den 22. JUNII ♄ Fleury Fontainebleau Melune Veaux le Vicomte Melune v Den 23. JUNII S. George Charanton Paris101 Den 28. JUNII ♀ Argenteuil
Vielleicht Saint-Leu-d’Esserent, wahrscheinlich aber Senlis. Louvres. Bis zum 27. Juni.
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Pont Oyse Magny Den 29. JUNII ♄ S. Cler sur Epte Tillier Escouys Fleury Rouen102 Den 2. JULII ♂ Robert le Diable Pont au Mer Pont l’Evesqve Den 3. JULII ♄ L’Hostellerie au Parc Varaville Caen103 Den 22. AUGUSTI 1667. ♃
Varaville Dive Honfleur Den 23. Ag. 1667. ♀ Zu Honfleur gefrustuckt Harfleur auf der rechten Hand Havre de Grace Havre de Grace Den 24. Ag. 1667. ♄ Harfleur lincken Hand Honfleur Dive Den 25. Ag. 1667. Savenelle Ranville Contonville Caen104
Bis zum 1. Juli. Bis zum 21. August. Bis zum 29. August, danach endet die Liste.
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Abb. 1: Bericht Herzog Friedrichs
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Reyse DIARIUM Der Francoischen reyse. Welche den 23 APRIL
am ♂ im 1667 Jahr angefangen und den 166 Jahr glucklich vollendet worden.
Als auf mein Kingehorsames und instandiges ersuchen wie auch auf langer und Schweren DELIBERATION, endlichen der Durchleuchtige Hochgebohrne Fürst und herr Herr Ernst Hertzog zu Sachsen, JULICH, CLEVE und Berg &c. Mein Gnädiger Hochgeehrte H. Vatter,105 die reyse nacher Franckreich zu thun gnädig erlaubet, worzu mir denn Ihr Gnd. der Herr Vatter MONSIEUR Witzleben als Cammerjuncker,106 H. Finck Lit.107 zum mittbegleiter, H. Weitzen zum MEDICO,108 MONSIEUR Backofen zum SECRETARIO,109 und reise SPENDITEUR, Gromeyern110 zum Cammerdiener, Hanß Rincken zum laqueyen,111 Hanß Petern zum Reisigen Knecht,112 Justinus zum gutscher von die Calesche,113 mittgegeben und zur bedienung zugeordnet. ♂ Den 23. APRIL 1667 Als bin ich Den 23. APRILIS 1667.sten jahrs nach geschehenen gottesdienst und Mittagsmahlzeit Nachmittage in begleitung des H. Vatters und H. Brüder114 mit vielen gutschen und Trompetenschall im nahmen Gottes aufgebrochen und bis eine stunde von der stadt Gotha gefahren, alwo ich von den H. Brüdern und andern COMITAT, wie Ihr Gnd. der H. Vatter mitt bis Eisenach gereyset, abschied genommen, unsers H. Gottes schutz befohlen und wiederumb zurück 105 106
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Ernst I. (1601–1675), der Fromme, Herzog von Sachsen-Weimar, seit 1640 Herzog von Sachsen-Gotha, seit 1672 Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg. Johann Heinrich von Witzleben (1631–1693), neben Anton Finck Reisedirektor, 1657 Reise in die Niederlande, 1657–1660 Kriegsdienste, Obrist im Leibregiment Schweizer des französischen Königs, sachsen-gothaischer Kammerjunker, 1676–1680 Landeshauptmann im Fürstentum Altenburg. Anton Finck (1630–1670), Lit. jur., neben Johann Heinrich von Witzleben Reisedirektor, Universitäten Rinteln und Marburg, 1650–1653 Präzeptor in Nassau-Saarbrücken, 1653 Reise nach Wien, Ungarn, Siebenbürgen, Kriegsdienste, 1662–1663 Reise durch die Schweiz, Frankreich, die Niederlanden und England, Kriegskommissar in Frankfurt am Main, 1665 Reise durch Frankreich und Italien, seit 1666 in sachsen-gothaischen Diensten, zuletzt Amtmann der Ämter Wachsenburg, Ichtershausen, Kranichfeld und Tonndorf. Dr. Jacob Friedrich Waitz (1641–1723), 1666 Leibarzt Herzog Ernsts I. von Sachsen-Gotha, 1668 Stadtphysikus in Gotha, Bürgermeister. Johann Friedrich Bachoff (1643–1726), als Bachoff von Echt nobilitiert, stud. jur. Universität Leipzig, seit 1666 Regierungssekretär in Gotha, nach der Reise Sekretär Herzog Friedrichs, 1673 Hofrat, 1680 Geheimer Rat, 1689 Kanzler, 1698 Geheimer Ratsdirektor. N.N. Cromayer/Kromayer (gest. 1667), Kammerdiener. Johann Ring, Lakai, Kammerdiener, 1664 und 1665 mit Herzog Friedrich in Straßburg. Hans Peter Schäfer, Knecht. Justinus Trümper (gest. 1667), Kutscher. Es handelt sich um die vier jüngeren Brüder Herzog Friedrichs: Heinrich (1650–1710), Christian (1653–1707), Ernst (1655–1715) und Johann Ernst (1658–1729), Herzöge von SachsenGotha.
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nach der stadt ziehen laßen. Wir andern aber nahmen den geraden Weg nach Eisenach, und hatten Ihr Gnd. der H. Vatter, nach dem Sie alle andere juncker und diener mitt den brüdern wiederumb zurück gehen laßen, niemanden bey sich behalten als MONSIEUR PRISCHENCKen,115 und LEVIN von Wangenheim116 1. BAGEN und 2 LAQVEIEN. A. Eisenach Sind also mitt Ihr Gnd. dem H. Vatter nacher Eisenach gegen abend umb 7 Uhr ankommen, da denn bald nach unsere ankunfft gespeiset und also dieser erste tag der reyse glucklich verbracht worden. Den 24. APRIL. 1667. ☿ Bin ich frühe umb 5 Uhr mitt meinen leuthen aufgewesen umb von den H. Vatter abschied zu nehmen und als denn unsere reyse fortzusetzen. Weill aber Ihr Gnd. auch selbigen morgen nach wiederumb nacher Gotha Sich erheben wolten als warttete ich So lange bis Ihr Gnd. auf wahren nahm alsbald im gemach abschied und satzen uns zugleich auf, fuhren auch mitteinander zum schloß bis auf den marckt hinein, da denn Wir gleich auf den marckt von einander schieden, maßen denn Ihr Gnd. der H. Vatter auf die rechte Hand, ich aber mitt meinen leuthen mich auf die lincke Hand wendete. Schieden also recht beweglich umb 6 Uhr von einander. Es ritten mitt mir aber zur begleitung noch Ferner mitt MONSIEUR PRISCHENCKe von Vetter Adolfes117 wegen aber M. Eisenberg118 und M. Streithorst.119 Als ich nun auch nach einer stunden lag von ihnen abschied genommen hatte, nahm ich meinen Weg auf Marcksuhl Vetter GEORGen von Weymar120 zuständig, auf Frauensehe,121 und endlichen auf Fach122 zu ein stadtlein dem Landgrafen von Caßel zugehorig, alda Wir das mittagsmahl einnahmen, LOGIRTEN im Engel. Nachmittag nahmen Wir unßern Weg auf Pfersdorff,123 Wenigendaffet,124 darinnen die Höhern125 ein Rittersitz haben, mann muß durch den Hoff fahren wenn mann nach großen taffet126 will, wohin wir auch bald kamen, und unseren Weg auf Hasel127 follend nahmen, alwo Wir zu nachts blieben und bey dem COMPERE LOGIRTEN.
115 116 117 118 119 120 121 122 123 124 125 126 127
Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof (1639–1679), Kammerjunker Herzog Friedrichs. Levin von Wangenheim (gest. 1699), sachsen-gothaischer Hauptmann. Adolf Wilhelm (1632–1668), Herzog von Sachsen-Eisenach. Friedrich Reiß von Eisenberg, sachsen-eisenachischer Landeshauptmann. N.N. von Streithorst, sachsen-eisenachischer Forstmeister. Johann Georg I. (1634–1686), Herzog von Sachsen-Eisenach, residierte 1662–1671 in Marksuhl. Frauensee. Vacha. Pferdsdorf. Wenigentaft. Nicht identifiziert. In dem Ort gab es einen Rittersitz der von Geyso. Großentaft. Kirchhasel.
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Den 25 APRIL. sind Wir auf Hünefeld128 eine fuldische stadt auf Rockers,129 Marpich,130 Fulda die RESIDENTZ stadt des Abts alwo Wir durch PASSIRTEN, der itzige131 Abt ist Ein freyherr von Gravenecht132 ein Niederländisch geschlecht, hatt ihren nahmen von der Fulda, dem Waßer das daran wegläufft, was sonsten hier zu sehen ist, solches kann mann mit mehrem aus meiner Holländischen Reysebeschreibung ersehen.133 Von hier ritten Wir fortt auf Neuenhoff,134 alwo Wir zu mittage blieben, gehoret auch dem abt, hatt sonsten Ein hübsch schloß wohl verwahret mitt einer starcken mauer von QVADERN und großen türmen. Nach der mahlzeit ritte ich nur mitt einen alleine foran, kam auf Schwebers,135 Rückers,136 Schluchter137 dem fussteig nach und endlichen auf Steinau,138 alwo Wir zu nacht blieben, in deßen daß meine leuthe nach kamen, gienge ich weil- en das Schloß dem Graffen Friedrich Casimir von Hanau139 zu ständig. Solches ist mit einer stattlichen graben und mauer umbgeben, in solchen graben und sonst allezeit stück wild aufbehalten worden ist aber itzo alles weg. Es bestehet in vielen gemacher und kleinen SALETEN, unter welchen das vornehmbste als ein Wahrzeichen pfleget REMARQVIRET zu werden ist der bauerntantz, des Kellers daselbst, welcher so viel ist als ein Verwalter, [sein] Sohn hatt mich allend halben herumb geführet, itzo genanter Keller hatt sonsten im selben ambte zu aufsicht gehabt die aber itzo Ein absonderlicher Ambtmann Ein Frau des nahmes welcher vor weniger Zeit des Grafen beschließerin geheurathet dahin gesetzet hat Er itzo nachts mehr zu thun als daß Er bisweilen mitt zu siehet was vorgeht. Wir LOGIRTEN in der Crone. Als ich vom Schloß wieder kommen, kamen meine leuthe und eben 2 stunden darauf gar spät umb 10 Uhr erst an, weil ihnen unter wegens die Calesche gebrochen und dahero 2 stunden zu Fuße gehen müßen. Den 26 APRILL 1667 waren Wir frühe umb 5 Uhr auf, kamen unter wegens auf Salmünster,140 ein städtlein halb Maintzisch und halb huttisch, über der Stadt 128 129 130 131 132 133
134 135 136 137 138 139 140
Hünfeld. Rückers. Marbach. Hier und auf den folgenden Seiten sind am rechten Rand nochmals die Reisestationen verzeichnet. Diese wurden hier nicht aufgenommen. Joachim Graf von Gravenegg, 1644–1671 Fürstabt von Fulda. Im Jahre 1661 reiste Friedrich mit seinem Bruder Albrecht nach Dänemark. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3c. Eine weitere Reise erfolgte im Jahre 1662. Mit den Brüdern Albrecht und Bernhard reiste er in die Niederlande. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 4. Neuhof. Schweben. Rückers. Schlüchtern. Steinau an der Straße. Friedrich Casimir von Hanau (1623–1685), Graf von Hanau-Lichtenberg. Bad Soden-Salmünster.
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ligt Site141 und ein Huttisch Schloß,142 und hohen stein, ferner kamen Wir auf Aufe- nau, Wechtersbach143 blieb auf der rechten Hand liegen eine graflich Isenburgische RESIDENTZ, als welcher Graff144 dem Grafen von Birstein145 welcher vor wenigen Wochen gestorben SUCCEDIRTe. Von dar auf Wertheim146 Hochst147 und Gelnhausen, alwo Wir zum mittage blieben. Kehrten im behren am marckt ein, ist Eine Reichsstadt, hatt ihren ursprung und DIGNITAT vom Keyser FRIDERICO I. BARBAROSSA148 bekommet nebenst dem Siegel welches ist Ein doppelter adler mitten auf des adlers brust ist ein Hauß REPRESENTIRT aus welchem der Keyser und Keyserin zum fenster aus sehen. Sie hatt ihr VOTUM und SESSION auf den Reichstägen, erkennet Pfaltz zum Schutzherrn, ist vor diesem Graf Günthern von Schwartzburg149 ehe Er ist Romischer Keyser worden, versetzet worden, daher Sie auch jahrlich 300 fl. daselbsten zu erheben haben. Weill [es] aber nachgehends dem Graffen von Hanau der Pfandschilling als ein baten geschenckt eingebunden worden, als haben es itzo die grafen von Hanau die 300 fl. zugenießen. Nach der mahlzeit waren Wir bald wieder auf und kamen auf Rotenbach,150 Cale151 einer über all die maßen schönen gegend herunter maßen es denn nicht anders ist als wann mann in lauther lust garthen ritte, und endlich nacher Seligenstadt, alwo Wir uns über den Mayn setzen ließen. Kamen abends umb 7 Uhr hin und kehrten ümb Ochsen ein. Sie hatt ihren Nahmen vom CAROLO MAGNO152 bekommen, denn nach dem Er seine Tochter die Imma mitt dem EGENHARDO wegen begangenen übelthat des landes auf eine Zeit lang verwiesen, Sie Sich mitteinander aldar gesetzet, Er aber Als Er nach vielen jahren Einen Zug in Siebenbürgen zu thun vorgenommen, und diese Stadt mittberührete, auch seine Tochter Solches Erfahren, hatt Sie ihm das gewohnliche Eßen daß Er iederzeit gerne genoßen, gekochet und vorgetragen, So habe Er Sie von wegen des gekochten Eßens wieder gekennet. Sie beyde wieder ausgesöhnet und gesagt Selig ist die Stadt darinnen Er Seine Tochter wiedergefunden und dahero Seligenstadt genennet worden. Es ist auch alhie ein BENEDICTINER Closter zu sehen welches der EGENHARDUS mitt 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152
Nicht identifiziert. Schloss in Bad Soden-Salmünster, im 16. Jahrhundert von den von Hutten errichtet, seit 1643 im Besitz Georg Ludwigs von Hutten (gest. 1691). Wächtersbach. Johann Ernst (1633–1673), Graf von Isenburg-Büdingen-Büdingen. Wilhelm Otto (1597–1667), Graf von Isenburg-Büdingen-Birstein, gest. am 19. April in Birstein. Wirtheim. Höchst. Friedrich I. Barbarossa (ca. 1122–1190), Kaiser. Günther XXI. von Schwarzburg (1304–1349), Graf von Schwarzburg-Blankenburg, Gegenkönig bzw. Kaiser im Jahre 1349. Rodenbach. Kahl am Main. Karl der Große (Carolus Magnus/Charlemagne) (747/748–814), fränkischer König, Kaiser.
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der IMMA des Keysers Tochter, nach dem Sie beyde ihre Sünden zu Rom gebußet, nach ihrer Wiederkunfft erbaut, Sie beyde ligen mitten im Cohr in einem gantz steinern sarge gantz nicht eingesencket sondern gantz in der höhe, Sie haben auch Ingleichen in einem großen holtzern Sarge von bohlen in der SACRISTEY zu sehen, des PETRO und MARCELLINI gebeine mittgeführet. Welche beyde Sie vor des Closters PATRONEN kennen. Den 27. MARTII153 1667. Bin ich frühe umb 5 Uhr das Closter zu sehen ausgangen, und nach dem ich meinen Schwager in Darmbstadt154 überraschen wolte, ritte ich nur mitt einem alleine foran und ließen die andern mitt der BAGAGE sachte nach reiten und fahren. Ich nam meinen Weg auf Als ich vor das eine thor kam und gefragt wurde wer ich were Sagte ich ich käme von Caßel were ein Wallenstein von der landgrafin mitt briefen an den landgrafen von Darmbstadt abgeschicket, Sie ließen mich aber nicht ein worauf bey dem andern thor , muste also die halbe stadt umbreiten bis ich vor das thor stracks am schloß kam, und nach dem ich eine guthe halbe stunde vor solchem gehalten, ritte ich alsobalden vor das schloß stieg aldar ab und gieng hinauf, im hinein gehen aber wurde ich von einem des H. Landgrafens junckern M. Freudenbergen155 erkant und verrathen, ich traff aldar meine 2 brüder156 die vor 8 tagen von Dübingen nach Darmbstadt waren gereyset, wie auch Landgraf GE- ORGen meinen Schwager,157 an, wurde bald nach meiner ankunfft weill es schon 12 Uhr über gespeiset. Nach der tafel 158
Die örther von Darmstatt biß Reynfeldt waren.159 Geborn,160 Berngatt,161 auff der rechten Handt ließ man liegen Gehrau,162 Tannbergk,163 Reinfeldt164 zu 153 154 155 156 157 158
159 160 161 162 163 164
Falsch, eigentlich April. Ludwig VI. (1630–1678), Landgraf von Hessen-Darmstadt. Nicht identifiziert. Albrecht (1648–1699) und Bernhard (1649–1706), Herzöge von Sachsen-Gotha. Missverständlich, Landgraf Georg (1632–1676) ist der Bruder des Landgrafen Ludwig, der der Schwager des Herzogs war. Vgl. im Anhang zur Reise Herzog Friedrichs in diesem Band die zweite Variante für den Reisebeginn. Eine dritte Variante findet sich in den tagebuchartigen Aufzeichnungen im Schreibkalender des Herzogs, vgl. Friedrich I. von Sachsen-Gotha und Altenburg. Tagebücher 1667–1686, bearb. von Roswitha Jacobsen, 3 Bde., Weimar 1998–2003, hier Bd. 1, 53–56. Warum die Lücke zwischen der Ankunft in Darmstadt und der Abreise an dieser Stelle nicht ausgefüllt ist, ist aus dem Text nicht ersichtlich. Gehaborn, nicht eindeutig identifiziert, vermutlich nördlich von Leeheim. Vielleicht Berkach. Gerau, Groß-Gerau. Nicht identifiziert. Bei Wallerstädten.
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Mittag die SPEZIFATION deß orths Reinfeldt, sonst daß dorff Wallerstatt165 genant, die ABENTIENREN166 mit den pferden auff den Wege von Reynfeldt biß zue der säulen, erst. der PAGE, zum andern der Gutscher, zum dritten der bauer Eckart, zum vierten der Hund Cammerlein, zum 5 Köhler .167 Die säule und dabey der abschied trancken aus dem rhein von der säule nach Oppenheimb gangen musten über den Reyn fahren, an welchen auff der andern seiten DOCTOR Mayntzers bruder168 [uns] mich empfing (Oppenheimb sonst eine Reichsstatt ist dem Pfalsgraffen versetzt, giebt ORDINAR. 150 fl. wirdt aber itzo sehr mitgenommen, ist vor diesem eine reiche Handelstatt gewesen aber durch die Spanier itzo gantz verderbt,) der wirth bey welchem [wir] ich LOGIRTe, hatte daß FIBER, hat vor einen halben Jahr, sehr daran gestorben. Den 14 MAII früh auff gewesen und auff Guntersblum ein feiner verwahrter orth den Grafen von Leiningen-Heyttersheimb169 zueständig, von dannen auf Alldeßheimb170 Churpfältz. wo die Peste sehr GRASSIERT, und von luttring. ausgebreidet worden Bechtheimb. WESTHOFFEN, alwo wir Mittag hielten, bey einer schönen starcken Quellen, so also balten eine Mühle trieb. Die Peste ist hier auch starck gewesen, und von den Lutringern ausgebreidtet worden. Nachmittag ging Ich [wir] durch Bersmessheimb,171 Flörßheimb,172 Montsheimb173 v. Gellenheimb,174 allwo [wir] ich zue nachts blieben, welches den Graffen von Naßaw Saarbrücken Weilburg. LINIE zuständig bey welcher MONS. Finck gewesen,175 denn daß Hauß Naßaw Saarbrück itzo in drey Hauptlinien eingetheilet ist, Alß Weilburgk, Saarbrück & ithstein, dieser orth ist der erste gewest allwo die Peste aufgehört, alß Wir nach Gellheimb kommen, ritten Wir noch selben Abends umb 5 Uhr auff den Donnersbergk durch Tannenfelß176 weil es aber spat v. regenwetter konde mann sich nicht wohl umbsehen, oben auff ist ein sehr groser hoher felß der Kayser Stul genant von welchem gesagt wirdt daß 165 166 167 168
169 170 171 172 173 174 175
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Wallerstädten. Gemeint sind wohl Aventuren. Die Bedeutung der Aufzählung ließ sich nicht erschließen. Dr. Ludwig Mentzer (1608–1670), Jurist, Rat in Oppenheim, dessen Bruder Dr. Balthasar Mentzer d.J. (1614–1679), lutherischer Theologe, Oberhofprediger und Superintendent in Darmstadt. Leiningen-Heidesheim. Alsheim. Bermersheim. Flörsheim. Monsheim. Göllheim. Anton Finck trat im Jahre 1650 in den Dienst des Grafen Ernst Casimir von Nassau-Saarbrücken-Weilburg (1607–1655) als Präceptor für dessen Sohn Friedrich (1640–1675). Er blieb bis 1653 in dieser Dienststellung. Vgl. in Bd. 2, I. 2 den eigenhändigen Lebenslauf. Dannenfels.
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die alten Heydnischen Könige daruff gekrönet [sein solten] weren worden, wir schoßen et. Pistolen droben los gab eine schöne Echo von sich, auff der PLANITIL deß Berges siehet mann viel schöne teiche äcker v. wiesen und einen schönen brunnen, es hat vor diesem ein PAULINER Kloster daruff gestanden, darvon mann die RUDERA noch siehet, zum gedächtnüß muß mann einen höltzern Götzen, den [hötzernen] alten Pater genannet umb daß Kloster 3 Mahl herumb tragen, unten am Berge siehet mann die RUDERA von den alten heydnischen [Königs] Schloß darauf viel Könige gewohnet im rückwege nach Gellheimb kahmen Wir nicht weit von Kirchheimb177 auch NASSAU SARB: Weiburg.178 zuständig, allwo es noch selbiges mahl sehr starb denn vor 8 tagen der Jägermeister von Geispitzheimb179 [aller] an der CONTAGION gestorben. Wir kamen gar spat gegen 10 Uhren nach Gellheimb wieder an, under wegens hatten wir einen Bauren der uns allerhandt erzehlete, vornemb. von dem voriegen Keller180 von Imbhoff. Den 15ten waren Wir umb 8 auff, sahen etwann einen Büchsenschuß weit von Gellheimb den orth wo Kayser ADOLPHUS181 erschlagen worden, ist ein groß CRUCIFIX und MONUMENT auffgerichtet worden, weil es aber von so langer zeit her viel beschädiget worden, hat es Graff LUDOWIG182 ANNO 1611. wieder RENUFIERen laßen. Wir nahmen Vnßern weg ferner fort auff Altzenborn183 allwo uns im Walt etliche Bauren die da vor wenigen tagen deß GENERAL Pradelli bruder184 nacher Maintz geführet mit ihren pferden begegneten, welcher wir uns im vorspannen wohl bedienden. Ferner auff Inckenbach185 und dann auff Kayserslaud. Biß hieher haben uns die Leute alle vor LUTTRINGER angesehen, und wo wir hinein kamen ausrißen, sahen under wegens gar viel teiche, zue Kayserslauder zogen wir im Bock ein. Die Statt gehöret dato der Fürst. Fraw Wittwen von Simmern186 falet aber nach ihrem todte wieder an ChurPfaltz, sie hat ihren H. Sohn187 der die Printzessin von VRANIEN188 vor weniger zeit geheyrathet neben sich in LAUTERN wohnen laßen wollen, weil es aber der Churfürst189 nicht hatt zugeben wollen hat sie sich zue ihren H. Sohn nacher Creutze177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189
Vermutlich Kirchheimbolanden. Weilburg. Georg August von Geispitzheim, nassau-weilburgischer Oberjägermeister. Kellermeister. Adolf von Nassau (gest. 1298), seit 1292 römischer König. Ludwig II. (1565–1627), Graf von Nassau-Weilburg. Alsenborn. N.N. de Pradel, Bruder des François de Pradel (gest. 1690), Lieutenant-Général, Gouverneur von Saint Quentin. Enkenbach. Marie Eleonore (1607–1675), verw. Pfalzgräfin von Simmern, geb. Prinzessin von Brandenburg. Ludwig Heinrich Moritz (1640–1674), Pfalzgraf von Simmern. Marie Henrietta (1642–1688), Prinzessin von Oranien. Karl I. Ludwig (1617–1680), Pfalzgraf bei Rhein.
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nach begeben, Er der Pfaltzgraff von Simmern hat viel erheyrathet, ist sonst ein groser Liebhaber von pferten es ist zue Kayserslaud. eine alte Kirche welche ein Lutischer MAIOR kauffen und denen daselbst wonenden Luterschen Bürgern ein ge= ben wollen es hat aber solches die alte Fürstin nicht zugeben wollen. Ihr H. Sohn hat daß Kloster abbrechen die steine wegführen und von den steinen ein Reithauß bawen laßen. Ferner ist allhier eine feine RESIDENTZ zu sehen aber ziemb. verwüstet wie auch eine Kellerey welches ein groß gebawte von graff JOHANN CASIMIR190 deßen Gemahlin191 eine vom Hauß Sachßen gewesen erbawet [laßen] nach der Mahlzeit giengen Wir weiter fort und weil es wegen der LUTRING. ARME [welche] welche in 5.000 Mann bestehet und Printz L’ISLE BONNE192 COMMANDIRET, und eine halbe stunde von uns in MARSCH begriffen war [wegen deßelben ARMEE] ziemb. vnsicher im lande war nahmen Wir vnßern wirth welcher bey den LUTRINGERN sehr bekant und einen PASS und REPASS von dem Landtschreiber von Kayserslaud. bekommen mit uns biß auff Vnßer nachtlager Speßbach193 genant welches ein einzeler Hoff ist, in der nacht wardt lerm NB: under wegens sahen wir uff beiden seiten die festen bergkhaußer Landstuel v. Homburgk, deren jenes denen von Sickingen und dieses dem Hauß Naßaw Saarbrück zugehöret, aber bey dieser zeit vom Hertzog von Lutringen194 inne hat ihm bißhero 150 thr. vor die EVACUATION gebothen er aber will noch so viel haben und obider etwas von den Hertzog zue reden, so hat er itzo vor weniger Zeit eine Junge Dahme APPERMONT seine underthanin von 15 Jahren geheyrathet, war zu deme ein iedweder unterthan Adell und unadell ein iedwedeß Hauß 1 thl. zur Spinnahl195 vor seiner neuen gemahlin wie Er es genant spendiren, müßen, kurtzer Zeit hat er alle Schornsteine in gantzen lande zehlen laßen, und von einen iedweden ½ thl. begehret bey anfang gegenwerdigen feldtzuges hat er alle seine Schätze in einer Wiesen verscharren laßen die diener die dabey gewesen [anderswohin geschickt] abgeschafft über wenig tag ehernach solchen schatz wiederumb ausgraben und nacher Basell führen laßen. Wenn mann von dieser newen gemahlin Erben bekohmt würden sie die nechsten Erben zum Landt und Hertzog CARL LEOPOLDEN196 ausschließen, der mit den König gemachte CONTRACT würde auch gäntzlichen fallen, so ohne daß nicht viel Kräffte mehr hat, die Frantzosen haben daß Landt etlich mahl zur Huldigung ermahnet, auch schrifftliche EDICTA angeschlagen, aber wegen gegen ORDERE deß Hertzogen nichts 190 191 192 193 194 195 196
Johann Kasimir (1543–1592), Pfalzgraf von Simmern. Elisabeth (1552–1590), Prinzessin von Sachsen. François Marie de Lorraine-Guise (1623–1694), Prince de Lillebonne, seit 1666 Comte d’Harcourt. Spesbach. Charles IV de Lorraine-Vaudémont (1604–1675), Duc de Lorraine, regierte 1659–1670. Lesung unsicher, Bedeutung unklar. Charles V Leopold de Lorraine (1643–1690), seit 1663 in kaiserlichen Diensten.
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richten können, nach seinen todt würde sein natürlicher Sohn der DUC DE VAUDEMONT,197 in Landt nicht viel erben, schafft ihn deßwegen güter in Röm. Reich und die baarschafft außer deß Landes, der Tochter mann Printz L’ISLEBONNE hat zue der kleinen ARMEE deß Königs so am Litzenburgk stehet, und MONS. [H.] CREQUI198 COMMANDIRet und itzo in 5.000 mann bestehet stoßen sollen, allein weil er sich von ihm alß der kein fürst ist nicht hat wollen COMMANDIRen laßen wollen, hat der König befohlen die Luttring. ARMEE mit der König. Haupt ARMEE zu CONJUNGIERen, deß vorgebens weil er Monsieur der kein fürst were sich nicht wolte COMMANDIERen laßen und MONS. TOUREN199 ein fürst were alß solte er sich von ihn COMMANDIERen laßen die rechte Vrsach aber helt mann darvor zu seyn daß sie desto mehr vom Lande abnehme und mann desto sicherer (weil er ein sehr wanckelmüthiger H: were und leichtlich die Spannische Partie wie ehe geschehen annehmen möchte) trauen könde. Die Loutring. ARMEE wirdt von Könige bezahlet und darffe wie mann ins gemein davor helt wann sie in Flandern were gar zertheilet werden, der Hertzog hat beym König die NEUTRALITET gesucht aber nicht erhalten, und ihn zur antwordt geben er solte weß partey er [sich] halten wolte in CONTINENTI erklahren, er hat vnlengst auch gesucht etliche PALLISADEN in NANCY heraus zu setzen, deß vorgebens es möchten sonst viel Völcker hinein lauffen hat es aber auch nicht erhalten können giebt aber doch vor daß er die ARMEE wegen sicherheit seiner Persohn haben müße weil er keinen Eintzigen festen Platz im Lande mehr hatte denn sie der König alle OCCUPIERET mann helt auch davor daß der Junge Hertzog CARL LEOPOLD bey diesen Kriege zue Wien auch eine OCCASION sichern möchte LUTTRINGEN wiederumb zue ACQUERIEREN, welcher allzuletzt mahlen dabey ist gewesen, wolte ihn der König die von SOLEMOUR200 vermehlen, item er wolte ihn zweymahl so viel REVENUS in Franckreich weit hinein geben, damit nur daß landt vertauscht v. dem Könige Lutring. [Citier] CEDIRT werde welches zuvor der Hertzog ACCEPTIERET aber zwey Stunde vor den [Ficaill] FIANCAILLES sich deß Handels reuhen laßen und heimblich darvon gezogen. Daß landt Lutringen hat er mit der NICOLE201 deß Hertzog Heinrichen202 deß Letzten von Hauß Lutringen erheyrathet; ist sonsten von den Frantzosen ziemblich RUINIRT, denn als er seine gemahlin verstoßen v. die gräfin von CANTACROIX203 zur CONCUBINE angenommen ist hierauff seine gemahlin nacher Pariß zum Könige gezogen sich aldar vber ihres H. bösen Be197 198 199 200 201 202 203
Charles Henri de Lorraine (1649–1723), Duc de Vaudémont. François de Créquy (1625–1687), Marquis de Créquy, Maréchal de France. Henri de La Tour d’Auvergne (1611–1675), Vicomte de Turenne, Maréchal de France. Wahrscheinlich Marie-Jeanne-Baptiste de Savoie-Nemours (1644–1724), diese war 1662 mit Charles Leopold de Lorraine verlobt, verm. aber mit Charles Emmanuel II de Savoie. Nicole de Lorraine (1608–1657), 1621 verm. mit Charles IV de Lorraine. Henri II de Lorraine (1563–1624), Duc de Lorraine. Béatrice de Cusance (1614–1663), verm. mit Leopold-Eugène Perrenot de Granvelle (1615– 1637), Prince de Cantecroix.
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ginnens beklaget vnd dem König ihr recht CEDIERET worauff der König bewogen sich seines rechts zugebrauchen, hat dannenhero dann meistentheil deß landes eingenommen. Der Hertzog von LOUTRINGEN hat von der rechten gemahlin keine Kinder. Hat aber mit der CONCUBINEN einen Sohn welchen er von König LEGITIMIREN laßen v. Printz VAUDENMON204 genennet wie auch eine Tochter205 welche der Printz L’ISLEBONNE der itzo die LOTRINGIsche Völcker COMMANDIERET geheyrathet hat. Sein H. Vater hieß Graff FRANTZ von VAUDEMON,206 undt verließ neben ihm noch einen Sohn, Hertzog FRANTZEN,207 welcher Hertzog HENRICO208 von Lothringen andere Tochter, CLAUDE209 genant der NICOLE210 Schwester geheurathet mit welcher Er Hertzogen CARLEN von welchem oben geredet und sich itzo am Keyserlichen Hoff aufhelt, gezeuget. Den 16ten MAII waren wir deß morgens früh auff v. kahmen auf Itschenhaußen,211 Niese212 Sandt,213 Schönbergk, Waldtmur,214 Limpach,215 Kirckel,216 ein Schloß, Rohrbach alwo wir Mittag hielten und bey einem wirth luschirten, der aus ALWANIEN oder MACEDONIEN bürdig und von den VENEZIANERN gebieth vor Cape gebracht worden und hier zu landt der VENECIANER genant wird, alhier schlagen die Hollander viel Holtz v. fuhren solches auff der Saar v. Maaß in Hollandt, Nachmittag nach der Mahlzeit giengen wir auff S. imber217 vnd Saarbrücken. Wir fuhren über die Saar welche dabey fliest wir luschirten in weißen pfert bey einen trompeter jenseit von Statt, baldt nach vnser ankunfft gieng ich in daß Schloß umb mich beßer zu vorbringen gab ich mich vor einen grafen von Stollberg aus, besahe erst die Kirche welche sehr schön zusehen, gieng darauff in den grosen Saal welcher zwar schön aber an etlichen orthen von den Lotringern verwüstet, alß ich mich darinnen eine zeit lang auffgehalten kahm der Graf218 vnd Empfing mich als aber mit ihm ein Junger Stein Kalfelß219 der zu Stutkart bey meiner anwesenheit sich auffgehalten mit ihm kahm vnd mich erkant hat er es den grafen heimblich ref204 205 206 207 208 209 210 211 212 213 214 215 216 217 218 219
Charles Henri de Lorraine, vgl. Anm. 197. Anne de Lorraine (1639–1720). François II de Lorraine (1572–1632), Comte de Vaudémont. Nicolas François de Lorraine (1609–1670), Kardinal, Duc de Lorraine. Henri II de Lorraine, vgl. Anm. 202. Claude Françoise de Lorraine (1612–1648). Nicole de Lorraine vgl. Anm. 201. Hütschenhausen. Vielleicht Miesau. Sand b. Gries. Waldmohr. Limbach. Kirkel. St. Ingbert. Gustav Adolf (1632–1677), Graf von Nassau-Saarbrücken. N.N. Steinkallenfels.
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ferirt wer ich were darauff der graf mir alsobald ein gemach in Schloß eingaben, [bald] nacher gieng ich in Gartten welcher erst vor zwey Jahren wieder angerichtet worden ist sehr anmutig aus solchem auff daß flache feldt vnd forbey fließenden waßer zu sehen. Baldt hernach giengen wir zur tafel alwo sich auch noch zwey alte Stein Kallefelßen ein gefunden. Die Stadt wie auch daß schloß ist sonst im letzten Kriege sehr von den Lotringern RUINIERet, wirdt aber doch allemehlich wieder REPARIRet. Die Vorstatt heist S. JEAN.220 Die Bürgerschafft ist in beyden noch gar schlechtich der itzt aldar Regierende graf GUSTAV ADOLF genant vnd die gräfin von Hohenloh221 graf Johann Friedrichs Schwester geheyrathet ist nicht der äldeste sondern der andere welchem der äldeste bruder222 die Regierung abgetreten vnd gegen Ottweiler getauscht wie wohl es ihm hernachmahls gereuhet der äldeste ist itzo beym König in Franckreich in Kriegs diensten vnd hat über daß Ellsasche Regiment alß Obrister zu COMMANDIERen seine gemahlin223 ist der beyden pfaltzgrafen von Bischweiler224 fraw Schwester mit welcher er zwene H. gezeuget deren den ältisten225 Er bey sich in Kriege hat der andere226 aber sich anitzo zu pariß auffhelt sind noch alle beyde sehr Jung. Der dritte H. Bruder227 der sich sonst zu USINGEN auffhelt vnd vor diesem die Printzeßin von Cassel heyrathen wollen ist vor dißmahl [bey] Obrister bey den Lüneb. Völckern, daß landt ist auch durchgengig ziemblich verwüstet und haben solches die Herrn erst vor vier Jahren wiederumb beseßen maßen dann solches gantzer Ein vnd zwantzig Jahr haben gar nicht vnd ohne landt vnd leut sein müßen. Den 17ten giengen wir nach gehaltenem frühstück in begleitung deß grafen biß nach Forrbach 2. Stunden von Saarbrücken gelegen vnd aldar die lotringische Gräntzen angehen, gehört den grafen von Leiningen ist aber doch ist aber doch Lotringisch Lehn. Nach dem der graf abschied von mir genommen nahm ich meinen weg auff Roßbrück228 ein dorff so den Nahmen von den Rösel229 einen vorbeyfließenden waßer hath. (under wegens verlohre ich meinen Hundt) Kahmen neben dem berge her alwo Hertzog BERNHARD230 nach verlohrener Nördlinger Schlacht231 12 Wochen CAMPIERet, dann er von dort aus biß 220 221 222 223 224 225 226 227 228 229 230 231
Saint Jean/St. Johann. Eleonore Klara (1632–1709), Gräfin von Hohenlohe-Neuenstein. Johann Ludwig (1625–1690), Graf von Nassau-Ottweiler. Dorothea Katharina (1634–1715), Pfalzgräfin von Birkenfeld-Bischweiler. Christian II. (1637–1717) und Johann Karl (1638–1704), Pfalzgrafen von Birkenfeld-Bischweiler. Friedrich Ludwig (1651–1728). Walrad (1656–1705). Walrad (1635–1702), Graf von Nassau-Usingen. Rosbruck. Rossel/La Rosselle. Bernhard (1604–1639), Herzog von Sachsen-Weimar. Im Jahre 1634.
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dahin von den Keyserlichen verfolgt worden. MERRLEBACH, alwo wir sehr viel Hunde sahen FREIMAING,232 St. AUO233 oder Sainteavor auf teutsch genennet. Hielten da Mittag v. kehrten in Hirsch ein lag eben dahmals ein Lotringische COMPAGNIE darinnen welche von König bezahlt wirdt. Der König hat auch aldar von den Leuthen die Huldigung begehret ist aber allezeit von dem Hertzog verboten worden. Nachmittag kahmen wir auff LONGEVILLE,234 VOUTNEAUX,235 ROHLINGEN236 vnd endlich auf CORRSEIL237 biß hieher sind wir den gantzen Nachmittag in grosen gewitter und regen gerayst. Kahmen gar spät gantz in der nacht aldar an, vnd blieben aldar deß nachts, under weges kahmen wir durch viel berg v. thal haben in acht genommen daß die Bauren offt an einen Pfluge 6 oder 8 pferde so doch sehr klein angespannet, vnd müßen doch deß nachmittags frische davor spannen, daß also mancher baur in die 16 biß 18 pferde hat vnd wann sie deß Abends ausspannen treiben sie solche gleich einer Herthe Vieh vor sich hehr. Den 18 MAII giengen wir vber die Wälsche NIDE238 vnd Brücke PONTCHOSE239 vnd kahmen gegen Mittag nach Metz. Wir LOGIRTEN in Schwan es lag gleich ein COMMENDANT vber die COMPAGNIE von 100 TRAGOUNER darinnen , sie MARCHIRTen bald nach vnßer ankunfft ab. Der COMMENDANT wolte gern [vnßere] meine Pferde kauffen. [Wir] Ich konte sie aber weil [wir] ich sie selbst benötigt noch wahren ihnen nicht laßen. Nach der Mahlzeit giengen [wir] ich aus, vnd kahm zuerst durch die gaßen die vber die Häußer weg gehet, hernach in den thum worinnen [wir] ich die MUSICK bey der VESPER weil eben der Catolischen Pfingsten deß andern tages war mit an, stiegen hernachmahls auff den thurm welcher 384 Stuffen hat, mann kont auff solchen die Stadt schön vbersehen, sonderlich sahen wir die 2 flüße SALIEN240 v. Mosel vber welcher letzdere 7 brücken gehen, vnd sich in 3 grose arme zertheilet. Sahen ferner daß PARLAMENTS Hauß, den Bischoffs Hoff, daß CITADELL, die JESUITer Kirche. Die Statt hat 60 Kirchen v. 5 thor alß wir wieder heruntergestiegen giengen wir wieder nach Hauß, v. balt darauff kahm MONS. MONTIGNE zu mir deß grafen von Naßaw Kauffmann welcher mich deß H. grafens wegen umb meine CALECHE v. 2 Kutschpferde ansprach weil er aber vor solches nicht mehr als 80 thl. geben wolte konten wirs ihm davor nicht laßen. Vnd besagter Kauffmann berichtete mich auch daß der König in Franckreich einen COURIR in Spanien ge232 233 234 235 236 237 238 239 240
Freyming. Saint Avold. Longeville-lès-Saint Avold. Vielleicht Haute-Vigneulles. Raville/Rollingen. Courcelles-Chaussy. La Nied Française. Pont à Chaussy. La Seille.
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schickt, umb zu fragen ob der König in Spanien PRABANT ein stück von NAMOUR, HENNEGAV v. LUXEMBURGK gudwillig abtreden wolt, hatte auch an aller dieser orthen Gräntzen Volcker gelegt. Vornemb. aber MONS. KRECKING241 deß Marschal KRECKI242 bruder befohlen sich mit 2.000 Mann starck umb Luxenb. herumb zu halten, daß RENDEVOS zu TIONVILLE243 gehalten. Den 19. MAII war der Catolischen Pfingsten v. fuhr in die REFORMIRTe Kirche allwo viel COMMUNICIRT vornemb. aber die MADAME D’AUMALE244 aus dem Hause darvon die Königin in BORTUGAL245 ist neben ihrer Schwester der MADAME D’ORTH246 deren letztre ihr Sohn247 neben vnß Saß, der beyden Mam. ihr Vater ist der berühmte General VECKUIER,248 so vor TITENHOFEN249 an einer blessur geblieben, nach dem er zuvor MARSCHAL DE FRANCE PUBLICIRT worden. Nach gehaltener predigt v. gehaltener Mahlzeit schickte die MADAME D’ORTH ihren Jüngsten Sohn denn die drey ältesten bey der ARMEE sich itziger zeit auffhalten zu mir welcher einen Straßburger bey sich hatte, welcher mich gekant v. der M. D’ORTH solches eröffnet sie ließ mich bitten so ich etwann [meinen weg] nacher LIXENBURG die da selbst stehende ARMEE zu sehen raysen wolte, meinen Weg auff ihr Schloß so nicht weit darvon gelegen [ließen mich bitten meinen Weg] zu nehmen, itzo gedachter M. D’ORTH gieng mit mir auff daß CITTATEL worinen M. BELLCHASTEL250 COMMANDIERet, v. liegen 6 COMr PAGNIEN darinnen, die Wäll sind an et. orthen ziemblich verfallen v. mit sehr wenig Stücken versehen maßen denn ich über 5 oder 6 darzu ohne LAFETEN welche CARLUS V.251 gißen laßen nicht gesehen, es ist solche CITATEL zu der zeit, alß besagter Kayser mit Churfürst JOHANN FRIEDRICH von Sachßen252 Krieg geführet v. gefangen balt darauff vom HEINRICO II. König in Franck-
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Charles III de Créquy (1623–1687), Duc de Créquy, Lieutenant-Général, 1662–1665 französischer Ambassadeur in Rom. François de Créquy, vgl. Anm. 198. Thionville/Diedenhofen. Jeanne de Pas (gest. 1695), Marquise de Feuquières, verm. mit Jean Louis d’Aumale (gest. 1671), Seigneur de Gondreville. Marie Françoise Elisabeth de Savoie-Nemours (1646–1683), verm. mit König Afonso VI, nach Annullierung der Ehe 1668 verm. mit dessen Bruder Pedro II von Portugal. Die Herzöge von Nemours waren gleichzeitig Herzöge von Aumale. Die hier benannte verwandtschaftliche Beziehung ist etwas entfernter. Madelaine de Pas (1615–1681), Marquise de Feuquières, verm. mit Jean Louis Baron d’Orthe (gest. 1657). Vielleicht Mathias d’Orthe (geb. 1651). Manassès de Pas (1590–1640) , Marquis de Feuquières, Lieutenant-Général. Diedenhofen/Thionville. Jacques de Belcastel, Maréchal de Camp, Gouverneur der Zitadelle von Metz. Karl V. (1500–1558), Kaiser. Johann Friedrich I. (1503–1554), Kurfürst von Sachsen.
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reich253 neben TOUL, VERDUN und andern orthen mehr eingenommen worden v. also itzt besagte Stücke in Stich laßen müßen, es ligt sonst das CITATEL in einer REGULIER Viereckt, hat [Anstat] nach alter FORTIFICATION noch CASSEMATTEN, die COURTIN sindt sehr lang v. hat eine Schläuße vermittelst derselben mann den graben gantz mit waßer anfüllen kann, in der CITATEL sindt sehr viel Häußer v. kann mann darin alles bekommen, sonderlich ist ein Hauß darin welches voller frucht noch von 100 Jahren hehr abgefüllet ist darinnen kann mann zu wunderlich Zeug. NB. Da under wegens sahen wir deß Königs Hauß wo er pfleget einzukehren wann Er nacher Metz kombt von dar gieng ich wieder nach Hauß. In dieser nacht meine seltzame traum von donner und einschlägen gehabt. Den 20. MAII vmb 8 Uhr fuhre ich wieder in die Kirche da denn MONS. FERRI254 eine schöne predigt wieder die furcht daß etwas gewißheit der gnade gottes v. zue friedenheit deß gewißens fehlete vor der predigt wurde Braut v. Bräutgam vor die Cantzel gestellet, v. nur der Kirchen wie sie es nennen dargestellt, denn eine COPULATION bey ihnen gehalten wirdt, vnd eine daß Versprechen v. ringe geben genug ist, die Braut muß sich allezeit gantz schwartz anziehen, nach gehaltener predigt wurde ein Kindt getaufft v. ging also zu die gevattern stelten sich mit den Kindte vor den predigtstul der pfare aber bleibt darauff stehen liße etwas daher darauff der Jüngste gevatter daß Kindt hoch in die Höhe helt, darauff der Kirchner der die Gißkann in der Handt helt daß waßer dem pfare in die Handt geust welches wasser der pfare dem Kindte ins gesicht nur einmahl zeigt, vnd die Worte der tauffe darzu spricht, womit der ACTUS gäntzlichen beschloßen war, hierauff fuhr ich wieder nach Hauß es fuhren zu gleich auch 10 biß in die 11 CAROSSEN von dar ab, nach der Mahlzeit kame der Kauffmann PERSEKOTH255 zu mir sprachte viel von den itzigen angehenden Kriege balt darauff bekahm ich Zeitung daß M. CREQUI256 viel Vieh bey Luxemburg habe weg fuhren laßen, Er selbst sey umb die Stadt geritten hatte aber keiner aus der stadt geschoßen. Der Commendant in Metz ist M. LA VERLE.257 NB. Was vom staht zu Metz wie auch vom PARLEMENT, ist ein sonderlicher Bericht, auch der geistliche staht Bald darauf kahm M. COULAU258 auch berichtet daß
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Henri II (1519–1559), König von Frankreich. Paul Ferry (1591–1669), Theologe und Pastor der reformierten Kirche in Metz. Nicht identifiziert, vermutlich verwandt mit André Persode (gest. 1701), Conseiller der Bailliage Metz, Advokat am Parlement de Paris. François de Créquy, vgl. Anm. 198. Henri II de La Ferté (1599–1681), Duc de La Ferté-Senneterre, Maréchal de France, Gouverneur der Stadt Metz. Vielleicht Barthold Clemens von der Kuhla (1640–1712), Jurist aus Bremen, 1664 an der Universität Jena immatrikuliert.
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Vom Staht zu Metz ist zu behalten, daß Ein bistumb ist, der bischoff ist Ein graf von Fürstenberg,259 des Bischoffs von Straßburg260 Bruder, ist zu vor eine Reichsstadt gewesen, von HENRICO II. Eingenommen 1552 wie auch TOUL, VERDUN und andre orthe, hernach aber von CAROLO V. wieder belagert worden aber nichts dar vor ausgemacht. Die JUSTITZ wird aus 2 COLLEGIIS bestellet, nemblich von dem MAGISTRAT welchen Sie die ESCHEVIN261 nennen, welche mit dem BAILLAN welches So viel ist als ein Untererrath und werden alle Streitigkeiten So nicht allein in der Stadt Metz, sondern auch im Bistuhmb Metz vorgehen DECIDIRET, 2 von PARLEMENT, welches so viel als ein APPELLATION gericht ist. Wohin auch TOUL, VERDUN, Ein Stück von LUXEMBURG so viel der König hatt, TION VILLE,262 MORTMEDI263 und andere orther in lothringen So dem König zu stehen, APPELLIRen, der orth da das PARLEMENT ist wird LE PALAIS genenet hatt die GRANDE CHAMBRE worinne alle Sachen zu erst eingeben und TRACTIRET werden, hernach die LA TURNELLE DE CHAMBRE DES ENQVETTES, worin [die] etliche PARLEMENTS Herren die Sachen zu verrichtten abgetheilet werden. Sie halten die Wochen drey mahl die GRANDE AUDIENCE daß heist wenn Sie die Urtheil PUBLICIREN als den , ☿ , ♃ , es mußen alsdann alle PARLEMENTS H. Beysammen seyn.264 eine feste ALLIANTZ zwischen Franckreich, Engelland, Holland und Portugall gemacht seyn. Die Hollander hatten itzo 2.000 mann wieder Spanien versprochen. NB. in dieser nacht den traum vom einschlagen. Den 21. MAII frühe nacher Hauß wieder geschrieben gehabt . Nach der mahlzeit nahm ich mitt meinen leuthen meinen Weg an der MOSEL auff LONGEVILLE265 worinnen ein schöner gartten der M. PIERRE266 zustendig zue sehen ist. Ferner auff MULIN267 v. LONGO,268 sahen under wegens auff der Lincken Handt PONTAMOUSON269 auff einen hohen berge liegen. Ferner auff MALATOUR270 alwo wir deß
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Wilhelm Egon Graf von Fürstenberg (1629–1704), 1663–1668 Bischof von Metz. Franz Egon Graf von Fürstenberg (1626–1682), seit 1663 Bischof von Straßburg. Échevin – Schöffe. Thionville/Diedenhofen. Montmédy. 76v–77v leer, Anschluss siehe oben 75v. Longeville-lès-Metz. Nicht identifiziert. Moulins-lès-Metz. Nicht identifiziert. Pont-à-Mousson. Mars-la-Tour.
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abends blieben,271 gehöret einen von den Haus CHEUFREUSE272 zue, welcher auch bestendig dar wohnet. NB. daß Hauß CHEUFREUSE; anfangs konte mann nichts bekommen weil die inwohner vnß vor Soltaden ansahen, vnd ihre sachen alles ins Schloß geflohet hatten, wurden doch ent. noch ziemblich wohl TRACTIRet. Den 22 MAII wahren wir früh auff vnd giengen nach MARCHEVILLE,273 FRENE,274 MONHUR,275 allwo wir zu Mittag blieben, under wegens sahen wir ein schön wältgen v. gartten liegen den grafen von APPREMONT zuständig, vmb diese gegent ist die straße Königlich, die auff den seiten ligente dörffer aber sind lutringisch, Nachmittag paßirten wir durch bergk v. thal auff haudieumpt276 kam zu VERDUN umb 6 Uhren LOGIRTEN in gülten Loiwen, in den gemach da ich lag, sahe ich eine schöne arth von Läuchtern wie auch bey die 800 kleine Mettgen von 10 biß 11 Jahren aus der Schule gehen, hier läufft die MEUSE vorbey, hat ein CIDATEL worinnen MONS. VEQUIER277 COMMANDIRT die REFIER darinne diese Statt gehört ist ein absonderlich Pistthumb begreifft 120 dörffer in sich. Der hißige Bischoff ist MONS. HOCQUINCOURT278 hat auch allhier gleich andern örthern in Franckreich ein BAILLAGE. Den 23 MAII früh ehe wir auff waren, kahmen die trommelschleger vor vnßer Hauß, wir zogen balt darauff gegen CEVRY,279 Tomba le Broban,280 Freincourt,281 worbey der fluß l’Air282 fleust, CLERMONT,283 kahmen alda zu Mittag an LOGIRTEN in AYENTE284 nah beym thor ich gieng also balt auff das CASTELL gehöret dem Printz CONDE,285 ist aber vermöge deß PIRENEIschen Friedenschluß von König gantz geschleifft worden also daß mann nichts mehr davon sehen kann, vnd alß [die] solches ein gantz halb Jahr von König mit 1.500 Mann belagert sindt nicht mehr als 200 Mann drein gelegen v. daß halbe Jahr sich tapffer gewehret, es ligt auff einen sehr hohen berg die FORTIFICATION ist dem berge 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285
Auf dieser Seite arR jeweils die Aufenthalte abends (A) und mittags (M) angemerkt, hier nicht aufgenommen. Chevreuse. Marchéville-en-Woëvre. Fresnes-en-Woëvre. Manheulles. Haudainville. Isaac de Pas (1618–1688), Marquis de Feuquières, Lieutenant Général, Gouverneur von Stadt und Festung Verdun, später Ambassadeur in Schweden und Spanien. Armand de Monchy d’Hocquincourt (1638–1679), seit 1667 Bischof von Verdun. Sivry-la-Perche. Dombasle-en-Argonne; Brabant-en-Argonne. Vraincourt. L’Aire. Clermont-en-Argonne. Bedeutung unklar. Louis II de Bourbon (1621–1686), Prince de Condé, le Grand Condé.
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lengst hinunder gangen v. die Mauern sindt sehr dück gewesen wie aus den zersprengten stücken (denn es durch lauter Minen verspreng worden,) zu sehen ist, biß hieher sind wir ständig in Pisthumb VERDUN gerayst, Nachmittags zogen wir auff S. MANTHOUL286 zu zwischen CLERMONT ist ein sehr hoher bergk darüber mann kommen muß, nach jenes kombt mann bey lauder schönen gärtten welche mit solchen zäunen die ständig in der schere gehalten werden umb neben und mit vielen ALLEEN geziert sind. Kurtz vor der stadt muß mann durch einen engen baß welcher den schnellen anlauff ziemblich verhindert Wir LOGIRTEN in Schwan dieser orth gehört den König vnd ist die Kräntze nach SCHAMBANGEN baldt nach vnßer ankunfft gieng ich auff daß CIDATELL, ist ein wohlverwahrter orth ist groß v. mit vielen stücken versehen, der JUBERNEUR ist der CONTE DI SIRON,287 der LIEUTENANT DU ROY ist M. welcher zue mir kahm v. mich gar höfflich empfing dieser orth ist sehr berümhbt wegen der vielen belagerung denn es von Printz CONDE zu erst belagert eingenommen v. drey Jahr GUBERNIRET worden, nachmahls aber von König wiederumb ein gantz halb Jahr lang belagert v. eingenommen worden. Der orth wo der Printz PRESSE geschoßen v. den ersten sturm thun laßen wurde mir von der CIDATEL gewiesen, nach besichtigung der CIDATELL gieng ich wieder nach Hause, Den 24 MAII kahmen früh die Trommelschläger vors Hauß, wir waren vmb 7 Uhr auff kahmen SOMBION,288 SONTORBE,289 SONSORBE,290 ließen auff der rechten Seiten eine ziemblich starcke Schantze liegen, SUIBE291 allwo wir zu Mittag blieben, allhier sind die Häuser alß wie durch gantz SCHAMBANGEN von lauder Kreide gebawt trafen auch vnder wegens viel Kalch-Brüche an, Nachmittag kahmen wir durch ein gantz eben Landt 4 meilen lang auf BACON,292 darnach ließen wir auf der lincken Hand einen sehr schönen gartten nebenst einen Waldgen und Lusthauß BOURNON293 genent dem MARQVIS SELLERIE294 zuständig, liegen, LES DEUX MAISSONS295 und dann auf REIHMS die Haubtstadt in CAMPAGNIen . Kamen aldar umb 6 Uhr an LOGIRTEN im LOUVER. Den 25. MAII Vormittag geschrieben, Nachmittags aber in SANCT REMIGIEN Kirchen zu erst gangen, allwo die S. AMBULE auffgehoben wirdt, welches nur ein klein gläßgen mit grunlichten Öhl gefüllet, in einen gantz güldenen Kästgen mit Edellgestein ver-
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Sainte-Menehould. Jean de Ciron (gest. 1673), Seigneur de Novion-le-Comte, seit 1663 Gouverneur von SaintMenehould. Somme-Bionne. Somme-Tourbe. Somme-Suippe. Suippes. Baconnes. Vielleicht Prunay. Louis-Roger Brûlart (1619–1691), Marquis de Sillery. Nicht identifiziert.
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setzet auffgehoben ist vnd stehet in den begräbnüß deß Heyligen REMIGII296 deßen Sarck von lauder golte mitt vberaus köst. vnd grosen Edellgestein besetzt ist, worann auch deß Königs FRANTZISCI PRIMI297 ringk henget, welchen er [hieher] dahin verehret hat von dem Heyligen öhl wirdt wie bekandt ist FABULIRET daß solches ein Engell vom Himmel gebracht, etliche aber sagen von einer weißen taube, vnd daß 60. Könige von Franckreich damit gesalbet worden, nehme weder ab noch zue. Daß es aber wie ich selber gesehen noch nicht vber die Helffte aus ist, vnd doch 60 Könige darvon gesalbt worden kombt daher daß sie allezeit bey der Krönung deß Königs mit einem gülden griffel ein oder 2 tropffen von selbigem öhl vnder daß waßer mischen, darvon es eine sehr starcken v. kräfftigen geruch bekömbt, weßwegen die dabey stehende leute vermeinen daß es laud. öhl sey mit welchem waßer nun der Konig gesalbt wirdt. Vmb daß bekräbnüß herumb stehen alle Bischoffe v. Hertzoge die bey der Krönung deß Königs ihre Verrichtung haben, in weißen Marmor gehauen, denen 8 Bischoffe v. 5 Hertzoge sindt, Wer aber vor ein Bischoff v. Hertzog sambt iedeß verrichtung SPECIAL ist, solches kann mann aus dem ESTAT DE FRANCE298 mit mehrem ersehen, ist aber doch dabey zu behalten, daß die Hertzogthümer so bey der Krönung ihre verrichtung gehabt gantz SOUVERAIN v. die garche299 erblich gewesen, weil sie aber der König alle an sich gezogen v. dieselben darhero lehr geworden, als lest der König die lehren Ämbter bey der Krönung durch etliche von seinen hohen MINISTRIS oder andern vornehmen H. verrichten. Von dannen ging ich in die MINISMER Kirche [welches eine] von den orten also genent, ferner in S. NICASIUS Kirche von den NICES genanndt, von welche FABULIRT wirdt daß er sey an diesem orth enthaubtet worden vnd sein Haubt hette er selber auff den altar gesetzt, allwo er auch begraben ligt. Die Kirche ist ein vber die Masen schön gebäwte, von dar aus ging ich in die grose Haubtkirche [Nottredam] NOSTREDAM genandt ein kostbahr v. herlig gebäwte, mitten in der Kirchen ligt der Stein worauff der NICESIUS enthaubtet worden, ist mit einen von gantzen MARMOR auffgeführten durchsichtigen werck, gleich einem tauffstein vmbgeben, welches ein daselbst wohnender Bürger aus groser DEVOTION vor 3.000 Franck. oder Frantzösische gülden hat machen laßen wir stiegen nach mahls auff den thurmb welcher 300 v. 65 schue hoch ist darnach gingen wir wieder nach Hause. Den 26. MAII ware vnser pfingsten hielten vnßern gottesdienst vnd deß Nachmittags backten wir vnßre Sachen ein, vmb solche nach Pariß zu schicken, gegen abendt ging ich in daß Capiciner Kloster in gartten, darin schöne ALLEEN vnd ein schönes wältgen welches in lauder quartir eingetheilet zu sehen ist aber deßen NB. was sonsten den [staht] 296 297 298 299
Remigius von Reims (ca. 436–533). François I (1494–1547), König von Frankreich. Nicolas Besongne, L’Etat de la France [...], 2 tom., Paris 1665. Die Angaben hier sind falsch. Es handelte sich jeweils um 6 geistliche und 6 weltliche Ämter. Vgl. ebd. Bd. 1, 558–560. Vielleicht Verschreibung von charge.
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ESTAT betrifft und sonderliches zu sehen ist VIDE ALIBI. Den 27 MAII gingen wir früh hinn zum MESSESCHER vnsere Sachen alda wiegen zu laßen vnder dem wie wir sie wiegen laßen geschahe eine lustige ACTION denn alle die leuthe so auff den Wagen nach Pariß fahren wolten absteigen musten weil sie von denen so darauff gehörten v. keinen platz funden ARRESTIERT worden. Wir nahmen nach eingenommenen frühstück deß wirths schwager König genandt mit vns, vns den weg nach der ARRME zu zeigen nahmen vnsern weg auff VITRY,300 IL,301 CHATOLDT,302 RETELL,303 allwo wir deß Abendts gegen 6 Uhr ankamen v. LUGIRTen im Schwane dieser orth ist sehr berühmbt wegen der vor nahe darbey geschehenen schlacht v. Frantzös. VICTORI. Der fluß L’AIRE fleust darbey NB. was sonsten NOTABLES hier VIDE ALIBI. Den 28ten kahmen wir auff NOUVIAN,304 SIGNILABAYE,305 OBIGNI,306 allwo wir Mittags gelegen, nachmittag auff LAVABLE,307 ROCROY, allwo wir deß Abendts ankahmen, zogen in den drey halben Monde ein ist eine feine wohl FORTIFICIRTE statt gehöret anitzo dem König ist vor 12 Jahren von Printz CONDE eingenommen worden, hernachmahls aber nachmahls aber anno 60 vermöge der Friedens TRACTATEN dem König vbergeben worden308 der JUBERNEIR heist MONTAGNE309 der LIEUTENANT DU ROY heißt M. CAMPAGNIE,310 der INTENTENT DOMMARTIN,311 wir giengen auff den Wall, hat 6 bolwercke, 4 doppelte RAVELIN vnd 2 halbe mond. Bis hieher kamen wir durch das RETELLOIS gereiset, die vmbliegenden dörffer gehören alle dem Thumb H. nach Raimtz wie auch etliche Renten in dieser Statt, [trafen] wir trafen viel Frantzosen an vnd ward vns baldt nach Vnßer ankunfft von des Königs gefahr so er vor 3 tagen in Läger gehabt viel REFERIRT. Den 29ten waren wir vmb 6 Uhr auff vnd reiseten in COMPAGNIE eines Frantzös. CAPITEINS VILLE FRAY genandt auff COUVE312 so ein schloß vnd dorff gantz RUINIERT, MARIENBURG,313 eine schöne festung worin
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Witry-lès-Reims. Isles-sur-Suippe. Vielleicht Le Châtelet-sur-Retourne. Rethel. Novion-Porcien. Signy-l’Abbaye. Aubigny-les-Pothées. Laval-Morency. Die Angabe ist hier ungenau. Es handelte sich um die in der Geschichtsschreibung berühmte Schlacht im Jahre 1643 zwischen spanischen und französischen Truppen, die mit einer Niederlage der spanischen Infanterie endete. Im Jahre 1653 wurde die Stadt von den Spaniern erneut besetzt. Im Ergebnis des Pyrenäenfriedens von 1659 wurde die Stadt an Frankreich übergeben. N.N. de Montaigu, Gouverneur der Stadt und Festung Rocroi. Pierre Noël (1600–1682), Sieur de Champagne, Lieutenant du Roi. Nicht identifiziert. Couvin. Mariembourg.
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gleich MONS. PRADELL314 mit seinen Völckern mittag hielte, vnd balt auffbrechen wolte, wir reisten vorbey v. wolten nicht da mittag halten, sondern gingen ferner fort auff NEUVILLE, SOUMALE,315 PHILIPPEVILLE allwo wir gegen 3 Uhr ankahmen vnd LOGIRTen in [Taube] DAUPHINe baldt nach Vnßre ankunfft speißten wir vnd gegen 6 Uhr kahm MONS. PRADELL neben vielen vornehmen H. alldar auch an, ich ging auff den Wall herumb besahe die FORTIFICATION welche ein sehr kostbahres v. schönes werck ist, nach der Abendt Mahlzeit ging ich in deß JUBERNEIR gartten. Den 30 MAII nach gehaltenem Frühstück ging ich mit der ESCORTE von 400 Mann starck deß MONS. PRADELLE in begleitung des Printz ESPINOY,316 MARQVIS MONTAIT,317 MARQVIS LAMOTTE,318 und vielen vnd vielen andern grafen v. Herrn, er grüßete mich bis die CALLECHE hinder seinen Wagen gehen. Kahm nach CHARLEROY vmb 4 Uhr an, ich stig erst in einem dorff ab, ritt darnach ins Lager vnd auffs schloß, traff deß Königs bruder319 DUC D’AGIENG320 und MARCHAL TURENNE321 an, ich vbergab den brief er rief mich vnd redete mit mir ich gab mich ihm zuerkennen er gab mir M. POTTWILZ322 zue ritt hinunder ins Läger konte lange kein QUARTier haben, muste durchs gantze Läger durch, kahm end. in ein Stättlein MARSIN AU PONT323 genandt, zogen bey einem pfare ein M. TOURAIN v. PRADELL hatten mir anfangs ihr QUARTier angebotten, weil ichs aber nur vor ein COMPLEMENT hilt schlug ichs ab, Vnßere leuthe kahmen gar spath an, CHARLLE ROY gehöret an itzo den König in Franckreich weil es die Spanier vor 14 tagen guthwillig verlaßen v. die angefangene FORTIFICATION welche in 6 Stein. pollwercken bestanden zersprenget, wirdt anitzo von den König in Franckreich wieder aufs neue gebawet, REFERIRT daß als solches die Spanier ferttig gehabt v. eingeweyet sie ordent. ein FESTIN angestellet CAR LE ROY genandt vnd darbey die Stück v. Trompeten tapffer gehen laßen weil es aber itzo der König Innen hat hat sich der König verlauten laßen so es zu seiner PERFECTION gekommen wolle ers CARL A MOY nennen laßen. NB. in selber nacht wurden vnßre leuthe alle voll Läuse. Den 31ten bin ich in deß MARCHAL TOURENNE zeldt geritten, speiste eben, ritte indeßen im Lager herumb und wieder In des Turenne gezelt der eben aufgestanden, sprach ihn an und ritt wieder nach Hauß. NB. begegnete meinen leuthen eben wieder das vorige ACCIDENT in der nacht.
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François de Pradel (gest. 1690), Lieutenant-Général, Gouverneur von Saint Quentin. Nicht eindeutig, vermutlich Samart/Samâr. Alexandre Guillaume de Melun (1619–1679), Prince d’Épinoy. Vielleicht N.N. de Montaigu, vgl. Anm. 309. Antoine de La Mothe-Houdancourt (gest. 1672), Marquis de Houdancourt, Lieutenant-Général. Philippe de Bourbon (1640–1701), Duc d’Orléans. Henri III Jules de Bourbon (1643–1709), Duc d’Enghien. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199. Heinrich von Podewils (1615–1696), Maréchal de Camp. Marchienne-au-pont.
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Den 1. JUNII umb 8 Uhr ins Lager vor M. TURENNE gezelt, traff viel H. dar an als M. BRADELLI, Printz ESPINOY,324 M. MONTIGNI; als ich eine gantze Weil mitt ihnen gesprochen hatte kam M. ROCHEFORT vom König an M. TURENNEN geschickt. Welcher die Zeitung brachte daß M. TAUMON325 welcher eine flandrische ARMEE von 8.000 mann starck bey sich hatte, hätte die 3. blatze Winacksbergen,326 Furen,327 v. Duxmaden328 eingenommen, darunter Winacksbergen mitt sturm die andern aber guthwillig aufgeben worden, worbey aber 600 Mann neben einem MARECHAL DE CAMPS geblieben, Als solches M. BRADEL der eben bey mir stand hörte sagte Er zu mir IL FAUT Q’ON PEIGE LES VICTIMES AU MARS L’UN APRES L’AUTRE, bald darauf kam M. COLBERT,329 wie auch MONSIEUR der DUC D’ORLEANS330 des Königs bruder zu M. TURENNE, ich gieng auch mitt hinein bis zum CABINET, allwo M. ROCHEFORT die RELATION von der ARMEE that und MONSIEUR einen brief vom König brachte, darauf Er auch gleich wieder antwortete, darauf gieng des Königs bruder und M. COLBERT stracks wieder heraus; M. TURENNE blieb ein Weil haußen sitzen redete mit mir vnd vielen andern von der PRIESE dieser örther, Er ging bald wieder hinein und ein ieder ritte wieder zu seiner QVARTIER, ich wurde selben abend mitt M. TURENNE SECRETARIO M. HASSET331 bekant welcher ein Heße aus Cassel burtig ist. Nach der mahlzeit ritte ich wieder ins Lager. Traf aldar M. HASSET wieder an Er fürte mich in des MONSIEUR, welcher gleich mitt den OFFICIRERN Schritte, vnd des Königs Zelt, welches in einem Vorgemach und seynem gemach bestunde, worinnen sein bet war ein gantz silberner leuchter hieng am gemach sind 3 kleine CABINETE deren das eine mitt blau und weißem Zeuge und 20 kleine Spiegel die ramen auch weiß vnd blau angestrichen behenget, 10 kleine CHESEN mitt eben solchem zeug neben ein klein ruhe bette von solchen zeuge vnd gestick mitt silber. Das 2. mitt weiß und rothem Zeuge eben so viel Spiegel vnd CHESEN neben einem ruhe bette, das 3 mitt weiß vnd grunen Zeuge wie die vorigen mit Spiegel vnd CHESEN neben eine ruhe bete von solchen Zeuge MOBLIRET, hinten waren 3 ANTECAMERN dargehenget. Hierauf gieng ich auf die Wacht sahe zu wie Sie Sich abloßeten, draf darbey den Schweitzer CAPITEIN M. SCHUDI332 an, hierauf weill es anfing zu donnern vnd zu regnen ritte ich wieder in mein QVARTIER. Den 2 JUNII war das Fest TRINITATIS hatt meinen gottes dienst vnd Spei324 325 326 327 328 329 330 331 332
Alexandre Guillaume de Melun, vgl. Anm. 316. Antoine d’Aumont de Rochebaron (1601–1669), Duc d’Aumont, Maréchal de France, Befehlshaber der Armee in Flandern 1667. Sint-Winoksbergen/Bergues. Veurne/Furnes. Diksmuide/Dixmude. Jean-Baptiste Colbert (1619–1683), Contrôleur général des Finances. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. N.N. Hasset, Sekretär des Maréchal Turenne. Wahrscheinlich Théodore de Tschudi (1643–1692), Capitaine einer Infanteriekompanie.
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ste nachmittage ritte ich ins Lager, kam zu erst zu der Schweitzer Läger, ritte wieder zu Haubt Wach draf aldar M. SCHUDI wieder an, welcher gleich vor der wacht ABMARCHIRTE, kam bald wieder zu mir, begleidete mich die festung zu sehen ritte gantz herumb bestehet in 6 starcke bollwercken, Sie füllen nur die lücken der maur anitzo weil mitt steinen die vber einander geleget werden als gemauret, zu end vberstreichen auswendig mit Kalck. Ihre arbeit ist meisten theils daß Sie eine Weill zu einer kleinen DEFENSION auß weillen lauter TENALIEN bestehend aufwerffen vnd mitt Schantzen weitter umbgeben, machen einen graben von 50 schu breit darumb mitt waßer angefüllet als solches ich besehen ritte darauf [zu] des Königs Brudern nach welcher gleich von der festung herunter kam alwo ich M. TURENNEN,333 DUC DE BOULLON,334 DUC DE CREQVI der zu Rom AMBASSADEUR335 gewesen M. BLESSI336 vnd von ander vornehmer H. antraff ich ritte wieder in mein QVARTIER aß, schickte M. Fincken darauf zu M. TURENNES SECRETARIUM vmb meine Sachen anzubringen, Spatziren gangen. Den 3 JUNII. . schickte ich M. Fincken umb 5 Uhr zu dem MARCHAL TURENNE meine Sachen bey ihm vollends zum stande zu bringen, Welcher ihm aber geantworttet daß es nicht rathsam wehre meinen anschlag fort zu setzen, Er wolte mir aber eine CONVOY mitt bis nach AVENE337 geben, damitt der König desto beßer antreffen vnd ansprechen könten gegen 8 Uhr ritte ich ins Lager, kam erst in der Schweitzer Lager wieder, umb M. SCHUDI zu sprechen, ich traf ihn in seinem Zelt an, ritte darauf vor M. TURENNE Zelt alwo ich M. SIMBOLE338 der GENERAL bey dem Churfürsten zu Heidelberg gewesen itzo aber bey den Francosen ist ferner draf ich alda an M. LE DUC DE CREQVI, der AMBASSADEUR zu Rom gewesen, M. TURENNENS Vetter LE DUC DE BOULLONG,339 itzo CAPITAIN unter dem DUC DE BOULLONG340 REGIMENT M. vom Hauße LONGEVILLE M. LE PREMIER341 der MADAME LUCERNE342 zu CAEN bruder ober stallmeister, M. HASSET343 der M. TURENNE SECRETARIUM, welcher mir versprach stätig mitt mir zu CORRESPONDIREN. Hernach ging ich zu M. Turennen ins CABINET redete mitt ihm bis zur taffel. Denn Er mich neben dem DUC DE BULLIONG seinen Vetter der vom Hauß LONGEVILLE , dem 333 334 335 336 337 338 339 340 341 342 343
Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199. Godefroy Maurice de La Tour d’Auvergne (1636–1721), Duc de Bouillon, Grand Chambellan. Charles III de Créquy, vgl. Anm. 241. César de Choiseul (1598–1675), Duc de Choiseul, Comte du Plessis-Praslin, Maréchal de France. Avesnes-sur-Helpe. Nicht identifiziert. Vielleicht Frederic-Maurice II de La Tour d’Auvergne (1642–1707), Comte d’Auvergne. Godefroy Maurice de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 334. Henri de Beringhen (1603–1692), Premier Écuyer du Roi, genannt Monsieur le Premier. Marguerite de Beringhen, 1628 verm. mit Jacques de Thioult, Seigneur de la Luzerne. N.N. Hasset, vgl. Anm. 331.
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DUC DE CREQVI, M. Le PREMIER,344 M. SIMBOLEN, und vielen andern H. zur taffel geladen hatte. W.345 v. Finck blieben bey mir, ich muste gantz alleine oben an sitzen. M. TURENNE und die andern H. brachten mir als eines zu, wir aßen nur eine halbe stunde, nach der tafel nahm ich bald abschied von allen und ich ritte wieder ins Schweitzer lager zu M. SCHUDI dem CAPITAIN, welcher mitt mir durch das gantze läger ritten, vornehmblich aber zu dem Elsassischen REGIMENT worüber der Graf von Naßau Sarbruck346 der den Pfaltzgrafen von bißweiler347 gehören thut, als Obrister zu COMMANDIREN hatt, welchen ich Anthraf und Er mich gar hofflich empfing, sein eltester Sohn348 war bey ihm denn sein jüngster349 zu Paris sich anitzo aufhalt. Wir Sprachen lange mitteinander und als ich weg ritte draff ich bey seinem gezelt den Freyherrn Schefer350 der bey uns BAGE gewesen in alten zerrißenen Kleidern als einen MUSQUETIRER an, wie auch den jungen Backel351 von Straßburg und Simon352 welcher bey Job Wilhelm von Witzleben353 der zu Straßburg bey mir gewesen, in Diensten gewesen alle als MUSQUETIRER an. Gegen abend kurtz vor der mahlzeit kam der graf Nassau bey welchem ich zu vor gewesen mitt M. Witzleben354 dem kleinen der bey uns zu Gotha juncker gewesen mit seinem jungen H. zu mir, Witzleben behielte ich bey der mahlzeit, Er klagte mir gar sehr sein leid. Nach der mahlzeit Schickte ich abermahls M. Fincken zu des TURENNE SECRETARIUM umb die berichte abzuholen. Den 4 MAII355 ♂ nach TRINITATIS mitt dem CONVOY von 2.000 mann lauter reiter, der den König von BEAUMONT bis wieder zur ARMEE abholen und begleiten solten frühe umb 3 Uhr fort gangen, war lustig anzusehen, im holtzen ließen Sie die Trompeten und herpaucken ubentlich gehen, Selben morgen MARCHIRETEN wir durch das Hennegau kamen unter wegens auf des Hertzogen Ulrichs von Wirttemberg356 gemahlin357 eine vom Hause N. Schloße vorbey, darbey lag eine sehr schöne Wiesen worauf Sie zu futtern Sich satzen, ich bliebe mitt meine leuthe auch darbey u. nachdem aber M.
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Henri de Beringhen, vgl. Anm. 341. Witzleben. Johann Ludwig, vgl. Anm. 222. Christian II. (1637–1717), Pfalzgraf von Birkenfeld-Bischweiler. Friedrich Ludwig (1651–1728). Walrad (1656–1705). Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Job Wilhelm von Witzleben (1635–1688). Nicht identifiziert. Falsch, eigentlich Juni. Ulrich (1617–1671), Herzog von Württemberg-Neuenbürg. Isabella von Arenberg-Barbençon (1623–1678), Herzogin von Württemberg.
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MARQVIS BELLEFOND358 mitt des MARECHAL BLESSI Sohn359 und andern vornehmen H. ankam, und anbracht daß der König nicht weit were, ich auch wieder fort wolte, gab Er mir eine ESCORTE von 25 mann mitt, wir kamen auf BEAUMONT Eine stadt, So auf einen hohen berge liegt, bald darauf kam der König, welcher zu AVESNES bey der Königin gewesen, auf uns zu mitt reconnaux,360 als Er mich sahe redete Er mich gleich an fragte Wer ich were, Anfangs weill keine rechte ordnung unter den Königs truppen gehalten wurde, denn der König gleich hinter den maul Eseln ritte wurde ich nicht gewahr daß dieses der König were, der mitt mir redete, Sondern vermeinte Es were sonsten einer von des Königs OFFICIRERN, weswegen ich auch den Huth nicht ab that, nach ich aber rief OU EST LE ROY und mir darauf von CONTE DE CHARRO,361 der neben dem Könige ritte, geantworttet wurde VOILA LE ROY QVI v PARLE, worauf ich alsobalden vom Pferde Sprang und ein kurtz COMPLE- MENT machte darauf mich der König allerley fragte, sonderlich wer ich were als ich mich aber dem König selber nicht offenbahren wolte, fragte Er M. FINCKEN, welcher dem CONTE DE CHARRO meine QUALITÄT heimblich ins ohr sagte, und nachdem der itzbemelte CONTE DE CHARRO solches dem König wieder heimblich offenbahrt, nahm der König seinen Huth tief ab grüsten mich und hießen mich aufs Pferd Sitzen, im wegreitten grüste Er mich mitt tief abgezogenen Huth, gar freundlich, der CONTE DE CHARRO aber nahm mich bey der Hand und Sagte zu mir Mr. reitte nur fort Ich kenne ihn wohl denn ich ihn vor 5. Jahren in Holland gesehen.362 Bald darauf [Rief] als ich mich wieder zu Pferde gesetzt Rief der König mir nochmahls nach besagte daß auf der nähe etliche Spanische truppen hielten, weswegen ich mich vor zu sehen und auf der lincken Hand halten müste, Als ich nun so eine Weil fortt geritten kamen etliche leuthe die sagte daß Es gar gefahrlich were, wes wegen ich M. W. und F.363 wieder zum Könige umb mehr volck zu bitten, der König aber ließ sagen, wenn mann sich nur auf der lincken Hand hielte, würden wir keine noth haben, wir solten nur guthe TRUPPEN halten. Nach dem wir nun ein Weil auf der Wiesen gehalten, indeßen Sie zum Könige ritten, kam einer vom Adel der seinem vorgeben nach vor 4 stunden gantz ausgezogen wer worden, maßen denn Er auch nichts als die unter hosen und das unterhembde an hatte. Als nun meine leuthe wieder kommen, und des Königs antwortt als besagter maßen, mir überbracht nahm ich meinen weg auf Sor Le Chasteau364 als wir nun 358 359 360 361 362 363 364
Bernardin Grigault (1630–1694), Marquis de Bellefonds, Lieutenant-Général, 1668 Maréchal de France. Nicht eindeutig. Wahrscheinlich Verschreibung, nicht eindeutig. Louis de Béthune (1605–1681), Comte de Charost, Capitaine des Gardes du Corps du Roi. Vgl. Anm. 133. Witzleben und Finck. Solre-le-Château.
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gantz daran kommen, wurden wir von den Spaniern so ungefehr 30 Reitter starck waren, und aus den hecken hervor rückten, ATTAQVIRET, anfangs schrien Sie QVI VIVE QVI VIVE, und bald darauf gaben Sie eine starcke SALVE dar von alsobalden unser Wachtmeister tod blieb, und ein Reiter neben mir in Rechte backen und fuß geschoßen wurde daß mir das bluth ans Kleyd umb den Kopff herumb spritztend flohe, wir gaben darauf eine starcke SALVE aber kein Spaniher war geschoßen, bis endlich im Schwencken, ich bloß kam, und solches der feind wahrnehmend auf mich loß ging darvon daß ich schon halb umbringet war darauf einer das FUSIL auf mich haltend loßtrucken wolte, ich aber kam ihm zuvor und schoß ihn herunter, gab meinem Pferde die Sporen, daß ich wieder zum weg kam, Sie gaben noch eine SALVE auf uns darvon gleich 4 tod blieben, und so hurttig auf uns zu setzte, daß wir durch gehen musten, im durch gehen fiel ich mitt meinem Pferd in einen tiefen MORAST. Solches der feind abermahls warnehmend trunge Er wieder auf mich zu, als Sie mich aber zu haben vermeinten, gab Gott gnade daß Sich das Pferd heraus rieß und aus ihren Händen entkam. Endlichen aber als Sie uns lange verfolget, und wir in einen Engen baß, bekamen Sie CALESCHE, erstachen den Cammerdiener,365 erschoßen den gutscher,366 fuhrten den SECRETARIUM,367 MEDICUM368 mitt aller Meiner BAGAGE nacher Monts,369 behielt damahls nichts als was ich auf dem leibe hatte, nicht ein eintziges gebethbuch nicht eine hämd noch Schueh, der laqvay kam so selbiges mahl auch weg weiß aber nicht wohin, wir andern die noch übrig waren blieben als W. und F. und der Knecht370 neben noch 15 Reutern, kamen selben abend, ungeßen und getruncken, den gantzen tag nacher AVESNES umb 6 noch unbeschediget an, die Reuter führten also bald den Verwunden zum balbierer, Wir aber kehrten im Hirsch ein, und behielten die reuter bey tische, Bald [dar] nach unserer ankunfft ging ich mitt meinen leuthen zu dem daselbst wohnenden GOUBERN. CONTE DE BROUGLIA.371 Erzehlte ihm meine AVENTUR und bath Er wolle mir doch helffen und rath geben wie ich zu meinen Sachen wieder komen könte, ließ also balden an den Grafen von SOR372 schreiben mir meine leuthe und Sachen zu schicken, Schickte auch selben abend auß wo vnd wann meine Gutsche anzutreffen were, konte aber keine nachricht erhalten. Giengen dann wieder nach Hauß. Den 5. JUNII ☿ gieng ich wieder zum GUBERNEUR gegen 5 Uhren, welcher erst aufgestanden war, vermeldete, daß der bauer, der vor wenigen ta365 366 367 368 369 370 371 372
N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 110. Justinus Trümper, vgl. Anm. 113. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 109. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 108. Mons. Hans Peter Schäfer, vgl. Anm. 112. Charles de Broglie (1617–1702), Comte de Broglie, Gouverneur der Stadt Avesnes-sur-Helpe, Lieutenant-Général. Wahrscheinlich Philippe-Emmanuel Antoine Amboise de Croy (1611–1670), Comte de Solre.
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gen Einen COURIER zur ARMEE begleitet hätte, alle weil wieder kommen were und mittgebracht daß Er die CALESCHE, worauf 3 Personen verwundet und übel zugerichtet gelegen, im Walden geführt gesehen hatte. Versprach nochmahls an den CONTE DE SOR zu schreiben, gab uns ADDRESSE in sein PALAIS AU PLACE ROYALE, begerte auch desgleich von uns. Versahe uns auch auf mein begehren mitt einer ESCORTE von 15. MUSQVETIREN, Nachgehends reyse ich COMPAGNIE etlicher FRANCOSEN nacher CAPELLE373 eine feine festung, ferner auf VERVIN alwo ich mittag gehalten, kehrte im Wilden mann ein. Nach der mahlzeit nahm ich abschied von denen FRANCOSEN und nahm meinen Weg nach MARLE zu kam gar Spath dahin. Kehrte in der Vorstadt ein, die MARLE fleußt dar vor bey, worvon auch die Stadt ihren nahmen hatt. NB. Zu der nacht umb 11 Uhr, kam der laqvay374 Gottlob unbeschädiget wieder, berichtete daß es gewiß daß der Cammerdiener und gutscher tod weren, den Er Sie gantz nacket auf der Erden liegen sehen. Berichtete daß ihn die Spanier mitt 5 schüßen verfolget darvon einer ihn gerade auf die aksel gestoßen aber nicht beschädiget, ferner sey Er nach dem, von einem bauer der ein meßer in der Hand gehabt verfolget worden, hatt ihn auch bey einer hecken und graben, ertappet, mitt dem meßer nach ihm geschnitten, hatte ihn eins ins Kin geritzet (wie [ich] es geschehen) war, nach dem hett Er wieder aufs neue nach ihm geschnitten, Er aber hatte dem bauer eine ohrfeige geben, daß Er davon niedergefallen, were fallend über den graben gesprungen und also sein leben dardurch errettet. Den 6. JUNII ♃ war ich frühe auf, kam unter wegens auf langer,375 eine Stadt so auff eine hohen berge gelegen, alwo viel Volck die Königin dar vorbey zu PASSIEREN zu sehen versamblet hatte, ferner auf CHAVIGNON alwo wir zu Mittage blieben und im Weißen Creutz einzogen, unter wegens trafen wir viel von der Königin SUITE an, Bald nach dem ich abgetreten war kam die Konigin mitt einer starcken SUITE in eben selben Wirtshauß wo ich LOGIRTE an, Sie trat nicht ab sondern ließ sich in der gutschen Speißen, die MADEMOISELLE D’OLEANS auch MONPENSIER376 genant, des Marggrafens FERDINANDS von BADEN gemahlin, Eine aus dem Hauße Savoy Carignan377 , der Königin Hofmeisterin M. wie auch noch eine der DAME von geblüthe saß bey Ihr. In der andern CAROSSE saß die Madame LA VALLIERE378 des Königs guthe freundin, (So itzo Hertzogin worden, ein groß 373 374 375 376 377 378
La Capelle. Johann Ring, vgl. Anm. 111. Gemeint ist wohl Laon. Anne Marie Louise d’Orléans (1627–1693), Duchesse de Montpensier, La Grande Mademoiselle. Louise Christine (1627–1689), Markgräfin von Baden-Baden, geb. Prinzessin de Savoie-Carignan, 1653 verm. mit Markgraf Ferdinand Maximilian von Baden-Baden. Louise Françoise de La Baume Le Blanc (1644–1710), Duchesse de La Vallière und Vaujours, Mätresse des Königs.
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fürstenthumb das nach Ihrem Nahmen DUCHEE VALLIERE genant, bekomen vnd nach jahr von Konige mitt 12.000 thr. unterhalten wird,) mitt vielen vornehmen DAMES. Nach dem ich nun mitt ihrem Unterhofmeister M. SERREVILLE,379 und dem Großhofmeister dem MARQVIS DE COEFFERE380 bekant war worden, bekam ich durch ihre ADDRESSE gelegenheit neben ihr bey der CAROSSE zu stehen. Als Sie nun schon zu vor von meiner AVENTUR und QVALITÄT von M. SERREVILLE bericht eingenommen, Redete Sie mich Sobald Sie mich in augenschein genomen an, fragte mich von meinem unglück, Wie lang ich wolte in Franckreich bleiben, und wo ich itzo hingehen wolte, nach dem ich ihr nun auf alles gebührend antwortt geben, versprach Sie mir bey dem König anzuhalten mir wieder zu meinen Sachen und leuthen zu helffen, Nach der mahlzeit war Sie gleich wieder auff ohne eintziges absteigen umb nacher SOISON381 zu gehen, und selben abend dar zu verbleiben, weil nun mein Weg ich auch dahin trug, ließ ich Sie zwar erst Mitt ihrem gantzen TRAIN foran, begab mich aber doch darnach weill ich Sie wieder einholte, in Ihre SUITE, Ritte gleich hinter der LeibGUARDIE her, vor der CAROSSE her, Kurtz der Stadt, indeßen die Hn. der Stadt die Konigin mit COMPLIMENTIREN aufhielt, nahm ich die gelegenheit in acht damit ich vor kommen konte, kam also Eher an die Stadt als die Konigin ihren einzug hielt, die gantze burgerschafft stunde im gewehr, und empfingen die Konigin mit starcken und CONTINUIRLICHen glockengeleut und großen CARTAUN schießen, fast 382 1 ½ stunden lang (denn Sie in Franckreich das glockenleuten eines von den grosten Ehren mitt rechnen). (NB. Im einreitten vermeinten die von der Stadt ich were von der Konigin SUITE einer, weswegen Sie alle ihr gewehr PRESENTIRTen und die trummel ruhrten solange bis durch Sie geritten war welches wohl ein ½ stunde ward denn die Stadt Sehr groß.) Ich LOGIRTe im rothen Hirsch, die Königin zog in den Bischoffs Hoff ein. Den 7. JUNII ♀ zoge ich eben auß als die Königin ihren außzug nacher COMPIEGNE zu hielt. Welches die vornembste Stadt in der PICARDI mitt ist, Etliche wolten sagen, es habe der König ihr solches zu ihren einkünfften eingegeben. Ein herrlich fruchtbahr land, hatt viel ackerland und Obst, kombt einer fast vor wie Thüringen, wo es nicht sehr bergicht ist, als wie nemblich nacher Weymar zu; Ich nahm meinen Weg auf VILLE CORTRE383 an, unter wegens begegnete mir die COCHE von SOISSON so nacher PARIS gehet auf welcher ich meinen Laqvayen auflegte. Zu VILLE CORTRE kam ich umb 3 Uhr an, 379 380 381 382
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Nicht identifiziert. François Annibal II d’Estrées (1623–1687), Marquis de Coeuvres. Soissons. 89r eingelegter kleiner ausgerissener Zettel mit Notizen zu Entfernungsangaben von Gotha bis Metz, von Metz bis Reims, von Reims bis Charleroi und von Charleroi bis Paris. Quer dazu sind auf dem Zettel die geschriebenen Briefe vermerkt: Zu Darmbstadt 2 geschrieben, zu Metz 1 geschrieben, zu Langer 1 geschrieben, zu Paris geschrieben, den 13. J., den 26. J. Villers Cotterèts.
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weil ich zu SOISSON gefrühstücket, Speisete ich nicht sondern ließ meine Pferde, weil futtern und gieng nach dem Schloß und gartten, welches ein schön gebäude ist, der CONSIERGE führte mich in alle gemacher, in die ANTECHAMBREN, die wohngemacher und der Königin Capelle sind wohl zu sehen und mit schönen bildern angezieret sonderlich des MONSIEUR oder des DUC D’OLEANS384 CABINETGen. Die Stadt ist eine alte Königliche RESIDENTZstadt von der VALESIschen LINIE gewesen, der FRANCISCUS I. hatt das Schloß bauen laßen, der itzige König L. IV. hatt es seinen bruder dem DUC D’ORLEANS zu APPANACHE geben und zwar mitt dem bedinge daß So Er ohne manliche Erben abginge, Es wieder an den König fallen soll. Im gartten begegnete mir ein geistlicher welcher viel [mitt] von dem itzigen Kriege redete denn Er gab vor das Brüge überwunden, die Hollander würden wohl stille sitzen denn der König wieder in guther CORRESPONDENTZ mitt den Engeländern stünde, hätte auch der König in Spanien den Portugiesen über dem halß geschickt, auch mitt selben Konige eine DEFENSIV und OFFENSIV ALLIANTZ gemacht und zwar weil ihn der König in Franckreich als Zeichen obschon der Krieg wende 2 MILLIONEN geben, und 1.000 mann unterhalten, dem Keyser hätten Sie Schweden welcher BREMEN wieder aufs neue angreiffen wurden auf den halß gesetzet damitt sie sich wehren konten, Vom Schloß gieng ich wieder aufs Hauße trunck ein wenig, und reyse fortt auff NANTREVILLE385 zu zog im Wilden mann ein hier gehet das land VALOIS an und mann verlaßet die PICARDI. Den 8. JUNII ♄ frühe auf gewesen und kam unter wegens auf BLESSI VILLENEUE386 Ein sehr schönes lust Hauß, ist eine FERME oder bachtguth, denn die großen Hn. in Franckreich alle ihre güther verpachten und des pachts geniesen solange er wehren will. Es lieg gleich hinter einer schönen und langen ALLEE gehöret dem GUENEGAUT387 der Einer von des Königs THRESAURIEUREN gewesen, itzo aber wegen seiner diberey gleich FOUQVETEN388 eingesetzet worden, der orth aber ist noch SEQVESTIRET, mann nicht hierinnen kommen, so lange der H. gefangen sitzet, kam ferner auf TON MARTIN389 Ein festes und hohes Schloß gehöret dem Printz CONDE zu, dieses haus war über die maßen anmuthig zu reiten, denn das gantze feld und lufft nach lauter chesmin390 roche kam von den blüthen der schönen bäume, ferner kam ich auf MENI391 alwo ich zu Mittag bliebe, und in dem Wirthshauß wo die COCHE DE SOISSON LOGIRTE, abtratt, Nachmittage gieng 384 385 386 387 388 389 390 391
Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. Nanteuil-le-Haudouin. Le Plessis Belleville. Henri du Plessis-Guénégaud (ca. 1609–1676), Secrétaire d’État, Trésorier de l’épargne du Roi. Nicolas Fouquet (1615–1680), Vicomte de Vaux et Melune, Surintendant des Finances. Dammartin. Vermutlich ist Jasmin gemeint. Vielleicht Mitry.
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ich vollends nach PARIS, alwo ich gegen 5 Uhr ankam, dieser Weg war gantz eben und ritte alles neben dem getreide weg denn es umb PARIS gar viel gersten giebt, im hereinreitten begegnete mir der Printz CONDE ET LE CONTE DE SOISSON,392 kam durch die FAUBAURG S. MARTIN in die RUE S. MARTIN und kehrte in der RUE S. GERMAIN AU CROIS DE FER ein, alwo Vetter Bernhardt393 auch zum ersten mahl gelegen, bald nach meiner ankunfft gieng M. Fink und W. zu M. Schönauer394 unsern Kaufmann so H. Ochsens395 zu Franckfurth CORRESPONDENT ist welcher mitt ihnen zum MESSAGER unsere BAGAGE abzuholen, gienge. Den 9. JUNII 1667 . Vormittag mir die hare schneiden laßen, und den gottesdienst abgewarttet, mahlzeit gehalten nachmittage geschrieben. Den 10. JUNII kam M.r DU FRENE396 des Churfürsten von Meintz397 RESIDENT und CONSEILLEUR beym König zu 8 Uhr zu mir hernach M. Koch398 unser Kaufmann so M.r FAMARS399 zu Franckfurth CORRESPONDENT, welcher mitt mir ausfuhr und zwar 1. durch die RUE alwo Er mir erzehlte, daß an der einen ecken des Hauses welches Er mir wiese alle jahr Ein von Pappen in lebensgröße gemachter Schweitzer mitt Pulver angefüllet verbrand und zersprenget würde. Welcher gebrauch schon bey 300 jahren hero ist CONTINUIRT worden und zwar aus diesen Ursachen weill vor so viel jahren Ein Schweitzer in wehrender PROCESSION in eben selber arth das bild der Mutter Gottes mitt einem Meßer gestochen darauf stracks bluth gefloßen were, und zur straffe were Er auf eben selbe arth da die that geschehen lebendig verbrand worden noch andern zum schrecken würde alle jahr gedachter gemachter Schweitzer verbrand. Vermeldete daß der Kurfürst von Meintz dem M. GRANDMORT400 [alle jahr] und M.r LIONNE401 alle jahr viel Reihnischen Wein zuschickte. Hernach nach dem PLACE ROYAL, welcher orth weitläufftig zu beschreiben unnöthig weil Er ohne daß bekant. Denn vor diesem alle Ritterliche EXERCITIA darauf Sind gespielet worden, auf welcher auch HENRIC. II.402 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402
Eugène Maurice de Savoie-Carignan (1635–1673), Comte de Soissons, Colonel Général der Schweizer. Bernhard (1638–1678), Herzog von Sachsen-Jena. Nicht identifiziert. Johann Ochs (1611–1677), ursprünglich Textil- und Weinhändler in Frankfurt am Main, Hoflieferant unterschiedlicher Fürsten, tätigte umfangreiche Geld- und Wechselgeschäfte. Léonard de Mousseaux (1610–1673), Seigneur du Fresne, französischer Diplomat, Conseiller du Roi, seit 1658 kurmainzischer Resident in Paris. Johann Philipp von Schönborn (1605–1673), seit 1647 Erzbischof und Kurfürst von Mainz. David Koch, Kaufmann in Paris. Jacob de Famars d.Ä. (1596–1671), Kaufmann in Frankfurt am Main. Sein Sohn Jacob de Famars (geb. ca. 1630) war ebenfalls als Kaufmann tätig. Antoine III de Gramont (1604–1678), Duc de Gramont, Maréchal de France. Hugues de Lionne (1611–1671), Ministre d’État, Secrétaire d’État aux Affaires Étrangères. Henri II, vgl. Anm. 253.
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König in Franckreich von dem MONTGOMMERI403 im thurnieren erstochen worden,404 weswegen der CHATHARINA DE MEDICIS405 Seine gemahlin das darrauf gestandene Schloß und Häußer wegreißen laßen, itzo ist es ein 4 ecketer großer platz mitt viel großen PALITIIS umbgeben, in der Mitte stehet LUDOVICUS XIII. König in Franckreich406 zu Pferde, von METALL über die maßen schön gegoßen auch auf eine weiß MARMETEN fuß welches der RICHELIEU407 dem König zu ehre aufrichten laßen. Ferner fuhr ich nach der BASTILLE zu, in welcher mich M. MARTIN ein ließ, ist das berühmbte gefängnüß ein fester starcker orth wird auch als eine CITADELL gebraucht mitt welcher mann die Stadt fast gantz bezwingen kann, hatt 8 große thürme. Als ich hinein kam, musten meine leuthe alle die Degen abthun meinen aber durffte ich aber behalten, Es waren viel vornehme gefangene darin die PERMISSION hatten herumb zu gehen, welches aber wenigen vergönnet [ist] wird, zwar nach dem Ein ieder PECCIRET hatt. Ob mann ist. Es mitt großen steinern platten belegt mann kan die Stadt darvon gar wohl übersehen. Sonderlich habe ich die gemächer wo der alte Printz CONDE408 geseßen und worinnen der itzige gebohren worden,409 auch wo Er Sein REFAICHEHMENT gehabt, habe auch das gemach wo der itzige Churfürst von Heydelberg410 gefangen geseßen, aber auch die arth die stücke herauf zu ziehen in acht genommen. Von dar fuhr ich zu der JESUITEN Kirchen beym PROFESS Hauß in der RUE S. ANTOINE, ist ein stein gebäude, ging im Hauße herumb, besahe eine schöne Capelle darin Sie ihre CONVENTA halten, sonderlich die in der bruderschafft sind, denn etliche große Hn. und JESUITEN eine bruderschafft gemacht. NB. ALIBI Von dar fuhr ich A LA MAISON DE LA VILLE A LA PLACE DE GREVE, welches ein großes schönes gebäude ist, im Hofe stehet eine von weißem MARMEL gehauene STATUE des itzigen Königs bildnüß als der über seine REBELLEN THRIUMPHIRET, mitt einer schönen INSCRIPTION. Ferner AU L’HOSTEL DE DIEU alwo anno 1630 fast bey die 2.000 leuthe kranck lagen, die Küchen ist wohl zu sehen denn Sie daß Waßer aus dem brunn durch die bumppen411 ferner leiten können, Sie wiesen mir 3. Kesel in welchen Sie täglich kochen und aus einem 403 404 405 406 407 408 409
410 411
Gabriel I de Lorges (1526–1574), Comte de Montgomery. 1. Juli 1559. Catharina de’Medici (1519–1589), Königin von Frankreich. Louis XIII (1601–1643), König von Frankreich. Armand-Jean du Plessis (1585–1642), Duc de Richelieu, Kardinal. Henri II de Bourbon (1588–1646), Prince de Condé, 1616–1619 in der Bastille und in Vincennes inhaftiert. Louis II de Bourbon (1621–1686), Prince de Condé wurde nicht in der Bastille geboren, es handelt sich um seine Schwester Anne Geneviève de Bourbon (1619–1679), Duchesse de Longueville, die in Vincennes geboren wurde. Karl I. Ludwig (1617–1680), Pfalzgraf bei Rhein, von Oktober 1639 bis März 1640 in französischer Gefangenschaft, überwiegend allerdings nicht in Paris, sondern in Vincennes. Lesung unsicher.
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ieden 400 Personen können gespeiset werden, denen Krancken wird von denen geistlichen jungfrauen aufgewarttet, In einem ieden bette lagen 2, Einer zum Haubten der andre zue füßen. Die bette sind alle gaßen weise gestellet und auf einer reye wohl über 50. Sie laßen niemand als catolische herein, von dar A L’EGLISE DE NRE. DAME welche gantz nahe bey L’HOSTEL ist. Ich stieg auf den thurm und besahe die Stadt, von dar fuhr ich AU PALAIS oder das PARLEMENTS Hauß alwo Sie BLAIDIREN, Es hatt unterschiedliche GALLERIEN auf welchen Sie viel schöne Wahren verkauffen. NB. Es ist ein CALVINIscher buchfuhrer daneben welcher ein stuck Cartten alle Zeit mitt den buchstaben O. und N. heraus henget bedrucket. Wenn die meß aus oder nicht ist denn im großen Sahl alle Zeit meß gelesen wird und iedermann der im PALAIS nur ist muß beym klingeln ieder falle in die Er kombt in ungelegenheit.412 Darnach fuhr ich nach Hauß. Nachmittag fuhr ich zu 1. ins PALAIS ROYAL oder DU CARDINAL RICHELIEU, worinnen anitzo der DUC D’ORLEANS wohnet, ist ein brächtig gebäude welches der CARDINAL RICHELIEU hatt bauen laßen, die gemächer sind allend halbend mitt golde reich geziehret sonderlich sind darinn die 2 schönen GALLERIEN welche alle mitt ANTIQVITÄTEN schildereyen und großen CANDAUREN413 gezieret, das CABINETGEN darin nicht als lauter frauenzimmer abgemahl stunden, darunter ein- ne M. , genandt welche ihr CONTERFAIT weil es nicht schön genug gemacht war selber mitt dem meßer durchschnidten, Der gartten ist auch sehr schön zu sehen. Von dar fuhr ich nach dem PALAIS MAZARIN, welches auch gar ein kostbahr und mitt trefflich kostbahren MOBILIEN ausgebutztes gebäude ist sonderlich sind die ANTIQVITÄT cammern wohl zu sehen, im herausgehen sahe ich [etzliche] in einem kleinen Vorgemach 12 mitt gold hoch und tick gesticke tecken auf die maul Esel [So] mitt des CARDINAL MAZARINS414 Wappen, welche Er im einzuge gebraucht, darvon eine in die andere 15.000 thr. gekostet. Von dar Fuhr ich ins LOUVER welches ein einfaches groß und MAGNIFIC gebäude ward. Weill der König noch stetig daran bauen laßet bekombt ein Hoff darinne Er 20.000 mann mustern kann, denn Er viel gaßen und herrliche PALATIA des wegen wegbrechen läßt ist also mehr darvon zu sehen als zu schreiben, Ferner fuhr ich A LA CHARITÉE AU FOUBAURG ST. GERMAIN. Worinnen itzo sehr viel Kranke lagen. Von dar in den LUXEMBOURG oder PALAIS D’ORLEANS. Welches der MAD.ELLE D’ORLEANS oder MONTPENSIE415 zu ständig ein schön großer gartten worinne sehr viel vornehme Hn. und DAMES pflegen Spatzieren zu gehen. Hernach in der TULLERIE alwo offt bey 1.000 CAROSSEN fahren itzo aber ist der baß nicht mehr so offen wie zu vor weil das LOUVRE sich so weit heraus verstrecket. Darnach nach Hauße. 412 413 414 415
Der Satz ist unklar. Lesung eindeutig, Bedeutung hier unklar, vielleicht sind große Kronleuchter gemeint. Jules Raymond Mazarin (1602–1661), Kardinal Mazarin. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376.
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Abb. 2: Palais d’Orléans und Palais du Cardinal
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Den 11. JUNII ♂ Vormittags kam der Schneider M. COSTOR416 und nahm das maß von meinem reisekleide. M. DU FRENE417 und M. KOCH kamen wieder zu mir. Nachmittage weill es hübsch Wetter und meine Pferde noch alle beysamen ritte ich ein wenig AU COUR DE LA REINE wo mir viel gutschen begegneten, und umb die Stadt Spatzieren. Den 12. JUNII ☿ Vormittags an des H. Vatters brief zuschreiben angefangen und die reysebeschreibung CONTINUIRET. Nachmittage Ritte ich mitt M. FINCKE und Witzleben, nach POIS DE VINCENAE.418 Welcher orth gar lustig liegt denn das Holtz welches ziemblich groß eine schön lustige Spatzierenfarth verursachet, das Schloß ist meist neugebauet, Als ich hin kam wolte ich in den gartten darinnen die thiere sind gehen Sie wolten mich aber nicht einlaßen weill ich ihnen nicht geben wolte was Sie begehrten ritte dero wegen vor das Schloß weill der CONSIERGE nicht da war konte ich die gemächer nicht zu sehen bekommen gieng dero wegen in die Kirche, worinnen der CARDINAL MAZARIN beygesetzet so lange bis das COLLEGIUM das Er gestifftet zu PARIS verfertiget ist darinnen Er nach seiner stifftung soll begraben werden. Ich gieb419 in die kleine Cappel darin Er stehet ist über und umb mitt Schwartzem tuch und seinem Wappen behenget, der Corper liegt in einem bleyern Kasten welcher nur 2 Ellen lang und ½ breit ist, stehet unter einem Himmel mitt vorhengen gleich einem bette. Darnach gieng ich auf die BASTILLE gleich der zu PARIS, aber kleiner, war gantz keine einige seele darinnen, die thore und vor das gebäude sind sehr zerschoßen, weil der gemeine mann vor etliche jahren den Printz CONDE heraus gezogen und frey gmacht, denn Er erst zu PARIS geseßen weil aber das Volck die PASTILLE aldar hatt stürmen wollen, hatt ihn der König nach POIS DE VINCENNE fuhren laßen, hatt aber doch nicht geholffen. Von dar gieng ich in gartten welcher sehr lustig und groß, der König pflegt offt lange hier zu verbleiben, nach diesem ritte ich gar spath wieder nach PARIS. Denn Es schon 6 Uhr war als ich von P. de V. ritte. Den 13. JUNII ♃ Frühe an den Hn. Vatter und Frau Mutter geschrieben.420 Nachmittage bin ich mit M. FINCKEN und dem Knecht etliche hauser421 auf dem lande zu besehen ausgereiset, kamen auf S.T DENIS alwo das Königliche begräbnüß und Schatz ist, Ich ritte nur vor diesmahl durch weill ich solches im rückwegen besichtigen wolte, kam ferner auf PIERREFITE,422
416 417 418 419 420 421 422
Roger Costar, Schneider in Paris. Léonard de Mousseaux, vgl. Anm. 396. Bois de Vincennes. Ging. Vgl. in Bd. 3, Nr. 22, das Schreiben Herzog Friedrichs an Herzog Ernst I. vom 12. Juni 1667 aus Paris. Lesung unsicher. Pierrefitte-sur-Seine.
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EGUAM,423 MENIAUBRE424 welche bey letztere der MADAME D’ANGULEME,425 die der DUC DE JOYEUSE426 gehabt und itzo Wittib ist auch die von des CAROLI IX.427 Bastard428 herkömbt, zugehören, ferner auf CHAMPLATREUX429 dem PRÆSIDENTEN MOULIN430 zu ständig ist ein fein Hauß und lust gartten aldar zu sehen. Der König hatt Inlängst als Er nach AVESNES gangen darinnen LOGIRET, ferner auf OUFARGE431 alwo ich gegen abend umb 8 Uhr ankam, LOGIRTE im Engel ist eine feine große Stadt liegt in Einem lustigen grunde. Gegen abend machten die leuthe in der Stadt allendhalben JOHANNIS feuer. Den 14. JN. ♀ Ritte ich frühe auf CHANTILLIE432 dem Printz CONDE zuständig. Kam aldar gegen 11 Uhr an, Stieg im Weißen bahren nahe am Schloß ab, gieng darauf auf das Schloß, weil aber der Printz selben morgen nacher PARIS gereiset, und dem CONSIERGE mitt genommen, konte ich die gemächer nicht zu sehen bekommen, gieng dero wegen in gartten darinnen sehr viel JÄTER DE LEAU zu sehen, vornehmblich waren in dem kleinen Wegen so gantz mitt Waßer umbfloßen und gleichsam wie ein Insul anzusehen, 2 trachen von METALL die da mitteinander kampfften und gar starck Waßer von sich gaben, an dem orth wo sich das Frauenzimmer pfleget zu baden, wohl zu sehen. Es ist auch in dem gartten eine lange GALLERIE und dabey etliche CABINET mitt schöner Schilderey ausgeziert zu sehen. Aus dem gartten gieng ich durch daß schloß nach dem Platz auf welchem der letzte CONNETABLE von Franckreich MOMMORANT433 [der] welchen die CATHARINA DE MEDICIS enthaubten laßen,434 zu Pferde in METALL gegoßen auf einem weißen MARMORN Fuß stehet an welchem noch folgende INSCRIPTION zu sehen.435 Im hingehen sahe ich im Schloß graben viel bunte Karpen etliche gantz Schwartze, etliche gantz Weiße. Wie eine , etliche gantz roth, etliche auch roth und [und] Weiß geringet, von obbe= meltem orth gieng ich in den BARC oder Thiergartten, darinnen ich wahrnahm 1. Einen Strauß von gantz Weißen 423 424 425 426 427 428 429 430 431 432 433 434 435
Écouen. Le Mesnil Aubry. Marie Françoise de Valois (1631–1696), Duchesse d’Angoulême. Louis de Lorraine-Guise (1622–1654), Duc de Joyeuse. Charles IX (1550–1574), König von Frankreich. Charles de Valois (1573–1650), Duc d’Angoulême, natürlicher Sohn Charles’ IX. Épinay-Champlâtreux. Édouard-Jean Molé (ca. 1610–1682), Seigneur de Lassy et de Champlâtreux, Président à mortier au Parlement de Paris. Luzarches. Chantilly. Anne de Montmorency (1493–1567), Duc de Montmorency, Connétable von Frankreich. Diese Angabe ist nicht korrekt. Anne de Montmorency starb an den Verletzungen, die er sich in einer Schlacht zugezogen hatte. 97r, eingelegter Zettel mit der Inschrift. Die Tinte ist verblasst, nicht vollständig lesbar. Die Statue wurde 1612 errichtet. Sie stand im Schlosshof und wurde während der Revolution zerstört. Die heutige Statue stammt aus dem 19. Jahrhundert.
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Federn, hernach viel Spanische, Barbarische, Indianische und endlich auch vor großer RARITAT ein teutsch Huhn, in dem 2. Hause436 im 3 Hauße war Ein PELICAN, So gantz roth umb Kopff, und Schwartz braun von leibe war, hatte einen kleinen schmalen eingekrümten schnabel, Ein adler, Uhu, Savoisch thier zu sehen, welches einen kleinen tachs nicht ungleich ist nicht großer die kleine finger sind und frist aus der Hand wie ein affe oder eichhorn hatt pfoten wie eine mehr Katze, und ist gantz from, rücht aber sehr übel, von dar gieng ich nach Hauße und Speißete, Hier ein wenig von Printz CONDE Seine geschlecht ein wenig zu reden, So ist Seine Frau Mutter437 des enthaubten HENRY DUC DE MOMMORENCY438 des letzten CONNESTABLES in Franckreich Schwester, Seine gemahlin439 ist des CARDINALS RICHELIE Bahse, des Marchal BREZE440 Tochter, Sein Sohn der DUC D’AGIENG441 hatt des Pfaltzgrafen EDUARTS442 Tochter,443 eine von der Frau Mutter444 her vom Hauß NEVERS. Dem itzbemelten Pfaltzgraf hatt der itzt verstorbenen Königin in Pohlen445 Schwester zur Gemahlin. Nach der mahlzeit nahm ich meinen Weg ferner auf 446 Ein schön groß Schloß auf eine hohen berg gelegen, gehört der MADAME So dem HENRICO IV. wohl bekant gewesen. Ferner nach LIANCOUR447 alwo ich gegen 6 Uhr an kam, stieg gleich im Hoff ab, gieng in gartten. Welcher der berühmbteste mitt in Franckreich ist hatt über die maßen viel Waßer=Künste nach dem itz folgenden Verzeichnüs. Als448 Das Schloß ist nicht sonderlich schön iedoch nach der arth wie Sie in Franckreich pflegen gebaut zu seyn, der orth gehöret, dem Mr. DE LIANCOUR.449 Ein H. von CONDITION deßen Sohns450 Tochter,451 (der Thünkirchen geblieben) hatt des Printz ROCHEVAUCAUTS452 436 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447 448 449 450 451 452
Randbemerkung schlecht lesbar. Charlotte-Marguerite de Montmorency (1594–1650). Henri II de Montmorency (1595–1632), Duc de Montmorency. Claire-Clémence de Maillé-Brézé (1628–1694), verm. mit Louis II de Bourbon, Prince de Condé. Urbain de Maillé (1597–1650), Marquis de Brézé, Maréchal de France, verm. mit Nicole du Plessis, Schwester des Kardinals. Henri III Jules de Bourbon, vgl. Anm. 320. Eduard (1624–1663), Pfalzgraf von Simmern. Anna Henriette (1648–1723), Pfalzgräfin von Simmern, verm. mit Henri III Jules de Bourbon, Duc d’Enghien. Anne Marie de Gonzaga-Nevers (1616–1684). Luisa Maria Gonzaga-Nevers (1611–1667), Königin von Polen. Vermutlich Creil. Liancourt. Der Rest der Seite ist leer, das Verzeichnis fehlt an dieser Stelle. Roger du Plessis (1598–1674), Duc de Liancourt. Henri-Roger du Plessis-Liancourt (gest. 1646). Jeanne Charlotte du Plessis-Liancourt (1644–1674). François VI de la Rochefoucauld (1613–1680), Duc de la Rochefoucauld.
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Sohn Mr. LE PRINCE MARSELLIAC453 geheurathet. Weill es noch etwas tag und schön Kühle war ritt ich noch selben abend nach CROEIL454 Eine feine Stadt, ist nicht fest, hatt ein Schloß mitt starcken mauern versehen , ist ein baß über den Fluß OYSE, gehöret der MADAME DE CARIGNANG455 des letzt erschoßenen CONTE DES SOISSON Tochter oder Schwester,456 deren H. der PRINTZ DE CARIGNANG457 aus dem Hauße SAVOY der itzt GENERAL über die Schweitzer [ist] und der Printz THAMASEN458 So GENERAL in der FRANCOIschen ARMEE in Meyland gewesen, Sohn ist, diesen ort hatt der Konig vor weniger Zeit dieser PRINCESSIN wegnehmen wollen aus Vorwand daß es eines von des Königs Cammergüthern were, Weill Sie aber vorgewand Es were Ihr eigen eingebracht guth, ist es bis auf 30 Jahr noch verschoben worden. Der König hatt itzo Einen CAPIr TAIN RIGOTT genant mitt etlichen wenigen MUSQVETIREN darinn gelegt, weill es wie eben gemeldet ein baß ist hernach viel [durch] von der ARMEE durch gehen, dahero auch niemand herein gelaßen wird und wenn es des Königs bruder selber were der nicht einen baß von M. GRANDMONT459 oder M. MARSCHAL TURENNE460 hatt. Als Ich einreitten wolte hielten Sie mich auf, weill ich nun nicht wuste was es were that ich als wenn ich fortreiten wolte, darauf Einer von der wacht die Flinten anschlug und wolte feuer geben, ein anderer aber kam und wolte mir die bistolen nehmen ohne eintzigen bericht weswegen es geschehe, ehe bis endlich der OFFICIRER, der die Wacht hatt heraus kam und nach dem baß fragte, so holte die groben gesellen aus und sagte zu M. Fincken, daß es des Königs ORDRE were niemanden ohne bas herein zu laßen. Weswegen ich M. Fincken also balden zu dem CAPITAIN mitt dem baß gehen ließ und ich warttete so lange mitt dem Knecht vor dem thor, bis M. FINCK wieder zu mir gab, stieg darnach im Weißen Hirsch ein. Den 15. JUNII ♄ gieng ich frühe morgends nach dem Schloß zu, als ich auf die brücke kam waren die Pferde eines bauern mitt dem Karn durchgangen und in den Fluß gelauffen welcher eben damahls gar tieff war, die Pferde stunden noch an den Karn gebunden im Fluß der bauer aber stand am Waßer schrie und klatschte mit der peitschen die Pferde fort zu schicken aber Sie 453 454 455 456
457 458 459 460
François VII de la Rochefoucauld (1634–1714), Prince de Marcillac. Creil. Olympe Mancini (1640–1708), verm. mit Eugène-Maurice de Savoie (1635–1673), Prince de Carignan. Hier geht es etwas durcheinander. Gemeint ist hier wohl Marie de Bourbon (1606–1692), Schwester Louis de Bourbons (1604–1641) Comte de Soissons, der erschossen wurde. Marie de Bourbon war verm. mit Thomas François de Savoie (1595–1656), Prince de Carignan, Comte de Soissons. Aus dieser Ehe stammte Eugène-Maurice de Savoie-Carignan. Eugène Maurice de Savoie-Carignan, vgl. Anm. 392. Thomas François de Savoie (1595–1656), Prince de Carignan, Comte de Soissons. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199.
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kehrten Sich nichts daran bis Er Sich gantz ausziehen und halb hinein Schwimmen und die Pferde loß binden muste. Im Schloß welches gebauet ist unter andern das gemach wo König CARL der 7. in Franckreich461 gefangen geseßen, denn Seine unterthanen ihn wegen seines DISOLATen lebens und dahero entstandenen narrheiten dahin gefangen gesetzet, worinnen Er auch gestorben. NB. der PRINCESSIN heimblich gemach. Auß dem einen Fenster sahen mann gantz nahen ein Schloß und gartten (welcher noch alle fein zu sehen.) eine Insel DE RE MALTE genant, von 3.000 schritt lang ist gar schön zu sehen, Ferner ist ein Schloß, Ein Kirche So vor 1.000 jahren gebauet worden. Nach besichtigung dieses alles bin ich auf S. LOUIS462 eine schöne große Stadt zu gang, kam aldar umb 9 Uhr an, weill sehr warm war in die Kirche, trancke noch zu REFRACHIREN ein glaß Wein in dem Wirthshauß nicht weit von der Kirchen, welche wegen seines sehr kalten und tieffen Kellers sehr bekant ist, darin mann wohl auf 60 stuffen hinunter gehen muß. Ritte darnach ferner auf LOUVRE463 zu. War selbiges mahl über die maßen warm stieg im Königlichen Wappen ab, Speißete und ritte selben abend noch nach PARIS und zwar in einem großen Regenwetter und unter wegens begegnete mir der Printz von CONDE wieder. Den 16. JN. frühe noch bey dem Dänischen RESIDENTEN Mr. 464 in die Kirche tragen laßen regnete sehr, der eine CHAISENträger fiel übern hauffen, daß die CHAISE auf die Erden sties und bald umbgefallen were, Nachmittags, nach S. CLOUD durch das Holtz POULOGNIE465 genant geritten, begegneten mir viel gutschen. Weill damahls das vornehmbste Frauenzimmer die MADAME466 des DUC D’ORLEANS gemahlin So des Königs in Engelland Schwester ist, [sehr] und damahls sehr kranck war, besucht hatten. LOGIRTE im Mohren, Es waren auch selbiges mahles an kommen die PRINCESSIN MONACO467 des MAR. GRANDMORT468 Tochter und des CONTE DE GUIGE469 Schwester, LA CONTESSE D’ARMAGNAC470 deren Ihr H. Mr. LE CONTE D’ARMAGNAC471 ein Sohn des MAR. HARCOURT472 vom Hauße Lothringen, Sohn und itzo groß Hoffmeister ist und Mr. LE GRAND genant wird. MADAME D’EL461 462 463 464 465 466 467 468 469 470 471 472
Charles VII (1403–1461), König von Frankreich. Vielleicht Saint-Leu-d’Esserent, wahrscheinlich aber Senlis. Louvres. Wahrscheinlich Simon von Petkum (gest. nach 1671), 1666–1667 (Juni) dänischer Resident in Paris, oder Marcus Falksen Gjøe (1635–1698), 1664–1668 dänischer Resident in Paris. Bois de Boulonge. Henrietta Anne Stuart (1644–1670), Madame, 1661 verm. mit Philippe de Bourbon (1640– 1701), Duc d’Orléans. Catherine Charlotte de Gramont (1639–1678), Princesse de Monaco. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400. Armand de Gramont (1637-1673), Comte de Guiche. Catherine de Neufville, Tochter François de Neufvilles, Duc de Villeroy. Louis de Lorraine-Guise (1641–1718), Comte d’Armagnac, Grand Écuyer. Henri de Lorraine-Guise (1601–1666), Comte d’Harcourt.
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vom Hauße Lothringen, bald nach meiner ankunfft gieng ich in die Kirche worinnen HENRICI III. Hertz begraben liegt an selben orth stehet eine säule von rothem MARMOR die der DUC D’ESPERNON474 hatt aufrichten laßen, im selben gegitter stehen an den Seiten 3 Cronen allendhalben abgemahlet darunter geschrieben stehet MANET ULTIMA COELO, die eine soll die Polnische die 2 die Francoische und die 3 die Er im Himmel bekommen bedeuten, hiebey ist nicht zu vergeßen das der GELNITZ in seinem ITINERARIO475 bey diesem orth gedenckt SI OREDERE FAS EST.,476 hernach gieng ich in die CAPELLE So unter der Erde ist alwo der stadt PATRON S. CLODUARTUS477 des Konig CLODOVIC478 in Franckreich Sohn, begraben liegt. Hiernach gieng ich wieder nach Hauße. Den 17. JN. gieng ich ins Schloß welches der Konig Mr. HERWARTTEN479 der sonst der Abt FUQVET weill Er des FUQVETS480 bruder gewesen genant wird, wegen seines reichthumbs genommen, und dem DUC D’ORLEANS gegeben, welches gar schön zu sehen ist sonderlich der große Sahl, (darinnen Sich Mr. Witzleben wegen der Spiegel verirrte) und 3 daneben gebaute gemacher, die untersten konte mann nicht zu sehen bekommen. Weil Sie das Frauenzimmer inne hatten, zeigeten mir auch das gemach worinnen HENRICUS III. von dem Jacobiner481 erstochen worden, im Hofe sahe mann an der mauer 3 Große Pferde und Königliche Personen darauf von giebs in lebens große gar kunstlich gemacht. [Daß] Der Gartten ist über die maßen herrlich kostbahr und anmuthig. Sonderlich die herrliche CASCADE und das lange PERSPECTIV vor alle [wohl] zu sehen es sind 600 Springwercke im gartten so alle auf einmahl Springen können, Weswegen auch die MADEMOISELLE DE SCHUDERE482 sowohl auf befehl des Königs als auch veranlaßung anderer vornehme Herren dieses Haußes und gartten Kostbahrkeiten und Herrlichkeit, durch einen neuen RAMAIN MATHILDE483 genant gantzlichen zu beschreiben daraus mann es mitt mehrem ersehen kann. Von BEUF473
473 474 475 476 477 478 479 480 481
482 483
Élisabeth de La Tour d’Auvergne (1635–1680), verm. mit Charles III de Lorraine (1620– 1692), Duc d’Elbeuf. Nicht eindeutig. Abraham Gölnitz, Ulysses Belgico-Gallicus fidus tibi dux et Achates. [...] Amsterdam 1655. Dort steht: „[...] si eo sublatus est.“ Ebd. 167. S. Chlodoald (gest. 560). Sohn Chlodomers (495–524), König des fränkischen Teilkönigreichs um Orléans. Sein Vater war Chlodwig I. Barthélemy Hervart (1607–1676), Intendant des Finances, Contrôleur général des Finances, 1655–1658 Besitzer des Schlosses in Saint-Cloud. Hierbei handelt es sich nicht um dieselbe Person. Der Bruder Nicolas Fouquets war Abbé Basile Fouquet (1622–1680). Jacques Clément (1567–1589), Dominikanermönch, der Henri III tötete. Jacobiner als Beiname nach der Kapelle St. Jacques in Paris, dem ersten Refugium der Dominikaner im 13. Jahrhundert. Madeleine de Scudéry (1607–1701), Mademoiselle de Scudéry, französische Autorin. Mathilde, Paris 1667.
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Abb. 3: Château de Saint-Cloud
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dar ging ich in des Mr. FUQVETS des Apts gartten Welcher auch sehr schön und sehr groß ist. Unter wegens sahe ich das Closter darinnen die VALLIERE484 aus Zorn wieder die Königin gelauffen ist aus welchem Sie auch der König selber mitt eigener Hand wieder heraus gezogen. Nach diesem ritte ich auf RUEL485 zu, stieg im rothen Hauße ab, nach der mahlzeit gieng ich in den gartten welcher der aller berühmbteste in gantz Franckreich ist besahe zu erst das kunstlich gemahlte PERSPECTIV von welchem gesaget wurde, daß lebenszeiten des CARDINALS RICHELIEU Eine Elster Sich daran betrogen denn Sie durch fliegen wollen und ein stück vom schnabel abgestoßen Welcher auch dem CARDINAL ist gebracht worden. Von dar gieng ich zu der kleinen CASCADE welche gar schön zu sehen, Als denn zu dem PORTALL welches in gestalt eines aufgesperten Höllenmaul gemacht ist, ferner zu der großen CASCADE und darbey gemachten herrlichen grotte, die CASCADE ist sehr reich von Waßer denn Sie über die 200 CASCADen hat. Der gartten ist wohl zu sehen, mann kann darinn nirgends hin treten da mann nicht solte naß gemacht werden, sonderlich sind die 2 MUSQVETIRER von METALL und affen im eingehen wohl zu sehen, mein Knecht wurde alda sehr naß. Hernach gieng ich ins Schloß hatte viel gemächer waren aber nicht gar zu schön sonderlich konte man aus dem einen gemach des Königs u. der MADAME Cammer in das ballhauß sehen und in der andern seite in ein gantz von CEDERN gebaude Capelle. Die EMBLEMATA in allen gemächern sein sehr Sinreich. Als alles besehen ritte ich ferner auf MAISON486 zu alwo ich mich über die SENE487 mitt meine leuthen übersetzen ließ. Es hatt Solches der PRÆSIDENT H. 488 der itzo eben dar war bauen laßen. Ein herrlich und fest Königlich gebäude hatt viel gemächer und wohl MOBLIRET, Es waren noch 2 Eiserne große thüren zu sehen die gantz und gar mitt hammern geschmiedet und nichts das geringste davon gegoßen war deren die eine 17.000 thr. gekostet, Er hatt jahrlich 2 tonnen goldes oder 200.000 thr. einkommens denn Er 3 MARQVISAT hatt, seine meiste einkomen bestehen in Zollen zu Waßer und zu land und vielen Zinsen So Er von den bauern zu heben hatt, Ein schier gantz MEUBLIRTer Stall und hinter dem Stall eine schöne grotte So nur erst angerichtet wird zu sehen. Ich bliebe des nachts aldar und LOGIRTE in S. LOUIS. Den 18 Junii ♂ ritte ich auf S. GERMAIN,489 regnete stetig und muste alle Zeit im Holtz reitten, ließ meine Pferde in ein= em Wirthshauß unterziehen, ich aber gieng mitt meinen Leuthen auf das neue Schloß denn 484 485 486 487 488 489
Louise Françoise de La Baume Le Blanc, vgl. Anm. 378. Rueil. Château de Maison in Maisons-Laffitte. Seine. René de Longueil (1596–1677), Marquis de Maison, Président à mortier au Parlement de Paris, Surintendant des Finances. Saint-Germain-en-Laye.
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Abb. 4: Grotte und Cascade im Garten des Château de Rueil
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alda 2 Schloßer das alte welches der FRANCISCUS I. gebauet NB. an welchen an allen CAMINEN dopelte FF gemacht, und das neu so HENRICUS IV. gebauet. In dem einen waren gar schöne gemächer mitt gold und gemälden wohl gezieret sonderlich ein schöner Sahl darinnen stunden allerhand MILITArische INSTRUMENTA nach dem verjunckten MASTAB vor den DAUPHIN, wie des Königs L. XIII. gemach, darinnen Er gestorben, Als Er darinnen kranck gelegen hatt Er 2 tage zu vor sein bette vor das fenster das mann PARIS und S. DENIS sehen kann rücken laßen und heraus gesehen Sagend itzo bin ich hier innerhalb 2 tagen werden Sie mich zu S. DENIS auch sehen, denn Er gemeinet mann werde Ihn nach seinem tod ins begrabnüß setzen, ferner ist wohl zu sehen das gemach der REINE MERE490 darinnen Sie kranck gelegen, Wie auch des DAUPHINS gemach, von dar gieng ich hienüber ins alte Schloß, hatt nicht schöne gemacher denn Es ein gantz altvaterisch gebäude, so fast gantz eingehet hatt 83 gemacher In dem einen gemach stund ein tisch darauf eines ieden Königs in Franckreich vom PHARAMONDO491 an von jahren zu jahren bis auf den itzigen König geschmeltzet sind, ist also dieser tisch viel 100 jahr alt, Ich gieng darnach auf das dach welches mitt großen steinen blatten beleget ist wieder daß soll das gebäude von Holtzwerck eintrücken, ferner gieng ich in den COMEDIEN Sahl aus selben hernach in gartten in welchem eine schöne neue grotte angerichtet wird. Die vorige läßet der König gantz einreißen, daß neue gebäude aber bekomt 5 absetze ein ieder absatz von 30 stufen hoch welche aber auch ¼ theils Ehlen hoch sind, dieser orth ist des Königs stetige RESIDENTZ im Sommer, das letztere mahl ist Er 13 monat beständig aldar gewesen, ist sehr lustig darumb, vorgangen als der König das GENERAL RENDEVOUS der ARMEE mitt welcher Er selber in Flandern gezogen gehabt hatt Er das gantze lager zu S. GERMAIN auf einer großen Wiesen schlagen laßen, wie Er auch Es selber so manche nacht in seinem gezelte geblieben, Künfftig will der König das theil des Schloßes das [nach] an den gartten stoßet noch umb ein stock werck erhöhen damit Es Seinen fall desto beßer haben möchte. Sonst ist auch sehr NOTABEL daß der König über die grotte an der mauer mehr als vor 20.000 thr. Wachstuch über ziehen laßen damitt der regen durch das dach sickert die grotte nicht verderben konne, Als ich Alles gesehen nahm ich meinen Weg auf VERSEIL zu alwo ich zu mittags ankam und LOGIRTE im Schwan. Verseil ist sonsten ein kleiner Flecken ist wegen des Schloßes und neu aufgebauete Häußer vor die großen Hn. wohl zu sehen, der König laßet allen großen Häußer bauen damitt Sie wenn Er [der] Sich dar aufhält LOGIREN können, und weill vor die Hoffbedienten aldar kaum gelegenheit sich selber zubegastigen ist, So hält Er dar alle frey, auch weill deswegen viel drauf gehet ist Er nicht gerne aldar ob Es schon sein BLASIRLICHSTer 490 491
Anne d’Autriche (1601–1666), Königin von Frankreich. Pharamond, Pharamund, Faramund, sagenhafter König der Salfranken im 5. Jahrhundert.
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orth ist. Das Schloß ist ein herrlich u. kostbahr gebäude, was darinne zu sehen, und wie die gemächer durchgängig reich von silber u. Tabetzereyen, MOBLIRET, ist männiglich bekant und dahero nicht nöthig weitläuftig zu beschreiben, Aus dem Schloß gieng in in die MENAGERIE, darinnen allerhand Thiere auf behalten werden. Befinden sich dero wegen in dem einen QVARTIER, viel geflügel als 5 Loffelganßen, so weiß und berlfarbe waren. Sehr viel frembde ganße, Ente und Hüner, von vierfüßigen thieren waren Ein affricanisch Rehe, 2 bisam Katzen, 2 stachel Schweine, 2 fuchse,492 eine große affricanische Katze und viel andere thier, Von gieng ich zur grotte welche erst neu angefangen aber nicht gar verfertiget ist wohl sehens werth von dar gieng ich auf S. CLAUD und kam gegen 10 Uhr wieder nach PARIS. Den 19. JUNII ☿ Vormittags geschrieben, Nachmittage kam der SECRETARIUS493 und MEDICUS494 glucklich und unbeschadiget wieder zu mir, berichteten daß Sie meine BAGAGE, was Kleidung und andere nöthige sachen wesen, verkaufft, die bücher aber auf offendlichen Platz verbrand. Hätte auch gar hartt gehalten, Sie loß zulaßen, unerachtet Sie Jene offenbahrt, wem Sie zugehöreten, Den 20. ♃ frühe geschrieben, Nachmittage Ritte ich mitt M.r Witzleben und M.r FINCKEN die übrigen Königliche und andere lusthäußer vollends zu besehen nach RIS zu, Im ausreitten kam ich an dem HORTO MEDICO oder des Königs gartten vorbey, besahe ihn nur obenhin, weil ich nicht viel Zeit hatte. Hörte auch zu gleicher Zeit die freudenschüße wegen CORTRAY495 thun. Zu RIS welches nur ein klein dorfflein, kam ich gegen 7 Uhr an und LOGIRTE in den H. 3 Konigen. Der SECRETAIRE DU ROY M.r DE SAY496 hatt einen hübschen gartten darinnen. Den 21. Junii ♀ Ritte ich nach eingenommenen frühestück auf BEDITEBOURG497 zu welches nur ein eintzel Schloß ist und dem Bischoff von LANGRE498 M.r 499 So der vorigen Königen GRAND AUMOSIRE500 gewesen, zuständig, Er ist ein alter verdrießlicher PODAGRIscher Mann, wolte mich nicht einlaßen, bekam also weder das Schloß noch gartten, welches sonsten gar wohl zu sehen seyn soll, Von dar ritte ich ferner auf Esonne501 zu ließ Corbeil ein stadt auf der lincken Hand liegen, besahe zu Esonne den schönen gartten und grotten wercke So M.r 502 einen von des Konigs THRESAURIERN 492 493 494 495 496 497 498 499 500 501 502
Lesung unsicher. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 109. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 108. Courtrai. Nicht identifiziert. Château Le Petit Bourg in Évry. Langres. Louis Barbier de La Rivière (1593–1670), seit 1655 Bischof von Langres. Grand Aumônier. Essonnes. Nicht identifiziert.
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zuständig, weil Er aber gleich andern mitt des Konigs schätzen übel umbgangen ist dieser orth auf befehl des Konigs von der CHAMBRE DE JUSTICE SEQVESTIRET worden, gehet aber itzo gantz ein, und dem nach Er schon weit hin, blieb ich alhie zu Mittag und LOGIRTE in den 3 Mohren, nach der mahlzeit ritte ich ferner auf VILLE ROY503 des MARECHAL VILLE ROY504 der des Konigs Hofmeister gewesen, altes Stamhauß, das Schloß ist nicht sonderlich schön, der Konig Pfleget des Sommers zu weilen dahin zu kommen, in den PARC ein schönes großes [mitt] von QVADERsteinen gantz gemauertes gewölbe worinnen das Waßer, das die brunnen im gartten Springen machet abbehalten wird. Nach besichtigung deßen ritte ich durch den PARC auf COURANCE505 zu, dem PRESIDENTEN DE LA CHAMBRE DE CONTÉ Mr. GALLAND506 zuständig. Weill Er aber kranck kont ich das Schloß nicht zu sehen bekommen, gieng aber doch in gartten welcher gar schön und mitt vielen Waßern versehen denn Er 28 JETTES DE LEAU hatt, daß Hauß oder Schloß So wohl zu sehen seyn, dahero auch der König mitt der M. VAILLIERE507 sehr offt dahin kombt und des nachts dar bleibt, der PRESIDENT hatt diesen orth (wie es alle herrn in Franckreich thun den bauern verbachtet, bekombt von diesem orth und den zugehörigen dörffern alle jahr mehr als 2.000 thr. der gartten ist dem garttner vor 1.500 thr. verbachtet,) der DISTRIC dieses orths mitt allen seinen zugehörigen dörffern bestehet in 2 meilen. Umb diese gegend wie auch nach FONTAINEBLEAU, und MELUN zu befindet Sich Seid der belagerung von ESTAMPE508 ein seltzames thier das Sich auf unterschiedliche gestalt und arth bald als ein fuchs bald als ein großes Pferd bald als ein großer Hund und dergleichen sehen laßet, thut sehr großen schaden unter den leuthen denn es vergangenen jahr bey die 600 menschen, aber auch vor 3 tagen 4 Personen gefreßen, dahero mann weder mann noch weibes Personen, alt und junge ohne einen großen langen Spieß und einen starcken Handdegen siehet und was noch das wunderlichste von diesem thier ist, daß Es nur leuthe und keine thiere angehet, und gantz bis auf die Knochen frißt. Nach dem ich dieses besehen, ich aber selben abend, weill es schon 7 Uhr war und noch 4 meilen zu reysen hatte (auch wegen vielfältigen gespenstern in dem nechst gelegenen Wald den durch mann kommen muß, des nachts übel zu reysen ist, FONTAINEBLEAU nicht erreichen konte. Als blieb ich selben abend, in selben Flecken und LOGIRTE zum Bildnüß mich. Den 22. JUNII ♄ Ritte ich auf FLEURI509 dem MARQVIS DE RANE510 zuständig des mahlin eine von dem geschlecht NOSGENS511 ist, das 503 504 505 506 507 508 509
Mennecy. Nicolas de Neufville (1598–1685), Duc de Villeroy, Maréchal de France. Courances. Claude II Gallard (1616–1673), Conseiller du Roi, Ehrenpräsident der Chambre des comptes. Louise Françoise de La Baume Le Blanc, vgl. Anm. 378. Étampes. Fleury-en-Bière.
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Hauß und gartten ist gar schlecht, ferner ritte ich auf FONTAINEBLEAU, kam zu mittage dar an und LOGIRTE im Stern, Ich gieng gleich nach meiner ankunfft aufs Schloß welches in 5 unterschiedlichen Hofen bestehet, der 1. wird LA COUR DES CUISINES, 2. LE LOURE. 3. LA COUR DE FONTAINE. 4. LA COUR DE CHEVAL BLANC. 5. LA CONSIERGERIE genant , ich wurde durch den letztern in die GALLERIE DES CERVS512 geführet, von den vielen hirsch geweiden so darin sind genant, einer war darinnen der orth wo die Konigin CHRISTINE513 in Schweden Anno 1656 den MARQVIS QVALDO514 Ein ITALIENER So bey Ihr in diensten gewesen, und Ihrem vorgeben nach ziemblich frey von Ihr geredet und zu vor ziemblich FAMILIAIR mitt ihr gelebet, erstechen laßen. Welches der König sehr übel empfunden Ihr deswegen Angeredet, Sie aber hatt darauf geantwortet, Sie hätte mitt ihme darinne zu handeln wie Sie wolte, Es sind 3 in selbiger GALLERI viel Wälder mitt ihren grantzen [und] wegen und forsten an die Wand, aber auch etliche Königliche Häußer sehr wohl gemahlet. Es finden Sich auch darinnen viel seltzame gewachsene Hirschgeweyhe. Von dar gieng ich durch et. gemacher und Sahl welche wegen ihrer schönen gemälde und andern Zierathen treflich wohl zu sehen sind. Das vornehmbste war darinnen das CAMIN in dem COMEDIEN Sahl denn auf selben HENRICUS IV. zu Pferde in Lebensgroße von Weißen MARMOR gemacht oben über ihn stehen 2 lowen von METALL das Königliche Wappen haltend und das CAMIN ist an sich selbst gantz von MARMOR. Die große CAPELL ist sehr schön und das neue gebaude So der letztverstorbenen Königin ANNA D’AUSTRICHE515 vor wenigen jahren gantz neu aufbauen laßen ist allendhalben mitt gold treflich reich überzogen. Es hatt das 1 Schloß LUDOVICUS S.516 das andere und dritte FRANCISCUS I. das 4 und 5 aber HENRICUS IV. und ANNA D’AUSTRICHE bauen laßen, aus dem Schloß gieng ich in gartten, welcher an sich selbsten nicht sonderlich schön iedoch mitt hübschen ALLEEN gleich andern besetzet. Das vornehmbste ist darinnen die SOURCE des [Waßers] brunnens davon das Schloß auch seinen Nahmen bekommen denn solche SOURCE ein hund BLEAU genand wegen stetiges lauffen auf der jagt erhitzet waßer gesucht und solche mitt pfote dar aufgesetzet, Und nach dem Es Konigs FRANCISCI I. davor die CLAUDIA517 ersehen hatt Sie dem H. Vatter über diese QVELLE ein klein Haußlein von stein zumachen Damitt nichts die selbe wieder verstopffen konte, worauf der König geantwortet Er wolte Ihr zugefallen nicht nur das steinerne 510 511 512 513 514 515 516 517
Unklar, offenbar auch im Besitz Claude Gallards. Nicht identifiziert. Cerf. Christina (1626–1689), 1632–1654 Königin von Schweden, abgedankt. Marchese Giovanni Monaldeschi (1626–1657), Oberstallmeister der abgedankten Königin. Anne d’Autriche, vgl. Anm. 490. Louis IX (1214–1270), König von Frankreich, Saint Louis. Claude de France (1499–1524), Königin von Frankreich, verm. mit François I.
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Abb. 5: Château de Fontainebleau
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Haußlein sondern auch ein großes Schloß dahin bauen, und FONTAINEBLEAU nennen laßen, In dem Einen Hoff ist eine schöne treppen gleich einer baßgeigen zu sehen. Von dar gieng ich wieder nach Hauß. Nach der mahlzeit nahm ich meinen Weg ferner auf MELUNE eine feine Stadt ist älter als PARIS, und die Haubstad im land HUREPOIS.518 Sie wird wie PARIS in 3 theil getheilet, als 1 LA VILLE, 2 CITÉ, 3 L’UNIVERSITE, hatt den SITUM wie PARIS. Es fließ die SEINE zweymahl durch welches das eine theil der Stadt zu einer insel macht, Ihre Handlung ist mehren theils mitt töppen, Ich ritte das erste mahl nur durch auf VEAUX LE VICOMTE welches der FUQVET519 der itzt zu PIGNEROL520 gefangen sitzt, hatt bauen laßen, ist ein recht Königliches gebäude, ist nur immer schade daß Es nicht ausgebauet ist. In dem eingange des Haußes uber dem thor siehet mann sein bildnüß welches von zween Engeln mitt einer Königlichen Crone gezieret wird, durch das thor gehet mann in einen Sahl gleich einen hohen thurm, hatt 3 stockwerck, aus solchem gieng ich in die andern gemächer. Darunter das eine der MADAME FOUQVET521 Gemache, welches ein klein CABINET hatt umb und umb mitt Spiegel besetzet, scheinet als wenn die Wande alle von glaß weren und belustigen522 einen sehr, ist fast durchgängig in Franckreich da man in den cabineten denen Schaw523 Haußer, also zu machen. Vor deren gemach ist ein Vorgemach an deßen CAMIN ein klein Knabe gemahlet, der auf einer tafel einen großen Thurm mitt dieser überschrifft A LA PLUS BELLE, darnach kam ich noch durch andere und darauf in das gemach darinnen der FOUQVET den Konig gastiret darin war der Konig am CAMIN in Lebensgroße mit dem Koniglichen HABIT gar wohl abgemahlet, in dem darneben gebauten CABINET wird ein tisch von FLORENTINIscher arbeit, welcher soll 1.500 thr. gekostet haben, in der ANTECHAMBRE des FOUQVETS war sonderlich zu mercken das des FOUQVETS gemahlin in gestalt einer Tugend oben in die decke abgemahlet So von der PRUDENTIA, FORTITUDINE, FIDELITATE und VIRTUTE erhoben wird, FIDELITAS, ist der kleine schwartz und weiße Hund den Sie auf Schoß sitzen hatt, [FORTITUDE] PRUDENTIA hatt einen Spehr in der Hand und als die MINERVA gebildet, FORTITUDO hatte zwey Schwerter in der Hand damitt anzuzeigen daß ihre hoheit und adel dardurch befestiget wird. VIRTUS hatte einen Zedell in der Hand mit dieser überschrifft QUO NON ASCENDET, ferner war an allen ecken der decke ein adler gemahlet auf welchen ein eichhorgen (So FOUr QVET in sei- nem Wappen hatt) sitzet mit dieser uberschrifft QVO NON ASCENDET, darbey wurde REFERIRET, daß als Es der König einmahl gelesen 518 519 520 521 522 523
Hurepoix. Nicolas Fouquet, vgl. Anm. 388. Pignerol. Marie Madeleine de Castille (1635–1716), zweite Gemahlin Nicolas Fouquets. Lesung unsicher. Lesung unsicher.
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hatte Er darauf gesaget a PIGNEROLE, aus dem Schloß gieng ich in den gartten welcher sehr schön ist angeleget und mitt herlichen Waßerwercken versehen, denn auf dem berge gegen dem Hauß gleich über (welchen der FOUQVET mitt vielen unkosten EXPRES dar zu zurichten laßen,) Springt das Waßer gleich einer Garben sehr hoch in die höhe welches Sie UNE CHARBE524 nennen, unten am berge siehet mann die trefliche grotte und gleich gegen über die herliche CASCADE, und oben beym Hauß sehr viel JATES DE LEAU Sonderlich in die LILIE, und FRANCOIsche Crone sehr wohl zu sehen. Nach besichtigung alles deßen ritte ich wieder auf MELUNE, bliebe selbe nacht darinnen und kehrte AU PORTEN SEIGNE ein. Den 23. JUNII war ich frühe auf und gieng an S. GEORGE525 eine stadt kehrte im DAUPHIN ein. Nach mittage weil es sehr warm war blieb ich aldar bis umb 7 Uhr. Darnach gieng ich durch CHARANTON526 und kam gegen 9 Uhr mitt großem regen Wetter nach PARIS wieder an, im einreitten sahe ich daß Sie das gerüste worauf der obgedachte Schweitzer [solte] dem gebrauch nach selbigen abend solte verbrand werden, gemacht haben. Den 24. Junii geschrieben an der reyse, gegen die mahlzeit kam M. FORRET527 der bey Hertzog Bernharden Seligen528 des H Vatters H. Bruder SECRETARIUS gewesen und itzo vom unser Hause AGEND. Erzehlte viel von Seinem vorigen Hn. vornehmblich das Unglück mitt der CAROSSE (2 tage vor seinem tode fast ein OMEN) auch daß Er uns nichts zu dem einen von GENERALEN gesaget, NOSTRIS EXESSIS REFURGET ULTOR, gab mir nur den rath, mein DESEIN nacher LYON zu gehen zu CHANGIREN, und hingegen nacher CAEN zu begeben, gab mir auch ein schreiben an des M. LE PREMIER529 Schwester die MADAME LUZERNE530 und M. MORIN.531 Nachmittage PASSIRTE ich die Zeit mitt ihm in DISCURRES. Den 25. JUNII ♂ kam des morgens Mr. FERRET532 wieder zu mir und nahm von mir abschied. Nachmittage kamen etliche und wolten meine Pferde kauffen, weill Sie Sie aber gar zu sehr nieder schlugen wurde aus dem handel nichts. Den 26. JUNII ☿ ließ ich mich des morgends zu dem Hertzog von Mecklenburg533 tragen legte bey ihm eine VISITE ab wolte auch bey Ihr534 524 525 526 527 528 529 530 531 532 533
Unklar, vielleicht charge. Villeneuve-Saint-Georges. Charenton-le-Pont. N.N. Feret, ehemaliger Sekretär Herzog Bernhards von Sachsen-Weimar, sachsen-weimarischer Korrespondent/Agent in Paris. Bernhard von Sachsen-Weimar, vgl. Anm. 230. Henri de Beringhen, vgl. Anm. 341. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Stephan Morin(us) (1625–1700), französischer reformierter Theologe. N.N. Feret, vgl. Anm. 527. Christian Ludwig I. (1623–1692), Herzog von Mecklenburg.
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eine ablegen. So lang Sie noch zu bette Von ließ ich mich ins PALAIS tragen kauffte aldar etliche sachen. Nachmittage geschrieben. Den 27. JUNII ♃ frühe [abschied] geschrieben, und abgezahlet, Nachmittage kam der Dänische EXTRAORDINAIRE abgesandte M. 535 zu mir und kauffte nach gegebenen abschied meine zwey Pferde vor 100 Rthr. Darnach die briefe an den H. Vatter536 und Rentmeister537 abgefertigt. Den 28. Junii ♀ War ich frühe umb 5 Uhr nacher ROUAN zu gehen, Ich nahm den SECRETARIUM538 und meinen Cammerdiender Hanßen539 zu mir in die ORDINAR ROUANer gutschen M. Witzleben und M. FINCK neben dem MEDICUM540 und Knechte541 nahmen den MESSAGER, Als ich nun das MESSAGER Hauß begab mich aldar in die gutschen zu setzen Sagte mir die leuthe Sie Sey schon weg muste dero wegen (weil ich vermeinte auch mir andere leuthe berichtet hatten das sie zu den FAUBOURG S. DENIS heraus weren) durch die gantze Stadt nach der FAUBOURG S. DENIS zu und durch die gantze FAUBOURG gehen. Als ich Sie aber dar auch nicht antraff wurde ich gezwungen den Weg den ich zu vor gethan wieder zurück zu nehmen bis endlich mitten in der stadt M. ROGER COSTAR der Schneider mich aldar antraffen und zurechte wies. Traff endlich die COCHE vor dem thor MONT MARTRE an, Ich stieg542 zur COMPAGNIE in die CAROSSE 2. DAMES von ROUEN, ein CONSEILLEUR vom PARLEMENT zu PARIS, M. CARET von ROUEN burtig und 2 Pfaffen von ROAN als Wir eine halbe stunde etwan gefahren waren, musten Wir uns über die SEINE setzen laßen, etwan 3 stunden darnach musten wir uns bey AGENTEUIL abermahls über die SEINE setzen laßen, alwo wir einen Krug trancken, gegen mittag kamen Wir auf PONT OYSE543 u. kehrten im MOUTON ein, gehört dem MARECHALL VILLE ROY544 zu, ist eine große stadt und hatt ihren nahmen von dem Fluß OYSE der daran wegfließt und der Brücken So darüber gehet. Die stadt ist ein baß deswegen auch eine starcke Wacht stetig im thor gehalten wird, auf der rechten seite im nechsten siehet man ein schön Schloß auf einem hohen berge und wohl verwahrt. Nachmittage hatte ich unter wegens mitt dem CONSEILLEUR allerhand DISCOURS vor534 535 536 537 538 539 540 541 542 543 544
Elisabeth Angélique de Montmorency-Bouteville (1627–1695), Witwe Gaspard IV de Colignys (1620–1649), Duc de Châtillion. Marcus Falksen Gjøe (1635–1698), 1664–1668 dänischer Resident in Paris. Vgl. in Bd. 3, Nr. 24, das Schreiben Herzog Friedrichs an Herzog Ernst I. vom 26. Juni 1667 aus Paris. Johann Breithaupt (1606–1681), seit 1640 Rentmeister in Gotha, 1675 Kammerrat. Das Schreiben Herzog Friedrichs an Breithaupt ist nicht in der Korrespondenz enthalten. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 109. Johann Ring, vgl. Anm. 111. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 108. Hans Peter Schäfer, vgl. Anm. 112. Lesung unsicher. Pontoise. Nicolas de Neufville, vgl. Anm. 504.
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erstlich545 sagte Er mir daß 10 PALEMENT als 1. zu PARIS. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. Wie auch 4. COUR DES AIDES als 1. 2. 3. 4. und 5 CHAMBRE DE CONTE als 1. 2. 3. 4. 5. Des abends kam ich mit der COMPAGNIE gar Spath nach MAGNI546 wo ich, M. FINCK, der SECRETARIUS, der PARLEMENTS Herr, die 2 Pfaffen, blieben in der Cron, die 2 DAMES von ROUEN einen absonderliche und M. Witzleben, M. Weitz und der Knecht blieb in dem Wirthshauß da der MESSAGER abtritt. Den 29. JUNII ♄ war ich mitt der vorigen COMPAGNIE umb 2 Uhr wieder auf, der MESSAGER von der COCHE war eher auf als die 2 DAMES fertig waren darhero sie wohl eine halbe stunde nach lauffen musten ehe Sie wieder zu COCHE kamen, nach einer stunde musten Wir wegen eines hohen berges absteigen nach einer stunde kamen Wir bey einem dorff S. CLERGENT547 vorbey, liegt an dem fluß Epte und ist der orth wo die grentze der NORMANDIE angehen, von dar kamen Wir ferner auf TILLIER,548 alwo Wir fruhestückten, ferner auf ESCOYS549 eine BOURG, blieben aldar zu Mittage, kehrten in der LILIEN ein, bekam aldar Zeitung daß DOAY550 über sey. Nach der mahlzeit giengen Wir fortt auf FLEURY SUR ANDELLE und denn nach ROUEN. Der CONSEILLEUR, die 2 DAMES, und 2 Pfaffen stiegen vor der stadt oben ab berge ab, ihre leuthe zu begrüßen, ich aber fuhr mitt der COCHE ferner fortt. Kam vor des MESSAGER Hauß alwo ich die CHESE die M. FINCK und M. Witzleben mich in Hauß zu tragen befohlen hatten, kehrte im PALACE ROYAL ein, selben abend brachte M. FINCK des M. Koch551 von Paris schreiben an einen Kaufmann M. Amsing.552 Den 30. JUNII habe ich in die REFORMIRTe Kirche fahren wollen. Weill aber keine CAROSSE zu bekommen und darnach hatt setig gerechnet [Und darnach] Habe ich neben unsern gottesdienst abgewarttet. Nachmittage gieng ich mitt M. GILLODEIN553 in die Haubtkirche NOSTRE DAME, geregnet, ist ein sehr herlich und schönes gebäude, sehr hell und schöner als die zu PARIS, ist der zu RHEIMES nicht ungleich. NB. in betrachtung der Kirchen habe ich OBSERVIRET daß in Franckreich fast alle Kirchen So NOSTRE DAME genadt werden mitt stumpffen tuhrmen gebauet sind in dem eingang zu den thurn auff der lincken hand ist. Auff der Rechten Hand beym Cohr im eingehen Siehet 545 546 547 548 549 550 551 552 553
Lesung unsicher. Magny-en-Vexin. Saint-Clair-sur-Epte. Les Thilliers-en-Vexin. Écouis. Douai. Lesung unsicher. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert.
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mann hoch oben an einem Pfeiler einen großen trachen in stein gehauen, bedeutet der trach der Sich vor 200 jahren umb dieselbe stadt herumb aufgehalten sehr viel leuthe gefreßen endlich aber, von der S. CATHARINA mitt einem seiden band gefangen und getödet worden, weswegen Sie auch jährlich ein PROCESSION zur dancksagung halten. Die Kirche hatt 3 thürme der 1. heist S. ROMAIN 2. LATOUR DU BEURE et LA PIRAMIDE, Der tuhrm DU BEUR wird dahero also genant weill Er von dem buder ACCIß gebauet worden, in solchem henget die große glocke welche vor die groste in gantz Franckreich gehalten, denn sie ist 13 schu hoch 2 schu weit und 11 der DIAMETer, 1 Span und 3 Zoll dick und wiegt 40.000 lb., die geöpel aber 8 Centner, Sie wird AMBOISE genant von dem Ertzbischoff und CARDINAL zu ROUEN GEORGES D’AMBOISE554 welcher Sie hatt giesen laßen, die PYRAMIDI ist sehr kunstreich gantz von Holtz gebauet und mitt bley überzogen, in der Kirchen Siehet mann ferner, DU CHAPPELLE D’AMBOISE worin des Bischoff D’AMBOISE und ander vornehmen H. EPITAPHIA siehet, wie auch DU CHAPPELLE DES INNOCENS also genant weill darinnen taglich vor etliche unschuldig enthaubte burger meße gelesen wird, der KirchenORNAT soll sehr zu sehen, habe Ihn nicht gesehen weill es eben Sontag war, Vor der Kirchen ist die große der großen glocke mitt Kreidestein abgezeichnet, von dar gieng ich zu dem Waßer oder Fluß SAINE welcher durch die stadt fliest besahen die schiffe die in der brücke und die schiffbrücke welche letztere in 18 große schiffe bestehet mann kann Sie an 3 orthen aufziehen, und wenn gegen den Winter das Eiß starck kombt thut mann Sie gantz weg und fahret Sie an einen andern orth, in der Mitten ist Sie gepflastert, und hatt an beiden seiten Spatziergange, wenn die fluth kombt richten Sie Sich auch mitt der brücke darnach Es hatt zwar auch ein schöne große steinerne brücke uber der schiffbrücke gehabt ist aber itzo gantz zerfallen und mit fleiß hernach RUINIRET worden, mann siehet darvon nichts mehr als etliche Pfeiler, die Sehe gehet So weit bis hieher zurücke und noch 3 meilen weiter, auf der brücke sahe ich die gegend wo dorff SOT VILLO555 liegt alwo die beste GRAISME556 in Franckreich gemacht wird, traff auch den Kaufmann M. AMSIG aldar an, von dar gieng ich nach Hauß, bald darauf kam M. CARET der CONSEILLEUR wieder zu mir gab mir die ADDRESSE nicht weit vom LOUVRE und L’HOSTEL DE LONGEVILLE kunfftigen Winter zu PARIS zu LOGIREN. Den 1. JULII kam der Kaufmann AMSIG und M. GILLADIG557 zu mir giengen mitt mir auf das PARLEMENTShauß, besahe zu erst den großen Sahl darnach in die CHAMBRE TOURNELLE worinnen worinnen die Verbrecher zum tode verdammet werden. Ferner sahe ich in dem großen Sahle oben am fenster den orth wo die ADMIRALITÄT zusammen kombt, es ein großer tisch 554 555 556 557
Georges d’Amboise (1460–1510), seit 1493 Erzbischof von Rouen, 1498 Kardinal. Sotteville-lès-Rouen. Vielleicht Graisse – Fett, Schmalz oder auch alter Wein, hier nicht klar. Nicht identifiziert.
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von Schwartzem MARMOR mitt einem strich von einem ander unter schieden, denen andern helffte die sachen wegen der flüße und holtze vorgenommen werden, Von dar gieng ich in die große stube, vom PALAIS gieng ich in die EGLISE ET ABBAY S. UVEN558 dem BENEDICTINER ORDEN zuständig, worinne die Kirche gar schön helle und wohl gebauet, mann siehet darin 2 große fenster in der form einer rosen gegen einander beym Chor , dar von REFERIRET wird daß der gesell welcher das fenster auf der rechten Hand im eingang gemacht seinen meister im fenster auch ubertroffen, welches mann auch augenscheinlich sehen kan, deswegen Er den gesellen erstochen, der meister darauf auch JUSTIFICIRIT ward, alle beyde an der Kirche begraben worden, das REFECTORIUM in dem Closter ist ein sehr heller und großer Sahl, habe fast keines dergleichen gesehen, denn es eine ziembliche große Kirchen mitt hohen langen fenstern, nicht ungleich, Es hatt auch im Closter eine schone reiche BIBLIOTHEC, nahe an dem Closter ist das Schloß wo der Konig pfleget zu LOGIREN wenn sein SEJOUR darin hatt, anitzo wohnet der GOUBERNEUR über die gantze PROVINTZ NORMANDIE M. LE DUC DE MONTOSIE,559 ist ein altes gebäude und nichts daran zu sehen, von dar kam ich auf den Kalbermarckt dato die PUISELLE D’ORLEANS von den Engelländer zu der Zeit als Sie MAISTRES dieser landen gewesen verbrand worden und nach deren gantzlichen ausrottung haben die Francosen an dem orth zu gedächtnüß ein schönen brun darauff ihr bildnuß in Waffen und den Degen in der Hand stehet machen laßen, darnach gieng ich zu den alten CITADELL auf die arth der BASTILLIE zu PARIS und POIS DE VINCENNE gebaueth. Weil ich aber lange wartten must ehe Sie aufmachten und sonst inwendig nichts rares darinne gieng ich gleich darauf an den PORT wo die Schiffe von der See ein laufen, satzte mich auf ein klein schif die BASTILLIE von außen recht zu besehen, fuhr auch hierauf das neue Kranckenhauß zu besehen darauf bin ich wieder nacher Hauß gangen. Nachmittage Schickte ich M. W. und M. F. zu dem Kaufmann etliche Reitpferde auszufragen, ich aber gieng gieng in deßen in die S. MARTINS Kirche welche mitt trefflichen tapeten ausgeziert war. Bald darnach kam unser Kaufmann M. AMSIG und unser Kaufmann zu CAEN an den Ich von M. AMSIENG RECOMMERDIRET worden. M. LEGENTRE560 zu mir M. AMSIG verehrte mir 2 PUTEILLEN Reinischen Wein. NB. Was mehr von ROUEN VIDE den VERDIER561 in der reisebeschreibung. 558 559 560 561
Saint Ouen. Charles de Sainte-Maure (1610–1690), Duc de Montausier, 1663–1664 Gouverneur der Stadt Caen. Nicht identifiziert. Le Voyage de France, dressé povr la commodité des François & Etrangers. Avec une description des chemins pour aller & venir par tout le monde. Tres-necessaire aux voyageurs. [...] Corrigé & augmenté de nouueau. Par le sieur Verdier Historiographe du Roy. A Paris, chez Michel Bobin, dans la grand Salle du Palais à l’Esperance. M. DC. LXV. Auec priuileg du Roy, 333–336.
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Den 2. Julii 1667. ♂ bin ich frühe umb 6 Uhr auf gewesen ritte mitt 7 Pferden so ich vom MESSAGER genommen, und deßen Pferd eingerechnet über die Schiffbrücke, und ließ die SAINE stetig auf der rechten Hand, muste nochmahls über einen großen berg auf welchem ein altes RUINIRTES Schloß ROBERT LE DIv ABLE genant dieweil Es eine RETIRADE eines vor etlich 100 jahren wohl bekanten Räubers ROBERT genant gewesen, und welcher dieselbe gantze gegend mitt seinen raubereyen in unsicherheit lange Zeit gesetzet, ferner kam ich auf PONT AU DE MER562 liegt II m. von ROUEN, in einem sehr schönen grunde, ich kam aldar umb 2 Uhr an und kehrte in den 3 H. Königen ein, umb 4 Uhr war ich wir auf und kam umb 10 Uhr nach PONT L’EVESQVE563 5 m. von P. AU DE MER, LOGIRTE im LOUVRE. NB. Die ACTION selbigen abend zwischen W. u. F. Den 3. JULII ☿ frühe umb 6 Uhr wieder auf gewesen unter wegens traff ich 2 COMPAGNIE zu fuß an von dem PICARDIschen REGIMENT, kam zu mittags AU HOTELLERIE AU PARC VARAVILLE 5. m. vom abendlager welches nur ein eintzelner Hoff und liegt am Fluß TROUART564 so in die Sehe welche ich auf der rechten ungefehr 1 stunden weit liegen laßen, leufft, der Fluß fließt mitt Sehe alle 24 stunden ab und zu. Es lag gleich ein Schiff auf dem Fluß welcher gleich ab gelauffen war. Nachmittage musten wir uns alle uber Fluß setzen laßen, welcher gleich erst wieder angelauffen war, die gegend von PONT L’EVESQVE bis zu dem Hoff ist über die maßen lustig und fast gleich dem Hollandischen oder auch dem Hollandischen lande denn auf der rechten seiten die große See, die Wiesen sind mitt schönem hohen und vielen gras bewachsen. Das Viehe so gleich dem Hollandischen oder Schweitzerrischen, gehet tieff in der Weyde, die Wiesen sind alle mit graben So voll waßer, von einander geschieden, die acker stehen voll getreide, und die bäume voller fruchte, Ich kam gegen 5 Uhr nach CAEN so 5. me. von mittagslager gelegen. Kehrte in der FAUBOURG in der LUXEMBOURG ein. Andert halbe stunde zu vor muste ich mich über die ORNE setzen laßen die auch durch CAEN fleust. Den 4 JULII ♃ kam die MADAME LUZERNE565 des M. LE PREMIER566 zu PARIS Frau Schwester mitt ihren 2 ältesten Töchtern567 und M. MORIN568 dem einen Priester an welchen M. FERRET569 mich ADDRESSIRET. Sprachen lage mitt mir und fuhrte mich auf ihre CAROSSE in die Kirche wor-
562 563 564 565 566 567 568 569
Pont-Audemer. Pont-l’Évêque. La Divette. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Henri de Beringhen, vgl. Anm. 341. Suzanne und Anne de Thioult. Stephan Morin(us), vgl. Anm. 531. N.N. Feret, vgl. Anm. 527.
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innen M. GILBERT570 Predigte, nach der Kirche fuhrte mich die MADAME wieder in mein Hauß. Nach der mahlzeit kam der MARQVIS CORTONNA571 zu mir mitt welchem ich hernach zu der M. LUZERNE fuhr alwo wir uns insgesambt im DISCOURIE ANTRETENIRTEN, die Madame LUZERNE fuhr bald darnach mitt mir und der gantzen COMPAGNIE zu dem M. LA CHAUSSE572 mein Hauß das kunfftig beziehen wolte zu sehen und mir zu zeigen, in welchem die eine DAME mir etliche DEVISES PRESENTIRTE, Sprachten lange darüber, darauf fuhren Wir sambtlich zu der Madame DU VEAUX573 und MADEMOISELLE DE MENE.574 Welche beyde als mutter und dochter wegen ihrer schönen kunstreichen COMPOSITION und Singen sehr bekant ist. Von dar fuhrte Sie mich wieder nach Hauße. Den 5. JULII Vormittage und nachmittage mitt der reysebeschreibung zu thun gehabt, nach der abend mahlzeit Spatzieren gangen. Den 6. JULII Vormittags geschrieben an des Rentmeist.,575 M. FERRETS576 und M. PRISCHENCKENS577 schreiben, den nachittage gleicher gestalt bis 5 Uhr mitt schreiben zu bracht, darnach das Hauß578 M. LE CHAUSSE bezogen. Nacht der abend mahlzeit auf der großen Wiesen Spatzieren gangen. Den 7. JULII Frühe mit der MAD. LU. in die Kirche gefahren, Es Predigte M. MORIN, bekam zugleich von der M. L. das neue testament verehret, Nachmittage fuhre ich wieder in die Kirche, von dar zu der M. L. alwo die MAD.ELLE MENY579 und des M. CARBONELS580 mitt deßen bruder frau auch hin kamen. Sprachten eine guthe weil mitt einander, ich fuhr darnach mitt den Frauen zum Spatziren, daß Frauenzim. aß Kirschen und erdbehr in der gutschen, darnach auf die große Wiese und vor das große Hauß das am ende der Wiesen liegt alwo Sie die erbehre in der Kutsche stohlen, fuhr hernach wieder mitt ihnen bis vor der M. L. Hauß. M. BRIEUX581 kahm selbiges mahl auch zu der M. LUZ.582 der CONSEILLEUR im PARLEMENT zu METZ gewesen solche aber verkaufft und ein PRIVAT leben itzo führet. Er ist ein sehr gelehrter und CIVILER wohlbetagter Mann. Er hatt vor weniger Zeit in seinem Hauße ein CONFERENTZ edliche nennen es eine ACADEMIE gleich der zu P ARIS vieler gelehrten leuthe 570 571 572 573 574 575 576 577 578 579 580 581 582
Nicht identifiziert. Vielleicht Léonard-Antoine de Saint-Simon (1619–1676), Marquis de Courtomer. N.N. de La Chaussée. Hugenottische Familie in Caen. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. N.N. Feret, vgl. Anm. 527. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Grande Rue/Rue S. Jean. Nicht identifiziert. Jean de Carbonel (1622–1702), Secrétaire du Roi in Caen. Jacques Moisant de Brieux (1611–1674), 1652 Gründer der Akademie der Schönen Wissenschaften in Caen. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342.
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Abb. 6: Plan der Stadt Caen
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angerichtet in welchem Sie von alle CASETTen büchern und allehand INVENTIONEN DISCOURIRET und ein schluß gemacht wird. M. BOCHARD583 ein berühmbter THEOLOGUS, der des CARDINALS RICHELIEU Vetter584 gewesen und vor 3 jahren585 gestorben ist der vornehmbste mitt darinnen gewesen. Fuhr nach Hauß. Den 8. JULII fruhe Morgends die schreiben an den Rentmeister.586 M. FERRET,587 M. PRISCHENCK588 abgefertiget. Nachmittage an der reisebeschreibung, gegen 5 Uhr wurde das freuden feuer wegen eroberung [COURTRAY] TOURNAY angestecket, der LIEUTENANT DU ROY M.r Le Duc MATTIGNON589 gieng in der PROCESSION mitt vielen andern vornehmen Hn. 2 mahl umb feuer herumb und steckte Es selber an, in deßen Schrie das Volck VIVE LE ROY, worauf alsobald eine starcke SALVE von denen MUSQVETIRERN gethan, und 7 grobe Cartaunen loßgeschoßen wurden. Nach der abend mahlzeit Spatziren gangen. Den 9. JULII ♂ des Vormittags an der reyse geschrieben wie auch nachmittags bis 4 Uhr da denn die M. LUZERNE590 mitt dem MARQVIS CONTOMOR591 zu mir kam, fuhr darauf mitt mir zu M. MORIN bey welchem wir allehand DISCOURS fuhrten vornehmlich Sprachten wir von dem itzigen Zustand des Krieges in Flandern und des Konigs INTENTION wegen des Teutschen reichs, bey der abendmahlzeit bekam ich Zeitungen daß der MARCHAL GRANDMONT592 und der Cantzler SEGVIER593 bey dem König in DISGRACE seyn aus Ursache das GRANDMONTS Sohn594 der Cantzlers dochter595 hatt, denn Er zu S. CLOUD ohnlangst gewesen. (NB. RATIO.) Den 10. JULII ☿ den gantzen tag mitt schreiben zubracht. Den 11. JULII ♃ des morgend in HENRI IV. gelesen.596 Nachmittags kam M. MORIN597 mitt dem M. GILBERT alle beyde Priester zu mir und
583 584 585 586 587 588 589 590 591 592 593 594 595 596 597
Samuel Bochart (1599–1667), reformierter Theologe, Orientalist. Hier unklar. Gest. am 16. Mai 1667. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. N.N. Feret, vgl. Anm. 527. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. François Goyon de Matignon (1607–1675), Duc de Matignon, Gouverneur der Städte Granville, Cherbourg und Saint Lô, Lieutenant du Roi in der Normandie. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Léonard-Antoine de Saint-Simon, vgl. Anm. 571. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400. Pierre Séguier (1588–1672), französischer Kanzler. Armand de Gramont, vgl. Anm. 469. Charlotte de Séguier (1622–1704), Witwe des Maximilien III de Bethune (1614/15–1661/62), Duc de Sully, Tochter des Kanzlers Pierre Séguier (1588–1672). Vermutlich Paul Philippe Hardouin de Péréfixe de Beaumont, Histoire Du Roy Henry Le Grand [...] Amsterdam: Michiels 1666. Stephan Morin(us), vgl. Anm. 531.
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brachte die Zeitung des friedens mitt Engel. und Holland. M. auch M. BRIEUX mir die seinigen. Den 12. JULII ♀ Vormittags an M. KOCH geschrieben. Er hatt mir die Zeitungen geschickt. Nachmittag besuchte ich M. BRIEUX welcher mir REFERIRET, daß der DUC D’AGIEG598 zwischen DOUAY und ARAAS bald were gefangen worden, Sie CAROSSEN und andere diener verlohren, Der Printz ESPINOY599 welcher vor DOUAY einen arm verlohren und mitt welchem ich in der ARMEE bekant bin worden, were gefangen worden, Von dar ließ ich mich zu M. MORIN tragen. Den 13. JULII ♄ im HENRICO IV. gelesen. Nachmittag besuchte mich M. MARQVIS CONTOMOR. Den 14. JULII Vormittag mitt der M. LUZERNE600 in die Kirche gefahren, da den M. GILBERT Predigte, Nachmittage in des M. MORINS Predigt gefahren, blieb bey der M. LUZERNE und M. DE BRIEUX altester Sohn kam auch dahin. Den 15. JULII Beschloß ich durch gottes Gnade das 21. jahr und trat das 22 an. HENRICO IV. gelesen, darnach kam M. MORIN und M. GILBERT zu mir, Nachmittags fuhr ich mitt der M. LUZERNE in die Predigte gefahren welche des M. DE BRIEUX jungster der Pfafe werden will that Es war eine treffliche Predigt befunden, Sah sehr viel vornehme leuthe auch von Catholischen darinen, fuhr darnach zu dem M. MARQVIS CONTOMER, welcher etwas unbaß war, sahe in seiner stuben, des Hertzogs von Sachßen Lauenburg oder des Fürsten von Anhalt CONTERFAIT, Donnerte selbiges mahl gar sehr, darnach zum M. DE BRIEUX draff viel Frauenzimmer und sehr gelehrte leuthe an, kam eben Zeitung daß [Tournay] Courtray mit der CITADELL über sey. Der Konig hatte die CITADELL desto eher zu bekommen alle Weiber vor dieselbe führen laßen deren männer darinne zur besatzung gelegt worden, GEND hatte auch albereit die schlüßel der Königin PRESENTIREN laßen, darauf nach Hauße gefahren. Den 16 JL. ♂ Vormittags gelesen und tuch zur liberey nehmen laßen, Nachmittags geschrieben. Den 17. JULII ☿ Vormittags HENRICO IV. gelesen, Nach. ist M. FINCK und DOCT. Weitz ausgeritten, M.s MORIN und M. BRIEUX ältester Sohn bey mir gewesen. Den 18 des Mon. an M. KOCH,601 M. COSTAR602 und den Hertzog von Mecklenburg603 geschrieben u. Zeitung bekommen, Schreiben. Nachmittags COMMUNICIRTE
598 599 600 601 602 603
Henri III Jules de Bourbon, vgl. Anm. 320. Alexandre Guillaume de Melun, vgl. Anm. 316. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. David Koch, vgl. Anm. 398. Roger Costar, vgl. Anm. 416. Christian Ludwig I., vgl. Anm. 533.
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kam M. MARQVIS CONTOMOR,604 fuhr mitt ihm zur M. LUZERNE, Es kamen dahin der CAPITAIN GERSETTE605 vom Schloß der Königliche SECRETARIUS M. CARBONELL606 auch M. MORIN, darnach fuhr die M. LUZERNE mitt mir vor des M. DU BOSC607 Hauß ihn zu besuchen. War aber nicht zur stelle, welcher einer von der beruhmbsten REFORMIRTEN Priestern ist denn Er ein trefflicher ORATOR, von dar noch zu der einen ABBAYE worin lauter benictiner darinnen Sihet mann des alten Königs von Engelland und DUC DE NORMANDIE WILHELMI608 grab zu sehen, So von Schwartzen MARMOR unten am fuß siehet mann so wohl zum Haubte, als zum fußen Seyn Wappen welches 3 lowen über einander mitt einer Crone hatt von gold ausgelegt. Auf der einen seiten Siehet mann die Wortt: HOC SEPULCRUM INVICTISSIMI JUXTA ET CLEMENTISSIMI CONQUÆSTORIS WILHELMI, DUM VIVERET, ANGLORUM REGIS, NORMANNORUM CENOMANORUMQUE PRINCIPIS, HUJUS INSIGNIS ABBATIÆ PIISSIMI FUNDATORIS, CUM ANNO 1562. VESANO HÆRETICORUM FURORE DIREPTUM FUISSET, PIO v TANDEM NOBILIUM EJUSDEM ABBATIÆ RELIGIOSORUM GRATITUDINIS SENSU IN TAM BENEFICUM LARGITOREM INSTAURATUM FUIT, ANNO DOMINI 1642, DOMINO JOHANNE DE BAILHACHE ASSETERII PROTOPRIORE. Auf der andern die Verse: QUI REXIT REGIDOS NORMANNOS ATQUE BRITANNOS AUDACTER VICIT FORTITER OBTINUIT, ET CENOMANENSES VIRTUTE COERCUIT ENSES IMPERIIQUE SUI LEGIBUS APPLICUIT REX MAGNUS PARVA JACET HIC WILHELMUS IN URNA SUFFICIT ET MAGNO PARVA DOMUS DOMINO TER SEPTEM GRADIBUS SE VOLVERAT ATQUE DUOBUS VIRGINIS IN GREMIO PHÆBUS, ET HIC OBIIT.609 OCCASIONE des grabs dieses Hertzog WILHELMS wurde erzehlet daß als Er dieses Closter bauen und stifften wollen, und keinen Platz darzu finden können, habe Er den orth wo die Kirche itzo stehet einen bürger dem Er zugestanden mitt gewalt wegnehmen laßen und sein DESSEIN fortgesetzet, Als Es nun dar zu kommen wehre daß mann ihn Nach der Zeit in diese Kirche gegraben 604 605 606 607 608 609
Léonard-Antoine de Saint-Simon, vgl. Anm. 571. Nicht identifiziert. Jean de Carbonel, vgl. Anm. 577. Pierre du Bosc (1623–1692), reformierter Prediger in Caen. Guillaume (1027/1028–1087), le Conquérant, Duc de Normandie. Vgl. mit Abweichungen: Topographia Galliae, Oder Beschreibung und Contrafaitung der vornehmsten, unnd bekantisten Oerter, in dem mächtigen, und grossen Königreich Franckreich [...] 8 / Die fürnehmste vnd bekantiste Stätte vnd Plätze in dem Hertzogthumb Normandie. Franckfurt am Mayn: Merian, 1657, 10.
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und Seine OFFICIRET eben daran gewesen den Cörper in das grab zu sencken seye der bürger dem der platz zu gehört dar zu gelauffen und mitt einem Wortt so etwan AROUST oder sonsten auf Normandisch geheißen den corpper ARRESTIRET, (denn dieses Wortt in der normandischen Spracht so viel heißt als einen ARRESTIREN, und die NORMANNEN haben ein absonderlich PRIVILEGIUM einen zu ARRESTIREN darvon woanders kann gelesen werden) und darbey gesaget Ihr Herr hatte ihm diesen platz als Er die Kirche und Closter darauf bauen laßen, nicht bezahlt sondern mitt gewalt weggenommen, so ARRESTIRETE Er vermöge ihres PRIVILEGIUM hiermitt den Corper zu begraben, bis So lange Sie ihm das geld darvor geben, Darauf Sie alle sobalden Sie sammen getreten, davor DELIBERIRET, und den platz mitt der QVANTITÄT als Er begehret bezahlet, und ihren H. begraben. Fuhr darauf nach Hauße. Den 19. JULII ♀ geschrieben Nachmittags kam die M. LUZERNE mitt M. LE MARQVIS CORTOMOR610 zu mir ingleichen mitt M. DU POCS611 welcher itzo der beruhmbste MINISTER in CAEN ist. Den 20. JULII ♄ Vormittags an den H. Vatter, Frau Mutter, Schwester und brüder geschrieben, welche M. FINCK mitt sich nach GOTHA nehmen solte. Nachmittage kam M. CORTOMER wieder zu mir und fuhr mitt mir zur M. LUZERNE, alwo M. LA CONSEILLE und und M. CARBONNEL612 horten eine predigt an so M. CONSEILL613 laß, nacher Hauß gefahren. Den 21. JULII frühe in die Kirche gefahren, und darauff wieder geschrieben. Den 22. JULII Von 5. Uhr bis umb 8 Uhr geschrieben hernach vom H. Vatter,614 Frau Mutter,615 und Schwester Dorothe Marien,616 zum ersten mahl auf der gantzen reyse briefe bekommen, darauf also balden dem H. Vatter und frau Mutter geantworttet, und ferner an die Schwester zu GOTHA, an meinen Schwager und die Schwester zu Darmbstadt,617 und dann an Brischencken618 geschrieben, Nachmittags M. FINCKEN und D. Weitzen abgefertiget.619 Den 23. JULII ♂ Vormittags gelesen, Nachmittags die Zeit mitt bestellung eines Kleides zu bracht.
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Léonard-Antoine de Saint-Simon, vgl. Anm. 571. Pierre du Bosc, vgl. Anm. 607. Jean de Carbonel, vgl. Anm. 577. Nicht identifiziert. Vgl. in Bd. 3, Nr. 23, vermutlich das Handschreiben Herzog Ernsts I. an Herzog Friedrich vom 1. Juli 1667. Die Briefe der Mutter sind in der Korrespondenz Herzogs Friedrichs nicht enthalten. Dorothea Maria (1654–1682), Prinzessin von Sachsen-Gotha. Schreiben Dorothea Marias vom 31. Juni 1667, vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 29, fol. 92r. Ludwig VI. (1630–1678), Landgraf von Hessen-Darmstadt, 1666 verm. mit Elisabeth Dorothea (1640–1709), geb. Prinzessin von Sachsen-Gotha. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Zur Abschickung Anton Fincks von Caen an Herzog Ernst und zur Rückkehr Dr. Waitz’ nach Gotha vgl. das von Herzog Friedrich aufgestellte Memorial und die Briefe in Bd. 3, Nr. 36–Nr. 41.
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Den 24. JULII ☿ gelesen und mitt dem Kaufmann wegen eines Kleides und Schuend geredet, Nachmittag der M. LUZERNE zugesprochen und aldar M. DE BRIEUX und seinen jüngsten Sohn angetroffen. Den 25. JULII ♃ in die Kirche gefahren Predigte M. DU POCS bekam Zeitung von M. DE BRIEUX, Nachmittage mitt der lieberey zu thun gehabt. Den 26. JULII ♀ Frühe antwortt von M. Prischencken620 auf meine schreiben von Darmbstadt antwortt bekommen. Die MADAME LUZERNE schickte ein brief zu mir so an M. FINCKEN hielte von M. FERRET621 geschicket gewesen, mein Kleid bekommen. Den 27. JULII ♄ gelesen, Nachmittage gelesen und geschrieben. Den 28. JULII Frühe in die Kirche und nachmittage wieder in die Kirche gefahren, hernach zur M. LUZERNE, alda viel COMPAGNIE angetroffen. Kam gar Spath wieder nach Hauße. Den 29. JULII Vormittags das BAQVET meines rocks von PARIS neben einem schreiben von M. FERRET bekommen, und M. FERRETEN gleich wieder geantworttet, Nachmittage in die ACADEMIE tragen laßen alda M. QUELS,622 [Pferde] des ACADEMISTen Pferde, fechten und reitten gesehen, und dannen M. MARQVIS CORTOMER623 zugesprochen, von dar zur MADAME LUZERNE gefahren, mitt Ihr im TRICTRACEN gespielet, habe es gantz anders befunden, als mann es sonsten Spielet, der MADEMOISELLE die tinctur und billen gegeben laßen, mitt dem frauenzimmer und dem MARQVIS CORTOMER zum Peruckenmacher gefahren das FEU DU JOYE zu sehen, welches der GOUBERNEUR GROZET624 wegen eroberung COURTRAY und TOUAY anstecken würde darauf 7. CANON schuße und eine starcke SALVE von MUSQVETEN geben wurde, fuhr darnach mitt der COMPAGNIE Spatzieren, gefahren. Den 30. JULII ♂ Vormittags gelesen, hernach mitt dem MARQVIS CORTOMER ins COLLEGIUM gefahren und des M. LA CHAUSSE Sohn PERORIREN horen der RECTOR und GIMNASIARCH führten mich hinein redeten mich an und führten mich bis zur gutschen Nachmittage kam der RECTOR und GYMNASIARCH wieder zu mir wie auch der hiesige GOUBERNEUR M. GROEZET,625 gelesen. Den 31. JULII ☿ am fest LAURENTIUS in die Kirche gefahren, Nachmittage kam der MARQVIS CORTOMER zu mir, fuhr mitt ihm aufs Schloß den GOUBERNEUR wieder zu sprechen, traff ihn aber nicht an, hernach mich der MARQVIS zu Ma. DE VEAUX gefahren, waren noch edliche mehr darbey, von dar zur M. LUZERNE 620 621 622 623 624 625
Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 31, fol. 20r–21r. N.N. Feret, vgl. Anm. 527. Nicht identifiziert. Léonard-Antoine de Saint-Simon, vgl. Anm. 571. Anne Le Blanc Du Roullet (gest. 1680), Seigneur de la Croisette, seit 1664 Gouverneur der Stadt und des Château de Caen. Anne Le Blanc du Roullet, vgl. Anm. 624.
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aldar den LOUIS DOR geschenckt bekommen, nach Hauß gefahren. Den 1. AUGUSTI ♃ Vormittags von H. Vatter und Frau Mutter zum andern mahl schreiben bekommen, war die antwortt auf mein anders von PARIS, wie auch vom H. Rentmeister,626 M. KOCHEN mitt Zeitungen, und M. FINCKen zum andern mahl schreiben bekommen,627 Nachmittage bey dem GOUBERNEUR eine VISITE abgeleget. Den 2. A. ♀ An die Brüder von Tübingen628 und M. PRISCHENCKen629 geschrieben. Nachmittage geschrieben und M. MORIN kam zu mir. Den 3. AUG. ♄ Vormittags Vormittags gelesen, Nachmittags bekam ich einen starcken fluß in dem Zahn gegen abend vergieng er wieder nahm bille ein. Den 4 AUGUSTI frühe zum gottesdienst, zu Hauße abgewarttet (4 SEDES) nachmittage in die Kirche gefahren, zur M. LUZERNE gefahren, Sie DISCOURIRTE viel mitt mir unter andern auch daß die verstorbene REINE MERE630 die Hertzogin von TREMOILL631 und ihre Frau Mutter sehr hartt zugesetzet die RELIGION zu CHANGIREN hatte auch viel APPARTE CONFERENTZen mitt ihr von der RELIGION wegen geführt und einmahls eine große goldene Kette mitt edelgesteinen verehret, und als Sie Sie der MADAME LUZERNE als welche ihre sehr guthe freundin gewesen, gewiesen, die MADAME LUZERNE antwortt, Es were einmahl die Königin wohl aufgebutzet gewesen und zur MADAME LUZERNE gesagt, Sie hatte selben tage etwas wichtiges vor denn die CONFERENTZ mitt der Hertzogin von TREMOILLE und den JESUITERN hatte vorgehen sollen, die MADAME LUZERNE hatte auch die Hertzogin mitt einer aufgereckten bapier angetroffen und ihre lange rede mitt einander, und der M. LUZERNE vermuthung Es hatte aber solche CONFERENTZ ein ziembliche stoß der Hertzogin in der RELIGION gegeben und als Sie kurtz darauf were kranck worden, hatte Sie Es der M. LUZERNE mitt weinenden augen beklaget, daß Sie so fleißig zu gehoret hatt solches inbrunstig abgebethen und verschworen ihr lebenlang mitt denen Jesuiter niemahls mehr zu CONFERIREN. Es hatte auch eins mahl die Königin der M. LUZERNE sehr ernstlich zugeredet die RELIGION zu CHANGIREN, Sie hatte aber gesaget es bedarffe es nicht denn Sie hatte ja einen glauben, denn Sie glaubten ja alle beyde, daß der babst kein recht über den König in Franckreich
626 627
628 629 630 631
Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. Vgl. in Bd. 3, Nr. 34, das Schreiben Breithaupts vom 15. Juli 1667. Die Datierung der Schreiben Fincks ist etwas unklar, vermutlich das Schreiben vom 2.(?) August 1667, das Datum ist nicht eindeutig lesbar, vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol. Albrecht und Bernhard, vgl. Anm. 156. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Anne d’Autriche, vgl. Anm. 490. Marie de La Tour d’Auvergne (1601–1665), Duchesse de La Trémoille, verm. mit Henri III de La Trémoille.
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hette, Redeten darnach viel von die CATHARINE DE MEDICES.632 Wieder nacher Hauße gefahren. Den 5 AUG. Vormittags an den H. Vatter und M. KOCH633 geschrieben, bekam ein schreiben von M. FERRET634 Er hatt Sich bey der M. LUZERNE beklagt daß Er ein schreiben von M. FINCKEN nicht bekommen hatte. In die Kirche gefahren. M. DU BOCS predigte, Nachmittags reysebeschreibung. Den 6 AG. ♂ Im HENRICO IV. gelesen, zur M. LUZERNE tragen laßen von dar aufs schloß solches zu besehen. Weill aber weder der GOUBERNEUR noch der CAPITAIN da war ließ ich mich wieder nach Hauße tragen. Den 7. ☿ Vormittags im HENRICO IV. gelesen, Nachmittage kam M. DU POCS zu mir gedachte, daß die Schweitzer etliche DEPUTIRTE zu dem Konig in F. geschickt hatten und bey ihm anbringen laßen, daß weill die FRANCHE COMTE unter ihrem schutz were, als baten Sie Ihr M. Sie solte die FRANCHE COMTE NEUTRAL bleiben laßen wie es alle Zeit geschehen. So es aber Ihr M. nicht zugeben wolten werden Sie gezwungen die Waffen zu ergreiffen und Sich als Schweitzern [selbsten] DEFENDIREN mußen darauf der Konig geantworttet, Sie mogten es nur immer zu thun Er wolte es ihnen aber schon gereuen machen. Den 8. AUG. ♃ Vormittags die bost abgefertiget Nachmittags zu M. LUZERNE tragen laßen M. DU POCS635 kam auch dahin bekam daselbst deßen ORATION636 die Er bey antrit des GOUBERNAMENT des DU DE MONTOSIE637 nach dem Tode des DUC DE LONGUEVILLE638 gehalten. Den 9. AG. ♀ an M. FERRET geschrieben , mich gar ubel wegen dem Zahnweh befunden, Nachmittage wurde es arger, daß ich mich auch gar zu bette muste legen, die gantze nacht nicht geschlaffen. Den 10. AG. ♄ wurde es noch arger, denn die gantze Kopff war geschwollen, stach sehr hinter den ohren hatte den gantzen tag große Schmertzen und agnst639 ließ den MEDICUM VICKMANN640 zu mir kommen, legte Pflaster auf. Den 11. AG. nahm des morgends billen ein ließ Sich zum einen fieber an und übergab mich sehr weswegen ich auch zum ersten mahl ader ließ, hatte den gantzen tag große Schmertzen, Nachmittags besuchte mich die M. LUZERNE, gegen abend enderte Sichs ein wenig, (3 seds). Den 12. hatte es sich ziemblich gebeßert (4.) kam Zeitung der König wehre geschoßen worden vor S. ISLE weswegen Er von PARIS BALBIRER und MEDICUM hätte holen laßen. Von M. KOCH briefe und ein 632 633 634 635 636 637 638 639 640
Catharina de’Medici, vgl. Anm. 405. David Koch, vgl. Anm. 398. N.N. Feret, vgl. Anm. 527. Pierre du Bosc, vgl. Anm. 607. Titel nicht ermittelt. Charles de Sainte-Maure, vgl. Anm. 559. Henri II d’Orléans (1595–1663), Duc de Longueville, Gouverneur der Stadt Caen. Vermutlich: angst. Nicht identifiziert.
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Wechselzedel an M. LA CHOSSE D’AVRIL641 zu ANGER wie auch von M. FERRET bekommen, Nachmittage kam die M. LUZERNE, M. DU POCS und M. MORIN zu mir, gegen den abend fingen die Schmertzen wieder an, ließ ein CATAPLASMA642 und FESICATORIUM643 auflegen. Den 13. ♂ wurden die Schmertzen noch größer. Denn ich den Kopff nirgends hinlegen konte und der geschwulst kam follends in den Halß. Gegen abend ließ ich mich 2 VENTOUSEN644 aufsetzen und gurgelwaßer holen. Den 14. ☿ wurden die Schmertzen noch großer und der Halß wolte gar zuschwellen, weswegen der MEDICUS den BALBIRER holen ließ, die VENTOUSEN und CATAPLASMA wieder aufzulegen, schickte mir einen schlafftrunck, in der nacht beßerte es Sich ein wenig. Den 15. ♃ beßerte es Sich wieder und der geschwulst im Halße vergieng wieder, Nachmittags mitt lesen und schreiben zubracht, kam Zeitung daß dem Konig vor L’ISLE sehr bange wehre, denn der Konig schon 6.000 mann verlohren u. 6.000 kranck weren, die Spanischen giengen mitt 2.000 Mann L’ISLE zu entsetzen nu auf Ihn zu und in L’ISLE wehr 3.000 gewaffnete Soldaten und bürger, weswegen Er den Adel in der PICARDI und [Norm] nahe darumb gelegenden orthen aufbiethen laßen. M. LUZERNE645 kam zu mir erzehlte im weggehen, deß den 15. AG. der brauch were dem Konig beym anziehen einen neuen schlaffrock zu PRÆSENTIREN, darinne Er den rechten arm steckte und solchen wieder zurück gibt, Soll die beteutung [haben] auf den herbey nahenden Herbst und kalte lufft haben, M. GILBERT und M. VICKMANN kamen zu mir, der letztere erzehlte daß Er gelesen hatte, das der Graff von Mansfeld646 unter welchem Hertzog Bernhard647 und der Hertzog von Braunschweig648 gedienet, als sie den DON CORDOUAN649 in Franckreich geschlagen650 und neben andern sachen auch einen großen Kasten mitt Rthr. bekommen, habe Er ein groß stuck mitt lauter Rthr. laden und unter die feinde schießen laßen, welches ein groß aufsehends gemacht, Er hatte auch Hertzog F.651 des H. Vatters Hn. Bruder wohl gekant. Bey der abendmahlzeit wurde erzehlt daß Ein alter vornehmer CAVALLIER alhier zu CAEN von 66 jahren der stetig lustige boßen anstellet auch unter andern ohnlengst Sich gestellet, als were Er Gott Sey bey uns der bose und einen andern Sich ihm zu ergeben bewegen wolte. (Denn Er wohl gewust weill Er ein sehr CURIOSer mann gewesen 641 642 643 644 645 646 647 648 649 650 651
Nicht identifiziert. Breiumschlag. Vesicatorium – blasenziehendes Pflaster. Ventouse – Saugnapf. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Peter Ernst II. von Mansfeld (1580–1626), Graf von Mansfeld, Kriegsunternehmer, General. Bernhard von Sachsen-Weimar, vgl. Anm. 230. Christian (1599–1626), Herzog von Braunschweig-Wolfenbüttel. Gonzalo Fernández de Córdoba (1585–1635), spanischer Feldherr. Schlacht bei Fleurus 1622. Friedrich (1596–1622), Herzog von Sachsen-Weimar.
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daß jener seinen PROCES verlohren und sehr traurig deswegen durch die stadt auf die mauern zugehe) ist Er ihme gefolget und zugeruffen Wenn Er Sich ihm ergebe wolte Er #652 wie auch dem boßen mitt dem basteten becker und viel653 eßen. Den 16. AG. Vormittage hatte Es sich noch mehr gebeßert, Nachmittage kam M. BRIEUX zu mir sagte unter andern, daß So wohl die zu Brißl654 als auch die zu L’ISLE ein groß Pferd von bappe gemacht solchen ein habermaß an den gehenckt und solches auff die mauern stellen laßen mitt dieser schrifft SI CELA EST MENGE655 TOUTS JE SERA QUE656 AU ROY. Darnach dem PERIQVEN macher WILHELM LUCAS so bey dem Churfürsten von Sachßen Cammerdiener gewesen bey mir gehabt und eine PERIQVE von 5. LOIS DOR von Ihm gekaufft. Den 17. AUGUSTI. ♄ Vormittags und Nachmittags an die reysebeschreibung gemacht. Den 18. AG. Frühe und nachmittags in die Kirche gefahren, alsdenn zur M. LUZERNE alwo ich den M. MALHABE657 antraff, so auß dem geschlecht des vornehmen Poeten MALHABE658 ist. Den 19. A. HENRICO IV. gelesen, M. DU BOCS und und der CAPITAINE vom Schloß BAUROGER659 bey mir gewesen. Nachmitt. geschrieben. Den 20. A. ♂ Mich Vormittags auf Schloß tragen laßen alwo ich den GOUBERNEUR CROESETTE, und den CAPITAIN BOUROGER im blatz Spatzierend antraff, ich gieng erst in das TONGON660 welches ein gantz absonderliches werck, vom schloß abgesondert und mitt einem absonderlichen graben umbgeben, ist dem zu POIS DE VINCENNE, PARIS und ROUEN nicht ungleich, ist sehr starck und von lauter großen dicke QVADERA, soll vom JULIO CÆSAR gebauet worden seyn, inwendig sind 2 große starcke gewölbe über ein ander, in dem untersten stehet das bulver in dem obersten aber lunten und viel gewehr, mitt welchen Sie wohl 1.000 Mann FOURNIREN können. Das gewehr aber wird sehr unrein gehalten denn Es fast alles von dem rost verfreßen ist. Oben kann mann gleich wie zu PARIS rundherumb gehen und die stadt gar wohl übersehen welche denn von oben herab einen ausgestreckten Adler nicht ungleich scheinet, Es standen nicht mehr als 2 stück darauf, Es ist auch ein aufzug der stücke darauf, gleich dem zu PARIS, auf dem Wall des CITADELL stunden nicht mehr als 6 stücke so etwas 6 bis 8 lb. schießen. Die be652 653 654 655 656 657 658 659 660
Verwendung des Zeichens hier unklar. Lesung unsicher. Brüssel. Vermutlich: mange. An dieser Stelle nicht eindeutig, entweder sera que oder sera y. Vielleicht François de Malherbe, Seigneur de Juvigny, Grand Prévôt de Haute et Basse Normandie. François de Malherbe (1555–1628), französischer Schriftsteller. Nicht identifiziert. Donjon.
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satzung des schloßes bestehet nur in 3 COMPAGNIE iede zu 50 mann starck, eine iede COMPAGNIE hatt Ihre eigene CORPS DE GARDE der COMMENDANT ist M. CROISETTE,661 der GOUBERNEUR über die PROVINTZ NORMANDIE ist M. LE DUC DE MONTOSIER welcher ORDINAIRE zu ROUEN aufhält, Mann hält darvor daß das Schloß noch vom JULIO CÆSARE gebauet worden. Nachmittage zur MADAME DE LA LUZERNE gefahren alwo ich den alten GRADMONT662 angetroffen, mitt Ihr fuhr ich hernach zu M. HALE663 und M. DU BOC664 gefahren, waren aber nicht zu Hauße, von diesen fuhr ich zu M. CARBONEL665 dem Königlichen SECRETARIO. Den 21. AUGUSTI 1667. ☿ im H. IV. gelesen, M. GRADMONT kam zu mir, machte mich zur reyse nach dem HAVRE DE GRACE fertig. Den 22. AUGUSTI 1667. ♃ nahm ich meine reise nach dem HAVRE DE GRACE vor, kam unter wegens auf VARAVILLE, dem M. VARAVILLE666 zuständig, so ein kleines dörfgen an dem fluß DE VARAVILLE sonst die TROUART667 4 meil. von CAEN gelegen, auf Dive668 ein feines dorf den 1 ½ meil von VARAVILLE. M. VALASSE669 zuständig liegt nahe an der Seh, ist aber von dem durch MARCH der Soldaten gantz verderbet worden, Ich blieb aldar zu mittag au CROIX BLANCHE, Nachmittags gieng ich ferner stetig an der See fort und PASSIRTe hernachmahls 4 meilen von DIVE die TOUCQVE670 so an etlichen orthen ziemblich gefahrlich, weswegen ich auch einen bauern vor gehen und den Weg durch den Fluß weisen ließ. Von dar machet mann noch 3 meilen bis auf HONFLEUR alwo ich des abends umb 6 Uhr ankomen, LOGIRTE AU SOLEIL. Selben abend gieng ich noch auß den orth recht zu besehen, zu forderst aber den Hafen welcher ziemblich klein und von den bürgern bewachet wird, welche mich auch gleich vor dem Eingang oben auf dem lande erstlich anhielten, Der Hafen war damahls meist mitt kleinen CHALOUPPen angefüllet und stunden mehr nicht als 3 mittelmaßige Kaufartheyschiffe, Die Stadt ist an sich selbst sehr klein und die Vorstadt macht das groste Wesen. Ihr GOUVERNEUR ist M. DU MONT,671 Dieser orth gehöret sonsten der MADEMOISELLE MONTPENSIER oder D’ORLEANS.672 661 662 663 664 665 666 667 668 669 670 671 672
Anne-Louis Le Blanc du Roullet, vgl. Anm. 621. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400. Nicht identifiziert. Pierre du Bosc, vgl. Anm. 607. Jean de Carbonel, vgl. Anm. 577. Nicht eindeutig. Unklar, entweder La Divette oder La Dives. Dives-sur-Mer. Nicht identifiziert. La Touques. Antoine de Villeneuve (gest. 1682), Marquis de Monts, seit 1646 Gouverneur der Stadt Honfleur. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376.
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Den 23. AUGUSTI 1667. ♀ Fuhr ich in einer CHALOUPPE umb 9 Uhr von HONFLEUR ab nach dem HAVRE DE GRACE, alwo hin mann nur 3 meilen rechnet weil aber der Wind sehr CONTRAR wurde ich in die 14 meilen in die Sehe geschmißen, also daß ich erst umb 1 Uhr aldar von der Sehekranckheit ziemblich starck INCOMMODIRET ankam, da man hingegen ORDINAIRE in ¾ stunden herüber kommen kan. ich LOGIRTE AU L’AIGLE D’OR. Unter wegens ließen wir HARFLEUR auf der rechten seiten liegen, an welchem orth der König auf 2 meilen lang einen neuen ausgemauerten graben fuhren läßet von 40 schu breit und 12 hoch, damitt der nahe dabey fließende Fluß, der sonst aldar in die Sehe leufft nunmehr seinen Weg durch diesen graben nach HAVRE DE GRACE in neue BASSIN nehmen kan, welches außer der Stadt, nahe dem lande zu, nahe bey der CITADELL und berge kunfftig soll gebauet werden, weswegen denn das daranstoßende bolwerck abgerißen und ein neues an einem andern orth angefangen wird, Es soll so groß werden, daß 200 Kriegsschiffe stätig in dem Platz stehen können. Die SPESEN So daran gewendet werden Sollen sich auf 2.000.000 thr. belauffen. NB. Die Sauere bere. Bald nach meiner ankunfft überreichte M. Witzleben dem CAPITAIN BLESSY daß Schreiben so ein CAPITAIN vom Schloß zu CAEN M. BAUROCHER meinet wegen mittgegeben hatte wie auch derselbe an den DUC DE S. AIGNAN673 welcher aldar GOUVERNEUR ist, weill Er aber auf dem lande und seine gemahlin674 kranck war konte ich nicht zu ihm kommen, wurde also von dem MAJOR D’HONNORÈ welcher bald nach meiner ankunfft zu mir ins Hauß kam, zu erst zu dem [neuen] BASSIN so in der stadt ist geführet, welches der Konig wieder REPARIREN laßet, Es wird gantz mitt QVADERN, welche Sie von ROUEN bringen laßen, ausgemauert wird, ist 50 fuß tief und 200 breit, und wird mitt 2 schleußen verwahrt, mitt welchen Sie versehen daß die schiffe stetig die fluth haben kann, Es wird so groß das 25. Kriegsschiffe aldar stehen können, und wird zu dem Ende gemacht die weil in dem ORDINAIRE Hafen, die schiffe dießen ab und zu fluß der See, nicht stetig die fluth haben konnen und daher großen schaden leiden. An diesem BASSIN ist schon mitt 1.500 Man gantze 5 Monat lang gebaut worden gegen den OCTOBER soll es gantz fertig seyn, und die Unkosten belaufen sich nicht hoher als auf 45.000 thr. Bey diesem BASSIN empfieng mich nachgehends der LIEUTENANT DU ROY M. DE VESOIER675 welcher mich in das CITADELL führte, welches vom CARDINAL RICHELIEU gebauet worden, wie mann denn unter dem Koniglichen Wappen des CARDINALS Wappen siehet. In das CITADELL gehet mann zu erst durch ein großes gewölbe vor welchem ein REVEv LIN liegt, Wenn mann in das CITADELL kombt siehet mann sowohl auf 673 674 675
François Honorat de Beauvilliers (1607–1687), Duc de Saint-Aignan, seit 1664 Gouverneur von Havre de Grace. Antoinette Servien (gest. 1679), verm. mit François Honorat de Beauvilliers (1607–1687), Duc de Saint-Aignan. N.N. de la Vessière, Lieutenant du Roi in Havre de Grace.
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Abb. 7: Plan der Stadt Havre de Grace
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der rechten als lincken seiten 2 lange Häußer, zwey stockwerge hoch, vor die soldaten, wenn mann weiter fort gehet siehet mann ein großen weiten Platz da denn auf der rechten seiten des Konigs LOGIER, in welchem der GOUVERNEUR wohnet, auf lincker Hand ist das ARSENAL und 2 brunnen. Gleich auf siehet mann wieder ein großes weites gewölbe gleich dem ersten, außwendig auf der lincken Hand ist es von einem breiten MORAST verwahret, auf der rechten Aber von der See, hatt 4 REGULIER PASTIONS und 4 REVELIN, In einem ieden bolwercke sind 2 Häußer und ein großes langlichst gewölbe, in welchem Sie die MUSQVETen, PIQVEN, CURASSE, bulver und BISQVIT legen, in dem einen Bolwerck ist ein gewölbe durch welches Sie die stuck auf den Wall fahren und ein sonderlicher orth, worinnen Sie die MATERIALIEN zu den stücken verwahren auf die arth. Bey einem ieden bolwerck sind große steinerne treppen. Die gewölbe aber sind vor dem Regen mitt ther und sand begoßen, Es werden einem 2 MAGACIN die alle mitt MUSQVETen und BIQVEN ausgefullet waren gewiesen, darunter eine sonderliche arth von Polnischen BIQVEN darmitt mann an sich ziehen nachgehends aber [an sich ziehen und] stoßen [kann] und darauf hauen kann. Das 3te das einem gewiesen wird aber mitt CURASSEN und PANDELIER versehen, und sagte mann daß Sie 1.000 mann FOURNIREN konten. Die Besatzung ist 8 COMPAGNIEN starck iede zu 50 mann starck, Es waren nicht viele stücke darauf, die weil Sie die meisten zu der Zeit als mitt den von ALGIRS und THOUNIS Krieg geführet aus dieser CITADEL gefuhrt und hernacher ihnen abgenommen worden. Von dar gieng ich mitt dem MAJOR nach dem Hafen alwo ich ein Kaufarthey schiff besahe so folgenden tag nach Indien absegeln wolte und selben Weg schonmahl gethan hatte, fuhrte 25. stücke und 100 mann, Sie bringen auf der hin und her reyse 8 monat zu ihre wahren die Sie weg führten waren nichts anders als faß tauben, davor Sie hingegen Zucker haben. Ferner besahe ich den TOUR der beym Hafen ist, worüber ein absonderlicher COMMENDANTE bestellet ist und M. MONTAGNE genennet wird, ist ziemblich hoch und starck, waren nur 6 stücke darauf, das eine gemach gieng aufen Hafen welches sehr lustig anzusehen war. Vor dem thor ist FRANCISCUS I. so die stadt erbauet zu Pferde in stein gehauet, das Rathhauß ist, ist zur lincken Hand des Marckts mitt schiefern gedecket, Die stadt selber ist nicht groß, in 4eck, FORTIFICIRet hatt auf der lincken Hand groß berge, welche Sie aber vor schädlich halten, Der Orth heiß auf teutsch der Gnaden Portt, und zwar deßwegen weil die bürger ihr Holtz, saltz, bier, Wein, und butter und dergleichen nicht verzollen dörffen also daß Sie vor 2. so viel saltz, als andern orthen vor 7 Rthr. haben könten. Die Kaufleuthe sind meist COMMISSAIRE der andern großen städten und handeln also mitt nichts eigenes vor sich. Den 24. AUGUSTI 1667. ♄ kamen des GOUBERNEURS trompeter, Hehrpaucker und trommelschläger, bald darnach schickte die Hertzogin ihren stallmeister zu mir und liesen mich COMPLIMENTIREN und berichtet daß
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Ihr Herr in ½ stunde bey mir seyn würde, hernach kamen 2 Rathsherren zu mir und beschenckten mich im nahmen des raths mit 2 großen Kannen Wein. Es kam auch der COMMENDANTE vom TOUR und der MAJOR zu mir, Wie denn bald hernach der DUC DE S. AIGNAN selber mitt einer starcken SUITE Edelleuthe, Er bath mich selben tag noch bey Ihm zu bleiben, both mir auch seine CAROSSE an. Er ist ein über die maßen hoflicher und kluger Herr, und wegen seiner QVALITÄTEN in Franckreich sehr berühmbt, Weil Er sich denn Einsmahl mitt einer doppelten flinten sich 5 Kerl So ihn im Holtz angegriffen erwehret und 3 erleget die 2 andern aber in die flucht gejaget. Er hatt auch viel ander DUEL gehabt, Seine 2 söhne676 hatt Er in Ungarn verlohren. Als ich nun weg wolte gieng Er mitt mir biß zum porth wolte mich auch nicht eher qvitiren Er habe mich erst ins schiff steigen sehen, Als ich ins schif getreten, ließ Er Wein hohlen und wolte meine gesundheit auf den Knien trincken, ich that solches ingleichen, und alß ich völlig abschied genommen und fort fahren ließ, ließ Er die trompeter blaßen und begleidete mich folgends mitt 3 canon schüßen, gieng auch nicht eher vom TOUR bis ich ihn nicht mehr sehen konte. Der gantz rath der Stadt und die von der bürgerschafft blieben in der ordnung mitt enblösten Haubten Solange am portt stehen bis Ich völlig aus Ihren Augen gefahren. Ich fuhr umb 10 Uhr ab und kam gegen 11 Uhr in HONFLEUR an. Zog wieder in die Sonnen ein, Gegen 2 Uhr Uhr gieng ich wieder von HONFLEUR ab, alles an der See weg, unter wegens horten Wir das FRANCOIsche ORLOG so vor dem HAVEN schon etzliche Wochen vor Ancker gelegen hatte und 75. stuck fuhrte, schießen, weil Es eben seinen Aufbruch nahm. Ferners paßierte ich wieder die TOUCQVE und blieb des abends zu DIVE im Weißen Creutz. Unter wegens sahe ich die leuthe das Grüne Zeug so in der Sehe liegt aufheben, welches Sie zum dingen brauchen. Den 25. AUGUSTI 1667. war ich gegen 6 Uhr auf unter wegens kam ich auf SAVENELLE,677 RANVILLE, CONTONVILLE,678 MONDEVILLE, selben morgen war es sehr neblich, (Die AVENTUR M. Witzlebens und dem schiffer wie auch M. Backofens wegen des schiffers,) gegen 11. Uhr kam ich glücklich wieder in CAEN an. Bald nach meiner ankunfft bekam ich vom H. Vatter, 2 von der Frau Mutter, von der Schwester Dorothen MARIEN, 2 von Prischencken,679 vom Rentmeister,680 von H. Ludolfen,681 vom Superinten. von Eisfeld,682 und M. Kochen683 von PARIS schreiben bekommen. Nachmittage den 676 677 678 679 680 681 682
François de Beauvilliers (gest. 1664) und Pierre de Beauvilliers (gest. 1666). Sallenelles. Wahrscheinlich Colombelles. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. Hiob Ludolf (1624–1704), Dr. jur., begleitete den Herzog auf dessen Reise 1661 nach Dänemark, seit 1666 Kammerdirektor in Gotha. Andreas Bechmann (1622–1676), seit 1658 Superintendent in Eisfeld, seit 1673 Hofprediger in Gotha.
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gottesdienst abgewarttet. Zur MADAME LUZERNE684 tragen laßen viel leuthe aldar angetroffen. Den 26. Augusti 1667. von M. FINCKen von Straßburg685 und M. SAULEN686 von Straßburg und H. Kochen von PARIS schreiben bekommen, (Die kleine von WILHELMEN).687 M. MORIN und M. DU BOC beyde geistliche H. bey mir gewesen. Den 27. AUGUSTI 1667. ♂ M. BRIEUX abschied von mir genommen, geschrieben. Den 28. AUGUSTI 1667. ☿ an den H. Vatter, Frau Mutter, Schwester Dorothe Marie, M. Prischencken,688 H. Ludolffen, die Brüder und H. Rentmeister689 und H. Saulen geschrieben. Zur M. LUZERNE gefahren. Den 29. AUGUSTI 1667. ♃ an den Superindenten von Eißfeld,690 H. HofPrediger691 und M. Ochsen692 geschrieben, in die Kirche gefahren alwo ich der Kinderlehre bey wohnte, welche alle Zeit 4 Wochen vor MICHAELIS bis auf MICHAELIS, vor die buben so zum ersten mahl zum tisch des Hr. gehen angestellet ist. Die Predigt wird nach dem CATHEGIßMO gerichtet und durch vielfaltiges fragen INTERROMPIRET. M. DE LA CHAPPELLE693 bey tisch geblieben, und habe die BAQVET fort geschicket. Nachmittage kam die MADAME LUZERNE mitt M. DU POC694 und M. MORIN695 zu mir und nahmen abschied von mir. Den 30. AUGUSTI 1668. ♀ Nachdem ich mich nun aldar bey die 2 MONAT aufgehalten, satzte ich meine reyse ferner fort und kam zu erst auf BRETVILLE LA PAVÉE,696 VILLERS697 und BESSAGE698 auf 4 meilen auf der 683 684 685 686
687
688 689 690 691 692 693 694 695 696 697 698
David Koch, vgl. Anm. 398. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Vgl. Anton Finck an Herzog Friedrich, Straßburg 11. August 1667: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol. Magnus Saul (1638–1699), Informator Herzog Friedrichs während dessen Studienaufenthaltes in Straßburg 1664 und 1665, 1667 wieder an der Universität Straßburg zur Fortsetzung der eigenen Studien, 1675 sachsen-gothaischer Hofrat, 1675–1680 Gesandter am kaiserlichen Hof, Konsistorialpräsident, Vizekanzler in Gotha. In Caen angenommener französischer Lakai, vgl. in Bd. 3, Nr. 33, das Schreiben Fincks und Witzlebens an Herzog Ernst vom 8./18. Juli 1667 aus Caen über die Annehmung, vgl. auch in Bd. 2 die 3. Rechnung vom 30. August 1667 mit den Einträgen vom 1. und 30. August. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. Andreas Bechmann, vgl. Anm. 682. Jeremias Balthasar Ludwig (1625–1673), seit 1665 Hofprediger in Gotha. Johann Ochs, vgl. Anm. 395. Nicht identifiziert. Pierre du Bosc, vgl. Anm. 607. Stephan Morin(us), vgl. Anm. 531. Bretteville-sur-Odon. Villers-Bocage. Nicht identifiziert.
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lincken Hand ließ ich die vor 4 jahren von M. COLBERT699 angerichdete berühmbte glaßhütten bey BEUVON700 liegen, habe Sie aber nicht gesehen weil ich nicht eher davon gewust alß ich schon vorbey war. Es arbeiten darinnen lauter von Adell deren bey die 24 sind und mitt vielen PRIVILEGIIS versehen, NB. 1 und unter andern auch mitt dießem, daß Sie den Konig nicht in die CAMPAGNE folgen dörffen, NB. 2 Alß unlengst GENERAL RECHERCHE im Reich wegen des falschen Adell vorgenommen worden, hatt mann auch sonderlich dahin gesehen daß solche aus diesem COLLEGIO EXTERMINIRET werden mögte. Wie denn auch keiner in dieser SOCIETÄT eingenommen wird als die von guthen Häußer und bey die 1.000 L. vermögen haben. Der gläßer bedienen Sich die leuthe selbiger gegen sehr starck und wird dem Cristall gleich geschetzet, wird auch vielfaltig in Engel und Holland verführet. NB. 3 Es wird unter andern auch Ein sonderlich Kraut darzu gebrauchet so der wilden Rosemarin nicht ungleich und VIGNEAU SOUVAGE genennet wird, umb selbiger Gegend wie auch den gantzen tag über habe ich Sehr großen Haufen wie die Heuwagen, so hoch im feld liegen sehen, welches daherumb häuffig wachset, Sie brauchen es auch zum einheitzen. Zu Mittage blieb zu BLANCHEMAISON,701 so 6 meil von CAEN, ferner kam ich durch viel gebüsch und straß mitt vielen Obstbäumen zum CIDRE besetzet wie702 solches in gantz NORMANDIE gemein, des Abends blieb ich zu BESANCES703 4 meilen vom Mittagslager. Kam sehr Spath an. Die gegend dieses landes wird BOSAGES genand dem CONTE DE TORIGNY704 des M. MATIGNON LIEUTENANTS DU ROY zu CAEN705 Sohn zuständig, So gleich damahls ein ¼ meil von dar eine jagdt hielte. Die Bauern daherumb, haben den gebrauch daß Sie die Heyde (denn die gegend daherumb lauter Heyde ist) mitt großen breiten hacken in stucker wie die RASEN Soden706 gestochen zu werden, hauen solche stucker hernach legen Sie zu Hauffen iedoch hohl, machen feuer darunter und verbrennen die Erde zu Aschen. Darauff Sie denn das 1. Jahr Rocken das 2. 3. 4. nacheinander haber, im 5. aber buchweitzen sehen und hernach 3 jahr wieder ruhen laßen.
699 700 701 702
703 704 705 706
Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 329. Nicht identifiziert. La Blanche Maison. 126r Notizzettel mit unklarer Zuordnung: la grande fontaine. 1 Fontaine la gallerie. il a main 2 gauche en entrevue le jardin vech. 12 jette d’eau dans le cabinet. la fontaine de toile. la Machine. la clocke avec 25 fontaines, la avec 17 fontaines, l’ovale 11. fontaines, la sale 5. fontaines, deux le ver, le Rose, 22. Cascades. la peruque. Saint-Martin-des-Besaces. Jacques III de Matignon (1644–1725), Comte de Thorigny. François Goyon de Matignon, vgl. Anm. 589. Lesung unsicher.
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Den 31. AUGUSTI 1667707 ♄ kam ich durch viel berg und thal auf FERRIERS.708 1 PONT FARCY.709 2 und denn VILLE DIEU.710 4 so 7 m. vom nacht QVARTIER gelegen, ist ein kleines häßliches städtlein bestehet in lauter Kupffer Schmieden, Ihr Kupffer bekommen Sie theils aus dem 5 meil darvon gelegenen geringen berckwerge, theils auch von Engell und Holland. ich kehrte umb ST. MARTIN ein. Nachmittage verrichtete ich noch 4 meilen bis AVRANCHE alwo ich gar zeitig ankam. Der Weg war sehr steinig und bose wes wegen denn auch der SECRETARIUS711 mitt seinem Pferde auf der stelle da zu vor eines armen bauern Pferd das bein ½ stunde zu vor auch im fallen zerbrochen, über und über fiel, AVRANCHE ist auf eine hohen steinigen berge gelegen, Unter welchen dieseits das kleine Waßer die See712 genand vorbey fleußt, Jenseits aber nach S. MICHAEL die ARDE. Merckwürdiges ist nichts daselbst zu sehen außer dem Capuciner gartten welcher mitt allem und also PERSPECTIVISCH angeleget und wegen der aufs neuligste angelegten PROMENADE nach der Sehe zu eine lustigen PROSPECT macht. Der Münch so mich herumb führte war ein lustiger Mann und so viel mann aus seinen reden abnehmen konte muß Er gewiß vor diesem ein soldat gewesen seyn wie ihn auch die narben im gesicht und händen außwießen. Das land selbiger gegend ist sehr rau und hatt sehr hohe berge darvon mann sehr weit umbsehen kann. NB. Umb diese gegend haben die leuthe noch eine andere arth von Dünger denn Sie den weißen Seesand auff die acker streuen, welchen Sie häuffig auf den Pferden hin und wieder tragen. Das Schloß zu AVRANCHES ist nicht werth zu sehen, iedoch hatt es einen COMMENDANTEN M. DE CANICHY.713 Den 1. 7br 1667 Gegen 6 Uhr Schickte ich den Knecht mitt dem BAGAGE Pferd auf dem festen lande auf PONT DE VIVIERS714 voran, gab auch der harden wegen welche sonsten zu PONT ORSON715 FOUILLIRT werden, umb solche PASSIRen zu laßen ein schreiben mitt, Ich aber gieng mitt M. Witzleben, dem SECRETARIO und dem Kammerdiener mitt einem GUIDEN 2 meilen uber die GREVE nach dem berühmbten Orth S. MICHAEL alwo hin selben sontag eine SOLENNE PROCESSION gehalten wurde, Diese PASSAGE ist sonst sehr gefahrlig wegen des nachlaßenden Sandes, auch wegen des ab und zulaufs der See, weswegen auch auf der rechten Hand am ufer eine große glocken henget damitt den leuthen zu AD VERTIREN wenn die See angelauffen kombt. Ich muste 5 mahl über Fluß ORSON so mitten durch die See fleußet und sein süß Waßer 707 708 709 710 711 712 713 714 715
1668 überschrieben. La Ferrière-Harang. Pont-Farcy. Villedieu-les-Poêles. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 109. La Sée. Vielleicht: François Louis de Sainte Marie (1646–1687), Seigneur de Canchi. Pont du Vivier. Pontorson.
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behelt. NB. Gegen 9 Uhr kam ich aldar an und trat im rothen Huth ab. Im Einreitten musten wir alle die Degen und bistohlen von uns geben. Wie denn auch einer oben auf dem schloß bey dem ersten thor besuchet wird ob mann gewehr oder ein meßer bey sich habe denn keiner solches bey sich haben darff. Dieser orth ist gantz mitt der See umb floß liegt auf einen hohen berg, umb welchen die Häußer herumb gebauet, mitt einer starcken mauer und thurmen versehen, welche aber auf der seiten da Wir hinein ritten etwas wandelbahr worden. NB. Beym eingang ins Closter auf der Spitzen des berges, steiget mann etliche steinerne stufen hinauf so ziemblich hoch ist, Beym ersten thor wurde ich VISITIRET wie vorgedacht. Das Closter soll auf S. MICHAELS 3 mahl wiederholten befehl vom AUBERTO716 Bischoffen in AVRANCHES deßen altar noch unten im Closter gezeiget wird, gestiftet und zu bauen angefangen worden seyn Anno Christ. 708 oder 9. Welcher auch 12 CANONES darauf gesetzet an deren stelle hernach RICHARDUS I.717 DUC in NORMANDIE die BENEDICTINERmünch mitt dem Ertzbischoff von ROUEN und Bischoffen von AVRANCHES ANNO 966 hatt eingebracht deren Zahl itzo bey die 30 ist. Ihre Einkünffte sind groß und haben Sie vor der RELIGIONS Veranderung in Engelland bey die 10.000 Rthr. zu empfangen gehabt. Der ABBE COMMENDEUR ist M. SOURRET718 der auch zugleich GRAND PRIr EUR DE FRANCE ET COMMENDN. DE MALTHA ist. Von dieser Abtey hatt Er 10.000 Rthr. wegen MALTHA aber 30.000 thr. einkommens. Der Ritter S. MICHELS Orden So von von seinem Stiffter dem LUDOVICO XII.719 Konige in Franckreich nur auf 80 REGULIRet worden sind itzo beynahe 100. Das Closter an sich selbsten ist von schwer steinen So von 18 meilen her gebracht wird, gebauet, bestehet in vielen großen und starcken gewolben und Pfeilern, wie denn auch die Sahl darinnen die Ritter vor diesem ihre Versamblungen gehalten, gantz gewölbet und mitt großen Pfeiler ist hatt kein estrich, Es pflegen aber die Ritter nicht alle jahr hier sondern nur zu PARIS zusammen zu kommen. In diesem Sahl stehet auch die Winde mitt welcher Sie den Wein hinauf ziehen, Neben diesem gewölbten Sahl ist wieder ein gewolbe worinnen Eine große mahlmuhlen so mitt Pferden gezogen wird, stehet, ferner kombt mann wieder in ein gewölbe welches die kleine CAPELLE ist So von AUBERTE ann. 708 gebauet worden, über diesem gewolbe stehet die Große Kirche So vom RICHARDO II.720 DUC DE NORMANDIE und HILDEBERT721 bbt dieses Closters anno 1004 gebauet worden ist schön hell und wohlgewolbet und ausgebutzet. 716 717 718 719 720 721
Aubert von Avranches (gest. 725), Bischof von Avranches. Richard I (um 935–996), Ohnefurcht, Duc de Normandie. Jacques de Souvré (1600–1670), 1643–1670 Abt des Klosters Mont Saint-Michel. Louis XII (1462–1515), König von Frankreich. Richard II (gest. 1026), der Gute, Duc de Normandie. Vielleicht eher Maynard II (gest. 1009), seit 991 Abt des Klosters, Hildebert I (gest. 1017) war ab 1009 Abt des Klosters.
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Uber den großen altar stehet ein gantz guldener Engel S. MICHEL vom PHILIPPO II.722 der schöne genand hirein verehret worden, auf der rechten Hand in der Kirchen werden in einer CAPELLE in einem großen schranck gezeiget NB. Alß des S. AUBERTI hirnschale in gold eingefaßet in welchem das loch von des Engels anrühren zu sehen. ITEM deßen arm auch in gold gefaßet, den andern haben Sie den CANONICIS in AVRANCHES verehret. ITEM zwey Dornen von der Cron Christi und ein stücklein vom Creutz Christi. ITEM ein stuck von der CHARPE und MARMOR723 so S. MICHEL auf dem berge GARGONO724 gelaßen NB. wie auch deßen schwerdt und schildt mitt welchen Er den Großen Drachen in Irland erleget. NB. ITEM ein stucklein vom purpurrock Christi. Ein Silbern MODELL des Closters wie solches anfangs gebauet worden sollen ist aber solchen in allem nicht nachgelebet worden. Nahe bey der Kirchen ist der Creutzgang mitt 4 fachen säulen besetzet darunter auch viel MARMORE säulen waren So aber vom Wetter gantz verderbt waren, Der Hoff des Creutzganges ist gantz mitt bley bedecket damitt dem gewolbe das darun ter ist kein schade geschiehet, Oben auf das bley haben sie 3 schue hoch Erde geschüttet darauf Sie ihren gartten habe, NB. Das CONVICTORIUM ist Ein schönes gewölbtes und großes gebäude. Der PRIEUR speißet an einer tafel gantz alleine wie der Keyser am Wahltage. Ferner besahe ich die BIBLIOTHEC darinne die MANUSCRIPTA PATRIUM in allen FACULTÄTEN vor das vornehmbste gehalten wird, NB. Es war darin auch zu sehen ein sonderlich gewachß wie ein Schwartzer CORALLenbaum so auf eines sehefisches Kopff gefunden worden. ITEM Ein sonderbahr fisches Kopff mitt eine langen bein aus der nasen bey 1 ½ Ehlen lang, welcher fisch so lang und groß gewesen daß solchen kaum 10 Personen haben fortt tragen können. Zu letzt stieg ich auf den thurn welcher umb und umb mit bley umbzogen ist hatt itzo nur 3 kleine glocken, zu vor aber hatt Er 5 große gehabt So aber mitt dem thurn vom Wetter zerschmettert worden, Er ist auch gantz voller nahmen gezeignet. Der PROSPECT darauf ist sehr schöne sonderlich wenn die See angelauffen ist denn mann Sich umb und umb mitt der See umbgeben siehet: Eines theils siehet mann nach AVv RANCHES nach der NORMANDIE anderseits nach BRETAGNEN und 3tens nach Engelland als die Insel JERSEY und GURNESEY, wie auch auf der rechten rechten se. nach Engelland beßer zu dem Orth CANCALE alwo lauter fischer wohnen und sich mitt auster fangen Ernehren. Ein Viertelmeile darvon zur rechten S. MICHEL gleich gegen über ist gelegen die vormahls sehr veste Insel TAMBALAINE725 welche dem Grafen DE LORGE726 des Graffens DUSEY727 722 723 724 725 726 727
Philippe II Auguste (1165–1223), König von Frankreich. Lesung unsicher. Monte Gargano in Apulien, Erscheinung des Erzengels Michael im 5. Jahrhundert. Tombelaine. Wahrscheinlich Jacques III de Montgomery (1609–1682), Comte de Lorges. Louis I de Montgomery (1601–1682), Marquis de Montgomery, Comte de Ducey.
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bruder vom Hauße MONTGOMMERY zugehoret hatt ist von der RELIGION weill Er aber viel rauberey und ubelthaten begangen vornehmblich aber falsche muntze gemacht hatt der Konig ihn 3 gantzer jahr mitt 3 COMPAGNIE aufpaßen laßen hatt ihm aber nichts anhaben können, bis Er endlichen vor 1 ½ jahren außer TAMBALAINE von 200 reitern durch verrathung seiner leuthe ertappet und nacher PARIS in die BASTILLE gefanglich gesetzet worden Alwo Er nun bis auf den tod sitzet, Er hatt soll JUSTIFICIRET werden, wie auch M. TURENNE728 und andere von der RELIGION vor Ihm gebethen hatt Ihm der Konig das leben geschenckt, Seine guther aber sind alle CONFISCIRET worden, weill aber sein eintziger Sohn729 Catholisch worden Hatt Ihm der König das Land wieder geben, Das Schloß ist strack nach seiner gefangenschafft gantz RASIRET worden, welches ein überaus fester platz gewesen, welcher weil der aufgang nur vor einen mann groß [genug] gewesen, eine ARMEE von 30.000 mann hätt aufhalten können. Den Nahmen hatt Es von der HELENA730 Konigin in Engelland, so es erbauet hatt und ihrem grabe als tombeau bekommen bey RUINIRUNG des Schloßes hatt den grabstein dieser PRINCESSIN gefunden, welchen der Konig den BENEDICTINERN zu S. MICHEL verehret, Dieser orth ist wegen Seiner Wallfartten So auf MICHAELIS tag gehalten werden so beruhmbt denn daher leuthe aus Spanien PORTUGAL und ITALIEN, zu fuße gehen und zum zeichen, eine geweihete Kette von Muscheln mittbringen, die kleine buben aus TIROL, Spanien und PORTUGALL ziehen mitt bey 40 manchmahl auch zu 80 mitt trummeln und gewehr dahin, und welcher unter Ihnen den thurm zu erst Siehet, den machen Sie zum Konige, setzen Ihm eine Crone auf und trachen Ihn von dar, ziehen auch hernach mitt der Crone und ander zierrathen, So man aldar EXPREß des wegen verkauffen, wiederumb nach Hauß, NB. Es wird auch unten am berge eine klein CAPELLE gezeiget welche auf dem felß welchen ein kleines Kind auf befehl des Engel MICHAELS mitt dem fueß hinunter getreten haben soll gezeiget NB. Wollen Einem auch noch des Kindes fueßstapffen weisen, So aber nicht mehr zu sehen ist. Es ist auch das brunn Waßer so AUBERTUS durch einen schlag hervorbracht haben soll durch das mehr Waßer verdorben. NB. Alß ich alles besehen Speisete ich im Wachthauße da wir ein brote bekam der gantz lebte.731 Es kam auch der CAPITAIN und brachte die Degen und bistohlen wieder, machte ein COMPLEMENT gegen mir und endschuldigte sich daß weill Sie nicht gewust wer ich gewesen solches nicht hatten andern konnen wolte Sie also wieder uberliefern. Nachmittag gegen 4 Uhr ritte ich von dar wieder ab und als nach fortt auf der GREVE noch 2 meilen. (Die AVENTURE 728 729 730 731
Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199. Wahrscheinlich Jean de Montgomery (1657–1679), Marquis de Montgomery. Nach der bretonischen Überlieferung Grab der Prinzessin Hélène, Tochter des Königs Hoël (spätes 5. oder frühes 6. Jahrhundert), Tombe Hélène. Lesung unsicher.
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des GUIDEN und des bauers von S. MICHEL im außreitten wie auch des GUIDEN und WILHELMS732) [Zu PONTVIVIE des Nachts geblieben] Unter wegens kam ich wieder über den Fluß ORSON welcher aldar NORMANDIE und BRETAGNIEN scheidet. Sahe auch eine Saltzhutten, wie Sie das saltz machen geschihet folgender gestalt. (Hier kombt die beschreib. des Saltz Machen).733 Von daraus ich Abends noch bey Guther Zeith nach PONTVIVIE [kamen] kam So gantz an der See liegt und gar ein schlechter orth ist Aldar waren Wir gar [schlecht] wol ACCOMODIRET. Den 2. SEPTEMBRIS 1667. war ich umb 7 Uhr wieder auf, ließ auf der rechten Hand zwey große berge in der See liegen. Gegen 10 Uhren kam ich zu S. MALO an. Zog im Hirschen ein. Nach der Mahlzeit gieng ich neben Meinen leuthen Mitt dem Wirtt auf der Stadtmauern herumb darnach nach dem die Schiffe zu besehen. Und dann zu des Bischoffs Hoff, und 2 Kirchen. Diese Stadt ist eine von den vornehmbsten Stadten in BRETAGNIEN liegt an der See und wenn die See groß ist wird von selber gantz umbfloßen, ist an Sich selbst anitzo nicht gar groß hatt sonst 2.000 Häußer gehabt darvon in dem vor 5 Jahren erlittenen brand 300 ubern hauffen gangen. Die Häußer Sind nicht aber von vielen und reichen Kauffleuthen bewohnet. Die Handlung gehet starck in Spanien, Indien, Holland und Norwegen. Aus welchem letzteren Sie Mastbäume (Wie auch von Dantzig) bekommen. Sie ist mitt starcken Mauern, und 4 großen thürmen umbgeben, und verwahret, In der Mitten der Seiten von dem einen thurm bis zu dem andern nach dem Hafen zu liegt Ein von großen Starcken [Mauern] qvadern aufgefuhrtes großes Werck nicht ungleich einem REVELIN mitt CASEMATen, Welches Sie den ESPERON nennen, Die thürme und Mauern Sind beständig mitt 200 groben stücken meistlich halbe und Viertels CARTAUen versehen im Fall der noth aber konnen Sie die Walle mitt 1.000 groben stücken besetzen. Wie Sie denn einmahls Als der CARDINAL MAZARIN die stadt besichtigen wolte und Sein Einzug hielte, Auch darauf mitt ein Schiff umb die Stadtt herumb fuhr die FORTIFICATION beßer zu sehen, beständig so lange der CARDINAL herumb fuhr CANONIRTe daß auch der CARDINAL Sich machtig darumb verwunderte auch bewogen wurde Seine fart zu kurtzen, Umb die pralerey loß zu werden, denn Es Ihm soll verdruß734 daß So eine Stadt dem Konig underwoffen vor Sich So woll in POSITUR stünde. Die Stadt wird von der burgerschafft des tages bewachet welche in 14 COMPAGNIEN eingetheilet werden, deren etliche 70, etliche 140, etliche 3 bis 500 mann starck ist, Alle tage wird nur eine COMPAGNIE die thore (deren 3 sind) zu bewachen aufgezogen. Des Nachts wird keine Wache gehalten, Sondern Mann leßet 24 große Hunde, die EXPRES darzu gehalten werden, bey der 732 733 734
Vgl. Anm. 684. Diese Beschreibung ist hier nicht enthalten. Lesung unsicher.
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Sonne Untergang umb die Stadt herumb lauffen, Und da etwas darzu kome reißen Sie alles darnieder. Weswegen denn bald bey thor Schließung die Wacht So Sie etliche noch traußen Siehet, zu ruffet die Hunde kommen, darmitt die leuthe zu warnen Sich desto Eher in die Stadt zu begeben. Die Schlüßel zu den thorn hatt die GUARNISON im Schloß welche rechte geworbene Soldaten Sind und in COMPAGNIEN iede zu 50 Mann bestehet, Der GOUBERNEUR ist M. LE MARQVIS COEQVIN735 deßen Sohn736 die MADAME DE ROAN737 geheyrathet, Das Schloß Ist Sehr fest von Sehr hohen von qvader starck aufgeschichten Mauern Und 4 thürmen, In der Mitte ist das TONGON,738 soll kunfftig so weit abgebrochen werden Als Es Uber die Mauer hervor reichet, darmitt es den andern gleich werde Und Mann stucke darauf Pflantzen kann. Nahe bey der stadt mitten in der Seehe liegen [zwey] Drey hohe berge, auf dem einen liegt ein CORDELIEN Closter Auff dem andern Eine Festung auf dem Dritten Ein EREMITenhauß von welchem letzteren Mir REFERIRET wurde, daß die Jesuiten die stadt von solchem berge an bis zur stadt auf ihre eigene Kosten zu erweitern Sich angebothen, damitt der Platz ihr eigen were. Gleicher gestalt hatte Ein bürger auf seine Unkosten von dem einen thurm der nach dem Hafen zu gehet bis an das Schloß, Eine Mauer auffuhren Und die Stadt erweitern wollen, welches beydes Aber von der Stadt nicht war zugelaßen worden. Bey betrachtung der Schiffe wurde Mir der Unterschied der Schiffe recht beschrieben. Es ist auch aldar ein Bischoff M. VILLEMONTEL739 genand ist ein alter Mann, Seine Frau ist zu PARIS Eine Abtissin, welche Er ie zu weilen besuchet. Es fließt auch ein großer Fluß darbey ins Meer LA RIVIRE DINANTE740 genandt von der Stadt DINANT741 so 7 m. darvon liegt, ein Viertel stunden gegen uber liegt ein flecken SOLIDOR bey welchem der itzt benandte fluß läufft ja auch die Sehe So weit hinein läufft daß an selbigen Orth die Kriegs und ander Kaufschiffe mehr liegen, Wie Sie stetig die flotte haben, dahingegen die so in der Stadt liegen, solches ermangeln Müßen. Die Tracht ist aldar gar seltzsam denn Sie kleine CASAQVEN umbhengend haben theils aber haben große So gantz starck und breite dicke Kragen haben umbhengend. Ihren stein zu bauen holen Sie aus der Insel JERSEY den Engellandern zu ständig. Den 3. SEPTEMBRIS 1667742 ♂ Bin ich gegen 8 Uhr mitt dem MESSAGER von S. MALO nach dem Ich zuerst M. WILHELMEN743 von 735 736 737 738 739 740 741 742 743
Malo I de Coetquin (1611–1674), Comte de Combourg, Gouverneur von Saint Malo. Malo II de Coetquin (1634–1679), Comte de Combourg. 1662 verm. mit Marguerite Gabrielle Charlotte de Rohan-Chabot. Donjon. François de Villemontée (1598–1670), seit 1658 Bischof von Saint Malo, verm. mit Philippine de la Barre, geschieden 1638. La Rance. Dinan. 1668 überschrieben. Vgl. Anm. 687.
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CAEN wieder zurück gelaßen, aufgebrochen. Kam Unter Wegens zuerst auf SOLIDOR (darvon oben etwas gedacht) dann S. LO,744 CHASTEAU NEUF745 ein großes starckes Schloß, der MADAME D’ASSERAT746 zuständig, alwo wir bey einem beinhauß vorbey kamen, darinnen viel toden Kopffe auf welchen die schönsten blumen und blüthen gewesen, waren lagen, NB. Als denn COBLE,747 S. PIERRE PLENDIHEN748 Alwo Ich mittag hielte, Des Abends gar Spath kam Ich nach HUIDE749 Ein klein stadtgen, 9 meil. von S. MALO. Den 4. SEPTEMBRIS 1667.☿ bin ich gegen 7 Uhr wieder aufgebrochen Und zu Mittag nach RENNES kommen, LOGIRTen AU L’IMAGE DE S. JEAN. Wir Speisete gleich, Und Nach der Mahlzeit Gieng Ich gleich aus die Stadt zu besehen, Gieng zuerst Uber die PROMENADE weg, (Welche der PREMIER PRESIDENT DU PARLEMENT hatt machen laßen, In dem Er die FORTIFICATION abreyßen, die Gräben füllen, Und Eben machen laßen, darauf Er auch sein Hauß Und das Neue Schloß zum PALAIS hatt setzen laßen) nach der Nonnen Kirche LA VISITATION genandt, ist Ein schön hell aber klein gebäude, Es Sind CATHARINETTEN darinnen. Darnach Gieng Ich in die Stadt, Und zwar Auf das PALAIS So vor 13 Jahren erst aufgefuhret worden, Aber noch nicht zur PERv FECTION kommen, Ist Vierecket gebauet, Und weill es noch nicht vollig ausgebauet ist nichts sonderliches darinnen zu sehen, Als die GRANDE CHAMBRE darinnen viel Schildereyen, hingen, Unter anderm War der Konig, die Konigin, die REYNE MERE u. der DAUPHIN unter einem CRUCIFIX kniend auf eine tafel gemahlet, Diese CHAMBRE soll ehest mitt MEUBLEN vor 15.000 thr. versehen werden, Der Große Sahl LA SALE D’AVOCAT, ist sehr lang Und gewölbet, In der Mitten ist das FRANCOIsche Wappen sehr kunstlich geschnitzet, die Decke ist allendhalben mitt LILIEN und Hermelin eines Umbs andere ausgemacht, das tach wird gantz von bley bedecket Und komen auch vergulde Lilien und Schwartz angestrichen Hermelin rund herumb, Vom dem PALAIS Giengen Wir nach dem CORDELIER Closter welches ziemblich fein gebauet, In dem Creutzgang waren alle Personen hohe u. Niedrige so Sich In Ihren ORDEN begeben hatten, abgemahlet, In dem CONVICTORIO war die Hochzeit zu CANA zu GALLILEA gar wohl gemahlet, die Münche brachte Uns Wein, darunter Einer war der Sehr weit herumb gereyset, war ein sehr lustiger Mann. Dieses Closter Ist sonsten das PARLEMENTShauß gewesen, ehe das Itzige gebauet worden. Von Diesem Closter giengen Wir auf den thurm die lage der Stadt zu OBSERVIREN, Auf solchen thurm hanget Eine zerbrochen Glocke davor viel fabulirens ist Und
744 745 746 747 748 749
Um Saint Lô kann es sich nicht handeln, vielleicht Saint-Jouan-des-Guérets. Châteauneuf, Châteauneuf-d’Ille-et-Vilaine. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Saint-Pierre-de-Plesguen. Hédé.
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Ist Wunder Wie Sie hierauf gebracht worden, Denn alles darumb verbauet ist. So weit die Glocken Die Stadt RENNES ist die Haubtstadt In BRETAGNEN, sonst klein Und altväterisch bebauet, hatt Ein PARLEMENT, und 2 ABBEYEN, Ihr Handel bestehet meisten theils in Leinwand und Zwirn. Der GOUVERNEUR dieser PROVINTZ Ist der DUC MAZARINI.750 Den 5. 7br. 1667. ♃ Nach dem Ich den MESSAGER von S. MALO zu RENNES gelaßen gieng ich mitt frischen Pferden und dem Postmeister von NANTES so loßer Vogel. War frühe fortt, zu Mittage kam ich nach BAIN,751 ein stadtlein und dem MARQVIS COEQVIN752 zuständig, Des Abends blieb Ich zu VILLE NOZAY dem Printz CONDE zuständig. Den 6. 7br. 1667. ♀ des Morgens Umb 6 Uhr auf gewesen, und zu PONT BOIX753 gefrüstücket, 3 meil von VILLE NOZAY. Nachmittags gegen 4. Uhr zu NANTES Glucklich ankommen. Und LOGIRTEN im Hirsch In der Vorstadt der Weg war diesen tag sehr lustig und kamen durch 2 Kastanien Wälder. (NB. Meine harden wurden Mir aufgehalten # die Ursache zu setzen).754 NB. Den 7. 7br. 1667. ♄ Brachte Ich den Morgen mitt der Reysebeschreibung zu. Nachmittags Gieng ich in der Stadt mitt des Wirths Sohn herumb. Und zwar zuerst AU CARME755 Ein Closter deßen Kirche sehr wohl zu sehen, denn das PORTAL vor dem Chor ist von Weißen MARMOR und bunter MARMOREN seulen. Im Chor siehet mann, des letzten Hertzogs von BRETAGNIEN FRANCISCI,756 Und seiner gemahlin757 TOMBEAU welches der berühmbte Künstler COLUMBUS758 gemacht. Er liegt neben Seiner gemahlin oben im hertzoglichen HABIT und eine Crone auf dem Kopff von Weißen MARMOR gehauen. Auf des Hertzogs Seiten Sitzet Ein löwe von Weißen MARMOR des Hertzogs Wappen haltend. Auf der gemahlin seiten, sitzet Ein Windhund von Weißen MARMOR der Hertzogin Wappen haltend. Die blatte darauf Sie liegen Ist von Schwartzen Und das Ubrige von Weißen MARMOR. Auf den 4 Ecken des TOMBEAUS stehen die 4 Haubt tugenden als F. J. P. T. in lebensgröße von Weißen MARMOR, darbey zu mercken, das die FORTITUDO, JUSTITIA Und TEMPERANTIA nicht wie sonst REPRESENTIRET werden, denn die FORTITUDO hatte einen großen trachen In der Hand und zwung ihn. Die JUSTITIA war zwar ein Weibesbild aber gantz geharnisch Ein Schwerd in der rechten Hand 750 751 752 753 754 755 756 757 758
Armand-Charles de la Porte (1632–1713), Duc de Meilleraye, Duc de Mazarin. Bain-de-Bretagne. Malo I de Coetquin, vgl. Anm. 735. Bout-de-Bois. Ist hier nicht weiter ausgeführt. Karmeliter. François II (1435–1488), Duc de Bretagne. Marguerite de Bretagne (1443–1469). Michel Colombe (um 1430–nach 1512), französischer Bildhauer. Das Denkmal wurde zwischen 1502 und 1507 im Auftrag der Königin Anne de Bretagne errichtet.
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Und ein buch in der lincken haltend daran die Wage hinge. Die TEMPERANTIA hatte Eine Uhr Und einen Zaum in der Hand. Von diesem Closter Gieng ich in das Schloß welches vom letzten Hertzog gebauet worden, hatt 4 hohe Rundel Und große starcke Mauern von qvadern aufgebauet. Der GOUBERNEUR darauf ist M. MALAC759 welcher das GOUBERNEMENT von dem DUC DE MAZARIN gekauffet. Hatt nur etliche wenig stücke die 6 lb. schießen, damahls lagen 3 COMPAGNIEN v darin iede zu 50. Mann starck. Anfang ist kein GOUBERNEUR darin gewesen als der König LOUIS XIII. selbst, Als Er aber gestorben hatt Er seine gemahlin die ANNA D’AUSTRICHE760 zu GOUVERNANTIN gemacht, Als Sie aber alt worden Und Sie Solches nicht mehr hatt verwalten können, hatt Sie das GOUVERNEMENT dem DUC DE MAILLEROY761 des DUC DE MAZARINS und GOUVERNEURS zu RENNES welcher auch des CARDINALS MAZARINS NIECE762 geheirathet Und deswegen Seines Vatters Nahmen QVITIRET und des CARDINALS angenommen, Vattern763 aufgetragen, welcher Es seinen Sohn hinterlaßen Und hernach wie schon gedacht, an den M. MALAC verkauffet worden. Aus dem Schloß Gieng ich in die Haubtkirche S. PIERRE genant.
Den 14. 8br. nahm ich meinen Weg nach eingenommener mahlzeit, von BOURDEAUX, PASSIRTE über die GARONNE, das land zwischen der GARONNE und DORDOGNE, wird genant das land zwischen beyden Waßern, kam ferner auf S. PARDOUX764 4 meilen von BOR:765 alwo wir uns über die DORDONNE musten übersetzen laßen, ferner auf einen stein weg zwischen stetigen Wiesenwachs und schonen meyerhofen und Weinbergen auch fleust der fluß L’ISLE hienauf auf FRONSAC dem Printz CONDE zuständig. Von dar auf LIBOURNE ½ meil von FRONSAC alwo wir uns über den fluß L’ISLE musten setzen laßen, und des nachts LOGIRTEN wir im Das land von der DORDONNE an bis auf COUTRAS gehort alles dem Printz CONDE766 zu und ist mehrentheils verpachtet umb 25.000 L., maßen denn der schiffer [was] über die PASSAGe der DORDONNE allein 1.000 L. bezahlen muß. Was anlanget LIBOURNE, so ist dieselbe eine Konigliche stadt und hatt gu759 760 761 762 763 764 765 766
Sébastien III de Rosmadec (gest. 1693), Marquis de Molac, seit 1665 Gouverneur der Stadt Nantes. Anne d’Autriche, vgl. Anm. 490. Armand-Charles de la Porte, vgl. Anm. 750. Hortense Mancini (1646–1699), Nichte des Kardinals Mazarin, 1661 verm. mit ArmandCharles de la Porte (1632–1713), Duc de Meilleraye. Charles de la Porte (1602–1664), Duc de Meilleraye. Saint-Pardon. Bordeaux. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 285.
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then weinwachs, hatt 7 PORTTEN, 3 gegen das land und 4 übergange gen das Waßer, Es ist ein großer morast darumb und mitt sehr hohen mauern versehen, welche auch vor diesem sehr beschoßen worden dann ich die bestedigung darin auch sehen kann, das PARLEMENT [wird] in BOURDEAUX wird, so die pest aldar rennet hieher nach LIBOURNE TRANSFERIRET. Den 15. 8br. ♂ Vormittags kamen Wir auf das Schloß und stadt COUTRAS, so 2. meilen vom nachtlager gelegen, musten uns aber mahls über die L’ISLE setzen laßen, gehoret neben FRONSSAC wie oben gemeldet dem Printz von CONDE zu. Von beyden örthern DEPENDIRET ein land von 29 Pfarren welches der CARDINAL RICHELIEU zu einem Hertzogthumb gemacht. Wie aber solches an den Printz kam habe ich nicht erfahren konnen, COURTRAS bestehet in 6 bis 700 häußern. Von dar kamen Wir CHALOURE767 3 meilen von COURTRAS alwo wir zu mittag blieben nach 768 fanget sich die grentze von PERIGORD an. Des nachts bliebe ich zu CABAET769 5 m vom Mittagslager zwischen den bemelten beyden orthen sind viel REFORMIRTE leuthe welcher viel in diesem land PERIGORDT gibt, so in eintzele häußer wohnen herumb wie auch durch das gantze land PERIGORD gibts sehr vie unwegsam orther und kombt mann durch nichts als lauter gebüsche und raue orther, ist auch hierumb sehr unsicher wegen der VAULEUR770 so sich sehr in dem gebüsche sich aufhalten, haben dem Printzen vor diesem sehr treue dienste erwiesen, Sie auch unter sich selbsten parteyweiß DOUELLIREN, weill sich unter ihnen viel von adell und herren wegen armuth befunden. Wie sie denn auch vor ein jahr zwey Kaufleuthe von BOURDEAUX beraubt und getodet, die leuthe auch sind insgemein sehr mirrüsch und morderisch welches auch ihre PHYSIOGNOMI anzeiget, Den 16. 8br. ☿ kam wir vor einer stadt auf der lincken Hand gelegen vorbey, TOUR BLANCHE771 genant und 4 m vom nachtläger, gehort dem M. BOUDAILLE,772 welcher GOUBERNEUR der PROVINTZ PERIGORDT ist u. jährlich 120.000 L. einkommen, ist darneben noch unverheyrathet 1 meil von dar liegt CERCLE773 eine BOURG so auch dem GOUBERNEUR zuständig, alwo wir zum mittage A LA PORTE blieben, der Wirth war mitt im letzten ungerischen Kriege gewesen, M. FINCK hatte ein großen streit mitt einem Pfaffen. 5 meilen hievon liegt die BOURG S. PARDOUX774 alwo wir im großen Wetter gar Spath ankamen, gehoret Einer Weiberabthey so im BOURG ist, liegt am fluß 767 768 769 770 771 772 773 774
Les Églisottes-et-Chalaures. Vielleicht Puymangou. Lesung unsicher, vielleicht Chassaignes. Voleur. La Tour-Blanche François-Sicaire de Bourdeille (gest. 1672), Marquis de Bourdeille, seit 1641 Gouverneur der Provinz Perigord. Cercles. Saint-Pardoux-la-Rivière.
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TROME.775 Den 17. 8br. ♃ vormittags PASSIRTen wir über die TROME über eine lange brücke 3 meilen darvon ritten wir aber mahls durch die TROME ist an dem orth das PERIGORD und LIMOSIN scheidet, 4 meilen von der scheidung beyder lander liegt CHALUS,776 alwo wir zu mittage blieben, ist die erste BOURG im LIMOSIN, hatt des jahrs etliche stadtliche Pferd und Viehemärckte. Es ist aldar ein altes schloß welches vor etliche 100 jahr von den Engelländern erbauet worden und vor eine vornehme festung gehalten worden 3 meilen hier von liegt die stadt AIX777 worbey der fluß VIENNE so von LIMOGE kombt, musten aldar über eine sehr lange Steinerne brücke reitten hatte sehr bose Pflaster und ist sehr bergich ARRESTIRETE mich aldar in einem stall, [ihr] von LIBOURNE bis nacher AIX und ferner bis LIMOGE, sind Wir durch lauter Castanien Wälter kommen darinnen bäume von 2 so wohl 3 Klafftern dick sind, unter andern war ein baum so dick aber ausgehauen worden, daß ich mitt dem Pferd durch reitten konnte, Der Wein wird auch durchgängig bis hieher alle an den bäumen gezogen wie in ITALIEN es haben etliche stocke wie 2 arme dick, Es giebt auch viel misteln und feugen baum hin und wieder im felde von welchem ich auch reiffe zu Pferde abgebrochen und geßen, bald von unsern mittagslager fing es gewaltig an zu regnen bis nacher AIX der Cammerdiener wurde sehr naß, kurtz vor AIX kam ich durch einen hohen bosen weg viel felßen und Kies tief mitt regen waßer so hinunterläufft angefüllet, wehre bald mitt dem gaul ins waßer hinein gesturtzet weill Er sich vor dem springenfließen des Waßers scheude, wurde deswegen gezwungen obzusteigen, und durchs Waßer welches mir bis an die Knie gienge, zu gehen. (NB. Der maul Esel welchen ich von BOURDEAUX bis nacher LIMOGE meine BAGAGE darauf zu legen vom MESSAGER genommen, hatt den gebrauch an Sich daß Er des tages sich mehr als 8 mahl mitt fleiß und gantz sanfft niederlegte und wuste die wege allemahl zu treffen ) Zu AIX ließ ich den MESSAGER mitt der BAGAGE zurücke weill Er sich in einem Wirthshauß lange aufgehalten, und ritte mitt meine leuthen nacher LIMOGE zu wohin Sie von AIX 2 stunden eine teutsche meile rechnen, ich aber ritte Sie in einer stunde suchte und fand den Weg schwer kam durch das holtz de la S. CROUX des abends gegen 7 Uhr in gantz heißen ritt an, und LOGIRTE AU TROIS PILLIERS, NB. Bey AIX ist eine trehtmuhlen von lauter teutsche. Es PASSIRen auch die ochsen fuhrleuthe mitt mauten . Den 18. 8br. ♀ Vormittags meine sache zu recht gemacht, hatt bey tisch zur COMPAGNIE 2 CHEVALLIERS des ORDENS von MALTHA und ein CAPITAIN welcher vor den Krieg eine COMPAGNIE wirbt, und ich ihr in der ARMEE gesehen, der eine CHEVALLIER both mir 2 maul Esel u. 2 reith Pferde zu 775 776 777
La Dronne. Châlus. Aixe-sur-Vienne.
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verkauffen an welche alle aufs neue EQVIPIRET waren, both Sie alle mitt sattel und Zeuge umb 15 pistolen weil ich aber nur 10 darauf both und ihrer nicht große nöthig hatte gieng der Kauff zurücke, der MESSAGER so nacher LION gieng kauffte den großen Maul Esel und den großen braunen umb 12 pistolen. Nachmittags gieng ich aus und besahe die stadt kam zuerst zu dem Mann der viel geschir von geschlagenen und geschmoltzenen Kupfer arbeitete, welches Sie DE LA MAILLE oder CUIVRE MAILLE nennen. Wird sonst in gantz Franckreich nirgends als an diesem orth gemacht wird auch vielfältig verführet, sie machen darvon leuchter, Pferdegeschirr und dinten faßer meistlichen aber kleine ringe ein bahr leuchter bothen Sie umb 1 Rthr. und das Pferdegeschir umb 10. L. ist 3 thr. und 20 sols. Von dar gieng ich zu der Haubtkirchen S. ESTIENNE, welches zwar ein hubsch gebäude alter MANIER nach aber noch nicht ausgearbeitet. Der thurn ist halb vom donner herunter geschlagen, und hatt wohl mehr alß 20 mahl das Wetter in die Kirche geschlagen, welches ihnen verhindert fort zu bauen. Nahe dabey ist der bischoffshoff welcher itzo DE LA FOYELLE778 heist und 45.000 L. einkommen hatt. In der Kirchen sahen wir viel begrabnuße alter bischoffe auch eines Cardinals item eines bischoffs vom Hauße Bonnava779 worbey an einer [meßingen] steinern tafell an der Wand mitt nachschrifft etliche VERSE stunde VIDE ALIBI. Von dieser Kirchen gieng ich vor dem nonnen Closter vorbey und besahen die Kirche S. MARTIAL welche ziemblich tief in die Erde gebauet ist, welcher im 3. SECULO gelebet und der erste bischoff daselbst gewesen, und in dieser Kirchen begraben lieget ferner lieget darinnen Ein Romischer PRO CONSUL JULIUS genant welcher Nach dem Er Sich in eine FRANCOIsche DAME verliebet solche aber, weill Er in Kriegszügen Sich hatt einfinden müßen, nicht hatt heurathen konnen, Als Er aber TRIOMPHIRend wieder kommen und Sie zu heurathen begehrte, hatt Sie ihm nicht haben wollen weill Er noch Heydenisch gewesen und Sie Sich bekehrt hatte, welches ihm derowegen so sehr verdroßen daß Er Sie mitt eigener Hand endhaubtet, darvon FABULIRET wird daß Sie nach ihrem tod ihren Kopff in der Hand herumb getragen habe welche auch darin begraben worden, Als Er aber dieses begangen ist ihm daß Hertz sehr schwer worden Sich darauf bekehret und nach seinem tod neben Ihr geleget worden. In dem Creutzgange siehet mann Einen brunnen mitt gittern umbfaßet, welchen der Bischoff MARTIALIS wunderbahrlich hervorgebracht, denn Er zuvor nicht gewesen, deßen Waßer sehr leichte und SUBTIL ist welches zu nichts anders gebrauchet wird als zu den MAILLE denn Es sich sonst kein anders Waßer darzu schicket, der Meister muß solches kauffen und ist sehr teuer. LIMOGE ist sonsten die Haubtstadt im LIMOSIN an der VIENNE gelegen, meistlich in Holtzhäußer bestehend ist ziemblich groß und schien großer als BOURDEAUX aber die gaßen sind enge [und] bergigt und kotigt, mitt mauern 778 779
François de Lafayette (1628–1676), Bischof von Limoges. Bernard de Bonneval (1391–1403), Bischof von Limoges.
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und thürnen verwahret, Ist eine alte Romische stadt und haben Sich die Alten Romische PREFECTEN aldar aufgehalten, ist auch der Romer muntzstadt gewesen, Wie Sie denn auch noch das JUS MONETANDI [noch] haben, Der GOUBERNEUR ist der MARCHAL TURENNE,780 Ist auch ein PRESIDIAL daselbst; Im lande hatt es viel adell unter andern 3 vornehme geschlechter Ein Hertzog von VENTADOUR, und zwey VICONTE, Als TURENNE und POMPADOUR, darvon jenes das Hauß BOUILLON des MARESCHAL TURENNE NEUE besitzet, In der PROVINTZ sind zwey bistühmer LIMOGE und TULLE, Sie wird getheilet in 9. ELECTION. Die Sprache im lande ist sehr grob gantz von der FRANCOIschen abgesondert denn Sie viel Italienisch, Lateinisch und Spanisch darinnen haben, ist auch von der Gasconnischen entfernet, das Volck ist auch sehr arbeitsam, aber sehr grob vom Leibe und sitten, sonsten eines langen alters. Uber dieses hatt diese stadt allezeit große Handlungen getrieben, zwar vor alters mehr als itzo [denn] Inmaßen, Sie in Spanien der gelegenheit nach über BOURDEAUX und BAJONNE, mitt tuch, leinwand, Wolle, eißen und dergleichen handeln, nacher Holland über TOURS und NANTES, nacher PARIS über Engelland, nacher Teutschland, und ITALIEN durch die Schweitz über LYON, wegen der Spanischen Handlung ist noch zu wißen daß aldar eine rechte Spanische niederlagen dar ist und dahero ihre FACTOREN aldar haben. Ihre gemeinste Handlung aber ist mitt den CUIVRE MAILLE und dem Zeuge das mann in Teutschland nürnberger Wahre nen- net. Es war gleich zu meiner Zeit ein CAPITAIN dar vor den Konig eine COMPAGNIE werben da Er einem 30. pistolen auf die Hand gab. Des MARESCHAL TURENNE ein kommen belauffen Sich nicht hoher als 10.000 Rthr. Ist von den leuthen sehr beliebet, ist aber innerhalb 6 jahren nicht dagewesen. Die gelegenheit von hier weg zu kommen findet mann einen MESSAGER welcher von dar nacher BOURDEAUX, THOULOUSE, LYON und ORLEANS gehet, wie auch nacher PARIS. Die tracht ist seltzsam und gantz von andern FRANCOIschen trachten abgesondert denn Sie rechte juden Kappen auf haben auf welche sie von braunen tuch einen lappen von ¼ Ehlen lang genehet haben, daß Er herunter hanget, auf den armeln haben nur ein klein stuck Schwartzen Sammet genehet, die hauben sind ringherumb mitt borten an dem saum genehet. Die Hare laßen Sie gar eintzeln herunter hengen und tragen große überschlage so über sich hierunter stürtzen auf die alte MANIER. In diesem land giebt es auch viel guthe Pferde und Wein an [Wein] getreide haben Sie Ein ziemblichen mangel, da das land voller gebusche und rauh wie PERIGORD. Dahero Sie das getreide von andern örthern mußen zufuhren laßen. Den 19. 8br. ♄ Vormittags zur reyse mich PREPARIRT. Nachmittags weill ich weder LOUAGE noch MESSAGER Pferde haben kunte muste also bey sehr heßlichem Wetter und bösen Wetter die bost nehmen. Ließ dero wegen meine sachen auf die post tragen, und nahm M. FINCKen und 780
Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199.
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den LAQVEYen mitt mir, den SECRETARIUM und Cammerdiener ließ ich zurücke weill ich nicht mehr als 4 Pferde des POSTILIONS mitt eingerechnet, haben konte. Ritte also umb 3 Uhr weg und kam zu Ersten auf die nechste post 1 ½ CHATTEAU ROUGE781 3 meil von LIMOGE. Alwo ich die Pferde wechselte, hernach auf RAZE782 1 post das ist 2 meil, weill ich aber aldar keine Pferde haben konte, aß ich nur ein bahr eyer und nahm diese Pferde mitt bis auf MORDEREL783 1 ½ post das ist 3 meil. alwo ich gegen 10 an kam kehrte au L’ESCU DE FRANCE ein. Es wahr gleich ein MALTOUTIER784 auch darinnen LOGIRT. Bey MORTEREL fing sich LA MARCHE an worüber der MARQVIS S. GERMAIN785 GOUBERNEUR ist. Den 20. 8br. frühe umb 6 Uhr war ich wieder auf und nahm von dar wieder Pferde waren aber nicht mehr als 3 zu bekommen, da hero ich den LAQVEYEN zurücke laßen muste, kurtz vor MORTEREL weill M. FINCKens Pfertt sehr stolperte, als wir durch ein Waßer ritten fiel M. FINCK mitt dem Pferd in Waßer und hatte große noth wieder heraus zu kommen, Weill das Pferd ihm auf dem halße lag, alle seine sachen waren sehr naß worden, muste sich auf dem felde ausziehen damitt nur das Waßer von Ihm lieff, ritte hernach wieder fortt auf ARNAC786 zu 1 ½ post, alwo ich umb 9 Uhr an kam, weill aber keine Pferde da waren, muste ich im Wirthshauß bis umb 3 Uhr wartten, indeß trucknete M. FINCK seine sachen, Nachmittags weill die Waßer sehr groß angelauffen und die PASSAGE dahero sehr gefahrlich weill denn keine brucke über den fluß PEGEAU787 gehet und das Waßer den Pferden bis uber den sattel nach andern bericht gegangen muste ich nach erhaltung 3. Pferde (denn der LAQVEY in deßen ich zu MARTEROL wartten muste war schon voraus gangen,) ein andern Weg auf VILLOBRUN788 zu nehmen alwo die PASSAGE des Waßers nicht so tief und gefahrlich war, gleich als ich durch PASSIRen wolte, kam der SECRETARIUS und der Cammerdiener mitt ihrem POSTILION zu uns und ritten Mitteianander bis nach GRAND CHESSEAU789 1 post alwo ich umb 6 Uhr an kam Weill die Pferde sehr übel fortt kommen konten, blieb in der post liegen, gehoret der MADEMOS. D’ORLEANS der MONPENSIER,790 und ist das letzte dorff in POICTOU, worvon mann 18 meilen nach POITIERS rechnet.
781 782 783 784 785 786 787 788 789 790
Hier wohl nicht korrekt, vgl. den Bericht Fincks, Maison Rouge, Bonnac-la-Côte. Razès. Morterolles sur Semme. Maletoutier, Steuereinnehmer. Henri Foucault de Saint Germain Beaupré (1607–1678), 1er Marquis de Saint Germain, Gouverneur von La Marche. Arnac-la-Poste. Vielleicht La Benaize. La Villaubrun. Les Grands-Chézeaux. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376.
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Den 21. 8br. Vormittags gieng ich mitt allen den meinigen ferner auf die post nach S. BENOIS791 1 post eine feine stadt gehoret dem Abt von BELLE PA792 CHANGIRTEN abermahls die Pferde bis auf MONTPARDROUX,793 1. post, bald nach dem Wir vor MONTPARDROUX vorbey ritten wir durch ein klein Waßergang so LA MARCHE und BERRI scheidet weill aber aldar keine Pferde zu bekommen, gieng ich mitt eben den Pferden ferner fortt auf ARGENTON794 1. post alwo ich gegen 11 Uhr an kam und den LAQVAIS antraff. Unter wegen begegnete mir eine COMPAGNIE reuter mit vielen handpferden. ARGENTON ist eine ziemblich feine stadt getheilet von dem fluß CREUSE worüber eine sehr schlechte795 holtzerne brücke gehet, [scheidet LA MARCHE und BERRI] hatt Ein große festes schloß Mitt vielen thürnen umbgeben welches der Keyser HERACLIUS796 soll gebauet haben, Sind viel REFORMIRTE darinnen, Weill denn auch unsere Postmeisterin uns auf den fastag fleisch geben wolte, (das Pferd das ich reitten solte hatt Ein großes Holtz in Halß bekommen woran Es bald ersticket were) Nachmittags gieng ich mitt den Pferden von LOTHIERS welche gleich wieder zurücke gehen wolten, denn die post Pferde von ARGENTON mir schon begegnet und also mitt selben nicht gehen konte [Unter denen] und nahm ein LOUAGE Pferd vor den LAQVEYen Unter denen Pferden mitt welchen ich nacher LOTHIERS gieng war ein Pferd welches der Cammerdiener ritte So schlug und biß also das Es der POSTILION mitt einem seil das Er an den sattel gebunden, nachziehen muste. Zu LOTHIERS welches 1 ½ post von ARGENTON ist CHANGIRTE ich mitt meinen Pferde, wie auch der Cammerdiener mitt dem POSTILION, zuvor kamen Wir bey einem Eisenhammer vorbey AUBY797 genand und bald darauf musten Wir durch ein Waßer welches sonsten nur zwey schritt breitt weill Es aber von dem Waßer sehr angelauffen war Es itzo 100 schritt breitt und gieng den Pferden bis an den sattel, Des SECRETARIUS798 und LAQVEYens Pferd were bald ersuffen weill sie sehr klein waren, von LOTHIERS gieng ich in großem regen bis nacher CHASTEAUROUX799 alwo ich gegen 7 Uhr an kam, konte fast nirgends ein kommen, Weill der INTENDENT DU ROY gleich dar war, dieser orth ist an dem fluß INDRE gelegen und ist eine alte stadt und gewesene BARONNIE, nun aber ein DUCHE und PAIRIE dem Printz von CONDE zuständig, das land ist zu FERME gegeben und trug jahrlich 92.000 L. Unter andern bestehen diese in steuern von teichen oder fischerey, Holtzungen, Waßer Zoll maßen denn Er ohnlängst aus dem Walde so zwischen ARGENTON und CHASTEAU ROUX gelegen, 791 792 793 794 795 796 797 798 799
Saint-Benoît-du-Sault. Nicht vollständig lesbar, im Falz verdeckt. Montbaltruy, Vigoux. Argenton-sur-Creuse. Lesung unsicher, im Falz verdeckt. Heraclius, nicht Kaiser, Proconsul oder Gouverneur im 2. Jahrhundert. Nicht identifiziert. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 109. Châteauroux.
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mehr als vor 62.000 L. Eichenholtz an Kaufleuthe von BRETANNIEN schife daraus zu bauen, verkaufft. Die FERMIERS Sind 6 reiche bürger von der stadt und verleihet ein ieder seine FERME insonderheit nach gelegenheit in 4 bis 600 L. gleichen meyerhoff, oder versiehet solchen mitt Vieh, Geflügel
und getreide, umb die helffte. Es mag nun das jahr guth oder bose seyn, so ist der nutzen oder verlust dieser beständ leuthe. Die Orther die zu dem DUCHE ET PAIRIE DU CHASTEAU ROUX gehörte sind BOUDIEU,800 COLOUMBIERS,801 L’ISLE ET LES ARDENTE.802 Zwischen welchen der fluß L’INDRE flüßt, FOUGRON803 BOURG , AMBOIS BOURG ,804 BEAUMIE805 BOURG ET CHASTEAU, BROUNIER806 alwo Er die HAUTE ET BASSE JUSTICE hatt, BRIVE807 v BOURG ET CHASTEAU, S. LEGER808 BOURG. CONTE809 BOURG, S. AMAND810 811 VILLE, MOURON FORTRESSE so von dem DUC DE SULLY812 gebauet, die graben sind in lauter felßen gehauen. Ist des Printzen RESIDENTZ gewesen als Er in BOURGES sich aufgehalten, ist aber nachmahls vom Konig gantz RUINIRET worden. LA BRUN AU POT813 BOURG, LE CASTEL814 VILLE, S. FLORENT815 VILLE, CURANS816 VILLE, BEAUGI817 BOURG, MONTFAUCON818 VILLE. Von die diesem DUCHE und stadt erhebt der Konig die TAILLIEN und GABELLEN oder und saltzgefälle, die stadt muß 1.000 fl. an TAILLIEN bezahlen, an deren stadt hatt der Printz ein anders einkommen LA FRANCHISE genant, darin iedes FEU oder haußhaltung nach vermögen jahrlich 2 bis in 3. ß. bezahlet beläufft sich durch das jahrs auf 800 L. Die MALTOUTE oder das Ungeld vom Wein hatt der Konig die eine und der Printz die andere helffte. NB. Des Printzen einkommen Als Er in der BASTILLIE gefangen ist gar EXULIRET gewesen, hatt der Konig zwar durch des Printzen beambten einfordern laßen solche aber hernach von ihnen gefordert und zu Sich genommen.) Die Edelleuthe waren zu meiner Zeit bey 20 bis 30 daß Sie wegen ihrer bauern bey 800 801 802 803 804 805 806 807 808 809 810 811 812 813 814 815 816 817 818
Déols. Auch Bourg-Délos oder Bourg-Dieu. Colombiers. Saint Vincent d’Ardentes und Saint Martin d’Ardentes. Nicht identifiziert. Ambrault. Bommiers. Pruniers. Brives. Saint-Léger. Condé. Saint-Amand-Montrond. Château de Montrond. Maximilien de Béthune (1560–1641), Duc de Sully. Nicht identifiziert. Vielleicht La Châtre. Saint-Florent-sur-Cher. Nicht identifiziert. Baugy. Wahrscheinlich Montfaucon-en-Berry – Villequiers.
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dem INTANDENT [verteidigten] dedigten819 , Von den TAILLIEN sind befreyet die beambten Edelleuthe bis auf den MESSAGER, (welcher von allen anlagen befreyet ist und hingegen jahrlich 4 PISTOLen von dem MAGISTRAT zu gewartten hatt, Sein Ambt hatt Er von dem Printzen selber und ist verbunden alle Wochen einmahls als des Sonnabends zu fahren wann nur HARDEN vor kommen, Wo Es aber nur 2 oder 3 briefe sind, So muß Er dieselbe mitt eigenem bothen bestellen Da aber gar nichts vor kombt stehet ihm beydes frey. Es werden auch aldar allerhand herliche tücher von allerhand farben gemacht da die Ehle 8 bis 11 L. kosten, und nacher PARIS und Teutschland geführet werden, geschehen aber viel betrugereyen darmitt vor denn zu PARIS Sie offt vor Spanische und Engelische tücher verkaufft werden.
Es werden auch aldar viel Spitzen und Strumpffe gemacht wie auch viel MANUFACTUREN. Hiebey ist zu mercken, daß weill der Konig in seinem gantzen landt angestellet strumpffe von wolle wie in Engellandt zu machen, Als habe Er verbothen alle junge lämmer zu schlagten. Der DUC D’ANGUIEN820 des Brintzen Sohn ist nahe hierbey im Kauff begrieffen wegen einer PARONIE, So jahrlich 26.000 L. einträgt, Solche von dem M. BARON DE NOUVEAU821 zu handeln, Scheinet wohl daß die-
ser Kaufschilling von Seiner Schwieger Frau Mutter822 und an dieselbe von Ihrer verstorbenen Schwester der Konigin von Pohlen823 herkomme. Der Printz leidet auch hierumb keine CALVINISTen, wie auch in seinem gantzen lande. Den 22. 8br. ♂ Weill Ich aldar weder LOUAGE noch MESSAGER, noch Post Pferde haben konte als muste ich mich mitt den meinigen auf einen bauern Caren mitt 2 radern So zwar der MESSAGER von CHASTEAU ROUX führte bis auff BOURGE824 fahren laßen, weill Es aber des selben morgens sehr langsam gieng und ich wegen den niedrigen Spiegel gantz eingekantzet sitzen muste wurde ich gezwungen über eine meilen bis dahin da die Pferde gefuttert wurden, zu fuße zu gehen, welches nur ein eintzeler Hoff und aldar weder Eyer noch fleisch zu bekommen war, Des Abends kam ich nach YLSOLDUN825 ziemblich Spath, welches eine Konigliche stadt und ziemblich groß ist hatt viel CALv VINISTen darin wie Sie denn auch eine Kirche darinnen haben. Der 826 LIEUTENANT DU ROY heist M. DERSENNE. Ist auch aldar ein PRESIDIAL. Ein klein Waßer die CHER fliest hie vorbey welche Sich hernach in die ARNON827 ergiest.
819 820 821 822 823 824 825 826 827
Unklar, vielleicht dedaigner. Henri III Jules de Bourbon, vgl. Anm. 320. Nicht identifiziert. Anne Marie de Gonzaga-Nevers, vgl. Anm. 444. Luisa Maria Gonzaga-Nevers, vgl. Anm. 445. Bourges. Issoudun. Nicht identifiziert. L’Arnon.
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Den 23. 8br. ☿ Vormittags frühe umb 5 Uhr war ich auf befande mich sehr Ubel von dem krummen sitzen im Caren denn ich mich nicht regen konte muste mich führen laßen. Gegen 7 Uhr aber fuhren Wir ab und kamen erstlich auf CHARROUX828 3 Meil von YLSOLDUN gelegen, und ein freystehend Hauß ist, hatt ahn 80.000 L. einkommen gehoret dem CONTE dieses Nahmens829 welcher CAPITAIN von der einen COMPAGNIE DE GARDE DU ROY ist und ich ihn beym Konig in der ARMEE gesprochen, welcher zu mir sagte Er hätte mich in Holland gesprochen. Die ARNON fliest dar vorbey falt unterhalb in die CHER Sollen viel ANTIQVITATEN aldar sein PASSIRTen nur durch Eine halbe meil darvon kamen wir auf das Schöne schloß und BOURG COUTRAY830 dem MARQVIS DE S. GELE831 zuständig in POITOU. Von deßen geschlecht mann sagt daß Es von der MERSULINE832 herkomme, welche vor diesem an einen Herrn von LUSIGNAN verheurathet [soll] gewesen seyn soll. Von welcher folgender gestalt FABULIRET wird, daß Sie von armen Eltern zu LUSIGNAN gebohren worden umb deren gevatternschafft Sich 3. vornehme Damen des landes gezancket haben als die PRINCESSIN DE LA FORTUNE, DE LA FOIX und 3 Als aber die PRINCESSE DE LA FORTUNE die gevatternschafft erhalten. Ist diesem Kinde Schonheit, Reichthumb und alles was Sie gewündsched zugefallen doch mitt dem bedünge daß Sie Sich alle monat in einen gewißen brun bey LUSIGNAN hatt baden müßen, da Sie denn im wehrenden bad am untersten theil ihres leibes ein fisch geworden, außerhalb des bades aber Ein Mensch wie Ein eine andere Weibesbild wieder gewesen. Welches aber So wohl von Ihr als von Ihren Eltern im hochsten geheim ist gehalten worden. Nach dem aber Sich der H. des Landes in ihre schone gestalt verliebt und Sie durch aus zu heurathen begehret Haben es die Eltern auf keine Weise verhindern können, auch da Sie ihm offenbahret, wie Sie im bad ein halb fisch were, Welches Er So wohl als Sie im SECRET zu halten versprochen. Worauf die heurath geschehen und etliche Kinder Mitteinander gezeuget. Lange hernach hatt die CURIOSITAT gehabt dieses sein Herr bruder Sie baden zu sehen, worauf Sie nacher hauß gangen von Ihrem H., Kindern und freunden auch gar von den Vogeln und Katzen uhrlaub genommen und hernach in der lufft darvon geflogen und Sich noch eine zeitlang in der lufft Schwebend sehen laßen. Obgedachter MARQVIS DE S. GELE wirbet itzo eine COMPAGNIE auf seinen eigenen beutel. Vom obgedachten COUTRAY kam ich nach S. FLORENT833 dem Printz CONDE zuständig, LOGIRTE in den 3. mohren. Hiebey fleust ein großer breuter fluß die CHER genand, worüber eine breite steinerne brucke 828 829 830 831 832 833
Charost. Louis de Béthune, vgl. Anm. 361. Nicht identifiziert. Lusignan de Saint Gelais. Melusine, mittelalterliche Sagengestalt. Saint-Florent-sur-Cher.
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von 25. bogen gehet, welche des Printz CONDE herr Vatter,834 von dem gelde welches der vorige Konig LUDOVICUS XIII.835 Ihm dar zu gegeben hatt bauen laßen, in der Mitte der brücke stehet ein hohes steinernes Creutz an deßen untergestelle eine meßingene tafel mitt einer FRANCOIschen INSCRIPTION wer die brucke hatt bauen laßen. Es hatt dieser printz zu der zeit als Er Sich zu BOURGES STUDIRENS halber aufgehalten nie mahls dahin kommen dorffen ob Er schon nicht weiter als 3 meilen hier von gewesen, aus ursachen weill Sein H. Vatter gemeinent Er würde über der jagdt, die aldar sehr guth ist, das STUDIren liegen laßen. Nachmittags weill Es sehr bose zu fahren und sehr langsam gieng, gieng der SECRETARIUS und Cammerdiener bis nacher BOURGES zu fuße so 3 meilen vom Mittagslager alwo ich auch gegen 7 Uhr ankam LOGIRTE im ESCU DE FRANCE. Den 24. 8br. ♃ Vormittags gieng M. FINCK836 und der SECRETARIUS837 aus sich zu erkundigen waß aldar zu besehen und mitt was leuthen mann konte bekant werden, Sie hatten damahls einen Franckfurther deß SINDICI daßelbsten Sohn M. GLOCK838 angetroffen, So nacher ITALIEN gehen wolte. Nachmittags kam M. GLOCK zu mir und gieng mitt mir zu erst nach dem PALAIS, welches einen großen Sahl hatt, ist aber sonst nicht ausgebauet worden nahe darbey ist die S. CHAPELLE welche von dem DUC JEAN DE BERRY839 des CAROLI V.840 Konigs in Franckreich bruder gestifftet worden, Seine gemahlin hatt URSINA841 geheißen und deren zuliebe hatt Er allendhalben zu seinen DEVIS einen behr und Schwahnen genommen, den Behren hatt Er vor Sich und den Schwan vor seine gemahlin genommen welche beyde thiere mann allendhalben wo sein Wappen stehet beyde darbey aufgestellet findet. Weill mann damahls die schlüßel zu der CHAPPELLE nicht haben und Sie nicht besehen konte, gieng ich ferner fort nach der CATHEDRAL[e] Kirchen S. ESTIENNE genant welche wohl eine von den schonsten Kirchen in Franckreich zu halten ist, denn Sie Sehr hoch, lang schon gewolbet und helle ist, die PORTAL die wohl zu sehen, der thurn ist stumpf wie die Kirchen in Franckreich So NOSTRE DAME genenet werden insgemein gebauet sind unter der Kirchen ist ein hohes und weites gewölbe worinnen das begrabnuß Christi in lebensgroße von steinen mitt allen damahls anwesen Personen sehr schön zu sehen ist, die bilder Sind so kunstlich gemacht daß scheinen als wenn Sie lebten, Es hatt Solches vor alters 834 835 836 837 838 839 840 841
Henri II de Bourbon (1588–1646), Prince de Condé. Louis XIII, vgl. Anm. 406. Anton Finck, vgl. Anm. 107. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 109. Esaias Philipp Glock (1646–1710), Jurist, Syndikus in Frankfurt am Main, dessen Vater: Anton Glock (1611–1690), Jurist, Syndikus in Frankfurt am Main. Jean de Valois (1340–1416), Duc de Berry. Charles V (1338–1380), Charles le Sage, König von Frankreich. Diese Deutung ist nicht korrekt. Der Duc de Berry war in erster Ehe verm. mit Jeanne d’Armagnac (gest. 1387), in zweiter Ehe verm. mit Jeanne II Comtesse d’Auvergne.
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Ein CONSEILLER dieser stadt aufrichten laßen. In der Kirchen in einer besonderen kleinen CAPELLE, siehet mann das EPITAPHIUM von MARMOR Eines MARCHAL DE FRANCE genandt. Nach diesem gieng in die Kirche S. PIERRE GILLARD worinnen des Berühmbten JURISTen CUJACII842 So PROFESSOR zu BOURGE gewesen begrabnuß ist über welchen sein bildnus in lebensgroße gemacht mitt dieser unterschrifft: EFFIGIES VERA JACOBI CUJACII JUR. CONSULTORUM PRINCIPIS, CUJUS CORPUS DEPOSUIT IN TUMULO HUJUS SACELLI ANNUS 1590 PETRUS GIBIEUF IN CURIA PRESIDIALI BITARIUM CONSILIARIUS REGIUS DONAVIT HOC A. 1643. Ferner sind in der Kirche begraben noch zwey andere beruhmbte JURISTen. FRANCISCUS DOUARENUS843 und A.844 CONTIUS.845 mann siehet auch von stein sehrge schön in lebensgroße gehauen die historie aus der apostell geschicht wie Ein Engel den Petrum von den banden erloset, von dar gieng ich wieder nacher hauß. Den 25. 8br. ♀ Vormittags kam der GLOCK wieder zu mir ging mitt ihm wieder nach der S. CHAPPELLE worinnen eine schöne große Meßingene Crone welche an einer eisernen Kette und hernach an einem seil von [Holtz] Past gemacht, henget, oben im Cohr siehet mann des FUNDATORIS des DUC JEAN DE BERRY und seiner gemahlin der URSINA EPITAPHIUM von Weißem MARMOR davor das NOTABLESTe daß zu seinen füßen ein gezehmbter behr und zu Ihren füßen ein Schwahn liegt, rings herumb stehen die [großen Hn. und] bey seinem begrabnüß anwesende große Hn. und CANONICI CONTERFAIT in ihrn trauer HABITen in Weißem MARMOR gesteine, daran das NOTABELSTe daß die gesichte in den trauer Capen So zart gehauen sind. Hinter dem Altar stehed der DUC JEAN mitt seiner gemahlin abermahls in lebensgroße in stein kniend gehauen, darvor hang der Altar ist trefflich kunstlich gemacht, auf der lincken seiten im hereingehen siehet mann des Königs CAROLI V. in Franckreich CONTERFAIT nahe darbey stehen etliche VERS so die jahrzahl darin endhalten seyn soll. ME DUX CONSTRUXIT BITURICUS ATQUE DOTAVIT ET Presul ATTENDES ANNO PRÆSETE SACRAVIT. Wie auch des HEN. IV und seiner gemahlin der MARIA D’AUSTRICH846 umb solches zu sehen die natürliche tochter des Königs die Abtissin von Front de Veaux847 ohnlangst dahin komen ist. An der kleinen thür nach dem PALAIS zu siehet mann das alte wapen der Konige in Franckreich mitt viele LILIEN auf deßen einer seiten 842 843 844 845 846 847
Jacques Cujas (Cuiacius) (1522–1590), französischer Jurist. François Duarein (Franciscus Duarenus) (1509–1559), französischer Jurist. Lesung der Kürzung unsicher. Antoine le Conte (Anton Contius) (1517–1577), französischer Jurist. Nicht korrekt, es handelt sich um Maria de’Medici. Jeanne-Baptiste de Bourbon (1608–1670), Äbtissin von Fontevraud, natürliche Tochter des Königs Henri IV mit Charlotte des Essarts.
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ein aufgerichter gezemter behr auf der ander ein Schwan mitt dieser Unterschrifft: LE TEMPS VIENDRA, darmitt anzu- zeigen daß weil Er der DUC JEAN des Konigs Bruder were als hatte Er auch die hofnung Konig zu werden, hatt aber die Ehre nicht haben konnen denn Er vor Ihm gestorben. in der SACRISTEY stehet der THRESOR welcher sehr wohl zu sehen, als ein sehr großes silbernes und verguldes Creutz daran das CRUCIFIX edwan einer Viertel Ehlen lang von Purem golde hieng das Creutz war mitt großen edelgesteine großen perlen großer als eine haselnuß und vielen bildern von achat geschniten besetzet, als das bildnüß Christi und der MARIE des ALEXANDER MAGNI so ein ORIGINAL seyn soll und andere bilder sehr kunstreich geschnitten, die hare und barth waren braun und das gesichte weiß aus einem stücke. Ferner Eine große silberne und vergulde Crone darinnen Ein stachel von der Dornen Crone Christi in eine Cristallinen LILIEN eingefaßet, stunde oben auf der Spitzen der Crone war ein ungeschnidener Saphier einer großen Welschen nuß groß sehr hell und durchsichtig. Ferner etliche meßkangen von lauter ACHAT und Cristall DE MONTAINE war. Ferner ein sehr großer Kelch von Purem golde So 6. marck gold wehrt mitt trefflichen künstlichen Schnitzwercke bey welchem mir ein arthiger Paß begegnete denn als ich den Kelch, solchen recht zu besehen mitt blosen handen angerührt zog mir der CANONICIS der mir ihn wieß die Hand ab, sagte es gehorte nur den grösten solchen anzugreifen, wenn ich ihn also angreifen wolte soll ich die hand schue anziehen wie Er mir denn auch den hand schue über die hand wickelte und mir die hand darzu zoge. Wie auch die Oblaten schußel welche gantz durchsichtig wahr weil von lauter Schnitzwerck in gold gefaßet. wie auch ein großer silbern sarch sehr kunstlich gearbeitet worinnen 2 unschuldige Kinder liegen sollen welches alles der DUC DE BERRY dahin
verehrt hatt. Mann siehet auch darinnen an einer Kette hengen ein groß riesen bein welcher 15 schue hoch soll gewesen sein, welches auch wohl zu glauben, denn solches bein welches von dem hintern theil bis zum Knie gehet 3 Ehlen lang ist. In einer andern Cammer sahe man die Kirchen ORNAMENTA als 12 DEPEND D’ROTEL848
darunter viel mitt berlen gestickt und die borden von buhrem golde war, viel schöne meßgewanter darunter eines mitt lauter berlen und edelgestein gesticket, welches Sie aber wegen der Schwere nicht berühren können. In dem Vorblatz der Kirchen siehet mann
auf einem steinern absatz Ein hirsch von holtz mitt seinen geweyhen die große des hirsches So der DUC DE BERRY geschoßen hatt anzeigend, ist dieser große nach bey die 4 Ehlen mitt dem Kopff ohne die geweyhe gewesen. Aus der CHAPPELLE gieng ich wieder ins PALAIS alwo von dem einen CONSEILLER eine stattliche ORATION gehalten wurde, weill die ENTREE des PALAIS wieder eingangen. Von dar gieng ich wieder nacher hauß. Nachmittags schriebe ich an der reysebeschreibung. Von der stadt BOURGE etwas weitleufftigers zu reden So ist selbige die haubtstadt in der PROVINTZ BERRI an dem fluß EURE849 gelegen, ist nach der lage OVAL hatt viel lange gaßen meistlich aber von holtz gebauet an deren seiten hatt Es viel steinerne haußer Ist mehrens theil der Teutschen auf848 849
Lesung unsicher, vielleicht depens d’rotel – verschwenderische Vorhänge. L’Yèvre.
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endhald wegen der guthen UNIVERSITAT welche von dem LUDOVICO XII. gestifftet. Ist iederzeit in der Juristen FACULTAT berühmbt gewesen, maßen denn aldar folgende Juristen vor diesem FLORIRET, Als ALCIATUS,850 EGVINAr RIUS Baro,851 REBUFFUS,852 BALDAINUS,853 DUARENUS,854 CONTIUS,855 DONELLUS,856 HOTOMANNUS,857 MERAERUS858 und CUJACIUS.859 Welcher letztere von THOULOUSE aus seinem Vatterland, von welchem Er DISGUSTIRET worden, dahin gezogen, mitt diesem von dem SCIPIONI AFFRICANO860 endlenten Wortten als der selbe ins EXILIUM verwiesen worden: INGRATA PATRIA NON HABEBIS, CINERES MEOS.861 Heutiges tages sind etlicher maßen berühmbt Mr. DE LA CHAPPELLE862 CONSEILLER bey dem Printz CONDE und Mr. BROUAY863 Alhier ist keine MEDICINIsche FACULTAT, gestalten auch dergleichen viel in Franckreich nicht zu finden THEOLOGIAM und PHILOSOPHIAM DOCIren die JESUITen. Welche laut der INSCRIPTION an ihrem COLLEGIO, den vorigen Printzen von CONDE vor ihren [Patron oder] FUNDATOREN erkennen. Alhier ist auch die teutsche NATION so ein theil der UNIVERSITAT, mitt CONSTETUIREN, aber nicht so sehr berühmbt wie die zu ORLEANS. Die BIBLIOTHEC ist ziemblich schlecht. Es sind auch allerhand Sprachen und EXERCITIENmeister außerhalb eines Bereiters, denn So offt Sich einer anhero begeben hatt, Er auß ermangelung der CHOLAREN seine eigene Pferde verzehren müßen, weill die NOBLESSE sehr arm und nicht viel darauf zu SPENDIREN hatt. Alhier ist ein PRESIDIAL wie auch ein BALLIAGE. Von welchem letzteren an das andere und von jenem an das PARLEMENT zu PARIS APPELLIRET wird. Der SUBSTITUT des LIEUTENANT DU ROY welcher auf diesen tag den 25 8br. Seine HARANGE864 [des] wegen antretung seiner CHARGE abgeleget, heist M. DE RIGETTE SEIGNEUR DE MONTBRANGE,865 der PRESI850 851 852 853 854 855 856 857 858 859 860 861 862 863 864 865
Andrea Alciato (Andreas Alciatus) (1492–1550), italienischer Humanist und Jurist. Eguinaire François, Baron de Kerlouan (Eguinarius Baro(n)) (1495–1550), französischer Jurist. Pierre Rebuffe (Petrus Rebuffus) (1487–1557), französischer Jurist. François Baudouin (Franciscus Balduinus) (1520–1573), französischer Jurist. François Duarein, vgl. Anm. 843. Antoine le Conte, vgl. Anm. 845. Hugues Doneau (Hugo Donellus) (1527–1591), französischer Jurist. François Hotman (Franciscus Hotomanus) (1524–1590), französischer Jurist. Jean Mercier (Johannes Mercerus) (1545–1600), französischer Jurist. Jacques Cujas, vgl. Anm. 842. Publius Cornelius Scipio Africanus (235 v. Chr. –183 v. Chr.), römischer Feldherr und Politiker. Bezieht sich auf: Valerius Maximus, Factorvm et dictorvm memorabilivm, lib. V, cap. 3, 2 „ingrata patria, ne ossa quidem mea habes“. Pierre de La Chapelle (1638–1700), Jurist, Prof. an der Universität Bourges, königlicher Rat. Nicht identifiziert. Harangue – Ansprache. Nicht identifiziert.
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DENT Baygal866 ist LIEUTENANT GENERAL am PRESIDIAL und BAILLAGE. Der vornembste aber als GOUBERNEUR über die PROVINTZ ist der MARESCHAL DE CULEMBERG,867 welchem der Konig Sein GOUBERNEMENT von ARRAS vor dem jahr genommen und Ihm hergegen dieses welches vor Ihn kein großer Wechsel dar vor gegeben. Hatt in maßen jenes viel mehr als 100.000 L. Dieses mehr nicht als 12.000 thr. ein zubringen pfleget. Er stehet auch nicht gar wohl mitt seiner gemahlin868 So eine vom hause ist denn Er Sie untreue beschuldiget und dahero ein sitzen und darum mitt Waßer und brod Speisen laße, Und weill Sich die freunde deswegen beym Konig beschweret, und ihn beschuldiget daß Er Ihr nichts wie unrecht thate sondern hatte Sie auch nitt vergeben wollen. Der Konig sowohl hatt ihn vermahnet Sie loßzulaßen Sie beßer zu trachtiren und wieder vor Sein ehegatten zu halten als auch deswegen ihm Seines GOUBERNEMENTS zu Arras entsetzet und das zu BOURGES darvor gegeben. Es sind auch andere ambter So insgemein die CONSERVATOIRE genennet werden. Als LE PREVOST DE POLICE, DEUX ADVOCAT DU ROY, UN PROCUREUR DU ROY. Von wegen der Stadt un MERE ET 4 ESCHEVINS deren diese alle jahr und Jene alle 4 jahr CHANGIRET werden, vor diesem hatten Sie mitt ihrem ambt die NOBILITÄT. Wurden dahero von den andern GENTILS HOMMES DE LA CLOCHE genant, itzo aber wird es ihnen von dem Konig nicht mehr verstattet ausgenommen der MAIRE alleine welcher stetig durch dieses ambt adellig wird. Die Kaufleuthe haben auch alhier eine sonderbahre JURISDICTION deren vorsteher ist ein CONSUL. ITEM alhie ist eine ELECTION und darinnen 2 PRESIDENTEN. ITEM 3. GRENETIERS oder Korn und Saltzhäuser daruber 2. PRESIDENTEN und ein PROCUREUR des Konigs, auch GREFIER oder saltzschreiber.
Den 26. ♄ Vormittags gieng ich mitt dem MESSAGER zu CAROSSE kam vor 10 Uhr nicht aus BOURGES, fuhren hernach über eine stunde auf einen gepflasterten Weg alles an schonen großen Wiesen weg, kam gegen 3 Uhr nach LOIGY869 4 meilen von BOURGE eine BOURG alwo wir nur eine ½ stunde die Pferde futtern ließen und dem DUC DE VITRY870 zugehoret . Nachmittags kamen wir durch viel gebusche und heyde, durch einen sandigten Weg bis nacher NEUFUY871 2 ½ meil von LOIGY gelegen ist eine kleine BOURG welche dem MARQVIS DE CHASTRE872 zustehet, Den 27. Frühe umb 4 Uhr auf gewesen kam bey einem schönen Schloß und gartten NANÇAY vorbey welches 1 meile von NEUFUY, und dem MARQVIS DE CHASTRE zuständig ist welcher in der ACTIONIBUS CHIGERY welches von den barbaren dem Konig wieder genommen worden, erschlagen worden 3 meilen dar866 867 868 869 870 871 872
Lesung unsicher, nicht identifiziert. Jean de Schulemberg (1597–1671), 1652 Gouverneur von Arras, Maréchal de France. Madelaine de Roure de Forceville (gest. 1674). Allogny. François-Marie de L’Hôpital (gest. 1679), Duc de Vitry-Châteauvillain. Neuvy-sur-Barangeon. Louis de La Châtre (gest. 1664), Marquis de La Châtre, Comte de Nançay.
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von lag die BOURG SALBRY873 alwo wir gegen 9 Uhr ankamen, und dar Speisten, vorher aber PASSIRTEN wir über die SAULE,874 dieser Orth gehöret dem MARESCHAL D’ESTAMPES,875 welche 2. junge Hn. und viel da herumb liegende lander hatt, zu dieser BOURG gehorte 9 dorffschafften und wird das land darinnen es lieget LE PAYS DE LA SOLONGE genant, Gegen 12. Uhr giengen Wir wieder fortt und kamen gegen 5 Uhr nach LA MOTTE876 5 meilen von SALBRY, alwo ein schönes schloß und gartten zu sehen, und der MADAME LA DUCHESSE DE VENDATOUR,877 zugehoret, bey meiner ankunfft kam gleich einer vom lande zu wagen mitt edliche lacqvayen, welcher Sich oben aus der gutschen heraus heben ließ denn Er gantz CONTRACT war, weswegen Er auch von hier nacher BOURr BON an der LOIRE nahe bey NEVERS gelegen, umb daßelbst das warme bad und gesundbrunnen zu brauchen. Den 28. 8br. Waren ich gegen 6 Uhr wieder auf kamen gegen 10 Uhr nach LA FERTE878 alwo ich Speiste. Zog in den 3 Konigen ein, Nach der mahlzeit gieng ich gleich aus das schloß und gartten zu sehen. Welches gar ein schön gebäude ist, denn Es ringsherumb mitt ein schonen ausgemauerten graben, wie auch gleich einer festung von steinen aufgefuhrte mauer und bollwercken umbgeben ist. Die brücke ist [von] eine von 4 bogen von welcher mann über eine kleine Zugbrücken in den Hoff gehet, auf beyden seiten siehet mann Schone lange und hohe Häußer, welches stalle ieder zu 35. standen, mitt den bedienten gemachern, sind, in deren einen Seide RAREN gewachse gleich ein , vorwartts siehet mann ein hohes eisernes Gitter mitt einem gantz eisern thor von sehr kunstlicher arbeit, unten siehet mann so wohl auf der rechten als lincken seiten zwey brunen, durch das eiserne thor gehet mann in den andern hoff, darinnen denn auf einer doppelten treppe zu der thür neben dem großen Sahl gehet, das Schloß ist auch zwey mahl gebauet worden, welches mann auch gar eben sehen kann, den ersten theil so nach der alten MANIER, hatt des itzen MARESCHAL DE LA FERTE879 gebauet, das andere stuck so A LA ITALIANO gebauet hatt dieser itze H. verfertigen laßen, Es nicht mehr als zwey stockwerck in den alten gebäude nicht nicht viel schone gemächer und ist nicht anders darin als des MARESCHALS und der gemahlin880 ihrer bedienten gemächer. In dem andern sind 2 schone sähle als einer unten worinnen die zwolf Romischen Keyser sehr groß gemahlet sind und sehr alten stück zu seyn scheinen, Es waren ferner sehr alte und wohl gemahlte stücke als der POMPEJUS 873 874 875 876 877 878 879 880
Salbris. La Sauldre. Jacques d’Étampes (1590–1668), Maréchal de France. Lamotte-Beuvron. Marie de la Guiche (1623–1684), 1645 verm. mit Charles de Lévis (1600–1649), Duc de Ventadour. La Ferté-Saint-Aubin. Henri II de La Ferté, vgl. Anm. 256. Madelaine d’Angennes.
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M und CATO, CASSIUS und BRUTUS, SYLLA und CATILINA, SCIPIO AFFRICANUS und FABIUS MAXIMUS, in denen dar neben gemachern waren sehr schone CONTERFAIT und andere gemahlte stücke, in dem obersten Sahl waren viel Printzen und Hn. in lebensgroße zu Pferde abgemahlet, wie auch 2 sehr schone gemachte stucke So iedes vor 3.000 thr. werth gehalten wurde. Als die Vorstellung Christi vor dem gantzen rath mitt eines ieden Juden VOTO welches vor diesem in einer metallenen taffel also gegoßen zu Wien in Oesterreich soll gefunden worden Sein, und denn die Creutzigung Christi. Uber diesem Sahl ist des Konigs und der Konigin gemacht mitt ihren CABINETEN. Der itzige MARESCHAL DE LA FERTE ist DUC ET PAIR DE FRANCE hatt zwey gemahlinnen gehabt, deren die erste eine grafin von881 gewesen seine itzige ist882 Er hatt sich mitt dem MARESCHALL TURENNE883 wegen des COMMENDO nicht vergleichen konnen weswegen Er auch von dem Konig in dieser CAMPAGNE nicht ist gebraucht worden, Soll aber bey kunfftigen Feldzüge mitt dem Printz CONDE884 in teutschland gehen. Als ich dieses besehen machte ich mich wieder auf den Weg und kam gegen 5 Uhr gluck. nacher ORLEANS, und tratt erstlich in den 3 Konigen ab, nachmahls aber begab ich ich A LA CROIX BLANCHE. Ehe ich aber in die stadt kam fuhr ich uber eine ziemblich lange steinerne brücke, so über einen arm von der LOIRE gehet, welcher eine schone und ziemblich große INSUL macht, Von dar durch eine sehr lange FAUBOURG wohl eine guthe ½ stunde lang über die große steinerne brucken auf welcher zur rechten hand im ein fahren erhaben das Creutz Christi von Holtz unter welchem die MARIA in lebensgroße von METALL so Christum im schoß liegend hatt in gleicher große von METALL. Auf deren rechter seiten in lebensgroße von METALL CARL VII885 König in Franckreich in voller rüstung Kniet auf der lincken hand Kniend die PUSSELLE D’ORLEANS in vollem harnisch die hahre auf den rücken hinab hangen laßend. Bald nach meiner ankunfft gieng M. FINCK zu unsern Kaufleuthen als M. DANIEL AROLD ET ESCLUSE886 meine briefe aldar abzuholen, bekam hernach 1 von M. KOCH.887 2 von M. Witzleben,888 3. von Ih. Gn. dem H. Vatter, 4. von I. G. der f. M., 5. von den 4 brudern zu Gotha,889 6. von H. LUDOLF.890
881 882 883 884 885 886 887 888 889 890
Charlotte de Bauves. Madelaine d’Angennes, vgl. Anm. 880. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 285. Charles VII, vgl. Anm. 461. Nicht identifiziert. David Koch, vgl. Anm. 398. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 106. Die vier jüngsten Brüder: Heinrich (1650–1710), Christian (1653–1707), Ernst (1655–1715), Johann Ernst (1658–1729), Herzöge von Sachsen-Gotha. Hiob Ludolf, vgl. Anm. 681. Vgl. in Bd. 3, Nr. 59, das Schreiben Ludolfs an Herzog Friedrich vom 18. September 1667 aus Frankfurt.
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Den 29. 8br. ♂ Vormittags gieng ich aus die stadt zu besehen. Kam erst in die Haubtkirche LA S. CROIX genandt So An. 1567. von den CALVINISTen in dem innerlichen Kriege verbrand worden, Zu deßen wieder erbauung [jahr] von dem H. IV.891 jahrlich 10.000 L. DEPUTIRet ist, der thurn ist sehr schön der Knopf sehr groß und verguld und darauf das vergulte Creutz stehet, deßen abrieß in der Kirche an der Wand zu sehen ist. In der Kirchen war eine kleine CAPELLE von lauter Schwartzen MARMOR, bey ansehung dieser Kirchen wird REFERIRET daß jährlich den 3 MAII eine gewiße SOLENNITAT gehalten würde in dem 4 BARONEN mitt einem strick am arm den Sie vor diesem am halse tragen musten, in der hand aber eine Wachskertze tragend, durch die Kirche gehen und die Kertze beym altar nieder setzen; Vor Ihnen her trägt mann eine todenlicht als wenn ein verstorbener begraben werden solte. Deßen geben Sie zweyerley ursache, die Catholischen zwar Es seyn 4 freyherrn vor diesem in der Turckey gefangen und zum tode verdammet gewesen, welche als Sie die MARIAM, So mann in diesem tempel geehret, angeruffen, wunderlich die 3te Maynacht erloset und in dieser Kirche auf den gotteskasten gebracht worden. Andere sagen Es haben diese 4 Hn. Sich wegen der JURISDICTION mitt dem bischoff gezancket auch mitt Wortten und Schägen ihn übel TRACTIRET, dahero ihren nachkommen zur Straffe dieses auferleget, also daß obgleich dieses geschlecht außstürbe demnach die Erben der güther solchen brauch fortsetzen solten, wie auch noch jährlich geschiehet.892 Nahe darbey ist der Gottesacker mitt einem Creutzgange umbgeben, da mann denn taglich die leuthe die graber ihrer Verwanten murmelnd mit weywaßer besprengen siehet. Es sind darinnen unterschiedlich feine grabschrifften, dergleichen auch die diese, So Ein mann Seiner braudt bey welcher Er langer nicht als 8 tage im Ehestand gelebet, mitt guldenen buchstaben in Schwartzen MARMOR setzen laßen, folgenden inhalts: D.O.M. ET ACVITERME MEMORIÆ H. F. MARIÆ BEAUHARNOIS. AURELIAN: QVAM D.B.J. RECENS AMOR OPPORTUNO CONJUGIO SOCIARAT SEPTIMA POST DIE SINISTRIS AUSPICIIS PRÆMATURA MORS IMPERTUNO FATO DISSOCIAVIT. HEU
CRUDELES FORTUNÆ VICES QVÆ DULCES VOTORUM EXITUS OCCASU TRISTI PRÆVORTILIS, ET FELICEM THALAMUM OCYTUS IN FELICI TAMULO COMMUTATIS!
HEM FRUCTUS NUPTIARUM ET SPES LIBERUM. VIXIT A. 18. M. 4. D. 1. OBIIT. 13. CALENDAS AUGUS: ANNO CIƆ IƆXCVII. ET CUM EA EODEMQUE FATO MARGARETHA BEAUHARNOIS, SOROR VIRGA INUXTA A. 17. MAGDALENA 891 892
Henri IV (1553–1610), König von Frankreich. Entspricht etwa dem Text bei: Gölnitz, Ulysses, vgl. Anm. 475, 201f.
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BOURAINEAU EARUM MATER ET ANDREAS CHARETON MARIÆ CONJUX DUCE DOMINUS BELLI JOC. REG. IN SUPREM. PARIS. SENAT. CONSIL. BENE ET RELIGIOSE DE RESURRECTIONE COGITANTES P. P. MEOS AMORES HABEAT SECUM SERVETUS TEMPULERO. Ferner war in einer andern schwartzen MARMOREN tafel mitt güldenen buchstaben folgende Wortt geschrieben: D.O.M. HIC POSITA SUNT OSSA PETRI CHOTANTI AURALIENSIS ADVOCATI, PRÆCEPTORIS QVANDAM S.D.N. PAULI PAPÆ V. AQVO PORT TRIGESIUM QVINTUM ANNUM PER LITTERAS PATEMO AMORE SALUTATUS ET APOSTOLICA BENEDICTINE DONATUS EST PRIVATUS TAMEN ET FORTE SUA CONTENTUS. HIC VIATET MORTUUS EST. M. VI.C VII DIE XXII. JUNIUS. REQVIESEAT IN PACE AMEN Von dar gieng ich in buchladen und kauffte etliche müntzbücher worinnen die Kupffer und EXPLICATIONEN aller müntz der Konige in Franckreich vom PHARAMUNDO bis zur ANNE D’AUSTRICHE wie auch etlicher MARECHAL DE FRANCE und ander Hn.893 Nachmittags gieng ich an den orth wo die teutsche NATION ihre Versamblung halt welches ein sehr kleiner orth ist sahe darinne die BIBLIOTHEC in welche alle Zeit diejenige so in der NATION tritt ein buch verehren muß weill aber so viel bücher und theils unnütze bücher zusammengebracht worden, als haben Sie gar neulich beschloßen an stadt der bücher geld geben zu laßen. Von welchem ersambleten geld welches sich schon auf 1.000 L. erstrecket künfftig ein eigen Hauß vor die NATION kauffen wollen, weil Sie vor das jetz gemiedete Hauß alle jahr 20 bis 30 thr. geben müßen Es hing nahe bey der thür eine tafel, worauf die nahmen derer so etwas schuldig geblieben gezeichnet, nahe darbey ist die CONVENT stuben welche uberall mitt gelb und schwartzen tuch darauf allendhalben der Keyserliche adler von schwartz tuch gehefftet, behenget war, Es wurde mir auch die MATRICUL gewiesen, worinnen folgende nahmen stunde, ADOLF JOHANNES Pfaltzgraf am Reihn 1647,894 CHRISTIAN Ernst Marggraf von Brandenburg Beyreuth 1660,895 JOHAN Friederich Hertzog von Württemberg 1658,896 GUSTAV ADOLF Hertzog von Mecklenburg 1651,897 JOHAN Friedrich Hertzog zu Braunschweig Luneburg,
893 894 895 896 897
Diese Titel sind offenbar nicht in der Rechnung enthalten. Die Titel konnten nicht ermittelt werden. Johann Adolf I. (1629–1689), Pfalzgraf von Pfalz-Zweibrücken. Christian Ernst (1644–1712), Markgraf von Brandenburg-Bayreuth. Johann Friedrich (1637–1659), Herzog von Württemberg. Gustav Adolf (1633–1695), Herzog von Mecklenburg.
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1642,898 Ernst Augustus Hertzog von Braunschweig lüneburg 1646,899 GEORG Landgraf zu Heßen Darmbstadt 1628.900 In der Kaße haben Sie auch 3 große güldene gnaden Pfennig als vom itzigen Konig in Pohlen, damahligen Printzen welcher Sich auch 1628901 eingeschrieben deßen Pfennig von 16 LOUIS DOR, von FERDINANDO II.902 von auch von 16 LOUIS DOR, ist aber hernachmahls von einem verfälschet in einem silber stück verwechselt worden, das 3 von Fürst RADZIVILL903 von 12 LOUIS DOR. Was absonderlich von der NATION zu mercken VIDE am ende ORLEANS. Von dar gieng ich nacher hauß. Diesen tag hab ich 7 COMPAGNIEN reiter so ohne Zweiffel in die winterQVARTIER giengen durchMARCHIREN sehn. Den 30. 8br.☿ war stetig regen Wetter daß ich nicht ausgehen kunte. Nachmittage gieng ich auf das MALLIE so 1.300 schritt lang ist, nach Hauß. Den 31. 8br. Vormittags wolte ich weg, weill aber der Wind CONTRAR und daher die schiffer nicht fortt wolten muste ich selben tag noch darbleiben, gieng nachmittags auf die brücken die STATUAM des CAROLI VII. und der PUISSELLE D’ORLEANS zu sehen. Von dar auf das rathauß von deßen thurn mann die stadt schön übersehen kann, in dem einen gemach wird das Kleid der PUISSELLE gewiesen in welchem Sie die Engelländer wieder aus Franckreich geschlagen, So ein recht BAGEN Kleid ist, Von dar wieder nach Hauße gangen und mich zur reyse fertig gemacht. Die stadt ORLEANS auf lateinisch AURELIA, So vom Keyser AURELIO904 diesen nahmen weil Er Sie erweitern und ihren vorigen nahmen abgethan, bekommen. Sie ist die Haubstadt in der PROVINCE BEAUSSE und hatt vor diesem den titel eines Konigreichs gefuhret und ist eines von den 4 Konigreichen in Franckreich gewesen, denn die andern PARIS, SOISSONS und METZ gewesen, Nachgehends aber hatt Sie den titel eines Hertzogthumbs bekommen und alle Zeit eine APPANAGE der Königlichen Kinder gewesen welche auch vor diesem als eine APPANAGE dem MONSIEUR905 des Konigs LUDOVICI XIII. Brudern neben der gantzen ELECTION ORLEANS selber, ELECTION BEAUXEANCY906 und AMBOISE AVEC DUCHE DE CHATRES ET DE VALOIS, LE COMTÉ DE BLOIS ET LES BAILLIAGES DE MONTARGIS und GUYEN,907 zugestanden und daraus jahrlich 898 899 900 901 902 903 904 905 906 907
Johann Friedrich (1625–1679), Herzog von Braunschweig-Lüneburg. Ernst August (1629–1698), Herzog von Braunschweig-Lüneburg. Georg II. (1605–1661), Landgraf von Hessen-Darmstadt. Jan II Kazimierz Waza (1609–1672), König von Polen. Ferdinand II. (1578–1637), Kaiser. Nicht identifiziert. Lucius Domitius Aurelianus (214–275), seit 270 römischer Kaiser. Jean Baptiste Gaston de Bourbon (1608–1660), Duc d’Orléans. Beaugency. Guienne.
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neben dem GOUVERNEMENT von LANGVEDOC 2.400.000 L., (NB. aus deren DOMAINE ORLEANS 2 MILLIONEN mitt eingerechnet) bekommen, Anitzo kombt nur die eintzige ELECTION ORLEANS dem MONSIEUR908 zu, Uber welche Er wie auch in der stadt selbsten, außer der Koniglichen SOUVERAINITAT alle JURA EXERCIRET, denn Er CREIRET alle beambten und DISPONIRET über alle CHARGEN über diese seine DOMAINE. Er besitzet den gantzen Wald von ORLEANS (welcher 20 meilen in die lange und 14 m. in die breite) und deßen nutzungen, darvon Er Jahrlich über 100 morgen bauholtz und 400 morgen kleinholtz darvon mann allerley brennholtz und Wein stocke macht. Und gleich wie der Konig über all genaue RECHERCHEN hält, welcher gestalt die Koniglichen DOMAINE vor diesem gantz oder zum theil oder auch deren nutzungen alleine in frembde hande gerathen, Solche wieder zu einer Hand zu bringen, Als der Konig dem M. dergleichen erlaubet wegen ORLEANS zu thun, zum Exempel M. kann durch seine DEPUTIRTe fragen wie vor 40. 50. und mehr jahren hero mitt der Wald mieth sey verfahren worden. ITEM, wie mitt den Wind und Waßer= mühlen, ITEM was wegen brücken, Wegen, Steigen zu unterhalten Es vor eine bewandnuß habe, ferner wohin die stadtlein kommen, welche von Bürgermeister und Rath im nahmen der herschafft eingenommen worden verwand sey, weill schon unterhaltung der brücken und steige oder der stadtgebäude andere anstalt von der herschafft gemacht worden. Er hatt auch vom Konige über das alhiesige PRESIDIAL und BALLIAGE so viel gewalt bekommen daß in seinem nahmen alle EDICTEN und ORDONANCEN außgefertiget werden, dergleichen geschiehet bey allen FERMEN und pachtbestenden, So in ihrem nahmen verpachtet werden. Dergleichen FERMEN Er auch folgende in dieser APPANAGE hatt. 1. Von allen Wein welcher stückweise in die Stadt gebracht wird ist der 12 POISON der Obrigkeit verfallen und von den FERMIERS in deren nahmen eingenommen, vor welche FERME 30/m L. jahrlich ausgezahlet werden. NB. 2 POISON machen ein TONNEAU. 2. Ist wieder eine absonderliche Wein FERME darinnen von einer iedweden tonnen Wein ehe Sie in die stadt kombt, unangesehen daß Es eines sein eigen gewachs ist, 43. ß bezahlen muß, Solche FERME wieder die 96/m L. verpachtet.
3. Ist wieder eine Wein FERME LE DROIT DE SACLET welches von den MALTOUTIERS allen Wein taxer alle jahr bis in die 32/m L. bestanden wird EXPLICATION dieser leuthe ambt Denn Sie haben das recht in aller Wirthe Keller zu gehen und alle faßer darinnen zu NUMERIREN und von einem iedweden faß das maas Wein So hoch Sie 908
Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319.
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wollen zu schätzen, Welches Sie zu ihrem Vortheil hoch genug zu ÆSTIMIREN wißen, der Wein Sey es Werth oder nicht und mag der Wirth nach zu sehen wie Er ihn ausbringe zum EXEMpel wann Sie nur das mas auf 6 ß schätzen So tragts in einem TONNEAU 4 L. 10 ß oder 1 ½ thr. Dieses ist eine solche EXALTION worumb Sich nicht alleine die Wirthe in stadten sondern auch im lande häfftig beschweren und deswegen offt viel DISORDRE vorgehen wie ich denn auf der reyse viel Klagen gehoret. In Kriegszeiten pflegete diese FERME offt eingestellet zu werden wegen vieler ungelegenheiten, da denn der gemeine mann mehr meister Spielen kann und wird dannenhero der Krieg nur aus dieser Ursach offt gewündschet. 4. Ist wieder eine FERME vom Kaufhause da alle wahren So aus und ein gehen und mitt dem gewicht gewogen werden Zoll geben müßen. Die DOUANIERS oder Zolner halten dieses einkommen sehr heimblich darmitt mann nicht dar hinter komme wie Sie ihren nutzen darmitt Spielen. Dieser und dergleichen Wein, Holtz und SaltzFERMEN werden alle 3. jahr auf MARTINItag bey offendlichen ausruff und bey angezündetem licht 3 tage nach ein ander in der GENERALITAT und ELECTION ORLEANS ausgebothen und wird bey iedweder MATERIE ein gewißer tax benennet, Was nun in diesen 3. tagen so lange dieses licht brennet von einer PARTI drauffgeleget von einer andern aber ersteigert wird, wird ordentlich aufgeschrieben, So bald das licht erloschen ist der bestand oder FERME demselben auf 3 jahr verfallen So mitt seinem geboth die TAXA am nechsten erreichet hatt. Was anlanget der stadt einkunffte So von der stadt erhoben und aufs rathhauß bezahlet, darvon auch die Stadtmauern, brücken, brunnen und dergleichen PUBLICA unterhalten werden der überrest aber dem M. verehret wird, Sind, 1. LES ESTOCKS oder fleisch bäncke, deren sind 5. in der stadt und zahlet der geringste von 7 bis 800 L. 2. hatt die stadt eine gerechtigkeit LE DROIT ANNUEL DES HOSTELLERIES genand. Darinnen iedweder Wirth groß und klein vor sein Schild jahrlichen 4 L. 2 ß. bezahlen muß und sind dergleichen Wirthshaußer in und außer der Stadt über die 200. 3. Sind auch viel Häußer mitt erbzinsen beschwerth welche alle jahr auf das Rath. abgestattet werden müßen, 4. Wenn einer sein Hauß oder guthe verkauffet. 5. So eine geschwisterliche theilung oder sonsten dergleichen sachen vorkommen muß allemahl ein gewiße tax hievon aufs Rathauß abgestattet werden. Was die JUSTITZ aldar betrifft und zwar zuerst die JUSTITZ vom PRESIDIAL So befindet Sich 1. darbey der LIEUTENANT GENERAL deßen CHARGE 40.000 Rthr. kostet und muß dieses geld an des MONSIEUR CONSILIUM geliefert werden, der itzige heist BEAUHARNOIS909 und ist vor diesem BEAU NB. genennet worden. 2. Der LIEUTENAND PARTICULIER, welcher 33.000 L. zahlet und M. FAUCEN910 heist, Dieser ist allezeit ein SUBSTI909 910
Wahrscheinlich François III de Beauharnais (1600–1681), Lieutenant-Général et Président du Bailliage et Siège Présidial d’Orléans. François de Foucault, Lieutenant Particulier in Orléans.
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TUT des LIEUTENANTS GENERALS, und von der LONGE ROBBE und Erblich ist, welches letztere So zu verstehen ist, wer es nach des inhabers tod wieder haben will muß solches geld seinen Erben erlegen oder ist iemand von denselbigen CAPABLE kann Er es selber besitzen, gegen Erlegung der PAULETTEN, welches nur gewiße RECOGNITION ist So dem Konig erleget wird, wenn Erben auf Erben eine CHARGE besitzen, 3. Zwey PRESIDENTEN, darvon ein ieder 40.000 L. zahlt. Sie wechseln QVARTAL weiß wie die 24. CONSEILLEURS. 4. Sind bey dem PRESIDIAL 24. CONSEILLEURS darvon eines ieden CHARGE 16.000 L. kostet. 5. Ist auch in diesem PRESID. ein ADVOCAT DU ROY deßen CHARGE 24.000 L. kostet, welches ambt ist daß Er des Konigs recht und nutzen beobachtet. 6. folget der PROCUREUR so auch PROCURENDO gleich dem ADVOCAT DU ROY auf des Konigs nutzen und recht muß bedacht seyn und bezahlet seine CHARGE mitt 30.000 L. Nachdem PRESIDIAL folget die JUSTITZ beym BAILLIAGE, da denn die CHARGE des BAILLIFS 15.000 L. Der gegenwartige war M. D’AVARE911 vor ihm war der MARQVIS DE SOURAY912 so aber vor 3 monaten gestorben außerhalb des BAILLIFS sind die OFFICIA des BAILLIAGES von eben den OFFICIREN des PRESIDIALS bestellet und gehet von hier das APPELLIREN auch vom PRESIDIAL ans PARLEMENT. Der LIEUTENANT GENERAL gehoret auch mitt hieher wie auch andere, iedweder bezahlet auch die TAXA der ämbter deren preiß zuweilen steiget und fellet wie zu PARIS denn daselbst einer der ein MAITRE DE REQVETES seyn wolte muste vor diesem bis in die 500.000 L. bezahlen. Gegenwartig aber hatt Sie der Konig bis in die m/50 thr. oder m/200 L. REDUCIRET, daselbst muste auch ein PARLEMENTS H. vor diesem bis in die 100/m Rthr. bezahlen, an itzo ist es in 3theil von 80 bis m/100 L. Hiernechst ist die PREVOSTE oder die POLICE darbey denn die CHARGE eines PREVOST mitt 40 Rthr. bezahlet wird ist hingegen aber ein solches ambt welches am allermeisten einbringet, Der damahlige war M. REBANT913 So Eines PARLEMENTS Hn. von PARIS Sohn ist. Der LIEUTENANT des PREVOSTS war M. GALLARD914 deßen CHARGE m/32 L. kostet. Die PROCUREUR und ADVOCATEN DU ROY hierbey zahlen auch ihre CHARGEN wie die beym PRESIDIAL. Hiebey befinden Sich auch 6 CONSEILLEURS und zahlet iedweder vor seine CHARGE 600 L. LES GRAND PREVOST DES MARCHAUX genand giebt m/32 L. vor seine CHARGE. Er hies M. von ST. VALLIAR,915 dieser hatt 2 LIEUTENANTS, 2 EXEMPTEN, So so viel als CORPORALS sind und 30 ARCHERS alle zu Pferde, von ihm kann nicht APPELLIRET werden, denn Er allein in CRIMINEL sachen JUDICIRET, und befiehlet die EXECUTION durch die 911 912 913 914 915
Théophile de Besiades, Seigneur, später Marquis d’Avaray. Charles d’Escoubleau (1588–1666), Marquis de Sourdis et d’Alluyes, Lieutenant-Général des armeés du Roi, Gouverneur d’Orléans und des Orléanais. François de Paule le Rebours (ca. 1631–1693), Prevôt in Orléans. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert.
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nachrichter. Nachdem ist von der GENERALITET und ELECTION ORLEANS zu mercken, daß diese GENERALITAT in 12 ELECTIONEN bestehet als 1. die stadt und BANLIEU ORLEANS. 2. BEAUJEANCY. 3. BLOIS. 4. CHATTEAUDUN. 5. VENDOSME. 6. CHARTRES. 7. DOURDAN. 8. BIVIERS. 9. MONTARGES. 10. GIEN. 11. CLANSY. 12. REMOREMORENTIN.916 Bey dieser ELECTION ORLEANS nun bezahlet Ein iedweder PRESIDENT[en] m/16 L. deren 2 sind und M. STAMPLES917 und M. CHAGGE918 genennet werden. Der LIEUTENANT von dieser ELECTION heist M. AMMONY919 und zahlet 8.000 L. hiebey sind keine CONSEILLEURS, Es sind aber zwey sonderlich bey der GENERALITÄT und PREVOSTE ambte [hiebey] und LAGREFFE920 oder Schreiberey genand werden. Die jenigen nun so sich hiebey wollen gebrauchen laßen und ihrer ESPISEN geniesen müßen sambtlichen den eigentumbsherrn von der GREFFE (So diese CHARGE auch vorher einkauffen müßen) 10.000 L. einbringen. NB. der gemeine PROCUREUR zu ORLEANS so bey dem BAILLIAGE und PRESIDIAL zu thun haben sind 86 und der ADVOCATEN 35. Uber dieses ist auch zu mercken daß alhier die Kaufleuthe eine absonderliche JUSTITZ haben, und hier zu wird alle 3 jahr Ein Ehrlicher Kaufmann von der bürgerschafft in der Stadt von andern Kaufleuthen erwehlet. Daß Er der Kaufleuthe differ. guthlichen anhöre und vergleiche und wird Solcher CONSUL genennet Der PRESIDENT in dieser JUSTITZ ist itziger Zeit M. MICHO921 beneben alle Zeit 4 andere CONSEILLEURS so wegen ihrer CHARGE nichts ausgeben und nicht bekommen, als die Ehr. Was die COMMERCIEN alhier in ORLEANS anlanget so bestehet solche 1. in SAFFRAN aus dem GASTINOIS So umb FONTAINEBLEAU gelegen, Solcher wird häuffig zusammen alhier getragen und in teutschland nacher Franckfurth und Straßburg, BASEL, HAMBURG, LEIPTZIG auch gar in Pohlen geschicket wird alhier kostet das lb. 15. L. Die Unkosten IMPOSTEN COMMISSION von hier auf LYON oder ROUEN tragt das lb. ½ Rthr. in itzgemelten lande GASTINOIS wird alle jahr 10.000 lb. gesamblet. 2. Wird alhier viel Weiß Wein gesamblet und ORDINAIRE nacher Holland geschicket. Die PIPPE kost 15. Rthr., eine PIPPE halt 2. PARIQVES oder POINSON, 4 POISONS machen 1 TONNEAU DE MER und sonst machen 2 POISON 1 TONNEAU von der stadt. NB. Zu NANTES machen 4 POISON auch 1 TONNEAU. 3. LE DRAP DE BERRY wird auch viel hieher gebracht und von dar nacher LYON geschicket. Das meiste wird zu REMORANTIN922 und selbiger gegend gemacht. 916 917 918 919 920 921 922
Romorantin. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Vermutlich Greffe – Kanzlei. Nicht identifiziert. Romorantin.
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923 Den 1. 9br. 1667 ♀ Vormittags bis gegen 10 Uhr an der reysebeschreibung, umb 10 Uhr Speisete ich und umb 11 Uhr gieng ich mitt meinen leuthen und 2 andern teutschen, deren der eine aus Sachsen des Obristen NASO So bey dem Churfürsten von Sachsen gewesen, Sohn,924 der andere GEREN925 auß der Marck Brandenburg, zu Schiff kamen auf Men926 5 meil. auf der rechten hand ein gehoret dem Ertzbischoffthumb zuständig BEAUJEANCY 2 m. r. Hand dem DUC D’ORLEANS, ist ein ELECTION, AVARE927 r. Hand 2. m. gewesen dem MARECHAL DU GASSION928 ist ein MAISON DE PLAISANCE. S. DIEU929 3 m. auf der lincken Hand, alwo wir des nachts blieben A L’ESTOILLE gehoret dem DUC DE S. AIGNAN ist wegen des guthen Weins so darauff wachst beruhmbt, meile darvon liegt das Konigliche Hauß CHAMBORT. Den 2. 9br. ♄ waren wir bey großen nebell und wind wieder auf und kamen auf MUNAR930 2 m. r. Hand M. CHARON931 THRESOURIER DES FINANCES zugehörig. Ein schön MAISON DE PLAISANCE, hernach PLOIS, 3 meil, alwo wir gegen 11 Uhr an, giengen hier erstlichen zu der MADAME SYBILLE ein PENSION aldar zu nehmen welche an dem schloß LOGIRT weill aber die besten Cammern von teutschen schon eingenommen, giengen meine leuthe zu M. CLEMENT welcher nahe an der [Academie] MANEGE wohnet, ARRESTIRTEN aldar vor mich die PENSION in welcher mann vor den H. 15 thr. und vor den Diener 5 thr. des monats giebt, nach dem ließ ich meine sachen aldar ACCORDIRTE mitt den schiffern mich noch selben tag nach TOUR zu führen, gieng in das Wachhauß So stracks am Waßer gelegen, worinnen gleich des MARESCHALL D’ALBRETS932 gemahlin933 lag und im wege war nacher PARIS zu fahren, nach dem ich geßen fuhr ich gegen 2 Uhr ab kam unter wegens auf CHAUMONT,934 5 meilen ein hübsch schloß und denn auf AMBOISE 5 meil, kamen gegen 5 Uhr an LOGIRTEN AU S. LOUIS. Den 3. 9br. gieng ich umb 8 Uhr aus das Schloß zu besehen, welches ein großes mitt starcken, dicken und hohen thürnen und mau923 924 925 926 927 928 929 930 931 932 933 934
Am oberen rechten Rand kleine Skizze eines Brustbildes im Profil. Hans Christoph von Naso, Sohn des Heinrich Christoph von Naso (1614–1666), kaiserlicher und kursächsischer Obrist. Nicht identifiziert. Vielleicht Meung-sur-Loire. Avaray. Jean de Gassion (1609–1647), Maréchal de France. Saint-Dyé-sur-Loire. Menars. Guillaume Charron (1604–1669), Conseiller du Roi et trésorier général de l’Extraordinaire des Guerres, ließ in Menars ein erstes Schloss bauen. César Phoebus d’Albret (1614–1676), Maréchal de France. Madeleine de Guénégaud, 1645 verm. mit César Phoebus d’Albret. Chaumont-sur-Loire.
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ern verwehrtes schloß ist. Der eine thurn welcher gleich forn an der stadt stehet, ist von sehr großer Höhe und also gebauet daß mann mitt wagen von der stadt an bis hienauf fahren kann, Oben auf dem umbgange deßelben war der orth gewiesen alwo ein soldat zu Zeiten des itzigen Königs beylager, durch ein loch bis in die stadt hinab ohne beschädigung gefallen ist, welchen auch der Konig solchen zu sehen, vor Sich hatt kommen [laßen] und nachmahls die Hohe durch ein loth meßen laßen, nahe dar bey ist das stübgen zu sehen alwo der SURINTENTENT FOUQVET935 gefangen geseßen, wenn mann ferner nach dem Wahl zu gehen will kombt mann durch ein klein Cammergen in welcher CAROLUS VIII.936 König in Franckreich als Er des ballens Spielen durch ein fenster hatt zu sehen wollen, von einem ball getroffen, und in einer nahe daran gelegenen kleinen Küchen [also] bald darauf Gestorben, weswegen auch alsobalden das balhauß gantzlichen herunter gerißen worden, daß mann nichts mehr darvon siehet als die aufgeführten mauern, andere sagen Er sey vom schlag gerühret, andere, mitt einer vergiffteten Citrone woran Er gerochen vergiftet worden. In der S. MARTINS Kirchen siehet mann oben in der hohe ein groß hirschgewey von 22 Enden die Weitte ohngefehr 5 Ehlen und wiegt 40 lb. und 18 schritt lang welches Ein hirsch der zu JULIUS CÆSARIS Zeiten DANS LE BOIS D’AREDENNE gefangen worden soll getragen haben, unten wird das beinen Genick gewiesen welches der hirsch soll gehabt haben, welches 5. Spannen in der runde und 1 ½ in die lange hatt, bey einer andern CAPELLE welche sehr kunstreich gemacht ist, wegen der SUBTILLen, arbtein steinen,937 so aber itzo gantz eingehet, siehet mann des hirsches rippen welche etliche Ehlen lang sind, unter solcher Capellen siehet mann eine mitt einen großen eisernen gitter verwahrtten Capellen, welche viel RELIQVIEN in sich hatt, sind aber vor diesem in dem neuerlichen Unruhen viel darauß gestohlen worden, nahen darbey ist das grab Christi In welchem die gestalt und lange unsers Hn. in stein gehauen, liegt, welches ein sehr RARES stück ist denn Es ein rechtes ORIGINAL seyn soll und ist Es zu den Zeiten CAROLI VIII. von CONSTANTINOPEL gebracht worden, alwo hin Es von den Turcken von JERUSALEM gebracht, die lange ist 9. Spannen u. ist das rechte bildnüß wie mann Es in allen gemälden findet. Mann siehet auch ein sehr tiefen und mitt trefliche QVATERN ausgemauerten brunnen darinne. Von dar gieng ich wieder ins Wirthshauß und frühestückte. Die Stadt AMBOISE ist zwar eine kleine und übel bebaute stadt, ist aber wegen der lage sehr lustig und gesund dahero auch aldar wie zu BLOIS die Koniglichen Kinder erzogen werden, Es hatt viel Weinwachs darumb, und machet die LOIRE so daran weg fließt, eine ziembliche große Insel auf welcher ein stück von der andern stadt mitt ist die brücke hatt 14 bogen welche vor diesem von den Dahnen und Normannen zerstohrt nachgehends von dem CAROLO VIII. Konige in Franckreich wie935 936 937
Nicolas Fouquet, vgl. Anm. 388. Charles VIII (1470–1498), seit 1483 König von Frankreich. Unklar.
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der erbauet worden. Das Schloß ist vor diesem sehr bewacht worden, itzo hatt mann die GARNISON gantz abgethan und liegen nicht mehr als 6 Personen darinnen. Von dem begräbnüß CAROLI VIII. Konig in F. sagt mann daß zwey Konigliche MINISTER als dem gebrauch nach, mann bey einsenckung des Konigs Corpers ein stab mitt diesem geschrey LE ROI EST MORT, zerbrochen, Sie vor jammer des Verlustes ihres Konigs [haben] alsobalden gestorben, und gleichsam ihren Konig im tode auch nachgefolget wehren. Der nahme der HUGENOTTen hatt in dieser Stadt seinen anfang auch genommen. Gegen 10 Uhr gieng ich wieder fort war selbiges mahl sehr kaltt, und kamen unter wegens auf ein BOURG MONT LOUYS938 genant, 3. meil, welche lauter MAISONS SOUTERRES hatt. Sahe auch unter wegens mehr als 1.000 solche haußer und mitt schone ausgesetzet, ferner liesen wir auff der lincken seitt das reiche und schone Closter MARMOTAR939 liegen, nahe an der stadt TOURS Sahen wir sehr viel CAROSSEN am ufer fahren welche alle aus der REFORMIRTEN Kirche kamen So eine meil dar von liegt, wir wurden 2 mahl erstlich wegen des Saltzes hernach wegen des Weins VISITIRET, kam gegen 2 Uhr an und kehrte AU BON CONSEILLEUR ein wurde alsobalden der baß wegen der Katze und hene erzehlet. Bald nach der mahlzeit gieng ich auß die Kirche S. MARTIN zu sehen, worinnen gleich ein sehr schone MUSIC zur VESPER gehalten worden, weill das fest S. PRIS gewesen, stieg auf den thurn worin 2 sehr große Glocken deren die eine in der breite VII fuß ist da der circumfierentz aber XXII fuß. Die andere ist in der breite 6 ½ fuß wiegt 18.000 lb. der genobel940 aber der vorigen wigt 1.000 lb. , hingen bey
welchen Sie den gebrauch haben, daß Sie die es nicht wißen unter die glocke stellen laßen und hernach mitt einem hammer darwieder schlagen welches den Mensch gantz betüstert, In dieser Kirchen hatt vor diesem S. MARTINUS gelegen in der eine Von dar gieng ich auf die MAILLE welche uber 800 schritt lang ist. Die alte so etliche die andere MAILLE nennen, gehet bis zum andern Ende der stadt daß also die lange der gantzen alda von einem Ende bis zum andern schritt lang ist, nach dem kam ich nahe bey einem Wirthshauß in eine kleine capelle worin wiederumb eine sehr schöne MUSIC hatten. Den 4. 9br. Gieng ich zu dem Kaufmann ANDREE BELIN941 an welchen der Kauf. L’ESCLUSE einen ADDRESSE brief mittgegeben, welcher mir nicht allein ein fruhestuck gab sondern auch die gantze Zeit uber Sich gar dienstfertig erwieß und mitt mir zuerst zu den OFFICIEURS DE SOYE gieng, zu vor aber ließ ich mich wiegen ieder wog 142 lb. f. unter den MANUFACTUREN sahe ich zu erst die CALENTURE,942 hernach die Verfertigung der Zeuge selber, so938 939 940 941 942
Montlouis-sur-Loire. Kloster Marmoutier. Lesung unsicher. Nicht identifiziert. Calandre – Rolle.
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wohl gantz seidner, als auch goldner und silber stück, darnach die seidenmuhle, und seiden Verberey. Hierbey nur etwas von der seiden und deren Verarbeitung zu gedencken, So zeugen Sie zwar keine Seiden Würmer aldar, Sondern alle die Seide die verarbeiten, laßen Sie von Lyon auß ITALIEN und MESSINA holen, dergleichen kombt auch viel aus Persien, CHINA ITEM aus Franckreich selber aus
PROVENCE und LANGEDOC; Eine arth seiden ist beßer als die andere und dahero mehr u, weniger, kost vom geringsten bis zur besten das lb. 7 bis in 12 L. das lb. von der leuthen auf dem lange zu wickeln kost 12. bis in 15. ß. die arbeit vor diesem von dem BEAUNE DE SEMBLANCAY943 hier [her] angestellet worden, welcher aus liebe zum Vaterland, und deßelben aufnehmen auf seine eigenen SPESEN etliche Italiener so die sa-
chen viel erfahren herauß kommen, und die arbeit auch aldar anfangen laßen, So bald Sie die seide so schon von den Würmern abgenommen und gesponnen, von LYON, ITALIEN und MESSINA bekommen, Weill solche theils auf die muhle gebracht welche im ubrigen und in mitt gehet theils auch den weibern solche aufzuwickeln gegeben. mitt eine machine wie ein rad ist auf welchen oben etliche Spiessen [gleich] darauf die seiden gewunden, und [etliche] sehr viel Spulen Sind, darauf auch zweyerley arth, denn etliche in dem Obersten theil [bey] in der andern reyhe den Wasser stehen darauf die seide zum eintrag gewunden wird, die andere sind in den untersten theil auch in der andern reyhe unter der Weissen, darauf die seide zum durchschießen gewunden wird (NB. Hier ist zu mercken daß die seide noch bey dieser ersten arbeit gantz grob und nicht anders anzusehen ist als ein grober zwirnsfaden.) Die Seiden auf dieser muhlen winden zu laßen kost das lb. 45. sols Von dieser mühlen wird sie in das farbehauß gethan, worinnen Sie zuerst lange gekocht wird bis Sie endlich ihre naturliche farbe so meistlich gelb oder gemengt ist verliehret und gantz weiß wird hernach thun Sie die seide in unterschiedliche Keßel und kochen Sie mitt der farbe welche Sie Ihr geben wollen, Solange Sie Sie angenommen, darauf Sie die Seiden Mitt den Kurbeln winden und zwingen, daß daß Waßer von der seide gehet, und von Sich dardurch trucken wird, durch welches winden, zwingen und kochen die seiden hernach So zarth und gelinde wird. Von der gemein farbe kost das lb. 2 sols zu färben, von LINGARNADIN kost das lb. 6 sols. Von dar wird Sie den Zeugmachern gegeben, welche hernach allerhand arthen Zeuge daraus machen, nach dem Es ihnen vorgeschrieben wird, von den geringen ESTOFFE giebt mann den weibern vor die Ehle 10 ßols, vor den PROCARD vor die Ehl 5. bis 6. L., und kostet die Ehle von denen bloß geblumbten zeugen im stuhl 4 Rthr. von welcher Ehlen Sie einen gantzen arbeithen und konnen Sie doch kaum fertig machen die arbeit aber ist
sehr schwer zu verstehen sonderlich was die blumen anlangt denn alle Zeit ein jung auf der seiten stehet und eins nach dem andern ziehet, wenn nur der Zeugmacher die Weber Stuhl durchschießet, wird alle Zeit etwas von der blumen ge943
Vielleicht Jacques de Beaune (1465–1527), Baron de Semblançay, Surintendant des Finances.
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macht seyn, Wenn Sie aber die blumen mitt gold und silber vermengen wird die seiden in der mitte zweymahl aufgehoben und wieder eingedrehet und noch hernach das gold und silber schießen. Etlichen geblümbten Zeug aber, machen Sie auch so daß an etlichen orthen Er hernach in der CALENTURE gewaßert wird, die Zeuge als taffed oder andere so nicht geblümbet worden, werden hernach in die CALENTURE geschickt, welches So viel ist als ein Walcke, worinnen Sie das Zeug oder den machen waßern, wird aber nicht als ob es mitt waßer also gemacht wird also genant sondern weill Es wie waßer außsiehet, dar vor die Ehle zu CALENTUREN 6 ßols kostet und ist solches eine Italienische INVENTION ist. Die Würckstat aber bestehet in zwey großen räder zwey großen Rollen, deren die eine mitt großen eisern stücken, der ander aber mitt großen steinen beschweret ist, welches alles durch Pferde getrieben wird durch des tages 8 gehoren so einander abwechseln. Das Zeug wird erstlichen also zusammen geleget daß die TREME944 just aufeinander treffen, nach dem rollen Sie Es auf eine Waltze vermittelst einer winden, und den legen Sie die Waltze unter der großen Rollen, da denn unten darauff die Waltze leufft eine meßingene blatte ongefehr eine teutsche Ehle lang und ¾ breit gelegt ist, Die große Rolle wird (wie vorgedacht) durch ein großes Seil so vom Pferde gezogen, fortt getrieben, da denn noch zu mercken, daß das große rad vermittelst einer langen dicken eisernen stangen, dergestalt regiret wird daß Es die Rolle hin und wieder ziehen kann, Nach dem nun das Zeug unter den Rollen einmahlen hin und wieder gezogen wird solche wieder hervorgezogen und wieder auf ge Da Mann denn also balden, die Waßerung sehen kann, welches von nichts anderst als von der Schweren last hin und wieder herkombt. Wenn mann falten siehet oder verspuhrt daß Es nicht durchgängig wohl gemodelt näßet mann Es wieder, leget wie zu vor wieder zusammen, thets unter die Rolle, Und solches geschiehet so offt bis mann vermeinet daß Es guth genug ist, uber 10 mahl kombt Es aber nicht unter die Rolle. Wenn Es nun genugsam gerollet, thut Es unter die PRESSME da denn vollends verfertiget und nachmahls an die Kaufleuthe verkauffet wird, Dieses Werck hatt aber 10.000 L. zu bauen gekostet. Es ist auch über dieses nicht alleine den Zeugmachern erlaubet die stücker, (So Eines mehr nicht als 80 bis 100 f. Ehlen hatt,) gantz sondern auch Ehlenweiß andern die Es nothig haben verkauffen, Hingegen dorffen Sie uber das mas der breite des Zeugs so nur ¾ unserer Ehle ist, überschreiten, So aber solches geschiehet, wird das gantze Zeug CONFISCIRET, und von den BOURREAUX offendlich verbrand, Als ich [Eben] zu sahe machten Sie eben an der einen manici945 Zeuge, So meistlig von den Hn. in Engelland bestellet und
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Trame – Seide mittlerer Güte, als Schuss verwebt. Lesung unsicher.
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abgeholet wurden, dar von Sie die Ehle f. umb 9 bis 12 s. bothen, von Gold und Silbern stück aber, bothen Sie die Ehle umb 20 Rthr. Es hatt aber Eine von den Nonnen, vor die Ehle 15 thr. gebothen. Wenn Sie 16 gegeben hätte hätte Sie Es dar vor bekommen. Als ich die MANUFACTUREN gesehen, gieng ich in ein Nonnenkirche LA VISITATION genandt, welche ein gantz neu gebaute Kirche und der VISITATION zu RENNES gantz gleich, Nach dem in die Haubtkirche S. GROBIAN welche der S. OVEN zu ROUEN gantz gleich ist hatt auch worinne ein kunstliche uhr zu sehen welche die stunde, monate, tage und alles zeiget und bey ieden schlag ein lied Spielet ein PROCESSION aus dem thurn gehet, ist aber itzo nicht zum stande. Nach dem gieng ich nach Hauße. Nachmittags Weill Es Sehr regnete blieb ich zu Hauße. Den 5. 9br. ♂ gieng ich hienaus das berühmbte Closter MARMONSTIER946 zu besehen, welches von dem H. MARTINO947 gebauet worden, und denen Orden des H. BENEDICTI zustehet, hatt seide der zeit reichere einkommen bekommen, deren jährlich mehr als 60.000 L. ihnen eintraget dar von der Abt 25.000 L. zugeniesen hatt, welcher itzo des M. DE LYON Sohn ist,948 der vorige war der DUC DE RICHELIEU949 welcher beym Ungerschen Kriege ein REGIMENT reuter gehabt, so unter dem Churfursten von sachsen nachmahls bey Franckfurth wegen ermangelung des geldes REVOLTIRET, die STANDARTE in den Franckfurthschen graben geworffen, und alle seine BAGAGE als silbergeschir Kleinodien etc. preiß gemacht, verkaufft und sich darmitt bezahlt gemacht. Er aber ist indeßen als Sie REVOLTIRTE nach VENEDIG gangen die Hn. aldar weiß gemacht als wenn Er mitt seinen Volckern sehr wohl stünde, und darauf umb Dienste bey ihnen angehalten, hatt auch darauf guthe erklarung bekommen, Er aber macht sich nachmahls an ein Italienische DAME und bekombt den MARBUM GALLICUM, woran Er auch gestorben. Bey ihren einkunfften ist zu mercken daß der Konig vor wenig jahren Sie umb ihre einkunfften befraget, weill die FUNDATION [auf] nur auf etliche 30 Personen gereichet Sie aber nun nicht alleine die 30 Personen so viel 1.000 nicht benötiget, weren, sondern auch anitzo ihrer mehr nicht als etliche 20 weren, was Sie denn mitt dem ubrigen gelde machten, und So Sie solches nicht sehr von nöthen hätten Solten Sie ihm den überrest zum gemeinen besten geben. Damitt Sie nun So wohl eine andwortt dem Konig wieder zu gaben hatten, als auch ihr geld behalten dorfften, und darnach der Konig keine ursache Sie darumb zu fragen und an zu Sprechen hatte, 946 947 948 949
Marmoutier. Saint Martin de Tours (316/17–397), seit 371 Bischof von Tours. Jules-Paul de Lionne (1647–1721), 1665–1721 Abt des Klosters Marmoutier, Sohn Hugues de Lionne. Emmanuel-Joseph de Vignerot du Plessis (1639–1665), 1652–1665 Abt des Klosters Marmoutier. Er war nicht Duc de Richelieu, das war sein Bruder Armand-Jean de Vignerot du Plessis (1629–1715), 2e Duc de Richelieu.
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haben Sie Seyde 1. jahr ein treflich schönes gebäude zu bauen angefangen, Und dem Konig geantworttet Es werden ihrer ie mehr und mehr musten daher ein neues gebaude auffuhren, worauff denn das geld meistlich fort gienge. Das gebaude aber wird 6 stockwercke hoch unten wird ein Keller von 200 großen schritt lang, über welchen ein sehr langer sahl von gleicher lange gemacht wird über welchen denn die übrigen stockwercke mitt breiten Zellen versehen werden, auf der seiten nach dem gartten zu stehen folgende VERS Le flambeau qvi s’allume, est serteint dedans l’onde, regarde en se couchent ce sacre pavillon. Et n’en retire son rayon. Qve pour faire le tour du monde. Les misteres de ce saint lieu Demandent oussi son absence. Frouvant la nuit et le silence Plus none a chanter les louanges de Dieu. Die Kirche ist ein
schon hell und großes gebäude, worinne das Chor welches von giebß bildern [und] des leidens Christi ausgeziehret, wie auch die ruhe stätte des S. MARTIN wohl zu sehen ist, auf welches letzters mann auf ein kunstlichen doppelten treppen steigen muß in der hohe bey der ruhe stadt ist ein altar und derselbige gantze umbfang ist mitt einem gelander von lauter Schwartzen und Punten MARMORen seulen umbgeben. in dem Chor wird in einem schranck die H. AMBULLA, verwahret, welches ein lang lichtes glaßgen in gold gleich ein flaschen eingefaßet, mitt braunen oehl gefullet ist und Soll solches ein Engell vom Himmel gebracht haben mitt welchem zuerst CLODOVEUS Konig in Franckreich von dem H. REMIGIO ist gesalbet worden. (ob schon mann vielfaltig sagt daß diese S. AMBULA nicht anders als mitt großer DEVOTION und Küßung gezeiget würde, habe ich doch solches, ob Sie schon wusten daß ihres glaubens nicht were, ohne ein geweigerung oder nothigung zu ihren CEREMONIEN zu sehen bekommen,) der gleichen eine ist auch zu RHEIMS zu sehen, wie oben gemeldet, Es ist auch nachmahls HENRICUS IV als ihn die zu RHEIMS nicht annehmen wollen nicht mitt dem zu RHEIMS, sondern mitt diesen bey den von eben ihrem bischoff 1594 im beysein aller fürsten vom geblüth So viel ihren zu der Zeit wegen Kriegs und andern Zufallen zugegen haben seyn können, gesalbet worden und einen großen ring deßen stein ein SAPHYR ohngefehr in dieser großer dahin verehret hatt welcher auch an die S. AMBULLA gebunden ist. 950 Gegen dem schrancke über, worinnen die S. AMBULLE verwahret ist, ist wieder ein schranck von vielen RELIQVIEN, welche nicht So viel werth sind als das silber in welches Sie eingefaßet sind denn gantze große MASSIVE brustbilder und andere silberne ohlgötzen Darinnen gesehen sonderliche weisen Sie ein stück bein von dem S. MARTIN, (welches eine HORRIBLE ABSURDITÄT ist daß Sie wollen, noch ein stuck von S. MARTIN weisen, da doch der guthe MARTINUS von den REFORMIRTEN in den
innerlichen unruhen gäntzlich verbrandt worden). Außer der Kirchen nahe darbey siehet mann die der sieben schlosser grab in einer kleinen Cappellen, und sieben mann sieben graber neben einander liegen, zu welcher cappelle mann auf einer treppen hienauf steiget, Es wird auch nahe beym gartten in einem alten ge950
Kleine Skizze arR daneben, die die Größe (etwa 1cm x 1cm) des quadratischen Steines anzeigen soll.
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bäude ein faß von 13 schritt lang und 10 schue weit, aus welchem der MARTINIv US ihrem vorge- ben nach Waßer zu Wein gemacht. Das REFECTORIUM ist ein langer sahl von 260 schritt ist aber itzo mitt einen breteren unterschied getheilet dar von Sie den hintersten theils zum Speisen gebrauchen. Von dar gieng ich nacher Hauße. Und Weill selben nachmittag stetig regen wetter war, als blieb ich zu Hauß. Den 6. 9br. ☿ Nach dem ich leih Pferde genommen ritte ich des morgends aus die CAVES GOUTTIERS zu sehen, welche sehr REMARQVABLE sind die holen erstlich gar weitt unter die Erde forttgehen, und sehr niedrig sind also daß mann an etlichen orthen auf handen und füßen fortgriechen muß, nechst dem so tropfft stetig waßer herab so nachmahls zu stein werden und allerhand sachen FORMIRET, sonderlich siehet mann darinne daß die natur in formung solchen sachen so wunderlich Spielet, denn ich 3erley NOTABLE sachen gefunden 1. die runden Cronen, so natürlich als runder briesen Zucker außsiehet, 2. Siehet mann einen ordentlichen brune mitt seinen unterschiedlichen stuffen, 3. einen sehr hohen felß mitt seinen CASCADEN welches alles gantz weiß wie ein eiß und viel harter als ein stein ist. Daher Sie es auch gefroren nennen, Und wenn solches noch weiter CONTINUIRET, wird es gantz zu werden daß mann nicht mehr hienein kann, im hieneingehen muß mann sich in acht nehmen, daß die troppen einem die lichter nicht außloschet dann mann noch nachts des ausgang nicht wieder finden kann. Es hatt auch die MADEMOISELLE MONTPENSIER oder D’ORLEANS951 die CURIOSITAT gehabt, solche zu unterschiedliche mahlen zu sehen. Nahe darbey liegt ein schloß welches wie auch die CAVES g. dem MARQVIS BRETON zu PHILANDRE952 zu stehet, so auch also heiset. Es wonet auch in der nahe darbey gelegen BOURG LES SAPHONIERS,953 ein Schmied BRUNEL genandt, So einen den Weg weiset, Nach besichtigung dieses orths Speisete in itzbemeltem BOURG, darinnen die Wirthin einen Specht hatt der rette. Von dar ritte ich stätigst die LOIRE hienab auf die MINIMEN oder FRANCISCANER Closter, welches orden anfanger FRANCISCUS954 (so zu nennen SECUNDUS) welcher zu des LUDOVICI XI955 Königs in Franckreich aufkommen ist, welchen Er auß ITALIEN hatt kommen laßen. Von welchem Sie allerhand narrenboßen REFERIREN, Unter andern habe Er, Nach dem Sich Seine ordens leuthe uber Sein verboth fleisch zu eßen beschwert und solches nicht DE NECESSITATE sondern DE VOLUNTATE halten wollen, diese unmoglichkeit zu weisen, ieder Kohben956 unverletzt getragen deßen wahrzeichen noch war vorhanden. Er ist auch von den REFORMIRTEN verbrandt worden, Und uneracht deßen weißen
sie doch noch ein hauffen knochen und beine von ihm. In der Kirchen ist das
951 952 953 954 955 956
Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376. Balthazar II Le Breton, Marquis de Villandry. Savonnières. Franciscus de Paola (1416–1507), Franziskaner, 1454 Gründer des Paulaner Ordens (Minimen). Louis XI (1423–1483), König von Frankreich. Lesung unsicher.
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grab worinnen Er gelegen, wieder vor etlichen jahren RENOVIRET worden, welches von Weißen und schwartzen MARMOR ist, die Kirchen ist allendhalben von bildern votifs, bein, hand, Kopffe, und füße wie auch vielen kricken behanget, unter andern aber ist zu OBSERVIREN daß der itzige als Er nach einrenckgen gelauffen, darin abgemahlet henget, welches die Konigin, gelobet und nach des selben erlangung (daher der Konig auch DEO DATUS auf Fran. DIEU DONNE, genannt wird) dahin verehret hatt, in einem sonderlichem mitt großen eisernen gittern verwahrten schranck stehen viel heiligthume, unter andern wiesen auch ein stuck vom finger JOHANNES, mitt welchen Er auf Christum gewiesen, ein stuck von dem Apostel MATHIA und viel bein von ihrem FRANCISCO das Silber Werck aber ist sehr viel denn viel brustbilder von massiven silber und Kasten zu sehen, sonderlich des [Duc d’Orleans] Printz CONDE VOTUM, welches dick von MASIVEN silber ist und solches gelobet als Er gefangen gewesen. Das Closter ist an sich selber Sehr wohl zu sehen und darin, das REFECTORIUM, CONVENT stuben (in welchen beyden sehr schone gemalde zu sehen, so theils von flandrischen mahlern theils von [ihr] einem ihres ordens, gemahlet sind) und r BIBLIOTHEC gar schön zu sehen sind, in dem Creutzgang sind dieses FRANCISCI wunder wercke und HISTORIÆ abgemahlet, und ist zu von ihm zu mercken daß Er FRANCISCUS DE PAL genandt wird damitt mann ihne von dem großen FRANCISCO unterscheiden konte. Nahe darbey liegd das Konigliche lusthauß PLESSI957 worinnen vor diesem CARL VIII.958 Konig in Franckreich RESIDIRET, wenn Er Sich in dieser PROVINTZ TURENNE aufgehalten, ist aber anitzo weill die gemacher alle verfallen nichts mehr dar zu sehen (mann kann aber hiebey abmercken, wie doch der grausame macht in Franckreich nur sonder weniger Zeit, so sehr gestiegen, dahingegen Sich die vorigen Konige aller elenden Heusern Sich beholffen, da itzo mancher edell mann beßer wohnet als damahls die Konige gethan.) Von dar kam ich gegen 5 Uhr wieder nacher Hauß an. Unter wegens liesen wir 1 meile auf der lincken die stadt und schloß LUYNES959 liegen, welches dem MARECHAL D’ALBERT zustehet und den TITUL als DUC DE LUYNES960 fuhret. Was an-
langet die stadt an Sich selber, So ist solche eine gleichfals große stadt, An der LOIRE gelegen, und ist aldar wegen Seiner angenehmen lage und gesunden lufft Sehr guth zu wohnen, weswegen auch solche gegend LE JARDIN DE TURENNE genant wird; Ihr lager ist langlicht u. Soll LONDEN nicht ungleich seyn. Sie ist mitt starcken mauern alten bolwercken verwahret auf diese arth961 Sie ist die haubtstadt im TURENNE, ist auch eine APPANAGE der Koniglichen Kinder vor diesem gewesen. Ihre handlung einern theils in seiden gleich PARIS, 957 958 959 960 961
Château de Plessis-lèz-Tours in der Gemeinde La Riche. Charles VIII, vgl. Anm. 936. Luynes. César Phoebus d’Albret (1614–1676), Maréchal de France. Duc de Luynes war Louis-Charles d’Albret de Luynes (1620–1690), 2e Duc de Luynes. Darunter befindet sich am unteren Blattrand ein sehr einfache Skizze mit zwei Bollwerken.
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LYON So HENRICUS IV angerichtet. Ist sonsten berumhbet wegen der vor 1.000 jahren zu CAROLI MARTELLI962 des CAROLI M. Großvatter,963 mitt SARACENEN gehaltenen schlacht, welche nach der Vorstadt S. PUNE DES CORPS964 zu geschehen. So auch vor diesem die beste muntzstadt gewesen dahero mann auch die stück dieser gemuntzet, die TOURNS genennet hatt, Ist auch in den innerlichen Kriegen dem Konig sehr treu gewesen weswegen Sie auch treffliche PRIVILEGIA vom Konig bekommen, Es wohnen auch sehr viel REFORMIRTE darinnen, welche mann auf etliche 1.000 rechnet, haben eine Meile vor der stadt ihren tempel, Es hatt auch ein Ertzbisthumhb der Ertzbischoff hatt aber über 15.000 L. nicht zu einkunfften, hatt 12 SUFFRAGANTES darunter etliche mehr einkommen als Er haben. An der großen brucken liegt das alte schloß worinn ein DUC DE GUISE965 zu Zeiten HENRICI IV. gefangen geseßen und mitt einem seil hienunter gelaßen. Die LOIRE macht arm darunter einer vor der Porten S. ANNA auf der lincken seiten nach der CHERE zu begiebt welche sich 4 meilen von der stadt und 3 meilen in die CAVES GROTTIERS in die LOIRE ergiest.966 Den 7. 9br. ♃ War ich gegen 8 Uhr auf nach dem ich von dar lehn Pferde bis BLOIS nahm, ritte demnach durch das BOURG MONT LOUIS,967 alles auf dem tamm des LOIRE weg, bey großen Kelte auf AMBOISE wieder zu da ich denn in eben selben Wirthshauß im S. LOUIS wieder einkehrte, Nach der mahlzeit ritten wir die brücke so uber die LOIRE gehet, alles auf der seiten der LOIRE weg und kamen abends umb 7 Uhr nach LESCU968 LOGIRTE AU CHEVAL ROUCHE, welches 5 meilen von AMBOISE liegt. Den 8. 9br. ♀ Waren wir gegen 8 Uhr wir auf ritten gleichfals wieder stetig an der LOIRE weg und kamen zu BLOIS gegen 10 Uhr glucklich wieder an, Welches 5 meil vom nachtlager. So bald als wir darin kamen ritte ich hienauf nach unser PENSION und vollends mitt ihnen und den EXERCITIEN meister ACCORDIRTE, ließ darauf die Pferde bald wieder zurück gehen, Nach der mahlzeit gieng ich ins schloß So stracks an dem Hauße gelegen an welchen LUDOVICUS XI.969 FRANCISCUS I.970 und der letzt verstorbene DUC D’ORLEANS 971 962 963 964 965
966
967 968 969 970 971
Karl Martell (688/691–741) fränkischer Hausmeier. Karl der Große, vgl. Anm. 152. Saint-Pierre-des-Corps. Charles de Lorraine-Guise (1571–1640), 4e Duc de Guise, Sohn Henris de Lorraine, Duc de Guise, der 1588 in Blois ermordet worden war. Charles de Lorraine gelang 1591 die Flucht aus dem Schloss Tours. 174r enthält die Skizze einer Befestigung. Die Ausführung in Bleistift ist sehr ungelenk, die zweite Variante in Tinte ist besser. Eine Zuordnung ist nicht möglich, die Skizze ist nicht beschriftet. Montlouis-sur-Loire. Ecures. Louis XI, vgl. Anm. 955. François I, vgl. Anm. 297. Jean Baptiste Gaston de Bourbon, vgl. Anm. 905.
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gebauet welches letztere wenn es verfertiget were ein treflich schön gebäude seyn solte, ist aber weill der DUC D’OR. mehr als 2 millionen L. verspielet deswegen nicht fortgesetzet worden, der CONSIERGE M. LA FONTAINE wies das gemach wo der DUC DE GUISE972 erstochen worden wie auch den orth wo der CARDINAL Sein bruder973 ist verbrandt worden, Er erzehlte die geschichte folgender gestalt, als der DUC DE GUISE aus seinem gemach nach Seines bruders des CARDINALS gemach so oben neben der kleinen treppe gewesen gangen und nach der FRANCOIschen MANIER an die thür gegratzet, und gesaget FAIT Y JOUR, Als Er aber vernommen daß Er noch nicht auf were, ist hernach nach des Konigs gemach zu gangen, alwo Er im hiensteigen ein klein BILLET im schnuptuch eingewickelt vom BAGEN bekommen, worinnen 3 mahl darinnen gestanden PRENE VOUS GARDE ON VOUS TUERA, als Er es aber gelesen hatt Er gesaget und ist fortt gangen nach des Konigs gemach als Er aber zum Konige kommen und vermerckte daß der Konig ihn weder angeredet noch geantwortet ist Er wieder hienauß gangen, im heraußgehen aber im gemach da die GARDE gewesen, ist Er in der thür von 24 trabanten erstochen worden, [und sind 24 über ihn hergewesen] Als nun der Konig den TUMULT gehoret ist Er also balden aus seinem gemach in das andere gemach darin Er erstochen worden gangen und geruffen EST IL MORT u. als Sie ihm mitt ja geandworttet, hatt Er befohlen mann solte ihn ihm sehen laßen, darauf Er befohlen mann Solte dem CARDINAL eben das thun was seinem bruder begegnet were als Sie ihm REMONSTRIRET daß Er eine geistliche Person und ein großes ambt hette, hatt der Konig darauf geantwortt JE SUIS ROY ET MAISTRE Jedoch hatt Er befohlen mann solte ihm noch 24 stunden Zeit laßen, nach verfließung der Zeit ist auch niedergemacht und im offendlichen platz verbrand worden, in dem nun dieses geschieht hatt Sich die Konigin CATHARINA DE MEDICIS974 herunter tragen und unter die großen treppen setzen laßen, und als der Konig herunter gangen den CARDINAL verbrennen zu sehen hatt die Konigin zu dem Konig heruffen MAT. MON FILS QV’AVEZ VOUS FAITS, darauf Er zu ihr gesaget JE SUIS ROY ET MAISTRE darauf der Konig gewarnet worden Sich in acht zu nehmen, die Konigin aber hatt Sich RETIRIRET und ist 3 tage darauf gestorben. Ist auch die Cammer mir gewiesen worden zu deßen fenster hienunter der DUC975 die Konigin MARIAM DE MEDICIS976 mitt einem seil hienunter gelaßen, darauf Sie aus Franckreich gewiesen und nacher Colln Sich begeben, alwo Sie auch gestorben. Oben auf dem thore ist ein klein CABINETGEN gewesen wohin der vorige DUC D’ORLEANS
972 973 974 975 976
Henri I de Lorraine-Guise (1550–1588), Duc de Guise. Louis II de Lorraine-Guise (1555–1588), Erzbischof von Reims, Kardinal. Catharina de’Medici, vgl. Anm. 405. Jean-Louis de Nogaret (1554–1642), Duc d’Épernon. Maria de’Medici (1575–1642), Königin von Frankreich, floh 1619 aus dem Schloss von Blois.
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mitt dem MATHEMATICO M. MARCHAIS977 STELLE gangen an welchem mitt großen buchstaben geschrieben URANIA SACRUM, in dem schloß sind sehr viel 1.000 stück guldene und Silberne METALLIEN und muschel wercke ge- wesen, welches Er alles dem Konig verehret hatt. Gegen abend kam der Sprachmeister M. MARCHAIS so unser Wirthin bruder, ein schon alter Mann, welcher auch der vorigen DUC D’ORLEANS MAv THEMATICUS gewesen, und itzo gar starck von den ESTRANGER in der Sprache gebraucht wird, denn Er ein stadtlicher HISTORICUS daneben ist, hatt auch eine HISTORIA GALLICAM,978 und eine GRAMATICA979 geschrieben. Der DUC D’ORLEANS ist von seinen unterthanen und dem gantzen Volck in Franckreich, über die maßen sehr geliebet, und sein tod sehr REGREDIRET worden. Wenn ge-
spielet und geld gewonnen, hatt Er solches alhier unter die leuthe selber geworffen und sich an ihrem schmeißen und zancken darumb sehr erlustiret. Den 9. 9br. ♄ Kam der Sprachmeister gegen 7 Uhr zum ersten mahl zu mir, laß ein stück aus seiner GRAMATICA mitt mir und DICTIRTE darnach einen brief darauf ein stück aus dem HENRICO laß, gegen 9 Uhr bekam [ein] schreiben von M. KOCHEN,980 von der Frau Mutter, von Witzleben981 und H. Saulen.982 Nachmittage kam der tantzmeister M. MARIÈ983 zu mir und machte den anfang im tantzen. Den 10. 9br. Des morgends gelesen und geschrieben. Nachmittags an den H. Vatter geschrieben. War mitt einem lustigen Pfaffen bekant welcher auch an die kost mitt gieng, Er fastet des ♀ ♄ . Des abends kam einer aus den CLEVIschen landen welcher Sich BARON WIr LICH984 nand und etliche Zeit zu Gotha beym Rentmeister985 in die Kost gangen. Er erkandte mich. Den 11. 9br. Sprachmeister, an des H. Vatters brief geschrieben, Nach der mahlzeit der Tantzmeister und der BARON WILICH, geschrieben, Den 12. 9br. ♂ Sprachmeister, an den H. Vat., die Frau Mutter, an Prischenken986 und MES. FAMARS987 geschrieben, Nachmittag ins balhaus, das dutzet kostet 6 ß. Der Tantzmeister. 977 978 979 980 981 982 983 984 985 986 987
Antoine Marchais. Vielleicht: Description de l’état présent de la France, assavoir celui de la présente année 1654. [...] par Antoine Marchais [...], Blois: F. de La Saugère, 1654. Antoine Marchais, Elementa Linguae Gallicae [...], 2. Ausgabe, Blesis, apud Franciscum de la Savgere 1662. EA 1646. David Koch, vgl. Anm. 398. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 106. Vgl. in Bd. 3 Nr. 67, das Schreiben Witzlebens aus Straßburg vom 21. Oktober 1667. Magnus Saul, vgl. Anm. 686. Das Schreiben Sauls vom 17. Oktober 1667 unter LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 31, fol. 109r–110v. Nicht identifiziert. Vermutlich Dietrich Freiherr von Wylich (1640–1709), klevischer Erblandhofmeister. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Jacob de Famars, vgl. Anm. 399.
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Den 13. 9br. ☿ Sprachmeister FRANCOIsche briefe geschrieben. Nachmittage tantzmeister, in die lange GALLERIE beym gartten Spatzieren gangen, welche von 250 schritt und von 96 fenstern, ist ein schon ECHO darinnen, nahe darbey ist der gartten, die raren gewachs sind aber alle nacher PARIS DANS LE CHARDEN DU ROY gebracht worden. Des vorigen DUC D’ORLEANS gewesener Hof MEDICUS bewohnet anitzo das Hauß. Von dar gieng ich die neu erbaute JESUITER Kirche zu sehen, zu deren erbauung der vorige DUC D’ORLEANS viel geld FUNDIRET ist in wendig noch nicht fertig, unter wegens begegneten mir die Pohlen die ich zu BOURDEAUX gesprochen.988 Den 14. 9br. ♃ Vormittage den Sprachmeister (NB. M. F.) nachmittage den tantzmeister und reyse beschrieben, an M. KOCHEN geschrieben. Den 15. 9br. ♀ Weil die Catholische das fest S. CATHARINEN feyerten kam der Sprachmeister nicht, an die Kaufleuthe zu PARIS geschrieben, Nachmittage die stadt zu besehen ausgangen, gieng über die brucke der LOIRE in den andern theil der stadt, So VIENNE989 genennet wird, kam hernachmahls in eine Kirche alwo Sie 2 glocken tauffen wolten. Gegen abend war eben bey meinem Hauße ein großer lerm in dem 2 CAMARADEN so in meinem Hauße LOGIRTen sich sehr besoffen hatten und hernach auf der gaßen uneinß wurden, und als solches ihr H. gehoret hatt Er Sie von ein ander scheiden und friede machen wollen auch den einen davon ins Hauß mitt sich geschleppet, der andere aber verstehet das ding unrecht und zerschmeißet seinen H. mitt dem Degen sehr daß Er auch 3 locher darvon am Kopf bekommet, Er schreiet aber stetig und will zum Hauß herein, und als die frau des beschädigten mannes auch darzu kombt und die thur aufmachen will stößet der Kerl so noch draußen mitt dem tegen zu und verwundet sie so sehr in die MAMEL.990 daß mann ihres todes erwarttet. Den 16. 9br. ♄ Vormittage Sprachmeister Nachmittags getantzet und hernach geschrieben. Den 17. Vormittag gelesen. Nachittage an M. FERRET991 geschrieben. M. BARON WILLICH992 bey mir gewesen, wieder zu den URESLINERN gangen, habe aber keine VESPER gehalten sondern wieder aufgeschoben.
988
989 990 991 992
Vermutlich die Reisegesellschaft des Stanislaus Casimir (Stanisław Kazimierz) Radziwiłł (1648–1690), Großmarschall von Litauen, bereiste von 1666 bis 1669 das Alte Reich, die Schweiz, Frankreich, England, die Niederlande und Italien, hielt sich von Anfang 1667 bis Ende des Jahres in Lyon auf, anschließend bis Anfang 1668 in Paris. Faubourg de Vienne, heute Stadtteil von Blois. Mamme – Brust. N.N. Feret, vgl. Anm. 527. Dietrich Freiherr von Wylich, vgl. Anm. 984.
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Den 18. 9br. Sprachmeister. Nachmittage der tantzmeister, nach dem kam M. DE LA FONT993 einer von den REFORMIRTen geistlichen so M. POCS994 wohl bekant, zu mir berichtete mir das zweyerley arthen der SYNODEN in Franckreich weren, deren Sie ein PROVIN. die ander NATIONAL nenet und zwar jene weill [solche] nur eine PROVIN. solcher hält, und zu weilen alle jahr zu weilen auch alle 2 jahr gehalten wird. Dieses aber weill alle PROVINCIEN solchen CONSTITUIREN, und solcher muß erst vom Konige erbethen werden, und geschiehet solcher manchmahl erst in 5 manchmahl auch in 8 jahren ein mahl. Es sind 17 SYNODAL PROVINCIEN, als Normandie [bestellt] CONSTITUIRET 1. LE MAINE, TOURAINNE und ANJOU wieder 1. BERRY, BEAUSSE und LA MARCHE wieder 1. dahin gehoret auch BLOIS mitt, LANGUEDOC 2 weill diese PROVINCI groß und in ober und unter LANGVEDOC getheilet wird, u. was darinnen PROPONIRET und beschloßen wird betrifft nur die anstellung des gottesdienst auch so die gemeine wieder den MINISTER oder die MINISTRI unter ein ander etwas wiedriges haben, die Geistliche JURISDICTION aber kombt ihnen nicht zu, [und] konnen aber doch die sich sehr versundiget und Sich nicht besern wollen mitt der EXCOMMUNICATION strafen, auch hernach die offendliche Kirchen buße auflegen. An M. Witzleben995 geschrieben. Des abends Spaht von Ochsen996 von Franckfurth brief bekommen welcher den 29. 7br. alt war. Den 19. 9br. ♂ Sprachmeister. Tantzmeister, an die MADAME LUZERNE997 geschrieben. Den 20. 9br. ☿ Ritte ich gegen 9 Uhr von dar weg nacher CHAMBORT ein Koniglich lusthauß 2 meil von BLOIS gelegen zu sehen. Welches von dem FRANCISCO998 erbauet worden nach dem Er aus seiner gefängnuß in Spanien wieder kommen, zu welcher Zeit Er auch MADRIT999 erbauet, Das gebaude bestehet in 4 runden Großen thurnen, deren ieder durchschnid fast auff 500 werckschue sich belaufft und seiten Häusern so alle voller gemacher sind die thurne sind wieder mitt vielen kleinen thürn und großen schornstein und welchen eine 10 ander gebracht sind, geziehret, der gemacher rechnen Sie 400 und die verborgenen stuffen durch welche mann zu einen bis zum andern kommen kann rechnen Sie 700. Soll CAPABLE seyn alle fürsten in EUROPA zu LOGIRen, welches mir zwar nicht all zu wahr vorkommen, in der mitten ist die große und kunstreiche stuffen, welche gantz durchgebrochen und doppelt ist also daß eine über die andere gehet, bestehet in 245. stuffen, [und] die JUNCTUR 993 994 995 996 997 998 999
Nicht identifiziert. Pierre du Bosc, vgl. Anm. 607. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 106. Johann Ochs, vgl. Anm. 395. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. François I, vgl. Anm. 297. Château de Madrid, nicht mehr vorhanden, Neuilly-sur-Seine.
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der schnecken ist so kunstlich daß daß so mann von oben an einen appel herunter wirfft Er gantz PERPENTICULAR herunter fallet, Das Gebaude hatt 3 stockwercke, Oben hatt es eine große PLATTE FORME auf welcher mann umb alle thurne und also umb das gantze Hauß herumb gehen kann, in dem mittelsten stock werck war das Konigs gemach welches aber alle verfallen wie auch die andern gemacher alle, überal siehet mann ein gekrönet F und darneben den SALAMANDER, welches beydes mann durchgangig in allen Haußern So FRANCISCUS I. hatt bauen laßen zu sehen ist und seine DEVISE gewesen, deren bedeutung im GELNITZ ausfuhrlich zu sehen,1000 umb das Hauß gehet ein großer Hof welcher auch mitt thurnen umbgeben ist aber nicht ausgebauet worden; Sie Sagen daß ein ieder stein 4 [fl.] L.1001 gekostet haben und von der gegend umb SAUMUR herumb dahin gebracht worden. Die lage des Haußes habe ich mir auf folgende arth eingebieldet.1002 Nahe darbey ist ein schone FESANERIE so sie auf 200 stück rechnen, darunter war ein pastart von einem teutschen Han und barbarischen Huhn. Erstermeltes Schloß CHAMBORT hatt sein gebieth in 8 meilen Weges imb umbkreiß über welches beydes M. DE SAUMERIE1003 bestellet ist, welcher ein Schwager des M. COLBERTS1004 ist und deren beyde Schwiegervatter der GRAND BAILLIEF zu BLOIS ist und M. genandt wird.1005 Der M. SAUMERIE ist auch einer von den 4 GRAND REFORMECERS DES EAUX ET FORETS ist und deswegen jahrlich 3.000 L. einkommen hatt. Seine aufsicht bestreckt sich über die NORMANDIE, PICCARDIE, und dieselbest anliegende länder CONQVIS ET REQVONCIS, LISLE DE FRANCE, LA CHAMPAGNIE und BRIE. Und hatt aufsicht damitt nicht mehr holtz genommen wird als verkauffet wird. Bey Verkauffung des Holtzes ist dieses in acht zu nehmen daß alle jahr eine gewißer platz von so viel Holtz, außgemäßen und verbachtet wird, welches denn PER AUCTIONEM und anzündung eines Holtzes verrichtet wird. Es hatt auch trefliche jagten darbey wie auch eine großen thiergartten mit eine großen mauer umbgeben, deren umbfang auf 6 meilen geregnet wird. Es hatt auch dieses Schloß vor diesem zu des vorigen DUC D’ORLEANS APPANAGE gehoret welche aber itzo der Konig zu sich gezogen. Als ich darhin kam war es 12 Uhr tratt in ein nahe daran gelegen Wirthshauß ab deßen Wirth ein teutscher von Sarbruck so schon 35. jahr in Franckreich gewesen, kunte noch ziemb- lich teutsch reden, das Francoische 1000 1001 1002 1003 1004 1005
Gölnitz, Ulysses, vgl. Anm. 475, u.a. 504. Überschrieben. Hier folgt eine kleine einfache Skizze des Schlosses im Grundriss. Jacques de Johanne de la Carre (1622–1709), Marquis de Saumery, verm. mit Catharine Charron. Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 329. Jacques Charron (1599–1669), Seigneur de Ménars et de Noizieux, seit 1661 Grand Baillif und Gouverneur der Stadt Blois.
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Abb. 8: Grundriss des Château de Chambord
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redete Er wie ein gebohrner Francoß. Gegen 1. Uhr ritte ich wieder weg und kam gegen 3 Uhr wieder nach BLOIS. Den 21. 9br. ♃ Der Sprachmeister, Nachmittage der tantzmeister, kam einer der schon MAILLE und MINIATUR arbeit machet. Den 22. 9br. ♀ Sprachmeister. Nachmittage der tantzmeister (NB. M. F.) Der BARON WILLICH und ein Holsteiner M. RUMOR1006 genand bey mir gewesen. Den 23. 9br. ♄ Sprachmeister, tantzmeister, von der Frau Mutter, M. Witzleben von Gotha1007 aus und von dem Superintenten1008 von Eißfelt schreiben bekommen. Den 24. 9br. Des morgends THEOLOGICA, nachmittages desgleichen. Den 25. 9br. Sprachmeister, tantzmeister, hernach geschrieben. Den 26. ♂ Sprachmeister, an Schwester Dorotheen Marien,1009 M. Prischencken,1010 H. LUDOLFEN,1011 H. Rentmeister,1012 M. Ochsen,1013 Witzleben,1014 H. Saulen1015 geschrieben, tantzmeister. Den 27. 9br. 1667 ☿ [War der Catholischen fest CONCEPTIO V.] Sprachmeister Nachmittage [die zwey Holsteiner bey mir gewesen] tantzmeister. gegen abend von M. Prischencken1016 NB. ven: schreiben duppel, bekommen den 14. NOV. Von Schwester Dorotheen Marien,1017 M. Kochen, und dem H. Hofprediger1018 zum 1. mahl bekommen [NB. ubel gewesen ⊚]1019 Den 28. 9br. ♃ War der Catholischen fest CONCEPTION V. kam der Sprachmeister nicht, Nachmittage kamen die 2 Holsteiner, als M. RUMOR1020 und LOVENKLAU,1021 der Jesuitische Her bey mir gewesen. gegen abend ubel ⊚ 1022 1006 1007 1008 1009 1010 1011 1012 1013 1014 1015 1016
1017 1018 1019 1020
Vermutlich Detlef von Rumohr (1634–1678), später dänischer Generalmajor. Vgl. in Bd. 3 das Schreiben Witzlebens vom 7. November 1667. Vgl. Anm. 679. Das Schreiben Bechmanns aus Eisfeld, Michaelis 1667, vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 32, unfol. Dorothea Maria, vgl. Anm. 616. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Hiob Ludolf, vgl. Anm. 681. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. Johann Ochs, vgl. Anm. 395. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 106. Magnus Saul, vgl. Anm. 686. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Vgl. in Bd. 3, Nr. 74, das Schreiben Prüschenks vom 14. November 1667. Vgl. die Doublette LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, 340r–340v. Das erwähnte Schreiben findet sich nicht unter der Korrespondenz Herzog Friedrichs. Jeremias Balthasar Ludwig, vgl. Anm. 691. Das Schreiben Ludwigs vom 6. November 1667, vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 32 (unfol.). Bedeutung des Zeichens ist unklar. Detlef von Rumohr, vgl. Anm. 1006.
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Den 29. 9br. 1667 ♀ Sprachmeister, tantzmeister, in des M. MARCHAIS stambuch H. Heydenreich der Hofrath Johan Heinrich Heydenreich1023 1648 9. 8br. Den 30. 9br. 1667 ♄ Vormittags Sprachmeister, gentantzet. Den 1. DECEMBER 1667. Des Morgends den gottesdienst abgewarttet, Nachmittage an die Frau Mutter, und M. Prischencken mitt dem einschluß der FARMAS1024 geschrieben. Den 2 DECEMB. Sprachmeister, Nachmittage in der langen GALLERIEN getantzet, und solche im tantzen mitt lauter FLORETEN geendiget da sie doch mehr als 200 schritt hatt nach dem auf die MAILLE gangen so ein gantze meil lang ist, nicht weit dar von lieg ein kleiner berg welcher der vorige DUC D’ORLEANS, zur NURITURE1025 armer leuthe so daran gearbeitet hatt machen laßen, darbey denn erzehlet wird daß im anfang des arbeitens Einer einen großen topff voll geld so 1.200 jahriger1026 müntz gewesen gefunden hatte. Die teutschen aus Sachsen so mitt mir von ORLEANS gereyset traff ich in dem gartten vor der GALLERIE an. Den 3. DECEMBR. 1667 ♂ Vormittag Sprachmeister, tantzmeister. Den 4. DECEMB. 1667 ☿ Sprachmeister, tantzmeister, M. BARON WILLICH mitt mir auf die PROMENADE gangen. Den 5. xbr. ♃ kam der Sprachmeister nicht, Reise geschrieben, tantzmeister. Den 6. xbr. ♀ Sprachmeister NB. M. HERAU1027 mitt 1028 AU SOIR, tantzmeister NB. ♀ M. FINCK NB. DANS LA GORGE1029 Den 7. xbr. Weil der MONAT umb war und bey Zeiten zu PARIS seyn müste nahm ich die Post. Gieng dero wegen nach dem ich von allen abschied genommen und meine sachen auf die bost tragen laßen gieng ich nach dem bosthauße, Alwo mir gesaget wurde, daß der ORDINAIRE von den VOULEURS angegriffen und die BAQVET zerrißen worden (unter welchen ich auch einen von M. Ochsen1030 gehabt.) NB. Gegen 11. Uhr ritte ich mitt 5. bost Pferden aus da mann vor die 1 bost 25 ß geben muß nachgehends aber nur 2. kam also neben
1021 1022 1023
1024 1025 1026 1027 1028 1029 1030
Vgl. den Reisebericht Anton Fincks in diesem Band, 355, dort: Ravenklau. Bedeutung der Zeichen ist unklar. Jakob Heinrich Heidenreich (1623–1674), 1648–1650 als Hofmeister der Prinzen von SaynWittgenstein in Frankreich, 1651 sachsen-gothaischer Lehnsekretär, 1656 Hof- und Justizrat, 1666 Konsistorialpräsident. Jacob de Famars, vgl. Anm. 399. Nourriture. Lesung unsicher. Nicht identifiziert. Bedeutung des Zeichens unklar. Gorge – Gurgel. Johann Ochs, vgl. Anm. 395.
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der LOIRE weg zuerst auf MONTLIVEAU,1031 S. DIEU,1032 MUIDE,1033 bis NOAN1034 welches 3 bosten und 6 meilen ist, von dar aus ich frische Pferde über S. LAURENT1035 bis auf TROIS CHEMINES1036 welche 2 Posten und 4 meilen ist (auf diesem Weg fiel Hanß1037 gar sehr) von dar nahm ich wieder frische Pferde [bis] auff CLERY.1038 S. MEMIN1039 bis nach ORLEANS so 3 Posten und 6 meilen ist alwo ich gegen 6 Uhr ankam habe also von 11 Uhr mittags bis 6. 16 meilen und 8 posten gethan. Den 8. xbr. Des Morgends gegen 8 Uhr war ich wieder auf und kam mitt ungewechselten Pferden bis LONGENERIE1040 so 2. posten sind, von dar nahm ich frische Pferde bis CHASTTEAU GALLIARD1041 2 bosten, von dar nahm ich wieder frische Pferde bis TOURY 1. bost, von dar nahm ich wieder frische Pferde bis auf ANGERVILLE so 2. Post sind, von dar wieder frische Pferde bis auf MONERVILLE 1. post, von dar nacher ESTAMPES1042 so 2 posten, von dar auf ESTRICHI1043 so 1. post, alwo ich den gantz ungegeßen gegen abend umb 7 Uhr ankam, unter wegen begegneten mir etliche VOULEURS, So den beutel forderten, weil ich aber bis in die 6 Pferde starck war giengen Sie auf die seiten weg (NB. Diese gegend ist umb diese Zeit des jahres wegen der VOLEURS sehr unsicher denn Sie Sich in die Klufften der stein felßen hin und wieder verstecken, und des nacht heraus fallen und die leuthe des lebens und guths berauben, wie Sie denn auch 2 tage vorhero die Post angegriffen, und die BAQVET alle zerrißen) Den 9. xbr. 1667 Des Morgends sehr frühe war ich wieder auf und kam zu erst nach CHASTRE1044 so 2. posten ist, Nahe hiebey nach ESTRICHI zu ist ein übeler Orth von Holtz und Klippen, so der VOLEURS meister aufendhalt ist, Kam aber Gott sey danck glücklich darvon, von CHASTRE nahm ich frische Pferde bis LONGEMEAU1045 so 2 post, Alwo viel FRANCOSEN auch die post nahmen, von dar Durch BOURG LA REINE bis PARIS 2 posten, Waren also von BLOIS bis nacher PARIS 25. posten ½ oder 60 meilen franc. 1031 1032 1033 1034 1035 1036 1037 1038 1039 1040 1041 1042 1043 1044 1045
Montlivault. Saint-Dyé-sur-Loire. Muides-sur-Loire. Nouan. Saint-Laurent. Les Trois Cheminées, Lailly-en-Val. Johann Ring, vgl. Anm. 111. Cléry-Saint-André. Saint-Hilaire-Saint-Mesmin oder Saint-Pryvé-Saint-Mesmin. Langennerie, Chevilly. Château Gaillard, Santilly. Étampes. Étréchy. La Chartre, Longpont-sur-Orge. Longjumeau.
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Zu PARIS kam ich durch die FAUBOURG S. MICHAEL durch die RUE S. JACQVES über die PONT AU CHANGE Kehrte wieder A LA RUE S. GERMAIN AU v GRAND CYGNE ein alwo ich gegen 1. Uhr ankam, M. KOCH und HEUSCH kamen zu mir berichteten mir daß Sie ein BAQVET an mich nacher BLOIS zugeschicket Darinnen die andwortt von M. Ochsen1046 und der Madame LUZERNE1047 von CAEN gewesen und waren also diese schreiben auch mitt verlohren worden, als der POSTILION angegriffen worden. Den 10. xbr. ♂ , Den 11. xbr. ☿ anstalt zu meinen Kleider und EQVIPAGE gemacht. Den 12. xbr. ♃ Hielte der König sein JUBILEUM und gieng hin und her zu Fueß in die NOSTRE DAME. Nachmittag gieng ich mitt M. KOCHEN ins LOUVER und zum Kaufmann DUMOND Zeug zu Kleidern zu besehen, bekam auch nachricht daß der Pfaltzgraff Christian von Bischweiler1048 alhier Sey und vom Konige das Elsaßische Regiment so der älteste Graff von Sarbrück1049 gehabt, bekommen hätte. Den 13. xbr. ♀ Schrieb M. FINCK an den H. Vatter1050 und H. Ochsen. Diesen tag ist die Konigin auch zu fuß in die NOSTRE DAME gangen. Den 14. xbr. ♄ bezog ich das Hauß bey M. LA MOTTE in der RUE S. THOMAS DE LOUVRE so gleich dem HOSTEL DE LONGEVILLE über, nahm 4 Cammern, war ein große COMPAGNIE darinnen denn der Bischoff von CARCASSONNE,1051 ein Graff von Witt1052 deß Grafens der zu Straßburg stetig INCOGNITO hielte bruder, wie auch 3 oder mehr MARQVISEN waren, die tag hatt der Konig die Krancken angerühret. Den 15. xbr. 1667 War der Catholischen Weinachten, gieng auf LOUVRE die CEREMONIEN zu sehen, kam aber zu Spath (Kleid), Sahe aber doch den Konig, Konigin und M. LE DAUPHIN,1053 bald nach der tafel gieng der König nach VERSEILLE (wie man Sagte Er hatte schreiben aus Engelland bekommen welche ihn Sehr PERPLEX gemacht und deswegen nacher VERSEILLE gangen). Nachmittage ließ ich mich zum Pfaltzgraffen tragen,1054 alwo ich den
1046 1047 1048 1049 1050 1051 1052 1053 1054
Johann Ochs, vgl. Anm. 395. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Christian II. Pfalzgraf von Birkenfeld-Bischweiler, vgl. Anm. 347. Johann Ludwig, vgl. Anm. 222. Vgl. in Bd. 3, Nr. 81, das Schreiben Fincks an Herzog Ernst vom 13./23. Dezember 1667. Louis de Nogaret de la Valette (gest. 1679), 1630–1655 Bischof von Mirepoix, seit 1655 Bischof von Carcassonne. Wahrscheinlich Friedrich Melchior Graf zu Wied (1642–1672), kurkölnischer Obrist. Louis (1661–1711), Dauphin. Christian II., vgl. Anm. 347.
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Grafen von Sondershausen Schwartzburg,1055 und den jungen Grafen von Nassau1056 antraff, ich überraschte Ihn. Den 16. xbr. Vormittags geschrieben, Nachmittage der Graff von Schwartzburg und der Graf LINAR1057 bey mir gewesen. Den 17. xbr. ♂ Vormittags die gutschen in die FAUBOURG S. GERMAIN gesehen und eine vor 1.250 L. gekaufft,1058 Nachmittage der Handelsmann der gutschen den CONTRACT verfertiget und dem mahler ORDRE geben daß Wappen und den nahmen zu machen. Diesen tag bekahm ich von dem H. Vatter,1059 Bruder,1060 M. Pflugen,1061 H. Rentmeister,1062 M. Witzleben1063 und M. Grießheimen1064 Schreiben bekommen. Gegen der Mittagsmahlzeit kam ein Edellmann aus dem L’HOSTELL DE TREMOILLE zu mir und brachte mir antwortschreiben vom Hertzog von TREMOILLE welcher mich auch vergewißerte daß die Hertzogin von Jehna1065 ein jungen H. den 8. xbr. bekommen habe.1066 Den 18. xbr. ☿ Vormittage die Schneider bey mir wegen der LIBEREY nahm ein teutschen LAQVEYen an (Schrieb) Nachmittag der tantzmeister bey mir, der von dem M. MARIE tantzmeistern zu BLOIS mir war RECOMMENDIRET worden. Den 19. xbr. ♃ Vormittags frühe die mahler bey mir gewesen, und den rieß von Wappen und Schifer gewisen. Nachmittage der Graf LINAR1067 neben dem tantzmeister und einen Holsteinischen von adell bey mir gewesen. Gegen 2. Uhr kam der König wieder herein mitt dem TURENNE.1068 Den 20. xbr. ♀ An den H. Vatter, Frau Mutter, Schwester Dorotheen Marien geschrieben. Der Graff von Schwartzburg1069 bey mir gewesen. 1055 1056 1057 1058 1059 1060 1061 1062 1063 1064
1065 1066 1067 1068 1069
Christian Wilhelm I. von Schwarzburg-Sondershausen (1647–1721), Graf von SchwarzburgSondershausen. Wahrscheinlich Walrad (1656–1705), Sohn des Grafen Johann Ludwig von Nassau-Ottweiler. Sigmund Casimir zu Lynar (1648–1686), Graf zu Lynar, 1667–1669 Reise durch die Niederlande, England und Frankreich. Vgl. in Bd. 2 die Reiserechnung, Eintrag vom 27. Dezember 1667. Vgl. in Bd. 3, Nr. 77, das Schreiben Herzog Ernsts vom 5. Dezember 1667. Nicht eindeutig. Dietrich Pflug (1621–1678), 1650 sachsen-gothaischer Hof-, später Kammerjunker, 1660 Haushofmeister, 1673 Hofmarschall. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. Vgl. in Bd. 3, Nr. 80, das Schreiben Witzlebens vom 5. Dezember 1667. Johann Heinrich Günter von Griesheim (1635–1671), 1662 Kammerjunker, bis 1666 Hofmeister Herzog Friedrichs, 1662 mit den Herzögen Friedrich, Albrecht und Bernhard in den Niederlanden. Schreiben Griesheims vom 10. Oktober 1667 aus Merseburg, nicht in den Briefen aufgenommen, vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 30, fol. 425r–425v. Marie Charlotte de La Trémoille (1630–1682), Tochter Henris de La Trémoille, Duc de Thouars, verm. mit Herzog Bernhard von Sachsen-Jena. Bernhard (1667–1668), Prinz von Sachsen-Jena. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199. Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 1055.
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bekam nachricht daß der Engelische Cantzler1070 aus Engelland gewichen und hierein in Franckreich nach ROUEN kommen sey, der Konig aber habe ihm das Königreich verbothen, wie Er weggangen hatt mann brief in seinem CABINET liegen laßen darinnen Er gedencket daß Er nicht wegen seiner beschuldigung endwichen sondern wegen der Menge seiner Feinde, welcher brief hernach öffendlich zu Londen verbrandt worden. Der Konig und der DUC DE JORCK1071 stehen Sehr wohl mitt ihm dörffen aber wegen des Volck und PARLEMENTS nichts vor ihn thun, das Hauß welches Er zu Londen sehr prachtig hatt bauen laßen, Soll von dem Geld daß der Konig von Franckreich vor Dunkirchen gebracht1072 gebauet seyn und Solches dahero das Dunkirchen nennen. Des Konigs unachter Sohn Printz ROBERT1073 Sollen sehr vom Volck geliebet seyn, der letztere aber soll von dem König nicht groß geachtet und geliebet seyn. Wenn Er bey der Konigin ist muß Er allezeit 6 schritt weit von Ihr stehen. Das Volck und PARLEMENT wollen die Kinder des DUC DE JORCK nicht vor rechtmäßige Kinder erkennen, noch viel weniger Sie zur Cron kommen laßen. Den 21. xbr. 1667 ♄ Geschrieben, Nachmittage bekam ich schreiben von M. FERRET1074 briefe bekommen, gegen abend die Kaufleuthe Mitt dem Zeuge bey mir gehabt. Den 22. xbr. 1667/1. JANUAR 1668 Den gottesdienst im Hauß abgewarttet, nachmittage der graf Witt,1075 des Graffen von Schwartzburg Hofmeister1076 und einen so zu Gotha bey M. Treßkauen1077 lange war gewesen, Nachgehends der Pfaltzgraf,1078 der Graf von Schwartzburg,1079 der Graff von Naßau,1080 und der Graf LINAR1081 bey mir gewesen. Den 23. xbr. 1667 Frühe Mich zu den Kaufleuthen tragen laßen und zeug ausgenommen. Nachmittage einen gutscher angenommen an die MADAME LUZERNE geschrieben, des Grafens LINAR Hofmeister bey mir gewesen. Den 24. xbr. 1667 ♂ An M. FERRET geschrieben, von Meinem Schwager1082 den ersten brief bekommen, wie auch einen von der kleinen 1070 1071 1072 1073 1074 1075 1076 1077 1078 1079 1080 1081 1082
Edward Hyde (1609–1674), 1st Earl of Clarendon, 1658–1667 Lord Chancellor, nach 1667 im französischen Exil. James Stuart (1633–1701), Duke of York. Lesung unsicher. Nicht identifiziert, unklar. N.N. Feret, vgl. Anm. 527. Friedrich Melchior Graf zu Wied, vgl. Anm. 1052. Nicht identifiziert. Wahrscheinlich Wiprecht Joachim von Treskow (1641–1691), Kammerjunker, bis 1666 Stallmeister in Gotha, Amtshauptmann der Ballei Zwätzen. Christian II., vgl. Anm. 347. Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 1055. Johann Ludwig, vgl. Anm. 222. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Ludwig VI., vgl. Anm. 154. Schreiben des Landgrafen vom 5. Dezember 1667, vgl. LAThStA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 30, fol. 72r–75r.
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Schwester,1083 und einen Francoischen von M. PRISCHENCKEN,1084 der Graff LINAR bey mir gewesen. Den 25. xbr. 1667 ☿ Vormittags an M. PRISCHENCKen FRANCOIsch wieder geschrieben und an den Hertzog von TREMOILLE, Nachmittage auch austragen laßen und meine gutschen besehen. Von der MADME. LUZERNE1085 einen brief bekommen. Den 26. ♃ 1667. Vormittags an den H. Vatter wegen ITA. geschrieben.1086 Nachmittags die 2 PARONEN BLATONER1087 bey mir gewesen deren der einen Obristen LIEUTENANT gewesen und im Munsterschen Kriege Obrist zu Brandenburg hatt werden sollen, der grafen Sacken1088 Hofmeister M. Meyer bey mir gewesen und der Graf LINAR.1089 MONSIER1090 helt ein ball. Auf diesen tag ist bräuchlich So der Catholischen 5. JANUARIUS ist, da die Francosen in allen Heusern einen Konig machen und wenn Er truncken, ruffen sie LE ROY POIT. Den 27. ♀ Sondern den 6. JANUARIUS der Catholischen H. Drey Konig, an MONSIE. Brischencken1091 teutsch wegen ITAL. geschrieben und des H. Vatter brief mit eingeschloßen. an den Oberaufseher des Prischenck und Schwester brief ADDRESSIRET, wurde mir berichtet, daß im Hag dem Bischoff von Straßburg1092 nachgestellet worden aus befehl des Konigs. Den 28. xbr. 1667 ♄ Vormittags mitt den Kaufleuthen zu thun gehabt, Des Hertzogs von TREMOILLE1093 Juncker M. GENEBAT bey mir gewesen welchen ich den Brief an den Hertzog zugestellet und mich bey M. TURENNE1094 EXCUSIREN laßen, die gutsche und Pferde ins Hauß bekommen. Die Pferde kosten 1.000 L.1095 und die HARNOIS 30 thr. Kam Zeitung daß die Keyserlichen eine stadt einbekommen und 4 COMPAGNIE von FRANCOIschen Volckern RUINIRET hätten. 1083 1084
1085 1086 1087 1088 1089 1090 1091 1092 1093 1094 1095
Dorothea Maria, vgl. Anm. 616. Das Schreiben ist nicht in der Korrespondenz Herzog Friedrichs enthalten. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Es handelt sich um eines der beiden undatierten Schreiben Prüschenks, vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 31, fol. 30r bzw. 31r–31v. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Vgl. in Bd. 3, Nr. 87, das Schreiben Herzog Friedrichs an Herzog Ernst vom 26. Dezember 1667. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Franz Egon Graf von Fürstenberg, vgl. Anm. 260. Henri III de La Trémoille (1598–1674), Duc de Thouars. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199. Vgl. die Reiserechnung in Bd. 2, Eintrag vom 28. Dezember 1667.
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Den 29. xbr. Vormittags gelesen. Das Schw. A.1096 bekommen, Nachmittage zum ersten mahl ausgefahren und zu M. TURENNE fahren wollen, war noch zu CHARANTON, trat weill in einer Kirchen ab, hort eine schöne Predigt so ein MINIM hielt nam den grafen LINAR1097 welcher mir unter wegens begegnete mitt mir. Den 30. xbr. 1667 Vormittags umb 8 Uhr zu M. TURENNE gefahren, empfing mitt seinen OFFICIREN imb sahl, übergab ihm des Herrn Vatters brief, begleidete mich bis zur gutschen. Fuhr nacher Hauß, Nachmittage meine sachen eingerichtet und rechnung gehalten. Den 31. xbr. 1667 ♂ Gleich zu Ende des 1667sten jahres kam M. TURENNE genommener abrede nach vor mein Hauß, und fuhr mitt solchem ins LOUVRE bey dem Konig AUDIENTZ zu haben, (den Grafen LINAR hatt ich auch Mittgenommen. Als ich nun M. TURENNE durch GARDE gieng gaben Sie ein gewiß Zeichen, daß M. TURENNE kame (NB. M. TURENNE wird nicht mehr M. LE MARECHAL genand, sondern mann nennet ihn itzo M. LE PRINCE.) Durch seine ADDRESSE kam ich vor den Konig als Er sich noch anzoge (NB. Spiegel, und Vasen, die Haar auf dem Wambst gewesen) Als Er aufstund und von M. TURENNE sahen zu vor nachricht hatte daß ich im gemach war, gieng Er gleich auf mich zu und als ich REVERENTZ gegen ihn machte bedeckte Er Sich gleichfalß ziemblich wieder, und fragte mich ob ich lange Hier were, Wo ich itzo herkäme und dergleichen nach dem ich nun darauf gleich erlich andworttete gieng Er weitter fortt und ließ vollends anziehen. Unterdeßen Sprach mich der COMTE DE BROGLIA der GUBERNEUR von AVENE an,1098 der Konig gieng AU CONSEILL und ich fuhr wieder weg zu M. NICOLA1099 in die RUE DE MAUVAIS GARCANS1100 Den graffen LINAR1101 bey tische behalten, und mitt dem Wirth sonst1102 wegen geschloßen Nachmittage geschrieben. Anno 1668 den 1. JANUARIUS ☿ Fuhr ich zu erst zu M. TURENNE mitt welchem ich denn wiederumb nacher Hoff fuhr, ich wurde in der ANTECHAMBRE vor des Konigs gemach mitt M. BONOEIL1103 So der INTRODUCTEUR der Abgesandten ist, traff den M. BRADELLI1104 an, weill vor der thür ein großes getrenge war, wurde ich auf ADDRESSE des M. TURENNE durch eine neben Cammer über den gang nach dem gartten zu geführet. Der Konig
1096 1097 1098 1099 1100 1101 1102 1103 1104
Bedeutung unklar. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Charles de Broglie, vgl. Anm. 371. N.N. Nicolai, Sprachmeister in Paris, vorher Advokat am Parlament von Paris. Vgl. in Bd. 2, II. 3. Anton Finck, Beschreibung Frankreichs, 137f. und das Memorial, ebd. 42. Rue de Mauvais Garçons. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Lesung unsicher. Étienne Chabenat de Bonneuil (gest. 1680), Indroducteur des Ambassadeurs. François de Pradel, vgl. Anm. 314.
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war noch nicht angezogen, Traff den DUC DE S. AIGNAN1105 an und den M. PREMIER1106 der MADAME LUZERNE1107 ZU CAEN bruder an. Nachdem Fuhr ich mitt M. TURENNE nach dem PALAIS ROYAL. Dem MONSIEUR oder DUC D’ORLEANS des Konigs bruder1108 REVERENTZ zu machen. Weill aber der MONSIEUR noch nicht aufgestanden war ob schon es 11 Uhr war (denn Er kein mahl vor 10 Uhren auffstehet) wartte ich so lange bis ich hienein geruffen war, MONSIEUR aber gab mir AUDIENTZ im langen sahl im schlaffrock fragte mich unterschied- liche sachen, Nachgehends gieng Er wieder hienaus und kleidete Sich folgends an kam aber wieder hienein. Redete viel von balleten, jagten und andern GALLANTERIEN (fragte mich ob ich in Franckreich hatte dantzen gelehrnet). Als Er zum König fuhr welcher im ballhause Spielte, nahm ich abschied von M. TURENNE und ich fuhr nach Hauß. Nachmittage bekam ich schreiben von der Frau Mutter, Ein NOTIFICATIONS und gevattern Schreiben von Meinem Schwager Landgraf Ludwigen von Darmbstadt,1109 wegen glucklicher Niederkunfft meiner Schwester,1110 (das Kind heiset Ernst Ludwig.)1111 Von H. Ludolffen,1112 von Schwester Dorotheen Marien,1113 von Witzleben1114 und von Doctor Weitzen,1115 Darnach kam der Graff von Schwartzburg1116 mitt zwey Edelleuthen, und nahm ihn mitt zum M. MARECHAL GRAND MONT.1117 Er empfieng mich oben bey der treppen, im gemach von seiner Frau dochter, die PRINCESSIN DE MONACO.1118 Sie war sehr prachtig gekleidet, gieng mir endgegen und empfieng mich, Er gab mir im gemach die rechte Hand, Er redete viel und guth teutsch, übergab ihm Meines Schwagers brief. Nach dem nahm ich von der PRINCESSIN wieder abschied und Er gab mir das geleid (ohne daß Er nicht wohl hienunter kommen konte.) bis zur gutschen gieng auch nicht eher weg als bis ich weg fuhr. 1105 1106 1107 1108 1109
1110 1111 1112 1113 1114 1115 1116 1117 1118
François Honorat de Beauvilliers, vgl. Anm. 673. Henri de Beringhen, vgl. Anm. 341. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. Ludwig VI., vgl. Anm. 154. Das Schreiben des Landgrafen datiert Friedenstein 15. Dezember 1667. Allerdings ist hier der Name des Prinzen nicht erwähnt. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 30, fol. 76r. Die Nennung erfolgte im folgenden Brief vom 16. Dezember 1667. Vgl. ebd. fol. 77r. Elisabeth Dorothea (1640–1709), geb. Prinzessin von Sachsen-Gotha, 1666 verm. mit Landgraf Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt. Ernst Ludwig (1667–1739), Landgraf von Hessen-Darmstadt. Hiob Ludolf, vgl. Anm. 681. Vgl. in Bd. 3, Nr. 83, das Schreiben Ludolfs vom 16. Dezember 1667. Dorothea Maria, vgl. Anm. 616. Das Schreiben vom 16. Dezember 1667, vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 29, fol. 95r. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 106. Vgl. in Bd. 3, Nr. 84, das Schreiben Witzlebens vom 16. Dezember 1667. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 108. Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 1055. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400. Catherine Charlotte de Gramont, vgl. Anm. 467.
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Den 2. JANUARII 1668 ♃ Gelesen und geschrieben, Nachmittage des M. TURENNE SECRETARIUS1119 bey mir gewesen, (der Kaufmann.) Den 3. JANUARII ♀ Fruhe umb 9 nach Hoff gefahren, der Konig war aber schon in den CONSEILL gangen traff also niemand als den DUC DE S. AIGNON1120 an, in der ANTE CHAMBRE baueten Sie das THEATER zum BALLET, von dar fuhr ich A LA PLACE ROYALE M. LE CONTE DE BROGLIA1121 zu zusprechen, war aber nicht da, Fuhr nach noch zu M. NICOLAI,1122 war auch nicht zu Hauße, Nachmittage kam M. NICOLAI zu mir, fuhr hernach gegen 4 Uhr in die COMEDIE so im PALAIS ROYAL gehalten worden, vom AMPHITRIOMPH1123 und der schönen ANTESIE, war gegen 7 Uhr aus. Meinem Schwager geantwortet auf die gevattern schreiben. Den 4. JANUARII ♄ 1668 Vormittags nach Hoff gefahren, weill aber der Konig MEDICAMENTA genommen, hatt Er sich nicht sehen laßen, gieng weill in die TULLERIE Spatzieren, traff hernachmahls ein CAVALIER So Sich der COMMENDENT DE GICHE genenet an so mir viel nachricht vom feste gab. Nachmittage kam die MADAM FERET1124 zu mir. Der BAGE angenommen worden, gab mir das Schreiben von Seinem Vatter und M. FERRET.1125 Fuhr hernach mit M. GENEBATT zu erst zu dem DUC DE CREQVI1126 war aber nicht zu Hauße, darnach zu dem INTRODUCTEUR D’AMBASSADEURS, M. BONOEIL.1127 Deßen SUCCESSOR ist M. 1128 Hernachmahlß zu M. MARECHAL D’AUMONT1129 zu die erste ARMEE in der letzten CAMPAGNIE in Flandern COMMENDIRET, ist ein Sehr hofflicher großer starcker Mann, begleidete mich bis an die CAROSSE. Von dar fuhr ich zu seine Sohn M. LE MARQVIS DE VILLEQVIRI1130 welcher gleichfalß sehr höfflich und eine große starcke Person war. Den 5. JANUARII 1668 Das Neue Kleid, der CONTE DE BROGLIA bey mir, der COMMANDEUR DE GUICHE,1131 und der GENEBAT1132 blieb bey der tafel. Nachmittage gab der Graff LINAR1133 mir eine VISITE, und fuhr mitt ihm und dem GENEBAT nach den LOUVRE, die MADAME MONTO1119 1120 1121 1122 1123 1124 1125 1126 1127 1128 1129 1130 1131 1132 1133
N.N. Hasset, vgl. Anm. 331. François Honorat de Beauvilliers, vgl. Anm. 673. Charles de Broglie, vgl. Anm. 371. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Molière, Amphitryon 1668. Uraufführung 13. Januar 1668 im Palais Royal. Nicht identifiziert. N.N. Feret, vgl. Anm. 527. Charles III de Créquy, vgl. Anm. 241. Étienne Chabenat de Bonneuil, vgl. Anm. 1103. Michel Chabenat de Bonneuil (1648–1698), ab 1680 Indroducteur des Ambassadeurs, Sohn des Étienne Chabenat de Bonneuil. Antoine d’Aumont de Rochebaron, vgl. Anm. 325. Louis-Marie-Victor d’Aumont de Rochebaron (1632–1704), Marquis de Villequier. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057.
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zu grüßen und durch ihre ADDRESSE bey der Konigin AUDIENTZ zu begehren, Gieng in der Konigin gemach (alwo ich den alten DUC DE S. AIGNON1135 antraff, der Konig und MONSIEUR1136 war darinne, MADEMOISELLE MONTPENSIER1137 war auch darin, die MADAME MONTOSIER1138 war aber nicht darin, gieng hernach auf der andern seiten zum LOUVRE herein, durch das Frauenzimmer alwo ich den DUC DE MONTOSIER1139 antraff welcher mich wieder in der Konigin gemach führte aldar ich seiner gemahlin die DUCHESSE antraff in dem ich Sie aber anredete, kam die Konigin gleich heraus sich austragen zu laßen, konte also die Konigin vor dieses mahl nicht anreden, von dar Fuhr ich in die LUXEMBOURG, und von dar zu M. JUSTEL einem MATHEMATICO.1140 Den 6. JANUARII 1668 Fuhr ich umb 8 zu M. LE DUC DE CREQVI1141 der AMBASSADEUR zu Rom gewesen, von dar Nach dem LOUVRE stracks im anfang traff ich M. TURENNEN1142 an M. BRADELLI1143 und die viele ander, nach dem ich nun geruffen ward kam ich in das getrenge daß ich kaum zum athem wieder kommen konte, alß ich nun hienein kam, traff ich den M. PREMIER1144 an welchem ich den brieff von der MADAME LUZERNE1145 seine Frau Schwester gab, nachgehends traff ich den DUC DE CREQVI welcher eben in der QVARTIE war an, als Er sein OFFICIUM (welches in offerirung der GARDEROBBE und hembdes bestehet,) kam ich gleich vor dem Konig zu stehen, welcher mich von oben an bis unten auß betrachtete. Der Konig legte einen schwartzen Samenten rock, [und] lederne hosen und stiefel an, weill Er aus reitten woltte. Hernach fuhr ich zu M. NICOLAI1146 welcher mich mir den ASSASSINAT der vor 2 tagen an den MARQVIS DE S. GERAN1147 geschehen, erzehlet, [welcher] welcher vom Hauße DE PALICE ist (Dieses Hauß hatt viel MARECHAL DE FRANCE gehabt, und die HISTORIE von diesem Hr. ist folgender gestalt gestalt geschehen,) Es ist die MADAME1148 die mutter des CONTE oder MARSIER1134
1134 1135 1136 1137 1138 1139 1140 1141 1142 1143 1144 1145 1146 1147 1148
Julie Luciana d’Angennes (1607–1671), Duchesse de Montausier. François Honorat de Beauvilliers, vgl. Anm. 673. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376. Julie Luciana d’Angennes, vgl. Anm. 1134. Charles de Sainte-Maure, vgl. Anm. 559. Henri Justel (Justellus) (1620–1693), französischer Gelehrter. Charles III de Créquy, vgl. Anm. 241. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199. François de Pradel, vgl. Anm. 314. Henri de Beringhen, vgl. Anm. 341. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Bernard de La Guiche (1641–1696), Comte de Saint-Géran et La Palice. Susanne de Longaulnay (geb. ca. 1605), 1619 verm. mit Claude Maximilien (ca. 1603–1659), Comte de La Palice, Seigneur de Saint-Géran.
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S. GERAN und die MADEMOISELLE DE BON1149 zu gleicher Zeit einkommen Und hatt zwar die die MADAME S. GERAN Ein sehr schones Kind (alß diesen ASSASSINIRTEN MARQVIS) jene aber ein heßliches Kind zur Welt gebracht, Wie denn nun der gebrauch bey allen hohen Standes Personen in Franckreich ist daß Sie ihre Kinder, auf das land gewißen NOURICEN solche aufzuerziehen geben, Als So ist auch dieser ASSASSANIRTE MARQVIS, auf das zur aufferzucht gegeben worden, Weill aber die MADEMOISELLE BON. gesehen daß ihr Kind nicht so schön als der MADAME S. GERAN ihres hatt Sie mitt der NOURICE abgeleget solches mitt ihrem zu vertauschen, indeßen stirbet das nicht schöne Kind, welches aber vor das schone und der MADAME CONTESSE DE S. GERAN Kind ausgeben wird, das schöne Kind aber wird indeßen auferzogen und ist bey allen geliebet daß auch die CONTESSE DE S. GERAN solches zum BAGEN begehret, nach dem nun M. BON.1150 indeßen kranck wird und gleichsam in AGONE liegt offenbahret Er seinem beichtvatter, daß Er und seine Frau ein ziemblich verstandnüß zusammen gehabt, diesen MARQVIS DE S. GERAN, nach dem ihr Kind nicht so schön gewesen als dieser MARQVIS, zu vertauschen. Worauf Er denn durch NOTARIEN und zeugen diese seine aussage bekräfftiget. Als Er gestorben, hatt die MADAME DE S. GERAN Ihren Sohn den zuerst als einen BAGEN gehalten als ihren Sohn gehalten, Es ist aber die ander Frau So nun Wittib war gefangen gesetzet worden, und viel streites worden bis endlichen es vollends zu dieser ACv TION kommen, so vor 2 tagen geschehen. Nachmittags Fuhr ich nach 1151 hofe, die Konigin war noch nicht da, wie aber kam fuhrte mich die MADAME MONTOSIER1152 zu Konigin, welche mich sehr hofflich empfieng, redete wohl eine halbe stunde von allerley MATERIEN mitt mir (Sie sagte daß Sie wundschet so guth FRANCOIsch zu reden, als Ihre Schwester die Keyserin1153 teutsch redete) fragte mich auch neben andern sachen ob mitt nacher S. GERMAIN gehen wolte. Darauf die MADEMOISELLE MONPENSIER1154 mich ermahnet mitt zu gehen. Es war bey der Konigin die MADEMOISELLE MONPENSIER die Marggrafin von BADEN eine vom Hauße SAVOY,1155 die MADAME MONTESPAN,1156 die MADAME MONTOSIER1157 und MADAME DE PETUNIE.1158 Von dar Fuhr ich nach Hauß. QVIS
1149 1150 1151 1152 1153 1154 1155 1156 1157
Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Maria Teresa de Austria (1638–1683), Königin von Frankreich. Julie Luciana d’Angennes, vgl. Anm. 1134. Margarita Teresa de Austria (1651–1673), Kaiserin, verm. mit Kaiser Leopold I. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376. Luise Christine (1627–1689), Markgräfin von Baden-Baden, geb. Prinzessin de Savoie-Carignan, 1653 verm. mit Markgraf Ferdinand Maximilian von Baden-Baden. Françoise-Athénaïs de Rochechouart de Mortemart (1640–1707), Marquise de Montespan, Mätresse des Königs. Julie Luciana d’Angennes, vgl. Anm. 1134.
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Den 7. JANUARII 1668 ♂ Vormittags nach Hoff gefahren, war ein sehr getränge. Der Konig gieng gleich nach dem Er wiedergekomet AU CONSEIL, nach dem Fuhr ich ins PALAIS ROYAL alwo ich den MARECHAL DE BLESSI,1159 welcher des MONSIEUR1160 gantzen Hoff DIRIGIRTE zu Sprach. Von dar Fuhr ich zu M. NICOLAI1161 erzehlte die ACTION mitt der VALLIERE,1162 Konigin, REINE MERE,1163 PATER ANAT1164 dem DUC MAZARIN,1165 daß 6 Haußer weren so nun ins LOUVRE fahren dorffen als der DUC DE BOUILLON, DUC DE ROAN, etc. Nachmittage in die LUXEMBOURG gefahren der MADEMOISELLE1166 eine VISITE zu geben, weill Sie aber mitt dem MASQVERADE Kleidern, welche Sie selben abend in dem ball im PALAIS ROYAL gebrauchen wolte zu thun hatt ließ Sie Sich EXCUSIREN von dar fuhr ich ins PALAIS kauffte aldar den SUETONIUM FRANCOIsch1167 und beschreibung der MARECHALEN in Franckreich,1168 so im PALAIS ROYAL abgemahlet stehen. Von dar nacher Hauß und PRÆPARIRTE mich zum ball. (ROMANIschen HABIT.) Gegen 10. Uhr fuhr ich aus und 2 Uhr kam ich wieder, der Konig war sehr prachtig angethan, die nete auf dem wambst, hosen und Mantel anstadt der Spitze alle mitt großen DIAMANTen und perlen besetzet waren. Die Konigin, MADAME,1169 MADEMOISELLE,1170 MADAME LA PRINCESSE,1171 LA DUCHESSE DE GUISE,1172 die Hertzogin von MECKLENBURG,1173 LA PRINCESSE DE MONACO,1174 LA DUCHESSE VALLIERE1175 und viele mehr waren sehr prachtig angekleidet. Den 8. JANUARII 1668 ☿ Vormittags gegen 10 Uhren nach Hoff gefahren, weill aber der Konig schon ins CONSEIL gangen war nie1158 1159 1160 1161 1162 1163 1164 1165 1166 1167 1168 1169 1170 1171 1172 1173 1174 1175
Madame de Bethune, Charlotte de Séguier (1622–1704), Witwe des Maximilien III de Bethune (1614/15–1661/62), Duc de Sully, Tochter des Kanzlers Pierre Séguier (1588–1672). César de Choiseul, vgl. Anm. 336. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Louise Françoise de La Baume Le Blanc, vgl. Anm. 378. Anne d’Autriche, vgl. Anm. 490. Pater François Annat (1590–1670), Jesuit, Beichtvater des Königs. Armand-Charles de la Porte, vgl. Anm. 750. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376. Histoire des Emperevrs Romains: [...] Ecrite En Latin Par Svetone Et Mise En François de la traduction D.B., 1667. Nicht ermittelt. Henrietta Anne Stuart, vgl. Anm. 466. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376. Claire-Clémence de Maillé-Brézé, vgl. Anm. 439. Élisabeth Marguerite d’Orléans (1646–1696), Duchesse de Guise, 1667 verm. mit Louis Joseph de Lorraine. Elisabeth Angélique de Montmorency-Bouteville (1627–1695), Herzogin von Mecklenburg, verm. mit Christian Ludwig I. Herzog von Mecklenburg (1623–1692). Catherine Charlotte de Gramont, vgl. Anm. 467. Louise Françoise de La Baume Le Blanc, vgl. Anm. 378.
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mand dar als der DUC DE CREQVI1176 welcher mir nachricht gab, daß den andern Morgen der Brandenburgische Gesandte1177 AUDIENTZ haben solten, und den selben abend des Konigs BALETT gehalten würde. Von dar fuhr ich zu M. NICOLAI.1178 Kam von ihm erst umb 1 Uhr und ½ nacher Hauß. Nachmittage kam Schatmann welchen ich an den Hertzog von Stuckgard1179 ihn in das COLLEGIUM zu Tubingen zu nehmen RECOMMENDIRET hatte. Die MADAME CLEMENT1180 von BLOIS kam und [briefe] brachte briefe, 1 von der MADAME LUZERNE1181 und ein PACQVET von OCHSEN1182 worinnen und brief von Bruder Albrechten1183 eingeschloßen, und Tubingen aus geschrieben worden, (des Hofmeisters Marchalcks1184 ingleichen) und (des Vetters von OELS und Wurttemberg1185 Verlobnüß.) ausgefahren, kam gegen 5. wieder nacher Hauß. Den 9. JANUARII 1668 ♃ Vormittags mitt dem H. Grafen LINAR1186 nach Hoff gefahren und war bey der AUDIENTZ des H. BELNITZES1187 Chur Brandenburgischer abgesandten gewesen. Es war nur eine SECRETE AUDIENTZ der Konig saß in seinem gemach oben bey einem fenster in einem schwartzen HABIT und Mantel, hatt den Huth mitt einem schwartzen BOUQVET auf, der Abgesandte übergab ein handschreiben, welches mitt einem kleinden siegel nur versiegelt war, Der Konig nahm den brief gar hoflich an, that unter ihrem reden etliche mahl den huth ab. Nach dem Sie ausgeredet hatten, redete der Konig lange und alles lächlend. Von dar fuhr ich zum NICOLAI,1188 erzehlte mir viel von der GABRIELE1189 des Konigs H. IV. CONCUBINE. Wie auch von Hertzog Bernharden,1190 wegen der ersten AUDIENTZ, des Huthaufsetzen, des Konigs verdruß, des CARDINALS RICHELIEU1191 antwortt, wieder RANCONTRE, im COUR DE LA REINE, Konigs befehl den huth aufzusetzen, und wie ihn der Konig hatt fallen laßen, die wiederkunfft als TRIUMPHIRET. Des
1176 1177 1178 1179 1180 1181 1182 1183 1184 1185 1186 1187 1188 1189 1190 1191
Charles III de Créquy, vgl. Anm. 241. Gerhard Bernhard von Pölnitz (1617–1679), kurbrandenburgischer Kammerherr, Generalmajor, Gesandter in Paris. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Eberhard III. (1614–1674), Herzog von Württemberg. Nicht identifiziert. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Johann Ochs, vgl. Anm. 395. Albrecht (1648–1699), Herzog von Sachsen-Gotha. Nicht identifiziert. Vermutlich Karl Ferdinand (1650–1669), Prinz von Württemberg-Oels. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Gerhard Bernhard von Pölnitz, vgl. Anm. 1177. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Gabrielle d’Estrées (ca. 1573–1599). Bernhard von Sachsen-Weimar, vgl. Anm. 230. Armand-Jean du Plessis, vgl. Anm. 407.
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CARDINALS Verdruß, guthe freundschafft des DUC DE ROYAN1192 und des H. Vatters des DUC DE ROYAN1193 Todt, durch einen schuß, wie Er geschrieben an seine gemahlin und verlust der schlacht bey Nordlingen. Nach- mittage kam der Graff LINAR1194 und der Graff WITT1195 zu mir, fuhr ins PALAIS ROYAL zur MADAME LA MARECHAL DE BLESSI1196 so GOUVERNANTIN bey der MADAME1197 ist im hinfahren begegnete mir die MADAME DOUARIERE1198 und die DUCHESSE DE GUISE,1199 ich Sprach die Frau MARECHALIN an traff viel Frauenzimmer bey Ihr an darunter eine DAME von CAEN war, weill eine der MADAME DOUARIERE bey der Madame war konnte ich nicht zu ihr kommen, gieng in gartten, von dar fuhr ich ins LOUVRE alwo ich MADAME LA MOTTE1200 des DAUPHINS1201 Hofmeisterin ansprach welche mich auch zum DAUPHIN führte, als ich ihn anredete fragte Er die MADAME LA MOTTE von welchem Hauße ich were u. als Sie ihm geantwortte vom Hauße Sachsen, machte Er eine tiefen REVERENTZ, und sahe mich lange an, und nach dem Er mich lange angesehen, Sagte Er zu MADAME LA MOTTE Er müste Spielen Sie Solte weill bey mir bleiben, Er ist recht schön gantz blond und siehet der Konigin viel gleich hatt etwan 6 jahr hatt aber noch keinen nahmen. Sie fuhrte mich bald darauf in das gemach das neben diesem ist worin die kleine MADAME1202 ist welche nur ein jahr alt ist aber noch nicht getaufft welches auf den Sonnabend geschehen solte. Sie hatt schon große und dicke backen, in grauliche augen, siehet auch der Konigin ein wenig gleich. Von dar fuhr ich nach Hauße und Speisete. Stracks von dar fuhr ich gegen 6 Uhr wieder aufs LOUVRE des Konigs BALLET zu sehen, ich stieg bey der Konigin ab und gieng durch das Frauenzimmer ins Königs gemach, ich bekam oben in der hohe eine stelle alwo auch der STATS MINISTER M. DE LYONE1203 saß. Das BALLET ward in der ANTE CHAMBRE gleich vor des Konigs gemach gehalten welcher hin und wieder mitt großen MASSIV silbernen Krügen und Kannen und hohen lichtern mitt bildern ausgesetzet. 12 Cristallinen leuchter hingen darinnen. Das THEATRUM war inwendig wie ein AMPHITEATRUM 1192 1193 1194 1195 1196 1197 1198 1199 1200 1201 1202 1203
Henri de Chabot (ca. 1615–1655), verm. mit Marguerite de Rohan (1617–1684), Tochter Henris II de Rohan, nach der Hochzeit Henri de Chabot-Rohan, Duc de Rohan. Henri II de Rohan (1579–1638), Duc de Rohan. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Friedrich Melchior Graf zu Wied, vgl. Anm. 1052. Colombe de Charron, verm. mit César de Choiseul (1598–1675), Duc de Choiseul, Comte du Plessis-Praslin, Maréchal de France. Henrietta Anne Stuart, vgl. Anm. 466. Marguerite de Lorraine (1615–1672), verm. mit Jean Baptiste Gaston de France (1614–1660), Duc d’Orléans. Élisabeth Marguerite d’Orléans, vgl. Anm. 1172. Louise de Prie (1624–1709), verm. mit Philippe de La Mothe-Houdancourt (1605–1657), Maréchal de France. Louis, vgl. Anm. 1050. Marie Thérèse (1667–1672). Hugues de Lionne, vgl. Anm. 401.
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gebauet, mitt 4 bancken und auf iedweder saßen 30 MUSICANTen macht in alle 120 MUSICANTen, die MUSIC bestund in VIOLEN, VIOLINGEMBE, luten,1204 Flöten und dultianen welches alles zusammen gieng. Die SUITE des BALLETS ist aus dem getruckten zu sehen,1205 Es waren 7 ENTREEN, die erste PRESENTIRTE eine der CARNEVAL genant wurde, bey welcher der Konig, M. MARQVIS DE VILLEROY,1206 LE MARQVIS DE RASSAN1207 MESSIEURS BEAUCHAMP1208 und NOBLET1209 dantzet, der Konig wurde weill Er so viel CAPRIOLE machte bald müde hatt Sich wie auch die andern alle MASQVIRET. Nachdem stieg der Konig nach wieder anlegung seiner Kleider vom THEATRO und satzte sich auf seinen stuhl. Die 2 ENTRE war 2 Spieler, die 3. waren etliche leuthe sangen, truncken und aßen. Die 4. zwey dantzmeister. Die recht1210 narrisch MASQVIRT mitt besen beitsche und ander narrische handel. Darvon 3 in manns und 3 in weiber kleidern tantzten. Die 6. andere MASQVIRTE, darunter eine DAME MADAME HILLAIRE du GALANTONIE und ein lied sange. Die 7. das CARNEVAL und GALANTERIE tantzten wie auch alle ander so mitt gedantzen und singen ein lied. Nach dem tantz Sprach ich M. BELNITZen1211 der AMBASSADEUR von Brandenburg zu und auch M. CEROUTEN1212 der in Holland vom Konig den Frieden zwischen Holl- und Engelland zu NEGOTIREN geschickt worden, aber auch den Schwedischen RESIDENTEN MONSEN. BUFFENDORFF.1213 Welcher mich auch, weill meine gutschen noch nicht kommen wer nacher Hauß fuhrte. Es war 11 Uhr wie ich nach Hauß kam. Diesen abend bekam ich einen brief von der Frau Mutter und M. Prischencken1214 francoisch. Den 10. JANUARII 1668 ♀ Vormittags geschrieben an den H. Vatter, Nachmittage der MARQVIS CORTOMER1215 von CAEN und der MARECHAL D’AUMONT1216 bey mir gewesen, hernach an die Frau Mutter und OCHSen1217 zu Franckfurth geschrieben. Den 11. JANUARII 1668 ♄ geschrieben, M. NICOLAI1218 Nachmittage der graf von SCHWARTZBURG1219 bey mir gewesen wie auch 3 von 1204 1205 1206 1207 1208 1209 1210 1211 1212 1213 1214 1215 1216 1217 1218
Franz. luth – Lauten. Le Carnaval, Mascarade Royale dansée par S.M. le 18. Janvier 1668, Paris: Ballard 1668. Der Druck ist eingebunden in: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E IV Sonne 3a, fol. 500r–509v. François de Neufville (1644–1730), bis 1685 Marquis de Villeroy, dann Duc de Villeroy. Jean-François-Paul de Rassent (gest. 1718), Marquis de Rassent. Pierre Beauchamp (1630–1705), französischer Komponist, Choreograph, Tänzer. N.N. Noblet, französischer Tänzer. Lesung unsicher. Gerhard Bernhard von Pölnitz, vgl. Anm. 1177. (Pierre) Honoré Courtin (1626–1703), französischer Gesandter in den Niederlanden. Esaias von Pufendorf (1628–1689), 1665–1669 schwedischer Resident in Paris. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Léonard-Antoine de Saint-Simon, vgl. Anm. 571. Antoine d’Aumont de Rochebaron, vgl. Anm. 325. Johann Ochs, vgl. Anm. 395. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099.
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adel denen Ihr Vatter zu Speier lange ASSESSOR gewesen1220 und meinem H. Vatter zu Gotha aufgewarttet. Den 12. JANUARII 1668 umb 8 zu MONSIEUR TURENNEN1221 gefahren welcher gleich bereit war nach CHARANTON zu fahren, gab mir den rath dem Konig nach S. GERMAIN zu folgen. Von dar fuhr ich ins LOUVRE und nahm M. HASSET1222 des M. TURENNEN SECRETARIUM mitt, der Konig PREPARIRTE sich nach S. GERMAIN zu gehen, Vom Hoff fuhr ich in die hollandische predigt (den Graf LINAR1223 und Witt1224 ♀1225 an) nahm den graf LINAR mitt mir, Nachmittags kam der Graf von SCHWARTZBURG, M. CULAU1226 der zu Jehna zu meiner Zeit STUDIRTE und ich ihn zu Metz angetroffen, und M. Schachtmann1227 zu mir, gegen 6 Uhr Fuhr ins PALAIS ROYAL zu MADAME1228 bey welcher ich eine gantze stunde bliebe, gedachte daß wir einander so nahe verwandt weren,1229 Diesen nachmittage gieng der Konig nach dem Er zu vor von der Konigin in Engelland1230 abschied genommen nacher S. GERMAIN. Den 13. JANUARII 1668 mitt den Kaufleuthen und Schneider zu thun gehabt, zu M. NICOLAI1231 Nachmittage zu M. JUSTEL1232 gefahren, bey welchem die woche etliche Versamblungen sind, Nacher Hauß. Den 14. JANUARII 1668 ♂ Vormittags ein schreiben von H. Joduco, Herman, Ulichen1233 Koniglichen Danischen Landschreiber in der CREMPER marsch, und einen von dem Rentmeister1234 bekommen. Zum Sprachmeister gefahren. 1219 1220
1221 1222 1223 1224 1225 1226 1227 1228 1229
1230 1231 1232 1233 1234
Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 1055. Der Vater bzw. Stiefvater war Heinrich Achilles von B(o)uwinghausen-Wallmerode (1615– 1685), württembergischer Rat, kursächsischer Assessor am Reichskammergericht, 1660 verm. in zweiter Ehe mit Barbara Hedwig von Pentz, geb. Bülow. Die erwähnten Söhne: Magnus Ferdinand Heinrich von B(o)uwinghausen-Wallmerode (1650–1680), Konrad Viktor von Pentz (1650–1716) und Levin Christoph von Pentz (1651–1673). Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199. N.N. Hasset, vgl. Anm. 331. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Friedrich Melchior Graf zu Wied, vgl. Anm. 1052. Bedeutung des Zeichens in diesem Zusammenhang unklar. Barthold Clemens von der Kuhla, vgl. Anm. 258. Nicht identifiziert. Henrietta Anne Stuart, vgl. Anm. 466. Bezieht sich darauf, dass ihre Großmutter Anna von Dänemark (1574–1619) war, deren Schwester, Hedwig von Dänemark (1581–1641), war verm. mit Kurfürst Christian II. von Sachsen. Herzog Friedrich klärte das Missverständnis offenbar nicht auf. Henrietta Marie de Bourbon (1609–1669), verm. mit Charles I, König von England. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Henri Justel, vgl. Anm. 1140. Jodocus Hermann Uhlich (1631–1682), dänischer Landschreiber in Krempe. Herzog Friedrich korrespondierte mit diesem, vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 30. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. Vgl. in Bd. 3, Nr. 88, das Schreiben Breithaupts vom 28. Dezember 1667.
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Abb. 9: Titelblatt
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Den 15. JANUARII 1668 ☿ Vormittags das LOSEMENT QVITIret und gieng mitt dem Graf LINAR1235 und seinem Hofmeister und allen meinen leuthen außer dem gutscher nach S. GERMAIN (meine sachen, gutschen und Pferde ließ ich in das HOSTEL DE LA TREMOILLE stellen und gab Sie dem GENEBAD IN DEPOSITO.) wohin ich gegen 11 Uhr abfuhr und kam umb 1 ½ aldar an, LOGIRTE AU L’IMAGE DE NOSTRE DAME, Nach der mahlzeit ließ ich mich zu M. TURENNEN tragen, welcher im alten Schloß wohnet, alwo ich zwey Spieler sahe deren der eine bey die 1000 pistolen gewonnen (die CHAISEN sind hier nicht So gebrauchlich gewesen als zu PARIS, vor 2. Jahre aber ist es auf kommen, Es sind PRIVILEGIRTE träger so stetig dem Hof folgen, die CHAISEN sind blau und mitt LILIEN geziehret,) Den 16. JANUARII ♃ ließ ich mich nach Hof tragen und zwar erst zu M. TURENNEN mitt welchem ich ins Konigsgemach gieng, aldar ich M. LE MARQVIS TROSIE1236 antraf welcher im teutschen Krieg Koniglicher COMMISSARIUS gewesen, und 10 gantze jahr in teutschland gewesen, sagte Er kennete meinen Hn. Vatter wohl, ich Sprach auch den DUC DE BEAUFORT den ADMIRAL an,1237 welcher sagte Er were 4 Jahr zur See stetig herumb gereiset, würde sobald wieder fortt gehen, M. LIONNE1238 und M. COLBERT1239 waren auch damahls dar, Nach mittag Spielte der Konig im ballhauße, und auf den abend kam MONSIEUR1240 wieder hieher. Diesen nachmittag gieng der graff LINAR1241 wieder nach PARIS. Den 17. JANUARII 1668 ♀ Vormittage ins Schloß tragen laßen, bey dem LEVE des Konigs gewesen, alwo ich den DUC DE BEAUFORT1242 und M. TURENNEN antraff. Nach dem hatte der SAVOYsche ENVOYE M. LE MARQVIS DE S. MAURITZ1243 PARTICULIER AUDIENTZ. Wurde niemand zugelaßen, Nachdem gieng ich zu M. TURENNEN, bath mich zu gaste, weill aber der SAVOIsche ENVOYE ihm zusprechen wolte, gieng ich weil nach Hauße, (das Eßen bey M. TURENNEN versaumet) Alß beym LEVE des Konigs habe ich vor dieses mahl zum ersten mahl gesehen, daß des Konigs Bruder dem Konig das Hembt über den Kopf warff und sein ambt verrichtete. Nachmittage ließ ich mich bey der MADEMOISELLE D’ORLEANS1244 an[geben]melden, welche mich auch, wie wohl Sie noch nicht gar angethan war, gleich vor Sich ließ, Sie redete lange mitt mir, beklagte Sich sonderlich über abwesenheit der Hertzogin von Jehna,1245 NB. der Konig war indeßen mitt M. TURENNEN auf die Jagt geritten, Als ich von der MADEMOISELLE wieder kam, gieng ich weill in den gartten so neben dem alten gebeude ist und warttete darinnen so lange bis der Konig wieder kam, nach deßen wiederkunfft gieng ich zu M. TURENNEN, mitt welchem ich in dem kleinen CABINET wegen der COMMISSION So mir der H. Vatter durch schreiben aufgetragen,1246 Die antwortt war ○.1247 Von M. TURENNEN gieng ich in den COMEDIEN Sahl alwo das BALLET das zu PARIS war getantzet worden, wieder gehalten wurde, nur etliche PASTORELLEN waren darzu gethan, der Konig tantzte wieder in der ersten ENTREE und auf die letzte, (NB. MADO:) ich war auf der 3ten banck LOCIRET, Das BALLET gieng umb 8 Uhr an und endigte sich umb 11. Den 18. JANUARII 1668 ♄ Vormittage gieng der Konig bald AU CONSEIL (NB. die vornehmbsten des raths sind M. MARQVIS1248 und MARECHAL DE VILLEROY,1249 M. TELLIERS1250 und M. LION,1251 ich war beym LEVE des MONSIEUR alwo ich M. TURENNEN antraff und einen Englischen Grafen M. LE CONTE DE SAINT D’ALBAN,1252 der MONSIEUR gedachte gegen mir daß der Keyserliche Printz zu Wien gestorben were.1253 Weswegen der König die Große Trauer auf den folgenden Montag anlegen würde, von dar ließ ich mich wieder zu M. TURENNEN tragen, alwo ich zu mittage Speiste, es war der Graff SIMBOL1254 und der CONTE DE SEAUX1255 wie auch der CHEVALLER DE BOUILLON1256 bey tische, Nach der Mahlzeit Sprach ich dem MARECHAL GRANDMONT1257 zu welcher gleich über dem TURENNE wohnte, von ihm gieng ich weil in des TURENNE gemach und sahe dem Spiele weil zu in deßen Schickte ich in das neue schloß umb zu vernehmen ob die MADAME1258 zu hauß were, nach eingenommener nachricht ließ ich mich in daß neue schloß tragen, alwo ich gleich im hinein gehen den MONSIEUR1259 mitt der PRINCESSIN 1245 1246 1247 1248 1249 1250 1251 1252 1253 1254 1255 1256 1257 1258 1259
Marie Charlotte de La Trémoille, vgl. Anm. 1065. Vgl. in Bd. 3 das Konzept Herzog Ernsts I. an Anton Finck vom 30. Dezember 1667 (Nr. 89) und das Schreiben Herzog Friedrichs an Herzog Ernst I. vom 24. Januar 1668 (Nr. 97). Bedeutung des Zeichens in diesem Zusammenhang unklar, vermutlich Ausdruck der negativen Antwort. François de Neufville, vgl. Anm. 1206. Nicolas de Neufville, vgl. Anm. 504. Michel Le Tellier (1603–1685), Secrétaire d’État de la Guerre, ab 1677 Kanzler. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 401. Henry Jermyn (1605–1684), 1st Earl of Saint Albans, Lord Chamberlain. Ferdinand Wenzel (1667–1668). Nicht identifiziert. Charles-Édouard Colbert (1670–1690), Comte de S(c)eaux. Constantin-Ignace de La Tour d’Auvergne (1646–1670), genannt Chevalier de Bouillon. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400. Henrietta Anne Stuart, vgl. Anm. 466. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319.
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MONACO1260 antraff bald darauff gieng ich in der MADAME gemach alwo ich der MONSIEUR, die PRINCESSIN MONACO, die DUCHESSE DE GUISE,1261 den Printz VAUDEMONT,1262 den CONTE DE SOISSON,1263 MONSIEUR LE MARQVIS DE VILLEROY, wie auch der DUC DE GUISE1264 hinein kamen, die MADAME war unbaß und lag im bette, von der MADA- ME gieng ich in den gartten neben dem alten schloß Spatziren, von dar ließ ich mich wieder zu M. TURENNEN tragen, alwo ich Solange warttete bis das BALLET angieng welches umb 7 Uhr angieng und auf eben die arth als Es den tag zu vor war getantzet worden gehalten und umb 10 Uhr geendiget war, des abends blieb ich bey M. TURENNEN zu tische alwo auch der MARECHAL BLESSI,1265 des MARQVIS DE VILLEROY Sohn,1266 der CHEVALLIER DE LORRAINE,1267 der DUC DE LA FOY1268 und ander Hn. Mehr mitt Speisten, nach der mahlzeit nahm ich abschied von M. TURENNEN und ließ mich nach Hauße tragen. Den 19. JANUARII 1668 Wolte ich Vormittags wieder nach PARIS weill aber die gutschen schon weg waren Muste ich follends bis zu Mittage da verbleiben, Nach der mahlzeit gieng ich mitt der COMPAGNIE der edelleuthe von Speuer1269 wieder nach PARIS gieng umb 2 Uhr weg und kam gegen 5 Uhr wieder zu PARIS an, stieg in der FOUBOURG S. GERMAIN bey dem NICOLAI1270 ab, alwo ich so lange warttete bis meine leuthe ein Hauß in selben eben darin zu verweilen ausgemacht hatten, kehrte im schwartzen Lowen ein, in der RUE DE SAINT, alwo ich nur eine CHAMBRE GARNIE hatte und ließ mich von einem ROTIRIEUR Speisen. NB. NB. M. F. Den 20. JANUARII Vormittags sind meine leuthe umb Heußer auszumachen aus gangen. Bey der mahlzeit kam der Graff von Schwartzburg1271 mitt welchem ich in etliche Haußer gieng solche zu besehen, nach dem gieng ich zu M. NICOLAI bey welchem ich die Zeitung erfuhr, daß Hertzog FRIDERICH von Wirttemberg1272 gestorben, Die Zeitung des Todes des Keyserlichen printzens 1260 1261 1262 1263 1264 1265 1266 1267 1268 1269 1270 1271 1272
Catherine Charlotte de Gramont, vgl. Anm. 467. Élisabeth Marguerite d’Orléans, vgl. Anm. 1172. Charles Henri de Lorraine, vgl. Anm. 197. Eugène Maurice de Savoie-Carignan, vgl. Anm. 392. Louis Joseph de Lorraine (1650–1671), Duc de Guise. César de Choiseul, vgl. Anm. 336. Vermutlich ist hier der Marquis de Villeroy selbst gemeint (vgl. Anm. 1206), sein Sohn war zu diesem Zeitpunkt erst fünf Jahre alt. Philippe de Lorraine-Armagnac (1643–1702), genannt Chevalier de Lorraine. Unklar, vielleicht der Duc de La Feuillade, François III d’Aubusson (1631–1691), Duc de La Feuillade. Vgl. Anm. 1220. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 1055. Diese Information war nicht korrekt. Friedrich (1615–1682), Herzog von WürttembergNeuenstadt.
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noch nicht gewiß were, wie daß mann auch alhier starck von einer heurath zwischen Chur Brandenburg und der MADEMOISELLE alhier redet. Den 21. JANUARII ♂ Vormittags zu Hauße blieben, einen brief von M. FERRET1273 bekommen, Nachmittage mitt dem Grafen von Schwartzburg im balhauß gespielet. Den 22. JANUARII 1668 ☿ Vormittags das Hauß A LA CROIX DE FERRE DANS LA RUE DE SEINE bezogen der Graff von Schwartzburg LOGIRTE gleich über meinem gemach, Nachmittage wie auch
Den 23. JANUARII 1668 ♃ Vormittags meine HARDEN aus dem L’HOSTEL DE LA TREMOILLE bringen laßen. Nachmittage kamen die zwey Kaufleuthe H. KOCH und HEUSCH, wie auch der Graff LINAR1274 und M. Schachtmann, welcher mir ein Prief von Bruder Albrechten1275 von Tubingen aus und 2. Priefe von denen 2 altesten Vettern von Stuckgartt1276 brachte, bald darauf kame der Rentmeister Grumbsdorff1277 auch darzu welcher den tod der PRINCESSIN von Altenburg1278 mir erofnete. Es kam auch bald darauf M. RUMOR1279 und der Graff von Schwartzburg1280 auch darzu. Diesen tag [Den 27. JANUARII] kam der Konig mitt dem MONSIEUR,1281 der MADAME,1282 und MADEMOISELLE wieder herein von S. GERMAIN, verrichteten ihre LEVE von wegen des großen lichtmeßfestes, der Konig gleich selben tag wieder von hier weg nach MEAUX zu, bekam Zeitung daß des Churfürsten von Bayern1283 H. Bruder1284 hier were und im L’HOSTEL DE THOULOUSE alwo ich auch gelegen LOGIRTE. Den 24. JANUARII 1668 ♀ an den H. Vatter und H. Rentmeister1285 geschrieben. Den 25. JANUARII 1668 ♄ Der MARECHAL GRANDMONT1286 bey mir gewesen. NB. der DISPUT des Haußes wegen, Nachmittage an Schwe1273 1274 1275 1276
1277 1278
1279 1280 1281 1282 1283 1284 1285 1286
N.N. Feret, vgl. Anm. 527. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Albrecht, vgl. Anm. 1180. Prinz Friedrich Karl (1652–1698) und Prinz Wilhelm Ludwig (1647–1677) von Württemberg. Es handelt sich um zwei Neujahrsschreiben vom 2. Januar 1668 aus Tübingen. Vgl. beide Schreiben LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 32, Vol. IV., unfol. Albrecht Christian von Kromsdorff (1626–1684), kursächsischer Landkammerrat, Rittmeister. Magdalena Sibylla von Sachsen (1617–1668), geb. Prinzessin von Sachsen, verw. Prinzessin von Dänemark, in zweiter Ehe verm. mit Friedrich Wilhelm II. (1603–1669), Herzog von Sachsen-Altenburg. Detlef von Rumohr, vgl. Anm. 1006. Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 1055. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. Henrietta Anne Stuart, vgl. Anm. 466. Ferdinand Maria (1636–1679), seit 1651 Kurfürst von Bayern. Maximilian Philipp Hieronymus (1638–1705), Herzog von Bayern-Leuchtenberg. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400.
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ster Dorothe Marie1287 geschrieben, gegen 8 Uhr zum ball des MONSIEUR [geben] gangen welcher im PALAIS ROYAL gehalten wurde, bey welchem der DUC DE MONMUT1288 des Konigs von Engelland natürlicher Sohn der DUC DE BEAUFORT,1289 der DUC DE ROAEN vom Hauße DE GIMMENE,1290 des AMBASSATEURS von SAVOYEN söhne,1291 des CARDINALS VENDOME1292 sohne,1293 so Hn. von 12 jahren sind und andere mehr, Von DAMES waren dar die MADEMOISELLE1294 LA PRINCESSE DE HARCOURT,1295 LA PRINCESSE DE MONACO,1296 MADAME LA DUCHESSE DE VILLEQVIERE,1297 des TELLIERS Dochter,1298 Eine Englische Hertzogin und grafin so bey der Konigin von Engeland1299 sind, Englische DAME des Konigs in Engeland MAISTRESSE Schwester1300 MADAME DE CASTELNO,1301 Eine MADAME DE COEQVIN des GOUBERNEUR zu S. MALO gemahlin,1302 Eine grafin aus BRETTAGNEN, MADEMOISELLE DE SEVIGNI1303 genant, MADAME DE LUDE1304 und MADAME DE FIENNE.1305 Vor dem ball sahe ich die MADAM1306 eßen, worzu auch MONSIEUR1307 kam, unter wehrenden ball dantzeten Sie auch Englische däntze. Der DUC DE MONMUT dantzte sehr wohl, der ball wehrete bis umb 1 Uhr (NB zogen mich auch auf) M. MARECHAL GRANDMONTS1308 rath weges des Dantzens. gegen 1 ½ Uhr kam ich nach Hause.
1287 1288 1289 1290 1291 1292 1293 1294 1295 1296 1297 1298 1299 1300 1301 1302 1303 1304 1305 1306 1307 1308
Dorothea Maria, vgl. Anm. 616. James Scott (1649–1685), Duke of Monmouth. François de Bourbon-Vendôme, vgl. Anm. 1237. Charles II de Rohan-Guémené (1633–1699). Nicht identifiziert. Louis de Bourbon (1612–1669), Duc de Mercoeur, Duc de Vendôme, 1667 Kardinal, Gouverneur der Provence. Louis Joseph de Bourbon (1654–1712). Philippe de Bourbon (1655–1727). Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376. Wahrscheinlich Anne de Lorraine (1639–1720), 1660 verm. mit François Marie de LorraineGuise (1623–1694), Prince de Lillebonne, seit 1666 Comte d’Harcourt. Catherine Charlotte de Gramont, vgl. Anm. 467. Madeleine Fare Le Tellier (1645–1668), 1660 verm. mit Louis-Marie-Victor (1632–1704), Duc d’Aumont de Rochebaron, Marquis de Villequier. Michel Le Tellier, vgl. Anm. 1250. Henrietta Marie de Bourbon, vgl. Anm. 1230. Unklar. Nicht identifiziert. Marguerite Gabrielle Charlotte de Rohan-Chabot, 1662 verm. mit Malo II de Coetquin (1634–1679), Comte de Combourg, Gouverneur der Stadt Saint Malo. Marie de Rabutin-Chantal (1626–1696), verm. mit Henri de Sévigné (1623–1651), Marquis de Sévigné. Éléonore Renée de Bouillé (gest. 1681), verm. mit Henri de Daillon (1622–1685), Comte, dann Duc de Lude, Marquis d’Illiers. Nicht identifiziert. Henrietta Anne Stuart, vgl. Anm. 466. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400.
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Den 26. JANUARII 1668 in die Hollandische predigt gefahren den Graff von Schwartzburg1309 nahm ich mitt, bey tische waren viel von Hertzog MAXEN1310 des Churfürsten von Bayern brudern leuthen so alles auskundschafften, Nachmittage geschrieben. Den 27. JANUARII 1668 Vormittags das Reitten bey M. DIVEEN des BLESSI1311 des Bereiters bruder angefangen. Gebe von die ANTREE und den monat zusammen gerechnet 6 LOUIS DOR 1 LOUIS d. den Knechten zur ANTREE und 1 thr. vor Spisruthen und Kopffgeld, ORDINARE aber gab ich des monats 5 LOUIS DOR und den Knechten 1 thr. vor die Spiesruthen und Kopffe, traff aldar M. Sprekoltzheim,1312 M. Mirenholtz,1313 M. Stusch,1314 M. Schatman,1315 und die 2 Grafen1316 Nachmittage der Schwedische RESIDENT M. BOUFFENDORF1317 bey mir gewesen, wie auch der graff LINAR,1318 Den 28. JANUARII 1668 ♂ Geritten, von dem H. Vatter die RESOLUTION ITALIENS bekommen,1319 2 schreiben von der Frau Mutter, 1 von dem Bruder zu Gotha,1320 von M. Prischencken,1321 1 von dem Cantzler von Gotha1322 und ein von der Schwester zu Darmbstadt.1323 H. Grumbsdorff1324 aß mitt. Nachmittage zu dem Schwedischen RESIDENTEN1325 gefahren bey welchem M. PAUL1326 der Heidelbergische RESIDENT war, hernach zu M. NICOLAI1327 gefahren, der tantzmeister M. wie auch ein von Triesen,1328 M. Birnholtz1329 und M. COULO1330 bey mir gewesen. Den 29. JANUARII 1668 ☿ Vormittags auf des FORESTIE ACADEMI1331 welche der DEL CAMP1332 so gekopffet worden, zu vor gehabt alwo ich 1309 1310 1311 1312 1313 1314 1315 1316 1317 1318 1319 1320 1321 1322 1323 1324 1325 1326 1327 1328 1329 1330 1331
Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 1055. Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 1284. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Im Falz, Seite beschädigt, vermutlich Lynar und Schwarzburg-Sondershausen. Esaias von Pufendorf, vgl. Anm. 1213. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Vgl. u.a. in Bd. 3 das Konzept Herzog Ernsts an Anton Finck vom 13. Januar 1668 (Nr. 96). Nicht eindeutig. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Ernst Ludwig Avemann (1609–1689), Dr. jur., seit 1666 Vizekanzler, Kanzler ab 1673. Elisabeth Dorothea, vgl. Anm. 1110. Albrecht Christian von Kromsdorff, vgl. Anm. 1277. Esaias von Pufendorf, vgl. Anm. 1213. Vermutlich Johann Friedrich Pawel von Rammingen. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Barthold Clemens von der Kuhla, vgl. Anm. 258. Académie Forestier in der Rue de Sorbonne.
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den Vetter von Lutzelstein,1333 und den Printz RATZIVIL1334 reitten sahe, Von dar fuhr ich zu M. GRANDMONT1335 bey welchem ich den DUC DE S. SIMON den GOUBERNEUR zu BLAY1336 antraff. Von dar nacher Hauß, Nachmittags fuhr ich noch zu MONSIEUR PELNITZen1337 dem Churbrandenburgischen Abgesandten, von dar zu M. WICKA1338 dem Keyserlichen RESIDENTEN, welcher viel von dem tode des Keyserlichen printzens redete, Sonderlich des Keysers Rede als mann ihn hatt trosten wollen, Von dar auff die FOAIRE gefahren. Zu M. NICOLAI. Den 30. JANUARII 1668 ♃ Vormittags geritten Nachmittage kam Printz RATZIVILL und der Pfaltzgraff von Lutzelstein1339 zu mir. Den 31. JANUARII 1668 ♀ an die zwey elteste Vettern von Stutgard1340 geschrieben, Nachmittage an den H. Vatter, Frau Mutter, Schwester Elisabeth,1341 den landgrafen von Darmbstadt,1342 Bruder albrechten,1343 die Brüder zu Gotha. Den 1. FEBRUARII 1668 ♄ Vormittags geritten. Der Graf LINAR1344 kam auf die reithschul, Nachmittage gedantzet. Zu M. NICOLAI1345 gefahren. Den 2. FEBRUARII 1668 Gegen 8 Uhr nach CHARANTON gefahren aldar ich M. TURENNEN1346 antraff, der eine Pfahr M. CLAUDE1347 hielt eine sehr schone predigt, M. DRELINOURT,1348 M. DALIE1349 und M. MARUS1350 empfingen mich mitt einer Rede und begleideten mich nach geendigter Predigt bis zur gutschen, ich kam umb 10 Uhr hin und wieder hieher umb 1. Nachmittage kam M. PELNITZ1351 zu mir.
1332 1333 1334 1335 1336 1337 1338 1339 1340 1341 1342 1343 1344 1345 1346 1347 1348 1349 1350 1351
N.N. Delcampe, ursprünglich Del Campo. Gustav Philipp (1651–1679), Pfalzgraf von Veldenz-Lützelstein. Stanislaus Casimir (Stanisław Kazimierz) Radziwiłł, vgl. Anm. 988. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400. Claude de Rouvroy (1607–1693), Duc de Saint Simon, Gouverneur der Stadt Blaye. Gerhard Bernhard von Pölnitz, vgl. Anm. 1177. Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg (ca. 1623–1688), 1667-1669 kaiserlicher Resident in Paris, 1665 Salzmaier in Hall in Tirol. Gustav Philipp, vgl. Anm. 1333. Prinz Friedrich Karl (1652–1698) und Prinz Wilhelm Ludwig (1647–1677) von Württemberg. Es handelt sich um die Antwort auf die zwei Neujahrsschreiben, vgl. Anm. 1276. Elisabeth Dorothea, vgl. Anm. 1110. Ludwig VI., vgl. Anm. 154. Albrecht, vgl. Anm. 1180. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199. Nicht identifiziert. Charles Drelincourt (1595–1669), reformierter Prediger. Jean Daille (Dalaeus) (1594–1670), reformierter Theologe, Prediger. Nicht identifiziert. Gerhard Bernhard von Pölnitz, vgl. Anm. 1177.
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Den 3. FEBRUARII 1668 Vormittags an meinen Schwager1352 geandworttet. Nachmittage der MARQVIS CORTEMER1353 und der MARQVIS CROUSILLON1354 bey mir gewesen, mitt ihnen in der JESUITER Kirchen gefahren und in der RUE S. ANTOINE Spatziren gefahren aldar man über die 2.000 gutschen Sahe, weill es im CARNEVAL gebrauchlich ist aldar Spatziren zu fahren und die VerMASQVIERTE dar vorbey fahren konten und gehen zu sehen. Von dar in die FOAIRE S. GERMAIN gefahren. Den 4. FEBRUARII 1668 ♂ Vormittage bekam ich ein schreiben von Ochsen1355 war LA MARCH1356 der tantzmeister vom Ball bey mir wie auch der Junge Ochß1357 von Franckfurth. Nachmittage ließ ich mich bey der Konigin von Engeland1358 angeben, alwo ich sehr CIVIL empfangen wurde, durch den GARDE Sahl wurde ich gefuhret (im durchgehend stieß der trabanten mitt der Hellepartten etliche mahl auf die Erde welches sonst die großen Hn. in Franckreich zu Ehren geschiehet.) als ich in das gemach tratt stund die Konigin gleich auf und blieb so lange stehend bis wieder zum abschied, Sie ist klein und eine Dame von etliche jahren. Sie gedachte daß Sie die reyse über die Sehe schon 8 mahl gethan. Es waren viel Hn. und DAMES bey ihr. Von dar fuhr ich nach M. SEGUIER1359 dem Cantzel, M. COLBERT,1360 M. DE LYON,1361 M. TELLIERS,1362 welche ich aber alle nicht antraff. Zu M. NICOLAI1363 in die FOAIRS S. GERMAIN gefahren. NB. Die DAMES mitt der LARVE. Den 5. FEBRUARII 1668 ☿ Vormittags an die MADAME LUv ZERNE1364 geschrieben. Den BAGEN wieder abgedancket. Nachmittage fuhr ich nach S. DENIS, den schatz und begrabnüß aldar zu sehen, des vorigen Konigs LUDOVICI XIII. leichnam stehet in der Kirchen, noch beygesetzet, über welchem eine schwartz sammete decke mitt dem Wappen gestickt lieget und unter einen von schwartzen sammet gemacht Himmel stehet, bey welchem auch stetig lichter gebrandt werden. Diese leiche wird nicht eher weg gethan und begraben bis ein anderer Konig stirbet. Was von dem schatz, und was vor be-
1352 1353 1354 1355 1356 1357 1358 1359 1360 1361 1362 1363 1364
Ludwig VI., vgl. Anm. 154. Léonard-Antoine de Saint-Simon, vgl. Anm. 571. Nicht identifiziert. Johann Ochs, vgl. Anm. 395. Nicht identifiziert. Vermutlich Johann Ochs, gleichnamiger Sohn des Kaufmanns Johann Ochs aus Frankfurt am Main, vgl. Anm. 395. Henrietta Marie de Bourbon, vgl. Anm. 1230. Pierre Séguier, vgl. Anm. 593. Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 329. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 401. Michel Le Tellier, vgl. Anm. 1250. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342.
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Abb. 10: Rue Saint-Antoine in Paris
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grabnüße aldar zu sehen sind, kann mann aus beygefügtem Verzeichnüß ersehen.1365 Das vornembste aber, war ein nagel vom Creutz Christi. Die 2 Cronen des HENRICI IV, die Hand des Apostels Tomæ [mitt] welche Er Christo in Seine seiten geleget, Die Crone des CAROLI MAGNI, an welcher ein RUBIN, gleich einem tauben Eye. Die Kirche wird von 2 großen Englischen Hunden verwahret, und ist stetig ein Schweitzer der in der Kirche wachet. Von dar kam ich wieder nach PARIS und fuhr bald darauf in die FOIRE. M. NICOLAI Den 6. FEBRUARII 1668 ♃ Geritten. Viel mitt dem CAPITAIN. gedantzet. Der Graf LINAR1366 und M. Grumbßdorff1367 bey mir gewesen. M. NICOLAI. Den 7. FEBRUARII 1668 ♀ M. NICOLAI Geritten. Nachmittage gedantzet, kam M. JUSTEL1368 zu mir mitt welchem ich erst nach VAL DE GRACE gefahren, welches Ein Nonnen Closter mitt einer schönen Haubt Kirchen ist und von der ANNA D’AUSTRICHE1369 gebauet worden, inwendig stehet Ihr hertz, wird wenn Es gantz verfertiget wird dahin soll begraben werden. Von dar fuhr ich in die SORBONNE welche von CARDINAL RICHELIEU erbauet und gestiftet worden, welches ein COLLEGIUM vor die STUDIOSOS ist. Die geistlichen so darinnen INFORMIREN wohnen Ihr lebtage darinnen, oben siehet mann die BIBLIOTHEC die der CARDINAL RICHELIEU RAMMASSIRET hatt. Sie bestund in einer eintzigen langen Cammer So 2 reyen fenster hatte. Die Kirche ist schön angeleget aus ermangelung des geldes aber ist Sie noch nicht ausgeführet. Mann Siehet allendhalben zum wenigsten auch in den glasscheiben und rinnen des CARDINALS Wappen. Zu M. NICOLAI.1370 Den 8. FEBRUARII 1668 ♄ M. NICOLAI Geritten, der Graf ritte nicht mitt. Der Grumbsdorff1371 aß zue 2 mahl mitt, gedantzet, M. NICOLAI. NB. Des Laqvayens 1372 Den 9. FEBRUARII 1668 Vormittage die BIBLIOTHEC des CARDINALS MAZARINS besehen. Welche aber wohl recht ausgeräumet war, weil der König alle die raresten bücher dar von nimbt und in Seine BIBLIOTHEC thut, Es sind bey die 2.000 MANUSCRIPTA darinnen, von getruckten sind sehr viel ITALIENIsche, Spanische, Teutsche, Englische, Arabische, Grigische und von vielen andern Sprachen darinnen. Sie wird in das COLLEGIUM der QVATER NA1365
1366 1367 1368 1369 1370 1371 1372
Nach fol. 401 eingebundene Druckschrift: Inventaire ov Denembrement tant des Corps Saints & Tombeaux des Roys, qu’autres Raretez qui se voyent en l’Eglise de saint Denys, hors du Thresor. A Paris. Le 8. Mars 1659. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Albrecht Christian von Kromsdorff, vgl. Anm. 1277. Henri Justel, vgl. Anm. 1140. Anne d’Autriche, vgl. Anm. 490. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Albrecht Christian von Kromsdorff, vgl. Anm. 1277. Teilweise im Falz verdeckt.
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Abb. 11: Titelblatt
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TIONS gethan. M. POICTRIN1373 ist BIBLIOTHECARIUS darbey und LOGIRET bey der BIBLIOTHEC. Von dar fuhr ich in die BIBLIOTHEC des Konig worüber M. CARCAVY1374 als BIBLIOTHECARIO bestellet ist. Die ersten 4. Kammern sind voll lauter MANUSCRIPTA auch viele 1.000 stück So zwar mehrentheil Griegische
sind über denen 4 Cammern sind noch 8 Cammern, so aber sehr klein sind, in der einen Cammer war des LUTHERI CONTERFAIT mitten unter etzliche babste gehenget, wie denn auch des Konigs in Schweden1375 und Hertzog Bernhards1376 CONTERFAIT am CAMIN standen. Von dar gieng ich in des Konigs CABINET, darinnen, die MEDAILLEN und allerhand RARE sachen zu sehen darunter zu 1. Ein gantz Werck von 24 banden, wohl zu sehen ist darin allerhand thiere, Kräuter und bäume nach dem leben auf BARGEMENT sehr künstlich gemahlet ist dar von iedes stück 3 bis 4 LOUIS D’OR gekostet der Mahler heist ROT1377 und ist dieses Werck von dem DUC D’ORLEANS1378 zusammen gebracht worden, 2. Sind sehr viel bucher von MINIATUR darin darunter ein Altteutsch TURNIR buch zu sehen war worin aller Edelleuthe Wappen und nahmen so damahls mitt TURNIRET haben gemahlt waren, Nach gehends waren alle Konige von Franckreich vom PHARAMUNDUS1379 an bis auf FRANCISCUM I.1380 sehr schon von MINIATUR arbeit gemahlet, und [ihr] eines ieden lebens lauff darbey geschrieben, ferner viel MIRACULA der Jungfrau MARIEN in FOLIO, auch auf MINIATUR arth gemahlet. 3 die MEDAILLEN sind in sehr großer QVANTITAT aldar zu sehen sonderlich viele von gold darunter mehr als 80 stück ieder zu 100 bis 200 thr. waren, von den alten waren ein Otto von Kupffer, 1 JULIUS CÆSAR von gold, Ein BRUTUS von Kupffer, und ander mehr, hierbey ist sonderlich zu r OBSERVIREN, daß die alten MEDAILLEN alle die FAMILLIEN auf die Sie schlagen laßen RANGIRET sind, von den MODERNEN, waren 3 große golden stück So der itzige Konig hatt pregen laßen, so sehr tick waren, darunter, das eine auf, das neue LOUVRE, das andere, auf das neue ASTROLABIUM darvon nur das FUNDAMENT erst geleget ist, gemacht worden. Es waren viel von den Sachsischen, des Konigs in Schweden, der Konigin, etliche Keyser und vielen Teutschen Hn. muntzen darinnen. Man Siehet auch viel von den in AGAT und andern PRECIEUSEN steinen geschnidene bildern, FIGUREN und historien, in einem absonderlichen schranck. Zuletzt wurde mir, des CHILDERICI1381 Konigs in Franckreich grab gezeiget, welches der Churfürst von Meintz1382 dem Konig 1373 1374 1375 1376 1377 1378 1379 1380 1381 1382
Nicht identifiziert. Pierre de Carcavi (ca. 1600–1684), seit 1663 königlicher Bibliothekar. Gustav II. Adolf (1594–1632), König von Schweden. Bernhard von Sachsen-Weimar, vgl. Anm. 230. Nicht identifiziert. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. Pharamond, vgl. Anm. 491. François I, vgl. Anm. 297. Childéric I. (de Tournai) (gest. 481/482). Das Grab in Tournai wurde 1653 entdeckt. Johann Philipp von Schönborn, vgl. Anm. 396.
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verehret, und zu TOURNAY vor diesem gefunden worden,1383 darin mann sehr viel gold edelgestein und allerhand PRECIEUSEN sachen gefunden hatt, sonderlich sein bitschier rinck, sein IDOLUM so ein ochsen Kopff gewesen mitt rubinen besetzen, sehr viel gold, guldenes flies1384 und viel ringe so auf seinem Kleide gehefftet gewesen, ein Cristallien Kugel so mann ihm in die Hand mitt gegeben, (welcher Sie das Cristall hoher als gold gehalten haben) Einen von seinen Zähnen, Seinen dolch und seine Hacke, welches alles sehr schön zu sehen ist und eines von den RAResten stücken mitt ist als ich iemahls gesehen. Nachmittage den Pfaltzgraffen von Lützelstein1385 und den Printz RATZIVIL1386 welche in des FARESTIE ACADEMI1387 wahren zugesprochen, M. NICOLAI,1388 in den LUXEMBOURG gefahren, dan im gartten Spatzieren gefahren und den MARQVIS MARANVILLE1389 der der MADEMOISELLE1390 anverwandt ist angetroffen. Den 10. FEBRUARII 1668 Vormittags geritten, Nachmittage gedantzet. M. NICOLAI, der graf LINAR1391 und M. Grumbsdorff1392 Speiseten mitt (Die AVENTUR mitt der ansprache der MADAME DOUARIERE1393 und der Hertzogin von Wirttemberg.1394) M. NICOLAI, in die FOIRE gefahren, (NB. das oberste stubgen in der einen BUDIQVE, der graf LINAR.) Den 11. FEBRUARII ♂ M. NICOLAI, geritten, der Pfaltzgraff von Lutzelstein1395 und der Printz RADZIVILL1396 kamen auf die reithschul, als ich nach Hauß kam bekam ich schreiben, vom H. VATTER, Frau MUTTER, Schwester DOROTHE MARIE,1397 der MARGGRAFIN von BADEN,1398 und M. Brischencken,1399 Nachmittage gedantzet, zur PRINCESSIN von Wirttemberg1400 ge-
1383
1384 1385 1386 1387 1388 1389 1390 1391 1392 1393 1394 1395 1396 1397 1398 1399 1400
Das Grab in Tournai wurde 1653 entdeckt. Leopold Wilhelm (1614–1662), Erzherzog, Statthalter der spanischen Niederlande, nahm den Grabschatz mit nach Wien, dieser ging 1665 als Geschenk an Ludwig XIV. Lesung unsicher. Gustav Philipp, vgl. Anm. 1333. Stanislaus Casimir (Stanisław Kazimierz) Radziwiłł, vgl. Anm. 988. Académie Forestier in der Rue de Sorbonne. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Nicht identifiziert. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376. Sigmund Casimir zu Lynar, vgl. Anm. 1057. Albrecht Christian von Kromsdorff, vgl. Anm. 1277. Marguerite de Lorraine, vgl. Anm. 1198. Isabella von Arenberg-Barbençon (1623–1678), Herzogin von Württemberg, verm. mit Ulrich Herzog von Württemberg-Neuenbürg (1617–1671). Gustav Philipp, vgl. Anm. 1333. Stanislaus Casimir (Stanisław Kazimierz) Radziwiłł, vgl. Anm. 988. Dorothea Maria, vgl. Anm. 616. Friedrich Magnus (1647–1709) und Karl Gustav (1648–1703), Markgrafen von Baden-Durlach. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Maria Anna Ignacia (1653–1693), Prinzessin von Württemberg.
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fahren, zu M. NICOLAI in die FOIRE, M. Hopfgartten1401 wurden etzliche Knopff heute vom rock geschnitten. Den 12. FEBRUARII ☿ M. NICOLAI.1402 Zu M. TURENNEN gefahren mitt ihm wegen des abschieds beym Konige, RECOMMENDATIONES in ITALIEN, und den freyen EXERCITIUM unser RELIGION alhier zu PARIS geredet, Nachmittage gedantzet des GENERALS BATWITTZ1403 NEUVE bey mir gewesen, M. NICOLAI, der MARQVIS CORTOMER1404 bey mir gewesen. Den 13. FEBRUARII 1668 ♃ M. NICOLAI, geritten, kam der lutherische Pfahr zu mir, gedantzet, darnach zur Hertzogin von MECKLENBURG1405 gefahren, welche mir auch im bette AUDIENTZ gab Sie hatte eine langen Sach von gulden stuck an so mitt hermelin gefüttert war, Sie dachte daß Ihr Herr1406 itzo zu Rom were und nach seiner zurück- kunfft eine reyse nacher Engelland thun würde da Sie denn nach selb vollbrachter reyse mitt ihm nacher teutschland gehen würde. Zu M. NICOLAI. Den 14. FEBRUARII 1668 ♀ zu M. NICOLAI. Darnach an den H. Vatter, wegen TOUR in ITA. geschrieben,1407 dem Cantzler,1408 M. Brischencken1409 und dem denischen Landschreiber Hn. Ulichen1410 zu CREMPE geandworttet. Nachmittage zu erst in LOUVRE gefahren aldar der alten Konigin APARTEMENT gesehen, darbey [die] der Sahl so gantz mitt MARMOR ausgebauet, die [antiqven] CAMERA der STATUEN und der Konigin bad stuben, sehr brachtig anzusehen das gemach der Konigin war unten auf der Erden gantz mitt allerhand Holtzwerck ausgeleget, darnach die lange GALERIE so 600 schrit lang ist besehen, von dar fuhr ich in das Hauß worinnen des Konigs MOBLEN und Silberwerck aufgehoben wird in der Kammer wo die bettMOBELLN war, war des Konigs mantell wenn Er die Ritter machet anthut So HENRICUS IV machen laßen. Die tapet und und betgehenge des FRANCISCI I. so sehr schone stück (NB. bey einem andern ACCOUCHEMENT der Konigin oder der MADAME1411 werden neue umbhange des bettes gemacht deren sehr viel und sehr prachtig zu sehen waren, unter andern war auch eines darunter von 1.000 jahr so noch sehr wohl roche den es von wohlriechenden leder die Menge gemacht. Das silbern und guldene geschirre ist bald unbeschreiblich und sind 3 ziemblich große Cammer darmitt gefüllet unter solchen aber ist zu mercken, die 24. gro1401 1402 1403 1404 1405 1406 1407 1408 1409 1410 1411
Wahrscheinlich der in Paris angenommene deutsche Lakai. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Nicht identifiziert. Léonard-Antoine de Saint-Simon, Vgl. Anm. 571. Elisabeth Angélique de Montmorency-Bouteville, vgl. Anm. 534. Christian Ludwig I., vgl. Anm. 533. Der Brief ist offenbar nicht erhalten. Ernst Ludwig Avemann, vgl. Anm. 1322. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Jodocus Hermann Uhlich, vgl. Anm. 1233. Henrietta Anne Stuart, vgl. Anm. 466.
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ße silbern COLLABIONST1412 an deren eine 4 Personen zu tragen haben, und zu nichts anders gebraucht wird als daß das CONFAIT bey den COLLATIONEN darauff gestellet werden, ferner die 4 sehr großen leuchter an deren end waren zwey große nackende weibes kinder stehen und den leuchter halten, darvon ein ieder auf 2.000 thr. kombt, Ferner die 4 große gefaße allerhand wohlriechende SPECERei darin zu thun dar von ein iedes auf 3.000 thr. kombt, Ferner die 24 große waßer Kruge und 40 große blumen stucke dar von ein iedes auf 2.000 thr. kombt, Ein gantz güldener Spiegel, der vorigen Konigin nachtzeug und SERVIS alles von golde. Viel große BOCAL und lichter von golde, Die schöne großen silbern Morenleuchter, Ferner die 4 große CHENE1413 Mitt den großen Cronen, Die 24 große gießbecken und Kannen dar von ied. Kanne 1 ½ teutsche Ehlen hoch ist und so schwer daß Sie kaum einer heben kan. Dar von ein ieder auf 2.000 thr. kombt und schwerlich von 8. personen fortgebracht werden könne, und des Konigs tapeten wohl zu sehen. Von dar Fuhr ich zu der MADAME DOUARIERE,1414 Sie hatte alle der GARDE in ordnung stellen laßen, und die Hertzogin von Württemberg1415 empfieng mich im GARDE Sahl mitt welcher ich in der MADAME1416 gemach gieng, Die MADAME empfieng mich mitt einem Kuß, Sie ist eine DAME von 48 jahren siehet aber einer DAMEN von 60 jahren gleich ist wegen ihrer PIETAT und gottseligen lebens sehr beruhmbt, im weggehen gedachte Sie Sie wolte Gott bitten daß ich zu der Catholischen RELIGION gebracht würde, aus ihrem gemach gieng ich mitt der Hertzogin von Württemberg in ihr gemach alwohin die MARECHALLEN BELLEFORD1417 auch kam. Die Hertzogin von Wurttemberg ENTRETENIRTE mich sehr lange mitt allerhand DISCOURSEN sonderlich von der RELIGION. Gegen 7 Uhr fuhr ich wieder nach Hauße. Den 15. FEBRUARII 1668 ♄ M. NICOLAI,1418 geritten Nachmittage meine DEVOTION abgewarttet. Den 16. FEBRUARII 1668 In meinem Hauße neben meinen leuthen mitt 4 andern teutschen von adell bey dem Danischen Lutherischen Pfahr M. 1419 COMMUNICIRET. Nachmittage meine DEVOTION abgewarttet. M. NICOLAI.
1412 1413 1414 1415 1416 1417 1418 1419
Unklar, wahrscheinlich große Platten oder Etageren. Eichen. Marguerite de Lorraine, vgl. Anm. 1198. Isabella von Arenberg-Barbençon, vgl. Anm. 357. Henrietta Anne Stuart, vgl. Anm. 466. Madeleine Fouquet (gest. 1716), 1665 verm. mit Bernardin Grigault (1630–1694), Marquis de Bellefonds, Lieutenant-Général, 1668 Maréchal de France. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Nicht identifiziert.
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Den 17. FEBRUARII 1668 M. NICOLAI. Geritten. Gedantzet. NB. Die rede der Sachsischen Abgesandten1420 durch M. Grumbsdorffen1421 meine Sachen einbacken laßen, M. NICOLAI. Den 18. FEBRUARII 1668 ♂ M. NICOLAI. Zum Schwedischen RESIDENTEN M. BUFFENDORF1422 gefahren. Mich zur reyse nacher S. GERMAIN fertig gemacht. Nachmittag weil ich keine gutschen haben konte blieb ich selben nachmittag noch zu PARIS und fuhr zu dem Keyserlichen RESIDENTEN LE BARON WICKA,1423 welcher kranck war seine Kranckheit war wunderbahrlich denn Er sonst gantz keine Schmertzen hatt und Ihm nichts wehe thut als wenn Er auf aufgerecht ist so hatt Er ein grausames Kopfreißen und Schwindelig, so Er aber Sich wieder nieder leget, Ist Er gantz gesund Weswegen Er Sich stetig zu bette hält, Er hatt Es auf der reyse nacher S. GERMAIN bekommen, RAISONNIRTE viel über unser Teutschland, der Schwedische RESIDENT war bey Ihm, M. NICOLAI. Den 19. FEBRUARII 1668 ☿ Gieng ich in einer SCHAISE ROULANTE mitt M. FINCKen allein umb 6 Uhr frühe nach S. GERMAIN. Kam alda umb 9 Uhr an ließ mich gleich vor den LOUVRE fahren, gieng alsobalden zu M. TURENNEN1424 bey welchem ich den Schwedischen RESIDENTEN1425 antraf mitt M. TURENNEN gieng ich zum LEVEE DU ROY ich wurde beym Konig angesagt darauf ich alsobald zum Konige kam, Als Er sich angezogen PRESENTIRTE mich gleichergestalt wie bey der ersten ENTREÉ, M. TURENNE da ich denn gleich meinen abschied vom Konig nahm. Der Konig andtworttete mir Es were Ihm leid daß Ich nicht länger in Franckreich blieb Er verhoffte aber daß ich ein mahls wieder kommen würde, Nach diesem hatten die vom GRAND CONSEIL AUDIENTZ welche dem König wegen seiner neuen CONQVESTEN GRATULIR ten der das Wortt anbrachten fiel Erstlich auf die Knie machte eine schone rede zuletzte aber bliebe Er bestucken, Er endschuldigte Sich aber daß der ESCLAT seine Koniglichen Person und der SPLENDEUR seines Hofes ihm so PERTURBIRTen daß diese FAUTE begieng, redete darnach noch ferner fortt, von
1420
1421 1422 1423 1424 1425
Christian Ernst Kanne zu Klöden (1617–1677), kursächsischer Kammerherr, Oberhofmarschall, kursächsischer Gesandter in Paris. Nicolaus von Gersdorff (1629–1702), Freiherr auf Baruth etc., königlich polnischer und kursächsischer Geheimer Ratsdirektor, Landvogt der Oberlausitz, Kammerpage, 1647 Universität Wittenberg, ca. 1651 Reise nach Frankreich, durch die Niederlande, England und Italien, 1655 kurfürstlicher Appellationsrat, Hof- und Justizrat, 1657–1660 Gesandter in Wien, Geheimer Rat, 1662–1664 Gesandter in Regensburg, 1667–1668 Gesandter in Paris, weitere Gesandtschaften u.a. 1680 Berlin, im gleichen Jahr Oberkämmerer, 1686 Geheimer Ratsdirektor. Albrecht Christian von Kromsdorff, vgl. Anm. 1277. Esaias von Pufendorf, vgl. Anm. 1213. Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, vgl. Anm. 1338. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 199. Esaias von Pufendorf, vgl. Anm. 1213.
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dar gieng ich ins Wirtshauß M. HASET1426 Speisete mitt muste in eine HOBERGE gehen, und aldar eßen in der Weißen feder1427 genandt, Nach der Mahlzeit hatt ich bey der Konigin AUDIENTZ umb von der selben abschied zu nehmen (NB. die grimasse der Konigin über die rede der itzigen CONQVESTE, und die letzte andtwortt auf mein COMPLEMENT), nahm aldar auch von der MADAME DE MONTOSIE1428 abschied. Von dar gieng ich zum DAUPHIN1429 von demselben abschied zu nehmen Er war gantz verstoret als Er mich sahe und redete kein Wort beym abschied EMBRASSIRTE Er mich. Von dar nahm ich abschied von der MADAME LA DUCHESSE DE LA MOTTE1430 (NB. der DISCURS TOUCHENT L’AVOCATION DU MARIAGE ET DES AUTRES CHOSES) Von dar zu M. TELLIER,1431 welchen ein COMPARAISON mitt den ACTIONEN des itzigen Konigs und des HENRICI IV. und LUDOVICI XIII. ACTIONEN machte, gieng in den gartten weill Spatziren, nahm bey der MADEMOISELLE MONPENSIER1432 abschied, Sie versprach mir einen brief an die Groß Hertzogin von FLORENTZ1433 mittzugeben. Zu M. TURENNEN, nach Hauße. Den 20. FEBRUARII 1668 ♃ Gegen 9 Uhr nach Hoff tragen laßen, Beym LEVEE des MONSIEUR1434 gewesen und von demselben abschied genommen zuletzt rief Er mir nach die Hertzogin von Jehna1435 zu grüßen. Ich bekam auch den DUC DE COALIN1436 zu Sprechen, von dar ins alte LOUVRE vom M. MARECHAL GRANDMONT1437 abschied genommen, der Englische ENVOYE1438 hatte AUDIENTZ beym König, nacher Hauß. Nachmittage zum Cantzler SEGVIER1439 und von ihm abschied genommen, Er ist Ein Mann von etlichen 80 jahren, von dar mich zur MADAME1440 tragen laßen. NB. lag mitten in der stuben auf der Erden war eine kurtze unterhaltung nahm abschied. Von dar gieng ich zu M. LYONNE1441 und denn zu M. TURENNEN und M. BONNEOIL1442 von welchen allen ich abschied nahm. Der Konig Spielte im balhauß. Weill Es sich mitt den VISITEN lange verzogen muste ich noch selben abend da bleiben. 1426 1427 1428 1429 1430 1431 1432 1433 1434 1435 1436 1437 1438 1439 1440 1441 1442
Vermutlich N.N. Hasset, Sekretär des Maréchal Turenne. Lesung unsicher. Julie Luciana d’Angennes, vgl. Anm. 1134. Louis, vgl. Anm. 1050. Louise de Prie, vgl. Anm. 1200. Michel Le Tellier, vgl. Anm. 1250. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376. Vittoria della Rovere (1622–1694), Granduchessa di Toscana, verm. mit Ferdinando II de’Medici. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. Marie Charlotte de La Trémoille, vgl. Anm. 1065. Nicht identifiziert. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400. Sir John Trevor (1626–1672), englischer außerordentlicher Gesandter in Paris 1668. Pierre Séguier, vgl. Anm. 593. Henrietta Anne Stuart, vgl. Anm. 466. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 401. Étienne Chabenat de Bonneuil, vgl. Anm. 1103.
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Den 21. FEBRUARII 1668 ♀ Vormittags umb 7 Uhr von S. GERMAIN auf einer CHAISE ROULANTE wieder nach PARIS gangen alwo ich gegen 10 Uhr ankam, bald nach meiner ankunfft legte ich bey dem Sächsischen Abgesandten1443 eine VISITE ab, welcher in dem HOSTEL DE LUINE LOGIRTE, M. GERSDORFF1444 war nur zu Hauße Er empfieng mich auf der treppen. Er wieß mir das CREDITIV, welches der Churfürst von Meintz, Trier, Cölln, Sachsen, Bayern, Brandenburg, Pfaltz, Bischoff von Müntzter, Hertzog von Neuburg, Hertzog von Braunschweig Wolfenbüttel, Braunschweig Zell, der Bischoff von Oßnabruck und die Landgräfin von Caßell unterschrieben und gesiegelt war. NB. des Gersdorfs Person, M. Kann1445 war nicht darbey, Nachmittage fuhr ich bald zum Printz CONDÉ,1446 welcher mich in der einen ANTECHAMBRE empfieng, bald nach meiner ankunfft kam die Hertzogin von Württemberg1447 und die PRINCESSIN ihre tochter1448 auch hinein, Er begleidete Sie bis zur CAROSSE, Er wolte auch hernach nicht eher weggehen Er hatte mich edem erst in die gutschen steigen sehen, von dar Fuhr ich zur Konigin von Engelland1449 und nahm abschied von Ihr, Sie versprach mir RECOMMENDATION an die Groß Hertzogin von FLORENTZ1450 mitt zu geben. Zu M. NICOLAI. Den 22. FEBRUARII 1668 ♄ M. NICOLAI, gelesen und geschrieben, haben die Churfürstliche und Fürstliche DEPUTIRTE zu S. GERMAIN AUDIENTZ gehabt, der Chursachsische M. Gersdorff RatsDIRECTOR hatt die anrede lateinisch gethan. Der König ist stetig gestanden und den Huth auf den tisch gelegt, Er hatt Sie gefraget ob Sie Francöisch verstünden, und als Sie ihm mitt ja geandworttet hatt Er gesagt Er bedanckte Sich gegen die samtliche Hn. Chur und Fürsten daß Sie wegen ruhe und Frieden diese gegenwärtige abgeornete zu ihme geschicket, wie Er denn nun nichts liebers wundschte als guthen Friede und Einigkeit und dardurch ihren guthen gewogenheit noch ferner zu CONTINUIREN ursach zu geben. Als wolte Er gerne Ihre MECHATION, So nur wohl wegen eines TREVE gehandelt würde, annehmen und weill Sie beizeiten eine CATAGORIsche andtwortt von Ihm begehrten als wolte Er Ihnen Solche wo nicht Er Selber iedoch durch M. DE LYONNE1451 in weniger Zeit geben laßen. Nachmittage war der Schwedische RESIDENT1452 bey mir und nahm abschied. M. NICOLAI. 1443 1444 1445 1446 1447 1448 1449 1450 1451 1452
Christian Ernst Kanne zu Klöden und Nicolaus von Gersdorff, vgl. Anm. 1420. Nicolaus von Gersdorff, vgl. ebd. Christian Ernst Kanne zu Klöden, vgl. ebd. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 285. Isabella von Arenberg-Barbençon, vgl. Anm. 357. Maria Anna Ignacia, vgl. Anm. 1400. Henrietta Marie de Bourbon, vgl. Anm. 1230. Vittoria della Rovere, vgl. Anm. 1433. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 401. Esaias von Pufendorf, vgl. Anm. 1213.
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Den 23. FEBRUARII 1668 in die hollandische Kirche gefahren aldar den hollandischen RESIDENTEN1453 gesprochen. Nachmittage Fuhr nach der PRINCESSE DE CONDE1454 war aber nicht zu Hauße, nachgehends in den LUXEMBURG wolte abschied nehmen von der MADAME DOUARIERE1455 ließ mir aber den folgenden tag benennen, gieng weill im gartten Spatziren, traff aldar M. BEO1456 den ChurBrandenBurgischen RESIDENTen an, welcher ein sehr langer Mann ist, die Hertzogin von Wurttemberg1457 kam mitt der PRINCEßIN1458 in gartten mitt welcher ich eine ziembliche Zeit Spatziren gieng gedachte daß die Heurath mitt dem Hertzog MAXEN von Bayern1459 noch vor sich gieng weill der Bischoff von METZ1460 kommen. NB. Heurath der MADEMOISELLE mitt F.1461) Den 24. FEBRUARII 1668 Vormitt. M. NICOLAI,1462 der Friede mitt PORTUGALL ist richtig die Konigin kombt wieder herein, geschrieben Nachmittage von der MADAME DOUARIERE abschied genommen mitt der Hertzogin von Württemberg in die GALLERIE gangen und aldar mitt der PRINCESSIN gedantzet, der Keyserliche RESIDENT1463 kam zu mir. NB. A M KESSEL1464 BANQVIERS A PARIS des Grafens von DONA1465 rede in Engelland gegen den Francoischen RESIDENTen1466 zu Londen. Der Friedensschluß in Port. Den 25. FEBRUARII 1668 ♂ Vormittags die gutschen verkaufft umb 870 L.1467 geschrieben. Von H. Vatter,1468 Schwester Dorothen MARIEN,1469 M. Prischencken,1470 H. Rentmeister,1471 M. Witzleben,1472 und Och1453 1454 1455 1456 1457 1458 1459 1460 1461 1462 1463 1464 1465 1466 1467 1468 1469 1470 1471 1472
Hieronymus van Beverningh (1614–1690), niederländischer Resident in Paris. Claire-Clémence de Maillé-Brézé, vgl. Anm. 439. Marguerite de Lorraine, vgl. Anm. 1198. Unklar, vermutlich Gerhard Bernhard von Pölnitz (1617–1679), kurbrandenburgischer Kammerherr, Generalmajor, Gesandter in Paris. Isabella von Arenberg-Barbençon, vgl. Anm. 357. Maria Anna Ignacia, vgl. Anm. 1400. Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 1284. Wilhelm Egon Graf von Fürstenberg, vgl. Anm. 259. Nicht identifiziert. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099. Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, vgl. Anm. 1338. Nicht identifiziert. Christoph Delphicus Burggraf von Dohna (1628–1668), schwedischer Ambassadeur im Haag und in London. Henri de Massué (1605–1689), Marquis de Ruvigny, französischer Gesandter in London. Vgl. in Bd. 2 die Reiserechnung, Eintrag vom 26. Februar 1668. Das Schreiben ist in der Korrespondenz Herzog Friedrichs nicht enthalten. Dorothea Maria, vgl. Anm. 616. Das Schreiben ist nicht in der Korrespondenz Herzog Friedrichs enthalten. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Das Schreiben ist in der Korrespondenz Herzog Friedrichs nicht enthalten. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. Vgl. in Bd. 3, Nr. 106, das Schreiben Breithaupts vom 10. Februar 1668. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 106. Vgl. in Bd. 3, Nr. 100, das Schreiben Witzlebens vom 29. Januar 1668.
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sen1473 von Franckfurth bekommen. Nachmittage kam der Polnische H. Printz RATZIVIL1474 zu mir, bald darauf der Herr Gersdorf1475 und der Marschalck Kanne1476 beyde Chursachsische abgeordnete, welche abschied von mir nahmen, ferner kam der Schweitzerische CAPITAIN M. SCUDI1477 den ich im lager bey CHARL LE ROY gesprochen, zu mir, Nach diesem Fuhr ich zur Printzeßin CONDE1478 bey welcher ich die Hertzogin von Mecklenburg1479 und die PRINCEßIN ihre tochter antraff ich wurde von ihr auf ihre arth empfangen denn Sie zu bette war, Bald darauf kam die DUCHESSE DE ROCKELORE,1480 ich nahm meinen abschied und gieng zu der DUCHESSE1481 oder DES DUC D’ANGUIEN1482 gemahlin, der Konigin von Pohlen1483 Schwester. Welche sehr stille und blöde ist und wenig redet, ich nahm bald meinen abschied und Fuhr von dar dem M. Pelnitz zu zusprechen Er war aber nicht da, ferner zu dem Hertzog von CURLAND,1484 dann zu dem Pfaltzgrafen von Lutzelstein1485 und dem Printz RATZIVILL von welchen allen ich abschied nahm endlich Fuhr ich in die LUXEMBURG von der Hertzogin von Württemberg abschied zu nehmen war umb 7 Uhr weill Sie aber noch nicht wieder kommen gieng ich weill im gartten Spatziren. Als Sie wieder kommen gieng ich in ihr gemach alwo Sie mich mitt DISCOURSEN von allerhand sachen (NB. der DUC DE VAUDEMONT,1486 DUCHESSE D’ELBEUF,1487 MADAME DE CHOISI1488 historie) der Paß so dem Printz VAUDEMONT mitt der princeßin von 2 bauern begegnet, nahm abschied von Ihr, NB. die Heurath mitt der PRINCESSIN DE NEMOR,1489 war 9 Uhr als ich wieder nach Hauße kam. Den 26. FEBRUARII 1668 ☿ den Vormittag stetig beym NICO1490 LAI zubracht Nachmittage schrieben. 1473 1474 1475 1476 1477 1478 1479 1480
1481 1482 1483 1484 1485 1486 1487 1488 1489 1490
Johann Ochs, vgl. Anm. 395. Stanislaus Casimir (Stanisław Kazimierz) Radziwiłł, vgl. Anm. 988. Nicolaus von Gersdorff, vgl. Anm. 1420. Christian Ernst Kanne zu Klöden, vgl. ebd. Wahrscheinlich Théodore de Tschudi, vgl. Anm. 332. Claire-Clémence de Maillé-Brézé, vgl. Anm. 439. Das ist falsch, es handelte sich um die Herzogin von Württemberg und ihre Tochter. Nicht eindeutig, entweder: Louise de Roquelaure (ca. 1618–1674), verm. mit Alexandre de Lévis (1595–1637), Marquis de Mirepoix, oder Catherine-Henriette de Roquelaure, verm. mit Alexandre-Henri de Montluc, Marquis de Balagny. Anna Henriette, vgl. Anm. 443. Henri III Jules de Bourbon, vgl. Anm. 320. Luisa Maria Gonzaga-Nevers, vgl. Anm. 445. Es handelt sich nicht um die Schwester, sondern die Tante. Friedrich Kasimir Kettler (1650–1698), Prinz von Kurland. Gustav Philipp, vgl. Anm. 1333. Charles Henri de Lorraine, vgl. Anm. 197. Élisabeth de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 473. Vermutlich Colombe de Charron, vgl. Anm. 1196. Marie Françoise Elisabeth de Savoie-Nemours, vgl. Anm. 245. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 1099.
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Den 27. FEBRUARII 1668 ♃ M. NICOLAI, M. BRADELLI1491 bey mir gewesen wolte die Pferde kaufen. Der Danische lutherische Pfahrrer bey mir gewesen. Den 1. MARTII 1668 wurden Vormittags meinen HARDEN AMBALLIRET und BLOMBIRET, an Witzleben1492 geschrieben. Den 2. MARTII 1668 Zu M. JUSTEL1493 gefahren, unter seinen büchern des CONRINGII OPERA,1494 wie auch des Sprengeris1495 und LOUIS DU MAIUS1496 bucher gefunden, hatt etliche 30 bände von Teutschen buchern und dem teutsche staht, mitt welchem ich zu erst AUX GAUBELINS gefahren, alwo die MANUFACTUREN des Konigs zu sehen der meister der alle MANUFACTUREN DIRIGIRET und INVENTIRET ist M. LE BRUN1497 so zwar nur ein mahler, aber wegen seinen treflichen INVENTIONEN sehr beym Konig in ÆSTIM ist und eine große GAGE Jahrlich hatt. Zu erst wurde ich in die Kammern gefuhret darinnen Sie die tafeln zu den tapeten mahlen als der Konig in seinem Koniglichen HABIT, der Konig zu Pferde, die Schlacht des ALEXANDRI MAGNI mitt dem DARIO in welcher Er gefangen wurde, des ALEXANDRI TRIUMPH in BABYLON, die Krönung des Konigs, die Vermählung des Konigs, der fußfall der Mutter, Gemahlin und Tochter des DARII vor dem ALEXANDRO, des Konigs einzug in DUNKIRCHEN, des COLBERT Wappen. Der Konig laßet anitzo sehr schöne reich mitt gold gewürckte tapeten machen, als die 12 MONATE da denn bey einem ieden MONATe ein Koniglich lusthauß gemahlet, und des Konigs DIVERTISEMENT in selben MONAT, wird auch die farbe der bäume, Krauter und blumen wie Sie sich in solchen MONAT und Zeit des Jahrs PRESENTIREN, ferner die 4 ELEMENTE, ferner die 4 Jahreszeiten, die apostelgeschicht, die ENTREVUE der beyden Konige bey den TRACTATEN auf der L’ISLE DE CONVERANCE, die Krönung des Konigs, des CONSTANTINO M.1498 VISION vom Creutze. Nach dem kam ich in die ORFERRERIE alwo ich eines von den 4 großen gefaßen, die zu den 2 gießcahnen1499 gehoren,1500 welches 500 Marck wog. Es werden auch noch 48 große BASSINS gemacht in welchen auch die figuren der tapeten gemacht werden, ferner sahe ich die STATUE von Holtz, wie sie die 1491 1492 1493 1494 1495 1496 1497 1498 1499 1500
François de Pradel, vgl. Anm. 314. Vgl. Anm. 105. Henri Justel, vgl. Anm. 1140. Hermann Conring (1606–1681), Polyhistor, Professor in Helmstedt. Johann Theodor Sprenger, Jurist, zuletzt Kanzler in Salzburg. Louis du May (gest. 1681), auch Dumay, französischer Historiker, Schriftsteller, Professor in Tübingen. Charles Le Brun (Lebrun) (1619–1690), Maler, Ornamentzeichner, seit 1663 Direktor der Manufacture royale des tapisseries et des meubles de la couronne. Flavius Valerius Constantinus (zw. 270 u. 288–337), Konstantin der Große, seit 306 römischer Kaiser. Lesung unsicher, teilweise im Falz. Eine kleine Skizze alR, die eines der Gefäße darstellt.
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stücke zu dem PAVEMENT legen, und denn ein schön CABINET, Nachmittage Fuhr ich in die ITALIenische COMEDIE. Den 3. MARTII 1668 ♂ Von der Frau Mutter schreiben bekommen an die MADAME LUZERNE,1501 Hertzog von TREMOILLE,1502 RECOMMENDATIONS schreiben an die MADAME LUZERNE, an GRANDMONT1503 geschrieben. Den 4. MARTII 1668 ☿ kamen die Kaufleuthe zu mir und nahmen abschied von mir, Nachmittage war das TE DEUM LAUDAMUS in der NOSTRE DAME gesungen wegen der FRANCHE COMTÉ. Der Konig hatt sich beym MONSIEUR1504 im PALAIS ROYAL eingefunden worvon denn an bis zur NOSTRE DAME das Volck gestellet war, Und giengen zu Fuß zu erst die ADVOCATEN vom PARLEMENT, nachgehends der PREMIER PRESIDENT denn der MARECHAL DAUMONT1505 als COMMENDANT in PARIS, zwischen 2 PRESIDENTEN diesen folgenden die andern PRESIDENTEN und CONSEILLERS vom PARLEMENT, Die PRESIDENTEN vom PARLEMENT hatten alle von ESCALAT röcke mitt Hermelin verbremet wie die Churfürstenröcke an, die CONSEILLERS aber hatt eine bloße rothe robe an mitt schwartzen daffend gefüttert Diesen folgten die von der CHAMBRE DE COMPTE alle in langen weiten Schwartzen sammeten Röcken, darnach kam die COUR DES AIDES in schwartzen seidenen langen und weiten Röcken. Nach diesen die Hn. von der Stadt so auch schwartze rock anhatten welche aber unter hatten rothe mit schwartzen daffend gefüttert. Darauf kam des Konigs leibGVARDE von Schweitzern und denn die HARCHES DU ROY. Darauf kam der Konig in einer schönen gutschen mitt 2 Pferden bespannet. Der MONSIEUR1506 und M. LE PRINCE1507 saßen bey dem König in der gutschen, noch eine gutsche lehr. Darauf viel gemein Volck ohne ordnung gieng. Als der Konig in die Kirche kam empfieng ihn das PARLEMENT und die Hn. vom Rath mitt trompetenschall und satzten ihm mitten in die Kirchen eine kleine Crone auf, die HERAUX giengen vor Ihm her mitt zwey großen guldene Zepter und denn die MARECHAUX DE FRANCE mitt den MARECHALS Stäben hinter welchen gleich vor dem Konig eine STANDARTE und Fahne mitt dem Burgundischen Wappen, und ein Schwartzer sammenter Huth auf Schweitzers arth mitt weißen Federn, darauf folgte der Konig in einen blaue verschamerirten rocke, und gieng in den Chor, die MUSIC war nichts werth und werte nicht langer als ½ stunde. Als Sie geendigt und der Konig eben so wieder heraus als herein gangen war, gieng, außer daß Er die Crone nicht auf hatte, wurde gebla-
1501 1502 1503 1504 1505 1506 1507
Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Henri III de La Trémoille, vgl. Anm. 1093. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. Antoine d’Aumont de Rochebaron, vgl. Anm. 325. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 285.
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sen und die stücke geloset. NB. muste zu fuße nach Hauße gehen. M. Krumbsdorff1508 nahm abschied. Den 5. MARTII 1668 ♃ Vormittags geschrieben, die Pferde verkauffet umb 700 L.1509 Des DUC DE GUISE1510 gutschen brach vor meinem Hauße enzwey, muste zu fuß auf die 1511 gehen. Abreiße von PARIS nach LYON. Den 6. MARTII 1668 ♀ Vormittags an den H. Vatter1512 und H. Rentmeister1513 geschrieben. NB. Die ITAL. ab. die briefe an die FARMASE1514 r ADDRESSIRET kam der Graf von Schwartzburg1515 und die Kaufleuthe KOCH und HEUSCH, und nahmen abschied, DIMITTIRTE auch den FRANCOIschen Gutscher, Laqveyen und teutschen LACQVAIE. Nachmittage gegen 12 Uhr ließ ich mich zum MESSAGER nach LYON tragen und reisete mit 3 FRANCOSen und einem ITALIENER von POLONNIA bürtig gegen 1 Uhr ab kamen zu erst durch die FAUBOURG S. MARCEAU auf VILLE JUIFE,1516 LA SAUSAYE,1517 JUVISI,1518 RIS alwo ich vor dem jahr auch abends lag als ich nach FONTAINEBLEAU reysete, ESSONNE alwo ich vor dem auf eben dem Weg nach FONTAIN. zu mittage war geblieben und den schonen gartten und grotte gesehen. COURANCE1519 alwo ich damahls zu abends bliebe gleich wie ich auch vor dem jahr auf dem Weg nach FONT. des abends aldar bliebe. Mann bey berge so sehr mitt große steine angefüllet, und rechnet mann von PARIS bis dahin 11 meilen, kam umb 7 Uhr aldar an. Den 7. MARTII 1668 ♄ Waren Wir umb 4 Uhr auf, war schön Wetter, kamen zu mittage A LA MAISON ROUCHE1520 6 meil. War ein sehr große ebener Weg her und kamen durch das GASTONOY Des Nachmittags giengen Wir auf MONTARGIS 7 meil alwo wir gegen 5 Uhr an kamen, Dieser orth ist eine ziembliche große stadt und gehoret dem MONSIEUR,1521 Es ist auch ein schloß aldar so Mitt thurmen und andern aufgeworffenen kleinen Wahl so ziemblich verwehret. Dieser orth hatt eine schone lage, den Er mitt Wiesen und Weinbergen gantz umbgeben, darzu kombt auch der CANAL welcher von BRIARE von der LOIRE an bis in die SEINE gehet und vom CARDINAL RICHELIEU 1508 1509 1510 1511 1512 1513 1514 1515 1516 1517 1518 1519 1520 1521
Albrecht Christian von Kromsdorff, vgl. Anm. 1277. Vgl. in Bd. 2 die Reiserechnung, Eintrag vom 5. März 1668. Louis Joseph de Lorraine, vgl. Anm. 1264. Im Falz verdeckt. Vgl. in Bd. 3, Nr. 111, das Schreiben Herzog Friedrichs vom 6. März 1668. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. Jacob de Famars, vgl. Anm. 399. Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 1055. Villejuif. Nicht identifiziert. Juvisy-sur-Orge. Courances. Maison Rouge, Aufferville. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 319.
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vor 301522 angeben worden, durch welchen die CONJUNCTUR der beyden Flüße der LOIRE und SEAINE gemacht worden. Wir zogen au L’ESCU DE FRANCE ein. Den 8. MARTII 1668 waren wir umb 4 ½ Uhr auf und kamen zu mittag nach BUSSIER1523 so 7 meil alwo ein CAPITAIN mitt noch 3 Pferden zu uns stiese, des abends gegen 5 Uhr kamen wir nach BRIARE so nur 3 meilen und ein kleines städtgen, zogen im L’ESCU DE FRANCE ein gehoret dem Cantzler1524 bald als ich ankommen, gieng ich den CANAL der aldar gemacht ist zu besehen, so aldar nur 2 schleußen hatt biß er troben nach der SAINE zu hatt dieser CANAL mehr als 7 schleußen, also daß Sie die schiffe über einen hohen berg durch diese schleuße bringen können, der Konig hatt aldar einen Zoll vor den Wein hingeleget daher Er des jahres eine große SUMMA geldes ziehet wie denn des vorigen abends bey die 20.000 L auf einmahl eingenommen worden, Aller Wein der nach PARIS kombt, muß vorbey und eine Tonne Wein gieb 1 Rthr. Gleich als ich darvor war ein schiff daß zu breit war in der schleuß stecken blieben, weswegen Es gantz zerschellet und mitt waßer angelauffen war hatten große muhe ehe Sie es wieder herausziehen konten. Den 9. MARTII 1668 Waren Wir gegen 4 Uhr auf und kamen zu mittag nach COSNE1525 8 meilen. 1 meile darvon ließen wir ein hübsch Hauß Mine1526 genant dem VILBOURG1527 zu standig Zogen A LA CROIX D’OR ein, aldar machen Sie viel handschu, war sehr heßlich Wetter. Nachmittage ritten wir alles an der LOIRE weg und kamen gegen 6 Uhr nach LA CHARITE1528 an der LOIRE gelegen ist ein stadt LOGIRTEN A LA CROIX D’OR (NB. der eine stellete sich fallen.) Über die LOIRE gehet aldar eine brücke von elff bogen, dieser orth gehoret dem COLBERT.1529 Den 10. MARTII 1668 ♂ Waren wir umb 5 Uhr auf ritten alles an der LOIRE weg ließen auf der rechten Hand BOURBON das stamhauß der itzigen Konige [liegen] auf 6 meilen, wie auch die EAUX DE BOURBON1530 so beruhmbte Sauer brunnen sind auf 3 meilen auf der rechten Hand liegen, Uber die LOIRE siehet mann den beruhmbsten Orth SENSERRE1531 welcher vom Konige so lange belagert worden daß auch die darin liegende besatzung und trouppen Mäuße und Ratten vor hungers eßen müßen und dem MONSIEUR LE PRINCE1532 zustahet ist ein 1522 1523 1524 1525 1526 1527 1528 1529 1530 1531 1532
Nicht eindeutig, die Zahl ist überschrieben, entweder 30 oder 40. La Bussière. Pierre Séguier, vgl. Anm. 593. Cosne-Cours-sur-Loire. Mienne-le-Chatel, Myennes. René de Vieilbourg. La Charité-sur-Loire. Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 329. Vielleicht Pougues-les-Eaux. Vermutlich Sancerre. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 285.
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trefliche festung gewesen, nach der übergabe ist Sie auch gleich andern festungen So M. LE PRINCE zuständig gewesen, geschleiffet worden. Gegen Mittag kamen wir nach NEVERS so 5 meil, zogen in der FLEUR DE LIS ein, ist an der LOIRE gelegen ist alle Zeit die RESIDENTZ des DUC DE NEVERS gewesen. Der CARDINAL1533 hatt Es von der DUCHESSE DE NEVERS oder DE LA PRINCESSE PALATINE der Schwester1534 der Königin von Pohlen,1535 vor seinen NEUVE den MANCHINY1536 gekauffet. Mann machet aldar allerhand arthige sachen von glaß, daß glaß bekommen Sie stuckweiß von Venedig welches Sie hernach zu langen stücken ziehen und Sie hernach EMAILLEUren, die figuren machen Sie an einer lampen1537 welche durch einen blasebalg so unten mitt den füßen getretten wird, angeblasen wird daß Sie ein blaues Spitzige flamme von sich gieb über welche Sie hernach die FIGUREN FORMEN, wie Sie denn in meiner gegenwartt etliche thiere FORMIRTen. Es hatt aldar ein ziemblich großes schloß, worin die begräbnüße der alten Hertzoge von NEVERS zu sehen sind, das ubrige VIDI VERDIER. p. 1538 Nachmittage giengen Wir uber die brucke so über die LOIRE gehet, ließen hernach die LOIRE weit auf der lincken Hand liegen und kamen gegen 6 Uhr nach MONT S. PIERRE1539 so ein kleines städtgen ist, und 6 meilen dahin gerechnet werden. Den 11. MARTII 1668 ☿ Waren Wir umb 4 Uhr auf und alles noch Durch das BOURBONNOIS zu mittage nach MOULIN welches die Haubtstadt in selbiger PROVINTZ ist und 7 meilen dahin gerechnet werden wir LOGIRTen im güldenen löwen. Diese stad hatt schone Vorstadte, weite gaßen und wohlgebaute Haußer, in der FAUBOURG nach LYON zu wohnen die leuthe häuffig so meßer und scheren machen, welches auch ihre gröste nahrung und handlung ist. Die leuthe kommen häuffig in die Cammer ihre sachen zu verkauffen also auch daß mann Sie mitt gewalt wieder herauß weißen muß wenn mann friede vor ihnen haben will. In der FAUBOURG durch welche mann von PARIS kombt kann mann in einem Nonnen Closter das schone und MAGNIFIQUE EPITAPHIUM des MONMORENCI1540 sehen deßen schrifft also lautet HENRICO II. MOMMORENCIACI DUCUM. ULTIMO. MAXIMO FRANCIÆ PARI. THALASSIARCHO POLEMARCHO TERRORI HOSTIUM AMORI SUORUM. MARIA FELIX URSINA EX ROMA STIRP. CONJUX UNICA CUI EX IMMENSIS VIRI DIVITIIS. UNÆ. AMOR. VIVENTIS ET FUNCTI CINERIS. 1533 1534 1535 1536 1537 1538 1539 1540
Jules Raymond Mazarin, vgl. Anm. 414. Anne Marie de Gonzaga-Nevers (1616–1684), verm. mit Eduard (1624–1663), Pfalzgraf von Simmern. Luisa Maria Gonzaga-Nevers, vgl. Anm. 445. Philippe Mancini (1641–1707), Duc de Nevers, Neffe des Kardinals Mazarin. Hier ist eine kleine Skizze im Text eingefügt. Le Voyage de France, vgl. Anm. 561, 137f. Saint-Pierre-le-Moûtier. Henri II de Montmorency, vgl. Anm. 438.
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POST EXACTOS INCONJUGIO FELICISSIMÆ ANNO 18. MARITO INCOMPARABILI DE QVO DOLORE UNQVAM POTUIT NISI MORTEM. BENEMERENTI F. AN. SAL. CLƆ. LƆC. LII. SUI LUCTUI. XX. Bey dieser stadt fleust die ALLIERE1541 welche sich in die LOIRE bey NEVERS ergiest, alhier ist auch ein schones schloß zu sehen, wo in dem einen sahl die wahren CONTERFAITEN der Hertzoge von BOURBON so sehen sind.
In dieser Stadt hatt HENRICUS IV mitt der MARIA DE MEDICIS beylager halten, weswegen denn allendhalben das FRANCOIsche und FLORENTINIsche Wappen zu sehen. Gegen 12 Uhr giengen Wir wieder weg, PASSIRTen die ALLIERE und kamen durch einen tiefen und bösen Weg des abends umb 7 Uhr nach VARENNE1542 so dem M. MARECHAL DU BLESSI sohn1543 zu stehet. Wir LOGIRTEN im Ritter S. GEORGE. NB. Zu MOULIN QVITTIRTE uns der CAPITAIN. In Italien werden Seidenwürmer, ehe die Maulbehrbaums blatter bekommen, mitt den kleinen Weinblattern erhalten. NB. Seidenwurm Wenn einer sich das gesicht mitt bulver verbrennet hatt ist nichts beßers als seuffen und baumohl. NB. Vor das bulver
Den 12. MARTII 1668 ♃ Waren Wir umb 4 ½ Uhr auf baßirten über etliche berge durch das CHARLEROIS, kamen zu mittage nach LA PALICE1544 4 meil LOGIRTen im L’ESCU DE FRANCE deßen Herr vor etlichen jahren vor PADUA geblieben ist. Nachmittage giengen Wir durchs FORESTS über viel berg und thal, Unter wegens begegnete uns ein junges Weibesbild in Manneskleider verkleidet, zu Pferde so mitt einem andern Kerl und 3 Pferden Ritte. Gegen 6 Uhr kamen Wir nach S. GERMAIN1545 6 meil. LOGIRTEN im DAUPHIN. Stritten über bette. Den 13. MARTII 1668 ♀ Waren Wir umb 6 Uhr auf paßirten über sehr hohe berge noch alles durchs FORESTS worin noch ROUANNE1546 lieget, welche Stadt an der LOIRE gelegen und dem DUC DE LA FEILLADE1547 zu stehet, wir ritten durch und ließ uns aldar übersetzen von welcher PASSAGE die schiffleuthe itzbemelten DUC 6.600 L jährlich geben muß, Die LOIRE laßet mann nun auf der Rechten Hand liegen. Eine stunde dar von fänget sich das BEAUJOLOIS an welches land der MADEMOISELLE1548 zustehet, hierein gehöret auch die DUCHÉ DOMBE von welcher DUCHÉ die MADEMOISELLE muntze schläget, ist auch von allen TAILLEN und andern beschwerungen frey, die MADEMOISELLE hatt auch in diesem BEAUJOLOIS 150 PAROISSEN, die haubt stadt hierin1541 1542 1543 1544 1545 1546 1547 1548
Allier. Varennes-sur-Allier. Nicht eindeutig, entweder Alexandre de Choiseul du Plessis-Praslin (1634–1672) oder César III Auguste de Choiseul de Plessis-Praslin (1637–1705). Lapalisse, Château de La Palice. Saint-Germain-Lespinasse. Roanne. François III d’Aubusson (1631–1691), Duc de La Feuillade. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 376.
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nen ist VILLEFRANCHE,1549 Zu Mittage blieben Wir zu S. SAPHORIN DE LAY1550 5 meil LOGIRTen im DAUPHIN, unter wegens PASSIRTen wir über einen kleinen fluß welcher LE RHIN1551 genenet wird und worbey etliche pappir Mühlen sind. NB. das vergleidete Weibesbild war auch in dem Wirtshauß eingekehrt. Nachmittage giengen Wir gleichfals über sehr hohe und raue berge durch das [Limosin] LYONNOIS, worinnen TERRARA1552 der erste orth ist und dem MARQVIS DE FERGAU1553 zustähet, liegt unten gantz im thal des abends gegen 7 Uhr kamen Wir aldar an und LOGIRTEN AU LOUR,1554 mann rechnet nur 3 meilen dahin vom Mittagslager. Den 14. MARTII 1668 ♄ Waren Wir umb 7 Uhr nach eingenommenen früstück auf (denn der MESSAGER bis umb 7 Uhr wegen der DOUANNE zu LYON gewarttet, die umb 11 Uhr zumachet [wird] und erst umb 2 Uhr wieder aufgethan wird und dahero so lange auf dem Pflaster wartten muste bis sie aufgethan wurde,) kamen alles an den bergen weg (NB. unter wegens begegneten uns wohl 100 Karren so lauter Öhl führten und aus PROVENCE brachten) und zwar zu erst auf BRESLE1555 und denn auf so 3 meil vom Nachtlager alwo der MESSAGER die Pferde ein wenig füttern ließ, gehoret dem ABBE DE VILLE Dieser orth ist sehr klein und doch mitt vielen TAILLEN und durchzügen beschweret, (wie denn im vergangenen Krieg wieder den babst in diesem orth 2.000 mann gelegen.) Es gieb auch ein geringer bauer von einem kleinen Weinberge des jahrs 30 L. TAILLE. Von dar reitet mann noch 3 meil auf LYON. Kamen zwar zuerst noch durch ein Dorf so auf dem berge lieget und LA TOUR1556 genenet wird. Nach LYON kam ich gegen 5 Uhr LOGIRTE nahe bey dem platz LA BELLE COUR genant bey M. JACQVE ein Augspurger, und noch lutherich ist, seine Frau ist auch eine teutsche und Catholisch gewesen aber abgefallen. In diesem Hauße LOGIRTen auch 2 grafen von CONCIN1557 so Catholisch sind, Ein graf SCERNINI1558 ein böhme und auch ein bohmischer Baron,1559 der graf Fucker1560 war auch noch aldar. Bald nach meiner ankunfft schickte ich M. FINCKEN zu M. COUREUR1561 Hn. Kochs zu PARIS 1549 1550 1551 1552 1553 1554 1555 1556 1557 1558 1559 1560 1561
Villefranche-sur-Saône. Saint-Symphorien-de-Lay. Le Rhines. Tarare. Nicht identifiziert. Unklar. Vermutlich L’Arbresle. La Tour-de-Salvagny. Vermutlich die Grafen Johann Volkard und Christoph Ferdinand von Concin. N.N. Czernin von Chudenitz. Vermutlich Johann Bernhard II. von Fünfkirchen (1644–1700). Vgl. den Bericht Anton Fincks unter dem 14. März 1668. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert.
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CORRESPONDENTEN alhir und denn zu M. FERRUS und HESLER,1562 H. Ochsens1563 zu Franckfurth CORRESPONDENTEN alhier, waren aber keine briefe kommen. Den 16. MARTII 1668 Ruhete ich des Vormittags aus, Nachmittage gieng ich in der Stadt ein wenig Spatziren, sonderlich an dem orth wo die ROHNE und SAUNE zusammen fließen, nachgehends als ich vernommen das der Hertzog von Mecklenburg1564 hier wehre ließ ich mich zu ihm tragen, Er lag im bette und kante mich nicht Sagte daß Er zu Baden, zu Wien, zu Rom und in ITALIEN gantz herumb gezogen were, dieses war sein erstes mahl und konte daher die Sprache nicht, Er habe die Vettern von Durlach1565 mitt dem Graf Carlssohn1566 zu Rom angetroffen, aber auch in Willens gewesen mitt ihnen nach NAPLE zu gehen, hätte aber schreiben von Hauße bekommen, welche verursacht wieder in Franckreich zu gehen, welches Er sonsten nicht Willens gewesen. Gienge itzo nach PARIS auf die Post alwo Er nur 6 tage bleiben, und nachgehends wieder in teutschland gehen wolte. NB. Das MEMORIAL der COURTISANEN:) Der itzige babst war den teutschen sehr guthe, und INCLINIRT sehr auf FRANCOIscher seiten. Churbrandenburg were wieder den König, der Keyser und die Keyserin1567 weren bald zu Wien verbrand den ein großes stück vom Keyserlichen Hofe verbrand und die Keyserin, nur im hembde darvon kommen were, und wie Sie Sich zu retten im PRATER begeben hatte, aldar das feuer auf selbiger seiten auch angangen, hielte mann deswegen dar vor daß es ein angelegtes feuer gewesen. Wie mann denn es auch befunden. Der Hertzog von SAVOYEN1568 wolte wieder aufs neu GENEVE angreiffen, und die Schweitzer waren in ARMIR wieder Franckreich, die Francosen hätten eine brucke über den Reihn geschlagen. (Es werden viel Volcker aus dem LANGUEDOC und DAUPHINE so nach CATHALONIEN COMMENDIRET gewesen waren, wieder COMMENDIRT Sich wieder zurucke zu ziehen und nacher Flandern zu gehen. Wie den heute auch 4 COMPAGNIEN vom DAUPHINIschen REGIMENT durch PASSIRET seyn.) Ich muste bey dem Hertzog bleiben, waren recht lustig wie Er denn die Spielleuthe auch kommen ließ. Ich nahm abschied von Ihm, dann Er den andern morgen auf die Post fortgehen wolte. Den 17. MARTII 1668 Fuhr ich gegen 7 Uhr mitt meinen leuthen und dem Wirth M. JACQVE zu erst nach dem Rathauß so auf dem 1562 1563 1564 1565 1566
1567 1568
Beide nicht identifiziert. Johann Ochs, vgl. Anm. 395. Christian Ludwig I., vgl. Anm. 533. Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 1398. Vermutlich handelt es sich um Gustav Carlsson (1649–1708), natürlicher Sohn des schwedischen Königs Carl X. Gustav. Carlsson hielt sich bis zum Herbst 1667 in Paris auf und bereiste bis zum Sommer 1668 Italien. Leopold I. (1640–1705), Kaiser, verm. mit Margarita Teresa de Austria (1651–1673). Charles Emmanuel II (1634–1675), Duc de Savoie.
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TERREAUX ist,1569 Ist ein große MARMORE seulen
sehr schon und prächtig gebäude, das PORTAL hatt zwey obenherumb ein schone altan mitt eisern gelander, Sobald als man hinein kombt siehet mann auf der lincken Hand zwey METALLEN tafeln mitt alter Romischer schrifft, welches des Keysers CLAUDIUS1570 der aldar gebohren (LYON) gesetze gewesen, deßen abschrifft man in des GELNITZen ITINERARIO so lateinisch, von LYON sehen kann,1571 vorwartts siehet mann in den Hof in welchem etliche STATUEN ein brunnen stehet Auf der rechten Hand beßer vorwartts gehet mann zu einer stiegen nach der Italienischen arth hienauf [welche] und an den wanden mitt sehr schone gemahlden ausgezieret ist, dar von mann denn alsobalden, in den großen sahl kömbt welcher mitt schönen STATUEN und bildern ausgezieret, vornehmlich sind die Großen bilder an der decken, so als wenn sie erhaben und wie holwerck1572 geschnitten weren, gemahlet sind wohl in acht zu nehmen. Nahe darbey auf der lincken Hand im hereingehen ist das gemach wo die Konigin CHRISTINA1573 TRACTIRET worden ist. In dem sahl siehet mann die CONTERFAIT etlicher Konige von Franckreich und des itzigen Konigs wie Er noch jung gewesen. Auf der rechten seiten des sahls gehet mann durch zwey kleine Cammern in ein groß gemach darin alle Rathherren, der GOUBERNEUR über LYONNOIS welches der MARECHAL VILLEROY1574 ist, und der Ertzbischoff zu Lyon welcher des MARECHALS bruder ist,1575 abgemahlet stehen. Wenn einer von den Rathsherrn sich übel verhalten und sehr PECCIRET hatt wird sein CONTERFAIT wegnommen und ein lehrer platz gelaßen. Ferner kamen Wir in die geheimbte Cammer, worinnen nichts als vor gar geheimbte sachen gehandelt wird. Ferner in der Cammer, worinnen von geldschulden sachen gehandelt wird. Vom Rathhauß nach dem marckt zu siehet mann vor sich einen brunnen von stein der sonsten sehr hoch Springet itzo aber daran gearbeitet wurde. Auf der lincken Hand siehet mann ein Nonnen Closter welches sehr prachtig gebauet wird ist noch nicht verfertiget iedoch sind schon viel nonnen darinnen und zwar nichts anders als lauter standes Personen. Nachgehends fuhr ich zu den CAPUCINERN, alwo ich in den gartten unter einen Marienbild diese schrifft OBSERVIRTE AVE MARIA FILIA DEI PATRIS. AVE MARIA MATER DEI FILIUS. AVE MARIA SPONSA SPIRITUS SANCTI. AVE MARIA TEMPLAM SANCTÆ TRINITATIS. 1569 1570 1571 1572 1573 1574 1575
Place des Terreaux. Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus ( 10 v. Chr. –54), römischer Kaiser. Gölnitz, Ulysses, vgl. Anm. 475, 317–319. Lesung unsicher. Christina, vgl. Anm. 510. Nicolas de Neufville, vgl. Anm. 504. Camille de Neufville de Villeroy (1606–1693), seit 1653 Erzbischof von Lyon.
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Von dar Fuhr ich auf den Platz S. CLER welches nur ein Spatzierplatz ist. Ferner von dar [zu den Jes] zu den JESUITERN welchern COLLEGIUM sehr wohl zu sehen ist in dem Hoff ist das Haus mitt vielen Wappen DEVISEN und andern bildern ausgeziert. Welches alles in dem GELNITZ1576 und absonderlicher beschreibung zu sehen ist. weitleufftiger zu sehen. Ihre BIBLIOTHEC ist ziemblich groß sind auch aller sehr berühmbte Leuthe wahrhaffte CONTERFAIT nur mitt dem Kopff an die Wand gemahlet. Darunter, auch LIPSIUS1577 stehet. In der BIBLIOTHEC wurde mir gewiesen ein TUBAS durch welchen mann, des abends nach sternen und PLANETEN sehen kann. NB. Sie gedachten daß anitzo wieder ein COMET zu sehen were. Von den JESUITEN Fuhr ich Nach dem L’HOSTEL DIEU, worinnen anitzo bey die 300 Krancke sind, die stifftung hier zu ist auf 20.000 Personen gerichtet. Wird sonsten sehr ordentlich darinnen gehalten, was aber einer iedwedern Person so dar auf bestellet ist FUNCTION ist, kann aus einem hier von absonderlich handelen buchlein gesehen werden.1578 Bey dem Balbirer so hier zu bestellet ist habe ich etliche kleine Kinder, von 14 tagen von 6 wochen alt so noch nicht zu seiner PROFESSION kommen und nicht langer als Hand, auch etliche als fingers lang und in einem sonderlichen zugerichteten Waßer CONSERVIRET wird gesehen. Wie auch viel INSTRUMENTA. sonderlich eines so mann SPECULUM MATRICIS nennet. Unter andern wiese Er zwe ABORTUS so nicht langer als der lengste finger an der hand und zugleich vor 4 tagen auf die welt kommen weren darvon der eine sehr schön und gantz FORMIRET war, der ander aber, nicht mehr als der oberleib mitt den handen hatte, und das untertheil so wie es schiene abgerißen wäre. Von dar Fuhr ich vor die holtzerne brucke so bey dem BELLE COUR ist, alwo ich abstieg, die gutschen wieder heim fahren ließ, und ich über die brücken nach der Haubtkirche S. JOHAN gieng, auf der brücke stehet ein groß holtzern Creutz welches den orth weiset wo der Printz SPINOLA,1579 des nachts als Er von einem unerlaubten orth wieder zurück nacher Hauß gehen wollen ins waßer gefallen und ersoffen, Nahe darbey ist auch der LIEUTENANT CREMINEL vor 2 Jahren als das schiff darinne Er geseßen an die brücke gestoßen und zerschmettert, ersoffen. Die S. JOHANNES Kirchen ist die Haubtkirchen in LYON worinnen das schone und kunstreiche Uhrwerck zu sehen, ist fast auf die arth als wie das zu Straßburg nur daß Es nicht so groß und mitt so vielen wercken gemachet ist. NB. an der einen portten beym großen thor an der Kirche stehet unter andern seltzamen FIGUREN so in den stein gehauen, auch 4 haßen deren ein ieder seine zwey ohren hatte und doch in allem so nicht mehr als 4 Ohren haben. Welches das 1576 1577 1578
1579
Gölnitz, Ulysses, vgl. Anm. 475. Justus Lipsius (Joest Lips) (1547–1606), Philosoph, Philologe. Guillaume Dufournel, La forme de la direction et oeconomie du grand Hostel-Dieu de NostreDame de Pitié du pont du Rhosne de la ville de Lyon, Lyon: aux frais de Ph. Borde, L. Arnaud et C. Rigaud pour l’Hôtel-Dieu 1661. Weitere Ausgaben von 1646 und 1635. Nicht identifiziert.
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Wahrzeichen an der Kirche seyn soll. Nahe bey der Kirchen wird des Ertzbischoffs RESIDENTZ gantz wieder aufs neue ausgebauet an welchem gebäude schon auf eine MILLION L. gangen und mann doch nicht bis DATO wenig son-
derliches sehen kann. In der Kirchen ist auch das begräbnüß des Bruders des CARDINAL RICHELIEU so auch ein Cardinal gewesen,1580 zu sehen. Nach diesem bin ich in das Hauß des M. MARQVIS S. MORITZ1581 gangen deßen Vatter ein goldschmied gewesen, und Er hernachmahls als ein Partisan worvon gleich andern sich so bereichert daß Er dieß schöne Hauß hatt bauen laßen. Dieses stehet auf dem BELLE COUR und Hatt die Konigin CHRISTINA als Sie hier gewesen, darin LOGIRET, mann saget daß Es mitt den MÖBELN bey die 3 MILLIONEN L. gekostet habe, denn auch 16 gemächer tapeten sehr künstlich gewircket mitt großen bildern, und TAMEST und ATLAß, zu finden, der gartten ist mitt lauter Cipreßen außgesetzet und mitt 20 weiß MARMOREN STATUEN außgezieret bey dem Ende des garttens ist eine schöne grotte und über derselben ein schon CABINET von 5 großen Spiegel. Von dar nach Hauß. Nachmittage fuhr ich die vornehme Festung LA PIERRE SCIZE1582 genant zu sehen, welche auf einem sehr hohen und starcke felß gebauet, die stufen sind alle in den felßen gehauen, die wacht bestehet in 20 mann so Francosen. (denn die Schweitzer die wacht in der Stadt haben). Der orth wird sonderlich zum gefangnuß der vornehmen H. gebrauchet. Wie den auch anno 1500 der Hertzog von MEILAN.1583 wo auch nachgehends der Hertzog von NEMOUR1584 der DUC DE BOUILLON,1585 der M. DE THOU1586 welchem auch der Kopff auff der TERREAU abgeschlagen worden, gefangen geseßen. Das Zeughauß ist mitt vielen MUSQVETEN, PIQVEN, CURAße vor Mann und Pferd, versehen, Also daß Sie auf die 1.200 mann darauf bewehret machen können. Dieser orth lieget an der SEAUNE1587 und gleich gegenüber ist wiederumb ein stadtfestung auf dem felß, und S. SEBASTIAN genennet wird.
Von dar fuhr ich nach dem andern Ende der stadt bey der CONJUNCTION der beyde Fluße der ROHNE und SEAUNE, alwo ich den Platz oben auf dem berge gesehen, wo das mittel der alten stadt LYON gewesen, an welchem orth mann vor viel MILLIONEN, MARMOR und alte gold und silber muntze, wie auch andre RARITÄTEN von den alten Romern her außgegraben werden und von dem itzigen Ertzbischoff1588 hin und wieder und den Kirchen und Capelle verehret. Auf solchem Platz lieget ein sehr großer stein welchen sonst 10 Pferde nicht fort 1580 1581 1582 1583 1584 1585 1586 1587 1588
Alphonse-Louis du Plessis de Richelieu (1582–1653), Cardinal de Lyon. Nicht identifiziert, unklar. Château Pierre encise auch Pierre Scize in Lyon. Ludovico Maria Sforza (1452–1508), Duca di Milano, ab 1500 in französischer Gefangenschaft. Charles-Emmanuel de Savoie-Nemours (1567–1595), Duc de Nemours. Frédéric Maurice de La Tour d’Auvergne (1605–1652), Duc de Bouillon. François Auguste de Thou (1607–1642). Saône. Camille de Neufville, vgl. Anm. 1575.
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kan, solche kann man mitt einem finger bewegen, von dar fuhr ich nach dem MINIMEN so mann in Teutschland die PAULINER nennet, alwo die APOTHEQVEN, das neu aufgefuhrte Krancken Hauß, und der Creutzgang wohl zu sehen, Sie graben auch stetig sehr schone MARMOREN seulen und STATUEN aus. Ihr ORDEN ist sehr scharff denn Sie keine brode, kein fleisch, kein Ey keine milch, sondern lauter ohl fisch und Krauter eßen dorffen. Von dar Fuhr den alten VENUS TEMPEL, aus welchem anitzo eine Capelle gemachet, nahe darbey stehet eine schöne PIRAMIDE, Hierbey ist in acht zu nehmen daß mann die stadt treflich ubersehen kann, sonderlich wenn mann sich auf den rücken über die mauer herüber leget und denn uber sich nach dem Waßer zu siehet. Von dar fuhr ich nach dem Platz LE CONFORT genand alwo eine PYRAMIDE stehet an welcher von alten Sprachen ein Wortt gehauen mann saget daß Sie noch von der alten Romer Zeiten her aldar stund ann. 15 ist sie wieder RENOVIRET worden. Nahe darbey auf eben diesem Platz stehet auch der JACOBINER Closter oder NOSTRE DAME DE CONFORT, alwo den Teutschen und zwar den Lutheraner, die alhier sterben, begräbnüß ist, bey dem altar ist auf der Erden der Keyserliche adler von meßing auf den grabstein gemacht. Von dar Fuhr ich auf die BELLE COUR und machte den TOUR LA MODE mitt. Den 18. MARTII 1668 ♂ fuhr ich zuerst wieder aufs rathauß alwo etliche gemahlde sonderlich des DAUPHINS CONTERFAIT sahe. Von dar fuhr ich an dem orth wo die Strumpffe gemacht werden, welche sie LES BAS AU MAISTIER nennen, wie sie Sie aber verfertigen kann ich nicht begreiffen denn sehr viel eysenwerck darzu gehöret. Das Hauß wird mitt 2 großen Englischen Hunden verwahret. Von dar wieder nach Hauß. Nachmittage fuhr in die CHARITE welches ein sehr großes gebaude mitt vielen hofen ist darinn alle alte im Verborgenen, krancke Weiber und Männer, wie auch die groben starcken bettler zur arbeit, und denn die Waisen und findlings Kinde unterhalten werden, darunter etliche von madgen zum Spinnen und andern arbeit gehalten werden, etliche aber lernen die MUSIC sowohl VOCAL als INSTRUMENTE. Wenn eine von diesen letztern zu ihren Jahren kombt und verheirathet wird bekombt sie 30 thr. mitt ein bette und eine gewiße anzahl weißgeräthe. Die buben etliche darvon werden auch zur arbeit etliche aber zur schule gehalten (NB. unter denen waren kleine teutsche jung von 6 oder 8 jahren) Es sind anitzo bey die 3.000 Personen, die stifftung aber ist auf viel 1.000 gerichtet. Mir wurde gezeiget der Kornboden darauf stetig 15 Personen bestellet soderlich das Korn umbzuwenden, das große backhauß darinn die INVENTION vom boden so viel mehl zu bekommen als Sie auf mahl nöthig haben, der boden wo das mehl aufgeschüttet ist, wornechst auch handmuhlen stehen so täglich gearbeitet werden. Der Vorrath vom boden darbey in acht zunehmen daß auch von diesem brodt alle sontage 5.000 stück unter die arme leuthe getheilet werden. Es sind auch absonderliche Kammern vor die Huren, welche auf die gaßen oder auß den Heußern genommen werden hierinn verschloßen werden, worin sie nach befin-
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dung des Verbrechens 6 bis weilen 12 wochen, manchmahl auch 1 oder 2 jahr sitzen müßen, und alle tage 3 mahl mitt ruthen im beyseyn Einer von den Hn. die uber die CHARITE bestellet sind gehauen werden und hernach in die neue Welt geschicket werden. Von dar Fuhr ich an die orthen wo Sie die Seiden Zeuge machen, darunter in viel gulden stück sahe, sonderlich eine tapete mitt blumen so der boden alles gold were, wurde vor den DAUPHIN gemacht, die Ehle darvon kostet 100 Rthr. andere Zeuge aber die auch guldene und Silberne blume haben, kosten nicht mehr als 15 L. die Ehle. An diesen orther wurde mitt einem Franckfurther Kaufman, so sich alhier gesetzet bekant so M. PLOYGARD1589 heißet, bekant Von dar nacher Hauß. Den 19. MARTII 1668 ☿ MARCHIRTE des CHEVALLIER DE BLESSIS REGIMENT zu Pferde hierdurch nach Flandern zu. Nachmittage gieng zu einem M. SERVIER1590 genant welcher Ein Edellmann seyn will ist sonsten seine wisenschafft vom trehen, MATHEMATIschen INVENTIONEN und andere Kunsten sehr berühmbt, Ein Mann von seinen etliche 70 jahren, so bey die 50 jahre an einem stück gearbeitet, ist mitt in der Pragerischen schlacht auf dem Weisen berge, hatt dem Keyser etliche jahr in seinem LABORATORIO aufgewarttet nachgehends aber hatt sich etliche Zeit im HOSPITAL zu Wien aufgehalten. Bey diesem Mann ist ein CABINET von allerhand MATHEMATIschen INVENTIONEN und ist nicht das allergeringste darinn daß Er nicht selber gearbeitet, Es wird aber in 2 theil getheilet in dem einen sind lauter Uhrwerge Waßer Kunste und andere dergleichen COURIEUSE sachen, sonderlich war eine Uhr so die minuten wiese welche vermöge einer Kugel so stetig herumb liefe, und wenn zu end gelauffen war Sprung Sie von Sich selber wieder herauf und solches konte viel jahr gehen ohne einiges aufziehen oder eingehelffe. 2. war darinne eine Uhr so Eines ieden menschen INCLINATION oder natur wieße in dem man es anruhret sich die nadel von sich selbsten treibet und an dem orth stille stehet, wo deßen menschen natur und INCLINATION der Sie an angeruhret geschrieben stehet, 3. wiese Er die PROBATION der SIMPATHIE in dem an einer ieden thur eines schranckes ein Zeiger gemacht war und wenn Er einen grieffel, welcher oben ein gröpffen hatte das hohl war und solches auf und zu schrauben konte noch eine gewiße MATERIE so Er seinem vorgeben nach selber gemachet, herein gethan hatte, und nur am andern Zeiger an die Ziefer, auf welche der ander Zeiger weise, solchen griefel hielte und fort zeige wo Er ihn hin haben wolte, Folgte alsobalden der grieffel des andern Zeiger nach und blieb stehen wo Er still hielte, wie auß folgender kleinen abzeignung zu sehen. 1589 1590
Nicht identifiziert. Nicolas Grollier de Servière (1596–1689), französischer Erfinder, unterhielt in Lyon eine Sammlung.
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NB. Der dicke schwartze strich in diesem riß bedeutet daß die eine thür von diesem schranck offen stehen muß. NB. Wenn Er aber die materie auß diesem beygerißen griffel austhut kann Er die Zeiger recht weit rückstellen. NB. Die Weiser un drehzeiger sind aus helfenbein.
Das ist der grifel so von Helfenbein wenn die action gethan und die nadel gerecket werde.
Ferner wiese Er die SYMPATHIE durch eine andere DEMONSTRATION. Es war eine MACHINE von lauter trat war ein Thurm der auf folgende arth gemacht. Darauf legte Er nun eine Kugel von helffenbein die hohl war und auch auf und zu schrauben konte. Darinn thut Er eine MATERIE (welche ich nicht gesehen so von eben dieser selben ist die Er in die andere Kugel gethan und in der Hand behielte nachgehends hatt Er Ein ander buchsen auf diese große und arth worinne eine sonderliche MATERIE wie in diesem rieß zu sehen, festgemacht ist, so einen großen stein nicht aus glas und in der mitten seine tiefen hatt. Wenn Er nun die Kugel so Er in der Hand in einer absonderlichen buchsen auf diese arth helt [und] mitt der itzbemelten MATERIE anruhret, fahret alsobalden die Kugel die unten in dem thurm schon gelauffen von sich selbst in wendig in die höhe (welches mann nicht siehet) und läuffet zu dem obersten loche herauß bis unten wieder hin. Ferner wiese Er ein sonderliche Waßer Uhr welche in ein schußel gemacht, die schrifften waren auf den rande der schüßel in die schüßel that Er Waßer und in die schußel that Er eine kleine schildgrotte von einer MATERIE die ich nicht begreiffen konte, welche umb die gantze schüßel auf dem Waßer herumb schwame bis das Es die schrifften gefunden, welche die rechte war. Ich sahe noch sehr viel ander MACHINEN und dergleichen INVENTIONEN, so ich aber wegen der menge nicht alle habe OBSERVIREN können. Der ander theil dieses CABINETS ist unter diesem, darin nicht anders als lauter Kriegs INSTRUMENTA und INVENTIONEN aber das REMARQVABLESTE war daß ein gantz CHANCHEMENT der alle schrancke auf einmahl machen könte und nicht anders außsiehet als wenn Es heckserey were. Dieser Mann ist gar ein seltzamer vortreflicher man, kan nicht leiden daß man was anruhret, sondern muß Ihm mitt großer andacht zu hören und alles ADMIRIREN. Von Ihm gieng ich ein wenig in die stad Spatziren und hernachmahls nach Hauß. Bald darauf bekam ich schreiben, vom Hn. Vatter,1591 M. Prischencken,1592 und dem [Rentmei1591 1592
Das Schreiben ist in der Korrespondenz Herzog Friedrichs nicht enthalten. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Vermutlich das Schreiben vom 2. März 1668. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 31, fol. 43r–43v, ohne Eingangsvermerk.
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ster] Ochsen1593 von Franckfurth NB. Flo. bew.1594 MARCHIRTE Ein REGIMENT zu fuß hierdurch wurden auf dem BELLE COUR EXERCIRET, NB. wie wir lauffen musten. Den 20. MARTII 1668 ♃ ließ ich mich zu dem Ertzbischoff1595 tragen welcher mich in dem einen Vorgemach empfieng blieb auch darin bestehen, Sagte daß der GOUBERNEUR Aus dem LANQVEDOC M. DUC DE VERNEUIL1596 des HENRICI IV. unechter Sohn hierher kam und ihn deswegen seine gemacher räumen müste. Begleidete mich bis an die treppen. Nachmittage an den Hn. Vatter geschrieben.1597 Spatziren gangen. NB. wieder guth. It. sehr. Den 21. MARTII 1668 ♀ War der Catholischen Charfreytag, an die Frau Mutter, MONSIEUR Prischencken1598 und Ochsen1599 geschrieben, MARCHIRTE wieder ein REGIMENT zu fuß hierdurch. Den 22. MARTII 1668 ♄ gelesen. Nachmittags MARCHIRTE wieder Ein REGIMENT hier durch allerhand sachen gekauffet, Indeßen ist der Ertzbischoff in dem Hauß wo Ich LOGIRET gwesen kommen und mich gesuchet. Den 23. MARTII 1668 War der Catholischen Ostern, warttete unsern Gottesdienst ab. Nachmittage THEOLOGICA, Spatziren gangen, MARCHIRTE wieder ein REGIMENT zu fuß hierdurch welche der Ertzbischoff in seinem Gartten besichtiget. Machte anstalt mitt dem VOITURINS zue reysen. Den 24. MARTII 1668 Eingebacket. Schickte meine HARDEN den geraden Weg nach TURIN, an den Rentmeister1600 geschrieben. Den 25. MARTII 1668 ♂ Waren die Hn. Grafen CONCIN,1601 H. Graf SCERNINI,1602 und M. LE BARON Schönkirch1603 bey mir und nahmen abschied von mir, Nach eingenommenen fruhstücke gieng ich mitt dem VOITURIN von TURIN so RECTAM Pferde hatte und Ihm des tages vor eine Person 1 Rthr. zahlen muste. Gegen 8 Uhr weg. NB. unser Wirth weil Er Schultz bey den Schweitzern ist, machte daß die Wacht sich in ordnung stellte. In der Vorstadt, weill das Pflaster sehr böse, fiel mein Pferd mitt mir umb und fiel mir auf den lincken fueß und hand. M. JACQVE unser Wirth nahm 1 meilen vor der stadt von mir abschied. Nachgehends ritten wir durch einen schönen weg auf 1593 1594 1595 1596 1597 1598 1599 1600 1601 1602 1603
Johann Ochs, Vgl. Anm. 395. Unklar, nicht aufzulösen. Camille de Neufville, vgl. Anm. 1575. Henri de Bourbon (1601–1682), Duc de Verneuil. Vgl. in Bd. 3, Nr. 116, das Schreiben Herzog Friedrichs vom 20. März 1668. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Johann Ochs, vgl. Anm. 395. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 537. Johann Volkard und Christoph Ferdinand von Concin, vgl. Anm. 1557. N.N. Czernin von Chudenitz, vgl. Anm. 1558. Vielleicht falsche Angabe, vgl. den Bericht Anton Fincks unter dem 14. März 1668, dort ein Baron Fünfkirchen, vermutlich Johann Bernhard II. von Fünfkirchen (1644–1700).
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S. SAPHORIN D’OSON1604 so dem MARECHAL VILLEROY1605 zu stehet, von dar kamen Wir durch lautter berge bis VIENNE, so 5. meil von LYON und die Haubtstadt in der DAUPHINEI ist. Wir kamen gegen 1 Uhr an blieben zu mittage aldar und LOGIRTEN im L’ESCU DE FRANCE. Bald darauff gieng ich aus die stadt zu besehen, worzu sich ein Weinschreiber selber angab. Zu erst gleich als Wir ein ritten, sahen Wir am thor einen thurm stehen worauf der Pilatus gefangen geseßen und Sich darvon ins Waßer gestürtzet. Nachdem sahe ich die NOSTRE DAME, welches ein vierecktes alte gebeude mitt Corintischen seulen, so des PILATI Richthauß gewesen, aber in dem Hofe ist dieses zu Sehen LA POMME DU SCEPTRE DE PILATE. Ferner 3. das ASYLUM so in gestalt eines verdeckten brunnens mitt 4 steinernen seulen und oben aufgesteckten fahnen darinne des GOUBERNEURS über VIENNE M. MAUGIRON1606 genand Wappen stehet. Die freyheit dieses orthes ist anitzo nicht mehr im brauch, iedoch bekommet der itzbesagte GOUBERNEUR deßwegen von der BOURGOISIE jahrlich 1.000 L. In der S. MORITZ Kirchen siehet mann im Chor das begräbnüß des DAUPHINS FRANCISCI I. Sohn und HENRICI II. bruder,1607 welchen die CATHARINA DE MEDICES1608 HENRICI II.1609 gemahlin mitt gifft hinrichten laßen, Es ist nur eine Ertzern tafel darüber worauf in der Mitten ein groß Hertz stehet in dieser Kirche ist auch das begräbnüß aller Ertzbischoffe, NB. haben auch einen alten Konig in einer kleinen Capelle gefunden. Diese Kirche Kirche ist Ein schön großes und helles gebäude, ist auch von den HUGENOTTEN mitt feuer zu Sprengen und RUINIREN versuchet worden, weil aber der Stein zu hartt gewesen haben Sie Ihr nichts anhaben konnen, iedoch haben Sie alle bilder von den Portten herunter gerißen. Sie Ist die CATHEDRAL Kirche hatt auch 3 COLLEGIAL Kirchen als S. PIERRE, in welcher das heylige grab von MARMOR sehr wohl gehauen zu sehen und mitt eisernen gitter umbgeben, vor dieser Kirche stehen 2. große in stein gehauene löwen, welche noch von der Romer Zeiten her aldar stehen sollen. Welches dem schein nach wohl war seyn konte denn Sie von Einer gar alten arbeit seyn. St. ANDRE welches ein Closter in deßen Creutzgange vor 30 Jahren eine Konigin von Pohlen gefunden worden. Deren Sarck man nacher im Creutzgang aber bey einer Capelle gesetzet worden, In der mitte des hofes des Creutzganges stehet Ein kleine Capelle, welche aus der Kirchen an diesen orth gebracht worden. Ferner Sahe ich in dem Nonnen Closter, worin lauter vornehme DAMES sind auf einer Mauer 1604 1605 1606 1607 1608 1609
Saint-Symphorien-d’Ozon. Nicolas de Neufville, vgl. Anm. 504. Jean Baptiste Gaston de Maugiron (ca. 1634–1669), Comte de Montléans, Gouverneur der Stadt Vienne. François (1518–1536), Dauphin de France. Catharina de’Medici, vgl. Anm. 405. Henri II, vgl. Anm. 253.
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18 URNAS, welche mann an diesem orth gefunden, eingemauert. Mann hatt PERMISSION mitt Ihnen durch das PALATOIRE wie Sie Es nennen zu reden. Von dar gieng ich das JESUITer COLLEGIUM zu sehen welches von den alten großen steinen, von den Romischen gebauden erbauet worden. S. SEVER. Von diesem PATRON wird FABULIRET daß Er den Teufel in Ketten habe geleget. Von dem AMPHITHEATRO ist nicht viel mehr zu sehen. Es hatt auch alhier zwey festungen gehabt. Die Eine hatt PIPET geheisen und auf ein felß erbauet gewesen anitzo stehet das Rathhauß darbey und siehet mann nichts mehr von dieser festung als noch ein stuck felßen worinne Cammer gehauen und die PRISONNERS DE GUERRE herein gesetzet werden, bey dem thor dieses Orths uber welches L’HOSTEL DE VILLE mitt großen buchstaben geschrieben stehet, ist eine alte INSCRIPTION von dem anfang und ruinirung der alten und neuen stadt VIENNE. Sonst sind auch noch viel andere ANTIQVITÄTEN, von INSCRIPTIONEN, PORTEN und andern sachen welche alle in einem sondern gedruckte buche les antiqvitez de la ville de Vienne1610 genandt weittlauftig zu sehen sind. Der Ertzbischoff1611 alhier ist des MARQVIS DE VILLA der COMMENDANT in CANDIA ist Bruder.1612 Diese stadt ist die haubtstadt im untern DAUPHINE ist an der ROHNE worinn sich der kleine fluß GUIER1613 ergeust [gelegen] und mitten in den bergen gelegen. Sie ist vor diesem viel großer gewesen alß Sie anitzo ist welches mann aus den alten mauern abnehmen kann. Das DAUPHINE ist eine Große PROVINTZ hatt den M. LISDIGNIER1614 zum GOUBERNEUR sehr steinig und bergig zwischen welchen bergen die RHONE stetig fließet. Sie Ein Reichslehn gewesen [Es hatt Sie aber] und Ihr absonderliche Hn. gehabt bis auf den HUMBERT DAUPHIN DE VIENAOIS1615 welcher diese PROVINTZ dem PHILIPPE D’ORLEANS1616 Als altesten Sohn dem PHILIPPE DE VALOIS1617 und Es hernach NB. der 1. DAUPHIN CAROLO (dem altesten Sohn des JOHANNIS Hertzog von NORMANDIE,)1618 welcher hernach Konig in Franckreich wurde mitt dem Nahmen CARL der V. LE SAGRE1619 und zwar mitt dem bedinge daß alle Zeit der alteste Sohn des Konigs von Franckreich, den TITUL des DAUPHINS mitt der PROVINTZ haben solte. NB. Mann arbeitet sonsten alhier sehr guthe Klingen, wie denn die muhlen dar zu wohl zu sehen sind weillen es fest konte ich solche nicht arbeiten sehen,
1610 1611 1612 1613 1614 1615 1616 1617 1618 1619
Nicolas Chorier, Les recherches du Sieur Chorier sur les antiquitez de la ville de Vienne [...], Lyon: Baudrand 1659. Henri de Villars (1621–1693), seit 1662 Erzbischof von Vienne. Pierre de Villars (1623–1698), Marquis de Villars. La Gére François-Emmanuel de Bonne de Créqui (1645–1685), Comte de Sault, Duc de Lesdiguières, 1661–1681 Gouverneur der Dauphiné. Humbert II de la Tour-du-Pin (1312–1355), Dauphin de Viennois. Philippe de France (1336–1376), 1er Duc d’Orléans. Philippe VI (1293–1350), König von Frankreich. Jean II (1319–1364), Jean le Bon, König von Frankreich. Charles V, vgl. Anm. 840.
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wie auch Papier. Nach der mahlzeit als wir wieder fort giengen begegnete uns ein REGIMENT zu Pferd, wie auch sehr viel Mauhl Esel. Nahmen auch war das
nicht weitt vom thor auf einem acker eine große PYRAMIDE mitt 5 großen steinern seulen, worvon etliche leuthe sagten daß Es des PILATI Hauß gewesen war. Wir ritten alles die ROHNE hienab zwischen den bergen welche häuffig mitt buchsbaum bewachsen, und kamen des abends nach ROUSSILLON1620 4 meil von VIENNE, zogen im r L’ESCUS DE FRANCE ein, dieser orth gehoret der MADAME DE VENDA1621 TOUR, hatt Es von dem COMTE DE TOURNON1622 gekauffet. Den 26. MARTII 1668 Waren Ich gegen 5. Uhr auf Reisete noch alles fortt durchs DAUPHINE zwischen den bergen an welchen sehr viel nuß Pfirsisch und Maulbehrbäume stunden auf der Rechten Hand ließen wir alles das VIVAREZ liegen, welches ein stück vom LANGUEDOC ist. NB. LANGUEDOC 90 meil lang. Kamen zu erst auf S. RAMBORT1623 der MAD. DE VANDETOUR zustendig ferner auf S. VALLIER1624 dem M. VALLIER1625 zuständig. Wir liesen auch auf der lincken Hand ein Schloß liegen dem M. VALESMO1626 zu standig, Nachgehends PASSIRTEN von PILATI hauß vorbey. Gegen Mittag kamen Wir nach TAIN1627 alwo ich mittag hielte im POMME DE PRIS. Es ist 7 meil vom nachtlager. Die stadt so gegen über genseid der ROHNE welche zwischen beyden örther fliest, wird TOURNON1628 genand dem Grafen TOURNON zustandig, liegt zwischen den felßen, Nach der Mahlzeit giengen Wir alles der ROHNE hienab kamen durch
sehr große felßen und bergen vorbey, iedoch war der Weg nicht sehr uneben. Die acker sind tick voller steine und hindert doch nicht daß Sie frucht bringen. Nachgehends ließen Wir uns über einen kleinen fluß die ISER genand setzet, so aus SAPHOYEN kombt und sich also bald in die ROHNE begiebt, NB. war ein streit, die Person gieb 3 ß das Pferd 5 ß. Die Schiffer müßen aber Ihrem Herr dem COMTE DE VARICHE1629 wegen dieser PASSAGE 6 bis 700 Rthr. geben. Gegen Abend kamen Wir nach VALENCE 4 meil Kehrten im GRIPHON D’OR Ein. Weill das Pflaster zu böse ritte ich nicht durch sondern hinten herumb, denn das Wirthshauß außer der stadt lag. Gleich als ich ankam kam ein müntzers frau aus PROVENCE auch an in eine gutschen mitt 6 Pferde bespannet und vielen dienern in liberey. Die stadt VALENCE ist die Haubtstadt im VALENTINOIS QVI APORTÉ
1620 1621 1622 1623 1624 1625 1626 1627 1628 1629
Le Péage-de-Roussillon. Marie de la Guiche, vgl. Anm. 877. Just-Louis de Tournon (gest. 1644), Comte de Tournon. Der Besitz fiel an seine Großmutter Marguerite de Montmorency, verm. mit Anne de Lévis, Duc de Ventadour. Saint-Rambert-d’Albon. Saint-Vallier Pierre-Felix de la Croix de Chevrieres (1644–1699), Comte de Saint Vallier. Nicht identifiziert. Tain-l’Hermitage. Tournon-sur-Rhône. Nicht identifiziert.
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TITRE DU DUCHÉ, der Hertzog von MONACO1630 ist H. über dieses land VALENTINOIS, woher Er auch von der PEAGE und dergleichen jahrlich bey die 45.000 L. bekombt. Die Stadt aber gehoret dem Bischoff von VALENCE1631 welcher H.
über über geist und weltliche Sachen daruber ist. Sie ist mitt gedoppelten mauern wenigen wahl und nicht wohl ausgefuhrten graben verwahret, Es ist auch aldar eine CITADEL, worinnen alle Zeit eine Konigliche besatzung gewesen nunmehr ist Sie nicht mehr dar weill Sie vor vielen jahren daraus genommen worden. Diese festung ist von FRANCISCO I. Keysern CARLS des V. wegen gebauet worden. Ferner ist aldar ein UNIVERSITAT vom HUMBERTO DAUPHIN1632 gestifftet und hernachmahls vom LUDOVICO XI.1633 CONFIRMIRET worden ist aber nicht sonderlich berühmb. Sie hatt ein beruhmbten PROFESSOREN So JULIUS PATIUS1634 geheisen so Ein Italiener von gebuhrt und nachgehends zu Heydelberg und endliche hier PROFESSOR worden. Er liegt in der S. APPOLINER Kirchen. Eine DOUANE ist auch aldar welche vor 40 jahren alhier angestellet worden, der MARECHAL LISDIGNIERS1635 hatt Sie mitt Erlaubnuß des Konigs wegen ersetzung der FRAIS bey dem SAPHOYIschen Kriege, wo Er wieder des PARLEMENTS zu PARIS willen glucklich zu hulffe gangen war. Anfangs hatt Er nur auf 3 Jahr zum REMBOURSEMENT erlaubnus bekommen diese 3 sind wieder auf 3 jahr PERLONGIRET worden und Ihm endlichen vom Konige gar geben worden trag Jahrlich 3.000 thr. ein hatt ohnlangst von einem Meylander 1.000 erobert. NB. Die zu LYON ist nur 10 Jahr älter und tragt jahrlich nur 2.000 thr. ein. Ein PRESIDIAL, SENECHAUSSÉ und BAILLIAGE ist auch alhier. Den 27. MARTII 1668 ♃ Waren Wir umb 5 Uhr auf ritten alles zwischen den bergen noch durch das DAUPHINE, das VIVAREZ bleibet noch stetig auf der lincken Hand. 3 meil darvon kamen wir über ein fluß LIVERON1636 genand welche damahls gar seichte war, wenn Er anleufft thut Er großen schaden, die PASSAGE giebt jahr. 2.000 L. ferner auf LORIOL1637 welche wohl verwehret gewesen, welches mann aus den RUDERIS der Vestung sehen kan. Gegen mittag kamen Wir nach SAUSSE1638 5 meil ist ein Eintzels Hauß, worzu etlich wenig land und vieh gehoret, gieb 700 Rthr. einem bürger von MIREMONDEL.1639
1630 1631 1632 1633 1634 1635 1636 1637 1638 1639
Lodovico Grimaldi (1642–1701), seit 1662 als Louis 1er Prince de Monaco. Daniel de Cosnac (1628–1708), 1654–1687 Bischof von Valence, seit 1687 Erzbischof von Aix. Humbert II de la Tour-du-Pin, vgl. Anm. 1615. Louis XI, vgl. Anm. 955. Jules Pacius (1550–1635), italienischer Jurist, Prof. an der Universität von Valence. François de Bonne (1543–1626), Duc de Lesdiguières, Maréchal de France. Der Fluss ist die Drôme, die bei dem Ort Livron-sur-Drôme passiert wurde. Loriol-sur-Drôme. Saulce-sur-Rhône. Mirmande.
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Nachmittage kamen wir auf BORBIERS,1640 MONT LIMAR1641 3 meil Wir PASSIRTEN nur durch Es liegen 2 REGIMENTER zu fuß darinnen so den andern tag fort auf LYON und so den ferner nach Flandern gehen solten, die thuren in der stadt waren alle zu gemacht damitt Sie nicht mausen gehen konten. Sie ist nur mitt großen und einfachen mauer und graben verwehret, gehoret dem Wir giengen ferner auf CHASTEAU NEUF1642 welches aufem berge liegt und wenn mann durch ist kombet mann durch große und senckrechte berge, in welcher PASSAGE uns viel Fußvolck RENCONTRIRET. Des abends blieben Wir zu DONZERE,1643 2 meil von MONT LIMAR, blieben gleich im ersten Wirthshauß dieser orth liegt unten am berge das schloß aber oben in der hohen, Nachmittagens kamen wir bey sehr viel OLIVEN baum vorbey welche ein klein waltt machten. NB. Unter wegens sahe viel Kieselsteine von allerhand farben so dem
MARMOR
nicht ungleich gewesen, und gantz gladt waren alß wenn Sie mitt fleiß wehren
Den 28. MARTII 1668 ♀ Waren Wir gegen 6 Uhr, Reiseten in der Ebene alles fortt durch die maulbehr und OLIVEN baumen kamen zuerst auf PIERRE LATTE,1644 welches ein klein stadtgen ist, gehoret dem Printz CONTY1645 und ist noch im DAUPHINE gelegen wird PIERRE LATE von dem großen und sehr hohen felßen der dar mitten im flachen feld ist genandt. Von dar kamen Wir auf PALUS1646 alwo die COMTEE DE VENAISSE OU D’AVIGNON Von dar giengen Wir auf der rechten hernauf nach PONT S. ESPRIT,1647 welches eine alte stadt ist und ins VIVARAIS gehört, ist dem Konig unterworffen und hatt Seinen Nahmen von der brücken so über die ROHNE gehet, Sie ist 1.206 schritt lang 12 breitt und hatt 22. bogen. Ist auch ein CIDATELL darinn. Nachgehends schlugen Wir uns wieder auf die lincken hatt und kamen auf MORNAS1648 deßen schloß oben auf einem hohen berge liegt, gehort dem babst und ist mitt 60 ITALIENERN verwahren. Als denn kamen wir umb 1 Uhr nach ORANGE wohin mann vom nachtlager 5. meilen rechnete. Wir LOGIRTen in der FAUBOURG A LIMAGE DE NOSTRE DAME. Gleich beim einreitten besahe ich den ARCUM TRIUMPHALE des C. MARIUS1649 und des CATULI LACTUTUS1650 beyde Burgermeister zu Rom, welcher Ihnen zu Ehren, nach erhaltenen TRIUMPH wieder die POLIRET
1640 1641 1642 1643 1644 1645 1646 1647 1648 1649 1650
worden.
Vielleicht Derbières. Montélimar. Châteauneuf-du-Rhône. Donzère. Pierrelatte. Louis Armand I de Bourbon (1661–1685), Prince de Conti. Lapalud. Pont-Saint-Esprit. Mornas. Gaius Marius (158/157–86 v. Chr.), römischer Feldherr und Politiker, Befehlshaber bei Aqua Sixtae gegen die Kimbern und Teutonen im Jahre 102 v. Chr. Quintus Lutatius Catulus (149–87 v. Chr.), römischer Feldherr und Politiker.
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CIMBERN und TEUTONS, und deren Konige TEUTO BOCHO1651 oder STUMPRES1652 aufgerichtet worden und durch welchen Sie Ihren einzug gehalten, diese TRIOMPH PORTE ist in die alte stadt mauer gewesen, deßen RUDERA mann noch sehen kann, mann siehet noch allerhand FIGUREN daran als Etliche schlachten, alte Kriegsgewehr zu waßer und zu land, viel TROPHEA, mitt etlichen gefangenen, daß RARESTe aber daran ist daß mann des MARIUS und CATULI nahmen wo auch ROMA TRIUMPHANS in gestalt einer DAMEN mitt der Sonne unter sich habend gebundene Könige eingehauen oben zur rechten Hand sehen kann. Es hatt vor etliche jahren Ein Printz von OURANIEN sein lusthauß dar gehabt, Mann findet auch noch viel römische müntzen an diesem orth welche Einem der Mann der darinnen wohnet verkauffet und umb sonst sehen läßet, dieser Mann verkauffet auch ein klein buchlein LES ANTIQVITEZ DE LA VILLE ET CITE D’ORANGE1653 genand umb 5 souls. Nachgehends Speiseten Wir NB. mann wird aldar sehr wohl TRACTIRET. Nachmittage giengen Wir zu erst auf PALAIS von dar besahen Wir den CIRCUS welches ein sehr großes hohes Romische gebäude ist, und ein AMPHITHEATRUM gewesen, das theil nach der Stadt zu stehet noch, deßen mauern 28. CANNEN1654 hoch und 64 lang sind, Inwendig siehet mann noch des Keysers sitz und der andern alles staffelweiß an Einem ieden Ende hatt Es zwey Sehr hohe und weite thürme in welchen einen Sie ein AQVÆDUCTUM gehabt das Waßer vor die BESTIEN zu haben in dem andern sind die BESTIEN und GLADIATORES aufbehalten worden, Ist eins von den aller RAREsten stücken von der Romer Zeiten her so man sehen kann. Ferner sahe ich bey einem bürger ein romisch ÆSTUARIUM deßen boden gantz mitt MOSAIscher arbeit ausgeleget sonderlich siehet mann darinn eine Katze so eine mauß im maul trägt, Dieses hatt mann vor 2 jahren ohngefehr gefunden. Von dar gieng ich aufs Schloß, alwo weill die Festung gantz RUINIRET nichts mehr als etliche halbe CARTAUNen so Printz MAURITZ1655 Ao. 1608 hatt gießen laßen und ein klein Zeughauß. Der brunnen darinne Ist sehr tief denn So mann Waßer herunter schüttet, kann mann wohl ein guth Vatter Unser lang zu horen ehe es auf das Waßer Platschen wird. Diese festung ist vom Printz MORITZen von ORANGE und NASSAU gebauet worden, hatt in zwey absonderliche FORTRESSEN bestanden, darvon das schloß an sich selbst 5. starcke und große, das ander aber 7. haubt und REGUL PASTIONS gehabt, Ist sehr schade daß Es RUINIRET worden. Es ist aber aus angebung des itzigen Printzens1656 Frau Mutter so des Konigs in Engelland Schwester gewesen,1657 und sich dieses orths halber mitt der 1651 1652 1653 1654 1655 1656 1657
Teutobod, auch Teutoboch (gest. 101 v. Chr.), König der Teutonen. Unklar. Les antiquitez de la ville et cité d’Orange, Nîmes 1660. 2. Aufl. ebd. 1662. Canna oder Canne, Längenmaß, hier etwa zwischen 1,98 m und 2,01 m. Moritz von Oranien (1567–1625). Wilhelm III. von Oranien (1650–1702). Maria Henrietta Stuart (1631–1660), eigentlich Princess Royal, Schwester Charles’ II.
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DOUARIERE1658 stedig veruneinigt, und solchen gerne nach Ihrem Kopff besitzen und dem Hauße ORANGE entwenden wollen, vom Konig auf Ihr begehren ohne belagerung eingenommen, Ann. 1660. hingegen aber wieder Ihren Willen geschleiffet worden, welches dem Konig eben ein rechte Cartte zu seinem Spiel gewesen, der Graf von DONA1659 des itzigen Schwedischen AMBASSADEURS in Engelland nacher Vetter1660 ist damahls GOUBERNEUR aldar gewesen und weill Er keine starcke besatzung und kein SUCCURS gehabt ist Er genöthiget worden, solches auf zu geben. Sie haben alles mitt feuer und pulver RUINIRET daß mann kaum sehen kann wo die PASTIONS gestanden. Der Konig hatt etliche jahr bis auf die Zeit als Er es dem Printzen wieder geben so vor 4 jahren gewesen ein Edelman aus dem LANGVEDOC MONS. DU GEAU1661 darin gelegt gehabt, die Francosen haben alle stücke und gewehr darin gelaßen, vermöge des ACCORDS, wie wohl Es nicht im ACCORD gestanden daß Es solte geschleiffet werden. Ist vor eine unüberwindliche Festung gehalten worden denn es keine eintzigen berg noch hohe umb sich herumb gehabt der Ihr hatte schaden können, zu dem Es auch auf einem Sehr hohen berge gelegen. Der ander theil der Festung so 7 PASTIONS hatte hatt einen platz gehabt da mann uber 1.000 mann hatt stellen und EXERCIREN können. Der itzige GOUBERNEUR ist M. MILE1662 ein Francoß so aber den Hn. staden lange jahr gedienet hatt. Die besatzung bestehet in 60 Personen, deren etliche Francosen etliche Hollander auch Teutsche sind. Ich wurde mitt dem Obristen LIEUTENANT Berghauer1663 so Ein Heß ist bekandt, NB. Sie haben in dem einen PASTION eine Kirche gefunden darinn der anzeigung nach Schon vor 1.200 jahr ein CONCILIUM gehalten worden. ORANGE ist sonsten ein Kleine gehoret nicht mehr als 3 stadtte darzu gehet auf der
einen seiten bis an die LOIRE auf der andern bis an einen hohen berg und rechnet man daß Es 41 meilen lang und 3. breit seye, hatt alle Zeit Ihre SOUVERAINE Herr und absonderlich Hauß gehabt ist aber vor ohngefehr anderdhalb 100 jahr auf das Hauß NASSAU durch heirath kommen, welches Sie auch auch noch bis auf diese stunde als ein SOUVERAINITAT besitzen, Es träget dem Printz des jahrs
nicht mehr als 20.000 thr., Darvon Sie itzo jahrlich etliche 2.000 dem Printzen in Holland schicken, denn [Sie] solches an der unterhaltung der festung nunmehro abgehet, dahingegen zu der Zeit als die festung noch in ESSE gewesen, der Printz jahrlich von seinen andern mitteln bey die 12.000 thr. zuschießen müßen. Die JUSTITZ wird durch das PARLEMENT ADMINISTRIRET. Welches in einem PRESIDENTEN und edliche CONSEILLERS bestehet. Darvon die meisten REFORMIRTER RELIGION sind, wie denn fast alle leuthe von CONDITION der REFORMIRTEN RE1658 1659 1660 1661 1662 1663
Amalia von Solms-Braunfels (1602–1675), Witwe Friedrich Heinrichs von Oranien. Friedrich Burggraf von Dohna (1621–1688), 1649–1660 Gouverneur in Orange. Christoph Delphicus Burggraf von Dohna, vgl. Anm. 1465. N.N. de Gault, Gouverneur der Stadt Orange. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert.
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zugethan sind. Sie auch 2 tempel. Die burgerschafft ist meist Catholisch. Hatt Ihren Bischoff und etliche Kirchen. Die Stadt ist vor diesem viel großer gewesen, welches auch noch die Alten Mauern auß weisen. Ihre Nahrung bestehet in Saffran bauen und Seiden Würmern. Es hatt auch eine REFORMIRTE UNIVERSITAT aldar aber nicht sehr beruhmbt. Nachdem ich alles besehen ritte ich noch gegen 5. Uhr weg und bliebe des Abends in ein eintzeln Hauße CHASTEAU NEUF DU PAPE1664 genandt. War gar schlecht ACCOMODIRET. Den 29. MARTII 1668 ♄ Giengen Wir gegen 6 Uhr weg kamen durch ein sehr schon eben land alles an OLIVEN, Maulbehr, lorbehr baume weg. Gegen 8 Uhr kam ich nach AVIGNON, musten im thor nach ITALIENIschem gebrauch die pistohlen von uns geben, zogen im LOUVRE ein, bald nach meiner ankunfft kam ein teutscher Soldate demselbst alles1665 gehorte, und von Franckfurth war, zu mir mich in der stadt herumb zu fuhren, war zu vor Ein Jude zu Franckfurth gewesen, hatt Sich vor 3 jahren taufen laßen, kan Francoisch, Italienisch, Spanisch und HEBREIsch, gedachte daß Er die Vetter von Durlach die 4 MONATE als Sie hier still gelegen immer aufgewarttet hatte, Gieng zuerst zu unsern von FERRUS und Heßler zu LYON RECOMMENDIRTEN Kaufmann M. BERTET,1666 Er gieng gleich mir nach dem PALAIS zu welches Ein uberaus großes und starckes gebäude ist, Der porten gegen uber, ist die Muntz welche [Clemens VI] PAULUS V.1667 mitt Eine trefflich PORTAL So sein Wappen welches ein adler, und trache gewesen und andern ausgehauenen bildern zieren laßen. Auf dem selben Platze wurde gleich an der Einen Wand wegen des babst Brudern, so CARDINAL PATRON worden,1668 gearbeitet, Es war der ATLAS. In dem hofe dieses PALAIS sind vieler Pabste Wappen an die Wand gemahlet. Zu erst gieng ich in den Großen sahl worinnen Sehr vieler babste und LEGATEN Wappen an die Wand gemahlet sind, Ich warttete darinnen Solange bis der Kaufmann mitt des LEGATEN SECRETARIO wegen eines PASPORTT vor uns reden konte. Nachgehends wurde ich durch einen bedienten in LIBRAY des LEGATEN LOMELINI1669 aus GENUA bürdig in alle gemacher des PALAIS sunderlich in den neuen stock den der itzige LEGAT hatt bauen laßen. In seinem gemach war ein Spiegel A FLEURS Das 2te gemach war mitt grune wald tapeten behenget waren kleine altan vor den fenstern. In dem 3ten war des LUCAS bildnuß groß gemahlet So ein ITALIenisch und sehr kunstlich stück war, dieses gemach war mitt roten tamast behangen. In der 4ten war des des Itzigen babst LIGION
1664 1665 1666 1667 1668 1669
Châteauneuf-du-Pape. Lesung unsicher, im Falz verdeckt. Nicht identifiziert. Camillo Borghese (1552–1621), seit 1605 Papst Paul V. Wahrscheinlich Giacomo Rospigliosi (1628–1684), seit 1667 Kardinal. Laurent Lomellini, 1665–1670 Vizelegat.
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CLEMENTE IX.1670 CONTERFAIT, und dieses gemach war mitt roten SAMMET und TAMAST behenget. In dem 5ten war Ein Italienisch bette deßen himmel an CORDEN, So von oben herab giengen, hunge, und war wiederumb rother TAMAST. Alle die thuren dieser 5 gemacher CORRESPONDIRTen auf einander und über einer ieden thür war sein nahme geschrieben. Aus dem letztern gemach gehet mann in den andern Sahl In welchem des jahres 2 mahl als umb Ostern und Weinnachten alle schuldsachen und geringern Verbrechen erörtert und freygesprochen werden. Der LEGAT giebt auch darinnen umb die itzbemelte Zeit allen vornehmen Hn. und DAMES Eine COLLATION und dantz. Aus dem sahl steiget mann durch eine kleine stiege hienauf alwo mann die stadt wohl übersehen kann, welche in der runde lieget wie auch die 2. Thürne des PALAIS welche der itzige VICE LEGAT zu mehrer DEFENSION abreißen laßen. Der itzbemelte sahle war mitt getruckten bildern behenget. Neben dem Vorgemach wo die bediente aufwartten ist die CAPELLE. Worinnen des vorigen babsts ALEXANDRI VII.1671 leben folgender gestalt abgemahlet und beschrieben stund. 1. FABIUS CHIGIUS NOBILIS SENENSIS ADOPTATUR INTER PRELATOS. 2. PRÆFICITUR FERRARIÆ PROLEGATUS. 3. ACCERSITUR INQVISITOR APUD MELITENSES FUTRUS. 4. MELITA COLONIAM NUNTIUS DELEGATUR. 5. A PONTIFICE CUM PLENA AD PACEM POTENTIA MISSUS MONASTERI PERTRONORIFICE EXCIPITUR. 5. INSTITUITUR SANCTIORIS CONSILII AMANUENSIS. 6. INTER CARDINALES AD SCRIBITUR. 7. OMNIUM SUFFRAGIIS IN PONTIFICEM ELECTUS ADORATUR ALEXANDER. VII. Nachgehends besahen wir die sommergemacher und der Edeleuthe gemächer, In welchen mann des vorigen CARDINALS PATRON CHIGII CONTERFAIT, war. Ferner besahe Ich die Große CAPELLE worin die babste als Sie dar regiert meß gehöret, worin, der stein des altars ein stuck und 18 Spannen lang, 8 breit und 8 Zoll dick war, hinten daran ist der Platz wo die ROTA oder gericht gehalten wird, welches PAULUS V. angerichtet und wozu 4 CONSEILLERS gezogen werden, Unter dieser Capelle ist noch eine große auch gantz gewolbet welche Sie anitzo vor ein Zeug hauß brauchen. Nach diesem gieng ich mitt den Kauf. zu dem SECRETAIRE DE LA VILLE welcher einen paß machten. Speiseten, Nach der Mahlzeit gieng ich erst in die S. MARCEAU Kirchen,1672 worinnen des CARDINALS D’AMBOSSE1673 grab gantz von MARMOR wie auch der Abt von 1670 1671 1672 1673
Giulio Rospigliosi (1600–1669), seit 1667 Papst Clemens IX. Fabio Chigi (1599–1667), seit 1655 Papst Alexander VII. Gemeint ist hier die Kirche Saint-Martial. Georges d’Amboise, vgl. Anm. 554. Das Grabmal befindet sich in der Kathedrale von Rouen.
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Clugny1674 darneben, In der CORDELIER Kirchen zur rechten in Einer Capellen wurde das grab der LAURÆ1675 welche PETRACHA1676 so im 13 SECULO gelebet etliche 20 jahr CORESSIRET und hernachmahls aus liebe noch 30 jahr nach Ihrem tode beweinet, Neben dem grabe ist ein stein mitt einem stern. FRANCIS CUS I. hatt das grab ofnen laßen und neben den gebeinen eine BAETTE1677 von bley darin, von etliche Italienische CARMINA so PETRARCHA auf ihren tod gemacht wie auch eine MEDALLIE von bley so ihr bildnuß seyn soll gelegen, gefunden, Solches wird noch alle Zeit von den München gewiesen. Von
dieser LAURÆ geschlecht sollen noch viel freunde dieser gegend vorhanden seyn. Deren einer M. CASSON1678 der ander aber der bischoff von CAVAILLON1679 seyn soll. In der Kirchen hiengen wohl 5 CARDINAL Hüthe, Ist auch auf der lincken Hand beym altar ein
Radt mitt vielen Glocken behenget welches bey der meße an stadt der einfachen glocken gebrauchen. Ferner besahe ich das CŒLESTINER Closter, So dem Konig von Franckreich zu kombt. Weswegen denn auch die Soldaten und andere so etwas verbrochen sich dahin alß ein ASYLUM RETIRIREN, In dieser Kirchen ist des CLEMENTIS VII.1680 in weißen Marmor wie auch des S. PIERRE1681 grab, Das SCELETON So der Konig RENÉ von SICILIEN1682 vor die DAMES gemachet,1683 wie auch den Schönen altar mitt vielen bildern, von MARMOR aus einem stuck gehauen So auch der Konig RENÉ hatt machen laßen, zu sehen. Ich gieng hernach vor der ACADEMIE vorbey wo die DOCTORES CREIRET werden, darvor ein stein von MARMOR stand, worauf die schuldner so nicht bezahlen konnen zur straffe offentlich mitt ein bloßen hindern gesetzet werden. Gieng auch vor ein Nonnen Kloster vorbey, so ein prächtig PORTAL hatte. Nachgehends in einen schönen gartten dem Mr. VECOEURS einem reichen Kaufmann zu ständig, So mitt schönen grotten, und andern Springwercken, gängen von lorberbäumen sehr schön gezieret ist. Nachgehends zu diesem Kaufmann welcher mir ein muster von einem neu von Ihm erfundenen stoff, so aus atlaß mitt rother grüner und FEUILLE MORTE farbe vermischet gearbeitet war, die breite war eine teutschen ¾ Ehlen und kostet die CANNE 6 L. 10 ß. Wird sonderlich zu tapeten in den gemachern, gbraucht werden konne. Die stadt ist mitt sehr schöne mauern verwahret welche die babste Zeit Ihrer RESIDENTZ aldar haben bauen laßen, die besatzung im schloß ist alles Italienisch außer die SchweitzerGARDE. Der vorige VICE LEGAT ist vom Hauße 1674 1675 1676 1677 1678 1679 1680 1681 1682 1683
In der Kirche befinden sich die Bildnisse der Äbte von Cluny. Laura de Noves (1310–1348), verm. mit Hugues II. de Sade, Comte de Sade. Francesco Petrarca (1304–1374), Dichter und Geschichtsschreiber. Gemeint ist wohl eine Platte bzw. Plakette. Nicht identifiziert. Jean Baptiste de Sade de Mazan (1633–1707), seit 1665 Bischof von Cavaillon. Giulio de’Medici (1478–1534), Papst Clemens VII. Peter von Luxemburg (1369–1387), Saint Pierre, Seligsprechung 1527 durch Clemens VII. René I d’Anjou (1409–1480), gen. René von Sizilien, König von Neapel. Nicht eindeutig.
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COLONNA gewesen,1684 hatt aber die burger sehr Ubel trachtiret, welches auch verursachet, daß vor 4 jahren, bey des itzigen VICE LEGATEN, Zeiten Eine REBELLION, wegen eines EDICTS unter andern andern daß über 9 Uhr sich niemand auf der straßen finden laßen laßen solte, angefangen. Sich bey die 30.000 mann auf dem Platz versamblet, vor das PALAIS gerücket und den VICE LEGATEN OBLIGIRET mitt den bey sich habenden leuthen und Italienischen besatzung aus und nach VILLE NEUFE1685 zu ziehen, welche der CARDINAL DE VENDOSME1686 sehr freundlich aldar empfangen, Als Er aber 4 wochen dar nach Seinen einzug wieder gehalten Sind die Uhrheber, darvon Ihrer 7. in EFFIGIE auf dem Platz vor dem PALAIS gehencket und solches hernach an die Wand außerhalb des PALAIS gemahlet [worden] und auß des babsts gebiehte BANNESIRET worden. Daß vornehmbste Hauß von diesen 7. ist gantz geschleiffet, und darauf eine seule gesetzet wordn, Sie haben theils in die VILLE NEUFE theils anders wohin begeben, den burgern sind die Waffen abgenommen, und Eine Italienische GARNISON von 200 man herein gelegt worden. Sie haben auch noch vor weniger Zeit bey dem itzigen babst umb RESTITUTION Ihrer Waffen und abfuhrung der Italienischen GARNISON angehalten ist ihnen aber abgeschlagen worden. Der Konig hatt Sich auch vor 7 Jahren dieses orths bey dem letzten Krieg mitt dem Babst bemachtiget, Ist aber hernachmahl wegen des friedens zu PISA wieder RESTITUIRET worden. Die ROHNE laufft darvor bey uber welche eine sehr schöne steinbrucke gehet welche aber an treger orthen eingefallen, gehort ein theil daran dem babst der ander den Francosen, den die andere stadt VILLENEUFVE mitt der FORTRESSE S. ANDREE so noch neu, weil Es im Languedoc lieget, zugehoret, bey der brucke ist ein Zoll und diese stadt hatt nicht mitt zuschlagen. Die Kaufmannschafft aldar bestehet in vielen tuch und vielen Seiden wahren so dar heute gemacht werden. Die Verkauffung geschiehet nach CANNEN, deren 5 drey francoische Ehlen und 3 teutsche Ehlen eine CANNE machen. Zu dieser Grafschafft gehoren 70 dorffer und stadte so alle vom VICE LEGATEN GOUVERNIRET werden. Die Muntze ist hier schon anders denn 1 thr. 3 L. 10 ß. in ORANGE aber 3 L. 9 ß. giebt, Eine Meile vor der Stadt ist die SORGUE1687 ein kleiner fluß Item zu VAUCLUSE1688 der brun worbey PETRARCHA seine VERSE gemacht, welchen aber wegen kurtze der Zeit nicht habe sehen konnen. Gegen den Abend ließ ich mich über die ROHNE setzen und blieb zu VILLENEUFE. Den 30ten MARTII 1668 NB. 31. Waren wir umb 5 Uhr auf und reiseten nach PONT DE GARDE 4 meil so eine sehr alte und berühmbte
1684 1685 1686 1687 1688
Alexandre Colonna, 1664–1665 Vizelegat. Villeneuve-lès-Avignon. Louis de Bourbon, vgl. Anm. 1292. La Sorgue. Fontaine-de-Vaucluse.
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brucke über das Waßer GARDE,1689 3 fach über einander von sehr großen qvadern zu alten Romerzeiten an 2 bergen gebauet wann und von wem Sie erbauet hatt man nicht erfahren können. Die Underste lage sind 30 schritt breit, alwo man mitt wagen durch fahren kann, der ander theil ist zum hindurchgehen gewesen und der 3theil der AQVÆDUCTUS welcher mitt großen steinen beleget ist iedoch kann nich durchgehen, Ist wegen der großen hohe, RARITAT, alles wohl zu sehen. Ein halbe stunde darvon hielten wir stille in einem dorff so dem DUC ET PAIR D’USES1690 zustehet. War sehr schlecht TRACTIRET. Der wirth gedachte das vor 3 tagen 4 Teutsche hiedurch PASSIRET waren, so 3 dutzend Eyer aufgeßen. Der Weg von AVIGNON bis dahin sonderlich von der PONT DE GARDE an war voller Ohl, Lorberbaumen, Wachholderbehr straucher, darvon die behre wie Ein haselnuß so groß waren, Timian und andern wohlrichenden Kreutern, welche Sie zum Feuern und vor das Vieh brauchen. Die Wirthen und etwar 3 oder 4 Personen in dem dorff waren REFORMIRTER RELIGION haben nicht weit darvon Ihren tempel. Nachmittage reyseten Wir den gantzen Weg bis auf NISME neben einer großen Menge Ohl und Lorbehrbaumen, bis NISMES rechnet mann 3 meil, blieben haußen vor der stadt AU LUXEMBURG liegen. Vor diesem Hauße ist ein großer Platz, worauf die leuthe sehr viel bahrweiß Spatzieren gehen. Gieng alsobald aus die stadt zu besehen trafen ein burger aus der stadt an welcher mich zu erst zum AMPHITHEATRO fuhrte welches den grösten theil der stadt im umfang begreiffet, Ist ein OVAL von lauter großen QVADERN gebauet, mitt lauter geschloßenen lagen welche vor diesem offen gewesen damitt die leuthe desto freyer haben zu sehen können, ausgenommen 2. So gegen einander stehen sind stetig zu gewesen Inwendig ist Es stuffen weise, die leuthe darauf zu setzen gebauet, der inwendige Platz, ist auch anitzo mitt lauter haußern bebauet Es hatt auch 2 thürne gehabt, welche zwar die helffte darvon noch zu sehen, in deren einen Eine silberne glocke gehangen die leuthe zum Schauplatz zu ruffen. Auswendig ist dieses gebaude in iedem bogen mitt 2 großen seulen besetzt ward auch außerlich eine zum denckmahl in stein gehauen. ROMULUS und REMUS an einer Wölfin. 2. Ochsenkopffe an dem portal wo die vorige ENTREE gewesen, ITEM 3 glieder mitt Flugeln welche eine DAME an einer Kette angeschloßen hatt und regiret, gewiesen. Nicht weit darvon stehet ein bilde in lebensgroße in stein, an einem hauße gehauen, so auf einer seite als ein Mann auf der andern seite als ein Weib FORMIRET war. Ferner nahe darbey sind in einem PRIVAT hauß etliche adler in stein gehauen, (so der alten Romer SIGNUM gewesen) welche aber die Gothen als Sie dieses land INVESTIRET die Köpfe abgeschlagen, wie auch etliche alte romische grabschrifften, Nachgehends sahe ich der REFORMIRTen tempel, Uber welchen die in stein gehauene Wortt C’EST LA MAISON DE DIEU auf befehl des Konigs vor wenige 1689 1690
Le Gard Ou Gardon. François de Crussol (1604–1680), Duc d’Uzès.
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Zeit ausgeloschet worden. Die Kirche ist fast in der Große deren zu ROCHELLE und voller Zuhorer wie Sie denn bey die 8.000 COMMUNICANTen hier noch haben. Ihre Prediger sind 8. deren vor diesem nicht mehr als 4 gewesen, diese 8. Prediger haben nicht mehr als 4.000 L. Unter diesen ist einer M. LOM BART1691 genandt, so vor weniger Zeit aus Engelland hieher kommen. Ist wegen seiner ELOQVENTZ sehr beruhmbt. An der Kirchen ist noch ein gebäude worin die Krancken erhalten werden. Sie haben auch einen tempel und UNIVERSITAT gehabt welche aber vor 2 ½ aus befehl des Konigs RUINIRET worden. Sie bedienen Sich alhier des Glockenschlages welches in Franckreich sehr RAR, und zwar also daß Sie freytags und Sontags in der haubt Predigt (denn Sie dieselbe tage allezeit 3 Predigten des tages haben) 3 mahl in den andern Predigten aber nur 1. mahl leuthen leuthen laßen. Alle Kaufleuthe aldar sind alle bis auf 4 oder 5. der REFORMIRTen RELIGION zugethan. Mann hatt vor wenig Jahren mitt einfuhrung Catholischer CONSULEN im Rath eine Verenderung machen wollen. Worüber bey 5. rathsdiener und dergleichen Personen erstochen worden. In dem LANGUEDOC sind 3.400.000 Haußhaltungen, welches das Es gewiß sey aus den TAILLEN ROYALEN von welche das was die landtschafft dem Konig verwilliget hernach auf die feuer geschlagen wird und mann burger so keine gütter alß sein gewerbe hatt hoher nicht als 3 oder 4 L. kommen kann, Als auch aus den TAILLEN DE PASTEURS so Sie von der RELIGION guthwillig unter sich ansetzen iedermann person hoher nicht als 10 sol. kombt, Sehen kann. Wenn Ein REFORMIRTer mitt einem Catholischen einen PROCES zu fuhren hatt geschieht solches nicht vor dem in NISMES sagenden PRÆSIDIAL oder SENECHAUSSÈ sondern vor der CHAMBRE MISPARDIE zu CASTRES im Languedoc. Nicht weit von der REFORMIRTen Ihren tempel ist das MAISON QVEREL1692 So vor diesem ein rathhauß gewesen und von TRAJANO1693 seiner gemahlin der PALATINA1694 zu Ehren erbauen laßen, Ist auß wendig mitt sehr großen, starcken und CORINTHIschen seulen umbgeben, Oben ist es mitt lauter stein beleget, Unten soll eine CAVE sein durch welche mann von NISMES bis nach ARLES gehen kann. Nachgehends gieng ich in das RECOLLECTen Kloster, worinnen sehr schon gartten, deßen gange von Sehr hohen und Dicken Cypreßen wie auch ein ander von lauter lohrbehrbaume besetzet ist Sie wollen noch ein Waldt darin machen, der bischoff1695 so von keine großen EXTRACTION sondern durch seine ELOQVENTZ So hochgebracht, und des jahrs bey die 18.000 L. einkom hatt. Komt sehr offt dahin wie Er denn in dem Closter seine gemächer einer 3. so al1691 1692 1693 1694 1695
Nicht identifiziert. La Maison carrée. Das Gebäude stammt aber aus dem frühen 1. Jahrhundert und steht nicht im Zusammenhang mit der Pompeia Plotina. Marcus Ulpius Traianus (53–117), römischer Kaiser. Pompeia Plotina (gest. nach 123). Sie war aus Nîmes gebürtig. Zu ihrem Andenken ließ Hadrian eine Basilika errichten. Anthyme-Denis Cohon (1595–1670), 1634–1644 und 1655–1670 Bischof von Nîmes.
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lezeit TAPICIRET sind, hatt. Nahe bey diesem Closter ist das Closter DE PENITENTES genandt, worin niemand als die vor diesem herrn gewesen und sich geistlich gemacht kamen, Ferner besahe ich den TEMPEL DIANÆ welches ein sehr uhraltes gebaude von großen qvadern, schöne seulen, und treflichen gewolbe ist, gehet aber itzo gantz ein. Nahe darbey ist die QVELLE des brunnens, von deßen qvellens anfang mann nicht weiß, denn Sie manchmahl viel Waßer hoch in die hohe treibet, ist so groß als ein kleiner Teich, treibet auch alsobalden 2 muhlen, mann gebrauchet sich solchen auch des waschens, und geht kein jahr nicht hin daß nicht menschen oder Pferde aldar ersauffen Oben auf dem berge ist der TOUR MAIGAR1696 genandt, bis dahin die stadt vor diesem gangen, denn es damahls eine große REPUBLIC und viel großer als itzo gewesen, Nicht weit von dem tempel DIANÆ stehen an einem kleinen Hauße noch zwey adler in stein gehauen mitt abgeschlagenen Kopffen, wie auch das alte NISMIsche Wappen (deßen Sie Sich noch itzo bedienen) bestehet in einem CROCODILL mitt einem lorberenzweig auf dem rücken stehend. Die stadt ist mitt einer starcken mauer und vielen tührnen und graben versehen, Alle thore sind aufs neue RENOVIRET worden, ausgenommen eines woran das Englische Wappen noch eingehauen stehet, Zum MARQVE daß Sie vor diesem unter Englischer bothmäßigkeit gewesen. Die gröste nahrung bestehet in seide und SARGE handel. Die seiden würmer breiten Sie unter den armen aus unterhalten Sie sodenn 3 oder 4 wochen erstlich mitt brombehrblatter, in ermangelung der Mahlbehrblatter welches aber in die lange nicht dauert denn sie keine seiden darvon thuen, Umb Junge zu haben, laßet mann die 2 seiden wurmer machen und wollen zusammen kriechen, und nach 24 stunden wurfft mann das manlein weg so denn das andere seine eyer zu legen auf und hernachmahls obgedachter maßen ausgebrütet werden. Sonst haben die Kinder sonderlich kleine madgen in dieser stadt umb diese Zeit einen seltzamen gebrauch in dem sie eines von Ihnen auf das allerbeste ausschmucken Sie zwischen 2 stühle auf die Erden setzen und über die zwey stuhle ein lein tuch hingen, setzen noch 2 neben Ihr auff den stuhlen, die andern aber so ein stucken 6 oder 8 lauffen auf den gaßen mitt thönern schußelgen rumb und bitten umbs geld POUR LE MAY welches Sie das ausgetantze madgen nennen und solches siehet mann fast auf allen gaßen. Selbigen abend PASSIRTe das ROCHEFORTIsche REGIMENT hierdurch nach Flandern zu gehen. NB. Es ist etwan ein ½ meil vor der stadt in Einer hölen ein Echo welches 30 mahl wieder ruffet. Den 31. MARTII 1668 Waren Wir gegen 5 Uhr auf und kamen durch sehr schöne eben land alles an lohrbehr und Ohlbäumen weg und kamen zu mittage auf ein eintzeln wirthshauß 4 meil von NISMES, So PONT DE LUNEL1697 genandt. Nachmittag giengen Wir fortt auf MONTPELIER so noch 4 meil alles 1696 1697
La Tour Magne. Pont de Lunel.
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durch eben land und 2 dorffer worbey steinerne brucken über kleine Waßer giengen. Zu MONTPELIER LOGIRTe ich AU CHAVAL BLANC. Den 1. APRIL 1668 ♂ Vormittags gieng ich bald aus die stadt zu besehen und zwar zu erst in die ESCOLE DE MEDICINE, in deßen AUDITORIO alle alle mediciner PROFESSORES und DOCTORES abgemahlet stunden, Es wurde gleich eine DISPUTATION gehalten wegen der PROFESSORS stelle so FACIRTE. Denn aldar der gebrauch wenn eine PROFESSORS stelle ledig ist müßen die so solche PRETENDIREN zu gewißer Zeit einer nach dem andern DISPUTIREN, Welcher sich nun nach dem ausspruch der PROFESSOREN am besten gehalten, der wird hernachmahls PROFESSOR. NB. Es ist eine seltzame arth in Franckreich wie Sie DISPUTIREN, denn Sie offt AD PERSONALIA kommen und Sich anstellen als wolten Sie itz von CATHEDRE herunter fahren. Es OPPONIRET Ihm niemand anders als seine mitt PREDENTENTEN. Die PROFESSORES haben alle rothe sammete mantel umb und Jesuiter mutzen. Die DISPUTATORES haben lange weite1698 und schwartze rocke an und sam Jesuiter mützen auf. Mann Siehet auch in diesem Hauß ein klein gartten, den LOCUM ANATOMICUM, worin vor diesem sehr viel SCELETA gestanden, sind aber anitzo alle heraus. Von dar gieng ich auf den thurm NOSTRE DAME auf welchem mann die stadt sehr wohl übersehen kann, Sie liegt im OVAL. Nachgehends wurde ich mitt Einem sehr beruhmbten APOTHECER M. FRANGEAN1699 bekant, welcher wegen des ALKERMES1700 und PARFUMIRTE sachen sehr offt von den Reisenden besucht wird, Alles was Er machet und verkaufft, kann mann aus seinen getruckten büchlein ersehen.1701 Er ist alle Zeit bestandig bestelter APOTHEQVER bey der ARME so in CATHALONIEN gehet hatt 6 CAMPAGNEN mitt verrichtet. Ich wurde auch mitt eines vortrefflichen stücker und mahler in MINIATUR sonderlich was Vogel und blumen anlanget, und M. THOULUZE1702 genand wird, bekandt, Ist deßen zu PARIS, der dem vorigen DUC D’ORLEANS die thier und blumen bücher in dem CABINET DU ROY gemahlet CAMMERADE gewesen, ist fast eine arbeit. Er stickt anitzo dem DUC DE VERNEUIL1703 als des HENRICUS IV. naturlichen Sohn und GOUVERNEUR im LANGUEDOC zu Seinem beylager mitt der DUCHESSE DE SULLY1704 als wittib des DUC DE SULLY1705 und tochter des Cantzlers SECGUIERS,1706 sehr 1698 1699 1700 1701 1702
1703 1704 1705 1706
Lesung unsicher. Jean Fargeon, Apotheker. Kermesbeeren. Phytolacca. Catalogue des Marchandises rares [...] à Montpelier, Avignon 1665. Guillaume Toulouse, Musterzeichner und Sticker in Montpellier. Livre de fleurs, feuilles et oyzeaux, inv. et dess. [...] par G. T. maistre brodeur de Mont-Pelier, 1650. Livre de bouquets de fleurs et oyseaux fait par G. T., maistre brodeur de Montpellier, se vend chez l’auteur à Montpellier, 1655. Henri de Bourbon, vgl. Anm. 1596. 1668 verm. mit Charlotte Séguier (1622–1704), Witwe Maximiliens de Béthune, Duc de Sully. Maximilien III de Bethune (1614/15–1661/62), Duc de Sully. Pierre Séguier, vgl. Anm. 593.
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viel Sachen, der H. ist bis DATO geistlich gewesen und ein H. von seinen 65. jahren und fanget anitzo erst an zu heurathen. Nachmittage gieng ich in den HORTUM REGIUM welcher fortreflicher als der zu PARIS ist denn bey die 1.000 unterschiedliche arthen Kreuter zu finden sind, und ein iedes Gewachs seine schatten und sonne seite kann als Sie Es erfordern, welches die gewachß zu PARIS nicht haben konnen, denn der gartten aldar alles in die lange gehet Dieser aber seine absatze hatt. Wie denn an einem orth Er so tief, die baume hingegen so hoch daß den gantzen tag keine sonne hinkombt. Es ist under ein große menge Zipreßen, und Fichtenbaume deren Zapffen viel größer als die gröste baumfrucht ist, Es war auch ein Zedernbaum darin, wie auch Ein sonderlicher baum, so bluthen wie die Pfirsichbaum haben, hatt, wird nicht anders als des JUDAS baum genandt weil Er sich an Einem dergleichen soll erhencket haben, Ist sehr groß und dicke, In dem theil des garttens wo die ESCOLERI ihre ESCOLE halten, sind alle die Kreuter, baume, und stauden nach dem ALPHABET Ihre nahmen gesetzet und alle Zeit die numer auf einen stein, vor denselben gewächß gehauen. Worinnen ein baum AGNUS CASTUS genandt von welchem gedacht wird, daß die alten Römer, wenn Sie hatten von den PASSIONIfrey seyn wollen, hatten Sie Ein stück von diesem baum abgeschnitten, unter Ihr haubt Küßen geleget, und darauf geschlaffen, Ferner sahe ich zwey arthen Kreuter so gifftig waren. Darvon eines wie bettersilgen aussahen, dem Menschen Ein gifft und den Pferden eine Speise, und heilung ist, das andere aber hatt gantz ein ander gestalt und ist sowohl Menschen als thieren schadr lich, NB. Die Frau so über den gartten bestellet, war 95 Jahr alt und konte doch noch ohne stecken frisch die treppen steigen, kante alle bäume, stau-
BUS
den und Creuter, weiß Sie auch alle mitt Ihrem lateinischen nahmen zu nennen. Von dar gieng Ich an den Orth wo Sie das Wachß weiß machen, Das Wachß bekommen Sie auß AFFRICA sonderlich von THUNIS wohin die handlung gar starck gehet, EN GROS als denn wird Es in dem offen geschmeltzet und in formen gebracht und zwar also Sie haben ein holtz auf1707 diese arth welches Sie mitt ohl beschmiren und hernach ins heiße Wachs stecken und bald heraus ziehen und ins kalte Waßer stracks durch stecken, worvon, das wachs, das seine form vom holtz angenommen, und so din ist als ein Mohnbladt, von sich selbst herunter gehet. Nachgehends wird bey viel hundert solchen stücken wachs auf einen blatz im gartten welcher mitt lauter gleich gehauenen steinen beleget gestellet und zwar in QVARE1708 laßen solches hernach darinne solange stehen bis daß die Sonne die gelbe farbe welche das Wachß von natur an sich hatt gantz heraus gezogen hatt und damitt das Wachs von der sonnen hitze nicht zerschmeltz begießen Sie es stetig mitt worzu Sie denn eine artige INVENTION haben daß Sie rings herumb vom brunnen an bis zum Ende in die steinern Kubel alsobalden leiten1709 kann welches alles durch theunern rohre geschieht auf 1707 1708 1709
Hier kleine Zeichnung eingefügt. Hier kleine Zeichnung eingefügt. Lesung unsicher, im Falz verdeckt.
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folgende arth.1710 Nach diesem gieng ich zu dem obbemelten APOTIQVER und kaufte etwas von seinen sachen. Diese stadt ist fast rund einer ziemblichen größe, die Häußer hoch gantz von steinen aufgefuhret, und ligt etwas auf einem hügel. Die mauern umb die stadt sind hoch und sehr schon von qvadern nicht viel ungleich zu AVIGNON. Ist auch mitt einem graben ringsherumb umbgeben, sind aber nicht alle gefüttert. So weit als man umb die stadt sehen kann ist alles voller OLIVEN baume, Wein, und getreyde, welches dem Konig viel Eintraget, dahero auch aldar eine COUR DES AYDES und CHAMBRE DES COMPTES, welche beyde lange vor diesem SEPARIRET gewesen, seit der Zeit aber daß der Konig die stadt belagert Ist Sie in ein Cour1711 gebracht worden. Die belägerung der stadt ist Anno 1619. Als Sich die REFORMIRTEN dem Konig wiedersetzet. Die ARMEE hatt bey 4 bis 5 MONATen vor der stadt gestanden, Sobald aber der Konig in Person darzu kommen, Sollen die burgermeister mitt stricken umb den Halß, die schlüßel überreichet und gnade erlanget haben. Der Konig hatt darauf starcke GUARNISON hinein geleget, welche aber nachgehends als die stadt sich über Ihren umfang beschwehret und umb abfuhrung gebethen, weggenommen und hingegen eine CITADELLE mitt 4 wercken zu zaumung der bürger und auf Ihre unkosten gebauet worden. Der GOUBERNEUR ist itzo M. LE MARQVIS DE CASTRES.1712 Der Bischoff daselbst, deßen INSPECTION sich auf 5 und mehr meilen umb die stadt erstrecket heist M. BOUSQVET1713 und seine einkunffte belaufen sich auf 10.000 L. Die CONSULS deren 6 an der Zahl sind VIGNIERS1714 der stadt und haben Eine sehr schöne SUITE von OFFICIREN mitt Consulibus des Mehrs1715 oder der Kaufleuthe und zum [und zum] unterschied werden die von der stadt CONSULS MAJOURS genenet. Es ist auch Eine absonderliche JUSTITZ in dieser stadt wieder alle schulden, so mann LE JUGE DU PETIT SCEL nenet. Fast die helffte der bürger und zwar die meisten Kaufleuthe sind REFORMIRTer RELIGION, und haben 2 tempel in der stadt und 5 Priester. Mann hatt die tempell gleich vielen andern auch abbrechen und außer der stadt mauern setzen wollen weil der Konig nirgends wo ein bischofflicher sitz ist dieselben leiden will. Die UNIVERSITAT ist nicht so wohl wegen der JURISTIschen als MEDICINIschen FACULTÄT beruhmbt, Der PROFESSOREN sind 4 iedes besoldung belaufft sich auf 500 Rthr., 2 AGGREGER1716 oder ADJUNCTI, und Ein DIRECTEUR oder CHANCELIER, Die 1710 1711 1712 1713 1714 1715 1716
Hier kleine Zeichnung eingefügt. Lesung unsicher, im Falz verdeckt. René Gaspard de La Croix (1611–1674), Marquis de Castries, Gouverneur der Stadt Montpellier. Paul Henry François du Bosquet (1605–1676), seit 1655 Bischof von Montpellier. Vermutlich Winzer. Vielleicht Maire. Agrégé.
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Handlung dieses orths wie obengedacht mitt denen von THUNIS bestehet nur in sachen und andern kleinen MANUFACTUREN wovor Sie denn Wachß und seiden bekommen. Das Mehr ist nur eine meile darvon wo Sie gegen dem MAQVELONNE1717 liegt, worvon die Bischofe den nahmen geführet. Es liegt auch 3 meilen von MONTPELIER FRONTIGNAN welcher orth wegen des herlichen Weins sehr berühmbt. Eine meile über FRONTIGNAN ist der orth wo die bruhmbte CONJUNCTIO MARIUM geschehen soll, welches aber gar langsam fort gehet. Ist auch zu THOULOUSE ein absonderlich TRACTAITGEN darvon getruckt. Das Frauenzimmer ist auch aldar wegen Ihrer treflichen schönheit und freundlichkeit sehr beruhmbt welche auch diesen orth deswegen so nennen QVASI MONS PUELLNUM NB. OCCASIONE der MEDICINIschen FACULTAT, hatt M. TALON1718 zu PARIS dem Konig gerathen alle ACADEMIE im Konigreich abzuschaffen, die Renten einziehen, und nur 4 zu erhalten hergegen aber solche mitt den allergelehrtesten leuthen bestellen. Ist auch ein INTENDANT DU ROY zu MONTPELIER Er empfanget alle Konigliche befehl tragt hernach solches den andern MAGISTRATIBUS in der PROVINTZ auf und höret Ihr begehren. Die PROVINTZ LANGUEDOC hatt über die ORDINAIRE TAILLEN (so den 4ten theil der Einkomen jährlich tragen, und statig nach dem alten VALOR ob Sie Es schon nicht itzo einbrachten angeschlagen werden) 16.000 L. GRADUIT voriges jahr dem Konig OFFERIRET. NB. Wer Ein TAILLIABLE guth besitzet welches Ihm itzo nicht so viel eintragt, daß Er die vor diesem darauf gesetzte TAILLEN abgeben konne, Ob Er schon solches gantz liegen laßen wolle muß dennoch von seinen andern güthern des Königs recht bezahlen. Und würde Er endlichen gantz ausgesogen fället solches dem rath anheim, und wird auf die übrigen bürger geschlagen damitt den TAILLEN nichts abgehe. NB. Die ESTAPPES sind die gelder, welche bey einqvartirung der soldaten zu ihrer unterhaltung gegeben werden welches taglich auf den Fuß Knecht 18 ß. und vor den Reitter mitt dem Pferde 40 ß. machet. Es sind auch noch viel von den SARACENEN aldar welche zu HENRICI IV. Konigs in Franckreich Zeiten zurück blieben, als Sie aus Spanien gejaget wurden und von dem HENRICO Einen freyen durchzug begehrten, theils sind Christen worden theils sind Turckisch blieben so sich aber doch nicht recht dorffen mercken laßen. Den 2. APRIL 1668 ☿ Waren Wir umb 5 Uhr auf, unter wegens schlug sich der MARQVIS SCHAUMONT1719 mitt etlichen Pferten zu uns Sein Vatter1720 ist lange in Teutschland gewesen, Sein bruder1721 der LIEUTENANT 1722 Schwester DU ROY im LANGUEDOC ist hatt des MARECHALS GRANDMONT 1717 1718 1719 1720 1721 1722
Maguelone, Villeneuve-lès-Maguelone. Wahrscheinlich Denis Talon (1628–1698), Avocat général au Parlement de Paris. Jean-Armand Mitte de Chevrières (1624–1685), Marquis de Saint-Chamond. Melchior Mitte de Chevrières (1586–1649), Marquis de Saint-Chamond. Just-Henri Mitte de Chevrières (1615–1664), Marquis de Saint-Chamond. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 400.
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zur gemahlin.1723 Dieser MARQVIS kan von seinen guthern die bey THOULOUSE sind jahrlich
7.000 L. heben, hatt auch bey LYON noch andre guther, alwo auch sein stamhauß seines Nahmens ist, hatte auch im DAUPHINÉ etliche güther gekaufft. Er sagte daß in Franckreich nicht viel heckzen geben, außer im VIVARES. Wir musten wieder den Weg auf Pont Lunel (4 meil.) nehmen, weil die Seeh den Weg bey ESTANGS1724 zerrißen,
wir blieben aldar zu Mittage nach mittags reiseten wir durch einen gantz eben Weg so voller DIMIAN und LAVENDEL stunde bis nach S. GILLES1725 4. meil. LOGIRTEN AU CHAVAL BLANC ist ein kleines stadtgen und ist der stamm orth gewesen der Graffen von THOULOUSE oder S. GILLES, als von welchen Sie Ihren TITUL genommen, und welchen gantz LANGUEDOC zugestanden aldar soll eine schöne Kirche seyn welche ich aber wegen kurtze der Zeit nicht habe sehen können. In Einem nahe daran gelegenen Wald ESTAGEL genand ist ein steinern stuhl zu sehen, welcher von den alten DRUITen die aldar gewohnet gebrauchet worden. Den 2. APRIL1726 1668 ♃ War ich gegen 5 Uhr auf ritte etwan eine meile bis dahin da wir uns über die ROHNE setzen liesen, die Person gieb 4 und das Pferdes 2 LIAR, Gleich genseits der ROHNE fängt sich die PROVENCE an. Gegen 9 Uhr kamen wir nach ARLES 3 meil LOGIRTen im CHAVAL BLANC, vor der stadt musten wir abermahls über die ROHNE alwo ein brücken zohl ist bald darnach giengen wir aus die stadt zu besehen, und zwar erstlich in einen gemeinen gartten vor der stadt (welchen orth mann ROQVETE nenent) alwo mann einen langen gestein wie Ein PYRAMIDE FORMIRET von einem stück siehet liegen, der vor diesem 60 fuß lang gewesen, der rest aber dar von ist nicht langer als 29 fuß lang. Die OPINION dar von gehet daß Es der breite altar ARALATA darvon diese stadt Ihren nahmen genommen, gewesen, und mann aldar der Göttin DIANÆ geopffert habe. Nachgehends das AMPHITHEATRUM, welches Ein großes weitschweiffiges gebaude aber nicht so schön als das zu NISMES, mann kan bald nichts rechtes darvon sehen denn Es gantz mitt Haußern sowohl aus als inwendig bebauet. Von dem THEATRO nicht weit, der große schöne mitt überaus großen steinen gewelbte Keller darinnen ein gang zu sehen, welcher vor diesem bis nach NISMES gangen, ist ein sehr altes werck. Von dar nach dem Rathhauß welches aber gantz herunter gerißen umb solches gantz auf neue zu bauen in dem einen gewelbe siehet mann die STATUAM der DIANÆ von weißen MARMOR welche auf einer seiten sehr freundlich auf der andern aber gantz mürrisch aussiehet. in dem Hauße wo die 2 großen steinernen seulen so mann die COLONÆ HERCULIS genennet [werden] und ihr Tempel aldar gewesen, zwischen den beyden seulen gewunden, ist noch gantz außer der Rechte 1723 1724 1725 1726
Suzanne Charlotte-Catherine de Gramont (ca. 1620–1688), Schwester des Maréchal Gramont, verm. Just-Henry Mitte de Chevrières (1615–1664), Marquis de Saint-Chamond. Étang. Saint-Gilles. Die 3 mit einer 2 überschrieben.
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arm ist und die lincke hand ist nicht dran, dieses INDOLUM soll alhie bey der heyden Zeiten haben, und wenn Ihr opffer verehrt werden solle mann alle Zeit 2 unschuldige Kinder geschlachtet und das bluth unter das Volck gestreuet haben, die So von dem bluth etwas bekommen sind lebendig geblieben, die andern aber sind gestorben. Es ist auch vor diesem der alte Konig von ARLES PALAIS alhier gewesen ist aber gantz eingangen. Sind auch 51727 TRIUMPH pfortten in der stadtmauer, so aber nicht werd sind besehen zu werden. Es ist auch ein CABINET bey Einer Wittib Eines Goldschmied des ACHATH1728 zu sehen, welches ich aber weill sie sehr wiederwertig und mürrisch ist nicht zu sehen bekam. Die stadt ist vor diesem die haubtstadt im REGNO ARELATEN darvon der Cuhrfurst von Cöhln als Reichs Cantzler des Reichs den TITUL fuhret,1729 NB. GELNITZ1730 gewesen, Ist an der ROHNE gelegen woruber eine schiffbrucke von 13 großen schiffen gehet, hatt schone starcke mauern, sehr schone und breite gaßen ist an Sich selbst aber nicht gar groß. Hatt kein GOUVERNEUR als seinen eigenen GOUVERNEUR uber PROVENCE der DUC DE MERCEUR1731 der Ertzbischoff alhier ist M. CRIGNAN1732 ein MARQVIS hatt Ein PRESIDIAL und SENESCHAUSSE. Nachmittage gegen 5 Uhr gieng ich wieder weg von ARLES besahe unter wegens das Closter der MINIMEN1733 so stracks vor der stadt liegt In diesem Closter siehet mann unten in einer krufft des POLANDI1734 grab von weißen MARMOR worinnen mann durch einen ritz seine gebeine noch sehen kann obenauf stehet noch ein grab von weißem MARMOR worin stetig Waßer ist und mitt dem ab und zunehmen des Mondes ab und zunimbt, und weiß man doch nicht wo Es hienein kommen, Sahen auch eines Hertzogs von SAVOYEN grab,1735 In der Kirchen Sind sehr viel in weißen MARMOR gehauene biblische historien, wie auch in lebens Große die zwey frau Marie sehr schon in weißen MARMOR auf einem altar, Vor dem Closter ist ein gottes acker worauf sich vor diesem viel leuthe von weiten landen und begraben laßen, weilen geglaubet wird daß Christus in Person diesen betreten habe. NB. Des Graf Fuckers1736 Weiterung1737 mit dem Munch Es soll auch ohnweit von dar in einer grotten des MARII tochter grab zu sehen seyn. Von dar gieng ich fortt als durch ein sehr schon lustigen eben Weg, bey dem AQVEDUCTU 1727 1728 1729 1730 1731 1732 1733 1734
1735 1736 1737
Zahl undeutlich. Antoine Agard, Goldschmied. Nicht korrekt, es ist der Erzbischof von Trier, der den Titel führt. Gölnitz, Ulysses, vgl. Anm. 475, 486, dort richtig Trier. Louis de Bourbon, vgl. Anm. 1292. François Adhémar de Monteil de Grignan (1603–1689), seit 1644 Erzbischof von Arles. Abtei Sainte-Marie in Arles-sur-Tech. Vermutlich gemeint ist ein frühchristlicher Steinsarkophag des 4. Jahrhunderts, vielleicht mit einem Teil der Reliquien der beiden Märtyrer Abdon und Sennen, auch Heiliges Grab genannt. Nicht identifiziert. Ohne weitere Angaben nicht zu identifizieren. Lesung unsicher, im Falz.
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vorbey. Kam des abends nach S. MARTIN1738 3 meil NB des nachts ein greulichen traum von hunden. Den 3.1739 APRIL 1668 ♀ Waren Wir um 5 Uhr auf kamen bey SALON1740 einer stadt dem König zu ständig und an der CRAU gelegen, vorbey alwo in der FRANCISCANer Kirchen der beruhmbte MATHEMATICUS NOSTREv DAMUS1741 begraben ligt welcher von den Francosen sehr hoch gehalten worden. und deßen sohn1742 Eine beschreibung von PROVENCE geschrieben.1743 Nachgehends kam wir durch einen langen Weg der gantz im felß gehauen und sehr bergichten und steinigten Weg, alles auf eintzele nichtsnutzige Wirthshaußer, bis wir auf ein eintzeln Hauße 7 meilen von ARLES zu mittag blieben, unter wegens sahen wir viel fichten baume fast einen gantzen Walt machen, sind aber gantz anders als die unserigen zu hauße denn sie nicht so lang und rahnc1744 mitt kleinen Zapfen wachsen, sondern gantz dicke und mitt vielen sehr starcken esten und gar großen Zapffen mitt breiten schuppen. Dieser Weg auch war voller Roßmarien so noch bluthe. Nachmittage giengen Wir gegen 4 Uhr eben fortt durch einen steinigten Weg auf AIX1745 zu alwo ich gegen 6 Uhr ankam und LOGIRTe im Weißen Pferdt. NB. die strasse,1746 M. FINCK kam gar Spath nach. Die COMPAGNIE bey tische bestund meistentheils von COMMENDANT und Ritter zu Malta. Den 5.1747 APRIL 1668 ♄ Vormittags gegen 8 Uhr gieng ich aus die stadt zu besehen und zwar zuerst in das Nonnen Closter S. BARTHOLOME worinnen die Nonnen so alle von hohen Haußern sind, nicht so eingeschrancket als sonsten ander sind, denn sie gantz ohne ordens Kleid gehen und mann mitt Ihnen reden kann wie denn auch mitt Sie geredet, Sie mir auch des Konigs CAROLI von SICILIEN DUC D’ANJOU und Grafens der PROVENCE1748 leichnam in einem glasern Sarche gewiesen, war gantz mitt rosen bestickt, Mir wurde auch seine hand gewiesen wormitt Er das bluth urtheil wieder den CONRADIUM1749 unterschrieben, seine strumpffe, seine lincke Hand und sein SCEPTER, In dem sarge war auch der Jungfrau MARIEN gurtel aufgehoben. Dieser Konig CAROLUS hatt dieses Closter gestifftet. FABULIREN daß Er schon MIRA1738 1739 1740 1741 1742 1743 1744 1745 1746 1747 1748 1749
Saint-Martin-de-Crau. Eigentlich 4. April, 3 überschrieben. Salon-de-Provence. Michel de Nostredame (Nostradamus) (1503–1566), französischer Apotheker und Astrologe. César de Nostredame (1553–1629). César de Nostredame, L’Histoire et Chroniqve de Provence [...], Lyon Chez Simon Rigaud Pour la societe Caldoriene, 1614. Lesung unsicher. Aix-en-Provence. Lesung unsicher, im Falz. Hier die 4 mit einer 5 überschrieben. Charles II d’Anjou (1254–1309), König von Neapel. Konrad Herzog von Schwaben (1252–1268), hingerichtet in Neapel. Das Urteil stammte allerdings von Charles I d’Anjou (1227–1285), König von Sizilien. Dieser ist aber nicht in Aix begraben.
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thue und Sie Ihn bald zum heiligen machen werden. Von dem gurttel sagen Sie daß Er den Sch. u. Knd.1750 guth seye wenn sie den Arm1751 mitt bestreichen Von diesem Closter gieng ich in ein anders S. MARIA genandt, worinnen ein sehr schoner altar und Predigtstuhl von Schwartz und Weisen MARMOR, der Predigtstuhl ist gantz von Weisen MARMOR und von allerhandt farben ist MARMOR eingelegt. Von dar zu M. CLAUDEN LOUTHIER1752 so Ein APOTIQVER ist Ein alter sehr hoflicher Mann, hatt Ein sehr schon CABINET, von von alten STATUEN, METALLIEN, bildern und mehr RAREN sachen, welches Eine große QVANTITAT ist, welches ich nicht alles habe behalten können. Das vornehmbste aber war, des HIPOCRATES Kopf in weißem MARMOR mitt einer CALOTTEN welches der erste gewesen seyn soll, so ein CALLOTTEN getragen haben. Des NERONIS bild wie Er Jung gewesen, von METALL. Die CAPOCRATES klein zweymahl von METALL, Eine Amam so VERMASQVIRT in METALL. Von den METALLEN war das vornehmbste daß Er die POURSUITE aller Romische FAMILIEN bis auf die Keyser mitt Ihren Weibern und Kindern, und denn die POURSUITE der Keyser mitt Ihren gemahlinen und vornehme anverwandte, bis weit herein, darunter war auch ROMULUS, Ferner war auf eine des GALBÆ METAILLE die PRECEDENTZ So Franckreich vor Spanien gehabt zu sehen den das Wortt GALLIA zur rechten und HISPANIA zur lincken hand stehet, Sehr viel Griechische Muntze darunter das vornehmbste (ALEXANDER) MILTHIADES1753 war eine muntze vom 3ten Konig in Egypten NABUCHDANEBUS1754 Eine lampe so JULIUS CÆSAR dem JOVI SACRIRET. Unterschiedliche arth ringe darunter einer mitt einem sigel auf diese arth, mitt dem Nahmen der FAMILIE.1755 Ein großen guldenen Ring welchen CEL
die DIANA So zu ARLES gefunden auf der Hand gehabt. Eine sonderliche INVENTION von gold gewigt So von Holtz war, da das CONTREPOIS von bley in das Holtz gemacht und im gantzen zusammen legen kann.1756 Ferner Eine heuschrecke von blauen stein, worunter eine Eydeckse mit Egyptischer schrifft gegraben war welches die Egyptier vor diesem zur die heuschrecken wegzutreiben gebraucht haben. Ferner, Ein stück stein, so sich gantz wie seiden fäßet und mann vor diesem zu dem gleichen gbraucht hatt. (BYSSUS1757). Zwey Ringe von golde, die alt und von der VERMASQVIRTen VENERS. Unterschiedliche hande So den Pr: FORMIRTen, 2. alte schließen von NB. sehr viel steine so unterschiedliche FIGUREN von NATUR FORMTen, NB. die bunte Muschel. Eine
Zunge von Einem der die bose Kiecht hatte gehabt, So zu stein worden, Eines menschen bein mitt dem Marck so zu stein worden, Ein schöne großen stein, so Ein Katzenauge genenet wird. Sehr viel lampen darinen das Ewige licht haben
1750 1751 1752 1753 1754 1755 1756 1757
Kürzung, Lesung unsicher, lässt sich nicht zweifelsfrei auflösen. Lesung unsicher. Toussaint Lauthier (gest. 1685). Vermutlich Miltiades d.J. (um 550–489 v. Chr.), athenischer Politiker und Feldherr. Unklar. Hier kleine Zeichnung eingefügt. Hier kleine Zeichnung eingefügt. Unklar.
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aufbehalten. Ein Kopff von Einer MUMI so noch schön volkomen war von 3.000 jahr helt davor daß Er das nantu1758 CHARONTIS noch im Mund hätte Das Gebethbuch eines Grafens von PROVENCE worin sein und seiner Gemahlin CONTERFAIT gemahlet war, Ein stück von 400 Jahren her. Sehr viel Schachteln und Kastgen von Indianischer arbeit, Ein Nest Eines PARADISvogels. Zwey Briefe vom itzigen Turckischen Keyser, welches vor 3 tage von MARSEILLEN bey der letzten CARAVANE bekomen haben, darunter der eine Ein Paß, das andere Ein Keyserlicher befehlsbrief war. Ein gebeth eines Türcken. Eine bildschrifft so auf baum Rinde altem gebrauch nach geschrieben war. Ein GENEALOGI von ADAM bis auf Christum auf Einem langen stück PARGEMENT, von 300 Jahr her gemacht. NB. Er hatt 1.200 bildnuß in edelgestein geschnitten weill Er aber vor kurtzer Zeit seinem Sohn dem buchführer LE PETIT FILS überschicket. Will solches alles wie auch das vorige, weil Er es müde ist vor 20.000 L. verkauffen. Von dar gieng ich in die Haubt Kirche S. Sacreceur genant worin der Tauffstein mitt großen MARMOREN seulen, stieg auf den thurm, Nachgehends zu dem PENES ORATOIRES,1759 Ferner vor dem Neuen Rathhauß vorbey welches Ein sehr prachtig gebaude wird ist aber noch nicht zur PERFECTION kommen, Nachgehends ins PALAIS welches Ein altes gebäude ist ist nichts darin zu sehen als der sahl DES PAS PERDUES genandt und CHAMBRE TOURNELLE und die CHAMBRE DE TROIS COLLEGIS. worin alle die PRESIDENTEN AU MAITREIS und die CONSULS vom PARLEMENT mitt Ihren rocken abgemahlet sind. Über dem PORTAL des PALAIS ist des HENRICI IV. bildnuß von Stein und das Wappen des Konigs von SICILIEN. Sie werden auch das PALAIS wieder RENOVIREN. Nachmittage gieng ich zu einem CANONICO M. BOURILLY1760 genant, sein CABINET zu besehen. Das vornehmbste darinnen war die 3 SCELETA von thon, So der MICHEL ANGELO gemacht, ferner des SENECÆ Kopff von MARMOR auch von diesem meister, 3 große MARMORE STATUEN deren Eine der TRAJANUS,1761 die andere die CIBELA1762 mitt der thönern Crone. Des RUBENS CONTERFAIT so Er selber gemahlet. Die 7 PLANETEN von METALL. Etliche 100 güldene und silberne müntzen dar alle die POURSUITE von den alten Romischen Konigen bis auf die Keyser und von den Keysern bis auff CONSTANTINUM M.1763 Ein großes goldstück von des vorigen GOUVERNEURS CONTERFAIT war und sein Vatter von diesem GOUV. verehret bekommen wie auch eine guldene POILE1764 aufzuhengen und etwas
herein zu thun, darauf ein altar, darauf Ein brennend Hertzstucke gemacht war. Ferner ein POCAL von CRISTALL mitt DIAMANTEN besetzet, wie auch ein POCAL von ACHAT deßen fuß Ein silberbild, und der 1758 1759 1760 1761 1762 1763 1764
Nicht eindeutig lesbar. Unklar. L’abbé Michel de Borilly (Borrily), Prieur de Ventabren, begründet wurde die Sammlung von dessen Vater Boniface de Borilly (gest. 1648). Marcus Ulpius Traianus (53–117), römischer Kaiser. Cybele, Kybele, ursprünglich aus Kleinasien stammende, dann wichtige römische Gottheit. Flavius Valerius Constantinus, vgl. Anm. 1498. Vielleicht poêle – Pfanne.
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deckel von JASPIS war. Wie auch ein besteck Meßer, darvon die griffe eines theils von CRISTALL andern theils von ACHAT waren. Ferner des LOUDOVICI XIII. Wehrgeheng worin Er SACRIRET worden, welches Er als Er dieses CABINET gesehen herein verehret hatt. Nachgehends besahen wir etliche schöne Häußer als des BARON CASTELRENARDS1765 Hauß worinnen der Konig ORDINAIRE wenn Er da Ist LOGIRET.1766 Des M. PRESIDENT RAGUSE,1767 und des M. DE PONTES THRESOARIEUR DE LA PROVENCE,1768 welches letztere aber das schönste war. Die stadt AIX ist die Haubtstadt in PROVENCE, hatt seyn PARLEMENT so in 3 CHAMBREN bestehet darinnen 7 PRESIDENTEN und über 60 CONSEILLERS sind. Sie ist gantz neu gebauet, und die Schonste von Gantz Franckreich. Die Heußer sind sehr erhaben und fast meisten theils PALATIA sonderlich die auff dem Platz stehen. Ihr vornehmbster mangel ist das Waßer, denn kein fluß als ein sehr kleiner da vorbey fliest. Die CITRONEN sind sehr wohl viel, deren das stück 1 ß. kostet. Gegen 4 Uhr reiseten Wir wieder fort und blieben des abends zu SETTAINE1769 3 meil welches nur ein eintzeles Wirths. ist etwan Ein ½ meile dar vor ligt des H. dem Es zugehoret Hauß und ein hubscher gartten darbey. Liegt alles zwischen den bergen in einem schon thal. Den 5.1770 APRIL 1668 Waren wir umb 6 Uhr auf und kamen durch steinigten Weg gar zeitig nach MARSEILLE in dem Es nur 2 meilen vom nachtlager war. Bey dem Einreitten wurden wir ARRESTIRET und musten unsere nahmen von uns geben. Wir LOGIRTen uns im Mohren Ein. Des Vormittags weill Es Sontag war und die leuthe alle in der Kirche konte ich nichts zu sehen bekommen. NB. M. FINCK war unbaß worden. Bey der Mahlzeit kamen etliche FORÇAREN1771 mitt VIOLEN und Spielten welches der gebrauch dar ist, der Schweitzer der uber sie bestellet gehet alles hinter Sie her. Es waren viel CHEVALLIER und COMMENDEURS von MALTHA so theils nach CANDIA theils nach MALTHA gehen wolten. Nach der Mahlzeit wurde Ich mitt des APOTHEQVERS zu MARSEILLE bruder M. FARGEON1772 bekant, an welchen Er uns ein brief mitt geben. Mitt selbige gieng ich aus die GALLEREN zu besehen. Deren anitzo 8 aldar waren, sind sehr wohl zu sehen. Ich stieg auf die REAL GALLERE dieselbe zu besehen. Zu Einer ieden werden 180 FORÇAREN (darunter viel Türcken, auch andre NATIONen als Teutsche und Spanier waren) geleget an einer ieden 2001773 FORÇAREN, und 1765 1766 1767 1768 1769 1770 1771 1772 1773
Jean-François d’Aimar-d’Albi, Baron de Châteaurenard. Hôtel de Châteaurenard in Aix, im Jahre 1660 übernachtete Ludwig XIV. in diesem Haus. Charles de Grimaldi-Régusse (1612–1687), Président à mortier au Parlement. Das heutige Hôtel wurde allerdings erst 1680 errichtet. Nicht identifiziert. Vielleicht Septèmes-les-Vallons. Eine 6 die mit 5 überschrieben ist. Galeerensträflinge. N.N. Fargeon, Bruder des Apothekers von Montpellier. Ein Wort oder eine Zahl im Falz verdeckt.
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350 soldaten, Sind auch nicht mehr als 5 stücke darauf. NB. Ein SLAVE kostet zu erkauffen 100 bis 150 Rthr. Eine SCLAVIN aber 200 Rthr. Was von Francosen, Teutschen, Spaniern, auch Italiener darauf sind sind meistentheils solche verbrecher die Ihr lebenlang darauf anstadt daß Sie vom leben zu tode solten gebracht werden verdammet worden. So mann herein gehet Sie zu sehen, muß mann sich in acht nehmen daß mann ihnen nicht zu nahe gehet oder Sich von der geselschafft absondert denn Sie Einen gar offt bestehlen, wie denn unserm VOITURIN sein beutel mitt 10 DOPIEN gestohlen wurde. Sie bekomen des tages nichts als ein große schale voll waßer, worinen Sie das BISQVUIT legen und einweichen, werden auch bis weilen zu tragen und andere arbeit COMMENDIRET darvor Sie etwas bekommen, Gehen aber doch nicht ohne Ihren Schweitzer der auf Sie bestellet ist aus. Den 6.1774 APRIL 1668 kam der H. Zollikofer1775 zu mir welche Ein Schweitzer REFORMIRTer RELIGION, Ein Kaufmann und Ein CORRESPONDENT des H. COURREUR1776 und Hertens1777 zu LYON. Sein CORRESPONDENT zu Franckfurth ist GORDIS1778 wie auch M. FROLIG.1779 Bekam Ein schreiben von der MADAME DE LA LUZERNE1780 und M. MORIN zu CAEN. Dieser itzbemelte ZOLLIKOFER hatt das Ein hauß In Spanien, in Turckey, in Egypten, darzu auch allendhalben das PRIVILEGIUM seine RELIGION in seinem hauß ungehindert und frey zu EXERCIREN. Ich gieng aus das MAGASIN und ARSENAL zu besehen. Im ARSENAL wird Eine Neue GALLERE gemacht so Sie LA ROYAL nennen werden, soll gantz ver- güldet werden, wird auch nicht eher auslauffen als mitt 22. GALLEREN begleitet. Zu dieser arbeit Sind 200 FORÇAREN bestellet und ist dieses werck Erst vor 2 oder 3 jahren angestellet worden. Im MAGASIN sind alle handwercker So zu verfertigung einer GALLERE von nöthen sind zu sehen. Die die Wollen konnen bekommen des tages 5 ß. Weill Es sehr ungestumes wetter war muste ich wieder nach Hauße gehen. NB. Der sahl worin die waffen liegen war von so viel gewehren als mann zu 15.000 mann von nothen hatt. Die INVENTION alle die sebel deren sehr viel waren, auf zu hengen war sehr artig den Sie alle in der Runde wie Eine Sonne gehenget waren.1781 Gieng auch an den orth wo Sie backten, worin 4 ofen in einer reyen standen und welcher enden Sie bey die 300 stück brodt auf Einmahl backen konnen. Der ofen waren wohl einer 10. Nachmittage gieng ich zu einem Mann der CORALLen und Muscheln feil hatte. Sie verkauffen die CORALLen nach dem gewicht und zwar untzen1774 1775 1776 1777 1778 1779 1780 1781
Eine 7 mit einer 6 überschrieben. N.N. Zollikofer, Kaufleute, weitverzweigtes Geschlecht aus der Schweiz. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Hier kleine Zeichnung eingefügt.
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weiß die untze kostet 1 Rthr. Darnach ließ ich mich uber die Sehe fuhren umb das CITADELL zu sehen, welches aber anitzo niemand zu sehen bekam. Es hatt 3 hohe DEFENSION das erst hatt werck. Das andere ohngefehr 8 auf stern weiße gebauet, das 3te hatt 4 große PASTIONS sind sehr IRREGULAR gebauet. Ist anno 1660 angefangen worden, ist aber noch viel daran zu arbeiten, und liegen Francosen und Schweitzer darin. Gegen uber auf der andern seiten des Ports ist der thurm S. JEAN genant worauf vor diesem alle Zeit Eine laterne gestanden. Uber dieser CITADELL auf eine hohen berge ist die andre festung NOSTRE DAME DE LA GUARDE. Nachgehends stieg ich in eine GALLERE, alwo ich Ein FORÇAREN allerhand boßen Spielen sahe und genand wurde ist zuvor Ein Zigeuner gewesen. Den gantzen nachmittag war Es Sehr herlich wetter. Den 7.1782 APRIL 1668 ♂ gieng ich an dem port Spatziren. Die GALLEREN waren aller fertig zum aufbruch welcher den folgenden tag geschehen solte. Nachmittage hatt M. FINCKen dem H. Vatter geschrieben.1783 Und zur Reyse fertig wieder gemacht. Hernach Spatziren gangen. Ein wenig von der Stadt MARSEILLE zu reden So ist Die Stadt MARSEILLE [liegt] an der Mittellandischen Sehe gelegen Deßen Hafen [Hafen] sehr schön und Groß, Eines theils mitt der CITADELL andern theils mitt dem TOUR S. JEAN DEFENDIRET. In der Sehe liegt auch Eine Insel die FORTRESSE CHASTEAU D’IF wie auch Eine andere festung, RATONNEAU genand. So vom itzigen Konige gebauet worden, Die Schiffe aus LEVANT kommen auf der rechten Seiten die aus Spanien aber auf der lincken seiten her, Sie ist nicht groß auch nicht sehr schön gebauet, wegen Ihrem älter aber sehr berühmbt, denn Sie Ein COLONIA der PHOENISIschen gewesen ist, wie Sie Sich denn auch allezeit der Griegischen Sprache befleißen. Die ACADEMIE ist vor diesem sehr beruhmbt gewesen, wie denn auch die Römer sehr starck des STUDIRENS wegen hieher gezogen. Sie hatt Sich auch durch Krieg in eine große RENOME gesetzet, denn Sie stetig mitt dem CÆSARE PRO POMPEJO zu thun gehabt, vor alters Ist Sie von 4. SOUVERAINE Grafen GOUVERNIRET worden, weswegen mann auch gelegenheit genommen Sie in 4 theil zu theilen Jedes theil hatt Seinen CAPITAIN und OFFICIRENS. Nachgehends aber Sind 2 burgermeister hier gewesen So den gantzen ESTAT der stadt GOUVERNIRET und Sich GOUVERNEURS ET PROTECTEURS DE LA VILLE genennet haben niemahls TAILLEN geben noch die GABELLEN bezahlet. Auch So Jemand im nahmen des Konigs Ihnen darvon Etwas angefordert haben Sie Solchen mitt hinterlaßung des Kopffs wieder abgefertiget. Vor dieses mahl mußen Sie aber die GABELLEN bezahlen, sind iedoch noch von den TAILLEN und DOUANEN befreyet. Vor der stadt aber ist Eine aufgerichtet. Sie haben auch unter andern freyheiten auch 1782 1783
Eine 8 mit einer 7 überschrieben. Vgl. in Bd. 3, Nr. 124, das Schreiben Fincks vom 7. April 1668.
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diese gehabt, daß Sie dem Konig nicht eher gehuldiget Er sey denn in Person kommen und habe in der verschloßenen stadt die PRIVILEGIA [zu] CONFIRMIRET, hatt auch nicht langer als eine nacht darinnen bleiben dorffen. Welches aber der itzige nicht thun wollen, sondern hatt anstadt der CONFIRMIRUNG Ihre PRIVILEGIEN, Ihre thore und mauern durch die Schweitzer niedergerißen und daß CITADELL dahin gebauet Welches Anno 1660 geschehen. (NB. Wenn Sie vor der Zeit So klug weren gewesen als Sie itzo sind, hatten Sie die gantze stadt mitt der Sehe umbgeben und Sich vor Allen feindlichen angrif verwehren konnen, Denn Es wegen land zu durchgraben ist) Sie haben Auch in Willen weill Sie nach PROPORTION so volckreich als PARIS ist, die stadt zu erweittern worzu Sie schon 1.800.000 thr. DEPUTIRET. Rund herumb der stadt liegen auf et. Meilen viel eintzele Haußer BASTIDE1784 genand welche Sich wohl bey die 24.000 belauffen sollen gehoren den bürgern, haben darauf Ihre leuthe welche meistentheils jager sind dienten vor diesem zur DEFENSION der REPUBLIC MARSEILLE, Es RETIRIREN Sich auch die burger zur Zeit der Pest, welche gar offt zu ihnen kommet und großen schaden thut, dahin. Der PORT ist sehr groß allendhalben wohl verwahret wie oben schon gedacht. Von den GALLEREN noch etwas zu gedencken (Den oben auch schon etwas darvon gedacht worden). So ist uber iede GALLERE ein CAPITAIN bestellt deßen APPOINTEMENT 1.000 Rthr. ist. Dieser hatt seinen LIEUTENANT und unter OFFICIRERS. Unter andern CAPITAINS ist Einer so M. DE FAYETTE1785 heißet Ein Vetter des Duc de VENDOSM1786 und CAPITAINE DE GARDES des DUC DE BEAUFORT1787 welche letztere CHARGE Ihm auf 30.000 L. Renthen tragt, und daruber gewalt giebt zu ARRESTIREN und gefangen zu legen in allen hafen des Reichs iedes schiff so zur schiffsflotten gehoret. Uber die GALLEREN insgesambt ist ein Major M. DE MIRABEAU1788 genant von MARSEILLE selbst burdig, deßen besoldung nicht über 2.000 Rthr. sich ersteiget. Der GOUBERNEUR aldar ist M. LE PREMIER1789 der MADAME DE LA LUZERNE1790 Bruder zu CAEN. An deßen stelle oder deßen LIEUTENANT ist M. DE PILE.1791 Der Bischoff ist M. JASSO AUTREFOIS EVESQVE A DING1792 Es ist auch ein PRESIDIAL alhier. Was die Kaufmannschafft betrifft So gehet solche nacher Spanien, Italien, Holland auf der ROHNE nach Franckreich zu, Die vornehmbste und meiste aber nach LEVANT zu mitt dem von THUNIS und AL1784 1785 1786 1787 1788 1789 1790 1791 1792
Eigentlich einheitlich angelegte Dorf- oder Stadtanlagen im Südwesten Frankreichs, wohl aber auch einzelne wehrhafte Gehöfte. Nicht identifiziert. Louis de Bourbon, vgl. Anm. 1292. François de Bourbon-Vendôme, vgl. Anm. 1237. Nicht identifiziert. Henri de Beringhen, vgl. Anm. 341. Marguerite de Beringhen, vgl. Anm. 342. Nicht identifiziert. Toussaint de Forbin-Janson (1631–1713), 1656–1668 Bischof von Digne, 1668–1679 Bischof von Marseille, 1679–1713 Bischof von Beauvais, 1690 Kardinal.
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GIR,
und den von SMIRNA weill Sie mitt denen itzo frieden haben, vor diesem haben Sie auch die handlung mitt den von TRIPOLIS weil Sie aber stetig Krieg mitt einander haben ist solche CASSIRET, und meinet mann so der Frieden mitt Spanien und Holland gemacht wird wolle der Konig solch raubnest mitt aller macht angreiffen auch nicht eher ruh laßen bis Er Sie eingenommen und gäntzlichen geschleiffet hätte. (alle diese 3 orther Sind REPUBLIQVEN, haben den turckischen Keyser zum Schutzherrn und nehmen seine besatzungen ein) NB. Gleich dem Hertzog von MONACO der auch SOUVERAIN ist und doch Fr. besatzung in MONACO einnimbt) Worin aber die handlung besteht ist dieses Sie fuhren von hier Tuch, gantze tonnen voll lauter PIECE DE 5 ß. und etliche wollene mutzen so alhier heuffig gemacht werden. Dar von bringen Sie mehrentheils Wachs, Honig, schöne Pferde und andere CURIOSITATEN, vornehmlich aber wohl das Kraut SALICOR1793 genannt, welches zu aschen1794 gebrend und fenster daraus gemacht werden. Die CORALLen sind auch guther kauffen und verkauffen sie dem gewicht nach das loth kostet 1 Rthr. Die parrugen sind gleichfals nicht theurer den Eine uber 10 bis 12 thr. nicht kombt. Von baum wollen strimpffen wird von den FORÇAREN viel gearbeitet und das bahr umb 4 L. auch hoher und niedriger verkauffet. Die seidenzeuge so in ORIENT gearbeitet werden sind hier sehr wohlfeil zu bekommen. Das Holtz zu den schiffen wird aus dem DAUPHINE gebracht. Der Konig hatt die handlung mitt dem getreide1795 auch hieher bringen und ein AMSTERDAM aus dieser stadt machen wollen. Ist Ihm aber nicht angangen denn die grosse von Handel der Hollander mitt den Italianer, und Ihre in Indien habende macht hatt solches verhindert. NB. Ein stuck von der alten freyheit ist dieses mitt daß die Kaufleuthe dieser stadt so gebohrne Francosen von 100 nicht mehr als ½ die auslander aber so alhier wohnen 1 ½ dem Konig geben müßen. Von dar kann mann in 4 tagen zu MALTHA seyn, die MALTHESer ritter sind 1.600 Die CITRONen sind wohlfeil da mann vor 1 ß MARQVE 30 haben kann. Das bahr schu kostet 50 ß. NB. Den Abend sahe ich einen Mantel von babegeyen federn wie Ihn die Mohren tragen sehr schön der Kaufman both Ihn vor 6 pistolen. NB. Das remedium vor das Schwinsucht das Menschen bluth gedoret und pulvrisiret, stetig gebrauchet ist guth.
1793 1794 1795
Salicornia, Salzkraut. Die Asche wurde zur Glasherstellung verwandt. Lesung unsicher, im Falz verdeckt. Lesung unsicher, im Falz verdeckt.
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Den 18. MAII 1668 Schickte der MARQVIS VITELLI1796 Seine CAROSSE zu mir und ließ nachmahls abschied von mir nehmen, mitt welcher ich neben M. EBERTS1797 dem Kaufmann bis vor das thor fuhr weill meine PAGAGE mitt der Mietgutschen nach vorn gehen laßen. Ehe ich aber abfuhr Nahmen die Speyerschen Edelleuthe die die gantze Italienische reyse bis hieher mitt mir gethan hatten und in dem stande waren nacher Rom zu gehen, abschied von mir, Meine abreyse geschahe Nachmittage, kam durch einen sehr steinigten und bergigten Weg auf CAVALETTO,1798 BONCELLA,1799 und ALASTRA1800 alwo ich des Abends Spath an kam und darbliebe. Den 19. MAII 1668 ♂ War ich in aller frühe wieder auf und kam zu Mittage nach PISA an LOGIRTE zum Weißen Pferd. Ich gieng Nachmittags gleich fortt auf LIVORNO zu und ließ meine PAGAGE zu PISA. Zu LIVORNO kam ich in 3 stunden zeitig an denn nicht mehr als 13. m. waren. Alsobald ich an kommen und mich AL MONTE D’ORO einQVARTIRET hatte gieng M. FINCK zu den Kaufleuthen welche ich von FLORENTZ RECOMMENDIRET war. Als an den M. HAMBLOCK, M. BRASSERT von des bürgermeisters von Colln Sohn1801 und M. STETTEN1802 von Augspurg welcher Evangelisch 1803 Psalm 118, Genes. 24 und Psalm 121 v. ult. Ernst Christian Zarfoßi1804 Unterthänigste Glückwünschung an Se. Fürst. Durch. Herrn Friedrichen, Hertzogen zu Sachsen p. als Se. Fürst. Gnad. von ihrer Reise den 23. JUNII glücklich alhier zu Gotha anlangete. 1668.
1796 1797
1798 1799 1800 1801 1802 1803
1804
Pierfrancesco (Peter Franz) Vitelli (1628–1697), Marchese di Bucine, Trabantenhauptmann des Großherzogs von Florenz. Vermutlich Elias Ebertz (1593–1677), Kaufmann aus Isny. Daneben hielt sich wahrscheinlich Georg Walter Ebertz (1643–1710) im Auftrag der Familie in den 1660er Jahren in Florenz auf, zuletzt war dieser Bürgermeister in Lindau. Cavallini. Ponticelli di Sotto. Nicht identifiziert. Ein Sohn des Kölner Bürgermeisters Franz Braßart. Nicht eindeutig, vielleicht David III. von Stetten (1638–1704). Der Text wurde hier nicht transkribiert. Der Herzog wird namentlich nicht erwähnt. Seine Identität wird in Zeile 9 angedeutet: nachdem alle Elemente der Schöpfung (von den Engeln bis zu den Bäumen) den Angekommenen begrüßen, wird er vom Vater, der Mutter und seinen Geschwistern gegrüßt. Für die Angabe danke ich herzlich Herrn Dr. Asaph Ben-Tov. Ernst Christian Zarvossi (1625–1681), auch Zarfossi, aus Krakau stammend, Rabiner, 1668 konvertiert.
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Abb. 12: Ernst Christian Zarvossis Gedicht
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Den 22. MAI 1668 ♀ Waren Wir früh auf kamen zuerst über Einen hohen berg, nach dem kamen wir wieder in das FLORENTINIsche gebieht
aldar wir vor PIETRA SANCTA1805 vorbey giengen ist nur eine burg. An diesem orth ob Es schon mitten den bergen liegt wahren viel ORANGEN in dem gartten. Wir liesen die festung MONTIGNOSA1806 auf der rechten Hand liegen auf dem berge So dem Hertzog von FLORENTZ gehoret Der Weg war uberal die maßen lustig denn sobald man von dem berge kömbd siehet man fast nichts als lauter ALLEN dadurch
mann kombd denn die Wege alle mitt den Schönsten bäumen besetzet an welchen der Wein stetig ist, weswegen es scheinet als wenn mann in einem lustgartten ritte. 1 meile von dar kombt mann vor ein thurn wo Ein paß und des Groß Hertzogs Wappen da stehet. Dar gehet des DUC DE MASSA1807 gebieht an. Zu MASSA blieben wir des Mittags in der Post mann rechnet von LUCCA bis dahin 22. m. Diese Stadt ist die RESIDENTZ des DUC DE MASSA. Oben auf dem berge liegt eine wohl verwehrte festung, der DUC1808 aber wohnet nicht dar oben sondern LOGIRET in der Stadt. Die Stadt ist auch mitt gemauerten bolwercken befestiget, hatt noch Einen Platze und wohl erbaute häuser ist aber nicht groß, und liegt unten am fuß der berge, Umb die stadt herumb sind viel ORANGEN und CITRONengärtten, viel Wein und getreide wachs. Nicht weit von hier nach CARRARA zu ist der beste MARMORbruch in gantz Italien, welcher dem Hertzog viel eintraget. Die Hollander haben den MARMOR zu Ihrm Rathhauß in Amsterdam auch von hier bringen laßen. Der Hertzog ist erst vor 3 jahren vom Keyser zum Hertzog gemacht worden. Er ist vom Hause CYBO Seine gemahlin ist aus GENUA vom Hause SPINOLA1809 mitt welcher Er 6 Sohne und 6 tochter so noch alle am leben sind gezeuget hatt. Der altäste Sohn wird Printz DE CARRARA1810 genand 2 Söhne sind münche worden1811 Und von den letzten1812 ist einer in Spanien und die andre halten Sich sonst an andere Hofe auf. Sein land erstreckt sich nicht weit, iedoch hatt Er jahrlich bey die 15.000 SCUDI einkom, der Hof bestehet in 5 Personen und wenn Er aus Spatziren gehet ist alle Zeit mitt 24 CAVALIEREN begleitet. Sonst ist die See nicht weiter als 1 meile von hier und rechnet man von hier bis GENUA zu lande 5 tage. Nachmittags Ritten wir alles zwischen baum und Weinwachs wieder ein lustgartten fortt, liesen die berge worin der MARMORbruch ist auf die rechte Hand, kamen bey SARAVEZA1813 vorbey gehoret noch dem DUC DE MASSA ist eine kleine festung auf der seiten ligt auf 1805 1806 1807 1808 1809 1810 1811 1812 1813
Pietrasanta. Wahrscheinlich Monteggiori. Alberico II Cibo-Malaspina (1607–1690), Duca di Massa e Principe di Carrara. Lesung unsicher, im Falz verdeckt. Fulvia Pico (1607–1679), aus dem Hause Mirandola. Carlo II Cibo-Malaspina (1631–1710), Principe di Carrara. Ferdinando (1641–1682) und Innocenzo (1648–1674). Lesung unsicher, im Falz verdeckt. Vielleicht Seravezza.
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dem berge eine feine stadt CASTELNORO1814 genand gehort den GENUESEN des abends blieben wir vor der Stadt SARASANA1815 welche den GENUESEN gehoret. Die GUARNISON ist starck darinnen, trefliche FORTIFICATION und hatt nur ein thor.1816 Diesen nachmittag haben wir 14 meilen gethan. Den 23. MAII 1668 ♄ Waren Wir in 5 Uhr auf kamen erst auf S. STEPHA1817 noch GENUESIsch, und denn auf GENOLE1818 so am fluß MAGRA liegt (Er ist ziemblich groß) alwo das FLORENTINIsche gebieht wieder angehet, von dar waren 3 meilen bis Wir uns übersetzen liesen, welches bey POTENZOLA1819 geschahe die auch FLORENTINIsch und liegt auf dem berge, gleich unten am berge liegt eine burg so LAULO1820 heißet wie auch die festung die auf dem daran liegen berge gleich POTENZOLA über, gehört Einem GENUESIschen MARQVISEN. Ferner auf VILLAFRANCA1821 so einem MARQVISEN der ein kleiner SOUVERAIN ist,1822 ferner auf MONTEZA,1823 und PONTREMOLI1824 welches eine stadt und der haubt Orth in der grafschafft MONTREMOLI1825 ist. Alhier blieben wir AL L’ANGELO zu Mittag, hatten 24 meilen an einem fluß MAGRE weg zwischen den bergen. Diese Grafschafft ist sonst dem Konige in Spanien gewesen, welche aber vor 12 jahren denen GENUESERN hatt sollen verkauffet werden, und als der Kauff richtig1826 gemacht und Solches der Groß Hertzog erfahren Ist Er denen GENUESERN zu vor komen hatt solche mitt m/100 DOPIE bezahlet und Sich dieser Grafschafft zugeeignet. Es gehoren 18 dorffer und unterschiedliche große Städte darzu, wie denn auch diese Stadt ziemblich groß ist, NB. die leuthe im Wirthshauß waren böse leuthe. Nachmittage stiegen wir überaus große berge und gefahrliche Wege theils wegen der steine theils auch wegen der Räuber die Sich daherumb viel aufhalten werden hin und wieder viel stehen wo vor weniger Zeit 8 Personen erschlagen worden. Auf dem hochsten berge ist Eine Wacht vom Hertzog von PARMA geleget, (denn das PARMISANIsche gebieht sich aldar anhebt), die die Wege und Straßen von den Räubern säubern und die Reisenden begleiten müßen. Dieser Weg hie war wohl eine rechte mordergruben und Ich hab mein lebtage noch keinen gefahrlicheren Weg als diesen gesehen und gehabt. Des Abends gar Spath 1814 1815 1816 1817 1818 1819 1820 1821 1822 1823 1824 1825 1826
Castelnouvo. Sarzana. Lesung unsicher, im Falz verdeckt. Santo Stefano di Magra. Bettola. Podenzana. Aulla. Villafranca in Lunigiana. Niccolò Malaspina (gest. 1697), Marchese di Villafranca. Nicht identifiziert. Pontremoli. Grafschaft Pontremoli. Lesung unsicher, im Falz verdeckt.
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kam ich nach PEROEDO.1827 Dieser orth der eine burg ist gehoret dem DUC DE PARMA und LOMBARDI. Diesen tag nachmittag haben wir 12 meilen gethan. Den 24. MAII 1668 PASSIRTen Wir folgends die APPENINE des Mittags blieben wir zu FUSSINANOVA1828 20 m. Von dar hatten wir einen schonen und gleichen Weg bis nach PARMA 12 m. alwo Wir bey guther Zeit an kamen. Ritten in die Stadt uber eine brucken so über den fluß 1829 gehet LOGIRTen in der post, der Hertzog1830 und der gantze Hof PASSIRTen noch selbigen abend im CURS vor dem Hauß vorbey. Den 25. MAII 1668 ließ ich mich durch M. FINCKen AL INCOGNITO anmelden, und des Hertzogs von SAVOYEN1831 schreiben ubergeben worauf der Hertzog gleich Einen Cammerherrn mitt einem Teutschen Obristen so über die CURASIRER bestellet ist mitt der Caroßen zu mir liß mitt noch als COGNITO TRACTIRen zu laßen und ins schloß zu LOGIREN welches ich aber abschluge fuhr aber gleich mit Ihnen hin AUDIENTZ mitt der empfangung und TRACTIRUNG im gemach wurde Es wie zu FLORENTZ geschehen, gehalten, der Obriste Cammerherr fuhrte mich ins gemach, wißens daß der Teutsche Obriste, weill der Hertzog kein Francoisch verstehet dolmetschen muste. Von Ihm wurde Ich zu seiner Gemahlin so vom Hauße MODENE1832 und seiner andern gemahlin Schwester1833 ist geführet. NB. Sie wuste nicht was sie reden noch thun solte. Von dar wurde ich gleich gegen über zu des Hertzogs Frau Mutter geführet,1834 welche des Groß Hertzogs1835 und der Ertzhertzogin von Insprug1836 Schwester ist, Sie ist eine wacker DAME hatt lange das REGIMENT geführt. Nachgehends wurde ich im Schloß herumb geführet, welches zwar viel aber nicht sonderlich schöne gemacher hatt. Die kleine schilder Gallerey neben dem gemach ist das beste. Vom Hoff fuhr ich stracks nach Hauße da denn alsbald nach meiner zurückkunfft Eine gantze Mahlzeit mir vom Hertzog PRESENTIRET wurde worzu Ich den Teutschen Obristen bath. Selbigen Morgends kamen auch die Kaufleuthe M. GRIFFI zu mir. Nachmittags Fuhr ich gleich aus nach dem Thum welches ein großes und MAGNIFIQVE gebaude ist, wurde Eben damahls mitt tabeten und und seiden tepichten wegen der Tauffe des Jungen Printzens1837 behenget. In der Cuppen sind sehr schone gemalde und sonderlich in PERSPECTIV fenster und sims, welche auch uns LINIOSIRET. Die Konigin in Schweden als Sie hier gewesen selbst anrühren wollen denn 1827 1828 1829 1830 1831 1832 1833 1834 1835 1836 1837
Berceto. Fornovo di Taro. Taro. Ranuccio II Farnese (1630–1694), 1646–1694 Duca di Parma. Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 1568. Maria d’Este (1644–1684), Duchessa di Parma. Isabella d’Este (1635–1666), Duchessa di Parma, Halbschwester Marias d’Este. Margherita de’Medici (1612–1679), Duchessa di Parma. Ferdinando II de’Medici (1610–1670), Granduca di Toscana. Anna de’Medici (1616–1676), vermählt mit Ferdinand Karl (1628–1662), Erzherzog von Österreich. Odoardo II Farnese (1666–1693).
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Sie Es vor kein gemalde halten wollen. Von dar dem Stall zu welches ein sehr großes und schones gebäude ist in dem ersten stock sind 90 Pferde lauter Schul Pferde, ferner ieder vor 40 Pferde zum CURS, Nachgehends 18 Zug Gutsch Pferde. Es war Ein gantzer Zug kleiner Gutsch Pferde in dem stall so nicht großer als das iungste füllen. Zeigen eine große Gutsche mitt 3 Personen gemachlich fortt. und noch Ein stall zu 20 Reitt Pferden, der stall ist gantz gewel-
bet in welchem gewelbe viel starcke eyserne stäbe eingemauert sind. das gewehr zu halten, weill über dem gewelbe mitt Wagen hinauff geführet und dahin verwahret wird. Nahe darbey sind schone CAROSSEN deren 12 und 3 unter denen die aller kostlichste war den an der Einen das gantze gestell von lauter Seill und das ander holtzwerck mitt lauter silber blechen sehr kunstlich gearbeitet beschlagen war, die andere war von kunstlicher holtzarbeit, Auf Francoische Arth vor des Hertzog erste gamahlin die von SAVOYEN1838 machen laßen ist aber noch niemahls gebraucht worden, Vom stall in den COMEDIEN sahl welches ein großes MAGNIFIQVES gebaude ist, auf der itzverwittibten Hertzogin1839 beylager haben Sie den gantzen Sahl voll Waßer gemacht u. mitt kostlichen Schiffen so noch zu sehen sind, durch gefahren, Auf des itzigen Hertzogs ersten beylager ist ein aufzug mitt 4 kostbahren TRIUMPH wagen So auch noch im Sahl stehen. In diesem COMEDIEN Sahl ist ein treflich ECHO das So mann auf dem THEATRO stehet und gantz leise redet, der andere, so gantz vor dem Sahl daraußen stehet solches wohl und hell verstehen kann. Wenn Eine COMEDIE gespielet wird gehoren allezeit 800 Personen dazu. Die letzte hatt 1 MILLION gekostet. Bey diesem sahl ist das geheime gefangnüß worin niemand anders als die so mehr als ein CRIMEN DE MAJESTATIS begangen haben. Es ist auch in einer gallerey zu sehen den bedeckten gang mitt den gemalden so zu der Zeit auf die gaßen gestellet worden als des itzigen Hertzogs Jungste Schwester1840 ins Kloster gangen. Nach dem besahe ich den stall wo die Maulesel stehen deren 25. waren. Nach dem fuhr ich vor die stadt das nechst daran gelegene lusthauß und Gartten zu sehen. Hatt sehr viel und große Sahle und gemacher so alle mitt den RAREsten schildereyen wie auch mitt schönen Giebßwercken ausgezieret sind, in dem obersten stockwerck stehet in einem sahl Ein schönes bild1841 den ATLAM mitt der Erdkugel REPRESENTIREND in lebensgröße. Die Grotte unter dem lusthauße und die 2 ORANGENgartten sind auch wohl zu sehen, des Winters machen Sie ein Hauß darüber und schiebet etliche eyserne kleine Wagen hienein worauf glühende Kohlen liegen, die kleinen ORANGENbäume düngen Sie mitt verfaulten Weinbehrkernen mitt erden vermenget, Sie müßen Sie erst verfaulen laßen, Wegen der Hitze, denn Sie Sehr hitzig sind und die bäumen gantz abbrennen würden. NB. Der Hertzog kann aus dem 1838 1839 1840 1841
Margarete Violante de Savoie (1635–1663), Vermählung 1660. Isabella d’Este, vgl. Anm. 1833. Maria Catharina Farnese (1637–1684). Lesung unsicher, im Falz verdeckt.
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schloß in den Gartten fahren daß Ihn niemand siehet von dar Er durch ein heimblich gang auf die Mauer bis zum thor gehen kann alwo Er bisweilen die frembden siehet heran kommen und horet uber Sie reden das Es niemand gewahr wird. Nachdem besahe ich den Lowen
und die lowin, mitt welchen der Wärtter So ein Teutscher war, seltzam Spielte denn Er Sich ordentlich mitt dem lowen herumb warff, steckte seinen gantzen Kopff in des lowens Rachen und Ihm hienein schreien welches nicht anders laute als wenn Er in Einen großen holen dopffe schrie. Er ruft Ihn alles auf Teutsch an darauff Er Ihn bald die Hand bald das gesicht leckte, In SUMMA es ließ nicht anders als wenn Er mitt Einem Hunde Spielte. Der lowin aber trauete Er nicht so viel gehen auch nicht auf die arth mitt Ihr umb so gieng sie nur im Platz herumb wie man ein Hund jaget. Er schlug Sie einmahl hartt auf die Pfoten thate aber nichts mehr als wieder Ihn brummen. Nachdem fuhr ich nach der CAPUCINer Kirche worin der Hertzoge begräbnüß wie wohl sehr schlecht ist. Nach dem fuhr ich auf den CASTELL platz wo der CURS pfleget gehalten zu werden Spatziren, und vor dem CASTELL vorbey hatt 5 REGULIR bolwercke und ist das Antwerpesche DESSEIN nur das Es nicht so groß und mitt baumen besetzet ist. Als ich wieder nacher Hauß gefahren fand ich mein gemach mitt tapeten behenget und ein schon bette versehen welches der Hertzog in meiner abwesenheit thun laßen, ließ auch selbigen abend wiederumb TRACTIREN. Die Stadt PARMA ist ziemblich groß, hatt schone lange gerade und breite gaßen, ob schon nicht alzuviel schöne Haußer darin giebt Ihr doch Ein lustiges ansehen. Die PARMA der fluß1842 leufft durch die Stadt darvon Sie auch Ihren nahmen hatt, uber welchen fluß auch 3 brücken gehen. Die stadt ist wohl verwehret hatt 13 REGULIR bolwercke, und ein CASTELL von von 5. Des Hertzogs Person und Hoff anlangend So ist dieses haus erst vor 150 Jahren aufkomen, denn Es von des Pabst PAULII III.1843 so von den FARNESA herkomen als welchen Er es durch hulffe CAROLO V. zugeeignet welcher PETRUS LUDVICUS1844 geheißen und erstochen worden, von dem kam es auf den ODOARDO I.1845 Seinen sohn, diesem folgte ALEXANDER welcher in Flandern COMMENDIRET, deßen Mutter1846 war des CAROLUS des V. natürliche Tochter. Sein Sohn war RENUTIUS I.1847 deßen Sohn ist gewesen ODOARTUS II.1848 des itzigen Hertzogs Herr Vatter, welcher mitt dem Pabst lange Krieg gefuhret und Ihm CASTRO weggenommen und der CARDINAL worden. Seine gemahlin1849 ist die Schwester des Groß Hertzog und der Ertzhertzogin von Insprug Schwester. Mitt dieser hatt
1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848 1849
Torrente Parma. Alessandro Farnese (1468–1549), seit 1534 Papst Paul III. Pier Luigi II Farnese (1503–1547), Duca di Parma. Odoardo I Farnese (1612–1646), 1628–1646 Duca di Parma. Margarethe von Parma (1522–1586), natürliche Tochter Karls V., verw. Duchessa di Toscana. Ranuccio I Farnese (1569–1627), Duca di Parma. Odoardo I Farnese, vgl. Anm. 1845. Margherita de’Medici, vgl. Anm. 1834.
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Er RENUTIUS II. als dem itz Regirenden Hertzog,1850 ALEXANDRUM.1851 So GENERAL in Spanien wieder Bortugal ist, soll hofnung haben CARDINAL zu werde. HORATIUM1852 welcher GENERAL bey den VENETIANern gewesen aber geblieben und PETRUM1853 welcher anitzo in Teutschland reysete. Der RENUTIUS hatt mitt der itzigen 3 gemahlin gehabt, die Erste1854 war des itzigen Hertzogs von SAVOYEN1855 und der itzigen Churfürstin von Beyern1856 Schwester. Sie ist über die geburth ihres ersten Kindes und des noch lebenden fräuleins1857 gestorben. Er hatt auch noch 2. Schwestern so bey leben sind dar von die Jüngste CATHARINA1858 in Ein Closter gangen welche über die Maßen schön gewesen, die alteste MARIA MAGDALENA1859 ist auch sehr schön hatt [sollen] dem Konig von Engeland1860 verheurathet werden Sollen. Seine andere Gemahlin1861 war mitt Ihm geschwister Kind und des itzigen Jungen Hertzogs von MODENA1862 H. Vatters1863 Schwester, welche aber auch über der geburth des itz noch lebenden Jungen Printzen1864 so 1 jahr alt ist gestorben, Die tauffe dieses jungen H. hatt über 4 tage seyn sollen weswegen schon bey 3 wochen PREPERATORIA gemacht werden. Der Konig in Franckreich ist als gevatter darzu erwehlet, deßen stelle der CARDINAL D’ESTE1865 des vorigen Hertzogs von MODENA1866 Bruder, und der zu Rom der FRANCOSen PATRON ist, vertreten soll. Seine itzige und 3te Gemahlin1867 ist der vorigen gemahlin leibliche Schwester und ist nicht lange Daß Er Sie geheurathet, Sie ist bey 3 MONATEN Schwanger und fürchtet sich daß [Er] Sie auch sterben mögte. Seine Frau Mutter1868 hatt gewolt daß Er Sich mitt des Bischoffs von Oßnabrug1869 des Churfursten von Heydelberg1870 Frau 1850 1851 1852 1853 1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862 1863 1864 1865 1866 1867 1868 1869
Ranuccio II Farnese, vgl. Anm. 1830. Alessandro Farnese (1635–1689), venezianischer und spanischer General, u.a. Vizekönig von Katalonien, Statthalter der spanischen Niederlande. Orazio Farnese (1636–1656), venezianischer General. Pietro Farnese (1639–1677), Duca di Parma. Margarete Violante de Savoie (1635–1663). Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 1568. Henriette Adelaide (1636–1676), Duchesse de Savoie, Kurfürstin von Bayern. Das ist wohl nicht korrekt. Maria Catharina Farnese, vgl. Anm. 1840. Maria Maddalena Farnese (1638–1693). Charles II (1630–1685), König von England. Isabella d’Este, vgl. Anm. 1833. Francesco II d’Este (1660–1694), Duca di Modena. Alfonso IV d’Este (1634–1662), Duca di Modena. Odoardo II Farnese, vgl. Anm. 1837. Gemeint ist nicht der Bruder, sondern der Onkel: Rinaldo d’Este (1618–1672), seit 1641 Kardinal. Alfonso IV d’Este, vgl. Anm. 1863. Maria d’Este (1644–1684), Schwester der 2. Gemahlin Isabella d’Este (1635–1666). Margherita de’Medici, vgl. Anm. 1834. Ernst August (1629–1698), Herzog von Braunschweig-Calenberg, 1658 verm. mit Pfalzgräfin Sophie, 1662 Bischof von Osnabrück.
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Schwester1871 verheurathen solte umb gelegenheit zu haben teutsche Volcker im nothfal heraus zu bekommen. Mitt Seiner heurath hatt Er es gehalten als wie des itzigen Jungen Hertzogs von MODENA Groß H. Vatter1872 als welcher auch des vorigen DUCA DE PARMA1873 2 Schwestern1874 geheurathet darvon Er die 2 gemahlinnen des itzregirenden DUC DE PARMA bekommen, Sie aber auch über der geburth gestorben sind. Er an sich selbst ist Ein starcker Dicker H. und ob Er schon sehr unfreund. aussiehet ist Er doch der allerhoflichste und aller lustigste H. den mann finden Soll. Seinen Hofstadt anlangend so Ist Er ziemblich groß, den Er hatt viel Cammerherrn und andere vornehme bediente deren SPECIFICATION absonderlich zu sehen,1875 Ferner hatt Er 40 LAQVAYEN und 30 BAGEN, 80 TRABANTEN und 50 Rei- ter so alle Teutsche und Teutsche OFFICIRER haben, Unter der GARDE leidet der Hertzog niemanden als der CATHOLISCH ist Sie müßen auch alle in PRESENTZ des Hertzogs zum wenigsten einmahl des Jahrs zum tisch des H. gehen. Ferner noch Eine GUARDE zu Pferde So Sie die CURASIRER nennen und aus lauter Italienischen Adel und CADETen von MARQVISEN bestehet. Ferner hatt Er 250 Reit und Gutsch Pferde 24. Maul Esel und 12 CAROSSEN. Was die beschaffenheit des landes und seinen fernern STAAT anlanget So ist zu erst zu mercken das dieses Hauß von Pabst BAULO III. und vom Hause FARNESE so nur Edelleuthe gewesen, und von diesem Pabst zu Fürsten von PARMA gemacht worden herkombt. Zu der Zeit waren die FARNESER Erb Cammerer des Pebstlichen stuhls (auch Italienische CONFALIONERS DELLA CHIESA) daher Sie auch 2 schlüßel In ihrem Wappen gefuhret, auch Ihren PALAST in Rom und außer Rom das Hertzogthumb CASTRO gehabt, Solches OFFICIUM hatt auch noch bis DATO der Hertzog und hatt auch noch das Wappen. Sein land bestehet im Hertzogthumb PARMA, PIACENTZ, CASTRO und dem Fürstenthumb ABRUTZO im Königreich NAPOLIS das Hertzogthumb PARMA ist Kirchen lehn, das Hertzogthumb PIACENTZ aber ist Spanisch lehn, CASTRO aber hatt Ihm der Pabst ohnlängst gantz weggenommen und die Stadt geschleifft aus vorgeben, daß Es Kirchen lehn Sey daher auch der vorige Hertzog1876 ziembliche Zeit Krieg wieder den ALEXANDRO VII.1877 geführet, worin der Groß Hertzog von FLORENTZ, der DUCA DE SAVOYEN, DE MODENA und VENEDIG Ihm mitt Volck beygestanden. Es ist auch mitt in dem letzten frieden zwischen Franckreich und dem Pabst so zu PISA [ge] gemacht, mitt eingeschloßen worden, dahero Er auch damahls aber auch noch 2 MILLIONEN SCUDI PARAT liegen 1870 1871 1872 1873 1874 1875 1876 1877
Karl I. Ludwig, vgl. Anm. 189. Sophie (1630–1714), Pfalzgräfin bei Rheine. Francesco I d’Este (1610–1658), Duca di Modena. Odoardo I Farnese, vgl. Anm. 1845. Maria Farnese (1615–1646) und Vittoria Farnese (1618–1649). Beide stammten aus der ersten Ehe mit Maria Farnese. Vermutlich ist hier die Aufstellung des Hofstaates im Bericht Anton Fincks gemeint. Odoardo I Farnese, vgl. Anm. 1845. Fabio Chigi, vgl. Anm. 1671.
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hatt vor das Hertzogthumb zu geben, weill aber die Francosen nach gemachten frieden heimblich wieder fortt giengen und nicht auf die EXECUTION dieses PUNCTES trangen, blieb Es wieder liegen. Dahero man an diesem Hoff darvor helt das Es mitt diesem Pabst wieder zum Kriege kommen muste. Das Fürstenthumb ABRUTZO hatt Er auch als lehn von Spanien, darin Er vornehmlich trefliche stutereyen hatt wie Er denn umb PARMA herumb auch Etliche hatt. Sein land das Er hieraußen in Italien hatt fanget Sich von CRESSI1878 bey den APPENIr Nen an und Endet Sich bey GVASTALLA1879 welches 50 meillen lang ist. Er leg aus freyer gewalt imposten auf, auf die Frembden, Kaufmanns Wahren auch allerley Sachen so man in die stadt bringet, als Seiden, VICTUALIEN, vor Wein, Saltz etc. Den 26. MAII 1668 ♂ Kam des Morgendts frühe der Cammerherr wieder zu mir und brachte mich bis zur Gutschen welche ich bis auf MANTUA gedinget hatte. Kam unter wegens auf PONTO DE CORBOLE1880 alwo mann Zohl geben muß. 7 m. BERCELLO1881 5. m. GVASTALLA 8. m. welches eine feine stadt ist und dem DUCA DE GVASTALLO so ein kleiner Souverain ist,1882 zu stehet. Unter wegens verlohr ich meine Reisebeschreibung von Franckreich und ITALIEN.1883 Zu Mittage blieb ich zu LUCERRA1884 3. Nachmittags verlohr ich meinen Silbernen Degen. Des Abends blieb Ich zu BORGO FORTE1885 7. So über dem Po lieget alwo ich mich auch ließ übersetzen. Den 27. MAII 1668 ☿ kam ich des Morgends gegen 8 Uhr in MANTUA so 8. m. vom Nachtlager ist an. LOGIRTe in der Sonnen, Gieng gleich aus die stadt zu besehen welche ziemblich groß und wohl verwehret hatt große bolwercke und ist gantz mitt MORAST umb und umb umbgeben, der andre theil der stadt So trüben über dem fluß 1886 lieget (worüber ein lang bedeckte brücken gehet) ist auch absonderlich FORTIFICIRET. Sie hatt hatt hübsche breite gaßen iedoch nicht eben mitt sonderlich schönen Häusern bebauet. Das Schloß ist ziemblich groß, hatt 200 gemacher welche aber alle noch auf die alte MANIR gebauet und nicht schon waren, die Pfertte So bey Hoff gebrauchet werden waren viel, die stutereyen sind zu REVERTELLI1887 und zu GONTZA1878 1879 1880 1881 1882 1883
1884 1885 1886 1887
Nicht identifiziert. Guastalla. Sorbolo. Brescello. Ferrante III Gonzaga (1618–1678), seit 1632 Duca di Guastalla. Vgl. den Bericht Anton Fincks unter dem 25. Mai 1668, der den Verlust der Aufzeichnungen berichtet. Vgl. auch in Bd. 2, 339 die Vorbemerkung Anton Fincks zur Beschreibung der französischen Provinzen. Es ist nicht eindeutig, ob der Verlust alle Reiseaufzeichnungen des Herzogs betraf. Luzzara. Borgoforte. Fiume Mincio. Nicht identifiziert.
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GA.1888
Ich sahe auch die CAROSSEN. NB. im schloß [sind] ist Ein sahl wo die frembde Fürsten wenn Sie INCOGNITO TRACTIRET werden, alwo aber in der hohe ein holtzern Gitter durch welches der Hertzog offt gesehen hatt wie Sie TRACTIRET werden. Der itzige Hertzog1889 ist noch unmundig und im 16. Jahr. Der vorige Hertzog Carl1890 genandt ist erst vor 2 ½ gestorben, seine AMOUR ist wohlbekant. Die Hertzogin seine Frau Mutter1891 ist REGENTIN und von Insprug, des letzten Ertzhertzogs1892 Schwester, Sie hatt 8 Hof DAMES. Etliche Sagen Er soll Sich mitt der Altisten PRINCESSIN von Insprug1893 verheurathen etliche aber Sagen Es habe der König in Franckreich Ihm eine von seinen Verwanten anbieten laßen mitt versprechen Er wolle Ihm 2 MILLIONEN thr. PAR mittgeben und RESTITUTION aller seiner lander das ist NEVERS wieder thun. Die 3 vornehmbste MINISTRI bey Hofe sind 1 der MARQVIS CANOSSA1894 so Stadthalter ist 2 der MARQ. RITZARDI CAVALLA. MAGG:1895 3 MONS. POLLESTRATZA1896 BRACCCIERO und Hofmeister. Er hatt 42 SVIASSIRER1897 zur GVARDE so CAVALLISIERI1898 genennet werden, solche müßen die zu dem Unterhalten da Sie denn vor einen monatlich 2 DOBBIE geben. Der Juden sind in der Stadt 4.000 Seelen, haben Ihre eigene gaßen welche alle Nachtes verschloßen wird. Die Stadt ist nicht sehr reich und sind darin viel Nonnen Closter. Sie ist vor etliche 40 jahren von den Keyserlichen wegen der plunderung sehr mittgenommen worden, denn die Keyserlichen Solche durch verratherey und hulffe des Hertzogs FRANCESCO DE GONTZAGA1899 eingenommen, Sie Sind zum Schloß zu erst hinein komen, von dar aus Sie in die Stadt gangen welche Sie 5 tage lang geplunderet. ITEM Sind bey 60.000 Personen so vor der stadt gelegen, in werender belagerung ist die pest sehr starck unter den bürgern gewesen als die Keyserlichen aber hinein kamen sind ihr nicht mehr als 2.000 darvon kommen. Die Francosen haben hernacher das land geplundert. Der Hertzog hatt auch unterschiedliche lusthaußer als MARMIROLLA,1900 AL BOSCO REALE LA FAVORITA1901 und ALTEE1902 welches das schönste seyn soll. Nachmittage Nahm ich Pferde und gieng gegen 4 Uhr weg, kam unter 1888 1889 1890 1891 1892 1893 1894 1895 1896 1897 1898 1899 1900 1901 1902
Gonzaga. Ferdinando Carlo Gonzaga-Nevers (1652–1708), Duca di Mantova. Carlo III Gonzaga-Nevers (1629–1665), Duca di Mantova. Isabella Clara (1629–1685), Erzherzogin von Österreich, Duchessa di Mantova. Sie war die Schwester der Erzherzöge Ferdinand Karl (1628–1662) und Sigismund Franz (1630–1665). Claudia Felizitas (1653–1676), Erzherzogin von Österreich. Vermutlich Giovan Tommaso Marchese di Canossa. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Vermutlich sind svizzero – Schweizer gemeint, teilweise im Falz verdeckt. Vermutlich Cavalieri. Vermutlich Ferrante II Gonzaga (1563–1630), Duca di Guastalla. Marmirolo. Villa La Favorita, erbaut zwischen 1615 und 1624. Palazzo del Te.
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wegens erstliche auf das lusthauß die FAVORITA genandt 1 ½ m. welches zwar schon angefangen aber nicht ausgebauet, von dar auf S.TA LUCIA1903 3 ½. GASTION1904 2. ST. SENON1905 wo das VENETIANIsche gebieht wiederumb angehet und 5 m. ist. VILLA FRANCA1906 2. wo Eine festung ein paß ist mann muß Zoll geben. Aldar wolten wir des nachts bleiben, weill aber im Wirthshauß 42 soldaten lagen gieng ich ferner auf SONA CAMPANA1907 fort 3. wo ich des nachts bliebe. Den 28. MAII 1668 ♃ Waren Wir fruhe auf und kamen auf SOLENGO1908 alwo wir uns über die Etsch setzen ließen. Ferner auf VOLARGNE1909 4 m. alwo die ALPEN angehen. LA CHIUSA1910 2. welches ein VENETIANIscher paß und festung ist. DOLCETZA1911 2 meile. PERI1912 5. wo wir zu Mittage blieben. Dieser Weg ging alles zwischen den bergen am Waßer in einem sehr lustigen graden Weg wir blieben allzeit dieß seit des flußes daß Er uns auf der lincken Hand blieb. Nachmittage auf BOSCO DELLA FERIGANA1913 5. PORGETO1914 3. wo der VENETIANer gebieth aufhoret und das Keyserliche angeheth. SARVALLE1915 3. ALA1916 5. MARCO1917 5. ROVEREDO1918 4 alwo wir des nachts blieben, dieses ist Eine schöne große und wohlgebaute stadt gehöret dem Keyser als Ertzhertzogen von Insprug. Wir LOGIRTen im Guldenen Adler, Selbiges mahl rechnete es sehr starck. Den 29. MAII 1668 ♀ Waren Wir wieder in aller fruhe auf und der Wirth wolte das PAGAGE Pferd nicht folgen laßen weill Er mehr haben wolte muste Ihm auch geben was Er wolte alhie redet Es noch alles Italienisch. Wir kamen zu erst auf GALLIAN1919 2. MATARELLO1920 5. und denn auf TRITENT1921 3. alwo wir zu Mittags an kamen und im Fisch LOGIReten. In diesem Wirthshauß war es schon alles auf Teutsche arth, Diese Stadt ist wegen des ANNO 1 angefangenen und ANNO 1 geendigten CONCILII1922 sehr be1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913 1914 1915 1916 1917 1918 1919 1920 1921 1922
Santa Lucia. Castiglione Mantovano. San Zeno. Villafranca di Verona. Sommacampagna. Bussolengo. Volargne. Nicht identifiziert. Dolcè. Peri. Nicht identifiziert. Borghetto. Nicht identifiziert. Ala. Marco. Rovereto. Calliano. Mattarello. Trient. Konzil von Trient 1545–1563.
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rühmbt welches etliche 30 jahr gewehret. Ist im grunde gelegen, auch ziemblich groß hatt aber wenig schöne heußer außer des GENERAL GALLAS Hauß,1923 welches recht schön ist, Sie haben noch keinen Bischoff weill die Sache zwischen dem CARDINAL von Saltzburg1924 und dem Bischoff zu BRIXEN1925 noch nicht geschlichtet ist, Mann redet darinnen halb Teutsch und halb Italienisch iedoch mehr Italienisch als Teutsch. In dem Thum bey einem CRUCIFIX sind die ACTA PUBLICIRET worden, und in der MARIEN Kirche ist abgehalten worden. Bekamen nachricht von dem Tod des CARDINALS von Saltzburg. Nach der mahlzeit giengen wir alles noch im grunde bey dem fluß vorbey auf LA VIS,1926 PRISAN1927 S. MICHAEL SALORNE1928 welches das erste teutsche dorff ist und niemand Italienisch allein redet sondern sie konen alle teutsch und Italienisch mitt einander reden. Ferner auf Seeloch1929 Bergenfurchen1930 und denn zu Nach Neumarckt1931 welches 4 teutsche meilen von TRIDENT ist und ich aldar des nachts blieb. LOGIRTen in der Cronen. Der orth hatt Sonsten dem Ertzhertzog CAROLE FERDINANDO1932 zu gehöret welcher es aber dem Graf LA VERILA1933 so auch der Graf von VERINA genandt wird einem Italiener verkauffet. NB. Im
Den 30.1934 MAII 1668 ♄ War ich wieder früh auf und kam über BRONZOLO1935 alwo die Etsch schifreich wird nach BOLZANA auf Teutsch Botzen so 3 teutsche meilen sind bey der stadt PASSIRTen wir die Etsch das Sie nun auf der rechten Hand hinter [Hand] uns blieb. Ich kam gegen 9 Uhr Morgends an und LOGIRTe in der Sonnen. Es war eben damahls Marckt welcher 14 tage wehret. Kamen viel ITALIenische, FRANCOIsche und ander teutsche Wahren hin. Unser Kaufman war Herr Eberts.1936 Nachmittage gieng ich aus den Marckt zu sehen und schickte hin zum Kaufman Meine sachen So ich von VENEDIG voran geschickt hatte abzuholen, welche aber eben schon Nacher Insprug vorangeschickt waren. Bekam abermahls nachricht daß der CARDINAL von Saltzburg geling gestorben sey. 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929 1930 1931 1932 1933 1934 1935 1936
Matthias Graf von Gallas (1588–1647), kaiserlicher Generalleutnant, Palazzo Galasso in Trient. Guidobaldo Graf von Thun und Hohenstein (1616–1668), Kardinal, seit 1654 Erzbischof von Salzburg. Sigmund Alphons Graf von Thun und Hohenstein (1621–1677), seit 1663 Bischof von Brixen, seit 1668 Bischof von Trient. Lavis. Pressano. St. Michael an der Etsch. Vielleicht Salurn. Nicht identifiziert. Egna/Neumarkt. Ferdinand Karl (1628–1662), Erzherzog von Tirol. Nicht identifiziert. 29 überschrieben. Bronzolo/Branzoll. N.N. Ebertz.
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Den 31. MAII 1668 Wurde der Todt des CARDINALS von Saltzburg CONFIRMIRET. Schrieb an den H. Vatter,1937 Frau Mutter und M. Prischencken.1938 Diese stadt ist nicht schön auch nicht groß gehöret dem Keyser als Ertzhertzogen von Insprug, auf dem Marckten haben die Kaufleuthe Ihr eigenen MAGISTRAT im kauffen und verkauffen wie es weitleufftiger aus der beschreibung zu sehen.1939 Aldar fället der Eysack1940 in die Etsch. Den 1. JUNII 1668 blieb ich Vormittags noch in Botzen. Gleich als ich aufsitzen wolte bekam ich ein schreiben von H. Vattern.1941 Nachmittags aber gieng Ich mitt frischen Pferden von Botzen wieder ab welche auch den DUC PETRO DE PARMA1942 vergangenen herbst auf Insprug geführet, Wir
der Etsch das Sie nur auf die rechte Hand Giengen alles zwischen den bergen neben dem [fluß Etsch weg welcher fluß beßer hierauf] fluß die Eysack genennet wird. Er ist an diesem orth sehr reißend und macht wegen der darin liegenden großen felßenstein ein starckes gerausch. Diese PASSAGE ist offters gar gefahrlich wegen der herabfallenden Felßen von denen auch vor dem Jahr ein gantzer berg herab gefallen. Des Abends blieben wir in COLMAN1943 3 ½ meil von Botzen gelegen liegt an einem sehr lustigen Orth uber dem fluß trüben auf dem berge gegenüber liegt Ein schönes schloß, welches ROSBURG1944 heißet, gehoret dem Grafen von Wolckenstein.1945 Der unterste orth aber gehoret nacher Insprug [gehöret]. Den 2. JUNII 1668 ♂ War ich gegen 3 Uhr auf kam zu erst auf CLAUSEN1946 1 meil gehoret dem Keyser der Bischoff von BRIXEN aber hatt 2 Zoll darinnen darvon die Wege welche wegen des steinigen flußes offt verderbet werden, gebeßert werden. Vor diesem flecken fanget sich des Bischoffs von BRIXEN gebieht an. Der fluß war ziemblich groß daß Er auch an etliche Orthen das Ufer und Wege überschwemmet. Nachgehends kam ich auf BRIXEN 2 m. Der Bischoff ist der Graff von THUN des itzverstorbenen Ertzbischoffs und CARDI-
1937 1938 1939
1940 1941 1942 1943 1944 1945 1946
Vgl. in Bd. 3, Nr. 136, das Schreiben Herzog Friedrichs vom 31. Mai 1668. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Vermutlich ist hier gemeint: Von den Magistratibus under den Kaufleuthen in marckhts Zeitten zue Botzen volgt nachstehender bericht. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 21, fol. 410r–410v, hier nicht abgedruckt. Eisack. Das Schreiben ist in der Korrespondenz Herzog Friedrichs nicht enthalten. Pietro Farnese, vgl. Anm. 1853. Colma/Kollmann. Trostburg. Sigmund Ignaz von Wolkenstein-Trostburg (1644–1696), Graf Wolkenstein. Chiusa/Klausen.
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zu Saltzburg Vetter,1947 die Stadt ist klein und ist vor diesem der Keyser aufendhalt gewesen wenn Sie in Italien Kriege geführet, ist auch sehr groß gewesen aber etliche mahl verbrandt daher Sie auch so klein ist. NB bey diesem orth sind 3 Wege die aus einer straßen gehen als der gerade Weg durch TIROL, denn der Weg nach Steiermarck und Ostreich welcher durch die stadt BRIXEN gehet, und der Weg nach Kernden der durch die stadt gerade auf Wien hatt vergangen die Keyserin genommen. Von dar auf Paren1948 ½ meil. wo zwey schlößer darvon das auf der lincken noch in ESSE. Das Wein land hatt darin ein Ende und das BRIXIsche Bischoffthumb. Ferner uber den berg zur Clausen genandt zum Peiser auf der Au ein eintzeln Hauß 1 m. alwo wir zu mittag blieben. Der Wirth aldar ist auf 50.000 thr. reich. Nachmittage auf Mittwald1949 ½ m. ein Kirche, MAULIS1950 1. STERTZINGEN1951 2. Kers1952 alwo der Nollisiner1953 statte ist, Aldar fanget sich der Große berg der Brenner genandt an auf Goßinte1954 ½ der Brenner wehrt 2 meil, oben auf dem berge kamen wir bey dem Ursprung des flußes Eysack vorbey welches Ein Waßerfall Aus Einen felß und nicht breiter als eine Teutsche Ehlen ist Etwar ein bistolen schuß darvon ist der Ursprung des Ihns der hernach in die TONAU fließet stracks beym Ursprung welcher gleich dem Ursprung der Eysack ist fliest Er in einen see wars Er schon zu einem starcken fluß Nahe darbey ist ist wieder eine Clause zum LUEG genandt wo Ein Zoll ist, ongefehr ein ½ m darvon ist die Zusammenkunfft des Keyser CARLS1955 und Seines H. Bruders FERDINANDI1956 ANNO 1530 geschehen in METALL gegoßen diese schrifft darbey zu sehen NALS
IMP. CÆS. CAROLO V. E. F. AU. EX HISPANIIS ITALIÆQUE SUSCEPTIS IMPERIALIBUS CORONIS ADVENIENTI ET FERDINANDO HUNGARIÆ BOHEMIÆ REGI E PANNONIIS OCCURRENTI OPTIMIS PRINCIBUS AD PERPETUAM PUBLICÆ LETITIÆ MEMORIAM QVOD FRATERS ANTE ANNOS 8 DIGRESSI SUMMUS INTER MORTALES HONORIBUS REGNIS, TRIUMPHIS AUCTI, HOC IN LOCO SALVI SOSPITESQUE, CONVENERUNT. A. S. 1530 FRIED. FRANC. A MONTE NIVEO, STENACI, PRÆFECTUS MANDATO REGIO F. C.
1947 1948 1949 1950 1951 1952 1953 1954 1955 1956
Sigmund Alphons Graf von Thun und Hohenstein, vgl. Anm. 1925. Vielleicht Vahrn. Mezzaselva/Mittewald. Mules/Mauls. Vipiteno/Sterzing. Nicht identifiziert. Nollesiner – Lehnkutscher. Vielleicht Gossensaß. Karl V., vgl. Anm. 251. Ferdinand I. (1503–1564), Kaiser.
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Von dar hatte ich noch ½ meil bis auf das eintzele Wirthshauß zum GRIES1957 genand alwo der brenner aufhoret und des nachts aldar blieb. Dieser Wirth war gleichfalß auf die 40.000 thr. reich hatt offters 40 Personen So ihm seine guther verwalten und arbeiten, zu unterhalten. Der Graff Schlick1958 mitt Seiner Gemahlin und viel frauen Zimmer und auf die 40 Personen in der liberey war den Morgen von VENEDIG ab und hier durch PASSIRET. Den 3. JUNII 1668 ☿ Waren Wir wieder fruhe auf kamen erstlich auf Stahle1959 ½ , ferner auf Steinau1960 dem Graf TRAUTSON1961 zu standig, nach ½ m. ferner auf Martern1962 ½ alwo ein großer marckt ist hernach 1 m. darvon ist der der hohe berg Schonberg1963 genent welcher hernach tief wieder abgehet bis nach Insprug 2 ¼. Zu Insprug kam ich gegen 10 Uhr an LOGIRTe in den Rothen Rosen. Nachmittags ließ ich ein Kleid zurecht machen und wolte mich hernach bey der Ertzhertzogin1964 anmelden laßen. Weill Sie aber schon Spatziren gefahren und es dahero Spath wurde, versperte ich die anmeldung bis auf den folgenden tag. Den 4. JUNII 1668 ♃ Ließ ich durch M. FINCKen der Hertzogin von PARMA schreiben übergeben, welchen der Graff FERRARI1965 so aus SAVOYEN und PRESIDENT im Geheimen rath ist, der Ertzhertzogin überreichet, welche mir darauf die Zeit zur AUDIENTZ benennen ließ. Ich hatte mich gantz INCOGNITO anmelden laßen weswegen auch kein CAVALIR vom Hof sondern nur der Geheimbte Cammerdiener der Ertzhertzogin und eine CAROSSE mitt 2 Pferden ohne diener Nachmittage geschicket wurde. Als ich nach Hoffe fuhr wurde ich mehres aufsehens zu ferhuten hinten zum Schloß hinein und im schloß nicht durch den GUARDEN Sahl gefuhret. Als ich in das erste gemach geführet wurde, kam der CONTE FERRARI mir endgegen und führte mich in der Ertzhertzogin gemach. Er redet kein Teutsch weswegen ich FRANCOIsch mitt Ihm redete. Als Ich ins gemach gieng, kam Sie mir gleich endgegen und war niemand bey Ihr, weill Sie kein Teutsch redet, machte ich die anrede auf FRANCOIsche Sprache, worauf mir [wurde] Ein stuhl PRESENTIRET wurde und Sie zwang mich zu sitzen, befahl mir auch schroffe den Huth aufzusetzen welches ich aber nicht that. Nachgehends ließ Sie den Graf KENIGLE1966 so auch mitt im Geheimen Rath [ist] und ein Teutscher Herr ist, holen welcher INTER1957 1958 1959 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966
Gries am Brenner. Graf Schlik, nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Steinach am Brenner. Trautson, Grafen von Falkenstein. Matrei am Brenner. Schönberg. Anna de’Medici (1616–1676), Witwe Erzherzog Ferdinand Karls. Girolamo Bernardo Ferrari d’Occhieppo (1620–1691), Conte Ferrari, Kämmerer des Erzherzogs Ferdinand Karl, Oberhofmeister der Erzherzogin von Tirol. Johann Georg Graf von Künigl (1628–1697).
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war, bey eine guthen ½ stunden blieb ich bey Ihr, darauf ich abschied von Ihr nahm, Sie begleitete mich bis vor die thur des andern gemachs, darauf ließ ich mich bey den PRINCESSINEN anmelden, die ansprache geschahe in eben dem gemach wiederumb worinnen die ansprache bey der Ertzhertzogin geschehen war, die Frau Mutter kam wieder mitt Ihnen heraus. Die Altiste1967 ist 15 und die Jungste1968 12 jahr alt, sind sehr schöne PRINCESSINEN, ich wurde gleicher gestalt wie zu vor von der Ertzhertzogin und PRINCESSIN hienaus begleitet. Aus dem Schloß wurde ich von dem COMTE DE FERRARI und CONTE von KENIGLE bis zur CAROSSE begleitet, welche hernach mitt 6 Pferden bespannet war. Vom Schloß fuhr ich gleich zur FRANCISCANer Kirchen, worinnen 28 STATUen von METALL in lebensgroße sehr kunstlich gearbeitet stehen. Darvon die beschreibung absonderlich und vom EPITHAPHIA bey dem ZEILER1969 zu sehen. In der Mitten stehet das EPITHAPHIUM des MAXIMILIANI I.1970 woran alle seine ACTIONES in MARMOR sehr kunstlich gehauen sind. NB. seyn CONTERFAIET ist allendhalben sehr wohl gemacht auch in der aller kleinsten POSITUR. In der CAPELLE ist das begräbnüß des FERDINANDI1971 Ertzhertzogs und Seiner CONCUBINen der Schönen PHILIPPINE1972 welche Er auf dem todbette geheurathet und Sie ist von Augspurg gewesen eine WELSERIN. Von dar auf das lusthauß Brundas1973 so vor der stadt auf dem berge liegt, aldar besahe ich zu erst die Rüstcammer worin 5 Cammern waren in der ersten sind lauter turnirharnisch so gantz sitzend aufgesetzet sind in der andern waren etliche zu Pferde mitt Ihrer Rüstung als der ALEXANDER DUC DE PARMA,1974 des FRANCISCI I. Konigs in Franckreichs worinnen Er gefangen worden.1975 Des Graf Fucker1976 Rustung. Eines trabanten so bey dem Ertzhertzog FERDINAND CARL1977 gewesen und der Keyser bekomen so 5 Ehlen lang gewesen und Eines Zwergs so ¾ Ehlen lang gewesen. Welchen PRET
der Keyser auch bekommen und zwar also daß Ihn der große trabant im schubfach hatt liefern müßen. Des MAXIMILIANI I.1978 des PHILIPPI II. Konigs in Spanien1979 wie Er klein gewesen. Ferner war darin Eine volle Rüstung mitt bantzer Eines alten Romers, ferner Ein Pferd so ein großen Sprung von freyen stucken mitt ein BAGEN auf 30 schue lang gethan, wovor Sich der Gaul sambt dem BAGEN schaden gethan. In der 3. waren über die 1967 1968 1969 1970 1971 1972 1973 1974 1975 1976 1977 1978 1979
Claudia Felizitas, vgl. Anm. 1893. Maria Magdalena (1656–1669). Martin Zeiller, Itinerarium Germaniae novae antiquae [...] Straßburg 1632, 348. Maximilian I. (1459–1519), Kaiser. Ferdinand II. (1529–1595), Erzherzog von Österreich. Philippine Welser (1527–1580). Verwendung unklar, gemeint ist das Schloss Ambras. Alessandro Farnese (1545–1592), Duca di Parma, Statthalter der Niederlande. François I (1494–1547), König von Frankreich, gefangen genommen in der Schlacht von Pavia 1525. Graf Fugger, nicht identifiziert. Ferdinand Karl, vgl. Anm. 1929. Maximilian I., vgl. Anm. 1970. Felipe II (1527–1598), König von Spanien.
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20 Reuter mitt Ihrer und der Pferde Rustung in lebendiger STATUR so auf einem TURNIR gebraucht worden. Darneben Eine gantz Silberne rustung So Ein SPAHI1980 zur RANTZION1981 geben NB. Die stangen die der Sohn der PHILIPPINE der Marggraf Carl von Burgau1982 mit einer Hand Aufgehoben und ein buben noch darauf gesetzet. In der 4. sind unterschiedliche reyen schrancke worin sehr viel alte und sehr RARE Rustung sind. Als des CAROLI V.1983 des 1. COSMI Hertzogs von FLORENTZ1984 des SCISKÆ1985 Kolben mitt welchen Er in einer Schlacht 500 menschen erschlagen, des SCANDEBECKS1986 schwerd, des Ertzhertzogs LEOPOLDI1987 Rustung und tegen. Eine gantz silberne Rustung Ertzhertzogs FERDINAND CARLS. Des Churfürst MAURITZS,1988 des Churfürst Johann Friedrichs,1989 des Churfurstens von Brandenburg der Teutsche ACHILLES genandt,1990 des Landgraf PHILIPPS von Heßen1991 der mitt Churfurst Johann Friedrich gefangen ward, des LANOA,1992 des Frunßbergers,1993 des Alten Schertels1994 Rustung welche 3 bey der gefangennehmung des FRANCISCI I. gewesen. (Der Frunßberger hatt ihn erst gehabt, der Konig hatt mitt Ihm reden wollen, Er aber hatt Es nicht verstanden darauf der LANOA darzu kombt welchen der Konig fraget, wer Er sey, und Es Er gesagt daß Er LANOA sey hatt der Konig gesagt so ergebe ich mich dem LANOA.) und viel ander mehr deren beschreibung absonderlich zu sehen.1995 In der 5. Cammer war zu erst die Rustung gantz von gold und Edelgestein eines BASSA von OFEN welcher auf der hasen hatze gefangen worden, und Er solche zu RANTZION gegeben. ITEM die Rustung gantz von Silber mitt edelgestein besetzet mitt den Francoischen LILIEN welche Ein janitscharen Obrister zur RANTZION gege1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986 1987 1988 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995
Sipahi – osmanischer Reiter. Rançon – Lösegeld. Karl (1560–1618), Markgraf von Burgau. Karl V., vgl. Anm. 251. Cosimo I de’Medici (1519–1574), Granduca di Toscana. Jan Žižka von Trocnov (um 1360–1424), hussitischer Heerführer. Georg Kastriota (1405–1468), genannt Skanderbeg, albanischer Fürst. Vermutlich Leopold V. (1586–1632), Erzherzog von Österreich. Moritz von Sachsen (1521–1553), Herzog, seit 1547 Kurfürst von Sachsen. Johann Friedrich, vgl. Anm. 251. Albrecht Achilles von Brandenburg (1414–1486), Kurfürst von Brandenburg. Philipp I. von Hessen (1504–1567), Landgraf von Hessen. Charles de Lannoy (1487–1527), seit 1522 Vizekönig von Neapel, seit 1523 kaiserlicher Oberbefehlshaber in Italien. Georg von Frundsberg (1473–1538), kaiserlicher Landsknechtsführer. Sebastian Schertlin von Burtenbach (1496–1577), Landsknechtsführer. Am Ende des Bandes eingebunden: Verzaichnuß der Roemischen Kayser/ Koenig/ Fürsten/ Graffen/ Herren vnd vom Adel/ wellicher Leibharnisch vnnd Rüstungen/ zum thail gantz/ vnd zum thail Stuckweiß/ so sie wider den Feind gebraucht/ inn des Durchleuchtigsten Fuersten vnd Herrn/ Herrn Ferdinanden/Ertzhertzogen zu Osterreich etc. Herzogen zu Burgund/ vnd Grave zu Tyrol etc. Rüstkammer/in dem Schloß Obraß/ bey Insprugg/zu ainer ewigen Gedächtnuß/ auffbehalten vnd gesehen werden/ Biß auff den vierdten September/ Anno M. D. XCIII. Getruckt zu Ynßprugg/ bey Joanni Paur.
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ben welcher von dem gefangen worden und solche zu geben von Ihm gezwungen worden, weill Er gewust das Es der Obriste hatte denn Er solche vom FRANCISCO I. verehret bekommen, wie Er denn damahls viel verehrungen den Turckischen Soldaten und ienen obrist thun laßen. ITEM 2 stein becke so zu des FERDINANDI CARLS Zeiten gefangen worden. Auß die 5ten Cammer gieng ich in die Kunstcammer waren viel Schildery viel schrancke voll kostbahren sachen und welches alles außführlichen aus der SPECIFICATION zu sehen.1996 Sonderlich war Darin Ein gantzer berg von lauter berlen und viel bildern von rother CORALLen geschnitten darin gesetzet waren, Ein kestgen von helffenbein darin sehr viel in edelgestein geschnitten bilder waren, viel in AMBRA sehr kunstlich gearbeitete figuren als von Trachen, Schiffe, Reuter etc. Viel rare güldene und Silberne METALLIEN, Sahe 5 Bilder gar schon mitt edelgestein besetzet, Ein groß schon und künstlich aus RINOCEROThorn geschnittenes geschür, Ein große tisch von Silber Ertz welches auf etliche 1.000 thr. wehrt geschetzet wird. Der Vogel welchen der Ertzhertzog FERDINAND CARL mitt einer angel anstatt eines fisches heraus gezogen. Ein Hirschgeweih welches sehr groß mitt der hirnschale in einem stuck vom baum, So gantz zu gewachsen.1997 Die abbildung der zwey großen trabanten, und des zwergs Ein Eisern stuhl worauf man ein umbbringen kann. Viel Cristalline gschir, viel MANUSCRIPTA. Allerhand seltsame Rustung, darunter ein Ochsenhirn von ungewehnlicher große so gantz aus geholet und zum trincken gebraucht kan werden. In dem letzten Schranck war der Strick woran Sich Judas erhencket, welchen der alte Schertel1998 von CONSTANTINOPEL oder Jerusalem gebracht. Eine silberne hand mitt ein runden METALLIN Spiegel woraus die heyden das Wetter haben JUDICIREN können. Aus dieser Cammer kombt mann in die BIBLIOTHEC worin auch etliche alte STATUen sind. Des Konigs in Schweden DOCTOR Luthers und sein Catharine bildnuß sind auch darin, Aus der BIBLIOTHEC gehet man durch ein bedeckten gang ins Schloß, welches nicht sonderlich MOBLIRT. Von dar Fuhr ich wieder nacher Hauß. In der stadt ist aus der Cammer das Güldene tach zu sehen welches sehr groß und sagdt mann daß Es stetig tücker werde. Die stadt ist unten am berge gelegen, nicht sunderlich groß und schon bebauet. Der In fleust dar vorbey welcher durch einen andern strom großer worden. Die Regirung wird vom Keyser bestellet. Denn Nachdem der Ertzhertzog SIGISMUND1999 gestorben ist das land an den Keyser gefallen. Die itzige Wittib2000 ist vom Hauße FLORENTZ und des itzigen Groß Hertzogs2001 und der Hertzogin von 1996 1997 1998 1999 2000 2001
Falls damit nicht die gedruckte Beschreibung gemeint ist, ist diese nicht überliefert. Hier ist eine kleine Zeichnung eingefügt. Sebastian Schertlin, vgl. Anm. 1994. Sigismund Franz (1630–1665), Erzherzog von Österreich. Anna de’Medici (1616–1676), Erzherzogin von Österreich, Witwe des Erzherzogs Ferdinand Karl. Ferdinando II. de’Medici, vgl. Anm. 1835.
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PARMA2002 Schwester, Ihr Herr war Ertzhertzog FERDINAND CARL2003 des letztverstorbenen Ertzhertzogs2004 Bruder. Dieser beyden kurtz aufeinander verstorbene brüder Herr Vatter war LEOPOLDUS.2005 Ertzhertzog FERDINAND hatt keine Kinder als zwey PRINCESSINEN2006 deren die Altiste 15 und die andere 12 Jahr ist verlaßen. Er Ist von iedermann sehr geliebet worden, und den Ruhm nachgelaßen daß Er nicht als Ein Herr sondern als Ein Vatter mitt Seinen Unterthanen umbgangen, Er ist [ist] sehr LIBERAL gewesen und hatt den armen sehr viel guthes gethan, hatt keine Fuchsschwantzen leiden können. Seine Hofstadt ist nicht gar groß gewesen, Er hatt hatt Sich sehr im Jagen DELICTIRET, Dahero auch die umb die stadt herumb Ihn nicht sehr geliebet weill der acker ziemblich verderbet worden. Auf dem Reichstag hatt Er mitt 600 Pferden einziehen wollen, weillen Ihm aber der Keyser solches nicht zu laßen wollen ist Er aus DEPIT in Italien gangen und darin ein sehr großes geld verthan sonderlich hatt Er viel aus der Kunstcammer verschenckt. Seine Italienische reysen welche gar offt geschehen ist den Unterthanen am meisten beschwerlich gewesen. Sein Herr Bruder Ertzhertzog SIGISMUND SUCCEDIRTE Ihm welches ein sehr QVALIFICIRTER H. gewesen, hatt etwas mehres auf den reißen an Pracht gesehen als Sein verstorbener H. Bruder, iedoch hatt Er sich sehr umb des landes wohlfarth bekümmert denn Er Sie gerne aus den schulden gebracht, wie Er Sie umb geld angesprochen die Schulden darmitt zu bezahlen haben Sie es ungerne gethan weill Er ihnen aber versprochen nach abgelegten Schulden Sie dieses wieder geniesen zu laßen haben Sie es eingegeben, hatt Ein sehr große SUMMA geldes beysammen gehabt, daß auch das gewelbe gewesen dahero man es unterstutzen müßen, darzu auch die 2 ½ MILLION FRANCOIsch L. wegen ELSSAS viel beygeholffen. Seine diener hatt Er richtig alle QVARTAL bezahlet, hatt auch keine trunckenen Menschen leiden können, ist sonst auch ein gar zuchtiger und keuscher Herr gewesen. Und ist wunder daß Er nicht so sehr geliebet worden als Sein H. Bruder. Die Schatz und Kunstkamer hatt Er sehr gemehrt. Er ist aber Sehr Unglucklich in seinem Heirathen gewesen denn Er allendhalben nicht ankomen ist endlich als Er Sich mitt der Pfaltzgrafin von Sultzbach2007 verheurathet ist Er ohne daß Sie bey Sich gesehen gestorben. Seinen Tod rechnet man theils eines kalten trunck Waßers welchen Er wieder des DOCTORIS rathen stracks nach der Jagdt gethan, theils auch Einem Schlage so ihn getroffen, zu dem Er etliche mahl sehr MELANCHOLIsch gewesen und Sich bekümmert, Er hatt Schöne studereyn
2002 2003 2004 2005 2006 2007
Margherita de’Medici, vgl. Anm. 1834. Ferdinand Karl, vgl. Anm. 1929. Sigismund Franz, vgl. Anm. 1999. Leopold V. (1586–1632), Erzherzog von Österreich. Claudia Felizitas (1653–1676) und Maria Magdalena (1656–1669), Erzherzoginnen von Österreich. Hedwig (1650–1681), Pfalzgräfin von Sulzbach.
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gehabt, die beste [ist] so imb lande ist ist die in Stauffen thahl,2008 die Stutereyn sind nach seinem tod alle zugrunde gangen, die bey der stadt welche im gartten und auf 1 meil lang gehabt, ist sehr kostlich gewesen. Nachgehends Sind alle Pferde verkaufft worden daß also alles zugrunde gangen. Der Keyser hatt Sehr viel geld und den meisten Schatz darzu in der Nacht wegfuhren laßen, welches die Untherthan sehr empfunden (NB. Es sind große güldene Ketten, wie die wagen Ketten dar gewesen wie auch viel große Silberne Platten.) Das TIROL ist sehr groß und voller berge iedoch hatt Es große fluße, viel getreyde, holtz, Saltz und Silber und gold bergwercke. Die meiste Klage ist nur daß des Volcks So viel ist, Und ist zu verwundern, wie denn mitt verwunderung Ich in acht genommen daß der gröste theil der gemeinsten leuthe Stumme, Alten, oder Gebrechliche leuthe sind, dahero das Sprichwortt wohl war ist daß kein TIROLER unter dem 45. jahr klug wird. Daß Volck ist auch sehr boßigt halßstarigt und grob, wie denn stracks nach des Ertzhertzogs SIGISMUNDI tod Sie alle hirsche und Gembsen tod geschoßen haben auch die Graffen und bedienten, die ihn solches zu verwehren geschickt worden, nieder machen wollen des vorgebens daß nach dem tod des H. wie auch alsobalden eingesehen wird, Sie 1 gantzes jahr Frey hatten hirsche zu schießen, NB. Dieses Recht soll von der Frau Maulschellin2009 so da regiret herkommen. Sie verlangen Einen eigen H. denn Sie dem Keyser weill Er Ihnen zu weit gelegen nicht PARIREN wollen Wie Sie denn auf dem itzigen Landtage dar der Keyser m/300 fl. und vor 4 Regimenter unterhalt zu DEv FENDIRUNG des landes begehrt, nicht allein die unterhaltung der 4 Regimenter abgeschlagen sondern auch nicht mehr als 50.000 fl. verwilliget. Man hatt auch von eine Verratherey wegen Franckreich und den VENETIANern, wie auch von Churfursten von Beyern gar starck geredet, (weil auch die bauern den FRANCOSen verlangen) dahero auch die 2 Graffen von ARRACH2010 deswegen zu Insprug auf dem leben sitzen, wie auch deren Amtman zu Kopffstadt2011 wo der Marckt itz ist in ARREST genommen und Volck ins schloß geleget worden. Die Grafen sitzen schon 2 MONAT. Die Bauern sind auch sehr reich denn etliche auf die m/200 fl. imb Vermögen haben vornehmblich aber die Bauern Wirthe die aber nicht so reich sind haben doch zum wenigsten bey die 50 oder 60.000 fl. im Vermoge, und es kombt daher, daß Sie viel acker etliche 50 bis 60 stück Vieh einer nur allein und viel Wiesen haben. Sie haben auch ein starcken handel mitt Pferden und Viehe denn Sie Solche zu Kufstein auf dem Marckt vor 30 fl. einkauffen und hernach solche zu TRIDENT oder Botzen denen Italienern vor Ihr gestudt im Stuffen thal2012 ausgeben und das stuck gar offt vor 80 bis 100 fl. verkauffen. Die Pferde auch das Viehe wenn Sie fett sehen sollen geben 2008 2009 2010 2011 2012
Vermutlich das Stubaital. Margarete von Tirol-Görz (1318–1369), genannt Margarete Maultausch. Grafen Harrach. Nicht identifiziert. Vermutlich das Stubaital.
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Sie Ihm Haber und Kornkuchen, NB. Der Hertzog MAXIMILIAN2013 ist So wohl vom lande als auch von der Altisten PRINCESSIN verlanget worden wie Er denn auch umb die Altiste PRINCESSIN angehalten, der Keyser hatt Ihn auch zum Stadthalter machen wollen. Weill Er aber nicht mitt ein GRACE solches begehrt sondern das land als rechtmäßig begehrt hatt Er eine abschlagige andwortt bekommen darauf Er aus DEPIT die FRANCOSen genommen welches So wohl dem Keyser als den Churfursten und das gantzen land verbußen. Es ist auch noch Streit zwischen Beyern und Ostreich wegen des Stucks TIROLS so hinter Hall liegt denn Es vor diesem dem Churfursten gehoret. Den 5. JUNII 1668 ♀ Kam des Morgends gar früh der H. Graf KUNEGLE2014 zu mir und nahm abschied sagte Er were gar wohl bekant mitt dem BARON WICKA RESIDENT zu PARIS2015 Sein Kaufman war der H. EBERTS zu Augspurg.2016 Ich hatte wieder frische Pferde genommen und bis auf Augspurg gedungen. Zuerst kamen wir auff HALL 1 m. gehort nach Insprug alwo das Saltz verfertiget wird. Es wird aber das Saltz 2 m. von der stadt gegraben welches lauter Steine sind und wie Cristall aussiehet, Da Sie denn große gruben wie weyher macht haben, darin Sie das gleich darbey fließende süße Waßer hinein leiten und die Saltzsteine hinein werffen so viel als Sie wollen worinnen denn das Waßer die Saltzsteine gantz verzehret und [zu] Saltzigt wird, darbey zumercken daß So das Waßer genug saltzigt worden, Es den überrest der steine nicht angreifft sondern liegen läßet. Aus den Gruben wird das Waßer 2. m. weit in die Pfannen geleitet, deren 4 sind. Alle wochen werden 2 gebrauchet, welche des Sonnabendts ausgeleschet und das feuer unter die 2 andern gethan in diesem jene ruhen. Wenn es aber nöthig nimbt mann 3 oder wohl 4 Pfannen. Das Waßer wird in große eyserne Pfannen gekochet, welche von viereckten blatten mitt nägel zusammen gemacht ist die ritzen machen Sie nur mitt Kalck zu und helt der Kalck nicht eher recht als bis die Pfande erhitzet ist. Ehe Sie das Waßer in die Pfanne laßen wird 1 gantz stunde vorhero feuer unter der Pfannen gemacht, Nachgehends laßen Sie das Waßer 3 stunden lang kochen darauf Sie in der 4ten stunde das Saltz mitt Kracken2017 hervor ziehen und mitt schopfer in die Kubel thun daß Es Puder Saltz wird, Ein ieder Kubel Saltz wiegt 4 CENTNer und kostet im lande ein solcher Kubel 5. fl. außer landes aber 3 ½ fl. Wird aber den außlandern deswegen so wohlfeil geben weil Sie es abholen und hingegen das land mitt Schmaltz und Getraidte deßen TIROL aldar abgang hatt, versehen. Daß beste Saltz aber ist das baum Saltz wie Sie es nennen, welches durch die Kübel auf ein holtz, trieffet und wie Zucker CANDIERT aussiehet darvon Sie den CENTNer umb 9 fl. verkauffen. Es Sind stetig 500 Personen darbey die arbeiten, alle 2013 2014 2015 2016 2017
Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 1284. Johann Georg Graf von Künigl, vgl. Anm. 1966. Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, vgl. Anm. 1338. Jacob Friedrich Ebertz (gest. 1681), aus Isny stammender Kaufmann in Augsburg. Krücke, krummer Stock o.ä.
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jahr brend so eine Pfanne aus, umb JACOBI brauchen Sie nur eine Pfanne, weill Es nicht so starck als umb Winter abgeführt wird, denn die leuthe in ihrer arbeit auf dem lande sind. Das Saltzwerck gehoret dem Keyser alleine zu und ziehet jahrlich auf die m/300 fl. daraus. Die Ertzhertzogliche Wittib wird auch wochentlich darvon bezahlet. Und haben die vorige Ertzhertzoge etliche m/100 fl. schuld auf die Pfannen gemacht welche der Keyser auch alle Zeit verzinsen muß. Herr BARON WICKA Keyserlicher RESIDENT zu PARIS2018 ist Saltz Mayer oder Obrister darübe, Er ist ein Burgunder von Dalsperg und ein Edelmann von geburth, hatt nichts in TIROL und ist Cammerdiener bey den beyden Ertzhertzogen gewesen, und ist hernach in den Elsaßischen Sachen in Franckreich geschickt und gebraucht worden, dadurch Er so hoch gestiegen. Das Saltz wird auf Botzen, und TRIDENT geführet, vornehmblich aber in die Schweitz [bis dahin] bis an die grentzen sind 25 meil. Es sind auch Saltz FACTOREN der frembden Kaufleuthe welchen vor Ihren PRINCIPALEN von den Cammern einkauffen und Fuhrleuthe liefern müßen, sonst sind auch viel beambten und ein eigener Rath darüber bestellet. Den 8. JUNII 1668 kam der H. Reuterer2019 So bey dem Ertzbischoff PARIS2020 und dem letzten dem CARDINAL2021 gedienet hatte als CONTROLLEUR, zu mir durch welchen mir das CAPITUL alle Ehr anbiethen ließ. Nachmittags Schickten Sie mir eine gutschen mitt 6 Pferden und 2 Reit Pferde (denn Ich mich COGNITO TRACTIREN zu laßen nicht annehmen wolte, Fuhr mitt diesem Reuterer nach dem lusthauß Heilbrun2022 So 1 m. vor der stadt liegt auf dem berge liegt ein klein lusthaußlein welches BELVEDERE genandt wird und den vollen Creatum2023 Haußlein und Kirche, So Alle von dem Ertzbischoffe MARGASITO2024 des Ertzbischoffs PARIS Vorfahre in den 7 Jahren als Er regiret bauen laßen, wie auch das THEATRUM in Felßen gehauen, der gantze berg ist [Er] mitt einem thiergartten umbgeben worinne auf die 2002025 Thamhirsch gantz zahm Sind, oben auf dem berge Sind etliche Gemsen, so eben geworffen hatten welches Sie vor RAR halten denn Sie eingesperrt nicht gerne werffen, Unten im thal liegt das Rechte lusthauß mitt dem gartten welcher wegen seiner treflichen QVELLEN Springwaßer STATUen und Grotte wohl würdig zu sehen ist, Die Karben, Aal Forellen, und ander 2018 2019 2020 2021 2022 2023 2024 2025
Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, vgl. Anm. 1338. Nicht identifiziert. Paris Graf von Lodron (1586–1653), seit 1619 Erzbischof von Salzburg. Guidobaldo Graf von Thun und Hohenstein, vgl. Anm. 1924. Hellbrunn. Lesung unsicher, im Falz verdeckt. Markus Sittikus von Hohenems (1574–1619), seit 1612 Erzbischof von Salzburg. Lesung unsicher, im Falz verdeckt.
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fisch werden aldar vielfeltig gespeiset, mitt leber und brodt und allezeit über den Freittag. Bey dem einen Fisch behalter wurde mir der orth gezeiget, wo der Jüngst verstorbene CARDINAL und Ertzbischoff zu Saltzburg ins Waßer gefallen, in den fisch stechen mitt dem JESUITER als Er es nicht gekont, uber den Fall hatte Er alle beyde Schienbeine durch 4 wollstrümpffen geschunden, Er es aber nicht gezeigt2026 und der kalte brand darzu geschlagen worvon nach 5tagigen betlager gestorben, Als man ihn geöfnet ist die lunge gantz verzehret gewesen, das Hertz angegriffen, die leber aber in SUMMA GRADU groß und erhitzt gewesen, wird dem sehr starcken trincken zu Regenspurg zugeschrieben. Sobald Er ins Waßer gefallen sind 99 forellen in ein andern behalter abgestanden darauf gesaget (Ich der 100te). In der Grotte ist das einfallende gewelbe wohl zu CONSIDERIREN. Nachgehends besahe ich edtliche RARE thiere von geflügel NB. Es wurde damahls erzehlet daß Ein fisch eine Enten beym Fuß bekommen, herunter gezogen und erseuffet. Letztlichen besahe ich das lusthauß auch selber welches nicht sonderlich MOBLIRET. Des Ertzbischoff halten zu weilen darinnen auf sonderlich wenn die pest in der stadt ist. Nachdem fuhr ich wieder zur Stadt zu und zwar umb den berg worauf das Schloß liegt, welches bey VACIREN Eines Bischoffs vermöge ihrer gesetze wieder nach dem Keyserlichen Abgesandten gewiesen wird, der gantze berg ist mitt einer starcken Mauer so auf dem felßen stehet, [gehauen] umbgeben. Wo die Mauer aufhoret, ist die Mauer in den felßen gehauen, oben auf dem berge hatt es noch 3 absonderliche Wercke so das Schloß DEFENDIREN, nahe darbey Ist ein hoher felß, welcher dem Schloß Schaden kann, und ist so feste daß mann Ihm mitt pulver nichts thun kann. Ferner fuhre ich durch die stadt uber die brücken nach dem MIRABEL So ein lusthaus und des Ertzbischoffs PARIS ORDINARE Wohnung gewesen, Ferner wieder in die Stadt und besahe den brunnen welcher unten von 4 großen Pferden bestehet. So über lebensgroße sehr kunstlich gearbeitet, in der Mitte ist Ein felß, über solchen ist eine Schale mitt 4 DANPHINS über dem wieder eine schale mitt 4 SCHLAVEN und über der wieder eine schale mitt einen Waßerspeienden Kerll. Wieder nacher hauß. Den 9. JUNII 1668 ♂ Gieng ich gleich zu erst auf die Reitschuhl, darnach in den Stall worbey der bekandte Reitplatz worvon der hinterste theil gantz aus felßen wie auch die große seithen2027 gehauen ist, uber dem Reitplatz ist das ge- treide, der Stall ist sehr lang und gantz gewölbet, stunden damahls 99 Pferde darinne. Von dem stall gieng ich in S. PETRI Kirchen wo der S. ROBERTUS und S. MARTINUS begraben. Die helffte aber von S. MARTINO (denn Sie Sagen daß S. MARTINUS in die helffte nur verbrandt sey) ist wieder heraus genommen und in die Schloß CAPELLE geleget worden, außerhalb der Kirchen besahe ich in dem felßen den orth S. MAXIMUS mitt sein gesellen, verborgen 2026 2027
Lesung unsicher, im Falz verdeckt. Lesung unsicher.
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gelegen und hernach vom DIOCLETIANO2028 herauß geworffen worden. NB. auff dem Gottesacker ist das EPITAPHIUM gewiesen hier liegt begraben Hans Haschebrodt Ach Gott du wilst mir gnadig seyn [mir] Gleich wie Ich dies wolt seyn Wenn du wehrest Hans Haschebrodt und ich were Unser Herr Gott. Von dar gieng ich in den Thum welcher sehr schön gebauet, die FACCAETA gantz von Weißen MARMOR mitt 2. thürnen und schönen STATUEN. Der Ertzbischoff MARGASITUS,2029 hatt Ihn angefangen der Ertzbischoff PARIS hatt Solchen fortgesetzet der letztere Ertzbischoff und CARDINAL aber geendiget, inwendig ist Er mitt sehr schön gemalden und giebßwerck ausgeziehret. Der Ertzbischoff PARIS liegt mitten unter der Kuppen, der Ertzbischoff MARGASITUS aber und der itztverstorbene Ertzbischoff und CARDINAL bey dem altar auf der lincken Hand, oben ist aus dem Schloß in die Kirche ein gang gemacht durch welchen Er in Sein ORATORIUM so auch in der hohe ist gehen kann, durch solchen Gang gieng ich auch in das Schloß, unter wegens begete2030 mir der Herr von RELINGen2031 so Unterstallmeister gewesen. Das Schloß hatt viel gemacher, war aber nicht sonderlich MOBLIRET, aus dem einen gemach kunte man in die Pfarkirche sehen, aldar ich der MUSIC wegen der EXEQVIEN des CARDINAL zuhorete nahe darbey ist die Hof CAPELLE worin der MARTINUS im altar liegt. Von dar gieng ich den schloßgartten worin allerhand Schöne grotten waren, und ein sehr großes Vogelhauß, darinnen viel RARE Vogel gewesen als Sie aber der alten Churfürstin2032 am schlafen gehindert hatt Er Sie alle durch einen Rauch sterben gemacht. Aus dem Schloß gieng ich wieder nach Hauß. Nachmittage fuhr ich nach [dem] Kaltenhaußen, durch den thiergartten bey Heilbrunn vorbey, in dem gartten hatte gleich ein thamthier bey der gutschen geworffen. Zu Kaltenhaußen ist sonsten nichts zu sehen als der REMARQVABLE Keller aus welchem ein wind des Sommers gehet, kombt aus dem von steinen zusammen getragenen berg durch welchen die lufft gehet und in den steinen abgehalten wird welcher denn hernach durch die Gitter und locher so im Keller gelaßen worden mitt gewalt heraus tringet, daher ein so großer wind herkombt und der kalte Keller genant wird, der Keller behalt die Weine welche sehr RARE Wein sind etliche Jahr guth sonder2028 2029 2030 2031 2032
Marcus Aurelius Gaius Valerius Diocletianus (um 240–312), 284–305 römischer Kaiser. Markus Sittikus von Hohenems, vgl. Anm. 2024. Begegnete. Nicht identifiziert. Henriette Adelaide de Savoie (1636–1676), verm. Ferdinand Maria Kurfürst von Bayern (1636–1679).
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lich war einer darinne Aus CANDIA, wenn der Ertzbischoff einem ein Chur hatt anthun wollen hatt Er einen dar TRACTIREN laßen. Nachdem besahe ich die bescheler darunter EXTRAORDINAIRE schön waren, sonderlich 2 schecken, Ein Zobelfarber und ein Türckgen. Von dar fuhr ich durch die Stadt zum Spitahl worine ich das begräbnüß Eines Ertzbischoffs So Evangelisch worden und eine Frau genommen genandt 2033 wie auch des beruhmbten Goldmachers THEOFRASTI2034 gesehen. Zu letzt besahe ich den gartten und Hauß des H. Reuteres worinnen Ein stein. NB. Wie auch ein hauer So in seinem Hauß gelebt welchem Er es abgenommen und Ihn hernach in die geworffen. Es ist auch Nahe bey dem Schloß eine festung Ein ander kleines Schloß So dem JULIO CÆSAR noch geweyhet worden. Deßen graben tieff in den felsen gehauen. Die Stadt ist ziemblich groß und fein gebauet, die eine Straße ist gantz in felßen gehauen, die Saltze fliest dar vorbey und thut offt großen Schaden. Den 10. JUNII 1668 ☿ War ich gegen 5 Uhr auf kaufft ein bahr bistolen und gieng fortt nach Brandhausen2035 1 m., Schien2036 1 ½, Scharam2037 1 bald darauf auf ein Sehe So man dehren See,2038 und denn auf Wägin2039 1 ½, alwo Ich zu Mittag blieb, dieser Weg gieng alles durchs holtz. Nachmittage gieng ich auf Holtzhausen2040 1 m. wor der Berg bald angehet, denn auf den Stein und Abends Nach Altenmarckt2041 welches ein klein flecken wo guthe forellen giebt 2. Den 11. JUNII 1668 ♃ Waren wir gegen 5 Uhr auf giengen durch viel gebusch, holtz und Eintzle Hauße auf Waßerburg2042 4 meil. Wo Wir stracks über den Ihn welcher dar vorbey fliest kamen (man kan von dar in 2 tagen zu Wien Seyn wie ich den auch solches anno 1660 auf der Wienrischen Reyse gethan.)2043 Ich kehrte in der Crone ein, die Stadt ist hubsch groß und 2033 2034 2035 2036 2037 2038 2039 2040 2041 2042 2043
Wolf Dietrich von Raitenau (1559–1617), 1587–1612 Erzbischof von Salzburg. Theophrastus Bombastus von Hohenheim (ca. 1493–1541), genannt Paracelsus. Nicht identifiziert. Schign. Nicht identifiziert. Unklar. Waging am See. Holzhausen. Altenmarkt. Wasserburg. Vgl. Relation der reiße welche des Durchleuchtigsten Fürstens und Herrns Herrn Ernstens Hertzogen zue Sachsen, Jülich, Cleve undt Berg Eltester Herr Sohn Herr Friederich Hertzogen zu Sachsen den 14 Martii 1660. nach dem Keyser. Hoff nacher Wien angetreten undt den 8. Julii deßelben Jahres GOTT dem Hochsten sey Danck glücklich geendiget. Verfaßt wurde der Bericht durch Heinrich Gottlob von Seckendorff, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, 97r–186v.
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wohl bebauet, gehöret dem Churfürsten in Bayern,2044 hatt zuvor Ihre graffen gehabt, der erste graf von Beyern2045 welchen der FRIDERICUS BARBAROSSA2046 darzu gemacht hatt die erbdochter des Grafens von Waßerburg2047 geheurathet dardurch Er auch diese grafschafft bekommen. Nachmittags war sehr warm und hatte großes ungemach von den Menschen welche darherumb gar viel giebt. Blieb des Abends zu Ebersberg2048 3 meil kam gegen 6 uhr an, und war umb 3 Uhr abgereiset. Unter wegens trafen wir Ein kleines madgen mitt dem Kinde an welches ein Schaffbock niederstoßen wolte und wir es erretteten. Den 12. JUNII 1668 ♀ Waren Wir gegen 3 ½ Uhr auf kamen auf Ummerdieng2049 1 m. hernach durch lehere2050 walder, worinnen viel 100 stück Wild waren. Gegen 8 Uhr kam ich zu München an 3 m. bey Einreitten wurde ich ARRESTIRET weill ich keine fehde hatte, muste daruber meinen Nahmen geben Als Graf zu WETTIN, LOGIRTe im Guldenen Hirsch. Die Margrafen von Dur-
lach2051 sind auch vor 3 wochen in diesem Wirthshauße mitt den Handpferden So Sie zu Saltzburg verehrt bekommen haben LOGIRET. Nachmittags schickte ich M. FINCKEN zu dem Graf Fürstenbergen2052 dem Hofmarschalck, mich bey dem Churfürsten AL INCOGNITO anzumelden, der Churfürst war draußen zu Schleißheim auf der Schweitzerey. Der Fürstenberg last Sich Ihr EXELLENTZ nennen, wird aber alhier vor keinen Fürsten geachtet, Er Schickte mir seine CAROSSE, und gab im schloß ORDRE mir alles zeigen zu laßen, wie ich denn im Schloß zu erst des Konigs gemach hernach die Keyserliche gemächer, der Churfürstin APPARTEMENT den kleinen Schloß lustgartten und das ANTIQVARIUM gesehen. Welches alles
Schon genugsam aus der Italienischen beschreibung2053 zu sehen ist. NB. In dem Keyserlichen Riesen Sahl war ein stück über dem CAMIN welches der Konig in Schweden gerne ausnehmen laßen wollen hatt Es aber doch an seinem orth stehen laßen, ITEM Er hatt in dem ANTIQVARIO Predigen laßen, NB. Die stie-
gen zu dem Keyserlichen Sahl sind 25 deren iede 100 Rthr. gekostet. Ferner die mangel des Schloßes. 1. die FACCIATEN, 2. Ein Schon Platz und Vorhof aus der stadt, 3. Ist es nicht über ein sondern bald alt bald neu, 4. wenig von MARMOR sachen alles von Stuckatur welches dahero nicht tauerhaftig. Sonsten ist Ein Schon Schloß Capelle und Eine GALLERIE von 2044 2045 2046 2047 2048 2049 2050 2051 2052 2053
Ferdinand Maria (1636–1679), seit 1651 Kurfürst, verm. mit Henriette Adelaide de Savoie (1636–1676). Otto I. von Wittelsbach (um 1117–1183), seit 1180 Herzog von Bayern. Vgl. Anm. 147. Agnes von Loon (1150–1191), Vermählung 1169. Ebersberg. Nicht identifiziert. Lesung unsicher. Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 1398. Hermann Egon Graf Fürstenberg-Heiligenberg (1627–1674), kurfürstlich-bayerischer Kammerherr und Hofmarschall, 1664 Reichsfürst. Ranuccio Pallavicino, I Trionfi Dell’Architettura Nella sontuosa Residenza di Monaco [...] Monaco: Straub 1667. In der Forschungsbibliothek Gotha befindet sich nur eine Ausgabe aus dem Jahre 1680.
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schone gemalden, Edelgesteine und andern PRETIEUSEN sachen, welche aber nicht gewiesen werden. NB. in der Churfürstin gemach war ein Spiegel darinne auch ein Weiser der Stunden gemacht. Dieser Spiegel war gantz mitt den kostbahrsten Edelgestein umbgeben. Aus dem Schloß Fuhr ich in die GVARDEROBBE wo die MOBLEN verwahret werden darinne so viel tapeten und bettumbhange sind daß alle gemächer im gantzen Schloß 4 mahl könten darmitt versehen Seyn. Die Schonste tapeten Sind die 12 himlischen Zeichen so CONTERFAICTIsch und der lebens lauf des OTTONIS von Wittelsbach Hertzogs von Beyern der die Erbtochter von Waßerburg geheurathet. NB. Das Schloß hatt 11 Große und kleine Hofe der grosten und vornehmbste aber sind 4. In der GVARDEROBBE Schickte der Fürstenberg seinen Cammerdiener zu mir und ließ mich zum Abend Eßen bitten. Seine gemahlin ist auch eine von Fürstenberg.2054 NB. Der Hertzog MAXIMILIAN2055 ist mitt seiner gemahlin2056 anfangs nicht im schloß LOGIRET worden sondern ist alsobalden in Sein eigen schloß Hertzog Albrechts Schloß einLOGIRET. Bey der empfangnüß ist Er zwar im Großen Schloß abgetreten und die Keyserlichen gemächer sind nur beym großen mahl zum abtritt gewesen. Den 13. JUNII 1668 ♄ Ließ der Churfürst den Fürstenberg nach Schleißen2057 hohlen, und Er schickte mir seine CAROße mitt welcher ich wieder nach Hof Fuhr und des Churfürsten gemach und GALLERIE besahe, welche denn mitt den Allerkostbahrsten Schildereyen, kunstlich in helffenbein getrehte, von Gold und Silber gegoßen und mitt edelgestein besetzte Sachen versehen ist. Das vornehmbste aber was darinne zu sehen war, und zwar erstlich unter den Schildereyen die 2 große stück von den 4 Aposteln von Albrecht DIRER, welche Er den Hn. von NÜRENberg ins Rathhauß gemahlet. Solches aber der Churfürst MAXIMILIAN vor Ihm nur durch Seinen mahler dem Fischer2058 ABCOPIREN zu laßen, welche es Ihm auch geschicket nach vermachter COPIE hatt der Churfürst die ORIGINAL mitt den COPIE zurück geschickt, und daruber sagen laßen Sie mögten Ihm wieder schicken welches Sie wolte (denn die COPIE von dem ORIGINAL nicht wohl zu unterscheiden gewesen). Darauf die Hn. Nürnberger das ORIGINAL wieder geschicket und die COPIE behalten. In der kleinen Cammer siehet mann etliche mitt DIAMANTen und GRANATen reichlich besetzte Sebel und Degen. So dem Churfürsten MAXIMILIAN verehret worden, in den 2 kleinen Cammern sind Sehr viel schone in gold und Silber mitt edelgestein umbfaste bücher zu sehen, darunter das CAROL CALVI Konigs in Franckreich gebethbuch,2059 welches sehr reich mitt [den] großen berlen umbge2054 2055 2056 2057 2058 2059
Maria Franziska Gräfin Fürstenberg-Stühlingen (1638–1680), 1655 verm. mit Hermann Egon Graf Fürstenberg-Heiligenberg. Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 1284. Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne (1652–1706), Tochter des Duc de Boullion. Schleißheim. Georg Vischer (gest. 1637), Maler. Die Kopien entstanden 1627. Gebetbuch Karls II. (823–877), genannt der Kahle, fränkischer König, Kaiser.
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ben war. Ferner die buß Psalmen mitt allen 4 striemen neben der EXPLICATION durch gemelde vorgestellet, welches in 2 großen FOLIANTen mitt großen und kostlichen beschlegen ist. Edliche TURNIERbücher. In den Schrancken waren viel kostliche und RARE u. kostbahre Sachen, das REMARQVABLeste aber war, 2 uhren in zwey ohren gehengen so 6 stunden gehen, ITEM 1 uhr in einem Ring, etliche SERVIS gantz von gold und dicht mitt DIAMANTen und GRANATen besetzen. Ein klein gebeth buchlein So Churfürst MAXIMILIAN mitt eigener Hand in 19 Jahr und Seiner Frau Mutter der Renata von Lothringen2060 verehret geschrieben. NB. in dem letzten Schranck war 2 helffenbeine Kästgen worinne des FRIDERICI Konigs in Bohmen2061 blaues hosen band mitt den von DIAMANT zusammengesetzten buchstaben des ORDUS, dem bidschir Ring des FRIDERICI BARBAROSSÆ, viel schöne berlen so in dem lande des Churfürsten und zwar an 22 orther auf der lincken Hand von PASSAU nach Böhmen zu gefunden worden, deren etliche gantz etliche aber halbzeitig waren, und den ORIENTALI schon nicht viel ungleich waren, nur daß Sie zu weiß aussahen. Allerhand trechselwerck von helffenbein und etliche guldene und Silberne FIGUv REN und bilder die theils der vorige theils auch der itzige getrechselt und gegoßen. Ein trinckgeschier u. löffel von buhrem Golde mitt MOSCOWITIscher schrift welches König SIGISMUND König in Pohlen2062 selber gemacht. Viel Trinckgeschier und bilder klarem Golde RINOCEROT und der gleichen RAREN MATERIEN. Viel holtzschnit von Albrecht DURERN wie auch etliche rieße so Er in sein 10 Jahr in der Schulen Schon zu machen angefangen. Unterschiedliche Uhralte Altar und andere tücher mitt perlen gestücket worauf auch Griegische Schrifft von Perlen gestückt. In der Mitte der GALLERIE stehet auf einem kostlichen tisch Ein kunstliche von helffenbein gemachtes Kastgen worin 22 schubladen alle von alten gulden MEDAILLEN und MEDAILLON auf die 2.000 fl. Ein großer tisch worin des Churfursten Wappen auf FLORENTInische arbeit eingeleget. Ferner Ein ander tisch alles Mitt Gold und Silber eingeleget und hernach schön GRAVIRET. Von Schildereyen war noch als des ALEXANDRI mitt dem DARIO gehaltene Schlachten und gefangnüß Seine Mutter gemahlen und Kinder.2063 Die Romische Niederlage bey CANNÆS. Ein bild Christi vom Creutz abgenommen und in seiner Mutter Schoß liegend, So von Einem Grobschmied aus liebe zu eines Mahlers Wittib vom amboß an in einem jahr gemahlet. Nachmittags fuhr ich zu erst in den stall worinn auf 200 Pferde stande sind, von dar ins Zeughauß welches in 4 heußern bestehet unten stehen lauter stücke alles Doppelte, Gantze, halbe und viertel Cartaunen darunter viel Schwedische, Brandenburgische, viel Francoische und Sachsische stück waren. NB. auf ein Morser mitt dem Sachsischen Wappen und Hertzogs Bernhards nahm (welches 2060 2061 2062 2063
Renata von Lothringen (1544–1604), verm. mit Herzog Wilhelm V. von Bayern. Friedrich V. (1596–1632), Pfalzgraf bei Rheine, König von Böhmen. Nicht eindeutig. Lesung unsicher.
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Er In Augspurg giesen laßen und hernach von den Beyerschen genommen worden) War von dem Churfursten MAXIMILIANO diese schrifft gegoßen worden. Der mich im stich gelaßen hatt der war ein Glaubensbrecher in der that Ein Reichsrebell gar wohl bekand B. H. Z. S. W. genandt. Ferner viel leichte und kleine stück woraus man uber 60 schuß kurtz auf einander thun kann welche nicht zu weißen der Zeugwartt beeydiget ist. Ein Schwedisch leder stück Ein feld stuck, Ein wagen So mann ohne Pferde durch trehen fortbringen kunte. Oben auf der hohe war das wehr vor Fußvolck und Reuterey welches alles Suler gewehr. NB. Des H. Vatters INVENTION mitt den schwerttern und bicken bey den MUSQVETen. So von den Sulern verkaufft worden. Es waren viel turnier harnisch vor Man und Pferd darin. Eines Goliads Schwerd viel Francoische und bey die 200 Schwedische STANTARDEN. Man kann auf die 20.000 man bewehrt machen. Aus dem Zeughauß fuhr ich in den gartten welcher sehr schon groß und herliche Grotten, STATUen und Gemalde in der GALLERIE ausgezieret, NB. der Irgartten. Die GALLERIE darin ist 600 schrit lang. Aus dem gartten auf den thurnierplatz welcher sehr schön zu sehen ist. Von dar ins JESUITer COLLEGIUM, in der Bibliothec war des Graf Curtzen2064 bibliothec welche Er Ihnen verehret, ITEM des Churfurst MAXIMILIANO2065 handschrifft. In der Kirchen Sein begräbnüß. NB. Churfurst WILHELM2066 und seine gemahlin2067 die von Lothringen sind FUNDATORES des COLLEGII. 1.000 thr. ist allein auf die MUSIC DEPUTIRET. Ferner Im thum des Keysers LUDOVICI IV. aus Beyern2068 Prachtiges begräbnüß so Churfurst MAXIMILIAN machen laßen. Nach hauße. Den 14. JUNII 1668 bekam Ich nachricht daß Nachmittags die Ansprache bey dem Churfursten2069 zu Schleißen gegen 2 uhr geschehen Solten, Nachmittags Schickte der Fürstenberg Seine CAROSSE mitt 6 Pferden, mitt welcher ich Nach Schleißen fuhr so 1. starcke m. von Munchen, ist Sein lust und Jagdhauß Als Ich an kam war der Churfürst kaum von der taffel aufgestanden und Niemand wolte mich empfangen weill Sie mich nicht kanten bis endlich der Oberst Cammerherr Herr Graff 2070 mich in des Churfürsten gemach 2064 2065 2066 2067 2068 2069 2070
Philipp Kurtz von Senftenau (gest. 1662), Graf von Senftenau und Toblach, Obristhofmeister. Maximilian I. (1573–1651), Herzog von Bayern, seit 1623 Kurfürst. Wilhelm V. (1548–1626), Herzog von Bayern. Herzog Wilhelm war nicht Kurfürst. Renata von Lothringen, vgl. Anm. 2060. Ludwig IV. (1282/86–1347), der Bayer, seit 1314 römischer König, seit 1328 Kaiser. Ferdinand Maria, vgl. Anm. 1283. Georg Christoph Freiherr von Haslang (1602–1684), Diplomat, Oberstkämmerer, Geheimer Ratsdirektor.
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fuhrte. Der Churfürst empfieng mich bey der Thür mitt enblosten Haubt, wie Er denn auch die gantze Zeit mitt enblosten Haubte stunde. NB. Seine MINEN und gesten. Redte gar von Jagt. Zu der Churfürstin2071 ward ich durch den Graf PORTRIA2072 gefuhret, Sie redte mich zue erst an und zwar auf Francoisch die Chur PRINCESSIN2073 war bey Ihr. Die gantze Ansprach wehrete nicht lange [und] alles auf Francoisch. NB. Ihre MINEN und gesten und gestalt. Ich wurde hernach durch den Oberstallmeister den Graff 2074 In den Stuten Gartten und Schweitzerey geführet, NB. die 3 büffel besahe auch das Käsegewelbe Mir wurde auch 3 verehret. Stracks nach der Ankunfft zu Munchen fuhr Ich zu Hertzog MAXIMILIAN,2075 welcher mir die rechte Hand gab und wir setzten uns mitt bedeckten haubte, sagte der Pfaltzgraf von Sultzbach2076 würde die behalten. Der Graf Fucker2077 fuhrte mich zu Ihm wie auch zu Seiner gemahlin2078 welche mich bey der thür empfieng und auch wieder begleitete. Sie ist noch Jung und klein von 15. Jahren noch zierlich von Gestalt, die MINEN nach von Jungen jahren. Hatt wenig Francosen bey Sich deren auch etliche wieder weggehen. Das Schloß ward neu geweßen. NB. der gartten auf dem tach. Das Schloß hatt Churfurst W. bauen laßen hernach Hertzog Albrecht vollfuhret. Ferner Hertzogs MAXEN2079 RETIRADE wenn es warm ist, waren von Giebß in lebens Größe Christus und die Samaritier beym brunnen. Hernach ins Fürstenberg Hauß gefahren. Von Ihm abschied nehmen wollen weill Er aber Sich INCOMMODIRT befand blieb ich ein wenig bey Ihr und nahm abschied. Des Abends gar Spaht kam Er der Furstenberg zu mir mitt vielen CAVALIEREN und nahm abschied von mir. Munchen ist schön gebauet hatt große weite gaßen, die Isar fliest vorbey. Der Churfurst heist FERDINAND MARIA.2080 Seine gemahlin2081 ist des Hertzogs von SAVOYEN Schwester mitt welcher Er noch ein lebendigen Hn.2082 und Fraulein2083 hatt. Der 1 Herr2084
2071 2072 2073 2074 2075 2076 2077 2078 2079 2080 2081 2082 2083 2084
Henriette Adelheid Maria de Savoie (1636–1676), 1652 verm. mit Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern. Maximilian Graf Portia (Porcia) (gest. 1679), Oberhofmeister der Kurfürstin. Maria Anna (1660–1690), Kurprinzessin von Bayern. Gottfried Wilhelm von Tattenbach-Rheinstein (1633–1687), Graf Tattenbach, Oberstallmeister, Oberlandjägermeister. Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 1284. Christian August (1622–1708), Pfalzgraf von Sulzbach. Bonaventura Fugger (1619–1693), Graf Fugger, Herr zu Schmiechen, Grönenbach und Kirchheim, kurbayerischer Kammerherr, Obristhofmeister. Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 2056. Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 1284. Ferdinand Maria, vgl. Anm. 1283. Henriette Adelheid Maria, vgl. Anm. 2068. Maximilian II. Emanuel (1660–1726), Kurprinz von Bayern. Maria Anna (1660–1690), Kurprinzessin von Bayern. Ludwig Amadeus Victor (1665–1665).
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ist gestorben. Sie hatt ein großen Verstand. Furstenberg2085 ist Hofmarschalck und alles hatt das Hauß gantz auf francoischer Seiten gebracht. Nechst Ihm ist der Geheimde Rath Rechenberger,2086 und dann der Obriste Cammerherr 2087 welcher gantz alt und auf Spanisch gehet, Graf Curtz2088 ist Obersthofmeister gewesen, welche CHARGE Furstenberg PRETENDIRET, und weill der Oberst Cammerh. der Graf zu der Obristhofmeisters CHARGE zu alt, und doch Fürstenberg über den Obrist Cammerherr nicht Springen kan und die Obrist Cammerers herrn stelle Ihm zu geringe blieb diese stelle lehr und ist die Hofmarschalcks stelle als das TERTIUM und So zu vor nicht gewesen ergriffen worden. Die NOTABLESTen Sachen in der KunstCam. Sind von den Schweden und damahls anwesenden Fürsten weggeführet worden, was aber anitzo vorhanden ist alles zu WERFFEN2089 ein Haubtfestung gestanden. Hertzog MAXIMILIAN2090 hatt auch gar schlechte MINE redet gar furchtsam, Seine gemahlin2091 hatt Er aus dem Closter zu S. MARA zu PARIS geheirathet die AMOUR ist auch durch die PARLATOIRE gemacht worden. Ist des TURENNE bruders2092 dochter von Bouillon. Ist gar Jung redet gar Schwach, und hatt noch Kindisch gebarden.2093 Die JESUITEN waren bey Hertzog Albrechten2094 Sehr angesehen. Die vorige Churfürstin2095 hatt Sehr wohl regieret. Den 15. JUNII 1668 Gieng ich fruhe umb 4 ½ Uhr von Munchen weg, Brug2096 4 m. ferner auf Ammersdorf2097 1 m. aldar mittag gehalten. War nicht viel zum besten weill der hagel als ferner regen so erst vor wenig tagen alles heu, Korn haber Niedergeschlagen. Nachmittags PASSIRTe Wir Friedburg2098 so noch Beyerns vorbey und ließen es auf der rechten Hand liegen hernach über den Lech und denn nach Augspurg 4 m. LOGIRTe bey H. Lorentz2099 in der Cron auf der breite gaßen ein Rathsherr, bekam von der Frau Mutter 3 schreiben. Von Ochsen2100 und andwortt anstat brief von Botzen von
2085 2086 2087 2088 2089 2090 2091 2092 2093 2094 2095 2096 2097 2098 2099 2100
Hermann Egon Graf Fürstenberg-Heiligenberg, vgl. Anm. 2052. Bernhard Bero von Rechberg (1607–1686), Freiherr von Rechberg zu Donzdorf, Geheimer Rat. Georg Christoph Freiherr von Haslang, vgl. Anm. 2070. Philipp Kurtz von Senftenau, vgl. Anm. 2064. Werfen. Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 1284. Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 2056. Godefroy Maurice de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 334. Lesung unsicher. Albrecht VI. (1584–1666), Herzog von Leuchtenberg. Maria Anna (1610–1665), Erzherzogin von Österreich, Kurfürstin von Bayern, 2. Gemahlin des Kurfürsten Maximilian I. Fürstenfeldbruck. Mammendorf. Friedberg. Ernst Lorenz (1622–1684), Ratsherr, Bürgermeister. Johann Ochs, vgl. Anm. 395.
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M. Grißheim2101 und Brischencken2102 bekam nachricht von des H. Vatters ublen Zustand. Die Marggrafen2103 sind auch in dem Wirthaus gelegen. Den 16. MAII 1668 ♂ Kam des Morgends H. EBERTS2104 mitt seiner Gutschen zu mir mitt welcher Ich zuerst ins Rathhauß fuhr darvon eine gantze beschreibung ist,2105 (der Wahltag des FERDINANDI IV.2106 Konigs ist alhier gewesen und die Churfursten haben Rath im Rathhauß gehalten auch Sich darinnen angekleidet.) Der Sahl ist das beste und die gemacher darbey sind mitt hübschen Schildereyen versehen. Von dem ALTAN Siehet mann zum Sahl hienunter. Oben uber dem Sahl haben Sie ein klein Zeughauß welches Sie das geheimbte Zeughauß nennen und niemanden weisen, woraus Sie auch m/20 Mann bewehret machen können, vor dem Rathhauß stehet eine treflich schön gearbeitete FONTAINE von PRONCE, ist der AUGUSTUS mitt andern STATUEN so unter Ihm stehen. Vom Rathhauß fuhr ich zur Waßerkunst diese bestehet in 3 thürne worauf die Keßel Sind in welches das Waßer Mitt bumpen durch die rohre getrieben wird von welchen hernach waßer durch große METALLINE rohre herunter fallet und durch die ausgetheilte Rohre hienab und wieder in durch die stadt in die heußer geleitet wird. Jeder Keßel hatt 2 auch 3 einlauffe, wenn das Waßer seinen richtig abgetheilten lauff hatt (et est daß nicht im Hauße gearbeitet und deswegen die Waßer in der Röhre versteinert wird) laufft der Keßel wohl über, so aber eine Röhre nur gesperret wird wird der Keßel gantz voll und gehet über worzu dann noch andere neben rohre gemacht durch welche das übrige Waßer ablaufft und wieder in die QVELLE fallt. Wo das Waßerhaus stehet ist es eine rechte qvälle welche hernach durch diese bumpen herauf auff die thürne getrieben wird, die Rader aber die die Pumpen treiben, wird von dem CANAL So aus dem Lech in die stadt gehet beweget, sind 8.0002107 heußer in welche das Waßer durch Rohre geleitet wird, und hatt iedes hauß wohl bey die 3 bis 4 Rohre, von iedem Rohre werd. 13 fl. geben, welches ziemblich geld zusammen machet, worvor das gantze werck stetig und darzu jährlich 50 Personen unterhalten werden. NB. Das Schwein und Rehebock So durch den CANAL ins Rad kommen und ins Hauß getrieben werden. Ferner in dem 3ten thurn ist das schöne METALLIN bild das eine Muschel in 2101 2102 2103 2104 2105
2106 2107
Johann Heinrich Günter von Griesheim, vgl. Anm. 1064. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115. Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 1398. Jacob Friedrich Ebertz (gest. 1681), aus Isny stammender Kaufmann in Augsburg, 1655 verm. mit Anna Catharina von Stetten (1636–1718). Vermutlich: Matthäus Sendel, Curia Augustanae Reipublicae, Das ist: Außführliche Beschreib- und Außlegung Aller Kunstreichen Gemähl/ Stück und Taflen/ welche in dem Anno 1620. Newerbawten hochansehnlichen Rath-Hauß der weitberühmten Kayserlichen ReichsStatt Augsburg zu sehen [...] Augsburg: Schmid 1664. In der Forschungsbibliothek Gotha ist kein Exemplar nachgewiesen. Ferdinand IV. (1633–1654), seit 1653 römischer König. Zahl im Falz verdeckt.
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der Hand helt durch welche das Waßer in den Keßel leufft wird treflich ÆSTIMIRET und ist vor 2 Jahren ein vornehmer Kunstler von Rom des Bildnis wegen v EXPRES hieher gereyset. Von der Waßerkunst fuhr ich edliche CABINETe darunter eines mitt FLORENTINIschen steinen, so 600 thr. kostet ist aber sehr groß und hatt ein INSTRUMENT das 6 lieder iedes 4 mahl vor Sich selber Spielet. Nachdem Fuhr ich nach Hauß und der andere Kaufmann H. JENITSCH2108 kam zu Mir, Nachmittage kam der Alt Burgermeister Langemantel2109 zu mir. Er ist in des H. Vatters alter und hatt offt alhier mitt Ihm und dem Konig in Schweden2110 mitt dem ballen gespielet wie auch H. Eberts. Fuhr zu Erst nach dem Zeughauß welches 6 boden über einander hatt. In dem untersten stehen die stücke. im 2. die doppelhacken und CURAßen, 3. die großen MUSQVETen, 4. die klein MUSQVETen, 5. Rück und bruststücke, 6. die BIQVEN und andere gewehr, Unter den stucke war etliche lederne da eines auswendig mitt Kupffer das andere Mitt Meßing überzogen war. Ein stuck mitt vielen Zundlochern und rohren. So man trehen konte, Edliche Eißern, feine Morser, Ein groß Eißern geschmietes Stück, Ein altes Stück von Eisen welches Sie gebrauchet ehe die METALLINen aufkamen. Viel gantze und doppelte CARTAUNen. In der 2 war zu mercken die 18 große Schwertter mitt den Sachsischen Wappen, So der Churfurst von Sachsen bey der Wahl des FERDINANDI IV Romischen Konigs vorgetragen worden und Er Sie hierein verehret. NB. Der Schleiffstein bey den buchsen bahren der Zapffen leufft auf einem kleinen Rath. Aus dem Zeughauß fuhr ich nach dem Einlaß So stetig gebrauchet wird. Im hinein gehen Muß man bezahlen und mann darf kein nahmen von Sich geben, Im hinauß gehen aber muß Er PERMISSION vom Rath haben sonst laßet mann Ihn nicht hienaus.2111 Hatt 3 solche thürn. Eine Zugbrücke Mitt dem Gatter welches von Sich selber aufgehet, Und das thor bey der bedeckten brucken. So Jemand Sie hienein will Macht Ihm die Schildwach ohne weiter fragen das eußer thor auf und fuhret Ihn bis zu der Schildtwacht nach dem thor welcher dem CORPORAL klingelt, und Er Ihn bis zum Einlaß fuhret aldar der wieder klingelt darmitt die leuthe So darüber bestellet seyn aufwachen und aufmachen Es sind zwey Personen Ein EVANGELIscher und ein CATHOLIscher darüber bestellet, welche auch zweyerley schlußel hatt und keiner ohne den andern aufmachen kann, Ein ieder wohnet APPARTe iedoch nahe beysammen, Sie haben aber Glocken zu einander gemacht wormitt Sie ein ieder ruffen und andwortten darauf Sie zusammen kommen und die thor und brucken öfnen. Des tages mußen Sie den Schlußel darzu weggeben, denn Er am tage nicht gebrauchet wird. Von dar fuhr ich zu des H. Wiesels Eydam2112
2108 2109 2110 2111 2112
Markus Anton (II.) Jenisch (1623–1674). Anton Langenmantel (1602–1670), Ratsherr und Bürgermeister. Gustav II. Adolf, vgl. Anm. 1375. An dieser Stelle ist eine kleine Zeichnung eingefügt. Daniel Depiere (vor 1620–1682), Instrumentenbauer, 1640 verm. mit Anna Wiesel.
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dem beruhmbten PERSPECTIV macher H. Wiesel2113 ist vor etliche jahre gestorben, wie auch H. Schauman2114 der Giebßgieser welcher Mich giesen gelernet,2115 Nachdem zu H. Eberts Hauß welches Er ohnlengst gekauffet, und sehr schön ausgeziert ist hatt schon wie denn das Hauß auswendig von dem beruhmbten Mahler gantz bemahlet ist. Nach dem wieder nach Hauße. Herrn Eberts behielte ich bey tisch (die schone Glaßer). Den 17. JUNII 1668 ☿ des Vormittags kam H. Eberts und H. Jenitsch zu mir und nahmen abschied, gegen 9 Uhr ließ ich Speißen und Fuhr auf der CAROSSEN So ich bis Nürenberg gedinget gegen 11 Uhr fort. Gleich als ich auf war bekam ich ein schreiben von der Frau Mutter. paßirten zuerst eine beyersche stadt So gleich an Augspurg liegt. Zu Norndorff2116 So einem Graf Fucker zu stehet ließ wir die Pferde eine stunde lang futtern und kamen hernach auf Donawerth.2117 Alwo wir die DONAU PASSIRTen So noch nicht gar groß ist. Gehöret dem Churfürsten, ist sonsten ein freye lutherische stadt gewesen hatt aber wie Sie in die Acht erklaret worden und der Churfürst die EXECUTION gethan, So wohl die freyheit als das EXERCITIUM RELIGIONIS verlohren, von Augspurg rechnet mann 6 m. Wir PASSIRTen nur und blieben des Nachts zu Keysersheim2118 noch 1 m. weiter So ein BENEDICTINER Closter2119 Hatt einen PRELATen2120 dar So Ein Reichsstand ist von denen dorfschafften und landen so zu diesem Closter gehören bringen ihm jahrlich auf die 50 bis 60.000 fl. einkommen. Er hatt hatt auch anderswo Sehr viel einkommen so Sich in allem auf etliche m/100 fl. belauffen. Er ist alt und von geringen herkomen. Wird Ihr Horwürdige Gnade TITULIRET, die Munche gehen alle weis Er allein hatt einen Schwartzen Rock darüber hatt stetig 50 Pferde auf der streu ein Juncker und ein Cammerdiener und zwey Knechte. 2113 2114 2115
2116 2117 2118 2119 2120
Johann Wiesel (1583–1662), Optiker und Instrumentenbauer. Nicht identifiziert. Während seiner ersten Reise im Jahre 1660 nach Wien, besuchte Herzog Friedrich die Stadt Augsburg (24. –27. März 1660). Am 26. März wurde der Stuckateur und Gipsgießer in das Quartier bestellt und demonstrierte seine Tätigkeit. Am 25. März wurde die Werkstatt des Optikers Johann Wiesel besichtigt. Vgl. Relation der reiße welche des Durchleuchtigsten Fürstens und Herrns Herrn Ernstens Hertzogen zue Sachsen, Jülich, Cleve undt Berg Eltester Herr Sohn Herr Friederich Hertzogen zu Sachsen den 14 Martii 1660. nach dem Keyser. Hoff nacher Wien angetreten undt den 8. Julii deßelben Jahres GOTT dem Hochsten sey Danck glücklich geendiget. Verfaßt wurde der Bericht durch Heinrich Gottlob von Seckendorff, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, 97r–186v, hier 118v. Vgl. auch ebd. Unterschiedliche berichte von etlichen manufacturen vnd inventionen unterschiedlichen meistern und Künstler, welche von der reise nacher wien in anno 1660 mitgebracht worden. 190r–220v. Hier: No. 1. Stuckharter Arbeith. Nordendorf. Donauwörth. Kaisheim, auch Kaisersheim. Zisterzienserkloster. Benedikt Hein, 1667–1674 Abt von Kaisheim.
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Den 18. JUNII 1668 ♃ waren Wir umb 3 ½ auf kamen uber viel berge und böse steinig Wege auf Weißenburg2121 so 4 m. LOGIRTe in der Crone hatt ein stadliche festung, So Wilßburg2122 heißet. Die festung gehöret dem Marggrafen von Anspach.2123 Die stadt aber ist eine Reichsstad und wegen der anno 33. vorgegangenen Schlacht wo die Keyserlichen eingebieset wohlbekandt. Hatt auch auch ein Wein welcher welcher wenn Er warm gemacht wird zum baden gar starck gebraucht wird. Wie denn auch der Francoische RESIDENT zu Augspurg M. GRAVELLI2124 gestern wieder weggangen halten Sich auch noch bis DATO unterschiedliche grafen und fremde aldar auf und die das bad brauchen wohnen bey der QVELLE wo Sie eigene heußer haben. Nachmittags hatten Wir guthen Weg und kam auff Ellingen,2125 ein [dorff] flecken bis auf Roth2126 3 meil. alwo wir abends blieben vor der stadt, gehoret nach Anspach. Den 19. JUNII 1668 ♀ Waren Wir gegen 3 Uhr auf, fuhren meistlich durch Wald und kamen gegen 7 Uhr des Morgends zu Nürnberg 4 meil. Bald nach meiner ankunfft ließ Ich H. VENTEN2127 Unsers Geheimbten SECRETARII2128 Bruder zu mir kommen mitt welchem ich mitt des Kaufmanns AMMONS2129 so gleich am Hause wohnet, Gutschen, heraus vor die stadt, die steine zum neuen brunnen kasten zu sehen derselben wohl auf die 6 oder 7 komen ein ieder von einem stück und wiegt ieder 500 centner. Hernach zu dem H. 2130 welcher die METALLINE STATUen machet So sehr groß und kunstlich gearbeitet, Er ist ein guther Mahler sonderlich in den MINIATUR, wie auch ein künstlicher Bildhauer und schneider. Hernach zum H. Dilherr2131 Er wies Mir seine METALLIEN Ein modell des Grabes Christi zu Jerusalem so Ihm der Hertzog von Holstein mittgebracht Ein Crucifix geschnieten zu Jerusalem von dem baum der im gartten GETHSEMANÆ gestanden geschnitzelt, wie auch etliche kleine Creutzlein von eben dem baum, darvon Er mir eins verehrte. Er CORRESPONDIRET mitt dem PATRE MULLER2132 zu Wien, wie auch mitt des Keysers beicht Vatter dem BALLOT2133 ein Italiener. Hatt itzt auf die letzte ein 2121 2122 2123 2124 2125 2126 2127 2128 2129 2130 2131 2132 2133
Weißenburg in Bayern. Festung Wülzburg. Markgrafen von Brandenburg-Ansbach. Robert de Gravel (1616–1684), französischer Gesandter in Regensburg. Ellingen. Roth. Donat Fend. Immanuel Fend (1591–1673), Geheimer Sekretär des Herzogs Ernst I. von Sachsen-Gotha. Amman, Nicht identifiziert. Vermutlich Georg Schweigger (1613–1690), Nürnberger Bildhauer. Johann Michael Dilherr (1604–1669), lutherischer Theologe, Professor an der Universität Jena, Prediger an den Kirchen St. Lorenz und Sebaldus in Nürnberg, Stadtbibliothekar. Pater Philipp Müller, SJ (1613–1676), kaiserlicher Beichtvater. Nicht identifiziert.
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buch heraus gehen laßen So himel und Erden Er genandt,2134 darvon Er mir ein EXEMPLAR verehrete. Bey dem vorigen Ertzhertzogen und itzigen Keyser hatt Er guth gehör gehabt und offt stunden an ein stuck bey Ihm gewesen. Alle des Keysers leuthe sind in seine Predigt gangen, der Ertzhertzog ist in der großen Kirchen vor dem Altar nieder gefallen und gebethet. Als die Pfaffen dem Keyser verwehret in Nurnberg zu kommen hatt solches der Ertzhertzog LEOPOLD WILHELM2135 verhindert und den Keyser ANIMIRET herum zu ziehen wordurch Er die gemüther an Sich ziehen würde, welches auch geschehen. Des Nachts hatt Sich kein Mensch noch Hund gereget daß Es auch den Man verwundert hatt denn der Keyser Seinen leuthen es verbothen hatte. Dem Hn. Dilherr, M. Geyder2136 der zu Anger Mitt M. LOFFELholtz2137 bey mir gewesen, M. Imhofen2138 und Hn. VENTEN behielte ich bey tisch. Nachmittags verzogs sich lange mitt fortkommen, Es war alles mitt den Pferden bestellet, der einSpanner wolte die PAGAGE nicht fuhren dahero ich gegen 7 Uhr erst und zwar auf ein CALESCHE fortt gieng. Des Nachts um 1 Uhr kam ich zu Beyersdorff2139 so Marggrafisch ist so 4 meil von Nurnberg. Ich schlief nur bis umb 4 da ich denn wieder auf war [und] Den 20. JUNII 1668 ♄ War ich wie gesagt umb 4 Uhr auf kam auf Furgheim2140 so Bambergisch 1 m bis nach Bamberg so 4 m. alwo ich gegen 10 Uhr ankam, Bald nach meiner ankunfft ließ ich nach Pferden fragen weill ich aber keine haben konte ließ ich mich bey dem Bischoff2141 EXCUSIREN daß ich nicht einsprechen könte und zugleich bitten mich fort zu helffen worauf Er Sein Stalmeister So unser VASALL ist zu mir Schickte und versprechen ließ mir Pferde mitt zu geben wie denn mir auch 5 Pferde Geschickt wurden mitt welchen ich bis nacher Hauß gehen Solte. Umb 4 Uhr gegen abendt gieng ich fortt und kam des abends nach Kaltenherberge2142 3 m. Ist Lutherisch gehort aber nach Wurtzburg. Den 21. JUNII 1668 War ich umb 5 Uhr auf kam durch viele dorffer Geholtz im stetigen Regenwetter bis nach Coburg, Schickte gleich einen lauffenden bothen nach Eißfeld dem Ambt auch Solches zu bericht Bald darnach kam
2134 2135 2136 2137 2138 2139 2140 2141 2142
Johann Michael Dilherr, Himmel und Erden. Das ist: Ungleiches Sinnen und Beginnen, derer so Gott, und auch derer so die Welt lieben [...], Nürnberg: Fürst 1667. Leopold Wilhelm (1614–1662), Erzherzog von Österreich, Statthalter der spanischen Niederlande. Johann Adam Georg Christoph Geuder von Heroldsberg (1641–1718). Georg Christoph von Löffelholtz (1641–1683). Nicht identifiziert. Baiersdorf. Forchheim. Philipp Valentin Voit von Rieneck (1612–1672), seit 1653 Bischof von Bamberg. Vielleicht Kaltenbrunn.
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der landrath Erff2143 zu mir, der Cantzler CARZOVIUS2144 ließ mir seine gutsche und Pferde bis Eißfeld PRESENTIREN, Erffen behielte ich bey tisch, nahm die Bambergische Pferde bis Eißfeld eine stunde vor Eißfeld kam der land CAPITAIN Fischbach2145 mir endgegen, die burgerschafft war im gewehr der Amptmann PRETORIUS2146 und der Rath empfiengen mich im Hof. Den SUPERINTENDEN2147 behielte ich bey tisch, der Rath beschenckte mich mitt 4 Cann Wein ließ die Bambergische wieder zurücke gehen. Schrieb an H. Vatter Frau Mutter und Brischencken.2148 Die briefe nahm der land CAPITAIN mitt Sich auf Gotha. Den 22. Junii 1668
2143 2144 2145 2146 2147 2148
Vielleicht Georg Siegmund von Erffa (1603–1669), fürstlich sachsen-altenburgischer Landkammerrat. August Carpzov (1612–1683), Dr. jur., seit 1649 Kanzler in Coburg. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Andreas Bechmann, vgl. Anm. 682. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 115.
2. Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha 2.1 Beschreibung des Reisebeginns LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 50r–62v, Konzept, Ausf. Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha. Vgl. dass. ebd. fol. 42r–46r. Bei diesem Text handelt es sich wahrscheinlich um den Versuch des Herzogs Friedrich, nach der Rückkehr einen zusammenhängenden Bericht zu erstellen. Das vorliegende Konzept reicht vom 23. April 1667 bis zum 16. Mai 1667. Für den Zeitraum vom 23. April bis 11. Mai liegt dasselbe auch in einer sauberen Abschrift von der Hand des Herzogs vor. Hier sind die Marginalien des Konzeptes in den Text eingefügt. Weiterhin ist in dieser Version jeder Wochentag mit dem entsprechenden Planetenzeichen versehen.
RELATION. Meiner durch Franckreich vndt Italien mitt Gött. Gnaden verleihung glücklich gethanen Reise, welche, ♂ den 23. APRILIS anno 1667. angefangen vndt den 23. JUNII
1668. wohl geendiget worden.
Demnach der Durchlauchtigste Fürst, Herr Ernst, Hertzog zu Sachßen p. mein gnädiger Hochgeehrter Herr Vater,1 auf mein [öffters] instendiges anhalten, nach vorhergehender öffterer erweg= vnd berathschlagung, [sich] endlichen meinen gehorsamen begeheren zu DESERIeren vnd mir zu beßeren [qualificirung
in] EXCOLIRUNG der sprache, guthen CONVERSATION, Politischer vnd andern anstendigen [löb.] wißenschafften, so wohl auch EXERCITIen vnd dergleichen [dingen] eine Reise nacher Franckreich zu verstatten sich gnadig entschloßen, So haben dieselbe zu [DIRECTION] anordnung der reise, meiner eigenen [nothwendigen] bedie-
nung, vnd andere [vorfallende] nothwendigkeiten mir folgende Personen zu ordnen laßen, nemblich Hanß Henrich von Witzleben,2 Cammerjuncker, vnd Lt. ANTON FINCKen3 zu nötiger [aufsicht geben] anstell= v. einrichtung der reise, D. Jacob Weitzen,4 alß [einen] MEDICUM, Johann Fried. 1 2
3
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Ernst I. (1601–1675), der Fromme, Herzog von Sachsen-Weimar, seit 1640 Herzog von Sachsen-Gotha, seit 1672 Herzog von Sachsen-Gotha und Altenburg. Johann Heinrich von Witzleben (1631–1693), 1657 Reise in die Niederlande, 1657–1660 Kriegsdienste, Obrist im Leibregiment Schweizer des französischen Königs, sachsen-gothaischer Kammerjunker, 1676–1680 Landeshauptmann im Fürstentum Altenburg. Anton Finck (1630–1670), Lit. jur., Universitäten Rinteln und Marburg, 1650–1653 Präzeptor in Nassau-Saarbrücken, 1653 Reise nach Wien, Ungarn, Siebenbürgen, Kriegsdienste, 1662– 1663 Reise durch die Schweiz, Frankreich, die Niederlanden und England, Kriegskommissar in Frankfurt am Main, 1665 Reise durch Frankreich und Italien, seit 1666 in sachsen-gothaischen Diensten, zuletzt Amtmann der Ämter Wachsenburg, Ichtershausen, Kranichfeld und Tonndorf. Dr. Jacob Friedrich Waitz (1641–1723), 1666 Leibarzt Herzog Ernsts I. von Sachsen-Gotha, 1668 Stadtphysikus in Gotha, Bürgermeister.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
Abb. 13: Beschreibung des Reisebeginns
Beschreibung des Reisebeginns
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Bachofen,5 SECRETARIUM, Cromayern zum Cammerdiener,6 Hanß Rincken laqveyen,7 Justinus Trümpern8 Gutschern v. Hanß Peter9 alß reisigen Knecht, welche sie inge- sambt vor der abreyse in pflicht nehmen oder ihrer [vorigen] schon vormals abgelegten pflicht erinnern, vnd mich also nebst denselben mitt 5. reit 2. Gutsch pferden vnd einer Calesche die Reise INCOGNITO vnter dem nahmen eines Grafen von WETTIN mitt Gott antreten laßen. Reisete demnach ♂ den 23 APRILIS nach geendigtem Gottes Dienst, vnd gehaltener mittagsmahlzeit mit vorgehenden Trompeter in begleitung des H. Vaters, der 4 Jungern H. bruder,10 Räthe, vnd fast der gantzen Hofstadt von Gotha [ab] bis etwan 1. stunde gegen Eysenach, ab, alwo ich hernach von den brüdern vnd andern abschied genommen, mit dem H. Vater aber (welcher niemand alß [den Hofrath] Mr. Prüschencken,11 LEVIN von Wangenheim12 1. PAGEN, 2. laqveyen bey sich behalten) vnd den meinigen gleiches Weges gegen Eisenach fortgegangen: woselbst Wir auch abendts 7. Vhr bey Hn. Vetter Adolff Wilhelmen13 ankommen bald abendmahlzeit gehalten vnd also selbigen tag geendiget. Den 24ten. APRIL. wahr ich wiederumb fruhe vmb 5 Vhr mit des Hn. Vaters gnd. zugleich auf, [dieselbige nahmen ihren] Und nach dem Ich zu vor von Ihr Gnd. abschied genommen, schieden Wir auf den Marckt von einander Maßen denn der H. Vatter seinen
Weg gleich wieder zurück nacher Gotha nahm ; Mr. Prüschenck aber, so wohl auch von wegen H. Vetter Adolffs, Mr. Eysenbergk14 vndt Mr. Streithorst15 gaben mir bis 1. stunde über Eisenach das geleite; ich reisete fort auf Marcksuhl, Herrn Vetter Johann Georg16 zustendig, welcher damals nicht zugegen war, dann auf Frauensee, von dar kam ich nebst Mr. Witzleben v. dem Knecht etwan zu weit vf die seite, auf Cramberg, Kieselbach,17 Torndorff;18 da
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6 7 8 9 10
11 12 13 14 15 16 17 18
Johann Friedrich Bachoff (1643–1726), als Bachoff von Echt nobilitiert, stud. jur. Universität Leipzig, seit 1666 Regierungssekretär in Gotha, nach der Reise Sekretär Herzog Friedrichs, 1673 Hofrat, 1680 Geheimer Rat, 1689 Kanzler, 1698 Geheimer Ratsdirektor. N.N. Cromayer/Kromayer (gest. 1667), Kammerdiener. Johann Ring, Lakai, Kammerdiener, als Lakai mit Herzog Friedrich 1664/1665 in Straßburg. Justinus Trümper (gest. 1667), Kutscher. Hans Peter Schäfer, Knecht. Es handelt sich um die vier jüngeren Brüder Herzog Friedrichs: Heinrich (1650–1710), Christian (1653–1707), Ernst (1655–1715) und Johann Ernst (1658–1729), Herzöge von SachsenGotha. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof (1639–1679), Kammerjunker Herzog Friedrichs. Levin von Wangenheim (gest. 1699), sachsen-gothaischer Hauptmann. Adolf Wilhelm (1632–1668), Herzog von Sachsen-Eisenach. Friedrich Reiß von Eisenberg, sachsen-eisenachischer Landeshauptmann. N.N. von Streithorst, sachsen-eisenachischer Forstmeister. Johann Georg I. (1634–1686), Herzog von Sachsen-Eisenach, residierte 1662–1671 in Marksuhl. Merkers-Kieselbach. Dorndorf.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
hero ich uber 1. stunde vmbgeritten, meine andere leute aber traffen den gleichen Weg auf Vache19 an der Werra, welche stadt dem landtgrafen von Heßen Caßel angehöret, vnd woselbst wir diesen mittag im Engel mahlzeit gehal-
ten, Es fahet alhier schon die enderung der müntze an vnd muß man sich daselbst mit weißpfennig, vnd andern ferner hinauf guldigen Sorten anstadt der großen vnd dergleichen versehen. Nachmittags kam ich ferner auf Pfersdorf,20 wenigen Taffet,21 darinnen die Hehren22 einen Rittersitz haben, durch deren Hof die straße gegen Große Taffet23 [gehet] vnd so weiter auf Hasel24 gehet, alda wir bey einem lustigen wirth, den sie ins gemein Mr. COMPERE im schertz zunennen pflegen, vbernachtet, Es ist dieser orth durch die Kriegsvnruhe sehr verwüstet worden vndt erzehlte der wirth, daß nicht vor gar vielen jahren noch die wolffe in seinem Keller gehecket hetten. Den 25ten. Kahmen wir auf Hünefeld25 ein fuldisch städtlein, vor dem vorbey fließenden waßer der Huhn also genandt, it. auf Rockers,26 Marpich,27 dann auf des Abts RESIDENTZ Fulda, an der Fulde selber; vor derselben liegt auf dem S. MICHELS berge ein BENEDICTINer Kloster, auf welches dem BONIFACIUS zu ehren eine starcke wallfahrt gehalten wirdt, der jetzige Abt ist ein Freyherr von Grafeneck28 schon bey hohen alter, hat sonderliche beliebung zum bawen, daher er etliche zierliche PYRAMIDES in der stadt aufrichten laßen; Ich PASSIRte nur bloß die stadt, weill auf der Hollandischen Reyse alles dasjenige was an diesem Orth NOTABLES zu sehen [gesehen] gewest, OBSERVIRET worden,29 vnd hielt eine stunde von dar zu Neuenhof30 mittag, alhier ist ein fein verwahrtes schloß mit mauren vnd thürnen vmbgeben vnd gehöret ebenmeßig ins stifft Fulda. Nachmittag ritte ich nur deshalb andern vor dann auf Schwebens,31 Rickers,32 Schlichtern,33 vnd ferner den fußsteig auf Steinau an der Straße, wo wir über nacht in der Cron logieret, dieses städtlein ist H. graf Friedrichen zu Hanau34 zu19 20 21 22 23 24 25 26 27 28 29
30 31 32 33 34
Vacha. Pferdsdorf. Wenigentaft. Nicht identifiziert. In dem Ort gab es einen Rittersitz der von Geyso. Großentaft. Kirchhasel. Hünfeld. Rückers b. Hünfeld. Marbach. Joachim Graf von Gravenegg, 1644–1671 Fürstabt von Fulda. Im Jahre 1661 reiste Friedrich mit seinem Bruder Albrecht nach Dänemark. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3c. Im Jahre 1662 reiste er mit den Brüdern Albrecht und Bernhard in die Niederlande. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 4. Neuhof. Schweben. Rückers b. Flieden. Schlüchtern. Friedrich Casimir von Hanau (1623–1685), Graf von Hanau-Lichtenberg.
Beschreibung des Reisebeginns
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stendig: ich besahe noch diesen abendt das schloß daselbst, war mit guten mauren v. graben vmbgeben, wie des Kellers, oder verwalters sohn, der mich herumb führte, berichtet, so ist sonst iezuweilen etwas wildt in dem Graben gehalten worden: das Hauß an sich selbst hat viel kleine gemächer, vnd wirdt der bauerntantz alß ein wahrzeichen darauf gewiesen. Es hat der graf einen sonderlichen Ambtman dahin gesetzet; Meinen übrigen leuthen, wahr vnder weges bey Rickers im bösen geleise die langwedte35 in der Calesche zerbrochen, dahero sie sich vber 2 stunden verseumet vnd erst gegen 10 Vhr in der nacht an kamen, vnd selbiges stück weges zu fuß gehen müßen. Dergleichen auch den H. brudern36 zuvor auf ihrer reise nach Tübingen vmb diese gegendt geschehen wahr, da sie gleichfals auch bey diesem wirthe, der sonst vnter Hertzog Bernhardt Se.37 gedienet, vber nacht verblieben [wahren]. Den 26.ten. wahr ich wiederumb frühe nach 5. auf, kam auf Salmünster,38 ein halb Meyntzisch vnd halb Huttisches stadtlein, vber demselben liegt SITE39 vnd ein Huttisches schloß,40 wo auch vnweit darvorn Hohnstein, von dar reisete ich auf Aufenau, ließ Wechtersbach,41 eine gräf. Isenburg. RESIDENTZ zur rechten liegen, der graf42 daselbst hatte vnlengst dem verstorbenen Grafen von Birstein43 [so vor wenig wochen verstorben] SUCCEDIRT; kam nach diesem auf Werthheim,44 vndt hielte mittagsmahl in Gelnhausen im wirthshause zum Bären genandt, am marckte, dieser orth ist eine Reichsstadt, [wie Sie denn Ihre session und Votum noch bis Dato erhalten] worzu sie vom FRIDERICO BARBAROSSA45 erhoben, vnd ihr ein doppelter Adler mit einem Hauße auf der Brust, aus deßen fenster der Kayser vnd Kayserin gucken zum siegel gegeben worden seyn soll, Es werden auch noch die RUDERA von einem schloß auf welchem ermelter Kayser zu weilen sich aufgehalten habe, aldar gezeiget: diese stadt stehet im Pfaltzisch schutz, vndt haben, wie gesagt wirdt, die grafen von Hanau jahrlich 300 fl. PENSION [alhier] bey ihr zu PRAETENDIren, welches daher kommen soll, daß die stadt vor Zeiten Graf Günther von Schwartzburg46 ehe er noch Röm. Kayser worden, versetzt, von dem nachfolger der Schwartzburg. linie aber der Pfandtschilling den Hanauschen zum Batengeschenck muste eingebunden werden. 35 36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46
Langwide, Verbindungsstück zwischen dem vorderen und hinteren Teil eines Wagens. Albrecht (1648–1699) und Bernhard (1649–1706), Herzöge von Sachsen-Gotha. Bernhard (1604–1639), Herzog von Sachsen-Weimar. Bad Soden-Salmünster. Nicht identifiziert. Schloss in Bad Soden-Salmünster, im 16. Jahrhundert von den von Hutten errichtet, seit 1643 im Besitz Georg Ludwigs von Hutten (gest. 1691). Wächtersbach. Johann Ernst (1633–1673), Graf von Isenburg-Büdingen-Büdingen. Wilhelm Otto (1597–1667), Graf von Isenburg-Büdingen-Birstein, gest. am 19. April in Birstein. Wirtheim. Friedrich I. Barbarossa (ca. 1122–1190), Kaiser. Günther XXI. von Schwarzburg (1304–1349), Graf von Schwarzburg-Blankenburg, Gegenkönig bzw. Kaiser im Jahre 1349.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
Nach mittags trug uns der Weg auf Rotenbach,47 Kahle,48 worbey eine sehr anmuthige v. lustige gegendt zusehen, satzten bey Seligstadt49 uber den Mayn, vnd lagen aldar zur nacht in dem Ochßen. Diese stadt ist Maintzisch, vnd werden daselbst in einem BENEDICTINer Kloster, welches EGINHARDUS vnd IMMA [des] Kayser CAROLI M.50 Tochter gestifftet haben sollen, in einem verschloßenen mitten im Chor über der erde stehenden sarge dieser beyden ruhestedte gezeiget vnd darbey REFERIRet, daß gedachte IMMA mit EGINHARDO [weilen sie mit] wegen gepflogener heimliger liebe, von ihrem vater ins elendt getrieben worden, vnd sich nach Seligstadt in ein PRIVAT leben begeben hette, bis CAROLUS in einem Heerzuge wieder seine feinde dahin kommen, sie durch ein nach seinem belieben wohl zugerichtetes eßen erkandt, sich darob hoch erfrewet, ihr gnade erwiesen [ihnen be] ihr auch nebst [ihrem] EGINHARDO mit dem orth selbst verehret, v. ihm den nahmen Seligstadt zugeleget, It. wie sie darauf beyde ihre sünden zu büßen eine wallfahrt nach Rom vorgenommen, daselbst ABSOLUTION erhalten, auch die gebeine des PETRI vnd MARCELLINI von dar mit zurück bracht, vndt selbigen zu ehren dieses Closter erbawet, maßen denn auch ein großer holtzerner sarg in welchem sie verwahret stehen sollen, in der Sacristey gezeiget wird. Den 27. Besahe ich frühe morgens obgedachtes Closter, viel leuthe hielten mich vor einen Domherrn von Meintz, ich ritte darauf, den H. Landgrafen zu Darmstadt51 zu vberraschen mit Mr. Witzleben52 v. dem Knecht53 allein voraus, kam auf Niederroda,54 Mürten, Mestell,55 vnd dem Thiergarten vorbey mittags gegen 11 Vhr vor Darmstadt an, meine übrige leute aber verblieben sambt der BAGAGE zurück, Bey dem 1sten thor [gab] nandte ich mich einen Wallenstein, vorgebend ich komme von Caßel mit briefen an den H. Landtgrafen; alß sie mich aber weder bey diesem noch dem folgenden thor einlaßen wolten, muste ich fast bey einer halben stunde bis an das thor beym schloß vmb die stadt reiten, daselbst auch wohl ½ stunde wieder warten, darauf ritte ich gleich vfs schloß, stieg aldar ab, wurde aber im Hineingehen von Mr. Freudenberg56 des H. Landgrafs Juncker erkennet vnd verrathen. Meine leute kahmen darauf auch nach, vnd wurden in dem Schwann einlogiret. [Bald nach meiner ankunfft, die weil es bereits mittag war, wurde tafel gehalten] vnd befunden sich gleich die Hn.
47 48 49 50 51 52 53 54 55 56
Rodenbach. Kahl am Main. Seligenstadt. Karl der Große (Carolus Magnus/ Charlemagne) (747/748–814), fränkischer König, Kaiser. Ludwig VI. (1630–1678), Landgraf von Hessen-Darmstadt. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 2. Hans Peter Schäfer, vgl. Anm. 9. Nieder-Roden, Rodgau. Messel. Nicht identifiziert.
Beschreibung des Reisebeginns
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brüder57 von Tübingen, schon von 8 tagen her daselbst zu gegen, weil es der H. Vater also angeordnet, daß wir [daselbst] da einander sprechen solten: Wie auch meines H. Schwagers bruder, H. Landgr. George;58 bald nach meiner ankunfft, dieweil es bereit mittag war, wurde tafel gehalten, darauf der nachmittag mit spielen PASSIert, nach der betstunde abends wurde gespeiset, vnd also dieser tag hinbracht. Traf auch ohngefehr den Engeländer hier wiederumb an, welchen ich vor diesem zu Heydelberg einst gesprochen hatte. Den 28.ten alß Sontags wurde nach der ordentlichen [ambts Predigt, so] ambts Predigt oder frühkirche, welche vmb 8 vhr angehet, bey der alten Fr. Landtgräfin59 gespeiset, nachmittag gegen 3. vhr die gewöhnliche betstunde gehalten, darauf bis zur tafel auf den abendt gespielet. Den 29. Besahe ich den Großen Saal, spatzierte ein wenig in dem Kleinen garten, ließ mir vnterschiedliche gemächer im Hause zeugen, meine leute60 reiseten nach Franckfurt die wechßel bey FAMARS61 vndt Ochßen62 zur richtigkeit zu bringen, nach der tafel zeigete mir die alte Fr. Landtgräfin ihre BIBLIOTHEC, wohlgebutzte stuben vnd CABINET, worüber die Zeit bis zur tafel verfloßen, nach welcher ich abendts gegen 10 Vhr vom H. Vater schreiben erhalten.63 Den 30. besahe ich mit der alten Fr. Landgr. das begräbnüs in der stadtkirche, gieng darauf auf den thurm die lage der stadt zu vbersehen, vnd nach dem zu mittag bey der obgedachten Fr. Landgr. gespeiset worden, fuhr ich mit derselben Neben meinem Schwager,64 der Schwester65 und Meinen Brüdern nach Gräfenhausen, von dar die alte Frau Landgrafin ferner fort nach dem Warmen bad reysete. Wir andern aber kahmen abendts zur tafel zeit wieder zurück, da auch meine leute von Franckfurt wieder ankommen. Den 1. MAII besahe ich nach gehaltener Kirche den Marstall, das Gutsch= oder Wagenhauß, die reitbahn, nach der tafel aber DIVERTIerten wir unß eine zeitlang auf dem See. Den 2.ten habe ich frühe an den Herrn Vater geschrieben,66 darauf bis fast zur tafel Zeit mit den H. brudern im ballhauß gespielet; nachmittags gieng ich eine weile mit [des H. landgrafens] den beyden [kleinen Printzen] 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66
Albrecht und Bernhard, vgl. Anm. 36. Georg (1632–1676), Landgraf von Hessen-Darmstadt. Sophie Eleonore (1609–1671), geb. Prinzessin von Sachsen, verm. mit Georg II. (1605–1661), Landgraf von Hessen. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Bd. 3, Nr. 13. Jacob de Famars d.Ä. (1596–1671), Kaufmann in Frankfurt am Main. Sein Sohn Jacob de Famars (geb. ca. 1630), ebenfalls als Kaufmann tätig. Johann Ochs (1611–1677), ursprünglich Textil- und Weinhändler in Frankfurt am Main, Hoflieferant unterschiedlicher Fürsten, tätigte umfangreiche Geld- und Wechselgeschäfte. Das Schreiben ist in der Korrespondenz Herzog Friedrichs nicht enthalten. Ludwig VI., vgl. Anm. 51. Elisabeth Dorothea (1640–1709), geb. Prinzessin von Sachsen-Gotha, 1666 verm. mit Landgraf Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt. Vgl. in Bd. 3, Nr. 12. Das Schreiben Herzog Friedrichs ist undatiert.
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im garten spatzieren, spielten darauf bis folgendt zum abend eßen, erhielte noch denselben schreiben von der Fr. Mutter, redte auch noch von ein v. andern mit Herolden, vmb die abendt Zeit also zu passieren. Den 3. EXERCIerte ich mich abermals mit den brudern bis zur mittagstafel im Ballhause, der Nachmittag aber wurde mit der trucktafel vndt schießen bis zur bettstunde zubracht, vnd nach deren endigung mit schießen folgend bis zur abendmahlzeit CONTINUIRet. Die Zeit nach eßens wurde mit allerhand kurtzweil, vnter andern auch mit [springen] voltigiren passieret, worüber ich mir aber den arm im fallen ein wenig verstaucht. Den 4. brachte ich den morgen vor mich À PARTE bis zur tafel zu, nachmittage aber haben wir unß eine weile mit schießen belustiget, bis zur betstunde Zeit, alß solche geschehen besuchte ich den [kleinen] H. Landtgrafen Georgen v. traf zugleich die [Fr. Schwester] 2 Jungen Princessin bey selbigem an, worauf baldt wieder gespeiset worden, nach der tafel aber gieng ich mit dem H. Landtgrafen auf den neuen baw vnd sonsten spatzieren. Den 5ten. wurde frühe vmb 8. Vhr Kirche gehalten, nach der Tafel habe ich vor vnd nach der betstunde auch abends nach der Tafel mit [der Schwester] den Brüdern vnd den 2. Princessinen gespielet, vnd bey dem L.grafen vmb meine DIMISSION anhalten laßen, sie aber nicht erlangen mögen. Den 6.ten Ist frühe eingepacket worden, mittags war bey der tafel der COMMENDANT von Gießen GENERALMAJOR WAMBOLT,68 nach derselben hielte ich wieder beym H. L.grafen vmb meine CONGÉ an, wolte mich aber abermals nicht von sich laßen, nach dem besuchte mich D. Mentzer,69 redete vnter andern von der alten Frau Landtgräfin,70 wie sie des sommers über öffter zu ihres H. grabe gehe, rosen v. ander blumen werck mit sich nehme vnd daselbst betete: die ubrigen nachmittags stunden, wie auch nach dem abendeßen haben wir ein wenig gespielt ich aber vor dem schlaffen gehen noch an Schwester Dorothe Marien,71 vnd Prüschencken72 geschrieben. Den 7. haben wir den vormittag bis zum speisen, wie auch den nachmittag vor vnd nach der bettstunde auf der trucktafel passiert. Den 8. wahr des morgens die gewöhnliche betstunde, spatzierten nach derselben auf den neuen bau, da die tachung mit theer vnd sand wieder den regen beschüttet wahr, nachmittag schoßen wir mit stücke nach dem Ziel, vnd nach dem abendeßen die brüder mit Pistolen. Fräulein67
67 68
69 70 71 72
Nicht eindeutig. Kommandant von Gießen war Wolf Heinrich von Baumbach (1615–1699), es liegt vermutlich eine Verwechselung vor, vgl. auch den Eintrag im Tagebuch zum 6. Mai 1667, Jacobsen, Tagebücher, Bd. 1, 55, dort Baumbauch. Dr. Balthasar Mentzer d.J. (1614–1679), lutherischer Theologe, Oberhofprediger und Superintendent in Darmstadt. Sophie Eleonore, vgl. Anm. 59. Dorothea Maria (1654–1682), Prinzessin von Sachsen-Gotha. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 11.
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Den 9. hielte ich den gantzen vormittag beym Landtgrafen an, mich folgenden morgen fortreisen zulaßen, war aber vergebens, 73 nach der tafel belustigten wir unß mit mörselschießen, v. wurf ich vnter andern eine Kugel ins JUDICIer Hauß, wie auch mit Handcranaten, deren aber eine zu baldt zersprung ins fenster schlug, vnd mir ein stück eisen nahe beym Kopf niederfiel. Den 10.ten wurde vor vnd nach mittag mit spatzieren gehen hinbracht. Den 11. ritte ich frühe morgens aus die MELIBOCUM74 zu besehen, welcher 2. meilen von Darmstadt gelegen, kam vnter wegens vf Bensheim, Seheim, v. Ruhrheim,75 von wannen ich einen jäger mitgenommen, den weg auf den bergk zu zeigen, ritten wohl fast 1. stunde ehe wir noch auf [den gipfel] die spitze kahmen, die höhe deßelben ist groß, vnd ein weiter vnd sehr schöner PROSPECT in Rhein vnd an vnterschiedliche orthe, oben auf der höhe liegen sehr große steine, auf deren öbersten ich mich gesetzet, vnd von dem wein v. eßen welches ich mitnehmen laßen, gespeiset. Eine stunde von dannen im Holtz ließe ich mir auch die große steinerne so genandte Irmenseule zeigen, selbige ist von sehr festen schwartz vnd weiß gesprengelten gläntzenden steine, bey 15 ½ Elen lang vndt 5. Elen dick, aus einem steine gehauen, liegen sehr viel große steine vmb dieselbe herumb, vnter deren einem etliche menschen beine gesehen werden, von welchen etliche sagen daß eine weibesperson aldar Hungers gestorben, Sonsten wird vorgegeben, daß die Heyden ihre Götzenopfer bey dieser seule gehalten vndt soll vnweit von hier im Maintzischen noch eine walfarth seyn. Auf dem rückwege nach Darmstadt begegneten mir viel trunckene fuhrleute, welche allerhandt seltzame Händel begiengen, den H. L.grafen aber vnd brüder traf ich beym Kugelspiel auf dem wall ahn, [vndt] spielte selber bis zur abendmahlzeit mit, nach der tafel aber passierten wir unsere Zeit mit Historien vndt PROVERBen. Den 12ten. wurde frühe Kirche gehalten, vndt scharf auf das Sontag= schießen, Kleider brangen, vnd ermangelung guter ordnung geprediget; Nach diesem sprach mir der VICEcantzler zu,76 vnd hatte Zeitung, wie der König der Königin vnd 4 staats ministern die regierung vfgetragen, Er selbsten mit zu felde gehen wolte, vnd habe der Kayser bereits auch den Krieg durch einen Curierer ankundigen laßen, nach der mittags mahlzeit wurde eine weile gespielte, bis zur betstunde Zeit, nach welcher mich D. Mentzer besuchet, vnterschiedliche von Schwedischen AFFAIRen, von des Grafen DE LA GARDE77 höfligkeit, wie 5 regierungs Räthe gehalten zu werden pflegten DISCURIeret, auch endlich einen geist. DISCURS vom Christenthumb mit mir geführt, v. diese bis zur Tafelzeit fast zubracht, nach dem speisen wurde [das] ein feuerwerck gehalten, mein 73 74 75 76 77
Falsch gebunden, fol. 56 und 57 vertauscht. Melibokus, 517,4 m. Vermutlich Jungenheim. Nikolaus Martin Drach (1621–1679), 1666–1679 Vizekanzler in Darmstadt. Magnus Gabriel de la Gardie (1622–1686), schwedischer Diplomat, Reichskanzler, erster Minister.
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vnd der beyden bruder nahm, alß F. A. B. PRÆSENTIERet, diesem folgte eine GIRANDULA, feuer Kugeln, ein radt pp. vnd wurden beym anfang vnd außgang 4. stücke gelöset, Es verzog bis 2 vhr des nachts, da ich nach genommenen abschied mich zu bette begeben. Den 13.ten Nahm ich frühe vmb 7. vhr von den Printzeßinnen abschied vnd reisete darauf gegen 8 Vhr in begleitung Herr Lgrf. Ludwigs vnd H. Graf Georgens, der Frau schwester vnd H. bruder von Darmstadt ab gegen Rheinfeld des H. schwagers landthauß, am dorff Wallerstadt78 gelegen [ein vor] alwo wir auch mittag gehalten, vnter wegens kamen wir durch ein gantz PERSPECTIVIsches Holtz, welches zuvor ein vnförmlig wald gewesen, vndt von des H. schwagers Groß H. Vater79 glatt abgehauen zum bawen verwendet, vnd das jetzige also angerichtet worden. Gestalt er denn Rheinfeld gleichfalls auch angeleget. Es ist an diesem orth ein seltzamer brauch, daß wen frembde alhier ankome, das Haupt in den heimligen orth stecke vnd also die britsche halten muß. Nach gehaltener mittagsmahlzeit wurde ich von allen bis zur Gustavusseulen am Rheyn begleitet, kahmen vnter wegens auf Reethofen80 oder Triebhausen81 vnd auf Leheim82 auf Geborn,83 v. Beren,84 ließen zur rechten Gehrau,85 v. Tonnberg,86 reiseten auch baldt anfangs Die seule an sich selbst stehet gleich am Strohm auf 3 stufen, vnd oben auf derselben ein Löw so vor diesem ein schwerdt geführet, welches aber ein Spanier herunter geschlagen, es hat sie GUSTAVUS ADOLPHUS der Schweden König alß er nach dem 1sten Leiptziger treffen erstmals [vber] anno 1632 vber den Rhein gangen vfrichten laßen, v. sagt man daß sich kurtz darauf ein bienen stock in löwen gezogen. Nachdem wir alhier zum VALET aus dem Rhein auf einander zur freundtschafftsbestetigung getruncken, nahm ich meinen abschied, v. reisete gegen Oppenheim fort, alwo ich mich vber den Rhein setzen laßen, von D. Mentzers bruder,87 welcher schon von meiner ankunfft nachricht gehabt, genseits empfangen worden, vnd wie wohl es vor der pest, welche vor ½ jahr daselbst sehr grassieret, noch nicht allerdings sicher unser wirth auch selbsten am fieber darnieder lag dennoch die nacht aldar verblieben. Es ist dieses sonst eine Reichsstadt, vndt vor diesem wegen der COMMERCIEN in guten ansehen gewesen, im teutschen Kriege aber durch die Spanier gantz RUINIeret worden: vndt ist dem Pfaltzgrafen beym Rheyn vor eine gewiße Summe versetzet. 78 79 80 81 82 83 84 85 86 87
Wallerstädten. Ludwig V. (1577–1626), Landgraf von Hessen-Darmstadt. Nicht identifiziert, müsste im Bereich Riedstadt liegen. Nicht identifiziert, müsste im Bereich Riedstadt liegen. Leeheim. Gehaborn, nicht eindeutig identifiziert, müsste nördlich von Leeheim liegen. Vielleicht Berkach. Gerau. Nicht identifiziert. Dr. Ludwig Mentzer (1608–1670), Jurist, Rat in Oppenheim.
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Den 14. MAII. Kahme ich auf Guntersblum, einen feinen verwahrten flecken, dem Grafen von Leinigen Heittersheim88 gehörig, it. durch Altzheim89 so Churpfaltzisch vndt von der Pest auch viel erlitten, auch von den Lottringischen vnlengst ausgeplündert; dann auf Bechtheim, vnd Westhofen, welches ebenfalls mit der Pest [infi] vormals INFICIert, vnd von den Lottringern sehr verwüstet gewesen, wir hielten hier mittag, vndt speiseten vnfern vom wirthshause bey einem brunnen der alle nacht darbey eine mühlen treibe. Es hatte der Churfürst von Heydelberg90 hier ein und andern reuter liegendt, weil man dem Lottringischen wesen nicht allerdings trauete, damit wan sich etwan was ereignen möchte Er deßen desto schleuniger ADVERTIert werden könte. Nachmittag nahmen wir den weg ferner vf Bermersheim, Florsheim,91 vnd Monsheim, blieben vber nacht in Gellheim,92 dem Grafen von Naßaw Saarbrücken weilburg. LINIEN zustendig, bey welchem M. Finck sich vor diesem alß INFORMATOR des jungen Herrn aufgehalten.93 Es bestehet sonsten gegenwertig das Hauß Naßau Saarbrücken in 3. HauptLINIEN, nemblich Weilburgk , Saarbrücken, vndt Itzstein, weil ich noch zu guter Zeit in Gellheim ankommen ritte ich noch selbige abendt auf den im COMMENTARIIS CÆSARIS benahmten MONTEM JOVIS oder Donnersberg deßen hohe ziemlich groß vndt der PROSPECT durch das vmbliegende viele gehöltz vnd Landtschafft sehr lustig seyn soll, jetze aber wegen regenwetters, vndt weil es schon gegen abendt gieng nicht gar wohl OBSERVIeret werden konte; oben auf der höchsten spitze des berges ist ein großer fels, der Kaysersstuhl genandt, von welchem etliche vorgeben, es hetten die alten heydnischen teutschen volcker ihre Könige darauf gecrönet, In denen herumb liegenden bergen, vnd wäldern ist ein starckes offt wiederholendes Echo, maßen wie den solches mit loßschießung etlicher Pistolen PROBIeret; oben über der mitte des berges ist eine lustige ebene, mit fruchtbaren bäumen, gutem acker, schönen wiesenwachß, vnterschiedlichen teichen vnd brunnen, zusehen, worbey die RUDERA von einem PAULINER Kloster, so vor diesem aldar gestanden gezeiget werden, in demselben liegt ein schwerer höltzerner Götze den sie den alten Pater nennen, vnd die frembden so den bergk besehen, 3 mal vmb die RUDERA herumb tragen müßen; man weiset auch vnten am berge noch VESTIGIA von einem alten steinern gebewde, welches die vmbwohnenden vor ein schloß, worinnen viel heydnische Könige gewohnet hetten, ausgeben wollen. Nach besehung alles deßen, kahm ich im rückwege auf 88 89 90 91 92 93
Leiningen-Heidesheim. Alsheim. Karl I. Ludwig (1617–1680), Pfalzgraf bei Rheine. Flörsheim. Göllheim. Anton Finck trat im Jahre 1650 in den Dienst des Grafen Ernst Casimir von Nassau-Saarbrücken-Weilburg (1607–1655) als Präceptor für dessen Sohn Friedrich (1640–1675). Er blieb bis 1653 in dieser Dienststellung. Vgl. in Bd. 2, I. 2, den eigenhändigen Lebenslauf.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
ein [Saarbrückisches] Weilburgisches dorf, Kirchheim genandt, in welchem noch dato die Pest grassierte, vnd nur vor 8 tagen der Jägermeister von Geispitzheim94 daran verstorben war, vnd abends gegen 10 vhr wieder in Gellheim an: der bauer welcher mir den weg gezeiget, erzehlte im hien= vnd rückwege vielerley lächerliche dinge, vornehmlich aber vnterschiedliche sachen, von dem vorigen Keller oder Verwalter, dem Imhof: Es war sonsten schon hiesiger gegendt herumb große furcht vor den [Fran] Lottringern, von denen sich das landtvolck nichts gutes befahrte. Den 15ten Reisete ich vmb 8 vhr wieder aus, vnd besahe EN PASSANT etwan einen büchßenschuß vor Gellheim das MONUMENTUM des Kaysers ADOLPHS von Naßau,95 welches an dem orth wo vom ALBERTO von Österreich96 im treffen erstochen, aufgerichtet, vnd vom Graf Ludwig von Naßau97 anno 1611. wieder RENOVIert worden. Es stehet daßelbe gleich an dem wege, vnd werden diese Verse daran gelesen: ANNIS MILLENIS TERCENTUM, BIS MINUS ANNIS IN JULIO MENSE, ADOLPHUS REX CADIT ENSE.98 Die straße gieng von dannen vf Altzenborn,99 da wir im walde etliche bawern angetroffen, welche des Mr. DE PRADELL Bruder100 nach Maintz geführet hatte, vnd vor den Lottringern desto sicherer zu seyn, sich zu unß geschlagen vnd mit ihren Pferdten durch den wald an der Calesche vorspann gethan, Wir brachten bey 5 stunden in dem gehöltz zu, kahmen auf Inckenbach, vnd endlich auf Kayserlauter, alß wir viel schöne teiche vnd weyer, so in die statt gehörten, passiert hatten. Alles was unß vnter wegens begegnet wahr in furcht vor den Lottringern, v. weil sie sich befahrt, wir mögten auch von ihnen seyn, fieng alles von ferne an zu fliehen. Wir hielten zu besagtem Kayserlauter mittag, v. logierten im bock, dieser orth gehöret dato der Fürst. Fr. Wittib von Simmern,101 jedoch daß es nach ihrem tode an Churpfaltz zurück falle; Sie hält sich gegenwertig bey ihrem H. Sohn,102 der eine reiche Heyrath mit einer Princessin von URANIen103 getroffen, in Creutznach auf, weils Churpfaltz nicht zugeben wollen, daß derselbe in Lautern bey ihr hof halten mögte, Man sagt, daß er ein großer liebhaber der Pferdte sey, gestald denn die inwohner erzehlen, daß eine 94 95 96 97 98
99 100 101 102 103
Georg August von Geispitzheim, nassau-weilburgischer Oberjägermeister. Adolf von Nassau (gest. 1298), seit 1292 Römischer König. Albrecht (1255–1308), Graf von Habsburg, Herzog von Österreich, ab 1298 Römischer König. Ludwig II. (1565–1627), Graf von Nassau-Weilburg. Die Inschrift lautet: ANNO MILLENO TRECENTIS BIS MINVS ANNO IN IVLIO MENSE, REX ADOLPHVS CADIT ENSE RENOVATVM HOC MONVMENTVM SVB LVDOVICO COMITE GENEROSISS: A NASSAV ANNO. 1611. Alsenborn. N.N. de Pradel, Bruder des François de Pradel (gest. 1690), Lieutenant-General, Gouverneur von Saint Quentin. Marie Eleonore (1607–1675), verw. Pfalzgräfin von Simmern, geb. Prinzessin von Brandenburg. Ludwig Heinrich Moritz (1640–1674), Pfalzgraf von Simmern. Marie Henrietta (1642–1688), Prinzessin von Oranien.
Beschreibung des Reisebeginns
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alte Kirche alda gewesen, welche ein Lutterischer MAJOR von der Fr. Wittib vor die in Lautern wohnhafften [Lutterischen] Evangelische kauffen, vnd sie ihnen verehren wollen, alß aber gedachte Fr. Pfaltzgräfin solches abgeschlagen, habe ihr H. Sohn das gantze Kloster abgebrochen, v. ein Reithauß von den steinen bawen laßen. Es ist alhier ein Fürst. RESIDENTZ zu sehen, welche uber dem eingang v. am thor neben dem Pfaltzischen das Sachß. wapen hat; wie auch eine Kellerey, ein großes gebäwde, so [noch] von Fürst JOHANN CASIMIR104 deßen gemahlin aus Sächß. stamm gewesen,105 erbawet seyn soll. Nach gehaltener mittagsmahlzeit stelleten wir unsere reise schleunig wieder fort, vnd vnfern im walde ½ stunde von der gemeinen straße, die Lottringischen in 5.000 Mann bestehende Völcker, welche des regierenden Hertzogs von Lottringen Eydam PRINCE L’ISLEBONNE106 COMMANDIRte, vorbey MARCHIert, alß nahmen wir unsern wirth der vnter der gantzen ARMÈE gute bekandtschafft hatte, vnd mit einem Paß vom Landtschreiber zu Kayserslautern versehen wahr, bis zu unserm nachtlager Spaßbach107 mit, welches weil es nur ein einschichtig Hauß, hatten die Pfältzischen bedienten in Lautern ihm befohlen, daß die auf der nähe daherumb wohnende bawern des nachts wache halten solten, welches auch geschehen, vnd unser H. Elias, so hieß der wirth, seine RONDE ziemlich wohl des nachts zu versehen wuste. Vnter weges sahen wir auf der seiten die 2. veste berghauser Landstuhl vndt Homburg, deren jenes denen von Sickingen, dieses dem Hause Naßau Sarbrücken zustehet vnd ihnen beyderseits dem [Münstersch] Westphälischen friedenschluß zu wieder von Lottringen vorenthalten worden, vnd wiewohl man ihnen bis anhero vor deren EVACUATION v. zu abtrag seiner darauf machenden PRÆTENSIONEN m/120 thlr. geboten, hat doch dardurch das werck nicht zu erheben seyn wollen, sondern wie gesagt wird, er noch vf einsten so viel geldes bestanden. Den 16. Machete ich mich frühe wieder auf den weg, vnd ließ den wirth von Lautern mit einer DISCRETION vor seine mühe wieder zurück, wir kahmen auf Schönbergk,108 Waltmur,109 Limbach, Kiechel,110 daß schloß Rohrbach, worbey ein schlecht wirthshauß gelegen, worinnen wir zu mittag gespeiset, der wirth nennen die andern leute nur den VENETIANER, weil er in ihren diensten gewesen, wahr von geburt ein ALBANIER oder MACEDONIER, Er redte Frantzoisch, Italianisch, Spanisch, vnd vnterschiedliche andere sprachen. Sonsten pflegen die Holländer in hiesiger gegendt viel holtz zu kauffen vnd schlagen zu laßen, welches sie hernach auf der Saar vnd Maaß nach Holland schaffen, 104 105 106 107 108 109 110
Johann Kasimir (1543–1592), Pfalzgraf von Simmern. Elisabeth (1552–1590), Prinzessin von Sachsen. François Marie de Lorraine-Guise (1623–1694), Prince de Lillebonne, seit 1666 Comte d’Harcourt. Spesbach. Schönenberg. Waldmohr. Kirkel.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
Nachmittag gieng ich fort auf S. IMBERT111 vnd dann auf Saarbrücken, da wir bey der statt vns vber den Saarfluß setzen laßen, vnd im weißen roß bey einem Trompeter einzogen. Bald nach meiner ankunfft gieng ich aus das schloß zubesehen, gab mich vor einen grafen von Stolberg aus, wurde zu erst in die Kirche geführet welche wohl zu sehen ist, der große saal, der mir darauf gezeiget worden, ist fein angerichtet, aber von den Lottringern etlicher orthen in etwas verwustet, Alß ich eine zeitlang mich darin aufgehalten, kam der H. Graf,112 vnd empfieng mich in der QUALITET alß ich mich ausgegeben, weilen aber ein junger Stein Calenfels,113 der mich vor diesem zu Stuckart gesehen, bey ihm gewesen, der mich gekennet, hat er ihm sobald, wer ich sey entdecket, worauf er mich in ein gemach geführet, vnd selbigen abend bey Ihm zuverbleiben gebethen; welches ich auf solche maße auch nicht ausschlagen können. Vor der tafel spatzierte ich noch in den garten, welcher nur vor 2. jahren wieder angerichtet worden, deßen PROSPECT ist wegen des schönen blachen feldes vnd vorbey gehenden flußes sehr anmuthig. Im übrigen ist so wohl das schloß als die stadt von den Lottringern sehr RUINIeret worden, also daß so wohl die vorstadt S. JEAN114 alß die stadt selbsten an inwohnern ziemblich mangel leidet, vnd wiewohl die gebäwde hin v. wieder REPARIeret, doch noch zur Zeit in vorigen stand nicht wieder kommen kan, Der ietzo daselbst RESIDIerende Graf heißet GUSTAV ADOLPH.
111 112 113 114
St. Ingbert. Gustav Adolf (1632–1677), Graf von Nassau-Saarbrücken. N.N. Steinkallenfels. Saint Jean/St. Johann.
Ergänzungen zum Bericht
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2.2 Ergänzungen zum Bericht Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 21, fol. 314r–326r, Ausf. Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha. Im Reisebericht Herzog Friedrichs fehlen die Eintragungen über den Aufenthalt in Angers bis zur Abreise aus Bordeaux.
PERTINENTIA zum Reise DIARIO.115 1. Zu ANGERS ist ein mann der sehr schone STATUEN von thon machet. Das land ANJOU ist ein herlich land denn es sehr mitt Wein Wachs und andern herlichen früchten angefullet ist mann kombt durch viel Kastanien Walder, die eintzeln wachsen an der straßen und ist voller mandelbäume Sie ziehen die besten MELONEN bey ANGER herumb wie auch Sehr große Kürbiß, denn etliche bald eine francoische ehlen hoch, Es wachßen auch zu ANJOU durchgangig aber doch ordentlich zu ANGER die blauen VIOLEN des jahrs 3 mahl, Rechnen auch 3 Sommer, als 1. den GRAND L’ESTE 2 den L’ESTE S. MARTIN und 3 L’ESTE Der winter ist mehren theils So warm daß die Wiesen voller blumen stehen. 2. Bei SAUMUR ist in acht zu nehmen, daß die gegen lengst der LOIRE bis nach ORLEANS wegen Seiner fruchtbahrkeit und Schonheit LE GARDIN DE FRANCE genent wird. 3. in dem Lusthauße LOUAIN116 OCCASIONE des Printzen DE TARENTE117 welcher in lebens große auf einen großen Rappen abgemacht in einem gemach stunde, erzehlte mir der Hertzog,118 daß das das Pferdt wehre welches von der FOUBURG S. ANTOINE119 bey PARIS zu der Zeit mitt dem CARDINAL RICHELIEU120 als der Konig121 vor PARIS gelegen und Printz CONDE122 neben dem Hertzog von TREMOILLE auf der andern Seiten den Konig weg zu schlagen gestanden, mitt einer stückkugel vor an der brust hinein und durch und durch geschoßen worden. Erzehlte ferner unterschiedliche PARTICULARIA vom CIVILE Kriege als daß Er zu der Zeit, BRETANNIEN alle die orther an der LOIRE, POITAU, GIENNE unter Seiner gewalt gehabt hätte ROCHELLE belagert, ANGER belagert und das PARLEMENT von DAUPHINE, PROVENCE, und ubrige hatten Ihm OFFERIRET alles stünde Ihm offen wolten auch [nicht] die Waffen nicht wieder ergreiffen, (riße 115 116 117 118 119 120 121 122
Dieser Text stammt von der Hand Herzog Friedrichs, anderes Papier, auch anderes Format. Vielleicht Loudun. Henri Charles de La Trémoille (1620–1672), Prince de Tarente. Henri III de La Trémoille (1598–1674), Duc de Thouars. Kampf um die Vorstadt Saint-Antoine am 2. Juli 1652. Armand-Jean du Plessis (1585–1642), Kardinal und Duc de Richelieu. Gemeint ist hier wohl aber Kardinal Jules Raymond Mazarin (1602–1661). Louis XIII (1601–1643), König von Frankreich. Louis II de Bourbon (1621–1686), Prince de Condé.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
mir auch die belagerung ANGERS und das lager von PARIS vor)123 die Konigin124 und die 2. PRINCESSE D’ORLEANS,125 were mitt dem PARISIschen PARLEMENT schon auf seine seiten gewesen, und hatte umb anfang ihm die COMMISSION gegeben die waffen zu fuhren, (ohngefehr mitt diesen Wortten, weill wir nicht allein vernommen haben, sondern auch in der that verspuhren daß der CARDINAL RICHELIEU nichts anders suchet als unsere freyheit zu nehmen, Sich zum Hn. über den Konig und des gantzen Konigreichs zu machen, und den Konig zu unserer verfolgung antreibet, wir aber uns wieder die angreiffung zu wehren gezwungen sind, auch Ihre Person uns So angenehm und So viel herliche Er gnaden in dem selben gefunden, als vertrauen wir derselben, unsere Waffen an und versprechen alles was Sie vornehmen werden uns angelegen sein laßen, dero befehl zu folgen und niemahls ohne dero Willen und CONSENS, die waffen niederlegen und Friede zu machen). Es war auch dahin kommen, daß der Konig gar ein weniges noch gehabt, und als der DUC DE LONGEVILLE126 VALOIS127 erfahren daß Er COMMENDO geben noch 30.000 mann zu werben, Sie auch innerhalb 8 tage beysammen gehabt hatte, wieder erfahren hatt, habe Er eilfertig an den Konig geschrieben, Er mögte doch frieden machen oder Sie würden alle drauf gehen, in deßen nun Er ANGERS belagert und gewonnen und angefangen die 30.000 Mann zusammen zu bringen, hatte Er an das PARLEMENT zu PARIS geschrieben, Es würde der König an Sie begehren frieden zu machen, und guthe CONDITIONES vorschlagen, Sie solten aber keines Weges darein willigen und ihrem Versprechen nach wieder Seinen Willen, weder die waffen niederlegen noch frieden machen, da Er innerhalb 8 tagen die 30.000 Mann würde beysammen haben, Mitt welchen Er den gar aus des Krieges machen wolte, und damitt Er die briefe so128 gewißer ihnen einhandigen konte laßen, hatte die briefe durch 4 COURIER zu unterschiedlichen Wegen, ihnen zugeschicket. Es hatte Sie aber der CARDINAL RICHELIEU alle 4 aufangen laßen, hatte Seine 4 SECRETAIRE ieden mitt 2.000 thr. bestochen, das PARLEMENT auch mitt 500.000 thr.129 bestechen wollen und ihnen zugeschickt, hatte darneben auch solche briefe und Siegel als wenn Er der Hertzog Sie an das PARLEMENT geschrieben hätte, an das PARLEMENT geschickt, mitt dem inhalt, Sie solten ja frieden machen, denn Er were geschlagen worden, und wenn Sie nicht frieden machten So würde Er gantz RUINIRET werden. Darauf Sie die friedens TRACTATEN angefangen, Es were auch die JALOUSIE der GENERALS Personen, wegen Seiner Per123 124 125 126 127 128 129
Die Belagerung fand im Jahre 1652 statt, vgl. Abb. 14. Die Zeichnung des Lagers von Paris ist nicht vorhanden. Anne d’Autriche (1601–1666), Königin von Frankreich. Anne Marie Louise d’Orléans (1627–1693), Duchesse de Montpensier, la Grande Mademoiselle. Henri II d’Orléans (1595–1663), Duc de Longueville. Lesung unsicher. Im Falz. Im Falz.
Ergänzungen zum Bericht
Abb. 14: Henri III de La Trémoille, Belagerung von Angers
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
son und großen glücks darzu kommen, daß also als Er die 30.000 M aus seinem eigenen beutel geworben beisamen hatte, und im anzuge war haben Sie ohne sein wißen, frieden gemacht und Er hatte wieder abziehen müßen, mitt betrauung daß So Er Sich wiederumb etwas wieder anzufangen unterstehen würde, wolle man ihm alle Seine schloßer und heußer RASIREN und die güther auch herschafften einziehen, Als Er aber mitt dem PARLEMENT des wegen geredet warumb Sie wieder Seinen Willen frieden gemacht, haben Sie Seine nachgemachte Hand und Siegel Ihm gezeiget, dahero die verirrung offenbahr worden und hernach solches wieder zu andern zu Spath gewesen. Er gedachte ferner, daß Es Ihm sehr verdroßen hette die CARDINAL RICHELIEU und MAZARIN130 in So großen Ehren und macht zu kommen, da Er Sie doch in einen schlichten und geringen stande zu vor gesehen, denn der CARDINAL were ein schlichter edelmann gewesen und ihm offters auch unter seinen junckern aufgewarttet, were aber so weit komme daß Er eine gantze stadt und große schloßer vor So viel 100.000 fl. gebauet da Er doch vormahls nicht 100 fl. im Vermögen gehabt und offtmahls Seine des Hertzog gnade und tisch leben müßen, den CARDINAL MAZARIN hatte Er als einen LAQVEIEN bey einem Italienischen Fürsten bey der CAROSSE herlauffen sehen, Mazarin hatte offters als ein LAQVEY den huth vor ihm in der hand gehalten, nachmahls hatte Er offters des MAZARINS selber den huth in der hand haben und alle Zeit MONSEIGNEUR nennen, hatte also deren beyden große leuthe anfang, leben und ende gesehen. Was Er des abends vom Hertzog Bernharden131 erzehlte war dieses, daß als Er eines nachts zu PARIS nur mitt 4 BAGEN und etliche LAQVAYEN gewesen, und es der Konig132 So damahls zu S. GERMAIN gewesen, erfahren hätte, hatte der Konig ihn gleich zu Hertzog Bernharden umb Seinen Zustand und gesundheit fragen zu laßen geschicket, und als Hertzog B. seine dienste dem Konig wieder PRÆSENTIREN laßen, und Sich anerbothen so Es der Konig nicht übel empfinden würde, wolte Er Ihr M. zu S. GERMAIN aufwartten, der Konig last darauf Seine leibCAROSSE mitt 60 andern CAROSSEN alle mitt 6 Pferden bespannet mitt dem Hertzog von TREMOILLE zu ihm gehen und Ihn abzuholen, und nach dem Hertzog B. kome hatt ihn der Konig in eine eigene Hauß mitt den kostbarsten tapeten eingeben laßen und ihn mitt Seinen dienern gantz frey gehalten bey der AUDIENTZ hatt Er Sich neben dem König mitt bedecktem Haubt, zwischen der Konigin und andern Konigliche DAMES geseßen, auch nach des Konigs abzuge von S. GERMAIN gantz Koniglich TRACTIREN laßen, Als aber solches alles der DUC DE PARMA133 gesehen und erfahren hatt Es ihm vertroßen das Hertzog Bernhd. als ein CADET von Seinem Hauße Ihm als dem regirenden H. von seinem Hauße vorgezogen wurde, und Sich bey dem Hertzog von TREMOILLE deswegen beklaget, darauf Er [sich] ge130 131 132 133
Jules Raymond Mazarin (1602–1661), Kardinal, Duc de Nevers et Rethel. Bernhard (1604–1639), Herzog von Sachsen-Weimar, war im Jahre 1636 in Paris. Louis XIII (1601–1643), König von Frankreich. Odoardo I Farnese (1612–1646), 1628–1646 Duca di Parma.
Ergänzungen zum Bericht
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antworttet, die CADETen vom Hauße Sachsen sind vornehmer als die regirenden H. in eurem Hauße, und als Es der Konig erfahren daß Sich der DUC DE PARMA [des]wegen Hertzog B. TRACTAMENT beklaget hatte, und deswegen einsmahls mitt Hertzog Bernhd. geredet, hatt der H. Vetter geandworttet, ich habe mehr als 7 Keyser in meinem Hauße gehabt, zuvor ehe die Hertzoge von PARMA sind edelleuthe gewesen. Er gedachte auch das der CARDINAL RICHELIEU eine seiner niesse dem Printzen TARANTEN seinem Sohn hatte aufhengen wollen, weil Er aber solches nicht thun wollen habe Er Ihn selbsten an seinen lande von REVENUEN abgekurtzet und ihn umb das jahrliche geld So Er vom Konig bekommen, gebracht, Der Hertzog ist ein H. von 67 jahren wird kunfftigen 26 DECEMB. 67 jahr, ist ein herr von großer EXPERIENTZ und verstande, sehr höflich gegen iedermann und noch [bey] sehr frisch, denn Er offt des nachts bis umb 1 und 2 in regen und wind reittet, und welches seine große lust mitt ist, ist aber schade daß Er sehr ubel zu fuß ist da Er in wehrender belagerung vor ROCHELLE einen schuß ins Knie bekommen, darzu kombt auch itzo das POTAGRA, uneracht aber desselben reittet Er sehr offt aus. Er ist sehr in Teutschland gereyset denn Er am Chur Heidelbergischen, Chur Sachsischen, Chur Brandenburgischen, Chur Bayerischen Hofe bey iedem 8 tage gewesen, hernach durch POLEN, am Keyserlichen Hofe, und in Ungarn gewesen, Sagte Er hatte Sein lebelang keine MAGNIFIQVER Hof als des Churfursten von Sachsen Hoff gesehen des itzigen Konigs Hoff were nichts dargegen. Er were eben bey dem beylager zu München mitt des FERDINANDI III. Schwester134 und des itzigen Churfurstens135 Hn. Vatter136 gewesen der Keyser137 were auch dargewesen, Er liebte Teutschland sehr und Sagte das Er ohnlangst seine tochter zu besuchen in Teutschland eine reyse zu thun, und denn zugleich meinen H. Vatter auch zu zusprechen138 Ihm vorgenommen hatte were aber, vom BOTRAGA sehr überfallen worden, welches ihn verhindert, Er hatte vor wenigen Wochen eine sehr schöne gutschen zu PARIS verfertigen und der H.in von Jehna seiner dochter139 weill Er vernommen daß Sie wieder Schwanger were, zu bezeugung seiner freude ohne ihren wißen zu schicken140 laßen, Selben morgen als ich ankommen war hatte Er gewiße Zeitungen erhalten daß Churbrandenburg Sehr starcke macht auf den beinen hätte Er wehre zum Haubt der Teutschen ARMEE erwehlet und Chursachßen würde Sich mitt ihm CONJUNGIRen, von den H. Schweden RESOLUTION wiße mann noch nichts gewißes, mann zweiffelte daran das Sie Franckreich beystehen wür134 135 136 137 138 139 140
Maria Anna (1610–1665), Erzherzogin von Österreich, Kurfürstin von Bayern, 1635 zweite Gemahlin Kurfürst Maximilians. Ferdinand Maria (1636–1679), Kurfürst von Bayern, seit 1651 Kurfürst. Maximilian I. (1573–1651), Herzog von Bayern, seit 1623 Kurfürst. Ferdinand III. (1608–1657), Kaiser. Im Falz. Marie Charlotte de La Trémoille (1630–1682), Tochter Henris de La Trémoille, Duc de Thouars, verm. mit Herzog Bernhard von Sachsen-Jena. Im Falz.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
den. Des Konigs macht würde in 3 theil getheilet ein theil nacher FLANDERN, der andere nacher Teutschland 30.000 man starck, So Printz CONDE141 mit dem DUC D’AGIEG142 seinem Sohn COMMENDIREN solte, und der dritte, nacher Italien, Von Seines Haußes herkommen landen und beschaffenheit habe ich dieses erfahren können, Daß dieses Hauß auß ITALIEN vom Könige von ARAGONIEN u. NAPOLIS herkombt, Ist zu Zeiten ALFONSI143 Königs in Franckreich. Seine gemahlin144 ist des MARCHAL TURENNE Schwester gewesen mitt welcher Er 3 Kinder so noch im leben sind gezeuget, als den Hertzog von TARANTE145 welcher des letztverstorbenen WILHELMS Landgrafens von Heßen Caßel146 geheurathet mitt welche Er 2 sohne147 und ein fräulein148 von 15 jahren gezeuget, der ander Sohn ist der Graf DE LA VALLE,149 so ein Abt über 3 Apteyen ist so ihm bey 40.000 L. eintragen, und die PRINCESSIN von JEHNA.150 Sein land ist theils im ANJOU, POITTOU und BRETAGNIEN, das vornehmbste aber ist die DUCHEÉ DE THOUARS, Seine einkunffte belauffen Sich ordentlich über die 200.000 thr. ohne EXTRA fälle, Er 2.000 Edelleuthe, 15. MARQVIS. 25. Grafen, 33 PARONEN zu seinen VASALLEN, Es nehmen auch viel Fürsten und Hertzoge von ihm die lehn als der Hertzog von SAVOYEN und Konig in PORTUGAL RESPECTU, ihrer gemahlinen der PRINCESSINEN D’AUMALE, So zwey Schwestern sind,151 der DUC DE NEMUR, PRISSAC, ROYENNE, ROHAN, und andere Hertzoge mehr, Sie Sind OBLIGIRET bey verlust der lehn, In persohn, Knieend, ohne Degen und Spohren, bey Schwerung auf das Evangelium, die lehn zu empfangen, müßen auch ein buch, so Sie die AVOUE nennen, und darinnen, die verzeichnüß der lehnstücke und deren tacks mitt ihrem Wappen geschrieben und gemahlet stehet, überreichen, Es giebt aber, der Herzog zu weilen denen großen Hn. So wegen des Konigs verrichtung nicht abkommen können, auf ihre bitte PERMISSION einen PROCUREUR vor ihre Person zu schicken. Das gericht So Er über die VASALLEN hatt ist dieses daß bey einem erbfall, alß der todt des VASALLEN, oder die verheurathung der töchter so land überbringen Er ein gantzes 141 142 143
144 145 146 147 148 149 150 151
Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 122. Henri III Jules de Bourbon (1643–1709), Duc d’Enghien. Unklar, der Anspruch auf das Königreich Neapel resultierte aus der 1521 geschlossenen Ehe zwischen François de La Trémoille (1505–1541) und Anne de Laval (1505–1554). Diese war die Tochter Guys XVI, Comte de Laval und Charlottes d’Aragon, Tochter Federigos IV (1452–1504), des früheren Königs von Neapel. Marie de la Tour d’Auvergne (1600–1665), verm. mit Henri III de La Trémoille. Henri Charles de La Trémoille, vgl. Anm. 117. Emilie von Hessen-Kassel (1626–1693), Tochter Wilhelms V. (1602–1637), Landgraf von Hessen-Kassel. Charles Belgique (1655–1709) und Frédéric-Guillaume (1658–1738) de La Trémoille. Charlotte Emilie de La Trémoille (1652–1732). Louis Maurice de La Trémoille (1624–1681), Comte de Laval. Marie Charlotte de La Trémoille, vgl. Anm. 139. Marie Françoise Élisabeth de Savoie-Nemours (1646–1683), Königin von Portugal und Marie Jeanne Baptiste de Savoie-Nemours (1644–1724), Duchesse de Savoie.
Ergänzungen zum Bericht
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jahr die lehngüther gewinst, bey verkauffung aber nimbt Er den 6theil als RACHAPT152 voraus, Er erzehlte, daß HENRICUS IV. als Er Schon Konig von NAVARRE gewesen die lehn in Persohn wie es sich gehoret von Seinem AYEUL empfangen, [Vor dem] die JUSTITZ bestellet Er durchgängig in seinen landern, und wird von den gerichten in BRETANNIEN und ANJOU, und andere, an die OFFICIERS zu THOUARS APPELLIRET, von welchen hernach an das PARLEMENT zu PARIS APPELLIRET wird, Er hatt auch einen großen vortheil vor andere Hn. darinnen daß in seinen gantzen land keine FERMIER des Konigs Sind, Sondern wenn der Konig von Seinen landen was haben will fordert Es der König von dem Hertzog selbsten, Sein land hatt Er ohnlangst umb eine PARONNIE mehr vermehret, denn Er die PARONNIE LOADIER vom Konig alß des Konigs DOMAINE gekaufft bis so lange ihm der Konig das geld wiedergiebt, NB. Es wurde auch REFERIRET, vom Hertzog daß die Konigin von PORTUGAL und die Hertzogin von SAVOYEN So des DUC DE NEMOURS töchter sind ihr land vor 130.000 thr. verkauffen wolten, Nur INCIDENTER153 von dem Hertzog von NEMOUR zu reden So ist dieser beyden PRINCESSINEN H. Vatter,154 von dem DUC DE BEAUFORT155 deß Großvatter HENRICUS IV.156 ist und deßen H. Vatter der DUC DE VENDOSME157 mitt der schonen GABRIEL158 gezeuget, und itzo ADMIRAL über des Konigs von Franckreich Schiffflotte ist, im DUEL erschossen worden, Er hatt [Es] aber das Hertzogthumb NEMOUR von Seinem H. Vatter dem Hertzog von NEMOUR ererbet deßen Voreltern einer Hertzog von SAVOYEN solches vom Konig in Franckreich an schuldbezahlung angenommen, ist itzo gantz ausgestorben und dem Hauß SAVOYEN INCORPORIRET. Durch gantz POITOU kombt mann auf lauter nußbäume Wald und Wein wachs, ist zu verwundern daß der Wein so guth wird da Er doch gantz nicht angebunden noch beschnitten wird, sondern mann ihn nur so wilde wachsen wenn die Weinlese geschehen, so schneiden Sie ihn bis auff ein kleines stückgen ab ohngefehr in dieser lange so aus der Erden hervorraget und behacken die Erde, Sie sagen daß Er nicht geriethe wenn mann ihn beschneiteln und anbinden wolte. Sie haben auch eine sonderliche arth von Pflügen den sie keinen rader haben, sondern ist nur eine große stange mitt einer Pflugschar beschlagen, der sehet der seht den samen in die ungeackerten furgen, der bauer aber ackert dem samen gleich hinter ihm ein. NB. Von ROCHELLE ist zumercken, die stadt ist eine ziemblich alte stadt und ist von Zeiten zu Zeiten wegen ihrer guthen lage am meer und beqvemig152 153 154 155 156 157 158
Rachat – Wiederkauf. Nebenbei. Charles Amédée de Savoie (1624–1652), Duc de Nemours et d’Aumale. François de Bourbon (1616–1669), Duc de Beaufort. Henri IV (1553–1610), König von Frankreich. César de Bourbon (1594–1665), Duc de Vendôme. Gabrielle d’Estrées (ca. 1573–1599).
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
keit des ports in ihrem ESSE kommen, Sie hatt vor diesem keine andere DEFENSION gehabt als die Sie vom meer und umbliegenden MORASTen, wie auch denn auf alters gemachte mauern mitt thürnen, und graben polwercken, bekommen nach der Zeit aber haben Sie die stadt mitt einer ordentlichen FORTIFICATION so 7 bolwercke, doppelten graben, und 4 andere bolwercke vor der CONTRESCARPE, in sich gehalten, verwehret, Soll der zu GREVELINGen nicht ungleich gewesen seyn, Sie hatt aber zur Zeit der ersten FORTIFICATION einen großen sturm [ausgestanden] anno 1573 von der Koniglichen ARMEE ausgestanden und den Konig glucklich REPOUSSIRET, Anno 1628 aber, hatt Sie der Konig LUDOVICUS XIII. nach 3 jahriger belagerung einbekommen, Es hatt aber zu dieser einnehmung nichts anders geholffen als die DIGUEN So der Konig auf angeben des CARDINALS RICHELIEU hatt machen laßen, und die hulffe der frembden verhinderten welche durch versenckung 60 großer Kriegs schiffe die breite hinüber des CANALS So die Seeh machet gemachet worden, nach dem aber die stadt einbekommen worden, hatt mann die DIGUE in der Mitten wieder geofnet damitt mann wieder zu und abschiffen können und darmitt die Schiffe nicht edtwann auf dem überrest der DIGUE fahren und dahero ungluck haben mogten hatt mann an dem orth die DIGUE geoffnet ein großen baum oder Pfahl eingetrucket denen durchfahrenden den Weg zu weißen, Es hatt nicht wenig zu der ergebung der stadt der hunger geholffen, denn Sie in wehrender belagerung allerhand seltzame sachen geßen, sonderlich die Schweine, Kalber und schaffs Hauben159 Nach übergebung der stadt sind So wohl die mauern als auch die schone FORTIFICATION gantzlichen RASIRET worden alß mann auch nicht das geringste darvon mehr sehen kann. Es wird auch noch gewiesen, der orth wo der Konig sein lager gehabt welches auf der seiten beym Meer nach der Insul RE zu gewesen und LE FORT S. LOUIS genennet worden. Uber dieses siehet mann auch das die Sehe schon ziemblich den überrest der DIGUE wegreist, [Was den portt anlanget, so ist er] Die stadt ist ferner an einem GOLFO des Mehrs gebauet, welches auch einen großen CANAL von 1.000 schritt breitt machet und machet daß der PORTT gar sicher ist und das schiffe ohn alle gefahr einlauffen konnen. Was den port anlanget, So sind bey der einfahrt des portts 2 große thürne, welche CAROLUS V.160 Konig in Franckreich von den steinen vom eingerißenen alten schloß hat bauen laßen, und mitt fenstern und ARTILLERIE versehen sind, Es ist eine Kette darbey So von einem thurn bis zum andern gehet, von welcher Kette auch der eine thurn der Kettenthurn genenet wird, der andere heist S. NICOLAS thurn, die Ketten kann ein eintziger mensch aufflosen und des morgends den port auf machen, des abends aber, wenn Er verschloßen wird werden 5. Personen darzu erfordert, der jenige der über die Kette bestellet ist, bekombt von einem ieden großen schiff das ausfahrt 5. sols. oder die helffte von einem Kleineren, die schif159 160
Entweder den Kopf umhüllende Haut oder zweiter Magen bei Wiederkäuern. Charles V (1338–1380), König von Frankreich.
Ergänzungen zum Bericht
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fer wenn Sie in den port von der Sehe wieder kommen, geben auch einen TRIBUT von fischen ieder einen Korb der herunter gelaßen wird. Von denen itzbemelten thürnen gehet eine starcke und weite mauer bis zu dem thurn GARROD genandt welcher alles COMMENDIRET, und der stadt Zeughauß ist. Der umbfang der stadt ist 3.000 schritt und ist fast als in einer 4ecke gebauet, Sie ist nicht alzu groß und auch nicht zu klein sondern eine ziemblich großen, hatt noch 4 Haubthor PORT DE COIGUE, S. NICOLAS, MOULIN U. CLEREMBEAU. Hatt edwan ein bahr lange breite und mitt hubschen Hausern bebauete gaßen, die andern aber sind alle heßlich gebauet und kotigt. Die mauern nach der sehe zu sind meistentheils auf felßen gebauet und so breit gewesen das 4 CAROSSEN neben einander gar wohl haben fahren können, die graben sind So tief gewesen daß Mann anders nicht als durch leitern hatt hienauff kommen konnen. Sind aber alle abgebrochen worden. Vor dem wirthshauß L’ESCU DE FRANCE worinnen ich gelegen bis uber
selbe gantze gaßen nach dem Tempell zu, etlichen der Haußer an dem orth wo zuvor die mauer und brustwehr gewesen, hatt auch in der gegend einen großen thurn gehabt. Der hohe tuhrn LA LANTOUR genant nach der Sehe zu auf welchen Sie feuer aufstecken den Schiffen den Weg zu weisen ist noch in seinem ESSE geblieben, wurden damahls viel Spanier darinnen verwahret welche Sie auf der Insel DE RE bekommen. War damahls gar unschön auf der Sehe zu fahren weil viel Spanische Kriegsschiffe allernechst Sich sehen ließen, welches auch mein DESSEIN verhindert, Es haben in der stadt die CALVINISTen zwey TEMPLES darinnen ge-
habt, deren der eine die große und runde Kuppel so gantz mitt bley bedecket ist ihnen aber von denen CATHOLIsche nach einnehmung der stadt genommen und S. LOUIS genennet worden, die andere ist ihnen gelaßen worden welche draußen vor der stadt liegt und gleich der zu SAUMUR ist, Es ist auch ohnlangst ein verboth heraus gangen daß kein CATHOLIscher Sich mitt denen CALVINISTen soll verheurathen und andern theils auch oder muß die RELIGION des mannes annehmen. Vor eroberung der stadt haben Sie mehren theils die stadt innen gehabt, Sind aber bey einnehmung der stadt alle hienaus gejaget nach der Zeit aber durch ein absonderlich EDICT REVOCIRET worden, daruber aber Getrachtet worden dafern einige REBELLION wieder entstünde und Sie als denn wieder eingenommen würde Solte die stadt verbrand und alle inwohner gehenckt werden, dahero auch der DUC DE BEAUFORT161 das GOUBERNEMENT welches Er sehr verlanget nicht bekommen kann. Wenn vor diesem CATHOLIsche und REFORMIRTE zusammen geheurathet sind die Sohne dem Vatter und die tochter der Mutter in der RELIGION gefolget. Ihre MINISTRI sind M. GIBERT. TANTABARAO, LORTY ET DE TARSEMENT162 welcher sehr wohl soll STUDIRET haben, was die JUSTITZ anlanget So haben sie vor eroberung der stadt 161 162
François de Bourbon, vgl. Anm. 155. Die vier Prediger sind nicht identifiziert.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
163 ROCHELLE den 5. 8b. 1667 ♄ auf den abend bey tisch. I. Ursachen warumb Holland und Franckreich etwan einander in die Hahre kommen konten. 1. Sie haben an den Konig begehren umb auf die FRONTIREN alle DISORDRE zu vermeiden daß der Konig nicht ubel aufnehme wenn Sie ihre Volcker auf die FRONTIREN legten, welches der Konig geschehen laßen, nichts desto weniger aber zwischen Hol. und Franck. viel mord und todschlag vorgang, dergestalt daß Sie den Konig REMONSTRIRET nothwendig zuseyn daß Sie [ihn] diese Volcker endurlaubte und geschehen ließen daß Sie [diese] eine PARTIE zu nehmen welche Sie wolten. Darauf Sie alle unter den GENERAL MARCIN164 gangen. Welches denn zu seiner Zeit zu einer mittursache des Krieges zwischen H. und F. gerechen wird. 2. Die Zweyte Ursache kam kam wegen PORTUGALL dergestalt, Bey den letzten Friedens TRACTATen zwischen Holl. und PORTUGALL wegen PERNAMBUCO in BRASILIEN vor ungefehr 12 jahren ward verglichen, daß die PORTIGEUSEN bemeltes land behalten den Hollad. aber ein ansehnliches geld wie freye COMMERCIEN ferners geben solten, die bezahlung aber zum theil bishero unterblieben. Bey dieser OCCASION den Frieden zwischen ihnen und Engelland DELIBERIRT Holl. was mitt deren in guthem Zustand sich befinden Schiffflotte anzufangen, und gehet der schluß dahin, mann soll [sich] die PORTUGEUSIsche schulden einfordern, weswegen Sich die gantze Holld. flotte auf die REVIR vor LISABONNA geleget und dem Konig umb Zahlung angesucht, da Sie doch vorher wohl gewust daß Er gantz ohne geld sey, darauf der Konig geantworttet daß Es unmuglich itziger Zeit zu bezahlen, wolle aber mitt nechster OCCASION bezahlen, oder da Sie deßen nicht erwartten konten mogten Sie Sich an das land selber halten, weswegen der Krieg entstanden, weill Es aber den Hollandern wohl bewust daß dieses eine hartte nuß ist aufzubeißen, haben Sie geantworttet, von der stelle nicht zu weichen bis Sie der Konig CONTESTIRTE, welches denn nichts anders ist als ein neuer Krieg zwischen Holl. und PORTUGAL, Dieses hatt der Konig in Franckreich unternommen und den Hollandern REMONSTRIRET wie Er mitt PORTUGAL verbunden Sey, und dannenher wer die PORTUGEUSEN angreiffen der kundigete ihm auch zugleich den Krieg an, die Hollander aber REPORTIREN, wer verhindern wolte daß Sie ihre rechtmaßige schulden 165 von den PORTUGEUSEN einforderten, der muste eben dergleichen unbilligkeiten ihnen zumeßen, welches ohne Zweiffel eine große CAUSA BELLI mitt ist. 3. Der Konig sucht dieses EXPEDIENTZ, Er wolte gantzlichen von PORTUGAL ablaßen wo Sie dergleichen von Spanien auch thun würden, die Hollan163 164 165
Ohne Paginierung. Jean-Gaspard-Ferdinand de Marchin (Marsin) (1601–1673), Comte de Granville, LieutenantGénéral. Eigentlich .
Ergänzungen zum Bericht
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der aber antwortten, daß solches nicht seyn konte in maßen Sie mitt Spanien 1. nachtbahren wehren 2. COMMERTIEN u. 3. INTERESSE hatten, auch 4. schon langst mitt Spanien in guthem vernehmen gestanden, MAXIMA PALIBREA166 Holland wird aldenn vollig die ALLIANTZ mitt Spanien antreten, und dem Franc. den Krieg ankundigen so ferne der Keyser ihnen SUCCURIRen wird. Wo nicht werde Es den Francosen lauter freundliche MINE machen und ihm an seinen vornehmen Recht verhinderlich seyn. I. NB. Was anlanget, die INTRIGUE zwischen dem Konig in Franckreich und dem babst wegen der CONTRIBUTION, so der Konig zu diesem Kriege von der geistlichkeit EXIGIRET, und dahero leicht ein Krieg zwischen dem Konig und dem babst endstehen konte. II. Die CLERIsey in Franckreich hatt über 300. MILLIONEN Jährlich einkommen dahero der Konig AUTHORITATE REGIA, QUAM HABET IN CLERUM GALLICUM, viel abnehmen und zum Kriege verwenden will. Das COLLEGIUM CARD. aber zu Rom JUDICIRT es sey solches JUS JURA ECC. CATH. dann der Konig HOC PASSU mitt dem CLERO nichts zu schaffen habe und wird mitt der EXCOMMUNICATION COMINIRET. Daß aber der CLERUS so viel einkommen habe, ist dahero zu glauben daß Er fast in allen orthen nicht allein LES DIMES oder Zehnden, Sondern auch nach gerechnet worden daß Er in allen PAROISSEN den 40sten theil aller einkommen habe, welches der Konig zu viel seyn erachtet, da Er als Konig nicht den 100sten theil davon genieße, sagt wo ein BENEFIC. von 50 bis 60 und mehr 1.000 sey, were daßelbst zu unterhaltung des CLERI 5 od. 6.000 genug das übrige wolte Er als CAPUT ECCLESIÆ GALLICÆ USIBUS POL. verwenden, ROMA REPLICIRTE, auf solche Weise würde Sich der Konig selber zum babst machen u. Franck. von der Kirchen abtreten, der Konig DISTINGUIRT INTER SPIRITUALIA ET TEMPORALIA. Uber dieses sagte der Konig habe Er macht als Konig uber jenes alß CURAM AMMARUM thue Er dem babst keinen eingreiff. III. In Franckreich sind 373.000 PAROISSEN, in mancher stadt 5. 10. 20. auch mehr wenn nur auf eine ieden einen Soldaten hergebe und des jahrs unterhielte, würde mann eine guthe SUMME Volck zusammen bringen. IV. Der Konig würbet stetig willen vor jahr m/120 mann ins feld stellen. V. Das CONSILIUM in Spanien ist uneinig, denn die Konigin167 und der DON JUAN D’AUSTRIA168 wollen Krieg, die ubrigen aber wollen frieden. VI. Vom DEL CAMPO169 berumhten bereiter zu PARIS So unlangst wegen falscher Müntz zu PARIS endhaubtet worden. Er hatt dieses meisterstück schon lange getrieben, Er hatt Es aber nicht gar meisterlich gemacht denn Er lauter goldstuck von 4 bis 5 LOUIS DOR vornehmb166 167 168 169
Lesung unsicher, vielleicht per libera. Maria Anna (1634–1696), Erzherzogin von Österreich, Königin von Spanien, verm. mit Felipe IV. Juan José de Austria (1629–1679), natürlicher Sohn Felipes IV. N.N. Delcampe, ursprünglich Del Campo.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
lich Spanische PISTOLEN gemacht, dahero Er sich nicht mitt dem empfang des geldes von ACADEMISTen endschuldigen können denn Er von ihnen nichts anders halbe und einfachtige LOUIS DOR bekommen (Er hatt von den ACADEMISTen im jahr m/20 Liv. bekommen). Er hatt Sie aber mitt einer sonderlichen marcke gezeichnet, damitt Er die seinigen vor andern kenne und im Spielen verdauschen könne, auf welche weise Er die seinigen unter die leuthe bracht und stetig guth geld gehabt, Sie alle das rechte gewicht170 und brobe gehabt, als Es das erste mahl auskommen, und der Konig in deswegen zur rede gesetzet, hatt Er sich endschuldiget, Er muste das REMEDIUM ergreiffen weil Er so viel CREDITORES hätte, der Konig hatt ihn darauf PARDONIRET und ihm zu unterhaltung 1.000 Rthr. jahrlich geben, und damahls m/15 Liv. verehren laßen, das 2. mahl ist wiederumb PARDONNIRET worden letztlichen aber ist PRISONNIRET und endhaubtet worden. Wie es aber aus kommen? antwortt, erstlichen hatt mann es an den goldstucken gemercket, das sie nicht richtig waren, weill Sie nach der Zeit, und vieler leuthe handierung, ihren schein und gold171 verlohren, denn Sie nur von METALL mitt wenig silber gemacht und vielen aufgeschwemten golde gemacht gewesen, letztlichen hatt mann ihn über der werckstatt selber gefunden, welche mann zu vor nie hatt ausmachen konnen, noch von seinen leuthen einige aber bey gewesen. Er hatt Sie auf der obersten treppe in einen thurn seines haußes so sehr hoch gewesen, und auf starcke weise gebauet gehabt (hatt alle Zeit bey licht gearbeitet und zwar so kunstlich daß Er als die leuthe die herauff gangen sind Sie [ihn] ihn aber nicht das licht haben sehen konnen, der eingang zu seiner werckstatt ist mitt einer steinern thür verwehret gewesen, und wenn mann darvor kommen hatt hatt es ausgesehen als ein gemauerter anderer stein, endtlich aber als Seine ACADEMISTen und andere ihn durch das gantze hauß gesuchet und nicht finden konnen, sind Sie oben auf die treppen bis zu seiner werckstatt gangen, aber nicht geringste mercken noch sehen bis endlichen Er ohngefehr inwendig das licht nur ein wenig gerucket daß das scheinen des lichts gleich vor der ritze oder fuge des steins kommen und ihn verrathen, haben alsobalden den stein in stucke zerschlagen und ihm bey allen seinem werckzeugen gefunden. Er Ist ein vornehmer edelman aus ITALIEN gewesen, seine güther sind auch gantz CONFICIRET worden. Die Kinder aber bekum jahrlich ein klein PENSION vom Konig. VII. Es ist auch ein vornehmer falscher muntzer gewesen welchen der König sehr lieb gehabt und als auch die rede von dieser personen vor den Konig kommen auch solchen eines nachts bey der ARME angetroffen hatt Er gesagt das Er vernommen wie Er sich unterstunden Ihm dem Konig, so viel backenstreich auch zu geben, worauf Er geantworttet daß Er
170 171
Lesung unsicher, im Falz verdeckt. Lesung unsicher.
Ergänzungen zum Bericht
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Ihr Mayt. backenstreich geben konte Er sich nicht erinnern, Seine bilder gestehe es aber, welches ihm leid daß Er es thun muste, der Konig fragte warumb, Er antworttet daß der Konig ursach davon wehre, abermahlen nach forschung der Ursach, hatt Er geantwortt mitt jahrlich 1.000 thr. würde Es ihm kaum verbothen werden, So Er auch bekommen und das Muntzen eingestellet, war ein großes durch diese kühnheit so viel erlangen. VIII. Von dem MARCHAL TURENNE.172 Es hatt die Konigin173 auf ihrem tod bette [von] dem Konig befohlen ihr anzugeloben mitt dem MARCHAL TURENNE wegen der RELIGION zu reden, Als nun einsmahls der Konig dem TURENNE befohlen zu ihm in sein gemach zukommen, hatt der Konig ihm also angedeutet, Es hatte seine Frau Mutter ein gelubte von ihm genommen mitt ihm der RELIGION halber zureden, hatt also itzo sich seines gelubtes zu endledigen, ihm die CHARGE des CONNESTABLES mitt beding die RELIGION zu CHANGIREN anbiethen wollen. Worauf der TURENNE geantworttet, Er bedancke Sich sehr vor die gnade daß Er ihm diese hohe CHARGE auftragen wolte, weil Er aber darneben sehe daß dem Konig ihm seine dienste nicht langer anstunden weil Er begehret die RELIGION zu CHANGIREN, Er aber solches wieder sein gewißen nicht thun konte, Als were Er schon PARAT die dienste aufzugeben, und bey seiner RELIGION bis an sein Ende iglich auf dem lande leben, darauf ihm der Konig umhalset Er solte sowohl bey seiner CHARGE als bey seiner RELIGION verbleiben, Er wolte hinfuhro nicht wieder mitt ihm von dieser MATERIE reden. IX. Zu BOURDEAUX den 10. 8tbr. 1667. ♃ des tages und abends. Vom CHATEAU TROMPETE. Ist ein alt Romisch gebäude. Solches ist a. 1454 von Konig Carl dem 7.174 aufs neue befestiget sowohl der REVOLTen der stadt als auch der Engellander EXCENSION zur Sehe zu verhüten, under gegenwertigen Konig wird es zu einer REAL festung gebauet, bestehet in 6 PASTIONEN da eine gantze und 2 halbe gegen die GARONNE das übrige aber gegen die stadt und vorstadt ligt, die flancken sind 32 schrit, CORDINE 120. FACE, 50 lang, darauf sind 4 CAVALIERS, Es hatt auch überall CONTRAMINIRTE und in iedem winckel der flancken und CORDINEN streichen da die stücke den bolwercks bunckt bestreichen konnen, Es werden auch außen Wercke von halben Monden und REVELINEN verfertigt da von die stadt eins an der GARONNE herunter aus Koniglichen befehl an stadt bezahlung des hiebevor genommenen Koniglichen getreides vor mehr als m/100 thr. sambt denen von so viel jahren her aufgelauffenen INTERESSEN bauen soll. NB. Es ist mehren theils auf 172 173 174
Henri de La Tour d’Auvergne (1611–1675), Vicomte de Turenne, Maréchal de France. Anne d’Autriche (1601–1666), Königin von Frankreich, vermählt mit Louis XIII. Charles VII (1403–1461), König von Frankreich.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
PILOTEN gebauet nichts desto weniger fangt eine PASTION, so albereits fertig, an zu rutschen und breche idermann zu bekommen, daß mann dahero neue FUNDAMENTE oder PARAPED175 daran machen muß. Die arth der steine ist ziemblich wenig,176 sonderlich in den CONTREMINEN, die brustwehre von 7 bis 8 Schue dick, Es gehoren in diese festung 2 bis 3.000 mann zur besatzung, und wird von der statt her von nichts anders mehr INCOMMODIRET, als von den PILIERS TUTELES, welche auch vor der Zeit deswegen ziemblich beschoßen worden. M. DE CLERVILLE177 hatt dem Konig gerathen solche deswegen zu DEMOLIREN, welcher aber befohlen Sie wegen der ANTIQVITAT stehen zu laßen. Der itzige COMMENDante darinnen heist M. LA COGERIE178 aus dem ANJOU. X. Die stadt BOURDEAUX Ist in eine schone SITUATION gelegen treibt große COMMERTIEN sonderlich von Saltz, fruchten und Wein, welches alles nacher Engelland überflußig gefuhrt wird. Es sind über 40 frembde Kauffleuthe burger wohnhaft. Uber 2.000 REFORMIRTE sehlen, haben 4 Pfahrer, und ein TEMPEL vor der stadt an einem orth AVENGLE179 gelegen, wenn der Wein etwan zu lange liegen bleibet als wie bey diesem letzten Kriege geschehen kann Er die Sehe nicht halten sondern muß zu brandtwein gemacht werden. Der Konig ziehet jahrlich über 4 MILLIONEN aus den TOUENE180 hatte Sich bey den vorigen COMMERTIEN auch noch so hoch erstrecket die Hollandische schiffe bezahlen ihre alhier aufgeladene Wahren insgemein gantz als theils mitt geld theils mitt SPECEreyen, die Engelander aber mußen auf die helffte CREDIT machen. Zur stadt ad XX. gehorig. Eß ist zu BORDEAUX ein PARLEMENT, so in der alten Hertzogen PALAST gehalten wird. ITEM eine CHAMBRE MYPARTIE oder CHAMBRE D’EDICTS. CHAMBRE DE CONTE. Ein BUREAU oder Kaufhauß, Eine UNIVERSITAT, unterschiedliche MANEUFRIEURS. und dergleichen, Die Haubt Kirche S. ANDREANS haben die Engelander gebauet. Darbey des Ertzbischoffs RESIDENTZ, deren beschreibung beym GELNITZ181 zu sehen. Die JESUITER FUNDIRTE H. III.182 Die Kaufleuthe haben eine eigene JUSTITZ in welchem Hauß die FOIRE gehalten wird. Alhier sind schone buchladen, und sonst allerhand Kaufmanns wahren. Die stadt ist etzliche mahl erweitert worden, hatt 6 Haubtthor, die FRONTE der stadt nach der GARONNE zu ist ein rechter halber mond, das ubrige aber fast rund gebauet, 175 176 177 178 179 180 181 182
Brustwehr. Lesung unsicher. Louis Nicolas de Clerville (1610–1677), Ingenieur, Militärarchitekt, 1659 Commissaire général des Fortifications. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Vermutlich Ausfuhrzoll. Abraham Gölnitz, Ulysses Belgico-Gallicus fidus tibi dux et Achates. [...] Amsterdam 1655, 554. Henri III (1551–1589), König von Frankreich.
Ergänzungen zum Bericht
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der portt war damahls bey 200 schiff voll, liegt fast alles voller schiffe so einem wald nicht ungleich ist, alles teuer der weilen Es eine stadt von COMMERTIEN ist, Weill die frucht und Wein bey letztwerenden Kriege nicht viel gegolten ist der adel sehr verarmet. XI. Der GOUBERNEUR uber die PROVINTZ GIENNE ist INTERIM M. LE DUC DE SIMON183 welcher auch zu BLAYE GOUBERNEUR ist. Es hatt aber der DUC DE VERNEUIL184 des HENRICI IV. unechter Sohn die Hofnung das GOUBERNENTS, und wird eine vom Hauß SULLY heurathen.185 XII. Die TAILLEN in LANGEDOC, PROVENCE und DAUPHINE sind RECT und nicht PERSONAL ist wenn ein iedermann Graf oder Fürst ein bauer guth hatt, so muß Er so viel geben, als das guth giebt wenn es ein bauer beseßen. XIII. Des Konig in Engeland PRÆTENSION über GIENNE. Die Konige haben noch eine alte PRÆTENSION über GIENNE maßen denn die Hertzoge von GIENNE auch Herrn über NORMANDIE und Engelland gewesen, die PRÆTENSION aber kombt dahero Es hatt der letzte Hertzog von GIENNE186 eine dochter gehabt so ELEONORA187 geheißen und anfangs den Konig in Franckreich LUDOVICUM LE JEUNE188 genant geheurathet und ihm das land GUIENNE mitt zubracht, als Er Sie aber REPUDIIRET und ihr das land wieder geben hatt Sie den DUC DE NORMENDIE HENRICUS189 genant geheurathet welcher hernach Konig in Engelland worden, Seine nachkommen sind hernach aus der NORMANDIE und GIENNE von CARLO VII.190 gejaget worden. XIV. Es sind Etliche ANTIQVITATEN zu BORDAUX von Romischen STATUEN 1524 gefunden worden so itzo im Rathauß stehen. XV. LES PILLIERS TUTELERS. Das PALAIS S. GALLIEN zu BORDEAUX ist ein AMPHITEATRUM, und die PILIERS TUTELERS, haben ihren nahmen daher daß Es eine Kirche von 24 großen seulen von CORINTHIscher arth darvon itzo nur 18 noch stehen, gewesen in welcher nicht alleine ein ieder seinen schutzgott oder Engel angeruffen sondern Es sind auch die Vormunder der Weisen darin zusammen kommen, ist in den innerlichen unruhen vor der stadt wieder den Konig und CHATTEAU TROMPETE eine guthe DEFENSION gewesen da sie es mitt Erde gefullet und stücke daruff gepflantzet. Es ist auch sehr beschoßen worden mann hatt aber den nichts thun können denn [ist] die steine durchgehend 183 184 185 186 187 188 189 190
Claude de Rouvroy (1607–1693), Duc de Saint Simon, Gouverneur der Stadt Blaye. Henri de Bourbon (1601–1682), Duc de Verneuil. 1668 verm. mit Charlotte Séguier (1622–1704), Witwe Maximiliens de Béthune, Duc de Sully. Guillaume X (1099–1137), Duc de Guyenne. Éléonore de Guyenne (um 1122–1204), auch Éléonore d’Aquitaine, Duchesse d’Aquitaine, Königin von Frankreich, Königin von England. Louis VII (1120–1180), Louis le Jeune, König von Frankreich. Henry II (1133–1189), König von England, Herzog der Normandie. Charles VII, vgl. Anm. 174.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
mitt großen starcken eisen eines ziembliche arms tick zusammen gefaßet und eingemauert sind. XVI. Das grab zu BORDEAUX bey der S. SEVERINS Kirchen. Es befindet sich ein steinern grab bey der S. SEVERINS Kirchen welches gantz mitt eißern Clammern zugemacht auf der seiten aber ein loch gelaßen daß mann hinein sehen kann, in solchen loch befindet sich stetig waßer nimbt mitt dem Mond ab und zu; Mann halt dar von daß Es ein sonderbahre arth von stein sey der waßer von sich giebt, wie ich denn mitt meinen auch selbst gesehen daß inwendig Troffen herunter gefallen, und mann fuhlet Es daß Es stätig feucht ist und sickert. XVII. UNIVERSITAT. Die UNIVERSITAT zu BORDEAUX ist vom babst EUGENIO191 gestifft und von LUDOVICO XI.192 CONFIRMIRET worden. NB. Unsere Kauffleuthe zu BORDEAUX wahren, CHAVAT193 und OYEUX.194 XIIX. Des CARTEUSER Ordens Anfang. Es hatt Sich [ist] Einer nahmens BRUNO von Cölln195 aus Teutschland burthig zu PARIS aufgehalten, da denn ein vornehmer mann welchen Er als auch viele andere vor einen sehr gott furchtigen Mann gehalten zu seiner Zeit gestorben und die NOSTRE DAME begraben worden nicht lange nach seinen tod als eben dieser BRUNO in der Kirchen gewesen richtet sich dieser Verstorbene wieder auf und ruffet JUSTO DEI JUDICIA ACCUSATUR des andern tages JUDICATUR, und des dritten tages DAMNATUS SUM Als diese der BRUNO gehort ist Er sehr erschrecket worden, daß diesen mann darvor ein so gottesfurchtigen Mann gehalten worden solte verdammet seyen und dahero Er noch weniger hofnung Selig zu werden, hatte weill Er stetig lustig und frolig were hatt derwegen von der Zeit an ein einsames stilles leben angefangen sich ferner in eine EREMITAGE oder Waldhauß bey GRENOBLE begeben, nachmahls mehr bruder zu sich genommen und, folgends diesen strengen ORDEN angefangen. XIX. LA TOUR DE CORDOUAN. Nicht weit von BOURDEAUX ist ein thurm TOUR DE CORDOUAN genandt so mitten in der Sehe gelegen auf welchem Sie des nachts stetig feuer halten den Schiffen darmitt den Weg zu weisen denn Es darumb viel felsen giebt. XX. Die zwey berge bey BAJONNE und TARBE und BAGNIERE Bey BAJONNE ist Ein berg auf welchem mann Franckreich, NAVARRE, ARRAGONIEN und SPANIEN sehen kann. Ferner ist ein berg zwischen TARBE und BAGNIERE nahe bey den MON. PYREN. welcher gantz hohl und So mann einen stein hienunter wirfft donnert und einen starcken dampff von sich giebt.
191 192 193 194 195
Gabriele Condulmer (1383–1447), seit 1431 Papst Eugen IV. Louis XI (1423–1483), König von Frankreich. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Bruno von Köln (1027/1035–1101), Begründer des Kartäuserordens.
Ergänzungen zum Bericht
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XXI. Der fluß bey Moip. Es befindet sich bey MOIPEOIX196 ein fluß der nicht in die sehe gehet, und doch seinen FLUXUM und REFLUXUM hatt. XXII. Vom PERIGORD. Das PERIGORD fangt sich II meil von BOURDEAUX bey CHALAURE197 an, ist ein raues wildes land voller wälder und gebüsche. Die Walder sind lauter Castanien baume, mitt den Castanien mesten Sie die Schweine wie bey uns bucheckern. Hatt wenig frucht aber viel wein ist aber nichts nutze und wird an den baumen wie in Italien aufgefuhret, ist gar unsicher darinnen zu reißen wegen der VALEURS darunter Sich viel Herrn befinden, die leuthe sehen auch sehr morderisch aus, die ochsen treiber gehen in Mänteln, bey den ochsen her. Es ist beßer als LIMOSIN und auch großer, die vornehmbste heußer sind BOURDEILLE, ESSIDUEIL, HAUTEFORT, S. ALVAIRE, RIBERAC, S. AULAYE, LA FARCE,198 (LA PLUS BELLE MAISON DU PAYS.) GURSON, BOISSE PARDAILLAN, Es giebt auch viel MEDICINALsche grauter, berg wercke, und warme bader. Im nieder PERIGORD, worinnen SARLAT199 die vornehmbste stadt ist, ist eine große handlung mitt nußohl.200 Von der INSUL RE bey ROCHELLE. Dieselbe ist klein, denn der breite nur 3 und die lange 6 fran. Ehlen201 were, ist aber sehr Weinreich denn viel tausend Eimer jahrlich daselbst gezeuget würden. Vom Engelischen STAADT zu BOURDEAUX. Einer So dem vorigen Konige viel dienet und nach BOURDEAUX kommen gedachte wie das Volck mitt dem itzigen hollandischen frieden übel CONTENT were, weil Sie eine große geldsumme hergeschoßen, So zum Kriege EMPLOIRET worden Solte solte der König aber solche anders wohin verwendet werden (wie mann saget soll Sie der Cantzler bekommen haben). stehe dahero auf großen REVOLTEN, worbey der Cantzler und viel GRANDES, auch der Konig selbsten in großer gefahr seyn würde, wie mann denn in 3 MONATEN wohl von gesprungen Köpffen hören dorffte. Aufs Konigs Seiten stehe niemand aber die bischoffe und dergleichen personen welche Er vor nichts So hoch erhoben hatt, diese PARTEY aber sey die Schwachste. Hergegen sey ihm zu wenden 1. die jenige 196 197 198 199 200
201
Vielleicht Mirepoix-sur-Tarn. Der Fluss wäre die Tarn. Nicht identifiziert. La Force. Sarlat-la-Canéda. Die Aufzählung der vornehmsten Häuser und die Informationen über das Perigord sind identisch mit: Le Voyage de France, dressé povr la commodité des François & Etrangers. Avec une description des chemins pour aller & venir par tout le monde. Tres-necessaire aux voyageurs. [...] Corrigé & augmenté de nouueau. Par le sieur Verdier Historiographe du Roy. A Paris, chez Michel Bobin, dans la grand Salle du Palais à l’Esperance. M. DC. LXV. Auec priuileg du Roy, 214. Unklar, vermutlich Meilen.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
welche bey ihm und seinem H. Vatter im land alles aufgesetzet, itzo aber bey seiner erhöhung wegen des RECOMPENSES groß versprochen, aber in der that niemahlß nichts bekommen, ja endlichen wohl alß wann mann Sie nicht kente, wegwiesen worden waren. 2. Die GRANDES die mit zu seines Hn. Vattern todt geholffen, und Er EX RATIONE STATUS PERDONNIRET auch gar zu Ehren hervorgezogen, müsten zwar den haß zum Koniglichen hauße verbergen, konten ihn aber darumb wohl im hertzen bis zur gelegenheit hegen. 3. Die FACTION der qvackers und solches pobels sey groß und dem Konig und aller obrigkeit zu wieder. 4. Das Volck sey wegen vorwendung der zum Krieg geschoßenen u. anders verwendeten Kosten auch ohne ihren Willen gemachten schimpflichen friedens schwierig begehr dahero rechnung zu was zustand dahero der Konig u. andere INTERESSENTEN stehen mogten sey leicht zu schließen. Solchen Ubel vor zukommen dencke mann itzo auf einen neuen Krieg, der Sich mitt dem fruhe jahr gewiß zeigen würde. A. Er vergleiche den Konig mitt einer halb toden schlange so mann in seinen busen gewückelt u. Sie hernach getodet. B. Es sey in dem großen brande zu Londen 6 tage hernach in der buchfuhrer gaßen 2 gewolbe worinnen die bücher gewesen eröfnet und so erhitzet befunden worden, daß die flammen bey der öfnung herausgeschlagen, und seye dardurch uber 200.000 kostliche OPERA verbrandt. C. Er sagt von der Koniglichen Hoheit verfall202 Es hatte Gott durch die runde der Welt solche Unbestandigkeit weisen wollen, und trehe sich nichts heuthe alß das glucks radt dahero D. Alß LOUYS XIII. dem vorigen Konig ein schon gemahlde PRÆSENTIREN und in Engeland bringen laßen in welchem der Hertzog DE BOUQVIGNAN203 oben auf einem rade des glucks geseßen und einer von den hofbedienten PAR RAILLERIE gesagt, wer der gewesen der dem Sie So übel gewolt, und als mann die wache gefragt geantworttet, Es sey dieses gemahlde gar gefahrlich weil kein pflock vor das rad gestecket sey, und wenn daher solches umbzulauffen anfienge, wo doch der arme DUC DE BOUQVIGNAN bleiben wolte. Zu dem CANAL bey PERPIGNAN sind 8 MILLION DEPUTIRET worden solt in 1 ½ jahr fertig seyn die lange belaufft Sich auf 15 meilen. Bey dem todt des CARDINALS MAZARINI sagten die Francosen. ICY ECHUT L’EMINENCE SECONDIEME DIEU NOUS GARDE DE LA TROISIEME. Von den neugebackenen Edelleuthen haben die Francosen ein artig arth zu reden IL EST UN MARQVIS DE NOUVELLE IMPRESSION. Wie auch von den Edelleuthen so nicht durch den Degen sondern durch rathstellen und dergleichen OFFICIA darzu kommen solche nennen Sich GENTILHOMMES DE LA CLOCHE. Von des Konigs Bruders APPANAGE zu ORLEANS. Wie Er solches EXERCIRET.
202 203
Lesung unsicher. George Villiers (1592–1628), 1st Duke of Buckingham.
Ergänzungen zum Bericht
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Außer der Königlichen SOUVERAINITÄT EXERCIRET MONSIEUR204 alle JURA in dieser stadt und deren ELECTION, Er CREIRET alle beambten, und DISPONIRET über alle CHARGEN über diese seine DOMAINE, Er besitzet den gantzen wald von ORLEAN und deßen nutzungen, solcher 20 in der lange und 14 meilen in die breite. Und Gleich wie der Konig überal genaue RECHERCHES hält, welcher gestalt die Königlichen DOMAINE vor diesem, gantz oder zum theil, oder auch deren nutzungen allein in frembe hande gerathen, solche wiederumb zum stande zu bringen, Als hatt der Konig dem MONSIEUR dergleichen erlaubet wegen ORLEANS zu thun. Zum EXEMPEL MONSIEUR kann durch seinen DEPUTIRTE frage wie von von 40 50 und mehr jahren mitt der Wald nutzung sey verfahren worden, ITEM, wie mitt den Wind und Waßermühlen, ITEM, wegen brücken, Wege, und steige zu unterhaltung es vor eine bewandnuß habe. Ferner, wohin die stadt einkommen welche von Bürgermeister und rath von so viel jahren her im nahmen der herschafft eingenommen worden, verwandt [worden] sey, weill schon wegen unterhaltung brucken und Wege oder der stadt gebäuden, ander anstalten von der herschaft gemacht worden. Dieses DOMAINE trug dem verstorbenen Hertzog von ORLEANS205 neben dem GOUVERNEMENT von LANGEDOC 2 MILLIONEN und 400.000 L. ist welche 2.400.000 L. mitt eingerechnet die GENERALITAT dieses orths neben folgenden ELECTIONS die da sind BLOIS, AMBOISE, CHARTRES, BEAUSEANCY206 und die ELECTION ORLEANS selber (von dem allen MONSIEUR anitzo nichts mehr besitzet als die eintzige ELECTION ORLEANS, wie oben gedacht. NB. Die Waldnutzung trägt alle jahr über 100 morgen bauholtz und 400 morgen klein holtz davon mann allerley brennholtz und Weinstöcke macht, die JUSTITZ vom PRÆSIDIAL und BALLIAGE sind dem MONSIEUR vom Konige auch gelaßen worden, dergestald das alle öffendliche EDICTEN im nahmen Seiner Koniglichen Hoheit gegeben werden. Die CHARGE vom 1. LIEUTENANT GENERAL des am PRESIDIAL, kostet 40.000 thr. und muß die SUMMA dieses geldes an das CONSILIUM S.A.R. geführet werden, der itzige heißt BEAUHARNOIS207 und ist vor diesem BEAU NB. genenet worden. 2. Der LIEUTENANT PATICULIER zahlet m/33 L. und heist M. FAUCON208 (so alle Zeit SUBSTITUT des LIEUTENANT GENERALS und von der LONGEROBBE und erblich ist, welches So zu verstehen, wer es nach des inhabers tod wieder haben will muß solches geld seinen Erben erlegen, oder ist iemand von denen selbigen CAPABLE, kann Er es selber besitzen, Gegen erlegung der PAULETTE, welches 204 205 206 207 208
Philippe de Bourbon (1640–1701), Duc d’Orléans. Jean Baptiste Gaston de Bourbon (1608–1660), Duc d’Orléans. Beaugency. François III de Beauharnais (1600–1681), Lieutenant-Général et Président du Bailliage et Siège Présidial d’Orléans. François de Foucault, Lieutenant Particulier in Orléans.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
eine gewiße RECOGNITION ist so dem Konig erleget wird, wenn Erben auf erben eine CHARGE besitzen,) NB. Das PRESIDIAL und BALLIAGE hatt mitt der JUSTITZ, und die PREVOSTE mitt der POLICEY als radern und hencken zu thun, 3. In diesem PRESIDIAL sind 24 CONSEILLEUR kostet eine iede CHARGE m/16 L. Es ist auch an diesen PRESIDIAL ein ADVOCAT DU ROY deßen CHARGE kostet m/24 L. deßen ambt ist daß Er des Konigs recht und nutzen beobachte. 3. Diesen folgen 2 PRESIDENTEN, zahlt iedweder m/40 L. wechsel QVARTAL weis umb, wieder 24 CONSEILLEURS. Zum 6. Diesen folget der PROCUREUR, so auch PROCURENTE gleich dem ADVOCAT DU ROY auf des Konigs nutzen und recht muß bedacht, und bezahlet seine CHARGE mitt m/30 L. Nach diesem Folgen die BAILLIAGE BAILLIF kostet m/15 L. Der gegenwartige war M. D’AVARE,209 vor ihm war der MARQVIS DE SOURDY210 so aber vor 3 MONAT gestorben, außerhalb des BAILLIFS sind des BAILLIAGES OFFICIA von den beyden OFFICIREN des PRESIDIALS bestellet und gehet von hier das APPELL wie auch vom PRESIDIAL ans PARLEMENT vor, Der LIEUTENANT GENERAL gehoret auch mitt hieher wie auch andere, Jedweder bezahlt auch die TAXA der ambter deren Preiß bisweilen steiget und fallet wie zu PARIS, denn daselbsten einer der ein MAISTRE DE REQVESTE sein wolte muste vor diesem bis in die m/300 L. bezahlen, gegen wärtig aber hatt Sie der Konig bis in m/50 thr. oder m/200 L. REDUCIRET, daselbst muste auch ein PARLEMENTS Hn. vor diesem bis in m/100 thr. bezahlen. anitzo ist es ein 3 theil von 80 bis m/100 L. Was die PREVOSTE anlanget So da wegen der POLICE ist. So kostet die CHARGE eines PREVOSTS von der POLICEY m/40 thr., ist aber hergegen ein solches ambt welches am aller meisten einbringet. Der damahlige war M. REBOURT211 So eines PARLEMENTS Hn. von PARIS Sohn ist. Der LIEUTENANT des PREVOSTS war M. GALLARD212 deßen CHARGE kostet m/32 L. Die PROCUREUR und ADVOCATEN DU ROY bezahlen auch ihre CHARGE wie die beym PRESIDIAL. Bey der PREVOSTE befinden sich 6 CONSEILr LEURS, und zahlet iedweder 600 L. vor seine CHARGE. LE GRAND PREVOST DES MARECHAUX genandt giebt m/32 L vor seine CHARGE Er hies Mr. von ST. VAILLIER,213 dieser hatt 4 LIEUTENANTS, 2. EXEMPTER So So viel als CORPORALS sind, und 30 ARCHERS alle zu Pferde. Von ihm kann nicht APPELLIRET werden Er JUDICIRET alles in CRIMINAL Sachen und befiehlet die EXECUTION durch die nachrichter.
209 210 211 212 213
Théophile de Besiades, Seigneur, später Marquis d’Avaray. Charles d’Escoubleau (1588–1666), Marquis de Sourdis et d’Alluyes, Lieutenant-Général des armeés du Roi, Gouverneur d’Orléans und des Orléanais. François de Paule le Rebours (ca. 1631–1693), Prevôt in Orléans. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert.
Ergänzungen zum Bericht
283
Von der GENERALITAT und ELECTION über ORLEANS. Viele ELECTIONEN machen durchgehends eine GENERALITÄT hergegen viele PAROISSEN eine ELECTION und alles dieses ist INVENTIRET worden wegen der Schatzungen [und] Saltz u. Wein gefalle welche der König von den selbigen zu PRETENDIREN hatt welche auf Francoisch genant werden LES TAILLES, LES GABELLEN ET LES AYDES. Also bestehet die GENERALITÄT von ORLEANS in 12 ELECTIONEN. 1. Die Stadt und BANLIEU ORLEANS. 2. BEAUSEANCY.214 3. BLOIS, 4. CHATTEAUDUN. 5. VENDOSME. 6. CHARTRES. 7. DOURDAN. 8. BIVIERS. 9. MONTARGES. 10. GIEN. 11. CLANSY. 12. REMORANTIN. Von der ELECTION von ORLEANS in SPECIE so bezahlet iedweder von den 2 PRESIDENTEN der ELECTION ORLEANS m/16 L. [und werden] werden genenet M. STAMPLES215 und M. CHAGGE216 Der LIEUTENANT hiervon hieß M. AMMONY217 und bezahlet 800. L. hiebey sind keine CONSEILLEURS. Von der JUSTITZ unter den Kaufleuthen. Hier zu wird alle 3. jahr Ein Ehrlicher Kaufmann von der Bürgerschafft in der Stadt von andern Kaufleuthen erwehlet daß Er der Kaufleuthe DIFFERENTZEN guthlichen anhöre und vergleiche und wird derselben CONSUL genennet. Der PRESIDENT zu dieser JUSTITZ ist itziger Zeit M. MICHO,218 beneben alle Zeit 4 andere CONSEILLEUREN, so wegen ihrer CHARGE nichts ausgeben auch nichts bekommen als die Ehre. Der Gemeine PROCUREUREN zu ORLEANS so bey den BAILLIAGE und PRESIDIAL zu thun haben sind 86 und 35 ADVOCATEN. Von dem Ambt GREFFE genand oder Schreiberey. Es sind 2 Schreibeambter das eine bey der GENERALITAT und das andere bey den PREVOSTE. Die jenige nun So Sich hierbey wollen gebrauchen laßen und den nutzen219 Ihrer ESPISEN geniesen, müßen sambtlich dem eigenthumbs Hn. von der GREFFE (so diese CHARGE auch vorhin erkauffen muß) 10.000 L. anbringen. Von Vergebung der Ambter in Koniglichen DOMAINE und APPENAGE ORLEANS. auch von den FERMEN. Der Konig hatt Seinem Bruder über das alhiesige PRESIDIAL und BAILLIAGE So viel gewalt gegeben Das im nahm S.A.R. alle EDICTEN und ORDONNENCEN ausgefertiget werden, dergleichen geschiehet bey allen FERMEN und Pacht beständen So im nahm S.A. verpachtet werden. Alle 3 Jahr auf MARTINI tag werden die FERMEN (über holtz, Wein, Saltz et.a.) bey offendlichen aus ruff und bey angezündeten licht 3 tage nacheinander in der GENERALITAT und ELECTION ORLEANS ausgebothen und [werden bey] bey iedweder MATERIE ein ge214 215 216 217 218 219
Beaugency. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Lesung unsicher.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
wißer TAX benennet, was nun in diesen 3 tagen solange dieses licht brennet von einer PARTey darauf geleget von einer andern aber ersteigert wird, wird ordentlich aufgeschrieben, So bald das licht erloschen ist der bestand demselben auf 3 jahr verfallen, So mitt seinem geboth der FERME die TAXA am nechsten erreichet hatte. Der DUC D’ORLEANS von dem Wein vor nutzen und einkommen hatt 1. Von allem Wein welcher stückweiß in die stadt gebracht wird ist der 12te POISON der Obrigkeit verfallen und wird von den FERMIERS in deren nahmen eingenommen, vor welche FERME m/30 L. jahrlich bezahlet wird. NB. 2 POISON machen 1. TONNEAU. 2. ist wieder eine absonderliche Wein FERME Darinnen von einer iedweden TONNEN Wein Ehe Sie in die stadt kombt unangesehen daß es Eines sein eigen gewachs ist, 43 ß. bezahlen muß. Solche FERME wird in die m/96 L. verpachtet. 3. Ist wieder eine Wein FERME genandt LE DROIT DE SACLET welches von dem MALTUTIERS220 oder Wein taxer, alle jahr bis in die m/32 L. bestanden wird. Solche leuthe haben das recht in aller Wirthen Keller zu gehen und alle fäßer darinnen zu NUMERIREN, und von einem iedweden faß die maaß Wein So hoch Sie wollen zu schatzen, welches Sie zu ihrem forteil hochgenug zu ÆSTIMIREN wißen, der Wein Sey es werth oder nicht und mag der Wirth nachmahls zu sehen wie Er Ihn ausbringe. Zum EXEMPel wenn Sie nur die maß umb 6 ß. schatzen, So tragts auf eine TONNEAU 4 L. 10 ß. oder 1 ½ thr. Dieses ist eine solche EXACTION, worumb sich nicht allein die Wirthe in stadten Sondern auch auf dem land hefftig beschweren und des wegen offt viel DESORDRES vorgehen wie ich denn auf der reyse sehr viel Klagen gehöret. Zu Kriegszeiten pfleget diese FERME offt eingestellet zu werden wegen vielen ungelegenheit, da denn der gemeine mann mehr meister Spielen kann und wird dannenhero der Krieg nur dieser ursache offt gewündsched. 4. Ist wieder ein [Wein] FERME vom Kaufhauß da alle Wahren So auß und ein gehen müßen. Die DOUANIERS oder Zollner halten dieses einkommen sehr heimblich da mitt mann nicht darhinter komme Wie Sie ihren nutzen damitt Spielen. Der stadt einkommen in ORLEANS Sind auch der Stadt einkommen oder diejenige So von der Stadt erhoben und aufs rathauß bezahlet werden müßen. Von welchem einkommen die Stadtmauer, brücken, brunnen und der gleichen PUBLICA unterhalten werden, und der überrest a S. A. R. verehret wird. Von denjenigen einkommen sind, LES ESTOCKS oder schweinstöcke (wo mann das fleisch PUBLICE aushauet), deren sind 5 in der stadt und zahlet der geringste von 7 bis 800 L., ITEM, So hatt auch die stadt eine gerechtigkeit genand LE DROIT ANNUEL DES HOSTELLERIES, da ein iedweder Wirth groß und klein vor sein schild jahrlich 4. L. 2. ß. bezahlen muß und sind der gleichen Wirthshaußer in und außerhalb der stadt uber die 220
Maletoutier, Steuereinnehmer.
Ergänzungen zum Bericht
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200, ITEM So sind auch viele heußer mitt erbzinsen behafftet welche alle jahr auf das Rahthauß abgestattet müße werden. ITEM wenn auch einer sein Hauß oder guthe verkauffet. ITEM So eine geschwisterliche theilung oder sonst der gleichen sachen vorkombt muß alle mahl eine gewiße TAX hier von aufs rathhauß abgestattet werden. Von den REFORMIRTen in ORLEANS. So sind 400 Selen darinnen deren MINISTER Mr. BAGONT221 heißt, ihr tempel ist eine meile vor der stadt an einem orth genand BRONNE.222 Die UNIVERSITAT zu ORLEANS. Sie bestehet von 4 DOCTOREN und PROFESSOREN der juristischen FACULTÄT, da von 2. neulich gestorben genand DARESANT223 und MALMUS224 die beyden hießen Mr. Kevier225 und DE LA LANDE.226 Wenn eine PROFESSOREN stelle r FACANT wird, so wird einem iedweden wer da will frey gelaßen 6. Wochen lang sich in CATHEDRA JURIDICA mitt DISPUTIREN, lesen oder CONFERIREN sich horen zu laßen, welcher nun nach verfließung dieser Zeit von den über lebenden PROFESSORIBUS und MAGISTRADT der stadt vor den geschicktesten geachtet wird, hatt die CHARGE. Es sind aldar allerhand EXERCITIEN meister außer kein bereither. Die COMMERTIEN von ORLEANS. 1. Der SAFFRAN aus dem GASTINOIS So umb FONTAINEBLEAU gelegen wird hier fleißig zusammen getragen und in Teutschland nacher Franckfurth, Straßburg, Basel, Hamb., Leiptzig, auch gar in Pohlen geschicket alhier kostet das lb. 15. L. Die Unkosten, im posten, COMMISSIONen von hier auf LYON oder ROUEN tragt das lb. 3 thr. In gedachten land werden alle jahr in die 10.000 lb. gesamblet. 2. Alhier wird viel weißer Wein gesamblet und ORDINAIRE nacher Holland geschicket. Die PIPPE kost 15. Rthr. Eine PIPPE halt 2. PARIQVES oder POINSONS 4 POINSONS machen 1. TONNEAU DE MER und sonst machen 2 POINSONS 1 TONNEAU von der stadt. NB. Zu NANTES machen 4. POINSONS auch 1 TONNEAU. 3. LE TRAP DE BERRY wird auch viel hieher gebracht und von dar nacher LYON geschicket das meiste wird zu REMORANTIN und selbiger gegend gemacht.
221 222 223 224 225 226
Nicht identifiziert. Vielleicht Boigny-sur-Bionne. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Jacques de Lalande (Delalande) (1622–1703), französischer Jurist, Professor an der Universität Orléans.
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Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
2.3 Verzeichnis der Kunst- und Rüstkammer im Palast von San Marco und des Arsenals in Venedig LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 113r–122r, Ausf. vermutlich Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha. Auch der Aufenthalt in Venedig fehlt im Reisebericht Herzog Friedrichs. Hier liegen nur die folgenden Beschreibungen für das Arsenal und San Marco vor.
VERZEICHNÜß WAS IN DER KUNST UND RIST Kammer AL PALAZZO DI SAN MARCO ZU SEHEN IST. Erstlich weiset mann die Stiegen so auf den Saal DEL GRAN CONSIGLIO zugehet, Jenen Schlüßel der Stiegen hengt mann neben den so er in GRAN CONSIGLIO gehet, oder in abwesenheit seiner neben den ältesten CONSIGLIER, im fall da ein Aufruhr oder REBELLION entstehen möchte kann die gantze NOBILITA hier nach lauffen und in MOMENTO können sich in die 1.500. Edelleuthe ARMIEREN. Ober den Stiegen hängen in schöner ordnung etliche 100 SPUNTONI227 oder halbe Picken, allwo es feine schnüren hath, und so mann daran ziehet, fallen alle die Picken zu gleich herunder zu beyden Seiten; Mehr findet etliche 100 CARBINER, PISTOLEN und MUSQUETen so alle 6 Monathe ab vnd wieder eingeladen werden. Mehr ist ein Türckisches regiments stab so mann LEGNO IMPERIALE nenet wenn ein Türckischer GENERAL diesen hath muß Ihme die gantze ARMEÉ OBEDIREN. Gleich dabey ist die Fahne des Fürsten Sebatiano Ziani,228 welcher des Kaysers FRIEDERICI BARBAROSSÆ229 Sohn gefangen, und dan Pabst ALEXANDRUM TERTIUM230 wieder hath helffen einsetzen. Mehr ist ein schöne turckische Fahn mit Türckischen Buchstaben, so GENERAL FOSCOLI231 in DALMATIEN in der festung CLISSA232 uberkommen sambt dem Regiments stab, Item gleich dabey die TESTIERA DEL CAUALLO233 ATTILA FLAGELLUM DEI; zur lincken Seiten ist alles voller ARMATUREN so sie den Türcken Ao. 570234 abge= nommen; Item ist eine Musquete so von hinten 7 ladung hat, wirdt eine nach der andern, umbgewendet, also das 7 schuß alle durch ein Rohr gleich nach einander gehen, Mehr ist eine sehr CURIOSA FOGERA235 so einer Barbier Wannen oder [einer] Türckischen Pfannen gleich siehet, Sie hath zu bey227 228 229 230 231 232 233 234 235
Sponton. Sebastiano Ziani (um 1102–1178), 1172–1178 Doge. Vgl. Anm. 45. Rolando Bandinelli (um 1100–1181), seit 1159 Papst Alexander III. Leonardo Foscolo (1588–1660), venezianischer General. Clissa/Klis Festung in Dalmatien/Kroatien, in der Nähe von Split. Zaumzeug. Eigentlich testiera di cavallo. Nicht eindeutig. Fogera, venezianisches Kohlebecken, Wärmpfanne.
Verzeichnis der Kunst- und Rüstkammer
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den Seiten zwey kleine Eyserne Kettlein der nächste der darzu kombt ziehet ein Kettlein hangen zwey feuer Schlößer so feuer geben, und liegen darinnen etliche 100 Lunten so alle zugleich sich anzündten, alß den geht mann oben in einen andern Saal, da stehet ein schön Köstliches SERAL oder betten, so aber anitzo einem TABERNACULO gleich siehet, ist alles von CRISTALLO DI MONTAGNO und Silber, so einer mit nahmen ALECOIATO GRASSO236 gemacht, war ein CITTADIN,237 dieses Werck hath er nach CONSTANTINOPEL und andre POTENTATen zugeführet, so Ihme aber nicht nach seinem CONTENTO haben bezahlen wollen, alß hath er solches wieder anhero gebracht, und der RESPUBLICA verehret, welches lange zeith in S. MARCI Kirchen vor ein TABERNACULO gestandten, ist aber besorgt worden, da ein schaden möchte daran geschehen, were Ihme nicht mehr zuhelffen gewest, als ist es in diesen Saal gesetzt worden, undt ihme wie auch seinen Nachkomlingen biß in das vierte gliedt 400 DUCATI Einkommen angeschafft worden. In jenem Saal ist auch der Degen des Hochberumbten Heldten GEORGII SCANDERBERGII.238 So ist jener Saal voll zu beyden Seiten mit schönen gewehren des bemelten SCANDERBERG. Ober dem TABERNACULO ist der Helm des ATTILA FLAGELLUM DEI. Ober der Porten so mann in dritten Saal hinein gehet, ist die halbe STATUA des MARCI ANTONII BRAGATINI,239 so in Cypern von einem Juden lebendig ist gefunden worden. Gleich dabey ist die STATUA zu pferdt sitzend des valorosen240 CAPITAIN GATTAMILATA,241 vndt so baldt man in den 3ten Saal hinein tritt, stehet ein schön rohr gleich einer feldtschlange auf 2 rädern, ist sehr schön ausgearbeitet, alles mit Stemeisen ausgebort, alles von einem eisen, darob stehet die MIRA,242 ist sehr wohl gemacht; Jener Saal ist voller Harnische der gewesten Fürsten, so persöhnlich in den Krieg gangen, darunter siehet man den Harnisch der Fürsten DANDOLO,243 so CONSTANTINOPLE hat eingenommen, ist bis an TERRA SANTA kommen, hat das H. bluth so verwahret wird, alhero gebracht. It. eine MUSQUETe so 60 schuß hat, Ober der Porten, so man in 3ten Saal komt stehet das bildtnus von holtz ausgehauen des FRANCESCI CARRARÆ,244 des letzten Fürsten von PADOA, so ein greulicher TYRAN wahr. In Jenem Saal zur lincken seite hats ein SCRIGNO245 mit schönen geschnittenen steinen undt FIGURen, sambt darbey 3. schönen STA236 237 238 239 240 241 242 243 244 245
Nicht identifiziert. Bürger. Georg Kastriota (1405–1468), genannt Skanderbeg, albanischer Fürst. Marcantonio Bragadin (1523–1571), venezianischer Generalkapitän, Gouverneur Zyperns, von den Osmanen hingerichtet. Tapferen. Erasmo da Narni (1370–1443), genannt Gattamelata, Condottiere. Visier. Enrico Dandolo (1107–1205), 1192–1205 Doge, Befehlshaber der venezianischen Truppen bei der Einnahme Konstantinopels. Francesco II da Carrara (1359–1406), letzter Fürst von Padua. Schmuckkästlein.
Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
288 TUen,
so ein PATRIARCH von AQUILEJA vom Hause GRIMANI246 dahin verehret hat. It. ist auch aldar der Harnisch vom König in Franckreich HENRICO IV. so den dahin verehret, vndt sich den erboten hat, so die REPUBL. in noth solte seyn, wolte er in Person mit einer ARMÉE sie SUCCURIeren vndt DEFENDIren helffen, gleich darbey stehen zwey schöne Helleparten, eine hat 7. schuß, die andere 14, davon gehet man auf die andere seite, ist der Harnisch von dem DUCA DI ROHAN,247 so der REPUBLIC GENERAL war gewest, und nach seinem tode seinen Harnisch dahin begehrt setzen zulaßen. Gleich daneben ist ein goldtstuck, darzu von allerhandt FIGUREN von Sammet darein gewircket, so ein König aus Persien nebst andern PRESENTEN dahin verehret hat. Darbey ist ein schön Spiegelkästlein von Perlenmutter vnd stein eingeleget. Jener spiegel nebst andern PRESENTen hat der GRAND SULTANIN verehret werden, umb einen frieden bey ihrem H. zu SOLLICITIeren. Auf dem halben wege komt ein Cachio, bringt die Zeitung, daß die Christenheit wieder den Türcken eine VICTORIE erhalten, alß haben sie das PRESENT wieder zurück gebracht, das spiegelglaß heraus genommen, vnd die S. JUSTINA248 hineinmahlen laßen, weilen sie den diesen tage249 den VICTORIE erhalten; Gleich darneben stehen 2 STATUen einer war damalß CAPITAIN GENERAL250 der andere PROVEDITOR,251 der CAPITAIN GENERAL ist gleich nach der VICTORIE zum Hertzog erwehlet worden, der PROVEDITOR aber ist gestorben, deme ein pfeil ins auge geschoßen worden, gleich darbey ist ein Kästlein, darinne stehen zwey bilder, so vom S. LUCA252 gemahlet seyn, vnd von einem König aus Vngarn dahin verehret worden, darüber ist auch ein schild, BUSICAN253 vnd pfeil so von einem Fürsten aus Siebenburgen verehret worden. Zur lincken hand, so man hinaus gehet ist ein ARMOIR,254 darinnen vnterschiedliche banditen gewehr, wie auch 2 bogen vnd kleine pfeile vom FRANCESCO CARARA, damit er die leute Tyrannischer Weise vmbgebracht, wie auch ein halßring deßen spitzen inwendig vergifft gewest, vndt also die leuthe, seiner lust nach TYRANNISIret, vndt sterben hat machen. Item ist ein Schloß, so er, denn er außgereist, seiner Frawen vorgeschlagen. Item ein Reyßkästlein, womit sich ein Graff selbsten erschoßen, darneben ist ein ander INSTRUMENT, so man die teuffels Orgel nennet. Wenn man auß diesem Saal gehet, ist ein ander ARMOIR, woselbst deß Fürsten SEBASTIANI255 Degen, welchen Ihm der Pabst ALEXANDER gegeben, vndt BENEDICIrt hat, sambt 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255
Domenico Grimani (1461–1523), 1498–1517 Patriarch von Aquileia. Henri II de Rohan (1579–1638), Duc de Rohan. Santa Giustina (gest. 304). Gemeint ist die Schlacht von Lepanto am 7. Oktober 1571. Sebastiano Venier (1496–1578), venezianischer Vizebefehlshaber, 1577–1578 Doge. Agostino Barbarigo (1518–1571), venezianischer Admiral, in der Schlacht tödlich verwundet. S. Lukas, der Evangelist. Streitkolben, Streitaxt. Schrank. Sebastiano Ziani, vgl. Anm. 228.
Verzeichnis der Kunst- und Rüstkammer
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seinem Helm, darneben hangen 2 lange röcke so 2 Fürsten auß Indien getragen, welche nach Rom gereiset, vndt sich aldar tauffen laßen, dabey ist eine LUCERNA, so in der AREA zu PADUA gefunden worden, alß LUMEN PERPETUUM vndt 700 Jahr sol gebrennen haben. Gleich dabey sind 2 STATUA von Marmelstein, DUCA FRANCESCO SFORZA DUCA DI MILANO256 vndt CONSORTen; dabey ist daß stück von Allbrecht Dürrer alwo Adam vndt Eva vnter einem baum, sampt einem löwen, von einem stück, auß buchßbaum, gemacht sein, so künstlich, daß eß nicht zu schätzen. Ober der letzten porten stehet ein Harnisch von einem Knaben, ohngefehr von 12 oder 13 Jahren so vor GRADISCA in dem Kriege257 vnter den pferden zertreten gefunden. Verzeichniß waß in dem Arsenal zu sehen ist, welcheß 3 meilen im CIRCULU hat, vndt Anno 1304 angefangen worden. Erstlich gehet man auff die lincke seite, alwo 4 Säale sein, worinne in dem ersten 2 reygen sein, darinnen iede 25 galeren ARMIren kan, von diesem gehet man in einen andern großen Saal, alwo man im hinauß gehen den Harnisch deß GENEL. BRACCIA FERRO258 siehet, [al] welcher vor die REPUBLICA wieder GRADISCA gekrieget. Von hier gehet man wieder in 2 große Säale alwo gleich bey der stiegen ein großer bogen zu sehen ist, deßgleichen man sich gebraucht hat ehe MOUSQUeten erfunden worden, wobey auch sehr große vndt schwere pfeile zu sehen sein von eysen, der vberbogen ist von einer rippe von walfisch, darauff siehet man ein gemach voller MOUSQUeten so den Türcken abgenommen worden. Von hier gehet man in einen gang voll von MOUSQUeten zu ende deß ganges ist der Harnisch ST. THEODORI,259 So vor diesem der REP. PROTECTOR gewesen, dabey ist die TESTIERA DEL CAVALLO260 BARTOLOMEO DA BERGAMO261 der GENERAL, so das letzte ABSOLUTE COMMANDO gehabt. Darauff ist ein Sal von schußfreyen Harnischen sampt einer großen Menge MUSQUeten, undt andere waffen. Zu endt dieses sals, ist im FACCIA DI ARMATURA DEL DOGE SEBASTIAN ZIANI,262 welcher den Pabst ALEXANDRUM 3.263 SALVIRET, undt einsetzen helffen, vnd wie die HISTORI sagt, deß Kaysers FRIDERICI BARBA-
256 257 258 259 260 261 262 263
Francesco I Sforza (1401–1466), Duca di Milano, Begründer der Dynastie. Gradisca d’Isonzo im Friaul. Zentrum des Konflikts zwischen Venedig und dem Kaiser 1615–1617. Pompeo Giustiniani (1569–1616), genuesischer Condottiere, Befehlshaber der venezianischen Truppen, mit dem Beinamen „braccio di ferro“ – Eisenarm. Theodor Tiro (gest. 306), Heiliger, nach der Legende Bruder des Heiligen Georgs, früherer Stadtpatron Venedigs. Zaumzeug. Eigentlich testiera di cavallo. Bartolomeo Colleoni (1395–1475), Condottiere u.a. in venezianischen Diensten. Sebastiano Ziani, vgl. Anm. 228. Rolando Bandinelli, vgl. Anm. 230.
Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
290
ROSSÆ264 Sohn gefangen bekommen; gleich dabey seindt 4. grosse MOSQUETTONI, so in LEVANTE in der Schlacht anno 1570. überkommen seyn worden; In jenem Saal führet man Fürsten undt H. wie auch AMBASCIADORI, vndt TRACTIRET sie mit einer COLLATION. Von dannen geht man vor die PRIGGION265 vorbey, über eine brücken, allwo
man zu beiden seiten viel grose ancker siehet, darunter zur lincken seiten zwey sehr grose ancker, so SALVIRET seyn worden von einer GALLION, so im PORTO DI MALAMACCO verbrunnen ist worden, sampt 2. nägelen so einer 134. lb. wieget, welche man in dem MAGAZIN DELLI FERRAMENTI sehen wirdt. Da man vor die ancker PASSIRT zur rechten handt, ist ein gemach allwo alles diß volck so im bemelten ARSENAL arbeit, den gantzen tag alldar ihren tranck hatt, so viel, als sie trincken mögen, ist ein theil wein undt mit 2. theil waßer gemischet, sind der Persohnen auff die 2.300. v. geht Järlich auff den wein 40.000. DUCCATI; von dannen geht man in die Schmieden, wo alles eisen gearbeitet wirdt, zu den Schiffen vndt GALEREN, als ancker, nägel, groß undt kleine TIMONI,266 samt allem zugehörigen eisenwerck wirdt alles mit dem Zeichen SAN MARCO SIGNIRT. Durch die Schmieden gehet man durch 4. MAGAZIN, allwo CONTINUO ein Vorrath ist von allerhandt eisen=werck vor 100. GALEREN undt 120 GALEAZZEN, von dannen geht man durch ein groß MAGAZIN allwo man ruder macht, weiter in ein MAGAZIN so sihet man den brunnen von holtz, so auff 2. langen stangen stehet worinnen man den neu erwehlten DOGE auf der Kirchen umb den Platz herumb trägt. Von dannen in die giesöffen da man die stück gist, deren 6. seynt. Von dannen in daß waghauß, allda eine grose wage, da sie biß auff die 40= 50= undt 60.000 lb. METAL wiegen, stück undt allerhandt MATERIEN, undt iene wag ist also gut, daß man die gröste SUMMA bis auff ein halb lb. [metal, Stücke vndt allerhandt] kennen kan. Von dannen gehet man in ein sehr langes MAGAZIN so man ALTANA nennt, allwo man allerhandt seiler, so zu den GALEAZZEN vndt GALEREN gehören, macht, ist 178. Klaffter lang, alle Kauffleuthe, so hanff, vndt werck allher bringen, seyn verobligiret erstlich alles dahin zuführen, vndt dann wirdts von der RESPUBLICA geschätzt undt bezahlet, da dann wie etliche Kaufleuthe nicht MAGAZIN in Ihren hausern haben, undt sich wegen feuer befürchten mögen, können sie solche wahre jahr vndt tag da liegen laßen, ohne zinßzahlung. Von dannen gehet man in ein groß MAGAZIN, alwo man den Salpeter machet, vndt siedet. Von dannen durch ein MAGAZIN, so von allerhandt rädern, vndt Zeug so die Seuler durchgehen mußen zu den GALERen undt GALEAZen gehorig eine große PROVISION ist; Von dannen sindt 2267 MAGAZIN DIVERSI, in welchen eine guthe anzahl stucke stehen in 12 große turckische stuck so sie auf einer turckischen GALLERen als sie es neue einem Maonen 264 265 266 267
Vgl. Anm. 45. Prigion – Gefängnis. Timone – Steuer. Lesung unsicher.
Verzeichnis der Kunst- und Rüstkammer
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vberkommen in mitten stehet ein schön stuck so die unsrige in CLISSA268 vberkommen, Jene Festung hatt dem Kayser zugehort davor der Turcke mitt 200 tausent mann 7 Jahr gelegen v. solche nit vberkommen können vnser REPUBL. aber solche in 7 wochen erobert worden, das stuck so in 4 theilen zerschnitten vnd Ertzhertzog CARLO von Österreich269 gemacht ist worden. Von dannen gehet man wieder in ein groß MAGAZIN wo viel grose stücke stehen, den da ein sehr schön gros stuck so zu zeiten HEINRICI 3. Konigs in Franc. in deme er das ARSENAL gesehen gegoßen ist worden sambt andern CURIOSEN stucken, so zu sehen sein in deme er aus dem fenster zu fenster hinausahe ist ihme eine gantze Galere zu sammen gesetzet worden v. die 3 stucke darauf vor dem Saal angefeuert worden. Von dannen gehet man auf sieben große Saale allwo ARMATURen auf siebenzig tausent man seindt nemlich zu fuß zu pferdt v. zu waßer; Im 4ten Saal ist ARMATURen vor 12 GALLEAZen, im 7den wird vor 20270 Galeren alß betrifft zu waßer 12 GALLEAZen v. 100 Galleren in allem ist ARMATURA allhier in bereitschafft auf 10.000. mann. Von dannen gehet man herab ins MAGAZIN allwo in dem ende ein groß stuck zu sehen ist, so in CANDIA under der erden gefunden soll mit geld von von gold silber vnd Kupfer. In dem 3ten MAGAZIN so sie nennen GIARDIN DI NARANJI271 allwo in bereitschafft allezeit von 80.000 Kugeln liegen, v. in vermundirung v. allezeit vergroßert werden. Von dannen gehet man vor die MAGAZIN allwo ein ziemlicher vorrath ruder vnd TIMONI vor GALEAZen v. galleren gleich dabei 2 große MAGAZIN vndt allda [auch ein ziemlicher vorrath ist] die ORDINARI segelbaum liegen so Klaffter lang ist Kost 400 DUCATI nur allhero zu bringen ohne ander vnkosten v. arbeit. Von dannen gehet man in ein MAGAZIN allwo ein blockhause stehet so mann GIARDINI heist will sagen einen schildhort der auf 30 stuck v. 400 man stehen komme im Fall der noth da sich ein feindt im GOLFO VENETO solte sehen laßen furt man solches AL PORTO DI DOI CASTELLI hatt auf jeder seiten Ketten so jedeß glied 70 lb. wieget. Zwey Ketten worden an jeder seiten angeleget in dem castellen 2 der Ketten jenseits, auf beiden Castellen stehen allerhandt stuck vnd Manschafft, also das ein schiff mit vollem wind herin lauffen, allen stucken entgegen v. eine Kette so fast unmuglich zu zersprengen ist kan eß doch den andern nicht mehr schaden, sondern sich gefangen geben alldar es in grund geschoßen wird v. alldar der PORTO gantz gespert ist. Von Jenem blockhauß gehet man in den allwo man etliche Galleren siehet so sie Galleren BASTARDe heißen weiters herfur stehen etliche turckische Galleren, von dannen gehet man wo die Galleren zu schlachten zu ieder GALLEAZe gehoren 70.000 lb. nagel klein v. groß bemeldete GALLEAZen kosten nur waß Holtz 268 269 270 271
Vgl. Anm. 232. Karl (1560–1618), Markgraf von Burgau. Lesung unsicher. Orangengarten.
292
Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
eisen werck macherlohn anbelanget bey 100.000 DUCATI ohne stuck PROVIANT v. MUNITION pulver v. allerhandt zugehorigen sachen so in allem auf eine million geschetzet werden v. wird genenet ein FORTEZZA DEL MARE braucht 52 ruder, 7 man an einem ruder leinwandt zu 3 segeln so darzu gehorig braucht 185.600 Ellen. Von dannen gehet man das kostliche schiff zu sehen, so BONQENTORO genent wirdt auf diesem der [Ertz] Hertzog sambt den AMBASSADEURS v. SIGNORIE alle jahrs AL GIORNO DELL’ ASCENSION ALLI DOI CASTELLI in Meerport hinauß fart vnd alldar Sich mit dem meer vereiniget v. alsdan einen ring hinein wirfft solicher SOLENNITATen vrsprung kombt vom Pabst ALEXANDRO TERTIO her welchem die REPUBLIQUE mit dem Kayser FRIDERICO vnd in frieden hatt einsetzen helffen. Von dannen gehet man in einen Saal hinauf allwo die weber seyn so die Segel machen, welche die MAGISTRAT alle Sonnabend bezahlt dieseß volck welcheß in großer anzahl ist, kostet wochenlich den Hertzog auf die 5.000 DUCATI. Verzeichniß etlicher denckwürdiger RELIQUIen, so im SANCTUARIO S. MARCI sind. Alß die VENETIANer mit hülff ihrer CONFOEDERIrten CONSTANTINOPel einbekommen, da ihr DOGE CAPITAIN GENERAL war, vndt sie den vierten theil von der beute vberkommen, haben vnter andern ein schon Kreutz von dem eigentlichen Holtz, woran Christus gekreutziget worden, vberkommen, daßelbe ist vmb vndt vmb mit gold eingefaßet vndt schon gezieret, Die HELENA272 hat eß gefunden, vnd der Kayser CONSTANTINUS M.273 hat eß gemeiniglich in seinen Kriegen mit herumb zu führen pflegen. Ein stück von der Hirnschal vom GIO: BATTA,274 so in einem leibfarben bondel, vndt Agaten=Kelch verwahret wird, vndt ist auß MOREA 1126 vnter dem DOGE DOMINICO MICHAELÆ275 alhier gebracht worden. Eine dorn von der Cron Christi. Ein Nagel von denen womit der H. Christus angehefftet worden. Ein stückel von der Seule woran der H. Christuß gegeißelt worden. Insonderheit ein glaß, welches man AMPULLA nennet, worinnen etwaß vom blut vnsers Erlösers verwahret wird, welches auß einem bilde Christi herauß gefloßen. Solcheß wird deß jahrs 2 mahl gewiesen, den grünen donnerßtag den Männern, vnd am Sonabend der ASCENSION den weibßbildern, Dieser vnterschied wird vieler vrsach wegen OBSERVIret. In obged. theilung haben die VENETIANer ebenmeßig vberkommen ein bildniß, so ST. LUCAS gemahlet hat, vber dieses haben sie auch vber kommen daß vberauß schätzbare, vndt Denckwürdige RELIQUIE, nemblich den gantzen leib der Heyl. 272 273 274 275
Flavia Iulia Helena (um 250–um 330), Mutter des Kaisers Konstantin. Flavius Valerius Constantinus (zw. 270 u. 288–337), seit 306 römischer Kaiser. Giovanni Batista – Johannes der Täufer. Domenico Michiel (gest. 1130), seit 1117 Doge.
Verzeichnis der Kunst- und Rüstkammer
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LUCIA,276 so jungfraw gewesen, dieser heyl. Cörper wird nicht in S. MARCI Kirchen, wie die andern RELIQUIen verwahret, sondern es ist eine Kirche vor diesen PARTICULIR neuen erbawet alwo er verwahret wird, darbey man täglich viel MIRACULA siehet, vnter welchen einß ist, daß alß der Fürst PANDOLUS277 sein gesicht verlohren, durch anrührung dieses leibeß wiederumb solches vberkommen hat, vndt viele andere, wie weitläufftig in der VENETIschen beschreibung zu finden ist. Einige Verzeichniß der Edel Gesteine, so ebenfalß aber SEPARATE im SANCTUARIO verwahret werden. In dem SANCTUARIO, welches in der Kirchen S. MARCI zur lincken handt ist, gehet man in eine Kammer, welche mit 3 riegeln wohl verwahret ist, darinnen werden die Edelgesteine deß Schatzes gewiesen. Vber der pforte dieses SANCTUARII siehet man ein bild, so Christum REPRESENTIRet, wovon man saget, daß eß NATURALITER gemacht vndt von JERUSALem sey gebracht worden. In eben dem Zimmer siehet man 12 König. Cronen, vndt eben so viel Harnische in FORMA DI CORSALETTI,278 von goldt, vndt mit edelgesteinen v. perlen geziret. Item 10 BALASSI ohne vielle andere Kleine, so vom großen PRETIO sein, vndt deren einer mehr alß 8 onzen wieget. Mehr siehet man einen Saphier von 10 onzen, so DOMINICO GRIMANI279 CARDINAL vndt PATRIARCHA AQUILEIA der SIGNORIE verehret hat; alda siehet man auch einen schönen PACE, so mit feinen farben vberzogen ist, REPRESENTIeret das gebet so Christus im Garten that, in der Zeit seines leidens, ist alhier verschifft worden von dem PATRIARCHA D’AQUILEIA GIO. GRIMANI, hier bey siehet man etliche SAVI,280 so mit vnterschiedlichen edelgestein geziret, alß AGATE, BASMO CAMEO, GRANATA. Mehrest vnterschiedliche leichter, FAZZE von CRISTALLO, BACCILI vnd BOCCALI, wie auch andere von gold vnd silber LABORIerte CURIOSIsche sachen, so große SUMMEN geldes austragen. Item einen großen Kelch mit vnbeschreiblicher künstlicher arbeit, so mit Perlen vndt Edelgestein gezieret ist, wird sehr hoch gehalten. Hierbey ist ein ander PACE, so Christum an dem Creutz vorbildet, ist gantz mit edelgesteinen, alß RUBINEN vnd DIAMANTen versetzt, darbey sind etliche CAJOUOLE, so wie Meerschalen ihr aussehen haben, sind mit edelgesteinen dermaßen künstlich versehet, vnd ausgehawn, daß man sie von den naturlichen kaum vnterscheiden kan, Item ein CADINO so von einem TURCHINO vnd aus einem stück allein gemacht, wird nicht geglaubt, daß man in der gantzen welt ein anders finde, man siehet etliche Egyptische buchstaben auf der andern seiten, darbey ist 276 277 278 279 280
Heilige Lucia von Syrakus (gest. 304). Vielleicht St. Pantalus, legendärer Bischof von Basel im 5. Jahrhundert. Bruststück. Domenico Grimani, vgl. Anm. 246. Lesung unsicher.
294
Anhang zum Bericht Herzog Friedrichs
ein SECCHIELLO, so von einem stück DI GRANATA gemacht, ist trefflich schön ausgehawen, ITEM zwey Carfunckel, dergleichen nicht zufinden seyn, Mehr zwey König. Cronen mit buchstaben darob, wollen vnterschiedliche vorgeben, daß solche der 2 Königreiche CANDIA vnd CYPRO bedeuten, so den VENETIanern einmal gantz völlig zukahmen. Alß denn siehet man 2 ALICORNI, das eine ist männlicher gestald, so roth aussiehet, das ander aber weißer farbe, so weiblicher gestaldt, vnd mit vnterschiedlichen ARMENIschen buchstaben bezeichnet ist, It. ein trefflich kostbarer DIAMANT, so HEINRICH TERTIUS an die VENETIANer, alß er aus Polen in Franckreich zurück gezogen, verehret hat, Aber was will man von den CORONA sagen, oder dem Horn, so dem Fürsten in der erwehlung aufgesetzet wird, dieses hat so viel DIAMANTen vnd RUBINI daß es vnschetzbar ist, vnd deßen MAGNIFICENTZ nicht genugsam kan beschrieben werden, Alß denn ist ein schranck so mit schwartz sammet gefüttert, darinnen sind viel vnterschiedliche VASI, von vielerley edelgesteinen geziehret, geben ein vberaus schön ansehen, diese hat der Kayser CONSTANTINUS281 gemeiniglich auf seiner CREDENTZ gehabt, vnd sind den VENETIANern wegen der obgemeldeten r DIVISION zugefallen. Endlich siehet man so viel vnbeschreibliche Edellgestein, so viel zu beschwer wehre, solche absonderlich zu beschreiben, wohin mann den gunstigen leser weisen thut, .
281
Flavius Valerius Constantinus, vgl. Anm. 273.
3. Anton Fincks Bericht über die Reise Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, Beiakte zu E IV (Sonne) 8, 1–378, Ausf. Anton Finck. Vgl. dass. Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 850, 1–379. Der Bericht Anton Fincks liegt in zwei Fassungen vor, die beide nach der Rückkehr nach Gotha entstanden. Die Grundlage der Edition bildet das Exemplar des Staatsarchivs Gotha. Hierbei handelt es sich um die frühere Fassung. Marginalien, Streichungen und Ergänzungen sind in der anderen Fassung, hier Variante B, eingearbeitet. Die Unterschiede insgesamt sind marginal. Eventuelle Abweichungen sind im Anmerkungsapparat ausgewiesen. Bei der Vorlage handelt es sich um einen. fadengehefteten und in Papier gebundenen Band ca. 32 cm x 22 cm, das Ortsverzeichnis auf anderem Papier.
Verzeichnuß der Ortt worauf Se. Fürst. Durch. auf der Reyse in Franckreich und Italien zukommen vom 23. APR. 16671 f. 2
den 23 APR. den 24 APR. den 25 APR. den 26 APR.
f. 3.
den 27 APR. den 13 MAII den 14 MAII den 15 MAII
f. 4. 1 2 3 4 5 6 7
A M A M A M A M M A M A M A
Eysenach Vacha Kirchhasel Newenhoff2 Steine an der Straße3 Gelnhausen Selgenstadt4 Darmstadt Reinhausen5 Oppenheim durch Guntersblum Westhofen Gehlheim6 Kayserslautern bey Landstuhl Homburg Speßbach7
Eingelegtes Verzeichnis der besuchten Orte, sehr wahrscheinlich von anderer Hand, ohne Foliierung. In Version B ist das Ortsverzeichnis nicht enthalten. Neuhof. Steinau an der Straße. Seligenstadt. Vermutlich Rheinfelden bei Wallerstädten. Gölheim. Spesbach.
Reisebericht Anton Fincks
296
f. 4 f. 5. f. 6.
f. 7 f. 8 f. 9 f. 10. f. 12. f. 27 f. 28
den 16 MAII den 17 M. den 18/28 MAII den 21 MAII den 22 MAII den 23 MAII den 24 MAII den 27 MAII den 28 MAII den 29 MAII den 30 MAII den 4 JUN. den 5 JUN. den 6 Jun.
f. 31
den 7 JUN. den 8 JUN.
8 9 10 11 12 13 14 15 16 17 18 19 20 21
Rohrbach. Saint Avold. Courcelles-Chaussy. Pont-à-Mousson. Mars-la-Tour. Clermont-en-Argonne. Sainte-Menehould. Rethel. Marchienne-au-pont. Avesnes-sur-Helpe. La Capelle. Vervins. Villers-Cotterêts. Nanteuil-le-Haudouin.
M A M A M M A M M A
A
A M A M A M
Rorbach8 Saarbrücken durch Forbach S. AVO.9 CORSEIL.10 Metz REIMS EN CHAMPAGNE. PONTAU MOUSSON11 MALATOUR12 VERDUN CLERMONT13 SAINT MANHAULT.14 REIMS EN CHAMPAGNE RETEL.15 ROCROY. PHILIPPEVILLE Frantzösche Lager MASEIN AU PONT.16 AVENNES17 LA CHAPELLE18 VERVEIN19 MARLE EN PICARDIE LAONE CHAVIGNON SOISSON VILLE-COTRAY20 NANTEUIL OU NANREUL21 PARIS. BOIS DE VINCENNES
Reisebericht Anton Fincks
f. 35.
den 28 JUN. den 29 JUN.
f. 36
den 2 JUL. den 3 JUL. SEPT. den 23 SEPT.
f. 39. f. 41.
22 23 24 25 26 27 28 29 30 31 32 33 34 35
A M A A
M A
S. CLOU MADRID.22 S. GERMAIN VERSAILLES FONTAINEBLEAU VEAU LE VICONTE. MELUN FLEURY23 COUTRENCE.24 LE PETIT BOURG25 ESSONE.26 RUEL27 MAISON28 CHANTILLY VILLEROY VILLENEUFVE LIANCOURT VERNEIL29 S. DENIS SANLIS30 MAGIN31 A ESCOY32 ROUEN. PONT L’EVEQUE.33 CAEN. ANGERS VERGER34 BOURGNEUF35 A LA FLECHE.
Château de Madrid, nicht mehr vorhanden, Neuilly-sur-Seine. Fleury-en-Bière. Courances. Château Le Petit Bourg in Évry. Essonnes. Rueil. Château de Maison in Maisons-Laffitte. Verneuil-sur-Seine. Senils. Magny-en-Vexin. Écouis. Pont-l’Évêque. Château Le Verger in Seiches-sur-le-Loir. Bourgneuf, La Chapelle-Saint-Laud.
297
Reisebericht Anton Fincks
298
den 24 SEPT. den 25 SEPT. den 26 SEPT. den 27 SEPT. f. 44 f. 47 f. 48.
den 28 SEPT. den 29 SEPT. den 30 SEPT. den 1 OCT.
f. 49. f. 50.
den 2 OCT. den 7 OCT. den 8 OCT. den 9 OCT.
36 37 38 39 40 41 42 43 44 45 46 47 48
f. 54
den 14 OCT.
f. 55
den 16 OCT.
f. 56.
den 17 OCT.
f. 58
den 20 OCT.
Longué-Jumelles. Doué-la-Fontaine. Puy-Notre-Dame. Château d’Oiron. Saint-Genest-d’Ambière. Saint-Maixent-l’École. Wahrscheinlich Sansais. Courçon. Wahrscheinlich Bords. Saintes. Cercles. Saint-Pardoux-la-Rivière. Maison Rouge, Bonnac-la-Côte.
M A A M M A A M M A M A M A M A
A M A M A
LONGUE36 SAUMURS THUAY.37 AMPHITHEATRO PUYS NOTRE DAME38 THOUARS. HOUARON39 LOUDUN RICHELIEU S. JENE40 POITIERS LUSIGNAN MAIXANT.41 SOMCERRE42 COUSON.43 LA ROCHELLE BOURDAUX44 XAINTES45 PONS. PETIT NIORD BLAYE BOURDAUX LE FORT CHASTEAU TROMPETTE LIMOGE LIBOURNE. CERCLE.46 S. PARTOUX47 CHALUS daß waßer VIENNE. LIMOGE. MAISON ROUGE48
Reisebericht Anton Fincks
den 21 OCT.
f. 60
den 22 OCT. den 23 OCT.
f. 61
den 26 OCT. den 27 OCT.
f. 62. f. 66.
den 28 OCT. den 1 9BRIS den 2 9BRIS den 3 9BRIS den 7 9BRIS
A M A M A M A M A A M A A M A
49 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64 65 66 67
Razès. Morterolles sur Semme. Arnac-la-Poste. Les Grands-Chézeaux. Saint-Benoît-du-Sault. Montbaltruy, Vigoux. Argenton-sur-Creuse. Nicht identifiziert, vermutlich falsche Angabe. Châteauroux. Issoudun. Saint-Florent-sur-Cher. Allogny. Nançay. Salbris. Lamotte-Beuvron. La Ferté-Saint-Aubin. Saint-Dyé-sur-Loire. Marmoutier. Ecures.
RAZE49 MATEROL50 ARNAC51 GRAND CHESSEAU52 S. BENOIST.53 MONPERDRUY54 ARGENTON55 POLLUE56 CHASTEAU ROUX57 ISOLDUN58 S. FLORENT59 BOURGES LONGNY60 NENSIEU61 SOLBY62 LA MOTHE.63 LA FERTÈ64 ORLEANS A S. DIEU65 BLOIS AMBOISE TOURS MARMOSTIER66 Kloster AMBOISE ECURE67
299
Reisebericht Anton Fincks
300
f. 72
den 8 N. den 7 DEC.
den 8 DEC.
f. 73 f. 107 f. 108.
den 9 DEC. den 6 MARTII den 7 M. den 8 M. den 9 M.
f. 110. fol: 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82 83 84 85
den 10 M. den 11 M.
Chambord. Montlivault. Nouan. Les Trois Cheminées, Lailly-en-Val. Langennerie, Chevilly. Château Gaillard, Santilly. Toury. Angerville. Étampes. Étréchy. Longjumeau. Courances. Maison Rouge, Aufferville. La Bussière. Cosne-Cours-sur-Loire. La Charité-sur-Loire. Saint-Pierre-le-Moûtier. Moulins.
M
A
A
A M A M A M A M A M
BLOIS CHAMBOURT68 MONLINEAU69 NOYON70 TROIS CHEMINEES71 ORLEANS LANGENERIE72 CHASTEAU GUILLARDE73 TURY74 ANGEREILLE.75 ESTAMPE76 ESTRELUY77 LONGUMEAU78 BOURG LA REINE PARIS COURANCE79 MAISON ROUGE80 MONTARGIS BOUSSIERE81 BRIARE COSNE82 LA CHARITÈ83 NEVERS S. PIERRE.84 MOULIN85 MARENNE86
Reisebericht Anton Fincks
111 f. 111
den 12 MARTII den 13 M.
den 14 M. f. 117 f. 119
den 23 M.
f. 120
den 25 M.
f. 121
f. 126 f. 126 86 87 88 89 90 91 92 93 94 95 96 97 98 99 100 101 102 103
den 24 M.
den 26 M.
den 27 MARTII
A M A M A M A M A M A M M
M A
VARENNE87 LA POLICE88 S. GERMAIN DE LA POLICE89 ROANNE VILLE FRANCHE.90 Berg TRARARA. TRARARA.91 BALLIERE92 LYON. VIENNE ROUSSILLON93 TOURNON94 TAIN95 VALENCE. LAURIEL96 SAULCE97 MONTLIMAR.98 CHATTEAU NEUF99 DONZERE100 PIERRE LATE101 PALUS102 MONDRAGON MORNAS ORANGE VILLE NEUFVE DU PAPE103 SORGE104
Nicht identifiziert, vermutlich falsche Angabe. Varennes-sur-Allier. Lapalisse, Château de La Palice. Saint-Germain-Lespinasse. Villefranche-sur-Saône, die Angabe ist hier nicht korrekt. Tarare. Vermutlich Bully. Le Péage-de-Roussillon. Tournon-sur-Rhône. Tain-l’Hermitage. Loriol-sur-Drôme. Saulce-sur-Rhône. Montélimar. Châteauneuf-du-Rhône. Donzère. Pierrelatte. Lapalud. Vermutlich Châteauneuf-du-Pape.
301
Reisebericht Anton Fincks
302
f. 131 f. 132
den 28 M.
f. 135
den 29 M.
f. 137 f. 139
den 31 M.
f. 141
f. 145 f. 153. f. 155 f. 159 f. 161. f. 161.
den 1 APRIL. den 2 APR. den 3 A. den 4 APR. den 8 APR. den 9 APR. den 10 APR.
M A M A M A M A M A M A A M M A M A
M f. 162 104 105 106 107 108 109 110 111 112 113 114 115 116 117 118 119
Sorgues. Villeneuve-lès-Avignon. Remoulins. Saint-Bonnet-du-Gard. Pont de Lunel. Saint-Gilles. Saint-Martin-de-Crau. Salon-de-Provence. Aix-en-Provence. Vielleicht Septèmes-les-Vallons. Hyères. Pierrefeu-du-Var. Pignans. Gonfaron. Vidauban. L’Argens.
A
AVIGNON VILLENEUFVE105 RIMOLAIRE106 PONT LE GARD SANBONNE LE GARD107 NIMES PONT LUNEL108 MONTPELLIER PONT LUNEL S. GILLER109 ARLES S. MARTIN110 SALOUE111 ein schlecht wirtshaus AIX112 SETTENE113 MARSEILLE S. BAUME TOULON HIGERES114 PIERREFEU115 PETILLAN116 HUANFERON117 HUILLIBON118 waßer ARGENT119 LE MUY. FREJUS ESTRELLE120
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den 10 APR. f. 163
f. 168
M
den 13 APR. den 14 A.
den 15 AP.
f. 171
f. 173 120 121 122 123 124 125 126 127 128 129 130 131 132 133 134 135 136 137 138 139
M A M
f. 169. f. 170. f. 171.
A
A
M
den 16 AP.
A
Fluß SIANGE121 CANNES ANTIBE CANNY122 S. LAURENT123 waßer VAL124 NIZE MONACO ESCARENA.125 SOSPELLO.126 BREGHY127 waßer RODY128 FONTANA129 TENDA130 BERG COLA DE CORNI131 LIMON132 VERNANTE RUBILLANE133 ROCCAVIOME134 BURGO.135 CONY.136 BUSCA CASTIGLIONE137 SALUZZE138 S. GEORGE139
Les Adrets-de-l’Estérel. La Siagne. Cagnes-sur-Mer. Saint-Laurent-du-Var. La Var. L’Escarène. Sospel. Breil-sur-Roya. La Roya. Fontan. Tende (franz.), Tenda (ital.). Col de Tende, Gipfel auf dem Weg nach Coni (Cuneo). Limone Piemonte. Robilante. Roccavione. Borgo San Dalmazzo. Cuneo. Costigliole Saluzzo. Saluzzo. Torre San Giorgio.
303
Reisebericht Anton Fincks
304
f. 174 M A f. 184
den 20 AP. M den 21 AP.
f. 185. f. 185 f. 194.
den 22 A. den 24 APR.
f. 195
den 25 A. den 26 A.
140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154 155 156 157
A M A M M A M M
MORETTE140 SOULI141 DAVANT vberfahrt vber Po. BANCALE142 CARIGNAN143 MONCALINI144 TOURIN LA VENERIE145 Jagthauß VALENTINIANO146 lusthauß das waßer LA STORTA147 D’ORO148 waßer ALLA PORTA DI PASQUINO149 DALBANDRIA150 waßer TILIANO.151 VERCELLI NAVARRA152 BUFFALORA.153 MEYLAND. PAPHIA GABIANO.154 LODY CREMA. ORSINA NUOVA155 ORSINIA VECCHIA.156 BESANCANO.157 PESCIERA158
Moretta. Vermutlich Faule. Pancalieri. Carignano. Moncalieri. Venaria Reale. Castello del Valentino. Fiume Stura di Lanzo. Torrente Orco. Vielleicht Busignetto. Fiume Dora Baltea. Vielleicht Salomino, Santhià oder Sali Vercellese. Novara. Boffalora. Cura Carpignano. Orzinuovi. Orzivecchi. Desenzano del Garda.
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f. 196
den 27 A. den 28 A.
f. 205.
den 6 MAII den 7 MAII
f. 205. f. 206. f. 208. f. 209
den 8 MAII den 9 MAII den 10 MAII
f. 241 f. 248.
158 159 160 161 162 163 164 165 166 167 168 169 170 171 172
den 11 M.
den 18 M. den 19 M. den 20 M.
Peschiera del Garda. Castelnuovo del Garda. Tavernelle. Vielleicht Lissaro. Fusina. Malamacco. Papozze. Pontelagoscuro. Malalbergo. Loiano. Firenzuola. Scarperia e San Piero. San Piero A Sieve. Villa Medici Pratolino. Cavallini.
A M A M
M A M M A M A A M M A
CASTEL NUOVA.159 VERONA A VILLA NUOVA TAVERNELLA160 VINCENZA. LETORE161 PADUA. FUSCINO.162 Venedig PORTO DI MALMACCO.163 PAPOCE164 der Po PONT DE LONGONE165 FERRARA. MALALBERGA166 BOLONIA LOJANO.167 FIORENZUOLA.168 SCARPARIA.169 PONT S. PIETRO170 S. MARTINO. PRATOLINO.171 Florentz AL CAVALETTO.172 PISA. LIVORNO. PISA. LUCCA
305
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306
f. 256.
den 22 MAII
M
f. 258. f. 258.
CAPOZONA173 MAZZAROSSA174 MONTRAMILLA175 MONTEIGNOSO176 PIETRA SANCTA177
den 23 MAII
A
f. 259.
den 24 M. f. 289.
173 174 175 176 177 178 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190 191
den 27 MAII
M A
IL SALTO DELLA CERVIA MONTIGNA178 MASSA LAVENZA179 SARRAZENA180
S. STEPHANO.181 BETOLA182 Fluß MAGRA LA GOLA183 TERRA ROSSA184 CASTELLO DI VILLA FRANCA185 VILLA TERRA186 PONTREMOLI BERCEY CASSY187 FUORO NUOVO.188 SOLENGA189 VOLARNGE LA CHIUSA190 DOLCESSE191
Wahrscheinlich Compignano. Massarosa. Montramito. Nicht eindeutig. Pietrasanta. Nicht identifiziert. Avenza. Sarzana. Santo Stefano di Magra. Bettola. Aulla. Terrarossa. Villafranca in Lunigiana. Filattiera. Cassio. Fornovo di Taro. Die Angaben für die folgenden Tage fehlen hier. Bussolengo. Nicht identifiziert. Dolcè.
Reisebericht Anton Fincks
f. 290.
M
f. 291
den 28 MAII
f. 291. f. 294
den 29 MAII
f. 299.
den 31 MAII den 1 JUN.
A M M A M
f. 302
192 193 194 195 196 197 198 199 200 201 202 203 204 205 206 207 208 209
den 2 JUN.
A
PERI ROSCO DE VERGANA192 BORGETTO193 SARVALLE194 MARCO ROVEREDO195 GALLION196 MATARELLO197 TRENTO BRONZOLO.198 Leifferts199 Botzen. Atzwang200 COLMAN201 Clausen202 Brixen Peiser in der Au Mittelwaldt203 Mauls204 Stretzingen205 Zum Grieß206 Topla207 Steinach208 Martern209 Schönberg ein berg. wirtshauß vnterm berg
Unklar, vermutlich Ossenigo. Borghetto. Sdruzzinà. Vermutlich eine Verwechslung, Serravalle liegt zwischen Ala und Marco. Rovereto. Calliano. Mattarello. Bronzolo/Branzoll. Laives/Leifers. Campodazzo/Atzwang. Colma/Kollmann. Chiusa/Klausen. Mezzaselva/Mittewald. Mules/Mauls. Vipiteno/Sterzing. Gries am Brenner. Nicht identifiziert. Steinach am Brenner. Matrei am Brenner.
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Reisebericht Anton Fincks
308
f. 315
den 4 JUN.
f. 320.
den 5 JUN.
M A M
f. 321.
den 6 JUN.
A
M f. 332
den 9 JUN.
f. 333
den 10 JUN.
f. 357
den 11 JUN. den 15 JUN.
210 211 212 213 214 215 216 217 218 219 220 221 222 223 224 225 226
Vielleicht Schupfen. Hall in Tirol. Schwaz. Brixlegg. Kundl. Wörgl. Nicht identifiziert. Röhrerbichl. Oberndorf in Tirol. Nicht identifiziert. St. Johann in Tirol. Waidring. Lofer. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Waging am See. Fürstenfeldbruck.
M A M A
Schapffen210 Insprug Hall im Inthal211 Schwatz212 Brischenck213 Rattenberg Marckt Kindel214 Wergel215 Saal216 in die Ebene Röher büchel217 Oberdorff218 Zwiselbach219 S. Johannes220 Weidringen221 Lofferts222 Saltz. Clause Reichenhalle Mühlen223 Veges224 Saltzburg Weisingen225 Altenmarckt Waßerburg Ebersberg. München Bruck226
Reisebericht Anton Fincks
f. 368
den 17 JUN.
f. 369
den 18 JUN.
f. 371 f. 373.
den 19 JUN. den 20 JUN.
f. 375
den 21 JUN.
f. 376.
den 22 JUN. den 23 JUN.
227 228 229 230 231
Mammendorf. Donauwörth. Kaisheim, auch Kaisersheim. Festung Wülzburg. Vielleicht Kaltenbrunn.
M A M A M
M A M A M A
Mammersdorff227 Augspurg Donawerth228 Kloster Kaysersheim229 Weißenburg im Nordgau Wilsburg230 Nürnberg Forchheim Bamberg Kalden Herberge231 Coburg Eisfeldt. Ilmenau Arnstadt Ichtershaußen Gotha.
309
310
Reisebericht Anton Fincks
RELATION DEREN von IHRER Furst. GNADEN HERRN FRIEDRICHEN HERTZOGEN ZU SACHSEN p. mit Gott ANGEFANGENEN UND VOLLENDETEN REYSE DURCH FRANCKREICH UND ITALIEN, vom 23.ten APRILIS 1667. BIß DEN 23.ten JUNII 1668. NACHDEM DER DURCHLEUCHTIGSTE FURST UND HERR, HERR ERNST, HERTZOG ZU SACHßEN, JÜLICH, CLEVE und BERGEN p.232 dero älteren Printzen, Herrn FRIEDRICHEN Hertzogen zu Sachßen p. Furst. Gnd. eine Reise in frembde Lande, und insonderheit in Franckreich INCOGNITO unter dem nahmen eines Grafen von Wettin zu verrichten gnädigst verstattet, alß seind Ihrer Fürst. Gnd. folgende Persohnen zu dero COMITAT zu geordnet worden; zum Reise DIRECTORIO Herr Hanß Henrich233 von Witzleben234 Cammerjuncker, vnd ANTHONIUS FINCKIUS235 der Rechten LICENTIATUS, Ein SECRETARIUS Johann Friederich Bachoff.236 Ein MEDICUS Jacob Weitz237 Med. D. Ein Cammerdiener Cromayer.238 Ein LACQUAY Hanß Ringk.239 Ein Gutscher JUSTINUS Trümper,240 Ein Reitknecht Hanß Peter Schäffer241 beneben 5. Reith vnd 2. Gutschen=Pferdten, Mit diesem COMITAT ward der anfang der Reise in Gottes beleite gemacht den 23.ten APRIL. 1667. vnd wurden Ihrer Fürst. Gnad. von dero Gnädigsten Herrn Vatern und Fürst. Gebrüdern242 sambt der gantzen Hoffstadt das geleith ein ziemlich Stück weges außer der RESIDENTZ Gotha gegeben, Sie auch von dero 232 233 234
235
236
237 238 239 240 241 242
Ernst I. (1601–1675), der Fromme, Herzog von Sachsen-Weimar, seit 1640 Herzog von Sachsen-Gotha, seit 1672 Herzog von Sachsen-Gotha-Altenburg. B: Heinrich. Johann Heinrich von Witzleben (1631–1693), 1657 Reise in die Niederlande, 1657–1660 Kriegsdienste, Obrist im Leibregiment Schweizer des franz. Königs, 1676–1680 Landeshauptmann im Fürstentum Altenburg. Anton Finck (1630–1670), Lit. jur., Universitäten Rinteln und Marburg, 1650–1653 Präzeptor in Nassau-Saarbrücken, 1653 Reise nach Wien, Ungarn, Siebenbürgen, Kriegsdienste, 1662– 1663 Reise durch die Schweiz, Frankreich, die Niederlanden und England, Kriegskommissar in Frankfurt am Main, 1665 Reise durch Frankreich und Italien, seit 1666 in sachsen-gothaischen Diensten, zuletzt Amtmann der Ämter Wachsenburg, Ichtershausen, Kranichfeld und Tonndorf. Johann Friedrich Bachoff (1643–1726), als Bachoff von Echt nobilitiert, stud. jur. Universität Leipzig, seit 1666 Regierungssekretär in Gotha, nach der Reise Sekretär Herzog Friedrichs, 1673 Hofrat, 1680 Geheimer Rat, 1689 Kanzler, 1698 Geheimer Ratsdirektor. Dr. Jacob Friedrich Waitz (1641–1723), 1666 Leibarzt Herzog Ernsts von Sachsen-Gotha, 1668 Stadtphysikus in Gotha, Bürgermeister. N.N. Cromayer/Kromayer (gest. 1667), Kammerdiener. Johann Ring, Lakai, Kammerdiener, 1664 und 1665 mit Herzog Friedrich in Straßburg. Justinus Trümper (gest. 1667), Kutscher. Hans Peter Schäfer, Knecht. Es handelt sich um die vier jüngeren Brüder Herzog Friedrichs, Heinrich (1650–1710), Christian (1653–1707), Ernst (1655–1715) und Johann Ernst (1658–1729), Herzöge von SachsenGotha.
Reisebericht Anton Fincks
Abb. 15: Bericht Anton Fincks
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Reisebericht Anton Fincks
gnadigsten Herrn Vattern biß auffs erste Nachtläger Eyßenach, alwo Sie auch von dero Herrn Vettern Hertzog Adolph Wilhelmen zu Sachßen243 Fürst. Durch. ebenmäßig abschied genommen, ACCOMPAGNIRet, Folgenden tages, den 24.ten Apr. war das Mittaglager zu Vacha, Heßen=Caßel gehörig, und das Nachtquartier genommen zu Kirch Hasel.244 Den 25.ten Apr. passirten Sie Fulda vnd mittagten zu Neuenhof.245 Blieben dieselbe nacht zu Steine an der Straßen,246 einer Gräff. Hanauischen Statt und RESIDENTZ. Den 26.ten dito Mittags zu Gelnhausen Nachts zu Selgenstadt,247 Chur Maintz gehörig. Den 27.ten Apr. Mittags zu Darmstatt bey Ihrer Fürst. Durch. Herrn Landgraf Ludwigen248 angelanget, alwo neben andern Fürst. Persohnen, Ihro Fürst. gnd. beyde dero Herrn Brüder249 angetroffen, welchen von dero gnädigsten Herrn Vattern von Tubingen anhero zu kommen und dero Herrn Brudern zu VALEDICIRen, anbefohlen worden. Nachdem Sich nun Ihro Fürst. Gnd. in die 16. tagen zu Darmstatt aufgehalten und250 Sie letztmahls von dem Herrn Landgrafen und Fr.251 Landgräfin,252 als dero RESPECTIVÈ Fürst. Herrn Schwagern und Fr. Schwester auf dem Fürst. vorwercke zu Reinhausen253 TRACTIRet vnd hernach biß an den Rhein zu der auffgerichteten GUSTAVUS Säulen254 des Königs in Schweden begleitet worden, giengen Sie nach ins gemein genommenen Abschiedt, neben ihrem COMITAT lengst den Rhein herunter, Satzten über denselben bey Oppenheim und PERNOCTIRTen daselbst, wie wohl es wegen der pest nit allzu sicher gewesen. Den 14.ten MAII passirten Sie durch Guntersblum, mittagten in einem Dorff Westhofen und benachteten zu Gelheim,255 alß mann zuvor den in den COMMENTARIIS CÆSARIS genenten MONTEM JOVIS oder Donnersberg: vnd vor dem Flecken beydes den Herrn Grafen von Naßau=Saarbrücken gehörig, das MONUMENT des anno 1298. alda gebliebenen Kaysers ADOLPHI von Naßau,256 gesehen. 243 244 245 246 247 248 249 250 251 252 253 254 255 256
Adolf Wilhelm (1632–1668), Herzog von Sachsen-Eisenach. Kirchhasel. Neuhof. Steinau an der Straße. Seligenstadt. Ludwig VI. (1630–1678), Landgraf von Hessen-Darmstadt. Herzog Albrecht (1648–1699) und Herzog Bernhard (1649–1706) von Sachsen-Gotha. B: Seitenumbruch. B: Fürst. Elisabeth Dorothea (1640–1709), geb. Prinzessin von Sachsen-Gotha, 1666 verm. mit Landgraf Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt, Schwester Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha. Nicht identifiziert, vermutlich Rheinfelden bei Wallerstädten. 1632 von Matthäus Staud errichtete Schwedensäule bei Oppenheim, in Erinnerung an den Rheinübergang der Schweden 1631. Gölheim. König Adolf von Nassau (gest. 1298), seit 1292 römischer König.
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Den 15.ten MAII. diente ihro ein vngefehrer vorspan von 4. pferden, welcher Mr. PRADEL Brudern257 nach Chur Maintz geführet gehabt und Sicherheit halben vor den Lottringern, mit uns durch den waldt zu kommen, gebethen. Mittags kahmen wir zu Kayserslauther ahn; alda wir am Schloß thor neben dem Pfältz= auch des alten Sächßischen wappens ansichtig worden: wei= len es alhier wegen der durchmarchirenden Lottringer sehr unsicher gewesen, alß haben die Herrn Pfaltzgräf. Beampten uns unsern wirth zu gegeben, mit befelch die nechst dem Nachtlager, so ein einschichtig wirthshauß, vnd Spaßbach258 genant, wohnende unterthanen wachen zu laßen, welches auch geschehen. EN PASSANT sahe mann von nahem das Berghauß Landstuell259 und von fernen Homburg;260 deren jenes denen von Sickingen, dieses dem Hauße Naßau Saarbrücken zu gehörig: der Zeit aber beide vom Hertzog von Lottringen261 vorenthalten werden. Den 16.ten MAII. mittag gehalten zu Rorbach262 ubernachtet zu Sarbrücken. In dem nun Ihro Fürst. Gn. alda zeitlich ankommen und die gräf. RESIDENTZ besichtigt, wurden Sie von einem von Stein Calenfels,263 so Sie ehezeits zu Straßburg und Studtgardt gesehen, erkant und von dem Herrn Grafen von Naßau264 alda nach vermögen TRACTIRet und LOGIRet. Den 17.ten MAII wurden Ihro F. Gn. von Hochged. Herrn Grafen auff 2. meil biß ins Lottringische, in ein Stättlein, nahmens Forbach ACCOMPAGNIRet. Hierauf sahen Sie im vorbey reisen die gegend wo Hertzog Bernhard265 Hochseel. andenckens sein läger geschlagen und in die 10. wochen CAMPIRT, nachdem die Nördlinger Schlacht geschehen266 und neuer SUCCURS auß Franckreich erwartet worden.267 Das mittagmahl wurde gehalten zu S. AVO268 alwo viel nachher Flandern in frantzösch. Dienste MARCHIRende Lottring. TROUPPEN aus vnd einritten. Abends langeten wir ahn zu CORSEIL269 in einem sehr großen regen, alwo das EXERCITIUM der REFORMIRten RELIGION zugelaßen wird. Den 18./28.ten MAII270 gegen mittag zu Metz eingeritten, alwo folgenden Pfingsttag den Gottesdienst bey den REFORMIRten angehöret. 257 258 259 260 261 262 263 264 265 266 267 268 269 270
N.N. de Pradel, Bruder des François de Pradel (gest. 1690), Lieutenant-Général, Gouverneur von Saint Quentin. Spesbach. Landstuhl. Homburg. Charles IV de Lorraine-Vaudémont (1604–1675), Duc de Lorraine, regierte 1659–1670. Rohrbach. N.N. Steinkallenfels. B: Löbenfels. Gustav Adolf (1632–1677), Graf von Nassau-Saarbrücken. Bernhard (1604–1639), Herzog von Sachsen-Weimar, genannt der Große. Im Jahre 1634. B: Seitenumbruch. Saint Avold. Courcelles-Chaussy. B: 18. Maii.
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Alhie halten Sich viel vornehme Standes Persohnen auf, so der REFORMIRten RELIGION zugethan sind, maßen die REFORMIRte bürgerschafft zimlich starck ist und 4. MINISTROS ihrer RELIGION haben. Alhie und sonst in gantz Franckreich nicht, werden Jüden gedultet: Von hier gehen die COMMERCIen in Teutsch= und Niederland aus Franckreich, von Fuhr wein, wexell271 und allerley Frantzöß. wahren. Das CITADEL ist in 4. eck und fest, mann kan die graben272 mit waßer anlaßen wie mann will. Eß wurden ihro F. G. mitlerweil von dem ältisten REFORMIRten minister alhier, Ferry273 genant, so wegen Seiner Schrifften, und daß Er noch dem SYNODO zu Dordrecht274 beygewohnet, bekant, besuchet und zu der bevorstehenden reyse GRATULIRet: Eß suchten auch unterschiedliche Frantzöß. vornehme verwittibte Ma= tronen, deren Eheherrn Hertzog Bernhardten Hochseel. andenckens in275 Kriegs EXPEDITIONen gedient, ihre Kinder zu Ihrer Fürst. Gn. umb dieselbe zu COMPLEMENTIren und dero aufzuwarten, alß die MADAME DE VITRY,276 deren Herr Vatter277 gestorben, alß der BASTON DE MARESCHAL vor ihn schon unterwegs gewesen: die MADAME D’AUMALE278 und dergleichen mehr. Den 21.ten MAII haben Ihro Fürst. Gn. dero fortreise von Metz auf REIMS in CHAMPAGNE gerichtet, dieweil Sie durch den Kauffmann von PERSODE279 und sonst nähere Nachricht erhalten daß die Frantzöß. ARMÉE nit weit von dannen stehen solte: LOGIRTen derohalben dieselbe nacht zu MALATOUR280, alwo mann EN PASSANT der lottring. Statt PONTAU MOUSSON281 ansichtig worden. Dieser orth gehöret dem Herrn von Meranville282 deßen Herr Vatter283 seel. des Königs LUDOV. XIII.284 ORATOR an die Ottomannischen PORTA gewesen: Sie aber aus dem Hause der Grafen von APPREMONT285 seind, so lottring. Vasallen und Hertzog Carlen286 itzige gemahlin287 eine von Selbigem Hauße ist. 271 272 273 274 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284 285 286
Vaxel, lothringisches Salzmaß. B: grotten. Paul Ferry (1591–1669), Theologe und Pastor der reformierten Kirche in Metz. Synode von Dordrecht 1618/1619. B: Seitenumbruch. Vermutlich Madelaine de Pas (1615–1681), Marquise de Feuquières, verm. mit Jean Louis Baron d’Orthe (gest. 1657). Manassès de Pas (1590–1640) , Marquis de Feuquières, Lieutenant-Général. Jeanne de Pas (gest. 1695), Marquise de Feuquières, verm. mit Jean Louis d’Aumale, Seigneur de Gondreville (gest. 1671). Nicht identifiziert, vermutlich verwandt mit André Persode (gest. 1701), Conseiller der Bailliage Metz, Advokat am Parlement de Paris. Mars-la-Tour. Pont-à-Mousson. Marchéville. Das ist wohl nicht der Sohn Henri de Gournays, dessen Ehe war kinderlos. Henri de Gournay, Comte de Marchéville (gest. 1663), französischer Ambassadeur in Constantinopel 1631–1639. Louis XIII (1601–1643), König von Frankreich. Regnault de Gournay in zweiter Ehe vermählt mit Louise d’Apremont, Dame de Marchèville. Charles IV, vgl. Anm. 261.
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Den 22.ten logirten I. F. Gn. zu VERDUN so eine vom Reich abgesonderte vnd Bischoffliche Statt ist. Das CITADELL hat der König dem CAPITUL durch proceß abgenommen. Die Statt hat guten Wein und ist sonst wegen der CONFITURen so mann alhier machet und weit verführet288 wohl bekant. Sonsten ist dieser gegend so ins gemein LE PAYS MESSIN genant wird, die289 gemeine Landnahrung, Viehzucht, Wein vnd Ackerbau. Den 23.ten MAII wahren I. F. Gn. zu CLERMONT290 mittags, und besahen die RUDERE oder noch stehende FUNDAMENTe der Bergvestung so dem Printzen von CONDE291 gehörig und vom König zerstöret worden, der Zeit Er sich bey Spanien in Kriegsdiensten292 befunden. Solche Vestung war dem Könige hochschädlich, weil Sie auf FRONTIRen von Lottringen und Luxemburg geweßen und ein jeder außländischer Feind alhie den Schlüßel zu Franckreich vnd CHAMPAGNE, welches eine offene provintz ist, leichtlich gefunden hette. Dito abends LOGIRTe mann zu SAINT MENHAULT293 welches die erste König. Stadt in den König. Erblanden v. dabey ein bevestigter berg ist mit mauern vnd truckenen gräben umbgeben, so ehezeits vom Printzen DE CONDE beschoßen v. eingenommen worden. Diese Vestung wird allgemach NEGLIRet, weil der König durch so viele CONQUESTEN der Vorländer ihrer nit mehr vonnöthen hat. Den 24.ten Maii zu REIMS294 der Hauptstadt in CHAMPAGNE angelanget: alhie wurden selbigen tages als wir ankahmen etlich hundert Maurer v. Zimmerleuthe aus der Stadt vnd umbliegenden orthen COMMANDIRet, den von den Spaniern jüngst zerstörten Vestungsbau zu CHARLE ROY, so etliche tagreyßen von hier und ein Schlüßel zwischen Flandern, Namur, Hennegau und dem Stifft Luttich ist, v. den Fluß SAMBRE COMMENDIRet,295 zu RETABLIRen. Weilen nun der Fürst. INSTRUCTION gemäß gewesen, sich zu der Frantzöß. ARMÉE zuverfügen, Sich beym Herrn MARESCHAL GENERAL DE TURENNE296 anzumelden vnd die Frantzösische MILITARIA zu beobachten, alß wurde DELIBERIRet, ob man mit gesampten leuthen und beyhabenden TRAIN die ARMÉE besuchen: oder deren etliche neben der CALLESCHEN und BAGAGE voraus nacher Paris schicken soll? Da endlich dies EXPEDIENS gefunden, die BAGAGE und PRETIOSEN, außer den nothwendigen Sachen, mit dem MESSAGER von REIMS nacher Paris fortgehen zu laßen, die leuthe aber sampt der CALLESCHE bey sich zu behalten. 287 288 289 290 291 292 293 294 295 296
Marie Louise d’Apremont (1651–1692), 1665 verm. mit Charles IV de Lorraine. B: vortführet. B: Seitenumbruch. Clermont-en-Argonne. Louis II de Bourbon (1621–1686), Prince de Condé, Le Grand Condé. Zwischen 1653 und 1659. Sainte-Menehould. B: Remis. B: Seitenumbruch. Henri de La Tour d’Auvergne (1611–1675), Vicomte de Turenne, Maréchal de France.
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Mitlerweil wurde von Uns alhier die PfingstDEVOTION nach dem alten Calender verrichtet, v. kleidet mann sich À LA MODE DE LA CAMPAGNE, wie dazumahl bey der ARMÉE gebräuchlich. umb zu der ARMEÉ zu gehen, nahmen wir den geraden weg und kahmen den 27.ten MAII zu RETEL297 ahn. Dieses ist eine Stadt, Landtlein, vestung v. Schlüßel der Provintz CHAMPAGNE. Höret sonsten iederzeit dem H. zu, welcher das Hertzogthum NEVERS inne hat, als wie vor diesem dem Hauße GONZAGA, hernach der letzt verstorbenen Königin von Pohlen,298 so eine gebohrene Erbin dieses Haußes geweßen; hernach dem CARDINAL MAZZARINI299 und itzo deßen Vettern dem DUC MANZINI.300 Mann sagt, daß Mr. COLBERT301 ihm alles abkauffen werde, was Er in Franckreich habe, weilen Er mehr die Italiänische LIBERTRÄT alß die Frantzöß. SERVITUT und SUBJECTION des Hofes liebe.302 Den 28.ten auf ROCROY. welches eine König. Vestung, so wegen der BATAILLE des Printzen von CONDÉ berümbt:303 vnd Sie etlichmahl hin v. wieder ubergangen. Alhierumb und tiefer in Franckreich hinein hatten die Spanier etliche Frantzöß. orthe eingenommen und bevestiget auch die leuthe daraus in CONTRIBUTION gesetzt, sind aber zum theil daraus vertrieben und die RELIQVA durch den letzten friedenschluß304 RESTITUIRet worden. Von hier hatte mann noch 1 1/2. tagreiß zur ARMEÉ, so sich dazumahl noch alzeit MOVIRTe, mann muste Sich auch wegen der gehenden Partheien, bauren vnd durch die wälders nunmehr in acht nehmen. Maßen wir in COMPAGNIE etlicher Frantzöß. VOLONTAIRS, so auch zur ARMEÉ gewolt von hier fortgangen. Den 29.ten MAII zu PHILIPPEVILLE ankommen; ist eine schöne Vestung den Spaniern vor diesem gehorig, und ahn welcher noch stätig gebauet wird. Der COMMENDANT von hier war Mr. FAUBRUN,305 so bey Einnehmung Erffurth das seinige gethan; vnd weil Er Ihr Fürst. Gn. nit gekant, hat Er uns als Teutsche gebetten, dem Churfürsten von Maintz306 auf begebenheit einen gruß von demjenigen COMMENDANTEN zu PHILIPPEVILLE zu melden, welcher in seinen Diensten mit bloßem Degen in Erffurth eingeritten, mit bitte denselben noch wei297 298 299 300 301 302 303
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Rethel, Stadt und Herzogtum. Luisa Maria Gonzaga-Nevers (1611–1667), Königin von Polen. Jules Raymond Mazarin (1602–1661), Duc de Nevers et Rethel, Kardinal. Philippe Jules Mancini (1641–1707), Duc de Nevers, Neffe des Kardinals Mazarin. Jean-Baptiste Colbert (1619–1683), Contrôleur général des Finances. B: Seitenumbruch. Es handelte sich um die in der Geschichtsschreibung berühmte Schlacht im Jahre 1643 zwischen spanischen und französischen Truppen, die mit einer Niederlage der spanischen Infanterie endete. 1659. Nicolas de Bautru (gest. 1675), Marquis de Vaubrun, Gouverneur und Kommandant von Philippeville. Johann Philipp von Schönborn (1605–1673), seit 1647 Erzbischof von Mainz.
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ter zu EMPLOIIREN. Alhier erwartete mann Mr. DE PRADEL,307 so eben zu MARIENBOURG308 einer gleichfals gewesten Spanischen Vestung, so309 REAL und nahend hiebey gelegen, Sich auffgehalten: Item wahren alhie zur ARMEÉ zu gehen versamlet mit ihren BAGAGEN der Printz von COURTENAY,310 der Printz von ESPINOIS.311 der MARQVIS DE LA MOTHE.312 Mr. DE VILLE FRANCHE313 So vorhin obrist Leut. unterm Printz DE CONDÉ gewesen und andere vornehme Herrn mehr, so alle auf Mr. DE PRADEL ESCORTE gewartet, maßen I. F. Gn. durch diese OCCASSION mit ihnen bekant und sambt ihnen den 30.ten MAII ins läger glücklich ankommen, nach dem wir etliche wälder und gefährliche EMBOUSCADEN passiren musten. Alß wir nun ungefehr umb 4. Vhr abends vorm läger ankahmen, ließen wir unsere CALESCHE und wenige felt BAGAGEN im nechsten dorff vorm lager stehen, und ritten RECTÀ auf Mr. DE TURENNE Zelt zu: weilen Er aber nicht eben zu gegen und von den seinigen niemands wuste wo Er war, als führte vns einer seiner officirer im läger herumb, ihn zu suchen, wo Er anzutreffen, vnd RENCONTRIRTen Ihn in der festung, darinnen Er neben des Königs bruder314 vnd anderen Herren Sich dazumahl befunden, vmb ORDRE315 zur baulichen POSITION zu ertheilen. So bald Er nun zurückgeritten und Sich vons Königs bruder DEGAGIRT,316 PRÆSENTIRTen Ihme I. F. Gn. das von Ihrer Durch. H. Landgraf Ludwigen zu Heßen Darmstadt317 mit gegebene ADDRES= oder RECOMMENDATION=brieflein und weil in demselben I. F. Gn. Hauß oder NAISSANCE mit fleiß nicht EXPRIMIRet worden, alß haben Sie Sich dem H. MARSCHALLEN auf begehren selbst angemeldet: welcher Sich erfreuet die ehr zu haben Sie alda zu sehen, und nach Erlernung des gegenwertigen guthen Zustandts I. F. Gn. dero Fürst. Haußes, wie auch Ihrer Dh. zu Heßen=Darmstadt wohlergehen, haben Sie I. F. Gn. den Teutschen GENERAL PODEWILS318 ADJUNGIRT, dieselbe auf Sein Zelt zuführen und Sie daselbst abzusteigen auch bey ihme vorlieb zu nehmen gebetten: OFFERIRTen sonsten, der Zeit Sie im lager sein würden, alles wißen zu laßen, mit angehenckter entschuldigung, daß Er selber so bald nicht mit kommen könte, weil noch wegen eines vnd andern ORDRE zu geben wehre. 307 308 309 310 311 312 313 314 315 316 317 318
François de Pradel (gest. 1690), Lieutenant-Général, Gouverneur von Saint Quentin. Mariembourg. B: Seitenumbruch. Louis de Courtenay (1610–1672), Prince de Courtenay. Alexandre Guillaume de Melun (1619–1679), Prince d’Épinoy. Antoine de La Mothe-Houdancourt (gest. 1672), Marquis de Houdancourt, Lieutenant-Général. Nicht identifiziert. Philippe de Bourbon (1640–1701), Duc d’Orléans. B: Seitenumbruch. Degagieren – zwanglos lösen. Ludwig VI., vgl. Anm. 248. Heinrich von Podewils (1615–1696), Maréchal de Camp.
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In dem nun der General Podewils I. F. Gn. gerad aufs Zelt zuführte, haben Sie, in bedencken, daß Sie Selbiges zuvor gesehen, auch den raum zimlich eng befunden vnd dem H. MARESCHAL sonsten keine ungelegenheit machen wollen, gedachten H. von PODEWILS gebeten, Ihro anderwertige gelegenheit zu zeigen, wo Sie etwa in einem nechst benachbarten orth vnd wo mann vorm feind sicher wehre, auf die Zeit als Sie da wehren, unterkommen können, welcher ihr auf dero INSTANTZ angezeiget, [daß] eine auf eine gute viertelstund unterhalb des lägers gelegene vnd von demselben bedeckte, NEUTRAL Stättlein des Bistumbs Lüttich, MARSENI AU PONT319 an dem fluß SAMBRE: welches 5. stund von NAMUR, und noch etlich stunden weiter von Bergen im Hennegaw auch 17. stunden von Luttich entlegen. Weil Mr. von PODEWILS gleichfals nit selber abkommen können v. eben niemandt der seinigen bey sich gehabt, als hat Er Uns, I. F. Gn. bedienten, anleitung geben denen zu MARSENI AU PONT im quartir liegenden TURENIschen Leib= GUARDe im nahmen des H. MARESCHALLS zu befehlen, dran zu seyn, daß I. F. Gn. so gut alß möglich ACCOMMODIRT sein v. vnterkommen möchten, maßen, mann Sich deshalben im Nahmen Mr. DE TURENNE bey Richter und bürgermeister anzumelden hatte. Wie wohl es nun anfangs mühe gekost, weil des Königs, MONSIEURS, vnd fast alle GENERALen Staab alhier einqvartiret gewesen vnd Sich niemands vertreiben laßen wollen, vnterzukommen, hat Sich doch endlich eine zimliche COMMODITÄT im Pfarrhoff, so gut mann es der Zeit haben können, vor Roß vnd Mann, welches nit zu verwundern, weil der König anfangs der CAMPAGNE meistentheils in Seiner CARETHen320 geschlaffen, gefunden. Folgenden tages den 31.ten MAII machten I. F. Gn. ein anfang das läger zu sehen, und funden, daß solches lengst der SAMBRE angelegt war: anfänglich war die Vestung CHARLEROY, von den Frantzosen genant CHARLE À MOY. Hernach beiderseits ein reuther qvartir: darauff am waßer bey einer Brücken und pass, ein qvartir vom Fußvolck und ein antheil Stücke. Folgendts reuther v. Dragoner durcheinander, der LINIEN nach lengst des waßers hinunterwerts. Auf der andern Seithen CHARLEROY. Fußvolck. Reuther. wieder Fußvolck. alwo das Elsaßische Regiment unterm COMMANDO des H. Grafen von Naßau=Saarbrücken321 den end=posten neben etlichen Stücken zu verwachen gehabt. Gegen der SAMBRE über war die PARALLEL=LINIE auf vortheilhafftigen bergen mit gleichmäßigen reuter u. fußvolck qvartiren belegt v. mit vorwachten gantz wohl versehen: die ARMEÉ hat deswegen alhier CAMPIRen müßen, biß CHARLEROY mit den FUNDAMENTAL wercken wieder versehen gewesen, darauf 4. COMPAGNIEN Schweitzer, 8. COMPAGNIEN Frantzöß. INFANTERIE und 2. COMPAGNIEN CAVALLERIE hinein gerücket. 319 320 321
Marchienne-au-pont. Carretto. Johann Ludwig (1625–1690), Graf von Nassau-Ottweiler.
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Mitlerweil I. F. Gn. die ARMEÉ besehen, haben Sie sich etlichmahl bey des H. MARESCHALS DE TURENNE offenen tafel eingefunden, die Kriegs DISCOURSEN angehöret, v. sind außer albereit gedachten, mit allerley Kriegs=heuptern bekant worden, als mit Mareschal de VILLEROY322 und dem GENERAL PAUL323 so die Völcker von Chur Heidelb. wieder Chur Maintz COMMENDIRET, mit einem Hertzogen von BOUILLON324 mit beiden LIEUTENANTS GENERAUX BELLEFOND325 vnd VIVONNE.326 mit dem CONTE DE DURAS327 des H. Marsch. Vetter v. einem vornehmen obristen. Mit ein vnd andern Schweitzer CAPITAINen; mit dem obristen von Naßau=Saarbrücken328 über das Elsaß. Regiment, so er seither dem Pfaltzgrafen von Birckenfeld329 überlaßen. Mit dem H. von BERNIGHAN330 König. obrist=Stallmeister; mit dem DUC DE CREQVY,331 hiebevor AMBASSADEUR zu Rom, deßen bruder der MARQVIS DE CREQUY332 dazumahl ein COMPLEMENT in LUXENBOURG COMMENDIRet, gleichwie der MARESCHAL D’AUMONT333 eine andere ARMEÉ in Flandern vnd der Printz DE L’ILEBONNE334 die Lottringer, so hernach alle vor LILLE zusammen gestoßen, v. I. F. Gn. mit ihnen zu Paris bekant worden, ohne noch andere vornehme H. mehr, deren nahmen mann nit in geschwinde erfahrung bringen können. Den 3.ten JUNII, ein tag zuvor alß die ARMEÉ aufbrechen wollen, wolte der H. MARESCHAL GENERAL335 eigentlich wißen, was I. F. Gn. vor eine INTENTION führten, ob Sie dem König v. der ARMEÉ eine zeitlang folgen würden, oder was Sie sonsten in Franckreich zu thun entschloßen? Ihme ward hierauff geantwortet, es were ihro von dem gndst. H. Vatter die PERMISSION geschehen, die ARMEÉ nur EN PASSANT zu sehen v. im übrigen der Fürst. befehl, Sich nacher Paris zu begeben umb die Sprach vnd EXERCITIEN zu faßen, auch gegen den winter, da der König zu Paris anlangen würde, Ihre Mt. REVERENTZ zu machen und biß auf weitere ORDRE eine zeitlang dero Hoff zu FREQVENTIRen; darauf der H. MARESCHAL also RAISONNIRTE: weil aber der König morgenden tages zu der ARMEÉ kommen, dieselbe darauf so bald aufbrechen v. fur sich rücken 322 323 324 325 326 327 328 329 330 331 332 333 334 335
Nicolas de Neufville (1598–1685), Duc de Villeroy, Maréchal de France. Nicht identifiziert. Godefroy Maurice de La Tour d’Auvergne (1636–1721), Duc de Bouillon, Grand Chambellan. Bernardin Grigault (1630–1694), Marquis de Bellefonds, Lieutenant-Général. Louis Victor de Rochechouart (1636–1688), Duc de Vivonne, Lieutenant-Général. Jacques-Henri de Durfort (1625–1704), Duc de Duras. Johann Ludwig, vgl. Anm. 321. Christian II. (1637–1717), Pfalzgraf von Birkenfeld-Bischweiler. Henri de Beringhen (1603–1692), Premier Écuyer du Roi, genannt Monsieur le Premier. Charles III de Créquy (1623–1687), Duc de Créquy, Lieutenant-Général, 1662–1665 französischer Ambassadeur in Rom. François de Créquy (1625–1687), Marquis de Créquy. Antoine d’Aumont de Rochebaron (1601–1669), Maréchal de France. François Marie de Lorraine-Guise (1623–1694), Prince de Lillebonne, seit 1666 Comte d’Harcourt. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 296.
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würde, alß würde es vor dißmahl eine sache von einer MAUVAISE GRACE sein, wenn I. F. Gn. des Königs zwar bey der ARMEÉ zu vor zu erwarten, ihme aber nit ein zeitlang zu folgen gedächten: gegentheils würde es vielleicht auch unverantwortlich bey dero gndst. H. Vattern fallen, wenn Sie vor sich der ARMEÉ folgen vnd also eine solche sache von großer CONSQVENTZ ohne dero EXPRESSE Erlaubniß vornehmen wollen. Zu dem auch vielleicht JALOUSIE bey Kayß. Mt. erwecken v. sonsten bey manniglichen PASSIONIRTE DISCOURSEN geben dürffte: Riehten demnach ihres theilß wohlmeinentlich Ihro F. Gn. solten Sich gegen morgen früe zu dero fortreise in Franckreich fertig v. gefast halten: Hiezu hetten Sie diesenfalls die beste gelegenheit ein gut Stück weges mit CONVOY, So dem König auf AVENES, ein tag reiß von CHARLEROY entlegen, entgegen gehen solte, fort zu kommen: Und wofern der König albereit unterwegens und die CONVOY nit gar vollig nacher AVENES kommen solte, wolte Er Mr. DE VI= VONNE oder DE BELLEFOND, so alle beyde LIEUTENANTS336 GENERAUX beordern Ihrer F. Gn. eine sonderliche ESCORTE von 20. mann zu geben: und im Fall Sie eine mehrere Mannschafft von nöthen haben würden, wolten Sie zu dem ende einen von ihren GARDES DE CORPS mit schicken, so alle vorfallende nothwendigkeiten von den COMMENDIRenden officiren begehren v. zu wegen richten auch Sie biß in AVENNES begleiten solte. Wolte auch zum uberfluß ein PASSEPORT und BILLET ahn alle GOUVERNEUR der Plätze ertheilen, I. F. Gn. mit sicherer CONVOY und allem nothwendigen vorschub biß ahn die FRONTIRen von Franckreich zu verhelffen; welche nach versprechen noch Selbigen Abends späth eingeschickt worden. Den 4.ten JUNII morgends in aller früe, war wol zwischen 3. und 4. Vhr, rückten die COMMENDIRte Trouppen, so dem König entgegen zu gehen beordert vnd in etlich tausend mann waren, durch unser QUARTIER MARSINE AU PORT. I. F. Gn. stunden fertig deroselben nach der DISPOSITION des H. MARESCHALLen zu folgen. Weil sich aber der veranlaste GARD DE CORPS von Mr. TURENNE bey deroselben nicht zuvor anmeldete, JUDICIRTe mann Er were bey dem CORPS DE CONVOY v. würde sich schon in wehrendem MARSCH hervorthun. Welcher im gegentheil die schantz verschlaffen v. mann also seiner so hoch nöthigen Diensten entbehren müßen, welches FACTUM hernach Mr. DE TURENNE Kriegs=SECRETARIUS nahmens Hasset337 von Caßel gebürtig sehr CARESIRET338 v. hochgebeten, solch Versäumnuß dem H. MARESCHAL nit wißen zu laßen, anders er am leben oder sonsten EXEMPLARISCH gestrafft möchte werden. Deßelben vormittags339 PASSIRTen wir einem Schloß vorbey, so Hertzog Ulrich von Wirtenberg340 F. Dh. Fr. gemahlin341 gehorig vnd sie eben daselbst anwesend wahr. 336 337 338 339
B: Seitenumbruch. N.N. Hasset, Sekretär des Maréchal Turenne. Geschmeichelt. B: vorigen tags.
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Alß nun diese vom läger entgegen geschickte König. CONVOY, damit wir biß DATO MARCHIRTen, schier einen halben tag geritten, wurde342 dieselbe in einer weise eingeführet des König alda zu erwarten, weil ORDRE kommen Ihre Mt. hetten leuthe genug bey sich vnd were unvonnöthen Ihro weiters entgegen zu gehen. So bald dieses geschehen OFFERIRTen Mr. DE BELLEFOND I. F. Gn. bey ihme Mittagmahl À LA CAMPAGNE zu halten, So sich deßen bedancket, hingegen die versprochene ESCORTE URGIRET, nur balt fortzukommen. Maßen aber solche von lauter COMMENDIRTen leuthen bestanden, gieng es langsam her und lief lenger als eine gute stunde vorbey, ehe sie zusammen kommen, dan ein ieder sein pferd zuvor etwas weiden laßen und Er selbst was eßen wollen. Im Fall man flugs fortgerückt were, hette man den König noch umb die gegend AVENES angetroffen und weiter gefahr nicht zu besorgen gehabt. Alß vnsere ESCORTE endlich zusammen geführet und wir ein stück weges hinter ein stättlein, BAUMONT343 genant, so sonsten Hennegauisch, aber den König vor dißmahls erkante, fortgerücket, kahmen die König. BAGAGEN und etliche vortrouppen gegen Uns ahn: Endlich der König selbsten, mitten im fördersten glied eines BATAILLONS, HABILLIRET mit einem schwartzen Sammeten Rock, einem ledernen vnterkleid, ein weiße PLUMAGE auf dem huth, mit gantz gebundenem Haren, welchen wir so balt nicht gekennet.344 Ihro May.tt so von Ihrer F. Gn. bißhero keine nachricht gehabt, stutzten, so balt Sie Ihrer ansichtig worden und fragten ins gemein: wer wir wahren, woher wir kahmen und wohin wir wolten? I. F. Gn. antworteten Selbst kürtzlich, jedoch unwißend daß es der König wehr: aus Teutschland, wolten nach Paris die Sprach vnd EXERCITIA zu EXCOLIRen. Wehren aus dem Land zu Francken. Entzwischen wurde von den unserigen hin wieder gefragt, wo doch der König wehre? Darauf ein alter CAVALLIER so dem König an der Seithen gehalten vnd aus nachgehender erfahrung der CONTE DE CHARROUX,345 CAPITAIN DES GARDES, damahls sein QUARTAL dienend, gewesen, geantwortet: Er ist der König Selbsten, so mit euch redet: In dem eine I. F. Gn. dem König gebührende REVERENTZ machten, vnd I. Mtt. eigentlich wißen wolten wer Sie wehren, ward Solches obbemelten alten CAVALLIER von dem Reise=DIRECTOren, so unter des vom pferd abgestiegen und ihme ins ohr geredet, offen bahret; Es were gegenwertiger Herr ein Junger Fürst von Sachßen=Gotha, hette EN PASSANT die ARMÉE gesehen, wolte nach Paris, Sich in der Sprach und EXERCITIen zu üben: würde nit ermangeln künfftigen winter Ihrer Mt. den Hof zu machen. Welche APERTUR346 340 341 342 343 344 345 346
Ulrich (1617–1671), Herzog von Württemberg-Neuenbürg. Isabella von Arenberg-Barbençon (1623–1678). B: und. Beaumont. B: Seitenumbruch. Louis de Béthune (1605–1681), Comte de Charost, Capitaine des Gardes du Corps du Roi. Eröffnung.
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der graf also balden heimlich ubertragen; darauf der König mit dem Huth etliche tieffe gegen REVERENTZEN gemacht vnd eines vnd anders zu reden angefangen, so aber alles in COMPLIMENTen bestanden; Inmittels fiele der Graff von CHARROUX in beyderseits rede vnd sagte zu I. F. Gn. Er kenne Sie wohl,347 hette die Ehr gehabt Sie vor etlicher Zeit im Haag zu sehen. Darauf der König zum fortmarchiren sich sehend I. F. Gn. biß wiedersehens glück auf den weg gewünschet vnd fortgerücket. Nachdeme wir nun auch fortgeritten, gab Uns der COMMENDANT unser ESCORTE, ein CORNET, zu verstehen; Er hette von den TROUPPEN vor gewiß verstanden, eß sey eine feindliche Parthey vorhanden: Er mahne Uns deßwegen viellieber wieder zurück zu gehen, und einer anderen COMMODITÄT zuerwarten oder noch mehrere leuthe zu wege zu bringen. Die Reuther einmüthig waren alle dieses Sinns Uns aber war sorglichst daran gelegen vor sich zu gehen zumahlen der abrede halber so vorhin mit Mr. DE TURENNE gepflogen worden und I. F. Gn. INTENTION niemals gewesen, Sich bey der ARMEÉ aufzuhalten, dazu348 Sie auch weder INSTRUIRet noch mit einigem EQUIPAGE versehen gewesen. Wurden also durcheinander schlüßig daß beyde Reiß=DIRECTORES zurück reithen und so viel müglich Vermehrung der ESCORTE SOLLICITIRen solten: welches Sie auch ungesäumbt gethan, in dem Sie alle ESQUADRONen vorbey vnd an das erste glied349 der TROUPPEN, worin der König in der mitten geritten, kommen; vor den König selber zureithen wolte Sich nit schicken, begehrten derohalben mit dem COMMENDANTen zu reden, welcher der MARQVIS D’HUMIERES350 ein LIEUTENANT DES GARDS DU CORPS DE LA COMPAGNIE, des obbemelten alten grafen von CHARROUX gewesen, weil mann den H. Grafen nit Selber ins gesicht bekommen können: Diesem truge mann vor, daß der Junge Herr, so vorhin die ehr gehabt Ihrer Mtt. die REVERENTZ zu machen, seye in erfahrung kommen, wie daß eine feindliche Parthey vnterwegs auf paßete, vnd wolle diesem nach gebeten haben, den König zu OBLIGIRen, daß Seine ESCORTE mit noch so viel leuthen, vmb mehrer Sicherheit halben, verstärcket werden möge, worauf Sich der MARQVIS ein wenig gewendet und hernach geantwortet; man hette zwar von einer Parthey SPARGIRet,351 seye aber nichts daran. Vnd wan schon wieder vermuthen was wehr, konte solches leicht vorbeygangen werden; in dem mann nit auf der großen Straße dem MARCH entgegen gehen, sondern einen neben weg352 auf der lincken handt suchen müste, welcher leicht zu finden stund. Ihro Mtt. weren dero leuth Selbsten benötigt, solten im ubrigen dem COMMENDANTen der ESCORTE DE PAR LE ROY 347 348 349 350 351 352
B: Seitenumbruch. B: dahin. B: Seitenumbruch. Louis de Crevant (1628–1694), Marquis, später Duc d’Humières. Gerüchte verbreitet. B: Seitenumbruch.
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sagen, daß er so viel möglich eilen: vnd wan wir AVENES im gesicht hetten, noch heut wieder zurück kehren solte, damit Sie des abends wieder im lager wehren, welches früe morgenden tages aufbrechen würde. Mit diesem bescheid muste mann zurück u. hatte der GARDE DU CORPS DE Mr. TURENNE,353 so den handel verschlaffen gehabt ohne Zweiffel ein mehres erhalten können, wann er zur stelle gewesen. Weil also kein mittel war vor den König selbsten zu kommen, vnd da man gleich vorgelassen worden, hetten Ihre Mtt. bey dieser OCCASSION vermutlich lieber gesehen, daß I. F. Gn. zurück gekehret v. bey der ARMEÉ blieben wehren: alß muste man mit dieser RESOLUTION wieder zurück zu der ESCORTE gehen, welche damit zu frieden sein muste, weil dieser vnd kein ander bescheid erfolget. Den Weg zur lincken Hand zu finden, davon der MARQVIS D’HUMIERES gesagt hatte, ware kein mittel, weil denselben zu zeigen mann keinen Menschen bey hauß angetroffen und niemand von uns allen die gelegenheit des landes gewust. Begaben Sich deshalben mit einem guten trab vnd aufgerichtetem gewehr in den wald die augen auf beyde seithen gerichtet: Zwey Reuther voraus, wann etwa ein feind sich ereugnete, denselben zu DECOUVRIRen v. mit diesem anstalt kahmen wir ungehindert hindruch. Vnserer hernach gefangenen leuthe aussage nach stunde eine Parthey von 16. oder 20. pferden vnd 30. biß in 40. zu fues schier am ende des waldes, in die 50. schritt von der landstraße vnd ein kundschaffter oben auff einem baum, so vnser zu speth wargenommen; daher der Parthey nit möglich gewesen Uns in guter ordnung im wald anzugreiffen oder den Paß zu verlegen, maßen Sie So bald keinen beqvemen orth uns zu ATTAQUIRen gefunden vnd wir auch ungeseumbt starck fortgangen. Haben Sich derohalben RESOLVIRet durch einen ihnen bekanten nähern weg, uns auf einer halben stunde vor dem stättlein SOOR LE CHATTEAUX354 hin= ter einer verdeckten EMBOUSCADE, lengst deren sich355 die landstraße gezogen, vor zu warten: welches die gesambte Reutherey vnd vom Fußvolck so viel folgen können, gethan, denen die andere nach vnd nach gefolget. Anfänglich PRÆSENTIRTen sich nur etliche vom Feind, welche unsere vorangeschickte zwey Reuter so bald wahrgenommen vnd unserem CORNET ADVERTIRet, daß feind vorhanden: alß Sich nun alles in ordnung gestellet, sind beyde officirer als der CORNET vnd MARECHAL DE LOGIS angelangt worden, I. F. Gn. ins mitlere glied zwischen zween guthe Reuter einzufaßen, welches auch geschehen. Beyde Reiß DIRECTORES356 waren im hintern geleid wie auch der Reitknecht,357 womit I. F. Gn. beyderseits bedeckt gewesen v. mann ein auge auf
353 354 355 356 357
B: de Turenne. Vermutlich Solre-le-Château. B: Seitenumbruch. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben. Hans Peter Schäfer, vgl. Anm. 241.
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dero Persohn haben können. Die CALLESCHE mit dem MEDICO.358 SECRETARIO359 (deßen pferd voriges tages im läger verkaufft worden,) Cammerdiener,360 Laqueyen361 vnd gutscher362 blieben außer der ordnung hinter den Trouppen halten: In dieser ordnung AVANCIRte vnser CORNET auf den feind, so sich unter deßen hinter der EMBOUSCADE hervorgethan, und sich lengst derseleben, unter der FAUEUR des Fußvolckes so albereit dahinder gelegen vnd alleweil noch mehr ankommen, gestellet hatte: anfangs geschahen beiderseits etliche schüße, womit die HOSTILITET angezeiget worden: darauf gaben die Unserige eine vollige SALVE auß langem fusile, davon nur363 ein Mann vnd 3. pferde harth blessirt worden, worunter des LIEUTENANTS so die Parthey geführet seines auch gewesen. Die Spanier so wohl aus den hecken alß zu pferde legten ihre SALVE dergestalt ahn, daß von den unserigen so balt 3. mann todt herunter geschoßen worden, unter welchen der eine officirer vnd ein Teutscher reuther. So balt mann nun beßer auf ein ander gerückt fielen noch 2. mann der unserigen: vnd war unter deßen der Cammerdiener364 von der Calleschen kommen vielleicht sich ins korn zu salviren. ward aber durch einen GARDE des Hertzogen von ARESCHOT,365 GOUVERNEUR zu MONS EN HAINAULT erreichet v. durchstochen,366 weil es in der erste furie geschehen vnd eß sein kan, daß ihme sein pferd vermuthlich von denen von der CALLESCHEN BLESSIRet worden; Weil die ACTION ziemlich lang angehalten v. man Sich bald hie bald dahin gewendet, fingen die Frantzosen an in CONFUSION zu kommen v. sich zu RETERIRen, riefen aber einhellig, daß man nicht dem Stättlein zueilen, sondern nach der lincken Hand, gerade vor sich gehen v. einen Weg nach AVENNES367 suchen solte, weil mann nit weit mehr davon wehre. Den nachfolgenden feind hat mann aufgehalten so gut mann gekönt. Einen Reuter von Uns der neben I. F. Gn. hielte wurde sein pferd in der vom feind auf Uns gegebenen SALVE geschoßen daß es kurtz hernach in der flucht umbgefallen, und lieffe ein anders ledig bey den TROUPPEN, welches ihme geschwind zurück geführt v. Er dadurch salviret worden. Dem Reuter selbsten ward eine Kugel ins bein vnd der Kiefer oder das untermaul entzwey geschoßen, daß das bluth darvon I. F. Gn. an das Kleid spritzte, worvon Er hernach zu AVENES curirt vnd ihme von I. F. Gn. etwas geld verehrt worden. In der CONFUSION hielte mann dennoch TROUPPEN, vnd ob mann wohl durch einen zimlichen morast gemust, alwo I. F. Gn. zimlich tief hinein gerathen v. der 358 359 360 361 362 363 364 365 366 367
Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 237. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 236. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 238. Johann Ring, vgl. Anm. 239. Justinus Trümper, vgl. Anm. 240. B: Seitenumbruch. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 238. Philipp Franz von Arenberg (1625–1674), Herzog von Aerschot, Gouverneur des Hennegaus. B: erstochen. Avesnes-sur-Helpe.
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von Witzleben sich an seinem Pistol erhalten, daß Er mit herunter gefallen: So haben die Spanier doch nit das Hertz gehabt uns biß ahn den morast zu verfolgen, oder darin zu attaquiren: sondern nahmen auf der rechten Hand einen umbweg, nachmals auf uns zu CHARGIRen, wann wir heraus kähmen, wie auch geschehen. Die CALLESCHE folgte uns mit unglaublicher behendigkeit biß DATO nach; vnd alß Sie vorm morast gewesen, wurde ihr ein zeichen gegeben in etwas wieder umzuwenden und auf die rechte hand zu gehen, alwo Sie unverletzt doch ziemlich hoch gegen berg ahn, wieder auf die straße kommen, da wir mitlerweil vorangiengen. Weil nun der feind zu nah v. der SUCCURS zu weith, auch der gutscher sich nicht halten laßen wollen, alß haben 3. oder 4. nachfolgende Teutsche Reuther denselben nahe bei einem wald neben einer capelle am wege ereilet v. in der furie herunter geschoßen vnd vns damit zu verfolgen aufgehöret. Der SECRETARIUS vnd MEDICUS hatten alsobald qvartir bekommen. Der Laqvay368 ist im wehrenden Scharmützel entsprungen v. hat des Stätleins begehret: es sind 3. unterschiedliche Schüße auf ihn aus der hecken geschehen, ist aber nit troffen worden. Nahend beym Stätlein setzte ihm ein Mörder das Meßer an die Kehle, welchem er aber eine krefftige ohrfeige gegeben vnd damit über einen Zaun ins Stätlein entkommen. Die CALESCHE, beyde pferde, v. was darauff gewesen, bliebe dem feind, wiewohl die besten sachen voraus nacher Paris geschickt worden. Eine Stunde lang als wir vom feind verlaßen worden, erreichten wir AVENES, alwo I. F. Gn. neben beyden Reiß=DIRECTORen vnd dem Reitknecht gegen abend, Gott lob, gesund und frisch eingeritten: Nachdem der feind selber Ihr F. Gn. das Zeugnus geben, daß Sie sich tapffer gehalten, vnd alß der feind noch an deroselben gewesen, ein mann oder deßen pferd geqvetschet. Dergleichen haben die von der ESCORTE selbsten gerühmet: und ist dero COURAGE bey der Frantzös. ARMEÉ dergestalt erschollen, daß mann Sie bey Hoff deswegen RESPECTIRet: Dero CONTENENCE mitten im treffen zu beweisen, dienet unter andern dieses, nachdem der Reitknecht herzugeritten vnd ihro die Pistol laden wollen, sagten Sie mit freudigem gemüth; Hanß Peter, es ist ietzo die Zeit, daß ein jeder seine Pistolen selber lade, nehmt ihr die eurige in acht, ich die meinige: nahmen darauf die Patronen aus der taschen, so sie vor sich führten, bißen dieselbe ab vnd luden geschwind wieder. REMARQUABLE ists auch, daß I. F. Gn. dero güldenes armband in der ACTION vom arm abgesprungen, so Sie von dero fräulein Schwester369 zur gedächtnus empfangen. Welches Sie des andern morgens im Ermel wieder gefunden. So bald Sie in AVENES ankommen, meldeten Sie sich beym GOUVERNEUR dem Herrn Grafen von BROGLIA370 ahn, mit vorzeigung des BILLETS von Mr. TURENNE an alle GOUVERNEUR, so I. F. Gn. belangen würden: vnd fragten den368 369 370
Johann Ring, vgl. Anm. 239. Nicht eindeutig, welche Schwester gemeint ist. Charles de Broglie (1617–1702), Comte de Broglie, Gouverneur der Stadt Avesnes-sur-Helpe, Lieutenant-Général.
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selben vmb rath, was bey sothanen Sachen anzufangen were? Dan mann bißhero nit wißen kont, obs Soldaten oder Schnaphans, obs Teutsche, Wallonen oder Croaten: ob fußvolck dabey gewesen, oder nit: ob Sie Stärcker als Wir? Ob Sie von VALANCIEN,371 von MONS oder von NAMUR gewesen? Ob Ihro F. Gn. beßer daran thäte, alhie der kundschafft v. ihrer ver= lohrenen Leuthen beschaffenheit zuerwarten oder nicht? Auf dieses alles RAISONNIRTE der H. Graf also; Eß würde I. F. Gn. das warthen zimlich lang fallen, biß man aller orthen genaue Kundschafft v. bewandnuß der verlohrenen leuthe, ob Sie lebend oder tod seyn einbringen würde. Zu deme so würde daßelbe nit so geschwind hergehen können, weil das land überall unsicher, weil nunmehr die ARMEÉ hinweg und die Partheyen starck aufeinander gehen würden. Riethen demnach I. F. Gn. solten morgenden tages ie eher ie beßer forteilen, zu mahlen die Spanier etwa neue kundschafft auf ihre Person legen möchten; welche ihnen von wegen der gefangenen nit unverborgen sein könte. Er vor seine Person wolte an die umbliegende GUARNISONen schreiben vnd alles außmachen. Vnd auf erfolgende nachricht dero von allem parte geben. Dieses CONSILIUM ließen Sich I. F. Gn. umb so viel mehr gefallen, weil Sie eilents dero Fürst. Eltern den verlauff mit eigenen Händen zu berichten, ehe daß ihnen solcher von andern PASSIONIRTen RELATIONen zu kommen [solte] möchte. Nahmen derowegen folgenden tages, war der 5.te JUNII unsere abreiße von AVENES durch etliche Spanische Dörffer, auf LA CHAPELLE372 zu. Alwo wir die mitgegebe= ne CONVOY zu fus wieder zurück schickten. Hinter LA CHAPELLE fiengs wieder an sicher zu seyn, maßen wir VERVINE373 passirten vnd nachts an einem feinen orth der PICARDIE, MARLE genant, verblieben; alwo vns der Laqvay nachts nachgekommen, vnd den tod des Cammerdieners374 vnd gutschers,375 auch gefangenschafft des SECRETARI und MEDICI CONFIRMIRet. Durch diese gegend waren vor etlichen tagen die Lottringer zur ARMEÉ in Flandern MARCHIRet. Den 6.ten ritten wir [in] eine feine Bischoffliche Stadt, so auf einem berge gelegen, und LAON genant wird, vorbey. Wir sahen unterwegs die Landt Straßen voller leuthe aus dörffern, märckten und Städten, so die vorbey reißende Konigin376 sehen wollen. Den I. Mtt. beim König zu AVENES abschied genommen, und wieder aufm weg begriffen nach COMPIEGNE377 zu gehen, alwo Sie sich der Zeit aufhielten, weil Ihr Mtt. der ARMEÉ allzeit auf etliche tagreiße zu folgen pflegten. 371 372 373 374 375 376 377
Valenciennes. La Capelle. Vervins. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 238. Justinus Trümper, vgl. Anm. 240. Maria Teresa de Austria (1638–1683), Königin von Frankreich. Compiègne.
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Wir hielten mittag zu CHAVIGNON;378 eben in dem Wirthshauße, alwo vor ihre Mtt. das mittagmahl auch bestelt gewesen. Wir langten eine viertelstund eher an alß Ihre Mtt. vnd kahmen entzwischen mit dero Ober=Hoffmeistern in Kundschafft, MARQVIS DE COEFFRE379 genant, so des 90. jahrigen MARESCHAL D’ESTRÉES;380 der Schönen GABRIELLE381 Bruder Sohn gewesen. Derselbe hatt albereit ein und ander nachricht von Unser gestrigen ACTION: kunte auch wol seyn, daß Er I. F. Gn. QVALITÄT, vnd daß sie INCOGNITO reiseten, wusten: wie nun die Königin nit abgestiegen, sondern sich vor der thür in der CAROZZEN TRACTIRen laßen, wurden I. F. Gn. neben vns andern an die CAROZZE geführet, dieselbe taffel halten zu sehen: bey Ihrer Mtt. saßen die MADEM.LE DE MONPENSIER,382 die Marggraffin von Baden383 außm Hauße SAPHOY=CARIGNAN und ihre erste DAME D’HONNEUR MAD.E LA DUCHESSE DE MONTOSIER.384 Die Königin fragte alsobald I. F. Gn. woher Sie kahmen, und welcher gegend Teutschland Sie wehren, it. Sie hatten von dero RENCONTRE gehört, welches ihr leid wehre. Ob Sie nach Paris wolten v. wie lang Sie da bleiben würden?385 I. F. Gn. antworteten, Sie wehren aus Francken, hatten des Königs ARMEÉ gesehen, vnd gestern ein unverhoffte RENCONTRE gehabt. Hatten den König vnterwegs angetroffen vnd I. Mtt. REVERENTZ gemacht. Wolten nacher Paris alda die Sprach v. EXERCITIA treiben, auch sich in Franckreich eine zeitlang aufhalten, vnd was dergleichen discoursen mehr gewesen. Nachmittag reiseten wir vorahn vnd hatten unterwegs eben dergleichen leuthe, so die Konigin zu sehen begehrten. So bald wir gegen abend zu SOISSON386 ein ritten, meinte die im gewehr stehende Burgerschafft, wir wehren von der Konig. Hoffstadt. Fingen deßwegen an zu Trummeln, zu leithen und ins gewehr zu stehen biß an Bischoffshoff, alwo Ihre Mtt. absteigen solten. Den 7.ten JUN. nahmen wir vnsern weg auf die lincke Hand nacher PARIS und die Konigin auf die rechte Hand nacher COMPIEGNE. Wir ritten uber 4. Stunden lang durch einen großen wald, so einer von den grösten von Franckreich ist vnd LE BOIS DE SOISSON genant wird, biß auf VILLE-COTRAY,387 so eine RESIDENTZ vnd Stätlein des Königs=Bruders388 gehörig. Wegen des nahliegenden Waldes ist 378 379 380 381 382 383 384 385 386 387 388
Chavignon. François Annibal II d’Estrées (1623–1687), Marquis de Coeuvres. François Annibal d’Estrées (1573–1670), Duc d’Estrées, Marquis de Coeuvres, Maréchal de France. Gabrielle d’Estrées (ca. 1573–1599). Anne Marie Louise d’Orléans (1627–1693), Duchesse de Montpensier, La Grand Mademoiselle. Luise Christine (1627–1689) Markgräfin von Baden-Baden, geb. Prinzessin von SavoyenCarignan, 1653 verm. mit Markgraf Ferdinand Maximilian von Baden-Baden. Julie Luciana d’Angennes (1607–1671), Duchesse de Montausier. B: wolten. Soissons. Villers-Cotterêts. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 314.
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dieses Schloß eines von den 4. alten Lust= und Jagthaußern der vorigen Königen in Franckreich dergleichen FONTAINEBLEAU, CHAMBOURT vnd AMBOISE auch gewesen: Keines aber von dem heutigen Könige mehr FREQVENTIRet wird als FONTAINEBLEAU. Dito nachts logirten wir zu NANTAIL389 oder NANTREVILLE vnd kahmen folgenden tages den 8.ten JUNII mittags zu Paris glücklich ahn. Vor allen dingen ließen Sich I. F. Gn. angelegen sein dero Fürst. Eltern wegen gehabter RENCONTRE vnd daß Sie bey noch guthem aufwesen wehren, zu berichten. Nachdeme trugen Sie auch Sorge durch beide dero Pariser Kauffleuth David Kochen390 vnd Nicola Formond391 durch ihre CORRESPONDENTZ in die Flandrische Städte, Ihren hinterbliebenen Leuthen nachzufragen, Sich Ihrer mit rath v. that anzunehmen, konte aber uber alles bemühen nichts eigentliches erfahren. Maßen denn das CORRESPONDENTZ von VALANCIEN, ein Junger Furth392 von Franckforth mitlerweil auch gefangen worden vnd die Post=Bestellungen sehr unrichtig zu gehen angefangen. Ihr F. Gn. eigentlicher vorsatz war, weil umb diese Zeit die gärten vnd lusthauser vmb Paris herumb in ihrem besten lustre zu stehen stunden, dieselbe neben umbliegenden Stätlein vor dißmahl nacheinander zu sehen; alß BOIS DE VINCENNES,393 ST. CLOU, MADRIL,394 ST. GERMAIN, VERSAILLES, FONTAINEBLEAU, VEAU LE VICONTE,395 MELUN, FLEURY,396 CONTRANCE,397 LE PETIT BOURG,398 ESSONE,399 RUEL,400 MAISON,401 CHANTILLY, VILLEROY, VILLENESUE,402 LIANCOURT, VERNAIL,403 ST. DENYS, CROEIL,404 SENLIS und dergleichen vornehmer Herren Hauser v. orthen mehr. Auch haben Sie in Paris nur vor dißmahl OBITER eins v. anders gesehen, alß das LUXEMBOURG, das LOUURE, den garten genant die TUILLERIE, des Königs HORTUM BOTANICUM in der vorstadt ST. MARCEAU, das PALAIS ROYAL vnd MAZZARINI, den PALACE ROYAL, die BASTILLE vnd ARSENAL, auch in der
389 390 391 392 393 394 395 396 397 398 399 400 401 402 403 404
Nanteuil-le-Haudouin. David Koch, Kaufmann in Paris. Nicolas Formond, Kaufmann in Paris. B: fuhrt. Bois de Vincennes. Château de Madrid, nicht mehr vorhanden, Neuilly-sur-Seine. Vaux le Vicomte. Fleury-en-Bière. Courances. Château Le Petit Bourg in Évry. Corbeil-Essonnes. Rueil. Château de Maison in Maisons-Laffitte. Villennes-sur-Seine. Verneuil-sur-Seine. Creil.
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Haupt Kirchen zu NOSTRE DAME vnd ST. JACQ. DE LA BOUCHERIE405 die Statt übersehen. Item die SORBONNE, die JESUITER AU CLERMONT vnd À LA RUE ST. ANTHOINE das PALAIS, vnd was dergleichen vornehme Sachen mehr sind, womit Sie in allem die Zeit vom 8.ten biß 28.ten JUNII INCLUSIVÈ zubracht haben. Mitlerweil alß den 18.ten DITO kahmen die vor SOOR LE CHATTEAU beide gefangene MEDICUS vnd SECRETARIUS zu Paris glücklich vnd ohne einige Leibesbeschädigung ahn, da man bißher wie sorgfeltig man immer gewesen, keine einige nachricht von ihnen haben können. Sie erzehlten kürtzlich, daß Sie von der Parthey nach Bergen im Hennegau geführet und alda ins Wirthshauß zur Kaiserin iedoch arrests=weise einlogiret worden; biß Sie sich LEGITIMIRet gehabt, vnd daß Sie keine Soldaten sondern diejenigen seyen wovor Sie sich außgaben dargethan. Was Sie vor gelt bey sich gehabt, ist ihnen sambt den degen, in der ersten ATTAQUE genommen, die Kleider aber gelaßen worden. Sie erzehlten wie man die auf der CALLESCHEN gefundene Sachen verkaufft und unsere Euangelische Bücher auff offenem Marckt verbrand habe: Davon aber I. F. Gn. Bibel SALVIRet v. der Fr. Rheingräfin,406 Herrn Rheingraf Philippen407 Obristen zu Fues, Fr. gemahlin, heimlich PRÆSENTIRet worden: Es hatte die Fr. Gräfin die mitgegebene Apothecke erkaufft, davon Ihrer Gn. der MEDICUS eine DESCRIPTION vnd den gebrauch aller ESSENTIen machen müßen. Es seyen weil Teutsche officirer alda gewesen und alle außer des Obr. Scharenbergs408 großes mitleid mit ihnen gehabt v. möglichst zu Ihrer loßlaßung geholffen. Es habe ihnen H. Obr. Wachtmeister Jorman409 von Franckfurth eine SUMMA von 56. Rthl. zum Zehrgelt in wexell vorgeliehen. Darauf Sie der GUBERNATOR ein Hertzog von ARESCHOT oder Printz von Arenberg410 loßgelaßen v. mit einem Paß und Trummelschläger biß nacher AVENES versehen, nach dem Sie in die 411 tagen in verhafft geblieben. Es habe ihnen hernach der GOUUERNEUR von AVENES CONTE DE BROGLIA,412 in CONSIDERATION I. F. Gn. eine guthe CONVOY gegeben, auch Sie etliche tage durch seine CAROZZE fort führen laßen, biß Sie außer gefahr gewesen v. in Franckreich sicher fort reisen können. Auch erzehlten Sie, daß bey ihrer Zeit der König mit der ARMEÉ vor die Statt auf kommen vnd mine gemacht dieselbe anzugreiffen, darinnen seyen damahls uber 8.000. mann in GUARNISON gelegen, hatten uber das ein kleinen läger vor der Statt formirt vnd jedermann gern gesehen, daß Sie ATTAQUIRT worden weren. 405 406 407 408 409 410 411 412
St. Jacques de la Boucherie. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Johann Albrecht Jorman (gest. 1692), Obristwachtmeister. Philipp Franz von Arenberg, vgl. Anm. 365. B: 8. Charles de Broglie, vgl. Anm. 370.
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Wieder auf I. F. Gn. reise zu kommen, weil der hoff umb diese Zeit nit zu Paris auch alle vornehme Leuthe der SAISON nach À LA CAMPAGNE gewesen, war derselben INTENT nicht, sich vor dißmahls sehens wegen lang alda auffzuhalten, sondern solches alles biß auff den winter zu der wiederkunfft zu verspahren; gleichwohl haben deroselben mitlerweil aufgewartet der Chur Maintz. AGENT vnd CONSEILLER DU ROY Mr. DU FRESNE,413 der Chur Trierische Mr. HEIS,414 der Chur Pfätz. Mr. PAUL,415 der Sachßen=Weimarische Mr. FERRET,416 der Dähnische Mr. HOECK417 vnd sonst andere Junge Herren vnd von Adel alß der von Egk, der von Littichau &c. Nachdem Sie nun ihr CONTENTEMENT von Paris v. der gegend daherumb empfangen, haben Sie sich auf einrathen obgedachten Weimarischen AGENTen RESOLVIRet ein zeitlang nacher CAEN zu begeben, maßen an solchem REFORMIRTen orthe sich ein großer Adel v. andere vornehme gelehrte Leuthe auffhalten v. der orth an Sich selbsten sehr gesund v. PLEISANT, auch mehrmahlen von Fürst. Personen besucht worden, gestalt denn hiebevor sich Hertzog Johann Ernst von Sachßen,418 die Hertzogen von Lüneburg,419 von Hollstein420 v. Mecklenburg421 vnd noch neulichst die H. Marggraffen von Durlach422 daselbst aufgehalten. Den 28.ten JUNII423 reiseten Wir von Paris hinweg und ubernachteten zu MAGIN.424 Den 29.ten DITO425 zu Mittag À ESCOUY426 aufm abend kahmen Sie auff ROUEN vnd LOGIRTen AU LOUURE. Sie blieben in dieser vornehmen Stadt biß auf den 2.ten JUL. alwo sie unter andern den thumb vnd darin die gröste glöcke in Franckreich, it. das Parlamentshauß, das MARCANTILE, alwo die Kauffleuthe ihre Kauffmans=JUSTITZ erster INSTANTZ EXERCIRen, vnd was sonst meheres 413 414 415 416 417 418
419 420 421 422 423 424 425 426
Léonard de Mousseaux (1610–1673), Seigneur du Fresne, französischer Diplomat, Conseiller du Roi, seit 1658 kurmainzischer Resident in Paris. Johann de Heiß (Heeß), Kurtrierischer Agent in Paris 1661–1712. Vermutlich Johann Friedrich Pawel von Rammingen. N.N. Feret, ehemaliger Sekretär Herzog Bernhards von Sachsen-Weimar. Just Justesen Høg (Høeg) (1640–1694), 1665 an der Universität Padua, Siena, dänischer Diplomat, später Gesandter in den Niederlanden und Vizestatthalter in Norwegen. Johann Ernst II. (1627–1683), Herzog von Sachsen-Weimar, 1646–1648 Reise in die Niederlande, nach Frankreich und Italien. Johann Ernst d.J. Herzog von Sachsen-Weimar (1594– 1626) war nicht in Caen. Vermutlich Johann Friedrich (1625–1679), Herzog von Braunschweig-Lüneburg und Ernst August (1629–1698), Herzog von Braunschweig-Lüneburg. Christian August (1639–1687), Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Norburg. Vermutlich Gustav Adolf (1633–1695), Herzog von Mecklenburg. Friedrich Magnus (1647–1709) und Karl Gustav (1648–1703), Markgrafen von Baden-Durlach. B: 18ten Junii. Magny-en-Vexin. B: 19ten dito. Écouis.
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gesehen. Diese Statt ist reich von allerhand MANUFACTURen v. hat große COMMERCIen mit Engell= Holl= vnd Niederlandt. Die güther kommen vom Meer anhero vnd werden auf der SEINE biß auf ST. DENIS vnd von dannen zu land nach Paris geführt, was nun von oben herunter auf der MARNE, SEINE vnd LOIRE biß auf PARIS kompt, gehet gemelten weg auf ROUEN vnd so fort an in die See Von dieses orts vnd der NORMANDII großen Einkommen vnd COMMERCIen von Zieder, wein, Saltzfischen, leinen= v. wüllen tüchers, auch von Seiden, von allerley eißen= Zin= vnd KupfferMANUFACTURen, ist in einem SPECIAL TRACTAT gesagt worden: NB Dieser SPECIAL-TRACTAT ist des KÖNIGreichs
Franckreich Beschreibung SUB TITULO NORMANDII.427 Er wirdt sich bey den anderen MATERIEN auch finden. nur stehet hie zu melden, daß von Hamburg, Rostock v. Mullhaußen die wolle in QVANTITÄT anhero geführet wird, davon hernach
hie vnd anderswo die beste Stoffen auf Holl= vnd Englische arth gemacht v. meist zu PARIS davor verkaufft werden. Den 2.ten JULII von ROAN428 hinweg vnd uber nacht zu PONT L’EVESQVE.429 Den 3.ten DITO zu CAEN ankommen v. biß wir ein PENSION außgemacht in der vorstatt im Wirthshaus AU LUXEMBOURG geblieben. So bald I. F. Gn. alhier angelanget, ward der von Mr. FERRET430 AGENTen mitgegebener ADDRESbrief an die MADAME DE LUZERNE431 uberliefert. Dieselbe ist eine betagte, verständige vnd EXEMPLARISCHE MATRON; so viel CORRESPONDENTZ pfleget, insonderheit mit Churf. Durch. zu Heidelberg.432 Diese DAME hat I. F. Gn. bey dero ankunfft mit Ihrer CAROZZEN empfangen vnd so balden mit in die Kirchen geführet, alwo Sie dieselbe mit den REFOR= MIRTen MINISTERS, alß H. MORIN433 vnd H. DU BOIS434 bekandt gemacht. Davon der dritte Mr. BOISHARD435 ohnlengst gestorben, so ein mann von allen QVALITÄTen, insonderheit von der wißenschafft der ORIENTALIschen Sprachen gewesen; durch mittel dieser MADAME DE L’UZERNE wurden I. F. Gn. mitten in der Stadt bey einem REFORMIRTen Kirchen ältisten, Mr. DE LA CHOSSEÉ436 LOGIRT. Sie gaben vnd nahmen schier alle tage visiten, dadurch Sie in ermangelung eines Sprachmeisters an diesem orth alsobald in die PRACTICA der Frantzös. Sprache geriehten, maßen Sie meist mit Leuthen von guthen discursen umbgan-
427 428 429 430 431 432 433 434 435 436
Vgl. in Bd. 2, II. 7: Anton Finck, Oeconomica-Politico-Historica. oder Beschreibung der Provincien in Franckreich, 372ff. Rouen. Pont-l’Évêque. N.N. Feret, vgl. Anm. 416. Marguerite de Beringhen, 1628 verm. mit Jacques de Thioult, Seigneur de la Luzerne. Karl I. Ludwig (1617–1680), Pfalzgraf bei Rheine. Stephan Morin(us) (1625–1700), französischer reformierter Theologe. Pierre du Bosc (1623–1692), französischer reformierter Prediger in Caen. Samuel Bochart (1599–1667), französischer reformierter Theologe, Orientalist. N.N. de La Chaussée. Hugenottische Familie in Caen.
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gen, deren einer Mr. LE BRIEUX437 gewesen, hiebevor ein König. PARLAMENTS Rhat zu Metz von der REFORMIRTen RELIGION, So aber seine ruhe alhie in CAEN gesucht v. sich mit täglicher Versamlung der so genanten CURIEUSen, oder denen von der Frantzöß. Fruchtbringenden gesellschafft, deren Er das Haubt vnd PRÆSIDENT gewesen, DELECTIRet. Von diesen CURIEUSen waren etliche von der NOBLESSE, etliche von anderen CORPORIBUS der Stadt als von der UNIVERSITÄT, vom PRÆSIDIAL, vom Statt MAGISTRAT vnd dergleichen. Sie wahren von H. Johann Ochßen438 von F.forth, deßen Kauffmann zu PARIS H. NICOLA FORMOND,439 alhie ahn H. ANDRÉ LEGENDRE440 vnd von des H. LE FAMARS441 von Fr.forth Kauffmann in PARIS Mr. David Kochen442 ahn H. Thome DU BOIS443 allebeide wackere leuthe vmb wexel zuempfangen angewiesen. Wie nun ihre Fürst. Gn. von dero Fürst. Eltern unterschiedliche wiederantwortschreiben auf die erlittene RENCONTRE einlieffen, v. sie daraus ersehen, daß mann wegen ihrer Person INCOLUMITÄT444 v. gutem auffwarten in großer sorgfalt gestanden, alß ist vor guth angesehen worden v. zu verantworten gemeint, wenn einer von beyden reise=DIRECTORen ein INTERIMsreiße nacher Hauß thäte v. alle umbstände mündlich REFERIRTe, zumahlen I. F. Gn. sich nun mehr an einem orth befünden, da Sie ein zeitlang stillzuliegen gedächten; wie nun diese reise auf den Lt. Fincken445 gefallen v. der MEDICUS D. Weitz446 sich auch sehr nach Hauß zu den seinigen gesehnet, als ist Ihme von I. F. Gn. die PERMISSION geschehen, sich dieser OCCASSION zu bedienen v. wieder nach Hauß zu kehren, sind demnach alle beide den 22.ten JUL. von CAEN hinweg gereist v. haben ihren weg uber PARIS vnd NANCY durch Lottringen uber Straßburg den Rhein herunter genommen, da Sie den 17.ten AUG. zu Darmstatt angelanget. Weil mann alda in erfahrung kommen, daß Ihre Dh. Sich auf dero Fränck. Herrschaften vnd der Zeit zu Königsberg aufhielten, alß hat Lt. Fincke seinen weg dahin alwo er auch den 21.ten DITO ARRIVIRet,447 D. Weitz aber den seinigen nacher Gotha zu genommen. Ihre Dh. haben Sich diese vnterfangene Reise, weil sie aus guter meinung vorgenommen worden, eben nit mißfallen v. mitgegebenes 437 438 439 440 441 442 443 444 445 446 447
Jacques Moisant de Brieux (1611–1674), 1652 Gründer der Akademie der Schönen Wissenschaften in Caen. Johann Ochs (1611–1677), ursprünglich Textil- und Weinhändler in Frankfurt am Main, Hoflieferant unterschiedlicher Fürsten, tätigte umfangreiche Geld- und Wechselgeschäfte. Nicolas Formond, vgl. Anm. 391. Nicht identifiziert. Jacob de Famars d.Ä. (1596–1671), Kaufmann in Frankfurt am Main. Sein Sohn Jacob de Famars (geb. ca. 1630), ebenfalls als Kaufmann tätig. David Koch, vgl. Anm. 390. Nicht identifiziert. Unversehrtheit. Anton Finck, vgl. Anm. 235. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 237. Vgl. in Bd. 2, III. 2.4.2 die Rechnung vom 26. August 1667 für die Reise Fincks und Waitz’ von Caen über Paris nach Königsberg in Franken.
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meist nach dero F. Gn. wunsch, gndst. RESOLVIRen laßen:448 Nach deme Sie aber vnterdeßen dero CammerJuncker den von Witzleben,449 vnterschiedener AFFAIRen halber v. sonderlich wegen der Stall=INSPECTION wieder nach Hauß beruffen v. Lt. Fincken allein in aufgetragener FUNCTION, biß auf fernere verordnung gelaßen gehabt, alß ist es bey dero Fürst. ORDRE geblieben vnd Lt. Finck den 26.ten wieder nacher Franckreich REMITTIRT, demselben auch befohlen worden, seinen rückweg uber Tübingen zu den beiden alda studirenden Printzen zu nehmen vnd denenselben gleichfals mündtliche RELATION zu thun, von allem deme was bißhero PASSIRet.450 Wie nun derselbe den 11.ten 7br. zu Paris wieder angelangt, hat Er daselbst nachricht gefunden, daß I. F. Gn. AD INTERIM HONFLEUR, HARFLEUR vnd HAVRE DE GRACE gesehen: vnd seither mit dero COMITAT von CAEN gäntzlich aufgebrochen wehren, auf AVRANCHES, ST. MICHEL. ST. MALO. RENNES vnd NANTES zugehen, vnd seiner wiederkunfft zu ANGERS zu erwarten, alwohin Er auch von Paris den 17.ten DITO ankommen. Alwo Er erfahren daß Ihre F. Gn. Zeit seines abwesens ein harten Zustand erlitten, da sich ihr ein fluß im Halß gesetzt, so nit ohne gefahr gewesen, dabey dann ein MEDICUS Dr. WICHMAN451 seine DEXTERITet ersehen laßen. Was Sie sonsten von dem DUC DE ST. AIGNAN452 GOUUERNEUR zu HAVRE DE GRACE vor Ehr empfangen, was Sie vor CONVERSATION vnter wegens gehabt, vnd was sie von zubereitung des glases; sonderlicher arth das land zu düngen, auch an Meer= CURIOSITÄTen v. dergleichen bey diesem TOUR durch die NB ist MEMORIAL
eines theils aus Ihro F. Gn. Reisbeschreibung anderen theils aus dem SPECIAL-TRACTAT PAG. TIT. zu sehen. NORMANDII vnd BRETAGNE OBSERVIRet, haben Sie zum theil in dero Reißbuch eingetragen vnd ist uber das in der SPECIAL beschreibung dieser PROVINCIen gemeldet.453 Mitlerweil hatten Sich I. F. Gn. in die 14. tage zu ANGERS befunden, vnd bey dem berümbten Bereither Mr. DE HALLOT454 sich im reiten EXERCIRet, deroselben haben inmittelst die alhie anwesende Herren [vnd] Teutsche vnd von Adel, alß ein Graff von DÖRING,455 2. Graffen Fugger,456 3. gebrüder von PRAEC. DICT.
448 449 450
451 452 453 454 455 456
Vgl. das Memorial in Bd. 3, Nr. 37. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 234. Vgl. in Bd. 2. III. 2.4.3 die Rechnung für die Reise Fincks von Königsberg in Franken nach Paris vom 12./22. September 1667 und in Bd. 3 die Briefe Fincks vom 31. August 1667 aus Tübingen (Nr. 53), vom 3. September 1667 aus Straßburg (Nr. 54) und vom 11./21. September 1667 aus Paris (Nr. 55) an Herzog Ernst I. Nicht identifiziert. François Honorat de Beauvilliers (1607–1687), Duc de Saint-Aignan, seit 1664 Gouverneur von Havre de Grace. B: Aignon. Vgl. den Bericht Herzog Friedrichs und in Bd. 2, II. 7: Anton Finck, Oeconomica-PoliticoHistorica. oder Beschreibung der Provincien in Franckreich. N.N. de (du) Hallot. Ohne weitere Angaben nicht eindeutig bestimmbar. Ohne weitere Angaben nicht eindeutig bestimmbar.
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Schleunitz,457 einer von Werdern,458 von Seestädt,459 zwey Nürnberger PATRITII gaider460 v. Löffelholtz461 vnd andere Teutsche mehr aufgewartet. Der alhie wohnende Teutsche goltschmid Henrich Maisonneufue462 außem Kiel in Holstein gebürtig, thäte I. F. Gn. unterthgst. anlangen ihme zu seiner schuld, damit Ihm ein Fränck. von Adel Hanß Henrich von Künsberg463 verhaftet geblieben zu verhelffen, welchem Sie auch versprochen zu dero anheimkunfft gut gnst. zu ASSISTIRen. Ihr Kauffman alhier wahr Mr. DE CHAUSSE464 APERIT, so gemeiniglich den frembden alle wechsel von Paris ausrichtet. Nun mehr thäten I. F. Gn. den Ihro gnst. verwilligten großen TOUR von Franckreich antretten, vnd den 23.ten 7br. von ANGERS aufbrechen, nachdem Sie zuvor die berümbte RESIDENTZ der Hertzogen von BRISSAC,465 so Italianer v. vom Hauße COSSA466 seyn, auf etliche meil von ANGERS gesehen: obbemelte Teutsche von Adel neben dem bereither DE HALLOT gaben I. F. Gn. das geleit biß auff VERGER,467 einer schönen RESIDENTZ, so dem Hertzogen DE GVIMENE vom Hauße ROHAN468 gehöret, Sie mittagten zu BOURGNEUF469 vnd ARRIVIRTen abends À LA FLECHE,470 welches hiebevor ein König. Schloß gewesen; So HENRICUS IV.471 den JESUITen geschenckt, weil Er alhie CONCIPIRT vnd verordnet, daß hernachmals seine v. seiner gemahlin MARIA DE MEDICIS472 Hertzen anhero DEPONIRet werden sollen. Es ist eines von den Schönsten COLLEGIIS so die JESUITen in gantz Franckreich haben; POSSIDIRen aber keine immobilien oder landgüther dabey, weil ihnen solche im Königreich nirgends verstattet werden, sondern müßen sich zum theil von INTERESSE zum theil von Kostgelt der studirenden Jugend erhalten. Den 24.ten mittags zu LONGUE473 und abends zu SAUMUR späth ARRIVIRet. Alhie haben I. F. Gn. den 25.ten DITO den REFORMIRTen Tempel, der Teutschen 457 458 459 460 461 462 463
464 465 466 467 468 469 470 471 472 473
Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Johann Adam Georg Christoph Geuder von Heroldsberg (1641–1718). Georg Christoph von Löffelholtz (1641–1683). Heinrich Neuhaus/Henri Maisonneufe. Hans Georg von Künsberg. Vgl. in Bd. 3 das Schreiben Herzog Friedrichs an Herzog Ernst I. vom 18./28. September 1667 aus Angers im PS und das Schreiben Georg Christophs von Künsberg vom 11. November 1667 an Herzog Ernst I. (Nr. 56 und Nr. 57). Nicht identifiziert. Schloss Brissac in der Nähe Angers. De Cossé. Château Le Verger in Seiches-sur-le-Loir. Charles II de Rohan-Guémené (1633–1699). Bourgneuf, La Chapelle-Saint-Laud. La Flèche. Henri IV (1553–1610), König von Frankreich. Maria de’Medici (1575–1642), Königin von Frankreich. Longué-Jumelles.
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begräbnuß=Capelle dabey, das Schloß aufm berge, v. was sonsten mehr an der Stadt zu sehen, besichtiget. Vnd nachdem Sie selben tages 4. meil von SAUMUR noch das berühmbte AMPHITHEATRUM zu THUAY474 in augenschein genommen, zu PUYS NOSTRE DAME475 PERNOCTIRet. Den 26.ten kahmen Sie zeitlich zu TOUARS476 ahn: ließen sich sobald bey dem Hertzog DE LA TRIMOILLE477 anmelden, welcher I. F. Gn. eine CAROZZE geschicket v. bey sich zu hoffe LOGIRet. Es schien als wenn Sie schon nachricht von I. F. Gn. erhalten, den deren H. Sohn der CONTE DE LAVAL,478 so geistlich, vorigen tages zu ANGERS gewesen vnd eben im selben wirthshauß AU CHEVAL BLANC wo I. F. Gn. in gewesen, einkehren wollen. Der Hertzog konte nit genug seine freude bezeugen uber deroselben ankunfft, ließe sie allenthalben sehr wohl bedienen, mann zeigte I. F. Gn. die APPARTEMENTen des Haußes vnd den garten, so der Hertzog alles selber nach seinem DESSEIN angelegt. Er führte I. F. Gn. Selber in die geheimbte Cantzley, durch alle OFFICIA, alß Küchen, Keller, Licht Kammer, so wie zierliche lichte gemächer alle gewölbt gewesen, v. alwo sonderlich Sommerszeiten von den Fürst. Personen taffel gehalten wird. Sie wurden auch in der Kirchen zu der Krufft und DEPOSITIS derer vom Hauße DE LA TRIMOILLE geführet v. ihr unter anders eine von den Anfrauen gewiesen nahmens GABRIELLE DE BOURBON,479 welche, wehre Sie mänlich, Sie zu ihrer Zeit die nächste zur Cron Franckreich gewesen wehre. Der Hertzog erzehlte I. F. Gn. daß sehr viel Lehns Leuthe von ihme RELEVIRen mußen, darunter das Fürst. Hauß ROHAN. NEMOURS vnd AUMALE MODÒ die Konigin von PORTUGAL480 und Hertzogin von Saphoy481 weil Sie von bemeltem Hauße Erbtöchter seyn. HENRICUS IV. alß er noch König von NAVARRA v. der Zeit Vormund der Jungen Hertzogen von ROHAN482 gewesen, habe alhie in TOUARS kniend das lehn NOMINE PUPILLORUM SUORUM empfangen. It. seyn seine lehn Leuthe das Hauß GOFFIER,483 LE DUC DE LA FEILLADE484 wegen HOUARON.485 vnd über 1.000. gemeine Ade= liche lehn leuthe. So offt sich nun ein Lehns=fall auf Seithen des Herrn oder VASALLEN: auch Kauff= Verkauff vnd dergleichen uberlaßung der lehnsgütter zutrugen, muste das lehn RES474 475 476 477 478 479 480 481 482 483 484 485
Doué-la-Fontaine. Puy-Notre-Dame. Thouars. Henri III de La Trémoille (1598–1674), Duc de Thouars. Louis Maurice de La Trémoille (1624–1681), Comte de Laval. Gabrielle de Bourbon (1447–1516), verm. mit Louis II. de La Trémoille (1460–1525). Marie Françoise Elisabeth de Savoie-Nemours (1646–1683), verm. mit König Afonso VI von Portugal. Marie Jeanne Baptiste de Savoie-Nemours (1644–1724), verm. mit Charles Emmanuel II, Duc de Savoie. Henri II de Rohan (1579–1638) und Benjamin de Rohan (1583–1642). Gouffier, Herzöge von Roannez. Ducs de La Feuillade. Château d’Oiron.
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PECTIVE neu empfangen oder der ACTUS vom lehn=herren aufs neue CONFIRMIRT werden, welches allemahl einen großen Tax vnd solche casus insgemein jährlich von 70. oder 100.000. fl. eintrügen. Es wehre auch jeder VASALL verbunden wegen der Lehnempfängnus in Person zu erscheinen, wofern ihn nit
des Königs Kriegs=Dienste oder Kranckheiten verhinderten. Auch hette das Hertzogtumb TOUARS viel PRIVILEGIen in Justitz Sachen, v. in der ersten INSTANTZ DECISORIE zu SENTENTIONIRen welches recht mann DROIT SEIGNEURIAL nenne v. nicht iedem landherrn zu komme. Durch diese und dergleichen NOTABLEN DISCOURSen des Hertzogen, deren viel in I. F. Gn. Reißbuch anzutreffen,486 haben Sie vernommen, daß Seine MEMOIRA ein lebendig EXEMPLAR oder BIBLIOTHEC aller Politischen Staats= vnd OECONOMIschen Wißenschafften in Franckreich seye, daher I. F. Gn. leid geweßen, daß Sie umb der lang schweifenden reißen willen, so bald abschied nehmen musten. Mann erzehlte vom Hertzog ins gemein , daß er PAR RAISON D’ESTAT CATHOLIsch worden were. Seiner gemahlin487 vnd Kinder, so nit selbst gewolt alß der CONTE DE LAVAL, hette Er keine vhrsach dazu zu geben. Das Hauß LA TRIMOILLE ist reich an landen in BRETAGNE. ANJOU. POITON. XAINTOGNE vnd GVIENNE. so nach des alten tod der Printz von TARENTE488 alle besitzen wird.489 Den 27.ten wurden I. F. Gn. durch des Hertzogen CAROSSE mit 6. pferden von dem Edelmann Mr. DE SAINT GEORGE490 biß nach HOUARON491 begleitet. Welches Hauß hat vor diesem dem Hauße GOFFIER, vnd aus demselben dem DUC DE ROANNET492 zugehöret. So aber in FAVOR seiner Schwester neulich ins closter gangen, welche Sich mit dem DUC DE LA FEILLADE493 wie obgedacht seither verheirathet v. derselbe von ihr den TITUL DUC DE ROANNET angenommen. DITO reiseten wir LOUDUN vorbey, welches zwar auch dem Hause DE LA TREMOILLE von alters her versetzt ist. Weil solches aber ein König. DOMAINE ist, v. dieselbe heutiges tages genau wieder zusammen gesucht werden: alß muß man der wiederablösung oder einziehung ohne entgeltnüs alle stund gewärtig seyn. DITO abendts gar spat zu RICHELIEU ankommen. Folgenden tags den 28.ten das Hauß besehen in dessen Cammern schöne MEUBLEN, gemahl, DEVISEN, alte statuen der Kaiser, von Porphir, ALABASTer, vnd manche kostbare Seule v. ein486 487 488 489 490 491 492 493
Der Besuch in Thouars fehlt im Reisebericht Herzog Friedrichs, vgl. aber die Ausführungen im Anhang zu dem Bericht in diesem Band. Im Jahre 1619 verm. mit Marie de la Tour d’Auvergne (1600–1665). Henri Charles de La Trémoille (1620–1672), Prince de Tarente. Tatsächlich folgte aber dessen Sohn Charles Belgique Hollande de La Trémoille (1655–1709). B: Seitenumbruch. Nicht identifiziert. Orion. Artus Gouffier (1627–1696), Duc de Roannez, abgedankt 1667. Charlotte Gouffier (gest. 1683), verm. 1667 mit François III d’Aubusson (1631–1691), Duc de La Feuillade.
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gelegte Tische von kostbahrer FLORENTINer arbeit. Schön gezierte capellen vnd ORATOIRES,494 ITEM eine Stattliche BIBLIOTHEC von MANUSCRIPTIS, Ein herrlicher lust= vnd wild=garten nahe darbey, voller brunnen, quell v. waßerkünste. Schöne vorwercke; Hoff=empter, Marstall, Maillen=Spiel, ballhauser vnd was zu dergleichen Lustbarkeit mehr dienet, anzutreffen, davon I. F. Gn. die mühe genommen eine SPECIAL-beschreibung mit eigener Hand mit mehren auszuführen.495 Dieses prächtige Hauß an diesen orth zu setzen, gab dem CARDINAL,496 so es doch niemahl in seiner PERFECTION497 gesehen, anlaß, weil albereit ein kleines Schlößlein alhier gestanden so seiner Vorfahren Sitz gewesen, welches Er auch in die CONTIGNATION498 des baus gezogen, v. es alda ist, wo seine Schlaff= vnd ANTICHAMBRE hath sein sollen. Die alte capelle zu diesem alten hauß ist noch im garten zu sehen. Es ist daßelbe geschlecht DE RICHELIEU von alters her ziemlich vornehm, maßen sein Vater499 CAPITAIN DES GARDES DE CORPS, Königs HENRICI III.500 vnd IV. gewesen. Durch desselben Dienst Er PROMOTION erlangt, anfänglich der Konigin MARIA DE MEDICIS501 SECRETARIUS, hernach ihr CAPELLAN vnd endlich Bischoff zu LUSSON502 von Hauß aus zu seyn. Bey übergebung des REGIMENTS meinte die Konigin einen ihrer Diener alzeit bey des Koniges Lud. XIII.503 CONSILIIS zu haben, v. schlug ihme diesen ihren CAPELLAN zum Stats SECRETARIO vor. Welcher es ihr aber übel vergolten vnd als er in den federn geseßen ihr vnverhohlen gesagt: Weil Er nunmehr ein Diener des Staats v. des Königs wehre, alß könte Er ihr nit mehr so treu seyn alß vorhin. Maßen durch seine MACHINATIONen endlich die Konigin gar zum land hinaus gebracht worden. Auf die INSTANTZ des Königs Ludov. XIII. welcher dem Pabst alzeit etliche Frantzöß. SUBJECTE NOMINIRen kan: vnd derselbe einen CARDINAL daraus CREIRen muß, war dieser Bischoff von LUSSON ein CARDINAL CREIRet von URBANO VIII.504 durch welches vorschub hernach der BARBARINI des Pabstes Vetter505 erstmahls in Franckreich bekandt vnd groß gemacht worden. Mitlerweil als der CARDINAL dieses Schloß zu Seines geschlechts REPUTATION alhie bauen laßen, ist die Statt ebenmäßig sehr erweitert vnd vom König mit großen PRIVILEGIen versehen worden, vnter andern, daß Sie keine TAILLES 494 495 496 497 498 499 500 501 502 503 504 505
Oratoire – Hauskapelle. Diese Beschreibung ist offenbar, wenn sie angefertigt wurde, nicht mehr vorhanden. Armand-Jean du Plessis (1585–1642), Duc de Richelieu, Kardinal. B: Seitenumbruch. Gebälk. François du Plessis (1548–1590). Henri III (1551–1589), König von Frankreich. Maria de’Medici, vgl. Anm. 472. Luçon. Louis XIII, vgl. Anm. 284. Maffeo Barberini (1568–1644), seit 1623 Papst Urban VIII. Antonio Barberini (1607–1671), Kardinal, Erzbischof von Reims.
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Abb. 16: Château de Richelieu
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Abb. 17: Zeichnung eines Schlosses aus den Bauakten des Schlosses Friedrichswerth
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oder sonsten nichts in die DOUANEN oder DROITS DE FORAINE506 zahlen solle. Daher der CARDINAL gemeint Sie zu einer vornehmen Handelstatt zu erhöhen, welches aber gefehlet vnd nach seinem tod gefallen. Maßen Sie zu weit im land vnd von der See entlegen. Die Häuser seind schier alle auf ein MODELL gabaut. Dem CARDINAL zu ehren haben sich dazumahl die großen Herrn bey Hoff gedrungen, ein jeder ein Hauß anhero bauen zu laßen, so Sie hernach dem CARDINAL geschencket. Es hat auch der CARDINAL eine UNIVERSITET alhie aufgerichtet v. eine ACADEMIE von allen EXERCITIen von den vornehmsten meistern bestellen laßen, alwo sich auch unterschiedliche Teutsche v. andrer NATION Fürsten, Grafen, H. v. Adell aufgehalten, alß die von Braunschweig, Heßen vnd Anhalt, wie es die Inwohner noch zu erzehlen wißen, ist aber seither des CARDINALS ableben alles in abgang kommen. Das land hierumb ist sehr fruchtbar von getreide, wein vnd nüßen, davon ein oel gemacht v. in großer QVANTITÄT verkaufft wird. Von dieser FAMILIE dem itzigen DUC DE RICHELIEU507 der eben zu unser Zeit zu RICHELIEU gewesen, wir ihn aber nit zu sprechen bekommen, wie ihn der CARD. MAZZARINI umb viele renthen gebracht, auch was er ietziger Zeit bey Hoff gelte, ist zusehen was absonderlich im Lebenslauff der Frantzös. MINISTERN508 vor bericht geschehen, auch was I. F. Gn. Raißbuch davon meldet. NB. Weil nun wie vorhin gedacht, der von Witzleben, wegen nothwendiger Dienste bey Hoff wieder nach Hauß beruffen gewesen, als haben I. F. Gn. ihn alhier abgefertiget, v. zwar der ursachen, damit Er dero gndst. H. Vatter dero RECEPTION beim Hertzogen DE LA TRIMOILLE v. was bißhero passirt mit mehrerm REFERIRen könne, welcher seinen nechsten weg über TOURS v. PARIS nacher Hauß genommen.509 Den 28.ten DITO sind I. F. Gn. mit dero übrigen COMITAT in bößem regenwetter zu PROSEQVIRUNG510 des großen TOURS für sich gangen, v. übernachtet auf einem dorff zu ST. JENES,511 alwo ein elende Herberg gewesen, maßen man wenig zu eßen v. schier nichts zu trincken haben können. Denn die MALETOUTTIERS512 dem wirth eben den schilt genommen hatten, weil Sie sich wegen des wein taxes oder zapffen=geld nit vergleichen können. Den 29.ten 7br. zeitlich zu POITIERS ankommen. Was alhie nach anleitung des reißbuchs v. sonst in der Provintz POITOU welche p. 41. et 45.513 der 506 507 508 509 510 511 512 513
5% Handelssteuer zwischen den Provinzen des Königreichs. Armand-Jean de Vignerot du Plessis (1629–1715), Duc de Richelieu et Fronsac. Vgl. in Bd. 2, II. 8.4: Anton Finck, Politica Historico-Personalia. Vgl. in Bd. 2, III. 2.4.5 die Rechnung Johann Heinrich von Witzlebens vom 9. November 1667. Verfolgung, eigentlich Strafverfolgung. Wahrscheinlich Saint-Genest-d’Ambière. Maletoutier, Steuereinnehmer. Vgl. in Bd. 2, II. 7: Anton Finck, Oeconomica-Politico-Historica. oder Beschreibung der Provincien in Franckreich, 388ff.
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SALTZGABELLEN514 befreit ist, nützliches zu OBSERVIRen gewesen, ist aus mehrgemeltem Reißbuch ihrer F. Gn. vnd in Unser absonderlichen DESCRIPTION dieser Provintz zu sehen v. anhero zu REFERIRen. Den 30.ten Mittag gehalten zu LUSIGNAN ein uhralte RESIDENTZ etlicher H. so hernach Könige zu Jerusalem worden vnd von der MERLASINE515 herkommen, davon die TRADITION obbemelt beschrieben. Dito nachts zu ST. MAIXANT516 LOGIRT. So dem alten Hertzogen DE MELLEROY,517 v. ietzo deßen Sohn dem DUC DE MAZZARINI518 gehöret, welcher seinen andern Sohn519 auch DE MELLEROY TITULIRen laßet: Diese FAMILLE ist lange Zeit GRAND MAISTRE DE L’ARTILLERIE, wie auf vielen gegoßenen stücken dero nahme zu lesen. Vor und nach diesem orth sind wir zwey feine stättlein FONTENAY520 vnd NIORD521 vorbey gegangen. Den 1.ten OCTOBR. Mittags zu SOMCERRE,522 vnd nachts zu COURESON,523 So zu der Herrschafft TAILLEBOURG vnd TALMOND, v. alles zusammen des DUC DE LA TRIMOILLE eltisten Sohn dem PRINCE DE TARANTE,524 ietzigen GUBERNATORen zum Hertzogenbusch in der H. Staaten diensten, gehörig. Den 2.ten 8br. zu LA ROCHELLE angelanget. Was vom SITU dieses orthes, der alten belagerung, der statt ietzigen zustand, EMIGRATION der REFORMIRTen v. der anzahl derer die noch alhie seyn; ietzigen COMMERCIen, v. Schiff COMPAGNIEN von hieraus nach ST. CHRISTOPHERO, MADAGASCAR vnd andern Frantzöß. Insuln in der Neuen welt, der COMMODITÄT des Hafens vor die Kriegs= schiff= vnd mehrer PARTICULARITÄTen von dieser Stadt: auch wie das Saltz hierumb gemacht wird, anbelanget, ist aus obangeregtem I. F. Gn. Reißbuch v. der andern beschreibung der Provintzen, LE PAYS D’AUNIS zu sehen. NB. p. 47525 Den 7.ten 8br. von LA ROCHELLE mit dem MESSAGER nach BOURDEAUX526 verreiset, nach deme wir uns [bißher] der LOUAGE pferde527 von ANGERS in die
514 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524 525 526 527
Gabelle oder Gabella Salzsteuer. Melusine, Meerjungfrau, mythische Verbindung mit dem Geschlecht Lusignan. Saint-Maixent-l’École. Charles de la Porte (1602–1664), Duc de Meilleraye. Armand-Charles de la Porte (1632–1713), Duc de Meilleraye, Duc de Mazarin. Charles de Montgogué (ca. 1635–1706), natürlicher Sohn des Herzogs Charles de la Porte, später legitimiert. Frontenay-Rohan-Rohan. Niort. Wahrscheinlich Sansais. Courçon. Henri Charles de La Trémoille, vgl. Anm. 488. Vgl. in Bd. 2, II. 7: Anton Finck, Oeconomica-Politico-Historica. oder Beschreibung der Provincien in Franckreich, 394ff. Bordeaux. Mietpferde.
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12 ½. tagen davon 3. RETOUR tagen gewesen, biß anhero bedienet v. vor jedes täglich INCLUSIVÈ der NOUIRITURE528 50 sols. bezahlt hatten. Mittags wahren wir zu XAINTES529 alwo wir die RUDERA des AMPHITHEATRI vnd der alten AQVAEDUCTUUM: wie auch die Kirche zu ST. PIERRE von CAROLO MAGNO530 deßen bild in stein vor der Kirche gehauen, aber den Kopff verlohren, beneben noch andern Sachen gesehen. Vnd weil CAROLUS M. so viel Kirchen, als buchstaben im ABC. gebauet, als hat diese zu ihrem wahrzeichen, so oben an einem kleinen Türmlein im Creutzgang gesehen wird, das Y. Die Meiste leuth alhie sind der REFORMIRTen RELIGION, die vorstätte größer v. von mehren COMMERCIen alß die Stadt; Im Schloß, so alt, werden täglich viel stücke gegoßen. Hierbey fleust das sehr nutzbare waßer, so sich unweit in das Meer DECHARGIRET, die CHER531 alwobey eine Konig. DOUANE ist, vor alle ein= vnd außgehende wahren dieser PROVINTZ. Dergleichen zu ROCHELLE vnd BROUAGE532 vor das vnterland; vnd zu BOURDEAUX vor GASCOGNE vnd was die GARONNE herunter kompt, auch ist. Die Holl= vnd Engellander müßen viel Zoll geben wegen wein, Korn vnd Saltz, so Sie dieser Enden heuffig fortführen. DITO Abends zu PONS LOGIRT, eine statt in die lenge gebaut v. dem MARESCHAL D’ALBRET533 gehörig. Den 8.ten mittags zu PETIT NIORD534 vnd Nachts zu BLAYE. Dieses ist eine Kriegsstadt, v. DEFENDIRT die GARONNE von allen feinden, so aus dem Meer in die beiden flüße GARONNE vnd DORDONNE gehen, vnd die daran liegende Stätte, alß BOURDEAUX vnd LIBOURNE INCOMMODIRen wolten, wie hiebevor die Engelländer gethan, v. noch alle völcker thun könten; die an den OCEANUM grentzen. Den 9.ten DITO mit dem REFLUX, nicht ohne gefahr, auf der GARONNE nacher BOURDEAUX ankommen; den der wind in einem augenblick sich in die Segel der CHALOUPPEN legen vnd dieselbe sturtzen kan, massen oftemahlen geschieht, daß die Schiffleuthe auf dem rucken davon reithen müßen. Uhrsachen sind die Krümmer des landes so mann etlichmahl umbfahren muß, auch eine gegend genant BEE D’AMBES wo die DORDONNE in die GARONNE fält vnd viel gefährliche wellen verursachet. Alhier sind wir au CHAPPAU ROUGE LOGIRT vnd eben zu der Zeit ankommen gewesen da die 14.tägige FOIRE ihren anfang genommen, zu welcher Zeit die meiste weine535 biß von LANGUEDOCQ die GARONNE herab kommen vnd 528 529 530 531 532 533 534 535
Nourriture – Nahrung, Verpflegung. Saintes. Karl der Große (Carolus Magnus/Charlemagne) (747/748–814), fränkischer König, Kaiser. La Charente. Hiers-Brouage. César Phoebus d’Albret (1614–1676), Maréchal de France. Petit Niort, Mirambeau. B: waren.
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von hier aus fortgeführet werden. In eben demselben wirthshauß trafen wir einen Pohlnischen Fürsten von RADZIVIL536 ahn, welchen wir nachmal wieder zu BLOIS vnd endlich zu PARIS RENCONTRIRT, alwo Er sich vermittels etlicher visiten, So I. F. Gn. Er gegeben, zu erkennen geben. Unser Kaufmann von Mr. NICOLA FORMOND537 RECOMMENDIRT, war Mr. DANIEL OIGENS,538 von welchem wir in etwas gelt aufgenommen; maßen der andere So Uns Mr. Koch539 gegeben, zu viel lage540 abgefordert. Ein ander Kaufmann von Kaßel, ist von langer Handt bekant gewesen, der vns auch die ADRESSE Unsere leuthe zu erfragen gemacht. Alhier sahen I. F. Gn. vnterhalb der Statt das FORT CHATTEAU TROMPETTE, so von diesem König erst also erbauet ist: und hath sein doppelten nutzen, denn es dient so wohl einen außerlichen feind abzuhalten so zu Schiff anhero kommen wolte: alß es die Statt im Zaum hält bey neuerlichen Kriegen. Dann Schier niemahls keine REVOLTE vorgehet, da Sich diese Statt nit ahn die GOUUERNEURS, oder die Printzen vom geblüth, oder wenigst an die CONTRARII Parthey des Königs gehenckt hette, daher Sie auch des heutigen Tag vom König mehr gehast als geliebt wird. Welches Sie in ersteigerung und anlegung neuer imposten täglich erfähret. Der Konig ziehet von der hiesigen DOUANA ein unglaubliches von Wein, Saltz, Korn, Oel, tücher und sonst allerhand wahren so ein und ausgeführet werden. Die Statt hat sehr viel reiche und darunter viel außländische, insonderheit Engell= Flammische vnd Holländische Kaufleuthe; So ihr eigene Kaufmans=JUSTITZ haben. Es giebt der REFORMIRTen nicht wenig. Alda ist ein Parlament über die Provintz GUIENNE oder GASCOGNIen und COUR DES AYDES, ein BAILLIAGE über Stadt und zugehorung BOURDEAUX, eine UNIVERSITÄT, ein JESUITer-COLLEGIUM, der Ertzbischoff. Sitz, viel Kirchen und clöster, So die Engeländer meist erbaut, alß Sie über 200. jahren Herren dieses landes gewesen. In der Haubtkirche zu ST. ANDRE ist der ORDRE DE LA JARRETIERE oder des Englischen Hosenbands erstmahls eingeführet worden. Alhie ist zu sehen ein reich und wohlerbaut CHARTAUS außer der Statt. Von ANTIQVITÄTen ein altes AMPHITHEATRUM, PALAIS GALLIEN genandt, auch außer der Statt. Vnd in der Statt LES PILLIERS TUTELAIRES,541 ist ein alte heydnische Kirche den DIIS TUTELARIBUS oder Schutzgöttern geweihet gewesen. Alwo mann auch die CAUSAS TUTELARES oder vormundschaffts=Sachen vorgenommen. Es stehen noch davon über 18. Seulen und ist in die viereck erbaut gewesen, trefflich hoch und dem DIAMETER der Seulen, nit viel 536
537 538 539 540 541
Vermutlich die Reisegesellschaft Stanislaus Casimir (Stanisław Kazimierz) Radziwiłłs (1648– 1690), Großmarschall von Litauen, bereiste von 1666 bis 1669 das Alte Reich, die Schweiz, Frankreich, England, die Niederlande und Italien. Hielt sich von Anfang 1667 bis Ende des Jahres in Lyon auf, anschließend bis Anfang 1668 in Paris. Nicolas Formond, vgl. Anm. 391. Nicht identifiziert. David Koch, vgl. Anm. 390. Louage. Piliers de Tutelle.
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dergleichen gefunden wird. Itzo ist alhier ein Wirthshauß und garten=lust. weil mann von dannen ein schönen PROSPECT hat. Von dar als einem LOCO ELEVATO ist Kriegs Zeiten das CITADELL CHATEAU TROMPETTE von der bürgerschafft sehr INCOMMODIRT worden, kein Canonenschuß hat den Seulen im geringsten nichts geschadet. Daher die INGENIEUR Ihrer Mt. gerathen solche herunter werffen zu laßen, sind aber wegen der ANTIQVITÄT bißhero errettet worden. Der Statt MAGISTRAT hat große PRIVILEGIA und sonderbahre Kleidung wenn Er AD OFFICIUM gehet. Im Rathaus stehen unterschiedliche alte Statuen mit INSCRIPTIONen so mann anhero gesetzet, wie alles in I. F. Gn. Reißbuch und PARTICULAR DESCRIPTION von GUIENNE NB. p. 54. mit mehrem außgeführet ist.542 Bey unser anwesenheit klagten die Kauffleuthe uber großen geltmangel. Nach gemachtem frieden kamen die Englische und Holländische Schiffe, vor etlichen jahren erstmahls wieder alhie ahn: Die Englische [und Holländische] schalten über ihren unreputirlichen frieden v. daß der König viel gelt vom land aufgenommen, aber wenig damit außgericht hette. Würde mit dem REBELLIRenden Pöfel aufs neue etwas543 zu thun finden, wofern er nit bald wieder einen neuen Krieg anfienge. Wegen des Kriegs, brandts, Pest und CESSIRung etlicher Jahres=COMMERCIen, hatten die von Engelland alhier in BOURDEAUX ARRIVIRTe Kauffleute schier kein mittel, ihre auffgeladene wahren parato zu bezahlen, sondern musten CREDIT machen, so gut Sie kunten. Die Holländer aber bezahlten alles halb mit gelt halb mit wahren von gewürtz, SPECEREYen v. dergleichen MERCANTIen, so ihnen in Franckreich zufuhren erlaubet ist. Kein GOUVERNEUR war dazumahl in der Provintz, sondern der LIEUT. DU ROY war der GOUVERNEUR DE BLAYE, LE DUC DE ST. SIMON.544 Mann sagt es solte es der DUC DE VERNUEIL545 werden. So aber hernach des Cantzlers SEGUIers NIECE546 geheirathet vnd an stat des Printzen de CONTY547 GOUVERNEUR über LANGUEDOCQ worden ist. Nach verfließung 5. tagen haben I. F. Gn. RESOLUTION gefast, mit dem MESSAGER auf LIMOGE vnd dann fortens auf BOURGES vnd ORLEANS zu gehen, weil der Fürst.=väter. befehl war sich nunmehr v. bey dieser Zeit ein Monat lang in einer an der LOIRE nechst PARIS gelegenen Statt aufzuhalten, v. von dannen den winter über sich dahin zu begeben: wiewohl es deroselben weder an lusten noch gelegenheit gemangelt fortens biß auf BAYONNE v. die Spanische gräntze,
542 543 544 545 546 547
Vgl. in Bd. 2, II. 7: Anton Finck, Oeconomica-Politico-Historica. oder Beschreibung der Provincien in Franckreich, 400ff. B: aufs neue wird etwas. Claude de Rouvroy (1607–1693), Duc de Saint Simon, Gouverneur der Stadt Blaye. Henri de Bourbon (1601–1682), Duc de Verneuil. Verm. 1668 mit Charlotte de Séguier (1622–1704), Witwe des Maximilien III de Bethune, Duc de Sully, Tochter des Kanzlers Pierre Séguier (1588–1672). Armand de Bourbon (1629–1666), Prince de Conti.
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oder vor sich biß auf TOULOUSE zu reisen und derselben örter SITUATION auch zu beobachten. Giengen demnach den 14.ten DITO mit dem MESSAGER von LIMOGE und bezahlten in allem zu DEFRAIIRen vor die Posten 27. LIVRES, LOGIRTen die nacht zu LIBOURNE; biß anhero erstrecket sich der REFLUX der See mit der DORDONNE, gleich wie mit der GARONNE auff BOURDEAUX. Vnd wird das zwischen beiden flüßen gelegenes land, ENTRE DEUX MERS genant: so trefflich wein v. wießenwachs v. deßhalben eine treffliche viezucht hat. Bey LIBOURNE kompt noch ein ander fluß in die DORDONNE die isle548 genant, so beide schiffreich seind, daher dieser orthen nit weniger wein alß von BOURDEAUX von den frembden aufgeladen wird, maßen die Hollanders hier auch sehr viel FACTORS haben. Zwischen beiden flüßen hat der Printz DE CONDE549 das schloß und Stättlein FRONSAC, wie auch jenseit LIBOURN, COUTRAS, welche beyde orther vom CARDINAL RICHELIEU, sambt zu gehorigen 25. Pfarren zu einer DUCHÉ vnd PAIRIE550 aufgericht sind und jahrlich über 50.000. LIVRES ertragen. Vielleicht hat der CARD. dem Printzen dieses land mit seiner NIECE des MARESCHAL DE BREZE Tochter551 alß ein Heyrathsguth gegeben, welche des DUC D’ANGUIEN552 Fr. Mutter vnd von I. F. Gn. zu PARIS etlichmahl besucht worden ist, wie hier nechst gemeldet wirdt. Die Straßen von hier auf LIMOGE sind gantz unwegsam vnd sehr übel zu finden, maßen die viel umbliegende Stätte, einen reisenden gar leicht auff einen unrechten weg gerathen machen, als auff ENGOULÉME.553 PERIGEUX.554 vnd dergleichen. Auch gehen iederzeit viel rauberey v. todschläge auff dieser Straßen vor, weil selbige, sonderlich im PERIGARD555 voller büsche v. wälder v. die NOBLESSE in derselben PROVINTZ gar aufrührisch v. der rauberey sehr zugethan ist. Welches noch aus den Alten Historien abzunehmen; dan alß JULIUS CÆSAR schier alle Gallier unter seine gewalt gebracht, konte Er diese leuthe v. ihre nachbars denen in AUUERGNE nichts abhaben: Sie sehen auch nit so polit und freundlich aus, wie andere Frantzosen: sondern mürrisch, vnhöflich vnd sind dabey sehr starcke, gesunde v. langlebige leuthe. Den 16.ten mittags zu CERCLE.556 Nachts zu ST. PARDOUX.557 überall ist man nach der rauhen landesarth v. agresten Sitten der einwohner übel LOGIRT v. ge548 549 550 551 552 553 554 555 556 557
L’Isle. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 291. Duché de Fronsac. Claire Clémence de Maillé-Brézé (1628–1694), Tochter Urbains de Maillé (1597–1650), Marquis de Brézé und Nicole du Plessis‘, Schwester des Kardinals. Henri III Jules de Bourbon (1643–1709), Duc d’Enghien. Angoulême. Périgueux. Le Périgord. Cercles. Saint-Pardoux-la-Rivière.
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halten. Die wege sind aus ursachen der berge v. hügel sehr zerrißen, und weil die wege darzwischen enge sind, ist das regenwaßer auch gezwungen auffzulauffen und manchmal in geschwinder eyl ein sehr großen bach zu verursachen, dadurch nit ohne lebensgefahr durch zu kommen, welches Uns auch mit einmahl wiederfahren, Gott aber allemahl geholffen, daß wir unversehrt behütet worden. Den 17.TEN Mittags zu CHALUS.558 alwo jährlich ein großer Viehmarckt gehalten wird. Bald hierauff an das waßer die VIENNE so durch das Stattlein PASSIRT,559 kommen, v. nach bißhero ausgestandenen bösem weg, dergleichen nit viel in Franckreich ist, abends spath in LIMOGE560 angelanget. Den 18.ten vnd 19.ten alda geblieben, den orth besehen vnd Uns ein wenig ausgerastet. Dieß ist eine altfränkische Statt von holtz v. beimen gebaut wie in Teutschland. Das weibsvolck trägt sich auf seine alte arth den Kopff geschleiert: so über sich stehet; sind traurige v. MELANCHOLIsche leuthe, aber doch redlich dabey, so ins gemein ihr leben auf ein hohes alter erstrecken. Die Römer hatten alhier ihre müntz= vnd gräntz=Stadt wieder die übrige Gallier so sie nit bezwingen können. Die Kirche ST. MARTIALIS stehet alhie seither des dritten SECULI: auch ist alhie ein brunnen von außnehmend hellem v. warm waßer, so den leuthen verkaufft wird, welche Schmeltzwerck arbeiten, deren in dieser Statt eine große anzahl ist v. ihre wahre weit v. breit verführt wird. Sie ÉMAILLIRen auf Kupfer v. Meßing, machen allerley geschir von Leuchter, Tazen, löffel, Knöpfen, ringen, pferd=zierath, teller, gebrochene arbeit, v. was der dinge mehr ist. In dieser Statt ist ein PRÆSIDIAL v. Bischoffthumb, So iedes SUO RESPECTU nach BOURDEAUX gehöret. Dieser orth welches zuverwundern, ist ein Stapel= vnd FACTOR Statt, fast in alle gegend vnd lande der Christenheit, wiewohl Sie an keinem Schifreichen fluß sondern mitten im land gelegen. Die COMMERCIen gehen von hier nach Spanien über BOURDEAUX vnd BAYONNE nach MADRID. SEVILIEN. TOLETO: Nach Italien uber CLERMONT vnd LYON. Nach Niederland vnd England uber BOURDEAUX zu Meer oder über LA ROCHELLE. NANTES. ROUEN vnd PARIS. Nach Teutschland, über PARIS vnd LION. Nach Franckreich Selbsten, ahn alle orth vnd Enden, müßen die Posten, MESSAGEN, Lehenpferde, landtgutschen wohl bestelt seyn, so aber manchmal wegen der anlauffenden waßer RESPECTIVE nit alle und überall fortkommen können. Mr. DE TURENNE vnd sein haus BOUILLON besitzen in dieser Provintz die VISCONTÉ TURENNE. auch sind noch 2. CONSIDERABLE Hertzogliche Hauser alß VANTADOUR561 vnd PAMPODOUR, deren jenes über alle maßen reich ist, wegen der guten OECONOMIE, so wieder alle Frantzosen arth von demselben geführet wird; uber das ist in diesem land eine große menge adelicher geschlechter, darüber 558 559 560 561
Châlus. Wahrscheinlich Aixe-sur-Vienne. Limoges. Ventadour.
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doch, wie auch über die im PERIGORD geklagt wird, daß Sie sich verliegen, vnd nit so sehr reisen, nach Hoff oder in Krieg kommen wie andere Frantzosen. Mr. DE TURENNE562 ist GUBERNEUR über die Provintz aber wohl in 7. jahren nit darin kommen. Hat jährlich von seinem GOUVERNEMENT nit mehr als 10.000 Rthlr. Das land ist nit so groß als das PERIGORD. giebt in beiden viel Castanien wälder, daher eine guthe rdo.563 Schweinemast. Diese PROVINTZ ist lang meilen, breith meilen. Das PERIGARD lang breith meilen. Weilen vor dißmahl die meisten LOUAGEpferde aus geweßen v. der MESSAGER biß auf BOURGES zu viel haben wolte, als haben wir RESOLVIRT die Post zu nehmen, unter andern auch der ursachen umb desto eilender zu BOURGES anzulangen. Als uns aber angedeutet worden, daß wir allzusammen auf den posten nit iedesmahl also viel pferde antreffen möchten, als wir vonnöthen haben würden, haben wir Uns in zwey COMPAGNIen getheilet, da die zweyte ein zeitlang ein post zurück bleiben vnd warten müßen, biß die erste pferde wieder zurück kommen. Den 20.ten reiseten I. F. Gn. beneben Lt. Fincken voran vnd thate folgenden Posten MAISON ROUGE564 1 ½. Posten RAZE565 1. p. MORTEROL566 1 ½. p. ARNAC567 1 ½. p. GRAND CHESEAU568 1 ½. p. alwo der nachgebliebene SECRETARIUS569 v. Cammerdiener,570 wie auch der Laqvay wieder zu ihnen kommen; welche zum theil geritten, zum theil zu fuß gangen, weil Er ein Frantzos gewesen v. sich ohne pferd außem land helffen können, welches einem Teutschen würde gefehlet haben. Den 21.ten reiseten wir alle 5. forth, weil nun mehr auf der post pferde genug vorhanden auf ST. BENOIST571 1. P. MONPERDRUY572 1. P. ARGENTON573 1. P. POLLUC574 1 ½. P. CHATTEAU ROUX575 1 ½. P. alwo wir die Post quittirten, bißhero ist der gerade Postweg von LIMOGE auf PARIS, deßen wir Uns bedienen können:
562 563 564 565 566 567 568 569 570 571 572 573 574 575
Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 296. Reverendo, salvatorische Klausel im Sinne von „Entschuldigung“, freundlicher Hinweis von Frau Prof. Dr. Hannelore Putz, Archiv des Bistums Passau. Maison Rouge, Bonnac-la-Côte. Razès. Morterolles sur Semme. Arnac-la-Poste. Les Grands-Chézeaux. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 236. Johann Ring, vgl. Anm. 239. Saint-Benoît-du-Sault. Montbaltruy, Vigoux. Argenton-sur-Creuse. Vermutlich falsche Angabe, vgl. den Reisebericht Herzog Friedrichs, 96, die Station hinter Argenton-sur-Creuse dort mit Lothier benannt. Châteauroux.
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vnd haben zum theil guthe, meist aber schlimme pferde angetroffen, wie sie auf den Posten dieser landes arth ins gemein nit viel beßer sein. Die Statt CHATTEAUROUX ist ein DUCHÉ vnd PAIRIE, gehört dem Printzen von CONDÉ,576 welche dessen H. Vater577 seel. gekaufft hat, maßen Er uber diß noch unterschiedliche schöne Landgüther vnd Herrschafften in der angrentzenden PROVINTZ BERRY besitzet. Der Printz hat alhie bey weniger Zeit allerhand MANUFACTURen, alß der Konig an einem orth thun konnen, INTRODUCIRT: so hernach nach PARIS vnd weiters in frembde lande verführt v. zu geld gemacht werden. Dan alhie wird eine große QVANTITÄT von köst. tuch auff Engl. vnd Holländische arth FABRICIRT. Die beste Hüthe, strümpffe, meßer, Scheren vnd allerhand eisenwerck gemacht. Die schönste waldungen seind in dieser herrschafft v. solche bäume, so sich nit allein zu masten, sondern auch zu schiffgebau schicken. Deren ein QVANTITÄT erst neulich vmb m/20. Rthlr. verkaufft v. nacher BRETAGNE verführet worden. Was sonsten andere getreyde= wein= fisch= wiesenwachs v. dergleichen einkommen belanget, so von Landgütern oder waßerzoll eingenommen werden, pflegt solche der Printz einem oder mehr Bestand=leuthen, so CAUTION leisten v. allemahl ein qvartal voraus bezahlen mußen, vmb ein gewißes gelt zu uberlaßen v. dieses ist der gemeine gebrauch, daher ein jeder H. in Franckreich sein gewiße gefälle in geld hat, v. alle jahr wißen kan, wie hoch sich alle seine einkommen erstrecken. Ein anders ist die TAILLEN oder Schatzungs v. Saltz=gelt, weinsteuer, Schornstein= gelt, so der Konig jahrlich einnehmen läst v. die landtherren mit ihren forderungen so lang zurück stehen müßen. Von hier nacher BOURGES zu kommen, muste man von der hohen landstraße abweichen vnd auf die rechte Hand seinen weg nehmen. Auf dieselbe Statt ist ein MESSAGER mit einem [zu] wagen, v. sonst keine andere gelegenheit gewesen, deßen wir Uns in ermangelung anderer COMMODITÄT bedienen mußen, nahmen demnach unsere abreise von hier folgenden 22.ten auf ISOLDUN,578 alwo wir übernachteten v. erfuhren daß solche Statt neben dem CITADELL dem König zu kompt. Auf diese weise kahmen wir uber vnterschiedliche flüße, als den ARNON,579 CHER auch PASSIRTen wir durch CHARROST580 eine alte stadt, dem grafen dieses nahmens gehörig. Den 23.ten mittags zu ST. FLORENT.581 welcher orth dem Printzen von CONDÉ zugehöret, beneben SANCERRE vnd vielen anderen nechstliegenden orthen,
576 577 578 579 580 581
Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 291. Henri II de Bourbon (1588–1646), Prince de Condé. Issoudun. L’Arnon. Charost. Saint-Florent-sur-Cher.
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deren in der beschreibung der Provintz BERRY gedacht wird.582 Alhie gehet eine lange brücke über den Fluß CHER, so zum theil auf LUDOV. XIII. SPÉESen erbaut worden, wie die INSCRIPTION mitten auf der brücken zeiget. DITO Abends zu BOURGES angelanget v. alda in die 2 ½. tagen verharret. Dieses ist eine Ertzbischöff. Statt v. eine berühmte UNIVERSITÄT, alwo die Teutsche NATION sonderlich PRIVILEGIRet ist, gleichwie zu ORLEANS. Wann Franckreich einen eigen PATRIARCHen wehlen solte, wie es zu Zeiten des CARD. RICHELIEU darauf gestanden, würde es dieser Ertzbischoff sein mußen, weil Er der Eltiste v. der HISTORIen beweißthumb nach es in PRIMITIVA ECCLESIA albereit gewesen. Der GOUUERNEUR über diese Provintz war der hiebevorige GOUUERNEUR zu ARRAS, MARESCHAL DE SCHULENBERG,583 so aber seithero gestorben. Es giebt wenig REFORMIRTe in der Stadt: und in der Provintz nit sunders viele. Dieselbe war von alters eine APPENAGE der Konig. Kinder, gleich wie auch BOURGOGNE: ist aber seither etlich hundert jahren bey der Cron geblieben v. werden heutiges tages die APPENNAGEN nit mehr an den FRONTIER oder gefehrlichen orthen, sondern mitten im bloßen landte gegeben. In den vorigen Kriegs TUMULTen hielte es BERRY mit dem Printzen von CONDÉ, so darin viel güther hat v. deßen vorfahren hiebevor GOUUERNEURS darüber geweßen, hat aber das seine wohl müßen ausstehen, v. sind alle feste plätze des Printzen darüber DEMOLIRet worden, wie auch der Starcke thurm in dieser Stadt. Alhie ist die SAINTE CHAPELLE v. die große Crone darin zusehen, so der letzte Hertzog Johannes584 umb seine MAGNIFICENTZ im bauen zu weißen, gestifftet hat. Deßen RESIDENTZ dem PRESIDIAL v. der JUSTITZ alda zu PLAIDIRen ubergeben worden. Sein SYMBOLUM weist, daß er gehofft König zu werden ist aber nichts draus worden, liegt im chor begraben. Die JURISTen FACULTÄT ist alzeit berühmt gewesen, inmaßen CUIACIUS585 so alhie DOCIRT, auch alhie gestorben, von welchem gesagt wird, alß er von seinen landsleuthen denen zu TOULOUSE DISGOUSTIRET, seye Er darvon gezogen mit diesen worthen des SCIPIONIS oder ALCIBIADES IN EXILIUM MISSORUM: INGRATA PATRIA NEQUE MEOS CINERER HABITURA. Von hier haben wir eine eigene CAROZZA nacher ORLEANS bedungen vnd den 26.ten des mittag586 zu LONGNY.587 abend zu NENSIEU.588 Den 27.ten den mittag zu SALBY589 die nacht zu LA MOTHE.590 Den 28.ten mittag zu LA FERTE591 582 583 584 585 586 587 588 589
Vgl. in Bd. 2, II. 7: Anton Finck, Oeconomica-Politico-Historica. oder Beschreibung der Provincien in Franckreich, 422ff.. Jean de Schulemberg (1597–1671), 1652 Gouverneur von Arras, Maréchal de France. Jean de Valois (1340–1416), Duc de Berry. Jacques Cujas (Cuiacius) (1522–1590), französischer Jurist. B: nachmittag. Allogny. Nançay. Salbris.
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alwo ein schön lust= hauß, dem MARESCHAL DE LA FERTE592 gehörig: Das Land zwischen BOURGES vnd ORLEANS wird genant LE PAYS DU SOLOGNE, ist Eben, aber dabey morastig v. ein großer adell darinnen; solches ist ein theil von der PROVINTZ BEAUSSE,593 worin ORLEANS die hauptstadt ist. Den 28.ten abends zu ORLEANS angelanget. Von dieser Statt, v. deren ELECTION gleiches Nahmens, hat des Königs bruder594 seine APPENAGE zu fordern. Wie auch von dem wald hiebey, so ein großes erträget; alle MAGISTRATen in der Statt werden im Nahmen des Königs und seines Bruders angesetzt, auch die gemeine EDICTA im Nahmen des MONSIEUR PUBLICIRet, doch die CHARGEN von dem Bruder allein erkaufft. Die AYDES oder das wein=gelt, item was PARTICULIer einkommen der Stadt sein, alß BOUCHERIES, POISONNERIE595 oder Zoll von fleisch v. fischmärckten, auch brücken geld &c. muß dem MONSIEUR allein verehret werden. Sonsten ist ORLEANS eine von den vornehmsten GENERALITÄTen in Franckreich, welche GENERALITÄTen eben das sein, als die Kreyse oder viertel in anderen ländern, darinn Ein land oder Reich eingetheilet wird. Deren sind in Franckreich zwölff. ORLEANS. PARIS. ROUEN. TOULOUSE. LYON. MONTPELLIER. AIX. GRENOBLE. BOURDEAUX. etc. Der gebrauch vnd ampt der GENERALITÄTen vnd ELECTIONen auch der THRESORIER. RECEUEURS ECLEUS vnd COLLECTEUR ist aus nachfolgendem DISCOURS zu sehen: Wenn die ORDINARII jährliche landsteuern oder Kriegs=schatzungen. TAILLES ET TAILLONS genant nach befindung des ESTAATS nothwendigkeit, v. dieselbe eines jahrs minder oder mehr sind, von dem König v. seinem Staats=Rhatt zu PARIS gemacht vnd angelegt596 werden sollen: so wird erstlich eine gewiße Summe DENOMINIRet, vnd dieselbe von dem Staats=Rhatt, nach der PROPORTION, die von alters her gebräuchlich ist, in die 12. Creiß REPORTIRT, v. einem ieden Kreiß oder GENERALITÄT ihr CONTINGENT zugeschrieben, daßelbe auff gewöhnliche Zeit v. Ziel zu bezahlen. Jede GENERALITÄT hat wiederumb ihre CONSEILLEUR v. einen THRESORIER oder Schatzmeister: dieselbe GENERALITÄT oder Kreiß wird wieder unter getheilet in unterschiedliche ELECTIONS oder597 vnterkreise; denselben ELECTIONS stehen vor ihre ESLEUS oder vnterbeampte: gleich wie nun der Staats=Rhat jeder GENERALITÄT: also schickt jede GENERALITÄT ihren ELECTIONen, ihre PROPORTIONIRTe ASSIGNATIONES wiederumb zu. Welche die vorsteher derselben ELECTIONen, oder die ESLEUS, in alle 590 591 592 593 594 595 596 597
Lamotte-Beuvron. La Ferté-Saint-Aubin. Henri II de La Ferté (1599–1681), Duc de La Ferté-Senneterre, Maréchal de France, Gouverneur der Stadt Metz. La Beauce. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 314. Poissonnerie. B: von Pariß gemacht und angelegt werden. B: und.
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PAROISSES oder Pfarrkirchen wiederschicken: v. ihre RECEVEURS haben, gleich wie die GENERALITÄT ihre THRESORIERS. Die PAROISSES oder Pfarren machen unter sich gewiße COLLECTEURS oder Einforderer, welche die Pfarr, Dorf, Marck
oder Stätlein, in so viel feuer Stette alß da sein, aufzeichnen vnd ein jeder sein nach vermögen, anschreiben müßen. Wollen Sie in nit ansehung der billigkeit, anders gewertig seyn, daß Sie vor die unvermögliche selbst bezahlen oder das gefängnus an statt ihrer, gewertig sein müßen.598 Diese COLLECTEURS so nichts als ungelegenheit und schaden darvon haben, bringen die eingesamlete TAILLES des RECEVEURS bey den ELECTIONen: und dieselbe den THRESORIERS bey den GENERALITÄTen: solche mußen hernach nach PARIS AUX ESPARGNES DU ROY, oder wo es der SUS-INTENDANT DES FINANCES, ietzo der König selbsten, hin beordert, liefern: Wenn Sich Strittigkeiten wegen der TAILLES ereignen, sind die ESLEUS Richter bey den ELECTIONen: Davon das APPEL zu der GENERALITÄT gehet: alwo bey alzeit genugsam zu thun ist. Die TAILLES sind dergestalt PRIVILEGIRet, daß wo ein Mann unterschiedliche guther vnd von einem weniger einkommen hette, alß die TAILLES an sich selbsten sein, muste Er solche von seinen anderen mitteln bezahlen: hat er deren keine v. lest die güther gar liegen, so muß die gemeinde darvor stehen und mag das verlaßene Haus, guther &c. so gut nutzen als Sie kan. Auff diese weiß bleibt der FOND oder der grund der TAILLES vor den König alzeit stehen, die unterthanen mögen bey dem ihrigen bleiben oder nit. Auf diese art599 wird das Saltz vom Staats-Rath auch umb eine gewiße Summe gepachtet, vnd von den Partisanen600 in die GENERALITÄTen v. ELECTIONen biß in die Pfarren v. feuerstätten vertheilet v. durch gleiches mittel, aber durch andere Saltzbeampten das geld eingefordert und den Pachtleuthen gelieffert. Die Saltz=JUSTITZ ist auch dergleichen bey ELECTIONen v. GENERALITÄTen. Dabey der König 2/3. empfengt, v. sie weniges 1/3. vor ihre mühe haben, so ihnen der König wißentlich verwilliget ohne was Sie noch vor heimliche profiten mehr dabey machen können, auf welche PRACTIQUen die JUSTITZ Cammer bißhero INQUIRIRT v. die PARTISAN vmb viel MILLIONen gestrafft hat. Wieder auff ORLEANS zu kommen, so ist alhie eine feine UNIVERSITÄT, deren mitglied die Teutsche NATION v. von vielen Konigen hero sonderlich PRIVILEGIRet ist. Sie hat ihre PROCURATORES, ASSESSORES, QUÆSTORES, BIBLIOTHECARIOS vnd CONSILIARIOS, einen PEDELL, eine feine BIBLIOTHEC. Ein fein ÆRARIUM,601 von demjenigen Tax so ein jeder giebt, der Sich IMMATRICULIRen läst, oder zu obgemeltem OFFICIO einem gezogen wird. Die IMMATRICULATI haben unterschiedliche PRIVILEGIen, in sonderheit das DROIT D’AUBAINES CONTINGENT
598 599 600 601
B: Dieser Satz fehlt hier. B: weise. Teilhaber. Vermögen.
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oder JUS ALBINAGII;602 da alles dasjenige was ein frembder so in dem Königreich stirbt bey sich hat, dem König verfallen ist, welches recht die frembde Kauffleuthe ins gemein mit etlich 100. fl. bey Zeiten abkauffen oder sich NATURALISIRen laßen. Zu ORLEANS hatten wir wechsel zu empfangen durch Mr. Kochen603 CORRESPONDENTen einen Weinhändler Mr. D’ECLUSE.604 Alhie ist ein Wein Stapel von allerley sorten, so oben die LOIRE herunter kompt, auch aus den benachbarten PROVINCIen anhero v. so fortan biß auf NANTES geführet wird, alwo ihn die Hollander, Hamburger v. andere Schiffleuthen mit menge verführen. Wenn ihnen der wein etwa zu lange liegen oder sonst untüchtig werden will, macht mann Brantwein darauß, so von hier nach Indien v. gar in die Tartarey verführet wird. Der Saffran wird im land GASTINOIS v. noch hierumb gebaut v. mit menge außer dem Königreich verkaufft. Wegen der alhie anwesenden vielen Teutschen v. daß Sie eher bekant möchten werden, alß es Ihr lieb geweßen, haben I. F. Gn. sich zu ORLEANS ein Monat zu FIGIREN, kein belieben getragen, sondern RESOLVIRT die LOIRE hinunter auff BLOIS zu fahren, und die Zeit über alda zu verharren, welches Sie auch den 1.ten 9br. werckstellig gemacht v. biß nach BLOIS von zween Sächsischen von Adel, Naso605 eines obristen sohn606 vnd Einem von Gehren607 begleitet worden, da sie à S. DIEU608 ubernachteten vnd den 2.ten mittags zu BLOIS glücklich anlangten; Ehe und bevor sich I. F. Gn. alhie würcklich niederließen ist alda INTERIM das LOSAMent bestelt609 v. von ihr beliebt worden, TOURS noch zuvoren zu sehen vnd von dannen wieder anhero zu kommen. Den 2.ten 9br. übernachteten wir in AMBOISE. Sahen den 3.ten morgends das Schloß alda v. ARRIVIRTen abends zu TOURS. Alhie hatten I. F. Gn. ein großes vergnügen zu sehen, wie mann die Seiden winden, färben, walcken vnd weben thate. Dieselbe erstmahls wann Sie noch roh ist zu winden, verdienen auf etlichen meilen herumb viel arme leuth ihr brod: vnd sind noch in TOURS künstliche Drehmühlen dazu, vermittelst deren eine Person von dem was ihr von der rohen seiden abgewunden gewesen, ein unglaubliches aufspulen kan. So hernach zu stranglein gewunden v. in allerley farben TINGIRT610 wird. Die anhero kommende Seiden ist meist alle frembd. Kompt wenig aus der PROVENCE vnd von AVIGNON. Das meiste aus ITALIen v. SICILIen. 602 603 604 605 606 607 608 609 610
Fremdenrecht. David Koch, vgl. Anm. 390. Nicht identifiziert. B: Nago. Hans Christoph von Naso, Sohn des Heinrich Christoph von Naso (1614–1666), kaiserlicher und kursächsischer Obrist. Nicht identifiziert. Saint-Dyé-sur-Loire. B: bestelt geweßen Färben.
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Vnd aldahin von LEVANT, auß SMIRNA vnd Persien. Auff dergleichen arth wie uber Venedig viele ballen zu land durch Teutschland nach Holl= vnd Engelland auch Hamburg geführet v. alda verarbeitet werden. Welche Seidenarbeit mann auch gar wohl in Teutschland einführen könte, wenn mann nur zuvor Seiden=weber kommen ließe, deren mann die menge aus Franckreich haben könte. Vnd erzehlte ein Seidenweber, daß die Konigin Christine611 hiebevor dergleichen in Schweden angestelt habe, wozu er auch beruffen gewesen. NB Wenn die Seide gefärbt ist, wird Sie alß denn zu weben gegeben. Diejenige Kauffleuthe so alles verlegen, laßen die muster von den Mahlern machen, darnach die Seiden auf den Webstul eingetragen vnd hernach eingeschoßen wird, wie das MODELL mit Sich bringt, nachdem nun daßelbe Schwer oder leicht, kan man ein tag wenig oder viel machen. Beim Webstul stehet alle mahl ein Junge oder mägdlein, meist von denen leuthen, darauß hiernechst Seiden=weber werden sollen, dieselbe mußen die zu den blumen v. figuren eingerichtete faden auff v. abziehen, nachdem der Weber es haben612 will vnd die OPERA sein muß. Was von goldt= oder Silberfaden ahn figuren soll gemacht werden, gehet auf eben diesen Schlag. Die SIMPLES ESTOFFES vnd was gedruckter Tobin613 sein soll, werden in einer sonderbahren walckmühle gepreßet. Alwo faden auff faden gleich gelegt vnd auf eine Meßinge rolle gespant v. so lange gerollt oder gepreßet werden, biß es die RADIATUREN oder den glantz von sich selbsten gewinnet, welches eine ITALIANISCHE INVENTION vnd erst vor jahren alhie aufgebracht ist. Eine solche MACHINA der walckmühle treibt ein einig pferd herumb v. kostet dieselbe mit allen zubehörungen biß in die m/10. LIVRES. Diß walcken nennen die Frantzosen CALANDIREN.614 Die geblümte v. mit golt oder Silber eingetragene zeuge werden nit CALANDIRT, anders sie verderbt würden. Alhie zu TOURS werden nur seidene taffete Tobin geblümte Seidene v. goldt=stücke aber kein Damast, ATLAS v. sammet gemacht. Sondern das alles kompt aus Italien. Dergleichen Städte in Franckreich wo man die Seiden würcket sind von HENRICO IV. im Königreich 4. angestelt v. ziemlich weit von einander verlegt worden: alß LYON. TOURS. PARIS vnd ROUEN. wiewohl vor dieße Stätte auch in den nechstliegenden kleinen orthen gearbeitet wird, alß vor Lyon zue ST. ESTIENNE615 vnd zu ST. CHARMONT616 im Forest aldar auch die beste bänder gemacht werden.
611 612 613 614 615 616
Christina (1626–1689), 1632–1654 Königin von Schweden, abgedankt. B: nachdem es der Weber haben Tobin von franz. Tabis, schweres, gewässertes Seidenzeug. Calandre – Rolle. Saint-Étienne. Saint-Chamond.
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Vor der Stat TOURS auf der andern seite der LOIRE sahen I. F. Gn. das schöne reiche v. wohlerbaute Benedictiner closter MARMOSTIER,617 so in die m/60. Rthlr.618 einkommen hat, außer des Abts tisch v. andern Profiten. Dieses BENEFICIUM pflegt der König ins gemein vornehmen MINISTRIS oder ihren Kindern v. angewandten zu CONFERIRen, dahero die in Zeitungen gemelten ABBÉ LYONNE. RICHELIEU. TALLIER. ins gemein von hier ihr PRÆDICAT nehmen. Der Konig hat bey jüngster COMMISSION der MAISTRES DES REQUESTES619 in erfahrung gebracht, daß ihr closter seine Einkommen nit alle verthun könne, v. dahero im Sinn gehabt, ein darlehen zu begehren. Welches die Münche gewehren v. dahero einen prächtigen bau vnd Erweiterung ihrer Kirchen v. abtey= haus angefangen, nur damit Sie vrsach hetten dem König sein PETITUM abzuschlagen. Sie sagen S. MARTINUS liege bei ihnen begraben. Die zu Saltzburg aber weißen es aus grabsteinen, so wir alda gesehen v. anderen DOCUMENTen, auch einem uhralten grab, so in dem Ertzbischofflichen ORATORIO zu sehen, daß der rechte MARTINUS PANNONIENSIS alda vnd nit in Franckreich begraben liege. Nahent bey der Statt fleust die CHER ein schiffreicher fluß, so aus der Provintz BERRY kompt in die LOIRE. Ein meil davon bey SAUONNIERE620 siehet man die CAVA GOUTTIERE,621 ist eine höhle vnter der Erde, da daß waßer stetig von oben herab tropfet v. die Erde, so weiß v. Kalckicht ist, mit sich führet, v. sonderlich im Sommer gestehen macht, welche wie kleine eißzapffen v. zucker hörnlein sich formirt v. herunterfallet. Der Kauffman zu ORLEANS L’ESCLUSE622 ADDRESSIRTE Uns zu TOURS an seinen CORRESPONDENTen ANDRÉ BELLIN,623 einen Eisenhändler v. wechßler, so Uns die Seidenarbeit zu sehen, an die Hand gangen. Er berichtet, daß der König etliche meister aus Teutschland beschrieben, so nahent LA CHARITÉ624 an der LOIRE das schönste blech v. drat von Eißen machten, welches mann vorhin mit großen unkosten aus Teutschland bringen laßen, v. in Franckreich sehr theuer bezahlen mußen, jetzo aber unter die helffte des vorigen preises kommen sey. Den 7.ten reiseten wir zurück, hielten mittag zu AMBOISE. Ubernachteten zu ECURE.625 Den 8.ten mittag zu BLOIS wieder angelangt. Alhie haben sich I. F. Gn. gäntzlich vorgenommen ein Monath zu SEJOURNIRen v. die Frantzos. Sprach in THEORIA & PRAXI mit ernst anzugreiffen. Begaben sich demnach auff den Schloß617 618 619 620 621 622 623 624 625
Marmoutier. B: m/66. Rthlr. Vgl. in Bd. 2, II. 6: Instruktion für die Maîtres des Requetes. Savonnières. Les Caves Gouttieres. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. La Charité-sur-Loire. Ecures.
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berg in eine PENSION, wo keine Teutsche und das Hauß nechst der ACADEMY gewesen. Sie bedienten sich des besten Sprachmeisters alhier, ANTHOINE MARCHAIS,626 LICENTIÉ ES DROITS. So albereit über die 15. jahr neben der Frantzos. v. Spanischen Sprach, auch die ARITHMETIC, GEOMETRY vnd MATHEMATIC ein= vnd außländische Fürsten vnd Herrn mit sonderbahrem nutzen DOCIRT, maßen Er hiebevor, alß INGENIEUR dem Konig von PORTUGAL gedient: vnd des verstorbenen Hertzogen von ORLEANS,627 Zeit wehrender seiner Hoffhaltung in BLOIS, PRIMARIUS MATHEMATICUS gewesen. Er weisete I. F. Gn. den METHODUM LINGUÆ nach deren von ihm geschriebenen GRAMMATIC628 so in gar leichten v. anmuthigen PRÆCEPTIS bestanden, wozu das EXERCITIUM LINGUÆ, so Sie mit den Frantzosen am tisch treiben können, vnd STYLUM CONSCRIBENDARUM EPISTOLARUM, wozu Sie gedachter Sprachmeister angewiesen darzu kommen, dergestalt, daß Sie diesen Monath über nit allein das ihrige aufs fleißigste gethan,629 sondern auch die PROFECTUS hernach zu PARIS mit nutzen spüren können. Zeit wehrenden ihren SEJOURS, haben Sie von hieraus das nechstliegende König. lusthaus CHAMBOURT,630 so aber in abgang kömpt, gesehen. Die zu ihrer Zeit in BLOIS anwesende Teutsche, haben Sie zwar vorgelaßen, so offt Sie sich angemeldet, aber PROPTER DETRIMENTUM LINGUÆ Sich in der weitläufftigen CONVERSATION nit impliciren wollen, unter andern wehren, die So ihr zu zeithen aufgewartet, ein Junger BARON DE WILLICH,631 auß dem Clevischen land, so hiebevor durch Gotha durchgereißet v. sich etliche tage beym H. Renthmeister Breithaupten632 aufgehalten. Etliche hollsteinische von Adel von Ravenklau,633 RUMOR634 v. noch andere mehr. Item reisete der Polnische Fürst RADZIVIL,635 mit welchem Sie hiebevor zu BOURDEAUX in einem Wirthshauß LO= GIRT, mit seinem COMITAT hiedurch, welcher Sie PER RENCONTRE gesprochen. Der REFORMIRten Pfarrer alhie sind zween, deren einer À LA CAMPAGNE gewesen, der ander aber I. F. Gn. etlich mahl visiten geben. Gegen winter pflegt sich ein ziemliche NOBLESSE beider RELIGIONen alhier aufzuhalten, vnd PAISIBLEMENT636 mit ein ander zu begehen, war aber zu unser zeith meist aufm lande. Die Statt hat den Preiß, daß alhie die beste Uhren gemacht werden. Die geringste kommen auff 20. thr., andere aber so meist von den lehr626 627 628 629 630 631 632 633 634 635 636
Antoine Marchais. Jean Baptiste Gaston de Bourbon (1608–1660), Duc d’Orléans. Antoine Marchais, Elementa Linguae Gallicae [...], 2. Ausgabe, Blesis, apud Franciscum de la Savgere 1662. EA 1646. B: gelesen. Chambord. Vermutlich Dietrich Freiherr von Wylich (1640–1709), klevischer Erblandhofmeister. Johann Breithaupt (1606–1681), seit 1640 Rentmeister in Gotha, 1675 Kammerrat. Vgl. den Reisebericht Herzog Friedrichs in diesem Band, 131, dort Lovenklau. Vermutlich Detlef von Rumohr (1634–1678), später dänischer Generalmajor. Stanislaus Casimir (Stanisław Kazimierz) Radziwiłł, vgl. Anm. 536. Friedfertig.
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jungen gemacht werden, noch wohlfeiler, welche Jungen arbeith von einem Spanischen AMBASSADEUR so hierdurch gereist v. deren vor etlich tausend gulden637 gekaufft, FRANCESCO MELO638 genennet worden. Mr. COLBERTS= Schweher Vatter639 ist alhie GRAND BAILLIF vnd in großem ansehen, deßen Schwager640 aber GOUUERNEUR zu CHAMBOUR. Zu BLOIS ist ein PRESIDIAL. BAILLIAGE vnd ELECTION. Die Statt gehöret vnter das Bischthumb CHARTRES,641 so eines von den grösten in Franckreich ist, und sich deßelben geist. JURISDICTION über 20. meilen erstrecket. Es ward eben zu dieser Zeit das vom neuerwehlten Pabst CLEMENTE IX.642 PUBLICIRTE JUBILÆUM gehalten, dazu sich iederman mit großer andacht PRÆPARIRTe, maßen weil ablaß in demselben versprochen worden. Die RESIDENTZ zu BLOIS ist von LUDOVICO XII.643 erhoben, maßen sein Bildnüs zu pferd v. sein DEVISE ein Stachel=Schwein À L’ENTRÉE DE LE PORTE solches bezeugen: Dieselbe ist von FRANC. I.644 fortgeführet v. endlich von dem letzt abgeleibten Hertzogen von ORLEANS außgeführet wollen werden, ist aber nit geschehen, weil das zum bau DEPUTIRTe geld verspielt oder in andere wege verschwendet worden. Bekand ist die alhiesige versamlung der Stände des Königreichs unter HENRICO III.645 wie auch der ASSASSINAT an beiden von GUISE dem CARDINAL646 v. seinem Bruder647 verübt. Darauf die König. Mutter CATHARINA DE MEDICIS648 8. tage hernach gestorben v. in die nechstliegende alte Hof=Kirche von ihrem Hoffm. DE BELCHAMP649 DEPONIRT, hernach aber durch Konig. befehl nach ST. DENYS zur begräbnuß TRANSFERIRT worden. Auch zeigt mann das fenster wo der DUC D’EPPERNON650 die MARIA DE MEDICIS651 mit einem strick hinunter gelaßen v. Sie aus furcht fur ihren Sohn LUD. XIII. vnd dem CARDINAL DE RICHELIEU in Niederland geflohen, deren ihr Sohn der DUC D’ORLEANS652 darauf bald gefolget v. hernach in Lottringen geheirathet. Mehrgedachter Hertzog von ORLEANS 637 638 639 640 641 642 643 644 645 646 647 648 649 650 651 652
B: fl. Vermutlich Francisco de Melo (1597–1651), spanischer Gesandter in Genua und Wien. Jacques Charron (1599–1669), Seigneur de Ménars et de Noizieux, seit 1661 Grand Baillif und Gouverneur der Stadt Blois. Wahrscheinlich Jean-Jacques Charron de Ménars (1643–1718). Chartres. Giulio Rospigliosi (1600–1669), 1667 als Clemens IX. zum Papst gewählt. Louis XII (1462–1515), König von Frankreich. François I (1494–1547), König von Frankreich. Henri III, vgl. Anm. 500. Henri I de Lorraine (1550–1588), Duc de Guise. Louis II de Lorraine-Guise, (1555–1588), Erzbischof von Reims, Kardinal. Catharina de’Medici (1519–1589), Königin von Frankreich. Nicht identifiziert. Jean-Louis de Nogaret de La Valette (1554–1642), Duc d’Épernon. Maria de’Medici, vgl. Anm. 472. Jean Baptiste Gaston de Bourbon (1608–1660), Duc d’Orléans, verm. mit Marguerite de Lorraine (1615–1672).
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ließe die aller erste SIMPLICIA von Kräutern vnd gewachßen gar aus ARABIen anhero bringen, der garten aber ist nach seinem Tod gantz in abgang kommen v. die Kräuter meist nach PARIS in den HORTUM BOTANICUM TRANSFERIRet worden. Seine güldene MEDAILLEN hat er dem König LEGIRT vnd werden im König. CABINET von Mr. DE CHREAUIE653 gewiesen. Wie nun dießer Monath zu BLOIS mit erwünschter verrichtung PASSIRT, ward die nacher PARIS lengst INTENDIRTe reyse vorgenommen v. desto eher da zu sein sich zur Post RESOLVIRet. Deren die erste Den 7.ten Xbr. war, auf MONTLIVEAU.654 auf NOYAN655 2. posten. auf TROIS CHEMINEÉS656 2. P. endlich biß auf ORLEANS 3. posten, alwo wir PERNOCTIRTen. Den 8.ten Xbr. auf LANGENERIE657 2. posten. auf CHATTEAU GAILLARD,658 2. P. TURY659 ein post. ANGERVILLE660 2. posten. MONNERVILLE661 1. p. ESTAMPE662 2. P. Dieses ist eine Schöne Stadt. ESTREDRY663 1. Post. alwo wir übernachteten und wegen der VOLEURS auf dieser Post in großen Sorgen stunden, weil mann nit allein viel exempel hat, sondern auch gar neulich aus dem am Weg liegenden hohlen und Stein Klippen der Postillion abgesetzt und geplündert worden. Den 9.ten Xbr. LONGUMEAU664 2. posten: halben weg scheidet sich die GENERAL Landstraße von PARIS und gehet lincker Hand auf ORLEANS, rechter Hand auf CHARTRES v. ins ANJOU biß in BRETANNIEN &c. BOURG LA REINE665 1 ½. posten folgende auf PARIS 1. post. welche wegen des pflasters und daß Sie einem vors Hauß liefern vor 1 ½. bezahlt werden muß. Nachdem wir nun zu PARIS ankahmen und bedencken trugen wieder in das vorige wirthshauß À LA CROIX DE FER, RUE ST. DENYS einzukehren, hat Mr. Koch666 unser Kaufman, umb näher bey ihme zu seyn, Uns in eben der gaßen AU GRAND CYGNE, CHEZ MR. LE BON LOGIRT, EN ATTENDANT biß wir ein rechte PENSION bezögen, welches etliche tage hernach erfolget. Vnterdeßen ließen I. F. Gn. sich durch den Schneider so I. F. Gn. Hertzog Bernhard von Sachßen Jehna667 653 654 655 656 657 658 659 660 661 662 663 664 665 666 667
Pierre de Carcavi (1603–1684), 1666–1683 Garde de la Bibliothèque et du Cabinet des médailles du roi. Montlivault. Saint-Laurent-Nouan. Les Trois Cheminées, Lailly-en-Val. Langennerie, Chevilly. Château Gaillard, Santilly. Toury. Angerville. Monnerville. Étampes. Étréchy. Longjumeau. Bourg-la-Reine. David Koch, vgl. Anm. 390. Bernhard (1638–1678), Herzog von Sachsen-Jena.
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hiebevor auch gekleidet, nahmens ROGIER COSTAR,668 À LA MODE DE LA COUR HABILLIren. Den 14.ten Xbr. bezogen Sie ihr neu LOSAMENT nahent dem LOUURE, in der gaße, LA RUE DE ST. THOMA DE LOUURE genant, gegen über dem HOSTEL DE LONGUEVILLE. Vnd in der nachbarschafft des HOSTELS DE BOUILLON. Der schilt hies À L’HOSTEL DE TOULOUSE, bey einem Meister TRAITTEUR, nahmens DE LA MOTHE, So iehands Fürsten vnd vornehme Herren LOGIRT, als den verstorbenen Erb= Printzen von Würtenberg,669 die H. grafen von Fürstenberg,670 den Kaiß. RESIDENTEN Wicke671 und andere mehr. Zu Unseren Zeiten war alda der Bischoff von CARCASSONNE,672 ein natürlicher Sohn vom Hauße ESPERNON. Ein junger graf von Wied,673 so hernach eine COMPAGNIE zu pferd bekommen unter einem Reg. [zu pferd] des Bischoffs zu Metz.674 Ein junger H. vom Hauße ROQUELAURE.675 Ein obristleut. über das REGIM. D’ORLEANS, nahmens MARQVIS DE MERANVILLE.676 Vnterschied. andere MARQVISEN, grafen, BARONen, obristen, CAPITAINS, Parlaments=Herren, König. CONSEILLERS, ADVOCATS v. dergleichen. Mann zahlte À LA TABLE DE HOSTE PAR REPAS ½. Rthlr. und wurde aus Silber TRACTIRet. Vor Cammerdiener und PAGEN täglich 25. SOLS. vor gutscher v. Laqvayen täg. 20. s. über das ACCORDIRTe wir vor 4. MEUBLIRte Cammern. ein REMISE vor die CAROZZE, ein Stall vor 2. pferde. ein RETRAITTE vor heu vnd haber vnd CAVE vors holtz. monatlich zu bezahlen 50. Rthlr. Nachdem sich nun I. F. Gn. in dero COMMODITÄT befunden, haben Sie eine neue CAROZZE Pr. 1.250. LIVRES. item ein Par schöne pferdte, so pommelirt677 gewesen, von dem CHEVALIER DE ROCHEFAUCAUT vmb 1.000. LIVR.678 erkaufft, auch einen feinen gutscher, lediges standes so gute RESPONDENTzen679 vnd ATTESTATA gehabt, wie nit weniger beneben dem einen Frantzöß. Laqvayen von CAEN, noch einen teutschen Evange. RELIGION so ein pommer und dem GENERAL von Schwerin680 vor diesem aufgewartet, zu diensten aufgenommen. Sie haben Sich auch von mehrgemeltem weimarischen RESIDENTEN FERRET,681 einen REFORMIRTen von Adel von POITIERS kommend, zum PAGEN 668 669 670 671 672 673 674 675 676 677 678 679 680 681
Roger Costar, Schneider in Paris. Johann Friedrich von Württemberg (1637–1659), der Erbprinz starb in London. Nicht eindeutig. Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg (ca. 1623–1688), 1667–1669 kaiserlicher Resident in Paris, 1665 Salzmaier in Hall. Louis de Nogaret de La Valette, 1655–1679 Bischof von Carcassonne. Wahrscheinlich Friedrich Melchior Graf zu Wied (1642–1672), kurkölnischer Obrist. Wilhelm Egon Graf von Fürstenberg (1629–1704), 1663–1668 Bischof von Metz. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Pommelé: Blauschimmel. Vgl. die Reiserechnung in Bd. 2, Einträge vom 27. und 28. Dezember 1667. B: correspondentzen. Nicht eindeutig. N.N. Feret, vgl. Anm. 416.
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RECOMMENDIRen laßen, dergestalt daß Sie vier diener in einer neuen liberey neben CAROZZE vnd pferdten gehabt, und damit zu Hoff und uberall als INCOGNITÒ gar HONNESTEMENT PASSIRen können. Den 21.ten DITO gaben I. F. Gn. dem H. MARESCHAL DE TURENNE682 die erste visite und überreichten ihme das von dero gndsten. Herrn Vatter in deßen eingekommene RECOMMENDATION=schreiben,683 darin vermeldet worden, wie daß Ihre Dh. F. Gn. verlaubet, eine Reiße in Franckreich INCOGNITÒ und unter dem Nahmen eines Grafen von Wettin vorzunehmen, vnd wolten den H. MARCHAL GENERAL gebeten haben, derselben mit allem an die Hand zu gehen, wo zu sie Seiner ASSISTENTZ benöthigt sein wurden. Damit Sie den König, den Hoff v. was deme anhengig, so viel als deroselben INCOGNITÒ zu kommen möchte, PRACTICIRen könten: auf dieses hat Mr. TURENNE dem König dero anwesenheit v. wie Sie nach dero Fürst. väterlichen willen zu Hoff v. sonsten PASSIRen solten, angedeutet v. darauff RESOLUTION erhalten, Er solte I. F. Gn. dem König erstmahls bey deßen LEVER PRÆSENTIREN, welches den 23.ten geschehen: da der König, auff Mr. TURENNE vorhergehenden ADDRESSE, I. F. Gn. mit gantz freundlicher mine empfangen und Sich erfreuet dieselbe in gutem aufwesen zu sehen, erinnerte sich dero gehabten unglück. REN= CONTRE; CONTESTIRTe gehabtes großes mitleid. Deroselben im übrigen Seine Königliche AFFECTION mit mehren umbständen zuerkennen gebende. Die herumbstehende Herren vnd CAVALLIERS, so zum theil I. F. Gn. albereit bey der ARMEÉ kennen lernen, theils seithero von ihr gehöret und GUSTO gehabt mit ihr zu CONVERSIRen, haben dieselbe nit weniger erfreulich BENEVENTIrt vnd in allem [gegen die MADEMOSSELLE thaten I. F. Gn. öffter visiten ablegen. So von allen Sachen aufs genauste Nachricht haben wolten. Von dero Fürst. Eltern, Fürst. Brüdern vnd Schwestern, dero alter, welche davon verheurath? Wo Sie RESIDIRTen? wie weits dahin wehre? Sonderlich von Hertzog Bernhard vnd deßen Fr. gemahlin. Daß dieselbe ihre liebstwertheste Schwester v. anverwandtin seye, Sie auch allzeit CONJUNCTISSÉ mit einander gehabt hatten. Klagt, daß beyderseits die Schreibens gewohnheit ein zeitlang vnterlaßen worden, bathen I. F. Gn. wann Sie gelegenheit hätten von deroselben ein Handbrieflein bestellen zu laßen: Unter anderm fragte Sie I. F. Gn. ob Sie ein liebhaber des tantzens seyn v. wie ihr Tantzmeister hieße? Ob Sie nit wolten bey Hoff ein BALLET mit tantzen? wie lang Sie noch in Franckreich bleiben wolten? auf diese und dergleichen fragen, wusten Sich I. F. Gn. gebührend zu EXPECTORIREN, damit MADEMOISSELLE gar] ihr Frantzöß. COURTOISIE sehen laßen. Dieselbe auch gelobt, daß Sie seither in der Sprache so mercklich AVANCIRT. Hierauff hat mann I. F. Gn. unangesehen Sie INCOGNITÒ gewesen allzeit mit der CAROZZE ins LOUURE und biß an die ESCALIERS, alwo nur der König und seine König. FAMILLE, die MARECHAUX, DUCS & PAIRS DE
682 683
Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 296. Vgl. in Bd. 3, Nr. 18, das Konzept des Schreibens vom 11. Mai 1667.
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FRANCE, die frembde Fürsten oder dero gesandten und sonst niemand, absteiget, PASSIRen laßen;684 da außer demselben jederman vor der pforten halten und über den Hoff ins LOUURE oder BASSE COUR zu fuß gehen muß. Weil nun durch Mr. TURENNE der eingang gemacht worden, alß haben Sich I. F. Gn. fast alle morgen oder so offt es Ihr beliebet, bey des Königs LEVEÉ befunden, v. durch diß mittel nit allein viel gesehen v. allerhand DISCOURSen gehöret, sondern auch so wohl frembde als einheimische vnd sonderlich die vom Hoff kennen vnd PRACTICIRen lernen. Es hatten I. Mt. zu dieser Zeit die unmüßige Kriegs=Ungelegenheit aufm halß vnd konten dahero ihren PRIVAT PLAISIR wenig nachkommen: anders I. F. Gn. die beste gelegenheit gehabt v. man solches auch685 bey Hoff
gern gesehen hette, daß Sie sich dero DIVERTISSEMENTen zuzeithen mittheilhafftig machen mögen. Sie haben auch die jenige hohe bedienten so eben vom QUARTAL= vnd
der Zeit stetig vmb den König gewesen, auf vornehmer leuthe einrathen, fürderist686 besuchet, dann dergleichen zu thun von den frembden ankommenden Fürsten v. AMBASSADEURS gebreuchlich wehre. Welches dieselbe nit allein vor eine sonderbahre Ehre geachtet, sondern auch vmb I. F. Gn. sich wieder verdient zu machen versprachen, wohin sich ihr vermögen erstreckte. Welche visiten erst zu geben Sie vmb so viel desto beßer thun können, weil Sie INCOGNITÒ gereist vnd nit in dero angebohrenen Fürst. QVALITÄT erkant sein wolten. Dergleichen H. so Sie besucht, sind gewesen der DUC DE CRECQVY,687 gewesener AMBr. zu Rom, v. damahls PREMIER GENTILHOMME DU SERVICE. it. der DUC DE ST. AIGNAN688 in gleicher CHARGE, welchen I. F. Gn. in seinem GUBERNEMENT zu HAUVRE DE GRACE hiebevor kennen lernen. Der MARESCHAL DE GRAMOND689 hiebevor König. AMBr. in Teutschland. Der MARESCHAL D’AUMONT,690 ein sehr freund. Herr, in der letzten CAMPAGNE COMMITTIRTER GENERAL über die ARMEÉ in Flandern, deßen Sohn der MARQVIS DE VILLEQVIER691 GENERAL LIEUT. vnd auch einer von den PREMIERS GENTILHOMMES DU ROY. Der CONTE DE BROGLIA,692 gedachten MARESCHAL D’AUMONT tochterman vnd GOUUERNEUR zu AVÉNES, von dem hiebevor gedacht worden. Der MARESCHAL DU PLESSIS=PRASLIN693 des Königs bruders GOUUERNEUR vnd der hiebevor die große CONQUESTEN in CATALONIEN gethan: auch den MARESCHAL DE TURENNE
684 685 686 687 688 689 690 691 692 693
B: Seitenumbruch . B: man es auch. B: förderst. Charles III de Créquy, vgl. Anm. 331. François Honorat de Beauvilliers, vgl. Anm. 452. Antoine III de Gramont (1604–1678), Duc de Gramont, Maréchal de France. Antoine d’Aumont de Rochebaron, vgl. Anm. 333. Louis-Marie-Victor d’Aumont de Rochebaron (1632–1704), Marquis de Villequier. Charles de Broglie (1617–1702), Comte de Broglie, Gouverneur der Stadt Avesnes-sur-Helpe, Lieutenant-Général, verm. mit Anna Elisabeth d’Aumont (1633–1716). César de Choiseul (1598–1675), Duc de Choiseul, Comte du Plessis-Praslin, Maréchal de France.
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geschlagen, als Er auf des Printzen DE CONDE694 seiten gestanden. Mr. DE BERINGHEN, der MADe. DE LUZERNE von695 CAEN H. Bruder vnd PREMIER ESCUYER DU ROY, welcher in sonderbahrem ansehen beym König vnd mit Ihrer Mtt. RATIONE OFFICII alzeit in der Carethen696 fähret. Von diesen Herrn haben Sie zum theil alsobald, zum theil nachgehends die revisite empfangen, gleich wie vom MARESCHAL D’AUMONT dem MARQUIS DE VILLEQUIER, dem CONTE DE BROGLIA, dem MARESCHAL DE GRAMMOND &c. Nechst diesem sind Sie auch von dem Herrn MARESCHALEN DE TURENNE des Königs Bruder auf obgedachte weiß PRESENTIRT worden, vnd sich zu deßen LEVER eingefunden, so offt es Ihro beliebet hat. So sich mit Ihrer F. Gn. SUCCESSU TEMPORIS sehr FAMILIARISIRET vnd dieselbe werth gehalten. Unter des haben SON ALTESSE ROYALE vielmahls des Hertzogen vnd Hertzogin von Jehna gedacht,697 wie Sie mit dieser als nechsten v. vertrauten anverwandtin, alle gute freundschafft gepflogen, auch so lange Sie die Hertzogin bey Hoff gewesen, einander alle guthe AFFECTIONS=bezeigungen erwießen. Bathen I. F. Gn. ein solches zu seiner Gelegenheit bey beyderseits Dh. zu gedencken v. zu bitten zu Zeiten zu schreiben. Der Printz DE CONDÉ ist etwas späth zu PARIS ankommen, daher schier auf die letzte zeit von I. F. Gn. visitiret worden, Selbiger hat I. F. Gn. die RECONDUITe biß an Ihre CAROZZE geben vnd sich zu allen OBLIGATIONS=bezeugungen erbotten. Deßen Sohn der DUC DE ANGUIEN698. ITEM der DUC DE GVISE.699 der CONTE D’ARMANGNAC.700 der CHEVALIER DE HARCOURT,701 der DUC DE VAUDEMONT,702 des Königs von Engell. natürlicher Sohn, der DUC DE MOMMOUTH.703 der DUC DE ST. ALBAN704 als der alten Königin von Engelland obr. Hoffmeister, der CONTE DE ST. PAUL ietzo DUC DE LONGUEVILLE,705 der DUC DE BOUILLON,706 DE NOAILLE,707 DE NOGENS,708 DE CHEUREUSE.709 D’ELBOEUF.710 694 695 696 697 698 699 700 701 702 703 704 705 706 707 708
Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 291. B: Seitenumbruch . B: Carretten. Bernhard (1638–1678), Herzog von Sachsen-Jena, verm. mit Marie Charlotte de La Trémoille (1630–1682), Tochter Henris de La Trémoille, Duc de Thouars. Henri III Jules de Bourbon, vgl. Anm. 552. Louis Joseph de Lorraine (1650–1671), Duc de Guise. Louis de Lorraine-Guise (1641–1718), Comte d’Armagnac. François Marie de Lorraine-Guise, vgl. Anm. 334. Charles Henri de Lorraine (1649–1723), Duc de Vaudémont. James (Crofts) Scott (1649–1685), Duke of Monmouth, natürlicher Sohn Charles‘ II (1630– 1685), König von England. Henry Jermyn (1605–1684), Earl of St. Albans. Jean Louis Charles d’Orléans (1646–1694), Duc de Longueville, Comte de Saint-Pol. Godefroy Maurice de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 324. Anne de Noailles (1613–1678), Duc de Noailles. Vielleicht: François de Béthune (ca. 1602–1678), Duc d’Orval et duc de Nogent-Le-Rotrou.
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Beyde Junge Herren DE VENDÓME,711 der CHEVALLIER DE LORRAINE,712 der CONTE DE SOISSON,713 der MARESCHAL D’ESTRÉE.714 DE VILLEROY,715 DE GRANCEY,716 de CLERAMBAULT,717 D’ALBRET,718 den CONTE DE DURAS.719 Diese v. dergleichen haben I. F. Gn. PER RENCONTRE bey Hoff oder den Hofffestivitäten entweder gesprochen oder PER INDIRECTUM ken= nen lernen, gestalt solches mit umbständen zu erzehlen gar zu große PARTICULARITÄTen erfordern würde. Alß auch I. F. Gn. der Königin die erste visite geben wollen, musten Sie sich zu förderst bey dero Ersten DAME D’HONNEUR, der MADl. LA DUCHESSE DE MONTOSIER720 anmelden laßen, So ihr die zeit abends umb 5. Uhr DENOMINIRT. Nach abgelegten721 CURIALIen bey der AUDIENCE erinnerten sich I. Mtt. im beyseyn eben der 3. DAMEN, so sie vor diesem auf der reiße ein tag nach ihrer ATTAQUE RENCONTRIRT, I. F. Gn. damahligen unglückens und erfreuten sich nochmahls, daß Sie so glück. davon ECHAPPIRT722 v. anitzo bey so gutem aufwesen wehren. Die Königin723 fragte I. F. Gn. vmb der Kayserin724 NOUUELLEN vnd ob Sie selbige kenten? Fragten die umbstehenden DAMEN welche vnter ihnen beyden, Sie oder I. F. Gn. am besten Frantzösisch redeten? Fragten I. F. Gn. wie es Ihr in Franckreich gefiele, ob Sie noch lang darin bleiben würden? Wie ihr der Hoff anstünde? Was neues aus Teutschland? Ob mann auch darin werbe oder völcker zusammen ziehe; was man zu diesem Flandrischen Krieg sage? Vnd was dergleichen CURIOSITETen mehr wahren. Die DAMES durcheinander sagten daß Ihr F. Gn. Hauß neben dem von Lottringen das ältiste in der Christenheit ja in der welt wehre. So sich allezeit in dero ALLIANCen in acht genommen, v. von deme fast alle hohe Potentaten herstammen wolten: oder demselben von alters her befreundet zu seyn, sich vor ein sonderbahre ehre achteten. Alß I. F. Gn. abschied genommen, wurde dieselbe von obgedachten Hertzogin
709 710 711 712 713 714 715 716 717 718 719 720 721 722 723 724
Charles Honoré d’Albret (1646–1712), Duc de Chevreuse. Charles III de Lorraine (1620–1692), Duc d’Elbeuf. Louis Joseph de Bourbon (1654–1712) und Philippe de Bourbon (1655–1727). Philippe de Lorraine-Armagnac (1643–1702), gen. Chevalier de Lorraine. Eugène Maurice de Savoie-Carignan (1635–1673), Comte de Soissons. François Annibal d’Estrées, vgl. Anm. 380. Nicolas de Neufville, vgl. Anm. 322. Jacques Rouxel (1603–1680), Comte de Grancey, Maréchal de France. Philippe de Clérambault (gest. 1704), Comte de Palluau, Lieutenant-Général. Sein Vater gleichen Namens war Maréchal de France starb aber bereits 1665. César Phoebus d’Albret, vgl. Anm. 533. Jacques-Henri de Durfort, vgl. Anm. 327. Julie Luciana d’Angennes, vgl. Anm. 384. B: Seitenumbruch . Êchapper – entkommen. Maria Teresa de Austria, vgl. Anm. 376. Margarita Teresa (1651–1673), Halbschwester der französischen Königin.
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DE MONTOSIER725 und anderen Hoff=Damen biß726 an die CHAMBRE RECONDUIRet vnd wehrete diese visite über eine
2.te thür der ANTIguthe [halbe] stunde: es schiene, daß die Königin eben absonderlich in einem guten HUMEUR geweßen. Bey dem DAUPHIN727 die viste abzulegen, meldete man Sich so bald bey deßen GOUUERNANTIN der verwittibten MARESCHALLIN DE LA MOTHE728 ahn, so ein weib eines hohen verstandes, mittelmäßigen alters v. zu ihrem Ampt gantz tüchtig ist: alß Sie nun I. F. Gn. vor den Dauphin geführet vnd ihm gesagt; eß wehre ein Teutscher Fürst in willens Mr. LE DAUPHIN die visite zu geben v. die Ehr haben ihn kennen zu lernen: fragte Er alsobald mit einem ernsthaftigen gesicht: DE QUELLE MAISON EST IL? Von welchem Haus ist er? Alß die GOUUERNANTIN antwortete, vom Hauß Sachßen, welches eines von den CONSIDERABLesten in Teutschland: REGERIRT729 er mit kurtzen worten: JE T’AIME. Ich liebe Ihr, wolte sich aber vor dißmahl nit weiters in reden auslaßen: Die Fr. MARESCHALLIN versicherte I. F. Gn. wenn Er mit deroselben beßer bekant würde werden, würde Er Sie genug fragen v. Sie ihm genug zu antworten haben. Über eine weil wendete Er sich zu seinen spielgesellen730 v. sagte zu der Fr. GOUUERNANTIN, MADAME, IL FAUT QUE JE JOUE. ENTRETENEZ DONC CE MONSIEUR. Ich muß spielen; bitte ihr wollet diesen H. mit reden weiter unterhalten. Die MADAME731 zu sehen so noch ein Kind in windeln, war eben nicht die gelegenheit. Nechst der Königin haben I. F. Gn. auch bey der MADAME oder des Königs Bruders gemahlin732 umb AUDIENCE ansuchen laßen. Deren ihr GOUUERNANTE die MARESCHALLIN DE PLESSIS=PRASLIN733 eben auch dergleichen Stunde nachmittag DETERMINIRTe. I. F. Gn. besuchten die Fr. MARSCHALLIN am ersten. Dieselbe beleitete Sie hernach zu der MADAME, welche I. F. Gn. stehend anhörte, gleich wie auch die Königin gethan hatte.734 Vnter andern DISCOURSen, kahme auch vor, von den ALLIANCen oder PARENTAGEN zu reden, da Sich MADAME von selbsten erinnert, daß Sie mit I. F. Gn. in naher verwandnüß stünde von wegen der großfrau müttern,735 so beyde Schwestern v. Königs FRIDE725 726 727 728 729 730 731 732 733 734 735
Julie Luciana d’Angennes, vgl. Anm. 384. B: Seitenumbruch . Louis (1661–1711), Dauphin. Louise de Prie (1624–1709), verm. mit Philippe de La Mothe-Houdancourt (1605–1657), Maréchal de France. B: respondirt. B: spielgesellen zu. Marie Thérèse (1667–1672). Henrietta Anne Stuart (1644–1670), Madame, 1661 verm. mit Philippe d’Orléans. Colombe de Charron (gest. 1681), verm. mit César de Choiseul (1598–1675), Duc de Choiseul, Comte du Plessis-Praslin, Maréchal de France. B: Seitenumbruch . Anna (1574–1619), verm. mit James I, König von England und Schottland und Hedwig (1581– 1641), verm. mit Christian II. von Sachsen.
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Dennemarck736 töchter gewesen, welches dann nach und nach unter kommen, so ihnen CURIEUX zu vernehmen stunde. Wiewohl aber I. F. Gn. dero NAISSANCE nach in die länge nit mehr INCOGNITÒ sein können; hielten Sie sich iedoch in alwege in TERMINIS v. wurden von jederman vmb so viel mehr ÆSTIMIRet, daß Sie aus einer GENEROSen gelaßenheit Sich ihres standes vor dießmahls selbstwillig eußern wolten, alle CEREMONIen oder weitläufftigkeiten auf Sich ersitzen zu laßen, welches nit allein aller orthen sehr angenehm, sondern sehr wohl aufgenommen v. ihrer REPUTATION mehr verträglich gewesen, in dem mann ihr auf dieße weiß mehr ehr bewiesen, als vielleicht sonsten einem Herren < üdZ> geschehen were. Gegen die MADEMOISSELLE737 thaten I. F. Gn. öffter visite ablegen. So von allen Sachen aufs genauste Nachricht haben wolten. Von dero Fürst. Eltern, Fürst. Brüdern vnd Schwestern, dero alter, welche davon verheurath? Wo Sie RESIDIRTen? Wie weits dahin wehre? Sonderlich von Hertzog Bernhard vnd deßen gemahlin, daß dieselbe ihre liebstwertheste Schwester v. anverwandtin sey. Sie auch allzeit CONJUNCTISSEMÈ738 mit einander gelebt hätten. Klagt, daß beyderseits die Schreibensgewohnheit eine zeitlang vnterlaßen worden; bathen I. F. Gn. wenn Sie gelegenheit hätten von derselben ein Handschreiben bestellen zu laßen: unter andern fragte Sie I. F. Gn. ob Sie ein liebhaber des tantzens seyn, v. wie ihr Tantzmeister hieße? Ob Sie nit wolten bey Hoff ein BALLET mit tantzen? Wie lange Sie noch in Franckreich bleiben wolten? Auf diese und dergleichen fragen, wusten Sich I. F. Gn.739 gebührend zu expectoniren, damit MADEMOISSELLE gar CONTENT gewesen. Ihr Vermögen wird auff 25. MILLIONEN ÆSTIMIRT. Sie ist SOUUERAINE Princeßin von DOMBES,740 zwischen LYON v. Burgund an der SAONE gelegen. Hat fast in allen Provintzen ihre Hertzog= und Fürstenthumb, graff= v. herrschafften; als ihr Stamhaus in AUUERGNE, güther vnd Lande im LYONNOIS, BAUJOLOIS. NORMANDIE. POITOU. ANJOU. BRETAGNE. BOURGOGNE. vnd sonst hin v. her. Sie schlägt allein in Franckreich nechst dem König Silberne Müntzen: Sie hat die köstlichsten JUBELEN vnd Edelgestein, gestalt Sie den raresten DEMANT nach dem groß Hertzog hat. Auch hath Sie sehr viel bahrschafften: und mit dem allem ist sie gar eine demüthige Princeßin. Sie hat ehemahls FERDINAND III.741 dem Hertzogen von Saphoyen.742 dem groß Printzen.743 dem vorigen König von Portugall,744 dem Printzen von CONDÉ: v. wie man sagt erst neulich dem Print736 737 738 739 740 741 742 743 744
Frederik II. (1534–1588), König von Dänemark. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 382. B: schwesterlich. B: Seitenumbruch . Dombes. Ferdinand III. (1608–1657), Kaiser. Charles Emmanuel II (1634–1675), Duc de Savoie. Cosimo III de’Medici (1642–1723), Principe di Toscana. Afonso IV (1643–1683), König von Portugal, 1667 abgesetzt.
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zen von Dennemarck745 oder dem Churfursten von Brandenburg746 vermehlt werden sollen, ist aber allemahl zurückgangen, weil der König solche MARIAGE dem RAISON D’ESTAT zuwieder befunden. Das Hauß DE LA TRIMOILLE ist eins von den nechsten Erben mit, wofern der König anders recht vor recht wird gehen laßen. Gleichwie Sie in den innerlichen Kriegen Ihrer Mt. sehr zuwieder geweßen, also ÆSTIMIRet Sie dieselbe anitzo gar hoch v. ist bey deren in gar großen gnaden. Vnd meint mann, Sie werde von Selbsten Ihrer Mt. 747 das beste an land v. leuthen, auch ihrem übrigen vermögen vertestiren:, Sie ist gar LIBERAL hält einen großen Hoff, offene taffel, vnd häth gern öfftere visiten. Auch Siehet Sie mit willen das volck in ihrem garten im Luxembourg zu PARIS aus v. einwandeln. Dagegen ihre Stief=Fr. Mutter die DOUARIERE von ORLEANS748 solches nit leiden kan und dannenhero alle beyde einen unterschied des gartens, vermittelß zäunen machen laßen. Es ist in warheit zwischen beyden ein Span= vnd Frantzoßen oder CONTRAIRE HUMEUR. MADEMOISSELLE hat der DOUARIERE angebotten ihren antheil abzukauffen, so es aber niemahls thun wollen. Es ACCOMMODIRTe die MADEMOISSELLE749 Hertzog Ulrichs von Wirtemberg Fr. gemahlin,750 in gedachtem ihrem Hauße LUXEMBOURG, der Zeit Sie sich zu PARIS aufhielte. Dieselbe Hertzogin rühmte, daß der König, als Er vor CHARLEROY mit der ARMEÉ gestanden, ihr die ehr angethan v. Sie in ihrem Schloß BAUMONT751 besucht vnd das ihrige zu CONSERVIRen, SALVE GUARDEN ertheilet hätte. Dero Fräulein Princeßin752 wird in dem VAL DE GRACE, welches eine Stifftung der letzverstorbenen Königin753 ist, vnter den RELIGIEUSEN aufferzogen. Sie geneust von dero Herrn vater ihren jährlichen DEPUTAT: vnd hat die Ehesteuer so einer Fräulein von Würtemberg zu kompt, zu erwarten. I. F. Gn. thäten beiden Fr. Mutter vnd Fr. Tochter bey dero abzug die 754 Frantzös. Bilderschul755 PRÆSENTIRen, So sie mit allem danck annahmen vnd fleißig darin zu leßen versprachen. Auch hatte die alte Hertzogin von ORLEANS756 Hertzog Carl von Lottringen757 Fr. Schwester, sonderbahre freude I. F. Gn. bey sich zu sehen: ließ deroselben 745 746 747 748 749 750 751 752 753 754 755
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Christian V. (1646–1699), Prinz bzw. König von Dänemark. Friedrich Wilhelm (1620–1688), Kurfürst von Brandenburg. B: Seitenumbruch . Marguerite de Lorraine (1615–1672), verm. mit Jean Baptiste Gaston d’Orléans. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 382. Isabella von Arenberg-Barbençon (1623–1678), Herzogin von Württemberg, verm. mit Ulrich (1617–1671), Herzog von Württemberg-Neuenbürg. Beaumont. Maria Anna Ignacia (1653–1693). Anne d’Autriche (1601–1666), Königin von Frankreich. B: Seitenumbruch . Titel nicht zu ermitteln. Vgl. aber in Bd. 3, Nr. 96, das Konzept Herzog Ernsts I. an Anton Finck vom 13. Januar 1668 und Nr. 102, das Schreiben Anton Fincks an Herzog Ernst I. vom 10. Februar 1668 aus Paris. Marguerite de Lorraine, vgl. Anm. 748.
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ein vnd mehrmahls in dero LOSAMENT ansagen, die Zeit, wenn es dero gesundheit am besten zu ließe, Sie bey sich zu sehen, vnd thäte I. F. Gn. solche RECEPTIONen, dergleichen man sagte, Sie nit iedem frembden Herrn zu thun gewohnet wehre. Sie ist eine DAME der DEVOTION gantz ergeben, liebet nichts als Einsamkeit v. die ordens=Personen, welche mehr alß andere leuthe bey ihr aus v. eingehen v. im übrigen gar eyffrig in ihrer RELIGION ist. Ihre GOUUERNANTE ist die alte MARESCHALLIN D’ESTAMPE758 bey deren mann sich erst anmeldet. So offt I. F. Gn. Sich bey der alten Konigin von Engelland759 ansagen ließen, haben Sie in alle wege fertige AUDIENTZ gehabt. Welche nit allein CURIEUSE gewesen allerley von deroselben zu wißen v. in sonderheit Sich der beschaffenheit ihres haußes, der Sächß. Landen, v. einkommen zu INFORMIRen: Sondern auch Ihrer F. Gn. zu rathen v. Sie hoch zu vermögen, deren rückweg über Engelland zu dem König ihrem Sohne760 zu nehmen, wozu Sie I. F. Gn. mit dero Handbriefflein zu ACCOMPAGNIRen OFFERIRet: Sie hält eine Hoffstadt, welche nit sehr weitleufftig ist, v. zweiffels ohne nach PROPORTION dero Vnterhalt angestelt werden muß. Die Printzeßin von CONDÉ761 hatt nit geringere freude; als I. F. Gn. PRÆTENDIRTen deroselben ihre 762 visite zu geben; vnd erwiesen Sich aus denen mit I. F. Gn. gepflogenen DISCOURSen von einem großen Verstand zu seyn, wie wohl mann sagt, daß sie zu zeithen ihre gewiße INTERVALLA habe. Dero H. Sohns763 gemahlin die DUCHESSE L’ANGUIEN,764 Pfaltzgraf EDUARDS765 vnd der Hertzogin von NEVERS,766 der abgelebten Königin767 in Pohlen Fr. Schwester tochter, erwiese Sich gegen I. F. Gn. nach arth der Teutschen Damen gar modest vnd eingezogen, still vnd von wenig DISCOURSen; dahero zu verwundern daß ihre natur durch die Frantzös. EDUCATION Sich nit zu mehrer freyheit angelaßen habe. Dero Fräul. Schwester768 sagte man dazumahl, daß Sie mit dem ChurPrintzen zu Heidelberg;769 Jetzo aber daß Sie mit dem catho. Hertzog von Braunschweig770 vermehlet werden solle. 757 758 759 760 761 762 763 764 765 766 767 768 769 770
Charles IV, vgl. Anm. 261. Catherine-Blanche de Choiseul (ca. 1590–1673), verm. mit Jacques d’Étampes (1590–1668), Maréchal de France. Henrietta Marie de Bourbon (1609–1669), Königin von England, verm. mit Charles I König von England. Charles II (1630–1685) König von England. Claire Clémence de Maillé-Brézé (1628–1694), Princesse de Condé, verm. mit Louis II de Condé. B: Seitenumbruch . Henri III Jules de Bourbon, vgl. Anm. 552. Anna Henriette Julie (1648–1723), Pfalzgräfin von Simmern. Eduard (1625–1663), Pfalzgraf von Simmern. Anne Gonzague de Clèves-Nevers (1616–1684). Luisa Maria Gonzaga-Nevers, vgl. Anm. 298. Benedicta Henriette Philippine (1652–1730), Pfalzgräfin von Simmern. Karl Ludwig (1658–1688), Pfalzgraf, Kurprinz. Johann Friedrich, vgl. Anm. 419.
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Auch besuchten I. F. Gn. etlichmahlen die Hertzogin von Mecklenburg,771 wittibe von CHATTILLON772 und geborene von BOUTEVILLE aus dem Hauße MONMORANCY, von deroselben Sie viel ENTRETENIRT worden, von dem H. gemahl;773 so sich der Zeit zu Rom aufgehalten. Sagte unter andern I. Dh. wolten bey der wiederauffkunfft zuvor eine reiße in Engelland thun: alß dann Sie abhohlen vnd mit Sich in dero Lande führen. Deren Sie bereit weren zu folgen. Man glaubte aber nit daß es ihr Ernst wehre, Sich aus Franckreich, insonderheit von PARIS, zu wagen. Sie hat noch schöne landgüter, hält einen ansehentlichen Hoff, lebt in vielen Proceßen, sonderlich 774 mit dem MARESCHAL D’ALBRET.775 Sonsten hat Sie albereit viel von dero gütern, weil Sie sich überall sehen läst, v. eine weitleuftige Hoffstatt hält, versetzt. Dahero ihre einkommens, so Sich vorhin in die m/100. LIVRE belauffen, nit weit mehr über die helffte erstrecken. Sie soll Ihre Dh. dero H. gemahl, der gemeinen sage nach, von dem ihrigen nit viel zuwillen weißen, sondern von demselben offt PRESENTe einzunehmen gewohnet sein. Alß nun I. F. Gn. über die 4. wochen mit FREQUENTIrung des Hofes, geb= und wiedernehmung der visiten, besuchung vornehmer freyen Herrn taffel wo zu Sie INVITIRT gewesen, [der] ansehung der BALLETE im LOUURE vnd im PALAIS ROYAL auch anderen ihrem Stande zuläßigen DIVERTISSEMENTen abgewartet, v. sonsten der Frantzös. H. v. DAMEN CONVERSATION in Christ=Fürst. CONTENENCE vnd guter OBSERVIRung ihres thuns v. laßens gepflogen v. dadurch des Hoffes COGNOISSANCE GENERALITER erreichet: fiel eben die Zeit ein daß sich der König nach Burgund zu gehen entschloßen. Vnd dieweil Mr. TURENNE an deßen geschwinder wiederkunfft zweiffelte auch dazumahl darvor hielte, Es würde I. F. Gn. dero abzug viel ehender nehmen, alß des Königs RETOUR erfolgen, ist Er deroselben beyrathig gewesen, Sich umb diese Zeit nach ST. GERMAIN zu erheben v. von I. Mt. abschied zu nehmen. Weswegen Sie sich aldar zu dem ende eingefunden: In maßen aber Mr. TURENNE seit= 776 hero andere nachricht erlanget, v. I. F. Gn. versichert es würde der König innerhalb monats frist gewiß wieder zu PARIS sein: alß hat Er den Abschied zu nehmen, biß auf solche Zeit zu SUSPENDIRen vor guth befunden, zu mahlen I. F. Gn. nit INTENTIONIRT wehren vor anfang des MARTII gäntzlich abzureißen: es würde Sich als denn mit einer beßeren GRACE schicken, würde auch zu der Zeit mehr neues zu vernehmen stehen. Welchem CONSILIO I. F. Gn. wie billich auch gefolget: Vnd alß I. F. Gn. der Zeit von dero gndst. H. vatern aufgetragen worden, Sich bey den MINISTRIS vnd in EVENTUM beym König Selbsten wegen Hertzog BERN771 772 773 774 775 776
Elisabeth Angélique de Montmorency-Bouteville (1627–1695). Witwe Gaspard IV de Colignys (1620–1649), Duc de Châtillion. Christian Ludwig I. (1623–1692), Herzog von Mecklenburg. B: – in der Abschrift falsch eingebunden, dort . César Phoebus d’Albret, vgl. Anm. 533. B: Seitenumbruch .
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HARDT hochsel. andenckens SATISFACTION anzumelden: auch DATA OCCASSIONE wegen der Jülischen Sachen zu gedencken: zuvor aber von allem des H. MARESCHAL AVIS zu begehren: haben I. F. Gn. ihme dero gndst. Herrn vaters COMMISSION in einer geheimen AUDIENTZ entdeckt:777 H. MARSCHAL aber kürtzlich darauf geantwortet. Es hätte der Hertzog von Saphoy778 JUST eben vmb diese Zeit durch seinen AMBASSADr. den CONTE DE ST. MAURICE779 in eben dergleichen alten PRÆTENSION anhero geschickt vnd SATISFACTION begehrt; hätte aber kein ander antwort erhalten, alß Sich biß auf eine andere beßere gelegenheit zu PATIENTIRen, maßen dem König anitzo wegen des Kriegs große Kosten aufgiengen, daß mann der Zeit AD DILUENDUM ÆS ALIENUM780 nit gedencken könne. RAISONNIRTe aber781 also von den mitteln wie das Fürst. Hauß Sachßen zu seiner richtigkeit mit dem Konig [zu]gelangen könne : wenn nemlich I. F. Gn. Sich RESOLVIRen wolten, dem Konige eine zeitlang im Kriege zu dienen, so wurde Sie durch diß mittel an statt dero SATISFACTION zum Zweck ihrer PRÆTENSION gelangen können. Oder wodem nicht were, müste mann sehen, wo der ietzige Krieg ausschlüge: den wenn Sich das Reich einer oder anderen Kriegenden Parthey annehmen wurde, muste das Fürst. Hauß hierrunter auf sein INTERESSE bedacht sein, Parthey nehmen vnd die OCCASSION ARRIPIRen,782 daß Seine PRÆTENSION mit in den allgemeinen friedenschlus gebracht werde. Oder wo von beiden mitteln keines zulanglich, der Zeit erwarten biß der König Sich wieder in voriger ruhe befinde vnd alß denn seine Sache FAVORABLEMENT INCAMINIRen laßen. Gab sonsten I. F. Gn. nochmahlen zu verstehen, daß es nur an dero RESOLUTION gelegen, So würde die Kriegs=CONDITION beym König leichtlich zu machen seyn. Deßen Sie sich aber, wie auch des guthen einschlags bedancket vnd AD REFERENDUM angenommen. Vnter deßen als der König Seine abreiße von ST. GERMAIN nacher Burgund genommen, hatten I. F. Gn. die COMMODITÄT alda nach einander PER COMPENDIUM zu sprechen folgende Staats MINISTROS. Erstlich Mr. TELLIER.783 Dieser ist bißhero Staats=Kriegs=SECRETARIUS gewesen, ist aber nunmehr Staats=MINISTER v. sein Sohn der MARQVIS DE LOUUAY784 an785 seiner stelle. Er EXPEDIRT alle AFFAIRen den Krieg betr. es 777 778 779 780 781 782 783 784
Vgl. in Bd. 3, Nr. 89, das Konzept Herzog Ernsts I. an Anton Finck vom 30. Dezember 1667, im Anhang und Nr. 97, das Schreiben Herzog Friedrichs an Herzog Ernst I. vom 24. Januar 1668. Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 742. Thomas François de Chabod (gest. 1682), Marquis de Saint Maurice, 1667–1673 savoyischer Gesandter in Frankreich. Bis zur Tilgung der Schulden. B: Seitenumbruch . Ergreifen. Michel Le Tellier (1603–1685), Secrétaire d’État de la Guerre, ab 1677 Kanzler. François Michel Le Tellier (1641–1691), Marquis de Louvois, ab 1677 Nachfolger seines Vaters als Secrétaire d’État de la Guerre.
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seyen werbungen, QUARTIR, durchzüge, allerhand CHARGEN von dem obristen biß zum vntersten PATENTA, COMMISSIONES, ASSIGNATIONES, RUPTURen, KriegsAUDIENTZen vnd beantwortungen, vnd derg. [so unß] allein oder COMMUNICATIVÈ, so uns solches alles durch Seine feder vnd vnterschrifft PASSIRen; dahero Er nit allein gelobt wird, wegen seiner EXTRAORDINARen HUMANITÄT vnd DISCRETION mit den INTERESSENTen vmbzugehen und dieselbe zur gedult zu weisen, so dazu DISPONIRET werden sollen, sondern vornehmlich, daß er so fähig sey alles in RECEß zu bringen v. geschwind zu EXPEDIRen; da hingegen von dem Sohn nit darvor gehalten werden will, daß Er weder in einem oder andern in des vatters fußstapffen treten werde. Er hat I. F. Gn. eine gar höfliche RECEPTION gethan v. mit deroselben allerley LIBERALITER DISCURRIRet, alß von der REFORMIRTen RELIGIONS=verwandten freyheit, daß weil es nunmehr dazu kommen, daß Sie ihre von HENRICO IV.786 eingeraumbte versicherungs=städte dem König zurück gegeben, auch deroselben DEFENSIONS mittel überall zerstört worden, v. sich der König vor ihnen nit mehr zu befürchten habe, wie Seine vorfahren thun müßen, seye es demnach gewiß vnd so fest als die Bible zu glauben, I. Mtt. würden Sie hinfüro im geringsten nit weiter anfechten, wofern Sie sich nur alß getreue unterthanen verhalten würden. Vnterdeßen seye nit unrecht, daß der König alle Kirchen, so im EDICTO zu NANTES nicht NOMINATION erlaubet, DEMOLIRen laßen: auch seye nit IRRAISONABLE daß der König maß vnd ordnung gebe, wie weit Sich ihre RELIGIONsfreyheit EXTENDIRen solle.787 Nur allem besorgendem TUMULT, weiterungen v. blutvergießen, wie etwa vor alters geschehen, vor zu seyn. Was die weltlichen OFFICIen anbelanget, so sey der König nit zu verdencken, daß er denjenigen die PRÆFERENTZ gebe oder gönne, so seiner RELIGION seyen oder werden wollen. Wiewohl die Ehrenstellen ihnen nit gantz v. gar abgestreicht seyn. Mann habe EXEMPEL in MILITARIBUS an dem MARESCHAL DE TURENNE,788 dem MARESCHAL DE LA FERTÉ,789 dem GENERAL LIEUT. ST. ANDRÉ790 vnd anderen. In POLITICIS, so habe das PARLAMENT ahn orthen, wo ihre RELIGION FLORIRe mit ihnen nichts zu thun. Sondern mann laße ihnen sonderliche CHAMBRES-MYPARTIES zu, so halb von ihren RELIGIONS=verwandten bestehen, v. dieselbe dergleichen SOUUERAINE CONNOISSANCE haben, wie die Konig. PARLAMENTer an Sich selbsten. Daß mann auch wegen des hin und herfallens in der RELIGION: wegen Heyrath in DIFFERENTEN RELIGIONen: der Kirchenzucht: Kleidertracht der Priester, 785 786 787 788 789 790
B: Seitenumbruch . Henri IV, vgl. Anm. 471. B: Seitenumbruch . Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 296. Henri II de La Ferté, vgl. Anm. 592. Alexandre du Puy-Montbrun (1600–1673), genannt Marquis de Saint André, Lieutenant-Général, Befehlshaber der venezianischen Truppen auf Kreta.
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v. ihren CEREMONIen, haltung der SYNODORUM vnd dergleichen, gute POLICEYordnung mache, würde kein Herr in seinem land weniger thun können alß wozu Sich der König amptswegen verpflichtet befünde. Wegen des Königs AUTHORITÄT vnd macht auch einigkeit seiner vnterthanen DISCURRIRet Er also: Es seye nit zu verwundern, daß die drey nechste Konige, alß HENRY III., HENRY IV.,vnd LOUYS XIII.791 wieder ihre außwertige feinde dergleichen nichts vornehmen oder verrichten können, alß der ietzige König: dan es bekand sey, daß sie schier ihr gantz regiment zeit über, oder doch meistentheils derselben, mit innerlichen RELIGIONS= und CIVIL=vnruhen verpaßiren müßen, biß daß Sie die rebellen getilget vnd die beyde RELI= GIONen in den stand gebracht hätten, wie792 itzo vor augen: Eß sey noch viel daß der vorige König LUD. XIII. durch dienst des CARD. RICHELIEU793 wieder das Hauß Osterreich so weit [resistiren] REUSSIREN können, und daß Franckreich nit gantz zu trümmern gangen, wegen der gefährlichen CONJUNCTURen, so da bald wieder den König, bald wieder den CARDINAL, bald wieder beyde zusammen vorgenommen gewesen, und zwar durch die nechsten blutsfreunde, alß die Königin Mutter, den Königlichen Bruder, die Printzen sowohl vom geblüt alß andere, durch ihre im Königreich gehabte sonderbahre AUTHORITÄT vnd macht, dazu Sich die Stätte, der Adell und die von der RELIGION geschlagen: Jedoch habe Gott aus dem allen geholffen v. dem König alle seine feinde zum fußen gelegt; Dergestalt, daß Er seinem Nachfahren dem itzigen König LUD. XIV. einen über alle seine feinde TRIUMPHIRENDen ESTAT hinterlaßen können, Welcher darauf durch dienst des CARD. MAZZARINI794 mit den auslandern einen REPUTIRLICHen und festen frieden gegründet habe. Auch neuerlich im Königreich alles in den Stand gerichtet, daß Er sich weder vor denen von der RELIGION, noch vor der gewalt eines einigen Fürsten mehr zu befahren habe: allermeist aber sey zu verwundern die große einigkeit der Frantzosen bey dieser Zeit, da einer dem andern, nur dem König mit hab vnd guth, leib v. bluth zu dienen v. vorzukommen trachte. Es habe der König nit die helffte derer Kriegsdienste vonnöthen, So ihme die NOBLESSE von ihren eigenen mitteln OFFERIRe. Ein ieder begehre nur COMMISSIONES oder König. werb=PATENTA795 und kein gelt dazu. Also seye gewiß, daß dieser König v. andere nach ihme viel NOTABLere Sachen gegen die außwertigen außrichten werden, als seine vorfahren, so lang Franckreich in dem Stand stehen bleibe, wie es itzo gegenwertig vor augen zusehen.
791 792 793 794 795
Henri III (1551–1589), Henri IV (1553–1610), Louis XIII (1601–1643), Könige von Frankreich. B: Seitenumbruch . Armand-Jean du Plessis, vgl. Anm. 496. Jules Raymond Mazarin, vgl. Anm. 299. B: Seitenumbruch .
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Nach abgelegter visite, bey Mr. TELLIER, ließen Sich I. F. Gn. auch bey Mr. LYONNE796 anmelden. Von so vielen geschäfften Er nun dieser Zeit ACCABLIRT797 wahr, wahr ihme doch wohl bey der ehr, I. F. Gn. bey sich zu sehen; kunte aber AFFAIRen halben, nit viel DISCURRIRen. Sondern bestunde Seine OFFERTen I. F. Gn. zu dienen, wozu Sie ihn CAPABLE finden würden. Vnd weil Er verstanden, daß I. F. Gn. dero reiße durch italien nach Hauß nehmen würden, wolte er es seinen vetter, den Frantz. AMBASSr. zu TOURIN, Mr. SERVIENT798 wißen laßen, deroselben INCOGNITÒ einen ACCESS am Saphoyischen Hoff zu machen. Welches I. F. Gn. Er nachmahls durch den König. INTRODUCTEUR BONAIS,799 PROMITTIRen laßen. Gleich wie der König Mr. TELLIER, also hat er auch bey weniger Zeit diesen Mr. DE LYONNE zum Staats=MINISTER gemacht und deßen Sohn den MARQVIS DE LYONNE800 Seine des vattern SECRETARIATS=CHARGE gegeben. Dieselbe bestehet meistentheils in den INTRIGUEN mit den ausländischen, welche Mr. DE LYONNE wol wißen muß, denn Er schier seine gantze lebenszeit in LEGATIONen zu bracht , alß zu Rom v. bey allen italianischen Fürsten in unterschiedlichen AFFAIRen, alß zwischen SAPHOY v. MANTUA. PARMA vnd dem Pabst URBANO VIII.,801 MODENA v. dem Pabst. den ALLIIRTen italianischen Fürsten v. REPUBLIQUen802 wieder die BARBARINIschen. dem König v. ALEXANDRO VII. wie nicht weniger wegen friedens v. heyraths etliche mahlen in Spanien: bey den Münste= rischen TRACTATen: beym wahl=Tag zu Franckfurth vnd sonsten sich überall gebrauchen laßen, wo das INTERESSE der Kron Franckreich VERSIRet: Dahero Er die macht aller POTENTATen wohl abzuwiegen weiß, ob v. welcher gestalt Sie seinem König nützlich oder schädlich sein, v. bey demselben viel oder wenig thun können. Alle frembde AMBASSrn. CONFERENTZen geschehen bey ihme. Durch ihn bekommen Sie ihre RESOLUTION, vnd hat Er noch das PRÆCIPUUM, daß er alle morgen, so bald der König erwacht, vors erste zu seiner Mtt. in die Cammer gefordert wird, v. notirt oder REFERIRT, was I. Mtt. oder ihme über nacht beygefallen. Mann siehet wol waß seine forta, daß er ein unmüßiger v. activer mann sein muß. Aber alle seine mühe wird vom König wohl erkant, denn wiewohl Er von GRENOBLE v. von geringer EXTRACTION ist, werden ihm doch seine Mtt. mit nechstem zum DUC & PAIR neben beyden andern COLLEGen machen, wo es nit albereit geschehen, laut den offentlichen Zeitungen. Seine gemahlin803 ist von wegen der kundschafft So 796 797 798
799 800 801 802 803
Hugues de Lionne (1611–1671), Ministre d’État, Secrétaire d’État aux Affaires Étrangères. Accabler – überhäuft, belastet. Ennemond de Servien(t) (1596–1679), 1648–1676 französischer Ambassadeur in Turin, seine Schwester Isabeau (1591–1612) war verm. mit Artus de Lionne, deren Sohn war Hugues de Lionne. Étienne Chabenat de Bonneuil (gest. 1680), Indroducteur des Ambassadeurs. Louis Hugues de Lionne (1646–1708). Maffeo Barberini, vgl. Anm. 504. B: Seitenumbruch . Paule Payen de Lionne (1631–1704).
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die Konigin zu ihr in Spanien bey Zeiten der Heyraths TRACTATen, bekommen, von deroselben zu dero DAME D’HONNEUR PROPRIO MOTU begehret worden, welches der König CONFIRMIRT v. an sich selbsten eine große PRÆROGATIV ist, uber so viel Fürst. weibs Persohnen, auch zum theil vom König. geblüthe, zu gehen. Diese zween Staats=SECRETARIen, alß einen zum Krieg, den anderen von den INTRIGUEN, haben I. F. Gn. zu besuchen804 vonnöthen erachtet, weil Sie mit den ausländischen AFFAIRen zu thun haben: die andere beyde aber, weil Sie nur mit dem Hoff allein zu thun, ubergangen: Deren der eine ist Mr. PHI= LIPPEAU805 bestelt über die geistliche JURISDICTIONALIA über die zehenden; auch über die Sachen, so mann mit denen von der RELIGION zu TRACTIRen hat, dahero sein nahme unter allen EDICTen v. arresten wieder oder vor die REFORMIRte unterschrieben [wird] zu lesen. Der Vierdte heist Mr. GUENEGARD,806 so über daß Königliche Hauß v. Hoffstatt: uber das bau=wesen: die Hoff=OFFICIA v. was deme anhengig, bestelt ist, er ist ein alter sehr erfahrener vnd von großen gelt=mitteln ÆSTIMIRTer mann. Mr. COLBERT807 ist in alle wege in OCCUPATIONen gewesen v. hat mann über alles bemühen seiner nie nit habhafft werden können, außer daß ihn I. F. Gn. bey den Hoff FESTIVITÄTen PER RENCONTRE gesprochen, Seine vornehmsten verrichtungen sind Cammer Sachen: dann Er dem Konig allerley vortheil gewiesen, so ihme alle Jahr ¼. mehr renthen eintragen als die Königliche finantzen vor diesem. Daher Er dem König so lieb ist. Er hat angegeben, daß alle Schatzungs= Saltz= Kriegs= v. dergleichen PARTISANen, v. in summa alle die so mit des Königs gelt oder der Cammer zu thun gehabt, EXAMINIRT v. TAXIRT worden sind. it. hat Er alle die MANUFACTURen im Königreich eingeführet; v. zuwege gebracht, daß von frembden wahren nichts mehr ohne erlaubnüß eingebracht [führet] werden darf. Darüber nit allein Frantzösische Kauffleuthe selbsten klagen, das solches wieder das recht aller völcker v. die freyheit allgemeiner COMMERCIen lauffe, sondern HENRICI IV. REFLEXION auch einmahl wahr werden kan, welcher die MONOPOLIA seiner Zeit in Franckreich nit aufkommen laßen wollen, weil Er deshalben mit allen nachbarn in feindschafft gerathen v. weniger gelt ins Königreich bringen würde,808 als durch erlaubnuß freyen Handel vndt wandell die meisten MANUFACTURen werden auf ihn v. auf seinen Verlag gemacht, welches doch alles des Koniges gelt sein soll: dieselbe sind die Kauffleuthe hernach zu nehmen schuldig in dem preiß wie ihnen angeschlagen wird: Diese MANUFACTURen bestehen in Spitzen. Leinwandt. wüllenen tüchern v. zeugen: Seiden zeugen. güldenen Stücken. Hüthen. Strümpfen. glaß, 804 805 806 807 808
B: Seitenumbruch . Louis Phélypeaux (1599–1681), Seigneur de La Vrillière, Secrétaire d’État de la Religion prétendu réformée, verm. mit Marie Particelli (gest. 1670). Henri du Plessis-Guénégaud (ca. 1609–1676) Secrétaire d’État, Trésorier de l’épargne du Roi. Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 301. B: Seitenumbruch .
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Eisen ofen. drat ziehen, v. dergleichen sachen so in Franckreich nit üblich gewesen, und Er eingeführet; alle solche wahren dörfen keine frembde mehr herein führen auch dieselbe nit iedermann im lande machen, sondern nur die jenige welchen es erlaubt v. darüber PRIVILEGIRT sind. Denen er doch meist den vorschuß von gelt thut v. hernach von ihnen die wahren in angesatzem Preiß wieder nimpt: auch dörffen die Kauffleuthe dergleichen wahren nit überall nehmen, sondern von den jenigen MANUFACTURen, MAGAZINE oder läden, wohin Sie angewiesen werden. Also giebt mann des Königs geld auf die wahren mit wucher v. INTERESSE. Dergleichen giebt Er COLBERT auch viel zu PARIS, LYON, LA ROCHELLE &c. in wechsel BANCO vmb so vnd so viel jährlich PRO CENTO zu verzinßen. Will mancher nit, muß er wohl; sonderlich wird mancher in die INDIANIsche COMPAGNIE gezwungen, da man ihm gelt gibt v. Er in Persohn nach Indien muß vmb zu NEGOTIIRen. Dahero sagt man nit unrecht, das der Konig 2/3. gelt v. das gantze Königreich nur 1/3. vermöge. Zu ST. GERMAIN haben I. F. Gn. den alten Cantzler SEGUIER809 auch besuchet: so ein überaus gesprechlicher v. freundlicher mann ist, seines alters albereit uber 75. jahre. Er hat sich von jugend auf in den HUMANIORIBUS v. CRITICIS aufgehalten, daher den STYLUM LINGVÆ LATINÆ EXACTE erlernet, so ihme in verfaßung der CONCEPTen v. PROJECTen die erste bahn810 seiner beförderung geleget. Er hat Sich vieler gepflogener AFFAIRen mit Hertzog BERNHARD811 F. Dh. hochsel. andenckens erinnert v. viel von des Konigs ietzigen, gar gerechten ENTREPRISEN DISCOURRIRet. Alß auch Hertzog MAXIMILIAN von Beyern812 mitlerweil ankommen, sich mit der Hertzogin von BOUILLON813 zu vermählen, wolten ihme I. F. Gn. die visite zu erst geben, weil er COGNITÒ gewesen. Er ließ sich aber durch den SECRETARIUM814 Mr. DE TURENNE entschuldigen, mit vermelden, er wehre aus gewißen ursachen nit bereit von Jemandem visite zu nehmen oder dieselbe zu geben, verhofft die ehr auf ein andermahl in Teutschland zu haben. Mann hielte darvor es habe solches Mr. DE TURENNE v. der Hertzogin Bruder der DUC DE BOUILLON815 mit fleiß verhindert, nur daß niemands von Standes=Persohnen zu ihme kähme v. ihn etwa abwendig machte. Nachdeme nun der Hoff von PARIS hinweg v. auf eine Monath Zeit nacher Burgund gangen; haben Sich I. F. Gn. vorgenommen mitlerweil EQUESTUR vnd andere EXERCITIen zu treiben. Haben sich demnach vmb beßere COMMODITÄT hierzu zu haben AU FAUXBOURG ST. GERMAIN, RUE DE SEINE, À LA CROIX DE 809 810 811 812 813 814 815
Pierre Séguier (1588–1672), französischer Kanzler. B: Seitenumbruch . Bernhard von Sachsen-Weimar, vgl. Anm. 265. Maximilian Philipp Hieronymus (1638–1705), Herzog von Bayern-Leuchtenberg. Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne (1652–1706), Tochter des Duc de Boullion. N.N. Hasset, vgl. Anm. 337. Godefroy Maurice de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 324.
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alwo die H. Marggrafen von Durlach816 jungst auch über 2.817 Monath sich aufgehalten hatten. Sie haben auf RECOMMENDATION des H. Grafen von Schwartzburg818 die ACADEMIE des DU819 PLESSIS FREQVENTIrt. Welcher zwar vor seine Person in König. dienste getretten, dieselbe aber seinen Bruder, so auch ein feiner geschickter vnd fleißiger Mann ist, über= laßen. Vor die ENTRÉE oder den ersten Monath bezahlten Sie voraus 22. Rthlr. ohne der diener gerechtigkeit. Die übrige Zeit giebt mann Monatlich nur 18.820 Rthlr. Auch haben Sie einen von den besten Tantzmeistern, Mr. DE LA SANDEAUX821 genant zu sich kommen laßen, v. ihm den Monat 2. LOUY D’OR bezahlen müßen. Den berühmten Sprachmeister Mr. NICOLAI,822 so nit allein ein Sprach= sondern auch Staatserfahrener mann ist vnd bey 20. Jahren her schier alle Junge Fürsten v. die vornehmsten Herren, mit Seiner SCIENTZ bedienet, haben I. F. Gn. fleißig besuchet, weil seine leibes INDISPOSITION nit zu laßen wollen, daß er ausgehen können. Er hat mit I. F. Gn. täglich so viel stunden, als Sie selber gewolt, meist POLITICA, HISTORICO-PRACTICA, STATISTICA v. viel PERSONALIA des hofs TRACTIRT: maßen er den Frantzöß. Staat, die INTRIGUEN, die arth der König. FINANCEN v. einkommen; das aufnehmen der Königlichen MINISTER v. sonst viel andere SECRETA weiß, so I. F. Gn. Er treuhertzig COMMUNICIRet: deren guthen theils durch Sie selbsten v. dann auch durch Lt. Fincken, als da sind ECCLESIASTICA GALLICANA, ECCLA. JUSTITIARIA, OECONOMICA & MILITARIA zu papier gebracht, von demselben aber das so er notirt an hohen ort voraus geschickt worden.823 Außer den obgedachten Hoff-visiten, gaben v. empfingen Sie dergleichen vom H. Pfaltzgrafen von Birckenfeldt,824 so das Elsaß. regi= ment zu fuß bekommen; von einem andern Jungen Pfaltzgrafen825 von Birckenfeld826 , deßen H. vater827 noch im Leben: vom Polnischen Printzen von RADZIVIL,828 so beyde bey Mr. FORESTIE829 in der ACADEMIE gewesen. Von einem Jungen Printzen von Churland,830 so neulich mit der Chur Brandenb. 816 817 818 819 820 821 822 823 824 825 826 827 828 829 830
Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 422. B: zwey. Christian Wilhelm I. (1647–1721), Graf von Schwarzburg-Sondershausen. B: Duc. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. N.N. Nicolai, Sprachmeister in Paris, vorher Advokat am Parlament von Paris. Vgl. in Bd. 2, II. 7: Anton Finck, Beschreibung Frankreichs, 137f. und das Memorial, ebd. 42. Vgl. in Bd. 2, II. 8.1: Anton Finck, Puncten vber die freyheit der frantzös. Kirchen. Christian II., vgl. Anm. 329. B: Seitenumbruch . Karl II. Otto (1625–1671), Pfalzgraf von Zweibrücken-Birkenfeld. Georg Wilhelm (1591–1669), Pfalzgraf von Zweibrücken-Birkenfeld. Stanislaus Casimir (Stanisław Kazimierz) Radziwiłł, vgl. Anm. 536. Académie Forestier in der Rue de Sorbonne. Friedrich Kasimir Kettler (1650–1698), Prinz von Kurland.
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Friedens=MEDIATORN ankommen. Auß dero mittel besuchten I. F. Gn. von den Chur Sächßischen den von Gerßdorff831 v. von Kanne;832 von den Chur Brandenb: D. Bayer,833 clevischer Landrath, auch Mr. Belnitz.834 so aber in einer anderen COMMISSION begriffen. Auch haben I. F. Gn. viele visiten empfangen v. große PARTICULARIA erfahren von dem Kayser. v. Schwedischen RESIDENTen BARON DE WICKA835 vnd H. Buffendorff.836 Deren Jener Ihre Kays. Mtt. von dero Fürst. Persohn v. daß Sie keiner anderen INTENTION in Franckreich währen, als zu reisen v. den Hoff kennen zu lernen, allerunterthänigst berichtet und RECOMMENDIRT. Der Schwedische hat Ihre Fürst. Gn. RECOMMENDATION an Seine Konigin837 in gleichem abgeleget. Im übrigen haben beide, I. F. Gn. offene NOUVELLen von den neuen CONJUNCTURen in Engelland, Holland, Schweden, zu Wien, v. in Spanien: v. was sonsten bey Hoff in Franckreich in CONSILIIS vorgehet, COMMUNICIRet: Alß Sie auch in erfahrung kommen, daß I. F. Gn. fortreißen wollen, haben Sie von deroselben späth Abends noch abschied genommen v. sich zur kunfftigen CORRESPONDENTZ OFFERIRet.838 Demnach I. F. Gn. Sich mitlerweil bey dem REFORMIRten Gottesdienst in CHARUNTON839 ein= gefunden, ist derselben ein platz, so vor diesem von Hertzog840 BERNHARD von Jehna841 v. andern Fürsten mehr OCCUPIRT geweßen, in dem PARQUET ASSIGNIRet worden. Nach gehaltener Predigt, gieng eben vor der ACTUS des H. Abendmahls, ein Kindtstauff v. eine REVOCATION einer Manns Persohn vom Pabstumb.
831
832 833 834 835 836 837 838
839 840 841
Nicolaus von Gersdorff (1629–1702), Freiherr auf Baruth etc., königlich polnischer und kursächsischer Geheimer Ratsdirektor, Landvogt der Oberlausitz, Kammerpage, 1647 Universität Wittenberg, ca. 1651 Reise nach Frankreich, durch die Niederlande, England und Italien, 1655 kurfürstlicher Appellationsrat, Hof- und Justizienrat, 1657–1660 Gesandter in Wien, Geheimer Rat, 1662–1664 Gesandter in Regensburg, 1667–1668 Gesandter in Paris, weitere Gesandtschaften u.a. 1680 Berlin, im gleichen Jahr Oberkämmerer, 1686 Geheimer Ratsdirektor. Christian Ernst Kanne zu Klöden (1617–1677), kursächsischer Kammerherr, Oberhofmarschall, kursächsischer Gesandter in Paris. Dr. Johann de Beyer (um 1630–1693), Klevischer Hofgerichts- und Justizrat, kurbrandenburgischer Gesandter in Paris. Gerhard Bernhard von Pölnitz (1617–1679), kurbrandenburgischer Kammerherr, Generalmajor, Gesandter in Paris. Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, vgl. Anm. 671. Esaias von Pufendorf (1628–1689), 1665–1669 schwedischer Resident in Paris. Hedwig Eleonora von Schleswig-Holstein-Gottorf (1636–1715), Königin von Schweden, verm. mit Karl X. Gustav (1622–1660). Vgl. die Korrespondenz Herzog Friedrichs mit Pufendorf: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, BBB 12. Eine vergleichbare Überlieferung scheint für den kaiserlichen Gesandten nicht vorzuliegen. Charenton-le-Pont. B: Chacanten. B: Seitenumbruch . Bernhard von Sachsen-Jena, vgl. Anm. 667.
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Das MINISTERIUM, davon Mr. DRELINCOURT842 das wort führte, HARANQUIRTen843 I. F. Gn. Sich erfreuend die ehr zu haben von einem Fürsten eines so hohen Haußes, bey dero Gottesdienst besucht zu werden. Vermahnten I. F. Gn. zur beständigkeit v. zu den fußstapffen ihrer gottsel. Chur= vnd Fürst. vorfahren, bathen sich die betrangte Kirche v. das Evangelium ferner laßen RECOMMENDIRT sein, in erwartung der vergeltung von Gott, Crafft seiner gött. zusage. Sie begleiteten I. F. Gn. zur Kirche hinaus biß zur CAROZZE mit männiglichem zulauff v. APPLAUSU. Dazumahl war [der] DOMINICA EXAUDI v. eben das Euangelium vom Tröster dem H. Geist und weil es der Text mit sich brachte, predigte der H. DALÆUS844 von den Kennzeichen der wahren Kirche, daß das Kennzeichen der wahren Kirche seye, die da anfechtung leide v. deßwegen von Christo aus seinem wort den trost Gottes des H. Geistes empfangen müße, in anfechtung gedultig zu seyn, das unrechte zu leyden v. die vergeltung im ewigen leben zu erwarten. Es thäten I. F. Gn. PER OTIUM unterschiedliche gelehrte leuthe kennen lernen, auch den rest der CURIEUSEN Sachen, so Sie hiebevor noch nit gesehen,845 OBSERVIRen. Vnter den gelehrten ist I. F. Gn. ein REFORMIRTer vornehmer Mann, so seiner renthen lebt, und große CORRESPONDENTZ mit den LITERATIS außer des Königreichs, insonderheit nach Engelland v. Italien hat, auch ihnen was LITERAS, LIBROS, PICTURAS & STUDIA IN GENERE betrifft, fleißig bestellet, bekandt worden v. wohl an die Hand gangen, deßen Nahme JUSTEL846 ist. Sie haben auch die König. BIBLIOTHEC. MEDAILLEN, MANUSCRIPTen, MINIATURen, ANTIQUITÄTen, insonderheit von König CHILPERICO847 so noch ein Heyde v. zu anfang des 4.ten SECULI im leben gewesen, König. Zierde von golt gesehen, deßen CORPUS gantz verwesen gewesen biß auf ein Zahn, So bey TOURNAY gefunden vnd dem vorigen Ertzhertzogen LEOPOLDO WILH.848 PRÆSENTIRet worden. Welcher es I. Mtt. dem Kayser vermacht, von dem es Chur Maintz erbetten vnd anhero dem König uberreicht hat, davon es sonderlich ÆSTIMIRet wirdt. Nachdeme sahen Sie auch des CARDIN. MAZZARINI BIBLIOTHEC; woraus ietzo ein SELECTUS gemacht, und theils AD BIBLIOTHECAM REGIAM, theils AD COLLEGIUM 4. NATIONUM, so der CARDINAL vor Frantzosen, Teutsche, Italiäner v. Niederländer gestifftet, TRANSFERIRet wird, als wozu Sie anfenglich vom CARDINAL gewidmet worden, maßen sein CORPUS in dieselbe Kirche DEPONIRT
842 843 844 845 846 847 848
Charles Drelincourt (1595–1669), französischer reformierter Prediger. Harangue, haranguer – Ansprache. Jean Daille (Dalaeus) (1594–1670), französischer reformierter Theologe, Prediger. B: Seitenumbruch . Henri Justel (Justellus) (1620–1693), französischer Gelehrter. Childéric I. (de Tournai) (gest. 481/482). Das Grab in Tournai wurde 1653 entdeckt. Leopold Wilhelm (1614–1662), Erzherzog, Statthalter der spanischen Niederlande, nahm den Grabschatz mit nach Wien, dieser ging 1665 als Geschenk an Ludwig XIV.
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werden soll, welches AD INTERIM zu der SAINTE CHAPELLE zu BOIS DE VINCENNES beygesetzt ist. Viele CONFERENTZen wurden unter gelehrten leuthen über natürliche wißenschafften, über MEDICINALIA, über die EXCOLIRUNG der Sprach, die POESIE, die CHYMICA,849 die Mahlerey: und bau Kunst hie v. da angestelt, auch zu gewißen Stunden davon gehandelt, davon die OPINIONES in schrifften gezeichnet; Solche leuthe werden ACADEMICI, CURIOSI, VIRTUOSI &c. wie in Teutschland die von der fruchtbringenden gesellschafft, genennet. Die vornehmsten CONFERENTZen sein in der ACADEMIE FRANCOISE, so der CARD. RICHELIEU noch angestelt. It. ein andre beym H. Cantzler SEGUIER in seinem Hauße, darüber Er PRÆSIDENT ist, bey Mr. COLBERT, beym PRÆSIDENTEN MONMORT,850 welche sehr FLORIRet. Von diesen leuthen werden hernach die beste Bucher geschrieben: auch CRITISIrt vnd JUDICIRT mann über allerley schrifften in vnd außländische so da ausgehen. Alle woche gehet ein bogen heraus in welchem JUDICIO uber allerley MATERIen, neue INVENTIONen v. dergleichen gegeben werden. V. wird bogen weiß oder von anfang, als ein buch von allerley MATERIen, FACULTÄTen v. wißenschafften, verkaufft. Ihnen wird bißweilen wieder geantwortet. Der TRACTAT heist JOURNAL DES SCAVANS851 vnd ist in der RUE ST. JACQ. allein bey einem Mann zu finden. Ieder halbe bogen kompt auf 5. SOLS. Der gantze TRACTAT bißhero möchte Sich auf 6. biß 7. Rthlr. belauffen. Dazumahl ward viel DISCURRIRT v. geschrieben DE TRANSMISSIONE SANGUINIS eines gesunden Theils in ein ungesunden Menschen, will aber von gesunden JUDICIIS nit APPROBIRet werden. Von den übrigen CURIEUSen Sachen des Königs haben I. F. Gn. die überaus kostbahre852 und theils mit golt v. Perlen reichlich gestickte MEUBLES DE LA COURRONNE im Hauße AUX GOBELINS: ITEM nahent beym LOUURE im VIEUX PALAIS DE GRAMMOND gesehen, waß von MASSIV=Silber vnd golt vor König. Tisch= bett= Cammer v. dergleichen geräthe in grosen Silbernen leuchtern, Schalen, BASSINen oder waschkeßel, stülen, THRESAN,853 dergleichen mann zum theil zu VERSAILLES, aber nit in solcher ABUNDANTZ854 auch gesehen, davon einen zu 2. oder 4. mann zu tragen, vorhanden. Vnter andern sind auch kostbare goldene v. mit Edelgesteinen übersetzte Kästlein v. GALANTERIen, große kostbare Spiegel: auch noch an einem orth gar alte Teppiche daraus mann die FIGURen von den alten Königen, v. deren Hoff=PARTISANen, so der Zeit gelebet, deutlich erkennet. Diese Sachen sollen alle zu sammen im LOUURE DISPONIRT v. in die
849 850 851 852 853 854
B: Seitenumbruch . Henri Louis Habert de Montmor (1600–1679), Parlamentsrat, Gelehrter. Journal des sçavans, seit 1665. B: Seitenumbruch . Ab hier wieder die ursprüngliche Seitenzählung der Abschrift. Dressoir – Anrichte. Überfluss.
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gemächer ausgetheilet werden, wenn es einmahl zur außbauung v. seiner PERFECTION kömpt. Die FACCIATA des LOUURES hat der CAVALLIERO BARNINI,855 wie auch sonst viel andre Sachen mehr geendert: die FIGUR des LOUURES wird lenglicht v. viereckt, hat unterschiedliche Höffe, v. gehet damit umb, daß alles vom König ahn, biß auf des geringsten so nach Hoffe gehöret, an Menschen, pferden, Hoff= Künstlern vnd andern Hoff=APPARENTEN alle LOGIRet werden sollen. Zum theil kan es auch alß ein halbe CITADELLE oder Festung wieder die Statt dienen, weil es am Ende856 derselben ist, gleichwie die BASTILLE am andern Ende. Das vom CARDINAL MAZZARINI gestifftete COLLEGUE DE 4. NATIONS ist vmb der CORRESPONDENTZ v. ASPECTS willen mit fleiß gegen über geleget. Der garten LES TUILLERIES (von den alten Ziegelöffen, so vor diesem alda gestanden) genant, hat auch seine CORRECTION bekommen, daß man nit allein die haubtland straßen vor der Statt, sondern den COURT DE LA REINE biß in das BOIS DE BOULOGNE, des weges nach ST. CLOUD uber sehen vnd den völligen PROSPECT davon haben kan. Wie Mr. DE TURENNE I. F. Gn. versichert, also ists auch geschehen, daß der König innerhalb monatsfrist v. zwar gegen die helffte des FEBRUARII von den Burgundischen CONQUESTen wiederangelangt. Es wurde deswegen eine PROCESSION zu PARIS À L’EGLISE DE NOSTRE DAME angestelt, deren der König, Sein Bruder, die Printzen vom geblüth v. der gantze Hof beygewohnet, welchen ACTUM I. F. gn. auch mit angesehen. Vor dem König giengen der gewesene COMMENDANT v. GOUBERNEUR von DOLE857 her, gleichsam einen TRIUMPH auß Sich selber machend, wo von viel leuthe übel zu sprechen gewesen. Nach vollendung dieses ACTUS begab sich der König vor nachts wieder auf ST. GERMAIN, weilen Er an diesem orth in wenigerm EMBARAS lebet v. die so die CONSILIA führen näher beyeinander haben, auch seines König. spaßes alda mit mehrerm GUSTO genießen kan. Es schickte auch das Parlament von PARIS seine abgesandte I. M. wegen der neuen VICTOIRE zu GRATULIRen, darin aber der so die Rede geführet, mitten stecken blieben davon die andern sehr ALTERIRet v. Er sich geschämet, maßen I. F. gn. dießes alles mit angehört.858 Demnach nun die Zeit ankommen, daß I. F. gn. dero Fürstväter. willen zufolge, sich gegen PRIMAM MARTII von PARIS wegbegeben v. die unter deßen erlaubte Reiße durch DAUPHINE, LANGUEDOCQ vnd die PROVENCE durch Italien wieder nach Hauß antretten sollen,859 haben Sie Sich zuforderst durch Mr. TURENNE vmb dero abschiet beym König bewerben laßen. I. Mtt. so davon nichts PRÆSUMIRT, erzeigten Sich bey dero abschietsnehmung abermahl 855 856 857 858 859
Gian Lorenzo Bernini (1598–1680). B: Seitenumbruch . Philippe de la Baume Saint-Amour, Marquis d’Yenne. B: Seitenumbruch . Vgl. u.a. in Bd. 3, Nr. 96, das Konzept Herzog Ernsts an Anton Finck vom 13. Januar 1668.
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gar freundlich. CONTESTIRTen mit einer langen rede ihr PLAISIR, so Sie durch dero anwesenheit empfangen; seye Ihr aber leid, daßelbe nit lenger zu genießen, maßen Sie verhofft, I. F. Gn. auf ein ander weiße noch lenger in dero Königreich zu sehen. Jedoch weil vor dißmahls dero wille zum DEPARTEMENT eingerichtet seye, könten I. M. anders nicht alß solches geschehen laßen:860 wünschten aber v. hofften vielmehr, dieselbe auff ein andermahl wieder zusehen, biß dahin Sie den von I. F. Gn. abschiet genommen v. deroselben glück auf den weg gewünschet haben wollen. Erinnernde dieselbe zu Ihrer guthen SOUUENENCE. Machten dabey Ihre gegen REVERENTZ gar tieff, im beyseyn Mr. DE BEAUFFORTH,861 DE GRAMMOND,862 DE TURENNE,863 CRECQVY,864 vnd vieler andern vornehmen Herren mehr. Dergleichen nahmen I. F. Gn. nachmittag bey der Königin auch ihre PERMISSION, durch mittel v. weiße wie vorhin bey der ENTRÉE gemeldet worden. Die Königin fragte I. F. Gn. zuvors, was Sie von der geschwinden CONQUESTen der graffschafft Burgund hielten, obs nit bald hergangen seye?865 Worauf Sie itzo ihren weg zunehmen? Wie bald Sie wieder in Teutschland sein würden. Bathen Ihrer Mtt. der Kayserin866 auf begebenheit dero Schwester. gruß zu vermelden. Vnd alß I. F. Gn. auf iedes POSITIVEMENT geantwortet v. Sich letztlich zu I. Mtt. gunst=gewogenheit nochmahls empfohlen, antwortete die Konigin, mit gar beweglichen worten: MR. VOUS EN ESTEZ BIEN ASSEURÉ. Sie solten derselben Sich gantz versichert halten. Der DAUPHIN hat I. F. Gn. in die arme genommen v. gehertzet: Der Konigin vornehme DAMES D’HONNEUR iede insonderheit, I. F. Gn. zu der Reiße GRATULIRet v. gebeten Franckreich in guter gedächtnüß zuerhalten. Des Königs Bruder vnd sonderlich deßen gemahlin,867 wie auch die Konigin von Engelland868 ließen I. F. Gn. mit RESENTIRENDen869 reden von Sich; hätten gehofft dieselbe noch erst recht kennen zu lernen v. deren gute CONVERSATION noch lenger theilhafftig zu sein. Die MADEMOISSELLE870 REGRETTIRTe nit weniger dero abreißvorhaben: bathen einen brief an die Hertzogin von Jehna871 bestellen zu laßen, welchen Sie aber vielleicht vergeßen. Schickten im übrigen 860 861 862 863 864 865 866 867 868 869 870 871
B: zulaßen. Vermutlich François de Bourbon-Vendôme (1616–1669), Duc de Beaufort. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 689. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 296. Charles III de Créquy, vgl. Anm. 331. B: Seitenumbruch . Margarita Teresa de Austria (1651–1673), Kaiserin, verm. mit Kaiser Leopold I. Philippe de Bourbon (1640–1701), Duc d’Orléans, verm. mit Henrietta Anne Stuart (1644– 1670), Madame. Henrietta Marie de Bourbon, vgl. Anm. 759. Verübeln. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 382. Marie Charlotte de La Trémoille (1630–1682), Tochter Henris de La Trémoille, Duc de Thouars, verm. mit Herzog Bernhard von Sachsen-Jena.
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in dero LOSAMENT ein Handbriefel an die GRAND PRINCESSE DI TOSCANA872 ihre Schwester, mit bitte dieselbe zu grüßen: Es hatten I. F. Gn. wohl ursach gehabt, Sich noch in 8. oder 12. tage aufzuhalten vmb die tauf=CEREMONIE des DAUPHINS873 zu sehen; aber Sie wolten Sich lieber auf die Reise begeben, alß die OCCASSION derselben verliehren, [maßen] weilen mann Sich [schon] ohne das wegen 874 allerhand vorfallenheiten albereit über die Zeit aufgehalten. Ließen demnach geschehen, daß umb mehere COMMODITÄT auf der Reiße fortzukommen, ihr gantzer COMITAT v. TRAIN biß auf 3. Persohnen, als Lt. Fincken, den SECRETARIUM875 v. Cammerdiener876 RETRENCHIRT worden; gleich wie Sie auch gnst. verwilliget, eine HONORABLE SUITE umb sich zu haben, daß drey Junge Edelleuthe von Speyer sambt dero Hoffmeister, die Sich kurtz zuvor neben Ihr zum gebrauch des H. Abendmahls, so vom dähnischen LEGATIONS= Prediger877 ADMINISTRIRet worden, eingestelt, wiewol gedachte Edelleuthe hernach RESOLVIRT biß zur tauf des DAUPHINS zu PARIS zu bleiben: Sie sind aber hernach RECTA nach Italien gefolget vnd haben I. F. Gn. vberal gesucht vnd endlich zu Meyland angetroffen. Diese 3. Edelleuthe wehren Stiefbrüder, der eine des Chur Sächß. ASSESSORIS zu Speyer von Bubnitzhaußen878 Sohn.879 Beyde andern, gebrüder,880 v. des weiland gewesenen GENERAL MAJORS von Bantzen,881 vnter der Königsmarck. ARMÉE, hinterlaßene Kinder, davon der eltere albereit ein CANONICAT zu Magdeburg geweßen. Weil nun vnsere BAGAGEN nacher Hauß geschickt, gutsche vnd pferde verkaufft,882 der PAGE, beyde Lacqveyen vnd der gutscher, LICENTIRet: Satzten wir den tag Unser abreise von PARIS auf den 6.ten MARTII, nach dem wir vor dißmahl vom 9.ten 10br. biß 6.ten MARTII, alß die Zeit von 3. Monathen Uns alda aufgehalten v. I. F. G. in so kurtzer883 Zeit alda mehr als manche in so viel jahren, durch ihre vnverdroßene mühe v. ungesparten fleiß rühmlichst gesehen v. nützlichst erfahren.
872 873 874 875 876 877 878
879 880 881 882 883
Marguerite Louise d’Orléans (1645–1721), verm. mit Cosimo III. de’Medici. Louis, vgl. Anm. 727. B: Seitenumbruch . Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 236. Johann Ring, vgl. Anm. 239. Nicht identifiziert. Heinrich Achilles von B(o)uwinghausen-Wallmerode (1615–1685), württembergischer Rat, kursächsischer Assessor am Reichskammergericht, 1660 verm. in zweiter Ehe mit Barbara Hedwig von Pentz, geb. Bülow, Witwe des Generalmajors Kuno Ulrich von Pentz (1613–1664). Magnus Ferdinand Heinrich von B(o)uwinghausen-Wallmerode (1650–1680). Konrad Viktor von Pentz (1650–1716) und Levin Christoph von Pentz (1651–1673). Kuno Ulrich von Pentz (1613–1664), Generalmajor. Vgl. in Bd. 2 die Einträge in der Reiserechnung vom 26. Februar und 5. März 1668. B: Seitenumbruch .
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Wir giengen mit dem MESSAGER auf LION v. übernachteten den 6.ten MART. zu COURANCE884 II. meil von PARIS. alwo ein schön lusthauß, welches I. F. G. auf der FONTAINEBLEAUer Reiße hiebevor gesehen, zur Zeit Sie erstmahl zu PARIS gewesen. Hierumb ist die [land] PROVINTZ GUSTINOIS vnd wechst alda viel Saffran. Den 7.ten DITO mittag gehalten zu MAISSON ROUGE885 vnd übernachtet zu MONTARGIS einer feinen Statt, so die CAPITAL im GUSTINOIS ist. Hiebey PASSIRT den CANAL von BRIARE aus der LOIRE in die SEINE vnd ist zu wißen, daß alle güther so von Morgen auf MARSEILLE kommen; von dar auf dem RHONE biß nach LYON, von LYON auf 1 ½. Tagreiß über land in die LOIRE: von der LOIRE nahent BRIARE in die SEINE vermittelst eines CANALS vnd also auf PARIS, ROHAN v. in den großen OCEANUM auf Engell= Schott= Irr= Niederland, Schweden Dennemarck v. so fort ahn gehen können. Weil aber die beide Meer einen nehren weg bekommen vnd durch LANGUEDOCQ an einander gehenckt werden sollen, wird die RECIPROCATION der COMMERCIen leichter und mit weniger SPÉESen gehen können. Den 8.ten mittags auf BOASSIERE,886 ligt im land zu HUREPOIX. Abends zu BRIARE, den CANAL wovon oben gedacht worden , erhalten 10. oder 12. Herren vnd empfangen deswegen viel gelt von der landschafft, so sie nit uber die helffte SPENDIRen, weil Sie den arbeitsleuthen ein geringes [spendiren] geben , darunter Mr. TELLIER887 auch einer ist; dieser CANAL hat vnterschiedliche ESCLUSEN zwischen beiden888 waßern der LOIRE vnd SEINE; erstrecket sich auff 20. meilen v. wird entzwischen viel waßers dazu gesamlet. Den 9.ten mittags zu COSNE.889 8. meilen. ist ein fein stättlein wo handschue gemacht, so guth vnd wohlfeil verkaufft werden: hört dem Bischoff von AUXERRe in SPIRITUALIBUS & TEMPORALIBUS zu. Abends zu LA CHARITÉ890 gehört zum Land NIVERNOIS, alhie [ist] rechnet man den halben weg zwischen PARIS vnd LYON. Diese Statt vnd ihr DISTRICT trägt jährlich m/36. LIVRES ein. Den 10.ten mitt. zu NEVERS. Die Statt ist dem Konig. Das land hie bevor dem DUC DE NEVERS891 anitzo durch vermachung des CARD. MAZARINI892 dem DUC DE MANCINI,893 so nur 24. jahr alt v. vnverheyrathet ist. Mann meint es solle 884 885 886 887 888 889 890 891 892 893
Courances. Maison Rouge, Aufferville. La Bussière. Michel Le Tellier, vgl. Anm. 783. B: Seitenumbruch . Cosne-Cours-sur-Loire. La Charité-sur-Loire. Carlo III Gonzaga (1629–1665), Duc de Nevers, verkaufte das Herzogtum 1659 an den Kardinal Mazarin. Jules Raymond Mazarin, vgl. Anm. 299. Philippe Jules Mancini, vgl. Anm. 300.
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Mr. COLBERT894 ihm dasselbe abkauffen, wozu der Konig selber INCLINIRet. Die Statt NEVERS ist groß. Mann macht von eißen. Teppich; insonderheit von Spiegel= v. glaßgeschirre alhie schöne Sachen; In der statt ist ein SIEGE DUCAL, bestehet von des Hertzogs OFFICIren, so die JUSTITZ übers Hertzogen land EXERCIren, denn sie in JUSTITZ Sachen mit der Stadt nichts zu thun haben. Von Einkommen hat der Hertzog in der Stadt anders nichts, als den waßer zoll, v. die Stadt=Plätze, wo können fleisch v. fisch verkaufft werden. NB Wie die gläßerne FIGURen geschmoltzen werden, gehet so zu: Es ist ein tisch, darunter ist ein klein blaßbalg, so mit dem fuß getrieben wird. Durch den Tisch gehet ein kleine eiserne Röhre, so oben kurmb ist, v. JUST [auf] das darbey stehende licht mit seinem wind berühret, so von öel brennet. Der wind außem blaßbalck bläst die flammen länglicht895 vor sich: von denselben flammen wird das gläserne schmeltzwerck, so mann in stangen vors licht hält, flüßig vnd TRACTABEL; davon werden mit eisernen INSTRUMENTen FIGURen gezogen, wie vnd in was form, auch farben mann haben will. Den 10.ten Nachts zu ST. PIERRE,896 alwo ein PRESIDIAL von NIVERNOIS ist, davon nach PARIS APPELLIRet wird. Den 11.ten Mittags zu MOULINS. Diß ist ein gar große Statt alwo HENRY IV. mit MARIA DE MEDICIS, hochzeit gehalten. Es werden viel Scheer= [meßer] Estuyan,897 Messer , Scheermeßer vnd andere GALANTERIen von eyßen alhier gemacht. In dieser Statt ist ein Nonnen Closter, so des enthaubteten MONMORANCY898 wittib eine Italianerin von Hauße URSINO899 gestifftet, v. Sie darin die erste Abtißin neben 40. Nonnen ist. Sie hat ihrem H. darin ein MAUSOLEUM von schwartzem ALABASTer auffrichten laßen, deßen grabschrifft diese: HENRICO II. MONMORANCIO DUCUM ULTIMO & MAXIMO, FRANCIA PARI, THALASSIARCHO, POLEMACHO, TERRORI HOSTIUM, AMORI SUORUM, MARIA FELIX VRSINA EX ROMANA STIRPE CONJUX UNICA, CUI EX IMMENSIS VIRI DIVITIIS, UNÆ, AMOR VIVENTIS & FUNCTI CINERES, POST EXACTOS IN CONJUGIO FELICISSIMO ANNOS XVIII. DOLERE NIHIL UNQVAM POTUIT, NISI MORTEM BENE MERENTIS F. A. S. 1652. SUI LUCTUS XX. Zu Teutsch: HENRICO II. dem letzten v. vortrefflichen Hertzogen von MONMORANCY. PAIR von Franckreich. GENERAL zu waßer v. land. So seinen feinden ein Schrecken, 894 895 896 897 898 899
Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 301. B: Seitenumbruch . Saint-Pierre-le-Moûtier. Estuiar, Etui. Henri II de Montmorency (1596–1632), Duc de Montmorency. Maria Felizia Orsini (1599–1666).
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seinen freunden aber eine Zuflucht gewesen, hat MARIA FELIX, aus dem Romischen Stamm der Ursiner, ihrem einig liebst=gewesten Eheherrn, dieses MONUMENT gesetzt. [Welches] Deren aus allen ihres Eheherrn Reichtümber, dieses das eintzige gewesen:900 die lieb gegen ihn im leben v. die bestendige treue gegen seine asche. Wehrender Zeit ihres 18. jährigen Ehestands, so Sie glücklichen mit ihm zugebracht, hat Sie keine Uhrsache gehabt zu trawern alß den tod eines vmb Sie so wohl verdienten Eheherrn. Auffgerichtet im Jahr des heils 1652. im Jahr ihres trauerstandes im 20ten. Den 11.ten mittags MARENNE.901 Dem MARQVIS DU PLESSIS-PRASLIN902 gehörig. Nachts VARENNE903 dem CONTE DE ST. GERAN,904 worüber ein großer Streit ist, weil die freunde gern sein guth haben vnd Ihm PROBIRen wollen, daß er ein vnterlegtes Kind gewesen, hat auch zu Unser Zeit deswegen Händel zu PARIS auf der öffentlichen Straße gehabt, da Er biß auff den tod verwundt worden. Den 12.ten mittags zu LA PALICE,905 so gedachtem grafen gehöret v. dito Abends zu ST. GERMAIN DE LA PALICE906 LOGIRT. Den 13.ten vormittags uber die LOIRE zu ROANNE zu schiff PASSIRet, alhie wird sie zum ersten NAVIGABLE, v. kommen die güther von LYON auf der achß anhero. Mr. DE LA FEILLADE907 ist herr zu ROYANNE v. hebt jährlich vor die waßer PASSAGE 6.500. LIVRES. Mittags geßen zu VILLE FRANCHE,908 liegt im BOUJOLOIS. Hört der MADEMOISSELLE909 zu. Hieran grentz ihr Fürstenthumb DOMBES. Die Unterthanen loben ihr gut regiment, sind von den ESTAPPEN oder den Kosten der durchreisenden völcker befreiet. Sagen es gehören über 150. Pfarren in dieser gegend ihr zu. Nachmittag PASSIRT den hohen Berg TRARARA vnd übernachtet an einem orth gleiches Nahmens.910 Den 14.ten REFRAICHIRTen wir zu BALLIERE911 vmb vnser eigen gelt, denn der MESSAGER Seine Sachen gehörig gethan hatte. Nachmittag vmb 1. Uhr zu LYON ankommen, da vnsere HARDES zuvor in die DOUANE getragen912 v. visitiret werden sollen, alß die DOU= ANISTen aber gehört, daß Sie keinem 900 901 902 903 904 905 906 907 908 909 910 911 912
B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert, vermutlich fehlerhafte Angabe. Nicht eindeutig, entweder Alexandre de Choiseul du Plessis-Praslin (1634–1672) oder César III Auguste de Choiseul de Plessis-Praslin (1637–1705). Varennes-sur-Allier. Bernard de La Guiche (1641–1696), Comte de Saint Géran et La Palice. Lapalisse, Château de La Palice. Saint-Germain-Lespinasse. François III d’Aubusson (1631–1691), Duc de La Feuillade. Wahrscheinlich eine falsche Angabe. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 382. Tarare. Vermutlich Bully. B: Seitenumbruch .
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Kauffmann zuständig, haben Sie selbige PASSIRen laßen. Wir haben uns so bald bey Mr. DE FAMARS,913 Seinem Kauffmann David COUREUR:914 wie auch bey Mr. Ochsen915 CORRESPONDENTen, FERRUS et HESLER916 angemeldet, von welchen wir eine QVANTITÄT briefe von Haus empfangen. Alhie in LYON wurden I. F. Gn. nach CONTENTO LOGIRT auf dem schönen platze EN BELLE COURT, bey einem Evangelischen Kosthalter von Augspurg, der Zeit Regiments=Schultheißen unter den alhie in GUARNISON liegenden Schweitzern, deßen Nahmen JEAN DAGOU.917 Auch wahren dazumahl bey ihme vornehme östereichische Herren, aber alle der Päbst. RELIGION zugethan, alß zwey grafen von Concin,918 einer von Fünffkirchen,919 einer von Tschernin,920 beneben ihren Hofmeistern v. leuthen. Den 15. 16. 17. vnd 18.ten haben I. F. Gn. zugebracht mit deme was hie zu sehen gewesen, nemlichen oben aufm berge alwo vor diesem alt LION im Heidenthumb gestanden. Das TEMPLUM VENERIS, auch der MINIMON closter,921 darin Sie ein trefflich Apothecke haben, v. alwo vor diesem das AMPHITHEATRUM gestanden. Alhie werden noch täglich herrliche MONUMENTe v. Säulen von MARBRE, alabaster, Porphir v. dergleichen ausgegraben, so der ErtzBischoff aber in die Kirchen zu vertheilen pfleget. ITEM sahen Sie die PIERRE ENCISE,922 so ein gefengnuß vornehmer leuthe ist, gleichwie die BASTILLE zu PARIS. Vnd wo vor diesem der Hertzog von BOUILLON, Hertzog MAXIMILIAN von Beyern, Fr. gemahlin, H. vater,923 geseßen, welcher allererst loßkommen nachdem Er dem König LUDOVICO XIII. Statt, festung v. Fürstenthumb SEDAN, BOUILLON924 v. das Hertzogthumb an der Maaß übergeben. Neben ihm saß Mr. de THOU925 letzter SECRETATIUS D’ESTAT von der REFORMIRTen RELIGION, welchen der CARDIANAL RICHELIEU köpffen laßen, als ob Er mit Spanien ohne sein wißen CORRESPONDIRT hätte. Vnd wie wohl er sich mit des Königs befehl, den Er auch schrifftlich PRODUCIRet, EXCUSIRTe, half es doch nit; sondern der CARD. sagte, weil ihme wißend gewesen, daß Er PREMIER MINISTER D’ESTAT vnd also von Solchen IMPORTANTen Sachen zuvor wißen müßen, hätte er ihms auch sagen sollen. REVERA soll aber die Ursach ein ODIUM PRIVATUM 913 914 915 916 917 918 919 920 921 922 923 924 925
Jacob de Famars, vgl. Anm. 441. Nicht identifiziert. Johann Ochs, vgl. Anm. 438. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Vermutlich die Grafen Johann Volkard und Christoph Ferdinand von Concin. Vermutlich Johann Bernhard II. von Fünfkirchen (1644–1700). Vgl. den Bericht Herzog Friedrichs, unter dem 25. März 1668, dort Baron Schönkirch. N.N. Czernin von Chudenitz. Minimen, Ordo Minimorum oder Paulaner, im 15. Jahrhundert gegründeter Bettelorden. Château Pierre encise auch Pierre Scize in Lyon. Frédéric Maurice de La Tour d’Auvergne (1605–1652), Duc de Bouillon. B: Seitenumbruch . François Auguste Thou (1607–1642).
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gewesen sein, weil des DE THOU H. vater926 von des RICHELIEU vatter927 in seiner HISTORII928 gar schimpflich geschrieben, so der Sohn hernachmals entgelten müßen. Wie hiervon das JOURNAL DE RICHELIEU929 zu lesen. It. es sahen I. F. Gn. auf dem TERREAU930 das prächtige Rathauß darinnen die schöne gemählde: und zwey alte Röm. taffeln in Ertz, der Statt freyheit betreffend, vor dem Rathauß den schönen Brunnen vnd das uberstehende Nonnen closter ST. PIERRE, so ein recht majestätisch gebäu werden wird. Aber seltzam ist, daß man den Nonnen auf dem offenen Marcktplatz clöster zu haben zuläst. Auch Sahen Sie das herrliche JESUITer COLLEGIUM. deßen BIBLIOTHEC. v. darinnen vnter den MATHEMATIschen Sachen gar lange TUBOS oder PERSPECTIVen, damit mann unbekannte sachen am Himmel wahr nimpt. Deßen schönen mahlereyen im vorhoff. Von dem allen eine DESCRIPTION im Druck zu finden sein soll.931 NB 932 ITEM sahen Sie die CHARITÉ, oder den orth wo mann müßige bettler, auch arme vater v. Mutterloße Kinder einnimpt, wie man Sie zum gebeth v. zu allerley stickerey arbeit v. zum Seidenwinden anhält. Werden Sie groß läst man Sie Handwercke lernen. Wollen Sie heurathen, giebt mann den Knaben zu 40. 50. oder 60. Rthlr. den mägdlein biß in 100. thlr. sambt ein DEPUTAT von leinengeräte v. bettgewandt. Im großen Krancken Spital so da eine Stifftung auf 10.000. arme leuthe ist, v. aus dem andere mehr biß auff die Haußarme erhalten werden, sahen Sie die Apothecken v. allerhand ORDINIRTe zimmer vor allerhand schäden, sonderlich brüche, arm= bein v. dergleichen wunden: ITEM wie die todte Kinder von den müttern abgelost, CURIRT v. wie arme weibs leuthe ihre 6. wochen aushalten v. sie in allem verpflegt werden. Zu verwundern ists, daß die Apothecker, barbier, bruch= v. wundschneider, mit willigem Hertzen v. umb Gottes willen in diesem Spital dienen. Die seidene Zeuge sahen I. F. Gn. dergestalt würcken wie hiebevor bey THOURS gedacht worden, ohne daß Sie alhie viel kostbahrer fallen v. uber das alhie viel silber v. goltstücke, eines großen preises, gewoben werden. Sie sahen ebenmäßig wie man seidene strümpff auf die Englische MANIER webet v. das baar biß in die 3. thlr. verkauffet. In der FRANCISCANer Kirche, ist eine capelle, alwo die Teutsche hiebevor ihr Erbbegräbnuß gehabt haben, ohne unterschied der RELIGION, man siehet noch 926 927 928 929
930 931 932
Jacques Auguste de Thou (1553–1617). François du Plessis, vgl. Anm. 499. Historiarum sui temporis ab anno domini 1543. Journal de Monsieur le cardinal duc de Richelieu [...] s.l. 1648. Weitere Ausgaben 1649, 1650 in zwei Teilen und öfter. Deutsche Übersetzung: Tagbuch oder Aufzeichnus Täglicher Geschäffte des Hrn. Cardinalis und Hertzogs de Richelieu [...] Frankfurt: Schiele 1669. Place des Terreaux. Vielleicht Histoire des antiquitéz de la ville de Lyon [...] Paris 1648. B: Seitenumbruch .
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hierin den Adler in Meßing gegoßen, auch unterschied. Meßing FIGURen933 auf den grab= steinen. Wird aber nit MAINTENIRT. Vor dieser Kirche stehet eine uhralte PIRAMIDE, darin der nahme Gott in allerley erdencklicher Sprachen ausgehauen. Sie besuchten den Hertzog von Mecklenburg,934 welcher gleich auff der Post von Rom halb dritt kommen war v. wieder auf der Post nacher PARIS gieng: derselbe ANIMIRTe I. F. Gn. dero reise nacher Italien vorzunehmen, woran Sie gleichsam anstunden. Auch ließen Sie sich durch den Schweitzer LIEUTENANT bey der GUARNISON, PALLAVICINI genant beim Ertzbischoff935 anmelden, so im Nahmen seines Bruder des MARESCHAL DE VILLEROY936 GUBERNATOR über diese Statt v. Provintz ist. Er hat wegen seiner HUMANITÄT ein überaus große AFFECTION sonderlich bey den REFORMIRTen. Er wolte I. F. Gn. andern tages wieder besuchen traf Sie aber nit zu Hauße an. Er ließ eben dazumahl etliche COMPAGn. bewehren, so Er neulich geworben: dergleichen Er albereit etliche regimenter gestellt, v. dem Könige zugeschickt hatte. Die Statt ist zur gewerbschafft trefflich bequem, denn Sie liegt an 2. flüßen, so ihnen von oben herab aus Teutschland, Schweitz v. Burgund alles zu bringen. So liegt Sie auch noch bey Italien. ITEM gehet der RHONE biß ins Meer nahent MARSEILLE, v. ist die LOIRE über 2. tage nit von LYON, so durch einen CANAL in die SEINE v. nach PARIS geleitet wird, wie albereit gedacht ist. Der Kauffleuthe giebts alhie eine treffliche menge von allen orthen937 v. Nationen, haben große PRIVILEGIA, sind sehr reich: haben in gleichem ihre Kauffmans=JUSTITZ v. BEURSE: die DOUANE trägt alhier ein sehr großes ein. Auch ist zu LYON ein GENERALITÄT, ELECTION v. PRAESIDIAL, gehöret unters Parlament nach PARIS. Die Statt ist in großen gnaden beim König, welcher sich zu weilen alhie aufzuhalten pfleget. Wann ein NUNTIUS, LEGATUS oder CARDINAL von Rom kompt, muß Er alhie SUBSISTIren v. seine verrichtungen dem Parlament zuvor einschicken, welches nach dem INTERESSE der Frantzös. Kirche freyheit zuvor EXAMINIRet, v. alß denn PRÆSUPPOSITIS PRÆSUPPENDIS ihne erlaubt wird nach PARIS zu kommen, oder manchmahl wieder umbzuwenden. Den 19.ten war der grüne Donnerstag v. also mittig in der Charwoche, dahero mann des osterfestes vollends erwarten v. den 23.ten osterdienstags mit einer zu fälligen gelegenheit seinen weg durchs DAUPHINE v. theils in die Provintz LANGUEDOCQ DIRIGIRet. Mann verhoffte, es wurden die gedachte 3. Edelleuthe, so mann in die ReißCOMPAGNIE zu PARIß ADMITTIRet, unter des ankommen sein: gestalt Sie auch einen tag nach vnser abreiße zu LYON angelangt und RECTA auf TOURIN gangen in Hoffnung I. F. Gn. noch alda anzutreffen, auf welche ankunfft Ihrer F. Gn., Sie auch alda in die 8. tage vergebens gewartet haben, denn 933 934 935 936 937
B: Seitenumbruch . Christian Ludwig I., vgl. Anm. 773. Camille de Neufville de Villeroy (1606–1693), seit 1653 Erzbischof von Lyon. Nicolas de Neufville, vgl. Anm. 322. B: Seitenumbruch .
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gleich wie [dieselbe] I. F. Gn. von LYON ein tag vor ihrer, also wahren Sie von TOURIN ein tag vor I. F. Gn. ankunfft, abgereiset. Mit dem VITTORINO ist ein schrifftlicher CONTRACT938 aufgericht worden, Unß täglich vmb 5 1/3 Rthlr. mit pferden auffzuwartten vnd in allem Kosten v. Sachen zu DEFRAIIRen, darin mit begriffen, waßer v. brücken gelt zu bezahlen. Hingegen versprachen wir, wofern die pferde anders guth v. brauchbar blieben, Sich derselben biß TOURIN zu bedienen, welches auch geschehen. Den 23.ten PASSIRTen wir lengst dem RHOSNE v. mittagten zu VIENNE der Haubtstadt in Nieder DAUPHINE. Alhie ist zu sehen gewesen 1. die Ertzbischoffl. Kirch zu ST. MAURICE, alwo FRANCISCI I. Sein DAUPHIN939 begraben lieget, deme seines Bruder gemahlin CATHARINA DE MEDICIS vergeben, nur damit ihr H. König nach ihme sein möchte, welches auch erfolget, v. es HENRICUS II.940 gewesen, so Metz eingenommen: Die Protestanten v. Churfurst Johann Friedrich941 FOVIRT, aber hernach verlaßen v. ein vatter gewesen 3er Konige, nach einander, FRANCISCI II.942 CAROLI IX.943 vnd HENRICI III.944 mit welchem die König. LINIE von VALOIS untergangen v. ihme HENRICUS IV. der erste vom Hauß BOURBON SUCCEDIRet. 2. der Ertzbischoff ist vom Hauße VILLIARS.945 3. das Rathaus ist schlecht aber uhralt v. von der Römer Zeiten, die FUNDAMENTe von Quadersteinen wie die felßen, in welchem itzo der Prison ist. 4. vor dem Rathaus v. dem AMPHITHEATRO so oben auf einem berge gewesen aber nunmehr zerstöret, sind schöne verse zu lesen, so vom untergang der schönen gebäu dieser Statt reden. 5. Oberhalb dieses AMPHITHEATRI war ein946 fest schloß, so wegen der HUGENOTen auch DEMOLIRT worden. Alle die steine von den gedachten alten gebäuden sind zum JESUITER COLLEGIO v. einem Nonnen closter nahend dabey, verwendet worden. In grabung deßen FUNDAMENTen mann 13. URNAS mit asche gefunden, so oben auf den mauren ordentlich nacheinander gesetzt sind. 6. Ein ASYLUM ist unten in der statt zusehen, davon zahlt die Statt alle Jahr dem GOUUERNEUR 1.000. fl. es stehet auf 4. säulen v. auf ieder eine fahne. 7. das waßer so hierbey fleust v. sich in den RHOSNE DECHARGIRet ist gar nutzbar, denn es die eißenhämmer, papier= kupffer= v. dergleichen mühlen treibet, alda man künstliche degen klingen FABRICIRet, so weit bekand v. ins land verführet werden. 8. hierumb wechst ein herrlicher wein als an einem orth in Franckreich, welcher wegen seiner DELICATESSE bey der alten Römer Zeiten, biß nach Rom geführet worden. Zu Unser 938 939 940 941 942 943 944 945 946
B: Seitenumbruch . François (1518–1536), Dauphin de France. Henri II (1519–1559), König von Frankreich. B: secundus. Johann Friedrich I. (1503–1554), Kurfürst von Sachsen, 1532–1547 Kurfürst. François II (1544–1560), König von Frankreich. Charles IX (1550–1574), König von Frankreich. Henri III, vgl. Anm. 500. Henri de Villars (1621–1693). B: Seitenumbruch .
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Zeit galte die mas 2 ½. SOLS. v. dauchte die leuthe noch viel sein. 9. viel alte INSCRIPTIONES sind hin v. her zu lesen v. davon ein eigen buch vorhanden, genant, LES ANTIQVITEZ DE LA VILLE DE VIENNE:947 vnd war VIENNE zu der Römer Zeiten in großerm ansehen als itzo LYON ist. 10. PILATUS hat alhie in der Statt sein Hauß vnd aufm land seine guther gehabt. Außerhalb der Statt in einem acker auf der rechten Hand der landstraßen, stehet noch ein Thurm in form einer großen PIRAMIDen so948 zu Pilati Hauß gehöret haben soll: In der Statt ist noch das gebäu vorhanden, ietzo eine Kirche, da hiebevor das PRÆTORIANUM oder das Richthauß des Röm. Landpflegers gewesen. Vnterm Dache ist mit großen buchstaben diese uberschrifft: LA POMME DU SCEPTRE DE PILATE. Auch weist mann beim eingang der Statt einen alten thurm, wo sich PILATUS ins waßer soll gestürtzet haben. DITO nachts LOGIRT zu ROUSSILLON,949 der ReichsHertzogin von VANTADOUR950 gehörig; hath Schier täglich MARCHIRende völcker, so uns begegnet. Den 24.ten mittags geßen zu TOURNON,951 gegen über Tainoz952 in 3. stunden paßirten wir die ISER953 so ein Haubtfluß der DAUPHINE ist v. von GRENOBLE kömpt. Vor der PASSAGE bestand mus der schiffer jährlich in die 2.000. LIVR. an den CONTE DE LA PERCHE954 bezahlen. DITO Abends zu VALENCE angelanget. Nach dem CAROLUS V. aus Italien, Franckreich angreiffen wollen, ließe FRANCISCUS I. die Statt ARLES, unweit von MARSEILLE v. beßer ins land herauf diese Statt VALENCE befestigen. Vmb das übrige Franckreich v. insonderheit die Statt LYON vor ihm zu beschützen. Alhie ist eine alte UNIVERSITÄT so von GRENOBLE anhero gelegt worden, [alß] nach dem der DAUPHIN die DONATION des landes an die Cron Franckreich gethan: alda PACIUS955 der vornehme Jurist begraben956 liegt, als er von Heidelberg anhero kommen vnd wieder Päbstlich worden. Er hat hiebevor zu Heidelberg mit grosem nutzen DOCIRT, ist sehr alt worden, v. weil ihme in seinem hohen alter kein gnaden=gelt erfolgen wolte, ist ihme solches zu Hertzen gangen. Sein gedächtnuß ist noch heutiges tages bey den PROFESSORen alda in großen ehren, denn so offt Sie etwas von seinen schrifften ALLEGIRen, sagen Sie mit entblößtem Haubt: CUJUS MEMORIA IN HONORE SIT: oder CUJUS MANIBUS 947 948 949 950 951 952 953 954 955 956
Nicolas Chorier, Les recherches du Sieur Chorier sur les antiquitez de la ville de Vienne [...] Lyon: Baudrand 1659. B: Seitenumbruch . Le Péage-de-Roussillon. Marie de la Guiche (1623–1684), 1645 verm. mit Charles de Lévis (1600–1649), Duc de Ventadour. Tournon-sur-Rhône. Tain-l’Hermitage. Isère. Nicht identifiziert. Jules Pacius (1550–1635). B: Seitenumbruch .
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&c. von seiner geburth, aufnehmen v. ehrenstand ist dieses DITI-
ITALIA TERRA PARENS, DEDERAT GERMANIA FAMAM. GALLIA DIVITIAS DIC MIHI QUAE PATRIA? Mir ward das lebes licht im welschland erst gegeben darauf fing Sich meine Ehr in Teutschland hoch zu heben, So hat mich Franckreich auch lang durch sein gelt gekannt, Sag lieber, welches nun sey, mein rechtes vaterland? Alhie ist seither 40. jahren eine große DOUANE aufkommen von denjenigen gutern die unten von MARSEILLE hinauf auf LYON gehen, trägt jährlich in die 2. MILLIONen. Von welcher bißweilen so wohl alß dann den TAILLES die PROFESSORES ihre STIPENDIA bekommen. Ein dritttheil der Statt ist der REFORMIRTen RELIGION zugethan. Von dieser Statt VALENCE hat den Nahmen das umbliegende Hertzogtumb957 VALENTINOIS, gleichwie von NEVERS das NIVERNOIS. Daßelbe hat der König dem Printzen von MONACO958 CONFERIRT, v. genust Er deßwegen jährlich in die m/45. LIVRES, meist in Zöllen vnd FERMEN. Der Bischof ist über die Statt ein graff959 v. H. ubers SPIRITUAL v. TEMPORAL. Den 25.ten mittagten wir ein meil hinter LAURIOL960 zu SAULCE.961 Wir wahren das wirthshaus vorbeygangen, weil der wirth wegen der MARCHIRenden völcker den schilt eingezogen. 3. meil davon PASSIRTen wir die feine gewerbstatt MONTLIMAR;962 vnd begegneten vns jenseits etliche COMPAGn. vom HARCOURTIschen Regiment zu fus. Vnd förters noch 2. meil durch CHATTEAU NEUF963 einen bößen steinichten berg, alwo Uns wieder Soldaten begegneten. Der berg wehrte 1. meil biß nach DONZERE,964 welches dem Bischoff von VIVAREZ965 gehöret, alwo wir auch übernachteten. Den 26.ten auf 1. meil durch das Stättlein PIERRELATE966 dem Printzen DE CONTY967 gehörend. Wieder 1. m. PALUS.968 alwo des Pabstes gebieth v. die graffschafft AVIGNON oder VENAISSE, in die PROVANCE gehörig, anfängt. Außerhalb dieses orths gaben wir Unß beym Creutz ¼. stund auß der landstraße auf 957 958 959 960 961 962 963 964 965 966 967 968
B: Seitenumbruch . Louis I Grimaldi (1642–1701), Prince de Monaco. Daniel de Cosnac (1628–1708). Loriol-sur-Drôme. Saulce-sur-Rhône. Montélimar. Châteauneuf-du-Rhône. Donzère. Louis François de la Baume de Suze (gest. 1690), Bischof von Viviers. Pierrelatte. Louis Armand I de Bourbon (1661–1685), Prince de Conti. Lapalud.
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die rechte Hand, die969 alte gerade v. in 1.100. schritt lange brücke über den RHOSNE, PONT SAINT ESPRIT, zu sehen. Ritten darauff fort, vorbey etlichen Päbstlichen orthen, an dem RHOSNE gelegen, nemlich MONDRAGON ½. meil. MORNAS wieder ½. meil von hier biß auff ORANGE 3. meil, alwo wir fütterten, denn dieser vormittagsritt ziemlich lang angehalten. ORANGE ist ein Souverain fürstenthumb dem Hauß Naßau gehörig. Hat 4. Stätte, v. kein Dorff, außerhalb viele landgüther, so den bürgern gehören, v. Sie in denselben ihren wein. oel v. getraidt CUEILLIRen.970 Safran wechst auch alhie die menge, deßen ein lb. 10. oder 14. LIVRES kostet. ITEM werden alhie auch Seidenwürmer gepfleget wie zu AVIGNON. Die CIRCUMFERENTZ des landes ist nit über 3. oder 4. stunden, gehet biß an die benachbarte berge, welche winter v. Sommer von Schnee bedeckt bleiben. Die Statt ORANGE ist nit sonders gros, 4. eckt, hat ein Bischoff. 4. clöster. 2. REFORMIRTe tempel v. eine REFORMIRTe UNIVERSITÄT, alwo Sie täglich DOCTORES POSSIRen. Die bürgerey v. der pöfel ist meist päpstisch: die vornehme leuthe, der Stattrath v. die Regierung REFORMIRT. Es ist alhie ein PRÆSIDENT v. 7. Rhäte v. wird nach dem gemeinen Kayser. Recht geurtheilet. Die Statt ist vor alters weit größer v.971 ein ansehentliche REPUBLIC gewest, wie NISMES. Eß sind noch viele RUDERA, so ihre größe zeigen, alß vor der Statt ein TRIUMPH=bogen des MARII über die Teutschen , welches eine von den raresten ANTIQUITÄTen in Franckreich ist, alwo die Alt Römische Kriegs INSTRUMENTA v. EMBLEMATA in die 4. ecke außgehauen. In der Statt drinnen ist noch der [semi] DIAMETER vom CIRCO oder halben AMPHITHEATRO zu sehen, der bogen aber oder halbe CIRCUL verfallen, dergleichen hohe mauer nit mehr gefunden werden soll. In einem Keller hat man neulich ein Römisch ÆSTUARIUM oder Sommererstube gefunden, von schwartzer v. gelber mosaischer arbeit, unter andern FIGURen, von einer Katz eine mauß im maul gehalten wird. Der Statt thoren sind 4. v. iede mit bollwercken verschantzt gewesen, so aber zum theil DEMOLIRet. Das Schloß oder die Vestung aufm berge ist eben nit so alt alß die Statt v. erst von Printz MAURITZ972 vor 60. oder 70. jahren befestigt. Jederman wundert, daß Er die SPEÉßen dran wenden möge, weil Sie dem König mitten im land gelegen. Wird aber verantwort; Er habe dazumahl etliche PARTICULAR H. in Franckreich PRO COMPETITORIBUS POSSESSORII gehabt, davor973 Er sich verwahren müßen, vmb sich in der POSSESS zu ASSECURIRen. In das Schloß gesprengten Bollwercken ist eine kleine capelle oder Kirchlein in der Erde gefunden worden, welche von den Inwohnern vor gar RAR gehalten wird, weil mann nachricht hat, daß bey der ersten Kirchen in Franckreich 969 970 971 972 973
B: Seitenumbruch . Cueillir – ernten. B: Seitenumbruch . Moritz von Oranien (1567–1625). B: Seitenumbruch .
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im 3.ten SECULO vnter der Erde alhie ein Christlich CONCILUM gehalten worden, welche capelle mann vormahls nie[mahls] gewust, sondern sich erst bey sprengung der wercke entdecket. Wir kahmen den nechsten weg aus der Statt ins schloß über eine uberaus hohe enge stiege, so erst neulich erbaut worden. Das Schloß oder die gantze Vestung, ist getheilt 1. in den DONJON oder das wohnhauß. 2. die FAUSSEBRAGE oder den Zwinger, VENAISSE genant. Vnd 3. einen ebenen berg vmb welchen Eine CIRCUMVALLATION herumb geführet ist. Diese drey CORPORA sind ieder wieder absonderlich befestigt gewesen mit breiten v. tieffen gräben; mit BASTIONen in groß ROYAL so unterminirt wahren. Der DONJON oder das wonhaus hatte 5. bollwercke lag nechst an der Statt, bey deren Sprengung 48. menschen geblieben. Auch ist darin ein dergleichen tieffer v. wohl unterhaltener Brunnen,974 so dem fuß dieses hohen bergs gleich sein soll. Wann mann waßer hierein schütt, felt solches erst in einer kleinen halben viertel stunde auff den boden da mann das geräusch höret; Auch sind darinnen die wohn=LOSAMENTer: oben in der höhe die platte form, davon mann die gelegenheit der Häußer, der Statt v. landes DECOUURIRet. Darin ist auch das Zeughauß. Der Soldaten=BARAQUen. 6. halbe CARTHAUNen, mit dem Naßauischen wapen v. dem gulden flüs von 1608. 2. SERPENTINen v. noch etliche andere stücke. Denn der König nichts vereußern laßen, als das pulver womit mann die Vestung zersprengt, welches inwendig angelegt v. die wercke in die gräben geworffen worden. Das zweyte werck oder FAUSSEBRAGE ist auch verworffen v. die graben hin v. her davon angefüllt. Auch ist mit der CIRCUMVALLATION des bergs verfahren, wie von den 5. bolwercken gemeldet worden. Das einkommen des gantzen Fürstenthumbs erstrecket sich in die m/20. Rthlr. so hiebevor alles auf den unterhalt der Regirung vnd der Soldaten aufgangen, v. der Printz noch alle jahr in die 11.000. LIVRES zusetzen mußen. Die GUARNISON war vor diesem von 300. itzo nur 60. mann975 EXERCIRTe Soldaten. Doch kan mann vom landausschuß im fall der noth in 300. mann darzu haben, so alle EXERCIRT sind. Was anitzo uberschuß des einkommen ist, schickt mann dem Printzen, welcher es wohl bedarff denn ihm der Konig von Engelland in seinem EXILIO sehr RUINIRet gehabt. Sonsten hat der Printz noch sehr viele lande in der FRANCHE CONTÉ oder dem Spanischen Burgund, So der König von Franckreich neulich eingenommen, aber seithero RESTITUIRet hat. ITEM in Braband, Holland v. Frießland: Seeland ist schier über die Helffte dem Printzen gehörig. Die Uhrsach warumb ORANGE DEMOLIRT worden, ist diese. Es wolte die MADAME ROYALE976 des Printzen977 Fr. Mutter v. des Königs von Engelland978 974 975 976 977
B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . Maria Henrietta Stuart (1631–1660), eigentlich Princess Royal. Wilhelm III. von Oranien (1650–1702).
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Fr. Schwester die vollmächtige vormunderen ihres H. sohns sein v. daher über ORANGE ABSOLUTE gebiethen. Welches die in der vormundschafft mitbegriffene, insonderheit die MADAME DOUARIERE979 oder des Printzen groß frau mutter vom H. vatter her, nit zugeben wollen, unter anderm ursach SUSPECTE ADMINISTRATIONIS, daß Sie sich vielleicht [wied] durch verheurathen, oder andere mittel [finden möchte] dieses Fürstenthumb ORANGE, bey welchem sich das Hauß Naßau bißher kümmerlich MAINTENIRT, aus deßen händen zu spielen;980 deßwegen mann ihr alzeit zuwieder gewesen. Endlich hat Sie Franckreich umb schutz deren ihr gebührenden ADMINISTRATION der vormundschafft angeruffen: welches solches gern zugesagt: darauff Sie MADAME ROYALE ORDRE an den GOUUERNEUR den CONTE DE DONARE981 des Schwedischen AMBASSADEURS so neulich in Engelland gestorben, H. Bruder,982 ertheilet, den König einzulaßen, welcher solches erst verweigert, alß ihme aber Franckreich eine gewiße summe geldes auff 3. TERMINen zu zahlen versprochen v. er solche OFFERTe angenommen, vnterm PRÆTEXT, das Hauß ORANIen wer noch ihme so viel ARRIERAGE schuldig; hat Er gegen erlegung des ersten TERMINS die Vestung CEDIRT. Der König aber weder mit den andern oder 3ten TERMIN niemahls eingehalten. Weil nun ORANGE 1. eine PRAEJUDICIRLIche Vestung mitten in des Königs provintzen. 2. allzeit ein REFUGE der REBELLen REFORMIRTen, so wol alß GENEVA gewesen. 3. ingleichen der DUELLIsten, BANQUEROTIrer v. anderer, so des Königs JUSTITZ verachtet, gewöhnlichen unterschleiff, alß hat Seine Mtt. die OCCASION genommen v. solche vestung DEMOLIRen laßen. Als die MADAME ROYALE solches erfahren, ists ihr so zu Hertzen gangen, daß Sie bald hierauff, meist dieser uhrsache983 vor leide zu Londen gestorben. Die H. Staaden haben diß FACTUM gegen den König RESENTIRT; Er sich aber mit der RATIONE stetig entschuldigt; iedoch den Platz wieder CEDIRT. Der ietzige GOUUERNEUR alda, ist ein Frantzos von Natione, nahmens Mr. MYLE.984 Der LIEUTENANT [seines diese gantze relation erstellt] ist ein Teutscher v. alter diener des Haußes ORANGE. Deßen Bruder ist Ihrer Dh. H. Landgraf Ludwig zu Heßen=Darmstatt hiebevoriger Amptmann zu Alßfelt geweßen, nahmens obrist Leutnant Berghauer.985 Weil nun Lt. Fincken denselben Amptman gekennet, alß hats OCCASION geben, dießen seinen Bruder alhie zu ORANGE zu sprechen, so alles REFERIRT, was bishero vermeldet worden. Mann hat ihm aber Ihr. F. Gn. QVALITÄT nit entdecket, sondern gesagt es sey ein Junger 978 979 980 981 982 983 984 985
Charles II, vgl. Anm. 760. Amalia von Solms-Braunfels (1602–1675), Witwe Friedrich Heinrichs von Oranien. B: Seitenumbruch . Friedrich Burggraf von Dohna (1621–1688), 1649–1660 Gouverneur in Orange. Christoph Delphicus Burggraf von Dohna (1628–1668), schwedischer Ambassadeur im Haag und in London. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Nicht identifiziert.
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BARON aus Sachßen, vom Hauße Rautenfelß. Er ist nachmahls ins wirthshauß kommen alß mann eben aufgeseßen v. gebeten uber nacht bey ihm aufm Schloß vorlieb zunehmen, davor mann sich bedancket. Also sind wir noch deßelben tages von ORANGE hinweg v. 2. starcke meilen auf VILLENEUF DU PAPE986 gereiset; übel ACCOMMODIRet v. alhie zum ersten mahl gesehen, wie mann die Seidenwürmer987 Eymerweiß auf die Maulblätter setzet. Den 27. MARTII hatten wir noch 1. meil auf SORGE,988 alwo wir ein waßer989 so in den RHONE felt über eine brücke PASSIRT, v. noch über 1. meil sind wir in AVIGNON, morgens vmb 8. uhr ankommen. Zum ersten überlieferte alhie Lt. Fincken die von Mr. FERRET990 v. HEßLER von LYON mitgegebene ADDRESSE an H. SIMEON BERLET,991 so ein gantz dienstwilliger mann gewesen. Er gab I. F. Gn. ein stück von einem gewißen muster von unterschiedlichen farben von Seiden auf atlaß arth gewoben, die wände v. zimmer damit zu bekleiden, so schön stehet, v. ein mittelmäßiges zimmer uber 60. Rthlr. nit kompt. ITEM brachte Er uns eine FEDE oder gesundheitszettel vom Statt MAGISTRAT zu wege, des inhalts, das wir uns über 3. wochen alda aufgehalten hatten v. gesunde leuthe wehren, auch von keinem SUSPECTen orthe her kähmen, Uns deselben im fall der noth In italien zu bedienen. Darauf führte er uns ins PALATIUM so die Päbst. RESIDENTZ gewesen, der zeith als der stul alhie geseßen, alwo gegenwertig der LEGATUS À LATERE, die land= Regierung v. die SOLDATESCA LOSIret. Vnd das derohalben, weil sich bey dem vorigen LEGATEN offt ein TUMULT von der Burgerschafft erhoben, daß man seines lebens992 nit sicher sein können. Ingleichen sind auch im PALATIO das Zeug= v. PROVIANThauß: wozu mann etliche Kirchen eingenommen, die altär oder Capellen aber zum Gottesdienst gelaßen. Wo die schwere stücke stehen, ist eine Kirche. Noch eine andere oben auff derselben, PLEIN PIED des CARDINALS gemach v. ein Keller vnterhalb, daß also 3. Schwere gewölbe aufeinander stehen. Das PALATIUM wird wegen seiner weitläufftigkeit v. unförmligkeit der gemächer, schier nit uber die Helffte bewohnet. Die APPARTEMENTen, wo der itzige CARDINAL wohnet, sind neu erbaut, v. an das VIEUX CORPS des gebaues angehängt. Der itzige LEGAT wird mehr gelobt als sein vorfahr DE COLONNA,993 ist ein GENUESER, heist LOMELINI994, uber allen thüren stehet sein Nahme. In dem 986 987 988 989 990 991 992 993 994
Vermutlich Châteauneuf-du-Pape. B: Seitenumbruch . Sorgues. Ouvèze. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . Alexandre Colonna, 1664–1665 Vizelegat. Laurent Lomellini, 1665–1670 Vizelegat.
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garden995 Saal stehen die wapen der Cardinäl so alhie LEGATEN gewesen nach einander. Sie wechseln alle 3. jahr oder mußen aufs neue CONFIRMIRT werden, welches beim wohlverhalten stehet. Gantz nahe bei der Statt ist ein Insul, dieselbe PRÆTENDIRT der Konig, durch OCCASION der GENERAL INQVISITION im Königreich, auff seinem996 grund v. boden zu seyn; wenn Er Sie behaubtet, so ist die Statt von dieser Insul, ITEM von dem König. FORT ST. ANDRÉ und NEUFVILLE jenseits des RHONS halb BLOQUIrt. Wiewohl Sie wegen ihrer großen weitläufftigkeit und daß Sie übel bewohnet, nit im stand ist Sich viel zu DEFENDIRen. Die Bürgerey wünschte lieber vnter Franckreich zu seyn, eines theils weil Sie nit gern sehen, daß der Römische MAGISTRAT offt CHANGIRT wird, andern theils, daß die APPELLATIONen weit nach Rom gehen, und daß die Statt=thore, nach der Italiäner arth gar früe gesperrt werden, da hingegen Sie nach der Frantzosen MANIER ein bestendiges CORPS der JUSTITZ hätten. Die APPELLATION gienge zum PARLEMENT nach AIX, so nahend hiebey, und würde kein thor verschloßen, oder doch nach willen geöffnet; ITEM so hätten Sie beßere NEGOTIen mit des Königs unterthanen, alß ietzo. In der CHAPELLE oder dem ORATORIO, so gegen dem Schweitzer Saal [gegen] über ist, seind des vorigen Pabstes ALEX. VII.997 RES GESTÆ, historien weiß gemahlet, in folgender ordnung wie seine FORTUNA nach998 vnd nach gestiegen, erzehlen 1. FABIUS CHISIUS NOBILIS SENENSIS ADOPTATUR INTER PRÆLATOR daß ist: FABIUS CHISIUS ein Edelman aus SIENA wird unter die geistlichen oder die Prælaten aufgenommen. FAB. CHIS. PRÆFICITUR FERRARIÆ PROLEGATUS. FAB. CHIS. wird zu FERRARA VICE-LEGAT. FAB. CHIS. ACCUSITUR INQUISITOR APUD MELITENSER FUTURUS. FAB. CHIS. wird zum künfftigen INQUISITOREN nacher MALTA beruffen. F. C. COLONIAM NUNCIUS DELEGATUR. F. C. wird nach Cöln alß ein NUNCIUS APOSTOLICUS geschickt. F. C. À PONTIFICE CUM PLENA AD PACEM POTENTIA MISSQ., MONASTERII PERTRONORIFICE EXCIPITUR. F. C. nachdem Er vom Pabst als gevollmächtigter zu den Münsterischen Tractaten geschickt worden, wird zu Münster gar herrlich empfangen v. eingeholet. F. C. INSTITUITUR SANCTIORIS CONSILII AMANUENSIS. F. C. wird ein geheimbder Copist des Heyl. Kirch=Rhats.999 995 996 997 998 999
B: gartten. B: Seitenumbruch . Fabio Chigi (1599–1667), seit 1655 Papst Alexander VII. B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch .
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F. C. INTER CARDINALES ADSUIBITUR. F. C. wird zur DIGNITÄT des Cardinalats erhoben. F. C. DIUM SUFFRAGIIS IN SUMMUM PONTIFICEM ELECTUS ADORATUR ALEXANDER VII. F. C. nachdem Er durch eine einhellige wahl zum Pabst erwehlet, ward Er ADORIRet mit dem Nahmen ALEXANDRI VII. Er ist nur 2. Jahr CARDINAL gewesen v. darauf Pabst worden. Wie es in seiner ELECTION hergangen, sagt ein italianischer TRACTAT, TITULIRet: CONCLAUE NEL QUALE FU ELETTO ALESSANDRO VII.1000 Diese Graffschafft AVIGNON wird REGIRT in TEMPORALIBUS durch einen VICE-LEGATUM, welcher gemeiniglich ein vetter des regierenden Pabstes v. so viel ist als ein GOUUERNEUR in Franckreich. In SPIRITUALIBUS ist ein Ertzbischoff alhie, so über 5. oder 6. Bischöffe in der Graffschafft zu befehlen hat. Alle einkommen des Landes gehen auf den unterhalt der Christ= vnd weltlichen Obrigkeit v. der Militz. Es sind feine städte darin, alß VAISON,1001 CARPENTRAS, CAVAILLON, L’ISLE,1002 dabey nahent die Statt VAUCLUSE1003 v. vnter derselben die Quelle LA SOURGE1004 entspringt , so auff ein Steinwurff also bald etliche mühlen zu treiben anfanget. Dieser fluß giebt der Statt AVIGNON viele nutzbarkeiten. Oberhalb VAUCLUSE ist ein altes Schloß dem Berümbten PETRARCHen1005 gehorig gewesen, alwo Er seine meiste POESIE, insonderheit von den QVALIÄTETen einer DAME im land LAURA1006 genant, geschrieben, dieselbe hat Er [so] zwar nit geheurath, aber in ehren geliebt über 20. Jahr, so lange Sie gelebt v. hath über das nach ihrem tod ihrer in die 10. jahr [ihrer] in seinen versen nit vergeßen können. [Aber] Nach ihrem tod hat er sich aus Franckreich in ITALIAM begeben vnd ist lang hernach bey PADUA gestorben. Nachdem Er ehe Seines abzugs Sie alhie in AVIGNON bey den CORDELIERn beysetzen laßen v. Sie mit schönen versen besungen: In deren grabstein, so aufrecht stehet, ist ein Stern gehauen: 100. vnd mehr jahre hernach hat FRANCISC. I. der König in Fr. das grab eröffnen1007 laßen alwo auff ihrem Hertzen ihr CONTREFAIT von bley gelegen; mit versen, welche PETRARCHA auf ein PERGAMENT mit eigener Hand geschrieben, so uns auch gewiesen worden. Neben noch andern versen, so obgedachter König ihr zu ehren, in dem Er das grab gesehen mit eigener Hand verfaßet. Diese 1000 1001 1002 1003 1004 1005 1006 1007
Conclave nel quale fu eletto Fabio Chiggi detto Alessandro VII., o. O. 1664. Vaison-la-Romaine. L’Isle-sur-la-Sorgue. B: Seitenumbruch . Fontaine-de-Vaucluse. La Sorgue. Francesco Petrarca (1304–1374), Dichter und Geschichtsschreiber. Laura de Noves (1310–1348), verm. mit Hugues II. de Sade, Comte de Sade. B: Seitenumbruch .
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verse sind gar wol gesetzt vnd werden beym GÖLNITZ in seinem ITINERARIO gelesen.1008 Diese LAURA war von Einem Adelichen geschlecht aus diesem lande, so noch vorhanden v. MAZAN heißet: von selbigem geschlecht ist der itzige Bischoff von CAVAILLON.1009 Zu AVIGNON sind sehr viele clöster, Kirchen und eine UNIVERSITÄT. Die Juden vnd REVERENDO1010 offentliche frauenhäußer werden alhie gelitten, wofern Sie den TRIBUT geben, wie in Rom gebräuchlich, jene tragen gelbe Hüthe v. die zu Rom rothe überzüge darüber, sagende, der Pabst will daß Sie alle Cardinäle sein sollen. Auch ist ein Müntzwesen gegen dem PALAIS, so nur Kupfferne Pfennige. einfache1011 SOLS vnd stucke von 5. SOLS mit des regirenden Pabsts ge-
präg müntzen. Die Seide wird alhie in ABUNDANTIA1012 gezogen vnd allerley daffete Stoffe, außerhalb aber nit so guth vnd tauerhafft alß in Franckreich gemachet. Werden aber in geringem Preiß gegeben v. weit verführet. Zu Unser Zeit richtete mann ein künstlich feuerwerck vor dem PALAIS zu, den ATLANTEM mit der welt Kugel REPRÆSENTIRENT, so des Pabsts vettern zu ehren, wenn es nur windstill worden, angezündet werden sollen, weil Er CARDINAL PATRON worden. Vor dem UNIVERSITÄTS=Hauß ist eine runde Seule, halb manns hoch; wenn einer BANQUE ROTTO spielet v. sich nur, REVERENDO1013 bloß auf diesen stein setzen kan, darff ihn niemand angreiffen. Bey den AUGUSTINern ist die INQUISITION. Die Statt wird von gebornen Italianern auf ihre arth verwachet, v. die thore mit aufgepasten lunden verschloßen v. wieder auffgemacht.1014 DITO Abends noch aus AVIGNON nur über die brücke, geritten daran 3. Joch dem Pabst v. die übrige dem König gehören: vnd nach VILLENEUFUE,1015 alwo ein Frantzös. Müntz v. die erste Stadt in LANGUEDOCQ ist, sich begeben, alda wir PERNOCTIRT. Den 28.ten MART. reiseten wir 4. meil v. traffen kein Hauß an. Endlich kamen auff RIMOLAIRE,1016 wo sonsten die PASSAGE vber das waßer GARDE1017 ist, wir aber jenseits geblieben, welches etwas weiter umb ist, vmb zur berümbten Brücke PONT DE GARD [so] zu kommen , dieser Brücken gehen 3. über einander, war [gebaut] deswegen also [daß] gebaut, damit der eine berg von 1008 1009 1010 1011 1012 1013 1014 1015 1016 1017
Abraham Gölnitz, Ulysses Belgico-Gallicus fidus tibi dux et Achates. [...] Amsterodami: Elzeviriana 1655, 436–437. Jean Baptiste de Sade de Mazan (1633–1707). Reverendo, salvatorische Klausel, vgl. Anm. 563. B: Seitenumbruch . Überfluss. Reverendo, salvatorische Klausel, vgl. Anm. 563. B: Seitenumbruch . Villeneuve-lès-Avignon. Remoulins. Le Gard Ou Gardon.
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seithen NIMES, zum andern berg jenseits des waßers vnd von [seithen] der Statt USEZ1018 hero aneinander stießen, alwo nit allein zu öbrist ein wandersmann zu fuß bedeckt übergehen können, sondern auch hiedurch der CANAL zum AQVÆDUCT nach NIMES gelegt gewesen. Welches ein herrlich gebau, alß die Römer Je= 1019 mahls eins bauen können. Vornehmlich von so großen hohen v. breithen Schwibbogen v. daß es so lang stehen können, daß nichts sonderlichs verfallen, als an einem ende die ENTRÉE, welche leicht zu REPARIRen v. zu erhalten wer, wie auff des Königs erinnern die Landschafft LANGUEDOCQ etlichmahl darauff bedacht gewesen. Der vntersten Brücke bedienen sich noch heutiges tages Roß, mann v. wagen. Das unterste gewölb so im waßer stehet hat 6. bogen. das mitlere 24. das oberste 36. Die mitleren Schwibbogen sind 32. schritt breit. Von lauter quadersteinen gebaut, deren manche ein stück von 2. biß 2. ½. Mann lang ist. DITO Mittag gehalten zu SANBONNE DE GARD,1020 einem schlechten dorff, gehöret dem DUC D’USEZ1021 zu, alhie giebts viel REFORMIRTe auch von den gemeinen leuthen. Von dannen noch 3. meil auf NIMES.1022 Abends alhie eingekehrt vor der Pforten DE LA COURONNE, im wirthshauß genant AU LUXEMBOURG, alwo zugleich etliche Truppen v. mit denselben1023 die OFFICIRer vom Regiment DE ROQUELAURE ankahmen. Zu NIMES ist das prächtige AMPHITHEATRUM von großen quadern, meist blaulichter farb, erbauet. Ist größer v. MAGNIFIQUer als das zu VERONA in Italien aber inwendig mit kleinen [figuren] Häusern durch v. durch bebauet, welches zu VERONA nit ist v. man noch bißweilen in dem zu VERONA COMMEDIEN PRAESENTIRet. It. ist alda ein PRÆTORIANUM oder gewißes Richt Hauß, noch von Römischer arbeit1024 zu sehen. Die Statt ist eine COLONIe v. REPUBLICQ der alten Römer gewesen, deren wapen ein CROCODILL bey einem balmen baum, wie noch außerhalb der Statt bey der SOURCE oder quellen worbey der DIANA Tempel gestanden, v. sich die Statt biß zu diesem felßen erstrecket, zu sehen. Die REFORMIRTen sind mächtig alhie, haben ein Tempel in der Statt v. eine glocke darinnen, welches sonsten rar ist. Uber die thür hatten Sie vor diesem die buchstaben1025 gesetzt: LA MAISON DE DIEU, oder alhie ist Gottes Hauß. So Sie aber nachgehends auslöschen müßen, wie mann vns solches EN PASSANT gewießen. 1018 1019 1020 1021 1022 1023 1024 1025
Uzès. B: Seitenumbruch . Saint-Bonnet-du-Gard. François de Crussol (1604–1680), Duc d’Uzès. Nîmes. B: Seitenumbruch . B: Art. B: Seitenumbruch .
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Alhie sind itzo 8. priester, noch so viel als vorhin, so jährlich 4.000. fl. aus den COLLECTen bekommen, welche COLLECTen Sie TAILLES DE MINISTRES nennen v. vnter sich selbsten anlegen, der ärmste kompt jährlich auf 20. SOLS, der reichste 5. oder 6. LIVRES. Jetzt aber erhalten Sie sich alle davon, sambt den ACCIDENTIen, so bißweilen von den studenten fallen. Denn wie die UNIVERSITÄT abgeschafft, hat mann das MINISTERIUM verstärckt v. läst durch Sie SCHOLASTICA heimlich treiben. Ohnlängst ist ein vornehmer MINISTER aus Engelland anhero VOCIRT worden, nahmens LOMBARDUS,1026 vor 3. jahren [ist] ward der REFORMIRTen UNIVERSITÄT [alhie] abgeschafft, die studenten aber begaben sich meist nach ORANGE, in maßen der kleine Tempel v. die CLASSES abgebrochen worden, der platz ist den JESUITen1027 geschenckt, so einen garten draus gemacht. In NIMES sind uber 8.000. COMMUNICANTen von der REFORMIRTen RELIGION, die meisten von den vornehmsten v. reichsten Kauffleuthen. Der Elteste Pfarrer ist vor diesem CORNET unter Mr. TURENNE geweßen. Der Statt Consuln sind 5. deren 2. der REFORMIRTen RELIGION, werden aber zu keinen PUBLICIS ET SECRETIS NEGOTIUS mehr gezogen, ist zu fürchten, daß Sie mit der Zeit gar SUPPRIMIRT werden. Der Bischoff alhie hat m/18. LIVRES einkommen, liebet sehr das RECOLLECTen closter außer der Statt, wegen der schönen ALLÉEN im garten, meist von Cypreßen v. lorber bäumen, so vor diesem so dicht v. schattich gewesen, daß die Sonne nicht durchscheinen können, deren aber vor 4. jahren ein ziemlich antheil erfroren. Er schläfft öffters in diesem closter. Die Statt hat 6. thore vor iedem ist ein closter.1028 In dieser Statt werden stattliche wüllene Zeuge gemacht, davon bekant ist der SERGE DE NIMES. Seidenwürmer werden hie auch eingeführt v. die seidenweberey [ist] gehet alhie so starck alß zu AVIGNON bey kurtzer Zeit. Ein Seidenhändler alhie gefragt, ob man die Seidenwürmer nit auch mit zarten wein=reben himber= oder brombeer=blättern erhalten könne? auf den fall mann keine maulber blätter haben könte, antwortet: es könte wohl sein, die würmer würden aber keine MATERIE daraus ziehen seiden zu spinnen, sondern würden nur sich ausmästen v. ohne nutzen wieder sterben. Die Seiden würmer setzen Sie vom Ende des MARTII v. laßen Sie freßen biß 25.ten MAII, alß dann fangen Sie an zu spinnen. Nachdem der GRAND JOUR DE CLERMONT1029 von AUVERGNE aufgehört, ward Er von dem MAISTRES DE REQUESTES anhero gelegt. So dieser landen herumb viel gräuliche mißethäter entdecket, deren mann wenig am leben, die meisten aber1030 an geld gestrafft. Daraus iedermann gesehen, daß es dem König mehr 1026 1027 1028 1029 1030
Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . 1666. B: Seitenumbruch .
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umbs geld als die JUSTITZ zu thun gewesen. Dergleichen ists mit den falschen Edelleuthen, welche der König Steuerbar machen laßen, dem gemeinen pöfel zu ubertragen, aber in EFFECTU ists keiner gebeßert, der gemeine Mann CONTRIBUIRet vor wie nach seine alte Steuer, der Edelmann die neue, sind alle INVENTIONES von Mr. COLBERT. Den 29. MARTII 4. meil auf PONT LUNEL1031 wo wir mittagten, dieser orth gehöret Mr. SERVIENT1032 König. Frantz. AMBASS. beym SAPHOIschen Hoff, alwo er seit 23. Jahren hero sich CONTINUIRLICH aufhält , von hier theilen sich die große Landstraßen, denn auf MONPELLIER1033 sind 4. große meilen auf AIGNEMORTE1034 2. auf ARLES 7. vnd so fort. DITO abend zu MONPELLIER ankommen vnd den 30. MARTII alda geblieben. Eingekehrt AU CHEVAL BLANC. Gegen über ein Apothecker, so die besten MEDICAMENTA von ALKERMES1035, so hierumb wechst, machet. It. köst. gerüche von AMBRA vnd anderen PARFUMS. Dahero er sich MAISTRE PARFUMEUR DE LA MADEMOISELLE nennet; auch macht Er PRETIOSE von Perlen vnd von allerley GALANTERIen vors frauenzimmer. Er PRÆSENTIRTe I. F. Gn. etliche flaschen von FRONTINGANER wein v. verehrte ihr ein buch darin die beschreibung seiner MEDICAMENTen, v. deßen was zu MONPELLIER zu sehen enthalten1036 : sein Nahme heist FARGEON1037 v. ist neulich Burgermeister gewesen. Er führet uns in den HORTUM MEDICUM außer der Statt. So da in 3. theil bestehet, Pflantzen, Kräuter vnd Stauden:1038 Dieselbe haben allerley Plätze, nachdem Sie gern wachsen, in der Sonne, im Schat= ten, auf den hügeln, in den thälern, und sind alle Kräuter=gefachse NUMERIRet, welche der PROFESSOR EXPLICIRT. Deren sind viel gifftige, und ist iedermann gewarnt keines abzubrechen, oder ohne vorwißen anzugreiffen. Auch sind viele Kräuther [=gefachse] aus frembden landen alhie, alß aus AFRICA. Das weib so den garten verwahrt ist 95. jahr alt. Wuste noch etliche Reimen von HENRICO IV. zu singen und heißet DONNA JOANNA. Die MEDICINALIsche FACULTÄT FLORIRet hier am meisten. Denn PROFESSORES MEDICI sind 6. ADJUNCTI 2. Alzeit über 300. STUDIOSI: ietziger Zeit etliche aus Indien von CANADA. CANARIIS, Spanier, Engländer, Teutsche &c. Von THEOLOGIS sind 4. PROFESSORES. vndt AD 600. STUDIOSI. Der REFORMIRTen STUDIA aber sind gantz abgeschafft. Haben doch den Tempel noch in der Statt. 1031 1032 1033 1034 1035 1036 1037 1038
Pont de Lunel. Ennemond de Servien(t), vgl. Anm. 798. Montpellier. Aigues-Mortes. Kermesbeeren. Phytolacca. Catalogue des Marchandises rares [...] à Montpelier, Avignon 1665. Jean Fargeon, Apotheker. B: Seitenumbruch .
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JURISTen sind 4. PROFESSORES, aber nit so viel AUDITORES, als PROFESSORES. Mann gehet darmit umb diese FACULTÄT gantz abzuschaffen, v. die Einkommen zur FACULTÄT nach VALANCE zu verwenden, als wo das JUS mehr FLORIRet. PHILOSOPHIÆ & HUMANIORUM sind 12. PROFESSORES, meist JESUITen. Bey unser anwesenheit DISPUTIRTen 2. MEDICI wegen einer VACIRENDen PROFESSORAT=Stelle. Einer war der REFORMIRTen RELIGION, und wenn er schon den APPLAUSUM der FACULTÄT vnd die APPROBATION des PRIMARII REGII MEDICI erhielte, muß Er doch PROPTER NOVA STATUTA, allererst Päpstisch werden umb diese PROFESSION zu haben, dieselbe trägt Jährlich 500. Rthlr. Das COLLEGIUM ANATOMICUM ist nit so schön, alß das zu Leyden, wiewohl das beste in Franckreich.1039 In der Statt sind unterschiedene König. CORPORA, alß ein COUR DES AYDES oder Rentkammer , ein THRESOR DE FRANCE. oder Einnehmerampt. ein SENECHAUSSEÉ. oder vnter=Landt Regirung Eine Müntze. Der Statt MAGISTRAT bestehet von 4. CONSULI. und wiewohl die REFORMIRTen, bißhero zu allen ermelten DIGNITÄTen zugelaßen worden, ists doch bey etlichen jahren hero anders, den die alte lest mann absterben, v. nimpt weiter keine REFORMIRTe mehr ahn. Unlängst kauffte ein REFORMIRTer eine CHARGE beim COUR DES AYDES, konte aber deren CONFIRMATION zu PARIS nit erhalten, sondern muste Sie wieder verkauffen, so guth er gekont. Vor der Statt ist ein CITADELLE in 4. Eck, meist wegen der Statt gebaut, so auch zu weilen REVOLTIRet v. einesmahls vom König starck beschoßen worden. Zu MONPELLIER ist 1/3. REFORMIRTer RELIGION, meist Kauffleuthe. Den 31.ten MART. währen wir gern vor Sich gangen FRONTIGNAN1040 und den neuen Port zu CETE,1041 allernechst dabey zu sehen. Weil aber die Zeith zu Edell, nahmen wir unsern weg wieder zurück nach der PROVANCE zugehen v. mittagten abermahl zu PONT LUNEL: So viel wir unß aber wegen obgedachten neuen Ports berichten1042 laßen, hat es diese beschaffen= heit. Mann hat anfanglich dem Konig unterschiedliche orthe am Mittelländischen Meer vorgeschlagen, welche Sich am besten Schickten, so wohl wegen sicherer anlandung derer vom Meer ankommenden Schiffen, alß auch wie mann Einen CANAL biß in die GARONNE, welche in den OCEANUM laufft, am füglichsten vollführen könne? Erstlich hat mann vermeinet NARBONNE und den fluß AUDE welcher durch NARBONNE rint v. an Sich selbsten nit weit von der GARONNE entspringt, hiezu zu gebrauchen; Hernach ist AGDEN1043 in vorschlag kommen, welches oberhalb BEZIERS1044 liegt, und alwo 1039 1040 1041 1042 1043
B: Seitenumbruch . Frontignan. Sète. B: Seitenumbruch . Agde.
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albereit ein Port ist. Endlich hat mann das aller beste EXPEDIENS gefunden, Einen neuen Port nahent FRONTIGNAN, bey einem dorff CETE genant, anzulegen. Denn aus demselben orth hatte mann die beste wasser mittel einen CANAL auf CASTRES und von CASTRES in die GARONNE v. so fort an zu führen: Dieses CONCLUSUM ist mit verwilligung der landschafft im LANGUEDOCQ geschehen, als welche alle jahr zu diesem waßerbau m/100. thlr. freywillig CONTRIBUIRet, und ist mit denen SOLENNIen, wie die Zeitungen vor etlich jahren gemeldet, der erste Stein zum Port zu CETE gelegt worden. Die anlegung des Ports geschieht auf folgende arth: fast überall in Franckreich längst dem Mittelländischen Meer hero, hat die Natur daßelbe land vor außwärtigen anfällen befestiget, in dem am ufer des Meeres ein kleiner Strich1045 landes vorgehet, und darauf lauter lachen1046 oder1047 untieffe Moraste folgen, so verhindern, daß kein Schiff ans Platte land kommen kan. Weil nun bey obgedachtem dorff CETE, alwo der Port gemacht werden soll, dergleichen auch ist, alß mußen die vor dem Meer liegende lachen v. Sumpffe biß an das Meer hinein, so weit biß es tief genug und zu einem Port bequem ist, von zweyen ruthen mit Steinen angefült v. abgedicht v. in der mitten des Port den CANAL gelassen werden, damit mann den völligen Port habe, v. von daraus in den CANAL fahren könne. Daß mann aber zu NARBONNE oder AGDEN mit dem CANAL nit fortgefahren habe, Sey die Ursach, weil mann befunden, wann mann der orthen dem Meer eine öffnung durch Ein CANAL gezeiget hätte, so würde es Sich sonderlich bey großen Stürmen weit heraus gethan und viel landtes verdränckt haben, welches aber bey CETE nit zu befahren. Den 31.ten MARTII blieben wir übernacht zu ST. GILLES,1048 alwo von den Einwohnern der halbe theil der REFORMIRTen RELIGION zugethan ist. Vor etlichen hundert jahren wahr dießer orth die RESIDENCE der alten grafen von TOULOUSE. Den 1.ten APRIL. Ein meil vom nachtlager, PASSIRTe mann über ein arm der RHONE v. kahmen auf 2. Stunden nach ARLES, alwo wir die Brücke über den völligen RHOSNE PASSIRTen v. PEAGE bezahlten. Diese Statt ist von FRANC. I. befestiget worden, als Er geforcht1049 CAROLUS V. würde über MARSEILLE ins Königreich einfallen,1050 zu der Zeit mann vnter der Erde viel rare sachen, insonderheit viel ringe mit brustbildern1051 in köstliche steine geschnitten gefunden, so mann zusammen ge1044 1045 1046 1047 1048 1049 1050 1051
Béziers. B: ein klein Stück. B: lachen lagen. B: Seitenumbruch . Saint-Gilles. B: [ge] erfuhr. B: eingefallen. B: Seitenumbruch .
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kaufft v. in des alten goltschmiedts AGATEN CABINET zu sehen sind, daßelbe hat vor dießmahl nit wollen gezeigt werden, weil der PATRON neulich gestorben. Die alte heidnische DIANA sahen I. F. Gn. im Rathhauß. Des Cneium1052 MARII Tochter ist vor der Statt begraben worden, laut ihres grabsteines so mann neulich gefunden. Vor der Statt ist ein Kirchhoff voller uhralten leich=särcke in Stein gehauen, alwo hin iedermann von alters, von etlichen 100. meilen hero begraben wollen werden, maßen ein Hertzog von Saphoy sich auch anhero führen laßen, v. daß der ursachen, weil dießem orth sonderliche heiligkeit beygemeßen v. PER TRADITIONEM geglaubt wird, Christus habe selbst mit füßen alhie gewandelt, v. sey dannenhero dieses ein heiliges v. geweihtes Erdreich, so der Seelen dienen thäte. Heutiges tages, da der aberglaub nit mehr so starck1053 in Franckreich, wird dieser Kirchhof nit mehr in acht genommen. Lest Sich auch niemands mehr hie begraben, sondern wird dadurch als einer offentlichen landstraße, geritten, gegangen und gefahren. Hierbey ist ein Uhralt Kloster, darin viel ANTIQUITÄTen und unter andern unter der Erde in einer Krufft zween steinerne Särge sind, alwo das waßer nach lauff des monaths ab= vnd zunimpt. DITO Ubernachts zu ST. MARTIN1054 geblieben.1055 Alhie fängt das Steinichte land DE CRAU ahn und weret die folgende tagreise, es sind lauter Kieselsteine, deren das land so voll ist, daß mann schier darvon kein weg finden kan. Lorbeerbäume wachsen alhier alß gemeine bäume sind groß vnd dick. Werden nit geachtet. Den 2.ten APR. 4. m. bey SALONE1056 vorbey gereist, alwo der berumbte Frantzöß. PROGNOSTICANT und Calender Schreiber NOSTRADAMUS1057 begraben. Deßen propheceyungen fast alle eingetroffen, vnd noch mehr auff ihn gehalten wird, als in Teutschland auff den HERLICIUM.1058 Noch auf 2. meil weiter nach ausgestandener grausamen hitze in einem schlechten wirthshauß mittag gehalten. DITO Abends spath zu AIX1059 ankommen vnd À CHEVAL BLANC eingekehret, da wir viel neuankommende CHEVALLIERS DE MALTA angetroffen so unter andern mitgebracht, daß ihr berühmbter Seeheld v. geißel der CORSARen, CHEVALLIER PAUL1060 erst vor 3. wochen auf der See gestorben, welchen nit allein gantz MALTA sondern auch die gantze Frantzös. SchiffARMÉE REGRETTIRE. 1052 1053 1054 1055 1056 1057 1058 1059 1060
B: Neuen. B: zu starck. Saint-Martin-de-Crau. B: Seitenumbruch . Salon-de-Provence. Michel de Nostredame (Nostradamus) (1503–1566), französischer Apotheker und Astrologe. David Herlitz (Herlicius) (1557–1636), Mediziner, Astronom, Kalenderschreiber. Aix-en-Provence. Jean Paul Saumeur (1597–1667), Chevalier Paul, französischer Marineoffizier, gest. 20. Dezember 1667.
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Den 3.ten APR. befunden wir das AIX eine saubere statt voller neuen Prächtigen PALATII, auf die neue arth erbaut v. eine der schönsten in Franckreich ist. Ohne daß ihr ein fluß oder rinnend waßer fehlet. Alhier v. umb diese gegend ists albereit voller CITRONen, Pommerantzen, Rosmarin, lorbeer= und Cypreßen bäume, alhie ist das Parlament über die1061 Provantz. Das Statt Hauß wird itzt neu gebaut, daß ein König darin LOGIRen könne, ist prächtiger als das Parlament Hauß selbsten. I. F. Gn. sahen das Nonnen=Stifft ST. BARTLEMY.1062 Alwo nur lauter vornehme Standes Damen1063 innen sein. Vnd in demselben den gläsernen Sarck CAROLI II. Königs in Sicilien,1064 so den letzten Hertzog von Schwaben1065 auf des Pabstes1066 verhetzung DECOLLIRen laßen. Seine glieder liegen zum theil von einander v. in baumwolle eingewickelt. Eine nonne so es I. F. Gn. weiset, wolte Sie PERSUADIRen, daß albereit MIRACULA bey diesem grab geschehen. Sie zeigte Sein SCEPTer, Speer, Schwert v. andere REGALIA.1067 Seine Crone hat Er der MARIA MAGDALENA Haubt aufgesetzet, so auf 4. meil von hier zu ST. MAXIMIN1068 gewießen wird. Auch ist vor 3. jahren von Italianischen Kunstbildhauern ein solcher Altar zu ST. MARIAE verfertigt, der wegen POLITESSE v. kostbarkeit des schönen Alabasters, schier nit viel seines gleichen in Franckreich hat. In der großen Kirche ist der tauffstein so auff so viel großen Säulen vmb v. umb ruhet, zu sehen. Vnter andern prächtigen PALATIIS so inwendig auch schön EMBELLIRET, MERITIRen CONSIDERIRT zu werden,1069 LE PALAIS DE Mr. LE BARON DE CASTEL RENAULT.1070 LA MAISON DU PRESIDENT Mr. DE RAGUSE,1071 wie auch DE Mr. LE PONTES1072 vnd das Hauß DU LIEUTENANT BLANC oder CRIMINEL welche I. F. gn. zum theil EN PASSANT zu sehen die mühe genommen. Der GOUUERNEUR über die PROVENCE ist der DUC DE MARCOEUR, itzo genand CARDINAL DE VENDOM.1073 LIEUTENANT DU ROY ist Mr. DE MERAN1061 1062 1063 1064
1065 1066 1067 1068 1069 1070 1071 1072 1073
B: Seitenumbruch . Saint-Barthélemi. B: Nonnen. Charles II d’Anjou (1254–1309), König von Neapel. Es liegt eine Verwechslung mit Charles I d’Anjou (1227–1285), König von Sizilien, vor. Dieser hatte die Auseinandersetzung mit dem Herzog von Schwaben. In Aix bestattet wurde Charles II. Konrad Herzog von Schwaben (1252–1268), hingerichtet in Neapel Gui Foucois (um 1200–1268), seit 1265 Papst Clemens IV. B: Realien. Saint-Maximin-la-Sainte-Baume. B: Seitenumbruch . Jean-François d’Aimar-d’Albi, Baron de Châteaurenard. Hôtel de Châteaurenard in Aix, im Jahre 1660 übernachtete Ludwig XIV. in diesem Haus. B: Renalt. Charles de Grimaldi-Régusse (1612–1687), Président à mortier au Parlement. Das heutige Hôtel wurde allerdings erst 1680 errichtet. Nicht identifiziert. Louis de Bourbon (1612–1669), Duc de Mercoeur, Duc de Vendôme, 1667 Kardinal.
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VILLE.1074 Ertzbischoff ist CARDINAL GRIMALDI1075 ein GENUESer. Im Parlament sind 5. PRÆSIDENTen vnd biß in 50. CONSILIARII. Das CABINET des Apotheckers, so Mr. AUTHIER1076 heist, ist schon lange Zeit in ESSE. Darin sind über 50. MEDAILLEN von golt der Ersten Kayser v. Kayserin
nach einander; auch etlichen uhralten Königen von Franckreich müntzen. Die SUITE der Kayser vom BAS L’EMPIRE oder da das Röm. Reich algemach in abgang gangen, ist in Silber alles nach einander v. mehr als 2.000.1077 Stücke. Von alten MANUSCRIPTIS sind in die 50. oder 60. bücher: Viele RARITÄTen aus Turckey v. Morgenland, Turckische Paß=briefe von den Bassan v. theils dem Kayser selber vnterschrieben, welche ihme sein sohn eingeschickt, von seinen auf den Malthesischen Schiffen wieder die Turcken gemachten beuthe. Darin sind auch viele Heid= v. Indiansche IDOLA, so Sie vor ihre Götter angebettet. Vnter andern1078 ein SAUTERELLE oder Heuschrecke, darunter ein Eyden gegeben; so der Heuschrecke feind ist v. Sie frißet, dieses bild mit etlichen zauberischen worten in einer gegend gelegt, soll zur heiden Zeiten alle heuschrecken weggejagt haben. Auch war ein Mumien=Kopff, daran zu mercken daß mann ihm gelt in mund gelegt, den fuhrlohn dem CHARON uber den höllenfluß zu bezahlen, wie die heyden FABULIRet gehabt. Aber am meisten ist zu CONSIDERIRen gewesen die QVANTITÄT so vieler alten brust=bild vnd gantzer historien im köstliche Steine geschnitten, welche nach art der heyden, den todten mit andern PRETIOSen ins grab beygelegt gewesen. Solche Steine sind von unterschiedlichen vornehmen CURIEUSEN, darunter PAIRESQUIUS1079 zusammengesucht v. mögen wol 1.500. stück sein. Dazumahl hatte Er Sie seinem Sohn nach PARIS geschickt, umb dem König zu zeigen, ÆSTIMIRTe Sie in allem m/25. LIVRES. Nach diesem CABINET sahen I. F. Gn. noch ein anderes eines vornehmen CANONICI, BORIEILLY1080 genant, so es von seinem vatter einem gewesenen ParlamentsH. geerbet. Dieses CABINET hat der Konig LUDOV. XIII. vor= mahls auch gesehen v. sein wehrgehenck, so Er umb den Leib gegürtet v. von silber drat geflochten, darinnen Er auch geweihet worden,1081 in diß CABINET verehrt, daßelbe wird mit sonderbahren CEREMONIen gewießen. Nechst deme wurden I. F. Gn. gemälde von Rubens v. Albret Dürer: auch von der Nadel v. Pfauen federn gewürckte sachen gewießen. Alte statuen von BRONZE eines halben manns groß: alte schwerter von alten Helden. Meßer mit Christallen 1074 1075 1076 1077 1078 1079 1080 1081
B: Meranille. Vermutlich Charles de Maranville, Seigneur de Maranville. Girolamo Grimaldi-Cavalleroni (1597–1685), Erzbischof von Aix. Toussaint Lauthier (gest. 1685). B: 20.000. B: Seitenumbruch . Nicolas Claude Fabri de Peiresc (Peirescius) (1580–1637), Astronom, Sammler. L’abbé Michel de Borilly (Borrily), Prieur de Ventabren, begründet wurde die Sammlung von dessen Vater Boniface de Borilly (gest. 1648). B: Seitenumbruch .
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v. Agathenschalen. Ein groß trinckgeschirr von geschnittenem Cristall, Eins von Agath, viel Indianische trinckgeschirr zum theil von PORCELLANE. Meerwunder. Ein Kästlein von 27. Schubladen, in Jeder Schublade sieben reyhen wieder von 20. oder 30. stücken lauter göldene, alten MEDAILLen der Röm. bürgermeister vnd Kayser wie Sie auf einander gefolget. ohne was noch unten im Hauße an Amazonen=Cüras und Schwertern, auch alten Steinen von MONUMENTen gewießen worden. Sonsten sind zu AIX unterschiedliche leuthe von der RELIGION, aber nit viel, denn Sie bey weitem nit so gelitten werden alß im LANGUEDOCQ. Noch denselben Abend auff 3. meil bey der Kühle gereist v. PERNOCTIRT in einem einschichtigen wirthshauß, alwo wir viel zigeuner RENCONTRIRT, genant SETLENE.1082 Den 4.ten APR. hatten wir noch 2. meilen auf MARSEILLE. Diese Statt könte ihrem SITU nach1083 rings ins Meer gesetzt v. unüberwindlich gemacht werden; wenn Sie also im waßer stünde, könte deren runde ein sicherer port vor viel hundert schiffe seyn, die mann mit einem schlüßel zum port alle versichern konte vor feind, sturm v. allerley ACCIDENTIen. Uber das wann die Statt belagert würde v. schon aller außenwercke verlohren giengen, könte mann einen ieden SUCCOURS durch den Hafen einlaßen, insonderheit die Spanier. Solches zu verhüten hat der König dieser v. mehrer Ursach halben nit allein eine BRECHE in die Stattmauren machen laßen. Sondern ist auff der lincken seithen des Ports, albereit ein CITADELL verfertiget, v. soll nechst dem Port auf der rechten seithen in der Statt ein andre geleget werden, dazu dan albereit raum gemacht ist. An statt erweiterung des Ports hat man ihn verringert, weil mann an deßen ufern vnterschiedliche MAGAZIN erbauet vnd dazu ein merckliches vom Port eingezogen. In der nahent1084 des Ports vnd gantz oben auf einem berge ist erstlich eine abbey vnd GUARNISON darbey: noch höher ein CITADELL daraus mann weit ins meer sehen kan, wenn frembde schiffe ankommen, vnd so viel deren seyn, so viel fahne allemahl1085 ausgesteckt werden müßen; die CORSARen können sich nahent vnter dem FAVEUR der felßen vnd berge ja schier biß an Port schleichen, daß mann ihrer nit gewahr wird, nehmen offt CHALOUPPEN vnd viel andre kleine Schiffe hinweg. TRIPOLIS liegt recht gegenüber in AFRICA, will keine COMMERCIA mit Franckreich halten, aber wohl THUNIS vnd ALGIER, daher des Königs GALLERen stets creutzen1086 müßen. Mann sagt, daß die Statt an dem orth wo jetzo die mauren vmbgerißen sein, umb ein merckliches erweitert, aber nit befestigt werden solle. Zu den PUBLICgebauen v. mauren liegen albereit m/260. LIVRES in DEPOSITO. 1082 1083 1084 1085 1086
Vielleicht Septèmes-les-Vallons. B: Seitenumbruch . B: nähe. B: Seitenumbruch . B: reißen.
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Vmb die Statt herumb ist vors getreid kein fruchtbarer erdboden wegen der steine vnd klippen, hingegen wachsen ins gemein oliven vnd wein, deßwegen auf etliche meil herumb in die 16.000 bürgerliche landgüther gezehlet werden, von welchen solche gearbeitet werden. Hiebevor v. wie die Statt noch bey ihren PRIVILEGIen geweßen wahr ieder weingarts mann So in diesem Häusern wohnen schuldig, ein gewehr in seinem Hauß zu halten, v. auff andeutung, daß feinde vorhanden, damit in der Statt zu erscheinen. Zu Pest=Zeiten RETIRIRTE sich ein jeder auff sein Landguth vnd À LA CAMPAGNE. Die Statt zahlet die Saltz=GEBELLEN;1087 ist dagegen PRIVILEGIRT von allen wahren keinen Zoll zu entrichten. Jetziger Zeit hat der König neue Zols genug nit in die Statt sondern auf 3. oder 4. meil vor der statt geleget, v. müßen alle güther so aus oder ein wollen zahlen. In der PROVENCE v. LANGUEDOCQ sind ahn etlichen orthen die TAILLES REEL; ahn etlichen PERSONEL: das ist, werden etlicher orthen auf die güther geschlagen. Ander orthen aber auf die Köpffe. Jenes gehet1088 redlicher zu alß dieses. Denn davon kan sich niemand EXIMIRen. Alhie aber will man bald Edelmann, Soldat, geistlicher, oder König. Beampter vnd dahero EXEMPT sein. Wenn vor diesem Ein König seine ENTREÉ in diese Statt MARSEILLE gehalten, muste Er mit wenigen oder so viel leuthen, als der MAGISTRAT verwilligte, einziehen, v. in PERSONA das JURAMENTUM PROTECTORATUS schweren, auch der Statt alle PRIVILEGIA, wie die vorige Könige, zuhalten, versprechen, vnter deßen alß dieses geschahe, ward das thor wo Er eingeritten zugeschlagen, wie auch das andere so vor ihm gewesen, verriegelt, stunde also gleichsam in einem zwinger, so lang biß dieser ACTUS vorbey gewesen. So aber bey der Regirung des itzigen Königs auf einrathen des CARD. MAZZARINI vnd des GOUUERNEURS uber die PROVENCE1089 des DUC DE MERCOEUR,1090 so des CARDINALS erste NIECE1091 geheyrathet, abkommen, in dem der König die Mauren wie obgedacht niederwerffen laßen, ehe er eingeritten. Auch so bald darauff das PRIVILEGIenbuch vor Sich bringen v. zu zerreißen befohlen. Auch hat der Konig die zween Bürgermeister, so von der vornehmsten NOBLESSE seyn mußen v. GOUUERNEURS oder PROTECTEURS DE LA REPUBLIQUE genant worden, sambt allen ubrigen PRIVILEGIen CASSIRT. Vor alters war die Statt eine mächtige REPUBLIQUE v. stund mit den Römern in gutem vertrauen v. bündnüs, wie FLORUS1092 davon zu lesen [gestanden]. Alß aber JULIUS CÆSAR v. POMPEJUS mit einander kriegten, vergaßen Sie ihres
1087 1088 1089 1090 1091 1092
B: Seitenumbruch . B: gehöret. B: Seitenumbruch . Louis de Bourbon, vgl. Anm. 1073. Laura Mancini (1636–1657), Nichte des Kardinals Jules Mazarin. Publius Annius Florus, römischer Dichter des 2. Jahrhunderts.
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rechten INTERESSE oder [rechten] STAATSCONSERVATION,1093 denn wiewohl POMPEJUS geschlagen v. Sie sich mit CÆSAR verglichen hatten, brachen Sie mit ihme auffs neue, ließen POMPEJUM wieder ein, v. gaben ihme noch dazu GALEERen, daß Er in AFRICA schiffen v. den Krieg erneuern können. Wie ihn nun CÆSAR gäntzlich getilget, richtete Er diese Statt auch zu grunde, seiher Sie niemahls wieder zu vorigen Kräfften kommen können. Sie ist von den Griechen gestifftet vnd von denselben eine treffliche schul alhie FUNDIRet worden, dahero die Römer1094 ihre Kinder studirens halben eben so gern anhero schickten alß nach ATHEN. Die TRAFFIQUen von MARSEILLE gehen nach BARBARIen auff THUNIS vnd ALGIER aber nit auf TRIPOLI. Die AFRICANer verkauffen ihre güther, mit dem beding, daß mann Sie selbst hohlen muß, v. sonder Häuthe, Wachs, Korn, Honig, Barbarische=Pferdte, affen, Meerkatzen, feddern, Corallen, allerhand seltzame thier. ITEM ein gewachs davon mann die besten Seiffen macht. Hingegen führt mann hinüber tücher von allerley farben, Seide v. wülle, Schiff=Kappen, gestrickte Strümpfe, gelt von 15. SOLS. oder orthsthalers=stück. Der Konig könte leicht ein Stapel aufrichten, alle güter, so in die Mittelsee wolten alhie ersmahls ab[zu]legen zu laßen so fern er die See unsicher machen wolt. Mann hat zwar versucht von hier aus den Holländern das Zucker=NEGOTIUM abzustricken, ist aber nit angangen. In dieser Statt sind die NEGOTIA zwar sehr gefallen, aber doch noch viel Handelsleuthe, insonderheit frembde, deren etliche der REFORMIRTen RELIGION sind vnd auf etliche meil dem Gottesdienst nachgehen. Maßen darunter auch die H. ZOLLIGHOFFER.1095 Deren sind 12. in der COMPAGNIE, wohnen überall herumb, alhie zu MARSEILLE1096 in Franckreich v. zu LYON, in der Schweitz, zu Wien, in Spanien, zu Valentza, alwo Sie wegen der RELIGION PRIVILEGIRT sind, v. deren CONFIRMATION noch neulich empfangen. Sie handeln zwar starck nach ORIENT, haben aber kein Hauß alda. Wegen vielheit ihrer NEGOTIEN v. daß Sie in allerley feind= vnd freundes länder gehen, ist nit zu verwundern, daß ihnen bißweilen ein oder ander schiff sampt der ladung im stich bleibt oder verarrestirt wird. Daher Sie bald hie bald da zuthun, das ihrige wieder loß zu bringen, welches offt gelinget durch ihre treue FACTORen, [sie] deren sie allerorthen haben. Die Schweitzer NATION hat das PRIVILEGIUM in Franckreich, daß Sie von den güthern, so in ihrem land wachsen oder MANUFACTURen so bey ihnen FABRICIRT werden, kein Zoll, sondern bey iedem Zoll ½. thlr. in die arme buchse geben. 1093 1094 1095 1096
B: Staats conversion. B: Seitenumbruch . Zollikofer, Kaufleute, weitverzweigtes Geschlecht aus der Schweiz. B: Seitenumbruch .
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[Alß] Ehe das leinwand durch die neuliche anstalt [noch nit] in Franckreich gemacht worden, hatten die Herrn Zollighoferische guthen nutzen, dann Sie es zu ST. GALLEN luden v. hauffen weiß in Franckreich vertrieben. Heut zu tage da es in Franckreich selbst gemacht v. so kostlich v. wohlfeil als1097 in Holland v. Flandern PRÆPARIRet wird, hat das frembde leinwand keinen Handel mehr [in Franckreich] daselbst, sondern die H. Zollighofer schicken das ihrige nach Spanien, da es TALITER QVALITER abgehet. Zu MARSEILLE wird auch viel Schiffarbeith von Tauen vnd Seeglen gemacht. NB Der König. galeren wahren DATO 18. alda, auf ieder 250. Soldaten vnd 150. FORGATS1098 mit 5. stücken versehen. Der vornehmste CAPITAIN darunter war Mr. DE FAYETTE,1099 COUSIN GERMAIN des DUC DE VENDOME1100 v. CAPITAIN DES GARDES bey Mr. BEAUFFORTH.1101 Vermög seiner CHARGE hat er macht in allen Stätten, wo Port am Meer sein zu PRISONNIRen wen v. wann Er will, auch ohne angezeigte Uhrsach. Die SchiffCAPITAINen werden ins gemein alle 3. jahr REFORMIRT, vnd nach verschleifung 3. ander oder mehr jahren, wieder auf ein Zeit EMPLOIIRet, welches REFORME deme so etwan in Unglück kompt, hernach schwerfället. Ein CAPITAIN uber eine GALERE hat mehr AUTORITET v. nutzen alß ein CAPITAIN uber ein ander Kriegsschiff. Der GENERAL uber die Galeren der PROVANTZ heist Mr. MARTEL,1102 welcher als wir von MARSEILLE wegzogen, auch nach TOULON1103 ritte v. Sich alda EMBARQUIRTe. Kahme hernach mit der FLOTTA vor die REDE von GENUA vnd anckerte in etlichen wochen darauf vor LIVORNO; wie uns deßen ein CHEVALIER DE MALTHA, so mit eingeschifft gewesen v. wir ihn zu LUCCA RECONTRIRTen, berichtet. Alhie wurden unserm VITTORINO der die GALÉRen besehen wolte, 10. DUPLONen durch die GALLIOTen entwendet. Bekahm Sie aber durch INTERCESSION I. F. Gn. v. hülffe eines CAPITAINS alle wieder biß auf eine. Wozu auch des Apotheckers Bruder von MONPELLIER Mr. FARGEON1104 wohl geholffen. Demnach dem Lt. Fincken von wegen ausgestandener großer Hitze und starcker bewegung ein fieber zugestoßen, hat er alhie zu MARSEILLE ein ader offnen v. allerhand REFRIGERANTIA1105 brauchen müßen. Der MEDICUS aber hat ihm das beste mittel zu seyn gesagt, etliche tage sich der ruhe zu befleißen. Seind demnach biß in den 3ten tag alhie verharret. 1097 1098 1099 1100 1101 1102 1103 1104 1105
B: Seitenumbruch . Galeerensträflinge. Nicht identifiziert. Louis de Bourbon, vgl. Anm. 1073. François de Bourbon-Vendôme (1616–1669), Duc de Beaufort. Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . N.N. Fargeon, Bruder des Apothekers von Montpellier. Fiebersenkende Mittel.
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Von hieraus muste die SAINTE BAUME so nur eine tagreise aus dem weg, gesehen werden, I. F. Gn. verwilligten, daß Lt. Fincke gerad auff TOULON zu geritten v. ihrer des folgenden tages alda erwartet: Sie aber neben den beiden andern bedienten v. dem VITTORINO, ritten nach der SAINTE BAUME, v. weil Sie des wegs unkundig, alß haben Sie von Lt. Fincken ein verzeichnüs deßelben1106 mitgenommen v. also daselbsten abends den 4.ten1107 APRIL wol ankommen. Die Papisten sagen, daß nach Christi Himmelfarth sich ein schiff voll der gläubigen Christen, darunter MARIA MAGDALENA vnd LATZARUS auch gewesen, zusammen gethan, v. aus forcht vor der verfolgung der Juden v. liebe des Christenthumb den heiden auch zuverkündigen, Sich auffs mittelländische Meer begeben, da Sie dann Gott also geführet, daß Sie zu MARSEILLE angelandet: LATZARUS seye alhie der erste Bischoff worden. MARIA MAGDALENA aber seye sonder eines menschen wißen in die wüsten gangen, umb ihre sünde die übrige Zeit ihres lebens in strenger buß alda zu büßen v. zu bereuen, v. diese SAINTE BAUME seye eben der orth gewesen, den Sie darzu erwehlet. Das habe Sie über 30. jahr angetrieben, da sey ein frommer EREMIT aus Gottes befehl zu ihr kommen v. Sie ermahnet sich zum sterben zu bereiten, da Sie kurtz hernach todes verfahren. So lange Sie alhie gelebt, sey Sie allezeit zu den 7. gewöhnlichen betstunden, wie sie noch im Pabstumb vnter den ordens Personen gebräuchlich, auf die spitze des berges entzücket worden v. mit den Engeln die HORAS gesungen, maßen deswegen eine CAPELLE dahin gestifft worden, worzu gros walfarth ist. Sie habe vor ihrem ende befohlen, wo itzt ST. MAXIMIN ist, begraben zu werden, in maßen die AUGUSTINer alda ihre RELIQUIen v. insonderheit ihr haubt, neben dem merckmahl daran weißen, wo Sie Christus nach seiner aufferstehung angerühret habe. Neben ihr werden auch die RELIQUIen ihrer Magd SAINTE SUSANNA alda gewiesen (wie reimt sichs aber, daß oben gesagt worden, Sie sey allein vnd ohne einiges menschen begleitung in die wüste gangen?)1108 Die AUGUSTINer zu ST. MAXIMIN halten stetig 5. Münche zu ST. BEAUME, daß Sie den wahlfartern die Historien erzehlen v. die opffer einnehmen. Das haben die Münche im gebrauch, wenn Sie einem vor dem bildnuß der MARIA MAGDALENA, so in der Kirche in lebensgröß, in stein, oder gipß gehauen, auf einem arm v. mit außgepreiteten haren liegend, ihre HISTORII erzehlet haben: daß Sie einen nachmal ermahnen das Erdenreich vor diesem bild zu küßen, auff welches Sie ihre heißen thränen so offt vergoßen habe. Unterdeßen stehet eben an dem orth ein groß becken mit thaler v. goltstücken angefült; vnd ist ihre Meinung, daß mann neben dem thränen Kuß, auch ein fettes allmosen einlegen solle.
1106 1107 1108
B: Seitenumbruch . B: 7. B: Seitenumbruch .
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Zu dieser SAINTE BAUME wahlfartet der König, die Koniginne, alle vornehme leuthe des Hoffs, viel frembde; weil dieser orth in großer DEVOTION bey den Papisten ist. Sie ist an sich selber nichts anders alß eine große v. tieffe höhle oder GROTTE in den berg hinein. Dazu mann durch einen gemachten weg im anfang kommen mußen. Im eingang ist das wirthshaus ziemlich einfeltig v. wird niemahls kein fleisch alhie geßen. Darnach die wohnungen oder Zellen der 5. Münche, so Meß lesen, endlich die Kirche v. in derselben die Krufft wo Sich MARIA MAGDALENA aufgehalten. Davon gehen 2. Stiegen hinunterwerts gleich wie zu einem Keller, alwo ein schöne v. starcke waßerqvelle1109 aus dem felßen entspringet, welches in ein BASSIN gefast wird, so die tauff Christi REPRÆSENTIRet. Den 8.ten kahmen I. F. Gn. zu TOULON ahn, nachdem Sie wegen uberstandenen ungeheuren weges, zim= lich ermüdet gewesen. Unterdeßen befand sich Lt. Fincken Gottlob in voriger gesundheit, welche Er der grundlosen Barmhertzigkeit Gottes allein zu zu schreiben, denn weil alhie die EXTREMITÄT von Franckreich v. der anfang von Italien: beydes aber so weith von Hauß, alß mann auf dieser reiß jemahls gewesen, alß hat kein menschlich mittel, sondern Gott allein ihme seine vorige v. beständige Kräffte in geschwinder Eil wieder zugestellet, daß er seinen beruff, wiewohl unwürdig, wieder nachsetzen können. Alhie zu TOULON hath I. F. Gn. [hat] auf H. Zollighofers ADDRESSE, also bald ein REFORMIRTer CAPITAIN von den GALEERen, so zugleich REFORMIRTer RELIGION gewesen, nahmens JEAN GOFFROY,1110 aufgewartet, Er war ein gar feiner Hoffmann, v. in seiner PROFESSION wol erfahren. Sagt es wehren in TOULON nur 3. Häußer von der REFORMIRTen RELIGION v. hätten ihr EXERCITIUM 7. meil von dannen zu MEDOC.1111 Der gerade weg von MARSEILLE auf TOULON so Lt. Finck genommen ist eine kleine tagreiß von 10. meilen vnd also beschaffen: von MARSEILLE auf den nechsten flecken, ST. LOUP1112 genant ist 1. meil, auf SANTA MARIA1113 wieder 1. m. v. auf AUBAIGNE1114 noch 1. m. Von alhie nahmen I. F. Gn. den weg auf die lincke hand nach STE. BAUME. Lt. Finck aber reisete fort auf CHONEAU1115 2. m. Ist ein Stättlein wo mann ORDINARII füttert. Alhie fängt der Tannenwald ahn so sehr groß v. rar in Franckreich ist, sintemahl wir keine dannen v. fichten alß zu FONTAINEBLEAU, zwischen ARLES vnd AIX hernach bey FREJUS,1116 v. sonderlich alhie gefunden. Die Köhler v. Hartzleuthe haben davon ein feine 1109 1110 1111 1112 1113 1114 1115 1116
B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Saint-Loup. Entweder Saint-Marcel oder Saint-Menet. Aubagne. Carnoux-en-Provence. Fréjus.
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nahrung. Durchgehend aber ist der Roßmarin, als wie hiezulande der Günster welcher wenn Er blühet, den durchreisenden1117 einen angenehmen geruch machet. ITEM wachsen im walde wilde lorbeer=bäume, Cypreßen auch wilde CITRONen= vnd Pomerantzen=bäume, so mann an deme, daß Sie nit gepfleget werden v. keine früchte tragen, erkennet. Weiter ist ein wirthshauß auf 2. m. da der wald ein einöde hat v. mann auch zu REFRAICHIRen gewohnt ist. Von dem ermelten wirthshauß ist noch ein meil zu einem flecken. Alhie muß mann ein zeitlang ungeheuer hohe felßen, zwischen welche doch ein steinweg gemacht ist, daß an meisten orthen ein Saumthier dem andern außweichen kan, PASSIRen. Von dem bemelten wirthshauß ist es auf das stättlein OLIOSE1118 1. m. alwo I. F. Gn. von der SAINTE BAUME wieder in die landstraße kommen, v. zum ersten ein Palmenbaum alhie OBSERVIRet. Von alhie hat mann durch einen wohlgebauten oliven=walt, auch menge der plätze wo fruchtbar CITRONen v. Pomerantzen bäume sein, biß nach TOULON noch eine guthe meil zu verrichten. Wieder auff TOULON zu kommen, so REFERIRTe I. F. Gn. obgedachter SchiffCAPITAIN; daß der Konig alhie zu TOULON seine meiste Schiffe verfertigen laße, auf angeben eines Holländischen SchiffCAPITAINS, genant RUDOLF, deren dazumahl 3. in arbeit wahren. Derselbe RUDOLF soll beim König v. Mr. BEAUFFORTH1119 in sonderlichen gnaden sein. Neulich war ein schiff mit gefangenen alhie ankommen, darunter auch etliche Möhrische weibsbilder gewesen. Die Pest kompt offt an diesen orth, ist noch nit lang daß Sie alda aufgehöret. Seither des letzten Spanischen Kriegs1120 ist dieser orth aufkommen vnd der Port mehr von menschen händen gebaut alß natürlich. Er ziehet sich über das werck außer der Statt hero. CONTRAIRE alß der zu MARSEILLE, dann selbiger ist gegen die Statt mehr lang alß breit. Alß wir den 9.ten APR. von TOULON weggereist hörten wir etliche 100. CANONenschüß in der See: soll ein Frantzös. Schiff so von LEVANT kommen vnd nach TOULON gewolt gewesen seyn, welchem die CORSARN aufgepast vnd es endlich erstritten. [Die Verenderung des Meers der inzwischen liegenden Stätten, lauffenden flüßen, natürlichen vnd von der kunst gemachten wegen; die frontier Franckreichs vnd Italiens, den genauen unterschied des humeurs beider nationen albereit auf den grentzen v. was der seltzamkeiten mehr sind, zu sehen, zu geschweigen, die raritäten der stattlichen bäume, gärten vnd landfrüchten.] Diese nachfolgende Reise von TOULON biß TOURIN thun nit viel FORASTIERI,1121 welches zu verwundern: Es ist die gröste lust die gelegenheit des herrlichen landes, die Verenderung des Meers, der inzwischen liegenden Stätte, lauf1117 1118 1119 1120 1121
B: Seitenumbruch . Ollioules. François de Bourbon-Vendôme, vgl. Anm. 1101. B: Seitenumbruch . Forastero (span.) Fremde.
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fenden flüße, natürlichen v. von der kunst gemachten wegen; die FRONTIER Franckreichs v. Italiens, den genauen unterschied des HUMEURS beider NATIONen albereit auf den grentzen, v. was der seltzamkeiten mehr sind, zu sehen, zugeschweigen die raritäten der stattlichen bäume, gärten und landfrüchten. Diesem nach kahmen I. F Gn. 3. gute meil durch einen schönen ebenen v. mit oliven bäumen dicht besetzten weg, zu HIGERES1122 ahn, solches ist ein [Paß] Stättlein so nah am Meer liegt aber keinen1123 Port hat. Mann sage von der Königin CATHARINA DE MEDICIS vnd ihrem bösen regiment was mann will, so hat dieses land ihr doch zu dancken wegen der nutzbaren v. köstlichen anordnung, CITRONen v. Pomerantzen bäume zu pflantzen, dazu Sie erstmahls diesen orth CAPABLE befunden, auch dergleichen bäume von Florentz kommen laßen, dahero der erstgepflantzte garten noch JARDIN DU ROY genant wird. Aber der Inwohner fleiß hat seithero bewiesen, daß der geringste PRIVATgarten demselben König. zu vergleichen. Denn auch deren gar viel so ihme weit vorzuziehen seyn. In maßen ein rechter garten Mann Mr. D’ARENES so wegen seines vortrefflichen orangen=gartens durchs gantze land bekand ist, v. von dem hiernechst gesagt werden wird, noch vor etlichen jahren pfroffreiser aus PORTUGALL bringen laßen, v. dahero alle ORANGE, so groß seyn v. ein süßen geschmack haben, wiewol sie alhie wachßen mit recht DES ORANGES DE PORTUGAL genant und in mengen biß nach PARIS verführet werden. Dieser Mr. D’ARENES hat seine pfropffreißer nit so wol in acht nehmen können, daß andre nachbarn seine oder offentlich nicht von denselben vmbsonsten entlehnet, v. überall ORANGEN DE PORTUGAL gepflantzet. Dieses ARENES [hat] sein ORANGEN garten ist nah bey der Statt, derselbe hath ungefehr 1. meil im vmbfang, macht ihn täglich noch größer. Er ist in gewiße felder abgetheilet, davon in einem die bäume v. früchte NOBLER als im andern. Denselben zu hacken v. zu unterhalten kostet ihn jahrlich 600. Rthlr. Den nutzen aber so Er1124 hingegen daraus ziehet, kompt aufs wenigste auf 6.000. Die Kauffleuthe holen seine früchte mit QVANTITÄT, zahlen das stück umb ein SOLS. Sie kommen welche Zeit des Jahrs Sie wollen, finden Sie allezeit frische wahren an den bäumen. Die Jenige früchte so überzeitig sind v. herunterfallen, werden geprest v. der Safft davon in die Apothecken verkaufft vmb LIMONADE getranck oder die beste ESSENTZen darvon zu machen. Aus den schalen werden die besten CONFITTURen wie in Italien. Daß also das geringste nit ist, so dieser Mann nit zu nutzen verwenden könne. Von neulicher Zeit fängt Er an etliche Zuckerrohr zu pflantzen, sie thun gut v. meinet mit der Zeit auch großen nutzen davon zu haben. Hin v. her in den feldern, wo müßig SPATIUM ist, hat Er artischocken pflantzen, v. den dutzent vmb etliche pfenning verkaufft, löset dennoch jährlich biß in die 2.000. LIVRES da1122 1123 1124
Hyères. B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch .
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raus. Es haben I. F. Gn. diesen garten überall durchgangen v. von den Edlen früchten [ziemlich] nach belieben mitgenommen, so Ihr hernach auf der reiße wegen der hitze sehr wol bekommen. Es kommen die hierumbwohnende leuthe auf viel meil weges anhero nur dießen garten zusehen, auf deren CULTIVIRung Mr. ARENE seine Einige Sorge leget. Alß I. F. Gn. diese überaus liebliche rarietät der ORANGEN v. CITRONenfrüchte v. bäume anfangs gesehen,1125 v. ihr eins beßer als das andere gezeigt worden, sagten Sie beweglich: Sie thäten vor dißmahl nichts höhers wünschen, alß daß Ihr Gn. der Fürst. Fr. Mutter dießen garten auch sehen v. sich darinnen erlustiren möchten. Wenn mann mit fortpflantzung der früchten dieses orths so fortfähret, werden die ORANGEN, so gemein werden, daß, was mann itzo umb ein SOLS bezahlen muß, mit der Zeit nit über ein LIARD1126 kommen wird, dann iedermann gewinns wegen sich des anbauens aufs höchste befleißet. Bey Einritt dieser Statt sahen wir vnterschiedliche Palmenbäume. Nechst den gärten nehren sich die leuthe alhier auch von oliven, davon eine große QVANTITÄT geprest v. weit verführet wird, das CLIMA dieses orths vergleicht sich mit dem aller NOBELSTen von Italien, daher es allerley gewächße, so in andern warmen ländern sein können, PRODUCIRet, wenn Sie nur ein wenig in acht genommen werden. Nachmittag reiseten wir fort von HIGERS v. PASSIRTen ¼. meil das waßer die GAPPE1127 über eine brücke. Demselben sind wir auff 2. meil gefolget biß zu einem dorf PIERREFEU,1128 auf die PROVANTZALIsche Sprach genant PEIRREFEAU. Alwo wir ein hohen berg hinunter abermahl über ein waßer setzten, v. demselben lengst der rechten hand folgten noch 2. meil biß nach PETILLAN,1129 wo wir PERNOCTIRet. Alhie waren MARCHIrende Soldaten von ANTIBE nach CATALONIen zu gehen. Den 10.ten hatten wir in bösen Steinichten wegen 2. starcke meil auff HUANFERON,1130 noch 2. andre große meilen in bergichtem Schlimmen weg auf HUILLIBON,1131 wo wir das waßer ARGENT1132 über eine schöne steinerne brücke PASSIRT, endlich noch 2. meilen durch eben land auf LE MUY1133 alwo auf der Post in einem guthen wirtshauß mittags zeit eingekehrt. Dito nachmittag die Uhralte Statt FREJUS,1134 so sonsten die Landstraße ist, aber auf1135 ein meil abträgt, liegen laßen, weil wir einen bothen ge1125 1126 1127 1128 1129 1130 1131 1132 1133 1134
B: Seitenumbruch . Liard, Kupfermünze. Le Gapeau. Pierrefeu-du-Var. Pignans. Gonfaron. Vidauban. L’Argens. Le Muy. Fréjus.
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dingt, so uns den nechsten weg auf Esterelle1136 ein Einschichtig wirthshaus mitten im wald gewiesen, wo wir uber nacht bleiben wolten. Auf halbem weg fingen wir ahn berge zu steigen, so länger als eine stunde gewehret, v. dieses eines von den höchsten gebürgen mit ist, wo wir in Franckreich überkommen. Dieses geburg ist lauter dannenwald, deren außer oberzehlten sonsten nit viel in Franckreich gesehen werden. Unser geleitsmann erzehlte v. wiese Unß auch die gegend, alwo ohnlengsten die Köhler aus Verwahrlosung den walt angesteckt, da habe das feuer über 30. Maulthier mit ihrer Ladung samtlichen leuthen ergriffen v. alles jammerlich erstickt oder verbrannt, weil kein mittel gewesen zu entrinnen. Zu verwundern ists, daß der Schnee niemahls über etliche tage sich in diesem geburge auffhält: sonsten finden sich darinnen allerley thier, alß wölff, hirsche, wilde Schwein vnd Rehe. Den 10.ten APR. Mann bleibt in den gebürgen algemach berg unter biß auf 2. meil; dann bey dem fluß SIANGE1137 die ebene wieder anfanget v. das Meer sich wieder hervorthut, von dato noch 1. meil auf CANNES, ein fein Frantzöß. Stätlein, hat einen mittelmäßigen Port vnd mittelmäßige Schiffe; wer von hier in Italien gehen vnd die gebürge nit steigen, oder den nechsten weg auf Rom will, gehet alhie zu Schiff biß auf NIZZE.1138 MONACO. FINALE. GENUA, dazu mann alle tag gelegenheit hat. Der ITALIAN. Postbott bedient sich ORDINARII dieser gelegenheit.1139 Wiewohl es nit alzeit sicher ist wegen der CORSARen, Jedoch hat mann den vortheil, daß mann Ihnen mit den kleinen CHALOUPPEN leicht entgehen kan, dann Sie mit ihren großen Schiffen nit so geschwind folgen v. wegen der untieffe1140 sich nit so nah ans land wagen dörffen. Von hier ist lengst dem Meer schier durch eitel Sandichten weg, noch 2. meil biß ANTIBE,1141 welches die letzte Statt in Franckreich ist, alwo wir mittagten. Diese Statt ist von HENRICO IV. FORTIFICIRet v. zu einer Kriegstatt gemacht worden, an Sich selbsten aber nit über die Helffte ausgebaut, denn noch viel lehre Plätze vorhanden. Dabey ist auch ein CITADELLE v. liegt alhie jeder Zeit ein starcke GUARNISON. Unser wirth war aus der PICARDY, vndt gar ein ehrlicher Mann; ist ein FACTOR vieler Kauffleuthe. ITEM ein COMMISSARIUS von der DOUANE über die PROVANTZ; hatte auch das MAGAZIN über diejenige wahren so in diesem land verkaufft werden, in Verwaltung, sonderlich über die Schiffe; davon die asche aus Spanien gebracht zu TOULON aber in großer QVANTITÄT zu Seiffen gesotten: welche in Franckreich hin v. her auch wieder in Spanien verführt wird. 1135 1136 1137 1138 1139 1140 1141
B: Seitenumbruch . Les Adrets-de-l’Estérel. La Siagne. Nizza. B: Seitenumbruch . B: tieffe. Antibes.
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Vnter andern erzehlte der wirth von der glück= seeligkeit dieses landes: daß an manchen orthen der weinstock 2. mahl auch1142 wohl 3. mahl in einem jahr trüge; daß mann das gantze Jahr durch alle Zeit frische früchte bey ihnen habe. Vnd das dahero, weil es schier niemahls winter wehre. Von gemeinen Pomerantzen v. CITRONen seyen gantze wälder voll, zu allen Zeiten habe mann die vier Zeiten des Jahres; denn etliche nah hiebey liegende berge, wegen dero grausamen höhe; allzeit mit Schnee bedeckt bleiben; solches seye der winter. Die Pomerantzen v. CITRONen bäume blühen alzeit, solches seye der früling. Kein baum verliere niemahls die blätter, daß nit andere an der Statt wehren, daßelbe PRAESENTIRe den Sommer. Mann habe iederzeit zeitige früchte von allerley gewächßen, daßelbe sey der herbst. Der wirth schenckte I. F. Gn. ein CURIEUX buch von der PHYSIOGNOMY vnd den 4. COMPLEXIONEN des menschen.1143 NB DITO nachmittag PASSIRT ein stettlein v. schloß CANNY1144 2. meil. Vnd noch 1. meil S. LAURENT.1145 Welches das letzte dorff von Franckreich ist. Alwo mann letztmahls wegen der Frantzös. DOUANA VISITIRet wird, welches Uns auch in etwas betroffen, doch einer zum andern gesagt, es sey nit vonnöthen, mann sehe bald was Kauffleuthe, oder was keine wehren. Alhie PASSIRT das böse v. sehr schnelle waßer VAL,1146 so sich in 6. arme theilt v. Franckreich1147 mit PIEMONT oder der graffschafft NIZZE scheidet. Dabey sind leuthe bestelt so den Durchreisenden vmbs gelt dienen v. die furth zeigen, damit nit etwa ein pferdt strauchelt oder in die vntieffe komme. Wo es gefahr, nehmen Sie das Pferdt gar beim Zaum oder Zügel: Sie sind biß auffs Hembd ausgezogen, damit Sie desto eilender SUCCURIRen können, wann sich etwa ein Unglück zutrüge: dieß waßer wird in einem augenblick gros wenn es regnet, dann die bäche aus den nechstliegenden bergen zusammen schießen, v. es DEBORDIRen machen. Vnd das ist die ursach daß mann keine brücke darüber her bauen kan. Alß wir dieses waßer Gottlob auch ohne gefahr PASSIRT, hatten wir noch eine kleine meil auff NIZZA alwo wir DITO abends ARRIVIRTen v. auf der Post LOGIRTen. Den 12.ten APR. alhie ein tag Stillgelegen v. die statt, so zwar klein ist, mit COMMODITÄT besehen. Sie ist durchgehend von prächtigen vnd hoch erhobenen Häusern wegen der Sonne erbauet. Hat allerley Künste, Handwercke und Kauffmannschafft, insonderheit handschuhmacher; leuthe so mit SPECereyen, parfum, balsam, köst. waßern vnd guthen gerüchen vmbgehen, denn solche Sachen von 1142 1143 1144 1145 1146 1147
B: Seitenumbruch . Titel nicht ermittelt. Cagnes-sur-Mer. B: Conny. Saint-Laurent-du-Var. La Var. B: Seitenumbruch .
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hier aus weit verführt v. in Italien sehr ÆSTIMIRet werden. Vor die große Schiffe ist keine COMMODITÄT alhier anzulanden, weil kein1148 recht erbauter Port ist, lauffen demnach auff 1. meil weges ein zu VILLA FRANCA,1149 welches der Port von NIZZA ist. Derselbe Port soll alle COMMODITÄTen v. sicher= heiten haben, so von einem Port zu DESIDERIRen, v. kan in 1.000. schiff LOGIRen. Allein es ist ein arth waßerwurm dieser gegend, davon mann sonsten nirgends in keiner See höret, dieselbe hängen Sich an die Schiffe v. fangen ahn dieselbe durchzunagen, wofern Sie über 4. monathe still stehen vnd sich nit MOVIRen. In diesem Port lauffen allerley schiffe ein, AFRICANIsche, TURCKIsche, Holländische, Spanische, Frantzösische &c. bringen vnd hohlen wahren. Sie laden alhie den köstlichsten wein, das beste baumoel v. große mengen von hanff, CITRONen v. Pomerantzen, so wegen der menge im land nit geachtet werden: Das Saltz wird aus der PROVENCE von PECAIS,1150 nit weit von ARLES anhero gebracht. Das Schloß ligt auf dem berge an der Statt v. COMMENDIRet alle Schiffe so anlanden wollen. Bekant ist deßen belagerung, so es anno 1543. wieder die Frantzosen vnd Türcken, damahlige bundesgenoßen rühmlichst auffgehalten; die graffschafft NIZZA wird in 4. thäler getheilet, so zwischen hohen Alpen eingeschloßen, deren leng ist 18. meilen. Die Einwohner der graffschafft werden in Franckreich vor naturliche gehalten, gleichwie die aus der graffschafft Flandern, weil Franckreich auf alle beide gar alte PRÆTENSION führt v. sagt, daß diese graffschafft NIZZA nit zu Italien oder PIEMONT, sondern noch zur PROVENCE gehöre vnd dißeit der ITALIANIschen alpen liege. Die JUSTITIA wird sehr gelobt, daß Sie gar billich, geschwind vnd1151 ohne ansehens der Personen hergehe. Sie wird gesprochen nach dem gemeinen Kayser. Rechte: die landämpter bekommet mann aus MERITen v. nit aus gunst, geschenckt, oder Kauff, wie in Franckreich. Die hohe JUSTITZ ist zu NIZZA, bestehet von einem PRÆSIDENTen v. 8. gelahrten SENATORN v. noch 2. andern gelehrten von Adel so aus dem land seyn v. die landrechte verstehen mußen. In den 4. theilen dieser graffschafft, ist in einem Jeden ein sonderliches untergericht, davon das APPELL nur nach NIZZA vnd nit nach TOURIN gehet: außer daß einige EVOCATIONES an des Hertzogen gnade: und gar selten eine REVISION verstattet wird. Der GOUUERNEUR der Statt v. graffschafft NIZZA heist DON ANTONIO DE SAVOJA,1152 alt vnd unverheirath, er ist des Hertzogen H. Vaters Bruder, stehet darauf daß Er mit nechstem CARDIANAL werden.
1148 1149 1150 1151 1152
B: Seitenumbruch . Villefranche-sur-Mer. Peccais. B: Seitenumbruch . Antoine de Savoie (gest. 1688), natürlicher Sohn Charles Emmanuels I.
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Der GOUUERNEUR vom Schloß oder der Festung DEPENDIRT allein vom Hertzog, nahmens CONTE DE MONTEROL.1153 Alda liegen 500. mann in besatzung, werden wol bezahlt. In der graffschafft ist das PRIVILEGIUM, alda wahren zollfrey aus v. einzulaßen, nur die NEGOTIen FLORIRen zu machen. Zu dem ende mann sagt, der Hertzog wolle den Port zu NIZZA bauen v. den zu VILLA FRANCA untergehen laßen. Der Hertzog hält keine GALÉERen zur See, weil Sie viel kosten v. nichts eintragen. Den 13.ten APRIL von NIZZA fortgereiset v. die gewöhnliche [vnd die gewohnliche] landstraße durch die Alpen nach TOURIN vorgenommen. Auf ½ meil theilet sich der1154 weg bey einer Capelle, v. gehet auff die rechte Hand nach MONACO, ein gute halbe tagreise von NIZZA. Auf der lincken aber am waßer forth nacher TOURIN. Zu ESCARENA1155 so 3. stunden von NIZZA mittagten wir. Nachmittag auf 1 ½. meil alzeit berg an gestiegen, der weg wird etliche mahl sehr schmahl v. sind schreckliche PRÆCIPITIA. Hernach ½ m. berg runter auf [Solpitello] SOSPELLO1156 so ein fein Stättlein v. das ORDINARII nachtlager ist, weil auf 4. Stunden vor sich lauter berge v. kein wirtshauß anzutreffen. Den 14. APR. 3. Starcke stunden in wegsamen bergen geritten, alwo auf der rechten hand das Städtlein BREGHY1157 ein wenig auß dem wege liegt, da mann zur noth einkehren kan. 1. guthe meil reithet mann am waßer RODY1158 fort biß aufs gewöhnliche mittaglager v. einschichtige wirthshauß FONTANA.1159 Auf halbem weg felt das waßer mit macht über die hohe felßen welches ein lieblich getöß verursacht. Manchmal sind die felßen gesprengt vnd der weg dardurch gemacht. Wo Sie aber vnmöglich zu sprengen gewesen, hat mann den weg an den felßen aufwärts auf Schwibbogen ein stück ins waßer hinein geleget, biß mann wieder zu lande kommen können. Welches große mühe v. Kosten verursachet, aber alles wol zu sehen ist. Kurtz vor FONTANA PRÆSENTIRT sich auf einer höhe das lager der Statt SAURGE,1160 vnd ist der berg von oben biß herunter mit oliven bäumen besetzt, in FORM eines halben AMPHITEATRI, welches schön in die PERSPECTIVe kompt. In derselben Statt soll ein GUBERNATOR vnd1161 GUARNISON sein. Vnterhalb der Statt vnd nahent dem wirthauß, schließen sich die felßen beiderseits v. gehet der weg erstlich über eine Brücken, hernach vnter einem großen felßen herdurch, welcher mit etlichen Säulen vnterstützet v. durch 1153 1154 1155 1156 1157 1158 1159 1160 1161
Giovanni Filippo Solaro (gest. 1676), Conte di Monasterolo. B: Seitenumbruch . L’Escarène. Sospel. Breil-sur-Roya. La Roya. Fontan. Saorge. B: Seitenumbruch .
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den felßen hinauff ein thurm v. Hauß gebauet ist, ohne Zweiffel zu Pest oder Kriegszeiten die PASSAGE zu verwehren. Nachdem wir zu FONTANA mittagmahl gehalten v. ein wenig vor sich geritten, sahe mann jenseits des waßers eine alte INSCRIPTION in einen felßen gehauen, des inhalts, daß auf anordnung eines alten Hertzogen von Saphoy dieser weg meist durch die felßen, PUBLICIS SUMPTIBUS RESPECTIVE gemacht, gesprengt, dran gebaut v. gehauen, auch manchmal über 10. oder 20. joch, wo die felßen nit weichen wollen, lengst dem waßer fortgeführet worden seye. Dieser also gemachte weg wehret in allem auf drey stunden, v. ist manchmal ein solch getöß wegen der im waßer liegenden felßen, daß mann lange Zeit sein eigen wort nit hören, aber allezeit ohne einige gefahr fortreisen kan. So fallen auch ziemlich viele CASCATen über die felßen herunter, daß mann mit lust reitet v. augenblicklich eine verenderung siehet. Tenda1162 ist ein klein stättlein hangend an einem berge dadurch mann reitet. Alhie verliert sich ein theil des flußes auf der rechten v. gehet die landstraße fort zur lincken. Der weg ist nunmehr wieder schlecht, gehet durch1163 das mit vielen steinen angefüllte schnee= v. berg waßer hin v. her nimmer eben fort, biß auf eine stunde, da mann zu dem überaus hohen v. jähen berge kompt, welchen mann schlangen=weiß ubersteigen muß v. lenger als anderthalbe stunden zu thun hat, ehe mann hinauff kompt, die einwohner nennen Ihn COLA DE CONI.1164 Manchmal wenn der wind gehet oder es regnet, oder schneyet, sind die reisende leuthe in lebensgefahr, denn keine lehne, hecken oder gestrauß ist, sich zu erhalten: sondern wer einmahl zu fall kompt, mensch oder vieh, mag sehn wo Er wieder auffstehet. Mann befleißet sich ins gemein denselben nachmittag gegen 2. oder 3. Vhr zu PASSIRen, wie wir auch gethan, v. eine anzahl Säumer vor uns hergehen laßen. Vnd ist das wetter vnd Temperirte Sonnenschein, Gott lob, bestendig geblieben biß wir oben hinauff kommen. Wie wir nun bißhero lauter Hitze gefühlet, und keinen Schnee im weg gehabt: also fiengen sich in einem augenblick auf der andern Seithe eine enderung an. Denn das gantze land mit Schnee bedeckt v. gar kalt geweßen, welches ein ungezweiffelte prob ist, daß die PROVANCE vnd das land wo wir herkommen dem Meerstreich nach, von NIZZA biß über GENUA viel wärmer seye, als PIEDMONT oder die LOMBARDY. [Wo] Darinnen wir nun mehr angelanget, wol wie manns hiezu land gewiß davor hält, [wo] auch an allen gewechßen v. früchten erkennen kan. Es waren leuthe am berge,1165 so mit ihren RAMASSEN1166 [auf] oder Schlitten aufwarteten, die jenige so es begehrten aufm Schnee biß in die ebene bergunter zu führen, welches über ½. Stun1162 1163 1164 1165 1166
Tende (franz.), Tenda (ital.), B: Teuda. B: Seitenumbruch . Col de Tende, Gipfel auf dem Weg nach Coni (Cuneo). B: Seitenumbruch . B: Ramarssen. Ramasse – eine Schlittenart.
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de gewehret, von welchen Sich I. F. Gn. hieunter führen laßen. Von der ebene hat mann noch 1. kleine meil biß zum nachtläger auf der Post im Stättlein LIMON,1167 wo mann schlecht ACCOMODIRT gewesen. Den 15.ten APR. Nunmehr fingen die Berge sich zu öffnen v. die wege beßer zu werden. Wir kahmen 1. meil auf VERNANTE.1168 Davon 1. meil auf RUBILLANE.1169 Davon 1. m. ROCCAVIOME1170 vnd ¼. m. auf ein feinen marcktflecken BURGO.1171 Hievon ¼. meil in dem gebürge so wir vor uns sahen entspringen 2. treffliche warme gesundbäder, deren mann Sich im PIEMONT v. gar offt am Saphoyischen Hoff bedienet. Noch 1. meil von dannen ist die feine v. befestigte Stadt CONY.1172 Darin des Hertzogen GUARNISON liegt, alwo wir mittag gehalten. Nunmehr ist der weg wieder gantz eben v. das lustigste wein= wiesen= oliven= vnd getreidt=land so mann mit augen zu sehen wünschen möge, je näher ahn TOURIN je schöner es ist. Die in unzehliger menge kleine bächlein, werden zu waßerung des wiesenwachs v. feldbau, durch besondere leitungen nützlich angewendet, wie vnd wohin mann will. NB Sie werden auch EMPLOIIRT allerley Hammerschmie= den, papier=1173 öhl= Kupffer= vnd dergleichen mühlen zu treiben, so daß das PIEMONT ein so gesegnetes v. TEMPERIRTes land ist, dergleichen von einem in Italien kan gesagt werden. Uber alles so PASSIRet dardurch der in Italien berümte fluß der Po, so alhierumb schiffreich wird, auf TOURIN, v. von dar nechst Venedig ins Meer felt, auch entzwischen andere vornehme stette, alß PLACENTIA1174 , TRINO, CASAL.1175 MANTUA. vnd dergleichen vorbey gehet. Nachmittag haben wir gethan 2. meil auf BUSCEN1176 1. meil auf CASTIGLIONE,1177 dem grafen DE BERTIS1178 gehörig, noch durch 2. feine örther v. in 3. m. auf SALUZZA1179 wo wir übernachtet. Diese Statt v. land ist ein Marggraffschafft, hat vor diesem zum DAUPHINE v. also in Franckreich gehört, darumb es viel streit geben, weil solche mitten in PIEMONT gelegen v. solches land der Hertzog durch aus haben wollen: endlich ist es von HENRICO IV. gegen die Provintz BRESSE in Saphoy gelegen, ausgetauscht worden. Bey welchem tausch der König zwar mehr land v. leuth gewonnen, aber den Schlüßel zu Italien verloh1167 1168 1169 1170 1171 1172 1173 1174 1175 1176 1177 1178 1179
Limone Piemonte. Vernante. Robilante. B: Roccavione. Roccavione. Borgo San Dalmazzo. Cuneo. B: Seitenumbruch . Placência, Piacenza. Casale Monferrato. Busca. Costigliole Saluzzo. Roberti. Saluzzo.
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ren. Dahero des Königs getreuer minister SULLY,1180 welchem I. Mt. wegen Seiner freyen Rede etwas zu guth [ge]halten können, auf denselben schlag, alß ihn der König gefragt, ob Er nit wohl gehandelt hätte, also geantwortet: E. Mtt.1181 haben zwar gehandelt alß ein guter Kauffmann, in dem Sie mehr land v. leuthe bekommen, als QUITTIRet: aber nit als ein guter König, in dem Sie ein so geringen nutzen dem großen INTERESSE Ihres Königreichs wegen des Schlüßels zu Italien vorgezogen. Welche FAUTE der itzige König REPARIRen müßen, in dem er die Statt PIGNAROL1182 v. etliche thäler dem Hertzogen gehörig, [welche] ans DAUPHINE anstoßen durch die jüngsten Spanische tractaten ohne andere dem Hertzog gegeben SATISFACTION einbehalten, alß daß Er gemacht, daß ihm die Spanier Seine Statt VERCELLI, so er itzo bevestigen läst, wieder EVACOUIRT haben; daß er aber auch die Statt TRINO im MONTFERRAT erhalten, gab ihm dieselbe der Hertzog von MANTUA mit willen, nur umb die PRÆTENSION so Saphoyen aufs MONTFERRAT hatte, fallen zu laßen v. dadurch ist auch dem Hertzog von MANTUA die Festung CASAL wieder eingeräumbt worden. Sonsten ist von CONY die große landstraße nach TOURIN, auf der lincken hand durch VILLE VALLETTE.1183 SAVIGNANO.1184 CAVALLIMOUR.1185 RICUNGY1186 auf CARIGNAN1187 vnd TOURIN. Aber dieser Postweg, so wir gethan ist umb 2. meilen zu reitten näher v. viel lustiger. Wir sind von SALUZZA nur 5. meil von PIGNAROL gewesen, alwo Mr. FOUQUET1188 noch in dem PRISON ist. Weil mann viel wegen der Banditen geredet v. Unser meinung wahr zeitlich zu TOURIN zu seyn, alß haben wir eben nit außem weg reithen vnd mit besehung PIGNAROL die Zeit [übrig] zu bringen wollen. Den 16.ten APRIL. 2. meil auff ST. GEORGE,1189 nach 1 ½. auff MORETTE,1190 so ein feiner flecken, ½. m.1191 SAU= LI.1192 ¼ m. DAVANT ist die überfarth übern Po genant zu CERNE:1193 welche auff 1 ½. m. oberhalb schiffreich wird v. noch 5. meil von dannen entspringet. Das überfahrgeld hört dem MARQVIS DE LUINY1194 vnd hebt jährlich 550. LIVRES davon. ¼. meil jenseit der über1180 1181 1182 1183 1184 1185 1186 1187 1188 1189 1190 1191 1192 1193 1194
Maximilien de Béthune (1560–1641), Duc de Sully. B: Seitenumbruch . Pignerol, ital.: Pinerolo. Villafalletto. Savigliano. Cavallermaggiore. Racconigi. Carignano. Nicolas Fouquet (1615–1680), Vicomte de Vaux et Melune, Surintendant des Finances. Torre San Giorgio. Moretta. B: Seitenumbruch . Vermutlich Faule. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert.
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farth ist der flecken BANRALE1195 v. noch 4. Ital. meilen oder 5/4. stunden CARIGNAN,1196 ein schöner marcktflecken v. zu end deßen ein Fürst. RESIDENTZ vor die APPANAGIRTe LINII, davon der itzige graff von SOISSON in Franckreich ist. Alda wir mittagmahl hielten. DITO Abends bey MONCALINI1197 4. stunden über eine Brücke PASSIRT, welches ein fein Stättlein v. Fürst. lust Schloß oben aufm berge ist. Nach ½. stunde in TOURIN eingeritten. So bald wir angelanget, erfuhren wir, daß die drey Speyerische Edelleuthe mit ihrem Hoffmeister 7. tage alhie auf Uns gewartet, vnd erst gestern verreiset wehren. Wir meldeten Uns an bey Mr. TARNINI1198 CORRESPONDENTen von Seithen des FAMARS.1199 auch Mr. RECHATI1200 von seithen Johann Ochßen,1201 bey welchem letzten wir viel brieffe von Haus über LYON erhielten, auch wahren unsere HARDES in deßen wohl ankommen, so wir von LYON den geraden weg voraus anher geschickt hatten. Unsere Einkehr wahr ALLA ROSA ROSSA, einem zwar schlechten aber in gantz TOURIN besten wirthshauß, so nahent dem neuen Platz vor der RESIDENTZ ist. Den 17.ten APR. haben I. F. Gn. sich beym Frantzös. AMBr.1202 anmelden v. vernehmen laßen, ob nit1203 etwa ein brief von Mr. DE LYONNE1204 ahn ihn seither 6. oder 7. wochen eingeloffen; betreffend die RECOMMENDATION eines Jungen Grafen von wettin, so derselben Zeit von PARIS weg gereist seye? Als er sich hierauff nit eigentlich zu entsinnen [wißen] v. mehere PARTICULARIA von bemelten H. grafen v. deßen AFFAIRen in TOURIN zu wißen begehrt, hat mann ihm I. F. Gn. Haus, der reise beschaffenheit vnd TRACTAMENT bey Hof in Franckreich, auch dieses dabey erzehlt, daß bey deren abschiedtsnehmung Mr. DE LYONNE versprochen, Ihrentwegen Seinem H. Vettern dem AMBr. zu TOURIN zuschreiben, damit derselbe I. F. Gn. auf arth v. weise, wie Sie wolten, bey Hoff anmelden solte: auff dieses antwortete der H. AMBr. er sey bereit I. F. Gn. nach mögligkeit zu dienen auch ohne männigliche ADDRESSE; sey ihm leid, daß Er als ein alter 70. jähriger mit dem PODAGRA zu bett gehaltener mann nit also bald selbsten kommen v. I. F. Gn. aufwarten könne. Es sey dieses AD INTERIM zu thun; weil Sich der Hertzog1205 gegenwärtiger Zeit aufm land in die 1 ½. stunden auf einem lust= v. Jagthause À LA VENERIE1206 genandt mit wenig 1195 1196 1197 1198 1199 1200 1201 1202 1203 1204 1205 1206
Pancalieri. B: Bancale. Carignano. Moncalieri. Nicht identifiziert. Jacob de Famars, vgl. Anm. 441. Nicht identifiziert. Johann Ochs, vgl. Anm. 438. Ennemond de Servien(t), vgl. Anm. 798. B: Seitenumbruch . Hugues de Lionne, vgl. Anm. 796. Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 742. Venaria Reale.
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leuthen aufhalte v. sich zum theil mit jagen theils mit bauen alda erlustiere: alß könten I. F. Gn. vnterm PRÆTEXT, daß Sie selbiges Hauß zu sehen, PRINCIPALITER hinaus gefahren währen, zugleich Sich bey des Hertzogen FAMILIARen Edelmann, CAGNIOL1207 genant, auf sein des AMBASSADEURS ADDRESSE1208 INCOGNITÒ angeben v. sagen laßen, weil I. F. Gn. die reise durch des Hertzogen land ohne das durchtrüge, alß hätten Sie nit ermangeln wollen, denselben EN PASSANT, nur INCOGNITÒ v. in der QVALITÄT alß ein Teutscher graf, kennen zu lernen, obs nun deroselben gelegen, I. F. Gn. alhie À LA VENERIE alsobald vorzulaßen, stunde zu dero DISPOSITION. Es hat der H. AMBr. I. F. Gn. seine CAROZZE; Seinen Sohn1209 v. [gutes] gantzes vermögen zu diensten OFFERIRT, weilen der Sohn aber selben tages aufm land gewesen, haben I. F. Gn. deßen nit erwarten wollen, sondern nach gethanem vorschlag, die VENERIE v. vielleicht den Hertzogen so bald zusehen, verlangen getragen; Sind demnach mit den ihrigen vor Sich allein hinaus gefahren. Der Hertzog war eben dazumahl im garten v. sahe den arbeits leuthen zu. Wir forderten den Edelmann CAGNOL so eben bey ihm war, in den fördern großen Saal heraus , legten das COMPLEMENT ab vom Frantzös. AMBr. Mr. DE SERVIENT, mit vermelden I. F. Gn. der so wohl eigentlichen alß der Zeit angenommenen QVALITÄT, und daß Sie TOURIN vorbeyzureißen, Sich nit DISPENSIRen können, ohne Sich die Ehr zu geben den Hertzog zu kennen. Weil Sie aber INCOGNITÒ und mit wenig leuthen reiseten v. in diesem ESTAT, keine Ehr von Hoff anzunehmen gemeint währen, seyen Sie EXPRESS heraus kommen, zu vernehmen, ob die ENTREVUE1210 mit des Hertzogs gelegenheit so bald vorgenommen werden könne? Der Edelmann nahm alles1211 AD REFERENDUM an, kahm über eine kleine weil vom Hertzogen außem garten wieder, beneben noch einem andern, so kürtzlich aus Teutschland kommen war, aber kein Teutsch konte, mit vermelden es hätten SON ALTESSE ROYAL (Seine König. Hoheit) erfreulichst vernommen, was von I. F. Gn. glücklichen ARRIVÉE v. wovor Sie wolten gehalten sein, deroselben vorgetragen worden. Sie seyen itzo HABILLIRT À LA CAMPAGNE v. nit in ESTAT dieselbe gleich vor sich zu laßen bathen deswegen umb vergebung. Die Edelleuthe aber hatten ORDRE I. F. Gn. die gelegenheit des Hauses zu weisen. Führten dieselbe darauf in den garten, zeigten I. F. Gn. deßen DESSEIN, so meist erst neu abgestochen gewesen. Hernach die ordnung der Maarställe, der Jagthäuser, der vögell: auch des vorwercks, wie einem ieden bedienten wozu Er gehöret, sein eigen wohnung eingegeben worden. Sonderlich durch den unterschied der hörner wuste ein Jeder Jäger, welche arth des Jagens oder der hunde begehrt wurde. Endlich den Meyerhoff oder das vorwerck, so alles ordentlich nach einander ge1207 1208 1209 1210 1211
N.N. Cagnoli, nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . Vermutlich Hugues-Humbert de Servien(t) (geb. 1644). B: Entre. B: Seitenumbruch .
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bauet war. Hiernechst führten Sie I. F. Gn. in das PALATIUM, durch des Hertzogen v. Hertzogin APPARTEMENTen, zeigten ihr allerhand gemählde, v. vnter denselben stattliche Kunststücke in allerley POSITURen, v. PROPORTIONen. Nirgendts in Italien hat mann deren in einem Hause eine solche QVANTITÄT angetroffen. Vnter1212 andern waren des Hertzogen lusthäuser meist umb Tourin zu 1. biß 5. meilen gelegen, [vnter andern waren] in der anzahl 12. in die PERSPECTIVE geleget, so wohl zu sehen. Nach diesem allen PRÆSENTIRTe sich der Major von des Hertzogs LeibGUARDe, mit EXCUSE, daß alhie À LA CAMPAGe. einem frembden Herrn nit wohl ein ehr anzuthun, v. reichte damit I. F. Gn. ein köst. trunck von DELICATen LIMONADen= vnd andern lieb. Kühlwaßern, auch einen DELICATen wein v. CONFITTURen, wie solches die Italianische Herrn vor EN REIFRESCOMENTO zu gebrauchen pflegen. Vnter deßen ist der Edelmann CAGNOL nochmals zu seinem Herrn dem Hertzogen gangen, v. diese RESOLUTION gebracht, nemblich Er hätte so wohl wegen des jagens, als bauens morgenden tages noch nothwendig hieraußen zu thun, laße aber I. F. Gn. Seine CAROZZE v. Hoff zu TOURIN in des andienen, Sich deroselben AD INTERIM zu bedienen, Er wolle ubermorgen unfehlbar alda seyn v. die Ehr haben I. F. Gn. in Seiner gemahlin gemach zu sehen mit nochmahliger EXCUSE, daß er Sie nit alhie À LA CAMPAGNE vor sich laßen können, I. F. Gn. haben Sich gleichfals bedanckt, sonderlich wegen CAROZZE v. des Hoffes bedienung, Sie wolten sich vor dißmahls aller derselben ehren, wie Sie auch nahmen haben möchten, eußern: vnd sich des Frantzös. AMBASSADEURS1213 leuthen v. CAROZZEN, deren Sie sich albereit versichert hätten, gebrauchen. Gegen abend wieder zu TOURIN angelangt. Fogenden tags den 18.ten APRIL war des H. AMBASSAD.1214 Sohn zeitlich alda, I. F. Gn. erstlich zu seinem H. Vatern1215 zu führen v. zu vernehmen, was zu VENERIE1216 PASSIRT. Als mann nun gemelt, es habe der Hertzog Sie nit alda vorkommen, sondern ihr andeuten laßen, Sie als übermorgenden tages bey seiner gemahlin zu sehen, ward solches dahin ausgedeutet, alß wenn diese AUDIENTZ bey der Hertzogin1217 vorzunehmen, aus sonderbahrer CONSIDERATION geschehe. Denn der Hertzog niemahls gewohnt währe in seinem gemach ohnbedeckt zu seyn, welches Er vor I. F. Gn. thun oder Sie zugleich mit aufsetzen laßen müßen, deßen Er vielleicht bedencken getragen, weil Sie INCOGNITÒ TRACTIRT sein wollen. Habe also das EXPEDIENS ergriffen, I. F. Gn. bey seiner gemahlin zu sehen; bey deroselben der Hertzog ohne das alzeit unbedeckt stehe. 1212 1213 1214 1215 1216 1217
B: Seitenumbruch . B: Ambassidero. B: Ambassidero. B: Seitenumbruch . B: Venerez. Marie-Jeanne-Baptiste de Savoie-Nemours (1644–1724), Mademoiselle de Nemours, verm. mit Charles Emmanuel II de Savoie.
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DITO haben I. F. Gn. das Stathauß: vnd mit des H. AMBASSrn. Sohn das Fürst. lusthauß ¼. meil vor der Statt VALENTINIANO1218 am Po gelegen, wie auch die Schöne lust=garten vnter den bäumen darneben besehen. Gegen abend hatte der H. AMBASSr. anstalt gemacht, das I. F. Gn. den VENETIANIschen AMBASSr. MOROSINI1219 auch kennen solten, derselbe ist meist deswegen hier, weil der Hertzog der REPUBLIC zum besten 2. Regimenter auf seinen beutel in CANDIA hält: und dem MARQUESE VILLA1220 ihnen auch erlaubt so sein unterthan ist. Sind demnach zu ihm gefahren v. von demselben SPLENDIDE empfangen worden. Er OFFERIRTe vnter andern DISCOURSen von I. F. Gn. ankunfft der REPUBLICQ. PARTE zu geben. Welches Sie abgeschlagen, aber sich nit zu wieder sein laßen, deroselben ein ADDRES=briefel ahn einen privat freund zu ertheilen: welches an deßen H. Bruder H. AGOSTINO MOROSINI1221 geweßen, so I. F. Gn. hernach zu Venedig in allem wohl gedienet. Den 19.ten APRIL. gegen den mittag war noch nichts von des Hertzogen ankunfft zu vernehmen, welches I. F. Gn. zu lang beduncken.1222 Schickten demnach Lt. Fincken an die Hertzogin, mit vermelden: Sie hätten vorgestern die ehre PRÆTENDIRT den Hertzogen zu VENERIE zu sprechen, welcher Sich EXCUSIRT dieselbe nit aldort, sondern alhie in TOURIN bey seiner gemahlin zu sehen, allein sey I. F. Gn. leid, daß Sie der Zeit nit länger erwarten können, Sintemahl Sie auf Himmelfarth zu Venedig zu seyn, kein MOMENT mehr übrig hätten. Wolten also der Hertzogin wanns Ihro gelegen die visite geben, oder mit dero PERMISSION hiemit abschied genommen haben. Die Hertzogin CONTESTIRTe groses unvergnügen über ihres Herrn so langes außbleiben, ließe I. F. Gn. sagen, Er hätte Ihr befehlen laßen sich auf heut gefast zu halten, Er wolte I. F. Gn. in dero Cammer umb die Abendszeit AUDIENTZ geben: Sie bäthe demnach I. F. Gn. wolten sich biß auf dieselbe abendstunde PATIENTIRen. Sie wünschte ihres theils das glück I. F. Gn. albereit gestern gesehen zu haben. Allein weil es ihres H. DISPOSITION also wehre, müste Sie billich gehorsamen. Versichere I. F. Gn. nochmahl, Sie solten noch heuth auf den Abend DEPECHIRT v. deroselben morgen früe vor tages vmb welche stunde Sie wolten das thor geöffnet werden. Darauff Sich I. F. Gn. beim Frantzös. AMBASSr. in so fern ENTRETENIRT. Gegen Abend ist ein graf des Hertzogen CEREMONIenmeister in des AMBASSrs. Hauß kommen v. I. F. Gn. zu der AUDIENTZ beruffen1223 auch seines H. TRAIN zu schicken OFFERIRT. Die Fr. AMBASSrin.1224 thäte die EXCUSE, Sie wolte I. F. Gn. 1218 1219 1220 1221 1222 1223 1224
Castello del Valentino. Giovanni Morosini (1633–1682), 1666–1668 venezianischer Gesandter in Turin, später in Paris, Wien und Konstantinopel. Ghiron Francesco Villa (gest. 1670), Marchese di Villa, Befehlshaber der venezianischen Truppen auf Kreta. Agostino Morosini. B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . Justine de Bressac, verm. mit Ennemond de Servien(t).
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mit ihrer CAROZZE v. CHAISEN bedienen, weil Sie INCOGNITÒ sein v. es nit anders haben wolten. Ist demnach I. F. Gn. in des AMBASSrs. CAROZZE mit deßen Sohn v. Töchtern1225 nach Hoff gefahren, die Fr. AMBASSADORIN ließe Sich zugleich in einer CHAISE dahin tragen. Sie wurden also bald beim Schweitzer Saal vom CEREMONIenmeister angenommen v. in der Hertzogin Cammer, worin der Hertzog v. Seine verwittibte Schwester1226 albereit wahren, geführt. Es waren über 150. CAVALLIERS v. DAMES im CERCLE, aufs beste AJOUSTIRet, ohne was sich in der ANTICHAMBRE befunden. Der Hertzog so alzeit mit entblöstem Haubt gestanden machte flugs seine EXCUSE, daß Er I. F. Gn. nit zeitlicher vorkommen laßen, solches der ungelegenheit seiner AFFAIRen zu zumeßen; fragt nach der Fürst. FAMILIE, nach dero Fürst. Eltern, wie lang Sie in Franckreich? Wie ihr der Hoff anstunde? Wie Sie den König befunden? Ob Sie auch nach Rom v. wann wieder nach Hauß wolten? Bate beyde Churfürst. Durch. in Bayern,1227 wie auch deren gnsten. H. Vater1228 zu grüßen, OFFERIRTe briefe an ihren RESIDENTen1229 zu Meiland v. den Hertzog von PARMA1230 seinen H. Schwager v. deren noch mehr so Sie wolten. Die Hertzogin ENTRETENIRTe I. F. Gn. eine gar lange Zeit von allerhand CURIOSITÄTen: v. als dieselbe hörte daß I. F. gn. Fr. Mutter mit so vielen Fürst. Erben gesegnet gewesen, wünschte Sie sich deren eine gleiche anzahl. Scheinet im übrigen eine fromme gottseelige Fürstin zu seyn. Sie rühmte I. F. Gn. Sie hätte eben heute Briefe von Ihrer Schwester1231 aus Portugal erhalten, daß dieselbe mit dem neuen König1232 wieder vermählet v. Königin bliebe. Sonsten ist das gespräch, Sie werde in etwas genau von dem Hertzog gehalten, dörffe nach ihrer angebohrnen Frantzös. LIBERTÄT nit thun was Sie gedencke: auch POSSIRe mann ihr selten über 100. duplonen auf einmahl, wovon Sie dem Hertzog allemahl rechenschafft geben müße, wo das gelt hinkommen seye. Sie ist von einer alten Lini von Saphoy so sich in Franckreich lange Zeit entfalten, vom Hauße NEMOURS. Die Königin von Portugal ist ihre Schwester v. genand MADe. D’AUMALE. Ihr H. vater war der letzte [H.] Hertzog von NEMOURS1233 vnd des DUC DE BEAUFFORTH wie auch des CARDINAL DE VENDOME Schwager. Welchen aber der DE BEAUFORT umb eine liederliche ursach vor mehr als 20. jahren im DUEL erlegt. 1225 1226 1227 1228 1229 1230 1231 1232 1233
Vermutlich Hugues-Humbert, Charlotte-Christine und Christine de Servien(t). Louise-Christine de Savoie (1629–1692). Ferdinand Maria (1636–1679), Kurfürst von Bayern, verm. mit Henriette Adelaide de Savoie (1636–1676). Unklar. Vitaliano Conte di Borromeo (1620–1680), savoyischer Gesandter in Mailand. B: Seitenumbruch . Ranuccio II Farnese (1630–1694), Duca di Parma, verm. mit Margarete de Savoie (1635–1663). Marie Françoise Élisabeth de Savoie-Nemours (1646–1683), Königin von Portugal. Pedro II (1648–1706), König von Portugal. Charles Amédée de Savoie (1624–1652), Duc de Nemours et d’Aumale.
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Auch grüsten I. F. Gn. des Hertzogen Schwester so zugleich zugegen v. Eine wittbe war,1234 ihr H. vaters Bruder, des CARDINAL MAURITII,1235 so ein sehr betagter H. gewesen, als Er diese heurath gethan: daß man ihn zugelassen, sind Staats Vhrsachen gewesen. Der Junge v. einige Printz von PIEMONT1236 von dieser gemahlin war erst vor 14. tagen wieder außer gefahr seiner Kranckheit kommen, daher nit allein das gantze land sehr erfreuet, sondern auch überall große gelübde gethan worden, deren wir noch etliche in Todweißen hembden zu Meiland auf ST. CAROLI BOROMÆI1237 fest gesehen, so sich deswegen dahin verlobt gehabt. Der Hertzog hat ein einigen Bruder1238 so stumm aber sonsten verständig ist, wird nit vnter die leuthe gelaßen. Des Hertzogen H. vater hieß VICTOR AMADEUS,1239 hatte folgende Brüder den CARDINAL MAURITZ, Printz THOMAS,1240 DON GABRIEL1241 vnd DON ANTONIO von SAPHOIA,1242 beide letztere wahren unecht,1243 sind noch im leben, vnverheirathet, jener obrister v. bey Hof, dieser GOUUERNEUR zu NIZZA, stehet darauf daß Er CARDINAL wird. Der PRINCE DE CARIGNAN oder CONTE DE SOISSONS1244 ist aus der abgetheilten Saphoyschen linie CARIGNAN vnd ein Sohn obgedachten Printzen THOMAS, Er ist stets in Franckreich vnd hat beim König erhalten, daß Er den TITUL seiner Fr. Mutter1245 DE SOISSONS führen darf. [Er wahr stetig in Franckreich.] Er ist obrister über das Regiment Schweitzer. I. F. Gn. haben denselben in Franckreich bey Hoff kennen lernen. Demnach nun I. F. Gn.1246 über 5/4. stunden mit beiden ALTESSES ROYALES 1247 in CONVERSATION zubracht v. hierauff dero DIMISSION genommen hatten, haben Sie noch selbigen Abend Sich gegen den Frantzös. AMBr. wegen aller höffligkeit bedanckt, v. deßen CORTOISIE aller orthen wo davon gedacht werden solte, zu rühmen versprochen. Der Hertzog hielte dazumahl eine ARMÉE von m/10. mann auf den beinen. Uhrsache der benachbarten Frantzös. v. Span. CONJUNCTURen. Mann mein1234 1235 1236 1237 1238 1239 1240 1241 1242 1243 1244 1245 1246 1247
B: Seitenumbruch . Maurice de Savoie (1593–1657). Victor Amédée II de Savoie (1666–1732). Carlo Borromeo (1538–1584), Erzbischof von Mailand, 1610 heilig gesprochen. Es handelt sich nicht um den Bruder, sondern den Cousin: Emmanuel Philibert Amédée de Savoie (1628–1709), Prince de Carignan. Victor Amédée I (1587–1637), Duc de Savoie. Thomas François de Savoie (1596–1656), Begründer der Linie Carignan. Dom Gabriel de Savoie, natürlicher Sohn Charles Emmanuels I. Dom Antoine de Savoie, vgl. Anm. 1152. B: unrecht. Eugène Maurice de Savoie-Carignan, vgl. Anm. 713. Marie de Bourbon (1606–1692), Comtesse de Soissons. B: Seitenumbruch . B: eine.
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te er thäte es wegen GENUEUE, denn daher erwartete mann alle tage gesandte. Er giebt dem Frantzös. RESIDENTen das wohnhauß sambt allem haußrath vmbsonst. Der Saphoische hergegen muß zu PARIS alles bezahlen. Den 20.ten APRILIS reiseten I. F. Gn. zeitlich fort per Meyland auf Venedig zu gehen. ¼. meil vor der statt geritten durch das böse waßer LA STORTA.1248 Hernach über das waßer D’ORO1249 gefahren. Vnd mittag ALLA POSTA DI PASQVINO.1250 Nachmittag PASSIRT das waßer DALBANDINA1251 v. PERNOCTIRT zu SILIANO,1252 alwo der Hertzog I. F. Gn. die zwo versprochene RECOMMENDATIONES durch einen eigenen botten nachgeschickt, die eine an dero RESIDENTen in Meyland von hauß aus, den Meiländischen graffen BORRO,1253 die andre an den Hertzogen von PARMA,1254 alle beide SUB SIGILLO VOLANTE. Den 21.ten APR. zeitlich mittags zu VERCELLI des Hertzogen von SAPHOY grentzstadt ankommen, so vor diesem eine REPUBLIC gewesen, dann wir von NIZZA biß hieher CONTINUO in seinem gebiet zugebracht. Alhie in der nähe bey VERCELLI wohnet ein kleiner SOUVERAIN Fürst, genant PINCIPE DI MASSERANO,1255 grentzt auch an das Meilandische, hat eine festung, genant CREVACEUR, sein einkommen erstreckt sich in die m/35. Rthlr. Diesen orth VERCEIL befestigt mann mit 13. bolwercken, meist ROYAL, wieder den STADO von Meiland1256 v. MONFERRAT, welches die Spanier v. den Hertzogen von MANTUA nit wenig OFFENDIRet. Der Hertzog thut die baukosten aus eigenen mitteln ohne beschwerung des landes. Will hiernechst der Statt große PRI= VILEGIA ertheilen v. mit macht die NEGOTIA einführen. Nachmittags in den STADO DE MILANO kommen, v. durch die Meiländische Vestung NOVARA PASSIRet, alwo 3. COMPAGen. Teutsche in GUARNISON gelegen. Mann vernahm von Uns am thor daß wir Teutsche wehren v. führte uns biß an die Haubtwache, alda mann Uns nach belieben fortreisen ließe. Das zu NOVARA gehörige land ist vor diesem dem Hertzogen von PARMA versetzt gewesen, wegen Schulden, damit mann seinen Uhrgroßvater ALEXANDRO FARNESIO1257 noch zum theil wegen seiner Kriegsdienste in Niederland verhafft gewesen. DITO nachmittag geritten 5. stunden biß nach BUFFALORA,1258 alwo über nacht fein ACCOMMODIRT. Von hier gehet der CANAL biß in Meyland.
1248 1249 1250 1251 1252 1253 1254 1255 1256 1257 1258
Fiume Stura di Lanzo. Torrente Orco. Vielleicht Busignetto. Fiume Dora Baltea. Vielleicht Salomino, Santhià oder Sali Vercellese. Vitaliano Graf Borromeo, vgl. Anm. 1229. Ranuccio II Farnese, vgl. Anm. 1230. Francesco Ludovico Ferrero Fieschi (1638–1685), Principe di Massarano. B: Seitenumbruch . Alessandro Farnese (1545–1592), Duca di Parma. Boffalora.
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Den 22.ten APRIL 18. ital. meilen nach Meiland v. reitet mann stetig lengst dem CANAL. Mann siehet unterweges den herrlichsten wiesenwachs, welcher aus diesem CANAL überall befeuchtet wird, hierumb wechst wieder eine grausame anzahl von Reiß, auch liegen lengst des CANALS genugsame dörfer v. einzelne Häußer, die da bezeugen, daß das Hertzogthumb Meiland eines von den besten erbautesten ländern in Italien seye. DITO Mittags in Meiland A CAPELLO ROSSO eingekehret, als eben diesen Tag großes Kirchfarthen zu SANCTO CAROLO BOROMÆO biß auff die gemeine bauren aus der Schweitz, alhie vorgangen. I. F. Gn. haben nach dem mittag eßen den vom Hertzogen von Saphoy ihro überschickten brief an deßen RESIDENTen,1259 durch Lt. Fincken überliefern laßen:1260 derselbe ist dieses inhalts gewesen. ILLUSTRE SIGRE. E GIUNTO IN QUESTA CORTE IL SIGRE. DUCA FREDERICO DI SASSONIA WEIMAR, CHE VOLENDO VEDER INCOGNITAMENTE L’ITALIA,1261 FA PENSIERI DI PORTARSI IN QUESTA CITTÀ. DESIDERIAMO PERCIO CHE VENGA SERVITO DA VOSSIGNA. IN TUTTO CIÒ CHE GLI SARA NECESSARIO ET IN QUELLA FORMA MIGLIORE, CHE PORRA DAI MAGGIORMENTE A CONOSCERE AL DETTO SIGR. DUCA. LA STIMA GRANDE CHE FARCIAMO DI LUI, ET IL DESIDERIO VIVISO CH‘ HABBIAMO DI CONTRIBUIR IN QUELLO CHE POSSA DIPENDER DA NOI AD OGNI SUA SODISFATTIONE; ED ASSICURANDOLA CHE LA NOSTRA SARA IN QUESTA DA LEI PARTICOLARMENTE ACCETTATA, PREGHIAMO PER FINE IL SIGRE. CHE LA CONSERVI. TORINO LI 30. APR. 1668. AL PIACERE DI VOSSNA. IL DUCA DI SAVOIA RE DI CIPRE CAROLO EMANUELE.1262 Zu Teutsch. Wohlgeborner Graf. Nachdem gegenwertiger Fürst, der durchleuchtige fürst v. Herr, H. Friedrich Hertzog zu Sachßen Weimar p. an Unserm Hoff angelangt, des vorhabens Italien INCOGNITÒ zusehen, v. zu dem Ende die Stadt Meyland auch PASSIRen wird; Alß gesinnen wir an den H. Grafen gnst., daß er von Dem= selben in allem deme bedienet werde, was ihm vorfallen möchte, auf solche arth v. weise, die ihm dem H. Hertzogen am besten zuerkennen geben werden, die große ÆSTIME so wir von seiner Person machen, vnd die lebhaffte begierde So wir tragen, alles zu CONTRIBUIRen was zu seiner SATISFACTION1263 gereiche, uns versichernde, daß unserm willen von dem H. Gra1259 1260 1261 1262 1263
Vitaliano Graf Borromeo, vgl. Anm. 1229. B: Seitenumbruch . B: p. Italia. Für die Korrektur des italienischen Textes danke ich herzlich Frau Dr. Eva Bender. B: Seitenumbruch .
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fen, nach vermögen werde nachgelebt werden, bitten wir Gott, daß Er deroselben erhalte. TOURIN den 30.ten APR. 1668. Zu gefälligkeiten Euer Herrligkeit Der Hertzog von Saphoy vnd König in Cypern. CARL EMANUEL. Nach Verlesung dieses briefes hat der H. Graff I. F. Gn. so bald im wirthshauß mit 2. CAROZZEN aufgewart, dieselbe BENEVENTIRT, v. auf ORDRE seines H. alle annehmliche Dienste zu thun OFFERIRet. I. F. Gn. haben gebeten, [Sich] keine ungelegenheit zu nehmen. Doch weil dem H. RESIDENTen geliebe, wollen Sie sich von demselben führen laßen, wo etwas zu sehen: weil auch die offtgedachte Speirische Edelleuthe zwar unter des anhero auch ankommen, aber nit eben zur stelle wahren, alß wartete der Hoffmeister in der andern CAROZZE mit auf. Fuhren gerad aufs CITADELL, welches I. F. Gn. durchgehend besichtiget, daßelbe ist von 6. BASTIONen. Die Besatzung von 600. Mann, NATIONAL Spanier. Darinnen ist COMMODITÄT vor 3.000. pferde zu LOGIRen. Die Musquetirer haben in der festung ihre gelegenheit nacheinander in gewißen Häußlein oder Cammern. Es sind auf allen bolwercken schöne PLANCES D’ARMES, gleich wie ein großer v. general1264 PLACE D’ARMES. Heraus vor der Festung zwischen deroselben v. der Statt ist Schloß v. Stadt Meiland halten sich in SITU gerade gegen einander alß friedenstein v. gotha. Ohne daß jene größer sind. Es sind eigene mahlmühlen: Stück=gießereien, 5. Höfe zu so viel RESIDENTZen in der Festung. Es ist ein herrlicher PROSPECT. Mann siehet nach BERGAMO so der Venetianer gebieth ist, über 30. ital. meil von hinnen. Alß nun I. F. Gn. das CITADEL genugsam besichtiget, grüsten Sie EN PASSANT den CASTELLANO, nahmens DON BALTHASAR MARCADELLO,1265 so vor diesem General Major geweßen v. itzo GRANDES D’ESPAGNE ist. Er trägt ein roth Creutz auf seinem Schwartzen rock, eines gewißen ORDENS von Spanien.1266 Von ihme sagt der H. graff PORRO, alß Er Hertzog MAXIMILIAN von Bayern1267 ebenmäßig INCOGNITÒ ins CASTELL geführet habe; habe der CASTELLANO den Hertzogen lachenden mundes also angeredet: wenn der H. Graff PORRO ihn nit erst in seinem Nahmen gegrüst v. ihn vor INCOGNITO angegeben hätte, wären da albereit etliche Stücke gestanden so ihn BENEVENTIRen haben sollen. Der GOUUERNEUR vom STADO hat dem CASTELLANO nichts zu befehlen, auch im CASTELL nichts zu thun, derenthalben, wenn der GOUUERNEUR im Feld oder in andern EXPEDI1264 1265 1266 1267
B: Seitenumbruch . Baltasar Mercader y Carroz (ca. 1607–1676), 1661–1676 Castellano des Castello Sforzesco in Mailand. Ritter des Ordens von Santiago. Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 812.
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TIONen im land begriffen, so vertritt dieser CASTELLANO in Zeit abwesen= heit seine LIEUTENENCE. Zu der Zeit war der GOUUERNEUR vor 3. wochen gestorben1268 genant MARCHESE PONTE LEON,1269 anstatt seiner wahr AD INTERIM ein GENUESER Fürst PRINCIPE DE SESTRO,1270 welcher I. F. Gn. hernach die CONFITTURen PRÆSENTIRen laßen, welche Sie aber nit angenommen, weil Sie gantz INCOGNITÒ blieben v. sich mit den Spaniern nit zu viel einlaßen wollen. Nach besehung des CITADELS führte der RESIDENT I. F. Gn. auf die rechte
Hand an das Ende der Statt v. besahen das prächtige Kloster, da wohl ein König in RESIDIRen konte, DELLI FRATI D’OLIVETO, alwo der Hertzog von Saphoy ein LOGIRen sollen, wenn er der durchreisenden Kayserin anhero entgegen kommen währe, wie Er im Sinne gehabt. Ein anders ist nahe dabey DELLI FRATI DI S. AMBROSIO,1271 da weiset man die Capell wo AUGUSTINUS getaufft worden1272 v. REVOCIRT habe dem MANICHEISMO1273 ITEM zeigt man das uhralte thor, welches AMBROSIUS1274 auf v. zu gemacht alß Er Kay. THEODOSIUS1275 EXCOMMUNICIRet v. wieder RECIPIRet. Das closter ist auch herrlich v. noch reicher an INTRADen alß das vorige. CAMPI [RONCLII] RONCALII1276 sind etliche meil von dieser gegend, deren im STATIS IN JURE FEUDALI1277 so offt gedacht wird, alwo itziger Zeit hierumb der beste wein wechst. Das große Hospital ist vor m/20. Persohnen gestifftet. Von daraus werden allerhand SPECIAL Hospitalien alß INFIRMATORIA, INAURABILES &c. mit MEDICAMENTen versehen v. zum theil gespeiset. Die findel= v. andre kleine Kinder, so mann heimlich durch eine Schiebrolle in diesen Spital thut, sind dem Hospital zugefallen, v. müßen davon unterhalten werden biß ins1278 15. Jahr ihres alters. Die Jenige leuthe denen Sie aufs land zu säugen gegeben werden, müßen vom Pfarrer deßelben orths alle 3. monat ATTESTATION bringen, daß Sie noch leben, darauff werden Sie bezahlt biß in 2. jahr. Als dann nimpt Sie der Spital gantzlich zu sich. In der Kirche DI ST. ANTONIO haben die H. CONTI DI BORRO ihr erbbegräbnuß in einer capell, so Er uns gewiesen. 1268 1269 1270 1271 1272 1273 1274 1275 1276 1277 1278
B: Seitenumbruch . Luis de Guzmán Ponce de Leon y Toledo (1603–1668), gest. am 29. März, Gouverneur des Herzogtums Mailand. Paolo Spinola (1628–1699), Marchese di Los Balbases, Duca di Sestro, 1668–1670 Gouverneur des Herzogtums Mailand. Kirche San Ambrogio in Mailand. Augustinus von Hippo (354–430), 387 in Mailand getauft. Manichäismus. Ambrosius von Mailand (339–397), Bischof von Mailand. Theodosius I. (347–395), römischer Kaiser. Campus Roncalis oder Runcalis, in der mittelalterlichen Überlieferung ursprünglich die Ebene zwischen Cremona und Piacenza, auf der Truppen gemustert wurden. Titel nicht ermittelt. B: Seitenumbruch .
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Das PALATIUM DUCALE ist seither der Kaiserin durchreiß fein RENOVIRT, v. wird noch daran gearbeitet, daß ein GUBERNATOR daßelbe bald bewohnen kan. Das Ertzbischöff. PALATIUM ist prächtig. Er muß aus der Stadt bürtig sein v. allemahl zum CARDINAL gemacht werden, wenn die bürgerschafft den Pabst darumb REQVIRIRet. Der Thumb ist überaus hoch v. breit, von außen wird Er überall mit MARBREFIGURen besetzet, es ist ein FOND oder Erbzinß zum Jährlichen gebau DEPUTIRT von m/200. Cronen jährlich einkommens. Dahero mann sagt, daß mann albereit uber 1.000. jahr daran baue v. noch lange nit fertig werde. Daßelbe geschieht nit deswegen, daß der Thumb nit lengst verfertigt werden können, sondern wegen der Einkommen, denn so lang mann bauet viel oder wenig, bleibt ein Ertzbischoff in POSSESS1279 v. genuß der vermachten bau=kostens. So bald aber das gebau solte ein ende haben wird die Regirung danach greiffen v. den geistlichen nichts mehr davon POSSIRen laßen; Es ist albereit ein oder 2. thurmen sambt deren zierath von außen in die höhe angeführet, v. gantz verfertiget, daraus mann das DESSEIN1280 v. die Pracht des gantzen thumbs v. wie viel Zeit noch zu deßen verfertigung gehören möchte, JUDICIRen kan. Oberhalb des gewölbes der Kirche ist eine ALTANE da mann durch die fenster in die Kirche hinunter sehen kan, daran sind viele scheiben außgestoßen, solches sagen Sie geschehe von den bösen geistern, wenn sie unten in der Kirche von den leuthen ausgetrieben werden. Es war eben dazumahl ein beseßener in der Kirche, so EXORCIRet wurde v. ein greulich geschrey vorführte. Der RESIDENT führte I. F. Gn. zu einem Künstler welcher ein großen leuchter von Cristall v. 2. Spiegel vmb 2.000. Rthlr. zu verkauffen verfertigt hatte. Dergleichen etwas kleiner dem Turckischen Kaiser neulich von den Genuesern PRÆSENTIRet worden. Der Konig in Franckreich hat keine so große Spiegel v. leuchter als diese, der H. Graff hat I. F. Gn. gebeten, der Churfürstin in Bayern davon zu sagen, welcher Er das DESSEIN v. MENSUR davon albereit zugeschickt gehabt. Ein Canonicus Sri. NAZARII, Sedalio1281 genant, macht künst. MATHEMATIsche Sachen, insonderheit edelstein v. christall von eigener hand. Er OFFERIRTe I. F. Gn. davon etwas zu lehren, wenn Sie zu Meiland ein zeitlang zu bleiben hätten. Er arbeitet auch in OPTICIS, Spiegeln v. MICROSCOPICIS, nach der Kunst seines CABINETS: Die meiste raritäten, habe I. F. Gn. die mühe genommen auffzuschreiben. Die BIBLIOTHECA AMBROSIANA gedruckten1282 v. MANUSCRIPTORUM LIBRORUM ITEM die Schöne ACADEMICAM PICTORUM hat FRIDERICUS BOROMÆUS1283 dem PUBLICO zum besten gestifftet. Ins gemein werden in der Statt schöne MANUFACTURen gemacht von Rhören, Pistolen, Degen, Seiden Zeuge, 1279 1280 1281 1282 1283
B: progres. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. B: Sedalier. B: Seitenumbruch . Frederico Borromeo (1564–1631), Erzbischof von Mailand.
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Strümpffen, gülden drat v. faden &c. Sie ist sehr groß v. wohl PEUPLIRT. Hat über 200. Kirchen, über m/300. Seelen, so darinnen wohnen. Diese Statt v. land hat gar offt den Herrn geendert. Anno 1124.1284 wurde die Statt von FRIDERICO BARBAROSSA1285 zerstört. Eine zeitlang regirten darauf die grafen VISCONTI: vnd anno 1499. war nach diesen Ludwig1286 SFORTIA1287 vom Konig LUDOVICO XI.1288 in Franckreich dieses landes beraubt,1289 v. behielt es der König 13. Jahr. Anno 1512. INVESTIRTe Kaiser MAXIMILIANUS1290 die SFORTIAS wieder. Wurden anno 1515. von FRANCISCO I. wieder verjagt. Anno 1522. von CAROLO V.1291 wieder RESTITUIRT. Vnd 1535. als das Hauß SFORTIA gantz erbloß gestorben, von CAROLO V. Seinem Sohn PHILIPPO II.1292 alß ein Reichs lehn verliehen. Im Hertzogthumb ist ein großer Adel. Mann thut in diesem Lande große Stifftungen v. Allmoßen. Viele vornehme v. feste Städte sind hin v. her, meist auf den grentzen gegen PIEMONT. MONTFERRAT. Venedig. PARMA v. GENUA. alß NOVARA. TORTONA. CREMONA. ALEXANDRIA. VALENTZA.1293 COMO. LODI. SONCINO &c. Hiezu gehört das MARQVISAT FINAL. alwo ein Port v. eingang zum land vom Meer , auch hat PONTREMOLI dazu gehört, so aber itzo dem Großhertzog von Florentz verkaufft worden. Mitlerweil1294 alß der H. Graff I. F. Gn. den Ersten nachmittag sehens wegen genug herumb geführt hatte, führte Er Sie gegen abend in Sein PALATIUM, als wenn daßelbe ein frembd Haus v. alda auch etwas zu sehen gewesen; alß Sie nun die Stiege hinauff kommen, mit verlangen was es denn wehre, hatte Er Sie in ein Prächtige Cammer geführt v. gebetten, Sie möchten ablegen, Sie seyen an dem orth wo Sie zu befehlen. Er H. graff aber zu bitten hätte, I. F. Gn. wolten Ihm die gnade thun v. mit seinem hauß vorlieb nehmen. So sehr sie sich wehrten, hat der graf anders nit gewolt, als I. F. Gn. müsten bey ihm LOGIRen. Seines Bruders1295 Sohn1296 ließ Er also bald kommen, so I. F. Gn. mit der Frantzös. Sprache ENTRETENIRTe. Dieser wird einmahl sein Erbe seyn, weil der H. graf keine Söhne v. alle töchter in die Klöster gesteckt hat. Er ist ein Meiländ. VASALL, v. dient dem Hertzog von Saphoy nur PRO HONORE v. von hauß 1284 1285 1286 1287 1288 1289 1290 1291 1292 1293 1294 1295 1296
1164. Friedrich I. Barbarossa (ca. 1122–1190), Kaiser. B: Ludovicus. Ludovico Maria Sforza (1452–1508), Duca di Milano. Es handelte sich um Louis XII (1462–1515), König von Frankreich. B: berümbt. Maximilian I. (1459–1519), Kaiser. Karl V. (1500–1558), Kaiser. Felipe II (1527–1598), König von Spanien. Valenza. B: Seitenumbruch . Renato II Conte di Borromeo (1613–1685). Carlo IV Borromeo (1657–1685).
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aus. Des andern mittags den 23.ten APR. TRACTIRTe Er I. F. Gn. ingleichem gar SPLENDIDE mit zuziehung etlicher JESUITen v. eines vornehmen Spanischen H. Nachmittag gleich dem thorschließen, nahmen I. F. Gn. mit des H. grafen widerwillen, noch urlaub v. reiseten in aufwartung der Speyerischen von Adel noch ein ziemlich stück weges in die 15. ital. meilen von Meiland bey nacht fort, vnd blieben in ein dorff genandt BINASCO, nach dem der schrifft. ACCORD mit einem landgutscher von FERRARA biß auff VENEDIG vor vnsern Kaufmann il SIGre. PONSANPIETRO1297 zuvor aufgericht worden. Den 24.ten APR. sahen wir zeitlich die große CAROSSA alwo eben ein Pater die Seel ausfuhr.1298 Wie der jenige am glocken zeichen abnahm, so uns in der Kirche herumb führte. Dies ist die Prächtige Carthaus da gantz Italien zu sagen von weiß. Ein gebäu v. Kirche deren gleichen nit viel ist. Die durchreisende frembde pflegen biß in 3ten tag gastfrey gehalten zu werden. Oben auf sind die REFECTORIA vor große H., maßen CAROLUS V. PHILIPPUS II. DON JUAN DI AUSTRIA1299 v. noch neulichst die durchreisende Kaiserin alhie LOGIRT haben. In der Kirche sind die kostbahrste ALTARe, bild, kirchenornath v. meßgewandte zu sehen. An der Carthaus ist ein großer garten vielmehr ein feld von Korn, wein, oel, gantzen früchten v. Teichen, hatt 5. italianische meilen im bezirck, auch eine sonderliche ALLÉE alwo allerley lebensgroße FIGURen, von thieren v. menschen in buchsbäume geschnitten v. vnterhalten sind. In diesem garten v. außerhalb Paphii1300 liegt derselbe thiergarten, alwo FRANC. I. von den Kayser. völckern CAROLI V. gefangen worden. Unweith hievon reiseten wir durch die Statt PAPHIA. Dieses ist eine feste Stadt, am TICINO gelegene statt ist Sie zwischen lebenden v. stehenden flüßen v. waßern in der mitte [zwischen] gelegen, alwo sich viel Thaten zugetragen v. gemeiniglich alhie der Frantzosen laufendes glück gestutzet oder umbgewendet. In der Statt in Einer alten Capell siehet mann noch über m/30. Köpfe deren in einer schlacht vor alters alhie gebliebenen Frantzosen: ITEM siehet mann nahend dem CITADELL, in der AUGUSTINANer Kirche,1301 AUGUSTINI begräbnüß von weißem MARMOR, wie er auch mag hieher kommen sein, Bekand ist daß er Bischoff zu HIPPONE in AFRICA1302 gewe= sen, alwo er auch gestorben. Auch ist eine Uhralte v. berümbte UNIVERSITÄT alhie, insonderheit in FACULTATE JURIDICA.
1297 1298 1299 1300 1301 1302
Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . Don Juan de Austria (1547–1578), natürlicher Sohn Karls V. Pavia. San Pietro in Ciel d’Oro. B: Seitenumbruch .
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DITO mittag gehalten zu GABIANO1303 v. nachts LOGIRT zu LODY,1304 welches eine große v. feste Mayländische Statt ist. Alhierumb ist der trefflichste wiesenwachs v. werden viel fettere v. beßere Käß [alhie] daselbst gemacht, alß zu PARMA, müßen doch PARMESANer heißen. Den 25.ten APRIL. des morgens PASSIRT und Sich ein wenig aufgehalten zu CREMA, ist eine Venetianische Statt v. festung, wiewohl noch im Meiländischen TERRITORIO, von dem sie durch alte verträge an Venedig kommen auf dem Marckt mann etliche statuen gesehen, deren PODESTA von der venetianischen NOBILITA aufgericht, so sich alhie wohl gehalten. 1. meil von hier PASSIRT mann ein waßer zu schiff. Auf der rechten Hand blieb liegen die venetianische Vestung ORSINA NUOVA1305 v. mittags Sich aufgehalten zu ORSINA VECCHIA.1306 Nachts ankommen zu BRESCIA, welches eine sehr große VENETIANIsche Stat v. deren CITADELL aufm Berg gelegen ist; über die Seidene, wöllene v. dergleichen MATERIALIen, macht mann alhie das allerbeste gewehr in der LOMBARDEY: es ist an sich selbesten ein böß, mörderisch volck alhie, daher ein frembder sich wol in acht nimpt wer mit ihnen zu thun hat. Den 26.ten APRIL. vormittag ein bösen steinichten weg gehabt alß jemahls, mittag gehalten zu BESANCANO,1307 alwo der LAGO DI GARDA, so ziemlich breit v. lang ist, anstoßet. Nachmittag1308 PASSIRT durch die Vestung PESCIERA,1309 alwo wir die Pistolen gaben v. auf der andern seithe wieder empfingen; übernachtet zu CASTEL NUOVO.1310 Den 27.ten APRIL. hatte wir 10. meil auff VERONA. Dies ist auch eine große Handelstatt, von wein, oel v. Korn die fülle, thut viele NEGOTIA nach Teutschland v. Botzen, sintemahl die Etsch zu Botzen schiffreich wird, v. allerley wahren zwischen beiden orthen zu waßer RECIPROCIRet werden können, welches der Kauffmannschafft gar COMMOD ist. Alda haben I. F. Gn. das AMPHITHEATRUM besichtiget v. befunden daß es noch gantz v. in OVAL form ist, auch zu seinem gebrauch noch üblich. Mittag gehalten in einem einzeln wirthshauße À VILLA NUOVA, v. benachtet zu TAVERNELLA.1311 Den 28.ten APRIL. PASSIRT VINCENZA, welche statt nit so groß v. PEUPLIRT ist alß VERONA, aber einen starcken adel alda hat, gleichwie zu VERONA.1312 1303 1304 1305 1306 1307 1308 1309 1310 1311 1312
Cura Carpignano. Lodi. Orzinuovi. Orzivecchi. Desenzano del Garda. B: Seitenumbruch . Peschiera del Garda. Castelnuovo del Garda. Tavernelle. B: umb Tazio gewehr oder sonst etwas gefragt, auf welches dorf sonderlich zu Verona scharf inquirirt wird.
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Alhie haben wir EN PASSANT, schöne PALATIA wahrgenommen; Wurden weder hie noch zu VERONA, vmb TATZIO, gewehr oder sonsten etwas gefragt, auf welches doch sonderlich zu VERONA scharff INQUIRIRT wird. Wir mittagten zu LETORE,1313 REFRAICHIRTen in etwas zu PADUA, fuhren in vnser CAROZZE noch biß nach FUSCINO.1314 Alwo Uns vnser gutscher von FERRARA PAOLO SALMI genant noch aufs schiff dingte v. laut schrifftlichen CONTRACTS den überrest seiner bezahlung in Venedig zu empfangen mitfuhre alwo wir auch nach abgelegten 5. meilen späth abend À LA CASA ISTRIANA, wohin vns der Venetianische AMBASSADEUR am Saphoyschen Hoff gerathen hatte, Gott lob, glücklich angelanget. Den 29.ten APRIL. erfuhren I. F. Gn. daß die H. Marg= grafen von Durlach1315 im untersten Quartir des Haußes AL LION BIANCO auch eingekehret1316 hatten, ließen Sich demnach bey ihnen durch dero Cammerjuncker den BARON von CRONEGK1317 anmelden, welche unvermuthete RENCONTRE allerseits mit freuden zu vernehmen stunde. Sie kahmen von Rom v. wolten nach ansehung der Vermählungs=CEREMONIen über Insprug, Saltzburg v. München nach Hauß, [auch] in gleicher INTENTION, wie I. F. Gn. wegen Dero RETOUR auch gefast hatte. Sie erzählten das ableben ihres Hoffmeisters des von Weichersheim1318 zu Rom, welches nit ohne SUSPICION1319 beygebrachten giffts von der wirthin hergangen, v. wie derselbe auff anstalt des H. CARDINAL von Heßen1320 mit PATER NOSTER v. CRUCIFIX, auf weise der Römisch Catholischen in einer Kirche begraben worden. Sie hatten zwar dem Pabst keine visite geben, aber sich mit seinen freunden in CONVERSATION eingelaßen, dadurch Sie dem Pabst gantz nah kommen, alß Er eben die armen öffentlich gespeiset, v. [Sie] dabey Er Sie gar fleißig ins gesicht gefast gehabt. Den 30. APRIL. war Himmelfartstag, aber die Vermählung hat nit vorgenommen werden können, weil es regnet v. windet, v. der BUCENTORO nit ohne gefahr in See gehen können. Ist demnach biß nechsten Sontag aufgeschoben worden. Vnterdeßen ließen I. F. Gn. dero mitgegebene ADDRESSE vom Venetianischen AMBASSADr. am Saphoischen Hoff,1321 deßen H. Bruder, H. AGOSTINO
1313 1314 1315 1316 1317 1318 1319 1320 1321
Vielleicht Lissaro. Fusina. Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 422. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Anton Otto von Wittersheim. B: Suspection. Friedrich von Hessen-Darmstadt (1616–1682), 1637 konvertiert, 1652 Kardinal, Bischof von Breslau. Giovanni Morosini, vgl. Anm. 1219.
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MOROSINI,1322 übergeben. Derselbe, weil er dazumal in PUBLICO sehr beladen v. nit alsobalten selbsten abkommen können, schickte Er Einen Teutschen MEDICUM D. OTTO1323 von München gebürtig, wie auch Seinen SECRETARIUM. [Dieselbe] I. F. Gn. gehors. zu dero ankunfft zu GRATULIRen vnd Sie mit deßen GONDOLA zu bedienen, wohin Sie verlangen trügen. I. F. Gn. bedanckten Sich dieser OFFERTen, v. in dem Sie vom MEDICO in einem v. andern von PUBLICIS ENTRETENIRT worden, der SECRETARIUS [sich] aber LICENTZ bekommen hatte, fiel dem MEDICO auf einmahl ein halber schlagfluß oder dergleichen SYMPTOME zu, daß wir mit beruffung des wirths ihn genugsam zu laben v. Lt. Fincke zu thun hatte, ihn nach seinem Hauße zu begleiten. Er hat sich seither bey I. F. Gn. nit wieder angemelt, sondern EXCUSIRen laßen, ihn wegen Seiner unpäßligkeit vor EXCUSIRT zu halten. Soll sonsten eine gute PRAXIN zu Venedig haben v. seiner ERUDITION v. EXPERIENTZ halben ÆSTIMIRet werden. Entzwischen sahen I. F. Gn. PER OTIUM das ARSENAL so bey die 3. meil im vmbkreiß hat. Es sollen alda zu friedenszeiten in etlich hundert Galeeren v. über 2.000. feldstücke stehen v. waffen sein vor m/150. mann zu bewehren. In die 1.600. mann von allerhand Handwercksleuthe arbeiten stetig hierinnen, auch betrachteten Sie das PALAZZO S. MARCO, die BIBLIOTHEC, dabey die uhralten statuen, die ZECCA oder die Müntze, das FONTICO der Jüden, Teutschen, Turcken, Armenier v. Perser. Vnd weil es eben Jahrmarckt zu Venedig, die PIAZZA S. MARCO, so mit allerley läden [vnd] bebauet.1324 Sie sahen von1325 dem Turm DI ST. MARCO, Venedig in ihrem lager, vnd sonderlich wie Es gegen dem Meer her bevestigt, mit aufgeführten wercken, linien v. andern inventionen vom PORTO LIDO ahn gegen CAPO D’ISTRIA, biß an PORTO MALMACCO1326 nach dem Adriatischen Meer zu [verwahret ist], denn Venedig eigentlich in dem todten oder vnbewegsamen lacken liegt, so doch wegen des Meers zufluß v. abfluß in etwas getrieben werde. Sie wird in 6. QVARTIR getheilet, hat 70. Pfarrkirchen v. 100. andere Kirchen, alda sind über m/300. Seelen, im STADO aber über 3. MILLIONen. ITEM Sahen I. F. Gn. MORAN1327 wo man die gläser v. spiegel macht. ITEM das herrliche reiche v. wohl erbaute closter v. Insul S. GIORGIO.1328 Davorbey alle schiffe PASSIRen müßen, v. in deßen REFECTORIO das hochschätzbare gemälde von der Hochzeit zu CANA in GALILÆA, wie auch deßen sehr prächtig erbaute Kirche, wohl zu sehen. Vnter den vornemsten PALATIIS DELLI NOBILI VENETIANI sahen I. F. Gn. das PALATIO GRIMA-
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Agostino Morosini, vgl. Anm. 1221. Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . B: erbauet. B: Seitenumbruch . Malamacco. Murano. San Giorgio Maggiore.
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v. noch etliche mehr. ITEM Sahen Sie die FABRIQUA, wie mann das leder übergüldet; auch Sahen Sie in eines reichen Kaufmanns Hauße SIGre. COLATTO1330 genant über 30. Sorten güldene v. silberne stücke, alß eins kostbahrer v. prächtiger als das andere. Deren viel der grund v. die meisten blumen von pur goldenem faden v. die ehl zu 50. 100. biß 200. SCUDI ÆSTIMIRet worden. Dergleichen hatte mann viel zum Kayser. beylager gebraucht auch ließe der Turckische Kayser viel bey ihm kauffen.1331 Nachgehends sahen I. F. Gn. das qvecksilber auf die große Spiegel streichen: ITEM dieselbe poliren v. zieraht machen. In der St. Mary Kirchen sahen I. F. Gn. die schöne Mosaische arbeit. Vnterschiedliche TRANSSPLENDENTen rare säulen von Constantinopel hergebracht, den Stein oder die gegend in der Kirche, wo der Pabst ALEX. III.1332 Kayser FRID. III. I. 1333 aufm hals getretten.1334 Die Kirchthüren von Silbern blechen, so von Constantinopel alhero TRANSFERIRT worden. Die FRANCISCANer Kirche1335 wo BREGADINI1336 Hauth v. DEPOSITUM, den die Turcken zu FAMAGUSTA in Cypern schinden laßen. Wo mann nach MORAN hinaus fehret wird eine schöne Kirche gebauet von dem LEGATen so eine CORTISANIE hinterlaßen. Vmb Venedig herumb liegen in die 60. Insuln. Alda sind 2. Juden SYNAGOGEN, 1. Griechische, maurische &c. Kirchen. Der Jüden sind über 2.000. familien, meist reiche leuthe. Den THRESOR zu ST. MARCO zu sehen machte der Herr MOROSINI (deßen Fr. Mutter1337 des itzigen Hertzogen CONTARINI1338 tochter, deßen H. vater Bruder der PATRIARCH1339 v. naher vetter der jenige H. MOROSINI1340 ist, so itzo die Schiff=ARMÉE COMMENDIRT) anstalt: denn mann den vorigen Tag sich bey den H. PREGADI1341 sind so viel als Schöff anmelden müssen davon alzeit einer mit DEPUTIRT wird: Vnd wenn Sie den Schatz zeigen, ins gemein sagen, daß gegenwärtiger THRESOR nit der rechte venetianische Schatz seye: sondern der bestehe in anderen mitteln, als nemlich im guten GOVERNO der vnterthanen. Die H. Marggraffen1342 sahen denselben auch durch diese OCCASION v. war ein solch gedräng von allerley frembden v. zulaufenden NI1329
1329 1330 1331 1332 1333 1334 1335 1336 1337 1338 1339 1340 1341 1342
Palazzo Grimani, 1556 errichtet für Girolamo Grimani. Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . Rolando Bandinelli (um 1100–1181), seit 1159 Papst Alexander III. B: Fried. Gemeint ist Friedrich I. Barbarossa. 1177. Santi Giovanni e Paolo, Dominikanerkirche, das Grabmal für Marcantonio Bragadin wurde 1596 errichtet. Marcantonio Bragadin (1523–1571), Gouverneur Zyperns. Laura Contarini, in zweiter Ehe verm. mit Pietro Morosini. Domenico II Contarini (1585–1675), Doge. Gianfranco Morosini (1604–1678), 1644–1678 Patriarch von Venedig. Francesco Morosini (1619–1694), Befehlshaber der Galeeren, Doge. Consiglio dei pregadi, vom großen Rat gewählter Ausschuss. Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 422.
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volck, daß die PRINCIPALen kaum mit noth sich herdurch drücken konten. Alhie PRÆSENTIRTe sich auch der H. MOROSINI v. empfing I. F. Gn. gar höfflich. Vmb1343 Vergebung bittend, daß Er PUBLICIS NEGOTIIS DISCENTUS, seine schuldigkeit bey Hauß nit ablegen können. I. F. Gn. entschuldigten Ihn gar hoch v. eben aus den Ursachen hatten Sie ihn nit IMPERTENIRen wollen. Sontags den 3.ten MAII gieng die ALLEGREZZA vor sich. I. F. Gn. hatten vmb mehrer Sicherheit willen eine feine PIOTTA.1344 Ihr folgte das GONDALE des H. MOROSINI alzeit nach, wo die Speyrische Edelleuthe in geseßen. Gegen 8. Uhr fuhr der BUCENTORO alß langsam forth, v. wurden die Stücke so wol im ARSENAL, alß von den Plätzen zu land, auch Schiffen im Meer, wo Er vorbey fuhr, mit vielen SALVen vnd ACCLAMATIONen des volcks so nach CANDIA segeln1345 sollen, gelöset v. begrüßet. Im BUCENTORO, saß der Hertzog oben ahn: beiderseits Spanische, Saphoische, Malthesische v. andere AMBASSADEURS. Hernach der SENAT alle in gewöhnlichem rothem HABIT. vnterhalb von dem gemeinen volck, wer hineinkommen können außwendig der CAPITAIN GENERAL vber den GOLFO ADRIATICO, welcher ORDRE zum weg gab, auch der See gelegenheit wißen muß. Das Ruder wird von nur den leuthen geführt, so sonst im ARSENAL arbeiten. Der BUCENTORO wurde gefolgt von den AMBASSADEURen PIOTTen v. GONDALEN. ITEM von des Hertzoges v. der vornehmen Edelleuthen familien. Von frembden v. einheimischen wer da gewolt. Welches mann gern siehet, weil die SUITE vmb so viel ansehentlicher wird. Wie mann nun in die 2. meilen zur festung v. PORTE LIDDO kommen,1346 kehrte sich der Hertzog umb vnd ließ stehend den Ring, so er vom finger zog von hinten hinaus ins Meer fallen, mit dießen worthen, daß Er dießen Ring zum Zeichen der rechtschaffenen vermählung Seiner mit dem Adriatischen Meer hinaus werffe. Auf das fuhr mann nach dem Land [forth] biß an den Port LIDDO. Alda stieg die SIGNORIA ab v. gieng über die dazu gelegte Bretter in der POMPA biß zur Kirchen. Alwo der Hertzog vom PATRIARCHen empfangen v. zum altar geführt worden. Da dann meß gelesen worden v. mann Sich in voriger ordnung wieder zu schiff begeben. Vnter deßen wurden die am vfer stehende Plöcke angezündet, v. eine große SALVE gegeben. Damit fuhr ein jeder wieder nach Venedig. Nachmittag ward eine Waßer=Spatzierfarth, IL CORSO DI MORAN genant, zu MORAN gehalten. Welche nichts anders ist, alß daß ein schiff, PIOTTA oder GONDOLA nach der andern Spatzieren fährt v. wenn mann zur brücke kompt ein ieder der vorderiste sein will. Auß den umbliegenden Häusern wird zugesehen. Und diese FESTIVITÄT wehret biß gegen den Abend. Die VENETIANer besitzen zu lande ein groß Stück von der LOMBARDEY. Die TARVISer Marck v. ein antheil von FRIAUL. Am Meer haben Sie unterschied1343 1344 1345 1346
B: Seitenumbruch . Vielleicht: Ballotina. B: folgen. B: Seitenumbruch .
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liche orthe in DALMATIen v. ISTRIA: Im Meer ist Venedig, die Insuln CORFU, ZANTHE, CEPHALONIA vnd CANDIA. Ihre Nachbarn sind der Türcke, der Kaiser, Pabst vnd Spanier wegen Meyland. Ihr STAATS MAXIMA unter so vielen Nachbarn ist lieber friede als Krieg. Sie haßen den Pabst, das Hauß Osterreich v. den Türcken, alß solche feinde, deren jedem leicht möglich ist, ihren STAAT vmbzustürtzen. Hergegen lieben Sie die Holländer v. Frantzosen. Mit den GENUESern hatten Sie vor alters COMPETENTZ1347 über die Herrschafft des Meers, so Sie auch erhalten. Denn die GENUESer sich heutiges tages vmb nichts anders bekümmern alß umb Kauffmannschafft. Ihre Statuten anbelangend, So ist niemahls keine REPUBLICQ von alters hero so ACCURAT gewesen, alle OCCASIONen zu OBSERVIRen, woraus etwas nützliches zum Regiment beobachtet v. zu deßen PRACTIC gezogen werden könne. Dahero die jenige REPUBLICQ vor andern, PERFECT zu nennen, so dieser am nächsten bey kömpt. Das GUBERNO der gantzen REPUBLICQ hat nur der Adel in Händen. Erstlich ist der Hertzog, welcher euserlich alles majestätisches ansehen hat v. in deßen Nahmen alle der REPUBLICQ AFFAIRen in bündnußen, Kriegen &c. verrichtet werden. An sich selbsten aber darf Er ohne des SENATS vorwißen nichts thun; Er hat jährlich nit mehr alß 8.000. DUCATI DE PUBLICO. Das übrige setzt Er DE PROPRIO zu. Ins gemein werden die jenige darzu erwehlt, so sich hiebevor in AMBASSADen wohl v. löblich verhalten: Ihre wohnung ist im PALATIO, auch ihr Regiment auf ihr leben lang. Sie können verheirathet sein. Doch werden Sie alß dann erwehlt, wenn keine Hoffnung zu mehren Erben weiter vorhanden ist. Die ältisten aus dem CONSIGLIO wohnen gegenüber in PUBLICIS ÆDIFICIIS, damit die SIGNORIA alzeit bey einander seyn könne. Zum andern so besteht der kleine Rath in 120. Persohnen, dieselbe EXERCIRen mit zuziehung des Hertzogen alle JURA MAJESTATIS vnd sind im CONTINUIRLIchen Regiment. Zum dritten so ist das FUNDAMENT der gantzen Regierung der große Rath, in welchem ieder VENETIANIscher Edelmann gehen darff,1348 wenn Er 20. oder 25. Jahr seines alters PASSIRet hat. Deren kommen über 1.500. v. mehrens zu= sammen. Vnd von diesem CONSILIO werden alle PODESTE1349 vnd vnter Beampte in der Statt vnd land, auch alle Obrigkeiten Kriegs v. friedens genommen oder erwehlet. Keine Kauf= oder Handwerckers leuthe kommen dazu. Wiewohl bißweilen erlaubt wird, daß die REPUBLICA zu schweren Zeithen vmb ein gewißen TAX eine anzahl Edelleuthe CREIRet, dazu die jenige gelangen können, so sich mit gelt: mit ihrer vorfahren MERITen oder mit dem was Sie der REPUBLICQ ins künfftige selbst dienen können, LEGAL machen: In der letzten PROMOTION kahmen 50. Geschlechter dar zu. Jedes erlegte dem PUBLICO 100.000. DUCATI. 1347 1348 1349
B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . Podestà.
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I. F. Gn. Kauffleuthe in Venedig, welche deroselben von H. Johann Ochßen1350 zugestelt worden, wahren die H. Everts.1351 Auch wahren Sie durch 2. H. grafen von SALM1352 bekant mit dem Ertzbischoff. Saltzburgischen AGENTen H. ADAM SEGERLE.1353 So Ihr F. Gn. allerley guthe dienste erwiesen, v. insonderheit mit bestellung einer guthen schiffs=COMMODITÄT biß nach FERRARA an die Hand gangen v. Sie aus seinem Keller mit einem herrlichen truncke versehen. I. F. Gn. thaten ihm die ehr v. sahen EN PASSANT sein haus v. seine gemälde, auch ließ Er dazumahl ARMENIANer mit DIAMANTen vor viel 1.000. Rthlr. kommen, so sie besahen, offerirte deroselben Seine künfftige Dienste in allerley bestellungen zu Venedig. Den 4.ten MAII reiseten die H. Marggraffen weg von Venedig. Auch deßelben tages der1354 neue GENERAL MARQVIS ST. ANDRÉ1355 nach CANDIA mit seinen schiffen, von welchem mann seither in erfahrung kommen, daß Er unterwegs zu ZANTE gestorben. Den 6.ten MAII gegen abend giengen wir auch weg von Venedig, ACCOMPAGNIRT von den Speirischen Edelleuthen in einer durch den H. AGENTen gedingten PIOTTA. Kamen glücklich durch den PORTO DI MALMOCCO1356 v. nahmen etwas PROVISION AL PORTO DI FERRO. Das schiff ist Tag v. nacht fortgangen. In die 70. meilen von Venedig ist das land auf der Lincken Hand des CANALS noch alß Venetianisch v. auf der rechten dem Pabst. Den 7.ten MAII mittags geßen zu PAPOCE1357 nachmittag kamen wir in den Po v. ARRIVIRTe das schiff zu PONT DE LONGONE,1358 vnterhalb FRANCOLINO. DITO ließen wir uns in ein andern CANAL setzen v. kahmen in 1 ½. meilen kurtz vorm thorschließen zu FERRARA ahn. Alda sahen I. F. Gn. wie die Thore auf die Italiänische Manir verschloßen werden: Dabey die Soldaten im gewehr stehen, den Kopff am anschlag vnd mit aufgereckten Fahnen zum schuß fertig gegen das thor halten, bis es verschlossen wirdt. Wir wahren wohl LOGIRT À S. MARCO gegen dem Castell oder PALATIO über, wo der LEGAT wohnet. Den 8.ten MAII. Ein anderes Schiff von FERRARA auf BOLONIEN1359 genommen, ist zu land 30. zu waßer aber 35. meilen. Auf halbem weg haben wir1360 sich in ein andern CANAL begeben v. das schiff CHANGIRen müßen, zu
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Johann Ochs, vgl. Anm. 438. N.N. Ebertz, aus Isny stammende Kaufmannsfamilie. B: Ewarths. Nicht eindeutig. Nicht identifiziert. B: Sequerle. B: Seitenumbruch . Alexandre du Puy-Montbrun, vgl. Anm. 790. Malamacco. Papozze. Pontelagoscuro. Bologna. B: Sie.
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MALALBERGA,1361 alwo wir auch mittagten. Wir sind nachmittag durch viele Schleußen gefahren und uber nacht aufm Schiff schlaffen mußen, weil kein vnterkommens gewesen, mann auch nit gar in BOLONIen kommen können. Diese gegend sind viele CANTHARIDES oder Johannesvöglein, so im hin v. her fliegen im schwarm, Einen schier glauben machen,1362 daß es lauter Irrfackel sein. Den 9.ten MAII früe in BOLONIen angelangt, alda ist das beste wirthshauß ALL ANGELO bey der Teutschen NATION PEDELLEN. In der Kirche ST. DOMINICI wo derselbe Heilige auch begraben, haben die Teutsche NATION ihre Zusammenkunfft v. begräbnuß Alda ist auch zu sehen die Kirche STI. PETRONII wo CAROLUS V. gekrönet worden. Darinnen ist LINEA MEDIA1363 v. deren GRADUS zu sehen. Die Haubtkirche ist zu ST. PIETRO, wo bey der Ertzbischoff wohnet. Der LEGATUS hat alß GOUUERNEUR im zeitlichen zu befehlen, wird alle 3. Jahr CHANGIRT oder PROROGIRet: heist itzo CARAFFA.1364 Im PALATIO ist das STUDIUM ALDROVANDI, oder das CABINET RERUM NATURALIUM, von dem vornehmen PHYSICO & MEDICO auch EXPERIMENTARIO VLYSSE ALDROVANDO1365 zusammen getragen. Aldarin zu sehen 1. MONSTRA TERRESTRIA & MARITIMA. Darunter allerhand PETRIFICIRTe Sachen. ITEM INSECTA, schlangen v. CROCODILe. Ein Weib mit einem großen barth. 2. allerley Holtzschnitt so Er von raren Sachen entweder selbsten entworffen oder Schneiden laßen. 3. Seiner MANUSCRIPTORUM HACTENUS INEDITORUM wohl ein großer wagen voll, davon ist nichts ausgangen als XII. TOMI so hierin nit begriffen. 4. allerhand Schildereyen v. ein gros Elendthier auffgezogen. In diesem PALATIO sind auch allerhand OFFICIen, alß das OFFICIUM SANITATIS, woraus wir eine FEDE der gesundheit mitnahmen v. im anfang des Florentzer Staats vorzeigten. In der UNIVERSITÄT zu BONONIen1366 sind über 200. PROFESSORES: Das STUDIUM oder UNIVERSITÄTS= hauß ist zierlich erbaut v. sehr viel wapen darinnen. Alle die so hie PROMOVIRen mußen auf des Pabsts BULLA schwehren, daß Sie Römisch Catholisch seyn. Es lauffen deren viel mit ihrem JURAMENT vnter, die vncatholisch sein, v. schwehren doch, mit was gewißen ist leicht zuerachten. Zu PADUA ist DUPLEX PROMOTIO. Im Thumb oder im STADIO. In jenem ADMITTIRT man allein die der Römischen RELIGION sind. In diesem mag man glauben was man will, Juden v. Christen, wenn Sie nur die SCIENTZ haben: welches so einen großen APPLAUSUM oder zu lauff macht: der PEDEL in BONONIen meint, mann habe SOLLICITIRet biß in die 12. PRIVILEGIA CONSCIENTIA 1361 1362 1363 1364 1365 1366
Malalbergo. B: Seitenumbruch . Mit Bleistift Medionalis. Carlo Carafa (1611–1680), Kardinal, Legat in Bologna. Ulisse Aldrovandi (1522–1605), Arzt, Naturforscher. B: Seitenumbruch .
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vor die PROMOTION der PROTESTANTEN zu BOLONIen zuerhalten, sey aber nit zuerlangen geweßen. In des MARCHESE BUON COMPAGNO behausung ist vor diesem das CONCILIUM gehalten worden, nach dem Es von Florentz anhero TRANSFERIRet geweßen. Welches PALATIUM wir auch gesehen. Gegen dem PALATIO über wird das Hauß gewießen, welches die statt vor FRIDERICI BARBAROSSA Sohn1367 gebaut, alworin Er nach ausgestandener langer gefängnus über 20. jahre, endlich gestorben v. zu ST. PETRONIO begraben worden. Die Kirche zu ST. FRANCESCO hat PAULUS III. FARNASIUS1368 bauen laßen. Von welchem das Hauß PARMA her kommet. Sie hat ein überaus prächtige FACCIATA: Vor einer anderen Kirche der Franciscaner liegt der Jurist ACCURSIUS.1369 Davor aber ist die Reitschul v. nahent darbey das Hospital, alwo die findelkinder1370 hereingebracht werden. Etliche Seidenmühlen alhie werden PER ORGANA HYDRAULICA oder dem wasser-Trieb umbgetrieben vnd winden viel seide in kurtzer Zeit, so I. F. Gn. sonderlich in acht genommen. Die Statt ist sehr gros, gibt wenig der obrigkeit. Es wird alhie so viel Seide gezogen v. gemacht, alß schier ahn einem ort in Italien, insonderheit von SUBTILEM FLOR, es giebt über das viel oliven, weinwachs v. frücht hierumb in der graffschafft, wovon der Adel aufm lande, so schier so höfflich wie der in Franckreich ist, sein best einkommen hat. Die Teutsche NATION v. was derselben anhängig, hat unter andern auch die PRIVILEGIen, daß Sie Degen, Dolche, Pistolen, v. allerhand feuergewehr in der Statt tragen, außer demselben aber in gewißem DISTRICT frey auff die Jagt gehen darff. Auf dem MONTE OLIVETO ist dergleichen schön Closter außer der Statt, wie zu Meyland, da wol ein König in RESIDIRen könte. In BONONIen wird auch allerhand köstliche Seiffen gemacht v. weit verführt. Diese Statt v. das land dazu liegt allein [liegt] weit vom Meer; sonsten alles am Meer oder nah dabey was der Pabst besitzet. Den 10.ten MAII weg von BOLONIen verreiset. Mittag gehalten zu LOJANO,1371 auf 7. meil von dannen, war im anfang des APPENNINI. Von DATO war PIETRA MALA,1372 alwo des Pabsts gebiet ein end gehabt, v. das großhertzog. angefangen, [auf] alda die FEDE aufgewiesen worden. Uber= nachtet zu FIORENZUOLA,1373 Einem großhertzog. Stättlein mitten in den APENNINen.1374 1367 1368 1369 1370 1371 1372 1373 1374
Heinrich (Enzio) von Sardinien (ca. 1220–1272), natürlicher Sohn Kaiser Friedrichs II., 1249– 1272 Gefangener der Stadt Bologna im Palazzo Nuovo. Alessandro Farnese (1468–1549), seit 1534 Papst Paul III. Accursius (1182/85–1260/63), Jurist, Glossator. B: Seitenumbruch . Loiano. Pietramala. Firenzuola. B: Seitenumbruch .
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Den 11.ten MAII durch hohe berge PASSIRet SCARPARIA,1375 alwo mann feine meßer v. Scheeren, auf allerley arthen machet: Mittags LOGIRT zu PONT ST. PIEDRO,1376 kurtz davor sahe mann die Vestung ST. MARTINO. Dergleichen der Großhertzog im land hin v. her sehr viel hat, daßelbe im Zaum zu halten. Noch 5. meil außerhalb Florentz auf die lincke Hand vom weg abgangen v. das lust= v. Jagthauß PRETOLINO1377 besehen, welches aber übel ENTRETENIRT wird: schad ists vor die schöne grotten v. waßerwercke. In 15. Jahren ist keine landherrschafft alhie gewesen ohne das der Ertzhertzog von Insprug etlichmahl alhie PERNOCTIRT, wegen der Jagten. DITO Abends späth in Florentz ankommen. Den 12.ten MAII haben I. F. Gn. dero von H. Johann Ochßen1378 von Franckfurth alhie zugestelten Kauffmann, nahmens ELIAS EVERTS,1379 suchen laßen. So sich alsobald bey I. F. Gn. gehors. eingestelt, vnd dieselbe PER AVISO längst erwartet. Alhie haben wir sehr viel brieffe von Hauß aus vorgefunden, deren I. F. Gn. sich erfreuet. Weilen nun das wirthshauß wo Sie eingekehret albereit voller leuthe gewesen vnd Sie nit ACCOMMODIRT [geweßen], nach belieben, alß hat mann Ein ander [Teutschen] wirthshaus,1380 zur weißen Rose gesucht, der wirth ist ein Teutscher 70. jahriger mann von Coburg burtig [gewesen]. Er rühmet sich zwar noch Evangelisch zu sein, in maßen er allemahl geld gebe, v.1381 einen beicht zettel auff seinen Nahmen stellen ließe, gienge aber bey den Papisten zum nachtmahl, weil ers nit endern könte. Bey ihme sind viel Fürst. gräff. adeliche v. vnadel. FORASTIren1382 iederzeit eingekehret gewesen, leuthe deren wapen, so Sie ihme zur gedächtnüs auff güldenem leder gepräget gelaßen. Deren die taffelstube gantz voll ist. Alß mann auch dießen morgen, mit zuziehung des Kauffmanns EVERTS beym Großhertzog1383 I. F. Gn. angemeldet, hat derselbe alles zuvor durch den Obr. Cammer H.1384 v. nach einander erfragen laßen. 1. Ob Sie in der QVALITÄT wo vor sie sich ausgeben, ihme Kauffmann RECOMMENDIRet seyen. 2. I. F. Gn. Nahmen, ob Sie von Chur oder Fürst. Hauße. 3. wenn Sie von Fürst. Hauße, von welcher LINI? Ob Sie Einer von Ihrer Dh. Hertzog Ernsten Printzen wehren? Vnd als mann gemelt Sie wehren von demselben Hauß v. vnter den Fürst. brüdern der ältiste, ließ der großhertzog antworten Sie begehrten weiters nichts 1375 1376 1377 1378 1379 1380 1381 1382 1383 1384
Scarperia e San Piero. San Piero A Sieve. Montespertoli. Johann Ochs, vgl. Anm. 438. Vielleicht Elias Ebertz (1593–1677), aus Isny stammender Kaufmann. B: wo Sie eingekehret. B: Seitenumbruch . Forastero (span.) Fremde. Ferdinando II de’Medici (1610–1670), Granduca di Toscana. Cerbone del Monte (1610–1689), Marchese di Monte Santa Maria, Oberkammerherr des Großherzogs der Toskana.
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mehres zu wißen, weil Sie von I. Dh. Hertzog Ernsten von Gotha v. deßen Fürst. Familia alle PARTICULARITÄTen hätten. Wehre demnach itzo nit weiter alß von der RECEPTION oder dem TRACTAMENT zu sagen. I. F. Gn. ließen vermelden, daß Sie von dero gnstem. H. Vatter in befelch hätten sich INCOGNITÒ v. nur in der QVALITÄT eines grafen zu halten, maßen Sie in Franckreich v. überall bey ihrer reise zu thun gewohnt gewesen. Der großhertzog REPLICIRTe, wiewohl es ihme eine größere1385 SATISFACTION were, I. F. Gn. in den Ehren, so Ihr zu kähmen, so lang Sie zu Florentz wehren, zu halten, stelte ers deroselben iedoch eigenen gefallen anheimb, v. wolte Sie TRACTIRen nach der arth wie Sie ihme selbsten verschrieben v. an die Hand geben wurde. Inmittels sind die Küchen PRESENTe alsobald ankommen, alß eine QVANTITÄT von Jungen Hünern, Tauben, Capaunen v. Indianischen Hünern, würsten, Käse, allerley zucker v. CONFITTURen. 5. sorten wein in 36. flaschen. Auch haben von DATO ahn sich 2. CAROZZEN zu I. F. Gn. diensten alzeit fertig gehalten. Ihr Zimmer im wirthshauß ist mit rothem DAMAST MEUBLIRT vnd ihr ein herrlich bett: wie auch Lt. Fincken Cammer von Hof aus PRÆPARIRT worden. Ihr F. Gn. wurden umb 21. Uhr oder umb 5. Uhr nachmittag durch den MARCHESE VITELLI,1386 Trabanten Hauptmann so gut Teutsch redet, zur ersten AUDIENTZ abgeholet, wozu Sie sich gefast hielten v. in bestimbter Zeit in aufwartung der Jungen Edelleuthe von Speier, wovon albereit gemelt worden, zu Hofe erschienen. Alda wurden Sie von dem PRIMERO GENTILHUOMO DELLA CAMERA, MARCHESE CERBONE DEL MONTE,1387 bey der eusersten thür empfangen, v. biß an des Hertzogen gemach geführet: welcher I. F. Gn. in einem Mantel von leichtem schwartzen flor v. einem schlichten schwartzen Kleid, einen stab in der Hand v. in der thür Selbsten empfangen, da mann nach ablegung einiger CEREMONIen beiderseits mit bedecktem Haubt niedergeseßen. Anfangs ließe mann niemands hinein, als die so die Stühle gesetzt: über ein weil wurde ein Dähnischer MEDICUS1388 oder VIRTUOSUS hinein beruffen,1389 wegen der vorgefallenen DISCOURS von den PETRIFICIRTen Sachen, von wegen der Meermuscheln v. andern fisch geräthen, so man allernechst Florentz in den großen bergen findet, v. [mann] deshalben meint, daß das Meer dieselbe vor alters daher getragen habe, wiewohl es auf die 30. v. mehr meilen davon ist, auch kein einiger AUTOR weder alt noch neue etwas davon gedencket. Kurtz darauff wurde auch Lt. Finck hinein beruffen, da die beide Fürst. Personen eben im DISCOURS begriffen gewesen von dem Hause des H. Marggrafen von Baaden: welcher doch derjenige sein müst, so neulich COADJUTOR zu Ful1385 1386 1387 1388 1389
B: Seitenumbruch . Pierfrancesco (Peter Franz) Vitelli (1628–1697), Marchese di Bucine. Cerbone del Monte, vgl. Anm. 1384. Niels Stensen (Nicolaus Stenonis) (1638–1686), dänischer Arzt und Naturforscher, zuletzt Priester und Bischof. B: Seitenumbruch .
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da1390 worden, denn es seyen seine leuthe kurtz verwichener tage per Florentz nach Rom gereist, umb alda wegen des CARDINAL huts, vor denselben Marggraffen, anstalt zu machen; I. F. Gn. antworteten, es wehre dieser COADJUTOR1391 eigentlich von Baden-Durlach, seye des regierenden Evangelischen H. Marggraff Friedrich1392 H. Bruder. Es habe der H. COADJUTOR seine RELIGION geendert, konte wohl sein, daß Er diese DIGNITÄT erhalten. Der Großhertzog sagte es hätte ihr Ihr Kaiß. Mtt. neben dem von Auersperg v. andern vorgeschlagen: mit dem von Auersperg habe es erst ein ansehens gehabt, als wenn ers [werden] erhalten soll. Darauf INQUIRIRTe Er noch weiter v. wolte wißen, wer denn der von Baden sey, so ein kaiser. GENERALAT verwalte? I. F. Gn. REFERIRTen, es wehre ein Catholischer Fürst, des H. Cammerrichters zu Speyer1393 H. Sohn;1394 auf welches dem großhertzogen bey= gefallen, daß er ihn kenne1395 v. daß es der jenige sey, so sich mit einer Böhmischen Damen einer von TSCHERNIN1396 vermählet gehabt. Deren H. Vatter1397 Er auch wohl gekennet, er sey ein großer liebhaber des Spielens gewesen: er sey vom Kaiser FERDINAND II.1398 in AMBASSADE nacher CONSTANTINOPel verschickt worden, alß Er wieder kommen, habe Er ihme, dem großhertzogen vnter anderm verlauff seine reise erzählt, Es habe der großtürcke sich dazumahl nit mit den PRESENTEN CONTENTIRen wollen, So er ihm hinein gebracht, sondern URGIRet, ihme ein VALOR dergleichen zu thun, wie Seinen vorfahren auch geschehen. Denn sonsten müste Er JUDICIRen, daß mann Ihn nit so gut achete alß dieselbe. Er TSCHERNIN habe REPLICIRT, diejenige PRESENTe so die vorige Kaiser gethan v. so sein aller gndster. H. anitzo thäte, seyen willkührliche geschencke geweßen v. würden sich nit vorschreiben laßen, ob Sie diß oder Jenes, viel oder wenig geben sollen. Aber daran habe der großhertzog gezweiffelt daß Er die sache vorm Turckischen Kaiser mit solchen FORMALIBUS vorgebracht habe, [als] wie Sie es ihme erzählt. Wie nun die CONFERENTZ eine gute halbe Stunde gewehret, v. der großhertzog I. F. Gn. viel SPECIALIA, insonderheit von der gesundheit v. Fürst. aufweßen dero gndsten. H. Vatern gefragt v. vnter andern diejenige Sachen wißen wollen, deren I. Dh. ein sonderbahrer liebhaber wehren? Sind nach geziemender beantwortung auf alle fragen [stunden] I. F. Gn. aufgestanden,1399 1390 1391 1392 1393 1394 1395 1396 1397 1398 1399
Bernhard Gustav von Baden-Durlach (1631–1677), 1660 konvertiert, 1666 Koadjutor zu Fulda, 1671 Kardinal. B: Adjutor. Friedrich VI. (1617–1677), Markgraf von Baden-Durlach. Wilhelm (1593–1677), Markgraf von Baden, Kammerrichter zu Speyer. Leopold Wilhelm (1626–1671), Markgraf von Baden, kaiserlicher Feldmarschall. B: Seitenumbruch . Anna Sylvia Caretto (1607–1664), verw. Gräfin Czernin. Hermann Wenzel Graf Czernin (1576–1651), nicht der Vater, sondern der erste Gemahl. Ferdinand II. (1578–1637), Kaiser. B: Seitenumbruch .
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der Großhertzog [bathe] aufs inständigste gebethen Sie möchten zu Hoff LOGIRen: Sie REFUSIRTen es. Er REPLICIRTe, möchte dennoch erlauben, daß mann ihr ein absonderlich PALATIO (welches das PALATIO SALVIATI hath sein sollen) zu bereite: I. F. Gn. EXCUSIRTen Sich abermahl, wollen vmb die wenige Zeit [Sich] keine ungelegenheit machen. Seyen ohne das wohl ACCOMODIRT. Endlich bathe der Großhertzog, es möchten dann I. F. Gn. über sein Hauß, seine Diener v. was in Seinem Vermögen stünde, LIBERÈ COMMENDIRen, solte ihr mit allem GUSTO aufgewartet werden. Den 13.ten MAII vmb die vorige nachmittags stunde besuchten I. F. Gn. den GroßPrintzen,1400 so eben vor 8. tagen wieder angelanget war: wurde von dero Obrist Cammer H. dem grafen DI NOVELLARA1401 auf die weiße wie vorigen tages angenommen v. vom GroßPrintzen in der Cammerthür empfangen; es wurden so bald 2. stüle gesetzt v. bedeckten sich die Fürst. Personen beiderseits. Wir bediente wurden alle, aufwartungs wegen, in die Cammer geführet, da die beyden Fürst. Personen einander lange Zeit von beiderseits reisen1402 ENTRETENIRTen. V. insonderheit der Groß Printz gerühmt, was Er am Chursächß. Hoff vor ehre genoßen. Er hath I. F. Gn. auch die vornehme orthe v. höffe beschrieben, worauff Er zukommen, v. was ihme an jedem orth in sonderheit begegnet.1403 Nach gepflogener CONFERENTZ, so gegen eine stunde gewehret, nahmen I. F. Gn. vor dißmahl abschied v. wurden vom Groß Printzen biß an die ANTICHAMBRE von deßen Oberhoffmeister aber durch die wacht biß an die große ESCALIERS RECONDUIRet. Alwo Sie der H. MARCHESE VITELLI1404 aufs neue angenommen v. biß an die CAROZZE bedienet. Den 14.ten MAII auch umb eben die Stunde nachittags, wurden I. F. Gn. zur AUDIENCE der groß Printzeßin1405 [gelaßen] beruffen. Denn es deßelben tages der großhertzogin, so auff ihrem lusthauß vor der Statt ihre gesundheit gepflogen, eben nit gelegen gewesen. I. F. Gn. wurden durch dero obrist Cammer H. CARVAGLIERO MALVEZZI;1406 allein vorgeführt vnd PRÆSENTIRTen der groß Princeßin zuforderist das schreiben von Ihrer Fräulein Schwester, der MADEMOISELLE DE MONPENSIER. Sie musten derselben erzählen, in was vor einem Zustand Sie den Frantzös. Hoff gegenwärtig befunden v. gelaßen; was Sie vor DAMES vom Frauenzimmer alda gekant. Was ihr auf der reise begegnet, v. was dergleichen CURIALIA mehr wahren. aldann
1400 1401 1402
1403 1404 1405 1406
Cosimo III de’Medici, vgl. Anm. 743. Giulio Cesare Gonzaga (1618–1676), Conte di Novellara. Der Prinz bereiste in den Jahren 1667 und 1668 Frankreich, die Niederlande und das Alte Reich. In den Jahren 1668 und 1669 war er in Spanien und Portugal sowie in den Niederlanden und England. B: Seitenumbruch . Pierfrancesco (Peter Franz) Vitelli, vgl. Anm. 1386. Marguerite Louise d’Orléans, vgl. Anm. 872. Lucio Malvezzi, Oberkammerherr der Großprinzessin.
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Die jenige Zeit, so mann nit zur AUDIENTZ vonnöthen gehabt, hat mann an die sehenswürdigen CURIOSITÄTen ohne MOMENT versäumnüß gewendet, denn am 13.ten gedachten MAII vormittag, nahmen I. F. Gn. sich vor die GUARDEROBBA v. die GALERIA, auch die ARMORIA im alten PALATIO zu sehen. Dis Sind die CABINETen darinnen die großfürst. raritäten v. kunst= Sachen enthalten werden. Und behalten noch vom alten PALATIO den nahmen, weil zu der Zeit alda die GUARDEROBBA oder1407 Kleiderverwahrung gewesen. Den anfang machte I. F. Gn. zu sehen in den MASSIV güldenen v. Silbernen CREDENTZen, deren aber itzo ziemlich viel wegen des PRINCIPE LEOPOLD CARDINALAT1408 zu Rom gewesen. ITEM die schöne geschnittene Steine v. Cristalle, die MINIATURen v. gemählde, so mann aus den geöffneten THRESORen heraus gelanget, v. I. F. Gn. gewiesen, so nit iedermann gezeiget werden. NB Von welchen Sachen gewiße DESCRIPTIONES vorhanden v. nit alhie weiters einzutragen nöthig ist. Zumahl I. F. Gn. die raresten Sachen selbsten in Ihr Reißbuch eingezeichnet. Die Schöne CASSETTA, mit rubinen buchstaben v. FIGUREN von v. andern PRETIOSen Edelsteinen besetzt, so der vorige Großhertzog machen v. nach LORETTO oder dem ANTONIO DE PADUA1409 opffern laßen wollen, ist aber nachgehend stehen blieben, weilen der großhertzog drüber verstorben. Auch muß mann melden so viele schöne v. rare eingelegte tische von kostbaren ORIENTALIschen Steinen v. Perlen. Andere tische von gold, Schwartz Eben= vnd anderm raren holtz. Denn ein tisch=Künstler alhie ist, so iedwedes holtz, welches sich zu jeder arbeit schicket, schier aus allen landen der welt mit großen SPEESEN kommen läst. Die PANDECTÆ FLORENTINÆ wurden I. F. Gn. auch gewiesen, welches ein gantz rares Buch ist. Es sind 2. TOMI in FOLIO auf Pergament schier mit alt Griechischen charactere geschrieben, auf eine arth wie mann gleichsam itzo in dem Moskau schreibet. Sie sind roth eingebunden v. mit silber beschlagen welches mit blauen FIGURen VERAMULIRet ist. Item so sahen I. F. Gn. allerley gedrähete Sachen von Elffenbein, darunter Hertzog Johann Casimiri von Coburg1410 hochsel. Fürst. andenckens nahme v. wapen, auch die nahmen zweyer Meister zu Coburg v. Gotha, ITEM viel GLOBUS, viel MATHEMATICA1411 INSTRUMENTA, den MAGNETen &c. In der Rüstcammer sahen Sie allerley alte v. neue rüstungen, der Indianer, Tartaren, Turcken, Perser, Japaner v. Chineser. Vielerley Seebel, Rohre, Pferdtzierath, Sättel &c. in welchem allen aber der Stall zu Dreßden weit reicher ist. Auff der GALLERIA sahen Sie schöne schildereyen v. viele alte ORIGINALIA Römischer STATUEN, dergleichen mann in QVANTITATE zu Rom selbsten in kei1407 1408 1409 1410 1411
B: Seitenumbruch . Leopoldo de’Medici (1617–1675), 1667 Kardinal. Antonius von Padua (um 1195–1321), Kirchenlehrer. Johann Casimir (1564–1633), Herzog von Sachsen-Coburg. B: Seitenumbruch .
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nem PALATIO zu sehen kriegen wird. ITEM ist die FONTARIA1412 oder Apothecke, auch die distillirung wohl zu sehen gewesen. Alwo schöne EXTRACTe v. kostbare SPIRITUS CHYMISCH. ITEM etliche uhralte Mumien, großer leuthe v. Kinder, SCELETA, v. dergleichen NATURALIA mehr zu sehen gewesen. Im Stockwerck unter der GALLERIA haben die Handwercker nach einander ihr LOSAMENTer, v. werden bezahlt, Sie arbeiten fort oder nit. Sie sind meist leuthe so die künstliche Steinerne Tische machen. Auch Tischler von Holtzarbeit, ITEM Mahler, Uhrmacher Künstliche Tapetenwircker, büchsen=schneider, Drechsler, Miniatur arbeiter, goldschmiede, Steinschneider= v. Faßer, von allerley nationen, Teutschen, Flandern, Frantzosen, v. wer nur was rares machen kan. Auch wird hierinnen viel gearbeitet vor die köst. capell zu S. LORENZO. Wenn etwas alhie verfertigt, wird solches hernach hinaus gethan v. in der Kirchen zum Haubtwerck aufgerichtet. Vnd dieses ist das alte PALATIUM, welches, wie hieraus zu sehen, denen Kunstcammern v. Kunstarbeitern der zeith allein DEDICIRet v. zugeeignet ist. Vnterhalb auff der Erde in den untersten gemächern sind die Politische MAGISTRATe nacheinander, so da zuerkennen haben1413 in vormundschafft Sachen: in weberey von wolle, Seide v. leinwanth. Von der Kauffleuthe INTRIGUen v. NEGOTIen. Von jedem Handwerck v. Innung, was vor Streit in demselben vorfelt, denn solche sachen werden alhie nach den geschriebenen gesetzen v. ordnungen geschlichtet. Gegenüber haben die Teutsche GUARDen. Soldaten zu fues ihre zimmer nach einander, ihnen ist erlaubt zu heurathen, müßen aber meist bey ihrer NATION bleiben. Es kompt keiner darunter, so nit ein hochteutscher ist. Die RELIGION wird eben nit so genau ATTENDIRet. Der MARCHESE VITELLI ist ihr CAPITAIN. Mann ist der Teutschen NATION daher so sehr AFFECTIONIRT v. haben Sie die Großhertzogen so hoch PRIVILEGIRT, weil Sie vor diesem dem Hauß MEDICIS in Kriegen, schlachten v. Stürmen, einnahm= vnd DEFENDIrung der plätze im lande so fest v. treulich beygestanden. Dahero Ihnen der großhertzog sein v. seiner großhertzog. FAMILIE leib GARDE allein vertrauet. Die COMPAGe. zu pferd bestehet auch von hochteutschen meist Edel= leuthen, so ihme v. den Fürst. Personen aufwarten, wenn Sie sich außerhalb des Hoffes, in den Kirchen, Spatzieren, auf den Jagten, oder sonst auf dem lande befinden. Aus diesem alten PALATIO ist ein formlicher Durchgang in das neue: wiewohl aber der großhertzog in dem neuen RESIDIRet, höret1414 es ihm doch nit zu, sondern dem vornehmen Hauße PITHI, denen die alten DE MEDICIS gelt darauf geliehen, v. es nur pfandtsweiß inne haben, daher es nit vollendts außgebauet ist vnd noch alle weil das PALATIO PITHI genant wird. In deßen vorhof liegt zwischen 2. Säulen ein großer MAGNET; soll gebauet worden sein, weil er alles eißen 1412 1413 1414
Fonderia. B: Seitenumbruch . B: gehöret.
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an sich gezogen.1415 Das PALATIUM hat vnten her in die länge 18: große gemächer nach einander. Die thüren CORRESPONDIRen JUST aufeinander vnd ist das PALATIUM mehr alß 300. schritt lang. Einen menschen ahn einem orth kan man am andern am ende nit wohl erkennen, es sey denn daß er [mit] ein sonderlich guth gesicht habe. Den 14.ten MAII sahen I. F. Gn. des CARDINALS APPARTEMENT v. Seine überaus schöne gemälde. Der PROSPECT gehet auf den garten eines theils v. andern theils über die Statt ins umliegende feld. Wenn der großhertzog oder die Fürst. Persohnen außfahren, gehen Sie aus ihren gemächern durch den garten, Sitzen alda auff die CAROZZE v. können also zur Statt hinaus kommen, sonder von einem menschen gesehen zu werden. Es hatte auch der CARDINAL den schlüßel zu den MEDAILLEN v. alten müntzen in seiner verwahrung, alß konten dieselbe vor dißmahl wegen seiner abwesenheit nit gesehen noch Ihrer Dh. PRETISIOIRT werden, etliche Stücke davon in abguß ersehen zu laßen. Der Dähnische MEDICUS1416 hat CHARGE genommen, dieselbe bey des CARDINALS wiederkunfft zu PERORIRen, auch andere Sachen von ordnung v. dergleichen was ihm im MEMORIALI aufgetragen worden zu SOLLICITIRen, der inhalt des ihm hinterlaßenen MEMORIALS bestehet in folgenden puncten: 1. vnterschiedliche Regiments= land= v. hoffordnungen in abschrifft zu begehren; welches mit der Zeit erfolgen soll, lauth des Großhertzogen versprechen beim abschied. 2. Eine DESIGNATION von allerhand arthen Cammerintraden1417 v. wie die imposten gesetzt sind auf den Tabac, Seiffen, Eiß, brandten wein, Pomerantzen, v. allerhand lebens=mittel so in die Statt kommen v. verkaufft werden. 3. wie die Doganen über die Kauffmanns wahren in Florentz, LIVORNO v. ander orthen bestellt sein. 4. wie v. durch wen die JUSTITIA im Land GOUBERNIRet werde; die beschaffenheit der hohen vnd mittelbahren Regirung, biß auff die Statt=MAGISTRATe. Vnd wie die APPELLATIONen nach einander gehen. Darauff ist diese antwort: die hohe land regirung bestehet in 48. Personen. In dem kleinen [Rath] oder geheimen Rhat [in der gleichen anzahl wie vor alters; vnd wie Florentz noch ein Respublica gewesen. Sie dörffen aber nit mehr vber den jura superiorutatis vnd was demselben anhängig, erkennen. Den selbe vor den geheimen Rhatt gezogen worden, wo der Großhertzog Selber in sitzet.] kompt niemand als 3. Persohnen, neben denen großhertzog v. großhertzogin; welche sind der [MAGGIOR] DUOMO MAGGIORE & CONSIGLIERE DI STATO, oder der obrist Hoffmeister v. Statsrath, genant MARCHESE 1415 1416 1417
B: Seitenumbruch . Niels Stensen, vgl. Anm. 1388. B: Seitenumbruch .
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GABRIELE RICHARDI,1418 wie auch der SEGRETARIO DI GUERRA ET CONSIGLIERE DI STATO, oder der Kriegs=SECRETARIUS v. Staats Rath graff Ferdinand BARDI.1419 Der dritte ist ohnlengst gestorben. Der MEDICUS aber will mehren Bericht auf diese puncten erstatten. Vndt wird hiernechst davon ein mehrers vermelden. 5. Nahmen der frembden AMBASSADORen vnd RESIDENTen, woher sie seyn v. wie Sie heißen? Antwort: 1. ist ein Päbst. NUNCIUS.1420 2. ein Engländischer RESIDENT, nahmens Fincke.1421 3. ein Venetianischer RESIDENT.1422 4. ein AMBASSADOR von LUCCA ARNOLFINI1423 genant. 5. Ein Verrichter der Frantzös. AFFAIRen, derselbe ist ein Florentiner v. heist ABBATE STROZZI.1424 6. mit Spanien v. dem Kaiser gehet die CORRESPONDENTZ IMMEDIATE.1425 6. eine eigentliche v. ausführliche DESCRIPTION der Kunst=Cammer v. anderer großfürst. PRETIOSen zu begehren: Der MEDICUS will alles außführlich mit bringen. 7. dergleichen ausführliche CATALOGUM der MANUSCRIPTORUM in der BIBLIOTHEC? Dan manchmahl in einen TOMUM 10. vnterschiedene MATERIEN gebunden seind. Vnd im CATALOGO nur die erste bemerckt wirdt. 8. ob ORIENTalische MAGNETen alhier zu bekommen v. wie schwehr Eißen selbige nach sich ziehen? 9. eine abschrifft v. abguß von bley von des ersten großhertzogen müntzen. Sollen SOLLICITIRT1426 werden, wan der CARDINAL von Rom kompt. Er hath den Schlüssel dazu. 10. abschrifft v. abguß von den müntzen CAROLI V. so bey deßen Kaiser. Crönung zu Rom ausgeworffen worden. 11. eine beschreibung der alten raren Römischen müntzen,1427 ITEM ein abguß von bley deren so recht rar sind, zu begehren, soll vom CARDINAL SOLLICITIRT werden. 12. Eine Müntze LUDOVICI XI. Königs in Franckr. auf der einen seite die Babylonische Hur mit der uberschrifft PAULUM BABYLONIS NOMEN, auf der anderen Seite des Konigs nahmen. Abguß in bley davon zu haben. Ingleichen auf sich genommen. 1418 1419 1420 1421 1422 1423 1424 1425 1426 1427
Gabriele (Gabriello) Riccardi (1606–1675), Marchese Riccardi, Oberhofmeister des Großherzogs. Ferdinando Bardi di Pietro (1610–1680), Conte di Vernio, Geheimer Staatsrat. B: Barchi. Lorenzo Trotti, apostolischer Nuntius in der Toskana. Sir John Finch (1626–1682), englischer Gesandter in der Toskana 1665–1670, englischer Gesandter in Konstantinopel 1673–1681. B: Hünckle. Antonio Maria Vincenti, venezianischer Gesandter in der Toskana. Silvestro Arnolfini, luccesischer Gesandter in der Toskana. Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . Nachsuchen, betreiben. B: Ab hier fehlt ein Teil des Memorials.
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13. Abschrifft des CATALOGI derer Schrifften, welche der ABYSSINIsche gesandte WANSLEBIUS1428 Ihrer großfürst. Durch. COMMUNICIRet. Wil es auch begehren. 14. Eine kurtze NOTA derer CURIOSITÄTen aufzusetzen, womit sich der großhertzog DELECTIRet, v. was Er noch in der natur nachsuchen läst. Antwort: Dieselbe sind meist EXPERIMENTA RERUM NATURALIUM, auch ANATOMICA biß auff die INSECTA & MINUTISSMA ANIMALONLE. it. die untersuchung wie die INSECTA GENERIT werden. it. von der Natur der jenigen CORPORUM so mann aus der Erde gräbt, als LAPIDUM PESCAFACTORUM &c. it. Er liebt allerley PERSPECTIVen groß v. kleine. MICROSCOPIA. INSTRUMENTA CALIDI & FRIGIDI HUMIDI & SICCI. &c. 15. Ein Verzeichnüs der Edell= v. andern raren Steinen, so im Florentinischen gebieht gefunden werden. Antwort: In der Florentinischen Herrschafft genant CAMPILIA,1429 ist ein gebürg nit weit von PIOMBINO, welches voll ist von allerhand MINERALIen, alß eisen. VITRIOL v. Kupffer. Im land genant NELLE MAREMME1430 DI VOLTERRA. Vnd im MONTE RUFULI1431 werden über obgedachte MINERALIen auch allerley steine gefunden, iehdes so wie vmbgefallene Häuser v. Thürme, wie gewächße oder blumen aussehen, so mann zum Thresor ge= bracht, theils eine andere arth so in der galery zu den köst. tischen v. der köst. Capelle zum einlegen gebraucht werden, v. führen allerley farben, rothe, gelbe &c. auch werden CHALUDOMIR1432 v. andere Edelgesteine alda gegraben.1433 Zu SERRAVEZZA werden außer den MINERALIen die köstlichste MARMOR gefunden von schneeweißer farbe. Auch COLORE PERDIGLIO,1434 oder zwischen grau v. blau. Auch COLORE MISCIO,1435 roth, weiß v. schwartz. ITEM wird bey SERRAVEZZA LAPIS LAZULI gefunden, wie auch in VALLE DI CASTELLO.1436 Die Schnecken, muscheln v. vom Meer PETRIFICIRTe1437 sachen findet mann tief in den bergen bey VOLTERRA. MONTE BULCIANO.1438 CHIUSI1439 vnd nechstliegenden orthen mehr.
1428
1429 1430 1431 1432 1433 1434 1435 1436 1437 1438 1439
Johann Michael Wansleben (1635–1679), aus Sömmerda, studierte Theologie und alte Sprachen in Königsberg, Schüler Hiob Ludolfs, 1663 im Dienst Herzog Ernsts I. von SachsenGotha Reise nach Äthiopien, kam allerdings nur bis Ägypten, 1665 in Livorno, anschließend in Florenz, 1667 zum katholischen Glauben konvertiert, 1668 Dominikaner, 1670 in Paris, in französischen Diensten erneute Reise über den Nahen Osten nach Ägypten, 1676 wieder in Paris. Campiglia (Marittima). Maremma. Monterufoli. Vielleicht Chalcedon – Quarz. B: begraben. Bardiglio. Gemischt. Valdicastello. B: Seitenumbruch . Montepulciano. Chiusi.
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16. Nahmen der gelehrten leuthe bey Hoff vnd in der Statt Florentz auch was Sie vor bücher geschrieben CIRCA RES NATURALES. Antwort: Es ist ein buch, genant SAGGI DELL’EXPERIENTIA NATURALI in FOLIO getruckt,1440 aus ORDRE des verstorbenen PRENCIPE MATTHIÆ.1441 Darinnen sind beschrieben allerhand EXPERIMENTe von den ACADEMICIS vnter seiner DIRECTION gethan, so von LORENZO MAGALLOTI1442 zusammen getragen worden. Auch ist ein vornehmer VIRTUOSE in Florentz so vom König in Franckreich alle jahr 400. SCUDI gnaden besoldung hat vnd CARLO DATI1443 heißet. Derselbe hat vnter andern ein herrlich buch erst neulich EDIRT DELLI PITTORI ANTICHI.1444 Von den nahmen der alten mahler v. der alten mahlerey kunst. FRANCESCO REDI1445 ein MEDICUS thut viel in REBUS NATURALIBUS. Vnter andern hat er geschrieben OSSERVATIONI INTORNO ALLE VIPERE.1446 OBSERVATIONen von den vipern. HISTORIA MUSCULORUM oder ELEMENTA MYOLOGIÆ1447 beschrieben von mehrgemeltem Dähnischen MEDICO STENONE. Auch hat Er noch vnter Händen: EXPERIENTIES DE SANGUINE:1448 ITEM einen TRACTAT von den raren Steinen bäumen aussehen, cristallen, auch deren Sachen, So unter der Erde gefunden werden. Welches Er aufs großhertzogen befehl noch muß Italiänisch beschreiben, ehe Er Italien VALEDICIRen wird. Mehrer gelehrte leute sind alhie VINCENZO VIVIANI1449 MATHEMATICO, so auch vom Konig in Franckreich SALARIRet ist. Der CONTE1450 MOLARE1451 ist auch ein trefflicher MATHEMATICUS. Der CAVAGLIERO GALIRATI1452 v. SINORE RUCELLAI1453 treffliche leuthe in PHILOSOPHICIS. Der H. Derbelot1454 ist ein Frantzsos. vnd vom großhertzogen SALARIRet wegen seiner trefflichen wißenschafft in MEDICIS & ANATOMICIS. 17. Von vornehmen geschlechtern in der Statt Florentz v. aufm land, sind vnter andern die Familien STROZZI. SALVIATI. PICCOLOMINI. BARDI. RICHARDI. 1440
1441 1442 1443 1444 1445 1446 1447 1448 1449 1450 1451 1452 1453 1454
Lorenzo Magalotti, Saggi Di Natvrali Esperienze Fatte Nell' Accademia Del Cimento Sotto La Protezione Del Serenissimo Principe Leopoldo Di Toscana E Descritte Dal Segretario Di Essa Accademia, Fierenze 1666. (erschienen 1667). Matteo de’Medici (1613–1667). Lorenzo Magalotti (1637–1712). Carlo Roberto Dati (1619–1675). Carlo Dati, Vite de Pittori Antichi, Fierenze 1667. Francesco Redi (1626–1698). Francesco Redi, Osservazioni intorno alle Vipere, Fierenze 1664. Nicolaus Steno (Niels Stensen), Elementorum myologiae specimen, Fierenze 1667 (auch ein Druck Amsterdam 1669). Nicht ermittelt. Vincenzo Viviani (1622–1703), italienischer Mathematiker. B: Seitenumbruch . Bruto Annibaldi della Molara (1639–1685). Nicht identifiziert. Orazio Ricasoli Rucellai (1604–1673), italienischer Philosoph. Nicht identifiziert.
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RUCCELLAI. RICASOLI. BARBERINI. MARESCOTTI. NERO. MONTAUSI. MONTALBI. VITELLI. BICHI. CAPPONI. NICOLINI. PITHI. MARCHETTI. PANCHEATI. &c. 18. Des großhertzogen Lusthäuser: Deren sind die vornehmsten. 1. POGGIO IMPERIALE,1455 nahent der Statt welches der großhertzogin gehöret,1456 v. wo Sie alle MEUBLES v. PRETIOSen hat, so von ihrem Hauß URBINO auf Sie geerbet worden. 2. AMBROSIANA1457 ist 14. meil von Florentz des weges nach PISA. 3. ARTIMINO,1458 alwo schöne jagten sind. Diß Hauß ist 18. meil von der Statt zwischen dem fluß ARNO v. der landstraß nach PISTORIA. 4. POGGIO CAJANO.1459 auch auf 10. meilen, nach der landstraß nach PISTORIA, al-
hie sind artige INVENTIONen wo die thier von den hunden nur zur lust gejagt aber nit gefangen werden, sondern die hunde allemahl ins waßer fallen müßen, die thier aber hinüber springen v. davon kommen. 1460 5. CASTELLO.1461 ist 3. meilen von der Statt. 6. LA PETRAJA.1462 liegt nah beim vorigen. 7. LA PEGGIO1463 alda hatte PRENCIPE MATTHIA seel.1464 schöne CURIOSITÄTen. 8. PRATOLINO1465 5. m. von Florentz, alda sein schöne jagten, ist lang keine Herrschafft hinkommen. 9. SERAVEZZA.1466 wo treffliche forellen bäche, welches rar in Italien.1467
Folget die liste der VORNEHMEN MINISTRORUM BEY Hoff.1468 Deß Großhertzogen. Der Obrist Hoffmeister v. StaatsRath H. MARCHESE GABRIELE RICHARDI.1469 Oberst Cammerherr. MARCHESE FRANCESCO COPPOLI.1470 Oberst Stallmeister. MARCHESE BARTOLOMEO CORSINI.1471 Der Erste Cammerherr vnd Kleider= auch Schatzverwahrer MARCHESE CERBONE DEL MONTE.1472 COPPIERE. Oberst Truchses v. mundschenck Graff GIROLAMO RABATTA.1473 1455 1456 1457 1458 1459 1460 1461 1462 1463 1464 1465 1466 1467 1468
1469 1470 1471 1472 1473
Villa Medici Poggio Imperiale. Vittoria della Rovere (1622–1694), Granduchessa di Toscana, verm. mit Ferdinando II. Villa Medici Ambrogiana, Montelupo Fiorentino. Villa Medici „La Ferdinanda“, Artimino. Villa Medici, Poggio a Caiano. B: Die Ergänzung fehlt hier. Villa Medici, Castello. Villa Medici La Petraia, Florenz. Villa Medici La Peggio. Matteo de’Medici, vgl. Anm. 1441. Villa Medici Pratolino. Villa Medici, Seravezza. B: Seitenumbruch . Eine Auflistung des Florentiner Hofstaates mit kleineren Abweichungen findet sich in: Galeazzo Gualdo Priorato, Relatione della citta di Fiorenza, e del Gran Ducato di Toscana [...] Colonia [i.e. Brüssel]: La Place [i.e. Foppens] 1668, 98–105. Gabriele (Gabriello) Riccardi, vgl. Anm. 1418. Francesco Coppoli (gest. 1669), Marchese di Montefollonico. Bartolomeo Corsini (gest. 1685), Marchese di Tresana, Cerbone del Monte, vgl. Anm. 1384. Girolamo Rabatta (gest. 1675), Conte Rabatta.
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SCALIO oder Marschalck. Marchese SKNIKINELLI.1474 CAPOCACCRIA oder Jägermeister. graf ALESSANDRO VISCONTI.1475 Geheimbder Cammerdiener v. feld=Stallmeister, graff BRUTO ANNIBAL von MOLARA.1476 Kriegs SECRETARIUS vnd StaatsRath. graff FERDINAND BARDI.1477 CAPITAIN der leibGUARDE zu Pferd MARCHESE DEL BUFFALO.1478 CAPITAIN der leibGUARDE zu fues. MARCHESE PETER FRANTZ VITELLI.1479 GENERALaufseher über die Festungen. SENATOR ANDREA ARRIGHETTI.1480 Staats=SECRETARII sind drey. Abt FELICE MARCHETTI.1481 der CAVALLIER FRANCESCO PANCENTICHI1482 vnd der abt FELIPPO MARUCELLI.1483 SECRETARIUS von der CONSULTA ist CAVALLIER FILIPPO CORBOLI.1484 SECRETARIUS von den Hofämptern. Der CAVALLIER GIROLAMO;1485 DEPOSITARIO GENERALE ist SENATOR LEONARDO TEMPI.1486 DER GROßHERTZOGIN. Obrist Cammerh. ist CAVALIER TOMASO RINUCCINI.1487 Obrist Truchßes H. LUIGI ANTINORI.1488 Marschalck H. PIETRO GUICCIARDINI.1489 SECRETARIUS der SENATOR CERCHI.1490 Ihre Oberst Hoffmeisterin die MARCHESIN BENTIVOGLIO.1491 DES GROßPRINTZEN. Obrist Cammerh. ist Graff JULIUS CESAR NOVELARA.1492 Erster Cammerjuncker der CAVALLIER DANTE CASTIGLIONI.1493 Obrist Truchseß Graff SYLVIUS ALBERGATI.1494 1474 1475 1476 1477 1478 1479 1480 1481 1482 1483 1484 1485 1486 1487 1488 1489 1490 1491 1492 1493
Giovanni Battista Schinchinelli, Marchese Schinchinelli, Hofmarschall. Alessandro Visconti, Conte Visconti, Jägermeister. Bruto Annibaldi della Molara, vgl. Anm. 1451. Ferdinando Bardi di Pietro, vgl. Anm. 1419. Paolo del Bufalo, Marchese del Bufalo. Pierfrancesco (Peter Franz) Vitelli, vgl. Anm. 1386. Andrea Arrighetti (1592–1672), Oberaufseher über alle Festungen. L’abate Felice Marchetti (1621–1690). Francesco Panciatichi (1627–1701). Giovan Filippo Marucelli (1628–1680). Filippo Corboli. Nicht identifiziert. Leonardo Tempi, 1660–1672 Depositario general der Toskana. B: Seitenumbruch . Tommaso Rinuccini (1596–1682), Maestro di Camera della Granduchessa. Luigi Antinori. Pietro Guicciardini. Alessandro de’Cerchi (1625–1708), Sekretär der Großherzogin. Costanza Sforza Bentivoglio (1601–1695), Hofmeisterin der Großherzogin. Giulio Cesare Gonzaga, vgl. Anm. 1401. Dante Catellini da Castiglione.
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Marschalck MARCHESE FILIPPO CORSINI.1495 DER GROß PRINCEßIN.1496 Obrist Cammerh. H. LUIGI MALVEZZI.1497 Erster Cammerjuncker der PRIOR GIRALDINI.1498 Obrist Truchses der CAVALLIER MINORBETTI.1499 Marschalck der CAVALLIER RIECI.1500 Ihre Obrist Hoffmeisterin, die SIGNORA MAGALOTTI.1501 DES PRINTZEN FRANCISCI MARIA.1502 Bruder des Groß=Printzen. Ajo oder Hoffmeister. SENATOR JOHANN ANTONIUS BORROMEI.1503 DES JUNGEN PRINTZEN. FERDINANDI1504 vnd Seiner Schwester MARGARITA LUISI,1505 beide Kinder des Groß Printzen.1506 Hoffmeisterin die gräfin ZEFIRINI.1507 Dabey ist in acht zu nehmen, daß der Großhertzog alle diese Hofbedienten, außer wenigen gemeinen dienern das Kostgeld giebt. Er aber sich mit seiner Fürst. FAMILIA in die Kost verdinget. Die TRACTAMENTA sind alle REGULIRT. Wie auch das, was in NATURA alß Korn, Wein, fleisch, wildpret &c. ein abschlag des Kostgelds oder in daßelbe mit eingegeben wird. Die Summa des ORDINARen Kostgeldes soll sein jährlich in die 30.000. SCUDI. Die TRACTAMENTen sind an sich selbsten gar FRUGAL nach art die Italiäner. Wiederumb auf die PRÆCEDENTIA zu kommen, so sahen I. F. Gn. den 15.ten MAII in der Kirche STe. CROCE das grab des berühmten Mahlers, bildschnitzers v. baumeisters MICHAEL ANGELO BUONAROTTA. Die drey Künste wahren in weiber abgebildet v. saßen gantz traurig auf dem grab. In eben der Kirche, im Creutzgang in einer Ecke ist der MACHIAVELLIUS beygesetzt vnd noch nit CUM POMPA begraben worden, wie es hat sein sollen, wird auch wol hinter bleiben. Vor der Kirche weist mann das Hauß wo Pabst URBANUS VIII. ein Haubt der 1494 1495 1496 1497 1498 1499 1500 1501 1502 1503 1504 1505 1506 1507
Silvio Albergati (jun.). Marchese Filippo Corsini (1647–1706), Hofmarschall der Großherzogin. Margherita de’Medici (1612–1679), Großprinzessin, Tochter Cosimos II. Lucio Malvezzi, vgl. Anm. 1406. Nicht identifiziert. Andrea Minerbetti. Pier Antonio Ricci, Hofmarschall der Großprinzessin. Francesco Magalotti, Hofmeister der Großprinzessin. Francesco Maria de’Medici (1660–1711). Giovanni Antonio Borromeo. Ferdinando de’Medici (1663–1713). Anna Maria Luisa de’Medici (1667–1743). B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert.
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BARBARINI gebohren v. sein geschlecht erstmahl in ansehen gebracht. Die Haubt Kirche ist JOHANNIS BAPTISTÆ, dabey ein schön BATTISTERIO v. CAMPANILE. Bekant sind die FESTIVITÄTen auf den JOANNIStag, an welchem der Großhertzog vnter freiem Himmel die Huldigung einnimpt v. allemahl den großen Diamant aufm huthe hat. Den Diamand hat der Großhertzog bey dem RoßBALLET so auf des itzigen Printzen1508 beylager gehalten worden verlohren vnd ihn ein bereiter gefunden, v. gleich auf der stelle wieder gebracht. Er hat kein RECOMPENS bekommen, weil mann dahinder kommen, daß Er ihn gern behalten wollen, wenn Er ihn nur zu verbergen gewust. In der Kirche S. LORENZO wird die Prächtige COPPOLA oder capell vor das Erbbegräbnuß des Haußes MEDICIS gebauet, mann arbeitet albereit uber 20. jahre daran, wie auch an deme schönen altar, so hinein gehöret, v. an demselben albereit ein ziemlich stück fertig ist. Wann mann drauf treiben wolt, konte alles wohl eher fertig sein; aber der Großhertzog will lang eine Veränderung haben. In der Kirche ist an jedem orth wo ein DEPOSITUM zukompt, das wapen einer Statt von des Großhertzogen stado mit köstlichen steinen v. großer arbeit eingelegt. Deren sind 24. Im Creutzgang alhie bey ist das grab v. die gedächtnuß des berühmbten [Bibliothecarius] HISTORICI PAULI IOVII.1509 ITEM die berühmte Florentinische BIBLIOTHEC MANUSCRIPTORUM oberhalb. In der Kirche ANNUNCIATA sollen viel MIRACUL geschehen, maßen deßen viele aufgehenckte wachsbilder v. andere statuen bericht geben. Die büne oder die decken der Kirche hat der Ertzhertzog FERDINAND von seinem Spielgeld laßen machen. DITO sahen I. F. Gn. auch die reitschul. Ihr zu ehren ließe der bereither die beste pferde zu reithen. Vnd verehrte ihr auch ein buch von den zeichen der Pferde v. an welchem orthe in Italien, NAPOLI v. ABRUZZO die1510 beste gestüte seyn.1511 In der CASSINE oder dem vorwerck sahen Sie 4. Camel, so der Großh. ohnlengst aus AFRICA kommen laßen. Alda hatten Sie zugleich die CURIOSITÄT die jenige pferde EXERCIRen zu sehen, so da aufs JOHANNISfest ohne Reuter vmb die wette mitlauffen vnd darauf grosse wettungen geschehen vnd grosse Gewinst gesetzt werden. Auch sahen Sie des Großh. Löwen. tigerthier. Meerwolff. Beeren v. andere Bestien mehr. ITEM die Straußen im garten, so zwar alhie Eyer legen, aber dieselbe nit außbrüten. DITO, alß an einem freytag, wurden ihre F. Gn. abermahl von Hoff mit fasten= speisen REGALIRT: [alß] nemblich einen sehr langen v. großen Meerfisch, welchen mann die nacht von LIVORNO tragen müßen v. I. F. Gn. auf einen langem Breth PRESENTIRT worden. In die 30. stücke FORELLen, welche dieser landen rar sind. Allerley andere geringere Meerfische. Eine ziemliche POR1508 1509 1510 1511
B: Seitenumbruch . Paolo Giovio (Paulus Iovius) (1483–1552), Historiker. B: Seitenumbruch . Titel nicht ermittelt.
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TION frische butter. 6. große Käse, CONFITTURen von1512 allerhand CITRONen v. LEMONADen Säffte v. schalen. ITEM allerhand sorten wein. Folgenden Sonntags
abermahl ein groß rückenstück von einem sonderlich großen Meerfisch. So der Obristhoffmeister MARCHESE RICHARDI vor sich PRESENTIRen laßen. Gegen Abend sahen I. F. Gn. die Großhertzogin auf ihrem Lusthaus ¼. stunde vor der Statt, genant AL BOSCO1513 IMPERIALE, wohin ein schöner weg mit bäumen von beiden Seithen besetzt ist; dahin der Großh. v. die CAVALLIERI offtmahls zu fues zu gehen pflegen. In dem nun I. F. Gn. von dem Obrist Cammerh. RINUCCINI empfangen worden, ließ sich eine ansehntliche MUSIC1514 [hören] von Frauenzimmerstimmen v. INSTRUMENTen hören, eben alß I. F. Gn. die stiege hinauff gegangen. Die Großhin. empfiengen I. F. Gn. bey der thür, v. wurden stüle gesetzt. Fragten v. DISCOURIRTen allerley sachen. Demnach nun die VISITE über eine guthe viertelstunde gewehret, nahmen Sie zugleich auch ihre DIMISSION, welche ihr aufs höflichste gegeben worden. Nach der AUDIENTZ wurden Sie durch alle Schöne CABINETen geführt, sahen allerhand prächtige Zimmer, v. in denselben die kostliche MOBILIA von Mahlereyen, wachßpoußirereyen in lebensgröße. Heidnische Bilder von BRONCE. MINIATURen vnd in summa allerhand köstligkeiten, so sie mehrentheils von dero Hauß URBINO, davon Sie die Erbtochter ist, v. außer diesem dem Großhertzogen uber 2. MILLIONen zu bracht hat, ererbet. Eine schöne GROTTA ist im garthen mit lebendigen Springquellen, welche mann beyde zur lust v. nutzen gebrauchen kan. Im andern theil des PALATII sind schöne bäder v. ÆSTUARIA vnter der Erden zu sehen, sich darhin wieder die Hitze zu RETIRIRen. Nicht weit hievon hatte der berühmte [Mahler] MATHEMATICUS GALILÆUS DE GALILAIS sein schlößlein, alwo Er meist seinen OBSERVATIONIBUS MATHEMATICIS oblegen. Nachdeme nun auch dieser lusten eingenommen, wurden I. F. Gn. im vntersten Saal ein truncke von köstlichem wein, vndt den lieblichsten angemachten waßern, beneben kostbahren CONFITTURen vnd RINFRESCAMENTI angedienet, darauff sie wieder nach Hauß gefahren. Den Jungen Printzen FRANCESCO des Groß Printzen H. Bruder, einen H. von 12. Jahren, so die Zeit bey der Fr. Mutter gewesen, konte mann dießmahl nit sehen, weil sein Ajo der H. BORROMEO I. F. Gn. versichern ließen, daß Er sich nit wol auffbefunden.1515 Den 16.ten MAII vormittag sahen I. F. Gn. in des Großhertzogen Cammer, durch vorzeigung des obgedachten Cammerh. v. Schatzverwahrers H. MARCHESE CERBONE DEL MONTE, den großen Diamant, welchen der Großh. roh gekaufft, aber durch die stücke, so mann herabgeschliffen, sein ausgelegt geld wieder bekom1512 1513 1514 1515
B: allerley Hand materien. B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . Der Rest der Seite ist leer, Seite 236 gibt es nicht, allerdings keine Fehlstelle im Text. B: Seitenumbruch .
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men. Auch werden noch 2. andere kleinere Diamanten gezeiget, damit die Ermel am Hembde zugehefftet werden. ITEM 2. schnur von großen eingefasten Diamanten, auch etliche schnüer von großen ORIENTALIschen Perlen, deren wohl in die 300. stücke sein, so alle beide von der Großhertzogin geschmeide sein sollen. Auch hält mann darvor daß Sich viel von den Perlen dabey befinden, so mit dem Chur=Bayerischen geflohten guth anhero kommen. Auff dieses sahen Ihr F. Gn. die FORTEZZA BASSA außer der Statt. Ist gleichsam ein CITADELL die Statt dießeits im Zaum zu halten, gleich wie auf der obern seithen nechst am PALATIO v. [im] garten noch ein andere ist, alwo die Großhertzog. barschafften, Thresor v. schätze verwahret werden v. niemand da hinein gelaßen wird. Das dritte CITADELL ist noch an einem andern orth, welche die vorige Großhertzogen auff erscheinende notturfft nach v. nach aufbauen laßen. Die Erstgemelte FORTEZZA BASSA, oder Unterfestung hat 5. REGULIRTe BASTIONen. Darinnen ist das Zeughaus von etlich 100. CANONen. Von ARMATUR über m/80. zu Fuß v. zu pferd. Hinein zu kommen, erfordert es drey COMMISSIONES, an drey unterschiedliche befehlshaber, darvon einer ohne den andern, niemands hinein1516 oder etwas sehen laßen darff. Nachmittag nahmen I. F. Gn. dero abschied vom Großhertzog, groß Printzen v. groß Princeßin. Bedanckten sich zu forderist gegen den groß Hertzog wegen so vieler AFFECTIONS bezeugung, v. daß mann I. F. Gn. schier alle MOMENT etwas rares v. CONSIDERABLES gewießen, wolten nit ermangeln diese Ihr erwiesene Ehr männiglich v. insonderheit dero Fürst. Eltern v. FAMILIE zu rühmen; möchten wunschen etwas in dero EFFECTen zustehen, wolten sie sich mit dero gegen OBLIGATION willigst erzeigen, hätten unter deßen ursach, gleich wie ieder Zeit ihr Chur= vnd Fürst. Hauß also auch Sie vor ihr PARTICULIR, hohe ÆSTIMEN vom Haus MEDICIS zu machen. Der Großhertzog PROTESTIRTe nochmahl, daß mann I. F. Gn. nach dero MERITen nit viel weißen können. Was aber vorhanden geweßen, habe mann deroselben mit willigstem Hertzen gezeiget. EXCUSIRTe nochmal, wofern eins v. anders so der GRANDEUR ihres Hauses gebühret hätte, unterlaßen worden, das Solches nit auß Vorsatz, sondern vmb den gehorsam gegen Ihrer F. Gn. eigenes wöllen zu= erweisen, geschehen seye. Bathen beynebens dero Fürst. Eltern zu grüßen v. gute CORRESPONDENTZ zu halten. Das dem dähnischen MEDICO hinterlaßene MEMORIAL wolten Sie urgiren1517 laßen. Wünschten damit I. F. Gn. eine glückseelige reiße vnd selbst DESIDERIRTe wiederkunfft zu dero Fürst. Eltern. OFFERIRTen ihro Sänfften aufs inständigste durch die berge, davor I. F. Gn. sich aber bedanckten. Der groß Printz v. die groß Princeßin ieder absonderlich, ließen I. F. Gn. in höchster vergnügtheit von dero Fürst. CONVERSATION von sich, bathen Sich deren mehrmahlen1518 guter maßen zu erinnern. Sie wurden vom Großhertzogen selbst biß in die zweite Cammer, vom groß Printzen biß auf die 1516 1517 1518
B: Seitenumbruch . Nachdrücklich. B: Seitenumbruch .
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GALLERIA vnd biß an die stiege von allen dreyen Herrschafften, dreyen vornemsten MINISTRen RECONDUIRet. Vnd allemahl vom H. MARCHESE VITELLI biß in die CAROZZE bedienet. Welcher auch mit ihr gefahren vnd noch dießen abend von I. F. Gn. abschiet genommen. Vnd gebethen ihme dermahl eins die gnade zu thun vnd eines von seinen Kindern zum PAGE aufzunehmen. Er versprach I. F. Gn. getreue CORRESPONDENTZ v. sich in dero AFFAIRen dieses landes willigst erfinden zu laßen. Auch schickte die Frau MARCHESIN Ihrer F. Gn. ein hündlein, daßelbe dero guten Frau Mutter gehorsamlich zu PRÆSENTIRen. Den 17.ten MAII brachten I. F. Gn. den Sontag noch in Florentz zu. Dazumahl ward eine Dame vom Hauß PITHI zu einer Nonne eingekleidet, welche CEREMONIe I. F. Gn. zum theil gesehen. Ehe mann aber von Florentz abreisete, sind folgende Sachen noch zu REMARQUIRen. Es soll der Großhertzog täglich biß in die m/18. SCUDI einkommen haben, davon aber 2/3. auf den Staat, Hoffhaltung, Dienerbesoldung, v. sonderlich auf die Militz aufgehen. Er unterhält viel VIRTUOSen, oder geschickte gelehrte leuthe in allerhand SCIENTIen, machet1519 ihnen EXTRAORDINARII besoldung auff 1. 2. 3. jahr, biß Sie ihme PRÆSENTIRET, was Er1520 ihnen aufgetragen,1521 v. lest Sie alsdann mit guter SATISFACTION von Sich. Er liebet ietzo am meisten die ANATOMY von allerhand CORPORIBUS. ITEM wie die INSECTEN GENERIRet werden. Alle morgen muß ein alter 70. jähriger Mann vor ihn kommen, ihm einen guten morgen geben, v. darauff eine flasche wein nüchtern austrincken, nur zu sehen wie lang Er solches antreiben kan, nach seinem tod wird derselbe mann geöffnet v. die RATIONES gesehen, wie die natur ein solch ding CONTINUIRen können. Der Großhertzog liebet ein langes leben, vnd nimbt alle mittel darzu, daßelbe zu erlangen. Durch eine DIÆT im eßen, trincken, schlaffen, Spatzieren, arbeiten, wachen, Kleidung, lufft, gebrauch der artzneien v. sonsten. Wenn Er aus einem Zimmer ins andere gehet, erkundigt Er durch die auffgehenckte INSTRUMENTA, obs mehr lufft in einem alß im andern habe. Darnach richtet Er sich in bedeckung des Haubtes mit wenigern oder mehren Mützen. Die lufft=PROBIR=INSTRUMENTA sind kleine gläßlein, haben einen engen v. langen Halß, voller waßer biß an die mitten des Halß, darauff sind die GRADUS außwendig gemercket. Wo nun viel lufft in einem gemacht ist, wird das waßer durch dero überhäufftes einsteigen in viele gradus erhohet, wo wenig, durch wenige. V. also wird die DIFFERENTZ der lufft durch hinein fallen erkennet.1522 1519 1520 1521 1522
B: reichet. B: Seitenumbruch . B: angetragen. B: Seitenumbruch .
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Seine einkünffte zu vermehren wird auch alle tage aufs genaueste nachgeklügelt; denn sind viel leuthe so etwas neues INVENTIRen, doch daß Sie dabey auch nutzen haben; welchen Sie erlangen, wenn Sie die neu INVENTIRTe Sache pachten, indem Sie nur solche sachen PROPONIRen, die der Cammer vorträglich, ist das PLACET also bald da. Alle herrschafftliche Einkunffte; wie auch alle wahren, so im land verkaufft werden können, werden in BALDO oder in bestand gegeben, dergestalt daß dieselbe niemands anders verkauffen darff, alß der oder die, so die LICENTZ erkaufft haben. Dabey aber gemeiniglich der Preiß von ieder wahre REGULIRT oder TAXIRT wird, wie hoch ein Kauffmann ein ding verkauffen darff. Die jenigen Pächter, so darwieder handeln werden hart gestrafft. Dergleichem MONOPOLIUM ist der wein,1523 denn kein wirth denselben faßweiß im Keller haben, sondern denselben in gläsern flaschen von andern erkauffen kan. Auf diese weiß ist eine sonderliche COMPAGe. so das gantze land mit brandten wein versiehet. ITEM mit trinck v. schneutztaback, ein solches MONOPOLIUM haben die Jüden: auch sind in BALDO CITRONen, Pomerantzen v. andere obstfrüchte, seiffen, fischbein, v. was des dings mehr erdacht werden kan, so nutzen bringt. Zu Florentz sind die Seidengewölbe nit in der Kauffleuthe Häuser, sondern anderswo. Dieselbe gewölbe werden sehr INCOMMODIRT von großen mäußen v. geschieht offt großer Schade in seiden wahren. Darwieder werden eigene Katzen unterhalten. Zu deren unterhalt ist eine TAXe auf die gewölbe gelegt. Das NEGOTIUM hat ein eigener mann im bestand, so alle morgen früe umbgehet vnd die Katzen füttert, welche ihn alsdann an der Stimme kennen, und iede durch ihre löcher aus den laden hervor kommen, ihren vnterhalt zu empfangen. Dieser giebt der Cammer etliche hundert SCUDI, daß er die Katzen allein futtern v. die Taxe davon einnehmen darff. Dergleichen COMPAGe. ist denen, so das weser1524= gelt vom rdo.1525 feder vieh verdienen, davon Sie der Cammer jährlich viel hundert entrichten müßen. Hiebevor ist gesagt, daß der große Stadt= v. land Rath in Florentz bestehe in 48. Personen in der anzahl wie er vor alters auch [gewesen] war , als Florentz noch eine REPUBLICQ gewesen. Heutiges tages haben Sie in den IURIBUS SU1526 PERIOTATIS nichts mehr zu sprechen, [alß] sondern nur in gewißen Sachen, so meist die landregirung CONCERNIRet. Auch werden auß diesem CORPORE die jenige MAGISTRATen CONSTITUIRet, davon gesagt ist, daß Sie ihre Ämpter vnter dem alten PALATIO haben v. in vormundschaffts= schuld v. dergleichen Sachen sprechen. 1523 1524 1525 1526
B: Seitenumbruch . Vermutlich Verweser. Reverendo, vgl. Anm. 563. B: Seitenumbruch .
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Das CRIMINALgericht ist absonderlich: v. wann in Florentz gesprochen wird, gehört deren endliche CONFIRMATION noch vor den Großhertzog. Die IURA SUPERIORITATIS vnd MAGISTRATIS gehören vor den kleinen oder geheimbden Rath, der nur von 3. Hof CAVALLIERS, nechst dem Großhertzog v. der Großhertzogin wie auch dem groß Printzen v. groß Princeßin allein bestehet. Er wird die wochen etliche mahl, meist im CABINET der Großhertzogin [gehalten, wie auch dem groß Printzen v. groß Princeßin] v. zwar vor der abendmahlzeit vmb 24. Uhr gehalten v. wehret oft biß umb 2. uhr. Außer diesem ist auch ein Kriegs=Rath, denn eine große besatzung in den land=festungen deren über 40. sind vndt in LIVORNO insonderheit [aber] eine GUARNISON von 500. mann vnterhalten wird. Des Großhertzogs gantzer STADO bestehet in den dreyen alten mächtigen REPUBLIQUEN Florentz, PISA v. SIENA, v. deren INCORPORIRTen landschafften. Die Herrschafft PONTREMOLI hath Er vor wenig jahren von Spanien sehr wohlfeil gekaufft v. die GENUESER davon abgetrieben. Die alte REPUBLICA zu Florentz war mächtig zu land [mächtig], Sie konte biß in m/40. zu fus vnd in die m/10. zu pferd ins felt stellen. PISA war mächtig zu Meer, herrschet vor alters über die1527 insuln CORSICA v. SARDINIA, auch vber CARTHAGO in AFRICA, konte biß in 50. galeren auffbringen: hatte vor 600. jahren große victorien in Sicilien lauth der VERSEN an der Kirchen thür in MARMOR gehauen. SIENA war die kleinst, aber auch eine CONSIDERABLE REPUBLICA, so durch innerliches Ehr=gezanck des adels umb ihre freiheit kommen. Mann hält darvor es seyen in des Großhertzogen gebiet in die m/1.500. Seelen. Darunter in die m/30. mann, so alß Soldaten zu fus v. 2.000. zu pferd dienen können. Zu waßer vnterhält Er DATO nit mehr alß 6. Galeren, welche zu LIVORNO stehen. Er muß guthe nachbarliche freundschafft mit Spanien halten, wegen der umbliegenden grentzen, im STADO DELLI PRESIDII, wo Spanische GUARNISON ist alß zu TELLAMONE, PORTO D’ERCOLE, ORBITELLO vnd PIOMBINO. Auch muß Er sich mit den GENUESern wohl vorsehen, weil Sie nit allein zu Meer stärcker sind als Er, sondern auch ihm zu land die COMMERCIen sperren konten. Zum EXEMPEL der Großhertzog wolte einmahl eine übermäßige Taxe auf CITRONen v. Pomerantzen setzen, welche alle aus dem GENUESer land kommen; die GENUESer her entgegen verbotten die zufuhr, also muste er alles beim vorigen bleiben laßen. Die REPUBLICA LUCCA ligt mitten in seinem land, mit derselben große JELOSIE EXERCIRT wird. Die Zollbeschwerungen sind im land großer als in der Statt Florentz.1528 1527 1528
B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch .
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Es ist verbotten keine alhie zu land gewachsene Seide hinaus zu führen, weil sie viel DELICATer v. beßer ist als an gemein orthen sonsten die Kauffleuthe gute NEGOTIA machen würden. Aber von Seidenwahren allerley sorten mag mann hinführen wo mann will. Alle Jahr wird auff den Messiner marckt in SICILIen gefahren v. alda wenigst ein großes Schiff von unbereiteter seide aufgeladen, so zu Florentz samt dem selbstwachs verarbeitet wird, dieses schiff eines oder mehr wird von den Galeren begleitet, in welchem alß dann die Ritter ST. STEPHANI vor Soldaten dienen, v. in eigener Person fort müßen, wie die Ritter zu MALTA. Eß ist verbotten keine GENUESer Sammet nach Florentz zu bringen. Mann legt sich zwar alda auch darauff, wird aber nit so schön, als zu GENUA. Jedermann zu Florentz arbeit in Seiden groß v. klein, welche arbeit doch alle verkaufft wird. Die CAVALLIERI dörffen ihre Selbstgewachsene weine, faßweiß= oder lageweiß verkauffen, ITEM ihr öel früchte v. korn versilbern, so guth sie können, denn darin bestehet ihr einkommen. Vnd sonst niemand darmit handelt, es sey denn daß ers in BALDO von der Cammer habe. Die wirthe müßen alle Abend die Nahmen derer, so bey ihnen LOGIRen, einbringen, damit mann wißen könne, wer v. wie viel frembde sich in der Statt befinden. Wann auch ein mord, raub oder TUMULT durch frembde entstunde, wie es offt durch BANDITen pfleget zugeschehen, kan mann alsobald darhinder kommen,1529 wann1530 mann weiß, [daß] die von ieglichen wirthen angegebene leuthe. Die Teutsche GUARDII zu Pferd ist von 80. Einspennigern. Die zu fus von 100. Sie werden alle Monath gegen den 28.ten richtig bezahlt. Die Reuter haben 7. SCUDI, die zu fus 3. SCUDI. Der Großhertzog legt selten ein neu Kleid, aber alle 14. tage ein neu par rdo.1531 Schu ahn: dieselbe mußen die Cammerdiener etliche tage zuvor auß einander treten, daß Sie ihme recht paßen v. desto bequemer sein. Die Jagt oder feldschu trägt Er wol 7. oder 8. jahre wegen der COMMODITÄT, läst Sie offters flicken. Alhie wartete I. F. Gn. der H. von Ingelheim1532 auf, so in des Churf. von Maintz verrichtungen zu Rom gewesen. Auch QUITTIRTen I. F. Gn. alhie vor dero abreise die Speirischen Edelleuthe sampt ihrem Hoffmeister, welche sinns hatten Rom zu sehen v. sich HERNACH biß in Herbst zu SIENA der Sprach halben aufzuhalten. Alß Sie beym abschied vom Großhertzog zum Hand=Kuß gelaßen wordten, sagte der Großhertzog aus Kurtzweil zu ihnen; ihm seye nit
1529 1530 1531 1532
B: Seitenumbruch . B: dan. Reverendo, vgl. Anm. 563. B: Die Abkürzung fehlt hier. Anselm Franz von Ingelheim (1634–1695), 1660 Domkapitular in Mainz, 1675–1679 Statthalter in Erfurt, 1679 Erzbischof und Kurfürst von Mainz.
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leid, daß die Junge leuthe sich der sprach bald bemächtigen würden: habe aber sorge es würde mit dem Hoffmeister noch ein weil anstund leiden. Den 18.ten MAII fuhren wir nachmittage fort von Florentz, PASSIRTen durch etliche Stättlein, meist bösen bergichten v. gepflasterten weg biß zum nachtlager AL CAVALLETTO.1533 Den 19.ten war der weg gantz eben v. guth, kahmen nachmittags zu PISA ahn. Unsre meinung war PISA im rückwege zu sehen; also fuhren wir 3. stunden weges durch einen lustigen wald, alwo eines [ist] von den besten Jagen1534 des Großhertzog ist, auff LIVORNO. Da selbsten wir AL MONTE D’ORO LOGIRTen. Vnsere Kauffleuthe alhie HAMBLOCK1535 vnd BRASSERT1536 von Cölln hatten albereit AVIS aus Florentz von I. F. Gn. CONDITION. Neben denselben warteten I. F. Gn. auch auf ein Junger von Stetten1537 aus Augspurg. Wiewohl nun LIVORNO eine kleine statt ist, so halten sich doch Kauffleuthe von allen NATIONen der welt alda auf, schier mehr Jüden, Mohren, Türcken, Armener v. Perser als Christen. Von Christen sind Kauffleuthe aus Spanien, Portugall, Indien, Holl= vnd Engelland, Franckreich, Hochteutschland, Schweden v. Dennemarck, mann hat stündlich Zeitungen alhie von allen orthen v. Enden der welt. Wegen des ABISSINIschen abgesandten WANSLEBIUS1538 erhielte mann alhie nachtrag bey einem Englischen Kauffmann, nahmens LONGELAND,1539 an welchen wir nähere PARTICULARIA zu erfahren zu Florentz von Mr. DERBELOT gewiesen wahren. Derselbe erzählt, Er seye ihm von einem Seiner Freunde, H. CARL Hendt,1540 aus Egypten v. der Statt ALEPO, wo Er selbsten vor diesem lang gewohnet hatte, bey seiner zurückreise RECOMMENDIRT worden. Habe kein heller oder pfennig mitgebracht, v. sey nit ohne daß er sein vorhin gehabtes geld liederlich anwenden. Er habe ihm etliche Monath die Kost v. LOSAMENT geben, habe ihm noch 40. Rthlr. darzu geliehen, darauff Er sich keine Hoffnung mehr mache. Wehrender Zeit habe er WANSLEBIUS alß er sich bey ihm aufgehalten, [Wanslebius] sehr betauret, daß Seinem gndsten. H. Er keine beßere SATISFACTION seiner gesandschafft leisten können. Er habe sein euserstes gethan v. sich bemühet durch ÆGYPTen PER TERRA FERMA biß ins ABISSINer land zu kommen, sey aber von1541 den Türcken, Araber v. Mohren leichtfertigkeit allemahl [daran] verhindert worden, v. ihm vnmüglich geweßen durch zu kommen, wie er denn dießes schrifftliche Zeugnus vom PATRIARCHen zu ALEXANDRIen1542 1533 1534 1535 1536 1537 1538 1539 1540 1541 1542
Cavallini. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht eindeutig. Johann Michael Wansleben, vgl. Anm. 1428. Charles Longland (gest. 1688), englischer Kaufmann, Agent oder Resident in Livorno. Nicht identifiziert, B: Sendt. B: Seitenumbruch . Matheos IV., 1660–1676 Papst und Patriarch der koptischen Kirche.
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v. nochmehr mitgebracht, die Er auch nach Hauß geschickt habe.1543 Ihn hätte 1.000. mahl gereut, daß er nit anfänglich in Engelland oder mit Englischen schiffen gangen. Denn mit denselben hätte Er zu waßer biß ins rothe Meer v. so forten zu waßer biß in der ABISSNer land kommen können. Er hätte Einsmahls lust gehabt, dieße reiße aufs neue mit Englischen Schiffen vorzunehmen, wofern Er nur mittel gewust, dieselbe auszuführen. In solcher meinung sagte der H. LONGELAND sey er auch nach Florentz gereist, wo möglich mittel zu nehmen v. sein INTENT zur 2ten reise fortzusetzen. Habe aber wie Er gehört, hernach seine meinung zu Florentz geändert, sey von dannen nach Rom gangen v. alda Päpstisch worden, welches ihn verwundert. Doch habe Er JUDICIRT, daß Er solches gethan, umb beßern ACCESS ins vatican zur BIBLIOTHECA zu erhalten, denn daselbst hätte Er viel ABISSINIsche bücher gewust v. gehofft, dieselbe durch dieses [access] mittel abzuschreiben v. zu seiner Zeit wieder in sein Vaterland v. zu seiner RELIGION zu treten, auch seiner gndsten. Herrschafft zu guthem, diese bücher mitzubringen. Könne also noch nit glauben, mann sage was mann wolte, daß Er recht Papistisch worden. Es erzehlt auch H. LONGELAND, Er WANSLEBIUS hätte einige ABISSINIsche schrifften mit sich gebracht, alß LEGENDA SANCTORUM CRUCIÆ. ITEM viele CONCILIA GRÆCORUM & ABISSINORUM, von denen Mann in der Lateinischen Kirche nichts wuste v. noch andere OPUSCULA mehr; deren CATALOGUM Er dem Großhertzog EXHIBIRen1544 wollen.1545 Von deme er auch PROPTER INTERPRETATIONEM LINGVARUM ORIENTALUM hochgehalten worden, denn [Er] der Großhertzog noch keinen antroffen,1546 der seine sache in ORIENTALIBUS so wol verstanden v. so weit kommen, alß dieser WANSLEBEN: HÆC LONGELAND DE QVO DICTUM, daß Er lange Zeit zu ALEPO vor einen REFORMIRTen PRÆDICANTen v. Kauffmanns FACTORN, auch vor des Cromwels AGENTen am Türck. Hof Sich gebrauchen laßen, deswegen Er nie wieder nach Engelland begehre. Alhie in LIVORNO wohnet der reiche ARMENIER CELEBY ANTONIO BAGUS.1547 So anfänglich eines Englischen Kauffmans Koch in SMIRNA v. hernach ein Türckischer Zolleinnehmer daselbst gewesen. Alß Er seine Zeit ersehen, ist er mit m/400. Rthlr. durch gangen v. sich nach LIVORNO RETIRIRT. Sein weib und Kind hat man ins SERAGLIO nach Constantinopel geführet, alwo Sie elendiglich gestorben. Er hat alzeit 3. oder 4. schiff zur See gehen. Kürtz= lich haben ihm die MAJORICANer Spanier eins weg genommen, unterm vorwand CONTRAVANDA, denn Er hätte ihren feinden den Frantzosen wollen wahre zu führen. Dieser CELEBY hat ein herrlich PALATIUM [v. läst sich gantz auf Türckisch bedienen] in LIVORNO gebaut, darin eine badestube auf Türckische arth zu sehen 1543 1544 1545 1546 1547
Vgl. dazu die Akte in der Forschungsbibliothek Gotha Chart. A 101, hier 90r–91r. Darbieten. B: Seitenumbruch . B: angetroffen. Antonio Bogos Çelebi.
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ist , er hält einen Hoff von 30. Persohnen v. läst sich gantz auf Turckisch bedienen. Er ist ein Kirchen ältister oder vorsteher in der Armenischen gemeinde. Wie wohl viel dran zweiffeln ob er einmahl ein1548 rechter Christ v. nit vielmehr noch heimblich ein Türcke seye. Wenn mann ihn besucht, gebehrdet Er sich auf seine ASIATIsche manier v. empfängt seine gäste so balt liegent, alß sitzend oder stehend. Mann sagt, Er habe den Großhertzog zum erben des seinigen eingesetzt. Die Griechen haben eine feine Kirche in LIVORNO. Ehe mann zu ihrem ALTAR kompt, ist ein thor darvor, welches den eingang zum SANCTO SANTORUM im alten Testament REPRESENTIRen solle. Der einzige geistliche ist ein feiner alter AFFABLER1549 mann, über 2. jahr noch nit hier, hat den Kaiser. botschaffter zu Constantinopel Herrn Schmit von Schwartzenhorn1550 sehr FAMILIARITER gekant. Er sagte: Seine RELIGION halte die Priester ehe. Sanctem Synaxim SUB UTRAQUE auch das PURGATORIUM vnd die INVERTIONEM SANCTORUM, aber nit gewißer MANIER. An statt des Pabsten zu Rom VENERIRen sie CAPUT ECCLESIA VISIBILE ihren PATRIARCHen. Die Griechische Kirche zu LIVORNO ist mit PERMISSION des Pabsts erbaut. Auch die ARMENer Kirche, welche RELIGION den Pabst RECOGNOSCIRT. Der Port gehet zum theil in die Statt hinein v. streicht lengst dem CASTELL hervor: außerhalb hat er diese FIGUR dann er [biß] vom alten schloß v. der Statt biß zum Ende des MOLO oder der vorgebauten mauer bestrichen vnd DEFENDIRT wird. [Dabey liegt] der Laternen thurm, ligt1551 auf dem felßen darvor, welcher gleichsam als ein klein CASTELL im Meer dem MOLO RESPONDIRet. Sonsten die linien sind meist mauren durch menschliche Hände gebaut, so da dem Port seine form geben v. denselben vor winden, ungestüm vnd feinden DEFENDIRen können. Große felßen sind von außen darvor gelegt davon sich die wellen des Meers abschlagen. Das Lazareth ist außerhalb der Statt, auf der lincken Hand hinter dem Porth, alda mußen alle aus LEVANT ankommende güther CONTUMACIA1552 machen, außgenommen Eisen v. Holtzwahren, welche frey PASSIRen. Wann die wahren ankommen zahlen Sie 10. PRO CENTO [welche] doch werden Sie leidentlich TAXIRT [werden] vnd angeschlagen . Alle wahren zahlen bey der ENTRÉE den Zoll außer Eißen v. Holtz giebt nichts, auch geben die wahren so vom land in LIVORNO kommen nichts, denn solche vorhin zu PISA den Zoll entrichten müssen , v. sonsten keinen andern weg nehmen können. Hinter diesem LAZARETT ist vor diesem die schlacht zwischen Holland v. Engelland 1548 1549 1550 1551 1552
B: Seitenumbruch . Leutseliger. Johann Rudolph Schmidt Freiherr von Schwarzenhorn (1590–1667), 1629–1634 kaiserlicher Resident, 1651 Ambassadeur extraordinaire in Konstantinopel, Reichskriegsrat. B: Seitenumbruch . Quarantäne.
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geschehen.1553 Die Englische kamen eben vom LEVANT v. wahren reich beladen. Die Holländer paßeten ihnen auff. Die Englische erleichterten ihre schiff v. gaben alle wahren in LIVORNO in DESPOSITO. Darauff sie schlugen v. verlohren. Vngefehr hatten die schlagende Partheyen ein v. ander Kugel in die Statt oder Port geschoßen. Solches erkante der Groß=1554 hertzog vor einen großen frevel, v. sagte Sie hätten alles gut verfallen, wenn deßen auch noch mehr wehre. Es ist nach der Hand von hinnen nach Florentz geführt worden, ligt beym Churbayerischen.1555 Am Ufer des Ports ist eine herrliche STATUA in BRONZE mehr alß lebens groß COSMI II.1556 Großhertzogen, so auff einmahl einen vornehmen türcken mit 3. Söhnen gefangen eingebracht. Er stehet oben auf v. die 4. Türcken an vier Ecken herumb mit Ketten angefeßelt. Im Laternen thurm hielten damahl in die 300. Janitscharen ihre QUARANTAINE, so da nahend CANDIA von einem CAPITAIN aus dieser Statt gefangen worden, alß Sie nach CANDIA zum SUCCURS gehen wolten. Der CAPITAIN war 120. mann starck, v. der Türcken 500., alß Sie einander erstlich ATTAQVIRTen: Vnlengst hatte das vngewitter einen CORSARN mitten in Port getrieben, daß Er uber nacht vor ancker liegen mußen, des morgends enderte sich der wind v. kahm Er unbekand davon. Eine reuterwacht muß den gantzen tag am Ufer hin v. her PARTIRen v. anzeigen wenn Sie etwas frembdes in der See ansichtig werden. JUST gegen LIVORNO über ligt THUNIS, alwo vor diesem CARTHAGO gestanden. TRIPOLIS ligt niedriger v. gegen MARSEILLE, ALGIERS aber viel höher. DATO landete die Frantzös. ARMEÉ mit 12. GALEÉRen etlichen Kriegsschiffen v. Brenners alhie ahn. Mann sagte es wehre umb das Meer zu creutzen, andre den VENITIANern zu SUC= CURRIRen. Andere die GENUESer zu ATTAQUIRen. Ein CHEVALIER DE MALTA von dieser ARMEÉ sagte Unß: wie wohl gewiß wehre daß der friede mit Spanien geschloßen sey, ihnen doch noch nichts noch vom Könige INTIMIRT worden, nehmen deswegen À BON CONTO weg was Sie von Spanien ertapten, hielte darvor daß diß das meiste absehen wehre, warumb sie alhierum stunden. Es sind zu LIVORNO 2. festungen eine alte am Port, alwo der Hertzog offt RESIDIRT, sonderlich zu fasten Zeithen, die andre ist auf der andern seithe neu1557 erbaut v. beim eingang der Statt, auch ist noch ein fester platz in der Statt NOVA VENETIA genant. Die Statt ist an sich selbsten mit schönen bollwercken versehen vnd , dieselbe mit Ziegelstein gefüttert, [versehen] hat ihre schöne gräben, breit v. tieff, v. außen wercke, so doch nit alzu weitläufftig sein, alles fein REGULIER v. ALLA MODERNA.
1553 1554 1555 1556 1557
1653, während des ersten Holländisch-Englischen Krieges. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Cosimo II de’Medici (1590–1621), seit 1609 Granduca di Toscana. B: Seitenumbruch .
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Den 20.ten MAII zurück gekehrt auf PISA, weil kein ander weg vorhanden. Alhie ist zusehen 1. das herrliche CABINET von allerhand arthen MINERALIen, von allerhand PRETIOSen Erd=gewachsen, meerschwämmen, Steinen, auch blagen1558 v. den meerschnecken, corallen, muscheln, v. anderes, [mehr] meer=SCELETIS, von walfischen, REMORA,1559 Spinnen, Seehunden, Sirenen, Crocodilen; ITEM eine MUMIA im eingang des CABINETS. Viel LIBRI PROHIBITI v. andere MANUSCRIPTA, À PART verschloßen. 2. der herrliche garten mit seiner INSCRIPTION, voller gewächse, edler früchten, grotten, v. schönen ALLEÉN, Insonderheit war alda ein große Staude von ALOES. 3. das PALATIUM der CAVALIERI ST. STEPHANI so alhie wohnen. 4. des Juristen BARTOLI1560 Haus, so itzo ein STUDIUM JURIS oder ALUMNET, vor gewiße STIPENDIATen, so hierin erhalten werden, besage der INSCRIPTION. 5. die UNIVERSITÄT so eben kein prächtig gebäu doch berümbt ist. 6. des Großhertzogen RESIDENTZ liegend am ARNO, so nichts besonders. 7. die schöne v. prächtige Kirche ST. JOANNIS, darin das begräbnüß oder DEPOSITUM Kaysers HENRICI VII. LÜTZELBURGENSIS,1561 deme alhie vergeben worden. 8. vor der Kirche die INSCRIPTIO, daß die RESPUBLICA anno 1072. wieder PALERMO in Sicilien ein große VICTORIE erhalten, v. vom selben gelt die Kirche v. Stattmauren gebauet habe. Davon die thore von brontze gemacht mit vielen gegoßenen schönen EMBLEMATIBUS. 9. gegen über ist das schöne BAPTISTERIUM. 10. vor der Kirche die STATUA LIBERTATIS v. der Statt PRIVILEGIen oder JURIS ROMANI PARTICIPATIO, vom JULIO CÆSARE hieher geschenckt v. aufgerichtet. Darauf eine uhralte urne von Alabaster. 11. das CAMPANILE oder glocken thurm, so rund, breit v. hoch, vnd auf einer seithen gantz hangend erbaut ist. 12. IL CAMPO SANTO oder der Kirchhof in 4. Ecken prächtig erbaut, v. mit allerhand1562 stattlichen MONUMENTIS geziert. Darunter eines so PAPA GREGOR XIII.1563 seinem Vatter1564 BUON COMPAGNO aufrichten laßen auch ein ander des PHILIPPO DECII1565 JCt welches er selber bey lebzeiten anbefohlen, NE POSTERIS REDERET, daß er nit ursach habe, solches seinen Erben zu vertrauen, wie die INSCRIPTIO selber sagt, alda sind in einer Ecke 2. große gehauene Steine von JULII CÆSARIS BENE MERITIS IN REMP. PISANAM v. STATUTUM was mann alle Jahr vor spiel ihme zu ehren halten solle. Im andern nach dem er gestorben, wie mann sein begräbnüß ehren v. seine EXEQUIAS CELEBRIRen solle. Die Statt ist anno 1507. vmb ihre vollige LIBERTÄT kommen. Von alhie gehet ein feiner CANAL nach LIVORNO. Auch RESIDIRT alhie ein Ertzbischoff. Sind 1558 1559 1560 1561 1562 1563 1564 1565
Wahrscheinlich Blagen Stein, cuprum sulfuricum, Kupfersulfat. Schiffshalter (Echeneidae). Cosimo Bartoli (1503–1572), florentiner Humanist und Diplomat. Heinrich VII. (1278/79–1313), 1308 römischer König, 1312 Kaiser. B: Seitenumbruch . Ugo Boncompagni (1502–1585), seit 1572 Papst Gregor XIII. Cristoforo Boncompagni (1470–1546). Philipp Decius (1454–1536/37), italienischer Jurist.
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über 3. vornehme Kaufleuthe nit in der Statt, weil die umbliegende stette, alß LUCCA, Florentz, LIVORNO alle NEGOTIA verderben. Alda ist auch eine CITADELLA v. eine starcke GUARNISON darin. ITEM ein CORTO DELLI MERCANTI oder eine schöne börsch wiewohl wenig Kauffleuthe darzu. Der Großhertzog ist offt alhie im Herbst v. zu Zeiten der jagten, welche hierumb die besten v. am meisten sein. Die Statt ist übel PEUPLIRT v. die vornehme leuthe sehr davon gezogen, alß Sie die freiheit verlohren. Ist an sich selber gar nit fest; es gehet doch die landstraß [ziemlich] meist herdurch. Denn alles was zu land nach LIVORNO will, muß durch PISA PASSIRen v. alda den Zoll bezahlen. DITO nachmittag: [auf 2. stunden] nach LUCCA verreiset, so 3. stunden von PISA ist. Anfangs ½. stunde durch einen orth PASSIRT, alwo viele warme bäder vor allerhand zustände anzutreffen, welche auch von allerley beeßhafften1566 leuthen besucht werden. Außerhalb desselben orthen gehet der hohe berg ahn. Mitten darauff v. nechst den berge hinunter bey einem Hauße fähet der Lucceser gebiet ahn, welches alsobald mehr mit oliven v. weinstöcken besetzt, auch das land beßer besamet ist, weder1567 wir bißhero gesehen. Wir kahmen zeitlich zu LUCCA ahn v. LOSIRTen auf der Post ALLA CAMPANA. Unser wirth war ein Mayländer, ein alter 80. jähriger v. gar discurser mann, sehr erfahren von allerley sachen: [so] welcher von der REPUBLIC zustand so eigentlich zu DISCURIRen gewust, als wenn Er lang im Rath geseßen. Den 21.ten MAII war eben FESTUM CORPORIS CHRISTI, dabey mann alhie einen sehr prächtigen umbgang hielte. Der Ertzbischoff v. CARDINAL BONVISIO1568 gieng vnter einem Himmel v. führte die PROCESSION. Die Statt ist sehr volckreich, sehr vest v. von II. REGULIRTen Bollwercken ohne die außen wercke; auff welchen Wall mann LIBERE spatzirt wie mann es in Franckreich gewohnt ist. Diese Festung wurde angelegt anno 1620. In der Statt ist ein thurm wenn da feur aufgepracht wird, kompt solches durch die COMMUNICATION von andern thürmen v. bergen außerhalb der Statt, in etlichen stunden, durch das gantze gebieth, welches als denn nach gemachter ordnung in waffen sein muß, v. in 24. stunden in die m/18. bewehrter mann vor die statt zu stellen schuldig ist. Der Junge ausschuß wird zu gewißen zeithen v. durch gewiße meister im land EXERCIRet. Einsmahls brandte ein Hauß in der Statt, ieder mann daraußen meinte es were ein feur vom lermen=thurm v. der feind vor der Statt, versamleten Sich deswegen in vorgemelter ordnung der Statt zu SUCCURRIRen, welches aber keine noth gehabt v. iedermann wieder nach Hauß gangen. Es sind 3. porten in der Statt, die jenige so auff Florentz gehet wird zum ersten zu v. zuletzt aufgeschloßen. Die Bürgerschafft bestehet in II. viertel nemlich so viel als Bolwercke der Statt seind, v. weiß iedes QUARTIer seinen Posten. 1566 1567 1568
Lesung unsicher. B: Seitenumbruch . Girolamo Buonvisi (1607–1677), Kardinal, seit 1657 Erzbischof von Lucca.
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Der wall ist nach arth der Vestungen in Holland breit v. mittelmäßig hoch, von gar guter leimichter Erde. Er hat seine FAUSSEBRAGEN, der wall ist beiderseits besetzt mit bäumen, Er hat viele heimliche außfälle, v. weitläufftige1569 lerm= Plätze, die Häuser sind ziemlich weit davon vmb neue abschnitt zu machen v. sich in ordnung v. RESERVen wieder einem anlauff zu stellen. Auf allen BASTIONen ist platz genug vmb CAVALLIER darauff zu setzen, wanns vonnöthen, auch mordgruben, mit schwefel, bech, Sporn v. dergleichen MATERIALIen einem anlauffenden feind zu begegnen. Unsers erachtens war der wahl ohne tadel aber der graben nach der rechten PROPORTION viel zu schmal v. zu seucht. Die länge des landes oder des STADO ist in die 50. meilen, meist bergicht v. voller bergschlösser. Die Breite 30. bißweilen 20. meilen. Das land ist so wol PEUPLIRet, als eines sein mag in gantz Italien. Die Statt hat über m/60. einwohner, Sie hat auch ein fein Zeughauß v. MAGAZIN von allen Kriegsbereitschafften. Alß m/30. Musqueten, m/8. Piquen, 2.000. Schußfreye Harnisch, in die 40. CANONen groß v. kleine, Korn, mehl v. andere MUNITION, auf etlich jahr ein belagerung auszustehen, darauff der MAGISTRAT sonderlich bedacht v. sorgfältig ist. Die gemeine Nahrung der Statt bestehet in Kauffmannschafften von Seiden, meist von Sammet. Vor jahren wurde allein von hier nach Straßburg v. Basel vor m/400. thlr.1570 sammet jährlich verführet. Ihre güter gehen bißhero durch die benachbarte Staaten zu land= oder auch zu waßer über LIVORNO, auff GENUA, [Meiland] Franckreich oder dergleichen frembde länder. Jetzo bauet mann im STADO ein Port am Meer zu VIA REGGIO1571 v. meinet dadurch die NEGOTIA zu waßer selbsten zu machen, werden aber vielleicht keine größern schiffe alß FELUQUen darzu gebrauchen können, weil der Port vor grosse Schiffe seine rechte tiffung nit haben soll. Korn, öel v. köstlichen wein bringt das land in menge, wird deßen auch viel hinauß verkaufft. Der Adell reiset sehr in Teutschland v. Franckreich, denn von einem nicht=gereisten nichts gehalten wird, Sie dienen viel in frembden Kriegen, werden gute Soldaten v. hernach zu Hauß desto mehr ÆSTIMIRT. Mann trägt sich auf Frantzösisch, insonderheit die weiber. Die Frantzös. LIBERTÄT1572 ist alhie auch sehr gemein wieder alle Italiäner gebrauch. Wenn einem LUCCESer ein frembder freund kömpt, bittet Er etliche Damen seiner bekandschafft auff ein chartenspiel zu sich, damit sich denn der frembde bekant macht, v. von ihnen ENTRETENIRet wird. Die vornehmste Statt= vnd Land Ämpter werden durch die Edelleuthe bestellet: Das Regiment bestehet im CONSILIO. Daßelbe wird durch die II. Statt=quartier v. aus einem so viel alß dem andern gewählet biß in die Zahl von 120. Persohnen. Dieser Rath regirt nur ein jahr, v. wird zugleich auffs künfftige Jahr ein anderer Rath [gewählet] mit erkohren . Auch wird von demselben EXPECTANTZ Rath 1569 1570 1571 1572
B: Seitenumbruch . B: Rthlr. Viareggio, Lucca. B: Seitenumbruch .
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in den alten Rath SUBROGIRT, so viel vom alten Rath des jahres sterben, verschickt oder vielleicht abgesetzt werden. Die jährliche wahl geschieht den 1.ten MARTII, von dem regierenden Rath werden alle 2. monathe 10. ANCIANI,1573 oder Schöffen gewählet. Gleichwie die ANCIANI oder Schöffen, also wird zugleich ein haubt in der REPUBLIC erwehlet, so alle 3. monathe wechseln muß, daßelbe wird CONFALONIERO genant, v. als ihr Fürst RESPECTIRT. Die ANCIANI müßen mit dem Haubt der REPUBLICQ, alß dem PRENCIPE oder CONFALONIERO, die gantze Zeit ihres Regiments über, im PALATIO oder Rathaus wohnen v. dorffen daraus nit gehen oder schlaffen ohne erlaubnuß. Daßelbe PALATIO wird von 100. Schweitzern bewacht, welche den Fürsten auch bedienen, wenn er ausfähret. Diese ANCIANI mit dem CONFALONIERO GOUUERNIRen den [Rath] Staat, wenn aber wichtige Sachen, insonderheit die den Staat CONCERNIRen v. JURA MAJESTATIS sind, vorkommen, müßen sie solche vor dem gantzen CONSIGLIO der 120. PROPONIRen, denn bey diesem CONSILIO allein die JURA SUPERIORITATIS EXERCIRet werden, so gar, daß auch alle CRIMINAL Sachen vor diesen Rath gehören, welcher gantze Rath CONSIGLIO EXCELLENTISSIMO genant wird. Wenn nun in diesem CONSILIO die PROPOSITIONES oder QVÆSTIONES geschehen, werden Sie geschwind durch die BALLI oder kleine Küglein mit ja oder nein RESOLVIRet. Denn wo die meiste VOTA hin INCLINIRen, darauff wird DECRETIRet. Die1574 PARTICULAR=Ämpter in der Statt werden auch von diesem CONSILIO bestelt, v. sind in die 25. alß 1. das FORTIFICATIONS=Ampt. 2. das INQUISITIONS= Ampt. 3. das Zeughauß=Ampt. 4. Vorrath=Ampt. 5. das Ampt der gesundheit. 6. das Einkommens=Ampt, dieselbe zu vermehren oder zu zuverbeßern. In diesem thun Sie es dem Großhertzog nach, so viel ihnen möglich. 7. das fleisch= vnd fisch=ampt: alwo maas, ehlen vnd gewicht mit verstanden werden. 8. das bau=ampt wegen der PUBLIQUen Häuser, brücken, mauren, wälle, gaßen v. pflaster in der Statt. 9. eben daßelbe ampt eines andern MAGISTRATS auf 6. meilen außerhalb der Statt. 10. das fluß= teich v. waßer=ampt. 11. das graben= marckstein, wiesen v. acker=ampt. 12. das Zoll= vnd Zehnden=bereith=ampt außer der Statt. In der Statt wird der Zoll verpachtet, v. alle qvartal von den mitteln was einkompt, bezahlet, bleibt was übrig, ists dem bestand mann. Ists zu wenig, muß ers oder sein bürge dem PUBLICO ersetzen. Die vornemsten v. ältisten familien können CONFALIONERI oder PRENCIPE werden: auch Staats=SECRETARII, deren DIGNITÄT eben ist alß Cantzler. Die SUBALTERnen geschlechter können ins CONSILIO kommen, auch INQUISITORI sein, welches ein NOBLE CHARGE ist. Von der dritten arth der geschlechter kommen auch die ANCIANI oder Schöpffen, so mit dem PRENCIPE regiren, genommen werden.
1573 1574
Anziani – Älteste. B: Seitenumbruch .
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Keine GRADUIRTE Person oder DOCTOR kan kein ANCIANI oder PRENCIPE werden, es sey dann, daß er seinem GRADUI zuvor PUBLICI RENUNCIIRet. Wenn Einer seinen Adel in der frembde, alß beim Kayser, König in Franckreich, Spanien &c. erworben hat v. sonst von keinem Adelichen geschlecht [ist] währe, gilt solcher Adel nit allein so viel als der gemeine Adel, sondern wird noch höher ÆSTIMIRT. Die REPUBLIC LUCCA ist frey v. INDEPENDENT, doch lebet Sie etlicher maßern vnter der PROTECTION des Königs von Spanien, weil derselbe der mächtigste POTENTAT in Italien ist. Unsere Kauffleuthe alhie wahren die H. BURLEMARCHI.1575 Edell=1576 vnd Kaufleuthe, denn so lang Sie nit im Rath sind, solches nit sehr ATTENDIRT wird. Sie gaben Uns briefe auf PARMA mit an die H. GRIFFI,1577 so wir auch überantworteten. Mann sagt, daß die STATUTA LUCCENSIA so JUST vnd so gerecht seyn, daß auch viele der VENETIANer gesetze daraus gefloßen. Sie sind gedruckt in FOLIO. Das ORIGINAL aber, darnach Sie JUDICIRen, ist im PALATIO v. mit guldenen buchstaben geschrieben. Die jenige frembde so da Erst alhie ankommen, geben ihr gewehr unter dem thor von sich. Sie Degen behalten Sie biß ins wirthshauß, v. vermittelst einer SPECIAL=PERMISSION, so von dem PALATIO geholet werden muß, bekomt mann auch erlaubnüß, denselben in der Statt v. auff den gaßen zu tragen. Den 22. MAII reiseten wir von LUCCA hinweg, v. ist es schier alzeit auf v. ab durch die APPENNINen gangen. biß auf PARMA 3. guther tagreise. Erst ein zeitlang einen ebenen weg biß auf CAPOZANO,1578 hernach im wald einen steinichten bösen weg 8. meil biß auf MAZZAROSSA,1579 v. noch fast dergleichen 2. meil auf MON= TRAMILLA.1580 Auf 2. meil ein fluß PASSIRT, genant COMMAJOR,1581 so das Luccesische v. Toscanische gebiet scheidet. Dabey ist MONTE IGNOSO1582 eine Luccesische bergvestung. 2. meil davon ist das Stättlein PIETRA SANTA,1583 eine Vestung des Großhertzog nach PISA gehörig, v. auf 3. meil der pass, genant IL SALTO DELLA CERVIA,1584 welches ist eine festung dem Großhertzog imgleichen gehörig. Hiebey ist ein See, darinnen es gute fische giebt; noch eine festung MONTIGUA1585 welche 1. meil auf der Rechten hand in bergen 1575 1576 1577 1578 1579 1580 1581 1582 1583 1584 1585
Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Wahrscheinlich Compignano. Massarosa. Montramito. Camaiore. Wahrscheinlich Monteggiori. Pietrasanta. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert.
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ligt. In diesem land ist nicht durchzukommen, wegen der berge, Päße, Festungen, Moraste v. wälder, so sich gar biß ans Meer ziehen. Mann hatte noch 2. meil biß auf MASSA,1586 alwo wir fütterten. Das ist eine Statt vnd land eines kleinen SOUUERAINen Fürsten, genant DUCA DI MASSA,1587 Seine FAMILIA DE CIBO Dieses geschlecht hat Pabst INNOCENTIUS VIII.1588 vor etlichen hundert jahren gestifftet v. diese Statt MASSA ihme zu Erben geben, denn Er seinen Sohn zum Fürsten1589 v. H. dieses orths gemacht, wovon die heutigen Fürsten noch Posteriren. Der itzige ist vor etlichen jahren vom Kaiser DUCA genant worden, daher Er seinen altesten Sohn1590 von einem ihme gehörigen v. 4. meil ins gebirg gelegenen Stättlein, PRENCIPE DI CARARA nennet, welches eigentlich ein MARQVISAT ist. Der itzige Hertzog hat viel Kinder, alß 6. Söhne v. 6. töchter. Etliche töchter hat er albereit in die clöster gesteckt: Etliche Söhne an Spanischen Hoff geschickt. Etliche läst Er zu GENUA bey seiner gemahlin1591 freunden, so eine vom hauße SPINOLA1592 ist, erziehen. Den Eltisten hat Er bey sich. Die RESIDENTZ MASSA ligt oben aufm berg, wird vom Hertzog nit viel bewohnt; das meiste von der Statt hängt am berge, der Rest ligt in der ebene alwo die landstraße durchgehet, v. der Hertzog auch ORDINARIE am Ende der Statt in einem feinen PALATIO in der ebene gelegen Hoff hält. Er soll ein H. zwischen 40. vnd 50. Jahren sein. Von feinen Fürst. QVALITÄTen. Ungefehr 1. meil ist das meer von hier. In der Statt ist es still v. scheinet Sie habe nit viel handlung. 4. meil von der Statt MASSA ins gebürg hinein bey der Statt CARATT1593 wird ein herrlicher MARBEL meist von weißer farb gegraben v. weit verführet. Der DUCA DI MASSA hat jährlich einkommens in die m/50. Rthlr. Er hat sonsten noch andere güther, alß die herrschafft AGNANO, nahend PISA, die graffschafft FIORENTILLO1594 in UMBRIA oder nahent bey Rom. Das Hertzogthumb AJELLO1595 im Königreich NEAPOLIS, vnd dahero ist er ein VASALL wegen des ersten Lehns des Großhertzogen. Wegen des andern des Pabsts, v. wegen des dritten des Spaniers. Nachmittag kahmen wir auf LAVENZA1596 5. meil von MASSA, demselben Hertzog gehörig. Ist eine kleine feste da mann vorbey reitet.
1586 1587 1588 1589 1590 1591 1592 1593 1594 1595 1596
Massa. Alberico II Cibo-Malaspina (1607–1690), Duca di Massa e Principe di Carrara. Giovanni Battista Cibo (1432–1492), seit 1484 Papst Innozenz VIII. B: Seitenumbruch . Carlo II Cibo-Malaspina (1631–1710), Principe di Carrara. Principessa Fulvia Pico (1607–1679), aus dem Hause Mirandola. Diese Angabe ist nicht korrekt. Carrara. Ferentillo. Aiello. Avenza.
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SARRAZANA1597 7. meil von LAVENZA, alwo wir unser nachtläger vor der Statt genommen, ist eine GENUESIsche festung an der landstraße auf GENUA vnd Meyland, hat nur 1. thor. Der weg gehet auf der CONTRESCARPA vorbey. Von hie 2. meil ist der GOLFO DELLA SPECCHIA,1598 deßwegen diese festung den GENUESern gar FAVORABLE liegen v. einen Paß machen soll. Auf der andern seite am schlund1599 des GOLFO, soll abermahl eine Vestung liegen. SARRACANELLA1600 soll noch ein andere festung sein v. oberhalb gegen die berge liegen, v. muß der GENUESer=STADO, auf dieser seite durch berge, Moraste v. festungen biß ans meer gar wol versichert sein. Den 23.ten MAII kahmen wir auf ein von köst. steinen gebautes v. gepflastertes Stättlein ST. STEPHANO1601 7. meilen gelegen, alda ist ein uberaus bößer steinweg v. die wegscheide beider großen landstraßen auf GENUA, die andere auf PARMA, PLACENTZ, Meyland, TOURIN v. in Franckreich auf LYON zu. BETOLA1602 2. meil, nunmehr PRÆSENTIRet sich zum ersten der schnelle fluß MAGRA,1603 auch schifft mann alhie 2. mahl ehe mann rechte darüber kömpt wegen der krümme des waßers, gehöret dem Großhertzogen. LA GOLA1604 3. m. bißhero ist ein enger Bergichter weg und meisten theils ein kümmerlicher Fußpfad. Unten im thal laufft allzeit der fluß MAGRA. Dieser orth liegt auf der GENUESer grund, das Schloß auf einem berge an dem Stättlein. Daßelbe ist fest v. gehöret einem GENUESIschen Edelmann, MARCO CENTURIONE.1605 Kurtz zuvor ehe mann auf GOLA kompt, siehet mann auf der lincken seiten, oben auf dem berge auch ein Schloß einem Florentiner Edelmann gehörig. TERRA ROSSA1606 ein meile, diß ist der Erste orth so nach PONTREMOLI1607 v. dem Großhertzogen von den neugekaufften landen gehöret. CASTELLO DI VILLA FRANCA1608 5. m. ist ein fein stättlein v. MARQVISAT IMPERIALE. Dem Hauße der MARQVISEN DE MALESPINA1609 gehörig, so auch kleine SOUUERAINE in Italien sein. Dieser H. DE MALESPINA sind unterschiedliche, haben ihre meiste landschafften an diesem fluß MAGRA zwischen GENUA vnd dem Florentiner STADO. Dieselbe bestehen in ungefähr 30. platzen. Darunter
1597 1598 1599 1600 1601 1602 1603 1604 1605 1606 1607 1608 1609
Sarzana. La Spezia. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Santo Stefano di Magra. Bettola. Fiume Magra. Aulla. Nicht identifiziert. Terrarossa. Pontremoli. Villafranca in Lunigiana. Malaspina, Marquese di Villafranca.
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FORO NUOVO1610 der vornemste. Ihr einkommen erstrecket sich in die m/50. Rthlr. Ihr Land ist mit dem Großhertzogen sehr vermischt. VILLA TERRA1611 ist auch ein Kaiser. MARQVISAT. 3. m. PONTREMOLI 7. m. wiewohl der Großhertzog diese1612 Herrschafft von Spanien erkaufft, ist doch das Spanische wapen in stein eingehauen noch am Statt thor zu sehen. Alda aßen wir zu mittag. Diese Statt v. darzu gehöriges Land hatten die GENUESer vor 12. Jahren vom König in Spanien erkaufft, aber der Großhertzog ließ durch die Königin1613 MACHINIRen, daß Er in Kauff getreten v. den Kauffschilling pr. m/100. DOPPIen1614 abgelegt: soll wohl mehr alß noch so viel werth sein. Es hören dazu in die 20. feine flecken. Die Statt ist länglicht erbaut, ligt längst dem waßer [ligt] in ein thal, vnd ist diese REFIER1615 herumb beiderseits mit bergen vmbgeben. Dergleichen kleine länder haben die Spanier, sonderlich am Meer hin v. her durch der GENUESer, Florentiner v. andern Herrschafften vermischet liegen v. pflegen in denselben alzeit NATIONAL GUARNISIONen zu halten, damit Sie zu waßer einem land durch das andere SUCCURRIRen können, in Sicilien, SARDINIen, NEAPOLIS v. Meilandt. Von FINALE aus, anhero auf PIAMBINO, PONT D’ERCOLE v. so fort ahn weiter: wozu mann auch überall aus Spanien anlanden kan. MONTE LUNGO,1616 dieses ist nunmehr der erste rechte berg zu den APPENNINen, ist hoch v. wehret [biß mann] über eine gute stunde bis man hinauf kompt; wo man nit einen guten wegweiser hat, kan mann sich durch VARIETÄT der wege leicht verirren: zu geschweigen, daß es wegen der BANDITen nit alzeit gar zu sicher ist. Diesen schlimmen berg auf v. abzusteigen, gehet von hier ahn vnd wehret biß gen BERCA(Y)1617 über 7. meil. Mitten auf diesem berg in der Ebene ist ein klein wachthäußlein, genant LA CHISA, alda fängt des Hertzogen von PARMA STADO ahn v. weil es hier umb vor diesem wegen der BANDITen sehr unsicher zu reisen gewesen, als läst er annoch die PASSAGIERI durch 2. wächter mit Rhören beleiten, so weit sie es selber verlangen, welchen mann nichts schuldig ist, als was mann ihnen aus gutem1618 willen giebt. Alß uns diese wache QVITTIRet, führte Unß unser botte zwar allemahl den nechsten weg, aber manchmal in solch finstere gepusch, daß wir schier nicht wusten, wie wirs mit ihme hatten, doch halff Gott endlich, daß wir mit einfallender nacht anlangten zu BERCEY, welches ein stättlein ist mitten im berg gelegen, davon mann zwischen PONTREMOLI v. PARMA richtig eine tagreise zubringt. 1610 1611 1612 1613 1614 1615 1616 1617 1618
Fornovo di Taro. Filattiera. B: Seitenumbruch . Maria Anna von Österreich (1634–1696). Goldmünze. B: Revier. Montelungo. Berceto. B: Seitenumbruch .
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BERCEY ist 7. meil von PONTREMOLI. Alhie endet sich Italien v. fänget die LOMBARDY ahn, gehöret dem Hertzog von PARMA. Ist ein schlecht stättlein, alwo es eine Post hat. Es ist eine graffschafft so der Hertzog von PARMA ohnlengst gar wohlfeil gekaufft. Den 23.ten MAII auf 4. meilen kommen auf CASSY.1619 Dieses ist PARMESANIsch v. ein MARQVISAT. Hie fängt sich abermahl ein hoher berg ahn v. sehr enger weg dabey, wo allenthalben PRÆCIPTIA1620 sind. Hernach den berg ½. stunde hinunter v. dan auf in 4. meil kommen auf TERENZO.1621 Alda abermahl ein Post gewesen. Der weg hierumb ist durch das anlauffende waßer gantz zerrüttet. Dießeit TERENZO fängt wieder ein hoher berg ahn. Alles land hierumb ist PARMESANIsch. FUORO NUOVO1622 12. meil. Alhie ist abermahl eine Post. Vnterwegens ubern fluß STROSSANNA1623 PASSIRT, deßen PASSAGE wegen des schnell anlauffenden bergwaßer bißweilen gar gefährlich ist. Kurtz darauff auf der lincken hand kompt ein ander ansehentlicher fluß der TARO1624 genant, welcher [kurtz] jenseit FUORO NUOVO erst gesehen wird, v. die wege sehr hinweg reißet, daß mann über 1. meil weges [vor diesem] mit genauer noth reitet v. mit gefahr an den Schregen bergen zu pferd sitzen bleiben kan. Von [dar] FUORO NUOVO hatten wir noch 12. meil zu thun biß in PARMA: [Ein stück weges von Fuoro nuovo] v. fängt1625 nunmehr auf einmahl der weg ahn gantz eben zu werden, [v. ist es nunmehr] massen Eine lust gewesen zwischen dem stattlichen Korn feld, wiesenwachs v. weinbergen, gleichsam in einem spatziergang, wieder zu reithen, zumahl mann von weithem keine berge mehr vor oder neben sich sahe. Auch ist der gantze weg mit lusthäusern, dörffern v. flecken besatzt; da mann albereit wieder mit Carathen fähret. So bald wir abends in PARMA ankommen, haben wir Unsere Kaufleuthe die H. GRIFFI zu Unß kommen laßen. Den 24.ten MAII haben I. F. Gn. Sich bey Hoff anmelden v. dero CREDITIV vom Hertzogen von SAPHOY INSINUIRen laßen, welches nachfolgender maßen lautet: SERENISSO. SIGNORE. MIO OSSENSMO. IL SIGNOR DUCA FREDERICO DI SASSONIA DESIDEROSO DI VERDER L’ITALIA È
COMPARITO IN QUESTA CORTE ET PENSA DI PROSEGUIR INCOGNITAMENTE IL SUO VIAGGIO PASSANDO PER QUELLA DI VA. ALTEZZA. IO BENCHE STIMI INCON-
1619 1620 1621 1622 1623 1624 1625
Cassio. Abgründe. Terenzo. Fornovo di Taro. Torrente Sporzana. Fiume Taro. B: Seitenumbruch .
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GRUO OGNI MEZZO, PER APERIRLI L’ADITO ALL‘ ALTA. VA., MENTRÉ IL DI LUI ALTO NASCIMENTO ET LE SUBLIMI QUALITÀ DELLA SUA PERSONA NON POSSONO NON TROVAR NELL‘ ANIMO GENEROSO1626 DI VA. AA. OGNI PIU CORTESE ACCOGLIMENTO; NON LASCIO AD OGNI MODO D’AGGIUNGERE A QUESTI POTENTISSI MOTIVI, CH’HAVVRÀ DI COMPARTIRE IL SUOI FAVORI A QUESTO PRENCIPE, LE MIE VIVISSIME PREGHIERE PER ATTESTATO DEL MIO SINGOLARE AFFETTO VERSO DI LUI ET PER ESSIGERE DALL‘ ALTA. VA. QUALCHE OCCASIONE D’ESSERCITARMI NELL‘ EFFECCTIONE DI MOLTI SUOI COMANDI ET QVI LE BACCIO AFFETTME. LE MANI. TORINO LI 30. APRIL 1668. DI V. A. AFFMO. ET PARTMO. SERVIDORE ET COGNATO CAROLO EMANUEL.1627
Zu Teutsch: Durchlauchtigster, Demnach vorweiser dieses der Durchlauchtige Fürst v. Herr, Herr Friederich Hertzog zu Sachßen, auf seiner Reiße durch Italien, diesem Unserm Hoff die ehr angethan v. denselben besuchet: nunmehr in gleichem vorhaben ist, Euer Durch. Hoffstatt EN PASSANT v. INCOGNITO zu sehen, alß haben wir Unsers theils zwar unvonnöthen erachtet, ihme einige mittel an die hand zu geben, dardurch den ACCESS bey E. Dh. zu eröffnen, allermaßen wir versichert seyn, daß E. Dh. GENEROS gemüthe so wohl das ansehen seines hohen Fürst. Hauses, als auch seiner ihm beywohnenden Fürst. QUALITÄTen von sich selbsten zu ÆSTIMIRen wißen werden, haben demnach über alle eingeführte MOTIVe v. besten vertrauen daß E. Dh. ihme mit aller gunstgewogenheit von selbsten entgegenzugehen wißen werden, deroselben zum uberfluß hiemit CONTESTIRen wollen,1628 die sonderbahre INCLINATION v. großes vertrauen, so wir in seine Fürst. Person gesetzet: Im übrigen E. Dh. ersuchende, dieselbe Uns zu EXEQUIRung dero vielfältigen befehlen würdig erkennen wolten. E. Dh. AFFECTIONIRTer v. sonderbahrer freund v. vetter CARL EMANUEL Der Hertzog1629 hat alsobalden die verzeichnuß des Durchlauchtigsten Haußes Sachßen, Chur v. Fürst. linien v. deren DATO im Regiment lebenden Chur= v. 1626 1627 1628 1629
B: Seitenumbruch . Leerseite, weiter . Für die Korrektur des italienischen Textes danke ich herzlich Frau Dr. Eva Bender. B: Seitenumbruch . Ranuccio II. Farnese, vgl. Anm. 1230.
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Fürsten auch zu welcher lini I. F. Gn. gehörten, begehret, So auch von Lt. Fincken auf diese weise in Italiänisch kürtzlich PROJECTIRet worden. LA SERENISSA. CASA DI SAXONIA E ELECTORALE ET PRENCIPALE. ELECTORALE 1. L’ELECTORE. 2. IL DUCA DI HALLA. 3. IL DUCA DI MÖRSEBURGO. 4. IL DUCA DI NAUMBURGO. LA CASA PRINCIPALE. DI WIMARIA
FRATELLI ET TUTTI PRENCIPE REGNANTI
1. IL DUCA GUILIELMO, MORTO FRATELI HA LASCIATO 4. FIGLIUOLI: TUTTI PRENCIPI REGNANTI. 2. IL DUCA ERNESTO, ANCORA IN VITO ET MAGGIORE DI SUA CASA. QUESTO PREN= CIPE, CH‘ E ADESSO IN PARMA, E SUO PRIMOGENITO. 3. IL DUCA BERNHARDO, MORTO QVEL VALOROSO CAPITANEO.
DI ALTENBURGO
RESTA UNO SOLO PRENCIPE VECCHIO CHIAMATOSI IL DUCA FREDERICO-GUILIELMO, CON UNO FIGLIUOLO ANCORA PRENCIPE GIOVANE.1630
Hierauf ließ der Hertzog weiters fragen nach dem MODO, wie I. F. Gn. Sich am Saphoischen v. Florentinischen Hoff RECIPIRen laßen. Ob die RECEPTION mit bedecktem oder entblößtem haubt beschehen? Ob mann geseßen oder gestanden? Ob I. F. Gn. die PRECEDENTZ begehret? Ob Sie sich zu Hofe LOGIRen v. TRACTIRen laßen? Ob Sie auch bey den Fürst. weibspersohnen die VISITen abgelegt, v. ob Sie dabey geseßen oder gestanden, ohnbedecket oder nicht? Darauf geantwortet, I. F. Gn. thäten nach dero Fürst.=väter. willen vor dißmahls INCOGNITO v. mit einer kleinen SUITE, gleichsam auf der post reisen: dero Fürst.= väterliche wille wehre, Sich in allem CONFORM zuerweisen, wie ein Graf des Reichs thun würde. Anbelangend den Saphoischen Hoff hatten Sie im geringsten keine bedienung vom Hof ADMITTIRet, seyen nur 2 ½. tage bey des Hertzogen abwesenheit zu TOURIN geweßen; alß derselbe kommen, habe mann einander die VISITe in der Hertzogin gemach, stehend v. ohnbedeckt gegeben: Hatte sich des Frantzoß. AMBASSADORS CAROZZE bedient. Zu Florentz hatten I. F. Gn. etwas übrige Ehr ADMITTIRen müßen, weil Sie Ihr der Großhertzog gleich1630
Nicht korrekt, der Prinz war Friedrich Wilhelm III. (1657–1672). B: Seitenumbruch .
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sam auffgezwungen, dieselbe sey bestanden in der bedienung vom Hoff durch des Großhertzogen CAVALLIERI vnd CAROZZA. Auch habe mann I. F. Gn. geflügell v. wein ins wirthshauß geschickt. Weil Sie nit zu Hof LOGIRen wollen. Beim Großhertzog hatten Sie sitzend v. mit bedecktem haubt AUDIENTZ gehabt. Die rechte Hand nie PRÆTENDIRet, [weilen Sie] aus obangezogener Ursache, vnd weil Sie noch kein regierender1631 Herr wehren. Bey der Großhertzogin v. Groß Princeßin hatten Sie ihre VISITe gleichfalß bey beiden sitzend v. mit blosem Haubt abgelegt. Nach einnehmung dieser INFORMATION, schickte der Hertzog 2. CAROZZen vors wirthshauß v. ließ I. F. Gn. durch ihren Cammerh. MARCHESE DEL MONTE1632 einen Mann von 70. Jahren, wie auch durch einen Obristen aus Flandern gebürtig, empfangen, mit bitte, ihr die Ehr anzuthun v. zu ihr nach Hofe zu kommen. I. F. Gn. wurden zu Hof, durch den MARCHESE PRATI,1633 Obrist Cammerh. empfangen v. vor des Hertzogen gemach [geführet] begleitet , welcher Sie alsobalden Selbsten hinein geführet v. die rechte Hand PRESENTIRet, welche I. F. Gn. DECLINIRT, darauf beide niedergeseßen v. Sich bedeckt. Der Hertzog fragte I. F. Gn. von der reise in Franckreich, vom itzigen frieden, was die Teutsche Fürsten darzu sagten, von der reise in Italien, vom Saphoischen Hoff, von Florentz? Von den beiden H. Marggrafen von Durlach1634 ob Sie I. F. Gn. auf der reise RECONTRIRT, und ob Sie albereit wieder nach Hauß wehren? Bathen I. F. Gn. gar hoch, es sey albereit ein LOSAMENT vor Sie fertig; Sie möchten ihm die ehr anthun v. zu Hofe bleiben; draußen in der Statt wehren Sie nach MERITen nicht ACCOMMODIRT; Er wolte nichts desto weniger verfügung thun daß I. F. Gn. nachmittag v. morgen durch ihre leuthe geführet würde, wo etwas zu sehen were. I. F. G. haben alles ABSOLUTE abgeschlagen v. sich vor dismahl CONTENTIRT den Hertzog kennen zu lernen, bäthe nur dero DIMISSION, weil sie sich heutigen tag alhie in PARMA in sehenswürdigen Sachen zu EMPLOIIRen v. morgen wieder fort zu reisen gedächten. Bevor1635 aber, wolten Sie Sich mit seiner erlaubnüß bey der Hertzogin1636 sobald ansagen laßen: dieselbe empfing I. F. Gn. stehend. Bathe Sie möchten Sich wenigst noch 8. tage aufhalten v. die NOMINATION des Printzen,1637 ihrer verstorbenen Fr. Schwester1638 Sohn beywohnen. Ihr H. Bruder der CARDINAL von ESTE1639 würde auch kommen, wie auch beide verwittibte Hertzoginnen von 1631 1632 1633 1634 1635 1636 1637 1638 1639
B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Marchese dalla Rosa-Prati. Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 422. B: Seitenumbruch . Maria d’Este (1644–1684). Odoardo II Farnese (1666–1693). Isabella d’Este (1635–1666), Schwester Marias. Vermutlich gemeint ist der Onkel: Rinaldo d’Este (1618–1672), seit 1641 Kardinal.
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MANTUA1640 v. MODENA.1641 I. F. Gn. haben dero eilfertige reise vorgeschützt v. damit abschied genommen. Wie Sie nun im fortgehen gewesen v. nit gewust daß des [Groß] Hertzogen Fr. [Schwester] Mutter1642 noch am leben sey, ist I. F. Gn. angetragen worden, ob Sie dieselbe nit auch die Ehr geben v. Sie ansprechen wollen? I. F. Gn. dero übersehen EXCUSIRT, daß Sie Sich nit zuvor ordentlich anmelden laßen; Ihr seye von dero Person kein bericht geschehen. Nichts desto weniger war es ihr sehr lieb, maßen Sie Sich zu I. F. Gn. RECEPTION albereit gefast gemacht, v. Sie in dem moment in dero Zimmer empfangen hat. Sie konte nit worte genug finden ihre AFFECTION so wohl mit reden alß geberden zu erkennen zu geben, wie hoch Sie I. F. Gn. dero Persohn ÆSTIMIRTe. Erinnerte dieselbe zum öfftern mahle Sich zu bedecken. Fragte Sie viel von ihrem H. Bruder zu Florentz v. deßen aufwesen, auch wiederkunfft des Groß Printzen. Beklagt daß I. F. Gn. nit auf MODENA zu kommen v. daselbsten auch bekant worden wehre. Allermeist sey ihr leid, weil Sie verstanden, daß I. F. Gn. den Hoff zu PARMA nit würdigen v. alda lenger bleiben, noch im selben LOGIRen wollen.1643 Wenn Ihr weg über Insprug gienge, OFFERIRTe Sie dero Handbriefel an die Ertzhertzogin, ihre Fr. Schwester.1644 Sie CONTESTIRTe ihre große AFFLICTION, daß sie der Teutschen v. Frantzösischen Sprache nit mächtig sey, mit I. F. Gn. von allerhand sachen viel zu DISCURRIRen. Wolte sich aber CONSOLIRen, Einen Fürsten von solchem hohen Hauß zu kennen. Nach paßirung dieser v. dergleichen COMPLIMENTe, nahm I. F. Gn. ebenmäßig ihre DIMISSION. Vnd sahen darauff die APPARTEMANTen des PALATII nach einander, darinnen allerhand gemeldte von den italiänischen Fürsten, Insonderheit in der Hertzogin CABINET zu sehen gewesen. In dem großen SALLON, dergleichen in Italien nit ist, v. er wegen seiner lenge v. höhe berühmt ist, werden COMMEDIen gespielt, THEATRA v. SCENen verendert. ITEM ist vor diesem [alhie] im SALON ein Meerspiel PRESENTIRet v. das waßer durch CANALen eingeleitet worden. Es ist ein übergült schiff alhie im THEATRO zu sehen, wie auch ein übergüldter TRIUMPHwagen. Deren jenes bey dem Fürst. beylager der ersten gemahlin1645 v. dieser bey der vermählung der zweyten gemahlin1646 USIRT worden. Unter dem PALATIO sind harte gefängnuße vor die verbrecher, so wieder des Hertzogen Person etwas MACHINIRT: oder sonderbahre DELICTen begangen, daß Sie den tod verwürcket. Nachdem wir nach besehung des PALATII Unß wieder [ins wirthshauß] nach Haus begeben, das mittagsmahl einzunehmen, hatte 1640 1641 1642 1643 1644 1645 1646
Isabella Clara von Habsburg (1629–1685), Witwe des Herzogs Carlo III. Gonzaga (1629–1665). Entweder Laura Martinozzi (gest. 1687), Witwe des Herzogs Alfonso IV d’Este (1634–1662), oder Lucrezia Barberini (1630–1699), Witwe des Herzogs Francesco I d’Este (1610–1658). Margherita de’Medici, vgl. Anm. 1496. B: Seitenumbruch . Anna de’Medici (1616–1676), Witwe des Erzherzogs Ferdinand Karl (1628–1662). Margarete de Savoie (1635–1663), Vermählung 1660. Isabella d’Este (1635–1666), Vermählung 1664.
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mann unter deßen I. F. G. gemach im wirthshauß1647 von Hoff aus gantz REFORMIRet, die wände v. dero bettstadt mit rothem Damast=vorhängen bekleidet, auch dero eine lange taffel von silbern CREDENTZen mit kostbaren speisen v. CONFITTURen, so von mehr als 24. Personen in der liberey getragen worden, [zu gerichtet] zu bereitet. Vom köstlichsten wein v. angemachtem waßer war eine große QVANTITÄT ins eyß gesetzt. Der Speisemeister sagte mit wenig worten, daß diese wenige TRACTATION aus befelch der verwittibten Hertzogin geschehen. So da bitten ließe I. F. Gn. wolten mit diesem schlechten TRACTAMENT vorlieb nehmen. I. F. Gn. thäten sich dieser vnverhofften ehre bedancken v. CONTESTIRTen solche alß eine sonderliche MARQUe ihrer AFFECTION zu empfangen. Beide CONDUCTORES, so ihrer F. Gn. zu bedienen von Hoff aus gegeben worden, waren albereit hinweg zum mittag eßen, I. F. Gn. schickten dem Obristen einen bothen, mit vorlieb zu nehmen, welches er auch gethan. Nach gehaltener Mahlzeit stelte Sich der Cammerherr MARCHESE DEL MONTE auch wieder ein, führete I. F. Gn. in die haubt Kirche wo der ACTUS mit des Jungen Printzen tauffCEREMONII solte vorgenommen werden, die PRÆPARATION alda zu sehen. Hernach im Marstall, ITEM die Maulthier deren über 24. wahren zu sehen. Ihre F. Gn. wurden schöne füllen von 2. 3. vnd 4. jahren gewiesen, so wohl von den gestütten, so der Hertzog in der nähe v. in den APPENNINen,1648 alß auch auf Seiner NEAPOLITANIschen Herrschafft in ABRUZZO hat. Es ist darnach DISPONIRT, daß mann mit dem beschwerten Heuwagen auf den boden fahren v. alda abladen kan. Der Zieh= vnd reitpferde, auch esel v. Jungen vohlen sind in die 300. stücke. Schöne CARETTen wahren auch alda, von reicher BRODERIE, schwer gestickt, von MASSIV silber, aber keine mit Diamanten v. Edelgestein besetzt, alß wie zu Florentz. In der vornemsten CAROZZE alhie, so des Hertzogen erste brautgutsche gewesen ist die Konigin Christina zum erstenmahl eingeholt zu Hofe LOGIRT, auch vom Hertzogen Königlich bedient worden. Nach besehung des PALATII, so vom vorigen Hertzog1649 nit außgebauet worden, wegen vorgefallenen Päbstlichen Kriegs, sind Ihre F. Gn. in den garten, v. in das lusthauß in demselben geführt worden. Dieses Hauß wurde von einer anfrauen des Hauses PARMA v. CAROLI V. natürlichen Tochter, hernach GUBERNANTIN über die Niederlande, MARGARITA DI AUSTRIA,1650 gebauet. Es ist groß, schön, kostbar v. prächtig erbauet, CAPABLE eine große Hoffstatt darin zu LOGIRen, wegen menge der vielfältigen gemächer. Ist überall mit den schönsten gemählden behenget. In dem garten sind vnterschiedliche quartier v. abtheilungen, alß 2. oder 3. ORANGE garten, davon die bäume schier so groß als weiden bäume [sind], v. in jeglichem garten etlich hundert in der anzahl stehen, so die1651 1647 1648 1649 1650 1651
B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . Odoardo I Farnese (1612–1646), 1628–1646 Duca di Parma. Margarethe von Parma (1522–1586), natürliche Tochter Karls V., verw. Herzogin von Florenz. B: Seitenumbruch .
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herr= lichste früchte tragen. Herrliche blumen garten, Spatzier=Plätze zu gehen v. zu fahren, schöne grotten, etliche lustwiesen. Etliche Felder von großen Fichtenbäumen den schatten zu haben. Auff einer seiten gehet der garten biß an das thor, wo die große landstraße ist, daselbst kan der Hertzog in diesem garten verdeckt auf die mauer hinauff gehen v. vernehmen, wie die auß= oder ein=reisende leuthe EXAMINIRet werden. Nechst dem garten ist das Löwenhauß, vnter andern ein Junger, aber gar großer Löw, trefflich zahm, desgleichen mann in der größe vnd schöne nit viel sehen wird; diesen hat sein Meister ein Teutscher dergestalt abgericht, daß er ihn mit sich umbgehen läst wie Er will; er spielt mit ihm, wirfft ihn zu boden, kempfft mit ihm, lest sich die pfoten geben, lest sich küßen, reith auff ihm, sperrt ihm seinen rachen auff, v. steckt seinen Kopff hinein so tieff er will. Mann helt davor, Er habe durch Zauberey den Löwen gebant, daß Er ihm nichts thun kan. Dahero alß der Hertzog von Saphoy solches gesehen, soll er dem Hertzog von Parma mit diesen worten lechelnd gebeten haben: SIGOR. DUCA, VOSSIGRIA MI FACCIA IM PRICCARE QUESTO FORTANTE, ET GUADAGNARA SUA ANIMA AL PARADISO. Er bathe den Hertzogen von PARMA, er möchte diesen buben bey zeithen hencken laßen, so seye noch Hoffnung, daß seine Seel dem Paradiß zugebracht werden könne.1652 Alhie sahen I. F. Gn. auch das CITADELL, so nach dem DESSEIN deßen zu ANTWERPEN, aber nit so groß, von ALEXANDRO FARNESIO gebauet worden in 5. ecken. Auch ist zu PARMA ein STUDIUM oder ACADEMIE oder Stifftung, allwo allerley CAVALLIERI aus allen landen aufgenommen werden, den Tisch vnd alle STUDIA giebt mann ihnen jährlich umb 100. Cronen. Das reithen v. alle andere leibes EXERCITIA kommen À PART v. nit uber 80. Cronen jährlich. Bey den CAPPUCINern ist der Hertzogen Erbbegräbnuß, aber nichts sonderliches daran zu sehen. Die Statt hat einen großen Seidenhandel, insonderheit von seidenstrümpffen, so da wohl vnd wohlfeil gemacht, auch alhie umb 2. SCUDI verkaufft werden. Doch sind die zu Meiland beßer. Zu MANTUA sind sie meist kurtz, v. die lange ein wenig theurer alß zu PARMA. Wegen der vielen v. fetten wiesen hierumb sind die Parmesan Käß auch in REPUTATION. Die gaßen sind uber die maßen sauber v. reinlich: mitten hoch v. balcken drüber gelegt, darunter der unrath ausgeführet wird, vmb den gestanck v. die darauff gemeiniglich erfolgende Pest zu verhüthen. Der Hertzog hält eine große Hoffstatt, über 40. Laqqeyen, 30. PAGEN, Ein COMPAGe. von 80. Trabanten, von ein von 50. zu pferd, lauther Teutsche, denen Er große PRIVILEGIA giebt v. sich ihnen vertraut.1653 Sie werden wohl bezahlt, müßen alle catholisch sein, müßen alle jahr wenigst einmahl zur beichte v. in des Hertzogen gegenwart zur COMMUNION gehen. 1652 1653
B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch .
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Der große Reichthumb des Hauß Parma kömpt meisthero von deßen ersten Stiffter Pabst PAULO III.1654 welcher aus dem vornehmen Römischen Hause DE FARNESE gewesen, deme auch das herrliche PALATIUM FARNESE in der Statt Rom v. das in der nähe gelegene Hertzogthumb CASTRO albereit dazumahl gehört, v. diß Hauß die ErbDIGNITÄT gehabt CONFALONIERI DELLA CHIESA oder Erbkämmerer der Kirche zu seyn, deßwegen Sie auch zween Schlüßel im wapen führen. Allemaßen dergleichen Erbämpter beim Römischen Stuel mehr sein, deren das Hauß der PRENCIPI MATTHEI viel Erbgerechtigkeiten SEDE VACANTE EXERCIRen, alß da seyn die Päbstliche PALATIA zu verwalten; wenn die CARDINÄLe im CONCLAVI wegen einer neuen wahl sein, solche auff v. zu zuschließen. Auch hat ein ziemlichen antheil Reichthumb die vorgedachte MARGARITA DI AUSTRIA des CAROLI V. IMPERATORIS natürliche tochter in diß Hauß gebracht, so eine von des Hertzogen anfrawen gewesen. ITEM CATHARINA König. Princeßin von PORTUGAL,1655 die ebenmäßig nit ohne geringe mittel in diß Hauß verheirathet worden, v. die Hertzogin wegen ihrer, eben die ansprache zur Crone Portugal hatte, wie das Hauß BREGANZA,1656 maßen dero1657 anfrawen beide leibliche schwestern1658 gewesen. Alß dieser Hertzog noch in seiner unmündigkeit gewesen, hat seine Frau Mutter in die II. Jahr das Regiment v. vormundschafft mit iedermanns ruhm löblich verwaltet. Des Hertzogen H. Vater EDUARDII II.1659 hat den Krieg mit dem Hause BARBERINI vnd dem Pabst URBANO VIII.1660 wegen CASTRO geführt. In den tractaten von PISA ist die RESTITUTION versehen, v. hält der Hertzog noch alle weil 2. MILLIONen in PARATO zur wiedereinlösung des versetzten landes. Die RESTITUTION will aber biß DATO noch nit erfolgen. Das Hertzogthumb CASTRO v. deßelben land ist der Statt Rom gar nah v. wohl gelegen, denn in Rom kan von victualien wenig hinein kommen, wenn mann es aus diesem land nit erlauben thäte, vndt wenn dieses nit CONSIDERIRet wehre, hält mann darvor, der Pabst hätte es längst RESTITUIRT, wiewohl nit ohne, daß der vorige Pabst ALEXANDRO VII.1661 seinem jungen Vetter dem DON AGOSTINO CHISI1662 so viel landes aus diesem Hertzogthumb lehnweise verliehen, daß er jährlich 4.000. SCUDI aus demselben erheben kan. Die Uhrsache des Kriegs wegen CASTRO, war diese: das Hauß PARMA war der Apostolischen Cammer schuldig. Pabst URBA1654 1655 1656 1657 1658 1659 1660 1661 1662
Alessandro Farnese, vgl. Anm. 1360. Gemeint ist Maria von Portugal (1538–1577), Tochter des Infanten Duarte (1515–1540) und Isabel de Bragança, 1565 verm. mit Alessandro Farnese (1545–1592). Bragança. B: dero beyde. Catharina von Portugal (1540–1614), Schwester Marias. B: Seitenumbruch . Odoardo I Farnese, vgl. Anm. 1649. Maffeo Barberini, vgl. Anm. 504. Fabio Chigi, vgl. Anm. 997. Agostino Chigi (1634–1705), Neffe Alexanders VII.
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VIII. nahm dieses Hertzogthumb vnterm PRÆTEXT der Schulden v. theils als ein lehn der Kirche, durch zu lange nit=wiederlösung1663 verfallen, dahero der Krieg entstanden. Die Sache aber vom König in Franckreich anno 1664. dahin verglichen worden, daß der Hertzog bezahlen v. der Pabst RESTITUIRen soll, wiewohl aber jener zur Zahlung PARAT ist, macht der Pabst also noch neue DIFFICULTÄTen. Weil, wie gedacht, das land umb Rom gelegen v. es dem Pabst wohl ACCOMMODIRT. Die alte Hertzogin hat hiebevor ehe der Hertzog verheirathet gewesen, gerathen, Er solte Sich mit einer Teutschen Princeßin von einem mächtigen Hauße der PROTESTANTen vermählen, auf die weise würde Er der Teutschen Fürsten AFFECTION v. völcker haben können, den Krieg mit dem Pabst wegen CASTRO wieder vorzunehmen. Florentz, MODENA v. SAPHOY würden ihm auch wieder SUCCURRIRen. Es ist des Churfürsten von Heidelberg1664 Fr. Schwester1665 in Vorschlag kommen, so itzo des Bischoffs von Oßnabrück1666 Fr. gemahlin ist: welche nachgehends mit ihrem gemahl vor etlichen Jahren auf dero Römischen Reise1667 alhie zu PARMA durch PASSIRet v. beiderseits zu Hoff LOGIRT v. wohl TRACTIRet worden. Aber der Hertzog soll kein Kriegerisch gemüth wie sein H. Vater haben, sondern vielmehr dem Jagen v. andern DELITIen nachhängen. Nachdem der König von Engelland wieder zur Crone gelanget, würde ihne dieses Hertzogen Fräulein Schwester, MARIA MAGDALENA,1668 so noch zur Zeit unverheirathet, vom König von Spanien zu heirathen PROPONIRT, er wolte Sie DOTIRen v. mit ihr der Cron Engelland weit mehr AVANTAGE geben, als Sie nimmermehr von der Hertzogin von BREGANZA1669 in Portugall zu erwarten hätte; Eß ist auch zu1670 diesem Ende der graf von BRISTOL1671 albereit zu PARMA DEPUTIRT gewesen; aber alß er heuthe zu TRACTIRen angefangen, ist er morgenden Tages PER POSTA wieder REVOCIRet worden. Welche TRACTATen der neulich ins EXILIUM geworffene Englische Cantzler, Heyden,1672 zerschlagen v. von den PORTUGISEN m/100. Rthlr. genommen, daß Er ihre INFANTIN zur Englischen Königin befordert gehabt: vornehmlich weil mann ihm versichert, NUS
1663 1664 1665 1666 1667 1668 1669 1670 1671 1672
B: Seitenumbruch . Karl I. Ludwig, vgl. Anm. 432. Sophie (1630–1714), Pfalzgräfin bei Rheine. Ernst August (1629–1698), Herzog von Braunschweig-Calenberg, 1658 verm. mit Pfalzgräfin Sophie, 1662 Bischof von Osnabrück. 1664/1665. Maria Maddalena Farnese (1638–1693). Catharina de Bragança (1638–1705), Infantin von Portugal, 1662 verm. mit Charles II von England. B: Seitenumbruch . George Digby (1612–1677), 2nd Earl of Bristol. Edward Hyde (1609–1674), 1st Earl of Clarendon, 1658–1667 Lord Chancellor, nach 1667 im französischen Exil.
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daß Sie unfruchtbar sey, v. alß des Printzen von Jorck1673 v. seiner Tochter1674 Kinder dermahl eins zur Cron gelangen würden. Das Hauß FARNESE kömpt vom Pabst PAULO III.1675 her, wie albereit gedacht worden. Er war anfänglich verheirath, v. nachdem Seine gemahlin1676 gestorben, ward Er CARDINAL v. endlich gar Pabst. Darauf bracht Er anno 1544. mit großer mühe v. gefahr Seinen Sohn PETRO LUDOVICO1677 die INVESTITUR über beide Stätte PARMA vnd PLACENTZA sambt zugehörigen landen zu wege. Aber dieser PETRUS LUDOVICUS ward wegen seines leichtfertigen lebens zu PARMA erstochen.1678 Darauf gab der Pabst seinem NEPOTI die SUCCESSION genandt OCTAVIUS.1679 Dieser wurde CAROLO V. anno 1556. RECONCILIIRT v. bekam deßen natürliche tochter zur [Fr] gemahlin.1680 Deme folgte ALEXANDER,1681 GUBERNATOR in Niederland, deßen gemahlin CATHARINA DI BREGANZA.1682 Diesem SUCCEDIRTe EDUARDUS I.1683 diesem REINUCCIUS I.1684 diesem EDUARDUS II.1685 So den Krieg wegen CASTRO geführet. Diesem REINUCCIUS II. der itzt regierende Hertzog.1686 Seine frau mutter ist noch am leben wie obgedacht. Sein erster Bruder HORATIUS1687 war den VENETIANern in CANDIA bedient, ist gestorben. Der andere Bruder ALEXANDER1688 ist Spanischer GENERAL wieder Portugal gewesen, soll itzo in CATALONIen seyn. Der dritte, PRENCIPE PIEDRO,1689 ist dazumahl, als I. F. Gn.1690 zu PARMA wahren auch INCOGNITO auf der reise begriffen v. der meinung nach damahls noch in Schweden oder Dennemarck gewesen. Einer von beiden soll mit nechstem CARDINAL werden. Des Hertzogen ältere Fräulein Schwester CATHARINA1691 ist freiwillig ins Closter zu PARMA gangen, soll ein schwerer orden sein. Die andere so den König von Engelland haben sollen, ist der Zeit noch bey der frau mutter; des Hert1673 1674 1675 1676 1677 1678 1679 1680 1681 1682 1683 1684 1685 1686 1687 1688 1689 1690 1691
James Stuart (1633–1701), Duke of York. Anne Hyde (1637–1671), Tochter Edward Hydes, 1660 verm. mit dem Duke of York. Alessandro Farnese, vgl. Anm. 1360. Silvia Ruffini (1475–1561), war allerdings nicht vermählt mit dem späteren Papst. Pier Luigi II Farnese (1503–1547), Duca di Parma. Erstochen zu Piacenza. Ottavio Farnese (1524–1586), Duca di Parma. Margarethe von Parma, vgl. Anm. 1650. Alessandro Farnese (1545–1592). Maria de Bragança (1538–1577). Hier geht die Genealogie durcheinander, muss heißen: Ranuccio I Farnese (1569–1627), Duca di Parma. Odoardo I Farnese, vgl. Anm. 1649. Das ist ebenfalls Odoardo I. Ranuccio II Farnese, vgl. Anm. 1230. Orazio Farnese (1636–1656), venezianischer General. Alessandro Farnese (1635–1689), venezianischer und spanischer General, u.a. Vizekönig von Katalonien, Statthalter der span. Niederlande. Pietro Farnese (1639–1677). B: Seitenumbruch . Maria Catharina Farnese (1637–1684).
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zogen erste gemahlin war des Hertzogen von Saphoy frau Schwester.1692 Von derselben ist noch ein fräulein vorhanden,1693 über deren geburt Sie gestorben. [Und uber dieses] Die andere war eine von MODENA, von derselben der Printz1694 eins jahrs alt, v. über dieses Printzen geburt diese andere gemahlin auch gestorben. Derselbe solte auf JOHANNIS BAPTISTÆ tag NOMINIRet werden. Gevatter hat sollen sein der König von Franckreich v. in deßen vertretung der CARDINAL von ESTE PROTECTOR der Frantzös. NATION. Gevatterin beide verwittibte Hertzoginnen von MODENA1695 v. MANTUA.1696 Die dritte gemahlin des Hertzogen1697 ist Seiner vorigen v. zweiten gemahlin Fr. Schwester, vom Hause MODENA vnd ihme durch DISPENSATION des Pabsts vor 6. monathen vermählet. Diese itzige furcht sich vor dergleichen zufall. Des Hertzogen Herrn Vatern beide Schwestern1698 sind gleicherweise an den vorigen Hertzogen ALFONSO von MODENA1699 verheirathet gewesen, v. auch alle beide über die geburth ihrer Kinder gestorben; dahero mann vielleicht1700 itzo das EXEMPEL genommen. Des Hertzogen STADO belangend, so hat Er das Hertzogthumb PLACENTZ, so ein Meiländisch lehn seyn soll. ITEM das Hertzogthumb PARMA ein Kirchen lehn. Zwischen beiden STADO ligt der MARCHESE PALLAVICINO mit seinem ländlein, so auch in des Hertzogen diensten ist. In beiden landschafften giebts viel weinwachs, oliven, Käß, butter, Seidenhandel, gestütte. Der Hertzog leget IMPOSTen auf eßen= Kaufmanns= v. dergleichen wahren, wie viel Er will. Im Königreich NEAPOLI hat Er das Hertzogthumb CIVITA DE PENNA, ist aber darüber nicht ABSOLUT, als was Er in der LOMBARDEY besitzt. Das Hertzogthumb CASTRO v. die graffschafft RONSILLON liegende nahent Rom im PARTIMONIO S. PETRI v. zwischen SIENA, werden ihm vom Päbstlichen stul bißhero vorenthalten. Er hath in die m/500. Rthlr. jährlichen Einkommen. Die länge dieses landes in LOMBARDIA fängt an bey CRESSY1701 in den APPENNINen v. hört auf zu GUASTALLO,1702 fast halben weg MANTUA, welche wir gantz gereiset sind, v. Sie uber 60. meilen ÆSTIMIRen. Der Einwohner in PARMA werden über m/25. vnd in PLACENTZ uber m/30. Seelen gerechnet. Bei PLACENTZ
1692 1693 1694 1695 1696 1697 1698 1699 1700 1701 1702
Margarethe Violante de Savoie (1635–1663). Das ist wohl nicht korrekt. Odoardo II Farnese, vgl. Anm. 1637. Laura Martinozzi (1636–1687), Witwe des Herzogs Alfonso IV d’Este (1634–1662). Isabella Clara, vgl. Anm. 1640. Maria d’Este (1644–1684), Schwester der 2. Gemahlin Isabella d’Este (1635–1666). Maria Farnese (1615–1646) und Vittoria Farnese (1618–1649). Nicht Herzog Alfonso, sondern Francesco I d’Este (1610–1658), Duca di Modena. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Guastalla.
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der Po vorbey v. bey PARMA, das auch also genante waßer so sich hernach in den Po ergeust1703 des weges auf MANTUA zu. Das Hertzogthum CASTRO hat 30. meil in die länge v. 20. in die breite. Das CASTELL FARNESE ligt in demselben land v. ist das Stammhauß dieses geschlechts. Das gebieth vmb die Vestung NOVARA im Meyländischen STADO, war dem Hauß PARMA vor diesem wegen Kriegsdiensten v. ausgeliehen gelts vor 16.000. Rthlr. jährlichen renthen verschrieben. Dieselbe hat Spanien dieses Hertzogen H. Vater1704 mit 256.000. Rthlr. bahrem gelt, wieder seinen willen, abgelegt v. das land wieder zu sich gezogen. Nachdem nun I. F. Gn. alles zu PARMA besehen, wurden Sie denselben abend gleicher gestalt von Hoffe TRACTIRT auf die weiße, wie zu mittag, v. sonsten mit allen SERVITIen nach uberfluß versehen; welches mann den dienern nit verwehren können, weil Sie sagten es sey also von Hoff befohlen. Denselben abend schickten die Hertzogin1705 I. F. Gn. noch ein Handbriefel an dero Fr. Schwester die verwittibte Ertzhertzogin zu Insprug,1706 v. ließen I. F. Gn. noch dabey viel glück wünschen. Des folgenden morgens hat der MARCHESE DEL MONTE v. der Teutsche Obrister mit den CAROZZen wieder aufgewarttet, mit befehl des Hertzogen I. F. Gn. so lang zu bedienen biß Sie fort reißen würden. Mann hat I. F. Gn. auch CARETHen v. pferde zu mehrmahlen biß auf MANTUA angetragen, wie der Großhertzog ihr ingleichen Seine Senffte durch die berge andienen laßen, habens aber beides abgeschlagen. Denselben morgen meldete sich bey I. F. Gn. ein Teutscher von Adel aus dem waldeckischen land ahn, nahmens Epp,1707 deßen Vater Obrist gewesen v. Er der Sohn APOSTASIRT gehabt: mit bitte I. F. Gn. möchten ihn dem Hertzogen unter seine GUARDE RECOMMENDIRen, welches I. F. Gn. [auch] dem MARCHESE DEL MONTE aufgetragen. Er I. F. Gn. auch versichert, daß in CONSIDERATION I. F. Gn. sein H. dießen Edelmann mit willen alsobald CONDITIONIRen würde. Wolte ihn mit nach Hoff nehmen v. Ihrer Dh. PRESENTIRen.
NAHMEN DER VORNEHMSTEN Hoff officirer in diensten Ihrer Dh. des Hertzogen von Parma. GENERAL Feldmarschall v. vornehmster MINISTER Ihrer Durch. ist der Marchese FRANCISCUS SERAFINI1708 von Lucca.
1703 1704 1705 1706 1707 1708
Torrente Parma, ergießt sich allerdings nicht in den Po. B: Seitenumbruch . Die Mutter des Herzogs, Margherita de’Medici, vgl. Anm. 1496. Anna de’Medici, vgl. Anm. 1644. Nicht identifiziert. Francesco Serafini (gest. 1669), Conte Serafini, Maestro di Campo Generale, Befehlshaber der Zitadelle von Piacenza, erster Staatsrat.
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Sein geheimbder Rhatt v. vornehmster CONSULEUR der H. PESARINI.1709 Hatschierer= oder Trabanten=Haubtmann, der MARCHESE PALLAVICINO.1710 Der Obrist Cammerherr, MARCHESE PRATI,1711 dieser empfing I. F. Gn. Obrist Stallmeister. MARCHESE D’AVICHLION.1712 Haubtmann uber die Teutsche GUARDIA zu Pferd MARCHESE DI SCARPENIA.1713 Erster Cammerh. v. wolgelitten bey ihrer Durch. graff ASCANIO GARIMBERTI.1714 Der Hertzogin Obrist Hofmeister heist, Graff LUIGI SANVITALLE.1715 Den 25.ten MAII reiseten I. F. Gn. hinweg von PARMA, als mann am thor wegen des Zolls gefragt worden, ob wir GENTI TITOLATE wehren v. ja geantwortet: ließe mann Uns PASSIRen. Auff 7. meil hatte mann eine brücke, genant PONTE DE CORBOLE,1716 alwo mann PEAGE1717 zahlet. Darauff fieng das MODENIsche gebieth an, v. hernach das MANTUANIsche. BEROELLO1718 ist 5. meil förters v. GUASTALLA1719 6. meilen. Alwo wir außer der Statt zu mittag gefüttert. GUASTALLA ist eine feine Statt vnd der DUCA des Nahmens1720 ein kleiner SOUVERAIN, deßen gemahlin eine von MODENA,1721 vnd Er vom Hauße GONZAGA oder MANTUA, von welchem Hauße Er die Plätze LUZZARA,1722 SUZARA,1723 vnd REGGIVOLO1724 erhalten. Sein land liegt gegen MANTUA am Po herumb. Hat davon über 50. oder m/60. Rthlr. jährlichen einkommen. Er hat über das in NEAPOLI das Fürstenthumb ARIANO1725 v. Hertzogthumb MALFETTA,1726 davon Er jährlich ebenmäßig biß in die m/50. Rthlr. genießet. Von diesem Hauße MANTUA ist auch der DUCA von SABIONETA.1727 Deßen RESIDENTZ ist das Stättlein gleiches nahmens. Hat 8. Dörffer dabey. Liegt nahend CREMONA am Meiländischen STADO. Er hat auch im Königreich NEAPOLIS das
1709 1710 1711 1712 1713 1714 1715 1716 1717 1718 1719 1720 1721 1722 1723 1724 1725 1726 1727
Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Marchese dalla Rosa-Prati. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Vermutlich Federico Sanvitale (1616–1693). Sorbolo. Péage – Brückengeld. Brescello. Guastalla. Ferrante III Gonzaga (1618–1678), seit 1632 Duca di Guastalla. Margherita d’Este (1612–1692). Luzzara. Suzzara. Reggiolo. Ducato di Ariano. Ducato di Molfetta. Ferdinando II Filippo Gonzaga (1643–1677), seit 1664 Principe di Sabbioneta.
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Fürstenthumb STIGLIANO1728 v. von allen seinen gütern Jährlich in die m/25. Rthlr. einkommen. Vom Hauß MANTUA ist auch der graff DI NOVELLARA,1729 so ein stättlein gleiches nahmens v. ein ländlein dabey hat, liegt nahend REGGIO auf der grentzen des Modenischen STADO: hat in die m/20. Rthlr. jährlichen einkommens.1730 Der Printz von BOSSOLO1731 hörth ebenmäßig zum Hauße MANTUA, vnd ist beineben graf von S. MARTINI. Hat etliche Stättlein v. in die 10. Dörffer damit: Sein land grentz mit SABIONETTE an CREMONA, v. hat über m/20. Rthlr. jährliche renthen. Der MARCHESE DE CASTILLON DELLE STIVERE,1732 auch vom Hauß MANTUA, hat unterschiedliche feine feste plätze, ligt zwischen BRESCIA v. VERONA, vermischt mit der VENETIANer STADO; hat gleich den andern beiden jährlich in die m/20. Rthlr. zu verzehren. Der H. von SOLFARINO1733 ist eben des geschlechts, v. hat sein land nahend ahn dem MARCHESE DE CASTILLON, wovon obgemelt [hath aber einer] worden, aber nur die Helffte einkommen, v. jährlich nit über 10.000. Rthlr. Wiewohl nun diese oberzehlte Herren kleine Fürsten sein, haben Sie dennoch in ihrem kleinen gebieth eben die JURE SUPERIORITATIS zu EXERCIRen, welche ein großer H. in seinem großen STADO zu üben berechtiget ist. Dies ist der vnterschied im Titul , daß die kleine nur genant werden PRENCIPI D’ECCELLENCA v. nit wie die große, PRENCIPI D’ALTEZZA. Nachmittag kamen wir auf LUZERRA1734 auf 3. m. Alhie wurden I. F. Gn. erst gewahr, daß Sie ihr mit großer müh geschrieben Reißbuch in Parma verlohren hatten. Gleichwie das Unglück flugs darauff gewolt, daß Sie ihres Silbern Degens ebenmäßig qvitt worden. Wir haben umb das buch nach PARMA geschrieben, v. wegen des Degens anstalt gemacht, daß deßen verlust1735 in dieser gegend, weil er da verlohren worden auff der Cantzel verkündiget wurde; der POSTILLION so uns eben begegnet nahm CHARGE, daßelbe verrichten zu laßen, v. was erfolgt, davon den Kauffleuthen in PARMA, PART zu geben, gleichwie an Sie auch geschrieben, aber bißher noch keine antwort erhalten. Weiter nach abgelegten 7. meilen, uber den Po PASSIRet v. in einen darbey liegenden flecken BORGO FORTE1736 uber nacht LOGIRT. Den 26.ten MAII von hier durch ein ebenes land davon der weg erhoben vnd gepflastert [ist davon erhoben auch] die gegend beyderseits voller 1728 1729 1730 1731 1732 1733 1734 1735 1736
Ducato di Stigliano. Alfonso II Gonzaga (1616–1678), seit 1650 Conte di Novellara. B: Die beiden vorhergehenden Absätze sind vertauscht. Seitenumbruch . Annibale Gonzaga (1602–1668), seit 1609 Principe di Bozzolo. Ferdinando I Gonzaga (1614–1675), seit 1636 Marchese di Castiglione delle Stiviere. Carlo Gonzaga (1616–1680), seit 1630 Marchese di Solferino. Luzzara. B: Seitenumbruch . Borgoforte.
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morast ist, PASSIRet. Vom nachtlager auf MANTUA war 8. meilen. Vnter der Porten musten wir den nahmen v. Vnsere verrichtung von uns geben, darauf mann Uns ein BOLLETTO1737 ins wirthshauß, mit forderung eines Tringelds1738 zu gestelt. Zu MANTUA hielten wir Uns über einen halben tag auf, woselbst die von Parma aus uns RECOMMENDIRTe Kauffleuthe, hießen die Herren ZOANNETTI.1739 I. F. Gn. wahren nit gemeint Sich bey Hoff angeben zu laßen, weil kein regierender H. vorhanden. Denn der Junge H., CAROLUS1740 genant, uber 16. Jahr nit alt ist. Von welchem alter der Junge Hertzog von MODENA1741 auch sein soll. CONTENTIRTen Sich derhalben von den Kauffleuthen ins PALATIUM geführt zu werden v. alda etwas zu sehen. Das PALATIUM ist zwar sehr groß, hat in die 500. Cammern, v. solten 5. Hoffstätte räumlich platz darin haben, ist aber ziemlich alt, v. an vielen orthen übel unterhalten. Die gemächer sind nit ALLA MODERNA: in dem einen, genant DE 4. MARAVIGLIA1742 werden frembde Herrschafften oder abgesandte TRACTIRT, v. kan der Fürst von oben heimlich zu sehen, was geschieht oder geredet wird. Gegen uber ist ein heimlich gefängnuß, warin die Herrn von geblüth v. andere vornehme, eingesetzt werden.1743 Als die Statt vor etlichen vnd 30. jahren belagert gewesen, geschahe die IRRUPTION1744 durch die verrätherey FRANCISCI GONZAGA,1745 so vom Hauß MANTUA gewesen, dergestalt, daß mann durch die morastichte graben, erst ins Schloß v. durchs schloß in die Statt eingefallen, da sich deßen niemands versehen, sondern vielmehr gemeinet, es wäre SUCCURS von Venedig. Daßelbe Schloßthor wird seither nit geöffnet. Der belägerer wahren in die m/60. vor der Statt, in der Statt aber ein großes landvolck, vnter welchem die Pest grausam GRASSIRet. Alß nun die Statt eingenommen worden, hat die Pest den landmann verlaßen v. die Soldaten ergriffen, also daß uber 8. oder m/10. mann deren nit wieder in Teutschland kommen. Dazumahl geschah ein groß plundern, welches die Statt noch nit vergeßen kan. Die Jüden hat es [nach] am meisten betroffen. Darauff kahmen die Frantzosen auch ins land v. machtens in demselben, wie die Teutschen in der Statt. Daher weder die eine noch die andere NATION große AFFECTION alhie hat. Die Statt ist ziemlich groß v. fest wegen der Morasten welche das waßer MINCIO1746 CAUSIRet, denen mann nit beykommen kan, als nur durch die 1737 1738 1739 1740 1741 1742 1743 1744 1745 1746
Bolletta. B: trinckgelds. Nicht identifiziert. Ferdinando Carolo Gonzaga-Nevers (1652–1708), Duca di Mantova. Francesco d’Este (1660–1694). Meraviglia. B: Seitenumbruch . Überfall. Vermutlich Ferrante II Gonzaga (1563–1630), Duca di Guastalla Fiume Mincio.
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abgedamte wege. Sie ist aber sehr ungesund, v. nach ihrer größe nit sonder viel PEUPLIRT: iedoch 7. oder 8. Stätte in Italien außgenommen, ist MANTUA die gröste. Hat 4 1/2. meilen im vmbkreis, v. in die m/50. Einwohner, darunter in die 5. oder 6.000. Jüden sind. Dieselbe wohnen in der Statt aber À PART vnd kan mann alle abend ihre gaßen zuschließen. Die leuthe wie in andern Stätten sind nit reich. Es gibt alhie sehr viel Nonnen=Clöster. Von MANTUA aus kan mann aufm Po v. durch mittel des CANALS in 3 ½. tagen zu Venedig sein. Diesen weg thut ein BRUCASSIO1747 zu land v. zu waßer, schwehre wahren werden meist zu waßer geführt. Den Hertzogen von PARMA, MODENA v. MANTUA achtet mann schier von gleichem vermögen in land v. leuthen; auch fast gleichem einkommen, jährlich in die 2. Frantzösische1748 MILLIONen oder über m/600. Rthlr. Zu MANTUA vnd CASAL1749 sind trefliche Stücke vnd gute Zeughäuser, in Jenem sind vor m/10. in diesem vor m/15. mann zu fuß rüstungen vorhanden. Die CAVALLERIA im Hertzogthumb MANTUA vnd INFANTERIA im Hertzogthumb MONFERRAT werden ÆSTIMIRT. Von dem Regiment des gebits vnd der Stat MANTUA ist zu wißen. 1. hat die Statt der MATHILDIS1750 gehöret, so vor 700. jahren eine mächtige Fürstin gewesen v. dem Päbst. Stuel viel land nach ihrem tod vermachet, wovon TITUL PATRIMONII PETRI. 2. ward MANTUA nach ihrem tode ein Reichstatt. 3. Anno 1220. macht Sich zum Herrn alhie der PRENCIPE SORDELLO. 4. kam die heutige FAMILIA GONZAGA darzu1751 vnd ward zu Kayser SIGISMUNDI1752 zeithen anno 1432. das land zur Marggrafschafft. Anno 1530. vnter CAROLO V. zum Hertzogthumb gemacht. MONFERRAT kam durch Heurath ahn MANTUA anno 1535. da FRANCISCUS GONZAGA1753 MARGARETAM1754 eine tochter WILHELMI PALÆOLOGI,1755 Marggrafen zu MONFERRAT geheurath v. nach absterben JOANNIS GEORGII1756 des letzten aus dem MONFERRATIschen Hauß, das Hauß GONZAGA das land OCCUPIRT. WILHELMUS1757 ward anno 1573. zum Hertzog über MONFERRAT von MAXIMILIANO II.1758 INVESTIRT. Anno 1629. starb die GONZAGIsche LINI alhie zu MANTUA ab. Vnd kam der Hertzog von NEVERS,1759 [So] 1747 1748 1749 1750 1751 1752 1753 1754 1755 1756 1757 1758 1759
Nicht identifiziert. B: . B: Seitenumbruch . Casale. Mathilde von Tuscien (1046–1115), Markgräfin der Toskana. Seit 1328, seit 1362 Grafen von Mantua. Sigismund (1368–1437), seit 1419 Kaiser. Federico II Gonzaga (1500–1540), seit 1519 Marchese, seit 1530 Duca di Mantua. Margarethe di Monferrato (1510–1556), verm. 1531. Guglielmo XI Paleologo (1486–1518), Marchese del Monferrato. Giangiorgio Paleologo (1488–1533), seit 1530 Marchese del Monferrato. Guglielmo Gonzaga (1538–1587), seit 1550 Duca di Mantua, 1574 Duca del Monferrato. Maximilian II. (1527–1576), seit 1564 Kaiser. Vinzenco II Gonzaga (1594–1627), nach dem mantuaischen Erbfolgekrieg erfolgte die Belehnung 1631 für Carlo I. Gonzaga-Nevers (1580–1637), als Charles III. Duc de Nevers.
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auch des geschlechts, endlich zur SUCCESSION. Saphoy hat auch anspruch auff MONFERRAT dahero anno 1612. vnd 1511. Krieg entstanden v. die Sache offt verglichen worden. Vor das Hauß GONZAGA hat CAROLUS V., MAXIMIL. II. vnd FERDIN. II.1760 gesprochen wobey es bißhero geblieben. Anno 1622. enstand ein PRÆCEDENTZ streit zwischen Saphoy v. MANTUA. Darüber noch bis DATO nit PRONUNCIRet worden. Anno 1624. CONSTITUIRTe Kayser FERDIN. II. den Hertzog von MANTUA zum VICARIO des Reichs=landes in Italien, gleichwie Chur= Sachßen v. Bayern in Teutschland. Welches IUS Saphoy bißhero EXERCIRT hatte. Vnd nach dem tod FERDIN. III.1761 wieder EXERCIRen wolte, so ihm doch abgesprochen v. ihme MANTUA vorgezogen worden. Alß Anno 1629. der Hertzog von NEVERS aus Franckreich,1762 die SUCCESSION uber MANTUA v. MONFERRAT begehrte, welche ihm auch wegen Erbschafft oder Stamsgerechtigkeit, gebührte; wiederstund ihm Spanien, weil Er gut Frantzosisch gewesen. Des Spaniers Parthey nahm der Kayser v. gieng mit seiner ARMÉE vor MANTUA. Vnter deßen aber als der Kayser in der Eil keine genugsame Macht in Teutschland hatte, gieng der Schwed herauß in Pommern. Demselben zu wiederstehen, muste der Kayser dem Hertzogen von NEVERS alles einwilligen v. über beide Hertzogthümer INVESTIRen. Befreundte sich auch zum uberfluß mit ihme darauff sich hernach Saphoy auf die Frantzös. Parthei geworfen, aber keine seiden dabey gesponnen. Es ist dem Hertzogen schädlich, daß diese zwey länder so weit von einander, v. daß der STADO von Meiland eben darzwischen liege, daher Er mit dem König von Spanien gut freund sein muß oder von selbigem viel unglegenheit zugewarten hat. Er hatt schier stetig ein AMBASSADORen oder ENVOYÉ zu PARIS; mann DISCURRIRTe vor etlichen jahren, Er wolte dem König in Franckreich das MONFERRAT v. die Statt CASAL verkauffen oder gegen andere land in Franckreich vertauschen, welches ohne Zweiffel das gesamte INTERESSE aller italiänischen Fürsten nit zugeben wurde. Ausser diesen beiden Hertzogthümber MANTUA v. MONFERRAT in Italien, hatte das Hauß GONZAGA vor diesem auch in Franckreich das Hertzogthumb NEVERS vnd RETEL, auch die SOUUERAINIETÉ ARCHES,1763 in welcher CHARLEVILLE gelegen, vnd daraus zohen Sie den dritten theil ihrer Einkommen. Haben aber der Zeit nichts mehr davon. Mann sagte zwar zu MANTUA, eß stunde darauf, daß der König dem Jungen Hertzogen1764 eine heurath in Franckreich PROCURIRen, v. damit die länder RESTITUIRen wolle, welche itzo des CARD. MAZZARINI Vetter der DUC MANZINI besitzt. Hingeso aus Franckreich vnd
1760 1761 1762 1763 1764
Ferdinand II., vgl. Anm. 1398. Ferdinand III., vgl. Anm. 738. B: Seitenumbruch . Principauté d’Arches. Ferdinando Carolo Gonzaga-Nevers, vgl. Anm. 1740.
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gen ward auch DISCURRIRT, daß ihme die ältere Fraulein von Inspruck1765 vermählet werden solle. Maßen seine Frau Mutter die verwittibte Hertzogin1766 eine von demselben Hauß ist.1767 Wegen des langwierigen streits im MONFERRAT, hat der Hertzog deme von Saphoy CEDIRen müßen beide Stätte TRINO v. ALBA, auch andere Plätze darmit. Darbey der Konig in Franckreich auch seinen vortheil gespielt, vnd PIGNAROL alß den Paß aus dem DAUPINÉ in Italien, vom Hertzogen von Saphoy vor sich EXPRACTICIRT, ohne einige dem Hertzog gegebene SATISFACTION, alß daß Er Ihme die Spanier, durch erfolgenden frieden, aus dem lande gebracht, v. daßelbe selbsten EVACUIRet, da doch Saphoy sich wegen des Königs, Partheiisch gemacht v. vorhin mit Spanien niemahl DIRECTE zu thun gehabt. Ihre Mtt. die itzige verwittibte Kaiserin ELEONORA1768 sind von diesem Hauß wie auch der verstorbene DON LUIGII1769 v. der noch lebende DON HANNIBAL GONZAGA,1770 samt ihren Kindern,1771 welche zu Wien v. zu Raab in Ungarn CONDITIONIRT gewesen. I. F. Gn. besahen auch den Stall, wo Sie eine große QVANTITÄT pferde antroffen. Vor dem stall war ein alter weißer indianischer Rabe mit einer rothen CASQUE auf dem Kopff, albereit uber 100. jahr alt, so reden vnd tantzen konte. Wie auch ein großer Papagey von sehr viel verenderlichen meist grünen farben. Die Alte Hertzogin1772 ist mit=Regentin. Der VICE=DUCA oder ADMINISTRATOR des landes heist MARCHESE CANOSSA,1773 von 40. Jahren. Obrist Stallmeister heist MARCHESE RIZZARDI.1774 Der BRACCIERO oder Hofmeister der Hertzogin heist MARCHESE 1775 PALLESTROZZA.1776 Sie hat 8. Hof DAMES. Es ist eine COMPAGe. (oder Carabiner Reuter) zu pferd von 42. Köpfen. Solche müßen die Juden besolden, geben monathlich 2. doppien von einen.
1765 1766 1767 1768 1769 1770 1771
1772 1773 1774 1775 1776
Claudia Felizitas (1653–1676), Erzherzogin von Österreich. Isabella Clara Gonzaga (1629–1685), Erzherzogin von Österreich, Duchessa di Mantova. B: Seitenumbruch Eleonora Magdalena Gonzaga (1630–1686), seit 1651 dritte Gemahlin Ferdinands III. Luigi Gonzaga (1599–1660), seit 1633 Gouverneur von Raab. Annibale Gonzaga (1602–1668), aus der Linie Sabbioneta, kaiserlicher Feldmarschall, Hofkriegsratspräsident. Aus der Ehe Luigi Gonzagas mit Isabella von Aremberg war 1668 noch die Tochter Isabella am Leben. Aus der ersten Ehe Annibale Gonzagas mit Maria Hedwig von Sachsen-Lauenburg war noch die Tochter Maria Isabella am Leben. Die zweite Ehe mit Maria Barbara Csáky war kinderlos. Isabella Clara von Österreich (1629–1685), Witwe des Herzogs Carlo III Gonzaga (1629–1665). Vermutlich Giovan Tommaso Marchese di Canossa. B: Marchese . Nicht identifiziert. Text eingefügt von Seite 293, interner Verweis: # vid. inf. pag. 3. Nicht identifiziert.
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Es sind 2. Stuttereyen im land, die eine zu REVERSELLI,1777 die andere zu GONZAGA. Eß giebt trefliche pferde in dieser gegend, maßen wir auf der gantzen reise so gute leihpferde nit angetroffen, alß alhier.1778 Es sind auch vnterschiedliche Lusthäuser vmb die Statt, alß zu MARMIROLLA1779 5. meil. BOSCO REALE lust v. thiergarte. Die FAVORITA1780 1 ½. meil, ist in unserm weg gelegen. Wornach die FAVORITA zu Wien gemacht ist. AL TÉ1781 ist ein lusthauß nahend bei der Statt, von Schönen bildern vnd treflichen STUCCATOR=arbeit. Alßo den 26.ten MAII nachmittag reiseten wir von MANTUA, musten aber zuvor den Kopfzoll, oder etwas gelt, daß man uns wieder zur Statt hinaus gelaßen, bezahlen. Welches uns in gantz Italien nie wiederfahren. Sagen, es werde kein frembder, was Standes er auch sey, davon befreiet, es seye denn daß mann zu Hof darumb anhalte1782 vnd niemands EXPRESS mit ans thor komme. Wir hatten auf die FAVORITA 1 ½. m. von dar auf STa. LUCIA1783 3 ½. m. auf GASTION1784 2. m. auf SENON1785 5. m. alwo das VENETIANer gebieth angehet. VILLA FRANCA1786 3. m. ein paß, alwo mann brücken Zoll zahlen muß. Diß ist eine feiner marckt v. ein grentz=Schloß dabey: es lag eben voller Soldaten, die nach CANDIA gesolt, daß wir nit vnterkommen können, v. bey eintringender nacht fortreiten mußen v. schlecht ACCOMMODIRT worden, zu SON À CAMPANA1787 3. meil. Den 27. MAII PASSIRT bey SOLENGA1788 à 5. meilen die Etsch. Von hier ists nit weit von VERONA zu waßer. Darauf ein berg hinauff vnd sich zur rechten Hand der landstraße gehalten auf VOLARNGE1789 4. m. LA CHIUSA1790 2. m. Diß ist ein CLAUSE, wird alle nacht von den VENETIANIschen CAPELLETTEN1791 gesperrt. Das geburg zeucht sich biß ans waßer die Etsch, so auff der lincken seiten vorbey laufft, v. mann nunmehr an derselben alzeit hinauf reithen muß biß nach Bozen. Alhie ists ein zeitlang ein schlimmer steinichter v. zu marckt zeiten von den Banditen gefährlicher weg, welche so den wald vnd das geburg auf der rechten Hand, zur lincken das waßer zu ihrem vortheil haben, v. 1777 1778 1779 1780 1781 1782 1783 1784 1785 1786 1787 1788 1789 1790 1791
Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . Marmirolo. Villa La Favorita, erbaut zwischen 1615 und 1624. Palazzo del Te. # vid. supra pag. 2. Sig. # . Santa Lucia. Castiglione Mantovano. B: . San Zeno. Villafranca di Verona. Sommacampagna. Bussolengo. Volargne. Nicht identifiziert. Cappelleten, Capelleti – venezianische Infanterie oder leichte Reiter aus Dalmatien.
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ihnen1792 niemand entwischen kan. Die CAPELLETTEN begleiten die reisende ein stuck weges vmb eine geringe verehrung. Dieser gegend in die geburg hinein giebt es den trefflichen MARMOR, so biß in Venedig v. die alhier umb liegende orthe verführet wird. Von der CLAUß nach DOLCESSA1793 2. meil. PERI1794 5. meil. alwo wir mittagten. ROSEO DELLA VERGANA1795 5. meil bißher ists lauter gefährlicher walt. BORGETTO1796 3. meil. vnterwegs ist abermahl ein Paß [thor], so der Venetianer gebieth vom Bischthumb TRIDENT scheidet. Von dar an fangt des Reichs boden ahn. Der Kaiser hat alß graf zu TIROL die JURA SUPERIORITATIS uber das Bischthumb TRIDENT, daher sagt mann, daß des Kaisers gebiet oder land alhie anfange, wiewohl mann noch überal PUR lauter Italianisch redet. SARVALLE1797 3. m. ALA1798 5. m. MARCO1799 5. m. alhie soll vor uhralten Zeiten ein Stadt gestanden v. dieselbe wegen ihres bösen lebens von denen aus dem berg herab gefallenen felßen gantz bedeckt worden sein, die mann über eine halbe stunde kummerlich zu PASSIRen hat. Wir hatten noch 4. meil nach ROVEREDO1800 einen feinen stättlein, so von Ertzhertzog Carl Ferdinand an einen Italianischen grafen zu VERONA wohnhafft, versetzt worden. Den 28.ten MAII auff GALLION.1801 2. meil. MATARELLO1802 5. meil TRENTO oder TRIDENT 3. meil. Alhie mittagten wir. Eß ist vor jahren alhie das CONCILIUM in einer Kirche gehalten v. geendiget worden, etliche gaßen reden pur Teutsch, andere pur Italianisch alhie. Die Statt ist eigenherrisch vnd hat der Bischoff nichts im Regiment, sondern in gewissen AFFAIRen etwas [zu der Statt] zu sagen [zusagen, darinnen] Sind sehr viel PALATIA vornehmer leuthe. Die [Statt] vornehmste nahrung ist von wein, deßen alhie gleichsam ein1803 Stapel ist vnd wird gantz TIROL mit dem Etschwein von hieraus versehen. Das Bischthumb an sich selbst ist sehr gros. Hat SESSIONEM & VOTUM im Reich. Hat sehr viel einkommen vnter den VENETIANern biß nach VERONA.1804 In SPIRITUALIBUS hat es das EXERCITIUM wie üblich, in TEMPORALIBUS ist ein graf in TIROL landsfürst. Daher es immer in JURISDICTIONIBUS zu streiten gibt, v. aus diesem PRINCIPIO der Kaiser nit gern gesehen, daß der Ertzbischoff von Saltz-
1792 1793 1794 1795 1796 1797 1798 1799 1800 1801 1802 1803 1804
B: Seitenumbruch . Dolcè. Peri. B: . Unklar, vermutlich Ossenigo. Borghetto. Sdruzzinà. Vermutlich eine Verwechlung, Serravalle liegt zwischen Ala und Marco. Ala. Marco. Rovereto. Calliano. Mattarello. B: . B: Seitenumbruch .
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burg,1805 alhie Bischoff werden sollen. Weil die TIROLIsche Regierung befohret, Es mochte durch seine macht v. AUTHORITÄT der landesfürst. gerechtigkeit eintrag geschehen, doch auch den Ertzbischoff zu beruhigen hatten I. Kay. Mtt. den Bischoff von Brixen1806 seinen nechsten Vetter vnd Thumherren alhie zu TRIDENT zum Bischoffen NOMINIRT. Darwieder aber der Ertzbischoff PROTESTIRet vnd sich zu Rom vor der Rota1807 in proceß eingelaßen, als ob die FORMA CANONICA ELECTIONIS ubergangen worden sey: der Pabst aber seinen SENTENTZ SUSPENDIRet, v. keinen theil gern OFFENDIRen wollen, biß wo ein oder ander selbst nachgeben würde. Vnter deß sagt man, daß dem Ertzbischoff dießer REPULS so hart zu Hertzen gangen, daß [der] solcher die meiste Uhrsache seines CORDOLY vnd darauff erfolgten todes gewesen. Das Hauß MANTUA trägt gewiße lehn vom Bischthumb. Des Bischthumbs VASALLen sind die grafen von LODRON, GALLAS, MADRAZZI, Lichtenstein, Wolckenstein, die Grafen von ARC vnd andere vornehme Häuser mehr. Der Bischoff kan in die m/10. mann zu fuß in Kriegs diensten aufbringen. In der graffschafft TRIDENT sind uber m/30. v. im Bischthumb TRIDENT über m/200. Seelen Einwohner. Auch hat das Bistumb mit dem Hauß Osterreich ein enge bündnüß. Vnd jährlichen einkommen nit mehr alß 24. biß in m/30. Rthlr. Nachmittag ziemlich durch die Ufer der Etsch geritten, so wegen des regens angeloffen wahr. GANDOLE1808 1. meil. LA VISCHE1809 2. meil. alhie über die Plemserbach1810 eine1811 brücke PASSIRT, dieser feine Marcktfleck gehört einem grafen von VERONA, CONTE WERIDA1812 genant, so ihn vom Ertzhertzog Carl Ferdinand1813 gekaufft; ALLA NAUF.1814 5. meil. SOLURNE.1815 5. meil. dieses ist das erste dorff, wo mann pur Teutsch anfängt zu reden v. alwo Sie keinen gebohrnen Italianer einnehmen. Auch fängt von diesem Dorff an der weg beßer zu werden v. die berge Sich zu öffnen. SELO.1816 2. meil zum Pörchen1817 2. meil. Neumarckt1818 ½. meil. Italiänisch AIGNA genant. Alda wir uber abend geblie1805 1806 1807 1808 1809 1810 1811 1812 1813 1814 1815 1816 1817 1818
Guidobaldo Graf von Thun und Hohenstein (1616–1668), Kardinal, seit 1654 Erzbischof von Salzburg. Sigmund Alphons Graf von Thun und Hohenstein (1621–1677), seit 1663 Bischof von Brixen, seit 1668 Bischof von Trient. Tribunal Rotae Romanae. Gardolo di Mezzo. Lavis/Laif. Torrente Avisio/Laifserbach. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Ferdinand Karl (1628–1662), Erzherzog von Tirol. Nicht identifiziert. Salorno/Salurn. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Egna/Neumarkt.
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ben vnd in diesem feinen marckt wohl ACCOMMODIRT worden. Den 29.ten MAII BRONZOLO oder Brandsel1819 7. meil alhie felt das waßer Bleisach1820 so von Botzen herunter kompt erst in die Erla1821 so von der andern seiten des gebürgs [kompt] lauffet. Vnd die Erla flugs darauff in die Etsch, so auch ein besondern fluß hat, aber nit so schnell, alß die andere beide. Alhie wird die Etsch schiffreich wegen zulauf der andern Flüsse , denn alle güter von Botzen anhiero v. von hier dorten hin, auff der achßen kommen. Von hier ist auff Leiffarts1822 3. meil v. von dar auff Botzen 4. meil. Bißhero sind die Meilen nach Italianischer arth gerechnet worden, da deren 4. oder 5. auff eine guthe stunde gehen. DITO Mittags zu Botzen ankommen. [Alhie] Wo Wir den 30. vnd 31.ten biß vmb den mittag verblieben. Wir haben uns ein wenig ausgerastet, nachdem wir vber die 3.te woche in lauter [in] bergen gereiset. Vnd deren noch kein ende gehabt, biß wir hinter Insprug vnd Saltzburg, auf den weg nach München kommen. Bey Vnser ankunfft gienge eben der 14. tägige Botzner marckt ahn, deren im Jahr 4. sein, v. so wohl wegen wexel, alß wahren v. Kauff=Partheien zu schließen, gehalten werden. Es versamleten Sich dazumahl die Kaufleuthe aus Teutsch vnd Welschland1823 in großer menge, davon die aus Italien zu Pferd ankommen v. zu waßer wieder fort gehen biß nach VERONA. Die H.1824 Everts1825 von Florentz, hatten Uns brieff mitgeben an H. Matthias Creutzer,1826 alhie wohnhafft, im fall etwa die ihrige von Isny oder Augspurg über die Zeit außbleiben würden. Auch hatten wir ADDRESSE von Venedig an H. Hanß Wiedenhuber,1827 wegen Unser HARNESI oder Felleißen so wir von Venedig RECTA voraus geschickt, v. alhie zu Botzen oder Insprug wieder empfangen solten. Aus Italien wahren Kauffleuthe alhie von folgenden Stätten, Venedig, VERONA, BRESCIA, CREMONA, Mayland, PARMA, MANTUA, PLACENTZ, FLORENTZ, LUCCA, LIVORNO vnd dergleichen. Aus Teutschland von Augspurg, Isny, Nürnberg, Saltzburg, Ulm, Straßburg, Lintz, Wien vnd andern orthen mehr. Die Statt ist Kaiserlich. Bey der Kaiserin durchzug ist ein vornehme Ehren=Por1819 1820 1821 1822 1823 1824 1825
1826 1827
Bronzolo/Branzoll. Eisack. Etsch. Laives/Leifers. B: Seitenumbruch . B: . Elias Ebertz, vgl. Anm. 1379. Daneben hielt sich wahrscheinlich Georg Walter Ebertz (1643– 1710) im Auftrag der Familie in den 1660er Jahren in Florenz auf, zuletzt war dieser Bürgermeister in Lindau. Nicht identifiziert. B: Hanß Wieden.
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ten aufgericht so noch stehet. Aldieweil nit iedermann beide Sprachen kan, sind leuthe aus den umbliegenden dörffern, so sich zum dolmetschen gebrau= chen laßen v. täglich neben eßen v. trincken 3. VENETIANIsche LIVRES oder 12. Kaiser. groschen verdienen. Allemahl wird ein marcktzettel gedruckt von Preiß v. TAXA aller gegenwärtigen wahren Teutsch= v. Italianisch wornach sich nit allein jedermänniglich alhie im kauffen, verkauffen oder vertauschen zu richten weiß, sondern die zettel werden auch [hauffen weiß] in die vmbliegende vnd INTERESSIRTE Handelstätte geschickt. Der Preiß aber wird durch die Kauffleuthe vnter einander verglichen v. hernach von der Kauffleuthen=MAGISTRAT ASSESSORen v. Cantzler APPROBIRT v. in eine form gebracht, auch zum truck befördert. Mit dem LAGGIO oder INTERESSE der wechsel wird der Tax auf gleiche weiße, v. wie hoch derselbe von Botzen auf eine iede Handelstatt in SPECIE lauffen soll, verglichen, v. im vergleich darauff gesehen,1828 ob viel oder wenig gelt auf dem Platz zugegen seye. Denn wenn viel gelt dar ist v. ein ieder Kauffmann, nit an wahren, sondern an [dergleichen damit] wechsel mit seinem gelt gewinnen will, So muß Er ein leidentliches PRO CENTO auf jede Statt wo es ein anderer Kauffmann hin haben oder wieder bezahlen will, nehmen. Ist das gelt aber wenig vorhanden, muß mann [demselben] hergegen dem wechsler desto mehr geben, [welcher es herrlicher bezahlen oder vor wahren einem andern geben soll] wan Er von einen andern burgen [sein oder] oder zahler sein mus. ITEM wird bey dem INTERESSE die Kriegsgefahr CONSIDERIRT, zumahl, wenn mann das gelt vnterwegs HAZARDIRen muß. ITEM nachdem die NEGOTIen an einem ort wegen der Pest oder andern Uhrsachen gehen oder nit gehen, schlägt alsobald der Kauffmann sein INTERESSE darauff. Daß also der VALOR des geldts unter den Kauffleuthen von einem marckt zum andern selten gleich bleibet, sondern ½. 1/3. 1. gantzen mehr v. weniger steigt oder fält. Dis will aber nit sagen, alß wenn der lauffenden Müntzen ein eintrag geschehe, sondern die bleibt allerorthen v. enden in ihrem werth wie Sie von der obrigkeit gesetzt ist. VON DEN MAGISTRATEN VNTER DEN KAUFFLEUTHEN IN MARCKTZEITEN ZU BOTZEN. Es bestehet der MAGISTRAT unter den Kauffleuthen vermöge Kaiser. gegebenen Freyheiten, daß Sie vnter sich Selbsten denselben wählen v. bestellen dorffen, damit wenn im Kauffen oder Verkauffen: auch sonsten in Sachen die Kauffmannschafft auf ander wege betreffend, einige Streittigkeiten, wie denn deren die meiste bey den FALLITEN1829 oder BANQUEROTTEN aus den PRIORITÄT= schulden herrühren, Sich ereugnen, daß solche vor dem1830 Kauffmanns=MAGISTRAT, nach dero Rechten, gewonheiten, ordnungen v. Satzungen JUDICIRet v. 1828 1829 1830
B: Seitenumbruch . Schuldner. B: Seitenumbruch .
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geschlichtet werden. Außer dießen Kauffhändeln, gehöret nichts vor gemelten MAGISTRAT. Derselbe Magistrat ist zweyerley v. wird genant PRIMA & SECUNDA INSTANTIA. Falls nun eine Parthey vermeint, daß PRIMA INSTANTIA nit recht geurtheilet habe, So kan Sie SECUNDAM ergreiffen v. APPELLIRen. Vnd wenn Sie noch nit ACQVISIRet, die höchste APPELLIRung nacher Insprug zur Regierung nehmen. Die wahl des MAGISTRATS geschieht also: Eß kiesen die Kauffleuthe im Marckt ein SUBJECTUM, so CONSUL genant wird (Selbiger war der Zeit unser Kauffmann Evarts) dem giebt mann [zu], zween ASSESSORES zu v. diese ELECTIO geschieht jährlich einmahl. Auch solcher gestalt ALTERNATIVÉ, wenn in PRIMA INSTANTIA ein Teutscher zum CONSUL erwählt worden, werden demselben 2. ital. ASSESSORES zugegeben. Wiederumb muß dann in SECUNDA INSTANTIA der CONSUL ein Italiäner v. die ASSESSORES Teutsche sein. Also wird immer von Jahr zu Jahr vmbgewechselt v. haben diese beide MAGISTRATE auch ein Cantzler so DOCTOR ist, welcher PROTOCOLL halte, v. alle Sachen gerichtlich beschreiben muß; auch ist [seines] diessen Ambts die werthe der wahren, den lauff der wexel v. was die Kauffleuthe durch einander geschloßen in RECEß zu bringen, v. diejenige Sachen, wie gewöhnlich, trücken zu laßen. Dergleichen Tax Zettel der wahren werden auch zu Venedig, Florentz v. allen vornehmen Kauffplätzen gemacht, die ein Kauffmann oder factor dem andern schickt, sich in den wahren zu erkennen v. was Er davon1831 vonnöthen hat, dem REGULIRTen preiß nach zu begehren, auch vmb den werth der wahren, eines orths gegen den andern zu PROPORTIONIRen. [Auch] Es gehört auch in das OFFICIUM des MAGISTRATS mit, daß gleich bey anfang iedes marckts durch Sie in acht genommen werde, ob alles recht bestelt, v. so vnter Kauffer mangeln, taugliche erwehlet, vntaugliche aber abgesetzt werden. Es kan [auch] kein Kauffmann, in dießen Botzener marckt kommen oder solchen bauen, Er habe sich denn zuvor beim MAGISTRAT angeben, vnd ordentlich einschreiben laßen; sonsten würde Er1832 nit gelitten, [vnd] die marcktsPRIVILEGIA zu geniessen. Aber außer der marckts zeithen mag ein iedweder ohne anmeldung beim MAGISTRAT v. einschreibung in die MATRICUL alda handeln v. wandeln wie er will. Den 31.ten haben wir unsere fortreise von Botzen fortgestellet, nachdem wir etwas gelt von H. Everts1833 aufgenommen. Wir PASSIRTen 2. Teutsche meil durch Atzwang,1834 v. ein meil auf COLMAN,1835 alwo wir übernachteten. Ein schloß1836
1831 1832 1833 1834 1835 1836
B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . N.N. Ebertz. Campodazzo/Atzwang. Colma/Kollmann. Trostburg.
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ligt gegen über auf der höhe genant Dresperg, gehört dem grafen von wolckenstein.1837 Den 1.ten JUNII 1. meil auf ein feinen Marcktflecken auf Brixen gehörig, CLAUSEN,1838 alda sind 2. Zöll, vnd hat nunmehr der weinwachs ein Endt. Alle frembde wein so ins TYROLL geführet werden können, kommen entweder von TRIDENT oder aus Osterreich vnd vom NECCAR aus dem Reich. Weiter [kommen] hatten wir auf Brixen 2. meil. Der hiesige bischoff1839 ist Bruder Kind mit dem verstorbenen Ertzbischoff von Saltzburg, vom Hause Thun. Wird nunmehr ohne Zweiffel die CONFIRMATION über TRIDENT erhalten haben, deßwegen Er in COMPETENTZ mit seinem Vetter gestanden. Durch die Statt auf der rechten Handt, welchen auch die Kaiserin genommen, gehet ein weg durchs Dorff Busterthal1840 auf Grätz, Villach, Wien. Mann kan auch dieses weges kommen uber PONTAUELO1841 6. m. nach Venedig. In Brixen sind 4. Zöll. Der andere weg vor der Stadt vorbey, so der Unsrige gewesen, gehet auf die lincke Hand auf zu Insprug. Alwo Er sich alß denn wieder theilt,1842 entweder auf Augspurg oder biß auf Schwatz. Vnd von Schwatz, ein theilß auff München, andern theilß auf Saltzburg. Von Brixen hatten wir noch ½. meil zu Einem einschichtigen wirthshauß, zum Peißer in der Au genant. Dieser wirth hat wohl in die m/50. thlr. im Vermögen. Vnter andern vornehmen wapen war alhier Ihr Dh. Landgraf Ernsten1843 zu sehen vnd drunter geschrieben, daß Sie vor dießmahl zum 8.ten mahl aus Italien kommen wehren. Sind aber seither mehrmahlen darinnen geweßen, Sie haben noch dato ein eigen Hauß zu Venedig im bestand, v. ihrer leuthe 2. alda, so darauff achtung geben. Darunter einer, Erich von Eyßenach,1844 so zur Päpstischen RELIGION getreten. DITO nachmittag auf Mittelwald1845 ½. meil, Mauls1846 1. m. Stretzingen1847 ¼. m. ist ein feiner marcktflecke v. gehört dem Kayser. Alhie fängt mann an zu steigen ½. stunde vngefähr v. PASSIRT den berg den BRENNER genandt, deßen PASSAGE wehret ungefähr 3. stunden. Mitten auf dem berge fängt das waßer die Eyssack1848 an so Uns biß von Botzen anhero mit seinem großen getöß begleitet. Sein anfang ist ein überaus hoher waßerfall oder CASCATA von einem berge, 1837 1838 1839 1840 1841 1842 1843 1844 1845 1846 1847 1848
Sigmund Ignaz von Wolkenstein-Trostburg (1644–1696), Graf Wolkenstein. Chiusa/Klausen. Sigmund Alphons Graf von Thun und Hohenstein, vgl. Anm. 1806. Pustertal. Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . Ernst I. (1623–1693), Landgraf von Hessen-Rheinfels-Rotenburg, 1652 zum Katholizismus konvertiert. Johann Peter Erich (um 1634–nach 1686), später Prof. an der Universität Padua. Mezzaselva/Mittewald. Mules/Mauls. Vipiteno/Sterzing. Eisack.
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wozu Sich also bald etliche quelle hernach bechlein gesellen, biß der fluß allgemach größer wird, vnd bey Brantstell1849 in die Erla felt, so auf der andern seiten des gebürgs herkompt. Die Erla felt hernach in die Etsch nahend Brandstell, v. wird die Etsch alda Schiffreich. Auf derselben gehen [hernach] alle güther so aus Teutschland kommen zu waßer hinunter biß auff VERONA, auch herentgegen [werden] andere herauff1850 aus Italien , wie wohl mit mühe v. zusetzung der Zeit wieder den Strom zu ziehen, wie davon hiebevor albereit bericht geschehen. Ein Steinwurff fortens bey einer Kirche v. einem einschichtigen wirthshaus dem LEONHARD genant, entspringt der In,1851 v. lauffet dem Eißack CONTRARII auf der andern seithen des bergs hinunter. Zu dem Sich ebenmäßig vnd also bald ein bächlein nach dem andern gesellt v. innerhalb ¾. stunden einen albereit feinen fluß den BRENNER hinunter machen. Ungefehr ½. stunde unterhalb des fußsteigs ist ein tieffer See, dardurch dieser fluß, der In, lauffet, v. von demselben ziemlich viel waßer mit nimpt. Ein wenig oberhalb ist ein Clause v. wirthshauß, genant im LUEG, dardurch mann reiten muß, weil sich die berge abermahl schließen, v. ein Paß ist. Vnterhalb des bergs von der clause vngefehr ½. meil ist am weg eine METALLINE taffel in einer steinernen Säul aufgericht, CAROLI V. v. FERDINANDI I. zusammenkunfft alhie so wohl in der FIGUR, alß durch eine gedächtnüß=schrifft zuerkennen gebend, in folgenden worten: IMPERAT: CÆS. CAROLO V. PIO FELICI AUGUSTO EX HISPANIIS ITALIAQUE SUSCEPTIS IMPERIALIBUS CORONIS ADVENIENTI ET FERDINANDO HUNGARICO BOHEMAEQUE REGI E PANNONIIS OCCURVENTI, CEPTIS. PRINCIPIBUS1852 AD PERPETUAM PUBLICÆ LECTIONE MEMORIAM, QOUD FRATERS ANTE ANNOS VIII. DIGRESSI, SUMMIS INTER MORTALES HONORIBUS, REGNIS, TRIUMPHIS AUCTI, HOC IN LOCO SALVI SOSPITESQUE, CONVENERINT. A. C. 1530. FRID. FRANC. À MONTE1853 NIVEO, STENACI, PRÆFECTUS, MANDATO REGIO FICRI CURAVIT. Zu TEUTsch. Nachdem Ihre Kays. Mtt. CAROLUS V. aus Hispanien in Italien angelanget v. daselbst die Kayser. Crönung empfangen, ist deroselben FERDINANDUS König zu Hungarn v. Böheimb aus Hungarn biß anhero entgegen kommen: Zu deßen stets wehrenden andencken v. zum Zeichen allgemeiner freude, hat beyden fürtrefflichen Fürsten zuehren, in dem Sie seithero ihres 8. jährigen brüderlichen abschiets alle beide mit den höchsten würdigkeiten menschlichen geschlechts, 1849 1850 1851 1852 1853
Bronzolo/Branzoll. B: Seitenumbruch . Inn. B: principalibus. B: Seitenumbruch .
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mit so viel Königreichen v. VICTORIen beglückseliget worden v. ein ander an diesem orth erstmahls frisch v. gesund wieder gesehen, diese gedechtnuß Säule auß Königlichem befelch aufrichten laßen. Im Jahr 1530. Friedrich Frantz von Weißenberg, Pfleger zu Steinach. ¼. meil vnterhalb ist ein flecken, vnd wirthshauß zum Grieß1854 genandt, alwo wir ubernacht. Dieses wirths vater, so ohnlengsten gestorben, hat in güthern, gelt v. andern über 100.000 gülden verlaßen, wie solches bey der theilung befunden worden. Den 2.ten JUNII auf ein viertel meil Toffla1855 ein Dörfflein ½. m. [Martern] Steinach1856 ein fein Stätlein v. Pflegeampt ½. m. Martern1857 ein großer marcktflecke dem grafen von Trautsohn1858 gehörig ½. meil darauff haben wir einen berg von etlichen stunden gehabt der Schönberg genant. Anfangs deßen ein wirthshauß1859 v. Kirche, alwo wir den In auf der rechten Hand, in einen grausamen ABYSSO oder enge zweyer hohen bergen [eingezwungen], verlaßen, v. auf ½. stunde, auf der lincken seite des Perges ein dergleichen andern fluß angetroffen so sich hernach bey Insprug mit dem In CONJUNGIRT. 1. kleine meil ist das wirtshauß genant vnterm berg. Hernach ¼. meil Schapfen.1860 Alhie hat der Schönberg ein ende: noch 1. m. gethan in mittelmäßigen bergen v. in Insprug nachmittag angelangt. Denselben nachmittag hatte mann bey Hoff nichts ausrichten können, dan kurtz nach Vnser ankunfft, die Ertzhertzogin1861 mit dero Hoffstatt außgefahren v. erst kurtz vor eßens zeit wieder kommen. Den 3.ten JUNII haben sich I. F. Gn. bey der Ertzhertzogin Obristen Hoffmeister, So ein SAVOIARD ist vnd CONTE FERRARI heist,1862 vmb AUDIENTZ anmelden laßen, derselbe war eben im geheimbden Rath. So bald er nun heraus kommen, ist ihme Ihro F. Gn. Person v. dero INTENTION daß Sie INCOGNITO reißeten, vorgebracht, wie auch das Schreiben von der Hertzogin von Parma der Ertzhertzogin zu überantworten, ihme INSINUIRet worden: mit ersuchen, wenn es der Ertzhertzogin gelegenheit leiden würde, I. F. Gn. INCOGNITO vorzulaßen; maßen Sie wegen dero weiten reise, vor dießmahl nit in dem ESTAT wehren, ihrem stande gemäß zu erscheinen.
1854 1855 1856 1857 1858 1859 1860 1861 1862
Gries am Brenner. Nicht identifiziert. Steinach am Brenner. Matrei am Brenner. Trautson, Grafen von Falkenstein. B: Seitenumbruch . Schupfen. Anna de’Medici, vgl. Anm. 1644. Girolamo Bernardo Ferrari d’Occhieppo (1620–1691), Conte Ferrari, Kämmerer des Erzherzogs Ferdinand Karl, Oberhofmeister der Erzherzogin von Tirol.
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Des Schreibens an die Ertzhertzogin abschrifft ist diese: SERENISSA. SIGRA. MIA SORELLA OSSMA., IL SIGRE. DUCA FREDERICO DI SASSONIA WEIMAR PER GODER CON MAGGIOGRE LIBERTA IL GUSTO DI VEDER L’ITALIA,1863 HA VOLUTO PASSAR INCOGNITAMENTE1864 PER TUTTI STATI ET DESIDERA DI FAR IL MEDESIMO PER COTESTI; DOVE VOSTRA ALTEZZA ELINORA, IO SON BEN CERTA CHE V. A. ACCOGLIERA QUESTO PRENCIPE, NET QUALE OLTRE LE QUALITA DEL SUO ALTO NASCIMENTO, RISPLENDORO QUELLE D’UN GRANDISSO. MERITO, CON LA SUA SOLITA BENIGUITA ET SI COMPARTIRA QUELLE DIMOSTRATIONI DISTIMA, CHE SONO PROPRIE DELLA SUA CORTESIA; EPERO RIPUTANDO SUPERFLUO DI PORGERE À V. A. PER QUESTO CONTO ALCANO OFFITIO,1865 RESTO CON RINOVARLE LA CONFESSIONE DEL MIO OBLIGO & DELLA MIA OSSERVANZA ET CON BACCIARLE DI TUTTO CUORE LE MANI. DI V. A. AFFETTMA.1866 SORELLA E SERRA MARGAR. DUCHESSA DI PARMA. DI PARMA 1. IUNII 1668. ALLA SERENISSMA SIGRA. MIA SORELLA AFFMA. LA SIGRA. ARCHIDUCHESSA ANNA ISPRUCK. Zu Teutsch. Durchlauchtigste, E. Dh. thun wir vermittels dieser Zeilen berichten, daß der durchlauchtigste Fürst v. Herr H. Fridrich Hertzog zu Sachßen Weimar sich gefallen laßen umb mehrer Freyheit willen INCOGNITO durch Italien zu reißen, gestalt Seine Ld. bey E. Dh. Sich ebenmäßig [incognito durch Italien zu reisen, gestalt Seine Ld. bey E. Dh. Sich ebenmäßig] INCOGNITO anzumelden RESOLVIRT sind, gleichwie Unß nun im geringsten nit zweifelt, es werden E. Dh. diesen Fürsten nit allein in CONSIDERATION seines1867 hohen Hauses, sondern auch wegen hervorleuchtenden Fürst. QVALITÄTEN halben, dero Uns bekandten hohen JUDICIO nach von sich selbsten zu ÆSTIMIRen v. daher demselben alle CORTESIE zu erzeigen wißen, So haben wir umb so viel weniger nöthig erachtet, E. Dh. deßenthalben anderweitige REMONSTRATIONES zu thun v. bleiben im ubrigen mit dieser Unser neuen bekantnüß gegen E. Dh. tragenden OBLIGATION v. RESPECTS, deroseleben die Hände zu küßen, alß E. Dh. AFFECTIONIRTe Schwester vnd 1863 1864 1865 1866 1867
B: per Italien. B: Seitenumbruch . B: officio. B: affectissima. B: Seitenumbruch .
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Dienerin, MARGARETHA Hertzogin zu Parma Der Durchlauchtigsten Unser geliebten Frau Schwester, Ertzhertzogin ANNA zu Inspruck. Der Ertzhertzogin war I. F. Gn. anwesenheit gleichwie an andern Höfen, gar lieb zu vernehmen; es hatten Sich bey derselben die H. Marggrafen von Durlach1868 ohnlengst auch INCOGNITO anmelden laßen, wie in gleichen vor etlicher Zeit der Catholische Hertzog von Braunschweig,1869 wiewohl wegen anderer ursachen. Dessen ansprache nit zu Hof, sondern in der vorstatt in einer Kirche, vorgenommen worden. Nach dem anmelden [nach] I. F. G. hat sich der Ertzhertzogin CammerFOURIR mit einer CAROZZE von zwey pferden vorm wirthshauß PRÆSENTIRT, mit1870 befelch er solle I. F. Gn. außerhalb der Statt, längst dem graben, durch eine sonderbahre thür, nach Hoff v. also bald vor Ihr Durch. gemach führen, umb alle weitläufftigkeit durch die Statt zu vermeiden. I. F. Gn. kam diese RECEPTION anfangs bedencklich vor, dem CammerFOURIR ward gesagt, wiewohl sie INCOGNITO reiseten, seien Sie doch an allen Höffen wenigstens durch ein CAVALLIER angenommen v. durch denselben nach Hoff geführt worden. Welches er entschuldiget v. AD REFERENDUM angenommen, auch also bald mit folgender RESOLUTION wieder kommen. Eß solte die Ertzhertzogin Gott davor behüten, daß Sie die jenige sein wolle, So I. F. Gn. an dero Fürst. RESPECT das geringste zu DISPUTIRen suche. Allein habe Sie so wol auß dero Frau Schwester schreiben, alß auch aus I. F. Gn. angeben bey Hoff vernommen, Sie wolten INCOGNITO RECIPIRT sein. Wenn ihr nun dergleichen Fürst. Standes Personen kommen, so auch INCOGNITO sein wollen, habe Sie in allen wegen dießen MODUM der RECEPTION OBSERVIRT v. sey derselbe vor gar COMMOD befunden worden. Habe aber befohlen, wenn es I. F. Gn. anderst belieben würden, vor deroselben Fürst. Person eine CAROZZE mit 6. pferden v. noch eine andere mit 2. pferden vor ihre leuthe zu schicken, v. Sie durch einen CAVALLIER abholen zu laßen,1871 zu folge I. F. Gn. ORDRE; die Er der Cammer FOURIR annehmen v. [remarquiren] EXEQUIRen solle. Wie nun I. F. Gn. diese EXPLICATION gehört, daß es der Ertzhertzogin gebrauch nach, bey andern auch also OBSERVIRet worden v. ihro an dero Fürst. RESPECT nichts zu PRÆJUDICIRen gesucht worden, alß sind Sie bey der Ersten PRÆSENTATION geblieben, v. wie obgemelt durch einen besondern weg, da der Cammer FOURIR im Mantel vorgangen allernechst an der Ertzhertzogin gemach zu Hofe abgestiegen v. daselbst von dero Obrist Hoffmeistern CONTE FERRARI,1872 so neben 1868 1869 1870 1871 1872
Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 422. Johann Friedrich, vgl. Anm. 419. B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . Girolamo Bernardo Ferrari d’Occhieppo, vgl. Anm. 1862.
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dem Italianischen Frantzösch geredet: wie auch von einem Teutschen grafen, so der Italianischen Sprache mächtig v. Obrist Cammerherr bey dem verstorbenen Ertzhertzogen CARL FERDINAND1873 gewesen, nahmens Graf Königle,1874 angenommen v. in der Ertzhertzogin gemach geführet worden; das gemach war gantz Schwartz vmbhängt v. stunde dero verstorbenen H. gemahl Hochseel. andenckens CONTRAFAIT vor ihr auf einem tisch. Die Ertzhertzogin war allein v. empfing I. F. Gn. mit sonderbahren AFFECTIONS=bezeugungen, worauf 2. stüle zum sitzen PRÆSENTIRet worden vnd sich I. F. Gn. neben der Ertzhertzogin nieder gelaßen. Sie entschuldiget sich anfänglich, daß Sie deroselben dergleichen ehr zu beweißen nit vermöchte, wie Sie in den DELITIEUSen orthen Italiens zu empfangen gewohnt wehren, Sintemahl1875 das CLIMA des mit Schnee v. bergen angefüllten TIROLS ein solches nit zu ließe. INFORMIRTe Sich darauff des wohlergehens ihres H. Brudern des Großhertzogen v. des Groß Printzen glückliche wiederkunfft, darüber Sie sehr erfreut worden, wie auch wegen der Frau Schwester der verwittibten Hertzogin von Parma wohlaufwesen, Sich bedanckend, daß I. F. Gn. sich mit dero schreiben CHARGIRen laßen wollen. Fragten darauff vmb ihr PASSE TEMPS in Franckreich? Ob Sie Hertzog Maxen von Bayern1876 zu Paris kennen lernen? Was mann gutes von seiner heurath DISCOURRIRT, v. was I. F. Gn. darvon halten? Von was vor einem Hauß Seine gemahlin seye? In welches ÆSTIME v. REPUTATION daßelbe bey Hoff v. sonsten gehalten werde? Ob I. F. Gn. Sich auch bey dem Chur=Bayerischen Hoff anmelden würden? Ob Sie vor dißmahls nach Wien wolten? Ob Sie wüsten, daß der CARDINAL von Saltzburg gestorben? Auf alle dieße v. dergleichen fragen haben I. F. Gn. POSITIVEMENT v. in TERMINIS geantwortet, was Sie RAISONABLEMENT zu antworten befunden. Nachdeme nun die ansprach über eine guthe halbe stunde gewehret, nahmen I. F. Gn. dero DIMISSION. Eß war der Ertzhertzogin leid, daß Ihre abreiße so PRESSANT wehre, Eß Seye, wie bekant,1877 bey einem traur Hoff lange weil, v. sey ihr leid, daß I. F. Gn. nach MERITen nicht könnten ENTRETENIRT werden: eß sey auch diese Zeit nicht viel mehr alhie zu sehen, wie vor diesem. Doch hatte Sie ORDRE gegeben, wenn noch eins v. anders da wehre, welches I. F. Gn. dero CURIOSITÄT würdig achteten, Ihro darinnen zu dienen. Darauff I. F. Gn. von beiden vorermelten Grafen wieder zurück begleitet worden. Nachdeme mann nun ein stück weges fortgangen, weiß mann Sich nit mehr recht zu besinnen, was wegen beiden Princeßinnen1878 gemeldet worden, darauff die beiden H. graffen REPILCIRT, es wehre nit alhie wie in Italien, v. nit allein gar leicht zu erhalten, sondern eine sonderbahre ehr zu schätzen, wenn I. F. Gn. 1873 1874 1875 1876 1877 1878
Ferdinand Karl, vgl. Anm. 1813. Johann Georg Graf von Künigl (1628–1697). B: Seitenumbruch . Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 812. B: Seitenumbruch . Claudia Felizitas (1653–1676) und Maria Magdalena (1656–1669).
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die Princeßin vermittels einer VISITE auch kennen lernen wolten. Sie würde Sich in gegenwart der Frau Mutter PRÆSENTIRen v. hätte nichts zu bedeuten, ob schon I. F. Gn. von derselben Urlaub genommen, welches zu in CAMINIRen I. F. Gn. zu beiden H. graffen ARBITRIO heimgestelt. Darauff Sie der H. graf FERRARI angemelt= vnd H. graff1879 KÖNIGLE abermahlen INTRODUCIRT. Da Sich beede Princeßinnen neben der Frau Mutter so bald PRÆSENTIRT v. I. F. Gn. empfangen. Die Großhertzogin1880 finge so bald an Sie zu entschuldigen, daß Sie noch jung v. blöd wehren. Die ältere hatte 15. v. die jüngere 12. jahre ihres alters. Sind wohlgestalte v. vor ein1881 solches alter albereit großerwachsene [Damen] Princessinnen. Der graf KÖNIGLE meldet die Spanier hätten alle ihre anschläge dahin gerichtet, die Eltere zur Konigin von Portugal zu PROMOVIRen. Aber der CARDINAL DE VENDOME hätte herentgegen alle möglichkeit angewendet, daß die itzige Konigin, alß Seiner Schwester tochter, in ihrem vorigen ESSE geblieben. Was seithero vor heyraths anschläge zwischen der älteren Princeßin vnd Hertzogen MAXIMILIAN von Bayern v. hernach dem Catholischen Hertzogen von Braunschweig vorgangen v. wo es gesteckt: ITEM was gegenwärtig von dem ErbPrintzen zu MANTUA DISCURRIRT wird, ist I. F. Gn. vnverborgen. Wie nun I. F. Gn. zum zweitenmahl abschiet genommen, sind Sie von der Ertzhertzogin v. beiden Princeßinnen biß zur thur im Saal, vom grafen [aber] FERRARI aber biß an die Stiege, vom grafen KÖNIGLE biß an die CAROZZE begleitet worden. Darauff hat Sie der CammerFOURIR, an die der RESIDENTZ nechts gelegene FRANCISCANer Kirche geführet, alwo viele in meßing gegoßene, Kaiser. v. König. vom Hauß Osterreich v. etliche dero anverwandte [Personen] POTENTATen in lebens größe zu sehen gewesen, wie nit weniger das in weißem MARBEL voller HISTORIen gehauene MAUSOLEUM MAXIMILIANI I. darinnen seine Heyrath mit MARIA von BURG= GUND v. RES GESTÆ REPRÆSENTIRet1882 worden. Auch ist I. F. Gn. der PHILIPPINA Welserin1883 begräbnüs in der oberen capelle v. des Ertzhertzogen CAROLI1884 ihres gemahls bildnus im harnisch vor einem CRUCIFIX kniend gezeigt worden. Vnter des wurde I. F. Gn. eine CAROZZE mit 6. pferden vorgeführt v. folgte der CammerFOURIR mit einer andern, [daß] daas auff eine stunde von alhie entlegene bergschloß, lust= v. Jagt= haus genant Verdach,1885 alwo die Kunst Cammer, die BIBLIOTHEC v. Rüst Cammer zu sehen. Wiewohl daßelbe seithero beyder Ertzhertzogen tod ziemlich geleutert, sind dennoch noch schöne v. sehenswürdige CURISOSITÄTen alda gelaßen worden. Alß 1879 1880 1881 1882 1883 1884 1885
B: Name fehlt hier. Gemeint ist die Erzherzogin. B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . Philippine Welser (1527–1580). Ferdinand II. (1529–1595), Erzherzog von Österreich. B: Vor dach.
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unterschiedliche alte v. neue kostbahrlich gearbeitete harnische, so vornehme POTENTATen an ihrem leibe geführet, alß CAROLUS V. Röm. Kayser, FRANCISCUS I., HENRICUS III., HENRICUS IV. Könige in Franckreich. Etliche graffen von Mannsfeld, König SIGISMUND1886 in Ungarn, fast alle Ertzhertzogen, etliche vornehme Türckischen BASSEN v. VEZIER Pantzer Hembden v. harnische. Einen gantzen reuter v. pferd von den alten Römern in Pantzer Ketten, wo man nit durchstechen oder hauen können. Harnische von ungeheuren Rießen, Harnische vor kleine Zwerglein, so Sie würcklich geführet. In einer andern Cammer viel köst. Schildereyen v. gemählde. Viele köst. Drehwecke von AMBRA v. helffenbein. Vnterschiedene geschnittene Sachen von Edelgestein, BEZOAR,1887 Christall, Agathe v.1888 Bernstein, rare gewächße, rare Thier, Vögel, MONSTRA. Eine große QVANTITÄT alter Romischer MEDAILLen von Kupffer, Silber v. sonderlich eine grosse QVANTITÄT von gelt. Auch sonsten allerley alte rare Müntzen. In der dritten Cammer eine feine BIBLIOTHEC von meist MANUSCRIPTIS. Darinnen auch D. LUTHERS v. seiner Haußfrauen CONTREFAIT, aber IGNOMINIOSE1889 über LUTHERI sein eine fliege oder wespen gemahlt. Vnterhalb geschrieben in SPE & SILENTIO. Vnter seiner Haußfrauen CONTREFAIT geschrieben das weib wird seelig durch Kinder gebohren. Gegen über ist eine INVENTION gleich einer hangenden Schlag Uhr gemacht, wenn mann an den Seilen oder gewichten zeucht, thut sich die Uhr von einander v. beschüttet die jenige so LUTHERI bild sehen, mit waßer. Im rückfahren DIMITTIRTen I. F. Gn. die CAROZZE. Gegen abend schickte die Ertzhertzogin 8. flaschen von ihrem ital. mund wein, mit bitte I. F. Gn. damit vorlieb zu nehmen geruhen wolten. In der Statt ist nichts sonderliches zu sehen, als das güldene Tächlein, so ziemlich hoch v. die Ziegel inwendig angeschraubt sind, dieselbe vor gewalt zu verwahren. Sie sind ein wenig [vnter] vnter dem halben theil von Kupffer v. das mehrere pur gold, so drüber gezogen ist, denn mann sagt, daß das mehrere METALL von beiden, mit der Zeit des andern natur durch der Sonnen hitze überwältige v. an sich ziehe. Dahero mann mehr golt alß Kupffer nehmen mußen. Der Obrist Hoffmeister ist wie gemelt der graf FERRARI. Der Obrist Cammerherr graf KÖNIGLE, Obrist Stallmeister Herr von Freiburg,1890 Obrist Jägermeister graff von Ladron1891 v.1892 andere mehr hohe bediente welche zum theil noch in HONORARIO OFFICIO stehen, so Sie bey lebzeiten des vorigen Ertzhertzogen bedient. Zum theil sitzen Sie mit dey der landregirung, 1886 1887 1888 1889 1890 1891 1892
Sigismund (1368–1437), seit 1387 König von Ungarn, seit 1411 Kaiser. Bezoarstein, Verklumpung aus dem Verdauungstrakt von Wiederkäuern. B: Seitenumbruch . Entwürdigend. B: ignomiose. Nicht identifiziert. Lodron, nicht identifiziert. B: Seitenumbruch .
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eins theils haben Sie noch wurckliche GAGE von der Ertzhertzogin. Dieselbe hält eine ziemliche Hoffstatt, hat eine COMPAGe. zu Pferd v. sonst eine ansehentliche SUITE wenn Sie ausfähret. Sie hat Jährlich m/100. fl. beide fräulein m/20. fl. DEPUTAT aus dem Saltzgefälle zu Halle, kan Monat. oder quartal-weiß gelt heben PRO RATA. Des Kaisers oder eines Landsfürsten INTRADen bestehen meist aus eigenen PROVENTIBUS ohne sonderbahre Steuer des landes, alß aus Bergwercken v. MINERALIen: aus Saltz v. Holtzgefällen, aus Zöllen v. Marckt gerechtigkeiten, von wein, getreid, rindvieh, Perden, Saltz, durchpaßirende Kauffmanswahren v. dergleichen so aus v. eingeführet werden, aus den gefällen der ämpter: daraus unter andern viel wiltpret, hirschen v. gemsheuthe verkaufft werden. Die Vnterthanen sind niemahls gewohnt gewesen mit Kriegs CONTRIBUTIONen oder EXTRAORDINARII landsteuern belegt zu sein, wie andere Erbländer. Diesem nach alß Ihr Mtt. ohnlengst ein landtag halten v. eine guthwillige steuer von m/300. fl. begehren laßen: hatte das land 60. biß m/80. fl. verwilligt. Alß mann auch zu DEFENSION des landes in die 4. Regimenter einlegen v. die verpflegung daraus begehren wollen, ist solches rund abgeschlagen, mit vermelden hätten es nit vonnöthen. Das land wehre fest v. hätte leuthe zur DEFENSION uberflüßig darinnen, deren alle jahr viel hinaus wandern müßen ihr brot zu suchen, weil Sie das land nit alle ernehren könne. Das land TYROL ist gar gros. Wir sind1893 über 5. oder 6. Tagen von einem Ende zum andern geritten, ohne die vorlande, alß das Breißgau, die waldtstadten v. was darzu gehöret. ITEM die Marggraffschaft Burgau v. was das Hauß Osterreich in Schwaben biß ans würtenberger gebieth besitzet, welches alles vor dießem einem Ertzhertzogen gehöret. Die Einwohner in TYROL sind von natur einfältig v. fromb, DESIDERIen nichts mehr als ein regirenden Landsfürsten, weil Sie von den hiebevorigen gar gelind TRACTIRet worden. Mann muß Sie itziger Zeit gar vorsichtig regiren, will mann anders kein auffstand erwecken, dazu das gantze land sehr geneigt ist. Auf der seithen gegen der Schweitz, grentzen vier ämpter, welche die Päß in Händen haben, vnd aller anlagen frey sind: wenn mann dieselbe ein wenig rütteln wolte, würden Sie bald mit den Schweitzern in bund tretten. [Denn Sie] Welche die Saltzsode zu Hall gern unter ihrem gehorsam hätten, von welcher Sie ihr Saltz mit großen unkosten, als auch aus dem Spanischen Burgund auf der andern seithe holen mußen. Wiewohl der Preiß aldorten REGULIRT, alhie aber nit ist, sondern mann zahlen muß wie es die obrigkeit auff v. ab setzet. Uber das sind die gemeine Unterthanen sehr übel zu sprechen, weil I. K. Mtt. allen vorrath von erspartem gelt: ITEM den noch neulich erlegten Kauffschilling vom Elsaß [item] vom König in Franckreich: ITEM die beste raritäten aus der Kunst Cammer, auch so gar die jenige Lieberey, so Ertzhertzog FERDINAND1894 anno 1653. auf dem Reichstage zu 1893 1894
B: Seitenumbruch . Ferdinand Karl, vgl. Anm. 1813. B: Seitenumbruch .
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Regenspurg machen, aber aus verbott FERDINANDI III. nit wie Er gewolt, alda mit auffziehen dörffen, bey eiteler nacht davon führen laßen, sagen, das land hätte von seinen feinden den Schweden nie keine solche überlast erlitten, alß von seinen eigenem Herrn. Sie kützeln sich sehr mit den Frantzosen, solche könten mit der Schweitzer PERMISSION vom Elsaß bald bey ihnen sein. It. konte Bayern v. Venedig einem feind den Paß auch geben, auf welcher seithen mann ins land fallen wolte. Bey ableben des letzten Ertzhertzogen SIGISMUNDI1895 wahre schier ein auffruhr wegen des wild=schießens entstanden, in deme die gemeinde PRÆTENDIRet die gerechtigkeit zu haben, so offt ein regirer vnd Landsfürst sterbe, daß in einem jahr v. tag iedermann PRIVILEGIRet sey, so viel wild nieder zu schießen, als er antreffe. Die Jägerey hat Sich aus obrigkeitlichen Befehl wieder die bauern gelegt, ist aber unterschiedlichen orten von den wildschützen niedergeschoßen worden. Endlich hat mann größer unglück zu vermeiden, dem Pöfel in obbestimbter Zeit, seinen willen laßen müßen, welcher nach dem jahr vnd tag verfloßen, von sich selbsten zu schießen auffgehöret. Den 4.ten JUNII frue morgens nach dem I. F. Gn. reißfertig gewesen, haben derselben der graf KÖNIGLE nochmahlen auffgewartet v. nechst nehmung seines unterth. abschieds I. F. Gn. REFERIRT, daß1896 Er eine Vitzthumberin1897 vom geschlecht, geheirathet hätte, wegen ihres Erbguths PROCEß bittend I. F. Gn. DATA OCCASIONE ihme hierin behülfflich zu seyn, welches Sie gndst. versprochen. Von Insprug ist die Statt Hall1898 im Inthal eine meil abgelegen, alwo wir abgestiegen das Saltzwerck zu sehen. Solches wird oben auf den nechsten Bergen erst von Saltzsteinen zusammen gegraben, hernach in vnterschiedliche große gruben geworffen, darauff süß waßer geleitet, [wird] welches den Saltzstein zerschmeltzet vnd deßen Krafft an sich nimpt. Das waßer muß seine gewiße GRADUS haben, wenn es zum Kochen anders zeitig sein soll, welches Sie durch ein [gewiß] Holtz, darunter ein gewiß bleygewicht gezogen zu OBSERVIRen wißen. Wenn nun das waßer zeitig, wird es auf 2. meilen den berg herab geführt vnd durch vnterschiedene rinnen RECTA in die Saltzpfannen gelaßen, so da eben in arbeit sein. Deren sind VIER. Davon 2. stetig arbeiten v. die andere zwo so lang ruhen. Bißweilen ruhen auch wol drey, selten keine. Nachdem mann viel oder wenig Saltz im vorrath hat. Waßer ist genug [auf der] in den Sauer= weyern auf den bergen, deßen mann so viel machen kan, alß mann will. Die Saltzsteine wachsen auch mit macht wieder herzu. Das Saltz muß 3. stunden kochen, in der 4ten wirds abgetragen.
1895 1896 1897 1898
Sigismund Franz (1630–1665), Erzherzog von Österreich. B: Seitenumbruch . Anna Maria Vitzthum von Eckstedt (1640–1698). Hall in Tirol.
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Der arbeitsleuthe so mit dem Saltzmachen so wohl auf dem berge, alß bey der Pfannen1899 umbgehen sind in die 500. Das Saltz wird gewiße stunde gerühret vnd gekocht, hernach abgezogen, herausgethan v. in die Kübel geschütt. Daß es fuder Saltz werde, welche Kübel dan gros v. klein sein v. mann eines ieden preiß weiß.
Ieder große Kübel wigt 4. Centner v. kost im land 5. fl. außer landes 3 ½. fl. Vnd wird deswegen den ausländern wohlfeiler gegeben, daß Sie es abhohlen vnd hergegen das land mit Korn v. Schmaltz versehen, deßen es abgang hat. Es wird nach TRIDENT v. in die Schweitz geführet, davon die grentzen 25. m. von Halle sein. Wenn das feur Samstags unter einen Keßel gesteckt wird, muß es ohne unterlaß die gantze woche über brennen. Zu ausgang derselben wird diesem Keßel ruhe gelaßen, v. Einem andere arbeit gegeben. Die Keßel sind von großen eißernen blatten, nit gar zu dick geschlagen, deren grund ist wurfelicht v. anfänglich mit Kalck gestrichen, welches dem feuer wiederstehen solle, daß Sie nit so bald verbrennen, v. tauert ein Kessel gemeiniglich etliche jahr. Diß Saltzbergwerck hörth dem itzigen Kaiser allein zu, wiewohl die vorige Ertzhertzogen in etlich m/100. schuld drauff gemacht, so der Kaiser noch verzinßen muß. Die Ertzhertzogin ist mit ihrem Vnterhalt hieher gewießen. Die Einkommen von dieser Pfann erstrecken sich ein jahr ins andere v. alle vnkosten davon abgezogen, in die m/300. fl. Darüber ist ein eigene Saltz=Cammer oder MAGISTRAT, so von denen angelegenheiten,1900 v. wie die Einkommen zu vermehren, DELIBERIRet. Saltzmeyer oder PRÆSIDENT hierüber ist der Kaiser. RESIDENT in PARIS H. BARON DE WICKA1901 von Dalperg aus der graffschafft Burgund bürtig, von welchem bey PARIS gemelt worden. Das Saltz wird nacher TRIDENT, nach Bayern v. in die Schweitz, deren grentze nur 25. meilen von Halle sein geführet. Es haben die frembde Kauffleuthe alhie viel Saltzfactoren, so daßelbe von der Cammer bestellen, behandlen, laden, fortschicken: vnd die hergegen einbringende wahren, zu nutzen ihrer PRINCIPALen DISPONIRen. In dieser Statt ist auch die Fürst. Tyrolische landmüntze, es ist daselbsten zwar kein Silberbergwercke, was aber zu Schwatz v. in andern Schmeltzwercken, davon alsobald bericht geschieht, geleutert wird, wird anhero geschickt v. vermüntzet. Diese Silberberwercke sind nit mehr so ergiebig alß hiebevor. Daher der alte Churfürst von Bayern zu sagen gepflegt: Es trage ihm sein weißbier mehr ein, als dem Kayser alles müntzbergwerck in TYROL. Von Hall fortgereiset auf Schwatz1902 2. meilen, alwo mann mittagmahl gehalten. Zwey büchsenschüße oberhalb Schwatz hart am waßer fangen die erste gruben ahn vnd ¼. stunde vnterhalb diesem Schönen marcktflecken sind die
1899 1900 1901 1902
B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, vgl. Anm. 671. Schwaz.
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Schmeltzhütten, alwo das bergwerck zu=1903 sammen geführet v. geleutert wird, daßelbe bestehet meist in Silber, bley vnd Zinne, gold v. Kupfer ist wenig. Wird aber auch alhie von einander geschieden. Zwey meil unterhalb Schwatz ist Brischlack1904 in der landstraße, alhie sind auch gruben vnd Schmeltzwercke. Das Bergwerck dieses orths führt meist Meßing vnd bley: auff der andern seithen des waßers genant im Bach,1905 gehet die Straße nach München, und sind dergleichen Bergwercke unterschiedliche auf derselben Straße. Auch sind auf 3. meil außer der landstraße zu Kirchdorf1906 gute Schmeltzhütten. ¼. meil von Brischlack paßirten wir das feine Stättlein Rattenbergk.1907 Biß anhero ists vor diesem Bayerisch v. die CONFINEN von den 4. Amptern gewesen so Bayern vor etlich 100. Jahren Osterreich CEDIRT gehabt: aber itzo gern wieder haben wolte. Welches auch ein ARTICUL in der Heyraths PROPOSITION Hertzog MAXIMILIAN von Bayern gewesen, wozu aber I. Mtt. der Kaiser nicht CONSENTIRen können. Das Schloß ist eine feine Bergvestung darinnen sind PERPETUI CARCERER vor die vornehme Herren, so sich wieder den Staat versündiget, verrätherey vorgehabt, oder auf einige weiß das leben verwürcket. Wie denn erst neulich etliche alhie v. vnter denen der graff1908 von ARCH1909 eingesperrt, so verbottene CORRESPONDENTZ gepflogen, v. wie mann sagt Bayern oder Venedig ein vnd andere Grentzvestung verrathen haben wollen. Noch ein meil von diesem Stättlein ist der Marckt Kindell,1910 alwo wir ubernachtet. Den 5.ten IUNII PASSIRT durch Wergel1911 ½. meil ist ein Dorff v. alda ein wirtshauß. Saal1912 1. meil wie das vorige. Alhie wieder schlimmer v. Steinichter weg. In die Ebene 1. meil alda mittag gehalten vnd etliche reisende hochtzeit leuthe angetroffen, denen mann pferde aus dem Marstall von Saltzburg gegeben. ½. meil auf den Röher bühel,1913 da die berg v. Schmeltz[hütten] wercke wieder anfangen; am wege liegen viel Schmeltzhütten. In der gegend ist Obersdorff1914 v. Zwieselbach,1915 alwo auch lauter Bergwercke. 1903 1904 1905 1906 1907 1908 1909 1910 1911 1912 1913 1914 1915
B: Seitenumbruch . Brixlegg. Vielleicht Breitenbach am Inn. Kirchdorf in Tirol. Rattenberg. B: Seitenumbruch . Graf Arco. Kundl. Wörgl. Nicht identifiziert. Röhrerbichl. Oberndorf in Tirol. Nicht identifiziert.
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½. meil St. Johannes1916 ein fein Dorff, alhie sind I. F. Gn. abgestiegen v. das schlaffende weibsbild 27. jahre alt gesehen. Hath die augen meist offen. Wie mann ihr die arme reckt, hebt Sie dieselbe. Schläfft schon uber 7. Jahr, erwacht zwar alle tage nur eine stunde, da es ißet, v. allemahl 2. oder 3. lb. fleisch haben muß. Freitags v. Sambstags erwachet Sie gar nit. Redet wenig oder nichts, v. nur wenn Sie gefragt wird: wenn mann anhält mit fragen, warumb sie so lang schlaff? ant=1917 wort: mann wird es niemahls erfahren. Waidrungen1918 2. meil auf beiden seithen sind überaus hohe felßen, welche PERPENDICULAR stehen, als wenn sie mit fleiß gelegt v. eine statt darauff gebauet wehre. Ein stund davon ist die TYROLer CLAUSe v. die grentzscheide, auf der rechten Hand am wege, mit einer kleinen steinern säul bemarcket. Durch dieselbe ließ mann uns ungefragt PASSIRen. Ein Büchsenschuß davon sit die Saltzburger CLAUSe, alwo die wacht einen frischen befehl PRODUCIRet, niemand ohne Paß durchzulaßen. Vnd wurde Unserm POSTILLION die schuld beygemeßen, daß er solches zu Insprug nit erinnert hatte. Endlich als Sie versichert wurden es were eine reisende Standes Persohn, haben Sie gegen ein gering trinckgeld den Paß verstellet. Bey beiden CLAUSen sind galgen, vor die jenige, welche den rechten weg meiden v. sich etwan durch die berge verschleifen wolten, es seye Pest= CONTRABANDE oder andre Uhrsachen. ¼. meil in der Ebene ist ein feiner Saltzb. marcktflecken Lofferts,1919 alwo wir uber nachts wohl v. in billichem Preiß gehalten worden. Den 6.ten JUNII auff 1. meil wegs abermahl eine Saltzb. CLAUSe v. ein alt schloß auf der lincken Hand kurtz darauff noch eine gewölbte CLAUSe, alda wieder eine Saltzb. wacht, so uns aber nit angeredet. Vnter dem berg fängt das Bayerische gebieth ahn, v. siehet mann auf einem hohen1920 freyen berg, ein alt Schloß liegen; der jenigen Bleyern röhren, wie auch der brunnen Häuser, siehet mann dieser gegend vnterschiedliche dadurch ein antheil Saltzwaßer, von Reichenhall über die berge getrieben v. wegen mangel Holtzes zu Trauenstein zu Saltz gesotten wird. ¼. meil zuvor ehe wir nach Reichenhall kamen, zu Mühlen abgestiegen, v. gesehen wie das Saltzwaßer anhero durch CANALen geführt, v. hernach von hier durch 7. POMPen über 7. berge hinauff getrieben wird, welches künstliche Pompenwerck I. F. Gn. wohl OBSERVIRT. ¼. meil der Bayerischen Grentz Stadt Reichenhall vorbey geritten, alwo mann ein theil der quelle zu Saltz siedet, v. den andern theil des Saltzwaßers aus mangel Holtz nach Trauenstein zu verarbeiten uber die berge führet, wie albereit gedacht worden. Dieses Saltz ist nit so cräfftig v. gut alß das TYROLer. Da1916 1917 1918 1919 1920
St. Johann in Tirol. B: Seitenumbruch . Waidring. Lofer. B: Seitenumbruch .
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her es auch nit so theuer verkaufft wird. Mann verführet es theils ins land, wie auch zum theil in die Schweitz. Es trägt jährlich über abzug aller unkosten in m/40. Rthlr. ½. meil vnterhalb Reichenhall mittag gehalten zu Vnger.1921 1. meil von dannen ist Saltzburg. I. F. Gn. haben Sich alhie vor einen grafen anmelden laßen v. sind vmb so viel eher einge= laßen worden.1922 LOGIRT auff der Trinckstuben; wo die H. Marggraffen von Durlach auch abgestiegen, ehe Sie nach Hoff geholet worden. Den 7.ten IUNII durch einen dem Lt. Fincken vor diesem bekandten Edelman, so in Spanien, Franckreich v. Italien wohlgereist, v. alle Sprachen fertig geredet, nahmens Mr. Rittern,1923 allerhand gute SERVITIA erhalten. Die H. Marggraffen hatten noch den CARDINAL auff seinem todtenbett gesprochen, v. wahren alle beide ieder mit einem ansehnlichen pferde beschenckt worden. Sie hatten von I. F. Gn. auch meldung gethan, es ist aber der CASUS darzwischen kommen, daß I. F. Gn. den CARDINAL nicht mehr beim leben antroffen. Das Capitel hath I. F. Gn. umb vergebung bitten laßen, daß SEDE VACANTE Sich niemand recht unterstehen dörffte I. F. Gn. nach MERITen auffzuwarten v. des orths gelegenheit sehen zu machen. Es sey CONTRE STATUTA, daß Sie dieser Zeit einen H., er seye auch wer er wolle, auf die Vestung führen, aus beysorg es möchte jemandt SUB PRÆTEXTU des Sehens sich derselben bemächtigen, v. PER CONSEQUENTZ des gantzen Ertzstiffts IMPATRONIRen. Es seyen ohnlengst der Fürst von Eggenberg1924 v. Lichtenstein1925 mit ihren gemahlinnen alhie gewesen, hätten Ihnen aus bemelten ursachen den ACCESS zur Vestung auch REFUSIRen mußen. Im fall Sich I. F. Gn. vor COGNITO außgeben würden, wolten Sie dieselbe nach Hoff LOGIRen1926 v. bedienen so viel der Zeit gelegenheit zu laße. Deßen Sich I. F. Gn. bedanckt v. nichts mehreres zu sehen begehrt, alß was den STATUTIS gemäß wahr. Hat Sie demnach Mr. Ritter mit einer Hoffgutsche PER COMMISSIONEM ins MIRABELL begleitet, v. vnter andern den schönen fruchtbringenden Pomerantzen garten, so des winters bedeckt ist v. seine schöne früchte träget, sehen laßen. Alwo eben der Bischoff von Attmond,1927 ein graff von Chrainburg,1928 v. der Bischoff von Chreinser1929 spatzieren gangen. Denn alle die jenige geistliche Herren Sich allgemach zu der den 30.ten JULII ahnberaumbten 1921 1922 1923 1924 1925 1926 1927 1928 1929
Nicht identifiziert. B: ½ meil von dannen ist Saltzburg. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Johann Christian I. (1641–1710), Fürst von Eggenberg. Karl Eusebius (1611–1684), Fürst von Liechtenstein. B: Seitenumbruch . Vermutlich gemeint ist der Abt von Admont. Raimund Freiherr von Rehling (1617–1675), seit 1659 Abt von Admont. Unklar. Vermutlich Franz Vigil von Spaur und Valör (1609–1670), seit 1644 Bischof von Chiemsee.
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wahl herzugemacht, so SPEM ELECTIONIS gehabt. ITEM sahen I. F. Gn. den herrlichen garten Hallbrunn1930 auf ½. stunde vor der Stadt, so der andere Ertzbischoff vor diesem, MARII SITTICH, ein graff von Hohen Embs,1931 angelegt, v. zeit wehrenden Seines 7. Jährigen Regiments, nichts gethan als gebaut. Solcher ist voller lebenden quellen, waßerkünsten, grotten, fischweyern v. allerhand waßer DELITIen, alß Sie in Italien können gefunden werden. Der brunnen Meister zeigte den orth wo das bret gebrochen v. der CARDINAL uber dem fisch stechen hinein gefallen, als er den anwesenden 2. JESUITen weisen wollen, wie Sie die fische treffen musten. Im fallen hath Er beide Schienbeine BLESSIRT, zu welchem Er in die 14. tage nit sehen laßen, daß endlich der kalte brand darzu geschlagen, vnd Er aus1932 zugleich geschöpfftem Hertzbekümmernüß, darauff gestorben. Bey diesem lust garten ist auch ein thiergarten. Ein ERMITAGE. Ein AMPHITHEATRUM in felßen gehauen, wo mann COMOEDIen AGIRT. Ein Fürst. gartenhaus mit allen COMMODITÄTen, sich alda zu Pestzeiten aufzuhalten. [Einige] Vnter andern thieren waren im garten, ein großer Adler. Allerhand Turckische Endten, Pfasanen v. sonst rare Vögel. Der CARDINAL ist ein großer liebhaber der Pferden gewest, hat schier alle Meyereyen vertilgt v. Stuttereyen daraus gemacht. Ist gar LIBERAL gewest, also daß Er wegen der LEGATION nach Regenspurg v. des CARDINALATS so Er uber 2. Jahr beseßen, dem Stifft große SPEÉSEN gemacht. Zugeschweigen was Er seinen freunden verehret. Er ist aus TYROL gebürtig, v. sein H. Vatter1933 Obrist Hoffmeister FERDIN. II. gewesen welcher zur Zeit des Böhmischen vnwesens viele EXULANTEN güther in Böhmen an sich bracht. Er hat kurtz vor seinem tod des GENERAL GALLAS1934 PALATIUM in TRIDENT vmb m/30. fl. gekaufft v. seinen freunden geschenckt. Jährlich hat Er über m/24. Rthlr. LIBERE DISPONIRen, auch sonsten DONATIONen thun können, davon er aber dem CAPITEL REFERIRen müßen. Alle MOBILIA bey eines Ertzbischoffen tod, bleiben dem CAPITUL. Vnd darff kein freund, keinen heller davon begehren. Sondern stehet die1935 gantze vermächtnüs in DONATIONen bey lebzeiten. Was ein jeder finde, bleibt dem Ertzstifft vnd muß PER INVENTARIUM dem SUCCESSORen verrechnet oder wieder gelieffert werden. Der CARDINAL hat von beiden Seiner PRÆDECESSORen wapen bezeichnet, an Silbern CREDENTZ in die m/500. Rthlr. werth gefunden. Hat aber alles doppelte [solches] umbschmeltzen v. auf die neue mode machen, auch sein bloß wapen, ohne Bischoffs INSULen oder CARDINALS huth, darauff graben laßen. Mann sagt zu dem Ende, seinen freunden, so gleiches wa1930 1931 1932 1933 1934 1935
Hellbrunn. Markus Sittikus von Hohenems (1574–1619), seit 1612 Erzbischof von Salzburg. B: Seitenumbruch . Johann Sigmund Graf von Thun (1594–1646), Statthalter in Böhmen. Matthias Graf von Gallas (1588–1647), kaiserlicher Generalleutnant. B: Seitenumbruch .
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pen mit ihm führen ein PORTION davon nach vnd nach zu zuschieben. Maßen diese wehrenden Reichstag viel nach Regenspurg verführet worden, davon mann zweiffelt, daß sein lebtag das geringste wieder nach Saltzburg kommen werde. Das Ertzstifft Saltzburg hat [in die] 16. meil in die länge v. breite, ist an sich selbsten arm. Was nit die Saltz= v. Silber bergwercke, vnd JURA ARCHIEPISCOPALIA einbringen, auch noch viele schlößer vnd Herrligkeiten außer dem Ertzstifft in Bayern, Kärndten v. Tyroll. ITEM tragen die NEGOTIA durch Saltzburg nach Italien ein zeimliches. Wenn mann des wegs von Insprug in die Statt Saltzburg reitet, ist die erste gaße von vorne aufgemaureten v. [die Häuser] in berg hinein gebaueten Häusern. Nechst der Vestung am berge ist ein Uhralt Hauß,1936 so noch stehet, daßelbe ist von IULIO CÆSARE gebaut, v. von den Teutschen hernach helffenberg genant worden. Es ligt in der linie des mit mauren umbgebenen berges v. hat feine gräben v. wercke nach alter Römischer art. Die RESIDENTZ ist voller schöner gemächer, v. ist nah dabey der von vorigen beiden Ertzbischoffen wieder neu erbaute thumb, welcher abgebrandt gewesen. Der letztverstorbene hat eine schöne FONTAINE darvor setzen laßen. In der RESIDENTZ sind schöne lustgarten zu sehen. Als der Churfürst v. Churfürstin von Bayern1937 alhie in die 8. tage LOGIRT v. die Vogel, so im garten ein gros Hauß haben, des morgens ein solch geschrey gemacht, daß die Churfürstin nit davor schlaffen können, hat Sie der CARDINAL mit rauch alle ersticken laßen. Ihre Mtt. der Kaiser sind auch 2. mahl alhie LOGIRT gewesen, als Sie in Tyrol aus v. ein gereiset die Huldigung zu empfangen im hinein reisen II. vnd im zurückreißen 4. tage. Alhie ist auch eine berümbte UNIVERSITÄT. Die BENEDICTINer DOCIRen THEOLOGIAM v. PHILOSOPHIAM. Daher mann der JESUITen nit vonnöthen hat. Die landschafft hat alhier ihre zusammenkunfft. ITEM die Regirung ihre sonderbahre schöne PALATIA. Der MARBOR wird allemahl im vnterberg gegraben. Der schuh kost 12. Kr. Der CAPUCINER berg ist fest. CORRESPONDIRT mit der festung gegen über. Beide DEFENDIRen die in der mitten liegende Statt. Das MIRABELL ligt nahend an der Statt, auch in seiner eigen DEFENSION, wird aber neben der1938 Statt am aller leichtesten beschützet. Das PALLIUM1939 zu REDIMIRen kostet einen ieden neu erwehlten Ertzbischoff m/40. fl. welches PRECIUM1940 auf die Jenige geschlagen wird, so Cammer= oder Lehngütter vom Stifft besitzen, denn dieselbe bey antrettung des Neuen Regiments 5. PER CENTO entrichten müßen. 1936 1937 1938 1939 1940
B: Seitenumbruch . Ferdinand Maria, vgl. Anm. 1227. B: Seitenumbruch . B: Palatium. B: pretium.
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Dem Ertzstifft sind 8. Bischoffen unterworffen Brixen, LAVANT. Chiemser. Seccau. Regenspurg, Paßau, Freisingen, Admart. Die Thumbherren, laßen kein hoher geschlecht ins CAPITUL kommen, alß graffen. CONTRA COMMUNEM REGULAM haben Sie einen Marggraffen von Baden ADMITTIRT; doch PER EXPRESSUM vorbehalten, wenn ihme RATIO STATUS solte MOVIRet werden, dasselbe selbsten außzutragen. Sie sagen, Er habe allezeit deswegen Händel gehabt v. Kugel gewechselt: wenn das CAPITUL hart dran wolte, wehre Er EX HOC FACTO IRREGULARIS v. des CANONICATS verlustig. Vnter andern ratitäten, damit die Natur diß land begabet, ist der Keller zu Kaltenhaußen,1941 4. stunden von Saltzburg. Darin sind in die 6. offene MEATUS TERRA oder windlöcher, dadurch der wind mitten in den heißesten Sommertagen so starck heraus gehet, daß mann kaum eine große fackel davor erhalten kan. In diesem Keller werden die köstlichste Italianische weine aufbehalten v. den frembden Herren zu versuchen geben. Darneben ist auch ein Eißgewölb,1942 davon mann den wein zu kühlen nach Saltzburg führet. Der kühle Italianische wein ward I. F. Gn. vnd dero COMITAT [auch] zu versuchen geben. Alda wird auch ein köstlich bier gebraut v. wegen seiner güthe weit verführet. Der CARDINAL hat folgende INSCRIPTION vor dem Keller in Stein hauen laßen: SALVUM TE, HOSPES JUBET LOCI GENIUS & HOSPITALIS DEUS. SI CALES AUT FRIGES PLUSOULUM, HIC ÆSTATES HYEMANT, UT UNO CALERE & FRIGERE POSSIS CALICE. DENIQUE HANC CELLAM IMPLEVIT TOTIS CALIS & NEMO SOLIRT SYMBOLA. TU SALUTEM LIBA GRATUS AUTORI: QUI NATURÆ DOMUM ÆSTIMANS, APTE JUVIT, ATQUE UT LOQVERENTUR LAPIDES IN HANC LIQVIDISSIMÆ ECHUS FACUNDIAM EXCAVARIT GVIDOBALDUS ARCHIEPISCOPUS ET PRINCEPS SALSB. EX COMITIBUS DE THUN. ANNO 1658. Teutsch. Mein lieber wandersmann; dich heißet willkommen dieser lustige orth v. der gastfreye Haus wirth deßelben. Wenn es dir bey deiner ankunfft in etwas zu warm oder zu kalt fallen möchte, so wiße, daß der Sommer sein winterläger alhie aufgeschlagen habe, v. daß du aus einem becher nach belieben dich entweder erwärmen oder abkühlen könnest. Denn zu diesem Ende hat der wirth diesen gantzen Keller mit fäßern versehen, v. will nicht daß jemand das gelach bezahle: Nur trincke zur Danckbarkeit seine gesundheit: Er hat dieses sonderbahre Hauß der Natur in so weit ÆSTIMIRT, daß Er darinnen der Natur durch Kunst geholffen, v. den steinen eine Stimme gegeben, damit das Echo seine wundersame beredtsamkeit durch die Höhlen vernehmen laßen möge, Guidobaldus, Ertzbischoff v. Fürst 1941 1942
Kaltenhausen. B: Seitenumbruch .
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zu Saltzburg aus dem geschlecht der grafen von Thun. 1658.1943 Auch haben I. F. Gn. in der Vorstadt SANCT JOHANN den fein erbauten Spitalkirchhoff v. daselbst in der mitten des Ertzbischoffen Wolff Diedrich, graffen von Rattenau1944 begräbnüß gesehen, welcher geheirathet gehabt v. sich deswegen einen PRESBYTERUM GRÆCUM oder einen Griechischen PRÆLATen genant, als welchen das Heirathen zugelaßen gewesen. Das CAPITUL hat ihn anfangs mit weib v. Kind zum land hinaus gejagt. Ihn darnach wieder beruffen v. in die 4. jahrlang in die PENITENTZ1945 gesetzt nach welcher Zeit Er gestorben v. mann einen andern erwehlet. Er ist vor dem CARDINAL der dritte gewesen. Auch ist zu Eingang dieses Kirchhoffs auf der rechten Hand der THEOPHRASTUS PARACELSUS1946 begraben. Deßen begräbnüß Ihr Mtt. der Kaiser auch besucht gehabt. Wer ein begräbnuß v. platz zum EPITHAPHIO alhier haben will, muß dem Spitalverwalter 100. fl. bezahlen, davor Er den Kirchhoff in ESSE erhält. Mann siehet noch an der Vestung hin v. her viele Krüfften v. felßen da zu Zeiten DIOCLETIANI1947 viel Christen gemartert worden. Die CANONICI haben 3. oder 4.000. fl. einkommen, neben dem verwalten Sie auch dabey vnterschiedliche Hoffämpter, sonderlich die was eintragen, alß Obrist Hoffmeister, Obrist Cammerh., welcher neben allen Cammerh. einen übergüldten schlüßel trägt, Obrist Stallmeister, Obrist Jägermeister. In Kirchen Ämptern sind Thumb SCHOLASTEN, ThumbCUSTOS, Thumb DECHANT &c. Weltliche1948 Erbämpter sind vier, Erb=cämmerer. Erb=marschall. Erb=schenck. Erb= Truchsäss. welches [Erbämbter] 4. gräf. Häuser seind, v. Ihr Erbampt bey eines Ertzbischoffs wahl verwalten, aber nichts als die Ehr v. Vnkosten davon haben. Sie sind die grafen von Lodron. Dönhaußen.1949 Döring1950 vnd Thun. Des CARDINALS PERSONALIA betreffend, soll er ein Mann eines hohen geistes gewesen sein. Starck von gliedern, soll dieselbe zu weisen, offt mit seinen Straußen gerungen haben. Man DISOURRIRTe Seine freunde habe Er sehr bereichert, gegen andere Sich auch mild erwiesen [habe], gegen das CAPITUL Streng. Wo Er einmahl einen Haß gefast, denselben nit leicht vergeßen. Ein übler Haußhalter, sehr BANQUETIRT zu Regenspurg; welches das Stifft wohl erfahren. [Er] Sey ohne TESTAMENT gestorben, mit seiner freunde großen Schaden. Sey mit des 1943 1944 1945 1946 1947 1948 1949 1950
B: Seitenumbruch . Wolf Dietrich von Raitenau (1559–1617), 1587–1612 Erzbischof von Salzburg. Buße. Theophrastus Bombastus von Hohenheim (ca. 1493–1541), genannt Paracelsus. Marcus Aurelius Gaius Valerius Diocletianus (um 240–312), 284–305 Kaiser. B: Seitenumbruch . Thannhausen. Törringen.
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Reichs, des Kaisers v. des capitulß großen nutzen abgangen. Denn mann gesagt, daß Er sich aufs letzt wieder den Kaiser wegen TRIDENT zu REVENGIRen an Chur Maintz v. Franckreich mit den CONSILIIS anzufangen einen anfang gemacht habe. [soll.] Der vorige Ertzbischoff PARIS1951 kam zu anfang des Kriegs ins Regiment 1619. starb 1655.1952 nach dem allgemeinen Frieden. Mitler Zeit hat er des Röm. Reichs Zustand aus so einer langen PRACTICA außwendig gewust. Hat in v. außer Reichs große CORRESPONDENTZen gehalten v. viel darauff SPENDIRet, darauß alle SECRETA bekommen, doch dabey ein aufrechter Teutscher Fürst v. PATRIOT gewesen. Die LUTHERANer hat er nit verfolgt. Dem Kaiser hat er die gantze Kriegszeit über heim= v. öffent=1953 lich CONTRIBUIRet viele Tonnen geldes. Hergegen hat Er dem alten Churfürsten in Bayern1954 nichts zu willen gewust, sondern öffentlich gesagt v. bewießen, er brauche die Reichs ARMÉE zum PRÆTEXT seiner PRIVAT CONSILIen v. nur zu Eigenem nutzen. Er hielte stetig seine EXERCIRTen ausschuß auf den beinen. Denn als Ihm Chur Bayern einsmahls unversehens Ein winterquartier im Ertzbischthumb mit der Reichs ARMÉE machen wollen, legte er ihm 15.000. Mann auf die Päße. Darauf Er wieder umbgewand. Chur Bayern ist ihm Sehr undanckbar gewesen. Denn Er ihn sambt der Churf. FAMILIA v. Hoffstadt 3. mahlen in der flucht aufgenommen v. umbsonst verpflegt, auch die Churf. zu ihm geflohete schätze wohl verwahrt v. RESTITUIRet, so doch alles kein danck gewest. Den 9.ten IUNII sind I. F. Gn. von Saltzburg hinweg vnd auff 4. meil mittag gehalten, zu Vaihingen.1955 Wir sind halben weg über die landstraße gereiset, so von hier ein meil. [durch] lauffen von Nürnberg, auf Venedig gehet. Ein stunde von Vaihingen im wald bey einem dorff genant Holtzhaußen,1956 höret das Saltzburgische gebieth auf v. fängt das Bayrische an. Mann siehet die gantze Zeit über die Tyrolische gebürge von weitem. Gleichwie aber TYROL ein fest geschloßenes, also ist Bayern hergegen ein offenes land, ohne daß mann die große flüße überall zu paßiren hat, alß den In, YSER, DONAU vnd den Lech. Von hier 3. guthe meil zu Altenmarckt1957 übernachtet, alß wir ¼. stund zuvor beim Schloß Stein über das waßer die Traun PASSIRT.1958 Den 10. IUNII mittags geßen zu waßerburg,1959 alhie haben wir den In über eine brücke PASSIRT, nachdem wir zuvor jenseit der Statt einen hohen Berg herunter kommen. Dieses Waßerburg ist die Erste CONQUESTe graffen OTTO von 1951 1952 1953 1954 1955 1956 1957 1958 1959
Paris Graf von Lodron (1586–1653), seit 1619 Erzbischof von Salzburg. Starb 1653. B: Seitenumbruch . Maximilian I. (1573–1651), Herzog von Bayern, seit 1623 Kurfürst. Waging am See. Holzhausen. Altenmarkt. B: Seitenumbruch . Wasserburg.
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Wittelspach,1960 so aus der obern Pfaltz gebürtig gewesen, welche Statt v. graffschafft Er mit einer Erbtochter erheurathet1961 v. hernach vollendts von FRIDERICO BARBAROSSA anno 1180. wegen Seiner treuen Dienste in Italien, zum Hertzogen in Bayern INVESTIRT worden, nach dem Er, der Kaiser dieses land Hertzog Heinrichen dem Löwen1962 genommen, der da ein mächtiger Herr gewesen, aber nur Braunschweig v. lüneburg behalten. Von demselben OTTO von Wittelsbach alß gemeinen Stiffter des Haußes Bayern v. Pfaltz, reden so viel Tapeten, gemälde v. HISTORIen zu München in der Churf. RESIDENTZ. Nachmittag 3. meil zu Ebersberg1963 PERNOCTIRT, alhierumb haben die JESUITen viele vnterthanen vnd ein gar feines COLLEGIUM. Den 11.ten IUNII nach dem wir in 3. Stunden meist durch wald geritten, sind wir 3. andere stunden durch ein wild=geheg vnd einen herrlichen thiergarten, alwo das wild mit viel 100. vngeschäuet herumbgangen, umb die mittagszeit vor München angelanget. Wir musten in ermangelung eines Paßes, bey der wacht still halten, biß mann Unsere ankunfft angemeldet. I. F. Gn. gaben Sich vor einen grafen von Wettin aus Sachßen ahn, mit 4. die= 1964 und wurden über eine weile eingelaßen. Mann zeigte Uns am thor viele neuBANDISIRTE orthe wegen der Pest aus Schweitz v. Franckreich. Sonderlich die Statt Basel. Pondut.1965 SOISSONS vnd BEAUVAIS. die gantze PICARDIE vnd CHAMPAGNE. Wir musten bey unserm gewißen sagen, daß wir von solcher orthen keinem gegenwertig herkahmen. Wir LOGIRTen nahent bey dem Saltzstapell, zum gülden Hirschen, alwo die VENETIANIsche VITTORINI gemeiniglich einzukehren pflegen, alda auch die H. Marggraffen von Durlach vor uns abgestiegen gewesen. Nechst am wirthshauß wohnet der Hoffmarschall Graff von Fürstenberg,1966 vornehmster MINISTER in allen Churfürst. CONSILIIS, bey welchem sich iedermann anmelden muß, so bey Hoff AUDIENTZ haben, oder die RESIDENTZ sehen will. I. F. Gn. ließen Sich ebenmäßig bey dem H. graffen angeben, mit vermelden, daß Sie auf der rückreise aus Franckreich v. Italien wieder nach Hauß begriffen, v. nicht umbgehen wolten bey des H. Churfürstens gn. Sich INCOGNITO anzumelden, ersuchten den H. Grafen dazu behülfflich zu sein v. die Churf. RESOLUTION je eher ie beßer wißen zu laßen. Der von Fürstenberg liß I. F. Gn. zu dero glücklichen ankunfft GRATULIRen, eß hätten die H. Marggraffen1967 davon 1960 1961 1962 1963 1964 1965 1966 1967
Otto I. von Wittelsbach (um 1117–1183), seit 1180 Herzog von Bayern. Vermählung 1169 mit Agnes von Loon (1150–1191). Heinrich der Löwe (1129/1130–1195), u.a. 1156–1180 Herzog von Bayern. Ebersberg. Benediktinerkloster, 1595 aufgelöst, das Gebäude wurde den Jesuiten übergeben. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Hermann Egon Graf Fürstenberg-Heiligenberg (1627–1674), kurfürstlich-bayerischer Kammerherr und Hofmarschall, 1664 Reichsfürst. Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 422.
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albereit PART gegeben.1968 Wolte nit unterlaßen seinem gndsten. Churfürsten so itzo À LA CAMPAGNE also bald PART davon zu geben v. dero Churf. verordnung I. F. Gn. gleich NOTIFICIRen. Dafern Sie sonsten noch heut in der RESIDENTZ etwas sehen wolten, stünde seine CAROZZE zu dero diensten, bathen I. F. Gn. im übrigen auf den abend mit ihm vorlieb zu nehmen, wie die H. Marggraffen ihm gleichfalls die ehre gethan hätten. I. F. Gn. haben alles beides ACCEPTIRet. Vnd erstlich in die RESIDENTZ gefahren, welche Sie desto beßer sehen können, weil eben der Hoff nit zugegen gewesen. Der Zimmerwärter sagt, daß die Churfürstin neulich ein buch in Italianischer Sprache, daßelbe zu PRÆSENTIRen v. nit zu verkauffen, hätte trucken laßen, darinnen alles gemercket, was in der RESEIDENTZ zu OBSERVIRen.1969 Eß sind 4. haubt v. noch 7. andere kleine Höfe. Die gastgemächer sind diese: des Kaisers. der Kaiserin. des Röm. Königs v. dero Hoffstadt. wovon Sie noch den Nahmen von 1653. behalten, alß I. Mtt. alhie gewesen. Darvor ist die überaus lange GALERIA v. daselbst beiderseits täfflein gehengt, darin die PERSPECTIVe von allen Schlößern, Städten v. landschafften des Churfürstenthumbs Bayern bemercket , welche mann nit COPIRen, nach trucken noch nachmahlen v. vnter die leuthe kommen läst, umb die gelegenheit des landes daraus nit zu erfahren, [da=] wo= mit Sie gar1970 SECRET seyn. Der Churf. gemächer sind ziemlich viel. Der Churfürstin APPARTEMENTen sind meist übergüldet, so gar auch die fensterladen, welche Sie neulicher Zeit nach der arth wie zu TOURIN, hat zieren laßen. Neben andern GALANTERIen so auffm THRESOR stunden, hinge ein Spiegel alda mit den köstlichsten DIAMANTen vnd andern Edelsteinen besetzt, von einem großen werth. Ihr LIT DE PARADE, oder das Zier=beth war von gold hocherhaben gestickt, v. mit AMBRA starck PARFUMIRT. Der Churfürsten GALERIA war von außen ringsherumb mit herrlichen gewächsen vmbsetzt. Inwendig aber ward Sie aufs letzte gezeiget, davon vnten bericht wird. In einem großen SALLON wurde eine künstliche PERSPECTIVe in der wand, oberhalb eines CAMINS gezeigt, davon mann den König von Schweden1971 überredet, daß mann Sie unverletzt nit heraus nehmen könne, anders Sie mit in Schweden gemust hätte. Sie lest sich aber herauß nehmen wer es weiß. Die Zierade an den thüren v. sonsten sind nit eigentlich MARBRE sondern eine gipß=arth, wie der MARBRE gemacht v. ihnen nur die farbe v. der glantz geben, so hernach harth v. taurhafft [sein] wird. Solche soll alhie nur ein meister machen können. Dergleichen arbeit wir in Italien v. insonderheit in dem garten Hauß zu PARMA wahrgenommen haben.
1968 1969
1970 1971
B: Seitenumbruch . Ranuccio Pallavicino, I Trionfi Dell’Architettura Nella sontuosa Residenza di Monaco [...] Monaco: Straub 1667. In der Forschungsbibliothek Gotha befindet sich nur eine Ausgabe aus dem Jahre 1680. B: Seitenumbruch . Gustav II. Adolf (1594–1632), König von Schweden.
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Von diesem großen1972 SALON gehet mann hinunter in den garten; Mitten im SALON stehen kostbare eingelegte tische v. etliche MARMORNe säulen, deren insonderheit 4. gar breit v. schön seyn. Die Stiegen bestehen von 25. marbenen stuffen, deren iedes stück, weil Sie sehr breit sein 100. Rthlr. kostet. Sie sind aus dem Saltzb. land anhero geführt. Vnter den MARMORsteinen Säulen v. Zierathen ist viel von gegoßener arbeit mit eingemischt, welches mann hernach so herrlich polirt v. von dem andern natürlichen MARMOR schwerlich unterscheiden kan. Es sollen nur etliche geschworene Meister alhie sein, so diese arbeit machen können, wie wohl mann andern orthen auch davon weiß. In dem gärtlein an dem ANTIQVARIO sind etliche wände von Polirten STUCATOR arbeit gemacht, welche von weitem wie spiegel gläntzen, darinnen allerley FIGURen v. vnter andern eine Katze zu sehen. Der meister soll [aber] uber 20. Jahr damit zubracht haben. Auch sind bey eingang des ANTIQVARII in dem garten etliche schöne grotten wohl zu sehen. Das ANTIQVARIUM ist noch in seinem ESSE, voller alten Röm. statuen, urnen, krügen, von Porphir v. alabaster, gantzen bildnüßen, samt denen in golt drunter geschriebenen buchstaben. Alß der König München gehabt, soll lutherisch hierin gepredigt worden sein. Nahent beym ANTIQVARIO ist die Hoffcapell ziemlich erhaben, alwo der Churfürst seine DEVOTION täglich v. fleißig zu verrichten pfleget. Vor dißmahl haben I. F. Gn. vom PALATIO nichts mehr gesehen, sondern den uberrest auf den andern tag verschoben. Darauff in die Churf. GUARDEROBBA gefahren, so vor dißem die schatz cammer gewesen, welchen schatz der König von Schweden darvon führen laßen.1973 Hierinnen werden die köst. mit golt gestickte Tapeten gewiesen, daran der Churf. Seel. so viel jahr arbeiten laßen. 1. die vier Zeithen des Jahrs, beneben den 12. Monathen. Vnterschiedliche Biblische HISTORIen, Graf OTTO von Wittelsbach geschichten, Etliche Jagten v. noch andere alte v. neue Tapezereyen, viele vorhänge vor Brauth v. andere Bethen: Altar v. Kirchen Zierath, Pferd=schmücke, etliche [gefütterte] gestickte Sattel. BALDAQVINen. viele COMOEDIANTen Kleider v. was des dinges mehr gewesen. DITO dießen abend mit H. grafen von Fürstenberg geßen. An der taffel war der alte H. von Rechenberg,1974 Churf. geheimbder Rath, deßen Bruder1975 tochter1976 mit der Kaiserin LEOPOLDINA1977 nach Wien kommen v. dem [Großhert-
1972 1973 1974 1975 1976 1977
B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . Bernhard Bero von Rechberg (1607–1686). Veit Ernst I. Graf Rechberg (um 1590–1671). Anna Katharina Gräfin Rechberg (1626–1686). Margarita Teresa de Austria, vgl. Anm. 866.
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zog] grafen Forgartschen1978 alda verheirathet worden: auch war bey der Taffel noch ein Obrister, so gut Frantzösisch geredt. Wehrender taffel ließ der graff seine Junge1979 hervorkommen v. I. F. Gn. REVERENTZ machen. Seine gemahlin1980 ist Eine von seinem Hauß. Er hält sich ansehentlich v. soll über die GAGE so Er vom Churf. bekömpt, alle Jahr in die 2.000. Rthlr. DE PROPRIO zu setzen. Nach gehabten allerley DISCURSen, haben sich I. F. Gn. abends spath zur ruhe begeben. Den 12.ten JUNII frue morgens ließ der H. Graff von Fürstenberg den Lt. Fincken zu sich beruffen, zu vernehmen, in welcher arth I. F. Gn. bey dem Churf. wolten angegeben sein. Es würde der Churf. sich nach dero willen REGULIRen v. ihme alles gleich gelten laßen: Wolten I. F. Gn. COGNITO sein, würde der Churf. seine CAROZZE von Schleißheim hereinschicken v. I. F. Gn. durch seine Hoff CAVALLIERS empfangen v. bedienen laßen,1981 auf die weiße wie es die gewohnheit am Churf. Hoffe mit sich brächte. Wolten aber I. F. Gn. INCOGNITO sein, allermaßen es die H. Marggraffen auch gemacht hätten, wolte Er I. F. Gn. durch seine CAROZZE mit 6. pferden hinaus führen v. durch seine Lacqueien bedienen laßen. Auf diese weiß würden I. F. Gn. INCOGNITO v. ohne aufsehens bleiben biß vors Churf. gemach v. dergestalt niemand von den Hoff CAVALLIERS ihre QVALITÄT zu wißen werden. Nach dem Sie aber ins Churf. gemach getreten, würde der Churf. ihrem stande nach deroselben zu begegnen wißen. Dergleich würde auch bey der Churfürstin OBSERVIRet werden, wenn I. F. Gn. anders bey Ihr AUDIENTZ nehmen wolten. Lt. Fincke nahm es AD REFERENDUM an vnd weil I. F. Gn. ohne das INTENDIRTen Sich in den TERMINIS zu halten, wie die H. Marggraffen, alß welche fast in dergleichen EQVIPAGE gereiset wie Sie, so sind Sie mit des H. grafen vorschlag zu frieden geweßen, welcher darüber zum Churfürsten nach Schleißheim gefahren. I. F. Gn. aber AD INTERIM ferner weiters zu sehen, mit Seiner CAROZZE bedienen laßen. Also sahen Sie den Churf. Marstall. die Rennbahn. den garten. das Zeughauß. darinnen allerley Stücken, Schwedische. Chur Pfältzische. Frantzösische: Baden=Durlachische. Manßfeldische. Anhaltische. Braunschweigische. Englische. Holländische, Ein Mörser von Hertzogen Bernhardten hochseel. gedächtnüs. Oben auf sahen Sie ein anzahl der eroberten ESTANDARTen v. fahnen. Viele Cüraß. Musqueten, Carbiner, pistolen, Piquen v. dergleichen sachen mehr, so in ein1982 Zeughauß gehören. Des gewehrs wird viel zu Zell v. Suhl gemacht v. umb einen gewißen preiß anhero gelieffert. 1978 1979 1980 1981 1982
Ádám Forgách (1601–1681). Anton Egon (1656–1716), Felix Egon (1657–1686), Ferdinand Max Egon (1661–1696), Emanuel Franz Egon (1663–1688). Maria Franziska Gräfin Fürstenberg-Stühlingen (1638–1680), 1655 verm. mit Hermann Egon Graf Fürstenberg-Heiligenberg. B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch .
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In der Haubtkirche, alwo die Churf. begräbnüße sein, sahen I. F. Gn. Kaiser LUDOVICI des Bayern1983 Prächtig MAUSOLEUM von BRONZE, welches Churf. MAXIMIL. anhero TRANSFERIRen laßen. Denn die Kirche nit so alte ist, daß der Kaiser hier hätte können begraben werden. Ein bild stehet daran denn der eine arm kürtzer ist alß der andere, welches der König von Schweden erstmahls OBSERVIRT gehabt. Den 13.ten1984 IUNII sahen I. F. Gn. vormittags die Churf. GALLERIA oder itzige Schatzcammer, welche nicht alß nur mit sonderbahrer PERMISSION gewiesen wird. Dieselbe recht zu betrachten, würde mann etliche tage von nöthen haben. In der eyl ist folgendes von schätzbaren sachen OBSERVIRet worden. Die 7. bußpsalmen1985 in 2. büchern in FOLIO, bey einem ieden orth die EMPHASIS, oder die austrückung der geberden in MUSICALIschen noten verfaßet, wo andächtige worte im Text vorkommen. Etliche uhralte BREVIER oder gebetbücher in Pergament. Vnter andern Kaisers CAROLI CALVI1986 gebetbuch, so noch von CAROLI M. geschlecht v. im 9. Seculo regirt gehabt. Das gebetbuch hat Er selbsten COLLIGIRen v. nach den läufften seiner Zeit richten laßen, wie es die HISTORII giebt. Die buchstaben sind alt Griechischer arth, wie die PANDECTen von Florentz, davon obgemelt. Auch ist zusehen ein anderes buch in FOLIO darin ein thurnier gemalt v. von MAXIMIL. I. anno 1570. gehalten, unter andern reiten miteinander im Kopfstechen ein Graf von Wolckenstein vnd ein Schenck von Leinperg. ITEM sind zusehen viele Chinesische, viele alte Gothische, Griechische v. dergleichen geschriebene bücher. Es sind ein v. ander vnterschiedliche gemälde von den drey schlachten, so DARIUS v. ALEX. M. mit einander gehalten, die BATTAYLIen sind beiderseits wohl FORMIRT, mit so viel 1.000. reuther v. pferden. ITEM ist die Schlacht vor CANNAS, da die Römer mehr alß m/30. Römische Edelleuthe verlohren v. HANNIBAL das Römische Reich auf einmahl herunter richten können, wenn Er anstatt CAPUA vor Rom gangen wehre. Diese gemälde sind theils von Albrecht Dürer,1987 v. hochschätzbar. Kaiser RUDOLPHUS II.1988 hat sein Cammermahler alhie gehabt eins v. anders zu COPIRen, Er hat in die 8. tage mit mahlen zubracht, ist aber hernach DESPERAT davon gangen. Eß werden noch etliche Kopffriße aufm Papier gewiesen, welche Albrecht Dürer als Er ein Knab von 12. Jahren gewesen in der Schule entworffen: daraus mann albereit sein herrlich mahler=INGENIUM JUDICIRen können. Die HISTORI da mann Christum vom Creutz genommen, hat ein schmit künstlich gemalt. Das ist so zugangen, alß ein künstlicher mahler vor jahren in München gestorben, hielte ein Schmit umb die witwe ahn. Sie sagt aus VEXATION ja, 1983 1984 1985 1986 1987 1988
Ludwig IV. (1282/86–1347), der Bayer, seit 1314 römischer König, seit 1328 Kaiser. B: 12. B: Psalmen. Karl II. (823–877), der Kahle, seit 875 römischer Kaiser. Albrecht Dürer (1471–1528). Rudolf II. (1552–1612), seit 1576 Kaiser.
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wenn Er so ein kunstlicher mahler werden würde, wie ihr Mann, in guter Hoffnung QVITTIRT1989 Er den amboß, v. legt sich mit allem fleiß aufs mahlen. Machte obbemeltes stück in seinem ersten Lehrjahr, darauff [Er] die wittib ihr wort gehalten, v. Er ein sonder= bahrer Kunstmahler worden. ITEM siehet mann 2. große gemählde darin 4. Bilder der Apostel, welche die 4. COMPLEXIONen eines menschen PRESENTIRen, so von Albr. Dürer gemacht v. der Statt Nürnberg, alß seinen landsleuthen, PRESENTIRT worden. Dieselbe hat der vorige Churfürst zu COPIRen entliehen, maßen Er einen trefflichen COPISTen, nahmens Fischer gehabt, so die ORIGINALIen ubertroffen, welches Er auch in diesen gemählden erwiesen. Denn nach dem Sie copirt hat der Churf. dem Rhat zu Nürnberg ORIGINALe v. COPIen zugesand, daraus zu nehmen, was Er wolle. Der Rhat hat die COPIen genommen, vielleicht in meinung daß es die ORIGINAL gewesen, oder daß er dem Churf. GRATIFICIRen v. ihm dieselbe lieber laßen wollen. Das beste so Albr. Dürer iemahls gemahlt, ist ein stück so der vorige Churf. von den PATRIBUS FRANCISCANIS oder DOMINICANIS zu Franckfurt bekommen. Außer dißen v. noch andern gemälden Albr. Dürers ist deren noch eine QVANTITÄT von Ital. v. andern Teutschen mahlern, als LUCAS CRANACHen,1990 TITIANO,1991 RUBENS1992 p. von Köpffen, blumen, HISTORIen: v. in sonderheit etliche von todten rdo.1993 aaßen, darauf Sich ein Mahler einig v. allein befleißen, denn Er zu seiner Zeit dergleichen Sachen im Kriegswesen genugsam OBSERVIRet v. nichts anders als dieselbe zu mahlen vorgenommen hatte. Zwo LUCRETIen sind auch zu sehen, eine von einem berümbten Italianer1994 die andre von einem Teutschen mahler, daß der Teutsche den Preiß gezogen, wie die dabey stehende VERSE zu verstehen geben: daraus zu JUDICIRen, daß das eine Albrecht Dürer die andre RAPHAEL URBINO1995 gemahlt habe, vielleicht sinds diese beiden stücke ORIGINALIA gewese, wo die VERSE von reden: PENICILLO GERMANICO GERMANIS RERUM DOMINIS, CUM PROVITALITEM ARMATA NOLLET ROMA MOVERE MANU: PÆSTORUM TOTAS DUCE SUB RAPHAELE COHORTES CONTURIAS POST HÆC PRÆLIA PIETA DEDIT. DERISIT FACILEM DURERUS TEUTO PALÆSTRAM EADEM DEXTER IN ARMAVERIT: IAM DUPLEX GERMANUS HONOR, NAM NOMEN ARCHILLIS 1989 1990 1991 1992 1993 1994 1995
B: Seitenumbruch . Lucas Cranach d.Ä. (1472–1553). Tizian (gest. 1576). Peter Paul Rubens (1577–1640). Reverendo, vgl. Anm. 563. B: Seitenumbruch . Raffael (da Urbino) (1483–1520).
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CUM PUGNAT, QVANDO PINGIT, APOLLIS HABET: ROMANUS BIS VICTA EST, DUM QVONDAM IN TEUTONIS CHÆSTAM NUNC IN DURERI PENICULUM INCUBUIT.
Nach den Mahlereyen ward I. F. Gn. ein anzahl Perlen so in der größe als die ORIENTALIsche sein können, auch andre kleinere gewiesen, dieselbe sind theils zeitig, theils halbzeitig gewesen. Diß ist der mangel daß auch die besten v. zeitigsten nur weiß bleich bleiben v. nit recht Perlfarb werden. Sonsten wurden sie in QVANTITÄT v. QVALITÄT den ORIENTALIschen gleich zu achten stehen. Sie werden [Sie] an 22. orthen des Churfürstenthumbs Bayern v. einestheils in der obern Pfaltz, lincker Hand vber Paßau, naher Böhmen zu, gefischet. In der Iltze1996 bey Paßau werden dergleichen gefunden, deren der verstorbene Ertzhertzog LEOPOLD WILHELM1997 viel gesamlet.1998 ITEM ward I. F. Gn. auch allerley alte güldene Ringe, darinnen schlaguhren geweßen, zusehen vorgelegt. Vnter andern Kaisers FRIDERICI BARBAROSSA Petschafft. ITEM ein Ring von gold mit einem erhabenen thurm v. Hebreischen buchstaben. Darauff ward ihro gewiesen allerley Christalwerck v. becher von Helffenbei, so theils der vorige, theils der itzige Churf. mit eigener Hand künstlich gedrechselt. Auch wahren zusehen von silber gegoßene bilder vom vorigen Churfürsten,1999 denn er dieselbe kunst auch verstanden. Ein herrlich netgeschriebenes betbuch, als es immer gedruckt werden kan, von des vorigen Churfürsten eigener Hand geschrieben im 19.ten Jahr seines alters, so Er Sr. Fr. Mutter RENATA Hertzogin von Lottringen2000 PRESENTIRT. Seine erste gemahlin war auch von Lottringen, nahmes Elisabeth,2001 mit deren er eine unfruchtbare ehe beseßen. Diese brachte der Frantzösischen v. Lottringschen Nation das bürgerrecht in gantz Bayern zu wege, welches Sie noch auf den heutigen tag frey v. vmbsonst genießen, beneben noch vielen andern gerechtigkeiten, so dem land schädlich v. nachtheilig ist wegen der bürgerlichen beschwerden, davon die frembde EXEMPEL sein. Dahero zu sehen, wie nützlich einem lande seye, frembde Heurathen dahinein zu stifften. Von güldenen MEDAILLEN v. MEDAILLONS, der alten heidnischen Kaiser, wie auch der heutigen Christ. POTENTATen sind mehr als etliche 1.000. stücke in einem Helffenbeinen Kästlein, so2002 von großer Kunst wegen der schönen kleinen v. netten FIGURen gewesen.
1996 1997 1998 1999 2000 2001 2002
Ilz. Leopold Wilhelm, vgl. Anm. 848. B: Seitenumbruch . Maximilian I., vgl. Anm. 1954. Renata von Lothringen (1544–1604), verm. mit Herzog Wilhelm V. von Bayern. Elisabeth Renata von Lothringen (1574–1635), 1595 verm. mit Herzog Maximilian I. B: Seitenumbruch .
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Vnterschiedliche bücher darinnen der CATALOGUS dieser müntzen, auf den schlag alß wie die bücher Ihrer Dh. Unsers gnst. Herrn sein, sauber geschrieben in vnterschiedlichen TOMIS. ITEM etliche andre geschriebene TOMI, darin eben derselben Müntzen EXPLICATION weitläufftig angefangen gewesen, welches buch wol MERITIRTe gedruckt zu sein. Unterschiedliche Uhralte altar v. andere RARE tucher mit großen Perlen gestickt. Deren etliche mit uhralten Griechischen Buchstaben von Perlen zusehen, daraus mann ihr alterthumb erkennet. Auch etliche schöne Holtzschnitt in buchsbaum. Alß Adam v. Eva von Albrecht Dürers Hand, so diese Kunst neben dem Mahlen v. gießen auch verstanden v. alle dreyen seiner PROFESSIONen vnterschiedliche Kunststücke alhie sind. Etliche schöne gegoßene FIGURen in Taffeln von clarem gold, auch etliche alte trinckgeschirr v. bücher von clarem gold, von rarem Horn, v. andern vnerkandten materien. Ein trinckbecher, löffel, gabel v. meßer von gold, Königs SIGISMUNDI2003 in Pohlen, so Er selber gemacht, mit MOSCOWITIschen buchstaben herumb. Allerhand Pater noster körner von Bezoar, Ambra v. andern raren steinen. Von den raren ingelegten Tischen, worauff diese sachen gestanden wird nichts gedacht, wie auch von der kleinen grotte, so vorm gemach angehenckt gewest v. durch schraubwercke SUBTIL waßer von sich gegeben. Diese v. noch mehrer Sachen sahen I. F. Gn. vormittag. Alle diese oberzehlte Kunststücke wahren zu Zeiten des Schwedischen Kriegs alle2004 nach Werffen,2005 einer Saltzburgischen Festung, geflohet. Ein gemählde ist drunter, so die Schweden weggeführt hatten; Solches aber Gustav Horn,2006 alß Er gefangen geweßen, wieder herbey bringen müßen, hat er anders loß sein wollen. Nachmittag vmb 2. Uhr hatte I. F. Gn. die DETERMINIRTe Stunde zur Churfüst. AUDIENTZ nach Schleißheim. H. graff von Fürstenberg ließ I. F. Gn. mit seiner CAROZZE von 6. pferden v. laqvaien alda hin bedienen, wie zuvor abgeredt worden v. I. F. Gn. die AUDIENTZA auf die weiß, wie die H. Marggraffen, nehmen wollen. Alß mann in 2 ½. Stunden nach Schleißheim kommen, wahren Churf. Dh. eben von der taffel auffgestanden v. die Churf. Hoff=CAVALLIERE meist im Vorgemach. Durch welche I. F. Gn. INCOGNITO biß in die ANTICAMERA PASSIRT, alwo mann also bald nach dem Obrist Cammerh., so ein H. von Heßlang2007 v. über 70. jahr ist, gefraget. Er war eben beym Churf. im CABINET, kam aber den MOMENT heraus. I. F. Gn. wurden von demselben also balden vor den Churfürsten geführt, in Erinnerung, daß es der frembde graff seye, so heuthe 2003 2004 2005 2006 2007
Nicht eindeutig. B: Seitenumbruch . Werfen. Gustaf Karlsson Horn (1592–1657), schwedischer Feldherr, 1634 bei Nördlingen in Gefangenschaft geraten, Entlassung erst 1642. Georg Christoph Freiherr von Haslang (1602–1684), Diplomat, Oberstkämmerer, Geheimer Ratsdirektor.
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durch den von Fürstenberg angemeldet worden. Der Churf. gieng I. F. Gn. bey dero ENTRÉE flugs entgegen, behält auch den Hut in der Hand v. blieb die gantze Zeit über stehend. Er fragte I. F. Gn. auch von2008 dero GUSTO, so Sie in Italien vornehmlich aber an dem SAVOYschen Hoff gehabt. I. F. Gn. uberbrachte den gruß von dem H. Schwager dem Hertzog von SAVOYen v. gaben gebührende antwort. Auff die letzte baten Sie Ihren hochgeehrten H. Vater Ihrenwegen zu grüßen v. Sie solten sich jeder Zeit seiner bestendigen treuen AFFECTION versichert halten. Wie nun I. F. Gn. vom Churfürsten aus Seinem gemach heraus kommen, wurden Sie von der Churfürstin Obrist Hofmeistern H. grafen von PORCIA2009 ebenmäßig v. in CONTINENTI vorgeführet. Sie empfing I. F. Gn. mitten im gemach, v. fingen gleich auff Francoisch Sie anzureden, massen [denn auch] die gantze ansprach, so nur ½. viertel stunde wehrte und nur in Curialien bestand in Francoischer sprache geschahe. Weil auch die Chur Princeßin,2010 so ein Fräulein von 5. Jahren, eben gleich zugegen; nahm I. F. Gn. [auch] gelegenheit dieselbe auch zu grüßen. Bey dem abschied gieng die Churfürstin bald biß vor die thür mit, v. wurden hernach von dem H. grafen PORCIA wieder angenommen. Der H. von Heßlang v. der graff von PORCIA gaben I. F. Gn. das geleit biß an die Stiege. Im fortgehen machte ein Junger Graff von Wolffegg2011 I. F. Gn. REVERENTZ deßen H. Vater Chur Bayer. Statthalter zu Amberg in der Oberpfaltz v. aus dem geschlecht der graffen Truchseßen:2012 Seine Fr. Mutter aber eine gräffin von Hohenlohe Waldburg2013 v. Evangelisch gestorben, gewesen: Alß der von Heßlang v. PORCIA I. F. Gn. QUITTIRTen, PRESENTIRTe sich der H. Obrist Stallmeister H. Graff von Tättenbach2014 I. F. Gn. zu dienen, führte dieselbe, die vom gestütt hieher geführte Zucht=pferdte v. vohlen zu zeigen, wie auch die Schweitzerey; nach derselben das Käßgewölb, alwo mann große Käse nach der Parmesanischen arth machet v. in dergleichen Preiß verkauffet.2015 Der H. Graff ließe I. F. Gn. ein solchen großen v. 2. andere mittelmäßige Käß zur rarität PRÆSENTIRen. Deren der gröste seithero biß nach Nürnberg ankommen v. von 30. oder 40. lb. ist. Nach diesem allem nahm der H. graff abschied. I. F. Gn. aber kehrten zurück nach München. EN PASSANT sahen Sie
2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015
B: Seitenumbruch . Maximilian Graf Portia (Porcia) (gest. 1679), Oberhofmeister der Kurfüstin. Maria Anna (1660–1690), Kurprinzessin. Maximilian Franz Eusebius von Waldburg-Wolfegg (1641–1681), Graf von Waldburg-Wolfegg. Maximilian Willibald von Waldburg-Wolfegg (1604–1667), Erbtruchsess, Graf WaldburgWolfegg, kaiserlicher Generalfeldmarschall, kurbayerischer Statthalter der Oberpfalz. Magdalena Juliana von Hohenlohe-Waldenburg (1619–1645), verm. Maximilian Willibald von Waldburg-Wolfegg. Gottfried Wilhelm von Tattenbach-Rheinstein (1633–1687), Graf Tattenbach, Oberstallmeister, Oberlandjägermeister. B: Seitenumbruch .
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außerhalb der Statt v. nechst dem Churf. garten das neuerbaute Chiestro2016 oder Reithaus. Alda hieng eine ordnung wie mann Sich im Kopffrennen halten solle, solche lauth von wort zu wort: 1. Werden drey Köpffe aufgesteckt, dazu soll erstens Kopffreithens gebrauch nach gerennt. Der erste mit der lantzen von oben herab gesenckt, denn es von vnten herauff nit gültig vnd die lantze gleich anfangs vom CAVALLIER über die Hand genommen, nit weniger dieselbe in der LEVATA alzeit gesenckt geführt werden v. soll ein jeder seine CARRIERE mit verhengtem Zügel v. gar nit in einem GALOPP verrichten. Auf den andern Kopff soll mit der Pistolen geschoßen, dieselbe über die Hand außgezogen v. also wieder eingesteckt werden. 2. Da aber die Pistol gar nit [gespant] gelöst oder der Hahn uberzogen würde, ist derselbe ritt mit der Pistolen verlohren. Es wehre denn, daß Er die andere Pistol so geschwind ziehen v. auf den Kopff schießen könte, so ist ihme der Ritt gültig. Ingleichem da ein oder ander (außer werckene mit Spaget2017 oder bindgarn überwunden v. zu diesem Kopfreithen zuläßige Kugeln) alß wenn bley, schrott oder andere Sachen eingeladen vnd einige vortheiligkeit, alß mit gezogenen Pistolen v. andere2018 brauchen würde, ist der ritt völlig verlohren. 3. Der dritte Kopf soll mit dem Degen der über die Hand ausgezogen werden muß, genommen werden, im wiedrigen der gantze ritt verlohren ist. 4. Wie die CAVALLIERI in diensten oder ihnen das loß giebt, sollen Sie nach einander reithen v. soll kein CAVALLIER ehend reithen, alß ihn der Meister DI CAMPO auff die bahn führet. Die andern aber an den ihn bestimbten orth, hinterhalten, v. sich keiner, außer wenn die treffen so er machen wird, den H. Richtern PRESENTIRT, beim Richterstul aufhalten. So soll auch ein ieder CAVALLIER sich einer lantze gebrauchen, daß keine über 10. oder vnter 9 ½. schuh lang sey. 5. Sollen drey ritt v. in einem ieden 3. CARRIER geschehen v. die VOLTA allzeit im GALOP, ohne PARADe; dafern aber das pferd in Trab felt, ist der gantze ritt verlohren. 6. Kein CAVALLIER soll vnter wehrendem reithen kein gewehr hinweg werffen oder legen, wie das nahmen haben mag. Sonderlich die lantze so alle Zeit von seinem diener oder jemand anderm genommen werden, sondern soll ehend mehr als eine VOLTE machen. 7. Wenn ein oder ander CAVALLIER, es seye im Anspringen, CARRIERA oder VOLTA etwas am leibes oder Roß=gezier auch gewehr, huth, Sporn, biegel, scheide &c. vnd was es immer sein möge verliehret, ist gleichfalls der gantze ritt verlohren. 2016 2017 2018
Chiostro – Kreuzgang. Bindfaden. B: Seitenumbruch .
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8. So ist nit zugelaßen vnter dem Ritt ein ander pferd zu2019 nehmen, als mit dem er erstens angefangen, es seye denn das pferd wißentlich oder nach erkäntnüß der H. Richter, Ihme aus erheblichen ursachen ein anders zugelaßen, im wiedrigen ist der Ritt verlohren. 11. Wenn einer den stock mit der lantze oder Degen übern haufen rent, ist der völlige ritt verlohren. 12. Wenn einer den Kopff mit der lantze hinweg nimpt, v. der stock umbfält, gilt der ritt, wie er trifft. ITEM wenn er den Kopff mit dem Degen nimpt, im aufgehen der Kopf vom Degen felt v. denselben wiederumb mit dem Degen in die Höhe fängt, gilt das letztere v. nit das erste treffen. 13. So einer ein oder mehr treffen macht, soll er selbige dem Richter selbst PRESENTIRen v. seinen Kopff von der lantze oder Degen laßen, bey verlust selbigen treffen. 14. Zu wißen daß die Köpff gezeichnet, der mit der lantze das Zeichen im Zirckel trifft ob auch andre die Stirn oberhalb der mitte des augapffels treffen v. drey haben, bleibt doch demselben das PRÆ vnd hat mit keinem alß allein der auch im Zirckel trifft, mit zureithen oder deswegen zu stehen. 15. Der den Kopff mit der lantze von dem halben augapffel biß vntern letzten2020 trifft, hat zwey: v. von dannen biß zum ende des Halßes Einß. Dergleichen meinung hat es mit dem Kopff, mit der Pistolen, wie obstehet. 16. Welcher den Kopff mit dem Degen vnterhalb der obern leffzen trifft, hat drey, doch der jenige so das Circel2021 verfehlt, allermaßen deßwegen beim ersten Kopff anregung geschehen. Vom vntern leffzen biß mitten in die augen hinauff hat zwey: vnd von dannen biß oben hinauff Eins. 17. Welcher in den drey Ritten mit vnterlauf oder sonst durch erhebliche Uhrsach verhindert würde, soll ihm bey erkentnüs der H. Richter ein oder ander zu thun, zugelaßen werden. 18. So sich auch zutrüge, daß ein oder mehr CAVALLIERI im treffen gleich würden, soll ihnen noch ein Ritt, mehr aber nit zugelaßen werden. 19. Die übrige v. alle andere zweiffelhafftige v. in dergleichen Kopffreithen sich ereignende Puncte, so unmöglich alle zu beschreiben, sollen zu erkentnüß v. DISCRETION der H. Richter gestellt sein. 20. So sich einige über ein oder anders: sonderlich über die H. Richter OPPONIRen oder wieder ihr JUDICIUM schmähen würden, soll Selbigen nach erkentnüß der H. Richter eine Straff aufferlegt v. nach dero belieben damit DISPONIRet werden. 21. Wenn aber die H. CAVALLIERI von einem oder andern etwas fehliges sehen thäten, so die H. Richter nit etwan OBSERVIRet hätten oder könten, sollen 2019 2020 2021
B: Seitenumbruch . Lesung unsicher, unklar. B: Seitenumbruch .
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Sie es ohne RESPECT alsobalden bey gemelten H. Richtern anzeigen oder deren gar still schweigen. Den 14.ten IUNII ließen Sich I. F. Gn. bey Hertzog MAXIMILIAN in Bayern,2022 welchen Sie zu PARIS nit gesprochen anmelden. Deßen Obrist Hofm. H. Graff Fugger2023 hatte ORDRE I. F. Gn. mit seines H. TRAIN abzuholen. I. F. Gn. schlugen solches ab, mit vermelden, daß Sie des H. Grafen von Fürstenberg TRAIN weil Sie INCOGNITO wehren, Sich2024 bißhero bedient, v. mit derselben auch zu Schleußheim gewesen. I. F. Gn. wurden vom H. graffen Fugger bey aussteigung aus der CAROZZE empfangen. Hertzog MAXIMILIAN empfinge Sie bey der thür, PRESENTIRTe ihr mit eigener Hand den obern Stuel, darauf nieder geseßen v. bedeckt. Der anfang der DISCURSen war von beiderseits reise v. deren erfolg. Darauf nahmen I. F. Gn. Ursach ihme zu der MARIAGE zu GRATULIRen v. zu EXCUSIRen, daß solches zu PARIS nit geschehen können. Maßen I. F. Gn. alda glaubwürdig berichtet worden, daß Se. Ld. dazumahl keine visite geben noch nehmen wollen. Sie fragten im übrigen von den NOUVELLEN Mr. DE TOURENNE;2025 wann der abschied zu PARIS vorgenommen worden p. Nachdem I. F. Gn. nun auch abschied vom Hertzog MAXIMILIAN genommen, wurden Sie durch eben den H. grafen Fugger vor des Hertzogen Fr. gemahlin2026 geführet. Dieselbe PRESENTIRTe Sich mit 4. oder 5. dero Frantzöß. DAMEN, darunter die Hoffmeisterin eine gräfin gewesen, bald aber wieder nach Franckreich zu reisen gemeinet war. I. F. Gn. GRATULIRTen deroselben ingleichem zu dero MARIAGE, v. BENEVENTIRTen Sie in Teutschland. Fragten ob Sie von ihren H. Brüdern dem Hertzog von BOUILLON2027 v. von Mr. DE TURENNE, neulicher Zeit NOUVELLEN gehabt, v. wie es in Franckreich itzo stünde. Wie Sie des landes hie gewohnen konte. So sie mit wenigem beantwortet. Sie scheinet wieder der Frantzösen natur von wenig worten, still v. eingezogen. Es war dazumahl die 3.te oder 4.te woche ihrer ankunfft, mitler Zeit Sie albereit übel zu paß gewesen. Der Churf. v. Churfin. sollen ihnen nur ein klein Stück weges entgegen gefahren sein: mann hat ihnen das PALATIUM Hertzog2028 Albrechts2029 zu bewohnen eingegeben. Die Uhrsache dieser Frantzöß. Heirath, soll PAR DEPIT dem Kaiser geschehen sein, weil mann wegen der Ehepacten mit Einer fräulein von TYROL nit zu recht kommen können, mit welcher mann zu viel begehret. Es 2022 2023 2024 2025 2026 2027 2028 2029
Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 812. Bonaventura Fugger (1619–1693), Graf Fugger, Herr zu Schmiechen, Grönenbach und Kirchheim, kurbayerischer Kammerherr, Obristhofmeister. B: Seitenumbruch . Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 296. Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 813. Godefroy Maurice de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 324. B: Seitenumbruch . Albrecht VI. (1584–1666), Herzog von Leuchtenberg.
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soll der Bischoff von Straßburg2030 diese Heiraths ALLIANCE mit Franckreich vorgeschlagen haben, wiewohl dieselbe nach ableiben Mr. DE TURENNE dem Hauße Bayern wenig oder nichts vortragen wird, denn ohne Mr. TOURENNE das Hauß BOUILLON beim König in keiner großen CONSIDERATION ist. Der König soll Sie meist DOTIRT, aber Mr. DE TURENNE das MARIAGE gelt vnter seinem Nahmen geschloßen haben, deßen soll über m/100. Rthlr. gewesen sein. Eß war viel DICENTAS unter dem frauenzimmer zu PARIS von diesen MARIAGE, wie I. F. Gn. wohl wißen. Deswegen auch die Ertzhertzogin zu Insprug von I. F. Gn. viel zuerfahren begehrt. Sie aber nur GENERALITER geantwortet. Auch sagte mann I. F. Gn. vor gewiß, es hätte der Churfürst v. Churfürstin [in Bayern] kein Vergnügen gehabt, daß Sich Hertzog MAXIMILIAN ein mahl vermählen sollen, weil 2. Churfürst. Printzen vorhanden. Ihn habe aber der Bischoff von Straßburg deswegen drauf gebracht, damit [Er] ihn Fürstenberg, wenn Er Hertzog MAXIMILIAN im verheurathen sehe, [mit] dermahl eins desto leichter zu der Chur DIGNITÄT zu Cölln gezogen werden [möchte] könne, als wo Er der Bischoff ein sonderlich [aug] absehens auff hat, vnd Franckreich alle mögliche mittel anwenden wird, ihn auff erledigten fall, dazu zu bringen, wiewohl Er wenig gunst beym CAPITUL finden wird. Sonst ist Hertzog MAXIMILIAN ein APPENAGIRTer H., v. hat außer der Landgraffschafft Leuchtenberg, so ihm Sein H.2031 Vater DEPUTIRT, nichts anders, alß was ihm der Churfürst PAR FAVEUR zueignet. Alß H. Graff Fugger I. F. Gn. das Hauß v. vnter andern oben in der Höhe die HORTOS PENSILER gezeiget: DISCURRIRTe Er: es seye der Churfürst von Cölln2032 vor etlichen Jahren in Niederland, reißens wegen gewesen: Ihme habe der Spanische GUBERNATOR zu Brüßell DON CASTEL RODERIGO,2033 bey seiner anwesenheit eine schlechte RECEPTION gemacht, so den Churfürsten verdroßen, so gar, daß mann daßelbige RESSENTIMENT an den Spanischen Hoff gelangen lassen. Dem GUBERNATOR sey ein verweiß, dem Churfürsten aber ein EXCUSE zu geschrieben worden. Alß nun ietziger Zeit, sein H. Hertzog MAXIMILIAN etliche wochen zu Brüßell, biß die PASSAGE nach Franckreich sicher gewesen v. Er PASSEPORT erhalten, still liegen müßen, habe DON CASTEL RODERIGO die mit dem Churfürsten eingelegte FAUTE ersetzen v. seinem H. keine ruhe laßen wollen, biß Er sich nach Hoff begeben: alwo Er die gantze Zeit über SPLENDISSIME TRACTIRT worden, vnangesehen dem GUBERNATOR unverborgen gewesen, daß Er in Franckreich umb heirath gienge.
2030 2031 2032 2033
Franz Egon Graf von Fürstenberg (1626–1682), seit 1663 Bischof von Straßburg. B: Seitenumbruch . Maximilian Heinrich (1621–1688), Herzog von Bayern, seit 1650 Erzbischof und Kurfürst von Köln. Francisco de Moura Cortereal y Melo (1610–1675), Marqués de Castel Rodrigo, 1664–1668 Statthalter der spanischen Niederlande.
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I. F. Gn. wurden nach besehung des PALATII von H. Graff Fuggern biß an die vnterste Stiege v. biß zu auffsteigung in die CAROZZE, von einem Edelmann aber biß an die Porte des PALATII CONDUIRet. Das PALATIUM ligt mitten vnter 5. oder 6. Clöstern. Maßen I. F. Gn. von hier zun JESUITen fuhren, das herrliche gebäu zu sehen. Daßelbe hat Hertzog Wilhelm2034 angefangen v. der H. Sohn Churfürst MAXIMILIAN,2035 so auch in der Kirche2036 begraben ligt, vollendet. Die BIBLIOTHEC ist herrlich. Der verstorbene Obrist Hoffmeister H. Graff Kurtz2037 hat seine BIBLIOTHEC herein vermacht, darunter uber 1.000. herrliche frembde v. rare Politische Staats-bücher, deren uns die JESUITen etliche gewiesen, zu befinden. Sie haben auch etliche gar große GLOBOS in der BIBLIOTHEC v. zeigen ein täfflein, so der vorige Churfürst mit eigener Hand seine CALLIGRAPHIAM darauß zu wißen, geschrieben. Von der JESUITen COLLEGIO gehet ein verdeckter gang in die RESIDENTZ. Das AUGUSTINer closter ist nah hier bey, v. nechst dem COLLEGIO das schönste gebäu. Von der RESIDENTZ sagt mann, daß Sie diese mängel an der ARCHITECTUR habe. 1. habe Sie keine rechte FACCIATA. 2. müste Sie Einen breitheren Platz oder räumlichen vorhoff haben, wenn mann aus der Statt hinein fuhre, da sich auch die CAROZZEN RESTIRen könten. Sie ist gleichsam in die Zeill Häuser von beiden seithen eingeschloßen. 3. Sey es inwendig an vielen orthen keine rechte SYMMETRIA wegen der angehengten alten Stockwercke, so vor diesem gestanden, v. die mann mit dem neuen gebäu vnzierlich vermischet. 4. sey der Zierath [vnd] an den thüren in den gemächern da das wenigste von MARMOR, das meiste von STUCATOR arbeith auf MARMEL-steine arth, so aber nit in die länge dauern, sondern unscheinlich vnd brüchig werden werden. Von dem vorigen Churfürsten wurde REFERIRT, daß Er ein PERFECTer Künstler, Kriegß- vnd Staats- auch bau= vnd Hauß-mann gewesen. Habe seine INTRADen wohl machen vnd zu nutzen bringen können, vom getreid, bier= v. vorwercken ohne die Ständige land INTRADen. Er habe viele löbliche Cammerordnungen im land gemacht. Die JUSTITZ wohl2038 CONSERVIRT. Sachen die Er zur lust gehabt, dergestalt angestelt, daß Er auch nutzen davon haben können, wie zu Schleußheim an der Schweitzerey zu sehen. Bey wehrendem Krieg ist selten ein Reuter lang DISMUNDIRT geblieben, denn allzeit ein anzahl pferde, sättel v. gewehr hin v. her im lande in vorrath gewesen. Zur ARTILLERIE v. fuhr wolten sich die Vnterthanen wegen der gefahr v. großen mühe nit gern versehen, daher machet Er eine ordnung, daß die leuthe, so sich wieder das Sechste gebot versündiget, nach PROPORTION des verbrechens 3. oder 4. Jahr ARTILLERIE Knecht sein müßen. Wenn deren Zeit vorbey, wahren albereit andere Sie abzulösen. 2034 2035 2036 2037 2038
Wilhelm V. (1548–1626), Herzog von Bayern. Maximilian I., vgl. Anm. 1954. B: Seitenumbruch . Philipp Kurtz von Senftenau (gest. 1662), Graf von Senftenau und Toblach, Obristhofmeister. B: Seitenumbruch .
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Er hatte 2. Brüder Hertzog Albrecht2039 v. Hertzog FERDINAND.2040 Von dem Ersten POSTERIRen der Churf. zu Cölln2041 v. der Bischoff von Freisingen.2042 Der andere hat sich niemahls rechtmäßiger weise [vermehlet] oder mit einer seines gleichen Standes Person vermehlet. Von demselben kommen her die grafen von wartenberg, darunter der vorige Bischoff von Regenspurg Frantz Wilhelm,2043 ein eifriger Papist gewesen, welche Kinder er doch LEGITIMIRen laßen. Nachdem I. F. Gn. nun alles gesehen, haben Sie im vorbey fahren Sich gegen den von Fürstenberg gndst. bedanckt. Der ihro noch im wirtshauß gegen II. Uhr in der nacht aufgewartet v. abschied genommen. Der Churfürst hat im wirthshauße bezahlen laßen. Es sollen ohnlengst beide jungen Hertzogen von Sachßen-Halle2044 alhie COGNITO geweßen sein, die mann nit nach Hoff LOGIRT, sondern im gesandten=hauß TRACTIRT gehabt. Den 15.ten IUNII PASSIRTen wir auff 3. m. durch einen feinen marckt, genant Bruck.2045 Mammersdorf2046 1. m. alwo wir mittag machten. Von weitem sahe mann vor sich beide Bayerische örter Kain v. lauffen.2047 So auch im vorigen Kriegswesen ihr theil anstöße gehabt. Der Schauer hatte hierumb auf viel meil weges großen Schaden gethan v. das getreide alles erschlagen. Nachmittag durch viele dorffer kommen. Ein meil außerhalb Augspurg auf der rechten Hand das Stätlein Friedberg liegen laßen, wo vor diesem kein andere leuthe, alß lauther Uhrmacher gewohnt. ¼. meil vor Augspurg jenseit an der Brücken, ist ein schön Bayerisch Hauß, mag wohl ein Zoll oder auffseher Hauß sein, alwo vorbey uber eine feine Brücke den Lech PASSIRT, wo nun mehr der Statt Augspurg JURISDICTION anfängt. Hier sahen wir auf halbem weg der Statt ein blochhauß v. vnterschiedliche CANAL, so wegen der waßerkunst in die Statt geleitet werden. Von München biß Augspurg sind 9. kleine meil oder eine kleine Tagreise. Zwischen beiden Stätten gehet alle woche ein fahrender Botte. DITO den Rest des 15. vnd folgenden gantzen 16.ten JUNII brachten I. F. Gn. zu mit ihrer COMMODITÄT die Statt Augspurg zu besehen, so die Erste Evangelische Statt gewesen, darinnen Sie sich in jahr vnd tage befunden. Alhie haben I. F. Gn. OBSERVIRT das Rathauß, deßen beschreibung Sie in Druck mitgenom-
2039 2040 2041 2042 2043 2044 2045 2046 2047
Albrecht VI., vgl. Anm. 2029. Ferdinand (1577–1650), Herzog von Bayern, Erzbischof und Kurfürst von Köln. Maximilian Heinrich, vgl. Anm. 2032. Albrecht Sigismund von Wittelsbach (1623–1685), Bischof von Regensburg und Freising. Franz Wilhelm Reichsgraf von Wartenberg (1593–1661), Kardinal, seit 1649 Bischof von Regensburg. Wahrscheinlich Johann Adolf I. (1649–1697) und August (1650–1674), Prinzen von SachsenWeißenfels, B: Seitenumbruch . Fürstenfeldbruck. Mammendorf. Beide Orte nicht identifiziert.
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men.2048 Vnter andern wurden ihr die gemächer2049 nach ein ander gewießen, Wie Sie von denen Churfürsten aufm wahltag FERDIN. IV.2050 OCCUPIRT geweßen. Sie sahen unter andern eine INVENTION von einem offen vnterm boden, darauff mann gehet, so durch ein gewölb geheitzt wird vnd die wärme durch ein gegitter so auffm boden liegt, herauff steiget. Dadurch mann nit vonnöthen hat, ein offen im gemach zu haben. Die künstliche gemählde sind alle in der getruckten RELATION zu finden. ITEM sahen I. F. Gn. das Zeughauß, darinnen ist noch eine ansehentliche QVANTITÄT von allerley stücken, hand=gewehr v. MUNITION vorhanden. Der Zeugwärter wahren zween von beiden RELIGIONen. Denn zu Augspurg so wol im Rhat, alß auch den ämptern seither des INSTRUMENTI PACIS die PARITÄT gehalten wird. Beim Einlaß sind 4. vnterschiedliche Personen, deren iede ihre besondere schlüßel hat, alle die thüren Brücken v. gegatter hangen im gewicht v. haben verdeckte Schlößer, welche durchs gewicht auf vnd zu fallen. Wer hinein will wird von der ersten schiltwache, so an der CONTRE SCARPA ist, angenommen v. biß an wallgraben begleitet, darauff öffnet mann die erste porte SECRETA zu der brücke, uber den graben. Selbe wird erst wieder zu gemacht, darauff öffnet sich ein eisern gegatter. Darauff die Zug= oder fallbrücke. Drauff ein groß thor. Darauff das andre thor. Diß ist das erste in der Statt. Alhie ist der hinein gelaßene Reuter oder zu fuß so lang versperrt, biß mann ihn EXAMINIRT. Vnd Er2051 sein wirthshauß, wo er LOGIRen will anzeigt, auch das einlaßgeld von ihm erhoben worden. Darauff wird das letzte thor in die Statt aufgemacht. Jährlich gehen in die 1.800. Persohnen aus v. ein. Hinein wird bey nacht jeder gelaßen. Hinauß niemand, alß mit vorwißen des H. Stattpflegers. Zu Pestzeiten wird mann, laut ordnung, alhie gefragt, v. nach befindung wieder zu rücke gewiesen. Die Person zahlt 6. Kr. das pferd aber 12. Kr. Das gelt wird mit einem säcklein in die höhe gezogen. Trägt jährlich in die 4.000. fl. wie die Einwohner berichten. Scheint aber daß Sie die rechte warheit nit sagen v. daß es mehr sey. I. F. Gn. haben auch die waßerkunst, so vielleicht AD IMITATIONEM deren zu GENUA gemacht ist. Wo das waßer uber die berge geführet v. hernach oben in die Häuser, weil Sie berg unter v. im thal liegen, vertheilet wird. Das waßer kompt aus den CANALen in die Statt Augspurg. Die Pompen so daßelbe uber 2048
2049 2050 2051
Vermutlich: Matthäus Sendel, Curia Augustanae Reipublicae, Das ist: Außführliche Beschreibund Außlegung Aller Kunstreichen Gemähl/Stück und Taflen/ welche in dem Anno 1620. Newerbawten hochansehnlichen Rath-Hauß der weitberühmten Kayserlichen Reichs-Statt Augsburg zu sehen [...] Augsburg: Schmid 1664. In der Forschungsbibliothek Gotha ist kein Exemplar nachgewiesen. B: Seitenumbruch . Ferdinand IV. (1633–1654), seit 1653 römischer König. B: Seitenumbruch .
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sich treiben, werden durch räder vom waßer getrieben. Oben in der höhe ist der Keßell. Aus demselben die abtheilung in die Häuser. Allemahl ein neben röhr, damit wenn das waßer etwa zu viel in Keßel kohme, daß daßelbe wieder ablauffe, v. das gebäu nit verderbe. Der waßerleitungen v. pompen sind vnterschiedliche. Mann wiese einen Hirschen v. wildschwein im gemählt, so alle beide lebendig durch den CANAL winters Zeit anhero kommen v. dem Brunnenmeister verfallen geweßen. Mann zeiget noch ein Kambrath2052 auf die alte MANIR, da der wallbaum 4. Zacken gehabt, wenn deren einer zerbrochen geweßen, konte Er leicht REPARIRet werden v. das gantze werck in ESSE bleiben. Itzo aber da ein rad das andere treibt, kan solches nit so bald, auch nit mit so wenig SPEESen REPARIRet werden.2053 Wiewohl die neue INVENTION da ein quer rad zwischen zweyen andern kleinen liegt v. von denselben umbgetrieben wird viel leichter gehet v. länger wehret. ITEM sahen I. F. Gn. bey einem meister unterschiedliche Tische v. THRESORen von eingelegter arbeit. Ein Thresor ÆSTIMIRT vmb 400. Rthlr. Bey einem andern meister hatten Sie hiebevor allerhand PERSPECTIVen, große TUBOS v. MICROSCOPIA gesehen, besuchten denselben ietzo wieder, so [I. F. Gn.] ihro abermahls von dergleichen feinen Sachen gewießen. EN PASSANT sahe mann das Evangel. GYMNASIUM, in deßen Hoff mann vnter freyem himmel eine zeitlang gepredigt gahabt, Als den Evangelischen alle Kirchen genommen geweßen, wie daßelbe eine feine INSCRIPTION bezeuget. Die Pfaltz wo vor diesem die Augspurgische CONFESSION verleßen worden, wird itzo vom Bischoff, so einer von Freyberg2054 v. Ertzhertzogen SIGMUND2055 SUCCEDIRT hat, RENOVIRT. Das Fuggerische Hauß, dabey alle COMMODITÄTen biß auff die Ballhäuser sind, ist sehr verfallen, mann konte daßelbe itziger Zeit wol vmb 6.000. fl. haben; würde aber über m/20. zu REPARIRen kosten. Auf der weberzunfft stube, soll noch ein webstuhl v. Tuch so die Fugger hiebevor gewoben zu sehen sein. Welche Zunfft allezeit die stärckste alhie geweßen. Zu der Zeit alß Kaiser OTTO2056 die SARACENen oder HUNGARN vor der Statt am Lech, des Weges nach Inspruck zu geschlagen,2057 sind ihme von diesem Handwerck allein über 2.000. mann aus der Statt zu hulf kommen.2058 Die Statt ist biß DATO gar übel PEUPLIRT, sollen uber m/30. Einwohner nit darinnen sein. In dem MAGISTRAT ist durch das INSTRUMENTUM PACIS die PARITÄT von beiden RELIGIONen eingeführet. Die Evangelische haben 6. Kirchen. 2052 2053 2054 2055 2056 2057 2058
Kammrad, Kamprat. B: Seitenumbruch . Johann Christoph von Freyberg (1616–1690), seit 1666 Bischof von Augsburg. Sigismund Franz (1630–1665), Erzherzog, seit 1646 Bischof von Augsburg. Otto I. (912–973), seit 962 Kaiser. Schlacht auf dem Lechfeld am 10. August 955. B: Seitenumbruch .
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Es sind 2/3. der einwohner Evangelisch, meist vornehme leuthe, der Pöfel aber Papistisch. Die Statt ist ziemlich fest, die wercke ziemlich nieder - die graben zur hälffte voll waßer, die andre hälffte trocken. Der Rath bestehet von vierley CONDITIONen. 1. von PATRICIIS. 2. von gesellschafften oder solchen FAMILIen so die EXPECTANTZ haben, geschlechter zu werden, wenn deren eine FAMILIe abgehet. 3. von Kauffleuthen v. gelehrten. 4. von gewißen Handwerckern, maßen unser wirth zur gülden Cron, Lorentz Ernst,2059 auch ein Rathsherr geweßen. Ein mann so vor diesem Franckreich, Italien, Sicilien v. Spanien durchreiset, welche Sprachen Er auch PERFECT redet. Derselb ist alhier [allen] vielen Teutschen Fürsten v. Herrn FACTOR in bestellung von Silberwerck in Augspurg: auch der AFFAIRen nach Venedig. Die PATRICII haben ihre Versamlung beim Rathhauß, genant ihre Trinckstube, die gesellschaffter haben eine andere. Der goltschmiede sind in 200. meister, uber 10. nit papistisch davon. Ihre JUBELEN kommen meist von Venedig. Der Statt Einkommen bestehet 1. in der Schatzung oder Steuer,2060 so gering ist. 2. im brunnengelt. 3. ACCIS von wein, fleisch, brod. 4. vom Einlaß. 5. Zoll von gewißen wahren. Vnd 6. noch in andern gerechtigkeiten, alß abfahrt, Burgerschafft annehmen, straffen &c. Die Schatzung ist ZWAR gering, aber andere ONERA desto schwehrer, jedes gemeine Hauß muß vor seine waßerleitung 15. ein großes aber in die 30. fl. geben. Die Rathsämpter werden von beiden RELIGIONen besetzet, auch sind zweyerley RELIGIONen SYNDICI. Chur Bayern hat die gerechtigkeit am thor, alles in die Statt kommende wildpret zu EXA= MINIRen, v. die es nit rechtmäßig einbringen zu straffen, weil Seine wildpahnen nahend an der Statt sein. Was von der Statt gejagt= kompt wird frey PASSIRT, dann solches gewiße leuthe besehen v. zu marckt tragen können. Außerhalb hat die Statt nit gar auff ein halbe meil das TERRITORIUM v. eine wildpahn. Alß der Ertzhertzog FERDINAND zum zweitenmahl nach Florentz zohe, war die an der Statt nah gelegene Marggraffschafft Burgau vmb m/200. feil geschlagen v. der Statt zu kauffen angetragen. Der Rath ließe Sich in Handel, weil mann aber wegen des Regiments von beiden2061 RELIGIONen sich nit vergleichen können, hinterblieb der Kauff. Es hätten sich leicht reiche Kauffleuthe in der Statt gefunden, so den Kauffschilling PARATO zusammen schießen können. Inmittels ist der Ertzhertzog gestorben. Wer alhie ein Hauß hat, ist gezwungen in Jahr v. tag bürger zu werden, welche gar wohlfeil sein, die Kauffleuthe befleißen sich ins gemein keines eigenen Hauses, sondern geben lieber Schutzgelt, welches wenig ist, damit Sie sich MOVIRen können wann v. wohin Sie wollen. 2059 2060 2061
Ernst Lorenz (1622–1684), Ratsherr, Bürgermeister. B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch .
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Die PATRICII verheyrathen sich mit den vornehmen PLEBEIIS. Kinder die von Einer PATRICIIN Mutter gebohren werden, PARTICIPIRen alle ehren mit, außer daß Sie nit alß PATRICII zu Rath gezogen können werden. Der PHILIPPINA Welserin2062 Hauß, ist gegen Vnserm wirthshauß zur gulden Cron über gewesen, daraus Sie mit dem Ertzhertzog CAROLO,2063 So sich dieselbe nach= mahlen vermählen laßen, erstmahls bekant worden. Ihr erster H. Sohn war Marggraf Carl von Burgau,2064 so die Jüngste Clevische Princeßin2065 zur ehe bekommen. Der andre, ANDREAS, CARDINALIS DI AUSTRIA.2066 Das Hauß ist gantz abgangen v. die Marggraffschafft Burgau dem Hause Tyrol wieder zugefallen, von deme aber itzo an den Kaiser kommen. Alß der Groß Printz von Florentz auff seiner rückreise zu Nürnberg gewesen, hat der Chur Bayerische Hoff große Kundschafft bey Unserm gewesnen wirth drauf geleget, ob v. wann Er durch Augspurg PASSIRen würde, auff daß mann sich mit deßen RECEPTION zu München darnach zu richten wiße. Der Groß Printz hath umb Sie deswegen im glauben zu halten, alhie in Augspurg, viel reithpferde v. landgutschen bestellen v. ihnen uber 14. tage wartgelt bezahlen laßen. Vnter deßen aber seinen weg oben hin auff TIROL genommen, v. das Bayerische nit berührt, Sich befahrend es möchte ihn die Bayerische RECEPTION vielleicht so lang aufhalten, biß Sein H. Vater den geflohenten Schatz zurück gegeben hätte. Mann soll ihm auch über 3. meil außer landes nachgesetzt haben. Jedoch ists seither verglichen, daß der Großhertzog an statt kunfftigen INTERESSE 1. pr. CENTO zu zahlen versprochen. Dazumahl als der verstorbene Churfürst so viel geld nach Florentz vermacht hatte; thäte Er dergleichen an andre orthe mehr, sich überall2067 ein vorrath in PARATO zu halten, im fall Er auff eine Zeit von land v. leuthen gemust hätte; alß im BANCO zu Venedig, zu Antwerpen, Meyland, Saltzburg, v. andern orthen Italien, welches gelt ihm hernach alles unaufgehalten wieder zurück kommen, v. gegenwertig auff der Vestung zu waßerburg liegen soll, außer deme was zu Florentz geblieben. Wie der Groß Printz in seiner Heraus=Reiße auf Augspurg kommen, hat Er sich etliche tage alda auffgehalten. Vnter andern ist Er in bedienung unsers Kauffmans H. EVARTH,2068 so Evangelisch, von Einer Evangelischen Kirche in die andre gefahren v. den Gottesdienst fleißig OBSERVIRT. In einer Kirche hat Er den vornehmsten Prediger gehört. In einer andern die H. tauff in der dritten die COMMUNION v. in einer vierten Eine COPULATION verrichten gesehen. Deßen 2062 2063 2064 2065 2066 2067 2068
Philippine Welser, vgl. Anm. 1883. Ferdinand II., vgl. Anm. 1884. Karl (1560–1618), Markgraf von Burgau. Sibylle (1557–1627) Prinzessin von Jülich-Kleve-Berg, verm. mit Markgraf Karl von Burgau. Andreas von Österreich (1558–1660), Kardinal, B: Seitenumbruch . B: Seitenumbruch . Jacob Friedrich Ebertz (gest. 1681), aus Isny stammender Kaufmann in Augsburg.
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Er sich alles verwundert, mit vermeldung Er solches nie geglaubt, wenn Ers nit selber gesehen hätte. Sich aber nichts so wohl gefallen laßen, alß daß alles so ordentlich v. andächtig beim Gottesdienst gegangen. Ihm zu ehren hat mann eine Schlittenfahrt angestelt, davon mann in Italien nichts weiß. Er hath derselben eine zeitlang beygewohnt. Vnd hernach aus einem fenster zugeschauet, mann hat ihm alle nahmen v. geschlechter, der mitfahrenden weibs Personen,2069 verheurathet v. vnverheurathet aufschreiben müßen. So hat Er auch etliche Kleider von der gewöhnlichen Augspurger weiber tracht v. den aufsätzen auffm Kopff machen v. nach Hauß schicken laßen. I. F. Gn. thaten dem Kaufman H. Everts die gnad v. besahen sein Haus, so Er mit seiner frauen Einer PATRICIIN von Stetten2070 erheurathet v. daßelbe eines von den schönsten PALATIIS in der Statt ist; sonderlich ist es von außen voller gemählde so von einem berühmten Mahler, so seines gleichen AL FRESCO zu mahlen nit gehabt. Die gemählde stehen albereit über 60. jahre im Regen, wind v. Schnee, v. sind noch so schön alß den ersten tag. Derselbe Mahler ist sehr vnfleißig v. dem truncke ergeben gewesen. Dahero der Haußh. ihme immer auffm dach geseßen. Welchen Er aber vielmahl betrogen, dann Er REVERENDO2071 ein par außgefüllte Steinnapff vnd Schue ubers gerüst herunter gehenckt, daß der Haußh. gemeint, er säße v. mahlte so fleißig, da Er unter deßen Seinem Spaß nachgangen. Soll endlich in2072 höchster armuth zu Venedig gestorben sein. Ihr. F. Gn. wurden neben des Kauffmanns v. seiner CAROZZE auch von dem alten 70. jährigen Burgermeister Langmantel2073 v. seinem Sohn2074 mit seiner CAROZZE bedienet. Welcher I. F. Gn. auch vormahls aufgewartet, alß Sie hierdurch nacher Wien PASSIRT.2075 Er hat I. F. Gn. DISCURSIVE vermelt, daß Er bey anfang des Schwedischen Kriegs die gnade gehabt Ihrer Dh. dero gndsten. H. Vater samt beyden Ihrer Dh. F. H. Brüder2076 alhier in Augspurg aufzuwarten 2069 2070 2071 2072 2073 2074 2075
2076
B: Seitenumbruch . Jacob Friedrich Ebertz (gest. 1681), aus Isny stammender Kaufmann in Augsburg, 1655 verm. mit Anna Catharina von Stetten (1636–1718). Reverendo, vgl. Anm. 563. B: Seitenumbruch . Anton Langenmantel (1602–1670), Ratsherr und Bürgermeister. Johann David Langenmantel (1643–1716). Während seiner ersten Reise im Jahre 1660 nach Wien, besuchte Herzog Friedrich die Stadt Augsburg (24.–27. März 1660). Vgl. Relation der reiße welche des Durchleuchtigsten Fürstens und Herrns Herrn Ernstens Hertzogen zue Sachsen, Jülich, Cleve undt Berg Eltester Herr Sohn Herr Friederich Hertzogen zu Sachsen den 14 Martii 1660. nach dem Keyser. Hoff nacher Wien angetreten undt den 8. Julii deßelben Jahres GOTT dem Hochsten sey Danck glücklich geendiget. Verfaßt wurde der Bericht durch Heinrich Gottlob von Seckendorff, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV Sonne 3a, 97r–186v. Ernst I. (1601–1675), Herzog von Sachsen-Weimar, seit 1640 Herzog von Sachsen-Gotha. Wilhelm IV. (1598–1662), Herzog von Sachsen-Weimar. Bernhard (1604–1639) Herzog von Sachsen-Weimar, genannt der Große.
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v. mit allerseits Dh. zu weilen im BALLONen zu spielen, bathe Seine unterthänigste RECOMMENDATION abzulegen. Er hat uberall aufgewartet, wo I. F. Gn. sehens wegen gewesen. Den 17.ten JUNII sind I. F. Gn. mittags von Augspurg hinweg, nachdeme Sie auf Johann Ochßen2077 CONTO den letzten wechsel von MARCUS ANTHONIO2078 v. Ludwig Jehnischen2079 aufnehmen laßen. Vnterwegs [erst] etliche Bayerische, hernach vnterschiedliche Pfaltz-Neuburgische Dörffer: v. endlich nach abgelegten 6. meilen in gutem weg, die Statt Donawerth2080 wie auch die Donau dabey PASSIRT. Darinnen lag eben der Bayerische GENERAL wachtmeister Pucher,2081 So in dem letzten Ungarischen Treffen2082 mit seinem Regiment2083 zu fus, das seinige löblich gethan. Die Statt ist jenseit der Donau, v. sonst wegen der wercken ziemlich fest v. groß. Eß ist bekant, daß Sie vor diesem eine Reich=statt gewesen. Wie Sie das EXERCITIUM RELIGIONIS verlohren v. deren RESTITUTION im INSTRUMENTUM PACIS gedacht wird. Chur Bayern kan mit recht nichts PRÆTENDIRen, alß die unkosten, weil Er EXECUTOR der Kaiser. Achtserklährung gewesen. Auff 1. meil weiter in bösem Steinichten wege ubernachtet außerhalb des Klosters Kaisersheim.2084 Daßelbe ist ein Reich BENEDICTINER Closter. Der PRÆLAT ist zwar nit gefürstet, aber ein Stand des Reichs. Wird Ihr gnd. TITULIRet. Es ist eben kein adelich Stifft. Darinnen hat sich neulicher Zeit auch ein Frantzos begeben. Der itzige PRÆLAT2085 stehet dem Closter wohl vor, kaufft ein dorff v. zehenden nach dem andern, sonderlich von den Edelleuthen. Dergleichen güther kauffte Er noch neulich vor. 60.000. fl. vmb die bahre bezahlung. Das Closter hat Seine Kasten v. Einnehmer vber sein Einkommen zu Dünckelspuel,2086 zu Nörlingen,2087 so 3. stunden von hier ist.2088 Zu Ulm, Donawerth, Augspurg v. andern umbliegenden Stätten mehr. Es bestehet von 40. München. Hatt vber die 50. Pferde v. 3. CAROZZEN. Auch allerley Beampte, so im Closter wohnen müßen. Der PRÆLAT kan ohne wißen des capitels kleine: aber mit deßen vorwißen große DONATIONES thun.
2077 2078 2079 2080 2081 2082 2083 2084 2085 2086 2087 2088
Johann Ochs, vgl. Anm. 438. Markus Anton (II.) Jenisch (1623–1674). Vielleicht dessen Bruder Hans Ludwig Jenisch (1628–1695). Donauwörth. Georg Nikolaus Pucher, kurbayerischer Generalwachtmeister. 1664. B: Seitenumbruch . Kaisheim, auch Kaisersheim. Benedikt Hein, 1667–1674 Abt von Kaisheim. Dinkelsbühl. Nördlingen. B: Seitenumbruch .
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Den 18.ten JUN. einen überaus bößen Steinichten v. meist herlichten2089 Weg uber 4. meil gehabt. Durch vnterschiedliche meist Neuburgische Dörffer v. gemittagt zu Weißenburg im Nordgau, wel= ches eine Evangel. Reichstadt ist. ¼. m. davon v. auf dem Stadtischen grund ist ein Köst. gesundbad, so aber zuvor gewärmet werden muß. Vor 2. tagen war der Frantzos. gesandte GRAVELLI2090 wieder hievon nach Regenpurg abgereist. Es sind ieder Zeit vornehme leuthe alda von Ulm, Ingolstadt, Augspurg, Donawerth, Regenspurg, Nürnberg v. Norlingen. Es hat feine ACCOMMODIRLIche Häuser in der nahent vmbs bad herumb, welche den frembden verlaßen werden, so sich meist selbst verköstigen. Oberhalb der Statt über eine guthe viertel meil ist die Marggräfliche Bergfestung Wilspurg.2091 So vor der Zeit nur ein Closter gewesen. Mann laßet niemand hinauf. Sie ligt auf einem erhabenen v. freyen Hügel,2092 so viele belagerungen ausgestanden v. schier CONTINUIRLIche einQVARTIRUNGen der Statt Weißenburg verursachet. Anno 1633. geschah alhie eine schlacht. Auf Schwedischer seithe COMMANDIRTe der landgraff von Heßen,2093 schlug mit 900. zu fuß v. 1.000. zu pferd in die 5.000. Kaiser. bekam die meiste gefangen. Wilspurg war lange Zeit Schwedisch, endlich aber von den Kaiser. eingenommen v. ihnen verblieben biß auf den frieden. Dahero die Statt meist Schwedische GUARNISON haben müßen, so Wilspurg von daraus BLOOQUIRT; mit denen Sie sich, laut des wirths außage wohl vergleichen können. Vnter deren PROTECTION, v. mit eigener gewehrten Hand die burgerschafft, die meiste Zeit über, acker v. die weinberge anbauen, auch wiederumb einerndten v. lesen müßen, wie dann fast täglich viele leuthe hierumb durch [schwehrmuth] die Scharmützel umbkommen. Mann hat etlichmahl mit FALCONNetlein von der festung in die Statt geschoßen, so aber kein schaden gethan.2094 Die Bürgerschafft ist in 600. Haußgeseßene starck. Die Statt hat ein fein Evangel. GYMNASIUM, 3. Pfarrer, unterschiedliche Dörffer v. unterthanen, dero TERRITORIUM auf einer seithe über 2. meil weges lang ist. Eß hat die Statt einen großen rath von 24. vnd einen kleinen von 12. Personen. Haben beide ihre Bürgermeister. Der große hath mehrer gewalt, wenn Er aber zu viel thun wolte, kan ihm der kleine wiedersprechen, auch deßen DECRETA wohl RETRACTIRen. Nachmittag hatten wir wieder guthen weg, meist im wald vnd Sandweg. Blieben nach abgelegten drey großen meilen, außerhalb einem mit waßergraben vmbgebenen feinen Marggräflischen flecken, Rhott2095 genandt.
2089 2090 2091 2092 2093 2094 2095
B: Wort fehlt hier. Robert de Gravel (1616–1684), französischer Gesandter in Regensburg. Festung Wülzburg. B: Seitenumbruch . Wilhelm V. (1602–1637), Landgraf von Hessen-Kassel. B: Seitenumbruch . Roth.
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Den 19.ten JUNII 4. kleine meil ein Sandweg v. durch einen dannenwald gethan, biß in Nürnberg. Alhie ward nit so scharff EXAMINIRT, wo wir her kähmen, gleich wie an andern orthen. In dieser Statt haben I. F. Gn. nur die MATERIALIen zum neuen brunnen gesehen, wozu H. Donat Fend2096 mit einer CAROZZE aufgewartet; Jedermann JUDICIRet,
daß solcher brunn des Albrecht Dürers Kunststücke übertreffen2097 werde. Der Künstler so ihn machet, heist Hanß Schweickert.2098 Demnach auch Ihre F. Gn. reise eil-
fertig gewesen, haben Sie Sich uber das mittagmahl nit aufhalten wollen, dazu Sie den H. Dillherr2099 beruffen laßen. Vnterschiedliche PATRICII haben Sich auch angemelt I. F. Gn. REVERENTZ zu machen, alß einer von Baumgarten, Gayder, Böhm v. von Imhoff. Deren Sie zum theil in Franckreich gekennet. Es hatte der MAGISTRAT I. F. Gn. dem brauch nach bewillkommen wollen; Sie aber solches wegen eilfertigkeit ihrer reise v. daß Sie dißmahls INCOGNITO durch PASSIRTen, abwenden laßen. H. Dillh. ENTRETENIRTe I. F. Gn. mit allerley DISCURSen; darunter wie Er mit der alten Kaiserin2100 Beicht vatter einem Jesuiter P. BALLAT2101 schrifften wechsele. Wie Er I. Mtt. dem Kaiser2102 auff der BIBLIOTHEC aufgewartet v. vor die beträngte Seiner RELIGION gebeten habe. Wie Er dem Groß Printz2103 noch neulich die BIBLIOTHEC gewiesen habe v. deßen große verehrung so Er in Nürnberg gethan. Von Pfaltzgraff PHILIPS,2104 so itzo in Frantzös. diensten hoffe Er, derselbe werde bey der RELIGION beständig bleiben. Vom Catholischen Pfaltzgraffen von Sultzbach2105 habe er vor diesem, wie auch noch bißweilen, ansprache. Seye eiferig ohne FUNDAMENT. Er habe in Seiner gegenwart einßmahl ein BREVAT oder2106 brief vom Pabst empfangen, denselben habe Er kniend angenommen. Der PATRICIUS Gayder,2107 so I. F. Gn. aufgewartet erzehlt, der Groß Printz habe auf seinem guth mit einer kalten Küche vorlieb genommen. Er habe sich nit allein seiner Person, daß Er vnter seines H. Vater leibgUARDE geritten, sondern auch noch der farbe seines Pferdes erinnert.
2096 2097 2098 2099 2100 2101 2102 2103 2104 2105 2106 2107
Donat Fend. B: Seitenumbruch . Vermutlich Georg Schweigger (1613–1690), Nürnberger Bildhauer. Gemeint ist hier der Neptunbrunnen, dessen Teile bis 1668 gegossen waren. B: Name fehlt hier. Johann Michael Dilherr (1604–1669), lutherischer Theologe, Professor an der Universität Jena, Prediger an den Kirchen St. Lorenz und Sebaldus in Nürnberg, Stadtbibliothekar. Eleonora Magdalena Gonzaga, vgl. Anm. 1768. Nicht identifiziert. Leopold I. (1640–1705), seit 1658 Kaiser. Cosimo III de’Medici, vgl. Anm. 743. Philipp Florinus (1630–1703), Pfalzgraf von Sulzbach, in französischen, dann schwedischen Diensten, zuletzt kaiserlicher Generalfeldmarschall. Christian August (1622–1708), Pfalzgraf von Sulzbach, 1656 zur katholischen Kirche konvertiert. B: Seitenumbruch . Geuder von Heroldsberg.
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I. F. Gn. wurden nachmittag wegen der gelegenheit fortzukommen, etwas über die Zeit aufgehalten, kahmen demnach bey eiteler nacht auf 4. m. wegs zu Bayersdorff2108 ahn, so ein feiner Marggräffischer flecken ist. Den 20.ten IUNII die Bambergische festung Forchheim2109 vorbey, v. als Sie 5. meilen gereist, mittags zu Bamberg angelanget. Von Bamberg hatten wir eine landgutsche biß Bayersdorff. Von DATO wieder ein [Stunde] saubere gehengte CALLESCHE des wirths biß in Bamberg. Alhie hat mann über das euserste bemühen v. nachfragen keine reitpferde finden können. Haben Sich diesem nach I. F. Gn. NOLENS VOLENS bey Hoff melden v. vmb pferde aus dem Marstall ansuchung thun laßen mußen. Der Stallmeister ein VASALL von dero gndst. H. Vatter, nahmens Streitberg oder Bienttenberg,2110 hat I. F. Gn. im nahmen des Bischoffs aufgewartet vnd gebethen demselben die ehre zu thun v. sich deßen CARETHen2111 nach Hoff zu bedienen. I. F. Gn. EXCUSIRTen sich mit vorwendung der eilenden reiße; darauf I. F. Gn. 5. guthe pferde, sich deren biß nach Coburg oder Eißfeld zu bedienen, vntergezogen, vnd vor Sie im wirthshaus von Hoffe aus bezahlet worden. Der itzige Bischoff ist einer von Reinegk,2112 am Rheinstrom zu Hauß. Giebt zu, daß Seine diener von allerley RELIGION sein mögen, denjenigen aber so eine zeitlang da bleiben, wird also unter augen gangen, daß Sie sich mit der Zeit ACCOMMODIRen v. fast alle Papistisch [werden] sterben. Umb die Statt herumb sind herrliche garten gewächs v. Küchen speise, so in die nechst liegende Stätte biß auff Nürnberg, Augspurg v. Coburg verführet werden, Zwiblen, Knoblauch, Krauth, aniß, Famsel, ANGELICA oder Süßholtz ist ein große Menge, so zum theil außer Teutschland verkaufft wirdt. Das Bamberger Bistumb erstreckt sich in 8. meilen, ohne die Stifftungen, so noch in Kärndten dazu gehören, welche große Einkommen bringen. Die weltliche Churfürsten mußen alhie ihr lehn empfangen, welches viel ist. Das Stifft hat noch einkommen v. die geistliche IURISDICTION biß auf Eger, schier 18. meilen hinan.2113 Des Bischoffen CONSIDERABLESTer [rath] MINISTER einer ist deßen Obrister Cammerherr von Bolnitz2114 Catholischer RELIGION zugethan. So eben in einer COMMISSION mit Altenburg wegen etlicher umb Coburg nahe gelegenen Dorffer gewesen, welche mann wieder zum Stifft haben wolle.
2108 2109 2110 2111 2112 2113 2114
Baiersdorf. Forchheim. Nicht identifiziert. B: Seitenumbruch . Philipp Valentin Voit von Rieneck (1612–1672), seit 1653 Bischof von Bamberg. B: Seitenumbruch . Pöllnitz, nicht identifiziert.
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Auff etliche meilen wird das Schloß Cronach2115 anitzo befestigt, davon die Statt in dem letzten Schwedischen Krieg, sonderlich von den weimarischen viel ausstehen müßen. Der vornehme Churbayerische INGENIEUR v. GENERAL wachtmeister Hemmerting, so in ungarn unlengst geblieben, hat diese festung DESSEIGNIRT, wie auch andere. Die Statt kompt in die DEFENSION des Schloßes, v. soll ein Haubtwerck werden. Der Hertzog von Altenburg,2116 deßen Frau gemahlin2117 Hochseel. andenckens v. die Junge Herrschafft2118 sind etliche mahl, etliche Tage alhie gewesen. Der vorige Bischoff OTTO MELCHIOR2119 solle in dem letzten Schwedischen Krieg dem Bistumb wohl vorgestanden haben. Dann allemahl wann die ARMEÉN in Böhmen aus oder eingangen Sie die Statt v. Bistumb berühret. Soll einßmahls bey des Wrangels2120 durch MARCH also RAISONNIRet haben: Wir haben kein geld, aber bier v. wein, heu v. haber genug, wir wollen den Schweden ein Ehr damit anthun v. hoffen, damit mehr auszurichten als andere mit gelt. Ist auch ge= schehen; denn der Feldmarchal Wrangel täglich mit 300. OFFICIRern, ohne dero pferdte, ENTRETENIRT worden. Deswegen die Schweden auch gut REGIMENT gehalten, ohne daß Konigsmarck2121 das land offt gebrandschatzt. Doch wenn Er viel begehrt, allzeit mit der helffte sich abweisen laßen.2122 ½. meil von der Statt den MAIN PASSIRT, nah bei der PASSAGE hat es eine furth, an deßen die Schwedische ARMEÉ sich offt bedient gehabt. Noch durch etliche Bambergische Dörffer, der landstraße nach auf 2 ½. meil geritten. Alwo das wirthsburgische angefangen, v. nachdem wir noch ½. m. fürter kommen in einem Dorff zur Kalten Herberge2123 genant, so Evangelisch, v. einem von Stein gehöret, uber nacht geblieben. Der wirth ist aus Hollstein v. ein LEUTENANT vnter Konigsmarcks leib REGIMENT zu pferd gewesen. Wir wurden hier uber verhoffen wohl ACCOMMODIRT, der wirth rühmet, daß unterschiedliche König. v. Fürst. gäste uber nacht bey ihm vorlieb genommen, wenn Sie auff der reise von oder nach Italien oder Wien begriffen gewesen, alß die Konigin Christina,2124 2115 2116 2117
2118 2119 2120 2121 2122 2123 2124
Festung Rosenberg in Kronach. Friedrich Wilhelm II. (1603–1669), Herzog von Sachsen-Altenburg. Magdalena Sibylle (1617–1668), Herzogin von Sachsen-Altenburg, Tochter des sächsischen Kurfürsten Johann Georg I., Witwe des dänischen Kronprinzen, 1652 verm. mit Friedrich Wilhelm II. von Sachsen-Altenburg. Junge Herrschaft von Sachsen-Altenburg: Christian (1654–1663), Johanna Magdalena (1656– 1686), Friedrich Wilhelm III. (1657–1672). Melchior Otto Voit von Salzburg (1603–1653), seit 1643 Bischof von Bamberg. Carl Gustav Wrangel (1613–1676), schwedischer Feldmarschall, 1648 Durchmarsch durch Franken. Hans Christoph von Königsmarck (1600–1663), Graf Königsmarck, schwedischer Feldmarschall. B: Seitenumbruch . Vielleicht Kaltenbrunn. Christina, vgl. Anm. 611.
Reisebericht Anton Fincks
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Hertzog von Braunschweig2125 v. Hollstein,2126 landgraff Ernst von Caßel,2127 also auch vor jahren I. F. Gn. älter H. Bruder2128 Hochs. andenckens. Den 21.ten IUNII mittag zu Coburg gehalten, der H. Landrath von Erff2129 hat I. F. Gn. bey der taffel auffgewartet. Der H. Cantzler2130 aber sich EXCUSIRen laßen. Er hat I. F. Gn. eine CAROZZE v. pferde biß auf Eißfeld, von Eißfeld aber die CAROZZE ohne pferde Sich derselben2131 zu bedienen, wohin Sie wolten, OFFERIRet. Dieselbe haben I. F. Gn. angenommen v. zwar mit dero BAGAGen biß nach Eißfeld gehen laßen. Sich deroselben im fall der noth zu bedienen, wenn Sie zu Eißfeld kein andere gelegenheit antreffen würden. Des Bischoffs pferde aber haben Sie wegen des überaus bößen gutschen wegs biß nach Eißfeld behalten. DITO zeitlich abends zu Eißfeld ankommen. Der Land CAPITAIN Fischbach2132 ist I. F. Gn. eine stunde entgegen kommen, nach dem Er bey dero einzug die burgerschafft im gewehr auffwarten laßen. Alhie haben Sie den H. Amptmann v. SUPERINTENDENTen2133 bey der Mahlzeit behalten. Auch noch selben abend den obgedachten Land CAPITAIN vorausgeschickt, Ihre Dh. dero gndst. H. Vatter dero erfreulichsten ankunfft zu verstendigen. Den 22.ten JUNII haben I. F. Gn. Sowohl des Bischoffs von Bamberg reitpferde, alß die gutsche von Coburg zurück gehen laßen. Nachdem dieselbe von den Beampten v. vnterthanen mit ihren reitpferden bedient worden. Sie hielten mittag zu Ilmenau. Gegen Abend2134 durch Arnstadt PASSIRT v. zu Ichtershaußen PERNOCTIRT. Alwo I. F. Gn. durch H. Hoffrath von Bruschenck2135 dero Fürst= Vater. ORDRE neben einem benöthigten TRAIN zu dero Einritt erhalten. Den 23.ten wurden I. F. Gn. alhie von dem Jungen H. grafen von Arnstadt2136 in begleitung Mr. von Grießheim2137 v. dero Hoffjunckern COMPLIMENTIRet, alß Sie eben auffsitzen v. auf Gotha zu reiten wolten.
2125 2126 2127 2128 2129 2130 2131 2132 2133 2134 2135
2136
Nicht eindeutig. Nicht eindeutig. Ernst I., vgl. Anm. 1832. Johann Ernst (1641–1657), Herzog von Sachsen-Gotha. Vielleicht Georg Siegmund von Erffa (1603–1669), fürstlich sachsen-altenburgischer Landkammerrat. August Carpzov (1612–1683), Dr. jur., seit 1649 Kanzler in Coburg. B: Seitenumbruch . Nicht identifiziert. Andreas Bechmann (1622–1676), seit 1658 Superintendent in Eisfeld, seit 1673 Hofprediger in Gotha. B: Seitenumbruch . Nicht eindeutig, entweder Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof (1639–1679), Kammerjunker Herzog Friedrichs oder Hans Georg Prüschenk von Lindenhof, sachsen-gothaischer Hofrat. Johann Günther III. von Schwarzburg (1654–1669), Graf von Schwarzburg-Arnstadt.
544
Reisebericht Anton Fincks
DITO Nachmittag gegen Ein Uhr wurden I. F. Gn. von dero sambtlichen anwesenden Fürst. H. Brüdern, den H. Räthen, geist= v. weltlichen land NOBLESSE, den vornehmsten Hoff=bedienten, dem Statt MAGISTRAT v. also von allen CORPORIBUS auf eine stunde vor der Fürst. RESIDENTZ in Gott v. menschen wohlgefälliger freude empfangen v. durch die vom ersten thor biß an die RESIDENTZ im gewehr stehende burgerschafft v. ausschuß zu dero Fürst. Eltern vnterthänigst begleitet, deren beide Dh. I. F. Gn. in allem Fürst. wohlstand2138 v. hohen selbsterwehlenden auffwesen wieder angetroffen, nachdem I. F. Gn. vom 23. APRILIS 1667. biß 23.ten IUNII 1668. vnd also in die 14. Monath völlig auf dero Fürst. reiße, gesund v. nach Fürst. vergnügen zugebracht hatten, wo vor folgenden JOHANNIS BAPTISTÆ tag Gott dem Allmächtigen ein öffentlich Danckfest mit und v. Hertzen begangen worden. Der Gott. so I. F. Gn. auff dieser mühsamen reiße so wunderlich geführet, dieselbe bey beständiger Leibes=gesundheit zu allem Christfürst. löblichsten vernehmen kräfftiglich erhalten v. aus dem Rachen ihrer geist= v. leiblichen feinde so mächtiglich gerißen, wolle Sie in Seiner sonderbahren gött. Sorgfalt v. obhut, So Er derselben in allen dero begegnüßen erblicken laßen, fürohin allezeit gndst. erhalten, daß durch diese reiße Seines H. nahmens ehre befördert, land v. leuthe daren gebessert v. die Christ=fürst. Eltern beneben allen hohen Fürst. anverwandten dardurch beständigst erfreuet mögen werden. [mögen] Solches in tieffster demuth zu wunschen ist verpflichtet I. F. Gn. Vnterthänigster gehorsamster ANTHONIUS FINCKIUS.
2137
2138
Johann Heinrich Günter von Griesheim (1635–1671), 1662 Kammerjunker, bis 1666 Hofmeister des Prinzen Friedrich, 1662 mit den Prinzen Friedrich, Albrecht und Bernhard in den Niederlanden. B: Seitenumbruch .
545
X
Reiseroute Herzog Friedrichs
Karte 1: Reiseroute Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha, 23. April 1667 bis 23. Juni 1668
546
Reiseroute Herzog Friedrichs
Karte 2: Reiseroute Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha, 13. bis 23. Juni 1667
Peter-Michael Hahn und Holger Kürbis (Hg.)
Schriften zur Reise
Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha nach Frankreich und Italien 1667 und 1668 Eine Edition
Schriften des Staatsarchivs Gotha, Band 14/1–3 Herausgegeben vom Landesarchiv Thüringen-Staatsarchiv Gotha Die Bände der Schriftenreihe erscheinen in wechselnden Verlagen
Peter-Michael Hahn und Holger Kürbis (Hg.)
Schriften zur Reise Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha nach Frankreich und Italien 1667 und 1668 Eine Edition Band 2: Planung, Landeskunde, Rechnungen Bearbeitet von Holger Kürbis
BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2019 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Lindenstraße 14, D-50674 Köln Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Benjamin Block, Friedrich I. von Sachsen-Gotha, etwa 1669, Gemäldesammlung Stiftung Schloss Friedenstein, Inventar Nr. 2994 Einbandgestaltung: Michael Haderer, Wien
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-412-51340-5
Inhalt I.
Reiseplanung ........................................................................................9
1.
Gedanken über die weitere Ausbildung Herzog Friedrichs .....................9
2.
Lebenslauf Anton Fincks .......................................................................17
3.
Allgemeine Instruktion für Anton Finck ................................................28
4.
Ergänzung zur allgemeinen Instruktion für Anton Finck.......................30
5.
Bernhard Gustav von Baden-Durlach zur Frage des Incognitos ............31
6.
Verzeichnis bemerkenswerter Orte in Frankreich..................................35
7. 8.
Memorial zu unterschiedlichen Punkten ................................................40 Unterschiedliche Fragen zur Reise.........................................................50
8.1
Memorial ................................................................................................50
8.2
Punkte zur Beachtung ............................................................................51
8.3
Fragen zu unterschiedlichen Gegenständen ...........................................53
8.4
Punkte zur Vorbetrachtung der Reise ....................................................55
8.5 9.
Übersicht der noch auszufertigenden Unterlagen ..................................57 Zu den kirchlichen, politischen, wirtschaftlichen und militärischen Verhältnissen in Frankreich ...................................................................59
9.1
Fragen zur französischen Kirche (Lit. A) ..............................................59
9.2
Fragen zu den politischen Verhältnissen (Lit. B)...................................62
9.3 9.4 10.
Fragen zu den wirtschaftlichen Verhältnissen (Lit. C) ..........................64 Fragen zum Militärwesen (Lit. D) .........................................................70 Vergleich der Reise nach Frankreich und in die nordischen Reiche ..................................................................................72
11.
Nutzen der französischen Reise .............................................................78
12.
Zu entscheidende Punkte .......................................................................79
13. 14.
Pro Memoria zur Reise ..........................................................................81 Auf der Reise zu beachten .....................................................................89
15.
Reiseinstruktionen..................................................................................93
15.1
Marginalia zur Reiseinstruktion Herzog Friedrichs ...............................93
15.2
Konzept der Reiseinstruktion Herzog Friedrichs ...................................96
15.3
Korrigierte Fassung der Reiseinstruktion Herzog Friedrichs...............105
6
Inhalt
15.4
Marginalia zur Reiseinstruktion der Reisedirektoren...........................109
15.5
Konzept der Reiseinstruktion der Reisedirektoren ..............................113
II.
Schriften zur Landeskunde Frankreichs und Italiens ............121
1.
Übersicht der aus Frankreich nach Gotha geschickten Sachen ............121
2.
Verzeichnis der mitgegebenen Reiseakten...........................................124
3.
Anton Fincks Beschreibung Frankreichs .............................................126
4.
Ausarbeitungen zum französischen Militär .........................................289
4.1 4.2
Kriegsverfassung des Königreichs Frankreich.....................................289 Reihenfolge der hohen Offizierschargen in Frankreich .......................295
4.3 5.
Schiffsoffiziere .....................................................................................298 [Charles de Saint-Germain] Lobgedicht auf Ludwig XIV. – Übersetzung .........................................................................................300
6.
Instruktion für die Maîtres des Requêtes – Übersetzung .....................303
7. 8.
Anton Fincks Beschreibung der französischen Provinzen ...................339 Zur französischen Kirche und zu unterschiedlichen Gegenständen .......................................................................................438
8.1 8.2
Zur Freiheit der französischen Kirche..................................................438 Ecclesiastica .........................................................................................468
8.3
Unterschiedliche Gegenstände .............................................................476
8.4
Politica Historico-Personalia................................................................485
9.
Der Staat von Italien ............................................................................509
III.
Reisekosten .......................................................................................515
1.
Entwürfe für die Reisekosten ...............................................................515
1.1 1.2
Erster Entwurf für die Reisekosten ......................................................515 Zweiter Entwurf der Reisekosten .........................................................518
1.3
Andere Fassung des zweiten Entwurfs für die Reisekosten .................524
1.4
Dritter Entwurf der Reisekosten ..........................................................528
1.5
Entwurf der Reisekosten vom 27. Februar 1667 ..................................531
1.6
Entwurf der Reisekosten vom 17. April 1667......................................533
1.7
Entwurf der Reisekosten vom 18. April 1667......................................535
1.8
Endgültiger Entwurf der Reisekosten vom 22. April 1667 ..................537
Inhalt
7
1.9
Überschlag der Kosten für die Reise von Blois nach Paris ..................540
1.10
Übersicht über die tatsächlichen Reisekosten ......................................541
2.
Reiserechnungen Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha ....................542
2.1
Übersicht über unterschiedliche Münzen und Münzwerte...................542
2.2
Einnahmen und Verluste zur ersten Rechnung ....................................543
2.3 2.3.1
Rechnungen..........................................................................................545 Erste Reiserechnung vom 28. Juni 1667 ..............................................545
2.3.2
Zweite Reiserechnung vom 22. Juli 1667 ............................................552
2.3.3
Dritte Reiserechnung vom 30. August 1667 ........................................557
2.3.4 2.3.5
Vierte Reiserechnung vom 23. September 1667 ..................................564 Fünfte Reiserechnung vom 20. November 1667..................................571
2.3.6
Sechste Reiserechnung vom 14. Dezember 1667 ................................581
2.3.7 2.3.8
Siebente Reiserechnung vom 10. Januar 1668 .....................................586 Achte Reiserechnung vom 30. Januar 1668 .........................................592
2.3.9
Neunte Reiserechnung vom 6./16. März 1668 .....................................597
2.3.10 Zehnte Reiserechnung vom 5./15. Mai 1668 .......................................605 2.3.11 Elfte Reiserechnung vom 1./11. Juli 1668 ...........................................616 2.3.12 Zwölfte Reiserechnung vom 1./11. Juli 1668 ......................................628 2.4. 2.4.1 2.4.2 2.4.3 2.4.4 2.4.5 2.4.6 2.4.7
Andere Rechnungen .............................................................................634 Rechnung Dr. Jakob Friedrich Waitz’ und Johann Friedrich Bachoffs für die Reise von Mons nach Paris vom 21. Juli 1667 .........634 Rechnung Dr. Jakob Friedrich Waitz’ und Anton Fincks von Caen nach Königsberg in Franken vom 26. August 1667.............637 Rechnung Anton Fincks von Königsberg in Franken bis Paris vom 12./22. September 1667 .................................................643 Rechnung Anton Fincks von Paris nach Angers vom 18. September 1667 .....................................................................646 Rechnung Johann Heinrich von Witzlebens für die Rückreise aus Frankreich vom 9. November 1667 ...................648 Rechnung Anton Fincks für die Reise von Limoges nach Les Grands-Chézeaux auf der Post..............................................655 Rechnung Herzog Friedrichs und Anton Fincks für die Reise von Paris nach Saint-Germain-en-Laye ...............................656
8
Inhalt
2.5
Aufstellung der Verluste bei dem Zusammentreffen mit den Spaniern ..................................................................................657
2.5.1
Verlustliste Johann Heinrich von Witzlebens ......................................657
2.5.2 2.6
Verlustliste Johann Friedrich Bachoffs ................................................658 Liste der während der Reise gekauften Bücher....................................659
I. Reiseplanung 1. Gedanken über die weitere Ausbildung Herzog Friedrichs LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E III 8, unfol., Ausf. wahrscheinlich Hiob Ludolf. Vgl. dass. als Entwurf aber von anderer Hand in LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E III 8a (unfol.). Im Herbst des Jahres 1665, vor der Rückkehr Herzog Friedrichs von der Universität in Straßburg, wurden in Gotha Überlegungen zu seiner weiteren Ausbildung angestellt. Der vorliegende Text ist ein Entwurf, der teilweise ausführlich diskutiert wurde.
UNVORGREIFFLICHE GEDANCKEN was mit dem ältisten Printzen Herrn FRIEDRICHEN Hertzogen zu Sachßen p. auf deßen, Gott gebe glücklichen wiederkunfft von Straßburg ferner vorzunehmen und zu treiben, damit er zu seinem Stand und künftigen Ambt umb so viel desto beßer QUALIFICIRet werden möge.1 INS GEMEIN. 1. Were nu mehr mit ernst darauf zu dencken daß ihm ein QUALIFICIRTer Mann zue einem Hofmeister zuzuordnen, durch deßen CONVERSATION und DISCOURS Er nicht allein in denen zum Regenten Stand und Menschlichen Leben nothwendigen Stücken unterrichtet, sondern sich auch deßen DIRECTION vnd beystandes bey bevorstehender Reise gebrauchen; auch darneben deß Herrn Vaters Fürst. Dh. versichert seyn können, daß Er unter deßen AUTORITet seine ACTIONES also einrichte, wie dero verlangen erfordert, und eß sich an sich selbst gebühret, wovon bey deß von Grießheimbs2 ankunft mit mehrern zu reden seyn wirdt. 2. Daß ein QUALIFICIRTes SUBJECTUM von feiner ERUDITION, tugend und Verstand (mit deßen titul eß sich finden wirdt) an der Hand stehen und seine STUDIA insonderheit beobachten und dem Printzen darinne beförderlich seyn, auch in abwesenheit deß Hoffmeisters mit aufsicht habe, damit bey deß Printzen Leuten und sonsten der INSTRUCTION3 in allem gemeß gelebet werde: Worzu denn bereits ein SUBIECTUM vorgeschlagen dabey eß sein bewenden. ||
1
2
3
Der Verfasser ist nicht ganz eindeutig zu bestimmen, sehr wahrscheinlich stammt der Text von der Hand Hiob Ludolfs (1624–1704), Dr. jur., Orientalist, begleitete Herzog Friedrich auf dessen Reise in die Niederlande 1661, seit 1666 Kammerdirektor in Gotha. Abgefasst wurde der Text vor der Rückkehr des Herzogs Friedrich aus Straßburg 1665. Johann Heinrich Günter von Griesheim (1635–1671), 1662 Kammerjunker, bis 1666 Hofmeister Herzog Friedrichs, 1662 mit den Herzögen Friedrich, Albrecht und Bernhard in den Niederlanden. Gemeint ist hier wahrscheinlich: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E III 8, fol. 1–27. Verordnung Wornach sich Unser von Gottes gnaden ERNSTS Hertzogen zue Sachßen, Jülich,
10
I. Reiseplanung
3. Scheinet, es sey numehr allerseits INTENTION, auch wegen deß herannahenden Winters dahin gerathen, daß die vorhabende Reiße biß künftigen Früling zuversparen, damit nicht etwan mit ziemblichen verdruß und Zeitverlust der Printz schaden an seiner gesundheit nehme. Hingegen wirdt die Zeit wol nützlich angewendet werden können, so wol durch erlernung noch ein und anders nützlichen dinges erkundigung deß Landes und aller zu deßen Regirung gehörigen Stücke und PRÆPARATION zu künftiger Reise. 4. Darauf zudencken, wie der Printz nach denen unten vorgeschlagenen MATERIen und büchern beym lesen und STUDIRen erhalten, sonderlich aber die früe= und abend Zeit darzu brauchen, iedoch nur das nothwendigste welches DIRECTO zu seinem Ambt und beruff dienlich, vornehmen möge, Jedoch bleibt nicht ausgeschloßen, daß Er nach gelegenheit der Zeit und der leute so zu haben, durch die ENCYCLOPÆDIE aller wißenschafften geführet, und ihm nur so viel darvon gesagt werde, daß er ihren Zweck und absehen wiße, und einen oder den andern TERMINUM verstehe. 5. Were dahin zusehen, daß man ihm die GENERALIA aller zum Regiment gehörigen Stücke in friedens und Kriegszeiten, so aus denen folgenden MATERIen zu nehmen beybracht, Er in alle COLLEGIA gezogen und ihm also die hiesige Regiments art in JUSTITZ= POLICey= CONSISTORIAL= und Cammersachen, auch DEFENSIONS werck, auß dem grunde gezeiget würde. 6. Würden auch die EXERCITIA, so wohl zur RECREATION alß vbung ferner zu || CONTINUIRen undt zutreiben seyn. 7. Hette mann dasjenige, was zur PRÆPARATION der Reise nothwendiger anstalt undt INSTRUCTION dienlich mitler Zeit zu DELIBERIRen vndt abzureden, vndt also den Printzen zuvertrösten, daß die Reise unfehlbar zu Ende des Mertzens ihren fortgang gewinnen solte. INSONDERHEIT. Undt zwar was anfänglich das STUDIren betrifft, ist mann allerseits einig, daß er darinnen müglichsten fleißes zuerhalten, daß das Jenige, was nur den Zweck einer bloßen wißenschafft undt CURIOSITet hat, obgedachter maßen nur GENERALITER durchgangen werde, daß auch der Printz außer der PIETET undt Regirungsgeschäffte, in seinem studiren nicht so PRÆCISE anstünde oder gewiße CAPITUL undt bücher ASTRINGIRet, sondern wenn er nach vnterscheidt der Verrichtungen dem Vnterschied der Zeiten Vor= undt nachmittag auf beschehene anweisung etlicher guter bücher Ihme ziemliche freyheit gelaßen werde, was vndt zu welcher Zeit er etwan ein undt anders ohne Versäumnis und aufschub des nothwendigsten treiben wolle, Vnd zwar
Cleve und Bergen p. ältister geliebter Sohn Friedrich, Hertzogen zue Sachßen p. insonderheit zu achten und zu halten. Datiert ist diese Instruktion auf den 28. Juni 1664.
Gedanken über die weitere Ausbildung
11
IN THEOLOGICIS. ließe mann zwar zuförderst, die Hh. geist. ARBITRITer, was ferner am nötigsten seyn möchte, hielte aber dahin, man hette Ihm in den CONTROVERSIEN, damit er || auf reisen gegen die Wiedersacher desto gefaster sey, etwas ferner zu üben, hiernechst etliche gute PRACTICOS, aus welchen er neben der Bibel morgens v. abends ein stück zur stärckung in der PIETET, undt übung in allen Christ. tugenden lesen könte. IN JURE PRIVATO. Were zwar zu wünschen, daß ein solch MANUAL vorhanden, welches auf die heutige art die gesetze undt Verwaltung der gerichtsbarkeit gerichtet were, in manglung deßen hette mann ihm ein undt ander gut SYSTEMA in welchem die ordtnung und METHODUS INSTITUTIONUM gehalten, zu RECOMMENDIren, zu dem Ende, daß er dahin einlauffen, einer undt andere MATERI sich erholen, undt nach begebenden fällen darauf weiter fortlesen könte, Im übrigen hätte mann ihn auf den Proceß (den er ohne das noch nicht gehabt, undt auf PRAXIN zuführen) welches nicht beßer geschehen könte, denn daß man Ihn täglich eine stunde mit zur Fürst. Regierung zöge, sparte etliche NOTABLE sachen auf seine gegenwarth, ließe ihn auch etwas REFERIREN undt PRÆPARIRte Ihn zum VOTO. Zu welchem ende Ihm die gerichtsordnung vorgelegt, undt wie ein und anders in PRAXI in obacht genommen würde, daraus gezeiget werden könte, Negst diesem könte man ihm die vornehmsten PRACTICES wohl zeigen undt bekandt machen, nur zu weisen, woraus man sich ein und anders zuerholen pflegt. IN JURE FEUDALI. Nach dem er die TABELLEN undt SYNTAGNA STRUVII4 durchbracht, ließe mann es darbey bewenden, undt würde er nur darin zuerhalten undt auf entstehende falls darin zu weisen seyn || IN JURE PUBLICO Findet man vber Dr. Hehers5 auffsatz, welchen er albreit durchbracht, kein bequem buch, mit deßen ordentlicher lesung er nunmehr aufzuhalten, sondern man habe ihn auf die erfahrung zu weisen, undt nur die CONSTITUTIONES bekand zu machen, auf welchen itzo der grundt des Röm: Reichs befestiget, als da sindt der Landfriede, sambt dem darauf gefolgten INSTR. PAC. undt die darzu gehörige stücke, die Kayser. WahlCAPITULATION, die Reichs abschiede, Cammergerichtsordtnung undt dergleichen. Wie mann ihm denn den Proceß auf Reichs= undt Creißtägen zuerzehlen, undt auß den neuligsten acten bekand zumachen. Worbey auch die GENEALOGIEN der Chur= undt Fürst. Häuser in Teutschland vndt de4 5
Georg Adam Struve, Syntagma Iuris Feudalis [...] Ienae; Francofurti: Götzius; Ienae: Nisius 1666. Dr. Georg Achaz Heher (1601–1667), Jurist, sachsen-gothaischer Regierungsrat, seit 1659 Kanzler in Rudolstadt.
12
I. Reiseplanung
ren abtheilung undt LINIEN nicht zuvergeßen, vndt itziger Stände zunehmen. Insonderheit aber kommen hierbey in sonderbare betrachtung das Chur= und Fürst. Hauses Sachßen JURA undt befügniße sowohl mit andern Ständen des Reichs als unter sich selbst; In welchem den Printzen zu vnterweisen eine hohe nothwendigkeit geachtet wirdt, dahero täglich eine Stunde darzu zunehmen, undt durch eine der Sachen gewachßene Person die selbe durchzugehen. Welches in dem ARCHIV am fügligsten geschehen könte, damit durch Zeigung der Verträge undt acten nicht alleine mehrer ATTENTION undt anlaß erwecket, der Printz auch zugleich des ARCHIVS undt was darinne vorhanden kundig gemacht würde. || IN HISTORICIS. Demnach die HISTORIEN eines Fürsten fürnembstes undt eigentliches STUDIUM sind, welches nicht nur in der jugend, sondern die gantze Lebenszeit durch zu TRACTIren, seiner anmuthigkeit halben auch weniger antreibens bedarff, alß hette mann dem Printzen etliche gute HISTORICOS, sonderlich aber die zu RECOMMENDIren, welche Vnßere Zeiten undt angelegenheiten am nechsten v. nötigsten sind, Vndt zwar was das Röm. Reich betrifft, von den Zeiten des MAXIMILIANI I. da nicht allein das Röm. Reich durch den Landfrieden v. aufrichtung des Cammergerichts in eine andere form gegoßen, sondern auch gantz EUROPA durch die heyrath gedachten Kaysers mit dem letzten burgundischen Fräulein eine andere gestalt gewonnen. Auch durch REFORMATION der RELIGION die Kirche in einen andern vndt beßern Zustand gesetzt worden. Die AUTHORES sind leicht zugeben, als THUANUS,6 SCHLEIDANUS7 pp. in welchen die Hauptveränderungen allein zu notiren vndt anzureisen damit er mit gelegenheit weiter selbst nachlesen könne. || Ferner sind die Historien des Haußes Sachßen wol zu RECOMMENDIRen und dabey das STUDIUM GEOGRAPHICUM und CHRONOLOGICUM (worzu der ALSTEDIUS8 zugebrauchen) zu CONIUNGIRen, so ferne eß nemblich zu erleuterung der unter handen habenden Historien nötig ist. Von alten were nur zu rathen: der TACITUS CURTIUS11 p.
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CUM NOTIS
FORSTRIERI:9 VALERIUS MAXIMUS.10
Jacques Auguste de Thou, Histoire De Monsievr De Thov, Des Choses Arrivées De Son Temps [...] 3 Vol., A Paris, Chez Avgvstin Covrbé, au Palais en la Gallerie des Merciers, à la Palme 1659. Johannes Sleidanus, De Quatuor Summis Imperiis [...] Witebergae: Bergerus; Witebergae: Röhnerus 1653. Johann Heinrich Alsted, Thesaurus Chronologiae [...] Herbornae Nassoviorum: Corvinus 1650. Christoph Forstner, Ad libros Annalium XI. XII. XIII. C. Cornelii Taciti Notae Politicae [...] Argentorati: Zetznerus 1652. Valerius Maximus, Dicta factaque memorabilia, Amstelodami, Apud Ioannem Ianßonium 1660. Quintus Curtius Rufus, Historiarum libri, Amstelodami. Ex officina Elzeviriana 1660.
Gedanken über die weitere Ausbildung
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Inß gemein were hierbey der Printz anzuführen und zugewehnen, die MONITA und MORALIA aus den Geschichten und deren erfolg zu OBSERVIRen und nach anleitung deß LIPSII, alß gewiße Regiments und Lebens Reguln, wiewol mit guter bescheidenheit und vorgehender COMMUNICATION mit seinen Vorgesetzten ihm zu nutz zu machen. POLITICA
IN POLITICIS. Das STUDIUM POLITICUM, wie eß mit dem HISTORICO verbunden und die darauß schöpfende PRUDENTZ und Klugheit gleichsam der Keim und würckung deßelben ist, also kan man wohl eine METHODOS und Bücher zuverweilen bey dem LIPSIO12 bleiben, dergestallt, daß der Printz das jenige, was er in den HISTORICIS OBSERVIRT, dahin REFERIRe, auch nach würdigkeit der EXEMPEL und MATERIen schriftlich ANNOTIRe wie man denn dahin helt, daß hierzu albereit ein guter anfang gemacht sey. Nichts desto weniger kan man ihm wol noch etliche gute POLITICOS an die Hand geben, alß da sind: HOROLOGIUM PRINCIPUM:13 Lauterbachs Regenten Spiegel14 || XENOPHONTIS CYROPÆDIEÆ;15 deß SCHONBORNERI16 und WENDELINI POLITICA17 und dergleichen. In Sprachen. Nechst vorgehenden STUDIIS REALIBUS hette man sich zubemühen daß der Printz in der Lateinischen Sprache erhalten vnd in der Frantzösischen ferner geübet würde. Ob eß dahin zubringen daß Er in der einen und der andern seine gemüthsmeinung an tag geben vnd denen so Ihn darinn anreden, füglich antwortten können; welches nicht allein auf künftigen Reisen eine nothwendigkeit sondern auch bey künftigen Regiment eine schöne Zierde und nutzen seyn würde. Worbey aber die teutsche sprache so wohl im reden alß zierlichen schreiben nicht hindanzusetzen, und dem Printzen bißweilen eine sache zu PROPONIRen und zu REFERIRen, auch ein und ander Fürst. Schreiben zu ELABORIRen vnd dem Herrn Vater aufzutragen. DEN ANDERN HAUPT PUNCT seiner EDUCATION: das ist: DIE REGIRUNG, LAND UND leute, nach art eines Teutschen Fürstenthumbs, betreffend alß das Ambt und beruff darinn er dermal einst nach Gottes willen treten soll. 12 13 14 15 16 17
Justus Lipsius (Joest Lips) (1547–1606), Philosoph, Philologe. Antonio de Guevare, Horologium Principum [...] Editio Sexta, Francofurti Ad Moenum: Schönwetterus; Francofurti Ad Moenum: Kempfferus 1664. Georg Lauterbeck, Regenten=Buch [...] Frankfurt: Beatus; Willer 1600. Xenophon, La Cyropaedie [...] A Paris, Chez Antoine De Sommaville, au Palais, sur le second Perron allant à la Saincte Chapelle, à l’Escu de France 1660. Georg von Schönborner, Politicorum Libri Septem, Amsterodami, Apud Ludovicum Elzevirium 1650. Marcus Friedrich Wendelin, Institutionum Politicarum Libri III. [...] Francofurti: Pressiu 1654.
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I. Reiseplanung
Ist zwar in dem vorgehenden Punct || des Schreibens undt redens alß unentbehrlich enthalten; Alß das JUS PUBLICUM des Röm: Reichs, und des Chur= und Fürst. Hauses Sachßen JURA und Gerechtigkeiten. Dieweil aber eines Regierenden Landesfürsten hauptsächliche verrichtungen nicht nur in TRACTATen und handlungen mit andern hohen Ständen und anverwanden: sondern in Regierung seiner Unterthanen in Geist= und weltlichen stande, und beobachtung seiner Haußhaltung bestehen; alß were der Printz in diesem stück etwas genauer auszuführen, und in allen COLLEGIIS verrichtungen der hohen und niederen bedienten, aus den ordnungen und bestallungen, und wie ein und anders wircklich gethan und geübet wird, anzuzeigen und zu weisen sein, dahero Er deß vormittags eine stunde in einem ieden COLLEGIO mit nutz zubringen könte. Welches alles, so wohl was in dem ersten SPECIAL PUNCT von JURE PUBLICO und des Hauses || Sachsen angelegenheiten gerathen worden, schwerlich durch ein und anders, alß einen Rath wird zuwege gebracht werden können, welches zu solchem ende der vormittagsarbeit zuentnehmen, und dem Printzen dißfalls mit Unterricht und anleitung beyseins des künftigen Hoffmeisters an Hand zu gehen. DIE KRIEGS KUNST belangendt, nach dem dieselbige eines Regenten nothwendige wissenschafft und nicht allein zuerlangung hoher REPUTATION undt RESPECTS, sondern vielmehr zu beschützung seiner land und leuthe, und daranhangender Rechte und gerechtigkeiten, zumahl heutiges tages bey überhandnehmenden gewaltthätigkeiten, unentbehrliches stück ist, alß weren darinnen, so viel mann mittel und gelegenheit durch bücher und leute darzu hat, täglich nachmittags ein Paar stunden anzuwenden; vnd nechst vorgehender guten zubereitung des gemüths, mit zeigung des Unterscheids: Wie ein verflucht || und verdamlich thun der Krieg sey, wenn unter dem auß höchstschädlicher teufelischer begierde mehr land und leute zu gewinnen; oder auß Zorn undt rachgier oder oder verdruß der Ruhe durch vergießung Menschenbluts und verhengung so vieler tausenden unschuldigen land undt leute ein Krieg angefangen würde: Wie notwendig hingegen, ja höchstlöblich und rühmlich es sey, wenn zu beschutzung land und leute, und zu rettung seiner selbst, und seiner rechtmaßigen befugniße, nachdem mann alle weise und wege der güte und des friedens vorhero versucht, den harnisch anlegte, und die waffen zu Hintertreibung unbilliger gewalt brachte: in erregung, daß der höchste ruhm unter den menschen, und die höchsten DIGNITÄTen der Könige, Hertzogen, und Fürsten auß solchen rechtmeßigen schutz und gebrauch der waffen ihren uhrsprung genommen, und darauf gegründet worden, Auch bey den alten Heyden die jenigen Helden für Götter geachtet worden, welche mit unerschrecklichem muth, ihr leib, haab und guth für ihr Vaterland, Mitbürger und Unterthanen gewagt und aufgesetzt. ||
Gedanken über die weitere Ausbildung
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Zugeschweigen wie noch heutiges tages deßen wort mehr gilt, und sich niemand ferner an den reibt, welchen man des Kriegs erfahren, und von guter RESOLUTION zu seyn, kennet. Wie nun in dem LIPSIO auch dißfalls ins gemein etliche gute Reguln und anleitungen zu finden; Also solte nun insonderheit zuzeigen seyn: Wie ein Regiment und folgendts eine ARMEE zurichten. Was für OFFICIRer vom höchsten biß zum niedrigsten darbey erfordert werden. Waß an gelde, PROVIANT, MUNITION p. für ein Regiment, und CONSEQUENTER eine gantze ARMEE erfordert wird. Was eine gantze ARTOLLERIE zu richten koste, und was darzu erfordert werde. Wie eine BATAILLE zu FORMIRen. Wie belagerungen anzustellen. Wie man CAMPIRe und läger schlage. Von FORTIFICATION und festungsbau, darzu auch die MECHANICA notwendig erfordert wird. Wiewohl nun diese dinge alle mehr durch erfahrung, alß durch bücher und mündlichen underricht gelernet werden, so gibt doch dieses eine solche gute nachricht, daß man mit MANIER davon reden, und andern davon DISCURIRenden beßer verstehen, auch wo man zu dem eigentlichen gelanget, es beßer beobachten u. vernehmen kan. || Insonderheit hette man dem Printzen das hiesige DEFENSIONS werck umbständlich zuerklären. Damit er die gantze anstalt undt worauf es beruhe, eigentlich einnehme, und begreiffe. Gestalt denn in seinem beyseyn hie und da die Musterungen vorzunehmen, damit er die leute, und sie Ihn wiedrumb kennen lernen, und durch genissung einiger LIBERALITET, so er ihnen selbst zu erweisen, Ihme einen guten willen, AFFECTION und verlangen bey ihnen zuwege bringe. EXERCITIA: Dieses wie es anstatt der EXERCITIEN und RECREATION zu rechnen, also werden nicht weniger, die übrigen EXERCITIA so der Printz begriffen, in übung zuerhalten, auch ein und anders mehr, darzu man hier gelangen kan, nach gelegenheit der Zeit und des Printzen INCLINATION anzufangen seyn. SCHLIEßLICH Ist die PRÆPARATION und zubereitung zu künfftiger Reise eines seiner vornehmsten verrichtung. || Welches bestehet in einrichtung und lesung seiner INSTRUCTION,18 welche für einen Reisenden Printzen schon guten theils abgefaßet: 18
Wahrscheinlich: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E III 9, fol. 153r–163v, Instruction wornach sich vnser von Gottes Gnaden (T. Tit.) geliebter Sohn auff seiner Reise zu achten vnd zu halten (Konzept).
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lesung eines und andern guten Reisebuchs, übung in der Frantzösischen undt Lateinischen Sprache, davon obgedacht: Ersehung der Historien, GEOGRAPHI und GENEALOGI der Fürsten und FAMILIen, selben landes ins gemein, alß welcher gestalt man hernach mit beßerm nutzen, so wohl reisen, alß mit den leuten des landes reden kan. DIE ZEIT: Nachdem eine oder andere sache und MATERI gut und nötig befunden, wird sich schon eintheilen laßen. Ins gemein wird bey dieser winterszeit dafür gehalten: Daß zu dem lesen undt studieren die frühe stunden von 6. biß 8. und Nachmittag von 4. biß 6. uhren, mit seinem Hoffmeister oder PRÆCEPTORE. Von 8. biß halb 11. uhr die Regierungssachen mit einem Rath: || Die nachmittagsstunden zum MILITARIBUS und MECHANICIS; und das übrige zu lesung der historien; nach der Abendmahlzeit zu reden und DISCORSEN im herumbgehen angewendet, über 9. uhr aber damit nicht CONTINUIRT werde, damit der Printz zu rechter Zeit aufstehen, und umb 6. uhr zum STUDIRen PARAT sein könne.
2. Lebenslauf Anton Fincks LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, UU IX 10, unfol., eigenh. Ausf. Anton Finck. Der Lebenslauf Anton Fincks liegt in der Akte noch in zwei weiteren Varianten (Latein und Französisch) vor. Diese sind weitgehend identisch. Die Abweichungen zum deutschsprachigen Lebenslauf sind marginal. Auf eine Transkription dieser beiden Varianten wurde hier verzichtet.
LEBENSLAUFF ANTHONII FINCKII ll. Lti. DE ANNO 1630. AD A. 1666. 1630. GEBURTH. ELTERN.
TAUF=PATHE. SCHULE PÆDAGOGIUM. 1646. UNIVERSITÄTen.
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1. ANTHONIUS FINCKIUS19 WARDT GEBOHREN ZU MARPURG IN HESSEN auf den tag ANTHONII, ist der 17te JANUAR: ANNO 1630. 2. Dessen Vatter ist M. GEORGIUS FINCKIUS, von Alßfeld aus Hessen, damahliger Pfarrer zu Caldern, eine meill von Marburg. Seine Mutter ANNA ELISABETHA Müsings, von Rinteln aus der Grafschafft Schaumburg. 3. Sein Tauff=Pate ANTHONIUS NESENUS,20 ICt, PROFESSOR JURIS PRIMARIUS vnd ACADEM. MARPURG. PRO CANCELLAR. 4. SEINEN ERSTEN SCHULGANG verrichtet Er in der Sonst berümbten Landtschuell zue WETTER, auch eine Meil von Marpurg gelegen. 5. Von dannen Er von Seinen Eltern nach Marpurg ins PÆDAGOGIUM gethan, daraus Er nachgehends EXIMIRT vndt AD LECTIONES PUBLICAS DIMITTIRT wordten. ANNO 1646. 6. Alß eben dasselbe Iahr BALTHASAR MENTZERUS21 der H. Schrifft D. vndt PROFESSOR zu Marpurg, zum PROFESSORE THEOLOGIÆ naher Rinteln beruffen, wardt Er ihme bey dieser Gelegenheit zur aufsicht, Tisch vndt Wohnung mitgegeben vndt anbefohlen. Alwo Er Seinen STUDIIS PHILOSOPHICOJURIDICIS vber zwey iahr lang abgewartet.
Anton Finck (1630–1670), Lit. jur., Reisedirektor, Universitäten Rinteln und Marburg, 1650– 1653 Präzeptor in Nassau-Saarbrücken, 1653 Reise nach Wien, Ungarn, Siebenbürgen, Kriegsdienste, 1662–1663 Reise durch die Schweiz, Frankreich, die Niederlanden und England, Kriegskommissar in Frankfurt am Main, 1665 Reise durch Frankreich und Italien, seit 1666 in sachsen-gothaischen Diensten, zuletzt Amtmann der Ämter Wachsenburg, Ichtershausen, Kranichfeld und Tonndorf. Anton Nesen (1582–1640), Jurist, Professor in Marburg. Dr. Balthasar Mentzer d.J. (1614–1679), lutherischer Theologe, Professor in Marburg, Rinteln, Gießen, Oberhofprediger und Superintendent in Darmstadt.
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1648. 1650.
1653. ERSTE REYSE auf Regenspurg.
WIENN
VNGARN. Siebenbürgen.
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7. Hernacher POLITICA & JURIDICA vber zwey Jahr zu Marpurg CONTINUIret. 8. Erstmahls bekam Er VOCATION zur Hoff=PRÆCEPTORAT= Stelle, von weylandt Herrn ERNST CASIMIRN Graffen zu Nassau=Saarbrücken:22 Bey dessen einigen Herrn Sohns GRAF FRIEDERICHEN zu Nassau23 dem Er in Solcher FUNCTION drey Jahr lang aufgewartet. Sonst wardt ihme mitler Zeith der ACCESS zu der Cantzley vergönstiget, den Verhören vndt bescheiden beyzuwohnen. Auch hath Er Sonsten in Seinen STUDIIS JURIDICIS THEORICO-PRACTICUS vnter der CONDUITE Herrn D. MARTINI CHUNONIS,24 Gräf. Raths alda, fortgefahren. 9. ANNO 1653. bekam Er auf vnterth. Anhalten Seine g. DIMISSION, auch Vorschrifft an Seiner G. Herschafft Herrn Bruder, Herrn GRAFF JOHANNES zu Nassaw Saarbrücken,25 So eben dem damahligen Reichstag in Regenspurg beygewohnet. Alwo Er etliche Monath SUBSISTENTZ gefunden vndt der Zeith vnterschiedliches zusehen vndt erfahren bekommen. 10. Auf Einrathen Herrn D. KOLBII SYNDICI zu Augspurg26 vnd Herrn D. HEIDERI SYNDICI zu Lindau,27 wie auch Chur= brandenb. AGENTEN Herrn NEUMANß28 Vorschrifft, reisete Er auf Wienn vnd bekahm vermittels Seiner RECOMMENDATIONEN, aldar den zutrit bey Herrn Graffen von Stahrenberg, Graffen von Hardegg, Graff Kolonitschen, auch vnterschiedlichen Herrn, alß denen von Polheimb, Niedegg, Prösing, Eybiswald, Rubern vnd dergleichen Evangel. Herrn mehr. 11. Diesmahls besahe Er erstmahls HUNGARN; dan durch mündliche RECOMMENDATION des PRIMARII Evangel. Pfarrers in Prespurg, Herrn HEUCHLINI, reysete Er mit deme dazumahl noch Evangel. Graffen, Herrn ILLIAZHASI GABOR29 auf Seine Güther in Ober=hungarn vndt Siebenbürgen.
Ernst Casimir (1607–1655), Graf von Nassau-Weilburg. Friedrich (1640–1675), Graf von Nassau-Weilburg. Vielleicht Martin Khuen, 1643 Dr. jur. Universität Marburg. Johann (1603–1677), Graf von Nassau-Idstein. Dr. Johann Jacob Kolb (1605–1671), Jurist, Regierungsrat in Hessen-Darmstadt, seit 1650 Konsulent und Syndikus in Augsburg. Dr. Valentin Heider (1605–1664), Jurist, seit 1634 Syndikus in Lindau. Andreas Neumann, 1646–1674 kurbrandenburgischer Resident am Kaiserhof. Vermutlich Gabriel Illiashasi.
Lebenslauf Anton Fincks
Zuruckkehr auf WIENN.
Reyse mit dem von Zinzendorff NACH REGENSPURG
MÜNCHEN
SALTZBURG.
INSPRUGG ETC.
30 31 32 33 34 35 36 37 38
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12. Alwo Er auf befehl des Herrn Graffen von Stahrenberg,30 durch Herrn Wolfgang Leonhardt Welsern31 von Augspurg, wieder naher Wienn beruffen wordten, mit Einen Jungen Herrn von Zinzendorff, MAXIMILIANO ERASMO,32 dessen Herr Vatter Herr OTTO HEINRICH HERR VON ZINZENDORF.33 König. Keys. Mayst. Rath vnd Erblandt Jägermeister in Oesterreich gewesen, in fremde Lande zuverreisen. ǀǀ 13. Auf erlangte Keyser. SPECIAL-PERMISSION, weilen dazumahl den Oesterreichischen Landtständten die Stadt Regenspurg verbotten, hielten Sie Sich alda ein zeitlang bey dem Reichs=VICE Cantzlern Herrn Graffen KURTZEN34 auf, Sahen vnter andern der verwittibten Keyserin35 vnd FERDINANDI IV.36 Krönung. 14. Kurtz vor dem Keyser. Einzug naher MÜNCHEN, wurden Sie von gedachtem Reichs-VICE Cantzlern an dessen Herrn Brudern, damahln Obristen Hoffmeistern alda, RECOMMENDIrt, wo Sie nicht allein die Keyser. ENTRÉE am Chur= bayer. Hoff, sambt deme was sonst in vnd ausserhalb der RESIDENTZ sehens=würdig, OBSERVIrt; Sondern auch zum Handtkuss der verwittibten Churfürstin,37 alß Regentin vnd Vermunderin, Sampt dero Jungen Herschafft, vorgeführt wordten. 15. Die weitere RECOMMENDATION des Herrn Obrist Hoffmeisters Graff KURTZEN begleitet Sie naher Saltzburg zu dem damahligen Herrn Domb=DECHANT ietzigen Ertzbischoffen zu Saltzburg,38 alwo Sie vber 14. Tagen DEFRAAIIrt wordten. 16. Damahls haben Sie auch den Insprugg. Freysing: Passawischen Hoff INCOGNITO gesehen. Vndt dieweil vnter des, der Herr PRINCIPAL in Wien, in eine langwierige, gefehrliche Glieder=Schwachheit gefallen, alß wurden Sie von an-
Vermutlich Konrad Balthasar von Starhemberg (1612–1687), Graf von Starhemberg. Wolfgang Leonhard Welser (1576–1657). Maximilian Erasmus von Zinzendorf (1633–1673), Graf von Zinzendorf. Otto Heinrich von Zinzendorf (1605–1655), Graf von Zinzendorf. Ferdinand Sigismund Kurtz von Senftenau (1592–1659), seit 1636 Reichsgraf von Valley, seit 1637 Reichsvizekanzler. Eleonora Magdalena Gonzaga (1630–1686), Kaiserin, dritte Gemahlin des Kaisers Ferdinand III. Ferdinand IV. (1633–1654), 1653 römischer König. Maria Anna (1610–1665), Erzherzogin von Österreich, Kurfürstin von Bayern, zweite Gemahlin des Kurfürsten Maximilian I. Guidobaldo Graf von Thun und Hohenstein (1616–1668), Kardinal, seit 1654 Erzbischof von Salzburg.
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gefangener Reyse zuruckberuffen, vmb dießelbe bis zu wieder erlangter Gesundheit einzustellen. OCCASION 17. Weill aber ihme FINCKIO freygestelt wordten zu warthen, SEINER oder Seine FORTUNA weiters zusuchen. Alß besahe Er mitlerKRIEGSDIENSTen. weil die von ihme noch nicht FREQUENTIrte Grentz=heußer, Neuheusell, RAAB, COMORRHA: wie auch die vmbliegende Landschafften, derer Herrn Graffen BATTIANI, ESTERHASI, NAIDASTI SERINI. 1654. 1655. 18. In COMORRHA ist Er von Feltmarschalln Hernn Graffen FELTMARSCHALL von BUCHAIMB39 Seiner Lands=art vnd Herkunfft befragt. Vndt weilen Seine EXEL. mit Herrn Grafen Ernst Caßimir VON BUCHAIM. zu Nassau, auf dero Reyse vnd in Zwey Jahr lang Erlernung beyderseits EXERCITIEN, in frembden Landen CONJUNCTISSIME zugebracht, wolte Er in dessen als seines gewesten Herrn angedencken Ihne FINCKIUM mit sonderbahrer gnade OBLIGIren. Wolte deswegen, daß Er vnter Seiner PROTECTION die Kriegs=PROFESSION antretten solte. Vndt wiewohl Er Sich auf alle mittell entschuldigte vnd heraus zu wickeln suchte, Muste Er doch endlich dessen willen weichen. Regiment 19. Begab Sich demnach mit des Herrn Feldmarschalln CUIRASIER. Schrifftlichen ORDRE durch des von SERINI Landt, in die Steyermarck, zu einem REGIMent CUIRASIER, welches vorhin JOHAN DE WERTH40 COMMANDIrt vnd nach dessen todt auf Chur=Sachsen INTERCESSION dem Obristen SCHAFEN CONFERIrt wordten. Worunter Er zwey Jahr mit doppelter PORTION alß AVANTURIER oder Ein VOLONTAIRE geritten. 20. Nach vndt nach, wurden Sie beneben andern Regimentern, auf die Croat: Windisch: Steyerische vnd Hungarische Grentzen verlegt, bald ahn ein, bald ahn andere orther. Wiewohl aber wegen des damahligen Friedens, es noch nit zur RUPTUR kommen vnd also noch zur Zeit keine sonderliche ACTIONES vorgingen, musten Sie doch teglich, nach Soldaten Gebrauch ALLAIRT, bisweilen kleine Partheien thun vnd sonst stetig in bereitschafft sich finden lassen. Regiment zu 21. Demnach auch folgender Zeith die ARMÉE wieder SiebenFues. burgen DESTINIrt gewesen, lies IHNE der Felt Marschall im läger vor Prespurg vnter des Herrn Obristen, BARON DE WALLIS Regiment zu fus, vor Einen fendrich vorstellen, worauf Er ¾ Jahr hernach vnter des Obristen Wachtentz COMPAGNIE 39 40
Johann Christoph von Bucheim (gest. 1657), Graf von Bucheim, kaiserlicher Feldmarschall. Johann von Werth (1591–1652), Graf von Werth, kaiserlicher General.
Lebenslauf Anton Fincks
1656. 1657. MARCH IN POHLEN.
1658. OCCASION VOM KRIEG ABZUBAUEN.
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(So Ein Italianer vndt CADET aus dem Geschlecht der Graffen SAVERNIANI, HETTORE DI BRAZZA genant) auch Lieutenant wordten: Er ist auch in die zwey Iahr vnter diesem Regiment verblieben. ǀǀ 22. Anno 1657. CAMPIrte die ARMÉE bey Altsohl, in willens dem in Pohlen eingefallenen Fürsten RAKOCZY41 eine DIVERSION zumachen. Weilen aber aufkommen, daß Er von den Tartarn geschlagen, alß wurde die ARMÉE zurück vnd nach Pohlen geführet. Der MARCH ginge auf St. Benedict. Creutz. Neutra. Leventz vber das wasser Gran. Durch die Wallachey über den berg vnd Pass IABELUNCKA in Schlesien auf Teschen, Gros Glogau. Vber die Oder bey Kosell, durch beyde Furstenthümer Oppeln vnd Ratibor in Pohlen. Alhie Geschach noch vor Winter eine REPARTITION der ARMÉE, dergestalt, daß die Regimenter so noch Starck wahren forters in Pohlen zu der Hatzfeldischen Haubt=ARMÉE, die Schwache aber zurück auf dero RECRUITE in böhmen, Mähren vndt Schlesien vnd aufs Vorjahr wieder den Erbfeind in Ober Hungarn, gehen solten. Welche wahren zu fues: Das Stahrenberg: Buchaimb: Wallisische: Schackische vndt andere: Zu Pferdt das Waltherisch. Schafisch. Schneidanisch. Holsteinisch. etc. Lacromisch. Tragoner etc. 23. Er FINCKIUS bekam Sein Winter Quartier 2 meill von Ollmütz, zue Mehrischen Sternberg, eine Stadt, dem Hertzog von Wirttemberg zue Oelss gehörig. Weilen Er aber kurtz darvor, Ehe man auß dem feldt gangen, auch mit der grassirenden Seuche der Rothen Rhur vergriffen (von welcher vnd andern Zufällen, das Regiment sonst vber 1.200 starck, bis kümmerlich in 300. man eingangen) auch darmit vber ¼ Jahr behafft geblieben, dergestalt daß Er gantz krafftlos vnd Herren=diensten im felt sobald wieder vorzustehen sich nicht BASTANT befunden, ohnangesehen ihme zu anfang der CAMPAGNE eine COMPAGNIE gebühret vndt albereit versprochen war; alß RESOLVIrte Er Sich dieser Vhrsachen vnd auch deßwegen, weill der felt Marchall an dergleichen CONTAGION gestorben, Seine CHARGE Seinem Obristen zu RESIGNIren; So IHME auch mit höfflichen OFFERTEN, Er kehme wieder zum Regiment wan Er wolte, Sein ACCOMMODEMENT bey ihme alzeit zufinden, entlassen.
Georg II Rákóczi (1621–1660), Fürst von Siebenbürgen.
I. Reiseplanung
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1659. 1660. OCCASION BEY HERRN Grafen PALFFI in dienste zukommen.
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24. Nahme alßo Seinen Weg wieder auf Wienn, in Meinung seiner Gesundheit alda besser abzuwarthen. Nach der Handt kahm der geweste GENERAL vber die Hungarn vnd des Feltmarschallen seel. Schwester42 Sohn, Her GRAF NICLAS PALFFI,43 zu Wienn auch ahn. Des Vorhabens, die vom Feltmarschallen44 hinterlassene FIDEICOMMISS Güther, so in drey Schönen Herschafften, alß Krumbach, Kirchschlag vnd Sauberstorff, bestanden, vermög altvätterlichen Testaments, zu Erben, wie auch geschehen. Vndt weillen Er die POSSESS deren dreyen Schlösser, alß CAPITUM DOMINII DE FACTO ergriffen vnd solches hernach zu Wienn von den TRIBUNALIEN rechtfertigen lassen muste. Alß nahm Er diesen, ihme vorhin im Feldt bekanten FINCKIUM in Dienste, mit dieser INSTRUCTION, Sich in allen Vorfallenheiten deme Guth=achten, dero Raths=freunde, Herrn D. JOHAN GABRIEL SELBEN,45 So Eines Pfarrers Sohn, nicht weit von Coburgk vnd dazumahl Keyser. Hoff=Cammer PROCURATOR, auch nachgehends gar Hoff=Cammer=Rhatt vndt BARON wordten, zu ACCOMMODIren. Worauf Er FINCKIUS mit deren Ihme zugeordtneten Manschafft, die POSSESS APPREHENDIrt vnd hernach die Sache bey dem Landt Marschallischen Gericht wie auch der Nieder Oesterreich. Regierung getrieben vndt auf den fall baldt zu Wienn baldt in Hungarn am Hoff geweßen. 25. Dieser PROCESS erreichte innerhalb zwey Iahren Seine Endtschafft. Vndt vber das hatte Er mitlerweill in Seines Herrn, alß Eines bey Hoff CONSIDERABLEN CAVALLIERS, AFFAIREN vnterschiediche mahlen Seine COMMISSIONES abzulegen gehabt, nemlichen bey bey dem Herrn Bischoffen von Wienn46 vndt von LAIBACH in Crayn.47 bey den Fürsten AUERSPERG48 vndt PORCIA.49 Herrn Graffen von ǀǀ
Eva Susanna von Bucheim (gest. 1640), vermählt mit István Pálffy (gest. 1634), Graf von Pálffy-Erdöd. Nikolaus (Miklós) Pálffy (1619–1679), Graf von Pálffy-Erdöd. Nikolaus (Miklós) Pálffy (1552–1600), Graf von Pálffy-Erdöd, kaiserlicher Feldmarschall. Johann Gabriel von Selb, kaiserlicher Hofkammerrat, Dekan der juristischen Fakultät der Universität Wien. Philipp Friedrich von Breuner (1597–1669), Graf von Breuner, seit 1639 Bischof von Wien. Otto Friedrich von Bucheim, 1641–1664 Bischof von Laibach. Johann Weikhard von Auersperg (1615–1677), erster Fürst von Auersperg, Herzog von Münsterberg, Oberhofmeister Ferdinands IV. Johann Ferdinand von Portia (1605–1665) Graf bzw. Fürst von Portia.
Lebenslauf Anton Fincks
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TRAUTSOHN Keiser. Statthalter.50 Herrn Grafen von Traun. Landt Marschallen.51 Herrn Graffen von Zinzendorff. Damahligen Obrist Jagermeister;52 Herrn Graffen Frantzen von Harrach,53 Herrn Grafen Frantzen von Lamberg.54 Herrn Graffen von Oettingen Reichs=Hoff=Raths=VICE=PRÆSIDEN55 TEN , allen Keys. Geheimbden Räthen. Herrn Grafen RABATTA. Ertzhertz. CARL JOSEPHI Ober-Hoffmeistern.56 Herrn Grafen von Königseck. von Brandis. Ursenpeck. Kaunitz. Werdenberg. Kevenhüller. Tättenpach. St. Juliani. Teuffell. Stubenberg, Schallenberg. Schaffgotsch. Promnitz. Herrn BARON GOIS. Herrn Schmit Hoff=Kriegs=Rhatt=VICE=PRÆSIDENTEN, vndt gewesten AMBASSEUR. in Türckey ETC. 57 26. In vngarn wurdte Er landtags= vndt andern Zeithen verschickt vnd gebraucht in AFFAIren beym vngar. PALATINO, Herrn Graffen WEßELNI.58 Herrn GENERALn zu CASCHAU, Graff HOMMANAY.59 Vngarischen Cammer=PRÆSIDENten Herrn Grafen Steffan SETSCHY.60 Vngar. Ertzbischoffen zu Prespurg Lippay;61 Vngar. Cantzlern vnd bischoffen zu NEUTRA GEORG SELEPHENI.62 Item Herrn Grafen LADISLAO RAKOTZY,63 des Fürsten Vettern. Herrn Grafen ADAM Forgatschen.64 ADAM BATTIANI. SERINI. BALASSI. ESTERHASI. NAIDASTI. Krohnenhütter, Herrn PAULn OSTERSCHITZ. LISTIUS ETC. Sonsten ist Er vor Sich in CONVERSATION mit ein vnd ander Edelleuthen, Pfarrern vnd vornehmen leuthen in Statten, 50 51 52 53 54 55 56 57 58 59 60 61 62 63 64
Johann Franz von Trautson (1609–1663), Reichsgraf von Falkenstein, seit 1642 Statthalter in Niederösterreich. Ernst von Traun (1608–1668), Graf von Abensperg und Traun, Generalkriegskommissar, Landmarschall in Niederösterreich. Albrecht VII. von Zinzendorf (1619–1683), Graf von Zinzendorf, kaiserlicher Wirklicher Geheimer Rat, Oberhofmarschall, Obristjägermeister. Franz Albert von Harrach (1614–1666), Graf von Harrach. Johann Franz von Lamberg (1618–1666), Graf von Lamberg. Ernst II. von Oettingen (1594–1670), Graf von Oettingen-Wallerstein, seit 1648 Präsident des Reichshofrates. Vermutlich Adam Mathias von Rabatta, Graf von Rabatta. Johann Rudolf Schmidt von Schwarzenhorn (1590–1667), 1650 Freiherr, 1629–1643 kaiserlicher Resident in Konstantinopel, danach mehrfach außerordentlicher Gesandter. Franciscus Wesselini (gest. 1667), Graf zu Muran, 1655–1667 Palatin in Ungarn. Vielleicht György Drugeth de Homonna (1633–1661), Graf Homonai. Stephan Graf von Zichy (1616–1693) ungarischer Kammerpräsident. György Lippay (1600–1666), 1645–1666 Erzbischof von Esztergom, Primas von Ungarn. Juraj II Selpečéni Pohronec, 1648–1666 Bischof von Nitra. Vielleicht László Rákóczi (1633–1664). Ádám Forgách (1601–1681), Graf von Forgách.
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1661. OCCASION aus Herrn Graff PALFFI Diensten zugehen.
1662. 1663. REIßE MIT HERRN SCHENCKEN VON LIMPURG.
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alß Prespurg, Oedenburg, Chramß65 (wo SOLYMANNUS66 13. Sturme vor verlohren) vnd dergleichen gerathen. 27. Alß Er FINCKIUS nunmehr Seines Herrn INTERESSE zu Wienn, wie gedacht, mit zu Endt helffen bringen vnd mitlerweil durch den Chur=Sachß. AGENTEN Herrn JONAM Schrimpfen,67 So bey der Keyser. Wahl zu Franckforth geweßen, der Seinigen guthen Zustandt zu Haus vernommen; Hath Er auf desselben einrathen, Sich RESOLVIrt, vnangesehen Seines guthen glücks vnd aufnehmen dero Landten, Sich wieder naher Haus zubegeben, welches Er dan in Gottes Nahmen zuwerck gestelt vnd die seinige zu Bieberau 2. meill von Darmstadt bey, gott lob, guthem aufwesen angetroffen. Welche sambt andern freunden dan stracks darauf getrieben, daß Er ENCYCLOPAEDIAM JURISPRUDENTIÆ wieder REMEMORIRen vnd HONORES ACADEMICOS begehren solte. Welches auch geschehen vndt Er Eingangs des 1662ten Jahrs auf der Nechstgelegenen UNIVERSITÄT HEIDELBERG vber die zu Seinem Vorhaben quadrirende Materii De IVRE POSTLIMINII,68 PRO LICENTIA DISPUTIrt: vnd Solche DISPUTATION Seinem gewesten vnd noch g. hochAFFECTIONIrten Herrn in Hungarn, zur vnterth. angedechtnus DEDICIrt. 28. DEMNACH vmb diese Zeith drey Herrn Schencken von Limpurg nemlich Herr Schenck HENRICH CASIMIR,69 beneben beyden Seinen Vettern, Herrn Schenck VOLRATHen70 vndt Schneck GEORG EBERHARDTen,71 gebrüdern, gewillet eine Reyse in fremde Lender zuthun; alß haben Sie von FINCKII Brudern,72 so der Zeith bey den dreyen Jüngern Herrn Graffen von Erbach, im COLLEGIO ILLUSTRI zu Tübingen Hoffmeisters stelle bedient, anietzo aber SS. THEOL. LIC. auch dero Hoff=Prediger vnd Pfarrer zu Mühelstadt, von deren Persohn, Thun vnd weßen Nachricht erhalten, vndt sich dennenhero g. belieben lassen, vermittelß eines EXPRESSEN, denselben zu dero bevorstehenden Reyse vor dero Hoffmeister zuerwehlen, welches auch dero Herr Vormundt Herr
Krems. Süleyman I. (1494–1566), der Prächtige. Dr. Jonas Schrimpf, 1649–1679 kursächsischer Agent am Kaiserhof, 1679–1696 Resident. Anton Finck, Disputatio Inauguralis De Iure Postliminii [...] Heidelbergae: Walterus 1662. Heinrich Kasimir Schenk von Limpurg-Sontheim (1640–1676). Vollrat Schenk von Limpurg-Speckfeld (1641–1713). Georg Eberhard Semper Friedrich Schenk von Limpurg-Speckfeld (1643–1705). Nicht identifiziert.
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Philipß Gottfriedt, Graff von Hohenloe Waldenburg73 g. ACCONSENTIrt vnd bestettigt. ǀǀ 29. Sindt diesemnach beneben einem Cammerdiener vndt Laggeyen vndt also Selb Sechst, durch die Schweitz, auf GENEUE, zu LYON glücklich ankommen. Nachdeme Sie Ein zeitlang alda SUBSISTIrt, haben Sie den also genanten kleinen TOUR von Franckreich, bis nach ANGERS glücklich abgelegt, alda Sie Sich auch eine weile aufgehalten vnd gegen den Winter, da nemlich zu PARIS das allermeiste zusehen, Sich auch dahin erhoben. 30. GEGEN antrettenden Früling thäten Sie einen TOUR durch die NORMANDIE, PICCARDIE, ARTOIS, HENNEGAU, Brabandt, Hollandt, Seelandt, Flandern, in Engellandt; in meinung von dar, den nechsten weg wieder naher Franckreich zunehmen vnd den EXERCITIIS noch weiter abzuwarthen. Nach dem aber von den dreyen Herrn, der Eltiste vnd Jüngste, auf dieser Reyse mit Einem erfahrnen Meister zu VTRECHT, nahmens BERNHARDT SCHOTT,74 in Kundschafft gerathen, welcher die eusserliche Gebrechen des Leibs, alß Hofer,75 Krümme vnd dergleichen, glücklich curirt: Sie aber mit Solchen ACCIDENTIEN Sich Selbst behafft befunden: Alß haben Sie dero Herrn Vormundt instendigst angelegen, ihnen zuerlauben, dero Reyse ein zeitlang einzustellen vnd Sich in dieses Mans Chur einzulasse. Welcheß ihnen alsbald verwilligt vndt ihme FINCKIO befohlen, Sie beyde wieder aus Engellandt nacher Vtrecht zubegleiten. Nachfolgends den dritten Herrn, alß SCHENCK VOLRATHEN, welcher in Engellandt vnterdes zu verharren hette, nochmahln in Franckreich zuführen vndt die Reyse zu CONTINUIren. 31. Passirten also vber die See naher DIEPPE vndt ROAN. Nahmen ihren weg durch die Vnter=NORMANDIE vnd BRETAGNE wieder auf ANGERS, NANTES vndt LA ROCHELLE. Alhie fingen Sie den Grossen TOUR von Franckreich ahn durch die Provincien XAINTOGNE, LIMOUSIN, ANGOULEME, PERIGORD, GUIENNE, LANGUEDOCQ, die Grafschafft ROUSSILLON in CATALONIEN, die PROVENCE, DAUPHINE, LIONNOIS, BOURGOGNE, LA FRANCHE CONTÉ; Vber Mumpelgart, Baßell, Strasburg wieder nach Haus. Womit Sie beids mitt Reysen vndt EXERCITIen treiben, RESPECTIVE vber drithalb Jahr zubracht. 73 74 75
Philipp Gottfried von Hohenlohe (1618–1679), Graf von Hohenlohe-Waldburg. Nicht identifiziert. Buckel.
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1664. DIENST BEY DER STATT FForth.
1665. REYSE MIT H. Reichs= Schultheisen Sohn.
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32. Alß Sie nun zu Haus wieder angelangt vnd der Zeith der Türggen=Krieg in vollen Schwang gerathen, ist ein hochweißer RATH zue Franckforth Schlüssig wordten, nach dem Exempell der Stadt Nürnberg, Cölln vndt andern, Einen COMMISSARIUM ihres MITTELß, zu dero vnter zwey fehnlein in Vngarn albereit stehenden 450. Man zu fues vndt Einer COMPAGNIE zu Pferdt, zu DEPUTIren, damit derselb die Soldaten EIGENHENDIG bezahlen vnd Sonst gebührende Aufsicht vber Sie vndt die mitgegebene Stück sambt der MUNITION haben solte. Alß Solches aber hernach nicht durch einen Herrn des Raths angehen wollen, hath man an dessen Stelle ein SUBJECTUM So zuvor in Hungarn vndt im Krieg gewesen, auch denen Geld=rechnung vndt andern Verrichtungen anzuvertrauen, ǀǀ gesuchet: Ist also Er FINCKIUS zu diesem Vorschlag kommen, welcher ohne das nichts höhers gesucht, als in dergleichen OCCASION vmb Gottes ehre vndt die wolfarth der Christenheit zu dienen. Wiewohl aber dieße FUNCTION, wegen eingefallenen vhrplötzlichen Friedens nur eine kurtze Zeith vndt in allem vber Sechß Monath nicht gewehret, hath ihn dennoch Ein hochweiser Rath dieser Seiner Diensten wohl geniessen vndt veber andere RECOGNITIONEN, auch ein Rath=DECRET ergehen lassen, crafft dessen ihme einige EXPECTANTZ auf einen mit der Zeith alda anstendigen Dienst gemacht wordten. § 33. Mitlerweil ist Er durch diese erlangte OCCASION, mit Herrn CHRISTOFF BENDERN von BIENENTHALL,76 Röm. Keyser. Mayst. Rhatt vnd des Heil. Röm. Reichs Stadt Franckfurth, Reichs=Schultheissen, nunmehr seeligen, dergestalt in Kundschafft gerathen, daß [Er] derselbe ihn Ersucht, mit Seinem Einigen Sohn77 (So damahln albereit in Bräutigams=Stande mit Herrn Johan Philip Fleischbeinen Schöffen vnd vornehmen Handelherrn alda,78 Tochter79 begriffen) Dieße erstgesetzte, mit den Herrn von Limpurg vnterschiedlich gethane Reysen ausserhalb Engellandt auch vorzunehmen. Worzu dan, Gott auch gnad verliehen, daß Solches vorhaben glücklich vndt in guther Gesundheit inner-
Christoph Bender von Bienenthal (1603–1666), Stadtschuldheiß in Frankfurt am Main. Jacob Bender von Bienenthal (1644–1695), stud. jur., Schöffe und Bürgermeister der Stadt Frankfurt am Main. Johann Philipp Fleischbein von Kleeberg (1601–1671), Kaufmann, Konsul in Venedig, Ratsherr, Schöffe und Bürgermeister der Stadt Frankfurt am Main. Maria Margarethe Fleischbein.
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1666.
MENSE APRILI. MENSE MAJO.
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halb 10. bis in 11. Monath frist, zu Endt gebracht worden. Indem Sie den anfang ihrer Reiße den Rhein hinunter gemacht vndt sonsten aus Franckreich in Italien Ihren weg von LYON durch Saphoyen, PIEMONT, verrichtet, ins MONTFERRAT. das Genuesische Gebieth. den STADO von Meylandt. das Hertzogthumb PARMA, MODENA vnd FERRARA, bis Sie nach Venedig angelangt. Alwo Sie Eine zeitlang in dero Herrn Fleischbein behausung Sich REPOSIrt vnd von dannen förters ihren weg vber BONONIEN, den STADO vom Großhertzogen von Florentz vnd der Stadt LUCCA, naher ROM zu, eingerichtet. Alda Sie noch im Monath FEBRUARIO die Jüngste CREATION der CARDINÄLen OBSERVIret: auch von dannen ihren Rückweg durchs Hertzogthumb URBINO. SPOLETO. durch die Marck ANCONA. das Hertzogthumb RAUENNA wieder auf Venedig zu genommen. Von dannen sindt Sie nechst OBSERVIRUNG der Strassen auf TRIDENT, Botzen, Brixen, Insprugg, vber München, Augspurg, Regenspurg, Nürnberg vergangene Ostermes in Franckfurth glücklich wieder angelanget. Wie wohl aber gedachter Herr Reichs=Schultheis, Seinen Sohn noch bey 14. tagen Sehen [vnd] Sich dessen erlangten QUALITÄTen erfreuen vnd dessen Hochzeitlichen Ehrentag anstellen konte; Nahm er dennoch nur Einen tag vor demselben Hochzeith=fest Seines Sohns, durch Gottes Sonderliche Schickung Sonst aber durch langwierige Kranckheit abgemattet vndt bey ziemlichen Alter sein Seeliges ENDE.
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I. Reiseplanung
3. Allgemeine Instruktion für Anton Finck LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, UU IX 10, unfol., Konzept, Ausf. Immanuel Fend.
VON GOTTES GNADEN wir Ernst Hertzog zu Sachsen (tot. tit.) Uhrkunden v. bekennen hiermit Demnach Wir den Hochgelahrten Unsern lieben getrewen ANTHON Fincken der Rechten LICt. in Unsern Dienste zu nehmen und zubefördern auch in etlichen seiner CONDITION und geschicklichkeit anständigen Verrichtung zu brauchen beschloßen: Als haben wir eine nohtdurft zu seyn erachtet, Ihr mit gewißen INSTRUCTIONS PUNCTEN zuversehen, damit er sich biß auf erfolgende ausführliche bestallung und gewißer PRÆDICATE demnach achten und halten könne. Und zwar Soll er 1. Seine RELIGION und Christenthumb ǀǀ nach der ungeänderten Augspurg. CONFESSION, als darauf er in seiner pflicht gewiesen wurde, einen eyfer und ernst seyn laßen: eines Gottseeligen u. [Christlich] erbarn lebens v. wandels sich befleißigen, vor lastern und schande [sich] hüten, und sich also erweisen als einen frommen gläubigen Christen v. ehrlichen Mann, seinen schweren pflichten nach wohl anstehen und gebühren! 2. Soll er auf Uns seinen RESPECT und absehen haben, unsern befehl trewlich und fleißig nachkommen, so dann auch [auf] Unserm VICE Cantzler v. Geist. v. Welt. Rähten mit gebührender ehrerbietung begegnen und was Sie von Unsert [nahmens] wegen oder in unsern geschäften u. verrichtungen anordnen [es sey in welchem] in einem oder andern COLLEGIO [es wolle], solches [nach müglichkeit] seinem besten Vermögen nach trewlich v. fleißig EXPEDIREN, sich dabey willig v. bescheiden [v. verschwiegen] erweisen, auch alles was er bey solcher seiner Dienstverrichtung erführe und inne wird, aus deßen offenbahrung Uns ǀǀ oder Unsern nachkomen auch land und leuten schimpf oder schaden entstehen könte: [oder auch s] oder sich sonsten nachzusagen nicht geziemet biß in seine grube da er auch gleich in Unsern diensten nicht beständig verharete, verschwiegen halten. 3. Damit er sich nun zu [dem dienste und beförderung darzu wir ihn destiniren] künftiger fernerer beständigen Verrichtung umb so viel mehr CAPABEL und geschickt machen möge, so soll er sich [angelegen] befleißigen den Zustande Unsers Fürstenthumbs, so viel die gemeinen umbstände beträfe, in erkundigung zubringen, auch sich in POLICEY und Landessachen bekant zumachen, gestalt ihm dann hierzu eine und andere dienliche anleitung gegeben werden soll.
Instruktion für Anton Finck
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4. Insonderheit soll ihm erlaubt seyn des REGISTRATORIS arbeit in unserm ARCHIV [zugehen und daselbst] zusehen, [und] auch selbst mit Hand anlegen, und befördern zu helffen, daß die REGISTRANDA der Verordnung nach zum stande gebracht, und förderlichst geendiget werde. ǀǀ 5. Auch soll er zu dem vorgesatzten Zweck desto eher zugelangen, das was ihme von Unsern Rahten, auß der Regierung, CONSISTORIO oder Cammer zu CONCIPIREN und zustellen: oder sonst zu ELABORIREN aufgetragen wird, trewlich und fleißig EXPEDIREN und ausrichten. 6. Mit den ACTEN, so ihm zu EXTRAHIREN: v. zu REFERIREN: oder zu seiner INFORMATION zulesen [aufgetragen] anvertrawt werden trewlich umbgehen, und was dabey angeordnet wird beobachten. 7. Ingleichen soll er sich in anständigen, und seiner geschicklichkeit gemäßen Verrichtungen brauchen laßen, auch sich jeder Zeit in denen darzu gehörigen acten vorhero wohl INFORMIREN. 8. Da wir auch [mit] Unserm ältisten Printzen eine Reyse in fremde lande zuthun erlauben und seiner darzu begehren würden, soll er in anständiger FUNCTION sich darbey auf 1. oder zwey Jahr brauchen laßen. ǀǀ 9. Mitler Zeit und bey müßigen stunden, soll er auch zuweilen unsern jüngern Söhnen zusprechen, und denselben mit Lateinischen u. Frantzöisch reden zu erbaulicher CONVERSATION [entreteniren] anleitung geben. 10. Da er [auch] sonst etwas mehrers so hiermit nicht EXPRIMIRT zu Unsern Dienst v. nutzen thuen könte oder wir ihm auftragen und anbefehlen möchten, soll er sich gleicher gestalt trew, fleißig, und unverdroßen erweisen. Dieweil er nun diesem allen besten vermögens also nachzukommen, durch einen Corperlichen Eyd geloben und versprechen, so verordnen wir ihm hierauf zur ergetzlikeit und jahrlicher besoldung biß auf Wiederrufen DREYHUNDERT gulden Meißnisch und Zehen Klafter TENNENholtz. Befehlen auch allen und jedem Unsern jtzigen u. Künftigen zur Cammer Verordneten ihme solches geld v. holtz QUARTALI- ǀǀ TER, und zwar künftig REMINISCERE des 1667. Jahrs damit anzufangen, zureichen und gegen QUITTUNG folgen zulaßen. Deßen zu Uhrkunden wir diesen brief mit unserer eigenhändigen underschrift, und vorgedruckten Canzley SCEAU bestärcken wollen. So geschehen Friedenstein den 13. DECEMBRIS. ANNO. 1666. L.S. E. H.Z.S.
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4. Ergänzung zur allgemeinen Instruktion für Anton Finck LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 2r, Konzept, Kanzleihand.
MEMORIAL den 24. Xbr. 1666. was der Lt. Fincke noch außarbeiten soll. 1. Die bücher der Römischen Kayser in standt zu bringen. Ingleichen 2. Das ARCHIV vnd dann 3. Die Ambtsbeschreibung vnd ihre beweißthumb oder COPIALbücher. vnd 4. Soll die BIBLIOTHEC REPOSITUR gleich dem ARCHIV auff solche bogen gebracht werden. 5. Ist Vfzusatzen der Schultheißen bestallung oder INSTRUCTION. 6. NB. Was der reisen halber über die bereits vfgesatzte INSTRUCTION noch mangelt nachzufragen, alß 1. wegen Dennemarck. 2. Schweden. 3. Franckreich, 4. Niederlandt 5. Teutschlandt sonderlich wegen des Kayser. Hoff vnd König. Ungar. ingleichen deß Trancipani vnd der Abisinischen sachen halben.
5. Bernhard Gustav von Baden-Durlach zur Frage des Incognitos LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv. E IV (Sonne) 3a, fol. 34r–37v, Ausf. unbekannt, Abschrift. Der Text steht ohne Anrede, Unterschrift oder Datum. Es handelt sich um eine Abschrift, wohl von der Hand Anton Fincks, Urheber ist wahrscheinlich Markgraf Bernhard Gustav von BadenDurlach. Der Empfänger dürfte der Markgraf Friedrich VI. von Baden-Durlach sein. Der Gegenstand betrifft die bevorstehende Reise der jungen Markgrafen Friedrich Magnus und Karl Gustav nach Frankreich. Das Schreiben stammt vermutlich vom Ende des Jahres 1666 oder Anfang des Jahres 1667.
Ich SUPPONIRe, daß entweder meine Vettern80 ABSOLUTE INCOGNITO oder recht COGNITO in Franckreich sein wollen, i.e. wolten sie COGNITO seyn, mußen sie sich nach meiner oder zum wenigsten gescheuter leute, die ich in solchen vnd dergleichen sachen CONSULIRet, meinung auff nachfolgende weise bedienen, Vor das 1. muß mann einen gueten Vnterscheid zwischen dem erst vnd ander gebohrnen machen vnd vornehmlich beobachten, daß der RESPECT des erst gebohrnen, als welcher ins künfftig ein CORPO des gantzen hauses sein muß, vnd an welchem der RESPECT des andern vnd dritten hanget, fleißig beobachtet werden, solt es dann seyn, daß er wird verlangen bey dem König AUDIENTZ zu haben, so würde vor allen dingen fleißig müßen beobachtet werden, daß wann er nebenst andern oder allein eine offentliche AUDIENTZ hätte, da andere AMBASSADEURS oder Fürsten in gegenwart befinden NB. die auch SOUVERAINS seyn oder sein wollen, so das haubt bedecken, er auch dergleichen zu thun PRÆTENDIRTe, damit nicht in dem Königlichen CEREMONIAL buch auch möchte auff NOTIRet werden, was wir leider von meinem Gnd. Herrn Vattern81 seel. gedächtnuß leßen müßen, wie die wort darinnen lauten: C’EST UNE MATIERE À CONSIDERER & ADMIRER QUE NON OBSTANT TOUS CEUX MESSIEURS D’ITALIE, SE COUv VERENT MESME LEURS AMBASSADEURS CEUX D’ALLEMAGNIE vnd ohne des nichts thäte, sondern nicht nur allein in dieser sondern auch noch in andern mehrern, wie nachfolgen wird, iedesmahlen sich darauff beruffe, daß er nichts als ein junger Herr ohne EXPRESSE INSTRUCTION oder ordre seines Gnd. H. Vatern thun dörffte, zu beruffen hätte, als welcher vielleicht, weilen solche sache sich ohne das vor sich selbst verstunde, ihm deswegen nicht EXPRESSE INSTRUIRet hätte, Anderwerts aber wäre eine offentliche AUDIENTZ ABSOLUTE zu vermeiden, worüber CONFIDENTER zu PARIS mit Herrn GIRO82 FAMILIARITER
80 81 82
Wahrscheinlich Friedrich Magnus (1647–1709) und Karl Gustav (1648–1703), Markgrafen von Baden-Durlach. Friedrich V. (1594–1659), Markgraf von Baden-Durlach, Reise durch Frankreich, die Niederlande und England in den Jahren 1613 und 1614. Nicht identifiziert.
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zuvnterreden, als welcher meines H. Brudern83 Ld. bekandt, vnd verhoffentlich was Ihre Ld. vnd vnserm gantzen Hauß PRÆJUDICIRLICH wäre nicht verlangen würde, iedoch wird in allem seinen DISCURSen nicht zu trawen seyn, sondern vielmehr die REPUTATION des gantzen Haußes beobachtet werden müßen. Solte mein Vetter verlangen VISITen abzulegen bey den Printzen von geblüt als dem Bruder des Königs (NB. der DAUPHIN wird hierunter nicht begriffen, sondern wie der König TRACTIRT) dem PRINCen von CONDE, ANGUIEN, vnd CONTI würde ABSOLUTE in ihrem Hauße die ALTESSE vnd rechte Hand begehrt werden müßen, vnd ihnen auch RECIPROCE gegeben werden, NB. der DUC D’ANGUIEN PRÆTENDIRet es wie der König, ist ihme aber nichts anders zugestehen, oder muß lieber gar nicht VISITIRet werden. Die Empfangung vnd begleitung geschieht wie in Teutschland, oder weil ihnen die erste VISITe kan gegeben werden, auff diese weiß, wie sie es machen, fals sie eine REVISITe geben. Die Königliche BASTARDe die vom Hauß SAVOIen vnd Lothringen werden wie Fürsten TRACTIRet, ID EST, mann giebt, empfängt Sie, giebt ihnen die rechte Hand vnd begleitet sie biß an die guetschen, Allhier seind zweyerley zu beobachten 1. daß die Jenige von denen die zum ersten an einem ort seind, seind schuldig die erste VISITe bey dem Jenigen der nachkombt abzulegen, zum 2. daß solchen als vnter welchen auch der COMTE DE HARRCOUR vnd auch etwaß INTONIERET von Vetter Friedrich MAGNUS IN TERTIO LOCO die rechte Hand einmahlen gegeben worden, beßer aber ist es solche gelegenheiten zu vermeiden, wo dergleichen zuerhalten mann nicht versichert. Der DUC DE BOUILLON vnd TURENNE werden vielleicht dergleichen PRÆTENDIRen, welches aber vor diesem nicht brauchlich gewesen, weßwegen dann wohl zu beobachten, ob diese PRO NUNC den erst obgedachten gleich gehalten werden. 3. Seind die DUCS & PAIRES geistlich vnd weltlich von denen mein Vetter, als der erstgebohrne die erste VISITe zu gewarten vnd nirgends die rechte Hand zu geben hat, der andere bruder in TERTIO LOCO auch, wolte der DUC MASSARIN ihme etwann eine VISITe geben, kön= te Er eine vnpäßligkeit FINGIRen, vnd solche VISITe im bett annehmen, sein bruder ihn in der ersten Cammer empfangen, ihn biß vnten an die stiegen iedoch nicht biß an die gutschen begleiten, wie ich auch in Straßburg gethan, ohn beobachtung des EXEMPELS Regierender Fürsten die meines erachtens beßer, wenn sie ihnen weniger als ich gethan. 4. Seind zu OBSERVIRen die abgesandten, NB. verstehe nicht die RESIDENTEN, AGENTEN oder ENVOYEZ denen wird die rechte Hand gegeben, sie von vnd zu der gutschen begleitet vnd dergleichen TRACTAMENTe von ihnen begehret, am besten aber ists im übrigen, wenn in TERTIO LOCO dergleichen gesellschafften vermieden werden. Mit den titeln ist auch zu OBSERVIRen, daß mann keinen 83
Friedrich VI. (1617–1677), Markgraf von Baden-Durlach. Markgraf Bernhard Gustav von Baden-Durlach (1631–1677) war dessen Halbbruder aus der zweiten Ehe Markgraf Friedrichs V. Er reiste Ende der 1650er Jahre durch Frankreich und Italien, konvertierte zum Katholizismus und wurde 1666 Koadjutor des Stiftes Fulda.
Zur Frage des Incognitos
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als dem Printzen von geblüt die ALTESSE gebe vnd von ihm wieder empfangen muß, den AMBASSADORS als dem NUNCIO wird der TITUL ILLUSTRISSIMO auff welsch gegeben, den andern Königlichen AMBASSADOREN wird der TITUL D’EXCELLENCE, von ihnen aber entwederß die ALTESSE, oder auff welsch LEI oder SIGNOR PRINCIPE, oder MONSIEUR LE PRINCE ahngenommen, so wohl schrifftlich als mündlich. 5. Der Reichscantzler hat seine weise dabey bleibt er vnd weicht nicht darvon. In einer REVISITe wird Vetter Friedrich MAGNUS am besten thun, wenn er sich ins bett leget oder zu Hauß nicht finden läst. NB. Ich REPETIRe noch einmahl daß INTER PARES vnd vnter denen die sich gleich TRACTIRen die erste VISITe muße geschehen, von deme der zum ersten am selben orth sich befinde, von den andern aber wird mein Vetter diesesmahl die erste VISITe zugewarten haben, Jedoch kan hierinnen nur den PRINCES DE SANG wohl nachgegeben werden. Solte der Savoische gesandte eine VISITe bey Vetter FRIDERIC MAGNUS wollen ablegen, könte Er sich ins bett legen, oder ihme die rechte Hand zugeben versagen, vorwendend, weilen er solches ohne EXPRESSen befehl seines Herrn Vatern nicht thun dörffte, v. deswegen keine EXPRESSE INSTRUCTION hätte. 6. Bey den Damen ist sich nichts zuvergeben außer daß mann PRÆTENDIRe, MADAME vnd andere Princeßinnen DU SANG sowohl als andern DAMEN in begrüßung zu küßen PRÆTENDIRen. Dieses ist zuerinnern in dem fall meinem Vetter an gedachten ortten sich bekant geben vnd bekanter weise VISITen ablegen vnd annehmen wolte, wolten meine Vettern aber sich gantz ABSOLUTE INCOGv NITO verhalten, wären dem ersten PUNCTE zu OBSERVIRen, daß er nehmlich nur suchte bey dem Könige ein REVERENTZ zu machen, EN PASSANT keine SOLENNE AUDIENTZ nemen, sondern sich etwan durch einen guten freund dem König v. der Konigin TEMPORE INSOLITO PRÆSENTIRen laßen, damit ihre Mayt. meine Vettern kennete, sie werden dadurch großere LIVERTET haben bey allem zu seyn vnd täglich den Hoff vnd CERCLE zu FREQVENTIRen, nur allein mußen sie sich hüten, daß sie bey keiner AUDIENCE, vor anderen den hut auffsetzen, sich befinden, vnd in COMEDIen, BALLETen oder dergleichen ASSAMBLEEN ein ordentlichen ort bey den abgesandten oder RESIDENTen wie bey etlichen Jungen Teutschen Fürsten auß vnachtsamkeit oder vnverstand ihrer leut die sie nicht genugsam davor gewarnet, geschehen, annehmen, welches nahe etwan bey dem König were, stunden beobachteten, daß ihnen ein ort wo andere CAVALIER etwann stünden bald hier, bald dort da sie der sachen zusehen könten, ASSIGNIERT würde vnd hätten sie sich weder vom MONSIEUR GIRO noch andern darinn irr machen zu laßen, weilen derselbige nur selbst bey einem BALLET des Königes ein solchen ort gegeben. Bey dem 2. 3. vnd 4.ten PUNCT wüste ich auff solchen fall nichts zuerinnern, als daß mann sich gantz INCOGNITO hielte vnd die Printzen vom geblüet ohne rang, ohne TITUL, neben andern CAVALIERen vnd vnter einem frembden nahmen CORTEGIRTe, auch mit andern iedesmahlen in TER-
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I. Reiseplanung
TIO LOCO suchte zu CONFERIRen, deßgleichen were meines erachtens auch bey deme NUNCIO vnd Königlichen AMBASSADORen auch deme Savoischen zu OBSERVIRen, vnd würde mir alle Zeit lieber sein, wann ich gantz INCOGNITO wäre, mit dergleichen leuten in TERTIO LOCO zu CONVERSIRen, als von denselben die VISITe anzunehmen oder abzulegen. Die Princeßin von Baden84 wäre meines erachtens nimmer auff keinerley weiß zubesuchen alß eine DAME die IRRAISONABEL vnd vnser hauß vnd Teutschland verachtet. Wenn vielleicht in TERTIO LOCO von ihr oder ihrer Frau mutter85 gedacht würde, was ihr herr machte oder sagte, könte mann ohn vorgreifflich antworten, daß er es gar nicht achte, vnd weder gutes noch böses davon rede. Wenn Sie auch bey der MAD. DE CARIGNON wolten eine VISITe ablegen vnd die Princeßin von Baden darbey were vnd eine Kaltsinnigkeit gespürt wurde, konte auff solche weise wie gedacht worden mit gutem glimpf v. OCCASION DISCURIRet werden. Meine GENERAL MAXIME wäre wenn mann COGNITO auff einerley weiß leben wolte, alles genau wie oben gedacht zu OBSERVIRen, oder gantz INCOGNITO zu leben, v. weder TITUL noch (ort) RANC, als einem PRIVAT CAVALLIER zustunde PRÆTENDIRTe v. Kentnuß ieder Zeit in TERTIO LOCO zu machen sucht.
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Louise Christine de Savoie-Carignan (1627–1689), 1653 verm. mit dem Erbprinzen Ferdinand Maximilian von Baden-Baden (1625–1669). Marie de Bourbon-Condé (1606–1692), verm. mit Thomas François de Savoie-Carignan.
6. Verzeichnis bemerkenswerter Orte in Frankreich LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 109r–112r, Ausf. Anton Finck.
Verzeichnuß der REMARQUABLesten örter in Franckreich so ich OBSERVIRT. Von Straßburg auß die reise anzustellen. PFALSBOURG. Ein Lotharingisch ehemahls gewesen RESIDENTZ hauß. SARBOURG, oder Kaufmans Saarbrück eine feine statt. Bey Zabern, der steig vnd ausgehauene brunn, so ein Bischoff von Strasburg in den felß machen laßen. Zu NANCY, war zu sehen die itzo DEMOLIRTE schöne FORTIFICATION, das Hertzog. RESIDENTZ hauß, Hertzog NICOLAS von Lottringen86 STATUA zu pferd, von METALL im gießhauß, Ein schöner garten auf der Pastey, daran die brustwehre von geflochtenen Kirschbäumen. TOUL
} alles feine örter in Lottringen. LIGNY BAR LE DUC; capitale du BARRIOS CHÂLONS SUR MARNE, CAPITALE DE LA CHAMPAGNE, darbey zusehen, die Haubtkirche mit einem sehr großen, v. meines behalts silbern Cronleuchter, die PROMENADE vor der Stadt mit vielen langen reyen linden v. andern bäumen besatzt. MONTMIRAIL } wolgelegene schön SITUIRTe örter. MEAUX PARIS, Alhie ist vnter viel andern NOTABLEN dingen v. gebäuden, auch in SPECIE nachfolgendes zu beobachten. An geist. vnd andern gebäuden, die ich besehen. MONTMARTRE, Ein berühmt Closter, wegen der vielen MARTYRUM, so daselbst begraben. Zu meiner Zeit war eine Nonne da so für ein wunder gleichsam im Singen gehalten wurde. SAINT DENIS, wo der König. schatz, so anderswo ausführ. SPECIFICIRT wird, It. die König. begräbnuß. SAINT GERMAIN EN LAYE, Im hinfahren zu beobachten LE BOIS DE LA TRASUTON weßen holtz, wenn es abgeschnitten, nicht wieder wachßen, v. im waßer 86
Nicolas I (1448–1473), Duc de Lorraine.
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I. Reiseplanung
vnter gehen soll, den ort selbst betr. ist zu betrachten 1. das alte schloß mit gräben vmbfangen, das CAROLUS V. REX GALLIÆ gebauet,87 FRANCISCUS I. RESTAURIRet hat.88 am alten schornstein stehen 2. große FF. eingemauret, hat 83. gemächer, ist oben mit steinen platten bedecket. 2. das Neue schloß hat HENRY 4. gebauet,89 gantz prospectirisch nach der SEINE unterwerts. hat 2. schöne wie wohl schmale GALERIen, In der einen sind viel stätte nach dem leben gemahlt, in der andern stücke aus dem OVIDIO. Bey einem CAMIN ist ein stück bunter MARMEL, so wie fruchte in einer schale außsiehet. 3. die grotten v. FONTAIN im garten, so ehemals sehr schön v. gangbar gewesen, itzo gantz eingehen. Das beste ist eine sehr wohl eingerichtete art des garten baues, an einem der natur nach sonst gar vnbeqvem gelegenen ort. MEUDON, so MONSR. SERVIENT90 gebauet, ist wegen der EXTRA ORDINARIE v. sehr kostbaren art in den berg prospectirisch zu bauen, v. einer STATUA MERCURII So Konigin CHRISTINA91 hinverehret, insonderheit zu sehen, hat MONSR. SERVIENT gebauet. RUEL:92 Ist anderswo schon weitläufftig beschrieben: auß dem einen gemach, des Konigs, v. DE MADAME, kann mann in das ballhauß sehen v. an der andern seiten in ein gantz von cedern gebaute kleine beet capelle, so sehr kostbar, kommen. Die EMBLEMATA so über allen thüren stehen, sind nachdencklich, der garten, schöne ALLEEN, brunnen, CASCADEN, grotten, das perspectivisch gemahlte portal sind wol zu sehen. ST. CLOUD. Wo vnter andern vier schöne STATUEN zu pferd. LE COURS DE LA REINE, Ein beschloßener ort, mit lauter bäumen besetzt, wo sich bey schönem wetter die CAROSSen finden, der König auch selbst vielmahl hinkombt. LE BOIS DE VINCENNES. PIQUEPUCE, Ein ERMITAGE: sehr schön gelegen: Im garten stehen viel STATUen von EREMITen, so einer aus den brudern gemacht, vnter andern IMAGO PAULI EREMITAE, mit den worten, IMPLEO, QVAE DESUNT PASSIONUM CHRISTI IN CARNE MEA. die waßer kunst, wordurch sie vermittest vieler Eimer vnd tiegel an einem rade, das waßer in alle gemächer bringen können. BIBLIOTHEC so RICHELIEU angelegt, REFECTORIUM. L’ARSENAL } man wird aber nicht gerne an beede orter eingelaßen. LA BASTILLE 87 88 89 90 91 92
Charles V (1338–1380), König von Frankreich. François I (1494–1547), König von Frankreich. Henri IV (1553–1610), König von Frankreich. Abel Servien (1593–1659), Marquis de Sablé, Surintendant des Finances. Christina (1626–1689), Königin von Schweden, 1632–1654 Königin, abgedankt. Rueil.
Verzeichnis bemerkenswerter Orte
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Das Jesuiter COLLEGIUM RUE ST. ANTOINE, die PLACE ROYALLE, mit der STATUA LUDOV. XIII. zu pferde. L’EGLISE ET L’ISLE NOSTRE DAME, vnd andre solche gebäude Clöster v. Kirchen deren fast vnzehlich viel. LE CHASTELET LE PALAIS, LA STE. CHAPELLE, LA PLACE DAUPHINE, LE PONT NEUF: LA PLACE EN GREVE, L’HOSTEL DE VILLE, v. derg. sind genugsam beschrieben. LE LUXEMBOURG oder PALAIS D’ORLEANS mit dem schönen überauß wohl DISPONIRTen garten. LES TUILLERIE LE LOUVRE, Sonder. LA SALE DES ANTIQUES, v. der COMEDIen oder BALLET Saal mit dem THEATRO, it. LES BAINS DE LA PEINE. LE PALAIS RICHELIEU, oder ROYAL: darin fur diesem die verwittibte Königin von Engelland93 sich auffgehalten. LE PALAIS MAZARIN, mit viel köst. ANTIQUITETEN v. schönen MOBILIen, alß STATUIS LAOCOONTIS, HERCULIS alles alte ORIGINAL des PHIDIAE. Eine MINERVA von Porfyr, Kopf, helm vnd hende von METALL. die gantze reitschul , in tapezerey gewürckt nach dem leben. AGRIPPINA Kopf, die 12. Ersten Kaiser von JASPIS, Ein SENECA im badt, mit eröffnetem arm. Ein CAPUT ARISTOTELIS aus schwartzem stein, hat 50.000. fl. gekostet. CABIv NET von 6. biß 10.000 fl. welches mit gold vnd LAPIDE LAZULO eingelegt. Ein schöne BIBLIOTHEC, ein stall auf mehr als hundert pferde. LA CHARITÉ } v. andere schöne v. wolgeordnete HOSPITALIA. L’HOSTEL ST. LOUIS Außer Paris nun auf dem Weg nach LION undt ferner, ist zu sehen v. von mir beobachtet worden! MONTARGIS, mit dem großen Saal, da eine HISTORIA von einem getreuen Hunde, der seines H. mörder im offenem Kampff bestreiten müßen, gemahlt zu sehen. NEVERS, daselbst der Hertzogen von MANTUA schloß, MONUMENTA vnd die glaßarbeit zu sehen. MOULINS hat einen hübschen schloßgarten, it. des Hertzogs von MONTMORENCY begräbnuß. LYON: daß Rathauß sehr schön angelegt, LA PLACE DE BELLECOUR deren ein MAILLE spiel von 576. schritt. viel andere geist. gebäude, Kirchen v. Clöster. VIENNE; des PILATI hauß gefängnuß v. PRÆTORIUM, ein altes wesen, mit vielen seulen: die Klingen schneide v. mühlen, so die Hammer treiben. VALENCE.
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Henrietta Marie de Bourbon (1609–1669), Königin von England, verm. mit Charles I, König von England.
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PONT ST. ESPRIT mit einer brücke von 1.000. schritt, vnter welchen gar gefährlich durchzufahren. AVIGNON, vnter andern, des MONS. GILLON94 hauß mit schönen gemahlten PERSPECTIVen, LA VICE REGENCE daran ein saal, so ein Pabst mit vielen personen meisten mit pulver selbst gesprengt hat. AIX. das PALAIS, sonderlich LA CHAMBRE DOREE LE CABINET DE L’ABBÉ BORILLY,95 darin so folgendes am meisten REMARQUABLES: die vier jahreszeiten in MINIATURe. MADAME GABRIELLE CONTERFAIT.96 FRANCISCI I. HENR. II. III. IV. & CAROL. IX. ORIGINAL CONTREFAIT.97 Eine weinende MAGDALENA des TITIANO. Drey tode, etwan einer halben elle lang, in einem Kasten, von BONARAOLA so künstlich gehauen, daß mann meinet, sie seyn gebacken. Eine Römische todten URNA mit asche ist noch darin. Ein recht gebacken CYCLOPEN Kind mit einem großen Kopff vnd nur einem aug mitten in der stirn. HENRICI IV. schuh, darinnen er erstochen worden. CAROLI IX. Degen. Ein wunderlicher Degen mit charactern, so GUSTAV ADOLPHUS König auß Schweden98 soll geführet haben. Ein schweineißen CAROLI IX. mit Pistolleuffen, welche zugleich loßgehen. Ein alter güldener becher welcher ausleufft, v. mann doch nicht sehen kan, wo das waßer hin kommt, so bald es eines daran gebildeten vogels schnabel nur erreichet. LUDOV. XIII. wehrgehenge, darin Er zu REMIS gekrönet worden. MARSEILLE; das FORT DE NOSTRE DAME DE LA GARDE, LA TOUR DE RATONNEAU, CHATEAU DIF. der Meerport, und die artige FAÇON denselben reinzuhalten, die GALLÉEN. ARLES. das bildt DIANÆ v. JOVIS, so ORACULA gewesen: TEMPLUM DIANÆ, AMPHITHEATRUM, Eine Grotte, so viel meil wegs vnter der Erden biß nach NISMES zu gehet. CIMETIERE ST. HONORÉ: mit den 2. großen weißen MONUMENTIS, darin die cörper in waßer schwimmend noch zu sehen. ST. BAUME, TOULON pp. So anderswo genugsam beschrieben. MONTPELLIER, der AQUÆDUCTUS der Duranie, die CITADELLE MONS. VITRAES 94 95 96 97 98
Nicht identifiziert. L’abbé Michel de Borilly (Borrily), Prieur de Ventabren, begründet wurde die Sammlung von dessen Vater Boniface de Borilly (gest. 1648). Gabrielle d’Estrées (ca. 1573–1599). François I (1494–1547), Henri II (1519–1559), Henri III (1551–1589), Henri IV (1553–1610), Charles IX (1550–1574), Könige von Frankreich. Gustav II. Adolf (1594–1632), König von Schweden.
Verzeichnis bemerkenswerter Orte
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von lauter schönen barbarischen pferden. MONS. HILBECKS100 natur Cammer darinnen vnter andern 1. SALAMANDer. 1. Basilisc 1. Mumia . Mandragor. Remora, legedo piscer. Boromet, daß lamm gewächße. Ferner der HORTUS MEDICUS zu MONTPELLIER. ROBBE DE RABELAIS. ETCETRUM ANATOMICUM. NISMES; das AMPHITHEATRUM, so fast noch gantz gut ist. ORANGE; mit seinem sehr festen schloße, wenn es anders itzo nicht DEMOLIRet ist; der ARCUS TRIUMFALIS MARII, der CIRCUS. MONTELIMAR } denen reformirten ehemal zur ASSECURATION gegeben. PIERRE LATE GRENOBLE; drum herum LA TOUR SANS VENIN LA FONTAINE QUI BRULE LE MONT IN ACCESSIBLE, LA GRAND CHARTREUSE LES CUVER, LES PIERRES PRECIEUSES, LE PONT DE CLAYE mit einem eintzigen Schwibbogen, den der teuffel soll gebauet haben. LE FORT DES BARREAUX, v. MONTMELIAN Saphoysche festung. AIX LES BAINE. CHAMBREY. GENEVE, daselbst daß rathhauß, des DUC DE ROHAN MONUMENT, das ARSENAL mit den INSTRUMENTen, so zur Saphoyschen ENTREPRISE gebraucht worden. einer von den 30. Silberlingen des JUDÆ. MONETA LUD. XII. wieder den Pabst gemuntzet. mit den worten: PERDAM BABYLONIS NOMEN. TOULOUSE, BOURDEAU, POITIERS ppp. alhie habe ich nicht alle CURIOSITETen, wegen großer eilfertigkeit aufzeichnen können, weilen ich mehrentheilß die Post gereiset. In PICARDIE in NORMANDIE, ist außer den Festungen eben sonst nichts sonderliches zusehen. Die örter an der LOIRE, v. an der seiten gelegen, als RICHELIEU, TOUARS, TAILLEBOM pp. und derg. wie auch sonderlich FONTAINEBLEAU v. die andern König. hauser sind auch außführlich beschrieben. ACADEMIE99
99 100
Nicht identifiziert. Nicht identifiziert.
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7. Memorial zu unterschiedlichen Punkten LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 99r/1r–106v/8v, Ausf. Anton Finck.
MEMORIAL. 1. Obs nicht rhatsamb, daß man mit ihrer F. D. Hertzog Bernhardt101 von dieser Reyse COMMUNICIRE vnd von deroselben ein klein INFORMATORIUM begehre, wie Sie Sich bey der AUDIENTZ, in PRECEDENTZen bey COMPAGNIen, v. zu Paris mit Kost vnd Losament verhalten. 2. Ob nit von Eben derselben F. D. ein klein ADDRES brief. ahn Herrn MARESCHAL DE TURENNE102 zubegehren, darinnen aber zumelden stünde, daß man Sich INCOGNITO halten wolle. 3. Dabey auch zubeobachten, daß auf allen fall, wan Er Herr MARESCHAL etwa bey der ARMEÉ vnd nicht bey Hoff wehre, man Sich mit dergleichen briefel ahn Einen andern Herrn vesehe? als MARESCH. DE GRAMOND.103 HARCOURT.104 etc. 4. Obs nicht rhatsam, daß man ein dergleichen briefel an den Hertzog von TREMOILLE105 mitnehme, vndt Sich ein oder 2. monat lang an dessen hoff aufhielte: dan dadurch würde man algemach der vornehmen frantzos. CONVERSATION gewahr; Welches in Stetten zuthun, nit so Guthe gelegenheit ist: Wan man dem Hertzog mit so viel Leuthen nit wolte beschwerlich sein, könten dieselbe [nit allein] entweder mit Kostgelt versehen [sondern auch dieselbe] oder in die Kost verdingen. Zubeydem dan leicht zugelangen ist. 5. Obs nit rhatsam, daß man mit eigenen Pferden nach Paris reyse. 1. Weil Sie wegen des bevorstehenden Kriegs alda ihr gelt wieder gelten oder auch wohl vnterwegs verkaufft könten werden, dan man zum wenigsten die freye Reise daran zuhaben pflegt. 2. Wan man vmb Paris herumb die lust=heuser alsobalt sehen wolte, konte solches auch mit eigenen Pferdten geschehen, vnd der fuhr- lohn sonst ziemlich hoch hinauf lauffen werde: Vnter dessen könte zu Paris alsobalt anstalt gemacht werden zu dero verkauffung. 6. Zwischen dem LOUURE vnd dem PALAIS ist am besten lengst dem Wasser zuwohnen: also konte man ihro F. D. Hertzog Bernhardt hierin CONSULIren, welche ohne Zweifel dießer orthen herumb auch werden Gewohnt haben. 7. Eß ist nit zurahten, daß man Sich vor diesmahl in Ein bestendige Kost zu geben Suche, weil man vber etliche wochen in Paris vnd daherumb zubleiben nit gesonnen, [ist] sondern es sindt vornehme Gastheuser, da man taglich Losament 101 102 103 104 105
Bernhard (1638–1678), Herzog von Sachsen-Jena. Henri de La Tour d’Auvergne (1611–1675), Vicomte de Turenne, Maréchal de France. Antoine III de Gramont (1604–1678), Duc de Gramont, Maréchal de France. Henri de Lorraine (1601–1666), Comte d’Harcourt. Henri III de La Trémoille (1598–1674), Duc de Thouars.
Memorial zu unterschiedlichen Punkten
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vnd Kost vor 3. Kopfst. bis ein gülden des tags haben kan; vnd wan man zu hauße nicht isset, zahlt man auch nichts, alß vor die Cammer; welches alles zuvor VERACCORDIrt werden muß: 8. Zu Paris wohnet ein feiner Teutscher man nahmens M. Friderich,106 ist aus Holstein burtig, so den Jungen Herrn in verschickungen vnd sonsten wan Sie auf dem lande etwas sehen wollen, mit=aufwartet: Er ist AU FEAUBOURG ST. GERMAIN in der VILLE DE HAMBOURG, alwo Er nahe bey wohnet, oder auch bey dem Sprachmeister NICOLA107 zuerfragen: derselbe weis wo alle vnd jede gärthen vnd lustheuser vmb Paris herumb gelegen sein, auch was in Jedwedem v. sonsten in PARIS selbsten zu sehen; derselbe konte auch zu der Pferdte verkauf anstalt machen vnd man alzeit mit ihm CORRESPONDIren, wan man Sich aufm land aufhielte vnd zu Paris wegen Wechsel vnd sonsten zu thun hette. Er kan auch gefragt werden, welcher orthen aufm land man sich am besten aufhalten konte. Er hath den Printzen von Dennemarck,108 Holstein109 vnd andere dergleichen mehr bedienet. 9. Ausser der Kirchen, PALATIEN, der UNIVERSITÄT, Closter vnd Gärten, wird itzo in Paris nit viel zusehen vnd dahero nicht rhatsam sich lange alda aufzuhalten sein; weil der Konig sampt der Hoffstatt vnd die vornemste NOBLESSE Sich nunmehr aufs Land werden begeben haben: davon Sie vor dem NOVEMBER nicht wieder hin kommen werden. 10. Vnter andern ist vmb Paris herumb zusehen: ST. DENYS. BOIS DE VINCENNES. das RECOLLECTEN Closter zu PUCQUEBUCE:110 VERSAILLES. CONFLANS. der REFORMIrten Kirche zu CHARENTON. MADRIL.111 ST. CLOU. ST. GERMAIN. RUEL.112 MAISON.113 LIANCOURT. ESSONE. PETITBOURG vnd Ein ander Schöner Garten auf der andern Seithen der Seyne. VEAU LE VICONTE. FONTAINEBLEAU. FLEURY. vnd noch andere mehr. Sie sind aber hier, ausser der Ordnung gesetzt vnd man zu Paris INFORMATION nehmen kan, wie Sie nacheinander [zusehen] vorzunehmen. 11. Leinzeug ist in Fr. sehr teuer, dahero rhatsam, daß man dessen von alhie eine Provision mitnehme. 12. Zu Paris ist der beste Sprachm. Mr. NICOLA.114 mit welchem man itzo bekant werden vnd Sich hernach seiner bedienen kan, wan man wiederkompt. 13. Vnter den CURIEUSEN zu Paris ist der vornemste Dr. CHARLES PATIN.115 ist Ein verstendiger man in den NATURALIBUS, den MEDAILLen, allerhand IN106 107 108 109 110 111 112 113 114
Nicht identifiziert. N.N. Nicolai, Sprachmeister in Paris, vorher Advokat am Parlament von Paris. Vgl. Bd. 2, II. 3: Anton Finck, Beschreibung Frankreichs, 137f. und das Memorial, ebd. 42. Christian V. (1646–1699), Prinz bzw. König von Dänemark. Christian August (1639–1687), Herzog von Schleswig-Holstein-Sonderburg-Norburg. Piquepuques – religiöser Orden, benannt nach dem Ort Piqupuques in der Faubourg S. Antoine in Paris, wo sich auch das benannte Kloster befand. Château de Madrid, nicht mehr vorhanden, Neuilly-sur-Seine. Rueil. Château de Maison in Maisons-Laffitte. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 107.
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42 VENTIONEN vndt künsten, CORRESPONDENTZ.
schreibt herliche bücher vnd ist ein man von grosser
14. Der gedachte Sprachm. NICOLA. wirdt vnter andern diensten bey hof mit= aufwarten vnd der vornehmsten Herrn vnd DAMEN Zustand SECRETO COMMUNICIren vnd sonst nützliche Sachen vom Staat des Königs bey bringen. 15. Man solle die BAGAGEN so viel ein ziehen alß möglich, da Sie Kostbar vnd beschwerlich sind vberall mitzubringen, werden auch die Sachen ins gemein zuschanden gemacht. 16. Eß ist der Gebrauch daß man in Franckreich alle morgen DESJEUNIre, ehe man ausreithe, dan Solches ins abendtessen mit Eingerechnet wirdt: Zu mittag soll man keine rechte mahlzeit thun, dan solches nit allein Kosten ersparet, sondern auch desto besser darauf reithen vnd des abends mit bessern APPETIT zur tafell sitzen kan. 17. Von der Mahlerey Kunst mus man soviel verstehen, daß man davon JUDICIren konne; dan Solches ein stück mit ist, womit die Frantzosen am meisten Prangen; auch wehre guth wan Einer von der COMP. etwas reissen konte, dan manchmahl ein Haus; Garten, Vestung Meerporth, ANTIQVITÄT oder Landschafft in Grundt zu legen vorkompt. 18. Mit den tringeltern ists gebräuchlich: daß man den Hausmeistern ein halben, bis ein gantzen thaler gebe, dem Gärtner, ein orths= bis in ein halben thaler. Den Thorhutern ein halben bis in ein orths thalr. den mitlaufenden Jungen oder Mägden 4. bis 5. Stüber. 19. Zu MADRID vnd vnterschiedlichen Heusern vmb Paris herumb, welche man man besten bey Mr. COLBERTS leuthen erfragen vnd aufschreiben kan, werden die schönste MANUFACTURen von Spitzen, Seiden= vnd Wüllen= Zeuge auch Teppichen vndt dergleichen MATERIALIen gemacht, meist von leuthen, so der König ins Land kommen lassen. Dergleichen Seiden=Strumpfmacher v. MANUFACTURen mehr, siehet man zu MADRID. Insonderheit sol man sich befleissen des Königs kostbare Tapeten zusehen zubekommen welche man zu Paris vnd VERSAILLES wurcket. Des Königs Prechtiges CABINET von Gold v. Silber ist zu VERSAILLES auch wohl zusehen; wie auch die RARE thier alda v. zu BOIS DE VINCENNES. 20. Vnter den vornembsten PALATIen ist im LOUVRE die Sommergemächer der alten Königin zusehen: auch das PALATIUM, BIBLIOTHEC vnd Stall des CARD. MAZZ.116 Das PALAIS ROYAL neben dem Garten so CARD. RICHELIEU117 gebaut vnd des Königs bruder118 bewohnet. Das LUXENBOURG beneben dem Garten. 115 116 117 118
Charles Patin (1633–1693), französischer Arzt und Numismatiker. Jules Raymond Mazarin (1602–1661), Duc de Nevers et Rethel, Kardinal. Armand-Jean du Plessis (1585–1642), Duc de Richelieu, Kardinal. Philippe de Bourbon (1640–1701), Duc d’Orléans.
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Das Closter v. BIBLIOTHEC ST. VICTOR. Sambt des Königs HORTUM BOTANICUM in der Vorstadt, worinnen gemeiniglich teutsche Gartner sein. Den Schönen Spatziergang auf den bollwercken im ARSENAL, nach der BASTILLE zu. 21. Des Königs BIBLIOTHEC vnd MEDAILLen im LOUURE. auch des Königs BIBL. bey den CORDELIErn. die BIBL. in der SOURBONNE: beyn Jesuiten, Mr. DE THOU.119 bey der UNIVERSITÄT. auf dem Platz wo man in CAROZZEN fähret, vnd LA COUR DE LA REYNE genant wird, sieht man zu Paris täglich etlich hundert CAROZZEN deß abends Spatziren fahren. 22. Alle die in Franckreich reysen pflegen im anfang zu MENAGIren, damit wan Sie Winterszeit nach Paris kommen, Sie Sich etwas besser halten können. In Kleidung kan man viel ersparen, dan die MODE alle Jahr Sich ohne das zweymahl verendert: vndt ist auch ahn einem orth teurer zehren, alß am andern. 23. Im Sommer soll man Sich vor dem Limonadenwasser wohl vorsehen, den solches den magen leicht verderben kan. 24. Das Reithen ist ein EXERCITIUM, so viel gelt vnd Zeith kostet: ist ziemlich VIOLENT vnd manchmahl gefährlich, insonderheit Sommers=Zeithen: Dabey ein Junger Herr Seine Natur zuvor wohl EXAMINIren solle, damit Er der Sachen nit zuviel thue. 25. Das Tantzen aber ist in Franckreich ein nothwendig ding, So wohl vnter Stands=Persohnen alß Gemeinen Leuthen. 26. Die Frantz. NOBLESSE wirdt auch vor allen dingen fechten lernen; wan aber ein Junger nit auff öffentlichem boden fechten oder tantzen will, kommen die EXERCITIen=Meister zu ihme auf Seine CHAMBRE. 27. Zu BLOIS macht man die beste Vhren: auch ziemliche zu LYON. ROUEN. Paris vnd GENEVE. Zu Dieppe macht man schöne Drexel=arbeit von Elffenbein, so man in eine Kunstkammer thun kan. auch werden zu Dieppe die beste Meer= Compas gemacht. Zu MOULIN die beste Frantzös. Messer vnd Scheren. 28. Zu MARSEILLE hath man allerley wahren aus AFRICA, alß Papageyen, Mehr=Katzen, CORALLen, Pferdte etc. 29. Zu [CASTELNAUDARY] CARCASSONNE vnd dero orthen im LANGUEDOCQ werden die beste Stoff= zu Winterkleider gemacht, wie auch zu Poitiers: die Sommerzeug aber zu Paris vnd in der Normandy. Die Seiden Zeug zu TOURS: AVIGNON vnd sonderlich die bänder nahe bey LYON im FOREST zu ST. ESTIENNE vnd ST. CHAUMONT. alwo Sie Ein franckforther Kaufman zu LYON wohnhafft, in Menge verlegt vnd von deme man dergleichen in rechtem anlauff haben kan. 30. Von Eisern Degen=Gefäs vnd Pistolenschlössern, werden auch feine arbeit zu ST. ESTIENNE gemacht, deren viel von den Reisenden alda aufgekaufft werden.
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Jacques Auguste de Thou (1553–1617).
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31. Vor allen dingen ehe man viel herumb reyse ist vonnöthen, daß man etliche monath ahn einem gewissen orth zuvor die Sprache recht lerne, dan wan man die Sprache nit verstehet vnd die leute nicht Recht vernehmen kan, wirdt die INTENTION der gantzen Reysen vergebens sein: Der Sprachmeister kan zu deren Verstand nit allein helffen, man mus selber in lesen, schreiben vnd ordentlich in CONTINUIrlichem reden Sich EXERCIRen. Hierzu sind die Hausgenossen vnd die übrige EXERCITIen=meister mit welchen man bisweilen zu Spatziren vnd zu CONVERSIRen pfleget. auch dient viel darzu die Zeitung lesen, predigt anhören; vndt das DISPUTIren der ADVOCATen ahn den Gerichs=platzen. Wan man nun ein oder 2. Monath fleisig gewesen, so kompt die Wissenschafft hernach von Sich selbsten, so lang, bis man Sich in der Sprache gar Perfectioniret habe. 32. Der kleine TOUR ist lengst den Stätten an der LOIRE: in welcher gegend auf dem Land, sonderlich vmb BLOIS viel vornehme Herrn wohnen vnd schöne Heuser zusehen seind, wovon die Reisbücher melden: darunter LE VOYAGE DE FRANCE DU VERDIER120 gar bequem ist, Kost ½ Rthlr. 33. Den Grossen TOUR thut man mehrentheils lengst den Stätten von beyden Meeren, davon man aber etliche außlassen oder noch mehr darzunehmen, auch seinen Weeg darnach einrichten kan, alß von ROUEN anzufangen. DIEPPE. HAURE DE GRACE. CAEN. ST. MICHEL. ST. MALO. VANNES. RENNES. NANTES. BELLE ISLE. LA ROCHELLE. BROUAGE. L’ISLE OLERON. XAINTES. LIMOGE. PERIGUAUX, ANGULEME. oder wieder hieunter zukommen: BAYONNE. BAZAS. ST. JEAN DE LUZ. LA BLAYE. BOURDEAUX. CADILLAC. AGEN. MONTAUBAN. MAISSAC. TOULOUSE. CASTELNAUDARY. CARCASSONNE. NARBONNE. LEUCATE. SALCE. PERv v PIGNAN. COLLIERE. BEZIERS. PESENAS. MONT- PELLIER. FRONTIGNAN. NIMES. PONT DE GARD. BEAUCAIRE. TARASEM. ARLES. SALON. MARSEILLE. TOULON. ST. BEAUME. ST. MAXIMIN. AIX. VAUCLUSE. AVIGNON. ORANGE. VALENCE. ROMANS. GRENOBLE. GRANDE CHARTREUSE. VIENNE. LYON. alhie hat der Grosse TOUR Ein End. vnd ist nicht vonnöthen daß man die alle itzbenante Stätte eben besuchen müsse; Sondern nach es die Zeith vnd Gelegenheit leiden will. Zwischen CASTELNAUDARY v. CARCASSONE wird der grosse grabe gemacht vmb die beyde meer zu CONJUNGIren. 34. Wie man aber fortkomme, ist zu wissen, daß man von ROUEN bis auf CAEN mit Gutschen oder Pferdten. von CAEN bis auf RENNES mit leyhpferdten. von RENNES bis ROCHELLE mit dem Landt=bothen oder MESSAGER. von hier auf BELLE ISLE vnd wieder zurück zu Schiff. von ROCHELLE bis auf BOURDEAUX zu wasser oder zu landt: von BOURDEAUX bis auf TOULOUSE mit leyh= gantzen oder halben Postpferdten genant CHEVAUX DE RALAIS. von TOULOUSE bis nach CARCASSONNE mit Gutschen oder Pferdte. von CARCASSONNE nach PERPIGNAN vnd 120
Le Voyage de France, dressé povr la commodité des François & Etrangers. Avec une description des chemins pour aller & venir par tout le monde. Tres-necessaire aux voyageurs. [...] Corrigé & augmenté de nouueau. Par le sieur Verdier Historiographe du Roy. A Paris, chez Michel Bobin, dans la grand Salle du Palais à l’Esperance. M. DC. LXV. Auec priuileg du Roy.
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wieder zurück mit Pferdten. von CARCASSONNE bis nach MONPELLIER mit der TOULOUSer Kutsche oder Pferdten: von MONTPELLIER durch die Provintz bis auf AVIGNON vngefehr 14 tagen Zeith mit eben denselben Pferdten: von AVIGNON vber GRENOBLE vnd die CHARTREUSE bis nach LYON mit frischen Pferdten reisen können. 35. Den kleinen TOUR thut man zu wasser; man kan anfangen zu ROYANNE wo die LOIRE erst NAVIGABLE wirdt. auf NEVERS. BOURBON. ORLEANS. SAUMUR. bis auf NANTES zu vndt bleibt also auf eben dem Wasser, kan auch taglich fortkommen. 36. Den kleinen TOUR thut man Sommers= oder Frülings Zeit. Den Grossen: Herbst=Zeit; damit man zu anfang des DECEMBERS zu Paris sein könne. 37. Von LYON aus gehen 2. Wege einer nach Teutschland durch die Schweitz, oder Burgundt vndt Lothringen. Der ander gehet in Italien, vber Saphoy vnd PIEMOND. auch kan man von LYON nach Paris zu wasser auf der SAONE. bis nach CHALON. von alda zu Landt vber BONE vndt DIJON auf AUXERRE. von AUXERRE auf dem Wasser der SEINE nach Paris. 38. Von Paris kan man Seinen Weg auf AMIENS. ARRAS. DOUAY. Cammerich.121 VALENCIN.122 Brüssel etc. [nehmen] nach Teutschland nehmen. 39. Wan man in Franckreich gute bücher haben will, kan man Sich dieselbe durch die Sprachmeister wohl aufschreiben lassen. sol ihnen aber nit vertrauen, daß Sie Selbige einkauffen, dan Sie ihren profit darbey Suchen werden. Ingleichen thun auch die Schneider, wan man ihnen zuläst, daß Sie die Wahren zum Kleid selbsten aufnehmen vnd hernach verrechnen. Wie Sie Solches zuthun, ins Gemein gewohnt sind. 40. Ins Gemein soll man sich vor denjenigen Teutschen hüthen, So sich in Franckreich gesetzt haben, dan Sie gemeiniglich die frembde zum Spielen, vnd dergleichen DEBAUCHEN anführen. 41. Die Frantzosen haben 2. Grose Walfahrten zu ST. MICHEL in der NORMANDIE etliche Stunden in die See hinein gelegen, wozu man bey ablaufender See Wasser=Wegweiser gebrauchet: Man kompt aber manchmahl in einen Morast, daß Pferdt vnd man stecken bleibt vnd elendig verderben mus; ist also gefehrlich. Die ander ist zue ST. BEAUME, nahend bey MARSEILLE dieselbe kriegt man aufm grossen TOUR zusehen. Wirdt vom König v. Königin selbsten besucht.
42. Nahend ST. MICHEL ist der MeerPort ST. MALO. da man zusehen mus, daß man zeitlich in die stadt komme. dan sobalt das thor gespert ist, lest man 24. Englische Hunde ausser der Stad herumb lauffen, so alles niederreissen, was ihnen vorkompt. Das beste Wirthshaus in der Stadt ist À LA HARPE. die Wirthin kan 6. Sprachen. 121 122
Kamerich, Kamerijk, Cambrai. Valenciennes.
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43. Die beste Pferdte sind hierumb vnd in BRETAGNE, diejenige So den Grosen TOUR mit eigenen pferden thun wollen, kauffen dieselbe alhie ein. 44. Die herlichste früchten vnd Gewachsen von Citronen, Granaten, Oliven, Feigen, Rosmarin, Lorber, Palmbäumen, auch die berumteste ANTIQUITÄTen, vnd RARITÄTen siehet man in LANGUEDOC vndt PROVENCE. wo man ingleichen das meiste Saltz machet. 45. Hin vnd her sind auch Sauerbrunnen v. Warme bäder darauf aber nit viel geacht wirdt, alß zu BOURBON. zu FORCE. zwischen ROUEN vnd AMIENS. in GASCOGNE zu BAZAC. etc. 46. In Franckreich sind viel herliche CARTHAUSEN, alß zu BOURDEAUX, TOULOUSE. LYON. LA GRAND CHARTREUSE bey GRENOBLE. zu PARIS. ROUEN. DIJON. etc. 47. Die herlichste Kirchen sind zu AMIENS. ROUEN. PARIS. ORLEANS. LYON. MANS. CHARTRES. BOURGES. ANGERS. VIENNE. 48. Die beste Frantzöß. Meerporten vnd Seestedte sind DUYNKIRCHEN. CALAIS. BOULOGNE. DIEPPE. HARURE DE GRACE. ST. MALO. auch können die Meer=schiffe nach NANTES. vnd BOURDEAUX. ROCHELLE. BROUAGE. OLERON. AGDEN. MARSEILLE. TOULON. etc. Man ist auch anitzo im Werck begriffen einen Neuen Hafen bey einem dorff zwischen NARBONNE vnd PERPIGNAN, PALME genandt zu machen. damit die Schiffe auf dem flus der AUDE nacher NARBONNE: von dar durch Schleussen biß nahent bey CASTELNAUDARY in die GARONNE gebracht vnd also beyde Meer CONJUGIrt werden können. 49. In Franckreich ist uberall Guthe JUSTITZ, dahero nicht vonnöthen, daß man sich aufm grossen TOUR oder in Langwierigen Reisen die diener mit vbrigen Gewehr vnd Pistolen schleppen lasse. ist genug wan nur die halbe COMPAGNIE ARMIrt ist. Das beste ist, daß man wenig BAGAGE bey sich habe. 50. Auch ist am besten, daß man so viel geld bey sich habe alß man aufm grosen TOUR vonnöthen haben möchte. welches man leicht aufnehmen kan, wan man zuvor weiß die Orthe, welche man all zubesuchen in willens hath, auch die anzahl leuthe, so man mit sich nehmen wolle. Wan man viel leuthe hath kan man deren ein theil zu LYON, oder den Endorth wo der TOUR ein End haben solle voraus schicken vndt alda warthen lassen; dan damit wird man auch ein ziemliches ersparen. 51. Damit man auch auf ein besorgenden fall des Vnglücks bedacht sey kan man von Paris auß auf NANTES. ROCHELLE. BOURDEAUX v. MARSEILLE brief ahn die Kaufleuthe mit nehmen: aber wo es nit vonnöthen nit vberantworten, dan sie viel LAGE. PROVISION vnd REMESSE nehmen würden. 52. Was die tägliche trinckgelter anbelangt: gibt man mittags zu Zeithen etwas. Wo man aber vbernachtet, gibt man morgen für die Mägden vnd Hausknechte, vor die COMPAGNIE 3. oder 4. Stüber 53. Man soll sich alzeit zuvor befleissen, ehe man ahn orten v. Ecken hinkompt, die beste Wirthsheuser in kundschafft zu bringen.
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54. Im gantzen Königreich können die Wirthe mit keiner RAISON, mittags vber 20 SOLS. oder 1 ½ Kopfst.123 Nachts vber 30 SOLS oder ½ thlr. vor einen PRINCIPALen Rechnen, v. vor die diener halb so viel. Wan man eigene Pferdte hath, mus man den Haber alzeit zuvor nehmen v. was Er kostet fragen lassen, damit man des folgenden morgens mit der Rechnung nit zu kurzt komme. 55. Eß ist auch gebräuchlich, daß wan man in eine statt ankompt, einem wohl 2. oder 3. Wirthe entgegen gelauffen kommen, bey welchen man alß dan am wohlfeilsten sein kan, welches Sie alle vorhin sagen, bey selbigen kan man einkehren; doch CÆTERIS PARIBUS. 56. Die Weibßpersohnen MARCHANDIRen allermeist vnd lest sich ins gemein kein Wirth sehen. 57. Im auf v. abtragen sol man allemahl wohl acht auf die selbige geben, v. die frembde träger alzeit vor sich hergehen v. niemahls aus den augen lassen. 58. Wan man zum innersten in die Parlamentsheußer hineingehen will, mus man Seine Degen in der Wache in Verwahrung geben, dan sonsten der Parlamentsherren ihre Diener vnd Laggeyen berechtiget sein wollen dieselbe den frembden dan wegzunehmen. 59. In allen Grosen Stetten pflegt man in die Buchladen zu gehen vnd wan man schon keine bücher kaufft, jedoch die tituln derer so nützlich sind aufzuschreiben, welche man zu seiner Zeith bis gar in Teutschland kan kommen lassen. Zu dem so sind die buchführer insgemein feine DISCRETE leuthe, so einem den Zustand ihrer Statt vnd was darinne zusehen demonstriren können; im fall man sonsten keine andere ADDRESSE hette. 60. Die vornemste Kirchen=Schätze sind zusehen zu ST. DENYS. ROUEN. ST. MAXIMIN. SAUMUR À NOSTRE DAME. ST. MICHEL. TOULOUSE in der Kirchen ST. SERNON. AIX in dem Nonnen Closter ST. BARTLEMY. CHARTRES. Zwischen MANS vndt Paris. 61. Eß ist kein Grösser Liebhaber der Jagten, alß der Ertzbischoff zu LYON; dessen Hunde des Königs seine vbertreffen vnd sind zu sehen zu VIMMY. in Einem Lust=Hause 2. meil von LYON. des wegs wo die REFORMIrten ihre Kirche haben. 62. In XAINTOGNE. im PAYS D’AULINS. vmb BROUAGE herumb, sonderlich im weg bey MARAINE vnd TREMBLADE siehet man die Saltzgruben vnd wie das Wasser auß dem Meer durch CANALen geführt wirdt: am allerbesten aber, wan man Seinen Weg von MONTPELLIER auf AIGUE-MORTE zunimpt, da man Sich zuvor vber den See vber führen lest v. ehe man nach AIGUE-MORTE kompt, drauf zureithen mus. 63. Von Schönen Cabineten sind vnter andern: des Königs CABINET von MEDAILLEN im LOUURE. vnd von Gold, Silber auch Edelgesteinen zu VERSAILLES. Zu ANGERS wirdt Ein Teutscher Goldtschmitt aus Holstein nahmens Mr. 123
Kopfstück, etwa 20 Kreutzer.
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MAISONNEUFUE oder Neuhaus,124 einen zu Einem APOTHECKER vnd Rhats= Herrn125 führen welche schöne NATURALIEN vnd beide Müntzen haben. dergleichen wohnt Ein alter Goldtschmiet zu ARLES welcher aber vor ein Edelman PASSIren will,126 welcher ein CABINET von meist heidnischen RAREN Steinen, darunter kostbare sachen sein, COLLIGIrt hath, so es aber nicht gern ohne RECOMPENS sehen lest. Zu AIX ist auch ein Apothecker vnd Ein CANONICUS, nahmens Mr. BONFILS,127 bey denen man auch herliche Sachen zu sehen haben wirdt: [von] Insonderheit bey dem CANONICO von alten Gemälten, Teppichen vnd raren heidnischen Müntzen von Gold vnd Silber, bey welchen er die EXPLICATION thut, welche besser alß bey iemands anders anzuhören, den Er lange Zeith zu Rom gewesen vnd ein rechter ANTIQVARIUS ist. Zu LYON wohnt ein Edelman hinter der Kirchen ST. JEAN, so ein herliches CABINET von lauter MATHEMATIschen RAREN INVENTIONen hath,128 so wohl MERITIrt gesehen zu sein, welche er meist mit eigener Handt gearbeitet vnd derengleichen zu Dresden vnterschiedliche auch seindt. Item ist ein LIEUTENENT DU ROY zu LYON,129 so dergleichen herliche alte Müntzen v. MEDAILLEN, wie obengedacht auch COLLIGIrt. 64. Sonsten von den besten vnd wohlfeilsten büchern. Schönen frantzos. GARNITUREN wirdt man zu LION v. Paris haben. vber alle farposten wirdt Ein Kaufman von LYON aus ein CENTner bis in Franckfurth vmb 3 ½ Rthlr. lieffern können. 65. Zu Paris werden die Schönste Silberne Degen=Gefes vnd wohlfeil gemacht, auch recht À LA MODE. 66. Wan etwan rdo130 ein abgang ahn vnter=hembden wehre, ist der leinwanth darzu zu ANGERS am aller=wohlfeilsten, alwo man Sich auch zum grosen TOUR am besten PRÆPARIren kan. 67. Eß sind vnterschiedliche RUDERA von AMPHITHEATRIS, auch deren noch etliche in ziemlichen ESSE in Franckreich zusehen; alß zu THUEZ131 3. stunden von SAUMUR. Zu NIMES. ARLES. LYON. POITIERS. TOULOUSE vor der Stadt. BOURDEAUX etc. 68.Vnter BLOIS vmb CHARITÉ herumb, ist der CANAL aus der LOIRE in die SEINE, welcher vom CARDINAL RICHELIEU angegeben vnd ein nützlich werck ist.
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Heinrich Neuhaus/Henri Maisonneufe, aus Kiel stammender Goldschmied in Angers. Vermutlich das Kabinett des Pierre Chaudet, Apotheker in Angers. Nicht eindeutig. Kabinett des Kanonikers Honoré de Bonfils. Nicolas Grollier de Servière (1596–1689), französischer Erfinder, unterhielt in Lyon eine Sammlung. Vgl. den Bericht Herzog Friedrichs, Bd. 1, 180. Nicht identifiziert. Reverendo, salvatorische Klausel im Sinne von „Entschuldigung“, freundlicher Hinweis von Frau Prof. Dr. Hannelore Putz, Archiv des Bistums Passau. Doué-la-Fontaine.
Memorial zu unterschiedlichen Punkten
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69. Die vornemste flüsse in Franckreich sind die RHONE. SAONE. LOIRE. GARONNE. SEINE. MARNE. 70. In allen vornehmen Städten sindt Spatzir=genge zugehen [ahn] vnd zufahren, alwo man das Volck beneben dem Adell am ersten vnd besten sehen kan. It. so sindt bey allen vornehmen Statten, Schone bahn zum MAILLE-Spiel, alß zu GENEVE. AMIENS. ORLEANS. TOURS. SAUMUR. ANGERS. vnd dergleichen. Man Spielet auch AU BULLE. Vnd AU PILLIER, welches aber vor gemeine leuthe ist, der adell gehet vornemlich ins Ballhaus. belustigt Sich auch mit BALLONEN. 71. Sobalt man in Grosse Statte kompt, kan man dieselbe am allerbesten von den hohen thürnen CONSIDERIREN. die Statt Paris wirdt am besten gesehen von dem Thurn DE NOSTRE DAME. oder von ST. JACQ DE LA BOUCHERIE.132 72. Absonderlich sind zu VIENNE EN DAUPHINE viel herliche ANTIQUITÄTEN zusehen. Man findet alda ein eigen buch davon, genant LES ANTIQUITEZ DE LA VILLE DE VIENNE.133 Nach VIENNE sind deren auch viel zu ARLES zusehen.
73. Die Natur des weins zuverstehen; So ist der burgundische Wein DELICAT, hitzig, aber doch gesund, mus ziemlich vermischt werden. wirdt zu LYON, auch wohl zu Paris ins Gemein getruncken. Der Wein von ORLEANS, ist dicklicht, kalcklicht vnd vngesund, muß dieser nit zuviel getruncken werden; der Wein von ANGERS ist weislicht vnd gesund, wirdt dem Mosler oder Necar Wein verglichen, kan ein wenig oder wohl gar nit vermischt werden. Der Wein von BOURDEAUX, wirdt VIN DE GAILLON genant, ist guth, süss vnd starck. kompt mit der FORCE schier dem Spanischen gleich. Der Wein von FRONTIGNAN, ist Muscateller vnd starck wie branten wein, zu wenig ist ein artzeney, zu viel ist gifft. Dergleichen ist auch derjenige, so in der Provence zwischen MARSEILLE vnd TOULON wächset. In der CHAMPAGNE vnd PICCARDIE ist der Wein auch leicht. In Normandie wechste gar keiner; sondern trincken ein tranck, so gleich dem Apfelmost ist vnd Zitter genant wirdt. 74. Zu LA FLECHE ists am wohlfeilsten zehren; es ist des weges von ANGERS [aus] nach Paris zu, monathlich à 12. oder 13. Rthlr. der orth, gesund, vnd wirdt von Solchen leuthen besuchet, die Einsamkeit lieben. 75. Zwischen AVIGNON vnd MONTLIMAR ist Eine Brücke vber die Rhon in 1.200. Schritten, gebaut von den alten. auch ist die Brücke zu AVIGNON CONSIDERABLE. Item die dreyfache Brücke vbereinander, genant PONT DE GARD. nahent BEAUCAIRE. bey ORANGE stehet noch der ARCUS TRIUMPHALIS des MARII alß Er über die Teutschen gesieget, so wohl zusehen ist. 76. Zu MONTPELLIER sind herliche Sachen von balsam, PERFÜME, ALKERMES,134 vnd dergleichen zukauffen, so weith vnd breith verführt werden. 132 133 134
St. Jacques de la Boucherie. Nicolas Chorier, Les recherches du Sieur Chorier sur les antiquitez de la ville de Vienne [...] Lyon: Baudrand 1659. Kermesbeeren. Phytolacca.
I. Reiseplanung
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8. Unterschiedliche Fragen zur Reise 8.1 Memorial LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, 24r, Ausf. unbekannt.
UNTERTHENIGST MEMORIAL, Einiger stück, darauf bey bevorstehender reise nach gelegenheit INQUIRIret werden könnte. 1. Hath einer nahmens JOHANN AUBRI zu Paris zwey bögen in verschiedenen Sprachen vorm Jahr drucken laßen, von einer QUINTESSENZ135 vnd sonderlichen art durch auflegung ein= oder zweyen sonderbaren Kräuterblätlein vnd dergleichen, die härtesten Kranckheiten zue CURIRen. 2. Ob nicht etwas sonderliches auf des HELMONTS136 ALENHEST, SAL TARTARI VOLATILE, DRIF vnd dergleichen zu erforschen? 3. Ob nicht etwas von art der BALSAMIrung LUD. BILSII137 zuerkunden? 4. Ob nicht einiger von ANATOMICIS etwas, zue DEFENDIRung der DUCTUM RORIFERORUM gedachtes BILSII erfunden? 5. Oder ob einer die CONDUCTen vom PHASIS LYMPHATIS genauer vnd völliger erkundet vnd beschrieben habe? 6. Vnd dergleichen sonderbare anmerckungen DE USU PARTIUM. 7. Ingleichen ob einige bequemere INSTRUMENTA CHIRURGICA erfunden. 8. Item, ein genauer vnd beständiger Vortheil, HERNIAS SINE EXTRACTIONE TESTIS zu CURIRen? 9. Ob SECTIO CALCULI VESICAE bey erwachßenen, nicht ohne den CATHETEREM CANNULATUM PRACTICIRet werde? 10. Wie dan Kupferschüßigen Eysen möchte zuhelffen seyn?
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Jean d’Aubry, De Quinta Essentia, Aliisque XIV. remediis hactenus incognitis. Epistola Johannis Aubrii, Consiliarii ac Medici Ordinarii Regis Parisiis Gallice, Parmae Italice ad S. Sebastiani Hispanice, nunc Latine & Germanice impressa Argentorati. In usum Medentium & aegrotantium = Sendschreiben, Des Herrn Aubrii, Königlichen Medici zu Paris. von der Quinta Essentia und anderer sonderbaren Artzeneyen Wirckungen: Erstlich zu Pariß Frantzösisch, hernach zu Parma Italiänisch, zu S. Sebastian Spanisch, jetzo aber Lateinisch und Teutsch übersetzet, Zu Nutz der Krancken und Heilenden, Straßburg: Spoor ca. 1660. Johan (Jan) Baptista Helmont (1577–1644), flämischer Arzt, Naturforscher, Alchemist. Lodewijk de Bils (ca. 1624–1671), niederländischer Anatom.
Punkte zur Beachtung bei der Reise
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8.2 Punkte zur Beachtung LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 107r–108r, Ausf. unbekannt.
1. Von des Königs Hoffbedienten geist= vnd welt. lebenswandel etc. 2. Vom geist. Kirchen Staat vnd denen PRIVILEGIen in den Frantzösischen Kirchen. 3. Von dem Zustand der REFORMIRTen RELIGION heutiges tages 4. Von der Vniversität beeder RELIGIONen. 5. Von den Stetten so Müntzen v. PARLAMENTER sein 6. Von den finantzen auch THRESORIERS D’ESPARGNE 7. Von dem GUBERNEMENTE der Provintzen vnd Castellen auch sonsten vom Zustand der Frantzösischen Militz im Königreich 8. Von den landt grentzen Meerporten des Königreichs dem SITU, stärcke vnd schweche 9. von dem Ackerbau waldungen, MINERALIen vnd saltzwerck des Königreichs. 10. Von den vornembsten flüßen des Königreichs, 11. Von Anzahl der Provintzen im Königreich vnd deroselben macht, 12. Wie man den kleinen TOUR in Franckreich anstellen v. was vor stette dabey zu sehen 13. Wann v. wie mann den großen TOUR von Franck. verrichten soll, auch was an stätten v. dergleichen NOTABLES vorfelt 14. Warnung wie man sich mit landgutschen, Postillionen, Schiffleuthen, Wirth, Gesellschafft auf der Reiße v. dergleichen betragen soll. 15. Wie man sich mit der Kaufleuthe wechßelgelder verhalten soll: auch nachricht wie viel man allemahl bey sich nehmen v. von orthe zu orthe übermachen laßen soll. 16. Wie mann sich mit den Frantzösischen MEDICIS, der MEDICAMent, Apothecken vnd chirurgis betragen sollen; auch ob man sich in Franckr. auf die teutsche arth vnd mit den in Teutschland gewohnlichen Medicamenten curiren laßen soll, 17. NB. Von denen DIGNITÄTen so der König wohl verdienten MINISTRIS zu CONSEDIRen pflege, als da seind Hertzogthumb, BAIRIE, MARESCHALL= vnd Ritterthumb seiner beiden orden.
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18. Durch was gelegenheit die meiste Provintzien v. lande von alters hero an Franck. erwachßen, 19. Welche Provintzigen noch von alters hero die gerechtigkeit erhalten das sie sich versamblen dörffen v. vnd vmb eine Verwilligung vom König gütl. angesucht werden müßen auch welche gezwungen sind so viele auflagen zu tragen als der König will. 20. Von beide Cardinalen Privatleben v. wandel auch in welche vornehme heußer sie ihre freundin verheyrathet, 21. Von denen orthen wo Wein und andere Edelgewechße alß Citronen, Oliven, Rosmarin etc. zufinden. 22. Von den Parlamenten auch dergleiche CORPORIBUS der justitzt als da sind COURS DES AIDES. PRESIDIAUX. BAILLIGAGES. SENESCHUASSEEZ.
Fragen zu unterschiedlichen Gegenständen
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8.3 Fragen zu unterschiedlichen Gegenständen LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 21, fol. 331r–332r, Ausf. wahrscheinlich Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha.
Allerhand heußer GENEALOGIEN zu erfragen und Ihren Zustand zu erkundigen. 1. des Hertzogs von LOTHRINGEN 2. des DUC DE BOUILLON 3. PRINTZ CONDE. 4. CARDINAL RICHELIEU und verheurathung seiner NIECEN 5. des CARDINALS MAZARINS und Verheurathung seiner NIECEN NEVERS. 6. DUC DE NEMUR. 7. CONTE DE SOISSON. 8. DUC DE GUISE. 9. DUC DE RICHELIEU. 10. MARECHAL GRANDMONT. 11. MONSIEUR COLBERT.138 12. MONSIEUR TELLIERS 13. MONSIEUR DE LIONNE. 14. von MONSIEUR FOUQVET seinen fall. 15. CONTE DE GICHE und seinen INTRIGUEN. 16. MARECHAL D’ALBERT 17. DUC DE CREQVI. 18. DUC DE BEAUFORT. 19. M. HARCOURT. 20. M. LE GRAND. 21. MARQVIS DE VILLEROY. 22. DUC ESPERNON. 23. DUC DE ROYAN 24. M. LE PREMIER.
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Andere fragen von allerhand sachchen 1. Was vor bucher heraus gangen so FIDELITER alle die FACTA u. innerliche unruhen, vom HENRICO IV. bis auf den itzigen König, einen berichten. 2. Ein kurtzen aufsatz von recht der Konigin in Franckreich über die Niederlande. 3. [Von den OFFICIRERN so alle QVARTAL umbwechseln und was ein iedweder vor eine CHARGE hatt wie auch von den andern alle.] 4. Die beschaffenheit des PETIT COUCHE des Konigs. 5. Von des Konigs DIVERTISSEMENT. 6. Die beschaffenheit der DUC ET PERE de France ob solches auch erblich. 7. Was das hiesiege PARLEMENT noch vor macht habe. 8. Welche des Konigs seine Vertrautesten, oder seine INTIMI AMICI sind. 9. Kurtz ein bericht von den PRETENSION des Hertzogs von TRIMOILLE über naple139 10. Die 6 häußer so nur ins LOUVRE fahren dorffen. 11. Die heuser so nur M. MON PERE sagen dorffen. 12. [Von dem CONESTABLEN und MARECHALES DE FRANCE.]
Jean-Baptiste Colbert (1619–1683), Contrôleur général des Finances. Der Anspruch auf Neapel begründete sich aus der 1521 geschlossenen Ehe zwischen François de La Trémoille (1505–1541) und Anne de Laval (1505–1554). Diese war die Tochter Guys XVI, Comte de Laval und Charlottes d’Aragon, Tochter Federigos IV, des früheren Königs von Neapel.
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25. Marechal d’aumont 26. Hertzog von TRIMOILLE 27. LE MARQVIS DE FIAT SUR NOMME S. MARS GRAND ECUYER de F.140 28. LE MARECHAL D’ORNANO,141 GOUVERNEUR DU DUC D’ORLEANS. 29.LE PRINCES DE CHALAIS142 GRAND MAISTRE DE LA GARDE ROBBE. 30. MADAME DE LA MAISON DE PLESE DE MONLUC MARCHAL DE FRANCE.143 31. LA DUCHESSE DE MONPASON ET DE ROHAN. 32. LE CARDINAL DE RICHELIEU ESTOIT A FLEURI A DEUX DE FONTAINEBLEAU AU LA COUR ETOIT. 33. LA FILLE DU BARON DE PONT CHA-
13. Des DUC DE GUISE Frau. 14. [Des Konigs in PORTUGAL aufkunfft.] 15. Von des Konigs einkommen. 16. Was die FERMEN sind. und den FERMERS recht. Wie weit sich solches erstrecket. 17. Von den GABELLEN. 18. Von den TAILLEN. 19. Von den FRANCHISEN. 20. DE LA DROIT D’ENGERÉES.146 21. Von den MALTHUTIERS. 22. Von den DOUANEN. 23. Von den DOUAUNEN. 24. Von den AIDEN. 25. [Wie viel PARLEMENT] 26. [Wie viel PROVINTIEN] 27. [Wie viel GENERALITATEN in und wieder] 28. [Wie viel ELECTIONEN in einem ieden STEAU144 SA PETITE NIECE ET EN SUITE GENERALITAT.] LE FUT GENERAL D’ARMEE AVEC RANT- 29. [und wie viel PAROISSEN in ieder ELECZOU. TION] 30. beschaffenheit der COMPAGNIE die A MONSIEUR MONSIEUR NICOLAI145 bey den Mohren. CONSEILLEUR D’ESTAT DE SON 31. beschaffenheit der Ostindischen COMALTESSE LE DUC DE GOTHA. A PARIS. PAGNIE des Konigs. 32. Wer den anfang und FONT des ordens S. MICHAEL. 33. Vom anfang u. FONT des ordens S. ESPRIT.
34. beschaffenheit des COLLEGII der JESUITER NATIONS.147
140 141 142 143 144 145 146 147
Henri Coiffier de Ruzé d’Effiat (1620–1642), Marquis de Cinq-Mars, Grand Maître de la garderobe, Premier écuyer und Grand écuyer de France. Jean-Baptiste d’Ornano (1581–1626), Marquis de Montlaur, Maréchal de France. Familie Talleyrand-Périgord, Princes de Chalais. Blaise de Lasseran de Massencome (1500/1502–1577), Seigneur de Monluc, genannt Blaise de Monluc, Maréchal de France. Nicht identifiziert. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 107. Vermutlich engrais. Rest der Seite 332r bis 334v leer, 335r bis 336v Zettel, ungeordnete Notizen, teilweise ähnlich den vorigen Fragen, nicht sinnvoll zu ordnen, hier nicht abgedruckt.
Punkte zur Vorbetrachtung der Reise
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8.4 Punkte zur Vorbetrachtung der Reise LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, 14r–15v, Ausf. unbekannt.
PUNCTA ZUR VORBETRACHTUNG DER FRANTZ. REYSE IM APRILI 1667. 1. 2. 3. 4.
Die GENERALCARTE des Königreichs. Die vornehmsten PROVINCIEN, darzue die Frantzöisch. bücher undt CARTEN. Die Hauptflüße des Königreichs wo Sie in die See gehen. Der Wege so hinein zunehmen. NB. Homburg, Darmstadt, Oppenheim: Zweybrücken, Saarbrücken, Metz, VERDUN, RHEIMS, PARIS. 5. Ahn welchem orthe sich fürnehmblich aufzuhalten, undt bey wem zu Pariß einzukehren. 1. PARIS. Ein Monat oder 6. Wochen. 6. Wie undt wo die Sprache vollends zu PERFECTIONIREN. 7. Was für Sachen zuerkundigen die sich dann fürnehmblichen abtheilen laßen. I. In GEISTLICHE. II. POLITISCHE, darunter auch die JUSTITZ. III. OECONOMIsche, darunter auch die COMMERCIA und Schiffarten. vndt IV. MILITARIsche. V. In
CURSE
GEMEIN.
Daruber auch die COLLEGIA, v. SOCIETETEN auch ACADEMIsche DISder gelehrten. BUREAU DES ADDRESSES.
Bey einem ieden punct wehre nachzufragen, und zu OBSERVIREN, waß Sie etwa besonders, vnd mehrens als Wie hieraußen hetten, Vndt damit solches mit Nutz und frucht geschehen könte, daß man auch einen APPLAUSUM und guten willen bey ihnen erlangte, so hette man sich mit vnterschiedlichen SPECIALITeten gefast zuhalten, auf welche mann die nachfrage thun und eine nutzbahre COMPARATION anstellen könte. 8. ad I. Bey dem Ersten Hauptpunct ist zwar bekant, daß Sie in RELIGIONE DIFFERIREN: Mann hette sich aber mit den Hauptpuncten Vnserer CONFESSION gefast zu halten, auf bedürfenden fall undt nachfrage nachricht davon zugeben.
2. Weren hierbey die LIBERTATES ECCLESIÆ GALLICANÆ: wie auch die PRÆROGATIVEN des Königs von Franckreich in geist. sachen und anderen Catolisch. Königen zu OBSERVIREN. 3. Der Vergleich undt TOLERANTZ welche sich zwischen REFORMIRTEN und Lutherischen in Franckreich findet.
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4. Die stiftungen so zu HOSPITÄLERN geschehen; e.g. LA CHARITÉ. 5. Die SORBONE. ad II. Were daß OPUS DU FAGER: L’ESTAT DE FRANCE148 undt dergleichen bücher zu beobachten. ad III. Die COMMISSIONES und nachfragen so der König in Cammersachen ergehen laßen. 2. Die TABELLEN der Innungen mitzunehmen. 3. Die neue Ostindische COMPAGNI, und deßen FUNDAMENT. 5. MONSIEUR HEAT FACTOR über die Öfen ad IV. 1. Die beschreibung eines GENERALS oder Feldtherren. 2. DISPOSITION des Vnterhalts einer gantzen ARMEE. 3. Die ahrten ihrer ATTAQUEN und MINEN, so in die flesen. 4. Schifbrücken.
148
Nicolas Besongne, L’Etat de la France [...], 2 tom., Paris: Guignard 1665. (Unterschiedliche Ausgaben)
Noch auszufertigende Unterlagen
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8.5 Übersicht der noch auszufertigenden Unterlagen LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 38r, Ausf. unbekannt.
Zur REISE IST NOCH ZUFERTTIGEN UND ANZUSCHAFFEN. 1. Den Außzug der Proceß Ordnung. 2. Was H. Francke,149 von den Rechten ausgezogen, zu übersehen. 3. Was H. Ludolff150 in der OECONOMIA aufgesetzet. 4. Von H. Brieschenck151 aus der MILITIO. 5. Aus H. Finckens,152 aufsatze, so mit bley gezeichnet. 6. Was H. Ludolff, so wohl aus hiesigem, als auch in allerhandt MEDICINIschen sachen, auffgesetzet, auch was noch zu obigem, von dem hiesigen soll gebracht werden, worzu auch gehöret auch die Jagt, Forst und bergwercks sachen, und andere dergleichen hiesige landes ahrten, und was in den Puncten, so der Hofmeister selbsten auffgesetzet mit eigener Handt, noch mehr enthalten ist, und noch helffen möchte. 7. Herr Friedrich p. seine TABELLEN, und von allerhandt anstalten so Er haben möchte, Seine INSTRUMENTA, absonderlich den Silbernen Rincken, dessen gebrauch müste zeitlich unterwiesen werden, wie auch den großen MAGNET. 8. Etwas von dem brennen Pulver, und dan auch den klein Globum. 9. Die TABELLEN zu allerhandt ordnungen und bestallungen, sonderlich den Oberförster, Forstmeister, Ambtschreiber, und andere beambten bey vieler v. teichen. 10. Die drey Haubt COLLEGIA: Wie auch MILITARIsche sachen bey der Hofstatt 11. Fruchtbringende Gesellschafft DE L’ACADEMIE FRANÇOISE und was über Natürliche dinge noch außzumachen. 12. Außzug der König. Frantzösischen COMMISSION für die MAÎTRES DES REQUESTES, oder König. COMMISSARIOS.153 NB. Rosenberger154 soll die MARGINALIA machen. 149 150 151 152 153
Johann Francke (1626–1670), Dr. jur., seit 1666 Hofrat in Gotha. Hiob Ludolf, vgl. Anm. 1. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof (1639–1679), Kammerjunker des Herzogs Friedrich. Anton Finck, vgl. Anm. 19. Der französische Text ist in den Akten nicht enthalten. Es handelt sich nicht um einen Druck. Vgl. das Manuskript in der Bibliothèque nationale de France. Bibliothèque de l’Arsenal: Ms3970. Recueil concernant les maîtres des requêtes, darin: Mémoire et instructions pour les maîtres des requêtes commissaires départis dans les provinces, 1664. Weitere Ausf. ebd. u.a.
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13. TABELLE der innungen in hiesigen Landen. 14. PRÆTENSIONES des Fürst. Hauses der Jülichschen vnd Erfurdt. sache wegen: deßwegen absonderlicher befehl anzuschaffen. 15. Waß für bucher mitzunehmen v. andere sachen, so weit zusammen zubringen.
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MS 3621 „Mémoire sur le Languedoc, année 1699“, darin dass. Vgl. auch: Archives du Ministère des Affaires Étrangères, Paris, MS 1753, darin dass. Ein Manuskript befindet sich auch in der Bayerisch Staatsbibliothek München, Cod.gall. 210, fol. 1–20. Daneben: Pierre Clèment, Lettres, Instructions et Mémoires de Colbert, Bd. 4, Paris 1867, Nr. 25 Instruction etc. [Sept. 1663], S. 27–43. Dieser Text ist wohl ein Entwurf. Der Text von 1664 ist umfangreicher und detaillierter. Vgl. die Übersetzung in diesem Band, II. 6. Johann Rosenberg (1633–1713), seit 1661 am Gothaer Gymnasium, Prinzeninformator für Französisch und Latein, ab 1672 Konrektor in Bautzen.
9. Zu den kirchlichen, politischen, wirtschaftlichen und militärischen Verhältnissen in Frankreich 9.1 Fragen zur französischen Kirche (Lit. A) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 68r–69r, Ausf. unbekannt. Vgl. dass. in diesem Band unter II. 8.2. Bei den folgenden Fragenkatalogen (Lit. A, B, C, D) handelt es sich um die mehrfach von Herzog Ernst in den Instruktionen und Briefen thematisierten Schwerpunkte, auf die die Reisenden ihre Aufmerksamkeit richten sollten. Ausführlich bearbeitet wurde von Anton Finck der Punkt zur französischen Kirche (Lit. A), vgl. dazu unten II. 8 in diesem Band. Teilweise bearbeitet wurden auch die Fragen zur militärischen Verfassung (Lit. D), vgl. ebd. 4. Bei der Beschreibung der französischen Provinzen, ebd. 7., orientierte sich Anton Finck gleichfalls an diesen Fragenkomplexen.
ECCLESIASTICA GALLICANA. ODER GEWISSE FRAGSTÜCKE DEN FRANTZÖIS. KIRCHEN STAAT BETR. 1. Was die Konige von Franckreich vor Recht haben, die geistliche BENEFICIA zu CONFESCIREN? 2. Obs genug sey daß der Konig einen Ertz= oder Bischoffen ein geistliches BENEFICIUM verleihe, oder ob die CONFIRMATION von Rom her auch vonnöthen? 3. Ob der Konig oder auch wohl der Pabst den ordentlichen Zehenden von den geistlichen gütern einfordern könne? auch ob der König macht habe theils der Kirch. Renthen an sich zuziehen, dem PUBLICO damit auf andere Wege zu dienen? 4. Ob der König aus eigener macht vnd gewalt, ohne begrüßung des Pabsts, die liegende Kirchen güther oder deren gefälle, an einen orth wohin Sie gestifftet wegnehmen vnd eine andere Kirchen damit begaben oder dieselbe wohl gar ABALINIRen könne, wenn es die nothurfft des gemeinen Nutzens also erfordert? 5. Ob der König aus eigener AUTHORITÆT eine hohe oder niedrige geistlich Persohn straffen oder absetzen könne? 6. Wenn der Pabst eine EXCOMMUNICATION ins Königreich schicken möchte, ob die geistlichkeit verbundten sey dem König zu nachtheil solche anzunehmen? 7. Wenn etwas vorfalle in der geistlichen Kirchen=JURISTICTION zu DETERMINIren, weme solches von rechts wegen obliegt vnd mit was arth dasselbe geschehe?
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8. Ob die Frantzös. Kirche berechtigt sey, aus eigenem willen eine NATIONAL Versamblung anzustellen, ohne des Pabsts vorwißen, so eben die RELIGION nicht so sehr als die Kirchen CEREMONIen anbetreffen? 9. Wenn der Pabst die Frantzösische Clerisey ohne vorwißen des Königs in oder ausserhalb Landes zue einer versamblung berieffe, ob sie schuldig wehre zu folgen? 10. Ob mann auf erfordernde nothurfft der Frantzösischen Kirchen einen Patriarchen vorstellen könne? 11. Was der Konig vor seine Persohn vor recht habe zue den Ertz= oder Bischofflichen gefellen? 12. Welcher gestalt der König der geist. Güther geniessen könne nach ableibung der Bischoffen? 13. Was es vor eine arth oder Beschaffenheit habe, daß die Bischoffen in Franckreich dem Pabst die ANNATEN oder andere gerechtigkeiten bezahlen mußen? 14. Ob der Pabst schuldig sey eine gewiße anzahl Frantzös. Cardinälen zu creiren? 15. Was von deß JANSENII155 Lehr in Franckreich gehalten werde: Ob es entweder vom Pabst, oder vom König, oder von allen beyden CENSURIrt worden? 16. Warumb vnd wie weith Franckreich das CONCILIUM zu TRIDENT aufgenommen? 17. Auf was arth vnd in was fällen mann nach Rom in CONSCIENTZ sachen APPELLIREN könne: vndt wie in puren geistlichen Sachen Sich die Konig. JUSTITZ verhalte?
18. Ob der Pabst in CASIBUS RESERVATIS, ohne des Königs vorwißen, Seinen vnterthanen DISPENSIREN könne, wie fern Sie es also begehren thäten? 19. Wenn der König neue Lender ACQUIRIRT, ob die Ertz= vnd Bischoffen deßelben Landes Schuldig sind, das Recht der Frantzösischen Kirche zu ACCEPTIREN? 20. Worinnen die IMMUNITÆTEN oder Freyheiten der Frantzösischen Kirchen eigentlich bestehen? 21. Was der Pabst vor Geistliche JURISTICTION ohne CONTRADICTUM vber die Frantzösische Kirche EXERCIre? 22. Was der König vor der gleichen rechte vnwiedersprechlicht EXERCIRE?
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Cornelius Jansen (1585–1638), Bischof von Ypern.
Fragen zur französischen Kirche
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23. Was vor geistliche Kirchen JURISTICTIONALIA zwischen dem [König vnd andern Catholischen Potentaten in der Materii der geist. Juristiction vber ihre Kirchen zu haben] Pabst vnd dem König CONTROVERS sindt? 24. Was es vor ein vnderscheid sey zwischen dem König vnd anderen Catholischen Potentaten in der MATERII der geist. JURISDICTION vber ihre Kirche zu haben? 25. Worinnen die PRIVILEGIen der REFORMIRTen Kirche in Franckreich bestehen, so ihnen die Konigen eingewilliget? 26. Was der Inhalt sey aller Konig. ORDONANCEN so bey kurtzer zeith wieder die REFORMIRTen ausgangen deren Vhrsach vnd was mann ihnen noch zue zeith zu laße? 27. Was vor hoffnung mann in Franckreich habe zu der allgemeinen Vereinigung der Christlichen RELIGION?
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9.2 Fragen zu den politischen Verhältnissen (Lit. B) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 177r–178r, Ausf. unbekannt.
Lit. B. Zu Hertzog Friderichs INSTRUCTION In POLITICIS ist auf der Frantzösischen Reise zubeobachten. Auß den puncten so noch außzuarbeiten von Herrn Fincken Von den Stätten wo Müntzen vnd parlamente sein. Von den Parlamenten auch dergleichen CORPORIBUS der IUSTITZ als da sind COURS DES AYDES, PRESIDAUX, BALLIAGES, SENECHAUSSEZ. Von den Finantzen auch THRESORIER D’ESPAGNE. Von den GOUVERNAMENTen der Provintzen vnd Casteln vnd zustand der Frantzösischen Militz im Königreich. Von den DIGNITETen, so der König wolverdienten MINISTRIS zu CONFERIRen pflegt: als da sind; Hertzogthumb, PAIRIE, MARESCHALAT vnd Ritterthumb seiner beiden Orden. Durch was vor gelegenheit der meisten Provintzien vnd länder von alters hero an Franckreich erwachsen. Welche Provintzien noch von alters her die gerechtigkeit erhalten, daß sie sich versamblen dörffen, vnd vmb eine verwilligung vom König gütlich ersucht werden müßen; auch welche gezwungen sind so viel aufflagen zutragen, als der König will. Von denen Landgräntzen vnd Meer Porten deß Königreichs, deren SITU, Stärcke, vnd Schwäche. Von dem Ackerbau, Waldungen, vnd Mineralien auch Saltzwercken deß Königreichs. Von den örtern, wo wein vnd andere Edle gewächse, als Citronen, Oliven, Rosmarin p. zufinden. Von den Vornehmsten Flüßen deß Königreichs. Von anzahl der Provintzen im Königreich vnd deroselben Macht. Von beiden CARDINÄLe PRIVATleben vnd wandel auch in welche vornehme Heußer sie Ihre Freundinnen verheyratet. Wie man den kleinen TOUR in Franckreich anstellen solle vnd was vor Stätte dabey zusehen.
Fragen zu den politischen Verhältnissen
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Wann vnd wie mann den grosen TOUR von Franckreich verrichten solle, auch was an Stätten vnd dergleichen NOTABLES dabey wer. Warnung, wie mann sich mit Landgutschen, Postillonen, Schiffleuthen, wirthen, gesellschafften auff der reise vnd dergleichen betragen solle. Wie mann sich mit Kauffleuthen vnd den Wechselgeldern verhalten solle: auch nachricht, wie viel mann allemal bey sich nehmen vnd von orte zu orte vbermachen laßen solle. Wie mann sich mit den Frantzösischen MEDICIS, dero MEDICAMENTen, Apothekern vnd CHIRURGIS betragen solle, auch ob mann sich in Franckreich auff die Teutsche art vnd mit denen in Teutschland gewohnlichen MEDICAMENTIS CURIRen laßen könne.
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9.3 Fragen zu den wirtschaftlichen Verhältnissen (Lit. C) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, fol. 260r–267v, Ausf. unbekannt. Vgl. eine frühere Version mit Ergänzungen, die in diesem Text eingefügt sind: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 31r–37v.
Lit. C. Was bey dem Punct der OECONOMI vndt davon DEPENDIrenden COMMERCIEN auff der frantzöischen Reise zubeobachten. Gleich wie auff allen Reisen unter denen sachen undt Stücken, welche reisende zu OBSERVIREN pflegen, theilß auff eine HISTORISche wißenschafft undt CURIOSITET zum wiedererzehlen hinauß lauffen: theilß aber auff einen nutzen undt gebrauch im Vaterlande undt bey den seinigen angesehen sindt: Also hat ein ieder reisender diesen unterscheidt wohl zubeobachten, undt das erste zwar des DISCURSES halben durch gelegenheit mittzunehmen, auf das andere aber vornehmlich sein absehen zurichten, solches auch recht einzunehmen undt zu notiren damit es nicht allein nacherzehlet, sondern auch allenfalß PRACTICIret werden könne. Solches nun auff die OECONOMIsche Sachen welche die Frantzosen unter dem TITUL L’ESTAT DES FINANCES & DU COMMERCE begreiffen, zu APPLICIREN, So sindt bey dem ersten Punct, so viel zu einer CURIOSEN wißenschafft gehöret, folgende stücke zubeobachten: 1. Wie die GENERALDIRECTION durch den König selbst geführet werde: wie alle rechnungen endtlich in eine Hauptrechnung zusammen lauffen undt von Hoff auß der Hauptstaat der INTRADEN DIRIGIRT werde. 2. Wer die vornembsten INTENDANTS der FINANCEN seyn, undt wie unter Ihnen die Verwaltung der DIRECTION außgetheilet, nach dem der PREMIER INTENDANT abgeschafft worden. Besehe L’ESTAT DE FRANCE LIB. III.156 3. Wie in denen PROVINCIEN undt GUBERNAMENTen die verwaltung der gefälle geschehe, was für leute darauf bestellet, undt wie es endtlich alles in der Königlichen Cammer zusammen lauffe. 4. Worinne die Königliche INTRADEN bestehen an Steuern, Zöllen, ACCISEN oder IMPOSTEN undt dergleichen Gerechtigkeiten, die man REGALIA MINORA nennet. 5. Bey den Steuern Insonderheit, die Sie TAILLES nennen, zuerkundigen (1) wer davon befreyet, undt ob der Adel damit allerdings unbeschwert. (2) worauff Sie gelegt undt was für eine PROPORTION der güter undt vermögens dabey gehalten werde. (3) Ob auch Viehe undt MOBILIEN in der Steuer, undt wie es dießfals mit den änderungen gehalten werde. (4) ob SteuerREVISIONES 156
L’Etat de la France (wie Anm. 148), Tom. 2, 76–90.
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vorgenommen werden, undt wie Ihre Steuer CATASTRA oder Register beschaffen, (5) Wie es mit den Stundungen undt erlaßungen auch MODERATIONEN in einem so großen Königreich gehalten werde. Bey welchem allen mann sich zuhüten, daß mann nicht alles löblich undt PRACTICIrlich halte, was nur gelt einträgt, undt was mann den unterthanen mit recht oder unrecht aufbürden kann: Sintemahl Franckreich dießfalß von Christlichen undt vernünfftigen Leuten nicht wenig TAXIRET, auch ziemlich viel LAMENTIrens von Hohen undt Niedern Standespersonen gehört wirdt, daß mann alle mittel geldt zumachen ergreiffe, undt entweder unnötige Kriege führe: großen LUXUM undt verschwendung treibe, oder die FAVORITen bereichere, auch die INTRADEN verpachte undt gegen übermäßige Zinßen ANTICIPIRE, dergleichen klagen zu des HENRICI III.157 undt HENRICI IV.158 Zeiten auch bey des CARD. MAZARINS159 MINISTERIO offt gehöret, undt von den PARLAMENTERN klage darüber gefüret worden; Es ist aber die verpachtung der Steuern undt gefälle CUM JURE EXIGENTI einer von den grösten mängeln, so in Franckreich vorgehen, nur zu dem Ende, damit mann auf einmahl große SUMMEN erlangen undt der berechnung undt eintreibung überhoben seyn könne: Darauß aber überauß große beschwerungen der Vnterthanen entstehen, denn bey solchen pachtern keine barmhertzigkeit zu einiger stundung, viel weniger erlaßung gespüret wirdt. Die EXECUTIONSkosten werden hefftig vermehret, undt EXACERBIRT: Die Zölle werden auffs genaueste mitt offtmahliger EXTENSION der Zolltafeln: Erhöhung der Strafen, CONFISCIRUNG der waaren undt dergleichen außgeprest, Undt welches das schlimste ist, so DEPENDIren solche pachter IMMEDIATE von der König. Cammer, da einer offt weit undt lange lauffen muß, ehe Er hülfe erlangt; Undt zwar sindt in den ver= gangenen Kriegen dergleichen König. INTRADEN nicht allein verpacht: sondern auch gar ANTICIPIRT, undt deßhalben nicht allein viel geringer hingelaßen: sondern auch ein großer Zinß gegeben worden, welches zumahl ein Zeichen gantz vbler Haußhaltung gewesen. Dergleichen ANTICIPANTen hat mann wegen der PARTIEN so sie getroffen PARTISANS geheißen, auff welche das arme bedrängte Volck gemeiniglich schweren Haß geworffen, undt darüber Mord undt aufruhr entstanden ist. VORS ANDERE ist die verkauffung der Ämbter durchs gantze Königreich zwar eine INTRADE von vielen MILLIONEN aber doch von sehr gefährlicher CONSEQVENTZ, welches von denen POLITICIS ins gemein sehr getadelt wirdt, in dem des wohl nicht anderß seyn kann, daß wer etwas kaufft, auch etwas damit gewinnen will, was nun nicht ordentlicher weise bey denen Ämbtern geschehen kan, das muß durch aller Hand PRACTIQUEN ersetzt werden. Wiewohl bey so großer Anzahl der COMPETENTen undt vermögenden QVALIFICIRTen Leute, denen es allenfalß nur umb das ansehen undt RES157 158 159
Henri III (1551–1589), König von Frankreich. Henri IV (1553–1610), König von Frankreich. Jules Raymond Mazarin, vgl. Anm. 116.
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zuthun, es eine artige INVENTION ist, die COMPETENTiren durch das meiste bieten auzuheben. VORS DRITTE finden sich etliche sonderbare MONOPOLIA, die theils der König selbst, e.g. mit dem Saltz, treibt: theils andern verstattet undt damit seiner Cammer zwar einen großen Zugang, aber darneben auch dieses machet, daß unter einer menge vieler reichen Leute auch viel undt unzehliche arme gefunden werden, die täglich mit der noth ringen, undt sich jämmerlich durchbringen müßen, wie mann an denen frantzöschen Bauern siehet, die in Ihren Holtzschuen undt zerlumpten Kleidern elend einhergehen, undt dann der unerhörten anzahl bettler in den Stätten hin undt wieder, welche einem in allen gaßen auffwarten, undt welche zuunterhalten die großen Spendungen undt Stifftungen fast nicht zulangen, wiewohl ein groß mittel durch die CHARITÉ zu Paris getroffen worden. Andere mängel, sonderlich die sich bey den EXCESSIVEN auffwendungen finden, werden hierbey übergangen, Diese sind nur angeführt, zuzeigen, wie nicht alles goldt sey, was schöne gleiße: Undt wie ein Junger Herr nicht alles ÆSTIMIREN oder hoch undt löblich halten müße, was in Franckreich gethan wirdt, sondern alles nach dem FUNDAMENT des Christenthumbs: der gerecht= undt billigkeit, auch Christ. liebe gegen arme unterthanen nach dem Zweck eines Christlichen vndt gottseeligen Regiments erwegen, das böse meiden, undt das gute behalten lerne. Vnter dem Punct der historischen Wißenschafft undt CURIOSEN er= kundigung gehört die anstalt der neuren ORIENTALIschen COMPAGNI, daran mann die GENERALIA mit zufälliger gelegenheit erkundigen kan. 6. Weil sonst die Könige Jederzeit darauf gesehen haben, wie Sie die Ströhme CONJUNGIREN undt dadurch die Schiffart undt COMMERCIA FACILITIren möchten, Inmaßen die Zusammenführung der LOIRE undt der SEINE bey BRIARE: der graben in die SAONE: undt die itzige CONJUNCTION der beede Meere dahin zielet. Undt aber ein solches IMMEDIATE auß der König. Cammer DIRIGIRT wirdt: alß werden zu PARIS alle umbstände leichtlich zuvernehmen seyn, nemlich der eigentliche ort, wo es durchgeführet werden soll in der Land CHARTE. Auff was weise die arbeit verrichtet wirdt, zum geding oder taglohn, undt was eines undt andernfals gegeben werde: Wer das werck in LOCO DIRIGIRE: Wie sie es machen, wenn Sie entweder Morast: qvellen: treibsandt: Steinfelsen undt dergleichen im graben antreffen, wie Sie dieselben umb die berge herumb bringen: Undt wie die gar hohen fälle verhütet werden, da mann entweder in Sandt oder flesen kömbt. Was für Schiffe darauff gehen sollen, auch ob undt was für Zölle mann auffzulegen gedencke: Ob nicht besorget werde daß den Landtzöllen, oder aber den fuhrleuten undt Maulthiertreibern etwas dadurch abgehe. 7. Uber dieses sindt die König. EDICTA zum REGLEIMENT der COMMERCIEN: ein= undt außführung der Waaren zu samlen undt wohl zuverstehen; sonderlich darine die einführung frembder waaren undt MANUFACTUren verboten; undt PECT
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hingegen der gebrauch Inländischer MANUFACTUren geboten wirdt. Worauß mann billich ein Exempel zunehmen, wie die Frantzosen so klug seyn können, daß Sie sich frembder wahren entschlagen: Vndt hingegen die Ihrigen fast allen andern NATIONEN aufsatteln. 8. Das bawwesen, alß ARCHITECTURA CIVILIS ET MILITARIS ist gleicher gestalt nicht hindtanzusetzen, undt die sonderbaren Vortheil so wohl in den gebewden an sich selbst: alß in zubereitung undt gebrauch der MATERIALIen in acht zunehmen, e.gr. die Wände also zuweißen, daß Sie kein staub fangen, wie Sie die fußböden belegen undt welche gattung Holtz Sie brauchen, ob mann den Taxbaum160 groß haben könne. (PALLE MAILLE kugeln mitzubringen) 9. Dieweil auch die verhütung feuers gefahr ein sonderbar stück zuerhaltung der Vnterthanen vermögens ist, So hette mann zuerkundigen, was ein undt andern orts für feurordtnungen; oder wegen einleitung des waßers vorhanden seyn möchte. Darbey auch in CONSIDERATION kömbt, die Leitung der brunnen durch töpfferne vnverweßliche röhren: Verwahrung der Cisternen undt Springbrunnen mit gutem Kitt, undt was darzu dienen kan. 10. Schließlich werden die COMMISSIONSPUNCTA, so der König vor wenigen Jahren in alle PROVINCIEN ergehen laßen, wohl undt fleißig zuersehen, undt aller orten da mann gelegenheit darzu hatt, zuerforschen seyn; Wie mann es eines undt andern orts befunden: wie undt durch wen die berichte geschehen, daß mann derselben sicherlich trauen könne. II. VON ETLICHEN SONDERBAREN MITTELN DES Reichthumbs in Franckreich. 1. Obzwar nicht zu leugnen, daß die natürliche güter, damit Franckreich angefüllet: dann deßen vortheilhaffte SITUATION das HaubtFUNDAMENT deßelben zeitlicher wohlfahrt ist, in dem es zwischen den zweyen Meeren der West See undt dem Mittelländischen Meer gelegen, nicht alleine seine güther, waaren und früchte bequemlich außtheilen, sondern auch die Schätze des ORIENTS undt OCCIDENTS bequemlich erlangen kan, So ist doch die mannigfaltigkeit der MANUFACTUren undt das INGENIUM der Frantzosen, welches auff erfindung undt gebrauch neurer dinge meisterlich abgericht, undt endtlich die Thorheit so vieler andern NATIONEN, die Ihnen Ihre Thorheit so freywillig nachaffen, vndt dahero machen, daß Ihnen nichts alt werden, noch verderben kan, die vornemblichste ursache mit des großen vermögens. 2. Worbey insonderheit zubehalten undt zubeobachten seyn werden, die jenigen MANUFACTURen, so von Wolle: Eisen undt andern MATERIALIEN, die es hier zu Lande gibt, gemacht werden, als da sindt die vnterschiedliche Zeuge; eine sonderbare art von starcken, wiewohl etwas groben tuch, DRAP DE BERRY genant, undt dergleichen. Wie auch insonderheit zuerkundigen, worinne 160
Eibe, taxus baccata – europäische Eibe.
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der Vortheil bestehe, daß viel waaren, alß Seyden bandt: Spitzen, Knöpffe und dergleichen, dafür so viel Tonnen goldes in Franckreich geschlept werden, so wohlfeil gemacht werden können: daß vngeachtet der Zölle undt des weiten fuhrlohns sie doch wohlfeiler hiezu Lande gegeben: als von vnsern eigenen leuten gemacht werden können. Welches denn bey allen andern wahren, darzu die MATERIEN so wohl in Franckreich, alß hieher von frembden orthen gebracht werden müßen, undt gleichwohl die Frantzosen das arbeitlohn neben dem gewinst davon tragen, e.g. bey dem CASTOR und DIGOGNER hüten zubeobachten. Bey welchem Punct etliche sonderbare Handwercke und Meister zu ATTENDIren undt zubesuchen. 3. Negst diesem were wegen des Seydenspinnens undt Webens, so der HENRICUS IV. in diesem SECULO erst in Franckreich bracht, nachzufragen, auf was weise solches zugangen; ob einige IMMUNITETen undt freyheiten erst darüber gegeben worden; Wie mann die Leute an eine zuvor ungewöhnliche arbeit bracht, Ob mann irgend einige FAMILIEN anfänglich aus Italien kommen laßen, undt auf was CONDITION, ob es die Leute am feldtbaw nicht hindert, undt zu welcher Zeit die meiste mühe mit den Seydenwürmern vorgehe. Nicht weniger, wie undt auf was weise MONS. COLBERT eine große anzahl brabandischer Zeugmacher in Franckreich bracht undt auf was CONDITION sie darine erhalten worden. 4. Bey diesem Punct der MANUFACTUren, kömbt in keine geringe CONSIDERATION, was wegen der Innungen undt Handwercksordtnungen in Teutschlandt vorgehet; weil mann vernimbt, daß dergleichen daselbst nicht breuchlich, undt einem Jeden Handwercker, je beßer undt geschickter er ist, so viel gesellen, als Er bedarff, zuhalten erlaubt ist; Wie einem undt andern mißbrauch und betrug in waaren undt arbeit (als welches das HaubtFUNDAMENT der Innungen seyn soll) vermitten, undt mit schawung undt Zeichnung der Tücher undt Zeuge umbgegangen werde, zu desto mehrer nachricht kan der EXTRACT oder tabell der gedachten Innung mit genommen werden. 5. Ferner ist ein großes undt unentbehrliches stück zubeförderung Handels und Wandels die Schiffart, zwar wird mann sich mit der Seefarth, als welche diese Landesarth nicht hat, ohne was zufälliger weise geschehen kan, nicht aufzuhalten haben. Was aber die flüße belangt mit denen Franckreich sonderlich begabt ist, undt sonderlich, wo sie mittelmäßig seynd, undt hoch ins Landt hinein liegen, da wirdt mann zuerkundigen haben: Was für arthen der Schiffe bräuchlich: ob Sie drunden gelaßen, und wie sie an mann bracht, oder ob Sie wieder herauff bracht werden: Was es für waaren seyndt, so die Ströme aufwarts in schiffen gebracht werden, daß es den kosten des heraufziehens außtrage? Ob mann den flüßen einige hülffe mit reumung undt dergleichen thue: Ob die flüße an sich selbst offen undt schiffbar gewesen, oder ob mann Ihnen einige hülffe thun müßen, undt welcher gestalt, daß Sie nicht die INTERESSENTen beschweret.
Fragen zu den wirtschaftlichen Verhältnissen
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III. FOLGEN DIE PUNCTA, SO WIR HIER ZU LANDE auch haben, undt davon mit verstendigen Leuten in Franckreich zu COMMUNICIren ist. 1. Wegen des Weidts,161 wie derselbe zugerichtet undt gebraucht wirdt, denn mann denselben auch in Franckreich an zweyen orthen bawet, alß in LANGUEDOC, da er PASTEL: undt in NORMANDIEN da er VOIDE heist. Darzu der alhier vorhandene vfsatz mit dienen kan; Worbey in den färbereyen zuerkundigen, wie es mit der Weidfarbe gehalten wirdt, ob auch wegen des Indichs einige verboth obhanden. 2. Wirdt eine TABELL der hiesigen Innung mitgegeben, aus welchen mann mit dergleichen sachen erfahrnen Leuten reden, undt wo ordtnungen darüber vorhanden, dieselbe COLLATIONIren kan. 3. Bey den gräben, so zum behuff der Schiffart gemacht werden, ist die arth des Waßerwiegens zu OBSERVIRen, undt darbey zugedencken, wie mann durch die Teiche, in welche mann das waßer in großer menge samlet, dem werck eine große hülffe geben könne. 4. Wirdt eine SPECIFICATION mitgegeben in welche die PRETIA RERUM: oder der läuffige werth undt Preiß derer Dinge, so in Teutschlandt gehen, oder von dannen kommen, sonderlich zue ROUEN, allwo die anländung Teutscher wahren ist, verzeichnet zu befinden, so ist auch eine SPECIFICATION der wahren, so hier zu Lande fallen, sambt beyzeichnung des Preises undt in SPECIE in diesem Fürstenthumb: als allerhand gewehr, bohlen zu schiffen, sambt zugehör, Wolle p. mitzunehmen, undt zuerfragen, was Sie zu Pariß oder ROUEN gelten. Dieses Verzeichnuß befindet sich bey den
ACTEN
der Dänischen v. Holländischen Reyse.162
5. Dieweil mann vermeinet, daß es Franckreich an Holtz ziemlich ermangeln wolle, sonderlich zum bauen, so hett mann eine Waldtordtnung oder deren EXTRACT mitzunehmen, undt damit auf erfolgte nachfrage gefaßt zuseyn.
161 162
Waid. Das Verzeichnis ist auch in diesen Akten nicht vorhanden.
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9.4 Fragen zum Militärwesen (Lit. D) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 29r–30v, Ausf. unbekannt.
D. BEY DER ARTILLERIE, WERE IN ACHT ZUNEHMEN. 1. Daß keine Stücke, große oder kleine, nicht über 20. CALIBRI solln lang sein, und ob gleich die Alten große lange Schlangen brauchen, dienen sie doch nur zur Zierde der Zeughäuser. 2. Bey den Probschüßen der stücke ist zumercken das so die Kugel über 24. lb. helt, nicht von gantzen Kugel schwer beschossen werden, den ie weiter die CIRCUMFERENTZ der Mündung, ie größere schwäche gibt es. 3. Granaten mit zwey feuern, sindt wohl die besten, ob sie gleich gefährlicher zu werffen, als die mit einem feuer, so bringen sie doch nicht so viel vergebliche Kosten, v. dem feinde keinen nutzen. 4. Bey einer ieden feuer Kugel, muß eine handtgranate mit eingebunden werden, sonsten sindt sie baldt zuleschen, vndt die gemeine schläge schrecken nur die unerfahrenen. 5. Die itzigen Neuen brandt Kugeln, kan man nicht wohl aus stücken schießen, sondern aus einer ahrt MORTIREN so sie HAUBITZEN, nennen, 8. Mundt163 lang, der DIAMETER 52. lb. Eisen 6. Feldt Steine aus großen MORTIREN, geben großen schaden, nur das der große Prügel zum Heben, übers Creutz von hohe bereitet werde. 7. Die höltzernen Schrottbüchsen sindt besser, als die blechernen, dan diese sindt gantz geblieben, Jene aber zerstreuen sich besser; den trauben hagel muß man auch nicht vergessen. 8. Die topff GRANATEN aus der Handt, sindt guth in die graben, die kein wasser haben. 9. Zue gemeinen Handt GRANATEN, sindt bequem die Hand MORTIREN, zumahl so man sie gerne ins weiter haben wolte, die eisenstange an den MORTIER ist 3. schuh lang. KRIEGSBAW. 1. Lange Streich Plätze, kurtze ESPARTEN und wenig Kosten sindt die besten bawe. 2. SOUSFABRAYEN werden vor COURTINEN gelegt, nicht mehr vor die FLANQUEN und FAIREN, der bollwerckspunct, laufft sonst weit ins feldt. 3. Keine Schißzangen durch brustwehren, sondern nur über die banck, vndt mit Sprengkörben wohl verschantzet. 163
Lesung unsicher.
Fragen zum Militärwesen
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BÜRGERLICHER BAW. 1. Des SCAMMOZZI164 seine ahrt ist geschicklich, welchem die Niederländer folgen. 2. Sie bringet ein feine gleichheit der Gebäude. 3. Sonderlich aber, kan sie große ungeheure hohe fiersten oder Dächer nicht erleiden. GRUNDTLEGEN. 1. Daß man sich mit der Zeit in acht nehme, und nicht eile, sonst wird das Pappier vergebens verderbet, und die Riße sindt unvollkommen. 2. Insonderheit das man dahin sehe, wie alles durch TRIANGEL aneinander gehencket werde. WAßERWEGEN. Ein wohl abgetheilet INSTRUMENT auffm Stabe, ist gewißer hierzu, als die gemeine wasser wage, den wan der Standt was lang genommen wirdt, so lest die schnur doch nach v. macht einen bogen. HEBZEIGER. Eine Flasche mit 3. scheiben versetzet, aus 3. 4. v. 5. abgetheilet, sindt die geringste vndt beste.
164
Vincenzo Scamozzi (1548–1616), italienischer Architekt.
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10. Vergleich der Reise nach Frankreich und in die nordischen Reiche LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, fol. 7r–9v, Ausf. Anton Finck. Vgl. eine weitere Abschrift von gleicher Hand unter LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 2r– 5v, im Folgenden hier B. Herzog Ernst war im Hinblick auf das Ziel der Reise seines ältesten Sohnes unentschieden. Während er einer Reise in die nordischen Königreiche den Vorzug gab, favorisierte Herzog Friedrich eine Reise nach Frankreich. Neben den zahlreichen anderen Schriften die Ende des Jahres 1666 und Anfang 1667 entstanden, wurde auch der folgende Text mit einer Gegenüberstellung der Reisen in die nordischen Königreich und nach Frankreich aufgesetzt.
m. FEBRUARII 1667. ES SINDT ZWEY WICHTIGE REISEN FUR DER HANDT Eine in Franckreich. Die andere in die Nordischen Königreiche, Dennemarck v. Schweden. Bey beeden lauffen GENERALE vnd beede zugleich angehende fragen, wie ingleichen auch einige SPECIALE und jedwedere insonderheit angehende puncten fur. Die GENERAL Fragen sindt 1. Welche von beeden Reisen, weil sie doch beede für sich gehen sollen, anitzo zu erst fürzunehmen, vnd der CONSTITUTION des reisenden für itzo am beqvemsten scheine. 2. Welcher gestalt an jedem ort zu SUBSISTIRen, GNITO oder INCOGNITO. 3. Wie lange zu verharren. 4. Worauff zu zu reißen. 5. Mit was SPESen, sonderlich, ob nicht füglich, ein gewiß DEPUTAT zu machen. 6. Mit was Personen, so wohl RATIONE der CONDUITE als der bedien= vnd auffwartung. 165 Die SPECIAL- vnd jede Reise insonderheit CONCERNIRENDe PUNCTen sindt, Bey Franckreich 1. Ob nicht ein EXERCITIUM RELIGIONIS fur vnsere glaubensgenoßen in Franckreich zu erhalten vnd mit waß MOTIVen.
165
B: Seitenumbruch 2v.
Bey Dennemarck v. Schweden 1. Dasjenige, so zu nutz vnd beförderung Evangel. RELIGION, bereits einige Zeit her am Dänischen Hoff INCAMINIRT,
Vergleich der Reisen
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ferner zu befördern v. zum standt bringen zu helffen. 2. Waß mann zu allgemeiner Reichs- 2. Mit eben solcher NEGOTIATION auch wolfarth an selbigen König. Hofe zu in Schweden einen anfang zu machen. beobachten. 3. Welcher gestalt mann Seines F. Hau- 3. Insonderheit zu beobachten, ob nicht ses INTERESSE bey itzigen CONJUNCTU- anlaß gegeben werden könne zu FUNDIRen zu befördern. Rung eines eigenen vnterhalts für die so von irrigen RELIGIONen zu der vnsern treten. 4. Ob einiger nutzen v. beförderung 4. Gleichfalls den vorschlag H. Inly166 der COMMERCIen auß hiesiegen landen, SUPERINTENDENTen zu Lübeck, zu erhalten. mit TRADIRung die CONTROVERSIen in CONSIDERATION zu bringen. 5. Waß mann zu erhaltung der an 5. Was zu beförderung gemeinen wesens Franckreich habenden v. von H. Hert- gereiche, v. sonderlich der eigenen CORzog Bernhards Durch. herruhrenden RESPONDENTZ beeder Kreise wegen. PRÆTENSIONen, wegen des Elsaß, v. vorgeschoßenen gelder, PENSION p.p. zu thun habe.
6. Welcher gestalt zu PENETRIRen, wie 6. Mit was art v. weise die Jülische Sa- es mit der Chur S. ALLIANCE stehe, ob che zu INCAMINIRen v. bey der Cron Dännemarck mit der Schwedischen bein CONSIDERATION zu bringen?167 griffen, oder ein eigenes bundnuß für sich mit Chur S. habe 7. Wie die habende PRÆTENSIONES, als gegen Dännemarck, wegen H. Hertzog Johann Ernstens, v. gegen Schweden, wegen H. Hertzog Bernhardts v. H. Hertzog Ernsts zu Sachßen F.F.F.D.D.D. in standt zu bringen. 8. Die Jülische Sache auch an dißen hohen orten zu RECOMMENDIRen.168
166 167 168
Vermutlich Nikolaus Hunnius (1585–1643), lutherischer Theologe, Superintendent in Lübeck. B: Seitenumbruch 3r. B: Seitenumbruch 3v leer, 4r.
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So viel nun die obangesetzte GENERAL- vnd Haubtfragen betrifft, so ist die erste darunter, nehmlich welche reise fürgehen soll, die nothwendigste zu betrachten, vnd sind folgende MOTIVe anzusehen. Fur die Nordischen Königreiche D. vnd S. 1. Daß mann dafur halt die CONSTITUTION des reisenden, wolle zu anfangs die hitzige lufft v. geträncke, auch FATIQUEN der Frantzösischen lande nicht wohl ertragen, dahero durch eine reise gegen Dennemarck v. Schweden mann so viel beßer erkennen werde, ob jene reise zu SUPPONIRen.
Fur Franckreich
1. Daß mann andern theils dafur halt, die CONSTITUTION wolle vielmehr eine SUBTILe, ob wol etwas hitzige, als eine dicke v. mit vielen groben Seedünsten erfüllte lufft erfordern, welcher letztern art denn die Nordischen Reiche allerdings vnterworffen, da hingegen die lufft in PARIS vnd an der LOIRE, ja fast in gantz Franckreich, die TEMPERIRTeste von gantz EUROPA zu sein geachtet wird. Ja die Nordische lufft, ist so scharff v. zum SCORBUTO beförderlich, daß wenig Deutsche der ende kommen, so nicht zum wenigsten die haar verlieren oder wohl gar gefährliche Kranckheiten ausstehen mußen, sonderlich wenn es TEMPERAMENTe FRIGIDIORA & MELANCHOLICA betrifft. 2. Daß mann die Nordische lande für näher gelegen halt, als Franckreich. 2. Die Nordischen Reiche werden nicht fur näher, sondern ehr fur entlegener geachtet, in dem von Stockholm, von hierauß zu land an die 130. biß 40. zu waßer an die 100. biß 20. meilen gerechnet werden.169 Es gehen auch die Posten von selben orten sehr vnrichtig, dahingegen in Franckreich bey den hefftigsten Kriegszeiten mit Spanien, die Posten durch Flandern richtig erhalten worden. 3. Daß die Evangelische RELIGION allda 3. Der gefahr wegen der RELIGION ist im schwang, da hingegen in Franck- vorzukommen, wann mann nach EXEMreich viel gefahr deßhalber, sonderlich PEL Herrn Hertzogs zu Wurttemberg,
169
B: Seitenumbruch 4v.
Vergleich der Reisen
bey vnvermutheten schweren zufällen, da sich keines EXERCITII RELIGIONIS zugetrösten, besorgt wird. 4. Daß dieser orten viel herrliche Sachen zu beförderung der RELIGION v. gemeinen wesens, durch eigene PRÆSENTZ, wie in den SPECIAL puncten enthalten, außzurichten.
5. Daß das eigene INTERESSE vnd PRÆTENSIONES des Fürst. hauses mercklich zu fördern.
6. Daß ein fuß an diese Höfe einen fest zu setzen, zu hohen bedienungen, maßen mann an den hochlöb. vorfahren derg. EXEMPEL fur sich hat. 7. Daß mann dafur halt, es werde leichter eine bekandte vnd treue PERSON zu finden sein, welche die reise an diese örter mit thue, als wann es in Franckreich gienge: vnd hätte mann inzwischen Zeit, ein taugliches SUBJECTUM 170
B: Seitenumbruch 5r.
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einen Evangelischen priester verkleidet mit sich nimmt. 4. 5. 6. Alles waß mann in PUBLICIS vnd PRIVATIS zu NEGOTIIRen, seind solche dinge, so noch zur Zeit dem Reisenden fur sich auszufuhren zu schwer, wenn Sie aber von einem MINISTRO SOLLICITIRet werden sollen, nicht allein dem Rei= senden H. keinen großen nutzen schaffen werden, sondern auch nach dem das meiste mehr durch FAVOR als RATIONIS auszuwurcken, schlechten EFFECT erlangen dörffte, dahingegen, wenn mann einmahl mit mehrer CONDUIT, ERUDITION, nachdruck, Jahren v. AUTORITÄT versehen, zu welchem allen die Frantzösische reise beförderlich, sich der orten angeben solte, viel gewißerer SUCCESS zu hoffen.170 7. Es ist auch zu besorgen, daß mann anitzo leicht einen geringen fehler begehen dörffte, welcher hernach an allen obigen vorhaben uberaus große hindernuß bringen würde; welches bey erlangter mehrern EXPERIENTZ nicht zu befahren. 8. Es ist auch zu besorgen, daß mann noch zur Zeit an denen Nordischen Höfen, wegen der Jugend nicht allzu CONSIDERABEL sein möchte, also von obgedachten löb. vorhaben wenig außrichten könte.
9. So gehen auch, weil mann an solchen orten COGNITO lebet, vngleich mehr SPESEN auf, als anderer orten, wo mann seinen stand gar leicht DISSIMULIRen kan, auch einem frey stehet, ohn eini-
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zur Frantzösischen reise zu wege zu ges BLAME, sich zu ENTRETENIRen, wie bringen. mann selbst will. 10. Es ist auch der Weg nach gedachten Königreichen zu waßer wegen sturms, v. zu lande wegen vieler rauberey v. itzo ohne das hin v. wieder stehenden Volcker sehr vnruhig v. gefährlich. 11. Wenn diese lande, wiewohl zu besorgen, wieder in Krieg gerathen solten, wird mann denselben aller orten gleichsam mit fuhlen mußen, dahingegen zu PARIS oder sonst mitten in Franckreich mann nicht einmahl weiß, daß ander orten des Königreichs Krieg oder vnruh entstanden sey. 12. Wenn die Frantzösische reise nutzen haben, auch noch einige EXERCITIen tüchtig TRACTIRT werden soll, so wird dazu ein alter von 18. biß 20. Jahren erfordert; ist mann älter, so schadet es so wohl an guter DISPOSITION zu den EXERCITIIS, als rechter begreiffung der sprache. 13. Ein Teutscher Furst hat PRO HOC REv RUM STATU, gar viel REFLEXION 171 auf Franckreich zu machen, v. deßelben STAATS, so bald, als möglich, recht zu erkundigen, auch, wo er kann, sich bey selben König. Hoffs MINISTRIS beliebt v. bekandt zu machen, welche bekandschafft mannichsmal im nothfall gar wohl anzuwenden. 14. Franckreich ist ein land, welches die Sitten, CONVERSATION, den Verstand, v. andere EXTERNA, so doch einem Hn. fast vnumbgänglich von nöthen, fur allen andern landen der Christenheit wol FORMIRT, v. im ende gleichsam eine blume, auß welcher, ob wol eine spinne gifft saugen kan, eine biene doch guten 171
B: Seitenumbruch 5v.
Vergleich der Reisen
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honig zumachen nicht verhindert wird. Nun aber ist einem H., der die welt ferner zu besuchen, v. an hohen Höfen bekandt zu sein trachtet, solche obgedachte QVALIFICIRung sehr nothwendig v. nicht zu vnterlaßen, MAXIME da er seiner jugend halber füglich dazu gelangen kann. 15. Es können die STUDIA, so noch RESTIRen, wenn mann INCOGNITO reiset, als in Franckreich geschehen kan, viel beßer fort TRACTIRT, auch dazu alle beförderung an herrlichen SCRIPTIS v. CONVERSATION mit gelehrten v. Staatsleuten mehr, als an einigem andern ort, erlangt werden.172
172
B: Seitenumbruch 6r.
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11. Nutzen der französischen Reise LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, fol. 10r–11r, Ausf. Anton Finck. Vgl. eine weitere Abschrift von gleicher Hand unter LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 6r– 7r, im Folgenden hier B.
ETZLICHE STUCKE DES NUTZENS SO AUß DER FRANTZOISCHEN REISE ZUGEWARTEN, 1. Ist die CONVERSATION an diesen orten gantz mannigfaltig, vnd zu FORMIRung einer jungen reisenden Person, in ihren Sitten, fertigkeitt des gemuths, beredtsamkeit, COMPORTEMENT mit allerhandt leuten &c. uberaus dienlich. 2. Seindt alle Ritterliche ubungen vnd EXERCITIen an diesen orten in ihrem höchsten FLOR, vnd am aller fuglichsten zu begreiffen. 3. Kann mann viel nutzliches in allerhandt arten der COMMERCIen, der ARCHITECTONIC, TAM CIVILIS als MILITARIS p. an diesen orten begreiffen, vnd viel rare vnd zugleich ersprießliche dinge zu sehen bekommen.
4. Kan mann sich des ESTATS, der einem Teutschen Fürsten, hoc RERUM STATU sonderlich, wol bekandt seyn soll, guter maßen kundig machen.173 5. Ist die Sprache nicht eigentlicher, als an dem ort, wo Sie Uhrsprünglich herkommt vnd geredt wirdt, zu erlernen. 6. Kann mann, wenn die STUDIA im reisen CONTINUIRet werden sollen, selbige nirgends beßer, als an dergleichen orten, da viel gelehrte leute, stattliche SCRIPTA vnd dergleichen zu behuff der STUDIen gefunden werden, TRACTIRen. 7. Kann mann gelegenheit haben, viel andere Sprachen, als Englisch, Italiänisch, Spanisch p. an diesen orten FUNDAMENTALITER zu begreiffen vnd zu uben. 8. Dienet die Francöische Reyse zugleich zu erforschung vieler frembden höffe vnd außländischer völcker Sitten, weil alda täglich allerhand NATIONES beysammen.174 9. Schließlich geschieht der allgemeinen vnd durchgehenden meinung, da mann die Fransösische reise fur eines der grösten Stücke der PERFECTIONen eines jungen Herrn hält, genug, vnd wird das verlangen nach einem dinge, durch deßen wurckliche erlangung gestillet, vnd kan mann als denn mit ruhigerem gemuthe die Ambtsgeschäffte vnd andere dergleichen wichtige verrichtungen antreten.175
173 174 175
B: Seitenumbruch 6v. B: Seitenumbruch 7r. B: Seitenumbruch 7v–9v leer, 10r.
12. Zu entscheidende Punkte LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, fol. 20r–20v, Ausf. unbekannt.
m. MARTIO 1667. PUNCTA SO ZU BEVORSTEHENDER REYSE DES PRINTZEN ZU RESOLVIREN. I. DIE PERSONEN. 1. Wer DIRIGIRET. Der v. Witzleben176 v. Lt. FINCK177 2. Einer von Adel. 3. [Ein Secretarius]. ein DESPENSIER. 4. Ein Cammerdiener 5. Ein LACQUAY. 6. MEDICUS. 7. Diener. 8. Kutscher. II. 1. 2. 3. 4.
DER OHRT: ALS FRANCKREICH. Welchen weg hinein zu nehmen. Wo man etwan zu SUBSISTIREN. Welchen TOUR man zuthun habe. Wie die rückreyse zunehmen. Dieses stehen auf RELATION.
III. DIE ZEIT. 1. Wann man aufbrechen solle. 2. Wie lange außen zuseyn. IV. DIE AHRT V. WEISE. 1. Daß man unbekant reysen solle. 2. Was für ein nahme zuführen. 3. Wo und wie ferne man sich etwan zuerkennen geben soll.
4. Die ahrt des reyßens zu Pferd oder zu Wagen: und wiederumb mit eigenen oder Lehenpferden. 5. Was man zu PARIS halten soll zum fortkommen. V. DIE MITTEL. 1. Worzu ein gewißes zuverordnen. 176
177
Johann Heinrich von Witzleben (1631–1693), 1657 Reise in die Niederlande, 1657–1660 Kriegsdienste, Obrist im Leibregiment Schweizer des französischen Königs, sachsen-gothaischer Kammerjunker, 1676–1680 Landeshauptmann im Fürstentum Altenburg. Anton Finck, vgl. Anm. 19.
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2. Was auf gelegenheit v. OCCASION brauchen. 3. Durch wen die Wechsel zu bestellen v. welcher gestalt. VI. Schreiben v. RECOMMENDATIONES. 1. An wen von Standes Personen. 2. Von RESIDENTEN v. AGENTEN. 3. An Kaufleute. VII. INSTRUCTION. 1. Wie sich auf der Reyse zuhalten. 2. Welche STUDIA zutreiben.
13. Pro Memoria zur Reise LATh-StA Gotha Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 17r–23v, Ausf. Anton Finck.
PRO MEMORIA. Zu der Frantzösischen Reise.
Zu der Dänisch= vnd Schwedischen Reise. 1. CONVERSATION 1. CONVERSATION 1. Wo die Sprache am meisten vnd zier- 1. CADIT, außer daß auch die Schwed. lichsten zu begreiffen? wozu PARIS der vnd Dänische sprach füglich kann bebeste ort. griffen werden. 2. Die öffentliche CONFERENTIEN zu 2. ETIAM. besuchen, wie auch die ACADEMIsche zusammen kunfften, wo von vornehmen v. gelehrten personen täglich viel TRACTIRT, vnd erwogen wird. 3. Mit denen PARLEMENTS-herrn vnd 3. Mit denen RESPECT. Reichs= VormunKönig. CONSILIARIIS vnd MINISTRIS zu dern, König. MINISTRIS vnd Reichsrägelegener Zeit umzugehen, vnd den STY- then sich bekannt zu machen. LUM des König. hofes zu erkundigen. 4. So viel sich es thun läßet, des Frant- 4. Des itzigen Dänischen, wie auch des zösischen ESTATS, so wohl in auß= als Schwedischen ESTATS, bey nochwehreninnländischen AFFAIREN, bekant zu ma- der MINORENNITÄT, v. wie er vor diechen. sem gewesen, sich zuerkundigen. 5. Mit verständigen vnd gelehrten leu- 5. Dieser Punct gehet gegenwertige reiten in vnverfängliche briefwechßelung sen auch an. sich einzulaßen. 6. In CONVERSATIONE mit denen Frant- 6. In GENERE allezeit alte, gereisete, oder zosen in GENERE die alten v. gereise- in PUBLICIS OFFICIIS stehende personen ten oder in PUBLICIS OFFICIIS begriffe- denen jungen vorzuziehen. ne leute, denen jungen jederzeit vorzuziehen. 7. Die viele gemeinschafft der Teut- 7. Stille vnd RAISONABLE COMPAGNIE schen nach mögligkeit zu meiden, v. sol- zu suchen. che QVARTIERE zu suchen, da es eine stille vnd eingezogene COMPAGNIE gibt. 8. Auf die SOLENNITÄTen vnd CERE- 8. Gehöret auch zu dieser reise IN TOMONIen, so am König. hof vorzugehen TUM. pflegen, zu sehen.
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9. Der Verfaßung des König. vnd der Printzen vom geblüt Hofstaats kundig zu werden. 10. Italianisch, Englisch, vnd Spanisch, zum wenigsten so weit zu TRACTIRen, daß mann es verstehen, vnd auß den büchern ferner EXCOLIRen könne.
11. Mit allerhandt außwärtigen NATIONen dererselben gesandten, anwesenden vornehmen handelsleuthen p. nach gelegenheit sich bekandt zu machen.
9. Gehöret auch zu dieser reise IN TOTUM. 10. Gegenüberstehende sprachen zu TRACTIRen so fern mann gelegenheit dazu hat.
11. Mit außwärtischer NATIONen gesandten, so die eben zu dieser Zeit vorhandten, die gelegenheit vnd umstände auch es leiden wollen, bekandt zu werden. 12. Zu PENETRIRen, jedoch mit behö- 12. Zu PENETRIRen, wie mann bey dieriger behutsamkeit, wie der meiste theil sen Cronen das Teutsche wesen ansedes Königlichen hofes gegen die Teut- he vnd in CONSIDERATION ziehe. sche Fürsten vnd Stände, auch sonsten in gemein gegen das Vaterland gesinnet sein. 13. Diejenigen SCRIPTA, so zu erkundi- 13. CADIT. gung des Frantzösischen v. anderer umliegenden POTENTATen zustandes vielfältig herausgangen v. täglich ausgehen, fleißig zu vntersuchen v. zu lesen. 14. In CONVERSATION mit den König- 14. In SPECIE in Dennemarck vnd Schwelichen MINISTRIS, vnter andern auch den den zu INCAMINIRen vnd zu befördern, Zweck mit dahin zu richten, daß mann waß von fundirung eines vnterhalts deseiner RELIGION, haußes, v. vaterlandes rer, so zu Evangel. RELIGION treten, von wohlfarth, aufnehmen, v. vortpflantzung H. Junii178 zu Lubeck vorschlag befördern möge. die CONTROVERSIen betr. vnd andere dem Evangel. wesen verträglichen dingen, bereits ein= vnd andermahl auf die bahn kommen. it. zu penetriren, waß es mit engerer CORRESPONDENTZ beeder Creise, vnd der Chur S. ALLIANCE fur eine beschaffenheit. 15. In eben solcher CONVERSATION die 15. Dieser Punct gehöret zu diesen reiVerfaßung des Königreichs, in JUSTITZ, sen auch. POLICEY, MILITZ, vnd FINANTZwesen, wie auch die dabey furgehende beschwe178
Nikolaus Hunnius, vgl. Anm. 166.
Pro Memoria
rungen, mängel, v. klagen des volckes so viel, als sicher, zu PENETRIRen. 16. Ein gut EXPEDIENS zu ergreiffen zu anbring= vnd erhaltung der Sächß. PRÆTENSIONen am Frantzösischen hof. 2. EXERCITIA 1. Das Dantzen, nur so viel, als zu ferner anständiger FORMIRUNG der geberden, vnd erlangung guter leibes DISPOSITION vonnöthen, zu treiben, v. sonsten eben nicht sonder PROFESSION davon zu machen.
2. Im VOLTIGIRen, fechten p. eine geziemende maße, mit betrachtung seines zustandens, zu halten. 3. Im reiten die allzugefährliche schulen uber der Erden, sonderlich die Springer zwischen das PILIEREN, nach mögligkeit zu meiden. 4. Von der MUSIC INSTRUMENTALI etwas zu begreiffen. 5. Die MATHEMATICA, sonder. FORTIFICATORIAM zu treiben, vnd die mahlerey so sie beliebig, wieder zu EXCOLIRen. 6. Des Ballhauses sich nur zur jemahligen RECREATION, vnd nicht mit EXCESS, oder gar zu offt zubrauchen.
3. COMMERCIEN 1. Zu erkundigen, was der grundt, die verfaßung, vnd die einkunfte der neu aufgerichteten König. COMPAGNIE sey v. ob sie noch in guten stande, in auf= oder abnehmen gerathen. 2. Was für ordnung v. DISPOSITION in ein v. außführung der wahren gehalten werde, wer die Meerporten v. NAVIGATION vnter seiner auffsicht habe.
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16. Die Sächß. PRÆTENSIONES pp. auch am Dänischen hof zu INCAMINIRen. 2. EXERCITIA 1. In GENERE können alle diese puncte auch auf die Dänische reise, wenn mann eine zeitlang SUBSIDIRen will, APPLICIRT werden.
3. COMMERCIEN 1. Dieser punct laßet sich in etwas auf die GVINEIsche COMPAGNIE, auch APPLICIRen. 2. Gehöret auch gantz hieher.
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3. Den Saltzhandel mit seinen REQVISITIS, König. Verordnungen, v. anstalten sich bekandt zu machen. 4. Zu erkundigen, worauf das FUNDAMENT der Stadt PARIS so nutzbaren handelschafft, Ihrer ordnungen, anstalten vnd d. g.
5. Zuerfahren, wormit ein jedwedere provintz des Königreichs am meisten v. überflüßigsten versehen, vnd handeln könne, vnd waß sie hingegen hinwieder am meisten benöthigt. 6. Der grund der Frantzösischen PARTIEN MONOPOLIEN, des müntzwesens, wie solches nach befindung abfalle, oder ersteigert werde, zu vntersuchen, vnd der wechsel-PRACTIC, so viel als nöthig kundig zu werden. 7. Zu erfahren, waß die im Königreich TRAFIQUIRENDe außländer für freyheiten, PRIVILEGIA, zu FACILITIRUNG des handels, wie auch hinwieder, waß sie fur ONERA, vnd beschwerungen haben. 8. So viel möglich, zu PENETRIRen, waß der König von jedwederer art der COMMERCIen fur nutzen vnd einkommen jährlich zugewarten. 9. Was fur anstalt gemacht, zu freyhaltung der See, vnd beschützung des handels, gegen die vnglaubigen vnd andere Seeräuber. 10. Was fur außländische REPUBLIQUEN vnd herrschafften am meisten mit Franckreich im Handel begriffen. 11. Zu versuchen, ob= vnd auf waß weise, mann einigen nutzen vnd beförderung der hiesigen COMMERCIen erhalten könne. 12. Zu PENETRIRen, wie starck des Königs Seemacht.
3. CADUNT, hingegen sind andere arten der handlung, so die Könige in SPECIE an sich gezogen, hieher zu APPLICIRen. 4. CADUNT, hingegen sind andere arten der handlung, so die Könige in SPECIE an sich gezogen, hieher zu APPLICIRen.
5. Gehöret auch hieher.
6. Die beschaffenheit der Schwedischen vnd Dänischen CARTA SIGILLATA, des müntzwesens, des BANCO, wechsel pp. zu erkundigen. 7. Gehöret auch zu dieser reise et &
8. &
9. Was fur anstalt gegen die Seeräuber, wie die Seeordnung auf den Kriegsschiffen eingerichtet. 10. Wer am meisten mit Dennemarck vnd Schweden im handel stehe. 11. Gehöret gantz hieher.
12. Gehöret gantz hieher.
Pro Memoria
4. ALLERHANDT MERCKWÜRDIGE SACHEN, AN ARCHITECTONICIS, ANTIQVITETEN, künst. arbeit, wunderbaren fällen der Natur. p. 1. Bey denen gebäuden, die vortheil im bauen, COMMUNICATION der gebäude vnd gemächer vntereinander, die ordnung, den zierath, den SITUM p. zu OBSERVIRen. 2. An denen Vestungen, da welche so genau zu betrachten vergönnet werden, den SITUM, die FLANQUIRUNG, vnd deren nähe oder ferne die etwan sich eraugende mängel, wie sie nach vnd nach CORRIGIRT worden, oder noch zu verbeßern gesucht werden p. die verwahrung der thore, prucken, päße, einfahrten, flüße p. zu CONSIDERIRen, vnd zu beobachten. 3. Insonderheit zu sehen, wie vortheilhafft die innerhalb des Königreichs vnd auf den gräntzen erbaute CITADELLEN gelegen seyn. 4. Zu OBSERVIRen, waß gegen die See, oder andere gewaltsame flüße, für verwahr= vnd versicherungen gebraucht wie die port reingehalten, wie die bey nächtlicher weil kommende schiff, für vntiefen gefährlichen PROMONTORIIS180 vnd derg. gewarnet werden. 5. Die um vnd in PARIS gelegene König. vnd andere merckwürdige gebäude, als das LOUVRE selbst, das LUXEMBOURG, LES TUILLERIES, LE PALAIS CARDINAL, LE PALAIS, LA PLACE DAUPHINE, LE PALAIS ROYAL, LA SORBONNE, L’EREMITAGE DE PIQUEPUCE,181 LE BOIS DE VINCENNE, BOIS DE BOLOGNE, ST. GERMAIN EN LAYE, ST. CLOU, 179 180 181
Vaxholm. Promunturium – Vorgebirge. Vgl. Anm. 110.
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Gehöret auch zur Danischen reiße, it: Zur Schwedischen Stockholm.
2. Gehöret auch hieher, sonderlich waß die neuen FORTIFICATIONES in Koppenhagen, Cronenburg p. belanget.
3. Die Coppenhagische neue CITADELLEN, it. in Schweden die Feste Schantz Waxholm179 zu besehen. 4. Gehöret gantz zu dieser reiße, Sonderlich wegen Stockholm.
5. Die König. Danische gebäude, it. zu Stockholm, Gravens DE LA GARDE, Graf Wrangels v. andere neue gebäude zu besehen.
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MEUDON, MAISONS RUEL, pp. die Königliche v. Mazarinische wieder auffgerichtete BIBLIOTHEC zu besehen v. die riße darvon, wo sie zu bekommen, bey zu schaffen. 6. Die außer PARIS in denen PROVINCIEN gelegene König. vnd andere heußer, als FONTAINEBLEAU, MONCEAUX,182 LE CHATEAU D’ANGERS, LE NEVERS, LA VICE REGENCE D’AVIGNON, ORANGE ppp. bey beschehender durchreise zu besehen.
7. Was sonsten an schönen Kirchen, COLLEGIIS, Clöstern, vnd derg. zu sehen, nicht, außer acht zu laßen. 8. Die hin vnd wieder gelegene AMPHITHEATRA, PORTICUS, vnd andere derg. ANTIQUITATEN, als zu NISMES zu ARLES p. zu beschauen vnd Abriß davon nehmen zu laßen, samt denen INSCRIPTIONIBUS. 9. Die hin und wieder im Königreich gelegene warme vnd andere brunnen, grotten, hölen vnd andere örter, worinnen viel wunderwercke der natur zu sehen, den garten zu MONTPELLIER, LA GRAND CHARTREUSE, LE FONTAINE QUI BRULE, LA DAUPHINE, LA CAVERNE DE CLUSEAU, vnd derg. wann es die gelegenheit der durch v. vorbeyreiße gibt, v. sonsten auch ohne gefahr geschehen kann, zu REMARQUIRen. 10. Die König. wie auch andere vornehme H. vnd gelehrte leute Kunst= vnd INVENTION Kammern, CABINET, schatzkammern vnd derg. in v. außerhalb PARIS, sonderlich vnd vnter denen andern, des Abbe BORILLY Kunstcammer 182 183 184
6. Dieser punct PRACTISIRT sich auch, so weit als in Dennemarck v. Schweden derg. gebäu zu sehen. Zum EXEMPEL die Stadt Upstall183 pp. URANIENBORG, Robkildt.184
7. Von diesem ist nichts sonderliches dieser orten vorhanden. 8. Von diesem ist nichts sonderliches dieser orten vorhanden.
9. Waß von derg. curiositeten in Dennemarck vnd Schweden vorhanden, it: die Kupffer bergwercke, Wehner vnd Mehlerße pp. zu besehen.
10. Von alle dergleichen dingen ist wenig dieser orten vorhanden.
Château de Montceaux in Montceaux-lès-Meaux. Uppsala. Roskilde.
Pro Memoria
zu AIX,185 vnd MONS. CATALANS natur Cammer zu MONTPELLIER,186 wenn diese beede noch in esse, vnd der weg dahin trägt zu besehen. 11. Die bey denen berühmten Mahlern v. Kupfferstechern vorhandene Kunststücke zu besichtigen. 12. Was auch sonst von andern kunst. MANUFACTURen, MECHANIscher arbeit v. derg. heraus kommet, v. beruhmt ist, zu beobachten.
5. Wie vnd worauff die REISE zu stellen, auch wo sich am längsten aufzuhalten. 1. Der geradeste v. beste weg scheinet über Franckfurth v. Straßburg (doch könte mann auch mit einem nicht großen Umschweif Tubingen beruhren) durch Lottringen, auf PFALSBOURG, SARBOURG, AVEILCOUR, LUNEVILLE, NANCY, TOUL, LIGNY, BAR LE DUC, CHALONS, MONMIRAIL, LA FERTE, MEAUX vnd PARIS zu gehen.
2. Der rückweg könte durch PICARDIE, Flandern, die Vereinigten Niederlande, sonderlich Westfrießland, v. so fort an genommen werden. 3. Zu PARIS were die meiste Zeit vnd sonderlich, wenn der hof daselbst oder in der nähe herum ist, zu zu bringen, vnd die übrigen provintzien nur in TRANSITU durch einen TOUR zu besichtigen. 4. Der TOUR könte nach gelegenheit der Zeit, wenn mann hinein kommet, entweder ehe gethan werden als mann nach PARIS käme, v. sich daselbst beständig 185 186
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11. Alles dieses so weit zu PRACTICIRen als möglich. 12. Alles dieses so weit zu PRACTICIRen als möglich.
1. Der geradeste weg ist über Hamburg, Lubeck, Travermunde, zu See nach Stockholm p. vnd von da auß gegen Dennemarck, so mann beede Königreiche besuchen will.
2. Fället.
3. Der meiste auffenthalt ist zu Stockholm vnd Coppenhagen zu nehmen.
4. CADUNT.
Michel de Borilly, vgl. Anm. 95. Laurent Catelan (ca. 1568–1647), Apotheker in Montpellier.
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niederließe, oder zum beschluß der reise v. wenn mann von PARIS weg gehet. 5. Die Provintzien so zu besehen weren, 5. CADUNT. könten diese sein, LA PICARDIE, LA NORMANDIE, LA CHAMPAGNE, ein theil von Burgund, ein theil von BRETAGNE, LE LIONNOIS, die PROVENCE, der DELFINAT, das LANGUEDOC, LA GUIENNE, LE POITOU, L’ANJOU. vnd andere theile an der LOIRE pp. Hingegen ist L’AUVERGNE, LE BERRY, LE LIMOSIN, LE NARBONNOIS, pp. wohl zu ubergehen v. nichts sonderliches darin zu sehen. 6. ALLERHAND GENERALIA bey der gantzen Reise zu beobachten. 1. Wie das EXERCITIUM RELIGIONIS vnd PIETATIS im stande zu erhalten. 2. Wie die gesundheit zu beobachten v. zu verwahren. 3. Wie mann reisen soll, COGNITO oder INCOGNITO. 4. Wie die Wechsel zu ORDINIRen, vnd ob nicht vorträglich hier ein DEPUTAT zu machen, vnd nach PROPORTION solches DEPUTATS einen offenen Wechsel zu stellen. 5. Wie starck die SUITE seyn vnd wer mit reisen soll. 6. Wie vnd an wen die Posten zu bestellen, daß die schreiben iedesmahl zu recht kommen.
7. Wie sich bey einbrechenden CONTAGIONen oder MOTIBUS zu verhalten. 8. Wie fort zu kommen, biß an die gräntze. 9. Wo im durchreisen ein zu sprechen, vnd was an ein= vnd andern Fürst. hoff zu verrichten.
14. Auf der Reise zu beachten LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, 26r–29r, Ausf. Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha.
Verzeichnus Was auf der Francoischen Reyse zubeobachten außer denen GENERAL PUNCTEN. Den 22. April. 1667.187 I. CONVERSATION. 1. Die offendliche CONFERENTIEN zubesuchen wie auch die ACADEMIsche zusammenkunfft wo von vornehmen und gelehrten leuthen taglich viel TRACTIRET und erwogen wird. 2. Mitt denen PARLEMENTSherrn und Königlichen CONSILIARIIS und MINISTRIS zu gelegener Zeit umbzugehen und den STYLUM des Königlichen Hofs zu erkundigen. 3. So viel sich es thun laßet des francoischen ESTATS, so wohl in auß= als inlandischen AFFAIREN bekant zu werden. 4. Mitt verständigen und gelehrten leuthen in unverfangliche briefwechselung sich einzulaßen. 5. Die SOLENNITÄTEN und CEREMONIEN so am Königlichen Hof vorzugehen pflegen, zusehen. 6. Der Verfaßung des Königlichen und der PRINTZEN vom geblüth Hofstaats kundig zu werden. 7. ITALIANIsch, Englisch uns Spanisch zum wenigsten so weit zu TRACTIREN daß man es verstehen und auß den buchern ferner EXCOLIREN könne. 8. Mitt allerhand auslandischen NATIONEN derenselben gesandten, anwesenden vornehmen Handelsleuthen nach gelegenheit sich bekant zu machen. 9. Zu PENTRIREN iedoch mitt behoriger behutsamkeit, wie der meiste theil des Königlichen Hofs gegen die Teutsche Fürsten und Stände auch sonsten in gemein gegen das Vaterland gesinnt seyn. 10. Diejenige SCRIPTA So zu erkundigung des FRANCOIschen und anderer umbliegender POTENTATEN zu stand vielfaltig herausgegangen u. täglich ausgehen, fleißig zu unterscheiden untersuchen, lesen und zuerkennen. 11. In CONVERSATIONE mitt den Königlichen MINISTRIS unter andern auch den Zweck mitt dahin zurichten, daß mann seiner RELIGION, hauses und Vaterlandes Wohlfarth, aufnehmen und Vortpflantzung befordern möge. 12. In eben solchen CONVERSATIONEN die Verfaßung des Konigreichs in JUSTITZ, POLICEY, MILITZ und FINANTZ wesen wie auch die darbey vorgehende 187
Der Text ist in zahlreichen Punkten identisch mit den Ausführungen zum pro und contra der französischen Reise vom Februar. Vgl. oben 10.
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beschwerungen, mangel und Klagen des Volcks so viel als sicher zu PENETRIREN. 13. Ein guth mittel zuergreiffen zu anbringung und erhaltung der Sachsischen PRÆTENSIONEN am FRANCOIschen Hofe. II. EXERCITIA. Reiten, Dantzen, VOLTIGIRen, MATHEMATICA und etwas von MUSIC zubegreiffen.
III. COMMERCIEN. 1. Zu erkundigen was der grund, die Verfaßung, und die einkunfften der neu aufgerichteten Königlichen COMPAGNIE sey, und ob Sie noch im guthen stande, in auf oder abnehmen gerathe. 2. Was für ordnung und DISPOSITION in ein und ausführung der wahren gehalten werde, wer die Meerporthe und NAVIGATION unter seiner aufsicht habe. 3. Den Saltzhandel mit seinen REQVISITIS, Koniglichen Verordnungen und anstalten sich bekant zumachen. 4. Zuerkundigen worauf das FUNDAMENT der Stadt PARIS. so nutzbahren handelschafft, Ihrer ordnungen, anstalten und d. 5. Zuerfahren wormitt eine iede PROVINTZ des Königreichs am meisten und überfligsten versehen und handeln könne, und was sie hingegen hinwiederumb am meisten benöthigte. 6. Den grund der FRANCOIschen PARTIEN MONOPOLIEN, des müntzwesens wie solches nach befindung abfalle, oder ersteigert werde zuuntersuchen und der wechsel PRACTIC so viel als nöthig kundig zu werden. 7. Zuerfahren was die im Königreich TRAFICIRENDE außländer für freyheiten, PRIVILEGIEN zu FACELITIRUNG des handels wie auch hinwieder was Sie für ONERA und beschwerungen haben.
8. So viel moglich zu PENETRIREN was der König von iedweder arth der COMMERCIEN für nutzen und einkommen jährlich zugewartten. 9. Was für anstalten gemacht zu freyhaltung der See und beschützung des handels gegen die unglaubigen und anderer Seeräuber. 10. Was vor auswertige REPUBLIQVEN und herrschafften am meisten mitt Franckreich im handel begriffen. 11. Zu versuchen ob- und auf welche Weise mann einigen nutzen und beförderung der hiesigen COMMERCIEN erhalten könne. 12. Zu PENETRIREN wie starck des Königs macht.
Auf der Reise zu beachten
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IV. Allerhand merckwürdige Sachen an ARCHITECTONICIS, ANTIQVITÆTEN, Künstlich arbeit, wunderbahren fallen der natur u. 1. Bey denen gebäuden die Vortheile im bauen, COMMUNICATION der gebaude und gemächer unterein ander, die ordnung, den Zierath den SITUM zu OBSERVIREN. 2. An denen Vestungen da welche so genau zubetrachten vergönnet werden, den SITUM, die FLANQVIRUNG und deren nähe oder ferne der etwan Sich ereignende mangel wie sie nach und nach CORRIGIRET wurden oder noch zu verbeßern gesucht werden, die Verwahrung der thore, prücken, paße, einfahrten, flüße, u. zu CONSIDERIREN. 3. Insonderheit zu sehen wie vortheilhafft die innerhalb des Konigreichs und auf den grantzen erbaute CITADELLEN gelegen seyn. 4. Zu OBSERVIREN, waß gegen die See oder andere gewaltsame flüße für verwahr und versicherungen gebraucht, wie port reingehalten, wie die bey nachtlicher Weil kommende schiff für untiefen, gefahrlichen PROMONTORIIS188 und dergleichen gewarnt werden. 5. Die Umb und in PARIS gelegene Königliche und andere merckwürdige gebäude, als das LOUVRE selbst, das LUXEMBOURG, LES TUILLERIES, LE PALAIS CARDINAL, LE PALAIS LA PLACE DAUPHINE, LE PALAIS ROYAL, LA SORBONE, L’EREMITAGE DE PIQVEPUÆ,189 LE BOIS DE VINCENNE, BOIS DE BOLOGNE, ST. GERMAIN EN LAYE, ST. CLOU, MAISON, MEUDON, RUEL, die Konigliche und MAZARINIsche wieder aufgerichte BIBLIOTHEC und deren ordnung zu besehen, und die riße davon, wo Sie zu bekommen, bey zuschaffen. 6. Die außer PARIS in denen PROVINCIEN gelegene Königliche und andere Häußer, als FONTAINBLEAU, MONCEAUX,190 LE LE CHATEAU D’ANGERS, v DE NEVERS, LA VICE REGENCE D’AVIGNON ORANGE bey beschehener durchreise zu besehen. 7. Was Sonsten an schönen Kirchen, COLLEGIIS, Klostern und derg. zu sehen nicht außer acht zu laßen. 8. Die hin und wiedergelegene AMPHITHEATRA, PORTICUS und anderer dergleichen ANTIQVITÄTEN als zu NISMES, zu ARLES u. zu beschauen und abriß davon nehmen zulaßen sambt denen INSCRIPTIONIBUS. 9. Die hin und wieder im Konigreich gelegene warme und andere brunnen, grotten, holen und der örter, worinnen viel wunder werck der natur zu sehen, den gartten zu MONTPELLIER, LA GRAND CHARTREUSE, LA FONTAINE QVI BRULE DU DAUPHINE, LA CAVERNE DE CLUSEAU,191 und derg. Wenn es 188 189 190 191
Promunturium – Vorgebirge. Vgl. Anm. 110. Château de Montceaux in Montceaux-lès-Meaux. Hier ist nicht klar, welche Höhle gemeint ist, Cluseau ist kein Ortsname, sondern bezeichnet eine in den Stein gehauene Höhle.
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die gelegenheit der durch und vorbeyreyse giebt und sonsten auch ohne gefahr geschehen kann zu REMARQVIREN. 10. Die Königliche wie auch anderer vornehmen H. und gelehrter leuthe Kunst und INVENTION Cammern, CABINET, schatzcammern, u. in und außerhalb PARIS sonderlich unter andern des Abbe BORILLY192 Kunst Cammer zu AIX, und MONS. CATALONS193 natur Cammer zu MONTPELLIER. Wenn die beyde noch in ESSE und der Weg dahin tragt zu besehen. 11. Die bey denen beruhmbten mahlern und Kupffer stechern vorhandene Kupfferstiche zubesichtigen. 12. Was auch sonsten von andern Kunstlichen MANUFACTUREN, MECHANIschen arbeit und derg. heraus komt und beruhmbt ist zubeobachten. 13. Die PROVINTZIEN so zu besehen weren könten diese seyn, LA PICARDIE, LA NORMANDIE, LA CHAMPAGNE. Ein theil von BOURGOGNE, ein theil von BRETAGNE, LE LIONNOIS, die PROVENCE, das DELFINAT, das LANGUEDOC, LA GUIENNE, LE POITOU, L’ANJOU, und andre theil der LOIRE, hingegen ist L’AUVERGNE, LE BERRY, LE LIMOSIN, LE NARBONNOIS wohl zu übergehen, und nicht sonderlichs darin zusehen.
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Michel de Borilly, vgl. Anm. 95. Laurent Catelan, vgl. Anm. 186.
15. Reiseinstruktionen 15.1 Marginalia zur Reiseinstruktion Herzog Friedrichs LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 168r–171r, Ausf. unbekannt.
MARGINALIA uber Hertzog FRIDERICHEN zu Sachßen p. Reise INSTRUCTION vom 21. APRIL. 1667. EINGANG. mit anführung der uhrsachen und großer besorgnüß wegen der RELIGION. PIETET und gesundheit, dahero diese INSTRUCTION für nötig geachtet worden, mit beyfügung Vaterlicher Vermahnung. 1. sich der Heyl. Tauffe zu erinnern und des Teuffels wercke und wesen zu meiden, nach Josephs EXEMPEL 2. Morgen und abendgebeth zu verrichten, aus Arnds Paradisgärtlein, sambt den täglichen Betstunden. Die Monatlichen Bußpredigten zulesen. 3. Täglich ein Hauptstück aus dem CATECHISMO und kurtzen begriff. Unterricht für die Haußvatter Lehr Puncte, Sprüche: Capitel aus der Bibel neben dem Biblischen Handbüchlein zulesen und zubeten. 4. Wo gelegenheit ist dem Lutherischen Gottesdienst beyzuwohnen nach anweisung des Haus Kirch Büchleins das heyl. nachtmahl gebrauchen. 5. Die REFORMIRTen Predigten mit gewißer vorbereitung zuhören. oder bey vermuteten CONTROVERSIEN gar zu meiden. Der INDIFFERENTZ nicht beypflichten.
6. Pabstischen Gottesdienst gantz zu meiden. insonderheit heuchlerische CEREMONIEN, an deßen statt zu Hauß zulesen. 7. Die Bibel, HUNNII Postill194 und andere COMPENDIUM DIETERICI195 ISAGOGEN GERHARDI196 194 195 196
Aegidius Hunnius, Postilla, Oder Auslegung Der Sonteglichen Episteln [...] Wittenberg: Seelfisch; Berger 1612. Vermutlich Conrad Dieterich, Anführung zum Catechismo [...] vierte Ausgabe, Franckfurt: Zunner 1655. Johann Ernst Gerhard, Isagoge locorum theologicorum : in qua ea, quae in tomis locorum theologicorum Johannis Gerhardi [...] uberius sunt exposita, in compendium redacta, Jena: Sengenwaldus 1657.
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Die LIBROS SYMBOLICOS D. HOENS Handbüchlein197 ZELLERI wiederlegung198 RELIGIONIS DISPUTAT zumeiden. Doch nach gelegenheit den grund der unserigen zuzeigen. 8. PRO HISTORIA ECCLESIASTICA Die HISTORIAM CONCILII TRIDENTINI199 zulesen. 9. Nechst Gott die Fürst. Eltern für Augen zu haben in zweifelhafften sachen, seine zugeordneten zu fragen. Denen Er nechst den Fürst. Eltern folgen soll und guter williglich Gegen andere die gebürende PROPORTION zu halten. 10. Freundligkeit und sanfftmuth zu lieben. wiederwertigkeiten durch die zugeordnete zu REMEDIREN. Die seinigen in frieden zu halten. Zorn zu meiden. mitleidig zu seyn. 11. Zucht und Erbarkeit anzuhangen. ärgerliche Dinge zu fliehen. insonderheit CONVERSATION mit Weibs Personen. und sonderlich sauffen. 12. Gerechtigkeit und billigkeit lieben. Geitz haßen. PARTICULAR ausgaben ordentlich einrichten. Den zugeordneten in den mitteln nicht eingreiffen. Die Rechnungen mit unterschreiben. Müßigang fliehen. 13. Der Wahrheit sich befleißigen nichts leicht versprechen. Ohrenbläsern und Heuchlern zuwieder seyn Den FAVOR auf einen Menschen allein nicht werffen. 14. Die STUDIA nicht zu verlaßen, sondern zu wiederholen nechst den STAATSsachen, was in ECCLESIASTICIS, POLITICIS p. zu APPLICIREN recht beobachten laut der beylage.
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Matthias Hoë von Hoënegg, Evangelisches Handbüchlein: Darinnen Unwiderleglich/ Auß einiger Heiliger Schrifft erwiesen wird/ Wie der genandten Lutherischen Glaub/ recht/ Catholisch [...] Leipzig: Voigt 1603. Mehrere Ausgaben, die in der Forschungsbibliothek Gotha vorhandenen Ausgaben von 1618 und 1629 mit anderer Provenienz. Christoph Zeller, Schrifft her/ Schrifft her/ Das ist: Unterschidlicher Augspurgischer Confessionisten/ Glaubens-Articul [...], Stuttgart: Rößlin 1661. In der Forschungsbibliothek Gotha ist kein Exemplar nachgewiesen. Paolo Sarpi, Historia Concilii Tridentini [...] Editio quinta, Gorinchemi: Vinck 1658.
Marginalia zu den Reiseinstruktionen
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15. Die CONVERSATION soll mit verstendigen leuthen und MINISTRIS erbaulich geschehen. Liederliche gesellschafft aber zu meiden. frembde unbekante Leuthe, ohne vorbewust der zugeordneten nicht zu ADMITTIREN. Teutscher COMPAGNIE sich zu eußern. Große FAMILIARITET bey seines gleichen zu DECLINIREN. Unter seinen bedienten RESPECT zu halten. Gute ordnung in acht zu nehmen. in Speise, aufstehen und nieder legen, Bestendig zu seyn. Die NEGLIGENTZ meiden. Gute PROPORTION beobachten. Die aufgetragene NEGOTIATION mit guter PRUDENTZ führen. für VANITET und überfluß sich hüten. 16. Von EXERCITIEN nur das dantzen im Sommer brauchen. Ins gemein keine PROFESSION davon machen. noch sich darinnen zu übernehmen. In RECREATIONEN die nutzbarkeit mit beobachten. Für gewinnsuchtigen Spielen sich für zu sehen. Seine COMPLEXION warzunehmen Die Frantzoische Weine wohl TEMPERIREN.
17. Der zugeordneten INSTRUCTION in anstellung der Reise zu folgen. und ihrer CONDUITE zutrauen. Bey allen erkundigungen die CURIOSITETen von den nutzbarkeiten zu unterscheiden. 18. Im übrigen wird sich auff die alte INTRUCTION bezogen. 19. Wunsch glücklicher reise.
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15.2 Konzept der Reiseinstruktion Herzog Friedrichs LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 55r–65r, Ausf. Kanzleihand.
Unsre von gottes g. H. Ernsts p. tot. titul Ordnung v. INSTRUCTION wornach sich Unser H. geliebt altester sohn, Fridrich H.zS. p. auf der Frantzösischen reisen verhalten solle. [I. I. PRÆOEMIUM] Nachdem wir von GOTTES GNADEN ERNST, Hertzog zu Sachsen, Jülich, Cleve und Bergk p. aus gewißen [tringenden] bewegenden ursachen Uns endlich dahin [bewegen] DISPONIREN laßen, Unsern freundlich=geliebten Elteren Sohn, Friedrichen, Hertzogen zu Sachsen p. eine Reise in Franckreich zuverstatten, und aber Uns nicht unbekand, was große leibes und Seelengefahr hierunter zubesorgen stehe, zumahl die leidige erfahrung bezeuget, wieviel redliche Teutschen ihr leben darine elendiglich eingebüßet, und etlichen Ihre Reisefahrt auf dahin gar zu einer traurigen Höllenfahrt worden: Andern denen es etwas beßer gelungen zwar die Frantzösische Sprach erlernet aber dabey an ihrem glauben schiffbruch gelitten, und von der seeligmachenden lehre und RELIGION unverantwortlich abgetreten, oder doch sonst einen Kopff mit allerhand VANITÄTen, und ein Hertz mit ATHEISTIscher Gottlosigkeit angefüllet; zum wenigsten im ungesunden leibe eine sehr krancke und heßlich verwundete Seele und gewißen mit sich wieder zurück bracht. So haben Wir in diese und andere dergleichen besorgende gefahr und unheyl, so wol von Unserm freundlich=geliebten Sohn, als auch allen deßen zu bevorstehender Reise Ihme zugeordneten bedienten auf das beste [müglichst] abzuwenden Unsere väterliche, Christliche schuldigkeit zu seyn erachtet, erstbesagten Unsern Sohn [Lbd.] mit gegenwärtiger unserer INSTRUCTION, welche wir mit reifer erwegung und gutachten Unser geist= und weltlichen Räthe auffsetzen laßen, notthürftiglich zuversehen, daß ungezweiffelten väterlichen vertrauens, daß Er selbiger nicht allein für sich in allem [pünctlich] nachkommen, sondern auch seinen zugeordneten in einigerley weise darwieder zuhandeln, durchaus nicht gestatten werde, als lieb Ihm Unser väterlicher Segen, noch mehr aber des Großen Gottes Huld und Gnade, auch sein und der seinigen zeitliches und ewiges heyl und wohlfahrt ist. §. 1. Und Ist solchem nach Unser Gnädiger und ernster wille, daß Er sich zuförderst deß in der h. Tauff von Gott mit Ihm auffgerichteten hochtröstlichen Gnadenbundes iederzeit heiliglich erinnern, und wie Er sich darbey hochbetheurlich verpflichtet, daß Er hinwiederumb an Gott Vater, Sohn und H. Geist,
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seinen Schöpffer, Erlöser, [und] und Heiligmacher festiglich glauben, und sein gantzes leben nach Gottes wort und willen, anstellen, hergegen aber für allem des Teufels, und deßen anhangs, der welt, und seines eigenen fleisches und bluts eingeben, verführung und reitzung, wercken und wesen sich eusersten fleißes hüten, und vorsehen, und darmit durchaus keine gemeinschaft haben wolle; also auch solche verpflichtung [tag] täglich mit bußfertigem hertzen erneuern, und fürsetzlich nicht in die geringste sünde einwillige, mit waß beliebigem schein und anmuthung dieselbe Ihm auch immermehr vorgestellet werde, sondern augen, ohren und hertzen dargegen verschließen [zu stopffen], und in lauterer ohngefärbter furcht Gottes von allen Kräfften durch beystand des H. Geistes darwieder streiten, die wort des frommen JOSEPHS zu seinem beständigem SYMBOLO führend: WIE SOLL ICH EIN SO GROß ÜBEL THUN, UND MICH, MEINER H. TAUFFPFLICHT ZUWIEDER, AN MEINEM SO GUTTHÄTIGEN GOTT, SO GNÄDIGEN UND LIEBREICHEN VATER IM HIMMEL VERSÜNDIGEN? §. 2. Welches dann umb so viel desto mehr zuerhalten, soll Er nicht allein Morgends und abends, so wohl für sich selbst, als auch nach gelegenheit mit seinen zugeordneten sein gebet zu Gott in gebührender hertzens andacht verrichten, und sich hiedurch mit allem, was Er ist, und vermag in des lieben Gottes getreue Hände zu deßen väterlicher regierung und Allmächtiger beschützung, auch allenfals zu beschwerung eines seligen Endes und Sterbstündleins, demüthigst befehlen, und darbey vor andern aus Arndts Paradießgärtlein die gebet umb WAHRE FURCHT GOTTES, UMB WAHRE DEMUTH, UMB REINIGKEIT DES HERTZENS, WIEDER DEN ZORN, WIEDER DIE BÖSE LUST DES FLEISCHES, UND DAß EIN MENSCH SEINE LUST ALLEIN AN GOTT HABE; FROMMER KINDER FÜR IHRE ELTERN, UMB EIN SELIGES ENDE ETC: wie Wir sie Ihm allezeit RECOMMENDIRT haben, auch fürohin beständigst gebrauchen: aSondern auch nebst dem ordentlichen Tischgebet seine tägliche betstunden [zu gewißer Zeit] mittags und abends mit den Seinigen fleißig und eyfrig halten, und außer dem eusersten und gantz unumbgänglichen notthfall sonst kein geschäffte sich daran hindern laßen. Welches [ebenmäßig] auch von den monatlichen bußtägen, wie dieselbige Unser Verordnung nach iederzeit gefallen, ebenmäßig zuverstehen daß an denselben die in der ordnung stehende bußpredigt sampt dem darzu gehörigen bußgebet gelesen, und andere Christliche Übungen der gebühr nach darbey beobachtet werden.a200 §. 3. bWelchem nach sonderlich nicht zu vergeßen, daß, wie Unser freund. geliebter Sohn ohn das alle tage bey seinem ordentlichen gebet ein haubtstück aus dem CATECHISMO LUTHERI, sampt darzu gehörigem kurtzen begriff, wie auch nach der vorgesatzen abgleichung aus dem Unterricht für die Haußväter ein gewißen partikkel aus den lehrpuncten 200
a–a am Rand markiert, d.
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nebst den beygezeichneten sprüchen zu wiederholen, [wie auch] dann ein und ander CAPITEL aus der Bibel, zumahl aus dem Neuen TESTAMENT, samt den SUMMARIen und [Auslegungen] darzugehöriger auslegungen aus unserm Bibelwerck, und denen ausgezogenen Nutzen aus D. Glaßens Biblischen Handbüchlein201 zu lesen ge-
wohnet ist, Er solche fürohin nicht allein für sich fleißig CONTINUIRen, sondern auch Seine Unterbedienten, nach ihrer gelegenheit und verstand, auf gleiche art bey ihren ordentlichen betstunden zu ihrer Erbauung zuverfahren vom recht Christlicher absicht anhalte. §. 4. Wo ferner Unser geliebter Sohn, die gelegenheit hat, so wol auff
Sonn= und feyertage, als auch sonst in der wochen, dem Gottes dienst, der nach anweisung Unser EVANGELIsch LUTHERIschen lehr und RELIGION geführt wird, mit beyzuwohnen, soll Er selbige niemahln, weder für sich, noch durch die Seinigen verabsäumen, sondern ie=b202 derzeit mit sehnlicher hertzens begier darbey sich einstellen, und seine andacht auff arth und weise pflegen wie Ihm nechst dem Haußkirchenbüchlein D. Glaßens203 c. 3. p. 353. seqq. auch der VII lehren im Unterricht für die Hausväter anleitung darzu gibt,204 So soll Er auch bey ereignender gelegenheit mit den seinigen das H. Abendmahl nach gleichmäßig guter Anweisung Erstangeführter büchlein offt und viel andächtig gebrauchen, und also durchaus keine mittel unterlaßen, welche Ihme [Gott] der liebreich Gott zu Ihrer bestärckung im H. Glauben und gottseeligen wandel gegen und wieder allerley besorgliche verführung und bethörung der orten aus gnaden anbeut und an die Hand gibt. §. 5. Wo [Er] aber jezuweilen, in Ermangelung des EXERCITII Evangelisch= LUTHERIscher RELIGION, Er der REFORMIRTen Predigten besuchen müste, hat Er mit den Seinigen iederzeit vorher zu seinem Gott desto innbrünstiger zuseufftzen, daß Er durch seinen guten Geist ihme erleuchtete augen des verständnis geben wolle, daß mit= einlauffende böse und falsche von dem guten und wahrhafften durch genaue prüfung Christlich zu unterscheiden, und also mit reineren ohren und hertzen das wort zuhören, als vielleicht die lippen deßen sind, der es prediget: wie wohl [im übrigen] wann er weiß und merkket, daß durch veranlaßung der Evangelien oder andere TEXTE die REFORMIRTen prediger mehr auf die Zeichen Uns und Ihnen hangende CONTROVERSIen außschlagen, alß erbaulige MORALIA TRACTIRen möchten, Er sich zu solcher Zeit ihrer predigten lieber eußern, auch sonst ohne noth [auch der REFORMIRTen] Ihre versamlung nicht viel verlangen, weniger zur bey-
pflichtung des ohngegründeten hochschädlichen wahns, als ob zwischen selbiger und der Evangelisch-LUTHERIschen RELIGION kein mercklicher unterscheid, [sich] in einigerley weise sie bereden laßen soll, 201 202 203 204
Salomon Glaß, Enchiridion S. Scripturae Practicum [...], Gotha: Reyher; Schall 1651. b–b am Rand markiert, d. Salomon Glaß, Christliches Hauß-Kirch-Büchlein: [...] Gotha: Schall 1647. Christlicher Unterricht von etlichen Göttlichen Wolthaten/ und andern nützlichen Puncten: Auff sonderbahre gnädige Fürstliche Verordnung Für die Christliche Hauß-Väter [...] Gotha: Schall 1664 (EA 1659).
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wovon HUNNII Postill205 an unterschiedlichen örtern, so im Register unterm TITUL der CLAVINISTen zu sehen, Ihm mit mehrem nachricht ertheilen
kan. §. 6. Des Päbst. vermeinten Gottesdiensts aber soll Er sich allerdings entschlagen, und damit weder in worten noch geberden, noch andern heuchlerischen bezeigungen einige gemeinschafft haben, auch sogar die geist. örter v. PROCESnicht, als wo es ohne CEREMONIen v. gefahr geschehen kann, und ausgeschloßen die RELI[zu]besehen; daß Er nicht etwa seiner seelen hierdurch einen an-
SIONES QUIen
stoß gebe, deßen Ihn nachmahls ewig gereuen möge. Daher denn weit beßer, daß an den orten, wo es gantz Päbstisch, auff die Sonn und feyertage, Er unter ihrem wehrenden Gottesdienst für sich und mit den seinigen mit lesung der H. Bibel, zumahlen des lieben Psalters und anderer geistreichen bücher, benandlich HUNNII Postill, MÜLLERI liebeskuß,206 MÖLLERI Sterbekunst207 etc: wie auch mit wiederhohlung des CATECHISMI und andern obbenandten darzugehörigen MATERIEN, seiner Andacht in geheim desto eyfriger abwarte. §. 7. Damit aber Unser freundlich=geliebter Sohn, welches Gott in höchsten Gnaden verhüte, desto weniger auf allerhand verführische, Seelenverderbliche irrthümer verleitet, sondern bey der wohlerkandten und samt Uns biß hieher eifrigst bekandten EVANGELIsch=LUTHERIschen lehr und wahrheit desto mehr gestärcket und befestiget werde, soll Er nicht allein nechst fleißiger lesung der H. Bibel und HUNNII Postill auf oben gedachte arth und weiße seinen CATECHISMUM, und waß dazu gehöret, offt [und viel] wiederhohlen, sondern ihme auch sein COMPENDIUM DIETRICI208 wohl befohlen seyn laßen, daß Er mit seinem SECRETARIO, welcher zu solchem Ende aus der ISAGOGE LOCORUM GERHARDI209 iedesmahls sich vorher PRÆPARIRen und gefast halten soll, einen LO= CUM nach dem andern darauß fleißig durchgehen, darbey die LIBROS SYMBOLICOS allerorthen füglich CONJUNGIRE, besonders aber wieder die gemeinste einwürffe der Papisten sich desto beßer zuwehren D. HÖENS CATHOLIsches Handbüchlein210 und ZELLERI wiederlegung211 Ihme wohl bekand mache: außer der ohnumbgänglichen noth aber mit listigen ADVERSARIIS sich nicht leichtlich in weitleufftige RELIGIONS gespräche einlaße: Wodurch Ihm gleichwohl nicht gewehret, sondern hiermit allerdings erlaubt und zugelaßen ist, nach gelegenheit vnd in geziemenden maß mit Stands und andern Personen von den streitigen 205 206 207
208 209 210 211
Vgl. Anm. 194. Heinrich Müller, Himmlischer Liebes-Kuß/ oder Ubung deß wahren Christenthumbs [...] Franckfurt; Rostock: Wilde 1659 (Weitere Ausgabe 1664). Martin Moller, Manuale De Praeparatione Ad Mortem. Heilsame und sehr nützliche Betrachtung/ Wie ein Mensch Christlich leben/ und seliglich sterben sol [...] Breßlau: Fellgibel; Jena: Krebs 1662. Vgl. Anm. 195. Vgl. Anm. 196. Vgl. Anm. 197. Vgl. Anm. 198.
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RELIGIONS puncten zu CONFERRIRen und auff gegebene veranlaßung den grund unserer RELIGION aus unsern bücherlein und mitgegebenen materien deutlich zu
zeigen, und solchem nach an den tag zubringen, mit waß handgreifflicher unwarheit unsere lehre von den Gegnern beschmutzet werde. §. 8. Und weil in der HISTORIA ECCLESI= ASTICA, wie sie allhier zu Gotha gedruckt,212 welche Er nicht gar aus der acht laßen soll, das letztere SECULUM allzu kurtz abgebrochen, kan Er solchen mangel mit reichem nutzen ersetzen, wenn Er die HISTORIAM CONCILII TRIDENTINI, wie sie in 8 büchern von PETRO SUAVI POLANO,213 wie er sich nennet, verabfaßet, an gelegenem orth schaffen, und durch seinen SECRETARIUM Ihm ferner ausführliche MARGINALIA, wie wir zu unserm nachricht zuthun pflegen, darüber fertigen laßen wird. 9. [8.] Ferner Demnach die Ehrerbietung vnd gehorsam, dazu so oft gedachter Unser geliebter Sohn Unß, und Unserer hertzlieb-besten Gemahlin, als seinen Lbd. Eltern, durch gött. vnd welt. rechte verbunden, [wirdt] nicht beßer als in williger vnd vnverdroßener vollbringung Unsers willen, an den tag gegeben, Undt: als soll Er wie bißhero, alß auch noch ferner, [gegenwertig] abwesend nicht minder, alß gegenwärtig, denselben bey [allen] seinen ordentlichen verrichtungen [so wohl, alß] vnd sonsten in allem [seinem] thun vnd laßen für augen haben, vnd sich Unsern väterlichen anstellen vnd verordnungen williglich vnterwerfen, wie er dann, in betrachtung er nunmehr zu solchen jahren [kommen] durch Gottes gnade kommen, da er gutes v. böses vnterscheiden kann, daß jenige, so er selbst für sich unrecht erkennt, freywillig vnterlaßen, in zweifelhaften fällen aber, ohne raht vnd einstimmung seiner zugeordneten nichts endliches sich entschließen, [oder] noch weniger solches zu werck richten soll. Am allerwenigsten soll er sich laßen zuwieder sein, wann seine petite, etwann ihrer beschaffenheit nach, Unß gar nicht fürgebracht werden dörfe, oder doch von Unß darauf keine gewissliche erklärung allezeit [darauf] erfolgen kann. Nechst Unß, hat er seine auf dieser Reise zugeordneten nicht weniger in demjenigen, wozu sie Unsere INSTRUCTION vnd ihre pflicht verbinden, gern v. willig zu folgen, Ihre vorschläge vnd gedancken gerne zu ADMITTIREN, vnd [mit in disem f] dißfalls durch vnnöthiges dissecultiren, weder sich selbst noch ihnen daß Leben vnd beruf schwer zumachen. Im ubrigen wird er gegen männiglich, mit weßen standes personen er auch auf der reise umgehe, die behörige PROPORTION zu halten, vnd sich mit reden, ceremonien, gebärden v. andern anstandungen welche jedes orts gebrauch vnd gelegenheit nach also zuverhalten wißen, daß er gute nachricht v. nutzen davon habe, v. die dißfalls heut zutage vn-
212 213
Nicht eindeutig. Vgl. Anm. 199.
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ter [Fürst.] jungen standes personen, mehr als zuviel sich ereugnende mängel besten fleißes decliniren werden. 10. Hiernechst hat sich auch Unßer geliebter Sohn aller freundlichkeit und Sanftmuth gegen fremde so wohl, als die Seinen zu befleißen, für gehäßigem Wortstreit, worauß in der fremde viel INCONVENIENTIA kommen könne, sich wohl zu hüten, auch die so doch Gott gnädig verhüte, vber verhofen ihm einige wiederwertigkeiten zu kommen. Wiße sich seiner zugeordneten zurechts v. remedirung zugebrauchen, vnd im vbrigen vnter den seinen kein friedhaßiges anbringen, zutragen, oder selbiges gezänck v. wiedrigkeiten zuverhangen. Insonderheit [soll] hat er dem jehenzorn, v. allen darauß entspringenden ungelegenheit, allen fleißes zu wiederstehen, und zu deßen abwend[ung] v. untertrückung alle dienliche v. kräftige mittel zugebrauchen, wie auch hergegen [Ingleichen] in der barmhertzigkeit, v. Christ. mitliebe gegen seinen neben nechsten, von hertzen ergeben sein, v. solche in worten vnd wercken bey allen fällen beweisen soll. 11. Die Zucht v. Erbarkeit soll Unser Sohn ebenmaßen von gantzen gemuth anhängen, Selbe in allen begebenheiten, mit worten, wercken v. geberden, so sehr an den Tag zu gelegen, alß hinwieder alle ärgerliche Sünd. gelegenheiten zu fliehen vnd zu vermeiden bemühet sein, und solches umsoviel mehr, weil auf reisen in der frembde, sonderlich aber in denen Landen, wohin er anitzo sich begeben will, viel böse [versuchungen] v. verführische versuchungen durch CONVERSATION mit weibsvolck geberden, v. andere dinge, wohl leicht durch des Landes art v. gewohnheit, oder vnter dem schein [einen anständigen artliche freyheit] die sprache zu erlernen vnd sonsten eine anständigkeit zu erlangen entschuldigt [zu] werden [pflegen] für augen kommen, gegen welches alles er sein Hertz vnd gesicht verschlißen, vnd Gott in seine kräftige helf vnd beystandt inniglich anruffen soll. Insonderheit soll er sich, so lieb ihm Gottes v. Unsere gnade ist, fur vnordentlichen leben, vnd dem leidigen saufen, als einem brunnenquell alles vnheils vnd sünden hüten, auch sich dazu durch keine entschuldigungen noch beredung bewegen laßen. [11.] 12. In allem thun soll sich Unser Sohn die gerechtig. vnd eußerlich billichkeit für augen sein laßen, vnd sich so wohl eines theils fur geitz v. dahin zielende vergeb. seyn, als andern theils, fur unnützen verschwendung v. [vnnützen] darauß entspringenden ihrem vnheil vnd schaden hüten, auch nicht allein mit seinen particular ausgaben solcher gestalt umbgehen, daß selbige ordentlich eingetheilet vnd mit nutzen, angewendet [werden]; sondern auch, bey dem, so zu behuf seiner reise mitgegeben, oder [ihm] zugefertigt wirdt, seinen zugeordneten in deßen ADMINISTRATION kein hinterung gegeben [werde] auch sonsten Monatlich die rechnungen darüber verfertigt vnd von ihm, vnserm Sohn selbst, neben seinen zugeordneten mit vnterschrieben werde. Vnd hat er sich nechst diesem, für al-
lem [vnnöthigen] müßiggang, als welcher, vber dem daß er ein Zunder alles bö-
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sen, auch gar viel zu vnnöthiger verbring vnd verminderung des seinigen anlas gibt, [allen] ernsten fleißes zu hüten. 13. [Wie Unser Sohn] Der Wahrheit v. aufrichtigkeit soll Sich Unser Sohn allezeit von gantzem Hertzen befleißen vnd die lügen v. alle, die damit umgehen hertzlich haßen, Nicht ohne guten bedacht v. Raht versprechen, waß aber solcher gestalt versprochen redlich halten der verschwiegenheit leben, [v. vnter den seinigen erhalten] allen Ohrenbläsern, Heuchlern v. Maulfreunden zuwieder sein, v. sich durch vnnützes schmeichel v. liebkosen, zu keinem absonder. FAVOR v. wohlwollen verleiten laßen, oder auch solchen auf einen menschen allein zu leicht [fallen laßen] werfen, in betrachtung viel zeit [dazu] vnd erfahrung vonnothen, ehe mann eines wahrhaftig getreuen gemühtes recht kundig werde. 14. Seine Studia hat Unser geliebter Sohn auf dieser reise ja nicht zu verlaßen, oder hinden zu setzen, sondern vielmehr dieselbe, alß solche [dinge] mittel dadurch der nutzen [einer reise zu] vndt [raht] recht anwendung der erlernten dinge in einer weise erlanget vnd weiter befördert wirdt zu CONSEDERIREN. Maßen er dann nicht allein, daß, so er hiesigen orts bishero bereits abgehandelt v. zu ende gebracht, fleißig mit dem jenigen dene sie dißfalls die beförderung seiner Studien anbefohlen, zu wiederholen v. im gedächtnuß zu erhalten, sondern auch bey allen zeit vnd begebenheiten, auf reisen vnd bey dem stilliegen daß jenige, so ihm noch ermangelt so wohl von seinen zugeordneten als andern so ihme dazu behülflich sein können fleißig nachzuholen [hat] vnd also die Edle vnwiederbring. Zeit wohl nutzen werden hat. Wie er dann sein absehen in sonderheit auf [erlernung vnd] erlernung der Frantzösischen vnd andern staats, wie etwan durch PASSIREN möchte, [zu] wenden, vnd wie ein vnd anders auf sein vaterlandt vnd hiesige örter v. lande, nach PROPORTION v. der sache beschaffenheit [auch] in ECCLESIASTICIS POLITICIS, OECONOMICIS, MILITARIBUS, v. andern in jegliches erwehnter stücke laufen, zu APPLICIREN, mit behörigem fleiß die sachen betrachten soll, welches ihm in SPECIE die bey dieser INSTRUCTION folgende beylage, SUB no A B C D. mit mehrem anleitung geben. 15. Demnach die CONVERSATION eines der vornehmsten vnd nützlichsten stücke des reisens ist; alß wirdt Unßer Sohn sein [meistes ab] absehen dahin zurichten wißen, daß er mit vornehmen vnd verständigen Leuthen, Standes Personen, Gelehrten, König. vnd anderer Potentaten MINISTRIS, in GENERE mit solchen [Leuthen] Personen umgehe, von welcher gesellschaft ein nutzen zu hoffen vnd mann etwas nützliches vnd ersprießliches begreiffen könne. Hingegen hat er sich fur allen liederlichen, vnanständigen vnd verführischen gesellschaft vorzusehen, v. solche, wo es nur immer Zeit v. gelegenheit erleiden will, zu meiden, oder doch deroselben mit mißfallen vnd ohne belustigung beyzuwohnen, wie er dann insonderheit in fürlaßung der zu ihm etwan begerenden personen guten unterscheid vnd
DISCRETION
halten, vnd fremde vnbekante [personen] leute ohne gegenwart vnd
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vorbewust seiner zugeordneten, [nicht] weil die bisheit vnd betrug in diesen fremden landen fast groß seindt, nicht [zuzula] ADMITTIREN soll. [In GENERE] Absonderlich aber hat er sich der Teutschen allzuoften COMPAGNIE,
so zu nichts, als Hinderung der Frantzösischen Sprache dienet, möglicher maßen zu eußern, [auch] ja sogar unter den seinen daß unnöthige teutsche geschwätz nicht zulaßen, allzu große FAMILIARITET, brüderschafft v. derg. bey seines gleichen selbsten [zu ver] so viel sich nur glimpfs halber immer thun leßt, zu DECLINIREN, auch gegen bediente vnd niedere seinen gebürlichen r RESPECT in acht zu nehmen vnd durch allzuvertrauliches schertzen, lachen vnd derg. freyheit zu deßen hindansetzung nicht selbst anlaß zugeben. Nicht weniger hat er sich in allen seinem thun vnd verrichtungen guter DISPOSITION der Zeit v. geschäften auch sonsten guter ordnung zu befleißen, in betrachtung des aus ordnung herstammenden herrl. nutzens, vnd hingegen von Unordungen vnumgänglich entspringenden großen schadens vnd CONFUSION: Maßen er dann absonderlich diese ordnung auch mit speisen, auf stehen v. niederlegen, wornach [sey] eines menschen gantze verrichtung REGULIRT zuwerden pflegt, in acht zunehmen vnd nicht leichtlich zu vberschreiten hat. In allem seinem thun, soll er fein beständig sein vnd von wohl v. mit gutem raht oder bedacht genommenen RESOLUTION nicht leichtlich abspringen, oder wichtige v. geringe dinge mit einander in gleicher embsigkeit oder mit gleicher NEGLIGENTZ, v. Arglosigkeit welches beede einer hohen standes person, [auch] gefährlicher mängel sein, TRACTIREN. Er soll sich ferner in seinen verrichtungen guter PROPORTION, maß vnd bescheidenheit annehmen, daß jenige, so wir ihm zu seinem selbst eigenen, v. Unsers gesamten Hauses, oder des gemeinen Wesens wohlfahrt besten v. aufnehmen anbefohlen v. aufgetragen, mit gehörigem raht, PRUDENTZ, vorsichtigkeit, [Embsigkeit] vnd sorgfalt [nego] NEGOTIIRen vnd erkundigen, vnd sich im übrigen in [sei] Kleidung v. andern EXTERNIS, für allem uberfluß, pracht, vnd vnnützen aufwandt, oder [auch] VANITETen v. leichtsinnigkeit nach aller möglichkeit zu hüten beflißen sein. 16. Der Leibs:übungen vnd EXERCITIen welche er auf itziger Reise gelegenheit haben wirdt, soll er, außer etwann des Tantzens v. anderer sittsamer bewegung [von] sich itziger Sommerszeit nicht, oder doch gar mäßig gebrauchen, auch im vbrigen vnd ohne dem, keine große PROFESSION davon machen, sondern damit begnügt sein, wann er eine anständige wißenschaft darinnen vollends erlangt, v. davon so viel ihm, seiner CONDITION nach von nöthen, begriffen hat: Wie er dann hierbey seines leibes zustand[es] wohl zu betrachten, vnd sich, so liebe ihm seine gesundheit ist, darinnen nicht zu vbernehmen, auch sonsten in aller RECREATION v. erquickung des gemühts den zweck, immer mit zu, auf nutzliche v. rechte erbauliche geprauch v. andere nutzbarkeit zurichten hat. Für dem schädlichen gewinnsüchtigen spielen, mit würfeln, Karten, auch im ballhauß, zu welchem allen die Frantzösische NATION sehr geneiget,
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hat sich Unser geliebter sohn bester maßen vorzusehen, [vnd] sich auch darin auf keine weise ziehen zu laßen, vnd schließlich seine COMPLEXION dergestalt wahrzunehmen, daß dieselbe durch keinerley EXCESS, vnachtsamkeit oder verwegenheit verderbet werde v. schaden nehme; maßen er insonderheit für sich vnd auf erinnerung des MEDICI, der hitzigen Frantzösischen wein, sehr mäßig, v. nie ohne vermischung einer guten QUANTITET waßers zu gebrauchen hat. 17. Wie vnd worauf er die Reiß zu zustellen, mit waß vndt wieviel personen, [vnd wie er] v. in waß für QUALITET zu reisen wie auch, so viel er unterhalt, vnd die Reisekosten haben wir [absonderich hiebey gefügte RESOLUTION SUB no.] Unsers sohns zugeordneten genoßen INSTRUCTION ertheilet welcher dann auch er in allem gebürendt nachzuleben in anstellung der reise vnd vnderweges, auch waß sonsten dem anhängig, ihrer als die der lande kundig, vnd Unsers INTENTS allenthalben genugsam INFORMIRT sein, gut anführung vnd CONDUITE zu trauen v. zu solchem auch darneben vnd [im vbrigen] in besichtigung v. erkundigung [der lande] fremder Lande v. NATIONEN sich den vier Haubtpuncten, [die] als geist., POLITIschen, OECONOIschen, v. MILITARIschen sachen nach anleitung derer SUB no LIT. A B C D befind. beylagen zubedienen wißen wirdt, Dabey er je vnd allewege diese maße zu gebrauchen hat, daß, daß jenige, so nur CURIOS, oder zu bloßer hoferischer wißenschaft gehorig,
dem jenigen, so zu weiterem gebrauchen v. seines eigenen vaterlandes nutzen anzuwenden v. mit zu APPLICIRen tauglich, keinmahl gleich geachtet, noch viel weniger aber vorgezogen werde. 18. In allen vnd übrigen stücken vnd puncten nun, so entweder allhier nicht EXPRESS geredet, oder die Reiß v. verhalten in der fremde SPECIALITER nicht angehen oder enger angezogen, der [die da] geliebte Kürtze halber, gar ubergangen worden vnd nach dem buchstabe hierinnen nicht [befindlich] vollkommen zu beenden sein möchten, wollen Wir Unß auf die hiebevor ihme, Unserm geliebten Sohn SUB DATO d. 20. MARTII 1666. vorgeschriebene Ordnung allerdings bezogen v. ihme solche nochmahls zur beständigen vnd erklärung unsers väterlichen willens fürgesetzt haben, Maßen Wir dieselbe bey ihren Kästlen durchgehend laßen, v. durch diese SPECIAL reise INSTRUCTION daran nichts aufgehoben haben wollen. 19. Schließlich wünschen Wir Unserm geliebten Sohn zu bevorstehender reise gottes reichen segen v. der Heil. Engel schutz, daß er solche frölich antrete v. glücklich vollende, seine schuldigkeit treulich beobachte vnd den vorhabenden zweck der erbauung v. nutzbarkeit erlangen möge, Ihne, daferne er Unsern hierinnen enthaltenen vnd sonst bekandten väter. willen vnd verordnung gemäß verstehen wirdt, Unserer väterlichen gnade, hulde, vnd beistands beständig dabey versichernde. Signatum Friedenstein, den 21. April: 1667.
Korrigierte Reiseinstruktion
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15.3 Korrigierte Fassung der Reiseinstruktion Herzog Friedrichs LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 184r–188r, Ausf. Kanzleihand.
CORRIGIRT EXEMPLAR der Reyse Ordnung für H. Friedrichs Comitat zur Frantzöischen Reyse. Den 22. APRILIS 1667. VON GOTTES GNADEN WIER ERNST HERZOGK zu Sachßen, Jülich, Cleve vndt Bergen, Landtgraf in Thüringen, Marggraf zu Meißen gefürsteter Graf zu Hennebergk, Graf zu der Margk vndt Ravensbergk, Herr zum Ravenstein p. Fügen denen zu Unßers freundlichen geliebten Sohns FRIEDERICHEN Herzogen zu Sachßen p. vorhabenden Reiße nacher Franckreich bestalten bedienten [sambt vndt sonders hiermit gnädigst zu wißen] vnd Demnach wier vor eine nothdurfft erachtet, über die denen beyden DIRIGIRENDen personen albereit ertheilte Reiße=INSTRUCTION noch einige GENERAL-PUNCTEN, so die [Reiße an sich selbsten betreffen, hinzuzuthun, alß haben wier solche zu menniglichen nachricht undt daß Steiff undt Vest darüber gehalten werden solle, ihnen vorhalten wollen.] sambt. bedienten ins gemein hiermit verordnen und anbefehlen wollen. [1. So baldt Sie dieße Reiße im Nahmen undt mit beystandt des Almächtigen Gottes antreten werden, sollen Sie mit Ernst ermahnet sein, Sich der Franzöischen Sprache algemach zu bemächtigen, Gestaldt dann nach erreichung der Franzöischen FRONTIREN, niemandts vnserm Sohne mehr anlaß geben solle, etwas Teutsch zu reden.] 214 1. Sollen sie sich sämbt. der wahren Gottesfurcht und lieben gebeths befleißigen, auch einen Christ. und Gottseel. lebenswandel ergeben seyn, damit niemand geärgert, noch den wiedrigen RELIGIONS Verwanden anlaß gegeben werde, von Unserer Evangelischen RELIGION übel zureden, Insonderheit sollen Sie unsere Verordnung, wegen des Morgen und abend gebeths, wie auch besuchung des Evangelischen Gottes dienste, der zugeordneten INSTRUCTION nach schuldig folge leisten. 2. Nechst diesem sollen Sie denen beeden DIRIGIRENDen Personen, als dem von Witzleben215 und Lt. Fincken216 allen schuldigen RESPECT, gehorsam und folge leisten, was Sie vermöge ihrer INSTRUCTION und Pflichten zu Unsers Sohns diensten und besten oder zu beförderung der Reise anordnen und befehlen werden, willig EXPEDIRen, und außrichten. Wann Unßer Sohn ausfähret und außreitet, es bey dem bewenden laßen, wie sie es verordnen werden, wer mitgehen oder zu Hauß bleiben soll, und nicht stuer stehen, wenn einer oder der andere nicht zu allen reyse und besichtungen mit gezogen wird, In erwegung, daß die reise 214 215 216
Neu aufgesetzt auf der ursprünglich leeren gegenüber liegenden Seite. Armand-Jean du Plessis, vgl. Anm. 117. Anton Finck, vgl. Anm. 19.
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I. Reiseplanung
nicht ihrer ergezligkeit, sondern Unsers Sohns Dienst halben angefangen, Gestalt wie denn auf verspürte wiedersetzligkeit gebührende enderung vorgehen zu laßen den beeden zugeordneten macht gegeben, auch auf erlangte nachricht selbst erstlich verordnung zuthun wißen werden. 3. Sobald sie die Reise in Gottes nahmen angetretten sollen sie sich der Franzöischen Sprache mit Ernst befleißigen, damit sie so wohl Unserm Sohn alß Ihnen selbst etwas nütze seyn könne, Gestalt denn nach erreichung der Franzöischen grenzen Niemants Unserm Sohne mehr anlaß geben solle etwas Teutsch zureden. 4. Wann wehrender Reyse wegen kosten und zehrung etwas ersparet werden kan, sollen Sie es nicht hindern noch fur sich einige kosten und aufwendungen verursachen werden dieselbe selbst zu tragen schuldig seyn. 217 5. Wann einen und andern etwas zu notiren und anzumercken aufgetragen wird, sollen sie sich deßelben mit fleiß annehmen was Sie merckwürdiges hören und sehen, aufzeichnen, auch die orte und Landschafften, wodurch Sie paßiren sambt die nahmen derer Leute deren man sich des tages gebrauchet darbey vermelden, und zu solchem Ende Ihre Schreibtafel bey der Hand haben. [2. Wann auch wehrender Reiße wegen Kosten Vndt Zehrung etwas MENAGIRT werden kan, undt Sie von denen so die Reiße DIRIGIREN mit deren EXEMPELL zur Sparsamgkeit angewießen werden, allem Sie sich hierinnen willig nachzufolgen erweißen, vndt sonsten ein iedwede daß jenige auf sich zu nehmen, schuldig sein, was Ihme anbefohlen wirdt. 3. Wann einem vnd andern das JOURNAL zu halten aufgetragen würde, sollen Sie sich deßelben mit fleis annehmen, was Sie Merck=würdiges hören vndt sehen aufzeichnen, auch die orthe vndt Landtschafften wordurch Sie PAßIREN, Sambt die CONVERSATION deren Leuthen wormit sie täglich vmbgehen, darinnen vermelden.] 6. Demnach nicht allein beschwerlich sondern auch kostbar fellet, viele BAGAGE überall mit herumb zu führen, alß soll [ein ieder ermahnet sein über] niemand diejenige Sachen so er [nothwendig] unumbgänglich zu gebrauchen [nichts] etwas mit auf die Reiße [mit zu] nehmen oder bey der heraus Reiße sich mit allzuviel [deren] Sachen [zu] beladen. Niemandt soll auch erlaubet sein, die mitnehmende CALLESCHE oder Pferdte mit seinen [Sachen] eigenes gefallens, ohne vorbewust zu belegen. 7. Wofern ein vndt ander etwas mitführte, so Kauffmans wahre ehnlich sehe, mag er daßelbe so baldt mann auf die Franzöische Gränzen kombt, auß dem Felleißen zu sich in die Kleider nehmen, Sonderlich die neue Sachen, undt MEDICINALIA welche die Zöllner bey VISITIRUNG der Felleißen, alß kostbargkeiten hoch zu schätzen, vndt viel Zoll darvon zu fordern pflegen; Im übrigen sollen Sie dem VISITATORN ahn den Thoren undt Kauffheußern mit bescheidenheit begegnen, da mann auf ihr begehren die Felleißen öffnen vndt EXAMINIREN laßen müße. 217
Dieser Absatz als Ergänzung unten auf dem Blatt.
Korrigierte Reiseinstruktion
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8. Ein ieder solle alle morgen vndt Abendt seinem Pferde die Eyßen begreiffen, vndt wann solches etwa verlohren oder los worden were, bey Zeiten wieder beschlagen laßen, zu welchem Ende dann ein Notthurfft von Eyßen vndt Nägel mitzunehmen sein wird. 9. Niemandt solle [eigenes gefallens] sein Pferdt im reithen, wenn mann durchs waßer PASSIRET leichtlich sauffen laßen, auch soll ein iedweder [daß Seinige von beyden Enden des Sattels alle morgen begreiffen, vndt zu sehen, ob er ein anfang gemacht daßelbe zu Schwellen] nach seinem pferde mittags undt abendts sehen, ob es etwan geschwelt sey Damit mann dem Schaden, bey Zeithen begegnen möge. 10. Zu Pariß vndt sonsten auf der gantzen Reiße solle sich ein iedweder bey Zeiten zu Hauß finden laßen, Vndt weder tages noch nachts iemahls ausgehen, es seye dann mit vorbewust der obern, oder daß Er verschickt würde, vndt im Herrn Dienste ausgehen müste niemaln aber es sey unter was vorwand es wolle, über nacht aus dem Hause bleiben. 11. Wann wehrender Reiße nachfrage geschehe, Wer mann seye, sollen Sie von hierauß bis [nach] gegen Pariß sagen es seye Ein BARON von Rautenfels, [vndt zu Paris es sey Ein Graff von Wettyn in deßen Reißgesellschafft sich auch Vnterschiedene mehr befinden] sambt etlichen andern Reisenden adel und STUDENTen, zu Pariß aber ferner order gewärtig seyn. 12. Ein ieder solle vermahnet sein, sich vor bößer gesellschafft zu hüthen, auch alles [debauchiren vnd] Gottloßen ärgerlichen lebens müßig zu gehen, vndt da fern einer von dem andern dergleichen sachen warnehme, soll Er ihn warnen, vndt auf nicht erfolgende beßerung denen Obern anzudeuten schuldig seyn. 13. Insonderheit ist nicht allen Teutschen landes leuthen [vndt Teutschen] in frembden landen zu trauen [soll demnach ein iedweder mit gutem Vnterschiedt bey solch aufstoßender Gesellschafft denselben wohl Prüffen, mit wehm er es zu thun habe.] derwegen mit niemand gemeinschafft zu machen, noch jeden in vertrauliche gespräche einzulaßen. 14. Sie sollen sich überall aufm Lande, insonderheit aber zu Pariß vor den Werbern vorsehen, auch mit verdechtigen leuthen keine gemeinschafft [halten] pflegen. Die Beutelschneider pflegen Sich offt unter stadtlichen Kleidern vor Vornehme Edelleuthe auszugeben vndt sich bey den Dienern vmb ihren vndt der Herren Zustandt zu befragen [vor welchen leuthen mann sich da hüthen solle] dahero man sich mit keinen unbekandten leuthen dergleichen gesprech zu halten hüten soll. So baldt sie zu Paris oder in anderen großen Städten anlangen, sollen sie Gaßen und Straßen fleißig mercken, damit sie ihre Verrichtungen desto schleuniger ablegen können. [15. Sie sollen vberall wo sie hinkommen vnd etwas zu sehen kriegen, ihr Schreib=täffelein bey der Handt haben, vndt zu ihrem künfftigen Nutzen alles in gute aufacht nehmen.]
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16. Bey auf= vndt absitzen sollen sie die Reiße=sachen, alß Felleißen Pistolen vnd dergleichen Selber abtragen, vnd solche keinen verdächtigen leuthen, in die hende kommen [laßen] auch es also anstellen daß iederzeit einer bey der Calesche und einer im gemach dahin die sachen getragen werden sich befinde. 17. Wann ihnen geldt zu führen oder von Kauffleuthen nacher Hauß zutragen anbefohlen würde, sollen sie ein solches vnvermerckt, vnd so viel müglich verborgen tragen. 18. Nicht leichtlich sollen sie in den Wirthsheußern oder wo sie sonsten gefraget würden, den rechten weg ihrer vorhabenden Reiße offenbahren, sondern ins gemein ein Neben Weg nennen, der Ihnen denn von den Vorgesetzten benahmet werden soll. 19. Ein ieder solle sich der bescheidenheit sanfftmuth vnd verträgligkeit befleißigen auch keiner dem andern vrsach geben, Sich vber ihn zu beschweren auch sich höchsten fleißes, vndt so lieb ihm Gottes vndt vnsere Gnade ist, für allen querellen vndt stänckereyen, solche selbst anzufangen, oder denselben beyzuwohnen, hüten, das sich aber über verhoffen mit einen oder den andern zum zanck anlaßen wolte, hetten sie es zeitiger setzten also bald anzuzeigen.
REMEDIRUNG
halben den Vorge-
20. Keinem soll erlaubet sein, vmb geldt oder Gewinst mit dem andern zu Spielen, Insonderheit soll mann sich von keinem frembden oder vnbekandten darzu verleithen laßen. 21. Sie sollen ihr gewehr [undt erlaubte defenc=mittel] wohl in acht nehmen sauber und fertig halten damit auf vorfallende notthurfft mann sich deren zu seiner leibes=rettung bedienen könne. [21. Wann sie auch eins undt anders hörthen oder in erfahrung brächten, davon die Compagni zu warnen oder deßen zu erinnern stünde sollen sie schuldig sein, solches von selbsten zu entdecken. 22. Vor allen Dingen aber, Sollen sie sich des Morgens, Mittags, vndt Abendt= gebeths wie auch der anhörung deren Predigten ahn orthen, wo das Exercitium der Vngeenderten Augspurgischen Confeßion florirt, befleißigen, vnd sonsten der Verleßung deroselben aus denen mitgegebenen büchern treulich beywohnen, Wie dann daßelbe in der Instruction mit mehrem angeführet worden, hiemit geschieht vnßer Ernster wille vnd Meynung So gegeben Friedenstein den 22 Aprilis Anno 1667.] 22. Was auch über dießes von einem ieden nach erforderung seines dienst vnd gewißen zu Unsers Sohns besten gethan werden kan, ob es gleich hierin außtrücklich nicht verordnet, solches soll ein ieder treuen fleißes, wie es sich von einem Christ. und Erbarn Diener gebuhrt, beobachten, An deme geschieht p. Friedenstein 22. APRIL 1667.
Marginalia zur Reiseinstruktion
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15.4 Marginalia zur Reiseinstruktion der Reisedirektoren LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 172r–175v, Ausf. unbekannt.
MARGINALIA der INSTRUCTION vor die beede auf die Reise in Franckreich Herrn Hertzog FRIEDRICHEN zu Sachßen p. Zugeordnete p. 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8.
Eingang p. Von bewegenden Ursachen der Reise Alß mehrere Erfahrung, undt RESPECT zu beförderung gemeinen bestes mit angehengter vermahnung Bestellung zweyer Zugeordtneter So die DIRECTION undt aufsicht führen sollen denen der Printz zufolgen
§. I. 1. Sollen Sie der Gottesfurcht undt Christlichem leben ergeben seyn 2. Den Jungen Herrn auch deßen zuerinnern 3. Damit der Gottes Dienst seiner INSTRUCTION nach verrichtet werde 4. In RELIGIONS sachen DISPUTAT zu meiden 5. Doch THESIN geziemend behaupten 6. A PART aber den Jungen Herrn in dem gvten stärcken
7. Päbstischer Kirchen mit gewißer CAUTEL 8. CEREMONIEN aber gantz zu meiden 9. In SPECIE bey PROCEßIONen §. 2. 1. Bey dem Jungen Herrn 2. Von bösen Exempeln undt DISCURSEN herrührende wiedrige IMPRESSIONES 3. abwenden helffen 4. Undt deßwegen À PART abmahnung zu thun §. 3. 1. Die Personen undt COMPAGNI wohl zu prüfen 2. Undüchtige Personen geringen Standes abzuweisen 3. Die Vornehmen aber mit bescheidenheit zu DECLINIREN 4. Endlich gar den ohrt undt PENSION zuändern 5. Der Junge Herr soll ohne ihr Vorbewust niemand vor sich laßen 6. Auf nützliche CONVERSATION bedacht zu seyn
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I. Reiseplanung
§. 4. 1. Auf die vbrige bedienten ein wachsames auge zuhaben 2. Daß Sie den Lastern undt Weibes Personen nicht nachhengen 3. Über nacht nicht auß dem LOSAMENT bleiben 4. Sonderlich bey annehmung des Frantzöischen Kutschers undt Laquayens etliche nötige vmbstände betrachten 5. Die Vngehorsamen endlich gantz abschaffen §. 5. 1. INCOGNITO als ein Graff von WETTIN zureisen 2. Die es aber wißen bescheidentlich bedeuten 3. Biß gen Paris eine INTERIMS QVALITET 4. Eines BARONS von Rautenfels zuführen 5. Beim Abschied dem Könige IN PASSANA 6. Jedoch INCOGNITO aufzuwarten
§. 6. 1. Den Jungen Herrn nie allein zulaßen 2. auch beyde oder Wechselsweise in seiner Cammer zu schlaffen 3. Bey außreisen undt besichtigungen beyde beysammen zu seyn §. 7. 1. Die mittel nach dem gemachten DEPUTAT anzuwenden 2. Bachofen soll als DEPENSIER die außgaben thun 3. Monatlich vnterschriebene Rechnungen einzusenden 4. Des Jungen Herrn Handtgelder wohl MENAGIREN undt berechnen zulaßen §. 8. 1. Auf den reisen 2. nach der sicherheit, gesundheit und andern umbständen zufragen 3. Der Wirthe unbilligkeit durch vorgehendes Dingen vorbawen 4. Deßwegen jemand vor aus zureisen
5. Vndt bey guter tagszeit einzukehren §. 9. 1. Die STUDIA nach vorgeschriebenen METHODO treiben laßen 2. Darbey die REFLEXION auff den Frantzöischen STAAT zunehmen §. 10. 1. EXERCITIA nach verordtnung treiben zulaßen
Marginalia zur Reiseinstruktion
2. Dabey etliche CAUTELen zubeobachten 3. Keine PERFECTION darinn zu AFFECTIren 4. Sondern vielmehr auff die Regimentsgeschäffte bedacht zu seyn §. 11. 1. Die reise soll diese woche 2. auff Darmstatt 3. (iedoch daß Sie zu Franckfurt Ihre wechßel bestellen) 4. Zweybrücken: Saarbrücken: 5. Metz undt durch CHAMPAGNE auf Paris genommen
6. Vnterwegs die NOTABLIA mit beobachtet 7. Vndt wenn keine hinderung vorfället 8. Die Reise beschleuniget werden §. 12. 1. Zu Paris erst in ein Wirthshaus einzuziehen 2. Dann die RECOMMENDATIONES vbergeben 3. Vndt mit den eigenen Pferden die umbliegende Plätze besichtigen 4. Doppelte Kosten der PENSION vermeiden 5. Sich aufs künfftige nach einem guten LOSAMENT umbsehen §. 13. 1. Das Stilliegen undt außreisen zu PARIS abzuwechßeln 2. Einen Anfang guter Kundschafft zumachen 3. Auch QUALIFICIRTE Personen mit sich zunehmen 4. Ob die Kutsche baldt zuschaffen ist zu ARBITriren §. 14. 1. Der TOUR wird LOIRE hinab biß ANGERS
2. auch wohl zum Hertzoge von TREMOILLE 3. Endlich auff LA FLECHE 4. gegen CAEN undt ROUAN gethan 5. an welchem orte sie sich zwar 6. Jedoch nicht über den 7brem aufhalten mögen 7. Auf gepflogenen Rath 8. Mögen Sie sich auch wohl zum MARECHAL DE TOURENNE begeben 9. Vndt das Frantz. läger besehen §. 15. 1. VANITETEN zumeiden
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I. Reiseplanung
2. auch nicht CURIOSITeten allein zu observiren 3. Sondern zuförderst auf die nutzbarkeiten undt APPLICATION auf diese Lande zusehen 4. Darzu die aufsätze in 4 Haupt Puncten zubrauchen 5. Undt die Erkundigung darnach anzustellen 6. Den Jungen Herrn auch darzu in fragen undt antwort zu PRÆPARIRen 7. Vndt was erkundiget worden zu notiren und zu wiederholen §. 16. 1. Ein DIARIUM zuhalten vnd
2. die NOTABLIA SUCCESSIVE zuberichten 3. Auch die OBSERVANDA vnter sich außzutheilen §. 17. 1. Die rückreise beruhet auff künfftigen bericht §. 18. 1. Schließlich werden Sie auff des Printzens INSTRUCTION gewiesen 2. Vndt was Sie sonst wohl undt nützlich gethan zu seyn erachten 3. Davon endlich vmbständliche RELATION zuthun
Reiseinstruktion der Reisedirektoren
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15.5 Konzept der Reiseinstruktion der Reisedirektoren LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 190r–201v, Konzept, Ausf. unbekannt. Vgl. auch eine Abschrift mit eingefügten Änderungen für die Reise in die nordischen Königreiche 1670 in: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E III 8 (unfol.), im Folgenden B.
INSTRUCTION. WORNACH SICH DER VESTE UND DER Hochgelarte, Unsere RESPECTIVE Cammerjuncker vndt lieber getreuer Hans Heinrich von Witzleben, undt ANTONIUS Fincke, der Rechten Lict. auff der mit unserm ältisten Sohn, Herrn Friedrichen, Hertzogen zu Sachsen p. nach Franckreich bevorstehenden Reyse, undt ihnen darbey aufgetragenen DIRECTION undt aufsicht, zuachten undt zuhalten.218 Demnach Wir Unserm ältisten Sohn, Herrn Friedrichen Hertzogen zue Sachsen, auf sein inständiges gehorsames ansuchen und darbey gethanes schuldiges erbiethen, eine Reyse nach Franckreich zuthun erlaubet, zu dem ende, daß Er sich in unterschiedlichen seiner Person und Stande wohl anstehenden QUALITeten beßer üben, auch in etlichen zum Regiment undt Haußhaltung219 nötigen stücken, sofern sich dieselben auf das Vaterland APPLICIRen laßen, mehrer erfahrung erlangen, und also dermahl einst in seinem künfftigen Ambt und beruf der Unterthanen nutz und Gottes ehre mit mehrerm ansehen undt RESPECT befördern möge, So leben Wir zwar der Vätterlichen ungezweifelten Zuversicht, Er werde und wolle, zumal bey zunehmenden Jahren in allem seinem thun und laßen ein Christlich absehen vor allen dingen auf Gott und Unß haben,220 und seiner schuldigkeit, auch habenden absonderlichen INSTRUCTIONS PUNCTEN nach, sich also erweisen, daß Er seinen nachfolgenden Brüdern ein gut EXEMPEL geben und Wir seinthalben allerdings ohne sorge seyn, auch Unsers gegebenen erlaubnüßes, und darbey aufgehenden schwehren Kosten Uns nicht gerewen laßen dürfen. Dieweil aber die221 Reyse an sich selbsten mühseelig, und wegen unterschiedlicher besorgender fälle, mancherley gefahr unterworfen, und dahero guter aufsicht, Raths undt Beystandes erfahrner Leute wohl von nöthen hatt, Alß haben Wir für nötig und rathsamer erachtet, ihme den Vesten undt den Hochgelarten, Unsere RESPECTIVE Cammerjuncker und liebe getrewen Hans Heinrichen von Witzleben, und ANTONI Fincken, der Rechten L.ten zuzuordnen, ihme nicht allein bey solcher Reyse [aufwärtig und beyrätig zu seyn,] rath und beystand zu leisten, sondern auch die DIRECTION und aufsicht, vermöge ihrer darüber [geleisteten] abgelegten pflicht, mit und neben ein ander zufüh218 219 220 221
B: zurichten undt zuhalten hat. B: Seitenumbruch. B: ein Christlich absehen auf Gott undt Uns haben. B: Seitenumbruch.
I. Reiseplanung
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ren, Inmaßen Wir Unserm Sohn befohlen, dem ienigen, was Sie ihme dieser ihrer INSTRUCTION, oder sonst bestem wißen und gewißen nach mit einander rathen undt anordnen werden, solchem222 willige folge zuleisten, Demnach sollen Sie [sich] 1. Nicht alleine selbst der Gottesfurcht und vbung des Christenthumbs ergeben seyn, vnd wie Wir ohne das ihnen wohl zutrawen, sich eines Christ- lichen, Erbarn, und Gottseeligen lebens und wandels befleißigen: sondern auch Unserm Sohn bey allen begebenheiten deßen erinnern, und demselben in seinen guten Vorsatz und übung seines Christenthumbs erhalten helffen, und zusehen, daß der vorgeschriebenen DISPOSITION und seiner INSTRUCTION nach, so wohl Er selbsten, als der gantze COMITAT zu gebührender Zeit des ordentlichen gebeths und DEVOTION abwarte: Und was Wir des Gottes Diensts halben in seiner INSTRUCTION verordnet, beobachten. Ins gemein haben Sie sich so viel die RELIGION betrifft, wohl fur223 zusehen, daß Sie sich dießfals mit ausländern in kein DISPUTAT einlaßen, wo mann aber DIRECTO angeredet oder gefraget wird, oder unter bekanten Leuthen ist, da mag mann wohl nothdürftig antworten, [und bescheidentlich wiedersprechen] und die wahrhafte THESIN behaupte, doch sol man sich nicht allzuweit vertiefen, sondern vielmehr nachgehendts gegen Unsern Sohn À PART den ungrund des gegentheiligen vorwendens mit mehrerm außführen. Die Päbstischen Kirchen soll man ins gemein gantz meiden, wo es aber durch veranlaßung der COMPAGNIE: oder [eines] gar denckwürdiger [orts] sachen wegen geschieht, [muß] soll es doch nie unter wehrendem Gottesdienst, sondern allein nachmittags, wenn sich derselbe geendet oder gegen abend geschehen, und darbey alle päbstische CEREMONIEN vermieden werden. Gestalt man sich auch deßhalben fur [aller] offentlicher anschawung der PROCESSIONEN224 zuhüten, damit man nicht bey unterlaßung der Päbstischen CEREMONIEN in ungelegenheit komme, allermaßen dießfalß ein mehrers in Unsers Sohns INSTRUCTIONS PUNCTen enthalten ist. 2. Wiewohl Wir Uns auch zu Unserm Sohn verstehen, Er werde sich nunmehro durch Gottes gnade selbst für Sünde und lastern AUCH DEREN GELEGENHEIT mit ernst hüten, So wollen Wir doch Ihnen hiermit ernstlich befohlen und eingebunden haben, genawe aufsicht zu [haben] tragen, und verhüten zuhelffen, damit nicht etwa böse EXEMPEL anderer hohen personen, oder gesellschafft seines gleichen und anderer Leuthe, denen man gern zugefallen leben will, bey Unserm Sohn einige wiedrige IMPRESSION CAUSIREN, als ob eben soviel an Erbarkeit und tugend nicht gelegen, und daß mann PAR COMPLAISANCE einem zu gefallen wohl mit machen könte. Denn wann derglei222 223 224
B: Seitenumbruch. B: Seitenumbruch. B: Seitenumbruch.
Reiseinstruktion der Reisedirektoren
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chen liederliche DISCURSE oder ärgerliche dinge225 von andern obgleich gar hohen Personen vorgehen solten, da es sich so balden zu wiedersprechen nicht thun laßen will, so haben Sie es doch nachgehendts À PART zuberühren, und Unserm Sohn dadurch bey der rechten meynung und gutem Vorsatz zuerhalten. 3. Welcher uhrsachen halben Sie dan wohl zuzusehen, und vorher nach zufragen und zuerkundigen haben, was fur Leute zu Unserm Sohn gelaßen werden, oder was fur COMPAGNIE sich an der PENSION, dahin Sie zugehen gedencken [sich] befinden. Denn weil sich oftmahls IMPORTUNE personen mit fleis zu einem nötigen, so werden Sie auf entstandenes bedencken, die geringern abzuweisen: die Vornehmen aber mit gutem glimpf und bescheidenheit zu DECLINIRen: Und da es auf dem Lande wehre, sich so balden an einen andern orth zu begeben, oder auch die PENSION zuverendern226 haben. Gestalt wir in Unsers Sohns bringen laßen, daß er ohne ihren Vorbewust niemandt vor sich laßen, [Soll] auch wegen anstell und vornehmung einer oder der andern Reyse, so Sie für gut finden möchten, ihrer DISPOSITION und anordnung folgen soll. Sie werden aber [sonst] hingegen INSTRUCTIONS PUNCTA
Ihr vornembstes absehen dahin [zu]richten, [haben] daß durch erbauliche nützliche gesellschafft und CONVERSATION Unser Sohn erbauet: darneben in der Sprache geübet und der Zweck der Reyse in diesem PUNCT vornemblich erreicht werde. 4. Nicht weniger haben Sie auff die übrige mitgegebene personen, welche ihnen
sambt v. sonders zugehorsamen v. zufolgen, was Sie zu Unsers Sohns Dienst in Reysegeschäften anordnen, [werden] angewiesen werden sollen, ein wachsames auge zuhaben, daß eine iede Ihres Diensts wartte, nicht etwa den Lastern nachgehe,227 der CONVERSATION v mit Weibs Personen nachhenge, über nacht aus den Losament bleiben, des Spielens oder andern unfugs sich befleißige und ins gemein der Verordnung, so wir vom Verhalten auf der Reyse aufsetzen laßen, gemäß leben. Wie Sie dann sonderlich wegen des Frantzöischen Kutschers undt LAQUEYens, so Wir Ihnen in Franckreich anzunehmen vergönnet, gute sorgfalt werden zutragen haben, daß Sie mit gutem Zeugnüß [haben] versehen und CAUTION von bekanten Kaufleuten stellen: auch wo Sie nicht Luterisch, doch REFORMIRTER RELIGION
seyn, weil man sich sonsten in ermangelung eines oder des andern dergleichen umbstandes vieler ungelegenheit zubesorgen. Da auch ein oder ander GRADUS der Vermahnung nicht helffen wolte, die ungehorsamen endlich gäntzlich abschaffen, oder sonst änderung mit ihnen treffen. 5. Demnach Wir auch fur gut befunden, Unsern Sohn INCOGNITO228 und zwar unter dem Nahmen eines Grafen von WETTIN reysen zulaßen, als werden die Zugeordnete zuzusehen haben, daß in allem nach gebrauch und PROPORTION dieser QUALITET gelebt undt verfahren werde.
225 226 227 228
B: Seitenumbruch. B: Seitenumbruch. B: Seitenumbruch. B: Seitenumbruch.
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Ob auch gleich einer oder der andere die sache erfahren solte, so würden Sie denselben zu bedeuten, v. RESPECT. zuersuchen, Grafschafft Ritzingen696 ist ein Lottr. lehn vnd vom Grafen von Leinigen verkaufft. Die grafschafft RITZINGEN ist ein Lottringisch Lehn, vnd nahe an BLAUMONT697 nach Teutschlandt zu gelegen, solche hath vnlengst graf PHILLIPP von Leiningen698 an Pfaltzgraf ADOLF JOHANN699 des verstorbenen Königs von Schweden700 Herrn bruder vmb m/120 Rthlr. verkaufft, welcher hernach noch etliche güter herumb mehr darzu gebracht hat. Den Hertzogen REUet der TRACTATen mit dem Könige.
Itzo sagt mann es gereue den Hertzog der TRACTATEN mit dem Könige, er wolle sich dieser CONFUSION bedienen, vnd das Landt an seinen Vettern obbemeltet, alß einen rechtmäßigen erben wieder bringen, dahero suche er dem Hause Österreich mit 12.000 mann bey zustehen vnd zusehen, daß er in den künfftigen frieden mit eingeschloßen möchte werden. Zu diesem ende hath er diesen Winter 1668 seinen Sohn vom Frantz. Hof REVOCIRet, der König aber ihme keine erlaubnüs geben wollen, sondern ihn mit sich in burgundt genommen. 693 694 695 696 697 698 699
700
Von Wilhelm Wirich von Daun-Falkenstein im Jahre 1667 gekauft. Anne de Lorraine (1639–1720). François Marie de Lorraine (1624–1694), Prince de Lillebonne, 1660 verm. mit Anne de Lorraine. Rixingen, Rikingen – Réchicourt-le-Château. Blâmont. Philipp II. (1591–1668), Graf von Leiningen-Westerburg-Rixingen. Johann Adolf I. (1629–1689), Pfalzgraf von Pfalz-Zweibrücken. Erwarb 1667 die Grafschaft Rixingen. Nach Streitigkeiten über den Kauf veräußerte Ludwig Eberhard Graf von Leiningen-Westerburg-Rixingen die Grafschaft im Jahre 1669 an den Grafen Friedrich von Ahlefeldt (1623–1686). Karl X. Gustav (1622–1660), Pfalzgraf bei Rheine, 1654 König von Schweden.
Beschreibung der französischen Provinzen Warumb Hertzog Carl Homburg vnd Landstuel DETINIRet?
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Weil im letzten Reichsfriedenschluß iedwede Parthey von den Kriegenden theilen seine SATISFACTION bekommen, Hertzog Carl aber der zeith in Spanien in verhafft gewesen, vnd nach seiner RESTITUTION weder von Haus Östreich viel weniger vom Reich wegen seiner Diensten gehört wollen werden, Alß hath er bis zuhoffentlich erlangender SATISFACTION beyde reichs Plätze Homburgk vnd Landtstuel vorenthalten; wißentlich ists, daß ihm das reich vnlengst m/150 thlr. vor die EVACUATION vnd seine befriedigung OFFERIERen laßen, da er aber noch so viel haben wollen; das Reich muß also DELIBERIeren, obs beßer sey mit der EXECUTION wieder Ihn zu verfahren vnd sich villeicht noch mehr feinde dardurch zu CAUSIeren, oder ihm endlich verwilligen was er sucht.701 Das Landt ins Gemein verderbt.
Das Landt an sich selbsten ist in den letzten Kriegen jämmerlich verwüstet vnd schir alle Stätte vnd Vestungen durch den König zerstöret worden: Keine Vestungen im Landt.
Heutiges tages hath der Hertzog außer Bitsch,702 Homburgk vnd Landtstuhl703 keinen einigen vesten orth zu seinem Vfenthalt mehr innen: PONTAUMOUSSON704 ist zwar mitten im Landte aber nicht viel besonders. Daher seine MAXIME ist daß er stetig eine ARMEÉ im Landte an statt einer Vestung vnterhalte. NANCY. vnd dessen DEMOLITION.
Alle Wercke sindt vmb NANCY herumb niedergelegt, auf welche vor diesem aufzufuhren ein alter Hertzog nahmens Carl705 alle Seine Cammergefälle etliche jahrlang vfgewendet: mit noth hath man anno 1667 vom König erhalten können PALLISADEN herumb zufuhren. Allerley Orden.
In NANCY sindt schier alle geist. orden zufinden,706 Hertzog Carls von Burgund Grab.
vnd alda vnter andern Hertzog Carls von Burgundt,707 so vor der stadt von einem schneider erschlagen worden begräbnüs zusehen.708 701 702 703
704 705 706
Beide Absätze fehlen in Variante B. Bitche. In Variante B fehlen hier die Orte. Dafür B: 71r : Doch helt er noch gegen Teutschland drey frembde Plätze innen, alß Betsch, Homburg vnd Landstuell. Von welchen beiden letztern [man] das Reich alzeit in DELIBERATION stehet Sie wieder auß seinen handen zubringen. Pont-à-Mousson. Charles III de Lorraine (1543–1608), Duc de Lorraine. Fehlt in Variante B.
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Lottringen RESPECTIVÉ Lehen vndt Eigenthumb.
Lottringen ist zum theil eigenthumb, so auch vf die tochter fället, zum theil aber Reichs=Lehn, deßen doch nicht viel gestandten wirdt: aus diesem PRINCIPIO ist den grafen von Naßau, die grafschafft Saarwerdten sambt der Voigtey Herbitzheimb vom Hertzog abgenommen worden, wie aus der DEDUCTION zusehen. Vornembste Stätte in Lottringen.
Die vornembsten stätte dieses landes sindt NANCY. SAARBURG, PFALTZBURG, BLAUMONT, LUNEVILLE. ST. NICOLA, BAR LE DUC, PONTAUMOUSSON vnd andere mehr, so aber gegenwärtiger zeith in einem sehr jämmerlichen zerstörten Zustandt zusehen. Sprache.
Es wirdt beedes Teutsch vnd Frantz. im Landt geredet, vnd ist daßelbe ins gemein dem Catholischen Glauben zugethan, VASALLEN vnd Geschlechter.
Das Landt hath ziemblich viel VASALLEN alß die Fürsten von Salm, Rheingrafen die von Leiningen, Naßaw, Kreichingen, APPERMONT, dem DUC DE LUXENBURGK, vndt vielen andern MARQUISEN, BARONEN vnd von Adell; das Haus MERANVILLE709 gehört zum Hause APPERMONT vnd ist hiebevor der Herr von MERANVILLE des Königs LUDOVICI XIII abgesandter am Türckischen Hof gewesen.710 UNIVERSITÄT vndt Landt=JUSTITZ.
Zu PONTAUMOUSSON ist hiebevor eine berühmbte UNIVERSITÆT vnd LandtJUSTITZ gewesen, so noch etlicher masen in ESSE. Der Fürst von Litzingen711 aus dem Hause GRIMALDI.
Zu Lixingen, zwischen Pfaltzburgk vnd Saarburgk, wohnt ein Fürst vom Hause GRIMALDI aus GENUA, dieser war vor diesem PAGADOR in Spanien vnd nach dem des Hertzogs Schwester712 in Spanien verheyrathet, hernach aber verwit707 708
709 710 711 712
Karl der Kühne (1433–1477). B: 71r: Vor dieser Statt ist berumbt die letzte Niederlag Hertzog CARL von Burgund, so auch darvor geblieben v. in der Schlos Kirchen zu ST. GEORGEN alda neben Seinem Vberwinder Hertzog René von Lottringen beygesetzt zusehen. Marchéville. Henri de Gournay (gest. 1663), Comte de Marchéville, 1631–1639 französischer Ambassadeur in Konstantinopel. Lixheim. Henriette de Lorraine (1605–1660). In erster Ehe verm. mit Louis de Guise (1588–1631), Baron d’Ancerville.
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tibt713 vnd in grosen schulden gelaßen worden, hath sie sich mit obbemelten PAGADOR vermählet vnd weil Lixingen ihr Leibgedinge gewesen, solches nach ihrem tode mit des brudern CONSENS, ihrem Herrn AD DIES VITÆ zubesitzen vermacht.714 Es ist bekandt daß der Hertzog von Jugendt auf dem Kriege ergeben gewesen, maßen Er in Einer APOLOGII offentlich dargethan, daß er Spanien vnd dem Haus Östreich zugefallen in die 140 Regimenter hiebevor geworben vnd dennoch vbell RECOMPENSIRT worden. Itzo häldt er vnter der CONDUIT seines Tochtermanns eine ARMEÉ von 3.500 mann ins Königs von Franckreichs diensten in flandern hath aber auser derselben noch etliche Regimenter im Landt vnd wirbt noch täglich. Sein neulicher Krieg mit Churpfaltz wegen des Wildfangs715 ist auch bekandt vnd durch beyde Cronen Franckreich vnd Schweden MEDIATION716 nunmehr beygelegt. Die völlige Einkommen des Landtes hath der König zu zeithen seines EXILII völlig genoßen. Beyde Häußer Sachsen vnd Lottringen werden vor die altiste in der Christenheit geachtet, vnd dem Vrsprung nach dem fluß NILO verglichen, je mehr mann denselben suchet, ie weniger mann denselben findet. Das Haus Lottring. hath iederzeit in Franckreich viele grose, guthe vnd bose thaten gethan, vnd sich daselbst sehr ausgebreitet, dan davon sindt die LINIEN alß GUISE, HARCOURT, ELBEUF, CHELEREUSE,717 JOYEUSE, ANGOULEME. Haben Sie vor etlicher zeith auch durch heurath hierzu ACQUIRIRT, lauth des obgemelten TRACTATEN soll das Hauß Lottringen gegen CESSION der SOUVERAINEr r TÆT nunmehr in der QUALITÆT der Printzen vom geblüth sein; aber im andencken deren von der GUISISCHEN FACTION vor diesem angestellten vngelegenheiten vom Parlament noch bißhero nicht AGNOSCIRT werden wollen. Von diesem Hauße sindt iederzeit viel vornembste König. Hofämbter bedienet gewesen: auch zählet es vnderschiedliche CARDINALen, alß den CARDINAL von Lottringen718 so dem CONCILIO von TRIDENT ein Endschafft gemacht vnd vor ihme den CARDINAL DE GUISE,719 welchen HINRICUS III zu BLOIS hinrichten laßen. Sie sindt auch mit dem Kayser. Hauß hin vnd her verwandt; Des Königs recht vber Lottringen wirdt von den Frantzosen mit vnterschiedlichen TITULN beschönet, alß seye der König des Lands berechtigt 1. JURE FELONIS.720 2. JURE DONATIONIS. 3. JURE VICTORIS oder BELLI LEGITIMI. 4. JURE 713 714 715 716 717 718 719 720
In zweiter Ehe vermählt mit Carlos de Guasco, Marquis de Sallaro. In dritter Ehe vermählt mit Guiseppe Francesco Grimaldi (gest. 1693). Im Jahre 1665/1666. Wildfang, Rechtstitel in der Pfalz. In Variante B keine Nennung der beiden Kronen. Die folgenden Absätze sind in Variante B nicht enthalten. Chevreuse. Charles de Lorraine-Guise (1524–1574), Duc de Guise, Cardinal de Lorraine, seit 1547 Kardinal. Louis II de Lorraine-Guise (1555–1588), Cardinal de Lorraine, Erzbischof von Reims, Kardinal. Gemeint ist wohl iure feudonis.
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TRANSACTIONIS HISPANICO-GALLIÆ RESPECTIVÉ. SORUM vnd was des rechtens mehr ist.
5. JURE TRACTATUM DIVER-
Auf den Ersten Puncten sey war, daß Er Ein VASAL wegen des Hertzogthumbs Bar sey. Vndt wiewol Lottringen an Sich selbst ein vnDISPUTIRliche SOU VERAINETÄT, so wehre doch auch wahr, daß ein VASAL DOIVE EN TOUT, CE QUI EST À LUY , CE QV’IL DOIT À SON SOUVERAIN À PART. Daß ist, wan Schon Ein Herr DIVERSO RESPECTA ein VASAL vnd sonsten Keiner wehre, so wehre Er iedoch des Eigenthumbs sowohl alß des Lehens verlustig gemacht, wan Er an demselben treulos würde. Auf das 2te, So wehre Hertzog Carls Gemahlin721 Eine rechte Erbin zum Landt vnd solches hätte Sie dem König vor ihrem Ende durch ein ACTU geschencket. Vors 3te. So hätte solches der König mehrmahls aus rechtmäßigen Vhrsachen mit waffen bezwungen vnd recht solches zubehalten. So hätte vors 4te der Spanische-frantzösische friede Hertzog Carlen wo nit gar ausgeschlossen, jedoch wegen Seiner üblen MERITen nicht in großer aufacht gehalten, er möchte Sich ein oder ander theil der algemeinen Ruhe zum besten Seines ESTATS versichern, so guth man könte. Zum 5ten. So hätte Sich Hertzog Carl alles rechtes vndt der SOUVERAINETÄT vor Sich vnd sein Haus gutwillig begeben vnd wegen desselben vnterschiedliche TRACTATen PASSIRen lassen. Wiewohl in den hiebevorigen TRACTATen versehen gewesen, daß gegen r r CESSION der SOUVERAINETÄT das Haus Lottringen vnter die Fürsten des Geblüts gezehlt vndt nach abgang der ehelichen BOURBONIschen LINII der Cron Franckreich CAPABLE sein solte: So ist doch der König hernach selbsten von diesem CONTRACT abgewichen, weilen das Hauß VENDOME vndt LONGUEVILLE, so alle beyde von natürlichem König. geblüth herstammen: vndt vber das meistentheils die NOBLESSE, so dan endtlichen das Parlament hierzu nicht einstimmen wollen, vnter andern auch dieser Vhrsachen, weil die DEMERITA dieses Hauses ein solches nit zulassen wollen. Ietzo sagt man seye aufs neue wieder aufm wege, daß der König Hertzog Carln gegen einräumung Lottringen, das Hertzogthumb ANJOU mit allem dessen einkommen sambt noch m/100 thlr. jahrlichen PENSION darüber uberlassen, ihm solches AD DIES VITÆ geniessen vnd noch die PRECEDENTZ vorm Prince DE CONDE gestatten wolle. Seinem Sohn aber dem DUC DE VAUDEMONT,722 wolle der König eine Grafschafft oder MARQVISAT von m/12 thlr. jahrlichen einkommens einraumen vndt ihme die MADEMOISELLE D’ELBEUF723 Seine Verwandtin vermählen. Deren Her
721 722 723
Marie Louise d’Apremont, vgl. Anm. 689. Charles Henri de Lorraine, vgl. Anm. 220. Marie Marguerite Ignace de Lorraine-Guise (1628–1679), Mademoiselle d’Elbeuf.
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Bruder der Marqvis de l’Islebonne724 Sich ohne das mit Seiner Schwester verheurathet.725 Zum Wahrzeichen das Lottringen von alzeit hero SOUUERAIN gewesen, führet es Eine auf= gerichte Handt im Wappen aus der Wolcken hervor zeigendt. Vnter andern missethaten ist dem Hertzog iederzeit vor gar übell angenommen wordten, daß Er des vorigen Königs Bruder den Hertzog von Orleans726 beredt vndt ihm vnterschleif gegeben: vndt sonsten ihn PERSUADIREN lassen, daß Er ohnersucht des Königes Sich mit Seiner Schwester verheurathet:727 Welche Sich bey obermelten TRACTATen fleisig gebrauchen lassen ihren bruder zu INDUCIREN vnd Sich dardurch ins Königs genadt zusetzen, worinnen Sie sonsten nit fest gestanden. METZ. TOUL vndt VERDUN.728 Welcher gestalt dieße 3. bischofthumber von 1552. hero vom Reich abkommen vndt bis auf den Münsterischen friedenschlus von Franckreich USURPIRT wordten ist aus den historien bekandt. Davon ist Metz das vornemste an Landt vnd Einkommen. Der König hath den dreyen bischofthumben die weltliche JURISDICTION729 sambt einem ziemlichen antheil dero Einkommen, so zum Vnterhalt des Parla ments vndt der GUARNISON verwendet worden, genommen. Der ietzige bischof von Metz ist Printz WILHELM von Fürstenberg,730 vnd beym König in sonderlichen Gnaden von welchem Er noch vor 2. Monathen vnterschiedliche BENEFICIA von 5.000. Rthlr. einkommen in der PICARDII bekommen.731 Sonsten trägt das bistumb Metz noch in die 25. oder m/30. Rthlr. jahrlichen Einkommen, bestehet von mehr alß 200. dörffern, welches bey letztem Spann= Teutsch= vnd Lottringischen Krieg von den feindlichen Partheien, sonderlich von Luxenburg sehr INCOMMODIRT worden, so von der Maas hero bis an die Statt hinan gestreifft. Die Statt an sich Selbsten ist ziemlich gros vnd volckreich, auch vor alters die Haubtstat des Königreichs AUSTRASIÆ gewesen. Kirchen vnd Clöster sindt alhier in groser menge, maßen einer vber 24. vndt dieße vber 50. oder 60. gerechnet werden,732 In gantz Franckreich werden keine Juden geduldet, ausser alhie. Die Reformirten sindt dieses orths ziemlich starck, haben Einen tempel au724 725 726 727 728 729 730 731 732
François Marie de Lorraine-Guise, vgl. Anm. 236. Anne de Lorraine, vgl. Anm. 694. Jean Baptiste Gaston de Bourbon, vgl. Anm. 131. Marguerite de Lorraine, vgl. Anm. 172. In Variante B folgt hier das Elsass. B: 73r Souverainität. Wilhelm Egon Graf von Fürstenberg (1629–1704), 1663–1668 Bischof von Metz. B: 73r: Der itzige bischoff ist Einer von Fürstenberg v. hath Jährlichen einkommen. Der Rest fehlt hier. Zahlenangaben in Variante B fehlen.
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ßer der Statt vndt zwischen der Vorstadt, an einem sonst vnvortheilhafftigen orthe. Ihnen zu guthe ist bey dem Parlament alhie auch eine CHAMBRE D’EDICT aufgerichtet worden. Sie haben 4. Geistliche ihrer Religion, davon der ältiste Mr. FERRY733 ein betagter vnd sonst berümbter man ist, so den SYNODUM zu Dordrecht734 vor diesem mit besucht hath. Vorermelter Tempel ist hiebevor in der Statt gewesen aber auf König. befehl abgebrochen vnd wo er ietzo stehet verrückt worden, Das Citadell von REGULIER Vier Eck vnd auf die alte manir mit CASEMATTEN gebauet, gehet ziemlich ein, bestehet trockenen tiefen graben, die man doch mit wasser aus der Mosell durch Schleussen anfüllen kan. Wirdt deshalben vor fest gehalten weil Sie eine ansehentliche Starcke belägerung von CAROLO V.735 außgestanden;736 dergleichen Sie heutiges tages nicht villeicht mehr thäte wan ein feindliche gewalt darvor kähme. Mit Einnehmung Schlos vndt Statt ist es also zugangen: Alß Churfurst Johan Friederich737 wieder CAROLUM V. in waffen begriffen, stelte sich König HENRICUS II.738 ihme mit einer ansehentlichen macht zuhülffe zukommen, welche auch bis vor Metz, welche dazumahl noch eine Protestantische Reichsstatt, ANMARCHIRET, welche die burgerschafft dannenhero vmb so viel lieber einnehmen vndt ihnen auf etliche tage quartier geben wollen, in meinung sie solten dem Churfürsten zuhülffe gehen: Welche aber auf diese weiß die Statt vndt CITADELLE besetzt vndt vor den König DECLARIRT, worüber der Churfurst hernach hulflos gelassen vndt geschlagen wordten; Die ietzige GUARNISON bestehet in 5. oder 600. man, weil man die Manschafft aller orthen ins feldt gezogen: Die burger mussen die Stadt Selbsten bewachen, welches manchem vngelegen vorkompt.739 Die Nahrung dieses Landes ist alhier gleich wie in Lottringen, ohne daß von hier aus in allerhandt Kaufmanschafften in die Niederlanden vndt Teutschlandt viel Handels aus Franckreich gehet. Vor der Statt hat es einen guthen Steinbruch, so zu Erbauung schöner Heuser, vnd anderer Grosen Gebeuen angewandt werden. Vor alters hatte die Statt ihr eigene Müntz, so aber nunmehr gleich andern des Königs JURISDICTION vnterworfenen Ständen niedergelegt, ohne daß Sie noch etliche kleine müntzen zuschlagen berechtiget. Das Parlament ist vom König LUD. XIII. alhier bleiblich gemacht vndt demselben Seine gewiße JURISDICTION vber die 3. bischoftumber, sambt was dem König von Lottringen darzu kommen, verfasset worden, in gewisser mas vndt 733 734 735 736 737 738 739
Paul Ferry (1591–1669), Theologe und Pastor der reformierten Kirche in Metz. Synode von Dordrecht 1618/1619. Karl V., vgl. Anm. 504. Das folgende fehlt in Variante B. Johann Friedrich I. (1503–1554), Kurfürst von Sachsen. Henri II, vgl. Anm. 402. B: 73r: die itzige GARNISON ist nur 4. oder 500. man starck, weil man die manschafft vberall ins feldt gezogen; die bürger mussen hierentgegen die Statt selber bewachen welches ihnen [auch] nit wohl gelegen.
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ordnung wie weith Sich Solche vber die Statt erstrecken solle. Es hath einen Ersten vndt 6. andere Presi- denten. 46. König. Rhäte Einen GENERAL PROCURATOrn vndt zween GENERAL ADVOCATen; vnter bemelten Rhäten müssen Sechs der Reformirten Religion zugethan sein. Die Statt hath neben dem Parlament ihr eigen gericht, von SUBJECTIS so von der Gemeind NOMINIRT vndt vom König CONFIRMIRT, vnd sonsten auf eine gewisse Zeith beim Regiment gelitten werden, so nach dessen ablegung von allem Rechenschafft geben müssen. Vmb die Statt Metz ist ein großer Vberflus von allem zur Menschlichen auffenthalt gehörenden Sachen, alß Korn, Weinwachs, Holtz, Vieh=Zucht, Fischwerck, Saltz vndt allerhandt MINERALIEN. Vor Zeithen was dieses die Haubt=Statt des Königreichs AUSTRASIÆ, dessen RELATUM noch heutiges tages das Westreich genent. Daßjenige So flugs anfangs hievon zu melden ist, daß alle dieße drey bistümber dem Ertzbischof von Trier im geistlichen erkent haben, bis auf den Münsterischen friedenschlus.740 TOULL. Diese bischofliche Stadt ligt eigentlich in Lottringen, hath vor diesem neben beyden andern zum Oberrheinischen Creis gehörth.741 Sie ist ietzo vom bischofthumb SEPARIRT vndt hath eine Königliche JUSTITZ vndt GUBERNAMENT, wiewohl des bischofs JURA vnd RESIDENTZ auch in der Statt verblieben. welcher iahrlichen einkommen nicht vber m/20 LIVRES hath. Anfangs war das Parlament anhero vndt hernach auf Metz verleget. Zwischen hier vndt NANCY ist vber ein guthe halbe tagreis ein sehr dicker vndt von Engen PASSAGEN ein gefehrlicher waldt, dadurch zu Kriegs= auch andern Zeithen viele angrif Plunderungen vndt Mordereyen vorgehen. Die Spanische Parthien aus Lutzenburg pflegen Sich vornemlich darinnen aufzuhalten, dem bericht nach Soll der Meister der Parißer gutschen so nach NANCY vndt Strasburg gehet, mit dem COMMEN740
741
Variante B leicht abweichend: Die Nahrung dieses Landes ist [gleich] schier wie in Lottringen, ohne das vnd von hieraus in die Niederlande, v. Teutschland auch Franckreich viel handel v. wandell geschehen. Vor der Statt hath es einen guten Steinbruch, so zu Erbauung der Heuser vnd anderer Gebeude wohl angewendet wirdt. Vor alters hatte Sie ihr eigen Müntz=recht, so ihr nunmehr gleich allen des Königs JURISDICTION vnterworfenen Ständen genommen. Sie war auch vor alters die Haubtstatt des Konigreichs AUSTRASIEN, welches itzo Lotringen genant wirdt. Zu vnterschied des Westreichs, welches eben sowohl ein Königreich gewesen v. den nahmen auch bis dato behalten. 73v Das Parlament ist vom vorigen Konig Lud. XIII. alhier vber die 3. bistumber anno 1630. aufgericht vnd durch sonderliche König. ORDONNANCEN [welche] versehen worden wie weit sich desselben JURISDICTION sonderlich über die Statt erstrecken solle. Die Statt hath noch ihre eigene JUSTITZ [an Sich] in gewissen fällen, deren Schöpfen v. [burgermeister] andern Vorstehern aus dem Rhat von beyden RELIGIONEN von der Gemeind erwelt vnd dem Konig [praesentirt vnd] CONFIRMIRT v. PRESENTIRT werden. Der MAGISTRAT CHANGIRT auch zu gewissen Zeiten v. mus dan ieder dessen rechenschafft geben so er wehrender Zeith ADMINISTRIRet gehabt. Fehlt in Variante B.
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DANTen aus Luxenburg ACCORDIRT haben vndt wegen Sicherer PASSAGE vor die Persohn einen Reichsthaler vndt nach ADVENANT bezahlen.742 In der Statt TOULL werden viele v. guthe frantzösische Rhör vndt Pistolen gemacht. Ausser des ackerbaus vndt gemeiner Landt=Nahrung hath Sie wenig COMMERCIEN weil Sie albereit tief im Landt gelegen; ohne daß die gemeine Landtstraß auf NANCY vndt Teutschland darauf zugehet.743 VERDUN. ist dergleichen Gerechtsame wie TOUL zugethan. Der bischof alda hath in die m/50 LIVRES744 einkommen vndt jeder CANONICUS 3.000. es gehören in die 70. dorffer zum bistumb, davon etliche neulicher Zeith mit Lottringen ausgetauscht oder vmbs gelt vberlassen wordten gegen diejenige So zwischen hier vndt Metz des König. gebieth im weg gelegen geweßen. Die CITADELLE ligt auf einer höhe745 vndt wirdt mit stetiger GUARNISON vnterhalten. Der Kaufhandel alhier ist auch gering, hergegen der Weinwachs weit besser alß anderswo. Auch hath die Statt etwas Nahrung von wüllen tuch vndt Zeugmachen. Auß dieser Statt ist ein großer abgang von treflichen CONFECTUREN vndt Zuckerwerck, so weith verführet werden. Die Statt ligt am Vfer der Maß vndt hath die CITADELLE 6. boll= vndt etliche aussenwercke. Die Statt vnd das Ländlein herumb hath ein eigenen GUBERNATORN. Man hath von 1552. bis 1601. nach Speyer APPELLIREN vnd der Bischof Sich zum Reich halten mögen; welches aber geendert worden alß zwischen dem bischofen vndt den frantzösischen PREMIER PRESIDENTen Streit wegen der CITADELLE entstanden. 5. Meilen von hier ist das Fürst. Lottringische APPANAGE VAUDEMONT vndt ein meil PONTr r AUMUSSON. auch etliche meil von hinen das Haus vndt geschlecht MARCHENVILLE,746 davon oben gedacht.747 Eß werden die ins Königreich ein= vnd außgehende wahren erstlich zu FOU748 einem Lottringischen Orth so von Tou etliche meilen nacher Franckreich zugelegen, besichtiget, hernach aber einhalbe tagreise von BARLEDUC,749 in einem auf der FRONTIERN CHAMPAGNE vndt dem Hertzogthumb Bar gelegenen flecken ST. AUBIN750 erstmahls EXAMINIRT vndt endtlich zu CHALON SUR LA MARNE751
742 743 744 745 746 747 748 749 750 751
B: 73v: Zwischen hier vnd NANCY [auf] ist der gefehrliche waldt, worinnen viel mord v. rauberey zugeschehen pflegen, weil es die landstras von Paris auf Teutschland ist. B: 73v: Weinwachs vnd [Korn] ackerbau ist. das beste hierumb davon Sich der gemeine man meist zuerhalten pflegt. B: m/30 Rthlr. B: berg. Marchéville. B: 73v: Vndt jetziger Zeith Sich einer vor DOUNAY dergestalt MERITEN gemacht, daß ihm der König das GOUVERNEMENT in der Statt gegeben. Foug. Bar-le-Duc. Saint-Aubin-sur-Aire. Châlons-en-Champagne.
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völlig VISITIRT, dabey man des Königs recht der DUANE oder Zollhaus, so vmb ein gewisses verpachtet, bezahlen mus. Diejenige wahren so verschwiegen bleiben, oder auf dem COMMIS. Zethel, so der Fuhrman PRODUCIren mus, nit gefunden werden, sindt CONFISCIRT. Sonsten dörffen Sie nit VISITIREN was man in den Kleidern bey Sich führen kan, ausserhalb Edelgestein vndt andern köstlichen wahren, So im TARIF TAXIRT sindt. Eß wirdt auch kein pferdt, ohne darauf man reitet, zoll=frey durchgelassen vndt wofern Sich ein reysender nit Selber angibt, pflegen ihme die von der DOUANE nachzureithen vndt derselben wohl auf dem feldt zur Schuldigkeit anzuhalten, auch wohl nach befindung zurück zuführen vndt zustraffen. TARIF ist ein eigenes gedrucktes Kauf= oder Zoll=buch darinnen nach dem alphabeth alle wahren beschrieben: vndt was man von jedem weiter auß= oder einzuführen v. so wohl von frembden alß frantzösischen wahren, zugeben schuldig ist, taxiret wirdt.752 ELßAß.753 Welcher gestalt dieße Provintz vnd Schlüssel des H. Reichs am Rheinstrom in des Königs gewalt kommen, ist Landt=kündig; Wiewohl nun das Fürst. Haus Sachsen wegen Hertzog Bernhards hochseeligsten andenckens VEL EX PACTI VEL DONANTIONIS TITULO, COQUE ONEROSO VEL LUCRATIVO754 doppelte an Franckreich SUO JURE zu PRÆTENDIren hätte: So ist doch einmahl auch wahr, daß Solches nit allein durch den algemeinen Reichs=friedenschlus Sondern auch von dem Hause Osterreich vndt hernachmahls Spanien beneben andern PATRIMONIAL Landtschafften, alß dem Sundtgaw vnd der Grafschafft Pfirdt, wiewohl etlicher maßen TITULO ONEROSO, neben der Landtvogteylichen Gerechtigkeit vber die 10. Reichs=Stätte in Elßas, an Franckreich auf ewig zubesitzen, v. belassen vndt dardurch vom Reich abgesondert wordten,755 Das König. antheil bestehet meist in Vier Stätten vndt vngefehr 200. dörffern: Vnter Stätten sindt Breysach vnd Ensißheimb, wo ietzo eine König. Regirung an statt Parlaments ist, die vornemsten. Sundtgau vndt die Grafschafft Pfirdt, deren TERRITORIUM sich bis auf 1. meil an Basel erstrecket vndt den Schweitzern nicht sonders lieb ist, tragen nicht sonderbahres auß, außer daß Sie zu Kriegszeithen ein sonderbahrer Paß zum Landt sindt,
752 753 754 755
Dieser Absatz fehlt in Variante B. In Variante B ab fol. 72r. In Variante B: EX TITULO PACTI VEL DONNAER LUCRATIVO VEL ONEROSO. B: 72r: ist doch einmahl auch wahr, das Solches nit allein durch den algemeinen CONSENS des Reichs sondern auch des Haus Osterreichs, vnd zwar TITULO ONEROSO, vermög des Münst. friedenschlus der Cron Franckreich neben der Landtvogtey gerechtigkeit in Elsas endlich vberlassen vndt vom reich abgesondert worden.
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II. Schriften zur Landeskunde
Vndt wehre der verlust dieser Landen dem Hauße Osterreich nit so sehr empfindlich, wofern Sie nicht von deren Vhralten CONQUESTEN vndt mit den Ersten PATRIMONIAL-guthern desselben wehren. Die Landtvogtey ist eine gewisse JURISDICTION So sich vber die 10. Reichsstatten in Elsaß erstrecket: vndt kan dieselbe der König, vor welchen Sie alß Landtgrafen in Elsas in gewissen fällen zu Hagenau zustehen schuldig sindt, vber die Gebuhr vndt dem friedenschlus zuwieder nicht treiben, die zu weilen entstandenen Streitigkeiten, sindt mehr aus der diener vnd sonderlich des DUC DE MAZZARINI,756 Hitzigkeit alß des Königs willen herkommen, in massen der König seine JURA nit weiter EXTENDIREN kan, alß das Haus Osterreich vor ihme. Die Statt Strasburg thut Sich gleichwie schier in allen Reichs= Sachen, also auch von hier EXIMIren. COLMAR DISPUTIRT nit alle, sondern ein vndt andere Gerechtigkeit vor andern zu haben, vndt wiewohl Sie deswegen mit den frantzös. GOUVERNEURS viel zanckens gehabt, ist dennoch die Sache auf Sich Selbst sitzen blieben. Die beyde GUARNISONEN zu Breysach vnd PHILIPSBURG kosten den König nach PROPORTION der Einkommen viel zuvnterhalten; wiewohl Sie mit der bezahlung am Schlechtesten bedacht worden vnd manchmahl in 5. oder 6. monathen kein Sold bekommen. Weilen nunmehr der König ein So naher nachbar ist, alß Suchen alle herumbliegende Stände mit ihme in gutem vernehmen zu stehen, vornehmlich die Geistlichkeit, alß der bischof von Straßburg757 vndt das Haus Furstenberg ins gemein. Die im Elsas wohnende Pfaltzgrafen, die Rhein Grafen, die Grafen von Nassau. der Graf von Rapperstein ist wegen der CEDIrten Länder ohne das ein Lehenman, das Haus Lottringen. die 3. geistliche Churfursten; wiewohl Trier noch vor einen rechten patrioten PASSIRT. Churpfaltz thut auch das seinige wegen behaltung guther Nachbarschafft. der bischof von Speyer ingleichen. Das Haus Fürstenberg ist von anfang dem Haus Osterreich ALLIIRT vndt alzeit wohl beygethan gewesen, Scheint aber ietzo daß Sichs auf die Seithen Franckreichs lencke, in massen der bischoff von Strasburg Chur Coln vndt Chur Bayern alzeit ziemlich darzu DISPONIret: Sol auch vhrsach sein der vorhabenden MARIAGE Hertzog MAXIMILIANI758 aus Bayern mit der Printzessin von BOUILLON.759 Gedachter bischoff verhofft Chur Cöln dermahleins zu SUCCEDIren, dörffte aber schwer hergehen, weil Er beym Capitel nit allerdings beliebet: Zuverwundern ist, daß bey Solchem Zulauf sich das Haus Baaden noch so vnpartheiisch GOUUERNIren kan. Das Regiment in Elsas belangend, so loben die Vnterthanen daß Sie bey recht vnd gerechtigkeit erhalten, wohl REGIrt vndt mit keinen vngewöhnlichen renthen, 756 757 758 759
Armand-Charles de la Porte, vgl. Anm. 397. Franz Egon von Fürstenberg-Heiligenberg (1626–1682), seit 1663 Bischof von Straßburg. Maximilian Philipp Hieronymus (1638–1705), Herzog von Bayern. Mauricette Fébronia de La Tour d’Auvergne (1652–1706), Tochter des Duc de Boullion.
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Zinsen, oder auflagen beschweret werden, sondern daß ihnen guthe vnd schleunige JUSTITZ wiederfahre. Es hath der GOUUERNEUR den bauers=leuthen am Kochersperg ihre alte gewöhnliche Kleider Tracht, sonderlich an hosen, weilen Sie der ehrbarkeit zuwieder geschienen, vor kurtzer Zeith verbieten laßen. Die Fruchtbarkeit, sonderlich der Edle weinwachs dieses Lands ist bekandt: Nunmehr kan der König von Metz biß anhero nacher Breysach mit einer gantzen ARMEÉ BATAILLON=weiß, alzeit auf seinem TERRITORIO ankommen, in massen Er zu dieser Strasse, das Landt beneben denen im Weg liegenden Stätten, Sarburg, Pfaltzburg vndt dergleichen örther in Lottringen hier zu erkauft oder durch andere wege an Sich bracht hath. Nach dem durch beyder Cronen friedenschlus Spanien RATIFICATION wegen Elsas erfolget, alß hath Franckreich vor vngefehr 4. iahren die im Münsterischen frieden heraus zugeben verwilligte SUMMA der MILLIONEN ahn Ertzhertzogen Carl Ferdinanden;760 alß deme Sie ASIGNIrt geweßen im Monath 10br. abstatten lassen. CHAMPAGNE vndt BRIE.761 OECONOMICA vndt POLITICA. Dieses ist eine große Provintz meistentheils ebenes Landes; Hierzu REFERIren die frantzösischen GEOGRAPHI das Fürstenthumb RETHEL vndt SEDAN, ITEM das Landt BASSIGNY, auch sagen Sie daß das Hertzogthumb LIGNY vnd BAR ein Lehen von CHAMPAGNE sey, welches sonsten ins gemein zu Lottringen REFERIrt wirdt, weilen es Lange Zeithen hero von demselben besessen wordten. Konig PHILIPPUS PULCHER762 heyrathete JOANNAM eine Erbtochter von diesem Lande,763 vndt ist es auf diese weiße zu Franckreich kommen.764 Dies Landt wirdt wegen Seiner fruchtbarkeit vndt allerley Getreydt Sorten, die Korn=Scheune von gantz Franckreich genennet, inmassen von dannen nit allein ins Königreich Selbsten, Sondern auch in außwändige Länder, alß Holl= vndt Engellandt viele früchte verführet werdten. Im Lande ins Gemein vnd sonderlich vmb Rheims herumb wechst der beste vndt Edelste Wein, welcher neben dem burgundischen Sehr ÆSTIMIRT wirdt; So aber von dem Kalckichten Erdreich des Landes einen Zusatz nimpt vnd dahero vnterschiedene Kranckheiten gebieret: Deßen wirdt eine ziemliche QUANTITÄT in die Spanische Niederlande vnd der Rest nach PARIS verführet. Eß ist an Sich selbst ein ebenes, von großen Feldern offenes Landt, so vieler orthen grosen mangell an wasser oder quellen hath, daher es der König mit eige760 761 762 763 764
Ferdinand Karl (1628–1662), Erzherzog von Österreich. In Variante B folgt die Normandie. Die Champagne ab fol. 88r. Philippe IV (1268–1314), der Schöne, König von Frankreich. Jeanne I de Navarre (1273–1305), Königin von Navarra, Comtesse de Champagne. Das Vorstehende fehlt in Variante B.
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nen frontier=Platzen versehen oder zu deßen DEFENSION von den feindtlichen gräntzen OCCUPIren müssen. Dergleichen sindt RETELL. ROCROY. PHILIPPEVILLE. MARIENBOURG. CHARLEROY. AVENES. LA CHAPELLE vndt andere mehr. Diedenhofen,765 MOMMEDY,766 MAISIERS767 an der Maaß, CHARLEVILLE, ESDOM,768 MUDON,769 ESTENAY770 vnd dergleichen Plätze so theils vom Feind erobert worden DEFENDIren sowohl dieße Provintz alß auch andere von allerhandt feindlichen IRRUPTIONEN aus Lützenburg, Limburg, Hennegau, Namur vndt Flandern; Sie dienen zu Kriegs Zeithen auch dazu des feindes Landt zu ATTAQUIren oder dasselbe wenigst in CONTRIBUTION zusetzen, In dieser Provintz sindt durch des Königs Sorgfalt die MANUFACTURen hin vnd wieder nutzlichen eingeführet vnd dem gemeinen man mittel an die Handt gegeben wordten Sich vndt die Seinige desto besser zuernehren. Zu RHEIMS in der Haubt=Statt, werden in Einem sonderbahr dazu DEPUTIrten Hauße, viele Weibspersohnen aus Flandern vndt Brabandt vnterhalten, So nicht allein nach dem vorgeschriebenen Modell, künstliche Spitzen machen, sondern auch viele Junge frantzosische Weibspersohnen hierinnen vnterrichten.771 Hergegen ist im gantzen Königreich verbotten, dergleichen wahren weiter von Flandern oder Brabandt, Hollandt oder Venedig hinein zuführen: dahero das Gewerb allein im Landt getrieben vnd auch vieles hinaus verkaufft wirdt. Diese Weibsleuthe haben neben dem nöthigen Vnterhalt noch einen geringen Soldt darzu. Mr. COLBERT772 verlegt dergleichen MANUFACTURen meistentheils, auch wohl andere Kaufleuthe an andern orthen im Königreich, mit Seiner PERMISSION; vndt werden ins gemein die BOUTIQUEN in PARIS darvon versehen vndt der Profit gedachtem COLBERT heimb getragen,773 Ein ander arth MANUFACTUREN ist von BARRAQUAN774 zu LA FER775 TE aufgerichtet, Einem Stetlein in dieser Provintz vndt 14. meilen von PARIS entlegen, von einem vornehmen Wüllenweber, nahmens JOAN ALLEMAND, so vorhier zu VALANCIEN gewohnet vndt vom König anhero mit Erlegung 10.000 Rthlr. zu behuff Seiner OFFICIN, beruffen worden; neben diesem geld Sindt ihme noch andere Privilegien ertheilet vndt hath albereit vber die 14. Webstühle im Gewerbe. Vor etlicher Zeith hath Er eine Neue arth erfunden vndt BARRAQUAN auf 765 766 767 768 769 770 771 772 773 774 775
Thionville. Montmédy. Mézières. Esdang (luxemb.) – Sedan. Vielleicht Mouzon. Nicht identifiziert. Das Vorhergehende leicht abweichend, das Folgende fehlt in Variante B. Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 79. Dieser Abschnitt fehlt in Variante B. Barrakan – Barchent, Baumwoll-Leinen-Mischgewebe. Wahrscheinlich La Ferté-sous-Jouarre.
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Cammelotten arth weben lassen, welches ihme geschwindt undt in gutem Preis abgehet. Ein dergleichen Meister war vorm Jahr von TOURNAY auch in Franckreich beruffen vndt deßhalben vom MAGISTRAT in die Gefängnus geworffen, aus welchem Er hernach durch vbergab der Stadt an den König wieder LIBEriret vndt ihm Sein INTENT ins werck zurichten gelegenheit gemacht wordten. Dieser vndt dergleichen arth Handtwercks Leuthen, sindt familien=weiß ja zu etlich hunderten auß Hollandt Flandern vnd Brabandt in Franckreich beruffen vndt ins gantze Konigreich, von einem Endt bis zum andern distribuirt worden; dieselbe FOURNIren776 nit allein das gantze Landt wie gedacht, sondern werden der wahren noch viel ausser Landes verkaufft vndt sonsten verhindert daß dergleichen Nirgends hinein bracht werde, Zu CHAALON an der MARNE777 ist ein großer Korn= Leinen vndt Wüllentuch Handell, so meistentheils alda verfertigt vndt verführet wirdt, Das Gebäude dieser Statt an Sich Selbsten ist von einem weichen Kreidestein, so meistentheils von den Dorfleuthen an der Sonnen oder in der Hitze erhärtet vndt also damit gebauet wirdt, Nahent dießer Stat, so mit wenigem zugedencken, ist anno 450. ATTILA778 der Hunnen König vom Römischen GENERAL ÆTIUS779 vndt König MEROVÆO780 in Franckreich aufs Haubt erlegt worden.781 Sonsten ist alhier eine von den König. DOUANen oder Kaufhäußern, dergleichen zu PARIS. AMIENS. ROUEN. NANTES. LA ROCHELLE. BOURDEAUX. MARSEILLE. LYON. vndt andern orthen mehr sindt.782 Alhie zu CHALON mus man von allen ein vndt ausgehenden wahren Zoll vndt rechenschafft geben. Die jenige wahren, so von PARIS kommen vndt mit dem ordentlichen Bleyzeichen versehen sindt, dörffen nit weiters eröfnet werden, sondern werden vngehindert PASSIret. Andere aber so nur blos EMBALLIrt vndt mit der Kaufleuthen COMMISSON=Zettel durch den fuhrman geschickt werden, müßen auf der DOUANEURS belieben gantz oder ein wenig DEBALLIrt werdten, vndt gewertig sein, daß man Sie nach inhalt des vberliefferten COMMISSION=Zettels stuckweis EXAMINIRE. Da nun eins vnd anders darinnen gefunden würde, so in ermeltem Zettel nit angeführet, ist solches guth IPSO JURE CONFISCIrt vndt der DOUANE verfallen. Vndt wegen vielfaltiger erhaltung Solcher ACCIDENTIen, Sagen Sie daß Sie das Pachtgelt bezahlten könten, so ihnen sonsten zu viel wehre. Manchmal kan man Seine verfallene wahr vmbs halbe geldt wiedererkauffen. 776 777 778 779 780 781 782
Fournir – versehen. Châlons-en-Champagne. Attila (gest. 453), König der Hunnen. Flavius Aetius (etwa 390–454), römischer Feldherr. Merowech (Mitte 5. Jahrhundert), König der salischen Franken. Abschnitt fehlt in Variante B. Aufzählung der anderen Zollhäuser fehlt in Variante B.
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Man mus den Preis seiner wahr aufs gewissen anzeigen, darauf Sie dan den Zoll zurichten wissen. Nachdem nun diese VISITATION verrichtet oder der fuhrman mit willen LICENTIrt worden, wirdt der COMMISSION=Zettel vnterschrieben, nemlichen daß die vnd die wahr Sich also befunden vndt der Zoll gebührend entrichtet worden; Solches geschieht zur Nachricht denen zu ST. TUBERY783 vnd FOU wie oben vermeldet, alwo man Sich wieder anmelden vndt die vnterschriebene Zettel PRODUCIren mus.784 Der Zoll belauft Sich ins Gemein auf den zwantzigste theil des Einkaufs der Guther, so aus Franckreich hinaus gehen; Die aber herein kommen, werden noch mehr erhöhet vnd solches durch INVENTION Mr. COLBERTS.785 Die fracht oder fuhrlohn kost von PARIS auf Strasburg das Pfundt ins Gemein 5. Stüber auf der Landtgutschen. auf den Rolwagen aber bis nach Franckfurth in die 7. Rthlr. Winters vndt 5. oder 6. Rthlr. Sommerß Zeithen. Gleich wie nun die DOUANE von dem König in bestandt genommen vndt Schwerer Pacht davon bezahlet wirdt, also Sindt keines menschen Güther befreyet, auch des Königs Selbsten nicht. Wan demnach der König einem Herrn ein gnadt thun vnd dessen Güther frey PASSIren lassen wolte, mus solches durch außlösung vndt die wahren bey der DOUANE angegeben werden: Welches dem König À CONTO gesetzt vndt darauf ein Pass ertheilet wirdt, Dergleichen ACTUS ist vor einem halben iahr mit des Hertzogen von Mecklenburg786 Gutschen geschehen welche von ROUEN nach Hamburg abgeschickt werden sollen. Nachdem Sie aber vom König zwar befreiet aber von der DOUANE zu PARIS keinen Pasß gehabt, hath Solcher erst SOLLICITIrt müssen werden, anders die DOUANE zu ROUEN solche nit PASSIren lassen wollen,787 Anbelangendt das JUSTITZwesen, so sind in den großen Stätten vnterschiedene PRESIDIAUX, BAILLAGEN vndt dergleichen Gerichts=Verwaltungen mehr: Von welchen hernach an das Parlament zu PARIS, alß an den höchsten Gerichts=Zwang APPELLIrt wirdt. Ausser der MARNE, so nur bey CHALON schifreich wirdt, aber große vmbschweife machet ehe Sie in die Seine kompt, Sindt keine Schifreiche wasser oder andere flüsse im Lande, daher beschwerlich ist, daß man zu wasser nichts zu oder abführen kan. Weil das Erdreich ins gemein kalckicht so ist dasselbe auch ins Gemein zur sonderbahren Hitze geneigt, werden demnach die äcker vndt fruchttragende felder durchgehends damit gedüngt vnd ist dieses auch die Vhrsache, daß der wein so lieblich wirdt. 783 784 785 786 787
Wohl Saint-Aubin-sur-Aire. Vgl. B: 74r. Variante B mit leichten Abweichungen. Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 79. Christian Ludwig I., vgl. Anm. 101. Variante B mit leichten Abweichungen.
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Eß ist dieses Land ins Gemein voller meuße sonderlich vmb CHALON herumb, so von den leuthen COURTES QUEVES, oder Kurtz=Schwentze genent werden, welche dem feldt gebeu vndt garten werck grosen Schaden zufügen. An Heu vndt Hartfutter vor die Pferde vnd das Vieh, ist in dießem Lande Großer vndt an Holtz ziemlicher mangell, weill wenig wießen vndt wälder darinnen zufinden sindt. Die bauers= FERMIERS= vndt bestandt=leuthe klagen sehr, daß ietziger Zeith wegen des Engell= vndt Holländischen Krieges, auch TROUBLEN zwischen Spanien vndt Franckreich kein abgang vndt versilberung des Getreydes seye; daß Sie So wohl bey mißwachsenden alß guthen iahren, Sie verkaufen viel oder wenig nichts destoweniger den Grundtherrn den Zins bey einem Heller abtragen müße.788 Vndt nehme mancher Herr dem FERMIER alles Korn hinweg, wan es nichts gilt; daß Er neben weib vndt Kindt nichts alß die Schwere arbeit zum besten hätte. Die vornehmste Stätten dieses Landes sindt RHEIMS. LANGRES. TROYES. CHALON. MEAUX. LA FERTE. CHATTEAU THIERRY. vndt andere Mehr. Vngerechnet der Schönen Lusthäußer, so der König vndt andere große Herren in dieser Provintz besitzen. Dergleichen MONCEAU789 von der Königin CATHARINA DE MEDICIS790 erbauet vndt RHEIMS alwo Pfaltzgraf Eduards791 Fr. wittibe,792 So die verstorbene Königin von Pohlen,793 alß beyde vom Haus Nevers vndt ihre Fr. Schwester geerbet, RESIDIrt, zusehen. Der verwittibten Fr. Pfaltzgräfin Eltiste Fr. Tochter794 ist dem Hertzogen von ANGUIEN795 vermehlet. Die andre Fräulein796 solle dem Churprintzen von Heidelberg797 vermeint sein. Die Königin von Pohlen hatte die Hertzogin von ANGUIEN zu ihrer UNIVERSAL Erbin eingesetzt; vndt wirdt gesagt daß eine große barschafft von vielen MILLIONEN nacher Franckreich REMITTIrt worden; so meist wegen OPPELN vndt RATIBOR alß vom Kayser wiedereingelösten Pfand=schillingen herrühren solle. CHAMPAGNE hath von Morgen Lottringen. Von Mittag Burgundt. von Abendt L’ISLE DE FRANCE. Von Mitternacht die PICARDY.
788 789 790 791 792 793 794 795 796 797
Variante B endet an dieser Stelle. Château de Montceaux in Montceaux-lès-Meaux. Catharina de’Medici, vgl. Anm. 376. Eduard (1624–1663), Pfalzgraf von Simmern. Anna Maria Gonzaga-Nevers (1616–1684). Luisa Maria Gonzaga-Nevers (1611–1667), Königin von Polen. Anna Henriette Julie (1648–1723). Sie ist die zweite Tochter. Henri III Jules de Condé, vgl. Anm. 84. Entweder Luise Marie (1647–1679) oder Benedicta Henriette Philippine (1652–1730). Karl Ludwig (1658–1688). Diese Verbindung kam nicht zu Stande.
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II. Schriften zur Landeskunde
PICARDY. vndt ARTOIS. AUCH DIE IÜNGST EINGENOMMENE ÖRTHER DOUAY. COURTRAY. LILLE, TOURNAY. VNDT DERGLEICHEN.798 Die Gräntzen dieses Lands sindt von Morgen Lutzenburg vnd Lottringen. Von mittag CHAMPAGNE vnd L’ISLE DE FRANCE, von abend NORMANDY vnd das Meer.Von Mitternacht ARTOIS vnd Hennegau, auch zum theil Flandern. Die berümbteste Flusse dieses Lands seindt die SOMME, die OYSE, die AINAU, die ESCAUB vnd die SCARPE. So zum theil Schifreich sindt vnd von Stätten zu Stätten anstat eines CANALS bis ins Meer dienen. Die PICARDY wirdt in vier GOUVERNEMENTen getheilt 1. GOUUERNEUR von der Gantzen Provintz ist der Hertzog von ELBŒUF.799 2. GOUUER. PARTICULIER vber BOULOGNE vnd dessen zugehor ist der MARÉCHAL D’AUMONT;800 Dießes GOUUERNEMENT ist sehr LUCRATIV, wegen verleihung der Viehweiden vndt Schaf= trifften, so alles des GOUU. REGALIEN sindt. 3. Vber CALAIS vnd dessen Landtschafft ist der CONTE DE CHARROU,801 König. GUARDY-Haubtman vndt ein wegen Gottesfurcht vndt Christlichen Hoftugenden berümbter vndt von maniglich beliebter man. Dieser ists so dem König in den TRENCHEMENTES vor DOUAY starck zugeredet, daß Er seine König. Persohn nit so sehr wagen solte, vndt alß ihme der König mit zornigem Gemuth geantwortet, Er bedorffe seines REFORMIrens nicht: antwortete der Graf So wolte Er auch die Verantwortung nicht auf Sich haben, alß eine bey ihrer Mtt. nechste Persohn, vnd weil Ihr Mtt. selber COMMENDIREN wolle, OFFErire Er hiermit Seinen Stab vndt Vrlaub seiner Diensten. Welchen der König alsobalt mit eigener Handt abgenommen: Aber auch in Sich gangen vndt demselben Stab vndt COMMANDO durch ein GENERÔS RESSENTIMENT, des Grafen Sohn auf vberleben Seines Vattern, der ehr Seine vndt Seines Hauses wagend vermuthete, mit eigener Handt ebenmäßig vbergeben. Zum GOUUERNEMENT von CALAIS gehört auch das vmbliegende Landt vndt wirdt solches das PAYS CONQVIS genandt. Weil Solches vor diesem die Engellender vber 200 Jahren vndt lenger alß andere Provintzien in Franckreich inne gehabt. Selbiges hat RECONQUErirt CLAUDE Hertzog von Guise,802 AYEUL803 des ietzigen Hertzogs von GUISE.804 4. Vber ROGE MONDIDIER805 vndt PERONNE ist GOUU. der MARQUIS von HOCQVINCOURT.806 Diese Provintz hath dergleichen GOUVERNEMENTS arth allein, daß Sie vom König allein vndt nit vom GOUUER798 799 800 801 802 803 804 805 806
In Variante B folgt hier das Perigord, die Picardie ab fol. 86r. Charles III de Lorraine, vgl. Anm. 235. Antoine d’Aumont de Rochebaron, vgl. Anm. 99. Louis de Béthune, vgl. Anm. 558. Claude de Lorraine (1496–1550), Duc de Guise. Aieul. Louis Joseph de Lorraine, vgl. Anm. 213. Montdidier. Georges de Monchy, Marquis d’Hocquincourt, Gouverneur von Péronne.
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NEUR der Provintz DEPENDIren wie andere; Welchem Sie doch alle CIVILITÆT anthun, wan Er an die Orthen ihres Gebiets kommen möchte. Von CALAIS ist der Nechste weg nach Engellandt vber das Meer, dergestalt daß man alhier bey gutem wetter von Einem Ende zum andern sehen kan; der ORDINARII TRAJECT807 ist bey gutem Wind 3. oder 4. Stunden vndt ist man mit Eben der Fluth da man abseglet zeitlich vor DOUURE vor ancker. Dem Landt nach wirdt die PASSAGE vor 16. meilen gerechnet. Der Port zu CALAIS ist ziemlich eng, er ligt hinter der DEFENSION des Castels, vndt wirdt sowohl wegen der Versicherung der Sturmen des Meers alß vor feindliche anfälle, noch ein werck in der See darvor gelegt, die vnkosten werden auf die PASSAGERS vndt vberschiffende wahren geschlagen. Alhie ist eine DOUANE vndt werden die Felleißen Haarklein VISITIrt, was man mit Sich nach Englandt nehmen will. Man darf vber 6. Pistolen oder 22. thlr. in gelt nit mitnehmen, wirdt mehrers gefunden so ist dasselbe CONFISCIrt; In maßen es mit Zoll= Sachen nirgends so STRICTE gehalten wirdt alß zwischen beyden Königreichen. Das ORDINARII Vberfahrlohn ist 1 ½. bis 2. Rthlr. In Englandt kommen die CHALOUPPEN vndt holen einen ab vor ancker, das ORDINARII ist man schuldig ein Kopfstück auf die Persohn, wollen aber nit alzeit zufrieden sein. BOULOGNE808 vndt MONTROIL809 haben zwar auch feine Porten, aber so große Schiffarth nicht alß CALAIS, maßen Sie meisten theils Fischer sindt, vnd ORDINARII alda keine frembde Schiffe einlauffen, alß wan Sie vom Sturm genötigt werden. Die Haubtstatt der Provintz ist AMIENS, von hier läufft das Schifreiche wasser die SOMME auf ABBEVILLE vnd von dar bey ST. VALERIEN810 ins Meer. Auf ein meil vor derselben zu GUINGCOURT haben die von der Reformirten RELIGION ihr EXERCITIUM. Eß ist auch ein Castel gegen dem Thor nach Niederlandt zu alß HENRICUS IV. die Statt den Spaniern wieder abgenommen; alhier ist ein vntergericht oder PRÆSIDIAL. Die gantze Provintz aber das Parlament zu PARIS erkennet. Von den neulich eingeführten MANUFACTURen sindt allerhandt SORTEN anhero vndt in die vmbliegende Statte gelegt, welches den Handwercks verdienen vndt die COMMERCIEN im Land zuerhalten machet. Zu ABBEVILLE insonderheit läst Mr. COLBERT viel schönes tuchs allerley sorten vndt farben auf die Hollandische arth, durch die hierzu von Amsterdam vnd Leiden beruffene Meister zurichten, dessen die ehl zu 15. 24. oder 30. LIVRE, vnd einem wer es nit weis vor guth Hollandisch oder Englisch LACAPERS811 ver-
807 808 809 810 811
Trajet – Überfahrt. Boulogne-sur-Mer. Montreuil. Saint-Valery-sur-Somme. Vermutlich la crêpe.
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kaufft wirdt. Zu ESDAN812 oder SEDAN sindt dergleichen oder noch bessere Wüllentuchbereiter, auch ohnlengst eingesetzt. PERONNE, SOISSONS vndt SENILS sind auch gar CONSIDERABLE Stätte, so eine trefliche Nahrung wegen der Landtstrassen auf Niederlandt haben. Insonderheit ist SOISSONS sehr gros vndt volckreich, dessen waldt einer von den grösten in Franckreich ist vndt der Länge nach bis auf VILLE-COTRAY813 5. meil gehet: welches Eines von den 4. alten König. Lusthäusern vndt anhero wegen der Jagten geleget ist. Dieses Haus hath der König seinem Bruder vnlengst gegeben, welcher solches herlich RESTAUriren insonderheit einen schönen garten von grundt aus anlegen läst: zu den bauungs=kosten ist erlaubt auf etliche 100. morgen Holtz zuverkauffen. In dieser Provintz wechst kein Wein, mehr aus nachlassigkeit der Einwohner alß des Landes schuldt. Maßen diese Leuthe vor die allerträgsten, gleichwie hingegen die Norman vor die allerarbeitsamste Leuthe in Franckreich gehalten werden; an statt des Weins trinckt man ins gemein Zieder oder bier, welches auch meist frembd hinein geführet wirdt. Der Reisende man wirdt ausser den grossen Stätten wenig der gleichen Wirtshäußer antreffen, wie Sonsten in Franckreich gebräuch= lich. Sondern wo man einkehret, gibt man nach der Spanischen arth tischgereth vndt bette, wein vnd essen mag man anderwerts kauffen oder schaffen lassen. Sonsten sindt die Einwohner ins Gemein fromme vnd aufrichtige leuthe, vhrsachen weilen Sie nahendt mit den Niederländern angrentzen vndt dero HUMEUR durch CONVERSATION viel an Sich nehmen. Hingegen sind ihre Nachbarn auf der andern Seithen die Norman, zwar INVENTIEUSE leuthen, aber sehr tückisch vnd hinderlistig, wie dan von beyden das bekante Sprichwort lautet: LES NORMANS SONT TRAISTRES, MAIS LES PICARDS SONT DOUX ET BONNES GENS. Es werden hierumb wie auch in den benachbarten Statten, so der König in Flandern besitzt vndt mit zu dem PAYS CONQVIS gerechnet werden, alß zu Dünkirchen vndt Grävelingen, viele Handelsleuthe gefunden, so das Schaffvieh in groser menge aus Teutschlandt kommen vnd in dieser Gegend bis auf den Herbst gehen lassen von dannen es hernach nacher Niederlandt vndt PARIS, auch von hier förters in Franckreich hinein vertrieben vndt zu gelt gemacht wirdt. Sowohl zu AMIENS alß halben weg zwischen ARRAS vndt CAMBRAY, vnweith von dem Frantzöß. frontir=flecken, BUISSY genandt, ist die König. DOUANE sehr ACCURAT wegen der Wahren so von Franckreich nacher Niederland gehen: eß solle wohl kein bettler vngesucht durchgelassen werden, so nur einen rantzen aufm rücken trägt, vndt mus Zoll geben von dem Geringsten so er nit nothwendig am leibe hath.
812 813
Esdang (luxemb.) – Sedan. Villers-Cotterêts.
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Dießer orthen sindt die Neue Vnterthanen sehr schwierig wegen des frantzös. iochs,814 daß Sie soviel vngewohnte auflagen tragen, TAILLen vndt GABELLEN legen müssen, welches zu Zeithen der Spanischen Regirung bey ihnen verhöhrt gewesen. Vber die albereit gedachte MANUFACTUren, sind noch neulicher Zeith handwercks leuthe von allerhand Stoffen vndt Spitzen, SUBTILe=Weiber arbeith, auch Parruquen=Eysen vndt Kupfersachen dem Land zum besten INTRODUCIret worden; darzu dan vor allem dießer orthen guthe gelegenheit ist, weil Flandern, Braband vndt Hollandt, alßwoher Sie vornemlich kommen dießer enden nit weit entfernet sindt,815 Das Landt ARTOIS ist bey anderthalb hundert iahren hero baldt Frantzös. bald Spanisch=Niederländisch gewest, bis es nunmehr crafft des letzten Pireneischen friedenschlus fast alles, neben noch etlichen Plätzen in Flandern, Hennegau vndt Lützenburg, gantzlichen in Frantzösische DEVOTION gerathen. Darinnen ist die Haubtstatt ARRAS wegen ihres lägers, nemlichen in dem vmbliegenden flachen HORIZONT, einer ziemlichen anhöhung vndt deren darvor liegenden, wohl angelegten aussenwercken, sambt dem vorbey fliesenden wasser, vberaus fest vndt dem lager nach Breysach fast gleich, der Stärcke aber noch vorzuziehen. Der Mareschall von Schulenberg816 hath dießen Platz von den Spaniern letztmahl einnehmen helffen, worüber er vom König vor einen GOUUERNEUR CONSTITUIrt vndt dieses GOUUERNEMENTS lange Zeith hero iahrlichen in die 40.000 Rthlr. genossen: Welches Er aber vor etlichen jahren gegen das GOUUERNEMENT vber BERRY austauschen mussen,817 so zwar ein schlechtes vndt nit einmahl des Jahrs vber 10.000 Rthlr. einträgt, dasselbe hath Er neulicher Zeith noch wieder ECHANGIrt, gegen das von BOIS DE BOULOGNE, so nicht mehr eintragen wirdt.818 814 815
816 817 818
Lesung unsicher. Bis hier Variante B mit stärkeren Abweichungen. 86r Dieses ist auch eine von den eussersten Provintzien in Franckreich, nacher Flandern [vnd] ARTOIS vnd Hennegau zugelegen; deren Haubtstadt ist AMIENS, neben andern alß CALAIS. BOULOGNE. MONTRUEIL. ABBEVILLE. vnd dergleichen mehr als PERONNE vnd SENILS, in der Nieder PICARDIE gelegen, deren erstermelte am Meer oder nit weith davon gelegen. [...] 86v Wer von CALAIS nach Englandt will [wirdt] dessen felleysen wirdt vorm Thor am Porth zuvor fleissig durchsucht vnd so etwas Neues, eß seye auch was es wolle [daselb] darinnen angetroffen wirdt, mus solches verzolt werden. Auch wirdt über eine gewisse Summa geldes hinüber zuverführen nicht verstattet. Welchem allen man zuweilen vorkommen kan, vornemlich wan man die MINEN hath, daß man kein Kaufman sey vnd den VISITATORen dazu ein tringelt an PRESENTIRET. [...] Eß sindt vnterschiedliche PRÆSIDIAL vnd andere Justitzen im land hin vnd her befindlich, gehört im vbrigen vnter das Parlament zu Paris. Jean de Schulemberg, vgl. Anm. 430. Vgl. unten in diesem Text 425. Variante B mit leichten Abweichungen. 86v: [...] so Breysach nit vngleich vnd ein fester Schlüssel gegen Niederland ist. Alhie ist ein König. GOUUERNEMENT so iahrlich in die m/40 Rthlr.
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ARRAS hath vor diesem keine oder doch gar schlechte NEGOTIen gehabt: Welcher der König insonderheit mit freyheiten vndt etlicher maßen mit Stapeln aufgeholffen, dergestalt daß diese einige Stat lieber vnter Franckreich ist, alß alle andere von Spanien ACQUIrirte Lander; Wo ahn einem orth, so floriren die MANUFACTUren alhier vnd kommen taglich durch allerley neue Handwercker, noch in mehrers aufnehmen. Wiewohl es alhier ein starcke GUARNISON hath, vndt auf die Durchreißende leuthe vndt PASSIRende Wahren, fleißig achtung gegeben wirdt, thut solches, handell vnd wandell jedoch kein Schaden. Man ist bishero alhie gewohnt gewesen einem das Gewehr abzunehmen, gleichwie in den Stätten von Italien.819 Nachdem nun auch vergangenen Sommer der König DOUAY, COURTRAY, TOURNAY vndt LILLE eingenommen, ist die COMMUNICATION mit Franckreich vnd die COMMERCIen des Königreichs vmb soviel ergrössert worden, Welches in alwege Vorschläge HENRICI IV.820 geweßen vnd durch diesen König ins werck gesetzt wordten zumahl LILLE ein solcher Orth ist, welcher nit allein ahn allerley Handtwerckern, Künstlern vndt Zünfften, mehr alß ein andere Statt in Niederland hath, sondern auch nechst Antwerpen die gröste NEGOTIA mit Teutschlandt, Hollandt vndt Engellandt, auch nach Italien vndt Morgenlandt treibet. Sonderlich bey voriger Regirung mit Spanien vndt Indien, welches aber seithero dieser MUTATION gefallen sein mochte. In dießer Statt wohnen viele Kaufleuthe, so ihre eigene Schiffe auf dem Meer gehen haben. Alhier ist eine Spanisch=Niederlandische Landt=Regirung vndt Rent=Cammer. So hath auch die Statt der vorigen Obrigkeit mit EXTRA=hülffen offt beygesprungen, welcher Sie gar treu gewesen, vndt freiwilligen Kriegs=zutrag geleistet. Sie ist fest, gleichsam REGULIER vnd soll ietzo eine Frantzös. GUARNISON AD 5.000. Man drin liegen.821 In den ARCHIVen sindt noch diejenige REPOSITORIA RUBRICIRT zusehen von denjenigen Orthen angezeichnet, so FRANCISCUS I.822 CAROLO V. eingehändigt vnd deren Einkommen die Spanische Cammer genossen,823 Auch hath der König neulicher Zeith eine CITADELLE anhero legen lassen, so der Burgerey nit sonders gefallen wirdt. Fast ein drittheil der Statt ist von Clöstern, RELIGIEUSEN vndt Geistlichen. Welches einem Kriegs=Platz großen schaden bringt, dan dergleichen leuthe zur DEFENSION nichts CONTRIBU-
819 820 821 822 823
erträgt: welches der MARESCHAL von Cülenberg ein geraume Zeith innen gehabt, solches aber vor etlichen jahren mit dem GOUUERNEMENT von BERRY, so weith geringer weis nit aus was Vhrsachen vertauschen müssen. Dieser Abschnitt fehlt in Variante B. Henri IV, vgl. Anm. 125. Variante B mit leichten Abweichungen. François I, vgl. Anm. 128. Dieser Abschnitt fehlt in Variante B.
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IREN, sondern die Soldaten mehr INTIMIDIren vndt wollen ohne das vom Vorrecht erhalten sein.824 DOUAY hath im vorigen Span. Kriege alzeit die NEUTRALITÄT von Franckreich erhalten, hergegen Monathlich vber m/20 R. CONTRIBUIRen müssen. Weil man dem König gerathen, die Statt seye zur besatzung gar zu gros nit sonders fest. Die GUARNISON koste viel vnterhalt vndt würde Stat nit so hoch zu genissen sein, alß wan man die ständige CONTRIBUTION von derselben nehme. Sie ist 4. meil von ARRAS vnd in ebenem felde gelegen.825 Ihr meiste nahrung ist ackerbau, flachs vndt Handtwercks=Leuthe vndt die UNIVERSITÄTS=Nutzen. Eß ist eine berumbte THEOLOGIsche FACULTÄT alhie; der JESUIT BECONNY826 hath alhie DOCIRT; denen Catholischen Schotten vndt Engellendern hath man alhie vnterhalt vndt ein COLLEGIUM gestifftet, darinnen Sie alß in einem SEMINARIO vnterwißen werden. COURTRAY ligt ziemlich tief im Lande ist klein vndt nicht so sehr fest alß das Citadel. Hath viel ackerbau, viel Wüllen= PARRAQUen= vndt Leinweber; In maßen der köstliche Niederlandische Leinwants=handel, alhier meist ein Gewerbe ist: doch der stärcke vndt tauerhafftigkeit der von Gendt diesem vorzuziehen ist. TOURNAY. ist eine sonderliche Herlichkeit vnd hath seine eigene Müntzgerechtigkeit:827 Hath sonsten ein groses Gewerb mit allerhand Kaufmanswahren, insonderheit PARREQUen auf LILLE vndt Antwerpen zu. In der Statt ist eine große anzahl geist. Stifftungen anzutrefen alß wohl ahn einem Orth sein kan. Anhero wirdt iährlich viel Hamel=Vieh aus Teutschlandt getrieben vndt Herbstzeithen ins Landt verkaufft. Der wollhandell ist auch gemein. Dieße Statt hath Sich mit den Ersten vndt halb gutwillig an den König ergeben, welches die Span. regirung zu seiner Zeith zu RESENTI- ren gedachet, dahero man ihr schuldt gibt, daß Sie auf LILLE vndt anderer Örthern CONQUESTen guthe anschlage mit CONTRIBUIRT, in Hoffnung hiernechst auch andern gleiche AVENTURen zuerwarten.828 Auß dießem bishero erwehnten ist vnschwer zuschließen, daß die frantz. DOUANE dieser orthen wegen ein vndt außgehende wahren ein ziemliches ertragen mus.829 Wiewohl die RELIGION in dießen Stätten nit erlaubt, gibt es doch hin vndt her ein große anzahl REFORMIrter vnd Lutherischer Kauff= vndt Handwercksleuthen, so sich aber soviel sie können, heimlich halten,
824 825 826 827 828 829
Dieser Abschnitt fehlt in Variante B. Das Folgende fehlt in Variante B. Nicht identifiziert. Fehlt in Variante B. Schluss mit leichten Abweichungen zu Variante B. B: 87v: Auß diesem bishero erwehnten ist vnschwer zuschliessen, daß das König. Kaufhaus jährlichen ein ansehentliches erheben müsse von denjenigen Wahren So auß Franckreich in Niederland gehen vnd von dannen wieder herein kommen.
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Sonsten ist der Has vndt die Nachfrag der RELIGION, bey weithem nit so gros mehr, alß vor alters.830 NORMANDY.831 Die NORMANDY ist zu den COMMERCIEN sowohl gelegen, alß ein Provintz in Franckreich: Die Hamburger, Holländische, Englische, Schott= vndt Irlandische, Schwed= Dän= vnd Norwägische Schiffe, auch von allen andern Frantzöß. Küsten Kauffardeyen, können anhero mit leichter mühe gelangen, Sintemahlen man alle wahren so in vnd ausser Landes gehen man anhero in alle große Stätte bringen oder abführen kan. Die vornemste Haafen in NORMANDY sindt DIEPPE, HAUURE DE GRACE. vndt vornemlich ROUEN. Wiewohl aber diese Statt weit heraufwerts ins Land vnd ahn der Seyne gelegen, können jedoch die gröste Schiffe mit der fluth anhero ahn= vndt ablauffen. Auf dergleichen Weiße kommen die mittelmäßige Schiffe bis in 700. Centner auf CAEN, vermittels eines Schifreichen fluß, die ORNE genandt, So zwar nit breit, aber ziemlich tief vndt in FORM eines CANALS von der Statt auf 2. meil832 zum Meer gehet. Die meiste NEGOTIEN so aus Teutschland in Franckreich zu wasser gehen, kommen über ROUEN vndt CAEN, maßen alle Wolle von Hamburg, Mülhaußen, Rostock vnd aus Pommern, ahn diesen beyden orthern außgeladen vnd zur FAv v BRIQUE hernachmahls ins Landt verführet wirdt; Dar= von macht man zu ROUEN, LA VALESE, ALANCON, REZ, SAINT LO, CONSTANTIN833 etc. die beste Wüllene Tucher, Stoffen, SARGES,834 ESTAMIN,835 LINGETTE,836 BROGET837 vndt andern nahmen Wüllene Zeuge mehr. Zu CAEN aber werden an Sich selbsten nichts gemeiners alß SARGES oder Zeug, zum futterduch dienend, vndt von allerley farben gemacht, vndt vmb allerhandt Preis verkaufft wirdt, wie die zu Königsberg in Francken vbergebene SPECIFICATION außweißet.838 Bauholtz, thielen vnd bohlen sind dieser Landen sehr angenehm, maßen sonst keine andere ankommen alß aus Norwegen vndt Schweden. Wan man wölte vnd es der Kosten austrüge konten Sie auf obbemelte weis, wie auch bley, Eysen bech vnd dergleichen Wahren mehr anhero zur See gebracht werden. Das Landt hath wegen Seiner Kälte vndt fast gleichmäßigen TEMPERAMENT mit Engelland keinen Weinwachs, hergegen werden eine Menge von äpfel= vnd birnbäumen auf den äckern vnd wegen hin vndt her gesetzet vndt vnterhalten, davon Sie Herbst=Zeithen einen Tranck machen, So Sie Cider nennen. Davon man830 831 832 833 834 835 836 837 838
Der Schluss fehlt in Variante B. In Variante B ab fol. 75r. B: 3 kleine meil. Coutances. Serge. Etamine, gitterartiges Gewebe. Feine Flanellsorte. Vermutlich Berkan, Bouracan, ein fester Wollstoff. Die Spezification ist nicht vorhanden.
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cher Her 4. in 500. Tonnen auf Seinem guth bauet vndt die Tonne bey wohlfeilen iahren in 25. oder 30. libr. wans aber teuer ist wenigstens vor 40. libr. verkauffen kan. Vber diesem ist das bierbrauen hie zu Landt auch sehr gemein. Sonsten trägt das Erdreich allerley guthe früchte vndt in großer menge, das bauren=volck ist starck vnd sehr arbeitsam vndt entrichtet seiner Herschafft pacht vnd Zinßen gar fleißig. Dahero die Güther vndt Ländereyen des adels in der NORMANDY sehr vndt mehr alß anderßwo ÆSTIMIRT werden. Hingegen hath das Land an manchen orthen großen mangel an fliesenden wasser vndt Springquellen; deßwegen die bauersleuthe große Graben machen, darinnen Sich das Regenwasser samlet vndt denen Menschen vndt Vieh dienet. In einem von ROUEN anderhalb tagreis entlegenen Stätlein COUDEBEC839 werden die besten regenhüte gemacht vmb einen wohlfeilen Preis, so bis in Teutschlandt verführet werden. Man kan Sie ander orthen nit nachmachen, man sagt es sey das wasser vhrsach daran, damit Sie gearbeit werden. Zu DIEPPE werden die Schönste kostbarste wüllene Tücher auf Hollandische arth gemacht geferbt vndt hernach zu PARIS vor Hollandisch vor 6. bis 8. Rthlr. verkauft. Alhie wirdt auch das SUBTILste Drexelwerck, vndt sonsten Vhren vndt MeerCOMPAS gemacht. Die Mans=Persohnen dieses Orths sind der Schiffarth sehr ergeben vndt deren mehr auf der See vndt in der frembde, alß zu Haus. Die Inwohner Sindt meist der REFORMIrten RELIGION zugethan vndt ist bisweilen im König. Rhat vorgewesen, deroselben ein anzahl EMIGRIRen zulassen, auß beysorg Sie möchten mit Engellandt, so 8. Stunden lang von hier ist, in eine CORRESPONDENTZ tretten; Der Port ist großer als zu CALAIS, aber sehr mühesam einzulauffen, weil das Meer etliche Starcke Ströme vndt sandt=bäncken nahe davor hath. Diejenigen Wahren so aufm Meer bis nach ROUEN anlangen, können von dannen auf der SEINE oder auf der achse bis nach PARIS leichtlich vberbracht werden. Zu ST. DENYS geschieht gemeiniglich die außladung zu wasser, weil die Seine alhier eine große Grümme macht vndt von PARIS nach ST. DENYS nur 2. kleine meil dem Landt nach, zu wasser aber mehr alß 12. meile gerechnet werden. Die Engellender versehen fast die gantze NORMANDY mit Kohlen: dan obschon die Schmieden mit ihrer Landsarth Kohlen allein oder mit obbemelten vermischt schmieden wolten, will Sich doch das eysen davon nit zwingen lassen. Die Fische Genant les MOURRUES,840 so da eine arth Stockfische seindt, werden zu gewisser Zeith vndt ahn gewissen BANQUEN in der TERRE NEUFUE, oder neuerfundenen Insulen gefangen vndt mit menge anhero geführet, darvon nit allein dieses sondern auch viele andere Länder mit gespeißet werden. Man fähret 839 840
Caudebec-lès-Elbeuf. Morue – Kabeljau.
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darnach im Monath MARTIO vndt kompt wieder im AUGUSTO. Ein Schif bringt vor 15. bis in m/40. fl. werth. Viele vornehme Leuthe, auch Parlamentsherren von Paris Selbsten EMPLOIIREN ihr gelt hiezu vndt lassen Solches vnter eines andern Nahmen AGIREN, dergleichen der CARDINAL MAZZARINI Selbsten sehr mit INTERESSIrt geweßen. Dreymahl des Jahrs, alß den 1ten FEBR. NOVEMBR. vndt MAII wirdt zu ROUEN, Weinmarckt gehalten, da die menge hinunter kompt vndt nit allein in die NORMANDY sondern auch auswertige, alß nach Engell= Holl vndt Teutschlandt verführet wirdt. Ehe die neue Spitzen eingeführet gewesen, war ein große menge von Borden vndt von anderm Leingereth in der NORMANDY gewürcket vndt häuffig nach Spanien verführet, dieses NEGOTIUM bleibt nunmehr durch neue aufrichtung der MANUFACTUren durch Mr. COLBERT, mit großem abbruch der Nahrung in der NORMANDY ersitzen: Weill auch die COMMERCIEN gespert vndt dergleichen wahren nit mehr in Franckreich geführet werden dorffen, alß beschweren sich die Engell= vndt Hollander Kaufleuthe sehr hierüber: welche Sonst gewohnt gewesen allerley Wullentuch vnd Stoffen: auch Seiden gerethe ihres Landes herein zubringen vndt dahingegen Frantzosische wahren aufzuladen crafft aller Völcker Recht, da die COMMERCIen von billichkeit wegen frey vndt vngehindert gelassen werden solten, auch wirdt viel tauewerck oder Hanffin Seegelzeug in der NORMANDY gemacht vndt nacher Spanien vndt Engellandt verkauffet. Die DOUANE zu ROUEN tregt dem König alle Jahr ein merckliches ein: zugeschweigen andere Saltz=gefell vndt die TAILLES, wozu jederman, außer des Rechten adels, König. JUSTITZ=bedienten vndt der CLERIsey, zubezahlen OBLIGIrt ist. Wan eine Provintz ist da die MANUFACTURen allerley arth, so zuerdencken sind, floriren, so ists dieße. Weil die Einwohner zu einem sinreichen Natürlichen Verstandt auch eine vnverdrossene arbeit COMPORTIren. Zu ROUEN werden von allerley schönen Seiden Zeugen, Wüllen tüchern vndt Stoffen, Strümpfe, Seiden bändern, Hüthen, Vhrwercken, Spitzen, Teppichen, Goldtschmietarbeiten, Papier, Eysen= Zinnen= Kupfer= vndt Messing=geräthen ein Grosser Vorrath verfertigt vndt in frembde Lande verkauffet: So dem Volcke reichthumb vndt dem König Zoll vndt Geschoss CAUSIret. Auch werden alda viele Schiffe erbauet, Stücke vndt Glocken gegossen, große Parthien in Wechsell vndt Kaufhandell geschlossen, alß viel an Einem Orth im Königreich gethan werden. Auch ist die Viehe Zucht in diesem Lande sehr gemein die hielandische wolle wirdt der Englischen in der Güthe vndt Sauberkeit verglichen: vndt ist dahero vor etlicher Zeith verbotten worden, keine Lämmer mehr zuschlachten, sondern alles Schaffvieh wegen der wolle zu ziehen. Im Lande sindt viele Eysen=hämmer vndt Eysenbergwercke alß vmb ALANZON vndt ST. LO herumb. Eß gibt auch viel andere MINERALIEN vndt daher ent-
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stehende Gesundtbäder vndt brunnen. Vnter welchen die zu FORGES,841 halben weg zwischen ROUEN vndt AMIENS, die berümhteste sindt: Im Landt wirdt durch ein sonderbahre Kunst viel weis Saltz gemacht So ziemlichen antheils nacher PARIS verführt vndt verkaufft wirdt. In Holland können Sie dieße Kunst auch vnd säubern das Schwartze Saltz so Sie aus GASCOGNE oder XAINTOGNE842 heimbführen. Zu VILLE DIEU843 sindt viel Kupfer vndt Eysen= schmiede, so allerley gerathe zur Haußhaltung machen, dieser orth ist 14. meil vnter CAEN vnd 4. meill disseits AVRANCHE dem Meer zugelegen. An gemeinem Holtz zum brennen vndt andern geringen Sachen zugebrauchen, hath NORMANDY keinen mangell, maßen es mehr mit gelegenen wäldern alß andere Pro= vintzen versehen: dahero auch zu Zeithen die Rauberey groser alß sonsten verspürt wirdt: Das Fischwerck ist ziemlichen kauf,844 weil das Meer nahe gelegen, welche auch in andere örther durch die CHASSE MAREE845 verführet werden, Zu ROUEN ist ein Parlament vndt wie man sagt ein CHAMBRE D’EDICT, Ein GENERALITÄT, Ein Müntze, Ein BAILLIAGE. Ein CHAMBRE DES COMPTES. Ein COUR DES AYDES. Ein Privilegirte Kaufmans=JUSTITZE. Ein Ertzbischthumb. Ein GOUUERNEURS-RESIDENTZ vndt dergleichen hohen ämpter mehr. Von alters hero ist die Steinerne brücke vor der Stadt eingangen vndt nunmehr eine Schifbrücken gemacht, welche nit allein so viel zu vnterhalten kost, sondern auch zu Kriegs= vndt winterszeithen, auch was Schif auf= oder abgehen sollen, gantz oder zum theil, mit besonderm vortheil abgeführet werden kan. Oberhalb dießer brücke stehen die kleinen Schiffe so die SEINE hinauf: vnterhalb aber die große Last=Schiffe So in die See gehen. Zu CAEN ist ein feiner Kaufhandell. Die REFORMIrten haben in der Vorstadt einen feinen Tempell; deren sindt [etlich (in die 10.000)] 10tausendt Seelen: Eß enthält Sich alhie ein großer Landt=adell wegen der bequemlichkeit vndt sonderlich die Jagendt wegen der EXERCITIen, so alhie im FLOR sindt. Von Teutschen vndt andern NA- TIONEN befinden Sich mehrmahlen Fürsten, Grafen, Herrn Edel vndt sonst ehrliche Leuthe alhier; Eß ist aber des weins halben theurer zehren alß andern orthen vndt fast so theuer alß zu Paris. Dan man vnter 18. Rth. Monathlich nit leichtlich kommen wirdt. Die Gelehrte Leuthe halten alhier eine offentliche Zusammenkunfft vndt DISPUTIREN von natürlichen vndt andern dingen, Jeder bringt seine meinung vor welche darnach beschrieben oder PROTOCOLLIRT wirdt. Aus welchen ACTEN hernachmahls die beste bücher können geschrieben werden, wie Solches sonderlich in Engelland sehr im Gebrauch
841 842 843 844 845
Forges-les-Eaux. Saintogne. Villedieu-les-Poêles. B: 75v guthen kaufs. Bootstyp.
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ist. Die Zusammenkunfft geschieht in Mr. DE BRIEUX846 behausung so vor diesem ein König. CONSEILLER zu Metz geweßen. Die REFORMIrten haben ORDINARII 3. oder 4. Geistliche alhie. Neulich ist der SENIOR, nahmens Mr. Mr. BOISSARD,847 gestorben so ein Man von einer vornehmen adelichen Familie im Landt, vndt sonst wegen wissenschafft vieler Sprachen, berümbt vndt von menniglichen sehr REGRETTIrt wirdt. Mr. MORIN848 ist ein gelehrter Man vndt ein guter Prediger, So seine STUDIA meistentheils in Hollandt gehohlet hath. Die Geistlichen kommen von 6. 8. bis in 1.000. livr. jahrliche besoldung, wozu von den Pfarkindern COLLECTen gemacht werden. Keine Frantzös. Sprachmeister sindt zu CAEN, ist demnach nit guth vor einen INCIPIENTen849 alda zusein: eß sey dan daß Er Sich AD PRAXIM LINGUÆ flugs legen wolte. Nahent CAEN ist der Port vndt Vestung HAUURE DE GRACE, so bishero von der See zu vor vnüberwindlich gehalten vndt von FRANCISCO I. wieder die Engellender gebauet worden. Der hiesige GOUUERNEUR ist der Herr Graf von ST. AIGNEN850 Einer von den 4. PREMIERS GENTILHOMMES des Königs. In den See grentzen NORMANDY vndt BRETAGNE ist der Bergk ST. MICHEL welcher ein Port wieder Engellandt vndt 1. gute meil im Meer vom Landt ab ligt. welches doch alle 7. Stunde auf vnd abfleust. Der Berg hath 36. Haußgesäs. Oben auf ist die Kirche vndt vnter andern ANTIQUITÄTEN, Eine Vorzeichnus auf Einer vhralten taffel des alten Normannischen adels. Sonsten ist in dießer Provintz ein Große anzahl der REFORMIrten, sonderlich des adels vndt vnterschiedlichen Stands=Persohnen, welche sehr über ihrer RELIGION halten, wiewohl Sie sehr gedrückt werden, welches zuverwünschen ist. Eß wirdt die Provintz in die vntere vndt obere NORMANDY getheilt, die Obere bestehet in 4. BAILLIAGen alß ROUEN. EUREUX. CAUX.851 vndt GISORS. Die vntere in dreyen, alß ALANCON, CONSTANTIN852 vndt CAEN. Darüber sindt 2. LIEUTENANTS DU ROY oder VICE GOUUERNEURS, einer in ober der ander in der vntere NORMANDY. Wegen der Geistlichkeit ist der Ertz=bischoff zu ROUEN wohnhafft vndt sindt neben diesem im Lande 6. andere gemeine bischofthümber alß EUREUX. SEÉS. BAJEUX.853 LISIEURE.854 COUSTANCE.855 vndt AURANCHES. 846 847 848 849 850 851 852 853 854
Jacques Moisant de Brieux (1611–1674), 1652 Gründer der Akademie der Schönen Wissenschaften in Caen. Samuel Bochart (1599–1667), französischer reformierter Theologe, Orientalist. Stephan Morin(us) (1625–1700), französischer reformierter Theologe. Anfänger. François Honorat de Beauvilliers, vgl. Anm. 93. Vielleicht Caudebec-en-Caux. Coutances. Bayeux. Lisieux.
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Nahent ST. MICHEL wirfft die See ein sonderbahre arth sandt aus, so von den Einwohnern LANGRE856 genant wirdt: derselbe hath ein sonderbahre arth Saltzigkeit in sich vnd wirdt deßwegen der beste Salpeter daraus gemacht. Dessen Meersandts ist ein große menge, die Grundtherren lassen Sich vor einen jeden wagen vol 2. in 2 ½. sols bezahlen. Weilen auch das Erdtreich, so nahent an der See gelegen voller gesträuch vnd an Sich selbsten vnfruchtbar ist, alß wirdt auf folgende arth fruchtbar gemacht: Man machet den acker so man besamen will erst voller Erdthaufen. Wan nun die Erde in etwas trucken wordten, so werden die Hauffen follends mit feuer angesteckt daß Sie Sich CONSUMIren. Darauf pflüget man das Landt vndt streuet vber das von obgedachtem Sandt LANGRE drüber her, so viel man vonnöthen hath, auf diese weis ist der acker gedüngt: vndt wirdt soforten die frucht darüber geseet, davon ein gutes getreidich hervor kompt.857 Von erstgemeltem GOUUERNEMENT wieder zureden, so ist solches in alwege gar vornehmen Herrn CONFERIrt worden, weil es eins von den besten vndt ansehentlichsten in Franckreich ist. Eß hath das Haus LONGUEVILLE letzthin besessen, so nunmehr davon ab ist. Dan man nicht gewont ist dießelbe viel auf Vater vndt Sohn, oder lang in Einem geschlecht zu lassen. Der König läst es vor den DAUPHIN858 aufbehalten vndt ist vnter deßen VICE GOUUERNEUR der DUC DE MONTOSIER,859 dessen Fr. Gemahlin860 bey der Königin in sonderbahrem ansehen vndt DAME D’HONNEUR ist. Die NORMANDY hath ihre Gräntzen, von Morgen die L’ISLE DE FRANCE vndt die PICARDY. Von abendt BRETAGNE. Von mittag das Landt MAINE vndt PERCHE. Von Mitternacht das hohe Meer. In diesem Lande sind das Hertzogthumb ALANÇON.861 AUMALE862 vndt LONGUEVILLE.863 Das Fürstenthumb YVETOT.864 Die Grafschafften EU.865 HARCOURT.866 EUREU.867 MONTGOMERY.868 Von den Flüssen sindt die SEINE. ORNE. RILLE.869 ANDELE870 vndt EPTE, so zum theill Schif= vndt alle Fischreich. 855 856 857 858 859 860 861 862 863 864 865 866 867 868 869 870
Coutances. Nicht identifiziert. Variante B bis hier mit stärkeren Abweichungen. Schluss in Variante B fehlt. Louis, vgl. Anm. 134. Charles de Sainte-Maure (1610–1690), Duc de Montausier. Julie Luciana d’Angennes, vgl. Anm. 407. Duché d’Alençon. Duché d’Aumale. Duché de Longueville. Principauté de Yvetot. Comté d’Eu. Comté d’Harcourt. Comté d’Évreux. Comté de Montgomery. Risle. Andelle.
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Theils orthen findet man berg=alaun. allerley Marmelstein= Schiefer= vndt andere baustein. Das Eysen Ertz ist gemein. So findet man auch Kupfer vndt Quecksilber adern, auch viel MINERALIsche wasser: auch sindt im Lande mehr alß 40. Stätte gros vndt kleine ohne flecken, dorffer vndt Mayereien, deren keine Zahl. Die Landt=Leuthe haben ihre Güther insgemein mit Graben, lebendigen Hecken oder Schütten abgesondert, welches Sie in guthem bau vndt besserung erhalten vndt nach der Engellender arth wohnen. Auß Solchen Einschichtigen Häußern kan zu Kriegs Zeithen Einer feindlichen ARMÉE ein vnversehener Einfall geschehen: Vndt wan solche einmahl zertrent ist, wirdt Sich dieselbe wegen obgedachter bauren wohnungen vndt Pässen halber, nit so balt wieder zusammen ziehen können. Wan man aber diese Einwohner angreiffen wolte, kan solches auch nit geschehen, weilen Einer hie der andre dort in seinem Vortheil ligt vnd Sich leicht DEFENDIren kan. In der NORMANDY. BRETAGNE vndt GUIENNE ist kein GOUUERNEUR. Sondern in NORMANDY nur ein LEUTNANT wegen des DAUPHINS.871 Weil MONSIEUR. oder des Königs Bruder872 JALOUX würde werden, wan solches ein ander haben solte. Der König aber ihme der keines gibt, weil Sie alle drey am Meer gelegen vndt leichtlich sein könte, daß Sich der Hertzog von ORLEANS mit seinem Schwager dem König von Engelland873 vergleichen möchte. NORMANDY trägt dem König mehr als andere Provintzen vndt jahrlich 25. MILLIONen. Darinnen sind drey GENERALITÄTen ROUEN. CAEN vndt ALANCON. BRETANNIEN.874 Dieses Landt ist eines von den letzten ACQUISITIS, so kurtz vor FRANCISCI I. Zeithen zur Crone gebracht worden, vndt musten dasselbe zu erhalten von dreyen Königen CAROLUS VIII.875 vndt LUDOVICUS XII.876 die mutter.877 Hernachmahlen FRANCISCUS I.878 die Tochter879 heurathen, wolten Sie es anders bey der Crone behalten: Dahero sich das Landt noch bey seinen alten ansehentlichen PRIVILEGIen erhält, so aber durch die König. ORDONNANCEN nach vndt nach beschnitten worden. 871 872 873 874 875 876 877 878 879
Louis, vgl. Anm. 134. Philippe de Bourbon (1640–1701), Duc d’Orléans. In erster Ehe verm. mit Henrietta Anne Stuart (1644–1670). Charles II, vgl. Anm. 153. Bretagne in Variante B ab fol. 76v. Charles VIII (1470–1498), seit 1483 König von Frankreich, verm. mit Anne de Bretagne (1477– 1514). Louis XII (1462–1515), seit 1498 König von Frankreich, 1499 verm. mit Anne de Bretagne (1477–1514), der Witwe Charles’ VIII. Anne de Bretagne, vgl. Anm. 287. François I, vgl. Anm. 128. Claude de France (1499–1524), Tochter Louis’ XII und Annes de Bretagne.
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Britannien wirdt seinem SITU vnd fruchtbarkeit nach, einem Hufeisen oder geschorenen Münchs=Kopf verglichen: da die beyde EXTREMITÄTen fruchtbar vndt von vielen COMMERCIen sindt: das inwendige oder mitlere aber steril vndt wenig nutzen bringt: Die König. DOUANE von NANTES bringt alle Jahr vber ein. Die von ST. MALO thuet auch ein grosses: Von ANGERS gehet jahrlichen ein grosse QUANTITÄT Leinengeräth nacher NANTES: Welches alles nacher Spanien geführet wirdt; Ingleichen der meiste vndt edelste Wein=wachs an der LOIRE, vndt vom Lande MAYNE vndt PERCHE, welcher nach Engell= vndt Hollandt DEBITIRT wirdt vndt ist auf diese weise ANGERS auch eines von den besten König. Zolhäußern: Wiewohl nun wie gedacht BRETANNIen zu einer Frantzösischen Provintz worden ist vnd seine alte PRIVILEGIA erhalten: So hath es auch Seine alte Vngelegenheiten nicht abstellen könen. Dan weil es vor alters nicht zu der Crone gehört, alß haben die bretannischen Handels Leuthen doppelten Zoll entrichten müßen, von denjenigen wahren welche Sie in Franckreich gekaufft vndt in ihr Landt geführet: Welches noch heutiges tages zum theil OBSERVIrt vndt BRETANNIen in dißem PASSU alß eine frembde Provintz REPUTIrt wirdt. In der geistlichen JURISDICTION ist es ingleichen, vndt wirdt BRITANNIEN hierin nicht als ein incorporirte Provintz sondern wie andere Länder vor ein PAYS D’OBEISSANCE oder ein Landt REPUTIRT, da der Landther zwar die PRESENTATION der Pabst aber die völlige CONFIRMATION der BENEFICIen hath.a880 Es bezahlet dieses Landt keine TAILLES: vndt da mans begehrt, hath Sichs in alwegen eusserst OPPONIrt: Läst aber zu daß der GOUUERNEUR vndt der INTENDANT von der JUSTICE im Nahmen des Königs alle Jahr ein gütliches ersuchen thun, worauf die Stände allemahl in ansehung der vorgebrachten vhrsachen, viel oder wenig verwilligen: Welches Sie hernach durch Sich Selber COLLECTIren vnd dem Könige lieffern, Auch haben Sie bis DATO die SaltzGEBELLEN weder DIRECTE noch INDIRECTE bey Sich kommen lassen wollen; Welches dan den gemeinen man sehr SOULAGIrt881 vndt bey demseinigen erhält. Gegentheils befleißt man Sich der Nahrung nicht so sehr, alß wie der mühsame bauersman in andern Provintzen gewohnt ist. Eß hath dieses Landt ziemlich viel Meerporten, darunter wegen der COMMERCIEN der erste vndt letztere, alß ST. MALO vndt NANTES am vornemsten. bBREST aber ein gar bequemer Port ist eine Schif ARMÉE zu decken.b882 ST. MALO anbelangendt So CORRESPONDIRT es dem Englischen Port Pleymeyen,883 darentzwischen aber noch etliche Insuln gelegen, cinsonderheit die Insell Weiht,884 wo König CAROLUS. II. von Engellandt ARRESTIrt vnd ihme hera
880 881 882 883 884
a–a nicht in Variante B enthalten. Erleichtert. b–b nicht in Variante B enthalten. Plymouth. Isle of Wight.
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nach der PROCESS gemacht wordten. Dieses ist eine von den vermöglichsten Statten in gantz Franckreich vnd nach Seiner PROPORTION reicher alß PARIS selbsten.c885 Der meiste vndt vornehmste Handell nach Spanien vndt den Spanischen Insulln gehet über ST. MALO. Das meiste Spanische Goldt, so auf Leibs Straf aus Spanien zuführen verbotten, kompt über ST. MALO, durch CORRESPONDENTZ. Weil die Spanischen Kaufleuthe vnterschiedliche Fischers=schif anfüllen vndt solche aus der Zolbedienten Händten hinweg aufss hohe meer PRACTICIren, wo alßdan die vberladung vndt fortführung nacher Franckreich geschieht. Das verbott mag nun so scharf sein alß es will, so gehen dennoch solche CONTRABANDen täglich viel vor; weil die Fischer einen grosen gewin davon haben: die Span. Kaufleuthe aber die Pistolen in Franckreich in viel höhrem werth ausgeben: Die Frantzosen hingegen nur wahren in Spanien führen vndt dieselbe fast so theuer alß Sie wollen verkauffen lassen. Dahero dieser Handel ins gemein verschwiegen bleibt, weil ein Jeder Sein nützliches INTERESSE darbey zufinden weis. Die meiste wahren So von hie nach Spanien gehen, sindt Leinwandt. Tau= oder Schifzeug, Frantzöß. borden, gebildt tafel Zeug, SARGES, Tücher, Seiden wahr, Papier vnd dergleichen, welches alles anfanglich zu SEVILIEN in Spanien abgeladen wirdt: In allen Orthen herumb vmb ST. MALO wirdt Leinen=duch gemacht. In dem einigen Stätlein LAVAL, so dem Hertzog von LA TREMOILLE gehört, wirdt dessen jahrlich vber 4. MILLIONen gemacht vndt verkaufft. Eß thuet diese Stat sehr viel in factoreyen auf Portugall, MAJORICA, MINORICA vndt die balearischen Insuln; auch in Engell= Irr= vndt Schotlandt; In Flandern, See= vndt Hollandt. Spanische wein vndt andere wahren, insonderheit Specereyen sind alhie in guthem einkauff: welche von Spanien auf ST. MALO von dar auf OSTENDE, von dar in Teutschland auf Nürnberg Franckforth, Leipzig vndt andere Stätte factorirt werden; Der Porth zu ST. MALO wirdt alle nacht durch 24. Englische hunde verwahret, welche man alle abendt außläst vndt wan Sie einen bey nacht erdapten, denselben wohl niederreissen solten.886 a Vor dem Port hath es etliche Klippen, daher man im einfahren wohl acht geben muß.a887 Der andere CONSIDERABLE Porth ist zu NANTES, welchen zwar nit die See selbsten machet, sondern der REFLUX vom Meer bis daher gehet: Die gar große Last=Schiffe können nit bis anhero kommen, sondern müssen wohl 4. meil vnterwarts abladen. Alhier wirdt mehrentheils der Wein vndt etwas Saltz geladen, vndt meist nach Engell= vndt Hollandt verführet: so zum Theil von der LOIRE, zum Theil von POICTOU, ANJOU vndt dergleichen orthen anhero gebracht wirdt. Viel frucht gehet auch von hier hinweg, zugeschweigen der MANUFACTURen, so ietziger Zeith in grosser menge, alß vorhin verführet werden, 885 886 887
c–c nicht in Variante B enthalten. Variante B mit leichteren Abweichungen. a–a in Variante B nicht enthalten.
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was von des Königs Recht des Kaufhauses, anderswo gesagt, kan alhie wiederhohlt werden; dan man vberall auf Eine arth bezahlt oder der CONFISCATION des Schifs vnd aller wahren gewertig sein, wo man das geringste verschweiget.888 a BREST ist nit allein ein ansehentlicher Seehafe, Sondern auch ein GOUUERNEMENT, aber nit EN CHEF, wie vber die gantze Provintz. es trägt ORDINARII dem GOUUERNEUR iahrlich in 80.000 LIVRES. Derselb ist ietzo alhie des MARQVIS DE CASTELNAU889 Sohn,890 so ein sehr QUALIFICIrter Herr ist. VANNES ligt im Landt hineinwarths: Ein Stat die Selbsten sehr POLICIrt, einen großen adel hält vnd daher klein PARIS genent wirdt. Ihre TRADITIONen sagen, VENEDIG sey eine COLONIE von hier. DOL891 ist vor diesem ein Ertzbischthumb gewesen, muß aber ietzo, sambt allen andern 8. Bischthumben des Hertzogthumbs BRETAGNEN dem Ertzbischof von TOURS vnterworffen sein. BRETANNIen grentz von Morgen an die NORMANDY vndt ANJOU. Von mittag ahn POITOU. Von Mitternacht an das brittannische vnd von abendt an das hohe Meer. Vndt ist in Form einer halben Insull. Dieses Landt gibt allerley metall, Silber, Eisen, bley, gute MINERALIEN vndt köstliche Stein. Seine Länge ist von 6. vndt Seine breite von 3. tagreisen. Die CIRCUMFERENTZ aber von 200. Meilen. Es wirdt getheilt in das obere vndt Niedere Bretannien. Im obern sindt vber 20. Stätt vndt Stattlein, davon die CAPITALE NANTES ist, in welchem auch das Parlament RESIDIret. Im untern sind deren vber 12. vnd VANNES die vornemste darunter. Der Weinwachs ist nit zum besten vndt nit vor gar langer Zeith erstlich vmb NANTES herumb zubauen angefangen worden. An etlichen Orthen redet man pur Frantzösisch. An andern pur bretannisch oder alt Celtisch, an dritten aber vermischt. Von vornehmen Häußern, so aus diesem Land sindt oder Güther darinnen haben, ist das Hauß ROHAN. LEON. MONBAZON. vndt SUBIZE.892 Das Haus VEN888
889 890 891 892
B: 77r: Der Ander Porth ist zu NANTES, alwo des Meers wiederfluß Steiget bis an die Brücken, so dem land ein grose Gnade von Goth ist, daß die wahren auß der See bis anhero können gebracht werden, alhie wirdt mehrentheils der Wein geladen v. nach Engell= Holl= vndt Niederteutschlandt, auch Schweden, Dennemarck v. Moskau geführt, so von der LOIRE, der GARONNE zum theil, von POICTOU, XANITOGNE, ANJOU v. dergleichen anhero gebracht wirdt, auch gehet von hier viel Saltz vndt fruchte nach RESPECTIVE obbenenten v. andern ländern, zugeschweigen der Frantzös. MANUFACTURen, so in grosser menge verführet werden, was von des Königs recht des Kaufhauses vorhin gesagt, kan alhie wiederhohlt werden, dan man vberall auf ein guth bezahlen oder der CONFISCATION des Schifs vnd aller güther gewertig sein muss. Es gibt starcke, vntersetzte auch Pferde von gar guthen huffen in diesem land, So in Franckreich sehr ÆSTIMIRT werden, [...]. Jacques de Castelnau (1620–1658), Marquis de Castelnau. Michel de Castelnau (1645–1675). Dol-de-Bretagne. Rohan-Soubise.
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TREMOILLE, MAZZARIN vndt andere mehr haben ihre ansehentliche Landschafften hierin. Vmb NANTES vndt etliche andere Orthen wohnen REFORMIrte, sonsten ist das gantze Landt der Catholischen RELIGION gar eifrig zugethan. Auch liegen 6. Insuln vmb dieses Landt herumb, so dar zugehören vndt BELLE ISLE die vornehmste vndt nutzbarste darunter ist. Wie dieses Landt an Franckreich kommen ist zuwissen, alß der letzte Hertzog FRANCISCUS II.893 1488. in groser blodigkeit des Verstands verstorben, hinterlies er Einen natürlichen Sohn, den Herrn von AUAUGOURT894 genent, So Sich vor des Herrn Vattern Todt an Franckreich ergeben. Vndt zwo Eheliche Tochter ANNAM895 vndt ELISABETHAM.896 Deren diese anno 1489. auch verstorben. Vmb ANNAM warben erstlich ein Herr von ALBRET.897 Ein Graf von RIEUX898 vndt ein VICE-Graf von ROAN.899 Welche ihr aber alle nit hoch genug gewesen. Endlich schickte Kaiser MAXIMILIANUS I.900 anno 1490. Einen Gesandten hieher, alß Einen Grafen von Nassau,901 einen Herrn von Polheim902 vndt noch 2. andere, welcher den heurath PROCURATORIO NOMINE getroffen vndt Sie auch grosse AFFECTION zum Kaiser getragen. Endlich aber hath Sie CAROLUS VIII.903 mit Kriegen verfolgt vndt schier das gantze Landt eingenommen, dahero Sie das arme Landt angesehen vndt sich einrathen lassen, diesen König würcklich zuheirathen. Weilen aber die SOLENNIA mit dem Kaiser, nur durch Gesandte vorgangen gewesen, alß hath solche ein Päbst. DISPENSATION ANNULLIrt. Die Fräulein ANNA war auch in ihrer Jugendt König EDUARDI IV.904 Sohn in Engellandt, RICHARDO Printzen von WALLIS905 versprochen, ist aber nit vor sich gangen. Wiederumb auf des Landes eigenschafften zukommen, so gibt es in BRETANNIen allermaßen guthe, gesunde, starcke vnd vntersetzte Pferdte von gar guthen huffen; so sich sowohl zum reithen alß fahren schicken vndt in Franckreich sehr ÆSTIMIRT werden. Nechst den Englischen Hundten kompt dieser
893 894 895 896 897 898 899 900 901 902 903 904 905
François II (1453–1488), Duc de Bretagne. François d’Avaugour (1462–1494). Anne de Bretagne, vgl. Anm. 287. Isabeau de Bretagne (1481–1490). Alain d’Albret (1440–1522). Jean IV de Rieux (1447–1518). Jean II de Rohan (1452–1516), Vicomte de Rohan. Maximilian I., vgl. Anm. 499. Engelbert II. von Nassau (1451–1504), Graf von Nassau und Vianden, Statthalter in den Niederlanden. Wolfgang Freiherr von Polheim (1458–1512), Oberhauptmann in Niederösterreich. Charles VIII (1470–1498), König von Frankreich. Edward IV (1442–1483), 1461–1470, 1471–1483 König von England. Richard of Shrewsbury (1473–1483), 1st Duke of York.
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Landes=arth den andern vorzuziehen. Eß ist eine trefliche Viehweide hin vndt her, vndt wirdt viel geldes jährlich damit genommen.a906 Der Gemeine man ist den Wirtshäußern sehr ergeben vndt werden die stärckste wein vor andern geliebt vndt weit her geführet.907 Der adell ist gleich wie in der NORMANDY vor alters zu Kriegen vnd Ritterlichen thaten sehr geneigt gewesen. Der Seehafen zu Brest ACCOMMODIRT die Frantzösische SchifFLOTTA deswegen, weil man von hier aus auf Engellandt, Spanien, Barbarien vndt Flandern kreutzen kan. bDie Frantzösische Schifmacht besteht anitzo von 4. ESQUADRONen, deren die erste von 18. die andere 16. beyde letzte ein jeder von 15. segell anno 1667. im 7br. geweßen: vndt die erste bey LA ROCHELLE. Die ander bey CHARENTE in XAINTOGNE, beide letzte aber alhier vor Brest gelegen. Ohne Brenners, CHALOUPPEN, Jagten, vndt andere Schiffen, so den fahrzeug oder VIVES zu= oder abzuführen pflegen. Diese Schiffe hath der König nit alle erbauen lassen, sondern die beste von Holland vnd Dennemarck erkauffet. Zu TOULON vndt MARSEILLE stehen ORDINAIREMENT die GALEREN, so aufm MARI MEDITERRANEO, Nach Italien vndt LEVANT zu dienen pflegen. Zu verwundern ists, daß in so einem grosen Lande nit mehr alß zwey Vntergerichte anzutreffen sindt, deren eins zu RENNES das ander zu NANTES ETABLIRT ist. Die CHAMBRE DE COMPTES. oder das Rentampt vber die König. Gefälle ist zu NANTES. BRETAGNE hath dieses 1667. iahrs dem König, meistentheils in gutwilligen Steuern beygetragen m/1.200 Rthlr. In der Versamlung der Stände haben beyde mächtige Häuser alß LAVAL oder LA TREMOILLE vndt ROHAN, alzeit PRÆCEDENTZ Streitt: vndt rufft demnach der Herolt, wan Sie zusammen kommen sollen ROHAN vndt LAVAL. Hernach bald darauf LAVAL vndt ROHAN.b908
906 907 908
a–a nicht in Variante B enthalten. B: 77v: Der Gemeine Man ist den Wirthsheusern sehr ergeben vndt verrichten ihre importanteste affairen beim trunck. b–b in Variante B nicht enthalten. B: 77v: Eß gibt viele Waldungen, Wiesenwachs, ziemlichen ackerbau v. mittelmäsigen Weinbau in diesem landt, dahero die Nahrung gegen Landtß=anlagen der herschafft noch erschwinglich ist. Das land ist voller narhaffter Städtlein, zu RENNES ist das Parlament. VANNES wirdt wegen Zierde der Sprach, daran man Sich alda mehr als sonst anders befleisset vnd der adel Sich alhie meistentheils aufhelt, vor klein Paris gehalten, an bischthumben ist es auch wohl versehen, die GENERAL versamlungen geschehen mehrentheils zu NANTES, weil alhie die alte Hertzogen gewohnet vnd die Regierung vor alters alhie gewesen, Alhie sind viele frembde Kaufleuthen, vndt dero factoren befindlich, Nahen daherumb gibts auch viele fruchtbare Insuln. Es sollen auch im land hin vnd her viele MINERALIen, vndt etlichermasen edele Steine gefunden werden, welches in den reisbüchern aufgemercket wirdt, Mir aber nie in Erfahrung kommen.
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ANJOU vndt DUCHÉ DU MAINE.909 Diese beyde an der LOIRE vndt MAINE, beyden Schifreichen wassern gelegene kleine Provintzien, sindt vnter dem gluckseeligsten CLIMATE des Konigreichs begriffen. Wiewohl dieselbe nicht von einer großen EXTENSION sindt; tragen Sie dennoch wegen gütigkeit des landes mehr Renten alß manche große. Eß werden darinnen bey die 40. flüsse große vndt kleine gezehlet, so zum theil Schiffe tragen vndt ins Gemein sehr Fischreich sindt, ohne die teichen vndt Seen so nit gezehlet werden. aVnter obgedachten Flüssen sindt die vornemste, die LOIRE, der MAINE, darvon Ein Ländtlein den Nahmen hath, die VIENNE, der LOIR, vndt die SARTRE.a910 Die Weinberge werden frülings nur blos gehackt vndt die reben nicht angebunden, wan Sie anders wohl tragen sollen. Der Wein ist der Farbe nach mehrentheils gantz weis vndt der gesündeste im gantzen Königreich, so von den frembden sehr ÆSTIMIRT vndt weith verführet wirdt. Seiner guten natur nach wirdt er zur Gesundheit ins Gemein ohne Zusatz des wassers getruncken vndt dem Necker oder Moßler Wein verglichen. An schönen, nutzbahren vndt Lustigen waldungen hath es keinen abgang, wie auch an allerhandt fruchtbaren beumen vnd sonst edlen früchten die Menge, alß Castanien, Nüssen, Persichen, quitten, Mandeln, feigen, Mespeln,911 so albereit wildt vndt ahn den hecken wachsen. Schöne Cypressen vndt fichten auch Lorberbeume in den Lustgarten sindt auch nit rar vndt werden den winter über so ohne das hierige Landt nit sehr kalt ist, leichtlich erhalten. Die beste Melonen vndt Kürbisse, welche auf ein Frantzösische elen lang sich EXTENDIREN, PRODUCIrt dieses Landt ingleichen. Die beume verlieren erstlich vmb den 10br. oder Januar. ihre bletter, gewinnen dieselbe vmb den Mertzen wieder. Vmb den 10br. donnert es noch gar offt weil der Winter gar TEMPERIrt ist. Die violen wachsen des Jahrs zweymahl im Mertzen vndt September. Man rechnet ins Gemein drey Sommer, alß Johannis, MICHAELIS vndt allerheiligen, wie davon zureden es eine Gemeine gewonheit ist. Der HUMEUR der Einwohner ist gar SUB- TIEL, freundt= vnd friedlich: Maßen Sie gar verträglich vndt nit so sehr zum EMPORTEMENT912 geneigt sindt wie andere Frantzosen. Sie sindt gar höflich vndt Sittenreich, daher der SEJOUR dießer orthen von denen frembden, so sonst MODEST leben wollen, mehr alß anders wo beliebt ist: Worzu die zierlichkeit der Sprache auch kompt, dergleichen sonsten zu SAUMUR, LA FLECHE vndt MANS auch anzutreffen ist. Eß sindt dieser Provintz vndt daherumb vornehme Fürst= vndt andere Heußer wonhafft. alß das Haus DE LA TREMOILLE. Das Haus COSSE zu BRISSAC. MAZZARINI wegen des Hertzogthumbs MAINE. Der Hertzog von LIANCOURT913 909 910 911 912 913
Anjou B ab fol. 78r. a–a fehlt in Variante B. Mispel. Zorn. Henri Roger du Plessis-Liancourt, vgl. Anm. 354.
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vndt künfftig dessen tochter914 Erben die von LA ROCHEFAUCAUT zu .915 Die MADEMOISELLE DE MOMPENSIER916 zu CHAMPIGNY.917 Das Haus GOFFIER vndt ROANNES918 zu DUAY,919 wo das alte AMPHITEATRUM ist. Der Hertzog von FEILLADE,920 durch Heurath921 anitzo zu HOUARON.922 Das Hause ROAN-GIMENAY923 zu VERGER, ohne MARQUISEN, Grafen vndt Edlen, so alhie nit angeführet werden924 ANJOU an Sich selbsten ist ein AP- PENNAGE des zweiten König. Sohns aus Franckreich: anitzo aber ein GOUUERNEMENT, deßen letzter GOUUERNEUR MR. LE MARESCHAL von HARCOURT925 gewesen. Welches anitzo der von haben soll.926 In vndt vmb die Gegend MANS ist das meiste fedder=wiltpreth bis ans Meer hinan in gantz Franckreich anzutreffen. Die Cappaunen werden alhie auf eine sonder arth feist gemacht, vndt beides alle wochen Karren=voll nacher Paris geführt, welches zu verwundern. Von anderm Wiltpreth, alß Hirschen, Haaßen, Rehen, Caninchen wie auch zahmen thieren, alß ochsen, Schafen, Kelbern, ist das Landt in gleichen voll welches eine große wohlfeile veruhrsachet vnd andere vmbliegende orther hieraus auch versehen werden. a Alle wochen werden aus der NORMANDY durch die CHASSE MARÉE viele Fische anhero geführet vndt hergegen von gedachten sorten wieder aufgeladen.a927 Vmb ANGERS gibts einen außbauligen Schiffersteinbruch, daß nit allein die Heußer davon gedeckt, sondern die gerten damit vmbzeunet, Statt vndt andere Mauren davon aufgeführet werden. Vndt wirdt wegen oberwehnter fruchtbarkeit das Landt mit sehr harten beschwerungen belegt vndt mehr gepresset alß andere vmbliegende.928 914 915 916 917 918 919 920 921 922 923 924 925 926 927 928
Jeanne Charlotte du Plessis-Liancourt (1644–1669/74), Duchesse de La Rocheguyon, Marquise de Liancourt. Vermählt mit François VII de La Rochefoucauld (1634–1714), Prince de Marcillac, Duc de Rochefoucauld et Rocheguyon, Marquis de Liancourt. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 83. Champigny-sur-Marne. Gouffier, Herzöge von Roannez. Doué-la-Fontaine. François III d’Aubusson (1631–1691), Duc de La Feuillade. Charlotte Gouffier (gest. 1683), verm. 1667 mit François III d’Aubusson. Château d’Oiron. Rohan Guémené. B mit leichten Abweichungen. Henri de Lorraine (1601–1666) , Comte d’Harcourt, Gouverneur der Provinz Anjou. Allerdings war er nicht Maréchal de France. B: 78v: anitzo aber dasselbe der GOUV. von SAUMUR, Mr. auch bekommen haben solle. a–a nicht in Variante B enthalten. B: 78v: Vmb ANGERS gibt es einen vberschussigen Schiefersteinbruch, das man nit allein die heuser damit bedecken, sondern auch mauern davon aufführen könne; Sie dienen auch vmb die Weinberge vndt andere gärthen herumb an Statt der höltzernen pfählen. aber wird Dieses
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Dessenthalben vndt wegen vngewohnlicher anlage hath Sich die Statt vnd Land ANGERS vnd ANJOU mehr alß einmahl REVOLTIrt, adaß Sie vnter andern LUDOV. XIII. einmahl belegern vndt zum gehorsam bringen müssen. Alß Britannien noch nit bey Franckreich, war ANGERS dazumahlen eine Kriegs= vndt Gräntz Statt, welche dan deswegen mit sonderbahren PRIVILEGIEN begabt gewesen, so sie nit allein von ihren voralters RESIDIrenden Herrn sondern auch von den Königen von Sicilien erhalten; welches dan die burgerschafft jezumahlen dran dencken vndt Sie empörend gemacht,a929 inmassen Sie vor diesem nit gewust was TAILLEN, GABELLEN, AYDEN vndt andere Imposten gewesen. Die König. DOUANE trägt alhie soviel ein, alß schier eine im Königreich vndt das kompt daher, weil nit allein viele Guther vndt Landt=wahren von oben herab kommen sondern auch im Landt Selbsten sein: So alle durch BRETANNIen aufs Meer gehen müssen. Vndt ist was die Kaufmanschafften anbelangt BRETAGNE zum vortheil der Zollungs Nutzungen, noch vor eine frembde Provintz gerechnet. Dahero die Bretannische Kaufleuth, mehr Zoll alß die Einheimische bezahlen müssen.930 Zu ANGERS ist ein PRESIDIAL vndt gehet sonst das APPEL von der gantzen Provintz nacher Paris. Das Gewerb des Landes vnd der Statt bestehet von Korn, Wein, Safran vndt allerley fruchten, deren das Landt voll ist. Insonderheit macht man alhierumb sehr viel Leinentuch gereth, auch gebildete Taffell arbeithen. Von Stoffen vndt Strümpfen wirdt alhie auch viel gemacht. Schöne Goldt=schmidts vndt Buchsenmacherarbeit, deren manches Par Pistolen zu 30. oder 40. Rthlr. verkaufft werdten. Vhren sindt alhie eben in solcher REPUTATION vndt abgang alß zu BLOIS vndt anderswo. So ist die COMMUNICATION mit allen vmbliegenden Statten von hiraus auch wohl vndt wohlfeill zu haben. Alle wochen gehet eine wohlgerüstete Landtgutsche von ANGERS auf Paris; davon man vor einen Platz Sommers 8. vndt Winters 10. Rthlr. vor jedes pfundt HARDES aber 3. oder 4. SOLS bezahlet. Man bleibet in die 6. oder 8. Tagen vnterwegs nach dem die Jahreszeithen sindt vndt kompt zu auf LA FLECHE. MANS, CHARTRES, ROCHEFORT931 vndt andere Stetlein mehr.932 b In der Statt ANGERS ist eine vornehme UNIVERSITÆT von allen FACULTÄv v TEN, vndt werden in FACULTATE MEDICA auch DOCTORES CREIrt, welches nit vberall gebrauchlich die vnkosten in FACULTATE MEDICA belauffen Sich vber 100. LIVRES. in JURE. 30. oder 40. LIV. Das STUDIUM JURIS hath vor diesem alhier NOBLEMENT FLORIrt vndt sindt vornehme Juristen alhie gewesen
929 930 931 932
land [tragt] aber wird hergegen nit so grosen beschwerungen, als einem wiederfahren kan, beleget, [...]. a–a nicht in Variante B enthalten. Variante B mit leichten Abweichungen. Rochefort-sur-Loire. Variante B mit leichten Abweichungen.
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LAZARUS BAIFFIUS.933 FRANC. BALDUINUS.934 EGAINARDUS BARO.935 JOANNES BODINUS.936 so Legat an die Ottomanischen Porten vndt CONSEILLER zu Paris worden. Die Stiftung der UNIVERSITÄT ist ungewis, etliche setzen das Jahr 1348. andere 1364. andere 1398.b937 Alle EXERCITIA vor die NOBLESSE floriren alhier, Ein vornehmer bereither, so ein sonderbahrer COURTOISER vndt den frembden sehr ergebener Man, auch der REFORMIrten RELIGION vndt nahmes DE HALLOT938 heist, helt alhie Seine ACADEMII. Vber das guthe Tantz= vndt fechtmeister: auch auf den MUSICALIschen Instrumenten erfahrene vnd Sonsten 3. oder 4. Italien= vndt Frantzösische Sprachmeister, deren ein vnd ander auch die MATHEMATIC weißet vnd Kostgenger dabey helt. Bey PARTICULIer=burgern sindt allerhandt Cabineten, in denselben viele RARITÄTEN zusehen, insonderheit bey einem Apothecker, durch addresse des Teutschen goldtschmiets alda, nahmens MAISONNEUFUE.939 Die CONVERSATION ist gar ehrlich vnd weis man nicht, daß in 20. oder 30. Jahren ein frembder dieser orthen gestorben, da hergegen zu SAUMUR wegen der gewöhnlichen DEBAUCHEN, des COURTEsirens mit dem frauenzimmer vndt andern vndt andern vbungen so wohl hinterbleiben könten, nichts neues ist, daß alle Jahr etliche vndt vornemlich Stands oder adeliche Persohnen die Schuldt der natur alda bezahlen. Manche werden Sich mit dem Frauenzimmer der gestalt alhie INTERESSIren, daß Sie mehr ahn heurathen, alß den rechten SCOPIUM gedencken, worumb Sie in die frembde verschickt worden.940 a Die REFORMIrten haben auf 1. meil von ANGERS in dem flecken SORGES ihr RELIGIONS EXERCITIUM; alhie zu SAUMUR vndt sonsten im Landt sindt dieselbe ziemlich mechtig. Leben doch friedlicher alß anderswo mit den Romisch Catholischen. Im Citadell oder Schloß, dessen fundament in Stein gehauen vnd die graben sehr tief sindt; wirdt stets eine guthe GARNISON, sonderlich wegen der vberfuhrer des verbottenen Saltzes auß der LOIRE in die MAINE, vndt ins Land hinauf gehalten. Im Citadel ist auch ein höltzern Gefangnüs, in form eines Kefichs vndt PIRAMIDAL gebaut: In welchem eine Konigin von Sicilien941 ihr leben zubringen müssen, nach dem Sie von ihrem Herrn ehebruchs beschuldigt worden, zusehen.
933 934 935 936 937 938 939 940 941
Lazare de Baif (Baifius) (1496–1547), französischer Jurist. François Baudouin (Balduinus) (1520–1573), französischer Jurist. Eguinaire François, Baron de Kerlouan (Eguinarius Baro(n)) (1495–1550), französischer Jurist. Jean Bodin (1529–1596), französischer Jurist, Staatstheoretiker. b–b nicht in Variante B enthalten. N.N. de (du) Hallot, vgl. Anm. 69. Heinrich Neuhaus/Henri Maisonneufe, vgl. Anm. 70. Variante B mit leichten Abweichungen. Ein Käfig, genannt „la cage de la reine Cécile“, bezogen auf Jeanne de Laval, Königin von Sizilien.
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Die Provintz ANJOU bestehet von folgenden Stätten vndt Statlein: ANGERS, SAUMUR, BAUGE,942 BEAUFORT EN VALLEE. MONTREVIL-BELLAY.943 CHASTEAU GONTIER. CHATTEAUNEUF. LA FLECHE. INGRANDE.944 DURESTAT.945 ETC. Das Hertzogthumb MAINE hath 3. flüsse die MAINE,946 den LOIR.947 LERAM948 vnd die SARDE.949 dieser ist von CHARTRES zu versehen. Alhie ist ein alt Marien= bildt in der großen Kirche vnter der Erden zusehen, welches die alten frantzosischen Heidnischen PHILOSOPHI DRUIDES genant vndt davon die Statt DREUX den nahmen hath, verehret vndt dessen vberschrift gewesen, VIRGINI PATITARÆ. So etlich hundert jahr noch vor Christi geburht albereit gewesen sein soll.a950 POICTOU.951 Dieses ist auch eine ansehentliche große Provintz, GENERALITÄT vndt GOUUERNEMENT, bmasen darin vor 1.200 Pfarkirchen vnter 3. Bischoffen begriffen sein. Die grentzen des Landes sein von mittag ANGOULEME vnd XAINTOGNE. Von Mitternacht ANJOU vndt BRETAGNE. Von Morgen BERRY, TOURAINE vnd LIMOSIN.b952 Von abend der OCEANUS. Vber dieses landt ist ein GOUUERNEUR vndt zween König. Leutnants vber ober vndt Nider POICTOU bestelt.953 cIm oberen liegen POITIERS. NIORT. CHASTELLRAUX. LUSIGNAN. ST. MAITEANT. THOUARS. Im vnderen FONTENAY LE CONTE.954 vndt gehet solches von NIORT ahn bis ans Meer vnd SABLES D’OSONDE.955 Darinnen sind auch beide bischofliche Stätte MAILLESAIS956 VNDT LUÇON, alwo der CARDINAL RICHELIEU erstmahls bischoff gewesen vndt solches bischthumb hernach mit mehren INTRADEN bereichert so Er andern geistlichen BENEFICIen entzogen.c957 942 943 944 945 946 947 948 949 950
951 952 953 954 955 956 957
Baugé-en-Anjou. Montreuil-Bellay. Ingrandes. Vielleicht Durtal. La Maine. Le Loir. Unklar, nicht identifiziert. La Sarthe. a–a nicht in Variante B enthalten. B: 79v: Zu LA FLECHE, alwo HENRICII IV. CONCIPIRT worden, vnd dahero Selbiges Schlos den JESUITen zu Einem herlichen COLLEGIO erbauen lassen v. alwo seine vnd der Königin Maria Hertzen DEPONIRT worden; ist auch ein ziemliche FREQVENTZ der frembden, ins gemein aber derer so MENAGERS vnd RETIRES leben wollen, dan die lebensmittel alhie nit so viel alß anders wo kosten. Die von der RELIGION sind zu SAUMUR, ANGERS vnd sonsten im land ziemblich mächtig, leben doch friedlich mit denen Römisch=Catholischen. Das Poitou in Variante B ab fol. 79v. b–b nicht in Variante B enthalten. Variante B mit leichten Abweichungen. Fontenay-le-Comte. Les Sables-d’Olonne. Maillezais. c–c nicht in Variante B enthalten.
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Eß befindet Sich ein großer adell in diesem Land; darunter HENRICUS IV. von dem MARQVIS von MORTEMAR958 wegen seiner vielen Güther pflegte zu sagen, daß Er ein kleiner König in POITOU wehre. Dasselbe geschlecht ist itzo DUC & PAIR. So hath LUDOVICUS XIII. das Hauße RICHELIEU, dem CARDINAL zu ehren in eine DUCHÉ vndt PAIRIE aufgericht, so itzo von dessen Vetter dem DUC DE RIv v CHELIEU959 besessen wirdt, tragt jahrlich 25.000. LIVRES ein. Der gleichen Güther in POITOU hat auch das Haus DE LA TREMOILLE zu TOUARS TAILLEBOURG vnd TALMOND. Der DUC MAZZARINI, alß ein geborner DUC DE MELLERAYE960 zu ST. MAISSANT.961 Auch sindt in POITOU seßhafft die Hertzoglichen Heußer VIEUVILLE. ROCHEFAUCAUT. ALBRET. MARSILLAC. NOAILLE. ROYANNET. NEMOURS. AUMALE. ROCHE SUR YON. DE LUC. deren jenes dem König. Hauße DE BOURBON zuständig ist. Ohne den gemeinen adel, welcher sehr groß ist vndt Sich vor andern in STUDIIS vndt Kriegswissenschafften hervor thut, maßen dieße Einwohner mit herlichem vndt mehr alß gemeinem Verstandt begabt sindt: Vndt die Cadeten wenig oder gar nichts von ihrem vatterlichen Erbe zuhoffen haben, vermöge der Landtgewohnheiten, dahero Sie auf andere wege bedacht sein müssen, wie Sie Sich hindurch zubringen. Wieder auf das Landt ins gemein zukommen, so hath solches mehr alß 100. meilen in der lenge von mittag gegen mitternacht vndt werden 4. Insuln darzu gerechnet, alß NOIRMONSTIER. AULONNE,962 CHAUET963 vndt L’ISLE DIEU.964 Im Lande sind vber 20 ansehentliche Statte, mittelmeßige flecken aber in die 70. davon etliche auch wohl vor Stättlein PASSIREN können. Das Stadt=Regiment zu POITIERS anbelangend, so wirdt dieselbe durch einen Burgermeister, so MAIRE genant wirdt, regirt dessen ambt wehret ein Jahr vndt ist Er dardurch ein Edelman; welches PRIVILEGIUM aber durch ein König. DECLARATION vom vergangenen Jahr so wohl alhier alß zu BOURGES, NIORT vnd andern orthen mehr REVOCIrt worden. Nur alles vmb der TAILLEN willen. Der rhat bestehet in 100. Persohnen vndt sindt 25. Schöffen darunter. Alhier ist auch ein SENECHAUSSÉE oder PRESIDIAL, wovon man von dem Statt=rath; vnd von diesem ans Parlament nach PARIS appelliren kan. In der Stadt sindt 25. Pfarkirchen, ohne Clöster vndt andere Stifftungen. Die von der REFORMIrten RELIGION haben ihr EXERCITIUM auf eine halbe meil von der Statt.
958 959 960 961 962 963 964
Gaspard de Rochechouart (1575–1643), Marquis de Mortemart. Armand-Jean de Vignerot du Plessis, vgl. Anm. 356. Duc de la Meilleraye. Saint-Maixent. L’Île d’Oleron. L’Île de Chauvet in der Vendée, ist eigentlich keine Insel, sondern eine Marschlandschaft. L’Île-d’Yeu.
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Vor alten Zeithen vndt zwar anno 365. hath alhie der vortrefliche Kirchenlehrer HILARIUS965 gebeuchtet, zu dessen ehren mitten in der Statt ahn einer Seulen diese vers zulesen: DIVO HILARIO, URBIS PROPUGNATORI FIDELISSIMO, ASSIDUISSIMO, CERTISSIMO, PICTAVORUM EPISCOPO. Im Closter À LA ST. CROIX, ist ein Holderbaum vber 1300. Jahr alt. Die UNIVERSITÄT alhie ist auch berümbt vnd anno 1491. aufgerichtet; soll nechst PARIS die vornehmste sein. Der Bischof von POITIERS erkennet den Ertzbischoffen von BOURDEAUX. Wiewohl die Stat nechst PARIS vor die vornehmste in Franckreich gehalten wirdt, ist Sie doch übel PEUPLIrt, vndt in den Ringmauern, Weinwachs, Gärten vndt wüste Platze genug zusehen. Die Landt Rechten bestehen in Sonderbahren Gewohnheiten, welche bey den Richtern vndt Justitz=Verwaltern sonderbahr in acht genommen vndt in ansprachen nit leicht davon gewichen wirdt. POITOU ist ein treflich fruchtbar Korn vndt Weitzenlandt, So seinen Vorrath auf der LOIRE, VIENNE, CLAIN966 vndt CHARENTE bis ans Meer fortbringen kan: auch ist das Landt voller Nusbaumen, so an die Wegen vndt auf die äcker hin vndt her gesetzet sindt, wovon viel öl gemacht vndt Gelt daraus gelost wirdt. Man hath alhier ein sonderbar arth zupflugen, da der Pflug nit durch Räder fortgeführet, sondern nur blos durch den Acker durchgezogen wirdt. Wirt von hinten gehalten wie andere Pflüge, damit das Pflugschar das Erdreich desto leichter zerschneide, welches an Sich Selbsten mildt ist. Sobalt der acker vmbgewendet oder zum ersten mahl vmbgepflüget ist, gehet ein ander darhinder her vndt streuet den Saamen ins Landt, welcher also balt drauf wieder zugeackert wirdt. Die Weinreben werden flugs nach der Weinlese bis auf einen kleinen Stumpf abgeschnitten. So da Winters verbrant vndt an statt klein holtzes genutzt werden, maßen ein mangel an Holtz ist. Dieselbe wachsen frülings in die rechte lenge wieder hervor, wie Sie trauben tragen sollen; damit Sie aber das ihrige thun, dorffen sie nit angebunden werden, so zuverwundern. Das Schaffvieh in POICTOU hath eine naturliche graue vndt Schwartze wolle, Davon zu POITIERS vndt andern vornehmen Stätten im Lande herumb, von allerley farben vndt Sorten, Zeuge oder DRAGET RAYES967 gemacht werden; In welchen heuth zu tage die vornemste mode bestehet vndt man dieselbe zu Paris allermeist ans Gelt zubringen pfleget, Was von Geflügell= Fisch= vndt Fleischwerck, auch Wiltpreth zum Menschlichen Vnterhalt könte erfordert werden, ist in dießer Provintz auch vberflüssig. So wirdt gleich wie in LANGUEDOCQ auf manchen äckern Wein vndt Korn, furchenweis auf einmahl gebaut, wiewohl er nit allerdings so guth ist, alß der so an der LOIRE wachset. 965 966 967
Hilarius von Poitiers (um 315–367), Bischof von Poitiers. Le Clain. Gestreifter Stoff.
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Man findet in den Klippen viele Vippern, welche zur CONFECTION des THERIACS968 wohl dienen vndt bis nach Venedig geführet werden; Sie haben ein so hefftiges gifft, daß wan auch die gemeine Schlange davon gestochen werden, Sie davon sterben müssen. Alß vor vngefehr 5. Jahren gehling969 ein große Hungersnoth vmb die LOIRE herumb entstanden, haben dasselbe die Korn=Keuffer vmb POITIERS vornemlich veruhrsachet, in dem Sie allen Vorrath aufgekaufft vndt zum theil vbers Meer nach Barbarien gsandt, oder denselben auf Theurung gehalten haben; weswegen Sie zwar angeklagt vnd zu gebührender straff gezogen worden, der arme Landtman aber vnterdessen leiden vnd sterben müssen, bis man mittel gefunden. Eß ist POITOU den GABELLEN, TAILLEN vnd den Wein=TAX, AYDES genant, gleicher beschwerung nach wie andere Provintzen auch vnterworffen, weßwegen der arme Landtman harth beschwert wirdt vndt oftmahls REVOLTen gibt. Man darf oft in einem gantzen Statlein, oder Marcktflecken keinen Wisch aufstecken oder ein Wirth seinen reisenden Gast, ein trunck Wein vorsetzen, bis Er Sich zuvor mit den Wein=Taxern, so MALETUTIERS970 genand werden vndt von jedem fas ein gewisses fordern, verglichen. Eß ist zuverwundern, daß POITIERS nit mehr Kaufmanschafft treibt, da Sie doch wohl darzu SITUIret vndt Sich blos mit ihrem ackerbau begnügen lesset. Wiewohlen die MANUFACTURen nun alhier auch aufkommen vndt die Handtwercker durch die MONOPOLIEN mit der Zeith aufkommen dorffen. Zu FONTENAY971 werden alle Jahr etliche vornehme, insonderheit Vieh= vndt Roßmärckte gehalten. Zu CHINAN972 sindt viel vhralte Römische CAUEN oder Genge vnter der Erde in felßen außgehauen, vndt auch mitten im Sommer mit Eyß vberzogen, wo die Römer im heissen Sommer ihr weßen gehabt, welches wohl zusehen MERITIrt. Zu TOUARS ist des Hertzogen von LA TRIMOILLE RESIDENTZ, ist schön erbaut, neben einem herlichen Garten. In der Capellen in einer Crufft vnter der Erden ist dieses Hauses Erbbegräbnus wohl zusehen. Vndt vnter andern vor einer Capel der Kirchen das Marmelsteine Grab GABRIELLE DE BOURBON,973 so vor diesem einen von TRIMOILLE vermehlt geweßen.974 Welche wan Sie menlichen geschlechts oder im brauch, daß weiber in Franckreich zur Crone kehmen, Sie die nechste darzu gewesen. Von dem Hertzogthumb THOUARS RELEVIren 22. Baronien vndt sonsten 100. andere VASALLen, ohne andere MARQUISen, 968 969 970 971 972 973 974
Theriak – Dreiaker, vermutlich ist ein aus pulverisierten Pflanzenteilen hergestelltes Arzneimittel gemeint. Ursprünglich aus dem Fleisch von Nattern oder Vipern hergestellt. Jähling, gähling - mhd. plötzlich. Maletoutier – Steuereinnehmer. Fontenay-le-Comte. Chinon. Gabrielle de Bourbon (1447–1516). Louis II de La Trémoille (1460–1525).
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Grafen vndt Hertzogen, So da auch ihr lehen alhie Suchen müssen. Dergleichen VASALLen sindt das Haus GOFFIER, der Hertzog von FEUILLADE, itzo von ROANNET wegen der Herlichkeit HOUARON. Der Hertzog von SAPHOY wegen Seiner gemahlin der Hertzogin von NEMOURS.975 Der König von Portugal wegen Seiner Gemahlin der Hertzogin von AUMALE.976 Das Hauße Rohan; vndt hath vor diesem HENRICUS IV. alß König von NAUARRE, das Lehen alhier zu TOUARS, im Nahmen Seiner pflegkinder, der von ROAN, kniendt empfangen. It. sindt Lehenleuthe das Hauß COSSE oder Hertzogen von Brisach.977 vndt viel ander mehr. Wan ein alter Lehenman stirbt, so hath der Hertzog von TOUARS, die gefelle des nechsten iahrs. Auch wan ein Heurath geschieht, Item so offt einer Sein Lehen keufflich vberlesset, mus solches mit des Hertzogen von TOUARS willen geschehen, vndt iedesmahls ein SUMMA Gelds dem TAX nach bezahlt werden, Daher diese CASUellen einkommen der VASALLen fast die beste sein vndt Sich jahrlich von 100. bis 180.000. LIVRES belaufen. Wan ein neues lehen zuempfangen ist, mus der Lehenman Selbsten in Persohn erscheinen vndt entschuldigt ihn nichts alß des Königs Kriegs= oder andere der Crone importirende Verschickungs=Dienste. Die REFORMIrte RELIGION wirdt in diesem Land mehr alß anderswo getruckt, maßen die INTENDANTen von der Justitz ihnen bey zweyen Jahren hero fast alle ihre Tempel abattiren lassen, vndt kan wohl sein daß Sie mehres gethan, alß das EDICT von NANTES oder der König Selbsten ihnen zugelassen.978 XAINTOGNE.979 Xaintogne ist ein Landt von 25. meilen lang vndt 8. bis in 10. meilen breith, ahn vielen orthen sehr Sumpficht vndt Morasticht, sonderlich nach der See zu, deswegen alhie vnd vmb ROCHELLE herumb albereit viel Saltz gemacht wirdt. a Dergleichen auch in GASCOGNE vnd in der Proventz geschiehet. Das Saltz wirdt also gemacht, man leithet aus der See durch Canalen Saltzwasser, in die darzu bereitete Saltzäcker, welche Creutzweis aufgehacket vndt wasser forchen daraus gemacht werden. In dieselbe setzt Sich das Meerwasser vndt bleibt so lang drinnen, bis Sich bey hitziger Sommerszeithen das wasser davon außtrücknet. Da dan ein Crusten vbrig bleibet, welches Saltz ist. Solches wirdt hernach auf den Vfern herumb zusammen geschauflet wie in Teutschlandt die große Kornhaufen, vndt hernach mit Stroh bedecket. Solches bleibt in Regen vndt windt jahr vnd tag also stehen bis mans mit gelegenheit abführet. Die abfuhrung geschieht zu gewis975 976 977 978 979
Marie Jeanne Baptiste de Savoie-Nemours (1644–1724), in zweiter Ehe verm. mit Charles Emmanuel II, Duc de Savoie. Marie Françoise Elisabeth de Savoie-Nemours (1646–1683), verm. mit König Afonso VI, nach Annullierung der Ehe 1668 verm. mit dessen Bruder Pedro II von Portugal. Brissac. Variante B mit stärkeren Abweichungen und anderer Sortierung. Saintogne. In Variante B ab fol. 84r.
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ser Zeith in alle Provintzien des Konigreichs, so da gezwungen sindt Saltz zunehmen. Alda sindt in gewissen Stätten vndt Dorfern aufgerichtete Saltzheuser, vndt sonderliche COMMISSARIen bestelt, so dasselbe verkauffen vnd verrechnen. Man weis durch iede GENERALITeten der Provintzen alle ELECTIONen. Vndt aus allen ELECTIONEN alle Pfarren vndt Kirchspiele: Vndt aus allen Kirchspielen alle familien, Heußer oder Feuerstatt, welche aufgezeichnet vndt einem jeden soviel Saltz DISTRIBUIrt, alß diese COMMISSARIen wollen, vndt mancher bauersman einen jahr mehr nehmen mus alß er wohl auf 2. oder 3. vonnöthen. Damit aber alles ordentlich hergehe, wie gedacht, sindt vber all Soldaten, Gardes, GABELLOUX oder Vberreuther bestelt, welche die So falsch Saltz hohlen oder verkauffen, fangen, nach befinden, gar bis an leib vndt leben strafen, ins gemein aber auf die Galeren schicken. Einem jeden Minoth980 Saltz ist sein Preis gesetzt, welcher Tax iederman bezahlen muß: vndt sindt dero or= then, wo Solche Saltzheuser sein, auch gerichts stätte angesetzt, wo man in dergleichen affairen rechtlich PROCEDIREN kan. Das Landt XAINTOGNE hath zu Grentzen von Morgen das ANGULMOIS vndt Perigord. Von Mitternacht LE POITOU vnd das Land D’AULNIS. Von abend den OCEANUM gegen die Insul OLERON zu. Von Mittag die GARONNE.a981 bDas Landt an sich selbsten ist einer Sehr guthen gesunden lufft: vndt eines fruchtbaren bodens an allerley Getreidt, Wein, gutem Saltz, Safran, Fisch vnd allerhand Sorten von früchten. Die CHARENTE fleust mitten durchs Landt vndt machet eine Wiesen nach der lenge auf 30. meil weges. Weil es also von allem Vberflus ist, wirdt es die Perle von Franckreich genant vndt gehört vnter das Parlament zu BOURDEAUX.b982 Die Insuln OLERON vndt RÉ gehören zu dieser Provintz. causser XAINTES983 gehören von Stätten darzu ST. JEAN D’ANGELY. MARENNES. SOUBISE. BLAYE. PONS. BOURG. TAILLEBOURG. BROUAGE vndt andre mehr.c984 Was nun vor Wahren vnd MATERIALIen von XAINTOGNE auf die See gehet oder von der See ans Landt gebracht wirdt, mus des Königs Recht zu CHARENTE, alwo Sich dasselbe wasser bald in die See ergeust vndt woselbst die DOUANE des Königs vor XAINTOGNE bestelt ist, bezahlen. Alhier ist auch eine gar sicherer REIDE vor die Schiffe zu legen: vndt alß die Engellender vor etlichen 100 iahren Franckreich ATTAQUIrten, haben Sie dießer orthen ihre erst EXSCENSION gethan, wie die in dieser Gegend noch viel ruinirte Kirchen beweißen.
980 981 982 983 984
Minot, Salzmaß, ca. 39 Liter. a–a nicht in Variante B enthalten. b–b Variante B mit leichten Abweichungen. Saintes. c–c nicht in Variante B enthalten.
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Vornehme Geschlechter dieses Lands sein LA TRIMOILLE, RATIONE TAILLEDer Printz von SOUBISE985 vom Hauße Rohan. vndt andre mehr.a986 Die Haubstat der Provintz ist XAINTES, welche noch viele alte RUDERA hath, daß Sie zu der Römer Zeithen etwas gar vornehmer gewesen: alhier werden im Citadel, so ziemlich zerfallen viel Stücke gegossen, welches den durchreisenden auf begehren gezeigt wirdt. In der Statt Selbsten ist wenig Handels, werden aber in den Vorstätten von allerley wahren große Kaufmanschaft getrieben. Alhie ist ein PRESIDIAL. vndt ein bischtumb. So jedes sein Superioren von BOURDEAUX erkennet. Die Haubtkirche zu ST. PETRI ist von CAROLO M.987 fundirt, maßen Sein bildtnus in stein gehauen noch darvor zusehen ist, dem aber der Kopf abgeschlagen. Die Kirche hath das Zeichen Y. wil sagen, daß CAROLUS MAGNUS soviel vor derselben erbauet habe, alß buchstaben im A. B. C. dem Y. vorgehen.988 Die von der RELIGION sindt in die= ser Landschafft auch mächtig: Welche Sich in umbliegende Landschafften, alß POITOU. PERIGORD. GUIENNE. LANGUEDOCQ. vndt PAYS D’AUINS989 weiters ENTENDIren. Die Sprach fengt hier auch ahn ihre zierlichkeit zuverlieren: noch mehr aber in GASCONIen vndt weiters abgelegenen Provintzen nach Spanien, NAVARRA vnd den Pireneén zu. a
BOURG.
LE PAYS D’AULINS. Das PAYS D’AULINS worinnen LA ROCHELLE ligt, ist nur 8. meilen lang v. breith, deßen ietziger GOUUERNATOR ist der Hertzog von BAUFFORTH,990 AMMIRAL zur See wegen des wohlgelegenen Haafens zu LA ROCHELLE. b Dies Lendlein ligt zwischen dem Vnteren POITOU, XAINTOGNE vnd dem AQVITANISCHen Meer; es gehörte vor Zeiten zu XAINTOGNE: vndt nach deme die Statt sich vor Zeiten den Engellendern ergeben, bliebe das Lendlein dem König treu vndt gehört demnach noch vnter das Parlament nach Paris.b991 Was ROCHELLE vor diesem vor eine wohlgelegene vndt vornehme Gewerbstatt: auch algemeine Zuflucht derer von der RELIGION gewesen vndt wie Sie hernach zu Zeithen LUDOVICI XIII. auf anstalt des CARD. RICHELIEU vmb ihre freyheit kommen, ist aus den Historien bekandt: cvndt solche alhie mit wenigen worten einzuführen [ist bekandt daß der König] ist zu wissen, daß der König den Hugenotten Anno 1620. PROPONIREN lassen, Seines Königreichs Ruhe erfordere, daß Er Sie zwar bey ihrer RELIGION lasse, wie solches 985 986 987 988 989 990 991
Rohan-Soubise. a–a nicht in Variante B enthalten. Karl der Große, vgl. Anm. 119. B: 84v so an Einem kleinen Thürnlein von aussen [zusehen] zu OBSERVIREN. D’Aulins. François de Bourbon-Vendôme, vgl. Anm. 90. b–b nicht in Variante B enthalten.
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von Seinem Herrn Vatter HENRICO IV. durch das EDICT von NANTES CONFIRMIrt worden: Hingegen erfordere auch sowohl Seine Königliche AUTORITÄT, als auch Seines Königreichs Sicherheit, daß Sie alle diejenige Plätze, so ihnen gedachter Sein Herr Vatter, wegen ihrer ASSECURANCE eingeraumet, ihme vnverzüglich RESTITUIren solten. Alß nun die Hugenotten dieses letztere nit thun wollen, ist der Hugenotten= Krieg ernstlich angangen vndt LA ROCHELLE alß das Haubt erstlich belagert worden. Den anfang hath man von einer weiten BLOCQUADE gemacht, der Statt die Pässe auf dem Lande gespert, die Erndte verderbt; vnd was Sie am meisten INCOMMODIrt ist, daß Sie Sich von der Proviant entbloset, so Sie den Engellendern auf die Insull RÉ geschicket. Hernechst ist die Statt durch den Hertzogen von ORLEANS992 vndt CARD. RICHELIEU ordentlich belagert vndt erobert worden, nach dem zuvor anno 1621. Sie der Hertzog von ESPERNON993 zu wasser vnd zu landt vberfallen. Des folgenden jahrs 1622. der Graff von SOISSONS994 Sie bekrieget, welcher auch das Fort S. LOUIS erbauet vnd dadurch die Handlung zu wasser vndt landt benommen worden. anno 1627. belagerte der Hertzog von BUCKINGHAM995 ST. MARTIN in der Insul RÉ den HUGENOTTEN zum besten vndt muste mit schanden abziehen. Gab denen von ROCHELLE die Schuldt, welche doch ihr eusserstes bey ihme gethan vndt das brodt ihme auß ihren Händten vbergeben hatten. Alß dieser abgezogen lagerte Sich der Hertzog von ORLEANS neher vor die Stadt, vndt benahm ihr den Proviant. Der CARDINAL lies den CANAL durch [mit] einen vbergeworfen dam einsencken, daß zu wasser nichts ein= vndt auskommen können, damit Er Sich erstmahlß in REPUTATION gesetzt. Das Jahr der belagerung sind 13.000 Menschen hungers gestorben. Endlich hath Sich der Gemeine Man wieder den Burgermeister, die Fürsten von ROAN vndt die Prediger gesetzt, vndt den 28ten 8br. anno 1628. zum König ins lager geschickt, ihr vnrecht erkennet, ihr treu vnd gehorsam erneuert vndt vmb verzeihung gebeten. Darauf ihnen der König das leben die freiheit vndt ihre güte geschencket, auch [Sie] seinem Manifest zufolge, so Er vom anfang des Krieges PUBLICIrt, Sie bey ihrer RELIGION gelassen. Wiewohl nit ohne, daß viele verenderungen vorgenommen worden, dan ihnen erstlich die Kirche genommen: Vndt hernach alle mauren, ausser denen so dem Meer entgegen gebaut, sambt allen so wohl alten alß neuen FORTIFICATIONEN, niedergerissen, geschleiffet vndt der platten Erden gleich gemacht worden, daß itzo an dem orth wo vorhin wälle vndt graben geweßen [itzo] gantze gassen vndt reihen Heußer stehen vndt ROCHELLE nichts anders alß ein vnbemauretes Dorf ist.
992 993 994 995
Jean Baptiste Gaston de Bourbon, vgl. Anm. 131. Jean Louis de Nogaret de La Valette (1554–1642), Duc d’Épernon. Louis de Bourbon, vgl. Anm. 144. George Villiers (1592–1628), 1st Duke of Buckingham.
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Im Regiments=Standt hath man das burgermeisterampt, Item der 24. Schöffen ampt, vndt hundert Rathsherrn, sambt allen andern officien, so die burgerey gehabt neben dero freyheiten, ANNULLIret. Auf dieses haben Sich die ASSECURIrte Stätte der Hugenoten, das Jahr hernach accordiret vndt alßo dem Krieg ein Ende gemacht worden.c996 a Die zu OCCUPIrung der Statt im golffo oder Enge des Meeres vberdurch gezogene LIGNE oder abdammung ist noch CURIEUX zusehen, alwo man von einem orth landes zum andern durch den Schlundt der See, So alhier nur 1.000. Schrit breit ist, viel Schiffe einsencken vnd dieselbe mit Steinen beschweren lassen, dergestalt, daß nichts aus oder einkommen können. Welches dan das einige mittel gewesen die Statt zuüberweltigen, in masen solches zu wasser zuthun der König damahl keine Schif=ARMÉE gehabt, vmb Sie in der See zubelegern oder einen zur See ankommenden SUCCURS wegzuschlagen. Obgedachte abdemmung hath Sich wohl ins werck richten lassen können, masen an selbigen orth die See alle 7. Stunden rein ablaufft vndt ein truckenen platz hinter sich lest, welcher an Sich selber nicht zu tief noch zu breith ist, vnd den man zu gelegener Zeith bey ablaufenden wasser wohl demmen können. Solches Vorhaben haben die von der Statt mit Stetigem CANONIren zwar vermeint zuverhindern, ist aber wegen entlegenheit vnd ferne des Schiffes davor man Sich von aussen wohl versehen können, kein sonderlicher Schade oder aufhaltung geschehen. Doch So offt der König die arbeit in Persohn besichtiget, hath man von der Statt aus mit Schiessen eingehalten. Das FUNDAMent dieses wercks, ligt schier noch vberall vndt siehet man bey ablaufendem wasser die eingesenckte vndt mit Steinen beschwerte Schiffe gar clar. in der mitte ist solches wieder hinweg geräumbt vndt soviel platz gemacht worden, daß 2. große Schif wassers genug haben vndt einander ausweichen können.a997 b Man siehet auß zweymahliger belägerung aber der letzteren einnehmung dieser Statt Gottes Gerichte augenscheinlich: dan alß Sie CAROLUS IX. der dritte König vor LUDOVICO XIII. auch vorhin begehrt vndt anno 1573. Eine ARMÉE von 50.000 man vndt 60. großen Stücken davor geführt, davon 4.000. man geblieben vndt sonst 34.000 schüsse auf die Statt geschehen, hath Sie Gott nit in Seine Hende gegeben, weil er keine andere INTENTION geführet alß ihre RELIGION zuvertilgen. Als Sie hernachmahls aber Stoltz worden, vndt sonderlich der Gemeine Pöfel nit gewust wie er vor Hochmuth die frembde TRACTIREN sollen, ist solches ein Vorbott ihres Vntergangs gewesen. Dan LUDOVICUS XIII. ehe Er davor gezogen, durch ein offentliches manifest PUBLICIrt, daß er ihnen ihre Gewissensfreyheit lassen, im ubrigen aber dero Policey reformiren vndt Sich ihres gehorsamß besser versichern wolle wie auch geschehen.b998 996 997 998
c–c nicht in Variante B enthalten. a–a in Variante B mit leichten Abweichungen. b–b nicht in Variante B enthalten.
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Vor diesem hath Sich die Stat gleichsam alß eine REPUBLIC Selbsten GOUUERNIrt, vndt sindt diejenige von der burgerschafft so zum burgermeister= oder Schoffen Stand kommen, IPSO IURE in den adelstandt gelanget. Dergleichen Edelman ist alhier des Hern Grafen DE SOUCHES,999 Kaiser. GENERAL Feltmarschale1000 Vatter auch gewesen, so vorhin Kaufmanschaft getrieben vndt RADUIT genent worden, auch der REFORMIRTen RELIGION zugethan gewesen. Den Zunahmen SOUCHES, hath der Feltmarschal genommen von Seinem vor der Stat gelegenen Landgütlein. Er hath alhier viele freunde, so ehrliche burgers= Kauf= oder auch Edelleuthe, vndt meisten der REFORMIrten RELIGION zugethan sindt. Diese Stat ist vormahl mit sehr herlichen PRIVILEGIIS begabt gewesen, so ihr nunmehr gantz vndt gar entzogen, Vielleicht hath Sie Sich bey gutem Zustand zuviel erhebt vnd zusehr auf ihre Stärcke verlassen, masen, wie zuvor gedacht, ihre graben vnd DEFENSIONEN nunmehr der Erden gantz gleich gemacht vnd [her]gegen dem Lande zu, so blos sind, das man ohne einigen wiederstandt, wo vndt wan man will, zu jedemmahlen hinein kommen kan. Als Sie noch in ESSE gewesen, soll Sie uberaus tiefe graben, mit gefütterten mauerwerck gehabt haben, daß auch der wall So breit gewesen, das zwey CAROZZen einander ausweichen können. Sie soll der Festung Grevelingen in Flandern nit vngleich gewesen sein: [vndt] Die Kaufmanschafft ist bey weitem nit mehr so sehr im flor alß Sie vor diesem gewesen; weilen viele familien seithero entwichen vndt viele einheimische Sich in frembde Lande begeben; mit welchen die Kaufmans=CORRESPONDENTZ zugleich mit vntergangen. Man hat bey OCCUPIRung der Stat die REFORMIrte burgerschafft auf 600. familien REDUCIrt, welchen vndt ihrer posterität allein hier zubleiben vndt sich heuslichen niederzulassen verstattet worden. a Nachdem Sich diesem STATUTO zuwieder vor etlichen iahren befunden, daß Sich die anzahl der REFORMIrten seithero sehr vermehret, viele frembde Sich eingeschlichen vndt von der Burgerey nur ein drittel Päpstisch gewesen, ist ein König. EDICT erfolgt, daß man alle REFORMIrte Einwohner bis auf die vorigen Familien zur Statt ausschaffen, oder Sie, wo Sie bleiben wolten, die RELIGION endern solten. Deren Sich dan sehr viel auf MARENNE1001-TRAMBLADE1002 vnd sonsten aufs blatte Landt begeben vndt die NEGOTIA dahin gezogen: viele aber auch aufs neue das Land QUITTIret: vnd sonsten nit wenige nur alda zubleiben zur Papistischen RELIGION vbergetretten. Sie sollen auf erfolgte SANCTION des EDICTS, abermahl ein anfang machen, Sich wieder hinein zubegeben, es konte aber auch ein Neues ORDONNANCE sie mit ansehentlicher Straffe auf neue hinaus verweisen.a1003 999 1000 1001 1002 1003
Jean Ratuit, Seigneur de Barres. Jean-Louis Ratuit de Souches (1608–1682), kaiserlicher Feldmarschall. Marennes. La Tremblade. a–a Variante B mit leichten Abweichungen.
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Alhier ist auch ein Eigen Haus, vor die einkommende auch wohl ausgehende Wahren dieses Haafens, so viel erträget, vornemlich die Wein vndt Saltzladung: Weswegen die Hollender viel Factoren alhie haben, wie auch auf den mehrgemelten Insuln RÉ vndt OLERON, welche beyde sehr viel Wein vnd frucht tragen vnd dem Landt grose Nahrung, veruhrsachen. Das Fürst. Haus ROAN hath umb diese Insuln herumb schöne güther. Der Reichthumb vieler reformirter Particulier-Kaufleuthen ist ziemlich gros, meistentheils heimlich, maßen ihnen ietziger Zeith auf alle weis nach ihrem Vermögen gestanden wirdt. a Die Nacher beyden Indien vndt andern weitentlegenen Insuln, alß NOVA FRANCIA. MADAGASCAR, MARTINIGO, DOMINICO vnd andere mehr, angestelte Schiffarthen vnd Indianische COMPAGNIen, haben meistentheils von ROCHELLE ihren aufgang vnd von dannenhero ihren vhrsprung genommen; Eß werden fast alle iahr neue vnd von hier die meisten Schiff dorthin geschickt zu neuen COLONIen vndt forpflantzung der CONQUESTen, weilen dieser Hafen am bequemsten hierzu befunden worden: Vor diesem alß vor 30. oder 40. iahren, haben Sich nur allein die hiesige Kaufleuthe in der stille beflissen gehabt, auf eine Sonderbahre in Franckreich vnbekante arth nacher Indien zuhandeln, in dem Sie Sich beflissen allerley Nürnberger vnd sonst geringe Wahren in die neuentdeckte Lander zuführen vndt dieselbe ahn die wilde Landseinwohner gegen Silber, Goldt, Perlen, Edelgestein vnd sonst andere kostbare indianische wahren vnd gewachse zuvertauschen, dahero ihnen vnvermerckt so großer Reichthumb vndt darauf folgende Macht zugewachsen: bis endlich der ietzige König erst recht hinder dieße ARCANA kommen, vndt diese handlung nunmehr auf gewisse ARTICULEN gestelt, in gewisse COMPAGNIen eingetheilt vndt jeder ihr gewisses Land ASSIGNIrt wohin Sie vnd nirgends anders wohin Handeln soll. Werden also die alte Fahrer aus ihrer gewohnheit gebracht vnd dörfen die wiederkommenden Schiffe nit RECTA zu ihrer INTERESSENTen Hause fahren vndt alda abladen, sonden mussen die Güther in das darzu verordnete König. Kaufhaus gelieffert v. von den Königlichen COMMISSARIen taxirt werden, alwo des Königs Recht abgezogen vndt ingleicher wahr der Preis gesetzt wirdt, mag also dan verkaufft werden so guth man kan.a1004 Wolte nun ein Kaufman auf eigen guthbedüncken nach Indien zuhandeln fortfahren, darf er nicht mehr eigenes gefallens ein Schif zurüsten, noch mit denen ihme beliebenden wahren anfüllen, noch auch an einen orth, land oder Insuln TRAFFICIren, wo ihme Sein eigen belieben hinträgt: Sondern er muß Sich in eine gewisse COMPAGNIE begeben, vnd mus gewisse wahren laden vndt in den orth hinführen, wo Seiner COMPAGNIE COMMERCIEN hingehen. Welches der Zehende nit thuet, sondern viellieber nacher Italien, Levant, oder Persien zuhandeln sich 1004
a–a Variante B mit leichten Abweichungen. Das Folgende ist nicht in Variante B enthalten.
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vornimpt, alwohin Er mit eigener freyheit seine AFFAIREN vornimpt vnd so guth außführet, alß er immer kan. Wan Er aber diese orthen ohne INCORPORIrung der COMPAGNIE besucht vndt mit beladenem Schiffe wiederkompt, mus er solches wie obgemelt außladen, anzeigen vnd taxiren lassen, welches dan manchem Kaufman den lust zum Handeln verlieren vnd lieber zu Hauß bleiben macht. Wolte nun obbemelter Vhrsachen halben ein vnd ander still sitzen: wirdt Er von dem König. INTENDANTen vorgefordert vndt die NEGOTIen fortzutreiben ernstlich angemahnet: Die Rechte Vhrsach seines daheimbsitzens darf Er nit melden, wird aber gemeiniglich vorwenden, daß Er die mittel vnd den Verlag nit habe vnd was dergleichen EXCUSen mehr sindt. Welcher Vhrsachen der Intendant leichtlich zubegegenen weis; vndt offerirt ihnen vorschus zum Handel oder einer SOCIETÄT mit ihm einzugehen auf 10. 20. vndt mer tausendt thaler, nach dem er beim gleichen weis, was die verführung ist. Der Kaufman entschuldige sich wie er will, so wirdt Er auff dessen OFFErirten darlehens gleichsam pussiret, parthey zunehmen. Wirdt aber also clausulirt vndt eingefast, daß der besorgende Verlust oder Schade, meist oder allein auf den Kaufman: Der nutzen aber mehr auf den Intendanten alß den Kaufman falle. Solches gelt solle nit des Intendanten sondern des Königs sein vndt Er nur sein nahmen dazu verleihen, blos, die leuthe zu den NEGOTIen zubringen. Zu Einer jeden COMPAGNIE ist ein absonderlicher DIRECTOR vnter den vornehmsten Kaufleuthen zu ROCHELLE, welche miteinander ein CORPUS oder DIRECTORIUM bey der Indianischen COMPAGNIE CONSTITUIren, deren mancher wieder seinen willen vnd mit großem Schaden Sich darzu gebrauchen mussen, vnd solle dieses ins werck zustellen ein Rath von Mr. COLBERT sein, so solches vor HENRICI IV. desseignirte PROJECT gezogen, so solches ins werck zurichten von vielfaltigen Kriegen verhindert worden. 4. oder 5. meilen von ROCHELLE, gegen die Insul OLERON vber ligt die Landt= Vestung vndt Kriegs Statt BROUAGE, darinnen der CARDINAL MAZZARINI seine meiste Schätze gehabt vnd die Statt dannenhero, sonderlich mit aussenwercken sehr befestigen lassen; vnterwegs wirdt man mehrentheils, Saltz=deiche, vndt Morasten auch Canalen wie das Saltzwasser auß dem Meer in Seine bette geleitet wirdt zuobserviren haben; Von BROUAGE ist ein arm aus der See vndt können mittelmeßige Schiffe alhier anlanden dahero das Land von feinden aus Barbaria oder Engellandt von hieraus beschützet wirdt. Dergleichen menge von Saltz=wercken hath man lengst dem Meer hinauf auf MARENNES vndt TRAMBr r LADE zu mit verwunderung zusehen, alwo auch zwischen zweyen Landen etliche vorlauffende See sindt; da man zum theil Kriegs=Schiffe legen kan. ins Gemein aber durch dieses vorgehendes Meerwasser, so ins gemein Seucht vnd vntief ist, von der Natur verhindert wirdt, daß keine feindliche Schiffe nirgendswo einlauffen oder das Land INCOMMODIren können.
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Vergangenen Winter hath man die Schifvölcker mehrentheils abgedanckt, oder Sie vielmehr SUSPENDIrt, dabey man diese MANIER gebraucht: Man hath ihre Nahmen auf der Rolle behalten, neben aufschreibung ihres Vatterlands oder wo sie zufinden seyn: Vndt ihnen dabeneben PERMISSION gegeben sich 5. oder 6. Monath bey den ihrigen aufzuhalten, ja endlich so lang außzubleiben bis man ihrer wieder von nöthen haben würde: Vndt weil sie nit in diensten, sondern man ihnen erlaube ihren nutzen so guth zu prüfen, alß Sie könten, So hette ihr König. APPOINTEMENT so lang ein ende bis Sie wieder zu diensten beruffen werden. Viele officirer, dismundirte vndt Gemeine sindt dergestalt SUSPENDIrt: aber das boots=Volck vndt die frembde sindt in Dienst vndt Sodt behalten wordten. Die ARMEÉ bestund in 4. ESQUADRES, können zusammen wohl in 50. MUNDIrte Kriegsschiffe sein, ohne brenners, fahr= lade= AMMUNITION= Jagt= AVIS= vndt dergleichen andere Schiffe mehr. GUIENNE. GASCONIEN.1005 Diese Landschafft erstreckt Sich von XAINTOGNE vnd dem Meer, bis an Spanien einer seithen, der andern aber ahn NAVARRA vndt die Pirenneische Gebürge zu, so wohl auch an LANGUEDOC, alß ahn etliche bißher ermelte Provintzen. Dahero Sie eine von den Grösten mit ist, vndt ihr eigen Parlament hath, welches zu BOURDEAUX verwaltet wirdt. aIn gantz GASCONIen sindt 16. SENESCHAUSSÉEN oder Presidialen, so aber theils zu diesem, theils zum Parlament nach TOULOUSE gehören vndt sindt 1. BOURDEAUX. 2. BAZAS. 3. PERIGORD. 4. DU PAIS DE ROVERGNE. 5. XAINTOGNE. 6. D’AGEN. 7. COMMINGES. 8. PAIS DE REVIERE VERDUN. 9. LANDES vndt ST. SEVER. 10. D’ALBRET. 11. D’ARMANGAC. 12. DE CONDOMOIS. 13. DU HAUT LIMOSIN. 14. DU BAS LIMOSIN. 15. DE QUERCY. 16. DE BIGORRE (NB. AIRE.1006 AQS.1007 BAYONNE)a1008 Auch sindt in GASCONIen 2. Ertzbischofthümber alß BOURDEAUX vnd AUCH, so mit andern vmb den Primat streiten. b Nachdem die Engellender vor der Zeith dießer orthen Meister Spieleten, hatten Sie ein in GASCONIen folgende Landt= schafften: ARMANGAC. BIGORRE. COMINGEOIS. D’ALBRET. CONDOMOIS alß lehen von Franckreich. aber alß eigenthumb. BOURDOLOIS. POICTIERS. XAINTOGNE. L’ANGOUMOIS. LIMOSIN. PERIGORD. L’AGENOIS. QUERCY. vndt ROUERGNE. In BOURDEAUX ist der gröste Wein Stapel in dießer Provintz, alwo Sich die frembden Schiffe, insonderheit Engell= vndt Holländische Monaths OCTOBRIS Zeithen, vmb die FOIRE dießer Statt heuffig versamlen vndt den durch die Kauffleuthe oder dero FACTORES zusammen geführten Wein heuffig darvon führen: Welches die König. DOUANE von diesem Imposten allein sehr berei1005 1006 1007 1008
In Variante B ab fol. 80v. Vermutlich Aire-sur-l’Adour. Dax. a–a nicht in Variante B enthalten.
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chert vndt andern zugeschweigen iahrlich in die Millionen allein einträget. So wirdt von diesen orthen auch eine ansehentliche QUANTITÄT von Saltz aufgeladen; item sehr viel brantenwein welcher deßwegen gemacht wirdt, wan der Wein zu leicht daß Er die See nit anstehen kan. Oder wan der Vorrath zu gros daß der Landtwein nit alle abgehet oder was zu Kriegs Zeithen der Wein lange liegen vndt verderben müste. Welches die König. Einkommen auch ansehentlich vermehret. Der Port vor der Stadt ist in form eines halben Monds vndt gehet der Zuruckflus des Meers nit allein anhero sondern auch noch 5. meilen aufwerts auf CADILLAC.b1009 a Zu Versicherung des Landes vndt REFRENIrung1010 der burgerschafft ist von alters hero ein CITADELLE angelegt gewesen, so vor diesem König Recht absolvirt vndt 6. Ecken REGULIer hath, wirdt genant CHATTEAU TROMPETTE ist an den Port gelegt, daß es das wasser die GARONNE vnd zugleich die Stadt COMMENDIren kan. Es ist albereith vor vielen jahren hero mit grosen Kosten vndt lauther quaderstücken aufm fundament aufgeführet: Wiewohl die Steine treflich mürbe vndt von keiner Langen tauer sindt. vndt man also nit weis ob der bau einmahl den Kosten verlohnen wirdt, zumahle Sich das fundament vieler orthen albereit sencket vndt deme man mit vielen in die Erde geschlagenen Pfehlen zu Hülffe kommen mus: Man vber das nit sicher ist ob Sich der flus nit der Zeithen in die fundamente setzen vnd dieselbe nacheinander eingerißen werden. Von den 6. Bolwercken gehen 3. auf das wasser die vbrige auf die Statt. Die fundamenten Sindt CONTRA- MINIrt vnd gehet aus denselben eine DEFENSION von Stücken auf die CONTRASCARPE, vmb den Sturm zuverhindern. Die Cortinen sindt lang Schuch. Jede FACE. Schuch. Die FLANQUen Schuch. In den CONTREMInen sindt eben sowohl vnter den Bolwercks Puncten, auch winckell der FACEN vndt FLANQUen sambt ihren Streichwehren, daß man Sich so wohl vor dar alß oben heraus wehren kan. Man helt darvor, daß der König dieses werck also fest zumachen seye veruhrsacht worden wegen Vnbestendigkeit der burgerschafft alß welche in Civil Kriegen meistentheils die Gegenparthey zuhalten gewohnt ist. Wie aus dem Exempel des DUCS DE MONMORANCY,1011 der Printzen LIGNE,1012 vndt letztlich mit dem Printzen von CONDÉ1013 zusehen.a1014 cDaher der König keiner Statt so feind ist alß eben dießer vndt movirt itzo ein alte schuldt, daß die Statt in den letzten Kriegen ein QUANTITÄT von des
1009 1010 1011 1012 1013 1014
b–b nicht in Variante B enthalten. Eindämmung. Im Zaum halten. Henri II de Montmorency, vgl. Anm. 189. Wahrscheinlich François Henri de Montmorency-Bouteville (1628–1695), vgl. Anm. 310. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 82. a–a Variante B mit leichten Abweichungen.
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Königs getraidt angegriffen habe vndt wirdt itzo davor sambt Straff vndt INTERESSE eine SUMMA von m/180 Rthlr. gefordert, zum festungs=bau zuappliciren.b1015 Ausser dem Parlament vnd SENECHAUSSÉE ist auch ein COUR DES AYDES alhier. Der Ertzbischof hath die Erbgerechtigkeit eines Sitzes im Parlament. Die Statt obrigkeit bestehet von einem MAIRE vndt 6. JURATen1016 von 6. quartieren der Statt, dieße haben die Gerechtigkeit alß Stadt=Regenten oder GOUUERNEURS. Davon der MAIRE ist das Haubt vnd alzeit einer aus dem Land= adell ist. Aber von den 6. JURATen sind 2. von adel. 2. ADVOCATen aus dem Parlament vndt 2. von der burgerschafft oder Kaufleuthen. Dieses CORPUS der Statt= obrigkeit hath ein ansehentliche SUITE von ihren Stattbedienten vndt beampten vndt sonsten von 40. Stattrabanten in der liberey. Wan Sie einen SOLENNen ACTUM halten so ist des MAIRE HABIT, ein weiss vndt blaufärblicher Samenter Rock. Der Jurathen Huth vnd Rock ist von weißen vndt rothen Damast, der Ertzbischoff nimbt den Eydt der treue von dem MAIRE in der Haubt=Kirchen zu ST. ANDREÆ. aNOTA. in dieser oder Kirchen ST. BATHOLEMY zu BOURDEAUX, hath der damahlige König von Engelland1017 zum erstenmahl den orden des Englischen Hosenbands eingesetzt,1018 welcher älter ist alß der von BOURGUND1019 oder die frantzösischen beyden.a1020 Die Kaufleuthe haben alhier ihre Justitz wie in vornehmen Handels=Statten gebreuchlich ist, da Sie gewisse fälle, nach gewissen Kaufmans Rechten vndt gebreuchen vnter Sich selbsten erster instantz DECIDIren. Dörffen aber auch appelliren. Vndt ist dero Zusammenkunfft in einem eichenen Hause gegen dem Parlament über, wovon Meßzeithen die vnterste Stöcke oder gewelbe verliehen werden. Von den ANTIQUITÆTen vnd andern CURIOSITÆTen der Statt sindt: das PALAIS GALIEN1021 oder ein altes AMPHITEATRUM vor der Statt. Ein rest von alter Heidnischer Kirchen, genant PILIERS TUTELAIRES,1022 cdavon noch 18. seulen hoch erhaben stehen vndt einen vnglaublichen vmbfang in ihrem DIAMETRO haben. Auß diesem Platz ist dem CHATTEAU TROMPETTE, alß der CITADELLE, so offt die Statt belegert gewesen, ein großer wiederstandt geschehen. Vndt der König einmahl schier befohlen diese ANTIQUITÄT herunter zureisen, wofern nit, alß vor ein sonderbars ORNAMENTUM der Stadt, davor gebeten worden, wehre. Hierinnen hielten die alten Römer vnter andern auch ihre Session wegen der Vatter vndt Mutterlosen Kinder, denen Sie TUTORES oder Vormünder zustelten. Wirdt 1015 1016 1017 1018 1019 1020 1021 1022
b–b nicht in Variante B enthalten. Geschworene, Beisitzer. Edward III (1312–1377), König von England. 1348 gestiftet. Orden vom Goldenen Vlies, gestiftet 1430. Ordre du Saint-Esprit, gestiftet 1353, Ordre de Saint-Michael, gestiftet 1469. a–a nicht in Variante B enthalten. Palais Gallien – Amphitheater in Bordeaux. Piliers de Tutelle.
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also dieses Gebeu VET À TUTORIBUS VET À DIIS TUTELORIBUS, so die Heiden, alß wie heutiges tages die Papisten ihre eigene Schutz=Engel auch glaubten, genennet. Auf dem Kirchof vor der Kirchen ST. SERVON, so albereit im 4ten SECULO gestanden, ist Ein Steinern Grab, worinnen bey auf= oder abnehmenden Mondt viel, wenig oder gar kein wasser zusehen ist. Viele schreiben solches der naturlichen eigenschafft des Steins zu.c1023 a Die große CHARTREUSE ist vor 24. Paters vndt vor etliche Fraters gebaut: dazu noch alle tag mehrers gestifftet wirdt. Ist wohl zusehen vndt von treflichen einkommen. Auch ist ein Haus vor der Statt vor amre Leuthe gebaut, ligt an dem Einflus der GARONNE oberhalb der Statt, alwo die MANUFACTUren dießer Statt, von Teppichen, Strümpfen vndt dergleichen Zeuge gemacht werden.a1024 In vndt vmb die Statt ist eine große anzahl von adel vndt burgerschafft so der reformirten Religion beypflichten v. deßwegen jederzeit viel vngemach ausstehen müßen: Welcher Sie mit sonderbahrem Ernst beypflichten vndt eines theils dieses ein Vhrsach mit ist, daß der König der Statt nit sonderbahr gewogen. Wan die auf 6. Meile vnterhalb an der GARONNE vndt an der EMBOUCHURE des Meers gelegene feste Kriegs=Statt BLAYE, worüber DUC DE ST. SIMON1025 GOUVERNEUR ist, nit where, könte ein jeder außwertiger feindt, insonderheit Engellandt mit vollen Seegeln bis vor Bourdeaux vnd die Gegend des Landes tief hinein gehen, welches vormahlß in alten Kriegen Practicirt worden. b Das GOUUERNEMent des Landes ist ein zeitlang VACANT geweßen, vndt es vom DUC DE ST. SIMON administrirt worden. Bey 5. Monathen hero hat es der König dem DUC DE VERNEUIL,1026 so HENRICI IV. natürlicher Sohn, hiebevor geistlich vndt apt zu ST. GERMAIN DU PREZ1027 gewesen, CONFERIret, nach dem Er bey seinen alten tagen erst weltlich worden vndt sich verheurathen wirdt.b1028 8. Meil vnterhalb BOURDEAU, nach der See werts, ist nahend Medoc ein Golffo der See, lang aber nit breit, vnd auf der einen Seithen ein alt schloß gelegen, dießer könte auf beyden seithen mit 2. Castellen befestigt werden, vndt diente vor einen Sicheren Haafen vor mehr alß 200. Kriegsschiff, vmb so viel mehr, weil aus einem Wunder der natur, ein großer See von Süssem wasser nahent hiebey ist vndt vnter der DEFENSION der Stücke liegen würde. Solches wasser dienete den Schiffen zur REFRAICHIRung vnd andern Nothwendigkeiten. Es wirdt der Wein wohl 30. oder 40. Meil oberhalb der GARONNE vndt bis vber AGEN zusammenkaufft vndt nach BOURDEAUX geführet: Der alhie 1023 1024 1025 1026 1027 1028
c–c nicht in Variante B enthalten. a–a Variante B mit leichten Abweichungen. Claude de Rouvroy, vgl. Anm. 418. Henri de Bourbon (1601–1682), Duc de Verneuil. Saint-Germain-des-Prés, Paris. b–b nicht in Variante B enthalten.
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gebrante brandtwein, kompt bis in Indien, Moßkau vndt Tartarey, wirdt auch in den Schiffen selbsten vor EXTRAORDINAR starck vndt guth befunden. Eß gibt im Lande hin vndt her gar viel Heiden vndt kleine gestreuche, wo von das Schaff= vndt anders Vieh guthe Nahrung haben, sonderlich nacher BAYONNE zu, da der gantze weg nichts alß lauther LANDES oder gestreuch ist, weßwegen es auch zuzeithen vnsicherheit halben vbel zureisen ist. a Zu PAU [nahent] 6. meill von BAYONNE ist ein herlich gesundt baadt, welches von vielen leuthen besucht vndt nutzlich gebraucht wirdt. Etliche meil vnterhalb BAYONNE ist ST. JEAN DE LUTZ alwo Anno 16 beyde König. Ministri, alß CARDINAL MAZZARINI vnd DON LOUIS DE HARO,1029 auf der also genanten Insel DE CONFERENCE zusammen kommen, den frieden vndt Heurath geschlossen. Auß welchem Sich aber der ietzige Flandrische Krieg erst neulich wieder entsponnen, wehre vielleicht dazumahl vor Spanien beßer geweßen, den Krieg zu CONTINUIRen, weilen es ietziger Zeith ACCABLIRT1030 vndt ohne RESISTentz Sich der Niederlanden entsetzet siehet. Hierumb hath der MARESCHAL DE GRAMMOND1031 seine Güther, vndt ist GOUUERNEUR vber das Landt BEARN: Sein bruder1032 ist sein LIEUTENant vnd sonst oft zu Konig. geschefften ADHIBIrt: Sein Sohn der Conte DE GUICHE1033 ist REGRATIIrt, darf zwar DATO im Land sein aber noch nit nach Hofe kommen.a1034 b Man schreibt des Mareschaln bruders ADDRESSE zu, daß DOLE sobalt ins Königs Hende kommen, maßen Er sich heimlich hinein begeben vndt mit Seinen favoriten die Vbergabe DISPONIrt habe. Nach vollendetem Englischen Kriege vndt REFUBLISSEMENT des friedens mit Engell= vndt Hollandt, kahmen beyde NATION Schifleuthe Anno 1667. im 8br. zu BOURDEAUX wieder ahn; Die Einwohner aber klagten, daß die Englische die helffte der geladenen wahren zubezahlen nit vermöcht, sondern CREDIT machen müssen, causirend den Kriege, die Pest vnd den brandt. Eß hetten hergegen die Hollander CONTENT bezahlt: die helfft mit geldt, die ander mit Specereyen oder zugelassenen guthen Kaufmanswahren. Von Rotterdam kan man mit guthem winde in 5. oder 6. Tagen zu BOURDEAUX an landen. Braucht sonsten 3. Wochen ORDINARII dazu.b1035 Die Particulier=Statte in GASCONIen belangendt, so thut LIBOURNE an der DORDONNE liegende König. Statt auch ein ansehentliches im Weinhandel man ladet alhie eben sowohl alß zu BOURDEAU auf der GARONNE, massen der REFLUX des Meers auch bis anhero kompt, vndt deßwegen das zwischen LIBOUR1029 1030 1031 1032 1033 1034 1035
Luis Méndez de Haro y Guzmán, vgl. Anm. 468. Niedergedrückt. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 75. Henri de Gramont (gest. 1679), Comte de Toulongeon. Armand de Gramont, vgl. Anm. 85. a–a in Variante B: 82r mit leichten Abweichungen. b–b nicht in Variante B enthalten.
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NE vndt BOURDEAUX gelegene Landt, das Landt zwischen zweyen Meeren genent wirdt. FRONSAC vndt COUTRAS thun auch dergleichen; diese beide orther sindt dem CARDINAL RICHELIEU zugefallen zu Einem Hertzogthumb aufgericht wordten, welcher ein Landt von 29. Pfarren dazu gebracht hath So jahrlich m/25 LIVRES Renten ertragen, gegenwertig besitzt das Land der Printz von CONDÉ, kan wohl sein, daß Es der Card. dessen gemahlin So seine Niece vndt des MARESCHAL DE BREZE Tochter ist,1036 zum Heirathguth mitgegeben habe. Das einkommen dieses Landes kompt dem Printzen von CONDÉ ohne Sonderbahre beschwerung der vnterthanen ahn vndt sindt meist Stendige Renten von Wiesen: Weinbergen: Äcker: Hoff= Garten= vndt dergleichen Gründen, da ein Jedweder Einwohner den Tax desselben Landes oder Grunds weiß oder vorhin erfahren kan, Ehe Er denselben bestehet: gleicherweis werden auch gewisse antheil waldungen abgemessen vndt verliehen: Item die PASSAGE vber die DORDOGNE, welcher dieser orthen jahrlich neben ein wenig antheil Landes allein in die 1.000. LIVRES iahrlich ertraget. In dergleichen truckenen frucht= wein vndt gelt gefellen, bestehen schier aller Herrn in Franckreich, groß vndt klein, dero Einkommen, daß Sie jahr aus jahr ein ihr gewisse Erbzinß wissen vndt ihren ESTAT darbey machen können. Sonsten konnen Sie das Landt mit Schatzung, steuer, oder einigen EXTRAORDINARI-Landtanlagen nicht beschweren, bey höchster Straff vndt CONFISCATION ihrer Güther. Eß ists der König allein der solches thun kan. Vndt würden die vnterthanen gleich gehört werden, wan Sie einige clagten vor die Königliche Justitz brächten. Hiebey ist zuwissen, wan Ein großer Her in Franckreich Seine Landteinkommen nicht selbst erheben wolte, So ists der Gebrauch daß Er Selbigem einem, zween vndt mehreren Pachtbestender vor eine gewisse SUMMA AFFERMIre; Wan nun der CONTRACT geschlossen, So vbergibt der Her dem FERMIER die gantze Herschafft, mit Weinwachs, Ackerbau, Waldungen, Zehenden, Wiesenwachs. Viehetrifft Jagtbarkeiten, Wasserfahren vndt allen seinen Gerechtigkeiten. Wan nun der bestandsleuthen mehr sein, so theilen Sie die AFFAIren vnter Sich aus, vndt CONTRIBUIren jahrlich das Einkommen. Das bestandts gelt ziehen Sie zuvor ab vor die Herschafft. Den überrest des nutzens theilen Sie vnter Sich. Haben Sie schaden, müssen Sie es auch leiden: Man pflegt auch manchmahl ein vndt ander Stücke nicht zuverleihen, sondern die Herschafft vor Sich zubehalten, alß das Feuergelt sein mochte vndt müssen die beständer vor das was Sie versprechen CAUTION leisten, oder ihr Hab vndt Guth einstellen. Die beständter konnen gantz oder Stückweis weiters verleihen, bis auf die einfache Guther der Gemeinen vnterthanen.
1036
Claire Cleménce de Maillé-Brézé, vgl. Anm. 185.
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Sie mussen jahrlich nach gewissen TERMINEN bezahlen: Vndt können viel ein guth, einer mehr oder weniger alß der andere bestehen, davon nach PROPORTION hernachmahls bezahlt wirdt. Eß ist auch Ein ander arth der bestandt Herren, dan wan Sie des Lands zuviel bestehen, oder etwa keine Leuthe sich finden, so sichs wieder verleihen lassen wolten, vndt [ihnen] also Landt zuverleihen überbliebe: alsdan ehe Sie es liegen lassen, [Sie] nehmen Sie gemeine arbeits=leuthe, geben ihnen alles Vieh aufs Guth, vnterhalten alles Gesindt: vndt nehmen hernach die Helffte alles dessen was das Guth ertregt. Dergleichen sindt viel güter so auf dieße weiße verpachtet werden; Eß ist ein groser adell im Lande, der vornehmen geschlechter viel: alß GRAMMOND, CONDÉ. BOUILLON. ROAN. ARMANGAC. ESGUILLON. die Erben der abgestorbenen Heußer VALETTE. CANDALE. ESPERNON. auch ist das Haus ROQUELAURE vndt DURAZ1037 so Mr. TURENNE Schwester1038 Sohn v. 50.000 Rthlr. einkommen hath.1039 . aDer Hertzog DE FOIX1040 PRETENDIrt des Hauses ESPERNON GENERAL erbschafft, hath den 25ten FEBR. 1668. einen Proces deswegen zu Paris gewonnen, iährlich von m/18. LIVRES Renten. Dessen Er Sich nit versehen gehabt; vndt hath noch 7. andere in dergleichen MATERII, da Er besser recht vndt auch Hofnung hath dieselbe gleicher gestalt erster Tagen zugewinnen.a1041 Die meiste FINANCIERS. Staats=Rathen. SECRETARII. hohe vnd andere Kriegs=
interessirte sindt meist aus diesem Lande gebürtig, weil Sie leuthe sein von einer starcken vndt dauerhafften COMPLEXION, von einem SUBTILEN vndt außfündigen Verstandt, in anschlägen sowohl alß EFFECTUIRung derselben geschickt; Kriegerischen Gemuths, das der Ruhe zuwieder ist. Dahero die andere Frantzosen sagen, wer von den GASCON vndt NORMANNen in INTERESSE sachen vnverletzt davon kompt, mag wohl vor einen erfahrenen vnd außbündigen man passiren, dan man von GASCON bey Hof vnd im gantzen Landt im schertz vndt ernst genugsam zusagen weis. Dero Sprach ist sehr CORRUPT, vndt mancher orthen gar übel vernemlich. Deßwegen was von den Frantzosen vor vngewohnliche oder barbarische worthen gehalten werde, sagt man daß sie aus GASCONIen sein. Vnter andern herlichen nutzbarkeiten damit Gott dieses Landt gesegnet, ist der von vielen meilen hero Schifreiche flus die GARONNE, so beyde gröste Provintzen des Konigreichs Franckreich, alß LANGUEDOC vndt GASCONIen durchfleust, vndt Schier bey dem mittelländischen Meer entspringt vndt Sich nach vollendeten Lauf auf etliche 100. meilen vnter BOURDEAUX in den grosen OCEANUM ergeusset. Auf der Nachfolge dieser Natürlichen anleitung, ist man seither etlicher iahren im werck begriffen, durch vermittelung etlicher Schleu1037 1038 1039 1040 1041
Jacques-Henri de Durfort, vgl. Anm. 581. Elisabeth de La Tour d’Auvergne (1606–1685), verm. mit Guy Aldonce de Durfort (1605–1665), Marquis de Duras. Das Vorhergehende mit Abweichungen in Variante B. Wahrscheinlich Henri François de Foix de Candale (1640–1714), Duc de Randan. a–a nicht in Variante B enthalten.
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sen, der Natur zuhelffen vndt beyde Meerfarthen zu CONJUNGIren. Welche ENTREPRISE, wo Sie einen gewunschten außgang nehmen wirdt, daran fast nicht mehr gezweiflet wirdt, sol Sie dem Landt ein vnschetzbares Kleinod in den COMMERCIen zuwege richten. Anfangs hath man im Sin gehabt, in LANGUEDOCQ, hinter vnd in der Gegend NARBONNE, das Meer vermittels eines CANALS besser heraus zuführen, vndt demselben einen auf etliche meil einen neunen lauf zuweißen, damit Solches den flus AUDE ergreiffen vndt mit demselben auf NARBONNE zu gehen mochte. Von dannen hath man im Sin gehabt mit besagtem flus soweit zugehen alß moglich. Vndt wo man nit forter kommen konte, auß dem Geburge etliche QUELLEN zusamlen vndt von denselben Schleußen zumachen bis nach CASTELNAUDARY. alwo man mit der GARONNE auf TOULOUSE vndt follends bis nach BOURDEAUX hin vndt wieder zurück gehen könte. Der anfang hinter NARBONNE hette in der Grafschafft RUSSILLON bey einem dorf PALME1042 genent, so nit weit von der Grentz=Vestung LEUCATE gelegen, gemacht sollen werden. Alß man aber die Gefahr remonstrirt vnd daß das Meer bey den Stürmen, an statt nutzens, wohl viel Landes ertrucken würde, hath man dabey ACQVIESCIrt. In maßen auch bey dem vorhandenen Port viel Klippen gelegen, wozu man auch ohne große Gefahr nit hette gelangen mögen. Nunmehr wirdt nichts an dem Meer noch an der AUDE geendert, da man mit Schleusen allein aufzukommen vermeinet vndt dieselbe von vnterhalb NARBONNE bis auf CASTRO1043 zuführen vorhabens ist, alwo albereit die GARONNE, wie zuvor bey CASTELNAUDARY gedacht worden, die Schiffe aufnehmen kan. Man wirdt zu verfassung der CANALen, lebendige quellen aus den gebürgen genug haben: die CANALe an Sich Selber so breit vnd tief machen, alß der Schiffen QUALITÄT erfordern wirdt. Das Landt hiezu ist eben genug vndt ist vonnöthen wegen der bergen viele vmbschweife zunehmen: Eß hath vnlengst ein König. Parlamentsrhat von BOURDEAUX dieses vndt auch sonst erzehlet, daß man [ohnlengst] kürtzlichen den ersten Stein zu einer Schleußen oder einem CANAL gelegt vndt mit grosem gepreng guldene vndt Silberne müntzen deswegen zum Gedechtnus ausgeworffen, vndt daß man an dem EFFECT schier nit mehr zuzweiflen hette, sonderlich weil es ein neues DESSEIN wehre, wan nun diese INTENDIrte neue Schiffarth also von statten gehen solte, wirdt solches vornemlich vor die Schiffende ein groser vortheil sein, dan alle die Schiffe So vber das balthische Meer, so aus Moskau. Dennemarck. Schweden. Norwegen, Irr= Schott= vndt Engellandt, auch Hollandt vndt Flandern, zugeschweigen der Frantzosen Selbsten, nacher morgenland, Persien oder Italien zu gehen im Sinn haben, nit vonnöthen haben einen weiten vmbschweif hinter Spanien zunehmen vndt Sich mit leib vndt lebens Gefahr vnter den barbarischen Corsaren von ALGIERS, TUNIS vndt TRIPOLI durch zu PRACTICIren. 1042 1043
La Palme. Castres.
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Spanien wirdt es aber kein PROFIT geben dan man algemach nachgerechnet, daß diese neue farth dem König. Zollampt wenigst 6. millionen Schaden alle iahr bringen werde, zugeschweige was dem Lande ohne das vor Nutzen oder Vortheil durch diese Neue farth abgehen wirdt, so wohl in Ermangelung der TRAFFICen mit andern NATIONEN alß auch an deren vnkosten, so reisende leuthe aufwenden müssen: Hingegen wirdt Franckreich vmb soviel mehr nutzen so PUBLICE alß PRIVATIM zuerwarten haben, vndt solches vmb soviel mehr, weil man ohne das heutiges tages trachtet die COMMERCIen aufs beste zu ESTABLIren. Eß haben die letzte Zeitungen von TOULOUSE vom 9br. 1667 gegeben, daß der Ertzbischoff1044 alda in versamlung des gantzen Parlaments mit großen SOLENNITETen den ersten Stein zu einem CANAL gelegt habe, vndt daß man deswegen viele Silberne vndt Guldene Müntzen geprägt vndt solche zur MEMORY vndt dieses werck in allen Landen zu DIOULGIren weith vndt breith verschickt habe. Der Erste angeber dieses wercks soll der CARDINAL RICHELIEU gewesen sein. Man mag auch wohl zu Zeithen HENRICI IV. davon DISCURRIrt haben, aber vor diesmahls ists ein Saltzpartisan in LANGUEDOCQ, nahmens Mr. RIQUET, welcher alß Er den TAX der Justitz Cammer erlegen sollen, gebethen, man möchte Seiner damit Schimpfs wegen verschonen. Hergegen wolte er dieses werck auf Seine SPEÉSEN vornehmen vnd dasselbe alsolang fortführen, bis der König sehe, ob solches angehen werde oder nicht. Welches der König endlich verwilligt vndt ihme erfahrene INGENIEURS zugeschickt welche aber den FUNDAMENTAL riss vielmahl endern müssen, bis Sie das werck zu dem ansehen befordert, wie es ietzo gehet.1045 ANGENNOIS. QUERCY. PAIS DE CONDOM. D’ALBRET. BEARN. ARMANGAC. BIGORRE.1046 Von BOURDEAUX auf TOULOUSE, ist lengst des weges hinauf der Edelste weinwachs zusehen: also mitten auf dem weg ist das Stättlein AGEN, von welchem ein kleines Ländtlein daherumb das AGENNOIS genandt, ist ein PRESIDIAL vndt gehoret nach BOURDEAUX. Eß ligt mitten in dem Edelsten Landt, es ist ein auffenthalt der NOBLESSE, wie deswegen der hochberümbte JULIUS CÆSAR SCALIGer,1047 sich auch alhier aufgehalten, vndt dessen begrebnus vndt sonderlich dessen Haubt noch vor eine CURIOSITÄT gewiesen wirdt. Seinen Geschlecht ist noch vorhanden vndt dessen Enkel nahmens Mr. DE SCALE1048 ein vornehmer, bey guthen mitteln stehender Landtherr, so vor diesem eine ESQUADRON COMMENDIrt vndt der CHARGE nach mehr alß ein Obrister geweßen, der auch bey 1044 1045 1046 1047 1048
Charles-François d’Anglure de Bourlemont (1605–1669), seit 1664 Erzbischof von Toulouse. Das Vorhergehende mit leichten Abweichungen in Variante B. Variante B ab fol. 83v. Julius Caesar Scaliger (1484–1558), italienischer Humanist. Vielleicht Joseph de l’Escole, Gouverneur des Schlosses Nérac.
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jederman vor einen APPROBIrten guthen Soldaten passirt. Das obgedachte Haubt JUL. CÆS. SCALIGeri ist wieder die natur hart, dick, glentzend vnd vnversehrt: wirdt von den Franciscanern in der Sacristey gezeiget; Sein Grab ist nahend dem altar vndt Sein Wapen in Messing darbey, führet vnter andern ein adler darinnen. Dahin vielleicht auch die PHILOSOPHI ALLODIren, wan Sie ihnen AQVILAM NATURÆ nennen.1049 Alhie ist eine SENECHAUSSE. Das Landt hath 3. schöne flüsse, die GARONNE. LOT. vnd DORDOGNE. Hath auch vber 12. verschlossene Stätte, vnd wirdt wegen seiner fruchtbarkeit vnd überflus aller sachen, das æra.1050 Franckreichs genent. Alhie hath CAROLUS M. RESIDIrt. vndt ist nahent hiebey zu CASSENOIT.1051 anno 777. LUDOVICUS PIUS1052 gebohren worden. Oberhalb der Weingebürge ist ein großer felß in den bergen, dahin hath die vorige Königin Mutter ANNE D’AUSTICHE, Ein EREMITAGE hinein hauen lassen. Das bestehet von Kirchen, Capellen, Zellen, Gärten, etc. so wunderswegen vnd wegen des schönen Prospects zusehen. a NERAC ist auf etliche meil weges aus der strasse. Ein Haubtstatt des Furstenthumbs vnd Landes ALBRET. So ein DOMAINE vndt Erbguth des Königs seiner Voreltern gewesen, ehe Sie zur Crone kommen sindt. Dahero ist HENRICUS IV. alhie aufgezogen wordten: vndt ist die Stat noch voller REFORMIrter, deren mauer im vorigen RELIGIONSkriege deßwegen herunter geworfen wordten. Anitzo besitzt Sie vndt das Landtlein herumb das Hauß BOUILLON, welches
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1050 1051 1052
Variante B mit Abweichungen. 83v: Halben weg zwischen BOURDEAUX v. THOULOUSE [ist] kombt man auf einem lustigen weg durch lauter Wein=geberge vnd langst der GARONNE hinauf, nach ablegung etlicher tagereisen auf AGEN, von welcher Statt ein kleines ländlein vnd GUUERNEMENT AGENNOIS genant wirdt: AGEN ist dieser orthen eine lustige landt=statt vnd vom adel sehr besucht, gleicht sehr mit CAEN in der NORMANDY, man mag wohl sagen das Sie in dem fetten von Franckreich gelegen, wegen allerhand vberflus zu menschlicher vnterhaltung; daselbst, ist ein bischthumb, SENESCHAUSSEÉ, PRESIDIAL vndt [bischtumb] CHAMBRE D’EDICT, so von NERAC anher verlegt worden das Appel gehet nach BOURDEAUX. Alhie hath vor diesem JULIUS CÆSAR SCALIGER gelebt, dessen Haubt annoch bey den Franciscanern, an Einem Ende der Statt anzutreffen [ist] vnd zusehen ist, dasselbe ist wieder die Natur dick vnd fest, auch glatt daß es wunders wegen in der Sacristey aufgehoben vndt [gew] manniglichen gewiesen wird. Ahn einem andern Ende gegen den Cordelien vber hath Er vor diesem gewohnt. Von Seinem Geschlecht ist noch Ein vornehmer landt=man vorhanden, so sich Mr. DE SCALE nennet vnd sein COURAGE in hiebevorigen Kriegen sehr SIGNALIRT hath, massen Er auch eine vornehme CHARGE bedient. Oben aufm berge hiebey hath die vorige Konigin ANNA D’AUSTICHE 5. biß 6. Eremiten Zellen beneben einer Kirchen in felsen aushauen lassen, worinnen ein brunnen, welchen Sie wegen eines Heiligen, sonderliche Krafft zu schreiben. Vielleicht abgekürzt aerarium. Casseneuil. Louis le Pieux (778–840), König im Fränkischen Reich, seit 781 in Aquitanien, seit 814 im gesamten Reich.
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II. Schriften zur Landeskunde
ihme gegen ESDAM1053 vndt das Hertzogthumb an der Maaß vertauscht worden, beneben noch andern Herlichkeiten in AUUERGNE vndt LIMOUSIN.a1054 b HENRICUS IV. stelte alhie den REFORMIrten zum besten ein CHAMBRE D’EDICT ahn, so aber 1621, wegen der REBELLION, auf AGEN TRANSFErirt worden.b1055 c CONDOM. ist auch ein berümbt stättlein vndt macht auch ein Landtlein, so wie AGENNOIS, CONDOMMOIS genant wirdt. Die Statten so darin gehören sindt: VALENCE an der BOISE.1056 LAINAC1057 an der GARONNE. RAMIOU.1058 MONTREAL.1059 LECTOURE. vndt andere mehr. Deren in den heutigen neuesten König. EDICTen wieder die Reformirten, deren es hierumb gantz voll ist, offt gedacht wirdt: Vornehme Geschlechter sind das Haus TIEF- MAREON.1060 GONDRIN.1061 FORCE1062 vndt MONLUC.1063 So vor diesem ein gewaltiges Kriegshaubt gewesen vndt den Krieg seiner Zeith beschrieben, so ÆSTIMIrt wirdt.1064 Zu CONDOM ist auch ein bischoff vndt SIEGE PRESIDIAL oder SENECHAUSSE. COMMINGE. oder COMMINGEOIS, ist auch eine Landt= oder Grafschaft in GASCONIen. grentz von morgen mit FOIX. von mitternacht mit theils LANGUEDOCQ. von mittag mit dem Pireneischen Geburg vndt von Abendt mit der Landtschafft ESTRAC vnd ARMANGAC. Eß wirdt ins hohe vndt Niedere getheilt. Deß oberen Haubtstad heist S. BERTRAND.1065 vnd hath noch andere alß COSSERANS. ST. BEAT. ST. FREGOU.1066 MONTEGEAU.1067 Das vntere hath die Statte LOMBES.1068 SANATHAN.1069 L’ISLE EN DODON. MURET. RIVINES.1070 Alhie Sollen Sich die leuthe zum ersten zum Christlichen Glauben in Franckreich bekehrt haben. Es gibt viel Kröpfichte leuthe hierinnen. Die Sprach ist mehr BASQUIsch oder Spanisch alß Frantzosisch. 1053 1054 1055 1056 1057 1058 1059 1060 1061 1062 1063 1064 1065 1066 1067 1068 1069 1070
Sedan. a–a Variante B 80v mit leichten Abweichungen. b–b Variante B 83v mit leichten Abweichungen. Valence-sur-Baïse. Wahrscheinlich Layrac. Vielleicht La Romieu. Montréal. Nicht identifiziert. Pardaillan de Gondrin. Vermutlich La Force. Blaise de Montesquiou-Lasseran-Massencôme (1502–1577), Seigneur de Monluc, Maréchal de France. Commentaires de Messire Blaise de Monluc Mareschal de France, Bordeaux, Millanges 1592. Saint-Bertrand-de-Comminges. Saint-Frajou. Montréjeau. Lombez. Samatan. Vielleicht Rivières.
Beschreibung der französischen Provinzen
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BIGORRE. ist auch ein Grafschafft dieser Provintz. Von morgen grentzt Sie mit ARMANGAC. von abend mit BEARN. von Mitternacht mit dem Land ALBRET. von mittag mit dem Pireneischen Gebürg. Die Haubtstatt ist TARBE.1071 andere Sindt TRIE.1072 RAVASTAINS.1073 MOUBOURGES.1074 BAIGNERS.1075 alwo warme Schwefelbäder sein. Nach dieses Landeß gesetzen erbet der ältiste Sohn alles, er sey von adel oder nit. ARMANGAC. ist vor alters ein eigene Grafschafft gewest, aber itzo meist ein König. DOMAINE. Dessen Haubtstatt ist die zweite Ertzbischofliche Stadt in GASr r CONIen, AUCHS: wie dan dieses Land ein ziemlich antheil der Provintz ist. Die andere Stäte sind LECTOURE: CASTERA.1076 VIC.1077 NOGUERON.1078 EUSE.1079 BARCELONE.1080 CASAUBON.1081 etc. Aus diesem Land wahren meistentheils des Kriegesvolcks So LUDOVIC. XI.1082 alß er noch DELPHIN geweßen in Schweitz vndt Elsas geführt, so dahero die ARMEN GÄCKEN genandt worden.1083 Eß ist auch ein sonderbahre arth leuthe meistentheils in den Pyreneischen Gebürge, nach der Grafschafft ROUSSILLON zu, Sich aufhaltendt, so ins gemein wagner vnd bender sein: vndt alle von Natur einen so stinckenden athem haben, daß Sie sonst von menniglich geeussert werden. Sie gehen nicht viel vnter geselschafft, kommen selten in die Kirchen, vndt werden auf dem Kirchof apart begraben. Die Vhrsache dieses Erb=mangels mag der Landesarth oder dem wasser zugeschrieben werden. Wiewohl andere andere vhrsachen ALLEGIren. Sie sollen noch eine RELICPICE von den alten ALBIGENSer sein so EXCOMMUNICIrt wor-
1071 1072 1073 1074 1075 1076 1077 1078 1079 1080 1081 1082 1083
Tarbes. Trie-sur-Baïse. Rabastens-de-Bigorre. Maubourguet. Bagnères-de-Bigorre. Castéra-Verduzan. Vic-Fezensac. Nogaro. Eauze. Barcelonne-du-Gers. Cazaubon. Louis XI, vgl. Anm. 560. Vgl. dazu Martin Zeiller, Itinerarium Galliae, Das ist Reyßbeschreibung durch Franckreich [...] Straßburg: Zetzner 1634, 494. „Auß disem Lande hat König Ludovicus XI. in Franckreich/ damals noch Dauphin von Vienne einen grossen Theyl seines Kriegsvolcks gesamblet/ vnd solches an den Rhein geführt/ welche ins gemein Armeniaci, von den Teutschen aber die armen Jecken seynd genant worden.“ Vgl. auch Zeiller, Topographia (wie Anm. 575), Bd. 10, 8. „Und aus diesem Lande hat der Delphin Ludovicus, nachmals König in Franckreich/dieses Namens der Eilffte/ einen grossen Theil seines Kriegsvolcks gesamblet/ und soches nach der Schweitz/ und ins Elsaß/ geführet/ so ins gemein Armeniaci: Von den Teutschen aber/ die armen Gecken/ oder Jecken/ seyn genannt worden:“
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II. Schriften zur Landeskunde
den, aus welcher EMIGRATION die Waldenser, zwischen Schweitz vndt Italien gelegen, vndt Endlich die Hussiten in Böhmen entstanden. BEARN. ist ein Fürstenthumb. wird nit PROPRIE zu GASCONIen gerechnet. Es ist solches vnter andern obbemelten auch ein PATRIMONIAL guth HENRICI IV. geweßen vndt durch ihm der Cron incorporirt worden. Es hath ein sonderlich Parlament zu PAU. vor Sich vndt andere vmbliegende Lender, bis in NAVARRA, so hiezu REFErirt werden; alhie zu PAU ist HENRICUS IV. gebohren worden. Deßen Grentzen sind von Mittag BIGORRE; von Mitternacht das antheil BISCAYA so noch zu Franckreich gehort. von abend das theil BISCAYA so Spanisch ist. Zu MORLAIS1084 wirdt die müntz in dießer Provintz geschlagen, so neben dem Frantzöß. Wapen zwo Kühe im Schildt führet. NAY ist eine Handelstatt. TURANSON ist wo der guthe Wein wachst. Sonsten gibt es in BEARN köstliche gesundtbäder, Metallen, herliche Kreuter; dergleichen bäder vnter die vornehmste in EUROPA gerechnet werden. Eß werden wenigst in die 12. vornehme statte in diesem Landte sein. Darunter ist NAVARINS,1085 so fast vor ein vnüberwindlich flecken gehalten wirdt. Welches auch die REFORMIrten zu ihrem Vortheil eingehabt, aber anfangs des RELIGIONS=Kriegs solches schendlich verlassen vndt übergeben. Die Erbtochter von NAUARRA, BEARN, FOIX. ALBRET vndt andern Ländern mehr, wahr JOANNA1086 einige Tochter vndt Erbin HENRICI D’ALBRET1087 des letzten Königs von NAUARRA. Dießer begab Sich zu der REFORMIrten Religion, in welcher Sie auch ihren Sohn HENRICUM, nachmalß ersten König in Franckreich von der BOURBONIschen LINII vndt IV. genant, erziehen lassen, auf diese weis stelte Sie in allen ihren Erblanden, sonderlich alhie im Land zu BEARN die mess erstlich ab, vnd solches geschahe anno 1569. Nachdem aber hernach ihr Sohn HENRICUS IV. aus CONSIDERATION des Staats, Catholisch worden, hath er die messe überall wieder eingeführt, aber die REFORMIrten auch ruhig bleiben lassen: vndt ihnen hernach zum uberflus nit allein alhier sondern auch im gantzen Königreich den Religions= Frieden verwilliget. Vndt zu dessen GARANTIRung ihnen hin vnd her veste Plätze im Königreich gegeben, die anderßwo mit nahmen eingeführet worden. Ja hath auch den Kirchendienern den Sold auß eigenen mitteln, zum theil auch aus den geist. BENEFICIen reichen lassen. Anno 1608. wurden die Jesuiten alhie INTRODUCIrt. Anno 1617. Renovirte LUDOV. XIII. die Erbvereinigung dieses Furstenthumbs mit der Kron Franckreich, so Sein Herr Vatter Anno 1607 auch gethan 1084 1085 1086 1087
Wahrscheinlich Morlaàs. Navarrenx. Jeanne III d’Albret (1528–1572), Königin von Navarra. Henri d’Albret (1503–1555), König von Navarra.
Beschreibung der französischen Provinzen
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hatte. Auch ward die RELIGION beynebens confirmirt; doch ein vnd andere geistliche Güther abzutreten befohlen. Wieder welches alles beyde sowohl die INCORPORIRUNG des Lands an die Cron Franckreich, alß auch restituirung der geist. Güther sich die REFORMIrte Stände gesetzt. Darauf Sie der Konig 1620. vberzogen, vndt die Meß allenthalben wieder eingeführet. Deßwegen die REFORMIrten im gantzen Königreich anno 1621. zu MONTAUBAN vndt LA ROCHELLE zusammen kommen vnd die BEARNESSER mit waffen zubeschützen, geschlossen, darauf der Krieg angangen, wie oben bey ROCHELLE gedacht worden. Der Krieg ist aber so abgangen, daß heutiges tages wenig REFORMIrte mehr in BEARN verblieben.c1088 QUERCY. diese Landtschafft wirdt vielmehr zu LANGUEDOCQ gezogen. Deßen Haubtstatt CAHORS, alwo ein berümbte Juristen UNIVERSITÄT, ist. agehört vnter das Parlament nach TOULOUSE. Die Inwohner werden CADUREN genent. Es hath von morgen das Land AUUERGNE. von abend vnd mitternacht das Land PERIGORD. von Mittag das LANGUEDOCQ. Eß hath 2. bischthumber alß CAHORS vndt MONTAUBAN. in welcher die REFORMIrten alzeit sehr florirt vndt noch DATO ziemlich in ESSE sein. Sie haben alhie ein Tempel in der Statt, welche aber ihrer starcke vndt mauren gleich andern mehr, beraubt ist. Ausser beyden Statten gehören auch herzu: CASTEL. SARRAZIN.1089 MAISSAC. LAUZERTE. MONTECH. BURELLE.1090 NAZARETH.1091 SOUILLAC. GOURDON. etc. Sonsten ist alhier imidenter zumelden, daß zu LANGUEDOCQ gehören nachfolgende Ländlein. 1. ROUERGNE. Darin RODES1092 ein bischofliche Stadt ist. 2. VIVAREZ. Darin PONT ST. ESPRIT begreift 20. meil in die lenge, ligt an der RHOSNE. 3. VELAY. ist ein Landlein an der Rhone. darin die Haubtstatt LE PUY.1093 IT. TOURNON. an der RHONE.1094 ST. DIDIER.1095 etc. Dieses Landlein ist eine Gräntze der JURISDICTION beyder Parlamenter PAr r RIS vndt TOULOUSE. 4. LE PAYS DE L’AURAGNEZ dessen Haubstad CASTELNAUDARY ist. Darin gehören auch ST. PAPOUL. VIGNONET.1096 stösset an das TOULOUSIsche Gebith vndt gräntzt mit der Grafschafft FOIX. 5. das Lendlein GEUANDAN. ligt im Gebürg. ist winter vnd Sommer voller Schnee, sit sehr volckreich vnd dem Sprichwort nach so viel Soldaten drinnen alß Einwohner, 1088 1089 1090 1091 1092 1093 1094 1095 1096
c–c nicht in Variante B enthalten. Sarrazac. Vielleicht Peyrilles oder Bourlens. Jugeals-Nazareth. Rodez. Le Puy-en-Velay. Tournon-sur-Rhône. Saint-Didier-en-Velay. Vielleicht Vigoulet-Auzil.
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II. Schriften zur Landeskunde
So CEVENOS genent werden, vndt die reformirte RELIGION sich bishero erstreckt hath. Die Haubtstadt dieses Lendleins ist MENDE, die andern QUESAC. CHIRAC. Anno 1632. hieltens die Inwohner mit beyden Hertzogen ORLEANS1097 vnd MONMORANCY,1098 dahero viele ihrer festen Plätze rasirt worden, 6. ist die Grafschafft FOIX, sonsten auch ein Fürstenthumb. deren Haubtstadt FOIX. Alhier gibt es den schönsten MARMOR in Franckreich. vndt andere heissen: PAMIES.1099 SAVERDUN. CASERES.1100 RIEUX.1101 Hierzu wirdt die Herschafft MIREPOIX vnd CARMAIN auch gerechnet. Der flus LAURIEGUE1102 führet Gold vndt kompt oberhalb TOULOUSE in die GARONNE. 7. So ist auch das Land ALBIGEOIS ein groses antheil von LANGUEDOCQ. In welchem Sich vor alters sonderlich wegen der Waldenser RELIGION viel geschichten begeben. So aber heutiges tages in Italien vndt vnter des Hertzogs von Saphoyen gebieth wohnen.a1103 PERIGORD.1104 b Diese Provintz hath von Mitternacht das LIMOSIN. gegen abend XAINTOGNE. gegen Morgen, AUUERGNE. gegen Mittag GASCONIen.b1105 Sie wirdt von den Reisenden wenig besucht vnd dahero von reißbüchern nit so außführlich beschrieben wie andre. An Sich selbsten ist es ein Land voller Hecken vnd Gesträuch, voller büschen vndt mit vnterlaufenden Waldern, dahero die Vnsicherheit sehr gros vndt nichts neues ist, daß die Durchreisende, bevorab die Frembde vnd vnbekante attaqvirt, geplündert vndt offt gar vmbs leben gebracht werden. Alß hiebevor die DUELLEN noch gebräuchlich gewesen, sindt deren nirgends mehr alß in dießer Provintz vorgangen. Inmassen Sich nit deren ein oder zween, gegen soviel andre, sondern parthey=weis einander angegriffen haben: Welches Sie noch heut zutage zu PRACTICIren pflegen, vngeachtet daß die König. EDICTA von den DUELLEN sehr scharf sindt. Eß scheinet daß diese gewonheit noch von alters her kommen musse, dan JULIUS CÆSAR alle Gallier vnter Sich bracht, aber mit keinen soviel zuschicken gehabt alß mit diesen vndt denen auß AUUERGNE, so sich in ihrem Vortheilhafftigen Lande wohl DEFENDIrt. Der adel dieses Landes ist gros, inß gemein aber arm, vndt gibt sehr viel CADETTEN, so sich endlich auf vngebührende Handthierung legen müssen. Die 1097 1098 1099 1100 1101 1102 1103 1104 1105
Jean Baptiste Gaston de Bourbon, vgl. Anm. 131. Henri II de Montmorency, vgl. Anm. 189. Pamiers. Cazères. Vielleicht Rieux-Volvestre. L’Ariège. a–a nicht in Variante B enthalten. In Variante B ab fol. 90r. b–b nicht in Variante B enthalten.
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vornemste Geschlechter sindt BURDEILLES.1106 HAUTEFORT. RIBERAC. LA FORCE. & davon der erstgenante GOUUERNEUR,1107 aber noch vnverheirathet, vndt bis in m/120 Rthlr. einkommen hath. Die REFORMIrten sindt alhier sehr im flor, so gar bis auf den Gemeinen man in Dörffern, welches sonsten in andern Provintzen nicht so weith verstattet wirdt. Wan der König ein Landt zu wenig im Zaum halten kan, so ists dieses, weil es vom Hof weit entlegen vndt die Einwohner meistentheils in vortheilhaftige Plätze zertheilt wohnen vndt zur Neuerung1108 sehr geneigt sindt. Sie sind in der letztern REVOLTE1109 dem Printzen von CONDÉ sehr anhengig vndt die letzte wieder zum gehorsam zubringen gewesen. Sie sindt durchgehends eines sehr starcken, grosen vndt geraden leibß, gesunder COMPLEXION, aber sehr wilt, grob von sitten, vndt ins gemein langen alters. Das Landt ist voller pässen vnd sehr steinicht daher es auch den Nahmen genommen: Eß sollen hin vnd her viel RARITÄTEN darin zufinden sein, sonderlich in NATURALIBUS allerley gewächsen, artzney=Kreuter, gesundt=bäder, Seltzame wasser vndt brunnen, so den FLUX vnd REFLUX haben wie das Meer. Crüfften vnter der Erden1110 vndt darinnen allerley figuren: ahllerhandt MINERALIEN, alß Schwefel, ALAUN= vndt bergwercke. Worinne geschwefelte ALAUNIsche wässer vndt bäder. Viel Eisenbergwercke vnd Hammer: vndt viele Wasserflüsse, dasselbe zu verarbeiten sehr dienlich, so daneben voller Fischen sindt. Andere berg= wercke gebe es zwar auch wan nur Leuthe wehren so dieselbe Suchen vndt damit vmbgehen könten. Der ackerbau ist, soviel alß das Steinichten Land zulesset, ziemlich erträgich; das nieder Perigord ist voller Nuß=baumen, wie POITOU, daraus dan ein sonderlich oel getrückt vndt verkaufft wirdt. Das Landt ist mit vielen ansehentlichen Holtzungen versehen, vornemlich mit durchgehenden Castanien=wäldern, so zur Mestung der Schweine verwendet werden, dar man Sich auf die REVERENDO1111 Schweinezucht sehr befleisigt. Die Weinberge werden nicht felder oder ackerweis, wie sonsten gewöhnlich gebaut, oder im Schnit gehalten, sondern werden Stöckweiße, gleichwie in Italien, an die große beume geleitet an welche Sie Sich vmbzuwinden pflegen vndt man Herbst Zeithen die trauben von dannen heunter schneidet. Die Haubtstatt im obern Perigord ist PERIGEUX. im vntern aber SARLAT.1112 a ausser beyden sindt noch in die 12 andere, alß: BERGERAC. RIBERAC. NONTRON.
1106 1107 1108 1109 1110 1111 1112
Bourdeille. François-Sicaire de Bourdeille (gest. 1672), Gouverneur des Perigords. B: revolteux. B: rebellion. B: als zu CLUSEAU bey MERAUMONT. B: 90v rdo=reverendo. Vgl. Anm. 49. Sarlat-la-Canéda. Variante B bis hier nur mit kleinen Abweichungen.
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BIRON. BRATOMME LA ROCHE. MIRAMONT.1113 LINDE. MUSSIDAN. LISLE. AUBETERRE1114 vndt LUNEL.a1115 Beyde Schifreiche wasser die ISLE vnd DORDOGNE gehen durchs Landt vndt auf LIBOURNE zu, mit welchen des Landes Kaufwahren, alß Castanien, Nußoel, wein, Schweinefleisch gedört vnd andere Sachen fortgeführet werden. Beyde wasser gehen oberhalb BLAYE in die GARONNE, so flugs darauf ins Meer felt.1116 Die Provintz hath 32. meil in die Lenge vndt 24. in die breithe, so ziemlich gros sindt. Die Gemeine Sprach verstehet kein außlender, daher frembden vndt vnbekanten schwer ist durchs Landt zukommen.1117 b Die Stat SARLAT hat einen großen Handel in Nußoel.b1118 PERIGEUX aber von allerley materien wie andere Frantzösische Statte. Sie wirdt regirt durch einen MAIRE vnd 6. CONSULN. aldar ist ein bischthumb. Eine SENESCHAUSSÉE oder Presidial, davon das APPEL nach BOURDEAUX gehet. Zwo meil von dieser Statt sol ein brunnen sein so alle Sachen zu Stein verwandelt vnd denselben allerley figuren IMPRIMIRet. c 4. meilen von bemelter statt vndt nahent einem Orth LA ROCHE genant wirdt ein rahr Erdt gegraben, so eben die Farbe vndt Krafft, alß der apothecker BOLUS-ARMENII1119 haben soll.c1120 LIMOSIN. vnd LA MARCHE.1121 d LIMOSIN hath von morgen das Land BOURBONNOIS. von abendt PERIGORD vndt POITOU. von Mittag AUUERGNE vndt von mitternacht das Hertzogthumb BERRY. Es ist vngefehr 20. grose meilen lang vnd 8. meilen breith. ist aber bey weithem nit so guth vndt erträglich als PERIGORD.d1122 Hath zwar Wein, Castanien, weide, weitzen vndt gersten, insonderheit Rüben zur Genüge, aber abgang an Korn, dieser enden gibts auch viel Schaffieh, weilen solches auf den großen Heiden seine Nahrung zur genüge findet. Item werden alhier tauerhaffte vndt ansehentliche Pferde erzogen, vnd deren jehrlichen, eneben andern Rindvieh aus 1113 1114 1115 1116 1117
1118 1119 1120 1121 1122
Miramont-de-Guyenne. Aubeterre-sur-Dronne. a–a in Variante B nicht enthalten. Der Ort hier nicht identifiziert. B: dechargiren. Vnd sind daruber noch andere fischreiche wässer vnd bäche mehr, so zu sonderbahrem nutzen dienen. B: Die Provintz hath 33. meil in die lenge vndt 24. in die breithe. Grentzet mit GASCOGNE, LIMOUSIN. AUUERGNE vnd zum theil LANGUEDOCQ. Die gemeine Sprach verstehet niemand als die Einwohner selbst durcheinander, daher Einem frembden vnd Vnbekanten schwer durchs land zukommen. b–b nicht in Variante B enthalten. Bolus armenicus – Tonheilerde. c–c nicht in Variante B enthalten. In Variante B ab fol. 90v. d–d nicht in Variante B enthalten. B: LIMOSIN ist vngefehr 2/3 so lang vnd breith alß PERIGORD, auch bey weitem nicht so fruchtbar alß dasselbe, [...].
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allen vmbliegenden Provincien, ein große anzahl auf den Jahrmarckt ST. GEOR1124 Gene1123 nach CHESSUS 6. meil von LIMOGE getrieben vndt verkaufft. Weilen dieses Landt voller kleinen Hügell, bergen vndt thal ist, alß kan man, insonderheit ein frembder, bey nassem oder Regenwetter nicht wohl auf der Landtstrassen fortkommen, dan die wegen durch den geschwinden vngestümmen anlauf des wassers zerrissen vndt in den engen PASSAGen, deren eß viel gibt, geschwellet werden, daß man wegen plotzlichen wassergefahr manchmahl in grosen nöthen ist vndt nit weis hinter oder fur Sich zukommen. Sonsten sind die Landtstrassen alhier vndt im Perigordt sehr verenderlich vnd dergestalt vnrichtig zufinden, daß mancher 10. oder 12. mahl durchs Landt reißet1125 vndt sich doch verirret. Der flus VIENNE lauft LIMOGE vorbey entspringt in den Gebürgen dieses Lands vndt kompt nahent CHINON1126 in die LOIRE. aträgt Schiffe vnd erstreckt sich dessen lauf in die 42. meile. Sonsten bringt der flus ALLIER diesem Land auch guthen nutzen mit zu vndt abführen, er fängt an Schiffe zutragen beym Stattlein PONT CHATTEAU1127 bis nach ST. POURCAIN1128 der letzten Statt bemelten Landes. Die Provintz wirdt getheilt in vnter vndt ober LIMOSIN. Das obere hath nechst LIMOGE 6. andere Stätte. Das vntere ist eigentlich LA MARCHE DE LIMOSIN, dessen Haubtstatt heist TULLE. vndt hath 9. andere. ohne abteyen, Stiftungen, Klöster, Schlösser, Herrn= vndt adeliche Heußer.a1129 b Vnter andern vornehmen geschlechtern sindt drey CONSIDERABLE. alß TURENNE, davon der MARESCHAL TURENNE den TITUL trägt, die VICE=Grafschafft aber dem Hertzogen von BOULLION, seines brudern Sohn gehöret. VANTADOUR. So ein Hertzogthumb vndt sonst ein vornehmes geschlecht ist. Item POMPADOUR, dessen Grafen bey Hof jederzeit bekant geweßen: andere geringere geschlechter dieses Landes Sindt CHATTEAUNEUF. LE CARS. VAUGUION. ROCHE CHOUARD. MAGNAC. etc. Der MARESCHAL TURENNE ist anno 1653. GUBERNATOR vber diese Provintz worden vndt hath jahrlichen 10.000 Rthlr. von diesem GUBERNEMENT. Das Haus BOUILLON, hath in ansehung Seiner alten, insonderheit aber des Herrn MARESCHALLen MERITEN, vom König den Fürsten TITUL, neulich erhalten, welches in Franckreich rar ist vndt Mr. DE TURENNE lieber PRINCE alß MARESCHAL wil TITULIrt sein.
1123 1124 1125 1126 1127 1128 1129
e–e nicht in Variante B enthalten. Nicht identifiziert. B: Chassus. B: ehe man sich selber recht bekanth machen kan. B: oberhalb SAUMUR. Pont-du-Château. Saint-Pourçain-sur-Sioule. a–a nicht in Variante B enthalten.
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Weil auch vnter den MARESCHALLen viel seindt, so älter alß Er vndt eher zu der DIGNITÄT gelanget, alß hath ihm der König den TITUL GENERAL MARESCHAL beygelegt, damit Er nit weniger, JALOUSIE die Præcedentz vor allen andern behaubten könne. Er ist selten vndt vor 6. jahren im GOUUERNEMENT geweßen, lest solches durch den LIEUTENANT verwalten.b1130 Die von der RELIGION werden nit viell in dieser Provintz gelitten, zu LIMOGE ist nit einer cwegen ermangelung des EXERCITII: die Einwohner sindt eifrig Papstisch:c1131 Ins Gemein sehr arbeitsamb, aufrichtig, haußheltig, messig der Keuscheit vor andern beflissen.1132 Das Weibs Volck ist nicht sonderlich schon vndt gewohnt die LIBERTÄT zu haben wie andere Frantzosische Weiber. Dahero Sie auch kein PLAISIR in der MODE oder verenderung der Kleider suchen, sondern bleiben bey ihrer alten tracht, da sie weisse Hüllen vmb den Kopf; einen schlichten vberschlag vndt die übrige Kleider nach der Landesarth in geringen Preis tragen. Die Statt vndt Landt ist sehr volckreich, vnd vnter einem gar gesunden CLIMATE gelegen, daher die leuthe ins Gemein ohne verenderung der leibes=gestalt sehr alt werden, vndt gar gemein ist, daß man Seine Erben bis ins vierte gliedt sehe.1133 Dabey aber auch sindt Sie von vnhöflichen, beuerischen Sitten vndt in der CONVERSATION nit annehmlich wie andere Frantzosen. aDie Statt LIMOGE ist eine von den altisten in Franckreich, Zu der Römer Zeithen war Sie die vornemste in dieser Gegendt, welches daher zubehaubten, weil alles Golt vndt Silber alhier gemüntzt worden vndt Sie die Grentz=statt gewesen ist, wieder die letzten streitbaren GALLIER in AUUERGNE vndt PERIGEUX, so JULIUS CÆSAR niemals recht vberweltigen können. Alhier war ein Römischer Landtpfleger SALVIUS JULIANUS,1134 so zuvor ein Fräulein lieb gewonnen, ehe er vom Kayser nach Engellandt COMMENDIrt wordten: alß er aber glücklich wiederkommen vndt erfahren daß Sie vnterdessen den Christlichen Glauben angenommen, hath er Sie mit einem greulichen todt hinrichten lassen. Nach ihrem todt ist Er selbsten von Gott sonderlich erleuchtet worden, daß Er all sein Guth der Kirche vermacht vndt eine Kirche alda bauen lassen, davon S. MARTIALIS1135 der erste bischoff worden.a1136 Welches noch zur Zeith die Haubt1130 1131 1132 1133
1134 1135 1136
Variante B mit Abweichungen. c–c nicht in Variante B enthalten. B: welches sonsten in Franckreich leider! seltzam ist. Dabey aber Sind Sie [gar] von vnhöflichen Sitten vndt nit annehmlich wie andere Frantzosen. B: Das Weibs Volck hath eine hesliche tracht, [so da] von einer alten Schleyer=arth. Sonsten ist die Stat sehr volckreich vnd vnter Einem sehr gesunden CLIMATE gelegen daher man ins gemein alhie zu Einem grossen alter gereichet. Nicht identifiziert. Saint Martialis, erster Bischof in Limoges Mitte des 3. Jahrhunderts. a–a nicht in Variante B enthalten. B: In der Statt ist ein bischthumb vnd Presidial. Die altiste Kirchen sind alhie bereit im 3ten SECULO gestanden vnd [ist] hath ein breümbter bischoff zur selbigen Zeith alhie gelebt, nahmens MARTIALIS.
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kirche alhie ist: vndt die Gräber aller obbenenten Persohnen mit dero vberschrifft gezeigt werden. Ein Brunn ist alhie im Creutzgang dieser Kirchen, so wegen seiner arth vndt lauterkeit ein sonderbahre eigenschafft zu dem Schmeltzwerck vndt veramulirung (ESMAILLÉ) gebraucht zuwerden. Daher LIMOGE dergleichen Kunstler gantz vol ist, so allerley Schmeltzwerck auf Kupfer, Silber vndt golt machen vnd davon Schüssell, leuchter, Trinckgeschir, Saltzfässer, Ringe, Knöpffe, löffel, Pferdtß= Zeuge vndt was des dings mehr ist, FORMIREN, so hauffenweis nach Pariß vndt vberall verführet werden. Die Statt hath vornehme Gewerbe vndt Kaufmanschafften, sonderlich in gros vndt gantzen Stücken, alß eine in Franckreich vndt solches ist zuverwundern, massen alles meistentheils auf der achse ab= vndt zu mus geführet werden, vndt die Statt tief im Platten landt liegt ohne Vortheil des Meers, oder ander großen NAVIGABLen Schiffen. Eß ist aber die Vhrsache, weil Sie schier mitten vnter allen vornehmen Handelstetten in Franckreich vndt also zue COMMERCIEN gar beqvem ligt, sonderlich gegen alle außwendige REPUBLIQUEN vndt Königreiche, so meistentheils hier ihre Factoren haben, vnd durch dieselbe forten NEGOTIIren lassen; wo Sie hin wollen. Vornemlich gehen die CORRESPONDENTZen vndt Verführung der Güther vber BOURDEAUX. BAYONNE. nacher Spanien vndt wieder zurück. Item vber CLERMONT. LYON. oder GENEVE nacher Italien vndt hinwieder. Vber eben denselben weg in die Schweitz vndt Teutschlandt. Vber ANGERS. TOUR. LA ROCHELLE. oder NANTES. in Engellandt Flandern Hollandt vndt nach mitternacht. Oder vber ORLEANS vndt Paris nacher Engellandt vndt Flandern. Alhier sindt die Künstlichste Messerschmieden deren arbeit gar in Turckey geführet wirdt. So sindt ebenmeßig die MANUFACTURen alhier ESTABLIrt, so aber nit so sehr ins Landt alß hinaus zu DEBITIren angesehen sindt. Alhie ist DATO noch eine Müntze: vndt etliche meil von der Statt wegen COMMODITÄT der Wasser= mühlen allerley Kupfer= Messing= vndt eysen Hamer. Da allerley Dratt vndt dergleichen durch die aus Teutschlandt beruffenen Meister gemacht werden, so dar im Landt angenehm vndt sonst mit grosen Kosten aus Teutschlandt herein müßen geführet werden. Die Heuser in der Statt sind tunckel, vnziemlich vnd von Holtz gebaut: die Statt hath feine Wercke herumb; Gemeine Handtwercker alhie sindt Wüllen= vndt Leinweber.1137 a Eß ist ziemlich wohlfeil alhier zuleben; auf der Post, oder mit den MESSAGERS, auf alle vornehme plätze vor die frembde fortzukommen, wohin man will;
1137
Variante B mit leichten Abweichungen.
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II. Schriften zur Landeskunde
wiewohl das reißen vor bloße COURIOSITÄT der frembden alhie gar rar ist.a1138 Die Sprach ist noch vnvernemlicher alß in Perigordt, so gar daß Sie mit der ohne das groben GASCONIschen keine Verwandtnus hath. b Dieße Provintz ist dem König allezeit getreu geblieben, obschon die vmbliegenden alß GASCOGNE, PERIGEUX, XAINTOGNE, LA ROCHELLE vndt andere mehr jezuweilen des Gehorsams vergessen.b1139 Wan man von LIMOGE in die Provintz BERRY verreisen will, kompt man durch HAUTE vndt BASSE MARCHE, erstlich auf ARNAC1140 zu alwo ein Post ist vndt solcher flecken dem MARQUIS von ST. GERMAIN1141 gehöret, so GOUUERNEUR vber dies Landtlein ist, dessen Haubtorth BOURGANNEUF ist. C LA MARCHE sol durch den flus DORDOGNE von AUUERGNE abgesondert sein vndt sonsten noch einen flus VESERE genant haben. Die vornemste Stätte drinnen sindt TULLE. UZERCHE vnd BRIVIE,1142 so vmb die PRECEDENTZ streiten. Zu TULLE ist ein bistumb.c1143 Von diesem Lande ahn bis ins BERRY ist man bey schnel anlaufenden wasser ebenmesig in lebens gefahr, dan man durch soviele kleine vndt große flusse PASSIREN mus, daß man Sich wohl vorzusehen, wenn die furthen nicht bekandt sindt. Auch debordiren die flusse gemeiniglich vnd lauffen vor die brucken auß, da man leicht ein vnglück haben kan; dergleichen mus man etliche mahl vber die CREUSE. LINDRE.1144 CHER vndt andere mehr zu Schiff, vber vndt ohne brucken, bloß durchreithen.1145 LIMOSIN vndt LA MARCHE gehören vnter das Parlament nach BOURDEAUX. AUUERGNE.1146 AUUERGNE hath zu Gräntzen von Morgen, das Land FOREST vndt LIONNOYS. von mittag LANGUEDOCQ. von abend QUERCY vndt PERIGORD. von Mitternacht BERRY vndt BOURBONNOIS. Das obere AUUERGNE ist bergicht vnd das vntere eben. Jenes hath zur Haubtstatt ST. FLOUR. neben 6. andern Stätten, alß ORILHAC.1147 CHARLAT.1148 1138 1139 1140 1141 1142 1143 1144 1145
1146
a–a nicht in Variante B enthalten. b–b nicht in Variante B enthalten. Arnac-la-Poste. Henri Foucault de Saint Germain Beaupré (1607–1678), Marquis de Saint Germain, Gouverneur von La Marche. Brive-la-Gaillarde. c–c nicht in Variante B enthalten. L’Indre. B: Die vhrsach aber dieser also anlauffenden wasser ist, daß Sie wegen der engen thäler gewiesen werden sich zuerhöhen vnd sich nit also balt verschiessen konnen: [wan also] dan solange das regenwetter CONTINUIRet, [continuiren dieße] müssen die flüsse vnd bäche auch CONTINUIRen vber ihre gewohnheit groß zuwerden, welches einem durchreisenden gefehrlich vorkompt, weilen dergleichen wasser beschaffenheit ihme nit bekandt sein kan. Die folgenden Abschnitte zur Auvergne, Berry & Sologne, Beausse und Touraine sind in Variante B nicht enthalten.
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MURAT. BILLONS1149 vndt LE PUY.1150 Im vntern ist CLERMONT die Haubtstatt, darnach sindt RION,1151 MONTFERRAND,1152 YSSIERE.1153 BRIOUDE. AIGUEPERSE. vndt ST. GERMAIN1154 etc. auch gehort hieher das Schlos MONTPENSIER. welches FRANC. I. Anno 1538. zu Einer DUCHÉ erhebt hath. Der letzte von MONTPENSIER war HENRY von BOURBON, SOUUERAIN zu DOMBES.1155 Ein Schweher Vatter des letztverstorbenen Hertzog von ORLEANS1156 vnd Grosvatter der MADEMOISELLE von MONTPENSIER.1157 Dieses vnter AUUERGNE ist ein reiches Land, alda Wein, Getreid, Safran, Honig vndt fast allerley Früchten: auch in den Flüssen, Seen vndt Teichen, Fische in der Menge zufinden. Eß hath auch Köst. Wälder von Castanien so weith verführet werden. Es ist 20. meil in die Lenge vndt 8. meil in die breite. In beyde AUUERGNEN sollen wunderliche Sachen zusehen sein: Zu LA CHERRE.1158 4. meil von CLERMONT sol ein brun sein so im JUL. vndt AUG. gar harth gefrirt, aber im Winter nicht. Ein ander brun heist VICHY, dessen wasser alleweil starck siedet vnd dabey ein gesundbad ist. Ein ander LE PUIT DE LA POIX1159 daraus ein dicker safft wie ein bach vndt schwärtzer alß Terebint,1160 rinnet: so flammet vndt zum kalten PODAGRA, auch den nothleidenden NERVEN, sonderlich, wan man ihn mit Terpentin mischet, nützlich sein solle. Sol nahent der Stat MONFERRAND vnd ein meil von CLERMONT sein. Auch sol alda ein ander brun sein, dessen wasser zu einem leichten weissen stein, gleich den Bimsen= stein degeneriret vndt in welchem wasser kein fleisch kochet, wie starck auch das feuer ist. So finde man 10. meil von CLERMONT im Dorff ROCHE DAGON,1161 steine, so dem DIAMANT gleich sehen. Der Deich MONTAIL DEGELAT1162 führe Sand, in gestalt eines gefeilten Goldes. Im obern AUUERGNE bey dem kleinen Stätlein PON-
1147 1148 1149 1150 1151 1152 1153 1154 1155 1156 1157 1158 1159 1160 1161 1162
Aurillac. Carlat. Vermutlich Billom. Le Puy-en-Velay. Riom. Eigentlich bereits seit 1630 mit Clermont vereinigt, endgültig seit 1731. Vermutlich Issoire. Saint-Germain-des-Fossés. Henri de Bourbon (1573–1608), Duc de Montpensier, Prince de Dombes. Jean Baptiste Gaston de Bourbon (1608–1660), Duc d’Orléans verm. mit Marie de Bourbon (1605–1627), Duchesse de Montpensier. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 83. Nicht identifiziert. Le puy de la Poix. Terebinthe – flüssiges Harz der Terebinthe oder anderer Nadelbäume, Terpentin. Roche-d’Agoux. Montel-de-Gelat.
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vndt nahent dem Dorff ROJA1164 seye ein wohlerstaunlich Silber-
bergwerck. Der berg CANTAL1165 sey mit stetigem Schnee bedeckt wegen seiner Höhe. Der berg DOME1166 habe herliche gesunde Kreuter vndt viel weide vors Vieh. Der berg DOR1167 habe gesundt=bäder. alwo die DORDOGNE entspringe. In der Statt CLERMONT finden Sich weinkeller in lauter felßen in die 40. Staffel1168 in die Erden. Der St. Petersbrun hath herliches Sauerwasser, daß es dem zu SPAA, an farb, geschmack vndt würckung nit weichet, sonderlich denen so mit sand vnd gries afficiret, heilsam ist. Hergegen aus dem flus TIRETAINE1169 getruncken, veruhrsacht den stein: darüber gehet ein brücken von 30. ehlen lang, 6. dick. 8. breith, die von einem brunnenwasser, so zu Stein worden, gemacht ist; welcher brun von diesem flus 300 schrit ligt vndt SAULSE1170 genant wirdt. im fliesen ist dies wasser lauther, bald aber wird es dick vnd bekompt ein rothen Sand CAROLUS IX.1171 hath diese brücke vndt wunderwerck mit verlangen gesehen. Die Statt ist vor alters uberaus gros gewesen wie noch die alte auf ½ meil davon gelegene RUDERA bezeugen. Alhie sindt vnterschiedliche Kirchen vndt Clöster. Alda 2. CONCILIA ge- halten worden, das eine im 5. das ander im 11. SECULO. Die von der REFORMIrten RELIGION sind hie gar nit wohl gewolt, vndt hath man Exempel, daß ihrer hiebevor vmb geringe Vhrsachen vom Pöfel verbrant worden, dazu die Obrigkeit CONNIVIrt. Auf ¼ meil von der Statt nahent der Kirchen ST. MARC sind in einem Thal 3. brunnen, deren einer ein geschmack wie Salpeter hath, der ander wie Wein, der dritte wie Schwefel, ist aber bös zutrincken. Vnterwegs sind 16. allerhand mühlen vnd solle sonderlich alda das beste Schreib vnd Druckpappir in Franckreich præparirt werden. Nachdem im gantzen Königreich vndt sonderlich in dieser Provintz grosse DESORDRE In Justitzsachen vorgangen; ist der König bewogen worden ein algemeine INQVISITION anzustellen, welches man GRANDES JOURS genenet. Vndt weil sonderlich vber die NOBLESSE in diesem Landt große Klagten kommen, alß hath man einen anfang alhie gemacht vndt die Strafwürdigen mit ernst angesehen. BERRY VND SOLOGNE. Das Hertzogthumb BERRY grentz von mittag mit LIMOSIN. von Mitternacht mit dem Land SOLOGNE so ein theil von BEAUSSE ist. Von morgen mit dem klei1163 1164 1165 1166 1167 1168 1169 1170 1171
Pontgibaud. Royat. Plomb du Cantal. Puy-de-Dôme. Le Mont Dore. In der Bedeutung von Stufe. Tarentaine. Nicht identifiziert. Charles IX, vgl. Anm. 210.
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nen landlein HUREPOIS. NIVERNOIS vnd BOURBONNOIS. von abend mit POITOU vndt TOURRAINE. BERRY ist ein zeitlang ein APPENNAGE der König. Kinder gewest, wie auch vor diesem BURGUNDT. TURAINE vndt andere mehr. Vnd ANJOU. bis solches vnter CAROLO VII.1172 wieder zur Crone kommen, dabey es bishero geblieben: Welchen die Engellender Spotweis den König von BERRY genant, alß Sie Schier gantz Franckreich ausser diesem vnd noch wenig andern Provintzen in ihre Hende gebracht hatten. Es sind viele NOTABLE gebäude zu BOURGES zusehen, so weiland Hertzog JOHAN von BERRY.1173 CAROLI V.1174 einiger bruder, aufbauen vnd darinnen seine MAGNIFICENTZ sehen lassen: Eß scheinet aus deren in seiner Hof=Capellen zu BOURGES noch stehenden DEVISE, daß Er Hofnung gehabt, König zuwerden: mit diesen worthen LE TEMPS VIENDA: So ihm aber gefehlet, dan Er noch vor seinem bruder gestorben. BOURGES ist die Haubtstatt in dieser Provintz, vndt hath vor Zeithen sowohl wegen der COMMERCIen alß der Hoffstadt besser gestanden, alß anitzo. Alhier ist Ein Ertzbischthumb vndt PRIMAT in Franckreich. Vermög eines alten PRIVILEGII vndt Exempel, müste es dießer Ertzbischof sein, wan Sich die Frantzösische Kirche einen eigenen Patriarchen CONSTITUIren wolte: Auch ist alhier eine berümbte UNIVERSITÄT alwo in JURE ALCIATUS,1175 EGUNARIUS BARO,1176 REBUFFUS,1177 BALDUINUS,1178 DUARENUS,1179 CONTIUS,1180 DONELLUS,1181 HOTOMANNUS,1182 MERCIERUS1183 vndt CUJACIUS1184 DOCIret,1185 deßen EPITHAPHIUM zu ST. PIERRE GILLARD zusehen mit dieser Vberschrifft: EFFIGIES VERA JACOBI CUJACII ILLORUM PRINCIPIS, CUIUS CORPUS DEPOSITUM IN TUMULO HUIUS SACELLI. ANNO 1590. 1172 1173 1174 1175 1176 1177 1178 1179 1180 1181 1182 1183 1184 1185
Charles VII, vgl. Anm. 205. Jean de Valois (1340–1416), Duc de Berry. Charles V (1338–1380), König von Frankreich. Andrea Alciato (Andreas Alciatus) (1492–1550), italienischer Humanist und Jurist. Eguinaire François, Baron de Kerlouan (Eguinarius Baro(n)) (1495–1550), französischer Jurist. Pierre Rebuffe (Petrus Rebuffus) (1487–1557), französischer Jurist. François Baudouin (Franciscus Balduinus) (1520–1573), französischer Jurist. François Duarein (Franciscus Duarenus) (1509–1559), französischer Jurist. Antoine le Conte (Anton Contius) (1517–1577), französischer Jurist. Hugues Doneau (Hugo Donellus) (1527–1591), französischer Jurist. François Hotman (Franciscus Hotomanus) (1524–1590), französischer Jurist. Jean Mercier (Johannes Mercerus) (1545–1600), französischer Jurist. Jacques Cujas (Cuiacius) (1522–1590), französischer Jurist. Die Aufzählung, zumindest mit der gleichen Reihenfolge der Namen, auch in: Le Voyage de France, dressé povr la commodité des François & Etrangers. Avec une description des chemins pour aller & venir par tout le monde. Tres-necessaire aux voyageurs. [...] Corrigé & augmenté de nouueau. Par le sieur Verdier Historiographe du Roy. A Paris, chez Michel Bobin, dans la grand Salle du Palais à l’Esperance. M. DC. LXV. Auec priuileg du Roy, 126. Ähnlich: [Justus Zinzerling], Jodoci Sinceri Itinerarium Galliae [...], Amstelodami: Jansonius, 1655, 41, hier nur die beiden letzten Namen getauscht (EA 1616). Bei Zeiller, Itinerarium (wie Anm. 574), 223 mit Abweichungen.
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Auch hath die Teutsche NATION ihre PRIVILEGIO vndt MATRICUL alhier, schier allermaßen alß zu ORLEANS. Die REFORMIrten sindt alhie nit wohl gewolt vndt gibt es deroselben wenig. Haben ihr EXERCITIUM auf 4. meilen von der Statt. Der vorige Printz von CONDE hath die JESUITen alhie FUNDIrt, wie die INSCRIPTIO ihres COLLEGII weiset. Die NOBLESSE dieses Lands sol sehr arm sein, dahero sich zu BOURGES auch so wenig EXERCITIenmeister aufhalten vndt hath jungst ein Bereither sich alda setzen wollen, so aber aus ermangelung Scholaren, alle seine Pferde verzehren müssen. Alhie ist ein PRESIDIAL vndt ein BAILLAGE. Davon das APPEL nach Paris gehet. Der BAILLIF von hier hath 5. PREFECTUren vnter Sich, alß YSSODOUN,1186 DUN LE ROY,1187 VIERZAN.1188 MEHUN1189 vndt CONCRESSAUT.1190 vndt gehen alle Appellen im gantzen Landt ahn ihn. Vnter den Ertzbischoffen alhie gehören die bischthümber CLERMONT EN AUUERGNE. LIMOGES. RHODEZ. MENDE. ALBY. CASTRES. LE PUY. CAHORS. VABRES. TULLES vndt ST. FLOUR. Ausser BOURGES, sindt in diesem Hertzogthumb vber die 33. feine andere Stätte. Darunter die vornemste SANCERRE. alwo ein herlicher wein wachst. CHASTILLON.1191 REMORENTIN.1192 ARGENTON.1193 CHASTEAU-ROUX. YSSOUDUN. CHARROUX.1194 ST. AIGNON. COSNE.1195 Flüsse sindt vnterschiedliche große vndt kleine, Schiff= vndt vnschiffbahre, alß die LOIRE bey COSNE. Die AURON bey DUN LE ROY. Die CHER. Die CREUSE. Die YEUURE.1196 vndt noch etliche kleine bey BOURGES, so hernach in die grössere fallen. Man hath eine TRADITION zu BOURGES, daß alhier ein teutscher Furst versoffen. Solches ist Anno 1556. den 1ten JUL. geschehen, da Pfaltzgraf HERMAN LUDWIG,1197 Churfürsten FREDERICI III.1198 Sohn, neben seinem Hofmeister vnd andern Persohnen mit dem Schiflein auf dem obgedachten flus AURON vmbgestürtzet:1199 1186 1187 1188 1189 1190 1191 1192 1193 1194 1195 1196 1197 1198 1199
Issoudun. Dun-sur-Auron. Vierzon. Mehun-sur-Yèvre. Concressault. Nicht eindeutig. Romorantin-Lanthenay. Argenton-sur-Creuse. Chârost. Cosne-Cours-sur-Loire. L’Yèvre. Hermann Ludwig (1541–1556), Pfalzgraf bei Rheine. Friedrich III. (1515–1576), Pfalzgraf bei Rheine. Abraham Gölnitz, Ulysses Belgico-Gallicus fidus tibi dux et Achates. [...] Amsterodami: Elzeviriana 1655, 270. Zeiller, Itinerarium (wie Anm. 574), 227.
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Vnter anderm rinnet der flus EURE1200 bey BOURGES vorbey, theilet sich in drey arme welche durch die Statt PASSIren vnd derselben viel bequemlichkeit geben. Weil der grundt herumb voller Morast vndt gewessers ist, müste man die Statt zubelägern wohl drey Läger haben, eins vor der Pforte BOURBON. das ander vor der Pforte D’AURON, vndt das dritte vor der Pforte ST. PRUIE. Die Statt ligt in OVAL form, hath vhralte trefliche mauren vndt darinne bey die 80. Thürne. Sie hath heutiges tags kein sonderlich gewerb, ausser was vor Tuch da gemacht wirdt, so sehr fein ist wegen sonderbahrer Zartigkeit der wollen, so die Schaffe dieses Lands in menge tragen. GOUUERNEUR vber die Provintz ist itzo der Graf von CULENBURG,1201 dem solches der König aus sonderbahrer vhrsache gegen sein voriges GOUUERNEMENT ARRAS vertauschet, so aber nit vber 12.000. LIVRES eintregt, da Er ARRAS auf m/100. geniessen können. Dieses GOUUERNEMENT haben vor dießem der Printz von CONDÉ. der DUC D’ESPERNON vnd alzeit vornehme Herrn besessen. Der LIEUTENANT DU ROY heist Mr. DE SOUL1202 welcher eben Seine HARANGUE abgelegt vndt seine CHARGE angetretten alß wire den 25ten 8br. 1667. alhie durchgereiset. Das Statt=Regiment wirdt durch einen MAIRE vndt 4. ESCHEVINS verwaltet, welche mit ihrem ampt IPSO JURE den adel vberkommen, so ihnen aber vor 2. Jahren neben andern Stätten genommen vndt Sie TAILLABLE oder Schatzbar worden. Dergleichen Edelleuthe so den adel nit im Krieg erwerben, nennen die Frantzosen Edelleuthe von der Glocke; dan wan Einer zum bur- germeister oder Schöffen vndt p.c. zum Edelman hiedurch gemacht, pflegt die INTIMATION oder die vorstellung dessen mit der Glocke zugeschehen. BOURGES sol mitten in Franckreich liegen. Das Landt oder Hertzogthumb BERRY an sich Selbst anbelangendt, so ist es eine von den gesegneten Provintzien. Das Landt ist an wohlgeschmacken Wein vnd den edelsten früchten sehr ergiebig. Die Wiesen vnd Felder sindt in grosser menge vndt garmeist mit allerley nutzbarem Vieh. Insonderheit ist die Schafzucht sehr in übung, wegen der sonderbahren glatten wolle, woraus sonderliche Zeuge vndt Tücher auf die tauer, PRÆPARIrt werden, welche deswegen DRAPS DE BERRY genenet sindt vnd wurden davon die meiste Degenmantel gemacht, ehe der BARRAQUAN aufkommen. Die beste werden zu REMORANTIN1203 verfertigt, da man sich sonderlich darauf befleisset. Viel vndt mancherley obstwerck wechst in diesem Landt vndt ist ins Gemein vor die frembde in dießem Land besser zehren alß anderswo, deßwegen sich ihrer jederzeit zu BOURGES viel aufhalten. Die Sprach aber an andern orthen besser ist alß alhie. 1200 1201 1202 1203
L’Yèvre. Jean de Schulemberg, vgl. Anm. 430. Siehe oben in diesem Text 369. Nicht identifiziert. Romorantin-Lanthenay.
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Der Graf von CHARROST1204 hath alhie Seine Stadt vndt Grafschafft, dessen anderßwo gedacht worden. Die Stadt ligt zwischen YSSODUN vndt BOURGES am wasser AURON. Dergleichen Landtschafft oder Hertzogthumb besitzt in diesem Lande, CHATTEAU-ROUX genant, der Printz von CONDÉ,1205 welches Landt sein Herr Vatter1206 durch guthe MENAGE erkaufft hath, dan Er so arm geweßen, alß Er aus der BASTILLE kommen, daß Er uber 10.000 Rthlr. jahrliches einkommen in seiner gantzen SUBSTANTZ nit gewüst, welches vor einen so grossen Herrn in Franckreich gar wenig ist. Die stadt liegt 16. meilen von BOURGES an der INDRE. Der Vmbkreis dieses Landes ist wohl auf 20. meilen. Hath viel Hundert Lehen= Güther, FIEFS vnd ARRIEREFIEFS. Lehen= vndt after=lehenschafften. CHATTEAUROUX ist eine trefliche gewerbsame statt. Alhie werden künstliche messer, Scheren, Spiegel vndt sonst allerhandt subtile frantzosische arbeit gemacht, so weith verführet werden. Auch wirdt alhie ein köstliches tuch, Zeugen, Stoffen vndt die neuesten moden, gemacht, so nacher Paris geführt vndt wohl verkaufft werden. Die von Mr. COLBERT angefangene MANUFACTUren hath der Printz von CONDÉ alhier auch eingeführet. Der Printz hath das gantze Landt in Pacht=be= standt gegeben, ausser der Waldungen vndt RENTIrt solches an bahrem geldt 92.000 LIVRES. die zu CHATTEAU-ROUX gehorige orthe sindt BONDIEU.1207 COLOMBIERS. L’ISLE ET LES ARDENTE1208 zwischen welchen beyden die LINDRE fleusst. TOUGERON.1209 AMBROS.1210 BEAUMIELS.1211 BROUNIER.1212 wo der Printz die Hohe vndt Niedere Justitz hath. BRIVE BOURG ET CHATTEAU.1213 ST. LEGER.1214 ST. AMAND.1215 Statt MOURON.1216 eine geweste Starcke Vestung so der König alß der Printz REVOLTEUX geweßen, DEMOLIren lassen, vndt von dem DUC DE SULLY1217 erhandelt worden. LE MASTEL.1218 stättlein. ST. FLORENT.1219 ein Marckt. hiebey gehet eine von den berümsten brücken in Franckreich vber die CHER von 25. bogen; hierzu hath LUDOVICUS XIII. auch einen Zuschus gethan, lauth der IN1204 1205 1206 1207 1208 1209 1210 1211 1212 1213 1214 1215 1216 1217 1218 1219
Louis de Béthune, vgl. Anm. 558. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 82. Henri II de Bourbon, vgl. Anm. 137. Déols. Auch Bourg-Délos oder Bourg-Dieu. Ardentes. Nicht identifiziert. Ambrault. Vielleicht Bommiers. Pruniers. Vielleicht Brives. Saint-Léger. Saint-Amand-Montrond. Château de Montrond. Maximilien III de Béthune (1614/15–1661/62), Duc de Sully. Nicht identifiziert. Saint-Florent-sur-Cher.
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auf der brücke. Dieser orth ist schön, alda ist auch ein Lust= vndt Jagthaus vndt die schönste Jagten herumb. 3. meil von BOURGES gelegen: Der itzige Printz von CONDÉ hath niemals hieher kommen dorffen, alß Er noch zu BOURGES studirte, weil sein Herr Vatter besorgt Er möchte dem Jagen nachgehen vnd das Studiren daruber vergessen. Die Waldungen dieser Herschafft vnter halb CHATTEAUROUX nach ARGENTON zu, tragen dem Printzen sonderlichen viel ein; weil dieselbe nit allein zu bren= vndt bauholtz: Sondern auch zu Mastbeumen der Schiffen, welches ausser Burgundt in Franckreich sonsten rar ist, können genützt werden; dergleichen QUANTITÄT Mastbäume, alß Wir eben durchgereist an die Kaufleuthe nacher BRETAGNE verkaufft worden. ST. AIGNON.1220 ligt an der SAUDRE,1221 mit welcher die CHER vndt EURE sich vermischen vndt hernach schifreich werden. Solche fliesen nahent der Statt vnd machen Sie deshalben sehr fest. Hierzu gehört die Grafschafft gleiches Nahmens, grentzet ahn TOURAINE. gehört dem Hertzogen von ST. AIGNON1222 zu. Davor der [Herr Vatter] ietzige einer von den 4. Ersten Edelleuthen oder Cammerherrn des Konigs ist vnd von ihme gesagt wirdt, daß Er den König erstmahls die MADAME DE LA VALIERE1223 (deren der König itzo das Hertzogthumb BEAUJOUR in PROVANCE geschenckt vnd deren Tochter1224 vor Sein Kindt erkant vndt Sie LEGITIMIrt hath) RECOMMENDIrt habe. Er [wahr] ist GOUUER. zu HAUURE DE GRACE,1225 dessen Sohn1226 hath sich in dem letzten Vngarischen Turcken Krieg treflich SIGNATIret, [massen Er auch] vnd darin geblieben. Er der Hertzog soll ein Hertzhaffter man sein [soll], wiewohl Er klein von Persohn ist, vndt soll ein Prob seiner GENEROSITÄT an 5. landreuber erwiesen haben, Die ihn in Seinem eigenthumb ATTAQUIrt vnd Er Sie meist alle erlegt. [Er EXERCIrt seines Herrn Vatters CHARGE, vndt hath die SOURVIVANTE in dessen ampt.] ARGENTON. ligt auf der Frontieren von BERRY nach POITOU vndt LA MARCHE zu. alwo ein ubel holtzerne brucke vber die CREUSE gehet; alhie hats viel REFORMIrte vndt ist ein sehr alte Statt, alwo an einem Turn die worthe stehen VENI. VICI. Der MADEMOISELLE DE MONTPENSIER solle dieser orth zustendig sein. ROMORANTIN.1227 ist eine ELECTION. alhie wirdt viel tuch vnd der beste DRAPE DE BERRY gemacht. SCRIPTION
1220 1221 1222 1223 1224 1225 1226 1227
Saint-Aignan-sur-Cher. La Sauldre. François Honorat de Beauvilliers, vgl. Anm. 93. Louise Françoise de La Baume Le Blanc (1644–1710), Duchesse de La Vallière und Vaujours. Marie Anne de Bourbon (1666–1739), Mademoiselle de Blois. François Honorat de Beauvilliers, vgl. Anm. 93. Nicht eindeutig, François (gest. 1666) oder Pierre (gest. 1664) de Beauvilliers. Romorantin-Lanthenay.
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Das Landt SOLOGNE wirdt eigentlich zu BEAUSSE gerechnet; Darinnen haben ihre Güther das Haus der MARSCHALLen ESTAMPES. DE LA FERTE. SENNETERRE.1228 So vhrsprünglich wegen SENETERRE1229 aus AUUERGNE kompt: MARQUIS DE CHASTRES.1230 Der Hertzog von VENTADOUR.1231 vnd andere. SOLOGNE begreifft alles das, So vber der LOIRE von der Stat ORLEANS bis nach AMBOISE liegt vnd ferners die örther So an der CHER bis ans Hertzogthumb BERRY sich erstrecken. Darinnen sindt die Statte ROMORANTIN. davon obgedacht. GERGEAU.1232 NOTRE DAME DE CLERY.1233 CHATTEAUNEUF.1234 AUBIGNY:1235 vndt weiters SULLY.1236 davon das Haus SULLY vndt BETHUNE den nahmen hath. LA FERTÉ.1237 davon obgedacht vndt ST. LAURENT DEL CAMP.1238 In diesem Land gibts viel Heidengestreuch vndt viele Schaffe, viele Morastichte vndt Sumpfichte Örther, es wohnet ein grosser adell darinnen, Sonsten aber ist es nit so guth vndt fruchtbar alß BEAUSSE vndt andere benachbarte Länder. Der MARESCHAL DE LA FERTÉ1239 lest sein Haus so vorhin schön noch feiner zurichten: Darinnen sindt die Gemelde meist von Weibsbildern, vndt mehr zur leichtsinnigkeit alß Erbaulichkeit reitzend. Auch das Schöne schlos vndt garten NANCEY.1240 welches dem MARQUIS DE CHASTRES1241 zustendig ist. LA BEAUSSE. Worinnen auch die kleine landschafften LA PERCHE. LE VENDOSME. LE PAIS DE BLOIS vnd L’ORLANEOIS gelgen. Dies ist eine grosse Landtschafft, getheilet in die obere, mittlere vndt vntere. ORLEANS ist die Haubtstatt darinnen vndt ist sambt der ELECTION vndt etlichen andern orthen mehr, des Königs bruder in APPENNAGE gegeben: Davon Er alle Einkommen hath, ohne einigen Eintrag des Königs: Erstlich so ist die UNIVERSITÄT vndt stifftung vor die Teutsche NATION alhier, ein alt löblich werck; von So vielen Königen Privilegirt vnd confirmirt, auch 1228 1229 1230 1231 1232 1233 1234 1235 1236 1237 1238 1239 1240 1241
Henri II de La Ferté-Senneterre, vgl. Anm. 434. Saint-Nectaire. (Senétère) Louis de La Châtre (gest. 1664), Marquis de La Châtre, Comte de Nançay. Louis Charles de La Châtre (1661–1730), Marquis de La Châtre, Comte de Nançay. Henri de Lévis, vgl. Anm. 438. Nicht identifiziert. Cléry-Saint-André. Châteauneuf-sur-Loire. Aubigny-sur-Nère. Sully-sur-Loire. La Ferté-Saint-Aubin. Saint-Laurent-Nouan. Henri II de La Ferté-Senneterre, vgl. Anm. 434. Nançay. Louis Charles de La Châtre (1661–1730), Marquis de La Châtre, Comte de Nançay, dessen Vater, Louis de La Châtre, starb 1664.
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haben jederzeit vorneme Herrn Sich hier befunden oder ihr gedechtnus hinterlassen; Zum Exempel von theils teutschen Fürstlichen Persohnen: ADOLF JOHAN Pfaltzgraf bey Rhein:1242 1647. Christian Ernst Marggraf zu Brandenb.1243 1660. JOHAN Friederich Hertzog zu Württemb.1244 1658. Gustav Adolph Hertzog zu Mecklenb.1245 1651. JOHAN Friederich Hertz. zu Br. vnd Lün.1246 1642. Ernst Augustus H. z. B. vndt L.1247 1646. Georg Landgraf zu Hessen.1248 1628. Alhie sind 3. große güldene Gnadenpfennige, als 1. vom Jetzigen König in Pohlen1249 damahls alhie Studirend. 1628. wigt 16. LUY D’OR. oder 59. Rthlr. 2. von einem Fürsten von RADZIVIL von 12. LUY D’OR oder 44. Rthlr. 3. vom Kayser FERDINANDO II.1250 auch von 60. Rthlr. welche alle dreye zu einem gedechtnus aufgehoben werden. Diese teutsche NATION hath ihre sonderbahren PRIVILEGIA, ihre ASSESSORES, PROCURATORES, QUESTORES vndt BIBLIOTHECARIOS: Item sie CONSTITUIrt ein theil von der UNIVERSITÄT: vndt ist vnter der JURISDICTION DES BAILLIFS, wie Solches aus den getruckten Reißbüchern außführlichen zusehen ist. Vor alters sindt 4. Konigreiche in Franckreich geweßen als METS. SOISSONS. PARIS vndt ORLEANS. Der vorige Hertzog von ORLEANS hath weith mehrers Güther genossen alß der ietzige vndt hath jährlich in die 2 ½ millionen einkommen gehabt, So er aber auf bauen, Spilen, Gärten, raritäten vndt alte müntzen meistentheils verwendet. Der ietzige hath es bey weithem nit in Vermögen vndt kan seinen ESTAT kaum jährlichen führen: Zu ORLEANS EXERCIrt Er alle JURA CIVILIA in Seinem Nahmen, er CREIrt alle ämbter, DISPONIrt vber alle CHARGEN vnd dero Einkommen. Er besitzt den gantzen Waldt von ORLEANS sambt dessen nutzungen, so 14. meilen in der breite vndt 20. in die lenge hath. Davon kan man iahrlich in 100 morgen bau= vndt in 400. morgen ander klein Holtz, alß weinstöcke vndt zum brennen nutzen. Gleich wie der König überall genaue RECHERCHES hält, welcher gestalt die Königliche DOMAINES vor diesem gantz oder zum theil oder auch deren nutzungen alleine, in frembde Hende gerathen: Solche in den vorigen Standt zubrin1242 1243 1244 1245 1246 1247 1248 1249 1250
Johann Adolf I. (1629–1689), Pfalzgraf von Pfalz-Zweibrücken. Christian Ernst (1644–1712), Markgraf von Brandenburg-Bayreuth. Johann Friedrich (1637–1659), Herzog von Württemberg. Gustav Adolf (1633–1695), Herzog von Mecklenburg. Johann Friedrich (1625–1679), Herzog von Braunschweig-Lüneburg. Ernst August (1629–1698), Herzog von Braunschweig-Lüneburg. Georg II. (1605–1661), Landgraf von Hessen-Darmstadt. Jan II Kazimierz Waza (1609–1672), König von Polen. Ferdinand II. (1578–1637), Kaiser.
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gen, hath Er Seinem bruder eben die Macht gegeben, alhier nachzuforschen wie Er im gantzen Königreich thuet. Zum Exempel: Er läst durch Seine Deputirte erfahren, wie vor 50. oder 60. Jahren mit der Waldtmiethe seye verfahren worden; Item wie mit dem bau: oder Einkommen der Windt= vndt wassermühlen: Item wie mit bau= vnd vnterhaltung wege vndt stege vor deme Sey PROCEDIrt worden, welches alle iahr ein gewisse SUMMA deswegen aus dem PUBLIC gezogen. Alle die EDICTA vndt ORDONNANNCEN von dem PRESIDIAL vndt BAILLIAGES werden mit des Königs bruders Nahmen ausgefertigt. Dergleichen geschieht auch in allen FERMEN vndt Pachtbeständen, So in Seinem DISTRICT verpfändet werden; Dergleichen er zum exempell in seinen APPENNAGEN hath. 1. Von allem Wein welcher stückweise in die Statt gebracht wirdt, davon ist das 12te theil, der obrichkeit vndt von dem Pachters gemiet het; Sie bezahlen davon iahrlich m/30 LIVRES. 2. So ist ein absonderlich Wein=gefell: Davon man vor eine jede Tonnen, ehe sie in die Statt kompt, vnangesehen, daß es sein eigen gewechß ist, 43. SOLS bezahlen mus, solches wirdt vmb m/96. LIVRES verpachtet. 3. Ist wieder ein Wein=FERME, genant LE DROIT DE SACLET. Welches von den MALTOUTIERS alle iahr vmb m/32. LIVRES bestanden wirdt. Dan Sie haben das Recht in allen Wirtskellern zugehen vnd alle fässer zunumeriren, auch den Wein eines jedes fasses zuschätzen. Welchen Sie zu ihrem Vortheil hoch genug ÆSTIMIren, damit ihnen zum wenigst 4. LIV. 10. SOLS oder 1 ½ Zapfen recht heraus komme. Dieses ist eine solche EXACTION, worumb Sich nit allein die Wirthe in Städten, sondern auch im Lande hefftig beschweren vnd deßwegen viele DESORDRE vorgehen, wie man täglich darüber Klagen höret. In Kriegs=Zeithen ist diese auflage ins Gemein eingestelt, weil der Gemeine man Sich offt REVOLTIrt vnd sothane Wein=tatzer wohl gar zutodt geschlagen hath.
4. Ist wieder ein Pachtbestand vom Kaufhauße, da alle wahren So aus= vndt eingehen vnd in gros oder Stückweiß einkommen, den ordentlichen Zol, nach ausweisung des TARIFS bezahlen müssen. Die DOUANIERS oder Zoll=Verwalter halten dieses einkommen so heimlich, damit man nit darhinter komme welcher gestalt Sie damit ihren nutzen prüffen. Diese vnd dergleiche Wein= Holtz= vnd Saltz=FERME, von den alle 3. iahr auf MARTINI tag bey offentlichen außruff v. bey angezündetem Licht 3. tage nach einander außgeruffen vndt wirdt bey jedweder materii aufgeschrieben, was Einer mehr oder weniger beuth; Nach 3. tagen vndt wan das licht außgebrennen, so hath alß dan derjenige den Pacht=bestandt auf 3. iahr, so das meiste gebotten, welches erst in ein BAIL, daß ist in ein offenes INSTRUMENT oder Kaufbrief ver-
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fast vndt hernach die ADJUDICATION, oder die Vbergabe dem bestandt=man gethan wirdt. Ausser diesen, hath auch die Statt ihre absonderliche einkünffte, so aufs rathaus bezahlt; die Statt=Vnkosten darvon entrichtet vnd das ubrige der Herschafft verehret mus werden. Hievon werden die Statt=Mauren, brücken, bronnen, vndt dergleichen PUBLICA vnterhalten vndt die nothwendige gebäue geführet. Diese Stadt Einkommen sindt 1. LES ESTOCHS oder Fleischbäncke, deren sindt 5. zu ORLEANS vndt zahlt der geringste von 7. oder 800. LIVRES. 2. So hath die Statt eine Gerechtigkeit LE DROIT ANNUEL DES HOSTELLERIES genandt, darinnen jedweder Wirth gros vndt klein vor seinen Schildt jahrlich 4. LIVR. 2. SOLS bezahlen mus, dergleichen Wirtshäußer sindt in der Statt vber 200. zugeschweigen was aufm landt ist. 3. So sindt auch viele Heuser mit Erbzinsen beschwert, so alle Jahr aufs Rathhaus abgestattet müssen werden, 4. Wan Einer sein Haus oder Guther verkaufft, mus allemahl das Kaufrecht erlegt werden. 5. Auch so eine geschwisterliche oder freundtstheilung geschieht, mus auch ein gewisser TAX bezahlet werden. DIE JUSTITZ belangendt, So ist das oberste Haubt deroselben ein PRESIDIAL; dasselbe hath alle JURISDICTIONALIA in CIVIL-Sachen wie ein Vntergericht vndt gehet das APPEL davon nach Paris. Dabey ist 1. der LIEUTENANT GENERAL. desses CHARGE kostet m/40 Rthlr. vndt mus solches vndt dergleichen Kauff=gelt an des Königs Bruders Staats=Rath erlegt werden. 2. Der LIEUTENANT PARTICULIer bezahlt vor seine CHARGE 33.000 Rthlr. Dieser ist alzeit ein SUBSTITUT des LIEUTENANTS GENERALS vndt ein gelehrter, welches genent wirdt von der LONGE ROBBE vndt Erblich ist. Ist so zuverstehen, wer es nach des Inhabers todt wieder haben will, mus solches gelt seinen Erben wieder erlegen: Oder wofern niemand von denselben CAPABLE ist, kan er solches selber besitzen, gegen Erlegung der PAULETTE: Welches ist ein iahrlich recht so vndt so viel von hundert, welches dem König von den Erkaufften Emptern iahrlich bezahlt wirdt in die PARTIES CASUELLES genant, craft dieses rechten, die Erben nach des Inhabers thott doppelte wieder besitzen oder kreftiglich verkauffen können. Welches ampt, ohn abstattung dieses rechten dem FISCO verfallen wehre.
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3. Zween Presidenten des Presidials deren ieder m/40 LIVRES vor Seine CHARGE zahlet; Sie wechseln QUARTALweiß, wie die vbrige 24. CONSEILLERS. Vndt sitzen deren allemahl Sechß. 4. So sindt auch beim Presidial 24. CONSEILLERS. Davon eines ieden CHARGE m/16 LIVRES kostet. 5. So ist weiters in diesem CONSEIL ein ADVOCAT DU ROY, dessen CHARGE m/24 LIVRES kostet, sein ambt ist des Königs recht vndt nutzen en jure et CONTREBANDIRE1251 zubeobachten. 6. Der PROCUREUR DU ROY bezahlt m/30 LIVRES. Er mus EX OFFICIO alle Sachen Suchen, INFORMATION einholen, DEMINUATIONES, PROBAS vndt dergleichen JURIS REMEDIA, im Gericht vorbringen, damit dem PUBLICO sein INTERESSE gesucht vndt den PRIVATIS recht vberall geschehe. BAILLIAGE Nach dem PRÆSIDIAL folget die Justitz des BAILLIAGES. Die CHARGE kost 15.000. Rthlr. Dieselbe hatte vor etlicher Zeith der MARQVIS DE SURDY,1252 so ohnlengst gestorben. Ausserhalb des BAILLIF, alß des Oberhaubts dieser JURISDICTION, sindt die OFFICIA des BAILLIAGES von eben den CONSEILLEURS des PRESIDIALS bestelt. Dasselbe bestehet in seiner gewissen JURISDICTION vnd gehet das APPELL von hier gleich dem Presidial auch ans Parlament. Die TAXA der Gerichts=ämpter steigt vndt falt, wie zu PARIS. Alda vor diesem einer, so da MAISTRE DES REQUESTES sein wolte, m/500 LIVRES bezahlen muste: ietzo hath solches der König bis in m/150 oder m/200 LIVRES erniedriget. Ein Parlamentsherr gab vor diesem vor seine CHARGE m/100 Rthlr. ietzo aber nur 1/3. oder m/100. LIVRES. POLICEY Hiernechst ist die PREVOSTE oder die POLICE. Davon gilt die CHARGE eines PREVOSTS m/40 Rthlr. vndt ist hergegen ein solches ampt so am allermeisten einbringt. Das ampt eines LIEUTENANTS DU PREVOST kostet m/32 LIVRES. PROCUREURS vndt ADVOCATS des Königs bezahlen ihre CHARGE, wie oben die beim PRESIDIAL. LE GRAND PREVOST DES MARECHAUX, gibt m/32. LIVRES vor Seine CHARGE. Er hath 2. LEUTNANTS. 2. Exempten; welche soviel sindt alß CORPORALS; hath auch 30. ARCHERS, alle zu pferdt: Von ihme kan nit APPELLIrt werden, dan Er allein in CRIMINAL=Sachen JUDICIrt, vndt befihlt die EXECUTION durch den Nachrichter. 1251 1252
Lesung unsicher. Charles d’Escoubleau, vgl. Anm. 363.
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Von der GENERALITÄT vndt den ELECTIONEN zu ORLEANS ist dieses zumercken; die GENERALITÄT bestehet in 12. ELECTIONEN. alß 1. Statt vnd BANLIEU ORLEANS (BANLIEU ist das gebiet auf 1. meil vmb die Statt herumb) 2. BEAUGEANCY.1253 3. BLOIS. 4. CHATTEAUDUN. 5. VENDOME. 6. CHARTRES. 7. DOURDAN. 8. BIVIERS.1254 9. MONTARGIS. 10. CHIEM.1255 11. CLANSY.1256 12. REMORANTIN. Bey der ELECTION ORLEANS sind 2. Presidenten ieder zahlt vor seine CHARGE 16.000 LIVRES. Der LIEUTENANT dieser ELECTION zahlt 8.000. LIVRES. Die Cantzley oder LA GREFFE bey der GENERALITÄT wirdt auch verkaufft. Dan diejenige so sich hierbey gebrauchen lassen vnd ihre ESPICEN geniessen wollen, müssen ihre ämpter auch erkauffen, von dem Obristen GREFFIER, so Sie bestellen vndt davor 10.000 LIVRES bezahlen mus. Ein GENERALITÄT ist ein gewisse Versamlung vnterschiedlichen Stätten, Marcktflecken, Dörffer vndt Pfarren, so da alle iahr die Königliche gefelle vndt Renthen in Saltz vndt Schatzungen einbringen, genant GABELLES vndt TAILLES. Der GENERALITÄTen sind 22. in Franckreich. Diese GENERALITÄT hath wieder ihre abtheilung in gewisse ELECTIONEN; welcher viel oder wenig sindt, nach Gewohnheit des Landes. Jede ELECTION empfengt ihr REPARTITION oder anlage geldes von der GENERALITÄT. Dieselbe pflegt Sie hinwieder auf die feuerstadte: vnd wehlet gewisse COLLECTORES So dieselbe einfordern vndt zu dem RECEVEUR oder Einnehmer der ELECTION bringen mus: Derselbe in einer jeden ELECTION lieffert das eingenommene geldt zu der GENERALITÄT: vndt dieselbe bringt Sie zu des Königs COFFRER oder dem THRESORIER D’ESPARGNE nach Paris. Wo Sie dan aufbehalten oder auf ASSIGNATION des Königs, ausgegeben werden, die Rechnung wirdt von dem SUSINTENDANT, dem CONTROLLEUR der FINANCen auch dem THRESORIER D’ESPARGNE deren 4. sindt verfertigt, vndt von der König. Rechnerey Kammer oder CHAMBRE DES COMPTES VERIFICIrt. In diese THRESOR D’ESPARGNE kommen alle gelder von allen 5. grossen FERMEN vnd allen andern König. Einkommen, sie mögen auch nahmen haben wie Sie wollen. Dargegen kommen auch alle ausgaben hievon, alles was auf die König. Hofhaltung aufgehet, in besoldung, Taffel, lieberey, Silber= oder gülden König. Haußrath; Heyrathguth der König. Kinder, PENSIONEN. DONATIONEN. Gelder so ins Kriegszahlampt kommen, so zum ARSENAL, MUNITIONEN, zu Schiffen, COMMERCIen, oder wie es sonsten nahmen haben mag, verwendet werden. Wieder auf ORLEANS zukommen, so sindt der gemeinen PROCURATORen alda 86. vnd der ADVOCATen 35. 1253 1254 1255 1256
Beaugency. Vielleicht Pithiviers. Nicht identifiziert. Wahrscheinlich Clamecy.
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Vber dieses ist auch hiebey zubedencken, daß die Kaufleuthe eine sonderliche Justitz alhie haben, vndt zum Haubt deroselben wirdt alle 3. iahr ein ehrlicher verstendiger Kaufman von den andern Kaufleuthen vnd der burgerschafft erwehlt, vndt demselben 4 andere alß CONSEILLers ADJUNGIRT, die haben vndt geben nichts vor diesem ampt, sie erkennen erster instantz alle differentzen so in Kaufmanßsachen vorgehen vndt schlichten Sie. Wan aber die Partheien damit nit zufrieden, gehen dieselbe vors Presidial vnd von dannen vors Parlament. Die COMMERCIen in ORLEANS betreffent, so bestehen dieselbe 1. in Saffran, so vmb FONTAINEBLAU vnd dem Landt GASTINOIS gesamlet wirdt; Solcher wirdt nacher Teutschland, Basel, Strasburg, Franckfurth vnd andere orthen mehr verführet, auch gar vber Leiptzig vnd Hamburg in Pohlen. Das Pfundt kostet alhiesigen Einkaufs 15. LIVRES oder 5. Rthlr. Davon tragen die Imposten oder andre Vnkosten von hie bis auf LYON aufs lb. ½. Rthlr. in ietzgemelten Landt GASTINOIS wird alle iahr in die 10.000 lb. gesamlet. Auch wirdt von allen vmbliegenden Orthen allerley Wein, insonderheit der Weisse anhero geführet: vndt die LOIR hinunter auf NANTES vndt in Hollandt verführet. Die PIPE kost 15. Rthlr. Dieselbe helt 2. POINECONS1257 4. POINECONS machen ein TONNEAU DE Mer. Auch wirdt viel Tuch außm BERRY anhero verführet vndt von hie nacher LYON oder NANTES veschickt. Der beste meiste vnd dichteste wirdt zu REMORANTIN gemacht. Zu BLOIS legt man Sich sehr aufs Vhrmachen. Vor diesem ist ein RESIDENTZ alhie gewest. Der Orth wirdt wegen der Sprach von den frembden frequentirt. Der bereither vnlengst gestorben, sonsten andre EXERCITIA ziemlich in Vbung: Ein Sprachmeister ist alhie, so guth Spanisch redt vnd informirt auch sonst ein guther MATHEMATICUS ist. VENDOME ist das vornemste APPANNAGE des Hauses BOURBON gewest, ehe es zur Krone commen, deren Eß durch HENRICUS IV. INCORPORIRT. So solches aber hernach seinem natürlichen Sohn CESAR1258 genandt vndt welchen er mit der GABRIELLE D’ESTERE1259 gezeuget, vbergeben. Wiewohl das Parlament mit der VERIFICATION nit so leicht darzu bewegt werden können. Dem bericht nach, hat der DUC DE VENDOME nur den TITUL vndt etwas einkommen vom landt. Der Rest aber ist ein König. DOMAINE vndt wirdt vom König in bestandt gelassen.
1257 1258 1259
Boisseau. César de Bourbon, vgl. Anm. 192. Gabrielle d’Estrées, vgl. Anm. 191.
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Die Stat VENDOME ligt an dem fluß LOIR. oder LERA. so anders ist alß LIGERIS. LOIRE. von hier war P. RONSARDUS1260 bürtig so anno 1585. gestorben. Diese Stat gehort dem DUC itzo CARDINAL DE VENDOME, ITEM ESTAMPES, BEAUFORT vndt PONTHIERE. Die Grentzen des landes VENDOME sind, das land TOURAINE, PERCHE, ANJOU vnd SOLOGNE. Alhie werden die besten Handschue in Franckreich gemacht. Von einem wunderbarlichen See nahent hiebey wirdt viel gesagt, daß Er alle sieben jahr ablauffe vnd wieder komme: darnach man die fruchtbarkeit der Zeith JUDICIRen könne. TOURAINE. Dies Ländlein oder Gebiet ist klein vndt ein gewönlicher APPENNAGE der König. Kinder, wan deren mehr sein. Wie man ihnen alzeit den Kern im Land, so die LOIRE hinunter ist, zubewohnen eingegeben hath, alß ORLEANS. BLOIS. VENDOME. TOURAINE. ANJOU. Das Land TOURAINE hath von Abend ANJOU vnd ein theil von POITOU an der CREUSE. von Mittag BERRY. von Morgen BLOIS vndt wieder BERRY nach dem wasser CHER. Dazu gehören folgende Stätte: CHINON. LOUDUN. AMBOISE. LOCHES. CHASTILLON SUR INDRE. MONTICHARD. MONSBAZON. vnd andere orthe mehr. Eß ist wegen vielheit seiner lustbarkeit die Edelste Gegend in Franckreich vndt der Garten des Königreichs. Alhier zu TOURS ist ein Ertzbischoff. Er hath vnter Sich die Bischöf zu ANGERS. MANS. CORNOUAILLE. QUIMPERCORENTIN. LEON. oder DE ST. PAUL. ST. MALO. DOL. NANTES. VANNES. S. BRIEU. vndt RENNES. Auch ist alhier ein PRESIDIAL davon man ans Parlament nach PARIS APPELLIrt. Item ist alhie ein Müntz. In der Provintz haben viel vornehme Geschlechter ihre Güther vndt wohnungen, alß ROHAN wegen MONSBAZON. Was in der Provintz am raristen ist dieses, daß viel tausendt Heuser lengst dem wasser herunter an beiden vfern in die berge vndt stein hinein gehauen sindt, da die gemei- nen Leuthe winters vnd Sommers Sich aufzuhalten pflegen. Es hath HENRICUS IV. erstlich den seiden Handel anhero verlegt, dahero die meiste Leuthe jung v. alt, arm vndt reich [ihre] auf 4. 5. 6. meil vmb die Stat TOURS herumb ihre nahrung suchen. Die seiden kompt al auß frembden Landen herein, aus Italien, von MESSINA aus SICILIen, vnd Morgenlandt, auß Persien von dem mittellandischen Meer vber MARSEILLE vnd andern Meerporten. Ein arth seiden ist besser alß die andere. Kostet mehr vnd weniger. Von der geringsten zur besten von 7. bis 12. LIVR. das pfund zuwickeln kost 12. bis in 15. SOLS. Anfanglich wird die
rohe Seide von den Landleuthen ausgearbeitet: Sie ist in langen Strängen fadenweis [gewickelt vndt] wie das lein garn vom Haspel kombt: Sie wickeln solche
1260
Pierre de Ronsard (1524–1585), französischer Lyriker.
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II. Schriften zur Landeskunde
Seiden auf Spulen vndt verdienen den gantzen tag kaum 2. oder 3. SOLS damit, davon Sie kümmerlich das brot von haben können. Hernach wirdt dieße also gewundene Seiden, mit doppelten Fäden vnd auf Solche arth zusammen gedrähet, wie Sie hiernechst zum weben vnd wircken dienen soll. Diese Invention ist gar schön. Dan ein rath gemacht ist, darauf etlich Hundert von den Landleuthen gewickelte Spulen stecken, welche Sich abarbeiten in die arth deren Strenge die da hernechst sollen geferbt werden. Ein mensch allein stehet in der mitten vnd drehet dieses rhat herumb; darmit so viel mit weniger mühe vndt Zeith geschieht, alß sonsten viel andere nit hetten verrichten können. NOTA. Diese arbeit ist erstlich von einem Italianer alhie angestelt worden; in der obern reihe dieses raths wirdt die Seide SUBTIL vnd bequem zum durchwurf gewickelt. im vntern aber werden die faden doppelt genommen vnd v v zum Eintrag bereitet. Hierauf wirdt die= ser aufs neu gewundenen Seiden, ihre farbe allerley arth gegeben. Von gemeiner farbe kostet daß lb. 2. SOLS. von INCARNATION aber das lb 6. SOLS zuferben. Welche in vnterschiedlichen officien in vnd ausser der Stat TOURS gewebet wirdt: das Seidenweben ist keine ge-
ringe Kunst, dan man von Kindheit auf viele jahre darauf lernen muß: Eß ist am Webstul ein eigene INVENTION, von strick auf= vndt abziehen, welches die blumen in dem Zeuge veruhrsachet, nach dem Sie ab vnd aufgehoben werden, welches durch darbey stehende Knaben vndt Megdlein geschiehet; welche vnter der Handt die gantze Kunst begreiffen sollen. Eß manchmahl der eintrag; auch manchmahl nur der Eintrag der blumen, Item gar offt alles beides von Silber oder güldenen faden. Je schöner nun die arbeit werden sol, je mehr man sorge drauf haben vndt langsam weben mus: Vor gemeinen Estof bekombt der Weber von der ehlen 10. SOLS. Von dem BROCARD oder güldenen, oder silbern stücken von der ehlen 5. bis 6. LIVRES. davon er etlich tage an eine ehle zumachen findet. Die ehl von gemeinem kompt à 3. 6. 12. LIVRES. Von BROCARD. 10. 20. vndt mehr rthlt. Es wirdt sehr viel zu geistlichen Habiten vndt Kirchenornaten bestellet. Das gewobene Seidenwerck aber zu wassern oder zu walcken= scheinbar zumachen, gebrauchen Sie Sich auch einer Italianischen INVENTION, so wohl MERITIrt gesehen zuwerden. Sie walcken oder Pressen die Seiden Zeuge, dicht vndt fremes oder den eintrag faden auf faden gelegt vber eine messinge Rolle, ¾ breit welche walckmühl von einem pferdt herumb getrieben wirdt, dieses nennen Sie CALENDriren, vnd auf Solche weis gewint der Zeug seinen Glantz vndt verwunderliches ansehen. Diese mühle bestehet von 2. grosen rädern. Die Pressen sindt mit grossen steinen beschwert, vnd sehen gleich denjenigen, darunter man das leinen gereth manckelt. 8. pferde wechseln einander des tags an einer mühle ab, weil die arbeit ziemlich schwer ist. Eine solche MASCHINE kost 8. bis 10.000. LIVRES. In verfertigung des Seiden Zeugs, werden alle iahr neue muster gerissen vnd vorgelegt wornach die Zeuge gemacht werden: Sie dorffen vber ¾ ehl nit breit sein, vnd müssen alle eine breitung haben, damit man eigentlich der ehlen nach wissen könne, wie viel man zu mans= oder weibs Kleidern brauche, dan sonsten
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würde viel betrugs vorgehen. Wan auch ein Stück Zeug wieder das ORDINARII solte ertapt werden, würde der Verleger oder Kaufman harth gestrafft, vnd das verfallene Guth noch darzu durch die Handt des Scharfrichters verbrandt werden. Die ehle von Seiden blumen Zeug kost von 9. bis 12. LIVRES. Von goldt oder Silber Stücken von 12. 20. vndt mehr Rthlr. Die Handwercksleuthe oder Weber haben von einer ehle 15. bis 20. SOLS. auch 4. 5. vnd mehr LIVRES, wans von goldt stucken sindt. Einer von den Handwerckern hath erwehnet, daß Er von der Königin Christina nach Stockholm beruffen were vndt ihre eine Seiden MANUFACTUR hette aufrichten helffen. Er seye von Hamburg dahin kommen vndt könte ein jeder Herr in seinem Lande dergleichen thun lassen. Weilen die Seiden alle von frembden orthen ohne das herkehme. Dieselbe konte man von Venedig. Amsterdam. Hamburg so wohlfeil haben daß man ziemlich nutzen dabey haben würde.1261 Wegen beschreibung gantz Franckreichß, manglet noch die Provintz L’ISLE DE FRANCE, worinnen Paris ist: Item Burgundt. LIONNOIS. zum theil LANGUEDOCQ. PROVENCE vndt DAUPHINE. Welches zu seiner Zeit, wils Gott, auch ACCOMPLIrt kan werden.
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Die folgende Seite 144r/88r ist leer.
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II. Schriften zur Landeskunde
8. Zur französischen Kirche und zu unterschiedlichen Gegenständen 8.1 Zur Freiheit der französischen Kirche Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, Chart. A 649, fol. 80r–116r/69, Ausf. Anton Finck. Die folgenden Ausarbeitungen Anton Fincks zur französischen Kirche und unterschiedlichen Gegenständen sind Teil einer Sammelhandschrift in der Forschungsbibliothek Gotha. Weitere in diesem Band enthaltene Texte stehen nicht im Zusammenhang der Reise Herzog Friedrichs. Die Punkte 8.2 bis 8.4 waren ursprünglich in Französisch abgefasst und wurden von Finck übersetzt. Sie basieren in weiten Teilen wahrscheinlich auf den Angaben des Sprachmeisters Nicolai in Paris.
D. PUNCTA DER FRANTZÖSISCHEN KIRCHEN-DIFFERENTZ VOM ANDERN PABSTTUMB, BETR. AUCH WIEWEIT SIE MIT DER EVANGELISCHEN RELIGION VBEREINSTIMMEN. KÜRTZLICH ENTWORFFEN. VERZEICHNUß DER MATERIEN. § 1. Einleitung: von eineß Königs in Franckreich praerogativen. § 2. Durch wen die frantzösische Kirchen=freyheit angefochten vnd defendiret werde? § 3. Die frantzösische Kirche weicht vom Pabsttumb ab 1. im glauben. 2. in der Jurisdiktion. 3. in der Disziplin. § 4. Der Erste Punct vom Glauben. Waß in Franckreich vonß Pabsts vnd der Concilien infallibilität geglaubt werde? § 5. Von den glaubens=articuln, so Franckreich mit andern Papisten glaubet v. gemein helt. § 6. Von den glaubens=articuln, darin Franckreich etwas gelinder ist, alß andere Papisten vnd zum theil von ihnen abgehet. § 7. Welcher gestalt die Protestirende mit der frantzösischen Kirche vereinigst werden können? § 8. Von der authorität deß Concilii zu Trident in Franckreich Der andere Punct von der strittigen Jurisdiction in Franckr. mit dem Pabst. § 1. Von der Geistlichen Jurisdiction so der König wieder den gebrauch aller andern Päbstlichen Potentaten, in seinem Königreich exerciret. § 1. Von der Einführung eines Sichtbahrlichen Haubtß der Kirchen: das ist, eineß Patriarchen in Franckreich. § 2. Wie sich die König von Franckreich gegen den Pabst in thatlichen eingriffen verhalten.
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Freiheit der französischen Kirche
§ 3. Wie die Päbstliche Schreiben vnd Commissiones in Franckreich insinuirt werden? § 4. Von den Conciliis oder Versamlungen der Geistlichen in Franckreich, so durch den König geschieht. § 5. Von der Authorität deß Pabstß vber den König vnd die Kirche in Franckreich? § 6. Von der Päbstlichen Excommunication vber den König oder die frantzösische Kirche. § 7. Von wem eineß Königß in Franckreich delicta gestrafft werden.
§ 8. Vornehmste Puncta, worinnen eigentlich das frantzösische Kirchenrecht bestehe. § 9. Von den casibus reservatis: Oder denen dem Pabst allein vorbehaltenen Gewissenß=fällen § 10. Von der Jurisdiction der Geistlichen in Franckreich vnd vber welche sache ihnen zuerkennen erlaubt ist. § 11. Wie vnd von welchem Richter die Geistliche in Franckreich wegen ihrer civil vnd criminal verbrechen gestrafft werden. § 12. Wie die geistliche Beneficia in Franckreich conferirt werden. § 13. Von der Königlichen Gerechtigkeit vber den Geistlichen Zehnden: vnd dessen Extraordinarii-anlagen vber die Geistliche § 14. Von deß Königß Jurisdiction vber die Geistlichkeit in den neu=acquirirten Ländern § 15. Welcher gestalt die Frantzösische Cardinäl ihre dignität empfangen. Der dritte Punct von der Disciplin § 1. Von der disciplin so der König vnter den Geistlichen helt. § 2. Von der geistlichen Disciplin so der Konig zwischen beyden Religionen: Vnd Bey den Reformirten insonderheit helt.
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24 24 28 30 31 32 43 46 47 50 53 56 59 62 65
Puncta Worinnen die frantzösische Kirche vom Pabstumb abweichet: vndt der Evangelischen Religion nahe trette. § 1. EINLEITUNG: VON EINEß KONIGS IN FRANCKREICH PRAEROGATIVEN. Eß werden die Könige in Franckreich bey annehmung ihres Regiments nicht wie andere Könige blos gekrönet vndt nicht nur allein vor weltliche Haubter ihres Königreichs angenommen: Sondern Sie werden auf eine Sonderbahre arth vnd fast auf die Form wie die Hohen Priester im Alten Testament gesalbet: damit anzudeuten, daß Sie nicht allein als weltliche Könige regieren, sondern auch alß Geistliche heupter der Christlichen Kirchen vorstehen vnd dieselbe verwalten sollen. Crafft dieser PRAEROGATIVA werden Sie die allerchristlichste Könige vndt Erstgebohrne Söhne der Kirchen genennet. Vber das so empfahen Sie das
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H. abendtmahl vnter beyderley gestalt, so offt Sie wollen, vndt können nicht in Bann gethan werden. Auch nehmen Sie den Zehnden von allen Geistlichen Güthern vnd geniessen in vielen Stifftern geistliche BENEFICIA, gleichwie andere Gewiedtmete Persohnen, vnd das alles ohne NOTA eines SACRILEGII. § 2. DURCH WEN DIE FRANTZÖSISCHE KIRCHEN=FREYHEIT ANGEFOCHTEN VNDT DEFENDIRET WERDE? Von diesen von anbegin des ange= nommenen Christenthumbs, hergebrachten Kirchengewalt, vnterstehen Sich die Päbste, den Königen in Franckreich, so viel als möglich einzuschrencken v. bey allen OCCASIONEN abzuschneiden, sowohl durch hülffe des COLLEGII der CARDINÄLEN vndt der ROTA zu Rom, alß vieler guth päpstisch gesinter SCRIBENTEN vndt insonderheit der JESUITEN: Welche des Königs AUTHORITÄT in der Kirchen so sehr niedertrucken, alß Sie des Pabst seine zuerhöhen gedencken. Dahingegen aber werden des Königs geistliche Rechte nicht allein durch die THEOLOGOS der SORBONNE in Schriften, sondern auch durch des Parlaments zu Paris SOUUERAINE EDICTA vndt Selbsteigene Königliche MANUTENENTZEN mechtiglich DEFENDIret vnd gehandthabet. § 3. DIE FRANTZÖSISCHE KIRCHE WEICHET VOM PABSTUMB AB. 1. IM GLAUBEN. 2. IN DER IURISDICTION. 3. IN DER DISCIPLIN. Die gantze CONTROVERS von des Königs Geistlichen Kirchen=Gewalt: oder der STATUS, worinnen die Frantzösische Kirche vom andern Pabstumb gantz oder zum theil abweiche, oder dieselbige nicht anders alß in gewissen fällen erkenne, bestehet in dreyen Haubt=Puncten. ERSTLICH: IN RELIGIONE IPSA: oder in den r FUNDAMENTAL=ARTICULN des Pabstlichen Glaubens an sich selbsten. Zum andern in der geistlichen JURISDICTION. Zum dritten, in der Kirchen=DISCIPLIN. § 4. WAS IN FRANCKREICH VON DES PABSTß VND DER CONCILIEN INFALLIBILITÄT GEGLAUBET WERDE? Wiewohl dieser Pungt eigentlich zu der JURISDICTION gehöret, so ist es doch bey allen Papisten ein Glaubens=ARTICUL, daß der Pabst INFALLIBEL: daß Er vber die CONCILIA: vndt allein ein Richter vber die Glaubens=CONTROVERSIEN sey. Die frantzösische Kirche limitirt hingegen dieße INFALLIBILITÄT, wofern Er nichts wieder die CONCILIA STATUIre: oder vor Sich, auch mit den CONCILIIS etwas DECRETIRE, so den vhralten Pragmatischen SANCTIONEN oder FUNDAMENTAL-CANONEN, also der geistlichen LIBERTÄT, ihrer Kirchen zuwiederlauffe. Wie Sie dan Gegentheils diejenige CONCILIA vor bekandt annehmen, So mit ihnen eine gleiche Lehr wieder den Pabst führen vnd ihre Freyheiten schutzen vndt vertheidigen helffen. Dergleichen sind beyde CONCILIA zu Costnitz vnd Baßell,1262 1262
Konzil von Konstanz 1414–1418, Konzil von Basel 1431–1449.
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welche gewolt, daß ein Pabst mit= vndt vnter dem CONCILIO, aber nicht daruber sein solle. Die frantzösische Kirche APPROBIrt das CONCILIUM zu TRIDENT1263 zum theil, vnd verwirfft dasselbe auch in vn= schiedlichen Puncten, wie ahn seinem orth soll vermeldet werden. § 5. VON DEN GLAUBENS=ARTICULN SO FRANCKREICH MIT ANDERN PAPISTEN GLAUBET VND GEMEIN HELT. Eß ist die frantzösische Kirche mit andern Papisten einig in Haltung der Messe, welcher Sie auch gleiche nothwenigkeit vndt crafft zumessen. Die TRANSSUBSTANTIATION glauben Sie gantz eifferig. Verrichten auch damit grosse DEVOTIONEN vnd PROCESSIONEN. Sie walfahrten offt vnd sehr zu H. Stetten sowohl in alß ausser Landes; Sie messen den MIRACULN glauben zu; Dem ablas vndt INDULGENTZEN legen Sie auch grosse crafft vnd würckung bey. Die ADMINISTRIRUNG der Tauff vnd den EXORCISMUM halten Sie wie anderswo. Wie auch die Firmung vndt letzte oelung. Die Ohrenbeicht ermessen Sie nit weniger einen nothwendigen ARTICUL des Glaubens zusein. Das SACRAMENT der Ehe, wie Sie es nennen; die Gradus der Kirchen=ämpter vndt weihung der Priester: auch die TOLERANTZ allerley orden ist alhie wie sonsten. § 6. VON DEN GLAUBENß=ARTICULN DARIN FRANCKREICH ETWAß GELINDER IST ALß ANDERE PAPISTEN VND ZUM THEIL VON IHNEN ABGEHET. Die anruffung der Heiligen machen Sie bey weithem nit so nöthig alß andere Papisten. Eß seye kein articul des glaubens, daß man vnter den Heiligen einen Patronen haben müsse. Viel geben nit obseum zuerkennen, daß ohne verlust der Seeligkeit das Fegefeuer möge glauben wer da wolle. Die Guthe wercke müssen dem Verdienst Christi zur Seeligkeit weichen. Dan von Christi Verdienst in Franckreich mehr gelehrt vndt geprediget wirdt alß anderswo; Eß seye zu rathen, daß man den Gebrauch des H. Abendmahls wiedereinführe. Loben die Lutheraner vndt halten nicht vnmöglich zusein sich mit denselben in der RELIGION zuvereinigen, weil Sie die REALITÄT oder die wesentliche Gegenwart des Leibs vnd bluts Christi im H. abendtmahl zulassen, welchen Sie vor den schwersten Puncten der Streitigkeit halten: Gefelt ihnen ebenmassig, daß Sie ihre beicht vorm Priester ablegen vndt nit verbieten, wan man sonderbahre Sunde auf dem Gewissen hath, daß man dieselbe in der Beicht EXPRIMIre. Damit Seyen Sie auch einß mit ihnen, daß Sie die oblaten im H. abendtmahl: Wie auch die bilder in den Kirchen zulassen. Sie halten es vor zulassig, daß man bey den Lutheraner die Mess, worunter Sie die Einsetzung des H. abendtmahls verstehe, in der Muttersprache halte.
1263
Konzil von Trient 1545–1563.
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Die Priester=Ehe könne durch ein vnpartheiisch CONCILIUM wieder eingeführet werden. Eß seye nit wohl glaublich, daß diejenige, so in der Furcht Gottes leben vnd auf das Verdienst Christi hinsterben, verlohren werden, wiewohl ihnen das CONCILIUM zu TRIDENT, alß vncatholischen die Seeligkeit abspreche. Die bibel vndt gottes worth ist in ihrer muttersprache heuffig zufinden, weil Sie der H. Schrifft eine grossern authorität beymessen; vndt deren wahre EXPLICATION [Sie] von den CONCILIIS herhohlen. Eß wirdt nit sonderlich verbotten, die bibel zuleßen; Sie haben allerhand herliche THEOLOGIsche bücher, So der Seelen wohl standt: die furcht gottes vndt andere Schriffmässige Christliche MORALIA INCULCIren: Sie sind sonderlich sorgfeltig daß die Jugendt im Christenthumb fleissig INFORMIrt werde. Dem Lehren vndt Predigen eignen Sie bessere crafft zu alß im gemeinen Pabstumb, dan Sie glauben, daß der Glaube vnd die darauf erfolgende Seeligkeit Sich durch das Gehör göttlichen Wortes INSINUIre. Dem obrigkeitlichen Gehorsam legen Sie auch mehrers zu alß andere Papisten: Dan Sie Sich durch keine EXCOMMUNICATION würden verleiten lassen, Sich ihrer ordentlichen Obrigkeit, dem König zu wiedersetzen. Eß würden die Hohe Gerichtsbarkeiten geist= vnd weltliche, alß Ertzbischoffe vndt Parlamenter auf seithen ihres Königs stehen bleiben vndt den Pabst FULMINIren lassen wie Er wolle. Das 40tägige fasten, wie auch Sich freitags vnd Sambstags des fleisches enthalten, wirdt bey einem, sonderlich den Grossen Herren, mehr gehalten, alß beim andern. § 7. WELCHER GESTALT DIE PROTESTIRENDE MIT DER FRANTZÖSISCHEN KIRCHEN VEREINIGT WERDEN KÖNNE. Gleichwie viele Christliche Hertzen die vereinigung der Christlichen Religion von Grund dero Seelen wunschen, also ist vnter so vielen meinungen, zu Gott bestendigst zuhoffen, es werde dermahleins Seine Barmhertzigkeit den weg zeigen, wie darzu zugelangen seye. Eß ist gewis daß auf Seithen des Röm. Pabsts vnd seiner adhaerenten man jederzeit alle mittel zu dem güt= lichen Religions=Vergleich abgeschnitten, dan der Pabst von keinem andern vergleich wissen will, alß daß die Protestanten ihre also genandte vnd durchs CONCILIUM von Trident verdampte Ketzerey verlassen, vndt ihn blosser dinge AGNOSCIren sollen, Er förcht, wie billich zuförchten ist, man werde den anfang zu der Christlichen REUNION machen müssen, Seine so Hohe Gewalt zumässigen einfolgig [die] so viele Mißbräuche der Römischen Kirchen abzustellen. Vor vngefehr 16. iahren, war ein vornehmer, friedliebender Italianer, MARCHESE PALLAVICINO1264 genant, derselbe ist an vielen Christlichen Höfen, sonderlich in Italien, herumb gezogen vnd allerley mittell vorgeschlagen, wie am füglichsten vndt leichsten zu der RECONCILIATION zu gelangen stünde. 1264
Ferrante Pallavicino (1615–1644).
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Er ist vberall gehört vndt ermahnt worden, die Handt ahn dies Christliche werck in Schrifften zulegen, allein lies ihn der Pabst1265 mit glatten worten bis nach AVIGNON in seine Gewalt bereden, vndt alda alß einen TEMERARIO, So Sich vnverantwortliche Thattlichkeiten wieder die Kirche vnterstanden, den Kopf wegschlagen; Seither hath Sich kein Italianer, viel weniger des Pabsts weltlichen botmessigkeit zugethaner, [mehr] vnterstanden, darvon etwas mehrers zureden oder zuschreiben. Kein besser mittell zur Vereinigung auf Seithen der Papisten, kan menschlicher weiße vorgeschlagen werden, alß das ansehen, macht, vndt vortheil auch eigenes INTERESSE des Königs von Franckreich, welcher ob Er zwar im FUNDAMENT der Päbst. RELIGION zugethan ist, dennoch seine selbsteigene persöhnliche PRAEROGATIVEN vnd seiner Kirchen freyheit allem Päbstlichen RESPECT vorzeucht. Dan Er aller Päbsten vndt der CONCILIEN DECRETA bey Sich nicht weiters verfangen lässet, alß Sie mit den FUNDAMENTAL gesetzen vndt geistlichen IMMUNITÄTEN der vhralten GALLICANIschen Kirchen, welche mit ihr selber entsprungen, vbereinstimmen. Beide CONCILIA zu Costnitz vndt Basel, sindt deßwegen in Franckreich AUTHENTISIret vndt hochgehalten, weil Sie die Päbst. AUTHORITÄT dem CONSILIO vnterwerffen; auch STATUIREN, daß ein versamlestes CONSILIUM die Kirche REPRAESENTIREN vndt eines Pabsts FUNCTIONEN mitlerweil aufhören [müssen] sollen. Die Frantzösische Kirche ist das CONSILIUM zu TRIDENT zuunterschreiben die letzte gewesen, mehr aus Politischen RATIONEN des damahligen Zustandes ihres Königreichs, alß andern vhrsachen; zumahlen Sie dazumahl abgesehen, daß es in der Lange kein bestandt haben, sondern ein anders nothwendig darauf erfolgen werde. Sie hath dasselbe zum theil APPROBIrt, auch zum theil IMPROBIrt vnd davon in die 60. CANONES verworffen, welche ihrer Kirchen zuwieder gewesen, wie dessen anderswo mit mehrem gedacht werden solle. Franckreich hath vhrsache dem Pabst mit zusteuern, dan dem König vnverborgen ist, daß der Römische Stuell beides Seine Königliche Persohn vndt seine Cron vmb deswillen neidet vnd hasset, weil Sie Seine Päbstliche absolute Hochheit gleich andern nicht mit einem blinden Gehorsam veneriren, sondern ihre Gewissensfreyheit viellieber MANUTENIren vndt mit ihme deßwegen viel ehe in stetiger CONTRADICTION stehen bleiben wollen, weßwegen Er iederzeit, wo nit offentliche doch heimliche MACHINATIONES wieder den Frantzösischen ESTAT anspinnet, denselben nicht allein in CIVIL irrungen sondern auch eusserlichen Kriegen zuunterhalten, auch wo möglich gar zuuntertrucken, deren die historien viel sindt, daraus Franckreich bishero gelernet, daß Seines Königreichs so geist= alß weltliche beruhigung vnd Sicherheit in der Erniedrigung eines so gefährlichen AEMULANTEN bestehen müsse; Hingegen weis der Pabst auch wohl, daß des Frantzösischen ESTATS MAXIMEN zu Seiner RE1265
Maffeo Barberini, vgl. Anm. 524.
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FORMATION zielen; weßwegen Er Spanien mehr Günstig ist alß Franckreich: Nur daß Seiner Christlichen MONARCHY Sicherheit in dieser beyden Heußer ewigen Mißverstandt bestehe, v. damit Franckreich durch einen So starcken ANTAGONISTEN von seiner INTENTION abgehalten werde; welche es bald ins werck setzen würde, wan es Sich nicht mehr vorm Haus Österreich zubefahren hette. Der Konig wurde nicht allein Seine SOUUERAINE Geist= vndt weltliche CORPORA zu seinem willen bereit finden, Sondern auch die Protestanten in vnd ausser des Königreichs bevorab die bunds=Genossen zu einer Christlichen vndt Sicheren RELIGIONS=Vereinigung geneigt haben. [Der König würde nicht allein seine SOUUERAINE Geist= vndt weltliche CORv PORA zu seinem willen bereit haben, Sondern auch die Protestanten in vndt ausser des Königreichs] Die arth vnd weise wie Solches durch Gottes Gnad anzugreiffen, hath ein der Päbst. RELIGION zugethaner Frantzos, mit diesen vnmaßgeblichen worthen exprimiret: POUR CE QVI EST DE L’ACCOMMODEMENT DE DEUX RELIGIONS, IL N’Y A POINT DE PLUME ASSEZ HARDIE POUR TOUCHER CETTE MATIERE, DEPUIS QUE LE MARQUIS PALLAVICINO EUT LA TÉTE TRENCHÉE. LE SEUL MOYEN SEROIT DE RETRENCHER LE PURGATOIRE, PARCE QUE C’EST LE PERU D’OU VIENNENT LES RICHESSES DE L’EGLISE ET LES ABUS QVI LA CORROMPENT. S’IL N’Y EN AVOIT PLUS, LES MESSES NE SEROIENT PAS DANS LE REGNE QU’ELLES SONT. IL NE SE FEROIT PLUS DE FONDATION: D’OBITS: NY AUCUNS LEGS PUR LE SUFFRAGE DES TREPASSES. ET CETTE ERREUR OU COUTUME ETANT ABOLIE, ON S’ACCOMMODEROIT AISEMENT POUR LA REALITÉ DU CORPS ET SANG DE NOSTRE SEIGNEUR. ET LA PREDESTINATION N’ESTANT RECEUE DES LUTHERIENS NON PLUS QUE DES CATHOLIQUES, LES HUGENOTS RENONCEROIENT BIEN TOST À UNE PARTY, QUE LA RAISON MÉME ABANDONNE. JE VOUS DIS QUE QUAND LE PAPE FAIT LE MAUUAIS, OU QUAND ON LE VEUT MENACER, ON HUY BAILLE EN FRANCE PAR LES NEZ CES 8. PROPOSITIONS: 1. DE FAIRE UN CONCILE SANS LUY. 2. DE FAIRE CELEBRER LES SERVICES DIVINES EN LANGAGE FRANCOIS. 3. DE PERMETTRE LE MARIAGE AUX PRÉTRES ET AUX RELIGIEUX. 4. DE DECLARER, QUE LE CONCILE EST AU DESSUS DE L’AUTOTITÉ DES PAPES, CONFORMEMENT AUX DECRETS DE BASLE ET CONSTANCE. 5. DE RENOUUELLER LA PRAGMATIQUE SANCTION QUE LE PAPE N’AVOIT RIEN AFFAIRE EN FRANCE ET D’ESTABLIR UN PATRIARQUE À BOURGES. 6. D’ABOLIR LE QUARÉME. 7. D’INTRODUIRE LA COMMUNION SACRAMENTALE SOUS LES DEUX ESPECES. 8. DE CASSER TOUS LES NOTAIRES APOSTOLIQUES: ET DE’EMPÉCHER QU ON TRANSPORTE AUCUN ARGENT À ROME POUR LES DISPENSES ET TOUTE SORTE DE BALLES. Zu teutsch: Was da anbelangt die Vereinigung beyder Religionen, so ist deßwegen keine feder so Kühn, welche sich recht vnterstehen darf diese matery an-
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zugreiffen, seithero daß man deshalben den Marggraffen PALLAVICINO am Leben gestrafft. Das einige mittel ist daß man daß fegefeuer aufgebe, dan solches das goldtreiche PERU ist, dardurch die Kirche reich gemacht wird vnd dardurch alle mißbräuche in dieselbe einschleuchen, so Sie verderben. Wan kein Fegefeuer mehr wehre, so wehren die Messen auch nicht in Einem so hohen Regiment, wie vor augen. Man würde keine geist. Stifftungen mehr thun: Kein Todten=Opfer: noch Legaten verlassen den Seelen zu guthem. Wan dieser Irthumb oder Gewonheit einmahl aufgehebet, so würde man sich hernachmahl wegen der gegenwart des Leibs vnd bluts Christi im H. abendtmahl wohl vergleichen. Vndt weil die Predestination so wenig von den Lutheranern geglaubt wirdt alß den Catholischen, so wurden die Hugenoten auch bald eine solche Parthey verlassen, welche die vernunfft selbsten ABANDONNIret. Ich sage euch, so offt Sich der Pabst bös stelt; oder wan man in Franckreich ihm einmahl drohen will, so wirfft man ihme dieße PROPOSITIONES vor die Naße. 1. daß man ein CONCILIUM ohne seiner halten wolle. 2. daß man den Gottesdienst in Frantzösischer Sprache verrichten. 3. daß man den Priestern vnd ordens=Persohnen die Ehe zulassen. 4. daß man DECLARIren wolle, das CONCILIUM seye uber die AUTHORITÄT des Pabsts in crafft der CONCILIEN zu Costnitz vnd zu Baßel. 5. daß man die alte Pragmatische SANCTION in Franckreich wieder erneuern wolle, crafft deren ein Pabst in Franckreich nichts zuschaffen habe vnd daß man einen eigenen Patriarchen zu BOURGES CONSTITUIren wolle. 6. daß man die Fastenzeit abschaffen wolle. 7. daß man das H. abendtmahl vnter beyderley gestalt einführen wolle. 8. daß man alle apostolische NOTARIEN in Franckreich CASSIren vndt verhindern wolle, daß kein gelt mehr daraus nach Rom kommen solle, vor die DISPENSATIONEN im verbottenen GRADIBUS der Ehe wie auch vor allerley Päbst. Ballen wegen der Geistlichen BENEFICIEN. § 8. VON DER AUTHORITÄT DEß CONCILII ZU TRIDENT IN FRANCKREICH. Ehe vnd bevor alß HENRICUS IV1266 zur Crone gelanget, vndt der Hertzog von MAYNE1267 noch Regent in Franckreich gewesen, bis derselbe das CONCILIUM von TRIDENT durch ein EDICT im Königreich RECIPIREN. Welches EDICT hernach cassirt, das CONCILIUM aber so weith RECIPIrt verblieben, alß es des Königs PRAEROGATIVA vndt JURISDICTION auch der GALLICANIschen Kirchen= freyheit nichts zu wieder STATUIre. Selten geschieht eine Päbstliche LEGATION oder NUNCIATUR an den König, da nicht eins von den Ersten anbringen mit ist; Eß möchte Seyne Mst das CONCILIUM völlig APPROBIREN, der König gibt mit einer höflichen MANIER allemahl 1266 1267
Henri IV, vgl. Anm. 125. Charles II de Lorraine-Guise (1554–1611) Duc de Mayenne.
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gute vertröstung, Er wolle solches beim Parlament PROPONIren vndt DELEBERIren lassen. Aber so lang alß die Parlamenter SOUUERAIN vnd Eifferer vber der Kirchen REPUTATION vnd freyheit sein werden, wirdt auß solcher bitte nichts werden. Es haben viel von der Papistischen RELIGION vnd frantzösischen NATION, wieder dies CONCILIUM geschrieben, darunter die vornehmste, ESTIENNE PASQVIER,1268 GENERAL-ADVOCAT des Parlaments. Der Herr BERTAUT:1269 Vnd der Herr RAGUIER.1270 Ohne viel andere von der Reformirten Religion in Franckreich vnd Protestanten in Teutschlandt. Die frantzösische Kirche verwürfft in die 67. CANONES dieses CONCILII, so der freyheit ihrer Kirchen zu wiederlauffen. Eß APPROBIrt des Pabsts alzugrossen USURPIRENden Gewalt vber die weltliche Obrigkeit: vndt reumet der geistlichkeit gar zuviel ein. Wiewohl die frantzösische Kirche vnrecht hath es vmb dero vhrsachen willen zuunterdrücken vndt beim König verhast zumachen, weil es verbeut daß ein bischof nicht mehr alß ein Bischoffthumb haben solle. Deren Sie vnterschiedliche auf einmahl zu besitzen pflegen, welche ihnen der König auf ihr gewissen CONFERIret. Das CONCILIUM zu TRIDENT will der frantzösischen Kirchen=freyheit zuwieder daß alle Ertz= vndt bischöffe in QUACIS MATERIA CONTROVERSA vor dem Päbst. TRIBUAL zu Rom ihre Sachen ausführen sollen. Vor welchem es auch gern die weltlichen INVITIrte, wan es nur könte. Nach den DECRETen dieses CONCILII sollen allein die Bischoffe die Päbstliche CENSUREN PRONUNCIIREN vnd in ihrem nahmen PUBLICIren lassen. Es verordnet, daß der Pabst allein vnd keine weltliche Obrigkeit die Bischoffe zu dero würcklichen RESIDENTZ zwingen [könne] vndt dieselbe Straffen könne wan Sie dieselbe nicht verrichten. Auch kan der Pabst allein an statt der nicht RESIDIRENDen, andere NOMINIren. Eß STATUIrt daß eines Koniges oder Landesfürsten AUTHORITÄT bey eines bischoffen ORDINATION nichts zu thun habe. Eß lasset den vier bettell=orden zu, alß da seindt die Carmeliter vnd die nach der REGUL AUGUSTINI. FRANCISCI vnd DOMINICI leben, daß Sie ihren Nahmen vnd Orden zuwieder, vnbewegliche Güther besitzen dürffen. Nach Verfliessung eines Jahrs solle man wieder einen EXCOMMUNICIrten, alß einen Ketzer verfahren. Ob schon Weltliche Persohnen HOSPITALIA oder armen Heußer gestifftet hetten, könne jedoch dero ADMINISTRATORES niemands anders recht1268 1269 1270
Étienne Pasquier (1529–1615), französischer Humanist, Avocat-général du Roi à la Chambre des Comptes. Jean Bertaut (1552–1611), französischer Poet, seit 1607 Bischof von Sées. Nicht identifiziert.
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fertigen oder des ampts entsetzen alß ein bischoff. Zuwieder den König. STATUTIS in Franckreich, daß die Geistliche in weltlichen fellen nichts zu richten haben. Dies CONCILIUM EXCOMMUNICIrt die Könige von Franckreich, solang sie die Einkommen der VACIRENDEN BENEFICIEN geniessen. Welches eins von ihren besten REGALIBUS ist. Das CONCILIUM befihlt, daß niemand anders alß die bischoffe, alß SUBDELEGATI des Pabst. Stuels, EXECUTOren sein sollen dessen was PER TESTAMENTA zu milden Sachen gestifftet worden. In crafft dieses CONCILII, soll es allein der bischoffen ampt sein, die HOSPITALIA, geistliche COLLEGIA, vnd die örther so zur DEVOTION gestifftet sindt, alß geistliche brüderschafften der Layen, zu VISITIren, welches alles in Franckreich der weltlichen Obrigkeit zukompt. Das CONCILIUM lest den Bischoffen zu, eine Gemeind mit gewalt zum vnterhalt der armen Priester anzuhalten. Dasselbe will, daß die Stiffter vnd Patronen einer Mutter=Kirchen dieselbe zu dotiren vnd in ESSE zuerhalten schuldig sein sollen. In Franckreich mus alles von der Kirchen Einkommen genommen werden. Dieses CONCILIUM setzt denjenigen den Pabst zum Richter, EXCOMMUNICIrt sie auch, so da verbottene oder von der Kirchen verworffene bücher feil haben, zuwieder dem Weltlichen ampt. Eß will daß die Geistliche vndt nicht die Weltliche Obrigkeit, ausser der EXECUTION über den Ehebruch zu richten habe. Denjenigen Leyen, so dar in Vnterbedienungen der Kirchen sein, setzet es zum ordentlichen Richter den bischoff. Entzeucht also dem König den Gehorsam vber ein gros antheil seiner Vnterthanen. Dies CONCILIUM beraubt die Könige vndt Landesfürsten Ihrer ehren vndt guth, wan Sie die DUELLEN zu lassen. Eß befihlet auf eine gantz Mayestätische weise, daß man ins Gemein vnd ein jeder insonderheit alle Geistliche CANONES vnd Römische SANCTIORUS, sonderlich So da zum PROFIT der Catholischen Kirchen DECRETIrt sind, hoch vnd heilig halte. Daraus folget, daß man die Pabst. DECRETALES. die CLEMENTINAS. den LIBRUM SEXTUM. die REGULN der Röm. Cantzeley. die BULLAM EXCOMMUNICATIONIS IN COENA DOMINI vndt noch ein gros Buch von allerhandt Päbstlichen BULLEN OBSERVIREN müsse, so doch in Franckreich meistentheils verworffen oder zum wenigsten gerichtlich verdampt sindt. Das CONCILIUM verbeut dem Weltlichen MAGISTRAT, die Geistlichen Richtern in ihrer JURISDICTION nicht zu TURBIREN vnd den geistlichen Schlüsseln keinen Eingriff zuthun. Welches Franckreich ein gesetzt maas vnd Ziell gibt. Der Pabst will daß die CONFIRMATION der CONCILIORUM von ihme DEPENDIRE, welches ihme auch das CONCILIUM von TRIDENT eingewilliget. Hergegen STATUIrt das zu Costnitz vndt Basell, vndt mit ihnen die frantzosische Kirche; daß der Pabst vnter einem CONCILIO: daß Ein versamletes CONCILIUM die rech-
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te Kirche Christi PRAESENTIre: auch so lange es wehre Selbst Pabst seye vndt alle Päbst. Gewalt von rechts wegen EXERCIRE: vnter dessen seye der Romische Pabst nicht mehr alß ein ander Bischoff, oder bleibe zum wenigsten in SUSPENSO. Bishero ist geredt worden vom Ersten Puncten, folgt nun DER ANDER PUNCT VON DER GEISTLICHEN JURISDICTION, SO DER KÖNIG (WIEDER DEN GEBRAUCH ALLER ANDERN PÄBSTLICHEN POTENTATEN) IN SEINEM KÖNIGREICH EXERCIRET. Die GALLICANIsche Kirche hath von vhralters hero weißlich verspüret, daß wegen der Geistlichen JURISDICTIONALIEN der Pabst mit denen benachbarten
Keiserthumb vndt Königreichen grosse irrungen vndt bisweilen Kriege geführet, dahero Sie Sich in diesem So NOTABLEN Kirchen=Recht wohl vorgesehen, daß denselben von dem Röm. Stuell nicht etwa auch Eintrag geschehe, wie aus folgendem bericht erhellet.
§ 1. VON DER EINFÜHRUNG EINEß SICHTBARLICHEN HAUBTß DER KIRCHEN ODER EINß PATRIARCHEN IN FRANCKREICH. Demnach die Pabste dero AUTHORITÄT vber die Kirche in Franckreich offtermahl gar zu weit EXTENDIren vnd dero LIBERTÄT durch allerley PRAEJUDICIA vndt ATTENTATEN DIRECTE vnd INDIRECTE nachzustellen pflegen, alß ist man von alters hero vnd noch neulich zu des CARDINAL RICHELIEU1271 Zeithen in DELIBERATION gestanden, ein eigenes geistliches Oberhaupt, alß wie zu Zeithen der ersten Kirchen der Patriarch der Gallier vndt Ertzbischof zu BOURGES geweßen, im Königreich wiedereinzuführen, so mit vnd neben einem GENERAL vnd NATIONAL-CONCILIO die vorfallenden Streittigkeiten in glaubens Sachen DECIDIren der frantzösischen Kirchen AUTHORITÄT vndt Recht MANUTENIREN die r CASUS RESERVATOS EXPE- DIREN vnd in SUMMA alle ACTUS einer rechtmässigen geistlichen Obergewalt EXERCIREN solle. Gleichwei in der Ersten Kirchen von den Patriarchen zu ANTIOCHIA, zu ALEXANDRIA, JERUSALEM vndt CONSTANTINOPEL gelesen wirdt, daß ein jeder Seine Gemeind nach anleitung Gottes worts friedlich vndt ordentlich regirt: Sie Sich durch einander nach der Vermahnung Christi schiedlich vndt gleich gehalten, auch keiner dem andern eingriff gethan habe. § 2. WIE SICH DIE KÖNIGE VON FRANCKREICH GEGEN DEN PABST IN THÄTLICHEN EINGRIFFEN VERHALTEN. Eß sind viele EXEMPELA vorhanden wan der Pabst wiederrechtliche DECRETA, BULLAS, CENSURAS oder EXCOMMUNICATIONES wieder den König, dessen Königliche Parlamenter, die Clerisey, die SORBONNE, oder wieder das gantze Königreich ergehen lassen, daß solche aus befehl des Parlaments durch die Handt 1271
Armand-Jean du Plessis, vgl. Anm. 154.
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des Nachrichters offentlich verbrandt vndt diejenige NUNCII oder LEGATI so dieselbe INSINUIrt, mit spötlichen Strafen vnd Gefängnüsse belangt worden.
§ 3. WIE DIE PÄBSTLICHE SCHREIBEN VND COMMISSIONES IN FRANCKREICH INSINUIRT WERDEN. Heutiges tages sobalt Ein Päbstlicher Gesandter mit Seinen COMMISSIONEN, eß seyen gleich Geist= oder Politische anbringen, im Königreich anlanget, muß er zu Lyon SUBSISTIren vnd sein BREVET beneben dem Inhalt seiner Verrichtung vnd allen Schrifftlichen DOCUMENTen dem Parlament zu Paris zuuor vberschicken; dasselbe gibt ihme nach gehabten EXAMINE PER DECRETUM zuerkennen, was es wegen Seiner NEGOTIATION zulassen wolle. Auf dieselbe RESOLUTION mag Er kommen, wieder umbkehren, oder eine andere INSTRUCTION von Rom kommen lassen. § 4. VON DEN CONCILIIS ODER VERSAMLUNGEN DER GEISTLICHKEIT IN FRANCKREICH, SO DURCH DEN KÖNIG GESCHIEHT. In keinem Lande oder dem Pabstumb zugethanen Königreich, kan ohne grosse Sünde ein GENERAL- oder NATIONAL-CONCILIUM der Geistlichkeit, von Einem weltlichen Haupt beruffen werden, eß seye dan mit Vorwissen vndt Genemhaltung des Pabstes, alß sichtbarliches Haubts vnd obristen MONARCHEN der Kirchen. Es wehre ein solches wieder den geistlichen Eyds der treue oder wieder die CONSCIENTZ, damit Sie RESPECTIVE alle oder zum theil, dem Römischen Stuel verhafftet sindt, etwas dergleichen vorzunehmen, wo nicht auf Seithen des Pabsts ein LEGAT oder wenigst ein NUNCIUS dabey wehre, so da PRAESIDIrt oder zum wenigsten der Kirchen INTERESSE in acht nehme. Wiewohl aber diesem gemeinen Gebrauch zuwieder, die Kirchen freyheit in Franckreich dem König allein das Recht der CONVOCATION seiner Clerisey in Glaubens Sachen zueignet: So wirdt doch dessen vorhabens der Pabst zu Zeithen vnd mehr aus Guthem willen alß Schuldigkeit erinnert vndt ihme wirdt die Vhrsache der Versamlung, so weith alß der König will, zuwissen gemacht. Auch stehet es bey dem König ob Er die Päbst. Gesandte zu der Handtlung kommen lassen will oder nicht. Was auch sonsten die Könige von Franckreich ohne einige zuvor gehabte COMMUNICATION mit dem Pabst, ihre Geistliche in Religions Sachen öffters zusammen kommen vnd dieselbe in wichtigen MATERIEN des Glaubens vnter seiner AUTHORITÄT TRACTIren vnd DECRETIREN lassen, sind dessen alte vnd neue praejudicia genug vorhanden, davon drey von den neusten alhier zur nachricht dienen:
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CAROLUS IX1272 Ein sonst gar eifriger Papist vndt vnter deme die Bluthochzeit angestelt geweßen, stelte dem Pabst, vndt allem seinem drohen vndt warnen zuwieder, eine Geistliche Zusammenkunfft vndt COLLOQUIUM ahn, zwischen beyden DIFFERENTen Religionen zu POISSY,1273 darzu so wohl die Protestanten aus Teutschlandt alß die Reformirte, fleißig erschienen vndt ihre Religion sowohl verteidigten daß der Päbstische Konig von NAVARRA, HENRICI IV. Herr Vatter,1274 nicht wuste welcher Parthey bey zupflichten. Der CARDINAL von CHASTILLON1275 wie auch der Bischof von VALENCE1276 verliessen das Pabstumb gar vndt AMPLECTIrte der REFORMIrten RELIGION. Der CARDINAL von Lothringen,1277 so bey dem CONCILIO von TRIDENT so grosse AUTHORITÄT gehabt, wurde im COLLOQUIO so eingetrieben, daß Er nichts mehr zusagen gewust. Nach Endigung des COLLOQVII verwilligte dieser Konig den REFORMIrten zum ersten mahl daß Sie ihr frey EXERCITIUM vor den Statten treiben dorffen; bis Sie hernachmahl den volligen RELIGIONS frieden von HEN- RICO IV.1278 durch das EDICTUM zu NANTES1279 erlanget. HENRICUS IV. nach dem Er die Reformirte RELIGION verlassen vnd das Pabstumb angenommen, stellete Er von beyden Partheien eine Zusammenkunfft zu FONTAINEBLEAU1280 ahn, in meinung beyde religionen zuvergleichen; dar wieder aber der Pabst hefftig protestirt, alß wan Er sich einer vnverantwortlichen vnd der Kirchen gehörigen sachen vnterfinge; der König antwortet: Gott habe ihm sein Volck auf sein gewissen vndt Verantwortung anvertrauet, vor dessen Seeligkeit Er auch Gott rechenschafft zu geben schuldig seye vndt nicht dem Pabst. In demselben COLLOQVIO PRAESIDIrte der Cantzler1281 im Nahmen des Königs. Das PROTOCOL führte ein STAATS=SECRETARIUS. Niemand wurde wegen des Pabsts ADMITTIrt. Vnter andern wohnten dem COLLOQVIO bey 4. Cardinäle, viele Praelaten vnd THEOLOGI von beyden Partheyen. Der ietz=regierende König LUDOVICUS XIV.1282 vnangesehen daß beyde Päbsten INNOCENTIUS X.1283 vndt ALEXANDER VII.1284 des JANSENII1285 Lehr albereit verdampt hatten; lies zum uberflus eine Versamlung seiner vornemsten Geistlichen zu Paris anstellen vndt diese Lehr vber die 6. wochen in der 1272 1273 1274 1275 1276 1277 1278 1279 1280 1281 1282 1283 1284 1285
Charles IX, vgl. Anm. 210. 1561. Antoine de Bourbon, vgl. Anm. 129. Odet de Coligny (1517–1571), Cardinal de Châtillon. Jean de Lasseran de Massencome de Montluc (1508–1579), 1553–1574 Bischof von Valence. Charles de Lorraine-Guise, vgl. Anm. 718. Henri IV, vgl. Anm. 125. 1598. Religionsgespräch von Fontainebleau im Jahre 1600. Pomponne de Bellièvre (1529–1607), 1599–1605 französischer Kanzler. Louis XIV, vgl. Anm. 132. Giovanni Battista Pamphilj (1574–1655), seit 1644 Papst Innocenz X. Fabio Chigi, vgl. Anm. 493. Cornelius Jansen (1585–1638), Bischof von Ypern.
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SORBONNE EXAMINIren, wobey der König. Cantzler1286 PRAESIDIrte. Man lies sich nichts anfechten des NUNCII APOSTOLICI bitte balt PROTESTATION, bald REMONSTRATION, daß dieses EXAMEN vnnöthig vnd JANSENII lehr alß Ketzerisch albereit vom Stuel zu Rom verdampt worden. § 5. VON DER AUTHORITÄT DES PABSTS VBER DEN KÖNIG VND DIE KIRCHE IN FRANCKREICH. Im Pabstumb wirdt ins Gemein gelehrt vnd darvor gehalten, der Pabst alß ein SUBSTITUT oder Stathalter Christi auf Erden, habe das Recht der DIRECTION vnd CORRECTION, nicht allein vber die Kirche, sondern auch vber Keiser, Könige vnd Fürsten alß mit=glieder deroselben. Solche Lehr ist in Franckreich Ketzerisch vnd sind die bücher derjenigen so davon geschrieben haben, zu Paris offentlich verbrandt, namhafft des CARDINALS BELLARMINI,1287 ADOLFI SCULTERII,1288 Professor zu Cöln, ANTONII SANTARELLI1289 vndt D. TANQUARELLI.1290 Vor 4 Jahren fingen die Jesuiten aufs neue ahn die IMPECCABILITÄT vnd INr FALLIBILITÄT des Pabstes durch THESES zu vertheidigen. Das Parlament bestunde darauf Sie zum andernmahl aus dem Königreich zubannen, wofern der König. Beichtvatter vnd JESUIT P. ANAT1291 die SENTENTZ nicht mit weinenden augen abgewendet hette. Bekandt ist auch die noch neue Historii welcher Gestalt Pabst ALEXANDER VII. in der Persohn des CARDINAL PATRONS dem König wegen Seines AMBASSADORS eine SOLENNELLE vndt flehentliche abbit thun mussen. Dem Kirchen STATUTIS in Franckreich sind in vorhabender MATERII folgende Puncten gemäss: Wan in glaubens Sachen oder Geistlichen fällen ein DECRET von Rom kompt vnd von der Kirchen in Franckreich ACCEPTIrt wirdt: geschieht solches vnter dem verstandt: CLAVIBUS NON ERRANTIBUS. Sofern die Schlüssel nicht irren. Wan in den INSINUIrten Päbstlichen Bullen oder DECRETEN, die clausel stehet: AUTHORITATE APOSTOLICA: daß der Pabst dieses oder jenes aus Apostolischer macht vndt Volkommenheit gethan habe, was durch dieße BULLA INSINUIrt worden; werden dieselbe worthe außgesprochen vndt die BULLA wieder zurück geschickt. Der Pabst hath keine JURISDICTIONEM COACTIVAM: oder Ein Versamlungsrecht vber die frantzösische Clerisey, crafft deren, Er dieselbe in= oder
1286 1287 1288 1289 1290 1291
Pierre Séguier, vgl. Anm. 432. Roberto Francesco Romolo Bellarmino (1542–1621), Jesuit, Theologe, seit 1599 Kardinal. Nicht ermittelt. Antonio Santarelli (1569–1649), Jesuit, italienischer Theologe. Jean Tanquerel (Tanquerellus), französischer Theologe. Pater François Annat, vgl. Anm. 525.
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ausser des Königs CONVOCIren könne, vnd sie ihme zu gehorsamen schuldig wehren: Das der König ist allein in POSSESSION desselben Rechtens. § 6. VON DER PÄBSTLICHEN EXCOMMUNICATION VBER DEN KÖNIG ODER DIE FRANTZ. KRICHE. So offt die Päbste hiebevor die alte Keyser oder andere Potentaten EXCOMMUNICIRT haben, ist ihnen sowohl vor ihre Persohn, alß auch denjenigen vnterthanen so ihnen treu bleiben wollen, der Gebrauch der Sacramenten vndt sonsten die Gemeinschafft der Christlichen Kirchen verbotten worden: dan solang Sind Sie vor keine mitglieder der Kirchen erkant worden, bis Sie durch Strenge bus vndt andere dem Pabst gebene SATISFACTION, aus der beschwerung des bans wieder los kommen. Im Gegentheil So haben die Könige von Franckreich dieses EXPRES vndt wirdt auch durch die frantzösische CANONISTEN behauptet, daß Sie alß Gesalbte des Herrn nicht konnen in ban gethan werden. Ja Sie EXTENDIREN dieses PRIVILEGIUM auf die König. Parlamenter, auf die STAATS= MINISTROS vnd die König. THEOLOGOS der SORBONNE, weil Sie stetig vor die freyheit der Kirchen zu feldt liegen vndt vor des Königs Personal recht nicht weniger vigiliren müssen. Eß wirdt schier kein CONSISTORIUM zu Rom gehalten, da nicht allerley THESES der SORBONNE durch offentlichen Truck vor Ketzerey vnd Schismatisch PROCLAMIret vnd die SORBONISTEN deßwegen offt EXCOMMUNICIret werden, so sich aber nicht daran kehren. § 7. VON WEM EINEß KÖNIGß IN FRANCKREICH DELICTA GESTRAFFT WERDEN. Wan vor alters die Könige in Franckreich offentliche Ergernus geben oder in grossen NOTORII Sünden gelebt, die ihnen durch der Bischöffe zusprechen hernach zu Hertzen gangen; haben Sie ein NATIONAL-CONCILIUM beruffen von welchem Sie ihr verbrechen EXAMINIren lassen, die CONDEMNATION angenommen, bus gethan vnd darauf die ABSOLUTION empfangen. Zum Exempel König PHILIPPUS AUGUSTUS1292 REPUDIrte Seine vnschuldige Gemahlin eines Königs von Dennemarck Tochter:1293 die Clerisey redet ihm zu, daß Er vor Gott vndt der welt CRIMINEL sey, durch welche CORRECTION er Sich zur bus bewegen lassen v. Sie wieder angenommen. PHILIPPUS III.1294 vnterwarf Sich gleicher weis wegen Seiner großen Sünden der CENSUR seiner Praelaten, von welchen Er auch wieder ABSOLVIrt worden. 1292 1293 1294
Philippe II Auguste (1165–1223), König von Frankreich. Ingeborg (um 1175–1236), Prinzessin von Dänemark, Tochter Waldemars I. (1131–1182), König von Dänemark. Philippe III, vgl. Anm. 307.
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Daß sich aber HENRICUS IV.1295 von seiner also genanten Ketzerey vom Pabste ABSOLVIren lassen, ist EXEMPLUM SINE EXEMPLO, vnd sind Lauter Politische RATIONES darunter verborgen geweßen. § 8. VORNEMSTE PUNCTA: WORINNEN EIGENTLICH DAS FRANTZÖSISCHE KIRCHEN RECHT BESTEHE VND DES PABSTEN AUTHORITÄT DEROGIRT WERDE. Von dieser MATERIA hath der Herr BRET,1296 GENERAL-ADVOCAT am Parlament 4. TOMES geschrieben.1297 1. in allen CONCILIIS vnd Geistlichen Zusammenkunfften hath nechst dem Keißer die frantzösische Kirche die Oberstelle. In beyden vhralten Haubt-CONCILIIS zu NICEA vnd CONSTANTINOPEL1298 PRAESIDIrte der Ertzbischof von Lyon, alß PRIMAT der Gallier. 2. Franckreich nent Sich einen König der Kirchen freyheit, andere Königreiche vnd Provintzen sindt Lender des Gehorsambs gegen den Stuel zu Rom: Dan Franckreich RESPECTIrt die Päbstliche DECRETA, sofern Sie ihren Kirchenfreiheiten, Satzungen, CANONEN vnd der alten Lehr nicht zuwiederlauffen. Die andere Lender müssen dieselbe blosser dinge ADMITTIren vnd aus gehorsam glauben was ihnen vom Stuel zu glauben auferlegt wirdt, alß da sind Spanien. Italien. zum theil Teutschland. Portugal. Pohlen. zum theil Hungarn vndt hiebevor Engellandt. 3. Wan Ein neuer Pabst erwehlet wirdt, so weis der frantzösische AMBASSADOR seine gemessene CURIALIA, welche Er in der Ersten AUDIENTZ bey seiner GRATULATION ableget: die bestehen nechst der Glückwünschung zur EXALTATION, in der RECOMMENDATION seines Königs vnd dessen Königreichs. Vor alters muste ein neuerwehlter Pabst wieder nach Paris Schielen vnd Sich bedancken, auch zuweilen wohl die CONFIRMATION seiner wahl beim König suchen. Der andern Königen AMBASSADOREN, müssen Sich zum Zeichen des völligen Gehorsambs zu des Pabsts füssen demütigen vnd zum Zeichen ihrer geistlichen SUBJECTION, solche Ehrerbiethung erweisen, wie Sie der Pabst selbsten verlangt. 4. Die frantzösische Kirche ist in der POSSESSION ihrer freyheiten vndt EXCEPTIONEM wieder den Stuel zu Rom: Nicht durch Privilegien, CONCESSIONEN, oder INDULTEN; sondern vermittels einer vhrsprünglichen mit ihr selbst entstandenen IMMUNITÄT.
5. In Franckreich kan der Pabst in TEMPORALIBUS weder Geist= noch weltlichen etwas befehlen, oder verbieten, bey hoher Straf deren so CONTRAVENIREN. 1295 1296 1297 1298
Henri IV, vgl. Anm. 125. Cardin Le Bret (1558–1655), französischer Jurist, Avocat général à la Cour des Aides in Paris. De la Souveraineté du Roy, Paris 1632. Im Jahre 325 und 381.
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6. Wiewohl der Pabst in SPIRITUALIBUS, so wohl glaubens= gewissens= alß JURISDICTIONAL=Sachen von der gantzen Römischen Kirchen vor INFALLIBEL vnd vnwiedersprechlich gehalten wirdt. Raumet ihme doch die frantzösische Kirche in dero keinen nichts weiters ein, alß was dero eigene CANONES vnd STATUTA APPROBIren. 7. Die Päbst. LEGATEN müssen ihre DOCUMENTA erst vom Parlament zu Paris EXAMINIren lassen vnd in des zu Lyon auf dessen ORDRE warten. Wan Sie ADMITTIrt werden, müssen Sie durch alle ihre H. ORDRE schweren, daß Solange Sie im Konigreich verharren, nichts wieder dessen IMMUNITÄTEN vnterfangen, sondern alle Ihre verrichtungen zu des reichs wolfarth, vnd nit lenger alß der Konig erlaubet, dirigiren wollen. daraus ist zusehen wie eines Pabsts Gewalt in Franckreich nach Gelegenheit INSINUIrt vndt LIMITIrt werde. 8. So lang in andern Konigreichen vnd orthen des Päbst. Gehorsams ein LEGAr TUS ahn dem orth, da ein bischof RESIDIret, zugegen ist; Mussen dieselbe ihre Ertz= vndt bischofliche INSIGNIA mit einer mantelet bedecken zum Zeichen, daß Sie in seiner Gegenwart keine AUTHORITÄT haben. Die frantzösische Praelaten verstehen Sich gar nicht dazu. 9. Eß darf kein anwesender LEGATUS in Franckreich geistlich gericht halten: BENEFICIA CONFERIREN oder in fällen DISPENSIREN, ohne des Königs EXPRESSEN erlangten Erlaubnüss. 10. Keine von den Neuen Pabstlichen DECRETEM, ob sie schon PRAGMATICE SANCIRT vnd der Kirchen UNIVERSALITER zuhalten befohlen worden, binden die frantzösische Kirche weiters, alß in denen Puncten, die da durch König. EDICTA vnd des Parlaments ARRESTEN AUTHORISIrt werden: Welchen bestetigungs EDICTEN vnd ARRESTEN, weder Pabst noch LEGATUS in TERMINIS DEROGIren kan. 11. Der Pabst kan die frantzößische Kirche nicht vor vnDISCIPLINIrt, vnbendig oder LIBERTINE anschreien, Sie kan vielweniger von jemand verdacht werden, daß Sie Sich die CONSERVATION ihrer so theuren freyheiten iederzeit angelegenst sein lesset: Dan solches nit allein ein anzeig ist ihres eyffers vnd DEVOTION dero Vorfahren Satzungen zu CONSERVIren: Sondern Sie beweiset auch damit einen sonderbahren Verstandt, Warheit vndt Menschentandt von einander zuunterscheiden. 12. Eß kan weder der Pabst, noch dessen LEGATUS, noch ein SUBDELEGIrter vom Stuel zu Rom, bey ihrer anwesenheit in Franckreich, Einige JURISDICTIONEM CONSCIENTIAE vber des Königs vnterthanen, wan Sie Sich deren gleich freywillig vnterwerffen wolten, annehmen oder EXERCIREN IN FACTO des PETITORII des Heuraths=Guths: SEPARATION der Ehe=leuthen, RATIONE der Güther: In Ehebruch: In CRIMINE FALSI: In Meineid: Kirchenraub; wucherlichen vnd wiederrechtlichen CONTRACTEN: Restitution deren mit Gewalt oder Vnrecht abgenommenen Güthern: In Sachen betreffend die TUR-
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des offenen Landfriedens, durch einführung neuer Secten oder Ketzereyen: Dan das wehre dem ampt eines weltlichen Richters in Franckreich eingegriffen. Sie können aber so weith die Königliche Vnterthanen in gedachten CASIBUS ABSOLVIren, alß in CONSCIENTIA ET JURISDICTIONE PAENITENTIALI: Dan ihre JURISDICTION hath so weith statt, daß die Gewissen der CONFITENTEN durch ihre ABSOLUTION beruhiget vnd ihnen eine geistliche busse auferlegt werden möge. Der weltlichen Obrigkeit ihre COGNITION vnd Straffen in allewege vorbehalten. 13. Wan Einem Päbstlichen Gevolmachtigten die Geistliche COGNITION vber die Sünde der König. vnterthanen erlaubt ist, kan er denselben keine andere Straff auferlegen, alß die da den CANONIschen REGULN, den DECRETEN der CONCILIen, von der Kirche in Franckreich RECIPIrt, gemäs ist. 14. Der Pabst kan den Geistlichen Vnterthanen des Königs, sie seyen große oder kleine BENEFICIATI, CANONICI oder Klosterleuthe, nicht erlauben, wegen dero Güther vnd Vermögen, oder den Einkommen ihrer BENEFICIen, ein TESTAMENT zumachen. 15. Hergegen kan der Pabst auch nicht verhindern, daß ob gedachter geistlicher Persohnen anverwandte ihnen SUCCEDIren in alle ihre Güther vndt Vermögen, noch in die INTRADEN ihrer BENEFICIEN.
16. Der Pabst kan den Königlichen Vnterthanen aus waßerley gericht kein Geldt= straff auferlegen. 17. Der Pabst kan den geistlichen vnterthanen des Königs, hohen oder niedrigen, nicht erlauben, einige IMMOBILIA der Kirchen oder auch BENEFICIA im Königreich gelegen, aus was vhrsachen es immer wolle, zu veralieniren; eß seye durch verkauff, Tausch, belehnung oder vbergab auf Erb= oder Jahrs= Zinsen. So gar nicht von den Güthern derjenigen Kirchen so Sich vor EXEMPT halten vnd den Stuel zu Rom ohne mittel erkennen wollen. 18. Im gegentheil kan der Pabst ein RESCRIPT oder DELEGATION ahn die König. Richter ertheilen vnd Sie vermahnen, das Sie in der gerichts form vnd anweisung der Rechten PROCEDIren. 19. Der Pabst kan durch keine PROVISION, vber die BENEFICIA der Geistlichen: noch vber die Stifftungen der weltlichen vnterfangen: noch dem JURI PATRONATUS vorschreiben. 20. Der Pabst kan wegen eines Strittigen BENEFICII keine neuerliche SEQUESTRATION vornehmen. 21. Der Pabst hath offt ge= sucht die INQVISITION ins Konigreich einzuführen, ist aber alzeit PAR RAISON D’ESTAT abgewiesen worden. Zu TOULOUSE ist ihme PRO FORMA ein Platz verwilligt, darf aber wieder niemand was vornehmen. BATION
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22. Man kan in Etlichen Gewissens=fällen von den Ertz= vnd bischoffen nach Rom appelliren: Der Pabst aber ist schuldig ein Geistlich Vnpartheiisch Gericht in Franckreich zu CONSTITUIren, So nach derselben Kirchen gesetzen JUDICIRE vnd DIFFINIRE. 23. Wan die Klag wieder die Persohn eines Ertz= vndt bischoffen an den Pabst gericht ist: Muß Er zu dessen PROCESS, andere derselben DIGNITÄT, mit= bruder, alß Geistliche PARES CURIAE benennen vndt die Sache im Königreich völlig entscheiden lassen. 24. Der Pabst kan vor die CONFIRMATION der BENEFICIEN vber den ordentlichen TAX nichts begehren, eß seye dan mit vorwissen vndt willigung des Königs. 25. Der Pabst kan keinen hohen oder niedrigen BENEFICIATO keine Vnterschiedliche BENEFICIA auf eine Zeitlang oder auf sein leben CONFERIren, aber So Sie vom König CONFERIrt worden, wohl CONFIRMIren. Alles nach anleitung des CONCILII von Costnitz, welches hierin die Pabstliche Gewalt beschneidet vnd den Königen ihr Recht bestettiget; 26. Der Pabst kan keinen BENEFICIIS, insonderheit denen so mit der Seelsorge beladen sind, keine jährliche PENSIONES; andern zureichen, aufladen: Wan Sich auch gleich die BENEFICIRTEN gutwillig dazu verstehen wolten. 27. Der Pabst kan nicht CONFIRMIren, daß derjenige So von Einem BENEFICIO eine rechtmessige PENSION genüst, dieselbe auf einen andern TRANSFERIre. 28. Wan Einer ein BENEFICIUM RESIGNIren vnd an statt des RESIGNIrten BENEFICII die Einkommen desselben gantz oder zum Theil an statt einer PENSION sich PACISIren vnd behalten wolte: Ein solches PACTUM beyder CONTRAHENTen kan der Pabst durch seine AUTHORITÄT nicht binden. 29. Der Pabst kan den EXPECTANTen auf die BENEFICIA oder CANONICATEN, nichts von der Zeith des CURSUS ihrer STUDIen REMITTIren, Sie desto eher zu der NOMINATION ihrer BENEFICIen oder andern PRAEROGATIVEN zubefördern. 30. Der Pabst kan in Franckreich keine PERMISSION ertheilen, Kirchen, Clöster, Hospitäler oder Sichenheußer aufzurichten. 31. Der Pabst kan in keiner CATHEDRAL oder COLLEGIAL-Kirchen: auch mit CONSENS des CAPITULs, keinen CANONICUM CUM EFFECTU weiter CREIren: alß nur daß er den blossen TITUL darvon führe. 32. Der Pabst kan keinen zwey BENEFICIA in einem hohen Stifft zugleich CONFERIren. 33. Der Pabst kan keine weltliche Persohn FAMAE RESTITUIren: auch keine geistliche, eß seye dan daß solche zu den GRADIBUS der orden vnd FUNCTIONen der Kirchen solle ADMITTIrt werden, 34. Der Pabst kan keine obrigkeitliche Straffe, so einem geist= oder weltlichen DELIQUENTen, auch von einem geistlichen Richter DICTIrt ist, nachlassen. Weil Solches nit allein wieder die UNIVERSAL-Justitz wehre. Sondern auch
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die gerichtliche Straff ein nothwendiges mittel ist, dardurch der beklagte den veruhrsachten schaden ersetzen muß. 35. Der Pabst kan in CAUSA CASUS CONSCIENTIAE keinen TERMIN erlangen, so zur EXECUTION eines Testaments angesetzt ist. Dan solche SUSPENSION, den Erben, den LEGATIIS oder CREDITOren zuschaden gedeyen möchte. 36. Der Pabst kan in CAUSA CASUS CONSCIENTIAE keine LEGATA zu andern vhr sachen vnd wan dieselbe auch die FAVORABELste wehren, alß wozu Sie vornemlich LEGIrt sein, zu CONVERTIren erlauben. Eß seye dan daß der wille des TESTATORIS auf eine andere weiße nicht FORMALITER erfüllet werden könne: oder daß die notturft erfordert, das LEGAT in ein AEQVIVALLENT zu CONVERTIren, alß dan kan so wohl der Christliche richter die CONSCIENTIA alß der weltliche DE EXECUTIONE solches geschehen lassen; mus aber vornemlich dahin sehen daß die INTENTION des letzten willens aufs mög-
lichste erfült werde. Auß dießer REGUL war mit dem Legat des CARDINAL MAZZARI1299 NI zum Turcken=Krieg dergestalt verfahren; Der CARDINAL hatte, in ansehung vieler Freundtschaffts=bezeugungen, vnd daß Sie noch neulicher Zeit seine FAMILIE in die anzahl ihres adels aufgenommen hatten, den Venetianern m/500 Reichsthlr. zum Türggen Kriege legiret. Weilen aber der Keiser selben Zeith in gleichmessigem Krieg begriffen geweßen, wendete der Pabst dem Keiser das LEGAT ziemlichen theils zu. Andere Sagen es seyen die Frantzösische AUXILIAR-Völcker zum Türcken=Krieg darvon bezahlt worden.
§ 9. VON DEN CASIBUS RESERVATIS: ODER DENEN DEM PABST ALLEIN VORBEHALTENEN GEWISSENß=FÄLLEN. Deren sind viele beim gemeinen Pabstumb, welche zu ABSOLVIren sich kein OFFICIAT, Bischof oder Ertzbischof vnterstehet, sondern Sich schuldig erkennet dergleichen Partheyein nach Rom zuverweisen. Solche CASUS RESERVATI sind meist große Sünden, welche ihrem verbrechen nach zuvergeben Sich der Pabst vorbehalten. Auch sind in MATRIMONIALIBUS die Zulassung in verbottenen GRADIBUS zuheurathen, dem Pabst RESERVIrt. Welche DISPENSATION zu erlangen, man Sich bey der apostolischen Cammer mit Gelt abfinden mus, vnd kostet die geringste BULLA vber 1.000. Rthlr. Wiewohl die CANONIsten STATUIren daß der Pabst im ersten GRAD zu DISPENSIren nicht macht habe, vndt auch zweiffeln am andern: So siehet man doch daß vmbs gelt vnd INTERESSE willen in hoher Potentaten Heußer, sonderlich im Haus Oesterreich, durch des Pabsts CONSENS viele INCESTAS vorgehen.
1299
Jules Raymond Mazarin, vgl. Anm. 161.
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In Franckreich wirdt ins Gemein gewissen bischofen vom Pabst aufgetragen, die CASUS RESERVATOS so weith Sie die CONSCIENTZ angehen, an statt seiner zu COGNOSCIren. Die weltliche Obrigkeit erkennet QUOAD DELICTA, vber Ketzereyen, Abfall, Simoney vnd was dergleichen Schwere CASUS mehr sein, solche nach des Königs Gesetzen zustraffen. Aber in MATRIMONIAL-Sachen, gehet die COGNITO nach Rom VIA ORDINARIA, vnd wirdt die DISPENSATION dannenhero auch erwartet. In denen Stätten wo Ertz= vndt bischofe RESIDIren, wahren auch NOTARII APOSTOLICI, vom Pabst dazu bestelt, daß Sie den TAX der DISPENSATIONen mit den Partheyen (wobey sehr auf ihr Vermögen gesehen wirdt) machen, die BULLEN von Rom kommen lassen vnd dieselbe gegen empfang des verglichenen Gelds auß händigen sollen. Dieses ist eins von den besten Einkommen des Pabsts in Franckreich: beneben demjenigen, was Ein jeder BENEFICATUS vor seine BULLAM BENEFICII bezahlen vnd dieselbe ebenmäsig von den NOTARIIS APOSTOLICIS einlößen muß. Die BENEFICIen tragen dem Pabst ein jahr ins ander m/500 Rthlr. Die DISPENSATIONEN nit viel weniger. Hieraus ist zusehen, wie der Pabst auch seine geistliche Wechsler in Franckreich hath, So vor papier von Rom, starcke SUMMEN geldes vbermachen. Man ist ofters willens geweßen, Sie CUM CAUSA aus dem Königreich abzuschaffen. Wan die von der Reformirten RELIGION die DISPENSATION vonnöthen haben, Suchen vnd erlangen Sie dieselbe beim König, durch die also genante LETv TRES DE PRINCE. oder Konigliche Erlaubnus=Brieffe. § 10. VON DER JURISDICTION DER GEISTLICHEN IN FRANCKREICH: VNDT VBER WELCHE SACHEN IHNEN ZUERKENNEN ERLAUBT IST. Eß ist niemand verborgen, daß in den meisten dem Pabstumb zugethanen Landen, die Ertz= vnd bischöffe auch PRAELATEN, in ihren DIOECESEN allen richterlichen Gewalt so wohl in Geist alß weltlichen Gerichts=Handten QUOAD CONSCIENTIAM & EXECUTIONEM EXERCIren. Darvon in SPIRITUALIBUS die APPELLATION erster INSTANTZ von dem OFFICIAL eines bischoffen auf den METROPOLIT ANUM oder Ertzbischoffen: Von demselben auf den Primaten vndt vom Primaten nach Rom vor die Päbst. ROTA, alwo jede NATION ihre Richter hath, DEVOLVIrt wirdt. In Franckreich hath heuth zu tage die Geistlichkeit keine andere gerichtliche COGNITION [in Franckreich] alß in den MATERIen so wegen der 7. Sacramenten, insonderheit wegen Ehe=Sachen vorfallen. Auch hath Sie in SUBDELIGIrten Personal-Sprüchen vom Pabst durcheinander zuerkennen, davon albereit gedacht worden vnd hieher nicht gehören. Die erst gedachte Geistliche Processen werden erst vorm OFFICIAL, welcher ein SUBDELIGIrter Richter des bi- schofs ist, anfengig gemacht. Die-
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ser OFFICIAL kan nicht CUM EFFECTU richten, sondern den von ihme verfasten SENTENTZ blos PRONUNCIIren. Dan die EXECUTION des SENTENTZes gehöret vor den COMPETIrenden weltlichen Richter. Vor welchem auch die APPELLATION von der SENTENTZ vnd nicht vor dem Ertzbischoff anhengig gemacht werden muß. Auch kan der Geistliche Richter niemand in EXPENSEN vnd gericht. Vnkosten CONDEMMIren, sondern der weltliche. Er kan auch keine andere welt=bus alß Geltstraffe DICTIren: Dieselbe alsobalt zu nutzen der Kirchen, Klöster oder Hospitalien zuverwenden. Deren, EXECUTION der weltliche Richter thun mus. Wan der Geistliche Richter vnrecht richtet vnd die vnschuldige Parthey daruber APPELLIrt, mus Er nach des ietzigen Königs neuen CONSTITUTIONEN vor den gantzen Process stehen. APPELLIrt aber die Parthey vnrecht, so wirdt dieselbe mit doppelter Straffe belegt vnd bekompt noch vber das einen offentlichen verweis. § 11. WIE VND VON WELCHEM RICHTER DIE GEISTLICHE IN FRANCKREICH WEGEN IHRER CIVIL VND CRIMINAL-VERBRECHEN GESTRAFFT WERDEN. In vorigem Puncte ist gesagt worden welcher gestalt die Christliche Richter sein. Folget nun von WEM vnd in welchen fällen Sie gerichtet werden. Nach Ordnung der Geistlichen Rechten erkennen die Geistliche Persohnen im Pabstumb, so wohl in Geist= alß weltlichen, CIVIL= alß CRIMINAL=Sachen keinen andern, alß ihren COMPETIrenden Geistlichen Richter Erster INSTANTZ, vnd gehet des Processes nach der ordnung, die letzte APPELLATION vor die ROTA zu Rom. Aber in Franckreich sind alle Geistliche vom Höchsten bis zum niedrigsten des Königes Vnterthanen vnd müssen Sich sowohl in CIVIL- alß CRIMINAL=Sachen innerhalb des Königreichs JUSTIFICIren lassen. In CIVILEN MATERIen haben alle geistliche hohe vnd niedrige Einen weltlichen COMPETIrenden Richter. In CRIMINAL=Sachen ist wegen des Richters ein vnterschied vnd sindt die Ertzbischöffe vndt Bischöffe wegen RESPECT ihres hohen ampts soweith PRIVILEGIrt, daß die COGNITION ihres Verbrechens IMMEDIATE vor den Pabst gehöre, doch solcher gestalt, daß der Pabst nicht den Process vor sich naher Rom ziehe, sondern schuldig seye ein ordentlich Gericht von andern Ertz= vndt bischöfen ihn Einen gewissen orth in Franckreich zu DEPUTIren vnd daselbst durch ihren mundt den beschuldigten das Vrtheil, so Sie abgefast, sprechen zulassen. In CRIMINAL=Sachen andere Geringere Geistlichen Persohnen, gehört die gerichtliche COGNITION vber ihr Verbrechen, so wohl alß in den CIVILen MATERIen, vor den COMPETIrenden Weltlichen Richter; eß mögen die DELICTA so gros oder klein sein wie Sie wollen, alß Ketzerey, Abfall, Simony, Sacrilegien, Ehe-
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bruch, Diebstall etc. Doch ehe vnd bevor man zur EXECUTION schreite ist der Gebrauch, daß der bischof oder in dessen nahmen sein VICARIUS den JUSTICIABLEN zuvor mit gewissen CERMONIEN DEGRADIre vndt alß dan dem weltlichen gericht vberlieffere. § 12. VON CONFERIRUNG DER GEISTLICHEN BENEFICIEN IN FRANCKREICH. Die in Franckreich befindliche 15. Ertzbischofthümber vber 100 bischofthumber vnd eine große anzahl abteyen, werden nicht erlangt durch die Wahl eines Capitels, wie in Teutschlandt, Sie werden auch nicht ohnmittelbar von Stuel zu Rom alß ein geistlich Lehen erbetten v. verliehen, wie in andern Pabstlichen Landen, Sondern sobalt deren eins in VACANTZ kompt, vergibt solches der König EX SUA PERSONA vnd alß oberster Patron, wem Er will; der Pabst wirdt fast mehr HONORIS alß NECEßITATIS GRATIA vmb die CONFIRMATION ersucht, welche er bey verlust seines rechts, vndt geniessung des Taxes der bullen, auch RESPECTIVE der ANNATen, ertheilen muss, Vor die BULLAM CONFIRMATIONIS, welche der neue BENEFICIATUS vom NOTARIO APOSTOLICO empfanget, Entrichtet Er demselben den TAX nach PROPORTION des Einkommens des BENEFICII. Solche bullen tragen jährlich in die m/500 Rthlr. wie albereit gemelt. Mitlerweil alß das BENEFICIUM VACIrt, genüsset dessen der König, alß seines Geistlichen REGALIS, bis auf den tag da der BENEFICIATUS dem König den Eydt der Treue schwöret. Wan nun ein Ertz=bischof oder Bischoff in würcklichen POSSESS seines BENEFICII ist, mus er sich mit der apostolischen Cammer wegen dero Rechten der ANNATEN abfinden. Solche PRAETENDIrt das gantze Einkommen des ersten jahrs, lest aber mit Sich handeln. Auch vbergibt der König viele gemeine BENEFICIA vndt PENSIONES in reichen Clöstern vndt Abteyen; alß den armen, alten, beesthafften OFFICIren, so Sich im Krieg wohl verdient gemacht vnd sonst keine Lebensmittel haben. Item gelehrten Leuthen, so von dem ihrigen nicht leben können vnd sich mit STUDIren vnd bücher=Schreiben oder andern nützlichen SPECULATIONEN vmbs PUBLICUM verdient machen. Eß werden auch vornehmer Stands=Persohnen, arme Töchter, durch des Königs ORDRE in den reichen Nonnen Closter hin vnd her ASSIGNATIONES gegeben, davon Sie alß andere CANONIschen die Taffell vnd Einkommen, auf ihr lebenlang haben, oder solang Sie darin bleiben. Vnd ist hieraus zusehen, wie durch dis mittel die Gantze Clerisey in Franckreich dem König allein vnd nicht dem Pabst mit Pflichten der treue verwandt sein. § 13. VON DEß KÖNIGß GERECHTIGKEIT VBER DEN GEISTLICHEN ZEHNDEN VND EXTRAORDINARII-ANLAGEN. Ahn andern orthen des Pabstumbs wehre es ein grosses SACRILEGIUM, wenn ein König oder Potentat, eigenes Gefallens vndt ohne des Pabsts Erlaubnus, Steuer oder Zehnden von seinen geistlichen EXIGIren wolte.
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In Franckreich ist es nicht allein hergebracht, daß die Könige zu Schweren Zeithen, aus Landsobrigkeitlicher gewalt vnd Ober=TERRITORIAL=Gerechtigkeit, ihre Geistliche mit EXTRAORDINARII Steuern belegen können. Sondern es ist nach gehends vnd seithero 150. iahr mit Päbst. CONSENS da= zu gedeyen, daß der Geistliche Zehnde zu einer ordentlichen Renten des Königreichs geworden vnd iahrlich vber ein MILLION Reichsthlr. einträgt. Dessen ist Sich vmb so viel weniger zuverwundern, weil die Geistlichen den dritten theil aller Einkommen im Königreich geniessen. Zur Schuldigkeit dieses Zehnden müssen alle geistliche BENEFICIA, alß Ertzbischthumber. bischofthümber: Praelaturen. Abteyen: Commenthureyen: CANONICATen: Weltliche Priesterschafften: Capelaneyen, vnd in SUMMA alle geistliche COMMUNEN, so nuer liegende Gründe haben, beytragen. Davon sind EXIMIrt alle Mönch= vndt bettell=orden, so nicht vor BENEFICIA gerechnet werden: Auch die JESUITen, weilen ihnen in Franckreich keine liegende Güther zugelassen sindt: vnd Sie vielleicht auch lieber ihre CAPITALIA auf heimliche INTERESSE legen. Auch sindt befreit alle armen Nonnen Closter, alle Hospitalien, Siechen= vndt andere Heuser, so vor Krancken, gebrechliche, vnvermögliche leuthe vnd die Pilgram gestifftet sindt. Gegen Erlegung des Zehenden hath die Clerisey die freyheit, daß Sie nicht wie in andern Papistischen Lendern schuldig sindt Kriegs Volck zu werben oder zuunterhalten: auch nicht die Konigliche Hoffstat zuversehen, wie vor alters, wan Sie durchreiset. Eß sindt gewisse Einnehmer vber den Zehenden in folgenden Stetten bestelt, alß zu Paris. TOULOUSE. ROUEN. BOURDEAUX. LYON. TOURS vnd AIX. Dieselbe liefern dem GENERAL-Einnehmer vndt Er der Cammer. Auch ist eine weltliche JUSTITZ gesetzt, wan Sich etwa zwischen den BENEFICIATen vndt den Einnehmern wegen des Zehnden Irrungen ereugneten. Eß geschieht zu weilen, daß die Clerisey vber den ordentlichen Zehenden, dem König eine EXTRAORDINARII freiwillige Steuer OFFERIret, vornemlich in Sachen wo Sie INTERESSE von heth. Gleich wie zum Ketzer Krieg. Da sie dem vorigen König LUDOVICO XIII.1300 zur belagerung ROCHELLE vndt nachfolgender bekriegung der Hugenotten noch vber 10. MILLIONEN Rthlr. CONTRIBUIret, wie man dessen glaubwürdige Nachricht heth. Dieser Zehende ist die Könige nicht vmbsonst ankommen, dan FRANCISCUS I.1301 RENUNCIIrte durch einen mit dem Pabst LEONE X.1302 aufgerichteten Vertrag, der also genanten Pragmatischen SANCTION so ein EXTRACT beider CONCILIen von Costnitz vnd Basel, von welcher anderswo. Deren Sich die frantzosische Kirche mit grosser beschwernüs des Pabstumbs, bis dahin vor ein FUNDAMENTAL-Kirchen gesetz bedient gehabt hatte. Jedoch ist diese vom König be1300 1301 1302
Louis XIII, vgl. Anm. 130. François I, vgl. Anm. 128. Giovanni de’Medici (1475–1521), seit 1513 Papst Leo X.
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schehene RENUCIATION durch aller Parlamenter vnd der 14. UNIVERSITÄTEN, alsobalt eingelegte PROTESTATION INVALABLE gemacht worden. Vnd kan man dieselbe wieder ermuntern, wan es der frantzösischen Kirchen INTERESSE erfordert. Vber den ORDINARII Zehenden, lest der König fast alle Jahr eine Versamlung der Clerisey zu Paris ausschreiben, dazu ein ziemlich Zahl Ertz= vndt bischöffe erscheinen vnd des Königs PROPOSITION anhören müssen. Da werden allezeit hohe Stats vhrsachen eingewendet, daß man entweder ein gutliches Darlehen, oder EXTRAORDINARII Steuer, doch freywillig, zubegehren genötigt werde. Dieselbe laufft gemeiniglich auf eine SUMMA von etlich m/100 Rthlr. hinaus. Diesem PETITO zuREMEDIren, ist die Geistlichkeit jüngst mit Sich selber zurath worden, dem König noch viellieber ein tapfere SUMMA ahn Stendigen iahrs Renten zu CONSTITUIren, wofern Sie weiteren anspruch entübriget sein möchten. Auch dero vhrsachen, daß Sie nicht würden vonnöthen haben, so offt vndt mit vielen Vnkosten nach Paris zureisen [mit] neben Versaumung des ihrigen bey haus. Dan wan man nachrechnete, würde Sichs finden, daß Sie die Zeith vber zu Paris vber eine oder etliche m/100 Rthlr. zuverzehren pflegten, dieselbe SUMMA könte dem König mit noch einer Zulage gegeben werden, welches beyderseits rhatsam sein würde. § 14. VON DES KÖNIGß GEISTLICHEN JURISDICTION IN DEN NEU=ACQVIRIRTEN LÄNDERN. Diejenigen Provintzen so der König von Franckreich heuth zu tag in Teutschland, Niederland vnd Catalonien vom Haus Oesterreich erobert, sind ihrer Natur nach Länder, so mit ihrem Geistlichen Gehorsam alzeit dem Stuel zu Rom allein vnterworffen gewesen: vndt nicht wie andere Länder, welche wegen ihrer Kirchen=CONSTITUTION den Pabst nuer auf gewisse mas vnd im vbrigen ein weltlich haubt zu AGNOSCIren schuldig sind; wie das Königreich Franckreich. Ob nun diese Lender ihre vorige natur behalten vnd den Pabst allein erkennen oder nach deren INCORPORIrung zur Cron Franckreich, dem König gleichwie die Frantzösische Kirche vnterworfen sey, wirdt zwischen dem Pabst vndt König gefraget? Dieße frage zubehaubten IMPORTIret dem König gar mercklichen. Dan im Gegentheil 1. die bischöfe nicht schuldig sein würden dem König den Zehenden zuentrichten. Er hätte auch 2. kein recht, die VACIrende Bischofthümber alß ein REGAL zugeniesen. 3. die Bischofe würden nicht schuldig sein dem König den eydt der treue zuschweren vnd ihme so vnterthan sein wie die andere Clerisey in Franckreich. 4. Sie wurden auch nicht des Königs weltlichen
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JUSTITZ vnterworfen sein wie in Franckreich. 5. Der König were auch nicht befugt, die VACIrende bischofthümber zu CONFERIren, wem Er wolte. Jedweder ALLEGIrt sein recht: der König berufft Sich auf sein Königlich Personal recht: der Pabst aber FUNDIrt sich auf seine JURA REALIA. Das Personal-recht des Königs will, daß Er alß ein Konig, seine hergebrachte geist= vnd weltliche JURA vber all EXERCIren solle, wo Er alß König zubefehlen habe. Gleichwie die Vnterthanen ohne vnterschied schuldig sind, ihn vor ihren König vnd Oberherrn zu erkennen vndt ihm in geist= vndt weltlichen allen Gehorsam zuliessen. Die Vhrsachen solcher geistlichen PRAEROGATIVen kommen dem König in Franckreich daher, weil Sie alß Gesalbte Könige vnd erstgebohrne Söhne der Kirchen ihre Geistliche JURA, von anfang des angenommenen Christenthumbs, in allen Landen geübet, so ihrer botmäßigkeit vnterworfen gewesen; Eß hette solches EXERCITIUM der Stuel zu Rom zum Zeichen der Danckbarkeit APPROBIrt; weil denselben von den Feinden der Kirchen zubeschützen die vorige Könige vber 22. Heer=Zuge in Italien vndt vber die Alpen gethan. Die Päbste hergegen allegiren ein REAL-Recht vnd sagen: daß zwar in ansehung vieler nutzlicher diensten der Romische Stuel, nicht den Königen sondern dem Königreich Franckreich, welches vor alters in weit engern Schrancken, alß heuth zu tage sich befunden, eine solche geistliche PRAEROGATIVA APPROBIrt. Solche aber müste dem Stuel zu Rom, zu mercklichem PRAEJUDITZ nicht vberschritten vnd zu weith EXTENDIrt werden. Das INTERIMS=DECISUM ist dieses: Der König CONFERIrt in diesen neu=ACQVIRIrten Landen die Ertz= vndt bischofthümber JURE PERSONALI ET REGIO wie Er in Franckreich zuthun pfleget: Welche auch der Pabst gegen Vergleichung der ANNATEN oder TAXEN der bullen CONFIRMIrt: aber allemahl mit dem anfang: daß Er ein solches aus sonderbahrer AFFECTION gegen den König geschehen lasse, solle aber der Kirchen recht ohnvorgreiflich sein. § 15. WELCHER GESTALT DIE FRANTZÖSISCHE CARDINÄLE IHRE DIGNITÄT EMPFANGEN. Der Pabst ist schuldig allen hohen Heußern Einen CARDINALS=Huth, zu dero DISPOSITION zu CONFERIren: Zum Exempel in Italien dem Hauße MEDICIS. MODENA. MANTUA. PARMA. SAVOIA. Dem Keiser einen: Franckreich zween. Spanien zween. Pohlen einen, Einer Königin von Engelland, so fern Sie Catholisch, auch einen. Die Pohlnische bischöffe leiden keinen CARDINAL vnter Sich. Dahero der König von Pohlen seinen CARDINALS-Huth, Einem geist. von einer andern NATION, welche gemeiniglich Franckreich ist, CONFERIrt. Wan der Pabst einen CARDINALS-Huth in Franckreich schicket, empfangt ihn der König vndt gibt ihn demjenigen aus eigenen Handen, welchem Er denselben
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vermeint: Damit ein solcher CARDINAL wisse, daß er diese DIGNITÄT, nicht dem Pabst, sondern dem König zudancken habe. Die CARDINÄLE gehen den gekrönten Haubtern gleich. In dem der Pabst einem den Huth gibt spricht Er zugleich: NEHME HIN DIESEN HUTH, CRAFFT DESSEN DU DEN KÖNIGEN GLEICH BIST. Dahero haben Sie die Precedentz vorm Hertzog zu Venedig, Florentz. etc. In Franckreich gehen Sie IMMEDIATE nach dem König. Hauße BOURBON, wiewohl der CARDINAL DE RICHELIEU1303 aus sonderbahrer verordnung des Königs dem Printzen DE CONDE1304 vorgangen. Vnter andern ihren Privilegien ist dieses mit, daß Sie JURE SUO Ein oder zwey Ertzbischthumber, 3. oder 4. bischoffthumber vnd sonst viele BENEFICIA auf einmahl besitzen können; dabey Sie keine würckliche RESIDENTZ verrichten dörffen. In Franckreich ist bey 150. Jahren hero der vornemste MINISTER des Stats schier alzeit ein CARDINAL gewesen, alß da war der CARDINAL von AMBOISE,1305 von BIRAGUE.1306 von TOURNON.1307 von LENONCOURT.1308 von Lothringen.1309 von GUISE.1310 von ESTOUTEVILLE aus dem Haus LONGUEVILLE.1311 von GONDY.1312 von ROCHEFAUCAUT.1313 von RICHELIEU1314 vnd MAZZARINI.1315 Vnter den CARDINÄLen sindt etliche geweihte bischöffe vnd Römische DIACONI. Etliche haben nuer den bloßen TITUL vnd dorffen den CARDINALS Huth nach Gelegenheit wieder QVITTIren, vmb weltlich zuwerden wan Sie wollen. Wie gethan hath der ietzige König von Pohlen.1316 CARDINAL Frantz von Lothringen,1317 Hertzog Carl1318 Her bruder vnd des Jungen Hertzogen von Lothringen1319 Her Vatter, so sich meist zu Wien aufhelt. CARDINAL Mauritz von Saphoy,1320 so sich hernach mit Seines bruder Tochter1321 vnd des ietzigen Hertzo1303 1304 1305 1306 1307 1308 1309 1310 1311 1312 1313 1314 1315 1316 1317 1318 1319 1320 1321
Armand-Jean du Plessis, vgl. Anm. 154. Henri II de Bourbon, vgl. Anm. 137. Georges d’Amboise (1460–1510), seit 1493 Erzbischof von Rouen, 1498 Kardinal. René de Birague (1506–1583), seit 1578 Kardinal. François de Tournon (1489–1562), seit 1530 Kardinal. Robert II de Lenoncourt (1510–1561), seit 1538 Kardinal. Jean de Lorraine (1498–1550), Cardinal de Lorraine, seit 1518 Kardinal. Charles de Lorraine-Guise, vgl. Anm. 718. Unklar, vielleicht Jean d’Orléans-Longueville (1484–1533), 1533 Kardinal, Bischof von Orléans, Erzbischof von Toulouse. Pierre de Gondi (1533–1616), seit 1587 Kardinal. François de La Rochefoucauld (1558–1645), seit 1607 Kardinal. Armand-Jean du Plessis, vgl. Anm. 154. Jules Raymond Mazarin, vgl. Anm. 161. Jan II Kazimierz Waza, vgl. Anm. 1249. Nicolas François de Lorraine-Vaudémont (1609–1670), 1626–1634 Kardinal. Charles IV de Lorraine-Vaudémont, vgl. Anm. 180. Charles V Léopold de Lorraine (1643–1690), Titularherzog von Lothringen. Maurice de Savoie (1593–1657), Kardinal, Duc de Savoie. Louise-Christine de Savoie (1629–1692), Tochter Victor Amédées I de Savoie.
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gen von Saphoy1322 Fr. Schwester vermehlet. Der vorige Hertzog von GVISE,1323 so hernach vnterschiedlichen, auch wohl zwo Gemahlinnen auf einmahl geheurathet. Welches CHANGEMENT ein Grosses ereugnüs vnd dem COLLEGIO der CARDINÄLe Schimpflich ist. Eß können auch zum CARDINALAT gelangen diejenigen So vorhin verheyrathet geweßen: alß der ietzige CARDINAL von VANDOME.1324 deme seine Gemahlin gestorben1325 vnd Er noch 3. Junge Herrn am leben hath.1326 DER DRITTE PUNCT VON DER DISCIPLIN. § 1. VON DER DISCIPLIN SO DER KÖNIG VNTER DEN GEISTLICHEN HELT. Der Konig helt so wohl ein auge auf die Geistliche DISCIPLIN: alß auf den Glauben vnd JURISDICTION dessen ihme von Gott anvertrauten Konigreichs auf daß solches durch guthe Kirchen=ordnung GUBERNIrt werde, die Er nach anleitung Seiner Cronen freyheit CONSTITUIret vnd der Clerisey zu halten auferleget. Von dem OFFICIO was die Geist= liche bey ihrem Gottesdienst in der Kirchen zuleisten schuldig sind, davon haben Sie ihme gewisse AGENDA vnd BREVIARIA ROMANA; ihre HORAS vndt gebettstunden: wie auch in den Clostern ihre vorgeschriebene REGULN, dabey es der König dem hergebrachten Gebrauch nach verbleiben lest: weil es wercke sind so die DEVOTION betreffen vnd sich mit dem Gottesdienst zu Rom vereinigen. Ausserhalb des Gottesdiensts ORDINIrt der König die fest vnd feyertage wie er will: Setzet alte ab, führet neue ein; massen Er noch dergleichen vor etlichen iahren gethan. Ein jedweder BENEFICIATUS gros vnd klein ist schuldig bey deren ihme anvertrauten Kirchen oder BENEFICIO stete RESIDENTZ zu machen, eß seye dan daß der König DISPENSIrt. Wie Er zuthun pflegt wenn Er die bischofe in AMBASSADEN oder öffentlichen COMMISSIONEN verschicket. Wan ein Geistlicher mehr alß ein BENEFICIUM besitzet vnd nicht ACTU vberall RESIDIRen kan, kan der König DISPENSIREN. In der ANNO 1664 König. GENERAL INQUISITION durchs Königreich, lies der König vber die Clerisey vernehmen, wie Sich Ertz=Bischöffe, äbte, Praelaten vnd dero vntergebene Geistlichkeit in leben vnd wandel verhielte? Was stands, alters vnd QVALITÄTEN die bischöffe vnd Praelaten seyen? Durch was mittel vnd Gelegenheit Sie zu ihrer DIGNITÄT gelanget? Ob Sie ihre RESIDENTZ fleißig, auch ihr ambt getreulich verrichten? In was CREDIT sie beim Gemeinen man stünden? Ob Sie der König. Land=Justitz verhinderlich oder befor1322 1323 1324 1325 1326
Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 151. Henri II de Lorraine, vgl. Anm. 81. Louis de Bourbon, vgl. Anm. 196. Laure Mancini (1636–1657), Nichte des Kardinals Jules Mazarin. Louis Joseph, Philippe und Jules César.
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derlich wehren? [In] Ob Sie weltlichen Sachen nachhingen? Wie Sie ihrer Haußhaltung vorstunden? Was Sie bey schweren Zustand des Königreichs, demselben beytragen können? Was vor Streitt oder COMPETENTZen Sie mit andern EXERCIrten? Was Sie vor PROCESS führten? Wie viel Einkommen das Bischthumb, Closter hette? Vndt wie viel geistliche Persohnen davon vnterhalten wurden? Was ein jedes vor liegende Gründe habe vnd wie Es darzu kommen, seinen TITUL zu PRODUCIren? Von allem demjenigen war die INQVISITIONS-COMMISSION befelcht dem König genaue RELATION zuthun. Seither etlichen jahren hero ist ein Königlich EDICT außgangen, crafft dessen niemand vor 25. jahren seines alters, in Closter=Gelübde tretten oder aufgenommen werden kan. Welches DECRET den Pabst sehr beunruhiget gehabt. Eß sind in gleicher neulich Königliche GENERALIEN außgangen, crafft deren jede geistliche COMMUNE auch HOSPITALIA vnd UNIVERSITÄTen den TITUL ihrer liegenden Guther DOCIren müssen. Niemand [kan] von den Geist. kan kein liegendes Guth mehr ACQVIRIren, ohne des Königs vnd der Parlamenter SPECIAL zulassung. § 2. VON DER GEISTLICHEN DISCIPLIN SO DER KÖNIG ZWISCHEN BEYDEN RELIGIONEN: VND BEY DEN REFORMIRTEN INSONDERHEIT HELT. Die REFORMIrte müssen alle gebottene fest= vnd feyer=tage über zum wenigsten von dero arbeit ruhen, wo Sie dieselbe nit feyern wollen. Sie arbeiten doch gleichwohl, aber heimlich. Wan eine PROCESSION vber die strasse gehet, ist den REFORMIrten Erlaubt sich vnverhindert auf die seithe zumachen, oder in erwartung dessen, müssen Sie knien. Ahn den Tagen wan Ein vmbgang ist, sind sie nit schuldig vor ihren Heusern Tapeten aufzuhencken, müssen aber vnkosten haben, daß solches von den Statdienern verichtet werde. Ihnen sind ihre begräbnüssen bey nacht geendert, wegen insurten des Pöfels: Sie werden zum vberflus mit der Statwacht vergleitet. Ein REFORMIrter Minister kan vnverhindert in die Heuser vnd Gefengnüsse gehen, die Krancke vnd gefangenen zutrosten. Aber dieselbe bis an den Gerichts Platz zu begleiten, ist ihme wegen besorgenden auflaus vnd vnsicherheit seiner Persohn verbotten. Einem Catholischen Priester ist vnverwehrt, wan Ein REFORMIrter in seiner Pfare todt kranck wirdt, denselben Einmahl zubesuchen vnd zufragen ob Er Catholisch werden wolle. Den REFORMIrten ist durch Königliche EDICTA fest eingebunden, vmb der algemeinen ruhe willen, sich mit den Catholischen Schiedlich vnd friedlich: freundt= vndt nachbarlich zuvertragen. Den Catholischen hinwieder-
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umb, die Reformirten in ihrem RELIGIONS=EXERCITIO nicht zubeleidigen; noch Sie oder ihre religion mit INJURIOSEN scheltworten zuverachten. Eß ist beiden Religionen Erlaubt, sich ahn einander zuverheurathen. Die PROCLAMATIONen geschehen in beiderseits Kirchen. Die Reformirte tauf wirdt beim Catholischen guth geheissen. Wan ein reformirter Catholisch wirdt vnd wieder REFORMIrt, so wirdt Er ahn leben gestrafft. Diejenige aber so das im Sin haben, gehen zum Land hinaus. Wan Ein Catholischer zur Reformirten Religion trit vnd dabey bleibt, ist solches erlaubt. Wan Ein Catholischer reformirt wirdt vnd wieder Catholisch, wirdt er nach ausgestandener buße ABSOLVIrt vndt weiter nicht gestrafft. Ins Gemein wirdt das öfftern hin vnd herfallen zu der RELIGION vor Eine Sache gehalten, so den Stat TROUBLIret. Vor diesem kondten die REFORMIrten ihre SYNODOS anstellen. Itzo nicht mehr alß mit PERMISSION des Königs, so iederzeit einen COMMISSARIUM darzu verordnet. Heuth zu tag haben Sie einen stets=wehrenden GENERAL=DEPUTIrten ihrer RELIGION bey hoff; so ihre Sache PER COMMISSIONEM verrichtet. Der ietzige heist MARQVIS ROVIGNY.1327 Derselbe hath im Nahmen des Königs, die Konigin in Portugal geführet.1328 Ietzo ist er König. AMBASSADEUR in Engellandt. Ein GENERAL-DEPUTIrter wie obgemelt, thut im Nahmen der REFORMIrten die PROPOSITION an den Konig, in sachen so ihre Kirche anbetrifft. Er überreicht ihre SUPPLICATIONEN. SOLLICIrt ihr anliegen. Die erhaltene bescheide schicket Er ihnen zu. Wan sie wegen der DISCIPLIN oder glaubens=Sachen ihrer Religion heuth zu tag ein SYNODUM anstellen wollen mus solcher durch diesen GENERAL DEPUTATEN erhalten werden. Im anfang v. zu Zeithen des obgemelten COLLOQVII zu POISSY1329 bauten die REFORMIrten in die 2.700. Kirchen. Hernach verwilligt das EDICT zu NANTES in iedweder BAILLIAGE zween, blieben also in die 900. Seith drey jahren haben die INTENDANTen in den Provintzen, aus allerley PRAETEXTen vber 400. niederreissen lassen. Ist also der rest deren, so noch verbleiben, leicht zusehen. ENDE.
1327 1328 1329
Henri de Massué (1605–1689), Marquis de Ruvigny, Generaldeputierter der französischen Reformierten am königlichen Hof, mehrfach französischer Gesandter in London, u.a. 1667–1668. Marie Françoise Élisabeth de Savoie-Nemours (1646–1683), Königin von Portugal. Vgl. Anm. 1273.
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8.2 Ecclesiastica Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, Chart. A 649, fol. 118r–125r, Ausf. Anton Finck, teilweise Johann Friedrich Bachoff.
PUNCTEN VBER DIE FREYHEIT DER FRANTZÖS. KIRCHEN.1330 I. Mit was vor Recht die KÖNIGE in Franckreich, die geist. BENEFICIA vergeben können? II. Ob derjenige so vom KÖNIG ein Geistlich BENEFICIUM bekommen, genug habe mit dessen CONFIRMATION: oder ob man dieselbe auch von Rom haben müsse? III. Ob der KÖNIG oder vielmehr der Pabst den Zehenden von den Geist. Güthern PRAETENDIren könne? Vnd ob der König die Einkommen der Kirchen zu andern gemeinnützigen Sachen verwenden könne? IV. Ob der KÖNIG aus eigener macht die FUNDATION von einer Kirchen nehmen vndt einer andern TRANSFERIREN könne? V. Ob der KÖNIG eine Geistliche Persohn aus eigener macht absetzen könne, hoch oder niedrig? VI. Wan der Pabst eine EXCOMMUNICATION dem KÖNIG zum Nachtheil in Franckreich schicken wolte, ob dieselbe vom geist. Stand RESPECTIrt werden müsse? VII. Wan etwas in Sachen der Geist. IURISDICTION vnd die RELIGION betreffend, zu DECIDIREN vorfiele, durch wen vnd auf was arth Solches in Franckreich verrichtet werde? VIII. Ob die Clerisey in Franckreich von Sich Selbsten eine algemeine Versamlung anstellen könne wegen Kirchen=CEREMONIEN, ohne Vorwissen des Pabsts? IX. Wan der Pabst die frantzösische Clerisey in oder ausser des Königreichs beruffen wolte, ob Sie ohne CONSENS des KÖNIGs zufolgen schuldig sey? X. Ob man in Franckreich einen Patriarchen bestellen vnd einführen könne? XI. Was der Pabst vber die Geistliche Güther in Franckreich vor Gerechtigkeit habe? XII. Welcher Gestalt vnd wie lang der KÖNIG ein Geistlich Guth geniessen könne? 1330
pag. pag. 1 p. 2. p. 3. p. 4. p. 5. p. 6.
p. 7. p. 10. p. 11. p. 14. p. 16. p. 17.
Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 22, fol. 68r–69r, vgl. den Text in diesem Band, I. 9.1.
Ecclesiastica
XIII. Obs Gebreuchlich Sey dem Pabst die ANNATEN oder andere Geistliche Steuern zuentrichten? XIV. Ob der Pabst schuldig seye, eine gewisse anzahl CARDINÄLen in Franckreich zu CREIREN? XV. Ob des JANSENII Irthumb in Franckreich oder zu Rom CENSUrirt worden: vnd was man in Franckreich vom JANSENISMO halte? XVI. Woher es komme daß Franckreich das CONCILIUM zu TRIDENT nit gantz sondern zum theil ADMITTIrt habe?
XVII. Auf was weis vnd in welchen geist. MATERIEN man nach Rom APPELLIren könne? XVIII. Ob der Pabst ohne des KÖNIGs vorwissen den König. vnterthanen in allen CASIBUS RESERVATIS DISPENSIREN könne? XIX. Ob die Clerisey in denen vom KÖNIG neuACQVIrirten Landen schuldig seye, das Geistliche frantzoßische Kirchenrecht anzunehmen? XX. Worinnen eigentlich die LIBERTÄT der frantzöß. Kirchen bestehe? XXI. Welche Geistliche Rechte der Pabst in Franckreich vnDISPUTIrlich EXERCIRE? XXII. Welche Geistliche Rechte der KÖNIG vnDISPUTIrlich EXERCIRE? XXIII. Welche Geist. Rechte zwischen dem KÖNIG vnd dem Pabst Strittig seyen? XXIV. Was vor ein vnterschied seye des EXERCITII der Geist. Kirchen Rechten zwischen dem KÖNIG in Franckreich vndt andern Christ. Päpstischen Potentaten? XXV. Was die von der Reformirten Religion noch vor freyheiten haben; auch wie der gegenwertige Zustandt ihrer Kirchen seye?
XXVI. Der Inhalt aller König. EDICTEN, so wohl deren so wieder alß in FAUEUR deren von der REFORMIrten Religion, bey wenigen jahren hero PUBLICIrt worden. XXVII. Was man in Franckreich vor Hofnung habe die Christliche RELIGION wieder zuvereinigen? XXVIII. Was vor Hofnung sey die Evangelische Lutherische RELIGION in Franckreich zupflantzen?
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p. 17. p. 18. p. 20. p. 23. p. 26. p. 27. p. 28. p. 29. ib. ibid. ibid. ibid. p. 35.
Antw. dieser letzte vnd noch mehrere Puncten, sind aus dem bericht zuersehen, so von Lyon per posta nach Haus verschickt worden.
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No 1. ECCLESIASTICA bey I. F. G. Hertzog Friederichen Reise in Franckreich observiret.1331 C.1332 Diese QUESTIONES gehören noch zu den Theo. DE LIBERTATE [de] ECCLESIA GALLICANAE. Qv. Welcher unterschied es ist zwischen dem vermögen und macht, welche die Könige in Franckreich und zwar vor andern Cronen über ihre Geist. haben? Alle Cronen haben nur eine [runde und Sp] arth: aber was die gewalt belanget ist es viel einanders, denn einige CONFERIRen SOUVERAIN und mit höchster gewalt, mit den andern aber ist es viel einanders welche [subalte] uff besondere arth DEPENDIRen von dem Bäpst. stuel. Die Könige von Franckreich erkennen oder haben keinen höhern über sich, derowegen bestimmen sie den tag ihrer salbung, nehmen ihre Crone, ihren degen, von dem altar ohne daß einiger Bischoff oder großer bedienter des Königreichs ihnen sie PRAESENTIRe, Sie können zu Gott sagen mit David, dir allein hab ich gesündiget, in dem sie sich nicht dürffen laßen richten, weder durch den Pabst, noch einige PRAELATen ihres Königreichs, wann ihnen die Christ. bescheidenheit nicht von natur eingepflantzet were, so könte sie zu dem jenigen titul, Christ. König und erster Sohn der Kirchen noch zusetzen, das Haupt und GENERAL ihrer Kirchen, Sie sind deroselbigen beste und heylsamste gliedmasen nicht allein als [vornembste] erste u. ursprüngliche v PATRONI, sondern auch als immerwärende PROTECTORES, sie haben bey dieser QVALITÄT PRAEROGATIVE, welche andre Cronen gar nicht haben, sie können in Geist. sachen gesetze geben, nicht von glaubenssachen u. selbiger lehen zu DEFINIRen noch die h. DECRETA der Kirchen zu EXAMINIRen, sondern [die] umb selbige zu bekräfftigen, und zu EXECUTIRen vorschub thun. Nehmet deroselben dieses vor eine MAXIME und regel, daß keiner als der König von Franckreich, welcher unter zweierlei gestalt COMMUNICIRET. Sie haben eine zwingliche gewalt über die bischöffe, und dieselbigen zu bewegen zu ihrer stetigen RESIDENTZ über ihre BENEFICIA: zu einer ordentlichen OBSERVATION der alten gewonheiten der Kiche; zu den Statuten so wohl ins gemein als in sonderheit: zu den DECRETen der CONCILIen und andre gesetzen, welche die UNION und DISCRIPTA der Kirche MANTENIRen, über alles können sie selbige OBLIGIRen alle Jahr eine SYNODUM zuhalten, wann sie diesen 1331
1332
Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E IV (Sonne) 3a, fol. 248r–259v, im Folgenden B. Die ursprünglichen französischen Texte stammen ebenfalls von der Hand Anton Fincks, von denen der vorliegende Text die Übersetzung ebenfalls durch Anton Finck ist. Der Text stammt teilweise von der Hand Johann Friedrich Bachoffs. Hier von der Hand Johann Friedrich Bachoffs.
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ordnungen entgegen kommen, so PROCEDIRet mann gegen sie mit entziehung ihres zeitlichen durch SUSPENSION ihrer DIGNITÄT und würde, welches der König durch die Große VICARIOR oder Ertzbischöffe EXERCIRen läst; wir haben deßen ein gantz frisches EXEMPEL in der PERSON des CARDINALS von REZ,1333 Ertzbischoffen von PARIS, welchem der König seine freyheit benommen, in dem er ihn gefangen gehabt auf dem schloß zu VINCENNE und zu NANTES, allwo er sich durch hulff einer seidenen leiter und 500 Pferden, welche ihn vor dem Stadtthor erwarteten, darvon gemacht, seit= hero daß er entwichen, ist er allezeit zu Rom geblieben, sein MINISTERIUM aber ist durch den Groß VICARIUM unser lieben Frauen und zwey ARCHI-PASTORES EXERCIRet worden, Wir haben noch zwey andre EXEMPel an dem Bischoff von NANTES1334 und dem Bischoff von ARLES,1335 wann seine Majestet von diesem RIGORE und handhabung der geistligkeit wolte abgehen, würde mann eben soviel secten als mißbräuche im schwang gehen sehen, und würde mann solcher nicht weniger in Franckreich, als in Engelland haben, Unsere Königreich ist, Gottlob, von dergleichen erneuerungen befreyet, und der JANSENISMUS würde in Franckreich gantz gemein seyn, wann die Königliche EDICTE nicht mächtiger als die Päbst. ANATHEMATA oder bannungen weren. Der Ertz Bischoff von Santz1336 und 15 andre mehr bischoffe, welche vor diesem dieser lehr des JANSENISMI unterschrieben, würden nicht viel nach dem VATICAN zu Rom gefragt haben, wann sie nicht hätten vor den richterstuel und dem PARLAMENT zu PARIS, welches dem König in Justitzsachen REPRAESENTIRet, antworten müsten. Zeiget mir, wann auch beliebt, Königreiche oder gewaltige stände, welche die macht haben sobald als die bischöffe gestorben, sich der Kirchen güter [und einko] oder niesung derer einkommen zu APPROPIIRen, [sobald als die Bischoffe gestorben.] Zeiget mir; wo der Kirchen die Hände so gebunden als in Franckreich, dann selbige nicht macht noch gewalt hat einige MOBILIen zu ACQVIRIRen, noch selbige ohne des Königs PERMISSION u. ohne Zahlung derselben INDEMMIv TÄT, welches der dritte theil von dem werth des lehens, und das fünffte von der ROTURE, welches mann nennet das recht auff gut, das nicht stirbet, ehe mann in die POSSESSION tritt, Sie müßen dieses zahlen, und [nach alle 25 Jahr wieder zahlen] von 25 zu 25 Jahren wieder zahlen. Zeiget mir Königreiche oder PROVINCIen, allwo die Zehende REAL worden seynd, ist so viel gesagt, daß mann sie zahlt als ein jährlich [einkommen] recht oder einkommen eines DOMINII. Zeiget mir, wo die CONFERENTIen und COLLOQVIA sich halten, die RELIGION betreffend ohne rath und CONSENTEMENT des Pabsts; wo die APPELLATIONES an die große Kammer des PARLAMENTS alle streitbare Geist. PROCESSE gegen die welt., als misbräuche CENSIRet werden: 1333 1334 1335 1336
Jean François Paul de Gondi, vgl. Anm. 377. Unklar. Unklar. Louis Henri de Pardaillan de Gondrin (1620–1674), seit 1646 Erzbischof von Sens.
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wo die Kirche und Clerisey, es sey auch, wo es wolle, den beutel so bald ziehet, umb den NECESSITATIBUS des Königreichs beyzuspringen, wo die Zeit, der RECEPTION der geist. biß auff 21. Jahr LIMITIRT sey, wie es ietzo ist, ob schon der Pabst genug darwieder RUMORET. Wo die CALENDER, so die H. so RETRENCHIRen, auch biß auff die 6 Aposteln, bloß allein durch REMONSTRIRUNG des Ertzbischoffs von Paris. Endlichen ist es wahr, daß niemand eine solche gewalt hat, so wohl über die welt. als geist. zu befehlen, außer dem Könige in Franckreich: Auch ist es wahr, daß er der CLERISEY vermög seiner vollkommenen gewalt nicht eher waß IMPONIRen oder auffladen kan, es sey dann daß er mündig, nemb. 13 Jahr u. 1. tag alt sey. QVIA IN FAVORABILIBUS DIES INCEPTUS HABETUR PRO INTEGRO, und wärender seiner unmündigkeit kan er auch nicht das geringste ohne zusammenruffung seines gantzen Staats Raths, der CLERISEY [nicht was] auflegen. QVAESTION Welches die BENEFICIA in Franckreich [sind] und auff welche arth sie sind, welche unmittelbahrer weiße von dem Päbst. stuel DEPENDIRen. Die Päbste haben sich scharffsinnig und verständig ihrer gewalt gebraucht, umb sich über die Bischöffe zu setzen. Ihr wißet die QVAESTION, welche [zu] auff dem CONCILIO zu TRIDENT ist [er] vorgeleget worden, nemlichen ob die Bischöffe von Gött. rechts wegen weren oder nicht. Dann verständig von dieser MATERII zureden, so ist es eben als mit den H. Aposteln beschaffen, welche alle zugleich den H. Geist empfingen, und folgens daß eine gleichförmigkeit [mit] in der gewalt der bischöffe ist. Die Päbste DECIDIRen diese QVAESTION durch erduldung der Bischöffe u. durch eine gewohnheit [bestätiget] welche sie bestätiget in FORM eines rechte u. gesetzes, weilen ein Bischoff nicht kan ohne CONFIRMATION eines Pabsts, welches auch in Franckreich OBSERVIRet, kan gesalbet werden. Sie haben sich aber nicht mit dieser AUTORITÄT über die Bischöffe allein befriediget, sondern haben durch ein ander STRATAGEMA allen Kirchen eingeben wollen, daß sie unmittelbahr nach Gott daß haupt seyen, und durch eine dritte AUTORITÄT, welche sie schon von 400 Jahren her EXERCIRen, in deme sie fast alle Capitel, abteyen, u. Clöster von der JURISDICTION der Bischöffe SEQVESTIRet. Diese AUTORITÄT [ist] hat sich sehr geschwächet, den [sie] die bischöffe haben kein recht mehr weder zu VISITIRen, noch zu CENSIRen als blos allein über die dorffschafften ihres Kirchenspiels. Der gröste theil der vornembsten Abteyen als H. BENEDICTI. S. BERNHARDI, und andrer, erkennen kein ander haupt als den Pabst. stuel. Zum exempel, die Abteyen von CLUGNY, von CISTEAU, von MARMONDIER, von TIRON, von VENDÓME sind alle haupter ihres ordens, die Abteyen von FRONTEAU, von CLERVAUX von PONT AUX DAMES, von CHELLES, welches die berühmtesten und reichsten [Klöster] von Frauen Klöstern sind, DEPENDIRen vom Pabst, Die Abteyen von SAINT DENI, von S. MARTINO, von TOURR, von S. SULPITIO von BOURGES, von S. AGNATIO, von ORLEANS, von H. Creutz zu TOULON, von S. GERMANICO zu BOURDEAUX, von FECANO in NORMANDIE,
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von der H. [jeune Jungen wittwen zu Paris] JEUNE VIEFE ZU PARIS, von S. BERNING von DIJON, allwo CASIMIR der König von POLEN1337 war, und viel andere erkennen ihre bischoffe nur aus wohlgefallen und nicht aus nothwendigkeit und meinen ein werck der demuth zu thun, wenn sie order von ihrem bischoff erwarten. Aber was am ungereumbsten und ärgerlichsten, ist daß alle Capitel und Haupt Kirchen ihre JURISDICTION von derselben des bischoffs SEPARIRt haben, die Capitel haben ihre sonderliche richter und halten ihre zusammenkunffte ohne CONVOCATION des bischoffs. Sie haben ihre DECHAND, welcher ihren Capiteln PRAEr SIDIRet, solcher zweiffel nun ist gemacht worden durch die liste der guten Päbste welche allezeit zweiffelt zwischen den CANONICIS und bischöffen erweckten, und wie vor alers die Ertzbischöffe, bischöffe etc. durch den DECHAND, CANONICOS, und andere BENEFICIARIOS aus ihrer Kirchen erwehlet worden, also der Jenige, der erwehlet, behielte allezeit [ihre] eine feindseligkeit gegen die, welche ihn nicht mit ihrem VOTO FAVORISIRT hatten. Es [hat sich] sind auch nicht allein [solche] in diesem SEQVESTER [mit] die alten orden wegen der JURISDICTION der bischoffe begrieffen gewesen, sondern es hat sich auch solcher biß auff die neu gestiffete erstrecket, als zum exempel, die [Patres] MINORITen, THEADITen, JESUITen, BARNABITen, welche alle neues ordens sind, ich sehe dieses alles als einen einheymischen Krieg an, aber diese neuheiten haben das ansehen, daß sie abkommen werden in sonderheit, weilen alle diese leute CREATURen des Pabsts werden, und verhindern alle erkäntnis der König. JURISDICTION, INSTANTZen und PROCESS, welche ihr sonsten von rechts wegen zugehörig. Q. Ob es nothwendig, daß die bischöffe durch zwang des Königs in Ihren Kirchen RESIDIRen? Es ist außer allem Zweifel, daß die RESIDENTZen DE JURE DIVINO ist, und das letzte CONCILIUM zu TRIENT, ORDINIRet deswegen bey straffe der SUSPENSION, wie auch PRIVATION der DIGNITÄT, durch ein FORMAL u. POSITIV DECRET. aber wie die großen VICARII seind SUBSTITUTe und VICE GENERALER der bischöffe, so DISPENSIRen sie sich, in dieser strenge des rechts auff gewiße Zeit, u. ist genug daß sie alle 4. hohe fest des Jahrs erscheinen, Sie seynd auch nicht einmahl daran gebunden, wann sie der König anderwerts EMPLOIIRet, als Je nemlich zu deßen CONCILIIS, stendigen AMBASSADEN, so wohl außer als in dem Königreich, als wie neulich den Ertzbischoff von AMBRUN, welcher lange Zeit zu VENEDIG u. MADRITT AMBASSADEUR gewesen,1338 wie der bischoff von ALBI, welcher in Polen ist,1339 [unter] werender abwesenheit [ihr] laßen die prae1337 1338 1339
Jan II Kazimierz Waza, vgl. Anm. 1249. Georges d’Aubusson de la Feuillade (1609–1697), Erzbischof von Embrun, französischer Diplomat. Gaspard de Daillon du Lude (1602–1676), seit 1634 Bischof von Albi. Der Gesandte in Polen war der Bischof von Béziers, Pierre de Bonzi (Bonsi) (1631–1703), 1659–1669 Bischof von Béziers, 1664–1668 französischer Gesandter in Polen.
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laten ihr Amt durch die große VICARIOS verrichten, und seynd sie blos allein ihre RESIDENTZ zu halten OBLIGIRT, wenn sie wircklich bey dem König in diensten seyn. Q. Ob es zuläßig, daß einer mehr als ein BENEFICIUM geniese? Ob zwar das CONCILIUM von TRIENT vor der zulaßung u. verbot vieler BENEFICIen order ertheilet, so bindet sich doch der König nicht daran, theilt auff einmahl derer unterschiedliche aus, nach dem es die praelaten begehren, und MERITIRet, stelt solches des Pabsts seinem gewißen heym, welchem die CONFIRMATION u. allein die gewalt, darin zu DISPENSIRen zukomt, also, daß der König sich freygebig erzeiget, welchem er AFFECTIONIRet ist u. wir haben exempel von Cardinälen in Franckreich, welche 3. von den vornembsten Ertzbisthümern zugleich beseßen, dieses alles laufft in des Pabsts gewißen, u. habens wie auch diejenige, der itzo besitzet [zu ver] mit niemandem zu verantworten. Es folget, daß ein gutes genies darbey, weilen dieser misbrauch allenthalben im schwange gehet, Qv. Durch weßen order die Gnadenbrieff, PATENTen, u. Bullen von Rom kommen? Der Pabst hat seine ordentliche NUNCIOS und selbige Bullen kommen ihnen gerade zu als seinen SUBDELEGATen u. getreuesten MINISTRIS, aber [die] selbige bullen kommen kein mahl ohne beyschreiben, welches den PRIMATIBUS der Kirchen attresirt wird [welche] die durch ein CIRCULAR schreiben den bischoffen von ihren SUFFRAGIIS PART geben, und auf diese weise wird das JUBIRIUM UNIVERSAL umb beßer von dieser MATERII zu reden, zum exempel, wenn ein CARDINAL in dem Königreich ist, so wird er allezeit vorgezogen, u an denselben die bulla ATRESSIRet, als itzo dem CARDINAL DE VENDOME,1340 welcher [die ehre gehabt] mit dem titul LEGATUS À LATERE u. den tauff CEREMONIen des DAUPHINS1341 beyzuwohnen, HONORIRT worden, Diese CEREMONIE ist nicht die tauff selbsten, die weilen er deren Krafft durch die SOLENNE UNCTION schon lang zu FONTAINEBLEAU empfangen, ist derowegen nichts, als ein POMPA umb des Königes DEVOTION gegen den Päbst. stuel zu bezeigen, der verstorbene König hatte die 13 Schweitzer Stände zu Paten, da dann HENRICUS IV allen Fürsten an seinem Hoff befohlen, selbige Herrn welche an der Zahl 40 wahren, zu tractiren. Die Bull des CARDINALS von VENDOME ist den 9 MARTII als alle Kammern versamlet gewesen, [auf dem] vom PARLAMENT bekräfftiget worden, diese bull CONCEDIRT obgedachten CARDINAL 3 tag INCLUSIVE die FACULTÄT zu binden und zu lösen, und alle des Pabsts FUNCTIONES zu verrichten weswegen alle welt zureden u. zulachen hat, in dem mann siehet, daß ein mensch, so keinen berühmten titul der Kirche hat, und ohne geheiligten 1340 1341
Louis de Bourbon, vgl. Anm. 196. Louis, vgl. Anm. 134.
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Charactere ist (weilen der Hertzog von VENDOME1342 Kinder hat u. nicht Priester ist) DISPENSIRet u. ORDINIRet von den gaben des H. geistes u. von der gewalt der schlüßel. Dieses irrt die einfältigen, ärgert die verständigen und verunruhiget die gewißen, Q. Ob mann die RELIGION der protestirenden in Teutschland in Franckreich INTRODUCIRen könne. Last uns, wenn euch beliebt, den artickel, welcher ist, durch waß mittel mann den LUTHERANISMUM in Franckreich könne INTRODUCIRen, vorbey gehen, Ich weiß kein beßer mittel als einen GUSTAVUM ADOLPHUM1343 oder Hertzog BERNHARDEN den Großen von Weymar1344 [wieder] auffzuwecken. Dieser letzte, in dem er in Franckreich [war, hat eine faute begangen] und meister [von] in Breysach war, hat eine FAUTE begangen, daß Er es nicht an den König begehret, GUSTAVUS hatte schon von dem LUDOVICO XIII. die LIBERTÄT des EXERCITII erhalten in FAVOREM der LUTHERANer war schon der platz zu einer Kirche in der gaß de tournung genandt in der Vorstadt S. GERMAIN abgezeichnet, Die plätze waren schon den [Handwerckern] arbeits leuten u. denen die sich des bauens unterfingen gegeben, aber die schlacht von Lützen, welche diesen monarchen das leben gekostet, hat auff einmahl die FUNDAMENTA dieses vorhabens umbgestoßen, bey itzigen CONJUNCTIIS u. wie die sache heut zu tage stehen, zweiffle ich nicht, wann sich die Fürsten von Teutschland zu des Königs vorhaben in dieser CAMPAGNE RECOMMENDIRen wolten, er ihnen nicht die LIBERTET ihrer RELIGION CONCEDIRen würde. Es were unterdeßen doch eine sünde von unserm König wieder die POLITIC, die erduldung des LUTHERANISMI mit den REFORMIRTen, würde endlichen von beyden partheyen ein CORPUS FORMIRen, und die gute verständnüs, welche unter ihnen regiere würde einmahl MATERIE eines Krieges und übern hauffen werffung des Stats seyn, welcher ohne dem genug zuthun gehabt, wie die Hugenoten allein gewesen, daß er sich wieder sie DEFENDIRen können, Die furcht macht zaghafften gemüther, aber sie macht auch POLITICOS und iedermann wird nur ACCORDIRen, daß die erduldung der RELIGIONen einem Königreich fatal ist. Ich stelle auch den protestirenden Fürsten heim zu bedencken, daß indem sie die INTRODUCTION ihrer RELIGION in Franckreich begehren, ob der König nicht mit gleichem recht von den ihrigen landen [solches] deßgleichen begehren könne.
1342 1343 1344
Louis de Bourbon, vgl. Anm. 196. Gustav II. Adolf (1594–1632), König von Schweden. Bernhard (1604–1639), Herzog von Sachsen-Weimar.
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8.3 Unterschiedliche Gegenstände Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, Chart. A 649, fol. 125v–133r, Ausf. Anton Finck.
Policey der stadt PARIS In allen Viertheln der stadt sind stadtliche leute bestelt ohne derer Zulaßung mann keinen schild an ein Haus darff hencken noch selbigen ohne ihre andere Zulaßung an einen andern orth [zu] TRANSFERIRen. Die brunnen, welche von zwey unterschied. orthen in der stadt kommen, dienen [sehr] viel so wohl zum zierrath als zum gemeinen besten. Die ELEVATION oder erhebung der waßer ist gantz neue u. den alten nicht bekand. Die gepflasterten wege so wohl in der stadt als vorstädte haben eine Meyle weges lang in der CIRCUMFERENTZ, [und kosten alle Jahr 150.000 thlr. zu erhalten] und ist ein theil welche die schultheiß oder PREVOSTE DES MARCHANDS auff die steuer setzen, und kosten alle jahre 150.000 thlr. zu unterhalten. Mit dem quarck1345 hat es gleiche gelegenheit vnd die Vnkosten so darauff gehen werden auff die heuser gesetzt. Es seyn 112 NOTARII, welche allerhand CONTRACTE, als Versprechungen, OBLIGATIONES, heyraths CONTRACT, Hauser miethungen u. dergleichen DRESIRen oder auffrichten, und umb von dem schultheißen oder PREVOST DES MARCHANDS order zu empfangen, so finden sich in allen Viertheln vierer, zehener, fünffziger, welche die empfangene order ieder in seinem Vierthel austheilet also gar, und [mit] so genau, daß sie mehr als des Königes selbsten RESPECTIRet u. EXECUTIRet werden. Derowegen wann die order komt, daß alle BOUTIQVen sich auff einmahl zuschlisen, [und mehr] würdt mann auff einmahl mehr als 100.000 gewaffneter mann sehen In allen Viertheln sind obersten bestellet, deren an der Zahl 17 und ist die Vorstandt S. GERMAIN vor ein QVARTIR gerechnet. Jeder oberster hat 15 biß 20 COMPAGNIen unter sich und bestehet iedwede COMPAGNIE von 12 biß 1.500 mann. Es sind in der stadt und Vorstädten 60 Kirchspiel, die von S. EUSTACHIO hat zum wenigsten 120.000 COMMUNICANTen, [die Vorstadt] die Vorstadt S. SULPITII u. Vorstadt S. GERMAIN haben derer iede nicht weniger. Mann zehlet 12 COLLEGIAL Kirchen, welche CANONICOS haben, 60 Klöster von Manns u. 55 von Weibes Personen. Die Stadt paris hat unter der Regierung HENRICI III. et IV. einen Rath gemacht von 16 personen, welche erwehlet sind aus den fürnembsten, und wurde genennet der Rath DE LIGUE, und diese leichtfertige Vögel haben den PRAESIDENTen BRISON,1346 einen Hoffrath, namens LARCHER1347 und einen andern namens TARDIF1348 auffhencken laßen, u. ist dieses ge1345 1346 1347
B: 250r: Boues-Schmutz. Quark im Sinne von quarkähnlicher Masse, Dreck. Barnabé Brisson (1531–1591), Président du Parlement de Paris. Claude Larcher, Conseiller au Parlement de Paris.
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schehen in abwesenheit des Hertzogs von Meine1349 und der beyden Hertzogen von GVISE,1350 welche alle beyde zu BLOYS getödtet worden, dieser Hertzog von MEINE ist das haupt der LIGUE erkläret worden in welcher PHILIPPUS II. König von Spanien1351 GREGORIUS XIV.1352 und PIUS IV.1353 der Hertzog von Savoyen,1354 der Hertzog von Lothringen1355 gleichsam INTERESSIRet waren, etliche wegen der RELIGION, etliche wegen ihres selbsteigenen PROFITS und INTERESSE. Diese LIGUE gedachte dem HENRICO IV. die Crone weg zu nehmen, aber in dem er in die Meß ging betrog er sie alle, u. [und] die PROPOSITION, welche thäte der Hertzog von FERIA,1356 in dem er die Crone vor seinen Herrn u. hernach vor ISABELLA CLARA EUGENIA,1357 welcher des König von Spanien CAROLUM Hertzogen von GVISE Eltesten Sohn,1358 von HENRICO,1359 welcher zu BLOYS gedödtet worden, zum Manne geben wolte, erlangte keinen EFFECT. Dieses Ambt der 16 Rathsherren hat solang, als die LIGUE gewäret, gedauert, hernacher aber eines mit dem andern übern hauffen gangen. Von den Posten, Landkutschen, Caroßen etc: LUDOVICUS XI1360 hat den erste die Posten aufgerichtet, und rühret solche INVENTION von CYRO König in PERSIEN1361 her, der GENERAL von den Posten, als der verstorbene Herr NOUVEAU ist DIRECTOR aller Posten vom gantzen Königreich,1362 welche von 3 meilen zu 3 meilen [bestellet] und wo böse PASSAGEN seyn von 2 meilen zu zwey meilen bestellet. Die Postmeister haben ieder 200 fl. PENSION, sie seind EXEMT von allen gemeinen aufflagen und schatzungen, aber hergegen müßen sie alle PACQVETE des Königes umbsonst fortbringen und seiner Majestet Laqveien, wenn sie wichtige briefe an die GOUBERNEUR oder PRAESIDENTen der provintzen zubringen haben, umbsonst forthelffen. Mann konte vor diesem [aus] Pferde wechseln haben aber mann hat
1348 1349 1350 1351 1352 1353 1354 1355 1356 1357 1358 1359 1360 1361 1362
Jean Tardif du Ru. Charles II de Lorraine-Guise, vgl. Anm. 1267. Louis II de Lorraine-Guise (1555–1588), Kardinal; Henri I de Lorraine-Guise (1550–1588), Duc de Guise. Felipe II (1527–1598), König von Spanien. Niccolò Sfondrati (1535–1591), seit 1590 Papst Gregor XIV. Giovanni Angelo de’Medici (1499–1565), seit 1559 Papst Pius IV. Charles Emmanuel I (1562–1630), Duc de Savoie. Charles III de Lorraine, vgl. Anm. 705. Lorenzo Suárez de Figueroa y Córdoba (1559–1607), Duque de Feria. Isabella Clara Eugenia, vgl. Anm. 520. Charles de Lorraine-Guise (1571–1640), Duc de Guise. Henri I de Lorraine-Guise (1550–1588), Duc de Guise. Louis XI, vgl. Anm. 560. Kyros II. (um 559 v. Chr. –530 v. Chr.), persischer König. Jérosme (Jérôme) de Nouveau (1613–1665), Baron de Linières, Surintendant général des postes et relais de France, 1654 Grand trésorier des Ordres du Roi.
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solches aufgehoben, und an selbiger platz hat mann Caroßen und CHAISES ROULANDES gestiffet, außer daß die landwagen allezeit bleiben. Die landwagen gehören der Hertzogin von EQVILION,1363 welche von dem selbigen alle jahr bey die 200.000 fl. PROFIT ziehet, aber sie hat derer an gewiße leute verpachtet, zum exempel, die landkutsche von MAGNY,1364 welches 6 meilen von paris ist, ist einem bürger von paris verpachtet, wo von die [He] obgedachte Hertzogin alle jahr 10.000 fl. einnimmt gleicher gestalt hat auch der GENERAL Postmeister die Posten SEPARIRet, und selbige in allen provintzen hin und wieder verpachtet, darvon er ingesamt täglich 200 fl. einkommen hat, Die CHAISES ROULANDES von paris kommen dem MONSIEUR von S. AMOUR1365 PREVOST DE LISLE DE FRANCE und dem Hertzog von S. AIGNAN1366 zu. Die CHAISEN da nur 2 personen inne sitzen können sind dem H. von SOUCAIRE MONBRUN1367 Bastarden des verstorbenen Hertzogs von BELLEGARD1368 und von den CHAISEN trägern zu paris, welcher an der Zahl 100 sind, [geben ihm] hat er von iedem 4 fl. die wochen einkommens. Die Caroßen, welche nach VERSAILLES, S. GERMAINE und FONTAINEBLEAU gehen, gehören der MADAME von BEAUVAIS,1369 welche der verstorbenen Königin1370 große vertraute war, zu. Diese Frau ist aus nichts groß worden, in dem sie vor diesem eine Magd, so Jahrlich 15 thlr. zu lohn bekam, war, ietzo aber mehr als m/200 fl. einkommens hat, diese ist es, welche das schöne PALAIS in der gaße zu S. ANTOIN und ein anders in der Vorstadt zu S. GERMAINE, welches fast dem LOUVRE vorgehet, erbauen laßen, Uber dieses sind auch noch [land]kutschen oder verdreckte schiffe zu waßer, welche mann COLBERT heist, weil er MONSIEUR COLBERT1371 allein PROFIT daraus ziehet, und ihr könt nicht glauben, wie diese neue INVENTION einträgt, in dem er alle andere [land]kutschen SUPPRIMIRet. Die MESSAGERIES oder Posten ämter sind zweierley, entweder Königliche oder von der UNIVERSITÄT von Paris, und dies alles ist noch besonders verdünget, zum exempel, der MESSAGER oder bot von ROAN hat 200 Pferde, der von ORLEANS hat eben soviel, der von ANGER hat nochmehr, ursachen, weil gantz BRITANNIen sich dieser COMMODITET von ANGER gebrauchet, [und] hier ist nun wohl zu REMARQVIRen, daß nichts beßer ORDINIRT auch nichts pünctlicher in acht genommen wird, als die stundte, da die Kutschen zu waßer, zu land, CAROSSen, und MESSAGERS abge1363 1364 1365 1366 1367 1368 1369 1370 1371
Marie Madeleine de Vignerot (1604–1675), Duchesse d’Aiguillon, Nicht des Kardinals Richelieu. Magny-en-Vexin. Nicht ermittelt. François Honorat de Beauvilliers, vgl. Anm. 93. Pierre de Bellegarde, Seigneur de Souscarrière, natürlicher Sohn des Duc de Bellegarde. Roger II de Saint-Lary (1562/1563–1646), Duc de Bellegarde. Catherine Henriette Bellier (1614–1689), Comtesse de Beauvais, Madame de Beauvais. Anne d’Autriche, vgl. Anm. 167. Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 79.
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hen. Die laufende Post belangend, stehet es bey eines ieden CAPRICE, wenn er sich derselben gebrauchen will. Von der UNIVERSITÄT zu PARIS. Dieselbige bestehet in 60 COLLEGIIS, von welchen die fürnembste SORBONNE ist, und hat sie ihre DECORATION des hauses u. BIBLIOTHEC dem CARDINAL RICHELIEU zudancken, welcher ihr [alda] seinen leib und BIBLIOTHEC als ein DEPOSITUM hinterlaßen, aber sie ist ihre erste INSTITUTION einem, namens ROBERT, bürdig aus dem dorff SORBONNE, in dem Kirchspiel SANSE, schuldig, Ihre AUGMENTATION dem S. LUDOVICO,1372 Dieses hauß ist in großer AESTIME in gantz EUROPA und anitzo sieht mann keinen bischoff, Abt, oder geist. von QVALITÄTen, welcher nicht von diesem hauß u. in deßen THEOLOGIschen FACULTÄT DOCTOR sey. Sie wird GOUBERNIRet durch einen PRIOR, welcher unter sich hat einen PROVISOREM, und ist rühmlich genug von dieser SORBONNE geredt, wenn ich euch sage, daß der CARDINAL RICHELIEU in seinen ehren titul sich PROVISOREM SORBONNAE und deren SOCIUM nennete. Deßen dann Zeugnis gibt die überschrifft, so er an die Kirche, welche er gebauet, hat mahlen laßen. Es seind mehr als 300 DOCTORES in der SORBONA. Aber sie sind nicht PROFESSORES, welchen der König große GAGEN gibt, Andre können auch wohl da LOGIRen, aber sie müßen was vor den tisch zahlen, und es ist niemahls vergönnet, darinnen öffentlich braten zueßen, weilen nicht viel darzu gestiffet, Das COLLEGIUM von NAVARRA hat mehr DOCTORES. Es ist FUNDIRet worden von JOHANNA Gräfin von CHAMPAGNIen und Königin von NAVARRA, so an den PHILIPPUM den Schönen verheyrathet gewesen.1373 In dem wir hiervon reden ist zu REMARQVIRen, daß von den 44. Königen, welche NAVARRA gehabt 12 gewesen seyn von Frantzösisch geblüet, so wol von der LINEA von EURE oder durch Heyrath der JOHANNA D’ALBERT mit ANTONIO von BOURBON.1374 Der itzige König ist in die 44 mit eingerechnet, Es sind in dem COLLEGIO von NAVARRA ein groß PROVISOR, ein groß CHRESTIER und mehr andere OFFICIERe von DIGNITÄTen ohne die PROFESSORES, die alle DISCIPLINen in HUMANITATIBUS INFORMIRen. Die PHILOSOPHIe, die THEOLOGIe als in der SORBONNA CREIRet, aber sie seynd nicht sohoch geacht, FRANCISCUS I. hat den Königliche COLLEGIUM FUNDIRet, solte bestehen in 12 PROFESSORIBUS, so die ORIENTALIsche sprachen als Griechisch etc. wie auch MATHEMATIC, PHYSIC: und RHETORICAM DOCIRen solten. HENRICUS IV. hat es erbauen laßen, wie es itzo ist, aber sein unverhoffter tod u. die vielfaltigen Kriege, so darzu kommen, haben verhindert daß das COLLEGIUM nicht ist verfertiget worden. Ihr habt 1372 1373 1374
Louis IX, vgl. Anm. 121. Philippe IV (1268–1314), der Schöne, König von Frankreich, verm. mit Jeanne I de Navarra (1273–1305), Königin von Navarra, Gräfin der Champagne. Antoine de Bourbon, vgl. Anm. 129.
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noch ein COLLEGIUM von 3. bischoffen, deßen der [Groß] GRAND AU MONISER DE FRANCE oder groß Allmosengeber DIRECTOR PERPETUUS ist. Die MATHEMATIC. PHYSIC, u. RHETORIC werden darinen alle tage umbsonst DOCIRT [das Collegium von] Das COLLEGIUM von CLERMONT und D’PLESSING,1375 welche der CARDINAL RICHILIEU hat bauen laßen, seynd CONSIDERABLer als alle andere. Allhier ist zu REMARQVIRen, daß die studenten, welche [zu] nicht der UNIVERSITET zu PARIS, als wie graduirte personen die FACULTÄT in den PROVISIONIBUS und MANDATIS, welche mann pflegt zu [ex] machen in FORMA SAUPERUM ehe das CONCORDAT FRANCISCI I. u. LEONIS X. gemacht worden, zu SUCCEDIRen. Mann hat im Vorschlag alle UNIVERSITÄTEN von Franckreich in 4. zu REDUCIRen u. gleicher gestalt auch alle COLLEGIA zu Paris u. sollen selbiger einkunfften zu solchen 4. angewendet werden. Der CARDINAL MAZARINI hatte solches vor zu REFORMIRen, aber er wolte lieber das von den 4 NATIONen stifften, nemlich von ELSAS, CATALONIen, Franckreich u. Italien, worzu er denn verlaßen 2 MILLIONen, 1.450.000 fl. zu dem bau und MOBILIen des Haußes, in welches mann auch die BIBLIOTHEC des MAZARINI TRANSFERIRen wird. COMMITTIMUS Ist ein PRIVILEGIUM welches der König allen seinen DOMESTICIS und bedieneten OFFICIRen von der ADMIRALITET giebet, und deßen die Studenten von [von] der UNIVERSITET zu Paris in FAVOREM ihrer STUDIen, und damit dieses COMMITTIMUS von der UNIVERSITET nicht etwa einen streich erleide, so ist seithero ein OFFICIERer vom CHASTOLET umb selbigen CONSERVATION ESTABLIrt worden. Krafft dieses COMMITTIMUS können die DOMESTICI u. hausgenossen des Königes, OFFICIERer der ARTILLERie ihre CAUSAS REVOCIRen, ihre PARTIen kommen erscheinen machen, durch schrifften rechten, Das COMMITTIMUS der UNIVERSITÄT gibt den STUDENTen eine sonderliche gewalt ihre PARTIen zu CITIRen u. ihr PROCESS auff die große CHASTOLET zu Pariß, welches das vornembste PRAESIDIAL vom Königreich ist, zu ziehen, die UNIVERSITET hat ihre MESSAGERS in allen städten des Königreichs u. weilen ihrer zweyerley sind, Königliche u. die von der UNIVERSITÄT DEPENDIRen, so kauffen aber der meiste theil eines wie das ander. Die UNIVERSITET von Paris hat ihren anfang von ALCUINO,1376 einem Schottländer, u. die FUNDATION vom CAROLO M.1377 Es sind 14 UNIVERSITÄTEN in Franckreich, die Pariser ist unvergleichlich berühmter als die andern, Aber seithero, daß die JESUITen wieder erduldet, vergeringern sie ein ander gar sehr, wie nun das Römische recht nicht anders als durch duldung u. PERMISSION in diesem Königreich dociret worden, also weren keine STUDENTen, so sich deßeleben sondern viel mehr 1375 1376 1377
B: 251r: de Plessis. Alcuin of York (um 735–804), angelsächsischer Gelehrter. Karl der Große, vgl. Anm. 119.
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des JURIS CANONICI befleißen, seit 4 Jahren hero nachdem der GENERAL ADVOCAT TALON1378 seiner Majestet REPRAESENTIRet [die dignität] wie leicht es ist die DIGNITÄT eines DOCTORIS auch noch wohl abwesend, wann mann nur durch einen boten den PROFESSORIBUS 20 thlr. zahlen ließ, zu überkommen, so hat dieser misbrauch den König zu [einer] bestellung eines [stuels] COLLEGII dadurch die PROFESSORES keinen zu ACCEPTIRen ENGAGIRet, zu CONSENTIRen vermöget, durch dieses mittel itzo sich nicht mehr als geschickte leute angeben, und unterlaßen doch gleichwohl nicht die Königliche GENERAL ADVOCATen u. PROCURATORES ihnen einen LEGEM zu RESOLVIRen und auff die ordinantzen u. gewohnheiten des Königreichs zu antworten vorzuschreiben, und nach diesem wird ein ieder nach ablegung des Eydes vor der großen Kammer als ADVOCAT des PARLAMENTs erkennet, das Alter ein ADVOCAT zu seyn ist nicht bestimmet, aber einen rath abzugeben, muß mann Zeugen seiner frömmigkeit u. wohlverhalten in seines alters, welches gemeiniglich 25 sind, vorbringen, Ein Leutnant CIVIL und GENERAL in einer provintz soll gleiches alters, als ein rath seyn. Er muß auch das JURAMENT PRAESTIRen, und von demselbigen erkant werden. Mann erfondt das alter, weilen er eine gewiße PRAESTANTie und AUTORITÄT den räthen überkommen, welche heimlich PERSVADIRet, daß sie CAPABel sind, von andern personen oder Kammer Einnehmern u. diejenigen, welche des Königes geld unter den handen haben, begehret mann nichts anders, als daß sie können AD PROPORTIONEM ihrer verrichtung CAUTION leisten. Von den JESUITen in Franckreich. Ich meine nicht, daß ich mich von meines vorbringen, wenn ich sage, daß die COMPAGNIE der JESUITen vor ihren FUNDATOREM, dem PATRIARCHAM IGNATIUM DE LOOULA,1379 und FRANCISCUM XAMIERES,1380 alle beyde Spanier, haben, sondern es ist umb euch zuunterrichten, daß diese beede nach dem sie zu STUDIRen zu Paris in das COLLEGIUM zu S. BARBARA kommen, haben sie mit 4. Frantzosen freundschafft gemacht u. alle 4. mit zusamen einig die FUNDAMENTA ihrer wißenschafft in der berühmten Kirche von S. DENI gesetzet, wo itzo die Geist. demo martyr genand, wohnen, von Paris seyn sie nach Jerusalem gangen, und nach dieser reiß sich zu des Pabsts füßen geleget, umb APPROBATION ihrer gelübde zuerhalten, aber die Gottefurcht dieser guten Väter hatte nicht so viel Krafft zur selbigen Zeit vom Pabst was zu erhalten, als nach der wißenschafft u. großem STUDIRen des PATRIS ANNES des andern GENERALs der JESUITen, welcher mehr erhielte, als erhofft, weil er so wacker das INTERESSE der Päbste auf dem CONCILIO zu TRIENT DEFENDIRT hatte, seine wißenschafft, seine damit solchem schein, daß mann sich pressiret ihnen COLLEGIA zu geben, u. seinetwegen FUNDATIONES zuthun, sie sind lang genug gewesen, ehe daß sie sich 1378 1379 1380
Denis Talon (1628–1698), Avocat général au Parlement de Paris. Íñigo López (Ignatius) de Loyola (1491–1556), Mitbegründer des Jesuitenordens. Francisco de Xavier (1506–1552), Mitbegründer des Jesuitenordens.
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in Franckreich stablirten, aber endlich haben die RECOMMENDATIONES des Päbst. stuels über die DIFFICULTETen, welche das PARLAMENT u. UNIVERSITET machten, in dem sie wohl sahen, daß ihre einsetzung dem Königreich FATAL were, den vorzug behalten, Der CARDINAL von Rockevoco1381 Bischoff von CLERMONT1382 gab ihnen das COLLEGIUM von seinem bischoffthumb, und FUNDIRTe sonderbahre einkommen vor die Studirende, so aus dem Kirchspiel CLERMONT wird dahin kommen, zu dem ende, damit mann ihme nicht könte vorwerffen, wann er [entwende] es S. PETRO [zu dem ende damit] entwende u. S. PAULO wieder giebt. HEINRICUS IV. gab ihnen sein Schon Hauß zu FLECHE, allwo er empfangen worden, aber diese DONATION ist gar an die undanckbare gerathen, in dem sie in wenig Zeit hernach durch die Hand eines mörders Jean Chastel genand,1383 ihren STUDIORUM, das leben wollen nehmen laßen. Dieser gute Monarch konte doch nicht unterlaßen, ihnen sein Hertz zugeben, welches der Hertzog von MONBAZON1384 mit großer CEREMONie dahin gebracht, LUDOVICUS XIII. hat auch ORDINIRet, daß die seinige in der JESUITer Kirche in der gaß S. ANTOIN möchte DEPONIRet werden, beyde haben JESUITen zu beichvätern gehabt, und der ietzige König gebraucht sich derer nicht weniger entweder durch gewohnheit oder durch IMITATION, der PATER COTTON,1385 war PROVINCIAL von Franckreich u. beichtvater des HEINRICI IV. der PATER SOUVRAN1386 hatte die gleiche CHARGE bey der Königin, der König LUDOVICUS XIII. gebrauchte sich lange des PATRIS CAUSSINGUS,1387 welcher den buch gemacht, LA COUR SAINTE genandt,1388 ein werck, welches von aller welt hochgehalten worden, und die ehre gehabt, daß es in alle sprachen von EUROPA ist übersetzet worden, aber dieser gute Pater in dem er nicht das glück gehabt dem CARDINAL RICHELIEU zu gefallen, hat ihn seine EMINETZ bey dem König verdächtig gemacht, blos weil er dem CARDINAL die SECRETA des Königs CONFERSION nicht offenbahren wolte, deswegen er nicht konte ruhen, biß er ihn vom hoff gebracht, die eintzige ursache seines EXILII war, daß dieser beichtvater wieder die ermahnungen des CARDINALs den König ermahnet hatte, seinen Hn. bruder u. frau Mutter nicht so hart zu TRACTIRen, Die Königliche Mutter gebrauchet sich als beichtvaters eines FRANCISCANer, Spanischen Mönches, u. hat niemahls die JESUITen geliebet, in dem sie ein mistrauen [zu ihnen] auff sie gesetzt, weil sie dem Pabst die SECRETA der CONFERSIONen, welchem sie eine allgemeine DEPENDENCE schweren, offenbahren. 1381 1382 1383 1384 1385 1386 1387 1388
B: 262r: Rochefaucauld. François de La Rochefoucauld (1558–1645), 1585–1609 Bischof von Clermont, 1607 Kardinal. Jean Châtel (1575–1594), verübte 1594 ein Attentat auf Henri IV. Hercule de Rohan (1568–1654), Duc de Montbazon Pierre Coton (1564–1626), Jesuit, Beichtvater. Jean Suffren (1571–1641), Jesuit, seit 1615 Beichtvater der Königin Maria de’Medici. Nicolas Caussin (1583–1651), Jesuit, Beichtvater. Nicolas Caussin, La Cour sainte, ou l’institution chrestienne des grands, avec les exemples de ceux qui dans les cours ont fleury dans la saincteté, Paris: Chappelet, 1624.
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1389 Vndt ist der Papst der Jesuiten einiger PROTECTOR: Die andern Orten CONTENTIREN sich einem CARDINAL zum PROTECTOR zu haben: Auß liebe gegen den papst thun Sie ein Viertes gelübde vnd durch ihr mittel weiß der papst aller monarchen SECRETA auch biß in die innerliche INTENTIONES: Ihr wisset wohl, daß Sie durch HENRIC: 4. ausgeiaget, aber durch die threuen vnd SOLLICITATION der MARIE von MEDICIS1390 welche dazu durch den papst CLEMENTEM VIII.1391 bewegt worden, wieder eingesetzet sindt: Der König hat beyder bitten wegen ihrer wiedereinsetzung nicht versagen können obwohl das PARLEMENT v. UNIVERSITETEN darwieder PROTESTIRET. Der Jetzige König bedienet sich des JESUITEN=PATERS nahmens ANAT1392 bürtig auß LANGUEDOC, aber man hat mir gesagt Er habe noch einen andern vnd der PATER ANAT erwartet heut oder morgen eine ORDRE welche auch dem PATER CAUSSIN seine DISGRACE bringet, dieses von aller welt vorher gesehen v. auch gewünschet weylen Er eines boßhafften vnd betrügerischen gemüthß sein soll. Die JESUITen haben 50 COLLEGIA in dem Königreich. Sie haben 3 heuser einer vor die NOVICIOS das ander für die studenten das dritte für die PROFESSORES. Das NOVICIAT ist nicht wie bey andern Geist. heusern beschaffen, welches sich innerhalb iahres frist endiget, der JESUITen ihres währet zwey Jahr, v. waß am sonderligsten bey ihrem orten ist, daß Sie sich der personen versichern aber die personen sind nicht ihrer versichert, eß seye dan daß sie sonderliche proben bey ihrem orten zu verbleyben abgeleget haben. Seydhero 4 oder 5 Jahr haben die BANQUEROUTEN der Kirchen v: die APOSTASIE deß PATER BASILE zu LYON, deß PATER FLEUREAU zu BOURDEAUX v: die Betrigerreyen des PATER FAURONE zu PARIS die JESUITen in so schlechten CREDIT gesetzet, daß man Sie fast gar nicht mehr achtet. Das ienige so ihnen fast gäntzlichen ihre REPUTATION benommen, [ist] sind die COMMERCIEN so sie in INDIEN gehabt v: die Handlungen so sie in Franckreich vnter dem nahmen entlehnet getrieben. Sie verkauffeten alle CASTORES oder Biber darauß Hütte v: Tücher machete ia ihre Handlung erstreckete sich auch biß auff den TABAC vnd man ist dahinter kommen daß Sie heimlichen renten CONSTITUIRet, aber diese Handlungen sind nicht mehr im Schwancke. Abr Sie sindt doch fast [von] bey allerwelt verhast. Wan ihr wollet proben davon haben, so sehet folgende an: Der Bischoff von BAMIEUX1393 hat ihrer 7 oder 8 EXCOMMUNICIRET vnd verbotten daß keiner auß seinem DIOCAESO zur beicht darff gehen. Der Ertzbischoff von SENS1394 alß Er vernommen das die statt von PROVINS so vnter seinem DIOCES gelegen ihnen 1389 1390 1391 1392 1393 1394
Ab hier wieder von der Hand Anton Fincks. Maria de’Medici, vgl. Anm. 146. Ippolito Aldobrandini (1536–1605), seit 1592 Papst Clemens VIII. Pater François Annat, vgl. Anm. 525. B 252v: Bamieux en Languedocq. Unklar, nicht ermittelt. Louis Henri de Pardaillan de Gondrin (1620–1674), seit 1646 Erzbischof von Sens.
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ein COLLEGIUM OFFERIRET vnd Sie INTRODUCIREN wollen hat Er es selbiger statt EXPRESSE verbotten: Eß stehet ihnen gar nahe v: dorffen über eine faute nicht noch begehen, so würde man sie auß dem Königreich iagen. Ich sagte euch zu vor daß Sie keinen Bischoff noch andern Fursten der Kirchen erkennen. Aber ich hab euch noch nicht gesagt daß Sie sich auch nicht nach art anderer Geistlichen verhalten, Sie wohnen keinmahl allgemeinen PROCESSIONEN v: CEREMONIEN bey: Die Crone so Sie tragen kombt weder mit art der weltlichen noch geistlichen Pristern überein sondern hat von beyden theylen etwas. Ihre einkommen lassen sie nicht wissen, vnd haben so wenig an liegenden Gütern, daß man Sie für arm solte halten, aber alle RECOMPENSen [und be] welche sie wegen ihrer Predigten nebens den beichtgeldern kommen ihnen gar waohl zu Paß, sie leihen daßelbige aus und [wißen es zumahl durch] haben eine Kunst [stü] selbiges zu MULTIPLICIRen, welche niemand als ihnen selbsten bekand, ich kan diesen artickel nicht endigen, ohne daß ich nuch sage, wie ihr GENERAL sein lebenlang regieret, welches doch wieder allgemeine oder andere geist. ist, dieser GENERAL hat 5 gehülffen, nemlich wegen Italien, Teutschland, Portugal, Polen und Franckreich, diese gehülffen haben [nicht mehr als] kein r VOTUM DECISIVUM, und komt diese ehr allein dem GENERAL zu, welcher heutiges tages ist PATER DOLIVA, ein berühmter Prediger, weilen ich von dem generalen rede, erinnere ich mich daß wir deren 4 oder 5 haben, die niemahls nach Rom kommen, e. g. der GENERAL der PATRUM der REDEMTIUM CAPTIOORUM, welchen mann ins gemein nennet MATURINS oder von der Dreyfaltigkeit, Er bleibt allzeit zu Paris u. ist PERPETUUM allmosengeber des Königs. Der GENERAL von den Zusammenkunfft des S. DE MAUR, so von dem orthen des H. BENEDICTI ist, welcher allzeit zu Paris in der Abtey von S. GERMAIN DE PREZ bleibet. Der GENERAL der Carthauser, welcher [sich] sich allzeit und zwar gern in der großen Carthause nahe bey GRENOBEL einschlieset. Der GENERAL der Geist. des H. ANTONII, welche 2 große T. blauer farb auf dem mantel tragen und sind selbige bald zu Paris bald zu Wien. Der GENERAL der PATRUM FEUILANDS [bleibet auch] hält sich bald auf zu TOULOUSE oder in den orthen des S. BERNHARDI, oder zu Paris, nach dem es die verrichtungen seines ordens mit bringen.
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8.4 Politica Historico-Personalia Forschungsbibliothek Gotha, Chart. A 649, fol. 133r–150r, Ausf. Anton Finck.
POLITICA HISTORICO-PERSONALIA MADEMOISELLE DE MONTPENSIER.1395 Ist eine Tochter des Hertzogs von ORLEANZ und MARIA von BOURBON,1396 sie ist itzo von 40 Jahren, u. hat von den schönsten gütern im Königreich. Die SOUVERAINITÄT von BONBRU und andern örther in BAUJOLOY gehören ihr zu, wie auch VILLE FRANCHE, all wo sie ihr PARLAMENT hat, worvon der leutenant GENERAL von LYON ihr öberster PRAESIDENT ist, Sie hat da mehr als 150 Kirchspiel. Sie läßet Silbermüntzen schlagen u. ist Hertzogin von CHASTELLRONT1397 zwischen BOITIERS und TOURS, sie ist Hertzogin von MONPENSIER und DAUPHINE von OUGARNIEN,1398 Gräfin von MONTAIGNE in NORMANDIE, Gräfin von AUGE1399 und Frau zu HONFLEUR und HARFLEUR, Sie hat vom verstorbenen Hertzog von GVISE1400 die grafschafft PONT D’EUX1401 erkaufft, welches eines von den schönsten stücken von Franckreich ist, diese graffschafft bringt ihr jährlich bey die 50.000 thlr. einkommens, un kostet ihr 2 MILLIONEN das ist m/600 fl. an paarem geld, außer einer MILLION, welche ihr der Hertzog von GVISE schuldig war, also daß [es] sie sie [kostet] 3 MILLIONEN kostet. Sie ist Hertzogin von S. FARCHEAU1402 und frau von CAMPIGNIE, u. hat bey 12.000 Edelleut zu VASALLen, sie hat vor mehr als 2 MILLIONEN werth kleinodien, welche sie theils von der Königin von Engelland erkaufft hat, der große DIAMANT SANZI,1403 welcher ihr zugehöret, ist nicht viel geringer als der, welchen der groß Hertzog1404 hat, und wenn er die tieffe hätte, welche der zu FLORENTZ hat, wer er viel höher zu AESTIMIRen. [Alß] Sie hat [sie] die helffte von dem Lüxenburg, und MADAME die wittwe1405 das übrige, der König wird beydes erkauffen, umb dem DAUPHIN1406 ein PALAIS daraus zu machen,
1395 1396 1397 1398 1399 1400 1401 1402 1403 1404 1405 1406
Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 83. Vgl. Anm. 1156. Châtellerault. Dauphine d’Auvergne. Vicomtesse d’Auge. Henri II de Lorraine, Duc de Guise, verkaufte im Jahre 1657 die Comté d’Eu. Comté d’Eu. Saint Fargeau. B 253r: Sansy. Ferdinando II de’Medici (1610–1670), Granduca di Toscana. Marguerite de Lorraine (1615–1672), verm. mit Jean Baptiste Gaston d’Orléans. Louis, vgl. Anm. 134.
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diese PRINCESSIN gedachte Keyserin zu werden, weil FERDINANDUS III.1407 ihrer begehret. Der König von Engelland1408 hat den Korb von ihr bekommen. Der Hertzog von Savoyen1409 hat sie geliebet, aber viel mehr wegen ihres Hertzogthums von MONPENSIER und wegen der SOUVERAINITÄT BONBRU, welche zu nechst bey seinen landen liegen, der König von Portugall1410 begehrte ihrer auch, aber er getraute sich nicht fortzufahren, in deme er wohl wuste, daß dieses dem König nicht würde angenehm seyn, in deme er ihr UNIVERSALer erbe seyn will, Sie vermag mehr als 25 MILLIONEN, [Ihr müst aber wißen,] und zwar [deßwegen, daß die Ämpter] weilen die herrschafften so, wie die ihrigen sind, sich vor 70 MILLIONEN verkauffen, als zum exempel eine Herrschafft, welche Jährlich nicht mehr als 12 biß m/15 fl. einkommen hat, wird doch vor m/60 verkaufft, wenn sie nur den titul einer Marggraffschafft, Fürstenthumbs oder Graffschafft hat. Die Fürstenthümer in Franckreich, sind geringer als die Marggraffschafften, wie auch die meisten Graffschafften, u. ist es ein titel, welcher kein RANG oder platz weder im PARLAMENT noch im LOUVRE gibt. Aber MADEMOISELLE hat [gantz] fast gantz keine Herrschafften, welche nicht zu Hertzogthümern erhoben sind. Die Graffschafft DEUX ist eine von den ältesten 12 Hertzogthumern des Königreichs, und hat sie davon die Herrschafft in gantzer selbigen gegend, EUX ist eine sehr wohl am meer gelegene stadt u. zwar bezeigen solches die JESUITen, weilen sich selbige anders nicht als an guten örthern auffhalten u. einsetzen. Ist also die wahrheit, daß MADEMOISELLE eine von den reichsten Partheyen von EUROPA ist, aber doch die unglücklichste PRINCESSIN von der welt, weilen sie ohne gelübde gezwungen ist eine Jungfrauen zu bleiben. [Der verstorbene Hertzog und Cardinal von Richelieu,] Lebenßlauff deß verstorbenen Hertzogß und CARDINALS von RICHELIEU. Man wirdt nur die Zeit unnöthig verlieren, wenn mann viel von seinem adel u. hoheit seiner EXTRACTION herbey wolte bringen, es ist genug, wenn ich sage, daß FRANCISCUS1411 sein Vater die ehre gehabt bey der ersten CREAv TION des HENRICI III.1412 CHEVALIEUR des H. Geistes erwehlet zu werden. Ihr wißet, daß 4 GENERATIONEN des Adels, so wohl von väterlicher als mütterlicher seite gehören, CATARINA DE RASECHOUARD, sein mutter,1413 ist von dem Eltesten geschlecht von BOITOU, der Hertzog von MORDEMAR1414 ist von selbigem Hauß, der mönch von RICHELIEU,1415 deßen THUANUS1416 gedencket, 1407 1408 1409 1410 1411 1412 1413 1414 1415
Ferdinand III., vgl. Anm. 175. Charles II, vgl. Anm. 153. Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 151. Afonso IV (1643–1683), König von Portugal, 1667 abgesetzt. François IV du Plessis (1548–1590), Seigneur de Richelieu. Henri III, vgl. Anm. 123. Françoise de Rochechouart war die Großmutter des Kardinals, die Mutter war Suzanne de La Porte. Gabriel de Rochechouart, vgl. Anm. 96. François IV du Plessis.
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ist großvater dieses CARDINALS gewesen, selbiger hat die CHARGE des [groß] GRAND PREVOST DE FRANCE ET DE L’HOSTEL gehabt, und wann mann wolte weiter gehen, würde mann von seinen voreltern finden, welche alliance mit dem hauße Treu, welches eine LINEE von dem LUDOVICO M. Königs in Franckreich ist, Aber weilen dieser warheit niemand CONTESTIRET, so ist genug, wann ich euch sage, daß von FRANCISCO DE BLESSI und von der Frau DE ROCHECAURD 3 söhne u. 2 Töchter,1417 nemb. SUSANNA1418 u. NICOLE [gebohren] erzeiget, deren die letzte an den Hn. MARQVIS DE BREZE verheyrathet worden.1419 Wovon die PRINCESSIN von CONDÉ1420 und der ADMIRAL DE BREZE sein bruder,1421 welcher von einer stückkugel in der belagerung vor ORBITALLEAU1422 geblieben, entsproßen, SUSANNA1423 Ist an den Hn. BONOUCLES1424 [gekome] verheyrathet, wovon herkomt MARIA von VINGUEROT Hertzogin von ESQVILION1425 u. FRANCISCUS DE VINGUEROT,1426 GENERAL der GALEEREN. ALPHONSUS LUDOVICUS Eltester sohn, nachdem er lange Zeit bischoff zu LOUZON gewesen, ist endlich Carthauser worden, und nachdem das glück seine Kinder wieder in die welt gebracht ist er erst. bischoff zu EUX, zu LYON und endlich CARDINAL worden.1427 [Dieser ist es, welcher] In dem der Bapst in RIGORE nicht auff ein Zeit 2 brüder zu CARDINÄLe konte machen. Aber URBANUS VIII.1428 hat im PLENO CONSISTORIO PROTESTIRT, daß er des CARDINALS RICHILIEU MERITen nichts versagen konte, der andre nante sich LUDOVICUS ANTONIUS von RICHILIEU,1429 welcher in einem DUEL durch den MARQVIS DE THEMINE1430 wegen COMPETENTZ des GOUBERNEMENTS D’ANJOU ist umbkommen. Der dritte war JOHANN ARMANDUS von BLESSI CARDINAL,1431 Hertzog, PAIR und ADMIRAL in Franckreich, ein Soldat oder den waffen DESTINIRet, Aber seine COMPLEXION, welche fest u. DELICAT war, u. den eyfer das bischoffthumb DE LUZON bey seinem Hauß zu behalten vermochte ihn den langen Rock anzulegen u. seinem Studieren abzuliegen, welchem er dann in 1416 1417 1418 1419 1420 1421 1422 1423 1424 1425 1426 1427 1428 1429 1430 1431
Jacques Auguste de Thou, vgl. Anm. 410. Neben den drei Söhnen waren es auch drei Töchter. Das ist nicht korrekt, sie hieß Françoise. Nicole du Plessis (1587–1635), verm. mit. Urbain de Maillé (1597–1650), Marquis de Brézé, Maréchal de France. Claire Cleménce de Maillé-Brézé, vgl. Anm. 185. Jean Armand de Maillé, vgl. Anm. 425. Orbetello. Françoise du Plessis (1586–1615). B 255v: Boncoulé. René de Vignerot (1590–1625), Seigneur de Pont-Courlay. Marie Madeleine de Vignerot, vgl. Anm. 1363. François de Vignerot (um 1609–1646), Marquis de Pont-Courlay, Général des galères. Alphonse Louis du Plessis de Richelieu, vgl. Anm. 408. Maffeo Barberini, vgl. Anm. 524. Das ist nicht richtig, es handelte sich um Henri du Plessis (1579/1580–1619), Marquis de Richelieu. Antoine de Lauzières (gest. 1621), Marquis de Thémines. Armand-Jean du Plessis, vgl. Anm. 154.
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dem COLLEGIO zu NAVARRA nachkommen, aber mit selbigem PROFIT sich nicht befriediget, sondern noch 2 Jahr lang 8 stunden alle tag in CONVERSATION eines DOCTORIS von der SORBONNAE zugebracht, und dadurch glücklich auf sein Vorhaben gekommen, von dar er denn also bald auff die bäncke der SORBONNAE u. denn auff die vornembste Cantzeln von PARIS gestiegen, dahin denn der gantze hoff zu gelauffen, u. die [Jenige] Königin MARIA von MEDICIS1432 nicht eine eintzige von seinen Predigten versäumet, davon dann gekommen, daß in dem sein Verstand [so] der Königin [sol] so hell und klar geschienen, [daß] sie dem HENRICUM IV1433 ihren Ehemann ihn zu einem von seinen Allmosengebern zu machen erbeten, der todt des HENRICI IV. nach dem Er diese PRINCESSIN in QVALITÄT einer Regentin SOUVERAIN in dem Staat gemacht, gebrauchte sie sich offt dieses Allmosengebers, und deßen rathschläge vnd CONCHIGNI, der brühmte unter dem Namen MARESCHALL D’ANGRE1434 thäte nichts ohne [rathschlagung] CONSULTIRUNG dieses ORACULS, also daß mann glaubet, daß RICHILIEU, in dem er gern [des Car] des MARESCHALL D’ANGRE loß wolt seyn, ihn PERSUADIRet, alle GRANDES zuerniedrigen, etliche durch entfernung vom hoff, andere durch gefängnis, welches Er auch gethan, in dem er sich an den prinz CONDE1435 gemacht, aber dieser rathschlag ist ihm FATAL gewesen. [Carraus XIII. in dem er] LUDOVICUS XIII.1436 in dem er die VIOLENTIen, welche [diß] dieser MARESCHALL an den grösten des Königreichs mit wißen u. PROTECTION der König. Frau mutter nicht mehr vertragen konte, befahl Er dem VITRI [dem] CAPITAIN von seiner GARDE,1437 den MARECHAL D’ANCRE oder CONCHINI genandt zu tödten der tod des CONCHIGNI verhalffe ihm dem CARDINAL bey der König. Frau mutter in gnaden zu kommen, in dem sie ihn Bischoff von LOUZON gemacht. Denn die Bischoffthümer sind nicht erblich, bleiben aber doch gemeiniglich bey den häusern, und durch diese heimliche POLITIC wird der König von Vettern, brüdern, u. Kindern desto treuer bedienet. JOHANN ARMANDUS gieng also nach Rom u. [der Pabst Paulus V. nach dem er in wegen] u. antwortete dem PAULO V.1438 nach dem er ihn wegen seines alters befragte, behertzt genug, nemlich, daß er 25 Jahr alt were, darauff ihn denn der Pabst zum Bischoff gemacht, aber sobald fiel dieser neue bischoff dem Pabst zu füßen, und bate umb die ABSOLUTION des falschen Eyds, den Er gethan, in dem Er das rechte alter noch nicht erlanget welches dem PAULO V. anlaß gegeben, daß er gesagt, dieser RICHILIEU würde einmahl der gröste betrü1432 1433 1434 1435 1436 1437 1438
Maria de’Medici, vgl. Anm. 146. Henri IV, vgl. Anm. 125. Concino Concini (Conchine) (1575–1617), Marquis d’Ancre, Maréchal de France. Henri II de Bourbon, vgl. Anm. 137. Louis XIII, vgl. Anm. 130. Nicolas de L’Hôpital (1581–1644), Marquis, später Duc de Vitry, Capitaine des Gardes du Corps, Maréchal de France. Camillo Borghese (1552–1621), seit 1605 Papst Paul V.
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ger u. gröste POLITICUS von der welt werden, diese prophezeiung ist in der PERSON dieses ministers erfüllet worden: Dan in dem Erkant wie daß die INCLINATION der Königin durch PERSUASION deß Hertzog von FLORENTZ1439 auff Spanien gerichtet vnd daß Sie ob Eß schon mit nachtheyl ihres Sohn des Königes geschahe ihme zugefallen war, in dem ihr aber der Todt des MARECHAL D’ANCRE welches durch deß Königs befehl geschehen war noch im Kopff stacke Vndt Er sich deßwegen zu reuhen suchte, vertirirete Sie Sich deßwegen auff PLOIS: Dieser RICHELIEU muß alß Bischoff von LUZON, welcher Sich wegen der Königin flucht dem König nicht SUSPECT machen noch gern mit diesem händeln wolte zu haben, behabe Sich auff seine Priorey COUSSY nahe bey SAUMUR, alwo Er das schöne buch daß sich noch heut zu tage alle PRAELATen vnd Dorfpfaffen gebrauchen können, verfertiget. Die Königin ist von BLOIS durch den Hertzog von D’ESPERNON1440 weggeführet vndt mit 800 pferdten nacher ANGOULEME gebracht worden. RICHELIEU ist darauff befohlen worden Sich nacher AVIGNON zu begeben, aber wie durch seine MEDIATION der König vndt Königlichen Fr. Mutter wieder könte versehnet werden schickte ihm der König durch einen von Adel einen brieff von seiner eigenen handt, welches verursachte daß Er sich also balt per posta nacher hoffe begab. Vnterdessen richtet die Königin eine ARMÉE auff vnd der Konig dagegen eine andere, die BATAILLE geschahe AU PONT DE CEÉ, entlich wurde der Vergleich zu BRIESAC getroffen, und umb diesen frieden zu bekräfftigen hat der Hertzog von LUYNE seinen Enckel COMBALET1441 dahin vermogt daß Er deß RICHELIEU alß Bischoff von LUZON Baaße geheyrathet:1442 Dieser verknüpffte Frieden brachte Ihme die QUALITET deß statß SECRETARII vnd hernacher den CARDINALS Hutt zu [vnd zu von] nach dem nun der Hutt von Rome gekommen wurde der Fürnembst Minister DECLARIRET. Wie Er aber diese CHARGE erlanget, finge Er an kaltsinnig gegen die Königin zu thun, verließ ihr INTERESSE vnd ergab sich hingegen gantz v. gar dem Könige. Die Königin wolte darauff sein Glück, welches doch erst zu wachsen anfinge über hauffen werffen v: den H. von MARILLAC1443 deß MARECHAL von MARILLAC1444 bruder welchem ihr den Kopff v balt werdet sehen abhauen an seine stelle bringen. Der König hatte sich durch die thrähnen der Königin vnd eingeben seines fürnemsten MINISTER welche ihren Vntergang schon durch die ELEVATION v. erhöhung dieses CARDINALS sahe, einnehmen lassen, [daß] also daß der König den CARDINAL vom hoffe zu entfernen gewilliget hatte. Aber der CARDINAL welcher klüger alß die 1439 1440 1441 1442 1443 1444
Cosimo II de’Medici (1590–1621), seit 1609 Granduca di Toscana. Jean Louis de Nogaret de La Valette, vgl. Anm. 993. Antoine de Grimoard de Beauvoir du Roure (gest. 1622), Marquis de Combalet, Neffe Charles d’Albrets (1578–1621), Duc de Luynes. Marie Madeleine de Vignerot, vgl. Anm. 1363. Michel de Marillac (1560–1632). Louis de Marillac, vgl. Anm. 394.
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Königin v. alle seine feinde war ging ins LUXENBURG welches PALAIS die Königin erbauen lassen, v: bekame durch Verständnuß einer von der Königin DAMEN eine thür eröffnet durch welche sonsten kein Mensch durffte eingehen, alß daß der König vnd Königin sich sehr verwundert wan sie diesen MINISTER in dero CABINET alwo die letztere CONFERENCE wegen seines bannes vorging, eingehen sahen: Man nennet dieses den tag der betrigerey dan die beyde bruder von MARILLAC hatten Sich schon GRATULIREN lassen die fürnembste MINISTRI zu werden. Aber wie der CARDINAL seiner Mayst. sein CONDUITE erwiesen vnd wie treulich Er in allem es meinete, haben beyderseytß Sie Maysten. nicht anders gekönt, alß ihn fast mit weynenden augen umb verzeiung zu bitten. Vndt dieser CARDINAL könte nicht gutes muthß sein alß biß Er die Königliche Fr. Mutter vom hoffe, den MARECHAL MARILLAC den Kopff abschlagen lassen vnd dessen Bruder ins EXILIUM gebracht worinnen Er auch gestorben. Dieser CARDINAL PARDONNIRTE niemandt v: wie Ihme der Hertzog von ORLEANS1445 seine Baase von EGILLON1446 welche Er zu einer Hertzogin gemacht zu heyrathen REFUSIRETE, rächete Er an ihm diesen [Koc] Korb, daß Er sich in Lotharing RETIRIREN muste wo Er hernacher die MARGERITE des Hertzog von Lottharingen schwester zur ehe genommen,1447 beyde Hertzogen haben zu ihrem grosen Vnglück sich darauff CONJUNGIRET v: sindt mit einer ARMÉE in LANGUEDOC eingefallen, [welches] dessen GOUUERNEMENT der Hertzog von ORLEANS der Hertzog von MOMORENCY1448 umb selbigen destomehr auff seine seyte zu bringen PROCURIRET hatte. Dieser arme Herr mischete sich bleuder weise auch mit ein, weylen Er mit dem CARDINAL streytig worden v: Er Ihme deßwegen die DIMISSION der ADMIRALITET ankündigen liesse. Der CARDINAL, umb dieses Vngewitter welches bloß auff ihn gerichtet war, abzuwenden, riethe dem Könige so balt alß eß möglich eine ARMÉE auff die beyne zu bringen v: deroselben COMMENDENT dem MARECHAL von SCHOMBERG1449 zu geben. Die BATAILLE ging Bey CASTELNAUDARY vor, der Graff von MORET1450 vnächter Sohn deß HENRICUS 4. wurde alda erschossen, der Hertzog von MOMORENCY gefangen vnd nacher TOULOUSE gebracht, alwo Er seinen Kopff gelassen ob wohl alle fürneme vor ihn gebeten aber doch keine Gnade vom König erhalten können. Dem Graffen von SOISSON1451 were eß nicht besser ergangen sein wan Er nicht im treffen geblieben were, der Jenige ihn erschossen hat 3.000 pistolen deßwegen bekommen der CARDINAL ist dadurch zum höchsten erfreuet worden: Der Hertzog von ORLEANS welcher nicht gtrawte wieder nacher Franckreich zu 1445 1446 1447 1448 1449 1450 1451
Jean Baptiste Gaston de Bourbon, vgl. Anm. 131. Marie de Bourbon, vgl. Anm. 173. Marie de Bourbon wurde auf dem Schloss Gaillon geboren. Marguerite de Lorraine, vgl. Anm. 172. Henri II de Montmorency, vgl. Anm. 189. Henri de Schomberg, vgl. Anm. 419. Antoine de Bourbon (1607–1632), Comte de Moret, natürliches Sohn des Königs Henri IV. Louis de Bourbon, vgl. Anm. 144.
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kommen flohe nacher Brüssel alwo die Königliche Fr. mutter auch ware, Seine Gemahlin begab sich auch dahin zu Ihme, vnterdessen liesse der CARDINAL deß Hertzog von ORLEANS Heyrath mit der Hertzogin von Lottharingen durch einen ARREST vom PARLEMENT vnd durch einen ARREST [deß] der Bischoffe welche deßwegen zu PARIS zusammen gekommen vor nichtig vnd vnduchtig erklären. Diesen AFFRONT könte der Hertzog von ORLEANS nicht vergessen, also daß der MARQVIS von EFFIAT1452 Oberstallmeister v: MIGNON deß LUDOVICI 13. nicht grose mühe gehabt den Hertzog von ORLEANS zu PERSUADIRen vnd den Hertzog von BOUILLON1453 welcher dem CARDINAL das Hertzogthumb SEDAN zu verkauffen REFUSIRET zu gewinnen eine LIGE gegen ihn zumachen, in welche der König von Spanien1454 auch CONSENTIRTE vnd der König selbsten vnterschriebe Sie mit eigener Handt weylen Er anfing deß CARDINALS müde zu werden. CINGMARS1455 der Oberstallmeister versprache ihn zu MONTARGIS umbzubringen, aber der CARDINAL hatte allezeit was mayestetisches in seinem angesicht, welches es verhinderte, anderstheylß versicherten die MEDICI, die reise nach PERPIGNAN welches der König in person belagern wolte, würde den CARDINAL vollend auffopffern also daß derjenige so ihn töden wolte dadurch aufgehalten würde. Vnter= dessen wurde der CARDINAL aller dieser Händel kundig begehrte derowegen PERMISSION vom Könige sich nacher TARRASCON zu begeben, welche Er auch leichtlich erhalten. Der Hertzog von ANGUIEN1456 welcher ietzo PRINCE DE CONDE ist nahme sich der PROTECTION des CARDINALS weylen Er seines Vattern bruder war an, vnd brachte Ihn mit 1.400 pferdten nach TARASCON. Vnd alda wurde Er gantz kranck, schickte derowegen COURIRES über COURIRES mit ORDRE zu dem CONTE DE GUICHE,1457 (welcher einer von seinen stieffenckeln geheyrathet) mit dem feinde zu treffen v: die BATAILLE zu verliehren eß möchte auch der verlust so groß sein alß er immer wolle. Dieser CONTE DE GUICHE ietzo MARECHAL DE GRAMMOND COMMENDIRTE die ARMÉE nebens dem Graff RANZAU1458 in CHAMPAGNE. Der GENERAL LAMBOY1459 war alda eingefallen mit 12.000 Man. Der CONTE DE GUICHE in dem Er im Kriegßrath PROPONIRTE den LAMBOY anzugreiffen wurde außgelacht, in dem alle OFFICIRES der ARMÉE ihme RESPECTIRTen, [Alle] daß mann der feind. ARMÉE nicht wohl ankommen könte, u. daß eine list würde seyn, zu sehen, wann sie sich selbst würden RUINIREN. Aber alle diese RATIONES haben nichts erhalten können bey dem Hertzog zu GVISE,1460 welcher deßwegen mit dem Graffen von RAN1452 1453 1454 1455 1456 1457 1458 1459 1460
Henri Coiffier de Ruzè d’Effiat, vgl. Anm. 417. Frédéric-Maurice de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 271. Felipe IV (1605–1665), König von Spanien. Henri Coiffier de Ruzè d’Effiat, vgl. Anm. 417. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 82. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 75. Josias de Rantzau, vgl. Anm. 426. Guillaume de Lamboy, vgl. Anm. 330. Henri II de Lorraine, vgl. Anm. 81.
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in einen streit gekommen [v: darüber] v: einiger Zaghafftigkeit beschuldigte, dieses nun von sich abzuwenden griff der Graff von RANZAU die feinde des aller erste im grosen an. Vnterdessen liese der [Duc] CONTE DE GUICHE seyne BAGAGE auff PARIS gehen vnd machte sich selbst davon, daher man dan dieses lied gemacht QUE FIT LE ROY, LAMBOY, LAMBOY etc: der CARDINAL hatte dem CONTE von GUICHE anbefohlen daß so balt alß das treffen verlohren were Er eß dem König solte anzeigen. 3 COURIERS wurden an einem tag nach PERPIGNAN an den König abgefertiget, der Konig welcher von natur furchtsam, erschracke noch mehr wie Er niemanden welchen Er CONSULIREN konte: die beyde statß SECRETARII CHAUIN1461 v: DES NOYÉ1462 zogen die schultern ein v: sagten daß niemandt in der welt were, so bey dergleichen grassierenden CONJUNCTUREN den ESTAT zu SALVIREN vnd mittel zu erfinden alß der CARDINAL RICHELIEU. Derowegen der König zu ihme nach TARASCON eylete, der CARDINAL welcher von deß Königß ankunfft schon windt hatte stellete sich noch so kranck an, der König könte kaum für das thor kommen daß Ihme die MEDICI [vnd] entgegen kamen v: die Kranckheit noch so groß machten. Ihr bewillkommen [geschahe] v: vnterwenden geschahe [mit] in thränen dan der CARDINAL konte weinen wan Er wolte, v: gab vor daß seine Kranckheit von nicht anders herkomme alß von deme mißfallen so Er hette daß Er seine Mayst. nicht dienen könne. Der König antwortete Ihme darauff MON COUSIN, ich hab Ewer ietzo mehr vonnöthen alß niemalß, LAMBOY hat meine ARMÉE gantz v: gar geschlagen: Der CARDINAL welcher eß schon zwey tage zu vor wuste, liese doch die thränen hauffen weise fallen v: ließ deßwegen eine über auß grose verwunderung bey sich spüren, aber endlich wie Er sahe daß der König nicht konte wieder zu sich selbsten kommen, noch sich wolte trösten lassen, finge Er an Gnädigster König, ich hab mittel an der Handt, ruhet nicht wegen meiner feinde v: in dem Er solches sagete zeigete Er ihme das ORIGINAL der CONSPIRATION so Er gegen Ihn gemacht hatte, worauff Ihme der König alle SATISFACTION so Er verlangen könte verliehe. Von stund wurde der CARDINAL wieder gesundt v: wurde ORDRE ertheylet den Oberstallmeister v: den Hertzog von BOUILLON welcher die ARMÉE in ITALIEN COMMENDIRTE in ARREST zu nehmen, man vergasse auch nicht des Mr von THOU1463 vndt alle 3 wurden nach LYON auff das CITADELL gebracht vnd nach die INTERROGATORIA [von beyden] hergangen sindt beyde CINQMARS vnd von THOU zum schwert verdammet worden, der DUC DE BOUILLON konte nicht davon kommen alß durch CEDIRUNG des Furstenthumbß SEDAN worüber Er SOUUERAIN war. Der CARDINAL kehrte her= nacher wieder alß in einem TRIUMPHE nacher PARIS, aber über den todt konte Er nicht [über] TRIUMPHIREN welcher Ihn von dieser welt weg nahme den 4 8br. anno 1642 welchem der König ein iahr hernach folZAU
1461 1462 1463
Léon Bouthillier (1608–1652), Comte de Chavigny, Secrétaire d’État aux Affaires Étrangères. François Sublet (1589–1645), Seigneur de Noyers, Secrétaire d’État de la Guerre. François Auguste de Thou, vgl. Anm. 413.
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gete. Eine wunderliche sache die Königliche Fr. mutter starb ein Jahr zu vor vnd citirte den CARDINAL für den Richter Stuhl Gottes allwo Er auch erscheinen muste. In seinem TESTAMENT hat bey weytem seinen Erben nicht so viel hinterlassen alß der CARDINAL MAZARINI1464 welcher bey 36 MILLIONEN [gelassen] LEGIRET: Ich rede es alß der ich eß gelesen v: CALCULIRET. Der CARD. RICHEL: machte mehr alß Konigliche DEPENSE vnd hatte sein PALAIS v: die Statt RICHELIEUX außgebauet wie ingleichen die SORBONNE vnd das PALAIS ROYAL zu PARIS Er hat auch noch das prächtige COLLEGIUM DE PLESSIS erbauet. Dahingegen der MAZERINI nichts alß das COLLEGIUM der 4 NATIONEN gestiffet. Das übrige ist seinen baasen, welche alle PRINCESSINEN sindt verblieben. Vom Lebens Lauff deß CARDINAL MAZARINI. PETRUS1465 bürtig von MAZARO auß dem Konigreich SICILIEN kam nacher Rom umb alda sein Glück zu suchen, in dem etliche RECOMMENDATIONES hatte welche Ihme einen zutritt bey PHILIPPE DE COLONNA1466 CONESTABLE DE NEAPOLI verursachet: Dieser nahme ihn zu seinem Kammerdiener an vnd macht Ihn etliche Zeit hernacher zu einem Schösser über eines seiner Ämbter welche Er nahe bey Rom hatte, alwo PETRUS sein glück vndt freundtschafft so wohl zu MENAGIREN wuste, daß Er Ihme seiner Gemahlin Kammerfrau1467 zum weybe gab, auß selbigem Ehebett ist entsprossen der berümbte CARDINAL JULIUS So 22 Jahr [durch] der Kron Franckreich gedienet, Er hatte einen bruder nahmens MICHAEL1468 einen DOMINICANER Mönche welchem Er das GENERALAT selbigen orthens zu wege brachte, folgendß das Ertzbischoffthumb AYX, hernacher den CARDINALS Hutt, endlichen aber das Er VICE ROY in CATALOGNIEN wurde. Er hat 4 Schwestern gehabt, deren die Elteste [ist] an einen römischen von Adell nahmens LORENTZO MUTI1469 ist verheyrathet gewesen welche ohne Kinder gestorben. Die andere ist zu CASTEL GANDOLFO geistlig gewesen v: ist ietzo zu S. MARIE AL CAMPO MARZO.1470 Die dritte hat gehabt LORENZO MANCINI1471 Römischen BARON: von [selb] diesem sind vnterschiedliche Kinder erzeuget worden: alß der CARDINAL MANZINI, JUSTINUS PHILIPPUS Hertzog zu NEUERS.1472 noch 2 andere deren der eine bey der pforte zu St. ANTHONII in PARIS ist erstochen worden,1473 der ander ist zu PARIS bey den JESUITEN gestor1464 1465 1466 1467 1468 1469 1470 1471 1472 1473
Jules Raymond Mazarin, vgl. Anm. 161. Pietro Mazzarino (1576–1654). Filippo I Colonna (1578–1639), Duca e Principe di Paliano, Gran Connestabile del Regno di Napoli. Ortensia Bufalini (1575–1644). Michele Alessandro Mazzarino (1605–1648), Dominikaner, seit 1645 Erzbischof von Aix-enProvence, seit 1647 Kardinal. Clelia Mazzarino (1609–1649), verm. mit Marchese Pietro Antonio Muti (gest. 1649). Anna-Maria Mazzarino (1608–1669), Priorin von Santa Maria in Campo. Geronima Mazzarino (1614–1656), verm. mit Michele Lorenzo Mancini (1602–1660). Philippe Jules Mancini, vgl. Anm. 396. Paul Mancini (1636–1652), Capitaine de Chevau-légers.
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ben.1474 Er hat auch noch gehabt 5 döchter die Elteste hat bekommen den Hertzog von MERCOEUR,1475 welches der erste Heyrath von des CARDINALS MAZARINI befreundeten in Franckreich ist welcher Hertzog von MERCOEUR den andern Baasen des CARDINALS für eine PASSAGE v: wege zum glück gedienet. Die andere nahmens OLYMPIE hat gehabt den PRINCEN EUGENE des PRINCEN THOMAS von CARIGNAN IST AMADÉE Hertzogen von Saphoyen brudern Sohn.1476 Dieser PRINCE EUGENE hat vom VICTOR König erhalten daß Er sich Graff von SOISSON genandt, in deme seine Mutter des Graffen von SOISSONS Fursten vom geblute, schwester war, von diesem sind von verschiedene Kinder herkommen. Die dritte VICTORIA genandt hat gehabt den PRINCEN DE COLONNE CONESTABLE.1477 Die 4te den Hertzog MELLERAYE welcher den nahmen vndt wappen deß MAZARINI angenommen.1478 Die 5te ANNE den Hertzog von BOULLON1479 Oberkammerherr des Königß dessen Schwester dem Printzen von Beyern1480 verheyrathet würde werden, dieses sind alle Kinder von der dritten Schwester deß CARDINALS MAZARINI. Die 4te v: letzte von seinen Schwestern hat gehabt den Grafen von MARTINOZZI1481 von welchem sind zwey töchter herkommen. Die Elteste hat bekommen den Hertzog von MODENE1482 die andere den Printzen von CONTY1483 die Elteste hat nur einen Printzen1484 welcher anietzo regiret von Ihrem Herrn gehabt v: dessen der CARDINAL D’ESTE1485 vormunde ist. Die PRINCESSIN von CONTY ist seyd 3 Jahren wittwe v: hat 2 PRINCEN deren schönheit den glantz ihrer hohen geburt übertrifft, der Elteste nennet sich PRINCE DE CONTY,1486 der ander Graff DE CLERMONT,1487 wegen andecken vnd zeichen des Graffen von CLERMONT des H. LUDOVICI Sohns, von welchem sich alle PRINCEN des hauses BOURBON de1474 1475 1476 1477 1478 1479 1480 1481 1482 1483 1484 1485 1486 1487
Alphonse Mancini (1644–1658). Laure Victoire Mancini (1636–1657), verm. mit Louis de Bourbon (1612–1669), Duc de Mercoeur, Duc de Vendôme, 1667 Kardinal. Olympe Mancini (1640–1708), verm. mit Eugène-Maurice de Savoie (1635–1673), Prince de Carignan, Comte de Soissons. Marie Mancini (1639–1715), verm. mit Lorenzo Onofrio II Colonna (1637–1689), Gran Connestabile del Regno di Napoli. Hortense Mancini (1646–1699), verm. mit Armand-Charles de la Porte (1632–1713), Duc de Meilleraye, Duc de Mazarin. Marie Anne Mancini (1649–1714), verm. mit Godefroy Maurice de La Tour d’Auvergne (1636– 1721), Duc de Bouillon, Grand Chambellan. Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne (1652–1706), verm. mit Maximilian Philipp Hieronymus (1638–1705), Herzog von Bayern. Laura Margherita Mazzarino (1606–1685), verm. mit Conte Geronimo Martinozzi (ca. 1610–1639). Laura Martinozzi (1636–1687) verm. mit Alfonso IV. d’Este Anna Maria Martinozzi (1637–1672), verm. mit Armand de Bourbon (1629–1666), Prince de Conti. Francesco II d’Este (1660–1694), Duca di Modena. Rinaldo d’Este, vgl. Anm. 498. Louis Armand I de Bourbon-Conti (1661–1685), Prince de Conti. François Louis de Bourbon-Conti (1664–1709), Comte de Clermont.
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riviren. Der CARDINAL hat einen so geringen anfang gehabt das Eß wunderlich scheinet, wan man die ELEUATION seines glückes ansiehet. Er folgete anfangß dem CARDINAL COLONNA1488 (Sohn des PHLIPPI) [in] nacher Spanien, welcher in wolte studiren lassen, aber anstatt daß Er studiren solle verliebte Er sich in seines wierths tochter, dieses alß eß der CARDINAL COLONNA erfahren VOCIRETE Er ihn wieder nach Rom v: alß der Papst URBANUS 8.1489 wegen des Kriegß in VALTELINE völcker lassen werben, liese Er sich vnterhalten v: wurde Fendrich, aber Er wurde des soldatenwesens eben so balt alß des studirens müde, kehrete deßwegen wieder auff Rom, vnd wurde des CARDINALS PANCIROLLA1490 LEGATI À LATERE welcher den Frieden zwischen beyden Kronen wegen CASAL TRACTIrete, SECRETARII. Diese CHARGE glückte ihm so wohl daß Er sich sehr bey dem CARDINAL seinem Herrn beliebt machte. Der MARQUIS von ST. CROIX1491 LIEUTENANT GENERAL der spanischen ARMÉE wurde sowohl durch die geschickligkeit dieses SECRETARII geführet daß Er eben so wohl alß der CARDINAL PANIROLLA in alle PROPOSITIONES deß friedens, welche der Cron Franckreich sehr vortheylhafftig waren willigte. In dem hiese zwar daß alle teutsche GARNISONS so in deß Hertzog von MANTUE landen weren solten außziehen v: daß man alß dan zugleich die frantzosische GARNISON auß CASAL [solte] wolte gehen lassen, MAZARINI liesse diesen ACCORD PUNCTUELLEMENT in dem Hertzogthumb MANTUE EXECUTIREN, aber Er gebrauchte sich eine STRATAGEMATIS in dem Er die Frantzösische GUARNISON durch ein thor auß v: durch das andere wieder eingehen liesse. Dieses machte Ihn sehr verdächtig bey dem Papst brachte Ihm aber auff einmahl des Königß v: des CARDINALS RICHELIEUX Gnaden zu wegen welcher also balt Eine sonderliche OPINION von seinem verstande bekame v: alß der CARDINAL PANCIROLLO nach THURIN kam, umb einen Vergleich [mit] zwischen seiner Koniglichen Hoheit deß Konigß Lud: 13. schwester1492 vnd dero Schwager nemlich dem CARDINAL MAURITZE1493 v: dem printz THOMAS1494 welche Ihr die regirung DISPUTIRTEN v: deßwegen belagert in TURIN hielten, thät, Ihme dem MAZARINI der König die Ehr mit sich in seiner Kutsche zu nehmen gleichwie auch den CARDINAL RICHELIEU, dieses war der anfang seiner hohen Ehren v: kommet folgentß sein glück welches sich anfänget nach deß CARDINALS RICHELIEU todt, welchem Er seine grose ADMINISTRATION in welcher wir ihn gesehen schuldig ist, dan Er RECOMMENDIRTE Ihn dem König zum hochsten alß Er sterben wolte welcher ihn her1488 1489 1490 1491 1492 1493 1494
Girolamo Colonna (1604–1666), 1627 Kardinal. Maffeo Barberini, vgl. Anm. 524. Giovanni Giacomo Pancirolo (1587–1651), päpstlicher Legat beim Friedensschluss von Cherasco 1631. Álvaro II de Bazán y Benavides (1571–1646), Marqués de Santa Cruz, 1630 spanischer Gouverneur Mailands. Marie Christine de Bourbon, vgl. Anm. 150. Maurice de Savoie, vgl. Anm. 1320. Thomas François de Savoie, vgl. Anm. 163.
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nachero das Haubt seines rathß gemachet vnd balt darauff zum CARDINAL weylen Er die JALOUSIE den Fürsten welche die Fürnemste stelle im rath PRETENDIREN konten, benehmen wolte Lud: XIII alß Er gestorben hat Ihn zum COMMISSARIUM v: EXECUTOREN seines TESTAMENTS gemacht, vertrawete Ihme die Vormundschafft deß DAUPHINS v: ADMINISTRATION seines Konigreichß. Die regirende Königin wolte Ihn auch nicht lassen v: die enge CORRESPONDENS dieser beyder Haubter hat vieler Zungen reden vnd auch lug gemacht, welche geglaubet haben daß der CARDINAL dieses Königes Vatter were. Aber die gute leute haben sich wohl betrogen, weylen der Konig auf der welt gewesen, ehe der CARDINAL einen fuß an Königlichen hoffe gebracht oder iemahls das LOUURE gesehen v: das erste Jahr alß Er in Franckreich kommen wurde Er nicht anders angesehen als eine person so INTERESSE an des CARDINALS RICHELIEU FORTUNE hatte. Ich hab bey deß Königs reise zu Metz gesehen, da Er gezwungen gewesen in seiner CAROSSE zu LOGIREN vnd wie der CARDINAL RICHELIEU dem printzen CASIMIR1495 die erste AUDIENTZ gab war Er so verdüstert daß Er nicht ins CABINET könte gehen. Ich sage dieses nur umb diejenige so Ihn für deß LUDOVICIS 14. Vatter halten von dero glauben abzubringen. Eß würde zu viel werden wan ich von der OBLIGATION wolte sagen so Er dem CARDINAL ANTONIO1496 schuldig v: hingegen von der [sonder] so der ANTONIO v: sein bruder FRANCISCO1497 dem CARDINAL MAZARINI für seine Ihnen geleisteten dienste schuldig sind dan eben durch seine RECOMMENDATIONES haben beyde CARDINÄL bey die 7 oder 8 Jahr wieder die PERSECUTION deß INNOCENTII X.1498 ihr ASYLUM in Franckreich gefunden. Die Erste EMPLOII v: Verrichtung so MAZARINI in Franckreich gehabt, ist daß Er im Nahmen des Königß POSSESSION in SEDAN genommen, eß sind gute v: böse zeiten in Franckreich gewesen in dem Er gezwungen gewesen aus dem Königreich zu gehen umb dem PARLEMENT v: Volck ein genüge zu thun. Aber diese flucht ist rühmlich für Ihn gewesen, dan in dem Er zu Köln war, PRACTICIRTE Er kauffte an sich alle die TROUPPES welche der Hertzog von Neuburg1499 LICENTIERte v: kame also wieder mit allen diesen truppen zu POICTIERS zum Könige. Das PARLEMENT zu PARIS erhube hernacher mehr alß keinmahl seine REPUTATION v: ob wohl seine Güter vor ein Drittel v: Viertell verkaufft waren gewesen v: auff seinen Kopff 50.000 thlr. gebotten waren, so [machte] erweckte doch seine wiederkunfft eine solche freude bey dem Volck also daß Er sich bey seinem Glück nicht zu befurchten hatte. Zu Ende seiner ADMINSTRATION finge Er an übell mit der Königlichen Fr. Mutter zu stehen weylen Er nicht in den heyrath ihres Herrn 1495 1496 1497 1498 1499
Nicht ermittelt. Antonio Barberini, vgl. Anm. 467. Francesco Barberini, vgl. Anm. 523. Giovanni Battista Pamphilj (1574–1655), seit 1644 Papst Innozenz X. Wolfgang Wilhelm (1578–1653), Herzog von Pfalz-Neuburg.
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Bruder tochter Jetziger Königin v: in den Frieden mit Spanien CONSENTIREN kunte, aber entlich haben die Thränen der Königin überwunden v: Er selbst [noch] nahm auff sich den Frieden mit LUDOVICO DE HARO1500 Furnemster minister von Spanien zumachen. Dieser Friede ist geschlossen worden zu L’ISLE DE PHAISANS nahe bey ST. JEAN DE LUTZ ET DE FONTARABIE aber diese reise verursachte viel zu deß CARDINALS tode, in dem Er vorher vrtheylete man möchte sein Gedächtnus einiger COMPLAISANCE anklagen in dem er Frieden machte v: zwar auff eine Zeit da der König in Franckreich könte SOUVERAIN in Flandren werden, alwo der MARECHAL DE TURENNE1501 COMMENDIRTE. Eß ist auff des CARDINALS RECOMMENDATION geschehen das der König den Mr KOLBERT1502 in dienste genommen, dan alß der CARDINAL nacher Köln geflohen war, RECOMMENDIRTE Ihme Mr TELLIER1503 welcher ein Sohn einer COLBERTIN,1504 das COLBERTIsche Geschlecht v: versicherte dabey daß Er Einen treuen v: SECRETEN menschen würde finden, der CARDINAL machete Ihn darauff bey seiner wiederkunfft zum SURINTENDANTEN über sein Hauß v: alß Er sterben wolte, bathe Er den König daß Er sich seiner gebrauchen wolte. Vom lebenslauff deß Mr KOLBERT. KOLBERT heute zu tage DIRECTOR der Koniglichen Kammer v: mehr alß SURINTENDANT derselben, hat auch noch die DIRECTION aller Koniglichen heuser vndt aller MANUFACTUREN vom gantzen Königreich. Er ist von einem so mittelmasigen herkommen daß Er nirgent alß in seiner statt welche RHEIMS in CHAMPAGNE ist bekant war: Er ist den anfang seines Glücks dem Mr von TELLIER schuldig, welchen eß erbarmet daß Er ihn solte ohne dinste zu PARIS sehen weylen seine Mutter eine COLBERTIN war,1505 derowegen Er Ihn dem CARDINAL MAZARINI RECOMMENDIRTE. Der CARDINAL errinnerte sich wieder [aus] wie Er von Köln auß Teutschlandt zurückkame dieses COLBERTS vnd [wie] weyl sein Haußwesen gantz durch die Vnruhe so Ihme PARIS verursachte zerstöret war, sagte Er zu Mr TELLIER Er solte Ihme einen Hoffmeister v: Haußbedienten schaffen, dan Er deren nicht einen hatte. Mr TELLIER nahm diese gelegenheit in acht v: PRESENTIRTE ihme diesen COLBERT, welcher sich nachmahlß so wohl in des CARDINALS HUMEUR schickete, daß Er ihn gantz einnahme. Vnd zu RECOMPENCE seiner dienste verehrte Ihm der CARDINAL das PALAIS welches gantz nebens dem seinigen ist vnd RECOMMENDIRTE ihn [mit] in 1500 1501 1502 1503 1504
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Luis Méndez de Haro y Guzmán, vgl. Anm. 468. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 76. Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 79. Michel Le Tellier, vgl. Anm. 435. Die Schwester Michel Le Telliers, Claude Le Tellier (1604–1644) war verm. mit Jean-Baptiste Colbert, Seigneur de Saint Pouange, dieser war ein Cousin Nicolas Colberts, des Vaters des Jean-Bapist Colbert. Das stimmt nicht. Telliers Schwester Claude (1604–1644) verm. sich mit Jean-Baptiste Colbert de Saint-Pouange, einem Cousin des Vaters Jean-Baptist Colberts.
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aller demuth dem Könige. Wie seine EMINENCE gestorben, wurde Ihme der König AFFECTIONIRET v: sonderlich alß Ihme COLBERT ein PACQUET [br] überliefferte welches Ihme der CARDINAL bey seinem tode hinterlassen, in welchem alle nahmen der Grosen Herrn welche dem König SUSPECT sein solten v: derer, welchen er trauen vnd sich bedienen solte, aufgezeignet waren. Er RECOMMENDIRTE dem Konig den Mr TURENNE, dessen Er sich allezeit bedienen solte, umb eine gute verstandnuß vnter den HOU= GONOTEN zu vnterhalten, welche höchst erfrewet wurden sein, wan Sie Ihn des Königß ARMÉE wurden COMMENDIREN sehen. [Ihm] Im Rath solte Er den MARECHAL VILLE ROY1506 alß einen gewissenhafften v: auß [seinen] den schrifften v: ORIGINALIBUS seines groß Vattern gelehrten man behalten. FOUQUET1507 solle Er abschaffen alß einen man welcher allzu grosen anfang v: hin v: wieder INTERESSIRET ist vndt dargegen [sich] den Mr D’ALLIGRE,1508 umb sich dessen in den FINANCES zu gebrauchen, annehmen, welchen Er in dieser MATERIE für den geschicktesten vnd allein würdig hielte die Cantzlars stelle nach dem todt deß Mr SEGUIER1509 zu besitzen, welchem man auch das Siegel abnehmen solle v: eß hingegen dem Mr von MORANGE1510 geben (dieser letztere ARTICLE ist nicht EXECUTIRET worden.) Die [Fürnemste] CHARGE des obern PRAESIDENTEN solle man dem Mr DE L’AMOIGNON1511 geben v: sich dessen im fürhaben v: ENTEPRISE wegen ORANGE, MARSEILLE vnd AVIGNON gebrauchen, von welcher CHARGE lange zuvor wegen deß Hertzogen von MERCOEUR, welcher seine erste baase MANCINI geheyrathet hatte,1512 ware gerathschlaget worden: Er RECOMMENDIRTE sehr den Graffen von SOISSON welcher eine an von seinen baasen geheyrathet hatte1513 vndt solte der König sich nicht durch die thränen der Königlichen Fr. Mutter bewegen lassen dan sie hette ihn schon betrogen Insonderheit aber sollen Ihm SUSPECT sein der Hertzog von BEAUFORT1514 vnd die statt PARIS. Das LOUURE soll eylent ausgemacht werden umb sich selbigem vnruhigen pöbel zu wiedersetzen, alles dieses war dem König eine LECTION mit [ein] einer angehengten vnderthanigen Bitte daß Er sich des COLBERTS bedienen wolle. Der König hat sich niemalß mehr verwundert alß wie COLBERT umb geheyme AUDIENCE anhielte, Er gedachte was die Ursache muste sein, aber dieses nachdencken hörete balt auff alß Ihme COLBERT das PACQUET des CARDINALS zu eigenen Händen überreichete. Vndt ich erinnere mich daß ihn der König gefragt: Wie: Wo habt ihr dan den H. CARDINAL gelassen? Kommet ihr auß der 1506 1507 1508 1509 1510 1511 1512 1513 1514
Nicolas de Neufville, vgl. Anm. 169. Nicolas Fouquet, vgl. Anm. 116. Étienne II d’Aligre (1592–1677), 1661 Commissaire im Conseil royal des Finances. Pierre Séguier, vgl. Anm. 432. Nicht ermittelt. Guillaume de Lamoignon (1617–1677), Präsident des Parlements de Paris. Laure Victoire Mancini, vgl. Anm. 1475. Olympe Mancini, vgl. Anm. 1476. François de Bourbon-Vendôme, vgl. Anm. 90.
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andern welt vnd ist Er besser da LOGIRET alß im LOUURE. COLBERT antwortete mit seiner ordentlichen bescheydenheit daß Er befehlt gehabt dieses erst. 6 wochen nach deß CARDINALS todt Sr. Mayst. zu PRESENTIREN. Der König enthielte es dem gantzen Hoff v: hat eß niemandem COMMUNICIRET, den andern tag darauff entsetzte Er den Mr DE RATABON1515 der CHARGE des Oberauffsicht über die Königliche gebew v: begnadigte den COLBERT damit doch mit dieser CONDITION daß COLBERT obgedachtem RATABON m/100 thlr. zur RECOMPENCE gebe. Dieses ist die erste Verrichtung v: erste Gnade so Er vom König embfangen. Nach diesem reisete der Konig nach BRETAGNEN v: zwar [mit vorgeben] liesse man auß sprengen, daß man etliche räthe vom PARLEMENT zu RENNES zur straffe wolle ziehen, aber eß war nur umb FOUQUET in hafft zu nehmen v: zu gleich von BELLE ISLE meister zu werden [des] deren die FORTIFICATION so weyt war gekommen daß Sie gantz BRETAGNIEN hette INCOMMODIREN können. FOUQUET ware selbiges mahl nicht wohl auff, aber die Hoffnung so ihm der König gemacht hatte daß Er solte GARDE DES SEAUX werden, veranleytete ihn dem König auff dieser reise zu folgen umb die FONCTION dieser hohen CHARGE anzufangen. Man sagte allenthalben der Cantzlar habe nicht einen augenblick mehr seine CHARGE zu EXERCIREN vnd redete von nichts alß seiner Vngnade. Aber man verwunderte sich nicht wenig wie man vernahme daß FOUQUET mit 600 pferden nach PARIS kam vnd gerade nach der BASTILIEN gebracht wurde. Eben umb diese Zeit wurde COLBERT zur DIRECTION der FINANCES beruffen, der König hat ihme diese DELICATe Verrichtung anvertrawet vnd Er hat sich auch [derer] bißhero selbiger so wohl [gebrauchet] angenommen daß sich sein Glück von tag zu tag vermehret, der König selbsten machet offenbahr daß Er Ihme wegen der helffte seiner guter OBLIGIRET seye welche durch seinen fleiß herbeygebracht seyn worden. In EFFECTU eß ist COLBERT, so den König auff die gedancken gebracht, die JUSTITZkammer vor die PARTISANS v: alle welche mit den FINANCES zuthun gehabt auffzurichten . Diese JUSTITZkammer hette COLBERT höchlich OBLIGIRET wan Sie FOUQUET CONDAMNIRET hette, aber Sie ist durch die OPPOSITION deß Mr von ROQUESENS1516 PARLEMENTSrath in der PROVENCE verhindert worden, das glück dieses MINISTERI ist nicht weniger versichert durch die entfernung deß armen H. FOUQUET, vnd ob ihn wohl das fewer welches die gantze CIDADELLE von PIGNEROLL [pardoniret] auffressen wollen, PARDONIRET, so wurdt ihn doch COLBERT nicht PARDONNIren, weylen [dan] Er [vorhersiehet] vorhersiehet daß die wiederkunfft dieses vornehmen CRIMINALS sein gäntzlicher RUINE sey würde. Aber waß ihme eine sonderliche Versicherung seines glückß v: seiner CONSERVATION giebt, [ist] sindt die hohe ALLIANCES die Er durch verheyrathen seiner töchter v: auch seiner bey hoffe 1515 1516
Antoine de Ratabon (1617–1670), Seigneur de Trémemont, Conseiller du Roi, 1656–1664 Surintendant général des bâtiments. Pierre de Raffélis de Roquesante (1619–1707), Conseiller au Parlement de Aix-en-Provence.
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v: im Königreich wachet: der Hertzog von CHEUUREUSE,1517 Sohn deß Hertzogß von LUINE1518 v: Enckel deß CONNESTABLE des Hertzogß von LUINE1519 hat die Elteste von seinen töchtern geheyrathet. Der [Hertzog] MARQVIS von St. AIGNAN1520 Einiger Sohn deß Hertzogß von St. AIGNAN1521 wurdt die ander1522 nehmen v: man helt dafür der Hertzog von FOIX1523 so von dem alten geschlecht von NAUARRE v: dem höchst berümbten GASTON DE FOIX,1524 Enckel des LOYS XII.1525 welcher die schlacht vor RAUENNE gewonnen, werde die dritte1526 heyrathen. Sein Eltester Sohn1527 würd bey nahe Hertzog zu NEUERS werden v: sein Jungster1528 einer von den Furnemsten PRAELATen von Franckreich, [also daß ich wohl sagen darff daß Colbert werde] vndt die Ursache warumb ich sage daß COLBERT Hertzog von NEUERS kan werden, ist, daß MANCINI welchem das Hertzogthumb zugehöret1529 bey hoffe veracht ist vnd seine INCLINATIONES nacher ITALIEN stehen, alwo Er einen bruder1530 hat vndt einen Schwager der CONNESTABLE zu NEAPOLIS ist:1531 Eß ist länger alß 6 monathe daß wegen dieses verkauffß ist gehandelt worden. Vndt letztlich alß MADAME DE CHEUREUSE1532 seine tochter auff einem bal ware, allwo sich ihre Fr. Mutter auch befanden,1533 sagte der König überlaut zu ihr: MADAME ihr werdet nicht lange das Mißfallen haben daß ich ewre tochter furgehet ich will euch auch balt zur Hertzogin machen: Sie antwortete aber nicht alß durch eine dritte REVERENCE v: alle die Jenige welche eß höreten huben die schultern in die höhe. COLBERT 1517 1518 1519 1520 1521 1522 1523
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Charles Honoré d’Albret (1646–1712), Duc de Chevreuse, 1667 verm. mit Jeanne-Marie Colbert (1650–1732). Louis-Charles d’Albret de Luynes (1620–1690), 2ème Duc de Luynes. Charles d’Albret (1578–1621), Duc de Luynes, Connétable de France. Paul de Beauvillier (1648–1714), Marquis de Saint-Aignan. François Honorat de Beauvilliers, vgl. Anm. 93. Henriette-Louise Colbert (1657–1733). Unklar, da es diesen Titel nicht gab. Der letzte Träger des Titels Comte de Foix war Henri IV. 1607 wurde die Grafschaft zur Krone gezogen. Im frühen 15. Jahrhundert entstand die Linie Foix-Candale. Diese führten im 17. Jahrhundert den Titel Duc de Randan. Gemeint ist hier vielleicht Henri François de Foix de Candale (1640–1714), Duc de Randan. Gaston de Foix (1489–1512), Duc de Nemours, Louis XII war nicht sein Großvater, sondern sein Onkel. Louis XII, vgl. Anm. 876. Marie Anne Colbert (1665–1750), 1679 verm. mit Louis I de Rochechouart (1663–1688), Duc de Mortemart. Jean Baptiste Antoine Colbert (1651–1690). Jacques Nicolas Colbert (1655–1707), 1691 Erzbischof von Rouen. Philippe Jules Mancini, vgl. Anm. 396. Unklar, beide Brüder waren bereits gestorben. Lorenzo Onofrio II Colonna (1637–1689), Gran Connestabile del Regno di Napoli, verm. mit seiner Schwester Marie Mancini (1639–1715). Jeanne-Marie Colbert (1650–1732), 1667 verm. mit Charles Honoré d’Albret (1646–1712), Duc de Chevreuse. Marie Charron, verm. mit Jean-Baptiste Colbert.
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nennet sich bloß allein MARQUIS von SEIGNETAN,1534 ist eine Herrschafft so Er in BOURGOGNEN hat, aber eß sind mittell genug da derer mehr zu kauffen alldieweyl seine Kasten von gelt fast von einander bersten. Er hat 3 bruder, deren einer PRAESIDENT vom Königlichen rath im Elsass ist,1535 aber bey kurtzem nacher Wien geschickt weylen man dahin keinen AMBASSADEUR schicket, der ander bruder ist MAISTRE DE REQUESTES,1536 der dritte COMMENDIRET die COMPAGNIE der 300 MUSQUETAIRE.1537 Vom lebenslauff deß Mr TELLIER. Mr TELLIER1538 ist ein wenig von höherm herkommen alß COLBERT v: LYONNE1539 vndt weylen Er studiret ist Er anfänglich Königlicher PROCURATOR auff CHASTELET gewesen, diese CHARGE alß Er sie EXERCIRETE war nicht gering sie galte m/800 fl. aber seydhero der König alle OFFICIA biß auff die helffte ihres wertß REDUCIRET vndt diese CHARGE gewin v: nutzen bringet weylen alle handt werckßleute ehe sie Meister werden fur ihr schweren mussen alß ist die doch bey m/800 fl. geblieben. Waß nun verursachet, daß TELLIER allezeit in CONSIDERATION [geb] gewesen, ist daß Er älteste von den andern beyden ist. Wie Er diese CHARGE verkaufft, ist Er MAISTRE DES REQUESTES worden v: in dem Italianischen Krieg in QVALITET eines INTENDANTEN der JUSTICE gebraucht worden. Der anfang seines glückß machte sich durch diese verrichtung v: zwar auff diese weise wie folget: Nach dem die CONJUNCTION vndt LIGA des Hertzog von ORLEANS,1540 deß Hertzog von BOUILLON1541 vndt CINCQMARS1542 nebens dem König von Spanien1543 [entdecket] durch deß CARDINALS RICHELIEU INTRIGUEN entdecket, so ist die frage gewesen wie man diese personen könte gefangen nehmen. Der Hertzog von BOUILLON COMMENDIRTE das mahl die ARMÉE in Italien sein furhaben war die ARMÉE mit den spanischen zu CONJUNGIREN v: damit auff einmahl in Franckreich zu fallen. Der CARDINAL schickte Königliche ORDRE dem Mr TELLIER sich deß Hertzog von BOUILLON zu bemächtigen v: diese ORDRES gaben ihme mittel seinen anschlag welcher an sich selbsten ohnmöglig schiene werckstellig zumachen. Der H. CARDINAL schrie1534 1535 1536 1537 1538 1539 1540 1541 1542 1543
Seignelay. Charles Colbert (1629–1696), Marquis de Croissy, 1662 Président à mortier au Parlement de Metz, 1668 französischer Gesandter bei den Friedensverhandlungen in Aachen. Die Charge des Maître des Requêtes hatte ebenfalls Charles Colbert inne. Der dritte Bruder, Nicolas Colbert (1628–1676), war 1661–1671 Bischof von Luçon und seit 1671 Bischof von Auxerre. Édouard François Colbert (1633–1696), Comte de Maulévrier, Capitaine des Gardes Françaises, ab 1665 der Mousquetaires, zuletzt Lieutenant Général. Michel Le Tellier, vgl. Anm. 435. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 78. Jean Baptiste Gaston de Bourbon, vgl. Anm. 131. Frédéric-Maurice de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 271. Henri Coiffier de Ruzè d’Effiat, vgl. Anm. 417. Felipe IV, vgl. Anm. 1454.
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be Ihme Er solte eß möchte auch kosten waß eß wolle, den GOUUERNEUR der Vestung CAZAL OBLIGIREN umb eine DECLATION der lebensmittel v: Kriegs MATERIALIEN so sich in selbigem PLACE befinden, zu haben. Der GOUUERNEUR welcher Mr von COMMONGE1544 war sagte, Er wolts gar gern, aber eß were von nöthen daß der Hertzog von BOUILLON alß GENERAL der ARMÉE gegenwertig were. COMMONGE schickte einen Edelman zum Hertzog von BOUILLON, TELLIER ging mit in person, v: PERSUADIRTEN beyde den Hertzog von BOUILLON nacher CASAL zukommen. Er gedachte an nicht weniger, alß an den streich der Ihm wiederfahren, denn alß er in der CITADEL zu CASSAL angekommen sagte Ihm TELLIER gantz höflich: Ihr Durch: wir wollen unsern Wirth keine unkosten machen, schicket eure Edelleuthe in die statt umb alda zu mittag zu eßen, der Hertzog war wohl mit dieser meinung zufrieden vnd sagte, Ihr Herren; Ihr könt gehen eßen in den besten CABARET, denn Ich will meinen freunden keine ungelegenheit machen. MONSIEUR DE COMMONGE welcher in der CITADEL COMMENDIRTE, ließ alle DAMEN auß der statt hinauf bitten, Vnd gab Ihnen einen PALLET, umb den Hertzog desto höher zubewilkommen, aber unter deßen, alß der Hertzog mit den wackersten zu COURTESIREN anfing, machte TELLIER seine sachen mit dem MON: DE COMMONGE, vnd zeigeten die Königliche orter, den Hertzog in ARREST zu nehmen, wie: sagte COMMONGE, den Hertzog in ARREST nehmen, welchen Ich auf meine PAROLLE hab laßen herauf kommen. TELLIER antwortete, daß der befehl des Königs Ihn schon würde von dieser INCRIMLITET DISPENSIREN, vnd daß Er entweder gehorchen oder es mit seinem Kopf verantwortten solte. COMMOGE sahe endtlich daß er gezwungen währe, dieses alles nicht zu achten, vnter deßen daß man dantzte kam die nacht herbey, vnd der Hertzog, in dem er wolte abschied nehmen, sagte Ihm COMMOGE vnd wieße Ihm zugleich die Königliche orter daß Er befehl hätte, seine person zu ARRESTIREN, vnd man Ihm den Degen, wiese sagte der Hertzog, verräth man die unschuldigen auf solche weiße, worauf TELLIER antwortet Ihr dermahl alles was man thut, geschieht durch Königliche orter, der Hertzog antwortete, er solte vielmehr sagen, durch des CARDINAL RICHELIEU orter, vnd zwar, aldieweil daß Ich Ihm SEDAN nicht verkauffen wollen. Es wahre schon spet, Vnd wie die DAv MES 1545 wolten weggehen, ORDINIRTen COMMONGE vnd TELLIER einen ort, wo sie den Hertzog wolten hinbringen, die pforten von der statt wahren schon zu, der Hertzog entkam Ihnen durch eine thür, so er offen funde, vnd versteckte sich auf einem boden, bedencket ein wenig, in waß für EXTREMITE sich diese beyde COMMONGE vnd TELLIER gefunden, man hat zwey tag zubracht diesen armen Hertzog zu suchen alle Kasten vnd alle Weinfäßer sind durchsuchet worden vnd war nichts mehr übrig alß die kornboden, die SERGENTEN gingen allenthalben vnd suchten mit Ihren hellebarten, biß Sie entlich den Hertzog, welcher sich 1544 1545
Gaston-Jean-Baptiste de Comminges, vgl. Anm. 98. Falsche Sortierung.
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unter alt stroh vnd heu verstecket, in den bauch trafen, Dieser stich bewegte Ihn mit einer ermatteten stimme zu schreyen, weilen Ihm der hunger schon die stimme benahme, man fuhrte Ihn mit großer freude aufs schloß. Der Wirth des Hauses wo er gefunden, wurde ORDINARIE vnd EXTRAORDINARIE gefragt, aber man erkante entlich seine unschuld, vnd auch weilen der Hertzog selbsten sagte, daß kein mensch gewust hätte, daß er im hauße geweßen währe, den tag hernach wurde diese hohe person auf LYON gebracht, von dar er nicht eher wieder loß kommen alß bieß Er SEDAN dem König eingereimet, Last uns wieder auf TELLIER kommen, dieser gute Dienst, den er dem CARDINAL thäte, war das FUNDAMENT seiner erhöhung, sobalt er wieder nacher Franckreich berufen wurde, PERSVADIrte der CARDINAL den König, daß Er Ihn zum stats SECRETARIUM machte, mann muß Ihm diese ehre geben, weilen Er dieselbe sehr wohl EXERCIRET, die Verrichtung seiner sachen gehet das Kriegswesen an, vnd mit einem wort CONCERNIRT sie die ARMEEN so wohl in FLANDERN alß ITALIEN vnd anderwerts, vnd seithero dieser Zeit hat er seinen Verstandt dermaßen erleuchtet, daß sein Sohn der MARQVIS von LOUVEAU, welcher ietzund die CHARGE EXERCIRET, nichts alß ein illumirtes schwein vnd esel durch seinen Vatter ist, welchem Er schuldig ist, daß Er Ihm wießenschafft vnd überauß großes guth gegeben hat, aber besitzet dieß guth, daß Er keinen Menschen des wegen vrsach zur JALOUSIE giebt. [Tellier] Die gröste FAUTE so TELLIER begangen, ist daß Er der Königin1546 gerathen die belagerung von pariß vorzunehmen, versichert, daß er [die] selbiger statt stärcke vnd schwäche wüste, vnd wenn man verhindern könte, daß die drey marckt tage könten gehalten werden, alß nemblich Montag Mittwoch vnd Sonnabent, so würde man die statt dahin bringen, daß sie müsten umb barmhertzigkeit ruffen, auf dieses FUNDAMENT ist die belagerung von paris FORMIRET worden, aber an statt 3 tage hat sie sich das erste mahl 3 monathe lang gewehret. Dieses hat ein wenig des TELLIER CREDIT bey der Königin vermindert, dieses hat Ihn bey den böbel zu paris verhast gemacht, aber seine REPUTATION hat sich von Zeit zu Zeiten RESTABLIRET vnd sein hauß ist ietzo Ihn größerm FLOR alß es iemahls geweßen, alle seine Kinder aufs beste versorget, seine älteste Tochter ist an VILLEQVIER des Marschals D’AUMONT sohn verheyrathet,1547 sein ältester Sohn hat bekommen MADAM DE SOURE, des Königlichen Oberkammerherrens tochter,1548 Man hat müßen allerhandt maginas gebraucht daß diese mit Ihrem Mann wohnen wollen, aber anietzo hat sie sich ziemlich geendert, vnd die halstarrigkeit fahren laßen, weilen sie siehet, daß Ihr Mann so hoch kommen vnd mit dem OFFICIO eines stats SECRETARII ver1546 1547
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Anne d’Autriche, vgl. Anm. 167. Madeleine Fare Le Tellier (1645–1668), verm. mit Louis-Marie-Victor d’Aumont de Rochebaron (1632–1704), Marquis de Villequier, Sohn des Antoine d’Aumont de Rochebaron (1601–1669), Duc d’Aumont, Maréchal de France. François Michel Le Tellier (1641–1691), Marquis de Louvois, verm. mit Anne de Souvré (1646– 1715), Tochter des Jean de Souvré, Marquis de Courtanvaux.
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sehen ist, in der Hoffnung einmahl groß Meister von der Atilerie zu werden. Sein bruder der Abt von TELLIER1549 ist des vürnembsten Ertzbischoffthums versichert, Er hat ietzo schon mehr alß vor m/50 thlr. an BENEFICIEN einkommens, MONSIEUR TELLIER ist vor zwey Jahren stats Minister worden, vnd man kan sagen, daß der stat von diesen dreyen Köpfen gemacht, alß TELLIER, LYONNE, und COLBERT, seine Marggrafschafft liegt in CHAMPAGNIEN, vnd heiset LOUVAY,1550 träget mehr alß m/60 fl. einkommens, die charge eines stats SECRETARII verkauft man so hoch alß man wil, [die] alle SECRETARII seind Ihm statsrath nichts anderß alß schreiber, aber außerdem sind sie götter. Von MONSIEUR DE GUENEGUAD Dieser ist auch Statß SECRETARIUS1551 aber weylen Er ins Königß Hauß wohnet alß ist Er nur im LOUURE bekant Er ist über auß reich v: hat des MARECHAL DE BLESSI PRASLIN [tochter] Schwester geheyrathet1552 v. der MARECHAL D’ALBRET hat dieses GUENEGUAD Schwester geheyrathet.1553 Von MONSIEUR DE LA VEILLIERE. Dieser Statß SECRETARIUS ist vom Hauß von PHILIPPEAUX1554 vnd hat alle AFFAIREN so die CLERISEY von Franckreich betreffen vnter sich. Sein Haus ist das ander LOUURE zu PARIS nahe bey dem PALAIS ROYAL gelegen, Er hat mehr alß vor m/200 Rthlr. Silbergeschir vnd eben so viel an Schildereyen vndt Tappissereyen. Er hat noch ein überauß schön Hauß in BOURGOGNE TENLO1555 genandt, welches D’EMMERY SURINTENDANT über die FINANCES1556 sonsten FOUQUET genand1557 erbawen lassen; alle Statß SECRETARII sindt OFFICIRER vom Orthen deß H. Geistes, vndt in selbiger QUALITET tragen Sie den CORDONBLEAU, aber nicht das Halßband noch den Degen.
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Charles Maurice Le Tellier (1642–1710), Abbé, 1671 Erzbischof von Reims. Louvois. Henri du Plessis-Guénégaud, vgl. Anm. 352. Isabeau de Choiseul (ca. 1610–1677), Tochter des Charles de Choiseul (1563–1632), Maréchal de France. Der Maréchal de France César de Choiseul (1598–1675), Duc de Choiseul, Comte du Plessis-Praslin war nicht ihr Bruder, sondern ihr Cousin. César Phoebus d’Albret (1614–1676), Maréchal de France, verm. mit Madeleine du PlessisGuénégaud. Louis Phélypeaux (1599–1681), Seigneur de La Vrillière, Secrétaire d’État de la Religion prétendu réformée, verm. mit Marie Particelli (gest. 1670). Château de Tanlay. Michel Particelli d’Émery (1596–1650), Surintendant des Finances. Nicolas Fouquet hatte damit nichts zu tun.
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Lebenslauff deß Mr DE LYONNE MARQUIS von BERNY. Seine1558 Geburt hat ihme diesen tittul nicht gegeben, v: wie ihr euch nicht bemuhen durffen die augen auff die EXTRACTION des Mr KOLBERTS zu werffen also durffet ihr auch bey diesem nicht mehr thun, Sie sind beyde von mittelmaßigem herkommen. Dieses ist bloß der vnter= scheydt, daß den COLBERT die Gunst vndt RECOMMENDATION, den LYONNE aber sein herlicher Verstand erhoben, dieser MINISTRE ist von GRENOBLE bürtig v: die RECOMMENDATION des Grafen von SERVIENT, SURINTENDANT über die FINANCES v: PLENIPOTENTARIUS zu Münster,1559 hat dem LYONNE die erste FORME seiner ELEVATION v: erhöhung in dem Er Ihm SECRETARIUM bey der König. Fr. Mutter gemacht, gegeben. Hernacher hat Er Ihn zu seinem PARTICULIER SECRETARIUM gemacht alß Er der Berümbten zusammenkunfft zu Münster, dessen der verstorbene Hertzog von LONGEVILLE das Haubt war,1560 beygewohnet. Kurtz vor diesem hatte man ihn zum Hertzog von Saphoyen1561 geschicket, vmb noch einige streitigkeiten zwischen der König. Hoheit v: dero Herrn Schwähern beyzulegen, vndt wie man auß diesen kleinen verrichtungen seinen hohen Verstand erkennen lernen, hat man ihn alß AMBASSADEUR nach Italien etliche DIFFERENTIEN zwischen dessen LIGIRETEN Fursten beyzulegen geschicket, alß nemlich zwischen der REPUBLIQUE von Venedig dem Großhertzog von Florentz,1562 dem Hertzog von MODENE1563 v: PARMA1564 gegen die BARBERINS deß URBANI 8. Enckel1565 in Sachen CASTRO betreffend. Diese [sache] NEGOTIATION hat Er so wohl in acht genommen v: geführet, daß Er alle zu einem guten Vergleich, welcher zu CHERASQUE geschehen, gebracht. Von dieser Verrichtung ist Er von allen Fursten mit RECOMMENDATIONIBUS bedacht wieder nach PARIS kommen, insonderheit aber [machete ihn des] hat deß papsts ATTESTATION [bey allen von hoffe beliebt] viel vermögt in dem Sie ihn bey allem vom hoffe beliebt gemacht. Aber die letzte Reise so Er mit MARECHAL GRAMMOND1566 nacher Franckfurt auff den Wahltag gethan, hat seine MERITE gantzlich gekrönet: Dan in dessen daß GRAMMOND sich gute tage machte sasse dieser im CABINET v: wartete seiner sachen ab v: machete sich in den AFFAIREN von Teuschlandt durch [die] COMMUNICATION so Er mit den fürnemsten MINISTRIS hatte, so bekandt, daß Er eben so wohl ein Teuscher zu recht kame alß wie Er zu vor alß ein Italiener welchem alle INTRIGUEN v: SECRETEN der ITALIENIschen Fursten bekandt auß Italien zurück1558 1559 1560 1561 1562 1563 1564 1565 1566
Hugues de Lionne, vgl. Anm. 78. Abel Servien (1593–1659), Marquis de Sablé, Surintendant des Finances, Diplomat. Henri II d’Orléans, vgl. Anm. 206, 1645 Leiter der französischen Delegation in Münster. Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 151. Ferdinando II de’Medici, vgl. Anm. 1404. Francesco I d’Este (1610–1658), Duca di Modena. Odoardo I Farnese (1612–1646), Duca di Parma. Vermutlich Antonio und Francesco Barberini, Neffen Urbans VIII. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 75.
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gekommen war. [wiederkam] Aber dieses alles ist noch nichts; die heymliche CONFERENTIEN welche Er mit PIMENTEL1567 einem von den Fürnemsten MINISTRIS von Madrid gehabt, haben solcher masen seinen Verstand erleuchtet, daß man Ihme fürnemlich die CONSOMMATION des letzt geschlossenen friedens zwischen Spanien vnd deß [Heyrath] Königlichen Heyrathß schuldig ist. Dan Er hat 3 reisen allezeit in QUALITET eines Abgesandten in Spanien gethan, der CARDINAL MAZARINI folgete in allem seinen ordren, außgenommen in sachen [welche] Italien betraffen, welche Er selbst regierte: Also daß der König gezwungen gewesen umb Mr DE LYONNE zu erhöhen Einem Vnrecht zu thun, wie folget: der CONTE DE BRIENNE1568 fürnemster Statß SECRETARIUS EXERCIRTE diese CHARGE von langer Zeit her: Sein Vatter1569 vndt Großvatter1570 hatte Sie mit Ehr v: REPUTATION besessen: Der Sohn1571 obgedachten H. Graffen besasse sie schon QUASI IN TITULUM SUCCESSIONIS, verwaltete auch selbige mit gröserm fleiß v: REPUTATION alß alle seine Vorfahren! Ihr habt ohne zweiffel seinen schön buch gesehen so Er lassen außgehen DE STATIBUS SEPTENTRIONALIBUS ET DE ROM. IMPERIO1572 vnd ist dessen LATEIN nicht weniger herlich vndt schön alß die SUBSTANCE: dieser Junge Herr nach dem Er auß Teuschlandt wieder nacher PARIS zurückkommen heyrathete MADAME DE CHAVIGNI1573 mit m/500 thlr. an bahrem Geld, [wie] nebens einer hoffenden Erbschafft welche noch höher kame. Diese DAMOYSELLE ware die Tochter deß MARQUIS CHAVIGNY1574 Statß SECRETARII vnd seiner König. Hoheit CANTZLARS, dessen PRAESUMTIVUS Vatter, der SURINTENDANT DE BOUTEILLERE,1575 der naturliche aber der CARDINAL RICHELIEU war: Aber die glückligkeiten dieses Heyrathß dauerten nicht lange: dan dieser Junge Herr alß Er, wegen hohen alters v: vnvermögenheit seines H. Vattern, welcher an eine PRINCESSIN von LUXENBOURG1576 verheyrathtet ware, das Statß SECRETARIAT angenommen, auch selbiges vor aller welt mit sonderlicher INTEGRITET verwaltete, könte Er doch von deß Königes Verfolgung nicht vnangefochten bleiben, vnd zwar auff weise wie folget: Er spielte einsmahl auff einen abend mit einem LIEUTENANT der GARDES DE CORPS 1567 1568 1569 1570 1571 1572 1573 1574 1575 1576
Antonio Pimentel de Prado y lo Bianco (1604–1671/1672), spanischer Diplomat, 1659 spanischer Gesandter in Paris. Henri Auguste de Loménie (1595–1666), Comte de Brienne, 1643–1663 Secrétaire d’État aux Affaires étrangères. Antoine de Loménie (1560–1638), Secrétaire d’État de la Marine. Martial de Loménie (gest. 1572), Secrétaire du Roi. Louis Henri de Loménie, vgl. Anm. 328. Ludovivi Henrici Lomenii, Briennae Comitis, Itinerarivm [...]. Parisiis: Cramoisy; Bray, M.DC.LXII. Die erste Ausgabe erschien 1660. Henriette Bouthillier (1637–1664), Comtesse de Chavigny. Léon Bouthillier (1608–1652), Comte de Chavigny, Secrétaire d’État, Kanzler Gaston d’Orléans. Claude Bouthillier (1581–1652), Secrétaire d’État aux Affaires étrangères, Surintendant des Finances. Louise de Béon du Massés (1602–1665), Tochter der Louise de Luxembourg-Ligny, Erbin der Comté Brienne.
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deß Königs das spiel HOCQ MAZARIN, also genandt weylen eß MAZARINI erfunden, auff welchem mann auff einmahl all sein Hab vnd guth verspielen kan, vnd gewanne obgedachtem Lieutenant 1.200 pistolen ab: Dieser LIEUTENANT sagte zum König: SIRE, Ich hab all Mein Geld verspielet aber mann hat mich ohne zweiffell darumb betrogen, der König fragte Ihn: Mit wem hastu gespielet: antwort: mit dem Jungen Graffen von BRIENNE vndt mann hat mir gesagt Er habe Mich betrogen: Der König: kanstu das PROBIREN, antw. Ja SIRE, der CHEUALLIER DE GRAMMOND1577 vnd der MARQUIS von BOUTEVILLE1578 seyn Vatter anietzo Hertzog von LUXENBOURG1579 waren dabey: Der König liese Sie alle beyde kommen vndt Sie von der sache INFORMIREN, nach diesem schickte Er [zu] auch nach dem Graffen von BRIENNE vnd alß Er kam sagte Er Ihme gantz teutsch: BRIENNE! Ich gebe euch 3 tage lang Zeit, euch Ewer CHARGE zu begeben die weylen daß ich nicht erwarten will daß Sie von einem FILOU vndt betriger EXERCIRET werde: TRACTIRET deßwegen mit LYONNE, dan ich will daß Er Sie inßkünfftige OCCUPIRE: Dieser arme Junge Mensch wolte in FAVOREM seiner Vnschuldt reden, aber der König stopffete ihme alß balt das maul. Gehet sagte Er, vndt vergleichet euch mit LYONNE: wollet Ihr ferner den SUCCESS dieses Handelß wissen: Seine fraw starbe den andern tag auß mißfallen vndt bekummerniß: Vndt Er, wie Er von LYONNE wieder kam welcher ihme eine RECOMPENCE von m/100 Rthlr. fur seine CHARGE gegeben welches doch nur der dritte theil von dem wert ware, nahm das gelt [vnd] gab Eß seiner Schwiegermutter,1580 [vnd] ging weg vndt asse zu Mittage mit den PATRIBUS ORATORIBUS man sagt [eß] Er seye vor wenig tagen ein Cartheußer worden, MONSIEUR DE LYONNE ist also Statß SECRETARIUS durch dieseß Vnglück worden. Vnd dieses ESTATS SECRETARIAT ist IMPORTANTER alß alle 3 andere, weylen eß alle außlandische vnd frembde AFFAIRES vnter sich hat. LYONNE ist eß, welcher mit den AMBASSADEURS TRACTIRET, derer PROPOSITIONES anhöret vndt wegen deß Königß wieder antwortet, sehet also, in welcher ESTIME Er bey hoffe ist, vnd gehet nichts vor, davon Er nicht heimlich mit dem König COMMUNICIRET, welcher Ihn auch in der seele mehr alß COLBERT vnd TELLIER liebet. Ich zweiffle nicht Er würde CANTZLAR werden wan Er das DONUM ELOQVENTIAE hette vnd sich besser bey grosen Versamlungen EXPRIMIREN könte dan Er nicht sehr gelehrt sondern bloß ein Hoffman vnd HOMME D’AFFAIRES ist: Er hat vnderschiedliche Kinder, deren der Elteste nahmens
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Vermutlich Philibert de Gramont (1621–1707), Comte de Gramont. Bernard de Béon (gest. 1714), Marquis de Bouteville oder Jean Louis de Béon, Marquis de Bouteville. Charles de Béon de Luxembourg (1602–1671), Marquis de Bouteville, Maréchal de Camp. Anne Phélypeaux de Villesavin (1613–1694), verm. mit Léon Bouthillier (1608–1652), Comte de Chavigny.
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MARQUIS DE BERNY1581 seydhero etlicher monath die FUNCTION deß ESTATS SECRETARIATS verwaltet: Der König schickte ihme diese CHARGE zum newen Jahr vndt seinem Vatter die QUALITET des MINISTRI STATUS. Er hat nur noch einen höhern, wie ich schon gedacht welches der Cantzlar ist. Seine Elteste Tochter1582 würdt den Hertzog von VANDATOUR heyrathen, welcher von dem Hauß von LEUI so eines von den Eltesten v: reichsten heusern von Franckreich ist. Die andere Töchter1583 werden auch in weniger wohl versehen werden vndt ich versichere Euch daß der [ambt] abt DE LYONNE sein anderer Sohn1584 schon mehr alß vor m/50 thlr. Renten an BENEFICIEN hat: Er ist PRIOR von St. MARTIN zu PARIS, welche ihme m/30 fl. einkommens bringet vnd ist Konig. LOGIRET, entlichen Er hat alte BENEFICIA des abtß DE RICHELIEU1585 welcher ein REGIMENT in Vngarn führete vnd zu Venedig starbe: ausser dieser hat Er noch 2 Kinder,1586 einer Studiret bey den JESUITEN der andere in dem COLLEGIO DE HARCOUR v: hat ieder seinen PRAECEPTOREM. Seine fraw1587 ist gar von geringer EXTRACTION hat doch vnderdessen die Ehre, daß sie DAME D’HONNEUR der Königin ist, vor diesem war sie nur DAME D’ATOUR welches ein staffel niedriger ist: Die ELEUATION ihres Mannes hat ihr diese Ehre zu wege gebracht, die Konigin liebet sie auch wegen seiner sehr, weylen Er bey der NEGOTIATION in Spanien [den] ihren Heyrath betreffend so fleisig gewesen. Die INCLINATION vndt Ergetzung deß Mr von LYONNE bestehet in der MUSIQUE vndt CONVERSATION, [welche] auff welche Er, ob Er schon nicht in den Wissenschafften erfahren ist, alle tage etliche stunden spendiret: Alle [monath] Morgen ob eß schon nicht in seinem monath ist, wartet Er bey deß Königes auffstehen auff: Dan ihr müsset wissen daß die 4 SECRETARII [all] einen monath umb den andern einer bey deß Königß auffstehen muß sein, vndt an welchem der monath ist, würdt COMMENDEMENS SECRETARIUS genandt, aber über dieses befindet sich doch LYONNE alle morgen bey deß Königes auffstehen vnd dahero erfähret Er auch alle SECRETA. Ich weiß nicht ob ihr sein Hauß habt gesehen, Er hat vor m/200 Rthlr. Schildereyen so Er von den Italienischen Fürsten überkommen, daneben hat Er auch die gantze BIBLIOTHEQUE deß MONSIEUR FOUQUETS welche bloß in geschriebenen sachen bestehet vndt deßwegen desto höher AESTIMIRET würdt. Finy pour la derniere fois a Paris le 15eme Mars 1668 Et descrit a Lyon le 28 Mars 1668. 1581 1582 1583 1584 1585 1586 1587
Louis Hugues de Lionne (1646–1708), Marquis de Berny, Secrétaire d’État. Madeleine de Lionne (um 1655–1684), verm. mit François Annibal III d’Estrées (1649–1698), Duc d’Estrées, Marquis de Coeuvres. Die andere Tochter, Elisabeth-Mélanie de Lionne, wurde Geistliche. Jules Paul de Lionne (um 1647–1721), Abbé. Emmanuel Joseph de Vignerot du Plessis (1639–1665). Artus de Lionne (1655–1713), Geistlicher und Paul Luc de Lionne. Paule Payen (1630–1704).
9. Der Staat von Italien. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI. 21, fol. 310r–313v, Ausf. Anton Finck.
DER STAAT VON ITALIEN. GENERALIA. §. 1. Seither der Römer Zeithen haben ungefehr zwischen dem vierten und fünften SECULO nach Christi geburth ITALIEN gantz oder zum theil eingenommen undt besessen. Die Gothen. Die Hunnen. Die Lombarde. Die Frantzosen. Die Normänder. Die Sarracener. Die Teutschen vnd Die Spanier. §. 2. Heutiges tages besitzt Spanien davon die Helffte: vndt die andere Helffte vnderschiedliche Eingeborne Fursten vndt REPUBLIQUen, Geist= vndt weltliche. §. 3. Die Landschafften in Italien sind entweder Königreiche: Hertzogthümber. Freye REPUBLIQUEN. Fürstenthümber. Graf= vnd Herschafften, auch MARQVISATEN: Königreiche sind: NEAPOLIS. CORSICA. SARDINIA. SICILIA etc. §. 4. Die vornemste Potentaten oder SOUUERAINE in Italien sindt 1. der Pabst. 2. der König in Spanien. 3. die REPUBLICA von Venedig. 4. von GENUA. 5. der Hertzog von Saphoy. 6. der Großhertzog von Florentz. 7. der Hertzog von MANTUA. 8. von PARMA. 9. von MODENA. 10. das Bistumb TRIDENT. 11. die REPUBLICA von LUCCA. §. 5. Die Heubter des Päbst. Stuels vnd der REPUBLIQUen werden erwehlt. Die andern SUCCEDIren. Das Haus Spanien ist außlendisch. Alle andern eingeborne, alß Saphoy, so von ankunfft vom Haus Sachsen sein will. Florentz vom Hause MEDICIS. MANTUA vom Hause GONZAGA. PARMA vom Hause FARNESE. MODENA vom alten Hause DE ESTE. URBINO kam vom Hause ROVERO, ist aber abgestorben. §. 6. Die Geringere sind 1. der Printz von GUASTALLA. 2. der Hertzog von SABIONETO. 3. der Graf von NOVELLARA. 4. der Fürst von BOZOLO. 5. der MARCHESE von CASTILLO DALLE STIVERE. 6. der Herr von SOLFARINO. vnd diese sind alle
510
II. Schriften zur Landeskunde
Cadeten vom Haus GONZAGA. 7. der Printz von MIRANDOLA. 8. der DUCA DI MASSA. 9. der Printz von MASSERANO. 10. der Her von PIOMBINO. 11. der Graf von PITILLAN. 12. der MARCHESE DES MONTE. 13. der MARCHESE von MALESPINA. 14. die REPUBLICA von S. MARTIN. 15. die REPUB. von RAGUSA. wiewohl solche in DALMATIA vnd vnter der Protection des Gros=türcken ist. 16. Neulicher Zeith ist MONACO auch SOUVERAIN DECLARIRet worden. §. 7. Alle diese Herrn sindt die geringere SOUVERAINEN in ITALIA, wiewohl vnlaugbar, daß Sie zum theil auch VASALLEN sind wegen etlicher Lehnschafften, So Sie von den Grössern besitzen. Auch konten darzu REFERIrt werden die Heußer DORIA. SPINOLA. COLONNA. VRSINI vnd dergleichen, So zum theil unter dem Pabst, zum theil unter der PROTECTION der GENUESER leben. Diese aber sind nit so frey und AGNOSCIren ins Gemein ihre DOMINOS TERRITORIALE. Dannenhero ist der vnterscheid vnter den PRENCIPI D’ALTEZZA E D’ECCELLENCA. [vnter]
§. 8. Alle die §. 4. v. 6. Genante SOUUERAINEN, gros vnd kleine EXERCIREN die ACTUS SUPERIORITATIS. Sie machen Gesetze. Creiren vnd bestallen OFFICIA nach belieben. Machen Krieg und Friede. Haben Gewalt vber Leben und todt ihrer Unterthanen. Schlagen müntzen von Gold vndt Silber. Vndt weil Sie also keinen Höhern vber Sich erkennen, fragen Sie ob Sie nit MELIORIS CONDITIONIS alß die Stände des Reichs? Massen Sie in Franckreich die PRÆCEDentz vor denselben leichtlich erhalten mochten vielleicht auch anderswo. §. 9. Vnter denen §. 4. Genanten XI. vornemsten SOUVERAINEN in Italien. sind drey die mächtigste, alß der Pabst. Spanien vnd Venedig. Ihnen folgen nach der ordnung ihrer macht: Saphoy. Florentz. vnd die REPUBLICQUE von GENUA. auf diese kommen MANTUA. PARMA. vnd MODENA. Endlich der Bischoff und Herr von Trident und nach ihm LUCCA. §. 10. Vnter denen Geringern SOUUERAINEN §. 6. Sind die CONSIDERABLESTEN die Hertzogen von MIRANDOLA. MASSA. GUASTALLA vnd SABIONETO. §. 11. Auf Solche weis wird ITALIEN in Seine Regiments=Herrn vertheilt. Wiewohl nit ohne das Franckreich den Schlüssel PIGNAROL1588 vnd etwas mehrs in den 1588
Pignerol, italienisch Pinerolo.
Der Staat von Italien
511
ITALIÄN. Alpen besitzt. Wie auch die Schweitzer vndt Graubündtner gegen Meyland. Item das Haus Osterreich die Grafschafft Görtz vnd ziemlich viel andere Plätze in Friaul vnd der Windischen marck, so Sich gegen der VENETIANER gebieth vnd dem MARI ADRIATICO erstrecken; wovon ordentlich gesagt werden solle. §. 12. Italien ins Gemein ligt zwischen beyden Meeren ADRIATICO vnd MEDITERRANEO. Hath vnseglich viel Porten alß in jenen sind LITTO vnd MALMOCCO der Venetianer. RAVENNA. RIMINI. PESARO. ANCONA etc. dem Pabst. In diesem sind NIZZA. MONACO. FINALE. GENOVA. LIVORNO. CIVITA VECCHIA und noch viel andere durchs Königreich NEAPOLI bis ahn SICILIen. Wan der Turck CANDIA solte einbekommen, würde Er weil Solche INSUL mitten im MARI MEDITERRANEO gelegen, Sich meister beyder Meeren machen vndt die COMMERCIEN mit ORIENT dulden oder verbieten können. Zugeschweigen, daß Er MALTA und SICILIen gantz nah vnd Sich mit Hülf aus GRÆCIA vnd RHODIS vnd der INSULN, so Ihm albereit gehören, wohl gar Meister ITALIÆ machen könne.
VON DEN PARTICULAR=STÄNDEN UND DERO GEBIETHEN IN ITALIEN. 1. VOM PABST. Des Pabsts Gebiet wirdt genant der Kirchen=STADO oder das PATRIMONIUM PETRI. so durch vnterschiedliche TITULN vnd OCCASIONEN, alß DONATIONEN, PRÆSCRIPTIONEN etc. darzu kommen. §. 2. Heutiges tags bestehet der Kirchen STADO in ITALIA von 12. Provintzen. Deren erste ist das Hertzogthumb FERRARA; deren Haubtstatt ist FERRARA vnd sonsten COMMACHIO. ward vorhin von den Hertzogen von MODENA voreltern besessen. Die ander ist die Grafschafft BOLONIA. darin die also genante Stadt vnd ist dieses Land allein vom Meer abgelegen, da die andere alle daran grentzen. Die dritte ist ROMANIA oder ROMANDIOLA, deren Haubt REVENNA. vnd sonst noch andere Stätte, alß RIMINI. CESENA. FORLI. FAENZA vnd IMOLA. Die vierte das Hertzogthumb vnd Statt URBINO, darinnen gelegen SINIGAGLIA. FANO. PESARO. etc. meist am Adriatischen Meer. Davon war der letzte Hertzog,1589 der Groshertzogin von Florentz1590 Herr Vatter. Die fünffte. der MARQVISAT und Statt ANCONA, ein Päbst. vornehmer Port des adriat. Meers. Darin ligt LORETTO 1589 1590
Federico Ubaldo della Rovere (1605–1623), letzter Herzog von Urbino. Vittoria della Rovere (1622–1694), Prinzessin von Urbino, Großherzogin der Toskana, verm. mit Ferdinando II de’Medici.
512
II. Schriften zur Landeskunde
vnd sonsten FERMO. MACERATA. ASCOLI vndt CAMERINO. Die Sechste Grafschafft und Statt CASTELLO. VII. Gebiet vnd Statt PERUSIA. VIII. Das Hertzogthumb UMBRIA, oder Land vndt Statt SPOLETO. Darinnen auch gelegen die Stätte FULIGNI. ASSISI wo S. FRANCISCUS begraben. NORCI. TODI. TARNI. VIIII. Gebiet vnd Statt ORIVETO. X. Das Land genant TERRA SABINA. deren Haubtstatt NARNI. XI. PATRIMONIUM S. PETRI IN SPECIE also genant darin die Haubtstadt VITERBO. auch Statt vndt Port am MARI MEDITERRANEO CIVITA VECCHIA auch Statt CASTELLANA vnd andere mehr. XII. LA CAMPAGNA DI ROMA. oder das Land von Rom. Darin die Statt Rom selbsten gelegen wie auch Statt und Land TERRACINA vndt PALESTRINA. CASTRO das Hertzogthumb wird vom Pabst USUPIrt, dahero nicht hie gemeldet. §. 3. Von diesen meisten Ländern haben Sich die Eigenthumbs Herrn vor alters zu VASALLEN der Kirchen gemacht, alß MATHILDIS, das PATRIMON. ST PETRI. die Hertzogen von FERRARA. RAVENNA. URBINO. SPOLETO. CAMERINO. So nach deren abgang der Kirchen heimgefallen. So Sindt wenig Ital. Fürsten vorhanden, deren STADO gantz oder zum theil nicht Kirchen Lehen sey: alß Florentz. PARMA. CASTRO. NEAPOLIS. SICILIEN. SARDINIEN. Vnd ist leicht zu sehen, daß das Päbst. Vermögen in Landt und Leuthen alle tage je eher Grösser als Kleiner werde. §. 4. Den SITUM der Pabst. Landen betreffend: so ist aus der MAPPA zusehen; daß das Land PATRIMONIUM ST PETRI. auch LA CAMPAGNA DI ROMA. die Lender TERRA SABINA. ORIVETO. PERUSIA vnd die Grafschafft CASTELLO jenseits des APENNINI, zum theil am MEDITerranischen, zum theil auch am TOSCANIschen Meere liegen, wie auch langst dem flus TIBER. Diesseits des APENNINI vnd lengst dem ADRIATIschen Meer liegen die Landschafften FERRARA. ROMAGNA. URBINO vnd ANCONA: Vorhin ist gedacht, daß BOLONIA im platten Land liege. §. 5. FERRARA grentzt an den STADO DI SAN MARCO oder die VENETIANER. item ahn MANTUA. MIRANDOLA vnd MODENA zu Land vnd zu wasser. BOLONIA grentzt allein ahn MODENA vnd TOSCANA. ANCONA. URBINO etc. ans Adriatische Meer vndt TOSCANA. Die Länder jenseits des APENNINI und umb Rom herumb, ans Mittel. Meer. an TOSCANA RESPECTIVE ahn NEAPOLIS vnd CASTRO. auch ahn die freye Grafschafft PETILLAN.
Der Staat von Italien
513
§. 6. Die feste Stätte im Kirchen STADO sindt: ORIVETO. so die natur mit lebendigen felsen versehen. item CITTA CASTELLANA. TERRACINA. CITTA DI CASTELLO. PESARO. FANO. Etlicher masen sind fest LORETTO. ANCONA vnd SPOLETO, auch das CASTRUM ST ANGELI bey Rom. In eil sind fest zumachen AQUAPENDENTE. MONTE FIASCONE. Viterbo. NARNI. CIVITA VECCHIA etc. aber solches ist vielleicht vnvonnöthen, weil in Italien Sich niemand leicht am Pabst vergreiffet. Vnd da Sich ein feind hervorthun würde, müste solches wieder des Pabsts Persohn gelten: und würden aus algemeinem INTERESSE die Kirchen= Guther von den vbrigen Fürsten ITALIANÆ beschützt müssen werden. §. 7. Ausser diesen Landschafften so die Kirche in Italien besitzt, hath Sie auch die Grafschafft AVIGNON in Franckreich. Das Hertzogthumb BENEVENT im Königreich NEAPOLI. die Statt CENEDA in Friaul. Die Jahrliche Lehens=RECOGNITION von 7.000 SCUDI wegen NEAPOLI. Die anwartungen auf soviel Lehen wie obgedacht, ohne was sonst andere ORDINARII und EXTRAORDINARII Einkommens schier durch den Meisten theil der Christenheit sein: wegen Con
III. Reisekosten 1. Entwürfe für die Reisekosten 1.1 Erster Entwurf für die Reisekosten LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 25r–27r, Ausf. wahrscheinlich Anton Finck.
Gotha auf Wasungen Wasungen, Melrichstatt Männerstett1 Schweinfurth Schwanfeldt Würtzburg Grönsfeld2 Ballenberg Weidern3 Heilbronn Stutgardt Tübingen Straßburg Zabern LUNEVILLE NANCY TOUL a PARIS
Meil. 5. 3 3 3 2 3 3 4 3 3 6 3 12 6 6 3 6 26 100
tag. 1. 1 1 1 1 1 1 1 1 2 1 1 1 1 6 21. tage
Das reysen in Deutschland auff 5. Personen mit Ihren eigenen pferdten, darzu gerechnet, das beschlagen, sattelflicken, undt trangkgeldt, in den gasthöfen, wirdt kosten täglich ungefehr 13. Rthr. alß nehmlich 5. zu mittage, vnd 8. uff den Abend, 1 2 3
Münnerstadt. Grünsfeld. Widdern.
516
III. Reisekosten
Auß Deutschland biß gen PARIS täglich Auß PARIS hernach durch Franckreich auch alle tagen Reiß gehn Franckfort 5 tagreiße thut Zu Franckfort wenn die Meß da ist 3. tag still Von Franckfort biß gehn Metz 5. tagreiße, alle tag 12 Rthr. thut Zu Metz einen tag still Von Metz biß gehn PARIS 6. tagreiß alle tage 10 thr. thut Will mann den andern weg nehmen auf Nürnbergk vnd Straßburg, wirdt etwan ein bar tagreiße weiters sein. Summe biß gehn PARIS tagreiße 20. Mitt Gottes hülffe. Zehrung Summe
10. Rthr. 7 ½. Rthr. 65. Rthr. 30. 60. 12 60
227. Rthr. 227. Rthr.
Nun zu PARIS were es gut die pferde etwan 3. oder 4. tage laßen außruhen, hernach die orten umb PARIS herumb mit seinen pferden zu besuchen, denn niemand stracks einen tisch bey einem bürger bekompt, vnd reitet einer etwan ein acht tag auß bezahlt er gleichwohl sein tischgeld, als wenn er zu hauße bliebe. Nun kan mann SAINT DENIS, SAINT GERMAIN,4 SAINT CLOU, MATRILL,5 SAINT MAUR DEI TOLLER,6 LE BOYS DE VINCENNET, CHALANTON,7 CONFLANS,8 SAINT LOYS9 zu drey tagen wol besehen; FONTAINEBLEAU, VILLEROY, vnd CHANTELON10 auch in drey tagen, darfur mit stilliegen in PARIS wollen wir setzen 10. tage, thut auf mann und pferd täglich 1 ½ thr. in 10. tagen ist Die Verehrungen in den Kirchen, Königlichen vnd Fürst. haußern, werden sich ungefehr belauffen vff Will mann eine zeitlang zu PARIS bleiben so kan mann von den 5. pferden 2. verkauffen, vnd zu kost geben, So wird das Kostgeld alle tage auf die 5. Personen ohne EXTRAORDINARI, vngefehr ein thr. alle tage, thut alle tage ORDINAIRE Also daß alle monathen ORDINAIRE auff 5. Personen v. 3. pferd ohn eintzigen EXTRA Kosten wird einhundert vnd zehn Rthr. wegen des Wechsels dafur
4 5 6 7 8 9 10
Saint-Germain-en-Laye. Château de Madrid, nicht mehr vorhanden, Neuilly-sur-Seine. Saint-Maur-des-Fossés. Wahrscheinlich Charenton-le-Pont. Conflans-Sainte-Honorine. Vielleicht Saint-Leu-d’Esserent. Vielleicht Chantilly.
75. Rthr. 18 Rthr.
3 ½ Rthr. 110. Rthr.
Erster Entwurf der Reisekosten
517
Auff solche weiße wirdt geradt in zween monathen die Zehrung sich belauffen auff viehundert vnd dreißig Rthr. ohn eintzige EXTRAORDINARI vnd Kleidung. Nachdem aber die furnehme örter umb PARIS herumb besucht, wo mann nicht daselbst bleiben will, So kan mann seine pferde behalten, vnd reysen wo mann hien will, oder vielmehr, die reyse durch gantz Franckreich verrichten, eher mann gehn PARIS komme, sich etwan zu POITIERS oder BLOYS etliche monathen aufhalten wegen der sprache, hernach gehn PARIS ziehen, daselbst eine weil bleiben, vnd folgends die reyße in Engelland vnd Holland verrichten.
III. Reisekosten
518
1.2 Zweiter Entwurf der Reisekosten LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 10r–13v, Ausf. wahrscheinlich Anton Finck.
VERZEICHNUß DER AUF DIE REISE MITZUNEHMEN SAMT DERSELBEN DIENER BESOLDUNG. 1. 2. 3. 4. 5. 6.
F. Durch. Ein Hoffmeister Ein Secretarius Ein Cammerdiener H. R. Ein Page deßen liberey kostet Hoffmeisters diener Hierzu kommen noch zu PARIS 2. laqveyen
300. Rr. 60. 60. 36. ...
6.
7. 1. Kutscher, welcher umb lohn färth deßen liberey samt der laqveyen ihrer kostet
36. 200. 590. Rr.
Die Reise dörffte kosten von hier, biß Franckfurth in 4. tagen auf 1. Herrn den tag mit kost v. lager 16. g. gerechnet, auf 1. diener halb so viel: täglich 3. Personen an der H. tisch 3. Personen an der diener tisch 6. Postpferdt eines à 8 g. das futter à 6. pferdt 1. Pferdt zur BAGAGE
FAIT in 4. tagen
2 1 2 1 7. Rr. 28 Rr.
g.
d.
12 12
Von Franckfurth auf Straßburg 5. tage mit eben diesem Preiß zum wenigsten Zu Straßburg ein tag 3. à 4. zu bleiben den tag 1. Rr. dem H. 12. g. den dienern zum geringsten fait 6. Personen in 4. tagen Mit der COCHE DE PARIS, gibt die Posten biß PARIS auf dem RETOUR 10. r. Mit Postpferden dörffte es mehr kosten vnd vnter 80. bis 100. nicht außzukommen sein Zehrung biß PARIS eines in handen à 16. g. die person PAR JOUR
35. Rr. 18. Rr. 60. Rr.
Zweiter Entwurf der Reisekosten
519
in 9. tagen
Sonst zu gemeinen außgaben so viel daß die Summa kommet 258. Rr. theten beede obstehende Summen Zur Heraußreise
Zu PARIS dörffte auffgehen 30. Rr. einer Person, an dem H. tisch
15. Rr. für einen diener
20. Rr. EXTRAORDINAIRE an licht, holtz v. anderm aufgang eines in das andere gar genau gerechnet 10. R. wäsche für H. vnd diener 60. R. Ein CAROSSE zu vnterhalten Kleidung kostet ohne liberey, vnd INCLUS. weiß zeug v. schuh zum wenigsten Handgeldt zu allerhand gemeinen vnumgäng. ausgaben EXERCITIen, als [Fechten] Fechten 3 8. g. Dantzen 3 8. g. music 3 8. g. Sprachen Ital. 8 vnd Frantz. Reiten zum 30 wenigsten MILITARIA 2
Zu vnvermutheten zufällen, als Kranckheit reißen pp. were auf den nothfall zu DEPUTIRen SUMMA alles was vnumbgänglich aufzuwenden Auf der andern seiten gegenstehende SUMMA hierzu
36. Rr. 177. biß 200. Rr. 850. Rr. 250. 1.100. Rr.
FACIT
vnd thut Jährlich 1.080. r.
FACIT PAR MOIS auf 5.
900.
20. 10. 60
240. 120. 720.
25
300.
25
300.
50
600
monatlich auf 3. Personen, 90 diener 75
25
PAR MOIS
380
300.
PAR AN
4.560. 1.100. 5.660.
III. Reisekosten
520
Ohne was ein MEDICUS vnd geist. wenn sie mitgegeben würden, noch kosten möchten, welches INCLUS. besoldung zum geringsten vnter 450. r. nicht sein würde: thete alß denn SUMMA pp. auf 1. Jahr 6.000. Rr. Was uber das ORDINAIRE vnterhaltungs DEPUTAT fur diener besoldung, Reisekosten auß vnd einwerts, liberey, auch etliche EXTRAORDINAR diener vnterhalt auf die Reise gegen Franckreich mit zu geben. Besoldung der ORDINAIRE diener 300. 60 60 12 30 480
g.
d.
dem Hoffmeister dem SECRETARIO dem Cammerdiener dem PAGE zu weißem Zeug zween laqveyen à 15. r.
g.
d.
g.
d.
dem Page. beede laqveyen
liberey 36 72 136. r.
Reisekosten 200. R. 200. R. 50. R. 450.
g. g.
d. d.
davon die SPECIFICATION in den ACTIS zu sehen Herauswerts nach nach PROPORTION der hineinreise EXTRAORDINAIR auf beede reißen
EXTRAORD. vnterhalt etlicher diener 200. R. 10. 12. 8. 20 12. 262.
12. g.
12.
dem MEDICO v. Priester besoldung Zum Reisekosten beeden diesen personen hineinwerts, als Kost v. pferdt mieth biß Fr.fort biß Straßburg Zu Straßburg zu verzehren auf der COCHE biß Paris Zehrung von Straßburg Ferner denn so I. F. Gn. begleitet
Zweiter Entwurf der Reisekosten
4. 1. 1. 6. 6. 20. 9. 50. 50. 45. 5. 151. 360. R. 773. r. 1.839. R.
Roß v. pferdmieth fur sich biß Franckfort pferdmiet fur seinen diener auf dahin Kost fur denselben. biß Straßb. 5. tag Zu Straßb. zu verzehren Platz auf der COCHE Zehrung biß Paris
wieder herauß Zu Pariß zu verzehren auf etwan ein monat an wäsche v. andern dg. nothdurft
8. 16. 16.
12. 12.
g.
521
d.
360. R. 2.199. R.
obigen 2. personen auf 6. Monat à 30. R. Sa Summa EXTRAORDINAIRE abermahlige Kost auf ferner 6. Monat fur obgedachte acht Personen.
A Kosten in Franckreich auff ein Jahr vnd zwar alß stetig in PARIS zu verharren, Hingegen, die PROPORTION der Reisekosten, wann mann auch andere örter mit besehen will, v. also in deßen Kost vnd EXERCITIA zu PARIS CESSIREN läßet, mit darinnen begriffen. Kost futter v. CAROSSE von drey ORDINAR Personen an der H. tafel à 90. r. PAR MOIS thut jahrlich von 5. ORDINARI dienern die helfte als 15. thr. die person, PAR MOIS 75. v. Jährlich Für 2. pferd
Rr.
1.080.
900.
EXTRA für EXTRAORDINAIRE aufgang an Holtz, licht, pp. gar genau gerechnet 25. PAR MOIS, jährlich 300. R.
Wäsche für wäsche H. v. diener PAR MOIS 10. v. thut jahrlich 120. R.
Kleidung, Weiß Zeug Jährlich 12. bar schuh 12. r. zwey EXERCITIen oder altags Kleider
60.
Ein schwartz seiden Kleid mit alle behör
220.
Ein anders
80.
III. Reisekosten
522
futter à 12 g. PAR JOUR ein Jahr zu 30. R. monat. Jahrlich Ein CAROSSE zu kauffen v. Zeuge dazu
360. 250.
2.590.
Handgeld zu EXTRAORDINARI zufällen so allen falls zu berechnen
EXERCITIA monatlich Fechten 3. r. 8. Dantzen MUSIC Ital. Sprach Frantzösisch Reiten erster Monat die andern 11. Monat à 28. r. MILITARIA
Weißzeug ing. spitzen v. dem H. Für Degen, hüte handschuh, stifel &c.
80.
30. 482.
200. Rr. 300. Rr. 500. jährlich 40. 40. 40. 60. 40. 35. 275. 24. 554.
Summa Summarum 4.546. Rr. Alle EXTRAORDINARIA an diener besoldung, liberey vnd anders auf die in blat Lit A gezeichnet. 2.199 Rr. 6.745. Hingegen kan auch auf den nothfall erspart v. eingezogen oder sonst abgewieget werden An jeder person an der H. tafel An 5. ORDINAR diener Für pferd futter 8. g. den tag
monatlich 2. r. 5. r. 10. r.
jährlich 72. r. 60. 120.
Zweiter Entwurf der Reisekosten
An dem EXTRAORDINAR aufgang etwan An die wäsche An die Kleidung An EXERCITIen kan abgehen wegen der MILITARIA An der MUSIC Am Italianischen
523
60. 2. r.
24. 40. 24. 16. 12. 428. r.
Zu geschweigen, daß dieses alles auf ein COMPLETES Jahr in Paris auszuhalten gerechnet, welches doch nicht geschehen, v. also auch an den EXERCITIen viel zu gute gehen wirdt, so ist auch wenn beedes priester v. MEDICUS in ein ander PENSION etwan à 20. r. PAR MOIS gelegt werden an jedem monat. 10. vnd also jährlich noch 240. r. zuersparen. Setze also DEPUTAT ohne besoldung vnd ander EXTRAORDINARIA abgezogen
4.546. 428. 4.118.
Alle EXTRAORDINARIA wie sie in gegen über stehendig blat Lit A. 2.199. SPECIFICIRT.
240.
1.959. Summa deßen so bleibet 6.077. r. g. d.
III. Reisekosten
524
1.3 Andere Fassung des zweiten Entwurfs für die Reisekosten LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, fol. 30r–33v, Ausf. unbekannt.
Vberschlag der Reise in Franckreich. 240 Rthlr.
Reisekosten in 24 tagen vf 9 Personen vndt 8 Pferdte bis PARIS.
IN PARIS MONATLICH 120 thlr. 75 thlr. 60 thlr. 12 thlr. 3 thlr. 8 thlr. 30 thlr. 8 thlr. 20 thlr. 3 thlr. 4 thlr. 2 thlr. Sa. 345 thlr.
vf 4 Personen an des Printzen Tafel vf jede Person monatlich 30 Rthlr. vf 5 bediente Personen auf jeden monatlich 15 thlr. vor 3 LOGIMENTER Alß 30 thlr. vor 1 des Printzens vndt 30 thlr. vor 2 der officirer v. diener vor die wäsche monatlich vor licht monatlich im Sommer monatlich vf Allmosen v. verehrung monatlich auf vnterhaltung 2 Gutschpferde monatlich stallgeldt vor 2 Gutschpferdte monatlich vf einen frantzöischen Gutscher vndt Laqveyen jeder 10 thlr. vor vnterhalt monatlich dem frantzöischen Gutscher besoldung demselben vor 1 baar stiefel monatlich einem frantzöischen Laqveyen vor schue, wäsche vndt besoldung. monatlich in PARIS.
Ferner 172 thlr. 12 g. 625 thlr. 60 thlr. 60 thlr. SUMMA. 240 thlr. 345 thlr.
außer PARIS monatlich vf 1 jahr dem Printzen zu Handtgeldt vndt vor alle nothürfftige Kleid, weißzeug vndt dergleichen, vber alhie bezahlte 175 thlr. vor 2 diener liberey Kleider, als dem Laqveyen vndt der officirer diener vor 2 liberey Kleider dem frantzöischen Gutscher vndt Lacqveyen. zur Hineinreise monatlich zu PARIS
Andere Fassung des zweiten Entwurfs
172 thlr. 12 g. 745 thlr.
525
monatlich außer PARIS jährlich Kleidergeldt
Sa. 1.502 thlr. EINTAUSEND FÜNFFHUNDERT VND ZWEY thlr. ZWÖLFF groschen. Wegen erkauffung einer neuen Kutsche, vndt vor die EXERCITIA ist noch nichts gewißes zu DETERMINIRen.
Der Diener Besoldung, So alle QUARTAL vndt Mich: zum ersten mahl, weil TRINITAT: in Gotha bezahlt worden, abzugeben. 37 thlr. 12 g. 65 thlr. 15 g. 10 thlr. 22 g. 6 d. 15 thlr. 15 thlr. 3 thlr. 12 g. 5 thlr.
dem Cammerjuncker Hanß Heinrich von Witzleben. Lt. ANTHON Fincken D. Weitzen Bachofen Cromeyern dem Laqveyen der officirer diener
Sa. 152 thlr. 13 g. 6 d. EINHUNDERT ZWEYVNDFÜNFFZIG thlr. DREYZEHEN groschen sechß Pfenning. VERZEICHNUß WER AUF DIE REISE mit zu nehmen, samt derselben diener besoldung. 1. I. F. Gnd. 2. Ein Hoffmeister 3. Ein SECRETARIUS 4. Ein Cammerdiener, H. R. 5. Ein PAGE deßen liberey kostet 6. Hoffmeisters diener hirzu komen noch zu PARIS 2. Laqveyen 1. Kutscher welcher umb lohn fährt deßen liberey samt der Laqveyen ihrer kost
300. Rr. 60. 60. 36. ... 36. 100. 592. Rr.
Die Reise dörffte kosten von hier biß Franckforth in 4. tagen auf 1. Herrn den tag mit Kost und lager 16. g. gerechnet auf 1. diener halb so viel täglich
III. Reisekosten
526
3. Personen an der H. tisch 3. Personen an der diener tisch 6. Postpferdt eins a 8 g. das futter zu 6 pferd 1. Pferd zum bagage
FAIT in 4. tagen
2 1 2 1 ... 7 Rr. 28. Rr.
Von Franckfurth auf Straßburg 5. tage mit eben diesem preiß zum wenigsten Zu Straßburg ein tag 3 à 4. zu bleiben den tag 1. Rr. den H. 12. g. den dienern zum geringsten facit 6. Personen in 4. tagen. Mit der COCHE DE PARIS, gibt die Posten biß PARIS auf dem RETOUR 10. Rr. Mit Postpferden dörffte es mehr kosten vnd vnter 80. biß 100. nicht auß zukommen sein, zehrung biß PARIS eines in das andere à 16. g. der Person PAR JOUR in 9. tagen
Sonst zu gemeinen außgaben so viel daß die Summe komt theten beede obstehende Summen zur heraußreise
g ... ... 12 12
d ... ... ... ...
35. Rr. 18. Rr. 60. Rr. 36. Rr. 177. biß 200. Rr. 258. Rr. 850. Rr. 250. 1.100.
Zu PARIS dörffte auffgehen. 30. Rr. 15. Rr. 20. Rr. 10. Rr. 60. Rr.
eine Person an dem H.tisch FACIT monatlich auf 3. Personen, 90. vnd thet Jehrlich fur einen diener, FACIT PAR MOIS auf 5 diener 75. EXTRAORDINAIRE, an licht vnd andern aufgang eines iedes andern gar genau gerechnet 20. wäsche fur H. v. diener 10. Ein CAROSSE zu vnterhalten 60. Kleidung kostet ohne LIBERey, vnd neulich weißzeug v. schuh zum wenigsten 25. Handgeld zu allerhand gemeinen vnumbgänglichen ausgaben 25.
1.080. Rr. 900. 240. 120. 720. 300. 300.
Andere Fassung des zweiten Entwurfs
527
EXERCITIA, als Fechten Dantzen MUSIC Sprachen It. vnd Frantzös. Reiten zum wenigsten Militaria
3. 8. g 3. 8. g 3. 8. g 8. 30. 2. 50.
600.
Zu vnvermittelten zufällen als Kranckheit, reißen, pp. were auf den nothfall zu deputiren 25. SUMMA Alles was vnmbgänglich aufzuwenden par mois 380. Auf der andern seiten gegenstehende Summe hiezu
300. 4.560. 1.100. 5.660.
Ohne waß ein MEDICUS v. geist. wenn sie mitgegeben würden, noch kosten möchten, welches INCLUS. besoldung zum geringsten vnter 450. r. nicht sein würde: thäte alß dann Summa pp. auff 1. Jahr 6.000. Rr.
528
III. Reisekosten
1.4 Dritter Entwurf der Reisekosten LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 9r–10r, Ausf. unbekannt.
Vnmaßgebliches PROJECT der Kosten So ein mit 5. oder 6. Personen in Franckreich reisender Herr, vonnöthen haben möchte. Von hier auß biß PARIS, kann mann wann mann tag für tag reiset, vnter 21. Tagen nicht gelangen, Einer person an der H. tisch täglich fur Kost vnd lagergeld gerechnet, einen Tag ieder andere 18. g. Thut auf 3. personen, als Durch. den Hofmeister, den SECRETARIUM täglich auf 3. Personen, gemeine diener, als Cammerdiener p. 9. g.
In 22 tagen
2. r. 1 3 74. r.
6. g. 3 9 6. g.
Mit eigenen pferden von hier biß Strasburg zu gehen, gehet langsam zu, die rückreiße macht auch viele Kosten, scheint also [die] eigne post zu nehmen am besten. Solche kann, so mann will, schon von Eisenach auß durch einen burger, Jost Wilhelm genandt, bestellt werden. Möchte etwan auf 6. pferde zureiten, thun auf daß stück, INCL. futter 16. g. d. also auf 6. stück täglich 4 tlr. g. in 10. tagen biß Strasb. Für ein PAGAGE pferdt à 16. g. den tag, in 10. tagen Von Strasburg biß PARIS platz auf der COCHE, so mann will, sonsten kommet es mit postpferden höher, der person 12. r. In Strasburg muß mann oft ein oder mehr tage der COCHE DE PARIS nachwarten, biß sie abgehet, thut die zehrung auf 6. personen alle tag 5. r. in 3. tagen Zu ein vnd andern vnvermuthl. ausgaben, tranckgeldt, botenlohn, Wäsche, verehrung, vnd allem andern, so etwan einem reisenden fürkommen kann, were von hier biß PARIS überhaupt etwan nöhtig SUMMA Reisekosten gegen PARIS
40. 6.
16
78. 15. r.
100. r. 313.
22. g.
Eben so viel muß zu glücklicher herausreiße, auf gleiche PROPORTION des weges, vnd der zeit gerechnet werden, vnd ist hieraus auch die PROPORTION anderer reisen, in vnd außer Franckreich zunehmen. VERTE
Dritter Entwurf der Reisekosten
529
In PARIS zu SUBSISTIREN, wirdt vonnöhten sein Monatlich. Bey 3. personen an der Herrn PENSION, Monat. INCL. losaments der person 35. r. gerechnet. Von 3. personen gemeine diener à 17. R. EXTRAORDINARIE an Holtz, licht, vnd andern aufgang für alles Monat. 30 r. Für Wäsche Durch. v. bedienten Für EXERCITIA, alß fechten Dantzen Reiten MUSIC Frantzösische Sprache Italienische VOLTIGIREN MILITARIA MATHEMATICA oder Mahlerey
51. R. 30. 12. 4. 4. 35. 3. 4. 5. 4. 3. 3. 65. R.
Will mann eine CAROSSE miethen, dann ohne CAROSSE nicht fortzukommen, so komt selbige alle tag auf 1. LOUIS D’OR, oder 3. r. 16. g. daß Monat. über hundert Reichsthlr. sich beliefe; ist also beßer ein CAROSSE v. pferd zu kaufen v. selbst zu vnterhalten, welche hernach bey dem abzug wieder loszuschlagen, vnd kommt solche Monat. zu vnterhalten etwa auf alß auf 2. Pferde futter täg. 12. g. thut Monat. dem Kutscher Kost Monat. Lohn Monat. 2. r.
Seine LIEBEREY möchte kosten
Die pferde an sich möchten kosten Die Kutsche mit dem Zeuge
30. r. 10. 2. 42. 24. 66. 100. R. 250. 350.
so aber wieder bey dem abzug mit wenigem verlust, heraus zulösen. Zu verehrungen v. tranckgeldt, auch Allmosen, möchte die gantze zeit der reise vber zu DEPUTIREN sein etwan
250. R.
530
III. Reisekosten
Vor Kleidung wirdt mann nohtwendig haben müßen nachfolgends für Degen, geheng, Handschuhe, Hüte, schuhe, stifel pp. Jähr. An weißem zeug vnd Spitzen p. pp. Jähr. 2. gemeine alltags oder EXERCITIen v. Reißkleider beede à Ein schwartz seiden kleid v. mantel darinnen mann nach Hofe kommen muß, möchte mit aller zubehör kosten Ein anders buntes zur abwechßelung
Zum Handgeldt were etwan zu DEPUTIREN jedoch ohnmaßgeb. Auf allerhand EXTRAORDINARIE fälle, welche auf reisen oft vnvermuhtet kommen, auf LAGIO, postgeldt, für arzneyen fur sich vnd die bedienten, vnd waß etwan sonst wie gedacht oft vnverhoffendlich aufstoßen mag, Were zu DEPUTIREN vnd in RESERVE zubehalten etwan Die LIEBEREY von 2. LAQUEYEN v. 2. PAGEN möchte jähr. kommen die person 30. R. thut zusammen Vor der LAQUEYEN besoldung, wann sie in Franckreich angenommen werden, kommet auf Dem PAGE zu weißem Zeug v. andern p.
50. r. 80. 60. 220. 80. 490. 200. r.
350. R. 90. R. 36. 12.
Vnd ist hierbey sehr nöhtig zu erinnern 1. Daß zu diesem DEPUTAT noch ferner hinzugethan werden mögen, alle mitreisenden diener besoldung, damit mann solche nicht zuweilen vom DEPUTAT nehmen v. darüber selbst mangel verspüren möge, Worüber mann sich leichtlich länger aufhalten v. also mehr Kosten verursachen muß. 2. Daß so hoch sich das DEPUTAT erstrecken wirdt, ein offener wechsel auf die gantze SUMMA ausgestellet werde, damit mann sich deßen nach befinden v. bedarf, wann mann will, gebrauchen könne, dann mann sonst mit erwartung der wechsel, viel zeit vber verhoffen zubringen muß, vnd wann sich ein geringer mangel ereugnet, in diesen landen, sonderlich wann mann INCOGNITO reiset, gar leicht in große vngelegenheit kommen kann. Zu Hand. Kleidergelde ist dem Printzen 600. r. auf den fall 800. r. verwilligt, von welchem ahn H. Fincken ordre gegeben werden soll.
Entwurf vom 27. Februar
531
1.5 Entwurf der Reisekosten vom 27. Februar 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 7r–7v, Ausf. unbekannt.
NOTA 240: Rthlr: 240: Rthlr: 1.806: Rthlr: 903: Rthlr: 159: Rthlr: 151: Rthlr: 60: Rthlr: 330: Rthlr: 200: Rthlr: 60: Rthlr: 1.000: Rthlr: 5.149: Rthlr: 100: thlr: 100: Rthlr:
hinein Reise herauß Reise vf 6. Monat in PARIß vnterhalt Monatlich 301: Rthlr: Außerhalb PARIß Monatlich vf 150 ½ thlr. vf 3. Monat vor die EXERCITIA vf einen Frantzösischen Kutscher v. laqueyen vf 1. jahr in PARIS vnterhlat v. besoldung denselben zu zwey LIEBEREY KLEIDERN vor 1. neue Kutsche v. zwey geschirr vor 2. Kutschpferde vor 2. LIEBEREY Kleider vf des printzen laqueyen vf 1. jahr vf des printzen Kleidung v. Reiß Zeug vor Holtz den Winter Tranckgeld v. Verehrung
50. thlr. 75. thlr. 81. thlr. 6. g. 150: R: 30: thlr. 30: thlr. 7: thlr. 323: thlr. 6. 50: thlr. 50: thlr.
zu Reise vf 1. jahr besoldung Witzleben dem LICENTIATen vf 1. jahr besoldung vf 1. jahr dem SECRETARIO dem Cammerdiener vf 1. jahr dem laqueyen vf 1. jahr zu Reise des MEDICO dem LICENTIATen zu Reise
NOTA QUARTAL TRINITATIS 75: thlr. 37: thlr. 12. g. 65: thlr. 15. g. 10: thlr. 22. g. 6. d.
Hr. FRIEDERICHEN Witzleben an 75. R. Lt. FINCKEN D. WEITZEN
III. Reisekosten
532
15: thlr. 3: thlr. 12. g. 3: thlr. 6. g. 9. d. 210: thlr. 20: g. 3. d.
dem SECRETARIO den laqueyen dem Stalljungen so dem Kutscher mitgehet.
HIERUBER 50: thlr. 50: thlr. 50: thlr. 25: 70: thlr. 100: Rthlr. 400: Rthlr.
dem von WITZLEBEN zu Reise dem LICENTIATEN zu Reise D. WEITZEN zu Reise BACHOFEN sollen dem von Witzleben vor seine beede pferde gegeben werden H. Friedrichen vor die übrigen Herrn.
MEMORIAL Wirdt vnterthänigst erinnert, daß der Herr LICENT: Heinrich Fincke, wie auch I. F. Dh. Hertzog Friederichs SECRET: N. Bachofen, nicht in die DISPOSITION mit eingeschrieben, weill mann nicht wißen kann, wo solche hin LOCIRT werden sollen, Friedenstein 27. FEBR. 1667.
Entwurf vom 17. April
533
1.6 Entwurf der Reisekosten vom 17. April 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 8r–8v, Ausf. unbekannt.
Den 17. APRIL. 1667.
4.400: Rthlr: hat HERTZOG BERNH. verzehrt. 3.000: Rthlr: hat der CARDINAL hergeken vf 2. jahr
MEMORIAL Täglich 5. biß 6. Meilen. mit einer Calesche v. eigenen pferden Mann v. pferde Herr v. Knecht täglich 1: Rthlr: biß Metz. Von Metz biß PARIß, Mann v. pferd 1 ½ thlr. täglich Nach dem mann in PARIß sein wirdt das nötigste die pferde also bald zu verkauffen dann täglich in PARIß zum Vnterhalt Ein halber thlr. Täglich der printz v. die mit ihm vber einer Taffell speisen täglich 1: Rthlr. vf eine persohn Die andern Diener halb Täglich der printz im eigen vor 1. thlr. v. vor zwey vor die Diener auch 1. thlr. Holtz Winterzeit ins gesambt Monatlich 30: Rthlr: vf 3. Monat gantz jahr durch gerechnet. licht wochentlich Sommers 1. Rthlr. 2. Rthlr. Winterszeit Stallung vor Kutsch v. pferde wochentlich 2. Rthlr. Vor die Wäsch Monatlich 12. biß 14: Rthlr. EXERCITIA 30. Rthlr. den ersten als weit. Monat vfs Reiten 15. Rthlr. die andere Monat. Die ins losament gehen 10. Rthlr. Monatlich einen perfecten Dantzmeister 7 ½ Rthlr. Monatlich fechten. 7 ½ Rthlr. Sprachmeister vfs Frantzösische 8. biß 11. Rthlr. MATHEMATIC. 300: Rthlr. vor eine mit sambt gefutterte 60: Rthlr. vor Zeuge vf 4. pferde 500: Rthlr. vor 4. pferde dazu zwey vorhanden
8: Rthlr. Monatlich vf Allmosen Wenn mit frembder Herrn Kutschen v. Diener der printz abgeholet wird, vor den Kutscher 1. Rthlr., Ein halber thlr vor einen laqueyen auch wohl mehr Vfm lande were die helfte an costen vfzuwenden. Die Kleidung könte den printzen 150: Rthlr. costen. Vf ein Kleide ohne Weißzeug
534
III. Reisekosten
Vor Einen laqueyen v. PAGEN 30. biß 33. Rthlr. Monatlich 6: Rthlr. kopfw. vor Schue, Wäsche v. besoldung, vor einen Frantzös. PAGEN oder laqueien, It. 8. g. geld täglich Kutscher alle tage 8. g. costgeld Wie auch LIEBEREY v. Stiefell v. 30. Rthlr. jährlich besoldung NOTA Der Diener besoldung mit zugeben vf 1. QUARTAL 2.000. Rthlr. wurde wohl vf des printzen v. der diener Keidung gehen, mit dem Weißen Zeuge.
Entwurf vom 18. April
535
1.7 Entwurf der Reisekosten vom 18. April 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 5r–5v, Ausf. unbekannt.
Den 18. APRIL. 1667. Vberschlag zu Frantzöischen Reise
240: Rthlr: 120: Rthlr: [60] 75. Rthlr. 60: Rthlr: 3. Rthlr. 12: Rthlr: 8. Rthlr: 8: Rthlr: 30: Rthlr: 316: Rthlr:
Reise costen, vf 9 persohnen v. [so viel] 8 pferde in 24. tagen biß pariß täglich 10: thlr. oder 8. Rthlr. von hier biß Metz. täglich v. von Metz biß Pariß täglich 1 ½ thlr: In Pariß Monatlich vf 4. perohnen an des printzen Tafell vf iede Monatlich 30: Rthlr: vf [n.] 5. persohnen Diener vf iede Monatlich 15. thlr. Monatlich vor losamenten, bett gewende vf 3. losamenten als 30: thlr. Monatlich vor des printzen gemach, v. 30: thlr. vor zwey gemächer vor die bediente. Monatlich Sommerszeit vor licht, Winterszeit gedoppelt Holtz Winterzeit Monatlich 30: thlr: Monatlich vor Wesche Monatlich vor Kutsche v. pferde Stallgeld Monatlich vf Allmosen v. Verehrung Monatlich vf vnterhaltung zwey Kutschpferde Monatlicher Vnterhalt.
Vff EXERCITIA 30: Rthlr: 30: Rthlr: 30: Rthlr: 22 ½ Rthlr: 22 ½ Rthlr: 24: Rthlr: 159: thlr:
den ersten Monat reiten noch vf 2. Monat reiten vf 3. Monat den dantzmeister, Monatlich 10. thlr. vf 3. Monat fechten denn Monatlich 7 ½ thlr. vf 3. Monat Sprachmeister, Monatlich 7 ½ thlr. vf 3. Monat dem MATHEMATICO Monatlich 8: thlr:
III. Reisekosten
536
Ferner vf 3. Monat[lich] vor einen Frantzös. Kutscher [Kut-
60: Rthlr: [7 ½] 9. R. 4: Rthlr: 6: Rthlr: 60: Rthlr: 330: Rthlr: 60: Rthlr: 200: Rthlr: 625: Rthlr:
11
scher] v. Laqueyen costgeld vf ieden täglich 8: g. oder Monatlich 10: Rthlr. einem Frantzösischen Kutscher vf 3. Monat besoldung Demselben vor 1. baar Stiefel einem Frantzösischen Laqueyen vf 3. Monat vor schue, wesche v. besoldung vf zwey LIBEREY Kleider vf den Kutscher v. laqueyen vor eine neue Kutsche v. zwey geschirr vf 2. Kleider des printzen laqueyen v. stucke11 der officir diener vor 2. pferde in die Kutsche dem printzen vf ein jahr zu Kleider, v. alle andere dergleichen notturften, wie auch handgeld, vber allhier empfangene 175: Rthlr:
Lesung unsicher.
Endgültiger Entwurf vom 22. April
537
1.8 Endgültiger Entwurf der Reisekosten vom 22. April 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 17r–17v, Ausf. unbekannt.
Vberschlag der Reiße in Franckreich . 22. APRIL. 1667 beyseins Mons. Schargartt12 von Jehna Lt. FINCKEN et me13
PERSONEN Hertzogk Friedrich Hanß Heinrich von Witzleben14 Lt. Anthon FINCK15 D. WEITZ16 BACHOFEN17 Cammerdiener CROMAYER18 Laquey Hanß Rinck19 Kutscher Hanß Trümper20 Witzleben v. Fincken Diener
240: Rthlr:
12 13 14
15
16 17
18 19 20
Reise costen in 24. tagen vf 9. personen v. 8. pferde biß PARIß In PARIß Monatlich
Wahrscheinlich handelt es sich um Antoine de Charreard (1618–1669), den Hofmeister des Herzogs Bernhard von Sachsen-Jena, vgl. Band 3, Nr. 4. Nicht identifiziert. Johann Heinrich von Witzleben (1631–1693), 1657 Reise in die Niederlande, 1657–1660 Kriegsdienste, Obrist im Leibregiment Schweizer des französischen Königs, sachsen-gothaischer Kammerjunker, 1676–1680 Landeshauptmann im Fürstentum Altenburg. Anton Finck (1630–1670), Lit. jur., Universitäten Rinteln und Marburg, 1650–1653 Präzeptor in Nassau-Saarbrücken, 1653 Reise nach Wien, Ungarn, Siebenbürgen, Kriegsdienste, 1662–1663 Reise durch die Schweiz, Frankreich, die Niederlanden und England, Kriegskommissar in Frankfurt am Main, 1665 Reise durch Frankreich und Italien, seit 1666 in sachsen-gothaischen Diensten, zuletzt Amtmann der Ämter Wachsenburg, Ichtershausen, Kranichfeld und Tonndorf. Dr. Jacob Friedrich Waitz (1641–1723), 1666 Leibarzt Herzog Ernsts von Sachsen-Gotha, 1668 Stadtphysikus in Gotha, Bürgermeister. Johann Friedrich Bachoff (1643–1726), als Bachoff von Echt nobilitiert, stud. jur. Universität Leipzig, seit 1666 Regierungssekretär in Gotha, nach der Reise Sekretär Herzog Friedrichs, 1673 Hofrat, 1680 Geheimer Rat, 1689 Kanzler, 1698 Geheimer Ratsdirektor. N.N. Cromayer/Kromayer (gest. 1667), Kammerdiener. Johann Ring, Lakai, Kammerdiener, als Lakai mit Herzog Friedrich 1664/1665 in Straßburg. Justinus Trümper (gest. 1667), Kutscher.
III. Reisekosten
538
120: Rthlr: 75: Rthlr: 60: Rthlr: 12: Rthlr: 3: Rthlr: 8: Rthlr: 30: Rthlr: 8: Rthlr: 20: Rthlr: 3: Rthlr: 4: Rthlr: 2: Rthlr: 345: Rthlr: 172: Rthlr: 12: g:
vf 4. personen an des printzen taffell, vf iede persohn Monatlich 30: Rthlr. vf 5. bedienten persohnen iede Monatlich 15: Rthlr. Vor 3. losamenter, als 30: Rthlr. vor 1. des printzen v. 30: Rthlr. vor 2. der OFFICIER v. diener vor die Wesch Monatlich Monatlich vor licht im Sommer Monatlich vor Allmosen Monatlich vf Vnterhaltung zwey Kutschpferde Monatlich Stallgelde Monatlich vf einen Frantzös. Kutscher v. laqueyen iedem 10: Rthlr: vor vnterhalt Monatlich dem Frantzös. Kutscher besoldung Demselben vor 1. baar Stiefell Monatlich einem Frantzösischen laqueyen vor schue, Wesche v. besoldung Monatlich in PARIß außerhalb PARIß Monatlich
Ferner 625: Rthlr: 60: Rthlr: 60: Rthlr:
vf 1. jahr dem printzen zu Handgeld v. vor alle notturftige Kleidung, Weißzeug v. dergleichen, vber allhier bezahlte 175: Rthlr: Vor zwey diener LIEBEREY Kleider, als den laqueyen v. den OFFICIER diener. vor zwey lieberey Kleider dem Frantzösischen Kutscher v. laqueyen
SUMMA ZWEYHUNDERTT V. VIERZIGK DREYHUNDERTT FÜNF VND VIERZIGK EINHUNDERTT ZWEY VND SIEBZIGK SIEBENHUNDERTT FÜNF VND VIERZIGK
240: Rthlr:
zu hinein Reise
345: Rthlr:
Monatlich in PARIß Monatlich außerhalb PARIß
172: Rthlr: 12: g: 745: Rthlr:
jährlich Kleider geld
SUMMA DIEßER VIER POSTEN thut 1.502: Rthlr: 12: g: EIN TAUSEND FÜNFHUNDERTT V. ZWEY Rthlr: ZWÖLFF g: Wegen erkauffung einer neuen Kutschen v. vor die EXERCITIA ist noch zu Zeit nichts gewißes zu DEFINIRen [wird sich zu]
Endgültiger Entwurf vom 22. April
539
It. DER DIENER BESOLDUNG so [fur] alle QUARTAL [MICHAELIS v.] v. MICHAELIS zum ersten mahl, weill TRINITATIS in gotha, bezahlt werden abzugeben 37: Rthlr: 12: g: 65: Rthlr: 15: g: 10: Rthlr: 22: g: 6: d: 15: Rthlr: 15: Rthlr: 3: Rthlr: 12: g: 5: Rthlr: 152: Rthlr: 13: g: 6: d:
dem Cammer Juncker Hanß Heinrich von WITZLEBEN Lt. ANTHON FINCKEN D. WEITZEN BACHOFEN CROMAYERN dem LAQUEYEN der OFFICIER DIENER
Dießes ist allso von I. F. G. vnterschrieben worden den 23. APRIL. 1667. beym abzuge.
SECHSHUNDERTT FÜNF v. ZWANTZIGK Rthlr., VBER ALHIER AUSGEZAHLTE 175: Rthlr. vf ein jahr, ZUE KLEIDER vnd Handgelder, wie auch vor WeißZEUG, DEGEN, geheng, Stieffell v. Schue, v. was sonst dergleichen von NÖTHEN, sollen Vnßerm geliebten Sohn, Hr. FRIEDERICHEN [vf Ein jahr] bey VORHABENDER Reiße von denen dazu vbermachten geldern außgezahlet, vnd hiermit vndt GEHÖRIGER quittung in RECHNUNG belegt werden: Friedenstein: den 22ten APRIL. anno 1667:
540
III. Reisekosten
1.9 Überschlag der Kosten für die Reise von Blois nach Paris LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 48r, Ausf. Anton Finck
Vberschlag was die reise von BLOIS auf PARIS mit miethpferdten vndt auf der Caroße beyleufftig kosten kan. Vier reit= vndt ein BAGAGE=pferdt von BLOIS bis ORLEANS, so eine JOURNÉE, jedes pferdt à 25 ß gerechnet thut Vor die RETOUR eben so viel Zwey mittags=futter, jedes à 10. ß, thut Ein nachts=futter à 30 ß vfs pferdt Einem GUIDEN sein lohn vf 2 tage Demselbigen 3 mahlzeiten, jede à 10 ß It. Trinckgeldt Von ORLEANS ist das ORDINARIUM von der Person in der Caroßen auf PARIS 12 livr. thut vor 4 personen Die HARDEN in 130 lb. bestehendt, jedes lb. à 3. ß. von ORLEANS auf PARIS zu bringen gerechnet, thut Dem Kutscher vor 4 Personen tranckgeldt ZEHRUNG Von BLOIS bis ORLEANS ein mittagsmal, wenigst Nachts in ORLEANS 3 personen an der tafel Vor den Cammerdiener Den dritten abendt ist man von hier zu PARIS, kostet also in 2 tagen die vnterhaltung, vf drey jedwedem täglich 50, vndt einem 30 ß gerechnet zusammen Den dritten mittag drey personen jede à 20 vndt die 4te à 10 ß, thut SUMMA
Liv.
sols.
6 6 5 7 2 1
5 5 10 10 10
48 19 2
10
3 4
10 10 15
18 3 128
10 15
Hergegen komt die Post sambt der Zehrung, wie die rechnung weiset auf 149 livr. 10 ß. Kostet die Post also mehr 21 livr. 5 ß. welcher aber desto beförderlich= vndt sicherer ist.
Übersicht der Reisekosten
541
1.10 Übersicht über die tatsächlichen Reisekosten LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 18r, Ausf. unbekannt.
REISE COSTEN HERTZOGK FRIEDERICHS zue SACHßEN in Franckreich v. Italien vom 20ten APRIL. anno 1667. biß 24. JUNII. 1668.
1.731: Rthlr: 20: g: 3: d: 70: Rthlr: 6: Rthlr: 22: Rthlr: 4: g: 5: d: 16: g: 3.000: Rthlr: 416: Rthlr: 1.000: Rthlr: 468: Rthlr:
400: Rthlr: 7.114: Rthlr: 16: g: 8: d:
seind theils mit vf die Reise, theils den dienern zur besoldung v. mundirung gegeben worden. Den 20. APRIL. 1667. vor zwey pferde Hanß Heinrichen von Witzleben21 dem laqueyen Hanß Rinck22 Vor eine Reise Calesch Herrn Ludolffen23 vor ein beschlag zeug vf 2. mahl nach Franckfurth im JULIO v. SEPTEMBR. 1667. den Kaufleuthen zue Franckfurth DE FAMARS24 den 5. MARTII 1668. zahlt abermahl Joh. Ochßen25 in Franckfurth den 8. April. 1668. abermahl den FAMARS nach Franckfurth von den Darmbstattischen Zinßgeldern angewiesen im JUNIO. 1668. Joh. Ochßen den rest der Frantzösischen wechselgelder an die F. Darmbstattische Zinßgelder gewiesen den 29. JUNII 1668: Die vbrige 600: thlr. seind vf die Genevische Reise gelder außgezahlt.
NOTA [54.] 42. thlr. seind wegen der Frantzösischen Kupfer Stücke abgezogen.
21 22 23 24 25
Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 14. Johann Ring, vgl. Anm. 19. Hiob Ludolf (1624–1704), Dr. jur., begleitete den Prinzen auf dessen Reise in die Niederlande 1661, seit 1666 Kammerdirektor in Gotha. Jacob de Famars d.Ä. (1596–1671), Kaufmann in Frankfurt am Main. Sein Sohn Jacob de Famars (geb. ca. 1630), ebenfalls als Kaufmann tätig. Johann Ochs (1611–1677), ursprünglich Textil- und Weinhändler in Frankfurt am Main, Hoflieferant unterschiedlicher Fürsten, tätigte umfangreiche Geld- und Wechselgeschäfte.
542
III. Reisekosten
2. Reiserechnungen Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha 2.1 Übersicht über unterschiedliche Münzen und Münzwerte LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 89r–89v, Ausf. unbekannt.
EVALUATION VNTERSCHIEDLICHER MÜNTZ=SORTEN. FRANCKREICH. Nach Frantzösischer Wehrung helt der Thaler 3. LIVRES oder FRANCS oder Frantzös. gulden; welches alles eins ist. Ein LIVRE helt 20. gemeine SOLS. wornach ins Gemein in Franckreich gerechnet wirdt. Hath also ein Thaler 3. LIVRES oder 60. SOLS. (Auch helt ein LIVRE 16. SOLS MARQUEZ. worauf man auf den grentzen vnd in Spanischen Niederlanden rechnet. Thut demnach ein thaler 2. LIVRES. 8. SOLS MARQUEZ. welche man auch Stiber nennet. oder ein thaler thut 48. Stiver. Die Holländer setzen noch 2. Stivers hinzu vnd machen 50. Stivers zu einem Thaler oder 2 ½ Holland. gulden zu einem Reichsthaler. Thut also ein DUCAT nach Hollandischer arth 5. Gülden.) Von Gemeiner Kupfernen Müntze machen in Franckreich drey LIARDS einen SOL. Item 6. DOUBLES einen SOL. Item 12. DENIERS einen SOL. ITALIEN. Nach Venetianischer Wehrung helt eine DOPPIA D’ITALIA 27. LIURE. Eine DOPPIA D’ESPAGNA aber 28. LIURA. Eine LIURA helt 20. SOLDI. wie in Franckreich. (Auch ist ein DUCATO DI VENETIA 6. LIUR. 4. SOLDI. Ein SCUDO DI VENETIA 9. LIURE. Ein UNGARO oder Teutscher DUCAT 16. LIURE 10. SOLDI. ein ZECCINO oder Venetian. DUCAT. 17. LIURE. ein Reichsthaler 8. LIURE. 10. SOLDI. Der PAOLO gilt 18. SOLDI. oder 2. SOLDI weniger alß eine LIURA. ein Teston gilt in Venedig 2. LIURE. 14. SOLDI.) Nach FLORENTINISCHER WEHRUNG ist eine DOPPIA D’ITALIA vnd D’ESPAGNA gleichviel. Vndt gilt die DOPPIA 30. PAOLI oder Julier, welches gleichviel ist. Der PAOLO gilt 8. CRATZII oder Kreutzer Ein TESTON helt 3. PAOLI. Ein SCUDO 10. PAOLI. 3. SCUDI eine DOPPIA. TEUTSCHLAND GEGEN ITALIEN. Zu Botzen gilt eine Ital. DOPPIA 5. fl. 12. Kreutz. gemeine Reichs wehrung.
Zur ersten Rechnung
543
2.2 Einnahmen und Verluste zur ersten Rechnung LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 90r–91v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
DIRECTORIUM Vber die auß der Fürst. Rentcammer zu Gotha zur Frantzös. Reiße empf. 1.200. Rthlr. beneben zweyen Rechnungen vnd Einer beylage. It. Vber mitgegebene 5. Reit= vnd 2. Gutschen Pferde. Vermög den Ersten Bericht=Schreiben von PARIS, wardt vnter andern vermeltet, daß von den Empfangenen 1.200 Rthlr. 1. Dem SECRETARIO Bachofen26 von Haus aus biß ins läger vor CHARLE ROY,27 auf Seine Rechnung bahres ausgezahlt worden 300. Rthlr., darvon der mehrentheils zu nutzen verwendet: Er aber nach seiner wiederkunfft von MONS berichtet, daß ihme seine Rechnung hierüber von der Parthy abgenommen vnd nicht wieder RESTITUIRT worden seye. 2. Eben dazumahl wurden die in 30. LUY. D’OR bestehende 110 Rthlr, Dr. Weitzen28 auch entwendet. 3. In gleichem dem Cammerdiener Crommayern29 anvertraute 10. LUY. D’OR oder 46 2/3 Rthlr. 4. Auf der Caleschen wurden in Frantz. Thalern vnd noch etlichen wenigen Ducaten, so zu leicht gewesen, in die 239 ½ Rthlr. zur täglichen ausgabe mitgeführet, so auch verlohren worden. SUMMA ausgeben vngefehr Verlohren in dreyen Posten SUMMA deßen was nicht zur Rechnung komt ist
300 Rthlr. 396 Rthlr. 10 sols. 696 Rthlr. 10 sols.
VERBLEIBENDE NEUE EINNAHME FOLGENDER POSTEN SO SALVIRet wordten, vnd davon die Newe Rechnung zu stellen. 1. Sindt von REIMS mit I. F. Gnad. Reißkasten nacher PARIS verwahrlich geschickt worden ahn 125. Ducat: 250 Rthlr. 2. So hath der von Witzleben verwahrlich bey sich geführt vnd SALVIRT ahn 30. LUY. D’OR 26 27 28 29
Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 17. Charleroi. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 16. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 18.
544
III. Reisekosten
110 Rthlr. 3. In gleichen Lt. Finck30 ahn 36 ½ LUY. D’OR 133 Rthlr. 50 sols. 4. Hath er dem SECRETARIO kurtz vor der abreyß noch 5 Ducaten ausgewechselt so nicht ausgeben werden können vnd auch SALVIRT geblieben 10 Rthlr. SUMMA alles deßen was auff neue Rechnung zustellen ist 503 Rthlr. 50 sols. Oder nach Frantzös. Wehrung 1.511. livr. 10 sols. Hievon ist nachfolgende außgab dieser Ersten Rechnung, von AVESNES31 bis nach PARIS 622 livr. 18 sols. Bleibt also auf künfftiger Rechnung noch stehen die SUMMA von 888 livr. 11 ½ sols. Friederich HzS Hans Heinrich von Witzleben Jacobus Weitz. D. Anthon Fincke. Lt. Johann Friedrich Bachoff ANBELANGEND die Mitgegebene Fünf Reith= vnd 2 Gutschen Pferdte, So sindt beyde Gutschen Pferdte neben der CALLESCHE verlohren. Von den Reit=Pferdten ist das kleine braunlein, so der SECRETARIUS32 geritten im Lager vor 31 ½ Rthlr. oder 95. livr. verkaufft wordten. Der dicke Rapp aber vndt der Schwartzbraune worauf I. F. Gand. vnd der von Witzleben33 RESPECTIVE geritten, zu PARIS den tag zuvor als mann abreysen wollen ahn den Dähn. RESIDENTEN34 vmb 98 Rthlr. verkaufft wordten. Die beyde Schlechtere, alß Ein alter Rapp vnd ein Falb, worauf Lt. Finck35 vnd der Reitknecht36 geritten, noch vorahndten. Friederich HzS Hans Heinrich von Witzleben A: Fincke. Lt.
30 31 32 33 34 35 36
Anton Finck, vgl. Anm. 15. Avesnes-sur-Helpe. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 17. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 14. Marcus Falksen Gjøe (1635–1698), 1664–1668 dänischer Resident in Paris. Anton Finck, vgl. Anm. 15. Hans Peter Schäfer, Knecht.
Ersten Reiserechnung
545
2.3 Rechnungen 2.3.1 Erste Reiserechnung vom 28. Juni 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 92r–93v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
Erste REYSE RECHNUNG VON AVESNES BIß NACH PARIß ANGEFANGEN vom 4/14ten JUNII VND VOLLENDET DEN 28ten EJUSDEM ANNO 1667.
IUNIUS STYL. VET. Den 4/14 JUNII haben I. F. Gnad. sambt dem von Witzleben, Lt. Fincken vndt Einem Reitknecht in Einem Wirthshaus zu AVENES37 vbernacht verzehrt, worbey auch die in noch 15. Reuter bestehende ESCORTE DEFRAIIRT worden. Im andern Wirthshaus, weilen nicht alle in einem LOGIEREN können. Den 5/15ten vor vns v. die officierer Frühstück Tringeldt im Wirthshaus Einem geschossenen Reuter so zurück bleiben müssen verehrt ½ Pistol Dito der Musquetierer CONVOY verehret so biß CHAPELLE38 DESTINIRT gewest vnderwegens ein Waisen zuhelffen Dito Mittags zu VERVIN39 verzehrt Tringeldt allhier Einem botten so den nachkommenden Laqueyen40 den Weg gewiesen Dito zu MARLE vbernacht verzehrt tringeldt ins Haus Einem Wegweiser bey LANGRES41 Den 6/16ten zu CHAVIGNON Mittags verzehrt tringeldt allhie 37 38 39 40 41
Avesnes-sur-Helpe. La Capelle. Vervins. Johann Ring, vgl. Anm. 19. Vermutlich ist Laon gemeint.
livr.
sols.
23
10
15 3
7½
5
10
1
10 2½ 6 2½
4 1 8 6
15 2½ 1½ 2½
546
III. Reisekosten
Lat.
Dito vbernacht verzehret zu SOISSONS tringeldt allhie Den 7/17ten zu Mittag a VILLE COTRAY42 verzehrt Pferde zu beschlagen Dem CONCIERGE das Königliche Schloß zu besehen biß hieher den armen Brandwein den pferten die füs zu waschen Den Laqueyen von SOISSONS naher PARIS zuführen tringeldt Dito vbernacht zu NANTEILLE43 verzehrt tringeldt Ein pferdt zu beschlagen Den 8/18ten Mittags zu Minny44 tringeldt allhie Dito zu Paris angelangt, vnsere Sachen vom MESSAGER ins Wirthshaus zubringen Dem jenigen so den Laqueyen zu recht gewisen, tringeldt Ein Schreibzeug gekaufft Das Frantzösische Reysebuch DE VERTIER45 kostet Lat. It. Ein büchlein von der Königin Recht vber Niederlandt46 gekaufft Die BASTILLe zusehen tringeldt Den Thurn à NOSTRE DAME Im PALAIS ROYAL Im PALAIS MAZZARIN Den 10/20ten dito Einem Gutscher so vns dieses vnd meheres zusehen herumb geführet Deßen Jungen tringeldt Brandtwein vor die pferdte biß hieher vor die armen 42 43 44 45
46
69
10
13
10 5 19 8½ 10 6½ 5 10 18 5 5½ 10 2½
1 1 1 10 2 1 1 41
2½ 2½ 5 10
1 1
10 15 10 10 10
11
5 5 5
Villers-Cotterêts. Nanteuil-le-Haudouin. Vermutlich Mitry-Mory. Le Voyage de France, dressé povr la commodité des François & Etrangers. Avec une description des chemins pour aller & venir par tout le monde. Tres-necessaire aux voyageurs. [...] Corrigé & augmenté de nouueau. Par le sieur Verdier Historiographe du Roy. A Paris, chez Michel Bobin, dans la grand Salle du Palais à l’Esperance. M. DC. LXV. Auec priuileg du Roy. Dialogue sur les droits de la Reyne tres-cherestienne, s.l. M. DC. LXVII.
Ersten Reiserechnung
Der Wäscherin Erstmahl 12/22ten dito vor papier Einem Blinden bey der taffel Zu BOIS D’VINCENNES dem Gärtner vnd CHAPELLE, wo CARD. MAZZARIN DEPONIRT ist, zusehen Vom 8ten JUNII abendts biß 13ten Mittags vor 3 PRINCIPALen 2 Diener v. 4 pferdte Erstmahls im wirthshaus à LA CROIX DE FER bezahlt erstmahls Den 13ten JUN. nachmittags sindt I. F. Gnad. beneben Lt. Fincken vnd dem Reitknecht à LA CHAMPAGNE verreist, vnd Nachmittag gedruncken à PIERRE FIDE47 Ditto im Gartten zu CHANBLATTERAN48 dem Präsidenten MOULIN49 gehörig tringeldt verehret LAT.
Dito vbernacht zu USARGE50 verzehrt tringeldt im Wirthshaus Aldar beschlagen laßen 4 Newe Eysen Den 14. JUNII in des Printzen von CONDÉ51 Gartten zu CHANTILLY tringeldt Dito im thier Gartten Dito verzehrt Mittags Dito PASSAGE vbers waßer die OIISE52 In Einem dorff vor LIANCOURT getruncken Zu LIANCOURT dem Gärttner Dem pförttner Dito Nacht zu CREIL verzehrt tringeldt im Wirthshaus Das Schloß alda zusehen biß hero den bettlern Den 15ten getruncken zu SENILS
47 48 49 50 51 52
547
2
1½ 4 10
83 10 103 8 1 1 6 1 8
15 10 ½ 15 5 10 15 15 5 3 5 10 12 3 10 5 15
Pierrefitte-sur-Seine. Épinay-Champlâtreux. Édouard-Jean Molé (ca. 1610–1682), Seigneur de Lassy et de Champlâtreux, Président à mortier au Parlement de Paris. Luzarches. Louis II de Bourbon (1621–1686), Prince de Condé, Le Grand Condé. L’Oise.
548
III. Reisekosten
Verzehrt Mittag zu LOUURE53 bettlern v. gefangenen tringeldt im Wirthshaus Vom 13ten JUNII ist vor dem von Witzleben it. den laqueyen vnd ein pferdt biß den 16ten dito Nachmittag in PARIS vor I. F. Gnad. Sambt Lt. Fincken dem Reitknecht vnd den 3. pferdten vom 15ten dito abendts vnd 16ten Nachmittag zum zweiten mahl abgerechnet vnd bezahlet worden LAT. Dito Sontags, Nach dem Sich I. F. G. in Eine CHAISE in die Luther. Kirchen beym Denne. AMB.54 tragen laßen Dito dem Printzen Opfer geldt Dito Nachmittag ist der Printz neben dem von Witzleben vnd dem Reitknecht mit 3 pferdten wieder aufs landt verreyset v. weilen des von Witzleben pferdt vernageldt gewest, ist Lt. Finck auf einem Leyh pferdt hernach kommen. Vbernacht wardt zu St. Clou verzehrt dito beschlagen laßen dito Mr. FOUQUETS55 Gartten besehen dito des Königs bruder56 Gartten vnd Haus Den 17ten Mittags zu RUEL57 verzehrt tringeldt ins Haus bißher den bettlern dito den brunmeister v. Gärttner Deßen Knecht Der Hausmeisterin dito vber die SEINE bey CHATEAU58 zu PASSIren dito die PASSAGE bey MAISON59 zu MAISON der Hausmeisterin Dem Schweitzer alda verzehrt vbernacht allhie tringeld allhie Deß Knechts Sattel REPARIren lassen
53 54 55 56 57 58 59
6
28 65 3
12
8 1 1
1 10
3 3
14 2½
10 4 10 15 10 2½ 5 5 5 5 5 10 15 17 5 15
Louvres. Wahrscheinlich Simon von Petkum († nach 1671), 1666–1667 (Juni) dänischer Resident in Paris. Nicolas Fouquet (1615–1680), Vicomte de Vaux et Melune, Surintendant des Finances. Philippe de Bourbon (1640–1701), Duc d’Orléans. Rueil. Chatou. Château de Maison in Maisons-Laffitte.
Ersten Reiserechnung
Den 18ten dito zu S. GERMAIN60 verehrung im Newen Schloss LAT.
Dito verehrung im alten Schloß Einem Wirth die pferdt einzustellen Dem pförttner am Newen Schloß Dem Gärttner abermahl den bettlern dito Mittags verzehrt zu VERSAILLES tringeldt im Wirthshaus zu besehen die MAISTRISE61 Die CONCIERGIN hath nichts nehmen wollen Alda dem Schweitzer, So vns auch zur grotten vnd in Gartten geführet Lt. Fincken Ley=Roß vor 2 ½ tag à 50. sols. täglich Den 18 Abendts wieder nach PARIS kommen vnd geblieben biß den 20 dito Mittags INCLUSIVE verzehrt in dessen dito der Wäscherin zum zweiten mahl Dito dem Schmidt so Mr. Witzl. vernageltes pferdt CURIRT vnd in PARIS 12 Newe Eysen aufgeschlagen Deßen Knecht tringeldt vor die pferdt brantwein Papier abermahl den bettlern wiederumb Den 20ten abermahl aufs landt gereyset vnd abends verzehrt zu RUS62 Den 21ten Mittags zu ESSONE63 tringeldt dito dem Gärttner zue VILLEROY64 dito dem Gärttner zu COURRANCE65 dito ein Eysen anschlagen lassen LAT. verzehrt allhie abendts tringeldt im Wirthshaus 60 61 62 63 64 65
Saint-Germain-en-Laye. Wahrscheinlich ist das Schloss gemeint. Ris. Essonnes. Mennecy. Courances.
549
43 1
8
15 16 10 2½ 5 15 5 2½ 15
6
15 5
38 2
2
9
10 2
1 88 9
5 5 5 5 5
3 15 3 3 10 5
550
III. Reisekosten
Den 22ten dem Gärttner zu FLEURY66 Mittags zu FOINTAINEBLEAU verzehrt tringeldt ins Haus Deme so vns ins Schloß geführt Der CONCIERGIN im König. Haus Zu MELUN EN PASSANT vertruncken Zu VEAU LE VICONTE67 dem CONCIERGE Dem Gärttner alda Einem Jungen so vns den Weg von MELUN 1 Meil hin v. hehr gewiesen dito nachts verzehrt zu MELUN dem Koch alda den Mägten v. im stall Den 23ten Mittags verzehrt zu ST. GEORGE68 tringeldt ins Haus dito abendts zu PARIS wieder ankommen vnd mit der Wirthin am 25ten JUN. abermahl abgerechnet, trug vor vns vnd den indessen hinterlaßenen laqueyen Papier DATO bißhero vor die bettler dito den Geyst. Mittags bey tisch Dito einer Wäscherin dritmahls Den 26ten den Geist. almosen Dito einem Blinden dito vor zucker zur LIMONADen vor I. Fürst. Gnad. Dito alß I. Fürst. Gnad. dem Hertzogen von Mecklenb.69 die VISITE geben den Stuel trägern LAT.
Dito die pferdte auff die Reyse zu beschlagen, wovon aber also bald darauf die zwey besten an den dänischen RESIDENTEN70 vmb 98 Rthlr. verkaufft wordten Dito Papier so theils mitgenommen worden Dito dem Geist. 66 67 68 69 70
Fleury-en-Bière. Veaux le Vicomte. Villeneuve-Saint-Georges. Christian Ludwig I. (1623–1692), Herzog von Mecklenburg. Marcus Falksen Gjøe, vgl. Anm. 34.
8
1 1 1 10 10
39
2½ 5 5 10 15 5 10 10 10 5 4 2½
1
4 5 5 4 5 5 8
3 93
5
3
1
5 5 5
Ersten Reiserechnung
Dito Dr. GLASERN71 einem MEDICO alß Er I. F. Gnad. einmahl anfangs besucht Noch vor MEDICAMENTA so Dr. Weitz72 ausgenommen zur Reyse Vor 2. Schlößer an beyde Kasten Den 27ten Einen bettelmönch bey tisch Dito mit der Wirthin völlig abgerechnet So wohl deßen was die beyde vom 19ten JUN. kommenen MEDICUS vnd SECRETARIUS als wir andern seither verzehrt; davon dann die QUITTUNG,73 was bißhero vnterschiedlichen bezahlt worden in der SUMMA auf 284. LIVR gestelt worden Den 28ten JUN. den Mägten im Wirthshaus à LA CROIX DE FER durch den von Witzl. tringeldt bezahlt worden Dito von ihme dem Hausknecht v. einem weibe im Wirthshaus so die aufwartung mit verrichtet, gegeben worden Dito von ihme des MESSAGERS Stall Knecht, vmb zwey Gutschpferdte zu haben gegeben worden à ROUEN Vor Ein frühstück in PARIS Einem Kerl so die albereit fort geweste CARROZZE nach ROUEN ARRESTIren sollen Einem Weibe so den Reyse Sack zum MESSAGER getragen LAT. SUMMA SUMMARUM aller außgaben von AVESNES bis zur abreiß von PARIS ist
551
3 2
10 15 2½
96 3 1 1 1 117 622
10 17 10 10 18 ½
Friederich HzS Hanns Heinrich von Witzleben Anthonius Fincke Lt.
DATUM CAEN den 12ten JUL. STYL. VET.74 1667.
71 72 73 74
Nicht identifiziert. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 16. Diese und die im Folgenden erwähnten Quittungen sind überwiegend in der Akte enthalten. Auf eine Transkription und einen gesonderten Nachweis wurde verzichtet. Das ist nicht richtige, diese Angabe nach dem neuen Stil.
III. Reisekosten
552
2.3.2 Zweite Reiserechnung vom 22. Juli 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 94r–94v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
ZWEYTE vndt FERNERE AUßGABEN von Paris bis naher CAEN, angefangen den 28ten JUNII 1667. Jun.
den 28. den 29.
den 28.
75 76 77 78 79
Der von Witzleben nebenst D. Weitzen haben von PARIS bis ROUEN, wohin sie mit dem MESSAGER À PART zu pferdte gereiset, ausgeleget vnd von mir wieder empfangen folgende Posten Dem MESSAGER zum trunck au BOURG LE REGNY75 Zu Mittag dem gesinde tranckgeldt in PONTOISE Dem gesinde im Wirthshause zu MAGNY,76 alwo sie vbernachtet Tranckgeldt zu mittag in ESCOUYS77 Dem MESSAGER vor die 2 pferdte so sie geritten, in ROUEN gezahlt Demselben MESSAGER tranckgeld Einem Kerl, so ihre HARDEN aus des MESSAGERS wirthshause in unser LOGIer MAISON ROYALE genandt, getragen Ins MESSAGERS wirthshause verzehrt Den CHAISENträgern so I. F. G. von der CAROße ins wirthshaus getragen Einem buben so Lt. Fincke zu unserm Kaufman Ambsing78 geführt Folget nun was ich selbst von PARIS aus bis hieher ausgezahlet Als wir einmal bei N. vndt her nach bey ARGENTEILLE79 über die SEINE PASSIret vor unsere 2 eigene pferdte vndt die darauf sitzende personen, wie auch vor den von Witzleben vnd D. Weitzen,
Bourg-la-Reine. Magny-en-Vexin. Écouis. Nicht identifiziert. Argenteuil.
Livr
26 1
sols
liard
9 5
3
10 3
3 4½
10 2 15
1
5 5
10
3
Zweite Reiserechnung
den 29.
den 30. JUL. den 1. den 2.
80
so mit dem MESSAGER gleich darbey gewesen, jedesmal 5 sols thun Vor 3 Personen in der CAROße auch 2 mal vberzusetzen In ARGENTEILLE vor wein Einem buben der in PONTOISE I. F. G. Käße vom MESSAGER abholen vndt in die CAROße bringen müßen In PONTOISE zu mittag 5 personen vndt 2 pferdte verzehrt Ins Haus verehret Allmosen beym fortreisen Vber nacht in MAGNY mit ietzermeldter Svite Dem gesinde verehret SMA. Vor das Frühstück in TILLIER80 Allmosen so wohl vnterweges alß in TILLIER selbst Zu Mittag in ESCOUYS Tranckgeldt ins Hauß Fuhrlohn vor 3 Personen auf der CAROße von PARIS bis ROUEN, auch etliche lb. HARDEN Dem Kutscher Tranckgeldt Den Trompetern vndt Trommelschlägern so I. F. G. ihrem gebrauch nach in ROUEN aufgewartet Einem weibe so den thurm in der Kirchen NOSTRE DAME zur großen Glocke geöfnet Allmosen Vor 3 Hufeisen vf die beede pferde Dem schiffer, so I. F. G. vf der SEINE vmb das CITADELL geführet Des Kaufmanns Ambsings Diener so seines H. wegen I. F. G. 2 flaschen rheinwein PRESENTIret, verehret Vor Wäsche in ROUEN In 2 ½ tage in ROUEN à LA MAISON ROYALE verzehrt Ins Hauß verehret Dem MESSAGER von ROUEN vf CAEN vor 6 miethpferdte, deren er eins selber geritten, vndt allesambt in futter vnterhalten Allmosen im fortreisen
Les Thilliers-en-Vexin.
553
5 15
6 9 48 1 4 37 2
1
2
2 3
3
10 13 16 4 10 4
½ 5
7 5
3 10 1 15
2
15
48 1 54
15 7 10
1
2
III. Reisekosten
554
den 3.
den 4.
den 6.
81 82 83
vf der reise naher CAEN in mittag zu PONTAUDEMER81 mit 8 Personen den MESSAGER miteingerechnet, vnd vnsere 2 eigenen pferdten verzehrt Tranckgeldt ins Hauß Allmosen Vber nacht in PONT D’EVESQUE82 Tranckgeldt Die pferdte zu futtern Allmosen Zu mittag in VARAVILLE Tranckgeldt Fuhrlohn vber den fluß bey VARAVILLE83 Fuhrlohn vber die ORNE vnweit CAEN Allmosen Einem buben der den von Witzleben vnd Lt. Fincke in CAEN zurecht geführt Dem MESSAGER auf sein begehren eine verehrung SA. Den Trompetern in CAEN I. F. G. in die büchse an der Kirchen Allmosen Zwey CHAISENträgern welche vf I. F. G. gewartet, weilen sie erstlich vor mittag aus dem Wirthshause in ihr ietziges LOGIer sich bringen lassen wollen, welches aber nachgehends noch nicht völlig gesaubert gewesen, daß sie also bis nach mittag verbleiben müssen Fuhrlohn von den HARDEN, so von ROUEN naher CAEN vf der COCHEN ankommen Zwey Kerln, so dieselbe von der COCHEN in unser LOGIer getragen Im Wirthshause zu CAEN die Luxenburg genandt in 3 tagen verzehrt Tranckgeldt ins Hauß Den CHAISENträgern, so Ihr. F. G. in ihr ietziges
Pont-Audemer. Pont-l’Évêque. La Divette.
9 11
7
3 188 1
6 5 4 6 5 1 3 4 8 4 6 2
3 2
18 10 2 2 2
3 3 3
10 5
52 1 1
3
1
5 20
1
10
Zweite Reiserechnung
den 7. den 8.
den 9. den 10.
den 11.
den 12. den 13. 84
LOGIer getragen Vor Hafer vnd Hew Zwey lb. liecht Allmosen I. F. G. in die büchse an der Kirchen Vor 2 dinten faßer vor papier, feder vndt dinte Siegelwachß zu Hew vndt stroh Nägel in die Cammer zu schlagen I. F. G. zu seuffen Allmosen Vor Hew Poste vor einen brief nach ANGERS an Mr. MAISONNEUFUEN84 vmb nachricht ob dort beßer zu leben als in CAEN Ein lb. fett, des rappens brandtflecken zu schmieren Zu Hew Ein buch papier vor I. F. G. Vor getruckte Zeitungen Kuchen vor I. F. G. Eine Citrone, dintenfleck aus I. F. G. hembt zu machen Allmosen Ein gebunden schreibbuch in 4to zur reisebeschreibung vor I. F. G. Allmosen beym spatzieren gehen vor ein new schermeßer den CHAISENträgern so I. F. G. des abends vor dem thor spatzieren getragen Summa Allmosen Den CHAISENträgern so I. F. G. zu vnterschiedlichen VISITEN in der stadt gebracht Ein lb. Kirschen vor I. F. G. Vor Hafer zu Stroh
555
2
5 16 1 3 10 11 5 10 5 2 3 5
2 1 10 3 1 1 1 1 16 1
3
1 87
10 16
1
15 5 2 18
Henri Maisonneufe/Heinrich Neuhaus, Goldschmied in Angers aus Kiel stammend.
3 4½ 3
3 4½
3 1½ 4½ 1½ 1½ 1½ 1½ 4 2 3 3
2
III. Reisekosten
556
den 14. v. 15. den 16. den 17. den 18. den 19.
den 20.
den 22.
Artzeney vor Hanß Peter85 den Knecht alß er kranck worden Allmosen In Klingelsack vf 3 mal alß den Sontag vndt folgendes fest JACOBI Zu Hafer Zu Hew Kirschen vor I. F. G. Vor 2 gläser vf die stuben Vor Hew Vor Hew vndt stroh Ein lb. liecht Vor 2 buch concept papier zu hafer vor die beede pferdte Vor Hew Beede pferdte gantz new zu beschlagen vf die vorstehende reise LE PARFAIT CAPITAIN,86 vor I. F. G. Vor artzeney so der DOCTOR vor seiner abreise noch in der Apothecke verfertigen laßen Kostgeldt vor Mr. Fincken vndt D. Weitzen vom 6ten bis 22ten JULII SUMMA SUMMA SUMMARUM ist
1
15 2 7
1
18 12 2 5 5 10 8 5 9 10
3 1
10
3
4 48 67 392
4 11
2 5½
Abgezogen von der noch restierenden HauptSUMMA der 888 livr. 11 ½ sols. bleiben künfftig zu berechnen 495 livr. 19 sols. 3 ½ den. DATUM CAEN den 22 JULII 1667. Friederich HzS Hanns Heinrich von Witzleben A. Fincke Lt. J. F. Bachoff.
85 86
Hans Peter Schäfer, vgl. Anm. 36. Henri de Rohan, Le Parfait Capitaine, Avtrement L’Abregé Des Gverres Des Commentaires de Cesar: Augmenté d’vn Traicté De L’Interest Des Princes & Estats de la Chrestienté [...] A Paris, Chez Iacqves Le Gras, à l’entrée de la Gallerie de Prisonniers 1658.
Dritte Reiserechnung
557
2.3.3 Dritte Reiserechnung vom 30. August 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 102r–103v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
FERNERE RECHNUNG Vber dasjenige so noch in CAEN, vndt auf der reise nach dem HAVRE DE GRACE verwendet worden, angefangen den 22. JULII vndt geschloßen den 30. AUGUST. des 1667.ten Jahres.
EINNAHME Livr. sols. doub. JUL. Besag voriger Rechnung DE DAT. CAEN den den 22. JUL. ANN. CURR. RESTIReten von deme auß 22. Fürst. Cammer mit vf die reiße gegebenen 1.200 rthlr. noch 495 19 3½ 31. Diejenigen gelder, so auß den 3 pferdten gelöset worden, von dem von Witzleben in CAEN empfangen 389 AU- Von LE GENTREN87 Kaufman in CAEN, vf GUST. FROMONDS88 zu Paris ORDRE hat der von den 2. Witzleben vermöge seiner QUITTUNG SUB DAT. CAEN den 2/12. AUG. ANN. CURR. aufgenommen, vndt mir zur ausgabe zugestellet 600 SUMMA 1.484 19 3½
JUL. den 22.
24.
87 88 89
AUßGABE Vor Mr. Fincken vndt H. D. Weitzen, reisegeldt nacher Teutschlandt, deßen verwendung ihre SPECIAL Rechnung geben wirdt89 Mr. Fincken in abschlag seiner besoldung vf künfftiges QUARTAL MICHAELIS, besag der vber beede Posten gegebenen QUITTUNG SUB. LIT. A. Postpapier Zu Kirschen vor Ihr. Fürst. Gnd. Ihr. Furst. Gnd. in die armen büchse an der Kirchen
Nicht identifiziert. Nicolas Formond, Kaufmann in Paris. Vgl. unten 2.4.2.
Liv.
sol.
doub.
2 1
2
2
3
150
120
III. Reisekosten
558
25. 26.
27. 28. 31.
August den 1.
90 91 92 93
Allmosen Ein pfundt liecht Dem Kutscher, in deßen stall die beede pferdte 14 tage gestanden, tranckgeldt Ein lb. wachßliecht vor I. F. G. weil sie sich beym gestanck der vnschlet90 liechts nicht wohl befunden Spanisch wachß HENRY LE GRAND91 vor I. F. G. Den CHAISENträgern so I. F. G. zum GOUVERNEUR getragen Allmosen Postgeldt vor ein schreiben von Paris Kirschen vor I. F. G. Ein fewerzeug vor den Cammerdiener LES LETTRES DE MR. DE VOITURE92 vor I. F. Gnd. Ein buch Groß Post= vndt ein buch gemein papier Allmosen I. F. G. in die büchße an der Kirchen vf zwey mal Den CHAISENträgern vor 2 VISITEN Eine citrone dinte aus I. F. G. hembt zu machen Postgeldt vor 2 packet schreiben von Paris Ein wetzstein zu des Cammerdieners scheermeßer Allmosen Den CHAISENträgern so I. F. G. vf das schloß getragen Allmosen Zwey paar weiße Engl. strümpf zur lieberey vor Hanß Peter93 vnd den Frantz. Laqveyen It. zwey Hüthe vor sie beede Zwey baar schuh, gleichfalß vor sie zwölf dutzend große Lieberey Knöpfe, jedes
8 1
10
1
15 6
2
2
1 1
15 3 5 2 2 10 12 2 5 10 1 4
3
1 5
1½
5 3 15 1 6 5 6
Unschlet, unschlitt – ausgelassenes tierisches Fett zur gewerblichen Nutzung. Hardouin de Péréfixe de Beaumont, Histoire Du Roy Henry Le Grand [...] Amsterdam: Elzevier 1661. Vincent Voiture, Les Lettres de Mr. De Voitvre, 2 Vols., Amsterdam: Ravesteyn 1657–1659. Hans Peter Schäfer, vgl. Anm. 36.
Dritte Reiserechnung
2. 4. 6.
8. 11.
14. 16. 17. 94
dutz. vor 4 sols, thut SUM.
Fünff dutzendt kleine lieberey Knöpfe an die wämbser, jedes dutzendt vmb 2 ½ sols. thut H. VINCENT,94 Kaufman alhier in CAEN vor wahren zur der diener lieberey Kleidern, besag seines auszugs SUB LIT. B. Dem schneider macherlohn, vndt vor andere zuschuß, besag Zetel LIT. C. Ihr. Fürst. Gnd. verehrungsgelder besag ihrer QUITTUNG SUB LIT. D. Den CHAISENträgern vor eine VISITE Der wäscherin vor ein monat zu waschen Ihr. F. G. in die büchse an der Kirchen vf 2 mal Einen monat PENSION vor 3 personen an I. F. G. tafel, vor jedwede 45 LIVRES, vndt 2 diener jedem die helffte gerechnet, thut Vor überrest des weins, so täglich bey tisch gerechnet worden vnd à PART bezahlet werden müßen, wie auch etwas EXTRA, wie solches nebst vorangesetzter post der ORDINAR. PENSION, vndt der 16. r. so vor Mr. Fincke vndt H. Weitzen bezahlet worden, SUB LIT. E. SPECIFICE QUITTIRet Ein halb pfundt wachß liecht vor Ihr. Fürst. Gnd. Den CHAISENträgern vor 2 nahe VISITen Ein Pfundt vnschlet=liecht Allmosen Den CHAISENträgern vor eine VISITe Ein halb lb. wachßliecht vor I. F. G. Ein lb. vnschlet liecht Feigen auf I. F. G. bösen zahn zu legen Allmosen Ein lb. wachßliecht I. F. G. in dero Kranckheit Ein buch concept papier Ein weiß brodt vor I. F. G. Dinten
Michel Vincent, Kaufmann.
559
2 304
148
8 9
3½
12
3
10
32 300 14
15 5
180
46 1
1
1 17 8 4 15 17 8 1 1 15 4 1
3
3
3
5
III. Reisekosten
560
18. 20.
21.
22.
95 96
Ein weiß brodt vor I. F. G. Allmosen In die Büchße an der Kirchen vf 2 mal Dem Apothecker vor artzeney bey I. F. G. vnbeßligkeit laut seines Zedels LIT. F. ½ pfundt vnschlet liecht SUMMA Den CHAISENträgern I. F. G. vf das schloß vndt von dannen zum priester zu tragen Dem Mann so Ihr. Fürst. Gnd. vf dem schloß herumb geführt Allmosen Der wäscherin vf 2 mal waschlohn Dem MEDICO so I. F. G. CURIEret, vnd sie täglich bey 3 mal besuchet, verehrung Ein klein mit rauchwerg beschlagen reisekästlein vor I. F. G. vmb solches vf weiten reisen am Pferde mitzuführen Dem balbierer, so Ihr. F. G. ader gelaßen, auch ein VESICATORIUM95 vndt zweymal VENTOUSEN96 APPLICIEret Den stadt=MUSICANTen so I. F G. vfgewartet Den stadt pauckern, so sich gleichfalß eingefunden Ein halb lb. wachßliecht vor Ihr. Fürst. Gnd. Dem Laqveyen vf einen monat vom 24 JULII bis hieher gerechnet seinen soldt Den CHAISENträgern Vor 5 miethpferdte vf 4 tage zu der reise nach dem HAVRE DE GRACE, vor jedwedes des tages 1 livr. gerechnet Den beeden Knechten so die pferdte ins Hauß bracht vndt zurecht gemacht, gewöhnlichste trinckgeldt Fuhrlohn vber die ORNE bey CAEN zu setzen Vber den fluß bey VARAVILLE Allmosen vnterwegens
Blasenkraut. Blähungen.
2 5 10 739
4 8
1
10
1
10
5
8
5
4
3
36 12
5
6 1
10 15 17
20
15
20 1
5 5 1
3
Dritte Reiserechnung
23.
24.
97 98 99
Zu DIVE97 zu mittag mit 5 personen vndt soviel pferdten verzehrt Dem gesinde tranckgeldt Allmosen beym fortreisen vndt nachmittag Einem Mann der vor vnß durch die TOUQUE98 gehen vndt die PASSAGE zeigen müßen Fuhrlohn vber die See von HONFLEUR nach dem HAVRE DE GRACE Einem Mann der I. F. G. die MAGAZien vf dem CITADELL im HAVRE DE GRACE geöfnet Dem Trompeter vom CITADELL so I. F. G. vfgewartet Den Trommelschlagern des CITADELLS Den Trommelschlagern von der Stadt SMA.
Des Raths bedienten, so I. F. G. des raths wegen 2 Kannen wein PRESENTIret Im HAVRE DE GRACE mittags vndt abendt verzehrt Dem gesinde im wirthshause tranckgeldt Eine BOUTEILLE weins, so I. F. G. ins schiff holen lassen, vmb den DUC DE ST. AIGNAN,99 so sie bis an PORT begleitet, damit zu VALEDICIeren Drey PILOTen des Königs so besagter Mr. LE DUC DE ST. AIGNAN zum rudern mit vf das schiff COMMENDIeret, wie auch dem schiffer selbst wegen der zurückfahrt naher HONFLEU In HONFLEUR den 22 vber nacht, vnd 24ten mittags, wie auch die pferde so 2 tage aldar stehen bleiben müßen, verzehrt Dem Knecht, so die pferdte vnterdeßen gewartet, vndt den mägden im Hauß tranckgeldt
561
5
16 6 2
3 3
5 1
18
3 3 1 1 124
10 10 10
6 8 1
14
10
10
10
19 12
3
Dives-sur-Mer. La Touques. François Honorat de Beauvilliers (1607–1687), Duc de Saint-Aignan, seit 1664 Gouverneur von Havre de Grace.
III. Reisekosten
562
25.
28.
30.
100 101 102 103 104
Einem Mann so die PAßAGE durch den fluß die TOUQUE100 genandt wiederumb gezeiget Vber nacht vnd folgenden morgens zum früstück in DIVEN101 Dem gesinde tranckgeldt Fuhrlohn vber die TROUART102 bey DIVEN Alß I. F. G. sich selben abendt noch austragen laßen den CHAISENträgern Einem Einwohner alhier in CAEN, so 4 jahr bey Chur=Sachßen Cammerdiener gewesen, vndt I. F. G. an statt eines MESSAGERS nach dem HAVRE DE GRACE geführt, auch sonst bis anhero zur Handt gangen, verehrung Wäscherlohn vor eine woche Ein lb. vnschlett liecht Den CHAISENträgern In die büchße an der Kirche vf 2 mal Dem Kaufman DUMONT103 postgeldt, so er besag seines Zedels LIT. G. ausgelegt Einer woche wäscherlohn Dem Frantz. Laqueyen vor 8 tage, so er noch vf seine eigene bekostigung I. F. G. in CAEN gedienet Bindfaden die Kasten so nach Paris geschickt worden, zuversiegeln Dem Kutscher v. laqueyen der Mdme. DE LA LUZERNE,104 deren Kutsche sich I. F. G. beym Kirchfahren bedienet, verehrung Kostgeldt vf 24 tage vor 3 personen an I. F. G. tafel v. 2. diener, wie auch extra wein täglich 24 ß. gerechnet, thut besag QUITTUNG LIT. H. Der Wirthin verehrung Der Magdt verehrung
5 10
7 7 6 15
4 1 1 5 2
10 10 8 5 6 10
5 3 9 176 18 3
16
La Touques. Dives-sur-Mer. La Dives. Abraham Dumont, Kaufmann. Marguerite de Beringhen, 1628 verm. mit Jacques de Thioult, Seigneur de la Luzerne.
2
Dritte Reiserechnung
Postgeldt vor einen brief, so von Paris an Kaufman LE GENDREN105 ADDRESSIeret worden SMA.
563
282
6
5
SUMMA SUMMARUM aller ausgaben ist 1.450 livr. 9. s. ½ doub. solche abgezogen der einnahme dar 1.484 livr. 19. s. 3 ½ doub. bleibt im rest: 34 livr. 10. s. 3. doub. DAT. CAEN den 30. AUG. 1667. Friedrich HzS HH. v. Witzleben. Joh. Fried. Bachoff
105
Nicht identifiziert.
III. Reisekosten
564
2.3.4 Vierte Reiserechnung vom 23. September 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 118r–119v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
REISERECHNUNG vber dasjenige, was vf der reise von CAEN bis nacher ANGERS, vndt die Zeit vber, so sich I. F. G. alhier aufgehalten ausgegeben worden: angefangen den 30. AUG. vndt geschloßen den 23 SEPTEMBR. ANN: 1667.
AUG. 30.
SEP-
TEMB.
15.
30.
106 107 108
EINNAHME Bey voriger Rechnung DE DAT. CAEN den 30. AUGUST. 1667. vbertraf die einnahm die ausgabe, vndt ist also gegenwertig noch zu berechnen Vber dieses ist durch den von Witzleben vom Kaufmann LE GENTREN106 in CAEN, vf FROMONDS107 ORDRES von Paris, besag seiner QUITTUNG DE DATO CAEN den 27. AUG. aufgenommen, vnd den 30 EJUSD. mir zur außgabe wiederumb zugestellet worden Abermalß hat der von Witzleben, auf ORDRES DAVID KOCHENS von Paris, alhier in ANGERS bey DE LA CHAUSSÉ108 APERIT, jedoch vnter I. F. G. QUITTUNG, weil der Kaufmann nicht anders gewolt, aufgenommen, vndt mir zur außgabe eingeliefert SUMMA AUßGABE Eine ehlen Leinwandt die LIVRÉE Kleider einzuschlagen Drey ehlen wachßtuch zu einer decke vber die HARDEN vf dem packpferdte, jede ehlen zu 45 ß. gerechnet, thut Vor 7 mithpferdte alß 6 zum reiten vndt 1 zur HARDEN vf 4 tage bis S. MALO täglich 1 livr
Nicht identifiziert. Nicolas Formond, vgl. Anm. 88. Nicht identifiziert.
Livr.
Sols
doub.
34
10
3
900 1.234
10
3
Livr.
sols
doub.
1
10
6
15
300
28
Vierte Reiserechnung
31.
SEPTMB. 1.
109 110 111
vor jedwedes, thut vf 3 tage die pferdte zurück zubringen, vndt im futter frey zu halten, vf jedes des tages 2 livr Dem Mann, so vns geführet v. das BAGAGE pferdt getrieben jedes tags 1 livr, thut in 7 tagen Demselben zu seiner zurückzehrung Dem Pferdteknecht, so die pferdte ins Hauß bracht tranckgeldt Almosen Zu mittag in BLANCHMAISON109 verzehrt Im Wirthshauß tranckgeldt Allmosen Vber nacht in BESANCES110 Tranckgeldt Allmosen Zu mittag in VILLEDIEU111 Tranckgeldt Allmosen Einem buben, so I. F. G. ins Capuciner Closter zu AVRANCHES geführet In einer Holtzhütten, so I. F. G. besehen Vber nacht in AVRANCHES Tranckgeldt Allmosen In der Kirchen zu S. MICHEL bey besehung der Heiligthümer verehret Dem Mann so I. F. G. im Closter vmbgeführt Der wacht im thor oben vf dem Closter Dem soldaten so I. F. G. ihr gewehr wieder bracht, welches sie erstlich im thor von sich geben müßen Zu mittag in S. MICHEL verzehrt Tranckgeldt Dem soldaten im thor beym fortreisen Allmosen
La Blanche Maison. Saint-Martin-des-Besaces. Villedieu-les-Poêles.
565
42 7 1
6
11
8
12
1
4
6 15 1 15 7 1 6 8 3 6 7 5 2 5 15 8 2 10 15 15 15 8 15 6
4½
3
III. Reisekosten
566
2.
3.
4.
112 113
Einem GUIDEN so I. F. G. von AVRANCHES durch die see vf S. MICHEL vndt von dar vf die gräntze von BRETAGNE geführt In PONTVIVIERS112 zwey diener sambt dem packpferdte, so vf dem festen lande von AVRANCHES dahin voran geschickt worde, zu mittag, vndt I. F. G. mit ihrer vbrigen SVITE des nachts verzehrt Tranckgeldt Allmosen In S. MALO im schiff, welches I. F. G. besehen verehrt Allmosen Zwey mahlzeiten vndt folgendes frühstück in S. MALO Tranckgeldt dem gesinde Den Trommelschlägern in S. MALO Allmosen Vor 6 miethpferdte von S. MALO vf RENNES, vf 3 tage hin vndt zurück, jedes tages vf eines 1 livr gerechnet Dem Kerl so das packpferdt getrieben, des tages 1 livr Vf tag vndt nacht zurückzehrung vor die pferde vndt den mann Zu mittag in S. PIERREPLAIGNEUX113 Tranckgeldt Vber nacht in HEDÉ Tranckgeldt Allmosen Zwey mahlzeiten in RENNES Tranckgeldt SUMMA
Einem Mann so I. F. G. im Parlement Hause vmbgeführt Vf dem thurn, da I. F. G. die glocken besehen,
Pont du Vivier. Saint-Pierre-de-Plesguen.
3
14
29 1
10 7 3
3 1½
15 3
1½
10 10 2
18 3 6 6 10
13 247
10 15 2 15 5 6 10 8 15 15
3
1½
Vierte Reiserechnung
5.
6. 7.
8. 9.
10. 11.
114 115 116
tranckgeldt Dem MESSAGER von RENNES auf NANTES vor 6 personen mit Kost vndt pferdten zuversehen, vf jedweden 10 livr gerechnet It. hundert zwey vndt neuntzig lb. HARDEN, vfs lb. 1 ß. gerechnet Dem Knecht so die Postpferdte vors Wirthshauß bracht tranckgeldt Allmosen Zu Mittag in BAIN114 dem gesinde tranckgeldt Vber nacht in NOZAY tranckgeldt Den trägern so die HARDEN vom MESSAGER ins wirthshauß zu NANTES bracht Einem soldaten so I. F. G. vf dem schloß in NANTES vmbgeführt Auf dem Kirchthurm in S. PIERRE Einem Mann so I. F. G. in der Carmeliter Kirchen geführt Allmosen In der FAUBOURG S. CLEMENT, da I. F. G. einen garten besehen tranckgeldt In 3 tagen in NANTES verzehrt, v. auf den mittag ins schiff genommen Tranckgeldt deme gesinde Dem sohn im Hause, so I. F. G. in der statt herumb geführt Ein gefäß vf schiff zum trincken Zwey dutzend Pfirsche vfs schif Weinbeer vfs schiff In MAUVES115 vber nacht verzehrt, vndt vf den mittag mit aufs waßer genommen Tranckgeldt Vber nacht in NOYES116 Tranckgeldt Den schiffern von NANTES bis vf ANGERS fuhrlohn
Bain-de-Bretagne. Mauves-sur-Loire. Nicht identifiziert.
567
5 60 9
1
12 12 5 6 7
3
7
3
10 10 5 3 7
38 1
5 15 2 4 3
5 5 11
3
3 5 7 5
3 3
III. Reisekosten
568
13.
14. 15.
16.
17.
18.
117 118
Dem schiffers Jungen verehrung Die HARDEN aus dem schiff ins wirthshauß zu bringen Allmosen Vor die Haußdürfftigen armen, derentwegen bey der Kirchen eine COLLECTE gesamlet worden Vf dem Kirchthurm zu S. MAURICE welchen I. F. G. besehen, verehrung Allmosen Eine BOUTEILLE DE LA TISANE117 Allmosen Dem Kaufman vor 300 thlr. LAGE Postgeldt vor einen brief von Paris Zwey miethpferdte in die Kirche nach SORGES118 zu reiten Vor I. F. G. in die büchße an der Kirche Allmosen Den Trommelschlägern in ANGERS Allmosen Wäschelohn SUMMA Alß I. F. G. das MAILLENspiel besehen, der frawen so die Kugeln vnd anders in verwahrung hat Dem Lautenmeister so I. F. G. 2 mal bey tisch vndt einmal vf ihrem Zimmer vf gewartet Einem soldaten so I. F. G. vf dem CITADEL vmbgeführt Einer armen frawen so in der Cammer wohnhafft, da der Königin von Sicilien gefängnüs gezeiget wirdt Allmosen M. Fincken an reisekosten besag seiner QUITTUNG LIT. I. RESTITUIrt Vor ein halb buch Post vndt ½ buch gemein papier Postgeldt vor 2 packet briefe von Paris
Kräutertee. Vielleicht Saint-Georges-sur-Loire.
5 11 2 1
9 2 1 2 156
1½
10 15 5 3 1
4½ 1½
5 2 3 10 1 5 16
3 5 1½ 2
5 6 1
10 5 3
78
18 8 13
3
Vierte Reiserechnung
20. 21.
22.
119 120
Allmosen Alß I. F. G. bey einem Apothecker alhier ein CABINET mit allerhandt RARITeten besehen,119 verehrung Allmosen Fuhrlohn, alß sich I. F. G. vf einem schifgen ins Capuciner Closter bringen laßen Einem bettelmönch Vor 2 miethpferdte, alß I. F. G. das Hauß BRISSAC besehen Vf der brücke bey PONT DE CÉ120 Zoll im hin= vndt zurückreisen Auf dem Hause BRISSAC verehret vnten im thor des schloßes Im wirthshause daselbst verzehrt Allmosen Postgeldt vor ein schreiben von Paris SUMMA
Weil alles gewehr in dem Vnglück in den Niederlanden verlohren worden vor ein baar pistolen Ein Pferdt mit sattel vndt Pistolen zu des von Witzleben reise naher Teutschlandt Des von Witzleben besoldung von TRIN. bis MICHAELIS ANN. CURR. laut QUITTUNG SUB LIT. L. Des Cammerdieners besoldung auf besagtes QUARTAL, laut QUITTUNG LIT. M. Wäschelohn Ein dintfaß Ein ring zur verehrung vor den bereiter alhier, bey welchem I. F. G. etliche mahl geritten Den Knechten so I. F. G. die pferdte vorgeführt Ein halb pfundt Pulver Zwey dutzendt Kugeln Alß sich I. F. G. auf einem schiff in die BASMETTE führen laßen, fuhrlohn
Das Kabinett des Apothekers Chaudet in Angers. Les Ponts-de-Cé.
569
3 6
6 12 3
3 4½
4 15 5 8 2 4 5
4½
2
1
100
10 90
10
112
10
30 4 24 1
5 4 10 12 5 10
III. Reisekosten
570
23.
In ANGERS in 12 tagen mit 3 personen an I. F. G. tafel, vf jede täglich 36 ß. gerechnet Vor 3 diener, vf jeden täglich 1 livr thut in 12 tagen M. Finck in 6 tagen vom 17 bis 22. 7br. INCLUSIVE, jedes tages 36 ß. verzehrt, thut Deßen pferd tag vnd nacht 1 livr thut in 6 tagen Vor das pferdt, so der von Witzleben zu der reise nach Teutschlandt erkauft, in 3 Tagen EXTRA, wegen des bereiters vndt eines bürgers alhier in ANGERS, MAISONNEUFUE121 genandt von Kiehl bürdig, deren jedweden I. F. G. 3 mal bey tisch behalten Vor holtz vndt liecht, wie diese nebst den 5 vorhergehenden Posten in einer SUMMA LIT. N. QUITTIret Noch vor ein frühstück in ANGERS Dem gesinde im Hauß tranckgeldt Einem Sprachmeister, so I. F. G. mit CARMINIBUS verehrt SUMMA
64
16
36 10 6
16
3
6 2 1 2
10 3
9 415
11
SUMMA SUMMARUM aller außgaben ist 920 livr: 8 sols: 2 doub. solche von der einnahme gezogen, bleiben im rest 314. livr: 2. ß. 1. doub. deren verwendung kunfftige rechnung weisen wirdt. DATUM ANGERS den 23. SEPTEMB. 1667. Friederich HzS HH. v. Witzleben Johann Fried. Bachoff.
121
Henri Maisonneufe/Heinrich Neuhaus, vgl. Anm. 84.
Fünfte Reiserechnung
571
2.3.5 Fünfte Reiserechnung vom 20. November 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 127r–128v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
REISERECHNUNG Vber dasjenige was vf der reise von ANGERS bis naher BOURDEAUX, vndt von dar wieder zurück vf BLOIS aufgewandt worden; angefangen den 23 SEPTEMBRIS vndt geschloßen den 8. NOVEMBRIS ANN: 1667.
EINNAHME SEP- Besag letzterer Rechnung DE DAT. ANGERS den TEMB. 23 SEPTEMBR. ANN. CURR. blieben noch abziehung der ausgaben von der Einnahme im rest 25. Ferner hat noch der von Witzleben auf Mr. KOCHENS122 CONTE in ANGERS von Mr. DE LA CHAUSSÉ,123 besag I. F. G. daruber ausgestellten QUITTUNG SUB DAT. ANGERS den 21. 7br. ANN. CURR. nach abziehung 6 livr. LAGE, erhoben, vndt mir zur ausgabe wiederumb zugestellet OC- It. H. Lt. Finck gleichfalß vf H. KOCHENS ORTOBR. DRE von besagtem DE LA CHAUSSÉ, laut seiner 26. QUITTUNG DE DAT. ANGERS den 21. 7br. ann. curr. nach abziehung 3 livr. LAGE, empfangen, vndt in BOURGES mir auszugeben vberliefert NO- Vber dieses Mr. Finck vf H. FROMONDS124 ORVEMB. DRE in BOURDEAUX von Mr. OYENS,125 besag 5. QUITTUNG DE DAT. BOURDEAUX den 14. OCTOBR. ANN. DIT. vfgenommen, vndt in TOURS mir auszugeben geliefert SUMMA
7br. 23. 122 123 124 125
AUßGABEN Bey der Abreise von ANGERS, des Currierers Knecht, so die miethpferdte ins wirthshauß bracht
David Koch, Kaufmann in Paris. Nicht identifiziert. Nicolas Formond, vgl. Anm. 88. Nicht identifiziert.
Livr.
sols.
doub.
314
2
1
150 1.355
2
1
livr.
sols
doub
594
297
15
III. Reisekosten
572
24.
25.
26. 27.
126 127 128 129 130 131
Bey besehung des Hauses VERGER126 verehrt Dem thorwächter daselbst Einem Mann, so die pferdte vnter deßen vor dem thor gehalten Mittags in BOURGNEUF127 mit 8 personen, alß 4 an der tafel, vndt 4 diener INCLUSIVE dem MESSAGER Dem gesinde tranckgeldt Vber nacht in LA FLECHE Tranckgeldt Im Jesuiter COLLEGIO in der Kirche verehrt Mittags in LONGUE128 Tranckgeldt Des von Witzlebens pferdte aus dem CANAL zuführen It. besagte 2 pferdte bey SAUMUR über die LOIRE zusetzen In SAUMUR in der Calvinischen Kirche bey besehung des begräbnüßes der Teutschen Vf dem schloß daselbst verehret Allmosen Zwey malzeiten, alß vorigen abendt, vnd diesen Mittag in SAUMUR Tranckgeldt Bey besehung des AMPHITHEATRI in DOUE129 Etliche Schlangen zungen so I. F. G. daselbst gekauft Vber nacht in PUITS NOSTRE DAME130 Tranckgeldt Die 2 pferdte über nacht, wie auch die diener zu mittag Verehrung in die ämbter bey Hof in TOUARS Den Fürst. MUSICANTEN Des Hertzogs131 Cammerdiener, so vf I. F. G.
Château Le Verger in Seiches-sur-le-Loir. Bourgneuf, La Chapelle-Saint-Laud. Longué-Jumelles. Doué-la-Fontaine. Puy-Notre-Dame. Henri III de La Trémoille (1598–1674), Duc de Thouars.
3
10 5
6 10
4
8 4 18 5 5 7 2
3
2
3
2 1 17
7 6 24 6
15 10 4 10 10 15 1 9 5
3
Fünfte Reiserechnung
28.
gewartet Zwey Kutschern, so I. F. G. mit des Hertzogs Kutsche bis HOUARON132 geführet Den 2 lacqueyen so beygelaufen Vf dem Hause HOUARON verehret In der Kirche daselbst Allmosen Vf dem Hause RICHELIEU verehrt Im stall daselbst Allmosen Papier Einen strück die lieberey Kleider zusammen zu binden Dem von Witzleben vf die Reise nach Teutschlandt, besag beylage SUB LIT. A. It. demselben wiedergegeben, was er nebst seinem Knecht, weil ihre pferdte nicht weiter folgen konnen in einem dorf, eine meile vor RICHELIEU vorige nacht à PART verzehret Den 27ten Abendts vnd 28ten Mittags in RICHELIEU
29.
30.
8br 1. 132 133 134
Tranckgeldt Vber nacht in S. JENE133 Tranckgeldt In POICTIERS einem buben, die S. HILAIRE Kirche zu öfnen Einem buben so vns in der stadt vmbgeführet Zwey mahlzeiten in POICTIERS Tranckgeldt Frühe zu brantewein Allmosen Mittags in LUSIGNAN Tranckgeldt Vber nacht in S. MAIXENT134 Tranckgeldt Allmosen einem gebrechlichen weibe
Château d’Oiron. Saint-Genest-d’Ambière. Saint-Maixent-l’École.
573
3 3 3 1
4
10 15 6 10 15 2 2
3 3
30
4
10
16
10 5
2
11
4 5
2
3
2 3 5 8 3 1 15 2 12 6 3
3 4½
3 3 3
III. Reisekosten
574
2.
3. 4. 5. 6.
135 136 137
Mittags in SANCERRE135 Tranckgeldt SA.
Vber nacht in COURSON136 Tranckgeldt Meine des SECRETARII besoldung, vf das QUARTAL MICHAELIS ANN. CURR. besag QUITTUNG SUB LIT. B. Vor 6 miethpferdte, vf 12 ½ tage, alß 9 ½ von ANGERS bis LA ROCHELLE, vndt von dar 3 tage RETOUR, jedwedes täglich mit der NOURRITURE à 50 ß. thut Des GUIDEN lohn täglich à 12 ß., thut Demselben zurückzehrung vf seine Person vf 3 tage, des tages à 25 ß., thut It. demselben vberhaupt, vor alle PASSAGEN über die moräste, so wohl im her- alß zurückwege Allmosen In LA ROCHELLE dem Küster im großen Calvinischen tempel geweßen Allmosen Drey miethpferdte, die schif ARMÉE 1. meil von ROCHELLE zu besehen Einem buben so den weg gewiesen Ein halb buch papier Vor Wäsche In 4 ½ tagen in LA ROCHELLE, vor die Person an der tafel 40 ß. einem diener aber die helfte, vndt daruber die mittags malzeit vor den GUIDEN von ANGERS, alß wir ankommen, mit eingerechnet Dem gesinde trinckgeldt Dem MESSAGER von LA ROCHELLE bis nach BLAYE vor 5 personen, vndt deren vnterhaltung, auch 150 lb. HARDEN Vber nacht in CHARROUX137 tranckgeldt
Vielleicht Saint-Symphorien oder Sansais. Courçon. Nicht identifiziert.
4 189 3
1 2 18
3 1½
2
3
45
187 7
10 10
3
15
3
2 1
3 1½
5 2
3
2 3
36
132
5 5 2 15
10 12
3
5
5
Fünfte Reiserechnung
7.
8. 9.
10.
11.
12. 13.
14.
138
Allmosen In XAINTES138 in der Kirche S. PIERRE Mittags in XAINTES tranckgeldt Einem bettelmönch abendts in PONS Vber nacht in PONS tranckgeldt Allmosen Des MESSAGERS diener tranckgeldt Die HARDEN in BLAYE vfs schif, so vns nach BOURDEAUX geführet zu tragen It. dieselben aus dem schif in BOURDEAUX ins wirthshauß zubringen Schifferlohn von BLAYE vf BOURDEAUX Mittags in BOURDEAUX einem bettelmönch Ins bischofs Hof daselbst verehret Auf dem Kirchthurm S. ANDRÉ Vor wein, so vf den PILIERS TUTELAIRES, so I. F. G. besehen, geholet worden Wäscher lohn Papier vndt dinte Eine landt Charte von Franckreich, weil die vorige in den Niederlanden verlohren worden Zeitungen Einem Teutschen bettler, so von S. JACOB kommen Den trommelschlägern in BOURDEAUX Papier Vor eine GRATULATION des PARLEMENTS von BOURDEAUX an den König wegen der Niederlandischen CONQUESTEN In 5. tagen in BOURDEAUX, die person an der tafel des tages à 50, einen diener aber 30 ß. gerechnet, thut Tranckgeldt Dem MESSAGER vf LIMOGES vor 4 personen, vnd derselben beköstigung, jedwede à 27. livr. gerechnet, thut Vor 144 lb. HARDEN, jedes lb. à 3 ß. thut
Saintes.
575
1
3 1
3
1 3 3 5 3 2
3
7 15 1
3
5 19 4
5 15 1 1
108 21
4½
7
10 2
52
4½ 3
10 10
12
1½
III. Reisekosten
576
18. 19.
20.
139 140 141 142 143
Die HARDEN zum MESSAGER zu tragen SA. Weil der MESSAGER nach mittag erst fortgangen, noch mittags in BOURDEAUX, in einem wirthshause nahe bey der MESSAGE verzehrt Tranckgeldt Der Lacquey, so zu fuß gangen, zwischen BOURDEAUX vndt LIMOGES verzehrt Einem buben, der Mr. Fincke, so sich verspätet, abendt in LIBOURNE ins wirthshaus bracht Ein halb buch papier in LIMOGES In 2 tagen in LIMOGES verzehrt Tranckgeldt Die HARDEN vf die Post in LIMOGE zu tragen Strücke, die Lieberey Kleider vnd den mantelsack ins wachßtuch zu binden, vmb solche vf der post beßer fort zu bringen I. F. G. nebst Mr. Fincke vndt dem Lacqueyen, so wegen mangel der pferdte von LIMOGES vf der post voran gehen müßen, verzehrt, besag beylage SUB LIT. C.139 Ich der SECRETARIUS vndt Cammerdiener so zurück blieben, vber nacht verzehrt Tranckgeldt Die erste 1 ½ posten von LIMOGES vf MAISON ROUGE140 zu 3 pferdten, vor mich den SECRETARIUM, Cammerdiener, vndt POSTILION, jedem eine post à 20 ß. gerechnet, thut Noch 5 posten von MAISON ROUGE bis GRAND CHESSEAU,141 jede à 15 ß. thut Dem POSTILION tranckgeldt Zu mittag in MORTEROL142 verzehrt Vber nacht in GRAND CHESSEAU,143 da wir I. F. G. wieder antrafen, vnd forthin beysammen blieben
Siehe unten 2.4.6. Maison Rouge, Bonnac-la-Côte. Les Grands-Chézeaux. Morterolles sur Semme. Les Grands-Chézeaux.
623 5 6
19
15 3
2
2
3
10 1 2
1½ 3
10 15 3
29
9
1
5 1
4
10
11 1
5
6
15
1½
Fünfte Reiserechnung
21.
22.
23. 24. 25. 26.
144 145 146 147 148
Tranckgeldt Eine post von GRAND CHESSEAU vf S. BENOIST,144 INCLUSIVE dem POSTILION vf 5 pferdte Dem POSTILION tranckgeldt Zwey posten bis ARGENTON145 vf so viel pferde Dem POSTILION tranckgeldt Mittags in ARGENTON verzehrt Tranckgeldt Allmosen Drey posten bis CHASTEAUROUX mit 6 pferden, weil der lacquey zu fuß nicht mehr folgen können Dem POSTILION tranckgeldt Vber nacht in CHASTEAUROUX Tranckgeldt Allmosen Dem MESSAGER, so vns mit 2 pferdten von CHASTEAUROUX vf BOURGES geführt Mittags in einem dorf eine flasche wein Vber nacht in ISOLDUN146 Tranckgeldt dem gesinde Mittags in S. FLORENT147 Tranckgeldt Einem buben so I. F. G. in BOURGES des CUJANII148 grab gezeiget Bey besehung der S. CHAPELLE daselbst Dem lacqueyen vf 2 monat alß vom 30. AUG. bis hieher seine besoldung Wäscher lohn Allmosen In BOURGES in 2 ½ tagen, täglich auf die person an der tafel 40. ß., einen diener aber die helffte gerechnet, verzehrt Vor fewer vndt liecht Tranckgeldt dem gesinde
Saint-Benoît-du-Sault. Argenton-sur-Creuse. Issoudun. Saint-Florent-sur-Cher. Jacques Cujas (Cuiacius) (1522–1590), französischer Jurist.
577
3 7 2
13 6
19 6 3
4 12 2
20 2
2
3
15 5 10 12
3
2 1
3 3
10 15 4 2 3 9 2 2 5 2 2 10 13 1
10
3
3 3 1½
III. Reisekosten
578
27.
28.
29.
30. 9br 1.
149 150 151 152 153 154 155
Vor 4 personen vf der CAROße bis ORLEANS zu führen Vor 120 lb. HARDEN, jedes lb. à 2. ß. Die HARDEN zum Kutscher von ORLEANS zu tragen SA.
Dem Lacqueyen, so zu fus gangen, zehrung bis ORLEANS Mittags in LONGNY149 verzehrt Vber nacht in NEUFVIEUX150 Tranckgeldt Mittags in SALBRY151 Vber nacht in LA MOTTE152 Tranckgeldt Mittags in LA FERTÉ153 Tranckgeldt Bey besehung des Hauses LA FERTÉ verehrt In ORLEANS dem Kutscher tranckgeldt Die HARDEN ins wirthshauß zutragen Postgeldt vor briefe so von Paris an Mr. ARNOLD154 Kaufman in ORLEANS ADDRESSIert worden Den stadt MUSICANTen in ORLEANS Einem blinden man GOLNIZII ITINERARIUM GALLIÆ155 Einem bettelmönch Auf dem rathhaußthurm in ORLEANS Allmosen Papier vndt Span. wachß Ein schif von ORLEANS bis BLOIS Stroh ins schiff
40 12 244 3 1 3 3 3 3
1
1 2
11 1
5 15
15 2 2 5 2 4 3 15 10 12 12 10 5 10 2 12 2 5
1½
3
3 4½
3 3
Allogny. Nançay. Salbris. Lamotte-Beuvron. La Ferté-Saint-Aubin. Nicht identifiziert. Abraham Gölnitz, Ulysses Belgico-Gallicus fidus tibi dux et Achates. [...] Amsterdam 1655.
Fünfte Reiserechnung
2.
3.
4.
5. 6.
156 157 158
In 4 tagen in ORLEANS verzehrt v. mit vfs schif genommen Dem gesinde tranckgeldt Die HARDEN ins schif zubringen Vber nacht in S. DIEU156 Tranckgeldt Die HARDEN in die PENSION in BLOIS zutragen Mittags in BLOIS in einem Wirthshauß verzehrt Vor ein schif von BLOIS bis TOURS Vber nacht in AMBOISE Tranckgeldt Vf dem schloß in AMBOISE verehrt Dem schifer, so in AMBOISE vf vns warten müßen, tranckgeldt In TOURS vf dem thurm zu S. MARTIN Bey besehung der seiden=preße vnd mandel In 2. seiden werckstadten verehrt In der seiden mühle In der seiden farbe Vor etliche König. EDICTA, vndt die Zeitungen Allmosen Postpapier Drey miethpferde, die CAVE GOUTTIERE157 zusehen Zwey armen Kinder, so die PASSAGE vber die CHER gezeiget Fuhrlohn vber die CHER Nochmahlen vberzusetzen bey SAVONNIERE158 Mittags in SAVONNIERE verzehrt Tranckgeldt Dem mann so vns in der CAVE vmbgeführt verehrt wieder über die CHER zusetzen Alß I. F. G. das MINIMEN Closter vnterweges gesehen, dem buben so vnterdeßen die pferdte
Saint-Dyé-sur-Loire. Les Caves Gouttieres. Savonnières.
579
47 1 5
2 12 6 1
2
3
2 1
10 10 3 13 13
4½ 4½
4 12 5 10 10 5 14 1 1
3 3 3
10 2 4 3 5 2 5
4
III. Reisekosten
580
7.
8.
gehalten In 4 tagen in TOURS, die person an der tafel täg. à 50. einen diener aber à 30 ß. gerechnet, vndt den mittag da wir die höle besehen DECOURTIert Vor liecht vndt Holtz Dem gesinde tranckgeldt Vier miethpferdte vf 3 tage von TOURS vf BLOIS, vndt von dar die RETOUR, jedes täg. à 20. ß. thut Mittags in AMBOISE verzehrt mit den pferden Tranckgeldt Allmosen Vber nacht in ESCUR159 mit den pferden Tranckgeldt Dem GUIDEN sein lohn vf 3 tage It. demselben zehrung wieder zurück Zurückzehrung vor die 4 Pferdte SA.
3
33 1 1 12 7
8 3 1 6 202
4
10
5 2 10 5 10 2
1
SUMMA SUMMARUM aller außgaben ist 1.259 livr. 19 sols. solche abgezogen von der einnahme, bleibt im rest künfftig noch zuberechnen 95 livr. 3 ß. 1 doub. DATUM BLOIS den 20 9br. 1667. Friederich HzS Anthonius Finck Joh. Friedrich Bachoff
159
Ecures.
Sechste Reiserechnung
581
2.3.6 Sechste Reiserechnung vom 14. Dezember 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, zwischen fol. 48 und fol. 49, unfol., Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
REISERECHNUNGEN vber dasjenige, so den monat über, alß sich I. F. G. in BLOIS aufgehalten, vndt auf der reise von dar naher PARIS, wie auch theils in PARIS selbsten aufgewendet worden; Angefangen den 8. NOVEMBR. vndt geschloßen den 14. DECEMBR. alß I. F. G. würcklich in eine PENSION getreten. 1667. ǀǀ NOVEMBR.
ǀǀ
EINNAHM In letzterer Rechnung DE DATO den 20 9br. ANN. CURR. bliebe nach abzug der außgaben von der einnahme im rest Hernach hat H. Lt. Fincke auf Her Kochens160 CONTE von Mr. ECLUSEN161 Kaufmann in ORLEANS nach abziehung eines rthlrs. LAGE, vndt 12 ß. Postgeldt vor schreiben von PARIS, laut seiner QUITTUNG SUB DATO ORLEANS den 31. OCTOBR. empfangen vndt in BLOIS mir zur ausgabe wiederumb zugestellet It. hat Mr. Finck laut seiner QUITTUNG DE DATO PARIS den 11. DECEMBR. von Herrn FORMONDEN162 erhoben vndt mir in die rechnung geliefert in 500 rdr. SUMMA
AUSGABEN 9br. 8. Bey besehung des schloßes in Blois verehret 9. Vor Post= vndt ander papier Almosen 10. Ihr. Fürst. Gnd. im ballhause verspielet 12. zwey blinden allmosen vor Zeitungen 13. Den Capucinern in BLOIS Verehrung vor Kuchen so der ballmeister I. 160 161 162
David Koch, vgl. Anm. 122. Nicht identifiziert. Nicolas Formond, vgl. Anm. 88.
Liv.
sols.
doub.
95
3
1
296
8
-
1.500 1.891
11
1
Liv. 1 4 -
sols 10 14 2 5 4 2 15 15
doub. 3 -
III. Reisekosten
582
14. 16. 17. 20.
24. 26. xbr. 2. 5.
163 164
F. G. geschicket Allmosen In des DUC D’ORLEANS garten in BLOIS verehret zwey buch papier vor federn vndt dinte Allmosen Postgeldt vor briefe von PARIS Vor drey miethpferdte das Hauß CHAMBORT163 zu besehen auf dem hause verehret Im Pfasan garten daselbst verehret die pferdte mittags verzehrt dem stallknecht Trinckgeld vor schreiben von PARIS PORTO Spanisch wachß Ein packet schreiben von PARIS Einem Koch von Erffurth bürdig, so von PARIS nach BLOIS kommen dienst bey I. F. G. zu suchen, verehrt Ein buch papier Baumöhl, das gewähr rein zu machen auf die silberne leichter in ANGERS drauf gegeben Dem lacqveyen einen monat soldt vom 26. 8br. bis 26. 9br. gerechnet vor 18. lb liecht so einen monat lang in BLOIS verbrenndt worden, das pfundt à 7 ½ sols., thut Auf selben monat über vor wäsche Dreymahl die Zeitungen zu lesen Dem Kaufman in BLOIS TOMING164 genandt wiedergegeben, was er an postgeldt vor einen brief außgeleget SUMMA
Einen monat Kostgeldt vor 3 personen an der tafel, jede à 45 livr. gerechnet Vor zwey diener, jeder zu 27 livr. thut Vor Holtz, in 2 stuben fewer zu halten
Chambord. Nicht identifiziert.
-
2 5 10 9 2 5
3 3 -
3 1 -
6 10 5 15 1 6 5 13
1½ -
3 -
5 1
3
18
-
-
6
-
-
6 7 -
15 19 4
-
59
7 14
3 4½
135 54 27
-
-
Sechste Reiserechnung
den Kindern verehret dem Gesinde im Hauß Dem Sprachmeister165 vor I. F. G. Dem Tantzmeister vor I. F. G. die schermeßer zu poliren Dem lacqueyen Zehrung auf PARIS Allmosen Von BLOIS auß haben I. F. G. mehrerer sicherheit halben, vnd weil mit miethpferdten oder in der Caroßen fast eben so hoch kommen wollen, sich der Post bis PARIS bedienet, deren die erste bis MONTLIVEAU166 zu 5 pferdten, jedes à 25 ß. gerechnet thut Vber die LOIRE, so ausgetreten, zu setzen dem Knecht im Posthause zu BLOIS folgende zwey posten bis NOYAN,167 jedes pferdt à 20 ß. thut Dem POSTILION vor diese 3 posten sein gebühr, jedesmal à 5 ß. Zwey posten auf TROIS CHEMINEES168 Dem POSTILION Drey Posten bis ORLEANS Dem POSTILION, weil er vns in der nacht geführet Vber nacht in ORLEANS verzehrt Trinckgeldt Zwey posten bis LANGENERIE169 Dem POSTILION Allmosen Zwey posten bis CHASTEAU GAILLARD170 Dem POSTILION Ein post bis TOURY Dem POSTILION Zwey posten vf ANGERVILLE Dem POSTILION Ein posten bis MONNERVILLE 165 166 167 168 169 170
Antoine Marchais. Montlivault. Nouan. Les Trois Cheminées, Lailly-en-Val. Langennerie, Chevilly. Château Gaillard, Santilly.
583
1 2 11 11 5 -
10 5 10 3
3
6 -
5 2 4
3 -
10
-
-
10 15 1 6 10 10 5 10 5
15 10 7 10 4 10 5 10 -
3 3 -
III. Reisekosten
584
9.
12.
14.
171 172 173 174 175
Dem POSTILION Allmosen SUMMA ǀǀ Zwey Posten bis ESTAMPS171 Dem POSTILION Ein Post bis ESTRECHY172 Dem POSTILION Vber nach in ESTRECHY verzehrt Trinckgeldt Zwey Posten bis CHATRES173 Dem POSTILION Zwey Posten bis LONGEMEAU174 Dem POSTILION Einem Knecht so die pferdte helfen zurecht machen Anderthalb Posten bis BOURG LA REYNE175 Die letzte Post bis PARIS, jedes pferd zu 30 ß. gerechnet Dem POSTILION so vns diese 2 ½ posten geführt I. F. G. noch rückstendigen rest von dem QUARTAL TRINITATIS, laut beylage SUB LIT. A. gleichßflaß I. F. G. QUARTAL MICHAELIS, laut ebenselbiger beylage SUMMA
I. F. G. zwey reisekasten vom Kaufman ins wirthshauß zutragen H. Lt. Finckens besoldung vf iestehendes QUARTAL LUCIÆ, besorg QUITTUNG LIT. B. In 5 tagen im wirthshause, 3 personen an der tafel, jede täglich à 45 ß. gerechnet, verzehrt Der Cammerdiener täglich à 20 ß. thut Der Lacquey in 3 ½ tagen auch à 20 ß. täglich gerechnet Vor holtz vnd liecht dem gesinde tranckgeld
Étampes. Étréchy. La Chartre, Longpont-sur-Orge. Longjumeau. Bourg-la-Reine.
340 10 5 4 10 10 -
5 3 12 9 5 10 10
1½ 1½ -
7
1 10
1½ -
7 1
10 -
-
75
-
-
600 732
7
1½
-
2
3
196
17
3
33 5
15 -
-
3 6 -
10 5
-
Sechste Reiserechnung
die mäntel vnd ander geräthe, so von der post sehr vnsauber gewesen, zu waschen Den CHAISENTRÄGERN, I. F. G. auß dem wirthshause in eine PENSION zutragen die HARDEN aus dem wirthshause in die PENSION zu tragen, vnd holtz kauffen zu helfen SUMMA
585
-
5
-
1
5
-
2 249
10 10
-
SUMMA SUMMARUM aller außgaben ist 1.381. livr. 12. sols. 1 ½ doub. solche von der obbesatzten einnahme abgezogen, bleiben noch künfftig zu verrechnen 509. livr. 18. sols. ½ doub. DATUM PARIS den 14 DECEMBR. 1667. Friedrich HzS ANTHON FINCKE Johann Friederich Bachoff.
III. Reisekosten
586
2.3.7 Siebente Reiserechnung vom 10. Januar 1668 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 132r–133v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
RECHNUNG Vber dasjenige was in PARIS vom 14. Xbr. 1667. bis 10. JAN. 1668. aufgewendet worden.
EINNAHME Laut neulichster Rechnung DE DATO PARIS den CEMB. 14. Xbr. 1667. blieben im rest 29. Vber dieses erhub H. Lt. Finck von H. FORMONDS176 in PARIS auf H. Ochßens177 COMPTE, besag seiner QUITTUNG DE DATO PARIS den 19/29. Xbr. vndt vbergab wiederumb zur Rechnung ANN. Ferner wurde von Mr. Fincken bey FORMON1668. DEN den 1/11. JAN. 1668 laut QUITTUNG DE EOD. JANU- DAT. erhoben, vndt zur ausgabe geliefert der AR. 1. Rest der an Ochßen auf wechßel vbermachten 1.500 rdr. an 7. It. Nahm selbiger auf bey H. Koch vndt Heusch auf H. FAMARS178 COMTE, vermög seiner ausgestelleten QUITTUNG DE DAT. PARIS den 7. JAN. 1668. welches zu erkaufung der beeden Kutschpferdte angewendet worden 10. Gleichfalß hube er auf den 10. JAN. 1668. bey besagten Kochen vndt Heuschen den vberrest der von FAMARS übermachten 1.500 rdr. besag deßelben QUITTUNG SUB DAT. PARIS den 10. JAN. 1668. SUMMA DE-
176 177 178
Nicolas Formond, vgl. Anm. 88. Johann Ochs, vgl. Anm. 25. Jacob de Famars, vgl. Anm. 24.
Livr.
sols.
doub.
509
18
½
2
3 3½
600
1.350
1.000
882 4.342
Siebente Reiserechnung
Abb. 22: Reiserechnung
587
III. Reisekosten
588
xbris 14.
15. 16. 18. 20.
22. 23.
26.
179 180
AUßGABEN Sieben lb. liecht, das lb. à 9. ß. thut Einem Capuciner Ein Karren dick Holtz Vom waßer zu tragen vndt aufzuladen solches Holtz Fuhrlohn nach Hauß Hundert bundt grob well179 holtz Hundert kleine Reiß=bunde Vom waßer zutragen vndt aufzuladen dito Fuhrlohn dito Den CHAISENträgern I. F. G. zum Pfaltzgrafen von Birgkfeldt180 zu bringen Zwey buch papier Dinten Den CHAISENträgern, alß I. F. G. etliche Caroßen zu besehen sich austragen laßen Allmosen einem armen vom Adel, welcher I. F. G. CARMINA PRESENTIRET Vor eine mieth Kutsche, deren sich H. Lt. Finck bey besehung etlicher Pferdte bedienet I. F. G. in der CHAISE in einen Kaufmans laden zu tragen vmb wahren zu Kleidern auszunehmen Dem gesinde im Hauß newe Jahres verehrung Zwey dutzend nagel, zu I. F. G. Kleider v. sonst in die gemächer zu schlagen Einem Knaben von H. FORMONDen, so Mr. FINQUEN zu Kutschpferden geführt I. F. G. wegen des Niederländ. verlusts noch verwilligte gelder laut beylage LIT. A. Des Cammerdieners besoldung auf verwichenes QUARTAL LUCIÆ 1667. laut QUITTUNG LIT. B. Des SECRETARIUS besoldung auf besagtes QUART. LUCIÆ laut QUITTUNG C. Dem Frantzöischen laqueyen auf einen monat seinen soldt nemlich vom 26. 9br bis 26ten DECEMBR. gerechnet
Welle – Bündel Holz, Stroh oder ähnliches. Christian II. (1637–1717), Pfalzgraf von Birkenfeld-Bischweiler.
Livr. 3 13 1 7 6 1 1
sol. 3 5
doub.
10 10 10 15 10 10 10 8 5
2 6 12 1 2
3
10 5 12 1
300 45 60 6
1½
Siebente Reiserechnung
27.
28.
30.
1668. 181 182
SUMMA Vier lb. liecht, jedes lb. wie oben à 9. ß. thut Eine newe Caroße laut beylage D. Den CHAISENträgern, alß I. F. G. die Caroße besehen Das große venedische förderglaß in der Caroße, so zu groß gewesen, weil man es seiner güte wegen nicht vertauschen wollen, abzuschneiden Alß H. Lt. Finck, der SECRETARIUS vndt Kutscher in der FAUBOURG S. GERMAIN pferdte zu besehen sich über die SEINE führen laßen, fuhrlohn Vor 2 Kutschpferdte vom CHEVALIER ROCHEFAUCAUT181 erkaufft, laut beylage LIT. E. Zwey Kutsch=Zeige vor die pferdte I. F. G. QUARTAL LUCIÆ 1667. besag beylage F. H. Lt. Finckens besoldung auf kunfftiges QUARTAL REMINISCERE 1668. laut QUITTUNG G. Funfftzig bundt Hew Trägerlohn nach Hause Anderthalb SESTIERS182 Hafer Träger= vndt sack=lohn vor stroh Zwey baar stangen an die Kutsche Zaume Eine striegel Dem roßteuscher so die pferdte handeln helfen, verehrt Einem sattler, so die Kutsche erkaufen zu helfen, von den Kauffleuten zugegeben worden, verehrt Den gesellen des sattlers so die Caroße gemacht werckgeldt Drey lb. liecht Etliche bräter zu I. F. G. büchern in dero CABINET zu schlagen Einem Capuciner bey Tisch SUMMA Des Königs GARDE am thor des LOUVRES, so
Nicht identifiziert. Sester – Hohlmaß, lat. sextarius, prov. Sestier, franz. setier.
589
460 1 1250
16 16
4½
1
3
17 5
3
3 3
1.000 90 600 196 10 1 10
7 1
16 15 15 5
6 11 3 1 1 3.199
7 10 2 10
3 3
III. Reisekosten
590
JAN. 1.
5.
183
I. F. G. vmb verehrung angesprochen Des Königs laquayen so gleichfals begehret Den trommelschlägern Dem Kutscher einen mantel ohne DOUBLURE, verfertiget erkaufft vor Sechß ehlen Zeig zum füttern vnter den mantel, die ehle à 40 ß. thut It. drittehalb dutzendt Knöpfe an demselben Tranckgeldt das futter vnterzunehen Drey Hüte vor 2 laqueyen undt den Kutscher, jeder à 45. ß Sechß ehlen vnd ¼ rothe SARGE zu 3 lieberey röcken vor den PAGEN vndt 2 laqueyen die ehl à 6 livr. thut Sechß ehlen futter drunter, die ehle à 40. ß Vor 2 laqueyen vndt den Kutscher 64 ehlen bandt, die ehl à 3. ß Was der diener vnterkleider belanget welche von gemeinen zeig die ehl à 32. ß. genommen, ist der auszug jetzo nicht zu haben gewesen, soll also mit künfftiger rechnung folgen Ein pfundt schmier zur Caroße Allmosen Sechzehen ehlen leinzeig zur decke über die Caroße, die ehl à 15. ß Einem bettelmönch In stall vor Hammer, Zange, 2 schwämme, 2 Cartetzschen,183 ein leinen tuch die pferde abzureiben, vnd ein wöllnes die Caroße zu säubern Fünf pfundt liecht stroh vor die pferdte SUMMA Vor I. F. G. in 28. tagen in die PENSION vom 24ten Xbr. st. n. 1667. bis 20ten JAN. 1668. INCLUSIVE gerechnet, jedes tages à 3. livr. thut Vor H. Lt. Fincken in so viel tagen Vor den SECRETARIUM die ersten 8 tage vom
Bürste zum striegeln der Pferde.
11 15 3 22 12 1 6
10 5 15
37 12
10
9
12
12
6 2 152 84 84
9 2
1½
2
3
5 5 10 7
1½
Siebente Reiserechnung
24 Xbr. 67. bis 1. JAN. 68. Die vbrigen 20 tage vor denselben täglich 40. ß. gerechnet, thut Vor den Cammerdiener täglich 25. ß. thut in 28. tagen Vor den ersten LAQUAIS täglich 20. ß. thut in 28. tagen Vor den andern LAQUAIS, so den 28. Xbr. angenommen in 24 tagen Vor den Kutscher vom 2. JAN. in 19. tagen Vor den PAGEN, welcher den 14. JAN. st.n. nachmittag ankommen in 6 ½ tagen, à 25. sols. täglich gerechnet Vor Cammern, stall vndt zugehöriges, täglich à 5 livr. thut in 28. tagen EXTRA vor Gäste, so man ehren wegen behalten müßen Zu COMOEDIen so I. F. G. gesehen Einem Teutschen allmosen Ein buch groß vnd 2 buch gemein papier Drey fackeln, das stück zu 30. ß. Das schloß am reisekasten zu REPARIeren Vor 27. bund mittel=holtz Eine CHARGE klein reiß=holtz Von beeden trägerlohn Ein Calender Briefgeldt vor ein schreiben, so von BLOIS REDRESSiert worden It. vor einen brief aus Teutschlandt an I. F. G. SUMMA
591
24 40 35 28 24 19 8 140 8 5
4 2 1
1 511
10 2 16 10 7 2 10 3 12 16 8
3 1
4
SUMMA SUMMARUM aller ausgabe ist 4.324 livr. 3 ß. 1 doub. solche von der einnahme abgezogen, bleibt kunfftig zu berechnen 17. livr. 17. ß. 2 ½ doub. DAT. PARIS den 10. JAN. 1668. Friederich HzS Anthon Fincque Joh. Frid. Bachof.
III. Reisekosten
592
2.3.8 Achte Reiserechnung vom 30. Januar 1668 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 146r–148v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
RECHNUNG Vber das was ferner in PARIS vom 11. JAN. bis zu deßen ausgang verwendet worden. ANN. 1668.
JANUAR. 13.
11. 12.
184 185
186
187
EINNAHME In letzterer Rechnung DE DATO PARIS den 10ten JANUAR. ANN. CURR. vbertraff die einnahme die außgabe an Vberdieses hat H. Lt. Fincke auf newe Rechnung von HH. Koch vndt Heuschen auf Mr. FAMARS184 COMTE den 3/13 JANUAR DICT. ANN. laut ausgehendigter QUITTUNG erhoben, vndt zu verrechnen vbergeben SUMMA
Livr.
sols
doub.
17
17
2½
600 617
17
2½
AUßGABEN Der SUETONIS ins Frantzöische übersetzet185 Frantzöische lebensbeschreibung etlicher vornehmen leuten von Franckreich186 Rosen waßer vor I. F. G. Ein baar strümpfe vor den PAGEN Vf des PAGEN Kleidt 74. ehlen band, die ehle à 3 ß. Eine Hutschnur vor denselben Dem schneider, besag auszugs SUB LIT. A.187
Liv. 1
sols
doub.
1 2 11 152
5 10 2 10 13
Jacob de Famars, vgl. Anm. 24. Histoire Des Emperevrs Romains: Avec Levrs Portraits en Taille Douce, Ecrite En Latin Par Svetone Et Mise En François de la traduction D. B. A Paris, Chez Michel Bobin & Nicolas Le Gras, au troisiéme pilier de la grand Salle du Palais, à l’Esperance & L. Couronnée 1667. Vermutlich: Marc de Vulson, Les Portraits Des Hommes Illvstres Francois, Qui sont peints dans la Galerie du Palais Cardinal de Richelieu [...] A Paris, Chez Michel Bobin & Nicolas Le Gras, au trisiéme Pilier de la grande Salle du Paris, à l’Esperance, & à L. Couronnée, 1667. 147r Lit. A: Abrechnung des Schneiders Roger Costars in Paris vom 21. Januar 1668 über 152 livr. 13 sols.
Achte Reiserechnung
13.
15.
188
189
Zwantzig bundt hew vor die pferde Stroh zur streuung Ein halb stiers Hafer Fuhrlohn nach dem LOGIr I. F. G. in die armen büchße an der Kirche Allmosen Zwey lb. liecht Zwirn Schwefel Eine kleine bech fackel zwölf kleine wellen Holtz Ein König. arrest von Müntzen188 Allmosen TASSINS in den Niederlanden verlohrener erster theil der beschreibung von Franckreich189 Alß I. F. G. nach S. GERMAIN verreiset, vndt gedoppelte vnkosten zu verhüten das LOGIer in PARIS CHANGIeret, dem Wirth bezahlet vndt zwar vor I. F. G. auf 4 tage, täglich à 3. liv. Vor H. Lt. Fincken gleichfalß Vor den SECRETARIUM Vor den Cammerdiener vndt den PAGEN täglich vf beede 50 ß. Vor 2 laqueyen und den Kutscher, jeder à 20 ß. Vor die Gemächer, à 5. livr. täglich EXTRA vor einen Gast Dem gesinde tranckgeldt Dem Kutscher so in PARIS geblieben, vf 7 tage kostgeldt Dem Teutschen laqueyen vom 10. Xbr. bis EOD. JAN. 68. seinen soldt Dem Cammerdiener vndt PAGEN vf einen tag
593
4 3
1
9
6 10 5 15 2 18 3 1 15 4 1 2
3
1½
10
12 12 8 10 12 20 1 4
10 10
7 6
Nicht eindeutig, vielleicht: Arrest Dv Conseil D’Estat Dv Roy, Pour le Reglement des Monoyes: Auec le Tarif portant la valeur du Marc des Escus d’or & Pistolles: Du premier iour de Feurier 1668, A Paris, Chez Sebast. Cramoisy, & Sebast. Mabre-Cramoisy, Imprimeurs ordinaires du Roy, & seuls Imprimeurs pour le fait des Monoyes, 1668. Nicolas Tassin, Les Plans Et Profils De Tovtes Les Principales Villes Et Lievx Considerables de France: Ensemble les Cartes generales de chacune Province: & les particulieres de chaque Gouuernement d’icelles / Par le Sieur Tassin Geographe de sa Majesté, Premier Partie, A Paris, Chez Melchior Tavernier, en l’Isle du Palais, sur le Quay regardant la Megisserie, à la Spere, 1638.
III. Reisekosten
594
16.
17.
18. 19.
20.
190 191
kostgeldt Den zwey laqueyen gleichßfalß kostgeldt SUMMA
Vor eine miethkutsche auf S. GERMAIN190 Dem Kutscher tranckgeldt Mittags in S. GERMAIN I. F. G. das halb dritte, nebst einem Edelman vom Hertzog von TREMOILLE,191 so sie besucht, verzehrt Den CHAISenträgern so I. F. G. nach Hof gebracht Vber nacht verzehrt Den vier dienern noch vf 6 tage bis wir in PARIS wieder in PENSION kommen, ihr Kostgeldt, täglich zu 4 livr. Den CHAISenträgern bey des Königs LEVÉE Mittags verzehrt Abendtmahlzeit Zu Papier Allmosen Den CHAISenträgern vor 2 Gänge Mittags vndt abendmalzeit Den CHAISenträgern vf 3 mal Zwey mahlzeiten Mittags mit obbesagten von Adel, so bey der mahlzeit bliebe In 4 nachten vor die Cammer, die nacht à 4 livr. Dem gesinde tranckgeldt Vor eine mieth Kutsche zurück auf PARIS Die Abendtmahlzeit in PARIS Sechß bundt wellholtz Noch 6 kleine wellen Mittagsmalzeit Vor das abendteßen Noch vor holtz Liecht
Saint-Germain-en-Laye. Henri III de La Trémoille, vgl. Anm. 131.
2 2 288 10 1
10 2
4½
10
7 1 3 24 1 5 5
3 7 4 5 9 16 9 4
5 2
10 3
10 5 17 1 2 16 10
5 13 12 12 3 16 12 3
3
Achte Reiserechnung
21.
22.
23.
24.
192 193
Frühe morgends eine CHOPINTE192 wein vor I. F. G. Mittagsmalzeit Holtz Liecht Abendteßen Holtz Eine CHOPINTE wein Vor drey nachte aus den Cammern, die nacht à 50 ß Dem gesinde tranckgeldt Die beeden Kutschpferde in 7 tagen verzehret 30 bundt hew, das bundt à 5 ß Funff bundt stroh, das bundt à 5. ß SUMMA 22. BOISSEAUX193 Hafer, à 10. ß. Bey antretung der newen PENSION erkaufft 50 bundt klein wellholtz Funftzig bundt grob wellholtz Solches vom waßer zutragen Nach Hause zu führen Drey pfundt Liecht Allmosen Der Wäscherin vor einen monat, vom 25. Xbr. 67. bis EAND. JAN. 68. Die Pferdte Zwey BOISSEAUX Hafer Zwey Hufeisen zu hefften Am bord vor die pferdte erkaufft 2 STIERS Hafer vor Sacklohn vndt aufzuladen Funf vndt siebentzig bundt hew Beedes nach Hause zu führen Brückengeldt auf der PONT ROUGE I. F. G. im ballhauß verspielt Allmosen bey tisch
Chopine – Halbliterflasche. Scheffel.
595
3 4
5 16 12 7
3
14 5
7
10 7
3
7 1 155 11
10 5 12
3
3 5
2 15 10
1 1 14 1 1 14 16 1 1
7 5
8 5 10 10 2 10 2
3 3
III. Reisekosten
596
25. 26.
27.
28.
Zwey pomerantzen I. F. G. vor den durst Vor papier SUMMA
Zwey bechfackeln I. F. G. in die büchße an der Kirche Die pferdte zu hefften Zwey bundt stroh zur streuung Eine halbe Klaffter scheidt Holtz Funfftzig bundt grob wellholtz Soviel kleine wellen Das holtz an bord zutragen Fuhrlohn nach Hause Dem bereiter vor I. F. G. ENTRÉE bey der ACADEMIE, vndt den ersten monat vorausgezahlt Den Knechten das beym ersten monat gewöhnliche biegelgeldt Geldt zu den Köpfen beym Kopfrennen Vor Spießruthen Ein werffpfeil zum Kopfrennen Das leinengerädt auszubeßern Drey lb. liecht Sieben Hufeisen vf die pferdte jedes à 10. ß Eine fackel Allmosen vor gefangene Andere allmosen SUMMA
1 74 1
6 3 3
12 19
3 3
10 5 7 10 6 15 3 13 18
66 11 1 1 1 1 3
105
10 10 10 18 7 10 15 5 5 17
SUMMA SUMMARUM aller außgaben ist 624 livr. 11. ß. 4 ½ doub. vbertrifft also jetzo die ausgabe die einnahme mit 6 livr. 13 ß. 2 doub. welches bey kunfftiger Rechnung in die außgabe zu bringen. DATUM PARIS den 30. JANUARII st. v. ANN. 1668. Friederich HzS Anthoine Fincque Johan. Frider. Bachoff.
Neunte Reiserechnung
597
2.3.9 Neunte Reiserechnung vom 6./16. März 1668 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 150r–152r, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
REISERECHNUNG Vber dasjenige so noch in PARIS vom 1. FEBRUAR. bis zu I. F. G. von dar genommenen abreise gegen LYON verwendet worden. 1668. Einkommen den 13. April 1668.
FEBR. 4. 26. MART. 5.
FEBR. 1.
3.
194 195 196
EINNAHME Den 4/14. FEBR. wurde durch Mr. Fincke bey H. Koch vndt Heuschen vf H. FAMARS194 COMPTE laut ausgestellter QUITTUNG vfgenommen, vndt wieder zuverrechnen geliefert Ferner wurde von der verkaufften Caroße den 26. FEBR. st. n. eingenommen It. vor die beede Gutschpferdte so den 5/15. MARTII verkaufft worden Noch über dieses ist von H. NICOLAS FORMONDEN195 vf H. Ochßens196 CONTO den 5/15 MART. laut QUITTUNG erhoben worden SUMMA AUßGABEN In letzterer Rechnung DE DAT. PARIS den 30. JAN. 68. übertraf die ausgabe die einnahme an Ferner ist ausgeben vor federn Allmosen Drey Pomerantzen vor I. F. G. wegen geblagten durst Drey pfundt liecht Allmosen mittags bey tisch Vier bundt stroh vor die pferde
Jacob de Famars, vgl. Anm. 24. Nicolas Formond, vgl. Anm. 88. Johann Ochs, vgl. Anm. 25.
Livr.
sols
doub.
Livr.
sols
doub.
6
13 4 3
2
1 1
4 7 10
1.200 870 700 600 3.370
1
III. Reisekosten
598
5.
6.
7. 8.
Einem armen STUDIOSO Zwey buch papier Zwey eisen auf die Kutschpferdte Mittags allmosen bey tisch Dem Frantzöischen laquayen seinen monat soldt bis 26. Jan. gerechnet Eine fackel Dem PAGEN zurückzehrung nach Hause Bey besehung des schatzes zu S. DENIS den Schweitzern verehrt Vor die getruckte beschreibung des schatzes197 Allmosen Eine fackel Zwey BOISSEAUX Hafer vor die Pferdte Zwey bundt stroh Sieben Hufeisen, so noch in dem alten LOGIer vf die Kutschpferdte geschlagen worden, jedes à 10. ß. Etliche rade nagel an die Caroße Drey lb. liecht Zwey buch papier Eine fackel Dinte Zwey FAGOTS198 Holtz Dem Küster bey besehung der Kirche VAL DE
1 1 6 45 1
1
3 1
197
198
5 15 10 3 5 15 10 10 15 7 8 15 3 4 10 6
GRACE Drey FAGOTS
Holtz Pulver vndt bley vor I. F. G. vf der reitschul beym Kopf=schießen Flintenstein Vier buch papier, vnd federn Funf gantze vnd 2 halbe Hufeisen vf die pferdte SUMMA
10 8
3 82
5 1 18
1½ 3
5
½
Inventaire ov Denembrement tant des Corps Saints & Tombeaux des Roys, qu’autres Raretez qui se voyent en l’Eglise de saint Denys, hors du Thresor. A Paris. Le 8. Mars 1659, eingebunden in: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI. 21, nach fol. 401. Vgl. Abb. 11 in Band 1, 158. Reisigbündel.
Neunte Reiserechnung
13.
15. 16. 18. 19. 20.
21.
199 200 201 202 203 204
Wagenschmier zur Caroße Ein eisen an der Caroße zu REPARIeren Eine fackel Drey lb. liecht Eine newe schnalle an einem Hangriemen an der Caroße zumachen Dinte Vor einen Kopf so I. F. G. vf der reitbahn zerschoßen Dem Böhmischen Priester so das H. Abendtmal ADMINISTRIrt Eine Kehrbürste Alß I. F. G. der verstorbenen Königin gemächer im LOUVRE besehen verehret Vor eine CHAISE ROULANTE vf S. GERMAIN, alß I. F. G. vom König abschied genommen Vor den BOUCLIER d’Estat so vor I. F. G. erkaufft worden199 INTERET ET MAXIMES DES PRINCES ET DES ESTATS SOUVERAINS200 IL NEPOTISSIMO DI ROMA201 LES AFFAIRES ENTRE LES MAISONS DE FRANCE ET D’AUSTRICHE202 LE MINISTRE D’ESTAT DE SILHON203 RECUEIL DES TRAITEZ DE PAIX ENTRE LES COURONNES D’ESPAGNE ET DE FRANCE204 Drey lb. liecht Siegel wachß Ein futral über I. F. G. zwey kleine Kästgen zu den Kleinoden
599
1
9 10 15 7 8 4 15
30 1
10
1
10
6
4
3 3 3 1 2 1 1
10 7 5 17
3
Bouclier, D’Estat et de Justice, contre le dessein manifestement découvert de la Monarchie Universelle. sous le vain pretexte des pretensions de la Reyne de France. Nouvelle Edition. M. DC. LXVII. Henri de Rohan, Interets Et Maximes Des Princes & des Estats Souverains, Cologne: Païs 1666. Gregorio Leti, Il Nipotismo Di Roma, O Vero Relatione Delle raggioni che muovono i Pontefici, all’aggrandimento de’Nipoti [...] Amsterdam: Elzevir 1667. Les Affaires Qui sont aujourd’huy entre les Maisons De France Et d’Avstriche M.DC. XLVIII. A Paris, Chez Gabriel Qvinet, au Palais, dans la Gallerie des Prisonniers, à l’Ange Gabriel. 1662. Jean de Silhon, Le Ministre D’Estat: Avec Le Veritable Vsage De La Politiqve Moderne, A Paris, Par la Compagnie des Libraires du Palais 1665. Recveil Des Traittez De Paix, Treves Et Nevralité Entre Les Covronnes D’Espagne Et De France, s. l. ca. 1664.
III. Reisekosten
600
24.
26.
27.
28.
205
Dem Goldtschmidt von ANGERS den rest der 50 rdr. vor die zwey silberne leuchter vor die Kaufleute, über die darauf gegebene 18 livr. laut rechnung DE DAT. PARIS den 14. Xbr. 67. gezahlet an Einem armen STUDIOSO von Dreßden bürdig I. F. G. nebst Mr. Fincke vndt 2 dienern in S. GERMAIN verzehrt, besag beylage A. Hufsalbe vor die pferdte SUMMA
I. F. G. in der CHAISE zum Sprachmeister205 zutragen Dem Wagener vor 4 fellgen vndt etliche speichen in die förder räder an der Caroße Dem Teutschen lacqueyen einen monat soldt, bis 18. FEBR. gerechnet It. dem Frantzöischen laqvayen einen monat soldt bis heutigen 25. FEBR. gerechnet I. F. G. Handgelder aufs QUARTAL REMINISCERE, laut beylage B. Des SECRETARIUS besoldung auf gemeldtes QUARTAL besag QUITTUNG C. Des Cammerdieners besoldung laut beylage D. I. F. G. in die armen büchse an der Kirche I. F. G. Pistole, so vf der reitschul zersprungen, zu häfften vndt zwey newe Hahn vfzumachen Den CHAISenträgern zum Sprachmeister Eine fackel Dem schmidt vor 8 eisen vf die Gutschpferdte, vndt 2 alte so er gehefftet I. F. G. künfftiges QUARTAL TRINITATIS PRÆNUMERANDO, laut beylage E. Den CHAISenträgern zum Sprachmeister Zwey lb. liecht Vor papier
132 3 40 1 236
14
3
6
1 7
10
6 6 600 60 45 8 1 4 600 1
2
3
15 10
18 14
3
N.N. Nicolai, Sprachmeister in Paris, vorher Advokat am Parlament von Paris. Vgl. in diesem Band: Memorial zu unterschiedlichen Punkten, 42 sowie Anton Finck, Beschreibung Frankreichs, 137f.
Neunte Reiserechnung
29.
Mart. 1.
206
Bindtfaden CHAISenträgern zum Sprachmeister Allmosen abendts bey tisch SUMMA
Allmosen Froschleichpflaster vor I. F. G. Zwey buch packpapier Allerhandt EDICTA vndt bücher laut beylage F.206 H. Lic. Finckens vierteljahrs besoldung ANTICIPANDO vf kunfftiges QUARTAL TRINITATIS laut QUITTUNG G. Allmosen einer Türcken SCLAVIN aus Newheusel bürdig Der Wäscherin 1 ½ monat lohn vom 15/25 JAN. gerechnet Noch derselben verehrt It. Flickerlohn Dem Tantzmeister 1 monat Dinte Ein Kasten zu den erkaufften EDICTen vndt büchern vor I. F. Durch. Dem Gutscher von der verkaufften Caroße sein in PARIS gewöhnliches trinckgeldt Dem sattler noch restierendes macherlohn von der Gutschdecke Ein großer bücher Kasten vor I. F. G. Postpapier Den CHAISenträgern zum Sprachmeister Ein pfundt liecht Wascherlohn vor zwey Halßtücher mit spitze Den gewöhnlichen einpackern von der DOUANE vor packleinwand zu 6. Kasten, vndt ihre arbeit In einer Italianischen COMOEDIe so I. F. G. gesehen Eine fackel
Siehe unten 2.6.
601
1
5
1.344
8 3
69
5 2 12 14
196
17
3 3 3
3 21 1 1 22
10
1
3 5
10
3 4
15
1
5 9 8
21 3
15
1½
III. Reisekosten
602
4.
6.
207
In der DOUANE vor einen paß, vnd dann tranckgeldt dem so vf ersuchen ins Hauß geschicket worden, die HARDEN einpacken zu sehen, vmb weiters auspacken zu verhüten Die HARDEN zum Kaufman zuführen Dem Sprachmeister 2 monat vor I. F. G. täglich 2 stunden, v. ein monat zu RESOLUTION der reise puncte Den CHAISenträgern zum Sprachmeister Eine fackel LE DEVOIR DES SOUVERAINS207 SUMMA
Zwey dintefäßer vf die Reise, it. federn vndt ein schreibbuch Den CHAISenträgern so I. F. G. ausgetragen alß das TE DEUM gesungen worden Einem armen Teutschen Dem roßtäuscher so Gutschen vndt pferdte verhandelt Ein eisen an dem einen pferdte noch zu hefften Liecht Einen Krätzer die pistole auszuziehen Papier Dem Frantz. lacquayen den restierenden halben monat soldt It. zum RECOMPENS verehrt Im BURREAU D’ADDRESSE, da nach einem lacqveyen gefragt worden Dem Gutscher vom 1. JAN. st. n. bis hieher vf 2 ½ monat seinen lohn, monatlich à 9 livr. It. vor die stiefel vndt zurückgegebenen LIVREE Ferner vor die verkaufften pferdte das gewöhnliche trinckgeldt Ein felleisen zu REPARIeren Dem Teutschen laquayen seinen rückständi-
11 1 111 1 2 486
10
10 15 19
1
1
1
10 10
12
4½
5 5 1 3
3 6 15 22 18
10
5
10 12
3
Jean François Senault, Le Monarqve, ou Les Devoirs Dv Sovverain, Troisiéme Edition Reveuë & corrigée. A Paris, Chez Pierre Le Petit, Impr. & Libraire ordinaire du Roy, rüe Saint Iacques à la Croix d’Or 1664.
Neunte Reiserechnung
gen halben soldt It. zum RECOMPENS Einen standt vor I. F. G. den König in PROCESSION zu sehen, alß das TE DEUM gesungen worden It. vor dieselbige ein platz vf dem Chor in der Kirche NOSTRE DAME I. F. G. im GOBELIN bey besehung der König. MANUFACTUren, in begleitung des Herrn grafen von Schwartzenburg,208 welcher aber, weil er I. F. G. vfgewartet zu haben vermeinet, nichts beygetragen, verehret Vom 1. FEBR. bis 16. MART. st.n. EXCLUSIVE thut 44 tage, vor 3 personen in der PENSION, jede person täglich à 40. ß. gerechnet Vom 10. FEBR. bis 16. MART. weilen I. F. G. à PART vf ihrer stuben gespeiset, ist dem wirth täglich 12. ß. mehr verwilliget worden, trägt in 34 Tagen SUMMA
Vor den PAGEN vom 1. bis 15. FEBR. INCLUS. täglich à 20 ß Vor 4 diener jeden täglich à 20. ß. thut in 44 tagen Vor die Cammer täglich 30. ß. thut in 44 tagen Vor vnterhaltung der 2 Gutschpferdte, täglich à 3 livr. thut vom 7/17. FEBR. bis 5/15. MART. EXCLUSIVE vndt also in 27 tagen, welcher zeit sie ins wirths futter gestanden Vor 4 Gäste, so I. F. G. bey sich zu tisch behalten, jeder à 25. ß. Vor 1. Caroße auf ½ tag naher S. DENIS, zu 6 livr. gerechnet, an welchem der H. graf von Schwartzenburg so mit in COMPAGNIE gewesen, die Helffte getragen, komt vf I. F. G. It. vor eine Caroße vf einen gantzen tag, alß I. F. G. die König. MANUFACTUren gesehen, v. nachmittag in die COMOEDIe gefahren, an 208
603
3 6 1
10 15
15
15
264
20 383 15 176 66
81 5
3
Christian Wilhelm I. (1647–1721), Graf von Schwarzburg-Sondershausen.
8 10
3
III. Reisekosten
604
welchem gleichfalß besagter H. graf die Helffte bezahlet, komt vf I. F. G. PART Vor 13. Gläser so die Zeit über zerbrochen worden, jedes à 4 ß. Vor 26 FAGOTS holtz, so vnter der Handt verbrandt worden EXTRA vor wein, butter vnd der gleichen Noch vor das mittagsmahl den 6/16. MART. Dem gesinde verehrt Den CHAISenträgern, I. F. G. zum MESSAGER von LYON zubringen Die HARDEN zum MESSAGER zutragen Dem MESSAGER vor 4 personen bis LYON in allem zu DEFRAIIren, vor jedwede 60 livr. gerechnet Vor 55 lb. HARDEN, das lb. à 6. ß Den Knechten tranckgeldt beym aufsitzen SUMMA
5
10
2
12
3 4 3 6 1
240 16 629
10
5 10
10 15 12
SUMMA SUMMARUM aller ausgaben ist 3.162. livr. 16. ß. 2. doub. solche von der einnahme gezogen, bleibt noch kunfftig zuberechnen 207. livr. 3. ß. 4. doub. DATUM PARIS den 6/16 MART. 1668. Friederich HzS Anthoine Fincque Johann Frider. Bachof
Zehnte Reiserechnung
605
2.3.10 Zehnte Reiserechnung vom 5./15. Mai 1668 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 159r–161v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
REISERECHNUNG Vber dasjenige was von PARIS aus bis naher Venedig ausgegeben worden. 1668. Einkommen den 22. April anno 1668.
EINNAHME In letzterer Rechnung DE DATO PARIS den 6/16 MARTII AN. CURR. blieb von der Einnahme noch zu verrechnen im rest 22. Vber dieses ist durch Mr. Fincken in Lyon bey MA- H. FERRY vndt HESLERN209 auf H. Johan Ochßens210 in Frfurth CONTO laut ausgestellter RT./ 1. QUITTUNG erhoben, vndt in 3 posten mir wieAPRIL. derumb in die rechnung gegeben worden 350 rthlr. thut Frantzöischer müntze SUMMA
AUßGABEN MART. Im ersten nacht läger außer Paris, CORANCE211 st.v. genandt, tranckgeld 6. 7. Vber nacht in MONTARGIS, trinckgeld Allmosen 8. Vber nacht dem gesinde in BRIARE 9. Vber nacht in CHARITÉ212 10. Zu NEVERS, alß I. F. G. glaß schmeltzen sehen Abends in S. PIERRE213 Allmosen
209 210 211 212 213
Nicht identifiziert. Johann Ochs, vgl. Anm. 25. Courances. La Charité-sur-Loire. Saint-Pierre-le-Moûtier.
Liv.
sols
doub.
207
3
4
1.050 1.257
3
4
Livr.
sol.
doub.
5 5 2 5 5 2 5 2
3
3
III. Reisekosten
606
11. 12. 13. 14. 15. 16.
17.
18. 214 215 216 217 218
Im nacht läger VARENNES CROIX214 Vber nacht in S. GERMAIN L’EPINASSE Fuhrlohn vber die LOIRE bey ROANNE Tranckgeld über nacht in TARARE Dem MESSAGER sein tranckgeld in LYON Die HARDEN vom MESSAGER abzuholen Allmosen im HOSTEL DIEU zu LYON Bey besehung einer seidenwerckstad Alß I. F. G. das Rathhauß besehen, verehrt Bey besehung des MARQUIS S. MAURICE Hauses215 Auf der vestung PIERRE ENCISE It. der Schweitzer wacht daselbst Im MINIMEN Kloster, da I. F. G. wein PRESENTIeret worden Den Capucinern Im HOSPITAL Den CHAISenträgern, alß I. F. G. den Hertzog von Mecklenburg216 besuchet In der CHARITÉ in die armen büchße Vnter arme Kinder darinnen ausgetheilet Dem thorhüter, vnd dem so I. F. G. in der CHARITÉ herumbgeführet Vor eine mieth Caroße auff 2 tage Dem Gutscher trinckgeld SCOTI ITINERARIUM ITALIÆ217 Vor Pomerantzen Allmosen Den CHAISenträgern als I. F. G. den Ertzbischof218 besuchet Eine fackel, so bey besuchung des Hertzogs von Mecklenburg gebraucht worden Einem Cordeliermönche bey tisch
6
1 1
5 5 5 5 15 10 18 10 10
1
10 15
1
10 15 15
1 1
5 10 11
1 14 1 2
10 10 7 8
1
3
1 1
5
Varennes-sur-Allier. Nicht identifiziert. Christian Ludwig I., vgl. Anm. 69. Franz Schott (Franciscus Schottus), Itinerarium Italiæ, Amstelodami, Apud Iodocum Ianssonium 1655. Camille de Neufville de Villeroy (1606–1693), seit 1653 Erzbischof von Lyon.
Zehnte Reiserechnung
19.
21. 23.
24.
25.
26. 27.
219 220 221 222 223 224 225
Des DUEZ DICTIONARIUM ITALICUM219 GUALTHERI GRAMMATICA ITALICA220 THOMAS À KEMPIS Frantzoisch vbersetzt221 Ein buch papier Einem bettelmönch SUMMA
Wascherlohn Den Stadtspielleuten bey tisch Vor Pomerantzen Einem Knaben, so I. F. G. die ordnung des Kranckenhauses in LYON vberbracht Allmosen In 9 ½ tagen in LYON verzehret, auf 3 personen jede täglich à 50. vndt den Cammerdiener à 30. ß. vnd die stube mit eingerechnet Dem gesinde tranckgeld Einem mann so I. F. G. in VIENNE herumbgeführet Mittags in VIENNE tranckgeld Vber nacht in ROUSSILLON222 Fuhrlohn über die ISER Mittags in TAIN223 Vber nacht in VALENCE Vber nacht in SEAUSSE224 Mittags in ORANGE Beschreibung der ANTIQUIteten in ORANGE225 Eine Citrone Bey besehung des Röm. ÆSTUARIUMS aldar Auf dem schloß daselbst verehrt
607
3 1
50 2 1
85 3
1
10 15 5 5 1
4
18 10 2
3
15 5
3
10 10 2 4 10 2 2 3 4 5 4 5 10
3
3 3 4 4½
Nathanael Duez, Dittionario Italiano & Francese = Dictionnaire Italien & François, Bien curieusement reveu, corrigé, & augmenté. A Geneve, Pour Samvel Chovët 1664. Titel nicht ermittelt. Thomas von Kempen, L’immitation de Jesus Christ, Paris: Ballard 1665. Allerdings lässt sich nicht bestimmen, um welche Ausgabe es sich handelt. Le Péage-de-Roussillon. Tain-l’Hermitage. Saulce-sur-Rhône. Les antiquitez de la ville et cité d’Orange, Nimes 1660. 2. Aufl. ebd. 1662.
III. Reisekosten
608
28.
31.
Einem buben so I. F. G. in ORANGE vmbgeführt Vber nacht in VILLENEUFUE LE PAPE226 Einem bettelmönch in AVIGNON Vor ein PASSEPORT vom rath in AVIGNON Auf des VICE LEGATI PALAIS in AVIGNON Dem der I. F. G. in AVIGNON vmbgeführt Tranckgeld im wirthshause daselbst Auf dem thurm NOSTRE DAME in MONTPELIER Im HORTO MEDICO daselbst Vor Zwirn Vor ALKERMES vnd Kühlungssaft in MONTPELIER
Dem Apothecker,227 von welchem die artzeney gekaufft worden, vnd der auch I. F. G. 1. flasche FRONTIGNANer wein verehret, abends bey tisch behalten Dem gesinde im Hauß trinckgeld
APRIL. 1. Mittags tranckgeld in PONT DE LUNEL Allmosen Fuhrlohn über die RHOSNE Vber nacht in S. GILLES tranckgeld Ein strück die artzeney an das Pferdt zu binden SUMMA
2. Nochmalß über die RHOSNE zu führen Allmosen bey besehung des AMPHITEATRI in ARLES In einem Keller wo die Römer einen verdeckten gang bis NISMES gehabt Bey besehung der DIANÆ in ARLES Dem der I. F. G. in ARLES herumbgeführet Im Wirthshause trinckgeld Vber nacht in S. MARTIN 3. Mr. Finck, weil etwas verlohren worden vndt er deswegen zurückgeritten, vndt nach thor226 227
Vermutlich Châteauneuf-du-Pape. Jean Fargeon, Apotheker in Montpellier.
3 1
2 2 2 10 15 2 10 15 4
3 3 3
3
14
1
122
5 10 2 2 6 4 3 2
3 3 1½
6
1½
1
5 7 7 13 3 4
3 3 3
Zehnte Reiserechnung
4.
5.
6.
7.
8.
9.
228 229 230 231
schließen erst in AIX ankommen, vnter dem thor tranckgeld gegeben Citronen Dem der vns in AIX herumb geführet Im PALAIS zu AIX verehret Bey besehung des CABINETS des BORILLY228 In des BARONS CASTEL RENARDS229 Hause In des THRESORIERS Hause Tranckgeld im Wirthshause Einem Knaben den weg zum Kaufman in MARSEILLE zu zeigen Etliche FORCATS,230 so bey tisch vfgespielet Auf einer GALLERE so I. F. G. besehen Im ARSENAL Vor ein schif jenseit des Ports ins CITADEL zu fahren Bey besehung einer andern Galere verehret Zwey buch Papier Federn Dem MEDICO so Mr. Fincken curieret Dem Apothecker vor Artzeney Dem balbierer vors aderlaßen Citronen Zucker zu denselben Wascherlohn Tranckgeld im Wirthshause Allmosen Tranckgeld mittags in S. JEAN Beschreibung der S. BEAUME Vber nacht in S. BEAUME tranckgeld Den weg zwischen S. BEAUME vnd OLIVIERE231 vnterschiedlich mal zu weisen Mittags in OLIVIERE
609
10 2 15 15 15 7 15 12
1
6 6 1
2
1 5
3
3 3 1½
10 12 15 8 1
2 8 15 10 3 2 2 2
3
3 3 3
5 2
L’abbé Michel de Borilly (Borrily), Prieur de Ventabren, begründet wurde die Sammlung von dessen Vater Boniface de Borilly (gest. 1648). Jean-François d’Aimar-d’Albi, Baron de Châteaurenard, Hôtel de Châteaurenard in Aix, im Jahre 1660 übernachtete Ludwig XIV. in diesem Haus. Galeerensträflinge. Vielleicht Ollières.
III. Reisekosten
610
10. 11.
12.
14. 15. 17.
232 233 234
Seiffe Vber nacht in TOULON In HYERES232 in einem Pomerantzen garten Daselbst im Wirthshause tranckgeld Mittags in MUY233 Einem bawren, 2. meilen bis ESTRELLE234 den weg zu weisen Vber nacht daselbst Mittags in ANTIBE Zwey männern, so durch den fluß VAR vorher gangen, vndt die PASSAGE gezeiget SUMMA
Allmosen Tranckgeldt in NICE Alß wir den COL DE CORNE PASSIERet, I. F. G. auf dem schlitten herunter zu führen Einem VETURIN, so vns von LYON durch die PROVENCE bis THURIN geführet, täglich 15 liv. 10. ß gerechnet, thut in 25 tagen, alß vom 3. bis 27. APRIL st. n. INCLUSIVE It. demselbigen tranckgeld in THURIN Die HARDEN von LYON RECTA vf THURIN zu führen Dieselben in THURIN abzuholen Der landtbot vnter weges ausgelegt an tracnkgeld, damit die sachen nicht geöfnet werden Bey verwechßelung einer Spanischen Pistole in THURIN, alwo sie nur 14 livr. landtüblicher müntz, oder 10 livr. 10. ß. Frantzöischer wehrung gelte, verlohren Noch auf andere 6 Pistolen, welche vom Kaufman eingewechselt worden, vf jede, weil sie über wichtig gewesen, nur 6 ß., gerechnet thut Mr. Finckens besoldung auf künfftiges QUARTAL MICHAELIS laut beylage A. welches fug-
Hyères. Le Muy. Les Adrets-de-l’Estérel.
1 3 10 4 2 15 2 2 1 31
5 5 5 15
387 9 12 1
10
3 10
10 1
16
1½ 4½
3
Zehnte Reiserechnung
18.
19.
20.
235 236 237 238
licher rechnung halben hierher gesetzet Des Cammerdieners besoldung auf annahendes QUARTAL TRINITATIS, laut QUITTUNG B. Alhier endigt sich völlig die Frantzöische müntze, vnd gehet nun forthin des Hertzogs von Saphoyen eigene übliche landt müntze an SUMMA Obwohl auch in Saphoyen in Saphoischen LIVRES vnd SOLDe, deren 20. vf 1. livr. gehen, gerechnet wird, so ist doch der livr. leichter alß in Franckreich, maßen ihrer 4. vff 1. rdr. gezehlet werden. Einem Fürst. diener so I. F. G. bey besehung des lusthauses VENERIE235 genand die gemächer geöfnet, verehret Bey besehung der Jagdthunde vnd Fasanen Vor eine miethgutsche vf die VENERIE zu fahren Des Frantz. AMBASSADEURS236 Gutscher, so I. F. G. zum Abgesandten geholet vnd wieder nach Hauß geführet einen DUCATEN verehret thut Ein Packet briefe von Franckfurth Vor ein BOLLETA237 wegen des LOGIers in TURIN Den trommelschlägern daselbst Vor Papier Des Frantz. AMBASSADEURS Gutscher sambt einem lacqueyen, alß der abgesande I. F. G. nach VALENTIN238 führen laßen Zwey dienern zum reise Kasten an das Packpferdt Vor eine CHAISE alß I. F. G. das schloß vndt PARLEMENT hauß besehen Vor bindfaden Wascherlohn Alß der Frantz. AMBASSADEUR I. F. G. mit seiner CAROße nach Hof zur AUDIENTZ bringen
611
196
17
3
11
3
2
4
45
655
2 7 4 1 1
4
10 7 5 6 10
1 1 5
10 8½ 5
Venaria Reale. Ennemond de Servien(t) (1596–1679), 1648–1676 französischer Ambassadeur in Turin. Zettel. Castello del Valentino.
III. Reisekosten
612
21.
22.
23.
239 240
laßen, dem Gutscher vnd 4 laqueyen verehrt In 3 ½ tagen in TURIN verzehrt, 3 personen, jede à 50, der Cammerdiener aber 25. ß. gerechnet Vff 2 pistolen, so hierbey dem wirth in Zahlung gegeben, verloren Dem CAMARIERO tranckgeld Zwey jungen im Hauß trinckgeld Vor 4 personen von TURIN vf MILAN zu führen, vndt vnterweges zu verköstigen, gegeben 8 pistolen vnd 1. rdr. thut nach dem werth, wie solches goldt in Franckreich eingenommen worden 30 rdr. 1. livr. oder hiesiger wehrung in THURIN Einem boten, so eine RECOMMENDATION vom Hertzog von Saphoyen an den DUC DE PARMA, ins nachtläger bracht SUMMA Thut Frantzöischer wehrung 158. livres. 12. ß. 3. doub.
Einem mann der I. F. G. in VERCELLI herumbgeführet Den trommelschlägern in VERCELLI In BUVALORE239 vber nacht dem CAMARIERO tranckgeld In MILAN vnter dem thor trinckgeld SUMMA Trägt Frantzöischer wehrung 2. livres. 12. sols. 3. doub. Alhier gehet die Meyländtische müntze an, vndt wirth auf 1. Pistole so in Franckreich vor 11. livr. gerechnet wirdt, nun forthin 21. livres. gerechnet. Vier Spielleuten mittags in MILAN Auff dem CITADELL alhier verehrt Alß I. F. G. vom Saphoyischen RESIDENTen240 in seinem Hauß behalten worden, einem diener,
Boffalora. Vitaliano Borromeo (1620–1680), Conte di Borromeo.
12 40
12 ½
1 1
5 10
121
5
3 211
12 10
1
15 5
1 3
1 18
10 10
12
Zehnte Reiserechnung
24.
25.
26.
241 242 243
so vns andere wieder ins wirthshauß geführet Einem mann, so frühe den Cammerdiener wieder zu I. F. G. geführet Allmosen Postgeld vor briefe In der BIBLIOTHECA AMBROSIANA verehrt Auf dem Dom=thurm Allmosen LAGIO vf 8 pistolen, welche auf eine vorsorge in MILAN vfgenommen vndt in VENEDIG RESTITUIRet worden Des Saphoischen RESIDENTen Gutscher, so I. F. G. stetes geführet, verehrt Denen lacqueyen vndt andern bedienten Im wirthshauß in MILAN verzehrt Tranckgeld Vor 4 plätze in einer CAROZZA von MILAN über PAVIA bis VENEDIG, PASSAGEN vnd dergleichen ein jeder 10 ¼ pistolen, thut Vber nacht in BIMASQUE241 verzehrt Trinckgeld vnd frühe vor brantewein In PAVIA bey besehung der todtenbeine von dem zu FRANCISCI I. zeiten erschlagenen Frantzosen Mittags in CAPIOLA242 verzehrt Vber nacht in LODI verzehrt Tranckgeld SUMMA Thut in Frantzöischen gelde 168 livr. 13. ß. 2. doub. Hier gehet VENETIANIsche müntze an da die Span. Pistole vmb 28. livr. verwechßelt wirdt. Mittags in ORVIE VECCHIA243 verzehrt Tranckgeld Vnter dem thor von BRESCIA verehret Vber nacht in BRESCIA verzehrt
Binasco. Cura Carpignano. Orzivecchi.
613
15
1 1 1
8 4 5 10 8
3
10
10 21 21 1
10
215 6
5 7 7
5 11 322
6
14
5 10 14 10
16 5 15
III. Reisekosten
614
27.
28.
29. MAII 1.
2.
3.
Mittags in FEBASAN244 Tranckgeld Vber nacht in CASTELLNUOVO245 Zwey Pistolenhulffter zurecht zu machen Vnter dem thor zu VERONA verehrt Mittags in VILLA NUOVA Vber nacht in TABERNELLE246 Tranckgeld Mittags in LISICA247 eine COLLATION Vor brodt in PADUA Pomerantzen in VENEDIG Beschreibung der stadt Venedig248 Eine GONDOLA in die MERCERIE249 zu fahren Postpapier Allmosen Gemein schreibpapier Spielleuten abends bey tisch Eine GONDOLA nach MURAN zufahren, Gläser machen zusehen Tranckgeld in 2 glaß hütten Auf dem thurm S. MARCO Eine GONDOLA alß I. F. G. das ARSENAL besehen SUMMA
Bey besehung des ARSENALS hin vnd wieder verehrt Im PALAZZO S. MARCO verehret Zu bestehung der Helffte einer PIOTA, die Vermählung des Meeres zu sehen vnd nachmittag die spatzierfarth mit zu thun
244 245 246 247 248 249
Desenzano del Garda. Castelnuovo del Garda. Tavernelle. Vielleicht Lissaro. Titel nicht ermittelt. Vermutlich ein Warenhaus.
9 13
8 12 3
1 2
2 5 2 3 88
6 8 28
18 3 5 5 16 18 5 2½ 9 6 8 2 8 5 8 4 8 10 2 18 ½ 8 5
Zehnte Reiserechnung
4.
5.
Des Herrn MORISINI250 GONDELIERen welche vf sein befehl vnterschiedlich I. F. G. mit ihrem schiffe aufgewartet, verehrt Vor eine GONDOLA alß I. F. G. in die Insel S. GEORGE vndt sonsten die stadt zu besehen ausgefahren In 2. MARIONETTen spielen so I. F. G. gesehen Bey besehung des Kirchenschatzes in S. MARCO verehrt Vor 13 stüch vndt CARTen, worunter die Vestung CANDIA In der REPUB. BIBLIOTHEC verehrt Vor 2 CALENDer Das leinen geräde zuwaschen SUMMA
615
6
8
3 2
2 8
16
15
4 4 5 84
5 4 15
Diese beede hier gegen einander stehende Posten tragen nach Frantzöischer müntze 68 livr. 5. ß. SUMMA SUMMARUM aller ausgaben ist 1.257 livr. 3. ß. 4. doub. vndt gehet also mit der obgesetzten einnahme gleich auff. DATUM VENEDIG. den 5/15 MAII 1668. Friederich HzS Anthon Fincque Johann Friederich Bachoff
250
Agostino Morosini.
III. Reisekosten
616
2.3.11 Elfte Reiserechnung vom 1./11. Juli 1668 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 164r–166v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
REISERECHNUNG Vber EINHUNDERT DOPPIEN deren ausgabe angefangen den 5/15 MAII vndt geschloßen den 5/15 JUNII 1668. present. den 4. JUNII 1668.
1668. MAII 6/16 16/26.
MAII 15.
251 252
253 254 255 256
EINNAHME Den 6/16 MAII hat H. Lt. Fincke bey den Hn. EVERTS251 in VENEDIG erhoben vndt mir wiederumb in die Rechung geliefert funfftzig Spanische Pistolen, thun It. den 16/26 dito hat selbiger in Florentz abermals funfftzig Italiänische Doppien bey den Hn. Everts252 aufgenommen vnd mir wiederumb zugestellet, thun SUMMA AUßGABE Nach VENETIANer Müntz, so alhier landtüblich gehen 20 SOLDI auf eine LIVRE vndt 28. LIVRES auf eine Spanische DOPPIA. Die STATUTen der REPUB. VENEDIG253 Die nahmen aller adelichen VENETIANIschen FAMILIen, vndt deren so daraus entsprungen254 COSE NOTABILI VENETIA255 Ein ander TRACTAT, CHRONOLOGIA VENETA256 genand Charte der Italianischen vhr nach dem tage Abriß des Gemähltes der Hochzeit zu CANA im
Doppien 50 50 100
Livr.
sold
9 2 1
10 15 7
N.N. Ebertz Vermutlich Elias Ebertz (1593–1677), Kaufmann aus Isny. Daneben hielt sich wahrscheinlich Georg Walter Ebertz (1643–1710) im Auftrag der Familie in den 1660er Jahren in Florenz auf, zuletzt war dieser Bürgermeister in Lindau. Titel nicht ermittelt. Titel nicht ermittelt. Francesco Sansovino, Le Cose Notabili Et Marauigliose Della Città di Venetia [...] Venetia: Appresso Gio: Giacomo Hertz 1662. Fedele Onofri, Cronologia Veneta [...] Venetia Per Franceso Ginammi 1666.
Elfte Reiserechnung
16.
17.
257 258 259 260 261 262 263 264 265 266
Kloster S. GEORGE COMPENDIO DEL MONDO UNIVERSO257 CONTREFAIT des MARCH. DE VILLA258 CONTREFAIT des ADMIRALS MORISINI259 Abriß eines rindes, worbey deßen Kranckheiten auf jede glieder vndt ihre REMEDIA260 Dergleichen von einem pferdte261 PROGNOSTICO PERPETUO262 Dem PROCURATORI der Teutschen NATION in VENEDIG, welcher I. F. G. herumbgeführt Vor papier Wachßtuch zu einpackung I. F. G. Kleider Ein Postbuch von ITALIA263 Schlößer an die felleisen Zweymal über den Großen CANAL in VENEDIG zu fahren Siegelwachß Vom 9ten MAII abendts bis 16ten mittags in VENEDIG verzehrt, alß nemlich vf 3. personen, jede täglich à 8 livres, den Cammerdiener aber zu 4 livres gerechnet, thut in 7. tagen EXTRA vor eine mahlzeit vor die beeden Herren Marggrafen von Durlach264 so bey I. F. G. zur tafel blieben, da auch ihr Cammerdiener am andern tisch mitgespeiset Mehr EXTRA vor frühstück Dem gesinde trinckgeld Abendts in PORT DI FERRO265 speisen einkaufft, vf der reise nach FERRARA, vor Mittags vor eßen in PAPOCCIA266 Thiriack267 zum täglichen gebrauch
617
12 7 7 7 7 7 7 23 3 1 3
10 10 12 4 12
196 10 6 4
4
1 2 2
12 10 15
Titel nicht ermittelt. Ghiron Francesco Villa (gest. 1670), Marchese di Villa, Befehlshaber der venezianischen Truppen auf Kreta. Nicht eindeutig, vermutlich aber Francesco Morosini (1618–1694), venezianischer Flottenbefehlshaber, seit 1684 Doge. Nicht ermittelt. Nicht ermittelt. Titel nicht ermittelt. Titel nicht ermittelt. Friedrich Magnus (1647–1709) und Karl Gustav (1648–1703) von Baden-Durlach. Wahrscheinlich Porto Viro. Papozze.
III. Reisekosten
618
18.
19.
267 268 269 270 271
Den schiffern vor die helffte eine PIOTE von VENEDIG auf FERRARA In des GRIMANI268 vndt andern PALAZZO in VENEDIG nach verehret Vor eine ITALIANIsche CHARTe, welche der Saltzburgische AGENT in VENEDIG269 erkaufft vnd aufs schiff gelegt Abschlag vff etliche leichte DOPPIen SUMMA Thut 12 Spanische Doppien vnd 14. livres.
Die Doppie wirdt hier zu 30 PAUL. verrechnet, ein PAUL aber bestehet in 8 CRAZEN. Vber nacht in FERRARA verzehrt Tranckgeld Frühestück Schifferlohn von FERRARA vf BOLOGNA Die BAGAGE ins schiff zu bringen Mittags in ETELLI270 verzehrt Vnterweges Zoll Abendts vor BOLOGNE eßen auf das schiff holen laßen, weil die stadt schon geschloßen Die HARDEN aus dem schiff in BOLOGNA ins wirthshauß zutragen Bey besehung eines CABINETS in BOLOGNA, STUDIUM ALTERBANDI genandt,271 verehrt Etlichen spielleuten, welche mittags in das wirthshauß kommen Eine FEDE von BOLOGNA Bey besehung einer seiden werckstadt in BOLOGNA verehrt In einem gräf. Hause vndt garten daselbst Allmosen Vor 2 mahlzeiten in BOLOGNA, 3 personen, jedwede à
68
18
7
4
1
6 17
350
Paul
Craz.
14
6 5 7
1 28 1 4 1
5
1 1 2 1 2 3
4
4
Theriak – Dreiaker, vermutlich ist ein aus pulverisierten Pflanzenteilen hergestelltes Arzneimittel gemeint. Palazzo Grimani, 1556 errichtet für Girolamo Grimani. Adam Segerle. Altedo. Naturalienkabinett des Ulisses Aldrovandi (1522–1605), Arzt, Naturforscher.
Elfte Reiserechnung
20.
21.
22.
23.
272 273 274 275 276
7. Paul. den Cammerdiener aber 4 Paul. gerechnet, thut EXTRA vor wein Dem Haußknecht trinckgeld Miethlohn vor 4 pferdte von BOLOGNA auf FLORENTZ Des VITURINS Knecht Vor 3 reitküßen Die HARDEN vnter weges hin vndt wieder zutragen Mittags in LOJANOBORGO272 verzehrt Vber nacht in FIORENZOLA273 Einem stummen Dem gesinde im wirthshause Allmosen Mittags in PONTE274 Dem gesinde trinckgeld Allmosen Auf dem lusthause PRATOLINO,275 welches I. F. G. EN PASSANT besehen Dem VITURIN trinckgeld in FLORENTZ Alß der Groß Hertzog I. F. G. das gewöhnliche PRÆSENT von wein vnd speisen thun laßen, dem Hof=FOURIerer, der solches überbracht, vnd den dienern die es getragen, verehrt SUMMA Thut nach oben gesätzter währung 9 Dopp. 19. Paul. 7. Craz. In 2 mahlzeiten zu FLORENTZ im Wirthshause zum Engel genandt, verzehrt Trinckgeld Die HARDEN von dar in ein ander wirthshauß, zur weißen Rose genandt, vnd das vom Groß Hertzog übersendete geschenck vnterdeßen zum Kaufman zubringen Allmosen Einem Knaben, der Mr. Fincken des Kaufmans EVERTS276 Hauß gezeiget
Loiano. Firenzuola. San Piero A Sieve. Villa Medici Pratolino. Vermutlich Elias Ebertz, vgl. Anm. 252.
619
25 2 1 72 1 3 1 11 14
11
4
6 5 2 5 2
6 3
74 289
7
26 1
4
4
5 4
III. Reisekosten
620
24.
25.
26.
277 278 279 280
In der GUARDEROBBA, alß selbige I. F. G. gezeiget worden, verehret In den 2 andern Kunstcammern auch auf der GALLERIE In der rist=Cammer Noch in einem kleinen CABINET In den lustgärten an der GALLERIE Papier vnd Spanisch Wachß In dem Hause wo die Löwen vnd andere wilde thiere verwahret werden Im Marstall, alß I. F. G. die pferdte vorgeritten worden Einem einfältigen menschen von Hoff der I. F. G. erbaar PRÆSENTIERT Vor papier Wäscherlohn Alß I. F. G. die Camele besehen den Knechten verehrt Vor frische milch auf der Groß Hertzogin277 Vorwergk CASSINA In dem Hauße wo die Strauße, vnd allerhandt ausländisch Viehe gehalten wirdt, wie auch im thiergarten darneben verehrt Im lusthause POGGIO IMERIALE,278 alß I. F. G. nach gehabter AUDIENTZ bey der Groß Hertzogin, zu trincken PRÆSENTIRT worden Alß I. F. G. zum zweytenmahl vom Groß Hertzog279 mit wein vnd fisch verehret worden, dem Hof=FOURIerer Den dienern welche es getragen Alß der MARCH. VITELLI280 I. F. G. mit einem stück See=fisch verehret, dem diener trinckgeldt Bey besehung des CITADELS FORTEZZA BAßA genandt dem Zeigwarter Dem schreiber der des Groß Hertzogs befehl an den COMMENDANTen der Vestung solche zu zeigen, ausgefertigt Denen vnter OFFICIERErn so I. F. G. in der Vestung herumb geführet
25 25 14 3 3 1 4 9 3 9 1
6
5 3 14 30 12 3 15 3 15
Vittoria della Rovere (1622–1694), Granduchessa di Toscana, verm. mit Ferdinando II de’Medici. Villa Medici Poggio Imperiale. Ferdinando II. de’Medici (1610–1670), Granduca di Toscana. Pierfrancesco (Peter Franz) Vitelli (1628–1697), Marchese di Bucine.
Elfte Reiserechnung
27.
28.
29.
30.
281 282
SUMMA Thut 7. Dopp. 20. Paul. 3. Craz.
Der wacht vnter dem thor der Vestung Vor papier In der Capelle S. LORENZO wo der Groß Hertzoge Erbbegräbnüs, denen arbeitern verehrt Der wacht im PALAZZO PITI, welche aufgewartet, so offt I. F. G. nach Hof kommen Nochmalß zu waschen in FLORENTZ Den beeden Gutschern des Groß Hertzogs, welche I. F. G. so lang sie in FLORENTZ gewesen, geführet Des MARCH. VITELLI Gutscher, welcher auch etlichmal mit der CAROZZe aufgewartet Dem Fahnenjuncker von der leib GUARDE, welcher gleichfalß die Zeit über I. F. G. zur Hand gangen Des MARCH. VITELLI beyläuffern Vor Papier Vom 22ten abends bis 28ten mittags, INCLUSIVE, vndt also in 6. tagen in FLORENTZ verzehret, nemlich 3 personen jede täglich à 7. der Cammerdiener aber à 4. livr. gerechnet Vor wachßlicht, so I. F. G. gebrandt, vnd andere EXTRA Dem gesinde trinckgeldt Einem mann der eine CAROße vf PISA zuwege bracht, verehrt Vber nacht, auf der reise nach PISA, in PONTESSA281 verzehrt Mittags in PISA Allmosen In LIVORNO vor ein schiff darauf I. F. G. an den thurm gefahren, in welchem 300 neweingebrachte türcken CONTUMACIE282 halten müßen Vber nacht in LIVORNO verzehrt Tranckgeld Von einer miethgutschen von FLORENTZ auf LIVORNO, vnd von dar wieder zurück auf PISA
Vermutlich Pontedera. Contumancia – Quarantäne.
621
230
3
5 1
4
9 30 4 60 10 15 6
4
150 9 4 2 14 11
7 14 84
4
5
4
III. Reisekosten
622
31.
Jun. 1.
2.
283
Vor ein baar schermeßer Dem Kirchner in PISA den Gottesacker oder CAMPO SANTO zu öfnen In des Groß Hertzogs CABINET in PISA Im lustgarten darneben Allmosen Bindtfaden Einem Knaben der mit in PISA herumb gangen, v. was zu sehen gezeiget Mittags in PISA verzehrt Vor Eyß den wein zu kühlen SUMMA Thut 15. Dopp. 15 Paul. 2. Craz. Trinckgeld vor das gesinde Vor 4 miethpferdte von PISA auf LUCCA Einem Rathsbedienten in LUCCA, welcher PERMISSION bracht mit Degen in der stadt auszugehen Einem Zwerg auf dem rathhause in LUCCA Eine schere zum Papier Ein buch papier Etwas von waaren so I. F. G. erkaufft einzupacken Bindtfaden darzu It. baumwolle Vor 2 abendt= vndt 1. mittags=malzeit in LUCCA Dem Haußknecht trinckgeld Vor 4 miethpferdte von LUCCA auf PARMA, jedes à 5 scudi oder 50 Pauli gerechnet, thut Dem stallknecht zu solchen pferden Einem bürger der was in LUCCA zu sehen, gezeiget Auf der reise nach PARMA mittags in MASSA verzehrt Tranckgeld Vber nacht in SARRAZANA283 Mittags in PONTREMOLI Fuhrlohn über den fluß MAGRA Abschlag auf 2 verwechßelte Doppien, welche im Genuesischen nur 29 Pauli gelten
Sarzana.
8 1 2 2
11 1 465
6
3 4 4 4 2
1 16 1 1 2 1
41 1 200 1 3 10 8 11 2 2
4 4 6 3 7 5
4 6
Elfte Reiserechnung
3.
4.
5.
284 285
Zwey soldaten vom Hertzog von PARMA, so vns durch den waldt vor BRACEI284 begleitet Allmosen Vber nacht in BRACEI verzehrt Trinckgeld Kirschen Mittags in FURNUOVO285 Dem VITURIN zum tranckgeld in PARMA Vnter dem thor in PARMA Seiffe Alß I. F. G. von Hofe aus in PARMA gespeiset worden, dem speise meister verehrt Denen dienern so das eßen getragen Auf 2 Doppien, deren jede vmb 29 ½ verwechßelt worden, abschlag Denen beeden leib Gutschern so I. F. G. geführet Denen dienern so beygelauffen Im COMŒDIANTENSAAL der wacht In des DUCA DI PARMA lusthause vor der stadt SUMMA Thut 15 Dopp. 1. Paul.
Den gärtnern in den lustgärten am lusthause Im löwen behälter dem mann der über sie bestellet ist Bey besehung des Hertzogs CAROßen verehrt Dem wirth in PARMA vor die erste abendtmahlzeit, vnd das QUARTIER Dem gesinde trinckgeld Einem Fürst. bedienten, der I. F. G. ein bett im wirthshause aufgeschlagen vnd das zimmer MEUBLIERT Wäscherlohn Vor 2 Körbe zu einpackung etlicher sachen Einem mann der die HARDEN beym fortreisen vff MANTUA aufpacken helffen Vor eine CAROZZA von PARMA auf MANTUA Abschlag bey verwechßelung 2 ½ Doppien
Berceto. Fornovo di Taro.
623
1 11 1 10 4 1
4 7 6 4 4
30 20 1 30 15 9 9 451
5 4 6 30 5 5 6 1 1 90 1
4
2
III. Reisekosten
624
6.
7.
8.
286 287 288 289 290
Zoll zwischen PARMA vndt GUASTALDO286 Einem Türcken SCLAVen allmosen Mittags in GUASTALDO verzehret PASSAGE-lohn über den Po Vber nacht in BORGO FORTE287 Der wacht vnter dem thor in MANTUA Im Marstall in MANTUA verehrt Bey besehung der Zimmer auf dem schloß daselbst Dem Gutscher der vns von PARMA auf MANTUA geführet, trinckgeld SUMMA Thut 6. Dopp. 3. Paul. 4. Craz. vnd alle diese 5 hier nach einander gesetzten latera mach in einer summa 54 Doppien. Alhier gehet wiederumb die VENETIANIsche Müntze an, vnd geschieht die rechnung gleich dem ersten LATERI in Livr. vnd Sold. ohne daß auf die Doppien, welches lauter ITALIANIsche gwesen nur 27. livres gerechnet werden müßen. Das BOLET so vnter dem thor in MANTUA beym einreisen gegeben worden zu siegeln vndt zu vnterschreiben, damit man wieder aus der stadt gelaßen werde Mittags in MANTUA verzehrt Tranckgeld Vber nacht in SONACAMPAGNA288 Fuhrlohn vber die Ädsch289 bey SOLEGNO290 Mittags in PERI verzehrt Tranckgeld Vber nacht in ROVERETO Trinckgeld Allmosen Zu mittag in TRIDENT Daselbst allmosen Einem mann der gezeigt, was in TRIDENT zusehen
Guastalla. Borgoforte. Sommacampagna. Etsch. Bussolengo.
1 1 4 3 6 1 3 3
4 6 4
4 183
4 4
2 11 8 1 7 14 11
4
2 14 4 4 4 10 4 10 12
Elfte Reiserechnung
9.
10. 11.
12.
291 292 293
Vber nacht in Newmarckt Trinckgeld Vor 5 miethpferdte von MANTUA auf Bozen, jedes à 5 Scudi, den Scudi aber zu 9 livr. 6 2/3 sold. gerechnet, ist bezahlt Dem Nolletiner291 trinckgeld SUMMA Thut 11. Dopp. 8. livr. 18. sold. SUMMA SUMMARUM aller obgesetzten in ITALIÄNIscher müntz berechneten Posten ist: 77. Dopp. 22. livr. 18. sold. Von hier fehet sich die Teutsche rechnung in fl. vnd creutzer wieder an, der gulden gild 16 schwere g. oder 60. creutzer. Eine Italianische Doppia aber wirdt verwechselt vmb 5. fl. 12. creutzer Ein Calender in Bozen erkaufft Einen VITURIN von Bozen auf Insprug vor 5 pferdte 25. Rthlr. thut Postpapier Postgeld vor einem packet schreiben naher Hauß Einem mann der die miethpferdte in Bozen zuwege gebracht Ein schreibbuch zur reise vor Mr. Fincken Federmeßer Wascherlohn Des Kaufmans Knecht, der ein schreiben von Hauß uberbracht trinckgeld SUMMA
Packpapier In 5 mahlzeiten in Bozen verzehrt Trinckgeld dem gesinde Allmosen Vber nacht in Kollmann292 verzehrt Tranckgeld Allmosen Mittagszehrung in Beißer293
Nollesiner – Lehnkutscher. Colma/Kollmann. Peiser/Peißer in der Au.
625
10
8 12
233 4 305
10
fl.
cr.
37
9 30
18
9 30 15 9 6 36 39 11 1 1
6 30 2 15 15 6 51 3 3 50
III. Reisekosten
626
13. 14.
15.
294 295 296 297 298
Trinckgeld Allmosen nachmittag Vber nacht in Grieß294 Trinckgeld Allmosen Fuhrlohn von etlichen von VENEDIG auf Insprug vorangeschickten sachen Papier Vor 2 Kasten etliche HARDEN von Insprugk geradt nach Hauß zu schicken Allmosen Bey besehung des Ertzhertzog. lusthauses Bardas295 etlichen gemeinen dienern die die Kasten vnd schräncke geöfnet, worinnen das was zur Kunstcammer gehöret verwahret wirdt Dem Hof=FOURIerer welcher I. F. G. hin vndt wieder herumb geführet Seinem diener Dem Hofgutscher vnd vorreiter, so I. F. G. geführt Denen CammerTRABANTen so bey der AUDIENTZ aufgewartet Alß die Ertzhertzogin296 I. F. G. 8 flaschen wein PRÆSENTIRen laßen, den dienern die solche bracht verehrt Allmosen In 4 mahlzeiten in Insprug verzehret Drey Pistolen riemen Im wirthshauß trinckgeld Meine des SECRETARII vierteljahrs besoldung auf das instehende QUARTAL TRINITATIS AN. CUR. Auf der reise nach Saltzburgk, in Hall297 bey besehung des Saltzwergks verehrt Allmosen Einem bergmann in Schwartz298 vor ein stück ertz Mittags in Schwartz verzehrt Tranckgeld
1
3
6 8 50 6 6 8 54 3
1 3 2
45 15
1
30
10
45 9 45 24 30
30
1
30 6 18 50 3
Gries am Brenner. Ambras. Anna de’Medici (1616–1676), Erzherzogin von Österreich, Witwe des Erzherzogs Ferdinand Karl. Hall in Tirol. Schwaz.
Elfte Reiserechnung
Allmosen SUMMA SUMMA SUMMARUM dieser zwey letzten LATERUM sindt: 115 fl. 13. creutz. Thut Italiänischer währung 22 Dopp. 4. livr. 2. sold.
627
75
7 43
SUMMA SUMMARUM der gantzen Rechnung ist 100 Dopp. vnd gehet mit der einnahme auf. DAT. GOTHA den 1/11 JUL. 1668. Friederich HzS Anthonius Finckius Johan. Frider. Bachoff.
III. Reisekosten
628
2.3.12 Zwölfte Reiserechnung vom 1./11. Juli 1668 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 170r–171v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
REISERECHNUNG vom 5/15 JUN. bis 22 JUN./2 JUL. ANN. 1668. alwo I. F. G. wiederumb glücklich zu Hause angelanget. vbergeben den 4. JUNII 1668.
1668. JUN. 1/11.
JUN. 15. 16.
17.
299 300 301
EINNAHME Den 1/11 JUN. AN. CUR. hat Mr. Finck bey den Hn. EVERTsen299 von Yßny in Bozen aufgenommen vnd mir wiederumb zugestellet 200 rdr. thun Ferner hat er den 17/27 JUN. von Hn. MARCO ANTONIO vnd Hanß Ludwig Jenitzschen300 in Augspugk empfangen vndt mir wiederumb vberliefert 200 rthlr. thun SUMMA
fl. 300
300 600
AUßGABEN
fl.
creutz.
Bey der abendtmahlzeit in Gundel301 Trinckgeld Allmosen Bey der mittagsmahlzeit in der Ebene Trinckgeld Nachmittag allmosen Der wacht in der Clause auf der Saltzburgischen gräntze Vber nacht verzehret in Lofers Trinckgeld Bey besehung einer mühle, darinnen das saltzwaßer durch pumpen über einen berg getrieben wird Zu mittags verzehrt in Reichenhall Tranckgeld
1
50 30 3 45 3 2 6 15 3
1
2
2
N.N. Ebertz. Markus Anton (II.) Jenisch (1623–1674) und Hans Ludwig Jenisch (1628–1695). Kundl.
15 30 6
Zwölfte Reiserechnung
18.
19.
20.
21.
302 303 304 305
Allmosen Der wacht vnter dem thor in Saltzburgk Vor 5 miethpferde vf 3 tage reisen von Insprugk auf Saltzburg vor jedes pferdt täglich 1. fl. 15. cr. gerechnet thut In dem lusthause vnd garten Hellbrunnen302 verehret Allmosen vnterweges Im lustgarten an der MIRABELLE Dem brunnenmeister welcher den newen großen brunnen vor der RESIDENTZ in Saltzburgk, so noch bedecket, geöfnet Wäscherlohn Bey besehung der gemächer in der RESIDENTZ I. F. G. DEPUTAT=gleder auf kunfftiges QUARTAL MICHAELIS AN. CURR. In dem Marstall In dem Vorwergk Kaltenhausen im Keller verehrt Dem Saltzburgischen Gutscher vndt vorreiter, so I. F. G. die Zeit über aufgewartet Allmosen Dem Kirchner der den Gottesacker geöfnet, wo THEOPHRASTUS PARACELSUS303 begraben In 5 mahlzeiten in Saltzburgk verzehrt Trinckgeld Allmosen Auf der reise nach München mittags in Wägen304 verzehrt Trinckgeld SUMMA Allmosen Vber nacht in Altenmarckt nebst dem frühestück Allmosen Das felleisen zubeßern in Waßerburg Mittags verzehret in Waßerburgk Trinckgeld Nachmittag allmosen Des nachts in Ebersburgk305 verzehret
629
4 6 18 4
45 30 4 45
1
15 10 30
300 1 1
30 30
3
20 1 1 364 4 2
3
Hellbrunn. Theophrastus Bombastus von Hohenheim (ca. 1493–1541), genannt Paracelsus. Waging am See. Ebersberg.
9 15 8 30 3 42 4 9 3 8 3 6
III. Reisekosten
630
22.
23.
24.
25.
306 307 308
Trinckgeld Allmosen Der wacht vnter dem thor in München Vor 5 miethpferdte auf 3 tage von Saltzburgk bis München, jedes täglich à 1 fl. 15. cr. gerechnet, thut Allmosen in München Auf der RESIDENTZ in der Churfürstin Zimmer verehrt Dem Haußmeister, welcher das übrige von der RESIDENTZ gezeiget Dem gärtner in dem kleinen lustgarten an der RESIDENTZ Bey besehung des tapeten verehrt Des Churfürsten Dh. Cammerdiener, der die GALLERIE oder Kunstcammer gezeigt, verehrt Im Marstall Im Zeighause Dem Gärtner im Großen lustgarten Im tournierhause Dem Kirchner in der Dom-Kirche das Chor zuöfnen Allmosen Wäscherlohn Auf dem lusthause Schleißheim im stall In der Schweitzerey daselbst Dem schaffner aldar vor ein present von großen Käse Im zurückfahren alß I. F. G. bey Churf. Dh.306 AUDIENTZ gehabt allmosen Des H. Graf Fürstenbergks307 Gutscher, der I. F. G. die Zeit über geführt Denen lacqueyen Zu München im wirthshause verzehrt Allmosen beym fortreisen Auf der reise nach Augspurg mittags in Mammersdorf308 verzehrt Nachmittag allmosen Der Thorwacht in Augspurgk Dem viturino vor die tagreise von München auf Augs-
3 5 12 18
3 2 4 2 3 1
1 1
45 6 45 30 15 30 15 30 30 15 1 45 30 45 30 12
4 4 3
30 30
1
18 3 6
6
Ferdinand Maria (1636–1679), Kurfürst von Bayern. Hermann Egon Graf Fürstenberg-Heiligenberg (1627–1674), kurfürstlich-bayerischer Kammerherr und Hofmarschall, 1664 Reichsfürst. Mammendorf.
Zwölfte Reiserechnung
26.
27.
28.
309 310 311 312
purgk mit 5 pferdten jedes gleich wie oben à 1 fl. 15. cr. gerechnet SUMMA It. demselbigen vor 3 tage RETOUR naher Insprugk von woraus er mitgenommen worden Ferner ihme trinckgeld Auf dem Rathhauß in Augspurg dem der die Zimmer geöfnet, verehret Der wacht im Rathause In der waßer kunst Allmosen Im Zeighause Bey besehung des thors in Augspurg der Einlaß genandt dem gesinde Denen beeden männern so von rathswegen darüber bestellet Des Kaufmans EVERTS309 Gutschern so I. F. G. herumb geführet Wäscherlohn Fuhrlohn von den HARDEN so von Insprugk auf Augspurg geschickt worden In 4 mahlzeiten in Augspurgk verzehret Trinckgeld dem gesinde Vor etliche Kupfer von der vornehmsten gebewden der stadt Augspurg, vnd ein buch wieder die catholische RELIGION geschrieben, der entzückte PASQUINUS genand310 Vor eine Caroße von Augspurg vf Nürnberg Allmosen beym fortreisen vnd in die armen büchße Vor wein vnd brodt in Nordorf311 Vber nacht in Kaysersheimb312 Trinckgeld Allmosen Mittags in Weißenburg Nachmittag allmosen
631
6 71
15 45
18 1
45 30
1
2
30 45 30 6 15
1
30
2
15
1
45 40 3 20 1 1 30
1 3
45 8
15 18 50 5 3 1
Jacob Friedrich Ebertz (gest. 1681), aus Isny stammender Kaufmann in Augsburg. Caelius Secundus Curio, Der entzückte Pasquinus oder neues Gespräch Pasquini und Marforii vom Himmel, Fegefeuer und der Hölle, Amsterdam 1667. Nordendorf. Kaisheim, auch Kaisersheim.
III. Reisekosten
632
29.
30.
313 314 315 316 317 318
Vber nacht in Rota313 Trinckgeld Frühe in der armen büchße Dem Gutschknecht der vns auf Nürnberg geführet, verehret Bey besehung der großen metallinen statuen in Nürnberg, so zum brunnen komme sollen, verehrt Allmosen Dem Gutscher der I. F. G. in Nürnberg herumb geführet Mittags in Nürnberg, alß I. F. G. H. D. Dilherrn,314 zwey Nürnberger PATRITIOS315 nebst H. Fendten316 bey sich gehabt, verzehrt Trinckgeld Vor eine Calesche von Nürnbergk auf Bayersdorf Einem mann der selbige zuwege bracht Allmosen SUMMA Vber nacht in Bayersdorf trinckgeld Vnterweges nach Bamberg in 2. spital Fuhrlohn von Bayersdorf nach Bamberg Dem Knecht der gefahren, trinckgeld I. F. G. reise Kästlein von Bamberg auf Arnstadt zu führen Mittags im wirthshause in Bamberg verzehrt Zwey reitknechte, so die pferdte, welche der bischoff von Bamberg317 I. F. G. auf Eißfeldt geliehen, ins wirthshauß bracht Bindfaden Allmosen PASSAGE lohn über den Mayn Vber nacht in Kaltenherberge318 Des wirths Kindern so etliche sträuße PRÆSENTIERet
3
3 4
1
1 12 5 117 4 1
5
45 3 30
15 30 10 3 19 12 8 15 30 30 45 5 8 19 10 20
Roth. Johann Michael Dilherr (1604–1669), lutherischer Theologe, Professor an der Universität Jena, Prediger an den Kirchen St. Lorenz und Sebaldus in Nürnberg, Stadtbibliothekar. Johann Adam Georg Christoph Geuder von Heroldsberg (1641–1718) und Georg Christoph von Löffelholtz (1641–1683). Donat Fend, Bruder des sachsen-gothaischen Geheimen Sekretärs. Philipp Valentin Voit von Rieneck (1612–1672), seit 1653 Bischof von Bamberg. Vielleicht Kaltenbrunn.
Zwölfte Reiserechnung
Dem gesinde tranckgeld Einem boten von Coburg auf Eißfeld, die gemächer zu bestellen Mittags in Coburgk alß der von Erffa bey I. F. G. blieben verzehrt Tranckgeld Einem Einspänniger von Bamberg, der I. F. G. auf des bischofs befehl bis Eißfeld mit 5 pferdten geführet, zu seiner zurückzehrung vnd verehrung Zwey fuhrleuten von Coburg, so I. F. G. die Ambtsgutsche bis Eißfeld nachgeführet, weilen sie nicht gewust, ob sie daselbst mittel weiter fortzukommen finden mögte. verehrt Dem Rath in Eißfeld, so I. F. G. mit wein beschencket, verehrt Dem Ambtman vnd Ambtschreiber daselbst verehrung Vor den thorwärter, Ambtsvoigt vnd in der Küche Der bettmeisterin Einen sattel zu beßern Allmosen 2 türcken SCLAVen Ein Hufeisen auf dem wege nach Ichtershausen vfzuschlagen Mittags in Illmenau verzehrt Trinckgeld In die armen büchße vor Arnstadt Denen leuten, so I. F. G. von Eißfeld nach Ichtershausen geführt, zurückzehrung, auch dem leutenant so mitgeritten, verehrung Dem schößer in Ichtershausen verehrt Fuhrlohn von 2 Kasten von Nürnbergk auf Gotha SUMMA
633
20 45 5
30 20
9
45 3 3 1
3
3 1 4 50
15 6 20 10 20 7
30 30 20
SUMMA SUMMARUM alles ausgaben ist 604 fl. 6. creutz. vnd vbertrifft also die einnahme mit 4. fl. 6. creutz. DAT. GOTHA den 1/11 JUL. 1668. Friederich HzS Anthonius Finckius Johan. Frider. Bachoff.
III. Reisekosten
634
2.4. Andere Rechnungen 2.4.1 Rechnung Dr. Jacob Friedrich Waitz’ und Johann Friedrich Bachoffs für die Reise von Mons nach Paris vom 21. Juli 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 95r–95v, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
RECHNUNG vber SECHß vnd FÜNFFTZIG REICHSthlr. welche D. WEITZ vndt Ich von dem Obrist Wachtmeister JORMANNEN des Rheyngräf. Regiments in MONS bey vnserer entledigung zu abtrag der daselbst vfgelaufenen zehrungskosten, vndt fernern reise zu Ihr. Fürst. Gnd. naher PARIS vfnehmen müßen.
Jun. den 13.
den 14.
319 320
Man rechnet dieser orthen vf LIVRES vnd SOLS MARQUÉS. Der LIVRE bestehet in 20 SOLS MARQ. oder 10 g. Thüringer Müntz In MONS im wirthshause L’IMPERATRICE genandt, woselbst wir 10 tage gefangen gewesen. Die person verzehret 12 livres 10 sols., thut vf beede Vor 3 poth biers, alß Mr. JORMANN319 vor vnserer abreise vns noch zugesprochen Zwey flaschen wein vf den weg, weilen man berichtet, daß in LONGUEVILLE wo wir vber nacht bleiben mußen nichts zu bekommen sey Vor ein stuck braten vnd brodt, so wir auch deswegen mitgenommen Vor wäsche in MONS Dem bawren den wir der versicherheit halben vor andern bawren bis nach AVESNES320 mit vns genommen Vor bier, so wir vnterweges in einer mühlen 2 meilen von MONS getruncken Vber nacht in LONGUEVILLE vor eyer, butter, Käse vndt das lager Einem bawren der vns von LONGUEVILLE noch vier meilen naher AVESNES vf einem Karren geführt, weil der DOCTOR vnbeßlichkeit halben nicht weiter gehen können Vor stroh zum seßel im Karren
Johann Albrecht Jorman (gest. 1692), Obristwachtmeister. Avesnes-sur-Helpe.
Livr
Sol.m.
25 15 1
12 16 9
3
12 5
1
6
2
8 4
Rechnung von Mons bis Paris
den 15.
den 16.
321 322 323 324 325 326 327
In einem schloß 2 meilen von AVESNES gelegen, dem bürgermeister von MONS zuständig, deßen Cammerdiener vns das geldt vf Mr. JORMANNS Handtschrifft, weil wir es baar bey vns zu führen nicht getrawet, in AVESNES auszahlen laßen, zu mittag verzehrt Der GARDE DE LA PORTE in AVESNES, so den bey vnd habenden TAMBOUR mit verbundenen augen zum GOUVERNEUR MR. LE COMTE DE BROGLIA321 geführet vf ihr begehren zum trunck SMA. Ein futter vor die pferdte des bawren der vns geführet Dem TAMBOUR so vns vnsicherheit halben nach AVESNES begleitet Vber nacht in AVESNES im wirthshause LE CERF Vor brantewein frühmorgens, weil wir nuchtern ausgereiset Zu Mittag in CAPELLE322 verzehrt SMA. Hier alß vf Frantz. boden gehet auch die Frantzösche rechnung vf LIVRES deren 3 einen thlr. machen vndt gemeine sols. deren 20 vf ein LIVRE gezehlet werden, wieder an Vber nach in VERVIN323 Dem Haußknecht vnd der magd tranckgeldt Des H. Graf BROGLIA Gutscher welcher vnß in des H. Grafen Kutsche 24 meilen bis naher TORMENT324 mit führen müßen, alß er die pferdte bey PIERREMONT325 REFRAISCHIRet zu einer flasche wein Zu Mittag in SISAUNE326 Vber nacht in PONTAVERS,327 da der Kutscher die Pferdte mit wein gewaschen, vndt sonst alles sehr theuer gewesen
635
12
37
9 8 9
5
8
2
8
1 9
2 4 11
Livr. 2
sols 17 5
2
14 12
3
10
Charles de Broglie (1617–1702), Comte de Broglie, Gouverneur der Stadt Avesnes-sur-Helpe, Lieutenant-Général. La Capelle. Vervins. Dormans. Saint-Pierremont. Sissonne. Pontavert.
III. Reisekosten
636
den 17. den 18.
den 19.
Zu Mittag in TESMES328 Tranckgeldt Vber nacht in TURLEAU329 Des H. Grafens Kutscher tranckgeldt Einem bawren von TORMENT330 vor 2 mieth pferdte bis nach CHASTEAU GUERY,331 welcher auch selbst mit gelaufen vndt die Pferdte wieder zurückbracht Zu Mittag in CHASTEAU GUERY verzehrt Tranckgeldt SMA. Fuhrlohn vf 3 mal vber die MARNE Vor 3 reith Pferdte von CHASTEAU GUERY bis PARIS Die Pferdte in LA FERTE332 zu erfrischen vndt ein Trunck vor den MEßAGER Tranckgeldt Vber nacht in MEAUX mit 3 pferdten Zu refrischirung der Pferdte bey VINCENNE333 SMA.
2 1 3 3 2 22 16 1
14 5 16
2½ 15 ½ 10 10
6
10 3½ 10
1 26
10 15
SUMMA SUMMARUM alles deßen, was diese gantze reise ausgegeben worden, ist Niederländischer währung, 46 LIVRES, 19 SOLS MARQUÉS, oder Thüringer Müntz 19 rthlr 13 g. 6 d. vndt dann auch Frantzöischer wehrung 49 LIVRES, 10 sols 3 doub. vnsern lands vbligen geldes 16 rthlr 12 g. vndt fast 3 d. thut alles zusammen 36 Rthlr 1 g. 9 d. Restieren also noch 19 rthlr 22 g. 3 d. welche D. Weitz zu wiederschaffung nötigen reise HABITS mit der DIRECTORen CONSENS zu sich genommen, vndt deßentwegen zu rechnung stehen versprochen. DATUM CAEN den 21. JULII ANNO 1667. Jacobus Weitz D. M. Johann Friedrich Bachoff
328 329 330 331 332 333
Vielleicht Fresnes-en-Tardenois. Trélou-sur-Marne. Dormans. Château-Thierry. La Ferté-sous-Jouarre. Vincennes.
Rechnung von Caen bis Königsberg
637
2.4.2 Rechnung Dr. Jacob Friedrich Waitz’ und Anton Fincks von Caen nach Königsberg in Franken, 26. August 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 96r–99v, Ausf. Anton Finck.
Reisrechnung Mein Lt. ANTHONII FINCKEN vnd D. JACOB Weitzen von Caen aus Franckreich nach resp. Königsberg vndt Gotha. Wobey beyder besoldungs=QUARTAL von TRINIT. auf MICHAELIS 1667. befindlich. REIß=RECHNUNG Deren aufgenommenen Gelder, alß ich Endsvnterschriebener mit Herrn D. WEITZen den 22ten JUL. STYL. VET von CAEN abgereist vnd RESPECTIVE naher Königsberg in Francken den 21/31. AUG. ankommen. 1. Den tag vnserer abreiß nahmen Wier von deme von Haus mitgegebenen geldern, zu Zehrungskosten 2. Ich nahm auf mein QUARTAL von TRINIT. bis MICH. 1667 in abschlag von Ermelten geldern. 3. Nahme noch ferner zu Paris von Herrn DE FAMARS334 CORRESPONDENTen, Mr. DAVID KOCH,335 so viel alß der überrest meines ermelten QUARTALS: Vndt D. WEITZen sein Gantzes außgetragen den 29ten JUL. st. v. 37 ½ thlr. 37 ½ sols 4. So ist mein von Haus auß mitgegebenes pferdt, auf dieser Reiße durch Eintrettung eines Radtnagels an den lincken Hinterfus verunglücket, dergestalt daß ihme die Sole weggeschnitten vndt solches in Gegenwart D. WEITZen vnd Ermelten Kaufmans weggegeben müssen werdten vmb 5. Endtlichen haben wier noch weitere Zehrungsgelder von nöthen gehabt, vnd auf Herrn DE FAMARS CONTO zu Strasburg den 10. AUG. st. vet. noch aufgenommen SUMMA aller dieser Gelder, welche ich zuverrechnen, ist Einhundert funftzig vier Rthlr. 67 ½ Xr. AUßGABE Hieran hab ich meine völlige QUARTALS=besoldung wie gemelt erhebt à 65. fl. 15. g. A. Item So empfing D. Weitz ebenmessig sein QUARTAL. à 334 335
Jacob de Famars, vgl. Anm. 24. David Koch, vgl. Anm. 122.
Rthlr
Kreutz
50 40
36
67 ½
8 20 154
67 ½
65
67
III. Reisekosten
638
11. Rthlr. 22. g. laut QVITTUNG A. B. Die Reise=Kosten von Caen auf Paris belaufen Sich lauth beylage B. auf336 C. Von Vns beyden sampt beyden Pferden, weilen wier auf die Strasb. Gutschen warten müssen, verzehrt worden lauth Zettelß C. 12. thlr. 5. sols. D. Weilen das eine Pferdt wegen des gemelten ACCIDENTS verkauft worden; ist Ein Sitz in der Strasb. Landgutsche bezahlt, womit die HARDES einrechnet, lauth ATTESTATION D. à 12. Rthlr. 15. sols. E. Endtlichen ist von Paris auß naher Darmstatt von vns beyden: Vnd von DATO von Meiner allein verzehret worden bis nach Königsberg. lauth SPECIFICIrten Rechnung. E.338 SUMMA SUMMARUM aller außgaben ist
11
82
9 12
12
2337
42 153
84339 8340
Abgezogen von Eingangs gesetzter Einnahme bleib ich Pr. RESTO 40 ½ Kreutzer. Sign. Königsberg den 26ten AUG. 1667. Anthon Fincke.
Lit. B. Reis=Rechnung von CAEN bis nach Paris
Ausgabe von CAEN nach Paris vom 22ten JUL. 1667. Den 22ten JUL. verzehrten wier beyde sampt vnsern pferden in einem einschichtigen Wirthshaus à L’IMAGE DE NOSTRE DAME sampt tringelt Den 23ten ausserhalb LISIEUX Dito Nachts à L’ESPEÉ ROYALE sampt tringelt Den 24ten dito mittags EUREUX341 sampt tringelt Abends CINQUORANTIN342 sampt tringelt Den 25ten mittags zu SOIGNAN343 Dito abends zu Paris ankommen vnd brantewein den pferden die füsse zu waschen 336 337 338 339 340 341 342 343
Siehe unten. Zahl teilweise verdeckt. Siehe unten. Zahl teilweise verdeckt. Zahl teilweise verdeckt. Évreux. Vielleicht La Couture-Boussey. Vielleicht Saint-Nom-la-Bretèche.
liv.
sols.
4 2 3 3 4 3
2½ 8 19 ½ 14 4½ 15 5
Rechnung von Caen bis Königsberg
Vnser beyder HARDES von CAEN anhero zuführen Selbige ins Wirthshaus tragen zu lassen SUMMA dieser Vnkosten
639
4 27
2 10 1
nach Reichßwehrung 9. Rthlr. Lit. E. SPECIFICIRTE Reiß=Rechnung von Paris bis auf Königsberg in Francken. Gerechnet Pr. LIVRES ET SOLS bis nach Straßburg. Mitlerweil wier zu Paris SUBSISTIRten, rdo344 waschen lassen Den Megden vnd Hauß=auch Stalknechten bey der Abreiß Die HARDES an die COCHE zutragen, alß wier verreißeten Dienstag den 30ten JUL./9ten AUG. reiseten wier weg von Paris, vndt verzehrten mittags sambt dem 1. pferdt zu N. Dito nachtß zu MEAUX Den 10ten AUG. PEAGE vber die MARNE Dito Mittags zu LA FERTÉ345 Dito Nachtß zu VIEUX-MAISON346 Den 11ten mittags zu MOMMIRE347 Dito Nachtß zu ESTOGE348 Den 12ten Mittags zu BIERGE349 Dito PASSAGE gelt Dito Nachts zu CHALON350 Den 13ten Mittags zu CUPPANVILLE351 Dito Nachts zu MAISON D’JVALE352 Den 14ten Mittags zu BARLEDUC353 Dito Nachtß zu LINNY354 Den 15ten mittags zu VOA355 344 345 346 347 348 349 350 351 352 353 354 355
liv.
sols. 10 15 5
2 3
2 4 4 7 17 5 4 5 4 6
2 2 2 3 2 3 2 3 2 3 2
12 12 7 3
Reverendo, salvatorische Klausel im Sinne von „Entschuldigung“, freundlicher Hinweis von Frau Prof. Dr. Hannelore Putz, Archiv des Bistums Passau. La Ferté-sous-Jouarre. Viels-Maisons. Montmirail. Étoges. Chaintrix-Bierges. Châlons-en-Champagne. Coupéville. Nicht identifiziert. Bar-le-Duc. Ligny-en-Barrois. Vielleicht Vaucouleurs.
III. Reisekosten
640
Dito Nachtß zu TOUL Den 16ten PASSAGE gelt vber die Mosel LAT. Dito dem Gutscher Tringelt so vns zu NANCY verlassen, gleich andern geben Diesen tag verzehrt vnd den 17ten alhie gefrüestuckt Alhie rdo356 waschen lassen Dito mittags zu LUNEVILLE357 Nachtß zu HODANVILLE358 Den 18ten mittags zu BLAUMONT359 Dito Nachtß zu ST. GEORGE360 Den 19ten mittag zu N. Dito Nachtß zu ZABERN Den 20ten zu Straßburg ankommen Noch later. frantz. Müntz
2 40 1 6 2 2 2 1 2 3 21
17 4 3 10 4 8 14 3 10 5 14
Beyde LATERA zu Teutscher muntz gerechnet Thut 20. Rthlr. vndt 50 Kr. Von Strasburg bis nach Königsberg zu Rthlr. vndt Kreutzern à 90 auf ein rthlr. Dem Frantzös. Gutscher alhie tringelt, gleich andern 15. sols Vom 20. bis 22ten nachmittag, bis Sich die gelegenheit zu wasser ereugt vnd wier den Sontag stillgelegen, verzehrth zu Straßb. lauth des wirts ATTESTATI Weilen Wier Sicherheit wegen zu wasser gangen, alß habe das pferdt einem bekanten man bis nach Eberstatt361 zu reithen vertraut vnd ORDINARII zehrung mitgeben Alß Wier den in Einnahm gemelten wexel Pr. 20. Rthlr. zu Straßb. erheben, ist mier vor brief vnd LAGE abgezogen worden wie ich in der QVITTUNG auch ermelt LAT. Zu Straßb. haben wier beyde ein Gesundheit=Zettel genommen, kostet 4. batz. Den Wirtsknechten tringelt, so dem pferdt mitgewart 356 357 358 359 360 361
Reverendo, vgl. Anm. 343. Lunéville. Vielleicht Herbéviller. Blâmont. Saint-Georges. Eberstadt.
Rthlr.
Kr. 22 ½
4
19
1
5
45 86 ½ 16 20
Rechnung von Caen bis Königsberg
Einem andern Schifknecht, so vnß zu schif Leidigen vnd die Sachen dahin tragen helffen Alß Wier zu Schif gangen haben Wier PROVISION von Wein v. broth mitgenommen, auch das Lager bezahlt Dito Nachts zehrten Wier zu Statt Matten362 Den 13ten kieffen wier VIVRES zu Seltz EN PASSANT Dito Nacht zehrten Wier zu Reinhausen363 Den 14ten kahmen Wier abends zu Gernsheim ahn vndt verzehrten vor fischen Dito vnsere Sachen nach Pfungstatt364 1. stunde von Darmstatt zuführen Dem Schiffer so Vnß geführet, Sein versprochen Schif=Lohn jeder à 4 Rthlr. Den 15ten kahm das pferdt ahn vndt kostet zubeschlagen vnterschiedlichen Dito vnd den 16ten haben vors pferdt Den 17ten bin ich von Darmstatt, abgefertigt vnd nunmehr allein mit dem pferdt verzehrt mittags zu Eberstat365 Dito Nachts zu Neunkirchen mit beyhabenden botten Den 18ten mittags zu Reichelsheim im Odenwald Dito Nachtß zu Mildenburg366 am Magen Den 19ten mittags zu Reichelsheim367 bey Wertheim LAT. Dito Nachts zu Alterheim368 Den 20ten mittags zu Eißerflet369 disseit Wirhburg370 Dito Nachts zu Schwanenfelt371 Den 21ten Mittags zu Marck Steinich372 Vnterschiedliche Wegweiser vnd Botten lohn, von Darmstatt durch den Odenwaldt. It. von Mildenberg den nahern Weg Wirhburg. It. von Schweinfurth bis nach Konigsberg 362 363 364 365 366 367 368 369 370 371 372
Stattmatten. Nicht identifiziert. Pfungstadt. Eberstadt. Miltenberg/Main. Nicht identifiziert. Altertheim. Vielleicht Estenfeld. Würzburg. Schwanfeld. Marktsteinach.
641
20 36 50 20 45 32 20 8 20 24
13
1
30 35 26 64 33 41 37 31 54 23 12
642
III. Reisekosten
Kleine tringelter in vnterschied. Wirtshäusern LAT.
2
20 87
SUMMA aller ausgaben von Straßburg [ist] biß anhero naher Konigsberg ist 22. Rthlr. 34 ½ Kr. Beyde Posten zusammen von Paris biß anhero thut die vollige ausgabe, womit der Fuhrlohn miteingerechnet 42. Rthlr. 84 ½ Kr. Was nun D. Weitz, alß Er von Mier geschieden zu Fforth vor Sich aufgenommen, wirdt Er zuberechnen wissen. Sig. Königsberg in Francken. den 26ten Aug. 1667. Anthon Finck
Rechnung von Königsberg bis Paris
643
2.4.3 Rechnung Anton Fincks von Königsberg in Franken bis Paris vom 12./22. September 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 117r–117v, Ausf. Anton Finck.
REIß=KOSTEN von KÖNIGSBERG bis EXCLUSIVE PARIS vom 26ten AUG. bis 11ten 7br. 1667. Den Reichßthlr. zu 90. Kr. durch Teutschland vnd Lottringen. Den 26ten AUG. bin ich abgereist von Königberg vnd dem Torhüter daselbst bottenlohn bis Schweinf. geben Zu Schweinfurth uber Nacht zehrt Das Pferd alhie beschlagen lassen Den 27ten mittag Würtzburg zehrt Dito Postgelt vor einen brief Dito Nachts zu Sommerhausen zehrt Den 28ten mittag zu Simmering373 Dito Nachts zu Weickersheim374 Den 29ten mittag zu Haxach375 Dito Nachts zu Onringen376 zehrt Bishero bottenlohn zu 2. mahlen Den 30ten botten lohn bis Hanner377 Dito Mittags zu Beilheim378 zehrt Dito beschlagen lassen Dito Nachts zu Canstatt379 Dito brantenwein das Pferd zu waschen Den 31. Zol am Grisweg Nach Stutgart Dito Mittags zu Waldenburg380 Vor Einen botten bis vor Tübingen Dito Nachts zu Tübingen zehrt Den 1ten 7br. botten lohn bis auf Aitingen381 373 374 375 376 377 378 379 380 381
Simmringen. Weikersheim. Nicht identifiziert. Öhringen. Nicht identifiziert. Beilstein. (Bad) Cannstatt. Waldenbuch. Eutingen im Gäu.
Kr. 20 50 6 45 10 45 28 42 24 53 20 20 36 12 50 6 1 34 20 50 20
III. Reisekosten
644
LATERIS 6. Rthlr. 42.
Dito Mittags alhie verzehrt Dito Nachts aufm Kniebis Pflaster gelt zu Freudenstatt382 Zoll aufm Kniebis Den 2ten 7br. einen botten bis Noppenau383 Dito zehrt zu Oberkirchen Dito Nachts zu Strasburg Alda beschlagen lassen Etliche Struppen am Sattel zu repariren Den 3ten mittags zu Zabern Dito Nachts zu Lixingen384 Den 4ten Mittag zu Sarburg385 Nachts zu Blaumont386 Den 5ten Mittag NEUVILLE387 Dito Nachts vnd folgenden tags früstück zu NANCY Den Sattel Schoppen388 lassen Alhie beschlagen lassen Alhie rdo.389 waschen lassen Den 6ten mittags zu TOU Dito Nachts zu VOA390 Den 7ten mittag BARLEDUC391 Nachts MAISON JVALE392 zehrt LATERIS 8. Rthlr. 9. SUMMA ausgab durch Teutschland vnd Lottringen nach Teutscher Müntz, ist in allem 14 Rthlr. 51. Nach Frantzös. wehrung, ist der Rthlr. 60. sols. Den 8ten 7br. mittags verzehrt zu CHAPPANVILLE393 Dito Nachts zu CHALON394 382 383 384 385 386 387 388 389 390 391 392 393
Freudenstadt. Oppenau. Lixheim. Saarburg. Blâmont. Vielleicht Neuviller-sur-Moselle. Stopfen. Reverendo, vgl. Anm. 343. Vielleicht Vaucouleurs. Bar-le-Duc. Nicht identifiziert. Coupéville.
30 60 1 1 20 38 60 15 8 30 60 28 60 30 70 20 4 20 30 64 27 53
sols. 24 34
Rechnung von Königsberg bis Paris
Den 9ten mittags zu ESTOGE395 Dito Nachts zu VIEUMAISON396 Den 10ten mittags LA FERTE397 Dito dem pferd ein mäßel Habern zu MEAUX Dito Nachts zu CLEF398 Den 11ten zu Paris ankommen, von Strasburg anhero in den Wirtshäusern den Knechten alle tag tringelt vngefehr 2 sols. ist in 8 ½ tagen lateris ist 11. Livr. oder 3. Rthlr. 60. Xr.
645
30 40 30 5 40 17
SUMMA SUMMARUM aller Meiner ausgaben von Königsberg, EXCLUSIVE Paris ist 18. Rthlr. 21. Kr. Paris den 12/22 7br. 1667. Anthonius Finckius
394 395 396 397 398
Châlons-en-Champagne. Étoges. Viels-Maisons. La Ferté-sous-Jouarre. Vielleicht Claye-Souilly.
646
III. Reisekosten
2.4.4 Rechnung Anton Fincks von Paris nach Angers vom 18. September 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 115r–116r, Ausf. Anton Finck.
REISERECHNUNG vom 11ten bis 17ten 7br. st. vet. 1667 von INCLUSIVE Paris bis nach ANGERS. Den 11ten 7br. den gantzen vndt 12ten ein halber tag vor mich vnd das Pferdt zu Paris (à 45. vnd 25. sols. Ein tag) verzehrt Dito beym abschiet tringeld ins Haus Dito 2 neue, ein altes eysen vnd sonsten nägell aufschlagen lassen Dito den Sattel füllen vnd REPARIren lassen Dito vber Nacht zu ST. CLAIR399 verzehrt Den 13ten mittags zu ABLY400 Dito Nachts zu CURVILLE401 Den 14ten mittags zu NOSSANS402 Dito Nachts zu LA FERTÉ403 Den 15ten mittags zu ST. MARS404 Dito zu CHARTRES405 2. mal Habern Dito Nachts zu GISSALAR406 LATER. Dito den Sattel alhie aufs neue blechen vnd RACOMMODIRen lassen Dito vor alt Schmier zum Pferdt Den 16ten Mittags zu LA FLECHE407 Dito Nachts zu SUEDE408 Dito brantewein zum pferdt Den 17ten mittags zu ANGERS angelangt. Vnd alhier alsobalt 399 400 401 402 403 404 405 406 407 408
Nicht identifiziert. Ablis. Courville-sur-Eure. Vielleicht Nogent-le-Rotrou. La Ferté-Bernard. Saint-Mars-la-Brière. Angabe nicht korrekt, eigentlich Le Mans. Guécélard. La Flèche. Nicht identifiziert.
livr.
sols.
5
5 5
1 1 1 1 2 1 2 1 2 20
1 2
5 15 10 12 10 5 2 9 15 2 5 2½
Rechnung von Paris bis Angers
vor Schmier vnd Brantewein zum pferdt hohlen lassen Seither Paris in 5. tagen, täglich tringelt 2. SOLS MARQVÉS ausgeben LATERIS SUMMA diesen letzten ausgab in beyden Posten ist
647
5 12 5 25
2 11
Nach Teutscher Wehrung 8. Rthlr. 46 ½ Kreutzer. Ist also Meiner Ersten Reiß=Verlag von Königsberg bis nach Paris EXCLUSIVE deren Rechnung den 12/22ten 7br. naher Haus geschickt wordten, lauth Teutscher wehrung 18. Rthlr. 21. Kr. Dieser andere ausgab vor INCLUSIVE Paris bis EXCLUSIVE ANGERS, UT HIC 8. Rthlr. 46 ½ Kr. SUMMA beyder Posten meiner gantzen Reis=Rechnung von Haus aus bis anhero ist 26. Rthlr. 67 ½ Kr. Wan nun die bey Meiner ankunfft zu Königsberg den 26ten AUG. 1667. in Einnahm verbliebene 40 ½ Kr. von hier abgezogen werdten, bleiben Pr SALDO, 26. Rthlr. 27 Kr. oder 18 ½ sols. So ich mitlerweil DE PROPRIO dargethan vndt mier alhier in ANGERS von der CASSA, lauth dem SECRETARIO Bachofen hierüber ertheilten Scheins wieder zugestelt wordten. SIGNAT. ANGERS den 18ten 7br. styl. vet. 1667. Anthon Finque.
III. Reisekosten
648
2.4.5 Rechnung Johann Heinrich von Witzlebens für die Rückreise aus Frankreich, 9. November 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 121r–124r, Ausf. Johann Heinrich von Witzleben.
Rechnung über 90. rthlr. so ich zu meiner reise auß Franckreich aufgenommen und zum theils innerhalb 5 wochen verzehret habe. übergeben den 9 NOVEMBRIS 1667. Vbergeben den 18. NOV. 1667
thl.
10 60 20 90 lb.
s.
d.
8 2 15 5 1 409 410 411 412 413 414
5
3
Empfangen zu meiner reise auß Franckreich in Teutschland So ich anfangs zu RICHELIEU den 28 7br/8 8br. von SECR. Bachofen empfangen, thut nach der Frantzosischen müntz 30 lb. Von MESSIEURS KOCH409 und HEUSCH410 in PARIS den 9/19 8br empfangen, nach Frantz. müntz 180 lb. Von H. Joh. Commerellen411 in Straßburgk den 22 8br/1 9br aufgenommen, nach Fr. m. 60 lb. SUM: oder nach Fr. muntz 270 lb. Darvon ist außgeben worden. Des großen pferds Sattel in ANGERS zu beßern den 12/22 7br st. v. beeder pferde eysen zu hefften in ANGERS den 12/22 7br st. v. vor 2 neue eysen auf den großen den 27 7br/8 8br in THOUARS Des kleinen Sattel zu füllen den 28. 7br in RICHELIEU mich 2 mahl über die VIENE412 bey L’ISLE BOUSCHARD413 setzten zu laßen vor mich und den Knecht414
David Koch, vgl. Anm. 122. Nicht identifiziert. Johann(es) Commerell (Kommerell) (1605–1679), Kaufmann in Straßburg. Vienne. L’Île-Bouchard. Hans Peter Schäfer, vgl. Anm. 36.
Rechnung von Richelieu bis Gotha
2 1 1 1 2
1 1
1 2 19 1 1 1 2 1
1 1 1 415 416 417 418 419 420
5 3
1
15 10 5 15 10 4 1 10 10 2 6
1 1½
1
10 3 16 5 5 15 2 15 10 2 9
4½
1½
1½
Pont-de-Ruan. Chouzy-sur-Cisse. Saint-Dyé-sur-Loire. Cléry-Saint-André. Vielleicht Artenay. Toury.
649
vor die pferde dem gesinde zu Nacht in L’ISLE BOUSCHARD den 28 7br/8 8br verzehret vor mich und den Knecht vor die pferde zu Mittag AU PONT DU RUHAN415 den 29 7br/9 8br vor mich und den Knecht vor die pferde dem gesinde zu Nacht in TOURS den 29 7br/8 8br beede Sättel wieder zu füllen in TOURS vor mich und den Knecht vor die pferde dem gesinde zu Mittag in AMBOISE zu hefften vor mich u. den Kn. vor die pfr. dem gesinde zu Nacht in SCHONDI416 dne 30 7br/10 8br SUM:
vor mich u. den Kn. die pferde dem gesinde zu Mittag à ST. DIE417 gegeben den 1/11 8br vor mich u. den Kn. vor die pferde dem ges. zu Nacht in CLERY418 den 1/11 8br vor mich u. den Kn. vor die pferde dem Gesinde zu Mittag in ARDENES419 den 2/12 8br vor mich u. den Kn. vor die pferde dem gesinde zu Nacht zu TOURRY420 den 2/12 8br vor mich u. den Kn.
III. Reisekosten
650
1 1
2
3
1 1
16 10 2 18
3
2
14
31
10 6
2 2
62 1
2 2
421 422 423 424 425
15 2 14 13 3
3
14 2
3 3
3 1 1
1½
8 15 1 4 2 1 15
1½
vor die pferde dem gesinde zu Mittag in ESTAMPES421 den 3/13 8br vor mich u. den Kn. vor die pferde dem gesinde für brandtwein vor die pferde zu Nacht in CHASTRE422 den 3/13 8br Vier neue eysen in paris aufzuschlagen und die übrigen an beeden pferden zu hefften den 7/17 8br Dem schmiede in Paris vor Salbe die pferde zu heilen Dem schmiedts gesellen tranckgeld der Wäscherin in paris mein felleisen von ANGERS biß paris zu führen 3 s. vor 1 lb. zu paris vor 11 mahlzeiten gegeben, alß vor mich 1 lb. vor den Knecht 12 s. und 3 doubles die mahlzeit und vor jedes pferde des tages 1 lb. 5. sous. in 5 ½ tagen dem gesinde tranckgeld als ich unterwegens zwischen PARIS und MEAUX zu CLEF423 fütterte, den 9/19 8br vor mich u. den Knecht vor die pferde dem gesinde für brandtwein zu Nacht in MEAUX den 9/19 8br SUMMA
vor mich u. den Kn. vor die pferde dem gesinde zu Mittag in SOUSSIERE424 den 10/20 8br vor mich u. den Kn. vor die pferde dem gesinde für brandtwein zu Nacht in VIEU MAISON425 den 10/20 8br vor mich u. den Kn.
Étampes. La Chartre, Longpont-sur-Orge. Vielleicht Claye-Souilly. Bussières. Viels-Maisons.
Rechnung von Richelieu bis Gotha
16
2
1 1
1 1 1
1 1 1 3 1 30
426 427 428 429 430 431 432
15 1 16 16 2 1
3
1½
3 3
10 2 17 15 1
3 2
12 2 12 1 2 2 5 3 15
1
3 3
5 1
Fromentières. Bergères-lès-Vertus. Châlons-en-Champagne. Coupéville. Nicht identifiziert. Longeville-en-Barrois. Saint-Aubin-sur-Aire.
651
vor die pferde zu hefften zu Mittag in FROMONTIER426 den 11/21 8br vor mich u. den Kn. vor die pferde dem gesinde zu Nacht in BERGERE427 den 11/21 8br vor mich u. den Kn. vor die pferde dem gesinde zu hefften zu Mittag in CHARLON428 den 12/22 8br vor mich u. den Kn. vor die pferde dem gesinde zu Nacht in NOSTRE DAME DE L’ESPINE den 12/22 8br vor mich u. den Kn. vor die pferde dem gesinde zu Mittag in COPÉVILLE429 den 13/23 8br vor mich u. den Kn. vor die pferde dem gesinde zu Nacht à LA MAISON DU SOALE430 den 13/23 8br vor mich u. den Kn. vor die pferde dem gesinde zu Mittag à LONGEVILLE431 den 14/24 8br für brandtwein vor mich u. den Kn. vor die pferde dem gesinde zu Nacht in ST. AUBIN432 den 14/24 8br. zu Mittag in TOUL zu Nacht in TOUL den 15/25 8br beede sättel wieder außzubeßern in TOL. SUMMA
III. Reisekosten
652
1
15
2
15
1 3
gros. 2½ 2½ 1½ 5 1½ 3 5
1
1 3 14 thl.
16 3 9 p.
21 2 2 cr.
8 6 5 1 15 4
433 434 435 436 437 438 439 440 441
9 19 5 1
3
dem gesinde zu TOL zu Mittag in NANCY dem gesinde den 16/26 8br zu Nacht in ST. NICOLA433 dem gesinde zu Mittag in HAUT CLOCHÉ434 dem gesinde Zu Nacht in BLAMONT435 den 17/27 8br vor brandtwein zu Mittag in Willesgottheim436 den 19/29 8br gros. SUM: thun 15 sols oder nach unßer müntz 6 g. den 3 ½ gros. gleich bey uns einen groschen machen. 12 gros machen einen Lottringischen gülden und 2437 Lot. fl. einen rthlr. zu Mittag in Salburgk438 Zu Nacht in Falsburgk439 den 18/28 8br SUMMA vor 4 neue eysen in Straßburgk den 21 8bris st. v. aufzuschlagen der Wäscherin vor einen paß wegen der CONTAGION Meinen mantelsack und felleißen von TOUL auf Straßburgk führen zu laßen Dem Kaufman H. Commerellen440 auf 20 thl. LAGE gegeben Hanns Petern441 zur Kleidung Zu Straßburg in dreyen tagen verzehret dem gesinde in Straßburg Zoll auf der Reynbrücke
Saint-Nicolas-de-Port. Nicht identifiziert. Blâmont. Willgottheim, allerdings hier falsche Angabe. Zahl nicht eindeutig lesbar. Saarburg. Phalsbourg. Johann(es) Commerell, vgl. Anm. 411. Hans Peter Schäfer, vgl. Anm. 36.
Rechnung von Richelieu bis Gotha
1
1
3 11
2 1 2
7
2
12 20 1
27 thl.
1
4
442 443 444 445 446 447 448 449 450 451
15 1 13 patz. 21
2
2 Cr.
7 7
2 2 2
6 14 1 14 15 1 20
2 2
Nicht identifiziert. Stollhofen. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Waghäusel. Neckarsteinach. Eberbach. Buchen. Walldürn. Dertingen.
653
Zu Nacht in Bischoffsheim442 vor brandtwein zu Mittag in Stolhoffen443 dem gesinde zu Nacht in Dormansee444 den 23. 8br meinen mantelsack und Felleysen von Strasburg biß Dormansee zu führen zu Mittag in Linhausen445 zu Nacht in Wachhäusel446 dem gesinde den 24 8br dem soldaten so mich in Heidelberg beym COMMANDANTen anmeldete zu Mittag in Heidelberg verzehrete den 25. 8br dem gesinde SUMMA. 22 p. 2 Cr. zu einem thl. gerechnet. 4 Cr. zu einem patzen.
zu Nacht Neckersteinach447 einen paß daselbsten zu unterschreiben den 25 8br zu Mittag in Ebersbach448 den 26 8br Einen boten biß Guchen449 3 meilen zu Nacht und Mittag in Guchen, den 26 und 27 8br war Sontag zu Nacht in Waltthurn450 den 27. 8br einem boten zu Mittag in Wertheim zu Nacht in Derstingen451 den 28 8br einem boten SUMMA.
III. Reisekosten
654
thl.
g. 1 10 12 10 16 10 2
1
2 2 14
4
6 3 19
d. 6
8 8 6
8
zu Zollingen452 über zusetzen zu Mittag in Retzbach zu Nacht in Poland453 den 29 8br zu Mittag in Kißingen454 zu Nacht in Nieders455 den 30. 8br zu Mittag in Wellerstadt456 den 31. 8br einen boten von dar auf Romhild457 die pferde zu hefften dem Amptsboten vor deme, so mich auf Suel458 führete den einen Sattel zu verblechen in Suel Zu Sul vor 3 mahlzeiten den 2 und 3 9br war Sontag dem gesinde daselbsten Zu Nacht auf dem Sutzhauße den 3 9br dem boten von Suel biß Oberhoff SUMMA.
SUMMA SUMMARUM 126 lb. 12 s. 3 d. thun 42 rthl. 5 g. ITEM 32 thl. 11 patzen 2 Cr. machen 32 rthl. 12 g. ferner 4 rthl. 19 g. 79 12 g. verbleibe also an denen empfangenen 90 thl. fürst. Renteney zu verrechnen 10 12 g. Hanns Heinrich von Witzleben Friedenst. den 9. 9br 1667.
452 453 454 455 456 457 458
Zellingen. Nicht identifiziert. (Bad) Kissingen. Niederlauer. Nicht identifiziert. Römhild. Suhl.
Rechnung auf der Post
655
2.4.6 Rechnung Anton Fincks für die Reise von Limoges nach Les Grands-Chézeaux auf der Post LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 131r, Ausf. Anton Finck.
LIT. C. Was vor posten vnd zehrgeldt ausgeben wordten, alß I. F. Gnad. beneben Lt. Fincken vnd dem Laqueyen von LIMOGE auf der Post wegen mangell der pferden voraus reithen müßen. livr. sols. 459 Den 19/29ten obr. von LIMOGE 1 ½ posten auf MAISON ROUGE vor ihrer 3. Persohnen vnd den POSTILION, a 20. sols. 1. Post gerechnet, ausgelegt, thut 6 Dito den POSTILLION tringgeldt 4 460 Dito abendts von hiehr bis nach RAHL, noch eine Post vor 4 Persohnen a 15. sols. 3 tringgeldt alhier 5 verzehrt zu RAHL 1 10 Dito vor 4 persohnen von RAHL bis auf MORTEROL461 Postgeldt 1 ½ post 4 10 alhier vbernacht verzehrt 1 10 POSTILLION tringgeldt 5 Den 30/20ten dito. Von dito bis auf ARNAC462 1 ½ Posten vor 3 persohnen, den der Laquey zu fus gangen 3 7½ tringgeldt den POSTILLION von 1 ½ Posten 7½ Dito Mittags verzehrt 2 10 463 Dito von ARNAC bis GRAND CHESSEAU 1. Post vnd wegen deß waßers, vmbweg noch ein halbe bezahlt wie vorhin 3 7½ tringgeldt wie vorgemelt 7½ Dem Laqueyen zehrung geben bis ARGENTON 2 5 SUMMA 29 9 Zu GRAND CHESSEAU haben wir einander wieder RENCONTRIRT vnd M. BACKOVEN die rechnung vor alle gethan. Anthon Fincke. 459 460 461 462 463
Maison Rouge, Bonnac-la-Côte. Razès. Morterolles sur Semme. Arnac-la-Poste. Les Grands-Chézeaux.
656
III. Reisekosten
2.4.7 Rechnung Herzog Friedrichs und Anton Fincks für die Reise von Paris nach Saint-Germain-en-Laye LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 153r, Ausf. Anton Finck.
Lit. A I. F. G. den 19/29. FEBR. mit Mr. Fincken naher S. GERMAIN verreist vndt verzehrt Dem Gutscher trinckgeldt Mittags verzehrt Den dienern mittags Eine fackel Abendts verzehrt Den dienern abendts Den 1. MARTII früstück an Eyern ½ BOUTEILLE wein CHAISenträgern Mittags verzehrt Den dienern mittags CHAISenträgern Ferner CHAISenträgern Den dienern abendts Abendmalzeit vor I. F. G. vnd Mr. Fincken Allmosen vnterweges Vor losament vndt zugehöriges Der Magdt trinckgeldt Fuhrlohn zurück nach Paris Dem Gutscher tranckgeldt SUMMA
4
4 1
1 5 1 1 1 1 1 8 6 40
5 10 15 15 10 10 10 5 4 2 5
3
18 5 10 10 14
3
Verlustliste Johann Heinrich von Witzlebens
657
2.5 Aufstellung der Verluste bei dem Zusammentreffen mit den Spaniern 2.5.1 Verlustliste Johann Heinrich von Witzlebens LATh-ThStA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 125r, Ausf. Johann Heinrich von Witzleben.
Verzeichnuß was mir den 4 JUNII ANNO 1667. von denen Spaniern abgenommen worden. 4 4 5 3 2 1 1 1 1 1 1 1
Hembden à Halstücher à Schnubtücher à Schlaffmützen worunter eine mit baumwolle außgefüllet à paar strümpfe à paar Schlafhosen von baumseide à gutes Rohr von 6 lth. à Reiße Hut à paar silberne schu schnallen à paar schue à butzzeich à paar wohlsitzende Handschue, Kniebänder und andere sachen à SUM:
thl. 5 2
1 1 1
1 15
g. 10 12 12 3 6 12 18 12 12 1
1 paar Stieffel und Sporn so ich dem seeligen Cammerdiener vor 1 thl. 12 g. gelaßen welche er in Paris zahlen wolte. Hanns Heinrich von Witzleben.
III. Reisekosten
658
2.5.2 Verlustliste Johann Friedrich Bachoffs LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 169r, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
DESIGNATION deßen was mir vom feinde abgenommen worden ein newer perackanner mantel ein baar stiefel mit ihrem zubehör Zwey gute Oberhembt Zwey vnterhembt Zwey baar leinene strümpf Sechß schnupftücher Drey Halßtücher Sechß elen flor vmb den Halß Ein wachß futter über den Huth Ein pulverhorn mit einem spanner Des Silhons MINISTRE D’ESTAT464 An baarem gelde 14 Rthlr. Johann Friederich Bachoff
464
Jean de Silhon, Le Ministre D’Estat: Avec Le Veritable Vsage De La Politiqve Moderne, A Paris, Par la Compagnie des Libraires du Palais 1665.
Liste der gekauften Bücher
659
2.6 Liste der während der Reise gekauften Bücher LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 156r, Ausf. unbekannt. Die hier aufgeführten Titel wurden einer Autopsie in der Forschungsbibliothek Gotha unterzogen. In keinem Fall ließen sie sich aufgrund von Lese- und Bearbeitungsspuren einem der Titel aus der Liste eindeutig zuordnen. Anmerkungen oder Anstreichungen konnten nicht belegt werden. Ein Besitznachweis Friedrichs I. ließ sich nicht erbringen. Die Mehrzahl der Titel trägt den Besitznachweis von 1799. Die Titel sind überwiegend einheitlich in Leder gebunden und mit Buntschnitt versehen.
LIT. F. SPECIFICATION der vor I. F. Durch. erkaufften EDICTen, ARRESTen, bücher, vndt anderer sachen. Allerhandt ARRESTE vndt EDICTe465 Zwey TARIF oder taxordnungen der wahren466 Vier alte CURIEUSE OPUSCULA467 EDICTA die Reformierte betreffend468 Kriegs ORDONNANCen469 LES LIBERTEZ DE L’EGLISE GALLICANE470 MAXIMES DE GUERRE DE VALLIERE471 LE DEVOIR MILITAIRE472 LE THRESOR DES HARANGUES,473 ET
465 466
467 468 469 470 471 472 473
Liv. 17 2 3 3 11 1 1
sol. 17 17 15 15
doub. 3
15
Nicht eindeutig, Titel nicht ermittelt. Vielleicht Declaratin Dv Roy Povr Le Novvev Tarif: Donnée à Saint Germain en Laye du 18. iour d’Avril 1667. A Paris, Par les Imprimeurs & Libraires ordinaires du Roy 1667; Arrest De La Covr De Parlement, Portant Reglement pour les procedures Ciuiles & Criminelles [...] Ensemble le Reglement de la Cour de Parlament pour la Taxe [...] A Paris, Par les Imprimeurs ordinaires du Roy 1668. Titel nicht ermittelt. Nicht eindeutig, Titel nicht ermittelt. Nicht eindeutig. Titel nicht ermittelt. Pierre Pithou, Prevves Des Libertez De L’Eglise Gallicane, 2 Vol., s. l. 1651. François de La Vallière, Pratiqve Et Maximes De La Gverre [...] A Paris, Chez Iean Baptiste Loyson, dans la Grand’ Salle du Palais, à la Croix d’Or 1667. De La Fontaine, Les Devoirs Militaires Des Officiers D’Infanterie Et De Cavalerie [...] A Paris, Chez Estienne Loyson, au Palais, à l’entrée de la Gallerie des Prisonniers, au Nom de Iesvs 1668. Laurent Gibault, Le Trésor Des Harangves Et Remonstrances [...] A Paris, Chez Michel Bobin, au troisiesme pillier de la grand’ Salle du Palais, à l’Esperance 1660.
III. Reisekosten
660
LE PRACTICIEN FRANÇOIS474 REGLEMENT DES ARRESTS,475 ET LA JURISPRUD. FRANÇOISE. 2. TOM476 CODE LOUYS477 DICTIONAIRE DE MONET478 DICTIONAIRE DE NICOT479 ORDONNANCES ET INSTRUCTIONS DES EAUX ET DES FORESTS480 PALAIS DE L’HONNEUR,481 ET
PALAIS DE LA GLOIRE CONTENANT PLUSIEURS GENEALOGIES ILLUSTRES482 SUMM.
474
475
476
477
478
479 480
481
482
12 2 3 2
10 10 5
2
10
5 69
14
3
Vermutlich Vincent Tagereau, Le Tres-Perfaict Praticien Francois, Contenant Les Plus frequentes & ordinaires questions de pratique, tant en Matiere Civile & Criminelle [...] 2 Vol. Nouvelle Edition. Paris: Besogne 1657. Der Titel ist in der Forschungsbibliothek Gotha nicht nachgewiesen. Nicht eindeutig, vielleicht Novveau Recveil D’Arrests Et Reglements Dv Parlement De Paris [...] A Paris, Chez Estienne Loyson, au Palais, à l’entrée de la Gallerie des Prisonniers, au Nom de Iesus 1667. F. Helo, La Ivrisprvdence Françoise: Conferee Avec Le Droit Romain Svr Les Institvts De L’Emperevr Ivstinien Ov Les Commentaires [...] 2 Vol. A Paris, Chez Estienne Loyson, au Palai, à l’entrée de la Gallerie des Prisonniers, au Nom de Iesvs 1665. Jacques Corbin, Le Code Lovis XIII. Roy De France Et De Navarre. Contenant Ses Ordonnances Et Arrests De Ses Covrs Sovveraines [...] 2 Vol. Paris: Quesnel 1628. Der Titel ist in der Forschungsbibliothek Gotha nicht nachgewiesen. Vielleicht Philibert Monet, L’Origine Et Vray Pratiqve De L’Art Dv Blason, Avec Le Dictionnaire Armorial; Ov Explication Des Tersmes Latins De L’Art [...] Edition nouuelle, Lyon: Devenet 1659. Der Titel ist in der Forschungsbibliothek Gotha nicht nachgewiesen. Jean Nicot, Le Grand Dictionnair François Latin [...] A Paris, Chez Nicolas Bvon ruë sainct Iacques, à l’enseigne de sainct Claude, & de l’Homme Sauuage 1618. Vermutlich Edict Dv Roy, Portant suppression des Offices de Grands Maistres des Eaues & Forests [...] A Paris, Par les Imprimeurs & Libraires ordinaires du Roy 1667; Edict Dv Roy, Portant Svpression des Offices crées dans les Maistrises generales & particulieres des Eaux & Forests [...] A Paris, Par Damien Fovcavlt, Imprimeur & Libraire ordinaire du Roy, & de la Maison de Ville 1664. Anselme de Sainte Marie, Le Palais de L’Honnevr: Contenant Les Genealogies Historiqves Des Illvstres Maisons De Lorraine Et De Savoye, & de plusieurs nobles Familles de France [...] A Paris, Chez Estienne Loyson, au Palais, à l’entrée de la Gallerie des Prisonniers, au Nom de Iesvs 1663. Anselme de Sainte Marie, Le Palais De La Gloire: Contenant Les Genealogies Historiqves Des Illvstres Maisons De France, Et De Plvsievrs Nobles Familles de l’Europe, [...] A Paris, Chez Estienne Loyson, au Palais, à l’entrée de la Gallerie des Prisonniers, au Nom de Iesvs 1664.
Peter-Michael Hahn und Holger Kürbis (Hg.)
Schriften zur Reise
Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha nach Frankreich und Italien 1667 und 1668 Eine Edition
Schriften des Staatsarchivs Gotha, Band 14/1–3 Herausgegeben vom Landesarchiv Thüringen-Staatsarchiv Gotha Die Bände der Schriftenreihe erscheinen in wechselnden Verlagen
Peter-Michael Hahn und Holger Kürbis (Hg.)
Schriften zur Reise Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha nach Frankreich und Italien 1667 und 1668 Eine Edition Band 3: Briefe Bearbeitet von Holger Kürbis
BÖHLAU VERLAG WIEN KÖLN WEIMAR
Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek : Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie ; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.d-nb.de abrufbar. © 2019 by Böhlau Verlag GmbH & Cie, Lindenstraße 14, D-50674 Köln Alle Rechte vorbehalten. Das Werk und seine Teile sind urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung in anderen als den gesetzlich zugelassenen Fällen bedarf der vorherigen schriftlichen Einwilligung des Verlages. Umschlagabbildung: Benjamin Block, Friedrich I. von Sachsen-Gotha, etwa 1669, Gemäldesammlung Stiftung Schloss Friedenstein, Inventar Nr. 2994 Einbandgestaltung: Michael Haderer, Wien
Vandenhoeck & Ruprecht Verlage | www.vandenhoeck-ruprecht-verlage.com ISBN 978-3-412-51340-5
Inhalt 1. Herzog Ernst I. an Herzog Bernhard von Sachsen-Jena: Friedenstein, 11. März 1667.........................................................................11 2. Herzog Bernhard von Sachsen-Jena an Herzog Ernst I.: Jena, 5. April 1667 ......................................................................................12 3. Beilage: Aufsatz des Hofmeisters Antoine de Charreard .............................13 4. Anton Fincks Übersetzung des Aufsatzes Antoine de Charreards ...............14 5. Herzog Ernst I. an Herzog Bernhard von Sachsen-Jena: Friedenstein, 13. April 1667.........................................................................16 6. Herzog Ernst I. an Johann Ochs: Friedenstein, 22. April 1667 ....................17 7. Herzog Ernst I. an Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben: Friedenstein, 25. April 1667.........................................................................19 8. Beilage: Resolution zum Memorial Anton Fincks .......................................20 9. Beilage: Punkte zur französischen Reise .....................................................21 10. Beilage: Anweisungen an Anton Finck über die noch auszuarbeitenden Punkte ..............................................................................22 11. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Darmstadt, 29. April 1667 ................24 12. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Darmstadt, 3. Mai 1667 ....................26 13. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Darmstadt, 3. Mai 1667 ................................................................................27 14. Johann Ochs an Herzog Ernst I.: Frankfurt am Main, 3. Mai 1667 .............30 15. Jacob de Famars an Herzog Ernst I.: Frankfurt am Main, 3. Mai 1667 .......31 16. Anton Finck an Johann Breithaupt: Darmstadt, 6. Mai 1667 .......................32 17. Jacob de Famars an Herzog Ernst I.: Frankfurt am Main, 10. Mai 1667 .....34 18. Herzog Ernst I. an Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben: Friedenstein, 11. Mai 1667...........................................................................35 19. Empfehlungsschreiben Herzog Ernsts I. an Maréchal Turenne: Gotha, 11. Mai 1667 ................................................................................................37 20. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Darmstadt, 12. Mai 1667 ..............................................................................38 21. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Metz, 21./31. Mai 1667 ....................39 22. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 12./22. Juni 1667 ....................41
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Inhalt
23. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Paris, 13./23. Juni 1667 ................................................................................46 24. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 26. Juni/6. Juli 1667................51 25. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Paris, 26. Juni/6. Juli 1667 ...........................................................................54 26. Herzog Ernst I. an den Wild- und Rheingrafen Johann Ludwig: Friedenstein, 1. Juli 1667 .............................................................................56 27. Herzog Ernst I. an Francisco de Moura Cortereal y Melo, Marqués de Castel Rodrigo: Gotha, 1. Juli 1667 .........................................58 28. Herzog Ernst I. an Herzog Friedrich: Friedenstein, 1./11. Juli 1667 ............59 29. Herzog Ernst I. an Johann Philipp, Erzbischof von Mainz: Friedenstein, 1. Juli 1667 .............................................................................60 30. Johann Philipp, Erzbischof von Mainz an Herzog Ernst I.: Würzburg, 16. Juli 1667 .................................................................................................62 31. Johann Philipp, Erzbischof von Mainz an Francisco de Moura Cortereal y Melo, Marqués de Castel Rodrigo: Würzburg, 16. Juli 1667.............63 32. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: (Caen), 8./18. Juli 1667.....................64 33. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Caen, 8./18. Juli 1667...................................................................................66 34. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 15. Juli 1667 ...........68 35. Herzog Ernst I. an Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben: Friedenstein, 18./28. Juli 1667 .....................................................................69 36. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Caen, 22. Juli 1667 ...........................71 37. Beilage: Memorial Herzog Friedrichs für Herzog Ernst I. ...........................72 38. Beilage: Additamenta zum Memorial für Herzog Ernst I. ...........................76 39. Beilage: Memorial für Anton Finck .............................................................78 40. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Caen, 22. Juli/2. August 1667 ...........80 41. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Caen, 22. Juli 1667 ...........................81 42. Hiob Ludolf an Herzog Friedrich: Gotha, 28. Juli 1667 ..............................83 43. Herzog Ernst I. an Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben: Friedenstein, 29. Juli 1667 ...........................................................................86 44. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 29. Juli 1667 ...........88 45. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof an Herzog Friedrich: Gotha, undatiert ............................................................................................90
Inhalt
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46. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Caen, 5./15. August 1667 .......................................................................................91 47. Magnus Saul an Herzog Friedrich: Straßburg, 15. August 1667..................92 48. Herzog Ernst I. an Herzog Friedrich: Königsberg, 26. August 1667 ...........95 49. Herzog Ernst I. an Herzog Friedrich: Königsberg, 26. August 1667 ...........96 50. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Caen, 27. August/6. September 1667 .....................................................................97 51. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Caen, 29. August/8. September 1667 .....................................................................99 52. Zusammenfassung des Schreibens Herzog Friedrichs aus Caen, 29. August/8. September 1667 ...................................................................101 53. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Tübingen, 31. August 1667 ....................103 54. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Straßburg, 3. September 1667 ................104 55. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 11./21. September 1667 ...............105 56. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Angers, 18./28. September 1667.....106 57. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Angers, 18./28. September 1667, PS zum obigen Brief ..................................................................................108 58. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Angers, 18. September 1667 ..................109 59. Hiob Ludolf an Herzog Friedrich: Frankfurt am Main, 18. September 1667....................................................................................110 60. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Angers, 20. September 1667 ..................112 61. Herzog Ernst I. an Johann Heinrich von Witzleben: Gotha, 23. September 1667....................................................................................114 62. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Richelieu, 28. September 1667 ..............115 63. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Paris, 5./15. Oktober 1667....................................................................................116 64. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Paris, 7./17. Oktober 1667....................................................................................117 65. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Bordeaux, 9./19. Oktober 1667 ..............119 66. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Bordeaux, 11. Oktober 1667...........121 67. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Straßburg, 21. Oktober 1667........................................................................................123 68. Anton Finck an Immanuel Fend: Orléans, 30. Oktober 1667 ....................125 69. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 7. November 1667 ............127
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Inhalt
70. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Friedenstein, 7. November 1667 ......................................................................................128 71. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Blois, 9. November 1667 .......................130 72. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Blois, 10./20. November 1667 ........134 73. Georg Christoph von Künsberg an Herzog Ernst I.: Wernstein, 11. November 1667 ....................................................................................138 74. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof an Herzog Friedrich: Gotha, 14. November 1667 ........................................................................141 75. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof an Herzog Friedrich: Gotha, undatiert ..........................................................................................142 76. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Blois, 24. November 1667 .....................143 77. Herzog Ernst I. an Herzog Friedrich, ohne Ort, 5. Dezember 1667 ...........145 78. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 5. Dezember 1667 ............146 79. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 5. Dezember 1667 ......................................................................................148 80. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Friedenstein, 5. Dezember 1667 ......................................................................................150 81. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 13./23. Dezember 1667 ................151 82. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 16. Dezember 1667 ..........153 83. Hiob Ludolf an Herzog Friedrich: Gotha, 16./ 26. Dezember 1667 ...........154 84. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Friedenstein, 16. Dezember 1667 ....................................................................................156 85. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 20./30. Dezember 1667 .........158 86. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 20./30. Dezember 1667 ................161 87. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 26. Dezember 1667/5. Januar 1668 ............................................................163 88. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 28. Dezember 1667 ....................................................................................166 89. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 30. Dezember 1667 ..........167 90. Sigmund Casimir von Lynar an Herzog Friedrich: Paris, 9. Januar 1668 ............................................................................................169 91. Anton Finck wahrscheinlich an Immanuel Fend: Paris, 3. Januar 1668 ............................................................................................170 92. Anton Finck wahrscheinlich an Immanuel Fend: Paris, 9./19. Januar 1668 ......................................................................................173
Inhalt
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93. Anton Finck an Johann Breithaupt: Paris, 9. Januar 1668..........................177 94. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 10. Januar 1668 .....................178 95. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 10. Januar 1668 ................182 96. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 13. Januar 1668 ................183 97. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 24. Januar 1668 .....................186 98. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 4. Februar 1668 ............................189 99. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 27. Januar 1668 ................194 100. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Friedenstein, 29. Januar 1668 ........................................................................................195 101. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 31. Januar 1668 ...................196 102. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 10. Februar 1668 ........................198 103. Anton Finck an Johann Breithaupt: Paris, 10. Februar 1668....................206 104. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 17. Februar 1668 ........................207 105. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 10. Feb. 1668 ..................209 106. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 10. Februar 1668 ......................................................................................211 107. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 25. Februar 1668 ........................212 108. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 28. Februar 1668 .................215 109. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 8. März/28. Februar 1668 ...........218 110. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 2. März 1668 ..................220 111. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 6. März 1668 .......................222 112. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 16. März 1668 ............................223 113. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Lyon, 24. März 1668 ............................226 114. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Lyon, 16. März 1668 ....................227 115. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 16. März 1668 ................228 116. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Lyon, 20. März 1668 ....................229 117. Anton Finck an Immanuel Fend: Lyon, 31. März 1668 ...........................230 118. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 23. März 1668 ................231 119. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 23. März 1668 ..........................................................................................232 120. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Lyon, 2. April 1668 ..............................233 121. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Friedenstein, 25. März 1668 ............................................................................................236
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Inhalt
122. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 6. April 1668 ..................238 123. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, Datum im Falz verdeckt .......................................................................................239 124. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Marseille, 7./17. April 1668 .................240 125. Anton Finck an Johann Ochs: Marseille, 7./17. April 1668 .....................241 126. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 13. April 1668 ................242 127. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Turin, 19./29. April 1668 ..............243 128. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Turin, 29. April 1668 ...........................246 129. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Venedig, 1. Mai 1668 ...................251 130. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Venedig, 11. Mai 1668.........................252 131. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Venedig, 5. Mai 1668 ...................256 132. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Venedig, 16. Mai 1668.........................257 133. Johann Peter Erich: Pro Memoria: Venedig, Mai 1668............................259 134. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Florenz, 16. Mai 1668...................260 135. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Florenz, 26. Mai 1668 ..........................262 136. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Bozen, 31. Mai 1668.....................265 137. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Bozen, 10. Juni 1668 ............................267 138. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Innsbruck, 4. Juni 1668.................270 139. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Eisfeld, 21. Juni 1668 ...................272 140. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Eisfeld, 21. Juni/2. Juli 1668 ................273 Register.............................................................................................................275 Ortsregister .......................................................................................................276 Personenregister ...............................................................................................310 Abbildungsverzeichnis und Abbildungsnachweise ..........................................373
1. Herzog Ernst I. an Herzog Bernhard von Sachsen-Jena: Friedenstein, 11. März 1667 (st. v.) LATh-HStA Weimar, Fürstenhaus A 63, fol 4r, Ausf. Kanzleihand, eigenh. Unterschrift. Bitte an Herzog Bernhard von Sachsen-Jena um Angaben zu dessen Reisekosten nach Frankreich, Bitte um einen Aufsatz von dessen Hofmeister zu diesem Gegenstand.
Unsere freundliche dinste und was wir sonst mehr liebes und gutes vermögen iederzeit zuvor, Durchlauchtig=hochgebohrner Fürst, freundlicher lieber Vetter und Gevatter.1 Demnach wir gerne nachrichtung haben möchten, was weiland E. Ld. hochgeehrten Herrn Vaters, Herrn Wilhelms,2 Hertzogen zue Sachßen, Jülich, Cleve und Bergen p. unsers freundlich geliebten bruders und gevatterns Christmilden angedenckens Ld. alß dieselbe E. Ld. in Franckreich sich zubegeben erlauben,3 so wol auf der Reise selbsten auf Gutsche, Pferden und anderm alß auch, wann man eine zeitlang an gewißen orten stillgelegen, monatlich oder Jehrlichen aufzuwenden Ihro nicht allein verwilliget, sondern auch wie sich daßelbe PRACTICIRen laßen: Wann Unß denn nun nicht zweifelt, es werde E. Ld. Hofmeister MONS. CHARIAT4 welcher Unß vmbstendlich davon erzehlet, solches alles noch in gutem gedächtnüß haben; Alß ersuchen wir E. Ld. freundvetterlich, sich belieben zu laßen, und die Verfügung zuthun, daß eß in einen Aufsatz gebracht, und Unß COMMUNICIRet werde. Daran geschieht Unß von E. Ld. zu sonderbahrer freundschafft, wir verschulden eß zu andern begebenheiten und verbleiben E. Lb. zu dienen willig bereit. DATUM Friedenstein am 11. MARTII ANNO 1667. Von Gotte gnaden Ernst, Hertzog zu Sachßen, Jülich, Cleve und Bergen, Landgrafe in Düringen, Marggrafe zue Meißen, gefürsteter Grafe zue Henneberg, Grafe zue der Marck und Ravensberg, Herr zue Ravenstein. E. Ld. treuer vetter Ernst HZSachßen.5
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Bernhard (1638–1678), Herzog von Sachsen-Jena. Wilhelm IV. (1598–1662), Herzog von Sachsen-Weimar. Die Reise erfolgte in den Jahren 1657 bis 1659. Vgl. LATh-HStA Weimar, Fürstentum A 61. Antoine de Charreard (1618–1669), Hofmeister des Herzogs von Sachsen-Jena. Ab E. Ld. treuer vetter eigenhändig.
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Briefe
2. Herzog Bernhard von Sachsen-Jena an Herzog Ernst I.: Jena, 5. April 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 4r, Kanzleihand, eigenh. Unterschrift. Empfang des Schreibens, übersendet einen Aufsatz seines Hofmeisters zu den Reisemodalitäten in Frankreich.
UNSERE FREUNDVETTERLICHE DIENSTE, UND WAS WIR SONST MEHR Ehr liebes und gutes vermögen iederzeit zuvor, Durchlauchtig=Hochgebohrener Fürst, Freundlich=geliebter Herr Vetter und Gevatter, Euer gnad. freundliches Schreiben unterm DATO des 11 MARTII kurtz verwichenen Monats6 haben Wir zue recht erhalten, und darauß, Waß dieselbe von Unser ehemahls verrichteten Reiße nacher Franckreich, absonderlich wegen des Ufgangs so wohl uf der Reiße selbst, alß an denen orten, wo man sich eine zeitlang ufzuhalten pflegt, vor Nachricht verlangen, fernern Inhalts wohl verstanden; Wie nun zue wilsamer folge dero freundlichen Begehrens wir alsobalden von unserm Hofmeister DE CHARREARD7 einen Ufsatz hierzu machen und verfertigen laßen, Alß wird solcher hierbey mit angefügt, und zue dero verlangenden benachrichtigung überschicket und COMMUNICIRet, verbleiben nechst deme E. Gn. freundvetterliche Dienste zue erweißen iederzeit geflißen, Jehna den 5 APRIL 1667. VON GOTTES GNADEN BERNHARD HERTZOG ZU SACHSEN,8 JÜLICH, Cleve und Berg, Landgraf in Thüringen, Markgraf zue Meißen, gefürsteter graf zue Henneberg, graf zue der Marck und Ravensberg, Herr zu Ravenstein; E. Gn. Dienstwilliger treuer Vetter undt Gevatter allezeit Bernhard HzS9
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Vgl. Nr. 1. Antoine de Charreard, vgl. Anm. 4. Bernhard von Sachsen-Jena, vgl. Anm. 1. Ab Dienstwilliger eigenhändig.
Aufsatz Antoine de Charreards
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3. Beilage: Aufsatz des Hofmeisters Antoine de Charreard LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 5r–6r, Ausf. Antoine de Charreard. Kosten der Reise in Frankreich.
Hertzog Bernhards Hofmeisters aufsatz. Monseigneur Vostre Altesse Serenissime desirant de scauoir ce que pourroit cousler l’entretien d’un jeune Prince en france, i’ay bien voulu obeir a ses ordres, et luy dire en premier lieu. 1. que pour esuiter la despence des Cheuaux de louage, qu’il feroit plus vtile d’en auoir a soy pour voyager, estant a Paris on les peut reuendre auec proffit, pourueu qu’ils soyent ieunes et en bon estat sy on ne fait point de seiour par les chemins homme et cheual ne coustera guicre d’auantage de 30. Rlar. iusques a Paris. 2. le louage de deux cheuaux et vn Carosse a Paris coustent par mois Vingt et quatre pistolles, la despence ne sera pas si grande si on emmene d’icy deux beaux cheuaux de Carosse plustost grands que de mediocre taille, et d’achepter vn Casosse a Paris lequel on pourra reuendre quand on en aura plus besoin sans beaucoup de perte, vous entretenes vn cheval pour vingt Cinq sols par jour, qui sont en cette monnoye dix grosches le cocher a 8. g. par jour ce seroit en tout 1. Rlar. et 4. g. que le Carosse et les Cheuaux cousleroient tous les Jours. 3. La pension d’un Maistre est 1. Rlar. par jour, vn gentilhomme en donne autant a vn valet de chambre et a vn Page chascun 10. g. par Jour, vn laquay et vn cocher chacun 8. g. par Jour, il y a bien des pensions a moindre prix mais ce ne sont que des gens de petitte condition qui sy mettent, dont la conuersation n’est pas des meilleures et qui vous obligent bien souuent a des extraordinaires, au lieu que dans les hauberges a vn Escu par jour il n’y a ordinairement que des gens de condition qui ne sont point de debauches et qui scauent tout ce qui se passe a la Cour et au parlement. 4. Il n’est pas necessaire que le Prince se charge de beaucoup de monde pour paroistre, parceque la qualité de prince le fera plus considerer que tout ce fracas de domestiques qu’il ne luy seroient que superflus et a surcharge il eut pourtant de la bienseance d’auoir vn petit train scauoir vn Page et deux laquays pour suiure le Carosse la liurée simple et honneste.
Briefe
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5. on donne a vn Cocher 25. ou 30. Rlar. de gages par an, a vn laquay 4 t.10 par mois pour des souliers et son blanchissage. 6. les habits et le linge pour vn prince sont chers il en faut auoir necessairement a changer pour paroistre dans les bonnes compagnies, il est vray que comme on ne porte maintenant ny or ny argent, on peut auoir vn bel habit pour 150. Rlar. 7. la despence qu’on est aussy obligé de faire a la visite des belles maisons qui sont au tour de Paris n’est pas petitte, tout y estant beaucoup plus cher qu’a paris. 8. Il faut necessairement prendre vn Cocher et les laquays a Paris parceque les estrangers ne scauent ny les rues ny les destours de la Ville et les Cochers scauent les coustumes de la Cour a qui il fuat ceder et prendre le pas. 9. la despence ne sera pas sy grande a la Prouince qu’a Paris, mais on n’y proffite pas tant, car vn mois a Paris vaut mieux que deux ailleurs les exercices sont ucvitablement plus cher a Paris qu’a la Prouince, ils y sont aussy beaucoup meilleurs. Voila Monseigneur tout ce que i’ay pu dire a V. A. S. sur ce suiet sy elle me treuue capable en quelque autre chose pour son seruice ie seray tousiour present a luy tesmoigner par mes tres humble respects que ie suis de V. A. S.me Tres humble tres obeissant et tres passionné seruiter de Charreard.11 *
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4. Anton Fincks Übersetzung des Aufsatzes Antoine de Charreards LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 10r–11r, Ausf. Anton Finck. Kosten der Reise in Frankreich.
Durchleuchtigster p. Nach deme E. Durch. gnd. vernehmen wollen, was Eines jungen Fürsten nothwendige SPEÉSEN in Franckreich sein möchten, habe dieselbe hiemit vnterth. berichten wollen. 1. Vmb den Vnkosten der Miedt=Pferden auf der Reise zusparen, wirdt nützlicher sein, sein eigene Pferdte zu haben. Dan Wan dieselbe Jung vnd in 10 11
Turnose. Bernhard von Sachsen-Jena, vgl. Anm. 1.
Anton Fincks Übersetzung
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Gesundem Zustand zu Paris ankommen, man an denselben noch PROFITIren kan. Wan man Sich vnterwegs nirgends aufhält wirdt man vnd Pferdt bis nacher Paris vber 30. Rthlr. nicht verzehren. 2. Die Mietung einer CAROZZen vnd 2. Pferdte zu Paris kosten monatlich 24. Pistolen (ist vngefeht 88. Rthlr.) am besten wirdt sein, daß man von hieraus 2. ansehentliche Große Gutschen=Pferdte mit hinneinnehme vnd zu Paris eine CARETHE darzu erkauffe, derselben man dan vmb wenig verlust wieder loß werden kan. Ein Pferdt zu vnterhalten kost des Tags 25. SOLS (ist [etwas] vngefehr bey 10. g.) der Gutscher 8. g. in SUMMA 1. Rthlr. 4. g. was Gutscher vnd Pferdte ein tag verzehren. 3. Ein Herr vnd andere Principalen verzehren des tagß 1. Rthlr. Ein Cammerdiener vnd PAGE 10. g. Ein lacquey vnd Gutscher 8. g. des tags. Eß sind auch wohl andere Kosthaltungen vmb geringeren Preis zuhaben, daselbsten aber nur leuthe von geringer CONDITION anzutreffen vnd welche einen offt zu DEBAUCHES bringen. Da man aber 1. Rthlr. zahlt, kommen vornehme Geselschafften hin, vnd sind ins Gemein leuthe so einen den Staat vom Hoff vnd Parlament zu erzehlen wissen. 4. Eß ist nicht von nöthen daß ein Junger Her Sich mit vielen Leuthen vberlade, vmb wollen gesehen zu sein; dan die QUALITÄT, daß Er ein Furst seye, wirdt ihn mehr CONSIDERABLER machen, alß ein großer Schwarm diener: Demnach ist ehrlich wan er zween lacqueyen vnd ein Pagen in Einer ehrlichen liberey bey der Gutsche hertretten hath. 5. Einem Gutscher gibt man 25. oder 30 thlr. Jahresbesoldung, Einem laquay monatlich 6. kopfst. vor Schuen vnd Wasche. 6. Kleider vnd Leingereth vor einen Fürsten sind theuer: Man mus dann etliche haben bey den COMPAGNIen zu wechseln. Darff wohl ein Kleid auf 150. Rthlr. kommen. ohne gold v. silber darauf zu bräumen, so nit mehr im gebrauch ist.
7. Die Vnkosten so man aufwenden mus die vmb Paris herumb liegende Lusthauser zusehen, sind auch nit gering, inmassen vmb Paris herumb alles teuer ist, alß in der Statt selbsten. 8. Man mus nothwendig Gutscher vnd Laquayen zu Paris aufnehmen, weil fremdte diener weder gassen noch außweichungen derselben wissen, auch wissen die Gutscher den Gebrauch bey Hoff, wem Sie oder wer ihnen weichen muss. 9. In den Provintzen oder auf dem Lande wirdts nit so viel kosten alß in Paris; aber man wirdt in kurtzer Zeith nit so viel lernen vnd erfahren können, daraussen alß [bey Hoff] alhier Dan Ein Monath zu Paris ist mehr vnd besser als sonsten zween. Wie wohl auch die EXERCITIen in Pariß mehr kosten alß ausserhalb, sind sie doch auch vmb so viel desto besser. Dies ist was E. Durch. ich hiemit hab dienen können, Derselbe mich dan zu dero hohen G. befehlend p.
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Briefe
5. Herzog Ernst I. an Herzog Bernhard von Sachsen-Jena: Friedenstein, 13. April 1667 (st. v.), Eingang: Jena, 14. April 1667 (st. v.) LATh-HStA Weimar, Fürstenhaus A 63, fol. 6r, Kanzleihand, eigenh. Unterschrift. Einladung an Herzog Bernhard von Sachsen-Jena und dessen Hofmeister anlässlich der bevorstehenden Reise Herzog Friedrichs.
Unsere freundliche dinste und was wir sonst mehr liebes und gutes vermögen iederzeit zuvore, Durchlauchtig=Hochgebohrner Fürst, freundlicher lieber Vetter und Gevatter. Demnach E. Ld. sonder allen Zweifel sich freundlich erinnern, was wir wegen Unsers ältisten Sohns, Herr Friedrichs, Hertzogs zue Sachßen p. Reise naher Franckreich gegen dieselbe erwehned, Dieweil wir nun solche förderlichst zu werck richten zulaßen gemeinet, Und wir Unß dann vorhero mit E. Ld. in einem und andern gern vernehmen möchten: Alß ersuchen wir Ew. Ld. hierdurch freundlich, sich nicht entgegen seyn zu laßen, Unß die ehre zu thuen und vf etlich wenig tage zu Unß anhero sich zu begeben und sonderlich dero Hofmeister CHA13 REARD12 mit sich zu bringen. Das wollen gegen dieselbe wir zu andern begebenheiten hinwiederumb verschulden und bleiben Ew. Ld. zu dienen gantz willig und bereit. DATUM Friedenstein am 13. APRILIS ANNO 1667. Von Gottes gnaden Ernst, Hertzog zue Sachßen, Jülich, Cleve und Bergen, Landgrafe in Düringen, Marggrafe zue Meißen, gefürsteter Grafe zue Henneberg, Grafe zue der Marck und Ravensberg, Herr zue Ravenstein. E. Ld. treuer vetter Ernst HZSachßen.14
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Antoine de Charreard, vgl. Anm. 4. Ob Herzog Bernhard dieser Einladung folgte, lässt sich bisher nicht belegen. Allerdings kann der Besuch des Hofmeisters nachgewiesen werden. Vgl. Band 2, III. Reisekosten, 1.8 Endgültiger Entwurf der Reisekosten, 22. April 1667, dort die Erwähnung seiner Anwesenheit. Ab E. Ld. treuer vetter eigenhändig.
Herzog Ernst an Johann Ochs
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6. Herzog Ernst I. an Johann Ochs: Friedenstein, 22. April 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 202r–203r, Konzept, Kanzleihand. Herzog Friedrich reist incognito nach Frankreich, Bitte um Geheimhaltung des Vorhabens, Anweisung der Wechsel, Bitte um Empfehlungen in Paris.
Von Gottes Gnaden Ernst HzS p. Ehrbahr lieber besonder. Nachdem wier Unserm geliebten Eltesten Sohne Friedrichen Hertzoge zu Sachsen p. eine reise in Franckreich zue thun erlaubet iedoch daß er sich dabey INCOGNITO haltten sollen, verordnung gethan (inmaßen Ihr das vorhaben zue eben solchen bey Euch undt geheim haltten werdet) undt dann uber diejenige mittel, damit wier ihn zue solcher reise versehen laßen ihme vieleicht ein mehres nöthig seyn möchte, Als gesinnen wier an Euch hiermitt gnädigst, Ihr wollet zue solchem behueff bey einem gewißen manne zue Pariß auff Eintausent Fünffhundert Rthl. so fern CREDIT machen, daß auff den fall bedörffens dieselbe durch Hanß Heinrichen von Witzleben15 undt Licentiat Anthon Fincken16 entweder zue gedachtem Pariß erhoben, oder durch Ewren mann ferner an diejenige orthe in Franckreich, wo [sie] man deren vonnöthen ha- ben möchte REMITTIRET werden können, Wie Ihr dann damitt hochgedachten Unsers geliebten Sohns halber die sache so viel eher verborgen bleibe, die wechsel auff obgenandten Witzleben undt Fincken, alls piers ohne alle vermeldung Unsers Sohns oder wer sie selbst seyn einrichten wollet. Wier werden hinkegen bey Unserer Renthcammer allhier die gewiße anordnung thun, daß, was gemeldten von Witzleben undt Fincken also würcklich außgezahlet werden möchte auff einlangende derselben quitungen, benebenst gewöhnlichen LAGIO unverzüglich wieder bezahlet werden solle. Unß geschieht daran zue gnädigstem gefallen undt wier seyn Euch p. DATUM Friedenstein den 22. APRILIS ao. 1667.
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Johann Heinrich von Witzleben (1631–1693), 1657 Reise in die Niederlande, 1657–1660 Kriegsdienste, Obrist im Leibregiment Schweizer des französischen Königs, sachsen-gothaischer Kammerjunker, 1676–1680 Landeshauptmann im Fürstentum Altenburg. Anton Finck (1630–1670), Lit. jur., Universitäten Rinteln und Marburg, 1650–1653 Präzeptor in Nassau-Saarbrücken, 1653 Reise nach Wien, Ungarn, Siebenbürgen, Kriegsdienste, 1662–1663 Reise durch die Schweiz, Frankreich, die Niederlanden und England, Kriegskommissar in Frankfurt am Main, 1665 Reise durch Frankreich und Italien, seit 1666 in sachsen-gothaischen Diensten, zuletzt Amtmann der Ämter Wachsenburg, Ichtershausen, Kranichfeld und Tonndorf.
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Briefe
An Johann Ochsen17 zue Ffurthen am Mayn IN SIMILI An Jacob de Famars,18 den Eltern vnd Jüngern
PS. Auch Ehrbahr lieber besonder, wirdt Unß zue sonderbahrem gnädigsten gefallen gereichen, wann Ihr den von Witzleben undt Lt. Fincken, alls paßapiers an Ewre vertraute leuthe und CORRESPONDENTEN in Franckreich auch dahin RECOMMENDIREN wolttet [daß] wann Sie in Cammer= hoff= Kriegs=COMMERCIen= undt andern dergleichen sachen [etwas] eins undt das andere zueerfahren verfangen, undt sich bey ihnen erfragen würden, daß Sie ihnen mitt nachrichtt unbeschwehrt willfähig an handt gehen oder bey wem sie sonsten die beste INFORMATION haben können, fernere addresse geben möchten. UT IN LITERIS. An Johann Ochsen. In simili An Jacoben de Famars: iedoch daß an diesen post verba in Franckreich hieher gesetzt werde; Sonderlich an den Baron de Herbarth,19 undt den Herrn Zabach20 [ahn beyde Kaufleuthe ist noch zu gesinnen, daß Sie auch diese beyde ehe ihre confidenten recommendiren, damit man etwas wegen Cammer= Hoff= Kriegs= Commercien= oder andern Sachen, durch Sie erfahren könne, werden Sie ihnen möglichst an die Handt gehen, Der de Famars hath in sonderheit den Baron de Herwart den H. Zabach so vornehme leuthe bey den Financen vnd Kriegs=Zahl anprisen.]
17 18 19 20
Johann Ochs (1611–1677), ursprünglich Textil- und Weinhändler in Frankfurt am Main, Hoflieferant unterschiedlicher Fürsten, tätigte umfangreiche Geld- und Wechselgeschäfte. Jacob de Famars d.Ä. (1596–1671), Kaufmann in Frankfurt am Main. Dessen Sohn hieß ebenfalls Jacob. Barthélemy Hervart (1607–1676), Intendant des Finances, Contrôleur général des Finances, 1655–1658 Besitzer des Schlosses in Saint-Cloud. Nicht identifiziert.
Herzog Ernst an Anton Finck
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7. Herzog Ernst I. an Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben: Friedenstein, 25. April 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 204r, Konzept, Kanzleihand. Resolution des hinterlassenen Memorials, Nachsendung einiger Schriften.
Von Gottes Gnaden Ernst HzS p. Vester, Hochgelahrter lieber getreuer Wier erinnern Unß in gnaden welcher gestaltt Euch vnterthänig geschehen Unsere RESOLUTION auff Ewer übergebenes unterthänigste MEMORIAL,21 sambt deme, so wier in einem undt dem andern punct mehr nöthig erachten würden mitt ehrstem nachzusenden. Wie Ihr nun für ietzt bemeldte Unsere RESOLUTION, sambt einem MEMORIAL undt etzlichen Cammer [sachen] undt jagtsachen wie auch etzlichen VIDIMIRTen abschrifften die Elsaßische DONATION betreffend hiebey zuempfangen habt. Also werden wier Euch in andern sachen eins undt das andere ferner nachzuschicken undt Euch so dann so wohl in anderen alls zuemahl den Elsaßischen sachen halben mitt weiterem befehl undt INSTRUCTION zuversehen unvergeßen seyn; [Undt] Inmittels ist hiermitt unser begehren Ihr wollet deme so in obangeregten RESOLUTIONEN undt MEMORIAL enthaltenen gebührend nachkommen. An den DATUM Friedenstein den 25. APRILIS anno 1667. An Hanß Heinrichen von Witzleben undt Lt. Anthon Fincken.
21
Vgl. Nr. 8.
Briefe
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8. Beilage: Resolution zum Memorial Anton Fincks LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 205r–205v, Konzept, Kanzleihand. Beilage bzw. Konzept zum Schreiben Herzogs Ernsts vom 25. April an Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben.
Auf Lt. FINKENS MEMORIAL ist dieses die RESOLUTION: 1. Die SPECIFICATION der Waren sambt dem Preiß, so hier zu lande fallen
2. Die DIRECTION der Cammereinnahmen und ausgaben, auch wie die aufsicht dabey zuführen. 3. Die NEGOTIATION Hertzog BERNHARDS seel. forderungen betr.
Weil Unsers Sohns bericht nach dieselbe mit den Holländischen v. Dänischen Reise ACTEN schon eingepackt worden als hat es dabey sein bewenden: Soll aber doch zum überfluß nochmahls aufgesetzt: und nachgeschickt werden. Wird hierbey überschickt.22
Weil diese sache erst nach ihrer Wiederkunft auf PARIS zu TRACTIREN so soll ihnen noch zeitig genugsam INSTRUCTION und LEGITIMATION schreiben zugeschickt werden. 4. RECOMMENDATIONES an TOURAINE. An TOURAINE soll auf der Post eine GRAMOND. HARCOURT v. LONGUEVIL- RECOMMENDATION folgen: mit den übriLE. gen ist man nicht bekant. 5. Die Tabelle der Reisekosten. [Kann hierbey.] Ist Lt. FINKEN auf dem felde beym abschied nehmen vom H. Rentmeister zugestelt worden.23 v
6. Die [ausführlich] ümbständliche aus- Soll beobachtet werden. führung deßen so befohlen wird deutlich zu machen.
22 23
Ist nicht vorhanden. Vgl. die Aufstellung der Reisekosten in Band 2.
Punkte zur französischen Reise
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9. Beilage: Punkte zur französischen Reise LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, fol. 21r–21v, Kanzleihand, eigenh. Unterschrift Herzog Ernsts I. Vgl. das Konzept zu dieser Ausfertigung unter: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 206r–206v. Beilage zum Schreiben Herzogs Ernsts vom 25. April an Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben.
N. I. GENERAL PUNCTA. WELCHE AUF DER FRANZÖISCHEN REIse zue beobachten. I. IN ECCLESIASTICIS. 1. Warinne eigentlich die PRÆROGATIVEN des Königs in Franckreich, RESPECTU der Geistligkeit bestehen, vnd welches die DIFFERENZ sey RESPECTU anderen Catholischen Könige. 2. In was Zustand sich die REFORMIRTE Kirche in Franckreich befinde und wie es umb die TOLERANZ zwischen denen Lutherischen und REFORMIRTEN eigentlich bewand. II. IN OECONOMICIS. 1. Hatt man sonderlich die INTRADEN zubeobachten, welche ohne beschwerung der unterthanen erlangt werden, worinne der eigentliche Vortheil bestehe: Alß zum Exempel die flößen; Sowohl der Zimmer als bloche und Scheite, obnemblich einiger sonderbarer Vortheil in diesen und dergleichen nutzungen gebraucht werde. 2. Womit die Seidenwurmer in Franckreich ernehret werden, Ob Sie nicht mit einem andern gewachs, als mit den Maul= beerbäumen zuerhalten, als etwa mit Himbeeren (FRAMBOISES) p. Ob es eben weise maulbeer seyn müßen, und ob die schwarze nicht eben so gut seyn; wie auch 3. Solche Maulbeerbäume am besten fortzuepflanzen: durch samen oder reyser, Und ob nicht mehr Vortheil, wann man die Baume niedrig als gestrauch und Stauden: als wenn man sie hochzöge. Uber dieses Sollen sie zusehen, ob Sie die beyden Bücher so sie mit bekommen Als PLANS PROFILS DES PLACES PRINCIPALES DE FRANCE.24 24
Nicolas Tassin, Les Plans Et Profils De Tovtes Les Principales Villes Et Lievx Considerables de France: Ensemble les Cartes generales de chacune Province [...] Premier Partie, A Paris, Chez Melchior Tavernier, en l’Isle du Palais, sur le Quay regardant la Megisserie, à la Spere 1638.
Briefe
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2. Soll Lt. Fincke seinem Versprechen nach das franzöische werck von der König. COMMISSION in die PROVINCIEN25 von Darmstad wieder zurückschicken. 3. Ferner sol der Lt. Fincke den ienigen TITUL seines aufsatzes welche hierbey EXTRADIRT zu befinden, vollend ELABORIRen, laut der beygeschriebenen RESOLUTION. C. Ernst HZSachßen p. *
*
*
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10. Beilage: Anweisungen an Anton Finck über die noch auszuarbeitenden Punkte LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 208r–208v, Konzept, Kanzleihand. Konzept zum Schreiben Herzogs Ernsts vom 25. April an Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben.
C. PUNCTA So noch auszuarbeiten. 1. 2. 3. 4. 5.
Vom Geistlichen Kirchen Staat und den PRIVILEGIen der Frantzosischen Kirche. Von dem Zustand der REFORMIRTen RELIGION heutiges tages. Von denen VNIVERSITETen beeder RELIGIONen. Von denen Städten, wo Müntzen und Parlamente seyn. Von den Parlamenten auch dergleich CORPORIBUS der JUSTITZ, als da sind: COURS DES AYDES. PRESIDAUX. BAILLIAGES. SENESCHAUSSEZ. 6. Von den Finantzen, auch THRESORIERS D’ESPARGNE.
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Der französische Text ist in den Akten nicht enthalten. Es handelt sich nicht um einen Druck. Vgl. das Manuskript in der Bibliothèque nationale de France. Bibliothèque de l’Arsenal: Ms3970. Recueil concernant les maîtres des requêtes, darin: Mémoire et instructions pour les maîtres des requêtes commissaires départis dans les provinces, 1664. Weitere Ausf. ebd. u.a. MS 3621 „Mémoire sur le Languedoc, année 1699“, darin dass. Vgl. auch: Archives du Ministère des Affaires Étrangères, Paris, MS 1753, darin dass. Ein Manuskript befindet sich auch in der Bayerisch Staatsbibliothek München, Cod.gall. 210, fol. 1–20. Daneben: Pierre Clèment, Lettres, Instructions et Mémoires de Colbert, Bd. 4, Paris 1867, Nr. 25 Instruction etc. [Sept. 1663], 27–43. Dieser Text ist wohl ein Entwurf. Der Text von 1664 ist umfangreicher und detaillierter. Die Übersetzung Anton Fincks in Band 2, II. 6.
Noch auszuarbeitende Punkte
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7. Von den GUBERNAMENTen der Provintzen und Castelen, und Zustand der Frantzösischen Militz im Königreich. 8. Von den DIGNITETen so der König wol verdienten MINISTRIS zu CONFERIRen pflegt: als da sind, Hertzogthume: PAIRIE: MARSCHALAT und Ritterthumb Seiner beeden ORDEN. 9. Durch was vor gelegenheit die meisten Provintzen und Länder von altershero an Franckreich erwachsen. 10. Welche Provintzen noch von altershero die gerechtigkeit erhalten, daß Sie sich versamblen dürffen, und umb eine Verwilligung vom Lönig gütlich ersucht werden müßen, auch welche gezwungen seynd, so viel auflagen zutragen, als der König will. 11. Von denen Landgräntzen und Meerporten des Königreichs, deren SITU, Stärcke und Schwäche. RESOLUTION. Uber alle diese Puncten soll H. Finck was so rückständig, ausarbeiten und überschicken mit der bequemsten OCCASION so zu haben, sonderlich zu bevorstehenden Straßburger und Franckfurther Meß=Zeiten, damit das PORTO nicht zu hoch komme: Und wird so dann hier auch die nothdurfft ferner darauf bedacht, und was auf hiesigen ESTAT davon zu APPLICIren, COMMUNICIret werden.
12. Von dem ackerbau, Waldungen und MINERALIen, auch Saltzwercke des Königreichs. 13. Von denen Örthern, wo Wein, und andere edle gewachse, als Citronen, oliven, Roßmarin zufinden. 14. Von den Vornembsten Flüßen des Königreichs. 15. Von anzahl der Provintzen im Königreich und derselben Macht. 16. Von beyden CARDINÄLen PRIVATleben und wandel, auch in welche Heußer Sie ihre freundinnen verheyrath. 17. Wie mann den kleinen TOUR in Franckreich anstellen solle, und was für Städte dabey zu sehen. 18. Wann und wie mann den großen TOUR von Franckreich verrichten soll, auch was an Städten und dergleichen notables darbey vorfellet. 19. Warnung, wie mann sich mit Landgutschern, Postillonen, Schiffleuthen, Wirthen, Gesellschafften auf der Reise und dergleichen bewegen soll. 20. Wie mann sich mit Kaufleuthen und den Wechselgeldern verhalten solle: auch nachricht, wie viel mann allemahl bey sich nehmen und von orthen zu orthen übermachen laßen solle. 21. Wie mann sich mit den Frantzösischen MEDICIS, dero MEDICAMENTen, Apotheckern und CHIRURGIS betragen soll, auch ob mann sich in Franckreich auf der Teutschen arth, und mit denen in Teutschland gewöhnlichen MEDICAMENTIS CURIRen laßen könne? Uber diesen Punct ist mit dem MEDICO zu SILIO zu überliefern.
CONFERIRen
und die gedancken mit beygefügtem CON-
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Briefe
11. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Darmstadt, 29. April 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 175r–176v, eigenh. Ausf. Dank für die Erlaubnis zur Reise, Weg bis Darmstadt, Treffen mit den Brüdern, schlechte Nachrichten aus Lothringen, Finck und Witzleben gehen nach Frankfurt.
Durchleuchtigster Hochgebohrner Fürst, Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter, Ich erkenne nochmahls mitt Kindgehorsamen und demüthigen Danck die hohe mir erzeichte Vatterliche gnade in gnädiger beurlaubung meine Reise in Franckreich zu thun und die Selbe würcklich anzutreten. Wenn mich denn nun hochlich erfreuet daß itzgedachte Reyse mitt dero Vätterlichen CONSENS und Willen ich thun kann, Alß Soll Solches mir eine stätige anreitzung seyn mich dergestalt zuerweißen daß gleicher gestalt ich dies Wichtige Werck mitt Gott angefangen, also auch solches mitt Gott fortsetzen und endlich mitt Gott glucklichen vollenden, auch dero Vatterliche Christfürstliche Verordnung so viel möglich gebührend in obacht halten, zweiffele nicht Gott werde mein demüthiges eyfriges gebeth anhören und Seinen Vatterlichen Segen zu diesem hohen Werck dergestalt verleyhen daß es zu beforderung Seiner Ehre, zu Vergnügung Ew. Gnd. Verlangen und INTENTION, und zu meinem Wachsthumb in allen Christlichen tugenden ausschlagen möge. Sonst berichte derselben in Kindgehorsamer REVERENS daß nach Gnädiger erlaubnüß wir unsere reyse auf Vach26 zu Mittag und abens auf Hasel27 volzogen, des andern tages sind wir auf Fulda Neuenhoff28 zu Mittag und Abends auf Steinau29 kommen, des tritten tages zu Mittag auf Gelnhausen und Abends auf Seligenstädt, des viertten tages weill ich meinen H. Schwager30 überraschen wolte, habe ich mich mitt M. Witzleben31 früh aufgemacht und die andern bedienten neben der CALESSE sachte nachgehen laßen, Alß ich nun vor das neue Thor kam gaben wir an wir zween weren von Caßell zu dem H. Landgrafen mitt briefen abgeschicket, weil Sie uns aber zu dem Thor nicht einlaßen wolten, musten Wir zum andern Thor reiten alwo wir auch nicht eingelaßen wurden, musten also die gantze stadt umbreiten bis Wir an das Thor beym schloß kamen, vor welchem wir wohl eine halbe stunde halten musten ehe wir eingelaßen wurden weil Sie uns erst anmeldeten, als Wir eingelaßen wurden ritten Wir gleich vor das schloß, und stiegen ab, und gingen 26 27 28 29 30 31
Vacha. Kirchhasel. Neuhof. Steinau an der Straße. Ludwig VI. (1630–1678), Landgraf von Hessen-Darmstadt. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 15.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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hienein, im hineingehen aber stunde die zween brüder32 am fenster, welche mich erkand und verrathen hatte ich kam aber doch noch hinauf ehe der Landgraf es erfahren hatte, kam also zu Mittag umb 11 Uhr zu Darmstadt glücklich an, wurde bald nach meiner ankunfft gespeiset und nach gehaltener tafel blieben wir beysammen bis zur betstunde, Gestern am Sontage Sind wir frühe umb 8 Uhr und nachittage zur betstunde um 3 Uhr in die Kirche gangen, Speiseten zu mittage bey der alten Fürstin33 welche ich Ew. Gnd. mit anbefohlene freundlichen gruß neben der Frau Mutter34 freundlichen schreiben überbracht. Was anlanget unsere reise von hier bis PARIS hätte meine schuldigkeit wohl erfordert Ew. Gnd. ehender als itzo geschen was unsere unvorgreiffliche gedancken dar von seyn, darvon Kindgehorsamen bericht zu erstatten. Weill aber die schleinige reyse und unbequemblichkeit zu schreiben, Solches verhindert als hoffe Ew. Gnd. werden solches nicht in ungnaden vermercken, berichte aber, daß nach dem wir nicht alleine hier, sondern auch die gantze reyse über sind verständiget worden daß nicht allein naher Lothringen zu und andern orthern darauf wir zu ziehen von Ew. Gnd. sind befehliget worden, viel ärger als erachts mitt der schräcklichen Seuche der Pestilentz angefüllet sey, sondern auch gantz Lothringen wegen der darinne liegen vielen Kriegs Volckern sehr unsicher gemacht worden, Als ist M. Witzleben und M. Finck,35 nicht alleine die Wechsel und gelder zue stande zu bringen sondern auch gewißere nachricht und guthen rath von denen Kaufleuthen einzuholen heute morgen naher Franckfurth gereyset, kann also Ew. Gnd. noch keine gewiße gehorsame nachricht Welchen Weg zunehmen, zuertheilen, und weil morgend Sie wiederumb alhier werden seyn und einige gewißheit mitt bringen werden, als wollen wir nicht unterlaßen mit nechst kom mender post gehorsamen und Unterthanigen bericht einzuschicken, Schließlichen Wiederhole ich meinen bey meiner gnädigen beurlaubung gethanen Kindgehorsamen Wunsch, Gott Wolle dies Werck Segnen wie von Ew. Gnd. gewundschet und gehoffet wird Er Wolle Ew. Gnd. neben Ihr Gnd. der Frau Mutter und meine anderen geschwister36 nicht allein bey guther gesundheit und Fürstlichen Wohlstand erhalten Sondern auch Ew. Gnd. zu dero Schweren Regierung gnade verleyhen, Er Segne Ihre Rathschlage und alles Christliche Vorhaben Weil zu Gottes Ehren und aufnehmung des gantzen landes gedeyen mugte. Im übrigen bitte ich nochmahls Sie das gnädige vertrauen zu mir haben ich werde mich in meiner gewiß dergestalt versehen daß nichts vorlauffen muge daß Etwan 32 33 34 35 36
Albrecht (1648–1699) und Bernhard (1649–1706), Herzöge von Sachsen-Gotha. Sophie Eleonore (1609–1671), Landgräfin von Hessen-Darmstadt, geb. Prinzessin von Sachsen, vermählt mit Georg II. Landgraf von Hessen-Darmstadt. Elisabeth Sophie (1619–1680), geb. Prinzessin von Sachsen-Altenburg, vermählt mit Ernst I. von Sachsen-Gotha. Anton Finck, vgl. Anm. 16. Elisabeth Sophie, vgl. Anm. 34. Die in Gotha lebenden Geschwister: Heinrich (1650–1715), Christian (1653–1707), Dorothea Maria (1654–1682), Ernst (1655–1715), Johann Ernst (1658–1729).
Briefe
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den großen Gott oder Ew. G. dardurch beleidiget und erzürnet würde, auch mich noch ferner mitt dero Vatterlichen hulde würdigen, ich an meinem orth will nicht ermangeln laßen thatlich zuerweisen daß ich Sey Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HzS *
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12. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Darmstadt, vermutlich 3. Mai 1667 (st. v.), Eingang: Gotha, 10. Mai 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 174r–174v, eigenh. Ausf. Dank für das erhaltene Handschreiben, Rückkehr Fincks und Witzlebens aus Frankfurt, Verzögerung der Abreise.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst, Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter, Ew. Gnd. gnadiges Handschreiben, Welches den 25. APRIL. DADIRT,37 mich Ew. Gnd. guthe gesundheit und gnädige Vätterliche gegen dero Kindgehorsamen Sohne annoch tragende hohe AFFECTION vergewißert, habe ich Vorgestern den 29 APRIL mitt Kindgehorsamer REVERENTZ erfreulich erhalten, Wie mich nun solche Vergewißerung so wohl deroselben guthen gesundheit als auch Vatterlichen gnade mich hochlich vergnüget und erfreuet hatt, Also werde ich nicht ablaßen Gott vor erhaltung dero gesundheit und glücklichen fortgang deroselben hohen Verichtungen instandig anzuruffen, Meiner weniger auch mich hochlich und erstlich zubemühen durch meine Kindgehorsame folge v. demuthige REVEr RENTZ noch ferner zuerhal= ten, Sage darneben Kindgehorsamen danck vor die gnadig Vatterliche anwünschung zu der angefangenen reyse, Gott wolle es alles nach seinem Vatterlichen Willen ausschlagen laßen. Berichte hiernechst das M. Witzleben38 und H. Vinck39 erst gestern seynd wieder kommen. Weill Sie von denen Sachen die zu EXPEDIREN gewesen gar zu lange seynd aufgehalten worden, aber gar nicht viel ausgericht, wie es Ew. Gnd. aus ihrem unterthanigen bericht mitt mehrem werden sehen können, gestern sind Ihre Gnd. die alte Für37 38 39
Das Schreiben ist nicht vorhanden. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 15. Anton Finck, vgl. Anm. 16.
Anton Finck an Herzog Ernst
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stin40 naher Ems ins warme bad gereyset, Was sonst unsere reyse ferner betrifft werden Ew. Gnd. aus der andern unterthänigen RELATION vernehmen,41 Ich an meinem orth habe bey dem Schwagern42 die gantze Zeit, weill ich hierbei umb DIMISSION angehalten habe aber gantz keine erhalten können, daß es scheinet ich werde diese woche von hier Schwerlich abreysen können hoffe aber es mogte auf nechstkommenden montag können angestellet werden, will zwar noch einmahl darumb anhalten, solte es aber diese Woche nicht geschehen, so bitte ich Kindgehorsamlich es wolle es Ew. Gnd. nicht in ungnaden vermercken, zu dem ich selbesten ein groß verlangen habe die reyse fort zu setzen, und ich anitzo (Ew. Gnd. in Kindgehorsamen vertrauen zu sagen) wohl sehr daß gewesen, daß ich damahls nicht mittgezogen bin, Im übrigen habe ich dero mir gnädig aufgetragenen Gruß an die alte Fürstin wie auch an den H. Landgrafen und deßen H. Brudern43 welcher nun schon 3 Wochen hier ist bester maßen abgelegt welche mir denn allerseits anbefohlen Ew. Gnd. ihre freundliche und dienstlichen Gruß zu vermelden. Gott erhalte Gnd. Nebst der Frau Mutter44 bey bestendiger guther gesundheit RECOMMENDIRE mich in dero beharliche Vatterliche gnade und zu erweisen daß Sey Fried *
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13. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Darmstadt, 3. Mai 1667 (st. v.), Eingang: Gotha, 10. Mai 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 172r–173r, eigenh. Ausf. Anton Finck, eigenh. Unterschrift J. H. von Witzleben. Ankunft in Darmstadt, Reise nach Frankfurt zu Johann Ochs, erhalt eines Wechselbriefs, Empfang zweier Adressbriefe, Frage der Geldüberstellung an Johann Ochs, Seuche in Lothringen, Empfehlungsschreiben an Turenne u.a.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Fürst vnd Herr, E. Fürst. Durch. berichten diese vnßere vnterthste. Zeillen, daß wier ins Gesambt im beleithe Gottes alhier in Darmstatt den 27ten APR. wohl angelanget 40 41 42 43 44
Sophie Eleonore, vgl. Anm. 33. Vermutlich das Schreiben Fincks und Witzlebens. Ludwig VI., vgl. Anm. 30. Georg (1632–1676), Landgraf von Hessen-Darmstadt, Bruder des Landgrafen Ludwig. Elisabeth Sophie, vgl. Anm. 34.
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vnd alles in glückseeligem Stande angetroffen, Montags den 29ten dito reyseten wier Diener nach Fforth vnd pflegten mit beyderseits Kaufleuthen OCHSEN45 vnd DE FAMARS46 alle Notturfften, welche Sich vnterthst. bedanckt, da sie von E. Durch. Sie zue dero diensten gst. ersucht worden, OFFERIren alle möglichste aufwartung. Den Wechsel anbelangendt hath JOHAN OCHS vns einen Wechselbrief a 1.500 Rthlr. ahn Seinen CORRESPONDENten naher Paris, NICLAS FORMONT,47 mitgegeben; alß wier aber wegen des LAGGIO eigentich wissen wollen geantwortet, daß die wechsel bey diesen Zeithen vngewöhnlich hoch, jedoch dabeneben alle Monath ziemlich DIFFERENTe lieffen, so daß man deren Gewißheit eher nicht, alß von dem DATO da man den Wechsell aufnehme, berichten könte, Wolte aber zusehen daß E. Fürst. Durch. vber 3. Pr. CENTO nit beschweret würden. Der DE FAMARS hath vns ebenmässig einen EVENTUALEN Wechselbrief von gleicher SUMMA zugestellet, dieselbe bey seinem CORRESPONDenten zu Paris, nahmens DAVID KOCHEN,48 nach gelegenheit zuerheben oder weiters REMITTIren zu lassen. Weilen Er vns auch versichert, daß die Ducaten gegen 2. Frantz. Thaler noch zu Metz außzuwechseln wehren, alß haben wier das mitgegebene Goldt CONSERVIrt vndt von ihme Einen brief ahn Mr. DE PERSODE49 mitgenommen, solches vmbzusetzen. Damit auch die von E. Fürst. Durch. anbefohlne DESIDERATA von erfahrenen Männern desto volständiger in Kundschafft zuziehen, alß hath Er vns mit 2. ADDRES=brieflein ahn Mr. HERWART50 vnd Mr. DU FRESNE,51 beyde vornehme König. MINISTROS versehen, Sonsten ist Er des darvorhaltens, daß man bey diesen Schweren Zeithen, da die COMMERCIA fast erliegen, kein Wechsel vnter 3. oder 4. Pr. CENTO werde haben können. Damit aber in diesem pass E. Furst. Durch. etlicher maßen SOULAGIrt möchten werden, achtet Er nützlich, daß E. Fürst. Durch. die ahn ihn EVENTUALITER gesonnene 1.500. Rthlr. ihme zeitlich in banco geben vndt damit mitlerweil agiren liessen, welche doch ohne das in der Rent=Cammer müssig liegen vnd aufwarten müsten. Auf diese weis würde Sich Solches Gelt etlicher masen selbsten verdienen vnd den LAGGIO leichter machen. Es würden mittel genug sein, dieselbe gelder in einem fas mit Hobel=Spanen oder andern MATERIALIEN angefüllet, bey dieser OCCASION der Leipziger Messe, durch dero Landes= oder andere Fuhr=Leuthe, so bekant sind, anhero vberbringen zu lassen. Man brauche das Gelt oder nicht, solle Solches zu E. Fürst. Durch. DISPOSITION alzeit in Sicherer Verwahrung bleiben. Er suche blos vmb Ehr vnd keinen PROFIT zu dienen. Eß 45 46 47 48 49 50 51
Johann Ochs, vgl. Anm. 17. Jacob de Famars, vgl. Anm. 18. Nicolas Formond, Kaufmann in Paris. David Koch, Kaufmann in Paris. N.N. Persode, Kaufmann in Metz. Barthélemy Hervart, vgl. Anm. 19. Léonard de Mousseaux (1610–1673), Seigneur du Fresne, französischer Diplomat, Conseiller du Roi, seit 1658 kurmainzischer Resident in Paris.
Anton Finck an Herzog Ernst
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könten Sich auch vnter des mittel aufwerffen, daß leuthe aus Franckreich benötigt wehren, gelt in Teutschland zuhaben, worauf man allenfals auch bedacht vnd solche zuerkündigen Sich angelegen sein lassen müste. Welchen Vorschlag wier gern angehört vnd dabeneben vor rhatsam erachten, daß solches ins Werck zusetzen E. Furst. Durch. PRO AUTHORITATE ihn DE FAMARS hierunter ersuchen liessen, Den Weg naher Metz anbelangendt, haben Wier vns dessen aufs sorgfältigste erkündigt vnd alle örther, worauf Wier zu kommen, auch mittag= vnd nacht=leger halten werden, fleißig bemercket. Eß sol, einlaufenden bericht nach wegen CONTAGION vnd Soldaten Gefahr, Gott lob, sonderlich nichts zubedeuten haben. Werden vns aufs möglichste vorsehen, mitt göttl. willen künfftigen Montag von hier auf sein, ein Pass mit=nehmen vnd zuvor nochmahl schreiben. Vnterdessen wirdt nichts nötigers sein, alß die RECOMMENDATIONES an die MARESCHAUX von TURENNE,52 GRAMOND53 vnd andere Herren alsobalten vnd anfangs vnsers ankommens zu Paris zu haben, damit man Sich mit nothwendiger ADDRESSE darnach richten möge. Des DE FAMARS CORRESPONDENT ist bekanter, beliebter vnd ACTIVER alß der ander. Gestern PASSIrt ein COURIER durch Fforth, bringt dem Kayser die König. DECLARATION wegen der Possess in Niederland Sich zubemächtigen. Hierbey schickt der von FAMARS, was der König [neulichen] wegen Finantzen vnd Policey neulicher Zeith PUBLICIren lassen, womit E. Fürst. Durch. zu gsten. Hulden vns vnterthst. empfehlen E. Fürst. Durch. Vnterthanigste, pflichtschuldigste Hans Heinrich von Witzleben Anthon Fincke
52 53
Henri de La Tour d’Auvergne (1611–1675), Vicomte de Turenne, Maréchal de France. Antoine III de Gramont (1604–1678), Duc de Gramont, Maréchal de France.
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Briefe
14. Johann Ochs an Herzog Ernst I.: Frankfurt am Main, 3. Mai 1667 (st. v.), Eingang: Gotha, 6. Mai 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate, 1747, fol. 21r–21v, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, Bericht über die Abreise Herzog Friedrichs und seiner Begleiter von Darmstadt nach Metz, Mitteilung der Empfehlung an den Kaufmann Nicolas Formond in Paris.
DURCHLEUCHSTIGER FÜRST, GNÄDIGSTER HERR, E. Fürst. Dh. gnädigstes SCHREIBEN vom 22. APRIL54 hab ich zurecht empfangen und in vnderthänigster antwort darauff zuberichten, daß dero geliebten Herrn Sohns Hertzog Friederichß Furst. Dh. mit bey sich habenden leuthen und meiner RECOMMENDATION gestern von Darmbstatt nacher Metz abgereist,55 der Meinung ferners von dar nach pariß zugehen, wie dan meine RECOMMENDATION uff dahin an Herrn NICLAS FORMONT56 einen am König. Hoffe wohlbekannten Kauffmann laute, der Sie nach notturfft mit geld und gutem rath, wie der erfolg geben wird, versehen wird , worauff sich nun Ihro Fürst. Dh. zuverlaßen haben, es ist auch die ADDRESSE und RECOMMENDATION auff bemelte 2 persohnen nemblich Herrn Hanß Heinrich von Witzleben57 und Lt: Anthon Fincken58 gerichtet, damit Sie INCOGNITO sein können, waß nun an gelder aufgenommen wirdt, daruber werd ich hernegst die qvitungen senden und meine bezahlung erwarten, mit Ihro F. Dh. wird mein Sohn in seiner rückkunfft wegen der wexelgelder alle notturfft abreden, waß ferners vorfält, darinne Er Fürst. Dh. dienen kann, bin ich willig und geneigt und negst empfehlung gottes verbleibe Frfurt den 3 maii 1667. Ew. Fürst. Dh. vnderthänigster Diener Johann Ochß.
54 55 56 57 58
Nr. 6. So war die ursprüngliche Planung. Die Abreise erfolgt aber erst am 13. Mai. Nicolas Formond, vgl. Anm. 47. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 15. Anton Finck, vgl. Anm. 16.
Jacob de Famars an Herzog Ernst
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15. Jacob de Famars an Herzog Ernst I.: Frankfurt am Main, 3. Mai 1667 (st. v.), Eingang: Gotha, 6. Mai 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate, 1747, fol. 22r–22v, eigenh. Ausf. Ablieferung des herzoglichen Schreibens durch Finck und Witzleben, Ausstellung der Empfehlungsschreiben an die Korrespondenten in Metz und Paris, Modalitäten der Geldüberstellung.
DURCHLEUCHTIGSTER Fürst vnnd Herr GNÄDIGSTER Herr. Ewer Hochfürst. Durchleucht SUB DATO 22. APRILLIS ahn vns abgelassenen gnädigstes Schreiben, ist vns durch die Herren von Witzleben, vnd Lict. Fincken den 29ten EJUSDEM selbsten wohleingelieffert worden, vnd haben wihr daraus, wie auch gedachter HH. Mündlichen RAPPORT Ew. Furst. Dh. gnädigsten willen vnd befelch mit mehrem vnderthänigst verstanden. Gleichwie nun vnsers orths alleß vfs trewlichste SECRETIRT, vnd in höchsten geheimb verbleibet, alß haben mit mehr erwehnten beyden Herren wir Ewer Hochfürst. Durch. gnädigsten INTENTION in allem erreicht, vnd daß vertrawte werckh vfs stilste, sicherste vnd nützlichste MENAGIERT werden möchte, reifflichen vberlegt, dieselbe so fort auch mit allen nöthigen CREDITIVEN, vnd RECOMMENDATION ahn vnsere CORRESPONDENTEN zu Metz vnd Paris alß Nemblichen waß die 1.500 fl. anbelangt an DAVID KOCH59 Handelsman daselbsten vnd was die CONSENTIRUNG der CURIOSITÆT in Cammer- Hoff vnd Kriegs Sachen betreffen möchte, ahn die Herren DU FRESNE,60 vnd D’HERWARD,61 alß in allen diesen stücken erfahrene, vnd berühmte leuthe, verhoffentlichen dergestalten versehen, daß zu erlangung ihres SCOPI zumahl keine Hinderung noch mangel sein wirdt. Wann aber Gnädigster Fürst vnd Herr in betrachtung der Jetziger Zeit überall schädlichen wechsel vnd Geltmängel, wie auch daß keinem Kaufman in Paris, noch sonsten, wo wohl zugemuthet werden kan, die DESIDERIERTE 1.500 fl. so lang in CASSA fruchtloß still liegen zulassen; biß man solche komme abzu holen, alß will bey gegenwertiger OCCURENTZ die Notturfft erfordern, daß vnter ORDRE denen selben PARI PASSU das Geld zugelegt werde, wie dann durch vns zu gleicher Zeit auch würcklichen beschehen. Damit nun der wechsel nicht zu hoch lauffen, vnd Ewer Fürst. Dh. den LAGIO des vorschusses entübrigt sein mochten, so solten ohnmaßgeblichen fur guth anstehen, daß Entweder mit denen hiesigen von der Leiptziger Meß durch Gotha wiederkehrenden Kauff oder Fuhrleuthen, Man die mehrbedeutete 1.500 fl. baar vberschicken thäte, gestalten mit H. von Witzleben vnd H. Lict. Fincken hierin auch viel vnd weitläufftig geredet worden, auff deren RELATION vns dan fürders beziehen, vnd Ewr. Hoch59 60 61
David Koch, vgl. Anm. 48. Léonard de Mousseaux, vgl. Anm. 51. Barthélemy Hervart, vgl. Anm. 19.
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fürst. Durch. darmit zu langwieriger lebens fristung vnd glücklicher Regierung der allgewaltigen Obhut Gottes trewlichst, vns aber zu dero Hochfürst. Gnaden Hulden gehorsambst befehlen thun, alß Ewer Hochfürst. Durch. vnderthänigste gehorsambste Jacob de Famars Elter vndt Jünger Franckfurth den 3/13. MAII 1667. *
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16. Anton Finck an Johann Breithaupt: Darmstadt, 6. Mai 1667 (st. v.), Eingang: Gotha, 10. Mai 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 23r–24r, eigenh. Ausf. Bestätigt den Eingang des Reisekostenüberschlags, Bemerkungen dazu, Verzögerung der Abreise, Schaden der Kalesche auf dem Weg nach Darmstadt, Reiseweg bis Metz, Abschrift der Instruktion für die Maîtres des Requetes, Empfehlungsschreiben an Turenne soll nach Paris gehen.
Edler Vest vnd Großachtbahrer g. g. Hochgeehrter vnd sonders werther Freund,62 Demselben fügen meine dienst. wiederantworts=Zeillen hiemit zuvernehmen, daß ich dessen beliebtes schreiben63 zusambt dem Einschlus DEß VBERSCHLAGß DER REYS=KOSTEN,64 beneben dem grossen PAQUET65 von ihrer Fürst. Durch. vnserm allerseits g. Fürsten vnd Herrn zu meiner wiederanherokunfft von Fforth zurecht erhalten habe. Vnterdessen aber wirdt aus vnserm ohne Zweifel auch zurecht eingeloffenen bericht=Schreiben zuersehen gewesen sein, was Wier zu Fforth wegen wechsels vnd sonsten andern Reis=geschefften vor anstalt gemacht haben, Wiewohl wir auch gehoffet, vnsere Reyse, alß heuthe montags von hieraus fortzuführen, vnd zu solchem Ende alle drey Printzen66 neben vnß dienern, bey Herrn Landgraf Ludwigs Fürst. Durch.67 beweglichst angehalten, vnterlassen jedoch Ihro Fürst. Durch. Neben dero Fürst. Fr. Gemahlin68 nicht, 62 63 64 65 66 67 68
Johann Breithaupt (1606–1681), seit 1640 Rentmeister in Gotha, 1675 Kammerrat. Das Schreiben ist nicht vorhanden. Vgl. den Überschlag der Reisekosten in Band 2. III.1.8. Hierzu gehören auch die unter Nr. 8 bis 10 abgedruckten Aktenstücke. Neben Herzog Friedrich waren das seine von Tübingen nach Darmstadt beorderten Brüder Albrecht (1648–1699) und Bernhard (1649–1706), Herzöge von Sachsen-Gotha. Ludwig VI., vgl. Anm. 30. Elisabeth Dorothea (1640–1709), geb. Prinzessin von Sachsen-Gotha, 1666 vermählt mit Landgraf Ludwig VI. von Hessen-Darmstadt, Schwester Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha.
Anton Finck an Johann Breithaupt
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dieses vorhaben zu RETARDIREN, wie ich dan mehr sorge alß hoffe Wier möchten noch diese woche alhier aufgehalten werden, worüber zwar die köstliche Zeith zum reysen versaumt werden muß, ihro Fürst. Durch. aber keinerley RATIONES, sie seyen wie Sie wollen, bey sich hoffen lassen, sondern alles ahn hohen orth zuverantworten REPLICIREN. VBER DIE bey den REIßKOSTEN angeführte SPECIFICIrte SPEÉSEN felt mier dieses bey zuerinnern, daß nichts gesetzt worden 1. Von des Printzen EXERCITIA. 2. Tringelder derjenigen Orthen so vmb Paris herumb zusehen sein werden. Gleichwie aber wegen der Sachen vngewisheit nichts gesetzt werden können, alß werden wier pflicht=schuldigst beflissen sein, mit gebührender MODERATION alles in acht zu nehmen, so viel Wier hoffen zuverantworten, Wier sind von Gotha bis anhero ziemlich vnter denen DEPUTIrten Reys=Kosten geblieben, aber hergegen eins vnd anders ahn der Calleschen REPARIREN lassen müssen, gestalt dieselbe nicht weit von dem orth ienseit Steina69 auch zerbrochen, wo vor diesem der andern Printzen CAROZZA schifbruch gelitten.70 Hetten wir Einen DIAMANT gehabt, hetten wir auch dergleichen HISTORIA in die Fensterscheiben zu Steina geschrieben, davon der Her Hoffrath von Brüschenck71 REALTION thun wirdt. Die auf Metz von hier einrichtende Reis, wirdt mit guther Leuthe Rhat (Sonderlich des alhiesigen Hof=Predigers M. Schlossers72 Meynung, so von Saarbrücken gebürtig) dergestalt vorgenommen werden, daß wier vber Oppenheim, Altzheim vnd Kircheim gehen müssen: Daselbst wohnet ein Gräf. Weilburgischer Amptman, Einer von Geispitzheim,73 so mein guther bekanter von albereit 14. Jahren gewesen, vnd vns weiter gute anleitung vber Kayserslauter (Vielleicht auch Homburg vnd Landstuell) auf Saarbrücken vnd Metz zugeben wissen wirdt. Vnterdessen, daß wier wieder vnsern willen alhier aufgehalten werden, will ich den bewusten Frantzös. TRACTAT, so der König MEMOIRES POUR LES MAISTRES DES REQUESTES74 genant vnd ich vorhin Teutsch VERTIrn müssen,75 alhier folgends abschreiben. Auch will ich CONTINUIREN, die Jagt= Ordnungen ins Frantzosische zuübersetzen vnd im vbrigen nicht vnterlassen, wo Fürst. befehl vnd meine Schuldigkeit mich hinweiset, in einem vnd andern zubeobachten, Ehe wier von hier wegreisen, werde ebenmessig mit noch einem vergewisserungs Schreiben antworten, letztlich stehet noch zu erinnern, damit wier die RECOMMENDATION ahn den MARESCHAL von TURENNE zu Paris vorfinden,76 Thue im vbrigen meinen g. g. hochgeehrten Herrn der gött. Vorsatz 69 70 71 72 73 74 75 76
Steinau an der Straße. Während der Reise der Prinzen Albrecht und Bernhard von Sachsen-Gotha nach Tübingen. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof (1639–1679), Kammerjunker Herzog Friedrichs. Johann Philipp Schlosser (1613–1675), seit 1655 Hofprediger und erster Stadtpfarrer in Darmstadt. Georg August von Geispitzheim, nassau-weilburgischer Oberjägermeister. Der französische Text ist in den Akten nicht enthalten. Vgl. Anm. 25. Vgl. Instruction, der König. Maistres des Requestes. Vgl. den Text in Band 2, II. 6. Vgl. das Konzept des Recommendationsschreibens hier Nr. 19.
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vnd mich zu dessen wohlgewogenheit dienstlichst empfehlen, verpleibendt in alwege Meines ggst. hochgeehrten Herrn vnd grossen Gönners vnterdienstwilligster als A. Fincke. *
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17. Jacob de Famars an Herzog Ernst I.: Frankfurt am Main, 10. Mai 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate, 1747, fol. 25r, eigenh. Ausf. Modalitäten der Geldüberstellung.
DURCHLAUCHTIGSTER FÜRST VND HERR. GNÄDIGSTER HERR. p. Ewere Fürstliche Durchlaucht werden sonder zweyffelen vnßern jüngsthin vnter dem 3/13. dießes Monaths, an Sie vnderthänigst abgelassene Schreiben77 zu Gnd. Händten Empfangen haben, widrigens Fall beygehendte Copey davon Ewer Fürst. Dh. anstat des ORIGINAL diene. Daß Ewre Fürst. Dh. gnädig gefallen tragen werden mehr erwehnte fl. 1.500 dem hiesig zu recht auß der Leiptziger Messe komendte vnd reißende Kauffleuthe mit baar anhero gehen zulaßen. gewarten. Dieses kan nach Ewrer Fürst. Dh. gnädig belieben dem Herrn Sebastian Schweitzer anbefohlen werden. Inzwischen Empfehle vns zu dero hochfürst. Durch. Gnade vnd Hulde gehorsambst befehlen thun als Ewrer Fürstliche Durchleucht Vnderthänigste Gehorsambste Jacob de Famars Eltern vnd Jüngern Frankfurth den 10/20. MAII 1667.
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Nr. 15.
Herzog Ernst an Anton Finck
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18. Herzog Ernst I. an Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben: Friedenstein, 11. Mai 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 179r–180r, Konzept, Kanzleihand. Nachricht über den Aufenthalt in Darmstadt, Bestellung der Wechsel in Frankfurt am Main, Übersendung des Empfehlungsschreiben an Marschall Turenne, Bitte um Nachricht über Truppenbewegungen, die von Ochs übersandten Kupferstücke betreffend, Liste zu besorgender königlicher Verordnungen.
Vester vnd Hochgelahrter lieber getreuer, vns ist Euer zu Darmstatt vom 3ten dieses abgelaßenes schreiben78 wol zukommen, haben daraus Eure ankunfft vnd stillager daselbst, auch die verrichtung mit bestellung deß Wechsels zu Franckfurt vnd [vorhabende] fernere[r] fortsetzung Eurer Reise [berichtet] mit mehrerm vernommen [vnd] mit welcher Ihr indeßen verhoffentlich ein gute werck weiter haben werdet [Vnd haben uns nicht wenig ge wundert vns anfanglich nicht wenig daß Ihr Euch besagtem sich Unser Sohn zu Darmstatt so lang auffhalten laßen, Da er doch wie Euch bewust, mann hier antretung deselben, damit mann binnen Tagen von hier in Paris sein könne, so sehr geeylet: wollen vns dennoch versehen Ihr werdet hiernechst bey continuation besagter Reise infortsetzung derselben hiernechst es wiederumb herein zubringen, vnd vnterwegens dasienige was instruction allenthalben inachtzunehmen Euch angelegen sein lassen, Mit dem Wechsel aber Euch nach der von] Mit der anstalt, so ihr wegen der Wechsel gemacht, wird es verhoffentlich seine richtigkeit haben, [inmaßen wir gemeint seynd, ehistens 1.500 Rthlr. nach Franckfort zu überschicken.] Soltet ihr aber gelegenheit in Pariß v antreffen, daselbst eine solche Summ aufzunehmen, welche hieraußen ohne lagio zu bezahlen, so solte zu Franckfurt [der alhier] baarer wiedererstattung gantz kein mangel erscheinen. [Ochsen vnd de Famars erlangten information zu achten haben:
Wiewol wir vns dem von Famars dabey gegebenen Vorschlag, wenn Er sich practiciren laßen wolte, vnd mann in Paris gelt so mann in Teutschland vnd sonderlich zu Franckfurt vonnöthen hette antreffen köndte dorten mit fleis nachfrage halten werdet, So haben wir auch weilen mann dieser orten mit den Marschallen von Franckreich nicht sonderlich bekandt ist, nur an den Herrn von Turenne geschrieben, vnd dabey vmb] Sonsten habt ihr hierbey eine RECOMMENDATION an
den MARECHAL DE TURENNE zu empfangen, mit andern haben wir keine kundschaft, es wird aber derselbe fernere RECOMMENDATIONES AN [die vbrige] andere wie es vonnöten sein wirdt gerne ertheilen, inmaßen wir ihn darumb gebeten, wie ihr [dann] auß [der copia welche vbers dem original hiebey kommet] dem SUB SIGILLO VOLANTE hiebey gehenden schreiben zuersehen, deßen 78
Nr. 13.
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Ihr Euch zu bedienen und [denjenigen] seinen rechten Titul darauf zusetzen haben werdet. Vnd nach deme wier seid Eurem aufbruch von hier durch Ochsen zu Franckfurt vnter-
schiedliche Kupferstücke von Paris bekommen, welche [wier sehen auch] vnder Euch mitgegebenen designation nicht enthalten, als Ihr außerdem mit [mit nechster Post folgend] specification zu ersehen [haben werdet] alß werdet Ihr Euch mit nicht erkaufung derselben darnach achten.
Was sonsten in Franckreich Eurer anwesenheit wegen deß Krieges [paßiret] zu vernehmen sein wirdt, vnd sonderlich ob der König, wie verlautet, Eine armée durch Teutschland in Pohlen zu fhüren [vor] vnd wo Er daß passage zu nehmen gemeinet seye, werdet Ihr iedes mals [ein] avisiren. So wol
auch weilen in der von dem des famars durch Euch vberschickten LISTE DES EDICTS ET DECLARATIONS DU ROY DE FRANCE vndterschiedliche TERMINI [vnbekandt] in Teutschland vnbekandt fallen [als werdet Ihr] was durch nachfolgende zu verstehen seye auch mit nechstem berichten: als 1. EDICT POUR LA REFORMATION DU STILE ET DES PROCEDERES DE LA IUSTICE EN TOUT LE ROYAUME, À COMMENCER DU LENDEMAIN HAIN MARTIN, 12. NOVEMBR. 1667 CONTENENT TRENTE CINQ TITTRES. 2. LETTRES DE JUSTION POUR LEUR LES MODIFICATIONS AUTÉES PAR L’ARREST DE VERIFICATION DE LA COUR DES AYDES DU BAIL DES CINQ GROSSES FERMES. 3. DECLARATION POUR LES PEINES DE FAUX SAULRIERS. 4. EDICT PORTANT SUPPRESSION DE L’ELECTION DE FRANC-A LEU, ET DES OFFICIERS D’ICELLE.: Und im übrigen eurer INSTRUCTION nachleben. An dem geschieht vnsere meinung. DATUM Friedenstein am 11. MAII 1667.
P.S. Weilen auch vor dismal die obangedeute Verzeichnus der frantzösischen von Ochsen gelieferten Kupferstücke nit [mit] kommen mögen zurückgefallen, solle die selben mit nechstem folgen vnd [sich] an einkaufung solcher ware so lang Ihr an Euch halten: würde eß vor dismal so viel davon Ihr zuwißen geschieht, daß sie deß König ENTRVEUE mit Spanien auf der INSUL DES FAISANS; den Einzug desß Königs zu Paris vnd zugehör, vnd die dreytägige zu VERSAILLES angestellte Kurtzweil nicht einkauffen; deßgleichen was auff einem Zedelein mit Lit. A. auf dem Frantzösischen CODE LUYS XIII. ROY DE FRANCE ET DE NAVARRE p. handgezeichnet ist, nachforschen obs noch der Zeit im Königreich MAINTENIRET vnd gehalten werde; vnd ob dieser CODEX weiter CONTINUIRT seye, oder was sonsten vor authoren vor nutzliche sachen zu anstellung der regimente vnd deß gemeinen besten geschrieben, [solle] davon berichten, einkaufen vnd hernechst vnter andern nutzlichen sachen mit sich bringen. DATUM VT IN LITERIS.
Empfehlungsschreiben an Turenne
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19. Empfehlungsschreiben Herzog Ernsts I. an Maréchal Turenne: Gotha, 11. Mai 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate, 1747, fol. 177r–177v, Konzept, Kanzleihand.
A Monsieur le [Exc] Mareschal de Turaine. Monsieur. La souvenance de l’amiteé et bon affection, qu’il il vous a pleu tesmoigner cydevant envers mes freres les feu Ducs Guillaume & Bernard de Saxe, et a moy, me donne sujet de vous demander de vos nouvelles: et de vous dire en confiance, que le porteur de la presente est mon fils aisné Frederic Duc de Saxe, auquel j’ay trouvé bon de permettre un voyage en France a l’incognu sous la qualité d’un Comte de Wettin, que nos ancestres ont jadis porteé, a fin d’eviter mieux les ceremonies, et povoir plus franchement frequenter les bonnes compagnies et voir les choses les plus remarquables de la France. Et puis qu’il est encore jeune et desire d’apprendre premierement la langue, & d’acquerier quelque perfection aux qualites qui luy sont necessaires, auant qu’il fasse la reverance au Roy [je trouvé bon de] Je n’ay seu mieux le recommender Monsieur, qu’a vous [esperant de vostre courcoisie] & vous priant tres affectueusement de l’assister de vostre bon conseil & faueur es occasions ou il vous pourra requerir comme j’espere de vostre courtoisie. Et a fin qu’il puisse tant mieux parvenir a son intention il vous plaira de tenir sa vraye qualité en secret, et de ne le tracter autrement, que de la façon qu’on traitte ordinairement les Contes d’Allemagne. Que sil vous plaist le recommender a quelques autres Seigneurs de la conversation desquels il puisse profit il puisse tirer du [et quelque chose de bien] en toutes les bonnes qualités et vertus convenables a sa condition et se faire de cognoissances honorables, Je vous en seray d’autant plus obligé, mesme je chargeray mon fils, que comme il me succedera un jour en mes terres il me succede aussi bien en la qualité, que j’ay tous jours porteé auec autant de verité que de passion [de passion] [affection] d’estre Monsieur [de] Vostre treshumble et tresaffectionné serviteur Ernst duc de Saxe de Gota le 11/21 de Maii 1667.
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20. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Darmstadt, 12. Mai 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 29r–29v, eigenh. Ausf. Anton Finck, eigenh. Unterschrift. J. H. von Witzleben. Verzögerung der Abreise, Nachrichten über französische Truppenbewegungen, Brief des Landgrafen an Turenne, Mitteilung der Abreise am nächsten Tag.
DURCHLEUCHTIGSTER FÜRST GNÄDIGSTER HERR, Wiewohl E. Fürst. Durch. es bedencklich gefallen sein möchte, daß wier vns noch diese letztere 8. Tage alhier lenger aufhalten lassen müssen, werden iedoch Herrn Landgraff Ludwigen Fürst. Durch.79 ein Solches gegen Eure Fürst. Durch. ohne Zweifel zu EXCUSIREN gesucht haben. Vndt an Sich Selbsten diese RETARDIRUNG vmb soviel mehr verantwortlich sein können, weil dieser tagen ein EXPRESSER Holtz=Handels man von Metz anhero naher Hoff kommen, von welchem wier alle vmbstande des Wegs vnd des vorwesenden Feldt=Zugs erlernet, so daß Wier vns vielleicht diese Zeith vber, dero orthen ohne des ENTRETENIren müssen, bis das vmb Metz verordnete RENDEVOUS vor Sich gegangen, Welches zu sehen Wier von Herrn Landgraff Ludwigen Fürst. Durch. einen Pass= vnd ausser demselben noch eine mit TERMINIS GENERALIBUS ahn Herrn MARESCHALN DE TURENNE80 gesetzte RECOMMENDATION, SUB SIGILLO VOLANTE mitgenommen,81 dieselbe in abwesenheit desselben Einem Jeden COMMENDANTen der ARMEÉ vorzuzeigen. Wollen demnach morgen Montags mit gött. Hülff vnsern weg RECTA auf Metz, vber Oppenheim. Altzheim. Gelheim.82 Kaysers=lauter etc. nehmen vnd von dar aus vnsere ankunfft alsobalt berichten. Der von FAMARS83 hath ORDRE die vns entzwischen nachkommende briefe ahn Seine CORRESPONDENTZ naher Metz vnd follends auf PARIS nachzuschicken, wofern E. Fürst. Durch. etwas befehlen würden. Das vom 15. APRIL. eingeloffene PAQUET ist vns vorlengst wohl zuhanden kommen, werden denen enthaltenen befehlen vntherst. folge leisten, Die Gesambte Fürst. Herschafft befindet Sich Gott lob bey erwünschtem aufwesen. Vnd werden E. Fürst. Durch. Sich von dero Rentmeistern84 vnterthst. REFERIren lassen, was wegen nachschickender Sachen ich ihme geschrieben, Womit zu beharlicher Fürst. AFFECTION vnd vnterthst. empfehlendt E. Fürst. Durch. vnterthst. Pflichtschuldigste 79 80 81 82 83 84
Ludwig VI., vgl. Anm. 30. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 52. Dieses Recommendationsschreiben ist nicht vorhanden. Gölheim. Jacob de Famars, vgl. Anm. 18. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 62.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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Hans Heinrich von Witzleben Anthon Fincke
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21. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Metz, 21./31. Mai 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 214r–214v (unvollständig), eigenh. Ausf. Längerer Aufenthalt in Darmstadt, Divertissement, Feuerwerk, Aufbruch von Darmstadt, Abschied am Rhein, Aufenthalt in Saarbrücken, Ankunft in Metz, französische Truppenbewegungen.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst. Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ew. Gnd. werden verhoffendlich meine von Darmbstadt an dieselbe Kindgehorsamlich abgelaßene beyde schreiben85 schon albereit erhalten haben, und So sie so glücklich gewesen Ew. Gnd. bey guthen Zustande, anzutrefen würd mir solches eine große freude erwecken, und demnach es meine schuldigkeit erfordert von dem was zeithero vorgegangen Ew. Gnd. Kindgehorsamen bericht zuerstatten, Als habe solches vor diesmahl nicht unterlaßen sollen berichtend wie daß nachdem ich mich über die erlaubte 8 tage von meinem Schwager86 gezwungen noch 5 tage da verbleiben und solche mitt schiffahren, bistohl, Stuck und Morsel schießen zubringen müßen, auch mich neben meinen beyden brüdern87 den abend vor meiner abreyse mitt einem stattlichen feuerwerck begrüßet, maßen es denn mitt 4 stucken angefangen, bestünde in 3 brennenden Pyramiden mitt unsern dreyen nahmen auch brennend, großen RAQVETEN, Waßer Kugeln, feuer Kugeln auß morseln geworffen, viele Sach weren Schwerdfeuern, feuerrädern, SALVEN schüßen, CHIRANDULA und endlichen mit sehr vielen RAQVETEN Schwermern, und abermahls mitt 4 stucken beschloßen würde, nahm ich des anders tages war der 13. MAII meinen weg in begleitung der beyden H. Schwäger,88 Frau Schwester89 und beyden H. Brüder meinen Weg auf Reinfeld alwo wir sämbtlichen Speiseten, und die sambtliche COMPAGNIE mitt mir bis zu Seule welche Konig GUSTAVUS ADOLPHUS aufrich85 86 87 88 89
Nr. 11 und Nr. 12. Ludwig VI., vgl. Anm. 30. Albrecht und Bernhard, vgl. Anm. 32. Neben Ludwig VI. ist hier wohl dessen Bruder Georg (1632–1676), Landgraf von Hessen-Darmstadt gemeint. Elisabeth Dorothea, vgl. Anm. 68.
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ten laßen,90 alwo ich von dem Durch. Schwagern, frau Schwestern und beyden H. Brüdern abschied nahmen, ein abschied brachte mir Landgraf LUDWIG auf guthen Teutschen glauben und vertrauen ein glaß Waßer aus dem Reihn geschopffet zu, welches ich bescheid that und muste darauf alle anwesende darvon trincken, darnach sätzte ich mich bey der seulen auf und nahm meinen Weg auf Oppenheim, alwo ich des abends zeitig ankam, andern tages kam ich auf Westhofen und Gellheim,91 dritten tages auf Keyserslauttern92 und Speßbach 4tens auf Sarbruck93 alwo ich abends ankam, besahen das Schloß als ich aber darin war mich umb zusehen war unter denen die bey mir gingen von des H. Grafen leuthen einer der mich zu Stutgard gesehen, gekand und mich beym Grafen94 verrathen hatte welcher alsobalden im Sahl zu mir kam u. mir ein gemach eingab muste also denselben abend droben bleiben, des tages darauf zog ich wiederumb frühe weg Er aber gab mir das geleid bis auf die Lothringischen Gräntzen bey einem städtlein Forbach genannt, selbigen abend kam ich nach CORSEIL95 ein lothringisches dorfflein, und den 18 MAII als vergangenen Sonnabend kam ich glucklich zu mittag alhier an, habe den Nachmittag in besehung des thumbs des thurns zugebracht. Des Sontags weill hier Pfingsten war fuhr ich in die REFORMIRTE Kirche, Nachmittags besahe ich das Castell des Montags als gestern fuhr ich wieder in die Kirche. Nachmittags aber hatte ich viel ansprache von den hiesigen Kaufleuthen und etlichen von Adel. Was nun unsere fernere reyse anbelanget, So werden wir uns gleich itzo nachmittag aufmachen unsern weg gerade auf REIMS nach PARIS zu nehmen, denn nach dem Wir Gewißen bericht erhalten daß der Konig seine armee in Zwey theil getheil darvon Er den einen theil 30.000 Man starck dem M. TOURENNE,96 den andern aber M. CREQVI97 zu COMMENDIREN anbefohlen hatt, nun aber die letztere armee bey Luxemburg stehet und sehr zertheilet und nichts daran zu sehen seyn weill Sie nicht beysammen, auch uns nicht zutraglich were alhier länger zu verharren, und auf ihre Zusammenkunfft zu wartten auch der Konig bey der andern armee darbey M. TOURENNE ist bey AMIENS an den Spanischen Küsten CAMPIRET, als haben wir unsern Weg des wegen auf Reihms zu nehmen, umb aldorten beßere bericht einzuholen, ob es beßer sey von dort auß auf PARIS zu gehen, oder nach AMIENS zur ARMEE gerade fort welches so wir werden eingenommen haben, werden wir nicht unterlaßen unsern gebuhrenden bericht zu erstatten, Berichte umb übrigen Kurtzlich daß die lothringsche ARMEE 90 91 92 93 94 95 96 97
1632 von Matthäus Staud errichtete Schwedensäule bei Oppenheim, in Erinnerung an den Rheinübergang der Schweden 1631. Gölheim. Kaiserslautern. Saarbrücken. Gustav Adolf (1632–1677), Graf von Nassau-Saarbrücken. Courcelles-Chaussy. Vgl. Anm. 26. François de Créquy (1625–1687), Marquis de Créquy.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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in 5.000 mann starck Der PRINCE LILLEBONE98 COMMENDIRET und itzo in MARCH begriffen ist zu des Konigs bey den Spanischen niederlanden stehenden ARMEE zu gehen, Der Hertzog *
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22. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris 12./22. Juni 1667, Eingang: Gotha, 28. Juni 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 225r–227v, eigenh. Ausf. Reise von Metz bis Charleroi, Ankunft bei der Armee, Treffen mit Turenne, Abreise unter französischer Eskorte, Zusammentreffen mit dem König, Beschreibung des Treffens mit den Spaniern, Tod des Kammerdieners und Kutschers, Verlust der Kalesche, Gefangennahme des Arztes und Sekretärs, Ankunft in Avesnes-sur-Helpe, Abreise von dort, Treffen mit der Königin, Ankunft in Paris.
PRESENT den 28. JUNII 1667. PARIS den 12/22. JUNII 1667. Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter, Ew. Gnd. werden verhoffendlich meine beyde Kindgehorsame von Darmbstadt aus, wie nicht weniger auch das von METZ99 und letztens von CARL ROY100 an dieselbe abgelaßene schreiben erhalten und daraus Wie Wir unsern Weg ferner hieher fortgesetzt auch was indeßen PASSIRET gnädig vernommen haben, So aber Ew. Gnd. meine beyde letztern als von METZ und CARL ROY nicht erhalten hetten, So wird meine schuldigkeit erfordern und mitt wenigen zu berichten, daß Wir unsern Weg von METZ auf MAL A TOUR,101 VERDUN, CLERMONT,102 S. MANHOUL,103 RHEIMS, RETELL,104 ROCROY, MARIENBURG, PHILIPPSVILLE genommen alwo wir mitt M. BRADELLI105 SUITE und ESCORTE von 400 Mann bis nach CARL ROY alwo wir den 30. MAII ankamen, giengen, bald nach unserer ankunfft übergaben wir des H. Landgrafens von Darmbstadt106 Schreiben M. 98 99 100 101 102 103 104 105 106
François Marie de Lorraine-Guise (1623–1694), Prince de Lillebonne, seit 1666 Comte d’Harcourt. Nr. 21. Dieses Schreiben ist nicht vorhanden. Mars-la-Tour. Clermont-en-Argonne. Sainte-Menehould. Rethel. François de Pradel (gest. 1690), Lieutenant-Général, Gouverneur von Saint Quentin. Ludwig VI., vgl. Anm. 30.
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Briefe
TURENNE, Welcher mich höfflich empfangen und die Zeit uber sehr CIVIL TRACTIRET, wir haben uns alda 4 tage aufgehalten, die armee wohl betracht welche in 4.000 Mann bestehet, diese auch in augenschein genommen, und mitt viel vornehmen Hn. bekant worden, demnach die Ehre gehabt mitt edlichen zusprechen und bedacht dabey unbekant bleiben, und nach dem M. TURENNE uns gerathen nicht so lange aldorten zuverbleiben bis der Konig käme, denn es Sich nicht wohl schicken würde bald nach des Konigs ankunfft weg zu ziehen und nicht noch 8 tage bey der ARMEE zu verbleiben, und hingegen so mann würde bey der ARMEE So lange verbleiben, mögte es im Reich übel aufgenommen werden, als haben Wir seinen rath gefolget und uns nach höfflicher DIMISSION und geschehener gastirung den 4 JUNII Dienstags nach TRINITATIS107 auf den Weg gemacht und sind mitt der ESCORTE von 2.000 M. die Sein Konig von AVENE108 abholen und wiederumb nach CARL ROY CONVOYIREN solten, MARCHIRET, als Wir uns nach 6 stunden auf eine große Wiesen gesetzet, gab uns der MARCHAL BELFORD109 auf begehren des MARCHAL TURENNE eine absonderliche ESCORTE von 25. Reitern mitt, Wir nahmen als denn unsern Weg ferner auf BEAUMONT einer stadt auf einem hohen berge gelegen zu, uber eine stunde darnach begegnete uns der Konig im follen MARCH, als Er aber unserer ESCORTE ansichtig wurde und nicht wuste wer ich war ritte Er gleich auf uns zu fragte mich wer ich were, ich als ich erst erfahren hatte daß Es der Konig were, stieg gleich vom Pferde, machte ein Kurtz COMPLEMENT, fragte mich woher ich kam, wohin ich wolte, und ob ich lange in Franckreich bleiben wolte worauf ich ihn gebuhrend anttwortete, und als Er gar genau Wißen wolte und M. FINCKEN fragte wer ich were, nahete Er sich zu dem CONTE DE CHARROST110 Ein alter H. der neben dem Konig ritte, sagte Es ihm heimlich ins ohr, Jedoch daß Es Ew. Gnd. befehl wer mich INCOGNITO zu halten, darauf der CONTE DE CHARROST es alsobald dem Konig wiederumb heimlich endeckte, worauf der Konig alsobalden seinen Huth tief abzoge hieß mich aufs Pferd sitzen, und Sagte Wir solten uns vorsehen denn etliche Spanische truppen in der nähe herumb stünden, ich machte Darauf wieder meine REVERENTZ und nahm unsern Weg in gottes nahmen ferner fortt. Als Wir aber kaum eine stunde geritten waren, und weiland eine halbe Viertel stunde von SOR LE CHATEAU111 ein stadtlein dem Grafen von SOR112 der bey den Spanischen in diensten ist, waren, betraff uns ein sehr groß unglück denn die Spanische Reuter, die Sich hinter einer EMBOUSGAGE neben vielen fusvolck verstecket, als Sie uns 107 108 109 110 111 112
Die Angabe erfolgt nach dem Julianischen Kalender, Trinitatis fiel hier auf den 2. Juni 1667. Avesnes-sur-Helpe. Bernardin Grigault (1630–1694), Marquis de Bellefonds, Lieutenant-Général, 1668 Maréchal de France. Louis de Béthune (1605–1681), Comte de Charost, Capitaine des Gardes du Corps du Roi. Solre-le-Château. Wahrscheinlich Philippe-Emmanuel Antoine Amboise de Croy (1611–1670), Comte de Solre.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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ANMARCHIRT sahen, fielen QUI VIVE auf uns zu und
Sie mitt aller macht und großem geschrey QUI VIVE gaben feuer, durch welche salve alsobalden unser Wachtmeister blieb, Wir gaben wiederumb feuer und haben 3mahl mitt ihnen getroffen als aber auf einer andern seiten noch mehr Spanier zu den andern stießen und nach mahls auf uns loß gingen musten Wir entlichen ausreißen, und sint von unser Seiten 5 erschoßen und einer übel beschädiget worden, von den feinden aber sind auch unterschiedliche blieben die anzahl aber hatt mann nicht erfahren können. Im durchgehen folgte uns die Calesche (darauf eben der MEDICUS, BACKOFEN, der Cammerdiener und der laqvey saßen,)113 bis in ein dorff nach, als Wir aber in einen tieffen Weg kamen und der feind uns iemehr verfolgte, wurden Sie der Calesche bey einer kleinen Capellen endlichen meister schoßen den gutscher114 alsobalden herunter, der Cammerdiener, welcher, Sich zu SALVIREN von der Calesche gesprungen war, wurde erstochen, die Calesche aber mitt aller unser PAGAGE als Kleider, 400 thlr. bahrgeld alle meine sachen die ich mitt hatte, aber auch der andern haben Sie mitt dem MEDICO und SECRETARIO weggefuhret, daß ich also nichts behalten denn als ich gieng und stund, von welchen Wir noch keine andere nachricht erhalten konnen, weder wo Sie hin kommen weder ob Sie leben oder todt sind, als daß Sie Ein bauer, der den andern tag nach AVENE115 kommen, habe in Wald führen sehen, geschoßen und übel zugericht, Wir haben uns aber bemühet durch schreiben zuerfahren wie es doch mitt ihnen bewand sey, haben aber bis dato noch keine nachricht erhalten können, und vermißen sie schon 8 tage, was aber den laqueyen116 betrifft der ist alsobalden bey der attaqve von der Calesche herunter Gesprungen und mir nach lauffen wollen, weill Er aber uns nicht hatt einholen können, als ist Er mitt 5 schießen, denn einer ihn auf der achsel aufgestoßen, aber nichts gethan, verfolget worden, Wie auch von einem jungen Kerl der ein meßer in der Hand gehabt und ihm nachgelauffen, hatt ihn endlichen bey einem Zaun ertappen und die gurgel abschneiden wollen Er aber hatt dem Kerl eine ohrfeige geben, War von der andere ende gebothen und Er uber ein Zaun gesprungen, welches Alles Er uns selbsten erst nach 3 tagen denn Er nicht eher zu uns kommen ist, erzehlet, und des Cammerdieners117 und Gutschers118 tod begräfftiget maßen Er die selber gesehen und die leuthen gebethen 113
114 115 116 117 118
Dr. Jacob Friedrich Waitz (1641–1723), 1666 Leibarzt Herzog Ernsts von Sachsen-Gotha, 1668 Stadtphysikus in Gotha, Bürgermeister. Johann Friedrich Bachoff (1643–1726), als Bachoff von Echt nobilitiert, stud. jur. Universität Leipzig, seit 1666 Regierungssekretär in Gotha, nach der Reise Sekretär Herzog Friedrichs, 1673 Hofrat, 1680 Geheimer Rat, 1689 Kanzler, 1698 Geheimer Ratsdirektor. Kammerdiener Cromayer/Kromayer (gest. 1667). Lakai Johann Ring, 1664 und 1665 mit Herzog Friedrich in Straßburg. Justinus Trümper (gest. 1667), Kutscher. Avesnes-sur-Helpe. Johann Ring, vgl. Anm. 113. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 113. Justinus Trümper, vgl. Anm. 114.
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Briefe
Sie zu begraben, Ich vor meine Person bin selb 4 unserer leute ohn beschädigung zwar darvon kommen aber in sehr großer gefahr geweßen, denn zu aller erst wurde mir zualler nechst Ein Reiter durchs maul und ins beyn geschoßen deßen gaul auch bliebe hernach als Wir uns Schwenckten, ritten die andern reuter alle von mir ab ließen mich also gantz bloß auf der rechten Hand, als solches der feind gewahr war rante Er gleich auf mich zu war auch halb umbringet, und muste von einem, der gleich die flinte auf mich zu hielte, des schußes gewärtig seyn, als ich aber solches Warnahm wurde ich gezwungen feuer zu geben, da ich denn durch gottes hülffe, durch ertödung deßen der mich töden wolten, mein leben errettete, als aber die gefahr auch vorbey war, dennoch mich gleich wieder zur truppen wendete und den feind umbwente, fiel ich hernach umb Durchgehen in einem tieffen MORAST mitt dem gaul hinein, da denn aber mahl die Spanier hinter unter mir waren und den REST follends geben wolten. Gott aber gab gnade daß Sich der gaul wieder erhob und mitt mir über einen sehr breiten graben setzte, Habe also gott billich zu dancken vor die gnädige erlosung aus 3 so großen gefahren, Wir übrigen kamen noch selben abend gar spaht nach AVENE119 an, ander tages giengen Wir auf CAPPELLE,120 VERVEIN,121 LANGRES,122 CHAVIGNON alwo die Konigin123 in eben dem Wirthshauß, da Wir lange eine Viertelstunde nach unserer ankunfft, an kam, ich bekam alda gelegenheit Sie zu Sehen und als Sie von andern war berichtet worden Wer Ich were, Redete Sie mich an, frage nach dem Was mir begegnet und versprach bey dem Konig es dahin zu vermitteln, daß Wir wieder zu unsern leuthen und Sachen kehmen, alß Sie gespeiset hatte gienge Sie nach SOISSON alwo hin Wir auch Reisen wolten. Wir ließen die Königin erst weg ziehen und folgten von ferne ihrem TRAIN nach. Bey der stadt aber nahmen Wir einen andern Weg daß Wir eher in die stadt kamen. Die Konigin wurde gar MAGNIFIC eingeholet, und zog im bischoffshoff ein, des folgenden tages zu gleicher Zeit als Wir aus der stadt zogen, hielt Sie ihren auszug auch und gieng nach COMPIGNE alwo Sie So lange verharren wird bis der König wieder aus Flandern kombt, wir nahmen unsern weg ferner auf VILLECORTRE,124 NANTEUIL,125 BLESSEVILLENEUE,126 TON MARTIN127 u. MENI128 kamen den 8 JUNII Sonnabends glücklich alhier an. Was Wir aber die tage über als Wir hier gewesen verrichtet Solches kann We119 120 121 122 123 124 125 126 127 128
Avesnes-sur-Helpe. La Capelle. Vervins. Gemeint ist Laon. Maria Teresa de Austria (1638–1683), Königin von Frankreich. Villers-Cotterêts. Nanteuil-le-Haudouin. Le Plessis-Belleville. Dammartin-en-Goële. Vermutlich Mitry-Mory.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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gen Kürtze der Zeit und vorhabenden Reyse aufs Land nicht ausfuhrlich berichtet werden, Muß also wieder meinen Willen solches bis zu unserer Wiederkunfft Welche innerhalb 3 tagen geschiehet verspahret seyn laßen, verhoffe Ew. Gnd. werden Solches nicht in ungnaden vermercken. Wir allerseits befinden gottlob noch alle Wohl und ist uns nur leid daß wir So ein unglück gehabt haben, verhoffen aber Ew. Gnd. werde nicht ungnädig werden weil wir doch solche reyse mitt ander leuthe rath in Vorsicht gethan haben, daß Es aber uns aufgestoßen Solches müßen wir gottes Schickung anheim gestellet laßen, denn Es wohl einen und den andern, zuannehmung zugethan die Vatterliche beschützung und Seegen die ungluckselige Zufall andern zur abmahnung von bosen dienen wird, und Weill es eines iedweden Christen Wille in Gottes willen soll ergeben als will ich mich solches auch befleißigen und mitt frölichen muth mitt dem HIOB Sagen der Herr Hatts gegeben der Herr Hatts genommen der nahme des H. Sey gebrediget, Schließlichen bitte ich nochmahls Ew. Gnd. wolle doch der gnädiges Vatter hertz nicht von mir wenden sondern mich noch ferner mitt dero Vätterlichen Hulde würdigen und daß gnadige Vertrauen zu mir haben daß ich mich ie mehr der Welt abzie- hen gott von Hertzen dienen, und dero gnädigen befehl So viel menschlichen und möglich ist nach leben werde. Und demnach ich Zeit hero noch gar nichts von meiner thur Ihr Gnd. der Frau Mutter berichtet als Beforchte ich Sie mogte solches sehr ungnädig aufnehmen, verhoffe aber So Sie werden meine beständige reyse und weniges stilliegen und andere hindernuße ansehen werden werden Sie verhoffendlich solches nicht ungnädig aufnehmen, habe aber bey dieser post nicht unterlaßen sollen mich nur mitt einem kleinen Schreiben bey deroselben zuendschuldigen und zu versprechen So ich kunfftig beßere Ruhe haben werde Ihr Gnd. der Frau Mutter eine kurtze RELATION zu thun. In deßen Wolle der allerhochste Ew. Gnd. neben Ihr Gnd. der Frau Mutter bey guther gesundheit und allem fürstlichen Wohlstande erhalten, Und von deroselben alles ungluck abwenden. Ich an meinem orth werde nichts ermangeln laßen ieder Zeit in der that zu erweisen wie ich bis an mein ende verbleiben werde Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS
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Briefe
23. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Paris, 13./23. Juni 1667, Eingang: Gotha, 28. Juni 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 229r–232v, eigenh. Ausf. Anton Finck, eigenh. Unterschrift J. H. von Witzleben Probleme mit der Post, Reise von Metz bis Charleroi, Treffen mit Turenne und anderen Standespersonen, französische Eskorte, Zusammentreffen mit dem König, Treffen mit den Spaniern, Tod des Kammerdieners und Kutschers, Verlust der Kalesche, Gefangennahme des Arztes und Sekretärs, Ankunft in Avesnes-sur-Helpe, Zusammentreffen mit der Königin, Ankunft in Paris.
pres. 28. JUNII anno 1667. Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Eß wolten E. Fürst. Durch. in vngnaden nicht aufnehmen, daß wier so eine Geraume Zeith hero mit Schreibens=Schuldigkeit nicht besser eingehalten: allermeist ist daran verhinderlich gewesen die abwesenheit vnd vnrichtigkeit der ORDINARII-Posten: Es haben iedoch Ihro Fürst. G. dero fleis im Schreiben iedesmahl nach möglichkeit beobachtet, in dem Sie nit allein von Metz129 Sondern auch von dem König. Haubt=Lager vor CHARLEROY geschrieben,130 vnd Zweifelt vns also nicht die Briefe werden jedesmahl Richtig eingekommen sein. Dazumahl alß wier den 31ten MAII STYL. NOV. von Metz wegreyseten wurde vns gerathen, vmb allerhand vnsicherheit zuvermeiden, die zwischen Sedan vnd Luxemburg stehende vnd von Mr CRECQVY131 COMMANDIrte Konig. ARMÉE vorbey zu gehen vnd die grosse Landstrasse durchs Königreich nach der Haubt= ARMÉE zu suchen, welches wier auch in acht genommen vnd nach deme wier die örther VERDUN. CLERMONT.132 STE MENHAULT.133 REIMS. RETELL.134 ROCROY. MARIENBURG. vnd PHILIPPEVILLE passirt, sindt wier in Convoy Mr PRADEL.135 Des DUC D’ESPINOIS.136 Des Printzen von COURTENAY137 vnd anderer vornehmen Herrn, mit welchen Wier vnter wegs bekant worden den 9ten JUN. STYL. NOV. im König. Felt=Lager vor CHARLE-ROY glücklich angelanget. Vndt weilen wier von Herrn Landgraf Ludwigs Fürst. Durch.138 mit einer INTERIMS129 130 131 132 133 134 135 136 137 138
Nr. 21. Das Schreiben ist nicht vorhanden. François de Créquy, vgl. Anm. 97. Clermont-en-Argonne. Sainte-Menehould. Rethel. François de Pradel, vgl. Anm. 105. Alexandre Guillaume de Melun (1619–1679), Prince d’Épinoy. Louis de Courtenay (1610–1672), Prince de Courtenay. Ludwig VI., vgl. Anm. 30.
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an Herrn GENERAL Felt=Marschall TURENNE139 versehen, alß haben wier dieselbe noch eben den Abend abgeleget, welcher ihro Fürst. Gnaden, nach deme Sich dieselbe ihme Geöffnet nicht allein mit aller COURTOIv SIE empfangen, sondern auch dero Zelt, tisch vnd Stall offerirt; Welches weil es vielleicht vngelegenheit machen können, haben wier es aus CIVILITÄT PRECTErirt, vnd vns in einem Stätlein hinter dem Lager, so MARSIN AU PONT140 an dem Flus SAMBRE gelegen [gelegen] genent wirdt vnd ins Bischoffthumb Lüttich gehöret, auf Rhat des Herrn GENERALN PODEWILTZ141 so ein Pommerischer von Adell, vmb Sicherheit willen einquartiren lassen: Wier sind Zeith vnseres aldaseins, alle tag ins Haubt=Lager Geritten, dasselbe Sambt dem SITU der Neu=angefangenen Vestung aufs beste in acht genommen. Weilen aber der König wehrender Zeith zu AVESNES die Königin besuchet vnd also nicht im Lager gewesen, haben jedoch ihro Fürst. G. nicht desto weniger die beste OCCASION gehabt die vornehmste des Hofs vnd der Militz bey Mr TURENNE zukennen, alß nem. des Konigs Bruder,142 DUC D’ANGUYEN.143 Mr LE MARESCHAL DU PLESSIS.144 LE MARESCHAL DE VILLEROY.145 Den Gewesten AMBASSR zu Rom DUC DE CRECQUY.146 Mr COLBERT.147 Mr BELLEFOND.148 DE VIVONNE.149 FEAUX BRUN.150 Ein Junger Herr von LONGUEVILLE.151 Von BOUILLON.152 Einen Grafen von Nassau=Saarbrücken,153 So Obrister, vnterschied. Schweitzer CAPITAINS. Mr PAUL154 So die Churheydelb. TROUPPEN COMMENDIrt vnd andere mehr. Nach deme wier nun alles nach genügen eingenommen, hath Mr DE TURENNE vor rhatsam erachtet, weilen wier doch nicht RESOLVIrt wehren, der ARMÉE zufolgen, alß solten wier des Königs ankunft bey der ARMÉE auch nicht erwarten: Dan würden wier Seiner ankunfft zwar erwarten aber dem König nicht ein Zeitlang folgen wollen, würde es sein, eine CHOSE D’UNE MAUVAISE GRACE: Wolten wier aber ein Zeitlang mit MARCHIREN, würde es vielleicht E. Fürst. Durch. INTENTION zuwiederlauffen auch ohne Zweifel am Keyser. Hoff RESSENTIRT RECOMMENDATION
139 140 141 142 143 144 145 146 147 148 149 150 151 152 153 154
Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 52. Marchienne-au-pont. Heinrich von Podewils (1615–1696), Maréchal de Camp. Philippe de Bourbon (1640–1701), Duc d’Orléans. Henri III Jules de Bourbon (1643–1709), Duc d’Enghien. César de Choiseul (1598–1675), Duc de Choiseul, Comte du Plessis-Praslin, Maréchal de France. Nicolas de Neufville (1598–1685), Duc de Villeroy, Maréchal de France. Charles III de Créquy (1623–1687), Duc de Créquy, 1662–1665 französischer Ambassadeur in Rom. Jean-Baptiste Colbert (1619–1683), Contrôleur général des finances. Bernardin Grigault, vgl. Anm. 109. Louis Victor de Rochechouart (1636–1688), Duc de Vivonne, Lieutenant-Général. Nicolas de Bautru (gest. 1675), Marquis de Vaubrun, Gouverneur und Kommandant von Philippeville. Nicht identifiziert. Vielleicht Frederic-Maurice II de La Tour d’Auvergne (1642–1707), Comte d’Auvergne. Johann Ludwig (1625–1690), Graf von Nassau-Ottweiler. Nicht identifiziert.
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werden: Were also beßer, daß wier den König, so eben desselben tages von [den] AVESNES kehme, vnterwegs RENCONTrirten, Sich demselben öffneten, mit vermelden Wier wolten inmittels die Sprache vnd EXERCITIen im Königreich lernen vndt ihrer Mtt gegen den Winter bey dero Hoff=statt REVERENTZ machen. Zu desto Sicherer vberkunfft naher AVESNES gab Er vns von Seinem vnd des Königs Leib Regiment zur CONVOYE 21 Man zu pferdt, darunter ein Cornet vnd Quartirmeister; auch versahe Er vns mit Einem BILLET ahn alle Commendanten der GARNISONEN: vnd vber das mit einem GENERAL=PASS. Nachdeme wier nun vns den 4/14ten JUN. [styl.] mit vnser vnd der GENERAL CONVOY so dem König entgegen COMMANDIrt, auf den Weg gemacht, haben Wier Seine Myte vber halben Weg, einem Stattlein jenseit BEAUMONT RENCONTrirt. Weilen nun Ihro Mtt aus der CONVOY leichtlich JUDICIren können, daß Wier frembde oder Sonst CONSIDERABLE Leuthe wehren, haben Sie alsobalten Selbsten den Printzen gefragt, wo Wier her wehren vnd wo Wier hin wolten? Vnter dessen, alß der Printz mit ihrer Mtt geredet, hab ich Lt. Finck den an dem König nechst haltenden Graffen von CHARROST155 geantwortet, eß wehre ein Junger Herr vom Haus Sachsen=Gotha, So INCOGNITO in Franckreich reisete die Sprach vnd EXERCITIA zu üben, auch würde derselbe nach erlangter Wissenschafft, künfftigen Winter ihrer Mtt gebührende REVERENTZ machen: Welches ermelter Graff dem König alsobalt in ein ohr gesagt: Darauf ihr Mtt den Huth zu zweyen mahlen tieff abgezogen vnd wissen wollen, wie viel Zeith wier in Franckreich zuzubringen gedächten? Ich hab dem Grafen geantwortet, ihro Fürst. G. wehren annoch Vnter dero Vätterlichen Ge= walt, hoffen aber doch auf ein Jahr erlaubnus zu haben: Darauf der König Seinen fortMARCH genommen: Alß Wier nun etwas vor Sich gerücket; sagte der COMMENDANT von vnser CONVOY, Er hette gehört, daß eine Parthey heraussen wehre, müsten also sehen, daß Wier mehr Leuthe bekehmen oder wieder zuruck gingen: Darauf Wier beyde bis an des Königs geleid zuruck geritten vnd den COMMENDANTen der König. CONVOY zusprechen begehrt: Welchen Wier im nahmen vnsers Herrn gebethen, vnsere CONVOY mit mehrer manschafft zuverstercken, inmassen Wier gehört, daß es vnterwegs vnsicher wehre: Welcher vns aber von des Königs wegen versichert, eß wehre Sich nichts zubefahren, Wier solten vnserm COMMENDANTen Sagen, Er solte nur guthe TROUPPEN halten vnd so viel möglich die Landstrasse vermeiden, auch im MARCHE die Lincke Handt beobachten: Mit welcher antwort wier beyde vns CONTENTIRen mussen, gestalt wier dieselbe dem CORNET auch also hinterbracht haben. Alß Wier aber kaum 1 ½ Stunden fort gereiset vnd vor ein Stättlein SOOR LE CHATTEAU genant, gekommen: thete Sich ein TROUP Reuter vngefehr in die 20. Man auß der EMBUSCADE heraus vnd zohen Sich auf der Selben Seithen des wegs hinunter warts wo wier herkahmen; wolten vns damit weis machen, wier Solten vnsern weg gerad auf das Stattlein 155
Louis de Béthune, vgl. Anm. 110.
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nehmen; Wan Wier aber Solches gethan, hetten Wier in die Schnaphanen zu fus hinein gemüst, so grossen Schaden vnter vns thun können, vnd deren anzahl Wier bis DATO noch nicht wissen können: Der CORNET aber stelte Sich sambt vnser CONVOY zur Gegenwehr, vnd alß die zwey voraußgeschickte gebracht, daß es feind wehren, finge die feind. Parthey erst ahn auf vns los zugehen vnd eine SALVE auf Vns zugeben wobey Wier Sich wehren, gleichwohl aber aus beysorge deren in den Hecken versteckten Schnaphanen, der Statt müssig gehen vnd auf der lincke Hand des feldts begeben müssen: Wier haben Sich in die TROUPPEN von vnser CONVOY mit hinein begeben, die Callesche aber so guth alß Sie gekönt, vns bis in 1 ½ Viertel Stunden gefolget: Ohnmöglich war es ohne weitere Verlust der Leuthen, auch ihrer Fürst. G. gefahr Selbsten, dieselbe weiters zu defendiren. Geschahe also, daß in diesen vnterschiedlichen ATTAQUEN von vnser seithen 3 Reuther v. ein Qvartiermeister beneben 2. pferdten flugs todt geblieben. Ein ander Reuter tödlich verwundt, ist noch in obbemeltes Stattlein entkommen: Einem andern aber ist dichte hinter ihr F. G. der Kinbacken entzwey vnd Sonsten ins bein gefehrlich geschossen worden. So aber mit vns bis nach AVESNES entkommen, alwo Er Sich CURIren lesset. Die CALLESCHE anbelangend, haben der Feind vmb dieselbe besser zu ARRESTIREN, den Gutscher156 herunter geschossen: Der Cammerdiener Cromayer ist zeitlich herunter gesprungen vnd damit vermeint Sich zu SALVIRen. Es kahm ihm aber ein CRABAT so nahe auf den Hals, daß Er auf ihn geschossen, aber dessen pferd nur getroffen, worüber Er so sehr entrüstet vnd ihre Cammerdiener darauf erstochen. Der LACQVAY157 ist, Gott lob, davon kommen, dergestalt, weil von 5. Schussen So die Schnaphanen auf ihn gethan, ihn keiner getroffen: alß er aber bey der letzten Hecken gewesen vnd dar hinüber springen wollen, gedachte ihn einer von denselben vorzubringen vnd ihne mit einem gefasten messer die Kehle zu treffen. Deme Er aber einen So Starcken Schlag am Hals geben, daß Er Gott lob vber die Hecken kommen vnd also in das Stattlein sich salviret. Dieses Stattlein gehöret dem Grafen von SOOR zu,158 so zu Brussell ein Spanischer Minister mit ist. Er der LACQVAY ist erst den dritten tag zu vns kommen vnd was von des Gutschers vnd Cammerdieners todt Wier gemeldet, berichtet. Der DOCTOR aber vnd der SECRETARII sind dazumahl beyde mit der callesche davon geführt worden; Wier wollen zu Gott hoffen, noch bey leben. Ihro Fürst. G. haben zu ihrer Leibs=DEFENSION das ihrige rhümlichst gethan, wie Sie ohne Zweifel Selbst berichten werden. Wier beyde sind neben derselben, Gott lob, vnversehrt behütet worden, davon aber einer am Stiefel der andere am Rock bluth bekommen, ohne Zweifel von denen So vmb Vns herumb getroffen worden. Der Reit Knecht159 ist beneben vns auch mit den Trouppen entkommen, hath 156 157 158 159
Vgl. Anm. 114. Vgl. Anm. 113. Philippe-Emmanuel Antoine Amboise de Croy, vgl. Anm. 112. Hans Peter Schäfer, Knecht.
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zu Seiner Leibs=wehrung auch einen Schus thun müssen, so nit vnfruchtbarlich abgangen. Wie Wier zu Rheims wahren, haben Wier ihrer Fürst. beste Sachen sambt deren geldt, bücher vndt CLENODIen auch meisten bekleidung wie auch von vnserm Wechsel 125. Ducaten, voraus naher Paris geschickt, theils die CALLESCHE zuerleichtern, theils nit alles in gefahr zu setzen. Nachdem die CONVOY des andern tags von AVESNES zuruck, haben Wier Mr TURENNE die RENCONTRE vberschrieben vnd gebeten, wegen Erkundigung vnser verlohrnen Sachen, Pferdten, Gelds vnd beyden Leuthen, Sorge zutragen. Ingleichen bey dem GOUVR zu AVENES, Genant der Graff von BROGLIA,160 so vns allen fleis versprochen vnd vermeint, die Parthey seye aus Bergen in Hennegau, Namur, VALANCIN161 oder Camrich gewesen. Was Er verrichtet oder erfahren würde haben, Solten Wier in Seinem Haus zu PARIS À LA PLACE ROYALE zuerfahren haben. Wier haben alhie aus durch vnsern Kaufman, KOCH genent,162 alsobalten wegen ehrlichen begrebnus beyder entleibten anstalt machen lassen. Des SECRETARII BACHOFen sein pferdt, ein bräunchen ist des tags zuvor vmb 31 2/3 Rthlr. verkaufft worden vnd das ist die vhrsache, das Er auf die Callesche kommen. Wegen des Rappen, so vor den Printzen zu Reithen DESTINIrt geweßen, ihr Fürst. G. aber viellieber den Schwartzbraunen reithen wollen; hatte ich & Witzleben den tag zuvor auch ein Kaufman, weilen Wier aber kauff nit zurecht kommen können, bin ich zu Pferdt geblieben vnd also Gott lob darvon kommen. Den dritten tag nach dieser ACTION sind Wier, zwischen LANGRES163 vnd SOISSON, mittags zu CHAVIGNON in eben dem Wirtshauße angelanget, alwo die Königin mittag gehalten. Wier haben diese OCCASION auch beobachtet, der Königin Ober=Hofmeister dem MARQUIS von COEFFRE164 den Verlust geklagt, welcher den Verlauf in genere begehrt, vnd weil der MARECHAL D’ESTREÉ165 mit dem Grafen von Soor166 bekant seye, vns versprochen, an denselben Schreiben zu lassen. Die Königin, hath neben der MADEMOISLE von MONPENSIER167 vnd der Marggrafin von Baden,168 auch andere Frauen Zimmer in der Gutschen mittag gehalten: Vnd den Printzen eins vnd anders gefragt, wodurch gleich sehr die erste Kundschafft am Hoff gemacht werden müssen. Was an Gelt verlohren vnd SALVIrt worden ist hiebey in copia. Wier sind dato in den fünften tag in Paris, sehen täglich so viel alß möglich: Wier gehen heuthe naher CHAN160 161 162 163 164 165 166 167 168
Charles de Broglie (1617–1702), Comte de Broglie, Gouverneur der Stadt Avesnes-sur-Helpe, Lieutenant-Général. Valenciennes. David Koch, vgl. Anm. 48. Laon. François Annibal II d’Estrées (1623–1687), Marquis de Coeuvres. François Annibal d’Estrées (1573–1670), Maréchal de France. Philippe-Emmanuel Antoine Amboise de Croy, vgl. Anm. 112. Anne Marie Louise d’Orléans (1627–1693), Duchesse de Montpensier, La Grand Mademoiselle. Luise Christine (1627–1689), Markgräfin von Baden-Baden, geb. Prinzessin von SavoyenCarignan, 1653 verm. mit Markgraf Ferdinand Maximilian von Baden-Baden.
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v
TILLY, so des Printzen von CONDÈ169 RESI- DENTZ vnd naher LIANCOURT. Hiernechst vmb die nechst liegenden orther vmb PARIS herumb vnd so fort ahn nach LYON, damit E. Durch. DISPOSITION zufolge, wier den Winter
oder Herbst guthe Zeith wieder alhier sein möchten. E. F. Durch. wolten in ungnaden nit vermercken, daß die briefliche CORRESPONDENTZ beyderseits gegenwertig nicht wohl eintriffet, alle Posten werden bey 14 Tagen hier aufgehalten, also das niemands weis, was, vndt weme Er schreiben solle. Mit nechsten wollen Wier vber Strasburg ein mehrers berichten, thun vns inmittelß zu gsten. Hulde vnterthst. empfehlen lebende immer E. Fürst. Durch. Vnterthst. gehorst. pflichtschuldigste Diener alzeit Hanß Heinrich von Witzleben Anthon Finck Lt.
ps. ein brief sambt den beylagen vom 11ten MAII170 ist vns alhier zu PARIS den 8/18ten JUN. zurecht eingehendigt worden, den beyschlus an Mr DE TURENNE wollen wir bis auf den Winter bey vns behalten vnd Sich lassen zu vnserm nutzen PRAEVATIren. *
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24. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 26. Juni/6. Juli 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 217r–217v; 222r–222v, eigenh. Ausf. Mitteilung der Ankunft des Arztes und Sekretärs in Paris, deren Gefangenschaft, Treffen mit der spanischen Partei, Tod des Kammerdieners und Kutschers, Verlust der Kalesche und Bagage, Besichtigung der Lusthäuser um Paris, Mitteilung der Reise nach Caen, Herzog von Mecklenburg, Verkauf von zwei Pferden an den dänischen Residenten.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst. Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ew. Gnd. werden nunmehr verhoffendlich mein ohnlängst Kindgehorsames von hieraus an dieselbe abgelaßenes schreiben171 bey guther Zufredenheit nebenst dem von Metz abgegebenen erhalten und daraus nebenst dem bericht wie wir zeithero unsere reyse bis hieher verricht, die gefährliche ANVENTÜRE bey
169 170 171
Louis II de Bourbon (1621–1686), Prince de Condé, „Le Grand Condé“. Vgl. Nr. 18 und Nr. 19. Nr. 22.
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Briefe
SOR LE CHATTEAU172 so uns von den Spanischen trouppen begegnet ersehen haben, Nachdem aber durch gottes sonderbahre schickung und Vatterlichen Schutz die zwey tod vermeinte als der MEDICUS173 und SECRETARIUS174 unbeschädiget und bey guther gesundheit den 19. JUN. alhier Sich wieder eingefunden und dero Zustandenheit als hatt meine schuldigkeit erfordert derselben bericht Ew. Gnd. nebenst Versicherung meiner guthen gesundheit in Kindgehorsam zu hinterbringen. Berichte derowegen ihrer aussage gemeß daß nach dem Wir von 20 Spanischen Reutern und 40 bis 50 zu fuß von Monts aus gecommendirte auf eine kleinen Wiese bey SOR LE CHATTEAU angegriffen, unseren reuter 5 tod geschoßen, zwey gefangen, wir in die flucht gebracht, und die CALECHE angehalten worden, Sie nebenst denen zwey gefangenen FRANOSEN, auch vorhero geschehene ertodung des Cammerdieners,175 der eben von der CALECHE, Sich zuerretten gesprungen war, und gutschers,176 und PAGAGE nacher MONTS gefangen weggeführet, meine sachen öffendlich verkaufft, das geld unter sich getheilet und meine geistliche bücher öffendlich zerschnitten und verbrand, mann hatt Sie bald nach ihrer ankunfft in das Wirthshauß au L’IMPERATRICE einLOSIRTE, mit sonder 6 MUSQVETIER verwacht und noch Lindlich TRACTIERT aus ursach weil Sie vermuthet ich sey selber unter ihn, und ob Sie gleich vielfaltig PROTESTIRET daß Sie diejenigen nicht weren davor Sie gehalten würden hatt mann es ihnen nicht glauben [wollen] und dahero nicht sobalden los laßen wollen, bis so lange sie einmahl beym Hertzog von ARSCHOT177 der aldar Koniglicher Spanischer GUBERNEUR ist, AUDIENTZ gehabt auch ihr obrister Wachtmeister GORMAN,178 so M. FINCK wohl kent vor sie guth gesagt daß Sie keine standes Personen weren, Sind auch darauf bald nach 10 tägigen gefägnis zwar loßgelaßen, aber weder die Sachen uhnerachtet der Hertzog seinen OFFICIREN befohlen unsere sachen wieder zuzustellen, wieder gegeben worden, haben also ihre reyse ferner fortzusetzen solche 50 thr. bey obgedachten Gormann aufheben müßen. Berichten ferner daß einer unter den Spanischen OFFICIREN ein teutscher Grunfels genant, einer von Ew. Gnd. VASALLEN, selber gestanden hette (welcher auch den gutscher ein stoß mitt dem degen geben und endlichen tod geschoßen, auch den SECRETARIUM darnieder geschoßen hette, so Er nicht umbs leben gebeten,) daß Er nur 20 schritt hinter mir gewesen, mich verfolget und mein leben kürtzen wollen, denn Er alle beyde bistolen loßzünden wollen, hetten aber alle beyde versagt, darauf hette die Flinten angeschlagen und loßgetruckt hette mich aber nicht treffen konnen woraus ich 172 173 174 175 176 177 178
Solre-le-Château. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 113. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 113. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 113. Justinus Trümper, vgl. Anm. 114. Philipp Franz von Arenberg (1625–1674), Herzog von Aerschot, Gouverneur des Hennegaus. Johann Albrecht Jorman (gest. 1692), Obristwachtmeister.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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denn Sehen daß Gott sonderlich zu der Zeit mitt mir gewesen, weil Er mich aus so vielfaltigen gefahren erloset, welches mit auch eine anreitzung seyn soll noch desto eyfriger und inbrünstiger an Gott hangen und den Weltlichen lüsten guthe nacht zusagen, Und demnach Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter ich bis hero die Zeit mitt besichtigung der schönen lusthäußer und gartten als CHANTILLIE,179 LIANCOURT, S. CLOUT,180 RUEL,181 MAISON,182 S. GERMAIN,183 VARSEIL, PETIT BOURG,184 ESSONNE, COURANCE,185 VILLE ROY, FLEURY,186 FONTAINEBLEAU, und VEAUX LE VICONTE besehen und nichts mehr vor diesmahl zuthun ist als Sich an einen gewißen orth umb die STUDIA und andere von Ew. Gnd. mir und ihnen aufgetragene Verrichtungen, zu treiben, alß haben Wir uns vorgenommen, morgends geliebts in aller frühe uns aufzumachen und erstlich naher ROEN und hernacher naher CAEN in der NORMANDIE nahe bey der sehe gelegen etwan 4 tagereysen von hier, umb uns diesen Sommer aldar aufzuhalten, und Ew. Gnd. fernern befehls zuerwartten, Ob wohlen, Es die erste abrede fast gewesen, uns naher LYON zubegeben, Es aber solcher viel vornehme leuthe vornehmlich aber M. FERRET187 der bey Ihr Gnd. Hertzog BERNHARD,188 Christmildige Dächtnüß SECRETARIUS gewesen, nicht rathen wollen aus ursache weillen itzo die große Hitze seyn, der weg sehr weit (denn man 200 meilen von hier bis dort hin rechnet und unter 10 tagen dahin nicht wohl kommen kann,) auch die Sprache nicht allerdings guth und die CONVERSATION nicht gar aggreabel dar sey, dahingegen mann solches alles beßer zu itz bemelten Caen haben kann, hoffe aber Ew. Gnd. werden diese unsere gefaste resolution nicht in ungnaden vermerckten, Solte es aber wieder dero intention seyn, Werde ich doch nicht unterlaßen dero Vatterlichen fernern befehl Kindgehorsamlich in acht nehmen. Schließlich kann Ew. Gnd. unterrichtet nicht laßen daß, weil der Hertzog Mecklenburg189 erfahren daß ich hier sey, mir seine gutschen anpraesentiren auch nach meinem losement fragen laßen, habe ich nicht anders gekont als gestern morgen eine visite zwar INCOGNITO zugeben, Er aber ist hernacher 3mahl vor meinem Hauße gewesen mich wieder zu besuchen bin aber allemahl nicht zu Hauß gewesen und gleich bey beschlißung dieses berichts kombd der Dänische EXTRAORDINAIRE AMBASSADEUR M. GEUY190 179 180 181 182 183 184 185 186 187 188 189 190
Chantilly. Saint-Cloud. Rueil. Château de Maison in Maisons-Laffitte. Saint-Germain-en-Laye. Château Le Petit Bourg in Évry. Courances. Fleury-en-Bière. Nicht identifiziert. Bernhard (1604–1639), Herzog von Sachsen-Weimar. Christian Ludwig I. (1623–1692), Herzog von Mecklenburg. Marcus Falksen Gjøe (1635–1698), 1664–1668 dänischer Resident in Paris.
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der in wenigen tagen der armee folgen wird aus befehl Seines Konigs zu mir und hatt meine 2 besten Reitpferde vor 100 thlr. Gekaufft. Indeßen wolle der allerhochste Ew. Gnd. neben Ihr. Gnd. der Frau Mutter deren ich mich Kindgehorsamlich empfehle bey allerfürstlichem Wohlstand erhalten sonderlich und mich noch ferner in dero beharliche gnade empfohlen seyn laßen, ich werde nicht manqviren ieder Zeit tathlich zuerweisen wie ich sey Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS. *
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25. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Paris, 26. Juni/6. Juli 1667, Eingang: Gotha, 12./22. Juli 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 223r–224r, eigenh. Ausf. Anton Finck, eigenh. Unterschrift J. H. von Witzleben Ankunft des Arztes und des Sekretärs, deren Gefangenschaft, vorübergehende Aufgabe des Incognitos, Reisepläne für Caen, Bestellung eines neuen Kammerdieners.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Die vom 13/23ten JUN: von vns erstattete vnterthste. berichts=Schreiben191 werden E. F. Durch. beneben allem was beygeschlossen, nunmehr zurecht erhalten haben, Dieselbe versichern Wier vor diesmahl So wohl auf Seithen Ihrer Fürst. Gnd., alß auch vnserer andern, allerseits bestendiges aufwesen, welches Gott in gnaden noch lange fristen wolle! Vnter dessen sind beyde zu BERGEN in Hennegau gefangen=geweste D. WEITZ192 und SECR. BACHOFEN193 den 19/29ten dito bey vns anhero in Paris glücklich vnd gesund wieder angelanget, Sie Sindt wehrender Zeith ihrer Verhafftung nicht sonders harth, sondern in einem guten Wirtshaus auf ihre Kosten LOGIRT gewesen: Aber von allem dem ihrigen vnd Vnßrigen, So auf der Calleschen gewesen, ausserhalb der blossen Kleider ahm Leib, ihnen nichts gelassen wordten; Worzu auch, daß Sie Sich Diener von einem vnpartheyischen Reichsfürsten genennet vnd was Sie Sonsten erdenckliches vorgebracht, nichts helffen können. Seithero haben ihro Fürst. G. an den
191 192 193
Nr. 23. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 113. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 113.
Anton Finck an Herzog Ernst
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Hertzog von ARESCHOT,194 alß GOUVER. vber MONS dero bewegliche remonstration ablauffen vndt zugleich ersuchen lassen damit Sie vnd die Ihrige zu deme, was wieder Völcker Recht ihnen geschehen vnd abgenommen worden, wiedergelangen möchten, den EFFECT wier auf erfolgende wiederantwortung vnterthst. berichten werden. Was aber Ihre Mste. der König vndt Mr. DE TURENNE195 vor v RESSENTIMENT bey so gestalten Sachen geführt, ist auß den Schreiben, So der SECRET. HASSET196 gethan, COPIALE zu sehen.197 Bey so vnverhofften auenturen nuhr, wolten E. F. Durch. in vngnaden nit vermercken, daß Wier allerdings INCOGNITO, wie wier gern gewolt, nit bleiben können, Zeith vnser alhieseins haben Wier, So wohl in alß ausserhalb Paris, was zu sehen, möglichst bewercket, hierauff hatten Wier im Sin von hinnen vns naher Lyon zuverfügen vnd ein zeitlang alda zu sejourniren: Allein weilen es albereit zimlich Spaht im Sommer, die Hitze zu INTOLERABLE, der weg zu weith vnd sonsten wegen der Sprache alda abgerathen worden, alß haben Wier Vns endlich von Mr. FERRET198 rhaten lassen, vnßer SEJOUR in der Nachbarschafft vnd zwar zu CAEN in der NORMANDY ein zeitlang zuerwehlen, Wie Wier eß alda antreffen, wollen nechstens vnterthst. berichten. Demnach auch wie albereit vor diesem erwehnt, es Gott gefallen, ihrer Fürst. G. mitgegebenen Cammerdiener seel.199 auf eine sonderbahre weis aus diesem Leben abzufordern vnd durch dessen ableiben Ihro Fürst. G. eines andern Cammerdieners vnentberlich benötigt, Alß wollen So wohl Ihro Fürst. G. alß Wier, E. F. Durch. anderwertige DISPOSITION hiervnter vnterthst. erwarten, Inmittelß gleichwohl vngemeldet nit lassen, daß der mitgegebene LACQUAIS, Nahmens Hans Rinck,200 vnsers wissens Ein treuer, frommer vnd fleißiger Diener Seines Herrn nit allein seye, Sondern auch vnter 5. gefährlichen Schüssen vnd einem albereit an die Kehl gesetzten Messerstich, sonder Zweifel durch sonderbahre Vorsehung des Höchsten, Sein Leben errettet vndt durch Seine treue Nachfolg Sich zu Einer dergleichen beförderung ohne Zweifell MERITABLE gemacht vndt noch weiters wirdt machen können, Wegen E. Fürst. Durch. mit gegebenen PARTICULARIÄTEN, hath wegen anderer Verrichtungen bishero kein anfang gemacht werden können, soll aber mit Gotte hülfe nunmehr ins werck gesetzt vnd E. F. Durch. zu seiner Zeith jedes mahl bericht erstattet werden, Thun zu dero Fürst. hulde vns hiemit vnterthst. empfehlen, alzeit bleibende E. Fürst. Durch. 194 195 196 197
198 199 200
Philipp Franz von Arenberg, vgl. Anm. 177. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 52. N.N. Hasset, Sekretär des Maréchal Turenne. Vgl. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 218r–218v Copia des Ersten briefs des Secretarii vom H. Mareschal Turenne. ahn ihre F. G. Herrn Friedrichen. 218v–220r Copia des andern briefs. 220v Copia Schreibens ged. Secr. an Lt Fincken. 219r Copey des Paßes des Hertzogs von Arschott. Nicht identifiziert. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 113. Johann Ring, vgl. Anm. 113.
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Vnterthst. gehorsamste pflichtschuldigste Hans Heinrich von Witzleben Anthoine Fincque.
Eiligst Paris. den 26/6ten Jun:/ Julii 1667. *
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26. Herzog Ernst I. an den Wild- und Rheingrafen Johann Ludwig, spanischer Generalmajor zu Bergen: Friedenstein, 1. Juli 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 233r–234r, Kopie, Kanzleihand, eigenh. Unterschrift. Information über die Reise Herzog Friedrichs nach Frankreich, Treffen mit den Spaniern, Tod des Kammerdieners und des Kutschers, Verlust der Kalesche, Gefangennahme des Arztes und Sekretärs, Bitte um Hilfe bei der Rückerstattung der Kalesche und des Gepäcks sowie der Entlassung der Gefangenen.
VON GOTTES GNADEN ERNST HERTZOG ZUE SACHßEN, Jülich, Cleve und Bergen, Landgraf in Düringen, Marggraf zu Meißen, gefürsteter Grafe zue Henneberg, Grafe zue der Marck und Ravensberg, Herr zu Ravenstein. Unsern günstigen gruß und wolgeneigten willen zuvor, Hochwolgeborener, besonders lieber Herr Graff. Derselbe wirdt ausser Zweifel bereits nachricht haben, welcher gestallt wir unsern geliebtem ältesten Sohne, FRIEDrichen, Hertzogen zue Sachßen p. vor etzlichen Monaten, und also, ehe wir noch von den bevorstehenden Kriegen zwischen beyden König. Mtt nachricht erhalten, eine Reiße in frembde Lande, und insonderheit nach Franckreich, Niederland und Engelland und zwar INCOGNITO zu thuen, erlaubet, bloß zu dem ende, damit Er sich in seinen STUDIIS und Standesmäßigen QUALITeten mehrers perfectioniren möchte. Wann wir denn berichtet werden, daß unterwegens Sich gedachter Unser geliebter Sohn außer alle seine INTENTION unter die eben damalß anMARCHIrende Frantzößische ARMEE gerathen, und demnach seiner Sicherung halben anders nicht gekönt, alß bey dero GENERALEN sich anzumelden, demnach aber, so bald Er sich daselbst wieder los machen können mit einer bittlich erhaltenen CONVOY wegen der mehr und mehr anMARCHIrenden Völcker, seines weges zurück gegen Pariß gereiset, aber bald bey einem Städtlein SOOR LE CHATTEAUX201 genant, von einer Spanischen Parthey RENCONTrirt, und ungefragt, was eß fur 201
Solre-le-Château.
Herzog Ernst an Graf Johann Ludwig
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leuthe seyn, auch unbetrachtet ihrer bey sich gehabten Frey Päße feindlich angegriffen, Unsers Sohns Cammerdiener und Kutscher niedergemacht, Unser ihm zugegebener MEDICUS, D. JACOB Weitz202 und SECRETARIUS Johann Friedrich Backofen203 sambt deßen Calesche und darauf geladenen büchern, SCRIPTUren und BAGAGE und naher Bergen im Hennegaw weggeführet, welche auch zum theil bereits verkauft seyn sollen. So wollen wir zwar anders nicht hoffen, denn daß vor ankunft dieses unsers Schreibens itzbenandte Unsere beyde diener wieder erlaßen, und bey Unserm geliebten Sohne die Ihnen anbefohlene dienste zu verrichten wiederumb angelanget, zumaln auch die Calesche und sämbtliche darauff gewesene sachen RESTITUIret und zurück gefolget seyn, Haben aber iedoch den Herrn Grafen, alß einen Teutschen Herrn, zu deme wir dißfallß ein sonderbahres Vertrawen gesetzet, auf allen fall hiermit günstig zu ersuchen nicht unterlaßen wollen, Er beliebe in betracht daß mehr hochermelter Unser geliebter Sohn, alß ein Reisender und dem studiren ergebener junger Herr bey diesem Kriege allerdings unINTERESSIret, und sonder alle EMPLOY oberwehnter maßen allein die Ihme erlaubte Reise zu thun gemeinet und gleichsam vber vermuthen unter die Frantzösische ARMEE gerathen ist, auf den fall bedörffens, Unserer zue Ihme habenden guten CONFIDENTZ nach, unbeschwert dahin zu COOPERIren, daß nicht nur beyde Unsere dienern (so wir zwar, daß Sie durch arresta oder sonst angehalten, oder ihnen ia etwas wiedriges zugemuthet werden sollen, nochmalß nicht vermuthen) förderlichst Ihres weges mit einem Trompeter und genugsamen Paß fortgelaßen, und da etwanen Unser geliebter Sohn auch Ihnen und anderer mithabender bedienten eigene bücher, SCRIPTUren, BAGAGE und sachen, was das auch seyn möchte, annach unRESTITUIrt zurück were sambt der Calesche und Pferden ohne entgeld wieder gefolget, und da vielleicht etwas davon vereusert seyn möchte, wieder zur Hand gebracht und ebenfallß RESTITUIret werden möge. Wir werden eß vmb den Herrn Grafen und deßen angehörige in andere wege zu verschulden, unvergeßen seyn und verbleiben Ihme mit günstigem und wolgeneigten willen iederzeit wol beygethan. Datum Friedenstein den 1. JULII, ANNO 1667. Des Herr Graffen zu Ernst HZSachsen
Dem hochwolgebornen unserm lieben besondern Herrn Johann Ludwigen, Wild= und Rheingrafen zue Daun und Kyrburg,204 Grafen zue Salm p. und Herr zu Wilsingen, der König. Mt: zue Hispanien bestellten General Maiorn bey dero Infanterie p. Bergern im Hennegaw 202 203 204
Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 113. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 113. Johann Ludwig (1620–1673), Wild- und Rheingraf zu Dhaun.
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27. Herzog Ernst I. an Francisco de Moura Cortereal y Melo, Marqués de Castel Rodrigo: Gotha, 1. Juli 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 236r–237r, Kopie, Kanzleihand, eigenh. Unterschrift. Information über die Reise Herzog Friedrichs nach Frankreich, Treffen mit den Spaniern, Tod des Kammerdieners und des Kutschers, Verlust der Kalesche, Gefangennahme des Arztes und Sekretärs, Bitte um Hilfe bei der Rückerstattung der Kalesche und des Gepäcks sowie der Entlassung der Gefangenen.
Monsieur. Il y a quatre mois, et d’auantage, auant d’estre auerti de la guerre present, que j’ay accordé á mon fils aisne Frederic Duc de Saxe de faire un voyage a l’incognu par la France, les pais-bas, et L’Angleterre, pour voir les pais, apprendre les Langues, et les exercices, et par la conversation des personnes de condition en ces pais la se perfectionner en toutes les vertus convenables a sa qualité, selon la coustume des Seigneurs d’Allemagne. Mais le malheur luy en a voulu, qu’estant tombé en l’armée Francoise, il luy a falu necessairement aller touuer la Generalité pour se donner a cognoistre et demander passeport auec un convoy pour passer seurement les trouppes Francoises, qui approchient de plus en plus, comme doncques il voulut prendre son chemin auec ses gens, il arriva qu’une partie estant sortie de Monts en Hainault les vint attaquer pres Soor de Chasteau,205 et sans demander ny entendre quels gens ils estojent, les chargent de coups de pistolets tuent le Cocher206 et un Valet de Chambre,207 et ammenent prisonniers son Medicin le Docteur Weitz,208 auec son Secretaire Jean Frederic Backofen,209 auec le coche et tout le bagage en la dite Ville de Monts. Or Monsieur, je ne doute nullement, que suivant la consideration en laquelle vous auez toujours eue nostre Maison de Saxe, vous n’ayez un grandissime deplaisir de cette mauvaise rencontre, arrivé a un jeune Seigneur neutre, passant par le pais sans aucun interest ou partialité quelconque dont je vous puis veritablement asseurer: Et espere bien, que le Commendant de Monts en ayant esté pleinement informé tant de la bouche des deux Serviteurs que de l’Instruction donnée a mon fils et trouuée parmy ses papiers; aura donné ordre, que ces deux personnes soient relachée, et tout le bagage auec le coche et les cheueaux rendres. En tout cas, et que cela ne fut point fait je vous recherce tres affectueusement qu’il vous plaise de donner cet ordre precis, que le tout soit rendu aux personnes 205 206 207 208 209
Solre-le-Château. Justinus Trümper, vgl. Anm. 114. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 113. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 113. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 113.
Herzog Ernst an Herzog Friedrich
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sus dites, et eux auec de bons passe=ports par un trompette seurement conduits en tel lieu et place, qu’ils puissent suivre mon fils, & continuer leur services. Et quoy que cela soit en soy mesme juste et raisonnable, je l’estimeray par une courtoisie et faveur, de la quette je me revancheray aux occasions qu’il vous plaira me faire naistre pour vous tesmoigner, que je suis veritablement. Monsieur. Vostre treshumble et tresaffectione Serviteur. Ernest Duc de Saxe. de Gotha ce 1/11 Juillet 1667.
Monsieur. Monsieur le Marquis de Castel Rodrigo.210 Gouuerneur des Pais=bas pour Sa Majte le Roy d’Espagne Bruxelles. *
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28. Herzog Ernst I. an Herzog Friedrich: Friedenstein, 1./11. Juli 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 245r, Konzept, Handschreiben. Empfang des Schreibens, Erleichterung über den Ausgang des Treffens mit den Spaniern, Ermahnung zum Fleiß für das Reisevorhaben, Erstellung einer Liste der verlorenen Güter, Information über die Schreiben an den Wild- und Rheingrafen und den Marquis de Castel Rodrigo.
Meinen Vätterlichen gnedigen grus zuvor hertzlieber Sohn, dein schreiben auß Paris den 12/ 22 JUNII211 hab Ich zu Recht vberkommen, daraus theils die vnglückliche begegnung deins vnd der deinigen, als auch Gott sey lob des meisten hierüber erfreulichen auß deinem schreiben vernehme wohin du diese schickung deß allmechtigen zu seinen Ehren erweist, also wolle in solcher demut vnd Vertrauen auff Ihne nebenst allen Rechtschaffenen Christen erhalten. Die gewohnliche eitelkeiten darinnen wir so leicht in Seel vnd leibes gefahr können gerathen, ie mehr vnd mehr zu erkennen geben, die begierde nach den bestendigen gütern vermehren vnd vns biß zur völlig besitzung erhalten, Vnter deßen desto mehr fleiß und mühe anwenden, die zu des Vorhaben in solchen ietzigen landen zu besichtigen, zumal wegen deß weit auß210 211
Francisco de Moura Cortereal y Melo (1610–1675), Marqués de Castel Rodrigo, 1664–1668 Statthalter der spanischen Niederlande. Nr. 22.
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sehenden gefehrligkeiten im gantzen EUROPA. Du wirst auch fleiß anwenden, was schrifften So zu dem guten Vorhaben verlohren worden, fleißig auffgezeichnet, bald berichtet, dir noch einsten einige nachgesendet werden, deiner mittel deß theils verlust für dich, darumb du an die Frau Muter geschrieben, hast über den deinen zuerinnern, ist schon befelch geschehen. Hoffe der Doctor212 vnd SECRETARIUS213 wo nicht schon, doch balde bey dir sein werden. Ich habe nach Brüßel an MARQUIS Castel Rodrigo,214 als auch an Reingraffen215 nach Bergen, welcher COMMENDANT alldar geschrieben, es sint sonst keine briefe als deine von Metz anhero kommen, werdet fleiß anwenden, wo am gewisesten oder geschwindesten sie zu verbringen sein zu erkundigen, noch zur Zeit wirdt auff Straßburg gerathen, der liebe Gott sey mit vns allen, Ich verbleibe Dein getreuer gnediger Vatter Ernst HZS *
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29. Herzog Ernst I. an Johann Philipp, Erzbischof von Mainz: Friedenstein, 1. Juli 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 246r–247r, Konzept, Kanzleihand Information über die Reise Herzog Friedrichs, dessen Zusammentreffen mit der spanischen Partei, Raub der Kutsche, Entführung des Arztes und Sekretärs, Schreiben an den spanischen Gouverneur, Bitte um Unterstützung bei demselben.
Besonders lieber Herr undt freundt. Ew. Ld.216 mögen mir nicht vorhaltten, weil deroselben auch vieleicht albereits zue wißen worden seyn, welcher gestaltt wier Unsern geliebten Eltesten Sohn Friedrichen Hertzogen zu Sachsen p. vor [etlichen wochen] wenigen monathen undt zwar ehe wier noch von deme Kriege zwischen beyden Crohnen [Spanien undt Franckreich] etwas beständiges vermuthen können eine reise in Franckreich, dann in die Niederlande [undt] auch wohl Engellandt zue thun erlaubet bloß zue dem ende, damitt er sich im STUDIRen undt andern standsmäßi212 213 214 215 216
Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 113. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 113. Francisco de Moura Cortereal y Melo, vgl. Anm. 210. Nr. 27. Johann Ludwig, vgl. Anm. 204. Nr. 26. Johann Philipp von Schönborn (1605–1673), seit 1647 Erzbischof von Mainz.
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gen tugenden mehr PERFECTIONIRen möchte. Alls er nun solche reise von Metz auß förder CONTINUIRen wollen undt [eben] die König. Frantzösische ARMÉE eben ANMARCHIRET, Hatt er anders nicht wohl geköntt, alls bey der GENERALITET sich anzuemelden undt zue seiner verhofften mehren sicherheit einen CONVOY auszuebitten, Inmaßen ihme dann damitt willfahrt, Er aber so baldt des tages, an welchem Er auß dem Hauptlager bey CHARLE ROY abgereiset, bey einem Städtlein SOOR LE CHATTEAUX217 genandt, von einer Spanischen Parthey allerdings unbefragt was es für leuthe seyn, undt was für päße Sie bey sich haben mitt einer SALVE feindtlich ATTAQVIRET, undt neben etzlichen reuthern von dem CONVOY auch Unsers geliebten Sohns Cammerdiener218 undt Kutscher219 nieder gemacht, dann Unser ihme mittgegebener MEDICUS D. Jacob Weitz und SECRETARIUS Johann Friedrich Backofen sambt der Caleschen undt aller darauf geladenen BAGAGE, Zehrgelde undt andern [undt] sachen nach Bergen im Hennegaw weggeführet worden. Ob wier nun wohl nicht vermuthen wollen daß ietzgedachter MEDICUS undt SECRETARIUS, wie auch die nebst ihnen naher Bergen gebrachten Pferde, Caleschen undt was sich mehr darauf befunden, alls reisende freye leuthe und zumahl Unsere bediente daselbst durch ARREST oder sonst aufgehaltten oder ihnen mehr wiedriges zuegemuthet werden sollen, zuemahlen werden wier, noch Unsern geliebten Sohn bey diesem Niederländischen Kriege das geringste interesse haben noch suchen sondern vielmehr diese intention allein führen daß unser geliebter Sohn, alls ein dem Studieren undt exercitien annoch ergebener Herr [Unser geliebter Sohn] wie oberwehnet die ihme erlaubte reisen sonder eintzigen EMPLOY [zue] thuen möge. Alls haben wier zwar solches dem [König. Spanischen] GOUVERNEUR der Spanischen Niederlande DON CASTEL RODRIGO220 durch schreiben (inmaßen Ew. Ld. auß beyverwahrtem DUPLET SUB VOLANTE zuersehen undt solches nachrichtung umb mehre gewißheit willen mittforttgehen zue laßen belieben wollen) zu vernehmen gegeben undt ihn dabenebst ersuchet wofern über beßeres verhoffen obbemelte Unsere beyde dienern auß ungleichen berichten ider verdachten etwa noch nicht ihres weges fortt zue reisen weglaßen, oder pferde undt Calesche sambt [dieser Ladung] zugehöriger BAGAGE nichtt, oder in nichtt vollenkömlichen RESTITUIRET weren, daß es noch förderlichst geschehen undt wo vieleicht schon etwas davon vereusert were daßelbe wieder zue handten gebracht, auch mitt einem trompeter undt genugsamen paß zu Unserm Sohn zureysen versehen werden möchten. Dieweill Unß aber bekandt daß mit Ew. Ld. hochgemeldter Herr GOUVERNEUR in merligkeit unterschiedliche schreiben gewechselt So würde Unß sonderlich angenehm auch von mehrem nachricht seyn, wann Ew. Ld. [gefällig seyn] freundtlich gefallen laßen 217 218 219 220
Solre-le-Château. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 113. Justinus Trümper, vgl. Anm. 114. Francisco de Moura Cortereal y Melo, vgl. Anm. 210.
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wollen demselben diese Unsere angelegenheit auff gleichen zweck zue RECOMMENDIREN gestaltt wier Ew. Ld. darumb freundlich ersuchen, undt deroselben zue erweisung annehmlichsten gefälligen diensten allzeitt willig undt gefließen verbleiben. DATUM Friedenstein den 1. JULII anno 1667. *
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30. Johann Philipp, Erzbischof von Mainz an Herzog Ernst I.: Würzburg, 16. Juli 1667 (st. n.), Eingang: Gotha, 9. Juli 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 261r–261v, 264v, Kanzleihand, eigenh. Unterschrift. Empfang des Schreibens, Brief an den Gouveneur der spanischen Niederlande ist weitergeleitet worden, einschließlich eines Schreibens an denselben.
present. den 9. Julii 1667 Unser freundlich dienst und was Wir liebs undt guetes vermögen zue vor, Hochgebohrner Fürst, besonders lieber freundt. Auß E: L: Vnß wohl zukommenen schreiben vom 1.ten dießes und dem einschluß221 haben Wir ersehen, was deroselben Herrn Sohn, als er sich die Landen weither zu besehen, von CHARLE ROY mit einem frantzösischen CONVOY begeben wollen, für ein unglückliche RENCONTRE von einer Hispanischen Parthey begegnet, wie dabey neben etlichen Reuthern von dem CONVOY, auch dero Herrn Sohns Cammerdiener222 und Gutscher223 niedergemacht, dan der ihme mitgegebene MEDICUS224 und SECRETARIUS225 sambt der Calleschen und aller darauf geladenen BAGAGE nach Bergen in Hennegae weggeführt worden, was auch E: L: deren weilen erledigung halber ahn Königlich Hispanischen GUBERNATOR der Niederlanden MARQUISEN DE CASTEL RODRIGO226 gelangen lassen, und wie sie Unß darbey ersuchen, solches auch mit guter RECOMMENDATION zue SECUNDIren: Nun wollen wir zwar selbsten auch nicht vermuthen, daß ged. dero Herrn Sohns ld. MEDICUS und SECRETARIUS, neben bey sich habenden Pferdt, Calesche und sachen, alß reisende freye leuthe, und zumahl dero bediente, so mit dem Krieg nichts zuthun haben, zue besagtem Bergen werden lange aufgehalten 221 222 223 224 225 226
Nr. 29 und Nr. 27. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 113. Justinus Trümper, vgl. Anm. 114. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 113. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 113. Francisco de Moura Cortereal y Melo, vgl. Anm. 210.
Kurfürst von Mainz an Herzog Ernst
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werden sein, wir haben iedoch auch nicht underlassen, ermelten König. Hispanischen GUBERNATOR begehrter massen, negst beyschliessung E: L: ahn denselben abgelassenen DUPLICAT hierunden bey dieser ablauffenden Niederländischen Post ebener gestalt daß inhalts, wie beyliegende abschrifft vermag zue ersuchen, wo wir sonsten deroselben und den ihrigen auch in mehrere weg ahngenehme dienste und freundtschafft werden erweisen können, darzu bleiben wir allzeit willig, DATUM auf unserm Schloss Marienburg ob Würtzburg den 16. JULII anno 1667. JOHANN PHILIPP VON GOTTES GNADEN ERTZBISCHOFF ZU MAINTZ UND CHURFÜRST, BISCHOFF ZU WÜRTZBURG UND WORMBS, UND HERTZOG ZU FRANCKEN. Dienstwilliger trewer freundt alzeitt Johann Philip elect Ep. *
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31. Johann Philipp, Erzbischof von Mainz an Francisco de Moura Cortereal y Melo, Marqués de Castel Rodrigo: Würzburg, 16. Juli 1667 (st. n.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 262r–262v, Kopie, Kanzleihand. Mitteilung über den Angriff auf Herzog Friedrich, Bitte Herzog Ernsts um die Intervention des Kurfürsten bezüglich der Freilassung des Arztes und Sekretärs, Rückgabe der Kutsche.
Monsieur. Je viens d’apprendre par celle que le Prince Ernest Duc de Saxe m’escrit, la disgrance qu’est arriveé n’a guerres au Prince Frideric son fils aisné par la rencontre qu’il fist dans son voyage aux Pais bas d’une Partie Espagnole de la garnison de Mons en Heinault, la quelle le prenant peutestre pour quelque autre le vint attaquer aupres Soor le Chasteau avec son convoy, et les charger de coups de Pistoletz dont il demeura d’abord le cocher et le valet de chambre du Prince sur la place, et son Medicin avec le Secretaire furent emmenez prisonniers droit à la ville de Mons, avec le carosse et tout son bagage. Or le dit Prince Ernest m’asseurant que le Prince son fils n’a eu autre intention ny interest dans ce voyage, que d’aller voir de sa permission la France, les Pais bas, et l’Angleterre, pour en connoistre les meurs, apprendre les langues, et les exercices convenables a sa condition, comme sa lettre cy iointe pour V. Excell. l’explique plus en destail, Il ma voulu rechercher de mes offices aupres d’elle pour la relaxation de
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ds. prisonniers, et la restitution des cheveaux et bagages qu’il sont perdu en ceste rencontre, Mais encore que je ne doute que V. Excell. aprés S’estre pleinement informeé du Succez de cet affaire, n’aye de fia donneé les ordres necessaires pour la liberté de ds. prisonniers, la restitution de leur bagage, et le passeport pour la Secureté de leurs personnes, J’ay voulu en tout cas aucompagner le desir de Mons. le Duc de ma lettre, au quel je serois bien aise de faire connoistre par ce moyen l’amité qui est entre nous, vous asseurant qu’il receura ces choses à faveur toute particuliere, et que d’ailleurs vous ne pouvez plus sensiblement obliger. Monsieur de V. Excell. le treshumble et tresaffectioné Serviteur Jean Philipp electEp. à Wurzbourg ce 16. Juil. 1667 Au Marquis de Castel Rodrigo &c. *
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32. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: (Caen), 8./18. Juli 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 254r–254v, 257r–257v, eigenh. Ausf. Dank für das väterliche Handschreiben, kindliche Devotion, Konversation, Lektüre, Mitteilung des Aufbruchs von Caen nach Angers.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst, Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ew. Gnd. gnadiges Handschreiben vom 15. JULII227 habe in Kindlicher DEVOTION erbrochen und darauß ersehen wie daß mein von PARIS aus den 26 JUNII/ 6 JULII abgegebenes Kindgehorsame schreiben,228 so glücklich gewesen Ew. Gnd. bey guthem Zustande zutreffen. Wie mir nun dero guthe gesundheit und Fürstliche Wohlergehen, erfreulich zuvernehmen gewest allso wundsche ich von grund meines Hertzens daß der grundgütige Gott noch ferne mitt seiner almachtigen Vattershand über dieselben der gestalt halten wolle daß Sie Sich bey bestandiger guther Zufriedenheit befinden, deßelben reichen Segen, und glückliche Forttgang in dero hohen wichtigen Regimentsgeschafften, Vornehmblich diesen itz Voraugenstehenden hochst gefehrlichen aufruhre im gantzen EUROPA, Machtigen beystand Versprechen und endlichen aller unfall und Wied227 228
Das Schreiben ist nicht vorhanden. Nr. 24.
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rigkeit von dero abgewand werden mogte, mir auch die gnade, nach dero Vatterlich wohlgemeinten Wundsch verleihen wollen, von tage zu tage bestendig im Christenthumb zu zunehmen, und stetig beßer lernen ein Sieger und über Winder über mich selbsten zu werden, Welches beßer ist als viel lander und stätte zu gewinnen, und dahero durch gottes gnade, nach dero Wortten ich in der that verspühren möge daß ich gantz ein anderer Mann worden sey. Denn in Wahrheit recht zu bekommen, Was ist Vergnügter? als seine AFFECTen stätig im Zaum haben, Sein gewißen befriedigen, und Sich der Gnade gottes daher Vergewißern können, Welches alles dahero entstehet, daß mann nicht mitt Willen in die Sünden Williget Sondern immer sich bemühet dem Wortt und gebothen Gottes nachzuleben, Dazu denn auch nicht wenig hulfft (wie Ew. Gnd. selbsten sagen, So das Wortt gefaßet, das ungluck so bis weilen Gott zu schicket, So doch billig kein ungluck zu nennen denn Es nur Vätterliche erinnerung und er- mahnung ist Sich Ihm Willig zuergeben,) und die Vatterliche und offt Wunderbahre errettung. Ich bitte aber gantz Kindgehorsamlich mir meine große Kühn= und freyheit, der ich mich itzo im schreiben gebrauche, nicht in ungnaden zu vermercken, denn mich nicht so wohl mein Kindliche DEVOTES gemüthe dero selben an tag zugeben, als durch dero eigene Verahnlaßung in dero gnädigen schreiben, dahin veranlaßet. Was anlanget meines Wenigen Zustandes, berichte dero selben in Kindlichem gehorsam daß ich mich Gott sey danck noch bey guther Zufriedenheit und auswesen befinde, Meine Zeit mitt lesung Francoischer bücher und fundirung Kluger geschickter leuthe CONVERSATION PASSIre die weil aber zu mehrer begreiffung der Sprache ein Sprachmeister vonnöthen, Solcher aber gantz und gar nicht zu bekommen auch an meinem orth ohne rechte Verrichtung so wohl der Sprache als auch andere studis sachen lange stille zuliegen nicht allerdings PROFITABEL, alhir sich langer aufzuhalten, so wohl wegen des Weins als auch andere Speisen gar zu teuer fält, Sich auch allerhand Kranckheit sich ereignen wollen, Als solte ich, so Es mitt dero gnädigen PERMISSION geschehen könte dieser woche, da der angefangene monat gleich zuende gehet, vollends hier endigen, und mich aus itzo ermelten wochen über 8 tage naher ANGERS begeben und aldar so lange bis zu Mr FINCKENS Zurückunfft verbleiben, Weswegen ich denn gleich auch an Mr KOCH229 unsern Kaufmann zu PARIS solches berichtet damitt Er wegen briefen und Wechsel Sich darnach richten könne. Indeßen verhoffe ich Er Mr FINCKEN wird schon albereit bey Ew. Gnd. angelanget seyn und so wohl mein Kindgehorsames schreiben als auch Vergewißerung meines stets werenden Kindliche DEVOTES gemuth überbracht haben, Wie ich denn auch keine OCCASION werde aus handen laßen darinnen ich verweisen könte. Wir seyn Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS 229
David Koch, vgl. Anm. 48.
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P.S. Weill aus mangelung der Zeit und schnel ablauffenden Post bey Ihr Gnd. der Frau Mutter wieder meinen Willen meiner Kindliche schuldigkeit nach Wundsch nicht ablegen kann als verspreche ich Ihr werde werde solches nicht in ungnaden vermercken, sondern Sich versichert halten, daß ich Sey Ihr Gnd. Kindgehorsamer Sohn F. HZS. *
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33. Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Caen, 8./18. Juli 1667, Eingang: Gotha, 26. Juli 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 255r–256v, eigenh. Ausf. Anton Finck, eigenh. Unterschrift J. H. von Witzleben. Mitteilung der Ankunft in Caen, Akademie in Caen, Mangel an einem Sprachmeister, Annehmung eines französischen Lakaien, guter Zustand des Herzogs.
present. am 26. Jul. anno 1667. Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Wier sind den 29ten JUN./9ten JUL. zu ROUEN vnd folgends den 3/13ten JUL. alhier in CAEN glücklich ankommen, Zufolge dessen, Wie Wier mit vnserm Jüngsten von Paris meldung gethan. Eß hatte vns Mer FERRET230 ahn Eine Vornehme besorgte MATRON alhier, Nahmens Made DE L’USARGNE231 wie auch ahn einen Fr. Pfarrer alhier, Mr MORIN232 RECOMMENDIrt. So vns selbsten vnd zwar in eine Pension à 15. Rthlr. monath., bey guthen leuthen REMETTIrt. Soviel alß wier wegen der Kürtze vnsers alhierseins zuberichten wissen So ist dieser orthen nit allein eine wohlbestelte UNIVERSITÄT sondern auch eine Fr. fruchtbringende Geselschafft, bestehende von 14. Mitgliedern vnd Einem Oberhaubt, so vor diesem ein Parlaments Herr von Metz gewesen vndt Mr BRIE233 heisset: Die ASSAMBLÉE geschieht alle wochen, Montags von 5. bis 7. Vhr abends, Wier werden heuthe deroselben erstmahls bey wohnen vndt vernehmen, was Guths darinnen proponiret wirdt. Sonsten ist die Reitschuell sehr berümbt alhier vndt al230 231 232 233
Nicht identifiziert. Marguerite de Beringhen, 1628 verm. mit Jacques de Thioult, Seigneur de la Luzerne. Stephan Morin(us) (1625–1700), französischer reformierter Theologe. Jacques Moisant de Brieux (1611–1674), 1652 Gründer der Akademie der Schönen Wissenschaften in Caen.
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zeit von den anwesenden Stadts Persohnen FREQUENTIrt worden, allein Weilen es dieser Zeith im Hohen Sommer vnd die EXERCITIA zu VIOLENT fallen, alß ist es ihrer Fürst. G. bedencklich gewesen, Sich darinn zubegeben. Am vbelsten ists, daß kein Sprachmeister alhier ist, müssen also den abgang diesen Monath, der Sprache halben, mit FREQUENTIrung vornehmer COMPAG. ersetzen vnd in dessen sehen, obs ihrer F. G. Nutzen sein wird, ins künfftig noch lenger zuverharren, oder wegen des Sprachmeisters Sich anderswo hin zubegeben, Wie Wier das in allen Zeitlichen bericht erstatten wollen. Zu dem Ende hab ich Lt Finck naher ANGERS geschrieben, an den mier sonst bekanten Teutschen Goldschmiedt MAISONNEUFUE.234 Vorgedachte Wittib DE L’USARGNE, hath ihr F. G. bishero mit dero Gutschen bedienet; Wie auch ein Junger MARQUIS DE CORTEMIER.235 Ihro Fürst. G. haben begehrt, theilß wegen übung der Sprache, theils wegen Verschickung, einen frantzös. LACQUEYEN anzunehmen, Welches Wier vmb so viel mehr zuthun vhrsach haben, bis von E. F. Durch. RESOLUTION erfolge, Wie Sie es mit dem mitgenommenen LACQUEYEN, Hanß Rinck236 So vnter dessen Cammerdieners stelle vertritt, gehalten haben wollen, Vor hinnen kan man in 3. 4. oder 5. tagen RESPECTIVE in alle an der LOIRE gelegene Stette gelangen; Eß ist anitzo keine Teutsche COMPAG. alhier. Die H. Margg. von Durlach237 sind ohnlengst von hier hinweg vnd in die ACADEMY logirt gewesen. Vnsere Reiß=Rechnung von AVESNES bis naher PARIS INCLUSIVE,238 soll mit nechster Post erfolgen, dan Soll wegen andern AFFAIREN, noch nit ajousirt werden können. Ihro Fürst. G. befinden Sich Gott lob, noch alleweil, ohne einigen anstoss bey Guthem aufwesen. Dasselbe wolle der liebe Gott nach lengerfristig thun Vnß sonsten zu E. F. Durch. gsten. DEVOTION vnterthst. empfehlen E. Fürst. Durch. vnterthst. pflichtschuldigste Hans Heinrich von Witzleben Anthonius Fincke Lt. CAEN den 8/18 JUL. 1667.
234 235 236 237 238
Heinrich Neuhaus/Maisonneufe, Goldschmied in Angers. Vielleicht Léonard-Antoine de Saint-Simon (1619–1676), Marquis de Courtomer. Johann Ring, vgl. Anm. 113. Friedrich Magnus (1647–1709) und Karl Gustav (1648–1703), Markgrafen von Baden-Durlach. Vgl. die Rechnung in Band 2.
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34. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 15. Juli 1667 (st. v.), Eingang: Caen, 1. August 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Dank für Handschreiben des Herzogs, Freude über dessen Wohlergehen, Beförderung des Lakaien zum Kammerdiener, Ankündigung der Abberufung des Arztes.
Durchleuchtiger Hochgebohrner, gnädiger Fürst und Herr! E. F. Gn. seind meine vnterthenige gehorsahme Dienste in bestendiger Treue, iederzeit bereith, vnnd habe dero gnädiges Handbrieflein auß Pariß vom 26. JUNII239 den 12. dieses mit schuldigem RESPECT empfangen, vnnd darauß E. F. Gn. gesundes leibes Zustand, v. Fürst. Wohlergehen, mit höchster freude v. Vergnügung, vernommen, zumahl E. F. Gn. leicht ermeßen, wie daß nicht geringe ihr vfgestoßene Vnglück davon auch viel VARIABLE RELATIONES einkommen, mich vber alle maße sehr zu Hertzen gangen, v. ich darauß abnehmen können, wie meine bey dieser Reise iederzeit getragene große Sorgfalt nicht dieses gleichsam OMINIRET. Ihm dem allerhöchsten Gott haben E. F. Gn. v. neben nicht alle DEVOTE dienen höchst zu dancken Vrsache, daß S. göttliche Allmacht E. F. Gn. in so großer v. mercklicher gefahr, so gnädig beschützet v. errettet; Derselbe treue lieb= barmhertzige Gott, (dem wir auch darumb stätig anflehen) wolle ferner vber E. F. Gn. craftiglig halten, sie allenthalben durch den Schutz seiner lieben Engell, vor allem Vnfall leibes vnd der Seelen mechtig bewaren, v. zu rechter Zeit, gesund v. mit allem gesegneten F. Wohlergehen glücklich wieder anhero bringen; Vmb des teuren Verdienstes CHRISTI JESU willen, AMEN: Vnnd weill auß diesem gefehrlichen INCIDENT E. F. Gn. wohl abnehmen können, wie der böse feind ihm nachstelle, ǀǀ dabey aber auch augenscheinlich gesehen, daß der treue liebe Gott gegen die jenige, so ihme hertzich vertrauen, v. sich ihme allein ergeben, vor guthe sicherung leisten könne v. wolle: So werden E. F. Gn. vmb so viel desto mehr demselben lieben Vatter, in bestendiger treue anfangen, sich durch fleißiges gebeth, v. Christ Fürstlichen leben ihme gnade geben, v. so denn in allem fernern Vnfall (welches Gott in aller gnade abwenden wolle) seine treue Vatters hülffe iederzeit bestendig zu versichern haben: Zumahl sie gewiß zum glauben, daß auch ferner weith dieser böse feind nicht feyren, sondern daß er mit offener gewald nicht außrichten kan. Durch allerley andere mittell, als der wilde SPLENDOR, des verderbten fleisches anreitzungen nehmlich durch viel böße ergerliche Exempell, zuerhalten suchen werde, da wieder dem der Gott in Christlöblicher Standhaftigkeit ritterlich E. F. Gn. mächtigen beystand leisten wolle. 239
Das Schreiben ist nicht vorhanden.
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Waß sonst die verlohrene sachen anlangt, darumb haben E. F. Gn. sich gantz nichts zu bekümmern, der liebe Herr Vatter ÆSTIMIRET solche gar nicht, hat sich auch zu deren wieder verschaffung gantz willig ercleret, wenn nur nicht die beeden diener nicht blieben weren, (die doch ohne allen zweiffel in ihrem beruf Seelig gestorben) könnte doch ǀǀ daß vbrige alles leicht ersetzet werden, wie dann vmb erstattung der andern diener verlust, bey gelegenheit, schon vnterthanigst anregung geschehen solle. Der Herr Vatter ist gnädigst zue frieden, daß vf mein vnterthenigst vorbringen der LAQUEY Hanß Rinck zum Cammerdiener gebraucht, v. ihme die besoldung gereicht werden solle. Weill auch H. D. Weitz sich nach Hauß sehnet, weren des Herrn Vatters F. Durch. nicht vngeneigt, vf E. F. Gn. CONSENS, ihn abzufoddern, v. allenfals iemanden anders an seinen platz zu schicken. Bey dem Jungen Ochßen werden E. F. Gn. MEDICAMENTA, wie auch das hiesige gebeth buch, v. Paradißgärtlein vberschickt. Empfehle hiermit E. F. Gn. des treuen barmhertzigen Gottes allgewaltigen Starcken schutz, zur bestendigen gesundheit, v. allem Fürst. Wohlergehen, v. zue E. F. Gn. bestendiger Hulde v. gnade, mich v. die meinigen gantz vnterthenigs, v. verharre die Zeit meines lebens E. F. Gn. Vntertheniger treuer Diener Johann Breithaupt *
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35. Herzog Ernst I. an Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben: Friedenstein, 18./28. Juli 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 259r–260r, Konzept, Kanzleihand. Empfang des Schreibens, Freude über die Ankunft des Arztes und Sekretärs, Befehl zur Erstellung einer Spezifikation über die Verluste durch das Zusammentreffen mit der spanischen Partei, Zustimmung zur Reise nach Caen, Beförderung des Lakaien zum Kammerdiener.
E HZS Vester, Hochgelahrter, [und] liebe getreue, wier haben Euer schreiben DE DATO PARIS den 26. JUNII/6. JULII240 zurecht wol erhalten, in deßen Euch daß unsrige vom 1/11 JULII241 auch [eingehendiget worden] zu kommen sein 240 241
Vgl. Nr. 25. Das Schreiben ist nicht vorhanden.
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wirdt. Haben zu forderst gerne gesehen, daß vnser geliebter Sohn sich habenden in gutem auffwesen sich befindet, vnd [daß] D. Waitz vnd SECRETARIUS Bachofen bey Euch glücklich vnd gesund wieder angelanget seyn, der liebe Gott [erhalte Euch allerseits vor fernern Vnfall] wolle Euch allerseits mit gnaden ferner beywohnen, Vnd alles vnheil vätterlich abwenden. Vnd nach dem hochermelter vnser Sohn gegen vnsern Rentmeister Johann Breithaubten242 zwar in einem brieflein243 was sie wenigs von gebundenen büchern davon gebracht erzehlet (Zu deme wier [bey dieser gelegenheit] durch den Jungen Ochsen244 welcher nach Paris verreiset noch etliche andere an der verlohrenen statt vbersenden) [gedacht zu haben] So hat er doch dabey was von seinen mitgegebenen scripturen verlustiget keine meldung gethan, derowegen, wie wier in obgedachten vnserm [am 1/11. dieses abgelaßenen] schreiben bereit anbefohlen, Ihr eine tüchtige SPECIFICATION des verlohrenen hiernechst bey zulegen damit was Ihr davon noch benötiget, werde es mit dem ehisten hinaus könv nen. Daß Ihr vmb angeführte 2 Vrsachen willen Euer Vohaben [Euch] nach LYON [zubegeben] zugehen [vnd] vmb eine Zeit lang daselbsten [auffzuhalten] zu verbleiben, geendert, vnd [Euch nacher Cähn] zur Reise auff Cälln in der NORMANDIE [angestellet, laßen wier vns nicht mißfallen] ist vns nicht zu entgegen; gestallt denn wier auch gnedigst geschehen laßen [mögen] daß vorgeschlagener maßen an statt daß bey der vnglücklichen RENCONTRE gebliebenen Cammerdieners245 inmittels der mitgegebene LACQUAI Hans Rinck246 [daß] zu solcher Verrichtung [bestellet] gebrauchet werde; [weil] zumal [man] weil von hier [keine] eine andere Person von hier zu vber[schicken]senden [nicht müglich sein] die gelegenheit nicht leiden will. Ihr werdet auch hiebey auff sieben bogen verzeichnet finden, was der Junge Ochs vns verschienen APRILIS von Kunststücken in Kupfer, so er zu PARIS [eingekauffet] erhandelt geliefert, [zu dem Ende daß Ihr deren keines] dero wegen Ihr Euch vorzusehen, daß sie nicht noch einmal vnd also vergeblich eingekauffet werden. Weilen geschieht vnsere meinung. DATUM Friedenstein a, 18/28 JULII Anno 1667.
Weilen auch durch Gottes gnade hochgedachter Vnser Sohn sich wie obgedacht bey so guter CONSTITUTION befindet, Vnd anitzo durch besagten Ochsen andere MEDICAMENTA vberbracht werden, [sehen wir gerne daß D. Weitz wieder] auch D. Weitz welchen wir durch aber REFUSIRT ablesen laßen wollen bey den seinigen wiederumb zu sein höchlich DESIDERIRET, [wir Ihm auch durch ein 242 243 244 245 246
Johann Breithaupt, vgl. Anm. 62. Das Schreiben ist nicht vorhanden. Sohn des Frankfurter Kaufmanns Johann Ochs, vgl. Anm. 17. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 113. Johann Ring, vgl. Anm. 113.
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allhier ablösen laßen wollen dar es aber refusiret als haben wir] als halten wir davor, es würden ietzbesagte medicamenta nach der dabey liegenden beschreibung, so offt es etwan die notdurfft erfordert von Euch auch appliciret werden mögen, vnd sehen dahero gerne, wenn hochgedacht Vnser geliebter Sohn Ihn desto weilen entlaßen will, daß er mit besagten Johann Ochsen auff vnsere vnkosten bey dieser ietzigen gelegenheit wieder zurück käme; Ihr aber vnterdeßen [weilen mann doch bey dieser hitze nicht viel anders, als mann allhier zu sehen hat, im Vaterland zu sehen ist erfahren wirdt, der cursus dieser Reise vmb so viel eher absolviret, vnd die Rückreise befordert werde] den vorhabenden Zweck dieser Reise zu erlangen, Ihr Euch noch aufzuhalten haben möchtet Eure gedancken vnterthenigst eröfnen. Sonsten Eure entschuldigung betref. daß bey [sol] diesen Vnverhofften aventuren mann allerdings INCOGNITO nicht verbleiben mögen, muß mann zwar solches dahingestellet sein laßen [so] Ihr werdet [Ihr] aber iedoch hierunter das TEMPERAMENT gebrauchen daß mann nicht anders als gegen [bekandte] freunde gestendig [sey] seyn, [Vnd] bey andern aber allen so viel müglich DISSIMULIREN. *
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36. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Caen, 22. Juli 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 267r–267v, eigenh. Ausf. Ein Konzept des Briefes mit marginalen Abweichungen unter: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 34r–35r. Bisher keine Antwort auf die zahlreichen Schreiben, Absendung Fincks nach Gotha nebst einem Memorial.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst, Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ob mir wohl mehr nichts angelegen gewesen, alß durch ungeseumte briefe von unserm, bey der Zurückreyse von der Francoischen ARMÉE, leider erlittenen unfall, allen besorglichen Kümmernüßen, So Ew. Gnd. durch fliegende Zeitungen könten erreget werden, so viel möglich vorzubauen, und dahero nicht alleine also fortt bey meiner ankunfft zu PARIS, sondern auch nachgehends bey unterschiedlichen posten umbstandlich zu schreiben nicht ermangelnd. So hatt doch die bis dato nachbleibende antwortt mich zu Zweiffel verursachet, ob ich auch solche maße meinen Zweck erreicht und nicht vielleicht die briefe durch unrichtigkeit der Posten rückliegend verblieben, und dahero Ew. Gnd. in allerhand, etwan durch ungleichen bericht verursachte bestürtzung bisher gelaßen worden.
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Wann denn nun meine Kindliche liebe und schuldigkeit mir keine andere Vergnügung, alß in Ew. Gnd. selbst eigener Zufriedenheit zu laßen wollen, und solche zuerhalten, noch mit beyrathung deroselben mir zugegebenen bedienten sich kein füglicher mittel ereignen können, alß eine absonderliche Person von hier aus abzufertigen, welche Ew. Gnd. den gantzlichen Verlauf meiner bishero gethan reyse, zu forders aber oberwehntes unglucks vortragen, und Sie zugleich aller anliegende Sorgliche bekümmernüß benehmen, bevorab auch wegen fernerer anstellung der reyse, und EXPEDIRUNG anderer dringenden angelegenheiten (in welchen ich ohne dero gnad. Vatterlichen befehl nichts vorzunehmen, deßen auch wegen abgelegenheit des orths und Kürtze der Zeit durch schreiben mich zu erholen nicht vermögt) in unterthänig mündlichem Vortrag thun, und dero gnadige RESOLUTION sich gebührend erholen mögte. Alß habe ich gegenwärtigen H. Lt. FINCKEN zu solchem ende mitt meinem gehorsamlichen MEMORIAL247 heutigen DATO von hier abreisen laßen, Der Kindlichen Zuversicht, es werden Ew. Gnd. solches mein Vornehmen, welches gröstentheils in absehung auf die selbst eigene gemüthsberuhigung, darnach auch zu bezeugung meiner auf dero befehl einig gerichteten willigen gehorsams geschehen, sich in keinen ungnaden mißfallen [laßen], sondern vielmehr mein hiebey vorgesteltes Kind. devotes gemüth in ihrer fernern gnd. AFFECTION und Vatterlichen Vorsorge beständig empfohlen Seyn laßen. Ich aber bitte den höchsten, von meinen jahren Ew. Gnd. alter reichliche zu zusetzen und Sie also in langem Fürstlichen Wohlstande, unß und dem gantzen lande zum trost und aufnehmen, noch viel Zeit zu erhalten und mir gnade verleihen mich in allem zuerweisen als Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS. *
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37. Beilage: Memorial Herzog Friedrichs für Herzog Ernst I. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 269r–270v, eigenh. Ausf., Anmerkungen wahrscheinlich von der Hand Herzog Ernsts. Dass. mit marginalen Abweichungen unter: LAThStA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 29r–30v.
Kindgehorsames MEMORIAL wegen edlicher nothwendiger PUNCTEN So M. FINCK bey Ihr Gnd. dem Herrn Vatter anzubringen und auf gnadige RESOLUTION zu suchen hatt. 247
Nr. 37.
Memorial Herzog Friedrichs
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1. Ihr Gnd. dem H. Vattern meine Kindliche DEVOTION und söhnliches Verlangen der guthen gesundheit und glucklichen Zustand vergewißert zu werden, zu hinderbringen. 1.
Wird so wohl aus vnserm schreiben als des Lt. FINCKENS
RELATION
zu vernehmen seyn.
2. Meines bis DATO gottlob beharrenden guthen aufwesens Sie zu versichern. 2.
Haben wier gern vernommen.
3. Umbstandlichen bericht meiner bishero gethanen reyse und absonderlich des bey SOR LE CHASTEAU248 erlittenen feindlichen angrifs wegen zu erstatten. 3.
Ist vnß beydes auß Schrifft= vndt mündlichen RELATIONEN kund worden.
4. Daß vermöge der INSTRUCTION und gegebenen raths M. FERRETS249 zu PARIS, ich den Weg auf CAEN genommen, und mich wegen der, zu begreiffung der Sprache dienliche guthe CONVERSATION bis zu seiner wieder zurückkunfft oder anderer DISPOSITION, noch in etwas darauf zuhalten gesonnen. 4.
Sind wier damit zufrieden, wie aus denen bereits abgelassenen briefen zuvernehmen.
5. Ob Ihr Gnd. der H. Vatter die stelle des im treffen gebliebenen Cammerdieners250 mitt der Person HANS RINCKENS in anse- hung seiner sowohl Ihr. Gnd. dem H. Vatter, als auch meiner geleisteten langen Dienste, wie nicht weniger der itzo ausgestandenen gefahr wieder zuersetzen Sich gnädig wolten belieben laßen. 5.
Ist die Schon geschehene Verwilligung aus vorigen briefen zusehen.
6. Weil bey dieser ATTAQUE ich ein ansehnliches von meinen MOBILIBUS verlohren auch solches meisten theils wieder ersetzen müßen, als were zu SOLICITIren wie zu nothwendigen auskommen mir etwan einiger Nachtrag hierinnen geschehen möge. 6.
Ist dißfals eine Schriftliche gewährige Erklärung in vnserer Gemahlin schreiben abgangen.
248
Solre-le-Château. N.N. Feret, ehemaliger Sekretär Herzog Bernhards von Sachsen-Weimar, sachsen-weimarischer Korrespondent/Agent in Paris. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 113.
249 250
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7. Ihr Gnd. dem H. Vatter die ursachen, weswegen der MEDICUS auf Sein instandiges anhalten bey dieser gelegenheit mitgelaßen worden, mundlichen zu hinterbringen, wie Er denn auch selbsten auf begehren alles weitleufftiger REMONSTRIREN wird und darneben ob bey meiner, gottlob beharrenden guthen gesundheit einen andern an seine stelle oder ein bloß DIRECTORIUM SANITATIS zu überschicken vor rathsam befunden würde zu vernehmen. 7.
Ist schon vor ankunft des Lt. FINCKENS beliebt: auch andere MEDICAMENTA neben dem DIRECTORIO durch den Jungen Ochsen von FForth auf PARIS geschickt. Wünschen vnser Sohn wolle Sich dergestalt bey allen OCCASIONEN in acht nehmen, daß Er deren am wenigsten bedörffe.
8. WEIL sehr schöne staats bücher und andere dergleichen umb guthen Preiß alhier vor= handen ohne welche weder der Sprache noch des landes Wißenschafft vollig zuerlangen daß die nothwendigsten davon erkaufft werden mögten bey des H. Vatters gnaden anzusuchen. 8.
Gleichwie von dem verordneten DEPUTAT etwas an guthe nutzliche bücher anzuwenden vngewehret ist; also können wier geschehen lassen daß über dasselbe fünfzig bis sechzig Rthlr. ahn RARE guthe bücher fur vnsere BIBLIOTHEC eingekauft vnd vneingebunden zu Wasser auf Bremen oder Hamburg neben Vnsers Sohns Sachen, nach dem Sie zuvor in der DOUANE zu Pariß PLOMBIRT, geschickt werden, Große OPERA aber oder ein mehres alß in gesetzten DEPUTAT zukauffen, soll ohne vorgehenden bericht vnd weitere Verordnung nit geschehen.
9. Ob die ferner TOUR durchs Konigreich nicht noch vor Winters nemblich vom 8br. bis in Xbr. alwo die rückunfft des Koniglichen Hofs aus der CAMPAGNIE nacher PARIS erst wieder vermuthet wirdt vorzunehmen u. dardurch ein Viertel jahr an der reyse auf kunfftigen Fruhling zuersparen auch wie solche einzurichten sey damit die vornehmsten orther darmit berührt werden mögten. 9.
Können wier geschehen lassen, daß Vnser Sohn mit dem förderlichsten einen TOUR inß Landt thue; Weil es aber ziemlich späth im Jahr, so können wier auß vnterschiedlichen bewegenden Vhrsachen nicht fur rhatsam befinden, daß Er in GUYENNE, LANGUEDOCQ oder PROVENCE reyse; Sondern daß er Seinen Weg auf BLOIS, die LOIRE hinab gegen NANTES vnd die etwan dazwischen gelegenen CONSIDERABLE örther: so dan auf ROCHELLE vnd wieder zurück auf POITIERS vnd BOURGES nehme. In Sa. Seine Sachen also anstelle, damit Er gegen den 1. NOVEMBR. zu gedachtem BOURGES: oder ORLEANS oder Sonst einem bequemen Orth auf ein Par tagreisen von Paris seye vnd neben der Sprache andere Nothwendige übungen treibe, vnd also gegen den JANUARIUM zu Paris anlange, vnd zwey oder drey monath daselbst zubringen könne.
10. Was nach abgelegter TOUR zu PARIS, in PROPORTION der Francoischen Hn. deren ESTAT M. FINCKEN selbst bekandt vor lacqveyen anzunehmen auch ob nicht ein Francoischer BAGE der mit hinaus konte genommen werden zu
Memorial Herzog Friedrichs
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halten nöthig seyn wolte, Ihr Gnd. des H. Vatters DISPOSITION anheimb zugeben. 10. Zween LAQUAYEN vnd Einen Frantzös. PAGEN in der LIVRÉE wollen wier vnserm sohn zu Paris zuhalten erlauben. Welches nach der QUALITÄT eines BARONS oder Grafens genug sein wirdt: Er wirdt aber dahin zu sehen haben, damit Sie REFORMIRTer RELIGION vnd guter vntadehaffter Sitten seyn, vnd genugsame Sichere CAUTION leisten. Wegen herausnehmung des PAGENS, wollen wier auf fernern erhaltenen bericht von Seiner bezeigung vnd Verhaltung vnß schon nach befindung zu erklären wissen.
11. Wie man Sich wegen gutsche und Pferd- e zu verhalten ob solche zu PARIS zuerkauffen oder ob durch andere vorschläge dazu zugelangen sey. 11. Wird vnserm Sohn anheim gestelt doch daß man in der PROPORTION eineß Grafens oder BARONS bleibe, vnd es nit alzukostbar anfange: Sondern mit guthen rhat kaufe, damit man der Pferde ohne Schaden wieder loß werde: die Kutsche aber nach gelegenheit zunehmen, und zu Wasser herausbringen könne.
12. Ob die Ruckreyse naher Teutschland über Engel- Holland zu nehmen da denn nicht aus dem Wege fallen würde des H. Vaters vormahls im Werck gewesenen sachen auf vorhergehende genügsame schrifftliche INSTRUCTION bey denen Königlichen Dänischen und Schwedischen Höfen zu NEGOTIIREN. 12. Dieser Punct wirdt nach Gelegenheit Vnsers Zustandes vndt Leibes=DISPOSITION: auch des Kriegs= vnd friedens=staats so wohl selbiger orthen, alß in Teutschland: zuforderst aber auch nach vnsers Sohnß COMPORTEMENT vnd CONSTITUTION, noch zu rechter Zeith RESOLVIREN lassen: Vnd wirdt Er zu ausgang des Winters wieder zu erinnern seyn.
13. Weilen Ihr Lb. Vetter Bernhard251 dem Kaufmann und Schneider in PARIS wegen ihrer aufgewendteten mühe bey seiner abreise in etwas REMUNERIRT, Ob als dan bey meiner abreyse, dergleichen, wie es scheinet zu thun auch nothig seyn wolte. Friederich HZS. Zu CAEN in der NORMANDIE den 22. JULII/2. AUGUSTI. 1667. 13. Nach Gelegenheit der leistenden Diensten vnd aufwartung hath man Einem jeden, Jedoch nach PROPORTION des Gemachten Reise DEPUTATS zu RECOMPENSIRen. Jedoch so viel den Schneider antrifft, achten wier dahin Er werde sich mit dem gewönlichen lohn für seine arbeit zuvergügen haben. SIGNAT. Konigßberg den 26ten AUG 1667. Ernst HZSachsen. 251
Bernhard von Sachsen-Jena. Vgl. Anm. 1.
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38. Beilage: Additamenta zum Memorial für Herzog Ernst I. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 32r–33v, eigenh. Ausf., Anmerkungen wahrscheinlich von der Hand Herzog Ernsts. Dass. in Abschrift mit marginalen Abweichungen unter: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne), 8, fol. 181r–183r.
ADDITAMENTA I. F. G. Hertzog Friedrichs MEMORIALS. 1. Im fall der von Witzleben heraußkommen solte, ob der Knecht, so ohnlengst die liberey empfangen, In gleich mitkommen oder bey I. F. G. gelassen werden solte.
Können Wir geschehen laßen, daß dieser Knecht, dafern der von Witzleben, als deßen diener er ist, damit zufrieden, bey vnserm Sohn bliebe.
2. Ob Hanß Rinck bey bestettigung seines Cammerdiener=diensts, auch die völlige besoldung wie Cromeyer seel. geniessen solte. Die besoldung soll er gleich andern Vnsers Sohns Cammerdienern, nehmlich 40. Rthlr. ins kunfftige bekommen, denn das Cromeyer ein mehres gehabt, ist in ansehung etlicher anderer ihm alhier aufgetragener verrichtungen geschehen.
3. Ihro F. G. INTERCEDIREN vor dero SECRETARIEN Bachofen, ob ihme nicht seine besoldung bis in 100. Rthlr. erweitert werden solte, In massen Er bey dero SUITE zu Hoff, Sich in Kleidung vnd andern Sachen halten müsse. Die weil er noch zur Zeit in der sprach v. andern stücken sich zu üben v. erfahrung zuerlangen hat, darzu in allem frey gehalten wird, welches für kein gering BENEFICIUM zu achten, so können wir bey so gestelten sachen auch keine erhöhung seiner besoldung zielen, biß er nach Pariß komme, da ihm von selbiger Zeit an, dem jahr nach achtzig Rthlr. gereicht werden sollen.
4. Sie ersuchen ihro Durch. vnterth., Sich dero gewesenen Cammerdiener Weinen252 in allen gnaden anbefohlen sein zu lassen. Ist bereists bey Vns in diensten, da er gelegenheit hat, durch gutes treiben v. erbares Verhalten sich in lenger ie mehr recommendirt zu machen.
5. Vmb dero Fürst=Vätterlichen willen gehorsamst nachzuleben, verlangen ihro Fürst. G. nachrichtlichen zu vernehmen, ob Sie dero Rückreise durch Engellandt vnd Holland aufs Vorjahr vornehmen dörffen: Item obs ihrer Durch. gelegen, daß Sie alßdan ihren Weg RECTA nach Haus nehmen, die Fürst= 252
Johann Jakob Wein(en) (gest. 1674), Kammerdiener, begleitete Herzog Friedrich 1664/1665 nach Straßburg.
Additamenta zum Memorial
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Vätter. REGIMENTS=PRINCIPIA erlernen vndt nachgehends in nützlichen COMMISSIONIBUS auch nach Dennemarck vndt Schweden gebraucht [zu] werden mögten. Ist schon im 12. punct des HauptMEMORIALS RESOLVIRT, vnd laßen wir vns den anfang wolgefallen.
6. Ob ihro Durch. zuverwilligen Geruheten, im fall der König vber Winter nicht zu Paris sein möchte, Sich dero orthen, wo Er Sich aufhalten möchte, mit dero verwilligten TRAIN hinzubegeben. Wenn der König nicht in Pariß kommen, sondern sich unweit davon aufhalten solte, könten wir geschehen laßen, daß vnser Sohn auf ein tag 8. oder 14. dahin reiste; länger sich aber außerhalb Pariß bey hoff aufzuhalten, achten wir vieler vrsachen halber vnbeqvem v. vnthunlich.
7. Ihro F. G. bitten vmb gde. Erlaubnus, die an der LOIRE gelegenen Stetten; so dan ihro Reise auf POITIERS. ANGOULEMÉ. LIMOGE. PERIGEUX. item auf NARBONNE. CARCASSONNE. FRONTIGNAN. NIMÉS. BEAUCAIRE. TARASCON. ARLES. MARSEILLE. TOULON, STE. BEAUME. ST. MAXIMIN. AIX. AVIGNON. VAUCLUSE. ORANGE. VALENCE. GRENOBLE. LA GRANDE CHARTREUSE. VIENNE. LYON vndt entzwischen Gelegene Statten von DATO bis auf den DECEMBER nacher Paris zuerstrecken. Dan dieser ietziger Zeith verwilligente TOUR würde ihro F. G. vmb ein gantzes Viertel Jahr in dero Reise befördern.
8. Ob man bey dem vornehmenden TOUR ihrer F. G. verwilligen will Sich mit Einem oder Zweyen eigenen Pferden zuversehen, oder ob man uber all mit lehen=pferden gehen solle. Ist in dem 9.ten punct des HauptMEMORIALS RESOLVIRT.
Nachdem mann wird rathsam ankommen konnen, v. nach gelegenheit der reise wird zu ARBITRIRen seyn, ob für Vnsern Sohn v. den Lt. FINCKEN ein Par eigene gute pferde zu kauffen, die übrigen Personen aber mit Mietpferden zu versehen.
9. Ob Ihro Durch. nochmahls vor rathsam erachte, daß man Sich mit CONTRACAMBIO oder Vmbwechselung der Reisegelder mit den Frantzös. MINISTRIS einlasse? Wechsel mit Rath aufzunehmen vnd heraus zu ziehen, laßen wir vns nicht zu wieder seyn, wenn es den verordneten schrancken nach geschieht.
10. Ingleichen ob bey diesen Zeithen vndt leufften Hertzog Bernhardts Fürst. hochseel. andenckens, Sachen beym Frantzös. Hoff zu NEGOTIIREN stunden.
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Soll ferner erinnert, vnd bey Vnser hoffstadt RESOLVIRet werden. DATUM Königsberg den 26. AUGUSTI 1667. Ernst HZSachsen.
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39. Beilage: Memorial für Anton Finck LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 40r–41r, Ausf. Johann Friedrich Bachoff.
Absonderliches MEMORIAL vor M. FINCKEN was Er so wohl in PARIS, und STRASBURG als auch Gotha zu verrichten. 1. Zu PARIS das haus worinnen wir künfftig LOSIREN werden zu sehen und deßen beschaffenheit sich zu erkundigen. 2. Mons. FERRETS brieff zu uberbringen und Selbigen zu bitten, daß Er einmahl hierher kommen mögte. 3. Einen zu PARIS suchen zu bekommen. 4. Mons. COSTAR des PAGEN wegen zu fragen. 5. Der verlohrnen Stieffel wegen nachfrag zu halten. 6. So es möglich sich wegen M. WAITZENS nicht auffzuhalten. 7. Zu Strasburg H. D. OTTEN H. Syndicum Fried. H. Reichshofr. den bereiter. Mons. LEMARCHE Tantzmeister. den Fechtm. H. Stumbrecht lautenisten, so nahe bey H. D. OTTEN LOSIRET M. SAULEN so bey mir gewesen zu grüßen und Doct. OTTEN zu bitten meinet wegen die H. vom Rath zu grüßen. 8. Deme H. Landgraven zu Darmstatt den brieff zu überbringen, mit dem bericht, daß ich selber den brieff auff der post hätte wegschicken wollen, weilen Er aber eben selben tag, als die post abgelauffen, wäre fort geschicket worden, als hette ich ihn mit gegeben. 9. Die Brieffe an den H. Vatter und Fr. Mutter als auch bruder und Schwester, wie auch an Mons. PRISCHENCKen und Rentmeister selbsten aus zuhändigen und durch keinen andern zu schicken.
10. Die Grüße sowohl an den H. Vatter als auch Fr. Mutter und die schwester, wie auch H. Räthe. vornehmlich aber H. Hoffmeister Mons. PRISCHENCKen, H. Rentmeister, H. Hoffprediger, H. und andere Hoffbediente wohl abzulegen. 11. Sich eine APARTE AUDIENTZ bey Ihr. Gnaden der Fr. Mutter zu verschaffen und darinnen so wohl meinen itzigen Zustand (gleich bey dem H. Vatter ge-
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schehen als auch die beschaffenheit meines erlittenen unglücks umbständlich zu berichten. 12. Die Enderung des DIRECTORII nebst denen darzu tringenden uhrsachen Ihr. Gnaden dem H. Vatter vorzustellen und ohn abläßig deßen EFFECTUIRUNG zu tringen. 13. ad § 5. gutes gemuth zu RECOMMENDIREN. 14. ad § 6. Dahin zu arbeiten damit der aufsatz nach meiner dem Rentmeister überschickten SPECIFICATION geschehen möge. Wie auch vor dem SECRETARIO zu INTERCEDIREN, weilen Er alles verlohren ob man ihme nicht wolte die Stucke wegen seines trewen dienst seyn quartal biß uf 100 Rthl. des jahres erhöhen und daß damit uff nechst kunfftiges quartahl der anfang gemacht werde. 15. ad § 7. Den DOCTOR Waytz seiner unbäßligkeit aus dem erlittenen unglück und INDISPOSITION vff diese & andere Arth zu entschuldigen. 16. ad § 8. Auff das QUANTUM des geldes vor die bucher zu tringen, doch Apart beym Rentmeister zu vernehmen, wie weit man gehen dorffe, weilen zu PARIS schöne und wohl feile zu bekommen. 17. ad § 9. Dahin zu sehen, daß keine inposten auch M. Finkens DESIGNATION in der Tour gelaßen werde.
18. ad § 10. Zu REMONSTRIREN, so mir der H. Vatter den Francoischen PAGEN (einen kleinen buben) mit in Teutschland zu nehmen erlauben wolte, daß Er zu PARIS nicht viel mehr als ein Laquayen zuunterhalten kosten würde. 19. ad. § 11. Wenn Pferde zur Kutschen etwan aus Teutschland mit gehen solten, dahin zu sehen, daß die 2. die zu Strasburg erkaufft (So sie noch im Stande blieben) darzu gebraucht würden. 20. ad. § 12. Ihme sonderlich angelegen seyn laßen, die Rückreise in Teutschland durch Engeland, Holland, Dennemarck und Schweden zu suchen: da aber die beeden letzteren gantz hinfallen solten, daß doch nur die 2 ersten gelaßen würden, damit man nicht einen böhsen und uhnnützen weg nehmen möchte. 21. Nach meines vorigen Cammerdieners Weiners Zustand zu fragen (ihn von meinet wegen zugrüßen) und von meinet wegen bey dem H. Vatter vor ihn ein guth Wordt einzulegen. Auch so ihm schon ein mehres einstellen mögte, solches zu meinem besten zu befördern.
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40. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Caen, 22. Juli/2. August 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 265r–266r, eigenh. Ausf. Erhalt des Handschreibens, Abfertigung Fincks und des Arztes nach Gotha, Schreiben an den Gouverneur des Hennegau wegen der verlorenen Sachen, kein Verlust der Manuskripte.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst, Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ew. Gnd. gnädiges Handbrieflein vom 1. JULII253 habe ich gleich selben morgen als M. FINCK neben D. Weitzen, aus nothtringender sachen, So wegen Kürtze der Zeit und entlegenheit des orthes durch schrifften zu EXPEDIREN unmoglich gewesen an Ew. Gnd. naher Gotha zu reysen weg fertig war, mit großen freuden und Kindlicher ehrerbitung erhalten und daraus zur genüge Ew. Gnd. nebst Ihr Gnd. der Frau Mutter erfreulichen Zustand und gnädige Vorsorge vor mich und den meinigen mitt gehorsamen danck ersehen. Geruthe deroselben in Kindlicher schuldigeit bey itz eylfertiger Post hin wiederumb, wie denn auch sonder Zweifel aus vorigen von PARIS abgelauffenen briefen deroselben nun mehr Wißend seyn Welchergestalt mitt meinen sachen und gewesenen gefangenen PROCEDIRET und auf was maße diese beyde wiederumb erledigt worden, von welchen allem mitkommender MEDICUS ausführliche bericht zugeben wißen wird. Ich habe also balden nach ihrer wiederkunfft an den GOUBERNEUR zu MONTS DE DUC D’ARCHOT254 wegen verlohrener sachen geschrieben worauf aber ich bis DATO noch keine antwortt erhalten. Was vor sachen ich verlohren, werden Ew. Gnd. schon albereit aus dem an den H. Rentm.255 von PARIS abgeschickten Verzeichnüß256 ersehen haben, über dieses aber kann Ew. Gnd. ich in Kindlicher Wahrheit wohl berichten daß weder von Ew. Gnd. schrifften noch Verordnungen etwas verlohren sey, weil solches voraus von REHMIS auf PARIS ist geschicket worden, außer der erste theil von der beschreibung von Franckreich257 So derselbe von dero H. Brudern hochseligsten gedachtnüß bekommen haben, Wir haben uns aber schon wiederumb darumb befraget auch erfahren daß es gleich dem vorigen zu PARIS wieder zu bekommen sey. Von dero Vatterlich wohlgemeinten Wundsch und Christliche anmahnung nebenst der gnädigen Verehrung bedancke ich mich in Kindlichen gehorsam. Der allerhochste wolle der gnadig Vatterlichen Wundsch dergestalt segnen damit ich im Christenthumb ie mehr und mehr zu mehren und Ew. Gnd. dardurch erfreut und vergnügt werden mögen, Was anlanget dero hohe gnade so Sie durch obgedachte gnadige 253 254 255 256 257
Vgl. Nr. 28. Philipp Franz von Arenberg, vgl. Anm. 177. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 62. Dieses Verzeichnis ist nicht vorhanden. Nicolas Tassin, Les Plans Et Profils, vgl. Anm. 24.
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Verehrung zur genüge an tag geben schätze ich mich nicht würdig noch habe Sie viel weniger MERITIRET, nichts desto weniger, soll solches meine stets wehrende anreitzung seyn, mein Kindlich DEVOTES und danckbahrliches gemuth durch vollige nachfolge dero gnädigem befehl thatlichen Verspuren zulaßen, Wie ich denn alle mein Verlangen in denen PETITIS so Ew. Gnd. M. FINCK mitt nechsten in meinem Kindgehorsamen MEMORIAL258 darlegen wird, in dero güthlichen Vatterlichen DISPOSITION hiermit übergeben haben will, nebst Kindgehorsamer demüthigen bitte diese meine abschickung nicht in ungnaden zu vermercken, und Sich gewiß versichern daß ich nichts rede und verheise als was ich gedencke kunfftig werckstellig zu machen als daß ich bestandig sey Ew. Gnd. Gantz Gehorsamster Sohn Friederich HZS *
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41. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Caen, 22. Juli 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 22, fol. 38r–39v, Konzept, eigenh. Ausf. Abschickung Fincks nach Gotha, Bericht über den Reiseverlauf bis Caen, Finck mitgegebenes Memorial.
CAEN den 22. JULII 1667. ☽ Kindtlicher schuldigkeit und von Paris aus gethanen Versprechen nach haben bey gegenwertigen M. FINCKEN, welchen [ich] aus noth erzeigen ursachen an des H. Vatter Gd. abzufertigen ich bewogen worden Sowohl den Verlauf meiner bisher gefuhrten reyse als auch meinen itzigen Zustand in kindlicher DEVOTION zu berichten nicht unterlaßen, als welcher gestalt nemblich nach meinem zu Darmbstadt in die 14 tage und
verzogen stilliegen und darauf bey des Konigs in Schweden an den Reihn gesetzten seulen vollig genommenen abschied ich meinen Weg selbigen tag auf Oppenheim und so ferner durch Lothringen [auf] uber Metz dann CAMPAGNIEN [auf] uber Reihms, genommen, auch nach erhaltenen bericht daß die Königliche HaubtARMEE zu CARL LE ROY nicht 3 tage von itzbemelten ort gelegen campirte mich dahin solche auf erlaubnüß des H. Vatters zu sehen, begeben, aldar mitt M. MARECHAL TURENNEN durch hulffe 258
Nr. 37.
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der RECOMMENDATION Meines Schwagers des H. Landgrafens von Darmbstadt,259 wie auch mitt vielen [vornehmen] Koniglichen OFFICIREN und andern vornehmen Hn. bekant worden auch nach dem ich mich 5 tage im lager aufgehalten, v. solches wohl betrachtet meine reyse ferner nacher [Avene] PARIS angestellet, von obbemelten H. M. Tu. eine ESCORTE von 25. Reitern bekommen unter wegens aber den Konig angetroffen u. von Ihm selbst [complimentiret] angesprochen worden , auch umb meherer versterckung meiner ESCORTE angehalten laßen , der Konig mir aber zur antwortt geben so ich mich nur auf die lincke Hand halte könte ich aller gefahr endkommen, Welches aber weill der Weg bis nacher AVESNES sonderlich auf der lincken Hand I. Mt. sicher geschienen, vor unnothig verachtet worden. Nicht desto weniger alß wir etwan eine stunde vom Konig fort MARCHIRET waren wurden wir von etlichen Spanischen Volcker nahe bey SOL LE CHASTEAU260 angegriffen dardurch von unserer ESCORTE 5 todgeschoßen meine CALECHE mitt dem MEDICO und SECRETARIO sambt meiner BAGAGE gefangen nacher Monts weggefuhret, meine sachen aldar verkauffet, die bucher offendlich verbrandt, das geld so in 400 thr. bahr bestunde unter sich getheilet, u. der gutscher mitt dem Cammerdiener261 ertodet worden (welches Ew. G. werden sonder Zweiffel mitt mehrem aus meiner an den H. Vatter abgelaßenen RELATION mitt mehrem werden ersehen haben) Nach geschehener ATTAQVE [und] SALVIRTE ich mich neben den meinigen selben abend noch zu AVESNE.262 Von dar ich ohne fernern angriff glucklich meinen Weg auf CHASTEL,263 VERVEI264 MARLE und CHAVIGAON fort nahm alwo ich Ihr May. die Konigin in eben dem selben Wirthshauß wo ich [antraff] abtrate zu sehen und und mitt selber zu sprechen [das Gluck bekam] auch selben abend in ihrer SUITE bis nacher SOISSON bey ihrem Zuge zu seyn das gluck bekam, folgenden tages, zu eben der Zeit als die Konigin umb nacher COMPIEGNE zu gehen ihren auszug hielte, reisete ich ferner auf PARIS zu , alwo ich den 8 JUNII glucklich ankam, [zu]. Nachdem ich mich auch aldar, die darumb liegende schone lustheuser vnd andere [was sonst] noch REMARCABLES [aldar] besehen zu sehen, bis auf die 24 tage aufgehalten, und habe ich mich umb die Sprache desto beßer zu begreiffen, auf guthen rath bis der verstand geböthe, anhero begeben, da ich den 4 JULII glucklich ankam. Bis anhero habe ich mich Gott lob alzeit wohl auf befunden und noch keinen eintzigen anstoß gehabt, PASSIRE meine Zeit mitt lesung francoischer bucher und mitt gelehrter leuthe CONVERSATION, dieser orth ist sonst allezeit wegen guther CONVERSATION berühmbt gewesen, wie lange ich mich aber noch alhier 259 260 261 262 263 264
Ludwig VI., vgl. Anm. 30. Solre-le-Château. N.N. Cromayer/Kromayer, vgl. Anm. 113. Avesnes-sur-Helpe. La Capelle. Vervins.
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werde aufhalten kan ich noch nicht wißen, maßen ich mich nach dem befehl Ihr Gd. des H. Vatters wie künfftig meine reyse ferner anzustellen richten muß welches auch einer von denen PUNCTEN So H. FINCK in seinem MEMORIAL an Ihr Gnd. den H. Vatter begriffen sind mitt ist. Wes wegen sowohl Ewr. Lbd. ich in kindlichem gehoram mir die gnade zuerweisen und zu vermitteln helffen damit Ihr Gnd. diese meine abfertigung, so doch eintzig und allein auf Ihr Gnd. beyderseits berichtung angesehen ist, als auch mit dem itzigen anbringen mich in gnaden aufnehmen sondern auch mitt einer balden und gnadigen [und] RESOLUTION vernehmen moge, maßen ich denn auch gedachtem M. F. absonderlich aufgetragen Ew. Lbd. nicht allein meine kindliche DEVOTES gemüth zu vergewißen, sondern auch die PETITA Ew. Lbd. selbsten zu hinterbringen, wundsche von grund meines hertzen, daß der allerhochste gnade verleihen moge damitt Er Ew. Lbd. beyderseits bey erfreulichen unverganglichen Zustande antreffen, und mich deroselben Vatterliche und Mutterliche gnade auch guthen Zustand versichern Ich werde indeßen nichts anders thun als mich dahin befleißigen wie ich bey kunfftiger wieder zurückkunfft meine aufwarttung mitt aller treuen DEVOTION abstatten moge und hochlich zu erweisen daß ich Sey Ew. ./. *
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42. Hiob Ludolf an Herzog Friedrich: Gotha, 28. Juli 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Kurfürst von Mainz, Nachrichten vom Gothaer Hof, Feier zur Volljährigkeit des Herzogs, Zufriedenheit des Herzogs mit der Reise nach Caen, Ludolfs eigener Aufenthalt in ebendort.
Durchlauchtiger, Hochgeborner Fürst, gnädiger Herr. Ich hette nicht underlaßen meine schuldigkeit bey E. F. Gn. eher abzulegen, wenn ich nicht gedacht, daß es von andern zur genüge geschehen. Nachdem mich aber der Herr Rentmeister265 berichtet, daß dieselbe gerne bericht haben möchten, Wie es mit dem Churfürsten von Mayntz abgelauffen,266 auch was sonst etwan dieser Ohrten veränderliches passirte, so habe ich deroselben meine underthänige wilfährickeit zubezeugen, die feder ergriffen, und berichten wollen, daß die zusammenkunft I. Churf. Gn. zu Mayntz, und des H. Vaters F. Dh. an 265 266
Johann Breithaupt, vgl. Anm. 62. Johann Philipp von Schönborn, vgl. Anm. 216.
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hiesigem Ohrt, vertrawlich und wohl abgelaufen. Es ist I. Churf. Gn. alle mögliche Ehre erwiesen worden, und Sie haben sich dagegen auch in etlichen PUNCTEN also erklärt, daß der Herr Vaters F. Dh. damit zufrieden seyn können. Gestalt sie denn darauf RESOLVIRT, S. Churf. Gn. in Erfurt bald darauf wieder zubesuchen, sind auch gar wohl empfangen und TRACTIRT worden. Sie haben auch einen ieden andern punct persönlich DEBATTIRT und erhalten, under andern, daß es in den Pfandämbtern nach der einlösung allerdings bey I. F. Dh. Ordnungen und anstalten bleiben: auch in Erfurt und auf dem lande gute DISCIPLIN und aufsicht bey Kirchen und schulen gehalten werden solte. Und dergleichen. Darauf ist das A. Mülberg abgetreten und eingeräumet worden, Tondorf soll künftigen Win= ǀǀ ter auch folgen. Im übrigen ist es hier zu lande still und hat keine CONTRARIETET gegeben. Beym abschied von hier, haben I. F. Gn. den anwesenden 4. jüngern Herrn Brüdern267 4 hübsche Pferde verehren laßen. Sie haben auch ehe nach E. Fürst. Gn. gefragt, und auf des H. Vaters F. Dh. ersuchen, ehe man noch gewust, daß dero leute von Bergen looß weren, ein beweglich schreiben an H. MARQUIS DE CASTEL RODRIGO268 abgehen laßen. Worauf aber die antwort biß DATO noch nicht erfolgt. An hiesigem Hof ist noch alles im vorigen stande; haben auch die letzren briefe von Tübingen nichts veränderliches geben. Den 2. JULII auf des Herrn Vaters undt Frau Mutter Verlöbnißtag, haben die Fr. Mutter F. Dh. in dem Neuen Saal einen hübschen aufzug von den 4. Jahreszeiten, und 4. altern PRAESENTIREN lassen, als eben H. Landgraf Friedrich:269 und dero Fr. Schwester Sohn,270 der Junge Hertzog von Holstein,271 und ein Junger Graf von Leiningen272 alhier gewesen. Vergangenen JACOBItag den 25. dieses haben I. F. Dh. die Schloßcapelle in Tenneberg einweihen lassen, dabey man zugleich anlaß genommen Gott dem Herrn zu dancken, daß E. Fürst. Gn. aus der neulichen großen gefahr so wunderbahrlich errettet worden, also daß sie durch Gottes gnade Ihre MAJORENNITET oder das 21. Jahr ihres altes am 15. oder 25. dieses, welches der JACOBItag nach dem neuen STYLO ist glücklich erreichet, daruber denn das TE DEUM LAUDAMUS gesungen, undt hernach eine SOLENNIsche ausrichtung, zu welcher aber ǀǀ die vornehmsten bedienten, sambt der gantzen Hoff auch hinaus gereiset, gehalten worden. Hertzog Adolf Wilhelm zu Eysenach273 F. Dh. sind neben dero gemahlin274 zwar auch darzu ersucht worden, haben sich aber wegen unpäßlickeit entschuldigen laßen. Umb diese Zeit 267 268 269 270 271 272 273 274
Heinrich (1650–1710), Christian (1653–1707), Ernst (1655–1715) und Johann Ernst (1658–1729). Francisco de Moura Cortereal y Melo, vgl. Anm. 210. Friedrich II. (1633–1708), Landgraf von Hessen-Homburg. Anna Margarete (1629–1686), Landgräfin von Hessen-Homburg, verm. mit Philipp Ludwig (1620–1689), Herzog von Holstein-Sonderburg-Wiesenburg. Friedrich (1651–1724), Herzog von Holstein-Sonderburg-Wiesenburg. Nicht eindeutig. Adolf Wilhelm (1632–1668), Herzog von Sachsen-Eisenach. Marie Elisabeth (1638–1687), Herzogin von Braunschweig-Wolfenbüttel, verm. mit Herzog Adolf Wilhelm von Sachsen-Eisenach.
Hiob Ludolf an Herzog Friedrich
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haben dero Herr Vaters F. Dh. die betrübte Zeitung von Zerbst erhalten, daß Fürst Johann zu Anhalt,275 als er eben zu ihrem durch des H. Grafen zu Oldenburg276 todt erledigten, und auf ihn gefallenen Herrschaften reysen wollen, gantz uhrplötzlich an einem schlagfluß gestorben. Die Jungen Printzen von Hall277 thun auch einen Tour durch Teutschland, sind vergangen zu Wien gewest, und werden zu Tübingen erwartet. Morgen reyse ich zu der CONFERENTZ, nach Oldisleben, die gräntzirrungen, so man mit den benachbarten Ämbtern Sachsenburg v. Franckenhausen hat, zu COMPONIREN. Sonsten sind des Herrn Vaters F. Dh. mit E. F. Gn. RESOLUTION zu CAEN in NORMANDIE den Sommer zu PASSIREN, wohl zufrieden gewesen. Es haben, gleich wie ich Ao. 46. hin kam, Hertzog Johann Ernsts zu Sachsen-Weimar278 F. Dh. eine Zeitlang die EXERCITIA daselbst bey MONS. ROCHEFORT279 PASSIRET, es war sonst auch ein ander Bereuter da MONTMARTRE280 genant, der gute Pferde hatte. Ich habe 6. Monat lang bey dem weitberühmten Mann MONS. BOCHART281 LOGIRT und mich seiner CONVERSATION gantz nützlich gebraucht. Es waren sonst ǀǀ viel wackere leute da von gelehrten und andern, als MONS. DU BOSC282 ein treflicher ELOQUENTER Prediger, MONS. DUMONT.283 MONS. LE MORINE.284 Eine betagte DAMOISELLE die wohl auf der laute spielte, und underschied. von Adel deren nahmen mir ausgefallen. Ich habe den ohrt still, die leute MODERT, und von guter DISCRETION befunden, also daß ich nicht anders thun, als E. F. Gn. RESOLUTION loben kan. Hoffe auch Sie werden Ihre Zeit wohl anlegen, und sind dero Herrn Vaters F. Dh. damit allerdings wohl zufrieden. Sie sind noch nicht in Francken gezogen, weil sich der Churfürst von Mayntz von Würzburg nach Aschaffenburg begeben, und also die vorgehabte Conferentz wegen der irrungen ihren fortgang nicht haben können. Ich schließe mit einer underth. gratulation wegen erlanger maiorennitet, daß Gott der Herr über E. F. Gn. noch lange Jahre halten, dieselbe für allem schaden und Unfall bewahren, sie in allen Fürst. tugenden und rühmlichen qualiteten täglich mehr und mehr zunehmen laßen und dermahleinst zu einem glücklichen v. verständigen Regenten machen wolle, damit ich auch das glück, v. Ehre habe in der that darzuthun, v. zubezeigen, daß ich seye 275 276 277 278 279 280 281 282 283 284
Johann VI. (1621–1667), Fürst von Anhalt-Zerbst. Anton Günther (1583–1667), Graf von Oldenburg. Johann Adolf (1649–1697), August (1650–1674) und Christian (1652–1689). Johann Ernst II. (1627–1683), Herzog von Sachsen-Weimar, 1646–1648 Reise in die Niederlande, nach Frankreich und Italien. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Samuel Bochart (1599–1667), reformierter Theologe, Orientalist. Pierre du Bosc (1623–1692), französischer reformierter Prediger in Caen. Nicht identifiziert. Stephan Morin(us), vgl. Anm. 232.
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E. Fürst. Gn. underth. treuwilliger Diener Hiob Ludolf Gotha den 28. Julii 1667. Eine schlimme action hat sich auch zu Dresden mit dem Churprintzen und dem Baron Hofkirchen zugetragen; in dem sie bey einer Fischerey nach dem trunck aus schertz einander in Teich gestoßen, hernach gantz gefährlich kugeln gewechselt, dieses bringt das sauffen. *
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43. Herzog Ernst I. an Anton Finck und Johann Heinrich von Witzleben: Friedenstein, 29. Juli 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 278r–279r, Konzept, Kanzleihand. Erhalt des Schreibens, Zustimmung zum Ablauf des Aufenthalts in Caen, Abberufung Witzlebens, Annehmung eines französischen Lakaien.
ist ein DUPLICAT nachgeschicket am 5. Augusti 1667 Vester p. vnd Hochgelahrte & liebe getreue, Vns ist Euer schreiben, DE DATO CAEN den 8/18. Julii285 wol vberkommen, wollen verhoffen Ihr in deßen, was wir so wol den 1/11286 als auch 15/25287 EIUSDEM an Euch abgelaßen [auch] ebenmeßig erhalten; [haben werdet] vnd auß demselben vnter andern auch vernommen haben werdet weß gestalt wir Eure gedancken zuerfahren begehret wie lang [noch] noch zu erlangung zu dieser Reise vorgesetzten Zweck vnser geliebter Sohn sich etwan [vmb] auffzuhalten [hetten] haben mögen der im selben schreiben angezogenen ursachen halben vnd dabey eine DESIGNATION der SCRIPTUREN, damit was nötig wird hienach [geschieht] folgen [werde] möge, einzuschieben, so wier annoch [in] von Euch gewertig sein wolten: [haben] Ist vns sonsten auß Eurem ietzo empfangenen [gerne] zuvernehmen lieb gewesen, daß nebenst gedachtem vnserm geliebten Sohn Ihr zu bemelten CAEN wol vnd glücklich angelanget feine bequembligkeit allda [gefunden vnd] angetroffen, Euch allerseits bey gu285 286 287
Nr. 33. Das Schreiben ist nicht vorhanden. Das Schreiben ist nicht vorhanden.
Herzog Ernst an Anton Finck
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tem auffwesen annoch befindet; vnd Eure sachen also in gute ruhe gesetzet habet. Demnach aber es scheinet, ob weder Vnser geliebter Sohn eine zeitlang daselbsten zu subsistiren haben [Wier] vnd bey Vnserer Hoffstatt allhier zur notdurftigen auffwartug [wier ein] mangel [leiden in] sich erzeigen will, in deme der Hoffmeister bißweilen mit vnpäßligkeit befellet wirdt, seine stelle aber zuvertretten, niemand vorhanden, Vnser Stall [aber] deßgleichen ohne auffseher vnd DIRECTION [ist noch] ledig stehet Vns vnvermeidenlichen Reisen vorfallen; wier auch der meinung seyn Vnser geliebter Sohn an den wier bey dieser Post auch deßwegen geschrieben Eurer Person des von Witzleben nunmehro wol werden entrathen mögen; Als begeren wier gnedigst Ihr, [der] gedachter von Witzleben wollet Euch neben Eurem diener aufmachen, vnd [mit] mit dem Jungen Ochsen, welcher anietzo zu Paris sein [wirdt], vnd dem MEDICUM D. Weitzen [im] zugleich mit sich bringen wirdt, oder [doch] da sie bey ankommen dieses schon, vnterwegens weren, mit einer andern bequemen gelegenheit Je ehe ie beßer anhero [Euch] aber begeben; Ihr Lt Finck aber bey [dieser] solcher auffwartung biß vff [auff] andere verordnung verharren, Vnd Euch Eurer mitgegebenen INSTRUCTION [nachsehet] vnserm zu Euch habenden gnedigen vertrauen nach ferner halten: auch von denen noch habenden vnd [Euch] vbermachten geldern, Ihme dem von Witzleben vnd dem MEDICO wenn er noch zugegen die notdürftige Kosten zu solcher Reiße gegen quittung zustellen. Den Lacquayen betreffend, werdet Ihr auß vnserm vorigen vom 15./25. dieses ertheilten bereit, daß wier zu einer andern Person consentiret vernommen habet, vnd derowegen Euch befleißigen daß Ihr eine feine Christliche vnd wo müglich Vnserer Lutherischen RELIGION zugethane Person [dazu] zu solcher aufwartung [außwehlt] außmachen möget. [An die wie wier demnach deßwegen
selbsten an vnsern geliebten Sohn geschrieben haben.] An dem geschieht vnsere gefellige meinung. DATUM Friedenstein am 29ten JULII 1667.
P.S. Hiebey werdet Ihr auch das DIRECTORIUM vber die dem Jungen Ochsen vberschickte MEDICAMENTA empfangen.
Briefe
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44. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 29. Juli 1667 (st. v.), Eingang: Caen, 25. August 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Empfang des Handschreibens, Empfang eines weiteren Schreibens aus Paris, Beförderung des Lakaien, Abberufung Witzlebens, Rückkehr des Arztes, Tod des Fürsten von Anhalt, Einweihung der Schlosskapelle zu Tenneberg, Beilager des Landgrafen Georg.
Durchleuchtiger, Hochgebohrner, gnädiger Fürst vnnd Herr! E. F. Gn. gnädiges Handschreiben auß CAEN vom 4: dieses288 habe ich mit schuldiger ehrerbietung den 26. dieses wohl empfangen, v. darauß dero gnädiges DESIDERIUM in einem vnnd andern wohl verstanden. Wie ich nun nicht zweifele E. F. Gn. werden meine antwortt vf dero voriges auß Pariß an mich abgelaßenes, von dem Jungen Ochßen auß Franckfurth inzwischen auch erhalten,289 v. darauß wie auch dero Hochgeehrtesten Herrn Vatters F. Durch. RELATION vernommen haben, daß sie mit dero gewesenen Laqueyens Hanßens290 bestellung zu dero Cammerdiener gnädigst zue frieden, auch zu ersetzung des verlusts an dero MOBILIEN gantz geneigt, v. solchen verlust gegen E. F. Gn. gesunde erhaltung gantz nicht achten: Alßo verhalte E. F. Gn. ich hiermit vnterthenig nicht daß höchst ermelt E. F. Gn. Hochgeehrtester Herrn Vatters F. Durch. dero itziges DESIDERIUM von mihr alßo vnterthenigst vorgetragen worden, daß die REVOCATION der bewusten persohn, doch alles vf E. F. Gn. beliebung hierbey zu empfehlen, könte alßo die DIMISSION ie eher ie beßer zue werck gerichtet, v. wann es dero gnädige beliebung auch des MEDICUS291 zugleich zue werck ǀǀ gerichtet werden v. zwar bey herauß reise des Jungen Ochßens oder anderer bequemen gelegenheit. Die vom Sel. Cammerdiener Cromeyern hinterlaßene 20: Rthlr:, können von E. F. Gn. zue dero notturft gebraucht werden, des Herrn Vatters F. Durch. wollen solche alhier deßen Erben wieder guth thun v. ersetzen laßen. Wir haben sonst ingesambt E. F. Gn. gesunden leibes Zustand erfreulich gerne vernommen, v. dergleichen v. allem F. Wohlergehen deme die F. Eltern v. geschwister sich auch befinden, Gott wolte sie allerseits in gnaden lange. Es ist aber Fürst Hanß von Anhalt292 in dem er nach des graffen von Oldenburgs tode, zu der ihme angefallenen Herrschafft Jefern293 reisen wollen, v. vnterwegens kranck worden, daß er auch wieder zurück kehren müßen, kurtz darauf 288 289 290 291 292 293
Das Schreiben ist nicht vorhanden. Vgl. Nr. 34. Johann Ring, vgl. Anm. 113. Jacob Friedrich Waitz, vgl. Anm. 113. Johann VI., vgl. Anm. 275. Jever.
Johann Breithaupt an Herzog Friedrich
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in Zerbst Seelig verstorben, zu seines Fr. Gemahlin294 v. F. Kindern,295 wie auch des gantzen landes höchsten betrübnüß. Nechst verwichenen Donnerstags als am tage JACOBI den 25. dieses, haben E. F. Gn. hochgeehrten ǀǀ Fürst. Eltern, v. geschwistern, mit dazu beruffung des Herrn VICE Cantzler,296 geist. v. weltlichen Räthen, wie auch der Secretarien, v. meiner die Schloß Capelle vff Tennenbergk zu glaubens Schul eingeweihet, v. ist dabey dem allmechtigen Gott auch vor E. F. Gn. bißherige väterliche erhaltung hertzlich gedancket, v. vmb dergleichen inniglich ferner angeruffen, v. dero Christlicher gebuhrtstag mit CELEBRIRET worden. Es war zwar vf den 15. julii als E. F. Gn. eigenen gebuhrtstag die einweihung DESINTIRT, es war aber vnmöglich alles zue selbiger Zeit fertig zue haben. Wie lang E. F. Gn. noch draußen zu SUBSISTIREN gn. INTENTIONIRET, möchte im vertrawen nach dero gn. belieben ich gerne zue allerhand dero diesem anstalten, nachricht haben. Vergangene Woche, dem bericht nach, haben Herr Landgraff Görgens zue Darmbstadt297 F. Durch. mit dem gräff. Freulein von Leiningen298 beylager gehalten. Die F. Herrn gebruder zue Tübingen299 befinden sich auch noch alle sambt den ihrigen in guthem Wohlstande. Sonst ist des Marschalcks vom alten Gottern Sohn, der bey den Stuttgartischen printzen der nechste nach deßen Hofmeister gewesen, in ARREST vfs Schloß zue Tübingen gesetzt worden, v. Schreibt mihr Gabelkofen,300 daß die Vrsache der feden nicht zue vertrawen, Ergebe hiermit E. F. Gn. göttlicher gnadenreichen beschirmung v. zue dero beharlichen Hulde mich v. die meinigen vnterthenig, v. verharre E. F. Gn. vntertheniger treuer Diener Joh. Breithaupt
294 295 296 297 298 299 300
Sophie Auguste (1630–1680), Herzogin von Holstein-Gottorf. U.a. Karl Wilhelm (1652–1718), Anton (1653–1714), Johann Adolf (1654–1726). Ernst Ludwig Avemann (1609–1689), Dr. jur., 1666 sachsen-gothaischer Vizekanzler, 1673 Kanzler. Georg, vgl. Anm. 43. Juliane Alexandrine (1651–1703), Gräfin von Leiningen-Heidesheim. Albrecht und Bernhard, vgl. Anm. 32. Johann Balthasar von Gablkoven (1636–1716), 1662 sachsen-gothaischer Kammerjunker, 1664 Hofmeister der sechs jüngeren Brüder, mit Albrecht und Bernhard in Tübingen.
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45. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof an Herzog Friedrich: Gotha, undatiert, Eingang: Caen, 25. August 1667 (st. v.) LATh-StA-Gotha, Geheimes Archiv, E XI 31, fol. 25r–26r, eigenh. Ausf. Empfang des Handschreibens, Ausrichtung der aufgetragenen Grüße, Probleme mit der Post.
Durchleuchtiger Fürst, Gnädiger Herr. E. F. Gnd. drittes gnädiges Handbrief. von CAEN auß hab ich mit gehörigem RESPECT erhalten,301 vnd darauß den verlauf ihrer theils vnglücklichen, dennoch aber rühmlichen RENCONTRE mit mehrerm ersehen. Wie ich nun verhoffe E. F. G. werde innzwischen zwey meiner schreiben, in deren ersten deroselben ich wegen dieses bereits eß vernommenen zufalls von Hertzen GRATULIRT, in dem letztern aber ein v. anders von Unserm allhiesigen Zustand berichtet, gleicher gestalt wohl erhalten haben, also will ich mich darauf mit wenigem beziehen, E. F. G. meinen nochmahligen hertzlichen vergnügung über Ihren GENEREUSEN ACTIONen vergewißern, vnd im übrigen berichten, daß die anbefohlenen grüße vnd andere COMMISSIONES ich allerseits abgeleget, v. ein Haufen schöne gegengrüße vnd empfehlungen wieder zurück bekommen. Waß auf E. F. G. an den Rentmeister302 abgelaßenes schreiben vnd POSTSCRIPTUM für RESOLUTION erfolgt, werden dieselbe so wohl auß meines gndsten. Herrn, als des Rentmeisters antwortschreiben ersehen können, so verhoffendlich Ihrem DESIDERIO gemeß sein wirdt. Ist mir warlich gar leidt, daß mann sich so übel mit einander COMPARTIRT, habe es aber von der einen person mich schon lange besorgt. Im übrigen weiß ich nicht, wie es mit den briefen zugehen mag, denn von E. F. G. ich nicht mehr als 3. schreiben, 1. von Darmstatt, 1. von Metz, 1. von CAEN zu sehen bekommen, an meinen Herrn, werden auch nicht vielmehr, ankommen sein. E. F. G. schreiben mir aber von 6. vnd mehren: ich werde deßwegen furchtsam gemacht ein vnd anders CONFIDEMENT zu schreiben, denn ich gar zu wohl weiß, wie es einem mit herumirrenden schreiben so wunderlich gehen kann, doch befremden mich die unrichtigen posten eben nicht gar zu sehr, denn der Flandrische Krieg macht alle diese vnordnung, vnd wird wohl so bleiben, bis entweder Frieden gemacht, oder der Krieg auf einen festen vnd beständigen fuß gesetzt ist, da es dann wieder ordentlicher zu gehen könte. E. F. G. soll ich hiermit dem schutz des allerhöchsten auf allen ihren wegen v. stegen, in allen ihrem thun vnd laßen, hertzlich vnd treulich ergeben, vnd dieselbe dabey versehen, daß ich bin vnd bleiben werde, bis in mein grab E. F. Gnd. Vnterthäniger treuer Diener Friedrich P von Lindenhof 301 302
Das Schreiben ist nicht vorhanden. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 62.
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46. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Caen, 5./15. August 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 277r–278v, 280r, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, gut Gesundheit des Herzogs und aller Bedienten, Ermangelung eines Sprachmeisters, beabsichtigte Reise an die Loire, Abstecher in die Bretagne, französischer Lakai in Caen.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Euer Furst. Durch. gnädiges vom 15/25 JULII303 ist mir den 1/11 AUGUSTI wohl zu unterthänigen Händen kommen, und kann zu unterthänigster antwort nicht verhalten, welcher gestalt, Gott sey Höchst damit gesagt, Ihre Fürst. Gnd. der brintz neben allen bedienten Sich alhier zu CAEN gesund und wohl befinden, in ermangelung aber eines Sprachmeisters, so alhier nicht anzutreffen gewesen verlangen Sie wieder von hier weg, und um so viel desto mehr weile in 2 schreiben nacheinander von einer Verenderung der ausschreiben in SPECIE nicht benennet worden, meldung geschehen, alß sind hochged. Fürst. Gnd. entschloßen, mit Gottes hülff ehesten von hier ab, den DUC DE TREMOUILLE304 zu besuchen, en passant AVRANGES, ST. MALO, RENNES und NANTES, und von dar ferner die feine festen Städte der LOIRE herauf zu besehen, und denn (so wir inmittels nicht sonderlich rathsam befinden in einer Stadt an der LOIRE uns aufzuhalten) gleich auf PARIS zu gehen, dar Er. Fürst. Durch. durch H. Lt. Finckens, welcher den 22 JULII von hier abgeschicket worden gnste. RESOLUTION zu erwarten, bey welcher gelegenheit H. D. WEITZ naher Hauße zugehen (in dem er der unterthänigsten Hoffnung lebte gewiß in gnaden bald nach Hauß beruffen zu werden) emsig angehalten, so ihm auch in erwegung seines Zustandes und gesundheit nicht wohl hatt können verweigert werden. Es hatt sich auch bey hiesigem aufenthalt nicht andere leiden wollen, alß das ein Frantzos. Lackey hat angenommen werden mußen, doch mit solchem beding, so er bey hiesiger Abreiße Ihre Fürst. Durch. nicht länger anständig, er die empfangenen lieber wieder zurück geben und des monath vor die Kost und seine dienste 10 t.305 haben solte, ist eines bürgers in CAEN Sohn REFORMIRTER RELIGION und hats von allen so ihn Kennen ein gutes lob, Ich hab auch bey Mr. DE GENDRE306 ein Kaufmann dieser Stadt auf ORDRE Mr. FROMMONT307 in Paris zweyhundert thlr. aufgenommen, und soll die letztere 303 304 305 306 307
Das Schreiben ist nicht vorhanden. Henri III de La Trémoille (1598–1674), Duc de Thouars. Turnose. Nicht identifiziert. Nicolas Formond, vgl. Anm. 47.
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Rechnung über die 1.200 thlr. noch zu Gotha empfangen, auch deren 129 thlr. 16 g. so Wir vor 3 pferde bekommen, mit ehesten in unterthänigkeit überschicket werden. Wormit Er. Fürst. Durch. zu allem selbst=erwünschten Hochfürst. Wohlstand Göttlicher gnaden beschirmung gantz treulich, dero beharliche hohen Gnade aber mich unterthänigst empfehle, CAEN den 5/15. AUGUSTI. 1667. Er. Furst. Durchlauchtigkeit unterth. und Gehorsamster Knecht Hans Heinrich von Witzleben *
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47. Magnus Saul308 an Herzog Friedrich: Straßburg 15. August 1667 (st. v.), Eingang: Caen, 26. August 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI. 31, fol. 107r–108v, eigenh. Ausf. Entschuldigung für ausbleibende Nachrichten, Durchreise Fincks und des Arztes, allgemeine Nachrichten, unterschiedliche Empfehlungen an den Herzog.
Durchlauchtiger Fürst, Gnädigster Herr, Die ursache meiner bishero unterlaßenen unterthänigsten Pflicht im bericht hiesiger orte paßirenten begebenheiten ist nicht so wohl meine nachläßigkeit, als unwißenheit wo Ihr Durch. seithero sich aufgehalten, zu mahlen, da die RELATIONen davon einander gantz zu gegen und wiedrig gelauffen, also daß man keine gewißheit daraus hat schließen können, wo nicht anitzo, durch hinterbringen annoch gnädigsten andenckens Ihr Durch. durch alhier hinterlaßung guten bekanten, und RESPECTIVE unterthanigsten Dienern, von MONS. Fincken und Hr. D. Weitzen solches geschehen were. Wordurch wir dann umb so viel mehr erfreuet, daß wir von volligem itzigem wohlstand Ihr Durch., und erlangten Vergnuglikeit endlichen nachricht erhalten, sonderlich nachdem wir zu vor durch dero unglückliches treffen im HENNEGAU in große besturtzung sämbtlich gerathen. Denn die damahligen geschriebenen und getruckten Zeitungen gaben, ob solten Ihr Durch. persönlich mit denen Ihrigen nach VALENCHINNEZ gefänglich geführet worden seyn, von der Ihr also sterker Spanischer Partey, welcher sie, nach dem Sie die von dem Konig in Franckreich Ihr ange308
Magnus Saul (1638–1699), Informator Herzog Friedrichs während dessen Studienaufenthaltes in Straßburg 1664 und 1665, 1667 wieder an der Universität Straßburg zur Fortsetzung der eigenen Studien, 1675 sachsen-gothaischer Hofrat, 1675–1680 Gesandter am kaiserlichen. Hof, Konsistorialpräsident, Vizekanzler in Gotha.
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bothene Convoy nicht annehmen wollen, zu wieder stehen zu schwach gewesen, Doch weren Ihr Durch. nach weniger Zeit, nach dem man dero CONDITION sich erkundiget, frey wiederumb losgelaßen worden, doch mit Verlust des Kammer Dieners, welcher im Treffen blieben were. Ob wohl ich, meines orts, durch Herrn D. Weitzen an seinen schwager alhier damahliges gegebenes schreiben etwas beßere nachricht erhalten, die ich auch etlichen vornehmen Herrn dieser Statt, die sich des wegen bey mir erkundiget, communiciret, die sich denn des glücklichen ausgangs an seiten Ihr Durch. höchlich erfreuet, wo nur dero Person nichts wiedriges wiederfahren were. Diese nachricht nun habe ich auch, uf begehren, MONS. Gabelkoven,309 nach Tübingen geschrieben, welcher auser denen Zeitungen, keinen andern bericht davon gehabt, welcher doch aus fuhrliche zu haben, beyde Herrn gebrüdern310 sehr gedrucket hat. Wie nun der anfang der reyse Ihr Durch. demselben ziemlichen zuwieder, und schwer gefallen, so ist nicht zu zweiffeln, Gott wird solches mit desto glückseeligeren fort und ausgang ersetzen, welches ich meines geringen orts höchst eyfrig wuntsche. Hiesiges orts lebt man sonst annoch wohl und in guter gesundheit, und wird in Kurtzem annoch vor Michaelis des Eltesten Printzens Durch. von Pirckenfeld311 beylager vor sich gehen, Durffte aber nicht gar weitläufftig angestellet werden, alweil der Herr Schwieger Vater, Herr Graf von Rathsweiler312 sich etwas unpaß befindet. Des verstorbenen Königs in Schweden Herr bruder313 helt sich annoch alhier uf, und bemuthen sich seine Durch. hiesiger orten, in Lotharingen guter an sich zu kauffen, und sich alda zu setzen. Der Hoff deroselben ist nicht alzu starck, weil täglich mehr davon ziehen, wegen großer strengikeit Seiner Durch. Man besorget sich anitzo etwas wegen Bischöfflicher Völcker, welche in deßen TERRITORIO einquartirt seyn, und sagt man ob solten noch etliche 1.000 von denen dreyen Herrn Churfürsten am Rhein darzu stoßen, hiesige Bischöfflichen zwar erstrecken sich nicht über 2.000. Es sol zwar zu succurs Franckreichs PRICIPALITer angesehen seyn, welches auch anitzo wohl an dem, doch durffte es einmahl eine böße CONSEQUENS geben, wie denn die Pfaffen schon viel fältig daruber gloriren, deren einem aber es neulich ziemlich über gelungen. Denn als er an einem orte alhie sich verlauten laßen, als würde innerhalb 4 Wochen der Bischoff314 die Meße im Münster alhie lesen, hatt ein bürger von hiesiger Stat mit ihm wetten wollen, daß es nicht geschehe. Als aber der Pfaffe zu der wette sich nicht verstehen wollen, hatt ihn der burger greulich abgeschlagen, und gesagt, wenn er eine sache nicht gewißer wüste, solte er nicht davon sagen. In deßen trauet man doch 309 310 311 312 313 314
Johann Balthasar von Gablkoven, vgl. Anm. 300. Albrecht und Bernhard, vgl. Anm. 32. Christian II. (1637–1717), Pfalzgraf von Birkenfeld-Bischweiler, verm. mit Katharina Agathe (1648–1683), Gräfin von Rappoltstein. Johann Jakob (gest. 1673), Graf von Rappoltstein. Adolf Johann I. (1629–1689), Pfalzgraf von Zweibrücken-Kleeburg. Franz Egon Graf von Fürstenberg (1626–1682), seit 1663 Bischof von Straßburg.
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nicht aller dings, wie denn ehegestern, wegen des nachts, um 9 uhr, in der flickergaß bey dem Jungen Könige, entstandenen feuers brunst, (durch welche zwar nur ein Haus verbrant) die Burgerschafft bis morgens umb 4 uhr in armis gewesen. Vor 3 Wochen hatt es auch alhie gebrent, umb eben selbige Zeit des abendts, ist aber auch nur bey einem Haus blieben. Herr D. Rebhan315 aber hat das gröste unglück darbey gehabt, [denn] deßen liebste von dem unverhofften Klocken sturm so erschrocken, daß sie der schlag gerührt, und den dritten tag hernach gestorben, ihres alters fast 77 jahr.316 Man lebt sonst anitzo auch alhier so stille, daß man nicht iemahls von eintzigen ball oder conversation hört, deswegen denn die lieben adelichen bäselgen317 sehr zu betrauern, die ursache vielleicht ist daß es anitzo wenig vornehme leuthe alhie gibt, und halten sich die beyde Herrn Graffen von Leiningen318 zu dem auch gar stille, die eintzige lust dieses Sommers ist geweßen, daß man sich der comedien hat bedienen können, welche die Insbruckische COMPAGNI PRAESENTIRT, fast über 4 Wochen, haben sich noch wohl sehen laßen, und sind von etlichen Standespersonen zum öfftern VISITIRT worden, absonderlich aber von dem adelichen Frauenzimmer alhie. Ich lebe noch immer in meinem alten TERMINIS, VITA SPEM & MESUM; INTERIM SEMPER SPERANTZ METIORA, und warte ich mit meiner Hochzeit noch immer uf glückliche ankunfft Ihr. Durch. dero hohen Person, als vornehmen brautführers, gethanen gnädigsten Versprechen nach, mich zu bedienen. Schließlich laßen bey Ihr Durch. sich unterthänigst RECOMMENDIRen Hr. Stattmeister Hippenheim,319 Hr. Ammeister Brachenhoffer,320 Hr. D. Otte,321 Hr. D. Rebhan itziger betrubter Witber, Hr. D. Kuher,322 welcher ehestens Ihr Durch. mit einem unterthänigen schreiben ufwarten wird, was er aber alle vor sachen schreiben wird, weis ich nicht, er v PRAETENDIrt noch immer die wohlbewuste Hoffmeisterey Ingleichen laßen sich auch unterthänigst recommendiren Hr. Reichshoffr. Hr. Gumbrecht,323 und haben sich höchstlich erfreuet daß Ihr Durch. Ihrer annoch gnädigst andencken v. letzlich bleibe auch ich, nechst glücklichen wuntsch alles verlangten successes Ihr Durch., meines gnadigsten Fursten und Herrn unterthänigster Diener Magnus Saul Straßburg 15. Aug. anno 1667.
315 316 317 318 319 320 321 322 323
Johannes Rebhahn (1604–1689), geb. in Römhild, Dr. jur., Prof. in Straßburg Ursula Spener (gest. 1667), 1639 verm. mit Johannes Rebhahn. Unklar. Nicht eindeutig. Nicht identifiziert. Andreas Brackenhoffer (1617–1679), Ammeister 1658, 1664, 1670, 1676. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert. Nicht identifiziert.
Herzog Ernst an Herzog Friedrich
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48. Herzog Ernst I. an Herzog Friedrich: Königsberg, 26. August 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 281r, eigenh. Ausf., Abschrift. Schreiben und Memorial durch Finck erhalten, gute Gesundheit des Herzogs und der Herzogin, Fragen im Memorial sind beantwortet, väterliche Ermahungen.
Meinen Väterlichen gnedigen grus zuvor, Hertzlieber Sohn, dein schreiben sambt den memorialien324 hab Ich durch Lt. Fincken zu Recht vberkommen; Vnd wie Ich neben der Frau Mutter vnd geschwistern durch Gottes gnade in zimlichen guten Zustand mich befinde; also ist dein gethaner guter bericht von deinem Zustand gantz erfreulich gewesen, der Allerhöchste wolle vns allerseits in seiner gnedigen obhut sambt andern lieben freunden vnd dem Vaterland, erhalten. Die memorialien seind alle beantwortet vnd kommen hierbey wiederumb mit zurück, nur wollestu in allem den Ernst auff Gott deß rechten Vaterlands besten beobachten, auß der frembden das gute raußerziehen, die Zeit zu gewinnen suchen, vnd noch bey meinem leben, lande, leute, diener vnd die benachtbarte immer zu werden dich bearbeiten, vnd wie mann die Zeit meines lebens mit einander verfharen, vnd es nun darauff, wie es weiter mit Gott fort zufhüren, daß es Ihm gefellig sey beruhe; das außwürdische ist oben angeführet, nur daß die beßerung der außwürdischen, wenn dies nur immer wölten (wobey den anden brüdern) dem anvertrauten Vaterland, so wies Gott gnade verliehen, wirdt, auch bey meinem leben, so es dem höchsten gefellig, wie auch den religions verwandten, wiederumb mittheilen köntest. Der Allerhöchste wolle es zu seinen ehren reichen vnd vns in demut seine gnade zu erkennen geben, wenn Er vns zu werckzeugen wie wol vnwürdig gebrauchen will: Wormit in deß Allgewaltigen Schutz nebenst vns allen Ich dich befelhe, vnd verbleibe Dein getrewer gnediger Vater Ernst HZS. Königsberg den 26. AUGUSTI 1667. An H. Friederich Hertzog zu Sachsen.
324
Nr. 36–38; 40.
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49. Herzog Ernst I. an Herzog Friedrich: Königsberg, 26. August 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 282r–282v, Konzept, Kanzleihand, eigenh. Unterschrift. Memorial durch Finck überbracht, Fragen sind beantwortet, fernerer Reiseverlauf, mündliche Instruktion für Finck.
[Unsern freundlichen] Meinen väterlichen gnädigen gruß [willen] zuvor, Hochgeborner Fürst [freundlich geliebter] hertzlieber Sohn. Uns ist, durch Lt. Fincken, dein schreiben undt MEMORIAL325 wohl uberbracht worden, welches [wir] Ich auch also RESOLVIRET, daß du damit wirst zufrieden seyn können. Deine fernere reyse belangend, habe[n] [wir] Ich mit ersehung der COITE326 alle umbstände wohl erwogen, und so wohl deiner gesundtheit, als anderer umbstände halben befunden, daß GUYENNE, LANGUEDOG und PROVENCE nicht besucht werden können, wie Lt. Finck mit mehrem anführen wirdt. Dieweil aber dennoch die reyse zum ersten auf BLOIS und also ferner die LOIRE hinab gehen wirdt, so wirstu wohl zu erwegen haben, ob du nicht lieber baldt nach empfang dieses zu CAEN, nach gemachter richtigkeit, abschiedt nehmen, und dich des nechsten wegs nach BLOIS begeben wollest, also, daß der Lt. Finck, deme du es vff Pariß zu wißen thun, dich daselbst antreffen könne. Solcher gestalt könte sowohl ihm, als dir, ein tag zehen oder zwölff ersparet werden, als wenn er erst zu dir nach CAEN reysen solte. Sintemahl du wohl dahin zu sehen haben wirst, daß du deine reyse beschleunigst: auch wenn du nach Pariß komst, deiner vorgeschriebenen INSTRUCTION nach die zeit nützlich anlegest, und solche sachen treibst, welche dir einmahl in deinem beruff, mit hindansetzung der VANITETen, fürträglich vnd ersprießlich seyn konnen. Im übrigen wollen [wir vns] ich mich auf den Lt. Fincken vnd [vnser] mein ihm mitgegebenes schreiben, bezogen, vnd dich, zum beschluß, Göttlichen gnadenschutz, und der Heiligen Engel obhut, befohlen haben. DATUM Königsberg den 26. AUGUSTI Ao. 1667. An Hertzog Friedrichen zS. Ernst HzS
325 326
Ebd. Vielleicht: coût.
Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst
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50. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Caen, 27. August/ 6. September 1667, Eingang: Gotha, 23. September 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 291r–292r, eigenh. Ausf. Erhalt des Schreibens, Abberufung zur Kenntnis genommen, Abreise erst nach Fincks Rückkehr möglich, Zahnschmerzen des Herzogs, Reise nach Havre de Grace, Ankündigung der Abreise aus Caen.
Durchlauchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Auß Er. Fürst. Durch. gnsten. schreiben vom 29 JULII/ 8 AUG.327 so mir den 24 AUG./ 4 7br. zu unterthänigsten Händen kommen, habe dero gnädigsten befehl wieder naher Hauß zu kommen mit schuldigem RESPECT vernommen, hette auch dero gnsten. Willen alsbald gehorsamst nachgelebet, woferne nicht auß erheblichen ursachen und Kindlichem Wohlmeinen Ihr Fürst. Gnd. der Printz Mr. Fincken hinauß gesendet, da er auch neben H. D. Weitzen verhoffentlich wird schon glücklich angelanget seyn; bey welches Zurückkunfft dann Er. Furst. Durch. gnsten. weiterer verordnung ich in unterthannigkeit erwarte und gehorsamen werde, Das in meinem vorigen vom 5/15 AUG. wegen fortsetzung der Reiße zum Hertzog von TRIMOILLE328 und beschauung derer fürnehmsten Städte an der LOIRE unterthanigste meldung geschehen, hatt solche wie mann Willens gewesen noch zur Zeit durch Gottes schickung nicht können werckstellig gemacht werden, Sintemahl Hochged. Ihre Fürst. Gnd. der Printz vor 14. tagen über acht tage lang mit einem hefftigen Zahn Wehe überfallen gewesen, dergestalt, das wir [auch] MEDICUM und Barbiren zu rathe ziehen musten, die auch in ihrem fleiß und sorgfaldt nicht ermangeln ließen, sondern alßbaldt hocherwehnte Ihre Furst. Gnd. eine ader am rechten arm öffneten, ein VESICATORIUM329 hinder dem rechten ohr und zu unterschiedliche mahlen DES VENTOUSES FECHES oder Köpfe ohne schrepffen auf die schuldern setzen täglich über der rechten backen EMPLASTRA schlingen, auch endlich gurgel und schlafftranck verordneten, ingleichen auch die pillen von H. D. Weitz hinderlaßen, zu unterschiedlichen mahlen gebrauchen ließen, damit dem herzunahenden Fieber beyzeiten vorgebeugt, dem Wehe, schwulst am ohr, und entzündung des Halßes und der rechte schlaff wieder ersetzet wurde, Nachdem nun Ihre Furst. Gnd. dem Allerhöchsten sey lob und danck gesagt, wieder gäntzlich genesen, ward uns von manniglichen gerahten nicht von hinnen zu gehen, wir hetten denn zuvor HAVRE DE GRACE auch besehen, machten uns derwegen den 22 AUG./ 2. 7br. 327 328 329
Nr. 43. Henri III de La Trémoille, vgl. Anm. 304. Vesicatorium – blasenziehendes Pflaster.
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Briefe
von hier auf HONFLEUR, segelden den andern tag auf HAVRE und kamen durch Gottes Hülffe glücklich und gesund, außer der gewöhnlichen See Kranckheit, welche doch zu lande bald aufhörete, über, In dem ich mich nun derselben tag mich mühete, von einem CAPITAINE an den Ihre F. Gn. PRO INCOGNITO von CAEN auß RECOMMENDIRET waren, derselbe aber in abwesenheit des GOUVENEURS Mr LE DUC DE ST. AIGNAN330 den LIEUTENANT DU ROY, weil es expres verboten, wer keine in die CITADEL zulaßen, unßer vorhaben zu verstehen gab, schickte ged. LIEUT: DU ROY den MAJOR von der Stadt in unser LOGIMENT uns auf das CITADEL zu führen und gienge Er selbsten allenthalben mit herum, ferner wurden wir von gemeld. MAJOR allein auf ein schiff und den thurm so den Haffen DEFENDIRET geführet, im herum gehen aber von einem CAPITAINE auß CAEN so schon vor etlichen tagen sich AU HAVRE aufgehalten, erkandt, und verrathen, darauf den folgenden morgen bald frühe ließ des GOUVERNEURS Gemahlin,331 so gleich sehr Kranck lag, Hochged. Ihre F. Gnd. durch einen CAVALIER COMPLEMENTIREN und bitten, Sie möchten sich nur noch eine halbe stunde zu verziehen gefallen laßen (maßen wir schon bereit waren wieder auf HONFLEUR zu segeln) biß ihr Herr Hochgem. GOUVERNEUR, welchem sie seine anwesenheit durch einen EXPRESSEN hette zu wißen gethan, vom Lande wieder hinein käme, es verzog sich aber kaum eine Viertel stunde, so war der Hertzog mit einer großen suite vor unßerm Hauße, erzeigete beedes Herrn und Knechten große ehre, und nach dem Ihre Furst. Gnd. die von Hocherw. GOUVN. angebotene Kutsche wie auch Konig. FREGATE anzunehmen Sich weigern, befahl Er 3 Konig. PILOTES neben unßerm schon wartenden schiffer und seine 2. botsgesellen uns aufs sicherste und geschwinste überzusetzen, begleitete Sie nebens dem Raht der Stadt, der zuvor durch 2 abgeordnete das COMPLIMENT nechst verehrung 2 Kannen Wein hatte ablegen laßen, biß an Haffen, trunck daselbsten deren gesundheit, stieg selbsten in unßerm abfahren auf den thurm des Haffens und ließ die stücke lößen, also kamen wir durch Gottes Hülffe und vermittlung der guten botsleute ohn eintzig ungemach in einer stunden, da wir den tag zuvor fast 4. st. zu bracht hetten auf einer CHALOUPPE glücklich und gesund, Gott sey danck in HONFLEUR, und ferner in CAEN, Seynd entschloßen künftigen Freytag, gel. Gott, unßere Reiße zum Hertzog von TRIMOILLE anzutretten, und weil sich die rechnung biß alle alhier zu CAEN aufgewendete außgaben hinein gebracht nicht wohl hatt wollen schließen laßen, soll solche künfftig, gönnets Gott, von ANGERS auß unterthänigst überschicket werden, wormit Er. Fürst. Durch. Göttlicher beschirmung unterthänigst empfehle, und in allen begebenheiten verbleibe Er. Fürst. Durchlauchtigkeit 330 331
François Honorat de Beauvilliers (1607–1687), Duc de Saint-Aignan, seit 1664 Gouverneur von Havre de Grace. Antoinette Servien (gest. 1679), verm. mit François Honorat de Beauvilliers (1607–1687), Duc de Saint-Aignan.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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unterthänigster und gehorsamter Knecht Hans Heinrich von Witzleben CAEN den 27 AUG./ 6 7br. 1667. *
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51. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Caen, 29. August /8. September 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 296r–296v, eigenh. Ausf., unvollständig. Empfang des Schreibens, Abberufung Witzlebens, Erkrankung, Verzögerung der Reise nach Angers, Reise nach Havre de Grace.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ew. Gnd. gnädiges schreiben vom 29 JULII st. v.332 habe bey nechst eingelaufener bost in Kindgehorsmen RESPECT erbrochen und daraus So wohl die Vergewißerung dero guthen gesundheit und annoch CONTINUIRENDEN Vatterlichen Hulde, als auch die abforderung des von Witzleben mit mehrem ersehen, Wie nun mein Kindlich devotes gemuth hingegen Ew. Gnd iederzeit dergestalt gerichtet gewesen, Ew. Gnd. gnadigen befehl in allem nach sich kommen, und nichts ohne ihro Vatterliche einwilligung vor die Hand zunehmen, und iederzeit wurcklich darzustellen wie ich nach nichts anders verlange als Ew. Gnd. gnad. Verordnug nachzuleben, Also habe dero gnadigen befehl zu folge vorgedachten M. Witzleben in Ew. Gnd. nahmen angedeutet Seine rückreise nacher Hauße aufs eheste anzustellen, Demnach Er aber, Seine reyse bis auf zrückkunfft Mr. FINCKENS, So Sonder Zweiffel schon albereit wird angelanget seyn, aufzuschieben genothiget ist, Als werden Ew. Gnd. nicht in ungnaden vermercken, daß dero gnadigen befehl nicht so schleunig kann gehorsamet werden verhoffe Ew. Gnd. werden die abfertigung Mr. FINCKENS nicht ungnaden aufgenommen haben, da sie doch eintzig und alleine wie mehr nichts gedacht zu Ew. Gnd. selbst eigener beruhigung angestellet worden. Was anlanget Ew. Gnd. künfftige fernere Verordnung und weder einen andern an M. Witzlebens stelle wieder heraus zusenden oder es bey M. FINCKENS DIRECTION allein zulaßen, solchem nach werde ich was deroselben am thunligsten und nützlichsten, vor kommen würde, Ew. Gnd. gnadigen Verodnung gantzlichen unterwerffen, und dero Vatterlichen DISPOSITION anheim gestellt seyn laßen. Daß nechst diesem meinen 332
Nr. 43.
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jungsten Versprechen nach ich meinem vornehmen nach von hier nach ANGERS diese woche zubegeben, nicht fortgesetzet, solches ist theils von meinem fast in die 14 tage CONTINUIRENDEN großen Zahnwehe und vom Kopff bis an die ohren und Halß großen geschwulst, so nechst der Hülffe Gottes durch das aderlaßen, 2 mahlichen truckenener schreppen, und gegebenen schlafftrunck (denn bey die 8 tage fast nicht eine stunde geschlaffen), vertrieben worden, theils auch durch die mir von vielen leuthen gerathene reiße naher HAVRE DE GRACE, verhindert worden, von welcher Ew. Gnd. kurtzlich berichte daß ich heute gleich 8 tage war der 22. Aug: solche angetreten, kam gegen mittage naher DIEVE, ritte den gantzen tag an der sehe her und kam selben abend naher HONFLEUR wohl an, andern tags den 23. Segelte ich gegen 9 Uhr hinuber naher HAVRE DE GRACE, und ob man schon nur 3 meilen hinuber rechnet, muste man doch wegen ungestümigkeit des mehrs und CONTRAIREN Winten bey die 13 meilen, herumb fahren und kam erst gegen 1 Uhr aldar glücklich und gesund an außer das ich nebenst meinen leuthen der gewohnlichen Sehe Kranckheit mitt theilhaftig war, bald nach meiner ankunfft überbracht M. Witzleben daß Schreiben an den CAPITAIN BLESSI durch welches ich zwar INCOGNITO von einem hiesigen CAPITAIN an ihne war RECOMMENDIRET worden, derweil Er aber mitt einem hefftigen geschwulsten an dem haubt (welche Kranckheit itzo hierumb und zu PARIS sehr GRASSIRET und viel leuthe todet maßen innerhalb 4 wochen zu PARIS an itzbemelter Kranckheit bey 40.000 leuthe gestorben), belästiget war, auch vom GOUVERNEUR dem DUC DE S. AIGNAN verbothen war keinen Frembden ins citadell einzulaßen, als gab vorgedachter CAPITAIN dem LIEUTENANT DU ROY von meiner anwesenheit part, durch welches ADDRESSE und begleitung ich die weitberümbte festung und HAFEN wie auch den TOUR auf welches ein absonderlicher COMMENDANTE bestellet, zur genüge besehen. Im herumb führen bin ich aber von einem andern CAPITAIN der etlichen tagen erst dahin kommen war, erkant und verrathen worden, des folgenden tages war der 24. als ich mich gleich auf machen wolte wieder hinüber zusegeln, Schickte die Hertzogin des GOUBERNEURS gemahlin einen Cammerjuncker zu mir mich zu BENEVENTIREN und zu bitten mich noch eine stunde aufzuhalten denn Ihr H. der Hertzog welchem Sie des vorigen abends meine ankunfft die Sie von gedachtem CAPITAIN der mich kante erfahren, zu wißen gethan hette, würde gleich wieder ankommen und bey mir seyn bald darauf Schickte der Hertzog seinen Stallmeister zu mir mich zu COMPLEMENTIREN und mir zu berichten daß Er innerhalb eine ¼ stunde werde dar seyn, nicht lange darauf schickte der Rath 2 Raths Herren zu mir mich zu bewillkommen, und mich mitt 2 großen Kannen Wein zu verehren, da denn bald hernach der Hertzog mitt einer starcken SUITE OFFICIRER und seiner GARDE zu Pferde vor das Wirthshauß kam, er zeigte Sich sehr hoflich bath mich selben tag bey ihm zu verbleiben und both mir seine CAROSSE und Pferde an hier zu reitten und zu fahren wohin ich belieben mögte, ich bedanckte mich endschlug und endschuldigte
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mich weill ich noch eine andere reyse vor hette müste ich bald wieder zu CAEN seyn, vorhoffte aber Kunfftigen Winter das glück zu haben selben zu PARIS bey Hof aufzuwartten, Und unerachtet ich PROTESTIRT, daß ich diese mir erweisende Ehr nicht ACCEPTIREN könte weill ich in solcher QVALITÄT als ein teutscher Fürst itzo in Franckreich nicht were, hette auch den Konig anders nicht als in Person eines grafens aufgewarttet, verhoffe und bethe mich vor dieses mahl nicht mitt So großer Ehr zu versehen geleitete Er mich neben allen OFFICIRERN und gantzen rath der stadt bis zum PORT des mehrs wolte auch nicht, ob ich gleich sehr bath, vom PORT eher nicht weggehen, als ich mich ins schiff begeben hatte, wurde also gezwungen mehrer und weitleuftiger COMPLIMENTEN und unnöthige CEREMONIEN zu verhüten ins Schiff zu steigen, gleich wohl aber, blieb Er stetig am PORT stehen, ließ Wein holen und wolte auf den Knien meine gesundheit trincken, als ich ihm den zurief und sehr bathe, stund Er wieder auf und tranck stehend als ich ihm auch darauf eins Zugebracht, stieg Er auf den TOUR blieb stetig so lange Er mich sehen konte mitt endbloßtem haubte stehen, und begleitete mich mitt etlichen CANONschüßen, fuhr also bey schönem Wetter gegen 10 Uhr (weill es Sich mitt dem COMPLEMENTIREN und CEREMONIEN, bescheidungen und derg. von 7 Uhr bis dahin verzogen hatte), von dar ab und kamen, gegen 11 Uhr glücklich und gesund[heit], ohne alle Sehe Kranck nach HONFLEUR wieder an, nahm meinen Weg ferner auf CAEN zu und kam den 25 glucklich wieder anhero. Ist mir darneben leid daß Ew. Gnd. gnädigen befehl nach ich nicht so wohl INCOGNITO reysen kann, an welchem mir selber kein gefallen geschieht, weill es aber wegen meiner AVENTURE bey der ARMEE noch herkombt, verhoffe ich Ew. Gnd. werden mich hierinne endschuldiget halten, iedoch will ich mich so viel als möglich bemühen solches ins künfftige ie mehr und mehr zu verhindern, Sonst muß ich *
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52. Zusammenfassung des Schreibens Herzog Friedrichs aus Caen, 29. August/8. September 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 295r, Kanzleihand. Da das Schreiben nicht vollständig überliefert ist, wurde hier die Zusammenfassung desselben für Herzog Ernst aufgenommen, betroffen sind hier die Punkte nach der Beschreibung der Reise nach Havre de Grace.
Contenta Hertzog Friederichs zu Sachsens schreiben de dato Caen am 29. augusti/8. 7br. 1667.
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1. Curialia 2. Witzlebens anbefohlene Zuruckreiße. welche vor ankunfft Lt. Finckens nicht geschehen köndte. 3. Entschuldigung warumb Lt. Fincken abgefertiget worden. 4. Heimstellung der künftigen direction bey der Reise. 5. Warumb die Reise nach Angers nicht forgesetzt worden, welches im 14. tägig Zahnwee verhindert vnd 6. Die Reise nach Haure de Grace, dabey ein kurtzer bericht erstellet, in welchem 7. von einer Kranckheit die der orten grassirt vnd zu Paris in 4. wochen 40.000 darauf gangen, erzelet, vnd weiter 8. Was Ihm der orten, weilen Er verrathen worden vor Ehre angethan worden, angedeutet worden, 9. Dabey vmb verzeihung gebethen wirdt, daß Er wegen der aventure bey der armee nicht incognito, wieder seinen willen sein könne, will sich aber gleich wol bemühen nicht erkandt zu werden, so viel müglich. 10. Von denen zu seiner instruction gehörigen beylagen, in Ecclesiasticis, Politicis, Oeconomicis vnd militaribus sub titres A. B. C. D. notiret; Item wegn der von Hertzog Bernhard habenden pretensionen an Franckreich vnd den Jülischen Sachen: Hett Er, ohnangesehen Er bey Witzleben vnd Licentiat Fincken nachgefragt, noch niemals nicht gesehen. in P.S. notificiret Er seiner Reise forführung nach Angers: Vnd bedanckt sich der resolution wegen deß Lacquays v. Cammerdieners deß 10. Puncts halben, ist Herr Hoffrats Prüschencks bericht, daß diese desiderirte beylagen alle weren der instruction H. Lt. Finckens vnd deß von Witzlebens adiungiret worden vnd [würden sich] wenn nach [vor]besagten H. Fincken ankunfft daselbsten relation erfolgen, mann auch von demselben nachricht erlangen würde. Von der Frantzösischen praetention vnd Jülischen sache werde annoch nichts aufgesetzet.
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53. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Tübingen, 31. August 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 299r–299v, eigenh. Ausf. Mitteilung der Ankunft in Tübingen, Information der jüngeren Söhne über die bisherige Reise, deren guter Zustand, Information über die weitere Reise nach Straßburg.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Euer Fürst. Durch. gdsten. befelch zufolge, habe meine Rückreise bishero naher Tübingen Gott lob, glücklich erstreckt, massen ich alhier den 31ten dito abends wohl angelanget vndt mit gelegenheit den mier anbefohlenen brief vndt CURIALIA, neben andern RELATIONEN vnser bishero erstreckten Reise, schuldigst abgeleget. Beyde E. Fürst. Durch. Herrn Söhne333 erfreuen Sich dero beyden Durch. Durch. wie auch des gantzen Fürst. Hauses bestendigen wohlauf= wesens, wie Sie dan gleicher Gestalt Gott vor beharrende Leibs=DISPOSITION zudancken. Ich hoffe morgen abends ein meil hinter Freudenstatt den Kniebiß genant vndt vber morgen abend nit weit von Strasburg zu sein, damit meiner intention zufolge, die Pariser Gutsche Dienstag morgens zu Strasburg antreffen vnd mit derselben So weith, alß Vnsicherheit halben vonnöthen fortgehen möge. Von Strasburg auß erfolget noch ein vnterthst. berichtschreiben, bis dahin mich zu Fürst. Hulde vnterthst. empfehle E. F. D. vnterthst. pflichtschuld. Anthonius Finck.
333
Albrecht und Bernhard, vgl. Anm. 32.
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54. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Straßburg, 3. September 1667 (st. v.), Eingang: Gotha, 13. September 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 300r–300v, 303r, eigenh. Ausf. Nochmalige Information über die Reise bis Tübingen und das Treffen mit den jüngeren Söhnen des Herzogs, Reise nach Straßburg.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Nachdeme ich montags den 26ten AUG. Meinen Weg über Schweinfurth vndt Wirtzburg alwo ich den Brief ahn den Printzen auf der Post abgeben, vndt förders vber Ingelfingen, Öringen vnd Canstatt (womit ich wohl vber 3. meilen neher, alß was vber Heilbrun, kommen) auf Tübingen zugenommen, habe den 31.ten, alß Sonnabends abends, beyden Printzen E. Furst. Durch. mitgegebenes Schreiben vnterth. vberreichet, vndt dabeynebens die warhafftige RELATION, alleß deßen was bey vnser RENCONTRE vorgangen, sowohl auch daß Sich Ihro Fürst. G. dero ältern Herr bruder, noch bey annehmlichen aufweßen befinde, wovor Gott zu dancken, gn. erstattet. Von Tübingen bin ich in 2. Tagen anhero geritten vnd gestern Montags zeitlichen alhier angelanget. Weilen aber die Pariser Gutsche albereit vor nur zween stunden fortgewesen, alß habe mein Pferdt alhie außruhen lassen, vnd hoffe dieselbe heuthe vmb mittags, zwischen hier vnd Zabern anzutreffen vnd in derselben Vergeselschaftung so weith alß ich vor nöthig erachte, mitzureithen vnd im vbrigen mich möglichst zu befördern, daß bey ihrer Fürst. Gnaden zeitlicher anlangen möge, wo zu Gott glück vndt Kräfften verleihen wolle. Im Durchreisen erzehlten mier die leuthe im Wirtzburg. vndt Wurttenbergischen, daß Gott dieses Jahr dero orthen eine so gesegnete Ernte verliehen, daß vielen Leuthen ihre Scheuer vmb beuen viel zu eng werden die früchte zu legen, dahero auch mancher bis vber die Helffte zwar dreschen müssen, das vbrige vnterzubringen. Alhier SPARGIRT man, daß Riessel334 mit Sturm vbergangen vnd in die 6.000 Frantzosen davor geblieben seyn, darunter Mr PODEWILTZ335 GENER. Wachtm. So ein Pommer von Adell. Man wisse aber noch zur Zeith nicht von Mr DE TURENNE Seiner Persohn, ob Sie Todt oder lebendig. Thue hiemit zu E. Fürst. Durch. Hulde mich vnterthst. empfehlen. Vnterthst. Pflichtschuldigst Anthon Fincke Eiligst Strasburg den 3ten 7br. 1667. 334 335
Unklar, vielleicht Roeselare. Heinrich von Podewils, vgl. Anm. 141.
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55. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 11./21. September 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 311r–311v, 314r, eigenh. Ausf. Ankunft in Paris, Reise des Herzogs nach Angers, schlechtes Reisewetter, Nachrichten, Reisekosten.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Ich bin heuth den 11/21ten 7br. alhie in PARIS glücklichen ankommen nachdem von Strasburg bishero 8 ½ tage zubracht. Der brief So E. Durch. durch mich an den Printzen zu Würtenberg336 ablegen lassen, ist nur ein tag vor mier ankommen, aber gestern sobalten abgangen. Vnter des berichtet mich der Kaufman Mr. Koch,337 daß I. F. G. von CAEN abgereiset vnd auf ANGERS gangen alwo ich sie antreffen werde. Welchen weg ich von dannen mit den Herrn von Limpurg vor diesem,338 bis anhero, auch gethan vnd kommen bin vber LA FLECHE, MANS vnd CHARTRES. Hoffe also innerhalb 6. tagen bey I. F. G. anzulangen. Eß ist bey dieser Zeith albereit böß Reise wetter, massen ich von Strasburg bis anhero schier nichts alß Wind vnd Regen gehabt. Vmb CHALON vnd andern örthern in der CHAMPAGNE ereignet Sich ein vngewönliche arth Meuse, mit kurtzen rdo.339 Schwentzen vnd lichtgrauer farbe So der Saat grosen Schaden zufugen, vnd zu 20. oder 30. vberall im felde vmblauffen, wie ich Selbige selbsten OBSERVIRET. Die leuthe besorgen daherumb künfftig eine grosse theuerung. Mier ist vnterwegs Eine schöne Neue Gutsche, wohlverwahrt, begegnet, So ein hiesiger Kaufman, Nahmens Heusch,340 vor die Hertzogin von Jehna341 alhie machen vnd nach Strasburg führen lassen. Beyde Inliegende Neue Sachen sind gestern alhie öffentlich vmbgetragen worden. Der König ist itzo zu ST. GERMAIN die ARMÉE sol bald ins winter-quartir gehen. M. TURENNE gehet mit derselben zwischen brüssel vnd Mechlen hin vnd her, Suchet vor der DE CAMPIRUNG noch ein vnd ander orthen in CONTRIBUTION zusetzen. Die Werbungen gehen hier v. im gantzen Königreich starck forth. Der König hath zum behuf dieses Krieges 10. MILLIONEN Neue Imposten angesetzt. Die Schweitzer sollen aufs neue 8. oder 10/m Neue Volcker Schicken. Sie haben die Grafschafft Burgund in PROTECTION genommen, woruber der König 336 337 338 339 340 341
Lesung unsicher. David Koch, vgl. Anm. 48. Vgl. hierzu den Lebenslauf Anton Fincks in Band 2, I. 2. Reverendo, salvatorische Klausel im Sinne von „Entschuldigung“, freundlicher Hinweis von Frau Prof. Dr. Hannelore Putz, Archiv des Bistums Passau. Nicht identifiziert. Marie Charlotte de La Trémoille (1630–1682), Tochter Henris de La Trémoille, Duc de Thouars, verm. mit Herzog Bernhard von Sachsen-Jena.
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erzürnet. Thue zu E. Durch. gsten. Hulden mich vntthst. empfehlen, E. F. Durch. vnterthst. Pflichtschuldigster A. Fincke. PARIS den 11/21 7br. 1667. Mein Pferd lasse ich heuth ein wenig ausruhen, wils Gott reise ich morgen fort. ps. i. F. G. haben dero Weg über HAVRE DE GRACE genommen. Sie rühmen gegen den Kaufman, daß ihro daselbst große Ehr begegnet. Sie haben dero BAGAGE anhero geschickt so gestern beim Kaufman ankommen, aber noch keine briefe ob vnd wie Sie zu ANGERS angelanget. Hiebey schicke auch meine biß anhero PARIS EXCLUSIVE Reiß=Kosten= Rechnung, à 18. Rthlr. 21. Kr.342 bitte vnterthst. bericht zu sein, ob dieser brief zu recht kommen. *
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56. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Angers, 18./28. September 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 301r–302v, eigenh. Ausf. Reise von Caen nach Angers, Fincks Ankunft in Angers, Aufnahme der väterlichen Entscheidung über sein Memorial, weitere Reise nach La Rochelle bis Orléans, Witzleben zusammen mit dem Knecht abgefertigt.
ANGERS den 18./28. 7br. 1667. Durchleuchtiger Hochgebohrner Furst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. 1. Ew. Gnd. habe nechst Vergewißerung meiner Kindlicher treu erheischenden schuldigkeit nach Kindgehorsamlich zuberichten nicht unterlaßen Sollen, Wie daß, nachdem ich mich den 30. AUG: nebenst meinen zugeordneten von CAEN wegbegeben, und meinen Weg auf AVRANCHE, ST. MICHAEL, ST. MALO, durch BRETANNIEN, über RENNES und NANTES auff der LOIRE bis hieher genommen, ich glücklich und gesund den 11. 7br. alhier angelanget, und nachdem ich in 6 tage alhier M. FINCKENS ankunfft erwarttet ist Er den 17. 7br. bey guthen Zustand ankommen und mir dero gnadiges schreiben, nebenst dero Vatterlichen erklärung über mein Kindlichgehorsames ansuchen überliefert. 2. Wenn ich denn nun So wohl durch dero gnadiges schreiben als auch durch M. FINCKENS mündliche RELATION dero Vatterlichen Hulde und Gnade hochst342
Vgl. die Rechnung in Band 2.
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erfreulich vernommen, Wie nicht weniger auch dero gnadige RESOLUTION schrifftlich ersehen, Alß sage theils vor die gnadige vergewißerung dero Vatterlichen gnade theils auch vor die gnadige verwilligung meines Kindgehorsamen begehrens gantz ge= horsamsten danck, und Wundsche gantzhertzgründlich mein treues Kindgehorsames Hertz Ew. Gnd. darzu legen umb zuerweisen wie daß Ich zu nichts anders einige gedancken habe als deroselben Willen und befehl So viel moglich in allem nach zuleben und meinen Willen dero Vatterlichen DISPOSITION gantzlichen zuunterwerffen. Zweiffele auch nicht Es werden Ew. Gnd. einigen Glauben auf meine Kindgehorsame demüthige wortt u. PROTESTATION setzen. Wie daß ich mich mehr und mehr bemühen werde denen weltlichen VANITETen abzusagen, aus dem auswärtischen das beste suchen und solches hernach dem gemeinen Vatterland zum besten nach Gottes Vatterlichen Schickung anzuwenden, auch dero Väterliche Gnade meiner und mehr gegen mir vorandern wie nicht weniger auch die vor diesem begangene so wohl mir bewuste als unbewuste fehler mitt dero Großen güthe zudencken und Sich iezuweilen ihres aller treuesten und gehorsamsten Sohnes in gnaden erinnern. 3. Was nechst dem meiner kunfftigen reise anlanget, So berichte dero selben Kindgehorsamlich daß dero gnädigen befehl und vorgeschriebenen TOUR nach bis nach ROCHELLE kunfftige Woche geliebts Gott anstellen werde, u. weil derselbe nur bis in 7 Wochen was darinnen zusehen möglich mittzunehmen gnädig erlaubet, als zweiffele ich nicht Es werde deroselben befehl nicht zuwieder Seyn so ich noch etwan die Stadt BOURDEAUX noch mitt mitnehme, werde mich aber doch bemühen dero befehl nach Mich gegen dem NOVEMBER endweder zu ORLEANS oder BLOIS oder der orter einen so nicht weit von PARIS gelegen einzufinden und aldar bis gegen den DECEMBER dar zu verbleiben, 4. Dieweil auch M. Witzleben beliebung gehabt bey der VISITE zu TOUARS des Hertzogs von TREMOILLIE343 mitt zu seyn und Ew. Gnd. SPECIALIEN bericht von itzbemelten Hoff unterthanigst zuerstatten gesonnen ist als habe ich solches demselben nicht abschlagen können verhoffe derwegen auch Es werden Ew. Gnd. dieses nicht in ungnade vermercken. Schließlich berichte deroselben ich Kindgehorsamlich daß unerachtet M. Witzleben den Knecht344 mir überlaßen wollen, Er der Knecht auch sehr gerne bey mir geblieben were, Ich auch solchen auff der reyse wohl nöthig gehabt hätte, habe doch solchen zu bezeihung meiner Kindlichen DEVOTION nicht wieder dero Willen zuthun auch mehrer unkosten zuerspahren, wie nicht weniger zuerweisen daß nicht eben große SUITE oder pracht mitt der reise es ohne INCOMMODITAT nicht geschehen kann, ich lieber mitt M. Witzleben wieder naher Hauße zu reysen erlaubet. Indem wolle der große Gott Ew. Gnd. und dem gantzen Hauße vor allem unfall gnädiglich bewahren auch selbige bey aller zufriedenheit und fürstlichem 343 344
Henri III de La Trémoille, vgl. Anm. 304. Hans Peter Schäfer, vgl. Anm. 159.
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Wohlstand gnädig erhalten mir aber wolle derselbe gnadiglich glauben daß ich mich nicht alleine meine sondern auch alle Zeit erweisen werde Als Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS PS. Dieselbe wollen mir gnädig vergeben daß ich nicht alsobald nach meiner ankunfft alhier meinen zustand berichtet weil die post nicht eher als heute gangen, werde auch alsobald bey ablegung itzt vorgenommenen TOUR endweder von BLOIS oder ORLEANS, meinen wenigen Zustand derselben in Kindlichem RESPECT zuhinterbringen mir angelegen seyn laßen. *
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57. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Angers, 18./28. September 1667. PS zum obigen Brief LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 306r, eigenh. Ausf. Schulden des Hans Heinrich von Künsberg bei dem deutschen Goldschmied Heinrich Neuhaus/ Maisonneuf in Angers betreffend.
ANGERS den 18/28 7br. 1667. PRESENT am 11. OCTOBR. 1667.345 PS. Auch gnadiger Hochgeehrter Herr Vater Wird deroselben aus M. FINCKENS Reisbericht bekant seyn welcher gestalt Sich alhier in ANGERS ein teutscher aus dem Kiel in Holstein bürthig nahmens MAISONNEUF auf teutsch neuhauß [genant] seines Handwercks ein goldarbeiter,346 schon bey die 20 jahr alhier aufgehalten, wie Ihm denn nun durch liederliches und übles leben eines Franckischen von Adels Konigsberck genant,347 zu wohnhafft, so Er so wohl durch gantz Franckreich als auch absonderlich hier zu ANGERS geführet, Eine ziemliche geldschuld fast bey die 266 Rthlr. weil Er theils Ihn vor den schimpflichen gefängniß zu befreyen theils auch die 345 346 347
Beides von anderer Hand auf dem oberen Blattrand vermerkt. Heinrich Neuhaus/Maisonneufe, vgl. Anm. 234. Hans Georg von Künsberg. Vgl. Band 1, den Eintrag zum 17. September 1667 im Reisebericht Anton Fincks.
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teutsche NATION bey REPUTATION zuerhalten vor ihn guth gesagt und ausbezahlt, auf den halß gefallen, Er aber gedachter Konigsberck obbemelten MAISONNEUF nicht allein das geld wieder zahlen, sondern auch solche schuld leugnen und ihn mitt schimpflichen aufhalten will. Als hatt Er mich ersuchet in seinem nahmen bey Ew. Gnd. unterhtanigst anzusuchen, ob Sie ihm die gnade thun wolten, und endweder an des Konigsberck Vattern348 oder den Bischoff von Bamberg349 oder den Marggrafen von Bareith350 schreiben zu laßen und zu seiner wiedererhaltung des geldes gnädig verhelffen wolten, in ansehung seines erlichen lebens und treuen dienste So Er allen teutschen erweiset, wie ich denn selbsten solches erfahren. Er wird auch nicht unterlaßen bey M. Witzleben einiges unterthäniges schreiben bey derselben ubergeben laßen. *
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58. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Angers, 18. September 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 304r–304v, eigenh. Ausf. Ankunft in Angers, Treffen mit dem Herzog, Witzleben macht sich zur Abreise bereit, Fincks Reiserechnung.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Nach deme ich den 12ten 7br. STYL. VET. Nachmittag von Paris abgereist, bin ich den 17ten EIUSD. vormittag zu ANGERS glücklich angelangt vndt alda ihro F. G. neben dero COMITAT wohl angetroffen, welche albereit in die 6. tagen alhier SUBSISTIrt. Nach deme Sie dero Reise von CAEN vber AVRANCHES. ST. MICHAEL. ST. MALO. RENNES vnd NANTES bis anhero erstrecket. Der von Witzleben ist seithero seines alhierseins mit CATHARRen INCOMMODIRT, daß Er vor diesmahl nit Selbst schreiben können, Wirdt sich doch nechster tagen zu der abreiß naher Teutschlandt bereit machen, bevor aber seines aufbruchs halber vnterth. Vorbericht erstatten. Ihro Fürst. G. sind Zeit meines abwesens zu CAEN mit einigen Flüssen auch befallen gewesen, aber Gott lob innerhalb 8. tagen davon wieder befreit worden. Vor Gestern vnd Heuth haben wier wegen künfftiger Reisen anstalt, noch sobalt keinen Schlusse finden können, wöllen aber denselben mit nechster Post beneben dem DIRECTORIO vnserer künfftige Reise berichten. Vnter dessen ich abwesend gewesen, haben Sie in die 600. fl. von 348 349 350
Georg Christoph von Künsberg Philipp Valentin Voit von Rieneck (1612–1672), seit 1653 Bischof von Bamberg. Christian Ernst (1644–1712), Markgraf von Brandenburg-Bayreuth.
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den Kaufleuthen aufgenommen, wovon ordentliche Rechnung zu seiner Zeith erfolgen wirdt. Meine Vbrige Reiß=SPEÉSEN von Paris bishero sindt hiebey SPECIFICIRT.351 Eß lassen ihro Fürst. G. Sich beynebens Vnterth. entschuldigen, daß Sie vor diesmahl mit Schreibens=Schuldigkeit zurückgeblieben, soll künfftige Post, wils Gott, alles ersetzt werden, Zu E. Fürst. Durch. gsten. Hulde micht vnterthst. empfehlend E. Fürst. Durch. Vnterthst. Pflichtschuldigster Diener Anthon Finque ANGERS. den 18ten 7br. 1667. *
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59. Hiob Ludolf an Herzog Friedrich: Frankfurt am Main, 18. September 1667 (st. v.), Eingang: Orléans 28. Oktober 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Fincks Aufenthalt in Königsberg, vorgehabte Reise des Herzogs nach Würzburg, Änderung der Pläne, Besuch beim Landgrafen von Hessen-Darmstadt, Jagdvergnügen der verwitweten Landgräfin.
Durchlauchtiger Hochgeborner Fürst gnädiger Herr. Ewrer Fürst. Gnaden habe ich vor etlichen Wochen meine schuldigkeit abgestattet, nachdem ich vernommen, daß sie von einem und andern was hieraußen PASSIRE, nachricht zu haben verlangen, hoffe sie werden es wohl empfangen haben. Hiermit habe ich deroselben nochmahls aufwarten, und dieselbe berichten wollen, daß H. Lt. Finck den 20. AUGUSTI ungefehr nach Königsberg in Franken zu meinem gdsten. Herrn kommen, woselbst E. F. Gn. MEMORIAL RESOLVIRT, auch gedachter Herr Finck so bald wieder abgefertiget worden. Ob er aber bey E. F. Gn. glücklich wieder ankommen, wie wir wünschen, davon haben wir zu Gotha noch keine nachricht gehabt, habe auch hier nichts davon vernommen. Nun haben zwar S. F. D. neben dero Fr. Gemahlin willens gehabt, sich von Königsberg nach Würzburg, und so fort den Mayn hinab nach Aschaffenburg und Darmstadt zubegeben, als aber I. Churf. Gn. zu Mayntz352 undt nicht mehr zu Würzburg gewest, auch der Mayn klein, und keine tuchtigen schiffe 351 352
Vgl. die Gesamtrechnung in Band 2. Johann Philipp von Schönborn, vgl. Anm. 216.
Hiob Ludolf an Herzog Friedrich
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vorhanden, haben Sie dero meynung geändert undt sind erst wieder zurück nach Gotha gereist, von Gotha aus haben sie Kundschaft von I. F. Dh. zu Darmstadt353 unvermerckt eingeholt, v. als sie verstan- ǀǀ den, daß Sie sich zu Rumrod mit der Frau Mutter354 und gantzen Hoffstad befunden, habe sie sich, sambt der Fürst. Gemahlin, v. F. Fräulein mit geringen COMITAT aufgemacht und S. F. Dh. unversehens überfallen wollen, so aber zeitig berichtet worden, also daß sie den 11/21. dieses von dem H. Landgrafen frölich v. glücklich eingeholet worden. Folgende gantze Woche ist gantz unstät v. unlustig wetter gewesen, also daß Mein gndster. Herr mehrentheils zu Hauß bleiben, und die Witthumbs Verschreibung ADJUSTIREN laßen. Deßen ungeachtet aber die Landgr. Fr. Witwe täglich in den Wald gezogen, undt den Hirschen in der brunft aufgewartet. Haben deren auch selbst zween geschoßen, und einbracht. Welches ich eins von den sten Dingen, so ich gesehen, gehalten, daß nehmlich eine Fürst. Witwe, in Hut und mantel regens v. ungewitter ungeachtet, mit ihren Pulverflaschen v. Spanner anhang und in der Kalesche einer Mansperson gleich sehend, wald v. den Hirschen nachziehe, auch dieselbe zu treffen v. erlegen wuste. Welches vielleicht allen hohen DAMEN in Franckreich, wenn Sie gleich alle zusammen theten, unmüglich fallen würde. Vorgestern, montags, als es sich zu feinem Wetter gelaßen, haben S. F. Dh. Dh. beyderseits RESOLVIRT auf Butzbach zureysen, und das Wittumb daselbst zubesehen, welches denn meinem gndsten. Herrn gar wohl gefallen; Sind aber folgendes tages ǀǀ darauf wieder zurück nach Rumrod gangen. Nun haben S. F. Dh. mich zu Butzbach abgefertiget, naher Tübingen zu reysen, und I. F. Gn. Herren Brüder355 zubesuchen, und wegen dero künftigen STUDIEN v. EXERCITIEN ein und anders abzureden, auch bey I. Churf. Gn. zu Mayntz v. Chur Pfaltz,356 v. dem Hertzog zu Würtenberg357 einen gruß abzulegen. Nicht weniger alhier nach E. F. Gn. briefen zufragen, und H. DE FAMA358 die Wechsel bester maßen zu recommendiren, damit E. F. Gn. allezeit wohl versehen seyn, v. keinen mangel leiden möchten. Welches ich gethan, v. verstanden, daß E. F. Gn. schreiben schon vergangene Woche nach Gotha geschickt worden. Es were auch die Wechselsachen ihrem CORRESPONDENTEN wohl RECOMMENDIRT, daß E. F. Gn. keinen mangel leiden würden; Und daß sie die erste 1.500. fl. noch nicht erhoben hetten. Durch welches gute MESNAGE E. F. Gn. ohne Zweiffel dero Herrn Vaters F. Dh. bey gutem willen erhalten werden. Von PUBLICIS ist sonsten wenig zuberichten, wegen des Niederländ. Wesens kan nicht wohl eine GENERALRESOLUTION gefast werden, man gehet auf INTERPOSI353 354 355 356 357 358
Ludwig VI., vgl. Anm. 30. Sophie Eleonore, vgl. Anm. 33. Albrecht und Bernhard, vgl. Anm. 32. Karl I. Ludwig (1617–1680), Pfalzgraf bei Rheine. Eberhard III. (1614–1674), Herzog von Württemberg. Jacob de Famars, vgl. Anm. 18.
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TIONES und MEDIATIONES, was Sie aber fruchten werden, ist leicht zudencken. Ich schließe mit dem guten Wunsch beharlichen wohlergehens, und verbleibe Ewrer Fürst. Gnaden underthäniger treuwilligster Diener Hiob Ludolf Datum Franckfurt den 18. SEPTEMB. Mein Schweher H. Dimpfel359 RECOMMENDIRT sich E. F. Gn. underth.
P.S. Gleich nach schließung vernehme ich wellich habe nach mir gefragt, sagend einer habe einen brief von E. F. Gn. an mich, die post will sich aber nicht aufhalten laßen. *
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60. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Angers, 20. September 1667 (st. v.), Eingang: Gotha, 11. Oktober 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 310r–310v, 315r, eigenh. Ausf. Ankündigung der Reise nach Thouars zum Herzog de La Trémoille, weitere Reise nach La Rochelle, Anfang November an die Loire, Vorbereitung der Abreise Witzlebens.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, E. Fürst. Durch. habe bey meiner anherokunfft naher ANGERS mein vnterthst. berichtschreiben erstattet,360 hoffe dasselbe auch zu recht einkommen sein werde, Wier sind bereit vbermorgen montags vnsere Reise vber LA FLECHE, SAUMUR und TOUARS zu dem Hertzogen von TRIMOILLE361 vndt förters vber POITIERS nach LA ROCHELLE zuerstrecken, wan es auch noch wegen des von E. Fürst. Durch. PRÆFIGIRTEN TERMINS, der Zeith nach thunsam sein wirdt, tragen Ihro Fürst. G. ein verlangen noch bis nach BOURDEAUX zuverreisen; Jedoch von alda nicht weiter vor Sich zu gehen, sondern wieder vmbzukehren, damit Sie, E. Fürst. Durch. Gnadigster Verordtnung zufolge, PRIMO NOVEMBRIS Sich in Einem an der LOIRE vnd der Statt PARIS nah gelegenen orthe einfinden mögen. Obwohl er der von Witzleben mit CONTINUIRLICHen CATHARRen bishero INCOMMODIRT gewesen befindet Er Sich nunmehro wieder besser vnd zur ab359 360 361
Johann Jakob Dümpfel (1605–1672), sachsen-gothaischer Rat, Korrespondent in Frankfurt am Main, Schwiegervater Hiob Ludolfs. Nr. 58. Henri III de La Trémoille, vgl. Anm. 304.
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reise beqvem. Wier haben vor dessen Knecht anheut ein Pferd mit Sattel Zeug vnd Pistolen vmb 30. Rthlr. erkaufft. Er vor Seine Persohn aber wird dasselbe, So ich herein geritten, wieder hinaus bringen. Damit E. F. Durch. noch einige RELATION wegen der RECEPTION zu TOUARS erstattet mögen werden, haben Ihro Fürst. G. vor rhatsam erachtet, ermelten von Witzleben in dero SUITE mit bis dahin zunehmen vnd ihn darauf abzufertigen, welcher Sich demnechst vngeseumbt auf die hinaus Reise befordern wirdt. Vber die bereits aufgenommenen 600. Rthlr. in meiner abwesenheit, Sind gestern annoch in zweyen quittungen zur künfftiger Reise DREYHUNDERT erhoben vnd gegen iedes hundert, Einer Wechselgelt, zurückgelassen worden, Ihro F. G. haben vber zwey vnd ich ein quittirt. Weilen die ORDRE von den Kaufleuthen von PARIS also gehalten vndt ich den Wechselbrief von Einhundert Rthlr. darumb mit mir genommen, damit ich ihrer Fürst. G. weiter nachfolgen können, wen dieselbe ich auf besorgenden fall nit mehr alhier angetroffen hette, Thue im vbrigen zu E. F. Durch. gsten. Hulden mich vnterthst. empfehlen E. F. Durch. Vnterthenigster Pflichtschuldigster Anthonius Fincke ANGERS den 20ten 7br. 1667. p.s. in beyden vorigen briefen DE DATO PARIS vnd ANGERS, hab ich in zweyen Rechnungen, die Zehrungen, So von Königsberg bis Anhero in ANGERS gethan, mit 26. Rthlr. 27. Kr. angeführet, welche ich von der hiesigen CASSA wieder genommen vnd daruber quittiret. PRESENT
am 11. Oct. Ao. 1667.
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61. Herzog Ernst I. an Johann Heinrich von Witzleben: Gotha, 23. September 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 316r–316v, Konzept, Kanzleihand. Empfang des Schreibens aus Caen, Rückkehr erst nach der Ankunft Fincks, Grüße an den Herzog.
Vester lieber getrewer, Wier haben Euer schreiben [de dato] auß CAEN [den 8. 7br.] vom 29. AUGUST362 [zurecht] woll erhalten, vnd inhalts deßelben was Ihr wegen Eurer AVOCATION vnd [Auch Reise vermeldet] Reise auff hieher angeführet wie von selbst leicht zu ermeßen daß wie nun selbige vor zuruckkunfft Lt. Finckens zu Euch nicht wirdt werckstellig gemacht werden mögen. [als wier dann deßwegen an vnsern geliebten Sohn Friederich Hertzogen zu Sachsen deßwegen auch bey dieser Post geschrieben] alßo werdet Ihr Euch so denn im Namen Gottes gndst. anbefohlener [begerter] maßen auff den Wege zumachen [wißen] vnd wegen der anietzo in Franckreich graßierenden Kranckheit [Euch] desto beßer in acht zunehmen wißen. [An deme geschieht vnsere meinung. Datum Friedenstein am 23. September Anno 1667.] Wir hatten zwar Vnsern geliebten Sohn Friederich, (deßen schreiben von obigen dato wir ebenmeßig zu Recht empfangen, Vnd Ihr Ihm Vnsern Väterlichen vnd gnedigen grus zuvermelden habet) vor dißmalen auch worden weilen aber was Er wegen der puncte so er in ECCLESIASTICIS, POLITICIS, OECONOMICIS vnd MILITARIBUS SUB TITERIS A. B. C. D. desideriret,363 nicht auß den ACTIS so balden hat können nach[gesuchet] gesehen werden, solle mit nechster Post neben vnserer antwort, gewise nachricht erfolgen worauff Ihr zu zu An dem geschieht p. DATUM Friedenstein am 23. 7br. Anno 1667,
362 363
Vermutlich das Schreiben vom 27. August aus Caen, Nr. 50. Vgl. dazu die Aktenstücke in Band 2, I. 9.1 bis 9.4.
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62. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Richelieu, 28. September 1667 (st. v.), Eingang: Gotha, 25. Oktober 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 317r–318r, eigenh. Ausf. Den Besuch in Thouars wird Witzleben, der nun auf der Reise ist, referieren, Nachrichten über französische Truppenbewegungen, der Herzog entschuldigt sich für seine Säumigkeit im Schreiben, Erinnerung an die Schulden des Hans Heinrich von Künsberg bei Heinrich Neuhaus in Angers.
RICHELIEU den 28ten 7br. STYL. VET. 1667. Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Herr, Daß bey Ihrer Fürst. G. zu ANGERS ich wohl ankommen, sowohl daß wier von dorten abgereist, werden E. Fürst. Durch. beneben zween meinen Reiß= rechnungen à 26 Rthlr. 20 Kr. Jedeßmahl zurecht erhalten haben, Welcher gestalt auch Ihre Fürst. G. bey dem Hertzog von LA TRIMOILLE RECIPIRT worden vnd was Wier künfftiger Reise halben vor DESSEIN führen, wirdt Vberbringer dieses M. von Witzleben, so eher nicht abgefertigt werden können, vnterthst. v REFERIren, Eß haben der Hertzog von TRIMOILLE364 sichere Zeittung, daß der König eine sonderliche ARMÉE gegen Teutschland oder zum wenigsten auf die FRONTIERN gehen lassen werde vndt [darüber] den Printzen von CONDÉ365 vnd dessen Herrn Sohn366 die CONDUITE daruber befehlen, Eß solle auch ein ARMÉE gegen Italien DEPUTIrt sein. Der König hette neulich abermahl PATENTen auf 100. Cornetten zu werben außgefertiget: So rechnet man auch nach, daß der König von Schweitzern, Teutschen vnd frembder NATIONen Völcker in die 30/m zu felde führen lassen werde. Ihro Fürst. G. beklagen Sich, es mangle dero anitzo an der Zeith ahn E. Durch. zuschreiben, Sintemahl was Sie sehen, alles EX RECENTI MEMORIA aufzuschreiben gewohnt sindt, Werden doch von LA ROCHELLE oder BOURDEAUX aus mit Einem brieflein aufwarten, vnd hoffen es solle solches eher, alß M. von Witzleben noch hinaus kommen. In dero letzten brief von ANGERS auß, haben Sie ahn E. Durch. eine Sache des Teutschen Goltschmits zu ANGERS,367 so theils mit bahrem Gelt theils mit bürgschafft Einen fränck. von Adel, Johann Georg von Keußberg, ausgeholfen vndt nicht wieder CONTENTIRT werden kan,368 vnterthst. RECOMMENDIrt vnd hoffen eß werde E. Durch. AUTHORITÄT vnd Fürst. Vorschrifft viel dabey helffen; die beschaffenheit dero Sachen werde zuvor aufs Pa-
364 365 366 367 368
Henri III de La Trémoille, vgl. Anm. 304. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 169. Henri III Jules de Bourbon, vgl. Anm. 143. Heinrich Neuhaus/Maisonneufe, vgl. Anm. 234. Hans Georg von Künsberg.
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pier bringen lassen vndt E. Fürst. Durch., deren Mich zu gsten. Hulden befehle vnterthst. mit nechsten vberschicken, E. Fürst. Durch. Vnterthst. Pflichtschuldigster A. Finque. *
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63. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Ernst I.: Paris, 5/15. Oktober 1667, Eingang: Gotha, 25. Oktober 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 328r–329r, eigenh. Ausf. Konnte wegen Krankheit nicht schreiben, Fincks Rückkehr, Reise nach Thouars, Abschied in Richelieu, der Herzog reist nach La Rochelle und dann an die Loire.
Durchlauchtigster Furst, Gnädigster Herr, Demnach Ihre Fürst. Gnd. der Printz die Reiße von Caen biß ANGERS durch Gottes gnade bey guter gesundheit, Gott sey danck, verrichtet, ich auch meiner unterthanigen schuldigkeit zufolge, alßbald nach unßern anlangung im gedachten ANGERS darvon habe gebührenden bericht erstatten wollen (wo ich nicht alzu sehr mit vielen flüßen, welche mich fast gantz bettlägerich machten, were überfallen gewesen, das ich auch noch diese Stunde nicht gar davon geneßen, haben Sie Sich nach Mr. Finckens zurückkunfft den 23 7br. st. v. von erwehnten ANGERS wieder aufgemacht und ihren weg auf LA FLECHE, SAUMUR und THOUARS genommen, alda Sie beym Hertzog von TRIMOILLE ein angenehmer gast waren, hielten sich einen tag und nacht alda auf, den andern tag ließ Sie der Hertzog auf seiner Kutsche 2 meilen fortbringen und kamen deßelben tages noch in RICHELIEU, alwo ich denn auch meinen unterthänigsten abschied nahm, Sie allerseits gesund verließ und meinen weg auf PARIS richtete. Ich hette zwar von ANGERS auß bald drauf zu gehen können, weilen aber Hochgedachte Ihre Furst. Gnd. gern mich mit biß THOUARS haben wolten und es bey Er. Furst. Durch. zu entschuldigen versprochen, hab ichs meine schuldigkeit zu seyn erachtet zu folgen, Zu ANGERS haben wir ein pferd mit sattel und Zeug umb 30 thl. erkaufft, darauf ich nebens dem so M. Finck mit von Hauß bracht mit meinem Knecht gestern alhier ankommen, weil wir aber nuhe 12 tage CONTINUIRLICH auf der Reise gewesen auch das neue pferd etwas gedrücket, das andere aber von seinen von Hauß mit mitgebrachten schaden noch nicht gar heil, als bin ich gezwungen ein paar tage hier zu verharren, damit sie wieder heil werden und
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außruhen konnen, werde als denn meine Reise beschleinigen, so viel mir mit göttlicher hülfe müglich seyn wird, Ihre Furst. Gnd. giengen von RICHELIEU auf LA ROCHELLE, von dar gedachten Sie auf BOURDEAUX, und den kurtzesten weg wieder zurück auf TOURS zunehmen, alda an der LOIRE in einer Stadt der gegebenen order gemeß eine weile zu verharren und folgends auf PARIS zu gehen. Wormit Er. Furst. Durch. Gottlicher obhut und mich der gnsten. Hulde unterthanigst empfehle. PARIS den 5/15 8br. ao. 1667. Er. Durch. Durchlauchtigkeit unterthänigster Knecht Hanns Heinrich von Witzleben PRESENT am 25. 8br. 1667. *
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64. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Paris, 7./17. Oktober 1667, Eingang: Orléans, 28. Oktober 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Ankunft in Paris, Probleme mit der Orientierung, Nachrichten, Grüße, Empfehlungen, Auszüge aus dem Schreiben Herzog Ernsts.
Durchlauchtiger Printz, gnster. Herr, Die Reiße auf Paris ist nunmehr mit Gottes Hülffe abgelegt maßen ich 4/14 8br. zu mittage glückliche und gesund, Gott sey danck, alhier angelanget, Den Ersten tag von RICHELIEU auß haben Wir große mühe den Weg zu finden, folgens aber gar keine, auch ist es sehr teuer Zehrung geweßen, dem nach die 2. pferde biß auf ORLEANS alle tage 70. ß. gekostet, des großen schaden ist auf der reiße fast heil worden, das kleine aber ist so faul, das mir nur grauet weiter darmit zu reißen, daher ichs auch die letzten 2 tage wegen stetigen zu schlagens und spornirens, weil mann darbey nicht stet sitzen kann, etwas gedrücket, der König hält sich noch zu St. GERMAIN auf die Me DE VALLIERE369 ist vor 14 tagen ins Kindbett kommen und einen todten Sohn bekommen, hatt sich aber schon vor 5 tagen wiederum in einem ball eingefunden und mit dem König gedantzet. Mr. Kocher370 der schneider laßet Er. Durch. unterth. grüßen und ist verwundert, das 369 370
Louise Françoise de La Baume Le Blanc (1644–1710), Duchesse de La Vallière und Vaujours, Mätresse des Königs. Vermutlich Roger Costar, Schneider in Paris.
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der Hertzog von Mecklenburg371 von derselben auf seine 2 schreiben nicht wieder antwort bekommen haben, maßen der Hertzog ihn offt, weil er selbsten sich erkünet darbey zu schreiben, welches er fürchtet es möchte ungnädig aufgenommen worden seyn, ǀǀ darum soll gefragt haben, Der Keyßerliche RESIDENT372 alhier hatt beym König um erlaubnüß ein freuden Feuer373 wegen des neugebornen Keyßerlichen printzens,374 zu halten, angehalten, dem soll der König geantwortet haben, Er läst es gerne geschehen, er solte nur thun alß wenn er selbst König in Paris were. Die Leute À LA VILLE DE HAMBOURG haben mich gar sehr gebeten, Er. Durch. zu PERSUADIRen das sie bey ihnen, wann Sie einmahl nach Paris kömmen abtreten möchten, Sie wolten Sie des tages per 40 ß. wohl TRACTIRen, ja Sie wolten Ihnen das halbe Küche und Ställ eingeben, wann Sie vor sich leben wolten, um einen billigen preiß, maßen sonst viel printzen mehr (wie wir auch selbsten bewust bey ihnen LOGIRET haben. Der Teutsche Külion375 dem ihre Durch. neulich hier geld verehreten so [bey] meinem Vetter Job Wilhelmen376 aufgewartet, RECOMMENDIRet sich auch unterthänigst, vor ihren tafel decker, mundschencken und Küchen Verwalter, er kann Teutsch und Frantzösisch rechnen. Wegen der Kutsche wird Mr. Koch377 bericht erstatten, ich habe selbsten mit dem meister geredet, er meinet, wann sie recht nach der MODE seyn solte, müste Sie 3 fenster ǀǀ bekommen, alß forn und in beeden pforten, die meisten aber so ich hier gesehen, sind mit 2 fenstern in beeden pforten gewesen. Zu THOUARS müßen unßere pistolen seyn verwechselt worden, denn ich ein von meinen und eine von H. bachoffen378 habe, so ich unterwegens erst innen worden. Gleich bey schließung dieses empfange ich noch ein AVOCATION schreiben von meinem gnsten. Herrn, worauß von wort zu wort im inliegenden post s. hab sig. ☿ verzeichnet, was Er. Durch. person bedrifft. Empfehle Er. Durch. Gottlicher gnaden beschirmung und mich dero beharlichen Hulde unterthanigst, stets wehrend Er. Furst. Durch. unterthän= und treugehorsamster Hans Heinrich von Witzleben
371 372 373 374 375 376 377 378
Christian Ludwig I., vgl. Anm. 189. Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg (ca. 1623–1688), 1667–1669 kaiserlicher Resident in Paris, 1665 Salzmaier in Hall. Lesung unsicher. Ferdinand Wenzel (1667–1668). Unklar. Job Wilhelm von Witzleben (1635–1688). David Koch, vgl. Anm. 48. Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 113.
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ps. Er. Durch. schicke ich hier den schlüßel wieder [wir] ich habe aber meine sachen nicht darauß bekommen, weil Koch es nicht wolte öffnen laßen, weil Er. Durch. solches nicht in ihrem briefflein gedacht, bitte unterthänig sie wollen mir doch solches nach ihrer ankunft versiegelt schicken, maßen mir viel an der Rechnung gelegen. ǀǀ P.S. ☿ Wir hatten zwar unßerm geliebten Sohn Friederichen (deßen schreiben vom obigen dato 29. AUGUSTI wir ebenmeßig zu recht erhalten und ihr ihme unßere vätterlichen und gnädigen gruß zu vermelden habet) vor dießmahlen auch gerne geantwortet, wollen aber, waß er wegen der puncten, so er in ECCLESIASTICIS, POLITICIS OECONOMICIS und MILITARIBUS SUB LIT. A. B. C. D. DESIDERIRET nicht auß den actis so balden hatt können nachgesehen werden, soll mit erster post ǀǀ nebens unßerer antwort gewiße nachricht erfolgen, worauf ihr ihn zuvertrösten, An dem geschieht unßere meinung. DATUM Frst. am 23 7br. 1667. EHZS *
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65. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Bordeaux, 9./19. Oktober 1667, Eingang: Gotha, 1. November 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 321r–321v, 326r, eigenh. Ausf. Abreise Witzlebens von Richelieu, Reise über La Rochelle nach Bordeaux, Weiterreise nach Bourges, Truppenwerbungen in Frankreich, Heimkehr für den Mai des folgenden Jahres angekündigt, Nachrichten.
Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Herr, 1. Nachdem wier den von Witzleben von RICHELIEU den 28ten 7br. von vnß gelassen, von welchen wier verhoffen daß Er in dessen glücklich angelanget sein werde, haben Wier vnsere vorgenommene Reise vber POICTIERS vnd LA ROCHELLE biß anhero naher BOURDEAUX glucklichen erstrecket, alwo Wier den 9ten 8br, ST. V. wohl ankommen, Zuförderist haben Wier Gott zudancken, daß Er bishero gute Gesundheit vnd Sicherheit zum Reisen verliehen: 2. von hier aus richten wier nunmehr vnsern Geraden weg nach BOURGES oder der LOIRE zu, vmb daselbsten E. Durch. gsten. befelch zufolge, den Monath 9br. in Einer an der LOIRE vnd PARIS nah gelegenen Statt, zuzubringen.
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3. Die Werbungen im Königreich gehen aller orthen Starck forth vndt wirdt Spanien gegen früling in Italien vnd CATALONIen auch angegriffen werden, davon der Hertzog von Saphoyen379 Jene vnd des Königs bruder380 diese ARMÉE COMMENDIREN wirdt: 4. Bayern solle Franckreich zu liebe nit allein albereit die NEUTRALITÄT beliebt sondern auch dem Keiser den durchzug untersagt haben. Nicht alle die Gemeine Zeitungen, sondern auch alle CORRESPONDENTZen geben 5. daß der König dem Printzen DE CONDÉ381 das Commando vber eine ARMÉE auf künfftigen frueling in Teutschland aufgetragen habe. Ob nun wohl Ihre Fürst. G. vermeinen, eß seye solches vielmehr die FRONTIErn zubewachen, angesehen, vnd daß es in Teutschland noch zur Zeit zu keinem öffentlichen Krieg kommen werde, Zumahl man auch vom gütlichen Vergleich vnd grosser INCLINATION beyder Cronen MINISTRORUM zum frieden starck redet, 6. haben Sie doch auß Kind. gehorsam E. Durch. Solches nit bergen wollen, Vnd hoffen beynebens, es werden diese INTERVENIENTIA Sie ahn dem COURS ihrer einmahl verwilligten Reise nicht verhinderlich fallen, 7. Wollen Sich doch dergestalt EXPEDIREN, daß Sie ehist möglichst vndt zum lengst gegen den MAJUM künftigen Jahrs, dafern E. Durch. entzwischen nicht ein anders belieben würde, mit gött. gnaden verleihung, Sich zu hause vnd bey deroselben vnfehlbar wieder einfinden mögen, Mit Nechsten berichte weiters die SUITE vnserer Reyse, vnd thue inmittelß zu Fürst. Hulden mich vnterthst. empfehlen, E. Fürst. Durch. Vnterthenigster Pflichtschuldigster Anth. Finckius BOURDEAUX den 9/19ten 8br. 1667. ps. Man meint Holland solle mit F. auch zur RUPTUR kommen PER INDIRECTUM, auß 3. vhrsachen. 1. Holland nimbt die OCCASION mit PORTUGAL in Krieg zu kommen, weilen Portugal das Geld, so es wegen Brasilien schuldig, noch nicht erlegt; Holland aber auch weis, daß es keine mittel darzu habe. 2. Holland hath neulich etliche REGIMENTer auf die Flandr. FRONTIren gelegt, selbige hernach abgedanckt, so PER COMPOSITUM alle in Spanische Dienste getretten. 3. Franckr. PROPONIrt Holland, eß solle Spanien RENUNCIIren, Es wolle mit Portug. dergleichen thun; Holland CONTRADICIrt, weil es die Schulden an Portugall nit fallen lassen: vnd mit Spanien die COMMERCIEN nit entrathen könne: In allem aber wartet Holland auf des Keisers REFORMATION zum Krieg: dan auf nicht erfolgenden fall, es Sich Spanien auch nit annehmen wirdt. 379 380 381
Charles Emmanuel II (1634–1675), Duc de Savoie. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 142. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 169.
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Der frantz. AMBR. CONTE D’ESTRADE,382 hath neulich in der herrn Staden Versamlung AUDIENTZ gehabt vnd gemeldet: Er hette vom König befehl, ihnen anzudeuten, weil Er sehe daß Sein PROGRES der Wochen ihnen vnannehmlich vorkehme, alß habe Er Sich zur frühzeitigen DECAMPIRUNG RESOLVIRT: Wünschte ihnen auch Sein zum frieden geneigtes gemüth in deme, daß Er hiemit ihre MEDIATION bewillige vnd Sie ermahne alle gute CONSILIA zum ACCOMMODEMENT beyzutragen, ob solches PRO FORMA gibt die Zeith. PRESENT am 1. NOVEMBR. Ao. 1667.
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66. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Bordeaux, 11. Oktober 1667 (st. v.), Eingang: Gotha, 1. November 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 330r–331v, eigenh. Ausf. Bisher keine Gelegenheit zum Schreiben, Reise nach Thouars, Aufnahme dort, Grüße des Herzogs, Reise über Richelieu nach La Rochelle, französische Flotte, Bordeaux, weitere Reise nach Bourges, militärische Nachrichten, künftige Reise nach Paris.
BORDEAUX. den 11. 8br. 1667. PRESENT am 1. 9br. 1667383 Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. 1. Es werden verhoffendlich Ew. Gnd. nicht in ungnaden vermercken daß meinen zu ANGERS gethanen versprechen nach deroselben nicht von THOUARS oder ROCHELLE, ich meinen Zustand und ferner gethane reyse in Kindlichen gehorsam einigen bericht gethan, in ansehung daß zu THOUARS wegen kurtzen stillagers und stetigen CONVERSATION mitt dem Hertzog von TREMOILLE,384 zu ROCHELLE aber wegen schon vor meiner ankunfft abgelauffenen post ich meine Kindgehorsame schuldigkeit abzulegen keine Zeit und gelegenheit gehabt; Demnach aber ich alhie nach besichtigung und einnehmung ein und anderer REMARQVABLER dinge einige Zeit gefunden Ew. Gnd. den verlauf meiner bisher von ANGERS Gethanen reise in Kindlichen gehorsam zuhinterbringen, 2. Alß erfordert meine schulden deroselben gehorsambst zu berichten, welcher gestalt ich mich den 23. 7br. von ANGERS weg begeben, meine ROUTE auf LA FLECHE, SAUMUR und THOUARS gethan alwo ich den 26 7br. ankam wurde 382 383 384
Godefroi Comte d’Estrade (1607–1686), französischer Gesandter im Haag. Am oberen Blattrand von anderer Hand vermerkt. Henri III de La Trémoille, vgl. Anm. 304.
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Briefe
von dem Hertzog wohl TRACTIRET (welcher mir auch befohlen Ew. Gnd. seinen dienstlichen gruß zu hinterbringen) nach dem ich mich nur einen tag dar aufgehalten 3. habe ich den 28 7br. meine reyse ferner auf RICHELIEU alwo ich M. Witzleben abgefertiget, POITIERS und ROCHELLE fortgesetzet. Es war eben der DUC DE BEAUFORT385 ADMIRAL über die Königliche schiffarmee eben dar weill Er gleich vor wenig tagen mit der Flotte aldar ankommen war, die Schiffflotte bestehet in 60 Kriegsschiffen, darvon die eine SVADRON von dar ab naher BREST in BRETANNIEN gangen, die andere bey 18 Kriegsschiffe darunter eines vom Konig in Dennemarck386 erkaufft FRIDERICH genant und 2 Hollandesche von den Hollandern erkaufft und ein Englisches so Sie ohnlangst den Engeländern genommen, waren, ist mitt dem ADMIRAL zu ROCHELLE blieben, die 3 vnd 4 SVADRON ist naher CHARANTE seehewartts gangen, Es hatt Sich aber keine gelegenheit gegeben wollen den ADMIRAL selber zu sprechen, Nach besichtigung der Schiff ARMEE und anderer NOTABLE sachen 4. habe ich mich den 5. 8br. von dar wieder weg begeben, und vorgestern als den 9. 8br. glucklich anhero kommen, gestrigen tages habe ich die neue festung alhier und andere ANTIQVITATEN besehen, und werde morgen ge= liebts Gott 5. mich wieder von hier weg naher BOURGES nach der LOIR zu begeben, Ew. Gnd. gnadigen befehl zu folge eine stadt an der LOIR mich aldar bis zum DECEMBER aufzuhalten, aus zu suchen. 6. Uberdieses ersuche deroselben in Kindlichen gehorsam nicht in ungnaden zuvermercken, daß bey zurückkunfft M. Witzlebens ich kein schreiben an dieselbe mittgegeben, in ansehung weill ich vermuthet es werde diese wenige Zeilen Ew. Gnd. eher zuhanden kommen, alß M. Witzleben Sich wiederumb einstelte. Nechst diesem habe deroselben ich Kindgehorsamlich zu hinterbringen nicht unterlaßen sollen, 7. daß Auff kunfftiges Frühejahr der König in Franckreich 200/m mann ins feld stellen will, dar von Er eine ARMEE naher CATALONIEN unter dem COMMENDO des DUC D’ORLEANS Seinem Hn. Bruder,387 die ander naher Italien unter dem COMMENDO des Hertzogs von SAVOYEN,388 die dritte naher teutschland unter dem COMMENDO des PRINTZ CONDE,389 und 4 oder 5 in Flandern schicken will, und wie es aus vielen Ursachen scheint So dorffte zwischen Franckreich und Holland auch eine RUPTUR geschehen, Mann will eben hoffen Es soll diesen winter noch zum frieden geschritten werden, dahero auch der König dem
385 386 387 388 389
François de Bourbon-Vendôme (1616–1669), Duc de Beaufort. Frederik III. (1609–1670), König von Dänemark. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 142. Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 379. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 169.
Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich
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frantz. AMBASSATEUR CONTE D’ESTRADE390 befohlen bey der AUDIENTZ so Er bey der Versamlung der Hn. staden gehabt, zugedencken weill der Konig Sehe daß Sie es ubel empfinden wolten, daß des Konigs Waffen So glücklich weren, Alß habe Er Sich zu fruhezeitigen DECAMPIrung erklaret, und wolte deroselben MEDIATION willig annehmen mitt bitte Sie wolten hinwiederumb alle guthe CONSILIA zum ACCOMMODEMENT, zuergreiffen ihnen belieben laßen, 8. Weill hierauß recht zusehen daß künfftig so ferne Es Gott nicht gnadig hindert einige unruhe in teutschland sich ereignen müste und dahin die zurückreise werde naher teutschland in etwas gefahrlich fallen mögte, Als werden Ew. Gnd. nicht in ungnade vermercken, So nach zubringung eines monats an einem gewißen an der LOIR ich mich hernach zeitig in PARIS einfinden meine sachen aldar fleißig treiben, auch nach befindung der sachen noch aldar bis auf kunfftigen ferner gnadigen befehl aufhalte. Indeßen wolle der allerhochst Ew. Gnd. vor allen unfallen gnadiglich bewahren, Sich aber gnadig versichern wollen wie das Ich ieder Zeit verbleiben werde Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS *
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67. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Straßburg, 21. Oktober 1667 (st. v.), Eingang: Blois, 9. November 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Ankunft in Straßburg, Verzögerungen, Probleme mit dem Kaufmann Koch, Sicherheit des Reiseweges, Nachricht von den Prinzen von Württemberg, guter Zustand der Brüder in Tübingen.
Durchlauchtiger Printz, gnädigster Herr, Er. Furst. Durch. kan in unterthänigkeit nicht verhalten, welcher gestald ich nunmehro auch durch Gottes Hülffe vorgestern zu Straßburg, der Gött. Allmacht sey danck, glücklich angelanget, wiewohl ich den 19/29 8br. auß PARIS reißete, iedennoch aber wegen des steten regens, so den Weg gantz tieff und schlipfrich machete, so lange unterwegens aufgehalten wurde, zu dem auch meine sachen allezeit biß [auf] in Tol auf den pferden führete, daselbst aber einen Fuhrmann auß Limier,391 weil die Pariser COCHE gar zu langsam gieng, 390 391
Godefroi Comte d’Estrade, vgl. Anm. 382. Vielleicht Limiers, Vrigny.
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Briefe
auflude, von dar verritte ich mich, welches mich auch einen gantzen halben tag zu rück warff, und weil wir allezeit allen reiten musten hatt michs sehr gekräncket, das ich mein reiße buch, so bey Er. Durch. Sachen zu PARIS blieben, und mir zu der reiße sehr dienlich gewesen were, nicht haben kunte, solte ǀǀ ich einmahl die gelegenheit haben Herrn Kochen392 wieder einen gefallen zu versagen, wolte ich mirs vor keinen fehler rechnen, der unhülffliche mensch bildet sich glaub ich ein, als wenn ich den schlüßel, weil Er. Durch. nichts darvon im schreiben gemeldet, mit list enPRACTICIret habe, Er künte mich ansonsten in Paris so hönisch außlachen, als ich erwehnte das bey meiner vor 7 jahren herauß reiße meine sachen niemand VISITIRet hette, als wenn es die unwarheit oder nicht so viel gehabt hette das zu VISITIRen MERITIRete. Ich bin ietzo wiederum zu CHALONS für die VISITATION oder BUREAUX im thor hingeritten, die wohl sahen, das beyde pferde beladen waren, es hatte aber keiner kein Wort gesagt, viel weniger das Sie mir im Gasthoff, da denn alle so auf der COCHE kommen, waren, welche ich gleich da RENCONTRIRETE VISITIRET wurden, solches zu gemuthet hetten, welches mich auch selbsten verwunderte, weiß nicht ob es vielleicht daher kam das mich iedermann vor einen Soldaten hielte, worzu mein Hanns P.393 mit seinem freundtlichen angesicht und À LA MODE haren viel CONTRIBUIRETE. Im gleichen haben Sies auch nechst in NANCY und LUNEVILLE begehret, ǀǀ Sonsten ist der Weg, Gott lob, auch gar sicher gewesen und hatt mann nicht gehöret als das vor etlichen tagen für dem Holtze zwischen TOL und NANCY drey hungrische brüder, so nichts gehabt als einen puffert394 einen REVERENDUM PATREM JESUITERUM nebent einem bauern jungen haben übereilet, diesen gantz außgeschelet, jenem aber nur das büßer hembt und was er sonsten im sacken hatt enbehren können abgenommen, müßen zwar gewißen gehabt haben, das sie sich nicht auch an der heiligen Kappen vergriffen, [haben,] vier meilen ungefehr dießeits CHALONS begegnete mir auch der Graff von Schwartzburg395 mit 4 personen seiner SUITE, wolte seinen weg auf REIMES nehmen und ferner auf PARIS. Die 3 printzen von Würtenberg auß der schelsingen,396 seynd vor 4 wochen von Diebingen397 weg, haben eine TOUR in BOURBON gethan, und heute alhier zum Geist, wo ich auch LOGIRE mit ihrem oberhoffm. VICEhoff: (Sie müßen H. Bachoffen auch zum VICEhoffm. machen) ii Kamd: und 4 pagen, angelanget, werden von hier auf Meintz und ferner auf Leiden in Holland gehen, daselbsten den Winter zu verbleiben, berichten das Er. Durch. Herrn brüder398 bey ihrer ab392 393 394 395 396 397 398
David Koch, vgl. Anm. 48. Hans Peter Schäfer, vgl. Anm. 159. Vermutlich: Knallbüchse. Christian Wilhelm I. (1647–1721), Graf von Schwarzburg-Sondershausen. Karl Ferdinand (1650–1669), Silvius II. Friedrich (1651–1697) und Christian Ulrich I. (1652–1684), Herzöge von Württemberg-Oels. Tübingen. Albrecht und Bernhard, vgl. Anm. 32.
Anton Finck an Immanuel Fend
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reiße noch gar wohl aufgewesen weren. Herr Saul399 der mir viel COURTOISIE erwiesen, läßet sich unterthanigst RECOMMENDIRen, verhoffet Er. Durch. werden sein vor wenigen tagen abgeschicktes schreiben zu gn. Händen empfangen haben, und ich verbleibe nechst Gött: empfehlung Er. Durch. unterthäniger und treu=schuldigster Knecht Hanns Heinrich von Witzleben *
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68. Anton Finck an Immanuel Fend: Orléans, 30. Oktober 1667 (st. v.), Eingang: Gotha, 15. November 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 345r–346r, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, Reise von Bordeaux nach Bourges, weiterer Aufenthalt in Blois, entschuldigt sich für das ausstehende Gutachten über die weitere Reisedauer, Nachrichten über Truppenbewegungen, Grüße.
WohlEdell, Vest vndt Großachtbar gg. hochgeehrter Herr vndt Freund, Was demselben aus tragendem Fürst. befehl vnterm DATO 10ten 8br.400 So wohl neben dem Beyschlus ahn Ihro Fürst. Gn., ahn mich gelangen zu lassen, belieben wollen, ist Mier zu vnser, Gott lob, glücklichen anherokunfft naher ORLEANS den 28ten DITO zurecht worden, Zuforderist Erfreuen Sich ihro Fürst. Gn. Hertz=Vergnüglichen, daß Sie von beyden Fürst. Eltern, mit dero gnst. Zuschreiben geehret worden; anbelangent die CONTINUATION vnser Reyse So wollen mein hochgeehrter Herr ahn hohen Orthen vnterthst. hinterbringen, daß wier den 14ten DITO von BOURDEAUX wieder abgereist vnd vnsern weg vber LIMOGES vndt BOURGES bis anhero gegen den aufgang dieses Monaths dergestalt erstrecket, damit der RESOLUTION des Fürst. MEMORIALS nachgelebt, Wier zu anfang des einstehenden Monaths 9bris ahn Einer, an der LOIRE vnd Paris nahgelegenen Statt sein vnd vns besagten Monath über aldar aufhalten möchten. Darzu befinden wier diese Statt von vielen Teutschen überheufft vnd auch deswegen vnannehmlich, weil man Sich der NATION mit Kosten IMMATRICULIREN mus. Ist demnach BLOIS auf 1 ½ Tagen von hier gelegen zu vnser künfftigen Monaths=SEJOUR erwehlt worden, Wohin wier vns, gönts Gott, morgenden tages wenden vnd vns daraus schuldigsten bericht erstatten wollen, Nach399 400
Magnus Saul, vgl. Anm. 308. Das Schreiben ist nicht vorhanden.
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Briefe
deme auch Fürst. Befelch ist einiges JUDICIUM oder Gutachten von Sich zugeben, wie viel Zeith zu erhaltung ihrer Fürst. G. Reiße=Zwecks noch von nöthen? Alß wölle mein gg. Herr gebethen sein, bey ihrer Duch. vnserm allerseits gsten. Herrn, vnterthst. zu EXCUSIREN, daß Solches den vmbständen nach, nicht alsobalt von hier abgefast vnd verschickt werden können. So will auch die enge der Zeith vnd die kürtze vnsers alhier bleibens vns kaum erlauben, alles zusehen vnd zu papier zu bringen was vns merckwürdig vorkömpt; weswegen dan den Sorgfeltigen fleis ihrer Fürst. Gn. glücklich vnd mit warheit von Mier schreiben kan. Im übrigen soll sobalt vnd anfangs BLOIS vnverzüglich RAPPORT geschehen, bisdahin Sich ihro Fürst. G. mit Schreibens=Schuldigkeit ingleichen beziehen. Vndt Mein gg. Herr dieses alles bester masen zu EXCUSIREN wissen wirdt. Die mit=anbefohlene neue PUNCTA werde, sonderlich zu Paris, zuerkundigen vnd zu handen zu bringen mier sorgfältigst angelegen sein lassen vnd thue waß entzwischen gött. bewahrung empfehle Meines gg. hochgeehrten Herrn Dienstbereitwilligster A. Fincque. ORLEANS den 30ten 8br. ST. VET. 1667.
p.s. Vnß sind vnterschiedliche Völcker vnterwegs begegnet, so nach CATALONIEN gehen. Heuthe PASSIRTEN auch 3. COMPAGN. zu pferdt hiedurch, gehen ohne Zweifel auch dahin. Im gantzen Königreich wird sehr mit ARMIREN fortgefahren. Der GOUVR. von Niederland Castel-RODERIGO,401 sol ab= vnd ahn seine Statt ein ander, vermutlich DON JUAN D’AUSTRIA402 kommen. Einmahl hath dieser mehr AFFECTION bey der Militz alß jener. Nach dem der MARQUIS FUENTES403 nach MADRID ankommen, soll das Span. CONSILIUS gröser Kriegs=Verfassung machen. Man helt CANDIA alhie albereit vor verlohren, masen der VEZIER den Seinigen dessen eroberung oder Seinen Kopf versprochen. Nah ahn dem Orth wo wier vnser RENCONTRE gehabt, alß wier von der ARMÉE gingen, sind neulich vom MARQUIS DE BELLEFONT404 600. pferdte vnd 1.300. zu fues, so in Span. GARNISON gewolt erlegt vnd gefangen worden. MAD. DE LA VALLIERE405 ist vor 6. wochen eines toden Jungen Sohns genesen. Hath neulich mit dem König ein BALLET getantzt. Ihro Fürst. G. haben mier heuthe PER EXPRESSen befohlen Meinen gg. hochgeehrten Herrn dero Fürst. Gruses zu bemitteln vnd deren Fürst. AFFECTION zuversichern.
401 402 403 404 405
Francisco de Moura Cortereal y Melo, vgl. Anm. 210. Don Juan José de Austria (1629–1679), natürlicher Sohn des spanischen Königs Felipe IV. Juan Alonso de Guzmán y Lugo (gest. 1695), 3. Marqués de Fuentes, Conde de Talara. Bernardin Grigault, vgl. Anm. 109. Louise Françoise de La Baume Le Blanc, vgl. Anm. 369.
Herzog Ernst an Anton Finck
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Bitte Meine gehors. RECOMMENDATION an Sampt. H. Rhätte, geist= vnd weltliche: Wie auch ahn seine H. COLLEGen sambt vnd sonders. PRESENT am 15ten
9br. 1667. *
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69. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 7. November 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 332r–333r, Konzept, Kanzleihand. Antwort auf Fincks Schreiben aus Bordeaux vom 9./19. Oktober, Ankunft Witzlebens in Gotha, Anmahnung des Gutachtens zur weiteren Reisedauer, baldige Rückkehr angemahnt, Neuerwerbung der verlorenen Bücher.
Hochgelahrter lieber getreuer, Wir haben auß Eurem schreiben DE DATO BORDEAUX den 9/19. 8br.406 vernommen was maßen mit Vnserm geliebten Sohn Friderich Hertzogen zu Sachsen (welchem vnsere Väterlichen vnd gnadigen Gruß Ihr zu vermelden) der vns in seinem schreiben gleiches bezeichtet, von RICHELIEU, allwo Ihr den von Witzleben DIMITTIRet welcher vor sich Montags wol allhier angelanget, vber POITIRS vnd ROCHELLE dahin [gelanget vnd] kommen förters [vnd förters] aber nach BOURGES oder der LOIRE Euch zu begeben vorhabens habender INSTRUCTION nach vnd den NOVEMBER monat, an einem daselbst gewisen ort zu verbringen vorhabens weret: Nun wie dann zu förderst auff die SUB DATIS den 1.407 vnd 15. JULII408 an Euch [vnd den von Witzleben abge] abgelaßene sambt schreiben darinnen wir Eure bedencken wie lang zu erreichung deß Zwecks der angestelten Reise, mann zubringen [möchte] müße, begeret, antwort gewertig gewesen, darauff aber noch nichts erfolget, Als werdet Ihr nochmalen solches zu recht stellen; sintemalen der in ob[angedeuten]gemelten Eurem schreiben [angedeute] bedeutete termin deß monats Maii zukünfftigen Jahres [es nicht] etwas zu weit hinauß gesetzet zu sein vns bedeuten will; nicht allein vmb [der] deß so dann sich besorgenden gefärlichen reisens, sondern auch vnserer zunehmenden hohen Jahren willen, bey welchen wir vnsers geliebten Sohns gegenwart in mehr vnd mehr bedörftig sein vnd wir Ihm von Königsberg selbige vrsache selbsten geschrieben sol406 407 408
Nr. 65. Nr. 28. Das Schreiben ist nicht vorhanden.
Briefe
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ches nun zu maturiren, vonnöten sein will das werck selbsten zurück [das werck] die Reiße angestellet [zu werden zu richten] nunmehr anzugreiffen: dabey wir vns dann keinen Zweifel machen wollen, Es werden zu Eurer neulichen ankunfft, sich die von mehr erwehnten Vnserm geliebten Sohn [die bey] zu seiner INSTRUCTION gehörigen beylagen in THEOLOGICIS, POLITICIS, OECONOMICIS & MILITARIBUS mit A B C v. D SIGNIRet409 daran was eigentlich entlich ermangelte der von Witzleben nicht nachrichtung geben können bey Eurer sambt INSTRUCTION sich gefunden haben vnd also den vorgefaßten Zweck zu erreichen desto weniger einige hinderung sich erzeige. An dem geschieht vnsere gefellige meinung, vnd wir seind Euch p. DATUM Friedenstein am 2. 9br. 1667. An Lt. Anton Fincken.
P. S. Auch Hochgelahrter lieber getreuer weilen die 2. GEOGRAPHIschen bücher von Herrn TAßIN gemacht, deßen titul hiebey sind zu finden,410 bey der bewusten RENCONTRE mit der CALESCHE verlohren gangen, so wollet Ihr sehen, daß sie wieder gekauffet werden: hingegen werdet Ihr bey vnserm schreiben am 15/25. JULII eine SPECIFICATION auff Sieben bogen derienigen Kupferstücke so der Junge Ochs vns im Früling von PARIS gebracht, eingang haben,411 daß derselben keines eingekauffet werde. VT IN LITERIS den 7. 9br. 1667. *
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70. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Friedenstein, 7. November 1667 (st. v.), Eingang: Blois, 23. November 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Ankunft in Gotha, Zustellung der Briefe, Nachrichten.
Durchlauchlister Printz, gnster. Herr, Demnach wegen des hefftigen regen wetters, bösen wegens und mattigkeit der pferde ich meine Reiße nicht eher habe beschleunigen können, alß biß auf den 4/14 NOVEMBR., da ich Gott sey danck glücklich in Gotha angelanget und 409 410 411
Vgl. diese in Band 2, I. 9.1 bis 9.4. Nicolas Tassin, Les Plans Et Profils, vgl. Anm. 24. Die von Hand geschriebenen beiden Titelblätter in: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV Sonne 8, fol. 52r, 53r. Diese Aufstellung ist in den Akten nicht enthalten.
Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich
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gnste. Herrschafft allerseits, neben der Fr. Landgräffin von Darmstadt,412 welche wie mann vermeinet, so lange hier verbleiben, unßer Herr Gott gn. entbinden wird, bey gutem aufwesen gefunden, so alle von Hertzen erfreuet, das Er. Durch: bey guter gesundheit und vergnügtem zustande annoch wehren, auch hatte dero Fräulein Schwester413 eine sondere freude geschöpffet, in meinung von Er. Durch. ein Handbrieflein zu erlangen, habe es aber befohlener maßen entschuldiget und vertröstet, es werde ehesten mit einem wöchlein folgen. Des H. Landgraffen414 schreiben hab ich nicht selbsten überbringen können, weil mann mir zu Heydelbergk weiß machete alß wenn es da stürbe und der Landgr. deswegen nicht zu gegen, als nahm ich meinen Weg über den Odenwalt und schickte das schreiben nebens Lt. Fincken seinem dem H. SUPERINTEND: zu Darmstadt zu,415 mann will aber hier nicht hoffen, ǀǀ das dem also sey, weil die Fürstlichen Kinder noch anwesend sind, sonsten ist mir kein geringer schimpf hier zugewachsen, in dem es gantz landkündig als wenn ich in der ATTAQUE für SOR LE CHASTEAU Er. Durch. verlaßen, habe aber das unterthänige Vertrauen, Sie werden mich wo es nötig seyn wird schriftlich und mundlich in dieser unrechtmäßigen beschuldigung gn. vertretten, Es stehet auch mein gnster. H. in der meinung, alß wenn Er. Durch. berichtet hetten, das Sie nichts gesehen hetten von denen aufgesetzten puncten der REBUS ECCLESIASTICIS POLITICIS [und] OECONOMICIS und MILITARIBUS SUB LIT. A. B. C. D.,416 so wird doch Er. Durch. unentfallen seyn das solche Ihr ich selbsten gewiesen, darbey erwehnend, das etwas daran ermangelte, weil mir aber außgefallen, was es sey, als wird es wohl das beste seyn, das die ermangelung eigentlich berichtet werde, jetzo gleich ist PRINCE VICTOR von Anhalt417 mit seiner gemahlin,418 welche eine von Zweybrücken ist hier angelanget, und weil die aufwartung nötig, muß ich schließen, ins künftige ein mehrers, der nechst empfehlung Göttlichen schutzes Er. Durch. iederzeit unterthaniger u. gehors. verbleibent H. H. v. Witzleben Friedenst. den 7 9br. 1667.
412 413 414 415 416 417 418
Elisabeth Dorothea, vgl. Anm. 68. Dorothea Maria (1654–1682), Prinzessin von Sachsen-Gotha. Ludwig VI., vgl. Anm. 30. Dr. Balthasar Mentzer d.J. (1614–1679), luth. Theologe, Oberhofprediger und Superintendent in Darmstadt. Vgl. Anm. 363. Viktor I. Amadeus (1634–1718), Fürst von Anhalt-Bernburg. Elisabeth (1642–1677), Pfalzgräfin von Zweibrücken.
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71. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Blois, 9. November 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 335r–336v, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens des Sekretärs und der herzoglichen Befehle, Reise von Orléans nach Blois, Ausführungen zur weiteren Dauer der Reise, Plan für die weiteren Vorhaben, einschließlich in Paris, Aufgabe der Reisepläne für England, Überlegungen für den Weg der Rückreise durch die Schweiz, Rückkehr für den Mai des folgenden Jahres avisiert.
Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Herr, I. Was im Nahmen und aus befehl E. Durch. Dero Geheimbde SECRETARIO419 jüngsthin vnterm 10ten 8br.420 ahn mich gelangen lassen, habe bey Vnßer glücklichen Vberkunfft nach ORLEANS, neben dem Einschlus ahn Ihro Fürst. G. ahm 29ten PASSATO zu recht erhalten: vnd darauf sobalten die Vhrsachen, warumb auf E. Durch. gnädigstes begehren, wie Lange nemlich Ihro Fürst. G. zu Erlangung ihres Zwecks in Franckreich annoch zu SUBSISTIREN vonnöthen hetten, nicht ehender antworten können, vmbständlichen berichtet: II. Vnter des sind wier den 1ten 9br. von ORLEANS ab= vnd anhero naher BLOIS verreist: Weil aber hiernechst TOURS zubesichtigen, Sich auf keine übrige Zeith SUSPENDIren lassen wollen, alß haben vor diesmahl, ehe wier sich zu BLOIS völliglich niedergelassen, denselben Orth zuvorn besucht vnd von dannen Gestern Freytags, den 8ten 9br. vns alhie wieder eingefunden, da wier alsobalt so wohl wegen der Pension, alß Sprach= vndt Tantzmeistern, denen beyden, weill Sie guth sind, ihro Fürst. G. Sich die Zeith über bedienen wollen, auf diesen Monath anstalt gemacht: Im übrigen aber RESOLVIrt [bleiben], nach verfliessung desselben, von DATO vnsers alhiesigen antrits zurechnen, vnß naher PARIS zu verfügen, zu welchem weitern vohaben Gott seine Gnad gebe! Nicht zweiffelnde, eß solle mit deme, was bishero so wohl in Reysens= alß andern verrichtungen geschehen, E. Durch. gnädigster Verordnung möglichst nachgelebt worden sein, deroselben dan Wier in künfftiger Verhaltnüs nicht weniger CONFORM zu leben, vns mit schuldigster Sorgfältigkeit angelegenst sein lassen werden, III. anbelangend den an den von Witzleben vnd Mich hiebevor im gesamb= Schreiben vom 1ten JUL. angeführten vnd von gedachtem geheimbden SECRETARIO neulich gegen Mich wiederholten PUNCTEN: WIE LANG ZU ENDLICHER ERHALTUNG IHRER FÜRST. G. REYSE=ZWECKß, SICH ANNOCH IN FRANCKREICH aufzuhalten stünde, mit vnterthänigstem JUDICIO zueröfnen? So ist hierauf in vnmasgeblichem bedencken diese vnvorgreifliche antwort: 1. anfang des Reyse Zwecks im FUNDAMENT der Sprache.
419 420
Immanuel Fend (1591–1673), Geheimer Sekretär des Herzogs Ernst I. von Sachsen-Gotha. Das Schreiben ist nicht vorhanden.
Anton Finck an Herzog Ernst
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Daß der anfang des Zwecks bey Ihrer Reyse, in deme erhalten worden, daß Sie Sich die Zeith über, alß Sie zu CAEN geweßen, möglichst beflissen, ein rechtes FUNDAMENT in der Sprache zulegen: Vndt nach dem Sie aldar Sich soviel geübet, daß Sie bey Sich befunden, hiernechst so wohl mit DISCOURSEN alß auch allerhand nöthigen aufmerckungen dessen, was auf der Reyse NOTABLES vorfallen möchte, fruchtbahrlich fortzukommen, 2. beförderung desselben Zwecks in nutzbarer Reyse durch der Frantzosischen PROVINCIen etlicher.
alß haben Sie Sich zu beförderung dero Reyse=Zwecks nachgehends entschlossen, dieselbe Zeith, So von E. Durch. Ihro hierzu erlaubt vnd bis auf den 1ten 9br. angesetzt worden, mit Nutzlichen Reyse=Verrichtungen durch eine vnd andere Provintz dergestalt anzuwenden, daß Sie Sich vermittels deroselben, deß STATUS PUBLICI & PRIVATI, oder ECCLESIASTICI, POLITICI & OECONOMICI, soviel anders im durchreysen geschehen können, bemechtigen könten, gestalt Sie dan vberall mit eigener Handt sorgfältigst aufgemercket, was Sie von dergleichen Sachen, beneben dem SITU in den Provintzen NORMANDY, BRETAGNE, ANJOU, POICTOU, XAINTOGNE, GUIENNE, PERIGORD, LIMOSIN, BERRY, BEAUSSE, vnd TOURRAINE, alß dardurch Sie bishero ihr weg getragen, zu selbst eigener Erfahrung ziehen können; 3. CONTINUIrung desselben Zwecks in verrichtungen alhie zu BLOIS. Nunmehr vndt zu CONTINUIrung des INTENDIrten Reyse=Zwecks, werden Sie alhier diesen Monath vber, bey erlangter müsse, die Sprache vnd was derselben anhängig, gewöhnlichen fleis nach, noch gebührend fortsetzen: Vom Tantzmeister aber, beneben den Hoff=BALLETTEN Sich die Hoff=CEREMONIEN weisen lassen: ohne was sonsten durch QUALIFICIrter Leuthe CONVERSATION, alhie noch weiters erhalten möchte werden, 4.
Endigung des Reise Zwecks, in nützlicher anwendung der Zeith diesen winter über zu Paris zu sein.
Wann Wier nun mit Gottes kräfftigem beystand, künfftigen Monath, alß den 8ten 10br. von hier hinweg reysen und den 11ten oder 12ten DITO, mit denen bishero erwehnten PRÆPARATORIUM zu PARIS anlangen; Nachgehends aldar, durch Selbsteigenes Gutbefinden ein HONORABLE Pension bestelt, die noch erlaubte Leuthe angenommen, vndt Gutsche sampt den Pferdten erkaufft haben werden, So wirdt zu Schließ= licher erhaltung dieses Reyse=Zwecks zuforderst dahin zusehen sein, 5. Was Ihro Fürst. G. verrichtungen in Paris den winter über? daß man vor ihro Fürst. G., einen Solchen PROFESSOREM der Sprache vnd zugleich STAATSerfahrnen man gewinne, der Ihro neben dem täglichem ENTRETIEN der Sprache, die ienige beschaffenheit des Hofs vnd dessen führenden CONSILIEN, ich sage mit Einem worth des Hoffs vndt Regiments=INTRIGUEN, vber das was Sie albereit davon innen haben, vollends beybringe: Ferners so tragen Sie auch Verlangen, neben andern Vbungen das Reithen, also lang Sie in Paris
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sind, fortzusetzen: Nach dem Sie aber auch einige Kundschafft mit den vornehmen MINISTRIS des Hofs hiebevor erlangt vnd wan Selbsten begierig sind, dero COMPAGNIEN noch eine Zeitlang zu FREQUENTIren, vmb von allerhandt Sachen nachricht, so Sich zum Regiment APPLICIren lassen, von ihnen zuerlangen: alß ist zu Solchem Zweck zugelangen, bey dieser Zeith da die meiste NOBLESSE zu Paris versamlet ist vnd woselbst anietzo im Gantzen Jahr die vornemste Sachen vorzugehen pflegen, die beste Gelegenheit dazu zuhaben, Wie nicht weniger dem König, so offt alß sichs schicken will, aufzuwarten vnd REUERENTZ zu machen, welches alles der endliche SCOPUS, warumb Sich ihro Fürst. G. diesen Winter vber noch zu Paris aufzuhalten hetten, sein möchte. 6. Die von E. Durch. mitgegebenen Puncten meistentheils zu Paris zuerörtern. Was auch die von E. Durch. Mier in PARTICULARI aufgetragene PUNCTA belangt, wirdt zu deren Erforsch= vndt Erhebung ingleichen etwas Zeith angewendet müssen werden, der gestalten, daß wegen albereit angeführten Verrichtungen vnd vielleicht noch andere darzu kommenden E. Durch. COMMISSIONEN (dergleichen Hertzog Bernhardß Furst. Durch.421 Hochseeligst andenkens PRÆTENSION eine Sein möchte.) 7.
in allem zu Paris drey monathen zu zubringen vnd Sich im monath MARTIO davon hinweg zubegeben.
Man biß zu endlicher erhebung dieseß Reyse=Zweckß, zu Pariß zu sein, leichtlich eine Zeith von drey monathen anzusetzen hette, welche Sich von ankunfft des 12ten 10br. 1667. bis den 12ten MART. 1668. belauffen möchte; Wie dan auf diese Zeith, E. Durch. Selbsteigene gst. RESOLUTION, So Sie auf den Neunten PARAGRAPHUM Ihrer Fürst. G. MEMORIALS, vnterm DATO Königsberg den 26ten AUG. 1667 gnädigst ergehen lassen, mit=hinzuzielen erscheinet. IV. Ob die Heimreise durch Engellandt zunehmen? Demnach nun bey erfolgenden aufbruch von Paris, auf den 12ten MART. 1668. Ihro Fürst. G. vnterthst. einkommen könten, deroselben die Rück=reyse naher Haus durch Engelland zuverstatten, blieben Sie doch bishero RESOLVIRT, E. Durch. damit nit zubehelligen, zumahlen Sie zu BOURDEAUX von einigen damahls allererst ankommenden Englischen Edell= vnd Kauf=Leuthen des Gegenwertigen üblen vnd zerrutteten Zustands des Königs vergewissert vnd von dero DESSEIN abgemahnet worden, worzu auch geholffen, daß bey vnser neulichen abfarth von ORLEANS, Sich zween Sächsische Edelleuthe, deren Einer eines Obristen Sohn vnd NASO genant,422 im Schiffe befunden; So nicht allein eben dasselbe, sondern noch ein mehrers vndt sonderlich die Große vnsicherheit auf der See CONFIRMIret, 2. warumb die Heimreise nit durch Niederland vnd Lottringen zubegehren? Wiewohl aber auch der Rück=weg durch Niederlandt oder Lottringen von Paris aus zu der heim=reise vorgeschlagen werden könte, ist doch ein solches 421 422
Bernhard von Sachsen-Weimar, vgl. Anm. 188. Hans Christoph von Naso, Sohn des Heinrich Christoph von Naso (1614–1666), kaiserlicher und kursächsischer Obrist.
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nicht zu wagen, weilen zum theil eigener Erfahrung nach dieselbe PASSAGEN ietziger Zeith mit Plündern vnd Rauberey angefüllet sindt. 3. warumb durch die Schweitz? Wehre demnach am Sichersten, denselben von Paris, über LYON vndt GENEVE durch die Schweitz zunehmen, weil außer diesen allen kein ander näher vor Teutschland zufinden, Inmassen aber auch noch zur Selbigen Zeith, als Monaths MARTII vnd folgenden APRILIS, bemelte Schweitz, ins gemein mit tieffen Schnee befallen, daß man mehrmahln gar nicht oder doch mit scheinbahrer Gefahr durchreisen kan, 4.
weilen aber bis in den APRIL durch Schweitzerland nit zukommen, könte man Ein gute Reise nach der PROVENCE verrichten AD INTERIM.
Alß verhoffen Ihro Furst. G. es werden E. Durch. Sich nicht zuwieder sein lassen, wan Sie Sich mit dero vorgefunden gsten. bewilligung vnterstünden, an statt der Reyse in Engellandt, von LYON aus, ins LANGUEDOCQ nuer bis naher MONTPELLIER vnd NISMES: vndt von dannen wieder zurück, durch die PROVENCE vndt DAUPHINE vber GENEVE in die Schweitz zukehren, damit Sie zu ausgang des APRILIS oder anfang des MAII wieder auf Teutschem boden sein vnd in allem Vergnügt, ihre endliche Heim=reiße mit gött. Hülffverleihung dermahleins beschleunigen könten, 5. Im Majo 1668 mit Gottes hülf auf der heimreise zu sein. Gleichwie aber dieses vnmasgebliche Gedancken sein, alß wirdt bis zu E. Durch. Maßgebender Verordtnung nichts thätliches vorgenommen werdten, zu dero Fürst. Hulde mich bis dahin vnterthenigst ergebend E. Durch. BLOIS. den 9ten 9br. STYL. VET. 1667. Vnterthenigster, pflicht=verbundenster Diener Anthon Finck.
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72. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Blois, 10./20. November 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 342r–344v, 348r–349v, eigenh. Ausf. Reise von Angers nach Blois, Entschuldigung für ausbleibende Briefe, Besuch in Amboise und Tours, Einrichtung in Blois bezüglich des Sprachmeisters, Finck wird über die weitere Dauer der Reise berichten, Aufgabe der Pläne für die Reise nach England, Reise durch die Schweiz, allerdings erst im späten Frühjahr, sucht um Erlaubnis nach, den Süden Frankreichs zu bereisen, Sitz des Sekretärs an der fürstlichen Tafel, Zufriedenheit mit Finck, Anekdote.
BLOIS den 10/20 9br. 1667. Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst, Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. 1. Vermöge meiner Kindgehorsamen schuldigkeit habe deroselben ferner zuberichten nicht unterlaßen können, Wie daß auf zubevor geschehenen bericht meiner von ANGERS, naher THOUARS zum Hertzog von TREMOILLE, durch das POICTOU, XAINTOGNE, und GIENNE bis auf BOURDEAUX gethanen reise, und meines bis in den 6ten tag gehabten stillegens, ich mich aldar den 14. 8br. wegbegeben und meinen Weg mitt dem MESSAGER durch PERIGORD und LIMOSIN bis naher LIMOGES glücklich und ohne alle feindes gefahr genommen, von dannen ich mich aus ermangelung der mieth und MESSAGERS Pferde, auf die bost naher BOURGES, durchs LA MARCHE und BERRI begeben, alwo ich nach 2 tagiger postreise glucklich und gesund den 23. 8br. ankam. Nachdem ich nun 2 tage aldar ausgeruhet und solchen orth zu meinem SEJOUR nicht allerdings beqvem gefunden, bin ich folgends den 26. mitt der ORDINAIRE CAROSSE naher ORLEANS aufgewesen, alwo ich den 28. glücklich ankam, gleich nach meiner ankunfft wurde mir durch vnsern Kaufman daselbst Ew. Gnd. gnadigstes Handschreiben vom 30. 7br. überliefert,423 Waraus ich denn die Versicherung dero glücklichen Zustandes und Vatterlichen Hulde mitt freuden, wie auch dero anderweits gegebenen gnädigen befehl Kindgehorsamlich ersehen, Wann denn nun ich sowohl wegen, der bishero stats gefuhrten reyse, in etwas entstandenen müdigkeit, als auch wegen des bald darauf geschehenen wiederaufbruchs, So den 1. 9br. theils wegen der bey itziger Zeit aldar habenden ungesunden NURITURE an Wein als auch Speisen, theils auch wegen der viel statigen FREQVENTIRUNG der teutschen, geschehen, Ew. Gnd. auf dero gnadiges Handschreiben nicht so bald habe andwortten konnen, Als versicher ich Es werde derselben in ansehung itzt angebrachter ursachen solche wie wohl ungerne gethane unterlaßung nicht in ungnaden vermercken, sondern sich noch ferner gehorsambst, berichten lassen daß nach dem ich wie ich bemeldet, den 1. 9br. mich von ORLEANS zu Waßer auf der LOIRE hieunter weg und hieher den 2. 9br. begeben, [Weill] AMBOISE und TOURS aber noch nicht besehen so doch wegen ihres rei423
Das Schreiben ist nicht vorhanden.
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chen Seidenhandels sehr berühmt, als habe ich mich noch selben tags wieder zu schiffe begeben, und zu TOURS den andern tag als den 3. wohl angelandet, Nachdem ich mich aldar bis in den 3ten tag aufgehalten und genugsamen bericht wegen der Seiden verarbeitung eingeholet, habe ich mich aldar den 7. weg zu Pferde begeben, da ich denn gestriges tages als den 8. frisch und gesund gott sey danck wieder angelanget und also die bishero in die 7te woche geführte reyse ohne alle gefahr, unglück und ungelegenheit, gott lob zuende gebracht. 2. Bald nach unserer ankunfft haben wir wegen Kost Sprach und tantzmeister anstalt gemacht daß ich mich also dero gnädigen befehl nach einen monat alhier aufhalten, und noch ferner in der Sprache PERFECTIONIREN kann, damitt ich hernachmahls den Hoff und ander gelehrte leuthe mitt desto großern nutzen, v PRACTICIREN möge 3. Nechst diesem So hatt M. FINCK mir ohnlangst APPERTUR gethan, Wie daß Er durch geheimbten SECRETARIO Ew. Gnd. gnadigen befehl erlanget, zu berichten, wie lange zu erlangung meines Zwecks in Franckreich, noch Zeit erfordert würde, als hoffe ich es werde Ew. Gnd. aus seinem unterthanigen schreiben, das unmaßgebliche JUDICIUM zur genüge ersehen können, und also unnöthig scheinet daß solches weitleufftiger von mir gedacht werde. 4. Was aber anlanget die Zuruckreyse naher Teutschland So habe dieses wenige Ew. Gnd. Kindgehorsam darstellen wollen in Kindlicher Hofnung Er werde Solches Ew. Gnd. nicht in ungnade vermercken. 5. Wie daß als ich zu BOURDEAUX war etliche Engelische Kauf und Edelleuthe wie auch etliche Teutsche So gleich aus Engelland zu mir naher ORLEANS kamen, mir nicht allein den Itzt Elenden Zustand des Königreichs Engelland wegen der innerhalb 2 monaten heraus brechenden innerlichen Kriegen, und REVOLTEN, wie auch der fast gantz in asche liegenden Stadt LONDEN, Sondern auch die große Unsicherheit auf der Seeh umbständlich berichtet und mich von meinem kunfftigen Vorhaben abegmahnet, daß also meine Zurückreyse durch Engelland ohne große gefahr vor dieses mahl nicht verrichtet werden kann, und ich aus aus vorbemelden Ursachen solche reyse itziger Zeit begeben und nachgelaßen habe, 6. Was aber anlanget die durchreyse durch die niederlande oder Lothringen so nechst dieser geschehen müste, so ist solche gleichfals, wie wir [den] leyder Gottes schon albereit erfahren solche PASSAGE sehr gefehrlich, und darff solche auf kunftiges fruhe jahr noch viel gefahrlicher werden, 7. Scheint also daß naher Teutschland alß denn kein anderer und sicherer Weg zu finden seye als den mann durch die Schweitz nehme. 8. Demnach aber umb selbe monate MARTII und APRILIS (als zu welcher Zeit ich nicht alleine mehrer Unkosten und Unnothiger aufwendung zuerspahren sondern auch als denn nichts mehrs zu PARIS zu thun seyn wird denn ich durch Gottes hülffe in denen 3 monaten als DECEMB: JAN: FEBR: alls was zu erlernung des FRANCOIschen ESTATS und andern Wissenschafften nothig seyn wird,
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gantzlich erlanget zuhaben gedencke mich von PARIS wegzubegeben vorhabends were) Wegen großen schnehes und tiefen Wegen zureysen unmöglich und beschwerlich scheint, 9. Als verhoffe es werde dero gnadigen INTENTION und Vatterlichen befehls nicht zu wieder Seyn, So uf solche Zeit, da mann doch nicht durch die Schweitz zu selbiger Zeit als fortkommen könte und in PARIS zu zubringen so wohl Zeit als unkosten zu theuer fallen wolte, zu besichtung im LANGUEDOC nur MONTPELIER und NISMES, und Ruckwartts PROVENCE und DAUPHINE zu bregte, da ich denn verhoffe meine sachen dergestallt einzurichten daß gegen den MAJUM ich nicht allein von PARIS und gantz Franckreich, ohne eintziges ferners Verlangen einige Zeit hierinnen mehr zu zubringen, vollig SATISFAIT, sondern auch in würcklicher reyse in Teutschland naher hauß begriffen zu seyn, und alsdenn Ew. Gnd. mitt freuden zu hauß Kindgehordamlich aufzuwartten. 10. Uber dieses ist mir gleicher gestalt von Mr. FINCKEN eröfnet worden, waß zu anfang[ung] meiner reyse Ew. Gnd. befehl bey antretung einer Kost in PARIS dahin gangen daß der SECRETARIUS nicht an selbiger tafel daran ich mich begeben mitt angenommen werden, sondern sich an einer geringern begeben solte, Weill denn nun aber die COMPAG- NIE anitzo umb ein ziembliches verringert und dahero nicht So viel unkosten, als wenn die gantzliche COMPAGNIE beysammen geblieben darauf gehen mogte, zu dem auch in die Kost darin ich mich begebe nicht alleine andere FRANCOIsche Fürsten und Hn., wie es hier in Franckreich sehr gebräuchlich ist, sondern auch der Keyserliche RESIDENTE sich darin mitt begeben dorffte, Ich aber zu der Zeit niemanden als eine Person von den meinigen bey mir an der tafel hatte und es also (ob schon ich in QVALITAT eines grafens mich aldar aufhielte) mir etwas abtraglich fallen könte, zu geschweigen daß wieder alles verhüllen mein standt sich nicht PER INDIRECTUM eußern mogte, Zudem mein SEJOUR über 3 monat nicht wehren wird. Ich über alles auch ohne der Vorwißen und Vatterlichen befehl und CONSENS etwas vorzunehmen mich nicht unterstehen wollen. Als habe ich mich erkühnet bey Ew. Gnd. mit dieser Kindgehorsamen bitte einzukommen, Ob Sie vor den Bey anfang der reyse sothanen befehl zu DISPENSIREN geruhten und nicht so sehr umb Seiner Person als umb meinet willen Seine stelle an meiner tafel vergünstigen wolten, In Kindgehorsamer erbiethung solche mir erweisende gnadig mit einer andern MENAGE Mercklich zuersetzen? 11. Was uber dieses Sowohl der DESIDERIRTen als auch von Ew. Gnd. überschickten PUNCTEN anlanget, so hatt die gewissen PUNCTEN Mr. FINCK bey sich gehabt und also wieder zustelte sind, die andern habe ich gnädigsten befehl nach Mr. FINCKEN zugestellet, zweiffle nicht Er werde Sein bestes thun, solche zu EXPEDIREN, 12. Was Ew. Gnd. wegen Mr. FINCKENS Person gedencken Solches ist ohne daß meine schuldig Ew. Gnd. diener vor die jenige zuachten und mitt ihme zufrieden Seyn als durch deren anweisung ich in erfahrung und erlangung auch
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rechter Wißenschafft einen großen PROFIT ziehen kann und hierauf Ew. Gnd. Vatterliche Sorgfalt und hohe Gnade augenscheinlich sehe an dem Sie mir solche leuthe zugeordnet mitt welchen ich und ich mitt ihnen auskommen kann. 13. Schließlichen habe Ew. Gnd. zu berichten nicht unterlaßen konnen, Welcher gestalt Sich vor 4 wochen hierinnen in Franckreich eine erschreckliche that von Eheleuthen begeben, In dem ein FRANCOIscher H. (des nahmen ich nicht habe erfahren können) So vor weniger Zeit Eine junge schöne DAME von 16 jahren geheurathet, welche ihm aber nicht allerdings treu gewesen, Sie als seine gemahlin vermögt, weill Sie noch neulig verheurathet weren, auch noch ziemblich geld im beutel hatten, eine reyse mitt ihm durch Holland und Franckreich zu thun, welches Sie auch gerne auf sich genommen, Als Er nun mitt ihr bis naher MARSEILLIEN welches naher Spanien die grentze von Franckreich ist, hatt Er viel Seiner diener abgeschafft aus vorwand Es gieng mitt einer so starcken SUITE gar zu viel geld drauff, und nachmahls, als Er eines mahls Spatzieren gangen und bey der stadt in der Sehe Ein Turckisches schiff in der RADE liegen sehen, hatt Er Sich mitt einem kleinen bodgen an das selbige fahren laßen und zu den Turckischen Kaufleuthen gesagt ob Sie gesonnen weren eine schöne Person zu kauffen Er hätte Seine gamahlin mitt So ein unehrlich mensch und an ihm untreu worden were, weswegen Er Sie ihnen verkauffen wolte, worauf denn der Kauff geschloßen, und die abrede genommen worden Sie Solten Sie Wenn Er Sie mitt aufs Schiff brechte, Solches gleichsam zu besehen, also balden gefangen nehmen und [alsobalden] darauf darvon fahren, wie es auch erfolget, Nachgehends aber als die Hollander mitt diesem Turckischen Schiffe zu streiten bekommen, und solches auch erobert, haben Sie itzt bemelde DAME wieder bekommen, wiedergekennet und naher PARIS geschicket. Nach dem Sie nun dem Konig ihr unglück und böses beginnen ihres Hn. geklaget hatt Sich der darauf verlauten laßen, dieses FRANCOIschen Hn. selbst eigener hencker zu werden, wie es aber noch mit ihm abgelauffen kann mann noch nicht wißen, So ich aber solches erfahre werde ich nicht unterlaßen die POURSUITE dieser AVENTUR dersoselben Kingehorsamblich zuhinter bringen. Will vor dieses mahls deroselbe an dero hohe Verrichtungen nicht ferner verhinderlich sein, sondern mitt angehenckten kindlich wohlgemeinten Wunsch, daß Sie der allerhochste vor allen unglücklichen Zufallen bewahren und Sie hingegen bey allem vergnuglichen Furstlichen Wohlergehen erhalten wolte, in den schutz des allerhochsten mich aber zu dero beharlichen Vatterlichen Hulde emphohlen haben Wie ich dem ich denn bis in den tod verbleiben werde Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friedrich HZS.
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73. Georg Christoph von Künsberg an Herzog Ernst I.: Wernstein, 11. November 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate, 1747, fol. 33r–36r, eigenh. Ausf. Antwort auf ein Schreiben Herzog Ernsts vom 14. Oktober 1667 bezüglich der Schulden seines Sohnes in Angers.
Durchleuchtigster Fürst. Ewre Fürst. Dh. sind meine underthänigst=willigste dienste iederzeit zuvor, gnädigster Fürst und Herr. Fürst. Dh. SUB DATO Friedenstein, den 14. nechst abgewichenen Monats OCTOBRIS, an mich gnädigst abgelaßenes Schreiben,424 habe sambt dem beyschluß, durch Nürnberg, mit underthänigst gebührenden RESPECT, zu recht erhalten, und daraus mit ziemblicher gemüths=bezeygung, vernommen, wie das E. Fürst. Dh. von deroselben, ietziger Zeit, zue ANGERS in Franckreich befindenden Herrn Sohn,425 dem auch Durchleuchtigsten, Fürsten und Herrn, Herrn FRIEDERICHEN, Hertzogen zu Sachßen, Jülich, Cleve und Bergen p. uf veranlaßung eines daselbst aufhaltenden Teutschen, nahmens MAISONNEUF, oder Neuhauß,426 verständiget worden, als ob mein Sohn, durch liederlich= und übeles leben, so Er, sowohl durch gantz Franckreich, als absonderlich zu besagtem ANGERS geführet, genanten MAISONNEUF, eine geldtpost von 266. Rthlr. die Er theils zu befreyung schimpflichen gefängnus, und theils zu erhaltung der Teutschen REPUTATION, von ihm gut gesaget und ausgezahlet haben, schuldig verblieben sein solle: auch welcher gestalt E. Fürst. Dh. an mich gnädigst gesonnen, bedacht zu sein, damit solche post abgesichret und meines Sohns ehrlichen nahme gelöset, in fernern verbleibung aber, demselben, bey den befreunden und andern von Adel, nicht etwann einige verachtung, vorwurff, oder gar lebens=gefährliche entzweyhung verursachet werden möchte. Ob nun wohl leider! nicht ohne, sondern höchlich zu beklagen, das bey ietziger bösen welt, von Jungen Leuthen, besonders in der frembte, offtenmahls, vermittelst unanständiger COMPAGNIEN und verführerischer Gesellschafft, ein und andere ungehorige EXORBITANTION vorzugehen pflegen, und da dergleichen etwann von meinem Sohn, des MAISONNEUFS anzeige nach, auch solten geschehen sein, daßelbe meiner väterlichen INTENTION und gethaner vermahnung nicht gemees were: will aber doch nicht hoffen, das das jenige, so E. und deroselben Herrn Sohns, Fürst. Fürst. Dh. Dh. von ermeltem meinem Sohn, und deßen beschuldigten liederlich= und üblen leben, vorgebracht worden also beschaffen sein 424 425 426
Das Schreiben ist nicht vorhanden. Hans Heinrich von Künsberg. Heinrich Neuhaus/Maisonneufe, vgl. Anm. 234.
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werde, das es seinem schuldigen nahmen oder der familie zu verschimpfung gereichen solle; Habe auch nicht ermangelet, demselben, so balden zu seiner anherokunfft, solches vorzuhalten und ihn darüber zu vernehmen: Welchen dergleichen höchlich zu gemüth gezogen und deswegen sich sehr entschuldiget: zumahle MAISONNEUF nicht durch gantz Franckreich, bey denselben gewesen, und von ihme anders nichts, als in ANGERS wißenschafft gehabt, weniger Er demselben, aldort oder andern orthen eines offentlich liederlichen lebens mit bestand beschuldigen könte: zu dem habe ich ihme, als Er in Franckreich gangen, Herrn LICENT: Salomon Zapfen,427 nachmahls E. Fürst. Durch. gewesener: ietziger Fürst. Sächs. Rath zu Zeitz, welcher zuvor hero zu Tübingen im Fürst. COLLEGIO, 1 1/2 . Jahr, als ein Hofmeister ihme vorgangen, fernerweit also zuegewartet, der anfänglichen zu GENEVE, dann zu LION und ANGERS bey ihme gewesen, auch bis uf Paris und also über ein Jahr in Franckreich bey demselben verblieben, und, weilen Er etwas ehr als mein Sohn zurück gelanget, gegen mir CONTESTIRET, auch andern orthen mir geschrieben worden, das mein Sohn sich iederzeit befließen, denen in Franckreich befundenen Teutschen, Reichs= Fürsten, Grafen und Herrn auch vornehmen CAVALLIEREN, die meines wenigen bedünckens nicht gern liederlich beschreiher, lange umb sich haben, RESPECTIVE underthänigst ufgewartet, und dero COMPAGNIEN zu FREQUENTIREN, gestalt deroselben bey sich gehabte MINISTRI, nachgehends von andern orthen aus wie die bey Handen, und noch von selbdiesen habende Schreiben besagen, seine gegenwartt verlanget; Und kömbt mir des MAISONNEUFS ietzige ungebürrlich= und so scharff und ehrenrühriges TRADUCIREN, welches billig gegen ihn zu gebührender Zeit, gehöriger orthen zu VINDICIREN, umb so viel mehr befrembdt und nachdencklichen vor, weilen Er hiebevor, als mein Sohn noch in Franckreich und zu ANGERS gewesen, und mit meinem Wechsel, in deme selbige mir zuschaden ge- machet werden, wollen, sich etwas vergangen im OCTOBR. 1664. nach Nürnberg, geschrieben, als ermelter mein Sohn OECONOM genug, aber deme ACCIDENTIEN, in deme Er mit einem pferdt, so Er bezahlen müßen, unglück gehabt, auch sein Frantzös. Diener, mit allen deme seinigen ihme durchgangen, nicht vor sein können, woraus dann, wann ie allen falls wie öffters, durch verführung böser gesellschafft durch Junge Leuthe, in der frembde zugeschehen pfleget, einiger EXCEß von ihme vorgangen were, in deme Er vielleicht als ein Junger Mensch nicht gar Engelrein gewesen sein mag, iedoch keine anzeige eines öffentlichen liederlichen lebens, daran sein ehrlicher nahme, weniger leib und lebens gelegen abzunehmen, sondern aus deme allen offenbar erscheinet, das mein Sohn von einem mir und den meinigen DISAFFECTIONIERTen etwan aus habenden privat-odio also fälschlichen TRADUCIRET worden: Und fället mir und meinem Sohn umb so schwerlicher das so frembde Personen, gegen ein in dieser 427
Salomon Zapf (1639–1691), Jurist, bis 1666 Hofrat in Gotha, sachsen-merseburgischer Rat, Kanzler.
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Landen geseßenen CAVALLIER sobald glauben beygeleget, und demselben mit INTERCESSION willfahret, sonderlichen aber, von E. Fürst. Dh. Herrn Sohns Fürst. Dh. deswegen an dieselbe abgelaßenen Schreiben, ohne Zweifel ohne dero vorwißen, auch ehr und zuvor es mir zukommen, andern Personen, sonderlich meinen mißgönnern, dieses überall im Lande COMMUNICIRET, APERTRER gethan worden. Wie aber E. Fürst. Dh. dero höchsterleuchten Fürst. verstand nach, genugsamb zu ersehen, und gnädigst abzunehmen, das offtermelter mein Sohn, ohne Zweifel von deßen mißgönnern allzu wild angegeben, und ausgetragen worden. Also will neben besagten meinem Sohn der unterthänigsten Hofnung leben, auch unterthänigst bitten, E. Fürst. Dh. werden und wollen, dergleichen meines Sohns wiederwertigen angeben, keinen fernern glauben beylegen, und mit weitern INTERCESSIONALEN bey welcher dieselbe ohne das kein Fürst. INTERESSE haben, auch deswegen bey Bamberg und Bayreuth albereit gebührende ableinung geschehen, und zuverharren gnädigst geruhet, Hingegen in dero Fürst. Huld und gnade mich und die meinige bestens recommendiret sein laßen. Was nechst deme, des MAISONNEUFS angegebene PRÆTENSION anbelanget, Hat Er zwar hiebevorn deswegen albereit an mich und meinen Sohn geschrieben, auch dergleichen nacher Bamberg und Bayreuth gethan, Worauf dieser landes arth gebührende erläuterung geschehen auch Er beantworttet, und Hierinnen beßere Remonstration zuthun, ihme geschrieben worden, derselbe aber zeithero nicht weiters gesuchet, und wird Er, meines Sohns anzeige nach, mit bestand nicht darthun können, das Er von ihme ersuchet worden, von demselben etwas zu bezahlen, oder ihn, von gefährlichen gefängnus, darzu es bey ihme Gott lob auch nicht kommen, zu LIBERIREN: Hingegen ich bey übermachung des letzten Wechßels uf mein beschehenes begehren von einem vornehmen Kaufmann zu Paris vermittels Herrn Andreas Ammons in Nürnberg mit ihme gepflogenen CORRESPONDENTZ glaubhafft berichtet, das meines Sohns alle in ANGERS gehabte Schulden richtig bezahlt, auch die allenthalben unterschriebene Zettel mir zugesendet worden, und über dieses alles meinem Sohn, noch 118. F. verblieben, welche Er bey seiner abreyse, nebens noch 110. F. von einer andern, durch einen guten Freund, ihme vorgestreckten Post, dem MAISONNEUF, zu abrichtung noch einiger geringen pöstlein, zu Handen gestellet und ihme überlaßen: Derselbe aber solle, nach meines Sohns abreise, zu vermeinter ergrößerung seiner PRÆTENSION 100. Rthlr. mit welchen mein Sohn einem Teutschen nahmens M. Pabst behafftet gewesen und theils von Spielen herrühren solle, ohne meines Sohns vorwißen, sonder zweifel, zu seinem hierunder gesuchten vortheil, an sich erhandelt haben, Dafern Er nun wegen übriger Posten beständig und rechtmeßigen bericht, Wo selbige hinverwendet thun, und sich befinden würde, das Er wegen meines Sohns, er dieß eigen etwas bezahlt, und man ihme von rechtswegen zu erstatten schuldig; Will E. Fürst. Dh. unterthänigst versichern, das Wir albereit ein ehrliches an meinen Sohn gewendet, auch, ohne ungebühenden ruhmb, meine FAMILIA, sowohl im PEREGRI-
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als Kriegsdiensten in frembden Landen mit guter renomée sich erhalten, also auch dieser befindende rückstand, ohne Er und derselben p. Herrn Sohns, Fürst. Fürst. Dh. Dh. fernerweite bemühung, ehrlichen bezahlet und abgetragen werden solle. Welches E. Fürst. Dh. der notturfft unterthänigst nicht verhalten sollen: Derselbe in dem Schutz des Allerhöchsten: zu dero Fürst. gnaden aber mich unterthänigst empfehlend. Datum Wehrnstein den 11. NOVEMBRIS Anno 1667. Euer Fürst. Durch. Unterthänigst Willigster. Georg Christoph von Künßberg.
NIREN
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74. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof an Herzog Friedrich: Gotha, 14. November 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI. 31, fol. 28r–28v, eigenh. Ausf. Vgl. die Doublette LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, 340r–340v. Erhalt des Schreibens, Reise nach Italien, Sondierung deshalb bei Herzog Ernst, dessen positive Meinung, mögliche Beschleunigung der Reise.
Durchleuchtiger Fürst, Gnädiger Herr. E. Fürst. Gnd. Handbrieflein vom 11. 8br., auß Bordeaux428 hab ich gebührend erhalten, vnd dero DESIDERIUM wegen eines kleinen Italienischen TOURS, so sie nach der Frantzösischen Reise endigung, auf dem rückwege gerne vornehmen möchten, mit mehrem daraus ersehen. Wie ich nun demselben zu folge nicht vnterlaßen, bey I. F. Durch. meinen gndsten. Herrn, vnterthänigst zu SONDIREN, ob deroselben solche E. F. G. vorhaben, wann sie darum dermahleins gehorsamlich ansuchen würden nicht etwann mißfällig fallen möchte, also habe ich bey genommener gelegenheit wohl verspüren können, daß höchstgedachte I. F. Durch. solches INTENT nicht eben zuwieder [fallen] sein , vnd wohl, so viel VENEDIG vnd umliegende örter betrifft, E. F. G. ihre bitte zu seiner Zeit wann Gott gesundheit allerseits verleihet, vnd der Zustand des reichs vnd benachbarter örter es zu geben wirdt, gewehret werden dörfte. Vom Keyser. Hofe aber hab ich dergleichen FACILITET noch zur Zeit nicht 428
Das Schreiben ist nicht vorhanden.
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gefunden, absonderlich aber dieses vermerket, daß I. F. Durch. nichts angelegener, als I. F. G. zu rechter Zeit wieder bey sich zu sehen, vnd Sie zu dem vorhabenden höchstrühmlichen vnd nöthigen Zweck von tag zu tage mehr zu qualificiren, Dahero dieselbe wohl thun, vnd in sonderheit ihr vorhaben des Italienischen TOURS merklich befördern werden, wann sie sich ie ehr ie beßer, nach PARIS wenden, vnd zu erreichung des vorhabenden INTENTS vnd absehen der reise näher zu arbeiten bemühet sein: Maßen dann ofthöchstgemeldeter meines gndsten. Herrens Durch. gar gnädig vermerket, daß E. F. G. selbst zu diese ende eilen, ihre reise wohl anzuwenden, vnd die Ihro zu Hause bevorstehende wichtige geschäfte vnd dero gnädigen Herrn vaters sorgfältige anleitung dazu mit dem förderlichsten an vnd über sich zu nehmen bemühet sein, welches auß dero schreiben I. F. Durch. ich zu REFERIREN nicht vnterlaßen habe. E. Fürst. Gnd. ergeben ich hierdurch dem allwaltenden schutz Gottes vnd verbleibe E. Fürst. Gnd. Vnterthäniger Friederich Prüschenck von Lindenhof Gotha den 14. 9br. 1667. *
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75. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof an Herzog Friedrich: Gotha, undatiert. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI. 31, fol. 29r–29v, eigenh. Ausf. Erhalt des Schreibens, Reise nach Italien, positive Aufnahme durch Herzog Ernst, Beschleunigung der französischen Reise, Zustimmung zur Reise nach Wien eher unwahrscheinlich, Rückweg soll über Salzburg genommen werden.
Durchleuchtiger Fürst, Gnediger Herr. E. F. G. gnädiges Handbrief. DE DATO BOURDEAUX den 11. 8br.429 habe ich gebührendt vnd mit RESPECT erhalten, vnd dero DESIDERIUM wegen des Italienischen TOURS daraus gesehen. Berichte darauf in vnterthänigem vertrauen, daß I. F. Durch. mein gndster. Herr sobald nach empfang des brief. deßen CONTENTA wißen wollen, welche ich auch, weil ich gar ein FAVORABLE OCCASION dazu gesehen, nicht [ver] weigern, sondern alles fürgelesen. Ich habe darauf keine abneigung verspüret, sondern verhoffe E. F. G. werden nicht anders als wohl mit ihrem PETITIO gehöret werden, allein, es dörfte ein verkürt429
Das Schreiben ist nicht vorhanden.
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zung der Frantzösischen reise mit sich bringen auch zwar wohl die reise auf Venedig leicht, die fernere aber auf Wien, etwas schwer werde, vnd mann mehr dahin, daß E. F. G. über Saltzburg heraus gehen solten, INCLINIREN; doch ist noch nichts geschloßen, vnd ich werde meinen besten fleiß anwenden, beede I. F. G. anliegen zu erhalten vnd durchzubringen. Mein gndster. Herr verlangt gar sehr nach E. F. G. zurückkunft, vnd wolte sie wohl alle tage gern wieder sehen, daher E. F. G. wohl auch I. Durch dem H. Vater nicht vnangenehm thun würden, wann sie, so ehe, ie beßer, nach PARIS zu gingen, vnd ihr DEMEURE daselbst festsetzen, denn A LA CAMPAGNE doch wenig zumachen, vnd daß reiswetter itzo schlecht ist halte dafür, PARIS müße doch endlich der bequemste orth sein, wo E. F. G. den zweck ihrer reise erreichen können. Solte deroselben auch die Italienische Reise vergönnet werden, so würden sie gar genau nach dem Cathol. Ostern auß PARIS gegen Italien gehen müßen, denn über den MAIUM außzubleiben keine Hoffnung ist. Ich habe neulich ein klein PASSAGE auß der CLELIE vberschrieben vom TARQUINIO SUPERBO, ich weiß aber nicht ob E. F. G. daßelbe g. bekommen, Il y auroit de droler choses à ecime, mais son n’ose pas se foi à la plume. Il ne autre fois on en racontera davantage, et je scay, que vous en vives tout vostre saoul. E. F. G. ergebe ich dem Hochsten Gott in beständigen treuen schutz vnd verharre lebenszeit E. F. G. Vnderthaniger treuester Diener vnd Knecht Friedrich Prüschenck von Lindenhof *
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76. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Blois, 24. November 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 372r–373v, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, Ausarbeitungen über die weitere Reise sind abgeschickt, Rückreise nicht über England, Entscheidung für Reise nach Südfrankreich und die Rückkehr durch die Schweiz steht noch aus, die mehrmals angesprochenen Unterlagen befinden sich vermutlich bei den Sachen des Herzogs in Paris, die angeforderten Bücher sind in Paris zu bekommen.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, 1. E. Durch. Gnädigstes Schreiben vom 7ten 9br.430 ist mier Gestern den 23ten EJUSD. alhie in BLOIS zu vnterthänigsten Hendten zu recht eingeliefert wor-
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Nr. 69.
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den, daraus vnter andern mit mehrem ersehen, daß E. Durch. nicht allein meinen Bericht aus BOURDEAUX wohl empfangen, 2. sondern auch nochmahln die wiederantworth auf beyde SUB DATIS 1431 vndt 15. JUL.432 ahn vns abgelassene Sambt schreiben (deren ich keines wegen meiner INTERIMS=Reyse naher Teutschlandt zusehen bekommen) nemlich wie viel Zeith noch zu erlangendem Reyse=Zweck vonnöthen sein möchte, gnädigst URGIREN, 3. gleichwie nun vnterm 9ten 9br.433 hierunter meine Vnvorgreifliche Gedancken eröfnet, alß verhoffe, es werde hingegen Solches Schreiben nunmehr zu recht ankommen sein. 4. In welchem dan der Reyse=Zweck EX ANTEAETIS dergestalt DEDUCIRT vnd darauf REMONSTrirt worden, daß zu endlicher erlangung dessen, noch ein viertell Jahr zu Paris Sich aufzuhalten erfordert werden möchte; wan wier nun vns von hier den 8ten 10br. aufmachen vndt den 12ten EIUSD. zu Paris anlangen werden, wirdt der aufgang desselben viertell Jahrs auf den 12ten MART. ST. VET. 1668. zuvorsehen sein, Auch ist wegen deren von Paris nach verfliessung derselben viertell Jahrs Zeith vornehmender Heimreise, in Selbigem Schreiben vermeldet worden, daß dieselbe vber Engellandt zu thun, Ihro Fürst. G. nit sonderlich verlangen tragen vnd hingegen verhoffen, es werden mit E. Durch. gnedigster verwilligung geschehen können, daß Solche umb mehrerer Sicherheit willen vber LYON vndt GENEVE durch die Schweitz eingerichtet werden möge, weilen aber auch noch zur Selbigen Zeith des Mertzens vndt APRILIS, wegen des Schnees nicht alzeit wohl durch die Schweitz zugelangen, alß hoffen Ihro Fürst. G. bey E. Durch. noch zuvorn zuerhalten, daß mit deroselben gnädigsten CONSENS, Sie dieselbe Zeith über, die PROVENCE vnd DAUPHINE noch zuvor sehen vndt ihro Sache in allem dahin anstellen können, In dem Monath MAJO auf der Heimreyse in Teutschland begriffen zu sein; weswegen dan E. Durch. gnädigste RESOLUTION hierauf zu seiner Zeith erwartet wirdt, 5. Sonsten halte ich auch zu berichten vor nöthig, daß bey meiner Wiederankunfft in Franckreich, Mier MONSIEUR von Witzleben die bloße INSTRUCTION ohne einige von den vier beylagen A. B. C. D.434 beneben einem brief, So aber keiner von den obigen DATIS ist, zugestelt hath: auch habe erstlich alhier in BLOIS Ihro Fürst. G. Mier eine DUPLIC desselben briefs vnter E. Durch. vnterschrifft COMMUNICIRT, durch welchen Mr. von Witzleben REVOCIRT vnd vns beyden befohlen worden Vnßere Gedancken wegen des Reyse=Zweck zuberichten. 6. Eß ist mier ingleichen bishero auch nicht zu gesicht kommen, was E. Durch. wegen der Sieben bogen,435 so Sie vom Jungen Ochsen erhalten, erwehnen, daß man bey einkaufung einiger Kupfer Stücken Sich darnach achten solle, 431 432 433 434 435
Nr. 28. Das Schreiben ist nicht vorhanden. Nr. 71. Vgl. Anm. 363. Vgl. Anm. 411.
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7. Eß sind aber alle diese briefe, beylagen vndt vberschickte COPIEN ohne Zweifel bey ihrer Fürst. G. buchern, So Sie vor dero Abreise von CAEN, naher Paris voraus geschickt vndt bey den Kaufleuthen DEPONIREN lassen. 8. Wier haben aber nichts desto weniger bey allen durchreysen, wegen ahnbefohlenen Puncten in OECONOMICIS & POLITICIS vnd dergleichen, möglichste nachfrag gehalten vnd was dißfals erhalten werden können, zu papier gebracht. Das FUNDAMENT aber vndt der eigentliche verstandt von allem, mus zu Paris erhohlet vnd Sich deswegen alda INFORMIrt werden, 9. Die beyden TOMI von TASSINS Geographischen Profiln436 Sind zu Paris zubekommen 10. vndt werde fleis haben Solche beneben dem allen, was E. Durch. nach vndt nach gnädigst anbefehlen lassen, zu handen zubringen, wie dan nicht ermangeln werde, auf alle begebenheiten vnterthenigst bericht zu erstatten, Habe es im vbrigen auf E. Durch. gnädigsten Mier beschehenen befehl nicht bergen sollen, zu dero beharrenden Fürst. Hulden Mich vnterthänigst empfehlendt E. Durch. Vnterthänigster Pflichtverbundenster Diener Anthon Fincke BLOIS den 24ten 9br. 1667. styl. vet. p.s. Eß thun Sich ihro Fürst. G. des gnädigsten Gruses [des] vnterthänigst bedancken, vndt legen hiemit dero vnterthänigste RECOMMENDATION gehors. ab, *
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77. Herzog Ernst I. an Herzog Friedrich: ohne Ort, 5. Dezember 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 352r, eigenh. Ausf. Beschleunigung der Reise, soll sich nach Paris begeben, die übrigen Sachen sind an Finck übermittelt, Grüße der Mutter, des Schwagers und der Schwester.
Meinen Vätterlichen gnädigen grus zuvor, Hertzlieber Sohn, dein schreiben auß BLOIS den 10/20 9br.437 ist mir wol zukommen, vor die weil deine reise biß dahin so wol fort, vnd bey gesundheit so 436 437
Nicolas Tassin, Les Plans Et Profils, vgl. Anm. 24. Nr. 72.
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weit geendet, als ist dem höchsten billich dafür danck zu sagen, der wolle zu weitern fortgang gedeyen geben, vnd so denn glücklich wieder anhero helffen: Vnd die weil du auß meinem zu Königsberg gegebenen schreiben die vrsachen, warumb Ich die Reise so viel müglich beschleuniget sehe, so zweifle Ich nicht, wie es auch wol scheinet die fürnehmsten sachen deß Zwecks dieser Reise sich wol werden eher als das in deinem brief gesetzet sich, [sich würden] endigen laßen, weil doch ein gut theil dieser landen sampt Ihrer sachen vnd leuten gesehen, vnd mit Ihnen die sprache gelebet; nunmehr auch den Haubtort selbst beziehen, vollends deß landes leute vnd sachen für sich kriegen, vnd daß es alleine darauff stehet, die Zeit so zu solchen nutzen, als einem Christlichen Menschen, dar von solcher RELIGION die deren, da man sich befindet widrig, vnd der INSTRUCTION puncten nicht so viel, deß haubt Zwecks halber: vnd itzo vor dises mal nichts mit nutz im früe Jahr scheinet zu gebrauchen were: Auff die Vbrige Puncten hab Ich an Mr. Finken alles geschrieben. Die Frau Mutter Schwager vnd Frau Schwester grüsen dich alle gnedig vnd freundtlich, Vnser Herr Gott behüt vns alle, sambt allen andern lieben seinige in seinen gnedig Schutz, vnd Ich verbleibe Dein getreuer gnediger Vater Ernst HZ Sachsen am 5. Xbr. 1667. *
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78. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 5. Dezember 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 353r–353v, 354r, 356r, Konzept Kanzleihand. Schreiben aus Blois erhalten, Zustimmung zu den Punkten über die künftige Reise, ausführliche Nachrichten über die einzelnen Instruktionspunkte angemahnt, Besoldung des Kammerdieners, Sitz des Sekretärs an der Tafel.
Hochgeehrter lieber getreuer p. Wier haben Ewr. schreiben DE DATO BLOIS den 9. 9br. S.V. 438 wol erhalten, Vnd darauß Vnsers geliebten Sohns Friderichen Hertzog zu Sachsen p. vnd Ewr. glückliche ankunfft deß orts, die daselbst auff ein Monat gemachte anstallt, deßgleichen Ewr. gedancken, wie lange mann sich noch zuerlangung deß vorgesetzten Reise=Zweck in Franckreich vff zu halten haben würde vnd was Ihr wegen künft. Reise [wird] wie dieselbe anzustellen 438
Nr. 71.
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sein [werde] möchte mit mehrem ablesend vernommen. Nun laßen wir vns zwar die bißhero verrichtete Reise an sich selbsten [auch] vor deren glücklichen SUCCESS den lieben Gott [Danck] billich lob v. danck gebühret; [vns gndst. gefallen] vnd wie ferner Ihr Ewr. sachen, an gegenwertigen ort vnd hiernechst zu Paris [ferner dero mitgegebenen instruct] zu erlangung besagten Zwecks einzurichten vorhabens seits gefallen dieweilen aber dabey nicht in SPECIE gemeldet wird was die Zeit solcher werenden TOURS, vermöge mitgegebener INSTRUCTION [was] von solchen dingen so zu deß vaterlands aufnehmen vnd verbeßerung [dienet] dienen in [Pol] THEOLOGICIS, POLITICIS, OECONOMICIS vnd MILITARIBUS angemercket vnd in erfahrung gebracht seye; deßgleichen was es mit deß Königs angestelten VISITATION vnd REFORMATION in allen seinen gerichten davon CHARLE DE SAINCT GERMAIN CONSEILLER MEDECIN in seines Königs grosen lobspruch meldung thut,439 es vor eine bewandtnus habe, welches alles nechst erlernung der Sprache und EXERCITIen, das vornemste warumb die Reise angestellet ist. Als werdet Ihr hiernechst nicht allein hiervon mehrere nachricht geben; sondern auch was wir in andern puncten zu beschaffen hienoch befohlen Euch gleichfalls angelegen sein laßen vnd demnach vorerwehnten Vnser geliebter Sohn durch vnsern Rentmeister440 vmb mehre erfahrung seines der bey flandrischen RENCONTRE, erlittenen verlusts, [deßgleichen] wie auch deß ietzigen Cammerdieners besoldungs verbeßerung erinnerung thun laßen, so seind wir gnedigst zu frieden, daß mehr besagter vnser geliebter Sohn woch. 98. Acht vnd Neuntzig thaler vber die empfangenen [100.] Einhundert thalter haben; vnd dem Cammerdiener so lang Er mit auff der Reise seyn wirdt, an statt der 40. th. Jahrlich 60. Sechtzig thaler, vnd also alle qvartal 15. Reichsth. gegeben werden sollen: Welches auch also hiernechst in die Reise Rechnung zu bringen [seyn wirdt] vnd bericht zu erstatten sein wirdt, was bißhero an wechselgeld aufgenommen worden. Andem geschieht vnsere gefellige meinung vnd wir sind Euch p. Datum Friedenstein am 5. Xbr. Ao. 1667. An den Lt. Anton Fincken
P. S. Auch Hochgelahrter lieber getreuer, hat vns vnser geliebter Sohn in seinem schreiben [vns] ersuchet geschehen zu laßen, daß der SECRETARIUS [zu] hiernechst zu Paris an die Tafel daran er sich neben andern Fürstlichen vnd Standes Personen 439
440
Charles de Saint-Germain, Conseiller, Médecin ordinaire du Roi, der erwähnte Lobspruch ließ sich im Original bisher nicht nachweisen. Vgl. aber vermutlich eine Übersetzung desselben in Band 2, II. 5. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 62.
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begeben wurde seinen Platz auch nehmen möchte: Wie denn Euch selbst bekandt daß solche Kosten zu besagtem Paris sich hoch belauffen, das gantze werck aber auff diese Reise gut MESNAGE zu halten angesehen, so will daß besagter SECRETARIUS dazu gezogen werde. Weilen zumal Ers ohne das vor eine sonderbahr gnade zu achten, daß Er zu solcher Reise gebrauchet worden, vnd Ihme wol bewust ist was vor einen titul gegebener INSTRUCTION nach er führen solle: Als habt Ihr leichtlich selbsten zu IUDICIREN daß Ehr in zu Einer Fürstlichen vnd hohen Person nicht gleich gehen könne: Derwegen Ihr es also einzurichten wißen werdet, daß [die] hierinnen der gebührende vnterschid erhalten werde: wie [Er] Ihr demnach auch waß die Zeit hero vor wechselgeld auffgenommen worden zu berichten nicht vnterlaßen werdet. vt in literis den 5. [9br.] Xbr. Ao. 1667. *
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79. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 5. Dezember 1667 (st. v.), Eingang: Paris, 17. Dezember 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Entschuldigung für ausbleibende Antworten auf empfangene Schreiben, Erstattung der Verluste, Besoldung des Kammerdieners, Liste von zu erwerbenden Büchern soll übersandt werden.
Durchleuchtiger, Hochgebohrner gnädiger Fürst vnnd Herr. Daß vf E. F. Gn. beide gnädige schreiben, eins auß CAEN den 8. 7br., daß andere auß BOURDEAUX vom 11. 8br.441 instehenden jahrs nicht habe aber antworten können, daran hat mich theils die ermangelnde resolution von dero Hochgeehrten Herrn Vattern theils auch meines Weibes sehr gefehrliche Kranckheit in deme selbige einer vnzeitigen 5. Monatlichen geburth wegen in nicht geringer lebens gefahr gestanden, abgehalten, deß wegens ich vnterthenig bitte, E. F. Gn. wollen es in vngnaden nicht vfnehmen. Wie ich nun nebent allem treu affectionirten Dienern dero glücklichen v. gesunden Zustand von Hertzen erfreulich vernommen, also werde ich nicht vnterlaßen stetzwehrend den lieben Gott vmb dergleichen gnädige erhaltung v. alles selbst erwunschte F. Wohlergehen an leib v. Seele zue erbitten, v. daß wir hiernechst mit erfreutem hertzen dero glückliche v. gesunde wieder kunft nach glücklich vollbrachter Reiße erlangen mögen. Waß hiernechst E. F. Gn. DESIDERIUM anlangt, so haben E. F. Gn. Hochgeehrter Herr Vatter sich gnädigst ERCLERET 441
Beide Schreiben sind nicht vorhanden.
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vber die empfangenen 100: Rthlr., wegen des erlittenen verlusts noch die angegebene 97: Rthlr: zue erstatten, seind auch gnädigst zue frieden, daß ǀǀ dero Cammerdiener Hanßen, jährlich an stadt der verwilligten 40: Rthlr: Sechzigk Rthlr: allso quartaliter 15. Rthlr: gegeben v. berechnet werden sollen, wie sicher dann auch mit der angegebenen Verslusts erstattung verhoffentlich auch wohl geben werden. Wegen Verschaffung etzlicher nutzlicher v. notwendiger bücher scheinets wenn deßwegen eine specification derselbigen anhero gesandt würde, daß sie nach befindung nicht eben an die bewilligte 60: Rthlr: solte in allem gebunden sein. Werden auch dieselbige zue E. F. Gn. eigenen gebrauch, v. daß sie selbige in die gesambte BIBLIOTHEC nicht durffen abgeben, wohl gelaßen werden. Hierneben kann E. F. Gn. des Hochgeehrten Herrn Vatters bestendige treue meinung v. gewogenheit gewiß versichern, v. mich denn hocherfreuet, daß sie alle ihre anliegen deroselben anheimb stellen, v. daß sie suchen zue dero Vätterlichen Willen vntergeben, auch ihre vorhaben v. thun zue deroselben DISPOSITION zue stellen, dadurch sie denn nicht allein Göttlichen Seegen, sondern auch mehrere Vätterliche Hulde ǀǀ erlangen, vnnd alles glücklich gnädigen gedeyen deßwegen sich gewiß zue versichern haben. Waß sonst E. F. Gn. ich meines wenigen orts, an ersprießlichen, nutzlichen, v. angenehmen Diensten werde leisten können, deßen wollen E. F. Gn. sich gewiß versichern, wie ich denn bitte Sie wollen mich v. die meinige zue dero beharlichen Hulde v. gnade befohlen sein laßen. Der allerhöchste Gott aber Sey bey E. F. Gn. bestendig zu aller v. iederzeit, v. an allen orthen, behüte sie vor allem vngemach, gefahr v. schaden, v. erhalte sie bey bestendiger leibes v. gemuths Wohlstande, Segne auch alle dero vornehmen v. ACTIONES, v. gebe dero selben alles F. Wohlergehen. Amen. Dat. Friedenstein: 5:ter Xbris, an welchem vorm jahr daß F. beylager v. Trauung volbracht war anno 1667. E. F. Gn. Vntertheniger treu gehorsambster Diener Joh. Breithaupt
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80. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Friedenstein, 5. Dezember 1667 (st. v.), Eingang: Paris, 18. Dezember 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Übersendung einer Abschrift des Briefes des Georg Christoph von Künsberg, Schulden seines Sohnes betreffend, Besucher auf dem Friedenstein.
Durchlauchtigster Fürst, gndster. Herr, Auf gnsten. befehl des Durch: meines gnsten. Herrn wird hierbey das antwortschreiben von dem von Künßberg gebührend überschicket,442 worauß Er. Durch. schon sehen werden, was zu beforderung H. MAISONNEUFS443 Sonst dienlich seyn wird, Sonsten leben wir alle der guten Hoffnung, es werden sich Er. Durch: noch gesund und bey erwünschtem Wohlergehen befinden, darbey der Allerhöchste Sie lange Fristen wolle, dero Hochfürst. Eltern und Geschwister befinden sich Gott lob noch alle wohlauf außer H. Christian, so vor etlichen tagen das eine bein klagte, in meinung es möchte solches weh vom wachsen herkommen, so ist es doch dahin gestiegen das zu einem fieber und rotlauffen ausgeschlagen, verhoffet aber der MEDICUS es soll nechst Gott keine gefahr damit haben, die Fr. Landgraffin hatt auch ein tag oder etliche in ihrem gemach gespeiset, gehet aber nunmehr Gott Lob auch wieder mit zur taffel, vergangenen montag abends als den 2 xbr. kamen die Herrn Landgr. von Homburg H. Georg Christian444 und H. Friedrich445 ǀǀ mit zweyen Graffen von Leiningen Westerburgk446 her, blieben zu nacht und gingen ferner auf Eyßenach und dan auf Homburg alda der Fürst. Leiche Ihrer Fr. Mutter447 so zu Wiesenburg gestorben, zu erwarten und daselbsten zur erden zu bestatten, hochgem: H. Landgraffen fragten fleißig nach Er. Durch. und muste ich Ihnen auch nochmahls den Verlauff unserer im Spanischen Niederlanden erlittenen unglücks erzehlen, Er. Durch. pferde belangend, so ist der schimmel noch gesund der braune aber hatt nach des schmiedes erinnerung den Spatt und konte nunmehr nicht wieder curiret werden, weile bald anfangs m. gnster. Herr nicht hatt zulaßen wollen, das es were geschnitten worden, welches Er. Durch. ungemeldet nicht habe laßen können, zu dero beharrenden Fürst. Gnaden aber mich unterthänigst empfehle. Friedenstein den 5 xbr. anno 1667 Er. Furst. Durch. 442 443 444 445 446 447
Abschrift des Briefes liegt bei, siehe das Original im vorliegenden Band unter Nr. 73. Heinrich Neuhaus/Maisonneufe, vgl. Anm. 234. Georg Christian (1626–1677), Landgraf von Hessen-Homburg. Friedrich II., vgl. Anm. 269. Nicht eindeutig. Margarete Elisabeth (1604–1667), Gräfin von Leiningen-Westerburg, verm. mit Friedrich I. Landgraf von Hessen-Homburg.
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unterthänigster und treuester Diener Hans Heinrich von Witzleben. *
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81. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 13./23. Dezember 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 359r–359v, 368r, eigenh. Ausf. Ankunft in Paris, Quartier, voraussichtliche Kosten der Kutsche und der Pferde, Ausführung der schriftlichen Aufträge in Aussicht gestellt, Bitte um Instruktionen in der Sache Herzog Bernhards, Flucht des englischen Kanzlers, Pest in der Schweiz, Verlust einiger Briefe auf der Post, Besuch des Hofes unter dem Incognito.
Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Herr, 1. beyde meine vnterthänige, den Reiß=Zweck betrefende Schreiben aus BLOIS, werden E. Durch. vnd in denselben den bericht, daß wier vns DATO naher Paris zubegeben entschlossen, nunmehr zu gnädigsten Händen empfangen haben. Wier sind den 7/17 10br. von BLOIS abgereist vndt folgenden 9/19 EIUSD. alhir in Paris wohl angelanget. Diese 4. vberst andere tage haben Ihro Furst. Gd. mit dero ausstaffirung zubracht 2. vnd ich vnterdessen Sorge getragen, daß wier vnsere ACCOMMODITÄT an dem orth, wohin wier vor diesem gezielet, erhalten, welche wier morgen, Sambstag erstmahls betretten werden, Dieser orth ist zwischen dem LOUURE vnd des Königs bruders PALAIS gelegen, die Nechste nachbarn die Hertzogen von BOUILLON,448 LONGUEVILLE,449 MONTEOSIER450 vnd andere mehr. Zwar der Keißer. RESIDENT451 ist ausgezogen, vnd ein gantzen Haus bestanden, an dessen Statt aber der bischoff von CARCASSONE452 eingetretten vnd wird innerhalb monatsfrist der bischof von Metz,453 so aus dem Haus Furstenberg an dem orthe auch erwartet. 3. Die CAROZZEN, So ein ehrliches ansehen haben vnd in Geringerer kein Herr zu Hof erscheinen darf, kommen aufs wenigste Sambt denen beyden Pferdts=Zeugen in 450. Rthlr. zustehen. Dieses aber ist darbey, daß wan man
448 449 450 451 452 453
Godefroy Maurice de La Tour d’Auvergne (1636–1721), Duc de Bouillon, Grand Chambellan. Jean Louis Charles d’Orléans (1646–1694), Duc de Longueville, Comte de Saint-Pol. Charles de Sainte-Maure (1610–1690), Duc de Montausier. Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, vgl. Anm. 372. Louis de Nogaret de la Valette (gest. 1679), 1630–1655 Bischof von Mirepoix, seit 1655 Bischof von Carcassonne. Wilhelm Egon Graf von Fürstenberg (1629–1704), 1663–1668 Bischof von Metz.
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Sie in Guthem ESSE erhelt vnd bey Seinem abzug wieder verkaufen will, man nit viel vber 100. Rthlr. dran zuverlieren habe. 4. Die Pferde sind gar theuer, vnd habe noch bis DATO nach AFFECTION nichts werffen können. Hoffe aber wils Gott, die künfftige woche über, dar man Sonsten nichts zuthun vnd dem fest abzuwarthen hath, solches alles beneben dem Kutscher vnd vbrigen TRAIN, so von E. Durch. gnädigst verwilligt worden, zum Stande zubringen, 5. damit ihro Furst. Gnaden dem Herrn GENERAL MARSCHAL von TURENNE454 die VISITE geben vnd Sich dessen bedienen können. 6. Eß sol auch, sobalt es nur diese geschäfte zulassen wollen, ein Fortgang gemacht werden, Sich in denen von E. Durch. mitgegebenen PUNCTEN vndt ingleichen was durch briefe nach vndt nach befohlen worden, möglichst zu INFORMIREN vnd gebuhrender maßen alles zu Standt zubringen. 7. Auch erwarte ich gnädigsten befelchß, ob bey künfftigen Hoff= vnd der Stats=MINISTren visiten, E. Durch. noch darauf beharreten, [ob] wegen Hertzog Bernhards Furst. Durch.455 hochseeligsten andenckens: Ob wegen Erffurth vndt der Gülischen Sachen etwas zu gedencken oder zu SOLLICITIren? Oder ob E. Durch. wenigst Verlangen trügen, wie der Hoff hierbey etwa gesinnet sein möchte? 8. Sonsten spargirt man dieser orthen vor gar eine gewisse Zeittung daß auf der Churf. MEDIATION Franckreich Sich zu einem ACCOMODEMENT einlassen wolle. Der Englische Cantzler456 ist auß dem Königreich entrunnen vnd dieser Tagen zu ROAN ankommen. Auf der hiesigen Kaufleuthen Sichere nachricht GRASSIRT die Pest zu Basel, Bern vnd sonsten in der Schweitz gar sehr. Gott gebe, daß bey vnser Hinausnehmenden Zurückreise, diese Gefahr inmittels aufhören möge! Wiewohl durch besagte Schweitz mehr alß ein weg zunehmen stehet. 9. Eß haben ihro Fürst. G. nunmehr in etlichen wochen in grossem Verlangen gestanden, mit Etwa dero Fürst=Elterlichen Schreiben erfreuet zuwerden, vndt ist vnß auch von den Kaufleuthen alhier angedeutet worden, daß Sie vnß die Wochen vor vnser abreise von BLOIS ein Pacqvet Schreiben von Haus aus, zugeschickt hetten, weilen aber dieselbe Zeith das Post=felleisen zwischen ESTAMPES vndt ORLEANS angegriffen worden vnd zu BLOIS nichts ankommen, alß habe dieses zu vnterthenigster Nachricht anmelden sollen. Eß thun ihro Furst. G. inmittels dero vnterthanigste RECOMMENDATION, leben in beharrender Gesundheit vnd aller Fürst. wohlergehen: Werden nach Verflissung des festes ihro Fürst. Vbungen wieder CONTINUIRen, 10. beneben deme auch den Hof INCOGNITO FREQUENTIren, dabey dan allemahl zuberichten stehet, was etwa schrifftmäßiges PASSIREN möchte. Sie werden künfftige Post mit vnterth. Schreibens=Schuldigkeit aufwarten. Zu Euer Durch. 454 455 456
Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 52. Bernhard von Sachsen-Weimar, vgl. Anm. 188. Edward Hyde (1609–1674), 1st Earl of Clarendon, 1658–1667 Lord Chancellor, nach 1667 im französischen Exil.
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Fürst. Hulden mich bey nebens empfehlend E. Durch. Vnterthänigster Pflichtschuldigster
Eiligst PARIS den 13/23 10br. 1667. *
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82. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 16. Dezember 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 360r–360v, Konzept, Kanzleihand. Empfang des Schreibens, Nachrichten über die Instruktionspunkte werden aus Paris erwartet.
Hochgelahrter lieber getreuer Vns ist Eur. schreiben vom 24. 9br. auß BLOIS457 mit der Post wol zu kommen, Vnd werdet Ihr indeßen, sonder Zweifel [vnd] vnsere antwort auff Eure SUB DATO den 9. EIUSDEM erfolgte erklerung, wie [lange] viel Zeit noch biß zu Eurer wiederkunfft von nöthen vnd [wie dieselbe] wie dieselbe [etwa] eingerichtet werden möchte, vnter dem dato den 5. Xbr.458 erhalten, beleit ein Wechsel empfangen haben; weilen aber auß obbemelten Eurem schreiben wir vermerckt, daß Euch die DESIDERIRTen zu vnsers [Sohns] geliebten Sohns (den Ihr vnsert wegen gnedig vnd vätterlich grüßen werdet) INSTRUCTION mit lit. A. B. C. D. Ihr gehörige beylage [noch nicht geschehen] von denen derselbe vnterm DATO BLOIS den 10/20 9br.459 daß [die] solche gewiße Puncte wieder zurstelle seyne meldung gethan [von] dem von Witzleben bey vberliferung INSTRUCTION nicht zugestellet worden [seyn] welches [zwar], wie [wir Euch] auß vnserm vom 7. 9br.460 zuersehen, weilen bis davon keine nachricht [geben können] gehabt, es auch nicht thun können Dieselbige vnter denen von CAEN nach PARIS vor antrettung der von daraus verrichteten Reise [nach Paris] vorhin gesendet bücher enthalten sein müsten; [welche] so man billich auf der Reise allenthalben bey sich zur nachrichtung hette behalten sollen, ohne dieselben nicht alles also EXACTE erkundiget werden mö457 458 459 460
Nr. 76. Nr. 78. Nr. 72. Nr. 69.
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ge; Als [können] weißen wir [noch] vor dißmal weiter nichts [als] denn was an vorgedachten vnsern geliebten Sohn vnd auch am 5. Xbr. geschrieben worden zu gedencken vnd wollen eure endtliche nachrichtung darvon auß PARIS erwartten Sonst im Vbrigen Eurer vns bekandten DEXTERITET nach anbefolhender maßen alles einzurichten wissen oder vns ob etwas beßers zu nutzen dem vatterland zuerkundigen. Andem geschicht vnser gefellige meinung vnd wir sind Euch p. Datum Friedenstein am 16. Decembr. Ao. 1667. An H. Lit. Fincken. *
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83. Hiob Ludolf an Herzog Friedrich: Gotha, 16./26. Dezember 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Beste Wünsche zum Jahreswechsel, Freude über den Fortgang der Reise, bittet nach der Rückkehr des Herzogs um dessen Diarium, da er selbst nicht alle Teile Frankreichs bereist hatte, der Herzog hat den Aufenthalt in Paris bis zum März gestattet, die Brüder in Tübingen sind gesund, deren Reisepläne, Grüße vom Herzog von Württemberg, Geburt des Landgrafen Ernst Ludwig.
Durchlauchtiger Hochgeborner Fürst, gnädiger Herr. Wenn mich gleich nicht E. Fürst. Gn. Hochwehrtestes gnädiges schreiben verahnlaste, deroselben mit meinem unwürdigen schreiben aufzuwarten, so erforderte solches doch meine höchste schuldigkeit, zumahl bey gegenwärtiger freudigen Zeit, und abwechselung des Jahres, da ein freund gegen den andern, und ein Diener gegen seinen Herrn seine freud und dienstschuldigstes gemüth, durch geziemende glückwünsche ablegt. Die von E. Fürst. Gn. verspürte hohe Hulde v. gnade, die underth. ehrerbietung so ich deroselben zuerzeigen pflichtig und verbunden, erwecken in mir eine hertzinnigliche freude, so oft ich von deroselben wohlergehen, und glücklichen fortgang dero Reyse gründliche nachricht vernehme, wie mich denn sonderlich vergnügt der schöne TOUR, welchen Sie von BOURDEAUX aus mitten durch Franckreich gethan ich bin nur durch die eusersten Landschaften von Franckreich gereist, habe von BOURDEAUX meinen weg auf AGEN und TOULOUSE genommen, und also fort durch LANGUEDOCQ und PROVENCE, werde also E. F. Gn. nach dero Wiederkunft umb dero Reyse DIARIUM ersuchen, und also mit demselben alle Reysen durch Franckreich zu haben, das meinige solcher gestalt zuergänzen. Dero Herrn Vaters F. Dh. haben sich vernehmen laßen, daß Sie E. F. Gn. biß in den MARTIUM zu Pariß laßen
Hiob Ludolf an Herzog Friedrich
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wolten, ist auch aldann die anmuhtigste lieblichste und gesundeste Zeit ferner zureysen. Worauf Sie aber dero weg zunehmen sollen, haben Sie sich noch nicht heraus gelaßen, vermuhtlich vorhero zusehen, wie sich so wohl dero eigen, als E. F. Gn. gesundheit und zustand veranlaßen werde, und wie die SPESEN lauffen. ǀǀ Dahero E. F. Gn. zeitigen anregung würden zuthun haben, und zugleich jederzeit mit beyfügung unvorgreif. Vorschläge, So will ich die RESOLUTION meines Orths willigst erinnern helffen. Dero Herrn Brüder F. Gn. Gn.461 habe ich zu Tübingen in gar gutem Zustand angetroffen. H. Bernhard ist von seiner beschwerung des Hauptwehes auch lieberirt gewesen, und haben Sie im übrigen in ihren STUDIEN und EXERCITIEN dergestalt das ihrige gethan, daß ich nichts anders als ein gegründetes gutes Zeugniß zurückbringen können. Der Hertzog von Würtenberg462 selbst, und dero beyde Printzen463 (welche sämbtlich E. F. Gn. sich sehr wohl erinnert, und nechst erfreulichen andencken deroselbst ihren freund. gruß mit gelegenheit zuüberschreiben befohlen haben) ihnen ihres tugendhaften Verhaltens halben ein gut Zeugniß gegeben, dergleichen der Oberhofmeister und die PROFESSORES auch gethan. Welches auch daß sie sich der aufwendung halber in den vorgeschriebenen schrancken halten, meinen gndsten. Herrn wohl Es hat sich sonst S. F. Dh. im DISCOURS vernehmen laßen, wie sie von Tübingen aus künftigen Sommer eine Reyse an die Donaw und so fort hinunder nach Wien thun solten, daselbst sie den Winter über zuverbleiben, und so dann übers Jahr nach Hauß zu kehren hetten. Ich habe aber vermerckt daß sie gerne eine Reyse auf MONTPELIER oder GENEVE vorher thun möchten, welches nun RESOLVIRT werden möchte, wird die Zeit geben. Die frölikeit die wir gestern bey Hof gehabt würd E. F. Gn. zweiffels ohne durch andere schreiben kund wor- ǀǀ den seyn, in dem der liebe Gott dero Fr. Schwester, der Fr. Landgräfin F. Dh.464 mit einem jungen Herrlein erfreuet, darzu E. F. Gn. neben andern hohen gevattern auch bey der tauffe ein REPRAESENTIREN werden, hat den nahmen Ernst Ludwig465 bekommen. Wegen eilfertigkeit der tauffe ist von fremden niemand bey dem ACTU gewesen. Under wehrenden GRATULATIONEN, in dem dero jungern Herrn Brüder im Vorgemach gestanden, hat uns H. Ernstgen wohl lachend gemacht, welcher erzehlet, wie man ihm frühmorgens gesagt, daß die Fr. Schwester ins Kindbett kommen, hette er sich so sehr gewundert, wie doch die post und das Kindgen selbst von Darmstadt so geschwinde herkommen (meinend vielleicht es sey IMMEDIATE aus dem PARADIS kommen, denn er die Fr. Schwester täglich in der Kirchen und betstunden neben sich gesehen) nachgehends aber hette man ihm berichtet, daß es hier geboren worden, darüber er sich denn nicht mehr gewundert. Sonsten ist hier 461 462 463 464 465
Albrecht und Bernhard, vgl. Anm. 32. Eberhard III., vgl. Anm. 357. Friedrich Karl (1652–1698) und Wilhelm Ludwig (1647–1677) Prinzen von Württemberg. Elisabeth Dorothea, vgl. Anm. 68. Ernst Ludwig (1667–1739), Landgraf von Hessen-Darmstadt.
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zu lande keine Veränderung, als daß es sich zu einer grimmigen Kälte anläst, Schließe derowegen mit dem underth. wunsch, daß E. F. Gn. dieses jahr glücklich schließen, das neue frölich anfangen, dero reyse mit gutem Vergnügen fortsetzen, sich darbey in allen Fürst. QUALITETEN mehr und mehr PERFECTIONIREN, und also mit erreichung dero löblichen Zwecks mit guter gesundheit zu rechter Zeit wieder bey uns anlangen mögen derselbe zu solchem Ende Gottes gewaltigen schutz v. schirm der Heil. Engel, mich aber der beharlichen Fürst. Hulde v. gn. empfehlend. DATUM Gotha den 16/26 DECEMB. 1667. Ewrer Fürst. Gn. underthaniger treuwilligster Diener Hiob Ludolf P.S. Ich habe bald vergeßen, eines kurtzweiligen Mannes von Straßburg zugedencken, welcher bey dem Hertzog von Würtenberg mit an der tafel saß, und als E. F. Gn. gesundheit mir gebracht wurde, sagte: Er kente E. F. Gn. auch gar wohl, er were der Großhofmeister auf dem , solte deroselben seine Dienste vermelden. Aus seinen DISCOURSEN konte ich mercken, daß er ein MEDIORES were. *
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84. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Friedenstein 16. Dezember 1667 (st. v.), Eingang: Paris, 1. Januar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Erhalt des Schreibens, Empfang Witzlebens in Gotha, Besuche der Landgrafen von HessenHomburg auf dem Friedenstein, Geburt des Landgrafen Ernst Ludwig von Hessen-Darmstadt, übermittelt unterschiedliche Grüße.
Durchlauchtigster Fürst, gnster. Herr, Er. Durch: gnste schreiben vom 5/15 9br wie auch 26 9br./6 xbr. auß BLOIS466 hab ich mit freudigem gemüth und schuldigstem RESPECT erhalten, darauß dero beständige gesundheit, wie auch zum theils glückliche, theils unglückliche reiße, gewißer maßen erfreulich und mitleidentlich ersehen, will nicht zweifeln Gott werde alles zu dem ende habe geschehen laßen, damit sein H. Nahme dadurch geehret, Er. Durch. aufnehmen ins künftige befordert, und der nächste dardurch 466
Beide Schreiben sind nicht vorhanden.
Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich
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gebeßert werde, Wer mir auch von Hertzen leid, wann Er. Durch. vielleucht durch mich weren versuchet worden zu TOURS AU BON CONFEIT, einzukehren, weil ich vernehme das die leute darinnen so leicht fertig wären gewesen seyn, maßen ich mit wahrheit sagen kann, das ich von mir mangels etwas leichtfertiges gesehen noch gehört habe, als eine Frau die von TOUARS war, die kam mir verdächtig vor, die ubrigen waren gar bescheiden und höflich, wie auch die wirtin selbst, die tochter hab ich nicht gesehen, Das Er. Durch. gnst. zu wißen begehren, wie ich bey meiner ankunfft hier were empfangen worden, kan ich nicht anders berichten, als gar gnst. so wohl von m. gnsten. H. als auch Ihr. Durch. der Hertzogin, ist ǀǀ auch von m. gnsten. H. wegen unßer RENCONTRE nichts mehr erwehnet worden, als das Ihre Durch. in denen gnd. anmercken freuden,467 das unßere verzögerung zu Darmstadt wohl mehren theils ursach darin gewesen were, (aber mann pflecht zusagen der [G] todt will eine ursach haben) was ich aber beschuldiget worden ist mehrentheils von gemeinen Dienern und leuten geschehen, Wie ich verstehe, so soll m. gnster H. gesonnen seyn, zu vergönnen, das Er. Durch. Ihren Heraußweg, gönnets Gott, durch Italien nehmen möchten. Sonst haben wir eine Zeit her guten zuspruch von pfremder Herrschafft gehabt, in dem die 3 Hn. brüder die Hn. Landgr. von Homburg468 nacheinander hier gewesen und der ältere seine gemahlin469 mit 2 Fr. Töchtern470 hier hatte, daruber die älteste tous les Anges en ciel, an schonheit übertraff, gestern früh um 4 uhr stellte sich auch unangemeldet der H. Landgraff Ernst Ludwig von Darmstadt471 hier ein durch deßen glück. ankunfft männiglich erfreuet werde, und weil Es hieß her keines glaubens gelebet, wurde Er noch denselben tage nach gehaltener tauffpredig zur heil. tauffe gebracht und darauß durch m. gnsten. H. der Hertzogin, Hertzog Friedrichen an Er. Durch. Stadt, und Fr. Dorotheen Marien gehalten, der pathen und sonsten 25, wie beyliegend zu ersehen.472 Die Frau Landgräffin473 wie auch unßer gnste. Herr hochst ǀǀ allerseits befinden sich Gott sey danck, noch wohl auff, außer Hertzog Christian, welcher das rotlaufen, wie neulichst unterthanigste meldung geschehen, an einem schenckel bekommen, und noch daran lam liegt, ist beßer, sich auch die H. räthe und alle so Er. Durch. gnst. zu grüßen befohlen, unterthanigst bedancken und dero behorlichen danck hin-
467 468 469 470
471 472 473
Teilweise im Falz verdeckt, Lesung unsicher. Wilhelm Christoph (1625–1681), Georg Christian (1626–1686) und Friedrich II. (1633–1708), Prinzen von Hessen-Homburg. Wilhelm Christoph war in zweiter Ehe verm. mit Anna Elisabeth (1624–1688), Herzogin von Sachsen-Lauenburg. Christine Wilhelmine (1653–1722) und Magdalene Sophie (1660–1720), Landgräfinnen von Hessen-Homburg, beide entstammten der ersten Ehe mit Sophia Eleonore (1634–1663), Landgräfin von Hessen-Darmstadt. Ernst Ludwig, vgl. Anm. 465. Liste der Taufpaten liegt dem Brief bei, hier nicht transkribiert. Elisabeth Dorothea, vgl. Anm. 68.
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wiederum RECOMMENDIRen, auch leßt [sich] der lehn SECRETARIUS474 Er. Durch. seine unterthänigste DEVOTION vermelden, und berichtet das H. Doctor Gruchel475 Er. Durch. Seine unterth. und gehorsamste Dienste vermelden ließ, Wunschete von Hertzen, das es deroselben allezeit wohl ergehen, und Sie balden wieder zurückkommen möchten, Welches ich gleichfals wüntsche und dero beharlichen Gnade empfehlung Göttlicher gnaden beschirmung mich unterthänigst RECOMMENDIRe verharrend Er. Fürst. Durch. unterthänigster und treu=schuldigster Hanns Heinrich von Witzleben Friedenstein den 16 xbr. 1667. *
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85. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 20./30. Dezember 1667 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 363r–364v, eigenh. Ausf. Glückwunsch zum Geburtstag, ausführliche kindliche Devotion, Reise von Blois nach Paris, Quartier, Equipage, noch keine Audienz bei Turenne, versucht sich nach Möglichkeit an das Incognito zu halten, höhere Kosten für Kutsche und Pferde, Überlegung diese nach der Abreise aus Paris nach Gotha zu senden, Annehmung eines deutschen Lakaien, Nachrichten, Pfalzgraf von Birkenfeld hatte Audienz beim König, übernimmt das Elsässische Regiment, er habe demselben aufgewartet.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Obwohlen die bishero in diesen landen geführte reyse mich unglückselig macht daß wegen bey itziger Zeit deroselben einfallenden gebuhrtstage und antretung eines neuen jahrs, ich meinen Kindlich wohlmeinen glückwunsch persohnlich bey Ew. Gnd. nicht ablegen kann, So hatt doch solche meine abwesenheit mich nicht abhalten können daß meine Kindliche schuldigkeit und gebührende anwünschung zu dero anitzo neuangetretenen geburts= und Neujahrstage ich nicht durch diese wenigen Zeilen verrichtet hätte. Wünsche also von grund meines hertzens daß der allerhöchste gleich weilen Er mich und alle meine geschwister mitt dero bis hiehero liehene beständige gesundheit und gnadige erhaltung zum hochsten erfreuet, das derselbe also das nunmehro durch gottes beystand hingebrachte 66 Jahr glücklich hinlegen und das 67. Jahr vergnüglich antreten könne. Also wolle Er 474 475
Veit Ludwig Hückell, sachsen-gothaischer Lehnsekretär. Nicht identifiziert.
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mir und allen meinen geschwistern nebenst dem gantzen land die gnade noch ferner erweisen und Ew. Gnd. noch ferner bey allem selbst erwünschtem wohlergehen, und langwirigen gesundheit erhalten, damitt wir noch öfftern daß glück haben Ew. Gnd. zu dero glücklich antretenden gebuhrtstag und neujahrstage aus grund des Hertzens glückwünschen können, Er wolle zu dero regirung dergestalt sein Vatterliches gedeyhen verleihen, damitt Sie mitt glücklichen fortgang dero Christfürstlichen Verordnungen So wohl in geist alß weltlichen Sachen in dero landen zum hochsten erfreuet werden. Er Wolle alle dero Vornehmen und CONSILLIA einen solchen erfreulichen ausschlag nehmen laßen damitt zu forders Gottes, befordert, land und leu= the einen großen nutz darvon schöpffen Ew. Gnd. aber einen Unsterblichen Nahmen und Ruhm darvon erlangen mögen, Er wolle die gemuther aller ihrer unterthanen dahin lencken damitt mitt großem eyfer und hertzens begierde Sie, dero wohlmeinende und rechte landes Vatterliche Verordnungen und anstalten, vornehmlicher aber was zu erlang- und beforderung des wahren Christenthumbs mitt großer Sorge und arbeit angestellet worden, nachleben, und hierinnen sich als rechte treue, und gehorsame unterthanen und landes Kinder erweisen, auch Ew. Gnd. mitt ihrer treuen Folgen und gehorsam hochlichen begluckseliget und erfreuet werden mögen. Ich an meinen wenigen orthe wolte hiernechst gerne zu bezeigung meiner uber Ew. Gnd. glücklich erlebten, geburths und Neujahrs tage, geschafften inniglichen Hertzensfreude, und treuen gehorsam, wie bishero geschehen, also auch vor dieses mahl ein geringes PRESENT in tieffster demuth überreichet haben. Dieweil aber mich hiervon meine itzige abwesenheit wie wohl ungerne abhelt zu dem mir auch wohl bekant daß deroselben ein geschenck vor So viel 100 nicht so angenehm als wenn deroselben ich mein treues Kindgehorsames gemuth an tag gebe, Habe mich derohalben erkühnet hiermitt deroselben ein Hertz, von lauter Kindlicher liebe, treu, gehorsam und tieffer demuth brennend OFFERIREN und uberreichen wollen, mitt Kindlicher bitte Solches als ein geschenck eines treuen aufrigtigen Kindes und vornehmbsten stückes seines wesen, gnadig anzunehmen und darmitt nach dero Vatterlichen willen zu handeln und zuthun, Ubergebe über dieses auch alle meinen Willen, Wunsche und begehren, eintzig und alleine zu Dero Vätterlichen Willen und gnädigen DISPOSITION, mitt Kindgehorsamer Versicherung daß ohne den Vatterlichen befehl und gnädigen Willen nichts vornehmen werde es möge mir auch so leit und angenehme seyn: Was nechst diesem meine reyse von BLOIS bis hieher anlanget so wollen Ew. Gnd. Sich gnädig berichten laßen wie daß ich, nach dem ich mich einen volligen monat Ew. Gnd. gnädigen befehl nach aldar aufgehalten. Den 7. Xbr. von dar, mehrer Sicherheit (weil auf den Weg von ORLEANS bis PARIS, darauf Mann denn von BLOIS zu kommen muß, sehr viel ROTERIEN vorgehen.) habe die post genommen und alhier den 9 Xbr. glucklich und Wohl angelanget. Bald nach meiner ankunfft habe ich mich in 1 Kost nicht weit vom LOUVRE begeben, auch bis dato noch stetig mitt der EQVIPAGE zu thun gehabt, Welches auch mich verhin-
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dert Mr. MARECHAL DE TURENNE476 zu zusprechen und Ew. Gnd. schreiben zuüberliefern Welches aber doch mitt ehestem geschehen wird, Werde mich aber doch so viel als möglich dem vorgeschriebenen befehl nach INCOGNITO halten und dergestalt zu MENAGIREN daß über Ew. Gnd. vorhergemachten uberschlag oder DEPUTAT nicht kommen möge wie wohl unmoglich gewesen eine gutschen So ich als ein graff alhier gebrauchen und vor die leuthe sehen laßen könte, geringer nicht als 1.250 L. habe haben konnen, die Pferde Sind auch sehr teuer denn mann eine bahr unter 300 thr. wohl Schwerlich haben kann, iedoch ist uns verwißert worden, daß so wohl die gutschen, so mann solche nicht in teutschen schicken wolten, welche aber doch wegen ihrer güthe und schönen arbeit Und angewandten geldes wohl werth were daß mann Sich solcher in Teutschland gebrauchte, Als auch die Pferdte umb ihres geldes wenn mann ihrer nicht mehr von nöthen in deßen aber wohl gewarttet würden, wieder loß werden könte, Habe auch in deßen einen teutschen Laqveyen unserer RELIGION angenommen Vergangenen Sontag hatt der Konig eben am H. Christag aus Engelland schreiben bekommen Worinnen ihm vom Konig von Engelland zu wißen gethan worden Daß Er wegen INTERESSE seines Konigreichs die Spanische partey nicht QVITIREN könten sondern were verbunden, anitzo Spanien in den Niederlanden beyzustehen, Welches auch zu gleichen Zeit von Holland durch ihren RESIDENTEN geschehen ist, darüber der Konig so PERPLEX worden, daß Er sobald nach der tafel mitt den Mr. MARECHAL TURENNE naher VERSAILLES gereiset und aldar die gantze wochen aldar mitt ihm zubracht, und weill Er gestern wieder kommen, So redet mann alhier gar starck vom frieden, Es ist auch vergangene Woche Pfaltzgraf Christian von Birkenfeld477 anhero kommen und alsobald AUDIENTZ beym Konig gehabt, der Konig hatt ihm das Elsaßische Regiment So der Elteste Graff von Naßau Sarbrück478 gehabt gegeben, ich habe weill Er erfahren daß ich hier sey nicht unterlaßen können ihm ohnlengst aufzuwartten Welcher Sich auch deroselben dienstlich empfehlet, anitzo ist beym regiment welchen Er vorgestellet wird, Er wird aber innerhalb weniger tagen wieder an hero kommen und gleich fortt wieder naher Teutschland gehen. Uber dieses sage deroselben Kindgehorsamen danck vor die große unvermuthete gnade in dem Sie mir durch Mr. Finckens brieffs [gnadig] 100 thr. über die Schon vor 3 monat mir gnädig verehrte 100. gnadig zuendbiethen laßen, ich werde mich äußerst bemühen solche erwiesene hohe gnade mitt Meinen Kindlichen gehorsam wiederumb zuersetzen. Wormitt ich denn Ew. Gnd. in den Schutz des hochsten mich aber zu dero beharlichen gnade empfehle wie ich denn bis in mein grab verbleiben werde Ew. Gnd. Kindgehorsamer sohn Friederich HZS. 476 477 478
Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 52. Christian II., vgl. Anm. 311. Johann Ludwig, vgl. Anm. 153.
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86. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 20./30. Dezember 1667, Eingang: Gotha, 3. Januar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 361r–361v, 366r, eigenh. Ausf. Erhalt des Schreibens, Finck hat eine Beschreibung der durchreisten Provinzen aufgesetzt, Punkte die Politik und das Militär betreffend sind ihm teilweise in Französisch diktiert worden, muss noch übersetzt werden, Nachrichten über die Kommission der Maîtres des Requetes, medizinisches Experiment.
Eyligst Paris den 20ten/30ten 10br. 1667. PRESENT. am 3. Jan. 1668.479 Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Fürst vndt Herr, 1. E. Durch. gnädigstes wiederantworth Schreiben auf meines vom 9ten 9br.480 ist mier vnter dero DATO den 5ten 10br.481 vorgestern mitwochs alhier in Paris zurecht eingehändiget worden, auß welchem vnterthst. ersehen, was E. Durch. wegen des angeführten Reyse=Zwecks, wie auch der bishero geführten CONDUIT deroselben vnd nechst künfftiger weiterer anstalt gnädigst gefälligen wollen, 2. Demnach auch E. Durch. gnädigst zuwissen begehren, was die Zeith Solches wehrenden TOURS vermög mitgegebener INSTRUCTION von Solchen dingen so zu des Vatterlands aufnehmen vnd verbesserung dienen, in THEOLOGICIS, POLITICIS, OECONOMICIS vndt MILITARIBUS angemercket worden. Darauf berichte in vnterthenigster Antworth, daß, was ich deßhalben bey den durchreisen in Guthe erfahrung bringen können, allmahl fleisigst aufgemerckt vnd solches durch eine jede Provintz insonderheit, wodurch wier gereiset sindt, beschrieben: massen Sich dessen Aufsatz in die 14. bogen erstrecket:482 3. Was ich auch sonsten, zum theil von dem Politischen Regiment, auch dem Militarischen GOUUERNEMENT nachgefraget, ist mier solches stück=weis, in frantzösischer Sprache DICTIRet vndt von Staats=Verstendigen Leuthen COMMUNICIret worden welches zu seiner Zeith nit allein ins Saubere zubringen sondern auch ins Teutsche zuVERTIREN stehet:483 4. Zugeschweigen was ihre Fürst. G. durch dero eigene CURIOSITÄT schrifftlichen verfasset. 5. Vndt solches hath, vnverhindert der Beylagen der INSTRUCTIONS=Puncten, so zum theil voraus auf Paris geschickt gewesen, geschehen können, massen vns die MATERIEN meistentheils bekant geweßen, darnach nachfrage geschehen sollen, 479 480 481 482 483
Von anderer Hand auf dem oberen Blattrand vermerkt. Nr. 71. Nr. 78. Vgl. die Beschreibung der französischen Provinzen durch Anton Finck in Band 2, II. 7. Vgl. die Texte in Band 2.
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6. Deß Königs VISITATIONS=Werck vnd REFORMATIONEN in allen Seinen gerichten, davon CHARLES DE ST. GERMAIN CONSEILLR. MEDECIN gedacht, achte ich, daß Solches die E. Durch. bewuste COMMISSION der MAISTRES DES REQUESTES seyn:484 7. Solche COMMISSION vermittelß eines GRAND JOURS in den Provintzien v. vor diesem als ietzo eifriger gepflogen worden, ist wegen des vorgefallenen Kriegs, nit mehro so Scharff; vndt ist dieses durchgehendts im Königreich EXECUTIRT worden, daß der alte Adel von denen So neulicher Zeith darzu kommen DISTINGUIRT vnd diese, so ROTURIERS genendt werden, Zins vnd geschoß bezahlen vnd den gemeinen vnterthanen gleich sein müssen: Welches dan manchen Schwer gefallen Seinen Adel zu probiren, hergegen sind die König. gefälle, durch eine so große Zulage dieser CONTRIBUENTEN mercklich ersteigert worden. Auch ist durchgehends ein EXAMEN aller König. finantz=verwalter vndt Pacht=beständen, so PARTISANS genendt werden, angestelt gewesen: Da man nit allein den DENUNCIANTEN Solcher leuthen ein groses PRÆMIUM vorgesetzt sondern auch einer durch den andern verrathen worden; welcher verbrechen endlich die JUSTITZ taxirt, aber auf keine andere, alß Gelt=straff auß geloffen. Da mancher vmb hab vnd guth kommen. Deren sind etliche alhier in Paris befunden worden, so von geringen ankommen, vndt ihre mittel von wenigen iahren hero in die 10. bis 14. MILLIONEN durch erhandlung der TAILLEN vnd FERMEN an Sich gebracht, denen iedoch der Konig den 1/10 oder 1/14 theil deren vermögen gelassen. Wie Sie aber solches erwerben vnd wieder verlieren können, hab ich alles fleisig zu papier gebracht vnd werde zu seiner Zeith davon, neben andern vnterthenigste RELATION erstatten. 8. Eß ist alhier eine neue arth die PATIENTEN zu curiren erfunden [wor] vnd ist Ihrer Furst. G. von einem vornehmen MEDICO, PASCAL genant, offerirt worden, dieselbe künfftige woche in einer behausung eines MAISTRES DE REQVETES darzu zufuhren, nemlich man lesset einen Menschen soviel bluth laufen, biß er schier ohnmächtig wirdt, alß dan applicirt man ihme Kalbs=bluth an die Statt, wo von Er genesen soll, wiewohl wier Solches vor diesem zu CAEN im Truck gesehen aber von den meisten nicht geglaubt werden wollen, wirdt jedoch alhie viel drauf gehalten vnd stehet das Experiment, so wier sehen werden zuberichten. 9. Obgedachter MEDICUS ist ein gelehrter Man, wan die PUNCTA, So H. D. Weitzen gegeben worden, anhero geschickt werden könten, hoffte ich daß Sie der gedachte MEDICUS RESOLVIRen solte. D. PATINUS,485 MEDICUS CELEBERR. EXULIrt ietzo wegen eines SCRIPTI SATYRIA: 10. Was E. Durch. wegen der Wexel=geldern, vndt des SECRETARII Backofen schließlichen befehlen, wollen dieselbe Sich gnedigst REFERIREN lassen, waß an 484 485
Vgl. die Übersetzung der Instruktion für die Maîtres des Requetes in Band 2, II. 6. Guy Patin (1601–1670), französischer Mediziner, Autor.
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Herrn Rentmeistern Breithaupten ich hiemit neben andern PARTICULARITÄTen berichte. Thue im vbrigen zu E. Durch. gnädigsten Hulden mich vnterthänigst empfehlen E. Durch. Vnterthänigster Pflichtverbundenster Diener Anthon Fincke PS. Sobalt I. F. G. dero erste visite an Mr. TURENNE vnd den Hof abgelegt haben, werde Mier angelegen sein lassen, den hiesigen STATUM zu INDAGIREN, vndt die INSTRUCTIONS=PUNCTA weiter RESOLVIREN zulassen. *
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87. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 26. Dezember 1667/ 5. Januar 1668. LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 376r–377v, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, wegen Einrichtung der Suite, Beschaffung der Kutsche etc. bisher wenig Kontakte, hofft durch Vermittlung Turennes dem König bald incognito aufzuwarten, Rückreise für Anfang März geplant, ausführliche Begründung für die Rückreise über Norditalien.
PARIS den 26. Xbr. 1667./5. JANU: 1668. Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst, Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Aus dero ohnlangst vom 5. DECEMBR. gnädig an mich abgelaßenen handschreiben486 habe dero gnädige meinung wegen meines künfftig von hier anstellenden aufbruchs in Kindlichen RESPECT ersehen. Wie daß dero gnädiger befehl deswegen dahin gehet daß weill an hiesigem Hof doch nichts zuSOLICITIREN sey, auch der INSTRUCTIONS PUNCTEN so alhier zu verrichten weren ebensoviel nicht seyn, auch mich schon an den orth begeben wo mann den rechten Kern der sachen erfahren könte, ich mich von hier auf künfftiges frühe jahr von hierher und auf die Zurückreise begeben solte. Weswegen Ew. Gnd. ich Kindgehorsamlich berichte deß wegen bisheriger Festiviten, auch stetiger bemühung meiner sachen alhier ein wenig einzurichten, sowohl in beziehung eines Hauses, als auch annehmung der diener (als eines teutschen Laqveyens PAGEN und gutscher) wie auch erkaufung gutschen und Pferden, noch zue Zeit mitt leuthen noch wenig habe bekant können werden, und also auf denen PUNCTEN nach Wundsch nicht hatt gearbeitet werden können. Nunmehro aber, da sol486
Nr. 77.
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ches gottlob alles meistlich zum stande und also verhoffe bald durch Mr. TURENNENS ansuchung Ihr Mast. dem Konig INCOGNITO aufzuwartten, und nachgehends keinen eintzigen tag noch stunde werde hingehen laßen, da an denen aufgetragenen PUNCTEN so viel als möglich nicht solte gearbeitet werden, verhoffe ich alle sachen dergestalt einzurichten daß ich, dero gnädigen befehl strickte nachzukommen mich, wonicht zu Ende des FEBRUARII iedoch zu anfang des MARTII von hier weg und auf die Zurückreise begeben werde. Wenn denn nun zu Werckstellung deßen vornemblich dahin zugedencken, welcher orthen die Zurückreyse am füglichsten und nützlichsten gerichtet werden kann, Als habe, damit nicht wegen ermangelung gnädiger RESOLUTION ich länger hier aufgehalten würde, mein Kindgehorsames iedoch unmaßgebliches bedencken mitt demüthiger bitte solches in keine ungnade aufzunehmen deroselben an tag geben wollen, Wie daß, maßen dem Schon Ew. Gnd. aus meinem ohnlanst an dieselbe Kindgehorsames abgegebenes schreiben, zur genüge werden ersehen haben, Die Englische reyse sowohl wegen im frühe jahr gewöhnlichen ungewitters zur Sehe, als auch bey itzigen Kriegsunruhen und im Konigreich selbst zerritteten zu standes so wohl gefährlich als unnützlich were, Der Weg durch die Spanische und Hollandische Niederlande wegen der aldar stehenden Koniglichen ARMEE und schon aldar angefangenen Krieges ohne große gefahr nicht wohl zu nehmen ist, die PASSAGE durch die lothringische länder wegen der hin und wieder Streiffenden parteyen so unsicher gemacht werden, daß Sich kein Kaufman kaum getrauet das geringste PAQVET sicher durch zubringen, In BURGUND und FRANCHE COMTE ist es gleichergestald weniger sicher als in Lothringen und denen Niederlanden, maßen denn PRINTZ CONDE487 schon bey die 5 wochen In dem FRANCOIschen BURGUND Volcker gemustert und zusammen gezogen welches auch in denen Spanischen gleichergestalt geschiehet, Durch die Schweitz umb selbige Zeit des MARTII were Es gleicher gestalt sehr gefehrlich durch zu kommen Weill theils die meisten ör= ther von der pest INFICIRET, und mann leichtlich einen scheu und unglück haben könte theils auch die berge noch umb selbe Zeit des jahrs mitt schnee angefullet, daß also diese PASSAGE auch versperrt zu seyn scheinet. Weill dann nun die PASSAGE durch itzbemelte örther nicht thunlich PROVENCE aber eine von den CONSIDERABLESTen PROVINTCIN in Franckreich mitt ist, in welcher mann viele ANTIQVITÄTEN und sonderliche OECONOMICA sehend und erfahren kann; auch der TOUR in PROVENCE sich über 14 tage sich nicht verziehet. Wie auch darneben Mr. Prischenck488 onlangst vertröstung gethan, daß Ew. Gnd. nicht übel aufnehmen würden, wann bey deroselben, anstadt des Engelischen und Hollandischen TOURS, meinen Weg zurück durch die LOMBARDIA über VENEDIG zu nehmen, Kindgehorsamlich auf 487 488
Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 169. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 71.
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mögte, und mir indeßen ein anderer Weg ohne den INFICIRTEN Schweitz anhier gegeben worden, wenn mann nemblich von Ende der PROVENCE über TURIN durch die LOMBARDI und alsofort auf VENEDIG naher Hauß zu gehen wolte. Welcher Weg auch Mr. FINCKEN wohl bekant und nicht weitleufftiger als der aus PROVENCE zurück über LYON und GENEVE, durch die Schweitz naher Teutschland gehalten wird. Als gelanget an Ew. Gnd. meine Kindgehorsame bitte mir gnädig zuerlauben, daß letzerwehnter masse, meine Zurückreyse über ein stück von ITALIEN eingerichtet und also von dem stadt der daselbst befindlichen Fursten und REPUBLIQVEN deren landen ich etwar berühren mögte ein mehres zuerlernen und mich mehr zu PERFECTIONIREN gelegenheit haben könte. Nach erhaltung solcher gnädigen erlaubnüß werde ich dahin trachten wie ich die neu angenommene Leuthe zu rechter Zeit von mir laße und meine sachen also einrichte, damit die unkosten alhier zu PARIS so viel möglich verkürtzet und die rückreise dergestalt beschleinet werde, Damit kunfftigen MAII Gott gebe glucklich, ich meine reyse vollbracht und Ew. Gnd. gegenwärttig meine Kindliche RESPECT und gehorsam bezeigen könne. Wormitt dieselbe in den Schutz des allerhöchsten empfehle mitt Kindgehorsame bitte dieses mein Kindgehorsames begehren nicht in ungnade zu vermercken sondern mich noch ferner, wie ich bishero wie wohl ein Verdienst verspuhret, mitt dero Vatterlichen hulde Würdigen, und Sich gnadig versichert halte, daß gleich wie mitt dem munde also auch Hertzen und der that sey und verbleiben wird. Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS
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Briefe
88. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 28. Dezember 1667 (st. v.), Eingang: Paris, 14. Januar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Wünsche zum Jahreswechsel, Erhalt des Schreibens, Erstattung der Verluste, Besoldung des Kammerdieners, Bitte um Verzeichnis der zu kauffenden Bücher, für die Übungen im Ballhaus hätte der Herzog gern einen Vorschlag seines Sohnes gehabt, das könne noch erfolgen.
Durchleuchtiger, Hochgebohrner gnädiger Fürst vnnd Herr Gleich wie ich zu der vnendlichen barmhertzigkeit Gottes das feste vertrawen habe, selbige werden den außgang dieses jahrs E. F. Gn. bey gesunden v. gesegneten F. Wohlstande erleben laßen, gestald wie denn auch darumb instandig gesuchet v. gebeten: Allso wünsche von Hertzensgrunde, daß auch mit ebenmeßiger gnade, der anfang, mittell v. ende des bevorstehenden, v. noch viel folgender jahre E. F. Gn. wollen, gestald denn an inniglichem seuffzen v. flehen ich nicht erlaßen werde, dergleichen v. waß E. F. Gn. sonsten zu allem Seelen v. leibes Wohlstande, sambt aller selbst erwünschter F. prosperitet nötig, zu erbitten, vnnd vom lieben Gott zu erhalten. Vnnd wie die vergangene Zeit bißher E. F. Gn. sonderbahr vnverdienten gnade ich in viel wegen erfreulich verspüret, also bitte ich gantz vnterthenig, dieselbe wolle auch solche ins künftig gegen mich v. die meinige scheinen laßen, v. sich hingegen aller Treuen bestendigen Diensten versichern. Hiernechst berichte ich vnterthenig, daß E. F. Gn. ǀǀ gnädiges Handbrieflein vom 26. NOV./ 6. Xbr. auß BLOIS ich erfreulich erhalten, zweifele auch nicht E. F. Gn. werden inmittels das meinige, worinnen ich vermeldet das E. F. Gn. noch 100: Rthlr. wegen dero Verlusts von dem Hochgeehrten Herrn Vatters Gn. wie auch dem Cammerdiener Hanßen zu deßen jährlicher besoldung 60: Rthlr. verwilliget worden. Wegen erkauffung nötiger bücher, das sie von dergleichen begeheren ein Verzeichnüß zue COMMUNICIREN, da denn ein erlaub solche zue erlangen, v. vor sich zue behalten, ein mangell erscheinen würde Wie nun im DESIDERIRTEN verlangen zum Balhauses EXERCITION dero Hochgeehrter Herr Vatters Gn. nicht abgeschlagen, also hätten sie gern gesehen wenn dißfals ein Vorschlag were eröfnet worden, welches dann bey nechster gelegenheit noch geschehen könnte, inmittels mann doch der notturft von den Reise geldern sich zu erholen hat. ǀǀ Sonst befinden sich des Herrn Vatters vnnd Fr. Mutter Gnd. wie auch sambtliche F. geschwister sonderlich auch die Frau Landgräffin nebst ihrem jungen printzen, v. H. Landgraff Ludwigs F. Durch. alhier noch alle bey gesunden v. gesegneten Fürst. Wohlstande, bey dergleichen denn nicht allein selbige sambtliche, sondern auch E. F. Gn. der treue liebe Gott in aller gnade noch lange bestendig erhalten wolle, wie ich denn iederzeit vnaußgesetzt verharren werde.
Herzog Ernst an Anton Finck
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E. F. Gn. treuer v. gehorsamer Diener Joh. Breithaupt Friedenstein 28: Xbr. 1667. *
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89. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 30. Dezember 1667 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 379r–380v, Konzept, Kanzleihand. Empfang des Schreibens, Zufriedenheit mit den gemachten Anstalten, Anschaffung der Kutsche und Pferde in Fincks Hände gegeben, wegen der Ansprüche Herzog Bernhards wäre bei Turenne eine gewöhnliche Audienz zu nehmen, die Jülische Sache solle vorsichtig vorgebracht werden, erwartet Nachricht von den Ergebnissen, Frage nach den pfalz-neuburgischen, kurbrandenburgischen und kursächsischen Residenten in Paris.
EHZS Hochgelahrter lieber getreuer, Auß Eurem vom 13/23 dieses489 abgelaßenen vnterthenigsten bericht [aus Paris] haben wir vernommen, wie v. Ihr neben vnserm geliebten Sohn (dem Ihr vnsern gnadigen vnd vaterlichen gruß zu vermelden) [daselbst] zu Paris angelanget, wo Ihr daß logement bestellet, vnd welcher gestalt Ihr daselbst in einem vnd andern Euch einzurichten, auch Eure ACTIONES [anzustellen willens] der [Euch] mitgegebenen INSTRUCTION vnd ihr noch befolhen worden gewest anzustellen gesonnen weret: wollen nicht zweifeln [Ihr] vnsere indeßen abgegangene antwort schreiben vom 5. vnd 16. Xbr. dieses S.V.490 auff daßienige was [Ihr] wegen deß Reise Zwecks von Euch berichtet worden [Ihr] Ihr nunmehr zu recht empfangen haben Vnd deme was wir dabey gndst. erinnert nachgelebet haben werdet, so wir hiernechst zu vernehmen erwarten Vnd weilen wir außer diesen zweyen under dem 9. 9br. welches Ihr sub dato den 29. EIUSDEM empfangen zu haben selber gestanden, nichts weiters an Euch abgehen laßen, wirdt bey dem zwischen ESTAMPES vnd ORLEANS verlohren gangen Postvellisen, deßen Ihr in eingangs gedachten schreiben erwehnung gethan von Vns nichts dabey gewesen sein. Sonst [was Ihr] die zuer489 490
Nr. 81. Nr. 73 und Nr. 77.
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Briefe
kauffen vorhabende Gutsche vnd Pferdezeug betreffend, welche Ihr vff 450 thlr. [anschl] angeschlagen, weilen davon ob sie mit Sammet ausgemachet, oder wie sie sonsten beschaffen nicht gemeldet wirt, können wir davon nicht IUDICIRen, sondern laßen es Eurer guten vorsichtigkeit hingestellet welcher Ihr dann auch in alle andern vnsers geliebten Sohns Eurem vornehmen weilen Ihr nunmehro an dem ort da alles dasienige woruber die Reise angestellet ist seine vollkommenheit erreichen solle, Euch befindet mit fleiß, vnsern zu Euch habenden vertrauen nach gebrauchen vnd dabey Göttlicher Almacht vmb guthes gedeyen vnd alles wiedrige abwendung geschehe werdet. Was anlanget vnsers in Gott ruhenden hertzlieben Bruder Hertzog Bernharden,491 HZ Sachsen p hochseelig angedenckens sachen, werdet Ihr gelegenheit einer gewohnliche visite p. Hier ist der gegenvberliegende auffsatz INSERIRet worden SUB SIGNO ☉ Datum Friedenstein am 30. Xbr. 1667 An H. Lt. Fincken.
☉ Wegen der von Hertzog Bernharden S. herrührenden Franz. PRÆTENSION were zu schreiben. An H. Friedrichen, oder Lt. Finck Daß er eine gelegenheit nehmen solte bey einer gewöhnlichen VISITE bey dem H. Marechal de Tureine zugedencken, wie sich derselbe erinnern würde, was in A. 1655 bey abholung der F. Leiche zu Breisach wegen der von H. Bernharden herrührenden, und noch unerörtert hangenden wiewohl auf König. brief v. Siegel sich fendirenden PRÆTENSIONEN im nahmen [unsers] des gesambten Fürst. Hauses S. Weimar durch einen EXPRESSEN ENVOYÉ NEGOTIRT worden: Welcher gestalt auch dazumahl die sache vornehmlich darumb ersiegen blieben, weil ein Vorgeben, daß die König. Cammer von mitteln erschöpft, und derhalben beßere Zeiten zugewarten weren. Wann dann nun mehr dieselbe erfolgt, vnd das Königreich in einem FLORISANTEN STAAT als jemahl sich befünde, so hette das Haus Sachsen Weimar die confidenz geschöpft, es würden I. König. Mt. diese sache der mahleinst zu einem gewißen Zweck zu bringen sich nicht zu wieder seyn laßen, Sie hetten aber zuförderst [nach dem] zu dem H. MARCHAL habenden v. von der alten Freundschaft herrührenden Vertrauen nach, deßen SENTIMENT vernehmen, und umb guten Raht fragen wollen, Ob v. wie man diese langgewährte sache am
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Bernhard von Sachsen-Weimar, vgl. Anm. 188.
Sigmund Casimir von Lynar an Herzog Friedrich
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glücklichsten zu INCAMINIREN: v. den vormahls geschehenen contertationen nach zu guter endschaft zubringen seyn möchte. Wessen sich nun der H. MARECHAL erkläret hette Sie mit dem ehisten zu berichten, und so denn fernern verordnungen gewarten. Die Jülichsche sache betreffend, were darinne behutsam zugehen, und nur STATUM OCASSIONE bey den vornehmsten MINISTRIS so ferne zugedencken, daß diese wichtige v. hoch IMPORTIRende sache, ohngeachtet deren endigung v. erörterung im Zustand selbst RECOMMENDIRT noch nicht ausgemacht sey, obschon das Haus Sachsen zu allem RAISONNABLEN ACCOMODEMENT sich erboten. Inmittelst hetten Sie förderlichst zu berichten: Ob und wer von Churbrandenburg. v. Pfaltz Neuburg. seiten zu Pariß RESIDIRTE: auch ob itzo jemand von ChurSachsen vorhanden.
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90. Sigmund Casimir von Lynar an Herzog Friedrich: Paris, 9. Januar 1668 (st. n.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 30, fol. 292r, eigenh. Ausf. Bedankt sich für die Mitteilung und Einladung, kündigt seine Aufwartung an.
de Paris ce 9 Janv: 1668. Durchlauchtigster Fürst. Gnädigster Herr. Eur Fürst. Gnad. gnädiges hab ich sehr wohl erhalten, und darauß dero gnädigen befehl das ich mich nemblich morgen umb Sieben uhr bey Eur Fürst. Gnad. finden solle, mit mehrerm ersehen, gleich wie ich nun Schuldig befinde Eur. Fürst. Gnad. in aller unterthänigkeit iederzeit zu gehorsamen, alß will ich nicht unterlassen, dero gnädigen befehl nachzukommen und gegen dieselbe Zeit Eur Fürst. Gnad. gewiß auffzuwarten. Anlangend des wirths sein begehren, das er nemblich 40 sols mehr fordert so ist das ebendas ienige welches ich ihm gerne abziehen wolte, sehe alßowohl das Schwerlig bey ihm etwas zu erhalten, wirt alßo das beste sein das ich mich dort in der nähe umb eine CHAMBRE GARNIE umbthue, und in Eur. Fürst. Gnad. LOGIMENT zu tisch gehe, welches ich denn gleich inß werck Stellen will so bald alß mein bruder von hier wirt verreiset sein, welches denn in drey wochen auff das allerlängste geschehen wirt. In dessen Ersuche Eur Fürst. Gnad. ich unterthänigst, mir die gnade zu thun, und mit
Briefe
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dero Fürst. hohen gnade und AFFECTION mir iederzeit zugethan zuverbleiben, auch mir gnädige erlaubnuß zu geben, mich Zeit meines lebens zu nennen. Eur. Fürst. Gnad. unterthänigst gehorsambster Knecht Siegmund Casimir Graff zu Lynar. *
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91. Anton Finck wahrscheinlich an Immanuel Fend: Paris, 3. Januar 1668 (st. v.), Eingang: Gotha, 17. Januar 1668 (st. v.). LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 388r–389v, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, Überstellung der beigeschlossenen Briefe, Visite bei Turenne, der Herzog incognito beim Lever des Königs, des Herzogs Kutsche darf in den inneren Hof des Louvre einfahren, Lever beim Duc d’Orléans, erste Visite beim Maréchal Gramont, Graf von Schwarzburg, weitere Visiten werden folgen, Beginn der Unterweisung durch den Sprachmeister in der kommenden Woche, Nachrichten.
Edler Verster, Großgünstiger Hochgeehrter Herr, verehrter vndt sonder beliebter Freundt, Ich habe dessen abermahlige vnter dato Gotha den 18ten 10br.492 mir g. zugeführte Zeilen, ult. 10br. des verwichenen Jahrs, sambt denen beygeschlossenen, zurecht erhalten, undt RESPECTIVE die vbrige gebührenden orthen vberlieffert. Ihro Fürst. G. befinden Sich zuförderist, Gott lob, bey erwünschten Zustandt, vnd selbst erwehlenden leibes vnd des gemüths Zufriedenheit, der almächtige helffe ferner, daß deroselben zu allen Fürstlichen tugenden ziehlende begierden mit neuen erwünschten succes mögen beglückseeliget werden! Nachdem deroselben TRAIN vndt vnvmbgängliche EQVIPAGE, CONFORM Ihrer Durch. vnsers gnädigsten Fürsten vnd Herrn, hierüber beliebten gnädigster Verordtnung vndt anderweitigen Fürst=Vätterlichen RESOLUTION, auf was vnd wies wie Sichs dieses orths thun lassen wolle, eingerichtet worden, haben ihro Fürst. G. dem GENERAL MARSCHAL TURENNE493 den 30ten 10br. die Erste VISITE geben vnd beynebens das Fürst=Vätterliche CREDITIV, so vor langer Zeith zu einer Vorsorg voraus geschickt gewesen, vberreichet: Welches demselben sonders beliebend gewesen vnd Sichs vor eine Sonderbahre Ehr geschätzet, daß vor ihrer 492 493
Das Schreiben ist nicht vorhanden. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 52.
Anton Finck an Immanuel Fend
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Durch. vnsern gsten. Fürsten vnd Herrn, ihme die CONDUITE vber ihrer Fürst. Gnaden ENTRÉE vnd künfftiger FREQVENTIRUNG des Hoffs anvertrauet worden, vndt vndt nach Hoff geführet: zuvor aber dem König dero gnädigsten Herrn Vattern wille vndt Meinung, wie vndt welcher gestalt Sie Sich INCOGNITO zuverhalten hetten, hinterbracht, worauf ihre Fürst. Gnaden dem König bey seinem LEVÉR, oder wie mans alhier nent, des morgens beym anziehen SINE STREv PITU AULICO PRAESENTirt worden, Nachdeme Sich nun der König gegen ihro Fürst. G. gantz freundlich erwiesen vndt dero COMPLAISANCE so wohl mit worthen alß geberden zuerkennen geben, vndt nicht vnterlassen, dieselben, soviel die CURIALIA anbelanget, zum erstenmahl zufragen, alß thun ihro Fürst. G. angefangener maßen, ihrer Mayt. LEVER, alle Morgen, gleich andern Großen zu Hoff beyzuwohnen, Eß hath auch noch anheut der DUC DE ST. AIGNAN,494 der Erste Edelman nechst dem Obersten Cammerer, [anheut] alle HUISSIERS zusammen kommen lassen vnd ihm Ihro F. G. gezeiget, befehlend wan dieser gegenwertige Mr. LE CONTE DE WETTIN, nach Hof kehme, daß man ihme vnverweigert des Königs Kammer alzeit öfnen solle. So ist auch den portiers des LOUURES angesagt worden, daß ihro F. G. CAROZZE allemahl in das innerste LOUURE eingelassen vnd der MARESCHAUX auch DUCS & PAIRS CAROZZEN zugleich RESPECTirt werden solle. Den 31ten xbr. hatten ihro F. G. nechst des Königs LEVÉE, Sich vermittels vorgehung des obgedachten MARÉCHAL DE TURENNE, des Königs Bruder495 auch PRAESENTIren lassen, so dieselbe mit nicht weniger Höflichkeit, alß der König selbsten TRACTIRET. Nachmittag gaben Sie dem MARESCHAL GRAMMOND496 auch die erste VISITE, sehr wohl AD PROPOS, wobey I. F. G. der Graf von Schwartzburg497 aufgewartet. Die INSINUATION I. F. G. bey dem H. MARESCHAL DE GRAMMOND geschah vermittels eines vbrigen RECOMMENDATIONS=brief, So ihro Durch. H. H. Landgraff Ludwig zu Hessen498 p. p. zu behuf der Reiße, als wier zu Darmstatt gewesen, mitgeschicket: Welchem H. MARESCHAL auch sonders lieb zuvernehmen gewesen, Nachdeme I. F. G. demselben, die naissance des Jungen Printzen,499 so Sie eben denselben tag erfahren COMMUNICIRET. Künfftige woche werden I. F. G. die VISITE gegen andere vornehme Herren CONTINUIREN vnd zugleich bey dem vornehmen PROFESS. LINGUAE NICOLAI500 ein anfang des hiesigen Staats Erlernung, ITEM Erorterung der Fürst=Vätter. mitgegebenen puncten machen. Neues anitzo: H. MARESCH. TURENNE helt diese Woche Hochzeit mit der MARESCHALLIN 494 495 496 497 498 499 500
François Honorat de Beauvilliers, vgl. Anm. 330. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 142. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 53. Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 395. Ludwig VI., vgl. Anm. 30. Ernst Ludwig, vgl. Anm. 465. N.N. Nicolai, Sprachmeister in Paris, vorher Advokat am Parlament von Paris. Vgl. in Band 2, II. 3. Anton Finck, Beschreibung Frankreichs, 137f. und das Memorial, ebd. 42.
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wittiben DE LA MOTHE HODANCOURT,501 wiewohl man in meinung gestanden mit der Witt. von LONGUEVILLE, Schwester des Printzen DE CONDÉ.502 Es ist Ein Portug. SECRETARIUS der Königin vnterwegs, des einen König. bruders DON PIEDRO DE BRAGANZA503 ELECTION zu NOTIFICIren. Deroselben MARIAGE mit ihme, dem König zu RECOMMENDIren v. zuvernehmen wie Portugal mit Fr. aufs neue fester könte verbunden werden. Dessen RECONCILIATION mit Spanien Mr DE LIONNE504 meisterlich verhindert, wiewohl solche aufm puncte gestanden. Dannenhero Sein Sohn,505 ihme EN SOUVERAINE SUBSTITUIRT vndt mit ihme albereit vnterschreibt, gleich wie Mr TELLIERS Sohn, Mr DE LOUAY.506 Eß sol gewiß Sein, daß Mr LE DUC DE LORRAINE,507 Sich in dieser CONFUSION guth Spanisch erkläret habe vnd hoffe von dem CONTRACT entlediget zu werden, die Er hiebevor mit dem König eingangen. Man erwartet hier alle tage des Churbrand. abgesandten vnd mit deme, daß Sein PRINCIPAL den Keiser v. Spanien Seine trouppen vberlassen werde. Man trauet, vber alles verhoffen dem rheinischen Churfursten nichts sonderlichs zu. Der Printz von CONDÉ macht gar starcke PRAEPARATORIA in burgundt vndt gegen Teutschland, man helt es vor eine gar früe- zeitige CAMPAIGNE. Schweden ist gantz SUSPECT, Schweitz auch wegen der FRANCHE CONTE, nicht weniger die Hollander. Verstendige Leuthe halten davor, man werde den Konig auf einer Seithen den Ernst, auf der andern aber den Glimpf weisen vnd hoffen ihn zum friedens=Zweck zulencken. Zumahlen der Türck schier mit der Statt CANDIA fertig ist vnd so fort auf Sicilien gehen möchte. Wie ich gehöret, daß Mr DE TURENNE solches des Königs Bruder REFERIrt, daß Er deshalben aus LEVANT beglaubte brieffe vberkommen. Ihro F. G. werden dero gnädigsten Herrn Vattern Künfftige Post außführlicher Schreiben; Wie auch ich die Rechnung vnterthenigst vberschicke, was zu dero ESTAT vnumbganglich wegen Gutsche, pferden, libereyen vnd dergleichen, gestelt müssen werden, dabey verhoffentlich die MENAGE so viel alß möglich beobachtet worden. Der König ist RESOLVIRT gewest aus obigen vhrsachen wegen des Hertz. von Lothringen auf Metz zu gehen, ist aber geendert, gehet von hier den 22ten Jan. STYL. NOV. auf CHENTILLY zum Printzen von CONDÉ, 15. meil von hier, Kriegs=Rath zuhalten v. von dannen auf St. GERMAINE. Die CAMPAGNE wirdt frühzeitig. Die werbungen gehen eifrig forth. Heuthe ist ein 501
502 503 504 505 506 507
Louise de Prie (1624–1709), Gouvernante des Dauphins, verm. mit Philippe de La MotheHoudancourt (1605–1657), Maréchal de France. Bei der vermeintlichen Vermählung handelt es sich um eine Falschmeldung. Anne Geneviève de Bourbon (1619–1676), Princess de Condé, verm. mit Henri II. d’Orléans (1595–1663), Duc de Longueville. Pedro II (1648–1706), König von Portugal. Hugues de Lionne (1611–1671), Ministre d’État, Secrétaire d’État aux Affaires Étrangères. Louis Hugues de Lionne (1646–1708). François Michel Le Tellier (1641–1691), Marquis de Louvois, ab 1677 Nachfolger seines Vaters als Secrétaire d’État de la Guerre. Charles IV de Lorraine-Vaudémont (1604–1675), Duc de Lorraine, regierte 1659–1670.
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Graf von St. GILLANI, Sohne des weiland also genanten Marschal in Seinem bette alhie erstochen worden. Wegen der Post mus schliesen. Gott mit vns. Pleibendt m. gn. Hochg. H. Anthoine Finque. *
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92. Anton Finck wahrscheinlich an Immanuel Fend: Paris 9./19. Januar 1668, Eingang: Gotha, 29. Januar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 398r–399v, eigenh. Ausf. Entschuldigt sich für ausbleibende Briefe an den Herzog aufgrund der zahlreichen Visiten, der König begibt sich in der kommenden Woche nach St. Germain, anschließend in die diesjährige Campagne, der Herzog wohnt täglich dem Lever bei, Aufwartung bei der Königin und dem Dauphin, demnächst auch bei der jungen Prinzessin, zahlreich abgelegte und geplante Visiten, auch bei der Königin von England, kursächsische Gesandte erwartet, Anfrage, ob zahlreiche königliche Dekrete gekauft werden sollen, Verzeichnis der auf die Reise mitgegebenen Schriftstücke, der Herzog bemüht sich dem vorgegebenen Reisezweck nachzukommen, Grüße an alle geistlichen und weltlichen Räte.
Edler Vester, Großachtbahr, großgg. Hochgeehrter Herr, alzeit sehr wehrter vndt beliebter Freundt, Daß demselben mit abermahligen Schreiben zubehelligen mich vnterstehe, geschieht der Vhrsachen, [mich] zuförderst bey dem Durchleuchtigsten vnserm Gnädigsten Fürsten vndt Herrn mich vnterthänigst zu EXCUSIREN, daß bey letztverwichener Post mit Schreibs=Schuldigkeit zuruckgeblieben, inmassen das tägliche aufwarten bey denen VISITEN, so ihro Fürst. Gnaden hin vnd wieder geben, ein solches verhindert. (Vndt weilen der König zu eingang künfftiger wochen von hier auf St GERMAIN aufbrechen, von daraus aber vnfehlbar auf MEAUX, entweder in Lothringen, auf Metz, oder in burgundt gehen vnd von dorten zu neuen ENTREPRISEN anstalt machen wirdt alß werden ihro Mtt vor außgang künfftiger CAMPAGNE oder 7br. dem itzigen INTENT nach, Sich alhie zu Paris nicht wieder sehen lassen,) dahero dan ihro F. G. nicht vnterlassen, Sich alle Morgen bey des Königs LEVER zubefinden: (Heuthe haben AUDIENTZ gehabt) Gestern haben ihro Fürst. G. der Königin REVERENTZ gemacht wobey sich MADEMOISELLE,508 die Hertzogin von MONTOSIER,509 die Marggrafin von Ba-
508 509
Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 167. Julie Luciana d’Angennes (1607–1671), Duchesse de Montausier.
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den510 vnd anders Frauenzimmer befunden, welche I. F. G. auf 1 ½ Viertelstund ENTRETENIRT vnd dieselbe die Königin vnter andern gefragt, ob Sie auch die Keyserin kenten? Wie lang Sie im land wehren, vnd darin noch bleiben werden? It. daß Sie Sich noch erinnerte, dieselbe bey SOISSONS vnterwegs zusehen, alß denn Sie die Spanier ATTAQVIRT gehabt. Heuthe nach mittag hath die verwittibte MARECHALLIN LA MOTHE HODANCOURT,511 alß GOUVERNANTIN des DAUPINS, ihro F. G. demselben praesentirt: welcher I. F. G. mit ernst vnd freundtlichkeit vntermischten MINEN gefragt: DE QUELLE MAISON EST IL? Endlich aber Sich zu Seinem Spielen gewendet vndt der GOUVERNANTIN befohlen, Sie möchte I. F. G. ENTRETENIREN. Worauf die GOUVERNANTIN I. F. G. auch zu der kleinen König. PRINCESSIN geführt, So Eines iahrs alt vnd vbermorgen soll getaufft werden. Gestern haben ihro Furst. G. auch dem MARESCHAL DE PLESSISPRALIN512 so des Königs Bruders513 GOUVERNEUR: Vnd heuthe dessen Gemahlin514 (der MADAME oder des Königs Bruders Gemahlin515 GOUVERNANTIN) die VISITE gegeben, von welcher Sie alle hoflichkeiten empfangen, vndt der PRINCESSIN mit nechstem auch praesentirt werden sollen. Eß wirdt die Fr. MARESCHALLIN D’ESTAMPES516 der verwittibten Hertzogin von ORLEANS,517 GOUVERNANTIN, I. F. G. ingleichen die OCCASION an die Handt geben, wan derselben beneben der MADEMOISELLE DE MONPENSIER518 die VISITE zu geben seye. Dieser tagen haben ihro F. G. auch den MARESCHAL D’AUMONT,519 den DUC DE CREQVY520 vnd St AIGNAN521 besucht vnd vberall sonderliche ehre empfangen wiewohl Sie INCOGNITO PASSIRen, welche visiten dan dannenhero eingerathen vndt nothwendig geschehen müssen, weilen diese leuthe von der vornemisten CONSIDERATION bey hoff sein. Eß werden I. F. G. noch dieser tagen den DUC D’ANGUIN.522 DE GUISE.523 DE BOUILLON.524 DE LONGUEVILLE,525 510 511 512 513 514 515 516 517 518 519 520 521 522 523 524 525
Luise Christine, vgl. Anm. 168. Louise de Prie, vgl. Anm. 501. César de Choiseul, vgl. Anm. 144. Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 142. Colombe de Charron, verm. mit César de Choiseul (1598–1675), Duc de Choiseul, Comte du Plessis-Praslin, Maréchal de France. Henrietta Anne Stuart (1644–1670), Madame, 1661 verm. mit Philippe de Bourbon (1640–1701), Duc d’Orléans. Catherine-Blanche de Choiseul (ca. 1590–1673), verm. mit Jacques d’Étampes (1590–1668), Maréchal de France. Marguerite de Lorraine (1615–1672), verm. mit Gaston de France (1614–1660), Duc d’Orléans. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 167. Antoine d’Aumont de Rochebaron (1601–1669), Maréchal de France. Charles III de Créquy, vgl. Anm. 146. François Honorat de Beauvilliers, vgl. Anm. 330. Henri III Jules de Bourbon, vgl. Anm. 143. Louis Joseph de Lorraine (1650–1671), Duc de Guise. Godefroy Maurice de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 448. Jean Louis Charles d’Orléans, vgl. Anm. 449.
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IT. MONSr COLBERT,526 LYON,527 vnd dergleichen besuchen, wofern Sie besagte Herrn dem hof nit folgen müssen vnd anders hiezu noch Zeith sein wirdt. Sie haben auch vor, die verwittibte Königin von Engelland528 zu COLOMBIERS
zubesuchen, wofern es die Zeith vnd Gelegenheit zulässet. Man hält davor es habe Churbrand. dem König wahrnemliche Sachen PROPONIRen lassen: dessen Gesandte heuthe nach mittag Königin des Churf. PRAESENTen gethan: Die Grafschafft burgundt soll dem Konig m/800 livres vor die NEUTRALITÄT jahrlichen PRAESENTIRen: Die Schweitzer Sich auch deren alß PROTECTORS=verwandten annehmen, der König wil aber von keinem ACCOMMODEMENT hören: Chursächß. Gesandten werden alhier auch mit nechstem erwartet, alß der Hofmarschalck von Kannen529 vnd der Geheimbte Rhat von Görstorff.530 Ein braunschweigischer, nahmens von Münchhausen,531 hath hiedurch vnd nach Spanien gehen sollen, dessen wexel auch alhie bey vnsern Kauffleuthen: ist aber von einer Parthey angegriffen v. wieder zuruck gangen: Dergleichen sol dem bischoff von Metz, Printz Wilhelm von Fürstenberg532 auch begegnet vndt er den Spaniern in die Hende gerathen sein. Vom bischof von Münster533 wirdt auch gesagt, daß als Er auß Holland heimb gewolt vnterwegs arrestirt sey. Eß gehen Obristen vnd CAPITAINS bey vns mit zu tisch, die Künfftige woche naher TOUL vnd die FRONTIRen auf Lothringen zu MARCHIRen beordert sein vnd helt man dies jahr alhie von keinen frieden, aber von Einer früzeitigen CAMPAGNE. Der geweßene AMr BASSADEUR in Spanien, bischoff von brun534 ist DISGRACIIRT, weil Er 535 Sich DON JOAN D’AUSTRIA vorgehen lassen. Im vbrigen ist mir dieser Tagen ein König. ORDONNANCE wegen der REFORMIrten in der NORMANDY verwichenen Jahres PUBLICIrt zu Handen kommen, welche hiebey ihro Durch. vnterthänigst zuPRAESENTIren schicke, mit bitte mein Hochgeehrter Herr wolle selbige
526 527 528 529 530
531 532 533 534 535
Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 147. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 504. Henrietta Marie de Bourbon (1609–1669), Königin von England, verm. mit Charles I König von England. Christian Ernst Kanne zu Klöden (1617–1677), kursächsischer Kammerherr, Oberhofmarschall, kursächsischer Gesandter in Paris. Nicolaus von Gersdorff (1629–1702), Freiherr auf Baruth etc., königlich polnischer und kursächsischer Geheimer Ratsdirektor, Landvogt der Oberlausitz, Kammerpage, 1647 Universität Wittenberg, ca. 1651 Reise nach Frankreich, durch die Niederlande, England und Italien, 1655 kurfürstlicher Appellationsrat, Hof- und Justizrat, 1657–1660 Gesandter in Wien, Geheimer Rat, 1662–1664 Gesandter in Regensburg, 1667–1668 Gesandter in Paris, weitere Gesandtschaften u.a. 1680 Berlin, im gleichen Jahr Oberkämmerer, 1686 Geheimer Ratsdirektor. Nicht identifiziert. Wilhelm Egon Graf von Fürstenberg, vgl. Anm. 453. Christoph Bernhard von Galen (1606–1678), seit 1650 Bischof von Münster. Georges d’Aubusson de La Feuillade (1609–1697), 1649–1668 Erzbischof von Embrun, seit 1668 Erzbischof von Metz, 1661–1667 französischer Ambassadeur in Madrid. Don Juan José de Austria, vgl. Anm. 402.
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hiernechst wohl verwahren, dan Solche zu den ECCLESIASTICIS in Franckreich zuzuführen sein wirdt. Eß sind dergleichen Konig. ORDONNANCEN, DECRETEN, ARRESTEN vnd MANDATEN, alhier viel gedruckt, vndt vmbs gelt zubekommen, sind aber ziemlich theuer vnd kost ein Jeder halbe bogen ein sols. Mein gg. Herr geruhe an hohen orthen zuvernehmen, ob ich deroselben etliche einkauffen vndt mitbringen solle. Ingleichen sindt auch viel gedruckte DECRETEN, meistentheils auf ein vndt einhalben bogen vnd besagten preiß zukauffen, so da wegen COMMERCIen, MANUFACTUREN vnd dergleichen lob. ordnungen vom PARLEMENT PUBLICIrt sindt, Ich erwarte ingleichen bescheids ob solche ebenmässig zuerkauffen? Endlichen habe ich hiebey ein vollige Verzeichnüß vberschicken wollen, derjenigen Sachen so vns mit auf die Reise gegeben vndt alhie in I. F. G. Kasten gefunden werden, weilen aber darauß zusehen, daß darunter vermöge der vier beylagen A. B. C. D. in der INSTRUCTION, [alß] QUAND ECCLESIASTICA, POLITICA, MILITARIA & OECONOMICA, nicht viel mehr alß SUB LIT. C. die OECONOMICA vnd SUB SIGNO etliche MILITARIA befunden worden, alß wolle mein gg. Herr in den CONCEPTEN nachsehen, ob Etwas mehrers darunter zufinden, welches mir doch zweifelt. Solte aber etwas gefunden, oder aufs neue beliebt werden, kan Mier solches puncten=weis vberschickt werden. Dan ich vnter des möglichst fortfahren will, von dergleichen materien zu henden zubringen. Die wiederantworth auf diesen brief kompt mier noch vngefehr 3. Wochen bevor, alß wier von hinnen aufbrechen, vndt kan in der Zeith durch fleisiges nachforschen noch viel verrichtet werden. Eß könte auch noch einiger SCRUPEL vorkommen, daß wegen der 4. beylagen noch eins vnd anders nachgeschickt worden, alß hab solches hiebey in abschrifft schicken wollen, was mier zukommen; dabey zusehen, daß in ECCLESIASTICIS & OECONOMICIS etwas befohlen [worden] was aber darinnen aufgericht worden, ist darneben geschrieben. Sonsten weis Sich mein Hochgeehrter Herr noch wohl zuerinnern, daß derselbe nach vndt nach Fürst. Verrichtungen Mir aufgetragen, welche ich auch jeder Zeith empfangen vndt hoffentlich künfftige woche, wan der König hinweg vndt die curialia ein Ende haben werden, an denselben ein anfang machen kann. Eß werden alß den I. F. G. bey dero Sprachmeister vndt sonsten, sich mehres befleissen, dero Gemüth AD REALIA vnd die Fürst=Vatterlichen puncten zulencken, vndt im vbrigen alzeit in dem sein daß dero gnädigsten willen vndt Ordnung auf der Reise OBSERVIrt werde, Gleichwie eben der liebe Gott zu dero Verrichtung noch bishero Gesundheit vndt stärcke verliehen, alß wolle derselbe mit seiner milt Vatterlichen güte noch ferners walten vndt vns zu dero Gewündschten Endigung der Reise dermahleins führen, In dessen algewaltige protection vns getreulich empfehle vndt Zeit lebens verbleibe M. gg. Hochgeehrten vnd alzeit sehr wehrten Freundt
Anton Finck an Johann Breithaupt
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Gantz Getreu=williger Diener Anthon Finck Paris den 19/9ten Jan. 1668. p.s. Denen sambtlichen [Herrn] Christ= vndt Weltlichen Herrn Rhäten, meinen sonders gg. patrones vndt Gönnern, Meine gehorß. Dienste. Denen andern Herrn Cantzeley=Verwandten meinen dienst. grus. Bitte sonsten der in eyl lauffenden feder nit zuverübeln vndt solches ahn hohen orthen zuentschuldigen, massen die Zeith es vor dismahls nit anders leiden will. Bitte nochmals bey Ihrer Durch. vnserm gnädigsten Fürsten vndt Herrn mich mit vnterthänigster Enschuldigung zuvertretten, daß auch dißmahls nit schreiben kan. Künfftige woche, wils Gott, wollen Wier die REALIA angreiffen, weilen der hof hinweg vnd keine verhinderungen weiter vorfallen werden. *
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93. Anton Finck an Johann Breithaupt: Paris, 9. Januar 1668 (st. v.), Eingang: Gotha, 24. Januar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate, 1747, fol. 136r, eigenh. Ausf. Übersendung einer weiteren Rechnung, bittet um genaue Anweisungen für die Heimreise.
PRESENT. 24. JANUARII. 1668. WohlEdell vest vndt Großachtbahrer gg. Hochgeehrter Herr vndt sehr wehrter Gönner, Eß hath mein gg. Hochgeehrter Herr ein abermahlige Rechnung von hier, Paris zuempfangen, womit die hiebevor vbermachte beyde wechsel 1.500. Rthl. von Johan Ochsen536 vnd so viel von DE FAMARS,537 vollends berechnet werden; eß ist des ausgebens alhie bishero viel gewesen, haben aber anders nicht thun können gestalt die beyliegende Rechnung selbsten ausweißet.538 Auch ist aus dem beygeschlossenen PROJECT zusehen wie der meistentheil auf besoldung, DEPUTATEN, Gutschen, pferden vnd dergleichen aufgangen. Der DE FAMARS hath geordert, daß Seine CORRESPONDENTEN alhie, vns bis in die 2.000. Rthl. folgen 536 537 538
Johann Ochs, vgl. Anm. 17. Jacob de Famars, vgl. Anm. 18. Vgl. die Rechnungen in Band 2.
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lassen sollen. Wo ich ein anfang gemacht vnd 200. Rthl. auf eine neue rechnung erhoben. Mier zweifelt nicht, eß werde nach vnd nach vnsers gnadigsten Fürsten vndt Herrn, befelche einkommen, auch mas vnd ordnung geben, wie vndt welcher gestalt man Sich mit der hinaus Reiß verhalten solle. Eß lauthet zwar ihrer Durch. Jüngster Handtbrief ahn I. F. G. daß wier den früling vns darzu PRÆPARIREN solten. Meines theils wunschte ich, daß Solches auf Monath, orth vnd Ende RESTRINGIRT werden möchte, damit Fürst. befelch meines wenigen orths desto zuversichtlicher nachleben könne, Womit denselben sambt allen lieben Leibs=anbehorigen der gött. obhut vndt mich zu deßen beharrender AFFECTION empfehle, in steter Gelassenheit als Meines ggst. Hochgeehrten H. vndt grossen Gönners diefst Ergebster A Fincke PARIS den 9/19ten JAN. 1668.
Wie es mit den künfftigen wechseln gehalten werden solle, wirdt die Furst. Cammer zu DISPONIREN wissen. *
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94. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 10. Januar 1668 (st. v.), Eingang: Gotha, 24. Januar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 391r–391v, 405r, eigenh. Ausf. Anschaffung der Kutsche und der Pferde, Anstellung eines Lakaien, Pagen und Kutschers, Audienz bei Turenne, incognito beim Lever des Königs, Audienz beim Duc d’Orléans, Visite beim Maréchal Gramont, bei Maréchal d’Aumont und dessen Sohn, Audienz bei der Königin, Audienz des kurbrandenburgischen Gesandten beim König, Audienz des Herzogs beim Dauphin, erwartet die Gegenvisite des Maréchal d’Aumont, wartet auf die väterliche Entscheidung bezüglich der Reise nach Italien, Kutsche und Pferde seien nicht günstiger zu beschaffen gewesen, die Kutsche könne man nach Gotha überführen.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Gleich wie ich hoffe es werden meine beyde Kingehorsame same schreiben vom 20 und 27 xbr.539 Ew. Gnd. wohl eingehändiget worden seyn, Also wundsche ich daß diese wenigen Zeilen so glucklich seyn mögten Ew. Gnd. 539
Nr. 85 und Nr. 87.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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bey erfreulichem Zustande und guther gesundheit anzutreffen, Durch welche auch vermöge meiner Kindlichen schuldigkeit, Deroselben zu berichten nicht habe unterlaßen sollen, Wie daß nach beziehung eines haußes so nicht weit vom LOUVRE, und einrichtung meiner sachen, in erkauffung gutschen und Pferden, wie auch annehmung eines teutschen lutherischen LAQVEINS, PAGENS REFORMIRTER RELIGION und gutschers, ich den 30. xbr. mich bey dem MARECHAL TURENNE anmelden laßen und nach benenter stunde, Ew. Gnd. gnädiges RECOMMENDATIONS=schreiben überbracht, da denn itzbemelter Mr TURENNE mich sehr hofflich empfangen auch sich über, von mir ihm angezeigten Ew. Gnaden guthe gesundheit, zum hochsten erfreuet, und nach dem ich selben angedeutet wie daß Ew. Gnd. gnädigster befehl dahin gienge, mich alhier in QVALITAT eines grafens aufzuhalten, auch ihn gebetten in solcher QVALITÄT mich bey dem Konige zu PRAESENTIREN und mich andern Herrn bekant zumachen. Hatte Er sich gar willig darzu gefunden und mich den andern tag als den 31. xbr. und den letzten tag im jahr 1667. Ihr MAYESTAT dem Konige, Morgend ehe Er AU CONSEIL gangen dargestellet, und nach dem ich ein Kurtz COMPLIMENT gemacht buckte sich der Konig gegen mir nieder und fragte mich eines und das andere von meines bis hero gefuhrten reyse, sonderlich fragte Er wie lange ich mich in Franckreich und absonderlich alhier in PARIS aufhalten würde, nach gegebenen gehorigen antwortt, und sonderlich daß ich Ew. Gnd. gnadige ORDRE erwarttete, gieng Er stracks in den Rath. Folgenden tages als den 1. JANUARII 1668. fuhr mich Mr TURENNE zu des Konigs brudern dem DUC D’ORLEANS sonsten nur bloß MONSIEUR genant welcher Sich sehr CIVIL im empfangen meiner erwieß fragt und redete von allerhand GALANTERIEN sonderlich fragte Er weill mitt nechsten ein BALL gehalten würde ob ich nicht auch mitt dantzen wolte und ob ich dieses EXERCITIUM noch lange treiben würde, (denn dieses Hn. gebrauch ist nicht von vielen SERIEUSEN sachen zu reden sondern DISCOURIRET, meisten theils von dantzen, jagen, COMEDIEN und dergleichen MATERIEN.) Selbigen tag legte ich auch eine VISITE bey dem Mr MARECHAL GRANDMONT540 ab. Welcher sehr erfreyet war, mich zusehen, Er kann viel und guth teutsch reden, Er erzehlte wie Er mitt dem Landgraff GEORGEN von Darmbstadt541 Sich im jagen sehr erlustiret hätte bey welcher lust denn mein Schwager Landgraff Ludewig542 die baucke geschlagen welches Er nach einer mitt einer sonderlichen ergetzung erzehlete. Den 4. JANUARII habe ich dem MARECHAL DAUMONT543 (welcher die allererste ARMEE in Flandern ver-
540 541 542 543
Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 53. Georg, vgl. Anm. 43. Ludwig VI., vgl. Anm. 30. Antoine d’Aumont de Rochebaron, vgl. Anm. 519.
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gangene CAMPAGNE geführet und mitt selbiger Bergen, Furen544 eingenommen) und seinen Sohn den MARQVIS VELLEQVIER545 zugesprochen. Den 6. JANUARII hab ich durch ADDRESSE des DUC DE MONTOSIER546 und seiner gemahlin,547 bey der Konigin AUDIENTZ gehabt, welche AUDIENTZ bey nur ½ stunde wehrete denn Sie von vielen MATERIEN redete sonderlich erinnerte Sie Sich daß Ich Ihr Mayst. nach gehabter Spanischen ATTAQVE zu SCHAVIGNON auffgewartet und mitt ihr bis nach SOISSONS gangen war, Ihr Mayst. die Konigin, kunten bey der audientz kaum das lachen enthalten, als Sie Sich erinnerten, die gestalt in derer ich damahls aufgezogen war. Sie gedachte auch daß Sie wundschte so viel Francoisch zureden, als ihre Schwester die Keyserin548 schon teutsch reden könte. Vergangener Dienstage als den 7. JANUARII, wurde ein dantz bey dem DUC D’ORLEANS gehalten, Bey welchem Sich der Konig und Konigin der M. Selbst und seine gemahlin wie auch alle Herrn und PRINCESSININ vermasket und in sehr prachtigen Kleider meistlichen mitt DIAMANTEN und PERLEN anstadt der Spitzen besetzet erschienen. Gestern als den 8. JANUARII hatte der Churbrandenburgische abgesandte M. BELLNITZ549 beym Konig AUDIENTZ, welchem der Churfürst550 mitt eigener Hand geschrieben, und die MEDIATION zwi= schen den beyden Crohnen Spanien und Franckreich angebothen, Sie haben auch gestern Nachmittage hatt der abgesandte die Konigin im nahmen seines Hn. mitt einem schönen CABINET mitt AMBRA und andern kostlichen sachen ausgemacht verehret, Gestrigen abends wurde auch im LOUVRE ein trefflich schones BALLET gehalten, deren der Konig selber mitt dem Printz VAUDEMONT,551 MARQVIS DE VILLEROY,552 MONSIEUR LEGRAND553 So der Groß Hofmeister beym Konige und des M. HARCOURT554 Sohn ist und andern vornehmen H. vermasqviret, getantzet, in der 1 ENTRÉE hatt Sich der Konig so müde gedantzet daß Er gleich Sich anders ankleidet und Sich zur Konigin setzte. Ich habe gestern nachmittage dem MONSIEUR DAUPHIN555 und die kleine MADAME gesprochen,556 der DAUPHIN ist ein frischer H. von 7 Jahren, und hatt gantz weiß hahr ist aber noch nicht getaufft, als ich ins gemach kam, 544 545 546 547 548 549 550 551 552 553 554 555 556
Furnes. Louis-Marie-Victor d’Aumont de Rochebaron (1632–1704), Marquis de Villequier. Charles de Sainte-Maure, vgl. Anm. 450. Julie Luciana d’Angennes, vgl. Anm. 509. Margarita Teresa de Austria (1651–1673), Kaiserin, verm. mit Kaiser Leopold I. Gerhard Bernhard von Pölnitz (1617–1679), kurbrandenburgischer Kammerherr, Generalmajor, Gesandter in Paris. Friedrich Wilhelm (1620–1688), Kurfürst von Brandenburg. Charles Henri de Lorraine (1649–1723), Duc de Vaudémont. Nicolas de Neufville, vgl. Anm. 145. Louis de Lorraine (1641–1718), Comte d’Armagnac, Grand Écuyer. Henri de Lorraine (1601–1666), Comte d’Harcourt, Grand Écuyer. Louis (1661–1711), Grand Dauphin. Marie Thérèse (1667–1672).
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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Fragte Er seine Hofmeisterin die MADAME LA MOTTE557 von welchem Hauße ich war und als Sie Sagte ich were vom Hauß SAXEN machte Er eine tiefen REVERENTZ und sahe mich eine guthe Weil starck an nachgehends sagte Er zu seiner Hofmeisterin, Sie solte weill mitt mir reden Er müste Spielen, und als der Churbrandenburgische gesandte gestern auch nur bey ihm gewesen, hatt Er Ihn gefraget Warumb der Churfürst Ihm nicht auch etwas wie seiner Frau Mutter der Konigin geschicket, welches dem abgesandten in Seiner reden ziemblich irr gemacht endlichen aber so sagte Er wenn die Zeit kommen würde daß Er gleich seinem H. Vatter welchen Gott noch bey langem leben erhalten wolte, auf den thron kommen würde, würde gantz EUROPA darzu CONTRIBUIREN ihme ein beßer PRESENT zu thun, alß dieses so die Konigin bekommen, Er hatte auch eine pistole (in dem Er das gesagt falt der andere ihm in die rede) so 2 schüße tuth, darauf M. BELNITZ wieder Spricht (so 3 schüße hette,) welches denen darbey stehenden ziemblich wunderlich vorkommen. Gleich itzo kombt der MARECHAL DAUMONT zu mir eine VISITE zugeben. Sonsten wird der Konig mitt der Konigin und dem gantzen Hoff auf kunfftigen Montag den 13. JANUARII naher St. GERMAIN zugehen, aldar Er nicht langer als 8 tage bleiben wird, und nachmahl nach zurücklaßung der Konigin zu S. GERMAIN, wird eine reise naher Metz, oder gar bis naher Brisac anstellen. Wird also der Konig unter einem jahr nicht wieder hieher kommen, welches dann wohl eine Ursache seyn wird daß endweder noch hier oder zu S. GERMAIN ich von Ihr Maysten. abschied nehmen durffe. Was aber dieses mein Kindgehorsames PETITUM wegen der ITALIENIschen TOUR bis naher Hauß anlanget, So laße solches alles zu dero Vatterlichen DISPOSITION ahnheimgestellet und werde mitt eine gnadige antwortt Sie mag auch fallen wie Sie wolle Kindlicher vergnügt seye nur habe ich Kindgehorsam zu bitten, die brief Ew. Gnd. von mir Kindgehorsame [bitte] ein kommende bitte wegen des itz bemelten TOURS nicht in ungnaden vermercken, maßen ich denn dero Vatterliche Hulde mir tausendmahl [viel] lieber als 10 andere reyse so nicht mitt der rechten und volligen CONSENS geschehen, schätze, und weill dero Vatterliches und gnädiges gemüthe ich zur genüge wie wohl im Verdienst genügsam verspuhre also zweiffele ich nicht Es werde Ew. Gnd. so ferne ich hierinnen, einen fehler begangen, und bey deroselben, mitt unangenehmen PETITIS einkommen wer, mir solche FAUTE gnadig vergeben, und Ihr Vatterliches gemüthe deßwegen gegen mir nicht andern. Erwartte derohalben dero gnadigen befehl und resolution, welcher denn unnachläßig mitt allem ernst soll nachgelebet werden. Was hiernechst die erkauffung der gutschen und Pferde anlanget so wolle Ew. Gnd. nicht ungnädig aufnehmen, daß solche nicht umb einen geringen preis als in der rechnung angesetzet, erkauffet worden, weill es unmöglich gewesen solche in einem geringern preiß zu haben, denn auch was anlanget die gutschen die 557
Louise de Prie, vgl. Anm. 501.
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geringste alhier umb 1.000 L. welche mann Sich doch Ehrend halben nicht hatte bedienen konnen und die geringsten Pferde, auch die kein einigs ansehen, noch force haben, umb 900 L. nicht zu bekommen ist. Jedoch kann mann hiengegen, so ferne es Ew. Gnd. gnadiger befehl werde die gutschen und Pferde, hinaus zuschicken, feine nutzen im gebrauch derselben zu Hauße wieder haben, die Pferde aber sind uns versichert worden, daß wir solche wo nicht eben umb den preis iedoch in nachlaßung etwas weniges ohne schaden, wieder loß werden könte. Welches alles dieses deroselben Kindgehorsamlichen zu berichten und nechst empfehlung in deß allerhochsten Schutz deroselben meiner Kindlichen DEVOTION zu vergewißern nicht unterlaßen wolle Maßen das ich bis in den letzten seufftzer verbleiben werde Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn. Friederich HZS. *
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95. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 10. Januar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 392r–392v, Konzept, Kanzleihand. Empfang des Schreibens, von der Beschreibung der Provinzen wird eine Abschrift gefordert, soll zusammen mit dem Buch Tassins dem jungen Ochs mitgegeben werden, von dem medizinischen Experiment wird nichts gehalten.
EHZS Hochgelahrter lieber getreuer, Wier haben Euer schreiben vom 10./20. Xbr.558 zu recht erhalten vndt verlesen: Weilen Ihr denn nun [Ihr] darinnen meldet daß Ihr, außerdeme was vnser geliebter Sohn [(deme, weilen wier vor ietzo selbst zu schreiben nicht Zeit gehabt, vnsers gnädig vnd Väterlichen grus vermelden wollet)] soll nicht caßirt seyn, denn es also geschrieben worden auf bißherigen durch vnterschiedliche PROVINCien, verrichteter Reise ANNOTIRet selbsten was Euch viel merckwürdiges, vnd von vornehmen leuthen in französischer Sprache COMMUNICIret auffgezeichnet:559 Als begeren wier gndst. Ihr wollet solches abschreiben laßen. [Das Koncept] Die ORIGINALIA aber zu fernerer nachricht behalten, vnd [diese] solche COPIAS durch den Jungen Ochsen zu FFurt, welcher nechster tage von dar nach Paris aufbrechen wirdt vbersenden, deme Ihr auch 558 559
Das Schreiben ist nicht vorhanden. Vgl. Anm. 482.
Herzog Ernst an Anton Finck
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die Zwey theil deß SIEUR TASSIN DES PLAINS ET PROFILS DE TOUTES PRINCIPALES VILLES ET LIEUX CONSIDERABLES DE FRANCE,560 welche wir Euch mit geben, aber verlohren gangen, vnd wir wieder zu schaffen anbefohlen, ob sie schon nicht gebunden sein mit geben könnet. Alß Ihr auch deß CHARLES S. GERMAIN VISITATION werkg vnd REFORMATION vor die COMMISSION der MAISTRES DE REQUETES fallet, stellen wir dahin: Ihr werdet aber nichts desto weniger Euch beßer erkundigen, vnd wann Eure gedancken etwan hierinnen FALLIRET haben mögt [und] die erlangung deßelben Euch angelegen sein laßen. Von der neuen Cur des MEDICI PACHAL halten wir nicht viel, weilen die erfahrung bezeuget, daß mehr dadurch getödet [als] worden, als davon genesen sein. Im vbrigen beziehen wir vns auff die in deßen vom 16.ten und 30.ten Xbr. vorigen Jahrs561 [Ihm] abgelaßene vnd im Wechsel gehende schreiben, Vnd seind Euch mit gnaden gewogen. DATUM Friedenstein am 10. JANUARII Anno 1668. An H. Lt. Fincken *
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96. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 13. Januar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 393r–396v, Konzept, Kanzleihand. Zwei Schreiben des Herzogs sind eingetroffen, Zufriedenheit mit der Anschaffung der Kutsche und Pferde, ebenso mit der Annehmung der Diener, bei der Abreise sollen Kutsche und Pferde mit möglichst wenig Verlust verkauft werden, Übersendung der geforderten Abschriften, Abfertigung der übrigen Bagage bei der Abreise, Bewilligung der Reise nach Italien, Reiseroute, Anmahnung der Kommunion bei einem lutherischen Prediger, Frage nach möglichen Zugeständnissen seitens der Krone bezüglich der Ausübung des lutherischen Bekenntnisses, Übersendung einer französisch übersetzten Bildschule.
EHZS Hochgelahrter lieber getreuer Wir machen vns keinen Zweifel Ihr werdet, was von hier an Euch den 10. dieses562 abgelaßen, wol erhalten haben indeßen seind vns von vnsern geliebten Sohn Friedrichs HZS p. auch zwey schreiben nacheinander mit der post zukommen,563 welche wir mit dieser gelegenheit beantworten. Vnd seind wir mit deme, was Ihr vn560 561 562 563
Nicolas Tassin, Les Plans Et Profils, vgl. Anm. 24. Nr. 79 und Nr. 81. Nr. 85. Nr. 85 und Nr. 86.
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Briefe
langst wegen anschaffung der Gutschen, Pferde Zeuge vnd Pferden, auch annemung bedörfender diener vnterthenigst berichtet in dem gdst. vertrawen daß ihr alles auf das rahtsamste und eine Verhütung unnötiger Kosten anstellen werdet, [gnedigst] zufrieden, [werde vnd werdet Ihr] werdet auch wie Ihr schon zuvor Euch weiters davon vernehmen laßen, bey künfftigem auffbruch, beliebets Gott daß was dißfalls [wieder zu] wiederumb zu geld [gemacht werden muß] zu machen sein wirdt mit so wenig an verlust, as es immer müglich loß zu schlagen Euch angelegen sein laßen. Deßgleichen [verrichtet werde] wie wir [auch neulich] vnter obbemelten DATO [alles was Ihr in] die NOTABILIA [so bey] bißheriger Reise [durch den SECRETARIUM] [COLLIGIRET] abzuschreiben anbefohlen [worden] haben [wirdt] in deßen angeordnet haben daß es [indeßen] durch SECRETARIUM geschehen sey, [daß] damit selbige vnd daß SIEUR TASSINS beide bücher [anhero] nicht weniger Ihr sonsten etwan seit hero vermöge der INSTRUCTION zusamen gebracht durch den Jungen Ochsen, wann Er nach Paris an[ge]langen [wirdt mit sich] vnd [sich bey Euch] vff vnsern befehl bey Euch sich anmelden wirdt, mitgegeben werden möge; oder da [es nit] gedachter Ochsen etwan zu spät abreysen solte, durch einen andern sicheren und bey neuer gelegenheit selbige [zu] ehistens vberschicken [bedacht sein] gestalt dann auch [von] mit denen [sachen] schriften so Ihr bey Euch zu behalten nicht vonnöten [haben werdet], vor Eurer Rückreise zeitlich von Euch gegen [Franckreich] Franckfurth bringen zu laßen, es gleiche meinung hat: andere BAGAGE und sachen aber werdet ihr wie gewöhnlich zu Pariß PLOMBIREN: und in der leichtesten fracht als es seyn kan, entweder gleich den Kaufmanswahren zu lande: oder da die fracht alzu hoch kommen wolte, über ROUAN zu waßer durch neutrale Hamburger oder Bremer schiffe herausgehen laßen. [Eure] Unsers Sohns fernere Reyse nun betreffend sind wir [zufrieden auf Unsere gd. So fort] gdst. zufrieden, daß derselbe auf die von ihm ge-
thane Versicherung, daß er damit sich beruhigen, und nach seiner gebe glucklichen anheimkunfft seinen künftigen berufs geschaften, [nach seiner Gott gebe glücklichen anheimkunfft] zu Unserer erleichterung, und seiner eigenen hochnothwendigen QUALIFICATION emsig u. fleißig obligen, und die unumbgängliche INFORMATION der teutschen Regimentsgeschäfte einnehmen wolle, einen TOUR durch ITALIEN nehmen möge, Und zwar dergestalt, daß er sich so bald zu anfang des Mertzens S. NOVI gegen LYON auf den Weg mache, FONTAINEBELLEAU und was sonst von NOTABLEN Ohrten under wegens gelegen, sehe, und wenn daselbst das denckwürdigste OBSERVIRT worden, sich die RHÔNE hinab gegen AVIGNON v. MARSEILLE [v. Aix] dann wiederumb zurück auf AIX, [und] ORANGE v. GRENOBLE begebe, und weil es an diesem Ohrt der RELIGION halben sicher, die letzten tage der Charwoche sambt dem Osterfest daselbst halte; [Und in Sa. die Reyse] Jedoch die gantze anstalt also einrichte dafern es sich über vermuthen verzöge, daß er lieber die Reyse nach AVIGNON und MARSEILLE einstelle und RECTA von
Herzog Ernst an Anton Finck
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LION auf GRENOBLE gehe auf daß er unfehlbar bald nach dem Osterfest den sichersten v. geradesten Weg in SAVOYEN nach TURIN nehmen könne. Von TURIN aus wird ihn der weg auf MAYLAND (da man sich wegen besorgter HOSTILITET auf den gräntzen mehr in acht zu nehmen) PAVIA, PARMA und PLACENZA tragen, da er dann folgends den Po hinab gegen Venedig gehen, und die SOLENNITET des Himmelfahrtsfests daselbst einnehmen kan, wiewohl da es die Zeit leiden [soll] auch Unsers Sohns LeibesDISPOSITION, sicherheit, gesunde luft v. andere umbstände, welche dann reiflich und wohlbedachtig zuüberlegen solches zulaßen solten [und bey so wohl auch bey der vorgeschriebenen ahrt der SPESEN geblieben wird] wir uns nicht zuwieder seyn laßen wollen, daß Unser gn. Sohn von PLACENZA aus ferner biß nach FLORENZ gehen und von dar aus seinen weg RECTA auf Venedig nehme. [und diesen Ohrt den endlichen TERMINUM seiner Reyse v. reysebeginn seyn laße. Vor allen dingen aber dahin sehen, daß man nicht bloß die außerlichen gebäude der Städte v. palläste, MAGNIFICEN der Höfe, und großen unmässigen pracht der hohen großen leute ADMIRIRE, sondern vielmehr auf die erbauung seines gemuhtes beydes wann ihm die EXEMPEL gewertigen v. großer laster vorkommen bedacht sein und nechst die- sem auch beßerung v. wohlfahren der hand denn er nach Gottes willen vorstehen soll im ernst bedacht seyn und auch zu solchem ende die puncte so in Vnserer INSTRUCTION beygefügt seyn, ihm wohl bekand machen, damit er die nachfrage und erkundigung darauf anstellen kann. Ein mehrers wollen wir so bald nach einlangen] Im übrigen bleibe es bey der Reyse INSTRUCTION und dabey befindlichen PUNCTEN und werden wir was etwan eines und andern Ohrts in SPECIE zuOBSERVIREN, oder an dem SAVOYIschen v. FLORENTinischen Hof zu beobachten mit nechsten nachsenden. Die fernere Herausreyse von Venedig soll auf Salzburg, München, Ingolstadt und so fort auf Nürnberg v. ferner heraus [genommen] eingerichtet werden, darzu auch zu seiner Zeit etliche SPECIALIA so noch ferner zu OBSERVIREN nachgesendet werden sollen. [Indeßen] Nechst diesem aber weilen nun solange Zeit [mann sich] nun Ihr deß gebrauchs der heiligen COMMUNION entrathen müßen, were gut wenn mann eines Predigers von deßen Person daß Er vnserer Evangelischen Lutherischen RELIGION zugethan were lebhafft sei, vnd [in geheimb] durch deßelben Vermittlung, solch hochheiligen wercken angestellet werden köndte: [In entstehung aber deßelben, mit fleißigem gebet, lesung der bücher vnd Bibel vnd anderer mitgegebener zur vbung deß Christenthumbs mitgegebener materien desto fleißiger anhalte:] Wobey auch zu bedencken und mit denen Schwedischen: Dänischen: und ankommenden Chur=Sächsischen gesandten, wie auch dem Pfaltzgrafen von Bischweiler564 auch dem General Pfaltzgrafen zu Sultzbach565 zu COMMUNICIREN
564
Christian II., vgl. Anm. 311.
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were ob [auch vnd wie] bey den König. Mast. in Franckreich mit manier ohne OFFENS deroselben angebracht vnd soviel erhalten werden köndte, daß denn [darinnen] daselbsten [von Vnser] besagter vnserer Lutherischen RELIGION zugethaner ein EXERCITIUM als bishero zugelaßen [werden möchte] werde. [Zu dem Ende wir Euch] Wir senden euch sonsten hierbey eines französisch vbersetzte bildschul welche wir auch dem Ertzherz. Leopold Wilhelm566 Christ. mildem auf begeheren communiciren [mitsenden] daraus [zu] die FUNDAMENTA vnserer RELIGION, vnd das wir außer der Bibel nichts STUDIRen zu ersehen [Mit deren außantwortung aber behutsam zu gehen vnd das rechte TEMPO zu treffen sein wirdt] Welches ihr mit guter behutsamkeit einem oder dem andern CONFIDENTEN zu COMMUNICIREN, und die JUDICIA davon zu vernehmen haben werdet. Sonsten können wir auch gnedigst geschehen laßen, daß dem Kauffmann zu zu Paris welcher bißhero die gelder außgezalet beym abzuge die zween Silberleuchter vorgeschlagener maßen verehret werden. So wir Euch dißmalen gndst. anfügen wollen vnd sind Euch. DATUM Friedenstein am 13. JANUARII 1668. *
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97. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 24. Januar 1668 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 401r–403r, eigenh. Ausf. Der König und der Hof sind nach St. Germain gegangen, Turenne habe gerate ebenfalls dorthin zu gehen, Aufgabe des alten Quartiers, Audienz des savoyischen Gesandten beim König, Gespräch mit Turenne über Herzog Bernhards Ansprüche, Rückkehr nach Paris, neues Quartier, Trauer wegen des kaiserlichen Prinzen, Nachrichten.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ew. Gnd. wollen mir gnädig vergeben, so dieselbe ich irgendwand durch mein vielfaltiges schreiben von deren hochwichtigen geschäfften verhindern solte, so aber ich meine schuldigkeit recht erwegen, wird solche mir nicht zu laßen Ew. Gnd. ohne eintzige nachricht von meinem itzigen Zustand zu laßen, sondern verahnlaßet mich vielmehr deroselben Kindgehorsamlich zu berichten, wie daß den 12. JANUA. der Konig mitt dem gantzen Hoff von hier naher S. GERMAIN gangen, und weill MONSIEUR TURENNE567 mir gerathen mich dahin auf 565 566 567
Philipp Florinus (1630–1703), Pfalzgraf von Sulzbach, in französischen, dann schwedischen Diensten, zuletzt kaiserlicher Generalfeldmarschall. Leopold Wilhelm (1614–1662), Erzherzog. Henri de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 52.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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etliche tage zu begeben, habe ich mich den 15 darauf auch aldar eingefunden, zu vor aber, mehrer unkosten zu verhindern, habe ich das LOSEMENT alhier QVITTIret und meine sachen weill in des Hertzogs von TRIMOILLE568 Hauß alhier DEPONIRET. In der Zeit als ich aldar war, Hatte der Savoysche abgeordnete MONSIEUR LE MARQVIS DE S. MAURITZ569 bey dem Konig AUDIENTZ, der Churbrandenburgische abgeordnete MONSIEUR BELNITZ570 war auch aldar blieb aber nicht län= ger als 1 tag aldar, der Konig DIVERTIRTE sich im Dantzen und Jagen, Vnd nach dem ich eine beqväme gelegenheit aldar fand mitt MONSIEUR TURENNE wegen Ew. Gnd. Hn. Bruders571 Hochseligsten andenckens PRETENSIONEN, zu reden, habe ich neben MONSIEUR vor guth angesehen, Ew. Gnd. gnadigen befehl so diese sachen anlangte, aus dero gnadigen schreiben zu EXTRAHIREN [und] Francoisch zu übersetzen, auch mehrer AUTHORITÄT halben, den EXTRACT dergestalt einzurichten alß wenn obgedachtes schreiben von Ew. Gnd. an mich gehalten hätte (wie Ew. Gnd. aus beygelegten mitt mehrem ersehen werden), habe also ich [mitt] MONSIEUR TURENNE in seinem Geheimbten stübgen gantz allein diese sachen so wohl mündlich vorgebracht als auch solches von Wortt zu Wortt Ihn lesen laßen, darauf Er mir diese anttwortt gab wie wohl Ihm genugsam bekant daß hierinnen vielfaltig were agiret worden, jedoch halte Er es vor dieses mahl gar unthunlich von dieser sache bey einem oder dem andern bey itziger Zeit da der Konig mehr mitt Kriegs als Friedens gedancken umbgienge, oder was zugedencken, Es werde Sich vieleicht in Kurtzem (weill mann innerhalb 2 monaten große Verenderungen der REPUBLIQVEN, oder des STATS sehen würde) eine beqveme gelegenheit sich PRESENv TIREN, diese sachen wiederumb het vorzubrin= gen, Als ich mich darauf gegen ihn gedachte, was doch seine meinung allein auf was arth oder bey welchen MINSTRIS mann doch füglich [die PRETENSION] von der Juligschen und CLEVIschen lander gedencken könte, der was man doch derwegen zuhoffen hatte. Das Er mir diese andwortt, hierzu konte Er mir gleichfalß keinen rath geben. Weill anitzo Sein Konig mitt Neuburg in guther ALLIANTZen stunde, und also wieder dieses nichts rathen durffte, worauf Er gleich abbrach und Sich endschuldigte, daß Er hiervon nichts weiters reden konte, weil der PORTUGISIsche COURIER bey ihm AUDIENTZ begehrt. Nach deme ich mich nun aldar, den 15. 16. 17. 18. aldar aufgehalten, auch von Mr TURENNEN vergewißert worden daß Ihr Mayt. der Konig innerhalb 3. Wochen wieder kommen würde, und alß denn PRACTICABLER wehre bey seiner wiederkunfft abschied zunehmen, als habe ich mich den 18 alhier wieder eingefunden, u. bald darauff ein ander Hauß, weill ohne daß der Hoff nicht alhier, auch in der stadt sehr teuer zubleiben, denen 568 569 570 571
Henri III de La Trémoille, vgl. Anm. 304. Thomas François de Chabod (gest. 1682), Marquis de Saint Maurice, 1667–1673 savoyischer Gesandter in Frankreich. Gerhard Bernhard von Pölnitz, vgl. Anm. 549. Bernhard von Sachsen-Weimar, vgl. Anm. 188.
Briefe
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auch neher zu seyn, in der FAUBOURG S. GERMAIN genommen, durch welche enderung des Haußes nunmehro monatlich 60. Rthlr. erspahret wird, Waß sonsten Ew. Gnd. uns mittgegebene PUNCTEN anlanget daran wird nun anhero taglich gearbeitet. Sonsten ist daß geschrey alhier groß als ob Pfaltz Neuburg Julich dem Konig in Franckreich verkauffet, welches, wenn es gewiß wer, mitt MONSIEUR TURENNE andwortt und reden übereinstimte, Am vergangenen Mittwoch hatt der Hoff die große Trauer wegen des Keyserlichen printzen todes angeleget, Gestern Ist auch der Konig von S. GERMAIN wieder hieher kommen der DEVOTION wegen des festes der geweyheten lichter abzuwartten, dar bey der Konig in begleitung aller Ritter des Ordens vom H. Geist, und S. MICHAEL in ihrem ordens habit, zu fuß von der NOSTRE DAME bis ins LOUVRE gangen, Nachmittags gieng der Konig von hier wieder weg nach MEAUX zu, und wie mann darvor halte so Sey des Konigs reyse naher Lothringen angestellet, dem Hertzog von Lothringen572 nach zutrachten weill Er dem Keyser 12.000 mann zuschicken wollen, Wie denn auch Printz VEAUDEMONT573 ohnlängst als Er von seinem Hn. Vatter dem Hertzog von Lothringen574 befehl bekommen wieder naher Hauß zukommen, Er auch von dem Konig abschied nehmen wollen, von dem Konig aufgehalten worden und keine erlaubnüß bekommen. Mann halt auch am Hoffe alhier die OFFENSIV u. DEFENSIV ALLIANTZ zwischen Engelland, Holland und Schweden, darinnen Churbrandenburg, die Hertzoge von Braunschweig und Luneburg, und andere Teutsche Fürsten darinnen begriffen seyn sollen, vor gantz gewiß; Es befindet sich auch anitzo des Chuhrfürsten von Bayern Hn. Bruder575 alhier und wie mann davor helt so dorffte zwischen Ihm und des DUC DE BOUILLON Fräulein dochter576 eine heurath vorgehen. Mann vermuthet auch taglich alhier die ankunfft der Chursachsischen abgeordneten.577 Schließlich befehle Ew. Gnd. in den schutz des allerhochsten mich aber zu dero beharlichen gnade, und erwartte in Kindlichem RESPECT dero gnadige und gentzliche RESOLUTION wegen meiner zurückreyse, welche ich denn in allem nachleben und iederzeit thatlich erweisen werde wie daß ich Sey Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS. EXERCITIEN
572 573 574 575 576 577
Charles IV, vgl. Anm. 507. Charles Henri de Lorraine, vgl. Anm. 551. Charles IV, vgl. Anm. 507. Maximilian Philipp Hieronymus (1638–1705), Herzog von Bayern-Leuchtenberg. Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne (1652–1706), Tochter des Frédéric Maurice de La Tour d’Auvergne (1605–1652), Duc de Boullion. Christian Ernst Kanne zu Klöden, vgl. Anm. 529 und Nicolaus von Gersdorff, vgl. Anm. 530.
Anton Finck an Herzog Ernst
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98. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 4. Februar 1668 (st. n.), Eingang: Gotha, 7. Februar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 409r–412v, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, Entschuldigung für ausbleibende Antwort, auf Rat Turennes sei man in St. Germain gewesen, habe aber an Breithaupt und Fend geschrieben, der Herzog war in St. Germain täglich beim Lever des Königs, oft bei Turenne und dem Herzog von Orléans, zahlreiche Visiten und Kontakte, Bekanntschaft mit unterschiedlichen Residenten, antwortet auf die Fragen bezüglich der Beschreibung der Provinzen, verweist auf die Kosten der Kutsche, wie sie in den Rechnungen aufgeführt sind, meint auch dieselbe solle nach Gotha geschickt werden, Audienz bei Turenne wegen der Sachen Herzog Bernhards, der Bruder des Kurfürsten von Bayern ist wegen seiner Hochzeit in Paris, das neue Quartier ist günstiger, der Herzog beginnt mit den Übungen im Reiten, Tanzen wird fortgesetzt, bittet um genaue Instruktionen für den Beginn der Heimreise, bisherige Ausgaben mit Verweis auf die eingeschickten Rechnungen.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Fürst und Herr, Die von E. Durch. vom 30ten 10br. 1667578 an mich gnädigst abgelassenen letztere Zeillen, habe alhie in Paris den 22ten JAN. st. n. 1668. in vnterthänigstem RESPECT zurecht erhalten. Worauf ich aber, vor wegen der Reyse naher St GERMAIN halber, alwohin Sich der gantze Hoff kurtz vorhero erhoben vnd demselben zufolgen vns von Mr TURENNE eingerathen worden, nicht solbald antworten können, gleichwohl AD INTERIM an Herrn Rentmeistern Breitheupten579 vnd den Geheimbden SECRETARIUM580 geschrieben, wohin mich nochmahlen beziehe.581 Wier begaben vns den 25ten dito von hier hinweg vnd kahmen den 29ten wieder anhero. Anfangs ist Mr DE TURENNE Vorschlag gewesen, daß ihro F. G. dero abschied vom König zu St GERMAIN nehmen solten, weilen Seine Mytt eine weitleuftige Reise vornehmen vnd dero Wiederanherokunfft I. F. G. vielleicht nicht erwarten dürfften. Nach deme nun I. F. G. in dieser meinung naher St GERMAIN ankommen, befunden Sie, daß des Königs Vorhaben geendert vnd Seine Mtt innerhalb ein Monatsfrist wieder alhie zu sein, RESOLVIret hetten, Rithe demnach Mr DE TURENNE hinwiederumb, weilen I. F. G. ohne das bis zu Ende des FEBRUARII annoch zu Paris aufzuhalten gedächten, daß Sie alsdan vnd zur selbigen Zeith mit besser REPUTATION abschied nehmen könten, Eß haben Sich I. F. G. mitlerweil zu St GERMAIN alle morgen bey des Königs LEVER eingefunden: Täglich bey Mr TURENNE; etlichmahl bey des Königs bruder vnd dessen Gemahlin, so sich der nahen anverwandtschafft von Selbsten erinnert: bey der 578 579 580 581
Nr. 89. Johann Breithaupt, vgl. Anm. 62. Immanuel Fend, vgl. Anm. 419. Nr. 91 bis Nr. 93.
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Briefe
MADEMOISELLE D’ORLEANS,582 bey Mr LE MARESCHAL DE GRAMMOND583 vndt andern Großen die VISITE abgelegt. Sie haben auch OCCASION gehabt bey Mr DE TURENNE Taffel mit dem CONTE DE St PAUL584 (so ein vornehmer Herr vnd mit der Zeith DUC DE LONGUEVILLE sein wirdt) mit dem DUC DE BOUILLON.585 Dem CHEVALLIER DE LORRAINE586 vnd sonsten mit dem DUC D’ANGUIEN.587 DUC DE BEAUFFORT.588 DUC DE GUISE.589 mit dem DUC DE VAUDEMONT590 so des Hertzogen von Lothringen naturlicher Sohn ist mit Mr LE DUC D’ARMAGNAC,591 so Obrist=Stallmeister vnd des Marschaln DE HARCOURT592 seel. Sohn ist, mit dem DUC DE CHEUREUSE,593 So einer vom Haus Lothringen vnd Mr COLBERTS Tochterman ist, mit dem CONTE DE St ALBAN,594 so der Königin von Engelland595 Obrist=Hofmeister vnd alhie in grosem ansehen ist: mit dem MARESCHAL DE VILLEROY,596 MARESCHAL DE LA FERTE,597 mit dem Requesten-Meister COURT so den Frieden zwischen Chur= Pfaltz vnd Meintz helffen machen, vnd andern vornehmen mehr, Vber die albereit in vorigem Schreiben benamten bekandt zuwerden. Welches dan durch Mr DE TURENNE AUTHORITÄT vnd guthe CONDUITE, bishero Gott lob, dergestalt von statten gangen, daß I. F. G. bey manniglichen zu Hof beliebt vnd CONSIDErirt worden; dabey man doch IN TERMINIS der Politischen vnbekant geblieben, daß man deshalben keine SPEÉSEN meer machen dan Eß kennen I. F. G. von ansprache zwar auch den Herrn Cantzler,598 Herrn COLBERT,599 DE LYONNE600 vnd TELLIER,601 haben aber wegen derselben vielfaltigen geschefften, noch niemahls Recht die Gelegenheit haben können, mit ihnen mehrers PARTICULIER bekandt zu
582 583 584 585 586 587 588 589 590 591 592 593 594 595 596 597 598 599 600 601
Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 167. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 53. Jean Louis Charles d’Orléans, vgl. Anm. 449. Godefroy Maurice de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 448. Philippe de Lorraine-Armagnac (1643–1702), genannt Chevalier de Lorraine. Henri III Jules de Bourbon, vgl. Anm. 143. François de Bourbon-Vendôme, vgl. Anm. 385. Louis Joseph de Lorraine, vgl. Anm. 523. Charles Henri de Lorraine, vgl. Anm. 551. Louis de Lorraine, vgl. Anm. 553. Henri de Lorraine, vgl. Anm. 554. Charles Honoré d’Albret (1646–1712), Duc de Chevreuse, verm. mit Jeanne-Marie Colbert (1650–1732). Henry Jermyn (1605–1684), 1st Earl of Saint Albans, Lord Chamberlain. Henrietta Marie de Bourbon, vgl. Anm. 528. Nicolas de Neufville, vgl. Anm. 145. Henri II de La Ferté (1599–1681), Duc de La Ferté-Senneterre, Maréchal de France, Gouverneur der Stadt Metz. Pierre Séguier (1588–1672), französischer Kanzler. Jean-Baptiste Colbert, vgl. Anm. 147. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 504. Michel Le Tellier (1603–1685), Secrétaire d’État de la Guerre, ab 1677 Kanzler.
Anton Finck an Herzog Ernst
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werden. Mit den Schwedischen,602 Keiserischen,603 Dänischen604 vndt andern RESIDENTen, Sind ihro F. G. auch zu Hof PER RENCONTRE zusprechen kommen, wollen aber bey des Hofes ietziger anwesenheit gelegenheit suchen, dieselbe rechter zu kennen. Nunmehr auf E. Durch. vom 5ten 16ten vnd 30ten 10br. DATIRTe vndt mir gnädigst zugeschickte Schreiben605 zuantworten, So befehlen E. Durch. IN DEM ERSTEN, daß man in SPECIE melden solle, was Zeith wehrenden TOURS in THEOLOGICIS, MILITARIBUS, POLITICIS vnd OECONOMICIS: Item was in den angestelten VISITATIONEN vnd REFORMATIONS-werck des Königs in allen Gerichten, davon CHARLES DE St GERMAIN in ELOGIO REGIO rhümet, observiret worden? Hierauf habe jungstes zum theil in vnterth. geantwortet, nemlich, daß soviel alß möglichen gewesen, ich beym durchzug durch die PROVINTZIen vnd zwar die 14 bogen davon zusammen geschrieben,606 ohne was mier in der frantz. Sprache von gelerten DICTIrt worden, so ich DATO OCCASIONE deswegen angeredet: Was aber vber dasselbe noch DESIDERIrt werden möchte, wil mich mit Gottes beystand befleissen, solches alhie in Paris noch vollends zum Zweck zubringen. Vnterdessen wirdt E. Durch. von dero Geheimbden SECRETARIO vorgetragen worden sein in COPIA der Enthalt, alles desses was in Ihrer F. G. Kasten alhier befunden worden: Haben nun die alte CONCEPTEN ein mehrers in Sich oder möchten noch neue QUESTIONES durch alle 4. CLASSEN aufgesetzt werden; will ich dran sein, wan solches vberschickt daß Solche vor vnserm abgang RESOLVIrt werden möchten: Inmassen ich dergleichen PUNCTA, So ich zum Zweck zudienen vermeine, Selbsten viel aufgesetzt vndt mich durch erlangende neue Kundschafft, täglich daran INFORMIREN lasse, wie dan ihro F. G. Selbsten wohl bekandt ist. Nur ist zu bedauern, daß man diese Sachen nicht allein abwarten, sondern noch andere gescheffte täglich mit=verrichten muß. Das ANDER vom 16ten datirtes Schreiben REFErirt Sich auf das erste vnd was deswegen in vnterthenigster wiederantworth gesagt, muß alhier wiederhohlt werden. Im dritten vndt jüngsten Schreiben vom 30ten 10br. antworten E. Durch. gnädigst, daß es von deroselben keines sein müste, davon ich geschrieben, daß Sie zwischen ORLEANS vndt ESTAMPES verlohren gangen. Darauf berichte vnterthänigst, daß Solche Schreiben hernachmahls zurück kommen, vndt Ihrer Furst. G. von dero Fürst. Herrn brüdern von Tübingen, vnter Einer CUOPERTO von dem von Gabelckhoven607 an Mich, vberschickt worden, Was die Gutsche vnd Zeuge gekost, ist aus der Rechnung, so entzwischen einkomen zusehen. Dieselbe ist inwendig A LA MODE mit verblümten SAMMET 602 603 604 605 606 607
Esaias von Pufendorf (1628–1689), 1665–1669 schwedischer Resident in Paris. Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, vgl. Anm. 372. Wahrscheinlich Marcus Falksen Gjøe, vgl. Anm. 190. Nr. 78, 82 und 89. Vgl. die Beschreibung der französischen Provinzen in Band 2, II. 7. Johann Balthasar von Gablkoven, vgl. Anm. 300.
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Briefe
durchgehends gefüttert: Ich habe mier durch einen von den Kaufleuthen ASSIGNIRTen vnpartheiischen Satler, mehr alß 50. Gutschen zeigen lassen, Welche schier alle vmb einen Preis AESTIMIrt vnd Ihrer F. G. keine besser gefallen, alß diese: MERITIrt wohl, daß Sie hinaus geschickt werde: Ich habe einen Leinen Vberzug darüber machen lassen, Kost 4. Rthlr. darinnen Sie stehet, wan Sie nit gebraucht wirdt: Vndt kan Sie in eben demselben Vberzug eingepackt vnd hiernechst nach Haus geschickt werden. Was ihrer Fürst. Durch. Herrn Hertzogen Bernhards608 hochstseeligsten andenckens Sache, werden E. Durch. Ihro Furst. G. ein mehrers vberschrieben haben: Wier haben zusammen durch ein guth RAISONNEMENT erfunden, daß auß meinem brief ein EXTRACT gemacht würde, alß wenn E. Durch. ihrer Furst. G. diese COMMISSION vornemlich aufgetragen hetten: Darauf ich die CONTENTA MUTAT MUTANDIS ins frantzosische vbersetzt vnd PRO MELIORI AUTHORITATE Ihrer Furst. G. eine gantz geheimbde AUDIENTZ bey Mr DE TURENNE zuwegen gebracht: Waß nun die antworth darauf, werden E. Durch. Ihre Fürst. G. mit mehrerm berichten: Ob nun E. Durch. mit sothaner antwort ACQVIESCIRen oder Solche gar vor die STAATS=MINISTROS, welches gar leicht zuthun sein wirdt, gebracht haben wolten, stehet in gster. wiederantwort zuerwarten. Ohne ists nicht, daß der König durch so weith anstehende CONJUNCTUREN hiernechst mehr bereyt vndt wohl bessers mit der Zeith alß anietzo heraus kommen dorffte. Wegen der Jülchschen Sachen haben Ihro Fürst. G. mit Mr DE TURENNE auch geredet, welcher aber hierauf Sich nit viel einlassen wollen, auß vhrsachen, wie I. F. G. mit mehrerm allegiren werden. Meines wenigen erachtens halte ich davor, daß man bey den vornemsten MINISTROS, alß GRAMMOND, LIONNE vnd dergleichen, PER DISEURSUM wohl gedencken könne, daß das INSTRUMENTUM PACIS die vermittelung dieser So wichtigen Sache so hoch RECOMMENDIrt, vnd das hochlöb. Haus Sachsen, Sich niemahls zuentgegen sein lassen, zu allem RAISONABLEN ACCOMODEMENT zuverstehen. Damit die Cron Franckreich gleich sehr sehe, wer zum Vergleich geneigt oder nicht sey. I. F. G. werden Sich bey der VISITen, sonderlich beim Herrn Cantzler SEEGUIER in dero visitiren darnach zuachten wissen. Wer wegen Churbrandenburg vnd Neuburg alhie RESIDIRE habe noch nit in erfahrung bringen können; ohne daß der Casselische RESIDENT BECK609 auch der brandenburgische seyn solle. Nechster tagen wollen wier suchen mit vnterschiedlichsten den vornemsten RESIDENTEN bekandt zuwerden, alwo wier nit allein dieses sondern noch ein mehrers in kundschafft zubringen gedencken: Vnterdessen scheints, daß der Schwedische gegen ihro Furst. G. sich mit einer sonderbahren freyheit heraußzulassen suche.
608 609
Bernhard von Sachsen-Weimar, vgl. Anm. 188. Johann Beeck, 1652–1686 hessen-kasselscher Agent bzw. Resident in Paris, gleichzeitig 1660– 1671 kurbrandenburgischer Agent ebd.
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Den tag alß wier nach St GERMAIN reiseten gaben wier vnser erstes LOSAMent auf, solches hath in dessen des Churfursten von bayern Herr bruder610 bezogen: Er sol vornemlich hiesein ein heurath mit der von BOUILLON,611 Tochter des verstorbenen Oberst=Cammerherrn vndt Bruders Tochter Mr von TURENNEN zuschliessen: Weilen nunmehr der Hof hinweg ist, alß gedencken ihro Fürst. G. die Zeith über alß wier noch alhie sein, auf ihro Fürst. EXERCITIEN vndt ich meines wenigen orths auf E. Durch. gegebene PUNCTA: beyderseitß ist die beste OCCASION zu der FAUBOURG St GERMAIN; alwo wier vns in ein vornehm Haus À LA CROIX DE FER genent, A LA RUE die Marggrafen von Durlach612 hiebevor auch gewesen, eingedingt: Wier ersparen in Vergleichung der vorigen SPEESEN Monatlichen 60. Rthlr. Dan wier geben vor LOSAMenter, stallung etc. monat. 15. Rthlr. Ein PRINCIPAL von vns monat. 20. Rthlr. Ein diener 10. Rthlr. haber vnd heu, auch holtz wirdt auf dem Marckt geholt. Der Sprachmeister613 wohnet nah bey vnß. Ihrr Fürst. G. machen künfftigen Montag wils Gott einen anfang ihres reithens, bey des DU PLESSIS bruder,614 welcher seine ACADEMIE aufgeben vnd ins Königs stall ist: Sie werden vmb ein billichen Preiß vnd zwar Monatlichen vngefehr vmb 22. Rthlr. reithen: Der Herr Graf von Schwartzburg,615 so mit vnß in einem LOSAMent, hath Sie hiezu ADDRESSIrt. Ingleichen werden Sie auch das Tantzen CONTINUIREN. Schließlichen habe vnterthenigst zu bitten, E. Durch. geruhen auf diesen brief gnadigst zu RESOLVIRen die Zeith vnd Gelegenheit, wan vnd wie die Zrurück=Reise auß Franckreich anzustellen sey: Eß gehet zwar E. Durch. an Ihro F. G. gnädigstes Handtbrieflein dahin, daß hiezu die Frülings=Zeith zu OBSERVIren stünde: Vndt weilen ich keine anderen PARTICULARITÄTEN mich zuerinnern weiß, alß lebe nochmahlß deren vnterthenigsten Hofnung, Eß werden E. Durch. auf dieses mein vnterthenigstes Suchen, dergestalt gnädigst verfügen, damit E. Durch. gnädigstem intent nach die Rück=Reise eingerichtet vndt hierinnen wie vormahl also auch anietzo allervnterthenigster Gehorsam erwiesen werden könne, zu dero Furst. Hulden mich nochmahln vnterthänigst empfehle E. Durch. Vnterthänigster, Pflichtverbundenster Diener A. Fincke In Eyll Paris den 4ten Febr. st. nov. 1668.
610 611 612 613 614 615
Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 575. Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 576. Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 237. N.N. Nicolai, vgl. Anm. 500. Nicht identifiziert. Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 395.
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p.s. Der Hinaus=Reise halben auß Franckreich, ist vnter andern es dahero auch nöthig zuwissen, damit man wegen der Wechseln vnd COMMUNICATION der Kaufleuthen bey Zeithen anstalt mache. Wie wier mit den Kaufleuthen bishero stehen vnd was aufgenommen worden, wirdt ihrer Rentmeister auß denen eingeschickten rechnungen zureferiren wissen. Wier haben aufs neue auf des DE FAMARS616 CONTO 200. Rthlr. aufgenommen, welches wier zum theil noch haben vnd niemandts nichts schuldig seind. In allem so lange Wier von Hauß hinweg sindt, ist auf des Ochsen617 conto 1.500 Rthlr. vndt soviel auf den DE FAMARS aufgenommen worden, besage der Rechnung: ohne der 200. Rthlr. obgemelt, so aufs neue. *
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99. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 27. Januar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 404r–404v, Konzept, Kanzleihand. Inhalt des Briefes an I. Fend ist vorgetragen worden, die neuen königlichen Dekrete sollen noch nicht gekauft werden, Verzeichnung der Titel und des Inhalts, Übersendung einer Kopie des letzten Schreibens an den Herzog mit dem Weg für die Heimreise, die Wechsel sind auf Venedig angewiesen.
EHZS Hochgelahrter lieber getreuer, Was Ihr vom 19/9. JANUARII an SECRETARIUM Fenden618 geschrieben, ist vns gebührend vorgetragen worden: Was nun deß Königs vnd deß PARLAMENTS vnterschiedliche getruckte ORDONNANCen, DECRETen vnd befelch anlanget, weilen sie anietzo noch neu vnd dahero desto teurer gefallen werden habt Ihr [Euch damit noch anzuhalten,] dieselben zuerkaufen noch an Euch zuhalten, wann sie aber [es] etwas alt, werden sie ohne Zweifel wolfeiler fallen, indeßen können die TITULI deroselben vnd der inhalt aufgezeichnet werden; Vnd nach deme Wir Euch [neulich] SUB DATO den 13. dieses geschrieben,619 mit Vnserm geliebten Sohn, die Rückreise in Teutschland durch Italien zunehmen, vnd darinnen zween wege entweder auff FLORENTZ oder Venedig zunehmen, wie Ihr auß mitkommenden COPIA, dafern etwan daß original Euch nicht zu kommen sein möchte, zuersehen habet; vnd vns in ferner nach616 617 618 619
Jacob de Famars, vgl. Anm. 18. Johann Ochs, vgl. Anm. 17. Immanuel Fend, vgl. Anm. 419. Nr. 95.
Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich
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dencken rathsamer zu sein, gefallen, daß Ihr recta auff Venedig Euch [be] wendet: Als werdet Ihr solches [als] beobachten vnd mit Gottes Hülffe bey vns wieder anlangen: Wir wollen auch nicht zweifeln Ihr werdet was [Ihre] wir Euch wegen der bißherigen Reise in Franckreich [abzu] abschreiben zulaßen befohlen, vnd die 2. Geographische bücher Herrn TASSIN620 dem Jungen Ochsen [von Fran selbige welche] selbige mit nach Franckfurtt zu vberbringen zustellen; Deßen Vatter621 wir befolhen, die bedörffenden wechsel Euch nach Venedig also zu vbermachen, daß Ihr die wechselschreiben auff Eintausend biß funffzehenhundert Rthlr. mit Euch nemen könnet. Haben wir Euch zu nachricht wollen vermelden, vnd seind Euch p. DATUM Friedenstein am 27. JANUARII Anno 1668. An H. Lt. Antoine Fincken. *
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100. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich, Friedenstein 29. Januar 1668 (st. v.), Eingang: Paris, 21. Februar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Wünsche zum neuen Jahr, die Reise solle einen glücklichen Fortgang nehmen, bittet seine hinterlassenen Manuskripte nicht mit der Post zu schicken, Empfehlung von Dr. Waitz.
Durchlauchtigster Fürst, gnster. Herr, Daß Er. Furst: Durch: dieses nunmehro verfloßene 67 jahr gesund und glücklich werden beschloßen haben, will ich gäntz. zu Gott hoffen, mich deßwegen schuldig bescheidend deroselben unterthänigst zu gratuliren, und ferner zu wünschen, das wie die Göttliche allmacht uber Er. Furst. Durch: dieses jahr, sonderlich auf dero gefahrlichen Reiße gnädig. und vätterlich gehalten, vor so vielen unheil auch den vor augen gleichsam stehenden Todte selbsten gnädiglich bewahret und kräfftiglich beschützet hatt, inskünfftige deroselben ferner wirt beystehen zu dero instehenden Reiße und allen löblichen Vorhaben glückliches gedeyen geben, bey guter gesundheit fristen, für allem unheil treulich bewahren und mit aller selbst=erwünschter Leibes und Seelen zufriedenheit begnadigen wolle, nechst unterthäniger bitte bey dero alzeit dancknehmig verspürter gn. gewogenheit mich ferner zu erhalten, dar nechst empfehlung Göttlicher gnaden beschirmung stets verharrent 620 621
Nicolas Tassin, Les Plans Et Profils, vgl. Anm. 24. Johann Ochs, vgl. Anm. 17.
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Er. Furst: Durchlauchtigkeit unterthänigster und treuschuldigster Knecht Hanns Heinrich von Witzleben Friedenstein den 29. JAN: 1668. ǀǀ P.S. Er. Furst. Durch: werden sonder Zweiffel meine hinterlaßene MANUSCRIPTA in ihrem Kastlein von H. Koch622 wiederum empfangen haben, bitte derowegen nochmahls unterth. (so E. F. D. nicht vor gut befinden dieselbe auf der post herauß zuschicken, so lange ohn schwehr bey Ihren Sachen zu laßen biß zu ihrer erwünschten und Gott gebe glücklichen anherokunfft. Herr Doctor Weitz laßet sich unterthänigst RECOMMENDIRen, will deroselben bey nechster post mit einem brieflein unterthänigst aufwarten, sein Handwerck gehet wiederum ziemlich von stadten, deswegen er immer in geschafften, wie wohl die andern in seiner abwesenheit sich sehr in seine kleider werffen gehabt, laut seines (möcht warten, beklaget nur das Herr Dr. Strauchbarn623 das beste und längsten mantel bekommen. *
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101. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 31. Januar 1668 (st. v.), Eingang: Gotha, 14. Februar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 406r–406v, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, kindliche Devotion, Dank für die Bewilligung der Reise nach Italien, verspricht sich um ein lutherisches Abendmahl für sich und seine Begleiter vor der Abreise zu kümmern, über die Reisevorbereitungen, Verkauf der Pferde etc. wird Finck berichten.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Dero gnädiges Handschreiben vom 13. JANUARII624 habe ich vergangenen Dienstag den 28. JANUARII in Kindlichem RESPECT erhalten und daraus mitt vieler Vergnügung, erfreulig ersehen. Welcher gestalt Ew. Gnd. das geringe geburths und neujahrsgeschenck so deroselben in Kindlicher demuth zu PRESENTIREN mich unterstanden, nicht alleine nicht REFUSIREN Sondern auch solches mitt gnadigen augen ansehen und annehmen wollen. Wenn denn nun dieses die eint622 623 624
David Koch, vgl. Anm. 48. Nicht eindeutig lesbar, nicht identifiziert. Das Schreiben ist nicht vorhanden.
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zige und gröste Vergnügung, so ich iederzeit gewündschet, Als habe dahero desto mehrer ursach gefunden deroselben so wohl wegen der gnadigen annehmung als auch des mitt vieler hohen Gnade angehalten gegen Wundsches in schuldigstem gehorsam gebuhrend zu dancken, Ew. Gnd. darneben versichernde, daß wie solch geringfugige geschenck vornehmblich dem höchsten und Ew. Gnd. zustehet. Also ich nichts mit mehrem eyfer suche werde als wie solches durch Christliche DEVOTION dem Großen Gott Ew. Gnd. aber durch Kindliche gehorsamheit taglich angenehmer gemacht und durch Gottlichen Segen und Ew. Gnd. anführung zu erweiterung der Ehre Gottes, beforderung des gemeinen bestens Ew. Gnd. Vergnügung und meiner selbst eigenen Wohlfarth fehiger werden möge. Und nach dem mich Ew. Gnd. über der bishero mir vielfältig erwiesenen gnade, u. dahero erlaubten FRANCOIschen reyse mir die hohe unverenderte gnade, in erlaubung bey meiner Zurückreyse ein TOUR durch ITALIEN zu thun, erwiesen, Als habe noch ferner ursach dero selben Kindgehorsamlich zu dancken, mit Kindlicher erbiethung nicht allein wie bishero durch Gottes Krefftigen beystand geschehen, nicht alleine die schone großen Sichtbahrlichen Eitelkeiten in Vergeßenheit zu stellen, zu verachten und meiner seine und gedancken herauf zu dem eintzigen schönen und vergnüglichen Wesen und Seye alles dinges, zu Schweigen und also nach PAULI Wortten Suchen was Hoben ist da Christus ist,625 sondern auch nach meiner Gott geben glücklichen Wiederkunfft Ew. Gnd. gnedige Verordnung und regiments regeln einzunehmen und zufaßen so viel Gott gnadig will. Wie ich denn auch nach befehl und erinnerung Ew. Gnd. nicht unterlaßen werde alhier bey dem Pfahrer unserer religion (ob schon ihm das EXERCITIUM RELIGIONIS nicht mehr erlaubet offendlich zu treiben) mich mitt meinen leuthen zu fernerer fortsetzung meiner reyse durch gebrauch des hoch H. Abendmahls so kunfftigen Sontag uber 8 oder 14 tage gewiß geschehen soll, PRAEPARIREN werde. Was im ubrigen die anstalt des Wechsels Verkaufung der Pferde und andere nothwendigen stucken anlanget darvon wird Mr FINCK mit mehrem unterthanig bericht erstatten und wird also unserer sachen einrathen daß wir innerhalb 3 Wochen im anfang des MARTII von hier aufbrechen können. Wormitt Ew. Gnd. in den Schutz des allerhochsten empfehle mich aber zu dero beharlichen Vatterlichen Hulde und Gnade Wie ich denn sterbe Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn. Friederich HZS.
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Brief an die Kolosser.
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Briefe
102. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 10. Februar 1668 (st. n.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 415r–420r, eigenh. Ausf. Empfang zweier Schreiben, geforderte Abschriften werden angefertigt und übersandt, der verlorene Band der Beschreibung der französischen Städte wurde erworben, Nachrichten über die Kommission der Maîtres des Requetes werden gesammelt, Dankbarkeit des Herzogs für die Genehmigung der Reise nach Italien, Dank Fincks für seine Anstellung, das Abendmahl betreffend, wird dieses beim gewesenen dänischen Legationsprediger eingenommen, die kursächsischen Gesandten werden erwartet, die französische Bilderschule wird der Herzog bei seinem Abschied überreichen, Anweisung der Wechsel für die weitere Reise betreffend, Bestellung der künftigen Korrespondenz, Visite des schwedischen Residenten beim Herzog, Neuigkeiten über einen künftigen Friedensschluss, Gesandter von Neuburg eingetroffen, des Herzogs von Bayern Vermählung, natürlicher Sohn des Königs von England in Paris, Visite des Herzogs beim kaiserlichen Residenten, Tod des kaiserlichen Prinzen, Visite des Herzogs beim brandenburgischen Gesandten Pölnitz, Visite des Maréchal Gramont, Revisite des Herzogs, Ankunft des neuen brandenburgischen Residenten, Abreise des früheren nach London, Visite des Prinzen Radziwiłł.
Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Herr, E. Durch. beyde jüngste Schreiben vom 9. vndt 13ten JAN.626 hab aufeinmahl den 9ten FEB. STYL. NOV. Sambt vnderschiedlichen ahn Ihro Fürst. G. gehörige beyschlüsse, so auch alsobalden zurecht gelieffert worden, in vnterthst. RESPECT erhalten. Was in denselben E. Durch. anfanglich begehren, die in den Provincien ANNOTIrte REMARQUEN, förderlichst abzuschreiben vnd solche füglichst vberbringen zulassen, so sol solches von DATO ahn sobalden ins werck gestelt vnd mit dem jungen Ochsen627 so gestern ankommen, heuth Sich bey vns angemeld vnd in 14. tagen wieder fort will, vberschickt werden; Von des SIEURS TASSINS beyden TOMIS628 ist nur der erste verlohren gangen, welchen ich aber alhier zuhenden gebracht, den andern gleich binden vnd nach der PROPORTION 3. Rthlr. 10. s. davor zahlen lassen. Des CHARLES DE St GERMAIN VISITATIONS= vnd REFORMATIONS=Werck, wil nach der Ordnung wie darvon geschrieben wirdt vndt sonsten von der bewusten COMMISSION der MAISTRES DES REQUESTES,629 so vil dessen Nachricht bishero noch nicht habe, mit sorglichem fleiß indagiren vnd follends bey die Handt bringen, damit E. Durch. zu seiner Zeith sehen, daß dieselbe alhie nit vergebens zubracht worden, was sonsten E. Durch. JUDICIREN von der TRANSMISSIONE SANGUINIS seye, ersehe in gleichem. Wil im übrigen nit vnterlassen, was darvon im Truck SPARGIRen vnd mir 5. sols kost, neben andern, vom Parlement vnd dem König. Stats=Rhat ausgangenen ORDONNANCEN zuvberschicken. Den Wechsel anbelangend werden 626 627 628 629
Nr. 95 und Nr. 96. Johann Ochs, vgl. Anm. 17. Nicolas Tassin, Les Plans Et Profils, vgl. Anm. 24. Vgl. Anm. 25.
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E. Durch. seithero zur genüge vbersehen haben, wievil, wan vndt von weme es erhebet worden. Alles ist auf dem fus geschehen, wie es bey dem abzug von Gotha angeordnet vndt befohlen worden, daß nemlich Johan Ochß630 1.500. Rthlr. vnd DE FAMARS631 andere 1.500. Rthlr. in Wechsel vbermachen solten. Darauf auch von beyden Wechselbriefe genommen vndt die aufrichtung noch von Darmstat aus, in Einem Gesambt=schreiben AVISIrt wordten, wie dan der von Witzleben632 Sich ausser Zweifel dessen noch zuentsinnen wissen wirdt. Das buch, genant LE DROIT DU ROY SUR L’EMPIRE,633 kan ich vber bishero angelegte bemühung, auch Nachfrage bey dem Trucker selbsten, noch nit haben, aber guther Hofnung dasselbe noch zubekommen, was auch E. Durch. auß gnädigster Sorgfalt wegen PROFITABLEN Verkauf der Pferdten p.p. vndt was arth man die bücher, Schrifften vnd andere BAGAGE mit den mindersten vnkosten fortzubringen, erinnern, sol jedes aufs genauste beobachtet vnd hiernechst von allen anstalt gebührende RELATION geschehen. Inmasen auch E. Durch. auf vorgesetzte CONDITIONES, Ihrer F. G. dero geliebtesten ältisten Printzen die vorwesende Reise noch vmb so weit etargiren vnd gnädigst geschehen lassen, daß Solche mit observiren der Zeith vndt Orthen, dem retour nach, durch ITALIEN wieder in Teutschland vorgenommen werden möge, alß haben I. F. G. So sich vielleicht eine solche vnverhoffte Gnade vnd mehrers alß Sie verlangt, erhalten zuhaben, nit eingebildet, Sich deroselben nit allein höchlichst erfreuet, sondern werden dero Danckbahres Gemüth ohne mein Erinnern gegenwertig in Schrifften zuerkennen geben, Der liebe almächtige Gott, Ein geber alleß guthen, wolle deroselben mit seiner gött. gnade in crafft des H. Geistes vnter der begleitung seiner H. Engell, wie bishero also auch furohin, cräfftig beystehen, daß dieselbe in Seiner furcht wandeln vnd auf seinen wegen bleiben, die Eytelkeiten durch dero selbsteigene zergengliche betrachtung mehr vnd mehr vergessen lernen, vnd das nutzbare guth nach den Reisen dergestalt fassen vnd sich fest einbilden mögen, damit solches vornemlich zu seiner gött. Ehre, Landt vndt Leuthen zu Nutzen: E. Durch. vnd dero Furst. Frau Gemahlin zu Furst=Elterlichen Vergnügen, zu des Fürst. Hauses aufnehmen, auch Ihrer Furst. G. zu dero Selbsteigenen Fürst. hohen Wohlfarth ausschlagen möge! Habe dabenebens meines theils vnterthenigsten Fleises zu dancken vnd Gott vmb wiedervergeltung schuldigst anzuruffen, daß durch dessen gött. DIRECTION, E. Durch. gleich bishero also auch nechstkünfftig, Meine wenige vnverdiente Persohn, bey dieser Reyse vnterthänigst aufzuwartten gnädigst gefallen tra630 631 632 633
Johann Ochs, vgl. Anm. 17. Jacob de Famars, vgl. Anm. 18. Johann Heinrich von Witzleben, vgl. Anm. 15. Des Justes Pretentions du Roy sur L’Empire. Par les Sieur Aubery Advocat au Parlement, & aux Conseils du Roy. A Paris M. DC. LXII. Dieser Traktat ist Teil eines Sammelbandes in der Forschungsbibliothek Gotha.
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gen, mit vnterthänigster bitte Mein Gnädigster Fürst vnd Herr furohin zu sein vnd zuverbleiben! Die Reise auf Lyon belangend, werden wier vns angelegen sein lassen, zu rechter Zeith alhie aufzubrechen vnd RECTA, FONTAINEBLEAU vorbey, auf LYON zugehen, inmasen wier Solches vergangenen früling neben andern orthen vmb Paris herumb herumb, alß alles im flor bestanden, genügsam vbersehen. Eigentlich aber wie von LYON aus die fortreis, der Zeith vnd Gelegenheit nach vorzunehmen sey, wene dan wir von daraus, nechst möglichster OBSERVIRUNG des von E. Durch. vorgeschriebenen Reyß=DIRECTORII, vnterthenigst zuberichten vnvergessen sein. Den angeführten Gebrauch des Hochw. Heil. Abendmahls belangend, so helt Sich der Dehnische LEGATIONS=Prediger alhier noch PRIVATIM auf, wie dan der Graf von Schwartzburg634 bey seiner ankunfft neben seinen leuthen bey ihme COMMUNICIrt. Die vhrsache daß Er SACRA nicht mehr PUBLICE ADMINISTRIrt, sol diese sein, daß nach dem der König von Denemarck635 seinen Residenten636 enturlaubet (So sich zwar alß ein PRIVATUS noch hier befindet) ihn der König von Franckreich auch nit weiter in voriger QUALITÄT AGNOSCIren, vielweniger sein EXERCITIUM RELIGIONIS verstatten wollen. Der Pfarrer lebt von den milden Gaben, so ihme die RELIGIONS=Verwandten zusteuren. Die Chur= Sachs. Gesandten637 sollen ehister tagen ankommen, sind des Jungen Ochsen bericht nach, mit ihme von Metz hinweg. Weil nun der RESIDENTen ein theil CASSIrt, die abgesandten zum theil noch nit anwesendt, auch der König DATO nit hier vnd bey dessen, vielleicht erwartenden ankunfft, vnßer INTENT zur fortreiß gestelt ist, alß wollen So viel wier können bey so thaner beschaffenheit erinnern vndt agiren. Sobalt die von E. Durch. versprochene Frantzös. bilderschul ankompt, habe I. F. G. ich PROPONIrt, daß Sie OCCASION nehmen, vndt solche bey kunfftigem abschied des Königs bruders Gemahlin638 oder der MADEMOISELLE639 PRAESENTIren möchten, mit vermelden, daß dieses ein Einhalt der Lutherischen in Gottes wort einig gegründeten RELIGION wehre, solches mit COMMODITÄT zulesen. Weil dem nach der dehnische Prediger noch alhie ist, wollen wier sammentlichen künfftigen Sontag 8. oder 14. tagen vns zu dem Gebrauch des hochwurdigen Heiligen Abendtmahls einstellen, moge der liebe Gott gnade geben, daß wier solches mit busfertigem Hertzen alß würdige Geste empfangen! Daß auch E. Durch. endlichen in Gnaden verwilligen, beyden Kaufleuthen die beyde von Silber verfertigte Leuchter vmb 50. Rthlr. zuverehren, wollen wier ihnen solche beym abschied PRAESENTIREN vndt damit vnsere 634 635 636 637 638 639
Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 395. Frederik III., vgl. Anm. 386. Wahrscheinlich Simon von Petkum (gest. nach 1671), 1666–1667 (Juni) dänischer Resident in Paris. Christian Ernst Kanne zu Klöden, vgl. Anm. 529 und Nicolaus von Gersdorff, vgl. Anm. 530. Henrietta Anne Stuart, vgl. Anm. 515. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 167.
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kunfftige AFFAIRen ihnen weiters RECOMMENDIREN, falß wier ihrer mehr vonnöthen haben möchten. Den Künfftigen wechsell nach ITALIen betreffend ist dieses mein vnterthenigster Vorschlag: Daß man von GOTHA aus ahn den DE FARMARS schreibe vnd ihm zuverstehen gebe, daß Ihro Durch. dero in Franckreich DATO reysenden Printzen in Gnaden Erlaubt, die rückreise durch ITALIEN INCOGNITO zunehmen, mit benahmung dero Örther wor durch wier zureisen hetten vnd daß Sie im ubrigen die Wechsel auf einen Nahmen aber ohne des Printzen Persohn oder QUALITÄT (dafern E. Durch. etwa nit ein anders belieben möchte) Vermeldung, DRESSIREN solten: auch daß die ITALIAN. Kaufleuthe zuvor von Mier das worth, oder mein Petschafft oder was anders wie Es besagter DE FAMARS vor guth befinden vndt mich dessen zuvor mit Seinen briefen so er DIRECTE auf LYON ahn Seinen CORRESPONDENTEN, COUURER vnd HERTNER genant zuschicken hath, begeben möchte. In SPECIE müste Er vns wechselbriefe von Einer gewissen SUMMA, vnterschiedlichen zuschicken, als auf TOURIN. MEYLAND. FLORENTZ. GENUA. Venedig. vndt Augspurg, Nurnberg oder Regenspurg. Ob schon die SUMMA in vnterschiedlichen Wechselbriefen hochfallen möchte, so nimpt man nit die gantze SUMMA, sondern an manchen etwas ahn manchen gar nichts vndt berichtet allemahl dem DE FAMARS, beneben der qvittung, was man empfangen. Auf diese weis ist man nit in gefahr das geld zuverliehren; man darf auch nirgends Zeith verliehren oder aufgehalten werden. Die Sorten mussen in Lauther SCUDI ORDINIrt vndt dem DE FAMARS zugleich zugeschrieben werden, daß Er Sich allemahl des COURS des wechsels von denen Kaufleuthen wo die ordre hingehe, fleisig INFORMIRE, damit man in dem LAGGIO nit zu kurtz komme. Das Gold oder die DOPPIEN sindt zwar corrent, aber ins gemein leicht vnd mus man dran verliehren. Ebenmesig mus auch ahn den DE FAMARS begehrt werden, daß Er vns sonsten der Persohnen vnd der ADDRESSE nach sorgfaltigst RECOMMENDIRE, daß man vns auf erfordern diene vndt helffe, alß wan Er Selbsten zur stelle wehre. Ich schreibe diesfals ahn den DE FAMARS kein einig worth, auß beysorg, ob E. Durch. mit diesem Vorschlag zufrieden oder nicht wehren: Vndt wirdt dero hohe AUTHORITÄT alles außrichten; Nur wie obgemelt, daß Er inküfftig die antworth auf diesen brief auf LYON vnd hiernechst, wohin ich ihme befehle, ORDINIREN solle. Dan man allererst, wan man auf der Reise würcklich begriffen, die MENSUR beim gleichen abfassen kan, ahn welchem orth die Künfftige CORRESPONDENTZ vorwarten müste. Der Junge Ochß hath heute morgen Ihrer F. G. dergleichen SERVITIA von Seinem Vatter OFFERIrt vnd daß vns desselben brief zu LYON vorwarten solle. Allein weil auf solche OFFERTE man Sich nit sicher verlassen kan auch nit weis, obs E. Durch. gnädigstes belieben also seye, so lassen wier zwar geschehen, daß dergleichen briefe, wan Sie auf LYON ankommen, vns CONDUIREN, aber nit PRODUCIRT werden sollen, es seye dan solches E. Durch. gnädigste ORDRE, oder die Not-
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turfft in Ermangelung anderer ein Solches erfordern. Demnach auch Herr Johan Philip Fleischbein640 zu Franckfurth, Mich, alß beneben seinem Herrn Tochterman641 in ITALIen gewesen,642 an gute mier noch meistentheils bekante Kaufleuthe RECOMMENDIRT: Alß könte ahn den DE FAMARS die ALTERNATIVA gestelt werden, daß wofern Er nit an den obbemelten Örthern, alß wohin ich die wechselbriefe ORIGINALITER von Franckreich begehre, bekant wehre, daß Er gedachten Herrn Johan Philip Fleischbein hinzuziehen: Vndt vns sonderlich zu Venedig ahn sein Haus RECOMMENDIREN solle. NEUES: Der Schwedische AGENT643 gab I. F. G. kurtz verwichener tagen die VISITE vnd berichtet: daß die Alliirten, alß Engell= Holland vnd Schweden, den König 2. tage vor seinem aufbruch von hier ein PROJECT des Friedens zustellen lassen in 5. Puncten. nemlich 1. Solle Franckreich haben vndt behalten, was es bishero CONQVERIrt, oder ein beliebiges AEQVIVALENT darvor, in örthern im Luxemburg oder in der FRANCHE CONTE gelegen. 2. Soll stilstand sein von DATO bis ULT. MAII, so gar daß der König die Sich inmittels auch gar ergebenden Stätte nit ACCEPTIren solle, vnd wan der Friede in dieser Zeit sich nit machen wolte, Solte Franckreich noch ein lengere Zeith mit den waffen inhalten. 3. Solle Franckreich eins vor alles Sich mit dieser ietzigen SATISFACTION begnügen lassen vnd allen künfftigen PRAETENSIONEN RENUNCIIRen. 4. Nehmen die Alliirte auf Sich Spanien zu der vbergab zu DISPONIREN, vnd GARANTIRen Solches QUOCUNQUE MODO dazu zubringen. 5. Sie machen dem Könige zuwissen, daß wegen stilstand feste Haltung dieses Friedens, Sie einen MILITEM PERPETUUM vnd ein anzahl Schiffe also PARAT haben wollen; auch Sich die Chur= vnd Fursten des Reichs dazu ACCOMMODIren würden, damit PARTEM CONTRAVENIENTEM im Zaum zu halten; n dießen Frieden solte eingeschlossen werden, wer wolte. NEUBURG. Von deme ist vor 12. tagen der BARON DE LEERODE644 anhero geschickt vnd gehet sein anliegen vornemlich dahin, weil der König sehe, daß das Hauße BOURBON zur Pohlnischen Crone nunmehr nach der Königin Tode keinen Zutrit mehr hette, doch Seine PACTES zu EMPLOIIREN, daß durch des Königs MEDIATION, Neuburg zur Crone kommen mochte: Hergegen OFFERIrt es, Franckreichs INTERESSE in Teutschland so wohl durch Sich alß seine FAUORITEN möglichst zubeobachten vndt sonderlich dahin zusehen, daß Sich das Reich des burgundischen Creißes nit annehmen solle. Was von Jülich SPARGIrt, ist albereit berichtet. 640 641 642 643 644
Johann Philipp Fleischbein von Kleeberg (1601–1671), Kaufmann, Konsul in Venedig, Ratsherr, Schöffe und Bürgermeister der Stadt Frankfurt am Main. Jacob Bender von Bienenthal (1644–1695), stud. jur., Schöffe und Bürgermeister der Stadt Frankfurt am Main. Vgl. den Lebenslauf Anton Fincks in Band 2, I. 2. Esaias von Pufendorf, vgl. Anm. 602. Heinrich Wilhelm Freiherr von Leerodt (ca. 1610–nach 1680), 1667 pfalzneuburgischer Gesandter in Paris.
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CHURFÜRSTEN BRUDER auß bayern, Hertzog Maximilian645 ist vor 8. tagen alhie angelangt vnd vnser voriges quartir bezogen; Er heyrathet die Hertzogin von BOUILLON646 auf des von Fürstenberg, oder bischofen von Strasburg647 RECOMMENDATION. Man meinet es geschehe in absehen des MARESCHALN DE TURENNE; welches aber durch dessen hintrit oder DISGRACE könte verrücket werden. Die Churfurstin648 hath an dero AGENTEN649 anhero geschrieben vnd begnüget, daß Sie vnd der Churf.650 auf sein Vielfaltiges anhalten endlich hiezu CONSENTIren müssen. DEß KÖNIGS VON ENGLAND Naturlicher Sohn ist vngefehr 10. tagen alhie nahmens Graf von MONMOUTH,651 ihme zu Ehren ist neulich ein BALLET bey des Königs bruder gehalten worden, wobey I. F. G. Sich auch befunden. Man helt darvor, weil der König keine Erben vnd des Königs bruders652 Kinder von des Cantzlers Tochter653 herkommen, so verhast sindt, eß dörffe dieser Graf mit der Zeith die Crone MAINTENIREN, zumahlen ihn der König vor LEGITIM erkent vndt daß Er mit Seiner Fr. Mutter654 recht getraut gewesen. Des Hertzogen von Lothringen Sohn655 ist vom Herrn Vatter REVOCIrt worden, ihme aber vom König anbefohlen worden, alhie zubleiben. Der Hertzog soll Ihrer Mytt SUSPECT vnd dieser Zeith sehr vnpaß sein. DEM KEYSER. RESIDENTEN BARON DE WICKA656 haben ihro F. G. vor 3. tagen die VISITE geben: vndt clagt eß seyen ihme nunmehr 3. briefe nacheinander INTERUPIrt worden; weis wohl von wehme. Weilen Sie CIFRIrt, hab Mr DE LYONNE657 Sohn Graf DE LOUVEAU658 leuthe darhinder gehabt, dieselbe zu INTERPRETIren, so aber nit sein können. Er habe demnach von des Keis. Printzen659 hintrit von Keis. Mytt Selbsten kein weiter nachricht. Klagt vber der Frantzosen INSOLENTZ alß welche vber dieser TREPAS GLORIIren. Man habe SURPICIrt gehabt beygebrachtes gifft, daher man ihn öfnen lassen, vnd gefunden das hirn als ein SERUM. Vier Körnlein in der LUNGE. Die Leber verhartet vnd die Miltz INFICIret. Sagt daß ein PRAEPOSTERA RATIO IN MEDENDUM sey ADHIBIrt worden, in 645 646 647 648 649 650 651 652 653 654 655 656 657 658 659
Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 575. Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 576. Franz Egon Graf von Fürstenberg, vgl. Anm. 314. Henriette Adelaide Maria de Savoie (1636–1676), 1652 verm. mit Kurfürst Ferdinand Maria von Bayern. Nicht identifiziert. Ferdinand Maria (1636–1679), seit 1651 Kurfürst von Bayern. James Scott (1649–1685), Duke of Monmouth. James Stuart (1633–1701), Duke of York. Anne Hyde (1637–1671), Tochter Edward Hydes, 1660 verm. mit dem Duke of York. Lucy Walter (1630–1658), Mätresse Charles II. von England. Charles Henri de Lorraine, vgl. Anm. 551. Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, vgl. Anm. 372. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 504. Louis Hugues de Lionne, vgl. Anm. 505. Ferdinand Wenzel, vgl. Anm. 374.
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deme man ihme adern geöfnet, VENTOSEN APPLICIrt vnd nach FUNDANELLEN sehen wollen. Er gibts REVERA schuldt, daß man ihn strags in die Scharffe lufft kommen lassen; ITEM der MULITUDINI MEDICORUM, da Ein jeder bey grossen Herrn Rhat geben will vnd also all zum verderben helffen; Er habe erfahren, daß der König von vornehmen Herrn berichtet worden, daß Keiser vnd Keiserin vber diesen fall HORS DE CONSOLATION vnd gantz kleinmüthig seyn, dahero was anders zuerwarten stehen möchte. It. daß Sie von gewissen MEDICIS, so das MAGISTERIUM VITAE vnd RATIONEM CONSTITUTIONIS wohl verstünden vernommen, daß beyde, sonderlich I. Mtt die Keiserin von Solchem TEMPERAMENT seyen, daß Sie keinen oder PROLEM NON DICE VIVACEM haben werden können. Er Her RESIDENT, habe das letzter seinen orth gestelt vnd Gottes willen vntergeben. Wieder das erste aber TOUT HAUTEMENT PROTESTIrt vnd MAINTENIRE, daß man nit EN FOY D’HONNESTE HOMME geschrieben; weilen ihm bewust daß Keis. Mtt sobalt dero der ErbPrintz gebohren worden, denselben alsobalten mit Seinen armen Gott auf seinem altar geopfert: Vndt sich nach dessen todt sothaner opferung gantz wohl vnd Christlich erinnert, auch mit der Mutter SAMUELIS vnd HIOB diese trefliche worthe geredet: Demnach dieses Kindt ein verlobter Gottes vnd dessen Opfer sey; Gott aber gefallen diesem Seinem eigenthumb, an Stat dieser irdischen vndt betrübten eine himlische, hochherliche vnd vnverwelckliche Crone aufzusetzen alß erfreuten Sich I. M. dieses Gott wohlgefelligen CHANGEMENTS vnd trösten Sich im vbrigen, daß ihn der Her gegeben, Er dem Hern wiedergegeben vndt Solchen der Herr auß himlischer Liebe wieder zu sich genommen habe, dessen hochheiliger Nahme hierumb zu preisen stehe. Sonst hath Her RESIDENT geruhmet, daß der Keiser. RESIDENT in Englandt, Graf Isola,660 so albereit ein 30. jahriger MINISTER vndt von BESANCON gebürtig seye, bey Kon. Mtt in England in grosem ansehen stehe, vndt neulicht neben dem Spanischen,661 an der König. Tafel TRACTIRet worden: Vndt also nach diesem Her RESIDENT, des Keiser. Printzen nunmehr geburts=feyer CELEBRIREN wollen, haben Sich Ihro Mtt vnver- muthet zu ihme zu gast geladem vor vngefehr 14. tagen wolte der hiesige RESIDENT BARON von WICKA 2. Osterr. Baronen von Hohenfels ihrer Mtt bey dero LEVÉE PRAESENTIren; wurde aber vber alles ruffen vnd vermelden wer er sey, nit hinein gelassen. Vndt nachdeme Ihre Fürst. G. mit Mr DE TURENNE, vndt kurtz nach deroselben Ich (aber vor dem Herrn RESIDENTEN) welchen wier dazumahl weiters nit gekant, PASSIrt, thate ich an der thur vermelden, daß der Keiser. RESIDENT albereit lang warten müste, ob nit gelegenheit wehre daß Er hinein kommen könte. Worauf Er balt hinein kommen, vnd solches vor diesmahl bey der VISITE in gegenwarth des Herrn Grafen 660 661
Franz Paul von Lisola (1613–1674), seit 1669 Reichsfreiherr, 1667–1668 kaiserlicher Gesandter in London. Antonio Francisco Mexia de Tovar y Paz (ca. 1620–1674), Conde de Molina de Herrera, 1665–1669 spanischer Ambassadeur in London.
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von Schwartzburg662 vndt H. Grafen von Lienar,663 gerühmet: mit bedauern, daß auf Keis. Mtt RESPECT dieser orthen so wenig geschehen würde, da man hingegen zu Wien allen Frantzosen grose ehr enthete vndt ihnen bey Hof gar bis auf die Fürst. Persohnen weiche: Alß ihro F. G. vom Herrn RESIDENTEN abschiedt nahmen, bedanckte Er Sich dieser VISITE vndt CONTESTIrt solches morgenden tages mit abgehender Post gegen Ihr Keys. Mtt zurühmen. Darauf I. F. G. REPLICIrt dero vnterthänigste RECOMMENDATION gegen Kais. Mtt abzlegen, welches Er mit vorigen offerten fleisich zu IN CAMINIREN versprochen. Endlich sich endschuldigt, daß Er weder vor oder hernach sobald wegen der trauer I. F. G. wieder aufwarten könne. Hette sonsten sicher Nachricht Ihro Mtt die Keiserin befunden Sich wieder gesegnetes Leibs. etc. CHURBRAND. ABGESANDTER. Herr Bölnitz,664 hath Ihro F. G. vor etlichen in dero LOGEMENT gesucht aber nit angetrofen, darauf Ihro F. G. zu ihme hingefahren vndt vnter andern soviel verstanden, daß Seine Gesandtschafft wegen der MEDIATION angesehen seye, hette aber ORDRE, wegen Seiner abfertigung auf ihrer Mtt zuruckkunfft zuwarten. Eben denselben tag gab Her MARESCHAL GRAMMOND665 I. F. G. die VISITE, welche Ihme von derselben folgenden tag RESTITUIrt worden. Vor 3. tagen ist ein Neuer brandenburgischer RESIDENT, so ORDINARII hier bleiben soll, von CLEVE anhero kommen, dessen nahme heist Beyer.666 Der Vorige ist naher LONDON beordert, alwo Er auch bleiben solle, nahmens Brandt.667 Gestern gab Ein Junger Fürst von RADZIVIL,668 den Wier auf vnser TOUR zu BOURDEAUX vndt BLOIS angetroffen I. F. G. die VISITE, mit vermelden, daß ietzo im Königreich Pohlen ein algemeiner Friede vnd alles wohl Stünde. MOSCAU suchte eine nähere alliantz einzugehen. Nachdeme wurden I. F. G. auch von Einem Jungen Pfaltzgrafen von Lutzelstein669 besucht, so ein Herr von 16. Jahren sein kan vnd alle EXERCITIA treibet.
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Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 395. Sigmund Casimir Graf zu Lynar (1648–1686), 1667–1669 Reise durch die Niederlande, England und Frankreich. Gerhard Bernhard von Pölnitz, vgl. Anm. 549. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 53. Dr. Johann de Beyer (um 1630–1693), klevischer Hofgerichts- und Justizrat, kurbrandenburgischer Gesandter in Paris. Christoph von Brandt (1630–1690), 1658–1660 kurbrandenburgischer Gesandter in Paris, 1660–1661, 1664–1665, 1666–1667, 1668 in London. Stanislaus Casimir (Stanisław Kazimierz) Radziwiłł (1648–1690), Großmarschall von Litauen, bereiste von 1666 bis 1669 das Alte Reich, die Schweiz, Frankreich, England, die Niederlande und Italien. Hielt sich von Anfang 1667 bis Ende des Jahres in Lyon auf, anschließend bis Anfang 1668 in Paris. Gustav Philipp (1651–1679), Pfalzgraf von Veldenz-Lützelstein.
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So ist des Grafen von SOOR LE CHATTEAUX,670 alwo Vns die vnglückseelige RENCONTRE zugestossen, Sohn671 alhier in vnserm Haus auch LOGIrt. Mier sagt Er gestern daß 14. tagen nach der RENCONTRE die Frantzosen den Orth vmb 200. pistolen geschatzt hetten vmb REPARATION der 5. Reuter, so von den ihrigen darvor verlohren worden. It. daß man seinem Herrn Vattern das Schloß, so sehr rest weggenommen vndt ietzo 4. COMPAGNIen zu pferdt drein legen. Item, daß die vmbliegende GOUUERNEURS all das Holtz hin weg furen liessen, worin seines Herrn Vattern große Einkommen bestünde, mit vorwenden Sie hetten vom König ORDRE platz zu machen, daß man in BATAILLON dar- durch MARCHIren könte. Deßwegen alhero gesandt worden zu sOLLICITIren, damit ein solches ATTENTAT inhibirt möchte werden, Er hath mier versprochen ahn seinen BAILLIF zuschreiben vndt gewißheit ein zuhohlen, welcher gestalt vnsere leuthe seel. ihr begräbnüs vberkommen, Schließlichen thue zu E. Durch. Gnädigsten Fürst. Huldten mich vnterthenigst RECOMMENDIREN, alß E. Durch. Vnterthster., Pflichtschuldigster diener A. Fincke Lt. Paris den 10ten FEBR. STYL. NOV. 1668. p.s. Euer Durch. nechstkünfftig wiederantworth= oder befelch=schreiben uns auf Lion durch de Famars ahn Messieurs Couureur et Hertner addressirt werden, *
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103. Anton Finck an Johann Breithaupt: Paris, 10. Februar 1668 (st. n.), Eingang: Gotha, 14. Februar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 149r, eigenh. Ausf. Übersendung einer weiteren Rechnung, Bitte um konkrete Nachrichten für die Wechsel auf Italien, Bitte um die Bestellung eines Briefes für den Grafen von Schwarzburg.
In Eyhl PARIS den 10ten FEBR. 1668. WohlEdell vest vndt Großachtbahrer, gg. Hochgeehrter Herr, Hiebey kompt abermahl eine Rechnung: so ich auf Neue CONTO auf den DE FAMARS empfangen: Demselben werden entzwischen rechtens worden sein beyde EXTRACT der Kaufleuthe, welcher gestalt auf Johan Ochsen CONTO 1.500 Rthlr. 670 671
Philippe-Emmanuel Antoine Amboise de Croy, vgl. Anm. 112. Philippe Emmanuel de Croy (1641–1718), Prince de Solre.
Anton Finck an Herzog Ernst
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vnd auf dem DE FAMARS auch 1.500. Rthlr. empfangen worden. Ich erwarte Ein neues REGLEMENT mit nechsten: vndt Sonsten daß man den Kaufleuthen wegen der Italienischen Reise ACCURATE ORDRE gebe, allermaßen in deme an Ihro Durch. beykommenden bericht=schreiben ich mit mehrerem angeführet, worauf mich beziehe. H. Graf von Schwartzenburg672 lest hoch bitten, daß einliegendes sobalt bestelt werde, die brief vnkosten, eß seye durch eigene botten, oder sonsten, sollen die Seinige Indanck bezahlen. Thue derselben im ubrigen gotts PROTECTION empfehlen vndt bleib alzeit M. ggsten. Hochgeehrten Herrn Dienstergebenster A. Fincke. *
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104. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris 17. Februar 1668 (st. n.), Eingang: Gotha, 21. Februar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 425r–425v, eigenh. Ausf. Visite des Herzogs bei der Königin von England, Fortsetzung der Übungen im Reiten und Tanzen, Erlernung der Staatssachen, Aufnahme von Geldern, Ankunft der sächsischen Gesandten, französische Einnahme der Grafschaft Burgund, Mitgift der Herzogin von Bouillon.
Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Herr, Die vom 10ten FEBR. STYL. NOV. jüngst eingeschickte vnterschiedliche Schrei673 ben werden E. Durch. vnter der Handt zurecht einkommen sein, Seithero haben I. Fürst. G. bey der alten Königin von England674 eine VISITE abgelegt vndt von deroselben gar COURTOIS gehalten worden, Sie vnterlassen nichts im Reithen, Dantzen vndt Erkündigung der hiesigen ESTATS Sachen, so Sie Sich DICTIRen lassen, möglichst fortzufahren, zumahlen die Zeith algemach herzunahet, da man Sich zum abzug PRAEPARIren solle. Endzwischen thue vor meine wenige Persohn in den anbefohlenen Puncten auch fortfahren vndt alles also einrichten, damit daß ienige was inmittels verfertiget kan werden, der Junge Ochß mit Sich nehmen könne. Zuvorn wil ich die PUNCTA kürtzlich abfassen vndt solche mit dem letzten brief, wan wier von hier aufbrechen werden, E. Durch. vnterthenigst vberschicken. Den 14ten DITO habe wieder 400. Rthlr. aufs neue aufgenommen, 672 673 674
Christian Wilhelm I., vgl. Anm. 395. Nr. 102 und Nr. 103. Henrietta Marie de Bourbon, vgl. Anm. 528.
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dieweil ihro Fürst. G. auf das ietztlaufende QVARTAL 200. vnd auf das kunfftige 100. begehret, davon Sie den bishero noch schuldigen Kleider=rest abgetragen. Von diesem vndt dem überrest dan mit nechstem gebührende Rechnung geschehen solle. Die Chur Sächß. Gesandten675 sindt vor etlichen tagen auch ankommen, aber noch nicht recht logirt, dahero man Sie seithero nit besuchen könne. Eß wirdt nunmehr reichskündig sein, daß der König bey wenigen tagen Sich der Grafschafft burgundt bemachtigt, welches vornehme Leuthe alhier zum höchsten verwundert, daß die Schweitzer, das Reich, Hollandt vnd andere Potentaten also still darzu schweigen. Die Herren MEDIATORES sindt vnter dessen alhier, vnd warten des Königs zurückkunfft: Welche bey wenigen tagen geschehen solle. Die Printzessin von BOUILLON676 soll dem Hertzog von bayern677 200.000 Rthlr. zubringen, man helt darvor daß Sie der König PAR RAISON D’ESTAT DOTIRE. Auch sagt man, daß Schweden bey diesem Krieg wohl zu Haus bleiben dörffe, inmassen man weis, daß der Churbrand. Abgesandter der von Bölnitz678 guth Königisch AFFECTIONIRT sey, vndt daß Churbrand. vndt der Bischoff von Münster679 leichtlich gewonnen vndt den Schweden OPPONIrt werden könten. Gleicher weise würde man Chur Bayern ihrer Kays. Mtt entgegen setzen, wo fern dieselbe mit einer macht heraus gehen vnd diese Länder SECUNDIREN wollen. Ihro Furst. Gnaden sindt ietzo beschäfftigt vnd fleißig im aufschreiben vndt thue dero vnterthänigste RECOMMENDATION. Womit zu E. Durch. Fürst. Hulden mich vnterthänigst empfehle vndt bin E. Durch. Vnterthänigster, Pflichtschuldigster Anthon Fincke Paris den 17ten FEBR. ST. NOV. 1668.
675 676 677 678 679
Christian Ernst Kanne zu Klöden, vgl. Anm. 529 und Nicolaus von Gersdorff, vgl. Anm. 530. Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 576. Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 575. Gerhard Bernhard von Pölnitz, vgl. Anm. 549. Christoph Bernhard von Galen, vgl. Anm. 533.
Herzog Ernst an Anton Finck
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105. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 10. Februar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 422r–423r, Konzept, Kanzleihand. Empfang des Schreibens, Beziehung des neuen Quartiers und die zahlreichen Visiten gut aufgenommen, Vorgehen gegenüber Turenne gebilligt, die Sachen sollen nicht weiter verfolgt werden, die Kutsche wird in Gotha nicht benötigt, soll bei der Abreise verkauft werden, Reise nach Italien, Anweisung der Wechsel auf Venedig, Erinnerung an die Instruktionspunkte.
EHZS Wier haben Euer schreiben vom 4. [Febr] JANUARII680 zurecht erhalten vnd verlesen; Laßen vns die nach St. GERMAIN vorgenommene Reise vnd wiederkunfft auff PARIS, [vnd derselben] die verenderung deß LOGEMENTS gefallen wie auch die VISITen so bey vnterschiedlichen hohen Standes Personen abgelegt worden nicht mißfallen: vnd habt Ihr gar wohl gethan [daß] daß in beyderley bewusten bey TURENE angebrachten sachen [gar wol gethan, daß] auß vnserm [schreiben an E] derselben halben an Euch abgelaßenen schreiben einen EXTRACT als ob wir vnsern geliebt. Sohn solches selbsten befohlen hetten, gemacht vnd dabey vber setzt [hette vnd wir] wir [vnd] haben [wir] aber auß der von bemelten vnserm Sohn berichteten RESOLUTIONIBUS so viel vernommen, daß [die] beede sachen in deßen anstand haben müßen, dabey Ihr es denn nunmehr auch Eures orts bewenden laßen werdet. Die Gutsche belangend, werdet Ihr, weilen derselben allhier nicht benötiget vnd mit dergleichen ohne das genugsamlich versehen [sein] ist bey künftigem Eurem auffbruch dieselbe so gut müglich wieder verhandeln v. zu gelt machen. So haben wir auch der Ruckreise halben in zweyen schreiben vom 13ten vnd 27.ten JANUARII681 (welchem letzten in CASUM wenn das erste etwan vff der Post verlohren gangen were deßelbigen COPIAM beyschliesen laßen) gndst. anbefohlen [wie] daß die Ruckreise durch Italien, vnd zwar nicht wie wir anfenglich der meinung gewesen [sondern auff] durch FLORENTZ, sondern RECTA deß geraden wegs auff Venedig, vnd [von dar] förders wie es ferner darinnen enthalten, in Teutschland vnd auf anhero genommen werden solle; welche beide schreiben Euch in deßen auch [werden] wol zukommen sein werden: Vnd haben [wozu] wir durch Johann Ochsen682 den Eltern zu Franckfurt bereit den hiezu bedürfenden Wechsel von 1.000. biß 1.500. Reichsthalern [bestellt] gestellt daß Ihr die wechselbriefe gegen Venedig mit Euch fhüren möget. welcher vns darauff, [beri] seinen CORRESPONDENTEN zu PARIS allbereit befohlen zuhe680 681 682
Nr. 98. Nr. 96 und Nr. 99. Johann Ochs, vgl. Anm. 17.
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ben berichtet hatt, [welches] vnd wir bey dieser Post gegen Ihme vmb mehrer gewißheit willen [wir haben] solches in schrifft wiederholt haben. Die beylage zu Eurer INSTRUCTION A. et B. betreffend, nach dem dieselben mit der Post nachzusenden etwas vnbeqvem fallen will, so werdet Ihr dieses haubtsächlich zubeobachten haben: 1. in ECCLESIASTICIS, weil bekandt, daß die Könige in Franckreich vor andern Catholischen potentaten sonderbare REGALIen haben, als werdet Ihr Euch angelegen sein laßen was mann dießfals geschrieben oder getruckt hiebevon zusamen zubringen, vnd es eigentlich verstehen zu lernen: und nemlich [von] in dergleichen sachen geschrieben worden. In Policey vnd iustitz sachen, wie die Regierungs COLLEGIA angeordnet, vnd einander SUBORDINIRet wie die INSTANZen in den gerichten vom niedrigsten biß zum höchsten gehen und sonderlich wegen des Gerichtlichen PROCESSES [davon] des St. GERMAIN, davon ihr vor diesem geschrieben, vnd dann wie dieses alles mit vnd vbereinander in auffsicht gehalten werde, vnd worinn endlich die MANUTENENTZ bestehe. In den OECONOMICIS habt Ihr negst dem was Euch schon vorgeschrieben insonderlichen zuerfragen ob ein SOUVERAIN COLLEGIUM der COMMERCIen aufgerichtet und wie sonst die OFFICIA einander nach= v. zugeordnet Item ob Ein derogleichen Lehenbanck zu Paris sey, da mann gegen genugsame Versicherung gelt entlehnen könne vnd wie solches bestellet, oder auch wie es mit Renten DE LA MAISON DEBETTE, welche sich auff ein gar großes CAPITAL erstrecken möge bewandt. In MILITARIBUS habt Ihr Euch der ietzigen anstallten vnd DISPOSITION der Kriegs OFFICIen, vnd der Kriegsverfaßung insgemein wie solche von dem König in gegenwertigem Krieg zu Waßer v. Land angeordnet zuerkundigen:683 wie wir Euch dann zu dem Ende die TITULOS der Frantzösischen EXERCITIen hiebey gelegt haben. An deme Allen geschieht vnsere gefellige meinung vnd wir sind p. DATUM Friedenstein am 10. FEBR. Anno 1668. An Lt. Anton Fincke
683
Vgl. Band 2, I. 9.4. und II. 4.1–4.3.
Johann Breithaupt an Herzog Friedrich
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106. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 10. Februar 1668 (st. v.), Eingang: Paris, 25. Februar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, Wechsel für die Reise nach Italien angewiesen, der Herzog ist mit seinem Sohn zufrieden, Zustimmung zum Kauf etlicher Bücher, Grüße der Gothaer Räte.
Durchleuchtiger Hochgebohrner gnädiger Fürst vnnd Herr. E. F. Gn. gn. Handbrieflein auß pariß vom 24: januarii684 habe ich mit schuldigem RESPECT erhalten vnnd darauß E. F. Gn. gesunden v. gesegneten Zustand erfreulich vernommen, Wie ich denn nicht ablaße täglich den lieben Gott inniglich anzuflehen, daß er E. F. Gn. auch furo hinnen, bey dero gleichen glücklichen, gesunden v. gesegneten Wohlstande noch ferner erhalten, v. zu dero weiteren Reise durch Italien alles glückliche wohlergehen verleihe, v. deroselben die liebe Heil. Engell zue ordnen wolle, daß sie dieselbe allenthalben in sicherer gewahrsam erhalten, v. zu rechter Zeit glücklich, gesund, v. erfreulich wieder anhero bringen wollen. Johann Ochßen zue Franckfurth ist zue geschrieben worden E. F. Gn. zu dero behuf in Franckreich v. Italien 1.500: Rthlr. vfen bedarff v. gn. begehren außzuzahlen, der sich auch darzu willigst ercleret, v. wird verhoffentlich vor einlangung dieses sein CORRESPONDENT in Pariß sich darzu OFFERIRET haben. E. F. Gn. Hochgeehrtester Herr Vatter, haben ob dero bißhero gefuhrten ACTIONEN allerdings ein großes genügen CONTESTIRET, v. haben daher E. F. Gn. an dero väterlichen Hulde nicht zue zweiffeln, sondern ǀǀ sich derselben bestendig zuversichern, wie denn meines wenigen orts ein schuldigen beytrag nichts bey aller guthen gelegenheit erwiedern laßen. Wegen erkauffung einiger guthen materien an büchern seind I. F. Durch. mein gster. Furst v. Her mit E. F. Gn. erclerung gar wohl content gewesen, v. da zu dergleichen sie einige beliebung, können sie dieselbe erkauffen laßen. Wegen der Rückreise durch Italien werden verhoffentlich E. F. Gn. vor einlangung dieses schon die vätterliche disposition v. verordnung empfangen. Die gesambte Herrn Geist v. Weltliche Räthe thun ihren vnterthenigen Danck, vor die gnädige begrüßung, v. anempfehlung alles Wohlergehens bey dem hingetrettenen neuen jahr, schuldigster maßen ablegen, v. erbieten sich allerseits zue schuldigen vnterthenigen Diensten, wie ich denn gestern bey gelegenheit, da die F. Frau Mutter, wie auch die F. Frau Schwester die Frau Landgraffin685 nebent meiner wenigen person zu gevatternschaft bey Herrn Hoff Rath Francken686 er684 685 686
Das Schreiben ist nicht vorhanden. Elisabeth Dorothea, vgl. Anm. 68. Johann Francke (1626–1670), Dr. jur., seit 1666 Hofrat in Gotha.
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sucht worden, bey dem Taufmahl deme I. F. Dh. der Landgraff687 und in person beygewohnet in PLENO E. F. Gn. wundsch abgelegt. Mittwochens den 19. FEBR. st. v. haben I. F. D. der Herr Landgraff dero rückreise, mit dero Fr. gemahlin v. jungen alhier gebohrnen Printzen Ernst Ludwigen,688 angestellt, Gott gebe dazu seinen göttlichen Seegen. Welches E. F. Gn. ich auch treulich ergebe, in bestendigem Verharren Zeit meines lebens E. F. Gn. treugehorsambster vnterthen. Diener Joh. Breithaupt *
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107. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 25. Februar 1668 (st. n.), Eingang: Gotha, 28. Februar 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 428r–429v, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, Erwerb der Druckschriften die königlichen Ordnungen betreffend nach den Vorgaben des Herzogs, eine Liste derselben wird zusammen mit anderen Schriften und Büchern dem jungen Ochs mitgegeben, der Herzog war in der reformierten Kirche in Charenton, unterschiedliche Visiten, Ankunft eines jungen Herzogs von Kurland.
Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Herr, Was E. Durch. vom 27ten JAN.689 abermahls an mich gnädigst gelangen lassen, ist mier vorgestern den 22ten FEBR. STYL. NOV. rechtens worden; auf die veranlaste ORDONNANCEN zu kauffen, befehlen E. Durch. dieselbe zuvor in etwas alt lassen zuwerden vndt hernach bey die Handt zubringen. Welches ich auch möglichst beobachten vndt deren vnterschiedliche erhandelt, daß ein halb bogen in den andern, hoffentlich mit die Helffte alß ich vermeint, kosten wirdt. Diese ORDONNANCen bestehen von König. EDICTen, König. DECLARATIONen, REFORMATIONen der alten vndt CREATIONen der Neuen ampter: Sie betreffen das Policey=weßen, die Justitz; die Renten: die Saltz= Wein= Waldt= wasser vndt dergleichen Ordnungen: Wegen der Hospitalen, Sauberkeit der Statt Paris: alles in feine articulen verfast. Item sindt viele EDICTen wegen der Reformirten Religion in GENERE vndt in SPECIE, in vnterschiedlichen fällen, auch auf vnterschiedliche Provincien gerichtet. Sie sindt meist von 5. Jahren hero INCLUSIVE des ge687 688 689
Ludwig VI., vgl. Anm. 30. Ernst Ludwig, vgl. Anm. 465. Nr. 99.
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genwartigen, daraus man nicht allein viele Schöne Policey= vndt Justitz= sonder auch Cammer=MAXIMEN ziehen vndt selbige ein jeder Herr auf Seinen ESTAAT Richten kan. Was man deren mehr haben wolte, könte man noch vnterschiedene andere MATERIEN bey die Handt bringen; aber aus beysorge, daß E. Durch. etwan mit diesen zur Probe vergnügt vndt auf ein andermahl mehrers zu beordern gesint sein möchten, habe es vor diesmahl darbey bewenden lassen. Vber 8. tagen wirdt der Junge Ochs von hier hinweg, werde Sie ihm alßdan beneben einem CATALOGO davon mitgeben. Wie auch diejenige Schrifft was von Jeder Provintz insonderheit bemerckt worden. Auch TASSINI zween GEOGRAPHISCHE TOMOS.690 Ich habe bishero von ECCLESIASTICIS. MILITARIBUS. POLITICIS vndt OECONOMICIS691 den Ersten Puncten fragweis mier DICTIRen lassen, nemlich von Solchen Puncten die ich vermeint von der Frantzösischen Kirchen beschaffenheit nöthig zusein. Ich habe dergleichen Puncten zwar noch mehr aufgesetzt; wan es Zeith ubrig, wil deren noch etliche nachricht einhohlen. Dessen was albereit ELABORIrt vndt mit dem Jungen Ochsen ebenmesig vberschickt werden soll, ist alhie COPIA in 27. Fragstücken. In MILITARIBUS habe ich die ORDONNANCen des ietzigen Kriegs auch bey Handen, vndt hath mier des GENERAL LEUTNANTS Podewilz692 Vetter693 versprochen, die Arth der ietzigen Frantzosischen Militz, so er in abschrifft habe, auch zu COMMUNICIren. Sol hievon Ebenmäßig, was ich weiters erhalte, mit dem Jungen Ochsen vbermacht werden. In POLITICIS & OECONOMICIS. Sonderlich in Frantzosischen Regiments=Staat, habe ich auf der Reise auch vnterschiedliches gemercket, so andere nit wohl abschreiben können, weil ichs in der eyl vndt manchmahl mit halben worten CONCIPIRet. Zweifle auch daß ich vor diesmahl So viel Zeith habe, solches in MUNDUM zudedigiren. Wil aber doch bedacht sein solches aufs ehist möglichst zu werck zu stellen vndt E. Durch. zu INSINUIRen. Des CONSEILLERS CHARLES DE St GERMAIN Sachen sindt dergleichen inhalts. Ich bin ietzo im werck begriffen, davon einen Puncten nach dem andern außführlichen aufzuschreiben. Hoffe solches noch vor dem abzug zuverfertigen vndt mit dem Ochsen ebenmäsig zu schicken. Wegen der gnädigst erlaubten Reise naher Italien vnd rückkunfft naher Teutschlandt habe auß beiden letzten die gnädigste RESPECTIVE ORDRE vndt CONFIRMATION vnterthänigst erhalten, werde allem in schuldigsten Gehorsam nachzuleben beflissenst sein. Vbermorgen Sontags, wilß Gott, werden Wier vns alhier auf vnserm gemach beneben noch 3. von adell des Chursächs. ASSESSORN zu Speyer, von 690 691 692 693
Nicolas Tassin, Les Plans Et Profils, vgl. Anm. 24. Vgl. Anm. 363. Heinrich von Podewils, vgl. Anm. 141. Nicht identifiziert.
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Bubinghausen694 genant 2. Söhnen695 vndt einem Vetter deroselben,696 zum Hochwürdigen Gebrauch Hochheil. Abendmahlß einstellen. Der König ist nach Seiner OCCUPIRUNG Burgundt, anheute wieder hierdurch auf St GERMAIN verreist, wohin wier zu anfang künfftiger woche vns auch begeben vndt abschied nehmen wollen. Wie Mr DE TURENNE gerathen, so ietzo alda ist. Also restirt hier alsdan weiter nichtß zuthun alß Gutsche vndt Pferde so gut alß möglich sein kan loß zu werden vnd vns auf den weg zubegeben. Worzu, dem Verkauf, ich diese woche albereit nachfrage halten lassen, hoffend künfftige woche alles los zu werden. Meine vnterthenigste vnmasgebliche gemütsmeinung wegen des wexelß nach Italien, werden E. Durch. aus meinem jüngsten verstanden haben. Darauf mich noch ietzo beziehe, was E. Durch. entweder wegen Ochsen,697 oder DE FAMARS,698 oder Fleischbein699 entschließen möchten: Jedoch gibt E. Durch. letzter brief in so weith mas vndt Ordnung, daß Sie Johan Ochsen befohlen, vns einen Wechsel nach Venedig zumachen, doch daß wier die wechselbriefe auf der Reise bey vns haben möchten. Es berichtet gedachter Ochs in eben dem Verstandt, daß E. Durch. ihme bis in 1.500. rthlr. naher Venedig zu machen, befohlen haben: inmaßen aber die Zeith anietzo zu kurtz gefallen, alß habe sein CORRESPONDENT alhier in Paris NICOLAS FORMONDT,700 zugeben was wier vonnöthen. Item dergleichen seyen zu Lyon FERRUS vndt HESSELER. Zu Venedig die Herrn Eberts: Ich hoffe auf diese weis, werde es an geld nit fehlen. Bitte aber nochmahls den almechtigen Gott, er wolle wie bishero also auch zu kunfftigen Vorhaben noch weiter gedeien geben, daß Solches mit Christ. Vorsatz angefangen vndt vollendet werde. Ihr Fürst. G. befunden Sich vergangenen Sontag 8. tage zu CHARANTON701 in der Reformirten Kichen, da Sie nach gehaltenen Gottes dienst von den 4. Geistlichen HARANGUIRT, davor Mr DRALINCOURT702 das worth gethan vndt von denselben bis an die CAROSSE CONDUIrt worden. Gestern gaben Sie der Hertzogin von Mecklenburg703 die VISITE, welche Ihrer F. G. vertraut, daß ihr Herr704 ietzo in Rom, vndt bald alhie sein werde vndt wan Er zuvor noch eine Reise in Enge694
695 696 697 698 699 700 701 702 703 704
Heinrich Achilles von B(o)uwinghausen-Wallmerode (1615–1685), württembergischer Rat, kursächsischer Assessor am Reichskammergericht, 1660 verm. in zweiter Ehe mit Barbara Hedwig von Pentz, geb. Bülow, Witwe des Generalmajors Kuno Ulrich von Pentz. Konrad Viktor von Pentz (1650–1716) und Levin Christoph von Pentz (1651–vor 1679). Magnus Ferdinand Heinrich von B(o)uwinghausen-Wallmerode (1650–1680). Johann Ochs, vgl. Anm. 17. Jacob de Famars, vgl. Anm. 18. Johann Philipp Fleischbein von Kleeberg, vgl. Anm. 640. Nicolas Formond, vgl. Anm. 47. Charenton-le-Pont. Charles Drelincourt (1595–1669), reformierter Prediger. Elisabeth Angélique de Montmorency-Bouteville (1627–1695), Herzogin von Mecklenburg, verm. mit Christian Ludwig I. Herzog von Mecklenburg (1623–1692). Christian Ludwig I., vgl. Anm. 189.
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land würde abgelegt haben, wolle Er Sie alhie abhohlen vndt Sie mit ihme in Teutschlandt reisen. Heuthe gaben ihre F. G. der alten Hertzogin von Orleans705 auch die VISITE, So deroselben alle HONORABLE RECEPTION gethan: Vndt weil Hertzog Ulrich gemahlin von Württemberg706 in eben dero behausung wohnet, haben Sie I. F. G. gleichfalß besuchet; vndt ist ihr berichtet worden, daß ihr Gemahl in Spanische dienste nach niederland gehen werden. Thue hiemit zu E. Durch. beharr. Fürst. gnaden mich vnterthänigst RECOMMENDIREN, E. Durch. vnterthst. Pflichtschster. A. Fincque. p.s. Eß ist ein Junger Hertzog von Churlandt707 mit den brandenb. abgesandten anhero kommen, weilen Er noch nit EQVISIrt vndt es I. F. G. an Zeith mangelt, alß haben Sie einander noch nit sehen können, wirdt aber erster Tagen geschehen. Der Pfaltzgraf von Sultzbach708 wirbt ein regiment vorn König zu Cöln, die Völcker so im Elsaß gelegen, sindt nun auch Frantzösisch vndt herein gerückt. *
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108. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 28. Februar 1668 (st. v.), Eingang: Gotha, 13. März 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 433r–434r, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, erneute Reise nach Saint Germaine, Abschied vom König, ebenso von diversen Ministern, Visite bei den kursächsischen Gesandten, Kutsche ist verkauft, Lakaien sind entlassen, Empfang von Visiten zahlreicher Residenten und Minister.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ich habe vorgestrigen tages dero gnadiges Handschreiben709 in gebuhrendem RESPECT erhalten. Wie wohl nun meine schuldigkeit erfordert Ew. Gnd. bey bey neuligster Post meinen Zustand zuberichten so hatt doch die anstalt wegen meiner fernern Reise solches nicht zu laßen wollen, verhoffe also Ew. Gnd. werden Solche Unterlaßung nicht in ungnaden vermercken, sondern Sich gnadig 705 706 707 708 709
Marguerite de Lorraine, vgl. Anm. 517. Isabella von Arenberg-Barbençon (1623–1678), Herzogin von Württemberg, verm. mit Ulrich Herzog von Württemberg-Neuenbürg (1617–1671). Friedrich Kasimir Kettler (1650–1698), Prinz von Kurland. Philipp Florinus, vgl. Anm. 565. Das Schreiben ist nicht vorhanden.
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berichten laßen wie daß, weill der Konig von Seiner naher BURGUND gethanen reyse und derselben OCCUPIRUNG, nicht (wie Sie erst vermeinten und ich gehoffet) wieder hieher kommen, und ohne abschied weg zu reysen nicht rathsam gewesen, ich gezwungen war, nochmahls eine reyse naher S. GERMAIN zu thun aldar ich mich über 2 tage nicht aufgehalten sondern nach dem ich von Beyden Mayestäten, (von welchen ich nochmahls sehr CIVIL DIMITTIRET wurde) dem MONSIEUR,710 dem DAUPHIN,711 welcher mich beym abschied EMBRASSIRTE, der MADAME,712 und der MADEMOISELLE713 (welche von freyen stücken mir eine RECOMMENDATION an die Hertzogin von FLORENTZ Ihre Frau Schwester714 anboth und mir solche gestern überschickte,) wie auch Mr TURENNE, Mr GRANDMONT,715 Mr TELLIER,716 Mr LYONNE,717 dem Cantzler SEGUIER718 und andern Hn. und hohen MINISTRIS abschied genommen, bin ich gleich den 3ten tag als vergangenen Freytag wieder kommen, Selbigen Morgen noch als ich wieder kommen legte ich eine VISITE bey den Sachsischen Abgesandten719 ab welche gleich den andern tag darauf als den Sonnabend naher S. GERMAIN gangen und Ihre AUDIENTZ wie auch die andern Chur= und Fürstlichen Abgeordnete mitteinander beym Konig gehabt, da denn der Konig stehend mitt entbloßten haubte AUDIENTZ geben, und seine gantzliche erklärung auch Mr LYONNE geben. Nachgehends habe ich auch bey der Konigin von Engelland,720 vom Pritzen CONDE721 u. der Princessin, von der DUCHESSE, der Hertzogin von Mecklenburg722 und der Hertzogin von Wurttenberg723 abschied genommen und mich also aller ansprache und EXERCITIEN loß gemacht daß ich nunmehro übermorgen geliebts Gott meinen aufbruch von hier anstellen werde. Die gutsche ist verkauffet, die beyde LAQVEYEN und BAGEN LICENTIRET, die Pferde aber die weill Sie noch keiner vonnothen gehabt, sind noch bis DATO unverkauffet blieben, So Sie aber zwischen heute und übermorgen nicht konten verkauffet werden haben wir uns RESOLVIRET ein CHAISE ROULANTE zu kauffen und uns solcher mitt den Pferden bis naher LYON zu bedienen, und denn aldar wens moglich mitt allem zu verkauffen. Ich habe auch hin wiede710 711 712 713 714 715 716 717 718 719 720 721 722 723
Philippe de Bourbon, vgl. Anm. 142. Louis, vgl. Anm. 555. Henrietta Anne Stuart, vgl. Anm. 515. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 167. Marguerite Louise d’Orléans (1645–1721), verm. mit Cosimo III de’Medici. Antoine III de Gramont, vgl. Anm. 53. Michel Le Tellier, vgl. Anm. 601. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 504. Pierre Séguier, vgl. Anm. 598. Christian Ernst Kanne zu Klöden, vgl. Anm. 529 und Nicolaus von Gersdorff, vgl. Anm. 530. Henrietta Marie de Bourbon, vgl. Anm. 528. Louis II de Bourbon, vgl. Anm. 169. Elisabeth Angélique de Montmorency-Bouteville, vgl. Anm. 703. Isabella von Arenberg-Barbençon, vgl. Anm. 706.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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rumb von den Keyserlichen,724 Schwedischen,725 Chursachsischen,726 Brandenburgischen,727 und Heydelbergischen728 RESIDENTEN und abgesandten wie auch von andern vornehmen Hn. und Staats MINISTRIS wiederumb VISITEN bekommen, worunter allen Sich keine mehr vertraulicher erwiesen als der Keyserliche H. BARON WICKA und der Schwedische H. BUFFENDORF erwiesen, haben auch vor sich selber angebothen inskunfftige CORRESPONDENTZ zu halten.729 Was nun meine TOUR durch ITALIEN naher Hauß absonderlich anlanget, So verhoffe Es werden Ew. Gnd. mein Kindgehorsames und unmaßgebliches PETITUM erhalten haben, Uneracht aber alles deßen werde ich nicht unterlaßen dero gantzlichen und lätztern befehl in allem nachzuleben (welchen ich den anitzo zu LYON gewißlich antreffen werde) und mich als ein williger und gehorsamer Sohn bezeigen werde, der Allerhochste gebe daß diese reyse ich feinbald und glucklich verrichten mag, damitt ich desto eher das gluck haben möge Ew. Gnd. zu Hauße aufzuwartten und die fruchte der reyse zu dero füßen erlegen könne. Wormitt Ew. Gnd. ich in den schutz des allerhochsten mich aber zu dero beharlichen Gnade wie ich denn Unverenderlich bis an meinen tod in Kindlicher aufrichtigkeit verbleiben werde Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn. Friederich HZS. MONITA 1. Wie die PUNCTA auff Franckreich gerichtet sind, also sollen sie auch auff Italien und andere orthe, sonderlich aber uff FLORENTZ und VENEDIG gerichtet werden. 2. Zu FLORENTZ ist über anders, was in der Kunst Kammer ist, sonderlich nach den großen [Indianischen] Orientalischen Diamanten, und großen MAGNETEN, so im Hoffe liegen soll, zu sehen, und in Italien nachzufragen, ob da nicht auch [occidentalische] orientalische MAGNETEN zu kriegen, und waß ein solcher hübe. 3. Ob nicht eine ledige Person zu kriegen, so mit stein und geschirr schneiden und einlegen umbgehen könte, welche lust in Teutschland hätte. 4. Wegen des Kupfferstücks nachzufragen, ob da nicht etwas anzutreffen, daß hier nicht sey. 724 725 726 727 728 729
Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, vgl. Anm. 372. Esaias von Pufendorf, vgl. Anm. 602. Christian Ernst Kanne zu Klöden, vgl. Anm. 529 und Nicolaus von Gersdorff, vgl. Anm. 530. Gerhard Bernhard von Pölnitz, vgl. Anm. 549, nicht eindeutig. Johann Friedrich Pawel von Rammingen, heidelbergischer Resident in Paris. Die Korrespondenz Herzog Friedrichs mit Esaias von Pufendorf (1628–1689) unter: LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, BBB 12. Eine vergleichbare Überlieferung für den kaiserlichen Gesandten liegt wohl nicht vor.
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109. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 8. März/28. Februar 1668, Eingang: Gotha, 12. März 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 413r–414r, eigenh. Ausf. Abschied des Herzogs bei unterschiedlichen fürstlichen Personen, Verkauf der Kutsche, die Residenten verabschieden sich, Lakaien sind entlassen, befohlene schriftliche Ausarbeitungen sind abgeschlossen, werden überschickt.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Bey letztverwichener Post hab vnterthenigst berichtet, welcher maßen ihre Fürst. Gnaden bey Hoff abschied genommen. Seithero haben Sie dergleichen bey der Königin von Engellandt,730 bey der PRINCESSIN von CONDÉ731 vndt der Hertzogin von ANGUIEN;732 Frau tochter Pfaltzgraf EDUARDS733 Seel. gedechtnüsse vnd wem Sie an hohen orthen mehr bekandt gewesen, alß bey der alten oder verwittibten Hertzogin von ORLEANS,734 abgeleget. Die Gutsche ist vor 870. LIVRES oder 290. Rthlr. verkaufft worden, hath nit höher ans Geld kommen können, haben also 126. Rthlr. davon verlohren, wo vor Sie aber wohl gebraucht gewesen. Die Chur Sächs:735 der Schwed:736 vnd Keyser.737 RESPECTIVE Gesandten vnd Agenten haben dieser tagen bey ihrer F. G. den abschied genommen, auch heuthe Mr PRADELL,738 so vor diesem mit vor Erffurth gewesen. Der Chur-brandenburg. abgesandte, genant Beyer,739 hath sich auf morgen anmelden lassen auch abschiedt zu nehmen. Kunfftigen Montag, gönt es Gott, sind wier RESOLVIrt von hinnen fort zureisen, wier haben wegen allerley Verhindernüs eher noch nit gekönt. Die Pferde wöllen nach ihrer würdigkeit nit bezahlt werden, wie wohl wier vnterlassen, allen möglichsten fleis anzukehren vnd Kundschafft zusuchen, wo Sie anzubringen sein möchten: wan Sie zwischen hier vndt montag nit verkaufft werden, sind wier RESOLVIrt ein leichte Calesche oder Kutschlein zukauffen vndt mit eigener Fuhr bis nach LYON zuverreisen, alwo die Pferdte so wohl anzubringen sein werden als hier; Es wirdt ingleichen auf diese weis ein ansehentliches erspart, alß wan man mit Landt=Posten gehet, welches mit 730 731 732 733 734 735 736 737 738 739
Henrietta Marie de Bourbon, vgl. Anm. 528. Claire-Clémence de Maillé-Brézé (1628–1694), verm. mit Louis II. de Bourbon, Prince de Condé. Anna Henriette (1648–1723), Pfalzgräfin von Simmern, verm. mit Henri III Jules de Bourbon, Duc d’Enghien. Eduard (1625–1663), Pfalzgraf von Simmern. Marguerite de Lorraine, vgl. Anm. 517. Christian Ernst Kanne zu Klöden, vgl. Anm. 529 und Nicolaus von Gersdorff, vgl. Anm. 530. Esaias von Pufendorf, vgl. Anm. 602. Johann Franz Freiherr Wicka von Wickburg, vgl. Anm. 372. François de Pradel, vgl. Anm. 105. Johann de Beyer, vgl. Anm. 666.
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Zehrung vnd Fuhr vber 100. Rthlr. anlauffen wirdt. Die Laggeien vnd PAGEN werden alhie abgeschafft, wollen zu LYON von bekandter Handt vnß andere RECOMMENDIRen lassen. Die etlich mahl gedachte Junge Edelleuthe,740 so letzt mit vnß COMMUNICIrt, haben bey I. F. G. vnd mir instendig anhalten lassen, weil Sie Eben den INTENT führen dergleichen TOUR durch ITALIEN, alß wier, zuthun vnd darauf wieder naher Haus zureisen; dieselbe in vnser COMPAGNIE zu leiden. Weil Sie nun feine junge vnd DISCRETE leuthe sein vndt dero Hofmeister solches im Nahmen dero Vattern beweglichst hintersucht, alß haben wier solches bewilliget: Sie haben ihre 4. eigene Pferde vndt wirdt die Reiße gleich wie von haus aus zu Pferde vndt wagen gar füglich von Statten gehen. Die von E. Durch. gnädigst anbefohlene PUNCTA ECCLESIASTICA, MILITARIA, POLITICA vndt OECONOMICA: Insonderheit die Puncte deren CHARL DE St GERMAIN gedacht, sindt nunmehr, Gott lob, von mier auch ELABORIrt: Vndt wirdt ein jede Schrifft absonderlich TITULIrt,741 neben noch andern wahren vnd wenig gebunden büchern in einem kleinen ball, kunfftigen wochen neben andern ihrer Furst. Gnaden sachen von hier fort geschickt werden, welche dan E. Durch. zu gelegener Zeith vnd hoffendlich baldt zuempfangen haben werden. Wegen MEDIATION des Friedens ist man eifferig; der Hollandische AMBASSADEUR742 ist sehr fleissig. Die Reichs-MEDIATORen werden morgen nach St GERMAIN vndt künfftig dan werden wohl mehr lernen müssen. Der von Belnitz743 vnd Meinhards,744 Churbr. EXTRAORDINAIR-Gesandten, sind wegen einer gantz andern Sachen alhier, die man gar nit erfahren kan. Vorgestern haben Sie ein tag 2. mahl AUDIENTZ beym Ko- nig gehabt: Die LISTA der Reichs= vndt anderer Gesandten werde mit nechstem überschicken. Der Keis. RESIDENT hath ihrer Furst. Gnaden wohlmeinentlich angebotten, eß werde der MANTUAnische abgesandte745 zu gleicher Zeith zu LION sein vndt sichs vor ein Gnad achten ihrer Furst. COMPAGNIE bis nach Haus zuhaben, welches aber vmb deswegen nit sein wirdt können, weil wier noch bevor etwas in PROVENCE vnd DAUPHINE zusehen RESOLVIrt sindt. Bey abschiedsnehmung von Mr DE LYONNE,746 meldete Er zu ihrer Furst. G., eß were sein vetter König. RESIDENT am Saphoischen Hoff;747 Er wolte nit vnterlassen ihrer etwas mercken zulassen, daß Ein Teutscher Herr INCOGNITO durch TURIN PASSIRen würde, Er solte demselben in allem was Er 740 741 742 743 744 745 746 747
Konrad Viktor und Levin Christoph von Pentz Vgl. Anm. 695 und Magnus Ferdinand Heinrich von B(o)uwinghausen-Wallmerode, vgl. Anm. 696. Vgl. Band 2, II. 1. Willem Boreel, Heer van Duinbeke, 1650–1668 niederländischer Ambassadeur in Paris. Gerhard Bernhard von Pölnitz, vgl. Anm. 549. Franz von Meinders (1630–1695), kurbrandenburgischer außerordentlicher Gesandter in Paris. Vermutlich Filippo Conte Brondoli, 1663–1668 mantuascher Gesandter in Paris. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 504. Ennemond de Servien(t) (1596–1679), 1648–1676 französischer Ambassadeur in Turin, seine Schwester Isabeau (1591–1612) war verm. mit Artus de Lionne, deren Sohn war Hugues de Lionne.
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begehren würde assistiren. Worvor I. F. G. gebeten, allermeist, ihre CONDITION nicht zumelden. Wegen eilfertigkeit der Post, mus diesmahl schliessen; Vor vnser abreise werde noch einmahl mit vnterthster. Schuldigkeit Schreibens aufwarten, zu E. Durch. Fürst. Hulden mich in des vnterthänigst empfehlendt E. Durch. Vnterthenigster Pflichtschuldigster Diener Anthon Fincke. Paris den 8ten MARTII/ 28ten Febr. 1668. p.s. Der König hath das ARMISTITIUM auf ein Monath beliebt, kan solches bey dieser Zeith wohl thun. Man hoffet eß werde zum Frieden ausschlagen. Franckreich soll die FRANCHE CONTE. CAMBRAY AIX748 vndt St OMER haben; vnd die selbige Conquesten restituiren. *
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110. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 2. März 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 435r–436v, Konzept, Kanzleihand. Empfang des Schreibens, Reiseweg durch Italien, Anweisungen für Beobachtungen, Bestellung der Wechsel.
EHZS Hochgelahrter lieber getreuer Wier haben Euer schreiben DE DATO PARIS den 25. FEBR. S.N.749 den 28. FEBR./ 9. MARTII zu recht erhalten, vnd verlesen. Belangend nun die vnserm geliebten Sohn FRIEDERICHEN Hertzogen zu Sachsen p. erlaubte Rückreise durch Italien, ob wier wol solche recta vff Venedig zu zunehmen gewiser vrsachen befohlen so seind wier doch, weilen der Junge Ochs ehe wier vermeint seine Reise in Franckreich angestellt, vnd dahero was wier durch [Euch] Ihn Euch zu schicken vorhabens gewesen hinderblieben; vnd vnsers geliebten Sohns kindtliche bitte dazu kommen, nunmehr gnadigst zufrieden [so haben wir doch auff
sein kindtlich bitten zufrieden] daß dieselbe dergestallt angestellet [werde, daß] damitt auch zugleich FLORENZ, GENUA, PISA vnd LUCA besucht [werden mögen] werden als wir denn ietzt besagtem vnserm geliebten Sohn selbsten auch geschrieben haben derowegen Ihr Euch also darnach leicht [vnd Eure vnß bekandte] bißhero gebrauchte guter fürsichtigkeit nach, 748 749
Vermutlich ist Aix-Noulette gemeint. Nr. 107.
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Euch, wegen etwa vnterwegs sich ereignenden Kriegs oder ander gefahr wol in acht nehmen, vnd die Zeit also MESNAGIRen [werdet] wollet daß Ihr auff den Himmelfarts tag zu Venedig [erreichen vnd] dem berhumbten ACTUM deßelbigen Hertzogen mit vermehlung des Meers wie sie es nennen zu, sehen bekommen mögen. Zu solcher Reise [werdet Ihr] sollet Ihr ferner die Euch mitgegebene PUNCTA, wie sie auff Franckreich eingerichtet seyn, also auch auff Italien vnd andere orte, wie sichs thun laßet sonderlich aber auff FLORENZ vnd Venedig ACCOMMODIRen, doch dergestalt, daß nur was von Anstallts v. Regimentsgeschefften vnserer Landsart dienlich vornehmlich observiret, vnd wo eins oder anders mit Franckreich vbereinstimmet, in der [dasienige was mit Franck-
reich vbereinstimmet] beschreibung oder uns mit ein baar wort angedeutet werde. Zu FLORENTZ habt Ihr aber dem was sonsten in der Rüst= vnd Schatz=Cammer zufinden, davon wir Euch eine vns [neulich] vnlengst COMMUNICIrte beschreibung [zugeschickt] SUB LITERA A. beylegen laßen,750 nach dem grosen ORIENTALIschen Diamant, vnd dem grosen MAGNETen, so in dem Hoff ligen solle, zufragen, wie auch nicht weniger ob daselbsten vndt vnterwegs noch in Franckreich ORIENTALIsche MAGNETen zu [kau] bekommen seyn, vnd [waß ein oder] wie schwer Eisen dergleichen einer [von Eisen] an sich ziehe, vndt halte: [Wirdt] Es wirdt aber dieser orten beobachtet, daß ein gemeiner MAGNET von 9 lot 4. lot Eisen ziehen muß vnd vor Einen der orten erkaufet wirdt zur nachrichtung dienen kan. Deßgleichen wann [zu ietzt besagten Florenz] etwa noch vnterwegs solche getruckte bücher so von [solchen] dergleichen KunstKammern [specificationen] beschreibung [in sich halten] handeln, als da eins sein solle, deßen TITUL COSE NOTABILI DELLA CITTA DI VENETIA751 anzutreffen kön-
nen dieselbe [erhandelt werden] vnd darinnen ehe [vnderwege] mann an den ort kommet SPECIFICATORISCH gelesen werden. [Deß Wechsels halben haben wir gleichfalls] [Was Ihr in vorigem Eurem schreiben wegen deß Vorschlags] Sonsten haben wier [auff] vns den in Eurem schreiben vom 18. FEBR.752 gethanen Vorschlag zum Wechsel in Italien durch die FAMARS zu Franckfurt zubestellen nicht mißfallen laßen: dieweilen wir aber schon vor ankunfft [Eures schreibens] deßen alsbalden bey erlaubung solcher Reisen deß Wechsels halben sorgfeltig gewesen, vnd [Ihr] Johann Ochsen [deßwegen] COMMISSION aufgetragen, er auch sich [darauff] dazu willfherig erklert, haben wir [solches] dieselbe zu ruck zu ziehen bedencken getragen; wir wollen vns aber dabey keinen Zweifel machen, Ihr werdet solchem Eurem Vorschlag nach mit dem Jungen Ochsen so wol was die wechsel selbst als auch der gangbaren Müntzen der Scudi halben eine solche abrede genommen 750 751 752
Die Beilage ist nicht vorhanden. Francesco Sansovino, Le Cose Notabili Et Marauigliose Della Città di Venetia [...] Venetia: Appresso Gio: Giacomo Hertz 1662. Nr. 104.
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haben daß durch seines Vatters verordnung, [daß durch] von seinen CORRESPONDENTen welche Ihr in Eurem schreiben namhafft gemacht [habet] an notdurftigem gelde Euch nichts ermangeln [solle]; maßen wir denn auf diese Eure veranlaßung zu mehrer vergewiserung bey mehr erwehntem Ochsen nach Franckfurt [wir bey] mit dieser Post nochmalige Erinnerung gethan haben. Wollen wir Euch zur nachricht andeuten vnd seind Euch mit gnaden gewogen. DATUM Friedenstein am 2./12. MARTII 1668. An H. Lt. Antonii Fincken *
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111. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Paris, 6. März 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 438r–438v, eigenh. Ausf. Will die bewilligte Reise nach Italien aufgeben, und nach dem Besuch Südfrankreichs direkt nach Hause reisen, bereits bewilligte Gelder sollen für eine spätere Reise im Reich verwendet werden.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ew. Gnd. kann aus Kindlicher schuldigkeit nicht verhalten welcher gestalt, nach vielfaltiger erwegung der nun mehro versäumbten Zeit und gelegenheit in Italien die reyse fortzusetzen, wie auch der hin und wieder Sich anspennenden unruhen in EUROPA wie nicht weniger meines großen Verlangens halber Ew. Gnd. zu Hauße Kindgehorsamlich aufzuwartten und durch dero selbsteigenen Vatterlichen und treu INFORMATION der regiments regeln, So bey itzigen Kriegs unruhen zu wißen hochst von nöthen Seye, als Ew. treuer Sohn zu lernen, Ich mich endtschloßen, mich anitzo der Italienischen reyse zubegeben, mitt der Schon einmahl gegebenen Gnad. Vätterlichen PERMISSION mich bloß zuvergnügen, und Nach der uns über LYON bis naher MARSEILLEN gethanen TOUR den geradesten Weg nach Teutschland über GENEVE durch die Schweitz naher Hauß zunehmen. Wie nun diese meine gefaste RESOLUTION (welche Ich war noch zur Zeit meinen leuthen noch nicht eröfnet, sondern Ew. Gnd. zu erst hiervon Kindgehor= samlich meldung zu thun gewollet, und Ihrer solches zuendecken bis naher LYON verspahrt umb keine andere Ursache als itzbemeldet geschehen, vornehmlich aber mein großes treu Kindgehorsames Verlangen und gehorsames gemüthe Ew. Gnd. würcklich an tag zugeben, mit Hertzen bewegung: Als hoffe Es werden Ew. Gnd. theils dieses nicht vor eine Wanckelmuthigkeit aufnehmen, (weill umb gnadige PERMISSION der Italienischen reyse zum offtern So sehnlig angehalten), theils auch nicht ungnädig zu vermercken daß ich mich der Sprache noch beßer zubegreiffen etwan nur 2 oder 3 wochen zu LYON aufhalten
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würde, in ansehung daß dieses, mich zeitlich bey Ew. Gnd. wieder einzufinden nicht hinderlich seyn soll. Bitte darneben Kindgehorsamlich die itz zur Italienischen reyse erlaubten Zeit und SPESEN mir dermahleinsten zu einer mir nutzlichen und beqvemen reyse in Teutschland anzuwenden, gnädig zu verstatten. Sage im übrigen sonst nochmahls Kindgehorsamen danck, daß Sie dero hohen Vatterlichen gnade mir noch ferner zuerweisen, die Italienische reyse mir gnädig haben erlauben wollen, werde darneben mich wie gedacht an dieser PERMISSION so sehr vergnügen, Als wenn Ich solche wurcklich gethan hätte, Kindgehorsambst nochmahls bittend mich noch ferner mit dero Vatterlichen Gnade zu würdigen, und gnadig Sich vergewißern daß nebst Ew. Gnd. empfehlungen Gottes Schutz, ich bis an mein Ende unverenderlich verbleiben werde. Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn. Friederich HZS. Gleich an itzo gehe ich mitt dem MESSAGER auf LYON zu alwo ich durch Gottes Hülffe innerhalb 8 tagen zu seyn verhoffe. *
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112. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Paris, 16. März 1668 (st. n.), Eingang: Gotha, 23. März 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 442r–443v, eigenh. Ausf. Abreise von Paris, Verkauf der Pferde, Verschickung der Sachen nach Gotha auf dem Landweg, Neuigkeiten.
Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Herr, anheut Freitags den 16ten MART. STYL. NOV. nehmen wir in Gottes gnade vnßere endliche abreise von Paris, nach deme eine vndt andere vnumbgängliche Vorfallenheiten im wege gestanden, daß Solches nicht ehender geschehen können, Vornemlich hath vns das Pferde verkauffen bis auf den letzten MOMENT verhindert, daß Wir solche Gestern abend Späth vmb 700. LIVRES allererst los worden. Wier hetten billich vnser außgelegtes wieder darvor haben sollen, vndt harten darauf gehalten, allein weilen wier PRESSIrt, haben wier endlichen loßgeschlagen. Vnsere Sachen anbelangendt sindt dieselbe in der DUANE PLOMBIrt vndt mit einem nöthigen Pass versehen; dieselbe sindt in der Kaufleuthe Henden, nahmens Koch vndt Heusch, des DE FAMARS CORRESPONDENTEN. Wie
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nun gefragt worden, obs besser seye dieselbe vber wasser naher Hamburg vndt von dannen naher Haus zuschicken, hath Sichs gefunden, daß es viel vnsicherer, kostbarer vndt weitleufftiger sey: Seye also viel besser, daß man Sie den geraden Weg vber Franckfurth gehen lasse. Die ORDINARII fracht ist 6. Rthlr. vom Centner, ist aber wegen gegenwertiger Vnruhe bisweilen viel theurer, welches der Junge Ochs mit seinen Wahren neulich erfahren, vndt wie vnsere Sachen am sichersten vndt wohlfeilsten durchzubringen, der Kaufleuthe DEXTERITÄT heimb gestelt sein lassen mussen. Vor Euer Durch. erkauffte Sachen kompt ein eigen Ball, mit dieser SIGNATUR 753 No 4. Darinnen sindt hierbey liegende v SPECIFICIrte MATERIEN. vnd vnter andern verpetschirt, was mit vnterthenigsten fleis vndt Schuldigkeit in ECCLESIASTICIS, MILITARIBUS, POLITICIS vndt OECONOMICIS, QUOAD PERSONALIA ET REALIA zusammen bringen können,754 Seither der Ball schon geschlossen, habe noch ein ziemliches mehr zuhanden gebracht, welches die CONTINUATION der vorigen MATERIEN ist vnd jedes vnter seine class gehörig, welches ich zu LYON sauber abschreiben vndt mit schleuniger gelegenheit oder in ermangelung derselben auf der Post uberschicken will.755 Wier gehen von hier mit dem MESSAGER vnd werden von DATO innerhalb 8. tagen zu LYON sein, Gott sey dieses vnd alles mahl vnßer Geleitsman. Wier 4. sindt nur beyeinander mit ander COMPAG., die diener sindt alle enturlaubt, wollen einen Lacquaien zu Lion wieder annehmen. NEUES Der Holländ. AMBASSADEUR von Bönngen756 hath vor 3. tagen vom König einen großen Verweis bekommen, alß wan Seine Principalen, schier bey allen Potentaten in EUROPA angehalten hetten, dieselbe wieder ihn aufzubringen, eß sey eine Große Vnlautbarkeit des was Sie von HENRICO IV. LUDOVICO XIII. vndt ihm noch neulich empfangen. Mr DE LYONNE757 hath seine Rede geschlossen: eß möchte den Holländern etwas heraus kommen, woran sie nicht gedächten etc. Mr DE SCHOMBERG758 gehet aus Portugal zuruck in CATALONIen, weil derselbe Friede nunmehr richtig. Der König wirdt 4. MARESCHALLEN machen Mr DURAZ, des Herrn von TURENNE Vettern.759 DUC DE ROQUELAURE.760 MARQVIS DE VIVONNE,761 vndt obbemelten Schomberg.762 Der DAUPHIN wirdt den 753 754 755 756 757 758 759 760 761 762
H und E verbunden, im H steht ein S. Vgl. das Verzeichnis der überschickten Sachen, Band 2, II. 1 und 2. Ebd. Coenraad van Beuningen (1622–1693), niederländischer Diplomat, Bürgermeister von Amsterdam, 1664–1667 niederländischer Ambassadeur in Paris. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 504. Frédéric Armand (Friedrich Hermann) de Schomberg (1615–1690), Comte de Schomberg, französischer, englischer, kurbrandenburgischer General. Jacques-Henri de Durfort (1625–1704), Duc de Duras, Neffe des Maréchal de Turenne. Gaston-Jean-Baptiste de Roquelaure (1615–1683), Duc de Roquelaure, Lieutenant-Général. Louis Victor de Rochechouart, vgl. Anm. 149. Schomberg, Duras und Vivonne wurden erst 1675 zum Maréchal de France ernannt, nicht im Jahre 1668.
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22ten zu St GERMAIN getaufft. Mr Belnitz763 Chur=brandenb. EXTRAORDINARII Gesandter hath nunmehr auch sein abfertigung; dessen Verrichtung soll sein gewesen dem König zuNOTIFICIren, daß Sein Herr764 vor Neuburg sein werde die Pohlnische Cron zuhaben vndt würde Sein Schwager der König von Pohlen dazu verhelfen; hergegen werde Neuburg ein theil von den Julichschen Landen an Brandenburg verlassen, bethen alle beyde, es möchte der König von Franckreich hiezu auch behulfflich sein gegen OFFERIRUNG aller guten diensten in Teutschlandt. Man helt eß seye auch wegen heurath der MADEMOISELLE765 etwas PROPONIrt vndt vom König Hofnung dazu gemacht worden. Man werde die Sache TRAINIren so lang man könne, dan der König gemeint ist ihr UNIVERSAL Erbe zu sein, ihre Güther, Landen vndt mittel belauffen Sich auf 25. MILLIONEN im Werth, vndt tragen jährlich in die m/300 Rthlr. einkommens.766 Hiebey ligt auch die LISTA deren zur MEDIATION DEPUTIrten Gesandten,767 so viel ich erfahren können. Eß siehet mehr zum Krieg alß verhoffenden Frieden aus: Thue E. Durch. zu gnädigster Hulde mich vnterthst. empfehlen E. Durch. Vnterthänigster Pflichtschuldigster Anthon Fincke. Paris den 16. Mart. styl. nov. 1668
763 764 765 766 767
Gerhard Bernhard von Pölnitz, vgl. Anm. 549. Friedrich Wilhelm, vgl. Anm. 550. Anne Marie Louise d’Orléans, vgl. Anm. 167. Vgl. den Reisebericht Anton Fincks in Band 1, 364. Die erwähnte Liste unter LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 521r von Fincks Hand.
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113. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Lyon, 24. März 1668 (st. n.), Eingang: Gotha, 3. April 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 448r–448v, eigenh. Ausf. Ankunft in Lyon, Bitte um Befehle hinsichtlich der Aufgabe der italienischen Reise, Tour in die Provence soll vorgenommen werden, danach wünscht der Herzog noch einen Monat in Lyon zu bleiben.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Mein jüngstes Schreiben von Paris de dato 16ten MART. st. n.768 wirdt E. Durch. vnsers aufbruchs halben nunmehr vnterthst. verstendigt haben; Wir Sindt im Neunten tage hernach, also heute den 24ten DITO, alhier in LYON, im Geleite Gottes glücklichen angelangt. Bey Vnser anherokunfft thun Ihro Fürst. G. mier dero G. APERTUR, daß Sie ihre gefaste meinung wegen der ITALIANIschen Reise geendert vndt Solches E. Durch. kurtz vor vnserm aufbruch von Paris, beneben ein vnd andere bedencken in Schrifften hinterbracht, mit angehenckter Erklärung Sich mit Solcher gnädigster PERMISSION, so SATISFAIT zuhalten, alß wan Sie diese Reise würcklich volbracht hetten,769 Mier alß einem vnterthänigsten Diener vndt Volbringer E. Durch. befelchs, wirdt also obliegen, auf diesen Vnterthanigsten bericht, E. Durch. weitere Verordnung zuvernehmen, bis dahin sindt I. F. G. entschlossen den TOUR in die Provence vorzunehmen vndt Sich nach dessen ablegung noch ein Monath alhie zu LYON, wegen der ITALIANIschen Sprache vndt beliebenden EXERCITIEN aufzuhalten, auch bey annahender Frülingszeit dero zuruckreise in Teutschlandt, durch die Schweitz zubefördern, habe solches auß vnterthänigster Schuldigkeit zuhinterbringen nicht anstehen sollen, mich dabeneben zu Eurer Durch. Fürst. Hulden vnterthänigst empfehlend, E. Durch. vnterthenigster, Pflichtschuldigster Knecht Anthon Fincke Lyon den 24ten Martii 1668.
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Nr. 112. Nr. 111.
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114. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Lyon, 16. März 1668 (st. v.), Eingang: Gotha, 6. April 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 439r–439v, eigenh. Ausf. Wunsch der schnellen Heimkehr, aufgrund von Truppenbewegungen und Krankheiten bleibt aber nur der Weg über Italien.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ich lebe der Kindlichen Zuversicht Es werden Ew. Gnd. mein letzteres von PARIS an Sie abgelaßenes gehorsam schreiben770 noch vor überkommung dieses zu gnädigen Handen erhalten und daraus mitt mehrem ersehen haben, wie wegen der daselbst angeführten Ursachen, Und sonderlich, weillen ich vermuthet, daß Ew. Gnd. lieber wollen mögten daß die Reyse durch Italien vor dieses mahl gantzlichen eingestellet bleibe. Ich in erinnerung meiner Kindlichen schuldigkeit mich gantzlichen dahin RESOLVIRET nur PROVENCE und LANGUEDOC in einer kurtzen TOUR zu besehen, so denn etzliche Wochen gantz INCOGNITO in LYON zu SUBSISTIREN und sodenn meine anheimkunfft durch die Schweitz so viel moglich zu beschleunigen, maßen denn auch noch gestern abends durch durch Mr FINCKEN gleich den augenblick meiner anherkunfft bey forttgehender post, solches CONFIRMIREN laßen. Wie wohl nun Ich mehr nichts gewundschet, alß daß solche meine gesuchete INTENTION, im falle selbige Ew. Gnd. willen gemäß gewesen were, hätte vorgehabtet maßen ins Werck gerichtet werden könne. So habe gleich diesem wegen bey der ersten CONVERSATION so ich mitt erfahrnen leuthen hiesiges orths gehabt die umbstände und gelegenheit der Zeit also beschaffen befunden, daß weill wegen noch starck in der Schweitz GRASSIRENDEN, und sich itzo theils vom neuen ereigneten pest, welche auch alle COMMERTIEN, dere orthen hin verhindert denn auch wegen der da vorgehenden Werbungen, und schon auf den bereitstehenden trouppen (maßen denn ihrer schon albereit bey 16.000 beysammen) die PASSAGE durch diese orther wieder aufs neue verschloßen und gegen das Elsaß wegen der dahin marchierenden Francoischen Volckern eben so wenig offen, kein anderer Weg naher Teutschland übrig, alß derjenige welcher uber AVIGNON nach TURIN und so fortt durch ITALIEN nach Inspruck genommen werden muß, dergestalt, alß Ew. Gnd. in ihrer vorigen schreiben gnädig bewilliget, und solcher auch von allen Teutschen anitzo so ihre Zurückreyse naher Hauß mitt Sicherheit von hier zu thun vorhaben genommen wird. Maßen denn auch die H. Grafen FUGGER,771 die BARONS HOHENFELD772 in wenig tagen eben solchen tur zuthun gezwungen sind, 770 771 772
Nr. 111. Nicht eindeutig. Nicht eindeutig.
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auch der Hertzog von Mecklenburg773 welchen ich auf seiner Zurückkunfft von Rom alhier heuthe gesprochen und bey selbigen zur tafel blieben, und gleichfalß solche alß vor die Sicherste unter allen andern vor die Hand zunehmen gerathen. Weswegen denn in erwegung dieses wie ingesambt die von Ew. Gnd. CONCIDIRTE reyse durch ITALIEN noch fortzusetzen schließen worden müßen, in gehorsamer Zuversicht Es werden Ew. Gnd. solches in einigen ungnaden nicht vermercken, Worzu die umbstände der Zeit uns dieses mahl selber OBLIGIRET, und welches Ew. Gnd. hohe Vatterliche zu mir tragende gnade vormahls gnadig PERMITTIRET. Werde doch gleichwohl dahin trachten wie alles dergestalt beschleuniget fortgehen möge, daß sobald möglich solche reyse volbracht und zu Ew. Gnd. gnädige Vatterlichen befehl ich mich zu Hauße wiederumb einstellen möge, maßen denn ehest zur abreyse von hier und sodenn weiter im übrigen ungesäumbter anstalt gemachet werden soll. Wormitt Ew. Gnd. ich in den schutz des allerhochsten mich aber zu der beharlichen Gnade empfehle als der ich verbleibe. Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS. *
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115. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 16. März 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 441r, Konzept, Kanzleihand. Empfang des Schreibens, Reise soll wie befohlen angestellt werden, Grüße an den Herzog.
Hochgelahrter lieber getreuer, wir haben vnsers geliebten Sohns vnd Euer schreiben auß Paris vom 28. FEBR./ 8. MARTII 1668774 zurecht erhalten vnd auß denselben vernommen was maßen Ihr Euch zur abreise von darab vff LYON, mit Verkaufung der Gutschen vnd abdanckung der pagen vnd Laqveyen, auch erhandlung einer leichten Calesche also angeschicket, [daß die Reise den] daß Ihr Euch Montags den 2. MARTII s.v. [mit angetretten in] mit Gott [angetrett] auff den Weg [antretten] machen möget, dazu S. Allmacht gnade verleihen wolle: Vnd weilen wir [bereit] alles was zu bemelter Reise, solche auf Florentz zu nehmen, [derselben] vonnöten bereit bestellet, vnd Euch in vorigem vnserm schreiben davon nachrichtung gegeben, als werdet Ihr [Euch] 773 774
Christian Ludwig I., vgl. Anm. 189. Nr. 109.
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demselben nach [zurichten] zuleben vnd Eure vns bekannte Vorsichtigkeit ferner dabey beobachten: gestallt Ihr denn auch vnsers geliebten Sohns suchen, also bestellet haben werdet, daß sie an Ochsen zu Franckfurt richtig vberkommen. [Dan vber dem auch] Sonsten haben wir bey diese Post an [hoch]gedachten vnsern ge liebten Sohn vor dißmahl nicht zu schreiben Zeit gehabt. Dem Ihr von vnseretwegen vnsern gnedigen vnd Väterlichen gruß zuvermelden. Vnd mit nechster gelegenheit vns dabey berichten, was das vor ein Hertzog von Florentz,775 welcher auß dem Niederland gegen Hamburg vnd Dreßden anietzo ankommen seyn; obs deß regierenden Hertzogs eltester Sohn seye. An dem p. DATUM Friedenstein am 16. MARTII Anno 1668.
An H. Lt Fincken
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116. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Lyon, 20. März 1668 (st. v.), Eingang: Gotha, 6. April 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 446r–446v, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, Dank für die bewilligte Reise, in Lyon alles besichtigt, morgiger Aufbruch in die Provence.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ew. Gnd. gnädiges Handschreiben vom 2. MARTII,776 welches ich heute alhier in LYON mitt gebuhrendem RESPECT erhalten, hatt mir alle diejenige geführte bekummernüße und beysorge benommen welche ich bis DATO getragen, Ob etwan Ew. Gnd. die Italienische reyse nicht albedings angenehm, und dahero mein neulichst gehorsames schreiben von hieraus den 16 MARTII in welchem ich deroselben in Kindlicher DEVOTION berichtet, wie die Umbstände itziger Zeit uns noch endlichen solchen Weg zu erwehlen genöthiget, nicht gleich dem vorigen mitt gar gnädigen augen angesehen werden mögte. Maßen denn Ew. Gnd. durch die darin enthaltene Verwilligung folgends bis auf FLORENTZ selbsten fortzugehen und andere bezeigung Ihrer hohen Vatterlichen sonderlichen Gnade vor welches alles ich gantz demüthigen Kindgehorsambehen Danck sage mich dero Vatterlichen AFFECTION zu solcher vorhabenden reyse dergestalt versichert daß nun mitt großen freuden ich alles dasjenige Unter Gottes gnadenschutz ins Werck zu stellen verlange, welches ich sonsten anders nicht ohne mitt furcht und Zweiffel würde angetreten haben. Dieser tagen hero habe ich alles dasjenige so 775 776
Cosimo III de’Medici (1642–1723), Großprinz der Toskana. Das Schreiben ist nicht vorhanden.
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in LYON REMARCABLE besehen auch heute den Ertzbischoff777 alhier, So des MARECHAL DE VILLEROY778 bruder selbsten gesprochen, Hoffe nun morgen beliebts Gott gegen MONTPELIER aufzubrechen, nach welchem das andere dann hoffentlich weiter seinen guthen fortgang haben wird. Zweiffele nicht es werde der Hochste Ew. Gnd. Hertz Vatterlichen Wundsch nach zu allem seinen Göttlichen gedeyen also verleihen, daß Ew. Gnd. daraus ein Wohlgefalliges Vergnügen, und Ich aus dero gnade eine hohe freude und gewundschte SATISFACTION schöpffen könne. Worzu denselben in inbrunstigen gebeth taglich ersuche, Auch in allem nach Umbstanden der Hitze und andere gelegenheit mogliche Vorsichtigkeit gebrauchen werde, damitt Ew. Gnd. mir dero Gnadige AFFECTION ferner zu gönnen Ursache haben, und meine Kindgehorsam in allen stücken meiner gebuhrenden schuldigkeit gemäß an dero gnadigen Willen einig und allen gerecht verspuren möge. Als der ich nechst empfehlung in des hochsten Schutz unverenderlich verbleiben werde Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn. Friederich HZS. *
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117. Anton Finck an Immanuel Fend: Lyon, 31. März 1668 (st. n.), Eingang: Gotha, 6. April 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 451r, eigenh. Ausf. Empfang der Schreiben, Bevorstehende Abreise in die Provence und nach Italien.
GG. Hochgeehrter Herr DMI. SERENISSI. briefen vom 2ten MARTII779 It. das was beygeschlossen, auch meines gg. Herrn brieflein vom 1ten MARTII780 sind vns alhie in LYON, nechster tagen, rechtens worden. Den 2ten Ostertag st. nov. brechen wir von hier auf thun einen kurtzen TOUR durch die PROVENCE vnd hernach von AVIGNON auf ITALIen. Gott sey vnser Geleit. Eß hatten zwar I. F. G. dero gedancken geendert gehabt, sindt aber durch die gegen ihr gsten. Herrn Vattern hiebey eingeführte RATIONES bewogen worden, auf die vorige gedancken zukommen. Wie meines 777 778 779 780
Camille de Neufville de Villeroy (1606–1693), seit 1653 Erzbischof von Lyon. Nicolas de Neufville, vgl. Anm. 145. Nr. 110. Das Schreiben ist nicht vorhanden.
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theils mit nechster post ausführlichen auch berichten werde. Befehl vns hiemit Gott. LYON ult MART. st. n. 1668. M. gg. Herrn Dienstergster. Knecht Anthon Fincke. I. D. vnserm gsten. Herrn alles vnterthst. vorzutragen, vnd mein diesmahls Schreibens außbleibens vthst. zu EXCUSIren. Rechnung vnd andere Sachen kommen auf nechster Post. Herr Ertzbischof781 alhier, GOUUERNEUR dieser Provintz vnd bruder des MARESCHALn VILLEROY,782 hath heuthe Ih. F. G. die VISITE RESTITUIren wollen Sie aber nit bey Haus angetroffen. Ein vnd alle tag gehen Regimenter zu fus vnd zu Pferd hiedurch nach Catalonien. *
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118. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 23. März 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 447r–447v, Konzept, Kanzleihand. Empfang des Schreibens, zufrieden mit dem Verkauf der Pferde und Übersendung der Sachsen aus Paris, Rückweg kann über Genf und Schweiz genommen werden.
EHZS Hochgelahrter, lieber getreuer, wir haben Euer schreiben vom 16. MARTII S.N.783 auß Paris wol erhalten, [vnd darauß Euren von dar auch auffbruch gegen Lyon, vnd was Ihr sonsten dabey meldung gethan ablesend vernommen] vnd verlesen: daß Ihr nun vor [auß Paris] daselbst zu verreisen, welches vnter ietzbesagten DATO [die Pf] geschehen, [die Pferde endlich, aber nicht so hoch als Ihr vermeinet verkauffen können, maßen mann es, weilen es nicht anders seyn wollen, also geschehen laßen] Eurer sachen durch die beede Kauffleute Kochen vnd Heuschen deren DE FAMARS CORRESPONDENTEN gerade vff Franckfurt vnd also mit wenigen kosten zu uberbringen bestellet, ist solches wol gethan vnd wollen wir dieselbigen hiernechst erwarten; Und demnach vnser geliebter Sohn noch ein Vierzehen Tag in Franckreich zu verharren belieben, haben wir es auch in gnaden Ihme zugelaßen, vnd dabey resolvirt, daß Er den Rückwege auf Geneve vnd durch die Schweitz nehmen solte welchem Ihr also, Eurer bekandten dexterität nach mit fleis nachzuleben vnd zu besag781 782 783
Camille de Neufville de Villeroy, vgl. Anm. 777. Nicolas de Neufville, vgl. Anm. 145. Nr. 107.
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ten Geneve Euch vor aller beschaffenheit selbigen orts, auch wie nach mann des exercitium vnserer Lutherischen religion in selbiger habhafft seyn könne Euch erkundigen. Worbey villeicht rathsam erfunden werden möchte vnsere beide geliebte Söhne784 von Tübingen dorthin zuschicken. [Vnd werdet Ihr auß vnserm vorigen schreiben in
deßen die bereit vernommen, darauff wir vns bezogen haben wollen: Vnd wie Ihr dann auch auß vnsers geliebten Sohns abgelaßenen vnd hiebey kommenden schreiben] [durch Italien zunehmen sein werdet wie eigentlich die Reise durch Italien zunemen, anzustellen vernehmen, denn Ihr zu Euch habenden gndst. vertrauen auch zu ersehen fleißig nachkommen wie wir die rückreise auff anhero zu nehrmen, gewieser vrsachen halben resolviret haben, vmb denselbigen Ihr vnserm habenden gndst, vertrauen nach, mit fleiß nachzuleben, nachzukommen; der Allerhöchste wolle Euch mit dem Schutz seiner lieben Engel beleiten, vnd glücklich vberhelffen,] Wolten wir Euch in antwort vermelden vnd seind Euch p. DATUM Friedenstein am 23. MARTII Anno 1668. An Lt Fincken *
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119. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, 23. März 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Empfang zweier Schreiben, die überschickten Sachen sollen ungeöffnet bleiben, wünscht glückliche Rückreise.
Durchleuchtiger, Hochgebohrner gnädiger Fürst vnnd Herr. E. F. Gn. beyde gnädige schreiben, auß Pariß, vom 28. FEBRUARII, v. 6. MARTII785 seind iedesmahl zu rechten anher kommen, v. habe beedes mahl die an E. F. Gn. Hochgeehrtesten Herrn Vatter Haltende zu recht vberantwortet. Waß die quittirung der ITALIENIschen Reise anlanget, solches habe dero Hochgeehrtester Herr Vatter ihr auch gar gnedig v. wohlbelieben laßen, wie sie denn hierbey auß dero Väterlichen Handbrieflein786 mit mehrem ersehen werden. Vnnd weill E. F. Gn. sehr Christlich v. Wohl thuen, daß sie vf ihr fleißiges gebeth, des lieben Gottes Weisung v. Regirung folgen, v. sich deroselben vntergeben: also 784 785 786
Albrecht und Bernhard, vgl. Anm. 32. Nr. 108 und Nr. 111. Das Schreiben ist nicht vorhanden.
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werden sie auch bey dero Herauß Reise dero gleichen thun, v. sich des lieben Gottes beystand v. DIRECTION gewiß zu versichern haben. E. F. Gn. anhero vbermachte sachen, sollen dero befehl gemeß in dero gemach in guther sicherer verwahrung vneröfnet fleißig beobachtet werden. V. werden E. F. Gn. durch Ochßens CORRESPONDENTEN von LYON auß, vf ITALIEN zue NOTIFICIREN befehlen, daß sie der gelder nunmehr daselbst nicht bedürftig weren. Wündsche von Hertzen daß der treue liebe Gott ǀǀ E. F. Gn. eine glückliche, gesunde, sichere v. wohlersprießliche rückreise Väterlich verleihen wolle, deßen treuer obacht denn iederzeit fleißig ergeben thue, vnnd verharre die Zeit meines lebens E. F. Gn. Vntertheniger treuer Diener Johann: Breithaupt Friedenstein den 23. MARTII. 1668: Die SUBSISTENS zue LYON vf die benambte Zeit ist E. F. Gn. ist E. F. Gn. Hochgeehrten Herrn Vatter nicht zue wieder. *
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120. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Lyon, 2. April 1668 (st. n.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 462r–463v, eigenh. Ausf. Tour durch Italien soll nun doch vorgenommen werden, die Wege durch Lothringen, Elsaß und die Schweiz sind zu unsicher, übersendet weitere Schriften, die nächsten Briefe aus Gotha werden erst in Venedig erwartet, Nachrichten über das französische Steuersystem, übersendet erneut eine Rechnung.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Alß wier vorletztern 14ten MART. STYL. NOV. alhier in LYON, Gott lob, glücklich ankahmen, habe alsobald noch bey selbigen tages ablaufender Post E. Durch. dessen vnterthänigsten bericht erstattet; wie nicht weniger, daß I. F. G. mier alhier APERTUR gethan, waß massen Sie ahn E. Durch. von Paris aus geschrieben, daß Sie vmb allerhandt bedencken willen, den TOUR durch Italien einzustellen gedechten vnd die von E. Durch. hierzu erstattete Verwilligung nit anders alß vor eine albereit empfangene Gnadt erkennen wolte, Indessen aber haben Sie allerhandt vmbstände auf die vorige gedancken wiederzukehren vndt den TOUR durch Italien in Gottes nahmen vorzunehmen veruhrsachet: In dem
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des Hertzogen von Mecklenburg787 F. Durch. bey dero aus Italien alhie nehmenden durchreis ihrer Fürst. G. Solchen TOUR auf alle weis RECOMMENDIrt, sowohl wegen Sicherheit des weges, alß auch daß anitzo die angenehmste Zeit darzu wehre. So haben wir nit allein durch die Selbsteigene Erfahrung, sondern auch Kauff= vndt anderer vornehmen Leuthen Rath, vns der Heimreise durch Schweitz vnd Elsaß gutwillig begeben, weil die Örther solcher PASSAGE mit Krieg, vnsicherheit vndt Pest vberall angefüllet sindt. Sonderlich sindt mit der Statt Baßel alhier alle COMMERCIen verbotten vndt MARCHIren ein vndt alle tage alhie Volcker hindurch gegen Burgundt vndt Lothringen, daß nit wohl thuentlich, dießer orthen diesmahl Sicher durchzukommen. Vndt pflegen sonsten alle, anitzo in Teutschlandt reisende Leuthen, ihren weg uber TURIN vnd Mayland oder die Lombardey zunehmen. Das vornemste so ihre Fürst. G. zu dero Italianischen Reiße ENCOURAGIrt, ist, daß mit E. Durch. letzten briefen vom 2ten MARTII Sie die So hochDESIDErirte besichtigung des Hofes, Statt vndt Gebiets von Florentz, nunmehr erfreuentlich verwilligt bekommen, nebens der Fürst=Vätter. Vorsorgung in beyschlus, was in ein vndt anderen APPARTEMENTen vnd Cabineten merckwürdiges zusehen stehe, welches vndt was sonsten mehres zuOBSERVIREN in gedachtem Schreiben befohlen wirdt, nit allein in acht genommen, sondern auch zu seiner Zeith davon gebührende RELATION erstattet werden solle. Wier werden Zeith werenden vnser Reise von allen Orthen, wo es Gelegenheit gibt, allezeit den SUCCES vnsers vorhabens berichten. Von E. Durch. aber werden wier, wegen geschwinder abwechslung der Örther, keine andere briefe gewertig sein können, alß nur zu Venedig. Johan Ochs788 von Franckfurth hath vns alhie seine Kaufleuthe zugestellet, hoffe ander orthen dergleichen sein werde. Hiebey kompt ein beyschlus, was Seither, alß vnsere Schrifften vndt Sachen von der DOUANE zu Paris verplombirt gewesen, noch mehres in erfahrung gebracht worden, Insonderheit der lebenslauf, derienigen vndt theilß abgeleibten König. Staats Ministren RICHELIEU, MAZZARINI, COLBERT, TELLIER, LYONNE.789 Von dem MONTE PIETATIS zu Paris ist dieses der eigentliche berg, man liehe vor diesem entweder auf MOBILIA, alß Kleider, haus=rath, geschirre oder man gab Seine CAPITALIA auf sichere Jährliche INTERESSE. Das erste ist in einem sonderlichen Hauße geschehen, genant BUREAU D’ADDRESSES, aber fast in abgang kommen, da man solches nutzlichen wercks mißbräuchet; vndt offtmahls, freunde, Kinder oder Gesinde, den ihrigen dero mittel entwendet vndt versetzet, daher hernachmalß große Streiten, PROCESSEN vnd andere Vngelegenheiten entstanden: auch manchesmahl DEBAUCHIrte Leuthe hiedurch die beste Mittel gehabt, das ihrige hindurch zubringen.
787 788 789
Christian Ludwig I., vgl. Anm. 189. Johann Ochs, vgl. Anm. 17. Vgl. Band 2, II. 7.4.
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DAS ANDER ist auf dem Stadt=Haus, vor diesem mehr alß itzo vblich gewesen. Dan vor Zeithen, alß vnter FRANCISCO I.790 HENRICO II.791 vnd andern nachfolgenden Königen, große Kriege gewesen haben Sie viel MILLIONEN wo Sie gekönt, aufgenommen, vndt alle PARTICULIers wegen der INTERESSE auf die König. Schatzungs= vndt andere Gefelle verwiesen. Weil aber ein Jeder vermeint sicherer zugehen, wen ers der Stadliche, alß Sindt sowohl von frembden alß Inwohnern viel MILLIONEN aufs Statt=Haus gebracht werden, Ja manchmahl mehr, alß man annehmen wolten: Die Zinsen sindt vnerhört gewesen. Dan man von 5. 6. bis 8. Einen erhob alß zum Exempel von 5.000. eintausendt vndt solches welches man AU DERNIER CINQ. ETC. genennet. Auf diese weis hath mancher von 70. 80. auch die Erben von 100. jahren hero ihres CAPITALS von dem Statt= Haus genossen: Vndt sindt die vornemste Parlaments= oder andere famillien von der LONGUE ROBBE bemühet gewesen, solche CAPITALIen an sich zubringen. Diesen Vnheil hath die ietzige JUSTITZ CAMMER, so vornemlich wegen taxaminirung der König. bestands=Einnehmer vndt vnterdrückung der falsche= genanten Edelleuthen, aufgerichtet ist, dergestalt abgeholffen: Sie durch ein EDICT INJUNGIrt, daß Ein Jeder Seine OBLIGATION PRODUCIREN solte so auf dem Statt=Haus zufordern hette: oder wenn solches vor Verstreichung der FATALIen nit geschehe, alsdan Seiner forderung gäntzlich verlustig sein solle. Als solches geschehen; hath man die oBLIGATIONES, So den 5. 6. vndt 7ten pfennig INTERESSE genossen, alle aufeinmahl zerrissen mit Vermeldung, daß das CAPITAL so viel vndt vielmahl abgetragen were vndt hette dißfalls niemandts nichts mehr zufordern. Von dem 8ten pfennig bekommen die CREDITORen biß DATO noch etwas: Vndt hath vber den 8ten pfennig niemands vor diesem Sein CAPITAL in da Statt=Haus leihen wollen. Alß wen Jederman gleichsam zuvorgesehen, eß werde mit der Zeith also hergehen. Auf diese weiß, da die König. Einkommen von TAILLEN, GABELLEN vndt AYDES, vom Statt=Haus allein mit 21. Millionen beschwert gewesen; hath Solche die gemelte Justitz Cammer albereit mehr alß vmbs drittel erleichtert vndt Erhandelt der König PER DIRECTUM ET INDIRECTUM noch täglich so viel Statt=Haus CAPITALIen an sich alß ihme möglich, der Meinung, diesen FOND der INTERESSEN vndt anderen ASSIGNATIONEN auf seine König. gefelle innerhalb wenig Jahren gantz vndt gar zuheben vndt niemands nichts mehr zu geben. Hiebey vberschicke auch an die Fürst. Rentcammer ein abermahlige Rechnung: Vndt haben vordießmahl 350. Rthlr. alhie in LYON aufgenommen, weil der Junge Ochs gebetten, die SUMMEN in etwas viel lieber Starck zunehmen, dan eß mit dem RAPPORT vndt PROPORTION der Gelder zwischen Franckreich vnd Teutschland viel richtiger hergehet, alß zwischen Teutschland vnd Italien. Wier haben 790 791
François I (1494–1547), König von Frankreich. Henri II (1519–1559), König von Frankreich.
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dieser tagen das alhiesige JESUITER COLLEGIUM besehen, da man vnß einen TUBUM gewiesen, damith man am Himmel viel vnbekante ding DECOUURIRen kan. Die PATRES AFFERIREN, daß man bey 14. tagen hero einen neuen COMETEN damit OBSERVIRE. So andere Leuthe auch gemeldet. Alle vornehme Leuthe vermuthen eher Krieg alß Frieden, wozu der König, der Hoff, der Adel, die Handels=Leuthe, ja das Gantze Landt MELINIret: Gott stürtze alle friedt=hessige Vornehmen! Damit zu E. Durch. gnadigsten Hulden mich furohin vnterthst. empfehle, E. Durch. Vnterthst., Pflichtschuldigster Diener Anthon Fincque. LYON den 2ten APR. st. n. 1668. *
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121. Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich: Friedenstein, 25. März 1668 (st. v.), Eingang: Mailand, 24. April 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, rät wenigstens zur Besichtigung der Provence, Nachrichten.
Durchlauchtigster Fürst, gnädigster Herr, Er. Furst. Durch: gnst. schreiben vom 1. MARTII792 hab ich den 23 EIJUSDEM mit sonderbarlichen vergnügen und unterthäniger freude erhalten, in dem darauß dero gute gesundheit versichert, und wie Sie die nunmehro, auf Gott wohl, glücklich ins Werck gesetzte Italienische Reiße bald antretten wollen, ich bin verständiget worden, der allerhöchste verhelffe, das dieselbe glücklicher und mit größerer vergnüglichkeit alß die Frantzosische möchte vollendet werden, Solte aber ja über verhoffen geschehen, das Sie ihren gäntzlichen fortgang, wie es leichtlich entstehen kann, nicht haben würde, solte Er. Durch. nach meinem erachten nicht zu wiederrathen seyn, das Sie doch zum wenigsten die PROVENCE u. die grentzen des Mittelländischen meers besichtigen, welches mich über gantz Franckreich zusehen CONTENTIRET hatt. Neues PASSIRET hier ietzo nichts schrifftwürdiges, das H. Heinrich Furst. Durch:793 sich ietzo mit Mr. Buttlarn794 zu 792 793 794
Das Schreiben ist nicht vorhanden. Heinrich von Sachsen-Gotha. Vgl. Anm. 36. Adam Wilhelm von Buttlar (1642–1699), Kammerjunker, begleitete 1667 den Prinzen Heinrich nach Tübingen.
Johann Heinrich von Witzleben an Herzog Friedrich
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Darmstadt aufhalten, wird zweiffels ohne schon bekommen seyn, auch wird das Fräulein von Concin795 ihren lieben alten wohl nehmen müßen, ihr wille mag aber noch gar nicht darbey seyn, und wird über dem RESOLVIRen, so morgen und verfält wie unßer D. Weitz in Franckreich, wegen des schreibens so Er. Durch. zu RICHELIEU an den H. ǀǀ Landgr. Furst. Durch.796 mir mitgegeben, laß ich ietzo durch den Darmstädtischen Paucker bey H. D. Mentzern797 nachfragen, ich habe vermeint der H. Landgr. hette es lange bekommen gehabt, es ist eben zu derselben Zeit H. D. Mentzer nicht zu Darmstadt gewesen, dahero es vielleucht bey der post verblieben seyn muß, Er. Durch. mögen ihre Reiße sein bald beschleunigen, das Sei noch bey D. Weitzen gevatter stehen können, auch deucht Sie werden Ihn solange vexiren biß er sich mit einem gevatter schreiben revengiret, dergleichen begegnete mir heute achte tage auch alß Ihre Durch. unßere Hertzogin von Darmstadt798 wieder kam, von H. Hofrath AVIANO,799 welchem ich nebenst H. Thümpfelln800 und H. D. Francken801 einen Sohn auß der H. tauffe heben muste, Wormit Er. Furst. Durch. Göttlicher gnaden beschirmung nechst unterthäniger recommendation meiner wenigkeit und hertzlicher anwünschung aller erseinlicher reiße vergnüglichkeiten ich unterthänigst empfehle stets verharrend Er. Furst. Durchlauchtigkeit unterthänigster und treuschuldigster Knecht Hanns Heinrich von Witzleben Friedenstein am 25 MARTII anno 68.
795 796 797 798 799 800 801
Nicht identifiziert. Ludwig VI., vgl. Anm. 30. Balthasar Mentzer d.J., vgl. Anm. 415. Elisabeth Dorothea, vgl. Anm. 68. Johann Jakob Avianus (1635–1688), Prof. jur. in Erfurt, 1666 Hof- und Justizrat in Gotha. Johann Jakob Dümpfel, vgl. Anm. 359. Johann Francke, vgl. Anm. 686.
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122. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 6. April 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 453r–453v, Konzept, Kanzleihand. Empfang des Schreibens des Herzogs, Fincks Schreiben an Immanuel Fend, die Durchführung der italienischen Reise betreffend.
EHZS Hochgelahrter lieber getreuer, wir haben auß vnsers geliebten Sohns [sehen] heut eingeloffenen schreiben DE DATO LYON den 20 [vltimo] MARTII S. N.802 Vnd auß deme was Ihr deßwegen Vnß [zu] gebührend zu hinterbringen an Vnsern [Secret] geheimen SECRETARIUM Emanuel Fenden803 geschrieben, vernommen, auß was vrsachen ietz besagter vnser geliebter Sohn bewogen worden, sein vns neulichst vberschriebenes Vorhaben den Weg [durch die] vber Genff durch die Schweitz zunehmen, geendert, Vnd annoch von AVIGNON auß die Reise [aus] nach Italien anzutretten willens were: [Ob] Wie wir nun endlichen auch dieses geschehen laßen können, Also begeren Wir gnedigst weilen [wir] selbst zu schreiben die Zeit zu kurtz gefallen, nebest vnser gnädig vnd Väterlichen grus, Ihme anzudeuten, daß [Er Er in betrachtung vnser selbst eigenen Person, vnß in vnseren] Daß Er vnserthalben Vnß zu assistiren, die Reise durch Italien so viel Immer müglich maturire, vnd wie Wir vormals Ihm vnd Euch befohlen dieselbe bedächte vnd fürsichtig gleich anstelle, dazu der Allerhöchste mit dem gleit der H. Engel Euch beystendig sein wolle: [vnd] geschieht daran vnser gefellige meinung, vnd wir p. DATUM Friedenstein am 6. [Martii] APRILIS. Anno 1668. An Lt Antoni Fincken.
802 803
Nr. 116. Immanuel Fend, vgl. Anm. 419. Nr. 117.
Johann Breithaupt an Herzog Friedrich
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123. Johann Breithaupt an Herzog Friedrich: Friedenstein, Datum im Falz verdeckt, Eingang: Venedig, 30. April 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E XI 32, unfol., eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, Grüße der Mutter, Bestätigung der aufgenommenen Gelder.
Durchleuchtiger, Hochgebohrner gnädiger Fürst vnnd Herr. E. F. Gn. gnädiges Handbrieflein auß LYON vom 20:ten MARTII ist mihr heute dato wohlzukommen, v. habe darauß zu genüge die Vrsachen dero durch ITALIEN angestellten rückreise mit gehörigem RESPECT vernommen. Wie nun dero Hochgeehrte F. Eltern, auß deren jüngsten schreiben solche so IMPORTANTE befunden, haben sie darbey gar willig ACQUESCIRet v. wundschen nicht mehr als daß solche Reise auch gesunde, glücklich v. wohl verrichtet werde, wie denn insonderheit E. F. Gn. Hochgeehrteste Frau Mutter, dero Fr. Mütterlichen gruß gleich itzo zu verschreiben befohlen. Die ANTICIPATION beedes, des albereits vfgehobenen QUARTALS TRINITATIS, als auch des darauf folgenden Michaelis, haben E. F. Gn. Hochgeehrtester Herr Vatter auß denen von mihr angefuhrten bewegenden Vrsachen nicht vbell vfgenommen, daher sie sich deßen zue E. F. Gn. gnedigen belieben bedienen können. Bedancke mich darneben gantz vnterthenig der CONTESTIRTEN beharlichen Hulde v. gnade, mit der vnterthenigen bestendigen Versicherung ich biß in mein grab verbleiben werde. E. F. Gn. Vntertheniger treuer Diener Joh. Breithaupt
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124. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Marseille, 7./17. April 1668 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 519r–520r, eigenh. Ausf. Reise nach Marseille, morgige Abreise von dort, alle sind gesund, Nachrichten, der Herzog hat in Aix-en-Provence ein Raritätenkabinett besichtigt, der Herzog empfiehlt sich, wird von Turin aus schreiben.
Durchleuchtigster Fürst, 1. Gnädigster Herr. Nachdem wier berichteter massen von LYON hinweg, vnd vnsern weg vber VIENNE, VALENCE, ORANGE. AVIGNON. PONT AU GARD. NISMES. MONTPELLIER ARLES. AIX. bis anhero naher MARSEILLE glücklich und wohlverrichteter Sachen abgelegt. Vndt indessen I. F. G. was Sie immer mehr von dießer Landtßarth in Erfahrung bringen können, sorgfältigst mit eigenen Henden aufgemercket, gehen Wier Morgen früe, alß den 8/18. APR. von hiennen vber die STE. BAUME, ANTIBE vnd NICE auf TOURIN, alwo wier lengst in 8. oder 10. Tagen anzulanden gedencken. 2. Ihro F. G. vornemlich, beneben der andern COMPAG. befinden, Sich Gott lob nach Wunsch, vndt so wohl auf, alß iehemahlen. Gott der Herr erhalte Sie bey So fester HABITUDE ihrer Guten Gesundheit! Ohne das es mich zwischen MONTPELLIER vnd hiehero mit einer ALTERATION Einer kälte vndt hitze, kopfwehe vnd durst angegriffen, dahero [auch] Wier alhier ein tag lenger still gelegen, vndt Mier der MEDICUS REFRIGERANTIA ADHIBIRT, auch heuthe, weil es Nothwendig sein wollen, Eine ader öfnen lassen, dahero mier etwas besser worden, 3. Thue sonsten von TOURIN aus, den SUCCES meiner Gesundheit zu E. Durch. gsten. Nachricht vnterth. berichten, Eß erhellet, daß die Engl= v. Holl. AMBASSADEURS ein mittel zum Vergleich gefunden, welches der König beliebet v. Sie deßwegen PER POSTA naher Spanien gereist sein sollen. Zu dero Wiederkunfft ein schleuniger friede oder Krieg zuerwarten. Alhie liegen 18. GALEERen Segelfertig man weis nit wohin. Vnter des sind vns alle tage MARCHIrende Völcker auf Flandern vnd Burgund begegnet. Welches zwar kein APPARENT zum frieden. In CATALONIen wird der GENERAL LEUT. DE PASSAGE,804 DEFENSIVE vber 12.000. man COMMANDIren. Vnd im fall der Noth, soll Er von den Ban vnd ARRIERE ban der NOBLESSE in LANGUEDOCQ, DAUPHINE vnd PROVENCE SECONDIrt werden. 4. I. F. G. haben vnter andern zu AIX recht PRECIOSAS RARITATen gesehen.805 Davon ein gantz CABINET IN TOTUM oder PRO PARTE hier ist. Ein alter Man hath 804 805
Aimar de Poisieu (1613–1688), Marquis du Passage, Lieutenant-Général, 1668 Befehlshaber der Armee in Katalonien. Das Kabinett des Toussaint Lauthier (gest. 1685) in Aix-en-Provence.
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es albereit vber 30. jahren, ist dessen Eß bestehet 1. in Heidnischen, Chin= v. Türckischen RARITÄTen, Idolen, Schiffen, Statuen gemalden v. MUMIEN etc. 2. An Golt= vndt Silbern alten MEDAILLEN, darin die ORIGINAL an der Keiser vber 1.000. iahr bis aufs BAS EMPIRE 3. in 50. Stucken alte RARE bücher vndt M.Stis. 4. Insonderheit in 1.200. alten Preciosen Steinen von 3.000. bis die jüngste auf 1.200. Jahren hero. Darauf der berümtesten Leuthe Köpfe oder biltnüsse auch etliche figuren Künstlich graphirt. Sie Sind ietzo bey seinem sohn zu PARIS. Deren abtruck wier aber gesehen, vndt Er auf begehren, Einem liebhaber, dergleichen abtruck auch wirdt folgen lassen, wie dan E. Durch. I. F. G. von allem zu seiner Zeith vnterthst. RELATION zuthun wissen wirdt, Zu dero gsten. Hulden Mich vnterth. empfehle E. Durch. Vnterthster. Pflichtverbundenster Diener A. Fincke MARSEILLE den 7/17ten APR. 1668. PS. I. F. G. thuen dero vnterthst. RECOMMENDATION ablegen, wollen von TOURIN aus schreiben. Wier erhalten von beiden CORRESPONDENTen von Franckfurth, Kaufleuthen, briefe auf alle vornehmen Stätte, deren Wier Sich wohl bedienen. *
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125. Anton Finck an Johann Ochs: Marseille, 7./17. April 1668 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 518r, eigenh. Ausf. Ankunft in Marseille, morgige Abreise auf Turin, Bitte um Bestellung der beiliegenden Briefe, weitere Briefe auf Venedig.
Gdster. Herr, Geehrter Freundt, demselben geliebe zu wissen, daß wir Vorgestern alhie in Marseille glücklich ankommen, v. durch addresse H. FERRUS vnd HESELER vberal guthe freunde antreffen. Wir gehen morgen vber TOULON v. NICE auf TOURIN. Da ich aber mahl berichten werde, wie die fernere Reise anzustellen, Indes geliebe der Her den einen brief auf Gotha: den andern so mein PARTICU-
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betrifft Hern Superintendenten Mentzer806 naher Darmstatt, ohnfehlbar zuvberschicken, ich verschulde hinwiederumb vnd bleibe ust. gott. g. befehl M. gg. treuergebenst A. Fincke. LAR
ps. Was dem Herrn ahn vnß zukommen möchte, bitt mier nach Venedig zu dirigiren. Ich bitte der H. berichte mich ob Er dieses empfangen vndt dem H. Superintend. den Einschlus vberliefert worden? *
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126. Herzog Ernst I. an Anton Finck: Friedenstein, 13. April 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 452r–452v, Konzept, Kanzleihand. Weitere Anweisungen die Beobachtungen in der Kunstkammer in Florenz betreffend.
ist an H. Fincken vesandt gegen Venedig am 13. April 1668. [Ist nicht fortgangen, weil die Reise] Weiter anweisung vber die vberschickte beschreibung der Kunst Cammer zu Florentz. Bey dem Helffenbeinen Drehzeug von allerhand bechern [dabey verzeichnet werde, welche ein Hertzog] von Florentz [welcher] in der Kayßer. ARMADA gewesen, mit [nach] dahin gebracht [worden] Vnd wir dabey sehen laßen, daß mann sie zu Coburg bekommen, were nach gedachten Kugeln, [welche] ohn Zweifel dabey sein werden, [were nach] zufragen, vnd sonderlich 1. [Kugel zufragen], darinnen ein CONTREFAIT-büchse mit meßing beschlagen so mann herunder drehen kan, auff einer seiten [ist deß] Hertzog Johann Casimirs zu Sachsen807 bildnüs, vff der andern seiten das Sächsische Wappen gemahlet ist 2. Eine andere Kugel fol gedreet, darinnen ein Credentz becher, deßen Deckel gemacht daß mann Ihn abnemen kan, vnd oben an einem faden der Deckel henget. [Damit mann im sehen darvon auch wiße daß mann hier nachricht habe.] 806 807
Balthasar Mentzer d.J., vgl. Anm. 415. Johann Casimir (1564–1633), Herzog von Sachsen-Coburg.
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Nechst diesem were nachzufragen [zusehen] Ob zu FLORENTZ deß ersten Großhertzog DE MEDICIS,808 welcher vom Bapst [zum Hertzogen gemachet worden] zu solcher DIGNITET erhoben Müntzen vorhanden, vnd mann davon einen abguß in bley vmb bezahlung bekommen könnte: [Worzu auch] nach den Müntzen [zufragen] so zu Rom, bey Crönung CAROLI V.809 außgeworfen worden, davon einen abguß in bley [davon] machen zu laßen. Weilen auch viel alte Römische müntzen daselbsten befindlich, ob es durch eine Person, mit der mann daselbsten bekandt werde [verwilligung zuerhalten] dahin zu bringen, daß mann davon eine beschreibung, vnd nachmalen bewilligung erlangen könndte, [das mann] was daraus beliebete vff erfolgende zuschreiben [Jemanden derwegen] vor bemelter Person zum abguß in bley verabfolgen [werden möchte] zulaßen vnd Vns durch gelegenheit zu vberschicken. *
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127. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Turin, 19./29. April 1668, Eingang: Gotha, 18. Mai 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 458r–458v, 516r–516v, eigenh. Ausf. Reise von Lyon nach Marseille, von dort nach Turin, Besichtigung des Landschlosses, Audienz beim französischen Ambassadeur, Verzögerung der Audienz beim Herzog und der Herzogin, weitere Reise nach Venedig, Empfang eines Schreibens, ausführliche kindliche Devotion, Visite beim venezianischen Gesandten.
TOURIN den 19/29. APR. 1668. Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst. Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Es werden verhoffendlich Ew. Gnd. aus Mr. FINCKENS schreiben von MARSEILLE810 aus zur gnüge ersehen haben, wie daß den 25. MARTII ST. V. ich meine abreyse von LYON genommen und solche über VIENNE. MONTLIMAR. ORANGE, AVIGNON, NISMES, MONTPELIER, ARLES, und AIX bis auf MARSEILLE fortgesetzt habe, wie daß Er aldar in etwas von unpaßlichkeit INCOMMODIRET gewesen auch alsobalden nach gebrauchte Mittel sich beßer befunden habe. Meine fernere von daraus bis hieher anbelangend so berichte deroselben in Kindlichen gehorsam kürtzlich daß wir alsobalden den 2ten tag nach Unserer ankunfft von dar wieder fortt auf HYERES, THOULON, ANTIBE so die letzte stadt 808 809 810
Cosimo I de’Medici (1519–1574), Granduca di Toscana, seit 1569 erster Großherzog. Karl V. (1500–1558), Kaiser. Nr. 124.
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von Franck= reich ist, NIECE so der anfang von Italien und zwar des PIEMONTS ist, und dem Hertzog von SAVOYEN811 zustandig ist, uber die hohe gebürge bis hieher naher TOURIN gangen alwo ich vorgestern abend als den 17/27 APRILIS, freytags Glucklich gesundt und ohne alle beschwerung Gott sey danck an kommen. [Sind] Gestern Nachmittage weill der Hertzog sich nicht alhier befunden bin ich mitt einer lehn gutschen auf die VENERIE812 alwo sie Sich bis DATO aufhält gefahren, in meinung solchen INCOGNITO anzusprechen, wie ich mich denn auch bey Ihm als einen grafen iedoch mitt vermeldung meines standes habe anmelden laßen, der Hertzog aber weill Er auf der Jagdt war und Es Ihm damahls nicht gelegen ließ mich indeßen in dem Hause, gartten, stall und allendhalben herumbführen, mich auch letztlichen mitt einer COLLATION REGALIREN. Der ansprache halben aber ließ Er mich sagen Er würde gelegenheit haben mir des morgenden tages als heute Sontag bey Seiner gemahlin813 zu sprechen. Sobald als ich gestern wieder hierein kam legte ich eine VISITE bey dem FRANCOIschen Abgesandten814 ab, welcher mich des Friedens zwischen Spanien und Franckreich vnd der überaus herlichen VICTORIE der VENETIANER wieder die Turcken bey CANDIA versichert, welches Ew. Gnd. weitlauftiger aus Mr. FINCKENS schreiben ersehen werden. Gleich anitzo habe ich mich der gestrigen abrede nach bey der Hertzogin anmelden laßen, weill aber der Hertzog heute gar Spath an kommen würde, auch verlangen trüge mich selber zu sprechen, Als ließ Sie mich bitten mich noch morgendts vormittags aufzuhalten da ich denn meinem verlangen nach Ihnen beyden zusprechen konte, Wes wegen ich denn gezwungen werde Morgen vormittags noch hier zu bleiben werde aber doch nicht unterlaßen des nachmittags meine reyse fortzusetzen, Alß welche auf CASAL, VERSEIL und MILAN gerichtet ist alwo wir des dienstags verhoffendlich ankommen werden, von dar aus wollen wir auf VENEDIG zu gehen umb aldar die Vermehlung des Hertzoges mitt dem Mehr zu sehen. Wie als denn die Reyse von Venedig ferner angestellet werden soll, werde ich nicht unterlaßen Ew. Gnd. von VENEDIG aus Solches Kindlich gehorsam zu berichten. Was uber dieses alles Ew. Gnd. gnediges Handschreiben vom 23. MARTII anlangt habe ich solches gleich bey meiner ankunfft alhier den 27. APRIL in Kindlichem RESPECT erhalten. Wenn denn nun durch dieses gnedige Handschreiben Ich zum höchsten bin erfreuet worden, in dem ich daraus ersehen, wie daß Ew. Gnd. mein Kindgehorsames gemüth erkennen und meine von PARIS aus der selben endeckten RESOLUTION der Itialienischen Reyse halben, gnadig aufnehmen wollen. Also verhoffe Es werde Ew. Gnd. mein Kindgehorsames schrei811 812 813 814
Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 379. Venaria Reale. Marie Jeanne Baptiste de Savoie-Nemours (1644–1724), in zweiter Ehe verm. mit Charles Emmanuel II Duc de Savoie. Ennemond de Servien(t), vgl. Anm. 747.
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ben vom 21 MARTII zu LYON DATIRT815 empfangen und meine darinnen angeführte Ursachen die mich wieder meine vorgehabte Meinung die Italienische reyse fortzusetzen gezwungen haben, nicht ungnadig vermercket haben. Daß nechst dem dero hohen Gnade sich auch bis dahin so weit erstrecket, daß Sie das Gnädig und Vatterliche Vertrauen zu mir tragen Ich würde ins kunfftige etwan durch Gottes beystand sowohl Ew. Gnd. als mir und dem Vatterlande, durch r PROSQVIRUNG dero Christfürstlichen INTENTIONEN etwas nütze seyn und der gemeinen wohlfarth zum besten etwas guthes ausgerichtet werden können, Solches erkenne ich mitt gantz demüthigem danck, und wie wohl ich zu einem solchen wichdigen Wercke mich gantz undüchtig und nicht CAPABLE genug befinde dero Guthe und löbliche INTENTION in erwunschten stande zubringen, So werde ie demnach ich an meinem wenigen Orth nicht ermangeln laßen, mich hier zu ie mehr mehr durch erlernung allerhand guthe und nothige regiments regeln, geschickter zu machen, auch Gott, durch stätiges gebeth anzuhalten damitt so viel moglich und Gott gnade geben werde, durch meine wenige mittarbeitung Gottes Ehre und der algemeinen Wohlfarth befordert und Ew. Gnd. Freude, auch durch solche freude Ew. Gnd. leben und zur großen freude und dem gantzen lande zum trost, vermehrt und verlangert werden möge. Welches Ich von grund meines Hertzens Als Ein Treues Kind und gehorsamer Sohn von Gott bitten und begehren kan Inniglich wundschent, Nebst Kindgehorsamer, bitten Solche Hohe Vatterliche Gnade und Gnadiges Vertrauen, obschon Menschlicher Gebrachlichkeit nach ich [nicht] etwann an fleiß und andern schuldigkeiten, meine fehler thue meinem Willen und Vorsatz begehen mögte, gegen mir nicht zu endern sondern mich mitt solcher noch ferner würdigen und gnädig Sich versichert halten wie daß Ich lebenslang bis an den todt verbleiben werde. Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS PS. Vor den gnadigen Mutterlichen Gruß So Ihre Gnd. die Frau Mutter mir zuendbiethen laßen Sage Ich gantz Kindgehorsam danck deren Ich mich auch gantz gehorsambst hinwiederumb empfehle. Wie ich diesen Abend komme Ich von der visite welche ich auf Guthbefindung des Francoischen Abgesandten, bey dem Venetianischen816 abgelegt, welcher mich ob schon ich solchen incognito zugesprochen, Er aber doch meinen stand gewust, mich so hoflig und mit vielen bedienten empfangen, Er gedachte, daß Er der REPUBLIC VENEDIG andeuten wolle wie daß Ich Ihm zugesprochen und darneben gedencke mich als ein Hn. zu emp815 816
Nr. 116. Giovanni Morosini (1633–1682), 1666–1668 venezianischer Gesandter in Turin, später in Paris, Wien und Konstantinopel.
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fangen. Als aber Ich REMONSTRIRT was daß Ich anitzo gantz INCOGNITO reysete und solche Ehr nicht annehme hatt Er Es darbey bewenden laßen. Wird mir aber auf mein begehren Einen brief an Seinen bruder nach VENEDIG mittgeben damitt die SOLENNITATEN so aldar theils wegen der gewöhnlichen Vermahlung des Hertzoges mitt dem Mehr theils auch wegen der herlichen VICTORIE wieder die Türcken angestellet werden auf desto beßer zusehen bekommen möge. Er Ist Ein Sehr hofflicher und Politer Mann, Ein Vetter des Hertzogs zu VENEDIG817 vom Geschlecht MOROSINI. *
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128. Anton Finck an Herzog Ernst I: Turin, 29. April 1668 (st. n.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 455r–457r, eigenh. Ausf. Ankunft in Turin, Empfang zweier Schreiben des Herzogs, Visite beim französischen Ambassadeur, Besichtigung eines herzoglichen Landschlosses, Audienz beim Herzog erst nach dessen Rückkehr in die Stadt, Frieden zwischen Holland und England, ein Sieg der Venezianer über die Türken, weiterer Weg nach Mailand, die Reise von Venedig nach Florenz, Visite beim venezianischen Gesandten, will einen Aufsatz über den Nutzen einer Reise nach Holland für die jüngeren Söhne des Herzogs aufsetzen.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr p. 1. Mein vnterth. bericht=Schreiben aus MARSEILLE818 wirdt E. Durch. den Verlauf vnser Reise bis dahin sambt vnserm weitern Vorhaben vnterth. vorgestelt haben. I. F. G. zuforderist, sambt vns allen sindt alhier in TOURIN den 27ten APR. ST. N. glücklich vnd gesundt ankommen. Mich belangend so habe zu MARSEILLE nach öfnung einer ader, sobalt besserung vndt meine beständige Gesundheit gefunden; da in vnterlassung dessen vnd vielleicht verweilung etlicher tagen, nach aussage des MEDICI mich ein gefehrlich fieber oder andere Kranckheit berücken kommen. Gott wolle I. F. G. bey bestendigem aufwesen vnd vns andere zu dessen diensten noch ferners geschickt erhalten, damit nach bald glucklich ablegender Reiße Wier mit Vergnüglichkeit ehistens zu Haus anlangen mögen. 2. Nachdem wier obbemelten DITO alhier Spath ankommen, haben wier 2. briefe von E. Durch. datirt vom 16ten vndt 22ten MARTII [alhie] vorgefunden.819
817 818 819
Laura Contarini, Tochter des Dogen Domenico II. Contarini (1585–1675), in zweiter Ehe verm. mit Pietro Morosini, Mutter der Brüder Morosini. Nr. 124. Nr. 115 und Nr. 118.
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3. Folgenden tages, alß Samstags, habe I. F. G. ich bey dem alhiesigen frantzös. AMBASSADEUR, so Mr. DE LYONNE Vatters bruder820 vndt ein man vber 70 Jahr ist, angemeldet. Selbiger hath Sichs vor eine hohe Gnade geschetzt I. F. G. zukennen vndt weilen Er alters vnd Podagrans halber im bette ATTACHIrt, alß hath I. F. G. Er seine CAROZZE geschickt vndt allerhandt nachrichtung ertheilt vndt sonsten wegen des Jetzigen frantzös. friedens vnd Türcken=Kriegs=Zustand in CANDIA allerley DISCURSen geführet. 4. Der Hertzog von Saphoyen,821 helt sich ietzo auf 1. stunde vor der Statt in einem seiner lust= vndt Jagt=Haus, die VENERIE genant,822 so Er bey 4. Jahren hero durch sein eigen angeben bauen lest: Wier sindt demnach gestern Nachmittag PER CAROZZA dahin v. in Meinung gewesen I. Durch alda INCOGNITO zusprechen: Welche Sich EXCUSIREN lassen, daß Sie ietzo ALLA CAMPAGNA vndt nit im Standt wehre, I. F. G. COGNITO oder INCOGNITO vor Sich zu lassen: Remittire solches auf den Morgenden Sontag, alwo Sie I. F. G. zu TOURIN vndt bey dero Gemahlin823 zu sehen, die Ehr haben wolten. Liessen deroselben im übrigen durch dero Edelleuthen, die Jagerey, den Stall, den Garten, die Phasanen, die Gemächer dieses Schönen Lusthauses vndt was sonsten mehres, sehen. Auch hernach mit Einer COLLATION REGALIRen. Sonst So lange Sie zu TOURIN, dero CAROZZE zu diensten PRÆSENTIren. 5. Der frantz. AMBr. meldet, es seye den 1sten APR. der friede von Engell: vnd Holl. Gesandten SIGNIrt, auch das Armistidiad bis zu Ende des MAII PROLONGIrt, vmb die RATIFICATION aus Spanien in des zuerwarten. Er bestünde meist darin, der König behielte alle ACQVISITA, ausserhalb der Grafschafft Burgundt; ob aber dieselbe, ohne oder mit, rasirung der beyden festen Plätzen DOLE vnd GRÉ RESTITUIrt werden würden, stehe annoch in DELIBERIRUNG. Sonsten hetten die VENETIANER iüngst abermahl eine SIGNALe VICTORIE wieder die Türcken erhalten, deren Verlauf der VENET. AMBr. alhie ihme kürtzlich also REFERIrt. Eß hette der VEZIER etliche PROVIANT= vndt MUNITION=Schiffe naher CANEA gesandt, welche nahe CANDIA vorbey gemust, da der VENET. GENERALISSO. DEL MARE MORESINI824 (So ein man vber 50 iahr alt vnd seither des 16. jahr seines alters ein Soldat zu Wasser ist) kundschafft davon bekommen vnd ihrer vnter einem felsen im Meer, nahent CANDIA darauf Sie VENET. auch Stücke hetten gehabt, mit 7. GALEREN vorgewartet: Eß hette aber der VEZIER Seinen MUNITION=Schiffen 17. GALEREN zur CONVOY entgegen gesandt; davon MORESINI nichts gewust: als Er nun die MUNITION=Schiffe ATTAQVIRT vnd solche von der CONVOY SECUNDIRT worden, hetten die VENETIANER alsobalt 3 Galeren verlohren, so die Türcken gefangen bekommen. Mit den vbrigen 4. aber 820 821 822 823 824
Ennemond de Servien(t), vgl. Anm. 747. Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 379. Vgl. Anm. 812. Marie Jeanne Baptiste de Savoie-Nemours, vgl. Anm. 813. Francesco Morosini (1619–1694), Befehlshaber der Galeeren, Doge.
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hette Er Sich vnter den FAVOR der Stücke des gedachten felsens SALVIRT v. sich in die lange nacht gewehrt. Da Gott die Gnad geben daß die Türcken Selber gemeint sie Seyen feind vnd auf einander geschossen: v. 4. ihrer Schiffen zu grund gerichtet. Endlich habe MORESINI mit seinen noch 4. habenden Galeren in Guther ordnung v. mit fackeln, vor kurtz anfangenden tag, die Turcken aufs neue angegriffen. So vermeint, solches seye SUCCURS. Welche ihre vorige 3. sobalt wieder erlöset v. hetten mit anfangendem Tag noch 2. andere Turckische erdappet, darauf die Soldaten meist todt geschossen vnd die Christen=Sclaven Sich sobalt ergeben. Also hatten diese 7. Venetianer Galeren, Mit diesen 2. freiwillig ergebenen Galeren noch 7. andere Turckische Galeren gefangen bekommen: beneben etlichen MUNITION Schiffen: dergestalt daß MORESINI mit 7. Schiffen ausgeloffen v. mit 20. wiedereinkommen. Vnter diesen hette der MARQUESE DE VILLA825 auch 3. ausfälle gethan vnd in die 1.500. man in den wercken erlegt. Zu Schiffe aber seien mehr alß 1.500. Christen Sclaven erledigt, so alle dienst genommen vndt über 1.000. Türcken gefangen worden, so zu Sclaven gemacht worden. Eß seye deren erschossen vnd erseuffen Türcken ein Grosse menge geweßen. Vor 3. Wochen ist der MARQVIS DE ST. ANDRE826 ein frantzös. GENERAL vnd der REFORMIRTen RELIGION mit 40. frantzös. Officirern hierdurch v. in VENET. dienste getretten, den MARQUIS DE VILLA in CANDIA abzulösen, welchen der Hertzog von Saphoyen zuruck begehret. Der ged. Hertzog hath 30. COMPAG. zu pferdt à 50 man vnd in die 4.000. man zu fus auf den Beinen. Die Genffer Gesandten werden alle tag erwarttet mit ihnen zu TRACTIren. 6. Von hier aus nehmen wier vnsern weg vber CASAL. VERCELLI auf Maylandt, wier wollen morgen montags auf sein vnd hoffen in 3 ½ tag alda zu sein: Von daran berichte E. Durch. weiter. Der aldasige Span. GUBERNATOR PONTE DE LEON827 ist vor 3. Wochen gestorben, vnd wirdt an seiner Statt aus Spanien mit nechstem der Keiserin gewester Hofmeister, der DUC D’ALBUQUERQUE828 erwartet. Seine VICES vertrit indessen der PRENCIPE DE SESTRO,829 so ein klein SOUVERAIN dieser landen ist. Alß wier den 19ten APR. von TOULON hinweg reiseten, hörten wier ein groses CANONIREN in der See. Davon hath der Hr. AMBASSADEUR die Nachricht, daß es ein frantzös. Schif gewest vndt von LIVORNO mit Seiden beladen naher Franckreich gewolt, solches seye doppelte mahl von den CORSAREN angegriffen vnd erstritten worden. 825 826 827 828 829
Pierre de Villars (1623–1698), Marquis de Villars. Alexandre du Puy-Montbrun (1600–1673), genannt Marquis Saint André, Befehlshaber der venezianischen Truppen auf Kreta. Luis de Guzmán Ponce de Leon y Toledo (1603–1668), gest. am 29. März, Gouverneur des Herzogtums Mailand. Francisco Fernández de la Cueva y Enriquez de Cabrera (1619–1676), Duque de Albuquerque, seit 1668 Vizekönig von Sizilien. Paolo Spinola (1628–1699), Marchese di Los Balbases, Duca di Sestro, 1668–1670 Gouverneur des Herzogtums Mailand.
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Im übrigen wollen Wier E. Durch. ORDRE zufolge, daran sein, daß Wier den Himmelfartstag zu VENEDIG sein vnd die Vermehlung mit dem Meer sehen können. 7. Auf E. Durch. beyde Schreiben wiederantwortlichen zu melden, so ist der ietzige Groß=Printz,830 so reiset, des Groß Hertzogen von TOSCANA831 einiger Sohn: Vermählt mit der altisten Tochter832 des verstorbenen Hertzog von ORLEANS zweiter Ehe.833 Sein Her Vatter hath noch ein einigen bruder,834 so geistlich vnd CARDINAL gedenckt zu werden. Mit Seiner Gemahlin von ORLEANS hath Er ein einigen Printzen:835 vnd ist Seine Fr. Mutter die letzte Hertzogin von URBINO836 auch noch bey leben vnd dieses ist die gantze florentinische familie: Weilen I. F. G. dero ruckreise durch GENEVE vnd die Schweitz geendert vnd E. Durch. dessen vmbständlich bericht geschehen; 8. alß thun wier dero Ersten ordre zufolge vnsere Reise von hieraus auf Venedig, vnd von daraus vber BOLOGNE nach Florentz: Von dannen aber durch ein andern weg wieder auf Venedig einrichten, damit wier ehist v. zue rechter Zeith vndt zwar zu aufgang des JUNII oder anfang des JULII bey E. D. Sich einfinden mögen. Ob nun I. F. G. wegen der Reise naher Florentz CONTINUIren werden, will neben andern vorlaufungen aus Venedig vnterthst. berichten. 9. Kein naher Orth vmb GENEVE vnserer RELIGION wüste ich nit, alß das württemberg. Gebieth von Mümpelgart vngefehr 2. oder 3. tagreise davon. Gegen Teutschland ist Colmar oder Hernberg, nit weit von Breysach. Diesen abend haben auf einrathen des frantz. AMBASSrs., So Seine Gutsche vnd Leuthe hiezu OFFEriret, ihro F. G. den VENETIANIschen AMBASSr. MOROSINI (dessen Vetter der ietzige Hertzog zu Venedig,837 der Patriarch838 alda, auch der gedachte GENERALISSo. vnd alle vom Haus MOROSINI sein) die VISITE geben, welche Sie vber alle maßen CIVILEMENT TRACTIrt, mit schönen DISCURSEN ENTRETENIrt vnd OFFERIrt, Er wolle der REPUBLICA dero ankunfft NOTIFICIren. I. F. G. aber Sich entschuldigt, weil Sie diesmahl nur ein reisender Herr vnd INCOGNITO seyn, nirgendts keine ihrem Stand gebührende Ehr anzunehmen. Endlichen aber dabey blieben, Er müsse doch die NOTIFICATION thun v. wolle derselben wenigst ein ADDRESS=brieflein an Seinen bruder alda mitgeben damit Sie nit allein die Vermahlung vndt die CEREMONIen wegen erhaltenen VICTORII so beyde ACTUS auf einmahl vorgehen, sondern auch durch dessen hülfe was
830 831 832 833 834 835 836 837 838
Cosimo III de’Medici, vgl. Anm. 775. Ferdinando II de’Medici (1610–1670), Granduca di Toscana. Marguerite Louise d’Orléans, vgl. Anm. 714. Jean Baptiste Gaston de Bourbon (1608–1660), Duc d’Orléans, verm. mit Marguerite de Lorraine (1615–1672). Leopoldo de’Medici (1617–1675), 1667 Kardinal. Ferdinando de’Medici (1663–1713). Vittoria della Rovere (1622–1694), Granduchessa di Toscana, verm. mit Ferdinando II. de’Medici. Laura Contarini, vgl. Anm. 817. Gianfranco Morosini (1604–1678), 1644–1678 Patriarch von Venedig.
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Sonsten NOTABLES in Venedig, sehen mögen. Er berichtet, daß Landgraf Ernst839 ietziger Zeith auch zu Venedig sein würde. Item: daß Schier allein der Hollandische AMBASSADEUR von Böningen840 das friedens PROJECT zwischen Spanien vndt Franckreich entworfen vnd den König auf die Meinung gebracht. Was sonsten nechster Zeith mehres NOTABLES zuberichten sein wird, werde aus Mayland oder Venedig zu berichten in vnterthsten. fleis mier angelegen sein lassen. Womit E. Durch. zu dero gsten. Hulden mich vnterthst. empfehlent, E. Durch. vntertst. Pflichtschuldigster Diener A. Fincke TOURIN den 29ten APR. ST. N. 1668. P.S. Auch gnädigster Fürst vnd Herr, weilen E. Durch. in dero gnädigsten Schreiben Sich gst. vernehmen lassen, daß Sie RESOLUTION ergreiffen möchten, dero beyde Fürst. Herrn Söhne eine zeitlang naher GENEVE zuverschicken: Alß will durch OCCASION dieses, wofern E. Durch. es gst. zu APPLACIDIren geruhen, einen vnterthänigsten aufsatz entweder auf dieser reise oder nach dem Wier glücklich zu Hause werden angelanget sein, zu papier bringen vnd vnmasgeblich soviel mier aus der Reiße erfahrung wissend, REMONSTriren, daß es heutiges tages nützlich vnd fast rhatsamb seye, Fürst. Junge Herschafft ein zeitlang in Hollandt sich aufhalten zulassen, FUNDAMENT zu wissen nothwendige PRINCIPIA des Krieges zu wasser vnd zue landt; Item die REGULen einer wohlgefasten Regiments=arth: JUSTIZ= Cammer vnd andern löb. Stadt= vnd Landt= Ordnungen: Die STUDIA: die EXERCITIen: Sprachen: MATHEMATIC: COMMERCIEN: die FREQUENTIrung Ein= vnd außlandischen Standts= vnd andern QUALIFICIrten Persohnen, vndt AMBASSADEUREN vielerley Künsten vndt wissenschaften: die INTRIGUEN mit fast allen Potentaten der Welt: nicht allein durch blose SPECULATIONEN sondern durch PRACTICIRUNG vornehmer CONVERSATION zu fassen mittel genug sein würden: Vorab weil es heutiges tages vmb vieler Vhrsachen halben fast nothwendig scheint, daß das löblichste Hause Sachsen in etwas besser vernehmen vnd Kundschafft mit den Herren Staaten gerathen möge. Auch weil fast in allen vornehmen Stätten die vbung der Evangel. RELIGION ist: vndt man beynebens durch dieses mittel anstalt machen könte, wie von E. Durch. vbrigen vndt entbehrlichen Cammergefellen, alß Holtz, Frucht, wolle vnd dergleichen MATERIALIen, einige verehrung oder gegentausch zu Amsterdam vnd dergleichen Orthen anzustellen were. Habe es aus vnterthst. Pflicht=mäsiger Meinung anfugen vndt dabeneben zu E. Durch. behorenden Fürst. Hulden mich vnterthst. anbefehlen sollen. DAT. UT. IN LRIS. 839 840
Ernst I. (1623–1693), Landgraf von Hessen-Rheinfels-Rotenburg, 1652 zum Katholizismus konvertiert. Coenraad van Beuningen, vgl. Anm. 756.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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129. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Venedig, 1. Mai 1668 (st. v.), Eingang: Gotha, 22. Mai 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 465r–465v, eigenh. Ausf. Audienz beim Herzog und der Herzogin von Savoyen, Reise nach Mailand, Reise nach Venedig, Vermählungszeremonie wegen schlechten Wetters verschoben, Markgrafen von Baden-Durlach.
Venedig den 1. MAII 1668. Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst. Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ew. Gnd. berichte vermöge meiner Kindlichen schuldigkeit in Kindlichem gehorsam, wie daß, nach dem ich den 20. APRIL noch abends den Hertzog841 und Hertzogin842 zu Sprechen gelegenheit gehabt ich den andern Morgen darauf als den 21. von TOURIN aufgebrochen und meinen Weg auf MILAN genommen alwo ich den 3ten tag ankam. Nach dem ich auch aldar durch ADDRESSE des SAVOYIschen RESIDENTEN843 alle CURIOSITÄTen besehen auch den Spanischen CASTELLANO844 gesprochen, der GOUBERNEUR845 mich auch Italienischem gebrauch nach mitt Speisen und CONFECT verehren wollen ich aber solches abgeschlagen, bin ich des andern tages als den 24. APRIL in begleitung des SAVOYschen AMBASSADEURS wieder von dar abgangen. Weill nun die CEREMONIE der Vermahlung des Hertzogs zu VENEDIG mitt dem Meer so auf dem Himmelfahrtstag fortgehet ziemblich an nahete nahm ich meinen Weg gerade anhero und gieng über PAVIA, LODI, BRESCIA, VERONA, VINCENTZA, u. PADUA. Anhero kam ich vorgestern 29. Ap. glucklich und gesund gottlob an. Gestern den 30. Ap. solte sonsten dem gewohnlichen gebrauch nach das fest der Vermahlung fortgehen weill aber derselben tag ein sehr großes Wetter das mann in vielen jahren nicht gehoret hatt Einfiel ist solches bis auff kunfftigen Sontag verschoben worden, Welches mich auch verursachet daß ich wieder gefaste meinung alsobalden von hier naher Florentz zu gehen und denn erst auf dem Ruckweg die NOTABILIA alhier zusehen bis zue selben Zeit follends alhier zu bleiben und vor dieses mahl alles zu sehen was zu sehen NOTABLE ist RESOLVIRT habe, Jedoch will ich mich so viel als müglich DEPESCHI damitt ich kunfftigen Montag oder Dienstag wieder von hier abgehen könne. Will auch nicht unterlaßen nochmahls vor meiner abreise so es moglich derselben was alhie vorgangen Kindgehorsamblich zuberichten. Sonsten habe ich 841 842 843 844 845
Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 379. Marie Jeanne Baptiste de Savoie-Nemours, vgl. Anm. 813. Vitaliano Graf Borromeo (1620–1680), savoyischer Gesandter in Mailand. Baltasar Mercader y Carroz (ca. 1607–1676), 1661–1676 Castellano des Castello Sforzesco in Mailand. Paolo Spinola, vgl. Anm. 829.
Briefe
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alhier gleich bey meiner ankunfft in eben dem Wirthshauß wo ich LOGIRE die beyde Hn. Marggrafen von Durlach Marggraf Friderichs H. Sohne846 so eben von NAPLE und ROM kommen waren und auch auf die CEREMONIEN des Festes wartten, angetroffen. Im übrigen wolle Ew. Gnd. mir gnadig vergeben daß deroselben anitzo wegen eylender post nicht langer aufwartten kann, iedoch sich Gnadig versichert halten daß ich iederzeit verbleiben werde. Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS PRESENT 22.
MAII 1668. *
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130. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Venedig, 11. Mai 1668 (st. n.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 468r–469v, eigenh. Ausf. Visite beim Herzog und der Herzogin von Savoyen, Reise nach Mailand, Reise nach Venedig, Verschiebung der Vermählungszeremonie, Markgrafen von Baden-Durlach, Plan für die weitere Reise, Empfang eines Schreibens, Bestellung der künftigen Korrespondenz.
Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Herr p. 1. Mein letztes ahn E. Durch. aus TOURIN vom 29ten AP. ST. N.847 womit ich vnsere glückseelige vberkunfft von MARSEILLE durchs PIEMONT vnd vnsern anfang von TOURIN vnterthst. vberschrieben. Ihro Durch. von Saphoyen848 kamen den 30ten DITO auch alda ahn vnd liessen I. F. G. durch einen Grafen; Ihren CEREMONIenmeister, zur ersten VISITEN ihrer gemahlin,849 in deren Gemach Sie auch sein würden, INVITIREN vnd hierzu ihro CAROZZA OFFEriren. Aus des fr. AMBrs.850 Rhat haben Sie die VISITA zugeben ACCEPTIrt, aber weil Sie INCOGNITO sein wollen, den HofTRAIN REFUSIret: wurden also von der Frau AMBASSADORIN bis zur Hertzogin ACCOMPAGNIret, in deren Gemach Sich vber 150. vornehme DAMEN vnd CAVALLIERI befunden, alwo I. F. G. die Hertzogin [zum] im CERCLE erstlich SALUTIrt vnd hernach des CARDINAL MAURITZ von Saphoyen,851 Fr. wit846 847 848 849 850 851
Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 237. Nr. 128. Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 379. Marie Jeanne Baptiste de Savoie-Nemours, vgl. Anm. 813. Ennemond de Servien(t), vgl. Anm. 747. Maurice de Savoie (1593–1657).
Anton Finck an Herzog Ernst
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tibe,852 So des Hertzogen Fr. Schwester ist, hernach haben I. F. G. den Hertzogen ebenmesig angesprochen, So Sie zum freundlichsten SUSCIPIrt, vnd die gantze Zeith über, weil es in Seiner Gemahlin gemach gewesen, mit entblösten Haubt gestanden. Eß saget des frantz. AMBrs. Her Sohn,853 daß Solches aus einer sonderbahren POLITIQUE geschehen, inmassen der Hertzog gewohnt wehre, keine andere als Fürsten So COGNITO reiseten, mit bedeckten beyderseits Heuptern anzunehmen: Weilen also I. F. G. INCOGNITO gewesen, alß haben Er das TEMPERAMENT gebraucht vnd in Seiner gemahlin gemach gesprochen; weilen Er in deren PRESENTZ ohne das gewohnt wehre alzeit mit entblösten haubt zu sein. Es wehre dazumahl eine grose freude am Hof wegen RECONVALESCENTZ des Jungen Printzen: Eß haben die Hertzogin I. F. G. ziemblich lange Zeit ENTRETENIRT, vnd vnter andern viel gefragt von dero Fürst. Hauses Zustand: dero Reiße, Fürst. Eltern vndt geschwistern vndt auf vorbeschehene Nachfrage, Sich von Gott kein grösers gluck zuwünschen vermeldet, alß wie I. F. G. gnädigste Frau Mutter, Sich mit So vielen Fürst. Ehe=Pfläntzlein gesegnet zu sehen. Sie ist vom Hause NEMOURS. So eine Saphoyische LINIE in Franckreich: das land ist zum Theil lehen vom Hertzogen von TRIMOILLE. Dero Fr. Schwester ist die MADe. D’AUMALE vnd Königin von Portugal.854 Ihro Herr Vatter855 ist der letzte Hertzog von NEMOURS gewest, so vom Hertzogen von BAUFORT856 Seinem Schwager im DUEL ist erschossen worden. Denselben abend nahmen wier abschied, alß Ihro Durch. I. F. G. zuvor gebetten E. Durch. dero Freundt=Vetterlichen Grus zuuberbringen wie auch der Churfürstin von Beyern.857 Er versprach I. F. G. ein ADDRESS= vndt RECOMMENDATION brief an Seinen RESPECTIVE AGENTEN zu Meyland vnd seinen herrn Schwager den Hertzogen von PARMA858 ausfertigen zu lassen. Welche vns des andern tages bis ins erste nachtlager nachgeschickt worden. 2. Wier nahmen vnsern wegen vber VERCELLI welches der Hertzog, alß einen FRONTIRI orth des MONFERRATS vnd Meyland. STADO ietzo sehr FORTIFICIren lest. Vndt hernach durch die Span. Festung NOVARA bis auf Meylandt. 3. Alwo nach Vberlieferung des Hertzogen von Saphoyen briefs, dessen AGENT alda, Ein Meyländischer Graf nahmens PORRO,859 I. F. G. alsobalt aus dem Wirtshaus in seiner CAROZZA führete, dieselbe ins CASTEL INTRODUCIrte, welche nach dessen besehung, von dem CASTELLANO So ein alter GENERAL vnd ein GRANDES von Spanien ist; nahmens DON BALTHASAR MARTADELLO,860 COMPLIMENTIrt worden. Hierauf hath Sie der RESIDENT, So ein sehr vermöglicher Herr, nit 852 853 854 855 856 857 858 859 860
Ludovica Cristina de Savoie (1629–1692). Vermutlich Hugues-Humbert de Servien(t) (geb. 1644). Marie Françoise Élisabeth de Savoie-Nemours (1646–1683), Königin von Portugal. Charles Amédée de Savoie (1624–1652), Duc de Nemours et d’Aumale. François de Bourbon-Vendôme, vgl. Anm. 385. Henriette Adelheid Maria de Savoie, vgl. Anm. 648. Ranuccio II Farnese (1630–1694), Duca di Parma, verm. mit Margarete de Savoie (1635–1663). Vitaliano Graf Borromeo, vgl. Anm. 843. Baltasar Mercader y Carroz, vgl. Anm. 844.
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wieder ins Wirtshaus lassen wollen, Sondern vnangesehen alles Protestes bey ihro LOGIrt, Sie SPLENDIDEMENT TRACTIrt vndt vberall die Statt zubesehen mit 2. CAROZZen in eigener Persohn herumb geführet. Es hath der DUCA DE SESTRO,861 von geburt ein GENUESER vnd ietziger GOUUERNEUR vber Meyland, durch des RESIDENTen DISPOSITION anfänglich PAR RENCONTRE IN LOCO TERTIO zusprechen, I. F. G. antragen lassen vnd ihro beynebens PRESENTA von fischen, Wein vnd CONFECTUren gethan, bald aber darauf Sagen lassen, I. F. G. möchten ihme zu Guthe halten, daß Er Sie vor diesmahls nit sehen könne, eß seye seine Gemahlin862 eine Sechswöchnerin vndt plötzlich tod kranck worden. I. F. G. haben Sich mit dieser antwort CONTENTIrt. Aber obbemelte CONFECTUren vnd PRESENTen nit ACCEPTIrt weilen Sie anitzo nit in dem ESTAT wehren, Sich in dero Stand zuerzeigen vndt die demselben anhangende Ehren anzunehmen. Alles nach anleitung des frantz. AMBASSADrs., dergleich zu TOURIN zu ACCEPTIREN nit gerathen. Von welchem ich im vorigen brief zwar berichtet, daß Er des Mrs. DE LYONNE863 Stams=Verwanter sey; ist aber des frantz. AMBASSADrs. zu den Münsterischen TRACTATEN leib. bruder864 gewest vnd auch des Nahmens SERVIENT. 4. Vnter andern Schönen CURIOSITÄTen, sahen wier zu Mailand ein vberaus RARES CABINET bey einem reichen CANONICO, so OFFErirt, wan I. F. G. solange da bleiben wollen, so wolte Er in dero Presentz allerhand Sorten vnd Farben falsche Edelgestein vnd Christallen machen vnd Sie die Kunst Selber lehren: Saget Er seye nit mißgünstig mit seiner Wissenschafft, Er habe einen Dänischen Obristen vndt sonst viel andere frembde schöne Sachen COMMUNICIRet. 5. Von Meiland aus nahmen wier vnsern weg, auf das Prächtige gebeu die CHARTOSSA, alwo nahent bey FRANCISCUS I. REX GALIÆ865 in einem Thier Garten gefangen worden. Item auf PAVIA. LODI. CREMA, so die erste VENETIANIsche festung. 6. BRESCIA. VERONA. VINCENZA. PADUA. Venedig alwo wier abends den 9ten MAII glücklich angelanget vndt gefasset des folgenden tages, die Vermehlung mit dem Meer zusehen, weilen aber entzwischen ein groser Wind, Regen vnd Meeresvngestümb entstanden, als ist solche FESTIVITAT bis auf nechsteinfolgenden Sontag DIFFERIret worden. Vnter des vnterlassen Wier nit, was sehens würdig alhie zubeobachten. 7. Ich hab alsobalt vnser anherokunfft, des VENET. AMBASSrs. zu TOURIN ADDRESS=brief an Seinen bruder alhier, Herrn AUGUSTIN MOROSINI,866 PROCURATOR DI STO. MARCO, INSINUIrt, welcher hocherfreuet I. F. G. dero Person zukennen: Er war desselben tages in PUBLICIS OCCUPIRT, schickte also in Seinem 861 862 863 864 865 866
Paolo Spinola, vgl. Anm. 829. Anna Colonna (1631–1689), verm. mit Paolo Spinola. Hugues de Lionne, vgl. Anm. 504 und Anm. 747. Abel Servien(t) (1593–1659), Marquis de Sablé, französischer Diplomat, Gesandter in Münster. François I, vgl. Anm. 790. Agostino Morosini.
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Nahmen einen Teutschen MEDICUM, vndt Einen SECRETARIUM, mit Seiner GONDOLE oder Schiflein. I. F. G. aufzuwarten. Deren man aber wegen bösen wetters Sich selbigen tages nit bedienen können. Ich kan sonsten zu melden nit vnterlassen, daß nach dem besagter MEDICUS erstlich ein wenig neben I. F. G. gestanden; Er vmb verzeihung ge= beten, er müsse ein wenig sitzen, ihm werde gantz übel, er hette vor etlichen tagen ein fieber bekommen. Im sitzen fing er an zusincken, vnd konte nur Essig ruffen: I. F. G. hielten ihn beym Arm. Ich lief vnter dessen vndt holte essig vnd den Wirth, womit Er wieder ermundert worden. Ich RECONDUIrte ermelten MEDICUM alsobalt nach Haus, mit bitte, er möchte seiner schonen: In dessen abwesenheit ermelter SECRETARIUS iehands kommen vnd sich angemeldet, neben seines Herrn Schif I. F. G. zudiensten zu stehen. Mehr gemelter MOROSINI ist heuthe früe alhie gewest I. F. G. zuempfangen welche aber ausser Hauses Sich befunden. 8. Wier haben die beyde Junge Printzen von Durlach867 alhie in einem Wirtshaus RENCONTrirt, deren Hofmeister Einer von Windesheim,868 den ersten abend alß Sie in Rom ankommen, kranck worden vnd den dritten darauf gestorben. Der CARDINAL von Hessen869 hath ihn vor Catholisch angeben vnd darauf ehrlich begraben lassen. Die Printzen gehen von hier nach Hauß. 9. Vns anbelangent, sind wier sinnens den Rest vnser Italianischen Reise zu beschleunigen vnd zu nehmen vber PADUA. BOLOGNA. FLORENTZ. PISA. LIVORNO. LUCCA. vndt im Ruckweg MODENA. PARMA. MANTUA vnd von dannen auf des Reichs=boden TRIDENT. Da Wier mit Gottes gnaden Hülffe zu ausgang des JUNII oder anfang des JULII bey E. Durch. Vns Einstellen. Wozu der allerhöchste nachmahls Gnade gebe. Alhie haben Wier von E. Durch. brieffe vom 6/16ten APRIL.870 vorgefunden. Weilen Wier nun nicht wieder von hier auf Venedig kommen sondern Vnsere Rückreise, wie obbemelt verrichten werden: alß wollen E. Durch. brieffe, sofern dieselbe vor vnser Heimkunfft noch etwas anbefehlen wolten, Wier in vnterth. zu Augspurg bey Johan Ochsen871 CORRESPONDENTen alda, Jenitsch872 genant, empfangen, Zu E. Durch. beharrenden Fürst. Hulden mich vnterthst. empfehlent E. Durch. Vnterthst. Pflichtschuldigster Anthon Fincke VENEDIG den 11ten MAI ST. N. 1668. 867 868 869 870 871 872
Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 237. Anton Otto von Wittersheim. Friedrich von Hessen-Darmstadt (1616–1682), 1637 konvertiert, 1652 Kardinal, Bischof von Breslau. Nr. 122. Johann Ochs, vgl. Anm. 17. Markus Anton (II.) Jenisch (1623–1674).
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131. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Venedig, 5. Mai 1668 (st. v.), Eingang: Gotha, 22. Mai 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 467r–467v, eigenh. Ausf. Besichtigung des Arsenals, der Paläste etc., Vermählungszeremonie, Reise nach Florenz, Heimreise der Markgrafen von Baden-Durlach.
Venedig den 5. MAII 1668. Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst. Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ew. Gnd. noch ferner den Verlauf meines SEJOURS alhier Kindgehorsamlich zu berichten, so habe die Zeit anhero stetig mitt besehung des PALAST, des ARSENALS allerhand schöne PALASTE und Kirchen, der BIBLIOTHEC und andere CURIOSITÄTen zubracht. Vorgestern als den Sontags den 3. MAII Gieng die FESTIVITATEN der Vermehlung des Hertzogs mit dem Meer noch for sich, welches Sehr prachtig und lustig abgieng, deßen Verlauf eigendlich anitzo zubeschreiben Ew. Gnd. etwan beschwerlich fallen mochte des wegen ich solches bis auf die mundliche RELATION verschoben haben will. Heute habe ich den Schatz und die BIBLIOTHEC durch hilfe des Hn. MOROSINI brudern873 des VENETIANIschen AMBASSADEURS zu TOURIN zu sehen bekommen, habe mich also gantz und gar von hier DEPESCHIRET daß ich also Mor= gen geliebds von hier wieder aufbrechen werde. Meinen Weg nehme ich von hier gerade auf FLORENTZ alwo ich verhoffendlich in 4 tagen oder aufs längste in 5 tagen anzukommen vermeine, daß also ich die gantzliche Reyse bis naher haus innerhalb 6 wochen zuendigen verhoffe. Die Hn. Vettern874 sind auch heute nachmittage wieder weg naher hause gerade zu gehen, welche mir auch befohlen Ew. Gnd. ihre gehorsame und freundvetterlicher dienste zu vermelden. Sonsten ist auch landgraf Ernst von Heßen kurtzlich alhier gewesen und ist kurtz vor meiner ankunfft PER POSTE naher Hauß gangen. Schließlichen wolle Ew. Gnd. nechst empfehlung in des allerhochsten schutz sich gnadig versichern daß ich lebenslang verbleibe Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn. Friederich HZS. PRESENT 22.
873 874
MAII 1668.
Agostino Morosini, vgl. auch Anm. 816. Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 237.
Anton Finck an Herzog Ernst
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132. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Venedig, 16. Mai 1668 (st. n.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 470r–470v, eigenh. Ausf. Verschiebung der Vermählungszeremonie, Beschreibung derselben, Besichtigung der Stadt, Abreise der Markgrafen von Baden-Durlach, nächste Nachricht aus Florenz, künftige Korrespondenz.
Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Herr p. Heuthe 8. tagen kamen wier alhier in Venedig glücklich ahn in meinung folgendes tages die Vermehlung des Hertzogen am Himmelfahrtstag zusehen; weil aber ein vngestümmes wetter eingefallen, alß ist dasselbe bis folgenden Sontag den 13ten HUIUS verschoben worden, da der Hertzog vnd die gantze SIGNORIA in dem also genanten Schif BUCENTORO auf 1 ½ meil auf LIDDO einen Porth ins Meer gefahren vnd Sich vermittels eines Rings mit dem Meer vermehlet. Bey diesem ACTU befanden Sich mit ihren Prächtigen GONDOLEN die AMBASSADrs. von Spanien,875 Saphoy,876 Malta877 vnd andere vornehme frembde Herrn Mehr. Wier haben dieser Zeith über nit vnterlassen das ARSENAL, das PALATIUM vnd Kirche STI. MARCI. die ZECCA oder Müntze. die BIBLIOTHEC. die Gläser=FORMIRUNG zu MORAN, die MANUFACTUR der Güldenen tücher, der Seiden Zeugen. den Schatz STI. MARCI. das Prächtige PALATIUM GRIMANI vns was sonsten mehres zuerzehlen zu weitleufftig, zubesehen. Herr AUGUSTIN MOROSINI,878 an den wier von Seinem bruder dem RESIDENTEN von Saphoy879 RECOMMENDIrt gewesen, hath vns zu allem behulffliche Handt erwiesen. So viel in kürtze der Zeith geschehen können, haben wier vns auch vmb die REGIMENTS=FORM bekümmert: auch ein buch darin die STATUTA VENETA verfasset,880 beneben noch andern wenigen Sachen vmb ein gering gelt erkauffet. Die Herrn Marggrafen von Durlach881 sind gestern gerad auf Haus zu vber Inspruck gereiset. Hoffen innerhalb 4. wochen alda anzulanden. Vorgestern ist der Neue Venetianische GENERAL zu Landt, MARQVIS DE ST. ANDRE882 mit 9. grosen Kriegsschiffen naher CANDIA fortgesegelt. Nach deme ihme ein tag zuvor Sein bester INGENIEUR den die REPUBLICQ auf dessen RECOMMENDATION vnd ihren Vnkosten kurtz zuvor aus Franckreich kommen lassen, durch einen losen Schif875 876 877 878 879 880 881 882
Gaspar de Teves y Córdoba (gest. 1685), Marqués de la Fuente, 1667–1676 spanischer Ambassadeur in Venedig. Giovanni Battista di Bigliore (1625–1677), Conte di Luserna, 1664–1669 savoyischer Ambassadeur in Venedig. Nicht ermittelt. Agostino Morosini. Giovanni Morosini, vgl. Anm. 816. Titel nicht ermittelt. Friedrich Magnus und Karl Gustav, vgl. Anm. 237. Alexandre du Puy-Montbrun, vgl. Anm. 826.
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Briefe
man mit einem Stein zu todt geworffen worden. Welcher ihne vbergeführt vndt bis auf ein geringes gelt, nit CONTENTIREN wollen. Der CARDINAL von Saltzburg883 hath alhier einen AGENTEN so auch ein vornehmer Teutscher Kaufman vnd sonsten vielen vornehmen Teutschen Fürsten vnd Grafen bedient ist, derselbe hath I. F. G. in viele wege guthe Dienste erwiesen. Mich hath Er heuthe einen ORIENTALIschen [Diamant] MAGNET sehen lassen, so 2 ½ Ducaten schwer v. 11. Ducaten gewicht eisen aufhebt: Sol vmb 10. Doppien, denen iede 3 ½ thlr. macht verkaufft werden. Gestern ließ er Etliche ARMENIER kommen vnd Ihre Fürst. G. die beste JUBELEN zeigen, so hier in Venedig zuerkauffen. Eß hath sich dieser tagen eine Persohn von Eysenach alhier angemelt, Nahmens Ehrich,884 dessen Vatter885 noch bey leben sein solle. Er hath Sich vor diesem zur Papistischen RELIGION begeben, ist Landgraf Ernsten886 F. Durch. SECRETARIUS vnd von dessen Durch. alhier gelassen worden, massen dieselbe ein eigen Haus alhier bestanden vnd gegen den Winter wieder anhero kommen werden. Eß lassen I. F. G. dero vnterthanigste RECOMMENDATION ablegen, wollen wils Gott von Florentz noch eigentlicher schreiben, wie balt wier in Teutschland anlangen werden. Die künfftige briefe, So E. Durch. ahn vns abgehen zu lassen, gnadigst geruhen möchten, mussen zu Augspurg SUBSISTIREN vnd Ochsen887 befohlen werden, daß Er Sie ahn Seinen CORRESPONDENTEN alda Jenitsch888 genant, ADDRESSIRE. Womit zu E. Durch. gnädigster Huldt mich vnterthst. empfehle in aufrechter Gelassenheit E. Durch. Vnterthänigster, Pflichtschuldigster Diener A. Fincke Venedig den 16ten MAII. 1668. P.S. Heuthe nachmittag gehen wier forth auf FERRARA im CANAL vnd so forth uber BOLOGNA auf Florentz.
883 884 885 886 887 888
Guidobaldo Graf von Thun und Hohenstein (1616–1668), Kardinal, seit 1654 Erzbischof von Salzburg. Johann Peter Erich (um 1634–nach 1686), später Prof. an der Universität Padua. August Erich (1591–1670), Portraitmaler, Ratsherr in Eisenach. Ernst I., vgl. Anm. 839. Johann Ochs, vgl. Anm. 17. Markus Anton (II.) Jenisch, vgl. Anm. 872.
Johann Peter Erich: Pro Memoria
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133. Johann Peter Erich: Pro Memoria: Venedig, Mai 1668 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 123r–123v, Ausf. Johann Peter Erich. Der im vorherigen Schreiben erwähnte Sekretär des Landgrafen Ernst von Hessen-Rheinfels-Rotenburg überschickte ein Memorial mit Reiseempfehlungen für den weiteren Weg der Reisenden nach Florenz. Ein zugehöriges Schreiben ist nicht vorhanden.
PRO MEMORIA. Auff dem Po zu POLISELLA889 ist ein schön Lusthaus890 zusehen den H. GRIMANI SPAGRI zuständig, etc. Zu FERRARA das PALATZ des H. MARCHESE VILLA. ITEM die STATUen auf dem Marckt. etc. Zu BOLOGNA: SAN MICHEL in BOSCO. L’UNIVERSITA. LE TORRE ASELINE. Dafern des Sonn= oder Festtags da weren, abends zugehen ALLA MADONNA DELLA GALIERA. IL GIARDINO DEL POETA MARISCOTTO. Zu Kauffen BALLE ALTERATE ALLA STELLA FELICE in PIAZZA. Zu LOGIRen bey H. PIETRO SMIT. PIDELLO DELLA NATIONE TEDESCA. AL ANGELO. welcher Sie in unterschied. PALAZIA, ihrer gelegenheit nach, führen wirdt. Zu ACCORDIRen, daß sie den weg auf PRATOLINO (welches mehr nit als eine Viertelstunde abwegs) nehmen, sie können auch die reyse also anstellen daß sie nachts AL PONTE (wobey die Festung SAN MARTINO) und hernach Mittags beym UCCELLATORO891 REFRAISCHIRen. p. Zu SCARPARIA kauft man gute TEMPERARINI.892 Zu FLORENTZ LOGIRT beym BORGOGNONE, deßen CAMERIERO FERDINANDO SQUARCI kan sie führen PER LA VIA MAGGIO (die schönste Straß daselbst) zusehen IL PALAZZO DE STROZZI, IL CENTAURO, PONTE NUOVO. LA COLONNA. v LA RIDOTTA, SAN SPIRITO, hernach AL PALAZZO BITI. ITEM UNA SALETO TA APPRESSO UN CITTAD . PORO LONTANO DALL PALAZZO, NELL ANDAR ALLA PORTA ROMANA, A MAN MANEA. ITEM. STA. CROCE. alwo MICHEL ANGELO BUONAROTA begräbnüß, und der Platz wo sich die Edelleut im CARNEVAL EXERCIRen. ITEM. L’ARSENALE DELLA FORTEZZA DI SOTTO. O DI S. GIOVANNI.
889 890 891 892
Polesella. Palazzo Grimani. Vogelfänger. Vielleicht Temperino – Federmesser.
Briefe
260 ITEM. MERCATO NUOVO. ATA. u. in derselben straß
die Reitschul, die löwen, BIBLIOTHEC. L’ANNUNCIwo man von dar nach dem Dom gehet, fast oben am Ende werden die Gläßlein, worin die Enderung des wetters zu sehen, verkauft, NB. daß sie auf das teutsche oder TRAMONTANIsche CLIMA gemischt seyn. ITEM. auf den Glockenthurm zu gehen welchen vor diesem das weberhandwerck bawen laßen p. SAN LORENZO, den Altar, die Kutsch, GVARDAROBBA. GALLERIA, etc. ITEM die FONDARIA. ITEM. POGGIO IMPERIALE, Nahe vor der Stadt ist sehens werth wegen der schönen ALLEE. in der GALLERIA wird die Größe des DIAMANTS an einem CRISTALLO DI MONTE verkauflich gezeigt werden von dem BORGOGNONE, einem Steinschneider daselbst. Mehrers wird die CURIOSITET und des Orts Gelegenheit zu erfahren an die Hand geben. p. Gio: Piero Erigg *
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134. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Florenz, 16. Mai 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 477r–477v, eigenh. Ausf. Reise nach Florenz, Audienz beim Großherzog, Tractament, Besichtigung der Kunstkammer, Audienz beim Großprinzen, morgige Abreise.
FLORENTZ den 16. MAII 1668. Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst. Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Demnach in Kindlichem Gehorsam berichteter Maßen ich mich vom 30 APRIL bis zum 5. MAII zu VENEDIG aufgehalten und die am Himmelfarthstage gewohnliche vermehlungs CEREMONIEN beygewohnet habe ich meine reyse den 6. MAII ferner fortgesetzet und solche über FERRARA und BOLOGNEN bis hieher den 11. MAII glücklich geendiget. Den folgenden tag darnach als den 12. ließ ich ich bey dem Großhertzog893 anmelden iedoch mitt der bitte mich nicht anders als INCOGNITO und auf arth eines Grafens zu TRACTIREN. Worauf Er mir alsobald noch selbigen tag die stunde zur AUDIENTZ DENOMINIREN ließ, schickte mir auch zur bestimten Zeit Seine CASOSSE mich nach Hoff zu führen. Unter der Mahlzeit aber ließ Er mir Ein PRESENT von vielen Wein, Hüner, Käse, Würste, 893
Ferdinando II. de’Medici, vgl. Anm. 831.
Herzog Friedrich an Herzog Ernst
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und CONFECT, überreichen. Die Em= pfangung geschahe AL INCOGNITO, und die AUDIENTZ war gantz geheim, iedoch wurde mir ein stuhl gesetzet und Ich muste den Huth aufsetzen, Die ansprache auf meiner seiten geschahe in Francoischer die andtwortt aber war in Italienischer Sprache. Er der Groß Hertzog zog gantz schlicht auf wie Er ohne das ORDINAIRE pflegt, Sein DISCURS bestund meistlich in CURIEUSEN sachen. Bezeugte eine sonderliche freude, daß Ew. Gnd. mir Erlaubet hatten demselben alhier aufzuwartten. Wie Er denn Alsobalden als ich mich bey Ihm angeben laßen gefraget ob Ich Hertzog Ernsts von Gotha Eltäster Sohn were. Der Groß Hertzog gab mir auch von DATO an den Haubtmann uber die GARDE den MARQVIS VITELLI,894 Ein wackerer Herr so Francoisch und Teutsch redet und einen MEDICUM895 So von Coppenhagen und vom Groß Hertzog sehr ESTIMIRET wird zu mich allendhalben so lange ich hier wer herumb zuführen. Den 13. wurde mir vormittags die Kunst und Schatzkammer gewiesen, Nachmittags aber hatte ich bey dem Printzen896 AUDIENTZ, welcher vor 8 tagen wieder aus Teutschland kommen war, die Einführung geschahe gleicher gestalt wie bey dem Groß Hertzog, außer daß die Vnterredung in Francoischer Sprache geschahe. Es ließ mir auch der Groß Hertzog den vorigen tag als den 11. Ein APPARTE Hauß ANPRESENTIREN weill ich [doch] es als COGNITO TRACTIRET zu werden abschlüge, als aber ich auch solches nicht ACCEPTIREN wolte, ließ mir doch der Groß Hertzog in deßen daß ich bey Hofe war und die stadt besehen ein gemach mitt dapeten und andern SERVISEN im Wirthshauß zurichten. Den 14. hatte ich auch AL INCOGNITO die AUDIENTZ bey der Groß Princessin,897 und wurde mir darauf die Edelgesteine des Groß Hertzogs gewiesen darunter auch der Große DIAMANT war, besahe auch die gemacher des PALASTS und andere gebeude in der Stadt. Gestern als den 15. hatte ich bey der Groß Hertzogin898 auf Ihrem Lust Hauße POGGIO IMPERIALE AUDIENTZ alwo Sie Sich anitzo der Chur wegen aufhalt. Die Ansprache geschahe wiederumb auf meiner seiten Francoisch und die andtwortt war Italienisch, Unter wehrender AUDIENTZ hatte die Groß Hertzogin eine MUSIC von Ihren DAMES anstellen laßen. Von Ihr nahm ich auch zu gleich abschied. Es ließ mich auch auch gestern der Groß Hertzog nochmahl wie den Ersten tag mit vielen Wein und CONFECT und anstadt der Huner weill Es fastag war mitt großen fischen und Kasen und butter verehren. Heute als den 16. werde ich nachmittags bey dem Groß Hertzog und Groß Printzen wieder AUDIENTZ haben und abschied nehmen und denn Morgen bey der Groß Princessin, verhoffe also Mich Morgends geliebds Gott von diesem Hofe gantz zu DEPECHIREN damit ich 894 895 896 897 898
Pierfrancesco (Peter Franz) Vitelli (1628–1697), Marchese di Bucine. Niels Stensen (Nicolaus Stenonis) (1638–1686), dänischer Arzt und Naturforscher, zuletzt Priester und Bischof. Cosimo III de’Medici, vgl. Anm. 775. Marguerite Louise d’Orléans, vgl. Anm. 714. Vittoria della Rovere, vgl. Anm. 836.
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auf kunfftigen montag meine abreise von hier gewiß nehmen könne, welche als denn auf PISA, LIVORNO und LUCCA und so denn auf PARMA und MANTUA zurück bis TRIDENT gerichtet wird, welches ich innerhalb 14 tagen zu verrichten verhoffe, Wormitt Ew. Gnd. ich in den schutz des allerhochsten mich aber zu dero beharlichen Vatterlichen Gnade als den Ich bin und bis an mein Ende unveränderlich verbleibe Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS. *
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135. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Florenz 26. Mai 1668 (st. n.), Eingang: Gotha, 5. Juni 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 471r–471v, 475r, eigenh. Ausf. Ankunft in Florenz, Audienzen, Tractament, Niels Stensen, Memorial für denselben, Wansleben, Besichtigung der Kunstkammer, bevorstehende Abreise.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Herr, Montags den 21ten MAII ST. NOV. sind wier abends alhier in Florentz uber FERRARA vnd BOLOGNA glücklich ankommen. Folgenden Dienstag haben Ihro F. G. bey dem Groß Hertzog,899 Mitwochs dem Groß Printzen,900 Donnerstags der Groß=Printzessin901 vnd Freytags bey der Großhertzogin902 so ein viertel meil von hier dero Gesundheit pfleget, AUDIENTZ gehabt. Wiewohl Sie nun der INSTRUCTION gemäs, INCOGNITO vor einen Grafen von Wettin PASSIRT, hath der Groshertzog sich kaum bewegen lassen Sie davor zuTRACTIren, sondern überall einige Kenzeichen einer Sonderbahren AFFECTION verspüren lassen. Er hath I. F. G. erstlich dero ACCOMMODEMENT bey Hoff, darauf in einem Sonderbahren PALATIO, SALVIATI genant, offerirt: vnd alß Sie keines ACCEPTIren wollen, zwey rdo.903 betten im Wirtshaus von Hoff aus, neben den SERVICE aufrichten lassen. Zweymahl, alß fleisch= vnd fastags die PRESENTEN in die Küchen thun: vndt Sie iederzeit mit 2. CAROZZEN bedienen lassen. So sehr man auch darwieder gebetten auch beim abschiet Pferde vnd Senfften bis zu ende deren 899 900 901 902 903
Ferdinando II de’Medici, vgl. Anm. 831. Cosimo III de’Medici, vgl. Anm. 775. Marguerite Louise d’Orléans, vgl. Anm. 714. Vittoria della Rovere, vgl. Anm. 836. Reverendo, vgl. Anm. 339.
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Landes angeschafft, darvor wier ingleichen gebetten. Was E. Durch. in vnterschiedlichen Brieffen wegen dieses Hofs anbefohlen, haben mich bey sothanen geschäfften vnd kürtze der Zeit, so viel möglich gewesen, INFORMIRt: vndt eine feine Persohn gefunden, welche über Sich genommen, alles aus dem FUNDAMENT zuerfahren vndt bey seiner Zurückreise in Teutschlandt schrifft= oder mündlichen bericht abzustatten, dessen hinterlassenen MEMORIALIS COPIAM904 ich hiebey vberschicke. Gedachte Persohn ist ein DOCTOR MEDICUM von Coppenhagen gebürtig, nahmens NICOLAUS STENO,905 So sich in allerhand natürlichen Wissenschafften übet, dahero Ihn der Großhertzog über anderhalb iahr alhier ENTRETENIrt. Neulich hath ihn der König von Dänemarck906 vocirt, Er wirdt aber dieses iahrs follends alhie vnd zu Rom, auch in den Vngarischen bergwercken zubringen vnd den künfftigen früling naher Haus gehen. Da Er mier dan versprochen, wo möglich seinen weg auf Gotha zu nehmen vndt E. Durch. von allem vnterthst. RELATION zuerstatten; den CORRESPONDENTZ weg weis Er auch, durch hiesige Kaufleuthe, gnt. EVERS.907 Heuthe Samstags haben I. F. G. vberall abschiet genommen, da den Großhertzogen ich vnterthst. angesprochen, Meinem gnädigsten Fürsten vnd Herrn zu sonderbahrem gefallen, das gedachtem Dennemärcker aufgerichte MEMORIAL,908 gdst. RESOLVIRN zulassen welches Sie nit alleine zu PRÆSTIren gdst. auf Sich genommen, sondern auch solches vmb so viel mehr PROMITTIrt, weil dero wohl bekant, daß E. Durch. alle solche scientzen hoch ÆSTIMIREN. Solches auch zu erinnern hath der Herr MARCHESE VITELLI,909 Trabanten=Haubtmann vndt Schlos=COMMENDANT, so nit allein von der Herschafft sondern auch dem Gantzen Hoff, wegen Seiner QUALITÄTen ÆSTIMIrt wirdt, versprochen. Sonsten ist der in Abissiner Landt geweste Gesandte Wansleben910 vnlängsten zu Rom ein DOMINICANer Münch worden. Von ihme wil ich andere PARTICULARITÄTen mit nechstem weiter schreiben. Der Groshertzog erzehlte in der letzten AUDIENTZ, daß I. Mtt. der Keiser911 einen Fürsten von Auersperg912 vndt den COADJUTORN zu Fulda, ei904 905 906 907
908 909 910
911 912
Vgl. das Memorial im Reisebericht Anton Fincks in Band 1, 449–453. Niels Stensen, vgl. Anm. 895. Frederik III., vgl. Anm. 386. Vermutlich Elias Ebertz (1593–1677), Kaufmann aus Isny. Daneben hielt sich wahrscheinlich Georg Walter Ebertz (1643–1710) im Auftrag der Familie in den 1660er Jahren in Florenz auf, zuletzt war dieser Bürgermeister in Lindau. Vgl. Anm. 904. Pierfrancesco (Peter Franz) Vitelli, vgl. Anm. 894. Johann Michael Wansleben (1635–1679), aus Sömmerda, studierte Theologie und alte Sprachen in Königsberg, Schüler Hiob Ludolfs, 1663 im Dienst Herzog Ernsts I. von Sachsen-Gotha Reise nach Äthopien, kam allerdings nur bis Ägypten, 1665 in Livorno, anschließend in Florenz, 1667 zum katholischen Glauben konvertiert, 1668 Dominikaner, 1670 in Paris, in französischen Diensten erneute Reise über den Nahen Osten nach Ägypten, 1676 wieder in Paris. Leopold I. (1640–1705), Kaiser. Nicht eindeutig.
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nen Marggrafen von Durlach913 zum CARDINALAT SENTIRT; von welchen der von Durlach ACCEPTIRT vndt dessen gesandter vor wenig tagen hierdurch nach Rom PASSIRT sein. Im ubrigen haben wier alhie gesehen die Kunst= Schatz= vnd Rüstcammer, auch die Distillirung vndt Hoff=apothecken. den Grossen vnd andere Diamanten des Groß=Hertzogen. der Groshertzogin große Perlen in 350. Stück. die PANDECTAS FLORENTINAS. die vnschätzbare Capelle, daran man bereit über 60. iahr arbeitet. die Schönste ORIGINAL=Gemälde von den berümbtesten Meistern. den Großh. Stall. Löwen= vndt andere RARE Thier vnd Gevögell. die FORTEZZA NUOVA ausser der Statt, darin ein Zeughaus vndt vor 80.000 Man ARMATUren: vnterschiedliche Schöne Kirchen Gebeu. Darunter in Einem der MACHIAVELLI begraben. Die BIBLIOTHEC der MANUSCRIPTORUM, davon ich hoffe, daß E. Durch. mit nechstem einen volständigen CATALOGUM haben werden. Vor die Großfürst. Stein Polirer, vnd allerley Handwercksleuthen ist ein sonderliches PALATIUM, darin hiebevor die alte MEDICES gewohnt, vnten hier sindt lauter ämpter: oder amptsstuben das recht zu sprechen vor die PUPILLEN: Vor die Seiden: Leinen. vnd Wollenweber. Vor das Saltz: brantenwein: Schuldten vnd in SUMMA was in CIVILIBUS vor händell sein möchten: Alle diese ämpter haben ihre sonderliche vnd schrifftliche Ordnungen, derselben abschrifft habe auch gebetten, hoffe Sie werden mit den andern kommen: Morgen Son: oder Vbermorgen Montags werden Wier wils Gott auf sein vnd vnsern rückweg nehmen über LIVORNO. PISA. PARMA. MANTUA vndt Insprug: aller orthen, wo möglich werde vnsern SUCCESS der Reiße vnterthst. berichten vndt meines theils mit fleiß dran sein, damit E. Durch. gnsten. befehl nachgelebet werde, nemlichen die Reiße so viel möglichen zubeschleunigen, zu deroselben gnädigsten Fürst. Hulden mich nochmahls vnterthst. empfehle E. Durch. Vnterthenigster Pflichtschuldigster Diener Anthon Fincke. Florentz den 26ten MAII. STYL. NOV. 1668. ps. Erinnere nochmahl vnterthst., daß wan E. Durch. vor vnser anheimkunfft noch etwas anzubefehlen hetten, wier solchen befehl zu Augspurg bey Johan Ochsen914 CORRESPONDENTen, genant Jenitsch915 erwarten wolten.
913 914 915
Bernhard Gustav von Baden-Durlach (1631–1677), 1660 konvertiert, 1666 Koadjutor zu Fulda, 1671 Kardinal. Johann Ochs, vgl. Anm. 17. Markus Anton (II.) Jenisch, vgl. Anm. 872.
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136. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Bozen, 31. Mai 1668 (st. v.), Eingang: Gotha, 2. Juni 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 473r–473v, eigenh. Ausf. Reise von Florenz nach Bozen, Aufenthalt in Parma, Audienz, Tractament, Mantua, Ankunft in Bozen.
Botzen den 31. MAII 1668. Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst Gnädiger Hochgeehrter Vatter. Es werden verhoffendlich Ew. Gnd. aus meinem Kindgehorsamen schreiben von FLORENTZ aus,916 so wohl die POURSSUITE meiner Italienischen Reyse von VENEDIG bis FLORENTZ, als auch wie ich meine Zeit in FLORENTZ zugebracht, gnädig ersehen haben. Anitzo erfordert meine schuldigkeit deroselben folgends meine Reyse von FLORENTZ bis hieher Kindgehorsamlich zu berichten. Wie daß nemblich ich den 18 MAII von FLORENTZ ab und auf PISA und LIVORNO gangen. Als welches der weiteste Orth meiner Italienischen Reyse gewesen von dar aus denn ich alles zurück wiederumb auf PISA weill uns der Weg dahin trieb, auf LUCCA und PARMA gangen alwo ich den 24. MAII ankam. Des andern Morgends als den 25. ließ ich des Hertzogs von SAVOYEN917 schreiben an den DUCA r DE PARMA918 durch M. FINCKEN übergeben, mich bey Ihm anmelden vnd darneben bitten mitt mir keine andere CEREMONIEN zu machen auch nicht anders zu TRACTIREN als INCOGNITO, worauf Er alsobalden Eine CAROSSE mitt einem seiner vornehmbsten Cammerherrn und einem Teutschen Obristen uber die Reuter GVARDIE, zu mir schickte, Ließ mich darneben unablaßlich bitten die LOGIRUNG bey Hofe und andere TRACTAMENTE anzunehmen welches mehr Er halten ließ ie mehr ich es abschlug bis Es endlichen (wie wohl es sehr hart falte) bey meinen PETITO blieb, fuhr auch alsobalden mitt der CAROSSE nach Hoffe. So wohl die AUDIENTZ bey Ihm als auch bey Seiner Frau Mutter919 und Gemahlin920 zunehmen Welches alles kurtz aufeinander selbigen Morgen noch geschehen, nahm auch zu gleich abschied bey den Furstlichen Personen, Er ist sonst Ein sehr hofflicher Herr bezeichte große freude daß Er mitt mir bekant wurde wie befehl mir auch Ew. Gnd. Seinet wegen freundlichen zu grüßen. Die Ansprache geschahe durch Dolmetschung des Teutschen Obristen. Weill der Hertzog und die andere Furstliche Personen kein Frantzoisch verstunden. Er ge-
916 917 918 919 920
Nr. 134. Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 379. Ranuccio II Farnese, vgl. Anm. 858. Die Mutter des Herzogs, Margherita de’Medici (1612–1679). Maria d’Este (1644–1684), Duchessa di Parma.
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dachte auch daß Sein Bruder Printz PIETRO921 anitzo auch in Teutschland were und vermeinte daß Er auch Ew. Gnd. aufgewarttet hatte. Nach gehaltener AUDIENTZ und genommenen abschied wurde mir das schloß und was darinnen zu sehen ist gezeiget. Als ich wieder nach dem naher Hauß gefahren war ließ Er mich mitt Einer gantzen mahlzeit von 2 gängen REGALIREN. Nachmittags schickte abermahls die CAROSSE mitt obbemelten Personen zu mir mitt der ORDRE mir alles was in der Stadt NOTABLES were zu zeigen, In deßen daß ich ausgefahren war ließ der Hertzog ohne mein Wißen ein gemach im Wirthshauße mitt dapeten und Silbergeschir bekleiden, wie auch hernach ich den Abends nochmahl mitt einen starcken mahlzeit REGALIREN. Selbigen Abend noch Nahm ich abschied von denen Hofbedienten und ließ mich nochmahls bey dem Hertzog durch Sie bedancken. Des Folgenden tages als den 26 MAII gieng ich wieder von PARMA weg auf MANTOVA zu alwo ich den 27 des Morgends frühe an kam, weill dar kein Regirender H. sondern der Hertzog922 aldar nur 16 Jahr auch die Frau Mutter923 Regentin ist ließ ich mich bey Hofe nicht anmelden, sondern gieng nach dem ich das Schloß und andere Sachen darin gesehen noch selbigen tag wieder weg nach TRIDENT zu aldar ich den 29 und anhero gestern den 30 MAII ankommen bin. Habe also durch Gottliche Hülffe und beystand meine Francoische und Italienische Reyse dergestalt abgelegt daß ich darvon dem Allerhochsten inniglich davor zu dancken habe. Derselbe helffe ferner und gebe mir die Gnade daß ich den bald Ew. Gnd. bey erfreulichen gesunden Zustande zu Hauße sehen und aufwartten möge, wolte auch nichts mehrs wundschen als daß Ew. Gnd. an meinem bisherigen wandel und ACTIONES einiges gnadiges gefallen haben und CONTENTEMENT daraus schopffen mogten. Morgen geliebds Gott gehe ich naher Insprug aldar ich innerhalb 2 tage verhoffendlichen kommen werde. Wormitt Ew. Gnd. ich anitzo in des allerhochsten Schutz empfehle mitt Kindgehorsamer bitte mich allezeit in dero Hohe gnade eingeschloßen zu seyn laßen auch Sich Gnadigst zu vergewißern daß ich bis in mein grab vnveranderlich verbleiben werde Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS.
921 922 923
Pietro Farnese (1639–1677). Ferdinando Carlo Gonzaga-Nevers (1652–1708), Duca di Mantova. Isabella Clara (1629–1685), Erzherzogin von Österreich, Duchessa di Mantova.
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137. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Bozen, 10. Juni 1668 (st. n.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 478r–479v, eigenh. Ausf. Memorial für Niels Stensen, Wansleben, Aufenthalt in Parma, Audienzen, Tractament, Reise über Mantua nach Bozen, bevorstehende Abreise nach Innsbruck, unterschiedliche Nachrichten.
Durchleuchtigster Fürst, Gnädigster Fürst vndt Herr p. E. Fürst. Durch. habe von Florentz aus ein CONTINUATION meiner vnterthst. bericht=Schreiben eingeschickt,924 vnd was da vorgangen, mit mehrem berichtet. Ihro Großh. Durch.925 haben beim abschied gst. versprochen die von mier eingerichtete vndt E. F. Durch. vorhin in COPIA vbersendte Puncten926 erörtern vndt bey des Dänischen MEDICI927 zurückreiße naher Teutschlandt mitbringen zulassen, welchem MEDICO wie auch der drey Speierischen Edelleuthen928 Hofmeistern NICOLAS REES genent,929 ich aufgetragen, weil Sie ohne das naher Rom reiseten, Sich mit P. WANSLEBEN930 so im DOMINICANer Closter sein würde bekant zumachen vndt was Sie von ihme vernehmen, in Schrifften zuverfassen, welches Sie zuthun, mier SANCTÉ versprochen. Was ich sonsten von ged. WANSLEBEN sowohl zu Florentz alß LIVORNO vor bericht eingezogen, belieben E. F. Durch. Sich von Herrn Hofrath LUDOLFF931 REFERIren zulassen. Inzwischen Sind wir den 28ten MAII st. n. nach abschiednehmung von Hoff, von Florentz hinweg vnd haben vnsere Reiße auf PISA vndt LIVORNO eingerichtet. Vnter andern haben wir zu LIVORNO gesehen die 300. gefangenen Türck. Janitscharen, so in 500. naher CANDIA gewolt, aber von einem Florentinischen CORSARN mit 120. man angegriffen worden, davon er 200. niedergemacht vnd die obgedachte 300. gefangen. Es sind alle wackere ansehentliche Leuthe, vnd zuverwundern, daß Sie Sich von So einer kleinen anzahl vbermannen lassen. Von LIVORNO vnd PISA giengen Wier auf LUCCA, von dar in 3. tagen vber das APENNINIsche Gebürg naher PARMA, alwo wier abends den 3ten JUL. glücklich anlangeten. Folgenden tages habe die vom Hertzogen von Saphoien932 mitgegebene RECOMMENDATION vberreichet: Wie es Ihrer Durch.933 sehr erfreulichen Gefallen, I. F. G. 924 925 926 927 928 929 930 931 932 933
Nr. 135. Ferdinando II de’Medici, vgl. Anm. 831. Vgl. Anm. 904. Niels Stensen, vgl. Anm. 895. Konrad Viktor und Levin Christoph von Pentz Vgl. Anm. 695 und Magnus Ferdinand Heinrich von B(o)uwinghausen-Wallmerode, vgl. Anm. 696. Nicht identifiziert. Johann Michael Wansleben, vgl. Anm. 910. Hiob Ludolf (1624–1704), Dr. jur., begleitete den Herzog auf dessen Reise nach Dänemark 1661, seit 1666 Kammerdirektor in Gotha. Charles Emmanuel II, vgl. Anm. 379. Ranuccio II Farnese, vgl. Anm. 858.
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zu kennen, stelte es deroselben beinebens frey, ob Sie COGNITO oder INCOGNITO TRACTIrt sein wolten. Wünschte aber hoch, Sie bey Hof aufs wenigste zu logiren. Zu folge dessen schickte Er 2. CAROZZEN vors Wirtshaus, alwo Sie ein MARQUESE im Nahmen ihrer Durch. abgehohlt, beneben Einem Niederlandischen Obristen so Teutsch vns Italianisch redet, vnd Haubtman vber die Trabanten ist. Sobald Sie den Hertzog zu Hoff angesprochen, wolte Er daß Sie ihre COMMODITÄT bey Hoff nehmen, vndt erzeigte sonsten alle Gefelligkeiten zuerweißen, Ihro Fürst. G. REPLICIrten, daß Sie von dero gsten. Herrn Vattern erhalten einen TOUR durch Italien zuthun, vnd beynebens die Ital. Fürsten INCOGNITO zukennen, welchem Sie auch gehorsamen müsten; nahmen dahero auch in derselben INSTANTZ ihren abschiedt: So wohl auch bey der Hertzogin934 VISITA vndt LICENTZA: vnd hernach bey des Hertzogen Frau Mutter935 so eine gar wesentliche MATRONA vndt des Groß Hertzogen von Florentz auch der verwittibten Ertzhertzogin von Inspruck936 Fr. Schwester ist, dieselbe hath nit genugsam freude, wegen Kundschafft I. F. G. bezeugen können, vnd zur mercke ihrer AFFECTION, dieselbe mit einem ADDRESS=briefel an hochstged. Ertzhertzogin von Inspruck ACCOMPAGNIrt: Nach also genommenen abschied von den Fürst. Persohnen, haben Sie in ACCOMPAGNIRUNG eingangs gedachter officierer das PALATIUM, die Fürst. Lustheuser, Garten vnd was dergleichen mehr MEMORABLES gesehen vnd damit den tag zubracht. Inmittels ist von Hoff aus I. F. G. Losament im Wirtshaus MEUBLIrt vndt dieselbe von gedachtem Hoff mit mittags= vndt abendt=mahlzeit SERVIrt worden. Vor welche Ehr wier hoch PROTESTIrt, weil Sie wieder das PRINCIPIUM INCOGNITO zusein lieffen; vns aber zur antwort worden, Eß hetten es Ihro Durch. also befohlen vndt insonderheit die verwittibte Frau Mutter darauf gedrungen, Ihrer F. G. À LA BASTE, so viel möglich einige ehr zubeweisen. Folgenden tages den 5ten MAII hath ged. MARQUESE, so ein Cammerher von 70. Jahren wieder aufgewartet, bis I. F. G. [abschied genommen] abgereiset. Wobey ein Teutscher Edelman vndt eines gewesten Obristen Sohn, Epp genant, so zwar die RELIGION CHANGIrt, die OCCASION genommen, v. I. F. G. vmb dero INTERCESSION angesprochen, Sich beym Hertzog durch den MARQUESE RECOMMENDIren zulassen, damit Er ein leib=GUARDII stelle bekommen möchte, so eben VACANT gewesen. Worauf Er ihre versichert, daß in CONSIDERATION I. F. G. sein gster. Herr ihme dieselbe CONFERRIren würde. Wier haben alhie, wie sonsten auch aller orthen, was in Regiments=form vnd lebensarth, [alhie] PASSIrt, so viel alß die enge der Zeith leiden wollen, AD NOTAM genommen. Den 6ten DITO sind Wier zu MANTUA ankommen, vndt nur r INCOGNITO die RESIDENTZ vnd statt gesehen. Weil der Printz937 noch jung 934 935 936 937
Maria d’Este, vgl. Anm. 920. Vgl. Anm. 919. Anna de’Medici (1616–1676), Witwe Erzherzog Ferdinand Karls. Ferdinando Carlo Gonzaga-Nevers, vgl. Anm. 922.
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vndt die Frau Mutter,938 so eine von Inspruck, im regiment ist. Sind also von MANTUA vber TRIDENT mit gottes hülffe anhero auf Botzen, die erste Teutsche Stadt innerhalb 3. tagen vnd zwar gestern den 9ten JUNII glücklichen angelangt, eben zu der Zeith da der Marckt ist vndt viel NOTABLES OBSERVIrt werden kan, wie der Kaufleuthe Wechsel vndt wahren Preis zwischen Italien vnd Teutschland gehen mus, davon noch heuthe I. F. G. von verstandigen Kaufleuthen [noch] einigen bericht eingenommen. Morgen gehen Wier fort auf Inspruck, von dannen auf Saltzburg. München. Regenspurg. Augspurg. Nurnberg. Von einem vnd andern orth will, vnterthst. schuldigkeit nach, den succes berichten, vor allen dingen aber dran sein, daß E. F. Durch. gsten. befehl nach, die reise beschleuniget vndt wier vor außgang des ietztlaufenden Monaths JUNII zu Hause sein werden, wozu Gott seine Gnade verleihe. Des Hertzogen von PARMA ein bruder, PRENCIPE PIETRO genant,939 reiset ietzo auch mit 7. Persohnen in Teutschland. Der CARD. von Saltzburg940 ist im vmbgang FESTI CORP. CHRISTI plötzlich gestorben: Vhrsache eines fals so er vor diesem gethan vnd an beiden füßen schaden genommen, davon der eine nie recht CURIrt werden können. Auch hath er ein aderlas kurtz zuvor verrichtet vnd 11. Vntzen bluth von Sich gelassen, worauf er sich nie recht befunden. Alß wier zu LUCCA wahren, kam eben des tages ein CHEVALIER DE MALTA auch da ahn, berichtet Er keme von der Frantz. FLOTTA, so eben den tag alß wir zu LIVORNO weg, alda angelandet: sagte es wer nichts dran, daß der König CANDIA wolte SUCCURIren lassen, dan Er den Venentianern nit sonderlich hold, sonderlich dero Vhrsachen, weil Sie in dem 20. iahrigen CANDIANIschen Krieg in die m/50 Fransosen elendiglich, sterben, verderben vnd fangen lassen. So wehre es auch nichts, daß der König auf GENUA einen anschlag hette, dan Sie nur mit 12. ORDINARII GALEREN da wehren, da auf jeder nur 300 man, Soldaten vnd Sclaven zusammen gerechnet vnd ob Sie wohl noch etliche andere Kriegs= vndt brandtschiffe mit sich führeten, seye solches alles zuwenig eine IMPRESA aufs Land vorzunehmen. Sondern ihr Vorhaben sey nicht anders als das gewöhnlich PARTIREN zur See, wegen der CORSAREN: Wobey Sie auch der Spanischen Schiffe nit verschonen wolten, Sie alß feinde zu TRACTIren, wofern Sie einige erdapten. Dan wiewohl der Friede zu Land PUBLICIrt, seye ihnen doch zu wasser noch keine CASSATION der HOSTILITÄT angedeutet worden. Man sagt, daß die reiße des Groß Printzen von Toscana941 in Teutsch= vndt andere Lender, seye auch dahin mitangesehen gewesen, Sich freunde zu machen, wie zu der Wahl des Königreichs Pohlen zugelangen. Thue hiemit E. Furst. Durch. zu dero gsten. Fürst. Hulden mich vnterthanigst empfehlen, 938 939 940 941
Isabella Clara, vgl. Anm. 923. Pietro Farnese, vgl. Anm. 921. Guidobaldo Graf von Thun und Hohenstein, vgl. Anm. 883. Cosimo III de’Medici, vgl. Anm. 775.
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E. Fürst. Durch. Vnterthenigster pflichschuldigster Diener Anthon Fincque. Botzen den 10. Jun. st. n. 1668. ps. Wier haben nachricht von einem Kaufman von Göppingen, daß heuthe 3. Wochen Hertzog Maximilian von Bayern,942 mit 80. pferden bey ihnen durchgereiset, mit seiner frantzöß. Gemahlin.943 *
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138. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Innsbruck, 4. Juni 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 480r–480v, eigenh. Ausf. Empfang des Schreibens, Ankunft in Innsbruck, bevorstehende Audienz, Beschleunigung der Rückreise.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst, Gnädiger Hochgeehrter Herr Vatter. Ew. Gnd. gnädige Handschreiben vom 27. APRIL944 (welches Ew. Gnd. berichteter maßen zur broba über Franckfurth gehen laßen) ist mir den 1. JUNII zu Botzen gleich zu der Zeit als ich mich zu Pferde setzen wollen, richtig überliefert worden, Wenn ich denn nun daraus sowohl die CONTINUATION dero hohen Vatterlichen Gnade als auch dero annoch stätswehrenden guthen gesundheit 945 allererfreulichsten ersehen, Als habe solche theils von Gott theils von Ew. Gnd. empfangene gnade billig mitt demüthigstem und Danck zuerkennen, nichts mehr wündschende als daß der All dieselbe bey solchen guthen Furstlichem Wohlstande noch lange mir aber die Gnade fernern verleihen möge, daß durch beßern und Kindlichen folge dero hohe gnade noch mehrens MERITIREN mögte. berichte deroselben in Kindlichem RESPECT ferner wie daß gestrigen glucklichen und gesund anhero kommen. Gleich bey meiner ankunfft das Schreiben So die Hertzogin DE PARMA946 mir mittgegeben an die Ertzhertzogin und mich al in942 943 944 945 946
Maximilian Philipp Hieronymus, vgl. Anm. 575. Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne, vgl. Anm. 576. Das Schreiben ist nicht vorhanden. Der hier jeweils angezeigt Textverlust bezieht sich auf ein oder zwei Wörter am Anfang der Zeile, hier ist eine Ecke des Briefes abgerissen. Margherita de’Medici, vgl. Anm. 919.
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cognito anmelden laßen, weill Sie aber mitt dem Hoff eben zu der Zeit Spatziren gefahren, ist solches bis auf heute ver worden, wie denn auch gleich itzo M. FINCK wieder zurückkombt wird die AUDIENTZ in einer stunde seyn, darvon ich denn mitt nechstem deroselben Kindgehorsam bericht zuerstatten nicht ermangeln werde. Und weill sowohl aus Ew. Gnd. eigenhändig an mich abgehenden schreiben, als auch aus die an M. FINCKEN durch den geheimbten SECRETARIO947 zugeschickte schreiben etwas ersehen daß Ew. Gnd. meine heimkunfft so viel als möglich zubeschleunigen sehr verlangen, Als verhoffe ich es werde Ew. Gnd. INTENTION nicht gantzlichen zu wieder seyn, wenn ich von hier aus Saltzburg und den Münchischen Hoff noch mitt nehme, in ansehung daß diese beyde orther ziemblich CONSIDERABLE, ich auch nichts ermangeln werde so viel möglich den versprochenen TERMIN als bey ausgang des JUNII Ew. Gnd. wiederumb persönlich aufzuwartten, nicht zu uberschreitten, zu dem auch meiner Kindliche liebe mir das große Verlangen ohne das erwecket mich ie eher ie beßer zu Hauße einzustellen. Indeßen verhoffe ich es werden Ew. Gnd. mein von Botzen aus an dieselbe Kindgehorsamlich abgefertigtes schreiben worinnen ich die POURSUITE meiner von Florentz an gethanen Italienische reyse bis hieher in Teutschland gehorsamlich berichtet, schon albereit erhalten haben. Mann hält alhier den Frieden zwischen beyden Kriegenden Kronen vor gantz gewiß, allein mann sagt daß die Francosen umb Colln herumb sehr große ungelegenheit machten, und daß die Hollander vnd Engellander eine TRIPEL ALLIANTZ mitteinander gemacht auch mitt ihren Flotten in solcher POSITUR stunden daß Sie auslauffen könten wenn Sie wolten. Wormitt Ew. Gnd. in den Schutz des allerhochsten mich aber zu dero beharliche Gnaden empfehle als der ich statig bis an den Todt verbleiben werde Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS.
947
Johann Friedrich Bachoff, vgl. Anm. 113.
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Briefe
139. Herzog Friedrich an Herzog Ernst I.: Eisfeld, 21. Juni 1668 (st. v.) LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 481r–481v, 484r, eigenh. Ausf. Reise von Augsburg nach Eisfeld, Ankündigung der Ankunft.
Durchleuchtiger Hochgebohrner Fürst, Gnadiger Hochgeehrter Herr Vatter Demnach zu Augspurg gleich bey meiner ankunfft den 15 JUNII aus Ihr Gnd. der Frau Mutter vom 20 MAII gegebenes und im nahmen Ew. Gnd. an mich gnadig abgelaßenen gnadigem Handschreiben948 mitt großer bestürtzung Ew. Gnd. ubele DISPOSITION und den deswegen ertheilten gnadigen befehl in gebuhrender DEVOTION ersehen, habe ich mich aus Kindlichem Verlangen und gehorsam gleich darauf den 17 JUNII, nach dem ich mir wegen der stetigen und geschwinden Reyse den 16 ausgeruhet, von Augspurg wieder weg begeben, und meinen Weg über Nurnberg Bamberg und Coburg bis hieher, theils des tages theils des Nachts meine reyse desto eher zubeschleunigen, genommen. Wie mich denn nun dieses zum hochsten betrübet So verhoffe doch Es werde der Allgütige schon albereit wiederumb beßerung geschencket haben oder doch bald dieselbe wiederumb zu der vorigen gesundheit verhelffen, Welches Stetig zu Gott dem almechtigen vortragen und darumb anruffen, und Wündsche daß ich bey meiner ankunfft so glucklich seyn mogte Ew. Gnd. gantz RESTITUIRT wiederumb anzutreffen, als anitzo diesen abend bin ich bey guthem Zustand und glucklich anhero kommen, habe auch meine ankunfft Ew. Gnd. durch einen bothen zu Pferde gleich ubersenden wollen. Weill aber der H. Land CAPITAIN so instendig bey mir angehalten das Schreiben selbsten zu überbringen, habe ich endlichen ihm solches nichts abschlagen, bitte des wegen gantz Kindgehorsamlich solches nicht in ungnaden aufzunehmen. Morgen geliebts Gott werde ich wieder fruhe fort uber Fraunwald gehen, damitt ich Morgends abends zu Ichtershaußen, (weill mir dieser Weg als der Nechste und beste geraten worden) und den geliebtes Gott des Dienstags Nachmittag in Gotha seyn werde und das Gluck haben möge Ew. Gnd. in erfreulichem Zustand Kindgehorsamlich die Hande zu küßen. Mein Kindgehorsames begehren wegen der Pferde werde Ew. Gnd. aus Fincks schreiben mitt mehrem gnadig ersehen. Weis aber nicht ob ich mich unterstehen darf Ew. Gnd. noch umb dieses Kindgehorsamlich zuersuchen, Ob Sie mir die gnade erweisen und Mr Brischencken949 gnadig erlauben wollen, meine erfreuliche nachrich von dero Zustand bey beschickung der Pferde naher Ichtershaußen, mir zubringen. Sonsten habe Ew. Gnd. von Insprug aus Kindgehorsamlich geschrieben, weill aber der brief auf der post liegen blieben und 948 949
Das Schreiben ist nicht vorhanden. Christian Friedrich Prüschenk von Lindenhof, vgl. Anm. 71.
Anton Finck an Herzog Ernst
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Ich solchen zu Augspurg wieder bekam So habe doch nicht unterlaßen wollen Solchen hiermitt zu senden. Meine ferne von Insprug gefuhrte Reyse werde derselben in Kindgehorsamen endlichen berichten. Wundsche Schließlichen nochmals nichts mehres als daß Gott mir die hohe Gnade und gluck thun und gönnen Mugte dieselbe bey erfreulichen Zustand und gentzlichen restitution zn der vorigen gesundheit anzutreffen Moge. Befehle mich in deßen zu dero beharlichen Gnade als der Ich verbleibe bis an den tod Ew. Gnd. Kindgehorsamer Sohn Friederich HZS. So etwan ich einige fehler im schreiben begangen So wollen dieselbe ein solches gnadig vergeben und der alzugroßen Eyle zuschreiben. *
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140. Anton Finck an Herzog Ernst I.: Eisfeld, 21. Juni/2. Juli 1668 LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, fol. 482r, eigenh. Ausf. Reise von Innsbruck, bevorstehende Ankunft.
Durchleuchtigster Fürst Gnädigster Herr, Eß hath die Göttliche Almacht Ihro Fürst. Gnaden beneben vns dero gehorsam. Comitat bishero dergestalt geführet, daß nechst besichtigung der Chur= vnd Fürst. Höfen Insprug, Saltzburg vndt München, wier durch Augspurg, Nurnberg vndt Bamberg vnsere Rückreiße bis anhero naher Eysfelt E. Durch. Frontier= Lande erstrecket, alwo wier heute nachmittag vngefehr vmb 4. vhr nachm. glück. vndt wohl angelanget. Eß hatten zwar Ihro Fürst. G. vnter dero aigenen Hand von Insprug950 aus in ANTECEßUM berichtet: vndt ich von Nurnberg vndt Augspurg auch REFERIren wollen, allein ist dero brief zu Nurnberg liegen blieben vndt jedes orths der Postag dergestalt verstrichen gewesen, daß Wier leicht ermessen können, mit Gottes hülffe ehunder zu Hauße anzulangen, alß die briefe, bitte demnach vnterthst. gehorsamst E. Durch. in vngnade nicht vermercken wollen, weilen die Schreibens Schuldigkeit aus oberwehnten Vhrsachen hinterblieben. Wier werden im vbrigen morgen, früe tages Zeith, von alhier auf sein 950
Nr. 138.
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Briefe
vmb E. Durch. ordre zu Ichtershausen zu erwarten. Ihr Fürst. G. der bischof von Bamberg951 haben vns dero Pferde bis anhero vnterzogen vndt werden wier mit der beampten Pferdten bis auf Ichtershaußen fortkommen, Womit in vnterthsten. befehl zu E. Durch. gnädigsten Hulden bleib E. Durch. Vnterthänigster pflichtschuldigster Diener vndt Knecht Anthon Fincque. Eyßfelt, den 21. Jun./1. Jul. 1668.
951
Philipp Valentin Voit von Rieneck, vgl. Anm. 349.
Register Vorbemerkungen zu den Registern Die Einträge sind in der heute gebräuchlichen und korrekten Schreibung verzeichnet. Korrupte Schreibungen von Ortsnamen im Original, wenn diese sehr stark abweichen, sind in Klammern vermerkt bzw. haben einen eigenen Eintrag mit dem Verweis auf den korrekten Ort. Nicht identifizierte Orte sind nicht in das Ortsregister aufgenommen, wurden aber an der jeweiligen Stelle angemerkt. Nicht indiziert wurde Frankreich, das in allen 3 Bänden passim steht. Korrupte Schreibungen von Personennamen stehen in Klammern bei den korrekten Angaben bzw. erhielten einen eigenen Eintrag mit einem Verweis auf den richtigen Namen. Nicht identifizierte Personen sind mit N.N. im Register verzeichnet. Bei vom Namen abweichenden Titeln wurde in der Regel ein Verweis aufgenommen, d.h. der Duc de Villeroy, Nicolas de Neufville, ist unter dem Familiennamen aufgeführt, bei seinem Titel findet sich ein Verweis auf den Namen. Die Angehörigen einzelner Dynastien sind jeweils unter denselben verzeichnet. In jedem Fall sind die Personen aber vollständig aufgenommen. Ausgenommen sind hier nur die Einträge für Herzog Ernst I. von SachsenGotha im 3. Band und für Herzog Friedrich von Sachsen-Gotha im 1. und im 3. Band, dort sind sie jeweils mit passim gekennzeichnet. Die Ehefrauen stehen bei der Familie, in die sie einheirateten unter ihrem Geburtsnamen, in der Regel mit der Angabe der entsprechenden Eheverbindung. Neben den Lebensdaten, sofern diese ermittelt werden konnten, steht in der Regel noch eine Funktionszuschreibung, entweder ein Titel oder ein Amt. In den jeweiligen Anmerkungen in den Texten finden sich die ausführlichen Angaben. Auf einen Nachweis der Quellen zu den einzelnen Personenangaben musste, da es sich nicht um eine Prosopographie handelt, verzichtet werden. Mehrfach im Personenregister verwendete Abkürzungen: Amb. – Ambassadeur Frhr – Freiherr FM – Feldmarschall Ges. – Gesandter Gouv. – Gouverneur KamD – Kammerdiener KamJ – Kammerjunker
KamH – Kammerherr Lieut. – Lieutenant LandKamR – Landkammerrat LieutG – Lieutenant-Général OKamH – Oberkammerherr Res. – Resident RHR – Reichshofrat RKG – Reichskammergericht
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Register
Ortsregister Abbeville /II/ 340, 367 Abessinien /III/ 263 Ablis (Ably) /II/ 646 Abruzzo /I/ 456, 480 Acqs, s. Dax Acquapendente /II/ 513 Les Adrets-de-l’Estérel /I/ 302, 414. /II/ 610 Adria /I/ 436, 438. /II/ 511, 512 Afrika /I/ 198, 399, 405, 407, 461. /II/ 43, 166, 245 Agde /I/ 400, 401. /II/ 44, 46, 343 Agen /II/ 342, 343, 400, 403, 408, 410. /III/ 154 Agenais /II/ 340, 400, 408, 410 Ägypten /I/ 207, 463 Aiello /I/ 472 Aigueperse /II/ 421 Aigues-Mortes /I/ 399. /II/ 47, 192 L’Aire (Fluss) /I/ 26, 29 Aire-sur-l’Adour /II/ 344, 400 Aisne (Fluss) /II/ 366 Aitingen, s. Eutingen im Gäu Aix-en-Provence /I/ 202, 206, 302, 350, 394, 402, 403, 405, 410. /II/ 38, 44, 47, 48, 87, 92, 342, 345, 461, 609. /III/ 77, 184, 240, 243 Aix-les-Bains /II/ 39 Aix-Noulette /III/ 220 Aixe-sur-Vienne /I/ 92, 346 Ala /I/ 222, 494 Alba /I/ 492 Albanien /I/ 20 Albi /II/ 343, 424 Albigeois (Landschaft) /II/ 414 Albret, Pays d’ /II/ 158, 178, 189, 190, 400, 408, 409, 411, 412 Alençon (Stadt/Herzogtum) /II/ 119, 372, 374, 376–378
Aleppo /I/ 463, 464 Alès /II/ 343 Alessandria (Alexandria) /I/ 432 Alexandria /II/ 448 Algier /I/ 78, 210, 405, 407, 466. /II/ 215, 407 Allier (Fluss) /I/ 173. /II/ 417 Allogny (Loigy/Longny) /I/ 104, 299, 349. /II/ 578 Alpen /I/ 222, 416, 417. /II/ 463, 511 Alsenborn /I/ 3, 17, 260 Alsfeld /I/ 392. /II/ 17 Alsheim /I/ 3, 16, 259. /III/ 33, 38 Altedo (Etelli) /II/ 618 Altenburg /I/ 477, 541 Altenmarkt /I/ 236, 308, 517. /II/ 629 Altertheim /II/ 641 Altsohl/Zvolen /II/ 21 Amberg /I/ 526 Amboise /I/ 109, 114, 115, 123, 281, 299, 328, 352, 354. /II/ 142, 428, 435, 579, 580, 649. /III/ 134 Ambras (Brundas/Bardas) /I/ 227. /II/ 626 Ambrault (Ambois/Ambros) /I/ 97. /II/ 426 Ambrun, s. Embrun Amiens /II/ 45, 46, 49, 340, 344, 363, 367, 368, 375. /III/ 40 Amsterdam /I/ 210, 213. /II/ 214, 367, 437 Ancona /II/ 27, 511–513 Andelle (Fluss) /II/ 377 Angers /I/ 73, 263–265, 297, 333– 335, 341. /II/ 25, 46–49, 86, 91, 111, 118, 141–144, 173, 189, 340, 344, 379, 385–388, 419, 435, 478, 555, 564, 567–571, 574, 582, 600, 646–648, 650. /III/ 65, 67, 98,
Ortsregister
100, 102, 105, 106, 108–110, 112, 113, 115, 116, 121, 134, 138, 139, 140 Angerville /I/ 132, 300, 357. /II/ 583 Angoulême /I/ 345. /II/ 25, 44, 342, 343, 388, 393, 489. /III/ 77 Angoumois /II/ 400 Anhalt-Zerbst (Fürstentum) /III/ 89 Anjou /I/ 127, 263, 268, 269, 276, 336, 357, 364. /II/ 88, 92, 143, 173, 339, 354, 380, 381, 384–386, 388, 423, 435, 487. /III/ 131 Ansbach /I/ 246 Antibes /I/ 303, 413, 414. /II/ 610. /III/ 240, 243 Antiochia /II/ 448 Antwerpen /I/ 481, 536. /II/ 235, 370, 371 Apenninen /I/ 215, 220, 442, 471, 474, 480, 485. /II/ 512. /III/ 267 Apt /II/ 345 Aragon /I/ 278 L’Arbresle /I/ 174 Arches /I/ 491 L’Argens (Fluss) /I/ 302, 413 Argenteuil /I/ 8, 59. /II/ 552, 553 Argenton-sur-Creuse /I/ 96, 97, 299, 347. /II/ 194, 424, 427, 577, 655 Ariano /I/ 487 L’Ariège (Fluss) /II/ 414 Arles /I/ 195, 201–204, 302, 388, 399, 401, 402, 410, 416. /II/ 38, 44, 48, 49, 86, 91, 345, 608. /III/ 77, 240, 243 Armagnac, Pays d’ /II/ 400, 408, 410, 411 Arnac-la-Poste /I/ 95, 299, 347. /II/ 420, 655 Arnay-le-Duc /II/ 341 Arno (Fluss) /I/ 453, 467 L’Arnon (Fluss) /I/ 98, 99, 348 Arnstadt /I/ 309, 543. /II/ 632, 633
277
Arras /I/ 67, 104, 349. /II/ 45, 195, 200, 204, 221, 344, 368–371, 425 Artenay (Ardenes) /II/ 649 Artois /II/ 25, 204, 243, 339, 366, 369 Aschaffenburg /III/ 85, 110 Ascoli /II/ 512 Assisi /II/ 512 Atzwang/Campodazzo /I/ 307, 498 Aubagne /I/ 410 Aubeterre-sur-Dronne /II/ 416 Aubigny-les-Pothées (Obigni) /I/ 6, 29 Aubigny-sur-Nère /II/ 428 Auch /II/ 344, 400, 411 Aude (Fluss) /I/ 400. /II/ 407 Aufenau /I/ 14, 253 Augé /II/ 485 Augsburg /I/ 211, 213, 227, 232, 240, 242, 245, 246, 309, 384, 463, 496, 499, 532–539, 541. /II/ 18, 19, 27, 628, 630, 631. /III/ 201, 255, 258, 264, 269, 272, 273 Aulla /I/ 214, 306, 473 Aumale (Herzogtum) /II/ 377 Aunis, Pays d’ /I/ 341. /II/ 47, 200, 287, 393, 394 Auragnes, Pay d’ /II/ 413 Aurillac (Orillac) /II/ 341, 420 Auron (Fluss) /II/ 424, 426 Austrasien/Austrien /II/ 355, 357 Autun /II/ 341, 343 Auvergne /I/ 345, 364, 398. /II/ 88, 92, 177, 178, 202, 275, 306, 340, 410, 413, 414, 416, 420–422, 428 Auxerre /II/ 45, 217, 340, 343 Auxion (Burgund) /II/ 341 Auxonne /II/ 341 Avallon /II/ 341 Avaray (Avare) /I/ 114 Avenza /I/ 306, 472, 473
278
Avesnes-sur-Helpe (Avennes) /I/ 7, 32, 34, 35, 44, 137, 296, 320, 321, 323–326, 329, 360. /II/ 362, 545, 551, 634, 635. /III/ 42–44, 47–50, 67, 82 Avignon /I/ 190, 194, 199, 302, 352, 389, 390, 393–396, 398. /II/ 38, 43–45, 49, 86, 91, 243, 443, 489, 498, 513, 608. /III/ 77, 184, 227, 230, 238, 240, 243 Avisio/Laifserbach /I/ 495 Avranches /I/ 82–84, 333. /II/ 343, 375, 376, 565, 566. /III/ 91, 106, 109 Avricourt (Aveilcourt) /II/ 87 Babylon /I/ 168 Bacharach /II/ 203 Baconnes /I/ 5, 27 Baden /I/ 175 Bagnères-de-Bigorre /I/ 278. /II/ 411 Baiersdorf /I/ 247, 541. /II/ 632 Bain-de-Bretagne /I/ 89. /II/ 567 Balearen /II/ 380 Ballenberg /II/ 515 Balliere, s. Bully Bamberg /I/ 247, 309, 541, 542. /II/ 632, 633. /III/ 140, 272 Bar (Herzogtum) /II/ 205, 345, 354, 358, 361 Barbaria (Nordafrika) /II/ 383, 391, 399 Barcelona /II/ 219 Barcelonne-du-Gers /II/ 411 Bardiglio (Perdiglio) /I/ 451 Bar-le-Duc /II/ 35, 87, 352, 358, 639, 644 Bar-sur-Seine /II/ 341 Basel /I/ 113, 285, 469, 518. /II/ 25, 359, 434. /III/ 152, 234 Bassigny /II/ 361 Baugé-en-Anjou /II/ 388 Baugy /I/ 97
Register
Bayern (Herzotum/Kurfürstentum) /I/ 232, 242, 491, 508–511, 514, 517, 519, 524, 535, 538. /II/ 229, 348, 360. /III/ 120, 208 Bayeux /II/ 343, 376 Bayonne /I/ 94, 278, 344, 346. /II/ 44, 198, 344, 400, 404, 419 Bayreuth /III/ 140 Bazas /II/ 44, 342, 344, 400 Béarn (Fürstentum) /II/ 158, 197, 198, 342, 404, 408, 411–413 Beaucaire /II/ 44, 49. /III/ 77 Beaufort-en-Vallée /II/ 388 Beaugency /I/ 109, 113, 114, 281, 283. /II/ 433 Beaujeu (Bonbru), /II/ 485, 486. Beaujolais /I/ 173, 364, 383. /II/ 485 Beaujour, s. Vaujours Beaumont /I/ 6, 33, 34, 321, 365. /III/ 42, 48 Beaune (Bone) /II/ 45, 341 Beausse /I/ 109, 127, 350. /II/ 340, 422, 428. /III/ 131 Beauvais /I/ 518. /II/ 214, 340, 344 Bechtheim /I/ 3, 16, 259 Beilstein (Beilheim) /II/ 643 Belle-Île /II/ 44, 382, 499 Belley /II/ 341 Benevent (Herzogtum) /II/ 513 Bensheim /I/ 257 Berceto /I/ 215, 306, 474, 475. /II/ 623 Bergamo /I/ 429 Bergen /I/ 318, 329. /III/ 50, 54, 57, 60–62, 84, 180 Bergerac /II/ 415 Bergères-lès-Vertus (Bergere) /II/ 651 Berkach (Berngach/Beren) /I/ 2, 15, 258 Bermersheim /I/ 3, 16, 259 Bern /III/ 152
Ortsregister
Berry /I/ 96, 102, 104, 127, 348, 349, 354. /II/ 88, 92, 195, 340, 369, 388, 416, 420, 422, 423, 425, 427, 428, 434, 435. /III/ 131, 134 Besançon /II/ 129, 141, 349. /III/ 204 Bettola /I/ 214, 306, 473 Béziers /I/ 400. /II/ 44, 222, 341, 343 Bieberau /II/ 24 Bierge, s. Chaintrix-Bierges Bigorre, Pays de /II/ 400, 408, 411, 412 Billom /II/ 421 Binasco /I/ 433. /II/ 613 Biron /II/ 416 Biskaya /II/ 412 Bitche /II/ 351 Biviers, s. Pithiviers Blâmont /II/ 350, 352, 640, 644, 652 La Blanche Maison /I/ 81. /II/ 565 Blaye /I/ 154, 277, 298, 342, 344. /II/ 44, 203, 393, 403, 416, 574, 575 Blois /I/ 109, 113–115, 123, 127, 130, 132–134, 143, 281, 283, 299, 300, 343, 352, 355–357. /II/ 43, 44, 48, 141, 142, 145, 220, 340, 344, 353, 433–435, 477, 489, 517, 540, 571, 578–583, 591. /III/ 74, 96, 107, 108, 125, 126, 130, 131, 133– 135, 143–146, 151–153, 156, 159, 166, 205 Blois, Pays de /II/ 428 Boffalora /I/ 304, 427. /II/ 612 Böhmen /I/ 239, 524, 542. /II/ 21, 412 Boigny-sur-Bionne (Bronne) /I/ 285 Bois de Boulogne /I/ 47, 378. /II/ 85, 91, 369 Bois de Soissons /I/ 327
279
Bois de Vincennes /I/ 43, 62, 74, 296, 328, 377. /II/ 36, 41, 42, 85, 91, 153, 206, 224, 471, 516, 547 Bologna /I/ 170, 305, 440–442. /II/ 27, 511, 512, 618, 619. /III/ 249, 255, 258–260, 262 Bommiers (Beaumie) /I/ 97. /II/ 426 Bonbru, s. Beaujeu. Boncella, s. Ponticelli di Sotto. Bordeaux /I/ 90–92, 94, 126, 275– 279, 298, 341–346, 350, 355. /II/ 39, 44, 46, 49, 144, 184, 203, 227, 342, 343, 363, 393, 394, 400–408, 416, 419, 461, 472, 483, 571, 575, 576. /III/ 107, 112, 115, 117, 119– 121, 125, 127, 132, 134, 135, 141, 142, 144, 148, 154, 205 Bordelais /II/ 400 Bords /I/ 298 Borghetto /I/ 222, 307, 494 Borgo San Dalmazzo /I/ 303, 419 Borgoforte /I/ 220, 488. /II/ 624 Bouillon /I/ 384. /II/ 178, 275 Boulogne-sur-Mer /II/ 46, 340, 344, 366, 367 Bourbon /I/ 105, 171. /II/ 45, 46, 158, 288, 341 Bourbonnais /I/ 172. /II/ 416, 420, 423. /III/ 124 Bourg /II/ 393 Bourganeuf /II/ 420 Bourg-Argental /II/ 341 Bourg-en-Bresse /II/ 341 Bourges /I/ 97, 98, 100–102, 104, 299, 344, 347–350. /II/ 46, 141, 142, 341, 343, 389, 423–427, 472, 577. /III/ 74, 119, 122, 125, 127, 134 Bourg-la-Reine /I/ 132, 300, 357. /II/ 552, 584 Bourgneuf/La Chapelle-Saint-Laud /I/ 297, 334. /II/ 572
280
Bourgogne/Burgund /I/ 349, 364, 367, 368, 373, 379, 386, 509. /II/ 25, 45, 88, 92, 129, 162, 163, 192, 198, 217, 306, 340, 341, 350, 365, 402, 423, 427, 437, 501, 504. /III/ 105, 164, 172, 175, 208, 214, 216, 234, 240, 247 Bout-de-Bois /I/ 89 Bozen/Bolzano /I/ 223, 224, 231, 233, 242, 307, 434, 493, 496–499. /II/ 27, 542, 625, 628. /III/ 265, 269, 270, 271 Brabant /I/ 23, 391. /II/ 25, 214, 362, 363, 369 Brabant-en-Argonne (Braban) /I/ 5, 26 Branches /II/ 340 Brandenburg (Mark/Kurfürstentum) /I/ 114, 267. /II/ 204. /III/ 169, 175, 188, 192, 208, 225 Branzoll/Bronzolo /I/ 223, 307, 496, 500 Brasilien /I/ 272. /III/ 120 Braunschweig /I/ 518 Breil-sur-Roya (Breghy) /I/ 303, 417 Breisach /II/ 192, 359, 360, 361, 369, 475. /III/ 249 Breisgau /I/ 507 Breitenbach am Inn /I/ 510 Bremen /I/ 38. /III/ 74, 184 Brenner /I/ 225, 499, 500 Brescello /I/ 220, 487 Brescia /I/ 434, 488, 496. /II/ 613. /III/ 251, 254 Bresse /I/ 419. /II/ 163, 198, 341 Brest /II/ 293, 379, 381, 383. /III/ 122 Bretagne /I/ 84, 86, 89, 97, 263, 268, 269, 333, 336, 357, 364. /II/ 25, 46, 88, 92, 166, 182, 192, 339, 342, 376–379, 381–383, 386, 388, 427, 478, 499. /III/ 106, 122, 131
Register
Bretteville-sur-Odon /I/ 80 Briançon /II/ 342, 345 Briare /I/ 170, 171, 300, 381. /II/ 66, 605 Brie /I/ 128. /II/ 175, 199, 339, 361 Brissac /I/ 334. /II/ 144, 489, 569. /III/ 181 Brive-la-Gaillarde /II/ 342, 420 Brives /I/ 97. /II/ 426 Brixen /I/ 224, 225, 307, 499, 515. /II/ 27 Brixlegg /I/ 308, 510 Brouage, s. Hiers-Brouage Brügge /I/ 38 Brundas, s. Ambras Brüssel /I/ 74, 530. /II/ 45, 244, 491. /III/ 49, 59, 60, 105 Buchen (Guchen) /II/ 653 Buissy /II/ 368 Bully /I/ 301, 383 Burgau (Markgrafschaft) /I/ 507, 535, 536 Burgundischer Kreis /III/ 202 Busca /I/ 303, 419 Busignetto /I/ 304, 427 La Bussière /I/ 171, 300, 381 Bussières (Soussiere) /II/ 650 Bussolengo /I/ 222, 306, 493. /II/ 624 Butzbach /III/ 111 Cadillac /II/ 44, 401 Caen /I/ 9, 32, 58, 62, 63, 65, 69, 73–76, 79, 81, 88, 133, 138, 144, 145, 207, 209, 297, 330–333, 358, 361. /II/ 44, 111, 119, 125, 145, 341, 372, 375, 376, 378, 551–557, 559, 560, 562–564, 636–639. /III/ 53, 55, 66, 67, 70, 73, 75, 81, 85, 86, 88, 90–92, 96, 98, 99, 101, 105, 109, 114, 116, 131, 145, 148, 153, 162 Cagnes-sur-Mer (Canny) /I/ 303, 415 Cahors /II/ 341, 343, 413, 424
Ortsregister
Calais /II/ 46, 340, 366, 367, 373 Caldern /II/ 17 Calliano /I/ 222, 307, 494 Camaiore (Fluss) /I/ 471 Cambrai (Kamerich) /II/ 39, 45, 200, 344, 368. /III/ 50, 220 Camerino /II/ 512 Campiglia/Marittima /I/ 451 Cancale /I/ 84 Canea, s. Chania Candia (Kreta) /I/ 184, 236, 291, 294, 399, 424, 438–440, 466, 484, 493. /II/ 511, 615. /III/ 126, 172, 244, 247, 257, 267, 269 Cannae /I/ 239, 522 Cannes /I/ 303, 414 Cannstatt (Bad) /II/ 643. /III/ 104 La Capelle /I/ 7, 36, 296, 326. /II/ 362, 545, 635. /III/ 44, 82 Capua /I/ 522 Carcassonne /II/ 43, 45, 341, 343. /III/ 77 Cárdenas /II/ 225 Carignano (Carignan) /I/ 304, 420, 421 Carlat /II/ 420 Carnoux-en-Provence /I/ 410 Carpentras /I/ 395 Carrara /I/ 213, 472 Casale Monferrato /I/ 419, 420, 490, 491. /II/ 240, 495, 502. /III/ 244 Casseneuil /II/ 409 Cassio /I/ 306, 475 Castel Gandolfo /II/ 493 Castellana /II/ 512, 513 Castello del Valentino /I/ 304, 424. /II/ 611 Castelnaudary /II/ 44, 46, 341, 407, 413, 490 Castelnouvo /I/ 214 Castelnuovo del Garda /I/ 305, 434. /II/ 614
281
Castéra-Verduzan /II/ 411 Castiglione Mantovano /I/ 222, 493 Castres /I/ 401. /II/ 343, 344, 407, 424 Castro (Herzogtum) /I/ 217, 219, 220, 482–486. /II/ 236, 505, 512 Caudebec-en-Caux /II/ 341, 373, 376 Cavaillon /I/ 395 Cavallermaggiore /I/ 420 Cavallini (Cavaletto) /I/ 211, 305, 463 Cazaubon /II/ 411 Cazères /II/ 414 Ceneda /II/ 513 Cercles /I/ 91, 298, 345 Cesena /II/ 511 Chabeuil /II/ 342 Chaintrix-Bierges (Bierge) /II/ 639 Châlon-en-Champagne (sur Marne) /II/ 35, 87, 340, 344, 358, 363– 365, 639, 644, 651. /III/ 105, 124 Châlon-sur-Saône /II/ 45, 197, 341, 343 Chaloure, s. Les Églisottes-et-Chalaures Châlus /I/ 92, 298, 346 Chambord /I/ 114, 127, 128, 300, 328, 355, 356. /II/ 582 Champagne /I/ 27, 128, 314–316, 518. /II/ 35, 49, 88, 92, 111, 117, 175, 192, 194, 199, 205, 288, 306, 339, 358, 361, 362, 365, 366, 491, 497, 504. /III/ 81, 105 Champigny-sur-Marne /II/ 385 Champlâtreux, s. Épinay-Champlâtreux Chania /III/ 247 Chantilly (Chanteill/Chantelon) /I/ 7, 44, 297, 328. /II/ 516, 547. /III/ 51, 53, 172 Charente (Landschaft) /II/ 383. /III/ 122
282
Charente (Fluss) /I/ 342. /II/ 390, 393 Charenton-le-Pont (Charanton/Charlanton) /I/ 8, 58, 137, 146, 154, 375. /II/ 41, 193, 516. /III/ 214 La Charité-sur-Loire /I/ 171, 300, 354, 381. /II/ 48, 605 Charleroi /I/ 6, 30, 167, 315, 318, 320, 365. /II/ 362, 543. /III/ 41, 42, 46, 61, 62, 81 Charleville /I/ 491. /II/ 362 Charolles /II/ 341 Charost (Charroux) /I/ 99, 348. /II/ 424 La Chartre/Longpont-sur-Orge /I/ 132. /II/ 584, 650 Chartres /I/ 113, 281, 283, 356, 357. /II/ 46, 47, 340, 344, 386, 388, 433. /III/ 105 Château d’Oiron/Oiron /I/ 298, 335, 336. /II/ 385, 392, 573 Château de Madrid/Neuilly-sur-Seine /I/ 127, 297, 328. /II/ 41, 42, 301, 516 Château de Montrond (Mouron) /I/ 97. /II/ 426 Château de Plessis-lèz-Tours / La Riche /I/ 122 Château Gaillard / Santilly /I/ 132, 300, 357. /II/ 583 Château Le Verger / Seiches-sur-leLoir /I/ 297, 334. /II/ 385, 572 Châteaudun /I/ 113, 283. /II/ 142, 433 Châteaufort /II/ 341 Château-Gontier /II/ 388 Châteauneuf- sur-Loire /II/ 428 Châteauneuf-d’Ille-et-Vilaine /I/ 88 Châteauneuf-du-Pape (Villeneuf le Pape) /I/ 190, 301, 393. /II/ 608 Châteauneuf-du-Rhône /I/ 187, 301, 389
Register
Châteauneuf-sur-Sarthe /II/ 388 Châteauroux /I/ 96–98, 299, 347, 348. /II/ 388, 424, 426, 577 Château-Thierry (Chasteau Guery) /II/ 178, 340, 365, 636 Le Châtelet-sur-Retourne (Chatoldt), /I/ 6, 29 Châtellerault /II/ 485 Châtillon-sur-Indre /II/ 435 Châtillon-sur-Marne /II/ 178 Chatou /II/ 548 La Châtre (Le Castel) /I/ 97 Chaumont (Chaumont-en-Bassigny) /II/ 340 Chaumont-sur-Loire /I/ 114 Chavignon /I/ 7, 36, 296, 327. /II/ 545. /III/ 44, 50, 82, 180 Chelles /II/ 472 Cher (Fluss) /I/ 98, 99, 123, 348, 349, 354. /II/ 420, 424, 426–428, 435, 579 Cherasco /II/ 505 China /I/ 117 Chinon /II/ 391, 417, 435 Chirac /II/ 414 Chiusi /I/ 451 Chouzy-sur-Cisse (Schondi) /II/ 649 Cinquoratin, s. La Couture-Boussey Cîteaux /II/ 472 Città di Castello /II/ 512, 513 Civitavecchia /II/ 511, 512, 513 Clain (Fluss) /II/ 390 Clairvaux /II/ 472 Clamecy (Clansy) /I/ 113, 283. /II/ 433 Claye-Souilly (Clef) /II/ 645, 650 Clermont-(Ferrand) /I/ 346. /II/ 164, 341, 343, 419, 421, 422, 424, 482 Clermont-en-Argonne /I/ 5, 26, 27, 296, 315. /III/ 41, 46 Cléry-Saint-André /I/ 132. /II/ 428, 649
Ortsregister
Clissa/Klis b. Split /I/ 286, 291 Cluny /I/ 192. /II/ 472 Coburg /I/ 247, 309, 443, 447, 541, 543. /II/ 22, 633. /III/ 242, 272 Col de Tende /I/ 418 Collioure (Colliere) /II/ 44 Colmar/Kolmar /II/ 360. /III/ 249 Colombelles (Contonville) /I/ 9, 79 Colombiers /I/ 97. /II/ 426. /III/ 175 Comacchio /II/ 237, 511 Comminges, Pays de /II/ 400, 410 Como /I/ 432 Compiègne /I/ 37, 326, 327. /II/ 485. /III/ 44, 82 Compignano /I/ 306, 471 Concressault /II/ 424 Condé /I/ 97 Condom, Pays de /II/ 342, 343, 400, 408, 410 Conflans-Sainte-Honorine /II/ 41, 516 Corbeil/Corbeil-Essonnes /II/ 154 Cornouailles /II/ 344, 435 Cosne-Cours-sur-Loire /I/ 171, 300, 381. /II/ 424 Costigliole Saluzzo /I/ 303, 419 Coupéville (Cuppanville) /II/ 639, 644, 651 Courances (Coutrence) /I/ 8, 54, 170, 297, 300, 328, 381. /II/ 549, 605. /III/ 53 Courcelles-Chaussy (Corseil) /I/ 4, 22, 296, 313. /III/ 40 Courçon /I/ 298, 341. /II/ 574 Courtrai/Kortrijk /I/ 53, 67, 70. /II/ 195, 366, 370, 371 Courville-sur-Eure (Curville) /II/ 646 Couserans (Landschaft) /II/ 344, 410 Coutances /II/ 341, 343, 372, 376 Coutras /I/ 90, 91, 345. /II/ 405 La Couture-Boussey (Cinquoratin) /II/ 638
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Couvin /I/ 6, 29 La Crau /I/ 203, 402 Creil /I/ 8, 46, 328. /II/ 547 Crema /I/ 304, 434. /III/ 254 Cremona /I/ 432, 487, 488, 496. /II/ 175, 194 Crest /II/ 342 Creuse (Fluss) /I/ 96. /II/ 420, 424, 427, 435 Creuznach /I/ 17, 260 Crevacuore /I/ 427 Cuneo /I/ 303, 419, 420 Cuppanville, s. Coupéville Cura Carpignano /I/ 304, 434. /II/ 613 Dalmatien /I/ 286, 439. /II/ 510 Dammartin-en-Goële (Ton Martin) /I/ 7, 38. /III/ 44 Dänemark /I/ 381, 463, 484. /II/ 30, 72–74, 81, 82, 84, 86, 87, 192, 204, 228, 229, 383, 407. /III/ 77, 79 Dannenfels (Tannenfelß) /I/ 16 Danzig /I/ 86 Darmstadt /I/ 2, 15, 69, 70, 254, 257, 258, 295, 312, 332. /II/ 24, 55, 111, 117, 638, 641. /III/ 22, 25, 27, 30, 35, 39, 41, 90, 110, 129, 155, 157, 171, 199, 237, 242 Dauphiné /I/ 175, 183–187, 201, 210, 263, 277, 378, 386–388, 419, 420, 492. /II/ 25, 49, 86, 88, 91, 92, 187, 191, 198, 233, 340, 342, 437. /III/ 133, 136, 144, 219, 240 Dauphine d’Auvergne /II/ 485 Dax /II/ 342, 344, 400 Délos oder Bourg-Dieu /I/ 97. /II/ 426 Den Haag /I/ 136, 322 Derbières /I/ 187 Dertingen (Derstingen) /II/ 653
284
Desenzano del Garda (Besancano) /I/ 304, 434. /II/ 614 Deutschland / Reich /I/ 66, 94, 98, 113, 148, 161, 163, 175, 179, 200, 218, 267, 268, 278, 285, 314, 315, 321, 327, 346, 353, 354, 360, 362, 363, 373, 377, 379, 386, 389, 402, 422, 434, 463, 469, 489, 491, 494, 496, 499, 500, 517, 529, 538, 541. /II/ 11, 12, 14, 30–32, 34, 45, 47, 51, 63, 68, 69, 82, 89, 125, 129, 136, 146, 150, 151, 190, 192, 198, 205, 214, 217–219, 225, 226, 229, 230, 243, 347, 349–351, 355, 356, 358, 359, 368, 370, 372–374, 380, 392, 419, 434, 446, 450, 453, 460, 462, 484, 497, 505, 506, 515, 516, 542, 557, 569, 570, 573, 591, 643, 644, 648. /III/ 29, 36, 42, 75, 79, 85, 109, 115, 120, 122, 123, 133, 135, 136, 144, 160, 165, 172, 194, 199, 202, 208, 209, 213, 215, 217, 222, 223, 225–227, 234, 235, 249, 255, 258, 261, 263, 266, 267, 269, 271 Die /II/ 342 Dieppe /II/ 25, 43, 44, 46, 372, 373 Dieve, s. Dives-sur-Mer Digne-les-Bains /II/ 345 Dijon /II/ 45, 46, 129, 141, 341, 473 Diksmuide/Dixmude /I/ 31 Dinan /I/ 87 Dinkelsbühl /I/ 538 La Dives (Fluss) (Trouart) /II/ 562 Dives-sur-Mer (Dieve) /I/ 9, 75, 79. /II/ 561, 562. /III/ 100 La Divette (Fluss) /I/ 63, 75 Dolcè /I/ 222, 306, 494 Dol-de-Bretagne /II/ 344, 381 Dole /I/ 378. /II/ 404, 435. /III/ 247 Dombasle-en-Argonne (Tombale) /I/ 5, 26
Register
Dombes (Duché) /I/ 173, 364, 383. /II/ 162 Dominica /II/ 398 Donau (Fluss) /I/ 225, 245, 517, 538. /III/ 155 Donauwörth /I/ 245, 309, 538, 539 Donnersberg /I/ 16, 17, 259, 312 Donzère /I/ 187, 301, 389 Dora Baltea (Fluss) /I/ 304, 427 Dordogne (Fluss) /I/ 90, 342, 345. /II/ 404, 405, 409, 416, 420, 422 Dordrecht /I/ 314. /II/ 356 Dormans (Torment) /II/ 635, 636 Dorndorf /I/ 251 Douai /I/ 60, 67, 70. /II/ 45, 295, 366, 370, 371 Doué-la-Fontaine /I/ 298, 335. /II/ 48, 385, 572 Dourdan /I/ 113, 283. /II/ 433 Dover /II/ 367 Dresden /I/ 447. /II/ 48, 150, 194, 600. /III/ 86, 229 Dreux /II/ 388 Drôme (Fluss) /I/ 186 La Dronne (Fluss) /I/ 92 Dünkirchen /I/ 45, 135, 168. /II/ 46, 195, 204, 245, 368 Dun-sur-Auron (Dun-le-Roy) /II/ 424 Durtal /II/ 388 Duxmaden, s. Diksmuide/Dixmude Eauze /II/ 411 Eberbach /II/ 653 Ebersberg /I/ 237, 308, 518. /II/ 629 Eberstadt /II/ 640, 641 Écouen (Eguam) /I/ 7, 44 Écouis /I/ 9, 60, 297, 330. /II/ 552, 553 Ecures (Lescu / Escur) /I/ 123, 299, 354. /II/ 580 Eger /I/ 541 Les Églisottes-et-Chalaures /I/ 91
Ortsregister
Eisack (Fluss) /I/ 224, 225, 496, 499, 500. Eisenach /I/ 1, 11, 12, 251, 295, 312. /II/ 528. /III/ 84, 150 Eisfeld /I/ 79, 248, 309, 541, 543. /II/ 632, 633. /III/ 272, 273, 274 Ellingen /I/ 246 Elsass /I/ 230, 507, 508. /II/ 73, 200, 207, 226, 243, 287, 339, 342, 345, 359, 360, 361, 411, 480, 501. /III/ 215, 227, 234 Embrun /II/ 342, 345 England /I/ 25, 67, 81–84, 94, 98, 118, 133, 135, 145, 161, 166, 189, 195, 272, 276, 277, 280, 331, 344, 346, 353, 366, 367, 375, 376, 381, 392, 398, 463–465, 483. /II/ 25, 26, 119, 184, 201, 222, 243, 245, 293, 302, 361, 367, 370, 372–376, 379, 380, 383, 399, 403, 404, 407, 418, 419, 453, 467, 517. /III/ 56, 58, 60, 63, 75, 76, 79, 132, 133, 135, 160, 188, 202, 204, 215 Enkenbach (Imkenbach/Inckenbach) /I/ 3, 17, 260 Ensisheim /II/ 342, 359 Épernay /II/ 178 Épinay-Champlâtreux (Champlantieu) /I/ 7, 44. /II/ 547 L’Épine (Notre Dame de L’Espine) /II/ 651 Epte (Fluss) /I/ 60. /II/ 377 Erfurt /I/ 316. /II/ 245, 582. /III/ 84, 152, 218 L’Escarène /I/ 303, 417 Esdom, s. Sedan Essonnes /I/ 8, 53, 170, 297, 328. /II/ 41, 549. /III/ 53 Estenfeld (Eißerfelt) /II/ 641 Estrac, Pays d’ /II/ 410 Étampes /I/ 54, 132, 300, 357. /II/ 584, 650. /III/ 152, 167, 191
285
Étang /I/ 201 Etelli, Altedo Étoges (Estoge) /II/ 639, 645 Étréchy /I/ 132, 300, 357. /II/ 584 Etsch/Adige (Fluss) /I/ 222–224, 434, 493, 495, 496, 500. /II/ 624 Eu (Grafschaft) /II/ 377, 485, 486 Eure, s. L’Yèvre Europa /I/ 127. /II/ 12, 74, 412, 479, 482, 486. /III/ 60, 64, 222, 224 Eutingen im Gäu (Aitingen) /II/ 643, 644. Évreux (Stadt/Grafschaft) /II/ 178, 341, 343, 376, 377, 638 Fach, s. Vacha Faenza /II/ 511 Falaise (La Valese) /II/ 372 Falkenstein (Grafschaft) /II/ 349, 350 Famagusta /I/ 437 Fano /II/ 511, 513 Faule /I/ 304, 420 La Favorita (Lusthaus) /I/ 221, 222, 493 Ferentillo /I/ 472 Fermo /II/ 512 Ferrara /I/ 305, 433, 435, 440. /II/ 27, 237, 511, 512, 617, 618. /III/ 258–260, 262 La Ferrière-Harang /I/ 82 La Ferté-Bernard /II/ 646 La Ferté-Saint-Aubin /I/ 105, 299, 349. /II/ 428, 578 La Ferté-sous-Jouarre /II/ 87, 362, 365, 636, 639, 645 Filattiera (Villa Terra) /I/ 306, 474 Finale Ligure /I/ 414, 432, 474. /II/ 233, 511 Firenzuola /I/ 305, 442. /II/ 619 Flandern /I/ 19, 66, 139, 175, 180, 187, 196, 217, 268, 313, 315, 319, 326, 360, 408, 416, 478. /II/ 25, 74, 87, 189, 190, 195, 198, 200,
286
201, 214, 219, 225, 243, 295, 350, 353, 362, 363, 366, 368, 369, 380, 383, 397, 407, 419, 497, 503. /III/ 44, 122, 179, 240 La Flèche /I/ 297, 334. /II/ 49, 111, 119, 144, 340, 384, 386, 388, 482, 572, 646. /III/ 105, 112, 116, 121 Fleury-en-Bière /I/ 8, 54, 297, 328. /II/ 41, 550. /III/ 53 Fleury-sur-Andelle /I/ 9, 60 Florenz /I/ 215, 305, 412, 442–446, 449, 451–453, 457, 459–464, 466, 468, 477–480, 483, 496, 498, 522, 535, 536. /II/ 27, 197, 215, 237– 239, 246, 464, 485, 509, 510, 512, 616, 619, 621. /III/ 185, 194, 201, 209, 217, 220, 221, 229, 234, 242, 243, 249, 251, 255, 256, 258–260, 262, 264, 265, 267, 271 Flörsheim /I/ 3, 16, 259 Foix (Stadt/Grafschaft) /II/ 158, 410, 412, 413, 414 Foligno (Fuligni) /II/ 512 Fontainebleau /I/ 8, 54–57, 113, 170, 285, 297, 328, 410. /II/ 39, 41, 86, 91, 154, 434, 450, 474, 478, 516, 550. /III/ 53, 184, 200 Fontaine-de-Vaucluse /I/ 193. /II/ 44. /III/ 77 Fontan /I/ 303, 417, 418 Fontarrabie/Hondarribia /II/ 497 Fontenay-le-Comte /II/ 388, 391 Forbach /I/ 4, 21, 296, 313. /III/ 40 Forchheim /I/ 247, 309, 541 Forez (Landschaft) /II/ 341, 420 Forges-les-Eaux /II/ 375 Forlì /II/ 511 Fornovo di Taro /I/ 215, 306, 474, 475. /II/ 623. Foug /II/ 358, 364
Register
Franche-Comté /I/ 72, 169, 391, 507. /II/ 25, 192. /III/ 164, 172, 202, 220 Francolino /I/ 440 Franken /I/ 321, 327. /II/ 639, 642. /III/ 85, 110 Frankenhausen /III/ 85 Frankfurt am Main /I/ 39, 113, 119, 127, 145, 155, 167, 175, 182, 190, 207, 255, 285, 328, 329, 332, 371, 443, 523. /II/ 24, 26, 27, 48, 87, 111, 117, 380, 434, 505, 516, 518, 520, 521, 525, 526, 541, 605, 611, 642. /III/ 18, 25, 28–30, 32, 34, 35, 36, 74, 88, 112, 182, 184, 195, 202, 209, 211, 221, 222, 224, 229, 231, 234, 241, 270 Frankreich / Königreich /I/ passim. /II/ passim. /III/ passim Frauensee /I/ 1, 12, 251 Frauenwald /III/ 272 Freising /II/ 19 Fréjus /I/ 302, 410, 413. /II/ 345 Fresnes-en-Tardenois (Tesmes) /II/ 636 Fresnes-en-Woëvre /I/ 5, 26 Freudenstadt /II/ 644. /III/ 103 Freyming (Fremain/ Freimaing) /I/ 4, 22. Friaul /I/ 438. /II/ 237, 511, 513 Friedberg /I/ 242, 532 Friedenstein /I/ 429. /II/ 29, 104, 108, 120. /II/ 532, 539, 654. /III/ 11, 16, 17, 19, 36, 57, 62, 70, 87, 114, 119, 128, 129, 138, 147, 149, 150, 154, 158, 167, 168, 183, 186, 195, 196, 210, 222, 229, 232, 233, 237, 238 Friesland /I/ 391 Fromentières /II/ 651 Fronsac /I/ 90, 91, 345. /II/ 405 Frontenay-Rohan-Rohan /I/ 341
Ortsregister
Frontignan /I/ 200, 400, 401. /II/ 44, 49. /III/ 77 Fulda (Fluss) /I/ 13, 252 Fulda /I/ 1, 13, 252, 445. /III/ 24, 263 Furen, s. Veurne/Furnes Fürstenfeldbruck (Bruck) /I/ 242, 308, 532 Fusina /I/ 305, 435 Gap /II/ 342, 345 La Gapeau /I/ 413 Gard/Gardon (Fluss) /I/ 194, 396 Gardolo di Mezzo /I/ 495 Garonne (Fluss) /I/ 90, 275, 276, 342, 345, 400, 401. /II/ 46, 49, 203, 393, 403, 406, 407, 409, 410, 414, 416 Gascogne /I/ 342, 343. /II/ 46, 177, 340, 342, 375, 392, 394, 400, 404, 406, 410–412, 414, 420 Gastinois /I/ 113, 170, 285, 352, 381. /II/ 434 Gehaborn b. Leeheim (Gehbohrn, Geborn) /I/ 2, 15, 258 Gelnhausen /I/ 2, 14, 253, 295, 312. /III/ 24 Genf /I/ 175, 392. /II/ 25, 39, 43, 49, 129, 141, 344, 419. /III/ 133, 139, 144, 155, 165, 222, 231, 232, 238, 249, 250 Gent /I/ 67. Genua /I/ 190, 213, 408, 414, 418, 432, 462, 469, 472, 473, 533. /II/ 199, 215, 233–235, 242, 352, 509, 510, 511. /III/ 201, 220, 269 Gerau, Groß-Gerau /I/ 2, 15, 258 Gére (Fluss) /I/ 184 Gernsheim /II/ 641 Gévaudan /II/ 413, 414 Gex /II/ 341 Gien /I/ 113, 283 Gießen /I/ 256
287
Gisors /II/ 341, 376 Gissalar, s. Guécélard Glandèves /II/ 345 Göllheim (Gellenheimb/Gehlheim) /I/ 3, 16, 17, 259, 260, 295, 312. /III/ 38, 40 Gonfaron (Huanferon) /I/ 302, 413 Gonzaga /I/ 221, 493 Göppingen /III/ 270 Görtz (Grafschaft) /II/ 511 Gossensaß (Goßinte) /I/ 225 Gotha /I/ 1, 11, 12, 33, 69, 106, 125, 130, 135, 146, 153, 154, 248, 251, 309, 310, 332, 355, 429, 447, 543, 544. /II/ 100, 515, 525, 528, 543, 627, 633, 637. /III/ 33, 37, 59, 78, 80, 86, 92, 110, 111, 128, 142, 156, 170, 201, 241, 263, 272 Gourdon /II/ 413 Gradisca d’Isonzo /I/ 289 Gräfenhausen/Weiterstadt /I/ 255 Gran/Hron /II/ 21 La Grande Chartreuse /II/ 44–46, 86, 91. /III/ 77 Les Grands-Chézeaux /I/ 95, 299, 347. /II/ 576, 577, 655 Gray /III/ 247 Graz /I/ 499 Gré, s. Gray Grenoble /I/ 278, 350, 371, 388. /II/ 39, 44–46, 129, 141, 191, 342, 344, 484, 505. /III/ 77, 184, 185 Grevelingen/Gravelines /I/ 270. /II/ 368, 397 Gries am Brenner /I/ 226, 307, 501. /II/ 626 Groß Glogau/Głogów /II/ 21 Großentaft /I/ 1, 12, 252 Grünsfeld /II/ 515 Guastalla /I/ 220, 485, 487. /II/ 624 Guchen, s. Buchen Guécélard (Gissalar) /II/ 646
288
Guémené /II/ 185 Guernsey /I/ 84 Guienne /I/ 109, 263, 277, 336, 343, 344. /II/ 25, 88, 92, 182, 184, 340, 342, 378, 394, 400. /III/ 74, 96, 131, 134 Guignemicourt /II/ 367 Guntersblum /I/ 3, 16, 259, 295, 312 Hagenau /II/ 342, 360 Hall in Tirol /I/ 232, 308, 507–509. /II/ 626 Hamburg /I/ 113, 285, 331. /II/ 87, 364, 372, 434, 437. /III/ 74, 184, 224, 229 Harcourt (Grafschaft) /II/ 377 Harfleur /I/ 76, 333. /II/ 201, 485 Haudainville (Hau Dieumont) /I/ 5, 26 Haute-Vigneulles /I/ 4, 22 Havre de Grace/Le Havre /I/ 9, 75– 77, 333, 360. /II/ 44, 46, 201, 286, 293, 372, 376, 427, 557, 560–562. /III/ 97, 98, 100, 102, 106 Hédé /I/ 88. /II/ 566 Heidelberg /I/ 186, 255, 388. /II/ 24, 653. /III/ 129 Heilbronn /II/ 515. /III/ 104 Heiliges Land /I/ 287 Hellbrunn /I/ 233, 235. /II/ 629 Hennegau (Hainaut) /I/ 23, 315, 318, 324, 329. /II/ 25, 225, 243, 362, 366, 369. /III/ 50, 54, 57, 61–63, 92 Herbéviller (Hodanville) /II/ 640 Herbitzheim /II/ 352 Herrenberg /III/ 249 s’-Hertogenbosch /I/ 341 Hesdin /II/ 191 Hessen /II/ 17 Hiers-Brouage /I/ 342. /II/ 44, 46, 47, 200, 293, 393, 399 Höchst /I/ 2, 14
Register
Hodanville, s. Herbéviller Holland, s. auch Niederlande /I/ 20, 25, 34, 67, 81, 82, 86, 99, 113, 145, 189, 209, 210, 261, 272, 273, 285, 331, 353, 375, 391, 408, 463, 465, 469, 480, 484. /II/ 25, 147, 197, 214, 222, 228, 229, 244, 293, 361–363, 369, 370, 374–376, 379, 380, 383, 404, 407, 419, 434, 517. /III/ 75, 76, 79, 120, 122, 124, 137, 160, 175, 188, 202, 208, 250 Holstein /I/ 334, 542. /II/ 41, 47, 143. /III/ 108 Holzhausen /I/ 236, 517 Homburg /I/ 3, 18, 261, 295, 313. /II/ 55, 350, 351. /III/ 33 Homburg/Ohm /III/ 150 Honfleur /I/ 9, 75, 76, 79, 333. /II/ 485, 561. /III/ 98, 100, 101 Houaron, s. Château d’Oiron Hünfeld /I/ 1, 13, 252 Hurepoix (Landschaft) /I/ 57, 381. /II/ 423. Hütschenhausen (Itschenhausen) /I/ 3, 20. Hyères (Higeres) /I/ 302, 412, 413. /II/ 610. /III/ 243 Ichtershausen /I/ 309, 543. /II/ 633. /III/ 272, 274 Île d’Oléron /II/ 44, 46, 389, 393, 398, 399 Île de Chauvet /II/ 389 Île de Faisans /II/ 404, 497. /III/ 36 Île de Re /I/ 270, 271, 279. /II/ 200, 287, 393, 395, 398 Île-Bouchard /II/ 648, 649 Île-d’Yeu /II/ 389 Île-de-France /I/ 128. /II/ 340, 365, 366, 377, 437, 478 Ilmenau /I/ 309, 543. /II/ 633 Ilz (Fluss) /I/ 524 Imola /II/ 511
Ortsregister
Indien /I/ 86, 289, 373, 399, 463. /II/ 370, 404 Indre (Fluss) /I/ 96, 97. /II/ 420, 426 Ingelfingen /III/ 104 Ingolstadt /I/ 539. /III/ 185 Ingrandes /II/ 388 Inn (Fluss) /I/ 225, 229, 236, 500, 517 Innsbruck /I/ 223, 224, 226, 229, 231, 232, 308, 435, 479, 496, 499, 501–503, 506, 508, 511, 534. /II/ 19, 27, 625, 626, 629, 631. /III/ 227, 266, 269, 272, 273 Irland /I/ 84. /II/ 380, 407 Isar (Fluss) /I/ 241, 517 Isère (Fluss) /I/ 185, 388. /II/ 416, 607 L’Isle (Fluss) /I/ 90, 345 L’Isle-en-Dodon /II/ 410 L’Isle-sur-la-Sorgue /I/ 395 Isles-sur-Suippe (Il) /I/ 6, 29 Isny /I/ 496. /II/ 628 Issoire /II/ 421 Issoudun (Ylsoldun) /I/ 98, 99, 299, 348. /II/ 424, 426, 577 Istrien /I/ 439 Italien /I/ 85, 92, 94, 100, 117, 121, 136, 153, 161, 173, 175, 209, 213, 225, 249, 268, 274, 279, 310, 346, 352, 376, 378, 386, 388, 389, 393, 395, 397, 410, 412, 414, 416, 419, 423, 428, 433, 442, 456, 469, 471, 473, 475, 478, 479, 490–493, 496, 499, 500, 504, 512–514, 518, 519, 526, 535, 537, 542. /II/ 27, 31, 45, 194, 201, 221, 225, 230–234, 370, 383, 398, 407, 412, 419, 435, 442, 453, 463, 480, 484, 492, 500, 501, 503, 505, 506, 509–511, 513, 541, 542, 617. /III/ 120, 122, 157, 165, 184, 194, 197, 199, 201, 202, 209, 211, 213, 214, 217, 219–222, 227,
289
228, 230, 233–235, 238, 239, 244, 268, 269 Jena /I/ 146. /III/ 12 Jersey /I/ 84, 87 Jerusalem /I/ 115, 229, 246, 341. /II/ 448, 481 Jever (Herrschaft) /III/ 88 Joinville /II/ 185 Jugeals-Nazareth /II/ 413 Jülich /III/ 202, 225 Jungenheim /I/ 257 Juvisy-sur-Orge /I/ 170 Kahl am Main /I/ 14, 254 Kaiserslautern /I/ 3, 17, 18, 260, 261, 295, 313. /III/ 33, 38, 40 Kaisheim / Kaisersheim /I/ 245, 309, 538. /II/ 631 Kaltenbrunn (Kaltenherge) /I/ 247, 309, 542. /II/ 632 Kaltenhausen/Hallstein /I/ 235, 515. /II/ 629 Kanarische Inseln /I/ 399 Kärnten /I/ 225, 514 Karthago /I/ 461, 466 Kassel /I/ 15, 31, 254, 320, 343. /II/ 230 Kastilien /II/ 218 Katalonien /I/ 175, 197, 360, 413, 484. /II/ 25, 194, 199, 219, 225, 243, 295, 462, 480, 493. /III/ 120, 122, 126, 224, 231, 240 Kefalonia /I/ 439 Kempen /II/ 192 Kiel /I/ 334. /II/ 143, 570. /III/ 108 Kirchdorf in Tirol /I/ 510 Kirchenstaat / Patrimonium Petri /II/ 511, 512, 513 Kirchhasel /I/ 1, 12, 252, 295, 312. /III/ 24 Kirchheimbolanden /I/ 17, 260. /III/ 33
290
Kirchschlag /II/ 22 Kirkel (Kiechel) /I/ 4, 20, 261 Kissingen (Bad) /II/ 654 Klausen/Chiusa /I/ 224, 307, 499 Kleve /III/ 205 Kniebis /II/ 644. /III/ 103 Koblenz /II/ 347 Kochersberg /II/ 361 Kollmann/Colma /I/ 224, 307, 498. /II/ 625 Köln (Stadt/ Erzbistum/ Kurfürstentum) /I/ 124, 211, 463, 530. /II/ 26, 192, 220, 229, 360, 451, 496, 497. /III/ 215, 271 Komorn / Komárom (Comorrha) /II/ 20 Königsberg in Franken /I/ 332. /II/ 372, 637–643, 645, 647. /III/ 75, 78, 95, 96, 110, 113, 132, 146 Konstantinopel /I/ 115, 229, 287, 292, 437, 445, 464, 465. /II/ 448 Kopenhagen /II/ 85, 87. /III/ 261, 263 Korfu /I/ 439 Korsika /I/ 461. /II/ 509 Kosel/Kozly /II/ 21 Krain /II/ 22 Krempe /I/ 161 Krems (Chramß) /II/ 24 Kreuz/Krížová Ves (Creutz) /II/ 21 Kronach /I/ 542 Krumbach /II/ 22 Kufstein /I/ 231 Kundl /I/ 308, 510. /II/ 628 Lago di Garda /I/ 434 Laives/Leifers /I/ 307, 496 Lamotte-Beuvron /I/ 105, 299, 349. /II/ 578 Landes /II/ 400 Landstuhl /I/ 3, 18, 261, 295, 313. /II/ 351. /III/ 33
Register
Langennerie/Chevilly /I/ 132, 300, 357. /II/ 583 Langres (s. Laon) /II/ 340, 343, 365 Languedoc /I/ 110, 117, 127, 175, 182, 185, 189, 193, 195, 197, 200, 201, 277, 281, 342, 344, 378, 381, 386, 396, 397, 401, 405, 406. /II/ 25, 43, 46, 69, 88, 92, 157, 161, 164, 182, 188, 192, 214, 221, 224, 306, 340, 390, 394, 400, 406–408, 410, 413, 414, 420, 437, 483, 490. /III/ 74, 96, 133, 136, 154, 227, 240 Lansargues /II/ 341 Laon /I/ 7, 36, 296, 326. /II/ 340, 344, 545. /III/ 44, 50 Lapalisse/Château de La Palice /I/ 173, 301, 383 Lapalud /I/ 187, 301, 389 Lauzerte /II/ 413 Laval /II/ 380 Laval-Morency (Lavable) /I/ 6, 29 Lavaur /II/ 344 Lavis / Laif /I/ 223, 495 Layrac (Lainac) /II/ 410 Lech (Fluss) /I/ 242, 517, 532, 534 Lectoure /II/ 341, 344, 410, 411 Leeheim /I/ 258 Leiden /I/ 400. /II/ 214, 367. /III/ 124 Leipzig /I/ 113, 285. /II/ 380, 434 Léon /II/ 435 Lescar /II/ 344 Lescu, s. Ecures Leucate /II/ 44, 203, 407 Leuchtenberg /I/ 530 Levante /I/ 208, 209, 290, 353, 411, 465, 466. /II/ 215, 383, 398. /III/ 172 Lewenz / Levice (Leventz) /II/ 21 Liancourt /I/ 8, 45, 297, 328. /II/ 41, 195, 547. /III/ 51, 53
Ortsregister
Libourne /I/ 90–92, 298, 342, 345. /II/ 404, 416, 576 Lido /I/ 436, 438. /II/ 511. /III/ 257 Ligny /II/ 35, 87, 361 Ligny-en-Barrois /II/ 639 Lille (L’Isle) /I/ 72, 73, 74, 319. /II/ 366, 370, 371 Limbach /I/ 3, 20, 261 Limiers / Vrigny /III/ 123 Limburg /II/ 362 Limoges /I/ 92, 93, 94, 95, 298, 344– 347. /II/ 44, 342, 343, 417–420, 424, 575, 576, 655. /III/ 77, 125, 134 Limone Piemonte /I/ 303, 419 Limosin /I/ 92, 93, 279. /II/ 25, 88, 92, 178, 340, 388, 400, 410, 414, 416–418, 420, 422. /III/ 131, 134 Lindau /II/ 18 Linz /I/ 496 Lisieux /II/ 343, 376, 638 Lisle /II/ 416 Lissabon /I/ 272 Lissaro /I/ 305, 435. /II/ 614 Livorno /I/ 211, 305, 408, 449, 456, 461, 464–469, 496. /II/ 511, 621. /III/ 255, 262, 264, 265, 267, 269 Livron-sur-Drôme /I/ 186 Lixheim /II/ 644 Lixingen / Lixing-lès-Rouhling /II/ 352, 353 Loches /II/ 435 Lodève /II/ 343 Lodi /I/ 304, 432, 434. /II/ 613. /III/ 251, 254 Lofer /I/ 308, 511. /II/ 628 Loiano /I/ 305, 442. /II/ 619 Loigy, s. Allogny Loir (Fluss) /II/ 384, 388, 435 Loire (Fluss) /I/ 105, 106, 115, 121– 123, 126, 132, 170–173, 263, 331, 344, 352, 354, 381, 383, 386. /II/
291
39, 44, 45, 48, 49, 66, 74, 88, 92, 118, 141, 380, 384, 387, 390, 391, 417, 424, 428, 434, 435, 572, 583, 606. /III/ 67, 74, 77, 96, 97, 106, 112, 117, 119, 122, 123, 125, 127, 134 Lombardei /I/ 418, 434, 438, 475, 485. /III/ 164, 165, 234 Lombez /II/ 344, 410 London /I/ 122, 135, 166, 392. /III/ 135, 205 La Longueville /II/ 634 Longeville-lès-Metz /I/ 4, 25 Longeville-lès-Saint-Avold /I/ 4, 22 Longjumeau /I/ 132, 300, 357. /II/ 584 Longué-Jumelles /I/ 298, 334. /II/ 572 Longueville (Herzogtum) /II/ 377 Longueville-en-Barrois /II/ 651 Loreto /I/ 447. /II/ 511, 513 Loriol-sur-Drôme /I/ 186, 301, 389 Lot (Fluss) /II/ 409 Lothiers /I/ 96 Lothringen (Herzogtum) /I/ 19, 261, 315, 332, 356, 524. /II/ 35, 45, 87, 129, 162, 163, 171, 205, 225, 226, 230, 245, 339, 342, 345, 347, 349–356, 358, 361, 365, 366, 490, 643, 644. /III/ 25, 81, 93, 132, 135, 164, 173, 175, 188, 234 Loudun /I/ 263, 298, 336. /II/ 435 Louvois (Marqisat) /II/ 504 Louvres (Louver) /I/ 8, 47. /II/ 548 Lübeck /II/ 73, 82, 87 Lucca /I/ 213, 305, 408, 461, 468– 471, 486, 496. /II/ 27, 509, 510, 622. /III/ 220, 255, 262, 265, 267, 269 Luçon /II/ 343, 388 Lueg /I/ 225, 500 Lüneburg /I/ 518
292
Lunéville /II/ 87, 352, 515, 640. /III/ 124 Lusignan /I/ 99, 298, 341. /II/ 388, 573 Lüttich (Stadt / Bistum) /I/ 315, 318. /II/ 347. /III/ 47 Lützen /II/ 475 Luxemburg /I/ 23–25, 315, 319. /II/ 189, 205, 219, 225, 243, 295, 355, 357, 358, 362, 366, 369. /III/ 40, 46, 202 Luynes /I/ 122 Luzarches (Oufarge / Usarge) /I/ 7, 44. /II/ 547 Luzzara /I/ 220, 487, 488 Lyon /I/ 58, 93, 94, 113, 117, 123, 170, 172, 174–178, 182, 183, 186, 187, 190, 201, 207, 285, 301, 346, 350, 353, 364, 373, 381, 383, 384, 386–389, 393, 407, 421, 473. /II/ 25, 27, 37, 43–49, 129, 141, 162, 177, 183, 202, 205, 217, 221, 341, 343, 363, 419, 434, 449, 454, 461, 469, 483, 485, 487, 492, 503, 508, 597, 604–607, 610. /III/ 51, 53, 55, 70, 77, 133, 139, 144, 165, 184, 185, 200, 201, 206, 214, 216–219, 222–224, 226–231, 233, 235, 236, 238–240, 243, 245 Lyonnais /I/ 174, 176, 364. /II/ 25, 88, 92, 340, 420, 437 Maas (Fluss) /I/ 20, 261, 384. /II/ 347, 355, 358, 362, 410 Maastricht /II/ 347 Macerata /II/ 512 Mâcon /II/ 341, 343 Madagaskar /I/ 341. /II/ 215, 245, 398 Madrid /I/ 346. /II/ 473, 506. /III/ 126 Magdeburg /I/ 380
Register
Magny-en-Vexin /I/ 9, 60, 297, 330. /II/ 478, 552, 553 Magra (Fluss) /I/ 214, 306, 473. /II/ 622 Maguelone / Villeneuve-lès-Maguelone /I/ 200 Mähren /II/ 21 Mährisch Sternberg / Šternberk /II/ 21 Mailand /I/ 46, 304, 380, 425–429, 431–433, 439, 442, 473, 474, 481, 486, 487, 491, 496, 536. /II/ 27, 175, 219, 233, 235, 236, 240, 511, 612, 613. /III/ 185, 201, 234, 244, 250, 251, 253, 254 Maillezais /II/ 343, 388 Main (Fluss) /I/ 14, 254, 542. /II/ 632. /III/ 110 Maine (Fluss) /II/ 384, 387, 388 Maine (Herzogtum / Landschaft) /I/ 127. /II/ 275, 339, 377, 379, 388 Mainz (Stadt / Erzbistum / Kurfürstentum) /I/ 17, 260, 517. /II/ 229, 245, 360. /III/ 124, 190 Maison Rouge/Aufferville /I/ 170, 300, 381 Maison Rouge/Bonnac-la-Côte /I/ 298, 347. /II/ 576, 655 Maisons-Laffitte / Château de Maison /I/ 8, 50, 297, 328. /II/ 41, 86, 91, 548. /III/ 53 Maissac /II/ 413 Makedonien /I/ 20 Malalbergo /I/ 305, 441 Malamacco /I/ 305, 436, 440. /II/ 511 Mälarsee (Mehlerße) /II/ 86 Mallorca /II/ 380 Malta /I/ 206, 210, 402, 462, 466. /II/ 511 Mammendorf (Ammersdorf) /I/ 242, 309, 532. /II/ 630 Manheulles (Monhur) /I/ 5, 26
Ortsregister
Le Mans /II/ 46, 47, 119, 341, 344, 384, 385, 386, 435, 646. /III/ 105 Mantes-la-Jolie /II/ 340 Mantua (Stadt/Herzogtum) /I/ 220, 221, 371, 419, 481, 485–487, 489– 491, 493, 496. /II/ 239, 240, 495, 509, 510, 512, 623–625. /III/ 255, 262, 264, 266, 268, 269 Marbach /I/ 1, 13, 252 Marburg /II/ 17, 18 La Marche /I/ 95, 96, 127. /II/ 340, 341, 416, 420, 427. /III/ 134 Marchéville-en-Woëvre /I/ 5, 26. /II/ 358 Marchienne-au-pont (Marsin au Pont) /I/ 30, 296, 318, 320. /III/ 47 Marco /I/ 222, 307, 494 Maremma /I/ 451 Marennes (Maraine) /II/ 47, 393, 397, 399 Mariembourg /I/ 6, 29, 317. /II/ 362. /III/ 41, 46 Marienburg (b. Würzburg) /III/ 63 Marksuhl /I/ 1, 12, 251 Marktsteinach /II/ 641 Marle (Fluss) 36 Marle /I/ 7, 36, 296, 326. /II/ 545. /III/ 82 Marmirolo /I/ 221, 493 Marmoutier (Kloster) /I/ 116, 119, 299, 354. /II/ 472 Marne (Fluss) /II/ 49, 194, 364, 636, 639 Marsal /II/ 230, 245, 349 Marseille /I/ 205, 206, 208, 209, 302, 381, 386, 388, 389, 401, 405–411, 466. /II/ 38, 43–46, 49, 166, 227, 273, 345, 363, 383, 435, 498, 609. /III/ 77, 137, 184, 222, 240, 241, 243, 246, 252 Mars-la-Tour (Malatour) /I/ 5, 25, 296, 314. /III/ 41
293
Martinique /II/ 398 Massa /I/ 213, 306, 472. /II/ 622 Massarosa /I/ 306, 471 Matrei am Brenner /I/ 226, 307, 501 Mattarello /I/ 222, 307, 494 Maubourguet /II/ 411 Mauls/Mules /I/ 225, 307, 499 Mauves-sur-Loire /II/ 567 Mayenne /II/ 201 Meaux /I/ 151. /II/ 35, 87, 340, 344, 365, 636, 639, 645, 650. /III/ 173, 188 Mechelen /III/ 105 Mehun-sur-Yèvre /II/ 424 Melibokus /I/ 257 Mellrichstadt /II/ 515 Melun /I/ 8, 54, 57, 58, 297, 328. /II/ 154, 340, 550. Menars (Munar) /I/ 114 Mende /II/ 343, 414, 424 Mennecy (Villeroy) /I/ 8, 54, 297, 328. /II/ 516, 549. /III/ 53 Meraviglia /I/ 489 Merkers-Kieselbach /I/ 251 Merlebach /I/ 4, 22 Le Mesnil-Aubry (Meniaubre) /I/ 7, 44 Messel /I/ 254 Messin, Le Pays /I/ 315 Messina /I/ 117. /II/ 435 Mestre (Maestro) /II/ 238 Metz /I/ 4, 22, 24, 25, 64, 109, 146, 296, 313, 314, 332, 387. /II/ 55, 111, 117, 129, 150, 184, 185, 238, 243, 339, 342, 345, 347, 349, 355– 358, 361, 376, 429, 496, 516, 533, 535. /III/ 28–31, 33, 38, 41, 46, 51, 60, 61, 66, 81, 90, 172, 173, 181, 200 Meudon /II/ 36, 86, 91 Meung-sur-Loire (Men) /I/ 114 La Meurthe (Fluss) /II/ 347
294
Mézières /II/ 362 Mienne-le-Chatel/Myennes /I/ 171 Miesau (Niese) /I/ 3, 20 Miltenberg (Mildenburg) /II/ 641 Mincio (Fluss) /I/ 489 Minorca /II/ 380 Miramont-de-Guyenne /II/ 416 Mirandola /II/ 512 Mirepoix (Stadt / Herrschaft) /II/ 344, 414 Mirepoix-sur-Tarn /I/ 279 Mirmande /I/ 186 Mitry-Mory (Meni) /I/ 7, 38. /II/ 546. /III/ 44 Mittelmeer /I/ 208, 400, 401, 407. /II/ 67, 215, 383, 435, 511, 512. /III/ 236 Mittewald / Mezzaselva /I/ 225, 307, 499 Modena /I/ 371, 479, 483, 487, 488. /II/ 27, 236, 237, 509–512. /III/ 255 Moissac (Maissac) /II/ 44 Molfetta /I/ 487 Mömpelgard /II/ 25, 230. /III/ 249 Monaco /I/ 210, 303, 414, 417. /II/ 198, 233, 510, 511 Moncalieri /I/ 304, 421 Mondeville /I/ 79 Mondragon /I/ 301, 390 Monnerville /I/ 132, 357. /II/ 583 Mons /I/ 35, 324, 326. /II/ 543, 634, 635. /III/ 52, 55, 58, 63, 80, 82 Monsheim (Motsheim) /I/ 3, 16, 259 Le Mont Dore /II/ 422 Mont Saint-Michel /I/ 82–86, 333. /II/ 44, 45, 47, 376, 377, 565, 566. /III/ 106, 109 Montargis /I/ 109, 113, 170, 283, 300, 381. /II/ 37, 433, 491, 605 Montauban /II/ 44, 222, 341, 344, 413
Register
Montbaltruy (Montpardoux) /I/ 96, 299, 347 Montbazon /II/ 435 Montceaux-lès-Meaux /II/ 86, 91, 365 Montcenis /II/ 341 Montdidier /II/ 340, 366 Monte Gargano /I/ 84 Montech /II/ 413 Montefiascone /II/ 513 Monteggiori (Montignosa) /I/ 213, 306, 471 Montel-de-Gelat /II/ 421 Montélimar /I/ 187, 301, 389. /II/ 39, 49, 342. /III/ 243 Montelungo /I/ 474 Montepulciano /I/ 451 Monterufoli /I/ 451 Montfaucon-en-Berry /I/ 97 Montferrand, s. Clermont-Ferrand Montferrat/Monferrato /I/ 420, 427, 432, 490–492. /II/ 27, 232. /III/ 253 Montgomery (Grafschaft) /II/ 377 Montichard /II/ 435 Montlivault /I/ 132, 300, 357. /II/ 583 Montlouis-sur-Loire /I/ 116, 123 Montmédy /I/ 25. /II/ 205, 362 Montmélian /II/ 39 Montmirail (Mommire) /II/ 35, 87, 639 Montpellier /I/ 196, 197, 199, 200, 302, 350, 399, 400, 408. /II/ 38, 44, 45, 47, 49, 86, 87, 91, 92, 143, 341, 343, 608. /III/ 133, 136, 155, 230, 240, 243 Montpensier (Fürstentum) /II/ 421, 486 Montramito /I/ 306, 471 Montréal /II/ 410 Montréjeau (Montgeau) /II/ 410
Ortsregister
Montreuil /II/ 173, 367 Montreuil-Bellay /II/ 388 Moretta /I/ 304, 420 Morlaàs (Morlais) /II/ 412 Mornas /I/ 187, 301, 390 Morterolles sur Semme /I/ 95, 299, 347. /II/ 576, 655 Mosel (Fluss) /I/ 22, 25. /II/ 347, 640 Moskau /I/ 447. /II/ 404, 407. /III/ 205 Moulins /I/ 172, 173, 300, 382. /II/ 37, 43, 341 Moulins-lès-Metz /I/ 4, 25 Mouzon (Mudon) /II/ 362 Moyenvic /II/ 205, 349 Mühlberg /III/ 84 Mühlhausen /I/ 331. /II/ 372 Muides-sur-Loire /I/ 132 Mümpelgart, s. Mömpelgard München /I/ 237, 240–242, 267, 308, 435, 436, 496, 499, 510, 518, 520, 522, 526, 527, 532, 536. /II/ 19, 27, 629, 630. /III/ 185, 269, 271, 273 Münnerstadt /II/ 515 Münster /II/ 201, 505 Murano /I/ 436, 437, 438. /II/ 614. /III/ 257 Murat /II/ 421 Muret /II/ 410 Le Muy /I/ 302, 413. /II/ 610 Namur /I/ 23, 315, 318, 326. /II/ 225, 243, 344, 362. /III/ 50 Nançay /I/ 104, 299, 349. /II/ 428, 578 Nancy /I/ 19, 332. /II/ 35, 87, 345, 347, 351, 352, 357, 358, 515, 640, 644, 652. /III/ 124 Nantes /I/ 89, 94, 113, 285, 333, 346, 352. /II/ 25, 44–46, 141, 144, 222, 342, 344, 363, 379–383, 419, 434,
295
435, 450, 471, 567. /III/ 74, 91, 106, 109 Nanteuil-le-Haudouin (Nantrville) /I/ 7, 38, 296, 328. /II/ 546. /III/ 44 Narbonnaise /II/ 88, 92 Narbonne /I/ 400, 401. /II/ 44, 46, 343, 407. /III/ 77 Narni /II/ 512, 513 Navarra /I/ 278. /II/ 157, 158, 189, 198, 342, 394, 400, 412, 500 Navarrenx (Navarins) /II/ 412 Nay /II/ 412 Nazareth, s. Jugeals-Nazareth Neapel /I/ 175, 219, 456, 472, 474, 485, 487. /II/ 53, 171, 172, 182, 219, 235, 500, 509, 511–513. /III/ 252 Neckar (Fluss) /I/ 499 Neckarsteinach /II/ 653 Nemours /I/ 269. /II/ 174 Nérac /II/ 222, 409 Neuburg (Pfalz-Neuburg) /II/ 229. /III/ 169, 187, 188, 192, 202, 225 Neuchâtel /II/ 185 Neuhäusel / Nové Zámky /II/ 20 Neuhof /I/ 1, 13, 252, 295, 312. /III/ 24 Neumarkt / Egna /I/ 223, 495. /II/ 625 Neunkirchen /II/ 641 Neutra / Nitra /II/ 21 Neuville /I/ 6, 30 Neuviller-sur-Moselle (Neuville) /II/ 644 Neuvy-sur-Barangeon (Neufuy) /I/ 104 Nevers /I/ 105, 172, 173, 300, 316, 381, 382, 389. /II/ 37, 45, 86, 91, 201, 343, 605 Nice / Nizza /I/ 303, 414–418, 426, 427. /II/ 233, 345, 511, 610. /III/ 240, 241, 244
296
La Nied Française (Wälsche Nide) /I/ 22 Niederlande (spanische) /II/ 239, 361, 542. /III/ 41, 58, 61–63, 126, 150, 164 Niederlande /I/ 314, 331, 341, 346, 356, 381, 427, 530. /II/ 30, 53, 87, 129, 171, 205, 218, 223, 224, 230, 231, 243, 244, 245, 356, 367, 368, 370, 404, 462, 569, 575. /III/ 29, 56, 59, 60, 132, 135, 160, 164, 215, 229 Niederlauer (Nieders) /II/ 654 Nieder-Roden/Rodgau /I/ 254 Nil (Fluss) /II/ 353 Nîmes /I/ 194–196, 201, 302, 390, 397, 398. /II/ 38, 39, 44, 48, 86, 91, 608. /III/ 77, 133, 136, 240, 243 Niort /I/ 341. /II/ 201, 286, 341, 343, 388, 389 Nivernais /I/ 381, 382, 389. /II/ 423 Nogaro /II/ 411 Nogent-le-Rotrou (Nossans) /II/ 646 Noirmoutier /II/ 389 Nontron /II/ 415 Noppenau, s. Oppenau Nordendorf /I/ 245. /II/ 631 Nördlingen /I/ 144, 538, 539. /II/ 197 Norica /II/ 512 Normandie /I/ 62, 75, 81, 84, 86, 127, 128, 277, 331, 333, 364. /II/ 25, 39, 45, 49, 69, 88, 92, 119, 192, 306, 339, 341, 366, 372–378, 381, 383, 385, 472, 485. /III/ 53, 70, 75, 85, 131, 175 Norwegen /II/ 372, 407 Nossans, s. Nogent-le-Rotrou Notre Dame de L’Espine, s. L’Épine Nouan (Noyan) /I/ 132, 300. /II/ 583 Nova Francia /II/ 398
Register
Novara /I/ 304, 427, 432, 486. /III/ 253 Novion-Porcien (Nouvian) /I/ 6, 29 Noyon /II/ 344 Nozay /I/ 89. /II/ 567 Nuits-Saint-Georges /II/ 341 Nürnberg /I/ 238, 245–247, 309, 496, 517, 523, 526, 536, 539–541. /II/ 26, 27, 380, 516, 631, 632, 633. /III/ 138, 139, 140, 185, 201, 269, 272, 273 Nyons /II/ 342 Oberhof /II/ 654 Oberkirchen /II/ 644 Oberndorf in Tirol /I/ 308, 510 Odenwald /II/ 641. /III/ 129 Oder (Fluss) /II/ 21 Oedenburg / Sopron /II/ 24 Ofen / Buda /I/ 228 Öhringen (Onringen) /II/ 643. /III/ 104 Oise (Fluss) /I/ 46. /II/ 366, 547 Oldisleben /III/ 85 Ollières /II/ 609 Ollioules /I/ 411 Olmütz / Olomouc /II/ 21 Oloron /II/ 344 Onringen, s. Öhringen Oppeln / Opole /II/ 21, 365 Oppenau (Noppenau) /II/ 644 Oppenheim /I/ 3, 16, 258, 295, 312. /II/ 55. /III/ 33, 38, 40, 81 Orange /I/ 187–190, 193, 301, 390– 393, 398. /II/ 39, 44, 49, 86, 91, 184, 607, 608. /III/ 77, 184, 240, 243 Orbetello /I/ 461. /II/ 204, 345, 487, 498 Orco (Fluss) /I/ 304, 427 Orléanais /II/ 428 Orléans /I/ 94, 103, 106, 107, 109– 111, 113, 131, 132, 263, 280–285,
Ortsregister
299, 300, 344, 349, 350–352, 354, 357. /II/ 45, 46, 49, 141, 142, 145, 185, 340, 344, 419, 424, 428, 429, 431, 433–435, 472, 478, 540, 578, 579, 581, 583. /III/ 74, 107, 108, 117, 125, 126, 130, 132, 134, 135, 152, 159, 167, 191 Orne (Fluss) /I/ 63. /II/ 372, 377, 554 Orvieto /II/ 512, 513 Orzinuovi /I/ 304, 434 Orzivecchi /I/ 304, 434. /II/ 613 Ossenigo /I/ 494 Ostende /II/ 380 Österreich /I/ 225, 232, 499, 510. /II/ 19 Ostindien /II/ 398 Ottweiler /I/ 21 Oufarge, s. Luzarches Quercy (Querey) /II/ 340, 400, 408, 413, 420 Quesac /II/ 414 Quimper / Quimper-Corentin /II/ 342, 344, 435 Padua /I/ 173, 289, 305, 395, 435, 441. /II/ 614. /III/ 251, 254, 255 Palermo /I/ 467 Palestrina /II/ 512 La Palme /II/ 46, 407 Pamiers /II/ 344, 414 Pancalieri (Bancale) /I/ 304, 421 Papozze /I/ 305, 440. /II/ 617 Paris /I/ 7, 8, 19, 28, 29, 33, 37, 39, 43, 44, 47, 52, 53, 57, 58, 60–64, 70–72, 74, 79, 80, 85, 87, 94, 98, 103, 109, 112, 114, 122, 126, 131– 133, 148–150, 156, 157, 161, 163, 165, 169–172, 174, 175, 186, 197, 198, 200, 209, 233, 242, 263, 264, 266, 267, 269, 273, 278, 282, 296, 300, 315, 319, 321, 325, 327–334,
297
340, 343–348, 350, 351, 353, 355, 357, 361, 365, 367, 373, 378, 380–384, 386, 400, 404, 412, 421, 491, 504, 509, 529, 530. /II/ 25, 31, 35, 37, 40–43, 45–50, 55, 66, 69, 74, 76, 79, 81, 84–88, 90–92, 107, 111, 116–119, 125, 126, 129, 134, 135, 138–140, 143–145, 148, 149, 151–154, 163, 164, 166, 170– 172, 180, 185, 188, 190, 193–195, 199, 200, 203, 204, 213, 217, 221, 223, 228, 231, 234, 238–241, 278, 340, 344, 361–364, 367, 368, 373– 375, 380, 381, 385–387, 389, 390, 394, 406, 413, 419, 424, 426, 429, 431, 432, 435, 437, 440, 449, 450, 453, 454, 461, 462, 472, 476, 478– 481, 483, 484, 488, 491–493, 496– 499, 503–506, 508, 515–521, 523– 526, 528, 529, 531, 533, 535, 537, 538, 540, 543, 545, 546, 548–553, 557, 558, 562–564, 568, 569, 578, 581–586, 591–594, 596, 597, 600, 601, 604, 605, 634, 636–639, 642, 643, 645–648, 650, 656. /III/ 13– 15, 17, 20, 25, 28–31, 33, 35, 36, 38, 40, 41, 44, 50–52, 54–56, 59, 64–71, 73–82, 87, 88, 91, 96, 100– 102, 105–107, 109, 110, 112, 113, 116–119, 123–126, 128, 130–133, 135–137, 139, 140, 142–145, 147, 148, 151, 153, 154, 159, 161–163, 165, 167, 169, 173, 177–179, 182, 184, 186, 189, 191, 193, 200, 203, 206, 208–212, 214, 215, 220, 223, 225–228, 231, 233, 234, 241, 244 Parma /I/ 215–217, 219, 220, 371, 432, 434, 471, 473–475, 477–479, 481, 483–489, 496, 502, 503, 519. /II/ 27, 235, 236, 509, 510, 512, 622–624. /III/ 185, 255, 262, 264– 267
298
Passau /I/ 239, 515, 524 Pau /II/ 404, 412 Pavia /I/ 304, 433. /II/ 613. /III/ 185, 251, 254 Pays Conquis /II/ 366, 368 Le Péage-de-Roussillon /I/ 185, 301, 388. /II/ 607 Peccais /I/ 416 Peiser in der Au /I/ 225, 307, 499. /II/ 625 Perche (Landschaft) /II/ 377, 379, 428, 435 Perdiglio, s. Bardiglio Peri /I/ 222, 307, 494. /II/ 624 Périgord /I/ 91, 92, 94, 279, 345, 347. /II/ 25, 340, 393, 394, 400, 413–417, 420. /III/ 131, 134 Périgueux /I/ 345. /II/ 44, 342, 343, 415, 416, 420. /III/ 77 Pernambuco /I/ 272 Péronne /II/ 366, 368 Perpignan /I/ 280. /II/ 44, 46, 199, 202, 219, 275, 491, 492 Persien /I/ 117, 353. /II/ 398, 407, 435 Peru /II/ 218, 444, 445 Perugia /II/ 512 Pesaro /II/ 511, 513 Peschiera del Garda /I/ 304, 434 Le Petit Bourg / Château in Évry /I/ 8, 53, 297, 328. /II/ 41, 203. /III/ 53 Petit Niort /I/ 298, 342 Pézenas /II/ 44 Pfalz / Oberpfalz / Kurpfalz /I/ 518, 524, 526. /II/ 353, 360. /III/ 190 Pferdsdorf /I/ 1, 12, 252 Pfirt (Grafschaft) /II/ 226, 342, 359 Pfungstadt /II/ 641 Phalsbourg / Pfalzburg /II/ 35, 87, 349, 352, 361, 652
Register
Philippeville /I/ 6, 30, 296, 316. /II/ 362. /III/ 41, 46 Philippsburg /II/ 360 Piacenza /I/ 219, 419, 473, 484, 485, 496. /III/ 185 Piambino /I/ 474 Picardi /I/ 37, 38, 73, 128, 326, 414, 518. /II/ 25, 39, 49, 87, 88, 92, 173, 189, 199, 306, 339, 355, 365– 368, 377 Piemont /I/ 415, 416, 418, 419, 432. /II/ 27, 45. /III/ 244, 252 Pierrefeu-du-Var /I/ 302, 413 Pierrefitte-sur-Seine /I/ 7, 43. /II/ 547 Pierrelatte /I/ 187, 301, 389. /II/ 39 Pietramala /I/ 442 Pietrasanta /I/ 213, 306, 471 Pignans (Petillian) /I/ 302, 413. /II/ 512 Pignerol /I/ 57, 58, 420, 492. /II/ 232, 233, 234, 499, 510 Piney /II/ 189 Piombino /I/ 451, 461 Pisa /I/ 211, 219, 305, 453, 461, 463, 465, 467, 468, 471, 472, 482. /II/ 161, 236, 237, 621, 622. /III/ 220, 255, 262, 264, 265, 267 Pistoria /I/ 453 Pithiviers /I/ 113, 283. /II/ 433 Le Plessis-Belleville (Blessivilleneuve) /I/ 7, 38. /III/ 44 Plomb du Cantal /II/ 422 Plombières-les-Bains /II/ 348 Plymouth /II/ 379 Po (Fluss) /I/ 304, 305, 419, 420, 424, 440, 486–488, 490. /II/ 624. /III/ 185, 259 Podenzana /I/ 214 Poissy /II/ 450, 467 Poitiers /I/ 95, 298, 340, 358. /II/ 39, 43, 48, 341, 343, 388, 389,
Ortsregister
390, 391, 400, 485, 496, 517, 573. /III/ 74, 77, 119, 122, 127 Poitou /I/ 95, 99, 263, 268, 269, 336, 340, 364. /II/ 88, 92, 182, 195, 202, 339, 388–391, 393, 394, 415, 416, 423, 427, 435, 486. /III/ 131, 134 Polen /I/ 113, 267, 285, 294, 525. /II/ 21, 243, 380, 381, 434, 453, 463, 473, 484. /III/ 36, 205, 269 Polesella /III/ 259 Pommern /I/ 491. /II/ 372 Pons /I/ 298, 342. /II/ 393, 575 Pont à Chaussy /I/ 4, 22 Pont de Lunel /I/ 196, 302, 399, 400. /II/ 608 Pont du Vivier /I/ 82, 86. /II/ 566 Pont-à-Mousson /I/ 4, 25, 296, 314. /II/ 351, 352, 358 Pont-Audemer /I/ 9, 63. /II/ 554 Pontavert /II/ 635 Pont-du-Château /II/ 417 Pont-du-Ruan /II/ 649 Pontedera /II/ 621 Pontelagoscuro /I/ 305, 440 Pont-Farcy /I/ 82 Pontgibaud /II/ 422 Ponticelli di Sotto (Boncella) /I/ 211 Pont-l’Évêque /I/ 9, 63, 297, 331. /II/ 554 Pontoise /I/ 9, 59. /II/ 552, 553 Pontorson /I/ 82 Pontremoli /I/ 214, 306, 432, 461, 473–475. /II/ 622 Les Ponts-de-Cé /II/ 489, 569 Pont-Saint-Esprit /I/ 187. /II/ 413 Porto Ercole /I/ 461, 474 Porto Viro (Porto Ferro) /I/ 440. /II/ 617 Portugal /I/ 25, 85, 166, 218, 272, 412, 425, 463, 483, 484. /II/ 203,
299
219, 380, 453, 467, 484. /III/ 120, 172, 224 Pougues-les-Eaux /I/ 171 Pratolino / Montespertoli /I/ 305, 443. /II/ 619. /III/ 259 Pressano (Prisan) /I/ 223 Preßburg/Bratislava /II/ 18, 20, 24 Provence /I/ 117, 174, 185, 201–203, 206, 263, 277, 352, 378, 389, 400, 403. 406, 414, 416, 418. /II/ 25, 45, 46, 49, 88, 92, 166, 191, 214, 340, 342, 392, 427, 437, 499, 610. /III/ 74, 96, 133, 136, 144, 154, 164, 165, 219, 226, 227, 230, 236, 240 Provins /II/ 340, 483, 484 Prunay (Bounon) /I/ 5 Pruniers (Brounier) /I/ 97. /II/ 426 Pustertal /I/ 499 Puy-de-Dôme /II/ 422 Le Puy-en-Velay /II/ 341, 343, 413, 421, 424 Puy-Notre-Dame /I/ 298, 335. /II/ 572 Pyrenäen /I/ 278. /II/ 219, 225, 394, 400, 410, 411 Raab / Györ /I/ 492. /II/ 20 Rabastens-de-Bigorre (Ravastains) /II/ 411 Racconigi /I/ 420 Ragusa /II/ 510 Ranville /I/ 9, 79 Ratibor / Racibórz /II/ 21, 365 Rattenberg /I/ 308, 510 Raucourt /II/ 178 Ravenna /II/ 27, 237, 500, 511, 512 Raville / Rollingen /I/ 4, 22 Razès (Rahl) /I/ 95, 299, 347. /II/ 655 Regensburg /I/ 234, 508, 513, 514, 532, 539. /II/ 18, 19, 27. /III/ 201, 269 Reggio Emilia /I/ 488
300
Reggiolo /I/ 487 Reichelsheim /II/ 641 Reichenhall (Bad) /I/ 308, 511, 512. /II/ 628 Reims /I/ 5, 6, 27, 29, 60, 120, 296, 314, 315. /II/ 38, 55, 117, 340, 344, 361, 362, 365, 497, 543. /III/ 40, 41, 46, 50, 81, 124 Remoulins /I/ 302, 396 Rennes /I/ 88–90, 119, 333. /II/ 44, 342, 344, 383, 435, 499, 566, 567. /III/ 91, 106, 109 Rethel (Stadt / Fürstentum) /I/ 6, 29, 296, 316, 491. /II/ 194, 361, 362. /III/ 41, 46 Rethelois /I/ 29 Retzbach /II/ 654 Rhein (Fluss) /I/ 16, 175, 257, 258, 312, 332, 541. /II/ 27, 203, 347, 359 Rheinfeld b. Wallerstädten (Rheinhausen) /I/ 2, 15, 16, 258, 295, 312. /III/ 39 Le Rhines (Fluss) /I/ 174 Rhodos /II/ 511 Rhône (Fluss) /I/ 175, 178, 184, 185, 187, 193, 201, 202, 209, 381, 387, 390, 393, 394, 401. /II/ 49, 413, 608. /III/ 184 Ribérac /II/ 415 Richelieu /I/ 298, 336, 338, 340. /II/ 39, 142, 493, 573, 648. /III/ 115, 116, 117, 119, 122, 127, 237 Rieux-Volvestre /II/ 344, 414 Riez /II/ 345 Rimini /II/ 511 Rinteln /II/ 17 Riom /II/ 341, 421 Ris / Ris-Orangis (Rus) /I/ 53, 170. /II/ 549 Risle (Rille) (Fluss) /II/ 377 Riviere, Pays de /II/ 400
Register
Rivières /II/ 410 Rixingen/Rikingen/Réchicourt-leChâteau /II/ 350. Roanne /I/ 173, 301, 383. /II/ 45, 606 Robert le Diable (Château) / Moulineaux /I/ 9, 63 Roberti /I/ 419 Robilante /I/ 303, 419 Roccavione /I/ 303, 419 Roche-d’Agoux /II/ 421 Rochefort-sur-Loire /II/ 386 La Rochelle /I/ 195, 263, 267, 269, 271, 272, 279, 298, 341, 342, 346, 373. /II/ 25, 44, 46, 144, 200, 222, 287, 341, 363, 383, 392, 394, 395, 397–399, 413, 419, 420, 461, 574. /III/ 74, 107, 112, 115, 117, 119, 121, 122, 127 Rocroi /I/ 6, 29, 296, 316. /II/ 300, 362. /III/ 41, 46 Rodenbach /I/ 2, 14, 254 Rodez /II/ 343, 413, 424 Roermond /II/ 347 Rohrbach /I/ 4, 261, 296, 313 Röhrerbichl /I/ 308, 510 Rom /I/ 15, 32, 140, 161, 175, 211, 218, 219, 244, 254, 273, 289, 319, 360, 367, 371, 386, 394, 396, 414, 425, 435, 445, 447, 450, 462, 464, 465, 472, 482, 483, 485, 522. /II/ 27, 48, 59, 60, 168, 219, 236, 237, 240–242, 247, 249, 348, 440, 446, 451–454, 456–460, 462, 471, 474, 484, 488, 489, 493, 495, 512, 513. /III/ 214, 228, 243, 252, 255, 263, 264, 267 Romagna / Emilia Romagna /II/ 511, 512 Romans-sur-Isère /II/ 44, 342 Römhild /II/ 654 La Romieu (Romiou) /II/ 410
Ortsregister
Romorantin /I/ 113, 283, 285. /II/ 424, 425, 427, 428, 433, 434 Romrod (Rumrod) /III/ 111 La Roque-Gageac (La Roche) /II/ 416. Rosbruck /I/ 4, 21 Roses /II/ 194, 219 Rosières-aux-Salines /II/ 345 Roskilde /II/ 86 Rossel / La Rosselle (Fluss) /I/ 21 Rostock /I/ 331. /II/ 372 Roth (Rota) /I/ 246, 539. /II/ 632 Rotterdam /II/ 404 Rottweil /II/ 192 Rouen /I/ 9, 59, 60, 61, 63, 74–76, 83, 113, 119, 135, 285, 297, 330, 331, 346, 350, 353, 381. /II/ 25, 43, 44, 46, 47, 69, 111, 119, 145, 341, 343, 363, 364, 372–376, 378, 461, 478, 551–554. /III/ 53, 66, 152, 184 Roussillon /II/ 25, 225, 407, 411 Rovereto /I/ 222, 307, 494. /II/ 624 Rovergne, Pays de /II/ 400, 413 La Roya (Fluss) /I/ 303, 417 Royat /II/ 422 Rückers b. Flieden (Rickers) /I/ 2, 13, 252, 253 Rückers b. Hünfeld (Rockers) /I/ 1, 13, 252 Rueil /I/ 8, 50, 297, 328. /II/ 36, 41, 86, 91, 548. /III/ 53 Saar (Fluss) /I/ 20, 261, 262. /II/ 347 Saarbrücken /I/ 4, 20, 21, 128, 262, 296, 313. /II/ 55, 111, 117, 347. /III/ 33, 40 Saarburg /II/ 35, 87, 347, 349, 352, 361, 644, 652 Saarwerden (Grafschaft) /II/ 352 Sabbioneta /I/ 488 Les Sables-d’Olonne /II/ 388
301
Sachsen (Kurfürstentum) /I/ 114, 131, 267, 366, 491, 518. /II/ 14, 73. /III/ 169 Sachsenburg /III/ 85 Saint Avold (S. Avo), /I/ 4, 22, 296, 313 Saint Fargeau /II/ 485 Saint Louis, s. Senils u. Saint-Leud’Esserent Saint Vincent d’Ardentes und Saint Martin d’Ardentes /I/ 97. /II/ 426 Saint-Aignan-sur-Cher /II/ 424, 427 Saint-Amand-Montrond /I/ 97. /II/ 426 Saint-Aubin-sur-Aire /II/ 358, 364, 651 Saint-Béat /II/ 410 Saint-Benoît-du-Sault /I/ 96, 299, 347. /II/ 577 Saint-Bertrand-de-Comminges /II/ 410 Saint-Bonnet-du-Gard /I/ 302, 397 Saint-Brieuc /II/ 344, 435 Saint-Chamond /I/ 353. /II/ 43 Saint-Christophe /I/ 341 Saint-Clair-sur-Epte /I/ 9, 60 Saint-Cloud /I/ 8, 47, 53, 66, 297, 328, 378. /II/ 36, 41, 86, 91, 516, 548. /III/ 53 Saint-Denis /I/ 7, 43, 52, 155, 158, 297, 328, 331, 356. /II/ 35, 41, 47, 373, 472, 481, 516, 603 Saint-Didier-en-Velay /II/ 413 Saint-Dyé-sur-Loire (S. Dieu) /I/ 114, 132, 299, 352. /II/ 579, 649 Sainte-Menehould (S. Manthoul / Manhault) /I/ 5, 27, 296, 315. /III/ 41, 46 Saintes /I/ 298, 342. /II/ 44, 342, 343, 393, 394, 575 Saint-Étienne /I/ 353. /II/ 43 Saint-Ferréol-d’Auroure /II/ 341
302
Saint-Florent-sur-Cher /I/ 97, 99, 299, 348. /II/ 426, 427, 577 Saint-Flour /II/ 343, 420, 424 Saint-Frajou /II/ 410 Saint-Genest-d’Ambière (S. Jene) /I/ 298, 340. /II/ 573 Saint-Georges /II/ 640 Saint-Georges, s. Villeneuve-SaintGeorges Saint-Georges-sur-Loire /II/ 568 Saint-Germain-des-Fossés /II/ 421 Saint-Germain-des-Prés /II/ 403, 484 Saint-Germain-en-Laye /I/ 8, 50, 141, 146, 148, 151, 163, 165, 266, 297, 328, 367, 368, 373, 378. /II/ 35, 36, 41, 86, 91, 153, 478, 516, 549, 593, 594, 599, 600, 656. /III/ 53, 105, 117, 172, 173, 181, 186, 188, 189, 193, 209, 214, 216, 219, 225 Saint-Germain-Lespinasse /I/ 173, 301, 383. /II/ 606 Saint-Gilles /I/ 201, 302, 401. /II/ 608 Saint-Jean-d’Angély /II/ 342, 393 Saint-Jean-de-Losne /II/ 204, 341 Saint-Jean-de-Luz /II/ 44, 404, 497 Saint-Jean-de-Maurienne /II/ 344 Saint-Jouan-des-Guérets /I/ 88 Saint-Laurent-du-Var /I/ 303, 415 Saint-Laurent-Nouan /I/ 132, 357. /II/ 428. Saint-Léger /I/ 97. /II/ 272, 426 Saint-Leu-d’Esserent /I/ 8, 47. /II/ 516 Saint-Lô /II/ 372, 374 Saint-Loup /I/ 410 Saint-Maixent-l’École /I/ 298, 341. /II/ 388, 389, 573 Saint-Malo /I/ 86, 87, 89, 151, 333. /II/ 44–46, 344, 379, 380, 435, 564, 566. /III/ 91, 106, 109 Saint-Marcellin /II/ 342
Register
Saint-Mars-la-Brière /II/ 646 Saint-Martin-de-Crau /I/ 203, 302, 402. /II/ 608 Saint-Martin-des-Besaces /I/ 81. /II/ 565 Saint-Maur-des-Fossés (Saint Maur dei Toller) /II/ 516 Saint-Maximin-la-Sainte-Baume /I/ 403. /II/ 44, 47. /III/ 77 Saint-Nectaire (Senétère) /II/ 428 Saint-Nicolas-de-Port /II/ 345, 347, 352, 652 Saint-Nom-la-Bretèche (Soignan) /II/ 638 Saint-Omer /II/ 344. /III/ 220 La Sainte-Baume /I/ 302, 409, 410, 411. /II/ 38, 44, 45, 609. /III/ 77 Saintonge /I/ 336. /II/ 25, 47, 182, 339, 375, 383, 388, 392, 393, 394, 400, 414, 420. /III/ 131, 134, 240 Saint-Papoul /II/ 344, 413 Saint-Pardon /I/ 90 Saint-Pardoux-la-Rivière /I/ 91, 298, 345 Saint-Paul-Trois-Châteaux /II/ 345, 435 Saint-Pierre-de-Plesguen /I/ 88. /II/ 566 Saint-Pierre-des-Corps /I/ 123 Saint-Pierre-le-Moûtier /I/ 172, 300, 382. /II/ 341, 605 Saint-Pierremont /II/ 635 Saint-Pol-de-Léon /II/ 344 Saint-Pons-de-Thomières /II/ 343 Saint-Pourçain-sur-Sioule /II/ 417 Saint-Rambert-d’Albon /I/ 185 Saint-Sever /II/ 400 Saint-Symphorien-d’Ozon /I/ 183 Saint-Symphorien-de-Lay /I/ 174 Saint-Valery-sur-Somme /II/ 367 Saint-Vallier /I/ 185 Salbris /I/ 105, 299, 349. /II/ 578
Ortsregister
Sallenelles (Savenelle) /I/ 9, 79 Salmünster / Bad Soden-Salmünster /I/ 2, 13, 253 Salon-de-Provence /I/ 203, 302, 402. /II/ 44 Salurn (Seeloch) /I/ 223, 495 Saluzzo /I/ 303, 419, 420 Salzburg /I/ 233, 234, 237, 308, 354, 435, 496, 499, 510, 512–517, 536. /II/ 19, 626, 629, 630. /III/ 143, 185, 269, 271, 273 Samart/Samâr (Soumale) /I/ 6, 30 Samatan /II/ 410 Sambre (Fluss) /I/ 315, 318. /III/ 47 San Giorgio Maggiore /I/ 436. /II/ 615 San Piero A Sieve /I/ 305, 443 San Zeno /I/ 222, 493 Sancerre /I/ 171, 348. /II/ 424 Sand b. Gries /I/ 3, 20 Sankt Benedikt / Hronský Beňadik /II/ 21 Sankt Gallen /I/ 408 Sankt Ingbert (S. Imber) /I/ 4, 20, 262 Sankt Johann in Tirol /I/ 308, 511 Sankt Johann / Saint Jean /I/ 21, 262 Sankt Michael an der Etsch /I/ 223 Sansais /I/ 298, 341. /II/ 574 Santa Lucia /I/ 222, 493 Santo Stefano di Magra /I/ 214, 306, 473 Saône (Fluss) /I/ 175, 178, 364. /II/ 45, 49, 66, 162, 217 Saorge /I/ 417 Sardinien /I/ 461, 474. /II/ 509, 512 Sarlat-la-Canéda /I/ 279. /II/ 343, 415, 416 Sarrazac /II/ 413 Sarthe (Fluss) /II/ 384, 388 Sarzana /I/ 214, 306, 473. /II/ 622 Saubersdorf /II/ 22
303
Saulce-sur-Rhône /I/ 186, 301, 389. /II/ 607 La Sauldre (Fluss) /I/ 105. /II/ 427 Saumur /I/ 128, 263, 271, 298, 334, 335. /II/ 45, 47–49, 141–143, 384, 387, 388, 489, 572. /III/ 112, 116, 121 Saverdun /II/ 414 Savigliano /I/ 420 Savonnières /I/ 121, 354. /II/ 579 Savoyen /I/ 185, 226, 371, 419, 420, 422, 483, 491. /II/ 27, 45, 175, 197, 229, 232, 233, 344, 345, 510, 611. /III/ 185 Scarperia e San Piero /I/ 305, 443. /III/ 259 Schaben /I/ 507 Schign /I/ 236 Schleißheim /I/ 237, 238, 240, 521, 525, 529, 531. /II/ 630 Schlesien /II/ 21 Schlüchtern /I/ 2, 13, 252 Schönberg /I/ 226, 307, 501 Schondi, s. Chouzy-sur-Cisse Schönenberg /I/ 3, 20, 261 Schottland /I/ 381. /II/ 380, 407 Schupfen (Schapfen) /I/ 308, 501 Schwanfeld /II/ 515, 641 Schwaz /I/ 308, 499, 509. /II/ 626 Schweben /I/ 2, 13, 252 Schweden /I/ 267, 353, 375, 381, 463, 484, 508, 519. /II/ 30, 72– 74, 81, 82, 84, 85, 86, 197, 204, 218, 219, 228, 229, 353, 372, 407. /III/ 77, 79, 172, 188, 202, 208 Schweinfurt /II/ 515, 641, 643. /III/ 104 Schweiz /I/ 94, 233, 386, 407, 428, 507, 509, 512, 518. /II/ 25, 45, 129, 190, 350, 411, 412. /III/ 133, 135, 136, 144, 152, 164, 165, 172, 222, 226, 227, 231, 234, 238, 249
304
Sdruzzinà /I/ 307, 494 Sedan/Esdang (Esdom) /I/ 384. /II/ 159, 177–179, 214, 220, 221, 347, 361, 362, 368, 410, 491, 492, 496, 502, 503. /III/ 46 La Sée (Fluss) /I/ 82 Seeheim /I/ 257 Seeland /I/ 391. /II/ 25, 380 Sées /II/ 343, 376 La Seille (Fluss) /I/ 22 Seine (Fluss) /I/ 50, 57, 59, 61, 63, 170, 171, 331, 381, 386. /II/ 36, 41, 45, 48, 49, 66, 154, 203, 217, 372, 373, 375, 377, 548, 552, 553 Seligenstadt /I/ 2, 14, 254, 295, 312. /III/ 24 Semur-en-Brionnais /II/ 341 Senez /II/ 345 Senigallia /II/ 511 Senils (S. Louis) /I/ 8, 47, 297, 328. /II/ 340, 344, 368, 547 Sens /II/ 340, 343 Septèmes-les-Vallons /I/ 206, 302, 405 Seravezza /I/ 213, 451 Sète /I/ 400, 401 Sevilla /I/ 346. /II/ 380 La Siagne (Fluss) /I/ 303, 414 Siebenbürgen /I/ 14, 288. /II/ 18, 20 Siena /I/ 461, 462, 485 Signy-l’Abbaye /I/ 6, 29 Simmringen /II/ 643 Sint-Winoksbergen/Bergues /I/ 31 Sissonne (Sisaune) /II/ 635 Sisteron /II/ 345 Sivry-la-Perche (Cevry) /I/ 5, 26 Sizilien /I/ 352, 461, 462, 467, 474, 535. /II/ 435, 493, 509, 511, 512. /III/ 172 Smyrna /I/ 210, 353, 464 Soignan, s. Saint-Nom-la-Bretèche
Register
Soissons /I/ 7, 37, 38, 109, 296, 518. /II/ 185, 340, 344, 368, 429, 546. /III/ 44, 50, 82, 174, 180 Solidor /I/ 87, 88 Sologne /I/ 105, 350. /II/ 340, 422, 428, 435 Solre-le-Château /I/ 6, 34, 323, 329. /III/ 42, 48, 52, 56, 58, 61, 63, 73, 82, 129, 206 Somcerre, s. Sansais Sommacampagna /I/ 222, 493. /II/ 624 Somme (Fluss) /II/ 366, 367 Somme-Bionne (Sombion) /I/ 5, 27 Sommerhausen /II/ 643 Somme-Suippe (Sonsorbe) /I/ 5, 27 Somme-Tourbe (Sontorbe) /I/ 5, 27 Soncino /I/ 432 Sorbolo /I/ 220, 487 La Sorgue (Fluss) /I/ 193, 395 Sorgues /I/ 301, 393 Sospel /I/ 303, 417 Sotteville-lès-Rouen /I/ 61 Soubise /II/ 393 Souillac /II/ 413 Souli, s. Faule Soussiere, s. Bussières Spa /II/ 422 Spanien /I/ 25, 85, 86, 127, 200, 204, 207–210, 213, 218, 220, 272, 273, 278, 315, 346, 371, 372, 375, 384, 407, 408, 414, 450, 461, 463, 466, 474, 486, 491, 492, 500, 512, 535. /II/ 74, 162, 171, 172, 177, 200, 215, 219, 221, 224, 225, 232, 234–236, 240, 244, 245, 293, 351– 353, 359, 361, 365, 370, 374, 379, 380, 383, 394, 400, 404, 407, 408, 419, 453, 463, 489, 495, 497, 506, 508–510. /III/ 36, 120, 137, 160, 172, 175, 180, 202, 240, 244, 247, 250, 253
Ortsregister
Spesbach (Spaßbach) /I/ 3, 18, 261, 295, 313. /III/ 40 Speyer /I/ 146, 380. /II/ 358. /III/ 213 La Spezia /I/ 473 Spoleto /II/ 27, 512, 513 Sporzana (Fluss) /I/ 475 Stattmatten /II/ 641 Steiermark /I/ 225. /II/ 20 Steinach am Brenner /I/ 226, 307, 501 Steinau an der Straße /I/ 2, 13, 252, 295, 312. /III/ 24, 33 Sterzing/Vipiteno /I/ 225, 307, 499 Stigliano /I/ 488 Stockholm /II/ 85, 87 Stollhofen /II/ 653 Straßburg /I/ 33, 80, 113, 133, 285, 313, 332, 469, 496. /II/ 9, 25, 35, 87, 357, 360, 364, 434, 515, 516, 518, 520, 521, 526, 528, 637, 639, 640, 642, 644, 645, 648, 652, 653. /III/ 51, 78, 79, 93, 94, 103–105, 123, 156 Stubaital /I/ 231 Stura di Lanzo (Fluss) /I/ 304, 427 Stuttgart /I/ 20, 151, 262, 313. /II/ 515, 643. /III/ 40 Suhl /II/ 654 Suippes /I/ 5, 27 Sully-sur-Loire /II/ 428 Sundgau /II/ 226, 243, 342, 359 Suzzara /I/ 487 Taillebourg /I/ 341. /II/ 39, 389, 393, 394 Tain-l’Hermitage /I/ 185, 301, 388. /II/ 607 Talamone /I/ 461 Talmond /I/ 341. /II/ 389 Tanlay (Château) /II/ 504 Tannberg (Tonnberg)/I/ 2, 15, 258 Tarare /I/ 174, 301, 383. /II/ 606
305
Tarascon (Tarasem) /II/ 44, 491, 492. /III/ 77 Tarbes /I/ 278. /II/ 341, 344, 411, 424 Tarent /II/ 182 Tarentaine (Fluss) /II/ 422 Tarn (Fluss) /I/ 279 Taro (Fluss) /I/ 475 Tartarei /I/ 352. /II/ 404 Tavernelle /I/ 305, 434. /II/ 614 Tende / Tenda /I/ 303, 418 Tenneberg /III/ 84, 89 Terenzo /I/ 475 Terra Sabina /II/ 512 Terracina /II/ 512, 513 Terraferma (Terra Forma) /II/ 238 Terrarossa /I/ 306, 473 Teschen / Cieszyn /II/ 21 Tesmes, s. Fresnes-en-Tardenois Les Thilliers-en-Vexin /I/ 9, 60. /II/ 553 Thionville / Diedenhofen /I/ 23, 25. /II/ 199, 362. Thouars /I/ 268, 269, 298, 335, 336. /II/ 39, 142, 143, 182, 388, 389, 391, 392, 572, 648. /III/ 107, 112, 113, 116, 118, 121, 134, 157 Thüringen /I/ 37 Tiber (Fluss) /II/ 512 Ticino /I/ 433 Tirol /I/ 85, 225, 231–233, 494, 499, 507, 509, 513, 514, 517, 536. /II/ 237 Todi /II/ 512 Toledo /I/ 346 Tombelaine /I/ 84, 85 Tonndorf /III/ 84 Torment, s. Dormans Torre San Giorgio (St. George) /I/ 303, 420 Tortona /I/ 432 Toskana /II/ 512
306
Toul /I/ 24, 25. /II/ 35, 87, 238, 243, 339, 342, 345, 355, 357, 358, 515, 640, 644, 651, 652. /III/ 123, 124, 175 Toulon /I/ 302, 408–411, 414. /II/ 38, 44, 46, 49, 293, 345, 383, 472, 610. /III/ 77, 241, 243 Toulouse /I/ 94, 103, 200, 201, 345, 349, 350. /II/ 39, 44, 46–48, 144, 164, 188, 221, 341, 344, 400, 407, 408, 413, 414, 455, 461, 484, 490. /III/ 154 La Touques (Fluss) /II/ 561, 562 La Tour-de-Salvagny /I/ 174 Touraine /I/ 122, 127. /II/ 191, 340, 388, 423, 427, 435. /III/ 131 Tournai /I/ 66, 160, 376. /II/ 342, 344, 363, 366, 370, 371 Tournon-sur-Rhône /I/ 185, 301, 388. /II/ 413 Tours /I/ 94, 114, 116, 299, 340, 352–354, 385. /II/ 49, 141, 142, 144, 340, 344, 419, 435, 436, 461, 472, 485, 571, 579, 580, 649. /III/ 117, 134, 135, 157 Toury /I/ 132, 300, 357. /II/ 583, 649 Traun (Fluss) /I/ 517 Traunstein /I/ 511 Travermünden /II/ 87 Tréguier /II/ 344 Trélou-sur-Marne (Turleau) /II/ 636 La Tremblade /II/ 47, 397, 399 Treviser Mark /I/ 438 Trient /I/ 222, 223, 231, 233, 307, 494, 495, 499, 509, 513, 517. /II/ 27, 132, 509, 510, 624. /III/ 255, 262, 266, 269 Trier (Stadt / Erzbistum / Kurfürstentum) /II/ 229, 347, 360 Trie-sur-Baïse /II/ 411 Trino /I/ 419, 420, 492. /II/ 232
Register
Tripolis /I/ 210, 405, 407, 466, 504. /II/ 407 Les Trois Cheminées/Lailly-en-Val /I/ 132, 300, 357. /II/ 583 Trostburg (Rosburg/Dresperg) /I/ 224, 499. Trouart (Fluss), s. La Divette Troyes /II/ 340, 343, 365 Tübingen /I/ 15, 71, 143, 151, 253, 255, 312, 333. /II/ 24, 87, 515, 643. /III/ 84, 85, 89, 93, 103, 104, 111, 124, 139, 155, 191, 232 Tulle /I/ 94. /II/ 342, 343, 417, 420, 424 Tunis /I/ 78, 198, 200, 209, 405, 407, 466. /II/ 215, 407 Turançon /II/ 412 Turin /I/ 182, 304, 371, 386, 387, 411, 416, 417, 419–424, 429, 473, 476, 477, 519. /II/ 495, 610, 611, 612. /III/ 165, 185, 201, 219, 227, 234, 240, 241, 243, 244, 246, 247, 250–252, 254, 256 Türkei /I/ 107, 207, 404. /II/ 23, 215, 419 Turleau, s. Trélou-sur-Marne Ulm /I/ 496, 538, 539 Umbrien /I/ 472. /II/ 512 Ungarn /I/ 79, 267, 288, 492, 542. /II/ 18, 21–24, 26, 243, 245, 453, 508 Uppsala /II/ 86 Uraniborg /II/ 86 Urbino /II/ 27, 509, 511, 512 Usingen /I/ 21 Utrecht /II/ 25 Uzerche /II/ 342, 420 Uzès /I/ 397. /II/ 343 Vacha /I/ 1, 12, 252, 295, 312. /III/ 24 Vahrn (Paren) /I/ 225
Ortsregister
Vaison-la-Romaine /I/ 395 Val-de-Grâce /I/ 157, 365 Valdicastello /I/ 451 Valence /I/ 185, 186, 301, 326, 388. /II/ 37, 44, 198, 233, 342, 344, 607. /III/ 77, 240 Valence-sur-Baïse /II/ 410 Valencia /I/ 407 Valenciennes /I/ 328. /II/ 45, 362. /III/ 50, 92 Valentinois /I/ 185, 186, 389 Valenza /I/ 432 La Valese, s. Falaise Valois /I/ 38 Vänersee (Wehner) /II/ 86 Vannes /II/ 44, 342, 344, 381, 435 La Var (Fluss) /I/ 303, 415. /II/ 610 Varaville /I/ 9, 75. /II/ 554, 560 Varbes-l’Abbaye /II/ 343 Varennes-sur-Allier /I/ 173, 301, 383. /II/ 606 Vaucouleurs (Voa) /II/ 639, 644 Vaudémont (Grafschaft) /II/ 171, 349, 358 Vaujours /II/ 427. Vaux le Vicomte /I/ 8, 57, 297, 328. /II/ 41, 154, 550. /III/ 53 Vaxholm /II/ 85 Velay (Landschaft) /II/ 413 Veltlin /II/ 495 Vendôme /I/ 113, 283. /II/ 142, 158, 165, 428, 433–435, 472 Venedig /I/ 119, 172, 219, 223, 226, 286–291, 305, 353, 419, 424, 427, 432, 434–437, 439, 440, 488–490, 494, 496, 498, 499, 508, 510, 517, 535–537. /II/ 27, 215, 237, 238, 362, 391, 437, 464, 473, 505, 508– 510, 512, 542, 605, 613–618, 626. /III/ 141, 143, 164, 165, 185, 194, 195, 201, 202, 209, 214, 217, 220,
307
221, 234, 242, 244–246, 249–251, 254–258, 260, 265 Veneria Real (La Venerie) /I/ 304, 421–423, 433. /II/ 611. /III/ 244, 247 Venlo /II/ 347 Ventadour /II/ 205, 417 Vercelli /I/ 304, 420, 427. /II/ 612. /III/ 244, 253 Verdun /I/ 5, 24–26, 296, 315. /II/ 55, 238, 243, 339, 342, 345, 347, 355, 358. /III/ 41, 46 Verdun, Pays de /II/ 400 Verger, s. Château Le Verger Vernante /I/ 303, 419 Verneuil-sur-Seine /I/ 297, 328 Verona /I/ 305, 397, 434, 435, 488, 493–496, 500. /II/ 614. /III/ 251, 254 Versailles /I/ 8, 52, 133, 297, 328, 377. /II/ 41, 42, 47, 206, 478, 549. /III/ 36, 53, 160 Vervins /I/ 7, 36, 296, 326. /II/ 545, 635. /III/ 44, 82 Veurne/Furnes /I/ 31. /III/ 180 Viareggio /I/ 469 Vicenza /I/ 305, 434. /III/ 251, 254 Vic-Fezensac /II/ 411 Vichy /II/ 421 Vidauban (Huillibon) /I/ 302, 413 Viels-Maison (Vieux Maison) /II/ 639, 645, 650 Vienne (Fluss) /I/ 92, 298, 346. /II/ 384, 390, 417, 648 Vienne /I/ 183, 184, 185, 301, 387, 388. /II/ 37, 44, 46, 49, 238, 342, 343, 607. /III/ 77, 240, 243 Vienne / Faubourg de Vienne, Stadtteil von Blois /I/ 126 Vierzon /II/ 424 Vieux Maison, s. Viels-Maison Vigoulet-Auzil /II/ 413
308
Villa Medici La Ferdinanda, Artimino /I/ 453 Villa Medici Ambrogiana, Montelupo Fiorentino /I/ 453 Villa Medici La Peggio /I/ 453 Villa Medici La Petraia, Florenz /I/ 453 Villa Medici Poggio Imperiale /I/ 453. /II/ 620. /III/ 260, 261 Villa Medici Pratolino /I/ 453 Villa Medici, Castello /I/ 453 Villa Medici, Poggio a Caiano /I/ 453 Villa Medici, Seravezza /I/ 453. La Villaubrun /I/ 95 Villach /I/ 499 Villafaletto /I/ 420 Villafranca di Verona /I/ 222, 493 Villafranca in Lunigiana /I/ 214, 306, 473 Villedieu-les-Poêles /I/ 82. /II/ 375, 565 Villefranche-de-Rouergue /II/ 341 Villefranche-sur-Mer /I/ 416, 417 Villefranche-sur-Saône /I/ 174, 301. /II/ 485 Villejuif /I/ 170 Villeneuve-lès-Avignon /I/ 193, 302, 396 Villeneuve-Saint-Georges /I/ 8, 58, 297. /II/ 550 Villennes-sur-Seine /I/ 328 Villeroy, s. Mennecy Villers-Bocage /I/ 80 Villers-Cotterêts (Ville-Cotray) /I/ 7, 37, 296, 327. /II/ 368, 546. /III/ 44 Vincennes (s. auch Bois de) /II/ 636 Viterbo /II/ 512, 513 Vitry-en-Perthois /II/ 340 Vivarais /I/ 185–187, 201. /II/ 413 Viviers /II/ 344 Voa, s. Vaucouleurs
Register
Volargne /I/ 222, 493 Volterra /I/ 451 Vraincourt (Freincourt) /I/ 5, 26 Wächtersbach /I/ 2, 14, 25 Waghäusel (Wachhäusel) /II/ 653 Waging am See /I/ 236, 308, 517. /II/ 629 Waidring /I/ 308, 511 Walachei /II/ 21 Waldenbuch (Waldenburg) /II/ 643 Waldmohr (Waltmur) /I/ 3, 20, 261 Walldürn (Waltthurn) /II/ 653 Wallerstädten /I/ 16, 258 Wasserburg /I/ 236, 308, 517, 518. /II/ 629 Wasungen /II/ 515 Weikersheim /II/ 643 Weimar /I/ 37, 477 Weißenburg in Bayern /I/ 246, 309, 539. /II/ 631 Wenigentaft /I/ 1, 12, 252 Werfen /I/ 242, 525 Wernstein /III/ 138, 141 Werra (Fluss) /I/ 252 Wertheim /II/ 641, 653 Westfriesland /II/ 87 Westhofen /I/ 3, 16, 259, 295, 312. /III/ 40 Westindien /II/ 398 Wetter (Hessen) /II/ 17 Widdern /II/ 515 Wien /I/ 19, 149, 175, 180, 225, 236, 246, 375, 407, 492, 493, 496, 499, 504, 520, 537, 542. /II/ 18, 19, 22, 24, 349, 464, 484, 501. /III/ 85, 155, 205 Wiesenburg /III/ 150 Wight, Isle of /II/ 379 Winacksbergen, s. Sint-Winoksbergen / Bergues Windische Mark /II/ 511 Wirhburg, s. Würzburg
Ortsregister
Wirtheim (Werteim) /I/ 2, 14, 253 Witry-lès-Reims (Vitry) /I/ 6, 29 Wörgl /I/ 308, 510 Wülzburg /I/ 246, 309, 539 Württemberg /I/ 507 Würzburg (Wirhburg) /I/ 247. /II/ 515, 641, 643. /III/ 63, 64, 85, 104, 110 Xaintes, s. Saintes Xaintonge, s. Saintonge L’Yèvre (Fluss) /I/ 102. /II/ 424, 425, 427 Yvetot (Fürstentum) /II/ 377 Zabern /II/ 35, 515, 640. /III/ 104 Zaberner Steige /II/ 345 Zante/Zakynthos /I/ 439, 440 Zeitz /III/ 139 Zellingen (Zollingen) /II/ 654 Zerbst /III/ 85, 89 Zweibrücken /II/ 55, 111, 117 Zypern /I/ 287, 294, 437
309
310
Register
Personenregister Accursius (1182/85–1260/63), Jurist, Glossator /I/ 442 Aerschot, Herzog von, s. Philipp Franz von Arenberg. Aetius, Flavius (etwa 390–454), röm. Feldherr /II/ 363 Agard, Antoine, Goldschmied /I/ 202, 402 Aiguillon, Duchesse d’, s. Marie Madeleine de Vignerot du Plessis Ailly, Claire Charlotte Eugénie d’ (1606–1681), Comtesse de Chaulnes /II/ 189 Aimar-d’Albi, Jean-François d’, Baron de Châteaurenard /I/ 206, 403. /II/ 609 Albergati, Silvio, Obertruchsess des Gran Prinipe di Toscana /I/ 454 Albret, Ducs d’ - Alain (1440–1522) /II/ 382 - César Phoebus (1614–1676), verm. mit Madeleine du Plessis-Guénégaud, Maréchal de France /I/ 114, 122, 342, 362, 367. /II/ 53, 147, 190, 285, 504 - Charles (1578–1621), Duc de Luynes, CdF /II/ 294, 489, 500 - Charles Honoré (1646–1712), Duc de Chevreuse /I/ 361. /II/ 500. /III/ 190 - Henri (1503–1555), König von Navarra /II/ 412 - Honoré (gest. 1649), Duc de Chaulnes, Maréchal de France /II/ 189 - Louis-Charles (1620–1690), Duc de Luynes /I/ 122. /II/ 181, 189, 500 - Madeleine de Guénégaud, verm. mit César Phoebus /I/ 114
Alciato, Andrea (Andreas Alciatus) (1492–1550), it. Humanist, Jurist /I/ 103. /II/ 423 Alcuin of York (um 735–804), angelsächs. Gelehrter /II/ 480 Aldobrandini, Ippolito (1536–1605), Papst Clemens VIII. /II/ 450, 483 Aldrovandi, Ulisse (1522–1605), Arzt, Naturforscher /I/ 441. /II/ 618 Alençon, Duc d’, s. Frankreich, Valois, François Hercule de Valois Aligre, Étienne II d’ (1592–1677), Commissaire im Conseil royal des Finances /II/ 498. Alsted, Johann Heinrich (1588–1638), Theologe /II/ 12 Amboise, Georges d’ (1460–1510), Erzbischof von Rouen, 1498 Kardinal /I/ 61, 191. /II/ 464 Ambrosius von Mailand (339–397), Bischof von Mailand /I/ 430. Ammon, Andreas, Kaufmann in Nürnberg /III/ 140 Amsing, N.N., (Amsig / Ambsing), Kaufmann in Rouen /I/ 60–62. /II/ 552, 553 Ancre, Marquis d’, s. Concini Angennes, Julie Luciana d’ (1607– 1671), Duchesse de Montausier /I/ 139–141, 164, 327, 362, 363. /II/ 202, 377. /III/ 173, 180 Anglure de Bourlemont, CharlesFrançois d’ (1605–1669), Erzbischof von Toulouse /II/ 408 Angoulême, Duchesse d’, s. Frankreich, Marie Françoise de Valois Angoulême, Duc d’, s. Frankreich, Charles de Valois Anguien, s. Frankreich, Bourbon
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Anhalt-Bernburg - Elisabeth (1642–1677), Fürstin, Pfalzgräfin von Zweibrücken, verm. mit Viktor I. Amadeus /III/ 129 - Viktor I. Amadeus (1634–1718), Fürst /III/ 129 Anhalt-Zerbst - Anton (1653–1714), Prinz /III/ 89 - Johann VI. (1621–1667), Fürst /III/ 85, 88 - Johann Adolf (1654–1726), Prinz /III/ 89 - Karl Wilhelm (1652–1718), Prinz /III/ 89. - Sophie Auguste (1630–1680), Fürstin, Herzogin von Holstein-Gottorf /III/ 89 Annat, François (1590–1670), Beichtvater /I/ 142. /II/ 250, 451, 483 Antinori, Luigi Obertruchsess der Gran Duchessa di Toscana /I/ 454 Antonius von Padua, (um 1195– 1321), Kirchenlehrer /I/ 447 Apremont, Louise d’, verm. mit Regnault de Gournay, Comte de Marchèville /I/ 314 Arenberg, Philipp Franz von (1625– 1674), Herzog von Aerschot, Gouv. des Hennegaus /I/ 324, 329. /III/ 52, 55, 80 Armagnac, Comte d’, s. LorraineGuise Arnauld, Simon (1618–1699), Marquis de Pomponne, fr. Diplomat /II/ 150 Arnolfini, Silvestro, lucces. Ges. in der Toskana /I/ 450 Arold, Daniel, (Arnold), Kaufmann in Orléans /I/ 106. /II/ 578
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Arrighetti, Andrea (1592–1672), Oberaufseher der Festungen in der Toskana /I/ 454 Attila (gest. 453), König der Hunnen /II/ 363 Aubert von Avranches (gest. 725), Bischof von Avranches /I/ 83–85 Aubeterre, Vicomte d’, s. EsparbèsLussan Aubusson, d’ - François III (1631–1691), Duc de La Feuillade /I/ 150, 173, 336, 383. /II/ 385, 392 - Georges d’Aubusson de La Feuillade (1609–1697), Erzbischof von Embrun, fr. Diplomat /II/ 473. /III/ 175 Aubry, Jean d’ (gest. 1667), Alchemist /II/ 50 Auersperg, Johann Weikhard von (1615–1677), Fürst von Auersperg, Herzog von Münsterberg, Oberhofmeister Ferdinands IV. /II/ 22 Augustinus von Hippo (354–430), /I/ 430. Aumale, s. Pas. Aumont, d’ (de Rochebaron) - Anna Elisabeth (1633–1716), verm. mit Charles de Broglie /I/ 360. - Antoine (1601–1669), Duc d’Aumont, Maréchal de France /I/ 31, 139, 145, 169, 319, 360, 361. /II/ 54, 147, 190, 275, 295, 366, 503. /III/ 174, 179, 181 - Jean VI (1522–1595), Comte de Châteauroux, Maréchal de France /II/ 190 - Louis-Marie-Victor (1632–1704), Marquis de Villequier /I/ 139, 360, 361. /II/ 190, 275, 503. /III/ 180
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Avaray (Avare), Marquis d’, s. Besiades Avaugour, François d’ (1462–1494) /II/ 382 Avaux, Comte d’, s. Mesmes, Claude de Avemann, Ernst Ludwig (1609–1689), Dr. jur., s.-goth. Vizekanzler /I/ 153, 161. /II/ 28. /III/ 89 Avianus, Johann Jakob (1635–1688), Prof. jur. in Erfurt, s.-goth. Hofu. Justizrat /III/ 237 Bachoff, Johann Friedrich (1643– 1726), Reisesekretär, zuletzt s.goth. Geheimer Ratsdirektor /I/ 11, 35, 53, 59, 60, 79, 82, 95, 96, 100, 251, 310, 324–326, 329, 347, 380. /II/ 110, 116, 117, 525, 531, 532, 537, 539, 543, 544, 551, 556, 563, 570, 574, 576, 580, 585, 588, 589, 591, 593, 596, 604, 615, 626, 627, 633, 647, 648, 655, 658. /III/ 43, 49, 50, 52, 54, 57, 58, 60–64, 76, 82, 84, 118, 124, 136, 147, 148, 162 Baden-Baden - Anna Sylvia Caretto (1607–1664), verw. Gräfin Czernin, verm. mit Markgraf Leopold Wilhelm /I/ 445 - Ferdinand Maximilian (1625–1669), Markgraf /I/ 36. /II/ 176 - Leopold Wilhelm (1626–1671), Markgraf, kaiserl. FM /I/ 445 - Louise Christine de Savoie-Carignan (1627–1689), Markgräfin, verm. mit Ferdinand Maximilian /I/ 36, 141, 160, 327. /II/ 34, 176. /III/ 50, 174 - Wilhelm (1593–1677), Markgraf, Kammerrichter zu Speyer /I/ 445
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Baden-Durlach - Bernhard Gustav (1631–1677), Markgraf, 1660 konvertiert, Koadjutor zu Fulda, Kardinal /I/ 445. /II/ 31, 34, 138 - Friedrich V. (1594–1659), Markgraf /II/ 31 - Friedrich VI. (1617–1677), Markgraf /I/ 445. /II/ 32. /III/ 252 - Friedrich Magnus (1647–1709), Markgraf /I/ 160, 175, 190, 237, 243, 330, 374, 435, 437, 440, 444, 478, 503, 512, 518, 519, 521, 525. /II/ 31–34, 617. /III/ 67, 193, 252, 255–257, 264 - Karl Gustav (1648–1703), Markgraf /I/ 160, 175, 190, 237, 243, 330, 374, 435, 437, 440, 444, 478, 503, 512, 518, 519, 521, 525. /II/ 31, 617. /III/ 67, 193, 252, 255– 257, 264 Baif, Lazare de (Baifius) (1496– 1547), fr. Jurist /II/ 387 Ballat, N.N., Jesuit, Beichtvater /I/ 540 Bandinelli, Rolando (um 1100– 1181), Papst Alexander III. /I/ 286, 288, 289, 292, 437 Barbarigo, Agostino (1518–1571), venez. Admiral /I/ 288 Barberini - Antonio Barberini (1607–1671), Kardinal, Erzbischof von Reims /I/ 337. /II/ 222, 223, 246, 496, 505 - Francesco Barberini (1597–1679), Kardinal /II/ 247, 496, 505 - Maffeo Barberini (1568–1644), Papst Urban VIII. /I/ 337, 371, 455, 482, 483. /II/ 247, 443, 487, 495, 505
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Bardi di Pietro, Ferdinando (1610– 1680), Conte di Vernio, GStR /I/ 450, 454 Bartoli, Cosimo (1503–1572), florent. Humanist, Diplomat /I/ 476 Bassompierre, François de (1579– 1646), Marquis d’Haroué, Maréchal de France /II/ 160, 190 Baudéan de Neuillant de Parabere, Susanne de (1625–1700), Duchesse de Navailles, verm. mit Philippe II de Montaut-Bénac, Duc de Navailles /II/ 286 Baudouin (Balduinus), François (1520– 1573), fr. Jurist /I/ 103. /II/ 387, 423 Baumbach, Wolf Heinrich von (1615– 1699), Kommandant von Gießen /I/ 256 Baume de Suze, Louis François de la (gest. 1690), Bischof von Viviers /I/ 389 Baume Le Blanc, Louise Françoise de La (1644–1710), Duchesse de La Vallière und Vaujours /I/ 36, 50, 54, 142. /II/ 427. /III/ 117, 126 Baume Saint-Amour, Philippe de la, Marquis d’Yenne, Gouv. von Dole /I/ 378 Bautru, Comte de - Armand (1631–1672), Comte de Nogent, 1658 Capitaine des Gardes de la Porte /II/ 281 - Nicolas (gest. 1675), Marquis de Vaubrun, Gouv. von Philippeville /I/ 316. /III/ 47 Bayern (Wittelsbach) - Agnes von Loon (1150–1191), verm. mit Otto I. /I/ 237, 238, 518 - Albrecht VI. (1584–1666) Herzog von Leuchtenberg /I/ 238, 241, 242, 529, 532
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- Albrecht Sigismund von Wittelsbach (1623–1685), Bischof von Regensburg und Freising /I/ 532 - Elisabeth Renata von Lothringen (1574–1635), 1595 verm. mit Herzog Maximilian I. /I/ 524 - Ferdinand (1577–1650), Herzog, Erzbischof, Kurfürst von Köln /I/ 532 - Ferdinand Maria (1636–1679), Kurfürst /I/ 151, 153, 165, 231, 232, 237, 238, 240, 241, 245, 267, 425, 514, 518–521, 525, 526, 529, 530, 532. /II/ 630. /III/ 188, 193, 203 - Henriette Adelaide Maria (1636– 1676), Duchesse de Savoie, Kurfürstin /I/ 218, 235, 241, 425, 431, 514, 519, 521, 526, 529, 530. /II/ 229, 630. /III/ 203, 253 - Ludwig IV. (1282/86–1347), der Bayer, Kaiser /I/ 240, 522 - Ludwig Amadeus Victor (1665– 1665), Kurprinz /I/ 241 - Maria Anna (1610–1665), Erzherzogin, Kurfürstin, verm. mit Kurfürst Maximilian I. /I/ 242, 267. /II/ 19 - Maria Anna (1660–1690), Kurprinzessin /I/ 241, 526 - Mauricette Fébronie de La Tour d’Auvergne (1652–1706), verm. mit Herzog Maximilian Philipp Hieronymus /I/ 238, 241, 242, 373, 384, 504, 529. /II/ 178, 360, 494. /III/ 188, 193, 203, 208, 270 - Maximilian I. (1573–1651), Herzog, Kurfürst /I/ 238–240, 267, 509, 517, 522–524, 530–532, 536 - Maximilian II. Emanuel (1660– 1726), Kurprinz /I/ 241
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- Maximilian Heinrich von Wittelsbach (1621–1688), Erzbischof, Kurfürst von Köln /I/ 165, 530, 532. /III/ 93 - Maximilian Philipp Hieronymus (1638–1705), Herzog von BayernLeuchtenberg /I/ 151, 153, 166, 232, 238, 241, 242, 373, 384, 429, 504, 505, 510, 529, 530. /II/ 178, 360, 494. /III/ 188, 193, 203, 208, 270 - Otto I. (um 1117–1183), Herzog /I/ 237, 238, 518, 520 - Renata von Lothringen (1544– 1604), verm. mit Herzog Wilhelm V. /I/ 239, 240, 524 - Wilhelm V. (1548–1626), Herzog /I/ 240, 241, 531 Bazán y Benavides, Álvaro II de (1571–1646), Marqués de Santa Cruz, Gouv. Mailands /II/ 495 Beauchamp, Pierre (1630–1705), fr. Komponist, Choreograph, Tänzer /I/ 145 Beaufort, Duc de, s. François de Bourbon-Vendôme Beauharnais, François III de (1600– 1681), LieutG et Président du Bailliage et Siège Présidial d’Orléans /I/ 111, 281 Beaune, Jacques de (1465–1527), Baron de Semblançay, Surintendant des Finances /I/ 117 Beauvilliers, de - Antoinette Servien (gest. 1679), Duchesse de Saint-Aignan, verm. mit François Honorat /I/ 76, 78. /III/ 98, 100 - François (gest. 1664) /I/ 79 - François Honorat (1607–1687), Duc de Saint-Aignan, Gouv. von Havre de Grace /I/ 76, 78, 79, 114,
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138, 139, 140, 333, 360. /II/ 147, 191, 258, 376, 427, 478, 500, 561. /III/ 98, 100, 101, 171, 174 - Paul (1648–1714), Duc de SaintAignan /II/ 191, 500 - Pierre (gest. 1666) /I/ 79 Bechmann, Andreas (1622–1676), Superintendent in Eisfeld /I/ 79, 80, 130, 248, 543 Beeck, Johann, 1652–1686 h.-kassel. Agent, Res., gleichzeitig 1660–1671 kurbrand Agent in Paris /III/ 192 Belcastel, Jacques de, Maréchal de Camp, Gouv. der Zitadelle von Metz /I/ 23 Belin, André, Kaufmann in Tours /I/ 116, 354 Bellarmino, Roberto Francesco Romolo (1542–1621), Jesuit, Theologe, Kardinal /II/ 451 Bellefonds, s. Grigault. Belleforière, Charles Maximilien de (ca. 1619–1679), Marquis de Soyécourt, /II/ 265 Bellegarde, Duc de, s. Roger II de Saint-Lary Bellegarde, Pierre de, Seigneur de Souscarrière /II/ 478 Bellier, Catherine Henriette (1614– 1689), Comtesse de Beauvais, Madame de Beauvais /II/ 478 Bellièvre, de - Pomponne (1529–1607), fr. Kanzler /II/ 450 - Pomponne II (1606–1657), Président du Parlement de Paris /II/ 191 Bienenthal, von - Christoph Bender (1603–1666), Stadtschuldheiß in Frankfurt am Main /II/ 26, 27
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- Jacob Bender (1644–1695), stud. jur., Schöffe, Bürgermeister von Frankfurt am Main /II/ 26, 27. /III/ 202 Béon, de - Bernard (gest. 1714), Marquis de Bouteville /II/ 507 - Charles (1602–1671), Marquis de Bouteville, Maréchal de Camp /II/ 507 - Jean Louis, Marquis de Bouteville /II/ 507 - Louise de Béon du Massés (1602– 1665), Princesse de LuxembourgLigny, verm. mit Henri Auguste de Loménie /II/ 506 Berghauer, N.N., Amtmann zu Alsfeld /I/ 392 Berghauer, N.N., Obristleutnant in Orange /I/ 189, 392 Beringhen, de - Henri (1603–1692), Premier Écuyer du Roi /I/ 32, 33, 58, 63, 138, 140, 209, 319, 361. /II/ 53, 273 - Marguerite, 1628 verm. mit Jacques de Thioult, Seigneur de la Luzerne /I/ 32, 58, 63, 64, 66–75, 80, 127, 133, 135, 136, 138, 140, 143, 155, 169, 207, 209, 331, 361. /II/ 562. /III/ 66, 67 Berlet, Simeon, Kaufmann in Avignon /I/ 393 Bernini, Gian Lorenzo (1598–1680), Bildhauer, Architekt /I/ 378 Bertaut, Jean (1552–1611), fr. Poet, Bischof von Sées /II/ 446 Bertet, N.N., Kaufmann in Avignon /I/ 190 Besiades, Théophile de, Seigneur, später Marquis d’Avaray /I/ 112, 282 Béthune, Madame de, s. Séguier.
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Béthune, de - François (ca. 1602–1678), Duc d’Orval et Duc de Nogent-LeRotrou /I/ 361 - Henri (1632–1690), Comte de Selles /II/ 275 - Louis (1605–1681), Comte de Charost, Capitaine des Gardes du Corps du Roi /I/ 34, 99, 321, 322, 348. /II/ 275, 366, 426. /III/ 42, 48 - Louis Armand (1640–1717), Comte de Charost /II/ 366 - Maximilien (1560–1641), Duc de Sully /I/ 97, 420. /II/ 191 - Maximilien III (1614/15–1661/62), Duc de Sully /I/ 197. /II/ 426 - Maximilien IV Pierre (1640– 1694), Duc de Sully /II/ 191 Beuningen, Coenraad van (1622– 1693), niederl. Amb. in Paris /III/ 224, 250 Beverningh, Hieronymus van (1614– 1690), niederl. Res. in Paris /I/ 166 Beyer, Johann de (um 1630–1693), Dr. jur., kurbrand. Ges. in Paris /I/ 375. /III/ 205, 215, 217, 218 Bigliore, Giovanni Battista di (1625– 1677), Conte di Luserna, savoy. Amb. in Venedig /III/ 257 Bignon, Jérôme II (1627–1697), Conseiller de État, Maître de la Librairie du Roi /II/ 267 Bils, Lodewijk de (ca. 1624–1671), niederl. Anatom /II/ 50 Birague, René de (1506–1583), Kardinal /II/ 464 Blanc Du Roullet, Anne Le (gest. 1680), Seigneur de la Croisette, Gouv. von Caen /I/ 70–72, 74, 75. /II/ 558
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Bochart, Samuel (1599–1667), fr. Theologe, Orientalist /I/ 66, 331. /II/ 376. /III/ 85 Bodin, Jean (1529–1596), fr. Jurist, Staatstheoretiker /II/ 387 Bois, Thomas du, Kaufmann in Caen /I/ 332 Boncompagni - Cristoforo (1470–1546) /I/ 467 - Ugo (1502–1585), Papst Gregor XIII. /I/ 467 Bonfils, Honoré de, Kanoniker in Aix-en-Provence /II/ 48 Bonne, de (de Créqui) - François (1543–1626), Duc de Lesdiguières, Maréchal de France /I/ 186. /II/ 294 - François (ca. 1596–1677), Duc de Lesdiguières, Gouv. der Dauphiné /II/ 191 - François-Emmanuel (1645–1685), Comte de Sault, Duc de Lesdiguières, Gouv. der Dauphiné /I/ 184. /II/ 191 Bonneuil, s. Chabenat Bonneval, Bernard de (1391–1403), Bischof von Limoges /I/ 93 Bonzi, Pierre de (1631–1703), Bischof von Béziers /II/ 150 Bora, Katharina von (1499–1552), verm. mit Martin Luther /I/ 229, 506 Boreel, Willem, Heer van Duinbeke, 1650–1668 niederl. Amb. in Paris /III/ 219 Borghese - Camillo (1552–1621), Papst Paul V. /I/ 190. /II/ 488 - Maria Virginia (1642–1718), verm. mit Agostino Chigi /II/ 236
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Borilly, Michel de (Borrily), Prieur de Ventabren /I/ 205, 404. /II/ 38, 87, 92, 609 Borromeo - Carlo (1538–1584), Erzbischof von Mailand /I/ 426 - Carlo IV (1657–1685), Conte di Borromeo /I/ 432 - Frederico (1564–1631), Erzbischof von Mailand /I/ 431 - Giovanni Antonio, Hofmeister des Prinzen Francesco Maria de’Medici /I/ 455 - Renato II (1613–1685), Conte di Borromeo /I/ 432 - Vitaliano (1620–1680), Conte di Borromeo, savoy. Ges. in Mailand /I/ 425, 427, 429–433. /II/ 612, 613. /III/ 251, 253, 254 Bosc, Pierre du (1623–1692), Prediger in Caen /I/ 68–70, 72–75, 80, 127, 331. /III/ 85 Bosquet, Paul Henry François du (1605–1676), Bischof von Montpellier /I/ 199 Bouchet, Jean du (gest. 1677), Marquis de Sourches, Grand Prévôt de France /II/ 283 Bouillé, Éléonore Renée de (gest. 1681), verm. mit Henri de Daillon, Comte, dann Duc de Lude /I/ 152 Bouillon, Chevalier de, s. ConstantinIgnace de La Tour d’Auvergne Bouillon, s. Tour d’Auvergne. Bourdeille, François-Sicaire de (gest. 1672), Marquis de Bourdeille, Gouv. des Perigord /I/ 91. /II/ 415 Bouteville, Marquis de, s. Béon Bouthillier - Claude (1581–1652), Secrétaire d’État, Surintendant des Finances /II/ 506
Personenregister
- Henriette (1637–1664), Comtesse de Chavigny, verm. mit Louis Henri de Loménie /II/ 506, 507 - Léon (1608–1652), Comte de Chavigny, Secrétaire de État /II/ 492, 506 B(o)uwinghausen-Wallmerode, von - Heinrich Achilles (1615–1685), württemb. Rat, kurs. Assessor am RKG, verm. mit Barbara Hedwig von Pentz, geb. Bülow /I/ 146, 380. /III/ 214, 219 - Magnus Ferdinand Heinrich (1650–1680) /I/ 145, 150, 211, 380, 386, 421, 429, 433, 440, 444, 462. /III/ 214, 219, 267 Brackenhoffer, Andreas (1617–1679), Ammeister in Straßburg /III/ 94 Bragadin, Marcantonio (1523–1571), venez. Generalkapitän, Gouv. Zyperns /I/ 287, 437 Brancas, Louis-François de (gest. 1679), Duc de Villars /II/ 191 Brandenburg - Albrecht Achilles (1414–1486), Kurfürst /I/ 228 - Friedrich Wilhelm (1620-1688), Kurfürst /I/ 165, 365. /III/ 175, 180, 181, 225 Brandenburg-Bayreuth - Christian Ernst (1644–1712), Markgraf /I/ 108. /II/ 429. /III/ 109 Brandt, Christoph von (1630–1690), 1658–1660 kurbrand. Ges. in Paris, London /III/ 205 Braßart, N.N., Sohn des Bürgermeister /I/ 211 Brassart, N.N., Kaufmann in Pisa /I/ 463
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Braunschweig - Heinrich der Löwe (1129/1130– 1195) /I/ 518. Braunschweig-Lüneburg - Ernst August (1629–1698), Herzog, Bischof von Osnabrück /I/ 109, 165, 218, 330, 483. /II/ 138, 142, 429. /III/ 188 - Johann Friedrich (1625–1679), Herzog /I/ 108, 165, 330, 366, 503, 505. /II/ 138, 142, 429 Braunschweig-Wolfenbüttel - Christian (1599–1626), Herzog /I/ 73 - Ferdinand Albrecht I. (1636–1687), Herzog /II/ 143 - Rudolf August (1627–1704), Herzog /I/ 165 Breithaupt, Johann (1606–1681), s.goth. Rentmeister /I/ 59, 64, 66, 71, 79, 80, 125, 130, 134, 146, 151, 166, 170, 182, 355. /III/ 20, 32–34, 38, 68–70, 78, 79, 83, 88– 90, 147–149, 163, 166, 167, 177, 178, 189, 194, 206, 207, 211, 212, 232, 233, 239 Bret, Cardin Le (1558–1655), fr. Jurist /II/ 453 Bretagne - François II (1435–1488), Duc /I/ 89. /II/ 382 - Isabeau (Elisabeth) (1481–1490), Duchesse /II/ 382 - Marguerite (1443–1469), Duchesse /I/ 89 Breton, Balthazar II Le, Marquis de Villandry /I/ 121 Breuner, Philipp Friedrich von (1597– 1669), Graf von Breuner, Bischof von Wien /II/ 22 Brienne, Comte de, s. de Loménie
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Brieux, Jacques Moisant de (1611– 1674), Gründer der Akademie der Schönen Wissenschaften in Caen /I/ 64, 67, 70, 74, 332. /II/ 376. /III/ 66 Brissac, Duc de, s. Henri Albert de Cossé Brisson, Barnabé (1531–1591), Président du Parlement de Paris /II/ 476 Broglie, Charles de (1617–1702), Comte de Broglie, Gouv. von Avesnes-sur-Helpe /I/ 35, 137, 139, 325, 326, 329, 360, 361. /II/ 635, 636. /III/ 50 Brondoli, Filippo, Conte Brondoli 1663–1668 mant. Ges. in Paris /III/ 219 Brûlart, Louis-Roger (1619–1691), Marquis de Sillery /I/ 27 Brun, Charles Le (Lebrun) (16191690), Maler, Zeichner, Direktor der Manufacture royale des tapisseries /I/ 168 Bruno, Bénigne (1591–1666), Abbé Bruno, Intendant du Cabinet des Médailles et Antiques du Roi /II/ 267 Bruno von Köln, (1027/1035–1101), Gründer des Kartäuserordens /I/ 278 Bucheim, von - Eva Susanna (gest. 1640), verm. mit István Pálffy (gest. 1634), Graf von Pálffy-Erdöd /II/ 22 - Johann Christoph (gest. 1657), Graf von Bucheim, kaiserl. FM /II/ 20–22 - Otto Friedrich von Bucheim, Bischof von Laibach /II/ 22 Buckingham, Duke of, s. George Villiers
Register
Bufalini, Ortensia (1575–1644), verm. mit Pietro Mazzarino /II/ 493 Bufalo, Paolo del, Marchese del Bufalo, Capitain der Leibguarde des Granduca di Toscana /I/ 454 Buonarroti, Michelangelo (1475– 1564), Maler, Bildhauer, Baumeister /I/ 205, 455 Buonvisi, Girolamo (1607–1677), Kardinal, Erzbischof von Lucca /I/ 468 Burgund - Karl (Charles) (1433–1477), Herzog, gen. der Kühne /II/ 186, 351 Burlemarchie, N.N., Kaufmann in Lucca /I/ 471 Buscquoy, Comte de, s. Longueval, Charles Albert de Buttlar, Adam Wilhelm von (1642– 1699), s.-goth. KamJ /III/ 236 Caesar, Gaius Julius (100 v. Chr.– 44 v. Chr.) /I/ 74, 75, 115, 159, 204, 208, 236, 312, 345, 406, 407, 467, 514. /II/ 414 Campagnie, N.N., LdR /I/ 29 Canossa, Giovan Tommaso di, Marchese di Canossa, Administrator des Herzogtums Mantua /I/ 221, 492 Cantecroix, s. Cusance Carafa, Carlo (1611–1680), Kardinal, Legat in Bologna /I/ 441 Carbonel, Jean de (1622–1702), Secrétaire du Roi in Caen /I/ 64, 68, 69, 75 Carcavi, Pierre de (ca. 1600–1684), königl. Bibliothekar /I/ 159, 357 Caret, N.N., Conseiller in Rouen /I/ 61 Carlsson, Gustav (1649–1708), natürlicher Sohn des schwed. Königs Carl X. Gustav /I/ 175
Personenregister
Carpzov, August (1612–1683), Dr. jur., Kanzler in Coburg /I/ 248, 543 Carrara, Francesco II da (1359– 1406), letzter Fürst von Padua /I/ 287, 288 Castelnau, de - Jacques (1620–1658), Marquis de Castelnau /II/ 381 - Michel (1645–1675), Gouv. von Brest /II/ 381 Catelan, Laurent (ca. 1568–1647), Apotheker in Montpellier /II/ 87, 92 Catellini da Castiglione, Dante, KamJ des Gran Principe di Toscana /I/ 454 Catulus, Quintus Lutatius (149–87 v. Chr.), röm. Feldherr /I/ 187, 188 Cauchon de Lhéry, Henri (um 1650–1684), fr. Marineoffz /II/ 192 Cauchon de Maupas, Henri (1604– 1680), Bischof von Puy, Bischof von Évreux /II/ 192 Caumont, de - Antonin Nompar (1633–1723), Marquis de Puyguilhem, Marquis de Lauzun, Duc de Lauzun, Capitaine der Cent Gentils-hommes au Bec de Corbin /II/ 288 - Armand Nompar (1580–1675), Duc de La Force, Maréchal de France /II/ 178, 193 - Jacques Nompar (1558–1652), Duc de La Force, Maréchal de France /II/ 193 Caussin, Nicolas (1583–1651), Jesuit, Beichtvater /II/ 482, 483 Çelebi, Antonio Bogos, armen. Kaufmann in Livorno /I/ 464, 465 Chabenat de Bonneuil
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- Étienne (gest. 1680), Indroducteur des Amb. /I/ 137, 139, 164, 371 - Michel (1648–1698), ab 1680 Indroducteur des Amb. /I/ 139 Chabod, Thomas François de (gest. 1682), Marquis de Saint Maurice, savoy. Ges. in Paris /I/ 148, 368. /II/ 33, 34. /III/ 187 Chapelle, Pierre de La (1638–1700), fr. Jurist /I/ 103 Charost, s. Béthune Charreard, Antoine de (1618–1669), Hofmeister Herzog Bernhards von Sachsen-Jena /II/ 537. /III/ 11– 14, 16 Charron - Guillaume (1604–1669), Conseiller du Roi /I/ 114 - Jacques (1599–1669), Seigneur de Ménars et de Noizieux, Grand Baillif und Gouv. von Blois /I/ 128, 356 - Jean-Jacques (1643–1718), Seigneur de Ménars /I/ 356 - Marie (1630–1687), verm. mit Jean Baptiste Colbert /II/ 500 Châtel, Jean (1575–1594), 1594 ein Attentäter /II/ 482 Châtre, de La - Louis (gest. 1664), Marquis de La Châtre, Comte de Nançay /I/ 104. /II/ 428 - Louis (1661–1730), Marquis de La Châtre, Comte de Nançay /II/ 428 Chaudet, Pierre, Apotheker in Angers /II/ 48, 387, 569 Chaulnes, Comtesse de, s. Ailly, Claire Charlotte Eugénie d’ Chaumont, de - Jacques Guy (1630–1672), Marquis de Guitry /II/ 265
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- Jean (ca. 1587–1667), Seigneur de Boisgarnier, Conseiller de État, Garde de livres du Roi au Louvre /II/ 267 - Paul Philippe (gest. 1697), Garde de la Bibliothèque de Louvre /II/ 267 Chaussée (Chosseé), N.N. de La, /I/ 64, 70, 331 Chavat, N.N., Kaufmann in Bordeaux /I/ 278 Chavigny, Comte de, s. Bouthillier Chevreuse, Duc de, s. Charles Honoré d’Albret Chigi - Agostino (1634–1705), Neffe des Papstes /I/ 482. /II/ 236 - Fabio (1599–1667), Papst Alexander VII. /I/ 191, 219, 371, 394, 395, 482. /II/ 236, 237, 241, 242, 243, 450, 451 - Flavio (1631–1693), Kardinal, Neffe des Papstes /II/ 242, 451 - Mario (1594–um 1668), Kommandant der päpstl. Garde /II/ 242 Choiseul, de - Catherine-Blanche (ca. 1590–1673), verm. mit Jacques d’Étampes (1590– 1668), Maréchal de France /I/ 366. /III/ 174 - Alexandre (1634–1672) /II/ 194 - César (1598–1675), Duc de Choiseul, Comte du Plessis-Praslin, Maréchal de France /I/ 32, 142, 150, 173, 360. /II/ 161, 194, 504. /III/ 47, 174 - César III Auguste (1637–1705) /II/ 194 - Charles (1563–1632), Maréchal de France /II/ 504 - Colombe de Charron verm. mit César, Duc de Choiseul, Comte
Register
du Plessis-Praslin /I/ 144, 363. /III/ 174 - Ferry I (gest. 1569), Seigneur de Praslin /II/ 194 - Isabeau (ca. 1610–1677), verm. mit Henri du Plessis-Guénégaud /II/ 504 Chosse (de la Chaussé), N.N. La, Kaufmann in Angers /I/ 73. /II/ 564, 571 Christiansdatter, Christiane (1626– 1670), natürl. Tochter Christians IV. von Dänemark, verm. mit Hannibal Sehested /II/ 147 Cibo, Giovanni Battista (1432–1492), Papst Innozenz VIII. /I/ 472 Cibo-Malaspina (Massa) - Alberico II (1607–1690), Duca di Massa e Principe di Carrara /I/ 213, 472. /II/ 510 - Carlo II (1631–1710), Principe di Carrara /I/ 213, 472 - Ferdinando (1641–1682) /I/ 213 - Innocenzo (1648–1674) /I/ 213 - Fulvia Pico Mirandola (1607–1679), verm. mit Alberico II Cibo-Malaspina /I/ 213, 472 Cinq-Mars, Marquis de, Coiffier de Ruzé Ciron, Jean de (gest. 1673), Seigneur de Novion-le-Comte, Gouv. von Saint-Menehould /I/ 27 Clément, Jacques (1567–1589), Dominikanermönch, Attentäter /I/ 48 Clérambault, de - Philippe (1606–1665), Comte de Palluau, Maréchal de France, Gouv. der Provinz Berry /II/ 195 - Philippe (gest. 1704), Comte de Palluau, LieutG /I/ 362
Personenregister
Clermont-Tonnerre, Madeleine de, Duchesse de Piney-Luxembourg /II/ 189 Clerville, Louis Nicolas de (1610– 1677), Ingenieur, Militärarchitekt /I/ 276 Coetquin, de - Malo I (1611–1674), Comte de Combourg, Gouv. von Saint Malo /I/ 87, 89 - Malo II (1634–1679), Comte de Combourg /I/ 87, 152 Coeuvres, s. Estrées Coiffier de Ruzé - Antoine (1581–1632), Marquis d’Effiat, Maréchal de France, Surintendant des Finances /II/ 203 - Henri (1620–1642), Marquis de Cinq-Mars, Premier Écuyer, Grand Écuyer /II/ 53, 54, 203, 221, 269, 491, 492, 501 Cohon, Anthyme-Denis (1595–1670), Bischof von Nîmes /I/ 195 Colbert - Charles (1629–1696), Marquis de Croissy et Torcy /I/ 148. /II/ 500 - Charles-Édouard (1670–1690), Comte de S(c)eaux /I/ 149 - Édouard François (1633–1696), Comte de Maulévrier, Capitaine des Gardes Françaises, ab 1665 der Mousquetaires /II/ 501 - Henriette-Louise (1657–1733), verm. mit Paul de Beauvillier /II/ 500 - Jacques Nicolas (1655–1707) /II/ 500 - Jean-Baptiste (1619–1683), Marquis de Seignelay, verm. mit Marie Charron, Contrôleur général des Finances /I/ 31, 128, 148, 155, 168, 171, 316, 356, 372, 373, 377,
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382, 399. /II/ 42, 53, 68, 145, 146, 207, 208, 210, 212–214, 217, 362, 364, 367, 374, 399, 426, 478, 497– 501, 504, 505, 507. /III/ 47, 175, 190, 234 - Jean Baptiste Antoine (1651–1690) /II/ 500 - Jeanne-Marie (1650–1732), verm. mit Charles Honnoré d’Albret /II/ 500. /III/ 190 - Marie Anne (1665–1750) /II/ 500 - Nicolas (1628–1676), Bischof von Luçon, Garde de la Bibliothèque du Roi /II/ 267, 501 Coligny - Gaspard II (1519–1572), Comte de Coligny, Amiral de France /II/ 193 - Gaspard III (1584–1646), Duc de Coligny, Maréchal de France /II/ 193 - Gaspard IV (1620–1649), Duc de Châtillion /I/ 367. /II/ 193 - Odet (1517–1571), Cardinal de Châtillon /II/ 450 Colleoni, Bartolomeo (1395–1475), „da Bergamo“, Condottiere /I/ 289 Colombe, Michel (um 1430–nach 1512), fr. Bildhauer /I/ 89 Colonna - Alexandre Colonna, 1664–1665 päpstl. Vizelegat in Avignon /I/ 393 - Anna Colonna (1631–1689), verm. mit Paolo Spinola /III/ 254 - Filippo I Colonna (1578–1639), Duca e Principe di Paliano, Gran Connestabile del Regno di Napoli, verm. mit Lucrezia TomacelliCybo /II/ 493 - Girolamo Colonna (1604–1666), Kardinal /II/ 495
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- Lorenzo Onofrio II Colonna (1637– 1689), Gran Connestabile del Regno di Napoli, verm. mit Marie Mancini /II/ 494, 500 Commerell (Kommerell), Johann(es) (1605–1679), Kaufmann in Straßburg /II/ 648, 652 Concin, Christoph Ferdinand von, Graf Concin /I/ 174, 182, 384 Concin, Johann Volkard von, Graf Concin /I/ 174, 182, 384 Concini (Conchine), Concino (1575– 1617), Marquis d’Ancre, Maréchal de France /II/ 488, 489 Condé, Prince de, s. Frankreich, Henri I de Bourbon; Henri II de Bourbon; Louis I de Bourbon; Louis II de Bourbon Condé, Princesse de, s. Frankreich, Anne Geneviève de Bourbon; Charlotte-Marguerite de Montmorency; Claire-Clémence de MailléBrézé Condulmer, Gabriele (1383–1447), Papst Eugen IV. /I/ 278 Conring, Hermann (1606–1681), Arzt, Historiker /I/ 168 Conti, Prince de, s. Frankreich, Armand de Bourbon; François de Bourbon; Louis Armand I de Bourbon Conseille, N.N. La /I/ 69, 81 Contarini - Domenico II (1585–1675), Doge /I/ 437, 438. /III/ 246, 249 - Laura, verm. mit Pietro Morosini /I/ 437 Conte, Antoine le (Anton Contius) (1517–1577), fr. Jurist /I/ 101, 103. /II/ 423 Coppoli, Francesco (gest. 1669), Marchese di Montefollonico, Ober-
Register
KamH des Granduca di Toscana /I/ 453 Corboli, Filippo, Sekretär des Granduca di Toscana /I/ 454 Córdoba, Gonzalo Fernández de (1585–1635), span. Feldherr /I/ 73 Corsini - Bartolomeo (gest. 1685), Marchese di Tresana, Oberstallmeister des Granduca di Toscana /I/ 453 - Filippo (1647–1706), Marchese, Hofmarschall der Granduchessa di Toscana beim Gran Principe /I/ 455 Cerchi, Alessandro de’ (1625–1708), Sekretär der Granduchessa di Toscana /I/ 454 Comminges, Gaston-Jean-Baptiste de (1613–1670), Comte de Comminges, LieutG /II/ 147, 502 Cosnac, Daniel de (1628–1708), Bischof von Valence /I/ 186, 389 Cossé, Henri Albert de (1645–1698), Duc de Brissac /II/ 144, 189, 255, 392 Costar, Roger, Schneider in Paris /I/ 43, 59, 67, 358. /II/ 592. /III/ 78, 117 Coton, Pierre (1564–1626), Jesuit, Beichtvater /II/ 482 Coureur, David, Kaufmann in Lyon /I/ 174, 207, 384. /III/ 201, 206 Courtenay, Louis de (1610–1672), Prince de Courtenay /I/ 317. /II/ 165. /III/ 46 Courtin, (Pierre) Honoré (1626–1703), fr. Ges. im Haag /I/ 145 Courtomer, Marquis de, s. SaintSimon Cranach d.Ä., Lucas (1472–1553), Maler /I/ 523
Personenregister
Créquy - Charles III (1623–1687), Duc de Créquy, LieutG, 1662–1665 fr. Amb. in Rom /I/ 23, 32, 33, 139, 140, 143, 319, 360, 379. /II/ 53, 147, 150, 191, 241–243, 258. /III/ 47, 174 - François (1625–1687), Marquis de Créquy, Maréchal de France /I/ 19, 23, 24, 319. /II/ 40, 46 Crespin Du Bec - François-René (1621–1688), Marquis de Vardes, Capitaine des CentSuisses /II/ 147, 192, 279, 292 - Renée (1614–1659), verm. mit Jean Baptiste Budes de Guébriant /II/ 192 Creutz, Matthias, Kaufmann in Bozen /I/ 496 Crevant, Louis de (1628–1694), Marquis d’Humières /I/ 322, 323. /II/ 288 Croisette, Seigneur de la, s. Le Blanc Du Roullet Croissy, Marquis de, s. Colbert Croix, René Gaspard de La (1611– 1674), Marquis de Castries, Gouv. von Montpellier /I/ 199 Cromayer (Gromeyer / Kromayer), N.N. (gest. 1667), s-goth. KamD /I/ 11, 35, 36, 251, 310, 324, 326. /II/ 525, 537, 543. /III/ 43, 49, 52, 55, 57, 58, 61, 62, 70, 73, 76, 82, 88, 93, 206 Cromwell, Oliver (1599–1658), LordproteComteor /I/ 464 Croy - Philippe Emmanuel (1641–1718), Prince de Solre /III/ 206 - Philippe-Emmanuel Antoine Amboise (1611–1670), Comte de Solre /I/ 35, 36. /III/ 42, 49, 50, 206
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Crussol, François de (1604–1680), Duc d’Uzès /I/ 194, 397. /II/ 195 Cueva y Enriquez de Cabrera, Francisco Fernández de la (1619– 1676), Duque de Albuquerque, Vizekönig von Sizilien /III/ 248 Cujas (Cuiacius), Jacques (1522– 1590), fr. Jurist /I/ 101, 103, 349. /II/ 423, 577 Cusance, Béatrice de (1614–1663), verm. mit Leopold-Eugène Perrenot de Granvelle (1615–1637), Prince de Cantecroix /I/ 19, 20. /II/ 349 Czernin von Chudenitz, Hermann Wenzel (1576–1651), Graf Czernin, kaiserl. Ges. in Konstanitnopel, verm. mit Anna Sylvia Caretto (1607–1664) /I/ 445 Czernin von Chudenitz, N.N. /I/ 174, 182, 384 Daille (Dalaeus), Jean (1594–1670), fr. Theologe, Prediger /I/ 154, 376 Daillon de Lude - Gaspard de (1602–1676), Bischof von Albi /II/ 473 - Henri de (1622–1685), Comte, dann Duc de Lude, Marquis d’Illiers /II/ 196, 258 Damas de Thianges, Diane-Gabrielle (1656–1715), verm. mit Philippe Jules Mancini /II/ 201 Dandolo, Enrico (1107–1205), Doge /I/ 287 Dänemark - Anna (1574–1619), verm. mit James I, König von England und Schottland /I/ 363 - Christian V. (1646–1699) /I/ 365. /II/ 41, 138, 147, 149 - Frederik II. (1534–1588), König /I/ 364
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- Frederik III. (1609–1679), König /III/ 54, 122, 200, 263 - Hedwig (1581–1641), verm. mit Christian II. von Sachsen /I/ 363 - Waldemar I. (1131–1182), König /II/ 452 Dati, Carlo Roberto (1619–1675), Naturforscher /I/ 452 Decius, Philipp (1454–1536/37), ital. Jurist /I/ 467 Delcampe, N.N., ursprünglich Del Campo, Bereiter in Paris /I/ 153, 273, 274 Depiere, Daniel (vor 1620–1682), Instrumentenbauer in Augsburg, verm. mit Anna Wiesel /I/ 244 Dieterich, Conrad (1575–1639), Theologe, Autor /II/ 93, 99 Digby, George (1612–1677), 2nd Earl of Bristol /I/ 483. /II/ 235 Dilherr, Johann Michael (1604–1669), Theologe, Autor /I/ 246, 247, 540. /II/ 632 Dohna, Burggrafen von - Christoph Delphicus (1628–1668), schwed. Amb. im Haag, in London /I/ 166, 189, 392 - Friedrich (1621–1688), Gouv. von Orange /I/ 189, 392 Doneau, Hugues (Hugo Donellus) (1527–1591), fr. Jurist /I/ 103. /II/ 423 Douariere, Madame, s. Marguerite de Lorraine Drach, Nikolaus Martin (1621–1679), Vizekanzler in Darmstadt /I/ 257 Drelincourt, Charles (1595–1669), fr. Prediger /I/ 154, 376. /III/ 214 Duarein, François (Franciscus Duarenus) (1509–1559), fr. Jurist /I/ 101, 103. /II/ 423
Register
Dümpfel (Dimpfel), Johann Jakob (1605–1672), s.-goth. Korrespondent in Frankfurt /III/ 112, 237 Dürer, Albrecht (1471–1528), Maler /I/ 238, 239, 289, 404, 522, 523, 525, 540 Durfort - Guy Aldonce (1605–1665), Marquis de Duras /II/ 406 - Jacques-Henri (1625–1704), Duc de Duras /I/ 319, 362. /II/ 295. /III/ 224 Dumont, Abraham, Kaufmann in Paris /I/ 133. /II/ 562 Ebertz - Elias (1593–1677), Kaufmann aus Isny in Florenz /I/ 211, 443, 496. /II/ 616, 619. /III/ 263 - Georg Walter (1643–1710), Kaufmann aus Isny in Florenz /I/ 496. /III/ 263 - Jacob Friedrich (gest. 1681), Kaufmann in Augsburg /I/ 232, 243– 245, 536, 537. /II/ 631 - N.N., Kaufmann in Bozen /I/ 223, 498. /II/ 628 - N.N., Kaufmann in Venedig /I/ 440. /II/ 616. /III/ 214 Ecluse (Escluse), N.N. d’, Weinhändler in Orléans /I/ 106, 116, 352, 354. /II/ 581 Effiat, Marquis d’, s. Coiffier de Ruzé Eggenberg - Johann Christian I. (1641–1710), Fürst /I/ 512 - Marie Ernestine von Schwarzenberg (1649–1719) Gräfin, verm. mit Johann Christian I. /I/ 512 Elbene, Alphonse II d’ (1580–1651), Bischof von Albi /II/ 222 Elbeuf, Duchesse d’, s. LorraineGuise
Personenregister
Émery, Michel Particelli d’ (1596– 1650), Surintendant des Finances /II/ 504 Enghien, Duchesse d’, s. Frankreich, Anna Henriette Julie von PfalzSimmern Enghien, Duc d’, s. Frankreich, Henri III Jules de Bourbon England - Anne Hyde (1637–1671), verm. mit dem Duke of York /I/ 484. /III/ 203 - Catharina de Bragança (1638– 1705), Königin, Infantin von Portugal, verm. mit Charles II /I/ 483 - Charles I Stuart (1600–1649), König /II/ 158, 161 - Charles II Stuart (1630–1685), König /I/ 47, 152, 188, 218, 361, 366, 391, 483, 484. /II/ 153, 158, 235, 378, 379, 486. /III/ 160, 203, 204 - Edward III (1312–1377), König /II/ 402 - Edward IV (1442–1483), König /II/ 382 - Guillaume (1027/1028–1087), le Conquérant, König, Duc de Normandie /I/ 68, 69 - Henrietta Marie de Bourbon (1609– 1669), Königin, verm. mit Charles I /I/ 146, 152, 155, 165, 361, 366, 379. /II/ 37, 158, 161, 485. /III/ 175, 190, 207, 216, 218 - Henry II (1133–1189), König, Duc de Normandie /I/ 277 - James Stuart (1633–1701), Duke of York /I/ 135, 484. /III/ 203 - James I Stuart (1566–1625), König, als James VI König von Schottland /II/ 202
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- Maria Henrietta Stuart (1631–1660), Princess Royal /I/ 188, 391, 392 - Richard of Shrewsbury (1473– 1483), 1st Duke of York /II/ 382 Épernon, Duc d’, s. Nogaret. Épinoy, s. Melun. Erffa, Georg Siegmund von (1603– 1669), s.-altenb. LandKamR /I/ 248, 543. /II/ 633 Erich, August (1591–1670), Portraitmaler, Ratsherr in Eisenach /III/ 258 Erich, Johann Peter (um 1634–nach 1686), später Prof. in Padua /I/ 499. /III/ 258–260 Escole, Joseph de l’, Gouv des Schlosses Nérac /II/ 408 Escoubleau, Charles d’ (1588–1666), Marquis de Sourdis et d’Alluyes, LieutG, Gouv. von Orléans /I/ 112, 282. /II/ 196, 432 Esparbès-Lussan, François d’ (ca. 1571–1628), Vicomte d’Aubeterre, Maréchal de France /II/ 196 Estaing, Joachim d’ (ca. 1617–1688), Vicomte d’Estaing, Seigneur de Murol /II/ 295 Este (Modena) - Alfonso IV (1634–1662), Duca di Modena /I/ 218. /II/ 236, 494 - Francesco I (1610–1658), Duca di Modena /I/ 219, 485. /II/ 505 - Francesco II (1660–1694), Duca di Modena /I/ 218, 219, 489. /II/ 494, 509 - Laura Martinozzi (1636–1687), Witwe Alfonsos IV /I/ 485. /II/ 236, 494 - Maria Farnese (1615–1646) /I/ 219, 485 - Rinaldo (1618–1672), Kardinal /I/ 218, 478, 485. /II/ 237, 494
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- Vittoria Farnese (1618–1649), verm. mit Fancesco I /I/ 219, 485 Estrade, Godefroi d’ (1607–1686), Comte d’Estrade, fr. Ges. im Haag /II/ 147, 197. /III/ 121, 123 Estrées, d’ - François Annibal (1573–1670), Duc d’Estrées, Marquis de Coeuvres, Maréchal de France /I/ 327, 362. /II/ 196. /III/ 50 - François Annibal II (1623–1687), Marquis de Coeuvres /I/ 37, 327. /III/ 50 - Gabrielle (ca. 1573–1599) /I/ 143, 269, 327. /II/ 38, 165, 196, 434 - Jean II (1624–1707) /II/ 196 Étampes, Marschallin d’, s. CatherineBlanche de Choiseul Étampes, d’ - François (1618–1667), Marquis de Mauny /II/ 196 - Jacques (1590–1668), Marquis de la Ferté-Imbault, Maréchal de France /I/ 105. /II/ 196 Famars d.Ä., Jacob de (1596–1671), Kaufmann in Frankfurt am Main /I/ 39, 125, 131, 170, 255, 332, 384, 421. /II/ 541, 586, 592, 597, 637. /III/ 18, 28, 29, 31, 32, 34, 36, 38, 111, 177, 194, 199, 201, 202, 206, 207, 214, 221, 223, 231 Famars d.J., Jacob de (geb. ca. 1630), Kaufmann in Frankfurt am Main /I/ 39, 125, 131, 170. /II/ 541. /III/ 18, 32, 34, 221, 231 Fargeon, Jean, Apotheker in Montpellier /I/ 197, 199, 399, 408. /II/ 608 Fargeon, N.N., /I/ 206, 408
Register
Farnese (Parma) - Alessandro (1468–1549), Papst Paul III. /I/ 217, 219, 442, 482, 484 - Alessandro (1545–1592), Duca di Parma /I/ 217, 227, 427, 481, 484 - Alessandro (1635–1689), venez., span. Gen /I/ 218, 484. /II/ 235 - Isabella d’Este (1635–1666), Duchessa di Parma /I/ 215, 216, 218, 478, 485 - Margarete Violante de Savoie (1635–1663), Duchessa di Parma, verm. mit Ranuccio II /I/ 216, 218, 485. /II/ 176 - Margarethe (1522–1586), natürlich Tochter Karls V. /I/ 217, 480, 482, 484 - Margherita de’Medici (1612–1679), Duchessa di Parma /I/ 215, 217, 218, 226, 227, 230, 479, 480, 482– 484, 486, 501, 502, 503, 504. /III/ 265, 268 - Maria d’Este (1644–1684), Duchessa di Parma /I/ 215, 218, 478, 479, 485. /III/ 265, 268, 270 - Maria Catharina (1637–1684) /I/ 216, 218, 484 - Maria Maddalena (1638–1693) /I/ 218, 483. /II/ 235 - Odoardo I (1612–1646), Duca di Parma /I/ 217, 219, 266, 267, 480, 482, 483, 484, 486. /II/ 505 - Odoardo II (1666–1693) Pz /I/ 215, 218, 478, 480, 485 - Orazio (1636–1656), venez. General /I/ 218, 484 - Ottavio (1524–1586), Duca di Parma /I/ 484 - Pier Luigi II (1503–1547), Duca di Parma /I/ 217, 484,
Personenregister
- Pietro (1639–1677), Duca di Parma /I/ 218, 224, 484. /III/ 266, 269 - Ranuccio I (1569–1627), Duca di Parma /I/ 217, 484 - Ranuccio II (1630–1694), Duca di Parma /I/ 215, 216, 218, 219, 425, 427, 474–476, 478–487. /II/ 176, 235, 236, 509, 612, 623. /III/ 253, 265, 267–269 Fay de Peraut, Paul-Antoine de (um 1580–1633), Bischof von Usèz /II/ 222 Fend, Donat /I/ 246, 247, 540. /II/ 632 Fend, Immanuel (1591–1673), s.-goth. Geh. Sekretär /I/ 246. /III/ 125, 126, 130, 135, 170–177, 184, 189, 191, 194, 230, 231, 238, 271 Feret, N.N., ehemaliger Sekretär Herzog Bernhards von Sachsen-Weimar, s.-weim. Korrespondent, Agent in Paris /I/ 58, 63, 64, 66, 70, 72, 73, 126, 135, 139, 151, 330, 331, 358. /III/ 53, 55, 66, 73, 78 Ferrari d’Occhieppo, Girolamo Bernardo (1620–1691), Conte Ferrari, KamH Erzhzg Ferdinand Karls, Oberhofmeister der Erzherzogin von Tirol /I/ 226, 227, 501, 503– 506 Ferrero Fieschi, Francesco Ludovico (1638–1685), Principe di Masserano /I/ 427. /II/ 510 Ferrus (Ferry), N.N., Kaufmann in Lyon /I/ 175, 190, 384, 393. /II/ 605. /III/ 214, 241 Ferry, Paul (1591–1669), fr. Theologe /I/ 24, 314. /II/ 356 Ferté, de La - Charlotte de Bauves, Duchesse de La Ferté-Senneterre /I/ 106
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- Henri II (1599–1681), Duc de La Ferté-Senneterre, Maréchal de France, Gouv. von Metz /I/ 24, 105, 106, 350, 369. /II/ 205, 225, 428. /III/ 190 - Madelaine d’Angennes, Duchesse de La Ferté-Senneterre, /I/ 105, 106 Figueroa y Córdoba, Lorenzo Suárez de (1559–1607), Duque de Feria /II/ 477 Finch, Sir John (1626–1682), engl. Ges. in der Toskana /I/ 450. Finck, Anton (1630–1674), Lit. jur, Reisedirektor /I/ 11, 16, 32–35, 39, 43, 46, 53, 59, 60, 62, 63, 67, 69– 72, 80, 91, 94, 95, 100, 106, 131, 133, 163, 174, 203, 206, 208, 211, 215, 226, 237, 249, 259, 310, 311, 322, 323, 325, 332, 333, 347, 380, 392, 393, 408–410, 424, 428, 436, 444, 477, 512, 521, 544. /II/ 17– 30, 35, 57, 62, 79, 105, 113–120, 123, 125, 339, 525, 530–532, 537, 539, 544, 545, 547–549, 551, 552, 554, 556, 557, 559, 568, 570, 571, 576, 580, 581, 584–586, 588–590, 592, 593, 596, 597, 600, 601, 604, 605, 608–610, 615, 616, 619, 625, 627, 628, 633, 634, 636–639, 641, 642, 645–647, 655, 656. /III/ 14, 17–20, 22, 23, 25–36, 38, 39, 42, 46–52, 54–56, 65–67, 69–74, 77– 81, 83, 86, 87, 91, 92, 95–97, 99, 102–106, 108–110, 112–116, 119– 121, 125–133, 135, 136, 143–148, 151–154, 160–163, 165, 167, 168, 170–178, 182–186, 189–195, 197– 215, 218–236, 238, 240–244, 246– 250, 252–255, 257, 258, 262–265, 267–274 Finck, Georg, Pfarrer /II/ 17
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Fleischbein von Kleeberg, Johann Philipp (1601–1671), Kaufmann, Konsul in Venedig, Schöffe, Bürgermeister in Frankfurt am Main /II/ 26, 27. /III/ 202, 214 Fleischbein, Maria Margarethe, verm. mit Jacob Bender von Bienenthal /II/ 26. /III/ 202 Foix de Candale, Henri François de (1640–1714), Duc de Randan /II/ 406, 500 Font, N.N. de la, reform. Geistlicher in Blois /I/ 127 Forbin-Janson, Toussaint de (1631– 1713), Bischof von Marseille /I/ 209 Force, de La, s. Caumont Forestie, N.N., Leiter einer Akademie in Paris /I/ 153, 160, 374 Forgách, Ádám (1601–1681), Graf, verm. mit Anna Katharina von Rechberg /I/ 521. /II/ 23 Formond, Nicolas, Kaufmann in Paris /I/ 328, 332, 343. /II/ 557, 564, 571, 581, 586, 588, 597. /III/ 28, 30, 91, 214 Forstner, Christoph (1598–1667), württemb. Kanzler, Tacitus-Kommentator /II/ 12 Foscolo, Leonardo (1588–1660), venez. General /I/ 286 Foucault, François de, Lieut. Particulier in Orléans /I/ 111, 281 Foucois, Gui (um 1200–1268), Papst Clemens IV. /I/ 403 Fouquet - Basile (1622–1680), Abbé /I/ 48, 50. /II/ 197 - François (1611–1673), Erzbischof von Narbonne /II/ 197
Register
- Marie Madeleine de Castille (1635– 1716), verm. mit Nicolas Fouquets /I/ 57 - Nicolas (1615–1680), Vicomte de Vaux et Melune, Surintendant des Finances /I/ 38, 48, 57, 58, 115, 420. /II/ 53, 154, 197, 212, 233, 498, 499, 504, 508, 548 - Yves Fouquet (1628–1651), Conseiller au Parlement de Paris /II/ 197 Francke, Johann (1626–1670), Dr. jur., s.-goth. HofR /II/ 57. /III/ 211, 237 François, Eguinaire (Eguinarius Baron) (1495–1550), Baron de Kerlouan, fr. Jurist /I/ 103. /II/ 387, 423 Fränkisches Reich - Hugo Capet (940/941–996), König /II/ 154 - Childéric I. (de Tournai) (gest. 481/482), fränk. König /I/ 159, 376 - Chlodoald (gest. 560), Heiliger /I/ 48 - Chlodomers (495–524), König des fränk. Teilkönigreichs um Orléans /I/ 48 - Chlodwig I. (466–511), fränk. König /I/ 48, 120 - Karl der Große (747/748–814), fränk. König, Kaiser /I/ 14, 123, 157, 254, 342, 522. /II/ 154, 251, 394, 409, 480 - Karl Martell (688/691–741) fränk. Hausmeier /I/ 123 - Karl II. (823–877), gen. der Kahle, fränk. König, Kaiser /I/ 238, 522 - Louis le Pieux (778–840), fränk. König /II/ 409
Personenregister
- Merowech (Mitte 5. Jh.), König der salischen Franken /II/ 363 - Pharamond (Pharamund, Faramund), sagenhafter König der salischen Franken im 5. Jh. /I/ 52, 108, 159 - Pippin III. (714–768), fränk. Hausmeier, König /II/ 251 Frankreich Bourbon - Anna Henriette Julie von PfalzSimmern (1648–1723), Pflazgräfin, Duchesse d’Enghien, verm. mit Henri III Jules de Bourbon /I/ 45, 167, 366. /II/ 160, 164, 365. /III/ 218 - Anne d’Autriche (1601–1666), Königin /I/ 52, 55, 71, 88, 90, 108, 142, 157, 162, 264, 266, 275, 365, 370. /II/ 42, 160, 166, 210, 212, 220, 222, 223, 224, 409, 478, 490, 496, 497, 498, 503, 505, 599 - Anne Geneviève de Bourbon (1619–1676), Princess de Condé, verm. mit Henri II. d’Orléans, Duc de Longueville /III/ 172 - Anne Marie Martinozzi (1637– 1672), verm. mit Armand de Bourbon /II/ 160, 164, 188, 494 - Anne Marie Louise d’Orléans (1627–1693), Duchesse de Montpensier /I/ 36, 41, 75, 95, 121, 140–142, 148, 149, 151, 152, 160, 164, 173, 264, 327, 364, 365, 379, 383, 446. /II/ 146, 159, 162, 187, 226, 385, 421, 427, 485, 486. /III/ 50, 173, 174, 190, 200, 216, 225 - Antoine de Bourbon (1518–1562), Duc de Vendôme, Titularkönig von Navarra, verm. mit Jeanne d’Albret /II/ 155, 157, 190, 450, 479
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- Antoine de Bourbon (1607–1632), Comte de Moret /II/ 490 - Armand de Bourbon (1629–1666), Prince de Conti /I/ 344. /II/ 157, 159, 164, 184, 188, 224, 494 - Beatrice de Bourgogne (1257/1258– 1310), Tochter Jeans de Bourgogne und Agnes de Bourbon /II/ 155 - César de Bourbon (1594–1665), Duc de Vendôme /I/ 269. /II/ 165, 166, 196, 434 - Charles de Bourbon (1489–1537), Duc de Vendôme /II/ 155, 157 - Charles de Bourbon (1566–1612), Comte de Soissons /II/ 157 - Charlotte-Catharine de La Trémoille (1568–1629), verm. mit Henri I de Bourbon /II/ 157, 182 - Charlotte-Marguerite de Montmorency (1594–1650), Princesse de Condé, verm. mit Henri II de Bourbon /I/ 45. /II/ 157, 164, 224 - Claire-Clémence de Maillé-Brézé (1628–1694), Princesse de Condé, verm. mit Louis II de Bourbon /I/ 45, 142, 166, 167, 345, 366. /II/ 164, 204, 405, 487. /III/ 216, 218 - Élisabeth Marguerite d’Orléans (1646–1696), Mademoiselle d’Alençon /II/ 159, 163, 187 - François de Bourbon (1558–1614), Prince de Conti /II/ 157 - François de Bourbon-Vendôme (1616–1669), Duc de Beaufort /I/ 148, 152, 209, 269, 271, 379, 408, 411, 425. /II/ 53, 147, 166, 174, 221, 224, 394, 498. /III/ 122, 190, 253 - François Louis de Bourbon-Conti (1664–1709), Comte de Clermont /II/ 494
330
- Gabrielle de Bourbon (1447–1516), verm. mit Louis II. de La Trémoille (1460–1525) /I/ 335 - Gabrielle Angélique de Verneuil (1603–1627), Mademoiselle de Verneuil /II/ 183 - Henri de Bourbon (1573–1608), Duc de Montpensier, Prince de Dombes /II/ 421 - Henri de Bourbon (1601-1682), Duc de Verneuil /I/ 182, 197, 198, 277, 344. /II/ 403 - Henri I de Bourbon (1552–1588), Prince de Condé, verm. mit Charlotte-Catharine de La Trémoille /II/ 157, 182 - Henri II de Bourbon (1588–1646), Prince de Condé /I/ 40, 100, 348. /II/ 157, 424, 426, 427, 464, 488, 491 - Henri IV (1553–1610), König /I/ 45, 52, 55, 101, 107, 120, 123, 143, 157, 161, 164, 173, 182, 197, 200, 205, 269, 277, 279, 280, 288, 334, 335, 337, 369, 370, 372, 382, 387, 399, 414, 419, 420, 506. /II/ 36, 38, 53, 65, 68, 144, 155, 157, 158, 165, 172, 176, 178, 182, 183, 189, 191, 196, 198, 202, 222, 228, 232, 239, 367, 370, 389, 392, 395, 399, 403, 408–410, 412, 434, 435, 445, 450, 453, 474, 476, 477, 479, 482, 483, 488, 490. /III/ 224 - Henri III Jules de Bourbon (1643– 1709), Duc d’Enghien /I/ 30, 45, 67, 98, 167, 268, 345, 353, 361, 366. /II/ 32, 146, 157, 160, 164, 231, 251, 365. /III/ 47, 115, 174, 190 - Henrietta Anne Stuart (1644– 1670), Duchesse d’Orléans, Madame, verm. mit Philippe, Duc
Register
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d’Orléans /I/ 47, 50, 142, 144, 146, 149–152, 161, 162, 164, 363, 379. /II/ 33, 36. /III/ 174, 180, 189, 200, 216 Jean d’Orléans-Longueville (1484– 1533), Kardinal, Bischof von Orléans, Erzbischof von Toulouse /II/ 464 Jean Baptiste Gaston de Bourbon (1608–1660), Duc d’Orléans /I/ 109, 123–126, 128, 131, 281, 355, 356, 357. /II/ 155, 158, 159, 161– 163, 170, 187, 220, 267, 355, 395, 414, 421, 429, 482, 485, 490, 491, 501, 506. /III/ 249 Jeanne III d’Albret (1528-1572), Königin von Navarra, verm. mit Antoine de Bourbon /II/ 155, 157, 190, 412, 479 Jeanne-Baptiste de Bourbon (1608– 1670), Äbtissin von Fontevraud, natürliche Tochter des Königs Henri IV /I/ 101 Jules César de Bourbon-Vendôme (1657–1660) /II/ 465 Laura Victoire Mancini (1636– 1657), verm. mit Louis de Bourbon, Duc de Mercoeur /I/ 406. /II/ 166, 465, 494, 498 Louis (1661–1711), Dauphin /I/ 52, 88, 133, 144, 164, 179, 180, 363, 379, 380. /II/ 32, 155, 160, 184, 187, 202, 206, 300, 377, 378, 474, 485. /III/ 174, 180, 216, 224 Louis de Bourbon (1604–1641), Comte de Soissons /I/ 46. /II/ 157, 159, 220, 395, 490 Louis de Bourbon (1612–1669), Duc de Mercoeur, Duc de Vendôme, Kardinal, gen. Kardinal de Vendôme /I/ 152, 193, 202, 209,
Personenregister
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403, 406, 408, 425, 505. /II/ 166, 435, 465, 474, 494, 498 Louis I de Bourbon (1530–1569), Prince de Condé /II/ 155, 157 Louis II de Bourbon (1621–1686), Prince de Condé /I/ 26, 27, 29, 38–40, 43–45, 47, 89–91, 96–100, 103, 106, 165, 169, 171, 172, 263, 268, 315–317, 345, 348, 349, 361, 364. /II/ 32, 53, 146, 157, 159, 162–164, 184, 188, 204, 224, 251, 354, 401, 405, 415, 425–427, 491, 547. /III/ 51, 115, 120, 122, 164, 172, 216 Louis XIII (1601–1643), König /I/ 40, 52, 90, 100, 109, 155, 199, 206, 263, 264, 266, 267, 270, 279, 280, 314, 337, 349, 356, 370, 384, 404. /II/ 37, 38, 155, 158–163, 177, 178, 219–222, 232, 352, 355, 356, 386, 389, 394–396, 412, 413, 426, 461, 475, 482, 488–492, 495, 496, 503, 505. /III/ 36, 224 Louis XIV (1638–1715), König /I/ 19–22, 25–27, 29–33, 37–39, 43, 44, 46, 48, 50, 53–55, 57, 58, 62, 66, 72, 73, 76, 78, 81, 85, 86, 88, 94, 97–99, 104, 106, 110, 112, 115, 119, 120, 122, 125, 127, 133, 135–140, 142–146, 148, 149, 151, 157, 159, 162–165, 169, 171, 175, 176, 186, 187, 189, 193–195, 199, 200, 203, 206, 208–210, 218, 221, 257, 267, 268, 272–276, 280–283, 315, 317–323, 326–329, 343, 348, 350, 351, 354, 357, 359–361, 363, 364, 367–373, 376–379, 381, 382, 384, 386, 389–392, 394, 397–399, 404–408, 410, 411, 425, 426, 431, 452, 471, 483, 485, 491, 492, 507, 530. /II/ 31–33, 36, 41–43, 45, 47, 51–53, 55, 56, 64, 66, 67, 84, 90,
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110, 116, 123, 127, 145, 146, 149, 150, 153–155, 159–163, 167, 170– 173, 176, 178, 179, 184, 185, 187, 190, 191, 201, 204–212, 216–218, 223, 225–234, 237, 238, 240–246, 250, 267, 273, 286, 288–295, 300– 338, 342, 348–351, 353–357, 359– 366, 368–371, 374, 377–379, 381, 383, 392, 398, 399, 401–405, 408, 415, 418, 420, 422, 425–434, 445, 446, 450, 451, 462–465, 467, 471, 474–477, 480–482, 484, 486, 494, 496–501, 506–508, 548, 575, 594, 599, 603. /III/ 21, 23, 29, 36, 40– 42, 44, 47, 48, 55, 56, 77, 82, 92, 101, 105, 115, 117, 118, 120–123, 132, 137, 147, 151, 160, 162, 164, 168, 171–176, 179–181, 186–189, 193, 194, 200, 202–204, 206, 208, 210, 215, 216, 220, 224, 225, 236, 240, 247, 250, 269 Louis Armand I de Bourbon (1661– 1685), Prince de Conti /I/ 187, 389. /II/ 32, 157, 160, 164, 494 Louis Joseph de Bourbon (1654– 1712) /I/ 152, 362. /II/ 166, 465 Marguerite de Lorraine (1615– 1672), verm. mit Jean Baptiste Gaston, Duc d’Orléans, Madame Douariere /I/ 144, 160, 162, 166, 365. /II/ 162, 163, 170, 187, 231, 355, 485, 490, 491. /III/ 174, 215, 218 Maria de’Medici (1575–1642), Königin /I/ 101, 124, 173, 334, 337, 356, 382. /II/ 144, 158, 161, 191, 220, 238, 239, 482, 483, 488– 491, 493 Marie de Bourbon (1605–1627), Duchesse de Montpensier, verm. mit Jean Baptiste Gaston d’Orléans /II/ 162, 490
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- Marie Anne de Bourbon (1666– 1739), Mademoiselle de Blois /II/ 427 - Maria Teresa de Austria (1638– 1683), Königin /I/ 34, 36, 37, 67, 88, 122, 133, 140–142, 144, 161, 164, 166, 257, 326, 327, 362, 363, 372, 379, 410, 505. /II/ 33, 45, 53, 153, 158, 160, 184, 203, 206, 225, 244, 377, 497, 508. /III/ 44, 47, 50, 82, 173–175, 180, 181, 216 - Marie Thérèse (1667–1672) /I/ 144, 363. /II/ 300. /III/ 174, 180 - Philippe de Bourbon (1640–1701), Duc d’Orléans /I/ 30–32, 38, 41, 48, 110, 114, 125, 136, 138, 140, 142, 148–152, 159, 164, 169, 170, 197, 280, 281, 283, 284, 317, 318, 327, 350, 360, 361, 363, 370, 378, 379. /II/ 32, 42, 143, 146, 155, 159–161, 184, 187, 194, 368, 378, 428–431, 548, 582. /III/ 47, 120, 122, 151, 171, 172, 174, 179, 180, 189, 200, 203, 216 - Philippe de Bourbon-Vendôme (1655–1727) /I/ 152, 362. /II/ 166, 465 Valois - Anne de Bretagne (1477–1514), Duchesse de Bretagne, verm. mit Charles VIII und Louis XII /II/ 180, 378, 382 - Catharina de’Medici (1519–1589), Königin /I/ 40, 44, 72, 124, 183, 356, 387, 412. /II/ 197, 238, 239, 365 - Charles de Valois (1573–1650), Duc d’Angoulême /I/ 44. /II/ 168 - Charles I d’Anjou (1227–1285), König von Sizilien /I/ 203, 403 - Charles II d’Anjou (1254–1309), König von Neapel /I/ 203, 403
Register
- Charles V (1338–1380), Charles le Sage, König /I/ 100, 101, 102, 184, 270. /II/ 36, 423 - Charles VI (1368–1422), König /II/ 167 - Charles VII (1403–1461), König /I/ 47, 106, 109, 275, 277. /II/ 167, 423 - Charles VIII (1470–1498), König /I/ 115, 116, 122. /II/ 180, 378, 382 - Charles IX (1550–1574), König /I/ 44, 270, 387. /II/ 38, 168, 182, 193, 202, 239, 396, 422, 450 - Charles Paris d’Orléans (1649– 1672), Comte de Saint-Pol /II/ 167 - Claude de France (1499–1524), Königin, verm. mit François I /I/ 55. /II/ 378 - Gaston de Foix (1489–1512), Duc de Nemours /II/ 500 - François (1518–1536), Dauphin /I/ 183, 387. /II/ 238 - François I (1494–1547), König /I/ 28, 38, 52, 55, 78, 123, 127, 128, 159, 161, 183, 186, 192, 227, 228, 229, 356, 387, 388, 395, 401, 432, 433, 506. /II/ 36, 38, 155, 157, 174, 199, 238, 370, 376, 378, 421, 461, 479, 480, 613. /III/ 235, 254 - François II (1544–1560), König /I/ 387. /II/ 239 - François Hercule de Valois (1555– 1584), Duc d’Alençon /II/ 239 - Henri II d’Orléans (1595–1663), Duc de Longueville, Gouv. von Caen /I/ 72, 264. /II/ 167, 224, 505 - Henri II (1519–1559), König /I/ 23, 25, 39, 183, 387. /II/ 38, 201, 238, 356. /III/ 235
Personenregister
- Henri III (1551–1589), König /I/ 48, 124, 276, 291, 294, 337, 356, 370, 387, 506. /II/ 38, 65, 155, 239, 353, 476, 486 - Ingeborg von Dänemark (um 1175–1236), verm. mit Philippe II Auguste /II/ 452 - Jean d’Orléans (1402–1468), gen. Bastard von Orléans, Comte de Dunois et de Longueville /II/ 167 - Jean de Valois (1340–1416), Duc de Berry /I/ 100–102, 349. /II/ 423 - ean II (1319–1364), Jean le Bon, König /I/ 184 - Jean Louis Charles d’Orléans (1646–1694), Duc de Longueville, Comte de Saint-Pol /I/ 361. /II/ 167. /III/ 20, 151, 174, 190 - Jeanne I de Navarre (1273–1305), Königin von Navarra, Comtesse de Champagne, verm. mit Philippe IV /II/ 361, 479 - Louis de Valois (1372–1407), Duc d’Orléans /II/ 167 - Louis VII (1120–1180), Louis le Jeune, König /I/ 277 - Louis IX (1214–1270), König, Saint Louis /I/ 55. /II/ 155, 184, 189, 301, 411, 479 - Louis XI (1423–1483), König /I/ 121, 123, 186, 278, 450. /II/ 279, 477 - Louis XII (1462–1515), König /I/ 83, 103, 356, 432. /II/ 39, 180, 378, 500 - Marguerite de Valois (1553–1615), Königin /II/ 239 - Philippe de France (1336–1376), 1er Duc d’Orléans /I/ 184 - Philippe II Auguste (1165–1223), König /I/ 84. /II/ 452
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- Philippe III (1245–1285), König /II/ 155, 186, 452 - Philippe IV (1268–1314), der Schöne, König /II/ 361, 479 - Philippe VI (1293–1350), König /I/ 184 - René I d’Anjou (1409–1480), gen. René von Sizilien, König von Neapel /I/ 192 - Robert (1256-1317), Comte de Clermont /II/ 155 Fresne, s. Mousseaux. Freudenberg, N.N., h.-darmst. KamJ /I/ 15, 254 Freyberg, Johann Christoph von (1616–1690), Bischof von Augsburg /I/ 534 Frundsberg, Georg von (1473–1538), kaiserl. Landsknechtsführer /I/ 228 Fugger, Bonaventura (1619-1693), Graf Fugger, bayer. KamH, Oberhofmeister /I/ 241, 529, 530, 531, 532 Fugger, N.N., Graf Fugger /I/ 174, 202, 227, 333, Fünfkirchen, Johann Bernhard II. von (1644–1700) /I/ 174, 182, 384 Fürstenberg - Franz Egon (1626–1682), Graf von Fürstenberg, Bischof von Straßburg /I/ 25, 136, 530. /II/ 360. /III/ 93, 203 - Wilhelm Egon (1629–1704), Graf von Fürstenberg, Bischof von Metz /I/ 25, 166, 358. /II/ 355. /III/ 151, 175 Fürstenberg-Heiligenberg - Anton Egon (1656–1716), Graf von Fürstenberg-Heiligenberg /I/ 521
334
- Emanuel Franz Egon (1663–1688), Graf von Fürstenberg-Heiligenberg /I/ 521 - Felix Egon (1657–1686), Graf von Fürstenberg-Heiligenberg /I/ 521 - Ferdinand Max Egon (1661–1696), Graf von Fürstenberg-Heiligenberg /I/ 521 - Hermann Egon (1627–1674), Graf von Fürstenberg-Heiligenberg, bayer. KamH und Hofmarschall /I/ 237, 238, 240, 241, 242, 518, 520, 525, 526, 529, 530. /II/ 630 - Maria Franziska (1638–1680), Gräfin von Fürstenberg-Stühlingen, verm. mit Hermann Egon /I/ 238, 521 Gablkoven, Johann Balthasar von (1636–1716), s.-goth. KamJ, Hofmeister /III/ 89, 93, 191 Galen, Christoph Bernhard von (1606– 1678), Bischof von Münster /I/ 165. /III/ 175, 208 Galilei, Galileo (1564–1642), Mathematiker, Astronom /I/ 457 Gallard, Claude II (1616–1673), Conseiller du Roi /I/ 54 Gallas, Matthias (1588–1647), Graf Gallas, kaiserl. Generalleutnant /I/ 223, 513. /II/ 204 Gardie, Magnus Gabriel de la (1622– 1686), schwed. Diplomat, Reichskanzler /I/ 257 Gassion, Jean de (1609–1647), Maréchal de France /I/ 114. /II/ 197 Gattamelata (Gattamilata), s. Erasmo da Narni Gault, N.N. de, Gouv. von Orange /I/ 189.
Register
Geispitzheim, Georg August von, n.-weilburg. Oberjägermeister /I/ 17, 260. /III/ 33 Genebat, N.N., /I/ 136, 139, 148 Gerhard, Johann Ernst (1621–1668), Theologe, Autor /II/ 93, 99 Gersdorff, Nicolaus von (1629–1702), kurs. Ges. in Paris /I/ 163, 165, 167, 375. /III/ 175, 185, 188, 200, 208, 216, 217, 218 Gersette, N.N., Capitaine in Caen /I/ 68, 72 Gesandter - apostol. in der Toskana, s. Lorenzo Trotti - dän. in Paris, s. Marcus Falksen Gjøe, Simon von Petkum, Hannibal Sehested - engl. in der Toskana, s. Sir John Finch - engl. in Livorno, s. Charles Longland - engl. in Paris, s. Sir John Trevor - franz. in den Niederlanden, s. (Pierre) Honoré Courtin, Godefroi Comte d’Estrade - franz. in Konstantinopel, s. Henri de Gournay - franz. in London, s. Henri de Massué - franz. in Münster, s. Claude de Mesmes - franz. in Regensburg, Robert de Gravel - franz. in Rom, s. Charles III de Créquy - franz. in Turin, s. Ennemond de Servien(t) - hessen-kassel. in Paris, s. Johann Beeck - kaiserl. in Konstantinopel, s. Hermann Wenzel Czernin von Chu-
Personenregister
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denitz, Johann Rudolph Schmidt Frhr von Schwarzenhorn kaiserl. in London, s. Franz Paul von Lisola kaiserl. in Paris, s. Johann Franz Frhr Wicka von Wickburg kurbrand. in London, s. Christoph von Brandt kurbrand. in Paris, s. Gerhard Bernhard von Pölnitz, Johann de Beyer, Christoph von Brandt, Franz von Meinders kurbrand. in Wien, s. Andreas Neumann kurmainz. in Paris, s. Léonard de Mousseaux kurpfälz. in Paris, s. Johann Friedrich Pawel von Rammingen kursächs. in Paris, s. Christian Ernst Kanne zu Klöden, Nicolaus von Gersdorff kursächs. in Wien, s. Jonas Schrimpf kurtrier. in Paris, s. Johann de Heiß lucces. in der Toskana, s. Silvestro Arnolfini mant. in Paris, s. Filippo Brondoli niederl. in Paris, s. Hieronymus van Beverningh, Willem Boreel, Coenraad van Beuningen pfalzneub. in Paris, s. Heinrich Wilhelm Frhr von Leerodt s.-weimar. in Paris, s. N.N. Feret savoy. in Mailand, s. Vitaliano Borromeo savoy. in Paris, s. Thomas François de Chabod savoy. in Venedig, s. Giovanni Battista di Bigliore schwed. im Haag, s. Christoph Delphicus Burggraf von Dohna
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- schwed. in London, s. Christoph Delphicus Burggraf von Dohna - schwed. in Paris, s. Esaias von Pufendorf - span. in London, s. Antonio Francisco Mexia de Tovar y Paz - span. in Paris, s. Antonio Pimentel de Prado y lo Bianco - span. in Venedig, s. Gaspar de Teves y Córdoba - span. in Wien, s. Francisco de Melo - venez. in der Toskana, s. Antonio Maria Vincenti - venez. in Turin, s. Giovanni Morosini Geuder von Heroldsberg, Johann Adam Georg Christoph (1641–1718) /I/ 247, 334, 540. /II/ 632 Ghislieri, Antonio Michele (1504– 1572), Papst Pius V. /III/ 243 Gilbert, N.N., Prediger in Caen /I/ 64, 66, 67, 73 Gillodein (Gilladig), N.N., Kaufmann in Rouen /I/ 60, 61 Giovio, Paolo (Paulus Iovius) (1483– 1552), Historiker /I/ 456 Santa Giustina (Justina) (gest. 304) /I/ 288 Giustiniani, Pompeo (1569–1616), gen. „braccio di ferro“, genues. Condottiere /I/ 289 Gjøe (Geuy), Marcus Falksen (1635– 1698), dän. Res. in Paris /I/ 47, 59. /II/ 544, 550. /III/ 53, 185, 191 Glaß, Salomon (1593–1656), Theologe, Autor /II/ 98 Glock, Anton (1611–1690), Jurist, Syndikus in Frankfurt am Main /I/ 100
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Glock, Esaias Philipp (1646–1710), Jurist, Syndikus in Frankfurt am Main /I/ 100, 101 Gölnitz, Abraham, Autor /I/ 48, 128, 176, 177, 202, 276, 396. /II/ 578 Gondi - Jean François Paul (1613–1679), Cardinal de Retz, Erzbischof von Paris /II/ 198, 222, 223, 250, 471 - Pierre (1533–1616), Kardinal /II/ 464 - Pierre (1602–1676), Duc de Retz /II/ 198 Gontaut, Charles de (1562–1602), Duc de Biron, Maréchal de France /II/ 193 Gontaut-Biron, Charlotte de (gest. 1635), verm. mit Jacques Nompar de Caumont /II/ 193 Gonzaga - Alfonso II (1616–1678), Conte di Novellara /I/ 488 - Annibale (1602–1668), Principe di Bozzolo, kaiserl. FM /I/ 488, 492. /II/ 509 - Carlo (1616–1680), Marchese di Solferino /I/ 488. /II/ 509 - Federico II (1500–1540), Marchese, Duca di Mantova /I/ 490 - Ferdinando (1587–1626), Duca di Mantova /I/ 491 - Ferdinando I (1614–1675), Marchese di Castiglione delle Stiviere /I/ 488. /II/ 509 - Ferdinando II Filippo (1643–1677), Principe di Sabbioneta /I/ 487. /II/ 509 - Ferrante II (1563–1630), Duca di Guastalla /I/ 221, 489
Register
- Ferrante III (1618–1678), Duca di Guastalla /I/ 220, 487, 495. /II/ 509 - Guglielmo (1538–1587), Duca di Mantova, 1574 Duca del Monferrato /I/ 490 - Isabella Clara (1629–1685), Erzherzogin von Österreich, Duchessa di Mantova, verm. mit Carlo III /I/ 221, 479, 485, 492. /II/ 240. /III/ 266, 269 - Luigi (1599–1660), Gouv. von Raab /I/ 492 - Margarethe di Monferrato (1510– 1556), verm. mit Federico II /I/ 490 - Margherita d’Este (1612–1692), verm. mit Ferrante III /I/ 487 Gonzaga-Nevers - Carlo III (1629–1665), Duca di Mantova /I/ 221, 381, 491, 492 - Ferdinando Carlo (1652–1708), Duca di Mantova /I/ 221, 489, 491, 505, 509. /III/ 266, 268 - Giulio Cesare (1618–1676), Conte di Novellara, OKamH des Gran Principe di Toscana /I/ 446, 454. /II/ 509 - Vinzenco II (1594–1627), Duca di Mantova /I/ 490 Gorrevod, Philippe Eugène de (gest. 1681), Duc de Pont-de-Vaux /II/ 198 Gouffier, Artus (1627–1696), Duc de Roannez, abgedankt 1667 /I/ 336 Gouffier, Charlotte (gest. 1683), verm. mit François III d’Aubusson, /I/ 336 Gournay, Henri de (gest. 1663), Comte de Marchéville, fr. Amb. in Konstantinopel /I/ 314. /II/ 352
Personenregister
Graf von Gravenegg, Joachim, 1644– 1671 Fürstabt von Fulda /I/ 13, 252 Gramont, de - Armand (1637-1673), Comte de Guiche /I/ 47, 66. /II/ 53, 146, 198, 284, 404 - Antoine II (gest. 1644), Duc de Gramont /II/ 198 - Antoine III (1604–1678), Duc de Gramont, Maréchal de France /I/ 39, 46, 47, 66, 75, 138, 149, 151, 152, 154, 164, 169, 200, 360, 361, 379. /II/ 40, 53, 145, 146, 198, 284, 404, 491, 492, 505. /III/ 20, 29, 171, 179, 190, 192, 205, 216 - Françoise-Marguerite du Plessis de Chivré (1608–1689), verm. mit Antoine III /II/ 198 - Henri (gest. 1679), Comte de Toulongeon /II/ 404 - Philibert (1621–1707), Comte de Gramont /II/ 507 - Suzanne Charlotte-Catherine (ca. 1620–1688), verm. mit Just-Henry Mitte de Chevrières, Marquis de Saint-Chamond /I/ 201 Grancey, Comte de, s. Jacques Rouxel. Gravel, Robert-Vincent de (1616– 1684), fr. Ges. in Regensburg /I/ 246, 539. /II/ 150 Griesheim, Johann Heinrich Günter von (1635–1671), s.-goth. KamJ /I/ 134, 243, 543. /II/ 9 Griffi, N.N., Kaufmann in Parma /I/ 471, 475 Grigault - Bernardin (1630–1694), Marquis de Bellefonds, LieutG, Maréchal de France /I/ 34, 319–321. /III/ 42, 47, 126
337
- Madeleine Fouquet (gest. 1716), verm. mit Bernardin Grigault, /I/ 162 Grimaldi - Guiseppe Francesco (gest. 1693) /II/ 352, 353 Grimaldi (Monaco) - Catherine Charlotte de Gramont (1639–1678), Princesse de Monaco /I/ 47, 138, 142, 150, 152. /II/ 234 - Honoré II (1597–1662), Prince de Monaco /II/ 233, 234 - Lodovico I (1642–1701), Prince de Monaco /I/ 186, 210, 389. /II/ 234 Grimaldi-Cavalleroni, Girolamo (1597– 1685), Erzbischof von Aix-enProvence /I/ 404 Grimaldi-Régusse, Charles de (1612– 1687), Président à mortier au Parlement /I/ 206, 403 Grimani, Domenico (1461–1523), Patriarch von Aquileia /I/ 288, 293 Grimoard de Beauvoir du Roure, Antoine de (gest. 1622), Marquis de Combalet /II/ 489 Grollier de Servière, Nicolas (1596– 1689), fr. Erfinder /I/ 180, 181. /II/ 48 Gromeyer, s. Cromayer Grozet (Groezet), s. Croisette Grunfels, N.N. /III/ 52 Guasco, Carlos de, Marquis de Sallaro /II/ 352, 353 Guébriant, Jean Baptiste Budes de (1602–1643), Comte de Guébriant, Maréchal de France /II/ 192 Guénégaud, s. Plessis-Guénégaud Guevare, Antonio de (um 1480–1545), span. Autor /II/ 13
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Guicciardini, Pietro, Hofmarschall der Granduchessa di Toscana /I/ 454 Guiche, Bernard de La (1641–1696), Comte de Saint-Géran et La Palice /I/ 140, 383, Guiche, Comte de, s. Gramont Guyenne, de - Éléonore (um 1122–1204), auch Éléonore d’Aquitaine, Duchesse d’Aquitaine, Königin von Frankreich, Königin von England /I/ 277 - Guillaume X (1099–1137), Duc de Guyenne /I/ 277 Guzmán Ponce de Leon y Toledo, Luis de (1603–1668), Gouv. von Mailand /I/ 430. /III/ 248 Guzmán y Lugo, Juan Alonso de (gest. 1695), Marqués de Fuentes, Conde de Talara /III/ 126 Habsburg, Österreich - Albrecht (1255–1308), Graf von Habsburg, Herzog von Österreich, röm. König /I/ 260 - Andreas (1558–1660), Kardinal /I/ 536 - Anna de’Medici (1616–1676), Erzherzogin, verm. mit Ferdinand Karl /I/ 215, 217, 226, 229, 233, 479, 486, 492, 501–507, 509, 530. /II/ 240, 626. /III/ 268, 270, 271 - Claudia Felizitas (1653–1676), Erzherzogin /I/ 221, 227, 230, 232, 492, 504, 505 - Eleonora Magdalena Gonzaga (1630–1686), verm. mit Ferdinand III. /I/ 492, 540. /II/ 19, 240 - Ferdinand I. (1503–1564), Kaiser /I/ 225, 500
Register
- Ferdinand II. (1578–1637), Kaiser /I/ 109, 445, 491, 513. /II/ 204, 429 - Ferdinand II. (1529–1595), Erzherzog /I/ 227, 505, 536 - Ferdinand III. (1608–1657), Kaiser /I/ 267, 364, 491, 508, 509. /II/ 19, 162, 188, 486 - Ferdinand IV. (1633–1654), röm. König /I/ 243, 244, 533. /II/ 19, - Ferdinand Karl (1628–1662), Erzherzog von Tirol /I/ 223, 227– 230, 233, 443, 494, 495, 504–507, 509, 535. /II/ 361 - Ferdinand Wenzel (1667–1668) /I/ 149, 150, 154. /III/ 118, 188, 203, 204 - Karl (1560–1618), Markgraf von Burgau /I/ 228, 291, 536 - Karl V. (1500–1558), Kaiser /I/ 23, 25, 186, 217, 225, 228, 388, 401, 432, 433, 441, 450, 480, 482, 484, 490, 491, 500, 506. /II/ 238, 356, 370. /III/ 243 - Karl Joseph (1649–1664), Erzherzog /II/ 23 - Leopold I. (1640–1705), Kaiser /I/ 38, 154, 175, 180, 222, 224, 225, 229, 231–233, 246, 247, 257, 273, 320, 375, 376, 445, 450, 471, 494, 495, 499, 507, 509, 510, 514, 516, 517, 519, 529, 539, 540. /II/ 26, 237, 245, 365. /III/ 29, 120, 172, 188, 203–205, 208, 263 - Leopold V. (1586–1632), Erzherzog /I/ 228, 230 - Leopold Wilhelm (1614–1662), Erzherzog /I/ 247, 376, 524. /III/ 186 - Maria von Burgund (1457–1482), Herzogin, verm. mit Maximilian I. /I/ 505. /II/ 12, 186
Personenregister
- Maria Magdalena (1656–1669), Erzherzogin /I/ 227, 230, 504, 505 - Margarita Teresa de Austria (1651– 1673), Kaiserin, verm. mit Leopold I. /I/ 141, 175, 225, 362, 379, 430, 431, 433, 496, 499, 520. /III/ 174, 180, 204, 205, 248 - Maximilian I. (1459–1519), Kaiser /I/ 227, 432, 505. /II/ 12, 237, 238, 382 - Maximilian II. (1527–1576), Kaiser /I/ 490, 491 - Rudolf II. (1552–1612), Kaiser /I/ 522 - Sigismund Franz (1630–1665), Erzherzog von Tirol /I/ 221, 229– 231, 233, 505, 506, 508, 509, 534 - Sibylle (1557–1627), Prinzessin von Jülich-Kleve-Berg, verm. mit Markgraf Karl von Burgau /I/ 536 Spanien - Maria Anna (1634–1696), Erzherzogin, Königin, verm. mit Felipe IV /I/ 273, 474 - Carlos II (1661–1700), König /I/ 23, 38, 466, 471, 474, 483, 491. /II/ 235, 240, 509. /III/ 56 - Élisabeth de Bourbon (1602–1644), Königin, verm. mit Felipe IV /II/ 158 - Felipe II (1527–1598), König /I/ 227, 432, 433. /II/ 174, 477 - Felipe IV (1605–1665), König /II/ 158, 491, 501 - Isabella Clara Eugenia (1566–1633), Infantin /II/ 244, 477 - Juan de Austria (1547–1578), natürlicher Sohn Karls V. /I/ 433 - Juan José de Austria (1629–1679), natürlicher Sohn Felipes IV /I/ 273. /III/ 126, 175 Hale, N.N. /I/ 75
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Hallot, N.N. de (du), Bereiter in Angers /I/ 333, 334. /II/ 143, 387 Hamblock, N.N., Kaufmann in Pisa /I/ 463 Hanau-Lichtenberg - Friedrich Casimir (1623–1685), Graf /I/ 13, 252, 253 Haraucourt, Charles II d’, Marquis d’Haraucourt et de Faulquemont, Gouv. von Marsal /II/ 349 Harcourt, Comte d’, s. Lorraine-Guise Hardouin de Beaumont de Péréfixe, Paul Philippe (1606–1671), Bischof von Rodez, Erzbischof von Paris /II/ 161 Haro y Guzmán, Luis Méndez de (1598–1661), Marqués von Carpio, Conde Duque de Olivares, span. Minister /II/ 225, 404, 497 Harrach, Franz Albert von (1614– 1666), Graf von Harrach /II/ 23 Haslang, Georg Christoph Frhr von (1602–1684), bayer. OKamH, Geh. Ratsdirektor /I/ 240, 242, 525, 526 Hasset (Hassel), N.N., Sekretär des Maréchal Turenne /I/ 31, 32, 33, 139, 146, 164, 320, 373. /III/ 55 Heher, Georg Achaz (1601–1667), Dr. jur., s.goth. Regierungsrat, Kanzler in Rudolstadt /II/ 11, Heidenreich, Jakob Heinrich (1623– 1674), s.-goth. Konsistorialpräsident /I/ 131 Heider, Valentin (1605–1664), Dr. jur., Syndikus in Lindau /II/ 18 Hein, Benedikt, 1667–1674 Abt von Kaisheim /I/ 245, 538 Heiß (Heeß), Johann de, kurtrier. Agent in Paris /I/ 330
340
Helena, Flavia Iulia (um 250–um 330), Mutter Kaiser Konstantins /I/ 292 Helmont, Johan (Jan) Baptista (1577– 1644), fläm. Arzt, Naturforscher, Alchemist /II/ 50 Herlitz (Herlicius), David (1557– 1636), Mediziner, Astronom /I/ 402 Hervart, Barthélemy (1607–1676), Intendant des Finances /I/ 48. /III/ 18, 28, 31 Hesler, N.N., Kaufmann in Lyon /I/ 175, 190, 384, 393. /II/ 605. /III/ 201, 206, 214, 241 Hesselin, Louis (1602–1662), Maître de l’Hôtel du Roi /II/ 192 Hessen - Philipp I. (1504–1567), Landgraf /I/ 228 Hessen-Darmstadt - Elisabeth Dorothea von SachsenGotha (1640–1709), Landgräfin, verm. mit Ludwig VI. /I/ 69, 136, 138, 153, 154, 255, 258, 312, 364. /III/ 32, 39, 40, 111, 129, 146, 150, 155, 157, 166, 211, 212, 237 - Ernst Ludwig (1667–1739), Landgraf /I/ 138. /III/ 155, 157, 166, 171, 212 - Friedrich (1616–1682), Landgraf, 1637 konvertiert, 1652 Kardinal, Bischof von Breslau /I/ 435. /III/ 255 - Georg (1632–1676), Landgraf /I/ 15, 154, 255, 256, 258. /III/ 27, 39, 89 - Georg II. (1605–1661), Landgraf /I/ 109. /II/ 429. /III/ 179 - Juliane Alexandrine von LeiningenHeidesheim (1651–1703), Landgräfin, verm. mit Georg /III/ 89
Register
- Ludwig VI. (1630–1678), Landgraf /I/ 15, 69, 135, 138, 139, 154, 155, 254, 255, 256, 257, 258, 312, 317, 392. /III/ 24, 25, 27, 32, 33, 38–41, 46, 78, 82, 111, 129, 146, 166, 171, 179, 212, 237 - Sophie Eleonore von Sachsen (1609–1671), verm. mit Georg II. /I/ 255, 256. /III/ 25, 27, 111 Hessen-Homburg - Anna Elisabeth von Sachsen-Lauenburg, (1624–1688), Landgräfin, verm. mit Wilhelm Christoph /III/ 157 - Anna Margarete (1629–1686), Landgräfin, verm. mit Philipp Ludwig (1620–1689), Herzog von Holstein-Sonderburg-Wiesenburg /III/ 84 - Christine Wilhelmine (1653–1722), Landgräfin /III/ 157 - Friedrich II. (1633–1708), Landgraf /III/ 84, 150, 157 - Georg Christian (1626–1677), Landgraf /III/ 150, 157 - Magdalene Sophie (1660–1720), Landgräfin /III/ 157 - Margarete Elisabeth von LeiningenWesterburg, (1604–1667), Landgräfin, verm. mit Friedrich I. /III/ 150 - Wilhelm Christoph (1625–1681), Landgraf /III/ 157 Hessen-Kassel - Hedwig Sophie von Brandenburg (1623–1683), Landgräfin, /I/ 165 - Wilhelm V. (1602–1637), Landgraf /I/ 268, 539 - Wilhelm VI. (1629–1663), Landgraf /II/ 142
Personenregister
Hessen-Rheinfels-Rotenburg - Ernst I. (1623–1693), Landgraf, 1652 konvertiert /I/ 499, 543. /III/ 250, 256, 258 Heusch, N.N., Kaufmann in Paris /I/ 133, 135, 136, 151, 169, 170. /II/ 586, 592, 597, 648. /III/ 105, 223, 231 Hilarius von Poitiers (um 315–367), Bischof von Poitiers /II/ 390 Hildebert I (gest. 1017), seit 1009 Abt des Klosters Mont SaintMichel /I/ 83 Hocquincourt, s. Monchy d’Hocquincourt. Hoënegg, Matthias Hoë von (1580– 1645), Theologe, Autor /II/ 94, 99 Hofkirchen, Wolfgang Lorenz Frhr von /III/ 86 Høg (Høeg), Just Justesen (1640– 1694), dän. Diplomat /I/ 330. /II/ 151 Hohenems, Markus Sittikus von (1574–1619), Erzbischof von Salzburg /I/ 233, 235, 513 Hohenheim, Theophrastus Bombastus von (ca. 1493–1541), gen. Paracelsus /I/ 236, 516. /II/ 629 Hohenlohe-Oehringen - Johann Friedrich (1617–1702), Graf /I/ 21 Hohenlohe-Waldburg - Magdalena Juliana (1619–1645), Gräfin, verm. mit Maximilian Willibald von Waldburg-Wolfegg /I/ 526 - Philipp Gottfried (1618–1679), Graf /II/ 25 Holstein - Christian August (1639–1687), Herzog von Schleswig-Holstein-
341
Sonderburg-Norburg /I/ 330. /II/ 41, 138 - Friedrich (1651–1724), Herzog von Holstein-Sonderburg-Wiesenburg /III/ 84 Homonna, György Drugeth de (1633– 1661), Graf Homonai /II/ 23 Hopfgarten, N.N., Lakai in Paris /I/ 161 Hôpital, de L’ - François (1583–1660), Duc de Rosnay, Maréchal de France, Gouv. der Champagne /II/ 199 - François-Marie (gest. 1679), Duc de Vitry-Châteauvillain /I/ 104 - Michel (1505–1573), fr. Kanzler /II/ 199 - Nicolas (1581–1644), Duc de Vitry, Maréchal de France, Gouv. der Provence /II/ 199, 488 Horn, Gustaf Karlsson (1592–1657), schwed. Feldherr /I/ 525 Hotman, François (Franciscus Hotomanus) (1524–1590), fr. Jurist /I/ 103. /II/ 423 Hückell, Veit Ludwig, s.-goth. Lehnsekretär /III/ 158 Humières, Marquis d’, s. Louis de Crevant Hunnius d.Ä., Aegidius (1550–1603), luth. Theologe /II/ 93, 99 Hunnius, Nikolaus (1585–1643), luth. Theologe, Superintendent in Lübeck /II/ 73, 82 Hyde, Edward (1609–1674), Earl of Clarendon, Lord Chancellor /I/ 135, 483. /II/ 235. /III/ 152, 203 Imhoff, N.N. von, nassau. Kellermeister /I/ 17, 260 Ingelheim, Anselm Franz von (1634– 1695), Domkapitular in Mainz /I/ 462
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Isenburg-Büdingen - Johann Ernst (1633–1673), Graf /I/ 14, 253 Isenburg-Büdingen-Birstein - Wilhelm Otto (1597–1667), Graf /I/ 14, 253 Jansen, Cornelius (1585–1638), Bischof von Ypern /II/ 60, 450, 451 Jenisch, Hans Ludwig (1628–1695), Kaufmann in Augsburg /I/ 538. /II/ 628 Jenisch, Markus Anton II. (1623– 1674), Kaufmann in Augsburg /I/ 244, 245, 538. /II/ 628. /III/ 255, 258, 264 Jermyn, Henry (1605–1684), Earl of Saint Albans /I/ 149, 361. /III/ 190 Johanne de la Carre, Jacques de (1622–1709), Marquis de Saumery /I/ 128 Jorman (Gorman), Johann Albrecht (gest. 1692), OWmst /I/ 329. /II/ 634, 635. /III/ 52 Joyeuse, s. Lorraine-Guise Jussac, François de (1599–1641), Seigneur de Saint-Preuil, Maréchal de Camp, Gouv. von Arras /II/ 221 Justel (Justellus), Henri (1620–1693), fr. Gelehrter /I/ 140, 146, 157, 168, 376 Kanne zu Klöden, Christian Ernst (1617–1677), kurs. Ges. in Paris /I/ 163, 165, 167, 375. /III/ 175, 185, 188, 200, 208, 216, 217, 218 Kastriota, Georg (1405–1468), gen. Skanderbeg, alban. Fürst /I/ 228, 287 Khuen, Martin, Dr. jur., nass. Rat /II/ 18
Register
Koch, David, Kaufmann in Paris /I/ 39, 43, 60, 67, 71, 72, 79, 80, 106, 125, 126, 130, 133, 135, 136, 151, 169, 170, 174, 328, 332, 343, 352, 357. /II/ 564, 571, 581, 586, 592, 597, 637, 648. /III/ 28, 29, 31, 50, 65, 105, 106, 118, 119, 124, 196, 223, 231 Kolb, Johann Jacob (1605–1671), Dr. jur., h.-darmst. Regierungsrat, Konsulent, Syndikus in Augsburg /II/ 18 Königsmarck, Hans Christoph von (1600–1663), Graf Königsmarck, schwed. FM /I/ 542 Konrad (1252–1268), Herzog von Schwaben /I/ 203, 403 Kromsdorff, Albrecht Christian von (1626–1684), kurs. LandKamR, Rittmeister /I/ 151, 153, 157, 160, 163, 170 Kuhla, Barthold Clemens von der (1640–1712), Jurist aus Bremen /I/ 24, 146, 153 Künigl, Johann Georg von (1628– 1697), Graf von Künigl /I/ 226, 227, 232, 504–506, 508 Künsberg, Georg Christoph Frhr von (1613–1674/75) /III/ 109, 138–141, 150 Künsberg, Hans Georg von /I/ 334. /III/ 108, 109, 115, 138–141 Kurland - Friedrich Kasimir Kettler (1650– 1698), Pz /I/ 167, 374. /III/ 215 Kurtz von Senftenau, Ferdinand Sigismund (1592–1659), Reichsgraf von Valley, Reichsvizekanzler /II/ 19 Kurtz von Senftenau, Philipp (gest. 1662), Graf von Senftenau und
Personenregister
Toblach, Oberhofmeister /I/ 240, 242, 531 Kyros II. (um 559 v. Chr. –530 v. Chr.), pers. König /II/ 477 Lafayette, François de (1628–1676), Bischof von Limoges /I/ 93 Lalande (Delalande), Jacques de (1622–1703), fr. Jurist /I/ 285 Lamberg, Johann Franz von (1618– 1666), Graf von Lamberg /II/ 23 Lamboy, Guillaume de (ca. 1590– 1659), kaiserl. General /II/ 192, 491, 492 Lamoignon, Guillaume de (1617– 1677), Président au Parlement de Paris /II/ 498 Langenmantel, Anton (1602–1670), Ratsherr und Bürgermeister in Augsburg /I/ 244, 537, 538 Langenmantel, Johann David (1643– 1716) /I/ 537 Lannoy, Charles de (1487–1527), Vizekönig von Neapel, kaiserl. Oberbefehlshaber in Italien /I/ 228 Larcher, Claude, Conseiller au Parlement de Paris /II/ 476 Lasseran - Blaise de Lasseran de Massencome (1500/1502–1577), Seigneur de Mon(t)luc, gen. Blaise de Mon(t)luc, Maréchal de France /II/ 54 - Jean de Lasseran de Massencome de Mon(t)luc (1508–1579), Bischof von Valence /II/ 450 Lauterbeck, Georg (gest. 1578), Jurist, Autor /II/ 13 Lauthier, Toussaint (gest. 1685), Apotheker in Aix-en-Provence /I/ 204, 205, 404 Lauzières, Antoine de (gest. 1621), Marquis de Thémines /II/ 487
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Laval, Comte de, s. Louis Maurice de La Trémoille Leerodt, Heinrich Wilhelm Frhr von (ca. 1610–nach 1680), pfalzneub. Ges. in Paris /III/ 202 Legentre (Legendre), André, Kaufmann in Caen /I/ 62, 332. /II/ 557, 563, 564. /III/ 91 Leiningen - Philipp II. (1591–1668), Graf von Leiningen-Westerburg-Rixingen /II/ 350 Lenoncourt, Robert II de (1510–1561), Kardinal /II/ 464 Lesdiguières, Duc de, s. Bonne de Créqui Lévis - Henri (1596–1680), Duc de Ventadour /II/ 205, 428 - Marie de la Guiche (1623–1684), Duchesse de Ventadour, verm. mit Charles de Lévis, Duc de Ventadour /I/ 105, 185, 388 Leyen, Karl Kaspar von der (1618– 1676), Erzbischof, Kurfürst von Trier /I/ 165. /III/ 93 Liancourt, s. Plessis Liechtenstein - Johanna Beatrix von DietrichsteinNikolsburg (um 1625–1676), Fürstin, verm. mit Karl Eusebius /I/ 512 - Karl Eusebius (1611–1684), Fürst /I/ 512 Lillebonne, s. François Marie de Lorraine-Guise Lionne, de - Artus (1655–1713) /II/ 508 - Elisabeth-Mélanie /II/ 508 - Hugues (1611–1671), Secrétaire, Ministre d’État /I/ 39, 119, 144, 148, 149, 155, 164, 165, 371, 421.
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/II/ 53, 145, 146, 200, 207, 208, 210, 501, 504, 505, 506, 507, 508. /III/ 172, 175, 190, 192, 203, 216, 219, 224, 234, 247, 254 - Jules-Paul (1647–1721), Abt des Klosters Marmoutier /I/ 119, 354. /II/ 508 - Louis Hugues (1646–1708), Marquis de Berny, Secrétaire d’État /II/ 508. /III/ 172, 203 - Madeleine (um 1655–1684), verm. mit François Annibal III d’Estrées /II/ 508 - Paul Luc /II/ 508 - Paule Payen (1631–1704), verm. mit Hugues de Lionne /I/ 371, 372. /II/ 508 Lippay, György (1600–1666), Erzbischof von Esztergom, Primas von Ungarn /II/ 23 Lipsius, Justus (Joest Lips) (1547– 1606), Philosoph, Philologe /I/ 177. /II/ 13, 15 Lisola, Franz Paul von (1613–1674), Reichsfrhr, kaiserl. Ges. in London /III/ 204 Liudolfinger - Otto I. (912–973), Kaiser /I/ 534 Lodron, Paris von (1586–1653), Graf von Lodron, Erzbischof von Salzburg /I/ 233, 234, 235, 514, 517 Löffelholtz, Georg Christoph von (1641–1683) /I/ 247, 334. /II/ 632 Lomellini, Laurent, 1665–1670 Vizelegat /I/ 190, 191, 193, 393 Loménie, de - Antoine (1560–1638), Secrétaire d’État /II/ 506 - Henri Auguste (1595–1666), Comte de Brienne, Secrétaire d’État /II/ 506
Register
- Louis Henri de Loménie (1635– 1698), Comte de Brienne, Conseiller, Secrétaire d’État /II/ 192, 506, 507 - Martial (gest. 1572), Secrétaire du Roi /II/ 506 Longaulnay, Susanne de (geb. ca. 1605), verm. mit Claude Maximilien, Comte de La Palice, Seigneur de Saint-Géran /I/ 140 Longland, Charles (gest. 1688), engl. Kaufmann, Agent oder Res. in Livorno /I/ 463, 464 Longueil, René de (1596–1677), Marquis de Maison, Président à mortier au Parlement de Paris, Surintendant des Finances /I/ 50. Longueval, Charles Albert de (1607– 1663), Comte de Buscquoy /II/ 200 Lorenz, Ernst (1622–1684), Ratsherr, Bürgermeister in Augsburg /I/ 242, 535 Lorges, Gabriel I de (1526–1574), Comte de Montgomery /I/ 40. /II/ 201, 238 Lorraine-Anjou - Nicolas I (1448–1473), Marquis de Pont-à-Mousson, Duc de Lorraine /II/ 35 Lorraine-Chaligny - Henri de Lorraine-Chaligny (1596– 1672), Marquis de Mouy, Comte de Chaligny /II/ 171 Lorraine-Guise - Alphonse Louis (1644–1689), Chevalier de Harcourt /II/ 173 - Catherine de Neufvilles, Comtesse d’Armagnac, verm. mit Louis, Comte d’Armagnac /I/ 47
Personenregister
- Catherine Henriette de Bourbon (1596–1663), verm. mit Charles II de Lorraine-d’Elbeuf /II/ 172 - Charles (1524–1574), Duc de Guise, Cardinal de Lorraine /II/ 353, 450, 464 - Charles (1648–1708), Comte de Marsan /II/ 173 - Charles I (1571–1640), Duc de Guise /I/ 123. /II/ 171, 477 - Charles II (1554–1611), Duc de Mayenne /II/ 445, 477 - Charles II (1596–1657), Duc d’Elbeuf /II/ 172, 173, 224 - Charles III (1620–1692), Duc d’Elbeuf /I/ 361. /II/ 172, 366 - Claude (1496–1550), Duc de Guise /II/ 366 - Claude (1578–1657), Duc de Chevreuse, Prince de Joinville /II/ 172 - Élisabeth de La Tour d’Auvergne (1635–1680), Duchesse d’Elbeuf, verm. mit Charles III de Lorraine, Duc d’Elbeuf /I/ 48, 167. /II/ 177 - Élisabeth Marguerite d’Orléans (1646–1696), Duchesse de Guise, verm. mit Louis Joseph de Lorraine /I/ 142, 144, 150 - François (1612–1639), Prince de Joinville /II/ 171 - François Louis (1627–1694), Comte de Harcourt /II/ 173 - François Marie (1623–1694), Prince de Lillebonne, Comte d’Harcourt /I/ 18, 19, 20, 261, 319, 361. /II/ 32, 173, 350, 353, 355. /III/ 20, 41 - Françoise Renée (1621–1682), Äbtissin von Montmartre /II/ 172 - Henri (1661–1713), Comte de Brionne /II/ 173
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- Henri (1601–1666), Comte d’Harcourt /I/ 47. /II/ 40, 143, 145, 146, 147, 173, 268, 385. /III/ 180, 190 - Henri I (1550–1588), Duc de Guise /I/ 124, 356. /II/ 477 - Henri II (1563–1624), Duc de Lorraine /I/ 19, 20. /II/ 169, 170 - Henri II (1614–1664), Duc de Guise, Prince de Joinville, Erzbischof von Reims /II/ 146, 171, 172, 219, 220, 221, 257, 465, 485, 491 - Jean (1498–1550), Cardinal de Lorraine /II/ 464 - Louis II (1555–1588), Erzbischof von Reims, Kardinal /I/ 124, 356. /II/ 353, 477 - Louis (1622–1654), Duc de Joyeuse /I/ 44. /II/ 168. /II/ 172 - Louis (1641–1718), Comte d’Armagnac, Grand Écuyer /I/ 47, 361. /II/ 147, 173. /III/ 180, 190 - Louis Joseph (1650–1671), Duc de Guise /I/ 150, 170, 361. /II/ 53, 168, 172, 366. /III/ 174, 190 - Marguerite Philippe du Cambout (1622–1674), verm. mit Henri de Lorraine, Comte d’Harcourt /II/ 173 - Marie (1615–1688), Mademoiselle de Guise /II/ 172 - Marie Françoise de Valois (1631– 1696), Duchesse d’Angoulême, verm. mit Louis de Lorraine-Joyeuse /I/ 44. /II/ 168, 172 - Marie Marguerite Ignace (1628– 1679), Mademoiselle d’Elbeuf /II/ 354 - Philippe de Lorraine-Armagnac (1643–1702), gen. Chevalier de
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Lorraine /I/ 150, 362. /II/ 173. /III/ 190 Lorraine-Vaudémont - Anne (1639–1720) /I/ 19, 20, 152. /II/ 350 - Charles III (1543–1608), Duc de Lorraine /II/ 351, 477 - Charles IV (1604–1675), Duc de Lorraine /I/ 18–20, 22, 261, 313, 314, 365. /II/ 53, 163, 169, 170, 171, 226, 230, 231, 342, 345, 348– 355, 464, 490. /III/ 172, 188, 190, 203 - Charles V Leopold (1643–1690), Duc de Lorraine /I/ 18–20. /II/ 170, 171, 349, 350, 464 - Charles Henri (1649–1723), Duc de Vaudémont /I/ 19, 20, 150, 167, 361. /II/ 170, 349, 350, 354. /III/ 180, 188, 190, 203 - Claude Françoise (1612–1648), Duchesse de Lorraine-Guise, verm. mit Nicolas François /I/ 20. /II/ 169, 170 - François II (1572–1632), Comte de Vaudémont /I/ 20. /II/ 163, 169, 170 - Françoise (1592–1669), Duchesse de Mercœur /II/ 165 - Henriette (1605–1660), verm. mit (1) Louis de Guise (1588–1631), Baron d’Ancerville, (2) Carlos de Guasco, Marquis de Sallaro, (3) Guiseppe Francesco Grimaldi /II/ 352, 353 - Marie Louise d’Apremont (1651– 1692), 1665 verm. mit Charles IV /I/ 314. /II/ 349, 350, 354 - Nicolas II François (1609–1670), Kardinal, Duc de Lorraine /I/ 20. /II/ 169, 170, 350, 464
Register
- Nicole (1608–1657), Duchesse de Lorraine-Guise, verm. mit Charles IV /I/ 19, 20. /II/ 169, 170, 171 - Philippe Emmanuel (1558–1602), Duc de Mercœur /II/ 165, 166 Loyola, Íñigo López (Ignatius) de (1491–1556), Mitbegründer des Jesuitenordens /II/ 481 Lucas, Wilhelm, Perückenmacher in Caen /I/ 74 Santa Lucia von Syrakus (gest. 304) /I/ 293 Lude, Madame de, s. Bouillé Lude, Duc de, s. Daillon de Lude Ludolf, Hiob (1624–1704), Dr. jur., s.-goth. Kammerdirektor /I/ 79, 80, 106, 130, 138. /II/ 57, 541. /III/ 83–86, 110–112, 154–156, 267 Ludovisi, Giovan Battista (1647– 1699), Principe di Piombino /II/ 510 Ludwig, Jeremias Balthasar (1625– 1673), s.-goth. Hofprediger /I/ 80, 130. /III/ 78 Luther, Martin (1483–1546), Reformator /I/ 159, 229, 506 Luxemburg - Heinrich VII. (1278/79–1313), 1308 röm. König, 1312 Kaiser /I/ 467 - Sigismund (1368–1437), Kaiser /I/ 490, 506 Luxemburg, Peter von (1369–1387), Saint Pierre /I/ 192 Luynes, Duc de, s. Albret Lynar, Sigmund Casimir zu (1648– 1686), Graf zu Lynar /I/ 134–137, 139, 143, 144, 146, 148, 151, 153, 154, 157, 160. /III/ 169, 170, 205
Personenregister
Machiavelli, Niccolò di Bernardo dei (1469–1527), Philosoph, Diplomat /I/ 455. /III/ 264 Madame, s. Henrietta Anne Stuart, Duchesse d’Orléans Magalotti, Francesco, Hofmeister der Gran Principessa di Toscana /I/ 455 Magalotti, Lorenzo (1637–1712), Naturforscher in Florenz /I/ 452 Maillé, de (Brézé) - Jean Armand de Maillé (1619– 1646), Marquis de Brézé, Duc de Fronsac, Grand-maître des galères /II/ 204, 487 - Urbain de Maillé (1597–1650), Marquis de Brézé, Maréchal de France /I/ 45, 345. /II/ 164, 203, 405, 487 Maisonneufe, Henri (Heinrich Neuhaus), Goldschmied in Angers /I/ 334. /II/ 48, 143, 387, 555, 570, 600. /III/ 67, 108, 109, 115, 138– 140, 150 Malaspina, Niccolò (gest. 1697), Marchese di Villafranca /I/ 214 Malherbe, François de (1555–1628), fr. Schriftsteller /I/ 74 Malherbe, François de, Seigneur de Juvigny, Grand Prévôt de Normandie /I/ 74 Malvezzi, Lucio, OKamH der Gran Principessa di Toscana /I/ 446, 455 Mancini - Alphonse (1644–1658) /II/ 494 - Hortense (1646–1699), Duchesse de Meilleraye, Nichte Kardinal Mazarins, verm. mit ArmandCharles de la Porte, Duc de Meilleraye /I/ 90. /II/ 201, 494
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- Marie (1639–1715), verm. mit Lorenzo Onofrio II Colonna /II/ 494 - Michele Lorenzo (1602–1660), verm. mit Geronima Mazzarino /II/ 493 - Paul (1636–1652), Capitaine de Chevau-légers /II/ 493 - Philippe Jules (1641–1707), Duc de Nevers /I/ 172, 316, 381, 382, 491. /II/ 200, 201, 287, 493, 500 Mansfeld, Peter Ernst II. von (1580– 1626), Graf von Mansfeld, General /I/ 73 Maranville, Charles de, Seigneur de Maranville, Lieut. du Roi in der Provence /I/ 404 Marchais, Antoine, fr. Mathematiker, Sprachmeister in Blois /I/ 125–127, 130, 131, 355. /II/ 434 Marche, N.N. La, Tanzmst in Paris /I/ 155 Marchetti, Felice (1621–1690), L’abate, Staatssekretär des Granduca di Toscana /I/ 454 Marchèville, s. Gournay Marchin (Marsin), Jean-Gaspard-Ferdinand de (1601–1673), Comte de Granville, LieutG /I/ 272 Marcillac, Prince de s. de La Rochefoucauld Marie, N.N., Tanzmst in Blois /I/ 125–127, 130, 131, 134 Marillac, Louis de (1572–1632), Comte de Beaumont-le-Roger, Maréchal de France /II/ 200, 221, 489, 490 Marillac, Michel de (1560–1632) /II/ 489, 490 Marius, Gaius (158/157–86 v. Chr.), röm. Feldherr /I/ 187, 188, 390, 402. /II/ 39, 49
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Saint Martialis (Mitte 3. Jh.), erster Bischof von Limoges /II/ 418 Saint Martin de Tours (316/17–397), seit 371 Bischof von Tours /I/ 119–121 Martinozzi, Geronimo (ca. 1610– 1639), Conte Martinozzi, verm. mit Laura Margherita Mazzarino /II/ 494 Marucelli, Giovan Filippo (1628– 1680), Staatssekretär des Granduca di Toscana /I/ 454 Masserano, Principe di, s. Francesco Ludovico Ferrero Fieschi Massué, Henri de (1605–1689), Marquis de Ruvigny, fr. Ges. in London /I/ 166. /II/ 467 Matheos IV., 1660–1676 Papst und Patriarch der koptischen Kirche /I/ 463 Mathilde von Tuscien (1046–1115), Markgräfin der Toskana /I/ 490 Matignon, de - François Goyon (1607–1675), Duc de Matignon, Lieut. du Roi in der Normandie /I/ 66, 81 - Jacques III (1644–1725), Comte de Thorigny /I/ 81 Maugiron, Jean Baptiste Gaston de (ca. 1634–1669), Comte de Montléans, Gouv. von Vienne /I/ 183 Maximus, Valerius (1. Jh.), röm. Autor /II/ 12 May, Louis du (gest. 1681), auch Dumay, fr. Historiker /I/ 168 Maynard II (gest. 1009), seit 991 Abt des Klosters Mont SaintMichel /I/ 83 Mazarin, Duc de, s. de la Porte. Mazarin (Mazzarino) - Jules Raymond Mazarin (1602– 1661), Kardinal Mazarin /I/ 41,
Register
43, 86, 157, 172, 266, 280, 316, 340, 370, 376, 378, 381, 406, 491. /II/ 42, 52, 53, 62, 65, 128, 159, 160, 164, 166, 175, 177, 179, 188, 200, 201, 208–210, 212, 218, 220, 222–225, 236, 286, 295, 374, 399, 404, 457, 464, 480, 493–499, 506, 507, 547. /III/ 23, 234 - Anna-Maria (1608–1669), Priorin von Santa Maria in Campo /II/ 493 - Clelia (1609–1649), verm. mit Marchese Pietro Antonio Muti /II/ 493 - Geronima (1614–1656), verm. mit Michele Lorenzo Mancini /II/ 493 - Laura Margherita (1606–1685), verm. mit Conte Geronimo Martinozzi /II/ 494 - Michele Alessandro (1605–1648), Dominikaner, Erzbischof von Aixen-Provence, Kardinal /II/ 493 - Pietro (1576–1654) /II/ 493 Mecklenburg - Christian Ludwig I. (1623–1692), Herzog /I/ 58, 67, 161, 175, 367, 386. /II/ 147, 230, 364, 550, 606. /III/ 53, 118, 214, 228, 234 - Elisabeth Angélique de Montmorency-Bouteville, (1627–1695), Duchesse, Witwe Gaspard IV de Colignys, Herzogin /I/ 58, 142, 161, 367. /II/ 193, 214, 216 - Gustav Adolf (1633–1695), Herzog /I/ 108, 330. /II/ 429 Medici (Toskana) - Anna Maria Luisa (1667–1743), Principessa /I/ 455. /III/ 261, 262 - Cosimo I (1519–1574), Granduca di Toscana /I/ 228. /III/ 243
Personenregister
- Cosimo II (1590–1621), Granduca di Toscana /I/ 458, 466. /II/ 489 - Cosimo III (1641–1723), Gran Principe /I/ 364, 446, 454, 456, 458, 461, 479, 504, 536, 540. /II/ 159, 163, 172, 239. /III/ 229, 249, 261, 262, 269 - Ferdinando (1663–1713), Principe /I/ 455. /III/ 249 - Ferdinando II (1610–1670) Granduca /I/ 213, 215, 219, 229, 432, 443–449, 451–453, 455–459, 461– 468, 471–474, 477–479, 486, 504, 536, 540. /II/ 485, 505, 509, 619– 622. /III/ 229, 249, 260–264, 268 - Francesco I (1541–1587), Granduca di Toscana /II/ 158 - Francesco Maria (1660–1711), Principe /I/ 455, 457 - Giovanni (1475–1521), Papst Leo X. /II/ 461, 480. - Giovanni Angelo (1499–1565), Papst Pius IV. /II/ 450, 477 - Giulio (1478–1534), Papst Clemens VII. /I/ 192. /II/ 238, 239 - Johanna (1547–1578), Erzherzogin, Granduchessa, verm. mit Francesco I /II/ 158 - Leopoldo (1617–1675), Kardinal /I/ 447, 449, 450. /III/ 249 - Marguerite Louise d’Orléans (1645– 1721), verm. mit Cosimo III. /I/ 380, 446, 455, 458, 461, 478. /II/ 159, 163, 239. /III/ 216, 249 - Matteo (1613–1667) /I/ 452, 453 - Vittoria della Rovere (1622–1694), Granduchessa di Toscana, verm. mit Ferdinando II /I/ 164, 165, 446, 449, 454, 455, 457, 458, 461, 478. /II/ 511, 620. /III/ 249, 261, 262, 264 Meilleraye, Duc de, s. de la Porte
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Meilleraye, Duchesse de, s. Hortense Mancini Meinders, Franz von (1630–1695), kurbrand. außerord. Ges. in Paris /III/ 219 Melo, Francisco de (1597–1651), span. Ges. in Genua und Wien /I/ 356 Melun, Alexandre Guillaume de (1619–1679), Prince d’Épinoy /I/ 30, 31, 317. /III/ 46 Ménars, Seigneur de, s. Charron Mentzer d.J., Balthasar (1614–1679), Dr. theol., luth. Theologe, Oberhofperdiger, Superintendent in Darmstadt /I/ 256, 257. /II/ 17. /III/ 129, 237, 242 Mentzer, Ludwig (1608–1670), Dr. jur., Rat in Oppenheim /I/ 16, 258 Mercader y Carroz, Baltasar (ca. 1607–1676), Castellano des Castello Sforzesco in Mailand /I/ 429, 430. /III/ 251, 253 Mercier, Jean (Johannes Mercerus) (1545–1600), fr. Jurist /I/ 103. /II/ 423 Mercœur, Duc de, s. Philippe Emmanuel Lorraine-Vaudémont Mercœur, Duchesse de, s. Françoise de Lorraine-Vaudémont Mercy, Franz Frhr von (1597–1645), kaiserl. Gen /II/ 192 Merian d.Ä., Matthäus (1593–1650), Kupferstecher, Verleger /II/ 292 Mesgrigny, Jean-François de, Marquis de Vandeuvre, Premier Écuyer Tranchant /II/ 255 Mesmes, de - Claude (1595–1650), Comte d’Avaux, fr. Ges. in Münster /II/ 201
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- Henri II (1585–1650), Président à mortier au Parlement de Paris /II/ 201 - Jean Antoine (ca. 1600–1673), Président à mortier au Parlement de Paris /II/ 201 Mexia de Tovar y Paz, Antonio Francisco (ca. 1620–1674), Conde de Molina de Herrera, span. Amb. in London /III/ 204 Michiel, Domenico (gest. 1130), Doge /I/ 292 Miltiades d.J. (um 550–489 v. Chr.), athen. Politiker, Feldherr /I/ 204 Minerbetti, Andrea, Obertruchsess bei der Gran Principessa /I/ 455 Mitte de Chevrières - Jean-Armand (1624–1685), Marquis de Saint-Chamond /I/ 200 - Just-Henri (1615–1664), Marquis de Saint-Chamond /I/ 200, 201 - Melchior (1586–1649), Marquis de Saint-Chamond /I/ 200 Molac (Malac), s. Rosmadec Molara, Bruto Annibaldi della (1639– 1685), Mathematiker in Florenz /I/ 452, 453 Molé, Édouard-Jean (ca. 1610–1682), Seigneur de Lassy et de Champlâtreux /I/ 44. /II/ 547 Moller, Martin (1547–1606), Theologe, Autor /II/ 99 Monaco, Princesse de, s. Gramont Monaldeschi, Giovanni (1626–1657), Marchese, Oberstallmeister der Königin Christina von Schweden /I/ 55 Monasterolo, Conte di (Monterol), s. Giovanni Filippo Solaro. Monchy, de - Armand d’Hocquincourt (1638– 1679), Bischof von Verdun /I/ 26
Register
- Catherine (ca.1603–1638), Marquise d’Hocquincourt, verm. mit Jacques III de Rouxel /II/ 199 - Georges, Marquis d’Hocquincourt, Gouv. von Péronne /II/ 366 Monet, Philibert (1566–1643), fr. Philologe /II/ 122 Monmouth, Duke of, s. James Scott Montaigu, de (Montagne / Montait / Montigne), N.N. de, Gouv. von Rocroi /I/ 29–31 Montausier, Duchesse de, s. Angennes Montausier, Duc de, s. Sainte-Maure Montaut-Bénac, Philippe II de (1619– 1684), Duc de Navailles, Maréchal de France /II/ 147, 201, 286 Montbazon, Chevalier de, s. Louis de Rohan-Guéméné Montbazon, Duc de, s. Louis VIII de Rohan-Guéméné Montbazon, Mademoiselle de, s. Anne de Rohan-Guéméné Monte, Cerbone del (1610–1689), Marchese di Monte Santa Maria, OKamH des Granduca di Toscana /I/ 443, 444, 453, 457 Monteil de Grignan, François Adhémar de (1603–1689), Erzbischof von Arles /I/ 202 Montespan, Marquise de, s. Rochechouart de Mortemart Montgogué, Charles de (ca. 1635– 1706), natürlicher Sohn des Duc Charles de la Porte /I/ 341 Montgomery, de (s. auch Lorges) - Jacques III (1609–1682), Comte de Lorges /I/ 84 - Jean (1657–1679), Marquis de Montgomery /I/ 85 - Louis I (1601–1682), Marquis de Montgomery, Comte de Ducey /I/ 84, 85
Personenregister
Montigne, N.N., Kaufmann in Metz /I/ 22 Montmor, Henri Louis Habert de (1600–1679), Parlamentsrat, Gelehrter /I/ 377 Montmorency, de - Anne (1493–1567), Duc de Montmorency, Connétable de France /I/ 44 - Henri II (1595–1632), Duc de Montmorency /I/ 45, 172, 382. /II/ 37, 164, 188, 220, 221, 224, 401, 414, 490 - François (1600–1627), Seigneur de Bouteville /II/ 193 - François Henri de MontmorencyBouteville (1628–1695), Duc de Piney-Luxembourg, Maréchal de France /II/ 188, 189, 401 Montpensier, Duchesse de, s. Frankreich, Anne Marie Louise d’Orléans; Marie de Bourbon Montpensier, Duc de, s. Frankreich, Henri de Bourbon Morin(us), Stephan (1625–1700), fr. Theologe /I/ 58, 63, 64, 66, 67, 71, 73, 80, 207, 331. /II/ 376. /III/ 66, 85 Morosini - Agostino /I/ 424, 436, 437, 438. /II/ 615. /III/ 246, 254, 256, 257 - Francesco (1619–1694), Befehlshaber der Galeeren /I/ 437. /III/ 247, 248, 249 - Gianfranco (1604–1678), Patriarch von Venedig /I/ 437. /III/ 249 - Giovanni (1633–1682), venez. Ges. in Turin /I/ 424, 435. /III/ 245–247, 249, 250, 254, 255, 256, 257 Mortemart, Duc de, s. Gabriel de Rochechouart
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Mothe, Madame de la, s. Louise de Prie. Mothe-Houdancourt, de La - Antoine (gest. 1672), Marquis de Houdancourt, LieutG /I/ 30, 317 - Philippe (1605–1657), Maréchal de France /II/ 199 Moura Cortereal y Melo, Francisco de (1610–1675), Marqués de Castel Rodrigo, Statthalter der span. Niederlande /I/ 530. /III/ 58–64, 84, 126 Mousseaux, Léonard de (1610–1673), Seigneur du Fresne, fr. Diplomat, kurmainz. Res. in Paris /I/ 39, 43, 330. /II/ 150. /III/ 28, 31 Müller, Heinrich (1631–1675), Theologe, Autor /II/ 99 Müller SJ, Philipp (1613–1676), Pater, kaiserl. Beichtvater /I/ 246 Müsings, Anna Elisabeth, verm. mit Georg Finck /II/ 17 Muti, Pietro Antonio (gest. 1649), Marchese Muti, verm. mit Clelia Mazzarino /II/ 493 Nacasius (Nicesius) von Reims, im 5. Jh. Bischof von Reims /I/ 28 Narni, Erasmo da (1370–1443), gen. Gattamelata, Condottiere /I/ 287 Naso, Hans Christoph von /I/ 114, 131, 352. /III/ 132 Naso, Heinrich Christoph von (1614– 1666), kaiserl., kurs. Obrist /I/ 114, 352. /III/ 132 Nassau - Adolf (gest. 1298), röm. König /I/ 17, 260, 312 Nassau-Idstein - Johann (1603–1677), Graf /II/ 18 Nassau-Oranien - Amalia Gräfin von Solms-Braunfels (1602–1675), Witwe Friedrich
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Heinrichs von Oranien /I/ 189, 392 - Marie Henrietta (1642–1688), Prinzessin /I/ 17, 260 - Moritz (1567–1625) Prinz /I/ 188, 390 - Wilhelm I. (1533–1584), Prinz /II/ 176 - Wilhelm III. (1650–1702) Prinz /I/ 188, 391, 392 Nassau-Ottweiler - Dorothea Katharina von Birkenfeld-Bischweiler (1634–1715), Gräfin /I/ 21 - Friedrich Ludwig (1651–1728), Graf /I/ 21, 33, 134 - Walrad (1656–1705), Graf /I/ 21, 33 - Johann Ludwig (1625–1690), Graf /I/ 21, 33, 133, 135, 318, 319. /III/ 47, 160 Nassau-Saarbrücken - Eleonore Klara von HohenloheNeuenstein (1632–1709), Gräfin /I/ 21 - Gustav Adolf (1632–1677), Graf /I/ 20–22, 262, 313. /III/ 40 Nassau-Usingen - Walrad (1635–1702), Graf von /I/ 21 Nassau-Vianden - Engelbert II. (1451–1504), Graf Statthalter in den Niederlanden /II/ 382 Nassau-Weilburg - Ernst Casimir (1607–1655), Graf /I/ 16, 259. /II/ 18, 20 - Friedrich (1640–1675), Graf /I/ 16, 259. /II/ 18 - Ludwig II. (1565–1627), Graf /I/ 17, 260
Register
Navailles, Duchesse de, s. Baudéan de Neuillant de Parabere, Susanne de Navailles, Duc de, s. Philippe II de Montaut-Bénac Neapel - Federico (1452–1504), König /II/ 182 Nesen, Anton (1582–1640), Jurist /II/ 17 Neufville, de - Camille (1606–1693), Erzbischof von Lyon /I/ 176, 178, 182, 386. /II/ 47, 606. /III/ 230, 231 - François (1644–1730), bis 1685 Marquis de Villeroy /I/ 145, 149, 150. /II/ 53 - Nicolas (1542–1617), Seigneur de Villeroy, Secrétaire d’État /II/ 498 - Nicolas (1598–1685), Duc de Villeroy, Maréchal de France /I/ 54, 59, 149, 176, 183, 319, 362, 386. /II/ 161, 212, 498. /III/ 47, 180, 190, 230, 231 Neumann, Andreas, 1646–1674 kurbrand. Res. in Wien /II/ 18 Nicolai, N.N., Sprachmeister in Paris /I/ 137, 139, 140, 142, 143, 145, 146, 150, 153–155, 157, 160–163, 165–168, 374. /II/ 41, 42, 54, 138, 149, 583, 600, 601, 602. /III/ 171, 176, 193 Nicot, Jean (1530–1604), fr. Lexikograph, Philologe /II/ 122 Noailles, Anne de (1613–1678), Duc de Noailles /I/ 361. /II/ 147, 202, 275 Noblet, N.N., fr. Tänzer /I/ 145 Nogaret de La Valette, de - Bernard (1592–1661), Duc d’Épernon /II/ 183, 221, 425
Personenregister
- Jean-Louis (1554–1642), Duc d’Épernon /I/ 124, 356. /II/ 395, 489 - Louis (gest. 1679), Bischof von Carcassonne /I/ 133, 358. /III/ 151 - Louis (1593–1639), Cardinal de La Valette /II/ 184 - Louis Charles Gaston (1627– 1658), Duc de La Valette et de Candale /II/ 183, 221 Nogent, Comte de, s. Armand de Bautru Normandie - Richard I (um 935–996), Ohnefurcht, Duc de Normandie /I/ 83 - Richard II (gest. 1026), der Gute, Duc de Normandie /I/ 83 Nostredame (Nostradamus), Michel de (1503–1566), fr. Apotheker, Astrologe /I/ 203, 402 Nostredame, César de (1553–1629) /I/ 203 Nouveau, Jérosme (Jérôme) de (1613– 1665), Baron de Linières, Surintendant général des postes et relais de France /II/ 477 Novellara, Conte di, s. Giulio Cesare Gonzaga Noves, Laura de (1310–1348), verm. mit Hugues II. de Sade, Comte de Sade /I/ 192, 395, 396 Ochs d.J., Johann /I/ 155. /III/ 69, 70, 74, 87, 88, 128, 144, 182, 184, 195, 198, 200, 201, 207, 213, 220, 221, 224 Ochs, Johann (1611–1677), Frankfurter Hoflieferant, Bankier /I/ 39, 80, 127, 130, 131, 133, 143, 145, 155, 166, 175, 182, 242, 255, 332, 384, 421, 440, 443, 538. /II/ 117, 125, 541, 586, 597, 605. /III/ 17, 18, 28, 30, 36, 71, 177,
353
194, 195, 199, 201, 206, 209, 211, 214, 222, 229, 233–235, 241, 255, 258, 264 Oettingen-Wallerstein - Ernst II. (1594–1670), Graf, Präsident des RHR /II/ 23 Oigens, s. Oyeux. Oldenburg - Anton Günther (1583–1667), Graf /III/ 85, 88 Ornano, Jean-Baptiste d’ (1581–1626), Marquis de Montlaur, Maréchal de France /II/ 54 Orsini, Maria Felizia (1599–1666), verm. mit Henri II de Montmorency /I/ 382 Orthe, Mathias d’ (geb. 1651) /I/ 23 Orthe, s. Pas Osmanisches Reich - Mehmed IV. (1642–1693), Sultan /I/ 205 - Süleyman I. (1494–1566), der Prächtige /II/ 24 Otto, N.N., Dr. med. in Venedig /I/ 436 Oxenstierna, Axel Gustafsson (1583– 1654), Graf Oxenstierna, schwed. Kanzler, Diplomat /II/ 204 Oyeux (Oigens), Daniel, Kaufmann in Bordeaux /I/ 278, 343. /II/ 571 Pacius, Jules (1550–1635), ital. Jurist /I/ 186, 388. /II/ 198 Paleologo, Giangiorgio (1488–1533), Marchese del Monferrato /I/ 490 Paleologo, Guglielmo XI (1486– 1518), Marchese del Monferrato /I/ 490 Pálffy - Nikolaus (Miklós) (1552–1600), Graf von Pálffy-Erdöd, kaiserl. FM /II/ 22
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- Nikolaus (Miklós) (1619–1679), Graf von Pálffy-Erdöd /II/ 22 Pallavicino, Ferrante (1615–1644) /II/ 442–445 Palluau, Comte de, s. Clérambault Pamphilj, Giovanni Battista (1574– 1655), Papst Innocenz X. /II/ 450, 495, 496 Panciatichi, Francesco (1627–1701), Staatssekretär des Granduca di Toscana /I/ 454 Pancirolo, Giovanni Giacomo (1587– 1651), päpstl. Legat /II/ 495 Sankt Pantalus, legendärer Bischof von Basel im 5. Jh. /I/ 293 Paola, Franciscus de (1416–1507), Gründer des Paulaner Ordens (Minimen) /I/ 121, 122 Papst - Alexander III., s. Rolando Bandinelli - lexander VII., s. Fabio Chigi - Clemens IV., s. Gui Foucois - Clemens VII., s. Giulio de’Medici - Clemens VIII., s. Ippolito Aldobrandini - Clemens IX., s. Giulio Rospigliosi. - Eugen IV., s. Gabriele Condulmer - Gregor XIII., s. Ugo Boncompagni - Gregor XIV., s. Niccolò Sfondrati - Innozenz VIII., s. Giovanni Battista Cibo - Innocenz X., s. Giovanni Battista Pamphilj - Leo X., s. Giovanni de’Medici - Paul III., s. Alessandro Farnese - Paul V., s. Camillo Borghese - Pius IV., s. Giovanni Angelo de’ Medici - Pius V., s. Antonio Michele Ghislieri
Register
- Urban VIII., s. Maffeo Barberini Pardaillan de Gondrin, Louis Henri de (1620–1674), Erzbischof von Sens /II/ 471, 483 Pas, de - Isaac (1618–1688), Marquis de Feuquières, LieutG, Gouv. von Verdun /I/ 26 - Jeanne (gest. 1695), Marquise de Feuquières, verm. mit Jean Louis d’Aumale /I/ 23, 314 - Madelaine (1615–1681), Marquise de Feuquières, verm. mit Jean Louis Baron d’Orthe /I/ 23, 314 - Manassès (1590–1640), Marquis de Feuquières, LieutG /I/ 23, 314 Pasquier, Étienne (1529–1615), fr. Humanist, Avocat-général du Roi /II/ 446 Passage, Marquis du, s. Poisieu, Aimar de Patin, Charles (1633–1693), fr. Arzt, Numismatiker /II/ 41 Patin, Guy (1601–1670), fr. Mediziner, Autor /III/ 162 Patriarch von Alexandria, s. Matheos IV. Paule le Rebours, François de (ca. 1631–1693), Prevôt in Orléans /I/ 112, 282 Pawel von Rammingen, Johann Friedrich, kurpf. Res. in Paris /I/ 153, 330. /III/ 217 Pentz, Konrad Viktor von (1650– 1716) /I/ 145, 150, 211, 380, 386, 421, 429, 433, 440, 444, 462. /III/ 214, 219, 267 Pentz, Kuno Ulrich von (1613– 1664), Generalmajor /I/ 380 Pentz, Levin Christoph von (1651– 1673) /I/ 145, 150, 211, 380, 386,
Personenregister
421, 429, 433, 440, 444, 462. /III/ 214, 219, 267 Perrien, Pierre de (ca. 1625–1670), Marquis de Crenan, Grand Échanson de France /II/ 255 Perron, Jacques Davy du (1556– 1618), Kardinal /II/ 202 Persode, André (gest. 1701), Conseiller der Bailliage Metz, Avocat au Parlement de Paris /II/ 150 Persode, N.N., Kaufmann in Metz /I/ 24, 314. /III/ 28, 31 Petkum, Simon von (gest. nach 1671), dän. Res. in Paris /I/ 47. /II/ 548. /III/ 200 Petrarca, Francesco (1304–1374), Dichter, Geschichtsschreiber /I/ 192, 193, 395 Pfalz - Friedrich III. (1515–1576), Pfalzgraf /II/ 424 - Friedrich V. (1596–1632), Pfalzgraf, König von Böhmen /I/ 239 - Hermann Ludwig (1541–1556), Pfalzgraf /II/ 424 - Karl Ludwig (1658–1688), Pfalzgraf, Kurprinz /I/ 366. /II/ 365 - Karl I. Ludwig (1617–1680), Pfalzgraf, Kurfürst /I/ 17, 32, 40, 165, 218, 259, 331, 483. /III/ 111 - Sophie (1630–1714), Pfalzgräfin /I/ 219, 483 Pfalz-Birkenfeld-Bischweiler - Christian II. (1637–1717), Pfalzgraf /I/ 21, 33, 133, 135, 319, 374. /II/ 588. /III/ 93, 160, 185 - Johann Karl (1638–1704), Pfalzfraf /I/ 21 Pfalz-Neuburg - Philipp Wilhelm (1615–1690), Herzog /I/ 165
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- Wolfgang Wilhelm (1578–1653), Herzog /II/ 496 Pfalz-Veldenz-Lützelstein - Gustav Philipp (1651–1679), Pfalzgraf /I/ 154, 160, 167. /III/ 205 Pfalz-Simmern - Anne Marie de Gonzaga-Nevers (1616–1684), verm. mit Pfalzgraf Eduard /I/ 45, 98, 172, 366. /II/ 160, 231, 365 - Benedicta Henriette Philippine (1652–1730), Pfalzgräfin /I/ 366 - Eduard (1624–1663), Pfalzgraf /I/ 45, 366. /II/ 160, 164, 365. /III/ 218 - Elisabeth von Sachsen (1552–1590), Pfalzgräfin, /I/ 18 - Johann Kasimir (1543–1592), Pfalzgraf /I/ 18, 261 - Ludwig Heinrich Moritz (1640– 1674), Pfalzgraf /I/ 17, 18, 260, 261 - Marie Eleonore von Brandenburg (1607–1675), Pfalzgräfin, /I/ 17, 260, 261 Pfalz-Sulzbach - Christian August (1622–1708), Pfalzgraf /I/ 241, 540 - Hedwig (1650–1681), Pfalzgräfin /I/ 230 - Philipp Florinus (1630–1703), Pfalzgraf /I/ 540. /III/ 185, 215 Pfalz-Zweibrücken - Johann Adolf I. (1629–1689), Pfalzgraf /I/ 108. /II/ 350, 429 Pfalz-Zweibrücken-Birkenfeld - Georg Wilhelm (1591–1669), Pfalzgraf /I/ 374 - Karl II. Otto (1625–1671), Pfalzgraf /I/ 374
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Pfalz- Zweibrücken-Kleeburg - Adolf Johann I. (1629–1689), Pfalzgraf /III/ 93 Pflug, Dietrich (1621–1678), s.-goth. Haushofmeister /I/ 134 Phélypeaux de Villesavin, Anne (1613–1694), verm. mit Léon Bouthillier, Comte de Chavigny /II/ 507 Phélypeaux, Louis (1599–1681), Seigneur de La Vrillière, Secrétaire de État /I/ 372. /II/ 504, 508 Pico della Mirandola, Alessandro II (1631–1691), Duca della Mirandola, Marchese di Concordia /II/ 510 Pierre, N.N. /I/ 25 Pimentel de Prado y lo Bianco, Antonio (1604–1671/1672), span. Ges. in Paris /II/ 506 Plessis-Guénégaud, du - Henri (ca. 1609–1676), Secrétaire de État /I/ 38, 372. /II/ 194, 504, 508 - Madeleine, verm. mit César Phoebus d’Albret /II/ 504 Plessis-Liancourt, du - Henri-Roger (gest. 1646) /I/ 45. /II/ 195, 384 - Jeanne Charlotte (1644–1674) /I/ 45. /II/ 385 - Roger du Plessis (1598–1674), Duc de Liancourt /I/ 45. /II/ 195 Plessis-Praslin, s. Choiseul Plessis de Richelieu, du - Alphonse-Louis (1582–1653), Kardinal, Erzbischof von Lyon /I/ 178. /II/ 202, 487 - Armand-Jean (1585–1642), Duc de Richelieu, Kardinal /I/ 40, 41, 45, 50, 66, 76, 91, 143, 144, 157, 170, 178, 263, 264, 266, 267, 270,
Register
337, 340, 345, 349, 356, 370, 377, 384, 385. /II/ 42, 48, 52–54, 62, 128, 159, 161, 163, 164, 173, 179, 188, 195, 198, 200, 202–205, 218, 219, 221–223, 318, 388, 389, 394, 395, 405, 408, 448, 464, 479, 480, 482, 486–493, 495, 496, 501–503, 506. /III/ 23, 234 - François IV (1548–1590), Seigneur de Richelieu /I/ 337, 385. /II/ 202, 486, 487 - Françoise (1586–1615), verm. mit René de Vignerot /II/ 487 - Henri (1579/1580–1619), Marquis de Richelieu /II/ 487 - Nicole (1587–1635), verm. mit Urbain de Maillé /II/ 204, 487 Plotina, Pompeia (gest. nach 123), verm. mit Kaiser Traian /I/ 195 Pocs (Posc), du, s. du Bosc Podewils, Heinrich von (1615–1696), Maréchal de Camp /I/ 30, 317, 318. /III/ 47, 104, 213 Poisieu, Aimar de (1613–1688), Marquis du Passage, LieutG /III/ 240 Pölnitz, Gerhard Bernhard von (1617– 1679), kurbrand. KamH, Generalmajor, Ges. in Paris /I/ 143, 145, 154, 166, 167, 375. /III/ 180, 181, 187, 205, 208, 219, 225 Polen - Jan II Kazimierz Waza (1609– 1672), König /I/ 109. /II/ 231, 243, 429, 464, 473. /III/ 225 - Luisa Maria Gonzaga-Nevers (1611–1667), Königin /I/ 45, 98, 167, 172, 316, 366. /II/ 160, 231, 365. /III/ 202 Polheim, Wolfgang Frhr von (1458– 1512), Oberhauptmann in Niederösterreich /II/ 382
Personenregister
Pomponne, Marquis de, s. Simon Arnauld Ponsanpietro, N.N., Kaufmann in Mailand /I/ 433 Pont-de-Vaux, Duc de, s. Gorrevod, Philippe Eugène de Porte, de La - Armand-Charles (1632–1713), Duc de Meilleraye, Duc de Mazarin /I/ 89, 90, 142, 341. /II/ 32, 200, 201, 360, 389, 494 - Charles (1602–1664), Duc de Meilleraye, Maréchal de France /I/ 90, 341. /II/ 200 - Suzanne (1551–1616), verm. mit François IV du Plessis, Mutter Kardinal Richelieus /II/ 486 Portia (Porcia), Maximilian (gest. 1679), Graf Portia, bayer. Oberhofmeister /I/ 241, 526 Portia, Johann Ferdinand von (1605– 1665) Graf bzw. Fürst von Portia /II/ 22 Portugal - Afonso IV (1643–1683), König, /I/ 364. /II/ 175, 486 - Catharina (1540–1614), Pinzessin /I/ 482 - Maria (1538–1577), Prinzessin /I/ 482, 484 - Marie Françoise Elisabeth de Savoie-Nemours (1646–1683), Königin, verm. mit Afonso VI u. Pedro II /I/ 23, 167, 268, 269, 335, 425. /II/ 175, 392, 467. /III/ 172, 253 - Pedro II (1648–1706), König /I/ 425. /II/ 392. /III/ 172 Potier, Léon (1620–1704), Marquis de Gesvres /II/ 275 Potier, René (1579–1670), Duc de Tresmes /II/ 275
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Pradel, de - François (gest. 1690), LieutG, Gouv. von Saint Quentin /I/ 17, 30, 31, 137, 140, 168, 313, 317. /III/ 41, 46, 218 - N.N. /I/ 17, 260, 313 Prie, Louise de (1624–1709), verm. mit Philippe de La Mothe-Houdancourt /I/ 144, 164, 363. /III/ 172, 174, 181 Prüschenk von Lindenhof, Christian Friedrich (1639–1679), s.-goth. KamJ /I/ 12, 64, 66, 69–71, 79, 80, 125, 130, 131, 136, 145, 153, 160, 161, 166, 181, 182, 224, 243, 248, 251, 256. /II/ 57. /III/ 33, 78, 90, 102, 141, 142, 143, 164, 272 Pucher, Georg Nikolaus, kurbayer, Generalwachtmeister /I/ 538 Pufendorf, Esaias von (1628–1689), schwed. Res. in Paris /I/ 145, 153, 163, 165, 375. /III/ 185, 191, 202, 217, 218 Puyguilhem, Marquis de, s. Caumont Puy-Montbrun, Alexandre du (1600– 1673), gen. Marquis de Saint André, LieutG /I/ 369, 440. /III/ 248, 257 Qvaldo, s. Monaldeschi Rabatta, Adam Mathias von, Graf von Rabatta, Oberhofmeister bei Erzherzog Karl Joseph /II/ 23 Rabatta, Girolamo (gest. 1675), Conte Rabatta, Obertruchsess des Granduca di Toscana /I/ 453 Rabutin-Chantal, Marie de (1626– 1696), verm. mit Henri de Sévigné, Marquis de Sévigné /I/ 152
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Radziwiłł, Stanislaus Casimir (Stanisław Kazimierz) (1648–1690), Großmarschall von Litauen /I/ 126, 154, 160, 167, 343, 355, 374. /III/ 205 Raffael (da Urbino) (1483–1520), Maler /I/ 523 Raffélis de Roquesante, Pierre de (1619–1707), Conseiller au Parlement de Aix-en-Provence /II/ 499 Raitenau, Wolf Dietrich von (1559– 1617), Erzbischof von Salzburg /I/ 236, 516 Rákóczi, Georg II (1621–1660), Fürst von Siebenbürgen /II/ 21 Rákóczi, László (1633–1664), Graf Rákóczi /II/ 23 Randan, Duc de, s. Foix de Candale Rantzau, Hedwig Margarethe Elisabeth von (1624–1706) /II/ 204 Rantzau, Josias de (1609–1650), Seigneur de Bothkamp, Maréchal de France /II/ 204, 491, 492 Rappoltstein, Johann Jakob von (gest. 1673), Graf von Rappoltstein /III/ 93 Rassent, Jean-François-Paul de (gest. 1718), Marquis de Rassent /I/ 145 Ratabon, Antoine de (1617–1670), Seigneur de Trémemont, Conseiller du Roi /II/ 499 Ratuit de Souches, Jean-Louis (1608–1682), kaiserl. FM /II/ 397 Ratuit, Jean, Seigneur de Barres /II/ 397 Rebhahn, Johannes (1604–1689), verm. mit Ursula Spener, Dr. jur., Prof. in Straßburg /III/ 94
Register
Rebuffe, Pierre (Petrus Rebuffus) (1487–1557), fr. Jurist /I/ 103. /II/ 423 Rechati, N.N., Kaufmann in Turin /I/ 421 Rechberg - Anna Katharina (1626–1686), verm. mit Ádám Forgách /I/ 520 - Bernhard Bero (1607–1686), Frhr von Rechberg, Geh. Rat /I/ 242, 520 - Veit Ernst I. (um 1590–1671), Graf Rechberg /I/ 520 Redi, Francesco (1626–1698), Arzt, Naturforscher in Florenz /I/ 452 Rees, Nicolas, Hofmeister /I/ 421, 429, 462. /III/ 267 Rehling, Raimund Frhr von (1617– 1675), Abt von Admont /I/ 512 Remigius von Reims (ca. 436–533) /I/ 28, 120 Reiß von Eisenberg, Friedrich, s.eisen. Landeshauptmann /I/ 12, 251 Riccardi, Gabriele (Gabriello) (1606–1675), Marchese Riccardi, Oberhofmeister des Granduca di Toscana /I/ 450, 453, 457 Ricci, Pier Antonio, Hofmarschall bei der Gran Principessa /I/ 455 Richelieu, s. du Plessis de Richelieu Richelieu, Duc de, s. auch de Vignerot Rieux, Jean IV de (1447–1518) /II/ 382 Ring, Johann (Hans Rinck), s.-goth. Lakai, KamD /I/ 11, 35, 36, 59, 82, 91, 95, 96, 100, 132, 251, 310, 324–326, 347, 380. /II/ 518, 525, 537, 541, 545, 558, 569, 576, 584, 588, 591, 593, 594, 600, 607, 611. /III/ 43, 49, 55,
Personenregister
67, 69, 70, 73, 76, 88, 102, 147, 149, 166 Rinuccini, Tommaso (1596–1682), OKamH der Granduchessa di Toscana /I/ 454, 457 Rivière, Louis Barbier de La (1593–1670), Bischof von Langres /I/ 53. /II/ 203 Roannez, Duc de, s. Artus Gouffier Rochechouart, de - Françoise (um 1520–1580), Großmutter Kardinal Richelieus, verm. mit Louis I du Plessis (gest. 1551) /II/ 486 - Françoise-Athénaïs de Rochechouart de Mortemart (1640–1707), Marquise de Montespan /I/ 141 - Gabriel (1600–1675), Duc de Mortemart /II/ 147, 196, 258, 486 - Gaspard (1575–1643), Marquis de Mortemart /II/ 389 - Louis Victor (1636–1688), Duc de Vivonne, LieutG /I/ 319, 320. /II/ 196, 295. /III/ 47, 224 Rochefoucauld, de La - François (1558–1645), Kardinal, Bischof von Clermont /II/ 464, 482 - François VI (1613–1680), Duc de la Rochefoucauld /I/ 45. /II/ 203 - François VII (1634–1714), Prince de Marcillac /I/ 46. /II/ 385 Rochefort, Comte de, s. François de Rohan-Guéméné Römisches Reich (Kaiserreich) - Lucius Domitius Aurelianus (214– 275), röm. Kaiser /I/ 109 - Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus (10 v. Chr. –54), röm. Kaiser /I/ 176
359
- Flavius Valerius Constantinus (zw. 270 u. 288–337), Konstantin der Große, röm. Kaiser /I/ 168, 205, 292, 294 - Marcus Aurelius Gaius Valerius Diocletianus (um 240–312), röm. Kaiser /I/ 235, 516 - Theodosius I. (347–395), röm. Kaiser /I/ 430 - Marcus Ulpius Traianus (53–117), röm. Kaiser /I/ 195, 205 Rohan, de - Benjamin (1583–1642) /I/ 335 - Henri II (1579–1638), Duc de Rohan /I/ 144, 288, 335. /II/ 180, 181 - Jean II (1452–1516), Vicomte de Rohan /II/ 382 - Marguerite (1617–1684), Duchesse /I/ 144. /II/ 180, 181, 193 Rohan-Chabot, de - Anne Julie /II/ 180 - Anne Pélagie /II/ 180 - Henri de Chabot (1616–1655), verm. mit Marguerite de Rohan, Duc de Rohan /I/ 144. /II/ 180, 181, 193 - Louis (1652–1727), Duc de Rohan, Prince de Leon /II/ 180, 181, 193 - Marguerite Gabrielle Charlotte /I/ 87, 152. /II/ 180 Rohan-Guéméné, de - Anne (1604–1685), Princesse de Guéméné, verm. mit Louis VIII de Rohan /II/ 180, 181 - Anne (1640–1684), Mademoiselle de Montbazon, verm. mit LouisCharles d’Albret de Luynes /II/ 181 - Charles II (1633–1699), Duc de Rohan-Guémené /I/ 152, 334. /II/ 181
360
- François (1630–1712), Comte de Rochefort /II/ 181 - Hercule (1568–1654), Duc de Montbazon /II/ 180, 181, 482 - Louis (1635–1674), Chevalier de Rohan /II/ 181 - Louis VIII (1598–1667), Duc de Montbazon /II/ 180, 181 - Madeleine de Lenoncourt (gest. 1602), verm. mit Hercule de Rohan- Guémené /II/ 181 - Marie de Bretagne (1610–1657), verm. mit Hercule de Rohan /II/ 181 - Pierre (1567–1627), Prince de Guéméné, Comte de Montauban /II/ 180, 181 Ronsard, Pierre de (1524–1585), fr. Lyriker /II/ 435 Roquelaure, Gaston-Jean-Baptiste de (1615–1683), Duc de Roquelaure, LieutG /III/ 224 Rosenberg, Johann (1633–1713), Lehrer am Gothaer Gymnasium, Prinzeninformator /II/ 57 Rosmadec, Sébastien III de (gest. 1693), Marquis de Molac, Gouv. von Nantes /I/ 90 Rospigliosi, Giacomo (1628–1684), Kardinal /I/ 190 Rospigliosi, Giulio (1600–1669), Papst Clemens IX. /I/ 190, 191, 220, 356, 435, 472, 482, 485, 495, 540. /II/ 509 Roure de Forceville, Madelaine de (gest. 1674), verm. mit Jean de Sulemberg /I/ 104. /II/ 204 Rouvroy, Claude de (1607–1693), Duc de Saint Simon, Gouv. von Blaye /I/ 154, 277, 344. /II/ 203, 403
Register
Rouxel - François, Chevalier de Grancey /II/ 199 - Georges (1627–1639), Marquis de Grancey, Chevalier de Malte /II/ 199 - Jacques III (1603–1680), Comte de Grancey et de Médavy, Maréchal de France /I/ 362. /II/ 199 - Pierre (1626–1704), Marquis de Grancey, LieutG /II/ 199 Rovere, Federico Ubaldo della (1605– 1623), letzter Herzog von Urbino /II/ 511 Rubens, Peter Paul (1577–1640), Maler /I/ 205, 404, 523 Rucellai, Orazio Ricasoli (1604– 1673), Philosoph in Florenz /I/ 452 Ruffini, Silvia (1475–1561) /I/ 484 Rufus, Quintus Curtius, röm. Historiker /II/ 12 Rumohr, Detlef von (1634–1678), später dän. Generalmajor /I/ 130, 151, 355 Sachsen - Johann Friedrich I. (1503–1554), Kurfürst /I/ 23, 228, 387. /II/ 356 - Johann Georg I. (1585–1656), Kurfürst /I/ 244 - Johann Georg II. (1613–1680), Kurfürst /I/ 74, 114, 119, 165, 267 - Johann Georg III. (1647–1691), Kurfürst /III/ 86 - Moritz (1521–1553), Herzog, Kurfürst /I/ 228 Sachsen-Altenburg - Friedrich Wilhelm II. (1603–1669), Herzog /I/ 477, 542 - Friedrich Wilhelm III. (1657–1672), Herzog /I/ 477
Personenregister
- Magdalena Sibylla von Sachsen (1617–1668), verw. Prinzessin von Dänemark, in zweiter Ehe verm. mit Friedrich Wilhelm II. /I/ 151, 542 Sachsen-Coburg - Johann Casimir (1564–1633), Herzog /I/ 447. /III/ 242 Sachsen-Eisenach - Adolf Wilhelm (1632–1668), Herzog /I/ 12, 251, 312. /III/ 84 - Johann Georg I. (1634–1686), Herzog von Sachsen-EisenachMarksuhl /I/ 12, 251 - Marie Elisabeth von BraunschweigWolfenbüttel (1638–1687), verm. mit Adolf Wilhelm /III/ 84 Sachsen-Gotha - Albrecht (1648–1699), /I/ 15, 71, 143, 151, 154, 253, 255, 256, 257, 258, 312, 333, 364. /III/ 25, 32, 33, 39, 40, 89, 93, 103, 104, 111, 124, 155, 191, 232, 250 - Bernhard (1649–1706), /I/ 15, 71, 253, 255, 256, 257, 258, 312, 333, 364. /III/ 25, 32, 33, 39, 40, 89, 93, 103, 104, 111, 124, 155, 191, 232, 250 - Christian (1653–1707), /I/ 11, 12, 69, 80, 106, 154, 251, 310, 364, 544. /III/ 25, 84, 88, 89, 150, 155, 157 - Dorothea Maria (1654–1682), /I/ 69, 79, 80, 130, 134, 138, 152, 160, 166, 256, 364. /III/ 25, 78, 88, 89, 129, 157 - Elisabeth Sophia von SachsenAltenburg (1619-1680), Herzogin, verm. mit Ernst I. /I/ 43, 69, 71, 79, 80, 106, 125, 130, 131, 134, 138, 145, 153, 154, 160, 182, 224, 242, 245, 248, 256, 326, 328, 332,
361
364, 425, 458, 459, 544. /II/ 100. /III/ 25, 27, 45, 54, 60, 66, 78, 80, 84, 88, 89, 95, 110, 125, 146, 150, 157, 166, 211, 239, 245, 253, 272 - Ernst I. (1601–1675), Herzog /I/ 11, 12, 43, 58, 59, 69, 71–73, 79, 80, 106, 125, 133, 134, 136, 137, 145, 146, 148, 149, 151, 153, 154, 160, 161, 166, 170, 181, 182, 208, 224, 240, 243, 244, 248, 249, 251, 255, 258, 267, 310, 312, 319, 320, 326, 328, 332, 340, 359, 364, 368, 425, 443, 444, 458, 477, 526, 537, 541, 543, 544. /II/ 9, 13, 28, 29, 73, 96, 100, 105, 113–120, 125. /III/ passim - Ernst (1655–1715) /I/ 11, 12, 69, 80, 106, 154, 251, 310, 364, 544. /III/ 25, 84, 88, 89, 155 - Friedrich I. (1646–1691), Herzog /I/ passim. /II/ 9–16, 28, 29, 57, 62, 79, 93, 96–121, 124, 339, 340, 470, 518, 524, 525, 530–534, 537, 539, 541, 544, 545, 547, 548, 550– 573, 576, 577, 579–585, 588–597, 599–604, 606–613, 615, 617, 619– 623, 626–630, 632–634, 655, 656, 659. /III/ passim - Heinrich (1650–1710), /I/ 11, 12, 69, 80, 106, 154, 251, 310, 364, 544. /III/ 25, 84, 88, 89, 155, 236 - Johann Ernst (1641–1657), /I/ 543 - Johann Ernst (1658–1729) /I/ 11, 12, 69, 80, 106, 154, 251, 310, 364, 544. /III/ 25, 84, 88, 89, 155 Sachsen-Jena - Bernhard (1638–1678), Herzog /I/ 39, 267, 357, 361, 364, 375. /II/ 533. /III/ 11, 12, 16, 75 - Bernhard (1667–1668), Prinz /I/ 134
362
- Marie Charlotte de La Trémoille (1630–1682), verm. mit Herzog Bernhard /I/ 134, 149, 164, 267, 361, 364, 379. /III/ 105 Sachsen-Weimar - Bernhard (1604–1639), Herzog /I/ 21, 58, 73, 143, 159, 239, 240, 253, 266, 267, 313, 314, 368, 373, 477, 521, 537. /II/ 40, 73, 124, 359, 475. /III/ 20, 37, 53, 77, 80, 102, 132, 152, 168, 187, 192 - Friedrich (1596–1622), Herzog /I/ 73 - Johann Ernst I. (1594–1626), Herzog /II/ 73 - Johann Ernst II. (1627–1683), Herzog /I/ 330. /III/ 85 - Wilhelm IV. (1598–1662), Herzog /I/ 477, 537. /III/ 11, 37 Sachsen-Weißenfels - Christian (1652–1689), Prinz /III/ 85 - Johann Adolf I. (1649–1697), Prinz /I/ 532. /III/ 85 - August (1650–1674), Prinz /I/ 532. /III/ 85 Sade de Mazan, Jean Baptiste de (1633–1707), Bischof von Cavaillon /I/ 192, 396 Saint Albans, s. Henry Jermyn Saint-Chamond, Marquis de, s. Mitte de Chevrières Saint Gelais de Lansac, Anne Armande de (1637–1709), verm. mit Charles III de Créquy /II/ 242 Saint Maurice, Marquis de, s. Thomas François de Chabod Saint Simon, Duc de, s. Claude de Rouvroy Saint-Aignan, Duc de, s. Beauvilliers Saint André, Marquis de, s. PuyMontbrun, Alexandre du
Register
Saint-Bonnet de Thoiras, Claude II de (gest. 1642), Bischof von Nîmes /II/ 222 Sainte Marie, François Louis de (1646–1687), Seigneur de Canchi /I/ 82 Sainte-Maure, Charles de (1610– 1690), Duc de Montausier, Gouv. von Caen /I/ 62, 72, 75, 140. /II/ 377. /III/ 151, 180 Saint-Géran, Comte de, s. de La Guiche. Saint-Germain, Charles de, Conseiller, Médecin du Roi /II/ 123. /III/ 147, 162, 183, 191, 198, 213, 219 Saint-Germain-Beaupré, Henri Foucault de (1607–1678), Marquis de Saint Germain, Gouv. von La Marche /I/ 95. /II/ 420 Saint-Germain-Beaupré, Louis Foucault de (1616–1659), Comte du Daugnon, Maréchal de France /II/ 197 Saint-Lary, Roger II de (1562/1563– 1646), Duc de Bellegarde, Grand Écuyer /II/ 269, 478 Saint-Nectaire, Henri I de (1573– 1662), Marquis de La Ferté-Nabert, Maréchal de Camp, fr. Diplomat /II/ 205 Saint-Pol, Comte de, s. Frankreich, Valois, Charles Paris d’Orléans; Jean Louis Charles d’Orléans Saint-Simon, Léonard-Antoine de (1619–1676), Marquis de Courtomer /I/ 64, 66–70, 145, 155, 161. /III/ 67 Sandeaux, N.N. de la, Tanzmst in Paris /I/ 374 Sanson, Nicolas (1600–1667), fr. Kartograph /II/ 305
Personenregister
Santarelli, Antonio (1569–1649), it. Theologe /II/ 451 Sanvitale, Federico (1616–1693), Oberhofmeister der Duchessa di Parma /I/ 487 Saul, Magnus (1638–1699), später s.-goth. Hofrat /I/ 80, 125, 130. /III/ 78, 92, 93, 94, 125 Saumery, Marquis de, s. Johanne de la Carre Saumeur, Jean Paul (1597–1667), gen. Chevalier Paul, Marineoffizier /I/ 402. Savoyen - Antoine de Savoie (gest. 1688), natürl. Sohn Charles Emmanuels I, Gouv. von Nizza /I/ 416, 426 - Catherine Michelle d’Autriche (1567–1597), Duchesse, verm. mit Charles Emmanuel I /II/ 174 - Charles III (1486–1553), Duc /II/ 174 - Charles Emmanuel I (1562–1630), Duc /I/ 416. /II/ 174, 477 - Charles Emmanuel II (1634–1675), Duc /I/ 175, 215, 218, 219, 241, 364, 368, 421–430, 432, 475–477, 481, 485, 492, 526. /II/ 158, 159, 162, 163, 174, 175, 188, 232, 392, 414, 465, 486, 505, 509, 611, 612. /III/ 120, 122, 244, 247, 248, 251, 252, 253, 265, 267 - Christine de France (1606–1663), verm. mit Victor-Amédée I /II/ 174, 232 - Emmanuel Philibert (1528–1580), Duc /II/ 174 - Françoise Madeleine d’Orléans (1648–1664), verm. mit Charles Emmanuel II /II/ 159, 162, 163, 232
363
- Gabriel de Savoie, natürl. Sohn Charles Emmanuels I /I/ 426 - Louise-Christine (1629–1692), Duchesse, verm. mit Maurice de Savoie /I/ 425, 426. /II/ 465. /III/ 253 - Marie Christine de Bourbon (1606– 1663), Duchesse, verm. mit Victor-Amédée I /II/ 158, 495 - Marie-Jeanne-Baptiste de SavoieNemours (1644–1724), Duchesse, verm. mit Charles Emmanuel II /I/ 19, 268, 269, 335, 423–425, 477. /II/ 175, 392. /III/ 244, 247, 251, 252, 253 - Maurice de Savoie (1593–1657), Kardinal /I/ 426. /II/ 465, 495. /III/ 252 - Philippe II (1438–1497), Duc /II/ 174 - Victor-Amédée I (1587–1637), Duc /I/ 416, 426. /II/ 158, 174, 465, 494 - Victor Amédée II (1666–1732), Prince /I/ 426. /III/ 253 Savoyen-Carignan - Emmanuel Philibert Amédée (1628–1709), Prince de Carignan /I/ 426. /II/ 174 - Eugène Maurice (1635–1673), Duc, Comte de Soissons /I/ 39, 150, 362, 421, 426. /II/ 53, 147, 174, 175, 494, 498 - Louis Jules (1660–1683), Chevalier de Savoie /II/ 175 - Louis Thomas (1657–1702), Comte de Soissons /II/ 175 - Marie de Bourbon (1606–1692), Comtesse de Soissons, verm. mit Thomas François /I/ 46, 426. /II/ 34, 159, 174, 175, 494
364
- Olympe Mancini (1640–1708), verm. mit Eugène-Maurice, Prince de Carignan /I/ 46. /II/ 175, 494, 498 - Philippe (1659–1693), Abbe /II/ 176 - Thomas François (1595–1656), Prince de Carignan, Comte de Soissons /I/ 46, 426. /II/ 159, 174, 175, 494, 495 Savoyen-Nemours - Charles Amédée (1624–1652), Duc de Nemours et d’Aumale /I/ 269, 425. /II/ 166, 174, 176, 221, 224. /III/ 253 - Charles-Emmanuel (1567–1595), Duc /I/ 178 - Henri II (1625–1659), Erzbischof von Reims /II/ 176 - Philippe (1490–1533), Duc, verm. mit Charlotte d’Orléans-Longueville /II/ 174 Scaliger, Julius Caesar (1484–1558), it. Humanist /II/ 408, 409 Scamozzi, Vincenzo (1548–1616), it. Architekt /II/ 71 S(c)eaux, Comte de, s. Charles-Édouard Colbert Schäfer, Hans Peter, s.-goth. Reitknecht /I/ 11, 35, 43, 46, 50, 59, 60, 251, 254, 310, 323, 325. /II/ 544, 547, 548, 556, 558, 573, 648– 652. /III/ 49, 50, 76, 107, 113, 116, 124 Schatmann / Schachtmann, N.N. /I/ 143, 146, 151, 153 Schaumann, N.N., Gipsgießer in Augsburg /I/ 245 Schefer, N.N. Frhr von /I/ 33 Schenk von Limpurg-Speckfeld
Register
- Georg Eberhard Semper Friedrich Schenk von Limpurg-Speckfeld (1643–1705) /II/ 24–26. /III/ 105 - Vollrat Schenk von LimpurgSpeckfeld (1641–1713) /II/ 24– 26. /III/ 105 Schenk von Limpurg-Sontheim - Heinrich Kasimir Schenk von Limpurg-Sontheim (1640–1676) /II/ 24–26. /III/ 105 Schertlin von Burtenbach, Sebastian (1496–1577), Landsknechtführer /I/ 228, 229 Schinchinelli, Giovanni Battista, Marchese Schinchinelli, Hofmarschall des Granduca di Toscana /I/ 454 Schlosser, Johann Philipp (1613– 1675), Hofprediger, Stadtpfarrer in Darmstadt /III/ 33 Schomberg, de - Charles (1601–1656), Duc d’Halluin, Maréchal de France /II/ 203 - Frédéric Armand (1615–1690), Maréchal de France, kurbrand., engl. General /II/ 203. /III/ 224 - Henri (1575–1632), Comte de Nanteuil-le-Haudouin, Maréchal de France /II/ 203, 490 Schönauer, N.N., Kaufmann in Paris /I/ 39 Schönborn, Johann Philipp von (1605–1673), Erzbischof, Kurfürst von Mainz /I/ 39, 159, 165, 316, 462. /III/ 60–64, 83–85, 93, 110, 111 Schönborner, Georg von (1579–1637), Jurist, Autor /II/ 13 Schrimpf, Jonas, Dr. jur., kurs. Agent, später Res. in Wien /II/ 24 Schudi, s. Tschudi
Personenregister
Schulemberg, Jean de (1597–1671), Gouv. von Arras, Maréchal de France /I/ 104, 349. /II/ 204, 369, 425 Schwarzburg-Blankenburg - Günther XXI. (1304–1349), Graf, Gegenkaiser /I/ 14, 15, 253 Schwarzburg-Sondershausen - Christian Wilhelm I. (1647–1721), Graf /I/ 134, 135, 138, 145, 146, 150, 151, 153, 170, 374. /II/ 603, 604. /III/ 124, 171, 193, 200, 205, 207 - Johann Günther III. (1654–1669), Graf von Schwarzburg-Sondershausen-Arnstadt /I/ 543 Schwarzenhorn, Johann Rudolph Schmidt Frhr von (1590–1667), kaiserl. Res., Amb. in Konstantinopel /I/ 465. /II/ 23 Schweden - Christina (1626–1689), 1632–1654 Königin /I/ 55, 176, 178, 215, 353, 480, 542. /II/ 36, 168, 172, 437 - Gustav II. Adolf (1594–1632), König /I/ 159, 229, 237, 244, 258, 312, 519, 520, 522. /II/ 38, 475. /III/ 39 - Hedwig Eleonora von HolsteinGottorf (1636–1715), Königin, verm. mit Karl X. Gustav /I/ 375 - Karl X. Gustav (1622–1660), König /II/ 350. /III/ 93 Schweigger, Georg (1613–1690), Bildhauer /I/ 246, 540 Schweizer, Sebastian, Kaufmann /III/ 34 Scipio Africanus, Publius Cornelius (235 v. Chr. –183 v. Chr.), röm. Feldherr, Politiker /I/ 103 Scott, James (1649–1685), Duke of Monmouth /I/ 152, 361. /III/ 203
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Scudéry, Madeleine de (1607–1701), fr. Autorin /I/ 48 Segerle, Adam, salzb. Agent, Kaufmann in Venedig /I/ 440. /II/ 618. /III/ 258 Séguier - Charlotte (1622–1704), Witwe Maximiliens III de Béthune, Duc de Sully /I/ 66, 141, 197, 277, 344 - Pierre Séguier (1588–1672), fr. Kanzler /I/ 66, 155, 164, 171, 197, 344, 373, 377. /II/ 33, 204, 208, 209, 210, 211, 212, 451, 498, 499, 508. /III/ 190, 192, 216 Sehested, Christiane Sophie (1644– 1693) /II/ 147 Sehested, Hannibal (1609–1666), dän. Amb. in Paris /II/ 147, 149, 229 Selb, Johann Gabriel von, kaiserl. Hofkammerrat /II/ 22 Selpečéni Pohronec, Juraj II, Bischof von Nitra /II/ 23 Semblançay, Baron de, s. Beaune, Jacques de Serafini, Francesco (gest. 1669), Conte Serafini, Maestro di Campo Generale des Duca di Parma /I/ 486 Serreville, N.N., fr. Unterhofmeister der Königin /I/ 37 Servien(t) - Abel Servien (1593–1659), Marquis de Sablé, fr. Diplomat, Surintendant des Finances /II/ 36, 505. /III/ 254 - Charlotte-Christine de Servien(t) /I/ 425 - Christine de Servien(t) /I/ 425 - Ennemond de Servien(t) (1596– 1679), fr. Amb. in Turin /I/ 371, 399, 421–428, 477. /II/ 611. /III/ 219, 244, 245, 247–249, 252, 254
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- Hugues-Humbert de Servien(t) (geb. 1644) /I/ 422–425. /III/ 253 - Justine de Bressac, verm. mit Ennemond de Servien(t) /I/ 424, 425. /III/ 252 Sestro, Duca di, s. Paolo Spinola Sévigné, Marquise de, s. RabutinChantal Sfondrati, Niccolò (1535–1591), Papst Gregor XIV. /II/ 477. Sforza - Francesco I (1401–1466), Duca di Milano /I/ 289 - Ludovico Maria (1452–1508), Duca di Milano /I/ 178, 432 - Costanza Sforza Bentivoglio (1601–1695), Hofmeisterin der Granduchessa di Toscana /I/ 454 Sillery (Sellerie), s. Brûlart Siron, s. Ciron Skanderbeg, s. Georg Kastriota Sleidanus, Johannes (1506–1556), Jurist, Autor /II/ 12 Soissons, Comte de s. Frankreich, Charles de Bourbon; Louis de Bourbon, s. a. Savoyen-Carignan Soissons, Comtesse de, s. SavoyenCarignan Solaro, Giovanni Filippo (gest. 1676), Conte di Monasterolo /I/ 417 Solre, Prince / Comte de, s. Croy Sourches, Marquis de, s. Jean du Bouchet Sourdis (Souray), Marquis de, s. Escoubleau Souvré, de - Anne (1646–1715), verm. mit François Michel Le Tellier /II/ 503 - Jacques (1600–1670), Abt des Klosters Mont Saint-Michel /I/ 83
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- Jean, Marquis de Courtanvaux /II/ 503 Soyécourt, Marquis de, s. Charles Maximilien de Belleforière Spaur und Valör, Franz Vigil von (1609–1670), Bischof von Chiemsee /I/ 512 Spener, Ursula (gest. 1667), 1639 verm. mit Johannes Rebhahn /III/ 94 Spinola, Paolo (1628–1699), Marchese di Los Balbases, Duca di Sestro, Gouv. von Mailand /I/ 430. /III/ 248, 251, 254 Sprenger, Johann Theodor, Jurist, zuletzt Kanzler in Salzburg /I/ 168 Starhemberg, Konrad Balthasar von (1612–1687), Graf von Starhemberg /II/ 19 Staufer - Friedrich I. Barbarossa (1122– 1190), Kaiser /I/ 14, 237, 239, 253, 286, 290, 292, 432, 437, 442, 518, 524 - Friedrich II. (1194–1250), Kaiser /I/ 442 - Heinrich (Enzio) von Sardinien (ca. 1220–1272), natürl. Sohn Kaiser Friedrichs II. /I/ 442 Steinkallenfels, N.N. von /I/ 20, 262, 313 Stensen, Niels (Nicolaus Stenonis) (1638–1686), dän. Arzt, Naturforscher in Florenz /I/ 444, 449, 450, 452, 458. /III/ 261, 263, 267 Stetten, Anna Catharina von (1636– 1718), verm. mit Jacob Friedrich Ebertz (gest. 1681) /I/ 537 Stetten, David III. von (1638–1704) /I/ 211
Personenregister
Streithorst, N.N. von, s.-eisen. Forstmeister /I/ 12, 251 Struve, Georg Adam (1619–1692), Jurist, Autor /II/ 11 Sublet, François (1589–1645), Seigneur de Noyers, Secrétaire de État /II/ 492 Suffren, Jean (1571–1641), Jesuit, Beichtvater /II/ 482 Sully, Duc de, s. Béthune Tacitus, Publius Cornelius (um 58– um 120), röm. Historiker /II/ 12 Talon, Denis (1628–1698), Avocat général au Parlement de Paris /I/ 200. /II/ 481 Tanquerel (Tanquerellus), Jean, fr. Theologe /II/ 451 Tardif du Ru, Jean /II/ 476 Tarente, Prince de, s. Henri Charles de La Trémoille Tarnini, N.N., Kaufmann in Turin /I/ 421 Tassin, Nicolas (gest. 1660), fr. Kartograph /II/ 122, 593. /III/ 128, 145, 183, 184, 195, 198, 213 Tattenbach-Rheinstein, Gottfried Wilhelm von (1633–1687), Graf Tattenbach, kurbayer. Oberstallmeister, Oberlandjägermeister /I/ 241, 526 Tellier, Le - Charles Maurice (1642–1710), Abbé /II/ 504 - Claude (1604–1644) verm. mit Jean-Baptiste Colbert, Seigneur de Saint Pouange /II/ 497 - François Michel (1641–1691), Marquis de Louvois /I/ 368, 369. /II/ 503. /III/ 172 - Madeleine (1645–1668), verm. mit Louis-Marie-Victor, Duc d’Aumont de Rochebaron, Marquis de Villequier /I/ 152. /II/ 503
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- Michel (1603–1685), Secrétaire de État /I/ 149, 152, 155, 164, 368, 369, 371, 381. /II/ 53, 145, 146, 205, 207, 208, 210, 497, 501– 504, 507, 508. /III/ 172, 190, 216, 234 Tempi, Leonardo, 1660–1672 Depositario general der Toskana /I/ 454 Terlon, Hugues de (1620–1690), fr. Diplomat /II/ 150, 192 Teutobod (Teutoboch) (gest. 101 v. Chr.), König der Teutonen /I/ 188 Teves y Córdoba, Gaspar de (gest. 1685), Marqués de la Fuente, span. Amb. in Venedig /III/ 257 Theodor Tiro, (gest. 306), Heiliger, Bruder des Heiligen Georgs, älterer Stadtpatron Venedigs /I/ 289 Thioult, Anne de, Tochter der Marguerite de Beringhen /I/ 63 Thioult, Suzanne de, Tochter der Marguerite de Beringhen /I/ 63 Thou, François Auguste de (1607– 1642) /I/ 178, 384. /II/ 202, 205, 221, 492 Thou, Jacques Auguste de (1553– 1617), fr. Autor /I/ 385. /II/ 12, 43, 202, 205, 486 Thouars, Duc de, s. Henri III de La Trémoille Thun und Hohenstein - Guidobaldo (1616–1668), Graf von Thun und Hohenstein, Kardinal, Erzbischof von Salzburg /I/ 223, 224, 233–235, 495, 499, 504, 512–517. /II/ 19. /III/ 258, 269 - Sigmund Alphons (1621–1677), Graf von Thun und Hohenstein,
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Bischof von Brixen, Bischof von Trient /I/ 223–225, 495, 499 Thun, Johann Sigmund von (1594– 1646), Graf von Thun, Statthalter in Böhmen /I/ 513 Tirol-Görz, Margarete von (1318– 1369), gen. Margarete Maultasch /I/ 231 Tizian (gest. 1576), Maler /I/ 523. /II/ 38 Toerring, N.N. von, Graf /I/ 333 Tomacelli-Cybo, Lucrezia (ca. 1580– 1622), verm. mit Filippo I Colonna /II/ 493 Toming, N.N., Kaufmann in Blois /II/ 582 Toulouse, Guillaume, Musterzeichner, Sticker in Montpellier /I/ 197 Tour d’Auvergne, de La - Amélie (geb. 1640) /II/ 178 - Charlotte de Caumont La Force (gest. 1666), verm. mit Henri (1611–1675) /II/ 178 - Constantin-Ignace (1646–1670), gen. Chevalier de Bouillon /I/ 149. /II/ 177 - Éléonore Catherine Fébronie de Bergh (1613–1657), verm. mit Frédéric Maurice /II/ 177 - Elisabeth (1606–1685), verm. mit Guy Aldonce de Durfort /II/ 406 - Élisabeth von Nassau (1577–1642), verm. mit Henri (1555–1623) /II/ 176 - Emmanuel Théodose (1643–1715), Abbé, Chevalier d’Albret /II/ 177, 190 - Franziska Henriette von Hohenzollern-Hechingen (1642–1698), verm. mit Frederic-Maurice II /II/ 177
Register
- Frédéric Maurice (1605–1652), Duc de Bouillon /I/ 178, 384. /II/ 176, 177, 179, 190, 221, 224, 491, 492, 501, 502, 503. /III/ 188, 193 - Frederic-Maurice II (1642–1707), Comte d’Auvergne /I/ 32. /II/ 177. /III/ 47 - Godefroy Maurice (1636–1721), Duc de Bouillon /I/ 32, 242, 319, 361, 373, 529. /II/ 32, 53, 147, 172, 177, 178, 179, 257, 417, 494. /III/ 151, 174, 190 - Henri (1555–1623), Vicomte de Turenne, Duc de Bouillon /II/ 176, 179 - Henri (1611–1675), Vicomte de Turenne, Maréchal de France /I/ 19, 30–33, 46, 85, 94, 106, 134, 136–140, 146, 148–150, 154, 161, 163, 164, 242, 268, 275, 315, 317– 320, 322, 323, 325, 346, 347, 359– 361, 367–369, 373, 378, 379, 398, 529, 530. /II/ 32, 40, 111, 119, 145, 146, 176, 178, 179, 183, 223, 228, 295, 406, 417, 418, 497, 498. /III/ 20, 29, 33, 37, 38, 40, 42, 47, 50, 51, 55, 81, 82, 104, 105, 152, 160, 163, 164, 168–172, 179, 186–190, 192, 193, 203, 204, 209, 214, 216 - Henri Ignace (1650–1675) /II/ 177 - Hippolyte (geb. 1645) /II/ 178 - Louise Charlotte (1638–1683), Mademoiselle de Bouillon /II/ 177 - Marie Anne Mancini (1649–1714), verm. mit Godefroy Maurice /II/ 177, 494 Tour-du-Pin, Humbert II de la (1312– 1355), Dauphin de Viennois /I/ 184, 186
Personenregister
Tournon - François (1489–1562), Kardinal /II/ 464 - Just-Louis de (gest. 1644), Comte de Tournon /I/ 185 Traun, Ernst von (1608–1668), Graf von Abensperg und Traun, Generalkriegskommissar, Landmarschall in Niederösterreich /II/ 23 Trautson, Johann Franz von (1609– 1663), Reichsgraf von Falkenstein, Statthalter in Niederösterreich /II/ 23 Trémoille, de La - Charles Belgique (1655–1709) /I/ 268. /II/ 183, 228 - Charlotte Emilie (1652–1732) /I/ 268 - Emilie von Hessen-Kassel (1626– 1693), Landgräfin, verm. mit Henri Charles /I/ 268. /II/ 183 - Frédéric-Guillaume (1658–1738) /I/ 268 - Gabrielle de Bourbon (1447–1516), verm. mit Louis II /II/ 391 - Henri III (1598–1674), Duc de Thouars /I/ 134, 136, 169, 263, 265–268, 335, 336, 340, 341. /II/ 40, 53, 54, 111, 118, 119, 142, 144, 179, 182, 183, 228, 380, 391, 572, 573, 594. /III/ 91, 97, 98, 107, 112, 115, 116, 121, 122, 134, 187, 253 - Henri Charles (1620–1672), Prince de Tarente /I/ 263, 267, 268, 336, 341. /II/ 183, 228 - Louis II (1460–1525) /II/ 391 - Louis Maurice (1624–1681), Comte de Laval /I/ 268, 335, 336 - Marie de La Tour d’Auvergne (1601–1665), Duchesse, verm. mit
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Henri III de La Trémoille /I/ 71, 268, 336. /II/ 179, 183 Treskow, Wiprecht Joachim von (1641–1691), s.-goth. KamJ, Stallmeister /I/ 135 Tresmes, Duc de, s. René Potier Trevor, Sir John (1626–1672), engl. Ges. in Paris /I/ 164 Trotti, Lorenzo, apostol. Nuntius in der Toskana /I/ 450 Trümper, Justinus (gest. 1667), s.goth. Kutscher /I/ 11, 35, 36, 251, 310, 324, 325, 326. /II/ 537. /III/ 43, 49, 52, 57, 58, 61, 62, 82, 206 Tschudi, Théodore de (1643–1692), Capitaine /I/ 31–33, 167 Turenne, Vicomte de, s. Henri de La Tour d’Auvergne Uhlich, Jodocus Hermann (1631–1682), dän. Landschreiber in Krempe /I/ 146, 161 Uzès, Duc d’, s. François de Crussol Vallière, Duchesse de s. Baume Le Blanc Vardes, Marquis de, s. FrançoisRené Crespin Du Bec Vaubrun, Marquis de, s. Nicolas de Bautru Vendôme, Duc de, s. Frankreich, Antoine de Bourbon; César de Bourbon; Charles de Bourbon Vendôme, Kardinal de, s. Frankreich, Louis de Bourbon. Venier, Sebastiano (1496–1578), Doge /I/ 288 Ventadour, Duchesse de, s. Lévis. Verdier, Gilbert Saulnier du (gest. 1686), fr. Autor /I/ 62, 172. /II/ 44, 546 Verneuil, Duc de, s. Frankreich, Henri de Bourbon
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Vessière, N.N. de la, Lieut. du Roi in Havre de Grace /I/ 76 Vickmann (Wichman), N.N., Dr. med., Arzt in Caen /I/ 72, 73, 333. /II/ 560 Vieilbourg, René de /I/ 171 Vignerot, de - Armand-Jean (1629–1715), Duc de Richelieu et Fronsac /I/ 340. /II/ 53, 195, 202 - Emmanuel-Joseph de Vignerot du Plessis (1639–1665), 1652–1665 Abt des Klosters Marmoutier /I/ 119, 354. /II/ 508 - François (um 1609–1646), Marquis de Pont-Courlay /II/ 487 - Marie Madeleine de Vignerot du Plessis (1604–1675), Duchesse d’Aiguillon /II/ 478, 487, 489 - René (1590–1625), Seigneur de Pont-Courlay /II/ 487 Villa, Ghiron Francesco (gest. 1670), Marchese di Villa, Befehlshaber der venez. Truppen auf Kreta /I/ 424 Villandry, Marquis de, s. Balthazar II Le Breton Villars, Duc de, s. Louis-François de Brancas Villars, Henri de (1621–1693), Erzbischof von Vienne /I/ 184, 387 Villars, Pierre de (1623–1698), Marquis de Villars /I/ 184. /III/ 248 Ville, Antoine de (1596–1656) fr. Festungsbaumeister, Autor /II/ 292, 294 Villemontée, François de (1598–1670), Bischof von Saint Malo /I/ 87 Villeneuve, Antoine de (gest. 1682), Marquis de Monts, Gouv. von Honfleur /I/ 75
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Villequier, Charlotte Catherine de (1562–1610) /II/ 190 Villequier, Marquis de, s. d’Aumont de Rochebaron Villeroy, Duc de, s. Neufville Villiers, George (1592–1628), Duke of Buckingham /I/ 280. /II/ 395 Vincent, N.N., Kaufmann in Caen /II/ 559 Vincenti, Antonio Maria, venez. Ges. in der Toskana /I/ 450 Vischer, Georg (gest. 1637), Maler /I/ 238, 523 Visconti, Alessandro, Conte Visconti, Jägermeister des Granduca di Toscana /I/ 454 Vitelli, Pierfrancesco (Peter Franz) (1628–1697), Marchese di Bucine, Trabantenhauptmann des Granduca di Toscana /I/ 211, 444, 446, 448, 454, 459. /II/ 620, 621. /III/ 261, 263 Vitry, Duc de, s. de L’Hôpital Vitzthum von Eckstedt, Anna Maria (1640–1698), verm. mit Graf Johann Georg von Künigl /I/ 508 Viviani, Vincenzo (1622–1703), Mathematiker in Florenz /I/ 452 Vivonne, Duc de, s. Louis Victor de Rochechouart Voit von Rieneck, Philipp Valentin (1612–1672), Bischof von Bamberg /I/ 247, 541, 543. /II/ 632, 633. /III/ 109, 274 Voit von Salzburg, Melchior Otto (1603–1653), Bischof von Bamberg /I/ 542 Vuardes, s. Vardes. Waitz, Jacob Friedrich (1641–1723, Dr. med. /I/ 11, 35, 53, 59, 60, 67, 69, 138, 249, 310, 324–326, 329, 332. /II/ 525, 531, 532, 537,
Personenregister
539, 543, 544, 551, 552, 556, 557, 559, 634, 636–639, 641, 642. /III/ 23, 43, 49, 50, 52, 54, 57, 58, 60–64, 69, 70, 74, 78–80, 82, 84, 87, 88, 91–93, 97, 162, 196, 237 Waldburg-Wolfegg - Maximilian Franz Eusebius von (1641–1681), Graf von WaldburgWolfegg /I/ 526 - Maximilian Willibald von (1604– 1667), Graf von Waldburg-Wolfegg, kurbayer. Statthaler zu Amberg /I/ 526 Walter, Lucy (1630–1658), Mätresse Charles II von England /III/ 203 Wangenheim, Levin von (gest. 1699), s.-goth. Hauptmann /I/ 12, 251 Wansleben, Johann Michael (1635– 1679), s.-goth. Äthiopienreisender /I/ 451, 463, 464. /III/ 263, 267 Wartenberg, Franz Wilhelm von (1593–1661), Reichsgraf von Wartenberg Kardinal, Bischof von Regensburg /I/ 532 Wein(en), Johann Jakob (gest. 1674), s.-goth. KamD /III/ 76, 79 Weißenberg, Friedrich Franz von, Pfleger zu Steinach /I/ 501 Welser, Philippine (1527–1580), verm. mit Erzherzog Ferdinand II. /I/ 227, 228, 505, 536 Welser, Wolfgang Leonhard (1576– 1657) /II/ 19 Wendelin, Marcus Friedrich (1584– 1652), Theologe, Autor /II/ 13 Werth, Johann von (1591–1652), Graf von Werth, kaiserl. General /II/ 20 Wesselini, Franciscus (gest. 1667), Graf zu Muran, Palatin in Ungarn /II/ 23
371
Wicka von Wickburg, Johann Franz Frhr (ca. 1623–1688), kaiserl. Res. in Paris /I/ 154, 163, 166, 232, 233, 358, 375, 509. /III/ 118, 136, 151, 191, 203, 204, 205, 217, 218, 219 Wied, Friedrich Melchior zu (1642– 1672), Graf zu Wied, kurköln. Obrist /I/ 133, 135, 144, 146, 358 Wiedenhuber, Hans, Kaufmann in Bozen /I/ 496 Wiesel, Johann (1583–1662), Optiker, Instrumentenbauer in Augsburg /I/ 245 Wild- und Rheingrafen - Johann Ludwig (1620–1673), Wildund Rheingraf zu Dhaun /III/ 56, 57, 60 Wittersheim, Anton Otto von (gest. 1668), Hofmeister der Markgraf von Baden-Durlach /I/ 435. /III/ 255 Witzleben - Job Wilhelm (1635–1688) /I/ 33. /III/ 118 - Johann (Hans) Heinrich (1631– 1693), Reisedirektor, s.-goth. KamJ, Landeshauptmann in Altenburg /I/ 11, 33–35, 39, 43, 48, 53, 59, 60, 62, 63, 76, 82, 106, 125, 127, 130, 134, 138, 166, 168, 249, 254, 310, 322, 323, 325, 332, 333, 340. /II/ 79, 105, 113–120, 525, 531, 532, 537, 539, 541, 543–545, 548, 549, 551, 552, 554, 556, 557, 563, 564, 569–573, 636, 648–651, 654, 657. /III/ 17–19, 24–31, 35, 36, 38, 39, 46–51, 54–56, 66, 67, 69– 71, 76, 86, 87, 91, 92, 97–100, 102, 107, 109, 112–119, 122–125, 127–130, 144, 150, 151, 153, 156– 158, 195, 196, 199, 236, 237
372
Wolkenstein-Trostburg, Sigmund Ignaz von (1644–1696), Graf Wolkenstein /I/ 224, 499 Wrangel, Carl Gustav (1613–1676), schwed. FM /I/ 542 Württemberg - Eberhard III. (1614–1674), Herzog /I/ 143. /III/ 111, 155, 156 - Friedrich Karl (1652–1698) /I/ 151, 154. /III/ 89, 155 - Johann Friedrich (1637–1659), Herzog /I/ 108, 358. /II/ 429 - Wilhelm Ludwig (1647–1677) /I/ 151, 154. /III/ 89, 155 Württemberg-Neuenbürg - Isabella von Arenberg-Barbençon (1623–1678), Herzogin, /I/ 33, 160, 162, 165–167, 320, 365. /III/ 215, 216 - Maria Anna Ignacia (1653–1693), Prinzessin /I/ 160, 165, 166, 365 - Ulrich (1617–1671), Herzog /I/ 33, 320, 365. /III/ 215 Württemberg-Neuenstadt - Friedrich (1615–1682) Herzog /I/ 150 Württemberg-Oels - Christian Ulrich I. (1652–1684), Prinz /III/ 124 - Karl Ferdinand (1650–1669), Prinz /I/ 143. /III/ 124 - Silvius I. Nimrod (1622–1664), Herzog /II/ 21 - Silvius II. Friedrich (1651–1697), Prinz /III/ 124 Wylich, Dietrich Frhr von (1640– 1709), klev. Erblandhofmeister /I/ 125, 126, 130, 131, 355 Xavier, Francisco de (1506–1552), Mitbegründer des Jesuitenordens /II/ 481
Register
Xenophon (gest. nach 355 v.Chr.), griech. Philosoph, Autor /II/ 13 Zapf, Salomon (1639–1691), Jurist, s.-goth. Hofrat, s.-merseb. Rat, Kanzler /III/ 139 Zarvossi (Zarfossi), Ernst Christian (1625–1681), Rabiner aus Krakau, konvertiert /I/ 211, 212 Zeiller, Martin (1589–1661), Autor /I/ 227. /II/ 292 Zeller, Christoph (1605–1669), Hofprediger in Stuttgart, Autor /II/ 94, 99 Ziani, Sebastiano (um 1102–1178), Doge /I/ 286, 288, 289 Zichy, Stephan von (1616–1693), Graf von Zichy, ungar. Kammerpräsident /II/ 23 Zinzendorf - Albrecht VII. (1619–1683), Graf von Zinzendorf, kaiserl. WGR, Oberhofmarschall, Oberjägermeister /II/ 23 - Maximilian Erasmus von (1633– 1673), Graf von Zinzendorf /II/ 19 - Otto Heinrich von (1605–1655), Graf von Zinzendorf /II/ 19 Žižka von Trocnov, Jan (um 1360– 1424), hussit. Heerführer /I/ 228 Zoannetti, N.N., Kaufmann in Mantua /I/ 489 Zollikofer N.N., Kaufmann in Marseille /I/ 207, 407, 408, 410
Abbildungsverzeichnis und Abbildungsnachweise Einbandabbildung: Benjamin Block, Friedrich I. von Sachsen-Gotha, etwa 1669, Gemäldesammlung Stiftung Schloss Friedenstein, Inventar Nr. 2994. Band 1 Abb. 1 Abb. 2
Abb. 3 Abb. 4 Abb. 5 Abb. 6
Abb. 7 Abb. 8 Abb. 9 Abb. 10
Abb. 11
Faksimile, Bericht Herzog Friedrichs, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 21, fol. 46r. Palais d’Orléans und Palais du Cardinal, Kupferstich aus: Topographia Galliae, Oder Beschreibung vnd Contrafaitung der vornehmbsten, vnd bekantisten Oerter, in dem mächtigen, vnd grossen Königreich Franckreich, Erster Theil, Franckfurth am Mayn: Merian 1655, o.P., Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, Sign: Geogr. 2°2551 (1). Château de Saint-Cloud, Kupferstich, ebd. Grotte und Cascade im Garten des Château de Rueil, Kupferstich, ebd. Château de Fontainebleau, Kupferstich, ebd. Plan der Stadt Caen, Kupferstich aus: Topographia Galliae, Oder Beschreibung vnd Contrafaitung der vornehmbsten, vnd bekantisten Oerter, in dem mächtigen, vnd grossen Königreich Franckreich, Achter Theil, Franckfurth am Mayn: Merian 1657, o.P., Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, Sign: Geogr. 2°2551 (1). Plan der Stadt Havre de Grace, Kupferstich, ebd. Faksimile, Grundriss des Château de Chambord. Bericht Herzog Friedrichs, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 21, fol. 179r. Faksimile, Le Carnaval, Mascarade Royale dansée par S.M. le 18. Janvier 1668, Paris: Ballard 1668, Titelblatt, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne), 3a, fol. 500r. Rue Saint-Antoine in Paris, Kupferstich aus: Topographia Galliae, Oder Beschreibung vnd Contrafaitung der vornehmbsten, vnd bekantisten Oerter, in dem mächtigen, vnd grossen Königreich Franckreich, Erster Theil, Franckfurth am Mayn: Merian 1655, o.P., Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, Sign: Geogr. 2°2551 (1). Faksimile, Inventaire ov Denembrement tant des Corps Saints & Tombeaux des Roys, qu’autres Raretez qui se voyent en l’Eglise de saint Denys, hors du Thresor. A Paris. Le 8. Mars 1659, Titelblatt. Bericht Herzog Friedrichs, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 21, nach fol. 401.
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Abb. 12 Abb. 13 Abb. 14 Abb. 15 Abb. 16
Abb. 17 Karte 1 Karte 2
Abbildungsverzeichnis
Faksimile, Ernst Christian Zarvossis Gedicht, Bericht Herzog Friedrichs, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 21, nach fol. 261r. Faksimile, Beschreibung des Reisebeginns, Herzog Friedrich, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 22, fol. 50r. Faksimile, Henri III de La Trémoille, Belagerung von Angers, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E XI 21, 403r. Faksimile, Bericht Anton Fincks, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 8, Beiakte zu E IV (Sonne) 8, 1. Château de Richelieu, Kupferstich aus: Topographia Galliae, Oder Beschreibung vnd Contrafaitung der vornehmbsten, vnd bekantisten Oerter, in dem mächtigen, vnd grossen Königreich Franckreich, Siebenter Theil, Franckfurth am Mayn: Merian 1657, o.P., Forschungsbibliothek Gotha der Universität Erfurt, Sign: Geogr. 2°2551 (1). Zeichnung eines Schlosses aus den Bauakten des Schlosses Friedrichswerth, LATh-StA Gotha, Sammlung Karten, Q 1.1./9 (entnommen aus: Geheimes Archiv E XI 37/38). Reiseroute Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha, 23. April 1667 bis 23. Juni 1668. Reiseroute Herzog Friedrichs von Sachsen-Gotha, 13. bis 23. Juni 1667.
Band 2 Abb. 18 Abb. 19 Abb. 20 Abb. 21 Abb. 22
Faksimile, Anton Finck: Beschreibung Frankreichs, LATh-StA Gotha Geheimes Archiv, E III 9, 167r/1r. Faksimile, Stammbaum des Hauses Bourbon, ebd. 186r/20r. Faksimile, Instruction für die Maîtres des Requêtes, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, E IV (Sonne) 3a, fol. 210r/1r. Faksimile, Beschreibung der französischen Provinzen, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv E. IV. (Sonne) 3a, fol. 58r/1r. Faksimile, Reiserechnung, LATh-StA Gotha, Geheimes Archiv, Kammerimmediate 1747, fol. 132v–133r.