Sabaeica: Teil 1 Der Reisebericht [Reprint 2020 ed.] 9783112316870, 9783112305720


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German Pages 156 Year 1953

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Table of contents :
VORWORT
INHALTSVERZEICHNIS
Verzeichnis der Figuren
Verzeichnis der Photographien
Einleitung
Bericht über die zweite Reise im Jahre 1931
Bericht über die dritte Reise im Jahre 1934
Bericht über die vierte Reise im Jahre 1937/38
Tafeln 1 bis 26
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Sabaeica: Teil 1 Der Reisebericht [Reprint 2020 ed.]
 9783112316870, 9783112305720

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MITTEILUNGEN A U S DEM M U S E U M F Ü R V Ö L K E R K U N D E IN

HAMBURG

XXIV

SABAEICA Bericht über die archäologischen Ergebnisse seiner zweiten, dritten und vierten Reise nach Südarabien von

CARL RATHJENS Hamburg

I. Teil

Der Reisebericht

1953 KOMMISSIONSVERLAG

LUDWIG APPEL

HAMBURG

A L B R E C H T V. ZUM

WROCHEM

GEDÄCHTNIS

Gedruckt mit Unterstützung der Joachim-JungiusGesellsdiaft der Wissenschaften e. V. Hamburg Drude: Ludwig Appel, Hamburg 22

VORWORT Die Veröffentlichung der Ergebnisse meiner drei letzten Reisen nach Südwest-Arabien in den Jahren 1931, 1934 und 1937/38, die meine Arbeiten auf meiner ersten Reise dorthin 1927/28 fortsetzten, ist durch die Ungunst der Verhältnisse, vor allem durch den zweiten Weltkrieg und die ihm vorausgehenden und folgenden Ereignisse sehr verzögert worden. Unter den Aufgaben, die ich mir auf diesen Reisen gestellt hatte, stehen und standen die archäologischen Arbeiten nicht in erster Linie, Der Hauptzweck aller vier Reisen lag auf geologischem, morphologischem, kartographischem, klimatologischem und völkerkundlichem Gebiete. Die Ergebnisse auf diesen Fachgebieten liegen zum Teil im Manuskript vor oder harren der Bearbeitung und Veröffentlichung. Trotzdem werden in der vorliegenden Arbeit die archäologischen Ergebnisse, wie das schon bei der Veröffentlichung über die erste Reise ebenfalls geschah, hiermit zuerst vorgelegt. Sie werden in dem Titel dieser Arbeit unter dem Namen „Sabaeica" zusammengefaßt, und politischer ist, den man obwohl der Begriff der Sabäer oder „Saba" ein geographischer auf einen bestimmten Abschnitt der Geschichte des südwestlichen Arabiens zu beschränken pflegt. Unter diesem Namen sollen hier aber alle archäologischen Tatsachen in SüdwestArabien von den ältesten Zeiten einer höheren kulturellen Entwicklung bis zum Siege des Islam, also aus der gesamten vorislamischen Zeit, zusammengefaßt werden. Nur die steinzeitlichen Fakten sollen einem anderen Orte zur Veröffentlichung vorbehalten bleiben. Während der nunmehr nahezu fünfundzwanzigjährigen intensiven Beschäftigung mit der südarabischen Archäologie hat der Verfasser die Überzeugung gewonnen, daß die Südwestecke der Arabischen Halbinsel nicht nur in der Kulturgeschichte des Vorderen Orients, sondern auch in der Wirtschaftsgeschichte der gesamten Alten Welt seit den ältesten Zeiten, d. h. seit dem Beginne weltwirtschaftlicher Beziehungen innerhalb der Menschheit, eine viel hat. Als die ersten großen bedeutendere Rolle gespielt hat, als man es bisher angenommen städtischen Hochkulturen der Menschheit sich im Osten und Westen der Arabischen Halbinsel, im Euphrat-Tigristal und im Niltal, deren materielles und geistiges Kulturgut uns nunmehr durch unzählige Arbeiten seit langem gut bekannt ist, und an die sich in den letzten Jahrzehnten die bisher nur sehr lückenhafte Kenntnis einer dritten ältesten städtischen Hochkultur im fndustal angeschlossen hat, sich entwickelt hatten, hat ein wichtiger Teil des Austausches der zu jener Zeit für die Menschheit bedeutungsvollen Welthandelsprodukte aus allen drei Hochkulturgebieten über die Südwestecke der Arabischen Halbinsel stattgefunden. Er führte zur Entwicklung der sogenannten „Weihrauchstraße" entlang der Westseite der Arabischen Halbinsel, weil das, für den Kultus aller drei Hochkulturen große Bedeutung als Räucherwerk besitzende wohlriechende Harz des Weihrauchbaumes nur an den Küsten des Golfs von 'Aden vorkam. Auf dieser Straße, die im Verlaufe der Geschichte immer größere Bedeutung gewann, fand auch ein großer Teil des Austausches der geistigen Kulturgüter zwischen dem Westen, Osten und Süden der Alten Welt statt. Äußeres Zeichen dieses Kulturaustausches, der dem Handelsstrom folgte, war die Herausbildung der wichtigsten Weltanschauungen in der Geistesgeschichte der Menschheit auf dem Boden der Arabischen Halbinsel in der Entwicklung vom Dreigestirnskult zum Judentum, Christentum und Islam, die als eine kontinuierliche betrachtet werden muß. Diese Erkenntnisse und die Tatsache, daß in den letzten Jahren an anderen Orten der Halbinsel eine ganze Reihe von Erzeugnissen der materiellen Kultur von einer solchen Höhe gefunden worden sind, daß sie unsere bisherigen Ansichten über den Kulturstand der Südwestecke der Arabischen Halbinsel auf eine neue Grundlage zu stellen geeignet sind, veranlaßien den Verfasser, die archäologischen Ergebnisse seiner letzten drei Reisen vor allen anderen zu veröffentlichen. Eben vor der Drucklegung dieses Bandes kehrte der Verfasser von einer fünften Arabienreise zurück (1952/53), die ihn zwar nicht bis in die Südwestecke der Arabischen Halbinsel führte, aber in die nördlichen Teile, vorwiegend nach Syrien und fraq und in die zwischen beiden Gebieten liegende Wüste bis zum Persischen Golf und Kuweit. Leider verhinderten auch diesmal wieder die widrigen politischen Umstände gewisse Zwischenglieder der Kulturgeschichte der Halbinsel in Augenschein zu nehmen. Aber die auf dieser Reise gewonnenen neuen Erkenntnisse, die bei der inzwischen erstaunlich fortgetriebenen archäologischen Erforschung Nordarabiens von großer Bedeutung sind, kamen dieser Arbeit zugute, ebenso wie die Ergebnisse der ersten exakten Grabungen der amerikanischen Wendeil Philipps Expedition in Südarabien, im Wädi Beihän an der Grenze von Jemen und dem Protektorat 'Aden (1950 und 1951), sowie im Zentrum der sabäischen Kultur, in Märib, welch letztere leider nach einem Monat vielversprechender Tätigkeit abgebrochen werden mußte (1952), soweit sie bisher veröffentlicht worden sind. 5

Die „Sabaeica" werden hiermit den Interessenten in drei gesonderten Teilen vorgelegt werden. In dem gegenwärtigen 1. Teil wird nur der Reisebericht gegeben, der alle Tatsachen umfaßt, die an Ort und Stelle iestgestellt werden konnten. Der 2. Teil wird sich mit der großen Masse der nicht lokalisierten archäologischen Objekte beschäitigen, die dem Verfasser zu Gesicht kamen, sei es, daß er sie aufkaufen, sei es, daß er sie nur kopieren oder photographieren konnte, um sie verarbeiten zu können. Der 3. Teil endlich wird die Bearbeitung der von den Reisen mitgebrachten, festgestellten, kopierten oder photographierten Inschriften durch die wohl berufenste Kennerin der südarabischen Semitistik und Verfasserin der ersten alt-südarabischen Grammatik, Maria Höfner, umfassen. Der Verfasser hat während der Vorbereitung dieser Reisen, während des Aufenthaltes in den südarabischen Ländern und während der Fertigstellung dieses Berichtes von den verschiedensten Seiten große Unterstützung erfahren. Vor allem hat er, wie schon auf seiner Gastersten Reise 1927/28 bis zu seiner letzten Abfahrt von Jemen 1938 für die großzügige freundschaft S. Maj. dem Imäm Jahjä ibn Mohammed Hamid ed-Din zu danken, sowie für die stete Bereitwilligkeit dieses leider im Jahre 1948 durch Mörderhand gefallenen Herrschers, auf alle seine Wünsche einzugehen, soweit das mit den besonderen und oft sehr schwierigen außen- und innenpolitischen Verhältnissen zu vereinbaren war. Derselbe Dank gebührt dem leider mit seinem Kgl. Herrn derselben Revolution zum Opfer gefallenen ersten Berater des Imäm, dem Kädhi 'Abdallah el-'Amn, ferner seinem Außenminister K&dhi Mohammed Raghib, vor allem aber auch den Söhnen des Imäm, dem damaligen Kronprinzen und jetzigem Imäm, S. Maj. Ahmed ibn Jahjä Nasr ed-Din, dem leider zu früh verstorbenen Seif elIslam Mohammed, sowie den Sujüf el-Islam 'Abdallah, Hasan, Husein und Gäsim, die alle seine wissenschaftlichen Unternehmungen, jeder nach seinen Funktionen und Kräften, gefördert haben. Die zweite Reise 1931 wurde durch die Unterstützung der Notgemeinschaft der deutschen Wissenschaft und der Hamburgischen Wissenschaftlichen Stiftung ermöglicht. Dem Präsidenten der ersteren, Herrn Minister Schmidt-Ott, und ihren Fachreferenten, Herrn Prof. Eduard Meyer und Herrn Geheimrat Prof. Wiegand, sowie dem General-Sekretär der letzteren, Herrn Regierungs-Direktor Prof. v. Wrochem, der dem Verfasser auch nach 1933 die Freundschaft hielt, gebührt ein besonderer Dank. Die dritte und vierte Reise unternahm der Verfasser als freier Privatmann. Herr Prof. Thilenius und Herr Prof. Franz Termer haben als Direktoren des Hamburgischen Museums für Völkerkunde, in das der Hauptteil der archäologischen und ethnologischen Sammlungen überwiesen wurde, die Räume und das Personal des Museums für die Ordnung und Bearbeitung des Materials stets freigebig zur Verfügung gestellt und die Mittel für die Herstellung der Zeichnungen sowie der Klischees beschafft, als dem Verfasser dieses in den Jahren zwischen 1933 und 1945 nicht möglich war. Sein Namensvetter, Dr. Joachim Rathjens, stiftete dankenswerter Weise 1946 die noch zur Vollendung fehlende Summe. Herrn Prof. Termer gebührt auch der Dank für die Aufnahme dieser Arbeit in die „Mitteilungen aus dem Museum für Völkerkunde in Hamburg". Fräulein Dascha Detering, Frau Gertrud • Tischner und Fräulein Dr. Hanna Meurer haben in vorbildlicher und hingebender Arbeit den Verfasser in der Herstellung der Zeichnungen und Photographien, sowie in anderen technischen Arbeiten unterstützt. Herrn Prof. v. Mercklin sowie Herrn und Frau Prof. Erdmann und vielen anderen verdankt der Verfasser wertvolle wissenschaftliche Hinweise aus ihren Fachgebieten. Vordringlich hat aber der Verfasser seinem Freunde Isra'il Ishaq Subeiri aus San'ä zu danken, der ihm nicht nur auf allen drei Reisen in Jemen in allen praktischen Fragen behilflich gewesen ist, sondern der ihm auch zwischen den Reisen, in Europa und in anderen arabischen Ländern sowohl in materieller Hinsicht als auch mit Rat und Tat zur Seite gestanden hat. Es muß ferner noch erwähnt werden, daß die Schiffahrtslinien der „Hapag", des „Norddeutschen Lloyd", der „Levantelinie" und der„Atidlinie" dem Verfasser stets Freifahrt auf ihren Schiffen zur Verfügung gestellt haben, für welche Hilfsbereitschaft ihnen allen hier der Dank ausgesprochen werden soll, auch wenn diese Hilfe wegen anderer Dispositionen nicht in Anspruch genommen worden ist. Es können nicht alle, die dem Verlasser, sei es auf den Reisen, sei es in schwierigen politischen Situationen, für diese Arbeiten Hilfsstellung gegeben oder ihn mit Rat und Tat unterstützt haben, namentlich genannt werden. Sie alle aber mögen überzeugt sein, daß ihrer in Dankbarkeit gedacht wird. Nicht zuallerletzt gebührt aber der Dank des Verfassers der Joachim Jungius-Gesellschaft der Wissenschaften, die in großzügiger Weise die Mittel zum Druck des ersten Teiles der „Sabaeica" zur Verfügung gestellt und es damit ermöglicht hat, das Werk in die Veröffentlichungen des Hamburgischen Museums für Völkerkunde und Vorgeschichte aufzunehmen. Carl Rathjens

Hamburg, im April 1953 6

INHALTSVERZEICHNIS Vorwort Verzeichnis der Figuren

8

Verzeichnis der Photographien Einleitung

10 •

11

Bericht über die zweite Reise im Jahre 1931

.

.

Die Altertümer zwischen Qohlän und 'Amrän .

. .







.

- 1 4 17

Die Altertümer der Stadt 'Amrän

26

Nachlese in San'ä

37

Die Altertümer der Stadt Ghaimän









.

.

49

Die Altertümer in Süq en-Na'äm

92

Die Altertümer von Schibäm el-Kaukabän

95

Die Altertümer in Kaukabän und auf dem Wege zur Küste





Bericht über die dritte Reise im Jahre 1934 Bericht über die vierte Reise im Jahre 1937/38 Tafeln 1 bis 26

-108 111

.







.

.127 131

7

V E R Z E I C H N I S DER Fig.

1

Fig.

2

Fig.

3

Fig.

4

Fig.

5

Fig.

6

Fig.

7

Fig.

8

Fig. 9: Fig. 10: Fig. 11: Fig. 12: Fig. 13: Fig. 14: Fig. 15: Fig. 16: Fig. 17: Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig. Fig.

18: 19: 20: 21: 22: 23: 24: 25: 26: 27:

Fig. 28: Fig- 29: Fig. 30: Fig. 31: Fig. 32: Fig. 33: Fig. 34: Fig. 35: Fig. 36: Fig- 37: Fig. 38: Fig. 39: Fig. 40:

Fig. 41:

Karte des jemenitischen Hochlandes nordwestlich von San'ä Plan der Festungsanlage von Darb el-Djedid zwischen Qohlän und 'Amrän Grundriß des Gewölbehauses von Darb elDjedid Längsdurchschnitt des Gewölbehauses von Darb el-Djedid Mauerverband des Gewölbehauses von Darb el-Djedid Plan der Festungsanlage von El-Gatr 'Azän zwischen Qohlän und 'Amrän Plan der Festungsanlage von Masdimür zwischen Qohlän und 'Amrän Grundriß und Aufriß des Gewölbehauses beim Ruinenfelde von Schamgh zwischen Qohlän und 'Amrän Plan der Stadt Amrän Inschriftenstein am Bäb esch-Scherqi in 'Amrän Inschriftenstein am Bäb esch-Scherqi in 'Amrän Inschriftenstein am Burgtor von 'Amrän Ornamentstein in der Stadtmauer von 'Amrän Inschriftensteinplatte über einem Haustor in 'Amrän Inschriftenstein in einem Hause in 'Amrän Inschriftenstein in einem Hause in 'Amrän Inschriftenstein im Hause des 'Ämil von 'Amrän Inschriftenstein am Bäb el-Gharbi in 'Amrän Inschriftenstein in einem Hause in 'Amrän Säulenkapitell im Süq von 'Amrän Säulenkapitell im Süq von 'Amrän Säulenkapitell im Süq von 'Amrän Säulenkapitell im Süq von 'Amrän Säulenbasis im Süq von 'Amrän Zwei Säulenteile aus dem Süq von 'Amrän Säulenkapitell in einem Hause in 'Amrän

Fig. FigFig. Fig.

42: 43: 44: 45:

Fig. 46: Fig. 47: Fig. 48: Fig. 49: Fig. 50: Fig. 51: Fig. 52: Fig. 53: Fig. 54: Fig. 55: Fig. 56: Fig. 57: Fig. 58: Fig. 59: Fig. 60: Fig. 61: Fig. 62: Fig. 63: Fig. 64:

Säulenkapitell aus der Stadtmauer von 'Amrän Inschriftenstein in einem Hause in 'Amrän Omamentstein mit Stuck in einem Hause in 'Amrän Inschriftenstein in einem Hause in 'Amrän Inschriftenstein in einem Hause in 'Amrän Inschriftenstein i n . der Stadtmauer von 'Amrän Reliefstein an der Rückseite der Großen Moschee in San'ä Reliefsteine an der Rückseite der Großen Moschee in San'ä Karte der Umgebung von Ghaimän Stadtplan von Ghaimän mit vorislamischen Mauerresten Inschriftenstein aus der Moschee von UnterGhaimän Inschriftensteine aus der Moschee von UnterGhaimän Inschriftenstein vom Dreschplatz unterhalb von Unter-Ghaimän Buckelstein in einem Hause in Husn Ghaimän

Fig. 65: Fig. 66: Fig. 67: Fig. 68: Fig. 69: Fig. 70: Fig. 71: Fig. 72: Fig. 73: Fig. 74: Fig. 75: Fig. 76:

8

FIGUREN Treppe zu einem vorislamischen Gebäuderest in Husn Ghaimän Baustein in einem Hause von Husn Ghaimän Baustein in einem Hause in Husn Ghaimän Baustein in einem Hause in Husn Ghaimän Drei Inschriftensteine nebeneinander in einem Hause in Husn Ghaimän Sechs Inschriftensteine nebeneinander in einem Hause in Husn Ghaimän Zwei Inschriftensteine nebeneinander in einem Hause in Husn Ghaimän Inschriftenstein in einem Hause in Husn Ghaimän Inschriftenstein in einem Hause in Husn Ghaimän Inschriftenstein in einem Hause in Hu§n Ghaimän Inschriftenstein in einem Hause in Husn Ghaimän Inschriftenstein in einem Hause in Husn Ghaimän Inschriftenstein in der Stadtmauer von Husn Ghaimän Inschriftenstein in einem Hause von Husn Ghaimän Inschriftenstein in einem Hause von Husn Ghaimän Kapitell in einem Hause im Judenviertel von Ghaimän Kapitell in einem Hause von Husn Ghaimän Kapitell als Stütze eines Weinstocks unterhalb Ghaimän Bruchstück eines Pfeilers in einem Hause von Husn Ghaimän Ornamentstein in einem Hause von Husn Ghaimän Ornamentstein in einem Hause von Husn Ghaimän Ornamentstein in einem Hause von Husn Ghaimän Ornamentstein mit Weinrankenmotiv im Museum von San a, angeblich aus Ghaimän Ornamentstein in einem Hause von Husn Ghaimän Ornamentstein mit Steinbockköpfen in einem Hause in Husn Ghaimäri Ornamentstein mit Steinbockköpfen in San'ä, angeblich aus Ghaimän Wasserspeier mit Rinderkopf in einem Hause in Husn Ghaimän Wasserspeier mit Rinderkopf in der Moschee von Husn Ghaimän Düvelstein in einem Hause in Husn Ghaimän Düvelstein in einem Hause in Husn Ghaimän Basisstein einer Statue in einem Hause in Husn Ghaimän Basisstein einer Statue in einem Hause in Hu§n Ghaimän Stein unbekannter Bestimmung in einem Hause in Husn Ghaimän Inschriftenstein über einer Kellertür im Judenviertel von Ghaimän Inschriftenstein in einem Hause im Judenviertel von Ghaimän

Fig. 77 Fig. 78 Fig. 79 Fig. 80: Fig. 81: Fig. 82: Fig. 83: Fig. 84: Fig. 85: Fig

86:

Fig. 87: Fig. 88: Fig. 89: Fig. 90: Fig. 91: Fig. 92: Fig. 93: Fig. 94: Fig. 95: Fig. 96: Fig- 97: Fig. 98: Fig. 99: Fig. 100: Fig. 101:

Inschriftensteiii in einem Hause außerhalb der Stadtmauer von Ghaimän Insdiriftenstein in San a, angeblich in Ghaimän kopiert Bruchstüdc eines Deckels aus Karneol mit Frauenkopf, im Pflaster der vorislamischen Straße von Ghaimän Baustein vom vorislamischen Friedhof in Ghaimän mit Bauzeichen Ornamentstein mit Rinderkopf vom vorislamischen Friedhof in Ghaimän Ornamentstein vom vorislamischen Friedhof in Ghaimän Ornamentstein vom vorislamischen Friedhof in Ghaimän Ornamentstein vom vorislamischen Friedhof in Ghaimän Ornaments{ein vom vorislamischen Friedhof in Ghaimän Unbehauener Stein mit Inschrift vom Königsgrab bei Ghaimän Plan der vorislamischen Bewässerungszisterne im W ä d i Djubib bei Ghaimän Plan des vorislamischen Versammlungsplatzes bei Süq en-'Na'äm Grundriß der Gewölbehäuser auf dem vorislamischen Versammlungsplatz bei Süq en'Na'äm Plan der Stadt Sdiibäm el-Kaukabän Inschriftenstein über dem Stadttor von Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein im Pflaster des Süqs von Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän Inschriftenstein in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein im Süq von Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein im Süq von Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein am Stadttore voll Sdiibäm el-Kaukabän

Fig. 102: Fig. 103: Fig. 104: Fig. 105: Fig. 106: Fig. 107: Fig. 108: Fig. 109: Fig. 110: Fig. 111: Fig. 112: Fig. 113: Fig. 114: Fig. 115: Fig. 116: Fig. 117: Fig. 118: Fig. 119: Fig. 120: Fig. 121: Fig. 122: Fig. 123: Fig. 124 bis 131: Fig. 132: Fig. 133:

9

Insdiriftenstein in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän InschTiftenstein in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein mit Mäanderornament in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän Insdiriftenstein im Judenviertel von Schibäm el-Kaukabän Säule in einem Hause von Sdiibäm el-Kaukabän Bruchstücke eines Kapitells in einem Hause in Schibäm el-Kaukabän Bruchstück eines Pfeilers in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän Säulenbasis in einem Süqladen von Sdiibäm el-Kaukabän Ornamentstein in einem Hause in Schibäm el-Kaukabän Ornamentstein mit Weinranke in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän Zehn ornamentierte Köpfe von Steinbalken in Häusern von Sdiibäm el-Kaukabän Vorislamische Grabhöhle in der Felswand hinter Schibäm el-Kaukabän Inschrift an der Felswand neben der Grabhöhle Fig. 114 Vorislamisdie Grabhöhle in der Felswand hinter Schibäm el-Kaukabän Vorislamisdie Grabhöhle in der Felswand hinter Sdiibäm el-Kaukabän Vorislamisdie Grabhöhle in der Felswand hinter Schibäm el-Kaukabän Ornamentierter Insdiriftenstein in einem Hause in Kaukabän Zwei Inschriftensteine in dem Gewölbehaus bei Tawila Graphiti in der vorislamischen Zisterne bei Raudha zwischen San'ä und El-Gheräs Graphiti in der vorislamischen Zisterne bei Raudha zwischen San'ä und El-Gheräs Ornamentstein im Hause des Amil von San'ä Säulen in der Semsere haq el-lebäs we tütün in San'ä Karte des jemenitischen Hochlandes südlich von San'ä Plan der Ruinenstätte von Silä' zwischen Wa'län und Mä'ber

VERZEICHNIS Phot. Phot. Phot. Phot.

1: 2: 3: 4:

Phot. 5: Phot. 6: Phot. Phot. Phot. Phot.

7: 8: 9: 10:

Phot. 11: Phot. 12: Phot. 13: Phot. 14: Phot. 15: Phot. 16: Phot. 17: Phot. 18: Phot. Phot. Phot. Phot. Phot. Phot. Phot. Phot.

19: 20: 21: 22: 23: 24: 25: 26:

Phot. 27: Phot. 28: Phot. 29: Phot. 30: Phot. 31: Phot. 32: Phot. 33: Phot. 34: Phot. 35: Phot. 36: Phot. 37: Phot. 38: Phot. 39: Phot. 40: Phot. 41: Phot. 42: Phot. 43:

DER P H O T O G R A P H I E N Phot. 44

Blick auf die Stadt Qohlän Blick auf die Terrassenlandschaft von Qohlän Die Befestigungsanlagen von Darb el-Djedid Kastenförmiges Gewölbehaus in Darb elDjedid Inneres des Gewölbehauses in Darb elDjedid Hintere Edce des Gewölbehauses in Darb el-Djedid Befestigungsanlage von Masdimür Ruinenfeld von Sdiamgh Verkaufsläden im Süq von 'Amrän Säule an einem Süqladen in 'Amrän mit vorislamischen Kapitellen Reliefstein an der Großen Moschee in San'ä Reliefstein an der Großen Moschee in San'ä Zwei Ornamentsteine an der Großen Moschee in San'ä Portal der Tür an der Rückwand der Großen Moschee in San'ä Das Gabr el-Käfir am Bäb el Mendjel nordwestlich von San'ä Die Höhlen am südlichen Ausläufer des Djebel Nugüm bei San'ä Eine der Höhlen am südlichen Ausläufer des Djebel Nugüm bei San'ä Inneres einer Höhle am südlichen Ausläufer des Djebel Nugüm Blick auf die Stadt Ghaimän von Süden aus Blick auf die Stadt Ghaimän von Osten aus Vorislamisches Mauerwerk in Husn Ghaimän Vorislamisches Mauerwerk in Husn Ghaimän Vorislamisches Mauerwerk in Husn Ghaimän Vorislamisches Mauerwerk in Husn Ghaimän Vorislamisches Mauerwerk in Husn Ghaimän Rest einer Treppe eines vorislamischen Gebäudes in Husn Ghaimän Vorislamisches Straßenpflaster in Husn Ghaimän

Phot. 45 Phot. 46 Phot. 47 Phot. 48 Phot. 49 Phot. 50 Phot. 51 Phot. 52 Phot. 53 Phot. 54 Phot. 55 Phot. 56 Phot. 57 Phot. 58 Phot. 59 Phot. 60 Phot. 61 Phot. 62 Phot. 63 Phot. 64

Vorislamische Zisterne in einer Moschee von Husn Ghaimän Blick über den vorislamischen Friedhof von Ghaimän Blick über den vorislamischen Friedhof in Ghaimän Einzelgrab auf dem vorislamischen Friedhof von Ghaimän Vorislamische Straße bei Ghaimän Die Pflasterung des vorislamischen Straßenrestes bei Ghaimän Treppe in der Böschung der vorislamischen Straße bei Ghaimän Aufbau über dem Grabe des Tubba' As'ad Kämil bei Ghaimän Vorislamische Bewässerungszisterne bei Ghaimän Vorislamische Bewässerungszisterne bei Ghaimän Abflußschacht der vorislamischen Bewässerungszisterne bei Ghaimän Weinberg bei Ghaimän mit vorislamischer Säule Vorislamischer Wachtturm auf dem Djebel yadida Vorislamische Gräber auf dem Djebel Iladida Vorislamische Zisterne an der Straße von San'ä nach Ghaimän Stele und Gewölbehäuser bei Süq en-Na'äm

Phot. 65 Phot. 66 Phot. 67 Phot. 68 Phot. 69 Phot. 70 Phot. 71 Phot. 72 Phot. 73 Phot. 74 Phot. 75 Phot. 76 Phot. 77 Phot. 78

10

Blick vom Djebel Kaukabän auf die Stadt Schibäm el-Kaukabän Die Stadt Schibäm el-Kaukabän mit vorislamischen Gräbern in der Felswand Vorislamischer Inschriftenstein im Judenviertel von Sdlibäm el-Kaukabän Vorislamischer Inschriftenstein in Schibäm el-Kaukabän Vorislamisdier Inschriftenstein in Schibäm el-Kaukabän Vorislamischer Inschriftenstein in Sdlibäm el-Kaukabän Vorislamisches Säulenkapitell in Schibäm el-Kaukabän Vorislamische Grabhöhle in Schibäm el-Kaukabän Vorislamische Grabhöhlen in Schibäm el-Kaukabän Vorislamische Grabhöhlen in Sdlibäm el-Kaukabän Blick auf die Stadt Kaukabän von Schibäm el-Kaukabän aus Die Stadt Kaukabän mit vorislamischer Zisterne Schleusenmauer einer vorislamischen Zisterne in Kaukabän Vorislamische Zisterne in Kaukabän Vorislamische Zisterne in Kaukabän Vorislamische Zisterne bei Messa'üd an der Straße von W a ' l ä n nach Mä'ber Vorislamische Zisterne bei Raudhä an der Straße von San'ä nach El-Gheräs Vorislamische Zisterne bei Raudha an der Straße von San'ä nach El-Gheräs Graffiti in der Zisterne bei Raudhä an der Straße von San'ä nach El-Gheräs ü b e r h a n g h ö h l e und Fundplatz prähistorischer Werkzeuge an der Straße von San'ä nach El-Gheräs Minaret der Masdjid Hudhair in San'ä 'mit vorislamischem Bronzevogel auf der Spitze Steinbockhörner an einem Hause in der Gartenstadt von San'ä Steinbockhörner an einem Hause in der Gartenstadt von San'ä Vorislamisches Mauerwerk auf dem Ruinenfelde von Silä' Vorislamisches Mauerwerk auf dem Ruinenfelde von Silä' Vorislamisches Mauerwerk auf dem Ruinenfelde von Silä' Vorislamisches Mauerwerk auf dem Ruinenfelde von Silä' Vorislamisches Mauerwerk auf dem Ruinenfelde von Silä' Eingang zu einem vorislamischen Gebäude auf dem Ruinenfelde von Silä' Eingang zu einer Säulenhalle auf dem Ruinenfelde von Silä' Blick in die Säulenhalle unter einem Gebäude auf dem vorislamischen Ruinenfelde von Silä' Vorislamisches Mauerwerk mit Treppe auf dem Ruinenfelde von Silä' Vorislamischer Säulenschaft auf dem Ruinenfelde von Silä' Unterirdisches vorislamisches Kanalsystem im Wädi 'Asr bei San'ä Mundlöcher zum vorislamischen Kanalsystem im W ä d i 'Asr bei San'ä

EINLEITUNG Die archäologischen Ergebnisse meiner ersten Reise nach Jemen 1927/28, auf der iBT?i®avxmih?v

Fig. 78: I n s d i r i f t e n s t e i n , der nach S a i j i d M o h a m m e d ' A b d e l - Q ä d e r bei d e n A u s g r a b u n g e n des K r o n p r i n z e n in Ghaimän gefunden wurde

Dafür sprechen auch eine Anzahl von Zisternen, die wir überall außerhalb der heutigen Stadtmauer gefunden haben. In semiariden Gebieten, zu denen wir das Hochland von Jemen zu redinen haben, in denen es also während des größten Teils des Jahres überhaupt nicht regnet, gehört die Wasserversorgung einer befestigten Stadt, wie Husn Ghaimän es ist, und wie das vorislamische Ghaimän es in noch größerem Umfange war, zu den wichtigsten Fragen der Wirtschaft, zumal die Lage auf einem Berggipfel die Erschließung von Grundwasser, das in den Tälern überall in reichlichem Ausmaße vorhanden ist, ausschloß, oder zum mindesten stark erschwerte. So spielte die Aufspeicherung des Regenwassers in vorbereiteten Zisternen auch für Ghaimän eine wichtige Rolle. Wir haben schon von der alten Zisterne aus Mörtelblockwerk aus vorislamischer Zeit in der heutigen Moschee von Husn Ghaimän (s. S. 140, Phot. 28) gesprochen. Innerhalb der heute ummauerten Stadt finden sich außer dieser noch eine ganze Anzahl von Zisternen, die teilweise überdeckt sind, und deren Form sich daher heute, ohne die Überdachung zu entfernen, schwer feststellen läßt. Sie sind meist nur durch ein viereckiges Fenster zugänglich, durch das mit Hilfe von Wassersäcken oder Wassereimern aus Leder das Wasser an Stricken nach oben gezogen wird. Die meisten dieser Zisternen sind bereits vorislamisch und haben den Zerstörungen der oberirdischen Stadt widerstanden. In der Regel wird es sich wohl um jene wannenförmigen Zisternen handeln, die wir früher, z. B. aus Hugga, kennengelernt haben (s. Vorisl. Altert. a.a.O., S. 24, Phot. 9) und wie wir sie vereinzelt auch in Ghaimän und seiner Umgebung als offene Zisternen oder als Zisternen, deren Bedachung entfernt ist, feststellen konnten.

Der in den Schacht einmündende Gang lag etwa 2 bis 3 m unter dem heutigen Mundloch. Er war meiner Schätzung nach 1,5 m hoch und etwa 3 /i m breit. Einige Stufen führten von seiner Mündung zum Wasserspiegel hinab, der in dieser Jahreszeit ziemlich hoch lag. Die Mündung des Ganges in den Schacht war, soweit man das vom Mundloch aus feststellen konnte, sorgfältig mit Quadersteinen ausgemauert. Vom Mundloch des Brunnens aus konnte man die Mündung des Ganges, der gleich mit Stufen nach oben anstieg, nicht erreichen. Man sagte mir, daß der Gang noch heute auf der ganzen Strecke bis zu seinem Ausgang in die Stadt benutzbar sei. Auf dem Sattel zwischen dem Bergsporn, auf dem Husn Ghaimän gelegen ist, und dem nächsten Rücken nach Osten zu, auf dem sich der

Ein solche offene Zisterne liegt im Norden der Stadt Husn Ghaimän nahe der Stadtmauer (s. Fig. 36). Sie besitzt eine Länge von 8 m und eine Breite von 4 m bei ovaler Form und senkrechten Wänden von mindestens 4 m Tiefe, in welcher 77

später zu besprechende vorislamische Friedhof von Ghaimän befindet, liegt der Rest einer gut erhaltenen vorislamischen gebahnten Straße, die nach ihrer ganzen Erstreckung anscheinend von Osten von dem im Norden liegenden Tale aus über den Sattel nach Ghaimän führte (s. Fig. 36). Wir sehen auf Phot. 20 diesen' Straßenabschnitt von dem Rücken des vorislamischen Friedhofes, also von Osten aus liegen. Der Straßenrest steigt in seiner ganzen Erstreckung langsam nach Ghaimän zu an. Da die Straße wohl sicher nach Ghaimän führte, muß sie südöstlich der Stadt eine Schleife gebildet haben, ehe sie das Osttor erreichte. Wenn man ihren wahrscheinlichen Verlauf auf Phot. 20 verfolgt, findet man auf einer, den erhaltenen Resten entgegengesetzt verlaufenden Strecke weiter oberhalb mehrere Verebnungen des Hanges in einer Linie liegen. Eine langsame Steigung in wiederum entgegengesetztem Sinne führt über weitere Verebnungen bis zum Osttor. Wenn diese Tracenführung stimmt, verlief die Straße also von dem erhaltenen Rest aus mit zwei scharfen Schleifen zum Osttor. Die hier auf einer kurzen Erstreckung (vielleicht 50 m) erhaltene Straße (s. Phot. 32—34) war außerordentlich sorgfältig gebaut. Da der Hang ziemlich steil ist, mußte die Böschung für die Straßenbahn ziemlich hoch sein und weist an ihren höchsten Stellen auch eine Höhe von über 5 m auf. Diese Böschung (Phot. 34) ist aus Blockwerk ohne Bindemittel erbaut, wobei die einzelnen Blöcke, oft auch roh behauen, in ziemlich gleicher Größe ausgesucht und so aufeinander gehäuft wurden, daß sie ein sehr festes Gefüge bildeten, das bis auf den heutigen Tag erhalten geblieben ist. Die Böschung hatte in ihren unteren Teilen eine Neigung von etwa 70 Grad und ging nach oben zu in fast senkrechte Lage über (s. Phot. 32). In welchem Zustande die Straßenbahn heute erhalten ist, zeigt Phot. 33. Die Randsteine zur Böschung hin sind besonders groß und so gelegt, daß der Rand der Straße etwas erhöht liegt. Die Straße selbst ist mit großen flachen Steinen belegt, zwischen denen feiner verfestigter Steingrus liegt. Wir konnten leider nicht mehr feststellen, wie breit die Straßenbahn war, da vom oberen Hang her der Schutt über die innere Seite der Bahn gehäuft liegt. Aber nach oberflächlicher Schürfung an einer Stelle schätzte ich die ehemalige Breite auf etwa 4 m.

Heute gibt es in ganz Jemen, außer einigen neu erbauten Autostraßen, soweit wir wissen, bisher nur Reste von Straßen, die in den letzten Jahrzehnten der Türkenherrschaft bis 1911 erbaut worden sind. Vor der Türkenzeit gab es im islamischen Jemen wohl keinerlei Fahrstraßen und die in der Türkenzeit erbauten Fahrstraßen verwahrlosten nach dem Abzug der Türken fast vollständig, um erst wieder an Bedeutung zu gewinnen, als von 1928 an das Automobil seinen Einzug in Jemen hielt. Die einheimische arabische Wirtschaft der islamischen Zeit kannte anscheinend den fahrbaren Wagen überhaupt nicht, obwohl alle für diese Zwecke geeigneten Zugtiere vorhanden sind. 1928 fanden wir in Jemen als einzige Fahrzeuge nur den zweirädrigen, eine Tonne tragenden Wasserwagen in den Küstenstädten, sowie einen Kutschwagen, den der Imäm in San'ä als Staatswagen zu benutzen pflegte, außer fahrbaren Kanonen, Protzen und Maschinengewehren, die von den Türken bei ihrem Abzüge hinterlassen worden waren. Die einheimische Wirtschaft benutzte zur Beförderung von Lasten nur das Tragtier: Kamel, Pferd, Maultier und Esel, für die keine Kunststraßen notwendig sind, sondern für die Straßen, wie sie auf Phot. 32 und 33 neben der vorislamischen Kunststraße zu sehen sind, und wie solche in ganz Jemen im Gebrauch sind, genügen. Es ist m. E. aus diesem erhaltenen Straßenrest der Schluß zu ziehen, daß die vorislamischen Südaraber den fahrbaren Wagen kannten, wenn wir auch vorläufig für diese Annahme keinerlei Beweis in der Form erhaltener Reste von Wagen oder in der Form von Abbildungen fahrbarer Transportmittel aus dieser Zeit besitzen. Das gleichaltrige Altertum kannte ja bekanntlich überall den Wagen, und da seitdem auf dem Gebiete der Architektur und der ganzen materiellen Kultur, wie wir sehen werden, der hellenistische Einfluß in Südarabien stärker war, als wir bisher angenommen haben, ist die Vermutung nicht von der Hand zu weisen, daß auch auf wirtschaftlichem Gebiete eine stärkere Beeinflussung erfolgte, und daß die im übrigen Altertum bekannten Wirtschaftsformen auch im südarabischen Raum eingeführt worden sind. In Anbetracht der Tatsache, daß der Schwerpunkt des Handels auf der Weihrauchstraße erst ziemlich spät, wahrscheinlich nicht vor dem 1. Jahrh. v. Chr., vom Ostfuß des Hochlandes mehr und mehr auf das Hochland selbst verlagert wurde, und d a m i t a u c h das Schwergewicht der politischen Macht und höherer Kultur hierher verlegt wurde, ist anzunehmen, daß die Kunststraße von Ghaimän auch erst in dieser Zeit ihre wirtschaftliche Berechtigung erhielt. Wir können sie also wohl ganz allgemein nur mit der Blütezeit Ghaimäns, in der die schönen Quaderwerk-Gebäude gebaut wurden, zeitlich gleichsetzen.

An einer Stelle der Böschung befindet sich sogar eine Treppe erhalten, die bei der Anlage der Straße geplant gewesen sein muß, da an dem Orte, an dem die Treppe schräg die Böschung hinaufführte, diese um die gesamte Breite der Treppe vorsprang (Phot. 34). Die Treppenstufen bestehen aus großen, roh behauenen Blöcken mit ziemlich ebenen Oberflächen. Wir müssen uns bei diesem erhaltenen Straßenrest die Frage vorlegen, welchen Zwecken in vorislamischer Zeit eine solche Kunststraße, die doch wohl nicht die einzige Straße gewesen ist, diente. 78

Zwischen den Steinplatten des alten vorislamischen Straßenrestes fand sich zwischen Gesteinsgrus das in Fig. 79 von drei verschiedenen Seiten aus abgebildete Bildwerk, das augenscheinlich zu einem Deckel gehörte, vielleicht einer Schmink- oder Puderdose, der rund und nach oben zu leicht gewölbt gewesen sein muß, und aus gelb und rot gebändertem Karneol bestand. Auf der Oberfläche dieses Deckels war in feiner Reliefdarstellung, wahrscheinlich als Knopf dienend, der Kopf einer Frau herausgearbeitet.

das nichtislamische, also das christliche, jüdische, und heidnische, sakrosankt ist und nicht gestört und berührt werden darf, scheint auch in der Kampfzeit zwischen Heidentum und Christentum, Judentum und Islam zwischen dem zweiten und siebten Jahrhundert nach Chr. herrschend gewesen zu sein und muß daher uralte Geltung haben, d. h. bereits aus ältesten heidnischen Zeiten stammen. Schon auf den ersten Blick erkennt man in der Blockhalde, die den alten Friedhof bildet,

Fig. 79: Bruchstück e i n e s D o s e n d e c k e l s , a u s r o t u n d g e l b g e b ä n d e r t e m K a r n e o l g e s c h n i t t e n , mit e i n e m F r a u e n k o p f als K n o p f . G e f u n d e n zwischen d e m Pflaster der v o r i s l a m i s c h e n S t r a ß e im S ü d o s t e n v o n G h a i m ä n . G r ö ß e 4 X 4 X 3 cm

Dieser Frauenkopf, der am Halse abgebrochen ist und dessen Gesicht ohne Schmuck ist, trägt auf dem Haupt eine anscheinend runde steife Kappe, deren Rand mit einem einfachen Zierornament geschmückt war. ü b e r diese Kappe gelegt, oder an ihrer Hinterseite befestigt, ist ein Schleier dargestellt, der in Falten über den Hinterkopf bis auf den Rücken herabfällt. Das Ornament am Kappenrand besteht aus einer senkrecht stehenden Reihe von Wellen- Zickzacklinien, die man vielleicht auch als symbolisches Zeichen deuten kann. Das Gesicht der Frau, soweit man das bei dem sehr abgeschleißten Stück, das anscheinend viele Jahrhunderte zwischen dem Straßenpflaster eingekeilt gelegen hat, beurteilen kann, ist stark stilisiert. Die Ohrdarstellung ist deutlich erhalten. Der Nasenansatz liegt hoch auf der Stirn über den Augen. Im Profil gleicht die Darstellung des Gesichts in vielen Punkten den Gesichtern bei den im II. Teil zu behandelnden Grab-Statuetten der stark stilisierenden Zeit. Im Ostsüdosten von Husn Ghaimän, auf dem geringfügig niedrigeren, von ihm durch einen Sattel getrennten Rücken, der zu dem zum Djebel Husein el-'Adjisän (2 800 m) (s. Phot. 35) führenden Bergzug gehört, liegt der ausgedehnte vorislamische Friedhof der Bewohner von Ghaimän. Auf der ziemlich ebenen Gipfelfläche des Bergrückens liegen, anscheinend von den islamischen Nachkommen der Himjaren und Sabäer vollständig unberührt, die Überreste des alten Friedhofes in Form einer ausgedehnten Blockhalde. Die noch heute im Islam in Südarabien herrschende Anschauung, daß jedes Grab, auch

eine gewisse Regelmäßigkeit in der Anordnung der Steine. Einmal sieht man (s. Phot. 29 und 30) eine gewisse zonale Anordnung insofern, als Flächen mit dichter Blockbedeckung mit solchen abwechseln, die ganz frei von Geröll sind, oder nur schütter mit Geröll bedeckt sind. Wenn man näher zuschaut, so sieht man, daß die Felder mit starker Blockbedeckung teilweise mit scharfen gradlinigen Grenzen zu unbedeckten Flächen übergehen, und daß an einzelnen Stellen von der Blockbedeckung direkt rechteckige Flächen gebildet werden. Einen solchen, nahezu rechteckigen Block sieht man besonders schön im Mittelgrund von Phot. 30. Die weniger schuttbedeckten oder schuttfreien Flächen treten gegenüber den stark schuttbedeckten zurück. Sie sind meist lang gestreckt, bilden aber zuweilen auch Buchten, die sich in die stark schuttbedeckten Flächen hinein erstrecken. Bei genauerer Beobachtung kommt man zu dem Eindruck, daß ehemals, als der Friedhof noch benutzt wurde, die Gräber sich nur auf den Flächen befunden haben, die heute stark schuttbedeckt sind, während die weniger schuttbedeckten und die schuttfreien Flächen die Wege und freien Plätze des Friedhofes im allgemeinen bildeten. Wenn man über die stark schuttbedeckten Flächen geht, so hat man zuerst den Eindruck einer dichten Decke von regellos über die Fläche verteilten unbehauenen Steinblöcken, die teilweise durch die starke Insolation zersprungen und die alle mit einer schwarzbraunen bis schwarzen Kruste bedeckt sind, die durch die chemische Veränderung an der Oberfläche des Gesteins in ariden und semiariden Klimaten ver79

Sockel liegend dar, über der das Venus- oder Sonnensymbol als runde Scheibe liegt. Es ist nicht zu entscheiden, ob diese Abwandlung des Stierkopfes hier bereits vorliegt. Außer an einer Kultstätte kann aber dieses Symbol auch an oder in einem besser ausgestatteten Grabe angebracht gewesen sein. Wesentlich größer als dieser recht kleine Ornamentstein sind aber die in Fig. 82—85 abgebildeten Steine, deren eine Seite mit bepunkteten Feldern geschmückt ist. Sie dienten wohl sicher dem Zweck von Bauplatten, und zwar als Bedeckung von Innen- oder Außenwänden, wie wir sie schon in ähnlicher Form auf der ersten- Reise in Hugga (s. Vorisl. Altertümer a.a.O., S. 49, Fig. 15/16) am Tempelbau festgestellt haben, und wie wir sie auch bereits in Husn Ghaimän fanden. Den in Fig. 82 abgebildeten Stein können wir leicht ergänzen. Die durch Meißelschläge punktierten und leicht eingetieften Felder waren regelmäßig in der Fünfzahl über die Platte verteilt. Teile von ähnlichen Steinen, bei denen aber die Felderverteilung eine andere ist, sehen wir in Fig. 83, b und c, Fig. 84, a, b, d, e, f, und Fig. 85, a. Bei dem Stein in Fig. 83 a, der ebenfalls ein Bauzeichen in der Form des Buchstabens' trägt, ist die punktierte Fläche nicht vertieft. Sie füllt aber anscheinend bis auf einen schmalen Rand die ganze Fläche des Steines aus.

ursacht wird. Nur an einzelnen Stellen sieht man die Blöcke sich zu regelmäßigen Formen zusammenschließen, die teilweise rechteckig, teilweise aber oval sind. An einzelnen Stellen hat man den Eindruck, als ob eine ovale Steinfigur innerhalb einer rechteckigen gelegen habe. Bei den rechteckigen Blockpackungen (s. Phot. 31 rechts) scheint es sich einfach um die randliche Einfriedigung eines rechteckigen Platzes mit roh in rechteckige Form gehauenen Blöcken zu handeln. Die innere Fläche war anscheinend einst schuttfrei. Heute liegen zuweilen lose Blöcke wahllos über sie verteilt. Bei den ovalen Blockpackungen (s. Photo 29 und 31) ist anscheinend überall die gesamte . Fläche des Ovals mit Blockschutt bedeckt. Zuweilen sieht es so aus, als ob die äußere Begrenzung durch aufrechtstehende, halb in die Erde versenkte langgestreckte Steine gebildet wird. Auf mehreren solcher ovalen Steinhaufen stand, nach der einen Schmalseite verschoben, ein aufrecht stehender stelenförmiger großer Stein. Wenn ein solcher ovaler Steinblockhaufen rechtwinklig umrandet war, so schien die Fläche zwischen dem Oval und der Umrandung ehedem blockfrei gewesen zu sein. Wir haben schon früher (s. Vorisl. Altert., a.a.O., S. 20, Fig. 83/86, Phot. 74/76) einen vorislamischen Friedhof in der Nähe von Häz kennengelernt. Außer den unbehauenen oder roh in rechteckige Form gebrachten Blöcken aus dunklem Basalt und Trachyt des in der Umgebung von Ghaimän auf weite Erstreckung anstehenden Gesteins fand ich auf dem Friedhof einzelne schön behauene und geglättete Steine aus Kalk- und Sandstein zwischen dem Blockwerk wahllos verstreut. Ein Teil dieser Steine war sogar ornamentiert und hatte offensichtlich einst als Baumaterial in irgendwelchen Gebäuden gedient, die heute restlos verschwunden waren. Es war aber nicht zu entscheiden, ob diese Bauten oberirdisch oder unterirdisch angelegt gewesen waren, da ich nirgends auf dem Friedhofe etwas fand, das als Basismauer eines Hauses zu deuten gewesen wäre. Es müssen die ehemals vorhandenen Baulichkeiten aber doch so umfänglich gewesen sein, daß der Baumeister sich bemüßigt fühlte, die Bausteine auf der Rückseite mit Bauzeichen zu versehen, wie der in Fig. 80 abgebildete Stein zeigt. Die sabäischen Buchstaben, hier das s, bedeuteten zugleich Zahlen, ebenso wie heute noch die einzelnen Buchstaben in der arabischen Schrift.

Dagegen waren bei dem Stein in Fig. 84 c vier punktierte Flächen durch ein stehendes Kreuz getrennt worden. In Fig. 85 b, c und d endlich waren die unvertieften punktierten Flächen anscheinend asymmetrisch über den Stein verteilt. Es scheint bei den vorislamischen Arabern Sitte gewesen zu sein, die Friedhöfe in erheblicher Entfernung von den größeren Siedlungen anzulegen. Wenigstens war das bei Ghaimän wie bei Häz, wo wir bisher allein vorislamische Friedhöfe mit Erdgräbern im größeren Ausmaße fanden, der Fall. In Häz wurde anscheinend der Friedhof auch von den Bewohnern von Bet el-Ghofr benutzt, da er halbwegs zwischen beiden Orten lag, und wenn dieser Ort, was uns nicht sicher schien, schon in vorislamischer Zeit bestand. Bei den heutigen Arabern in Jemen dagegen liegen die Friedhöfte meist in der direkten Nachbarschaft der Städte, bei den ummauerten außerhalb der Mauer, sonst zuweilen sogar teilweise innerhalb der Siedlung selbst, wie zum Beispiel in Hodeida und in Ta'izz. Da aber alle diese islamischen Friedhöfe sehr alt sind, so muß man annehmen, daß mit dem Siege des Islam sich die Lage der Friedhöfe zu den Siedlungen wandelte, d. h. die vorislamischen nicht mehr benutzt wurden.

Vielleicht befand sich auf dem vorislamischen Friedhof eine Kultstätte, zu der der in Fig. 80 abgebildete Stein gehört hat, möglicherweise auch der in Fig. 81 dargestellte, der an der einen Seite mit einem Teil eines stark stilisierten Rinderkopfes geschmückt ist. Dieses Symbol des Mondgottes wird in sehr vielen Fällen stark stilisiert und stellt dann die Mondsichel auf einem

Es war mir schon in San'ä erzählt worden, daß sich bei Ghaimän das G r a b e i n e s h i m j a r i s c h e n K ö n i g s , des Tubba' As'ad Kämil oder Käriba befände. Es war mir bereits dort 80

Fig. 80: Einseitig geglätteter Baustein aus gelbem Kalkstein, vom Friedhof s.-ö. von Ghaimän mit Bauzeichen auf der Hinterseite

Fig. 82: Ornamentstein aus rotem Sandstein vom vor islamischen Friedhof südöstlich von Ghaimän. Die punktierten Felder sind '/s cm vertieft; Größe 2 5 X 2 0 X 6 cm Fig. 81: Ornamentstein aus gelbem Kalkstein vom vor islamischen Friedhof s.-ö. Ghaimän. Größe 8 X 5 X 3 cm

c. Fig. 83: Ornamentsteine aus rotem Sandstein vom vor isla mischen Friedhof, südöstlich von Ghaimän. Größe: a) 1 7 X 1 2 X 5 cm; b) 1 6 X 1 0 X 3 cm, Felder 1 c m eingetieft; c) 1 8 X 1 5 X 5 cm, Felder 1 c m eingetieft

Fig. 84: Ornamentsteine vom vor.islamischen Friedhof, südöstlich Ghaimän a) aus rotem Sandstein. Größe: 20X20 cm, gepunktete Felder l !t cm vertieft b) aus rötlichem Sandstein. Größe: 2 0 X 1 6 X 3 cm, Felder Va cm tief c) aus gelblichem Sandstein. Größe: 18X18 cm, Felder V2 cm tief d) Größe: 2 0 X 2 0 X 6 cm. Felder V» cm vertieft e) Größe: 15X15 cm. Felder 1 c m vertieft f) aus gelbem Sandstein. Größe 20X15 cm, Felder V2 cm vertieft

Fig. 85:

Ornamentsteine aus rötlichem Sandstein vom vorislamischen Friedhof, südöstlich von Größe: a) 1 0 X 1 0 X 3 cm; b) 1 0 X 7 X 4 cm; c) 1 0 X 7 X 3 , 5 cm; d) 1 3 X 8 X 4 cm

81 6

Ghaimän.

Vergeblich suchte ich an diesem Grabbau von den Juden, mit denen ich verkehrte, besonders von ihrem Oberrabbiner, dem Haham Bäschi nach irgendwelchen Inschriften oder Ornamenversichert worden, daß dieser Tubba' der erste ten. Endlich fand ich im Schutt innerhalb des der himjarischen Könige gewesen sei, der zum Judentum übergetreten sei. Diese Behauptung von jüdischer Seite wurde von meinen fünf Schülern in San'ä und auch von allen anderen gebildeten Arabern, die ich fragte, leidenschaftlich bestritten. Sie alle behaupteten, und das schien mir die vorwiegende Lehrmeinung in ganz Jemen, außer bei den Juden zu sein, daß nur die beiden . letzten der Tubba' und zugleich die letzten der selbständigen südarabischen Könige, der Tubba' Fig. 86: U n b e h a u e n e r g r a u e r K a l k s t e i n Martad-ilän und sein Sohn Dhü-Nowäs, die ersten mit schriftähnlichen eingemeißelten und einzigen Renegaten gewesen waren, die zum O r n a m e n t e n i n n e r h a l b des S t e i n h a u f e n s ü b e r d e m K ö n i g s g r a b e nördlich v o n Judentum übertraten. Ghaimän:

Dieses von mir mit großer Spannung erfragte Königsgrab lag nicht auf oder in der Nähe des vorislamischen Friedhofes, so wie heute die Imämgräber z. B. selbstverständlich auf dem islamischen Friedhof liegen, sondern ganz isoliert im Nordosten von Husn Ghaimän, in der Alluvialebene des Wädi Djubib, etwa IV2 km in der Luftlinie von Ghaimän entfernt (s. Phot. 35). Es wurde mir überall erzählt, sowohl von Juden wie von Arabern, daß dieses Grab vor etwa 1000 Jahren von einem syrischen Feldherrn bereits einmal geöffnet worden sei, eine Behauptung, die auch ohne weiteres aus dem Zustand, in dem sich der Grabaufbau befand, seine Bestätigung zu finden schien. Das oberirdische Grab bestand aus einem rechteckigen, kastenförmigen Steinaufbau von etwa 3X2V2 m Grundfläche und etwa 2 m Höhe. Die randlichen, in den anstehenden Lößboden versenkten Basissteine waren das einzige, was noch vom ehemaligen Zustande des Grabaufbaus erhalten geblieben war. Diese Grundsteine bestanden aus schön behauenen rechteckigen Quadern aus Kalkstein. Alle übrigen Teile des Grabaufbaus lagen nicht mehr im ursprünglichen Verbände, sie waren vielmehr ziemlich oberflächlich wieder in den ehemaligen Zustand gebracht worden, so allerdings, daß man aus ihnen wohl den früheren Zustand rekonstruieren konnte, über den Grundsteinen lagen ehemals anscheinend mehrere Reihen derselben würfelförmigen Quader aus Kalkstein und bildeten eine Art von Umfassungsmauer. Das Innere des durch diese Mauer nach außen begrenzten Raumes, das, wie mir später erzählt wurde, über einem schräg in die Erde hineinführenden Schachtgange lag, der zum eigentlichen Grabe hinabführte, war mit behauenem Kalkgeröll ausgefüllt. Die Dachfläche des Grabaufbaus bestand aus denselben würfelförmigen schön behauenen Quadern aus Kalkstein, wie bei den Seitenmauern. Der Grabaufbau bildete also einen aus Kalksteinquadern erbauten Kasten ohne Mörtelverbindung, unter dem ein schräg nach abwärts führender Grabschacht zu einem Schachtgrabe führte.

G r ö ß e 30X20X20 cm

Grabaufbaus den in Fig. 86 abgebildeten unbehauenen grauen Sandstein, der eine sehr roh eingeritzte Inschrift auf einer roh geebneten Fläche trug. Dieser Stein gehörte wohl sicher nicht zum ehemaligen Grabbau, sondern wird erst später, vielleicht von einem Besucher des 'Grabes in vorislamischer Zeit, dort deponiert worden sein. Die Einwohner von Ghaimän verhielten sich gegenüber dem Grabe ganz indifferent. Sie betrieben keinen Kult mit ihm, wie sie überhaupt das Grab völlig vergessen zu haben schienen. Auf meine Frage nach der Religion des hier ruhenden Tubba' konnten sie überhaupt keine Auskunft geben. Sie äußerten ihr mangelndes Wissen offen und enthielten sich jeder positiven oder negativen Behauptung. Es mußte mir vielmehr daraus klar werden, was ich in San'ä schon lange gefühlt hatte, daß die Frage der Religionszugehörigkeit des hier in Ghaimän ruhenden Tubba' zwar eine wichtige staatspolitische Angelegenheit geworden war, die aber nur in San'ä in leidenschaftlichster Form zwischen Juden und Arabern ausgefochten wurde und keinerlei lokale Bedeutung besaß. Ich nahm mir daraufhin vor, nach dem Eintreffen eines Archäologen, auf dessen Kommen ich damals noch zu hoffen wagte, vom Imäm die Erlaubnis zur Öffnung des Grabes zu erbitten. Ich selbst enthielt mich während meines Aufenthaltes in Ghaimän wie jeglicher Berührung von Ruinen, so auch des Königsgrabes, um nicht die Gefühle der Eingeborenen, für die alle Gräber sakrosankt sind, ohne spezielle Autorisation der Regierung zu verletzen. Zwei km nordöstlich vom Königsgrab, also etwa 3 km in der Luftlinie von dem Husn von Ghaimän in nordöstlicher Richtung entfernt, am Zusammenfluß des breiten Wädi Djubib mit dem Wädi el-Lidjäm, liegt eine große B e w ä s s e r u n g s - Z i s t e r n e , wie ich sie in dieser Vollkommenheit bisher in Jemen noch nicht gesehen hatte (s. Fig. 35). Die Zisterne ist mitten in dem, hier durch einen Sporn des Djebel el-Aswad gegen den Djebel Girwän hin verengten Talboden 82

wände der Zisterne führt eine Treppe zum Boden der Zisterne hinab, die aus schön behauenen Steinen besteht, die halb aus der Mauer herausragen, und an jeder Treppe mindestens 9 Stufen aufweisen. Heute ist der Boden der Zisterne in einen Sumpf verwandelt, und die Zisterne scheint völlig außer Gebrauch zu sein, da sie trotz der in den letzten Tagen erfolgten Regenfälle nicht gefüllt war. Das Flutwasser scheint heute, ohne jemals aufgespeichert zu werden, nur die Zisterne zu durchlaufen.

gelegen, und zwar ist sie mit ihrem quadratischen Grundriß so ausgerichtet, daß die eine Ecke talaufwärts gerichtet ist. Die Zisterne (s. Phot. 36—38) hat einen Grundriß von 31X31 m und ist ehemals mindestens 5 m tief gewesen. Da die Bodenauffüllung mit Geröll, Sand und Schlamm, mit Vegetation durchsetzt, mindestens einen Meter mächtig ist, konnte sie fast 6 000 qm Wasser speichern. Die Seitenwände sind aus schön behauenen, rechteckigen Q u a d e r n aus Kalkstein erbaut, wahrscheinlich auch der Boden, der aber nirgends frei liegt. Alle Wände sind mit einem eisenfesten Mörtel verkleidet, der aber den Wänden so dünn aufgelegt ist, daß die Steinreihen an der Oberfläche der Wände noch zu erkennen waren, auch da wo der Mörtel nicht abgebrökelt war. Trotz des großen Alters der Zisterne ist der Mörtel heute erst an einigen Stellen abgebrochen, w a s als Zeichen für seine große Festigkeit, wie wir sie auch an anderen Zisternen feststellen konnten, zu betrachten ist. In der Mitte jeder der vier Seiten-

Der Einlauf des W a s s e r s erfolgt an der Nordseite der Zisterne, durch eine Rinne, deren Überlauf auf Phot. 36 zu sehen ist. Sie wird nahe der Zisterne durch schön behauene Steine gebildet, die einen senkrecht auf die Umfassungsmauer der Zisterne zulaufenden Kanal einschließen, (s. Fig. 87). Dieser, weiter oberhalb stark verfallene Kanal teilt sich in einiger Entfernung in zwei Zuführungskanäle, von denen der eine zu einem Tale führt, das vom Djebel Girwän herunterkommt, während der andere das W a s s e r des 83

Wädi el-Lidjäm zuführt. Auf Phot. 36 ist im Mittelgrund noch die Seitenwand dieses letzteren Kanals zu erkennen, der aber heute nicht mehr von dem zufließenden Wässern benutzt wird.

die Gewaltkur, die eine Ruhrerkrankung immer erfordert, zu Ende zu führen. Die Einwohner von Ghaimän hatten mir gesagt, daß sich auf dem nordwestlich von Ghaimän liegenden Djebel el-Hadida Altertümer befänden. Da der Weg über diesen, vom über 2900 m hohen Djebel Girwän nach Südwesten sich erstreckenden Bergzug, den die große Straße nach San'ä umgeht (s. Fig. 35), in direkter Richtung auf San'ä zu führt, beschloß ich die Rückreise auf diesem Wege zu machen und nur mein Gepäck auf der gewöhnlichen Straße zu senden.

Der Abfluß des Wassers geschieht an der Westseite der Zisterne, und zwar sind zwei Abflüsse vorhanden: eine Überlaufrinne über die Oberkante der Zisterne und ein Abflußschacht am Boden der Zisterne. Die Abflußregelung der Zisterne erfolgte durch einen 8 m langen und Vi m breiten, 6 m tiefen Schacht, zu dem eine Treppe hinunterführt (s. Phot. 38). Die Wände dieses Ganges oder Schachtes sind aus Mörtelblockwerk erbaut, wie man sehr schön auf Phot. 38 sieht. Auf dem Boden dieses Ganges mündet der vom Boden der Zisterne kommende Abflußschacht und konnte von hier aus geöffnet und geschlossen werden. Von diesem Gange aus führte in schräg zur Zisterne verlaufender gerader Richtung, nahezu nach Süden (s. Fig. 87), ein V4 m hoher und Vs m breiter Stollen talabwärts, der in etwa 55 m Entfernung von der Zisterne in einen dort etwa 2 m tiefen, einfachen, oben offenen Graben überging. Bei 30 und 50 m Entfernung von der Zisterne führte zu diesem unterirdischen Stollen je ein Schacht hinunter, dessen Mundloch etwa 50X50 cm maß.

Der Aufstieg auf den Djebel el-Hadida war bei dem besonders heißen Tage außerordentlich anstrengend zumal bei meinen geschwächten Kräften, und die archäologischen Ergebnisse entsprachen bei weitem nicht den Erwartungen. Die Altertümer lagen an dem südwestlichen Hange des Berges. Sie bestanden in einem Wachtturm auf einem Sporn des Grates (s. Phot. 40) und einer Anzahl von vorislamischen Gräbern, die unterhalb des Wachtturmes auf dem Sattel zum nächsten Bergkopf lagen (s. Phot. 40 und 41). Der Wachtturm war rund und nur noch in seinen Grundmauern bis zur Höhe von 1—IV2 m erhalten. Er hatte einen Durchmesser von nur 4 m. Seine Mauern waren etwa einen halben m dick. Die Steine aus Basaltgestein, aus denen er erbaut war, waren nur roh behauen und ohne Mörtelverbindung nur aufeinander gelegt. Sie hatten alle, von oben gesehen, eine etwas birnförmige, teilweise sogar dreieckige Gestalt und waren so angeordnet, daß die stumpfe Seite nach außen und die spitze nach innen gerichtet war. Innen waren dann noch Füllsteine in die Lücken gelegt. Zeichen von einer Tür waren nicht vorhanden. Ebenso wie bei den Wachttürmen zwischen Qohlän und 'Amrän (s. S. 17 ff) scheint also die Tür weiter oberhalb in der Mauer gesessen zu haben und war nur mittels Leiter oder Kletterpfahls zu erreichen.

Von dieser Zisterne aus wurde früher das aufgespeicherte Wasser periodisch auf die talabwärts liegenden Terrassenfelder geleitet. Heute ist die Zisterne völlig verwahrlost und weder für Bewässerungs- noch Aufspeicherungszwecke im Gebrauch. Das oberhalb von ihr fallende und abfließende Regenwasser durchfließt sie anscheinend unbenutzt, als ob sie überhaupt nicht mehr vorhanden wäre. Sie kann aber durch_ geringe Ausbesserungsarbeiten, zu denen vor allem die Entfernung der in sie eingeschwemmten Sinkstoffe gehört, wieder in Gebrauch genommen werden. Der Kronprinz soll während der Ausgrabungen in Ghaimän nach meiner Abreise von dort Ausbesserungsarbeiten an ihr vorgenommen haben, doch fand Hugh Scott sie 1938 in demselben versumpften Zustande vor, wie ich 1931 (s. In the High Yaman, London 1942).

Der Wachtturm, der von meinen Begleitern aus Ghaimän mit dem Namen Göl hömre bezeichnet wurde, lag auf der höchsten Stelle des Bergsporns, der sich nach allen Seiten hin sanft abdachte. In etwa 5—7 m von den Außenmauern des Turms entfernt lag rings um den Turm herum eine ausgesprochene Delle in ovaler Form, die wohl nur als ein ehemals ziemlich tiefer, aber jetzt weitgehend ausgefüllter und eingeschwemmter Graben anzusprechen war. Es handelte sich hier also offenbar um eine ähnliche Verteidigungsanlage, wie wir sie auf dem Wege von Qohlän nach 'Amrän schon kennen gelernt haben (s. S. 18 ff).

In den Tagen meines Aufenthaltes in Ghaimän, in denen ich von früh bis spät in der Stadt und ihrer Umgebung herumwanderte, wurden die Erscheinungen meiner Ruhrerkrankung immer lästiger, zumal die Yatrenkur, die ich mir nach den Anweisungen meines Freundes Prof. Martin Meyer vom Tropeninstitut in Hamburg verordnet hatte, die spezifischen Erscheinungen der Krankheit noch steigerte. Besonders die schon sehr kühl werdenden Nächte auf dem Dache meines Hauses fingen an, sehr qualvoll zu werden und meine Kräfte nahmen sichtlich ab. So entschloß ich mich denn, am 29. September, nach San'ä zurückzumarschieren, wo ich größere Bequemlichkeiten zu erwarten hatte, um

Die Gräber am Fuß der Felsnase (s. Phot. 41), auf der der Turm stand, lagen etwa 30 m tiefer und bestanden aus etwa 8 Einzelgräbern, deren ovale Steinringe aus unbehauenen Steinblöcken bestanden, die teilweise tief in der Erde versenkt 84

Wir trafen nach langem, erschöpfenden Fußmarsch unsere Dienerschaft mit den Reittieren an der verabredeten Stelle, wo die Straße von Ghaimän diejenige, die durch das Land Biläd Sanhän vom Djöf herkommt, trifft. Wie so oft an derartigen Verkehrsknotenpunkten befand sich auch hier eine vorislamische Zisterne (s. Phot. 42), die nach den Regenfällen der letzten Zeit bis fast an den Rand mit Wasser gefüllt war. Es war eine rechteckige Zisterne von geringer Größe, ganz mit sehr festem Mörtel verkleidet, deren inneren Bau ich aber wegen der Wasserfüllung nicht erkennen konnte.

Ich hatte mir nun fast ein ganzes Jahr hindurch immer wieder Mühe gegeben, dem Imäm und der einflußreichen Hofgesellschaft klar zu machen, daß keine Ruinenstätte im Lande angerührt werden dürfe, ohne daß ein spezieller Fachwissenschaftler dabei anwesend sei. Ich hatte midi selbst allerdings als nicht genügend sachverständig bezeichnet, um wirklich einwandfreie Ausgrabungen vorzunehmen, aber den Imäm um die Erlaubnis zur Einreise eines Facharchäologen gebeten. Es fiel mir erst nunmehr nachträglich auf, daß mein offizieller Begleiter in Ghaimän, der Saijid Fusayal, mich immer wieder hatte veranlassen wollen, Grabungen vorzunehmen, was ich aber aus den obenerwähnten Gründen abgelehnt hatte. Vielleicht hatten die Prinzen schon die Absicht gehabt, mich in Ghaimän Grabungen beginnen zu lassen, und ich war durch meine vorzeitige Abreise diesen Plänen nicht gerecht geworden.

Gegen Sonnenuntergang kam ich an meinem Hause in San'ä in vollkommen erschöpftem Zustande an. Noch an demselben Abend erhielt ich den Besuch des Prinzen Seif el-Isläm Gassim, des drittältesten Sohnes des Imäm, dem ich eingehend über das, was ich in Ghaimän an Altertümern gefunden hatte, Bericht erstatten mußte. Auch der Außenminister, Kädhi Mohammed Raghib, und andere Freunde fanden sich noch ein, um sich nach meiner Gesundheit zu erkundigen, da in dem an Neuigkeiten armen San'ä die Nachricht von meiner Rückkehr sich wie ein Lauffeuer verbreitet hatte.

In einer Unterredung mit dem Außenminister gab ich zu verstehen, daß diese Art der Behandlung der Altertümer des Landes bei allen, an der Aufklärung der historischen Zusammenhänge des Altertums interessierten Kreisen Befremden hervorrufen würde. Kädhi Raghib zuckte bedauernd die Achseln und versicherte, daß er als gebildeter Türke uneingeschränkt meine Meinung teile, riet mir aber, als ich ihn bat, beim Imäm zu intervenieren, von jeglichen weiteren Schritten ab, da die arabische Hofgesellschaft das als eine Einmischung in ureigne jemenitische Angelegenheiten auffassen würde.

Die Folgeerscheinungen meiner Ruhrerkrankung waren in den nächsten Tagen so heftig, daß ich jegliches Interesse an anderen Dingen als an meiner Yatren-Kur vollständig verlor. Selbst die Nachrichten von Seiten meiner Dienerschaft, daß am Tage nach meiner Heimkehr der Kronprinz mit allen anderen in San'ä anwesenden Prinzen nach Ghaimän aufgebrochen sei, ließen mich vorläufig unberührt. Erst als nach einigen Tagen die Kur ihre heilende Wirkung erwies, und ich wieder für die Außenwelt Interesse gewann, erfuhr ich aus dem Munde des Scheichs von Ghaimän, der schon mehrfach versucht hatte, mich zu sprechen, was inzwischen in Ghaimän geschehen war. Die Prinzen waren mit 300 Asgar (Soldaten) nach Ghaimän maschiert, hatten das Grab des Tubba' As'ad Kämil öffnen lassen und waren nunmehr dabei, in Ghaimän selbst an verschiedenen Stellen und später auch noch an anderen Plätzen der Nachbarschaft, darunter in dem später noch zu besprechenden Nahlet el-Hamra, Ausgrabungen vorzunehmen. Wie mir berichtet wurde, seien nur die Prinzen mit einigen vornehmen Hofbeamten in das Schachtgrab des himjarischen Königs hinabgestiegen und hätten noch am selbigen Tage das Grab wieder schließen lassen.

Inzwischen war aber in jüdischen Kreisen in San'ä eine tiefe Beunruhigung eingetreten. Der Oberrabbiner, der Haham Bäschi, besuchte mich und erzählte mir, daß er beim Imäm Protest erhoben habe, da das Grab des Tubba' von seiner Gemeinde als jüdisches Grab angesehen werde, und als solches, wie alle jüdischen Gräber, unter dem besonderen Schutze des Imäm stünde. Es ist ja allgemein bekannt, daß innerhalb des gesamten Judentums auch in Jemen die Heiligkeit des Grabes noch viel ausgesprochener eingehalten wird als im Islam. In ganz Jemen werden daher die jüdischen Gräber ebenso geschützt wie die islamischen. Der Imäm habe ihm geantwortet, daß die Besichtigung des Grabes durch die Prinzen ergeben habe, daß der Tubba' ein Heide und kein Jude gewesen sei, daß also sein Protest gegenstandslos sei. Der Haham Baschi behauptete seinerseits, bestimmte Nachrichten erhalten zu haben, daß der Besuch des Grabes bewiesen habe, daß es sich doch um ein jüdisches Grab gehandelt habe, daß die Prinzen aber alle Beweise für diese Tatsache aus dem Grabe entfernt hätten.

waren. Sie lagen zu zweien und dreien nebeneinander. Nirgends sah ich hier innerhalb des Steinringes einen größeren Steinblock, den man, wie bei einzelnen Gräbern auf dem vorislamischen Friedhof in Ghaimän, als Grabstele hätte ansprechen können.

Aus allen diesen Umständen zog ich den Schluß, daß der Streit um die Religionszugehörigkeit des Tubba' Käriba ein alter staatspolitischer Gegensatz zwischen den Mohammedanern und

Im ersten Augenblicke war ich über diese Nachricht tief enttäuscht und ehrlich entrüstet. 85 6

den Juden war. Als man mir daher nach einigen Wochen, als die Prinzen von ihrem Ausgrabungsausflug zurückgekehrt waren, anbot, an Ort und Stelle die Ergebnisse der Grabungen festzustellen, zog ich es vor, dieses Anerbieten abzulehnen, um midi nicht in diesen Streit einmischen zu müssen. Seitdem haben, soweit mir bekannt geworden ist, 1933 H. Schlobies und 1938 Hugh Scott die Stadt Ghaimän besucht.

Weiterträger der Nachrichten aus diesem beschränkten Personenkreis, zu viele Blüten getrieben. Wie stark im allgemeinen in Arabien die Phantasie der Einheimischen mit der Entfernung von dem Schauplatz eines Ereignisses wächst, geht unzweideutig daraus hervor, daß, wie man mir bei meiner Rückreise nach Europa in 'Aden sagte, man sich dort erzähle, ich habe in Ghaimän bei meinen Ausgrabungen unter anderem einen lebensgroßen goldenen Stier zutage gefördert. Wir wollen uns nun im folgenden die historischen Tatsachen und Hintergründe des religiösen Streites der jemenitischen Mohammedaner und Juden und die Religionsform, der der Tubba' Asad Käriba angehörte, soweit wir sie aus den Überlieferungen rekonstruieren können, vergegenwärtigen. Wir müssen uns dabei, soweit wir das vermögen, in die wirtschaftlichen, kulturellen und politischen Verhältnisse der damaligen Zeit, die eines von dem anderen abhängen, zu versetzen versuchen. Die wirtschaftliche Bedeutung und die Kulturhöhe der Südwestecke der Arabischen Halbinsel, der Hochländer des heutigen Jemen, beruhte nicht allein auf den natürlichen Reichtümern des Landes, die es seiner klimatischen und bodenkundlichen (fruchtbarste vulkanische Verwitterungsböden) Begünstigung gegenüber den umliegenden wüstenhaften Gebieten verdankte (daher der Name Arabia felix gegenüber der nördlichen Arabia deserta bei den Römern), sondern vor allem auf dem Zwischenhandel zwischen Süd- und Ostasien einerseits und dem Mittelmeer andererseits, der auf der sogenannten Weihrauchstraße betrieben wurde, und dessen Zwischengewinne nicht nur große Reichtümer ins Land brachten, sondern seine Bewohner auch befähigten, ihre materielle Kultur auf eine beträchtliche Höhe zu bringen. Auf dieser Weihrauchstraße und ihren Zubringerwegen über die Meere strömten nach der Arabischen Halbinsel und vor allem in ihre Südwestecke auch die Kultureinflüsse zusammen, von allen Hochkulturgebieten der Alten Welt von den ältesten Zeiten des Bestehens weltwirtschaftlichen Beziehungen an, wahrscheinlich, wie wir später sehen werden, schon seit der sumerischen Zeit am Anfang des dritten vorchristlichen Jahrtausends (s. II. Teil). Wir werden bei der Besprechung der unlokalisierten Funde im zweiten Abschnitt dieser Arbeit im einzelnen auf den geschichtlichen Werdegang dieser Kultureinflüsse in Südwestarabien zurückkommen 1 ).

Ich will aber hier bereits vorwegnehmen, was ich über die Tätigkeit der prinzlichen Ausgräber in Ghaimän, auch bei meinen späteren Aufenthalten in San ä im Jahre 1934 und 1937 erfahren habe. Ich will vorausschicken, daß sich die frühere Behauptung beider Parteien, welcher Religion der Tubba' As'ad Käriba angehörte, je nachdem ich mit einem Mohammedaner oder Juden sprach, nicht geändert hatte. Wohl aber hörte ich inzwischen näheres über die Form und den Inhalt des Königsgrabes von beteiligter arabischer Seite, wobei man aber erfahrungsgemäß sehr vorsichtig in der Beurteilung dieser Nachrichten von erster, zweiter und dritter Hand sein muß. Einig sind sich alle Angaben darüber, daß es sich um ein typisches Schachtgrab gehandelt hat. ü b e r die Tiefe des schräg hinabsteigenden Schachtes, der ausgemauert war und mit Stufen zu den eigentlichen Grabkammern hinunterführte, war keine Einigkeit zu erzielen. Aber da das Grab in der breiten Ebene der Talalluvien liegt, die hier wie überall in Jemen aus lößähnlichen, standfesten gelbweißen Ablagerungen äolischen Ursprungs, mit einzelnen Geröllschichten, Kalkkrusten und vielen Kalkkonkretionen als Zwischenlagen, bestehen, so muß die Kammer mit ihrem Boden sicher über dem in diesen Talalluvionen überall vorhandenen Grundwasserhorizont gelegen haben. Da in dem vorislamischen Brunnen am Nordfuß des Husn Ghaimän, zu dem der unterirdische Gang von der Stadt auf dem Berggipfel herabführt (s. S. 77), der Spiegel des Grundwassers am Ende der Regenzeit in etwa 15 m Tiefe lag, so wird der Schacht des Königsgrabes in der Mitte der Talebene nicht tiefer als etwa 15 m sein können. Er führt nach allen übereinstimmenden Angaben zu zwei hintereinander liegenden Kammern, die durch eine offene Tür miteinander verbunden sind. Die vordere enthält nach allen Nachrichten nichts als zwei lebensgroße Bronzestatuen, die als Wächter an beiden Seiten des Türeingangs zur hinteren Kammer stehen. Es handelt sich also wahrscheinlich um zwei ähnliche Statuen, wie die von den Ausgrabungen der Prinzen in Nahlet el-Hamrä, die sich im Museum von San'ä befinden, beschrieben werden (s. II. Teil). In der hinteren Kammer steht ein Sarkophag, der nach ziemlich einheitlichen Angaben rechteckig gebaut ist. Alle übrigen Aussagen sind so zweifelhaft, daß ich nicht wage, sie weiterzugeben. Es hat die Phantasie der Teilnehmer an diesem Grabbesuch, sowie der

Der Handel auf dieser Weihrauchstraße erlebte im Laufe der Jahrtausende, je nach der politischen Weltkonstellation, Zeiten des Aufschwungs und des Niedergangs. Seit dem Beginn 1) C. R a t h j e n s , K u l t u r e l l e Einflüsse in S ü d a r a b i e n , v o n d e n ä l t e s t e n Z e i t e n bis z u m I s l a m u n t e r b e s o n d e r e r Berücksichtig u n g d e s H e l l e n i s m u s , J a h r b . f. K l e i n a s i a t i s d i e F o r s c h u n g e n , I, 1949, S. 1 u. C. R a t h j e n s , d i e W e i h r a u d i s t r a ß e in A r a b i e n , t r i b u s , J a h r b . d. L i n d e n - M u s e u m s in S t u t t g a r t , 1952—1953, S. 275—304.

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der christlichen Aera wurde er durch die monopolisierenden Tendenzen des sich auf der Höhe seiner Macht bewegenden Römischen Weltreiches stark in Mitleidenschaft gezogen. Die Römer versuchten mehr und mehr den Handel zwischen Ost und West von seinen alten Bahnen auf der Weihrauchstraße abzulenken und dem Seewege durchs Rote Meer, sowie dem Landweg an der "afrikanischen Küste entlang, sowie dem Nilwege zuzuführen. Infolge dieser römischen und späteren byzantinischen Handelspolitik, der auch ihre wichtigste Gegnerin, die persische Politik, in die Arme arbeitete, geriet der Handel auf der Weihrauchstraße mehr und mehr in Verfall. Aber erst vom 5. bis 7. Jahrhundert wurde diese Entwicklung krisenhaft und war letztlich die Ursache der mehrfach wiederholten Gegenreaktionen der Araber längs der Weihrauchstraße, die zum Schluß zum Auftreten des Propheten Muhammed führte und zur Eroberung fast der gesamten damals kultivierten W e l t durch den Islam.

Diese erste fremde Besetzung des Sabäischen Reiches, nachdem eben vor dem Anfange unserer Zeitrechnung ein solcher Versuch der Römer unter Aelius Gallus fehlgeschlagen war, durch die christlichen Axumiten, die von 345 bis 375 n. Chr. dauerte, leitete in Südarabien wie auf der ganzen Arabischen Halbinsel, eine Periode ein, in der das Heidentum, das in fast ganz Arabien dem Dreigestirnkult anhing, mit dem Christentum und dem diesem ebenfalls feindlich gesinnten Judentum, je nachdem es die politischen Erfordernisse verlangten, um die Vorherrschaft kämpften, und die mit der zweiten axumitischen Besetzung des Landes in der Zeit von 525 bis 570 n. Chr., mit der darauf folgenden persischen Besetzung des Landes und zuletzt mit dem Obsiegen der neuen islamischen Glaubensbewegung endete. Die Befreier von der ersten axumitischen Herrschaft nannten sich Könige von Saba, Dhü Raidän, Hadhramaut und Jamanat und wurden mit dem Titel Tubba' bezeichnet. Sie herrschten von 378 bis 525 n. Chr. und ihnen gehörte unser Tubba' As'ad Käriba an, dessen Grab und wahrscheinlich auch dessen Residenz sich in Ghaimän befand. Die Überlieferungen über die Zugehörigkeit der einzelnen Tubba' zu einer der drei, auf der ganzen Arabischen Halbinsel in Rivalität zueinander stehenden und um die Vorherrschaft kämpfenden Religionen sind sehr unterschiedlich. W i r lassen hier daher zunächst ihre Königsreihe mit den nunmehr ziemlich gesicherten Regierungszahlen folgen:

In der Blütezeit der Weihrauchstraße hatten die Machtzentren des Minäerreiches (Djöf) und des Sabäerreiches (Märib) direkt an der am Ostfuß der südarabischen Hochländer entlangführenden Weihrauchstraße gelegen. Das erstere, das wahrscheinlich früher als das letztere existierte, aber lange Jahrhunderte hindurch selbständig war, wurde letzterem erst am Ende des 6. Jahrh. v. Chr. einverleibt. Die Könige von Saba', die den Mukarribs von Saba', den ältesten Priesterkönigen, folgten, residierten in ihren Stadtzentren am Ostfuß des jementischen Hochlandes, w o die Weihrauchstraße verlief. Hier lagen damals auch die Kulturzentren, vor allem in Märib, dessen gewaltige Bewässerungsanlagen schon unter den Mukarribs im 7. Jahrhundert v. Chr. mit dem Bau des berühmten Dammes begonnen wurden, und das zeitweilig in einer großen Oase eine Stadt von 100 000 Einwohnern darstellte.

378 — 385 385 — 420 420 420 — 455 455 — 460 460 — 470 470 — 495

Mit der Eroberung des Königreiches Dhü Raidän im Süden und noch mehr mit der axumitischen Kolonialgründung auf der afrikanischen Gegenseite des Roten Meeres verlegte sich aber das Schwergewicht der Könige von Saba' und Dhü Raidän, die man in die Zeit von 115 v. Chr. bis 270 n. Chr. setzt, immer mehr auf die Höhen des jemenitischen Hochlandes. Das Bestreben, alle Straßen des wichtigen Ost-Westhandels zu beherrschen, der in Arabien an der Küste des Indischen Ozeans begann, zwang den letzten Herrscher dieser Königreiche, Schammar Juhar'isch, auch noch Hadhramaut zu erobern, durch welche Unternehmungen aber sein Reich so sehr geschwächt wurde, daß die afrikanischen Axumiten, die sich schon lange ziemlich weitgehend vom Mutterlande selbständig gemacht hatten, und die im nächsten Jahrhundert sogar ein Bündnis mit den Oströmern schlössen und zum Christentum übertraten, in die Lage versetzt wurden, ihrerseits das Sabäische Reich zu erobern.

Malki-kariba Juha'min Abi-käriba As'ad (Sohn des vorigen) Wir'i-amara Aimän (Bruder des vorigen) Scharahbi'il Ja'fur (Bruder des vorigen) 'Abd kulälim Scharahbi'il Jakkuf Ma'di-käriba Jan'am und Luhai'at Janäf (Söhne des vorigen) Martad-ilän Dhü Nu'äs

495 — 515 515 — 525 W i r wollen uns im folgenden kurz die Situation von Judentum und Christentum auf der Arabischen Halbinsel in diesen anderthalb Jahrhunderten vergegenwärtigen und daraus die Schlüsse auf die Politik der in diese Zeit fallenden Tubba' zu ziehen versuchen. Das Judentum war nach der endgültigen Vernichtung der Phönizier und ihres letzten Machtbereiches im westlichen Mittelmeer, Karthagos, durch die Römer im 2. Jahrhundert v. Chr. im Ostwest-Welthandel zusammen mit den Sabäern fast alleinherrschend geworden. Es hatte sich an diesem Welthandel, an dem die Hebräer zu Lande schon seit den ältesten Zeiten teilhatten, seit dem Bündnis König Salomos mit den Phöniziern auch auf den Seewegen beteiligt und nahm mehr und 87

sten, die ja, ebenso wie die Juden, im Römerreich zeitweise stärkstens verfolgt w ü r d e n und d a h e r mit den J u d e n und Heiden g e m e i n s a m in schwerster Gegnerschaft zum Römerreich standen. Die Feinschaft zwischen J u d e n und Christen endlich machte sich außerhalb des Römerreiches eigentlich nur dort geltend, wo sie in direkter Konkurrenz zueinander standen. Sie artete erst in Kämpfe aus, als das Christentum am A n f a n g des 4. J a h r h . n. Chr. im Römerreich herrschend wurde. Im übrigen w u r d e n die Christen außerhalb des Römischen Reiches v o n dessen Feinden, zu d e n e n die heidnischen A r a b e r und die Perser gehörten, ganz besonders begünstigt, so daß z. B. schon im J a h r e 306 n. Chr. in Armenien das Christentum zur Staatskirche wurde, w a s n u r unter d e r Duldung, w e n n nicht tätigen Unterstützung der Perser möglich war. Im A n f a n g des 4. J a h r h u n d e r t s scheint auch im Königreich M e r o e die Christianisierung aus Gründen des W i d e r standes gegen die byzantinischen Römer erfolgt zu sein, und im weiteren V e r l a u f e des J a h r h u n derts entstanden zwischen dem 1. N i l k a t a r a k t und dem Blauen Nil m e h r e r e christliche Staaten, deren N a m e n uns als M a k o r r e r , Maris und Aloa überliefert sind. Schon um 300 n. Chr. etwa soll das Christentum auch in J e m e n in größerem Maßstab Fuß gefaßt haben, wird uns überliefert, so daß hier in Südarabien Heidentum, J u d e n t u m und Christentum in gemeinsamer Feindschaft gegen die Römer in der V e r t e i d i g u n g ihrer Handelsinteressen an der Weihrauchstraße vereinigt waren.

mehr die F ü h r u n g im gesamten W e l t h a n d e l in die Hand, als die Mazedonier und die Diadochen die Phönizier m e h r und mehr zu b e d r ä n g e n und einzuengen begannen. Es w u r d e nahezu alleinherrschend auf den damaligen W e l t h a n d e l s s t r a ß e n im Mittelmeer, als die entthronten phönizischen und karthagischen Kaufleute in aller W e l t nach ihrem völligen politischen Zusammenbruch sich dem noch selbständigen jüdischen Staat und seiner Religionsgemeinschaft anschlössen. A b e r schon am A n f a n g des 1. J a h r h u n d e r t s n. Chr. zerschlugen die Römer auch dieses Zentrum der Handelsbeziehungen zwischen Ost und W e s t und nach der endgültigen Zerstörung des Tempels in J e r u salem im J a h r e 70 n. Chr. ging das J u d e n t u m in die Diaspora. Die Zerstreuung der J u d e n in alle W e l t folgte n a t u r g e m ä ß zuerst den Welthandelsstraßen, vor allem der wichtigsten unter diesen, der W e i h rauchstraße und ihren V e r z w e i g u n g e n außerhalb der Grenzen des römischen Machtbereiches. Das war vor allem der wichtige Umschlagsplatz Petra im heutigen Transjordanien, bis auch dieses Land bald darauf dem Ansturm der Römer unterlag. Sie w a n d e r t e n natürlich vorzugsweise dorthin, wo schon jüdische Kolonien bestanden, so vorwiegend in die O a s e n an der nördlichen Weihrauchstraße, Chaiba, El-'Ola (Dedän), M e d i n a (Jathrib) und M e k k a (Macoraba), nach dem Sabäischen und dem Axumitischen Reich; aber auch nach dem Iräq, w o sie vom Persischen Reich, dem Rivalen des Römischen, wohlwollend aufgenommen w u r d e n , nach Indien, Hinterindien, aber auch bis nach China hin. Sie versuchten sogar jenseits d e r Grenzen des Römerreiches n e u e Staatsbildungen zu schaffen, zuerst, noch im 1. J a h r h . n. Chr., an der Grenze zwischen Armenien und Persien, unter der Begünstigung der Perser, später im Sabäischen Reich, w i e wir s e h e n werden, und nach dem Siege des Islam, ebenfalls a u ß e r h a l b des Machtbereiches des Kalifenreiches, in Abessinien und nördlich des Schwarzen Meeres, im s o g e n a n n t e n Chasarenreich. Die wichtige O a s e an der nördlichen Weihrauchstraße, Jathrib, das spätere Medina, w a r damals, wie wir aus der Geschichte des Lebens des m u h a m m e d a nischen Propheten wissen, ü b e r w i e g e n d jüdisch. Da der Handel auf der W e i h r a u c h s t r a ß e aber mehr und mehr zurückging, weil die Römer den Seehandel über das Rote Meer immer erfolgreicher g e g e n ü b e r dem Landhandel begünstigten, so w u r d e n die den Römern feindlichen J u d e n von den am H a n d e l auf der Weihrauchstraße interessierten heidnischen A r a b e r n überall willk o m m e n geheißen, und in ihren Bestrebungen, den vom Mittelmeer abgeschnittenen H a n d e l ü b e r N o r d a f r i k a um die Grenzen des Römerreiches herumzuleiten, unterstützt.

Die Beziehungen zwischen Heiden, J u d e n und Christen w a n d e l t e n sich erst grundsätzlich, als die immer wachsende A u s b r e i t u n g des Christentums im Römischen Reich Constantin den Großen (307—337) zwang, zuerst den Christen freie Religionsausübung (312 n. Chr.) zuzugestehen und bald darauf das Konzil v o n N i c a e a zu b e r u f e n (325), wo sich die christliche Kirche konstituierte, obgleich er selbst erst auf dem Totenbette den ü b e r t r i t t zum Christentum zu vollziehen sich geneigt zeigte. Damit w a r das Christentum im Römerreich zur Staatsreligion geworden, die es mit geringfügigen Unterbrechungen (Julian Apostata 357 [3601—363) bleibt und d e r e n Machtf u n k t i o n e n es rücksichtslos a n w e n d e t e , indem es n u n m e h r alle Andersgläubigen, einschließlich d e r abtrünnigen christlichen Sekten (z. B. J u d e n v e r folgungen und V e r b o t der Ehe mit J u d e n 388) erbittert verfolgte. Die Zeitperiode nach diesem Religionswandel im Römischen Reich müssen wir auch in der Geschichte Südarabiens und Abessiniens eingehend verfolgen, w e n n wir die dortigen Verhältnisse und dynastischen und religiösen Kämpfe richtig v e r s t e h e n wollen. W i r h a b e n schon f r ü h e r (Die J u d e n in Abessinien, H a m b u r g 1921) die V e r m u t u n g ausgesprochen, daß größere Teile der Bevölkerung des Axumitischen Reiches vor Einführung des Chri-

Ebenso stand es mit der Einstellung der heidnischen A r a b e r entlang den verschiedenen Verzweigungen der Weihrauchstraße zu den Chri88

stentums der jüdischen Religion anhingen. Das ist aus den heutigen christlichen Kultformen in Abessinien zu schließen, die noch starke jüdische Einflüsse aufweisen. Ebenso war in Arabien das Judentum, wie wir sahen, in den Oasen entlang der Weihrauchstraße jenseits des von den Römern beherrschten Nabatäerlandes, vor allem in Chaiba und Medina fast vollständig, in Mekka zum Teil, in Nedjrän und Jemen wieder stärker vertreten.

Norden erfolgte, um die nördlichen Araber in ihrem Kampfe gegen die Römer zu unterstützen und ein großes arabisches Reich entlang der ganzen Weihrauchstraße zu schaffen, das den Handel auf ihr wie in alter Zeit zur Blüte kommen lassen würde. Schamar Juhar'isch eroberte nach den Inschriften auch noch den südlichsten Teil der Weihrauchstraße, vor allem das bis dahin selbständige Hadhramaut. Wahrscheinlich schloß sich diesem Großarabien auch noch der südöstliche Teil der Halbinsel bis zum Persischen Golf hin an, der in den späteren Königsbezeichnungen unter dem Begriff Jamanat, von Oman bis Bahrein hin zusammengefaßt wird. In diese Zeit, etwa 300 n. Chr., fällt ein Ereignis, das von den christlichen Chronisten in Abessinien und am östlichen Mittelmeer später als entscheidend für die Christianisierung Abessiniens betrachtet wurde, das wir aber nur im Rahmen der gesamten geschichtlichen Entwicklung richtig verstehen können'). Ein römischer Kaufmann namens Meropius, wahrscheinlich selbst Heide, war mit seinen beiden Söhnen und seinen beiden Neffen, deren Namen allein als Frumentius und Aidesius übermittelt worden sind, und die wohl schon, wenn auch heimlich, christlich gesinnt waren, nach Indien gereist und wurde auf dem Rückweg, nach den einen Quellen in Bahrein oder Oman, nach den anderen in Adulis, also an der axumitischen Küste, mit seinen beiden Söhnen erschlagen, während die beiden Neffen, wahrscheinlich durch Glaubensgenossen geschützt, an den Hof des damaligen axumitischen Königs, der in den Legenden wiederum umstritten ist, wahrscheinlich aber Ella Amida oder sein Vorgänger Wasiba oder Uzanas, geführt wurden. Die beiden Söhne dieses Königs freundeten sich mit den beiden Gefangenen an, die nunmehr großen Einfluß bei Hofe erlangten. Ob damals oder erst in der Folge die Befreiung des Axumitischen Reiches von der sabäischen Herrschaft erfolgte, steht dahin. Anscheinend erfolgte der Rückzug der Sabäer aus Abessinien etwa gleichzeitig mit dem Tode Schamar Juhar 'isch um das Jahr 300 n. Chr.

Soweit wir die sabäische Geschichte vor der ersten axumitischen Besetzung aus der Überlieferung kennen, herrschte dort nach den Inschriften als vorletzter König mit dem Titel der Könige von Saba' und Dhü Raidän Jasirum Juhan'im, nach der altarabischen Sage Dhü el-Karnein (der Zweigehörnte) genannt. Wahrscheinlich war er identisch mit dem Könige As'ad der Überlieferung und wird in der Sage mit dem späteren As'ad, der erst nach der ersten axumitischen Eroberung hervortrat, vielfach verwechselt. Er eroberte Medina (Jathrib) und rückte von dort aus gegen die Nabatäer vor, seinen Sohn als Gouverneur in dieser jüdischen Oase zurücklassend. Letzterer wurde von den Juden ermordet, und As'ad kehrte um und belagerte die Stadt. Dabei erkrankte er und wurde durch zwei jüdische Gelehrte geheilt. Aus Dankbarkeit nahm er die beiden Gelehrten mit nach Jemen und bekehrte sich mit seinem ganzen Heere zum Judentum. Diese, aus jüdischer Quelle stammende Geschichte ist wohl so auszulegen, daß Jasirum Juhan'im in Nordarabien das jüdische Übergewicht erkannt hatte und ein Bündnis mit den Juden gegen das Römerreich erstrebte. Die Sage spricht in diesem Zusammenhange von seinem Zeitgenossen, der vielleicht sein Feldherr war, namens Ifrikis, den man aber schwer zu identifizieren vermag. Auf jeden Fall ist nach der arabischen Sage zu vermuten, daß um 270 n. Chr. Jasirum Juhan'im auch zur Eroberung des Axumitischen Reiches schritt, das sich schon längere Zeit von seinem ehemaligen sabäischen Mutterlande gelöst hatte. Dieser König beherrschte also nicht nur ganz Westarabien entlang der Weihrauchstraße bis an die Grenze des Römerreiches heran, sondern auch das gegenüberliegende afrikanische Ufer des Roten Meeres. In allen diesen Gebieten scheint damals das Judentum vorherrschend gewesen zu sein. Er starb anscheinend im Jahre 275 n. Chr. und wurde gefolgt von seinem Sohne Schamar Juhar'isdi, dem letzten König von Saba und Dhü Raidän, der etwa bis zum Jahre 300 regierte.

Die Schandtat gegen Meropius und seine Söhne soll nach der Sage die Ursache für einen Krieg gewesen sein, den Constantin gegen die Blemmyer führte, d. h. gegen die unabhängigen Reiche südlich Ägyptens, die damals wahrscheinlich schon christlich waren, wo aber auch viele Juden sich aufgehalten haben sollen. Es ist nicht ausgeschlossen, daß Frumentius und Aidesius auf den axumitischen König einen starken christianisierenden Einfluß ausgeübt haben, der sich naturgemäß besonders verstärkte, als der religiöse

Diese Nachrichten aus Südarabien ergänzen sich durchaus mit denen, die wir aus dieser Zeit aus Nordarabien besitzen. Dort war von Palmyra aus unter der Königin Zenobia ein großes Reich entstanden, das sich bis über Ägypten hin erstreckte, und gegen das Aurelian in den Jahren 273/74 mit Erfolg kämpfte. Es ist naheliegend, zu vermuten, daß der Zug Jasirum Juhar'ims nach

1} s. C, C o n t i - R o s s i n i , A p r o p o s d e s t e x t e s c o n c e i n a n t Salama-Frumentios, Ethiops 1922, Seite 1 ff., f e r n e r I g n. G u i d i , La d i i e s a a b i s s i n a , Riv. M e n s . d. O r i e n t e M o d e r n o , 1922, vol. 2, S. 2/4. C. C o n t i - R o s s i n i , E x p e d i t i o n s et p o s s e s s i o n s d e s H a b a s a t en A r a b i e , J o u r n . A s i a t . , 1921, S. 5 ff.

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von dem ersten As'ad, also von Dhü Karnein bezeichnet wird. Es wird von ihm berichtet, daß er ein Waisenkind gewesen sei, dessen Vater mit dem Namen David überliefert wird, und der von feudalen Usurpatoren dem Throne ferngehalten wurde. Anscheinend starb er frühzeitig oder wurde beseitigt, denn nunmehr berichtet die Tradition, daß seine Witwe, Bilkis oder Mäkedä, die Tochter eines Tihämafürsten oder Hamdaniden Hudhud Hadhad, oder Adad, des Vaters des ersten Vertreters der Reihe der späteren Könige von Saba', dhü Raidän, Hadhramot und Jamanat Malki-kariba Juhan'im (378—385) ihm folgte. Unter ihr fand anscheinend der innere Zwist zwischen Heiden, Juden und Christen seine Fortsetzung und wurde auch nicht entschieden, als Frumentius 337 persönlich in ihn eingriff. Er wurde erst mit Gewalt entschieden, als die Axumiten 345 das ganze Land besetzten. Es ist klar, daß nunmehr für das Judentum nicht nur im Sabäerreich, sondern auch weiter nördlich, eine Zeit der Bedrängnis einsetzte, so daß sie wohl völlig auf die nördlichen Oasen, also von Nedjrän bis Chaiba, beschränkt blieben. Die Christianisierung des Sabäerreiches wurde 352—360 n. Chr. von Theophilus vorgenommen, den der Nachfolger von Constantin, Constantius II. (337—361 n. Chr.), entsandte, und der der Überlieferung zufolge Kirchen in 'Aden, Zafar und in einer Stadt am Persischen Golf, wahrscheinlich in Masqät baute.

Kurs im Römischen Reich sich ebenfalls dem Christentum zuwandte. Es ist uns ein Brief überliefert, den Constantin an die beiden Könige von Axum, die er „adelphoi timiotoi" anspricht, und die nur mit den beiden Söhnen Ella Amidas, Ezana und Atsbeha, identifiziert werden können, welche von 320—342 n. Chr. regiert haben, während der Vater Ella Amida von Kammerer 1 ) zwischen 314 und 320 angesetzt wird. Zu dieser Zeit muß also schon das Toleranzedikt im Römischen Reich erlassen gewesen sein. Frumentius wurde später nach dem Mittelmeer geschickt und wurde 356, aber schon nachdem etwa um 350 die offizielle Einführung des Christentums in Abessinien erfolgt war, Bischof von Axum. In der Zwischenzeit war er aber noch in Jemen tätig, wo er bis 345 wirkte und das Land mit Aidesius zusammen zu christianisieren versuchte, scheinbar nicht mit dem Erfolg, den er in Axum hatte, denn er mußte die Waffenhilfe der Axumiten herbeirufen, die ja bekanntlich Südarabien im Jahre 345 eroberten. Hier herrschte anscheinend seit dem Tode des Königs Schamar Juhar'isch Unordnung, denn wir kennen den Nachfolger aus keiner überlieferten Nachricht und wissen nur, daß gleich nachher, wenn nicht schon vorher, das eroberte Axum verlorenging. Es ist aber erklärlich, daß je mehr auf der afrikanischen Seite des Roten Meeres und im Römerreich sich die Neigung zum Christentum hin verstärkte, sich in Arabien das Heidentum und das Judentum in der Verteidigung des Handels auf der Weihrauchstraße verbündeten, eine Tatsache, die wir ja noch bis in die Anfänge des Islams hin verfolgen können, indem Muhammed versuchte, in einer neuen weltanschaulichen Synthese Judentum und Heidentum zu vereinigen, ein Versuch, der ja bekanntlich am Widerstand der orthodoxen Juden scheiterte. Es ist uns also nichts von einem Nachfolger von Schamar Juhar'isch überliefert und erst später wird uns von einem gewissen Hissän Tubba' berichtet, der zwischen 320 und 325 mit Constantin im Kriege gestanden haben soll, also in einer Zeit, als dieser auch im eigenen Reich in schweren innerpolitischen Auseinandersetzungen begriffen war. Dieser Hissän Tubba' soll, anscheinend auf einem Kriegszuge an die römische Grenze in Jathrib (Medina) dem Judentum gehuldigt haben.

Auf diesen geschichtlichen Tatsachen beruhen m. E. auch die ganzen arabischen und abessinischen Überlieferungen von der Königin von Saba, Bilkis oder Mäkedä und dem jüdischen Könige Salomon, die wiederum auf der biblischen Tradition aufgebaut worden sind. Die erste axumitische Besetzung und Beherrschung von Jemen dauerte nur bis 378 n. Chr. Sie genügte aber, um das Christentum nicht nur in Jemen, wo nach allen Nachrichten sowohl das Heidentum als auch das Judentum schwersten Bedrückungen ausgesetzt war, sondern auch in den an den Zugangswegen zur Weihrauchstraße gelegenen Ländern auf der ganzen Linie zu begünstigen. So breitete sich das Christentum in dieser Zeit nicht nur in Indien und Ceylon, sondern auch im eigentlichen Weihrauchlande, d. i. dem heutigen Mahraland und vor allem auf der Insel Soqotra aus. Während dieser Zeit nannte sich Ella Amida in einer Inschrift König von Axum und von Himjar und von Raidän und von Habaschat (Hadhramaut) und der Sabäer und von Salh und der Tihäma.

Es herrschte also anscheinend Verwirrung und Streit der Meinungen über die äußere Politik im Sabäerreiche nach dem Tode des Schamar Juhar'isch und die dynastische Folge -wurde unterbrochen. Auch später berichtet die heidnische und christliche Überlieferung nur von Chaos. Von 325 bis 330 wird von einem gewissen 'Amr berichtet, der auch mit dem Namen Salomo belegt wird, was darauf schließen läßt, daß er ebenfalls dem Judentum zugeneigt war, und der als Enkel 1) A. K a m m e r e r , Paris 1926.

Essai sur l'histoire antique

ü b e r die Umstände, die zur Vertreibung der Axumiten aus Jemen führten, wissen wir so gut wie nichts. Der erste König der nunmehr folgenden Reihe der Tubba', die sich in ihren Inschriften als Könige von Saba, dhü Raidän, Hadhramot und Jamanat bezeichneten, also wieder im Besitz der ganzen Gebiete gelangt sein müssen,

d'Abyssinie,

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die schon Schamar Juhar'isch untertänig waren, bis nach 'Oman und den Bahrein-Inseln hin, war Malki-kariba Juha'min, der Bruder der Bilkis und Sohn des Hadhad oder Adad, von dem wir nicht wissen, ob er zu einem Geschlecht aus der Tihäma gehörte oder ein Hamdanide war. Dieser war mit der früher regierenden Dynastie, soweit wir das vorläufig wissen, nur dadurch verbunden, daß seine Tochter Bilkis mit dem Enkel des Jasirum Juhän'im, genannt As'ad oder Dhü el-Karnein, verheiratet war. Im befreiten Jemen war nunmehr natürlich das Verhältnis zwischen Heidentum und Judentum zuerst besonders eng, die beide nunmehr wieder in den Besitz ihrer, bisher von den Axumiten wahrscheinlich unterdrückten oder in Besitz genommenen Kultstätten kamen. Dabei muß man wohl in Betracht ziehen, daß das Judentum als monotheistische Religion gegenüber dem Heidentum mehr und mehr den Vorrang erhielt, zumal ja auch im Axumitischen Reich noch sehr viel Juden in Rückzugsgebieten übriggeblieben waren, die als natürliche Verbündete gegen das Christentum betrachtet wurden, und die später dort ja auch noch einmal unter der Zague-Dynastie im 10. Jahrhundert die Herrschaft an sich zu reißen vermochten. Es ist also zu vermuten, daß der erste Tubba' Mailki-käriba Juha'min zumindest sehr starke jüdische Sympathien besaß. In der Folge schwankten allerdings die Neigungen der königlichen Tubba' zwischen den Christen und Juden, wobei naturgemäß das Heidentum, wenigstens hier im Sabäerreich, aber weniger in den abgelegenen Oasen an der Weihrauchstraße, immer mehr ins Hintertreffen geriet. Ein beredtes Zeichen dafür ist es, daß die Inschriften aus dieser Zeit, die man kennt, mehr und mehr die bisherigen heidnischen Anrufe an die Lokalgötter oder die Dreigottheit aufgeben, und statt dessen dazu übergehen, in der Anrufung von „dem Herrn des Himmels" oder von „dem Gott, dem Herrn des Himmels und der Erde" oder von „dem Erbarmer" sprechen, was auf eine sich immer mehr durchsetzende christliche oder jüdische Denkart, besonders stark in der letzten Anrufung, schließen läßt. Der „Erbarmer", er-Rahmäni, ist dann ja später auch in die islamische Anrufung übergegangen.

des großen Feldherrn Jasirum Juhän'im, der ebenfalls unter dem Namen As'ad überliefert ist, handelt, oder ob die Tradition nicht diese beiden Figuren aus der Geschichte unter dem Namen As'ad Kämil, die etwa hundert Jahre auseinander liegen, miteinander verwechselt. Das ganze Ende des 4. sowie das 5. Jahrhundert bedeutete für den Handel auf der Weihrauchstraße anscheinend bis zu einem gewissen Grade eine Wiederherstellung seiner früheren Blütezeit. Es war das Zeitalter der Hunnenvorstöße im Osten und der Germanenvorstöße im Westen, die beide integral miteinander verbunden waren, und durch die sowohl das Römerreich wie das Perserreich, also die beiden wichtigsten Machtfaktoren der damaligen Zeit heftig in Anspruch genommen wurden, und deren sie sich kaum erwehren konnten. Beide Reiche begruben daher in dieser Periode auch das Kriegsbeil untereinander und schlössen, teilweise in gemeinsamer Abwehr, sogar enge Freundschaft. Sie konnten daher auch ihre bisherigen Aspirationen gegen Südosten und Süden, also gegen die, die Weihrauchstraße und ihren nördlichen Seitenweg beherrschenden Araber nicht ausüben, so daß diese wirtschaftlich diese wichtigen Wege des Welthandels ziemlich unbelästigt ausnutzen konnten. Ganz Südarabien, vom Persischen Golf bis zum Roten Meer, erfreute sich also in dieser Periode der Tubba' einer verhältnismäßig friedlichen Entwicklung und außer inneren Zwistigkeiten zwischen jüdischen und heidnischeft Rivalen an der Ausnutzung dieser Welthandelswege sind keine größeren politischen Ereignisse zu verzeichnen. Das Christentum dagegen war in dieser Zeit im eigentlichen Arabien völlig kaltgestellt und spielte keine entscheidende politische Rolle mehr. Die Reiche der Ghassaniden und von Hira bildeten an der nördlichen Grenze der arabischen Wüste den Grenzschutz sowohl des Byzantinischen wie des Persischen Reiches. Sie betrieben eine Schaukelpolitik und waren teils heidnisch, teils christlich, je nachdem es ihre Interessen erforderten. Das christliche Armenien wird bei den Kämpfen zwischen dem Perserreich und den Hunnen zerrieben und seit 438 beginnen dort die seitdem nicht abgerissenen Christenverfolgungen. In Abessinien und dem Sudan, in welchen Gebieten sich im 4. Jahrhundert das Christentum durchgesetzt hatte, scheinen im ganzen 5. Jahrhundert ziemlich chaotische Verhältnisse geherrscht zu haben. Wir besitzen von diesen Ländern nahezu keinerlei Nachrichten über eine Konzentration der Macht in einer Hand, so daß dem Sabäerreich von hier aus ebenfalls keine Bedrohung erwuchs.

Wir wissen heute nur mit großer Wahrscheinlichkeit, daß von der Reihe der Tubba' der fünfte, der als 'Abd Kulälim überliefert ist, dem christlichen Glauben angehörte, während sein Nachfolger, Scharahbi'il Jakkuf sich zum Judentum bekannte. Sicher wissen wir dagegen, daß der letzte der Tubba' Dhü Nu'äs, Jude war. Wir kehren damit zu unserem Ausgangspunkt, dem zweiten Tubba' Abi-käriba As'ad, dem Sohne des Mailki-käriba Juha'min zurück, dessen Grab in Ghaimän sich vorfand. Wir müssen inzwischen in Zweifel geraten sein, ob es sich auch wirklich u m das Grab dieses Tubba' oder um dasjenige

Die Periode der Tubba' ist daher auch eine Periode großer kultureller Blüte, die sich nicht nur in der Architektur, sondern auch in den Bildwerken und vor allem in den Inschriften äußert, 91

die schon rein äußerlich immer schönere Formen annehmen.

tinischen Transportschiffen ü b e r das Rote Meer nach J e m e n über und eroberte bis 525 das ganze Land. Dhü N u ' a s entging der G e f a n g e n n a h m e durch Selbstentleibung. Die axumitische Beherrschung Südarabiens d a u e r t e von 525 bis 570 n. Chr. In dieser Zeit war n a t u r g e m ä ß das Christentum an fast der ganzen W e i h r a u c h s t r a ß e alleinherrschend. Es wird sogar berichtet, daß der byzantinische Kaiser Justinus I (518—527) den christlichen Fürsten v o n Mekka, Daus dhü Tsalbän als A b g e s a n d t e n zu Elesbaas nach A x u m schickte. Diese A n p a s s u n g an das alleinherrschende System scheint hier aber n u r v o n kurzer Dauer g e w e s e n zu sein. Der zweite axumitische G o u v e r n e u r in Südarabien — der erste w a r Aretas oder A r y a t — Abraha, der sich schon weitgehend von A x u m selbständig gemacht hatte, u n t e r n a h m 570, dem J a h r e der Geburt Muhammeds, einen Kriegszug nach N o r d e n gegen M e k k a , den s o g e n a n n t e n Elephantenkrieg, der nach der altislamischen Tradition durch das Eingreifen Allahs mittels eines W u n d e r s scheiterte. 541 entsandte Byzanz den G e s a n d t e n N o n n o s u s an Elesbaas von Axum, um diesen zur Unterstützung im Kriege gegen Persien zu v e r a n l a s s e n (zwölfter N e u p e r s e r k r i e g 539—543). Der 14. Neup e r s e r k r i e g (571—580) w u r d e dann dadurch ausgelöst, daß Persien 575 ganz Südarabien eroberte und die Axumiten ü b e r das Rote Meer zurückjagte. Die Persische Besetzung Südarabiens dauerte bis zur Ü b e r n a h m e der Macht auf der ganzen Arabischen Halbinsel durch den j u n g e n Islam, der j a die Alleinherrschaft der A r a b e r auf der g e s a m t e n Weihrauchstraße wiederherstellte.

Aber diese Ruhezeit in der sabäischen Geschichte, die nur mit der Beschäftigung des Byzantinischen und Persisches Reiches mit den Germanen- und Hunneneinbrüchen in Zusammenh a n g zu bringen ist, ging gegen den Schluß des 5. J a h r h u n d e r t s ihrem Ende entgegen. Im Römerreich stabilisierten sich die Verhältnisse durch die Vormachtstellung Theoderichs und durch seine Einigung mit dem Byzantinischen Reich. Auch im Perserreich fand ein n e u e r Machtzusammenschluß statt, nachdem am A n f a n g des 6. J a h r h u n d e r t s die H u n n e n a n g r i f f e endgültig abgeschlagen worden w a r e n . Ebenfalls in Abessinien scheint in dieser Zeit eine k r a f t v o l l e Herrschaft eingesetzt zu h a b e n mit dem A u f t r e t e n eines Königs Ellesb a a s oder Kaleb, Adedas (Adad), Andas, Anda, Amido, Hesimephieus, Abu Hesen oder Ela Azbeha, wie er in den verschiedensten Quellen genannt wird. Dieser starke christliche König v o n A x u m scheint v o n dem, wieder an dem Handel auf der Weihrauchstraße Interesse g e w i n n e n d e n Byzantinischen Reich benutzt w o r d e n zu sein, um die Macht des Sabäischen Reiches auf dieser wichtigsten W e l t h a n d e l s s t r a ß e zwischen Asien und Europa zu u n t e r g r a b e n . Zugleich w u r d e v o n Byzanz aus die Christianisierung des N e d j r ä n gefördert, w o das Christentum schon lange stark Fuß gefaßt hatte, so daß das Sabäerreich durch zwei christliche Herrschaften flankiert wurde. Nach den Legendenerzählungen w u r d e das Christentum in N e d j r ä n am Ende des 5. J a h r hunderts, als in J e m e n in Zafar der Tubba' Martad-ilän (495—515 n. Chr.) residierte, durch einen syrischen Sklaven Fimion eingeführt u n d g e w a n n sehr bald so stark Boden, daß ein Bischof Aretas, bei den A r a b e r n Aryat, bei den Abessiniern H a r w a r y a t genannt, eingesetzt wurde, der alle Andersgläubigen unterdrückte. Unter der doppelten Bedrohung von A x u m und von Nedjrän, das ja die W e i h r a u c h s t r a ß e nach N o r d e n zu beherrschte, trat der letzte Tubba' Dhü Nu'äs, auch Dimian, Dunaan, Dimmus, Damianus, Phineas oder Abu N o w ä z genannt, der 515 dem Martadilän folgte, zum J u d e n t u m ü b e r und n a h m den N a m e n Jussuf an. In einer sein J u d e n t u m bezeugenden h i m j arischen Inschrift wird die Anr u f u n g „dem H e r r n des Himmels und Jasra'ils" gebraucht. W ä h r e n d sich N e d j r ä n mit A x u m verbündete, suchte Dhü N u ' ä s Anschluß an Persien und schloß einen V e r t r a g mit dessen Vasallen, dem König Mundir III., dem Lakhmiden v o n Hira.

W ä h r e n d der Perserbesetzung w a r in J e m e n natürlich die Macht des Cristentums gebrochen, das seitdem völlig v o n der Halbinsel verschwand, w ä h r e n d das J u d e n t u m zwar nicht in seine alten Machtpositionen wieder eingesetzt wurde, aber doch w e i t g e h e n d toleriert wurde. Es w u r d e schon gesagt, daß auch M u h a m m e d versucht hat, ehe er nach Medina zog und auch nach der H e d j r a , seinen Frieden mit den J u d e n zu machen, w a s ihm aber nicht gelang und zur A u s r o t t u n g der J u d e n dort und in den a n d e r e n nordarabischen Oasen führte, w ä h r e n d das J u d e n t u m in Südarabien bis h e u t e erhalten geblieben ist. W i r k ö n n e n also nach den schriftlichen Uberlieferungen bisher nicht entscheiden, ob das Grab des Tubba' Abi-käriba As'ad in Ghaimän, w e n n der V o l k s m u n d recht hat, daß es sich um das Grab dieses 2. Königs v o n Saba', dhü Raidän, H a d h r a m ö t und J a m a n a t handelt, ein jüdisches oder heidnisches war. W e n n es sich um das Grab des h u n d e r t J a h r e vor ihm ü b e r l i e f e r t e n As'ad, des großen Eroberers ganz Arabiens, J a s i r u m Juhan'im, des vorletzten V e r t r e t e r s der Dynastie der Könige v o n Saba' und dhü Raidän, u n d Unterw e r f e r s v o n A x u m handelte, so besteht die Möglichkeit, daß das Grab ein jüdisches w a r . W i r müssen also diese Frage offen lassen u n d späteren Nachforschungen überlassen.

Im J a h r e 522 n. Chr. brachen die Feindseligk e i t e n aus. Dhü N u ' ä s eroberte N e d j r ä n und richtete ein fürchterliches Blutbad u n t e r den Christen an. Die M ä r t y r e r l e g e n d e n berichten v o n 20 000 Erschlagenen und V e r b r a n n t e n . Diese Ereignisse v e r a n l a ß t e n A x u m und Byzanz zum Gegenschlag. Schon im J a h r e 523 setzte Elesbaas v o n A x u m mit der Unterstützung von 70 byzan92

Die Altertümer in Süq en-Na'-äm Meine Abreise aus San'ä w u r d e durch mehr e r e plötzlich a k u t w e r d e n d e Gründe veranlaßt, die teilweise persönlicher N a t u r waren, teilweise in der Erkenntnis b e g r ü n d e t lagen, daß bei der wachsenden politischen Spannung in J e m e n , die vor allem durch eine Verschärfung der politischen Beziehungen zum Protektorat 'Aden und durch A u f s t ä n d e an der östlichen Grenze im Djöf und an der nördlichen Grenze von 'Asir g e k e n n zeichnet waren, meine Reisemöglichkeiten im Lande augenblicklich völlig aussichtslos w a r e n . Dazu k a m ein plötzliches k a t a s t r o p h a l e s Absink e n des Pfundkurses, das sich innerhalb weniger Tage mit einem Steigen der Thalerpreise gegenü b e r dem englischen Pfund um fast das Doppelte auswirkte. Die Z u s a m m e n h ä n g e dieser Ereignisse und ihre möglichen Folgen w a r e n von San'ä aus nicht zu übersehen. Sie wirkten aber auf die w e n i g e n Europäer, wie w e n n ein K a t a k l y s m a hereingebrochen wäre. Es d a u e r t e aber nahezu 8 Tage, bis ich vom Imäm die n o t w e n d i g e Reiseerlaubnis erhielt. Ich h a t t e zuerst d a r u m gebeten, nach Süden über Dhamär, Yerim und Ta'izz nach 'Aden oder nach M o k h ä reisen zu dürfen. Als mir das aus politischen G r ü n d e n als undurchführbar abgelehnt w o r d e n war, suchte man mich zu veranlassen, auf demselben W e g e , auf dem schon H. v. Wissm a n n vor kurzem nach H o d e i d a gereist war, also ü b e r Ma'ber, H a m m ä m 'Ali, M e d i n e t el-Abid, 'Obal die Küste zu erreichen. Als ich das ablehnte und bat, eine von uns bisher noch nicht bereiste Route benutzen zu dürfen, schlug der Imäm mir die Route über das W ä d i Surdüd vor, und bat mich, auf diesem W e g e auf die Möglichkeiten der Wasserspeicherung zu achten. W i r einigten uns also dahin, daß ich ü b e r Bet enN a ' ä m , Schibäm el-Kaukabän, Kaukabän, Tawila, Ridjum, M a h w i t , Süq el-Djumma' und Bädjil nach Hodeida reisen solle, also auf einem W e g e , der zwischen u n s e r e r Route v o n 1928 und meiner Hinreise nach San'ä lag und mir die Möglichk e i t e n gab, die beiden Routen kartographisch m i t e i n a n d e r zu verbinden, w a s bis auf w e n i g e Lücken, die zwischen den beiden Routen nicht zu ü b e r s e h e n waren, auch erfolgte. Am 15. Oktober 1931 reiste ich v o n San'ä ab.

Die Semsije oder M i g ä j a (Herberge) v o n Süq en-Na'äm, in der ich die erste Nachtrast machte, liegt auf der etwa 2600 — 2 7 0 0 m h o h e n Hochfläche, die sich bis an den Fuß des Djebel Kauk a b ä n erstreckt, welcher sich als Bruchstufe des Sandsteins bis zu 3200 m über die Trappdecke erhebt, die die Oberfläche der Hochebene v o n Süq en-Na'äm bis Schibäm el-Kaukabän hin bildet. Nördlich von der Semsije liegt das breite obere Tal des W ä d i Dhahr, hier W ä d i Rei'än genannt, das sich weiter u n t e r h a l b plötzlich als enge Schlucht in den breiten Talboden und in großen W i n d u n g e n einschneidet und in seinem untersten Abschnitt als breiter fruchtbarer Talboden in der Ebene v o n San'ä mündet. In diesem untersten Teil des W ä d i Dhahr, der w e g e n seiner vorzüglichen W e i n t r a u b e n und aller Arten v o n Früchten berühmt ist, liegt ein Sommerpalast des Imäm, in dem ich ihn im Sommer mit v. W i s s m a n n besucht hatte. In seiner Umgebung liegen überall Ruinen aus vorislamischer Zeit, von denen mir viel erzählt worden, aber zu d e r e n Besuch mir die Erlaubnis nicht erteilt w o r d e n war. Am A n f a n g der Engschlucht des W ä d i Dhahr liegt über der fast senkrechten Talwand das Dorf Bet en-Na'äm, e t w a 2 k m v o n der Semsije v o n Süq en-Na'äm entfernt. Etwas nördlich der Semsije, die auch nach dem hier wöchentlich stattfindenden M a r k t Süq er-Rabü' (Mittwochmarkt) n e b e n Süq en-Na'äm heißt, liegt auf einem flachen Hügel mit einer V e r e b n u n g auf der südlichen Seite des W ä d i Rei'än ein sehr eigenartiges vorislamisches Mon u m e n t (s. Fig. 88), das aus einer Stele besteht, die sich auf einem gepflasterten Platze erhebt, und an dessen vier Ecken je ein rechteckiges Gew ö l b e h a u s steht. Es h a n d e l t e sich bei dieser Anlage anscheinend um einen öffentlichen Platz, an dem seit vorislamischer Zeit nicht n u r die Wochenmärkte, sondern wahrscheinlich auch die Gerichts- und Volksv e r s a m m l u n g e n der Bewohner dieser Gegend s t a t t g e f u n d e n haben. W i r k e n n e n einen ähnlichen Platz, an dessen Stele inschriftlich die seinerzeit übliche M a r k t o r d n u n g eingemeißelt war, v o n G. W. Bury aus dem W ä d i Beihän beschrieben (s. The Land of Uz, London 1911). Es w a r der Marktort der sabäischen Stadt Timna' an der W e i h rauchstraße, und die Inschrift der Stele ist v o n Maria Höfner 1 ) bearbeitet. Die e t w a 4 m h o h e Stele (s. Phot. 43), die v o n einem h o h e n Steinhaufen rings u m g e b e n war, schien mir aus einer natürlich abgesonderten, sechsseitigen Basaltsäule zu bestehen, so daß ich gar nicht auf den G e d a n k e n kam, sie nach einer etwa v o r h a n d e n e n Inschrift näher zu untersuchen. Ich glaube aber nicht, daß ich eine solche über-

Die Straße bis nach Süq e n - N a ' ä m k a n n t e ich bereits v o n u n s e r e r ersten Reise her, auf der wir sie auf der Rückreise v o n Häz nach San'ä in umg e k e h r t e r Richtung benutzt hatten. Nachdem wir — F r e u n d e gaben mir von San'ä aus bis zur H ä l f t e des W e g e s das Geleite — die Ebene v o n San'ä g e q u e r t hatten, bogen wir beim Bäb elM e n d j i l in die j u n g e Vulkanlandschaft ein, warfen u n s e r e n Stein auf den Steinhaufen des Gabr el-Käfir (s. S. 135, Phot. 15) und erstiegen jenseits v o n Dhulla' die Hochfläche, auf der Süq e n - N a ' ä m liegt.

1) Eine s ü d a r a b i s c h e H a n d e l s i n s c h r i f t , schritte X, 1934, S. 274—275.

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Forschungen

und

Fort-

sehen hätte, und außerdem hätten meine eingeborenen Begleiter mich schon auf eine solche aufmerksam gemacht. Die Stele stand zwischen den vier Eckhäusern des Platzes unsymmetrisch, stark nach einer Schmalseite hin verschoben, etwa auf einem Viertel der Gesamtlänge des 50 X 40 m großen gepflasterten Platzes (s. Fig. 88). Das Pflaster bestand nicht aus Steinplatten, sondern aus eng aneinander gelegten Kopfsteinen, etwa wie das Pflaster in den Straßen unserer alten Städte, wobei die einzelnen Steine an ihrer Oberfläche aber

zes steht je ein kastenförmiges Gebäude mit einem Grundriß von etwa 6X5 m und einer Höhe von 3 m. Der Eingang zu diesen Häusern ist ein Tor mit Rundbogen und liegt bei allen vier Häusern in der Mitte der Längsseite. Die Tore aller vier Häuser schauen in der Richtung der Längsseite des Platzes, sind also zu je zweien gegeneinander gerichtet. Im Innern des Gebäudes (s. Fig. 89) sieht man den nur vom Eingang her beleuchteten Raum durch zwei Rundbögen in der Längsrichtung überwölbt, so daß wir hier dieselbe Architektur fest-

Pig, 88: Skizze des vorislamischen Versammlungsplatzes in Süq en-Na'äm, mit einer auf einem gepflasterten Platze unsymmetrisch stehenden Stele (s. Phot. 43) und vier reditedcigen Gewölbehäusern an den Edten

durch eine viele Jahrhunderte lange Benutzung stark abgeschliffen waren und durch ihre VerWitterungskruste (Wüstenlack), die sich auf ihrer Oberfläche gebildet hatte, wie Silber glänzten. An jeder der vier Ecken dieses heute noch fast vollständig gepflasterten, rechteckigen Plat-

stellen können, wie in den kastenförmigen Häusern an der Straße von Qohlän nach 'Amrän, die auf S. 22, Fig. 6 von Schamgh her beschrieben worden sind, nur daß bei dem dort abgebildeten Beispiel die Bögen die Schmalseite überwölben und hier die Längsseite. Im übrigen ist aber die Bauweise dieser vier Häuser, die aus roh behauenen Steinen, aber im Mauerverband gut aneinander und ohne Mörtel verpaßt, errichtet sind, völlig die gleiche, wie weiter im Norden. Nur in den Bögen sind die Steine, entsprechend den Erfordernissen ihres Gebrauchs, in Keilform zurechtgehauen. Im Süden der Semsije, an dem sanften Hange eines Hügels, zeigte man mir einen vorislamischen Mauerrest aus gut behauenen Basaltquadern bestehend. Da nicht weit von dieser Stelle ein Stein mit einem rechtwinkligen Punktungsornament aus Kalkstein lag, der sich nirgends in der Gegend anstehend findet, und von denen wir ähnliche fast an allen vorislamischen Gebäuden kennengelernt haben, so ist anzunehmen,

Fig. 89: Grundriß der vier Häuser an den Ecken des vorislamischen gepflasterten Platzes mit der Stele (s. Phot. 43) bei Süq en-Na'äm Größe 6X5X3 m

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daß sich an diesem Hang einst ein besser gebautes vorislamisches Gebäude befunden hat. Es wurde mir noch, von anderen Überresten aus vorislamischer Zeit in der Nachbarschaft von Süq en-Na'äm von den Einwohnern berichtet, aber die Zeit gestattete mir nicht, ihnen nachzugehen, vor allem nicht in Bet en-Na'äm, wohin

ich am Morgen vor dem Aufbruch der Karawane noch einen Abstecher machte. Ich mußte aber feststellen, daß ich von der Seite von Süq enNa'äm erst die sehr tiefe Schlucht und den Hang an der anderen Seite überwinden mußte, um in den Ort selbst zu gelangen, wodurch aber ein zu großer Zeitverlust entstanden wäre.

Die Altertümer in Schibäm el-Kaukabän Auf dem Wege von Süq en-Na'äm nach Schibäm el-Kaukabän, meiner nächsten Nachtrast, sieht man stets den Djebel Kaukabän als geschlossene weiße Mauer vor sich liegen, während links von diesem Wege sich das Gelände langsam und in kleinen Stufen zu dem viel höheren (bis zu 3760 m Höhe), aber weniger eindrucksvollen Djebel Hadhür Nebi Schu'aib hebt. Unterwegs wurde ich an vorislamischen Altertümern nur auf einen alten Staudamm etwa auf halbem Wege aufmerksam gemacht. Dieser alte vorislamische Bewässerungsdamm liegt rechts der Straße auf der Höhe von dem Orte Derhän und staute ein Tal auf, das über die Straße herüber, südlich von Derhän vorbei, wahrscheinlich zum oberen Wädi Sit fließt, das seinerseits zwischen Djebel Hadhür Nebi Schu'aib und Djebel Kaukabän, im tiefeingeschnittenen Bäb el-Hädjir durchbrechend, zu den oberen Quellflüssen des Wädi Surdüd gehört (s. Fig. 1). Eine weißleuchtende Gubba, wahrscheinlich ein Heiligengrab, lag nicht weit davon entfernt. Der Abstecher dahin war aber zu weit, so daß ich ohne nähere Untersuchung des Bauwerkes vorbeiziehen mußte. J e näher wir unserem Tagesziel, der Stadt Schibäm kamen, um so höher wuchs die weiße Mauer des oben flachen, vollständig horizontal abgeschnittenen Djebel Kaukabän vor uns auf. Wir kamen nach Überschreitung des Wädi Sit durch die Engschlucht des Bäb Fedjrän in die Landschaft des Sandsteins, dessen vorwiegende Farben weiß, gelb und rot sind, während die bisher durchwanderte Basaltlandsdiaft überwiegend schwarze und braune Töne aufwies. Links von uns blieb der fast unersteigbar scheinende Husn 'Arüs mit der gleichnamigen, schon vorislamischen Stadt an seinem Fuße, auf dessen Gipfel die ebenfalls vorislamische Burg aufragt, liegen. Dann folgte links die wie ins Leere führende Lücke am Rande des Hochlandes, das Bäb elHädjir, die durch das Wädi Surdüd zur Küste hinabführt. Sie wurde flankiert durch den kegelförmigen Zeugenberg des schon zum Djebel Kaukabän gehörenden Djebel Gäfa'a. Am Fuße der steilen Gebirgsmauer des Djebel Kaukabän entlangwandernd, sahen wir dann bald in der Ferne schon die in einem Winkel zwischen zwei zum Tale abfallenden Graten liegende Silhoutte der mauerumgürteten Stadt Schibäm vor uns. Man erkennt schon von ferne deutlich, daß die fast senkrechten weißen Felsmauern oberhalb der

Stadt von schwarzen Höhleneingängen wie punktiert erscheinen. Das sind die vorislamischen Grabkammern, die ich hier zum ersten Male in Jemen in dieser Massenhäufung antraf, nachdem wir einzelne oder höchstens Gruppen von solchen Höhlen schon in den Sandsteinwänden des Djebel Gahrän, des Djebel Gohal und Husn dhü Marmar auf unserer ersten Reise beobachtet hatten (s. Vorislamische Altert., a.a.O., S. 159ff.). Die Stadt Schibäm el-Kaukabän zum Unterschied von gleichlautenden Orten wie Schibäm el-Gheräs und anderen genannt, liegt in einem Talschluchtboden direkt am Fuße der senkrechten Wand des Djebel Kaukabän, die hier eine relative Höhe von rund 350 m und eine absolute Höhe von über 3000 m besitzt. Auf der ebenen Hochfläche des Djebels liegt die früher sehr große Stadt Kaukabän, zwei Stunden steilen Aufstiegs von Schibäm entfernt, heute aber nur noch aus einigen Häusern bestehend. Die Zerstörung dieser, nicht nur in vorislamischer Zeit blühenden Stadt erfolgte vor allem in den dauernden erbitterten Kämpfen mit den Türken in den letzten drei Jahrhunderten, vor allem in den letzten Kämpfen um die Jahrhundertwende. Der W e g von Schibäm nach Kaukabän führt zuerst durch ein Tal, dann durch eine steile Schlucht und in Serpentinen an der Gebirgsmauer entlang durch einen Hohlweg, der ebenso wie das gesamte Tal einer tektonischen Verwerfung folgt, durch die die Felsbastion, auf der die Stadt Kaukabän liegt, von dem übrigen Plateau abgetrennt worden ist (s. Fig. 1). Die Stadt Schibäm el-Kaukabän liegt nach der steilen Gebirgsmauer zu vollkommen gedeckt, so daß eine schützende Stadtmauer nur nach der Ebene zu notwendig war (s. Fig. 90). Sie breitet sich auf den unteren Hängen eines Tales und dessen Schuttkegeln aus, die von diesem, von der gewaltigen Verwerfung veranlaßten Tale, dessen Formen sie sich anschmiegt, sowie einigen Hängetälern abgelagert worden sind. Einige Gebäudekomplexe der Stadt ziehen sich weit in das Haupttal und die Nebentäler hinein oder liegen auf den flacher werdenden Rücken, die sich zwischen ihnen von den Graten herabziehen. Einzelne Gruppen von Gebäuden stehen sogar auf den Schichtstufen der Steilhänge der Gebirgsmauer oberhalb der Stadt. Die geschlossene Stadt aber liegt in einem breiten Streifen zwischen den beiderseits des 95

Fig. 90:

Plan der S t a d t S d i i b ä m e l - K a u k a b ä n . Schiditlinien in A b s t ä n d e n v o n 10 zu 10 m, v o n d e n e n H u n d e r t e r v e r s t ä r k t sind. (Die 2700-m-Linie durchzieht die Stadt.) M a ß s t a b e t w a 1:10 000

Haupttales vorspringenden Felsnasen und setzt sich jenseits der nördlichen Felsnase in die ostwestlich gestreckte Judenstadt fort, die Gä' elJehaud, die ebenfalls ganz von Mauern eingeschlossen ist. Die Stadtmauer von Schibäm besteht nicht aus einem sich ununterbrochen fortsetzenden Mauerkranz, sondern wird in der Hauptsache von aneinandergebauten Hausreihen gebildet, deren Rückfront ohne Tür- und Fensteröffnungen die Außenseite der Mauer darstellt. Nur an einigen Stellen ist eine richtige Stadtmauer vorhanden, wie z. B. im äußersten Süden der Stadt (s. Phot.44). Die sich in das Tal hineinziehenden Teile der Stadt sind ebenfalls teilweise in sich von Mauern umgeben und oft (s. Phot. 45) noch dazu von durchgehenden Mauern miteinander verbunden. Insgesamt bildet die Stadt mit ihrem Gewirr von Mauerkränzen in ihrer, der Gebirgsmauer angeschmiegten Lage eine sehr starke Festung, die jedem Angriff zu trotzen vermag und vermochte und wohl stets, in vorislamischer Zeit wie heute noch, der Schlüssel zu der wichtigen Stadt Kaukabän war, die wiederum in sich eine ausgedehnte, ringsum von senkrechten Gebirgsmauern umgebene Festung bildete auf der nach ihr genannten riedelartigen Hochfläche.

die

Drei Haupttore führen durch den östlichen Mauerkranz aus der Stadt heraus, eines im Norden zwischen Araber- und Judenstadt, zur Straße nach Thylle' führend, eines im Osten, zur Straße nach Häz, an den Kasernen der Stadt vorbeiführend, und eines weiter südlich, zur Straße nach S a n a leitend, durch das wir bei unserer Ankunft die Stadt betraten. An einzelnen Stellen ist die Stadtmauer durch gewaltige Rundtürme oder durch Halbtürme, die aus der Mauer hervortreten, flankiert. Besonders an den Winkeln der Mauer stehen besondere Verstärkungen in Form von solchen Rundtürmen oder auch in Form von hohen, viereckigen kastenartigen und fensterlosen Gebäuden. Zwei solcher Türme liegen z. B. an beiden Enden des Mauerstücks, das die islamische Stadt von dem Judenviertel trennt, vermutlich noch aus der Zeit stammend, als vor der Einführung des Islams das Judentum mit den anderen Weltanschauungen in Jemen um die Vorherrschaft kämpfte. Denn es ist anzunehmen, daß sich schon in vorislamischer Zeit, ebenso wie heute noch im ganzen Orient, die verschiedenen Religionen voneinander absonderten. Das Judenviertel, die Gä' el-Jehaud, ist in sich wiederum vollständig durch einen Mauerkranz oder durch in sich zusammengebaute Häuser von 96

den islamischen Vierteln abgeschlossen. Es besitzt nur einen einzigen Zugang in Form eines verschließbaren Tores nach Süden, also zur Araberstadt zu, von dem der Verkehr dorthin und zur Straße nach dem wichtigsten Nachbarort Thylle' verläuft. Im Innern besitzt die Judenstadt nur eine einzige Hauptstraße, von der tracheenartig die Seitenstraßen bis zum Mauerkranz führen, unter sich allerdings wieder durch Gänge und innere Durchlässe in den Häusern miteinander verbunden, die in Zeiten der Gefahr die Verteidigung und ein schnelles Verschwinden erleichtern.

mit eingeschnittener Schrift, also die älteren Schriftsteine, in Schibäm bei weitem gegenüber denen mit Reliefschrift in der Mehrheit, im Gegensatz zu Ghaimän, wo das Verhältnis ein umgekehrtes war. Man wird daraus vielleicht schließen können, daß die Blütezeit von Schibäm in wesentlich. älterer Zeit lag, als die Blütezeit von Ghaimän oder mit anderen Worten, daß Schibäm seine Hauptbauzeit in klassisch-sabäischer Zeit besaß, während diese bei Ghaimän nach vollkommener Zerstörung der älteren Bauten vielleicht anschließend an einen Bürgerkrieg in himjarischer Zeit lag.

Wie in jeder Festung und wie es auch schon in Ghaimän besprochen wurde, ist die Wasserversorgung in dem Klima des Landes, das fast drei Viertel des Jahres mit Regenlosigkeit rechnen muß, außerordentlich wichtig. Außer einer weitgehenden Erschließung des unterirdischen Wassers durch Ziehbrunnen in fast jedem Hause, waren eine Anzahl großer Zisternen vorhanden, die aber im einzelnen nicht näher untersucht werden konnten, da die zur Verfügung stehende Zeit zu begrenzt war. Einige dieser Zisternen, sowohl außerhalb der Stadt am Rande der Oase, wie auch innerhalb des Mauerkranzes, vor allem eine große Zisterne am unteren Hange der südlichen Felsnase, waren sicher vorislamisch, glichen aber im allgemeinen den bereits früher besprochenen Zisternen.

Die in Schibäm gefundenen Inschriftensteine mit eingeschnittener Schrift weisen einen sehr unterschiedlichen Duktus auf. Sie sind teilweise mit ihren Buchstaben in der Linienführung nicht streng senkrecht gestellt, wie es die meisten Inschriftensteine, die ich sonst gesehen hatte, zeigen, sondern es wurden hier zum ersten Male Inschriften angetroffen, bei denen einige Buchstaben die Neigung aufwiesen, eine leichte Schrägung nach links unten zu zeigen. Besonders auffällig zeigt sich diese Neigung zur Schrägstellung der Buchstaben bei dem in Fig. 91 abgebildeten Inschriftenstein, den ich gleich beim Eintritt in

Ich wurde bei meiner Ankunft in Schibäm vom Prinzen Seif el-Isläm Hussein, dem vierten Sohne des Imäm, begrüßt, der als 'Ämil (Gouverneur) der ganzen Landschaft Hamdän in Thylle' residierte und von dort gekommen war, um von mir Abschied zu nehmen. So blieb mir nicht viel Zeit, außer in den Nachmittagsstunden und am nächsten Morgen, die Altertümer der Stadt und der Umgebung zu suchen. Bei meinen Rundgängen konnte ich sowohl in der Stadtmauer wie in einzelnen Gebäuden der Stadt Mauerreste aus vorislamischer Zeit feststellen, aber die Zeit reichte nicht aus, sie im Stadtbild festzulegen (s. Fig. 90), das in der Hauptsache aus Photographien von guten Aussichtspunkten oberhalb der Stadt und besonders vom Rande des Djebel Kaukabän aus entworfen worden ist. Ich mußte mich in der Hauptsache damit begnügen, die aufgefundenen Inschriftensteine und Ornamentstücke durch Zeichnung oder Photographie festzulegen, die im folgenden beschrieben werden sollen. An Inschriftensteinen fand ich in Schibäm eine ganze Reihe, von denen die an Ort und Stelle gemachten Abklatsche leider durch mißliche Umstände verloren gegangen sind. Die Art ihrer heutigen Anbringung in den islamischen Gebäuden wird sehr gut demonstriert durch die in Phot. 46—49 abgebildeten Steine, die nur zufällig alle in jüngerer Reliefschrift gearbeitet sind. Im allgemeinen waren die Inschriftensteine

Fig. 91: Stadttor

I n s d i r i f t e n s t e i n aus g r a u e m K a l k s t e i n , ü b e r d e m v o n Schibäm e l - K a u k a b ä n eingebaut. Schrift e i n g e s c h n i t t e n . G r ö ß e 100X35 cm

F i g . 92: I n s d i r i f t e n s t e i n a u s g e l b e m K a l k s t e i n , an d e r Ecke e i n e s H a u s e s in Schibäm e l - K a u k a b ä n e i n g e b a u t . Schrift e i n g e s c h n i t t e n . G r ö ß e 100X25 cm

die Stadt über dem südöstlichen Tore eingebaut fand. Auch sonst weisen einzelne seiner Buchstaben Sonderheiten auf, die sich bei den sonstigen Steinen der klassisch-sabäischen Zeit nicht finden. Auffällig ist auf den ersten Blick die Trennung des w in zwei sich berührende Kreise, während dieser Buchstabe im allgemeinen in einem zweigeteilten Kreis oder Oval dargestellt wird. Die keilförmige Verdickung der freien Enden der Buchstaben ist wie bei der senkrechten Schrift gebräuchlich, doch ist diese Verdickung bei dem s nicht vorhanden, sondern wird hier durch eine dreieckige Umrahmung ersetzt. Bei dem j ist einmal nach unten ganz deutlich ein Doppelkeil, ein anderes Mal nur ein einziger Keil angewandt. Da der stark verwitterte Stein 97;

sonst sehr sorgfältig gearbeitet ist, so möchte ich ihn nicht als primitive, sondern eher als recht altertümliche Arbeit ansehen. Ebenfalls einen sehr altertümlichen Eindruck vermitteln, dem ganzen Habitus nach, die in Fig. 92 und 93 abgebildeten Steine, deren Schrift außerordentlich abgeschliffen war. Sie zeigen beide den Buchstaben z in zwei übereinander stehenden Dreiecken, was sonst in keiner der anderen Inschriften vorkommt. Der Buchstabe r ist hier in beiden Inschriften nach rechts geöffnet dargestellt, so daß es sich wohl um einen Inschriftentyp handelt, bei dem die Zeilen abwechselnd von rechts und von links geschrieben worden sind.

tet, sie machen daher einen viel geschlosseneren Eindruck als diejenigen der Steine in Fig. 91—95. Bei der Inschrift Fig. 101, die sich links des mittleren Stadttores in einer Höhe eingebaut fand, daß ich sie nur mittels einer Leiter kopieren konnte, ist eigenartig, daß bei den nach oben geöffneten Buchstaben sich runde Formen zeigen, während die entsprechenden nach unten geöffneten durchgehend eckig geformt sind, z. B. h und s. Im Stein Fig. 100 ist die Einheitlichkeit dagegen bei allen Buchstaben gewahrt. Dieselbe Beobachtung machen wir bei den Steinen der Fig. 96—99, die mir einen Übergang von den Steinen Fig. 91—95 zu den Steinen Fig. 100—101 darzustellen scheinen. Auch hier wechselt die Wendung des Buchstaben r anscheinend von rechts nach links. Während der Buchstabe aber in Fig. 100 und 101 einen einheitlich nach links geöffneten Bogen zeigt, ist nicht nur in den Steinen von Fig. 96—99, sondern auch denjenigen in Fig. 94 und 95 die Neigung zu einer entgegen-

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Fig. 93: Insdiriftenstein aus gelbem Sandstein in einem Hause in Sdiibäm el-Kaukabän eingebaut. Schrift eingeschnitten. Größe 30X 25 cm

Auch der sehr verwitterte Stein der Fig. 94 gehört in diese Kategorie. Er hat mit dem Stein in Fig. 93 gemeinsam, daß nicht nur die Buchstaben sehr weit auseinandergezogen sind, sondern daß auch die Zwischenräume zwischen den Zeilen weiter sind als in allen übrigen Steinen. Besser erhalten ist die obere Zeile des Steins in Fig. 95, der dem ganzen Duktus nach in die Zeit des Steins Fig. 94 zu gehören scheint, aber sonst bereits den Übergang zu den Steinen der klassisch-sabäischen Zeit bildet.

Fig. 95: Insdiriftenstein aus grauem Kalkstein, in der Mauer eines Hauses in Sdiibäm el-Kaukaban eingebaut. Schrift eingeschnitten. Größe 35X20 cm

Fig. 96: Inschriftenstein aus gelbem Kalkstein, in der Mauer eines Hauses in Sdiibäm el-Kaukabän eingebaut. Schrift eingeschnitten. Größe 40X25 cm

Fig. 94: Insdiriftenstein aus gelbem Kalkstein, im Pflaster des Süqs von Schibäm el-Kaukabän eingebaut. Schrift eingeschnitten. Größe 30X25 cm

Diese zeigen ihre schönste Ausbildung in den beiden großen Inschriftensteinen der Fig. 100 und 101, in denen die Zeilen dicht übereinander stehen und auch die Buchstaben eng aneinander gesetzt sind. Die Buchstaben sind ferner in ihrer Gesamtheit streng senkrecht stehend ausgerich-

Fig. 97: Insdiriftenstein aus gelbem Kalkstein, in der Mauer eines Hauses im Süq von Sdiibäm el-Kaukabän eingebaut Schrift eingeschnitten. Größe 25 X 25 cm

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gesetzten Außenbiegung der freien Bogenenden vorhanden. Auch sonst sind in der Darstellung einzelner Buchstaben Verschiedenheiten zu beobachten, aus denen wir aber keine Schlüsse allgemeiner Natur entwickeln können.

Fig. 98: Inschriftenstein aus gelbem Kalkstein, im Süq von Sdiibäm el-Kaukabän eingebaut. Schrift eingeschnitten, Größe 45 X 25 cm

gehören, die wohl in die himjarische Zeit zu verlegen ist. Wir können höchstens einen Barockstil — wenn man diesen Vergleich anwenden darf — feststellen, insofern als die Schrift der Steine von Fig. 103 und 104 sowie von Phot. 46, 47 und 49 noch mehr oder minder den gradlinigen Charakter der Buchstaben wahrt. Man kann bei diesen Steinen noch die Entwicklung aus den eingegrabenen geraden Linien der älteren Schrift mit den keilförmig verbreiterten Enden zu den ähnlich geformten Leisten erkennen. In dem Stein der Fig. 102 und vor allem der Phot. 48 sehen wir aber bereits alle Linien von der geraden zu der gekrümmten Form übergehen. Wir kommen damit zu einem Schriftduktus der Reliefschrift, der in Phot. 48 schon nahezu erreicht ist, bei dem die Zwischenräume zwischen den einzelnen Buchstaben, soweit sie die Trennungsleisten zwischen den Zeilen berühren, aus einer Folge von vertieften ellipsoiden Formen bestehen, so daß man als Nichtkenner der Schrift kaum noch den Schriftcharakter eines solchen Steines zu erkennen vermag. Wir können in der Entwicklung der nordarabischen Schrift aus der einfachen Linienführung der ältesten Zeugnisse, des sogenannten Kufischen, zur komplizierten Schmuckschrift, die nur noch aus gekrümmten Linien besteht, eine ähnliche Wandlung konstatieren. In beiden Fällen handelt es sich meines Erachtens um eine Beeinflussung des Formgefühls, die sich nicht nur auf allgemeinem kulturellen Sektor, sondern auch auf die Darstellung der Schrift ausgewirkt hat, und die nicht von Westen, d. h. in Südarabien von Norden eingedrungen ist, sondern von Osten, in Südarabien genauer von Nordosten, also von Persien und Indien her, sich über ein älteres, zum linearen neigendes Formgefühl gelegt hat.

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^Mi^MMmM Fig. 99: Insdiriftenstein aus gelbem Kalkstein, in der Mauer eines Hauses in Schibäm el-Kaukabän eingebaut. Schrift eingeschnitten. Größe 80 X 35 cm

mM^mwmA Fig. 100: Insdiriftenstein aus gelbem Sandstein, in der Mauer eines Hauses in Sdiibäm el-Kaukabän eingebaut. Sdlrift eingeschnitten. Größe 50 X 40 cm

Diesen 11 Inschriftensteinen mit eingeschnittener Schrift, zu denen noch einige abgeklatschte Steine kommen, die hier nicht behandelt, sondern im III. Teil von Dr. Maria Höfner bearbeitet werden, stehen außer den in Phot. 46—49 abgebildeten 4 nur noch die in Fig. 102—105, also weitere 4, das sind insgesamt 8 Steine, mit Reliefschrift gegenüber. Sie zeigen alle einen ähnlichen Duktus, so daß wir annehmen können, daß sie einer ziemlich einheitlichen Bauperiode in Schibäm an-

In dem in Fig. 105 abgebildeten Stein sehen wir nur einen Buchstaben erhalten, der ein h oder ein s sein kann, je nachdem man den Stein dreht, und zwar in einer Reliefschrift mit einer Länge des Buchstabens von mindestens 30 cm. Es muß sich bei diesem Stein also um einen sehr großen Inschriftenstein gehandelt haben, der wahrscheinlich mit einem größeren Ornament verbunden war. Es handelte sich wohl nicht nur um eine Umrahmung der Inschrift, wohl an beiden Seiten durch ein Mäanderfries, sondern enthielt ähnlich wie der in Fig. 119 abgebildete Stein aus Kaukabän vermutlich noch weitere Darstellungen. Das Mäanderornament ist, wie das in Fig. 64 aus Ghaimän abgebildete, nicht eine unendliche Fortsetzung, wie die echten Mäander, sondern endet jeweils nach fünf Gliedern blind, um dann von neuem anzusetzen. Der in Fig. 106 abgebildete Stein wurde im Judenviertel außerhalb von Schibäm gefunden, wo noch mehrere andere Steine abgeklatscht wurden. Es handelt sich bei diesem Bruchstück um eine große Platte, die wahrscheinlich nur

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links und unten abgebrochen ist. In diese rechtediige Platte ist ein ebenfalls rechteckiges Feld etwas vertieft eingelassen. Die Schrift, die auf dem äußeren Rand vollständig erhalten ist, im inneren Feld aber nach links abgebrochen sein muß, zeigt den Duktus der frühen klassischsabäischen Zeit.

Neben den Inschriftensteinen fanden sich in Schibäm el-Kaukabän nur ziemlich wenig Bauteile und Ornamentsteine. Von Bauteilen wurden 5 Reste von Säulen gefunden, von denen die in Fig. 107 und 108 abgebildeten denselben Typus zeigen, wie alle Säulen aus klassisch-sabäischer Zeit, obwohl sie im übrigen in den Ausmaßen voneinander und von den anderswo gefundenen abweichen. Das würfelförmige Kapitell zeigt das kombinierte Stufen-Schuppen-Motiv mit dem Riefelornament auf der vom Schuppenmotiv freien Stufe. In der in Fig. 107 abgebildeten Säule, bei der Kapitell und Schaft unzerbrochen in einem Stüde erhalten geblieben sind, sieht man den charakteristischen Übergang von dem viereckigen Kapitell zu dem achteckigen Schaft, der durch vier, von den unteren Ecken des Kapitells ausgehenden Zwickeln vermittelt wird. Dieselbe Säulenform sehen wir in dem in Phot. 50 abgebildeten Bruchstück eines Kapitells, das unterhalb dieser Zwikkel abgebrochen ist. Das in Fig. 108 abgebildete Bruchstück eines ähnlichen Kapitells zeigt über der obersten Schuppenreihe noch eine weitere Stufe.

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In Fig. 109 sehen wir das Bruchstück eines Pfeilers abgebildet, das sich in einem Hauses von Schibäm eingebaut fand. Wir haben in Ghaimän (s. S. 67, Fig. 60) schon einen ähnlichen Pfeiler beschieben. Dort stellte aber das Bruchstück offensichtlich den oberen Teil eines solchen dar, denn es wies an seinem einen Ende eine, wenn auch nur 2 cm über dem als Schaft aufzufassenden Teil hervortretende Verstärkung auf, die man als Kapitell ansehen mußte. Diese fehlt auf dem vorliegenden Bruchstücke Fig. 109, an dessen einem Ende aber dasselbe Riefelmotiv auftritt wie bei dem Stück aus Ghaimän, aber ohne den dort vorhandene hervortretenden Absatz. Die senkrechten Rillen auf dem sich an das geriefelte Ende anschließenden Teil des Bruchstükkes sind dagegen genau dieselben, wie bei dem Ghaimäner Stück. Man geht daher vielleicht nicht fehl, wenn man annimmt, daß es sich bei diesem Pfeiler aus Schibäm um ein gleiches Stück wie bei dem aus Ghaimän handelt, daß dieses Bruchstück Fig. 109 aber den Basis-

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m in x^a w.i h m h a x° b th i h 1 i

mwm^mw^mmmm 1 iMififfi ! )°ma® 1 °n i m w m Fig. 101: I n s c h r i f t e n s t e i n aus f e i n e m r o t e n S a n d s t e i n , l i n k s des m i t t l e r e n T o r e s v o n Schibäm e l - K a u k a b ä n in der M a u e r e i n g e b a u t . Schrift eingeschnitten. G r ö ß e 175 X 70 cm. S d i r i f t t e i l 100 cm

100

el-Kaukabän eingebaut. Keliefsdirift. Größe 100 X 30 cm

0• Fig. 103: Inschriftenstein aus gelbem Kalkstein, an der Ecke eines Hauses in Schibäm el-Kaukabän eingebaut. Reliefsdirift. Größe 80 X 25 cm

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Fig. 106: Inschriftenstein aus gelbem Kalkstein, in einem Hause im Judenviertel von Schibäm el-Kaukabän eingebaut. Schrift eingeschnitten, unteres Feld etwas vertieft. Größe 50 X 35 cm

Fig. 104: Insdiriftenstein aus gelbem Kalkstein, im Innern eines Hauses in Schibäm elKaukabän eingebaut. Reliefschrift. Größe 40 X 40 cm Fig. 108: Bruchstück eines Kapitells aus weißem Kalkstein, in der Mauer eines Hauses in Schibäm el-Kaukabän eingebaut. Größe 35 X 35 X 30 cm

Fig. 105: Insdiriftenstein mit Mäander-Ornament aus weißgelbem Marmor, in der Mauer eines Hauses in Schibäm elKaukabän eingebaut. Reliefschrift und eingeschnittenes Ornament. Größe 30 X 20 cm

Fig. 107: Säule aus gelbem Kalkstein, in einem Hause von Schibäm el-Kaukabän eingebaut. Durchm. d. Kapitells oben: 40 X 40 cm, Höhe 40 cm. Länge der Zwickel am Ubergang von Kapitell zu Schaft 50 cm. Länge des ganzen, aus einem Stein gefertigten Stüdes: 140 cm. Der Schaft ist regelmäßig achteckig.

Fig. 109: Bruchstück eines Pfeilers aus gelbem Kalkstein, in der Mauer eines Hauses in Schibäm el-Kaukabän eingebaut. Größe 30 X 30 X 60 cm

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teil eines solchen Pfeilers darstellt, während das Bruchstück aus Ghaimän den oberen Teil mit dem Kapitell bildete. Wir haben bei Ghaimän (s. S. 67) schon über die formale Stellung dieser Pfeiler innerhalb der altarabischen Architektur gesprochen. Aber einen grundsätzlich anderen Säulentyp, als alle bisher besprochenen, stellt das in Fig. 110 abgebildete Bruchstück dar, das in einem Laden im Süq, auch heute noch als Säule dienend, eingebaut war, und zwar mit dem vierkantigen dickeren Ende nach oben, so daß ich dieses in meinem Zeichenheft ohne weiteres als Kapitell beschriftete. Aber bei der genauen Betrachtung

nommen anzusprechen. Das ist aber noch weniger mit der Ornamentierung der Fall. Trotzdem müssen wir wohl diese Säule, die wiederum gegenüber dem klassisch-sabäischen Stil doch stark hellenisiert erscheint, in die himjarische Zeit versetzen, in der die hellenistischen Einflüsse sich durchzusetzen begannen. Ehe wir ein größeres Vergleichsmaterial an derartigen Säulen besitzen, können wir uns aber nicht über die Einflüsse von anderen Seiten her, denen dieses Bruchstück in Schibäm, außer den sicher hellenistischen, ausgesetzt war, festlegen. Schon die Form der Kannelierung des Schaftes, der rundum 20 Kannelüren aufweist, ist durchaus fremdartig. Aus der zylindrischen Säulenoberfläche sind nicht nur die Rinnen der Kannelüren herausgeschnitten, sondern auch die Zwischenräume zwischen den Rinnen sind vertieft, so daß die eigentlichen Kannelüren, die unten und wahrscheinlich auch oben mit einer Rundung enden, ringsum von einem Wulste umgeben sind. Der Ubergang vom runden Schaft zur eckigen Basis geht über ein zahnartiges Ornament, das aus demselben Niveau der Zylinderoberfläche des Schaftes herausgeschnitten ist, wie die Kannelüren. Die Zähne stehen in den Zwischenräumen zwischen den Kannelüren. Der gleichmäßig zylindrische Schaft steht auf einer viereckigen Platte, die nach allen Seiten gleich weit über den Durchmesser des Schaftes herausragt, während der unter dieser Platte liegende Sockel der Basis mit seinem Durchmesser zwischen dem der Platte und dem des Schaftes liegt. Der Sockel ist von der auf ihm liegenden Platte durch eine doppelte Leiste, d. h. eine zurückweichende Delle und einen vorstehenden Wulst getrennt.

Fig. 110: Säulenbasis aus weißem kristallinen Kalkstein, in einem Laden des Süq von Sdiibäm el-Kaukabän eingebaut. Basis 35 X 35 X 30 cm, Schaft 30 X 30 cm, Länge 80 cm

der Zeichnung muß man doch zu der Erkenntnis kommen, daß es sich hier nicht um ein Kapitell, sondern um die Basis einer Säule handeln muß, weil sonst die vorstehende viereckige Platte mit den schrägen Wulstornamenten an der Außenseite unharmonisch gewirkt und in der Sicht nach oben das eigentliche, ornamentierte Kapitell verdeckt haben würde. Schon rein äußerlich ist die Form dieser Säule mit dem kannelierten Schaft und dem wahrscheinlich viereckigen Kapitell und ebensolcher Basis nicht ohne weiteres als vom Hellenismus über-

Die Platte, die die Basis nach oben abschließt, ist an ihren schmalen Seitenflächen durch ein Ornament verziert, das man als Schiffstaumuster bezeichnen würde, wenn die Platte rund und nicht kantig geformt wäre. So liegen hier schmale elipsoide Wülste, schräg gestellt, eng nebeneinander auf einer ebenen Fläche. Wie der Übergang dieses Ornaments von einer Seitenfläche zur anderen an den Ecken erfolgte, ist mir leider im einzelnen entgangen, etwa ob das Ornament dort in kleinere Wülste überging, wie es auf der Fig. 110 dargestellt ist, oder ob dort an jeder Ecke ein gleich großer Wulst lag, der die Kante abrundete, ohne die viereckige Form im übrigen zu stören. Der Sockel der Säulenbasis, der zur Hälfte abgebrochen ist, zeigt auf allen vier Seiten das gleiche Ornament, nämlich eine anscheinend sechs- oder achtblättrige Rosette, von der sicher vier Blätter wegen der viereckigen Form der Seitenfläche gleich groß waren. Ob die anderen vier Blätter zu ergänzen waren, wie das mittlere, konnte ich nicht einwandfrei feststellen. Diese Rosettenblätter sind reliefartig aus der Fläche 102

herausgeschnitten worden. Auf dem sehr abgeschliffenen und an den Bruchflächen zerbröckelten Stück waren allerdings an allen Flächen nur die in Fig. 110 gezeichneten drei Blätter erhalten. Es wäre zu wünschen, daß in Schibäm, das ich bei weitem nicht erschöpfend nach Altertümern untersuchen konnte, eines Tages das andere Ende einer solchen Säule gefunden würde. Nach meinem Formgefühl müßte, wenn das erhaltene Bruchstück wirklich als Basis anzusprechen ist, das Kapitell ähnlich gestaltet gewesen sein, nur daß der Kubus mit der Rosette dem Schaft wahrscheinlich direkt aufliegen und die Platte mit den elipsoiden Wülsten den oberen Abschluß bilden würde. Es ist allerdings anzunehmen, daß ein anderer Übergang von der Rundung des Schaftes zum Würfel des Kapitells vorhanden gewesen ist. An Ornamentsteinen fand ich in Schibäm nur sehr wenige (Fig. 111—113), darunter ein kombiniertes Stufen-Schuppenmotiv in Form einer Leiste oder eines Frieses (Fig. 111), ein sehr primitiv stilisiertes Weinranken-Motiv, wahrscheinlich in Form eines Frieses (Fig. 112), und vor allem Bauteile mit Ornamenten, die mir in dem bisherigen Bestand altsüdarabischer Architekturreste noch völlig unbekannt waren, nämlich eine ganze Anzahl von Steinbalken, deren vorspringende Köpfe an der Außenseite ornamentiert waren. ^

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Fig. 111: Ornamentstein aus g e l b e m Kalkstein, in der Mauer eines H a u s e s in S d i i b ä m el-Kaukabän eingebaut. Größe 120 X 25 cm

In Fig. 111 ist ein Stufen-Schuppen-Motiv, als vorspringende Leiste oder als Fries verwandt, abgebildet. Der 120 cm lange Stein ist anscheinend unzerbrochen, da er nach allen Seiten hin mit glatten Flächen endete.. Das Ornament ist dasselbe, wie wir es überall an den klassischsabäischen Säulen finden, und es ist wohl anzunehmen, daß das Stück baulich mit Säulen wie in Fig. 107 und 108 und Phot. 50 verbunden war. Nach links scheint der Stein keine Fortsetzung

Fig. 112:

Weinranken-Ornament aus gelblichem Kalkstein, in der Außenw a n d eines H a u s e s in Schibäm el-Kaukabän eingebaut. Größe etwa 40 X 25 cm •

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gehabt, sondern eine Ecke gebildet zu haben. Nach rechts dagegen muß er an einen ähnlichen oder gleichen angeschlossen gewesen sein, denn die letzte Schuppe ist nur zum Teil an diesem Stein erhalten und muß am nächsten Stein ihre Fortsetzung gefunden haben. Ob ähnliche Steine nach oben und nach unten hin zu ergänzen sind, so daß eine Wandfläche, wie wir sie uns in Ghaimän (s. S. 68, Fig. 61) vorgestellt haben, entstehen mußte, ist nicht zu entscheiden. Ich möchte jedoch gefühlsmäßig annehmen, daß es sich bei diesem Ornament in Fig. 111 doch nur um eine einzige Leiste innerhalb einer sonst glatten Wandfläche gehandelt hat. Der in Fig. 112 abgebildete Stein, mit einem reliefierten Weinrankenornament, gehörte anscheinend einem Friese an, auf dem sich der Weinstamm unten in Wellenlinien hinzog, während die Blätter, Ranken und Früchte über und unter dem Stamme nach jeder Welle wieder von neuem symmetrisch angeordnet waren. Der Stein ist nur unten nicht abgebrochen. Er ist in ziemlich hohem Relief (2 cm) gearbeitet. Sehr primitiv stilisiert sind die Einzelformen der Weinranke, vor allem der Stamm, der in seiner Mitte eine nicht ganz verständliche Rille aufweist, dann die zungenförmigen Stammblätter, die wahrscheinlich Ranken sein sollen, und die vierfingerigen handförmigen Hauptblätter, die kolbenförmigen Enden der Seitenranken und die birnförmigen Weintrauben. Wir haben bei der Betrachtung dieses Stückes den Eindruck, daß es sich um die einheimische Arbeit eines Künstlers handelt, der in der Übergangszeit zwischen dem geometrischen Stilgefühl und dem neuwerdenden hellenistischen Formgefühl, als die ersten figürlichen Darstellungen gerade erstanden, sich an der Darstellung dieses Reliefs versuchte. Unter diesen Gesichtspunkten gesehen, würde das Weinrankenmotiv Fig. 112 etwa auf derselben Stufe stehen, wie das einzige in Hugga gefundene (s. Vorisl. Altert., a.a.O., S. 59, Phot. 27), wenn auch im einzelnen die Elemente der Darstellung ganz andere sind. Etwas völlig Neues in der vorislamischen südarabischen Kultur fand ich aber in Schibäm in den in Fig. 113 abgebildeten ornamentierten Köpfen von Steinbalken, die nahe beieinander in mehreren Häusern in der Umgebung des südöstlichen Stadttores eingebaut waren. Es war bereits etwas dämmerig, als ich sie abzeichnete, und als ich fertig war, trat die Dunkelheit so schnell ein, daß ich nicht mehr in der Lage war, das Gemäuer, in dem sie eingebaut waren, näher zu untersuchen, zumal ich zum Abendessen bei dem Prinzen erwartet wurde. Ich hatte aber bei der flüchtigen Untersuchung den Eindruck, daß das Mauerwerk, in das sie eingebaut waren, nicht überall vorislamisch war, daß sie also nicht in primärer Lage saßen. Die Steinbalken aus graugelbem Kalkstein waren alle vierkantig, bis auf wenige mit qua-

an diesem Platze gehandelt haben, über das wir aber ohne Vergleichsmaterial nichts aussagen können. Die auf den Vorderflächen dieser Steinbalken angebrachten Ornamente sind in den ersten acht der in Fig. 113 abgebildeten verschiedenen Typen sehr einfach. Auf der senkrecht abgeschnittenen Fläche sind entweder Einschnitte gemacht worden oder es sind reliefartig Teile der Fläche her-

dratischem Querschnitt, und stellten anscheinend Tragbalken zwischen den Stockwerken dar, oder solche über den Toren, denn sie schauten mit ihren Enden heute noch in ihrer, wahrscheinlich sekundären Verwendung, .bis zu 20 cm in senkrechter Richtung aus den Mauerfluchten heraus. Meist hatten sie einen Durchmesser von 20X20 cm, zwei waren aber wesentlich dicker, wie der in Fig. 113 in der untersten Reihe ab-

Fig. 113: Köpfe von Steinbalken in verschiedenen Häusern von Schibäm elKaukabän aus graugelbem Kalkstein. Größe 20 X 20 cm, unterster: Größe 20 X 30 cm, rechter in vorletzter Reihe: 35 X 35 cm

gebildete (mit 30X20 cm), und der rechte in der vorletzten Reihe (mit 35X35 cm). Ihre Gesamtlänge war bei ihrer heutigen Lage nicht zu ermitteln. Meines Erachtens haben sie die Rolle von derartigen Tragbalken, wie wir sie heute verwandt sehen, mit über die Mauerflucht vorragenden Enden, auch in den Gebäuden aus vorislamischer Zeit gespielt, aus denen sie ursprünglich stammten. Da sie nur in der Umgebung des heutigen Südosttores gefunden worden sind, also wahrscheinlich nicht zum allgemeinen Häuserstil des heutigen Schibäm, noch des vorislamischen Schibäm, geschweige denn in ganz Jemen gehört haben, muß es sich um ein spezielles Gebäude

vorgehoben. Zuweilen sind beide Verfahren nebeneinander verwandt worden. Man ist natürlich bei diesen Ornamenten auf den ersten Blick versucht, in ihnen symbolische Darstellungen zu sehen, was ja auch bei näherer Betrachtung bei einigen von ihnen naheliegen mag. Aber bei dem eingehenden Studium ihrer Gesamtheit möchte ich doch zu der Annahme neigen, daß es sich doch wohl nur um das einfache Bestreben einer monumentalen oder ornamentalen Verzierung handelt, wobei vielleicht bei einzelnen vertraute Symbolformen, die sich dem Handwerker von alleine in das Werkzeug drängten, als Vorbild gedient haben mögen, wie z. B. das Kreuz in der

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ersten Reihe links und in der vorletzten Reihe in der Mitte, oder der Stern in der ersten und zweiten Reihe und die Mondsichel in der ersten und zweiten Reihe rechts. Sehr eigenartig sind die Ornamente bei den beiden Typen der vorletzten Reihe rechts und der letzten, bei denen man wohl, besonders bei dem letzten, versucht ist, wenn auch sehr stilisierte, menschliche Gesichter zu erkennen. Bei dem oberen Beispiel wäre ein solches Gesicht, das sich natürlich erst in Verbindung mit dem letzten aufdrängt, sehr geometrisch stilisiert, während bei diesem der Eindruck einer Fratze, fast in südasiatischer Form, nicht von der Hand zu weisen ist. Die unter diesem letzten Ornament noch angebrachte, abgerundete Leiste und seine nicht quadratische Form lassen vermuten, daß dieser Balken als Auflage auf irgendeinem anderen Bauteil Verwendung gefunden haben muß. über die Zeitperiode, in die wir diese Ornamente zu versetzen haben, vermögen wir gar nichts auszusagen, wenn' auch die Tatsache von Gesichtsdarstellungen — vorausgesetzt, daß es sich wirklich um solche handeln sollte — dafür spricht, sie in ziemlich späte Zeit, also in die himjarische Periode zu versetzen. Aus der Mauer vorstehende Steinbalken sind ein Charakteristik kum der axumitischen Bauweise, wie sie sich z. B. bei den Stelen von Axum und anderen vorchristlichen Bauten finden, aber auch noch bei Bauten aus der ersten christlichen Zeit. Es ist also nicht ausgeschlossen, daß es sich um ein Bauwerk gehandelt hat, das aus der ersten oder zweiten Besetzungszeit Jemens durch die Axumiten stammt. Herr Geheimrat E. Littmann teilte mir mit, daß kürzlich auch in Abessinien derartige Steinbalken mit Kopfornamenten, sogenannte „Affenköpfe", bekanntgeworden seien.

sehen hatte, war es mir bisher nur bei einer, in einem abgestürzten Felsblock hineingearbeiteten, möglich gewesen, das Innere zu untersuchen. Ich war also in Schibäm entschlossen, einige Höhlen zu erreichen und zu versuchen, sie von innen zu betrachten. Das gelang mir auch mit Hilfe meiner diensteifrigen, willigen, mich begleitenden Soldaten und nach Genehmigung meiner Absicht durch den Seif el-Isläm Hussein. Der Zugang zu den Grabhöhlen war auch während der Zeit ihrer Herstellung nur mit Unterstützung durch technische Hilfsmittel möglich, entweder durch Zuhilfenahme von Holzgestellen, Strickleitern oder anderen Klettermitteln. Aber heute war an einer Stelle der Felswand, zu der ich geführt wurde, im Hintergrunde der südlichen Stadt, durch Verwitterung und Felssturz einerseits und durch nahrungssuchende Ziegen angelegte Klettersteige andererseits, ein Felsband entstanden, das von uns, allerdings nur nach Ausziehen der Stiefel und unter Benutzung hochalpiner Klettertechnik gangbar war, und mir den Zugang zu einigen Höhlen gestattete. Es sei hier vermerkt, daß die in Phot. 51—53 dargestellten und in Fig. 114—118 in Projektion abgebildeten Höhlen nicht miteinander identisch

Mein besonderes Interesse in Schibäm galt den vorislamischen Grabhöhlen in den hinter der Stadt fast senkrecht aufragenden Felswänden, von denen hier Hunderte neben- und übereinander lagen, während ich bisher (s. Vorisl. Altert., a.a.O., S. 159 ff, Phot. 108/114 und Fig. 101/l01a) immer nur einzelne oder mehrere, in Gruppen liegend, angetroffen hatte. Von denen, die ich ge-

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Z,S m. F i g . 114: G r a b h ö h l e in der F e l s w a n d des D j e b e l K a u k a b ä n h i n t e r der S t a d t Schibäm.

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I?I°I F i g . 115: Inschrift an der F e l s w a n d h i n t e r der S t a d t S d i i b ä m rechts G r a b h ö h l e F i g . 114 und v o n Phot. 52 o b e n . Der u m r a n d e t e R a u m ist G r ö ß e e t w a 2 X 1 m. Schrift e i n g e s c h n i t t e n

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n e b e n der geglättet.

sind, sondern daß sie alle verschiedene Höhlen zeigen. In den Figuren sind nur die vorkommenden besonderen Typen dargestellt. Bei der Inschrift von Fig. 115 handelt es sich um die einzige Inschrift, die gefunden wurde und rechts neben der in Fig. 114 abgebildeten Höhle in die Felswand geschnitten war. Neben ihr lag aber gleich wieder eine andere Höhle, auf die sie sich auch beziehen konnte, und die in Phot. 52 oben am Rande des Bildes liegt. Wir können, solange wir nur diese Höhlen und nur diese einzige Inschrift kennen, nicht sagen, ob die alten Sabäer ihre Inschriften an derartigen Grabhöhlen regelmäßig anzubringen und nach links oder nach rechts zu beschriften pflegten. Der Duktus der Inschrift spricht für ein ziemlich großes Alter. Da die anderen 14 Höhlen, die ich an diesem Orte von innen besichtigte, weder außen noch innen Inschriften aufwiesen, so scheint die Anbringung derartiger Inschriften nicht allgemein gebräuchlich gewesen zu sein. Wir wollen nun einige der besuchten Höhlen beschreiben, soweit wie sie verschiedene Typen darstellen oder Sonderheiten aufweisen. Der unter den besuchten Höhlen meist vertretene Typ ist der in der Fig. 114 dargestellte. An der rechten Seite dieser Höhle fand sich an der Felswand die in Fig. 115 abgebildete Inschrift auf einer recht gut geglätteten Fläche. Wir wollen den in Fig. 114 gezeigten Höhlentyp, bei dem de^ Boden ungefähr auf dem gleichen Niveau liegt wie die Schwelle, und zu dem auch die Höhlen in Fig. 116 und 117 gehören, den Schwellentyp nennen. Man tritt in sie hinein wie über die Schwelle eines Hauses. Der andere Typ, der in Fig. 118 dargestellt ist, und zu dem auch die Höhle auf Phot. 52 oben rechts gehört, ist die Hängehöhle, bei der sich der Eingang hoch über dem Boden der Höhle befindet, etwa wie bei den Höhlen der Spechte oder anderer Höhlenbrüter. Die Höhle in Fig. 114 zeigt einen Eingang, der unten eckig gestaltet, aber oben torartig bogenförmig gerundet ist, wie wir ihn auch bei den Höhlen auf Phot. 52 und in Fig. 116 und 118 sehen, während er bei anderen Höhlen, wie z. B. der auf Phot. 53, wie jede gewöhnliche Tür viereckig geformt ist und in selteneren Fällen, wie in Phot. 51 und in Fig. 117, besondere, kompliziertere Formen aufweist. Eine solche besondere Form des Eingangs zeigt die Höhle in Fig. 117,

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Fig. 116: Grabhöhle in der senkrechten Felswand des Djebel Kaukabän hinter Schibäm a) Vertiefte Formen im Höhlenboden hinter der Schwelle; b) Querschnitt durdi die hinteren Wandnischen

die um den Einschnitt der Tür herum, nach innen zu, einen weiteren Rahmen besitzt, der in den oberen beiden Ecken noch schnabelförmige Fortsätze aufweist. Diese Form des Türrahmens spricht dafür, daß bei dieser Höhle der Verschluß der Tür von innen heraus erfolgt sein muß, also daß wahrscheinlich eine Holztür hier dem inneren Rahmen angepaßt war. Im übrigen ist im allgemeinen der Höhleneingang so hoch, daß ein mittelwüchsiger Jemenite (wie in Phot. 53) gerade durch ihn hindurchtreten kann. Nur in einzelnen Fällen ist der Eingang wesentlich niedriger (bis 1,30 m). In wenigen Fällen ist der Eingang dagegen wesentlich höher, wie z. B. auf Phot. 53 in der Mitte.

Fig. 117:

Grabhöhle

hinter Schibäm el-Kaukabän vielen Nischen

mit

sehr

In allen Höhlen ist die Form im Innern die einer rechteckigen Kammer, wobei, wie z. B. in Fig. 114, entweder die Höhe größer sein kann, als die Tiefe und die Breite, während im allgemeinen die Breite oder Tiefe die Höhe übersteigt, wie z. B. in Fig. 116—118. Es hat den Anschein, als wenn man nach Anlage des Eingangs in der Erweiterung der Höhle wahllos dorthin arbeitete, wo sich das weichere oder leichter zu bearbeitende Gestein fand, so daß man weder bei dem Schwellen- noch bei dem Hängetyp der Höhlen wahrscheinlich von beabsichtigten typischen Formen sprechen kann. Ebensowenig ist man deshalb berechtigt, von beabsichtigten Hoch-, Tief- oder Breittypen der Höhlen zu sprechen. Zuweilen, wie z. B. auf Phot. 53, sieht man eine Höhle mit zwei Eingängen, bei der ich ebenfalls vermute, daß ursprünglich die Anlage von mehreren getrennten Höhlen nebeneinander beabsichtigt war, daß aber die Weichheit des Gesteins die Anlage einer größeren Höhle mit mehreren Eingängen nahe legen ließ. Im Falle der Höhle auf Phot. 53 handelte es sich sicher um einen wenig verfestigten Sandstein, während an anderen Stellen der Wand Bänke von glasartigem quarzitischem Sandstein vorhanden sind, die die Arbeit sehr schwierig machten, und die man daher möglichst liegen ließ. Der Innenraum der Höhle ist im allgemeinen in rechteckiger Form gut geglättet und zeig106

te in vielen Höhlen Reste einer ehemaligen Bemalung mit weißer Gips- oder Kalkfarbe, die z.B. in der Höhle Fig. 118 besonders gut erhalten geblieben war. An den Innenwänden aller Höhlen ohne Ausnahme sind, ebenfalls unter weiße Farbe gesetzt, stets mehrere, oft viele Vertiefungen oder Nischen angebracht, die wir nach ihren verschiedenen Formen in den einzelnen Höhlen näher betrachten wollen. In der Höhle, die in Fig. 114 abgebildet ist, beschränkten sich diese Vertiefungen auf je drei nebeneinander liegende Nischen an den beiden Seitenwänden rechts und links des Eingangs, wo sie in über Mannshöhe über dem Boden angebracht waren, so daß sie

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Fig. 118: G r a b h ö h l e in der F e l s w a n d d e s D j e b e l K a u k a b ä n h i n t e r d e r S t a d t S d i i b ä m . Breite 2,5, H ö h e 2,5 u n d T i e f e 3,0 m

eben noch mit den Händen erreicht werden konnten. Diese Nischen hatten die gewöhnliche Form von Fensterrahmen, deren vier Seiten alle gleich waren. Dagegen hatte die in Fig. 116 abgebildete Höhle die im Querschnitt daneben abgebildete Form. Sie waren alle etwa 25X25 cm groß und etwa 15 cm tief in die Wand eingelassen. Diese Form kommt in allen Höhlen in den verschiedensten Varianten vor, und war aller Wahrscheinlichkeit nach der Standplatz für die Grabstatuetten, die wir im zweiten Teil dieser Arbeit, in den „unlokalisierten Funde", besprechen werden. Bisher ist allerdings noch von keinem Gewährsmann irgendeine dieser Statuetten an ihrem ehemaligen Standort festgestellt worden. Die Beduinen, die mir diese Statuetten brachten und die ich nach ihrem Fundort befragte, berichteten mir, daß sie sie aus Gräbern entnommen hätten, und gaben auf näheres Befragen an, daß sie sie auch aus Grabhöhlen entnommen hätten. Nur wenige berichteten, daß die Statuetten, die sie mir verkauften, aus Erdgräbern entnommen waren. Letztere waren aber vor allem die primitiven Tonstatuetten, die aller Wahrscheinlichkeit nach aus einer Zeit stammen, die weit vor derjenigen liegt, in der in Schibäm el-Kaukabän der Höhlengrabkult Brauch wurde. Wir können in den besuchten Grabhöhlen neben den in Fig. 114 und 116 abgebildeten Nischenformen, bei denen bei ersteren ein hohes,

regelmäßiges Rechteck mit waagerechtem Boden und Dach und bei letzteren nach oben zu eine, sich nach hinten abschrägende Rückwand die Grundform ist, noch einige andere Nischenformen unterscheiden. In Fig. 114 ist die Form des Rahmens der Nischen quadratisch, wobei in der Form der Austiefung gegenüber der vorigen kein Unterschied besteht. Wir sehen in Phot. 53 im Hintergrund neben dem zweiten Pfeiler eine Nische, bei der das Rechteck des Rahmens nunmehr schon breiter als hoch ist. Eine andere Form von Nischen sehen wir in der in Fig. 118 dargestellten Höhle, wo sie nicht mehr völlig rechteckig ist, sondern bei der der obere Teil des Rahmens bogenförmig abgerundet wurde. Eine andere Serie von Nischen zeigt nun aber eine grundsätzlich andere Form, insofern als bei ihnen der Boden keine ebene Fläche mehr ist, die senkrecht in die Wand hineingearbeitet wurde, so daß man auf ihn etwas stellen konnte, wie z. B. Statuetten mit ebener Grundfläche oder alles, was ebenfalls eine ebene Grundfläche besaß, sondern in denen der Boden zwar ebenfalls senkrecht in die Wand hineingearbeitet ist, aber eine mehr oder minder von unten nach oben hohlförmig gekrümmte Oberfläche aufweist. Der obere Teil der Nische kann bei dieser Form waagerecht abschneiden oder er kann bogenförmig gewölbt sein. Die Hinterwand ist fast immer von oben nach unten abgeschrägt. Wir sehen diese Form der Nische in der in Fig. 117 abgebildeten Höhle, bei der wir eine besonders große Anzahl von Nischen an den Wänden feststellten. Wir sehen hier derartige Nischen neben den rechteckigen in allen Ausmaßen vertreten, und zwar solche, in denen die Höhe größer ist als die Breite, neben solchen, die umgekehrt breiter als hoch waren, und bis zu solchen, die man fast als Taschen bezeichnen könnte, d. h. bei denen die Breite die Höhe um das Mehrfache übertraf (teilweise 40X10X10 cm). Dieselbe Nischenform war auch in einigen Höhlen in den Winkeln der Seitenwände angebracht, wie z. B. in der großen Höhle von Fig. 117. Die letzteren Nischen in den Seitenkanten der Höhlen waren aber immer höher als breit und endeten nach oben zu naturgemäß mit einem spitzen Winkel. Diese zweite Grundform der Nischen kann meines Erachtens nicht zum Aufstellen von Grabstatuetten gedient haben, sondern sie müssen den Zweck gehabt haben, etwas in sie hineinzulegen, entweder Votivgaben in Form von plastischen Gegenständen, die keine Standfläche besaßen, oder sonstige Grabbeigaben, Lebensmittel oder Aromaten, die stets große Kultbedeutung besaßen, und ähnliches. In den Grabhöhlen waren aber noch eine Anzahl von künstlichen Veränderungen an den sonst einförmigen Wänden des Raumes angebracht, deren Bestimmung mir weitgehend unklar geblieben ist. Um zuerst bei den in der Linie 107

der nischenartigen Veränderungen liegenden zu bleiben, so war bei einer Höhle an der Rückwand, die dem Eingang gegenüberlag, eine sehr große Nische angebracht, die dieselbe Form hatte, wie der Eingang der Höhle selbst, also unten rechtwinklig und oben bogenförmig geformt war (s. Fig. 118). Sie war aber größer als der Eingang, nämlich 1,25 m breit und 1,50 m hoch, bei einer Tiefe von etwa 20 cm. Die Seitenwände dieser Nische waren überall senkrecht in den Felsen hineingearbeitet. Es handelte sich bei dieser Höhle um einen Typ, der im übrigen, was seine sonstige Ausstattung anbelangte, sehr einfach war. Außer dieser großen Nische waren nur drei kleine Standnischen vorhanden, die nach unserer bisherigen Auffassung der Aufstellung von Grabstatüetten, also Darstellungen des oder der Toten, dienten.

Steinbau in der Höhle ist anscheinend jüngeren Datums als die Anlage der Höhle selbst und ist wahrscheinlich von Ziegenhirten, die hier vorübergehend Aufenthalt nahmen, angelegt worden. Ebenso rätselhaft wie diese Nische ist eine weitere Erscheinung, die ich nur in der in Fig. 116 abgebildeten Höhle antraf, einer einfachen Schwellenhöhle, die nur in der Rückwand vier rechteckige Standnischen aufwies. Hier waren im Boden der Höhle gleich hinter der niedrigen Eingangsschwelle, in gleichmäßigen Abständen voneinander, vier Eintiefungen 5 cm tief eingemeißelt, die 15 cm breit, 50 cm lang, und vorne rechteckig, aber hinten rund waren. In Fig. 116a ist ihre Form, von oben gesehen, nochmals dargestellt worden. Bei diesen Vertiefungen enthalte ich mich jeden Erklärungsversuches.

Die einzige Möglichkeit, die sich uns für eine Erklärung dieser großen Nische bietet, wäre, daß sie die Umrahmung eines Sarkophags gebildet habe, der hier mit dem Kopf- oder Fußende gestanden hat. Allerdings haben wir bisher keinerlei Anhaltspunkte für die Verwendung von Sarkophagen im altsüdarabischen Grabkult außer der Aussage der Besucher des Königsgrabes in Ghaimän (s. S. 85). Auch die Befunde der Ausgrabungen von Miss Caton-Thompson (The Tombs and Moon Temple of Hureidha, Hadhramaut, Oxford 1944), die auch von der Öffnung einer Anzahl bisher unberührter Felsengräber berichteten, geben dafür keinerlei Beweise, so daß auch in unserem Falle diese Annahme sehr fragwürdig erscheint. Der in Phot. 51 sichtbare

In der in Fig. 117 dargestellten Höhle befindet sich genau in der Mitte der Höhlendecke ein rundes Loch, dessen Tiefe, die mir aber ziemlich beträchtlich zu sein schien, nicht genau festgestellt werden konnte. Wir haben keinerlei weitere Anhaltspunkte dafür, ob dieses Loch, das wohl nur als Befestigungsansatz für irgend etwas in der Mitte der Höhle Hängendes gedeutet werden kann, schon bei der Anlage der Höhle angebracht worden ist, oder erst nachträglich nach der Öffnung durch vorübergehend dort hausende Hirten oder belagernde oder belagerte Soldaten. Ersteres ist für mich annehmbarer, aber ich möchte mich auch jeder Vermutung, was hier gehangen haben könnte, enthalten.

Die Altertümer in Kaukabän und auf dem Wege zur Küste Am 16. Oktober mittags brach ich nach Kaukabän auf, den steilen Hangweg, der teilweise die Karawanenstraße abkürzte, benutzend, und erreichte nach 2 Stunden durch den auf Phot. 54 sichtbaren Verwerfungsspalt und über das, den Block, auf dem die Stadt Kaukabän liegt, nach Westen zu isolierende Wädi Näim die ebene Fläche des Hochplateaus. J e höher ich stieg, um so umfassender wurde der Ausblick, und er wurde überwältigend, als er sich nach Erreichung der Hochfläche zu einem Rundblick nach allen Seiten erweiterte. Der Riedel der Hochfläche, auf dem die Stadt Kaukabän sich erhebt, ist nicht mehr als 2 km lang und Vs km breit und ringsum von schroffen Steilwänden umgeben, (s. Fig. 1)

lichen Spaltschlucht und dem westlichen Steilhang zum Wädi Näim hin (s. Phot. 55), wo auch das einzige, heute noch erhaltene Minaret sich erhebt. Auch nach Süden zu, also von der sich verbreiternden Mitte des Riedels bis zu allen Rändern der Hochfläche hin, ist die ganze Oberfläche der Hochebene mit Resten zerstörter Gebäude bedeckt, aus denen nur einzelne völlig erhaltene Häuser sich erheben. Man überblickt jenseits der großen Zisterne, die hier liegt (s. Phot. 57), diese große Ruinenfläche und die vielen Gebäudereste, die aus ihr hervorragen.

Ich machte gleich nach der Ankunft in meinem Quartier in Kaukabän einen Rundgang um den ganzen isolierten, ringsum von Steilabstürzen begrenzten Felsblock von Kaukabän. Die Häuser der heutigen Stadt liegen vor allem auf der nördlichen schmalen Stelle des Riedels zwischen dem östlichen Steilhang (s. Phot. 54), der nörd-

Die wenigen Stunden, die ich bis zum Sonnenuntergang zur Verfügung hatte, benutzte ich vor allem dazu, den gewaltigen Rundblick, den ich von dieser Höhe nach allen Seiten, vom Djebel Hädhur Nebi Schu'aib mit seinem Absturz zur Tihäma hin, im Süden, bis zum Djebel Dhin, in der Harra von Arhab, im Osten, und dem Djebel Thylle' und Hädhur esch-Scheich im Norden genoß, für kartographische Aufnahmen (s. Fig. 1). Ich konnte also nur nebenher auf meinen Wegen

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von einem Ende der Hochfläche zum anderen auf die unterwegs angetroffenen Altertümer achten. Wegen des natürlichen Festungscharakters des ganzen Riedels war eine Ummauerung der Stadt Kaukabän nicht notwendig. Ich habe also Befestigungswerke, die man als vorislamische ansprechen konnte, und die dort mit späteren, islamischen Bauten überdeckt waren, nur an der Westseite der Stadt festgestellt, wo der Hang zum Wädi Näim hin nicht überall senkrecht ist, und wo sich auch heute noch, wie in vorislamischer Zeit, die einzigen Zugänge zur Stadt befinden. Dort liegt auch heute noch das Stadttor, das mir aber bei der kurzen und flüchtigen Besichtigung, die ich ihm nur widmen konnte, nicht alt zu sein schien (s. Phot. 55). Ich habe schon früher erwähnt, daß die letzte Zerstörung der Stadt und ihr heutiger Zustand hauptsächlich auf die Kämpfe mit den Türken in den letzten Jahrhunderten zurückzuführen sind, deren Herrschaft und Khalifat ja von der Gesamtheit der Araber als nicht rechtmäßig betrachtet wurde. So war es auch sehr schwer, in dem Ruinengewirr der ehemaligen Stadt, in der die Mauerreste hoch von Schutt überdeckt waren, vorislamische Gebäudereste von späteren islamischen zu unterscheiden. Es liegen, auch die meisten vorislamischen Inschriften, Ornamentsteine und Bauteile, die in späteren Gebäuden wieder verwandt worden waren, unter dem Schutt begraben. Es war daher nicht zu verwundern, daß meine Ausbeute an solchen Objekten, trotz ständigen Nachfragens bei meinen Begleitern, sehr mager geblieben ist, zumal mir nur kurze Zeit zur Verfügung stand. Die Funde beschränkten sich auf einige Säulenreste und Ornamentsteine der klassisch-sabäischen Zeit, die ich aus Zeitmangel und weil sie gegenüber den in Schibäm gefundenen keinerlei Sonderheiten aufwiesen, nicht abzeichnete oder photographierte, und auf den einzigen, in Fig. 119 abgebildeten Ornamentstein, der zugleich Inschriftenstein war. Die Siedelung Kaukabän reichte zum mindesten in klassisch-sabäische Zeit zurück, wahrscheinlich aber nicht bis in die früheste Periode dieser Zeit wie Schibäm. Der in Fig. 119 abgebildete Stein stammt wohl sicher aus jüngerer, himjarischer Zeit, was nicht allein aus der für die Inschrift benutzten Reliefschrift, sondern auch aus den benutzten Ornamenten hervorgeht. In der Mitte des Bruchstücks, das wohl nur nach links hin abgebrochen ist, und dort entweder mit einem ähnlichen Monogramm, wie rechts, oder mit einer Wiederholung des als Trennung benutzten Symbols zu ergänzen ist, ist eine stark stilisierte Darstellung eines Rinderkopfes, des Symbols des Mondgottes, angebracht, bei dem der eigentliche Kopf zu einer gleichmäßigen, symmetrischen Figur und die Hörner zum bekannten Mondsichel-Kreis(Venus)-Symbol

geworden sind (s. Grohmann, A, Göttersymbole und Symboltiere auf südarabischen Denkmälern, Sitz. Ber. d. Ak. d. Wiss. in Wien 1915, s. 37 ff), ü b e r dem mittleren Teil der Inschrift, links von dem Monogramm, von ihm durch eine Leiste getrennt, liegt beiderseits neben dem sie durchstoßenden Symbol eine Reihe von Rosetten,

Fig. 119: O r n a m e n t i e r t e r I n s c h r i f t e n s t e i n aus r o t e m S a n d s t e i n , in e i n e m H a u s e in K a u k a b ä n e i n g e b a u t . G r ö ß e 60 X 30 cm. Sciirift u n d O r n a m e n t in R e l i e f a r b e i t

je zwei nebeneinander, die, sechsblättrig mit rundem Kelch, mir hellenistisch beeinflußt zu sein scheinen und wohl in frühhimj arische Zeit zu setzen sind. Die Lage der alten Siedlung Kaukabän, die sehr umfänglich gewesen sein muß, auf der ringsum durch Steilabfälle begrenzten Oberfläche eines Plateaus, machte die Wasserversorgung der Bevölkerung in der hier fast dreiviertel Jahre dauernden Trockenzeit in Zeiten der Belagerung naturgemäß zu einem Kernproblem der Verteidigung, wie wir das gleiche bereits in dem, ebenfalls auf einem Berggipfel gelegenen Husn Ghaimän gesehen haben. Da die unterirdische Wasserversorgung aus Mangel an Alluvialablagerungen, wie eine solche in Schibäm und in anderen in der Ebene oder in Tälern liegenden Siedelungen möglich war, völlig ausgeschlossen war, kam für Kaukabän nur die sorgfältigste Aufspeicherung des Regenwassers der Regenzeit in Frage. So ist es erklärlich, daß überall, sowohl auf der Oberfläche des Riedels wie in allen leichten Eintiefungen des Geländes, vor allem aber in den Erosionsgebieten am Rande der Hochfläche zu den Steilabfällen hin, sich Zisternen befinden, die die verschiedensten Formen aufweisen, wie wir sie früher es. Vorisl. Altert., a.a.O., S. 144 ff) und auch auf dieser Reise schon kennen gelernt haben. Ich konnte naturgemäß nicht alle Zisternen, die ich auf der Hochfläche von Kaukabän sah, aufnehmen oder photographieren und gebe in den Phot. 55—57 nur drei Bilder charakteristischer Zisternen aus Kaukabän wieder, die heute zum Teil verwahrlost oder verfallen sind, da sie für die geringe Kopfzahl der heutigen Bevölkerung von Kaukabän überflüssig geworden sind. Das gilt vor allem für die größte Zisterne in Kaukabän, die in der Mitte der heutigen bewohnten Siedlung im oberen Ende eines Taleinschnittes ruht, der sich von der Hochfläche zum oberen Wädi Näim hinzieht. Sie ist wohl vor allem deswegen nicht mehr im Gebrauch, weil 109

Wasseransammlungen in der Trockenzeit stets eine Moskitoplage zur Folge haben, und daher lieber Zisternen, die weiter von der Siedlung entfernt sind, benutzt wurden. Bei dieser Riesenzisterne liegen, ebenso wie bei den großen Zisternen in 'Aden, mehrere Becken hinter- und übereinander, die durch Schleusen miteinander verbunden sind. Phot. 55 zeigt eines der unteren Becken dieser Zisternenreihe, Phot. 56 eines der oberen Bassins. Auf der letzteren Abbildung sieht man eine torartige Öffnung des Kanals, der vom oberen Becken zum unteren führt. Leider konnte ich keine Zeit darauf verwenden, die Form des Verschlusses innerhalb dieses Kanals näher zu untersuchen. Man hielt durch diese Schleusen stets das unterste Becken und anschließend die folgenden oberen bis zum letzten Regenfall bis an den Rand gefüllt, um auf diese Weise jeden Tropfen des auf das Einzugsgebiet des Tälchens fallenden Regenwassers, vor allem in Zeiten geringen Regenfalls, auszunutzen. Eine sehr schöne, heute noch stark benutzte, wenn auch verwahrloste Zisterne ist in Phot. 57 abgebildet, heute inmitten des Trümmerfeldes der zerstörten Stadt gelegen. Anscheinend haben die Bauten in der linken hinteren Ecke des Bildes, wo mehrere Kanäle zu ummauerten Kammern führen, als Waschplätze für eine Moschee gedient, die heute ebenfalls zerstört ist, und wahrscheinlich mit der gleichen Bestimmung auch zu einem vorislamischen Tempel gehört, ähnlich wie die in Ghaimin beschriebene Moscheezisterne (s. S. 140, Phot. 28). Leider konnte ich auch diese sehr interessante Zisterne aus Zeitmangel nicht näher untersuchen. Ich sah nur, daß ihre Wandbekleidung mit dem bekannten eisenfesten Mörtel außerordentlich gut erhalten war. Ich hatte den Eindruck, daß eine eingehende Untersuchung der Altertümer von Kaukabän außerordentlich lohnend sein und interessante Ergebnisse erzielen würde. Gerade die Untersuchung der Umgebung der in Phot. 57 abgebildeten Zisterne, bei der keine modernen Gebäude störend vorhanden sind, würde m. E. sich für derartige Arbeiten besonders eignen. Ich reiste am nächsten Morgen von Kaukabän über die ganze ausgedehnte Hochfläche des Djebel Kaukabän, die sich auf drei Stunden Marsches in Höhen zwischen 3100 und 3200 m hinzieht, und stand dann plötzlich am gegenseitigen westlichen Steilrand dieses gewaltigen Sandsteinklotzes, um, über ihn absteigend und noch eine Zeitlang seinem Fuße folgend, am frühen Nachmittag die Stadt Tawila zu erreichen, die am äußersten westlichen Ende des Plateaus, am Fuße eines dreigipfeligen Zeugenberges liegt, der ihm vorgelagert ist. Auf der ganzen Strecke des Weges passierten wir nur ganz wenige Siedelurigen, die meistens abseits, links und rechts der Straße, aber in überraschend großer Anzahl, lagen. Man sagte mir verschiedentlich, daß sich 110

in gewissen Orten vorislamische Ruinen befänden, aber die Eile, mit der ich mein Ziel erreichen mußte, hinderte mich daran, Abstecher in diese Weiler zu machen, so nach den, auf einer isolierten Felsbastion am Südrande des Hochplateaus liegenden Orten Nadha', Bet Mälik und 'Eissa ben Marjam, sowie nach dem, am steilen Abfall des Nordrandes liegenden Dorfe Hadjare Zekati, nach dem ebenfalls dort, aber etwas westlicher liegenden Orte Bahir und zuletzt nach dem am Nagil edh-Dhullä', wie der Abstieg der Straße über den Steilhang genannt wird, gelegenen Dorfe Bet Emferah. Von hier an, also vom sogenannten Ras en-Nagil, wie der Abstieg von der Hochfläche auch genannt wird, hörten die Nachrichten meiner Begleiter über vorislamische Uberreste auf. Auch in Tawila selbst wurde mir versichert, daß sich dort keine Ruinen befänden, und ich selbst stellte bei der Durchwanderung des Ortes und bei der Besteigung des dreigipfeligen Husn, auf dem sich starke Befestigungswerke befanden, das gleiche fest. Anscheinend endete also am Rande des Hochlandes vor dem Abstieg zu den Tälern, die zum Roten Meere hinabführen, wie wir das ja auch schon an anderen Stellen unserer früheren Reiserouten festgestellt hatten, die Verbreitung einer höheren vorislamischen Kultur, wobei aber vorausgesetzt werden kann, daß die landwirtschaftliche Erschließung dieser besonders fruchtbaren Gebiete schon erfolgt war. Am nächsten Morgen reiste ich nach Ridjum weiter und stieg zuerst in das tief eingeschnittene Tal des Wädi Ma'äker, eines oberen Zuflusses des großen Wädi Lä'a, das ich in seinem untersten Teil schon auf der Hinreise von Hödeida nach San'ä bei Taur überschritten hatte, auf beschwerlichen Wegen hinab. Auf diesem Abstieg fand ich, etwa 10 Minuten nach dem Abmarsch von Tawila, die letzten vorislamischen Altertümer, die ich auf dieser Reise sehen sollte, in der Form eines Kastenhauses mit Gewölbestruktur, wie wir solche schon mehrfach besprochen haben, in dem sich diesmal aber zwei Inschriftensteine eingebaut fanden, die in Fig. 120 abgebildet sind. Das Kastenhaus selbst war klein und hatte einen, mit einem Bogen überwölbten Eingang. Im Innern zeigte sich ein Tonnengewölbe, in dessen Längsrichtung der Eingang lag. „Links und rechts im Steinbogen" waren die Inschriftensteine eingebaut, besagt meine Notiz im Routenbuch, in dem ich wegen der Eile, in der ich mich befand, leider keine Skizze des Grundrisses des Hauses festgelegt habe. Leider erinnere ich mich auch nach so langer Zeit nicht mehr genau, wo die beiden Steine, die ich kopierte, angebracht waren. Ich nehme aber nach meiner Notiz an, daß sie im Bogen selbst, und zwar, wie ich mich erinnere, etwa in Augenhöhe eingebaut waren, dort, wo der Bogen sich zu wölben begann. Das würde

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aber bedeuten, daß sie während des Baus des ganzen Hauses mit eingebaut worden sind. Ich war mir auf der Reise 1931 noch nicht klar über die Bedeutung dieser kastenförmigen Gewölbehäuser, sonst hätte ich schon damals ihrer Struktur mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Vor allem ist erstaunlich, daß dieses Haus, das doch wohl nur, wie alle bisher beschriebenen, als Rasthaus anzusehen ist, so nahe der Stadt Tawila gelegen ist. Diese Tatsache ist m. E. nur so zu erklären, daß diese Stadt bei der Erbauung des Rasthauses noch nicht vorhanden war. Wir haben j a gesehen, daß in der Tat in Tawila keine vorislamischen Altertümer gefunden worden sind. Der Duktus der beiden Steine, die zweifellos zusammengehören und auch symmetrisch und in richtiger Schriftlage eingebaut waren, ist ein ziemlich alter und gehört wahrscheinlich in die Frühzeit der klassisch-sabäischen Periode, wie wir ähnliche j a auch in Schibäm el-Kaukabän

festgestellt haben. Die Entzifferung der beiden Steine wird ergeben, ob sie auf den Bau dieses Hauses Bezug haben, was ich eigentlich nicht annehme. Anderenfalls müßten sie aber aus»einem in der Nähe gelegenen, zerstörten Gebäude dieser Periode stammen, von dem mir meine Begleiter aber nichts berichten konnten, und was auch unwahrscheinlich erscheint. Sonst müßten sie aber aus irgendeinem Grunde von weither transportiert worden sein. Meine Reise weiter zur Küste erfolgte über Ridjum und Mahwid hinab ins Wädi Surdüd und, dieses Tal abwärts steigend, über Bädjil nach Hodeida. Auf diesem Wege befanden sich nirgends Altertümer. Nur im Wädi Surdüd wurde mir von einer vorislamischen Stauanlage erzählt, die sich in einem Seitentale befinden sollte. Von Hodeida wurde dann über 'Aden die Heimreise angetreten.

Bericht über die dritte Reise im Jahre 1934 Die Ausreise erfolgte Anfang Januar von Marseille über Port Said, Suez nach Djibuti und von dort über Assab nach Hodeida, wo ich am 18. Januar ankam. Bis zum Jahre 1931, bei meinem letzten Aufenthalt in Jemen, war die Erschließung für den Autoverkehr noch nicht so weit gewesen, daß man von Hodeida zur Hauptstadt San'ä fahren konnte. Es bestand damals von Hodeida aus nur eine Fahrstraße über Zeidije, Taur, Süq el-'Amman nach Haddja, also auf dem Wege, den ich auf der zweiten Reise beim Aufstieg nach San'ä genommen hatte, eine zweite von Hodeida über Bädjil nach 'Obal, also längs des Weges unserer ersten Reise, und ferner von San'ä über Metna und Jäzil nach Süq Bau'än, so daß zwischen 'Obal und Süq Bau'än von den eiligen Reisenden auf jeden Fall das Maultier benutzt werden mußte. Alle diese Fahrwege waren aber nur unter großen Schwierigkeiten benutzbar gewesen, ebenso wie die Straße von San'ä nach Heziez. Im Jahre 1931 befand sich in San'ä nur ein einziges Automobil, das in zerlegtem Zustande dorthin transportiert worden war, eben-

so wie zur selben Zeit die verschiedenen Automobile, die in Wädi Hadhramaut verkehrten, von Makalla oder Schihr dorthin. Während meiner Abwesenheit von Jemen von 1931 bis 1934 war erst vor etwa einem Jahre die Straße von 'Obal über das Wädi Sehäm und das Wädi Djaire nach Medinet el-'Abid im Wädi Reima und von dort über Hammäm 'Ali auf die Hochfläche nach Mä'ber und weiter über den Nägil Jeslah nach Heziez und damit nach San'ä ausgebaut worden, und, wenn auch mit großen Schwierigkeiten, für Motorfahrzeuge benutzbar. Damit war die Motorisierung des Verkehrs in Jemen, die im Hedjäz schon 1927 begonnen hatte, eingeleitet worden und nahm nunmehr einen schnellen Aufschwung. Eine ganze Anzahl von Personenwagen, aber auch bereits von Lastwagen, waren 1934 von der Regierung aufgekauft und für den Verkehr in einer staatlichen Unternehmung eingesetzt worden. Ich brauchte denn auch volle drei Tage, um von Hodeida aus mit einem Personenwagen San'ä zu erreichen und mußte trotz ununterbro-

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chener Fahrt vom frühen Morgen bis zum Sonnenuntergang, in 'Obal, in Hammäm 'Ali und in Mä'ber, Nachtquartier beziehen (s. Fig. 132). Es soll hier nur kurz auf die Bedeutung von Hammäm 'Ali, das im Wädi el-Hammäm, einem Seitental des Wädi Reima, gelegen ist, eingegangen werden, da angenommen werden muß, daß es sich bei diesem bedeutenden Badeorte um eine, bereits aus vorislamischer Zeit stammende Einrichtung handelt. Als ich nach Hammäm 'Ali schon nach Einbruch der Dunkelheit kam, war ich überwältigt von dem Anblick von unzähligen Lagerfeuern, die das Tal selbst bis hoch hinauf über die Talhänge in einen märchenhaften Lichterglanz hüllten. Am anderen Morgen sah ich, daß sich hier Tausende — der 'Ämil der Landschaft, der mich beherbergte, sagte mir, daß 6—7000 Menschen sich augenblicklich hier aufhielten — von Badegästen versammelt hatten, die in zahllosen kleinen Hütten aus Stein oder Stroh hausten. Bei meinen späteren Besuchen, die noch dreimal wiederholt wurden, fand ich dagegen den Ort selbst mit seinen vielen Hütten vollständig ausgestorben. Jedes Jahr, und zwar nur im muhammedanischen Monat Redjeb, versammeln sich hier in Hammäm 'Ali aus allen Gegenden von Jemen, sowohl vom Hochland, wie von der Küstenebene, die Menschen — in einzelnen Jahren sollen es bis zu 30 000 sein —, um in den heißen Schwefelquellen, die an mehreren Stellen des unteren Talhanges hervorsprudeln, entweder Heilung von vielen Leiden zu suchen oder diesen, in Jemen herrschenden Leiden vorzubeugen, besonders rheumatischen, die ja bei dem Klima des Landes außerordentlich verbreitet sind. Zugleich dient aber allen diesen Menschen ihr Aufenthalt hier auch wirtschaftlichen Zwecken, insofern als sich ein reger Handelsverkehr zwischen allen Landschaften Jemens entwickelt. Man kann also Hammäm 'Ali sowohl als einen Badeort, wie auch als eine große jährliche Handelsmesse bezeichnen. Der Monat Redjeb, in dem dieser Bade- und Messebetrieb stattfindet, fällt, entsprechend der muhammedanischen Monatseinteilung nach dem Monde, jedes Jahr in eine andere Zeit des Sonnenjahrs, d. h. er liegt im Wechsel von 32 Jahren, mit je 10 Tagen Unterschied pro Jahr, in allen Monaten und Jahreszeiten unseres natürlichen Sonnenjahres. Die Bade- und Messezeit findet also jetzt, und wohl schon während der ganzen Dauer der Herrschaft des Islam, in den meisten Jahren in den Trockenzeiten, die ja den größten Teil des Jahres einnehmen, aber auch in der Regenzeit statt, die nur wenige Monate andauert. Sie fällt also sowohl in Zeiten, in denen der Aufenthalt in diesem, etwa 1 200 m hoch gelegenen Talorte außerordentlich angenehm ist und in andere Zeiten, in denen hier, wie in allen anderen Tälern des Westrandes des Hochlandes,

ein recht ungesundes Klima herrscht, das vor allem eine eminent hohe Malariagefahr bedeutet, und zwar vor allem während der Trockenzeit. Der Monat Redjeb war nun in vorislamischer Zeit, als die Monate sich dem Mondwechsel anglichen, die Jahresrechnung aber dem Stande der Sonne angepaßt wurde, indem man, wie im jüdischen Jahresturnus, in jedem dritten Jahr einen Schaltmonat einschob, nicht nur ständig in die Zeit des Juni-Juli unserer Sonnenrechnung gefallen, also mit kleinen Abweichungen in die Zeit der Sommersonnenwende, sondern er war auch im ganzen vorislamischen Arabien ein heiliger Monat, in dem überall Kämpfe und Kriege verpönt waren, kurz in dem Burgfriede herrschte, überall in Arabien, besonders aus dem vorislamischen Mekka wohlbekannt, wurde die Zeit der Sommersonnenwende im Monat Redjeb mit großen Festen, die teilweise Saturnalien-Charakter besaßen, gefeiert. In der Landschaft Hamdän finden derartige Feste, die aus vorislamischer Zeit stammen, zur Sommersonnenwende heute noch unter Formen statt, die vom orthodoxen Islam strengstens verboten sind und bestraft werden. In Mekka hat sich dieses Frühlingsfest, die 'Omra, bis in die islamische Zeit und bis auf den heutigen Tag erhalten, während der Haddj das vorislamische Fest der Wintersonnenwende war. Beide Gebräuche, 'Omra und Haddj sind jetzt natürlich ebenfalls dem islamischen Mondjahre angeglichen (s. Rathjens, Die Pilgerfahrt nach Mekka, a.a.O.). Die Tatsache, daß die Bade- und Messe-Saison in Hammäm 'Ali im Monat Redjeb noch heute abgehalten wird, läßt stärkstens die Vermutung zu, daß schon in vorislamischer Zeit hier ein Frühlingsfest, ähnlich wie die 'Omra im vorislamischen Mekka oder Macoraba, wie es damals noch hieß, verbunden mit einer Handelsmesse, stattgefunden hat. Es ist zu vermuten, daß auch in Mekka das heilkräftige Wasser des Brunnens Zemzem die ursprüngliche Grundlage dieses Messebetriebes, ebenso wie in Hammäm 'Ali gewesen ist. Es war ein zauberhafter Anblick vom Dache des einzigen höheren, zweistöckigen Gebäudes aus, auf dem ich mein Feldbett aufgestellt hatte, und in dem sich der Gouverneur der Provinz, mit dem Sitz in Dhorän, ebenfalls als Badegast einquartiert hatte, in der sternklaren Nacht die Tausende von Lagerfeuern bis zu den höchsten Hängen der fast 2000 m hohen Talwände hinauf leuchten und flackern zu sehen, überall umsprungen von tanzenden Gestalten, die zum dumpfen Schall der Trommeln wilde Lieder sangen. Leider war mein Aufenthalt in Hammäm 'Ali, das ich auf dieser und der nächsten Reise insgesamt viermal passierte, immer so kurz, daß ich keine eingehende Untersuchung des gesamten, sehr umfangreichen Ortes vornehmen konn-

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te. Während meines ersten und einmaligen Übernachtens hier mußte ich wegen der fremdenfeindlichen und fanatischen Stimmung der Menschensammlung auf der Höhe des Festtrubels, die bis zu Steinwürfen gegen meinen Wagen ausarteten, noch dazu sehr vorsichtig bei meinen Besichtigungen sein. Die eigentlichen Badehäuser, etwa ein Dutzend an der Zahl, liegen dort, w o der ebene Talboden in den Nordhang des Tales übergeht. Die sehr heißen Quellen, aus denen ihnen das dampfende Wasser zufließt, sprudeln aus den unteren Teilen des Berghanges. Ehe es in die eigentlichen Badebassins der Häuser tritt, wird es erst durch ein Vorbassin vorgekühlt. Soweit ich die Badehäuser, die auch bei den anderen Besuchen in Hammän 'Ali trotz der sonstigen Verödung des Ortes immer mit Badenden besetzt waren, untersuchen konnte, handelte es sich bei allen, die ich sah, um halb unterirdisch gebaute Kastenhäuser mit flachem Dache, die aber innen eine Gewölbeform besaßen, also ähnlich gebaut waren, wie die Gewölbehäuser, die auf der zweiten Reise zwischen Qohlan und' Amrän (s. S. 17, Fig. 3-7, Phot. 4-6), bei Süq en-Na'äm (s. S. 92, Fig. 88, Phot. 43) und bei Tawila (s. S. 110) beschrieben worden sind. Die Beobachtungen in diesem von besonders fanatischen Menschen bewohnten und besuchten Orte, reichen nicht aus, um eine unbedingt sichere Bestimmung des vorislamischen Alters dieser Badehäuser und der Steinhäuser des Ortes, die mir teilweise eine ähnliche Form aufzuweisen schienen, abzugeben. Bei den meisten der Steinhütten des Ortes handelte es sich um den gewöhnlichen Typ der Wohnhütten der Bewohner der Gebirgstihäma. Es sind also Kastenhäuser meist mit rechteckigem, aber auch solche mit rundem Grundriß, aus unbehauenem Blockwerk erbaut, meist mit Strohdächern in Walm-, First-, Kegel-, oder Kuppelform, oft aber auch mit flachen Lehmdächern. W i r werden an anderer Stelle auf die Häuserformen des islamischen Jemen zurückkommen. Aber eine eingehende Untersuchung der sicher sehr alten Bauten von Hammäm 'Ali erscheint mir sehr lohnend. Der Aufstieg der Straße aus dem oberen Wädi Hammäm, oberhalb von Hammäm 'Ali, auf die etwa 3000 m hoch gelegene Hochfläche war so steil, daß das Auto nur sprungweise, oft nur 10 m weit, vorrückte und immer wieder durch vorgelegte Steine vor dem Rückwärtsrollen bewahrt werden mußte. Auch die Weiterfahrt vom Hochlandsrande nach Mä'ber, w o das nächste Nachtquartier bezogen wurde, und von dort am anderen Tage über den über 3200 m hohen Paß, den Nägil Jeslah, und westlich an dem 3400 m höhen Djebel Kanin vorbei bis Heziez, war durch die Schwierigkeiten des W e g e s und die vielen, die Straße querenden Bewässerungsrinnen so mit technischen Schwierigkeiten belastet und beanspruchte den Körper und den Geist so sehr,

daß nicht viel Zeit auf die Beobachtung der Einzelheiten der Landschaft und der beiderseits der Straße liegenden Ortschaften aufgewendet werden konnte, geschweige denn der in ihnen vorhandenen Altertümer. Die ganze Aufmerksamkeit mußte dem Weiterkommen des Wagens gewidmet werden, der für europäische Verhältnisse unvorstellbar stark in Anspruch genommen wurde. Ein kurzer Aufenthalt wurde bei der in Phot. 59 abgebildeten Zisterne genommen, die, nachdem das isolierte Massiv des Djebel Kanin rechts liegengeblieben war, 3 km vor dem großen Dorfe Messa'üd erreicht wurde. Eben vorher hatten wir schon eine andere alte Zisterne passiert, bei der ein verfallener großer Gewölbebau in Kastenhausform gelegen war, die wir aber wegen der gerade auftauchenden Wegschwierigkeiten nicht besichtigen konnten (s. Fig. 132). Die große Zisterne vor Messa'üd (Phot. 59) liegt bereits in der breiten Talung, die sich mit langsamem Gefälle bis nach San'ä hin zu immer größerer Breite entwickelt. Hier ist diese Ebene von den oberen Quellbächen des nach der Küstenebene zu entwässernden großen Wädi Sehäm durch rückschreitende Erosion angeschnitten, und die mächtigen Alluvial- und Diluvialablagerungen der Hochtalung sind in vielen Schluchten aufgeschlossen. Die Zisterne ist die größte und besterhaltene aus vorislamischer Zeit, die ich in ganz Jemen gesehen habe. Ich hatte den Eindruck, daß die ganze umliegende Landschaft in vorislamischer Zeit, augenscheinlich als Tor von der Hochfläche hinab zu den Abstiegwegen durch das Wädi Sehäm zur Küste, eine größere Bedeutung als heute besessen hat, und man sagte milr, daß sich hier überall alte Ruinen befinden, sowohl in den Siedlungen als auch außerhalb der heutigen Dörfer, ohne jemals wieder besiedelt worden zu sein. Weiter südlich, vor dem Paß westlich des Djebel Kanin liegt ja auch die Ruinenstätte von Silä', die ich auf der Rückreise zur Küste besuchte und von der später (S. 121) die Rede sein wird. Die große Zisterne hat eine runde, wenn auch nicht völlig regelmäßige Form, was durch die Anpassung an das Gelände bedingt ist. Ihr Durchmesser beläuft sich auf annähernd 30 m, bei einer Tiefe von etwa 10 m, soweit man das bei dem jetzt im Januar noch vorhandenen Wasserstand festzustellen vermochte. Von drei Seiten aus führen Treppen zu dem Wasserspiegel, resp. zu den Abstufungen an den Seitenwänden hinab, von denen zwei über dem Wasserspiegel jetzt trocken lagen, denen aber wahrscheinlich noch eine dritte unter dem Wasserspiegel hinzuzufügen ist. Außer an den Treppeneingängen war der Rand der Zisterne durch eine solide Mauer erhöht. Die Füllung der Zisterne erfolgt über die Treppenzuführungen, hauptsächlich aus dem nach Osten zu ansteigenden Gelände.

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Trotz der bereits stark vorgeschrittenen Trokkenzeit stand der Wasserspiegel der Zisterne noch ziemlich hoch. Aber das Wasser war durch Algen tief grün gefärbt und völlig undurchsichtig, aber durch Loten mit einem Stocke konnte noch eine erhebliche Tiefe unter dem Wasserspiegel festgestellt werden. Da die Entfernung von den umliegenden Ortschaften, deren nächste Messa'üd war, ziemlich groß ist, und keinerlei Ruinen in der nächsten Nähe festzustellen waren, muß die Zisterne auch in vorislamischer Zeit hauptsächlich dem Karawanenverkehr gedient haben. Mehrere Tränkplätze für Tiere lagen nahe aller Zugänge in Form von Trögen und Becken. Wahrscheinlich hat die Zisterne an einer wichtigen Straßenkreuzung gelegen, die von der nordsüdlich verlaufenden Straße auf dem Hochland ins Wädi Sehäm zum Tiefland hin abzweigte.

ler in Indonesien sehr starke Interessen an den politischen Verhältnissen in West- und Süd-Arabien. Vor der drohenden Gefahr stehend, durch kriegerische Verwicklungen im Norden und Süden in eine gefährliche Zange zu geraten, entschloß sich der Imäm im Februar, sich mit Großbritannien zu verständigen. Er entging damit aber nicht dem Kriege mit den Wahhabiten, der nach spannenden Verhandlungen im April 1934 ausbrach. Diese Zeit dauernder politischer Verwicklungen an allen Grenzen erlaubte es selbstverständlicherweise nicht, größere Reisen ins Innere des Landes zu planen. Meine wissenschaftliche Arbeit, soweit meine private anderweitige Tätigkeit eine solche zuließ, beschränkte sich daher auf Untersuchungen in der engeren und weiteren Umgebung von San'ä, von denen aber nur wenige auf archäologischem Gebiete lagen. Ich widmete mich in diesen Monaten vorwiegend der Untersuchung steinzeitlicher Überreste in der Umgebung von San'ä. Schon auf meiner zweiten Reise waren mir Tatsachen und Objekte bekannt geworden, die darauf hindeuteten, daß sich in der Umgebung von San'ä Reste des Steinzeitmenschen, sowohl des paläolithischen, wie des neolithischen, befinden. Der Leibarzt des Imäm und zugleich politischer Agent der Italiener, Dr. Sarnelli, hatte schon 1931 in einer Höhle nahe von San'ä neolithische Werkzeuge gefunden, von denen mir eine Pfeilspitze als besonders schön in der Erinnerung geblieben ist. Eine gemeinsame Untersuchung dieser Höhle, die geplant war, wurde aber dann durch die politischen Spannungen verhindert. Von den Beduinen aus dem Meschriq, dem östlichen Jemen, wurden mir ferner verschiedene andere Objekte, meist aus Obsidian, zugetragen.

Die ersten Monate des Jahres 1934 waren denkbarst ungeeignet, um in Jemen, von San'ä aus, wissenschaftliche Unternehmungen zu planen. Die schon seit langen Jahren latent vorhandenen Spannungen zwischen den beiden mächtigsten Dynastien und Sekten in Innerarabien, den Wahhabiten in Nordarabien unter Ibn Sa'üd und den Zeiditen in Jemen unter dem Imäm begannen, wegen der Besitzverhältnisse in den zwischen ihnen liegenden Landschaften 'Asir und Nedjrän, in ihr Endstadium zu treten. Sie überschatteten die ebenfalls seit langem, bereits seit dem Ende des ersten Weltkrieges die gesamte Politik Jemens beherrschenden Spannungen an seiner Süd- und Südostgrenze gegenüber dem britischen Protektorat 'Aden und den nahezu ganz unabhängigen Sultanaten, Emiraten und Scheichtümern in der Wüste zwischen Jemen und Hadhramaut, deren Bindungen an Großbritannien mehr oder minder stark vertraglich festgelegt waren. Diese letzteren Spannungen hatten ja mehrmals in den letzten Jahren, auch während meiner ersten und zweiten Reise zu akuten Kampfhandlungen von beiden Seiten geführt und die britische Protektoratsmacht zu Polizeimaßnahmen mit ihrer Flugwaffe veranlaßt. Bei meiner Ankunft in San'ä war der Gouverneur des Protektorats 'Aden, Sir Berhard Reilly, in eigener Person dort anwesend. Außerdem hielt sich dort neben den schon bei meinem zweiten Aufenthalt ansässigen italienischen und russischen Vertretungen eine holländische Sondermission, unter dem Gesandten Dr. Adriaanse auf. Holland hatte ja bekanntlich durch das starke jährliche Kontingent von Pilgern zum HaddjFest im Hedjäz, das seine indonesischen Besitzungen stellten, ferner durch das britisch-holländische Condominium auf der, der jemenitischen Küste vorgelagerten Quarantäne-Insel Kamarän, sowie durch fast 100 000 hadhramautische Sied-

Ich fand nunmehr auf den abgeernteten Feldern außerhalb der Stadtmauern von San'ä bei systematischem Suchen einzelne Steinwerkzeuge. Vor allem aber entdeckte ich auf den jungen Lavaströmen der Harra im Nordwesten der Stadt eine große Anzahl von primitiven Höhlen, die unter den Auspuffschloten auf den Lavaströmen herausgearbeitet worden waren und in deren Boden sich ebenfalls bearbeitete Steinwerkzeuge fanden. Der Suche nach der Höhle, in der der inzwischen abgereiste Dr. Sarnelli die mir seinerzeit gezeigten neolithischen Werkzeuge gefunden haben sollte, galt ein Ausflug, den ich mit dem holländischen Gesandten Dr. Adriaanse in nördlicher Richtung von San'ä unternahm. Wir fanden auf dem Wege nach el-Gheräs, den wir schon auf der ersten Reise 1928 gezogen waren, am Hange des Djebel Bakre, der sich 3 Stunden von S a n a entfernt in die breite Ebene von San'ä hinein vorstreckt, die in Phot. 63 abgebildete überhanghöhle, in der sich einzelne vorgeschichtliche Funde oberflächlich fanden, die wir aber

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ebenso wie alle anderen vorgeschichtlichen Tatsachen nicht hier, sondern an anderer Stelle beschreiben werden. Auf diesem Ausflug fanden wir aber am Abhang des Hügels, der sich östlich der Stadt Raudhä als isolierte Erhebung aus der Ebene erhebt, (s. Landeskundliche Ergebnisse, a.a.O., Karte 3) eine Zisterne, die wegen ihrer Form und wegen der Graffiti, die sich an ihren Wänden fanden, eingehend besprochen werden soll. Durch diesen Hügel mitten in der Ebene verlief in westöstlicher Richtung eine bis 4 m breite klaffende Spalte, die sich nach Westen zu allmählich schloß (s. Phot. 61) und zu einer Verwerfungskluft wandelte. Nach Osten zu endete sie, weit geöffnet, am dortigen Steilhang des Hagels (s. Phot. 60). Diese offene Spalte, die einer tektonischen Verwerfung ihre Entstehung verdankte, wies bis zu dem in ihrem Grunde liegenden Wasserspiegel in ihrem westlichen Ende eine Tiefe von 10 m auf. Sie war an ihrer Ostseite von einem künstlichen Zisternenanbau abgeschlossen. Diese äußere Zisterne hatte die wohlbekannte Form aller runden Zisternenbauten, von denen sie sich nur dadurch unterschied, daß sie zur Hälfte abgeschnitten war, und sich von dort in die Verwerfungsspalte des Hügels fortsetzte. Treppen führten zu einer ersten und zweiten Stufe der Zisterne herab. Die konzentrischen Stufen der Zisterne setzten sich noch ein Stück weit in die klaffende Spalte hinein fort. Trotz des bereits fortgeschrittenen Endes der Trockenheit und obwohl die Zisterne an einer vielbereisten Straße, von San'ä nach dem Djof liegt, so daß sie von Karawanen viel benutzt wird, war der Wasserspiegel noch relativ hochstehend, und war vor allem der Zustand des Wassers sauberer und klarer, als es sonst bei nahezu ausgeschöpften Zisternen der Fall zu sein pflegt. Ich schloß daraus, daß es sich bei dieser Zisterne nicht um eine Vorratszisterne handelte, sondern daß im Grunde der Spalte außerdem noch eine Quelle zutage treten mußte. Da die ganze Konfiguration der Landschaft kein größeres Einzugsgebiet von Regenwasser für die Zisterne oder für die zu ihr führende Spalte zeigte, wurde der Quellcharakter der Spalte noch wahrscheinlicher. Es muß sich um eine Sickerquelle handeln, bei der das Wasser langsam auf der Verwerfung aufquillt. Diese Quelle muß mit einem Wasserhorizont der Randberge der Talebene von San'ä in Kommunikation stehen, da der Hügel, den die Spalte durchzieht, ganz isoliert in der Ebene liegt. An beiden Seitenwänden der Verwerfungsspalte, dort wo sie in die äußere Zisterne mündet, und zwar, wo die Stufen der Zisterne noch in sie hineinreichen,, liegen in Reichhöhe über dieser Stufe, in den dort anstehenden Sandstein eingeritzt, die in Phot. 62 und Fig. 121 und 122 dargestellten Graffiti. Die verschieden star-

ke Verkrustung der eingeritzten Linien der Zeichnung, die teilweise auch durch Aneinanderreihung von Punkten erzeugt ist, läßt auf drei Zeitperioden schließen, in denen diese Graffiti angelegt worden sind. Nach dem Grade der Verkrustung, deren Entstehung und Gradierung wir früher schon beschrieben haben (s. Vorislamische Altertümer, a. a. O., S. 166, Fig. 102—32, Phot. 115—126 und M o r d t m a n n und M i t t w o c h , Sabäische Inschriften, a.a.O., S. 55—62, Fig. 138 bis 145), können wir ebenso wie aus dem Stil der Zeichnungen, annehmen, daß die ältesten Teile vorislamischen Alters sind, während die beiden jüngeren wohl aus verschiedenen islamischen Zeitperioden stammen. Das letztere ist ohne weiteres sicher bei den Inschriften in arabischer Schrift, deren Verkrustung auch am wenigsten fortgeschritten ist. Soweit man diese Inschriften entziffern kann, handelt es sich wohl meistens um die Anrufung des Propheten mit seinem Namen Muhammed (s. Fig. 121). Sabäische Inschriften, wie bei den Graffiti an der Felswand hinter dem Tempel von Hugga (s. Vorislamische Altertümer a.a.O., S. 166, Fig. 102—109), wurden hier nicht gefunden. Die Schriftzeichen, die in Fig. 122, links unten, zu erkennen sind, scheinen weder arabisch noch sabäisch zu sein, sind aber in einem so schlechten Erhaltungszustand, daß man nichts mit ihnen anzufangen vermag. Ihr Verkrustungszustand ist etwa derselbe, wie bei den ältesten figürlichen Darstellungen. Diese figürlichen Darstellungen sind teils Tiere, teils Menschen, meist aber Pferde mit Reitern. Die Figuren der ältesten Periode sind nirgends von denen der jüngeren Perioden überzeichnet. Die durch viele Jahrhunderte voneinander getrennten Zeichner haben ihre Figuren immer neben diejenigen der Vorgänger gesetzt, ebenso wie die Inschriften immer in die Lücken zwischen den Figuren angebracht worden sind. Zur ältesten vorislamischen Periode gehört in Fig. 121, die zum Teil auch in Phot. 62 abgebildet ist, die menschliche Figur in der Mitte oben, die anscheinend eine Lanze auf der Schulter trägt, ferner die stark zerstörte Figur eines Reiters darunter, sowie die vier Tierdarstellungen, die sich nach links unten anschließen und die beiden Tierdarstellungen rechts von der unteren arabischen Inschrift. Der jüngeren Periode gehören in Fig. 121 nur die Reiterdarstellungen an, vor allem die drei am linken Rande, ferner der außerordentlich bewegt dargestellte, im Sattel stehende und anscheinend eine Schleuder schwingende Reiter rechts oben und die beiden Reiter rechts unten. In Fig. 122 sind die mittlere Figur eines Reiters, der mit einem, wenn nicht sogar zwei Fußgängern in Verbindung steht, wahrscheinlich in einer Kampfhandlung, ferner die beiden Tierfiguren links oben sowie die Tierfigur rechts

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H ü g e l östlich v o n R a u d h a , am W e g e v o n S a n ' ä nach dem

Fig. 123:

Mesdiriq

O r n a m e n t s t e i n a u s g r a u e m K a l k s t e i n , h e u t e als T r e p p e n s t u f e im H a u s e d e s 'Ämil von e i n g e b a u t . R e l i e f h ö h e e t w a 2 cm. L ä n g e 90, H ö h e 30 cm

116

San'ä

Steins in der ursprünglichen Länge und Breite, wobei allerdings die Annahme gemacht wird, daß die auf ihm dargestellten Ornamente symmetrisch angeordnet waren, müssen 135 und 25 cm gewesen sein. Die etwa 2 cm erhabenen, aber stark abgeschliffenen Ornamente auf der Oberfläche können wohl nur als stark stilisierte Palmetten sehr einfacher Form gedeutet werden. Jede Palmette steht auf einer Standplatte. Je zwei Palmetten sind anscheinend von beiden Seiten der Platte einander gegenübergestellt, und die jeweils unterste steht auf einer doppelten Standplatte. Die gegenständige Lage der Palmetten läßt den Schluß zu, daß der ganze Stein nicht senkrecht aufgestellt gewesen ist, sondern ursprünglich, ebenso wie heute, waagerecht eingebaut war. Vielleicht war er als Abschluß eines Türsturzes nach oben hin verwandt worden. Dann zeigten die seitlichen Teile des Türsturzes an den beiden Seitensteinen die aufrecht, in normaler Lage stehenden Palmetten, die sich in dem Deckbalken fortsetzten, und folgerichtig, wie in unserem Stein, in entgegengesetzter Lage oben in der Mitte zusammentreffen mußten. Die unregelmäßige Form der Palmette rechts, gegenüber den beiden anderen, ist eigenartig, entspricht aber dem auf dem Stein dargestellten Zustande.

unten, der älteren vorislamischen Periode zuzurechnen. Ebenso gehört die stark zerstörte Figur links unter der Mittelszene hierher. Auch hier bestehen die jüngeren Darstellungen nur aus Reiterfiguren. Allgemein gesehen zeichnen sich die Darstellungen der älteren, vorislamischen Periode durch eine größere Lebhaftigkeit vor denen der jüngeren Perioden aus. Besonders schön ist die Kameldarstellung in Fig. 121 unten, bei der der Kopf besonders lebenswahr getroffen ist. Die zwei Höcker sollen natürlich den Sattel darstellen, wie man es ähnlich ja auch auf den Tonplastiken von Kamelen sieht (s. II. Teil). Auch andere Tiere sind in schönen Bewegungsbildern dargestellt. Dagegen wirken die Darstellungen der jüngeren Perioden, die wir im einzelnen schwer voneinander trennen können, erheblich steifer. Eine Ausnahme macht nur der Reiter in Fig. 121 oben rechts, der anscheinend auf dem Sattel eines Pferdes steht, und bei dem die Galopphaltung des Tieres sehr schön herausgearbeitet ist. Bei den Reitspielen, die in San'ä nach dem Freitagsgottesdienst heute noch oft veranstaltet werden, springt der Reiter oft stehend in den Sattel, um seine Reitkunst unter Beweis zu stellen. Unklar ist an dieser Zeichnung, was der Reiter in seiner rechten Hand trägt. Am ehesten darf man wohl an eine Schleuder denken, die ja heute noch in Jemen weitgehend, wenn auch nicht als Waffe, in Gebrauch ist. Sie dient vor allem, in der Hand von Knaben, die Vögel aus den Getreidefeldern zu vertreiben. In der Stadt San a selbst, die ich nunmehr zum dritten Male eingehend kennenlernte, fanden sich immer wieder einzelne Altertümer aus vorislamischer Zeit an einzelnen schwer zugänglichen Orten angebracht oder eingebaut. Sogar einzelne Inschriften wurden noch in der Stadt und in der Umgebung entdeckt. Aber da im Jahre vorher (1933) Hans Schlobies, der zusammen mit Eugen Mittwoch meine epigraphische Ausbeute der zweiten Reise bearbeitet hatte (Orientalia, a.a.O.), sowie 1932 Ettore Rossi, der Herausgeber des Oriente Moderno in Rom, als spezielle Sabäisten in San'ä anwesend gewesen waren, glaubte ich, mich der Arbeiten auf diesem Gebiete enthalten zu können und beschäftigte mich nur noch mit den Ornamentsteinen, die ich neu entdeckte. So fand ich eines Tages in der Türschwelle zum inneren Hause des 'Ämil von San a, des Saijid Hussein 'Abd el-Gader, den in Fig. 123 abgebildeten Stein. Dieser 90 cm lange und 30 cm hohe Stein war von drei Seiten von Bausteinen verdeckt, aber endete mit einer senkrechten Kante nach vorne. Auch links schien er völlig erhalten geblieben zu sein und mit einer senkrechten Kante abzuschneiden. Die Ausmaße des

Nach der Aussage der einheimischen Tradition handelt es sich bei dem auf der Spitze des Minarets der Masdjid Hudhair angebrachten bronzenen Vogelbild, das in Phot. 64 abgebildet ist, um ein Bildwerk aus vorislamischer Zeit. Das Minaret selbst, hier in Jemen nicht manära, sondern soma'a genannt, ist sicher, wie überhaupt alle Minarets in Jemen, die wahrscheinlich von den frühchristlichen Säulenheiligen übernommen worden sind, in islamischer Zeit erbaut, so daß das aus heidnischer Zeit stammende Bildwerk wohl nachträglich von einer anderen Verwendung her auf seiner Spitze eingebaut worden ist. Die Bauperiode des Minarets war nicht eindeutig festzustellen. Nach den Aussagen gelehrter San'äner müssen die gleichen Formen des Minaretbaus bereits bis ins 3. Jahrhundert der Hedjra, also bis ins 9. oder 10. Jahrhundert n. Chr. zurückreichen. Derselbe Stil wird aber bis in die heutige Zeit hinein mit nur geringen Abänderungen angewandt. Wir kommen in einer anderen Arbeit eingehend auf die Baugeschichte der islamischen Zeit im Jemen zurück. Auf jeden Fall scheint es mir nach den Aussagen der Einheimischen nicht zu bezweifeln zu sein, daß ein vorislamisches Bildwerk auf einem islamischen Kultbauwerk Verwendung gefunden hat. Diese Tatsache, die uns ja schon in anderen Fällen bekannt geworden ist, wirkt aber in diesem Fall besonders befremdend, da es an einem Orte angebracht ist, wo sonst stets, auch in San'ä, der Halbmond angebracht ist, der ja allerdings bekanntlich auch ein Symbol aus vorislamischer Zeit ist.

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Die Tradition bringt diese Moschee, die Masdjid Hudhair, noch mit anderen Überlieferungen in Zusammenhang. Vor etwa 400 Jahren, sagte mein Gewährsmann, also am Anfang des 16. Jahrhunderts, unter dem Imäm Jahja Scharaf ed-Din (912—952 d. H.), des ersten Imäm, der die Dynastie der Tahiriden (858—923 d. H.) ablöste, und in dessen Regierungszeit die Eroberung Jemens durch die Ägypter, und dann durch die Türken erfolgte, herrschte für lange Jahre erbitterter Bürgerkrieg, da die einzelnen Gabilenstämme sich jeweils verschiedenen Machthabern und Parteien anschlössen. Durch diese Unruhen wurden die orthodoxen islamischen Sitten gelockert, und die uralten heidnischen Stammesgebräuche des täghüt lebten wieder auf1). Besonders wild und kriegerisch und den alten Stammesgesetzen ergeben, war und ist bis auf den heutigen Tag der große Stamm der Beni Hamdän, der nördlich von San'ä seine Wohnsitze hat, und der ja in vorislamischer Zeit eine führende Rolle in der Geschichte des Landes gespielt hat, eine Tatsache, die bis auf den heutigen Tag im ganzen Stamme noch nicht vergessen ist (s. auch S. 26).

weder ein Horn oder ein ganzer Rinderkopf angebracht. Aus diesen Hörnern oder Köpfen an den Ecken der Altäre entwickelten sich langsam Randpilaster oder Stelen, die von den Altären auf die Kultgebäude und Tempel, und von diesen auch auf alle Profanbauten übergingen. Diese traditionelle Uberlieferung wurde vom Islam übernommen und findet sich in Jemen an allen Moscheen, teilweise auch an den Wohnhäusern.

Zu den alten Stammesgebräuchen gehört, bis heute, wenn auch nur in großer Heimlichkeit ausgeübt, nach den Berichten meiner Gewährsmänner, ein Saturnalien-ähnliches Fest, entweder im Frühling oder Herbst, oder in beiden Jahreszeiten (s. S. 112)2), bei denen neben Nackttänzen von Frauen und Männern für den Islam untragbare Orgien stattfinden. Der Imäm J a h j a Scharaf ed-Din benutzte die Gelegenheit eines solchen Festes, um den Stamm mit 4000 Kriegern zu überfallen. An den Gefangenen wurde ein furchtbares Exempel statuiert. Er ließ sie gefesselt an die Erde legen und durch 400 Ochsengespanne zu Tode trampeln. Die Leichen blieben zur Abschreckung liegen, und nach einem Jahre ließ der Imäm die Zähne der Skelette sammeln und in zwei Säcken auf dem Minaret der Masdjid Hudhair, das mit dem bronzenen Vogel gekrönt ist, aufhängen, wo sie sich noch heute befinden sollen. Eine aus vorislamischer Zeit überlieferte Sitte ist auch die Anbringung von Steinbockhörnern an den Ecken und Kanten von Gebäuden, wie in Phot. 65 und 66 dargestellt ist. Seit alter Zeit bekannt und ihrer Entstehung nach aus ältester Zeit überliefert sind die sogenannten Hörner des Altars, die wohl zuerst im altarabischen Mondkult, dessen Symboltier bekanntlich das Rind war, sich entwickelte. An den Altären der Mondgottheit, aus deren Verehrung sich auch die Form des ältesten jüdischen Kults entwickelt zu haben scheint (s. D. Nielsen, Der dreieinige Gott, Stockholm 1922, 1942), wurde an jeder Ecke ent-

In der vorislamischen Kunst wurde der Steinbock neben dem Rinde zu einem der wichtigsten symbolischen Ornamentobjekte. Wir werden später eine ganze Anzahl derartiger Darstellungen sehen (s. II. Teil). Sie sind seit langem bekannt und viel besprochen worden (s. Grohmann. Göttersymbole, a.a.O., S. 56 und Nielsen, Altarabische Altertumskunde, a.a.O., S. 213). Dabei wurde die eigenartige Form des Steinbockkopfes mit seinen gewaltigen Hörnern und seinem langen Kinnbarte ebenso wie die des Rinderkopfes immer stärker stilisiert, so daß man oft die Herkunftsform des Ornaments kaum noch erkennen kann. Es ist schon an einer früheren Stelle behandelt worden (s. S. 71, Fig. 66 und 67), und wir werden im II. Teil auf diese Frage zurückkommen, wie aus derartigen nebeneinander gereihten und in Stufen über- und untereinander gesetzten Steinbockornamenten sich allmählich aller Wahrscheinlichkeit nach das spätere islamische Stalaktitenornament entwickelte.

1) s. C. R a t h j e n s , T ä g h ü t u n d Scheri'a, G e w o h n h e i t s r e c h t u. islamisches Recht b e i d e n G a b i l e n d e s j e m e n i t i s c h e n Hochl a n d e s . J a h r b . d. Mus. f. L ä n d e r - u n d V ö l k e r k u n d e , S t u t t g a r t 1951, S. 172—187. 2) s. auch R a t h j e n s , Die P i l g e r f a h r t nach M e k k a . H a m b u r g 1948, S. 64 ff.

Wie das Rind, so war auch der Steinbock das Symboltier des Mondgottes, wenn auch wahrscheinlich ursprünglich nur in Südarabien. Der Steinbock findet daher im vorislamischen Südarabien als Ornament eine weitgehende Verwendung. Er ist in Jemen heute noch in allen Gebirgsgegenden weitverbreitet, und seine Hörner finden in der Volkskunde der Gabilen sowohl magische wie kultische Verwendung. Konkretionen aus dem Darm des Steinbocks, seine pulverisierten Hufe und Hörner besitzen in der Volksmedizin großen Wert. Auch in vorislamischen Graffiti wurde er immer wieder abgebildet (s. Vorisl. Altert. S. 179, Fig. 133/134, Phot. 122/126).

Aber wie in der Kunst das Steinbockornament, so hat wohl schon im vorislamischen Arabien das groteske Naturhorn des Steinbocks eine mystische und magische Bedeutung gehabt. Bei den jemenitischen Juden findet es heute Verwendung als Blasinstrument, das nur bei bestimmten Festen gebraucht wird. Von der kultischen Verwendung ist das Steinbockhorn auch als Naturobjekt in die profanen Baugebräuche und in die gewöhnliche Architektur übergegangen. Wie bei uns der Pferdekopf am Giebel der Bauernhäuser oder vor dem Tore aus vorchristlicher Zeit als magischer Schutz noch heute verwendet wird, so wurde in Jemen und in den benachbarten Gebieten, wie z. B. besonders in Hadhramaut, das Steinbockhorn oder -gehörn an Häusern mit derselben Bestimmung angebracht. 118

Die Fälle, in denen ich derartige meist paarige Steinbockhörner an Wohnhäusern in Jemen angebracht fand, waren allerdings recht selten, so daß ich erst auf dieser dritten Reise auf diesen Gebrauch aufmerksam wurde. In Hadhramaut und im 'Aden-Hinterland finden sich dieselben Hörner auch an den Moscheen vor, was ich allerdings bisher in Jemen nicht feststellen konnte. Die Anbringung der Hörner in San'ä geschah, wo ich diesen Brauch zuerst an schönen großen, neu gebauten Wohnhäusern feststellte, immer an den Seitenkanten der Außenmauern, und zwar niemals oben am Dach, also dort, wo die Hörner der Häuser sonst zu sitzen pflegen, sondern in verschiedenen Abständen vom Dach nach unten, aber doch stets im oberen Teile des Hauses. Da die San'äner Häuser weitgehend mit weißgegipsten Ornamenten verziert sind, unter denen waagerechte Friese eine große Rolle spielen, sind die Horner meist, wenn nicht stets, mit diesen in Beziehung gebracht, insofern als sie bei allen mir bekannten Fällen an der oberen oder unteren Grenze dieser Friese befestigt waren. In Phot. 65 handelt es sich um ein älteres Wohnhaus im Gartenviertel (Bir el-Azeb) von San'ä. Hier sind die Hörner an der Mauerkante unter dem obersten Friese der ornamentierten Fassade direkt im Gemäuer verankert. Dagegen sitzen sie bei dem in Phot. 66 abgebildeten Falle, bei dem es sich um ein eben erst fertiggestelltes Gebäude ebenfalls im Bir el-Azeb in San'ä handelt, auf einem kleinen, der Seitenkante des Gebäudes angesetzten Sockel über einem der obersten Friesornamente des Gebäudes. Wir werden an anderer Stelle, in einer Arbeit über die islamische Architektur in Jemen, eingehend auf diese Verhältnisse zurückkommen. Bei meinen Streifzügen durch die Altstadt von San'ä, die ich nunmehr, da fast die gesamte Bevölkerung mich bereits kannte, ohne noch irgendwie aufzufallen, und ohne militärische Bedeckung machen konnte, besichtigte ich eines Tages das Innere eines großen Lagerhauses, dessen architektonisch sehr interessanten Bau ich an anderer Stelle schildern werde. Es ist die sogenannte Semsere haq el-lebäs we tütün, des Lagerhauses für Kleider und Tabak, die heute vier wohlhabenden San'äner Kaufleuten als Speicher für alle möglichen Waren dient. Im Erdgeschoß und im ersten Stockwerk fand ich eine große Anzahl von Säulen in den Gewölben eingebaut, die ich für vorislamisch halte, und die daher hier besprochen werden sollen. Es handelte sich um 8 verschiedene Säulentypen (s. Fig. 124—131). deren Schaft stets gleichmäßig rund war, deren verschiedene viereckige Kapitelle aber ohne symmetrische Anordnung untereinander unter der weit größeren Gesamtzahl von Säulen verteilt waren. Sie wiesen die verschiedensten Formen der Ornamentierung und des Ubergangs vom runden zum quadratischen Grundriß der Kapitelle oder der das Gewölbe

stützenden Bögen auf. Aus dieser wahllosen Verteilung der -Kapitellformen in den Säulenreihen, können wir wohl sicher auf eine sekundäre Verwendung der Säulen und ihrer ehemaligen Herkunft schließen. Im Erdgeschoß haben die Säulenschäfte, die nicht aus einem Stück, sondern aus einer Reihe übereinander liegender Zylinder bestehen, eine Höhe von etwa 10 m, im ersten Stockwerk dagegen eine wesentlich geringere. Der Übergang von der runden Säule zum viereckigen Kapitell, das meistens nur als eine Kapitellplatte zu bezeichnen ist, wurde bei den acht verschiedenen Formen sehr verschieden gelöst. Dabei blieben vier dieser Kapitelle vollständig unornamentiert (Fig. 124—127), während die anderen vier mit Ornamenten geschmückt waren (Fig. 128—131), die aber bei der Form des Ubergangs vom Schaft zum Kapitell eine ganz nebensächliche Rolle spielten, mit Ausnahme des in Fig. 131 abgebildeten, w o die Ornamente selbst den Übergang bildeten. Unter sich bildeten die acht Säulenkapitelle also weder formal noch ornamental einen einheitlichen Grundtypus, der eigentlich nur durch die geringe Höhe des Kapitells gegeben war. Die einfachste Form dieser Säulen (s. Fig. 124) zeigt über dem runden Schaft von 40 cm Durchmesser, dessen oberster Zylinder sich nach oben zu bis zu einen Durchmesser von 50 cm konisch verdickt, eine etwa 20 cm dicke Kapitellplatte mit einer Seitenlänge von 50 cm. Die Seitenfläche und Seitenkanten dieser Kapitellplatte sind schräg nach unten hin abgeschnitten, so daß zwickelartige dreieckige Unterflächen entstehen. Im übrigen zeigt diese Säule keinerlei Ornamente. W i r sehen also nur eine sehr geschickt gelöste langsame Anschwellung vom Säulenschaft zur Grundfläche des Gewölbebogens. Ähnlich gebaut ist die in Fig. 125 abgebildete Säule. Aber die nach oben hin konische Verdickung des oberen Teiles des Schaftes ist geringer. Dafür ist aber die Kapitellplatte an allen vier Seitenkanten nach unten hin schräge abgeschnitten, so daß sie bei 20 cm Dicke oben 50 cm und unten nur 40 cm Durchmesser besitzt, wo sie dem ebenfalls nur 40 cm im Durchmesser aufweisenden Schaft entsprechend aufliegt. Auch hier fehlt jegliche Ornamentierung. Auch das Kapitell in Fig. 126 ist grundsätzlich ähnlich gebaut. Der Schaft läuft gleichmäßig mit leichter konischer Verdickung mit 40 cm Durchmesser bis zur Unterseite der allerdings wesentlich dickeren (etwa 30 cm) viereckigen Kapitellplatte von 50X50 cm Seitenflächen, bei der nur der obere Teil senkrechte Seitenkanten hat, die im unteren Teil sowie an den Ecken zum Schaft hin abgeschrägt sind. Eine ganz andere Lösung des Übergangs von runder zu quadratischer Grundfläche zeigt das in Fig. 127 abgebildete Kapitell, w o dieses durch vier gekrümmte Flächen erreicht wird, die durch scharfe Kanten getrennt werden. Diese Kanten 119

Fig. 124

Fig. 128

Fig. 125

Fig. 126

Fig. 130

Fig. 129 Fig. 124—131:

Fig. 127

Fig. 131

Kapitelle v o n Säulen aus vorislamischer Zeit, in einem Lagerhaus in San'ä, der „semsere haq el-lebäs w e tütün", eingebaut

verlaufen von nur zwei entgegengesetzten Punkten des runden Schaftes zu den vier Ecken des Quadrats, wodurch sehr eigenartig gebogene Flächen am Kapitell entstehen. Der Ubergang wird noch durch einen Wulst am oberen Teil des Schaftes für den Beschauer unterstrichen. Diese Vermeidung eines zu plötzlichen Überganges vom kreisförmigen Querschnitt des Schaftes zum quadratischen der Kapitellplatte durch eine Verzierung am oberen Teil des Schaftes, der ja stets von 40 cm auf 50 cm Durchmesser gebracht werden muß, beobachten wir auch bei den in Fig. 129 und Fig. 130 abgebildeten Säulen. Bei der ersteren bestehen diese Ornamente aus vier symmetrisch um den oberen Teil des Schaftes angeordneten vorspringenden löffelartigen Gebilden, die nach unten zu abgeschnitten sind, bei der zweiten aus einem Band ähnlicher, aber enggestellter, löffelartiger Vertiefungen, deren abgeschnittenes Ende aber nach oben zeigt. In dem letzteren Fall begleiten dieselben vertieften löffelartigen Ornamente auch den Rand der Kapitellplatte, aber mit dem abgeschnittenen Ende nach unten weisend. Nur die Kapitellplatte wird bei den beiden, in Fig. 128 und 131 abgebildeten Typen ornamentiert, bei denen im übrigen der Schaft nach oben zu wie früher, aber mit plötzlicher Krümmung konisch verdickt wird. Bei der einen sind die

Seitenflächen der Kapitellplatte durch ein erhaben herausgearbeites Relief geschmückt, das nach außen rechtwinklig, nach innen bogenförmig begrenzt ist. Bei dem anderen ist der Übergang vom Viereck zum Kreis besonders schön geformt und ergibt wohl die harmonischste Lösung dieses Problems, indem durch rippenförmige Verdickungen, von den Ecken und von zwei Punkten an den Seitenflächen des Kapitells aus, der Ubergang zu dem konisch verdickten oberen Teil des Schaftes gefunden wird. Die stilistische Einordnung dieser Säulenformen und ihrer Ornamente in den bisher bekannten Formenschatz des vorislamischen Arabien ist außerordentlich schwierig. Ich möchte nur feststellen, daß ich sie, nach meiner bisherigen Kenntnis der im islamischen Jemen gebräuchlichen Baustile, nicht für islamisch halten kann. So bleibt also nur übrig, diesen Säulen ein vorislamisches Alter zuzuschreiben. Aber es kommt auch nicht eine Einreihung in den bisher bekannten vorislamischen Formenschatz in Frage, weder auf der klassisch-sabäi sehen, noch aus der hellenistisch beeinflußten himj arischen Zeit. Trotzdem möchte ich es für am wahrscheinlichsten halten, daß diese Säulen irgendwie hellenistisch beeinflußt sind und aus der Zeit der abessinischen oder der persischen Besetzung des Landes stammen, oder aus irgend-

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einer a n d e r e n Gegend von den J u d e n e i n g e f ü h r t w o r d e n sind, die ja aus vielen Gebieten der damals b e k a n n t e n W e l t die verschiedensten Kulturelemente mitbringen konnten. Nach dem Abschluß eines Freundschaftsvertrages mit Großbritannien im Februar, und nach der Abreise des G o u v e r n e u r s Reilly nach 'Aden verschärften sich die Spannungen zwischen dem Imäm und Ibn Sa'üd ü b e r den Besitz der Landschaft N e d j r ä n und über die Grenzziehung nach 'Asir hin so sehr zuungunsten des Friedens, daß sehr bald Nachrichten nach San'ä durchdrangen, die v o n blutigen Kämpfen im Norden u n d Nordosten und von einer immer gefährlicheren Zuspitzung der V e r h a n d l u n g e n in M e k k a sprachen, die v o n jemenitischer Seite durch Saijid 'Abdallah ibn Ahmed el-Wezir g e f ü h r t wurden, denselben, der später, 1948, den Staatsstreich gegen den regierenden Imäm führte, der beiden ein gewaltsames Ende brachte. Eines Tages liefen Botschaften ein, daß die Truppen an der Nordgrenze, die vom Kronprinzen, dem W a l l el-Ahd, Seif-elIsläm Ahmed g e f ü h r t wurden, siegreich über die Grenzen nach N e d j r ä n und nach 'Asir vorgedrungen seien. Aber schon w e n i g e Tage später lief das Gerücht v o n H a u s zu Haus, daß Ibn Sa ud dem Imäm den Krieg erklärt habe. Unter diesen Umständen, da niemand übersehen konnte, wie lange dieser innerarabische Krieg d a u e r n würde, und da e r w a r t e t w e r d e n konnte, daß zwar die jemenitischen Truppen überall im Hochgebirge nach N o r d e n zu, die T r u p p e n Ibn Sa'üds mit ihrer w e i t g e h e n d e n Motorisierung dagegen in allen, das Hochland umg e b e n d e n Ebenen im W e s t e n und im Osten im Vorteil sein würden, so daß ich in Gefahr g e r a t e n konnte, bis zum Ende des Krieges abgeschnitten zu werden, beschloß ich abzureisen und f ü r meine wissenschaftlichen Arbeiten günstigere Zeiten abzuwarten. Ich fuhr Ende April v o n San'ä mit einem F o r d w a g e n ab, um auf demselben W e g e wie auf der Hinreise, also über Heziez, Mä'ber, M e d i n e t el-'Abid, 'Obal und Bädjil die Küste zu erreichen. Gerüchte — authentische Nachrichten vom Kriegsschauplatz w a r e n in San'ä selbst am Hofe nicht zu erhalten — besagten, daß die motorisierten Truppen Ibn Sa'üds in der Küstenebene mit großer Schnelligkeit nach Süden vorstießen, und daß sie bereits in w e n i g e n Tagen in Hodeida e r w a r t e t w ü r d e n . Es w a r also Eile geboten, w e n n ich nicht v o n Hodeida abgeschnitten w e r d e n sollte und dann n u r auf dem schwierigen W e g e ü b e r M o k h ä oder 'Aden das Land verlassen k o n n t e , zumal auch v o n U n r u h e n an der Grenze des Protektorats gesprochen wurde. Erst u n t e r w e g s e r f u h r ich vom Chauffeur meines W a g e n s , daß wir n a h e bei einer vom Kronprinzen 1931 a u s g e g r a b e n e n Ruinenstätte, die er im Anschluß an seine Grabungen in Ghaimän besucht hatte, v o r b e i k o m m e n würden. Ich veran-

laßte ihn und den mich begleitenden, für meine Sicherheit verantwortlichen Asgar trotz der gebotenen Eile einen Abstecher zu dieser Ruinenstätte zu machen. Es w a r mir in San'ä von allen an den damaligen G r a b u n g s u n t e r n e h m u n g e n beteiligten Personen berichtet worden, daß außer in" Ghaimän an einem Orte, 4 Stunden v o n Ghaimän, n a m e n s N a k h l e t el-Hamrä, und anschließend an einer a n d e r e n Stelle, n a h e bei Silä', g e g r a b e n w o r d e n sei. Die große Bronzestatue und ihr zerbrochenes Gegenstück, die beide im M u s e u m v o n San'ä standen, sollten in Nakhlet el-Hamrä g e f u n d e n w o r d e n sein. (s. II. Teil). Die beiden, sich damals ebenfalls im Museum v o n San'ä befindenden, sehr eigenartigen Bronzeköpfe eines M a n n e s und einer Frau, von denen der letztere sich n u n m e h r im Britischen M u s e u m in London befindet (s. II. Teil), seien d a g e g e n bei den Arbeiten an der zweiten Schürfstelle, also in Silä, g e f u n d e n worden. ü b e r die Fundplätze der Gegenstände, die im M u s e u m von San'ä lagen, herrschte überh a u p t w e i t g e h e n d e Unstimmigkeit, wobei ich den N a m e n Silä', der mir n u n u n t e r w e g s plötzlich genannt wurde, nur v o n w e n i g e n Eingew e i h t e n gehört hatte 1 ). Es w a r d a h e r erklärlich, daß ich auf den Besuch dieser Ruinenstätte, von der mir n u n m e h r meine beiden Begleiter berichteten, daß sie n a h e bei u n s e r e m W e g e läge, außerordentlich gespannt war. W i r passierten Heziez, dann Seijän und näherten uns bald dem Fuße des 3400 m h o h e n Djebel Kanin. W i r ließen die auf S. 113, Phot. 59 beschrieb e n e Zisterne liegen und k a m e n nach einigen Pannen infolge des außergewöhlich schlechten Zustandes der Straße zu einem Dorfe, das Silä' g e n a n n t w u r d e und in einer Ebene lag, die m a n mir als Gä' es-Silä' bezeichnete. Kurz hinter diesem Dorfe, aus dem der Chauffeur einen ortsk u n d i g e n Eingeborenen in den W a g e n nahm, hielten wir und kletterten unter der A n w e i s u n g unseres Führers einen flachen, soviel ich feststellen konnte, nach W e s t e n g e n e i g t e n Hang etw a 50 m hoch hinan, der mit Basaltblöcken übersät war. Er begrenzte eine wellige Hügellandschaft. Nach einer Viertelstunde Marsches erreichten wir die Ruinenstätte, die anscheinend nach ihrer Zerstörung niemals wieder besiedelt w o r d e n war. Auch in der n ä h e r e n Umgebung b e f a n d sich nirgends eine Spur einer Siedlung. Nur an einer Stelle des Trümmerfeldes h a t t e n sich Kleinviehhirten, anscheinend aus den alten Steinen der Ruinenstätte, eine primitive H ü t t e gebaut. W i r b e t r a t e n das Ruinenfeld v o n W e s t e n , wie ich n u r a n n ä h e r n d festzustellen vermochte, denn Vermessungs- und Zeichenutensilien h a t t e ich bis auf das allernotwendigste in meinem Gepäck 1) In einer mir erst j e t z t b e k a n n t g e w o r d e n e n A r b e i t identifiziert E. Rossi (Itinerari y e m e n i t e , in Boll. d. R. Soc. G e o g r . Ital., S e r . VII., Vol. III, 1938, S. 280—297) d a s R u i n e n f e l d von Silä' (er schreibt Zilah), d a s er 1938 besuchte, mit N a k h l e t e l - H a m r ä .

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Fig. 132:

K a r t e des j e m e n i t i s c h e n H o c h l a n d e s südlich v o n S a n ' ä . Die R e i s e r o u t e n v o n 1928, 1931, 1934 u n d 1937/38 sind gestrichelt gezeichnet

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verpackt, über drei niedrige Abstufungen, die nach außen zu streckenweise von einem vorislamischen Mauerrest aus Quadersteinen begrenzt waren. Ich hielt diese parallel zueinander liegenden Mauerreste (s. Fig. 132) nicht für Gebäudereste, sondern für mauerbegrenzte Terrassen, die wohl miteinander durch Stufen verbunden waren. Das Mauerwerk dieser Terrassen bestand aus schön behauenen Kalksteinquadern, die dafür sprachen, daß die Terrassen zwischen den Mauern mit ihnen einst bepflastert waren. Das Ruinenfeld selbst bestand aus einer ziemlich ebenen Fläche von etwa 200 zu 200 m Ausdehnung, auf der sich mehrere Schutthaufen erhoben, die die Form ganz flacher Hügel hatten und jeder ein Gebäude oder einen Gebäudekomplex einhüllten, überall an diesen Schutthaufen nahm man die Schürftätigkeit der prinzlichen Ausgräber wahr, die meist an den Rändern der Schutthaufen begonnen hatten, den Schutt fortzuräumen, und sobald sie auf Mauern, natürlich meist Außenmauern der Gebäude, gestoßen waren, diesen an der Außenseite gefolgt waren. An der Innenseite der Außenmauern war nur bei dem Gebäude A. auf Fig. 133 an zwei Ecken gearbeitet worden. Ich wurde von unserem einheimischen Führer

zuerst zu einem Gebäuderest im äußersten Süden des Ruinenfeldes geführt (s. Gebäude A., Fig. 133), dessen Außenmauer ringsherum durch flachere oder tiefere Schürfgräben freigelegt worden war. Der Führer behauptete, daß in einer größeren Ausschachtung an der Südseite dieses Gebäudes eine große Statue gefunden worden sei. Wie weit dieser Angabe zu glauben ist, kann ich nicht sagen. Ich habe Ursache, immer sehr an einzelnen, aber auch an Kollektivnachrichten, die spontan in der Bevölkerung verstreut waren, zu zweifeln, wenn die Gewährsmänner von bestimmten Tatsachen keine genaue Kenntnis besaßen, was in diesem Falle sicher nicht der Fall war, da diese Funde wohl weitgehend, ebenso wie wir das schon auf der ersten Reise in Hugga erfahren hatten, der Kenntnis der Bevölkerung entzogen wurden. Phot. 67 zeigt die Außenmauer der westlichen Schmalseite, Phot. 68 diejenige der nördlichen Längsseite dieses Gebäudes A., das eine Länge von etwa 22 m und eine Breite von 15 m aufwies. Nirgends an seinen, nur bis zur Höhe von etwa 3 m freigelegten Seiten war ein Anzeichen für einen Eingang festzustellen. Diese Tatsache kann man wohl nur dadurch erklären, daß die vorhandenen Türen noch unterhalb der freigelegten

Fig. 133: P l a n der R u i n e n s t ä t t e bei Silä', an der S t r a ß e v o n S a n ' ä nach M ä ' b e r . Die Pfeile z e i g e n die Richtung der in Phot. 67—75 a b g e b i l d e t e n A u f n a h m e n a n . Die gestrichelten F l ä d i e n b e d e u t e n S c h ü r f u n g e n

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Mauerreste unter dem Schutt begraben liegen. Da das Gebäude B. einen Eingang an der südlichen Längsseite und vermutlich einen anderen an der westlichen Schmalseite aufwies, ist nach Analogieschluß zu vermuten, daß auch bei dem Gebäude A. die Eingänge hier angebracht waren. Die im Gebäude A. freigelegten Mauerteile, die auch nirgends Anhaltspunkte dafür aufwiesen, daß es sich um ihre Grundmauern handelte, waren aus sehr großen, teilweise 250 cm langen und durchgehend 50 cm hohen, außerordentlich exakt behauenen und aneinander gefügten Quadern aus weißlichgelbem Kalkstein erbaut. Dieser jurassische Kalkstein ist in dieser Gegend, soviel ich bei einem Rundblick festeilen und aus meinen sonstigen geologischen Kenntnissen der weiteren Umgebung schließen konnte, nirgends anstehend vorhanden, sondern von weither, wahrscheinlich vom Osten, herangeschafft worden. Die einzelnen Quaderreihen laufen waagerecht gleichförmig um das ganze Gebäude herum. Sie sind überall nach je drei übereinander liegenden Reihen um etwa 5 cm nach innen gegen die nächstuntere Reihe verschoben, so daß die Außenmauern in ihrer Gesamtheit leicht nach innen geneigt gewesen sein müssen. Im Innern des Gebäudes waren zwei Ausschachtungen vorgenommen worden, in der nordwestlichen Ecke und in der südöstlichen Ecke, beide von etwa 3 m Tiefe. Also auch hier reichten die Grabungen nicht tiefer herunter als an der Außenseite der Außenmauern. In der nordwestlichen Ecke (s. Phot. 69) ist ein Raum von 6X6 m Größe in Mauerresten aufgedeckt worden, ohne daß man aber den Boden dieses Raumes erreicht hätte, und ohne daß Anzeichen für das Vorhandensein einer Tür auch zu diesem Raum festzustellen waren. Es muß sich also wahrscheinlich auch hier um den oberen Teil dieses Raumes handeln, östlich von diesem Raum lief parallel zur Schmalseite des ganzen Gebäudes in 2 m Entfernung noch eine Wand, die senkrecht an die Längsaußenmauer des Gebäudes anschloß und nach innen zu im Schutt verschwand. Aus dem Vorhandensein dieses Zimmers und dem danebenliegenden Gang, denn um einen solchen kann es sich bei der geringen Breite von 2 m dodi wohl nur handeln, kann man einen Wahrscheinlichkeitsschluß auf die innere Einteilung des Gebäudes A. machen. Man muß doch wohl annehmen, daß am Ende des 2 m breiten Ganges eine Tür aus dem Gebäude herausführte, denn anders ist seine Existenz nicht gut zu erklären. Bei dem unbedingten Sinn für Symmetrie, den man nach allen bisher bekannten Tatsachen dem alten Südarabien doch wohl unbedingt unterstellen muß, hat man wohl das Recht anzunehmen, daß an der nördlichen Außenwand in symmetrischer Lage zu der ersten Tür noch eine zweite vorhanden war, die dann mit einem ähnlichen Gang wie dem aufgedeckten zu einem in der Mitte der Längsrichtung des Gebäudes ver124

laufenden Korridor führte, der mit einem Eingang an der westlichen Schmalseite des Gebäudes verbunden war. Dieser Längskorridor kann etwa 3 m breit gewesen sein, wenn dem 6X6-m-Zimmer in der Nordwestecke des Gebäudes ein gleiches in der Südwestecke entgegenzusetzen ist. Man könnte also annehmen, daß an der nördlichen Seite des Gebäudes drei Zimmer von 6X6 m Größe lagen, an der Westseite nur zwei, alle durch Gänge miteinander verbunden. Das Zimmer in der Nordostecke kann aber auch die ganze Breite des Gebäudes eingenommen haben, denn es ist nicht anzunehmen, daß an der Ostseite ebenfalls eine Tür vorhanden war. Fraglich bleibt, ob, in Analogie zu dem Gebäude B., die Südseite den Haupteingang aufwies. Die vor dieser Außenmauer gefundene Säule (s. Phot. 76) aber scheint für eine solche Annahme zu sprechen. Wir wollen nunmehr zum Vergleich die beim Gebäude B. festgestellten Verhältnisse besprechen (s. Fig. 133), das im Nordosten von Gebäude A., in paralleler Lage und mit etwa denselben Proportionen, aber in etwas kleinerem Maßstab, gelegen ist. Auch dieses Gebäude scheint nodi bis fast zum ersten Stockwerk hinauf im Schutt begraben zu liegen. Wenigstens spricht dafür, daß an der in Phot. 71 abgebildeten nordöstlichen Ecke an der östlichen Schmalwand der obere Teil einer Fenster- oder Türöffnung eben über dem hier freigelegten Schuttmantel hervortritt. Im übrigen sind die Steine, aus denen dieses Gebäude erbaut ist, nicht von derselben Größe und Regelmäßigkeit wie bei dem Gebäude A. Nur an der südlichen Längsseite sind sie von einer größeren Sorgfalt zeugend, als an den anderen Seiten. Sie zeigen aber dieselbe Stufenbildung nach drei Steinreihen, wie bei dem Gebäude A. An der Südseite dieses Gebäudes, die aus schöneren und größeren Steinen als die übrigen Außenseiten besteht, sind in der Mitte dieser Mauer einige Steine durch einen besonderen, ornamentalen Charakter hervorgehoben. Man sieht auf Phot. 70 diese hervortretenden Steine, und zwar in der Mitte der Wand in einer Reihe zu dreien und in der Reihe darüber nur einen einzigen. Diese Steine, die eine Mittelpartie, wahrscheinlich an der Vorderfont des Gebäudes, hervorheben, unterscheiden sich von ihren Nachbarn dadurch, daß sie nur mit ihrem schmalen, geglätteten Rand in der Fluchtlinie der anderen Steine liegen, daß aber ihre große, rechteckige Mittelfläche sich etwa 5 cm hoch heraushebt und nicht geglättet, sondern nur roh behauen ist. Wir kennen diese Art des Quaderwerks, wenn sie die gesamte Wandfläche einnimmt, als opus rusticus oder Bossenwerk und bezeichnen die einzelnen Steine als Buckelsteine oder als Bossen. Wir haben ein solches Mauerwerk schon in Ghaimän kennengelernt (s. S. 61, Fig. 40). Die Tatsache, daß diese Buckelsteine nur in der Mitte der Längswand angebracht sind, läßt die Vermutung zu, daß unter ihnen der Haupt-

eingang zum Gebäude lag, daß sie also eine portalartige Bekrönung dieses Eingangs bildeten. In der Mitte der westlichen Schmalseite des Gebäudes B. war ferner in den Mauerresten eine Öffnung vorhanden, die ebenfalls auf eine Tür an dieser Seite schließen läßt. Sie ist in Phot. 72 abgebildet. Links und rechts dieser Öffnung ist das Quadermauerwerk in Reihen von verschiedener Mächtigkeit aufgebaut. Wo rechts, von unten gezählt, drei Quaderreihen stehen, wird dieselbe Höhe links durch vier Reihen erreicht, ü b e r diesen beiden Quaderpackungen liegt aber, rechts und links der Öffnung in gleicher Höhe, eine Quaderreihe von ganz geringer Dicke, über der wieder Reihen von wesentlich größerer Mächtigkeit liegen. Es ist zu vermuten, daß hier in bestimmten Abständen die Front dieser Mauerseite nicht allein durch eine zurücktretende Abstufung, die übrigens auch hier vorhanden ist, sondern auch durch eine regelrechte Folge derartiger schmaler Quaderreihen gegliedert wurde. Wir haben also beim Gebäude B. die Vermutung auszusprechen, daß hier zwei Eingänge, einer an der westlichen Schmalseite, der andere an der südlichen Längsseite vorhanden waren, ferner, daß die östliche Schmalseite wahrscheinlich symmetrisch liegende Fensteröffnungen aufwies, entsprechend der Lage der einen festgestellten, vermutlich drei nebeneinander. Ob wir, auf Grund der Analogie zu dem Gebäude A.r wirklich vermuten dürfen, daß auch hier zwei Türen an der nördlichen Längsmauer vorhanden waren, sei nur zur Diskussion gestellt. Im übrigen war das Innere des Gebäudes bis an den Rand des äußeren Mauerwerks hin mit Schutt aufgefüllt, so daß man keinerlei Anhaltspunkte für die innere Einteilung des Gebäudes hatte. östlich des Gebäudes A. und südlich des Gebäudes B. war durch Schürfungen noch ein Mauerrest in einem Schutthügel freigelegt worden, der das Vorhandensein eines dritten Gebäudes (D.) hier vermuten läßt (s. Phot. 75). Der hier zum Vorschein gekommene Mauerrest verläuft parallel den Längsrichtungen der beiden anderen Gebäude A. und B., so daß man von einem ausgerichteten, zusammengehörenden Gebäudekomplex bei allen drei Gebäuden sprechen kann. Ob das freigelegte Mauerstück aber eine Außenmauer dieses dritten Gebäudes ist, steht dahin, denn es handelt sich bei ihm nicht um eine durchgehende Mauer aus Kalksteinquaderwerk, sondern die Hauptmauer bestand aus einem Basaltblockwerk, das in bestimmten Abständen durch eine durchgehende Reihe schmaler Kalksteinquadern in waagerechter Lage gegliedert ist, also ähnlich wie bei der Westfront des Gebäudes B. Im Verlaufe dieses Mauerrestes aus Basaltblockwerk ist aber plötzlich ein Stück eines Quadermauerwerks aus Kalkstein eingeschaltet. Die Quaderreihen dieses Mauerwerks sind nach links

hin (s. Phot. 75) nicht senkrecht abgeschnitten, sondern sie ragen mit verschiedenen Abstufungen in das Basaltblockwerk hinein. Auch sind die einzelnen Quaderreihen verschieden mächtig. Es handelt sich bei diesem Stück Quaderwerk offensichtlich um die Umrahmung eines Treppeneingangs, und zwar seiner linken Seite, von dessen Treppe selbst ganz rechts noch zwei Stufen deutlich erhalten geblieben sind. Es ist nicht zu entscheiden, ob es sich bei diesem kleinen Mauerrest des Gebäudes D. um die Außenmauer oder um eine Innenmauer handelt. Ich möchte der letzteren Annahme den Vorzug geben, denn es ist nicht anzunehmen, daß vom Haupteingang her, den ja dann das Quaderwerk bilden müßte, das Gebäude gleich durch eine Treppe betreten wurde. In derselben Richtung ausgerichtet, wie die drei bisher besprochenen Gebäude, war auch das vierte, das nur in der in Phot. 74 dargestellten Südwestecke freigelegt worden war. Dieses Gebäude D. liegt ganz im Norden des Ruinenfeldes und war, nach den wenigen Resten der Außenmauer zu schließen, ähnlich wie Gebäude A. und B. aus Kalkstein-Quadermauerwerk erbaut. Man sieht aber deutlich auf Phot. 74, daß ein zurücktretender Absatz bei jeder Reihe der Quadersteine nach oben hin folgte, während bei den anderen Gebäuden dieser Absatz erst nach drei Reihen auftrat, so daß also vermutlich die Neigung der Außenmauern nach innen zu stärker war, als bei den bisher besprochenen Gebäuden. Bei diesem Gebäude D. hatten nun wahrscheinlich die Schürfungen des Kronprinzen, vielleicht aber auch ältere Ausräumungen der einheimischen Dorfbewohner einen Raum freigelegt, der für die Baugeschichte Altsüdarabiens außerordentlich interessant ist. Die drei Eingänge zu diesem Raum, die man auf Phot. 73 im Hintergrunde sieht, waren nicht symmetrisch zu den Außenmauern des ganzen Gebäudes ausgerichtet, und ebensowenig der hinter ihnen liegende Raum. Vielmehr standen die Eingänge sowohl wie der Raum selbst in schiefer Ausrichtung zu ihnen (s. Fig. 133). Dieser Raum unter dem Gebäude D. war rechteckig, von einer Größe von etwa 9X7 m, bei einer Höhe vom Fußboden zur Decke von nur etwa 2 m. Er ist vollständig dunkel und empfing auch bei meinem Besuch nur Licht durch die drei vorderen Eingänge. Keinerlei Anzeichen von ehemaligen Fensteröffnungen waren vorhanden. Das Innere des Raumes war aber durch 30 runde Säulen aus weißem Kalkstein ausgefüllt, deren Schaft etwa 30 cm dick war, und die in Abständen von nur 1 m aufgestellt waren und zwar in Reihen von 5X6, so daß der ganze Raum wie ein Säulenwald wirkte. Die Säulen waren mit ihren Schäften nur 150 cm hoch, ü b e r jedem Säulenschaft lag eine Kapitellplatte von 20 cm Dicke und 50X50 cm Breite, und diese wurden durch 125

Steinbalken von 30 cm im Quadrat und von 130 cm Länge alle miteinander verbunden. Der ganze Raum war aber nicht aus Quader- oder Blockwerk erbaut, sondern aus Ziegelmauerwerk errichtet, das über den Deckbalken der Säulen leichte Gewölbeform besaß, so weit ich das bei der unten herrschenden Dunkelheit festzustellen vermochte. Auch die Eingänge zu diesem unterirdischen Raum, sowie die Mauern zwischen den drei Eingängen, deren Bestimmung ganz unklar bleibt, bestanden aus Mauerwerk von gebrannten Ziegeln. Der Boden des Raumes liegt etwa 50 cm tiefer als der Vorplatz, den man auf Phot. 74 sieht. Die Bestimmung dieses eigenartigen Säulenraumes ist schwer zu ergründen. Die Tatsache der unsymmetrischen Ausrichtung zu den Außenmauern des gesamten Gebäudes C. läßt die Vermutung auftauchen, daß der Raum älter ist, als das Gebäude C., das dann über ihm errichtet wurde. Die größte Analogie dieses Raumes besteht zu der eigenartigen Zisterne, die wir auf unserer ersten Reise auf dem Gipfel des Djebel el'Erre bei Hugga fanden (s. Vorislamische Altert., a.a.O., S. 54, Fig. 99). Es könnte daher nicht als ausgeschlossen gelten, daß es sich bei diesem Säulenraum ehemals um eine Zisterne gehandelt haben könnte, die in Beziehung zu einem alten Kultgebäude stand, das heute nicht mehr vorhanden ist, und auf dessen Trümmern das Gebäude C. aus Quadermauerwerk errichtet worden wäre. Allerdings spricht der Mangel der Bemörtelung der Wände und das Fehlen von Wasserstandsmarken an den Säulen gegen eine solche Bestimmung als Zisterne. Die Niedrigkeit des Raumes, die geringen Zwischenräume zwischen den Säulen lassen aber eine Bestimmung als Wohn- oder Kultraum als wenig wahrscheinlich erscheinen. Ebenso spricht vieles gegen die Annahme, daß der Raum als Grabgewölbe gedient haben könnte. Nirgends fand sich ein Anzeichen einer solchen Bestimmung, wobei allerdings die Dunkelheit es vollständig unmöglich machte, die hinteren Teile des Raumes näher zu untersuchen. Wir müssen also die Frage, wozu dieser, unter dem Gebäude C. gelegene Raum gedient haben mag, einer späteren eingehenden Untersuchung überlassen. Sowohl der Chauffeur wie mein begleitender militärischer Schützer, die für meine sichere Ankunft in Mä'ber vor Einbruch der Dunkelheit verantwortlich waren, drängten ständig auf schleunigen Aufbruch, denn die Überschreitung des für Autos recht gefährlichen Passes des Nägil Jeslah, die noch vor uns lag, mußte unbedingt bei Tageslicht erfolgen. So konnte der Aufenthalt bei der Ruinenstätte nicht länger ausgedehnt werden, und eine so kurze Zeit verhinderte naturgemäß jede eingehende Untersuchung. Um noch einmal zusammenzufassen, so handelt es sich bei der Ruinenstätte bei Silä' um

einen Gebäudekomplex von mindestens vier Bauwerken, die wahrscheinlich teils profanen, teils kultischen Zwecken gedient haben. Die durch partielle Schürfungen des Kronprinzen 1931 freigelegten drei südlichen Gebäude waren vermutlich für Wohnzwecke bestimmt. Sie waren wohl entsprechend der Güte des Baumaterials und der Sorgfalt der Bauweise nur als Residenz oder Sommeraufenthalt für einen Herrscher oder für einen bedeutenden Provinzgewaligen zu denken. Diese drei Gebäude waren alle mit der Front nach Süden gerichtet, wo sich wohl bei allen auch der Haupteingang befunden hat. Es ist anzunehmen, daß sie alle mindestens dreigeschossig waren, wie aus der Höhe des sie einhüllenden Schuttmantels zu schließen ist. Das vierte Gebäude, ganz im Norden, war aber aller Wahrscheinlichkeit nach ein Kultgebäude, ein Tempel, der aber vielleicht bereits über einem vorher schon vorhandenen älteren Kultbau errichtet worden ist. Außer herumliegenden Quadersteinen und Platten wurde an Bauteilen nur die, in Phot. 76 abgebildete Säule in der Form eines Schaftbruchstückes gefunden. Sie lag in der Aufgrabung an der Südseite des Gebäudes A., wo sie wahrscheinlich irgendwo an der Vorderfassade des Hauses angebracht war. Sie zeigt 24 Kannelüren von halbkreisförmiger Gestalt. Auf den Rippen zwischen diesen Kannelüren ist in der Mitte noch eine Rinne gezogen. Der Schaft dieser, doch wohl sicher als hellenistisch beeinflußt zu bezeichnenden Säule hatte einen Durchmesser von ca. 30 cm. Im übrigen wurde von meinen Begleitern, wie ich schon früher sagte, behauptet, daß in denselben Ausschachtungen an der Südseite des Gebäudes A., wo sich das Säulenbruchstück fand, sich auch die beiden großen Bronzestatuen (s. II. Teil) gefunden haben. Dann müßten auch diese irgendwie mit der Fassade des Gebäudes A. zusammengehangen haben. Wir sind in der Frage des Alters, das wir dieser vorislamischen Ruinenstätte zusprechen müssen, da wir uns nicht auf die Angaben der Einheimischen über die Herkunft der Statuen, deren Alter bekannt ist, verlassen wollen, ganz und gar auf die Beurteilung des Mauerwerks angewiesen, das nach Konstitution und Material völlig dem der jüngsten Bauperiode von Ghaimän entspricht. Dann müssen wir annehmen, daß die vier bei Silä' liegenden Gebäude aus himjarischer Zeit stammen, und zwar aus einem relativ späten Abschnitt dieser Periode, die wir auch als diejenige der Tubba' zu bezeichnen pflegen. Dagegen würde ich geneigt sein, das unter dem Gebäude C. liegende Mauerwerk und den Säulenraum in den Anfang der klassisch-sabäischen Zeit zu verlegen. Meine Begleiter hatten die Schwierigkeiten der Fahrstraße zum Nägil Jeslah sehr richtig eingeschätzt. Wir kamen gerade nach dem Ein-

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bruch der Dunkelheit auf der Höhe des Passes an und erreichten erst bei völliger Nacht die Stadt Mä'ber. Am nächsten Tag passierten wir Hammäm 'Ali (s. S. 112), das in dieser Zeit völlig von Menschen verlassen war, und erreichten über Medinet el-'Abid am Abend 'Obal, von wo wir am dritten Tag die Reise nach Hodeida fortsetzten. Der dort als Gouverneur residierende 4. Sohn des Imäm, Seif el-Islam Husein, traf bereits alle Vorbereitungen, um die Räumung der ganzen Küstenebene vor den in Eilmärschen von

Norden anrückenden Truppen Ibn Sa'üds vorzunehmen, die von den Jemeniten wegen der politischen UnZuverlässigkeit der hier wohnenden Stämme, vor allem des großen Stammes der Zaräniq, nicht verteidigt werden sollte. Ich fand einen Dampfer der Cowasjee Dinsha-Linie im Hafen liegen, der mich drei Tage, bevor Hodeida von den sa'üdischen Truppen besetzt wurde, nach Aden brachte. Von dort erfolgte die Rückfahrt über Port Sudan, Suez und Port Said nach Marseille.

Bericht über die vierte Reise 1937/38 Die vierte Reise nach Jemen trat ich zusammen mit meinem jemenitischen Freunde Israel Ishaq Subeiri an, der in den Jahren 1935 bis 1937 als jemenitischer Handelsvertreter mehrmals nach Europa gekommen war. Wir reisten im Juni 1937 von Marseille über Alexandria nach Jaffa und hielten uns mehrere Wochen in Palästina auf. Von dort reisten wir mit der Bahn nach Port Said, von wo wir einen Dampfer nach Djibuti nahmen. Wir setzten mit einem kleinen Dampfer nach 'Aden über und nahmen von hier wieder einen Dampfer der Cowasjee Dinsha Linie nach Hodeida, wo wir am 10. August ankamen. Der Gouverneur der Küstenprovinz von Hodeida war damals der Saijid 'Abdallah el-Wezir, der 1934 die letzten Verhandlungen vor dem Kriegsausbruch mit Ibn Sa'üd in Mekka geführt hatte, und der 1948 die Palastrevolte gegen den Imäm J a h j a führte, aber nach zweimonatiger Herrschaft als Imäm vom Kronprinzen Ahmed, dem jetzigen Imäm, besiegt und hingerichtet wurde. Da wir beide infolge der großen Hitze in dieser Jahreszeit schwer unter dem Roten Hund, der Entzündung aller Schweißdrüsen, litten, beeilten wir uns, das kühlere Klima des Hochlandes möglichst schnell zu erreichen. Wir fuhren mit dem Auto die mir schon von der vorigen Reise bekannte, jetzt schon besser ausgebaute Straße von Hodeida nach San'ä und übernachteten unterwegs nur in einem einsamen Gehöfte hinter Medinet el-'Abid, wo uns ein fürchterlicher Gewitterguß zum Aufenthalt zwang, sowie in Mä'ber, da uns eben vor Hammäm 'Ali ein Achsenbruch unseres Wagens zu einem längeren Aufenthalt gezwungen hatte. Auch die archäologische Ausbeute dieser vierten Reise war nur gering, da mich anderweitige Verpflichtungen während des ganzen Aufenthaltes im Lande in San'ä festhielten. Ich konnte nur viele kleinere Ausflüge zu Pferde in die nähere Umgebung der Hauptstadt machen, auf denen ich aber keine neuen vorislamischen Altertümer feststellen konnte. Außerdem hielt sich während meines Aufenthaltes hier der italienische Orientalist Ettore Rossi auf, der schon 1932 in Jemen gearbeitet hatte, und der berufe127

ner als ich war, sich mit den immer wieder in der Stadt auftauchenden Inschriftensteinen zu beschäftigen. Da außerdem die jemenitische-Regierung das schon vor 1934 erlassene Ausfuhrverbot für archäologische Objekte (s. S. 12) immer strenger durchzuführen begonnen hatte, fehlte auch den Beduinen des Meschriq der Anreiz, von dorther Altertümer nach San'ä zu bringen. Ich selbst hatte ja zu dieser Entwicklung immer wieder getrieben, da mein Bestreben dahin gehen mußte, die vorhandenen Ruinenstätten des Landes der zukünftigen archäologischen Untersuchung möglichst unberührt zu erhalten. • Ich beschäftigte mich während des diesmaligen Aufenthaltes, außer mit meinen pflichtmäßigen Geschäften, vorwiegend mit volkskundlichen Arbeiten, sowie mit dem Studium der Wasserverhältnisse und mit den vorhandenen Bewässerungsanlagen. Dabei gelangte ich immer mehr zu der Uberzeugung, daß sehr viele, auch landwirtschaftliche Bewässerungsarbeiten in Jemen bereits aus vorislamischer Zeit stammten. Die bewunderungswürdige Terrassierung des ganzen Landes, die ja das besondere Charakteristikum gerade der Südwestecke der Arabischen Halbinsel bildet (s. Phot. 2), und deren ausgesprochener Zweck darin liegt, die während der beiden kurzen Regenzeiten auf das Land fallenden Regenmengen in höchstem Maße für die Landwirtschaft auszunutzen, stellt ein so fein ausgeklügeltes und ausgemessenes System eng ineinander greifender Überlegungen dar, und bildet mit dem Transport der für die Auffüllung der Terrassen notwendigen Erdmassen aus den Alluvial- und Diluvialablagerungen der tief eingeschnittenen Täler auf die Schultern und Hänge der Hochgebirge eine so gewaltige Arbeitsleistung, daß sie als eine Arbeit nicht nur von Jahrhunderten, sondern nur von Jahrtausenden betrachtet werden muß. Bei meiner nunmehr sehr eingehenden Kenntnis des Landes kam ich zu der Überzeugung, daß alle Bewässerungsarbeiten für landwirtschaftliche Melioration, also die Systeme der Regenfeldterrassen, die Ausnutzung der vorhandenen Quellen, sowie der reichlich vorhandenen Grundwasserhorizonte der Täler zur Bewäs-

serung der Terassenfelder, sowie die Aufstauung von Quell' und Regenwasser für Trink-, Tränkund Bewässerungszwecke, sich heute in einem verwahrlosten Zustande befindet gegenüber dem Zustande, der in vorislamischer Zeit bestanden haben muß. Ich habe Veranlassung, anzunehmen, daß schon die letzten vorislamischen Jahrhunderte auf dem gesamten Gebiet der Bewässerungswirtschaft den Beginn dieser Verwahrlosung gesehen haben, die aller Wahrscheinlichkeit nach nur durch die Abnahme der Bedeutung des Anteils an dem Welthandel zwischen dem Indischen Ozean und dem Mittelmeer veranlaßt wurde, der auf dem Wege über die Weihrauchstraße und ihre Abzweigungen über die Südwestecke der Arabischen Halbinsel, also auch über das heutige Jemen, verlief, und der als Zwischengewinne die großen Reichtümer ins Land gebracht, und die geistige Initiative verursacht hatte, die die Grundlage für eine derartige gewaltige, planvolle Arbeit bildete, und die notwendig war, um sie nicht nur zu schaffen, sondern sie auch laufend zu unterhalten. Die Geschichte des Dammes von Märib, den ich auf allen vier Reisen, leider vergeblich, bemüht gewesen war, zu besuchen, spiegelt meines Erachtens mit seiner eigenen Geschichte — Erbauung etwa 700 v. Chr., verschiedene Brüche zwischen 300 und 400 n. Chr., endgültiger Bruch am Anfang des 5. Jahrhunderts n. Chr. — ungefähr die gesamte Geschichte der Wasserwirtschaft in Jemen wieder. Die Schilderung dieser, auch für die zukünftige Entwicklung der Wirtschaft Jemens ausschlaggebenden Verhältnisse soll Gegenstand einer besonderen Arbeit über die Landwirtschaft des Landes sein. Man kann die Terrassierungen, die zwar in ihrer Entwicklung aus vorislamischer Zeit stammen und seitdem in diesem Zustande erhalten geblieben sind, vielleicht nicht direkt als archäologische Objekte ansehen. Zu diesen würde ich nur alle Stauanlagen, soweit sie erhalten geblieben sind, also Zisternen und Staudämme, sowie unter- und oberirdische Kanalanlagen rechnen. Leider habe ich von erhaltenen Staudämmen in Jemen so gut wie nichts gesehen. Es ist mir zwar an verschiedenen Orten gesagt worden, daß sich dort früher solche Staudämme befunden hätten, aber es waren entweder keine Reste erhalten geblieben, oder sie lagen so weit abseits des Weges, daß es mir an Zeit gebrach, sie zu besuchen. Es ist mir aber im Laufe der Zeit Gewißheit geworden, daß Staudämme, die dazu bestimmt waren, an geeigneten Orten, möglichst in Talengen, das während der kurzen Regenzeiten durch die sonst trockenen Täler herabströmende Wasser aufzuspeichern, und in der langen Trokkenzeit durch langsame Abzapfung zur Bewässerung der, unterhalb der Sperren gelegenen Felder zu benutzen, in vorislamischer Zeit in

wesentlich erheblicherem Umfange vorhanden waren, als heute, und zwar nicht nur auf der eigentlichen jemenitischen Hochfläche selbst, sondern vor allem in den Tälern, die von der Hochfläche, sowohl über den Westabfall zur Küstenebene, wie über den Ostrand zur großen südarabischen Wüste, der Rub' el-Chäli, hinabführten. Da diese Dämme bei starker Überbelastung durch übernormale Regenfälle, die auch zu einem klimatischen Charakteristikum des Hochlandes gehören, stark beansprucht wurden, und daher in ihrem eigentlichen Baukörper eine ständige Überwachung erforderten, waren sie in Zeiten politischer Wirren und wirtschaftlichen Niedergangs, der immer mit Kriegen verbunden ist, in großer Gefahr, durch die herabstürzenden Wassermassen zerbrochen zu werden. Wenn in solchen Fällen nicht eine planwirtschaftliche Zentralmacht sofort ihre Ausbesserung oder Wiederherstellung veranlassen konnte, wurden die in den folgenden Jahren eintretenden Zerstörungen so groß, daß eine Wiederherstellung einem Neubau gleichkommen mußte, respektive sogar mehr Arbeitseinsatz erforderte, als der ursprüngliche Bau gekostet hatte. In den Zeiten des wirtschaftlichen Niedergangs, der in diesen Gegenden durch die immer größer werdende Ausschaltung der Weihrauchstraße aus dem Welthandel in den letzten Jahrhunderten vor dem Ausbruch der islamischen Revolution gegen diese Benachteiligung bedingt war, waren die im Lande regsamen wirtschaftlichen Kräfte nicht ausreichend, um derartige großzügige öffentliche Planarbeiten durchzuführen. Und wenn die in der Umgebung der gebrochenen Dammanlagen seßhaften einheimischen Bauern die besonders fruchtbaren Böden der nunmehr trockengelegten, aufgestauten Becken einmal für die Anlage von Regenterrassenfeldern auszunutzen begonnen hatten, einer Tätigkeit, die ihrer Eigeninitiative durchaus entsprechend war, wurden diese selbst zum stärksten Hindernis gegen eine Wiederherstellung der ehemaligen Gemeinschaftsunternehmung des Staudamms. So kam es, daß mit dem Rückgang des Handels auf der Weihrauchstraße, die auch nach der Gewaltübernahme durch den Islam nicht wieder zu ihrem alten Glanz erweckt wurde, auch die früher wesentlich höherstehende Bewässerungswirtschaft in Jemen nicht wieder belebt wurde. Anders war es dagegen mit den Bewässerungsanlagen, die dazu dienten, das Wasser der Quellen, die es überall in Jemen in großer Anzahl gibt, möglichst nutzbringend für landwirtschaftliche Zwecke zu verteilen. Meistens wurden diese Quellen gleich nach ihrem Austritt aus dem Gestein dazu benutzt, um Felder im Terrassenbau zu bewässern, besonders wenn das Gelände gleich unterhalb ihres Austritts geeignet war, derartige Feldterrassen anzulegen. In 128

a n d e r e n Fällen w u r d e aber das W a s s e r der Quellen in unterirdischen Kanälen über weite Strekk e n hingeleitet, sei es um w e r t v o l l e r e Böden, oder wichtigere Kulturen mit diesem besonders k o s t b a r e n Naß zu versorgen, sei es um Städte oder größere Siedelungen oder Herrensitze mit diesem, für Trinkzwecke besonders geeigneten W a s s e r auszustatten, oder sei es auch einfach, weil mächtige G r u n d h e r r e n die Zuleitung des W a s s e r s zu ihren Besitzungen oder für ihre Zwecke anordneten. Die A n l a g e derartiger unterirdischer W a s s e r leitungen ist b e s o n d e r s im vorislamischen Persien weit verbreitet gewesen und von dort aus wohl auch in der Arabischen Halbinsel eingeführt worden. Nach der einheimischen Tradition w u r d e n derartige Kanalisationsanlagen in J e m e n schon in sehr f r ü h e r vorislamischer Zeit vorgenommen. Solche unterirdischen Leitungen fallen im Gelände ü b e r h a u p t nicht in die Augen. Sie sind von mir auch nur nach Erkundigungen durch die A u s s a g e n der Landesbewohner festgestellt worden. Es w u r d e bereits auf der ersten Reise v o n einer solchen W a s s e r l e i t u n g berichtet (s. Vorislamische Altertümer, a.a.O., S. 103), die im vorislamischen Häz in der großen Zisterne mündete, und von weither dorthin geführt wurde, aber jetzt außer Gebrauch war. Die W e s t f l a n k e der breiten Talebene von San'ä besitzt, in erheblicher Höhe über dem Talboden, einen sich langhinziehenden Quellhorizont, auf dem eine ganze Kette von Quellen zu Tage tritt, die auf die verschiedenste Art wasserwirtschaftlich ausgenutzt werden, u n d die wohl in gleicher W e i s e bereits in vorislamischer Zeit ausgenutzt w o r d e n sind. Uns interessieren von diesen Quellen, die eine ganze Reihe v o n schönen Quelloasen zur Folge gehabt haben, hier n u r diejenigen, die über weite Entfernung hin ü b e r ein unterirdisches Kanalsystem geleitet werden. Zu diesen Kanalsystemen gehört vor allem das System der V e r s o r g u n g der Stadt San'ä mit gutem, k ü h l e n Quellwasser, das an Güte bei weitem das, in der Stadt außerdem an vielen Stellen durch Brunnen erschlossene, leicht salzige G r u n d w a s s e r übertrifft. Die Quelle, die diese vorislamische W a s s e r l e i t u n g nach San'ä speist, d e r e n Ursprung ich selbst aber nicht festgestellt habe, soll in der Gegend v o n Heziez, etwa 15 k m südlich v o n San'ä, liegen, w o sie am Fuße eines Berges, wahrscheinlich des V u l k a n s v o n Heziez, den m a n Djebel A s w a d oder Djebel Sera' nennt, entspringen soll. Die Leitung selbst wird Gheil A s w a d genannt. Da ich die Quelle selbst nicht g e s e h e n habe, k a n n ich nicht sagen, ob, w a s aber zu v e r m u t e n ist, ein Teil ihres W a s s e r s örtlich zu Bewässerungszwecken ausgenutzt wird, da alle Quellen an der W e s t f l a n k e der Ebene v o n San'ä recht ergiebig sind. Die von uns besuchte Quelle v o n Hadde, im Südwesten von San'ä, ist

so wasserreich, daß sie eine, w e n n auch nur kleine Mühle betreibt, und daß man in den letzten J a h r e n sogar beabsichtigte, ihr W a s s e r zu Kraftzwecken auszunutzen. Ich h a b e von dem Gheil Aswad, der entlang der ganzen Talebene v o n San'ä unterirdisch verlaufen soll, und zwar sicher westlich des in die Talebene eingeschnittenen Trodcenwadibettes, nur das zu ihm f ü h r e n d e einzige Mundloch in San'ä gesehen, obwohl ich bei vielen Ausflügen südlich von San'ä immer wieder nach weiteren Öffnungen dieser unterirdischen Leitung Ausschau hielt. Es h a t also den Anschein, daß der unterirdische Kanal auf seinem W e g e keine, oder nur ganz w e n i g e Zugänge besitzt, die ja als Einsteigschächte zur Überwachung des W a s s e r l a u fes, um eine eventuelle V e r s t o p f u n g oder Beschädigung der Leitung ausbessern zu k ö n n e n , eigentlich h ä t t e n nötig sein müssen. Das einzige Mundloch dieser W a s s e r l e i t u n g liegt in San'ä selbst, und zwar in dem Mauerwinkel zwischen der Altstadt, der G a r t e n s t a d t und dem Palastviertel, auf halber Entfernung zwischen dem Bäb el-Chuseime und dem Bäb esSabach, nahe der südlichen Stadmauer. Es h a t eine quadratische Öffnung v o n e t w a l X l m und ist ringsum von Steinbalken umgeben, die wiederum in einem, mit Platten aus Kalkstein gepflasterten Platz liegen. Der sehr schnell fließende Bach liegt nur etwa V2 m unter der Schachtk a n t e und hat eine W a s s e r t i e f e von etwa Vs m. In dem sehr klaren und k ü h l e n W a s s e r spielen sehr viele kleine Fische. Bei einer Stromgeschwindigkeit v o n 1 m pro sec. b e f ö r d e r t d e r Kanal also etwa 0,375 cbm W a s s e r in der Sekunde, d. h. etwa 38 000 cbm pro Tag. Das W a s s e r des Kanals ist an dieser einzigen Stelle der gesamten Bevölkerung von San'ä zugänglich und wird den ganzen Tag hindurch v o n einer w a s s e r h o l e n d e n M e n g e von F r a u e n und M ä n n e r n umlagert, die das W a s s e r direkt aus dem Mundloch mit ihren Gefäßen, h e u t e meist Petroleumtins, schöpfen. Der Kanal wird d a n n unterirdisch in den Palastbezirk des Imäm, den Muttawakil, weitergeführt, wo er ebenfalls zu Trinkzwecken, aber auch zur Bewässerung der üppigen Gärten des Palastes, durch ein Mundloch zugänglich sein soll. W i e man mir versicherte, soll der Kanal dann unter der nördlichen Stadtmauer hindurch unterirdisch w e i t e r g e f ü h r t werden, durch die durch viele Brunnen b e w ä s s e r t e Talebene zwischen Scho'üb und Raudhä, und bis zum dortigen Sommerpalast des Imäm verlaufen. Ob er dann noch w e i t e r g e f ü h r t wird, entzieht sich meiner Kenntnis. Ein anderes derartiges Kanalsystem befindet sich im W ä d i 'Asr, direkt westlich von San'ä, das Gheil W a k r a g e n a n n t wird. Hier liegt die Quelle am H a n g e zur Ebene, weit oben in e t w a 400 m über der Talfläche, in einem Talboden, d e r

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heute völlig von Schutt erfüllt ist. Auf Phot. 77 sieht man diesen, von einem Schuttstrom erfüllten Talboden, in dem der genaue Standort der eigentlichen Quelle heute nicht mehr festzustellen ist. Bei der Fassung der Quelle, die wahrscheinlich in der auf Phot. 77 sichtbaren Nische des Tales auf der linken, nördlichen Seite liegt, muß der Schutt weitgehend fortgeräumt gewesen sein. Die ausgemauerte und überdeckte Kanalrinne, also die Leitung, muß in einem tief in den Schutt eingeschnittenen Graben angelegt sein. Durch die Schuttwanderung ist dieser Graben später wieder eingedeckt worden, wenn er nicht willentlich wieder zugedeckt wurde. Man hat aber zu der Kanalleitung eine Reihe von Einsteigschächten gebaut, von denen man auf Phot. 77 mehrere im Grunde des Tales und auf Phot. 78 drei in der Nähe sieht. Diese Einsteigschächte sind rund und aus Blockwerk gebaut, das aus dem, in der Umgebung anstehenden vulkanischen Gestein besteht. Ihr Mundloch liegt etwa 1 m über dem Talboden und bildet einen Zylinder von gepacktem Blockwerk. Der Einstieg in den, etwa 1 m im Durchschnitt breiten Schacht erfolgt mit gespreizten Beinen über einzelne vorragende Steine. Der unterirdische, ausgemauerte Kanal öffnet sich weiter unten, nach einem unterirdischen Verlauf von mehreren km in einen tiefen V-förmigen Graben, der langsam immer flacher wird, und der zuletzt das Wasser in die üppigen Fruchtgärten des unteren Tales und seines Schuttkegels leitet, die alle bis weit in die Talebene von San'ä hin in Terrassen abgestuft sind. Unterwegs läuft das Wasser durch ein Gebäude, das als Baderaum und Tränke von Tier und Mensch, direkt an der Straße von San'ä nach Hodeida liegend, bestimmt ist. In den letzten Tagen von 1937 verließ ich San'ä, wieder in Begleitung meines Freundes Subeiri, um in Europa Aufträge des Imäm auszuführen. Wir fuhren mit dem Auto über die schon dreimal bereiste Fahrstraße nach Hodeida und übernachteten am ersten Tag in Mä'ber, am zweiten in einem Rasthaus auf der Wasserscheide zwischen Wädi Reima und Wädi Sehäm, also hinter Medinet el-'Abid — das zu dem Weiler Deheir gehörte — und erreichten die Küste am Abend des dritten Tages.

Wir hatten schon Plätze für einen italienischen Dampfer nach Massaua belegt, als telegraphisch aus San a die Nachricht kam, daß wir über Bet el-Fagih, Zebid, Heiss und Ta'izz nach 'Aden mit dem Auto fahren sollten. Wir fuhren mit einer Anzahl von Kaufleuten und sonstigen Reisenden, die ebenfalls nach Aden reisen wollte, in einem, als Personenwagen umgebauten Lastkraftwagen, an dem sogar der Entfernungsmesser noch intakt war. Wir kamen am ersten Tage bis Bet el-Fagih und erreichten schon am Abend des zweiten Tages, allerdings nach einer äußerst anstrengenden Fahrt, Ta'izz, wo wir einige Tage Aufenthalt nehmen sollten. In Ta'izz hielt sich schon seit einigen Wochen der Entomologe des Britischen Museums, Dr. Hugh Scott, auf und wartete auf eine vom Imäm erbetene Einreiseerlaubnis nach Jemen. Nachdem wir Dr. Scott einige praktische Ratschläge erteilt hatten und dem Emir von Ta'izz, Saijid 'Ali elWezir und dem Imäm mitgeteilt hatten, daß Dr. Scott und sein Begleiter Dr. Britton nur entomologische Ziele verfolgten, erhielt dieser die langerwartete Erlaubnis, über 'Ibb, Jerim und Dhammär nach San'ä zu reisen, während wir wieder unser Auto bestiegen und, nach einem Nachtquartier in Rähita, am 20. Dezember 'Aden erreichten. Ich benutzte den Aufenthalt in 'Aden, um die dortigen Museen vorislamischer Altertümer, vor allem das Muncherjee Museum, das ich schon von früher her kannte, und das ich leider weiterhin durch Verkäufe stark dezimiert fand, sowie ein neueingerichtetes Museum der ProtektoratsRegierung, das in Crater, nahe dem untersten Bedien der großen vorislamischen Zisternen von 'Aden, in einem eigenen Hause untergebracht war, zu besichtigen. Einer Einladung, in 'Aden die Bearbeitung dieser Sammlungen vorzunehmen und mich an geplanten Ausgrabungen vorislamischer Altertümer im Protektorat zu beteiligen, mußte ich leider ablehnen, da übernommene Verpflichtungen mich zwangen, auf dem schnellsten Wege nach Europa zu fahren. Wir fuhren über Suez und Port Said nach Marseille, das wir Anfang Januar 1938 erreichten.

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Phot. 1: Blick auf die Stadt

Phot. 2: Blick auf

Qohlän

die Terrassenlandschaft v o n

Qohlän

Phot. 3: D i e Befestigungsanlagen v o n Darb e l - D j e d i d (s. F i g . 2)

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Phot. 4; Kastenförmiges Gewölbehaus in Darb el-Djedid (s. Fig. 3)

Phot. 5: Inneres des Gewölbehauses in Darb el-Djedid (s. Fig. 4)

Phot. 6: Hintere Ecke des Gewölbehauses in Darb el-Djedid (s. Fig. 5)

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Phot. 11: Reliefstein an der G r o ß e n Moschee in S a n ' â (S. Fig. 34)

Phot. 12: R e l i e f s t e i n an der G r o ß e n Moschee in S a n ' â (s. Fig. 34)

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Phot. 13: Zwei Ornamentsteine an der Großen Mosdiee in San'ä

Phot. 14: Portal der Tür an der Rüdewand der Großen Mosdiee in San'ä (s. Fig. 33)

Phot. 15: Das Gabr el-Käfir am Bäb el Mendjel, nordwestlich von San'ä

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Phot. 16: Die Höhlen am südlichen Ausläufer des Djebel Nugüm bei San'ä

Phot. 17: Eine der Höhlen am südlichen Ausläufer des Djebel Nugüm bei San'ä

Phot. 18: Inneres einer Höhle am südlichen Ausläufer des Djebel Nugüm

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Phot. 19; Blick auf die Stadt Ghaiman von Süden aus. Links am Hang Unter-Ghaiman

Phot. 20: Blick auf die Stadt Ghaiman von Osten aus, im Vordergrund der vorislamische Straßenrest

Phot. 21: Vor islamisches Mauerwerk in Husn Ghaiman

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Phot. 22: Vorislamisdies Mauerwerk in Husn Ghaimân

Phot. 23: Vorislamisdies Mauerwerk in Husn Ghaimân

Phot. 24: Vor islamisches Mauerwerk in Husn Ghaimân

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Phot. 25: Vorislamisches Mauerwerk in Husn Ghaimän

Phot. 26:

Rest einer Treppe eines vorislamischen Gebäudes in Husn Ghaimän

Phot. 27: Vorislamisches Straßenpflaster in Husn Ghaimän

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Phot. 28: Vorislamische Zisterne in einer Moschee von Husn Ghaimän

Phot. 29: Blidc über den vorislamischen Friedhof von Ghaimàn

Phot. 30: Blick über den vorislamischen Friedhof in Ghaimän

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Phot. 31: Einzelgrab auf dem vorislamischen Friedhof von Ghaimän

Phot. 32: Vorislamische Straße bei Ghaimän (s. auch Phot. 20)

Phot. 33: Die Pflasterung des vor islamischen Straßenrestes bei Ghaimän

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Phot. 34: Treppe in der Böschung der

vor islamischen Straße bei Ghaimän

Phot. 35: Aufbau über dem Grabe des Tubba' As'ad Kämil bei Ghaimän

Phot. 36: Vorislamische Bewässerungszisterne bei Ghaimän, Blick auf die Nordseite (Fig. 87)

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Phot. 37: Vorislamische Bewässerungszisterne bei Ghaimän, Blick auf die Ostseite

Bewässerungszisterne bei Ghaimän

Phot. 38: Abflußsdiadit der vorislamischen

Phot. 39: Weinberg bei Ghaimän mit vorislamischer Säule, Im Hintergrund Unter-Ghaimän

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Phot. 40: Vorislamischer Wachtturm auf dem Djebel Hadîda

Phot. 41: Vorislamische Gräber auf dem Djebel Hadida

Phot. 42: Vorislamische Zisterne an der Straße von San'â nach Ghaimân

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Phot. 43: Stele und Gewölbehäuser bei Süq en-Na'am (s. Fig. 88 u. 89)

Phot. 44: Blick vom Djebel Kaukabän auf die Stadt Schibäm el-Kaukabän (s. Fig. 90)

Phot. 45: Die Stadt Schibäm el-Kaukabän mit vorislamischen Gräbern in der Felswand

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Phot. 46: Vorislamischer Inschriftenstein im Judenviertel von Sdiibâm el-Kaukabân

Phot, 47; Vorislamischer Inschriftenstein in Schibâm

el-Kaukabân

Phot. 48: Vorislamischer Insdhriftenstein in Sdiibâm el-Kaukabân

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Phot. 49: Voiislamischer Inschriftenstein in Schibâm

el-Kaukabân

Phot. 50: Vorislamisches

el-Kaukabân

Säulenkapitell

in Sdiibâm

Phot. 51: Vorislamische Grabhöhle in Schibâm el-Kaukabân

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Phot. 52: Vorislamisdie Grabhöhlen in Sdiibâm el-Kaukabân

Phot. 53: Vorislamische Grabhöhlen in Schibâm el-Kaukabân

Phot. 55: Die Stadt Kaukabän mit vor islamischer Zisterne

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Phot. 56: Schleusenmauer einer vor islamischen Zisterne in Kaukabän

Phot, 57: Vorislamische Zisterne in Kaukabän

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Zisterne in K a u k a b a n

Phot. 58: Vorisl amis che

Phot. 59: Vorislamische Zisterne bei M e s s a ' ü d an der Straße von W a ' l ä n nach Mä'ber (s. Fig. 132)

Phot, 60: Vorislamische Zisterne bei Raudhä an der Straße v o n fsan'ä nach Ei-Gheräs

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Phot. 61: Vorislamische Zisterne bei Raudhà an der Straße von San'ä nadi El-Gheràs

Graffiti in der Zisterne bei Raudhà an der Straße von San a nach El-Gheràs (s. Fig. 121 u. 122)

Phot. 63:

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Uberhanghöhle und Fundplatz prähistorischer an der Straße von San'à nach El-Gheràs

Werkzeuge

Phot. 64: Minaret der Masdjid Hudhair in San ä mit vorislamischem Bronzevogel an der Spitze

Phot. 65: Steinbockhörner an einem Hause in der Gartenstadt von San'a

Phot. 66: Steinbodchörner an einem Hause in der von $an'ä

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Gartenstadt

Phot. 67: Vorislamisches M a u e r w e r k auf dem Ruinenfelde Blick von S W auf Gebäude A (s. Fig. 133)

Phot. 68:

Vorislamisches Mauerwerk auf dem Ruinenfelde Blick von N W auf Gebäude A (s. Fig. 133)

von

Sila'

von

Silä'

Phot. 69: Vorislamisdies M a u e r w e r k auf dem Ruinenfelde von Blick auf die Innenmauern des Gebäudes A (s. Fig. 133)

Silä'

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Phot. 70: Vorislamisches Mauerwerk auf dem Ruinenfelde von Silä' Blick von SW auf die südliche Außenmauer von Gebäude B (s. Fig. 133)

Phot. 71: Vorislamisches Mauerwerk auf dem Ruinenfelde von Silä* Blick von NE auf Gebäude B (s. Fig. 133)

Phot. 72: Eingang zu einem vorislamischen Gebäude auf dem Ruinenfelde von Silä'. Blick von W auf Gebäude B (s. Fig. 133)

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Phot. 73: Eingang zu einer Säulenhalte auf dem Ruinenfelde von Silä" im Gebäude C (s. Fig. J33)

Phot. 74: Blick in die Säulenhalle unter dem Gebäude C auf dem vor islamischen Ruinenfelde von Silä' (s. Fig. 133)

Phot. 75: Vorislamisdies Mauerwerk mit Treppe im Gebäude D (s. Fig. 133) auf dem Ruinenfelde von Silä'

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an der südlichen Außenmauer von Gebäude A (s. Fig. 133)

Phot. 76: Vorislamischer Säulenschaft auf dem Ruinenfelde von Silä'

Phot. 77: Unterirdisches vorislamisches Kanalsystem im Wädi 'Asr bei San'ä

Pot. 78: Mundlöcher zum vorislamischen Kanalsystem im Wädi 'Asr bei San'ä

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