Rolle und Kodex: Die Schriftlichkeit der königlichen Finanzverwaltung Englands unter Eduard I. (1272-1307) 9783110776249, 9783110776027

During the reign of Edward I (1272–1307), administrative recordkeeping underwent profound transitions, including the fir

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German Pages 271 [286] Year 2022

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Table of contents :
Inhaltsverzeichnis
I Einleitung
II Pragmatische Schriftlichkeit und administrativer Kontext
III Überlieferungsformen und Quellengattungen
IV Produktions- und Nutzungskontexte
V Vorbilder
VI Schluss
Anhang
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Anmerkungen zu Münzen und Währungen
Quellen- und Literaturverzeichnis
Dank
Abstract
Personenregister
Abbildungen
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Rolle und Kodex: Die Schriftlichkeit der königlichen Finanzverwaltung Englands unter Eduard I. (1272-1307)
 9783110776249, 9783110776027

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Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London Publications of the German Historical Institute London

Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London Publications of the German Historical Institute London  Herausgegeben von Christina von Hodenberg Edited by Christina von Hodenberg

Band 87/Volume 87

Stefan G. Holz

Rolle und Kodex

 Die Schriftlichkeit der königlichen Finanzverwaltung Englands unter Eduard I. (1272–1307)

Dieser Beitrag ist im Heidelberger Sonderforschungsbereich 933 „Materiale Textkulturen. Materialität und Präsenz des Geschriebenen in non-typographischen Gesellschaften“ entstanden (Teilprojekt „B10: Rollen im Dienst des Königs“). Der SFB 933 wird durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft unter der Projektnummer 178035969 – SFB933 gefördert.

ISBN 978-3-11-077602-7 e-ISBN (PDF) 978-3-11-077624-9 e-ISBN (EPUB) 978-3-11-077631-7 ISSN 2192-0257

Library of Congress Control Number: 2022939307 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. © 2022 Walter de Gruyter GmbH, Berlin/Boston Einbandabbildung: Kartular des Exchequer (TNA Kew, E 36/274, fol. 40r). © Crown copyright. Satz: bsix information exchange GmbH, Braunschweig Druck und Bindung: CPI books GmbH, Leck www.degruyter.com

Inhaltsverzeichnis I

Einleitung  1

II 1 2

Pragmatische Schriftlichkeit und administrativer Kontext  13 Die königliche Verwaltung Englands, 1066–1272  13 Die Finanzverwaltung unter Eduard I., 1272–1307  21

III 1 2 3 3.1 3.2 4 4.1 4.2 4.3 4.4 5

Überlieferungsformen und Quellengattungen  37 Urbare  37 Lehnsverzeichnisse  45 Kopiare  50 Kartulare  51 Register  59 Rechnungen  61 Hauptrechnungen  65 Kredit- und Schuldrechnungen  73 Kassenaufzeichnungen  80 Kriegslogistische Rechnungen  85 Zwischenergebnis  88

IV 1 1.1 1.2 2 2.1 2.2 2.3 2.4 3 4

Produktions- und Nutzungskontexte  91 Produktion  91 Material- und Produktionskosten  91 Handschriftenproduktion  102 Nutzung  115 Ordnen und Überblicken  115 Konsultieren und Nachschlagen  119 Laufzeit und Nutzungsdauer  136 Aufbewahren und Transportieren  139 Institutionelle Routine und Identität  153 Zwischenergebnis  158

V 1 1.1 1.2 2 2.1 2.2

Vorbilder  163 Kartular- und Registerführung  163 Geistliche Institutionen  164 Urbaner Kontext  167 Rechnungsführung  169 Geistlicher Kontext  169 Städtisches Umfeld  175

VI  Inhaltsverzeichnis

Kaufmännisches Milieu  179 Zwischenergebnis  190

2.3 3 VI

Schluss  193

Anhang Abkürzungsverzeichnis  199 Abbildungsverzeichnis  201 Anmerkungen zu Münzen und Währungen  203 Quellen- und Literaturverzeichnis  205 Archivalien und Handschriften  205 Archivinventare, Quellenpublikationen und Regestenwerke  212 Literatur  221 Ungedruckte Qualifikationsarbeiten  256 Internetseiten und Online-Publikationen  257 Dank  259 Abstract  261 Personenregister  263 Abbildungen  267

I Einleitung Wie andersartig war England im Vergleich zum europäischen Kontinent im späten Mittelalter? Diese Frage stellte die bekannte englische Mediävistin Susan Reynolds (1929–2021) Ende der 1990er-Jahre in Bezug auf die politische Kultur, die Rechtsprechung und die Gesetzgebung. Reynolds streift in ihrem Beitrag auch den Themenkomplex der administrativen Schriftlichkeit. In der langen Verwendung der Schriftrolle für administrative Aufzeichnungen zeige sich nach Reynolds ein gewisser englischer Konservatismus.1 Während nämlich die Mehrzahl der Verwaltungen Kontinentaleuropas im Laufe des späten Mittelalters die Schriftrolle zugunsten des Kodex aufgab,2 hielt der Verwaltungsapparat des englischen Königs in vielen Bereichen noch für Jahrhunderte am Rotulus fest. So finden sich bis weit ins 19. Jahrhundert, teilweise bis ins 20. Jahrhundert Schriftrollen in der britischen Verwaltung.3 Ein gutes Beispiel dafür sind die Parliament Rolls, welche die Verhandlungen und Beschlüsse der Legislative festhalten. Sie sind seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert durchgängig auf Pergament in Rollenform überliefert. Erst ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden sie nicht mehr von Hand auf Rollen geschrieben, sondern in Pergamentkodizes gedruckt. Schließlich stellte man im Jahr 2017 von Pergament auf Papier um.4 Eine dominante, geradezu omnipräsente Stellung erlangte die Schriftrolle in der englischen Verwaltung im Laufe des 12. und frühen 13. Jahrhunderts. Kodizes traten demgegenüber deutlich in den Hintergrund. Zwar waren sie nicht unbekannt, wie das berühmte Domesday Book belegt, doch standen sie quantitativ weit hinter den Rollen zurück. Erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts wandelte sich die Nutzung des Kodex. In der Finanzverwaltung König Eduards I. (reg. 1272–1307) wurde buchförmiges Schriftgut nunmehr seriell anstatt wie zuvor okkasionell verwendet. Aus diesem Grund liegt der Fokus der vorliegenden Studie einerseits auf der Regierungszeit Eduards I., andererseits auf den Rollen und Kodizes, gleichsam auf der Schriftlichkeit der königlichen Finanzverwaltung Englands. Die Arbeit untersucht die materiellen und praxeologischen Implikationen der Aufzeichnungsformen (Rolle und Kodex) für ihren textuellen Inhalt ebenso wie für ihre Herstellungs- und Nutzungskontexte. Sie analysiert erstens, die Quellengattungen, für die Rollen und Kodizes genutzt wurden; zweitens, die Faktoren, welche die Verwendung einer bestimmten Aufzeichnungsform beförderten; und drittens, jene Vorbilder, die zur Wahl eines Überlieferungsträgers beitrugen. Dadurch führt die Untersuchung zu einem besseren Verständnis der reziproken Beziehung zwischen

1 2 3 4

REYNOLDS, How Different was England?, S. 15 f. ANDERMANN, Pragmatische Schriftlichkeit, S. 44 f.; HÄRTEL, Notarielle Urkunden, S. 235. Siehe für eine Übersicht über die Rollenserien: VINCENT, Enrolment, Tab. 1–3, S. 135 f. KELLY, Vellum, bes. S. 3 f., 20.

https://doi.org/10.1515/9783110776249-001

2  I Einleitung

den Formen der administrativen Schriftlichkeit und ihren personellen wie institutionellen Kontexten. Schwierigkeiten bereit eine eindeutige, alle Aufzeichnungsformen einschließende definitorische Bestimmung des Untersuchungsgegenstands. Auf den ersten Blick scheint klar zu sein, was ein Buch und was eine Rolle ausmacht.5 Doch bei näherem Hinsehen verschwimmen die Grenzen zwischen den einzelnen Formen. Das Buch besteht aus zumeist gefalteten, teilweise auch einzelnen an einer Seite miteinander verbundenen Blättern.6 Demgegenüber setzt sich die Rolle aus einer oder mehreren miteinander verbundenen Membranen zusammen, die in der Regel zur gerollten Aufbewahrung bestimmt sind.7 Diese beiden Definitionen weisen Annahmen auf, die aufgrund der Vielfalt an überlieferten Formen und Formaten unweigerlich zu Problemen führen: Zunächst ist die Unterscheidung zwischen Einzelblatt und Rolle nicht ohne Weiteres zu treffen. Eine Schriftrolle muss nicht notwendigerweise aus mehreren Membranen bestehen. Sie kann auch nur eine einzige Membran umfassen. Die Anzahl der Membranen ist somit kein bestimmendes Merkmal des Rotulus. Auch die Aufbewahrungsform – also der gerollte Zustand – bietet nicht zwangsläufig eine Abhilfe. Es gibt zahlreiche Schriftrollen, bei denen nicht klar ist, ob sie jemals gerollt aufbewahrt wurden, geschweige denn, ob sie jemals für die gerollte Aufbewahrung bestimmt waren. Ähnlich schwierig fällt die Unterscheidung zwischen Rolle und Buch. Setzt sich ein Buch lediglich aus Einzelblättern und damit nicht aus Lagen zusammen, gibt es Überschneidungen mit einer speziellen Rollenform, die in der königlichen Verwaltung Englands besonders häufig im Gebrauch war – der sogenannten Stapelrolle.8 Bei dieser Rollenform handelt es sich um übereinander (stapelweise) angeordnete und am Kopf der (ersten) Membran miteinander verbundene Einzelrollen (rotulets), die selbst wiederum aus einer oder mehreren Membranen bestehen. Da diese Form erstmals und am prominentesten im königlichen Schatzamt (Exchequer) Englands Verwendung fand, wird sie in der englischen Forschung zumeist als exchequer style roll bezeichnet (Abb. 1). Ihr gegenüber steht die in der königlichen Kanzlei (Chancery) häufig gebrauchte chancery style roll, bei der die einzelnen Membranen Kopf an Fuß fortlaufend miteinander verbunden sind (Abb. 2).9 Schließlich hilft auch das Rekurrieren auf die zeitgenössische Terminologie nicht weiter. Begriffe konnten sich im Laufe der Zeit stark wandeln, je nachdem, in 5 Diese Arbeit geht von einer Dreiteilung der Aufzeichnungsformen aus: Einzelblatt, Rolle und Buch. 6 MUZERELLE, Vocabulaire codicologique, Nr. 143.01, S. 59 (Muzerelle bezieht lediglich die gefalteten Blätter in seine Definition mit ein); CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 40, S. 29. 7 MUZERELLE, Vocabulaire codicologique, Nr. 142.01, S. 58; CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 38, S. 29; dazu kritisch ROCHE, Rouleaux ‚ordinaires‘, S. 24–28. 8 Dieser Begriff stammt von KÖSSINGER, Schriftrollen. 9 Siehe zu beiden Formen: VINCENT, Rouleaux, S. 63.

I Einleitung 

3

welchem Kontext sie gebraucht wurden. Dies wird anhand der lateinischen Bezeichnungen für das Buch (liber, tomus, volumen) besonders deutlich.10 Als Buch galt in der Antike zumeist die Rolle, während im hohen und späten Mittelalter vor allem der Kodex als Buch geführt wurde. Aber auch die Bezeichnung Rolle (Rodel, Rödel) musste sich im späten Mittelalter und der frühen Neuzeit nicht notwendigerweise auf die überlieferte Aufzeichnungsform beziehen.11 Man hat also nicht unbedingt eine Schriftrolle vor sich, nur weil die vormodernen Zeitgenossen das Schriftstück als solche bezeichneten. Die angeführten Beispiele sollen weniger zur Dekonstruktion bestehender Begriffsbestimmungen dienen, sondern vielmehr verdeutlichen, dass absolute, allumfassende Definitionen nicht möglich sind. Man kann sich den Formen der Rolle und des Kodex lediglich annähern und für einen Großteil der Überlieferung gültige Definitionen aufstellen. An den Rändern bleiben Übergangsformen zurück, bei denen sich mithilfe der gängigen Definitionen nicht eindeutig sagen lässt, ob es sich dabei nun um ein Einzelblatt oder um eine Rolle handelt oder ob eine bestimmte Form nun eher zu den Rollen oder zu den Kodizes zu rechnen ist. Grundsätzlich versteht sich die vorliegende Untersuchung als komparatistische Studie im Sinne der vergleichenden Landesgeschichte in europäischer Perspektive.12 Die englischen Befunde werden daher stets in den europäischen Kontext eingebettet. Der Schwerpunkt der Vergleiche liegt auf Mittel- und Westeuropa, das heißt vor allem auf dem römisch-deutschen Reich, Frankreich und den Niederen Landen. Die Vergleiche erlauben es, die gewonnen Ergebnisse hinsichtlich der Frage nach einem möglichen Sonderweg der englischen Verwaltung gegenüber kontinentaleuropäischen Verwaltungen kritisch zu hinterfragen.13 Die Arbeit steht zudem in der langen Tradition der Historischen Grundwissenschaften, die sich seit jeher mit den Themenkomplexen der Materialität und Praxeologie mittelalterlicher Schriftzeugnisse befassen.14 In der vorliegenden Studie werden unter Materialität alle mit den menschlichen Sinnen wahrnehmbaren dinglichen Eigenschaften eines Schriftstücks verstanden,15 während unter Praxeologie alle menschlichen Handlungen gemeint sind, die an, durch und mit den Schriftstücken vollzogen werden.16 Methodisch bedient sich die Arbeit dabei besonders der Diplomatik und Kodikologie, aber auch der besonders im deutschsprachigen Raum vertre-

10 KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 8–10. 11 CLANCHY, Memory, S. 136–139; ROCHE, Rouleaux ‚ordinaires‘, S. 24 f.; KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 15– 22. 12 Siehe dazu jüngst: RUTZ, Landesgeschichte, bes. S. 116–122; PELTZER, Region; zuvor bes. BLOCH, Histoire comparée. 13 GRAUS, Scheitern, S. 17 f.; VALE, Princely Court, S. 1–11; GENET, Government. 14 Siehe zu Stand und Perspektiven in Deutschland jüngst: MÄRTEL, Lage; MACKERT, Hilfswissenschaften. 15 KARAGIANNI et al., Materialität. 16 DICKMANN et al., Praxeologie; HAASIS und RIESKE, Historische Praxeologie; FÜSSEL, Praxeologie.

4  I Einleitung

tenen Akten- und Amtsbuchkunde. Diese Methodenvielfalt ist aufgrund der Vielzahl unterschiedlicher (Archiv-)Dokumente, die in dieser Arbeit untersucht werden, unumgänglich.17 Profitieren kann die Arbeit von einem Aufschwung der Historischen Grundwissenschaften, der in den letzten Jahren nicht zuletzt aufgrund der Strahlkraft des material turn in den Geschichtswissenschaften festzustellen ist.18 In Deutschland zeugen neben zahlreichen Publikationen gerade auch der Hamburger Cluster of Excellence Understanding Written Artefacts,19 der Heidelberger Sonderforschungsbereich 933 Materiale Textkulturen20 oder das Wuppertaler Graduiertenkolleg 2196 Dokument – Text – Edition21 vom Bedeutungszuwachs materialwissenschaftlicher Ansätze in den Geschichtswissenschaften. Dass der material turn in den Geschichtswissenschaften auf fruchtbaren Boden fiel, ist ganz wesentlich den Forschungen zur pragmatischen Schriftlichkeit zu verdanken.22 Im Zuge derer werden alle zweckgebundenen Formen von Schriftlichkeit untersucht, also solche, die menschliche Handlungen durch die in den Schriftstücken transportierten Informationen anleiten. Im Zentrum steht die Kommunikation mittels Schrift.23 Diese zuvorderst von Armando Petrucci24 (1932–2018) und Michael Clanchy25 (1936–2021) in den 1960er- und 1970er-Jahren ausgehenden Studien fanden in den späten 1980er- und 1990er-Jahren mit dem Münsteraner Sonderforschungsbereich 231 Träger, Felder, Formen pragmatischer Schriftlichkeit im Mittelalter26 starken Auftrieb. Seit der Jahrtausendwende wird das Forschungsfeld vor allem von französischsprachigen Historikerinnen und Historikern bearbeitet.27 Menschliche Handlungen und Kommunikationsprozesse sind auch für die jüngeren Forschungen zur Kulturgeschichte der Verwaltung zentral. Lange Zeit war es in der verwaltungsgeschichtlichen Forschung üblich, Entwicklungen und Veränderungen in vormodernen Verwaltungen mit dem Genius einzelner Funktionsträger oder gar des Herrschers selbst in Verbindung zu bringen. Zudem nahmen zahlreiche Un17 BERTRAND, Codicologie. 18 Siehe zum material turn in den Geschichtswissenschaften im letzten Jahrzehnt bes.: BENNETT und JOYCE (Hrsg.), Material Powers; GREEN, Cultural History; FÜSSEL, Materialität; KEUPP und SCHMITZ-ESSER (Hrsg.), Neue alte Sachlichkeit. 19 Online: https://www.csmc.uni-hamburg.de/written-artefacts.html. 20 Online: https://www.materiale-textkulturen.de. Siehe zur Ausrichtung bes.: MEIER et al. (Hrsg.), Materiale Textkulturen. 21 Online: https://www.editionen.uni-wuppertal.de. 22 Siehe für einen Forschungsüberblick über dieses Feld: CHASTANG, L’archéologie; DEWEZ, Réflexions. 23 KELLER, Träger, S. 389. 24 PETRUCCI, Scrittura. 25 CLANCHY, Memory. 26 Online: https://www.uni-muenster.de/Geschichte/MittelalterSchriftlichkeit. Siehe zur Ausrichtung bes.: KELLER et al. (Hrsg.), Pragmatische Schriftlichkeit. 27 Siehe zu den Entwicklungen in England: LACEY, Littératie pragmatique.

I Einleitung



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tersuchungen zur Verwaltungsgeschichte einen teleologischen Standpunkt ein, wonach die Entwicklungen in den vormodernen Verwaltungen lediglich als evolutionäre Schritte hin zum modernen Staat gedeutet wurden. Dagegen untersucht die Verwaltungsgeschichte seit einigen Jahren verstärkt administrative Arbeitsabläufe und Praktiken, um dadurch Konstanten und Veränderungen in den Verwaltungen zu erklären. Aspekte wie Rituale oder Identitäten werden dabei ebenso in den Blick genommen wie die Verwaltungsroutinen, um dadurch das Handeln einzelner Amtsträger oder ganzer Verwaltungszweige zu deuten.28 Die vorliegende Studie verbindet diese unterschiedlichen Forschungsstränge in der grundwissenschaftlich ausgerichteten Untersuchung des buch- und rollenförmigen Schriftguts unter Einbeziehung der mit diesen Schriftstücken vollzogenen Praktiken. Diese Analyse erlaubt es, die Schriftlichkeit der königlichen Finanzverwaltung Englands im späten Mittelalter in einer europäischen Perspektive einzuordnen und damit verbunden das Verwaltungshandeln auf individueller wie institutioneller Ebene besser zu verstehen. Die Verwaltungsgeschichte Englands gehört seit Langem zu den intensiv erforschten Feldern der englischen Mediävistik.29 Einerseits ist dies der reichen Überlieferung der königlichen Verwaltung zu verdanken. Andererseits kann das große Interesse der Forschung mit der Person T. F. Touts (1855–1929) verbunden werden.30 Bis heute gilt seine im Laufe der 1920er- und frühen 1930er-Jahren erschienene monumentale, sechsbändige Verwaltungsgeschichte zu den Grundlagewerken der englischen Mediävistik.31 In ihr zeichnet Tout Aufgaben, Entwicklung und Personal des königlichen Haushalts und der mit ihm verbundenen Institutionen vom 11. bis zum Ende des 14. Jahrhunderts nach. Touts Verdienst liegt indes nicht nur in seiner eigenen Forschungs- und Publikationstätigkeit. Vielmehr war er ein einflussreicher Hochschullehrer und Wissenschaftsorganisator. An der damals noch jungen Universität Manchester (Victoria University) etablierte Tout die sogenannte Manchester School of History.32 Sie prägte die professionelle akademische Geschichtswissenschaft in Großbritannien ungemein und führte nicht zuletzt auch dank Touts eigener Forschungsschwerpunkte zu zahlreichen Arbeiten über die englische Verwaltungsgeschichte des Mittelalters. In den 1980er-Jahren erschien schließlich ein weiteres Großprojekt zur mittelalterlichen Verwaltungsgeschichte: Die dreibändige, von A. L. Brown (1927–2006) an der Universität Glasgow verantwortete Serie zur Governance of England, in der das Regierungshandeln der englischen Könige vom frühen Mittelalter bis in die Mitte

28 BECKER, Überlegungen; KYPTA, Autonomie, S. 21–23; FISCH, Verwaltungskulturen. 29 HARDING, England in the Thirteenth Century, S. 40–67; CLANCHY, Inventing. 30 Siehe zu seiner Person: GALBRAITH, Art. Tout; BARRON und ROSENTHAL (Hrsg.), Thomas Frederick Tout. 31 TOUT, Chapters. 32 JONES, Manchester School; SLEE, Manchester School.

6  I Einleitung

des 15. Jahrhunderts aufgeschlüsselt wird.33 Das starke Forschungsinteresse an der mittelalterlichen englischen Verwaltungsgeschichte blieb auch über das 20. Jahrhundert hinaus bestehen. Die englische Verwaltungsgeschichte konzentrierte sich seit jeher besonders auf die Institutionen der königlichen Finanzverwaltung. Im Zentrum standen das Schatzamt (Exchequer; scaccarium) und die Garderobe (Wardrobe; garderoba). Beim englischen Exchequer handelt es sich um jenen Zweig der zentralen Finanzverwaltung des Königs, der seit dem 12. Jahrhundert für die Abrechnungen mit königlichen Funktionsträgern zuständig war. Überdies kam ihm die Aufgabe einer zentralen Schuldenverwaltung und Kasse zu, durch welche – zumindest in der Theorie – der gesamte Geldfluss verwaltet und überwacht werden sollte.34 In der deutschsprachigen Forschung wird das Schatzamt daher zurecht mit einer Rechenkammer gleichgesetzt.35 Ab dem frühen 13. Jahrhundert war die Garderobe das administrative und finanzielle Zentrum des königlichen Haushalts. Als zweite Kasse des Königreichs war sie mit der Einnahme und Ausgabe von Barmitteln am Hof des Herrschers betraut. In dieser Funktion war die Garderobe auch für die Rechnungsführung am Hofe zuständig. Exchequer und Garderobe verband der Umstand, dass die Garderobe einerseits ihre Rechnungen beim Schatzamt vorlegen musste und andererseits von ihm mit Bargeld versorgt wurde.36 Die wissenschaftliche Erforschung des englischen Schatzamts reicht bis in die Mitte des 18. Jahrhunderts zurück. Die erste umfassende Studie wurde vom Rechtsgelehrten Thomas Madox (1666–1727) vorgelegt.37 Die nächste große Untersuchung entstand im Rahmen der Ford Lectures 1911/12 an der Universität Oxford durch den Diplomatiker Reginald Lane Poole (1857–1939).38 Die Editionstätigkeiten an den Beständen des Exchequer durch die britische Record Commission im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts sowie durch das 1838 geschaffene Public Record Office brachte zahlreiche Aspekte der Arbeitsweisen und Dokumente ans Licht. Diese werden durch die bis heute fortgeführten Editionen der Pipe Roll Society ergänzt.39 Trotz der umfassenden Arbeiten Madox’ und Pooles wie auch der zahlreichen Editionen sollte im 20. Jahrhundert keine monographische Erarbeitung des Exchequer und seiner Praktiken mehr erfolgen. Lediglich in unpublizierten Doktorarbeiten wurde das Schatzamt des 12. und 13. Jahrhunderts untersucht.40 Erst im neuen Jahr33 LOYN, Governance; WARREN, Governance; BROWN, Governance. 34 Überblicke finden sich in: LYON, Art. Exchequer; HARRISS, Art. Exchequer; CARPENTER, Art. Exchequer; GENET, Art. Exchequer. 35 MERSIOWSKY, Rechenkammer, S. 257. 36 Überblicke finden sich in: LYON, Art. Household; BROWN, Art. Wardrobe; OGGINS, Art. Wardrobe. 37 MADOX, History. Siehe zu seiner Person: WOOLF, Art. Madox. 38 POOLE, Exchequer. Siehe zu seiner Person: BAILEY, Art. Poole. 39 Siehe zur Forschung vor 1930: STEEL, Present State. 40 BRAND, Exchequer; MOSS, Normandy; CASSIDY, Pipe Roll of 1259.

I Einleitung 

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tausend erweiterte die semantisch-praxeologisch ausgerichtete Studie Ulla Kyptas unser Bild von der Herausbildung des Schatzamts als Institution im Laufe des 12. Jahrhunderts.41 Im Vergleich zu seiner Frühzeit ist das Schatzamt für Eduard I. und seine Nachfolger im späten Mittelalter weitaus weniger gut erforscht. Dies liegt nicht zuletzt am niedrigen Editionsgrad des administrativen Schriftguts. Für die Herrschaftszeit Eduards liegt lediglich eine einzige Membran der Pipe Roll und wenige Auszüge für einzelne Grafschaften im Druck vor.42 Hinzu kommen weitere Aufzeichnungen wie beispielsweise die Hundred Rolls, die Einnahmenschätzung aus dem Jahr 1284 sowie Dokumente aus dem Krisenjahr 1297, zu Baumaßnahmen, zu den angloschottischen Beziehungen oder zu den diplomatischen Verbindungen des Königs auf den Kontinent.43 Obschon es abgesehen von T. F. Tout keine monographische Studie zur Garderobe des 13. und frühen 14. Jahrhunderts gibt, ist es um die Erforschung des königlichen Haushalts trotz alledem wesentlich besser bestellt. Bereits im 17. Jahrhundert wurden einschlägige Rechnungen publiziert.44 Besonders das Interesse an den militärischen Kampagnen Eduards I. führte in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts zu gleich mehreren Forschungsarbeiten und Editionen.45 Hinzu kommen Beiträge, die sich vor allem mit Fragen des Rechnungswesens und der Verwaltungsprozesse, aber auch mit den Haushalten der Söhne des Königs und der Königin befassen.46 Für die Regierungszeit Eduards I., die in der modernen Geschichtsschreibung nahezu durchweg positiv bewertet wird, ist nicht zuletzt das Verhältnis des Schatzamts zur Garderobe ein zentraler Gegenstand der wissenschaftlichen Debatte.47 Für T. F. Tout bestand zwischen den beiden Hauptzweigen der königlichen Finanzverwaltung ein starkes Konkurrenzverhältnis. Dieses war durch die enormen finanziellen und logistischen Belastungen der Kriege bedingt, welche zu einer Verselbstständigung der Garderobe gegenüber dem Exchequer führte. Tout deutete die Garderobe 41 KYPTA, Autonomie. 42 Pipe Roll, hrsg. v. MILLS; LILBURN, Pipe Rolls. 43 Rotuli hundredorum, hrsg. v. ILLINGSWORTH; Scotland in 1298, hrsg. v. GOUGH; LYON, Compte de l’échiquier; Edward I, hrsg. v. SIMPSON und STONES; Documents, hrsg. v. PRESTWICH; MILLS, Exchequer Agenda; Fabric Accounts, hrsg. v. AYERS. 44 Liber quotidianus, hrsg. v. TOPHAM; WAY, Bill of Medicines. 45 Forschungsarbeiten bes.: BYERLY, Military Administration; PRESTWICH, War, Politics and Finance; WATSON, Under the Hammer; sowie zuvor bereits MORRIS, Welsh Wars. – Editionen: Book of Prests, hrsg. v. FRYDE; PRESTWICH, Victualling Estimates; Court and Household, hrsg. v. PARSONS; Records [1977], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY; Records [1986], hrsg. v. dens.; B. D. LYON und M. LYON, Account; Wardrobe Book, hrsg. v. dens; Accounts, hrsg. v. BELL et al. 46 C. JOHNSON, System; JOHNSTONE, Wardrobe and Household of Henry; dies., Wardrobe and Household Accounts; FRYDE, Introduction; PRESTWICH, Exchequer; PARSONS, Introduction; B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Introduction [1986]; MARSHALL, Childhood. 47 Forschungsabrisse zu Eduard I. finden sich in: TEMPLEMAN, Edward I; BURT, Governance, S. 1–12; SPENCER, Nobility, S. 1–6; KING und SPENCER, Introduction, S. 1–6.

8  I Einleitung

als bloßes Willensinstrument des Herrschers und stellte ihr das Schatzamt als mäßigende Institution der öffentlichen Hand gegenüber.48 Tout deutete die Reformen während des späten 13. und 14. Jahrhunderts, welche durch die Großen des Königreichs angestoßen wurden und welche sich häufig um die Finanzen des Herrschers drehten, als parlamentarische Gegenbewegung, die die Willkür des Monarchen einschränken sollte. Richtig ist, dass die Verwaltungsreformen in der Regel die Finanzen des Königreichs betrafen und deswegen häufig am Verhältnis zwischen Exchequer und Garderobe ansetzten. Ein primäres Ziel der Reformen war es, die Kontrolle der Finanzen allein dem Exchequer zu unterstellen. Anders als Tout jedoch hervorhob, ging es bei den Reformen weniger um die Einschränkung der königlichen Macht zugunsten des Parlaments, sondern zuvorderst darum, ein Verwaltungssystem am Leben zu erhalten, welches durch die Kriege starken Strapazen unterzogen wurde. Nicht zuletzt deshalb hat die jüngste Forschung diese allzu starke antagonistische und modernistische Deutung kritisiert und ihr eine neue Interpretation gegenübergestellt.49 Folgt man diesem neuen Ansatz, dann führte der Bedeutungszuwachs der Garderobe im ausgehenden 13. Jahrhundert nicht zu einem grundsätzlichen Antagonismus zwischen dem Schatzamt und der Garderobe. Es bestand vielmehr ein Zusammenspiel der beiden Finanzinstitutionen. Exchequer und Garderobe waren unter Eduard I. gleichrangige, gleichsam zusammenarbeitende Institutionen der königlichen Finanzverwaltung, die schlussendlich denselben Zweck erfüllten: Sie mussten den König mit finanziellen Mitteln versorgen, damit dieser seine Herrschaft ausüben und seine Kriege führen konnte.50 Neben der englischen Verwaltungsgeschichte sind gerade auch die Forschungen zu mittelalterlichen Schriftrollen von großer Bedeutung. Für das europäische Mittelalter erscheint der Rotulus auf den ersten Blick fremdartig. Während die Antike als Epoche der Rolle etikettiert wird, gilt das Mittelalter demgegenüber als Zeitalter des Kodex, ganz so wie das neuzeitliche Akten- und Papierzeitalter vom mittelalterlichen Urkunden-51 und Pergamentzeitalter52 abgegrenzt wird. Auch wenn diese Charaktersierungen ihre Berechtigung haben, verstellen sie doch den Blick auf die Vielfalt der mittelalterlichen Schriftkultur. Anders als die Meistererzählung vom „Siegeszug des

48 TOUT, Chapters, Bd. 2, bes. S. 95 f., 129 f., 152–155. Siehe dazu BUCK, Reform, S. 241–244; BARRATT, Tout, S. 180–183. 49 BARRATT, Finance, S. 85 f.; ders., Counting, S. 36 f. 50 Dies taten beide Institutionen auch recht erfolgreich, wie jüngst bes. Michael Prestwich herausstellte (PRESTWICH, Efficiency). 51 BRANDT, Werkzeug, S. 104; MÜLLER, Mittelalter, S. 132; dagegen wesentlich zurückhaltender KROESCHELL, Deutsche Rechtsgeschichte 2, S. 172 f.; HARTMANN, Mittelalterliche Geschichte, S. 159. 52 SANDERMANN, Kulturgeschichte, S. 171–178; BOOCKMANN und DORMEINER, Konzilien, S. 185; dagegen kritisch KELLER, Entwicklung, S. 171 f.; MEYER und SCHNEIDMÜLLER, Pergament.

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Kodex“53 in der Spätantike glauben machen möchte, blieb die Schriftrolle in der mittelalterlichen Schriftkultur allgegenwärtig. Rollen wurden in nahezu allen Kontexten und für annähernd alle Quellengattungen und Textsorten verwendet. Nichtsdestoweniger blieben (mittelalterliche) Schriftrollen in der Forschung häufig unbeachtet. Die deutsche Mediävistik behandelt Schriftrollen zumeist nur randständig. Obschon Wilhelm Wattenbach (1819–1897) bereits Ende des 19. Jahrhunderts und nach ihm Leo Santifaller (1890–1974) in den 1960er- und Birgit Studt in den 1990er-Jahren sowie jüngst Norbert Kössinger Überblicksdarstellungen vorlegten, gab es bis vor wenigen Jahren kaum umfassende Untersuchungen zu mittelalterlichen Rollen.54 Man kann sogar einen Schritt weiter gehen: Die Forschung vermittelte häufig das Bild einer mittelalterlichen Schriftkultur, die nur in geringem Umfang auf Rollen zurückgegriffen habe; stellenweise werden Rotuli bei der Behandlung der lateinischen Schriftkultur des Mittelalters auch gänzlich ignoriert.55 In den letzten Jahren weitete sich der Blick der Forschung. An erster Stelle stehen zwei internationale Tagungen: Die erste Konferenz des Wuppertaler Graduiertenkollegs 2196 Dokument – Text – Edition aus dem Jahr 2016 fokussierte sich auf mittelalterliche Rotuli, die geographisch vor allem aus Italien und aus dem römisch-deutsche Reich stammten.56 Das zweite Symposium des Heidelberger Sonderforschungsbereichs 933 Materiale Textkulturen befasste sich im Jahr darauf mit spätmittelalterlichen Schriftrollen aus England und Frankreich.57 Wegweisend ist die bereits erwähnte, im Jahr 2020 publizierte germanistische Habilitationsschrift Norbert Kössingers.58 Der Autor behandelt darin nicht allein literarische Rotuli, sondern nähert sich dem Themenkomplex Schriftrollen auf breiter Quellengrundlage an. Neben zahlreichen Fallstudien zu Rotuli unterschiedlichen Inhalts setzt sich Kössinger zum Ziel, einerseits eine am Inhalt und an den Gebrauchszusammenhängen ausgerichtete Typologie mittelalterlicher Rollen sowie andererseits eine Theorie der „gerollten Schrift“ zu entwickeln. Aus Sicht der englischsprachigen Forschung können einzelne Rollenserien der königlichen Verwaltung Englands wiederum als gut erforscht gelten.59 Dazu zählen vor allem die Rollen des Schatzamts, denen zahlreiche Einzeluntersuchungen zuteilwurden.60 Aufgrund ihrer Sonderstellung in der europäischen Rechnungsüberliefe53 BROWN, Triumph; MAZAL, Traditionelle Schreibmaterialien, S. 124; VOGT-SPIRA, Schriftkultur, S. 522 f.; WALLRAFF, Kodex, S. 23; kritisch dagegen jüngst KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 7–14. 54 WATTENBACH, Schriftwesen, S. 150–174; SANTIFALLER, Papierrollen; ders., Papyrusrollen; STUDT, Gebrauchsformen; KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 39–81. 55 Zuletzt KWAKKEL, Books, S. 159 f.; WILLIAMS-KRAPP, Rolle; zuvor MAZAL, Traditionelle Schreibmaterialien, S. 126; ders., Art. Rotulus; ders., Art. Rolle; TISCHLER, Mittelalter. 56 DOUBLIER et al. (Hrsg.), Rotulus. 57 HOLZ et al. (Hrsg.), Roll. 58 KÖSSINGER, Schriftrollen. 59 PELTZER, Roll, S. 4–7. 60 HALL, Introduction to the Study; JENKINSON, Tallies; CAM, Studies; WILLARD, Memoranda Rolls; STEEL, Marginalia; WILLARD, Treasurer’s Issue Roll; LARSON, Some Aspects; DAVIES, Memoranda Rolls; LYDON,

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rung sowie ihrer Bedeutung für die königliche Verwaltung avancierten die Pipe Rolls zu einem beliebten Untersuchungsobjekt der historischen Forschung. Aber auch die Rotuli der königlichen Justizverwaltung,61 die rollenförmigen Aufzeichnungen der Kanzlei62 oder die Rollen des königlichen Haushalts63 oder des Parlaments64 wurden seitens der englischen Mediävistik immer wieder vorgestellt und für einzelne Zeiträume untersucht. Hinzu kommen die teilweise recht umfangreichen Einleitungen zu den seit dem frühen 19. Jahrhundert betriebenen Editionsarbeiten an den administrativen Quellen.65 Einige dieser Einleitungen gehen dezidiert auch auf die Materialität und Praxeologie der jeweiligen Rollen oder Rollenserie ein. Dessen ungeachtet hat sich die englische Forschung tendenziell eher weniger mit Fragen der Materialität und Praxeologie befasst. Insofern kann die vorliegende Arbeit die bestehende englische Forschung durch neue Fragestellungen weiterentwickeln. Nach einleitenden Abschnitten zur Schriftlichkeitsentwicklung in den westeuropäischen Verwaltungen des hohen Mittelalters und zur Finanzverwaltung König Eduards I. (Kap. II) gliedert sich die Arbeit in drei Hauptteile: Zunächst wird das Verhältnis von Form und Inhalt anhand unterschiedlicher Quellengattungen untersucht (Kap. III). Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Rechnungen. Sie werden um weitere Quellengattungen wie Urbare, Lehnsverzeichnisse und Kopiare ergänzt. Hinsichtlich der Überlieferung ist anzumerken, dass die Rechnungen mengenmäßig weit vor den übrigen Quellengattungen stehen. Während beispielsweise für Urbare, Lehnsverzeichnisse und Kopiare gut ein Dutzend Kodizes erhalten sind, können bei den Rechnungen über 100 Exemplaren ausgewertet werden. Komplementiert werden die Kodizes von Hunderten von Rollen. Aufgrund dieser Überlieferungsmasse wird eine repräsentative Auswahl an Rotuli und Kodizes herangezogen. Danach stellt die Untersuchung gängige (Hypo-)Thesen der Forschung zur Wahl und Verwendung der Rolle und des Kodex auf den Prüfstand, indem deren Herstellung und Gebrauch analysiert werden (Kap. IV). Die Leitfrage lautet dabei: Welche Survey; CONNOLLY, Irish Memoranda Rolls; RICHARDSON und SAYLES, Exchequer Parliament Rolls; ORMProtecolla Rolls; RABAN, Fresh Light; THOMPSON, Hundred Rolls; RABAN., Making; ROFFE, Hundred Rolls and their Antecedents; ders., Hundred Rolls of 1255; MOSS, Norman Exchequer Rolls; RABAN, Second Domesday; HAGGER, Theory; BOMBI, Roman Rolls; CASSIDY, Recorda Splendidissima; KYPTA, Selbstreproduzierende Abrechnungen; dies., Autonomie, S. 179–271; VINCENT, Kings. 61 JENKINSON, Plea Rolls; HUNNISETT, Medieval Coroner’s Rolls; ders., Plea Roll. 62 CHAPLAIS, Privy Seal Drafts; HUNNISETT, English Chancery Records; SCALES, Cambridgeshire Ragman Rolls; CARPENTER, English Royal Chancery [1997]; ders., „In testimonium factorum brevium“; ders., Introduction; CROOKS, Reconstructing; DRYBURGH, Form; ders., Originalia Rolls; ders. und HARTLAND, Development; VINCENT, Enrolment; ders., Rouleaux; BOMBI, Pragmatic Methods. 63 CARPENTER, Household Rolls; WILD, Secrecy; VINCENT, Inventory; HOLZ, Onus Scaccarii Rolls. 64 RICHARDSON, Irish Parliament Rolls; GIVEN-WILSON, Rolls of Parliament; ORMROD, On – and Off – the Record. 65 Eine umfassende Aufstellung von Rollenedition für die königliche Verwaltung Englands findet sich bei VINCENT, Enrolment, S. 139–141. ROD,

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Vor- und Nachteile bot die Materialität der jeweiligen Aufzeichnungsform für die königliche Finanzverwaltung? Schließlich werden mögliche Vorbilder für den Wandel der administrativen Schriftlichkeit Englands um 1300 identifiziert (Kap. V). Die englische Verwaltung agierte nicht in einem Vakuum. Sie stand in engen Verbindungen zu unterschiedlichen Herrschaftsträgern und Personengruppen, die mittels Schrift verwalteten. Besonders die Kontexte der geistlichen Herrschaften sowie das städtische und kaufmännische Milieu Englands und Westeuropas werden dabei auf ihren möglichen Vorbildcharakter hin untersucht. Im folgenden Kapitel werden zunächst die Voraussetzungen skizziert, die der Wendezeit in der königlichen Finanzverwaltung Englands um 1300 den Weg ebneten – die Entwicklung der pragmatischen Schriftlichkeit von der Normannischen Eroberung im Jahr 1066 bis zum Regierungsantritt Eduards I.

II Pragmatische Schriftlichkeit und administrativer Kontext Um die Untersuchung der Materialität und Praxeologie buch- und rollenförmigen Schriftguts aus der königlichen Finanzverwaltung Englands besser einordnen zu können, ist zunächst eine breite historische wie administrative Einordnung erforderlich. Daher wird im Folgenden die Schriftlichkeit der englischen Verwaltung im europäischen Kontext vom ausgehenden 11. bis ins späte 13. Jahrhundert skizziert. Daraufhin stehen der Aufbau und die Aufgaben des Schatzamts und der Garderobe unter König Eduard I. im Mittelpunkt der Betrachtung.

1 Die königliche Verwaltung Englands, 1066–1272 Die Verwendung von Schriftrollen in der königlichen Verwaltung Englands reicht bis in die Regierungszeit Heinrichs I. (reg. 1100–1135) zurück. Die wohl berühmtesten englischen Verwaltungsrollen, die Pipe Rolls (magnus rotulus pipae; Rohrrollen), sind erstmals aus dieser Zeit überliefert. Bei ihnen handelt es sich um die an Michaelis (29. September), dem Ende der Erntezeit, ausgerichteten jährlichen Abrechnungen des königlichen Schatzamtes mit den lokalen Verwaltungsträgern, den Sheriffs. Der erste Nachweis für Pipe Rolls stammt aus einem königlichen Mandat zu Beginn des 12. Jahrhunderts.1 Die erste und einzige originale Pipe-Roll-Rechnung aus der Regierungszeit Heinrichs I. datiert schließlich in das Abrechnungsjahr 1129/30.2 Die Forschung konnte zeigen, dass die Rechnungen auch während der bürgerkriegsähnlichen Zustände der Herrschaft König Stephans (reg. 1135–1154) geführt wurden, auch wenn diese nicht überliefert sind.3 Seit der Regierung Heinrichs II. (reg. 1154– 1189), genauer seit dem Rechnungsjahr 1155/56, liegen die Pipe Rolls bis zu ihrer Einstellung im Jahr 1834 weitgehend lückenlos vor.4 Damit bilden sie die am weitesten zurückreichende und am vollständigsten überlieferte Rechnungsserie Europas. Untrennbar verknüpft mit den Pipe Rolls ist die Institution, welche sie hervorbrachte: das Schatzamt. Fragen nach dem Ursprung des Exchequer und dessen Abrechnungssystem nehmen in der Forschung einen wichtigen Platz ein. So wurden

1 Regestiert in: Regesta Regnum Anglo-Normannorum, bearb. v. CRONNE et al., Bd. 2, Nr. 1053, S. 116. 2 Ediert in: Great Roll, hrsg. v. GREEN. Siehe dazu dies., „Praeclarum et Magnificum Antiquitatis Monumentum“. Die erste abschriftlich überlieferte Pipe Roll stammt aus dem Jahr 1125 (HAGGER, Pipe Roll). 3 YOSHITAKE, Exchequer. 4 Erste Pipe Roll ediert in: Great Rolls, hrsg. v. HUNTER. https://doi.org/10.1515/9783110776249-002

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arabische Einflüsse (Algebra),5 die sizilianische Verwaltung,6 angelsächsische Vorläufer,7 die normannische Landnahme durch Wilhelm I. (reg. 1066–1087),8 die illiteraten Normannen,9 die schöpferische Kraft Heinrichs I.10 und schließlich die Macht der Routine11 als Erklärungsansätze angeführt. Dabei wurden die schriftlichen Aufzeichnungen des Exchequer bisher fast ausnahmslos mit Blick auf ihren Inhalt und kaum unter Berücksichtigung ihrer Form ausgewertet. Der überwiegende Teil der mittelalterlichen dokumentarischen Verwaltungsüberlieferung Englands fand seinen Niederschlag auf Rollen. Dem Exchequer kam bei dieser Proliferation der Rollenform eine Schlüsselstellung zu. Im Laufe des 12. und 13. Jahrhunderts wurden im Exchequer selbst immer mehr Rechnungsserien auf Rollen eingeführt.12 Die Pipe Roll, ihre Kopie (Chancellor’s Roll) sowie die Memoranda Roll – eine fortlaufend geführte und sachkontengegliederte Aufzeichnung des administrativen Tagesgeschäftes – wurden auf Stapelrollen, die übrigen Serien des Exchequer wiederum auf fortlaufenden Rollen aufgezeichnet. Während die Pipe Rolls im Nachhinein kompiliert wurden, geben die Memoranda Rolls den exakten Verlauf der Arbeitsprozesse im Exchequer simultan wieder.13 Der paradigmatische Einfluss des Schatzamts entfaltete sich nicht allein innerhalb der königlichen Verwaltung, sondern griff auch auf andere königliche wie nichtkönigliche Verwaltungen über. So begann die Finanzverwaltung des Bischofs von Winchester kurz nach 1200 als erste nicht royale Verwaltung damit, ihre Abrechnungen auf Stapelrollen im Stil der Pipe Rolls anzulegen.14 Die Übernahme der Exchequer-Praktiken durch die bischöfliche Verwaltung war dabei kein Zufall. Mit Peter des Roches (Amt 1205–1238) saß im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts ein Mann auf dem Bischofsstuhl Winchesters, der unter Richard I. (reg. 1189–1199) oberster Kammerherr des königlichen Haushalts sowie wichtiger Berater war und der unter dessen Bruder Johann (reg. 1199–1216) schließlich zum obersten Justiziar und damit

5 POOLE, Exchequer, S. 51–57. 6 HASKINS, England; YAMEY, Accounting. Die sizilianische Verwaltung der Normannen wurde wiederum auf arabische Vorläufer zurückgeführt (AMARI, Sulla data; GARUFI, Sull’ordinamento amministrativo; HECKEL, Päpstliche und sicilische Registerwesen, S. 372–394; TAKAYAMA, Administrative Organization, S. 154 f.; HOUBEN, Roger II., S. 150). 7 OLDROYD, Accounting, S. 11, 14–18. 8 ROUND, Danegeld, S. 91. 9 BAXTER, Account, S. 69. 10 HOLLISTER, Origins; ders., Henry I, S. 356; HUSCROFT, Ruling England, S. 100–102; PRESTWICH, England and its Rulers, S. 56–60. 11 KYPTA, Autonomie. 12 Eine detaillierte Aufstellung der wesentlichen Rollenserien findet sich bei VINCENT, Enrolment, Tab. 1–3, S. 135 f. 13 CASSIDY, Pipe Roll of 1259, S. 77–86. 14 VINCENT, Origins. Die erste Winchester Pipe Roll wurde ediert in: Pipe Roll, hrsg. v. HALL.

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Stellvertreter des Königs aufstieg.15 Sein Dienst in der königlichen Verwaltung machte ihn mit den Dokumentationspraktiken vertraut, die er als neuer Bischof von Winchester in der Verwaltung des Hochstifts implementierte. Ähnliches kann für die königliche Finanzverwaltung Schottlands nachvollzogen werden. Schottische Pipe Rolls liegen seit König Alexander III. (reg. 1249–1286) vor, wobei zentrale Abrechnungen bereits seit dem frühen 13. Jahrhundert nachzuweisen sind.16 Der Praxis- und Wissenstransfer beschränkte sich nicht allein auf die Pipe Rolls. Rechnungen wurden im hoch- und spätmittelalterlichen England zum überwiegenden Teil auf Rollen festgehalten.17 Die königliche Verwaltung fungierte über ihre (lokalen) Amtsträger auch bei diesen, meist in Form von fortlaufenden Schriftrollen angelegten Rechnungen, zumindest indirekt als Vorbild. Im Laufe des 12. und frühen 13. Jahrhunderts kam es nicht nur in England zur Herausbildung einer auf Rollen basierenden Rechnungsführung. In Frankreich und den Niederen Landen sowie im römisch-deutschen Reich etablierte sich zur selben Zeit die Schriftrolle als Hauptmedium der herrschaftlichen Rechnungsführung.18 Bis zum Ausgang des 13. Jahrhunderts sind Rollen schließlich in zahlreichen herrschaftlichen Verwaltungen nachweisbar.19 Demnach ist die Präsenz der Rolle als Schriftzeugnis in der herrschaftlichen Rechnungsführung keineswegs eine englische Besonderheit. Im Gegenteil, sie war vielmehr ein allgemeines nordwesteuropäisches Phänomen. Der Einfluss des englischen Schatzamts beschränke sich nicht allein auf das Feld des Rechnungswesens. Die Routine der Rollenführung, welche sich im Laufe des 12. Jahrhunderts etabliert hatte, färbte auch auf andere Zweige der königlichen Verwaltung ab. Die Registerführung der königlichen Kanzlei Englands, deren Überlieferung mit dem Herrschaftsantritt König Johanns einsetzt, darf auf Vorläufer zu15 Siehe zu seiner Person und seinem Wirken: VINCENT, Peter des Roches; KNOWLES, Art. Roches; VINCENT, Art. Roches. 16 Ediert in: Rotuli Scaccarii, hrsg. v. BURNETT und MACKAY, Bd. 1. Siehe dazu VINCENT, Rouleaux, S. 68. Alice Taylor zeigte sich zuletzt kritisch gegenüber einer allzu starken englischen Prägung der schottischen Finanzverwaltung. Sie spricht sich jedoch nicht gänzlich gegen eine englische Einflussnahme aus (TAYLOR, Shape, S. 349–398). 17 Siehe hierzu Kap III.4. 18 Grafen von Flandern ab 1117/18 (Palimpsest einer möglichen Rechnung); ediert in: LAMBERT VON SAINT-OMER, Liber Floridvs, hrsg. v. DEROLEZ, S. 298; ab 1140/41 (Rechnung der lokalen Verwaltungsebene, Fragment); ediert in: Fragment, hrsg. v. STRUBBE; ab 1187 (zentrale Abrechnung Groten brieven); ediert in: Compte général, hrsg. v. GYSSELING und VERHULST. Siehe dazu LYON und VERHULST, Medieval Finance, S. 12–40; MERSIOWSKY, Anfänge, S. 19, 129; BISSON, Crisis, S. 339–343. – Könige von Frankreich ab 1203/04 (zentrale Abrechnung Compte général, Abschrift); ediert in: Premier budget, hrsg. v. FAWTIER und LOT; ab 1213 (Haushaltsrechnung des Prinzen Ludwig, Fragment); ediert in: FAWTIER, Fragment. Siehe dazu BISSON, Comptes; BALDWIN, Philippe Auguste, S. 431 f. 444; MERSIOWSKY, Anfänge, S. 19 f.; LALOU, Rouleaux de comptes. – Bischof von Passau ab 1203/04 (Reiserechnungen Bischof Wolfger von Erla [gest. 1218, Amtszeit 1191–1204]); ediert in: Lebenszeugnis, hrsg. v. HEGER. Siehe dazu HÖFER, Reiserechnungen; MERSIOWSKY, Anfänge, S. 43–47. 19 MERSIOWSKY, Anfänge, S. 47–74, 82–94.

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rückblicken, die ihren Ausgangspunkt in der königlichen Finanzverwaltung hatten. In der englischen Forschung führte die Frage nach dem Einsetzen der Registerführung zu einer Debatte zwischen Nicholas Vincent und David Carpenter. Vincent vertrat den Standpunkt, dass die englische Registerüberlieferung erst mit Johann einsetzte, während Carpenter der Meinung war, Johanns Register gingen auf Vorläufer aus der Regierungszeit Heinrichs II. und Richards I. zurück.20 Die ersten rollenförmigen Kopiare entstanden in den 1190er-Jahren im Exchequer Richards I. Die Cartae Antiquae Rolls verzeichnen – ihrem frühneuzeitlichen Namen nach – vor allem ältere besitz- und privilegienrechtlich relevanten Königsurkunden.21 Die Initiative für die Kompilation der Cartae Antiquae Rolls ging nicht von der königlichen Verwaltung, sondern vornehmlich von den Urkundenempfängern aus. Besonders geistliche Einrichtungen suchten in der königlichen Verwaltung ein Instrument der schriftlichen Sicherung ihres Besitzes sowie ihrer Rechte in kopialer Form. Die Cartae Antiquae Rolls waren dabei allerdings nicht der erste Versuch, denn bereits zuvor wurden die Pipe Rolls in den 1180er-Jahren zur Aufzeichnung königlicher Urkundenkopien verwendet.22 Eng verknüpft mit diesen frühen Praktiken der kopialen Urkundensicherung war der in den 1190er-Jahren eingeführte foot of fine.23 Dabei handelt es sich um einen dreiteiligen Chirografen, dessen ‚Fuß‘ von der königlichen Kanzlei zur materiellen Rechtssicherung einbehalten wurde, während die beiden anderen Urkundenteile an die beteiligten Parteien ausgegeben wurden. Von diesen ersten Schritten der Urkundenregistrierung war der Übergang zu eigenen Kanzleiregistern nicht mehr weit. Zu den frühesten Aufzeichnungen der Kanzlei sind die Fine Rolls zu zählen, die zur interinstitutionellen Kommunikation zwischen der Kanzlei und dem Schatzamt Informationen über die in der königlichen Kanzlei ausgestellten Urkunden und die mit ihnen verbundenen Besieglungsgebühren (fines) übermittelten. In der Forschung herrscht Uneinigkeit über den Zeitpunkt, zu dem sie erstmals angelegt wurden. Nicholas Vincent geht davon aus, dass sie nicht vor der Regierungszeit König Johanns existierten, während die Mitarbeiter des Fine Rolls Project ihren Erstgebrauch bereits in die 1170er-Jahre datieren.24 Die ersten Fine Rolls sind jedenfalls erst für die Regierung Heinrichs III. überliefert.25

20 CARPENTER, English Royal Chancery [2004]; ders., „In testimonium factorum brevium“; VINCENT, Why 1199?; ders., Rouleaux. 21 Ediert in: Cartae Antiquae Rolls, hrsg. v. LANDON; Cartae Antiquae Rolls, hrsg. v. DAVIES. Siehe dazu GALBRAITH, Studies, S. 6; VINCENT, Why 1199?, S. 37 f. 22 Ediert in: Great Roll, hrsg. v. THE PIPE ROLL SOCIETY, S. 108 f.: „[108] Cyrographum Ogeri filii Ogeri et Michaelis fratris sui et uxorum suarum de terra de Scheldlega.“ Siehe dazu RICHARDSON, Introduction, S. lv, lvii f.; VINCENT, Why 1199?, S. 38 f. 23 SAYERS, English Royal Chancery, S. 79; HÄRTEL, Notarielle Urkunden, S. 186. 24 VINCENT, Why 1199?; DRYBURGH und HARTLAND, Development, S. 193. 25 Regestiert in: Calendar of the Fine Rolls, hrsg. v. CARPENTER.

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Ungeachtet dieser Datierungsfragen, scheint die seit dem frühen 12. Jahrhundert belegte Nutzung der Rolle für inneradministrative Aufzeichnungen im Exchequer am Ende des Jahrhunderts auf die königliche Kanzlei übergegangen zu sein. Im frühen 13. Jahrhundert legte die Kanzlei mehrere am Urkundencharakter oder der Pertinenz ausgerichtete Registerserien in Form fortlaufender Rollen (Kanzlei-Stil) an, die unter Heinrich III. durch weitere Serien ergänzt wurden.26 Wie das Schatzamt zuvor bei den Pipe Rolls stand auch die Registerführung der königlichen Kanzlei bischöflichen Verwaltungen Modell. Unter Bischof Hugh de Wells (Amt 1209–1235) begann die bischöfliche Kanzlei Lincolns ab 1214 mit der Anlage von rollenförmigen Registern. Etwa zeitgleich verwendete die Yorker Bischofskanzlei unter Walter de Gray (Amt 1215–1255) ebenfalls Rollenregistern.27 Hugh de Wells und Walter de Gray hatten beide zuvor in der königlichen Kanzlei gedient. Hugh war unter Richard I. Schreiber und unter Johann Hüter des königlichen Siegels.28 Walter hatte zwischen 1205 und 1214 sogar das Amt des Kanzlers König Johanns bekleidet.29 Die personelle Verflechtung zwischen königlicher und bischöflicher Sphäre führte somit auch im Bereich der Registerführung zu einem Praxis- und Wissenstransfer, der sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts in der Anlage von Rollenkartularen in den bischöflichen Kanzleien niederschlug. Die ersten Rollenregister der englischen Kanzlei fallen zeitlich mit der (Wieder-) Einführung serieller Register in den Kanzleien des französischen Königs sowie des Papstes zusammen. Aus der Regierungszeit Philipps II. (reg. 1180–1223) sind seit 1204/05 erstmals kodikale Registerkartulare überliefert.30 In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts entwickelten sich aus diesen Kartularen schließlich chronologisch geordnete Register.31 Im Unterschied zu England übernahm die königliche Kanzlei Frankreichs für ihre Register die monastischen Praktiken der buchförmigen Kopiare. Françoise Gasparri betrachtet eine 1174/75 entstandene Urkundensammlung Hugos von Champfleury aus der Abtei St. Viktor als Vorläufer der Registerkartulare Philipps II.32 Michel Nortier und Nicholas Vincent stellen dagegen fest, dass es eine im 18. Jahrhundert verlorengegangene erste Urkundensammlung der französischen Kö-

26 Siehe dazu die Zusammenstellung bei VINCENT, Enrolment, Tab. 1–3, S. 135 f. 27 Ediert in: Register, hrsg. v. RAINE. 28 Siehe zu seiner Person und Karriere: SMITH, Administration; ders., Art. Wells. 29 Siehe zu seiner Person und Karriere: WYATT, Making; HAINES, Art. Gray. 30 Ediert in: Registres de Philippe Auguste, hrsg. v. BALDWIN. Siehe dazu TESSIER, L’enregistrement; DELABORDE, Texte; DELISLE, Note; GASPARRI, Note; dies., Registres; BALDWIN, Premiers registres; ders., Moment. 31 CANTEAUT, Bon usage. 32 GASPARRI, Manuscrit monastique; dies., Chancellerie; dies., Scriptorium; TESKE, Briefsammlungen, S. 115–181. Ediert in: Historiæ Francorum, hrsg. v. DU CHESNE, Bd. 4, S. 557–762; Recueil des historiens, hrsg. v. BRIAL, S. 2–170. Siehe dazu LUCHAIRE, Étude, S. 31–39.

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nige aus den 1140er-Jahren gegeben haben muss, die von Abt Suger von St. Denis (gest. 1151) angelegt worden war.33 Neben den französischen Registern haben sich für die päpstliche Kanzlei Innozenz’ III. (Pontifikat 1198–1216) ab 1198 nahezu zeitgleich serielle Register in Buchform erhalten.34 Ob die Kanzleiregister unter Innozenz III. wiedereingeführt wurden und damit eine spätantike oder frühmittelalterliche Tradition aufnahmen oder ob die Registerüberlieferung in einer kontinuierlichen Tradition steht, ist umstritten. In den letzten Jahren tendierte die Forschung eher zur Kontinuitätsthese.35 Wenig später, nämlich in den Jahren 1239/40, ist unter dem Staufer Friedrich II. (reg. in Sizilien 1198–1250) die sizilianische Registerführung nachweisbar, welche von Karl I. von Anjou (reg. 1266–1285) von Beginn seiner Herrschaft an fortgesetzt wurde.36 Das erste Register Friedrichs II., welches im Staatsarchiv in Neapel lagerte, wurde im Jahr 1943 im Zuge von Kriegshandlungen zerstört. Es enthielt königliche Mandate in Finanz- und Verwaltungsangelegenheiten. Eine neu entdeckte Handschrift in der Universitätsbibliothek Innsbruck mit Urkunden Friedrichs II. und Konrads IV. (reg. in Sizilien 1250–1254) weist in Richtung eines weiteren Kanzleiregisters, welches in den 1260er- oder 1270er-Jahren kompiliert worden sein mag.37 In den Fürstentümern der Niederen Lande setzte die systematische Registerführung teilweise ebenfalls in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ein, so beispielsweise in Flandern unter Margarete II. (reg. 1244–1280).38 Wenige Jahrzehnte später, zu Beginn des 14. Jahrhunderts, begann man schließlich auch im Hennegau unter Wilhelm I. (reg. 1304–1337) mit der Anlage buchförmiger Register.39 Blickt man auf die Iberische Halbinsel sind die ersten Kanzleiregister erst unter Jakob I. von Aragón (reg. 1213–1276) überliefert.40 Zeitlich noch weiter versetzt, beginnt die Registerüberlieferung Navarras unter Theobald II. (reg. 1253–1270),41 der kastilischen Kanzlei unter Alfons X. (reg. 1252–1284)42 und schließlich jene Portugals nochmals einige Jahre später unter Dinis I. (reg. 1279–1325)43.

33 BAUTIER, Cartulaires de chancellerie, S. 377 (Kommentar Michel Nortiers); VINCENT, Why 1199?, S. 45 f. 34 Das erste Register wurde ediert in: Register Innocenz’ III, hrsg. v. HAGENEDER und HAIDACHER. 35 SCHIEFFER, Register; FRENZ, Papsturkunden, S. 59–71; MEYER, Päpstliche Kanzlei, S. 331–334; MALECZEK, Registres pontificaux 36 Das Register Friedrichs II. wurde ediert in: Registro della cancelleria. hrsg. v. CARBONETTI VENDITTELLI. Siehe dazu zuletzt dies., Scelte redazionali. Das Register Karls I. wurde ediert in: Archives angevines, hrsg. v. DURRIEU. 37 RIEDMANN, Unbekannte Schreiben. 38 STUCKENS, L’origine. 39 VAN CAMP, Début. 40 ARAGÓ CABAÑAS und TRECHNS ODENA, Registros; TORRA PÉREZ, Registros. 41 Die beiden ersten Register wurden ediert in: Registros de Teobaldi II, hrsg. v. CARRASCO PÉREZ. 42 ARRIBAS ARRANZ, Registros; LÓPEZ GUTIÉRREZ, Registros; RODRÍGUEZ DE DIEGO, Archivio real. 43 CRUZ COELHO und CARVALHO HOMEM, Origines, S. 49.

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All diese Verwaltungen setzten für ihre Register auf den Kodex. Vor diesem Hintergrund scheinen die Rollenregister des englischen Königs um 1200 aus dem Rahmen zu fallen. Die englische Kanzlei war die einzige größere weltliche Kanzlei, die für ihre Register Schriftrollen nutzte. Dies lag an der bereits angesprochenen Vorbildfunktion des königlichen Schatzamts, das nahezu ausnahmslos Rollen verwendete. Geht man nun jedoch von den königlichen und fürstlichen Verwaltung Westeuropas in den Kontext monastischer Schriftlichkeit über, finden sich um 1200 zahlreiche rollenförmige Kartulare. Sie existierten seit dem 11. Jahrhundert in England wie in Frankreich in monastischen Verwaltungen neben Büchern.44 Eine Sonderstellung nehmen die Praktiken der englischen Kanzlei damit allein gegenüber den großen geistlichen und weltlichen Kanzleien ein, nicht notwendigerweise jedoch hinsichtlich der allgemeinen kopialen Schriftlichkeit (West-)Europas im 12. und 13. Jahrhundert. Zeitgleich mit der Ausweitung der Schriftlichkeit des Schatzamts und der Kanzlei begannen auch die königlichen Gerichte, sich als eigenständige Institutionen auszubilden. Die judikative Institutionalisierung verlief parallel zur Herausbildung eines Common Law um 1200. Die beiden königlichen Zentralgerichte45, die King’s Bench für Verfahren mit königlicher Beteiligung und die Common Bench für Prozesse ohne königliche Beteiligung, aber auch die lokalen Reiserichter46 (justices in eyre) zeichneten Klagen, teilweise den Prozessverlauf sowie die Entscheide auf Rollen im Exchequer-Stil auf.47 Diese Praxis der königlichen Justizverwaltung sickerte in die anderen Herrschaftsebenen des Königreichs ein. Stapelrollen wie auch fortlaufende Rollen finden sich seit dem 13. Jahrhundert schließlich auch bei den lokalen Gutsgerichten (manorial courts).48 Auch im juristischen Kontext war die Verwendung von Rollen keine englische Besonderheit. Seit dem 13. Jahrhundert wurden nahezu überall in Mittel- und Westeuropa Rollen in den unterschiedlichen herrschaftlichen Gerichten genutzt.49 Im Deutschen wird das Wort Rodel vor allem im juristischen Sprachgebrauch für die (Verhör-)Akte oder die öffentlich verlesene Rechtsaufzeichnung verwendet, die bis in die frühe Neuzeit in Rollenform angelegt sein konnte, jedoch entgegen des Begriffs häufig in Buchform gehalten war.50 Im selben Zusammenhang wird das Wort inrotulieren als Synonym für eintragen in Gerichtsakten verwendet.51 Besonders in

44 Siehe hierzu Kap. V.1.1. 45 HARDING, Law Courts; ders., Art. Common Pleas; ders., Art. King’s Bench; HUDSON, Oxford History, S. 537–549; BAKER, Introduction, S. 21–23, 44–54. 46 HARDING, Art. Eyre; BAKER, Introduction, S. 19 f. 47 Siehe dazu die Zusammenstellung bei VINCENT, Enrolment, Tab. 3, S. 136; sowie CLANCHY, Memory, S. 98–100. 48 HARVEY, Manorial Court Rolls; RAZI und SMITH (Hrsg.), Medieval Society. 49 Siehe für Frankreich: TRYOEN LALOUM, Rouleau. 50 KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 17–19. 51 HOCHEDLINGER, Aktenkunde, S. 44, 100.

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der Schweiz haben sich hölzerne Laden erhalten, die einst zur sicheren Aufbewahrung von rollenförmigen Gerichtsaufzeichnungen dienten.52 Bei aller Dominanz der Rolle waren Bücher der hochmittelalterlichen Verwaltung Englands nicht fremd. Die königliche Überlieferung hält mit dem Domesday Book das wohl berühmteste Urbar des Mittelalters bereit.53 Für die mittelalterliche Finanzverwaltung Englands war es ein wichtiges Referenzwerk zur Festlegung von Abgaben und zur Evaluierung des königlichen Besitzes. In zahlreichen Dokumenten fand es daher als Bezugspunkt Erwähnung.54 Noch um 1500 hatte es eine derartige Bedeutung, dass es in einer eigenen metallbeschlagenen Eichenholzkiste gelagert wurde.55 Schließlich zeigen die ab dem 12. Jahrhundert erstellten Urbarextrakte56 des Domesday Book dessen herausgehobene symbolische sowie praktisch-administrative Stellung auch außerhalb der königlichen Verwaltung.57 Aus der Zeit Heinrichs III. stammt eine Teilabschrift, welche vermutlich um 1240 in der Abtei Westminster entstand.58 Die zahlreichen Miniaturen sowie die drei ganzseitigen Eingangsbilder Eduards des Bekenners (reg. 1042–1066) rücken die Abschrift in den Bereich eines symbolisch konnotierten Prunkexemplars. Anders verhält es sich mit einer zweiten Teilabschrift aus der Regierungszeit Eduards I., die wahrscheinlich der Zisterzienserabtei Neath (Gft. West Glamorgan) zuzuschreiben ist.59 Dieses Kartular gemischten Inhalts enthält neben einer Teilabschrift des Domesday Book (fol. 19–232) unter anderem auch genealogische, historiographische, prognostische und diplomatische Aufzeichnungen. Damit kann diese zweite Abschrift weniger als Prunkexemplar, sondern eher als Teil einer Sammlung wichtiger Aufzeichnungen gewertet werden. Das Domesday Book blieb in der königlichen Verwaltung für längere Zeit die einzige kodikale Aufzeichnung. Erst im 13. Jahrhundert wurden im Exchequer weitere Bücher eingeführt. Unter Heinrich III. legte das Schatzamt mit dem Roten Buch (Liber rubeus; Red Book)60 und dem Kleinen schwarzen Buch (Liber niger parvus; Small 52 SCHEMPF, Art. Lade. 53 Siehe zuletzt HARVEY, Domesday; KEATS-ROHAN und ROFFE (Hrsg.), Domesday Now; BAXTER, Domesday. 54 Siehe für die Verwaltung Eduards I.: Calendar of the Patent Rolls, bearb. v. MAXWELL-LYTE, Bd. 1, S. 290 (Westminster, 16.06.1278); sowie allgemein CLANCHY, Memory, S. 138, 153. 55 TNA Kew, E 31/4. Die Kiste wurde im alten Museum des Public Record Office in der Chancery Lane ausgestellt (Catalogue of Manuscripts, bearb. v. MAXWELL-LYTE, Nr. 23, S. 76). Noch heute bildet sie ein wichtiges Ausstellungsstück im Museum der Keeper’s Gallery des Nationalarchivs in Kew (JOHNSTONE, Keeper’s Gallery). 56 Siehe zur Definition eines Urbarextraktes: CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 465, S. 114. 57 Die Kopie des 12. Jahrhunderts wurde ediert in: Herefordshire Domesday, hrsg. v. GALBRAITH. 58 TNA Kew, E 36/284. 59 TNA Kew, E 164/1. Siehe dazu HALLAM, Domesday Book, S. 44–46. 60 Ediert in: Red Book, hrsg. v. HALL. Siehe dazu Three Catalogues, hrsg. v. HUNTER, S. 1–56; ROUND, Studies; PROCTER, Red Book.

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Black Book)61 zwei überaus bedeutende Kartulare wichtiger administrativer und diplomatischer Dokumente an. Unter den aufgezeichneten Stücken befinden sich einschlägige Texte, welche Aufschlüsse über die Normen und Praktiken des königlichen Hofes und seine Verwaltung geben. Zu ihnen gehören beispielsweise der Dialogus de Scaccario, der einen fiktiven Lehrer-Schüler-Dialog über die Arbeitsweisen des Schatzamts zur Grundlage hat, oder die Hofordnung Heinrichs I. (Constitutio domus regis), welche Rückschlüsse auf die am Hof tätigen Amtsträger und ihre Besoldung zulässt.62 Die beiden Kopiare wurden bis in die Neuzeit genutzt und ergänzt. Ihre wesentlichen Funktionen bestanden in der Sicherung und zügigen Bereitstellung wichtiger Dokumente für die alltäglichen Aufgaben des Exchequer-Personals. Trotz dieser Rückgriffe auf Kodizes blieb die Verwendung von Büchern in der hochmittelalterlichen Verwaltung Englands stark limitiert. Erst unter Eduard I. veränderte sich dies. Quantitativ kam es zum Wandel von einer okkasionellen zu einer seriellen Nutzung. Qualitativ beschränkten sich die Amtsbuchgattungen, für die der Kodex genutzt wurde, nicht mehr allein auf Urbare oder Kartulare. Buchförmiges Schriftgut fand fortan auch für Lehnsverzeichnisse, Register sowie Rechnungen Verwendung. Dieser veränderte Umgang mit Schriftlichkeit in der königlichen Finanzverwaltung rückt die Herrschaftszeit Eduards I. in den Fokus der Untersuchung, deren Finanzverwaltung im folgenden Kapitel vorgestellt wird.

2 Die Finanzverwaltung unter Eduard I., 1272–1307 Im Laufe des späteren Mittelalters kam es zu einer Konzentration der Tätigkeiten des Herrschers und seiner Verwaltung an einigen wenigen Orten, wenngleich die Reiseherrschaft fortbestand. Diese Residenzenbildung führte zu einer stärkeren Trennung zwischen Haushaltsverwaltung einerseits und (Staats-)Verwaltung andererseits.63 Aus dem Haushalt als zentraler Stelle der Verwaltung lösten sich mit der Zeit die großen Behörden der herrschaftlichen Verwaltung heraus. In England waren dies um 1200 die königlichen Justizinstanzen (Common Bench und King’s Bench) sowie am Ende des 13. Jahrhunderts die königliche Kanzlei (Chancery). Bereits zuvor, nämlich zu Beginn des 12. Jahrhunderts, hatte sich das Schatzamt (Exchequer) aus dem königlichen Haushalt gelöst. 61 Ediert in: Liber niger Scaccarii, hrsg. v. HEARNE. 62 Beide Stücke ediert in: Dialogus de Scaccario, hrsg. v. AMT und CHURCH. Siehe zum Dialog: RICHARDSON, Richard fitz Neal; CRITCHLEY, Art. Dialogus; HUDSON, Administration; JONES, Dialogus; AMT, Introduction; zuletzt kritisch in Bezug auf den Lehrcharakter des Werkes KYPTA, Exchequer Clerk. Siehe zur Hofordnung Heinrichs I.: GREEN, Art. Constitutio; CHURCH, Introduction. 63 Siehe zur Residenzenbildung im spätmittelalterlichen England: GIVEN-WILSON, Royal Household, S. 28–39; JÄSCHKE, Nichtkönigliche Residenzen, S. 164–166 (Jäschke behauptet, dass es in England keine Residenzen im kontinentaleuropäischen Sinn gegeben habe); WOOLGAR, Great Household, S. 46 f. Siehe zur Verwaltungstrennung: ASCH, Introduction, S. 11–16; AUGE und SPIESS, Hof, S. 4, 6 f.

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Die meisten zentralen Verwaltungsinstitutionen des englischen Königreichs, darunter das Schatzamt oder die königlichen Gerichte waren ab dem 12. oder spätestens 13. Jahrhundert in Westminster angesiedelt. Dies führte dazu, dass Westminster und das benachbarte London zu den sozialen, politischen und wirtschaftlichen Zentren des Königreichs wurden. Spätestens im 14. Jahrhundert erfüllten Westminster respektive London eine Hauptstadtfunktion.64 Daneben existierte mit York (Gft. Yorkshire) ein zweites urbanes Zentrum, das im ausgehenden 13. und 14. Jahrhundert zu einer Art zweiter Hauptstadt des Königreichs avancierte.65 Diese herausgehobene Stellung Yorks ist im Wesentlichen auf die Kriege zurückzuführen, welche die englischen Könige seit Eduard I. in Schottland führten. Die Kampagnen machten es erforderlich, das mehrere Hundert Kilometer vom Kriegsgeschehen entfernte Schatzamt näher an das Kriegsgebiet heranzurücken. Deswegen zog das Schatzamt gemeinsam mit den königlichen Gerichten im Jahr 1298 erstmals und für annähernd sechs Jahre nach York.66 Der grundsätzliche Aufbau des Schatzamts und seine allgemeinen Aufgaben blieben trotz aller Neuerungen im späten Mittelalter seit dem 12. Jahrhundert weitgehend konstant. Mit dem Dialogus de Scaccario ist für das 12. Jahrhundert ein Lehrtext überliefert, der uns über die Abläufe des Schatzamts detailliert unterrichtet. Wie Ulla Kypta jüngst betonte, sind die Ausführungen des Dialogus über den Abrechnungsprozess nicht in allen Fällen präzise.67 Sie haben häufig einen Modellcharakter, von dem die realen Praktiken stellenweise abwichen. Dennoch bleibt der Dialogus eine der wenigen verfügbaren Quelle (Metatext), die uns über die Arbeitsweisen des mittelalterlichen Schatzamts unterrichtet. Seine Angaben müssen um zeitgenössische Beispiele ergänzt beziehungsweise aufgrund von veränderten Praktiken korrigiert werden. Prinzipiell war das gesamte Verwaltungshandeln von der Chronologie des Regierungsjahres sowie des Exchequerjahres geprägt. Der Lauf des Exchequerjahres wurde wiederum von den beiden Fixpunkten Ostern und Michaelis (29. September) bestimmt, um die sich alle Abrechnungs- und Schriftlichkeitspraktiken drehten. Michaelis bildete dabei sowohl den Start- als auch Endpunkt. Der Zeitpunkt war ganz bewusst gewählt. Er lag am Ende der Erntezeit und damit auf einem Zeitpunkt, zu dem Abgaben in Form von Naturalien und Barmitteln erhoben werden konnten. Zusätzlich strukturierte man das Arbeitsjahr des Schatzamts noch weiter, indem man nach Hilario (13. Januar) und Trinitatis zwei weitere Zeitschnitte einführte.68 Als zweite Ebene war das Regierungsjahr des Herrschers eingezogen, nach welchem die Schriftstücke der Verwaltung nahezu ausnahmslos datiert wurden. Der Be-

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WEINBAUM, London, Bd. 1, S. 50–162; TOUT, Beginnings; WILLIAMS, London. ORMROD, Competing Capitals. BROOME, Exchequer Migrations, bes. S. 291 f., 298–300. KYPTA, Autonomie, S. 43–50; davor bereits CASSIDY, Recorda Splendidissima, S. 3. RICHARDSON, Exchequer Year; TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 97 f.

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ginn des Regierungsjahres veränderte sich im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts. Unter Heinrich III. fiel der Stichtag des neuen Regierungsjahres auf den Tag der Krönung (28. Oktober). Wahrscheinlich aufgrund der Abwesenheit Eduards I. während des Ablebens seines Vaters wählte man für den neuen König nun unmittelbar jenen Tag, an welchem Eduard der Tod des Vaters bekannt gegeben wurde (16. November) und er die Regierungsgeschäfte übernahm (20. November). Seit Eduard II. (reg. 1307–1327) sollte es überhaupt kein Interregnum mehr geben. Das neue Regierungsjahr begann nun unmittelbar am Tag nach dem Tod des vorhergehenden Herrschers.69 Dreh- und Angelpunkt für die Arbeit des Schatzamts waren die Pipe Rolls, auf denen die Abrechnungen mit den Sheriffs (vicecomites), die als königliche Funktionsträger in den lokalen Verwaltungseinheiten (shires, counties; comitatus) der Krone ihren Dienst verrichteten.70 Die Aufgaben der Sheriffs waren juristischer, polizeilicher und finanzieller Natur. Sie waren Vorsitzende der Grafschafts- und Hunderschaftsgerichte, hatten Straftaten innerhalb ihrer Verwaltungsbezirke zu ahnden und Abgaben einzuziehen. Letztere Aufgabe verband sie mit dem Schatzamt, da sie zweimal jährlich beim Exchequer zu erscheinen hatten, eben zu den beiden Fixterminen Ostern und Michaelis, um über ihre Einnahmen und Ausgaben Rechenschaft abzulegen.71 An Ostern wurde die Rechnung des vergangenen Jahres durchgesehen, um die zu erwartenden Einnahmen und Ausgaben zu kalkulieren.72 Stellenweise nahmen die Sheriffs bereits erste Zahlungen an das Schatzamt vor. Diese Einzahlungen wurden vom Kassierer (teller) auf einem Kerbholz (tally stick; tallia) durch Einschnitte kenntlich gemacht.73 Zudem trug man die eingezahlte Summe auf der Einnahmenrolle (Receipt Roll; pellus recepte) ein.74 Das Kerbholz wurde sodann mittig gespalten. Der kürzere Teil verblieb beim Exchequer, der längere wurde dem Sheriff übereignet. Das Kerbholz diente fortan als Beleg für die eingezahlte Teilsumme während der späteren Rechnungsabhör (audit). Sobald die vollständige Summe beglichen worden war, gab der Schuldner das längere Kerbholzteil an das Schatzamt zurück, wo es gemeinsam mit dem kürzeren Teil vernichtet wurde.

69 FRYDE et al. (Hrsg.), Handbook, S. 29–34, 38 f.; CHENEY, Handbook, S. 21 f., 33 f., 45 f. 70 Siehe zum englischen Sheriff allgemein: MORRIS, Medieval English Sheriff; JEWELL, English Local Administration, S. 182–199; SABAPATHY, Officers, S. 83–91. 71 Dialogus de Scaccario, hrsg. v. AMT und CHURCH, S. 110. 72 Ebd., S. 110. 73 Siehe zu den Kerbhölzern in der Rechnungsführung allgemein: MERSIOWSKY, Anfänge, S. 305 f.; KUCHENBUCH, Pragmatische Rechenhaftigkeit?; WEDELL, Zählen, S. 183–313; sowie zu England: JENKINSON, Exchequer Tallies; ders., Medieval Tallies; MOORE, „Score it Upon my Taille“; CLANCHY, Memory, S. 123 f. 74 TNA Kew, E 401/153, mem. 1: Cant’: De hominibus Cantebrugg’ XXI £ de firma sua.

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Kerbhölzer fanden nicht nur im Exchequer, sondern überall dort Einsatz, wo Zahlungsnachweise materialisiert werden sollten.75 Unter Heinrich III. machte das Schatzamt erstmals Gebrauch von Kerbhölzern als Zahlungsmittel.76 Diese Praxis wurde unter Eduard I. stark ausgeweitet.77 So konnte einem Gläubiger der Krone ein Kerbholz übergeben werden, mit dessen Hilfe er zu einem späteren Zeitpunkt im Zuge seiner eigenen Rechnungslegung gegenüber dem Schatzamt seine Schuld entsprechend reduzieren konnte. Umstritten ist die Datierung einer weiteren Form der Zahlung mittels Kerbhölzern, bei der einem Gläubiger des Königs ein Kerbholz eines königlichen Funktionsträgers, beispielsweise eines Sheriffs oder eines Steuereintreibers, übergeben wurde, mit dem der Gläubiger sodann sein zuvor verliehenes Geld bei einem lokalen Amtsträger eintreiben konnte. Ein Großteil der Forschung nimmt an, dass diese Praxis erst unter Eduard II. zu Beginn des 14. Jahrhunderts zum Einsatz kam.78 T. F. Tout sprach sich indes bereits für die späten Regierungsjahre Eduards I. aus.79 In jedem Fall gingen dem Schatzamt durch die Ausgabe von Kerbhölzern als Zahlungsmittel Einnahmen aus der Lokalverwaltung verloren. Weitere Einkünfte flossen durch das Anweisungssystem ab. Hierbei wurde einem königlichen Funktionsträger ein Mandat (breve de allocate; breve de computate) zugestellt, das ihn dazu verpflichtete, entweder einen Gläubiger des Königs zu bezahlen oder seine lokalen Einnahmen für andere Zahlungsoperationen, wie beispielsweise den Kauf von Waren, direkt aufzuwenden.80 Zahlungen zwischen einzelnen Amtsträgern des Königs untereinander oder zwischen der Verwaltung und Dritten wurden in aller Regel ebenfalls schriftlich festgehalten. Über sie fertigten die beteiligten Personen Zahlungsbestätigungen an (voucher), die den lokalen Funktionsträgern gemeinsam mit ihren Rechnungen als 75 TNA Kew, E 10/361/6: [Inschrift auf dem Kerbholz:] Continet Guy Borwid, butelarius regis, pro vinis captis de Williamo Colle apud Wygorn’ per Williamum de Kent pro expensis […] receptis anno XXXmo, pro dolio LXX s. Summa denariis – VII £ XVIII s. VI d. ob. 76 CASSIDY, Silver Coins, S. 375–377. 77 MOORE, „Score it Upon my Taille“, S. 6–11. 78 PRESTWICH, Exchequer, S. 2; ORMROD, State-Building, S. 29; MOORE, „Score it Upon my Taille“, S. 11 f. 79 TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 99–101. 80 TNA Kew, C 62/76, mem. 2 (Northallerton, Gft. Yorkshire, 01.12.1299): Pro Williamo de Sutton’: Rex baronibus suis de scaccario salutem. Allocate Williamo de Sutton’, nuper custode maneriorum de Estwode, Reyle et Neylaunde, triginta et tres libras, quinque solidos, undecim denarios, unum obolum et unum quadrum, quos per preceptum nostrum et visum et testimonium Hugonis de Camera, Johannis Coleman et Roberti Burgeys, visorum operationum nostrarum, ibidem posuit in operationibus factis in predictis maneriis de Estwode et Reyle, anno regni nostri decimo septimo, et quinquaginta et tres libras, decem et novem solidos, decem denarios et unum obolum, quos similiter per preceptum nostrum et visum et testimonium visorum operationum nostrarum predictarum posuit in operationibus factis in predicto manerio de la Neylaunde, anno predicto, nisi etc. Et recipiatis ab eo, brevia nostra precepto per que permissa fecit. Teste regis apud Northalverton’, primo die Decembris. Siehe zu den writs of allocate: CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 492, S. 119; CARPENTER, English Royal Chancery [2004], S. 51–53; MOORE, „Score it Upon my Taille“, S. 7 f.

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Nachweis für die Abrechnungen mit der königlichen Finanzverwaltung dienten.81 Ferner wurden häufig Schuldscheine (billa) ausgestellt, mit denen die Gläubiger des Königs zumeist beim Schatzamt ihr Geld verlangen konnten.82 Die Rechnungslegung des Sheriffs fand anhand der vorab an Ostern notierten Buchungen sowie der getätigten Einzahlungen an Michaelis statt.83 Die Rechnungslegung zog sich dabei über mehrere Tage hin und begann häufig bereits vor dem Stichtag.84 Die Orte der Bezahlung von Abgaben und der Abrechnung selbst waren nicht nur räumlich, sondern auch institutionell voneinander getrennt. Die zentrale königliche Ein- und Auszahlungsstelle, die auch die Münzen auf ihre Reinheit testete, war das Untere Schatzamt (Lower Exchequer, Exchequer of Receipt; inferius scaccarium), das im Dialogus auch als Einnahmenstelle (recepta) angesprochen wird.85 In den Pipe Rolls und auf anderen Verwaltungsdokumenten wird es in den meisten Fällen direkt als Schatzkammer (thesaurus) bezeichnet.86 Der Schatzkammer stand der Schatzmeister (thesaurarius) vor, der sich unter Heinrich I. in der ersten Hälfte des 12. Jahrhunderts herausbildete und zwei Kammerherren ablöste, die zuvor mit der Verwaltung betraut gewesen waren.87 Unter Eduard I. arbeiteten rund ein Dutzend Personen im Unteren Exchequer.88 Die zentrale königliche Abrechnungsstelle war das Obere Schatzamt (Upper Exchequer, Exchequer of Audit; majus scaccarium, scaccarium superioris).89 Die Rechnungslegung zwischen Sheriff und Oberem Exchequer fand in der Großen Halle des Westminster Palace statt. Der Sheriff sah sich hier der Gruppe der Barone des Exche-

81 TNA C 47/35/10, Nr. 14 (Berwick-upon-Tweed, Gft. Northumberland, 22.10.1304): Pateat universis per presentum, quod ego Walterus de Gosewyk’, major ville Berewici super Twed’, recepi apud Berewic’, predictum XXIIO die Octobris anno regni regis Edwardi XXXIIO, de Ricardo de Bremesgrave ad opus Ingelrami le Charoun, servientis domini regis ad arma, et Galfridi Russel’, sometarii domini regis, de prestita super vadiis eorum per billam domini Walteri de Bedewynd’ unum dolium vini. In cujus rei testimonium presentibus sigillum meum est appensum. Datum die, loco et anno supradictis. 82 TNA Kew, E 404/481, Nr. 5 (Eston, Gft. Yorkshire, 13.06.1306): Debentur in garderoba regis Johanni Kenynet, Williamo Brun et sociis suis, subvenditoribus bosci in balliva de Clyne infra Forestam de Rokyngham, per Qilliamum Trussel et Johannem de Crokesle, venditores bosci regis circa Trentam, assignatis pro denariis per eosdem subvenditores solutis diversis creditoribus ipsius regis pro pane, vino, cervisia, carnibus, pisce, feno et avena, emptis ab eisdem in coram ejusdem regis apud Staunford, mense Maii in principio anno XXVIIIO per compotum factum cum Warino de Benyfeld’, clerico subvenditorum predictorum, apud Eston’, XIIIO die Julii anno XXXIIIIto – triginti et quinque libre, quatuor solidi et septem d[enarii]. [Dorsualvermerk:] Allocatur apud Westmonasterium, XO die Maii anno XXXVto per unam talliam. 83 Dialogus de Scaccario, hrsg. v. AMT und CHURCH, S. 110. 84 KYPTA, Autonomie, S. 44, 54. 85 Ebd., S. 10. 86 BL London, Add. Ms. 35291, fol. 1r: De thesauro regis. 87 HOLLISTER, Origins; GREEN, Government, S. 32–35; WARREN, Governance, S. 79. 88 Dies geht aus den Ausgaben auf den Auszahlungsrollen des Schatzamts hervor (TNA Kew, 403/118, mem. 1b). 89 Dialogus de Scaccario, hrsg. v. AMT und CHURCH, S. 20.

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quer (barones de scaccario) gegenüber, die den Abrechnungsprozess überwachten.90 Den Baronen assistierten mehrere Schreiber (scriptores, clerici) sowohl des Exchequer als auch der anderen Verwaltungsinstitutionen, die die verschiedenen Dokumente, allen voran den jeweiligen Rotulus für die Pipe Roll beschrieben.91 Der Kanzler, der zu den Baronen gehörte, und sein Schreiber waren dabei besonders wichtig, da sie die Kopie der Pipe Roll – die Chancellor’s Roll – erstellten, die der Kontrolle der Pipe Roll diente. Während der Schatzmeister die regulären Einnahmen des Sheriffs aus dem königlichen Besitz abhörte, tat der Kanzler dies für die Schulden und Kredite des Sheriffs.92 Die Abrechnungen wurden auf einem schachbrettförmigen Tuch, dem scaccarium, durchgeführt. Das Rechentuch war unabdingbar für die Durchführung der Linienrechnung. Die einzelnen Rechensteine wurden so auf dem Tuch platziert, dass sie die Rechenschritte für die anwesende Gruppe nachvollziehbar machten.93 Das Rechentuch war für die Zeitgenossen zugleich – neben den Pipe Rolls – die Symbolisierung der königlichen Finanzverwaltung schlechthin, weswegen der Name der Institution sich bereits im 12. Jahrhundert von diesem Rechentuch ableitete.94 Neben der Funktion als zentrales Abrechnungsamt hatte das Schatzamt die Aufgabe, Geld auszuzahlen. Die Auszahlung wurde zumeist durch ein königliches Mandat an die Kanzlei (fiat breve; warrant for issue) eingeleitet.95 Daraufhin fertigte die Kanzlei ein Auszahlungsmandat (breve de liberate; writ of liberate) an, das an das Schatzamt gesandt wurde.96 Sowohl das Schatzamt als auch die Kanzlei legten über die Auszahlungsmandate Kopialrollen an (Liberate Rolls).97 Gleichzeitig konnten 90 Ebd., S. 20, 22, 24. 91 Ebd., S. 26. 92 WARREN, Governance, S. 83. 93 MERSIOWSKY, Anfänge, S. 337–340. 94 Dialogus de Scaccario, hrsg. v. AMT und CHURCH, S. 8. Siehe dazu CLANCHY, Memory, S. 56. 95 TNA Kew, C 81/1668, Nr. 3 (Beverley, Gft. Yorkshire, 20.04.1303): Ffiat breve de liberate thesaurario et camerariis de scaccario, quod de thesauro regis liberent Johanni de Drokenesford, custodi garderobe ipsius regis, viginti millia librarum ad expensas hospicii regis inde faciendas. Cujus data sit apud Beverlacum, XXO die Aprilis anno regni regis Edwardi XXXImo. Siehe zu den warrants: CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 423, S. 105. 96 TNA Kew, C 47/35/15, Nr. 13 (Westminster, 20.06.1285): Edwardus Dei gratia rex Anglie, dominus Hibernie et dux Aquitanie thesaurario et camerariis suis salutem. Liberate de thesauro nostro dilecto et fideli nostro Johanni de Kirkeby, thesaurario nostro, centum et quinquaginta marcas, videlicet centum marcas de terminis Pasche et sancti Michaelis anno regni nostri duodecimo et quinquaginta marcas de termino Pasche anno regni nostri tertiodecimo de annuo feodo suo, quod ei concessimus percipiendo in officio predicto. Teste me ipso apud Westmonasterium, XX die Junii anno predicto tertiodecimo. [Dorsualvermerk:] Pro Johanne de Kirkeby, thesaurario regis, summa C libras. 97 TNA Kew, C 62/77, mem. 1 (Aberford, Gft. Yorkshire, 27.11.1300): Pro Johanne de Cestr’, clerico: Rex thesaurario et camerariis suis salutem. Liberate de thesauro nostro dilecto clerico nostro Johanni de Cestr’ quindecim libras, videlicet centum solidos de anno regni nostri vicesimo septimo et decem libras de anno regni nostri vicesimo octavo de illum decem libras, quas ei concessimus singulis annis percipiendum ad scaccarium nostrum pro expensis suis ad negotia nostra, coram dilectis et fidelibus

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Auszahlungsmandate auch direkt an königliche Gläubiger übergeben werden, mit deren Hilfe sie beim Exchequer an ihr Geld gelangen konnte. Jede Auszahlung wurde sodann vom Schatzamt auf der Auszahlungsrolle (Issue Roll; pellus exitus) notiert.98 Eine weitere wichtige Aufgabe des Schatzamts war die Versorgung des königlichen Haushalts mit Barmitteln. Aus einer Amtsordnung des frühen 14. Jahrhunderts geht hervor, dass das Schatzamt recht genau darüber Bescheid wusste, wie hoch der Bargeldbedarf des königlichen Haushalts war.99 Für die Bereitstellung von Bargeld wurden unter Eduard I. in regelmäßigen Abständen Auszahlungsmandate über große Summen im Namen der Garderobe ausgestellt.100 Die Beziehung zwischen Haushaltsverwaltung und zentraler Finanzverwaltung sowie der Aufbau und die Aufgaben der Garderobe werden im Folgenden näher erläutert. Der Haushalt war Teil des adligen Hofes.101 Er war Nukleus der vormodernen adligen Herrschaft und Verwaltung. Weiterhin lag ihm ein militärisches Element inne, musste er dem Herrscher doch Schutz und Sicherheit bieten. Der Haushalt bestand aus dem Herrscher als zentraler Figur, seiner familia sowie Funktionsträgern, die seine Herrschaft in die Praxis umsetzten und das alltägliche Leben ermöglichten. Neben den Mitgliedern der königlichen Familie (engere Familie)102 bestand der Haushalt aus der entourage oder retinue (weitere Familie)103 des Herrschers, die sich aus verwandten sowie nichtverwandten Gästen, Mitgliedern der Funktionselite – allen voran den Vorstehern der einzelnen Haushalts- und Hofämter – sowie einfachen Funktionsträgern wie Dienern und Gehilfen konstituierte. Hof und Haushalt waren zutiefst hierarchisch strukturiert. Für den Rang des Einzelnen war teilweise dessen Funktion innerhalb des Haushalts ausschlaggebend, viel stärker aber dessen Rang in der Gesellschaft selbst.104 Die Gliederung des königlichen Haushalts geht anschaulich aus der Hofordnung Eduards I. aus dem Jahr 1279 hervor. Sie unterscheidet zwischen den Klerikern der Haushaltsämter (clercs des offices), den Klerikern der Finanzverwaltung (clercs de la garderobe) und den Klerikern der Kapelle (clercs de la chapele le rei).105 Die Zustännostris Rogero le Brabazon et sociis suis, justicis nostris, ad placita coram nobis tenenda, assignatis pro sequenda et defendenda terra regis. Apud apud [!] Aberford, XXVII die Novembris. 98 TNA Kew, E 403/117, mem. 3a: Eidem XXVto die Januarii XLVI £ in unam talliam factam Ingeramo Berenger de firma de Berghton’ et Ffrenhemore pro duobus terminis per unam litteram sub privato sigillo regis patet, cujus datum est apud Dunfermelyn, XIXO die Novembris anno regni regis Edwardi XXXIO. 99 WILLARD, Ordinances, bes. S. 88. 100 HOLZ, Onus Scaccarii Rolls, S. 167–172. 101 ASCH, Introduction; VALE, Princely Court, S. 15–33. 102 NOLTE, Familie. 103 MERTES, English Noble Household, S 161–182; WOOLGAR, Great Household, S. 18, 21–29; KINTZINGER, Familie. 104 WOOLGAR, Great Household, S. 18 f. Siehe zu den hohen Ämtern in England um 1300 bes.: PELTZER, Officiers. 105 TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 160.

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digkeit der Kleriker der Haushaltsämter für die Rechnungsführung spiegelt zugleich die Grobstruktur des Haushalts wider, welche zum großen Teil bereits aus der Constitutio domus regis Heinrichs I. ersichtlich wird.106 Die Aufgabe der Haushaltsämter (offices) war es, das alltägliche Leben und Herrschen des Königs zu ermöglichen. Sie waren nicht nur Ämter im Sinne eines administrativen Gebildes, sondern gleichzeitig Räumlichkeiten der herrschaftlichen Burg.107 Ein Kleriker war der Vorratskammer (panetaria) und dem Weinkeller (buttelaria) zugeordnet, ein weiterer der Küche (coquina), ein dritter gemeinsam mit einem Unterkleriker dem Marstall (marescallia) und ein vierter war für den Transport des Haushalts (gardein des charettes) vorgesehen.108 Die vier Hauptämter – Weinkeller, Vorratskammer, Küche und Marstall – unterteilten sich wiederum in weitere Ämter. Für die Analyse der Haushaltsstruktur bieten sich zwei Quellengattungen besonders an: An erster Stelle steht die bereits vorgestellte, hierarchisch gegliederte Hofordnung Eduards I. aus dem Jahr 1279. Daneben gibt es mit den Rechnungen des Haushalts einen reichen und vielfältigen Quellenkomplex. Darin bieten besonders die Roben- und Schuhgeldrechnungen eine überaus wichtige Dokumentation für das Studium der personellen Zusammensetzung des Haushalts.109 Ein Vorteil der Roben- und Schuhgeldrechnungen gegenüber anderen Quellen ist, dass sie nicht nur detailliertere Informationen bereithalten als die meisten anderen Aufzeichnungen, sondern dass sie auch jährlich angelegt wurden und sich somit die personellen Veränderungen akut nachvollziehen lassen.110 Abgesehen von den Ämtern und Namen kommen gerade auch den monetären Zuwendungen, die in den Robenrechnungen aufgeführt sind, eine große Bedeutung zu. Je nach Rang des Funktionsträgers entfiel auch die Höhe der Robenzahlungen. Darum geben sie zusätzlich zum Personal auch Aufschluss über den hierarchischen Aufbau des Haushalts.111 Aufgrund ihres Quellenwerts wurden die englischen Robenrechnung in den letzten Jahren besonders von der Forschung zur höfischen Mode und zur sozialen Rolle von Kleidung an fürstlichen Höfen ausgewertet.112 An der Spitze der einzelnen Haushaltsdepartements standen die Kleriker (clerici). Sie zeichneten als Vorsteher der Haushaltsämter zumeist für die Rechnungsführung verantwortlich. Danach folgten die Diener (servientes), zu denen die oberen Amtleute und Vorsteher der Haushaltsdepartements zu rechnen sind. Schließlich wurde der Großteil der alltäglichen Arbeit von den Gehilfen (valetti) ausgeübt.

106 Dialogus, hrsg. v. AMT und CHURCH, S. 196–215. 107 WOOLGAR, Great Household, S. 46–82. 108 TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 160. 109 B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Introduction [1977]. 110 VALE, Princely Court, S. 94–99. 111 Ebd., S. 93 f. 112 LACHAUD, Livrées; dies., Embroidery; dies., Liveries; VALE, Princely Court, S. 93–135; LACHAUD, Documents financières.

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Innerhalb der einzelnen Gruppen gab es wiederum Abstufungen, die anhand der Roben- und Schuhgeldzahlungen ermittelt werden können. Die Gruppe der Kleriker setzte sich aus wenigen Bannerherren (baneretti), denen 8 m. gezahlt wurde, und einfachen Rittern (milites), die 4 m. erhielten, zusammen. Die Gruppe der Diener bestand fast ausnahmslos aus Knappen (scutiferi), die 2 m. erhielten. Zuletzt standen die Gehilfen als einfache Dienstleute mit einer regelhaften Bezahlung von 2 s. und 4 d. außerhalb der ritterlichen Hierarchie.113 Auch die Funktionsträger der Finanzverwaltung des Haushalts (Garderobe) erhielten Robengelder in der genannten Abstufung.114 Das Recht auf Roben wurde den Funktionsträgern in ihren Ernennungen (ordonnances) garantiert.115 Die Roben waren Teil der Dienstentlohnung.116 Zusätzlich dazu erhielten die Funktionsträger meist noch Aufwandsentschädigungen sowie eine zugewiesene Anzahl an Mahlzeiten. Die Verteilung der Roben, meist zweimal jährlich im Sommer (roba estimali) und Winter (roba hiemali), war in doppelter Hinsicht symbol- und identitätsstiftend. Die Robe konnte als Symbol der Investitur in das Amt des jeweiligen Trägers dienen.117 Daneben kennzeichnete sie die Funktionsträger aber auch als Mitglieder des königlichen Haushalts.118 Das Schuhgeld wurde ebenfalls zweimal jährlich gezahlt (calciamenta hiemali et estimali).119 In Bezug auf die Haushaltsämter ging es meist nicht an die oberen Amtsträger, sondern nur an die Diener und Gehilfen. Wie das Robengeld diente es im Wesentlichen der Entlohnung.120 Darüber hinaus war es die Hauptbezahlung der Fuß-

113 Einige Robenrechnungen wurden ediert in: Liber quotidianus, hrsg. v. TOPHAM, S. 310–333; Records [1986], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, S. 341–347. 114 PRESTWICH, War, Politics and Finance, S. 167. Beispiele wurden ediert in: Records [1977], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, S. 165; Records [1986], hrsg. v. dens., S. 342. In den 1290er-Jahren kam es zu einer stärkeren Abstufung sowie anscheinend zu Sparmaßnahmen, da nur noch der Hüter der Garderobe 8 m. erhielt (BL London, Add. Ms. 7965, fol. 123r: Domino Johanni de Drokenfford, custodi garderobe, pro roba sua et socii sui hiemali anni presentis, per manus Williami de Dogomereffeld’, clerici sui, apud Gandaum – VIII m. Domino Johanni de Benstede, contrarotulatori ejusdem garderobe, pro eodem per manus Petri de Colinggebourn’, clerici sui, apud Novum Castrum super Tynam anno XXVI – IIII m. Domino Johanni de Hustwayt, emptori magne garderobe regis, pro eodem – IIII m. Williamo de Melton’, ostiario garderobe, pro eodem per manus proprias apud Chairmgg’ in comitatu Kand’ – II m. Henricus de Monte Pessulano, subostiario ejusdem garderobe, pro roba sua totius anni presentis per manus proprias apud Eborum anno XXVII – II m. 115 Beispielsweise die Einsetzung Johanns von Garennes, dem zwei Roben pro Jahr zugesprochen wurden (Bestallungsnotiz, o. J., TNA Kew, E 101/371/8, Nr. 98: C’est l’ordeinement, qui est fait por l’estat, qui Johan de Garenne, doit avoir en l’ostel le roi […] Item il meisives por son corps aura deuz foiz robes par an). 116 PRESTWICH, War, Politics and Finance, S. 167; FRIELING, Kleidung, S. 236 f. 117 KEUPP, Wahl, S. 158–164. 118 WOOLGAR, Great Household, S. 9; KEUPP, Wahl, S. 158–200. 119 Einige Schuhgeldrechnungen wurden ediert in: Liber quotidianus, hrsg. v. TOPHAM, S. 102 f. 120 GIVEN-WILSON, Royal Household, S. 11; WOOLGAR, Great Household, S. 31–34; VALE, Princely Court, S. 30.

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truppen in den durch die Garderobe finanzierten militärischen Haushaltsverbänden des englischen Königs. Die Haushaltsritter (milites hospicii; household knights) formten seit dem 13. Jahrhundert das Rückgrat der königlichen Armeen. Dementsprechend intensiv wurden sie erforscht.121 Die Schuhgeldrechnungen ermöglichen zusammen mit den Robenrechnungen und der Hofordnung einen tiefen Einblick in die personelle Struktur des königlichen Haushalts am Ende des 13. Jahrhunderts. Nachfolgend kann jedoch nicht die gesamte Haushaltsstruktur im Einzelnen aufgefächert werden. Im Mittelpunkt stehen die mit den Finanzen betrauten Personen und Institutionen, allen voran die Garderobe. Bis in die Regierungszeit König Johanns war die Garderobe lediglich Teil der Kammer (camera) und als solcher allein für die Kleidung und Preziosen des Herrschers verantwortlich.122 Der Kammer als privatem Gemach des Herrschers kam seit angelsächsischer Zeit die Funktion der Finanzverwaltung des königlichen Haushalts zu.123 Diese Rollenverteilung sollte sich zu Beginn des 13. Jahrhunderts fundamental ändern. Unter Johann entwickelte sich die Garderobe vom Kleiderschrank des Königs zur zentralen Finanzverwaltung und Kasse des Haushalts; eine Entwicklung, die unter Heinrich III. ihren Abschluss fand.124 Zahlungen an die Kammer finden sich auf den Pipe Rolls nur noch kurz nach dem Herrschaftsantritt Heinrichs III.125 Bereits zu Beginn der 1220er-Jahre vermerken die Abrechnungen nur noch Geldleistungen an die Garderobe.126 Ab 1224 musste die Garderobe ihre Rechnungen schließlich zur Kontrolle beim Schatzamt vorlegen, wobei erst die Erhebung des Fünfzehnten, einer ertragreichen Steuer auf bewegliche Güter zur Finanzierung einer militärischen Kampagne in der Gascogne, die Notwendigkeit dazu entstehen ließ.127 Aus der Mitte der 1220er-Jahre haben sich überdies die ersten Rechnungen der Garderobe sowie der Haushaltsdepartements erhalten.128 Zu dieser Zeit war somit bereits die Kompetenz für die Finanzverwaltung des Haushalts von der

121 Siehe für Eduard I.: INGAMELLS, Household Knights [1992]; dies., Political Role; HARTLAND, Household Knights; PRESTWICH, Edward I’s Armies. 122 Siehe zu den Rechnungen der Garderobe unter König Johann: WILD, Introduction, S. xxviii– xxx; KAYE, Serving, S. 123–127. 123 Siehe zur Kammer und ihren Aufgaben vor 1200: TOUT, Chapters, Bd. 1, S. 67–119. 124 Siehe zur Garderobe und ihren Aufgaben, bes. unter Eduard I.: ebd., Bd. 2, S. 1–163; JOHNSON, King’s Wardrobe; LUCAS et al, Introduction, S. xi–xlvii. Siehe für die Herrschaftszeit Eduards III.: ANDRE, Königshof, bes. S. 31–117. 125 Great Roll, hrsg. v. EBDEN, S. 30: Et ipsi R. in camera sua xxv li. per breve R. Benjamin Wild sprach fälschlicherweise davon, dass es nach dem Regierungsantritt Heinrichs III. überhaupt keine Erwähnungen der Kammer mehr gab (WILD, Introduction, S. xiii). 126 Great Roll, hrsg. v. CROOK, S. 181, 237; Great Roll, hrsg. v. JOBSON und SLADE, S. 74; Receipt Rolls, hrsg. v. BARRATT, S. 36 f., 159. T. F. Tout schrieb fälschlicherweise, dass die Kammer erst 1225, nach dem Ende der Minderjährigkeitsregierung Heinrichs III., endgültig hinter der Garderobe zurückstand (TOUT, Chapters, Bd. 1, S. 179). 127 Roll, hrsg. v. CAZEL, S. 50. Siehe dazu WILD, Introduction, S. xxx, liii–lxii. 128 Ediert in: Roll, hrsg. v. CAZEL, S. 91–102.

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Kammer auf die Garderobe übergegangen. Die Kammer existierte zwar weiter, verlor jedoch die meisten ihrer Kompetenzen als Finanzinstitution. Sie wurde somit auf ihre Funktionen als privates Gemach und Speisezimmer des Königs limitiert. Warum sich diese Kompetenzverlagerung ereignete, ist bis heute nicht abschließend geklärt. T. F. Tout machte die unter König Johann begonnenen und nach dem Ende der Minderjährigkeitsregierung Heinrichs im Jahr 1225 respektive unter Peter de Rivallis (gest. 1262) in seiner Zeit als Schatzmeister (1233/34) umgesetzten Reformen für die Kompetenzverlagerung verantwortlich.129 Überzeugen kann die These Touts aufgrund des bereits vor 1225 weitgehend vollzogenen Wandels jedoch nicht. Trotzdem übernahmen zahlreiche Historikerinnen und Historiker seine These unhinterfragt.130 Somit bleibt der Aufstieg der Garderobe, die in der Mitte des 13. Jahrhunderts schließlich zum administrativen und finanziellen Zentrum des Haushalts avancierte, weiterhin „mysteriös“.131 Um die administrativen Aufgaben abdecken zu können, arbeiteten in der Garderobe mehrere Kleriker und Gehilfen.132 An der Spitze stand der Hüter oder Schatzmeister (keeper; custos).133 Seine Hauptaufgabe war die Gewährleistung der Funktionsfähigkeit des Haushalts durch eine sichere monetäre Versorgung. Um diese Aufgabe zu erfüllen, war der Hüter mit breiten Kompetenzen ausgestattet, die es ihm erlaubten, Auszahlungen aus dem Schatzamt anzuordnen, lokale Einnahmen abzugreifen oder Schulden aufzunehmen. Überdies war er mit diplomatischen Aufgaben betraut, weswegen er häufig außer Hof war. Während seiner Abwesenheit wurde er von einem Kleriker vertreten, der unter anderem auch die zentralen Abrechnungen der Garderobe aufstellte.134 Der Hüter war persönlich verantwortlich für die Abrechnungen der Garderobe. Dies verdeutlicht geradezu paradigmatisch der Prozess Eduards II. gegen Walter Langton, den ehemaligen Hüter der Garderobe

129 TOUT, Chapters, Bd. 1, S. 178 f., 227 f. Siehe zu seiner Person: VINCENT, Art. Rivallis. 130 HARRISS, King, S. 195–198; GIVEN-WILSON, Royal Household, S. 18; WILD, Introduction. 131 STEEL, Place, S. 231. 132 Den besten Überblick über die oberen Funktionsträger der Garderobe im 13. und 14. Jahrhundert bietet TOUT, Chapters, Bd. 6, S. 24–32. 133 Siehe zum Hüter und seinen Aufgaben: TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 14–17; CHRIMES, Introduction, S. 135; PRESTWICH, War, Politics and Finance, S. 152–154; B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Introduction [1977], S. xvi f.; GIVEN-WILSON, Royal Household, S. 9 f.; PRESTWICH, Edward I, S. 138–141; BROWN, Governance, S. 25. In der Regel wird er in den Quellen als Hüter (custos) bezeichnet; vereinzelt findet sich jedoch auch die Bezeichnung Schatzmeister (thesaurarius) (TNA Kew, C 47/4/5, fol. 16v: Expensa thesaurarii garderobe regis: In expensa domini Walteri de Langeton, thesaurarii garderobe regis, pro XXIIII dies eundo de Clypston’ usque Lond’ pro quibus dictis negotiis regis factis morando ibidem et redeundo una cum expensis plurimi servienti de hospicio regis secum eunt pacatoribus ab ipsius ibidem recipiendis – X £ V d. ob.). 134 Liber cotidianus, hrsg. v. TOPHAM, S. 313: Dno Johanni de Drokensford, custodi garderobe Regis, pro robis suis et socii sui hiemalibus anni presentis 28, per comp’ factum cum eodem apud Holm’ anno presenti – 8 marc’.

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Eduards I., in den Jahren von 1307 bis 1312. Langton wurde unter anderem wegen Korruption, Veruntreuung und fehlerhafter Rechnungslegung angeklagt.135 Als oberster Funktionsträger der Garderobe verfügte der Hüter über eine eigene Kammer am Hof sowie eine kleine Entourage.136 John Droxford (gest. 1329), der das Amt des Hüters zwischen 1295 und 1309 ausübte, hatte beispielsweise Zugriff auf einen eigenen Kaplan, der für ihn auch Geldgeschäfte erledigte.137 Darüber hinaus gehörten weitere Gehilfen zum Personalstab des Hüters.138 Über eine eigene Kammer verfügte auch der zweite Mann der Garderobe – der Kontrolleur (controller; contrarotulator).139 Er wurde zwar auch mit diplomatischen Missionen beauftragt, war jedoch wesentlich häufiger am Hof anzutreffen als der Hüter. Da auch er mit der Rechnungsführung der Garderobe betraut war, verfügte er wie der Hüter über einen Kleriker für die Schreibarbeiten.140 Neben seinen Finanzaufgaben war der Kontrolleur gleichzeitig für die Obhut des Privatsiegels des Königs (sigillum privatum; privy seal) zuständig. Nicht umsonst wird der Kontrolleur deswegen auch als „Privatkanzler“ des Königs bezeichnet.141 Das englische war wie auch das kastilische Privatsiegel das Äquivalent des in Frankreich und dem römisch-deutschen Reich verwendeten Sekretsiegels (sigillum

135 Quellen ediert in: Records, hrsg. v. BEARDWOOD; Siehe dazu dies., Trial; HAINES, Art. Langton; SABAPATHY, Officers, S. 173–182. 136 JOHNSON, King’s Wardrobe, S. 208. Die Entourage lässt sich beispielsweise aus den Robenrechnungen erschließen (Records [1977], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, S. 165: Magistro Willelmo de Luda custodi Garderobe regis precipienti robas annuatim pro se altero socio pro robis suis de termino Natalis Domini et Pentecoste). 137 BL London, Add. Ms. 8835, fol. 25r: Domino Elye de Coleshull, capellano domino Johannis de Drokenford. – TNA Kew, E 101/371/8, Nr. 115 (London, 07.02.1306): Hec indentura testatur, quod ego Hugo de Donnedale decreto septimo die Ffebruarii anno regni regis Edwardi tricesimo quarto apud Londonie, domino Thome de Haunyle et meo ac omnium subscriptorum recepi a domino Johhanne de Drokenefford, custode Garderobe domini nostri regis predicti, per manus domini Henrici, capellani ejusdem domini Johannis, octodecim libre. Siehe zu seiner Person: BUCK, Art. Droxford. 138 BL London, Add. Ms. 8835, fol. 46v: Edmundo de Kendale, valletto domini Johannis de Drokenford. 139 Siehe zum Kontrolleur und zu seinen Aufgaben: TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 17–21; CHRIMES, Introduction, S. 135 f.; PRESTWICH, War, Politics and Finance, S. 154 f.; B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Introduction [1977], S. xvii f.; GIVEN-WILSON, Royal Household, S. 10; BROWN, Governance, S. 25 f. 140 BL London, Add. Ms. 7965, fol 123r: Domino Johanni de Benstede, contrarotulatori ejusdem garderobe, pro eodem per manus Petri de Colinggeburn’, clerici sui, apud Novum Castrum super Tynam anno XXVI – IIII m. 141 Rôles Gascons, hrsg. v. BÉMONT und MICHEL, Bd. 2, Nr. 1796, S. 550 (Westminster, 05.06.1290): audiatis eciam quosdam alios articulos de quibus idem episcopus dicit gentes nostras sibi injurari et quos vobis sub sigillo cancelarii nostri privati vobis mittimus inspiciendos. Siehe dazu TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 64; SAYERS, English Royal Chancery, S. 84.

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secretum).142 Wenn der Kanzler als oberster Amtsträger der königlichen Kanzlei außer Hof war, konnte das Große Siegel der Kanzlei (sigillum magnum; great seal), das für gewöhnlich in dessen Verfügungsgewalt lag, an die Garderobe übergeben werden, die damit über beide Hauptsiegel verfügte.143 Die ältere Forschung ging davon aus, dass es möglicherweise bereits unter Heinrich II. ein Privatsiegel gab.144 Unter Richard I. sind während seiner Abwesenheit erste deutliche Spuren eines solchen zu erkennen. Doch erst unter König Johann ist das Privatsiegel zu Beginn des 13. Jahrhunderts greifbar und gewann schließlich unter Eduard I. stark an Bedeutung.145 Es wurde zum Herrschaftsinstrument der Garderobe und ihrer Funktionsträger.146 Michael Prestwich leitete sogar in Teilen das administrative und politische Gewicht der Garderobe von ihrer Verwahrfunktion des Privatsiegels ab.147 Eduard I. nutzte das Privatsiegel vor allem für diplomatische Korrespondenz und solche Schreiben, die nicht durch die Kanzlei gehen sollten.148 Die Funktion der Garderobe als Organisationszentrale in Finanz- und Kriegsangelegenheiten drückt sich in der Vielzahl an Privatsiegelschreiben aus. Im Zuge der politisch-administrativen Reformen unter Eduard II. (Ordinances of 1311) wurde das Privatsiegel dem Hüter der Garderobe entzogen und in die Hände des neu etablierten Privatsiegelhüters (custos privati sigilli) gelegt.149 Aus diesem Amt entwickelte sich schlussendlich das Privatsiegelamt. Je wichtiger das Privatsiegel im Laufe des späten 13. und 14. Jahrhunderts wurde, desto stärker kamen weitere Siegeltypen auf, so beispielsweise unter Eduard II. das Sekretsiegel und um 1400 das Signet.150

142 TOUT, Chapters, Bd. 1, S. 140–157, 284–317, Bd. 2, S. 78–82; CHAPLAIS, Introduction, S. 25–34; SAYERS, English Royal Chancery, S. 83–86; CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 519, S. 124. 143 Siehe zum Großen Siegel: MAXWELL-LYTE, Historical Notes; JENKINSON, Departmental Seals; ders., Some Notes; ders., Great Seal [1953]; CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 515, S. 123. Eine Abbildung des Großen Siegels unter Eduard I. findet sich in: English Royal Documents, hrsg. v. CHAPLAIS, Nr. 25b, S. 78. Diese Praxis ist erstmals für Heinrich III. belegt (DIBBEN, Chancellor, S. 42). 144 English Royal Documents, hrsg. v. CHAPLAIS, S. 23–28. 145 CHAPLAIS, Introduction, S. 23–25. Der Bedeutungszuwachs des Privatsiegels in England ging einher mit der verstärkten Nutzung des Sekretsiegels unter Rudolf I. (reg. 1273–1291) (BRESSLAU, Handbuch, Bd. 2, S. 576–579). 146 HARDING, England in the Thirteenth Century, S. 47 f. 147 PRESTWICH, Edward I, S. 134 f. 148 CHAPLAIS, English Diplomatic Practice, S. 96 f. Siehe zur politischen Korrespondenz Eduards I. jüngst: NEAL, Letters. 149 Statutes of the Realm, hrsg. v. RECORDS COMMISSION, Bd. 1, S. 160. 150 TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 282–313; English Royal Documents, hrsg. v. CHAPLAIS, S. 34–38; ders., English Diplomatic Practice, S. 94–102.

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Der dritte Hauptfunktionsträger der Garderobe war der Koffer (cofferer; coffrarius).151 Während die Ämter des Hüters und des Kontrolleurs bereits unter Heinrich III. Bestand hatten, entwickelte sich das Amt des Koffers erst unter Eduard I. Dass dieses neue Amt am Ende des 13. Jahrhunderts auftrat, hängt eng mit dessen Funktion in der Finanzverwaltung zusammen: Der Koffer vertrat nicht nur den Kontrolleur und führte dessen Rechnung, sondern war besonders mit der Kriegsfinanzierung betraut. Diese wiederum erreichte unter Eduard nie dagewesene Höhen und erforderte eine zunehmende Diversifizierung der Ämter der Garderobe. Die Kleriker der Garderobe erhielten neben ihren Robenzahlungen keine weiteren persönlichen finanziellen Zuwendungen. Zwar sind stellenweise Zahlungen an sie in den Rechnungen verzeichnet, bei diesen handelte es sich jedoch in der Regel um Geld, das in Bezug zu einer speziellen Mission oder einem Auftrag stand. Deswegen verfügten die Kleriker der Garderobe über Pfründen und Benefizien, hielten Güter und nutzten überdies ihre Stellung für persönliche Finanzgeschäfte.152 Die Garderobe als Institution war fest in das Abrechnungssystem des Schatzamts eingebunden. Sie musste in (un-)regelmäßigen Abständen Rechenschaft über ihre Finanzen ablegen. Dazu führte der Hüter eine Hauptrechnung, die von einer Kontrollrechnung des Kontrolleurs flankiert wurde. Dieses auf Rechnung und Gegenrechnung (Kontrollrechnung) basierende System wurde von einem Großteil der Amtsträger der Finanzverwaltung praktiziert.153 Ein wichtiges Departement, das in der Hofordnung 1279 zwar benannt, jedoch nicht deutlich hervortritt, war die Große Garderobe (magna garderoba).154 Als Amt ist sie erstmals in den 1250er-Jahren zu greifen.155 Bereits in den 1230er-Jahren hatte eine Große Garderobe im Sinn eines großen (Lager-)Raums der herrschaftlichen Burg bestanden, ihr wurde jedoch noch kein eigenes Personal zugewiesen.156 Im Unterschied zur Garderobe war die Große Garderobe für größere und kostenintensive Vorratskäufe sowie deren Lagerung, allen voran von Textilien sowie Wachs, zuständig.157 Wegen dieser besonderen Aufgabe war die Große Garderobe von den regulären Haushaltsdepartements losgelöst. Unter Heinrich III. konnte sie 151 Siehe zum Amt des Koffers und zu seinen Aufgaben: TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 21–23; CHRIMES, Introduction, S. 136; PRESTWICH, War, Politics and Finance, S. 155; B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Introduction [1977], S. xviii; GIVEN-WILSON, Royal Household, S. 10 f.; BROWN, Governance, S. 26. 152 PRESTWICH, War, Politics and Finance, S. 167–169; B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Introduction [1977], S. xvi–xviii. 153 Siehe zu den Abrechnungen der Garderobe und zum Abrechnungssystem zwischen derselben und dem Schatzamt: Kap. III.4.1. 154 Die Hofordnung erwähnt die Große Garderobe nur aufgrund ihrer Abrechnungsverpflichtungen (TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 161: En meme la manere face le tresorer del acunte de la graunt garderobe). Siehe zur Großen Garderobe, ihren Aufgaben und ihrer Entwicklung: ebd., Bd. 4, S. 349– 437. 155 Wardrobe Accounts, hrsg. v. WILD, S. 97. 156 TOUT, Chapters, Bd. 4, S. 349, 364. 157 STANILAND, Clothing Provision (lediglich für Kleiderkäufe).

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unabhängig von der Garderobe Einnahmen requirieren, um ihre Einkäufe durchzuführen.158 Die Struktur der Großen Garderobe ähnelte jener der Garderobe. Ihr stand ein eigener Hüter vor, der als Einkäufer der Großen Garderobe tituliert wurde.159 Der Hüter wurde, wie auch im Fall der Garderobe, von einem Kontrolleur überwacht. Dieses Amt nahm beispielsweise der Türsteher der Garderobe wahr, der wiederum von einem Untertürsteher in seinen Kontroll- und Einkaufsaufgaben vertreten wurde.160 Ein Kleriker war schließlich für die Aufzeichnung der Rechnungen verantwortlich.161 Wo eine Große Garderobe vorhanden war, gab es auch eine Kleine Garderobe (parva garderoba).162 In ihr wurde die persönliche Kleidung des Königs aufbewahrt. Obgleich sie als Raum bereits unter Heinrich III. existierte,163 wird sie wie ihre große Schwester erst während der Herrschaft Eduards I. in den 1290er-Jahren als Amt greifbar, das selbst Rechnungen anlegte und über eigene Funktionsträger verfügte.164 Auch hier scheint, ähnlich wie bei der Großen Garderobe, eine Diversifizierung und Auslagerung der Aufgaben von der Garderobe auf Unterämter erfolgt zu sein, da die Aufgabenlast für ein einziges Amt zu hoch geworden war. Im Laufe des 14. Jahrhunderts entwickelte sich die Kleine Garderobe schließlich zur Privatgarderobe des Herrschers, die dann jedoch nicht mehr mit dem König reiste, sondern in London fest lokalisiert wurde. Schließlich muss noch die Kammer erwähnt werden, die ihre dominante Stellung in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts gegenüber der Garderobe eingebüßt hatte. Über die Aktivitäten der Kammer erfährt man unter Heinrich III. und Eduard I. recht wenig. Benjamin Wild geht sogar so weit zu sagen, dass die Kammer bis ins 14. Jahrhundert quasi überhaupt keine Erwähnung mehr findet.165 Diese Aussage ist indes nicht haltbar. Als Finanzverwaltung verstummte die Kammer in der Tat nahezu vollständig. Allerdings taucht sie als persönliches Gemach und Speisezimmer des Königs weiterhin in den Haushaltsdokumenten auf. Die Kammer hatte auch im 13. Jahrhundert weiterhin eine Doppelfunktion: Sie war königliches Gemach und gleichzeitig Haushaltsamt. Ihre Amtsfunktion geht besonders aus den Abrechnungen der Haushaltsdepartements hervor. Darin rechnete die Kammer täglich über ihre Ausgaben ab. Auffallend ist, dass sie nicht zu jenen

158 WILD, Introduction, S. xix. 159 BL London, Add. Ms. 35291, fol. 125r: Domino Radolpho de Stokes, clerico magne garderobe; Records [1977], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, S. 165. 160 B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Introduction [1977], S. xvii–xx. 161 Liber quotidianus, hrsg. v. TOPHAM, S. 313. 162 TOUT, Chapters, Bd. 4, S. 439–484. 163 Ebd., S. 443. 164 Ebd., S. 443 f. Siehe zu den Funktionsträgern: BL London, Add. Ms. 8835, fol. 40v: De parva garderoba: Ade de Hextildisham […] Ade de Sancto Albano admisso tanquam valletus parve garderobe loco Robertum de Karliolo, mense Martii anno presenti. 165 WILD, Royal Finance, S. 1380.

36  II Pragmatische Schriftlichkeit und administrativer Kontext

Departements gehörte, die viel Geld umsetzten. Unter Heinrich III. bewegten sich ihre Ausgaben zumeist im Pfennigbereich.166 Zwar stiegen die Ausgaben unter Eduard I. an, doch ist dieser Anstieg über die generelle Ausgabeninflation der Haushaltsdepartements zu relativieren. In der Regel standen ihre Ausgaben deutlich hinter jenen der Küche, des Marstalls oder des Weinkellers, teilweise sogar noch hinter denen der anderen Departements zurück.167 Die fehlende Bedeutung der Kammer zeigt sich damit schon allein an ihrem äußerst niedrigen finanziellen Verfügungsrahmen. Ihre Aktivitäten beliefen sich allein auf das Beschaffen von Feuerholz sowie Kosten, die im Rahmen der Speisung des Herrschers und seiner engeren Familie anfielen. Administrativen Aufgaben der Finanzverwaltung kam die Kammer nicht mehr nach. Ihre Position innerhalb des administrativen Gefüges des königlichen Haushalts änderte sich erst im Zuge der Reformen unter Eduard II. zu Beginn der 1320er-Jahre. Danach sollte sie wieder zur zentralen Finanzverwaltung des Königs aufsteigen und die Garderobe ihr untergeordnet werden.168 Personell teilten sich die Funktionsträger der Kammer in eine obere Riege, die vermutlich aus Klerikern bestand, sowie deren rangniedrigere Gehilfen.169 An ihrer Spitze stand auch unter Eduard I. noch ein Kammerherr beziehungsweise Kämmerer.170 Die Komplexität und vielfältigen Aufgaben der Finanzverwaltung unter Eduard I. spiegeln sich besonders in der Schriftlichkeit wider, die in den folgenden Kapiteln auf die Frage nach der Aufzeichnungsform (Rolle und Kodex) und ihren Inhalten untersucht wird.

166 TNA Kew, C 47/3/6; TNA Kew, E 101/349/27. Siehe dazu CARPENTER, Household Rolls, S. 25. 167 Records [1977], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, S. 117–163; Records [1986], hrsg. v. dens., S. 504–531; TNA Kew, E 101/358/21; TNA Kew, E 101/368/28. 168 TNA Kew, E 101/379/7. Siehe zur Kompetenzverlagerung: TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 224–281. 169 Records [1986], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Nr. 2933, S. 345: 4 Gehilfen; BL London, Add. Ms. 7965, fol. 41r: Valleti de camera: VIIIto vallettis de camera regis, quorum nomina sunt in roba, pro calciamentis suis hiemali per manus Thome de Adesham apud Albanum, XXVII die Julii – XVIII s. VIII d. 170 TNA Kew, E 101/369/11, fol. 57r: Robertum le chaumberleyn. Eine unvollständige Liste der Kämmerer findet sich bei: TOUT, Chapters, Bd. 6, S. 45–50.

III Überlieferungsformen und Quellengattungen Die Auswertung der Überlieferungsformen und ihres textuellen Inhalts steht im Zentrum des dritten Teils der Arbeit. Dafür werden unterschiedliche Quellengattungen, wie Urbare, Lehnsverzeichnisse, Kopiare und Rechnungen, in den Blick genommen. Aufgrund der guten Überlieferung und der Vielzahl an Gebrauchskontexten wird den Rechnungen besondere Aufmerksamkeit zuteil. Die Untersuchung dreht sich im Folgenden um die Implikationen der Form für deren Inhalt. Dabei werden drei leitende Fragen berücksichtigt: 1. Kann ein Zusammenhang zwischen dem textuellen Inhalt und der Form festgestellt werden – wurde demnach eine bestimmte Quellengattung oder ein spezifischer Text ausschließlich auf eine der beiden Formen (Rolle oder Kodex) geschrieben? 2. Hatte die Form einen Einfluss auf die Präsentation des Geschriebenen? 3. Welches Verhältnis bestand zwischen Rollen und Kodizes innerhalb desselben Gebrauchskontextes beziehungsweise für dieselbe Quellengattung? Die Betrachtung dieser drei Fragen erfolgt anhand des inneren wie äußeren Aufbaus (analytische Untersuchung) und der Entstehung (genetische Untersuchung) der Schriftstücke.

1 Urbare Urbare gehören zu den wichtigsten schriftlichen Zeugnissen mittelalterlicher Grundherrschaft. Bei ihnen handelt es sich um Aufzeichnungen über Besitzungen, Rechte und/oder veranschlagte Geld- und Naturalabgaben eines bestimmten Raumes, welche von der Herrschaft auf der Grundlage von Voraufzeichnungen oder vorhergehenden Befragungen für eine bestimmte Abrechnungszeit aufgestellt wurden.1 Im Unterschied zu Rechnungen verzeichnen Urbare in der Regel den Soll- und nicht den Ist-Zustand. Beide urbarialen Aufzeichnungsformen – Rolle und Kodex – können in ihrer Entstehung und Nutzung sowie in ihrem reziproken Entstehungs- und Nutzungsverhältnis anhand der Überlieferung der Finanzverwaltung Eduards I. gut nachgezeichnet werden. Um zu einem differenzierteren Ergebnis zu gelangen, werden Vergleichsbeispiele aus Mittel- und Westeuropa hinzugezogen. Im 13. Jahrhundert ist für Westeuropa die Herausbildung einer, wie sie die französische Forschung bezeichnet, „Kultur der Befragungen“ festzustellen.2 Systematische Befragungen seitens der Herrschaft wurden jedoch bereits lange vor 1200 sowohl in England als auch auf dem Kontinent durchgeführt. So finden sich die ersten 1 CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 464, S. 114. 2 VERGER, Clercs, S. 241 f. https://doi.org/10.1515/9783110776249-003

38  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

besitzrechtlichen Befragungen und ihre Verschriftlichung in den Klöstern des karolingischen Reichs im 9. Jahrhundert.3 Das Umfeld geistlicher Einrichtungen blieb auch in den folgenden Jahrhunderten prägend für urbariales Schriftgut.4 Besonders die früh- und hochmittelalterlichen Traditionsbücher, unter anderem aus dem bayerischen und südwestdeutschen Raum, zählen zu den herausragenden Quellen, die neben urkundlichem Material häufig auch urbariale Aufzeichnungen enthalten.5 Aus dem 11. und 12. Jahrhundert sind uns neben Kodizes erstmals auch Urbare in Form von Schriftrollen überliefert.6 Trotz zahlreicher früh- und hochmittelalterlicher Beispiele erlangte die Verschriftlichung grundherrlicher Befragungen erst im 13. Jahrhundert eine quantitative wie auch qualitative Weiterentwicklung in bislang unbekanntem Ausmaß. Die Befragungen wurden von nun an nicht nur wesentlich häufiger durchgeführt, sie erfassten überdies immer mehr Gebiete und Untertanen der Herrschaft. Bereits kurz vor 1200 legte das Papsttum mit dem Liber Censuum Romanae Ecclesiae eine umfassende Sammlung seines Besitzstandes an.7 Auf der Iberischen Halbinsel sind erste Urbare aus dem frühen 13. Jahrhundert überliefert.8 Mit einiger Verzögerung begannen ab dem zweiten Drittel des 13. Jahrhunderts auch die großen weltlichen Verwaltungen Frankreichs, Englands und der Niederen Lande mit der Verschriftlichung umfassende Erhebungen. Für die französische Krone setzte die Welle der Befragungen (enquêtes) unter Ludwig IX. (reg. 1226–1270) ein.9 Auch in der Auvergne und der Normandie stammen die ersten urbarialen Aufzeichnungen aus dem 13. Jahrhundert.10 Weiter nördlich, in den Fürstentümern der Niederen Lande, sind erste Urbare aus dem ausgehenden 13. Jahrhundert überliefert.11

3 Beispielsweise: Weißenburg, ca. 818/19, ediert in: Liber Possessionum, hrsg. v. DETTE. – SaintMaur-des-Fossés, zwischen 867 und 869, ediert in: Polyptychon, hrsg. v. HÄGERMANN und HEDWIG, S. 91–99. – Saint-Amand-les-Eaux, zwischen 821 und 872, ediert in: ebd., S. 103–105. – Saint-Germain-des-Prés, 810, ediert in: Polyptique, hrsg. v. LONGNON. – Montier-en-Der, zwischen 832 und 845, ediert in: Polyptichon, hrsg. v. DROSTE. – Bobbio, 862 und 883, ediert in: HARTMANN, Adbrevatio de rebus, S. 393–404. – Prüm, 893, ediert in: Prümer Urbar, hrsg. v. SCHWAB. 4 BRUNNER, Terriers allemands, bes. S. 37–40; DEVROY, Polyptyques. 5 MOLITOR, Traditionsbuch; DECLERCQ, Liber traditionum. Georges Declercq geht auch auf eine rollenförmige Traditionsnotiz aus Flandern aus dem frühen 13. Jahrhundert ein (S. 48–51). 6 Beispielsweise: Güterverzeichnis St. Emmerams in Regensburg, 1031, ediert in: MAI: St. Emmeramer Rotulus. – Zinsrolle St. Peters im Schwarzwald, 2. Hälfte 12. Jh., ediert in: Güterverzeichnisse, hrsg. v. KRIMM-BEUMANN. 7 Ediert in: Liber censuum, hrsg. v. DUCHESNE und FABRE. 8 Für Portugal existierte urbariales Schriftgut sicher seit Alfons II. (reg. 1211–1223), wobei vermutlich bereits im 12. Jahrhundert ähnliche Aufzeichnungen geführt wurden (COSTA, Chancelaria, bes. S. 90–93). 9 DEJOUX, Gouverner par l’enquête; dies., Enquêtes de Saint Louis. 10 NORTIER, Rôle des biens; ANGERS, Terriers; FOURNIER, Origines. 11 Ediert in: Cartulaire des rentes, hrsg. v. DEVILLERS; Rentier d’Artois, hrsg. v. BERGER et al.

1 Urbare



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In England, wo mit dem Domesday Book bereits im 11. Jahrhundert eine landesweite Erhebung durchgeführt und verschriftlicht worden war, erreichten die Befragungen (inquisitiones) in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts einen erneuten Höhepunkt.12 Eduard I. initiierte während seiner über dreißig Jahre währenden Herrschaft mehrere Erhebungen, die das Wissen der königlichen Verwaltung um den Landbesitz und die königlichen Regalien auf ein neues Fundament stellen sollten. Das Hauptmotiv dieser Intensivierung dürfte in der Festigung königlicher Herrschaft nach den turbulenten Jahren während des großen Aufstands der Barone (1258/64–1267) zu suchen sein. Zwar stellte bereits Heinrich III. nach dem Sieg in der Schlacht von Evesham (Gft. Worcestershire) 1265 die königliche Herrschaft und Verwaltungstätigkeit weitgehend wieder her, doch bezog sich dies in erster Linie auf die königlichen Gerichte sowie die Kanzlei, während sich die Finanzverwaltung noch 1270 in einem desolaten Zustand befand.13 Die Wiederherstellung und Festigung der Königsherrschaft im Bereich der Finanzverwaltung hatte für den jungen König Eduard auch aufgrund der Schulden seines Vaters, der eigenen kostspieligen Teilnahme am Neunten Kreuzzug (1270–1272/74) sowie seiner ambitionierten Eroberungspläne in Wales (1277–1283) oberste Priorität. Außerdem war Eduard von den Erlebnissen während der baronialen Reformphase und von seiner eigenen aktiven Herrschaftsausübung als Thronfolger in den ihm zugewiesenen Ländern nachhaltig geprägt. Aus diesen Gründen forcierte er von Beginn seiner Regierung an den Herrschaftszugriff auf allen Ebenen der Verwaltung.14 Über die gesamte erste Regierungshälfte hinweg führte die Verwaltung Quo-warranto-Verfahren durch.15 Diese auf Rechtsformen des 12. Jahrhunderts basierende juristische Untersuchung ging der Frage auf den Grund, was dem König gehörte und wo er Recht sprach. Das Verfahren bildete die Basis für die große Befragung von 1279/80, die auf Ebene der Grafschaften angesiedelt war. Innerhalb derselben wurden die Untersuchungen an den Hundertschaften (hundreds) ausgerichtet.16 Mark Ormrod (1957–2020) hebt hierbei auf den Zusammenhang zwischen katasterhafter Verwaltungsstruktur und der Verschriftlichung von Befragungen ab.17 Jede Befragung wurde mit einem königlichen Mandat (writ) eingeleitet, das an die Inquisitionskommission der Grafschaft adressiert war.18 Die Kommission, be-

12 Siehe dazu allgemein: ROFFE, Hundred Rolls and Their Antecedents; PELTZER, Wissen, S. 131–134; sowie speziell zu Eduard I.: HALL, Studies, S. 302–304; CAM, Studies, S. 29–56, 114–192; RABAN, Second Domesday; dies., Making. 13 JOBSON, Royal Government. 14 MADDICOTT, Edward I; BILLAUD: Lord Edward. 15 Ediert in: Quo warranto, hrsg. v. SUTHERLAND. Siehe dazu CAM, Quo warranto; BRAND, ‚Quo warranto‘; RABAN, Other Inquiries. 16 JEWELL, Local Administration, S. 47–51. 17 ORMROD, Government Records, S. 198–201. 18 Siehe für die Mandate von 1255 und 1274: Formula Book, hrsg. v. HALL, Bd. 2, Nr. 57 (a), S. 135, Nr. 57 (d), S. 138. Siehe für das Mandat von 1279: ebd., Bd. 2, Nr. 57 (f), S. 141 f.

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stehend aus zwei aus der Grafschaft stammenden und damit ortskundigen Adligen beziehungsweise Amtsträgern sowie einem königlichen Schreiber, musste für ihre Tätigkeiten einen Amtseid ablegen. Anders als die Mandate des Königs, die in Latein verfasst wurden, war der Amtseid in der gesprochenen Herrschaftssprache des anglonormannischen Französisch gehalten.19 Die überlieferten Ergebnisse der Befragungen in den Hundertschaften zeigen deutlich, dass das Ausmaß der Erhebung von 1279/80 weit über der des 11. Jahrhunderts lag. Eduard I. hatte nichts weniger im Sinn, als die Domesday-Erhebung Wilhelms I. vollständig zu erneuern. Bis heute herrscht in der Forschung Uneinigkeit darüber, ob die große Erhebung von 1279/80 tatsächlich zu Ende geführt wurde.20 Jedenfalls führte die Verwaltung Eduards die einzelnen Befragungsergebnisse aus den Grafschaften am Ende nicht in einem zweiten Domesday Book zusammen. Das Urbar aus dem 11. Jahrhundert bildete weiterhin den Grundstein des administrativen Wissens. Dank der königlichen Mandate von 1279/80 sind wir jedoch darüber informiert, wie die Erhebungen durchgeführt werden sollten. Alle Kommissionen sollten ihre Ergebnisse in Buchform abliefern.21 Darin unterschieden sich die Vorgaben von vorhergehenden Befragungen. Noch 1274 war festgelegt worden, die Resultate auf gesiegelten Dokumenten einzureichen.22 Die Forderung der königlichen Verwaltung, Inquisitionsergebnisse in Kodizes und nicht auf Rollen oder Einzelblätter zu schreiben, ist mit ihren Erfahrungen aus früheren grundherrlichen Erhebungen zu erklären. Für die königliche Zentralverwaltung standen praktische Erwägungen des einfachen Nachschlagens im Vordergrund, weswegen im Jahr 1279 der Kodex eingefordert wurde.23 Ein weiterer wichtiger Grund für diese veränderten Anforderungen könnte im Gebrauch des Kodex in der Rechnungsführung der Haushaltsverwaltung gelegen haben. Ab den späten 1270er-Jahren sind aus der Garderobe des Königs erstmals Rechnungsbücher überliefert.24 Die dort gemachten Erfahrungen mit der Aufzeichnungsform des Kodex hätten als Vorbild für die grundherrlichen Befragungen dienen können. Dezidierte Hinweise auf einen Transfer von Praktiken oder Wissen liegen allerdings nicht vor. Trotz der Vorgaben wurden von den lokalen Kommissionen in den Jahren 1279/80 keine Bücher genutzt. Sie schrieben ihre Ergebnisse stattdessen weiterhin auf

19 Ebd., Bd. 2, Nr. 57 (g), S. 142. Siehe zur Zusammensetzung und Arbeit der Kommissionen: RABAN, Second Domesday, S. 59–92. 20 RABAN, Second Domesday, S. 37–59. 21 Formula Book, hrsg. v. HALL, Bd. 2, Nr. 57 (f), S. 142: Ita quod singule ville, hameletta et alie tenure, quocumque nomine conseatur, distincte et aperte consribantur in libris quos nobis per vos super hoc liberari volumus. Siehe dazu JOHN, Introduction, S. 7. 22 Formula Book, hrsg. v. HALL, Bd. 2, Nr. 57 (d), S. 138: Et eas distincte et aperte factas nobis, sub sigillis vestris et sigillis eorum per quos facte fuerint, sine dilatione mittatis et hoc breve. 23 Siehe hierzu Kap. IV.2.2. 24 Siehe hierzu Kap. III.4.1, Anm. 202.

1 Urbare



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Schriftrollen (rotuli hundredorum).25 Dies verdeutlicht die Kraft der Routinen. Die an der Erhebung beteiligten Schreiber waren es in ihren alltäglichen Verwaltungsgeschäften gewohnt, auf Rollen zu schreiben. Dies zeigen zahlreiche Urbarrollen außerhalb des Kontextes der Hundertschaftsbefragung.26 Der Kodex war zwar eine bekannte, nicht jedoch vertraute Aufzeichnungsform unter den lokalen Funktionsträgern des ausgehenden 13. Jahrhunderts. Die zentrale Verwaltung in Westminster wusste hingegen aus ihren Erfahrungen mit anderen Erhebungen wie auch der Nutzung des Domesday Book nur zu gut, dass der Kodex ein effektives Medium darstellte, mit dem das besitz- und regalienrechtliche Wissen über das Königreich gut zugänglich und einfach nutzbar aufbereitet werden konnte. Diese Differenz von zentral vorgegebenen Normen (Kodex) und lokal umgesetzten Praktiken (Rolle) ist somit vor allem über die Erfahrungen und Routinen der beteiligten Amtsträger zu erklären. Für die große Befragung von 1279/80 ist lediglich ein einziger Kodex überliefert.27 Die Forschung war sich lange Zeit uneins darüber, wann dieser Urbarkodex aus der Grafschaft Warwickshire genau entstand, wie er erstellt und wie er genutzt wurde. Die Datierung des Manuskripts ist bis heute nicht eindeutig geklärt. Trevor John hält eine Entstehungszeit im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts für wahrscheinlich, während Sandra Raban und Diane Greenway wiederum für das frühe 14. Jahrhundert plädieren.28 Hinsichtlich der Erstellung des buchförmigen Urbars ging die ältere Forschung davon aus, dass es sich bei ihm um eine zweite, bereits von der lokalen Kommission vorgenommene Kompilationsstufe handelt, welche aus einzelnen Schriftrollen erstellt worden sei.29 Inzwischen nimmt die Forschung an, dass alle Ergebnisse der lokalen Grafschaftskommissionen auf Rollen festgehalten wurden und erst das Schatzamt diese präliminaren Ergebnisse zu einem späteren Zeitpunkt von der Rolle in den Kodex kopierte, um sie besser nutzen zu können.30 Bei beiden Interpretationen nimmt der Warwickshire-Kodex eine entscheidende Stellung zwischen den lokalen Hundertschaftsrollen und einem möglicherweise angedachten zweiten Domesday Book ein. Eine systematische Differenzierung des Kodex von den Rollen ist hingegen nur bei der Übernahme der jüngeren Interpretationslinie zu treffen. Während die Rollen, der jüngeren Deutung folgend, von den lokalen Kommissionen für die zentrale Finanzverwaltung erstellt wurden, war der Kodex allein für die Nutzung im Ex25 Teilediert in: Rotuli hundredorum, hrsg. v. ILLINGSWORTH. Siehe für eine Übersicht der erhaltenen Rollen: SCARGILL-BIRD, Guide, S. 139–142; RABAN, Second Domesday, S. 144–177. 26 TNA Kew, SC 11/526; SC 11/543. 27 TNA Kew, E 164/15; ediert in: Warwickshire Hundred Rolls, hrsg. v. JOHN. Siehe dazu ders., Introduction, S. 6–16; KOSMINSKY, Hundred Rolls, S. 24 f.; RABAN, Second Domesday, S. 112 f. 28 JOHN, Introduction, S. 6 f.; RABAN, Second Domesday, S. 113 (aus den Ausführungen der Autorin lässt sich eher auf das 14. Jahrhundert schließen); GREENWAY, Newly Discovered Fragment, S. 74. 29 JOHN, Introduction, S. 6–16. 30 RABAN, Second Domesday, S. 112 f.

42  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

chequer gedacht. Ein ähnliches Verhältnis zwischen Rollen und Büchern wird bereits für das Domesday Book des 12. Jahrhunderts angenommen.31 Der unterschiedliche Entstehungskontext von Rollen- und Kodexurbaren zeigt sich besonders anschaulich an ihrem jeweiligen Umfang. Bei der Befragung von 1279/80 beschränkte sich der Inhalt der Rollen in aller Regel auf eine einzige Hundertschaft oder Ortschaft.32 Demgegenüber verzeichnet das Warwickshire-Urbar den königlichen Besitz in den Hundertschaften Stoneleigh und Kineton sowie darüber hinaus in der Stadt Warwick. Die Aufzeichnung setzt mit einer Narratio ein, in welcher die Entstehung und der Inhalt des Urbars auf Vorlage des königlichen Mandats von 1279 erläutert werden.33 Danach folgt der dispositive Hauptteil, in welchem der Schreiber die Kopfund teilweise auch die Fußzeile für die Titel der Verwaltungseinheiten und die Marginalien für Ergänzungen und Postentitel nutze. Jeder Eintrag bezieht sich auf einen Landbesitzer und den Wert seines Besitzes.34 Der Schreiber gliederte den Kodex klar nach den Verwaltungseinheiten in den Hundertschaften der Grafschaft, bis auf die unterste Ebene der Dörfer und Weiler. Neue Verwaltungseinheiten werden durch eingerückte Titel in Auszeichnungsschrift eingeführt.35 Anders als die im selben Kontext entstandenen Hundertschaftsrollen verzeichnet der Kodex somit wesentlich mehr Informationen. Der größte Unterschied zwischen den Rollen und dem buchförmigen Urbar lag jedoch in der Aufbereitung des Inhalts. Dieser ist im Kodex über Seitentitel wesentlich besser erschlossen als auf den Rollen. Die Blätter des Warwickshire-Urbars waren zudem zeitgenössisch foliert worden, was den direkten Verweis auf einzelne Abschnitte oder Seiten ermöglichte. Zusätzlich fügte der Schreiber gegen Ende des Kodex ein Inhaltsverzeichnis an, das die Nutzbarkeit des Buches gegenüber den Rollen weiter erhöhte. Im Unterschied zu Kodizes eigneten sich Rollen demnach nur dann als Arbeitsbehelfe, wenn sie nicht allzu umfangreich waren. Mit den richtigen Erschließungshilfen konnte der Kodex wiederum wesentlich mehr Informationen aufnehmen und sie gleichzeitig nutzerfreundlich präsentieren. Diese Unterschiede finden im Aufbau und dem Seitenlayout des Haupttexts jedoch keine deutliche Entsprechung. Bis auf die Seitentitel unterscheiden sich urbariale Rollen und Kodizes kaum voneinander. Dies belegt neben den zahlreichen Rollen erneut das Warwickshire-Urbar. Bis auf (rubrizierte) Überschriften und Absätze wurden keine weitere Präsentationsaufbereitung vorgenommen. Das Beispiel verdeutlicht, dass der Kodex in seinem Layout nicht unbedingt geordneter angelegt wurde als die Rollen.

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SYMES, Doing Things, S. 1050. TNA Kew, SC 5/London Tower 2; SC 5/Cambs Tower 15. Warwickshire Hundred Rolls, hrsg. v. JOHN, S. 25. Ebd., S. 137. Ebd., S. 58: Villa de Stoneley Comitatus Warr’.

1 Urbare

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Grundsätzlich sind die Hundertschaftsrollen von 1279/80 in ihrer Ausführung äußerst disparat.36 Dies lag vor allem an ihrer Provenienz (Lokalverwaltung). Die große Zahl lokaler Schreiber, bei mangelnden Vorgaben vonseiten der Zentralverwaltung, führte zu einer Vielzahl unterschiedlich gestalteter Rollen. Bei den Rollen kommt noch hinzu, dass es sich bei einigen Exemplaren um erste Konzepte, bei anderen wiederum um bereits korrigierte und ins Reine geschriebene Ausfertigungen handelt. Die diversen Entstehungsstufen waren mit unterschiedlichen visuellen Darstellungsformen verbunden. Für Urbare in Buchform lässt sich dieser Punkt aufgrund der mangelnden Überlieferungsbreite nicht überprüfen. Allerdings verhielt es sich in anderen westeuropäischen Herrschaften, wie beispielsweise in den Grafschaften Artois und Hennegau, um 1300 ähnlich wie in England. Die Renten- und Zinsrollen der beiden Grafschaften waren auf einen eng umgrenzten geographischen Raum oder eine bestimmte Verwaltungseinheit begrenzt.37 Dahingegen wurden in den Rentbüchern weitaus mehr Informationen versammelt. Im Falle des Artois und des Hennegaus bildeten zwei der ersten drei Urbare in Buchform die gesamte Grafschaft ab, während der dritte Kodex zumindest mehrere Verwaltungseinheiten umfasst.38 Aufgrund des größeren Umfangs der Kodizes mussten Erschließungshilfen eingesetzt werden, um die Urbare adäquat nutzen zu können. Solche kodikalen aidemémoires wurden für einige der genannten Rentbücher verwendet. Nicht ohne Grund finden sich Inhaltsverzeichnisse beispielsweise zu Beginn des ersten Urbars der Grafschaft Hennegau (1265–1285)39 oder Seitentitel mit Bezug auf die entsprechende Verwaltungseinheit im ersten Urbar von Artois (1298/99).40 Wie in England ist auch unter den urbarialen Rollen aus den Grafschaften Artois und Hennegau eine hohe gestalterische Vielfalt zu erkennen. Sie reicht von gänzlich unstrukturierten, fortlaufenden Listen über absatz- und überschriftengegliederte Aufzeichnungen bis hin zu in Spalten angeordneten, überschriften- und absatzgegliederten Eintragungen. Schließlich passt das genetische Verhältnis von Rollen und Kodizes, das für Nordwesteuropa ausgemacht werden kann, in eine Interpretationslinie, die bereits anhand der Urbarialüberlieferung des römisch-deutschen Reiches oder Italiens entwickelt wurde. So konnte beispielsweise für die Besitzbefragungen in Bergamo (Reg. Lombardei) im 13. Jahrhundert ein genetisches Verhältnis zwischen Rollen

36 Siehe zur Beschreibung und dem Aufbau der Rollen: RABAN, Second Domesday, S. 92–117. 37 AD Nord, B 991; B 8261; B 9730. 38 AD Nord, B 1586; ediert in: Cartulaire des rentes, hrsg. v. DEVILLERS; AD Nord, B 13589; ediert in: Rentier d’Artois, hrsg. v. BERGER et al.; AD Nord, B 13602. 39 AD Nord, B 1586, fol. iir–v: Chi commenche li nombres del dit registre, par lequeil nombre on puet savoir et trouver le commenchement des lius de villes fremees et d’autres des pervosteis et leur appartenances. Siehe hierzu Kap. IV.2.2, S. 123–127. 40 AD Nord, B 13589, fol. 10r: Saint Omer.

44  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

und Kodizes plausibel gemacht werden.41 Für kleinere Erhebungsräume wurden Schriftrollen verwendet, wohingegen die Gesamtkompilation in einem Kodex auf Grundlage der einzelnen Rotuli erfolgte. Ähnliches konnte auch für das spätmittelalterliche römisch-deutsche Reich, genauer das urbariale Schriftgut des Nieder- und Oberrheinraums, gezeigt werden.42 Dabei darf indes nicht außer Acht gelassen werden, dass Teile der älteren Forschung den rollenförmigen Urbaren ihre Funktion als Voraufzeichnungen kodikaler Urbare abgesprochen und sie hingegen als ‚Sonderformen‘ deklariert hat.43 Jüngst führte Christian Lackner beide Auffassungen zusammen, indem er die These des genetischen Verhältnisses bei urbarialem Schriftgut für den deutschen Südwesten mit Einschränkungen unterstreicht, gleichzeitig aber hervorhebt, dass die Rollenform für Urbare eine regionale Sonderform gewesen sei.44 Hinsichtlich der breiten Überlieferungslage für Rollenurbare in Nordwesteuropa und der jüngsten Studie Norbert Kössingers, welche den Gebrauch von Rollen im Mittelalter sprach- und regionenunabhängig nachweisen konnte, muss die zweite These Lackners von der regionalen Sonderform in Zukunft durch weitere vergleichend angelegte Untersuchungen überprüft werden.45 Trotz aller Vorbehalte sind die Ähnlichkeiten der Befunde in England und auf dem Kontinent bemerkenswert. Sie zeigen, dass Rollen häufig als Vorstufen späterer kodikaler Kompilationen fungierten. Die rollenförmigen Aufzeichnungen kamen vor allem bei jenen Urbaren zum Tragen, die mittels lokaler Befragungen erstellt wurden. Die herrschaftlichen Amtsträger zogen hierfür über das Land und zeichneten raumbezogen die zu erbringenden Abgaben beziehungsweise lokalen Besitz- und Rechtsverhältnisse auf Rollen auf. Diese konnten sie einfach verlängern und transportieren.46 Zurück in der Kanzlei oder Kammer des Herrschers wurden die einzelnen Rollenaufzeichnungen geordnet, gegebenenfalls überarbeitet und in einen Kodex übertragen. Bei seiner Kompilation konnten die Schreiber in der Zentrale auf ein bestehendes Korpus an Schriftrollen zurückgreifen. Sie wussten exakt, wie viel sie aufzuzeichnen hatten. Die umfassenden Bücher dienten forthin als Verwaltungshilfe, Gedächtnis der Verwaltung sowie als repräsentative Form der verschriftlichten Herrschaft über das Land.47 Bei den lokalen Kommissionen war dies anders: Ihnen war vor der Aufzeichnung nicht bewusst, wie viel sie am Ende ihrer Befragungen aufgezeichnet haben würden. Darum griffen sie auf die leichter verlängerbaren Rollen zurück. Ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist eine europaweite ‚Kultur der Befragungen‘ zu greifen, die in einen hohen, auf Rollen wie Kodizes basierenden Aus41 42 43 44 45 46 47

DELL’ASTA, Inchieste bergamasche. SCHÄFER, Zinsrödel, S. 311 f.; JOHRENDT, Investiturstreit, S. 146–149. RICHTER, Lagerbücher- oder Urbarlehre, S. 87–89. LACKNER, Urbar, S. 110–116. KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 437–439. Siehe hierzu bes. Kap. IV.1 und IV.2.4. SABLONIER, Verschriftlichung.

2 Lehnsverzeichnisse 

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stoß administrativer Schriftlichkeit mündete. Urbariale Aufzeichnungen waren damit nicht auf eine einzige Form beschränkt. Unterschied sich der innere Aufbau der Urbare nicht grundsätzlich, so können größere Differenzen in der Entstehung und im Verhältnis von Rollen und Kodizes ermittelt werden. Kodikale Urbare umfassten ausnahmslos mehr Informationen als ihre rollenförmigen Gegenüber. Während Rollenurbare im 13. Jahrhundert nahezu ausnahmslos einen eng begrenzten Raum verschriftlichen, inkorporieren Bücher größere Gebiete, mehrere Verwaltungseinheiten oder gar die gesamte Herrschaft. In vorausgehenden Jahrhunderten konnte durchaus der gesamte Besitz auf einer Rolle zusammengeführt werden konnte. Ein Beispiel hierfür ist das Güterverzeichnis St. Peters im Schwarzwald aus dem ausgehenden 12. Jahrhundert.48 Für eine königliche Verwaltung scheint eine einzelne Rolle als gesamtherrschaftliches Urbar allerdings nie gedient zu haben. Im ausgehenden 13. Jahrhundert deutet sich in den Lokal- wie Zentralverwaltungen mit der Verschiebung von der Rolle zum Kodex außerdem eine Entwicklung an, die im weiteren Verlauf des späten Mittelalters für urbariales Schriftgut europaweit festzustellen ist.49

2 Lehnsverzeichnisse Lehnsverzeichnisse sind Aufzeichnungen über den Belehnungsprozess (Investiturregister), über die Zusammensetzung des Lehnshofes (Aktivlehen in Lehnsbüchern), über die eigenen Lehen (Passivlehen in Lehnsregistern) beziehungsweise über die aufgrund der Lehnsvergabe einzuziehenden Gelder oder auch über Männer für den Kriegsdienst (Lehnsurbare).50 Die Verschriftlichung des Lehnswesens nahm im 11. Jahrhundert auf der Iberischen Halbinsel, in Oberitalien, in Südfrankreich sowie in den Niederen Landen ihren Ausgang. Von dort griff sie im Laufe des 12. bis 14. Jahrhunderts auf die übrigen Regionen Europas aus.51 Diese schrittweise Entwicklung lässt sich gut anhand der englischen Überlieferung nachvollziehen. Die ersten englischen Lehnsverzeichnisse des 13. Jahrhunderts folgten auf ältere Lehnsurkunden des 12. Jahrhunderts.52 Bei den frühesten englischen Lehnsaufzeichnungen stellt sich zumindest teilweise eine Überschneidung mit urbarialem Schriftgut ein. Bereits das Domesday Book wird in der Forschung gleichermaßen als Urbar wie auch als Lehnsbuch charakterisiert. So definiert beispielsweise die Commission 48 Ediert in: Güterverzeichnisse, hrsg. v. KRIMM-BEUMANN. 49 Siehe beispielsweise für die Île-de-France: WEISS, Rouleaux; oder für Xanten: JOHRENDT, Investiturstreit, S. 149. 50 CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 477, S. 116, Nr. 478, S. 116, Nr. 479, S. 116. 51 DENDORFER und DEUTINGER (Hrsg.), Lehnswesen; SPIESS (Hrsg.), Ausbildung. 52 Siehe zum englischen Lehnswesen vor 1300: REYNOLDS, Fiefs, S. 323–395. Die frühesten westeuropäischen Lehnsverzeichnisse stammen in der Regel ebenfalls aus dem 13. Jahrhundert, so zum Beispiel jenes der Könige von Mallorca (ediert in: Liber Feudorum, hrsg. v. TRÉTON).

46  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

internationale de diplomatique es als Lehnsbuch.53 Da sich das Domesday Book jedoch vornehmlich mit den Abgaben und Rechten des Königs befasst, wird es in dieser Arbeit als Urbar gewertet. Bei keinem der überlieferten englischen Lehnsverzeichnisse des 13. Jahrhunderts handelt es sich um Aufzeichnungen des Belehnungsvorganges, das heißt einer Kompilation der Belehnungsurkunden oder Lehnsreverse.54 Man hat es ausnahmslos mit sogenannten Lehnsurbaren (terriers féodals) zu tun, in denen die Lehnsmänner entweder mit den zu leistenden monetären Abgaben oder den von ihnen zu stellenden personellen Aufgeboten in Bezug auf ihren Landbesitz (carrucata) verzeichnet werden. Zur Unschärfe trägt bei, dass es vor der Herrschaftszeit Eduards I. keine spezifischen kodikalen Lehnsurbare gab. Die unter Heinrich III. in den 1230er-Jahren begonnenen Kartulare des Exchequer (Red und Small Black Books) enthalten zu großen Teilen lehnsrechtliches Material.55 Solche Kartulare gemischten Inhalts, mit zahlreichen lehnsrechtlichen Urkunden und Miniaturen finden sich bereits Ende des 12. Jahrhunderts unter Alfons II. (reg. 1163–1196) in der Verwaltung Aragons oder auch im römisch-deutschen Reich mit dem Codex Falkensteinensis.56 In England stieg die Bedeutung dieser frühen gemischten Kartulare als Lehnsverzeichnisse unter Eduard I. stark an.57 Der König benötigte aufgrund seiner militärischen Unternehmungen in Wales, auf dem Kontinent und in Schottland dringend Krieger oder ersatzweise Heergelder zum Unterhalt seiner Truppen.58 Darum legte das Schatzamt zusätzlich zum Roten und Kleinen Schwarzen Buch spezielle Lehnsbücher an. An erster Stelle steht das zweibändige große Lehnsurbar (Liber feodorum, Testa de Nevill).59 Es verzeichnet Erhebungen des Lehnsbesitzes der Jahre 1198 bis 1293 und diente dem Schatzamt als Referenzwerk für seine tägliche Arbeit, wie bereits eine zeitgenössische Notiz verrät.60 Wann genau dieses umfassende Lehnsbuch angelegt wurde, ist nicht klar. Bisher folgte die Forschung Sir Henry Maxwell-Lytes (1848–1940) Nachweis eines Zahlungsauftrags, der ins Jahr 1302 datiert.61 Ein älterer

53 CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 478, S. 116. 54 Siehe für die problembehaftete definitorische Engführung bes. in der deutschsprachigen Forschung: VOGTHERR, Art. Lehenbuch, Sp. 713. 55 In der dreibändigen Edition Halls nehmen die lehnsrechtlichen Teile etwa 450 Seiten von insgesamt knapp 1 100 Seiten ein (Red Book, hrsg. v. HALL). 56 Ediert in: Liber Feudorum Maior, hrsg. v. ROSELL; Codex Falkensteinensis, hrsg. v. NOICHL. 57 HALL, Preface, S. vi f. 58 PRESTWICH, War, Politics and Finance, S. 41–113. 59 TNA Kew, E 164/5; E 164/6, beide ediert in: Liber feodorum, hrsg. v. MAXWELL-LYTE. Siehe dazu SCARGILL-BIRD, Guide, S. 130 f. 60 MAXWELL-LYTE, Preface, S. xx: Memorandum quod iste liber compositus fuit et compilatus de diversis inquistitionibus ex officio captis tempore Regis Edwardi filii Regis Henrici, et sic contenta in eodem libro pro evidenciis habentur hic in Scaccario et non pro recordo. Siehe dazu CLANCHY, Memory S. 105. 61 MAXWELL-LYTE, Preface, S. vii f.

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Rechnungseintrag zeigt nun jedoch, dass bereits Anfang August 1299 Geld für die Anlage von Lehnsbüchern floss.62 Unabhängig von der genauen Datierung erfüllten die beiden großen Lehnsbücher stärker als Rollen einen repräsentativen Zweck. Hierfür sind die dekorativen Hülleneinbände mit Holzdeckel ein eindrucksvolles materielles Zeugnis. Der Holzdeckeleinband des ersten Bandes, bezogen mit rotem Kalbsleder, ist mit einer zweiten Ziegenlederhülle umschlossen, die durch Seide mit dem unteren Kalbslederbezug verbunden ist. Versehen ist der Einband zusätzlich mit dekorativen Messingschließen.63 Auch der zweite Einband besteht aus einem mit braunem Kalbsleder bezogenen Holzdeckel, der zusätzlich von einer weißen Kalbslederhülle umschlossen sowie mit Messingschließen und Lederbändern versehen ist.64 Neben diesem zweibändigen Referenzwerk, das den gesamten Lehnsbesitz des Königs umfasste, gab es ein heute verlorenes Lehnsbuch der Vasallen Eduards I. in Aquitanien.65 Aus dem 14. Jahrhundert sind englische Lehnsbücher aus Aquitanien überliefert, die unter Eduard III. (reg. 1327–1377) angelegt wurden und in dem verlorenen Exemplar Eduards I. ihren Vorläufer hatten.66 Überdies hat sich in der Überlieferung der königlichen Kanzlei Eduards I. ein Fragment eines Kopialbuches erhalten, das Lehnsverpflichtungen von Vasallen in der Gascogne, genauer in der Provinz Agenais festhält.67 Dieses Fragment deckt sich inhaltlich wiederum mit einem außerhalb der königlichen Verwaltung angelegten Lehnskopialbuch. Dieses einzige vollständig erhaltene Exemplar aus dem 13. Jahrhundert wurde zwischen 1283 und 1286 in der Provinz Agenais angefertigt.68 Die speziellen Lehnsbücher für Aquitanien zeigen eindrücklich die zwar nicht gänzlich von England losgelöste, doch zumindest weitgehend selbstständige kontinentale Verwaltung des englischen Königs. Das Schatzamt legte auch wesentlich weniger repräsentative und weniger umfangreiche Lehnsurbare an. Ein Beispiel für ein solches nicht auf das gesamte Königreich ausgerichtetes Verzeichnis ist das Lehnsurbar über Lehnszahlungen der Herrschaft Richmond (Gft. Yorkshire), welches zwischen 1279 und 1282 angelegt wurde.69 Richmond war eine der wichtigsten Baronien unter den anglonormannischen Königen und hatte, da sie in der Hand des Herzogs der Bretagne lag, auch unter Eduard I. herausragende politische Bedeutung. Der Lehnsbesitz war über den gesamten Norden sowie das Mittelland des englischen Königreichs verstreut. Bei den einzelnen

62 E 405/1/13, mem. 2b : [Eintrag für den 04.08.1299:] Williamo de Cossehale exitus XXIX £ VIII s. IIII d. scribenti librum feodorum in scaccario, I m. super labore suo, ut patet in pelle. 63 TNA Kew, E 166/3/1. 64 TNA Kew, E 166/1/1. 65 CUTTINO, Archives, S. 317, 320. 66 Ediert in: Livre des hommages, hrsg. v. TRABUT-CUSSAC. 67 TNA Kew, C 47/25/1/21. 68 BodlL Oxford, Ms. Bodl. 917; ediert in: Livre d’Agenais, hrsg. v. CUTTINO. Siehe dazu TRABUT-CUSSAC, Livre d’Agenais. 69 TNA Kew, E 36/69.

48  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

Lehen handelte es sich um sogenannte knight’s fees (feodum militum).70 Das waren Landeinheiten, die groß genug sein mussten, um einen Ritter so zu versorgen, dass er seinen Heerfahrtpflichten nachkommen konnte. Geordnet wurden die Lehen geographisch nach den Grafschaften: Nottingham, Lincoln, Hertford, Sussex, York und Canterbury. Mit einem solchen räumlich begrenzten Lehnsurbar war es dem Exchequer möglich, für jeden Lehnsmann eine dessen Besitz entsprechende Steuer aufzustellen und dessen Abgaben mit den Vorgaben im Lehnsurbar zu überprüfen. Zur besseren Überblicksgewinnung wurden die (Grafschafts-)Überschriften als mittig eingerückte Seitentitel in der Kopfzeile dargestellt.71 Seltener wurden im Text auch neue Abschnitte in Auszeichnungsschrift eingefügt.72 In der Regel erschloss der Schreiber die Textblockeinträge in den Marginalien durch Postentitel oder durch die Nennung der Anzahl der verzeichneten Lehen. Jedem Lehnseintrag wurde eine zu leistende Zahlung zugeschrieben, die mittig beziehungsweise an den rechten Rand des Schriftspiegels gerückt dargestellt wurde.73 Abschnittssummen erhöhten den Überblick über die einzelnen Lehen und ihre zu leistenden Abgaben.74 Die Gliederung der Lehnsverzeichnisse nach Graf- und Hundertschaften war eine etablierte Praxis des Exchequer. Sie spiegelt im Wesentlichen den Entstehungsprozess der Bücher wider. Die kodikalen Lehnsverzeichnisse, wie das große Lehnsurbar Eduards I. (Testa de Nevill), basierten auf Voraufzeichnungen in Rollenform.75 Diese wurden von den lokalen Untersuchungskommissionen zur Aufzeichnung des Lehnsbesitzes in den Hundertschaften genutzt. Hier ist erneut jene Praxis zu beobachten, die auch bei den Urbaren der englischen Finanzverwaltung zur Anwendung kam: Lokale Funktionsträger griffen für die Erfassung der räumlich begrenzten Verwaltungseinheiten auf Rollen zurück, welche dann in der zentralen Verwaltung strukturiert, ergänzt und zur langfristigen Nutzung und Speicherung in Kodizes übertragen wurden. Sobald die Informationen aus den Schriftrollen in das Lehnsur-

70 REYNOLDS, Fiefs, S. 342–373. 71 TNA Kew, E 36/69, fol. 8r: Comitates Lyncoln’ et Hertford’. 72 Ebd., fol. 8v: Extenta manorum de Cronhurst et Ffykesham facta coram Johanne de Wanton’, Adam de Wynton’, Drogone de Fere et Johanne de Croxlesh’ die lune proxima ante festum apostolorum Phillipi et Jacobi, apud Lincoln’ anno regni regis Edwardi octavo, per sacrum Henrici le Taillo’ etc., qui dicunt quod etc. 73 Ebd., fol. 5v: I feodum: Lucia de Chaucy tenet de eodem honore in Swynhep’ de predicto comitate per homagium et scutagium unum feodum militum, quod valet per annum, ut in dominiis et omnibus aliis exitis, ut predictum est CX s. VIII d. Summa CX s. VIII d. 74 Ebd., fol. 9v: Summa totalis de Bassyngburn’ cum feodo militum IIIIXXV £ XII s. II d., fol. 10r: Summa totius XXXII £ XVIII d.; fol. 12v: Summa summarum totius extente de Swapham cum feodo militum C £ XII d. ob. qu. 75 MAXWELL-LYTE, Preface, S. xv: sicut continetur in rotulo Teste de Nevill’ sub titulo Hundredi de Dummawe.

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bar übertragen worden waren, versah der Schreiber die Rollen mit einem Vermerk (in libro).76 Trotz der abermals hohen Diversität in der Darstellung des textuellen Inhalts bei den vielen Rollen unterscheidet sich das grundsätzliche Layout der Rollen kaum von jenem der Bücher. In beiden Fällen sind die Texte absatz- und überschriftengegliedert, wobei die Überschriften in Auszeichnungsschrift gehalten sein können. Lehnsrechtliche Aufzeichnungen in Rollenform finden sich nicht allein bei der Aufnahme des lokalen Lehnsbesitzes. Unter Heinrich III. wurde mit der Anlage der Inquisitions-post-mortem-Prozesse begonnen. Dabei handelte es sich um besitzrechtliche Befragungen einer lokalen königlichen Untersuchungskommission, welche nach dem Mannfall initiiert wurden. Neben der Evaluierung des (Lehns-)Besitzes sowie der Rechte des verstorbenen Vasallen sollten sie den Anspruch möglicher Erben überprüfen. Diese Untersuchung war besonders bei Amortisationen gebräuchlich, bei denen der Besitz an eine geistliche Institution überging. Beschied die Untersuchungskommission positiv, konnte die geistliche Institution die Besitzungen gegen eine Gebühr (finis) halten.77 Die Befragungen wurden in der Regel in Form von Urkunden auf Einzelblättern ausgeführt, welche im Protokoll mit der Anführung des Ortes einsetzten.78 In den Bereich des Lehnswesens fällt auch das Schildgeld (scutagium) – eine Form des Heergeldes, das den Lehnsmann durch die Zahlung einer bestimmten Summe von seiner Heerfahrtpflicht befreite.79 Aus dem frühen 13. Jahrhundert sind die ersten Schildgeldrollen (scutage rolls) überliefert.80 Sie wurden über das gesamte Spätmittelalter hinweg geführt.81 Als letzte Gruppe lehnsrechtlicher Rollenaufzeichnungen sind die ebenfalls seit den ersten Jahren des 13. Jahrhunderts überlieferten Heerfahrtrollen (rolls of summons) zu erwähnen. Diese verzeichneten für einen bestimmten Heereszug jene Landbesitzer und Vasallen des Königs, welche entweder militärische Heerfahrt leisteten oder entsprechend ihrer Besitzungen Heergeld zahlten. In ihrem Inhalt ähneln sie den Schildgeldrollen, wobei die Heerfahrtrollen noch stärker anlassgebunden waren. Die Heerfahrtaufzeichnungen hatten – wie die Schildgeldrollen – durchgängig die Form von Rollen, die den textuellen Inhalt listenförmig in ein oder mehreren Spalten nach der Herkunft (Grafschaft) der Heerfahrtpflichtigen geordnet präsentierten.82

76 TNA Kew, E 198/2/29, rot. 2d. 77 CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 482a, S. 117. 78 HICKS (Hrsg.), Inquisitions. 79 SMITH, Servicium Debitum. 80 Beispielsweise: TNA Kew, C 72/4, Nr. 3. 81 TNA Kew, C 72/9; teilregestiert in: Calendar of Various Chancery Rolls, bearb. v. MAXWELL-LYTE, S. 363–376; TNA Kew, C 72/11; teilregestiert in: ebd., S. 384–392. 82 VINCENT, Roll of Knights, S. 96 f. (Heerfahrtrolle, 1213).

50  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

Der Blick auf die Verschriftlichung des Lehnswesens im 13. Jahrhundert verdeutlicht, dass auch Lehnsverzeichnisse nicht auf eine Form limitiert waren. Wie zuvor beim urbarialen Schriftgut fanden beide Aufzeichnungsformen Eingang in die administrativen Schriftlichkeitspraktiken und wie zuvor bei den Urbaren kann auch bei den Lehnsverzeichnissen ein genetisches Verhältnis zwischen Rollen und Kodizes ausgemacht werden: Schriftrollen fanden sich in den Händen lokaler Amtsträger, während Kodizes unter Zuhilfenahme dieser lokalen Rollen in der zentralen Verwaltung erstellt wurden. Damit diente die Buchform der Zusammenstellung großer Textmengen. Unter Eduard I. weitete sich das Spektrum des Kodexgebrauchs aus, sodass Lehnsbücher von nun an nicht mehr nur für das gesamte Königreich, sondern darüber hinaus auch für kleinere lokale Verwaltungseinheiten herangezogen wurden. Die Gemeinsamkeiten zwischen urbarialem und lehnsrechtlichem Schriftgut verdeutlichen die Verschränkung dieser Felder königlicher Herrschaft und Verwaltung im spätmittelalterlichen England. Es ist abermals wichtig zu betonen, dass die englische Überlieferung in einer europäischen Entwicklungslinie steht. Erste spezifische Lehnsbücher wurden in den Verwaltungen Nordwesteuropas seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert angelegt, wobei die große Überlieferungswelle erst mit dem 14. Jahrhundert einsetzt. Auch die Form der Rolle war für Lehnsverzeichnisse außerhalb Englands nicht unbekannt. So finden sich sowohl in Frankreich als auch in den Niederen Landen, aber vereinzelt auch im römisch-deutschen Reich Beispiele für Lehnsrollen aus dem 13. und 14. Jahrhundert.83 In England begann die königliche Verwaltung bereits im 12. Jahrhundert mit der Verschriftlichung des Lehnswesens auf lokaler Ebene. Seit dem frühen 13. Jahrhundert haben sich erste Schriftrollen erhalten. Unter Heinrich III. ging die Verwaltung einen Schritt weiter und übertrug diese rollenförmigen Erhebungen in gemischte Kartulare. Schließlich war es die Finanzverwaltung Eduards I. am Ende des 13. Jahrhunderts, die den königlichen Lehnsbesitz und die Lehnsmänner in speziellen Lehnsbüchern festhielt. Dabei reichte das Spektrum von repräsentativen Gesamtkompilationen (Testa de Nevill) bis hin zu Kodizes mit einem räumlich beschränkten Erfassungsgebiet (Gft. Richmond). Damit ordnet sich der Befund für die englische Verwaltung am Anfang einer europäischen Aufzeichnungswelle kodikaler Lehnsverzeichnisse ein, die im 14. Jahrhundert einen ersten Höhepunkt erreichen sollte.

3 Kopiare Der Begriff Kopiar wird als Sammelbegriff für eine Vielzahl kopialer Aufzeichnungsformen verstanden.84 Unter diese fallen zum Beispiel Kartulare, Kopialbücher, Regis83 MÜLLER, Lehnsrodel; REMY, Mouvance féodale; NIEUS, Formes, bes. S. 156–163. 84 CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 73, S. 35.

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ter oder Traditionsbücher. Für die folgende Untersuchung muss zwischen Registern und Kartularen unterschieden werden. Bei einem Kartular handelt es sich um eine kopiale Zusammenstellung von Dokumenten, die im Unterschied zum Register nicht regelmäßig (seriell) geführt wird und vornehmlich eingehende Schriftstücke enthält .85 Im Urkundenwesen der englischen Könige kam es im Laufe des 13. Jahrhunderts zu tiefgreifenden Veränderungen. Ihren Ausgangspunkt nahmen sie mit der Führung systematischer Register unter Johann Ohneland und führten über die ersten Kartulare unter Heinrich III. schließlich zu einer quantitativen wie qualitativen Ausweitung des Kodexgebrauchs für kopiale Aufzeichnungen unter Eduard I. Diese Entwicklung ist eng mit dem Phänomen der sogenannten ‚Kartularisation‘ (cartularisation) verzahnt.86 Bei ihr handelt es sich um die zunehmende herrschafts-, rechtsund memorialsichernde kopiale Verschriftlichung von Texten, wobei besonders die französische Forschung mit ihr auch eine stärkere rechtliche Durchdringung der Gesellschaft in Verbindung bringt.87 Bei Kartularen und Registern denkt man zumeist an die Kanzlei, also jene Institution der Verwaltung, in der ein Großteil der Schreiben und Urkunden des Herrschers ausgestellt wurde. Doch in der königlichen Verwaltung Englands war die Finanzverwaltung der Motor der kopialen Urkundenverschriftlichung. Sie gab im 12. Jahrhundert den Anstoß für die Anlage serieller Register in der Kanzlei und trieb im 13. Jahrhundert die Kartularisation voran. Königliche Kartulare des 13. und frühen 14. Jahrhunderts stammen ausnahmslos aus dem Kontext der Finanzverwaltung. Dies belegt nicht allein deren bedeutende Stellung innerhalb der königlichen Verwaltung, sondern zeigt darüber hinaus, dass die Charakterisierung des Schatzamts oder der Garderobe als Finanzverwaltung zu kurz greift. Ihr Aufgabenspektrum umfasste wesentlich mehr als die Administration der königlichen Finanzen. In letzter Instanz waren Exchequer und Garderobe wie die Kanzlei Schreibbüros des Königs. In dieser Funktion legten sie im 13. Jahrhundert mehrere Kartulare und sogar serielle Register an, die im Folgenden näher betrachtet werden.

3.1 Kartulare Die Kartularisation in den weltlichen Verwaltungen des 13. Jahrhunderts ist ein Phänomen, welches sowohl in England als auch auf dem Kontinent nachzuweisen ist. Aus der ersten Hälfte des Jahrhunderts sind Kartulare beispielsweise aus Navarra überliefert.88 Dort wurde das erste Kartular wohl 1238/39 unter Theobald I.

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Ebd., Nr. 74, S. 35 f., Nr. 94, S. 39. CHASTANG, Cartulaires. JOHANEK, Funktion; MORELLE, Chartes; ders., Usages. Ediert in: Primer cartulario, hrsg. v. BEROIZ LAZCANO et al.

52  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

(reg. 1234–1253) begonnen und in der Mitte des 13. Jahrhunderts zu Ende geführt.89 Bereits vor 1200 legte die Verwaltung unter Alfons II. (reg. 1164–1196) in Aragón ein Kartular gemischten Inhalts an, das jedoch hauptsächlich lehnsrechtliche Urkunden beinhaltet.90 In der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts begannen auch die fürstlichen Verwaltungen der Niederen Lande damit, Kartulare anzufertigen.91 Die Überlieferung der englischen Krone passt in diese Entwicklungslinie. Im Schatzamt Heinrichs III. wurden ab den 1230er-Jahren das bereits mehrfach erwähnte Red Book sowie das Small Black Book angelegt. Diese Kopialbücher gemischten Inhalts enthalten nicht allein urkundliches Material, sondern darüber hinaus auch Abrechnungen, administrative Metatexte oder Verzeichnisse des königlichen Lehnsbesitzes. Bei den genannten Stücken aus England handelt es sich um eigene Verwaltungsaufzeichnungen und nicht um Kopien eingehender Dokumente. Der Unterschied zwischen den Kopialbüchern Heinrichs III. und Eduards I. liegt in der anlassunabhängigen Anlage der Kodizes und in der andauernden Erweiterung der Inhalte bis ins 17. Jahrhundert. Die Ergänzungen begannen bereits unter Eduard I. und umfassen vor allem Texte, welche für den Geschäftsgang des Exchequer von Relevanz waren. In ihrer Ausstattung entsprachen die beiden ersten Kopialbücher des Schatzamts in keiner Weise den sonst üblichen Praktiken der königlichen Kanzlei. Die Kodizes hoben sich von der relativ schlichten Natur der Rollenkopiare ab. Sie weisen durchgängig Rubrizierungen sowie vereinzelte Miniaturen und Zeichnungen auf. Insofern kam dem Red Book und dem Small Black Book neben ihrer Funktion als Arbeitsbehelfe der Verwaltung die Aufgabe zu, das institutionelle Wissen über das Schatzamt, seine Befugnisse und Arbeitsabläufe handbuchartig für zukünftige Generationen festzuschreiben. Dies erklärt nicht zuletzt auch die kontinuierliche Fortführung der Kartulare bis in die frühe Neuzeit hinein. Anders als unter Heinrich III. entstanden in der Finanzverwaltung Eduards I. anlassspezifische Kopialbücher. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Kartular Edmunds, Earl von Cornwall (reg. 1272–1300).92 Der Tod des Earls im Jahr 1300 gab den Ausschlag für die Anlage eines Kopialbuches. Die Grafschaft fiel als königliches Lehen zurück an die Krone, da Edmunds Ehe mit Maud de Clare (gest. 1326) kinderlos geblieben war. Escheatoren, die für die Rückführung und Verwaltung von (Kron-)Besitz zuständig waren, für das es keine direkten Erben gab, nahmen im Namen des Königs den Besitz des Fürsten auf.93 Dabei spielten die besitzrechtlichen Dokumente aus dem Archiv Edmunds eine zentrale Rolle. Alle Schreiben und Urkunden, welche die Escheatoren im Archiv vorfanden, wurden in einem Kodex vereint, um einen 89 RAMÍREZ VAQUERO, Propuesta. 90 Siehe hierzu Kap. III.2, Anm. 56. 91 BRUWIER, Étude; DELMAIRE, Cartulaires; ders., Premier cartulaire; VAN CAMP, Oorkonden, S. 161–168; STUCKENS, Hommes de l’écrit, S. 49–85. 92 TNA Kew, E 36/57. Siehe dazu Medieval Cartularies, bearb. v. DAVIS, S. 255. 93 JEWELL, Local Administration, S. 99–102.

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Überblick über den Besitz des mächtigen Grafen zu gewinnen, gleichzeitig aber auch um zukünftig als Gedächtnis und Nachschlagewerk der königlichen Verwaltung zu fungieren. Mit dem Kartular Edmunds konnte das Schatzamt mögliche Besitzansprüche überprüfen und rechtlich absichern.94 Die größte Ordnungsleistung der Finanzverwaltung wurde etwa zur selben Zeit wie das Kartular Edmunds von Cornwall vollbracht. Innerhalb weniger Jahre legten die Schreiber des Schatzamts und der Garderobe zwei überaus umfangreiche Kopialbücher über die auswärtigen Beziehungen der englischen Könige an (Abb. 7).95 Der sogenannte Liber A umfasst urkundliches Material zu unterschiedlichen Herrschaftsträgern und diversen Regionen Europas, während der Liber B hauptsächlich Material zu den anglofranzösischen Beziehungen enthält.96 Beide Kodizes wurden in den letzten 25 Jahren der Herrschaft Eduards I. angefertigt. Die wechselvollen politischen Umstände dieser Zeit müssen den Anlass für die Entstehung der beiden Bücher gegeben haben. Für den zwischen 1292 und 1305 angelegten Liber B war der anglofranzösische Konflikt ausschlaggebend, der sich in den 1290er-Jahren an der Gascogne entzündete.97 Eduard I. wollte mithilfe des Kartulars seinen Anspruch auf das Herzogtum schriftlich untermauern. Die anhaltenden Spannungen zwischen England und Frankreich fanden in den Jahren 1318/19 unter Eduard II. ihren Niederschlag in einem weiteren Kopialbuch einschlägiger Stücke für die englische Herrschaftslegitimation in der Gascogne.98 Etwas anders verhält es sich mit dem zwischen 1282 und 1292 erstellten Liber A. Der räumliche Bezug des Inhalts ist nicht so stark beschränkt wie jener im Liber B. Die Dokumente des Liber A bilden im Wesentlichen die diplomatischen Verbindungen des englischen Königs mit europäischen Herrschern ab. Daneben liegt ein Schwerpunkt auf Urkundenkopien mit Bezug zu Wales, Schottland und Irland. Auch dieses Kopialbuch hatte die Funktion der schriftlichen Herrschaftssicherung, nun jedoch über die vormals eroberten (Wales und Irland) beziehungsweise zu erobernden Gebiete (Schottland).

94 TNA Kew, E 36/57, fol. 1r: In isto libro continentur omnes cartas, quieta clamantiones, conscriptiones, conv[entiones], ffines super quibus carte et omnes littere conventionis, que fuerunt domino Ed [mundo], quondam comitatis Cornubie, nunc in manibus domini regis existentur, videlicet. 95 CUTTINO, Diplomatic Administration, S. 75 f. 96 Liber A, TNA Kew, E 36/274; walisisches Material ediert in: Littere Wallie, hrsg. v. EDWARDS; Inhaltsverzeichnis des schottischen Materials ediert in: Edward I, hrsg. v. SIMPSON und STONES, Bd. 2, S. 211 f. Siehe dazu STONES, Records, S. 98–101; ders., Appeal, S. 12 f., 17–19, 80–83; INSLEY, Imitation, S. 107; CROOKS, Humpty Dumpty, S. 271–273; RAMSAY, Archive Books, S. 421. – Liber B, TNA Kew, E 36/275; ediert in: JOHNSON, Liber B. Siehe dazu SCARGILL-BIRD, Guide, S. 225 f.; CUTTINO, Diplomatic Administration, S. 73–76; Royal Documents, hrsg. v. CHAPLAIS, S. 50. 97 Siehe zu den Konflikten um die Gascogne: VALE, England, France and the Origins; ders., Angevin Legacy; ders., Antient Enemy, S. 35–58. 98 Ediert in: Gascon Register A, hrsg. v. CUTTINO. Siehe dazu ders., Unidentified Gascon Register; TRABUT-CUSSAC, Cartulaires, S. 66 f., 72–76.

54  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

Beide Bücher dienten darüber hinaus ganz wesentlich dem Erschließen des königlichen Urkundenarchivs. Dies wird anhand der äußerst umfangreichen Inhaltsverzeichnisse ersichtlich.99 In ihnen werden die Schriftstücke zunächst nach den nummerisch geordneten Kisten aufgeführt. Innerhalb der einzelnen Kisten befanden sich wiederum kleinere Behältnisse. Sie wurden nicht nummerisch, sondern durch Bilder, Embleme und Symbole erschlossen. So bewahrte man in dem mit dem Lilienwappen der französischen Herrscher versehenen Behältnis, das wiederum in der Truhe „D“ gelagert wurde, rund 20 Urkunden und Schreiben mit Bezug zum französischen Herrscher auf.100 Und in Kiste „A“ befand sich ein Behältnis mit Unterlagen zum Herzogtum Brabant, welches mit einem von vier hohlen Kugeln begleiteten Tatzenkreuz versehen wurde.101 Die Ordnung erfolgte somit nach Sachbezug (Pertinenz). Beide Kopialbücher erschlossen die zahlreichen unterschiedlichen Behältnisse und Kisten im königlichen Schatz, in denen Schreiben und Urkunden zu auswärtigen Herrschaftsträgern aufbewahrt wurden. Die Kartulare stifteten Ordnung; zugleich waren sie Arbeitshilfen. Denn die Originalurkunden wurden nicht in Regestenform erfasst, sondern ihr Text wurde nahezu vollständig ins Buch kopiert. Zur leichteren Orientierung hoben die Schreiber in beiden Büchern jede neu kopierte Urkunde durch eine Initale oder Initialworte in Auszeichnungsschrift optisch hervor und versahen sie mit einer den Urkundeninhalt erschließenden Marginalnotiz.102 Dadurch musste das Verwaltungspersonal die Originale zukünftig nicht mehr konsultieren, konnte dies jedoch durch die Erschließung und Lokatur gegebenenfalls zügig tun. Ähnliche Ordnungsleistungen mittels Kodizes wurden zur gleichen Zeit auch in anderen Regionen Europas praktiziert. Zu denken wäre hier beispielsweise an das älteste Kopialbuch der Erzbischöfe von Mainz, welches ebenfalls das Urkundenarchiv erschloss.103 Es soll nicht verschwiegen werden, dass ein ähnliches Vorgehen in kleinem Maßstab auch mit Schriftrollen umgesetzt wurde. Ein Beispiel aus dem Kontext der seit dem 12. Jahrhundert überlieferten und unter Eduard I. in der Kanzlei geführten Cartae Antiquae Rolls mag hierfür genügen: Auf einer Membran wurden mehrere Urkunden aus den Regierungszeiten Johanns und Heinrichs III. kopiert, bei welchen es sich inhaltlich in erster Linie um Privilegierungen geistlicher Einrichtungen handelt

99 Siehe hierzu Kap. IV.2.2, S. 124. 100 TNA Kew, E 36/275, fol. 1r: In cofro de D: In isto forcerio, ubi tale signum inveniatur, sunt omnes carte infrascripte, donec inveniatur aliud signum isti dissimile. 101 TNA Kew, E 36/274, fol. 16r: Tractatus matrimonii inter filium ducis Brabantie et aliam regem Anglie. Ista sunt in cofro signato de A. [Marginalnotiz:] In forcerio signato signum superius sunt contenta, qui inferius in hoc libro, donec veritatur aliud signum dissimili isti signum. 102 Ebd., fol. 160v: Littera ejusdem ducis Brabantie omnibus militibus et aliis de ballia Gedonie, quod de cetero in tendant in omnibus Johanni de Brabant et Margarete, uxori ejus: Johan par la grace de Dieu etc. […] L’an del Incarnation etc., ut supra, MCCIIIIXXX etc. 103 ACHT, Ordnung, S. 69–83.

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und – was entscheidend ist – die in einem Bündel zusammengefasst waren, das wiederum mit dem Buchstaben „J“ und einer achtblättrigen Rose versehen worden war.104 Dieses Beispiel aus der Kanzlei zeigt, dass ähnliche Praktiken mit Schriftrollen wie Büchern in den unterschiedlichen Institutionen der königlichen Verwaltung zur Anwendung kamen. In der Kanzlei hielt man dabei an der Form der Schriftrolle fest; nicht zuletzt weil der zu verzeichnende Bestand an Urkunden kleiner war. In England wurden Kopialbücher um 1300 zu Erschließungs- und Sicherungshilfen der herrschaftlichen Urkundenarchive. Liber A und Liber B waren multifunktionale Kartulare, die gleichsam als herrschafts- und rechtssichernde Instrumente, als Kompendien über die auswärtigen Beziehungen des Königs wie auch als Findbücher des Urkundenarchivs der königlichen Finanzverwaltung verwendet wurden. Unter Eduard II. führte man im Jahr 1323 durch den Schatzmeister Walter Stapeldon (Amt 1320/21 und 1322–1325) ein noch größeres Projekt zu Ende: die Aufnahme und Neuorganisation des königlichen Archivs.105 Das Endprodukt war ein Kartular, welches einen inventarischen Gesamtüberblick über das in diversen Kisten in der Schatzkammer aufbewahrte Urkundenmaterial bot.106 Die dabei zugrunde gelegten Erschließungsmethoden entsprachen weitgehend jenen, die bereits für die beiden großen Kopialbücher unter Eduard I. zur Entfaltung kamen. Neben Kodizes wurden auch Schriftrollen für kopiale Urkundenaufzeichnungen verwendet. Die bereits mehrfach erwähnten Cartae Antiquae Rolls wurden auch unter Eduard I. weitergeführt. Auffällig ist bei ihnen nicht nur die fehlende Erschließung, sondern auch die recht uneinheitliche Ausführung. So schwankt nicht allein das Format der einzelnen Membranen stark, sondern auch deren Beschriftung, die teils einseitig, teils beidseitig ausgeführt ist. Auch die Textgestaltung der Urkundenabschriften wurde sehr unterschiedlich gehandhabt.107 Abgesehen von den inhaltlich sehr diversen Cartae Antique Rolls aus der Kanzlei stammt eines der seltenen Beispiele einer unter Eduard I. angelegten Kartularrolle erneut aus dem Kontext der diplomatischen Beziehungen. Der Tod König Alexanders III. von Schottland und seiner Tochter Margarethe von Norwegen (gest. 1290) veranlasste den englischen König dazu, seinen Herrschaftsansprüchen auf das schottische Königreich Geltung zu verleihen.108 In diesem Zusammenhang beauftragte die Garderobe zwei öffentliche Notare mit der Anlage und späteren Vervielfältigung zweier kopialer Rollen (Great Roll of Scotland).

104 TNA Kew, C 52/33, mem. 9: Transcriptum ligule de transcriptis cartarum, ubi ponentur hec littera J [et] hoc signum. 105 BUCK, Politics, S. 167–170; RAMSAY, Archive Books, S. 422. 106 TNA Kew, E 36/268, ediert in: Antient Kalendars, hrsg. v. PALGRAVE, Bd. 1, S. 1–155. 107 TNA Kew, C52/11; C 52/33. 108 PRESTWICH, Edward I, S. 356–375; ders., Maid of Norway; WATSON, Under the Hammer, S. 6–29.

56  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

Es wurden zwei Serien umfangreicher Schriftrollen über den schottischen Thronanspruch Eduards I. angefertigt.109 Eine der beiden Rollenserien legte der Notar John de Caen um 1292/93 an und übergab sie im Jahr 1306 in zwei Ausfertigungen an das Schatzamt in Westminster.110 Die andere Rollenserie, dreifach ausgefertigt, entstand unter dem Notar Andre de Tange. Beide Serien enthalten kopiale Aufzeichnungen der in Berwick-upon-Tweed (Gft. Northumberland) in den Jahren 1291 und 1292 abgehaltenen Gerichtssitzung über die Thronfolgeregelung Schottlands (Great Cause). Außerdem sind auf den Rollen verzeichnet: Listen von schottischen Adeligen, die Eduard I. gehuldigt hatten, Urkundenabschriften sowie chronikale Ausschnitte über die Legitimation des Anspruchs des englischen Königs auf die schottische Krone. Fast alle Kartulare Eduards I. aus den 1290er-Jahren weisen auf einen engen Zusammenhang zwischen kopialer Schriftlichkeit einerseits und Diplomatie andererseits hin. Dies ist kein Zufall: Die Kartulare sind Zeugen eines Wandels in der diplomatischen Praxis, besonders zwischen England und Frankreich, welcher um die Mitte des 13. Jahrhunderts mit dem Vertrag von Paris 1259 einsetzte.111 In seiner Folge kam es zu einem verstärkten diplomatischen Austausch zwischen den beiden Königreichen. Deutlich wird das an den in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts speziell für die diplomatischen Verhandlungen geschaffenen neuen Ämter in der königlichen Verwaltung.112 Eng verbunden mit diesen neuen Ämtern war eine stärkere Normierung des diplomatischen Austausches und dessen breitere Verschriftlichung. Dafür stehen die ab der Mitte des 13. Jahrhunderts überlieferten Blankourkunden plakativ. Der vom König Bevollmächtigte konnte diese bereits untersiegelten Urkunden am Ende der Verhandlungen eigenständig beschreiben.113 Der Handlungsspielraum der Amtsträger wurde im Wesentlichen mittels Schriftlichkeit gewährleistet, denn die Argumentation eines Gesandten basierte nicht mehr allein auf Mündlichkeit. Man baute zuvorderst auf schriftliche Dokumentation, vornehmlich urkundliches Material, welches den Gesandten nur in seltenen Fällen im Original mitgegeben werden konnte. Darum wurden Kopialbücher einschlägiger Dokumente angelegt, die als Verhandlungs- und Argumentationsgrundlage dienen konnten.

109 Ediert in: Edward I, hrsg. v. SIMPSON und STONES, Bd. 2, S. 10–294. Siehe dazu STONES, New Exemplar; ders., Appeal; TAYLOR, Anglo-Scottish Relations. 110 Übergabebestätigung ediert in: Antient Kalendars, hrsg. v. PALGRAVE, Bd. 1, S. 109–112. 111 Siehe zum Vertrag von 1259: SANDERS, Peace of Paris; CHAPLAIS, Treaty of Paris; ders., Traité de Paris. 112 Siehe zu den englischen Gesandtschaften in der zweiten Hälfte des 13. und im ersten Drittel des 14. Jahrhunderts: SALT, List; CUTTINO, Diplomatic Administration; ders., Medieval Diplomacy; QUELLER, Diplomatic Envoys. 113 Blankourkunden des 13. bis 15. Jahrhunderts wurden ediert in: Diplomatic Practice, hrsg. v. CHAPLAIS, Bd. 1, Nr. 114–118, S. 179–183. Siehe dazu DICKINSON, ‚Blanks‘; QUELLER, Diplomatic ‚Blanks‘.

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Das erste Kartular dieser Art wurde 1293 anlässlich von Seeüberfällen vor der Küste Aquitaniens angelegt.114 Die Überfälle waren ein wesentlicher Faktor, der zum Ausbruch des anglofranzösischen Krieges (1294–1298/1303) beitrug. Sie hatten in den diplomatischen Verhandlungen dementsprechend Gewicht. Der Kodex hielt Beschwerdeschreiben aus der Gascogne über Seeraub und Verwüstungen fest: einen anglonormannischen Bericht des Seneschalls von Saintogne, Rostand de Soler, über die Kriegsverwüstungen sowie zwei lateinische Petitionen, einerseits der Seeleute und Händler von Bayonne (Dep. Pyrénées-Atlantiques) sowie anderseits der Cinque Ports (Gft. Essex, Kent, Sussex) über die gegen sie erhobenen Anschuldigung des Seeraubs.115 Der Kodex diente den diplomatischen Unterhändlern im Parlament von Paris als Referenzmedium.116 Die Kopialbücher diplomatischer Natur wurden um 1300 nicht allein als Referenzwerke für die Gesandtschaften geschrieben. Die königlichen Unterhändler legten ferner Kartulare und Protokolle über den Ablauf der Verhandlungen an. Leider erlaubt die Überlieferungslage aus der Zeit Eduards I. keinen tieferen Einblick in diese diplomatische Praxis. Erst für Eduard II. sind die Quellen ergiebiger. Im Kontext des anhaltenden anglofranzösischen Konflikts um die Gascogne haben sich zahlreiche kopiale Aufzeichnungen aus der Feder diplomatischer Unterhändler erhalten. Das Spektrum ist dabei äußerst breit. Es reicht von Handreichungen verschiedener Dokumente aus dem gascognesischen Archiv in Bordeaux für die königliche Verwaltung in England – die meisten Dokumente erwuchsen den Verhandlungen in Montreuil-sur-Mer (Dep. Pas-de-Calais) im Jahr 1306 um die Folgen des anglofranzösischen Krieges –117 über Empfehlungen zur Umgehung der Regelungen des 1259 geschlossenen Vertrags von Paris118 bis hin zu protokollartigen Zusammenstellungen mehrmonatiger diplomatischer Verhandlungen.119 Die Vielfalt kopialen Schriftguts verdeutlicht den Bedeutungszuwachs der schriftgestützten Diplomatie am Vorabend des Hundertjährigen Krieges. Autor zahlreicher diplomatischer Kodizes um 114 TNA Kew, C 47/27/15/1; ediert in: HEEBØLL-HOLM, Ports, S. 258–275. Siehe dazu CUTTINO, Diplomatic Administration, S. 50, 84–88, 98–118. 115 Siehe zur Familie der Soler: TRABUT-CUSSAC, Bordeaux, S. 85 f.; PRESTWICH, Edward I, S. 8, 15 f., 37, 298 f. 116 Diesen Punkt macht auch die bisherige Forschung stark (HEEBØLL-HOLM, Ports, S. 85 f.). 117 TNA Kew, C 47/27/14; ediert in: CUTTINO, A Memorandum Book. Siehe zu den Verhandlungen von Montreuil-sur-Mer: ders., Diplomatic Administration, S. 49–72. Dass das Buch im Exchequer entstand oder zumindest für dessen Zwecke angelegt wurde, geht aus den ersten einleitenden Paragraphen hervor (ders., A Memorandum Book, S. 75: Memorandum quod decimo die Iunij, anno regni regis Edwardi, filij regis Edwardi, decimo, Elias de Ioneston’ liberauit thesaurario et camerariis dicti domini regis apud Westmonasterium per breue de magno sigillo processum per magistrum Philippum Martel et dominum Iohannem de Bauquelle apud Monsterollum inchoatum, ordine infrascripto). 118 TNA Kew, C 47/27/11; ediert in: CUTTINO, Another Memorandum Book. Dass der König im Jahr 1319 plante, den Vertrag zu umgehen, geht aus einem wohl 1319 angefertigten Extrakt des Berichts Elias Johnstones hervor: C 47/27/5/24. 119 TNA Kew, C 47/27/9; C 47/27/10.

58  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

1300 war Elias Johnstone. Er hatte das Amt des Unterhändlers der aquitanischen Angelegenheiten (custos processuum) inne.120 Bei den beiden frühesten Büchern aus der Herrschaftszeit Eduards II., den Protokollen zu den Verhandlungen im Périgueux (Dep. Dordogne), welche im Jahr 1311 auf die bereits erwähnten Gespräche von Montreuil-sur-Mer folgten, handelt es sich streng genommen nicht um Kopiare, da sie kaum kopiale Abschriften enthalten.121 Sie sind eher als Protokollbücher anzusprechen. Da sie jedoch in den Entstehungskontext der zuvor erwähnten Kartulare gehören, seien sie der Vollständigkeit halber aufgeführt. Die Kartulare aus der königlichen Verwaltung Englands weisen keine allzu große Vielfalt der Formen auf. Die Finanzverwaltung forcierte hingegen die Anlage von Kopialbüchern. Rollenförmige Kartulare waren eher die Ausnahme. Dies hängt in erster Linie mit ihrer Funktion zusammen: Kartulare waren zur langfristigen Sicherung der darin enthaltenen Information bei gleichzeitiger Gewährleistung der Nachschlagbarkeit konzipiert.122 Allerdings darf nicht vergessen werden, dass all diese Kopialbücher auf Voraufzeichnungen basierten. Welche Form diese hatten, hängt vom Einzelfall ab. Bei umfangreichen Kopialbüchern wie dem Liber A oder dem Liber B waren dies Schreiben und Urkunden auf Einzelblättern. Bei den protokollartigen Zusammenstellungen der anglofranzösischen Verhandlungen ist ihre Form nicht eindeutig zu bestimmen. Da die Kartulare meist sauber ausgeführt und augenscheinlich in einem Zug geschrieben wurden, basierten sie jedoch in jedem Fall auf Konzepten. Ihr Umfang ist auch um Einiges zu groß, als dass ein einziges Blatt zur Aufzeichnung des gesamten Inhalts genügt hätte. Ob die Schreiber nun jedoch zu Bündeln zusammengefasste Notizzettel oder Rollen als präliminare Aufzeichnungen griffen, bleibt offen – beides ist denkbar. Beispiele aus dem monastischen Kontext, etwa für die Abtei Montecassino (Reg. Latium), zeigen, dass Rotuli bereits im 12. Jahrhundert als Vorakten für spätere buchförmige Kartulare dienen konnten.123 In jedem Fall kann wie bei den Lehnsverzeichnissen und Urbaren abermals ein genetisches Verhältnis zwischen den Formen ermittelt werden, bei dem sich das Buch am Ende der Dokumentationskette einfügte. Und wie zuvor griffen die Schreiber immer dann zum Buch, wenn sie umfangreiche Voraufzeichnungen und Informationen bündeln wollten. Inhaltlich reicht die Bandbreite von Kartularen, welche die Grundlagen und Arbeitsweisen einer Institution festhielten (Red und Small Black Books) über Zusam120 TOUT, Place, S. 190 f.; STUART, Interview, S. 413; CUTTINO, Diplomatic Administration, S. 19–72, 138 f.; ders., Henry of Canterbury, S. 298 f., 301, 303, 306; ders., Historical Revision, S. 472–477; PHILLIPS, Edward II, S. 247 Anm. 60, 356 Anm. 184, 444, 480 Anm. 151. Siehe zu seinem Amt: CUTTINO, Diplomatic Administration, S. 19–48. 121 PRESTWICH, Plantagenet England, S. 302; PHILLIPS, Edward II, S. 208 f., 247, 356 Anm. 184, 455. 122 Siehe hierzu Kap. IV.2.1–3. 123 CHASTANG et al., Registrum Petri Diaconi, bes. S. 115–122.

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menstellungen kleinerer Urkundenarchive (Edmunds von Cornwall) oder Kopialbüchern einzelner diplomatischer Missionen und Verhandlungen bis hin zu groß angelegten Verzeichnissen herrschaftslegitimierender Natur (Liber A und Liber B). Die Kartulare der Finanzverwaltung Eduards I. sind damit wichtige Zeugnisse jener Kartularisationswelle, die Westeuropa ab der Mitte des 13. Jahrhunderts erfasste. Ferner stehen besonders die Exemplare um 1300 für einen veränderten Umgang mit Schrift. Die Anlage von Kartularen war nur ein Schritt, den die Finanzverwaltung Eduards I. ging. Am Ende des 13. Jahrhunderts kam es zudem zur Ausweitung der Registerführung. Diese war noch bis in die Herrschaftszeit Eduards I. ausschließlich auf die königliche Kanzlei beschränkt gewesen, wurde dann jedoch auch von der Garderobe aufgegriffen. Sie wird im folgenden Kapitel näher behandelt.

3.2 Register Die Registerserien der Kanzlei und der Garderobe sind in erster Linie anhand der Beglaubigungsmittel der registrierten Urkunden zu unterscheiden.124 Die Ausfertigungen der registrierten Stücke aus der Kanzlei tragen zumeist das Große Siegel des Königs. Die englischen Könige nutzten ab dem 13. Jahrhundert neben dem Großen Siegel auch ein kleines Privatsiegel. Anders als das Große Siegel wurde es unter Eduard I. nicht in der Kanzlei verwahrt, sondern lag in den Händen der Garderobe. Die Aufsicht über das Siegel hatte der Kontrolleur der Garderobe. Aufgrund eines Brands in Westminster im Jahr 1619 wurde das Archiv des Privatsiegelamts, das im Banqueting House untergebracht war, zerstört.125 Darum stützt sich die Rekonstruktion der Registrierungspraxis vor dem Brand weitgehend auf eine fragmentarische und zudem meist sekundäre Überlieferung. Spätestens seit 1290 führte die Garderobe, vermutlich der Kanzleipraxis folgend, Register in Rollenform der mit dem kleinen Privatsiegel untersiegelten Urkunden.126 Das Kartularinventar des königlichen Archivs aus dem Jahr 1323 verzeichnet mehrere Privatsiegelregister der Garderobe.127 Aus dem Inventar geht hervor, dass spätestens seit dem Herbst des Jahres 1301 monatlich Buchlagen der ausgestellten Privat-

124 Siehe hierzu und zum Folgenden Kap. II.2, S. 32 f. 125 TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 282–313. 126 CHAPLAIS, Privy Seal Drafts; MAXWELL-LYTE, Historical Notes, S. 26; TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 80 f.; RAMSAY, Archive Books, S. 430. 127 Antient Kalendars, hrsg. v. PALGRAVE, Bd. 1, Nr. 84, S. 104: Registra litterarum et eciam transcripta litterarum, tam de Magno Sigillo quam de Privato Sigillo Domini Regis Edwardi filii Regis Henrici in Garderoba ipsius Regis Edwardi per preceptum suum factarum, annis regni sui, videlice. xii, xiii, xiiii, xv, xvi, xvii, xviii, xix, xx, xxi, xxii, xxiii, xxiii. Deficiente xxv, xxvi, xxvii, xxviii, xxix xxx. Deficiente exeptis ii quaternis de mensibus Novembris et Decembris ejusdem anni. Item de annis etx. xxxi, xxxii, xxxiii, xxxiiii et xxxvto; ebenfalls teilediert in: CHAPLAIS, Privy Seal Drafts, S. 270. Siehe hierzu Kap. III.3.1, S. 55.

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siegelschreiben angelegt wurden. Zudem zeigen Rechnungseinträge der Garderobe, dass Teile des eingekauften Pergaments zur Anlage buchförmiger Register genutzt wurden.128 Das Pergament wurde unter anderem zur Anlage von Büchern für Schreiben unter dem Privatsiegel verwendet. Diese Praxis geht auch aus den überlieferten Privatsiegelkopien und -konzepten hervor, die in chronologisch sortierten und monatsweise angeordneten Bündeln archiviert wurden. Diese Kopien und Konzepte wurden auf Buchlagen geschrieben und am Ende des Regierungsjahres zu einem Registerband zusammengefügt. In ihrem Layout unterscheiden sich die Privatsiegelregister der Garderobe kaum von den Rollenserien der Kanzlei.129 Jeder Eintrag wurde mittels eines Absatzzeichens begonnen. Die gängigen Formeln der Urkunde, allen voran die Intitulatio, seltener die Inscriptio des Protokolls sowie die Corroboratio des Eschatokolls, wurden stark verkürzt wiedergegeben.130 Die Schreiber setzten eine Marginalie, welche dem Ausweis des Empfängers diente.131 Für Eduard von Caernarfon, den Sohns Eduards I. und späteren König Eduard II., ist aus seiner Zeit als Prinz von Wales in den Jahren 1304/05 eine Registerrolle der Schreiben unter dem Privatsiegel erhalten, die einen Vergleich mit einem Buchfragment des Registers aus der königlichen Garderobe erlaubt.132 Zwischen den rollenund buchförmigen Registern ist weder im Layout noch in den inneren Merkmalen ein Unterschied festzustellen. Wie bei den Kodizes wurde die Marginalie auch bei den Registerrollen für die Auszeichnung der Empfänger verwendet. Und wie bei den Kodizes wurden Intitulatio und Corroboratio häufig, die Inscriptio hingegen seltener verkürzt wiedergegeben.133 Der einzige Unterschied zwischen den Rollen und den Büchern tritt im Aufbau zutage, da die Buchregister über ihre einzelnen Lagen eine

128 BL London, Add. Ms. 8835, fol. 9v: Pergamenum emptum per vicecomitum Lincoln’: Domino Thome, filio Eustachii, vicecomite Lincoln’, per breve regis sub privato sigillo ad diversa partia et liberatis in garderobam apud Strivelyn, VIII die Augusti, per manus domini Johannis de Langeford’. Idem pargamenum recipientum pro libris garderobe inde faciendis, litteras regis sub privato sigillo et aliis memorandis ejusdem garderobe infrascribendis, registrandis et intrarotulandis VI £ XIIII s. II d.; teilediert in: CHAPLAIS, Privy Seal Drafts, S. 271. 129 BL London, Royal Ms. 13 A XI, fol. 150. Eine Schwarz-Weiß-Abbildung findet sich in: CHAPLAIS, Privy Seal Drafts, Tafel 1. 130 BL London, Royal Ms. 13 A XI, fol. 150r: Roi a Edward, nostre chere fiuz etc., salucz. Come nous eoms entendu, que Danbor en l’eveschée de Cestre et de vostre doneison est, ja voide par la me[…] mestre de la Poele jadis persone de meismes l’eglise. Vous prioms pur[…] fich fuiz a nostre loial et soial Guillani de la Poele, que ceste eglise voil chier sanne en li per acheison de ceste nostre prière. Donnée etc. a North’ l[e] […] jour de Marcz. 131 Ebd.: Edwardo, filio nostro. 132 TNA Kew, E 163/5/2; ediert in: Letter, hrsg. von JOHNSTONE, S. 1: Rotulus litterarum domini Principis Wallie de anno tricesimo tercio. Siehe dazu CHAPLAIS, Privy Seal Drafts, S. 270; HAMILTON, Character. 133 Letter, hrsg. v. JOHNSTONE, S. 160: Edward etc. a Viscountes etc. vt supra, saluz. […] Sub data sub etc. Siehe zu den inneren und äußeren Merkmalen der Rolle: dies., Introduction, S. xxxii–xxxiv.

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stärkere monatsweise Bündelung der Schreiben ermöglichten. Dies konnte mittels der fortlaufenden Registerrollen nicht umgesetzt werden. In ihrem Aufbau und Layout gleichen die Privatsiegelregister der Garderobe beispielsweise auch dem sizilianischen Register Friedrichs II.134 Wie beim englischen Register fanden in Sizilien nur Mandate mit administrativem oder finanziellem Inhalt Eingang in das Buch; und wie in England war das Register des Staufers nach Monaten strukturiert. Mittig eingerückte Monats- und Ortsangaben bilden die Seitentitel des Registers. Dazu wurden die Marginalien zur Angabe des Empfängers oder für Ergänzungen genutzt. Dass dies nicht unbedingt die Norm war, zeigen die Kanzleiregister des französischen Königs. Eine strenge Monatsgruppierung ist ebenso wenig vorhanden wie Seitentitel oder regelmäßige Marginalnotizen.135 Der Grund für den Medienwechsel von der Rolle zum Kodex in der Registerführung der Garderobe ist aller Wahrscheinlichkeit nach der institutionellen Praxis der Buchführung geschuldet.136 Bereits seit den 1270er-Jahren nutzten die Schreiber der Garderobe für ihre Rechnungsführung neben Rollen auch Kodizes. Übernahm man in der Garderobe für die Urkundenregistrierung um 1290 noch die Praxis der Kanzlei, ging man wenige Jahre später auf die in der Rechnungsführung etablierte Form des Kodex über. Der Formenwechsel hatte keine Auswirkungen auf die Präsentation des textuellen Inhalts. Einziger Unterschied war die Ordnung der expedierten Stücke in einzelnen Monatslagen. Die unter Eduard I. etablierten Praktiken der Privatsiegelregistrierung in der Garderobe gingen schließlich im Laufe des 14. Jahrhunderts auf andere Institutionen über. So sind für die Kanzlei des erstgeborenen Sohns Eduards III., Eduards des Schwarzen Prinzen (gest. 1376), insgesamt fünf Registerbände (1346–1348, 1351 und 1365) seiner unter dem Privatsiegel ausgestellten Schreiben überliefert.137 Die Durchsetzung der Buchform ist in noch größerem Ausmaß für die Rechnungen der Garderobe Eduards I. zu beobachten. Sie rückt im nachfolgenden Kapitel in den Fokus der Untersuchung.

4 Rechnungen Unter Rechnungen werden schriftliche Aufzeichnungen über Einnahmen und/oder Ausgaben eines bestimmten Abrechnungszeitraums verstanden.138 Unter Eduard I. kam es im Rechnungswesen zum quantitativ am stärksten ausgeprägten Wandel in 134 Abbildungen des Registers finden sich in: MAZZOLENI, Registrazione, Tafeln 1–12. Siehe zu den sizilianischen Registern: Kap. II.1, S. 18. 135 AN Paris, JJ 42A; JJ 46. 136 Siehe hierzu Kap. III.4. 137 Regestiert in: Register of Edward, bearb. v. DAWES. Siehe dazu SHARP, Administrative Chancery, S. 328 f.; dies., Administrative System, S. 373 f.; RAMSAY, Archive Books, S. 422 f. 138 MERSIOWSKY, Rechnungen, S. 531.

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der administrativen Schriftlichkeit. Für seine Herrschaftszeit sind über 100 Rechnungsbücher überliefert, welche einer noch weitaus größeren Zahl an Rollen gegenüberstehen. Für keine Quellengattung ist in der Finanzverwaltung mehr Material überliefert. Aufgrund der Breite der Überlieferung wird das Eindringen des Kodex in die Rechnungsführung der königlichen Finanzverwaltung im Folgenden detailliert betrachtet und in ihrem europäischen Kontext verortet. In europäischer Perspektive ist die Einführung des Rechnungsbuches in der königlichen Finanzverwaltung Englands im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts kein isoliertes Phänomen. Die Verbreitung des Kodex tritt in einer räumlichen wie auch zeitlichen Abstufung zutage. Die europäische Karte kann dabei grob in einen südlichen und einen nördlichen Raum gegliedert werden. Im südlichen Raum, bestehend aus Italien, der Iberischen Halbinsel sowie Südfrankreich, ist das Rechnungsbuch bereits vor 1250, stellenweise sogar vor 1200 im Gebrauch. Unter den Grafenkönigen von Barcelona-Aragón griffen die lokalen Verwalter zwar in der Regel auf Einzelblätter und seltener auf Schriftrollen zurück, doch bereits gegen Ende des 12. Jahrhunderts lässt sich daneben der Kodex in der Finanzverwaltung Alfons II. belegen.139 Mindestens seit dem Jahr 1186 gab es zentrale Abrechnungsbücher (libri computorum domini regis).140 Aus dem 13. Jahrhundert sind für lokale Funktionsträger der königlichen Verwaltung (häufig ungebundene) Rechnungshefte aus Papier überliefert.141 Im Königreich Navarra wurden Rechnungsbücher nachweislich seit Theobald I. genutzt.142 Das erste im Original überlieferte navarresische Rechnungsregister aus Pergament für die Jahre 1259 und 1266 entstand unter Theobald II.143 Bereits zu Beginn des 13. Jahrhunderts ist aus Italien die erste buchförmige Rechnung Europas überliefert.144 Im Süden Frankreichs treten Rechnungsbücher in den herrschaftlichen Verwaltungen einige Jahrzehnte früher auf als weiter nördlich in den Niederen Landen oder der Île-de-France. Zeugnis dafür sind die Kodizes unterschiedlicher geistlicher und weltlicher Herrschaftsträger in der Provence ab der Mitte des 13. Jahrhunderts.145 Die wohl prominentesten Beispiele stammen aus der Verwaltung von Alphonse de Poitiers (gest. 1271), Bruder König Ludwigs IX. von Frankreich, Graf des Poitou (ab 1241) und Graf von Toulouse (ab 1249). 139 Alle Stücke ediert in: Fiscal Accounts, hrsg. v. BISSON, Bd. 2. 140 Zitiert in: ebd., Bd. 1, S. 100. 141 CINGOLANI und SMITH, 1240–1 Accounts, S. 39–52. 142 GARCÍA ARANCÓN, Introducción, S. ii f. Einige Forschende brachten die anglonormannische Rechnungsführung als Vorbild für die navarresische ins Spiel (PESCADOR MEDRANO und SEGURA URRA, Introducción, S. 9). 143 Ediert in: Archivo General, hrsg. v. GARCÍA ARANCÓN. 144 Ediert in: SANTINI, Frammenti. Siehe dazu CASTELLANI, Frammenti; LEE, Account Book; ders., Bank Ledger Fragments. 145 Gft. Provence, 1249, KÖHLER, Anfänge. – Johanniter in Manosque (Dep. Alpes-de-Haute-Provence), 1259, CARRAZ und BORCHARDT, Pratiques comptables. Es gab aber auch Verwaltungen, in denen Bücher erst um 1300 Einzug in die Rechnungsführung fanden. Dies gilt zum Beispiel für die Grafen von Savoyen-Achaia, ab 1298/1307 (BUFFO, Gérer la diversité).

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Neben mehreren Rechnungsrollen146 sind für die Jahre von 1243 bis 1249 sowie von 1258 bis 1260/61 zwei Rechnungsregister147 erhalten. In diese wurden die Abrechnungen mit den lokalen Amtsträgern übertragen. In der auf dem „Kapetingischen Modell“148 basierenden Finanzverwaltung Alphonse kamen somit ab den 1240er-Jahren sowohl Rollen als auch Kodizes zum Einsatz, so wie dies 50 Jahre später auch in den Verwaltungen im nördlichen Europa zu beobachten ist. Im nördlichen Raum, bestehend aus dem nordalpinen römisch-deutschen Reich, den Niederen Landen, Nordfrankreich sowie eben auch England, fand das Rechnungsbuch erst im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts Einzug in das Rechnungswesen. Im römisch-deutschen Reich begannen die großen Fürstentümer im Süden mit der Rechnungsführung in Buchform, namentlich die Grafen von Tirol ab 1280149 und die Herzöge von Bayern ab 1291/94150. Weitere kodikale Zeugnisse stammen erst aus dem 14. Jahrhundert.151 Soweit nachweisbar, nutzten die meisten Verwaltungen im römisch-deutschen Reich um 1300 weiterhin die Schriftrolle als Hauptform der Rechnungsführung.152 An erster Stelle wäre hier das Königtum selbst zu nennen. Für Kaiser Heinrich VII. (reg. 1308–1313) sind mehrere Rechnungsrollen überliefert.153 Auch in Tirol kamen Rollen zum Einsatz. Die erste überlieferte Einzelrechnung von 1280 liegt in Rollenform vor. Erst später ging man zur Buchform über.154 In der Finanzverwaltung des französischen Königs sind erstmals unter Philipp IV. (reg. 1285–1314) Rechnungsbücher aus der Schatzkammer (Trésor) zu finden.155 Sie stehen neben einer ganzen Reihe anderer Aufzeichnungsformen wie etwa Schriftrollen oder Kerbhölzer.156 Aus Flandern ist ein frühes Rechnungsbuch (1270–1275) überliefert, das in mehrerlei Hinsicht einen Sonderfall darstellt.157 Es handelt sich bei diesem isolierten Stück um das erste Papierdokument der Niederen Lande. Bis zum Beginn des 146 Siehe zum Rechnungswesen unter Alphonse de Poitiers: CHENARD, L’administration, S. 328–437. 147 Ediert in: BARDONNET, Comptes d’Alphonse de Poitiers; ders., Comptes et enquêtes d’Alphonse. 148 Siehe dazu CHENARD, L’administration, S. 335–349; ders., Comptabilité capétienne. 149 Ediert in: Tiroler Rechnungsbücher, hrsg. v. HAIDACHER. Siehe dazu RIEDMANN, Rechnungsbücher; MERSIOWSKY, Anfänge, S. 73 f., 114–116. 150 Ediert in: OEFELE, Rechnungsbuch. Siehe dazu MERSIOWSKY, Anfänge, S. 72, 83 f., 86 f., 91 Anm. 239. 151 Ebd., S. 94–112. 152 MERSIOWSKY, Frühe Rotuli. 153 MERSIOWSKY, Rechnungen Heinrichs VII.; ders., Römisches Königtum; ders., Finanzwesen. 154 MERSIOWSKY, Anfänge, S. 84 Anm. 212. 155 Rechnungsbuch der Templer, 1295/96, ediert in: DELISLE, Mémoire, S. 162–210. Siehe dazu ebd., S. 73–86; BORRELLI DE SERRES, Recherches, Bd. 2, S. 104–107. – Rechnungsbuch der Louvre-Schatzkammer, 1298–1301, ediert in: Journaux du Trésor, hrsg. v. VIARD. Siehe dazu BORRELLI DE SERRES, Recherches, Bd. 2, S. 108–135; VIARD, Introduction, S. i–lxii; LALOU, Itinéraire, Bd. 1, S. 36. 156 Kerbhölzer ediert in: Comptes sur tablettes, hrsg. v. LALOU. – Rechnungsrollen ediert in: Comptes royaux, hrsg. v. FAWTIER. 157 Ediert in: Memorial, hrsg. v. BUNTINX. Siehe dazu BAUTIER et al., Sources, Bd. 1/2, S. 57 f.; ARNOULD, Moulins à papier, S. 268 f.; VAN WEGENS, Paper Consumption.

64  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

14. Jahrhunderts beschränkte sich die flandrische Rechnungsführung ansonsten auf Rollen.158 Die Sonderstellung dieses ersten Rechnungsbuches ergibt sich aus dem Entstehungskontext. Der Kodex wurde während des Achten Kreuzzugs (1270) auf Papier ‚iberischer‘ Provenienz für Graf Guido I. von Flandern (reg. in Flandern 1253– 1305) angelegt.159 Der frühe Papiergebrauch ist auch in der Haushaltsverwaltung (Hôtel du prince) der Grafen von Hennegau zu greifen. Unter Johann II. von Avesnes (reg. im Hennegau 1280–1304, in Holland 1299–1304) ist ein erstes papiernes Rechnungsregister für die Jahre von 1295 bis 1304 überliefert.160 Wie in Flandern nutzten die Schreiber im Hennegau um 1300 jedoch weiterhin die Rolle als Hauptmedium der Rechnungsführung.161 Erst in den 1330er-Jahre setzte sich der Kodex auch in der Kammer Wilhelms I. des Guten für die zentralen Abrechnungen und in städtischen Verwaltungen wie jener von Mons (Reg. Wallonien) durch.162 Früher und detaillierter als in den Verwaltungen des französischen Königs oder der hennegauischen Grafen kann der Übergang von der Rolle zum Kodex anhand der Rechnungsüberlieferung der Grafen von Artois nachvollzogen werden. Die finalen Jahresabrechnungen der gräflichen Kammer wurden nachweislich seit 1283 auf Rollen ausgeführt.163 Mindestens seit den frühen 1290er-Jahren scheint man in der Kammer dazu übergegangen zu sein, die Jahresendabrechnungen der Baillies in buchförmigen Registern zu notieren.164 Das erste im Original überlieferte Exemplar dieser neuen Aufzeichnungsform datiert auf das Jahr 1302. Von diesem ersten Rech-

158 Chambres des comptes, bearb. v. NELIS; Inventaire, bearb. v. ders. 159 Autor des Rechnungsbuches war Jean Makiel, Schreiber und Einnehmer Guidos I. Siehe zu seiner Person und seinem Wirken: VALE, Princely Court, S. 115 f.; STUCKENS, Hommes de l’écrit, S. 255–299. 160 AD Nord, B 3268; teilediert in: Rekeningen der graven, hrsg. v. SMIT, Bd. 1, S. 4–29; katalogisiert in: BAUTIER et al., Sources, Bd. 1/2, S. 539 f. Siehe dazu SIVÉRY, L’évolution, S. 144–161; MERSIOWSKY, Anfänge, S. 53 f.; VAN CAMP, Oorkonden, S. 174 f. 161 AD Nord, B 450; katalogisiert in: BAUTIER et al., Sources, Bd. 1/2, S. 563. – AD Nord, B 19970; katalogisiert in: ebd., S. 623. Siehe zu den hennegauischen Rechnungsrollen allgemein: SIVÉRY, L’évolution, S. 135–144. 162 Siehe zu diesem Wandel im Hennegau bes.: SIVÉRY, L’évolution; ders., Progrès; RUFFINI-RONZANI, Comptes en rouleau; VAN CAMP, Rotulus. 163 Davon zeugt ein letztes, aus einer Membran bestehendes Fragment zu Himmelfahrt 1283, das am Ende der Membran Spuren einer Naht aufweist: AD Nord, B 13595; katalogisiert in: BAUTIER et al., Sources, Bd. 1/2, S. 249. 164 Darüber gibt eine extrahierende Abschrift des frühen 15. Jahrhunderts Aufschluss: AD Nord, B 16735, Nr. 1: Extrait d’ung groos livre en parchemin, en forme de compte reposant et estrant en la Chambre des Chartes d’Artoys. En premier feuillet duquel livre est escript ce que script: C’est li contes de la baillie d’Artois, fait par monseigneur Symon de Mauregart, chevalier, et Renaut Roignet de Barlete, chevalier, garde et maistre, et gouverneur de toutte la terre de tres noble conte d’Artois en l’an de grace mil deus cens IIIIXX et onze du terme de la Toussaint, katalogisiert in: BAUTIER et al., Sources, Bd. 1/2, S. 346.

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nungsbuch ist lediglich ein Blatt für Lens (Dep. Pas-de-Calais) erhalten.165 Das erste vollständig erhaltene Rechnungsbuch der Kammer liegt für die Jahre 1303/04 vor.166 Auf lokaler Verwaltungsebene wurden bis weit ins 14. Jahrhundert hinein weiterhin Rollen verwendet.167 Die europäische Umschau der frühen Einführung von Rechnungsbüchern im 12. und 13. Jahrhundert offenbart analoge Abläufe innerhalb bestimmter Räume. Sie bestätigt in gewisser Weise die Forschungsthese von den Entwicklungsunterschieden zwischen Süd- und Nordeuropa.168 Die Schriftrolle war gemeinsam mit dem Einzelblatt europaweit die ‚Urform‘ der Rechnungsführung. Im südlichen Europa drang der Kodex allerdings bereits zwischen 1180 und 1250 in die Buchführung ein und löste die Rolle teilweise oder sogar ganz ab. Der Medienwechsel in der Finanzverwaltung Eduards I. ist zeitlich klar in die nordeuropäische Entwicklungslinie einzuordnen. Der Übergang von der Rolle zum Kodex wird für die Rechnungsbücher der Garderobe hinsichtlich ihres Inhalts, ihres Aufbaus und ihrer Funktion ebenso wie für ihr Verhältnis zueinander in den folgenden Unterkapiteln untersucht.

4.1 Hauptrechnungen Die Pipe Rolls des Schatzamts bildeten den Endpunkt der Rechnungslegung der Garderobe. In der Regel wurde die Abrechnung der Garderobe nicht auf den einzelnen Grafschafts-Rotuli, sondern auf separaten Rotuli aufgezeichnet (rotuli computorum), die sich am Anfang oder am Ende der Pipe Roll befinden.169 Die Rechnungslegung der Garderobe wurde damit klar von jener der lokalen Verwaltungsträger (Sheriffs) separiert. Noch bevor die revidierte Jahresendrechnung der Garderobe auf die rotuli computorum übertragen wurde, legten die Schreiber des Exchequer ein erstes rollenförmiges Konzept an.170 Zusätzlich zur Abrechnung der Garderobe und des Haushalts wurden auf den rotuli computorum alle Abrechnungen geschrieben, die nicht in direkter Verbindung zu den Sheriffs der Grafschaften standen. Zu diesen separaten Abrechnungen gehören beispielsweise jene der königlichen Bergwerke und Münzstätten, der königlichen Hafenstädte (Cinque Ports), der königlichen Forste sowie die Rechnungen der Escheatoren des Königs.

165 AD Nord, B 958; katalogisiert in: BAUTIER et al., Sources, Bd. 1/2, S. 250. 166 AD Nord, B 13596; katalogisiert in: BAUTIER et al., Sources, Bd. 1/2, S. 250. 167 SIVÉRY, Non-Literary Sources. 168 MORAW, Entwicklungsunterschiede. Bei den Unterschieden zwischen Nord- und Südeuropa sind freilich auch die spezifischen Handelsformen (beispielsweise Hanse versus italienische Stadtstaaten) mit ihren spezifischen Bedürfnissen zu berücksichtigen. Diese führten zu unterschiedlichen Aufzeichnungsformen. 169 Die Bezeichnung rotulus compotorum geht auf einen zeitgenössischen Titel zurück (TNA Kew, E 372/121, rot. 21, mem. 1). 170 TNA Kew, E 101/360/25.

66  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

Bereits unter Heinrich III. war es üblich gewesen, mehrere Rechnungsjahre auf einmal abzurechnen. Daran hielt die Finanzverwaltung unter Eduard I. fest. Zu Beginn seiner Herrschaft fanden die Abrechnungen zwischen Garderobe und Exchequer noch recht früh nach dem Ablauf des zu revidierenden Rechnungsjahres statt. Auch die Anzahl der Regierungsjahre pro Pipe Roll hielt sich mit maximal drei Jahren in Grenzen. Doch ab den 1290er-Jahren dauerte es wesentlich länger, bis abgerechnet wurde; auch die Zahl der Abrechnungsjahre pro Pipe Roll nahm stark zu. Der Grund für diese verzögerte Rechnungslegung ist in den Kriegen des Herrschers mit Frankreich und Schottland zu suchen. Die Organisation der militärischen Unternehmungen stellte die Funktionsträger der Garderobe vor große finanzielle wie logistische Herausforderungen. Diese äußerten sich nicht zuletzt in einer sprunghaften Zunahme administrativen Schriftguts, vor allem von Schreiben, Belegen und Rechnungen.171 Die Kompilation und Bilanzierung dieser Massen an Rechnungen wurden durch das immer stärker verästelte, vielfach auf Krediten basierende Finanzsystem zunehmend komplexer. Aufgrund der Kriege sind daher besonders aus den letzten Regierungsjahren Eduards I. zahlreiche Rechnungen unterschiedlichen Inhalts und diverser Formen auf uns gekommen. Der Garderobe war es wegen der zunehmenden Komplexität der Geld- und Kreditgeschäfte seit 1298 (26 Eduard I.) nicht mehr möglich, die jährlichen Endabrechnungen mit dem Exchequer durchzuführen. Darum bewahrten die Amtsträger der Garderobe besonders viele Dokumente aus der Zeit zwischen 1298 und 1307 auf, um sie gegebenenfalls zu einem späteren Zeitpunkt dem Schatzamt zur Kontrolle vorlegen zu können. Anhand der internen Rechnungslegung der Garderobe sowie ihrer Auditsitzungen mit dem Exchequer lassen sich das Verhältnis von Rolle und Kodex sowie die Gestaltung der Rechnungen anschaulich nachverfolgen. Die Kompilation der finalen Jahresendabrechnungen, welche dem Exchequer zur Kontrolle vorgelegt wurde, forderte von der Garderobe einen hohen Aufwand.172 Dies lag vor allem an der personellen Breite des Verwaltungsapparats und dem allgemeinen Erfordernis, dass jeder einzelne Amtsträger über seine Aktivitäten schriftlich Rechenschaft ablegen musste. Die Hofordnung aus dem Jahr 1279 legt etwa fest, dass die einzelnen Haushaltsämter gegenüber den oberen Funktionsträgern der Garderobe über ihre Aufwendungen täglich Rechnung legen mussten.173 Grundlage der allabendlichen internen Auditsitzungen der Garderobe waren die Tagesrechnungen der Haushaltsämter. Diese hatten in der Regel die Form von kleinen Pergamentzet-

171 PRESTWICH, Government Records, S. 96 f. Siehe für das römisch-deutsche Reich im 15. Jahrhundert: ZEILINGER, Lebensformen, bes. S. 121–133. Siehe zur Überlieferungschance allgemein: ESCH, Überlieferungschance. 172 Siehe zur Dauer der Rechnungsbuchkompilation: Kap. IV.1.2, S. 106 f. 173 Ediert in: TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 160 f. Siehe dazu WILKINSON, Household Ordinance; LACHAUD, Order and Disorder, S. 112–116.

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teln oder kurzen Rollen.174 Jeder der Zettel beginnt mit einer Orts- und Datumsangabe, der eine undifferenzierte Einzelbuchungsrechnung mit Postenauswurf an der rechten Seite folgt. Geschlossen wird die Rechnung von einer mittig eingerückten Tagessumme.175 Diese Zettel wurden zeitgenössisch als particula bezeichnet. Manchmal konnten auf einer einzigen Rolle auch mehrere Tage zusammengeführt werden.176 Zusätzlich dazu führten die Ämter unterschiedliche Spezialrechnungsrollen.177 Die Informationen aus den Einzelrechnungen wurden sodann für jedes der Haushaltsämter in eine fortlaufende Amtsrolle übertragen, aus der am Ende des Jahres ein Überblick über die Gesamtausgaben gewonnen werden konnte.178 Bei diesen Rechnungen handelt es sich um undifferenzierte Textblockrechnungen. Die Marginalien wurden lediglich für Ergänzungen genutzt. Anders verhält es sich zum Beispiel mit den Rechnungsrollen des Marstalls.179 Zwar sind seine Rechnungen auch als Textblockrechnungen aufgebaut, allerdings wurde die rechte Marginalie zum Summenauswurf genutzt und in der linken Marginalie wichtige Notizen, wie beispielsweise die Ankunft von Adligen und ihren Pferden, vermerkt. Ebenfalls auf Tagesaufzeichnungen beruhte die in der Hofordnung von 1279 als einzige Rechnung dezidiert erwähnte Haushaltsrolle (roudle de ostel; rotulus hospicii) (Abb. 3).180 Diese vierspaltig konzipierte Rechnung stellte das Bindeglied zwischen der internen Rechnungsführung der Garderobe und ihrer Abrechnungen mit dem Exchequer dar.181 Sie wurde am Ende des Rechnungsjahres als Reinschrift als Nachweis über die Ausgaben der Haushaltsämter zur Kontrolle vorgelegt.182 Lediglich gegen Ende der 1290er-Jahre ging man kurzfristig dazu über, dem Schatzamt die Haushaltsausgaben in Buchform zu präsentieren.183 Bereits unter Eduard II. kehrte

174 TNA Kew, E 101/369/8, Nr. 1–8; E 101/369/7, Nr. 5. 175 TNA Kew, E 101/369/8, Nr. 1: Die dominica, XO die Aprilis ibidem. Cardill. […] Henrico le Bucher pro XI poreis I qu. – XLVI s. […] Summa expensarum – VIII s. II d. 176 TNA Kew, E 101/369/7, Nr. 5. 177 TNA Kew, E 101/98/28; E 101/98/20. 178 TNA Kew, E 101/353/2. 179 TNA Kew, E 101/97/13. 180 BL London, Add. Ms. 41480; TNA Kew, E 101/358/21. Siehe zu den Haushaltsrollen unter Eduard I.: B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Introduction [1977], S. xv f. 181 Siehe zu den Haushaltsrollen unter Heinrich III.: CARPENTER, Household Rolls. 182 TNA Kew, E 372/139, rot. 6, mem. 1: Et in expensis hospicii regis anno XXIO cum elemosina, statuta et vino pro toto hospicio eodem anno empto XIIII millia XXXIII £ VIII s. VIII d. ob., sicut continentur in rotulo de particulis, quem liberavit in thesauro. 183 Für die 1298 abgerechneten Rechnungsjahre von 1293 bis 1298 wurde auf ein Buch zurückgegriffen (TNA Kew, E 372/144, rot. 25d, mem. 1: Et in expensis hospicii regis dicto anno XVIO cum elemosina cotidiana per dietas regis in itinerando statuta et vino pro hospicio empto per dietas per idem tempus XII millia DCVIII £ XVI s. ob., sicut continentur in libro de particulis, quem liberavit in thesauro).

68  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

man für die Abrechnungen der Haushaltsausgaben jedoch wieder zur Rollenform zurück.184 Der kurzfristige Wechsel von der Rolle zum Kodex im Kontext der finalen Haushaltsrechnungslegung hatte keinen wesentlichen Einfluss auf die Gestaltung der Dokumente. Dies kann nämlich anhand eines solchen Buches für den Haushalt der jüngeren Söhne Eduards I., Edmund und Thomas, für das Rechnungsjahr 1305/06 verdeutlicht werden.185 Auch in Kodexform waren die Rechnungen mehrspaltig und streng chronologisch angelegt. Die einzigen Unterschiede sind im Fehlen der ersten Spalte für die Ortsangabe des Hofes sowie in den Seiten- und Wochensummen, welche die vorhergehenden Abschnittssummen der Rolle ersetzen, auszumachen. Die Spalten für den täglichen Wachs- und Weinverbrauch, für die Tagesaufwendungen der Haushaltsämter sowie die Tagessumme blieben erhalten. Die Haushaltsrolle ist ein überaus wichtiges Beispiel für die Denkweisen und Mechanismen in der Finanzverwaltung des königlichen Haushalts. Während man sich zu Beginn der 1290er-Jahre in der Garderobe dazu entschloss, für die Einnahmen und Ausgaben von der Rollen- auf die Buchform überzugehen, hielt man für die Ausgaben der Haushaltsämter zunächst noch an der Rollenform fest. Warum der Wechsel dann am Ende des Jahrzehnts für wenige Jahre vollzogen wurde, bleibt offen. Ein Grund könnte in der Uniformisierung der finalen Rechnungsführung gelegen haben. Möglicherweise wollte die Garderobe dem Exchequer während der Auditsitzungen ganz bewusst nur Kodizes vorlegen. In die gleiche Richtung gehen Überlegungen hinsichtlich einer institutionellen Identität, die in der Garderobe mit den buchförmigen Aufzeichnungen verbunden war.186 Während das Schatzamt für seine Pipe Rolls bekannt war, konnte die Garderobe eventuell dadurch ein Alleinstellungsmerkmal innerhalb der königlichen Verwaltung erlangen, dass sie für ihre Rechnungen als einzige Institution Bücher gebrauchte. Doch anscheinend bot der Kodex für die Aufzeichnung der Haushaltsausgaben nicht die gewünschten Vorteile, weswegen man unter Eduard II. zur Schriftrolle zurückkehrte. Diese in der Praxis verortete Erklärung passt gut zur Entstehung der Haushaltsrechnungen. Da sie auf den kontinuierlichen Aufzeichnungen der allabendlichen Auditsitzungen zwischen der Garderobe und den Haushaltsämtern beruhten, rech-

184 TNA Kew, E 372/166, rot. 29, mem. 1: Et in expensis hospicii regis inter primum diem Decembris anno VIIIO et VII diem Julii anno eodem finiente, cum elemosina in dietis regis itinerando, statuta per dietas infra idem tempus VII millia IIIIXXXI £ IX s. ob., sicut continentur in rotulo de particulis, quem liberavit in thesauro. 185 Das Haushaltsbuch wurde parallel zur Haushaltsrolle geführt: TNA Kew, E 101/369/15, fol. 7v: Claxton’: Magistro Johanni de Claxton’, custode garderobe dominorum, percipienti per diem pro vadiis suis IIII d. ob., a XX die Novembris anno presenti XXXIVto incipiente usque tertium diem Julii, utroque computatur per CCXXVI dies, non allocatur in rotulo hospicii, per compotum secum factum apud Northt’, VII die Julii anno predicto – IIII £ IIII s. IX d. 186 Siehe hierzu Kap. IV.3.

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nerisch also bereits am selben Abend intern geschlossen wurden, war das Kopieren in einen Kodex nicht erforderlich. Greift man schließlich noch einmal den Punkt der Uniformität auf und entwickelt ihn weiter, kann man den prägenden Einfluss der Routine ins Spiel bringen. Die Dienstleute der Haushaltsämter schrieben ihre Rechnungen routinemäßig auf Rollen. Sie waren es gewohnt, dass ihre Rechnungen wiederum selbst auf eine Schriftrolle kopiert wurden. An dieser routinemäßigen Praxis hielt man offenbar auch dann fest, als die Garderobe selbst einen anderen Weg ging und sich dem Kodex zuwandte. Von den Haushaltsrechnungen weitgehend losgelöst waren wiederum die eigenen Rechnungen der Garderobe. Dies erklärt auch, warum sich dort die Umstellung von der Rolle zum Kodex über die Herrschaftszeit Eduards I. hinaus halten konnte.187 Wie die Haushaltsämter griff auch die Garderobe für ihre Voraufzeichnungen häufig auf Einzelblätter und Rollen zurück (Abb. 6).188 Das Aufzeichnungsspektrum ist dabei äußerst vielschichtig: Die Schriftzeugnisse reichen von notizförmigen Aufzeichnungen189 über kontinuierlich geführte Textblock- oder Einzelbuchungsrechnungen190 bis hin zu kurzen Zusammenstellungen einzelner Ämter oder Sachkonten für das gesamte Rechnungsjahr191. Im Wesentlichen dienten all diese Rechnungsrollen dazu, am Ende des Rechnungsjahres eine finale Abrechnung kompilieren zu können, die dann – wie die Haushaltsrolle – dem Schatzamt zur Kontrolle vorgelegt werden konnte. Die Forschung betonte bisher, dass die Garderobe unter Eduard I. dem Exchequer neben der Haushaltsrolle allein zwei andere Rechnungsrollen vorlegte, eine Einnahmen- und eine Ausgabenrolle.192 Richtig ist, dass es abseits der Haushaltsrol187 Als Beispiel aus der Regierungszeit Eduards II. kann die 1323 durchgeführte Abrechnung der Garderobe des Jahres 1308/09 angeführt werden: TNA Kew, E 372/168, rot. 50, mem. 1: [Einnahmen:] Idem reddunt [!] compotum de XLIXMDCXLVIII £ VII s. X d. ob. receptis de thesauro regis per manus Walteri Reginaldi, tesaurarii et camerarii de scaccario, per quoque brevia de liberate persoluta et sextum non persolutum, sicut continentur in memorando recepte scaccarii et in libro de particulis, quem liberavit in thesauro. […, Ausgaben:] Et in oblationibus, elemosinis, pertisonis predictamenta pauperum religiosarum et expensis factis circa exequas diversorum per idem tempus CCCLXIII £ XV s. II d., sicut continentur in libro de particulis, quem libervait in thesauro. 188 Ein Überblick über die verschiedenen Rollen der Garderobe kann aus den Editionen der Jahre von 1285 bis 1289 gewonnen werden: Records [1977], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY; Records [1986], hrsg. v. dens. 189 TNA Kew, E 101/684/63, Nr. 3: Summa oneris garderobe pretextu compoti Walteri Reginaldi in una particula – XVIIMCXI £ VIII s. IX d. ob. Summa recepte dicti Walteri Reginaldi per librum particularum duarum dicti compoti cum LX £ VI s. VIII d. – MMDCCCLVII £ I m. Summa totalis denariorum de quibus garderoba onerata per scaccarium pretextu dicti compoti predictam summam totalem recepte dicti Walteri contentam in libro de particulis predictis – CCXXVI £ VII s. IIII d. Summa totalis – XXMCCLX £ II s. VII d. ob. 190 TNA Kew, E 101/359/1, Nr. 2. 191 TNA Kew, E 101/363/3. 192 FRYDE, Introduction, S. xii.

70  III Überlieferungsformen und Quellengattungen

le lediglich eine finale Einnahmenrolle gab.193 Diese wurde aus eigenen Vorakten der Garderobe sowie den Onus Rolls des Schatzamts kompiliert.194 Letztere hielten die Geldsendungen des Exchequer an die Garderobe fest, die wiederum einen Großteil der Einnahmen des königlichen Haushalts ausmachten. Bei der finalen Einnahmenrolle handelt es sich um eine differenzierte, summenund überschriftengegliederte Einzelbuchungsrechnung mit Postenauswurf, bei der neben den Einzelbuchungen auch einzelne Textblöcke vorkommen können (Abb. 2).195 Die einzelnen Einnahmensachkonten wurden mit Marginaltiteln versehen und mit eingerückten Abschnittssummen geschlossen. Dieses Layout blieb auch nach der Umstellung auf den Kodex erhalten.196 Auch das Rechnungsbuch wurde dem Exchequer zur Kontrolle vorgelegt, wie die dezidierten Hinweise in den Pipe Rolls nahelegen.197 Der einzige wesentliche Unterschied zwischen den Rollen und den Kodizes liegt in der Einführung von Seitensummen beim Buch. Auch der Rechnungskodex basierte auf rollenförmigen Aufzeichnungen. Die Ausweitung des Kodexgebrauchs in der Buchführung der Garderobe führte in den 1290er-Jahren dazu, dass das Rechnungsbuch von nun an auch als Konzept verwendet wurde.198 Genetisch wurden so die ersten Konzeptaufzeichnungen von Rollen auf Kodizes übertragen, welche wiederum am Ende des Rechnungsjahres in einer Reinschrift zusammengeführt wurden. Sowohl in der Ausführung als auch in der Entstehung decken sich die Befunde für die Ausgabenrechnungen mit den zuvor besprochenen Einnahmenrechnungen. Allerdings muss der Annahme der Forschung widersprochen werden, dass die Garderobe dem Exchequer am Ende des Jahres nur eine einzige Ausgabenrolle vorlegte.199 Vielmehr übernahm die Garderobe Eduards I. die Praxis seines Vorgängers Heinrichs III., mehrere Ausgabenrollen zur Kontrolle einzureichen.200 Gegliedert waren die einzelnen Ausgabenrollen (rotuli de particulis) nach Sachkonten. So gab es beispielsweise eine finale Rechnungsrolle für „notwendige Ausgaben“ (neccessaria), für die „Almosen“ (elemosine), für die „Geschenke“ (dona) oder auch für die „Boten“ (nuncii). Im Layout weichen diese Ausgabenrollen kaum voneinander ab. Unter Edu193 TNA Kew, E 101/351/10. Dies lässt sich gut anhand der Abrechnung für die Regierungsjahre 9 und 10 Eduards I. (1280–1282) zeigen. Die Pipe Roll (E 372/128, rot. 31d, mem. 1) verzeichnet Einnahmen, die sich aus zwei Einnahmerollen, eine für das neunte und eine andere für das zehnte Regierungsjahr zusammensetzten: E 101/351/2/1; E 101/351/2/2. 194 Siehe zu den Onus-Rollen und zur Bedeutung der aus dem Exchequer an die Garderobe transferierten Gelder: HOLZ, Onus Scaccarii Rolls. 195 TNA Kew, E 101/351/10. 196 JRL Manchester, Lat. Ms. 230. 197 TNA Kew, E 372/144, rot. 27, mem. 1: remanent CIII £ III s. VI d., de quibus dictus Johannes onerat se in compoto suo de predicto garderoba de anno XXV, in una tallia de scaccario facta eidem Petro, sicut continetur in libro recepte ejusdem garderobe de eodem anno. 198 TNA Kew, E 101/631/3. 199 FRYDE, Introduction, S. xii. 200 WILD, Introduction, S. xxx–xxxv.

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ard I. war bereits eine Normierung der finalen Rechnungslegung etabliert, die sich zuvor unter Heinrich III. herausgebildet hatte. Es handelt sich bei den meisten Rechnungsrollen um strukturierte, summengegliederte Textblockrechnungen.201 Jeder Textblockeintrag beinhaltet die Tagesausgaben eines bestimmten Zeitraums, zumeist einer Woche. Der Textblock wird von einer deutlich eingerückten Textblocksumme geschlossen und in der linken Marginalie durch einen Hinweis auf den jeweiligen Aufenthaltsort des Hofes versehen. Zur besseren Abrechnung und Orientierung setzte der Schreiber zwischendurch Abschnittssummen. Das Führen von Rechnungsbüchern begann in der Garderobe nicht erst in den 1290er-Jahren mit der Umstellung der finalen Abrechnungen auf die kodikale Überlieferungsform. Auch in den beiden Jahrzehnten zuvor nutzten die Schreiber der Garderobe Kodizes für ihre Buchführung.202 Von den ersten Nachweisen buchförmiger Rechnungen in der zweiten Hälfte der 1270er-Jahre bis zu deren fester Etablierung als finale Hauptrechnungen zu Beginn der 1290er-Jahre kam es zu einem funktionellen wie strukturellen Wandel des Rechnungsschriftguts. Bis weit in die 1280erJahre hinein war das einzige interne Ordnungsmerkmal der Bücher die Chronologie. Die Einträge wurden fortlaufend in die vorbereiteten Lagen geschrieben. Bei ihrer Aufzeichnung kommen nur wenige strukturierende Techniken zum Einsatz. Summen werden nicht ausgeworfen, Seiten- oder Foliosummen nur in manchen Fällen gesetzt.203 Eine Strukturierung des Buches in Sachkonten, wie sie bereits aus dem Gebrauch der Rechnungsrollen unter Heinrich III. bekannt war, ist in den 1280erJahren lediglich in Ansätzen zu erkennen.204 Einziges wesentliches Gliederungselement waren die Marginaltitel. Bei den ersten Hauptbüchern handelt es sich vornehmlich um grob strukturierte Tagesrechnungen (diet accounts). Mit diesen ‚Notizbüchern‘ hatte man zwar einen großen Teil der Ausgaben des laufenden Rechnungsjahres zur Hand, allerdings war der Zugriff auf spezifische Informationen wegen der rudimentären Darstellung und wegen des flachen Erschließungsgrades äußerst beschränkt. Eine wirkliche Weiterentwicklung wird erst ab den ausgehenden 1280er-Jahren ersichtlich. Diese Veränderungen wurden mit Walter Langton (gest. 1321) in Verbindung gebracht, dessen Amtszeiten als Koffer (1287–1290), dann kurzfristig als Kontrolleur (1290) sowie schließlich als Hüter (1290–1295) in der Garderobe mit den zentralen Veränderungen

201 BL London, Add. Ms. 36762; TNA Kew, E 101/351/15. 202 TNA Kew, C 47/3/51/10. 203 Seitensummen finden sich beispielsweise im Hauptbuch der Jahre von 1286 bis 1289: TNA Kew, E 36/201; ediert in: Records [1986], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, S. 1–170. Siehe dazu dies., Introduction [1986], S. ii–iv. Dahingehend wurden Seitensummen noch im Hauptkontrollbuch des Jahres 1285/86 nicht gesetzt: TNA Kew, C 47/4/3; ediert in: Records [1977], hrsg. v. dens., S. 1–116. 204 TNA Kew, C 47/4/3: „Notwendiges“ (fol. 1r–24r). – „Schuhgeld“ (fol. 25r–26v). – „Roben“ (fol. 27r–34r). Bei den Rechnungsbüchern aus den 1270er-Jahren scheint dies noch nicht der Fall gewesen zu sein (C 47/4/1). Hier wurde allein ein Sachkonto für die „Roben“ am Ende abgesondert (fol. 48r).

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ihrer Buchführung zusammenfallen.205 Unter Langton führte man erstmals differenzierte Einzelbuchungen mit Postenauswurf ein. Überdies wurde die Strukturierung der Hauptbücher in Sachkonten vorangetrieben.206 Dies erforderte die Durchsetzung der Hauptbücher ab 1291/92 als finale Abrechnungen der Garderobe für die Sitzungen mit dem Exchequer. Die Schreiber übertrugen die Vielfalt der unterschiedlichen Sachkontenrollen auf die Kodizes. Der klare Aufbau dieser finalen Rechnungsbücher aus den 1290erJahren hatte weniger mit der Buchform selbst zu tun als mit der vorhergehenden Praxis des Führens von Sachkontenrechnungen auf Einzelrollen. Im Unterschied zu den Rollen waren die Einträge des Hauptbuches weniger stark in Textblöcke eingepasst.207 Von reinen Einzelbuchungsrechnungen kann allerdings nicht gesprochen werden. Durchweg sind mehrere Buchungen in einem Eintrag zusammengeführt. Konsequent wurden nun jedoch die Summen der Einträge in der rechten Marginalie ausgeworfen und der Empfänger der Zahlung oder ein Sachtitel zur besseren Identifizierung der einzelnen Einträge in der linken Marginalie gesetzt. Die Abschnittssummen der Rollen wurden im Kodex durch Seiten- oder Foliosummen ersetzt. Mit Blick auf die Hauptbücher kann demnach von einer sukzessiven Entwicklung gesprochen werden, die in den 1290er-Jahren in klar nach Sachkonten gegliederten, überschriften- und summengegliederten differenzierten Einzelbuchungs- und Textblockrechnungen mit Postenauswurf mündete. Nahezu zeitgleich mit der Etablierung des Rechnungsbuches als Grundlage der finalen Abrechnung der Garderobe mit dem Schatzamt kann eine generelle Zunahme des Buchgebrauchs festgestellt werden. Ab etwa 1290 war der Kodex nicht allein auf die Buchführung der Garderobe beschränkt. Nicht mehr nur Einzelblätter und Rollen fungierten als Vorakten, sondern von nun an auch Kodizes selbst. Wesentliche Merkmale dieser Rechnungsbücher sind ein stellenweise kleineres Format – welches allerdings nicht bei allen konzepthaften Rechnungsbüchern zur Anwendung kam –208 sowie sehr häufig eine kürzere Laufzeit. In zunehmendem Maß konnten die Finanzen einzelner Funktionsträger für jeweils nur wenige Wochen oder Monate ihren Weg in Rechnungsbücher finden.209 Darüber hinaus begannen auch die Haushaltsverwaltungen der anderen Mitglieder der Königsfamilie – wie der Königin oder der Kinder des Königs – den Kodex für sich zu nutzen.210 Von der königlichen Garderobe sickerte

205 PRESTWICH, Government Records, S. 96. 206 TNA Kew, C 47/4/5: „Notwendiges“ (fol. 1r–18r). – Unde respondebitur Kredite (fol. 19r–25v). – „Schuhgeld“ (fol. 26r–28r). – Qui non sunt Kredite (fol. 29r–v). – „Lehen“ (fol. 30v–35v). – „Robengeld“ (fol. 36r–42v). – „Geschenke“ (fol. 43r–53v). 207 BL London, Add. Ms. 7965, fol. 18v. 208 TNA Kew, C 47/4/7. 209 TNA Kew, C 47/4/6. 210 BL London, Add. Ms. 22923. Siehe zum Abrechnungssystem der Königin und der Kinder: Kap. I, S. 7 Anm. 46.

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die Praxis der buchförmigen Rechnungsführung demnach auch in andere administrative Kontexte der königlichen Finanzverwaltung. Die scheinbar aus den letzten Regierungsjahren Eduards I. stammenden Hauptbücher der Garderobe – das heißt jene aus den Jahren 1298 bis 1307, für die im Exchequer zeitgenössisch keine Rechnung mehr gelegt wurden – sind nicht unter Eduard I. entstanden, sondern in die Regierungszeiten Eduards II. und Eduards III. zu datieren. Dies wurde in der Forschung bereits angesprochen, jedoch nicht eingehend thematisiert.211 Wichtigster Hinweis für die nachträgliche Kompilation der späten Rechnungsbücher Eduards I. sind die in die Regierungszeit Eduards II. und teilweise Eduards III. datierten Einträge, welche sich überall in den Rechnungsbüchern finden.212 Im Zuge der verschiedenen Reformen des Schatzamts versuchte die Finanzverwaltung, die ausstehenden Rechnungen Eduards I. aus den späten 1290erund frühen 1300er-Jahren schließlich doch noch zu kompilieren und abzuhören. Dazu griff die Verwaltung auf die umfangreichen Rechnungsaufzeichnungen der Garderobe Eduards I. zurück und erstellte finale Hauptbücher.213 In Aufbau und Layout entsprechen die ins 14. Jahrhundert zu datierenden Hauptbücher jenen aus der Regierungszeit Eduards I.214 Bereits um 1300 war somit ein Grad der Uniformisierung und Normierung für die Hauptbücher erreicht, der in seinen Grundzügen auch über die Regierung Eduards I. hinweg erhalten blieb. Die Macht der Routine wird hier mit Händen greifbar.

4.2 Kredit- und Schuldrechnungen Im späten Mittelalter kam es europaweit zu einer Intensivierung der Kreditwirtschaft. Auch wenn die Periodisierung des Mittelalters in eine Zeit der „Naturalwirtschaft“ (500–1000), eine Zeit der „Geldwirtschaft“ (1000–1250) und schließlich eine Zeit der „Kreditwirtschaft“ (1250–1500), wie sie beispielsweise der prägende belgische Historiker Henri Pirenne (1862–1935) getroffen hat,215 überspitzt ist, kann für das spätmittelalterliche Westeuropa definitiv ein quantitativer wie qualitativer An-

211 PRESTWICH, Edward I, S. 144 f. 212 TNA Kew, E 101/369/11, fol. 52v: Expensa Ricardi de Nassigtone’: Ricardo de Nassigton’, clerico de cancellaria regis, misso in comitatibus Cantebr’ et Hunt’ pro providentia per vicecomites eorundem comitorum faciendo superindendo pro vadiis suis, a XO die Martii anno presento XXXIIIIto usque XXVI diem Julii anno eodem, sic emido et morando circa providentiam predictam, utroque computandis per CXXXIX dies, patet per diem XII d., per compotum factum cum eodem, London’, mensis Junii anno regni regis Edwardi, filii regis Edwardi, undecimo – VI £ XIX s. 213 BL London, Add. Ms. 35291; SoA London, Ms. 119; JRL Manchester, Lat. Ms. 231. 214 TNA Kew, E 101/506/16; BodlL Oxford, MS. Tanner 197; SoA London, Ms. 120; BL London, Cot. Ms. Nero C VIII, ab fol. 213r; JRL Manchester, Ms. Lat. 132. Beispielsweise auch bei den Haushaltsrollen ist diese Uniformisierung zu beobachten (BodlL Oxford, Ms. Lat. Hist. c4[R]; c5[R]). 215 PIRENNE, Histoire économique, S. 101 f.

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stieg des Kreditverkehrs festgestellt werden.216 Für England kommt dabei der Herrschaftszeit Eduards I. eine Schlüsselstellung zu. Zwar bedienten sich die englischen Könige bereits im 12. Jahrhundert der Kredite – stellvertretend kann der aus der Region um Saint-Omer (Dep. Pas-de-Calais) stammende William Cade gelten, der Heinrich II. um 1160 mit Krediten versorgte –,217 doch erst ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts avancierten diese zu einer gängigen Finanzierungsmethode.218 Nötig wurde die reguläre Kreditfinanzierung der englischen Könige seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert in erster Linie aufgrund ihrer Kriege. Deren Kosten konnten nicht mehr allein durch die Domanialeinnahmen des Königreichs gedeckt werden. Darum versuchten die Herrscher als ersten Schritt, ihren Finanzhaushalt vermehrt durch (außerordentliche) Steuern zu stützen.219 Doch für die Steuerbewilligung musste der englische König den Großen des Reiches zahlreiche Rechte abtreten und ihnen politische Partizipation einräumen.220 Daher boten Kredite fortan eine unverzichtbare Alternative zur Überbrückung von Bargeldengpässen. Wegen ihres rechtsbindenden Charakters ging die Kreditfinanzierung mit einer Verschriftlichungswelle einher. In deren Zentrum stand die Garderobe Eduards I. als finanzieller und logistischer Organisator der Kriege. Die umfangreiche Überlieferung kreditrelevanter Rechnungen aus der Regierungszeit Eduards ermöglicht es, die Anwendungsfelder und Relationen von Rollen und Kodizes als schriftliche Zeugnisse der Kredit- und Schuldenwirtschaft nachzuverfolgen. Es gilt bei der Auswertung zu bedenken, dass Kredite unter Eduard ein weites Spektrum umfassten. Möchte man sich dem Phänomen Kredit am Beginn des späten Mittelalters nähern, muss eine breite Definition zugrunde gelegt werden: Ein Kredit ist demnach die Übereignung eines Wertes (Bargeld, Buchgeld oder Sachmittel), für den keine unmittelbare Leistung oder unmittelbare Rückübereignung erbracht werden muss.221 Die frühesten englischen Kreditrechnungen stammen vom Beginn des 13. Jahrhunderts.222 Bis in die Herrschaftszeit Eduards I. hinein wurden die Kredite des Haushalts und der Garderobe allein auf Rollen festgehalten, wobei Kredite häufig auch mit anderen Zahlungen zusammen auf einer Rechnung aufgeführt wurden.223 Die Verwendung von Kreditrollen blieb unter Eduard nicht auf die Garderobe beschränkt. Auch andere Ämter des königlichen Haushalts und des Schatzamts nutzten Rollen zur Verzeichnung von Kreditgeschäften.224 Worin sich allerdings die Pra-

216 E. B. FRYDE und M. M. FRYDE, Public Credit. 217 HASKINS und JENKINSON, William Cade; ROUND, Debtors; JENKINSON, William Cade; ders., Money-Lender’s Bond. 218 BELL et al., Credit Relationship. 219 MILLER, War; PRESTWICH, War and Taxation; ORMROD, Royal Finance. 220 HARRISS, War; MADDICOTT, Origins., bes. S. 277–331. 221 HEERMANN, Geld, S. 306–309. 222 CHURCH, 1210 Campaign. 223 TNA Kew, E 101/7/30; E 101/357/22, rot. 5. 224 TNA Kew, E 101/356/7; E 101/353/5.

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xis der Garderobe von allen anderen Ämtern unterschied, war die Nutzung des Kodex. Grundsätzlich kann kaum eine gestalterische Differenz zwischen rollen- und buchförmigen Kreditrechnungen festgestellt werden. Die Vielfalt der Aufzeichnungsmöglichkeiten war bei Rollen jedoch höher als bei Kodizes. Dies ist hauptsächlich mit der Anzahl an Personen zu erklären, die auf die jeweiligen Aufzeichnungsformen zurückgriffen. Im Fall der Schriftrollen war die Zahl der Nutzer weitaus höher als für die Rechnungsbücher, die zunächst allein im innersten Kreis der Garderobe zur Anwendung kamen. Diese personelle Beschränkung führte bereits früh zu einem höheren Grad an Normierung und Standardisierung der Rechnungsbücher. In diesen Punkten unterscheiden sich die Kreditaufzeichnungen nicht von den Hauptbüchern. Wie bei diesen liegt auch bei den Kredit- und Schuldbüchern ein genetisches Verhältnis zwischen Rollen und Kodizes vor. Die rollenförmigen Aufzeichnungen dienten den Büchern als Voraufzeichnungen. Die buchförmige Verschriftlichung des Kreditwesens erfolgte in der Garderobe auf zwei Wegen: einerseits in den Hauptbüchern in entsprechenden kreditrelevanten Sachkonten wie auch in den Hauptkreditbüchern (Unde respondebitur) und damit innerhalb der Bahnen des Abrechnungssystems zwischen Exchequer und Garderobe; andererseits mittels spezieller Kredit- und Schuldbücher, die der Garderobe für ihre interne Rechnungsführung dienten. Diese Trennung war vor allem technischer Natur. Die Kreditaufzeichnungen in den Hauptbüchern waren weitgehend auf ein Regierungsjahr beschränkt. Nach der Rechnungslegung der Hauptbücher übernahm das Schatzamt für die ausstehenden Kredite Verantwortung und rechnete sie zu einem späteren Zeitpunkt ab. Die abzugeltenden Kredite wurden dementsprechend am Ende der Pipe Roll in einer separaten Rubrik verzeichnet.225 Wurde ein Kredit abgegolten, notierten die Schreiber des Exchequer dies hinter dem entsprechenden Eintrag.226 Demgegenüber erstreckten sich die internen Kreditbücher nahezu ausnahmslos über mehrere Jahre. Für die darin aufgezeichneten Kredite musste die Garderobe selbst haften. Bei den internen Kreditbüchern ist inhaltlich wiederum zwischen zwei Gattungen zu unterscheiden: erstens den Prestita privata, die Kreditzahlungen festhielten, welche ganz oder teilweise zurückgezahlt werden mussten; und zweitens den Unde respondebitur, die Kredittransaktionen umfassten, für die lediglich Belege beigebracht und Rechnungen gelegt werden mussten.227 Dieser letzte Typ wird erst in der zweiten Regierungshälfte Eduards I. als eigenständiges Kreditbuch greifbar. Sehr wahrscheinlich entwickelte er sich aus den Hauptbüchern der Garderobe, die

225 TNA Kew, E 372/138, rot. 2d, mem. 1 f. 226 TNA Kew, E 372/144, rot. 24d, mem. 1: Johannes, dux Brabantie, MMM £ pro expensis diversorum ad arma, sicut continentur ibidem. Sicut reddit in Lond’ in rotulo XXX. 227 FRYDE, Introduction, S. x f.

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über ein Sachkonto verfügten, das denselben Namen trug.228 Der zeitgenössische Titel Unde respondebitur leitet sich damit von einem einzigen Sachkonto ab, welches dem gesamten Kreditbuch seinen Namen gab.229 Spätestens mit der Zunahme der kreditbasierten Finanzierung und dem Wegfall der Ricciardi aus Lucca (Reg. Toskana) als Hauptfinanziers des Königs im Jahr 1294 war der Bedarf an einem zentralen Buch über ausstehenden Zahlungen gegeben. Der erste Kodex dieser Art stammt aus dem Rechnungsjahr 1294/95.230 Er verzeichnet die Vorauszahlungen an die unterschiedlichen Amtsträger des Haushalts. Diese wurden in Sachkonten geordnet in Form von differenzierten Einzelbuchungen mit Postenauswurf aufgezeichnet. Die einzelnen Sachkonten beziehen sich auf Haushaltsämter, auf Kreditarten oder andere Sachbezüge wie beispielsweise das Militär oder die Jäger. Neben den Einzelbuchungen gibt es auch Textblockbuchungen, bei denen mehrere Einträge in einer Buchung zusammengefasst werden. Noch unter den Nachfolgern Eduards I. kamen sachkontengegliederte Unde respondebitur-Bücher zum Einsatz.231 Wie bei den Hauptbüchern hatte sich bei diesen wichtigen, als Hauptkreditbüchern anzusprechenden Dokumenten um 1300 eine Normierung und Standardisierung etabliert, welche aufgrund ausgeprägter Routinen auch im 14. Jahrhundert fortgeführt wurde. Anders als die Hauptkreditbücher entwickelte sich der zweite Typ des Kreditbuches (Prestita privata) weder aus den Hauptbüchern, noch war er auf die Laufzeit eines Rechnungsjahres beschränkt. Dieses Kreditbuch war untrennbar mit dem Amt des Koffers verbunden, des für die Kasse verantwortlichen dritthöchsten Amtsträgers der Garderobe. Die Prestita-privata-Bücher hielten keine Vorauszahlungen ohne Rückzahlungsverpflichtung fest wie die Unde-respondebitur-Bücher, sondern die klassische Kreditform des Darlehens (mutuum), welche eine Rückzahlung erforderlich machte. Die Privatkreditbücher wurden für die gesamte Amtszeit des Koffers geführt. Sie fungierten somit als Nachschlagewerk aller Darlehen aus einer Amtszeit, während im Gegensatz dazu die Hauptkreditbücher als Referenzwerke für die Vorauszahlungen eines einzigen Rechnungsjahres dienten. Die langfristige Nutzung der Privatkreditbücher, über den unmittelbaren Zeitpunkt ihrer Anlage hinaus, unterscheidet sie auch von den rollenförmigen Kreditaufzeichnungen, die lediglich zu Abrechnungszwecken oder als Vorakten herangezogen wurden. Schriftlichen Niederschlag findet dieser langfristige Rückgriff auf die Prestita privata in den durchweg von späterer Hand gesetzten „Abgelöst“-Vermerken (solvit) hinter den jeweiligen Krediteinträgen.232 228 Ebd., S. xiii f. 229 Ebd., S. xi f. 230 TNA Kew, E 36/202; ediert in: Book of Prests, hrsg. v. FRYDE. – E 101/368/27. 231 TNA Kew, E 101/373/26. 232 TNA Kew, E 101/350/30, fol. 1r: Domino Cristiano de Westmonasterio de prestito usque dicti festum Purificationis per manus scutiferi sui LX s. apud Scanl’. Solvit.

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Mithilfe der Privatkreditbücher kann noch einmal die strukturelle und graphische Entwicklung der Rechnungsbücher Eduards I. nachvollzogen werden, die bereits im Zuge der Hauptbücher thematisiert wurde. Um 1280 war das Layout der Buchseite abgesehen von der linken Marginalie kaum definiert. Die Einzelpostensummen wurden nicht ausgeworfen, Seitensummen nicht gezogen.233 Knapp zehn Jahre später, Ende der 1280er-Jahre, liegt sodann eine voll entwickelte Einzelbuchungsrechnung mit Postenauswurf und Seitensummen vor, genauso wie dies bei den Hauptbüchern der Fall ist.234 Die Schreiber nutzten die gestalterischen Möglichkeiten, die das Buch bot, nach einer gewissen ‚Erprobungszeit‘ immer stärker aus. Die Kriege des Königs führten dazu, dass sich im Laufe der Regierungszeit Eduards I. ein enormer Schuldenberg aufhäufte. Die Verpflichtungen gegenüber Kreditgebern beliefen sich am Ende seiner Herrschaft auf mehr als 200 000 £.235 Um einen Überblick über die Schulden zu erhalten und damit das Buchführungssystem am Laufen zu halten, wurden in der Garderobe in der zweiten Regierungshälfte Eduards (1290–1307) mehrere Schuldbücher parallel angelegt. Unter ihnen lassen sich grundsätzlich drei Serien identifizieren: 1. Schuldbücher über noch nicht abgelöst Kredite (Libri debitorum), 2. Bücher über abgelöste Schulden (Libri solutionum debitorum), 3. Memorialbücher (Libri memorandorum). Letztere müssen wohl genetisch zwischen den beiden ersten Schuldbüchern platziert werden, sie sind allerdings nur über Erwähnungen in anderen Quellen nachzuweisen und werden daher nicht näher betrachtet.236 Der Bedarf an mehreren Schuldbuchserien erwuchs erstmals während der Amtszeit John Droxfords als Hüter der Garderobe (1295–1307). Für seine Amtszeit sind zwei Schuldbücher über noch nicht abgelöste Kredite überliefert. Beide decken den Zeitraum der Regierungsjahre 24 bis 30 Eduards I. (1295–1302) ab.237 Beim ersten, wesentlich kürzeren Kodex handelt es sich um die Reinschrift, die aus dem umfangreicheren Konzeptbuch kompiliert wurde. Der Konzeptcharakter des zweiten Schuldbu233 Ebd. 234 TNA Kew, E 101/352/12; ediert in: Records [1986], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Nr. 2113– 2476, S. 227–271. Siehe dazu FRYDE, Introduction, S. x Anm. 6 (falsche Angabe der Laufzeit); B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Introduction [1986], S. v f. 235 PRESTWICH, Exchequer, S. 5. Davon entfielen allein mehr als 100 000 £ auf italienische Kreditgeber (JONES, City-State, S. 197). 236 TNA Kew, E 101/364/13, fol. 35r: Eidem [domino Ricardo de Manton’] de prestito super eodem per manus Williami Servat in partem solutionis CCCIIIIXXIIII £ XVII s. IIII d. debitorum eidem pro Jacobo Pilat per assignationem ejusdem, sicut patet in libro de memorandorum anni XXXmi, in una littera acquieta facta Ricardo Oysel, ballio regis de Holderness, pro denariis solvendis eidem Williamo, cujus data est ibidem, XXIIIO die Martii – CC £. – E 101/354/5B, fol. 2v: Ricardo Ffoun pro expensis equorum regis – LIIII £ XV s. II d. ob. Allocatur eidem ad compotum secum factum libro memorandorum cum anno XXXIti LVI fol. et sic hic solutus est. 237 TNA Kew, E 101/354/5A; E 101/354/5B.

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ches wird anhand der zahlreichen Anmerkungen und Streichungen, darüber hinaus auch an fehlenden Rechenhilfen und Approbationsvermerken ersichtlich. Abgesehen davon handelt es sich bei beiden Rechnungsbüchern um differenzierte, überschriften- und summengegliederte Einzelbuchungsrechnungen mit Postenauswurf, die mit Seiten- und Foliosummen versehen wurden. Die Dualität von Konzept und Ausfertigungen belegt erneut eine bereits für die Hauptbücher beobachtete Entwicklung: Die Einsatzgebiete des Kodex weiteten sich aus. Um 1300 war das Rechnungsbuch nicht mehr allein für Reinschriften reserviert, sondern konnte auch für konzepthafte Aufzeichnungen herangezogen werden.238 Neben diesen beiden ersten Schuldbüchern entstand ein weiteres unter Eduard II. Es schließt chronologisch unmittelbar an die beiden unter Eduard I. erstellten Schuldbücher an und enthält die Schulden der Regierungsjahre 27 bis 35 Eduards I. (1298–1307). Im Aufbau und der Gestaltung der Seiten entspricht das Rechnungsbuch Eduards II. ganz den Schuldbüchern aus der Zeit seines Vaters. Michael Prestwich datiert Letzteres in die Zeit nach 1325/28, erläutert indes nicht, warum er 1325 als möglichen Entstehungszeitpunkt annimmt.239 Dieser Entstehungszeitpunkt kann aus einer Marginalnotiz geschlossen werden, die von derselben Hand geschrieben wurde wie der Haupttext und die auf eine Ausgabenrolle des Schatzamts aus dem Rechnungsjahr 1324/25 verweist.240 Dass Prestwich ferner das Jahr 1328 als zweiten möglichen Entstehungszeitpunkt setzt, liegt daran, dass im selben Jahr ein Teil der Rechnungen John Droxfords kontrolliert wurde. Ergänzt wurden diese Schuldbücher über noch nicht abgelöste Kredite durch Bücher über bezahlte Kredite. Edmund Fryde (1923–1999) vermischte dabei fälschlicherweise die Kreditbücher mit den Schuldbüchern.241 Für ihn gehörten die Schuldbücher nicht zu einem eigenständigen Typus, sondern stellten eine Alternativbezeichnung für Kreditbücher dar. Diese Deutung geht auf eine Fehlinterpretation eines Eintrags im Hauptkreditbuch Unde respondebitur aus dem Rechnungsjahr 1302/03 zurück. Fryde gab die Passage mit presens liber de solutionibus debitorum wider. Plausibler ist jedoch Folgendes: in anno presenti libro de solutionibus debitorum.242 Die Ablativ-Form von praesens bezieht sich auf anno und nicht auf libro, da das Jahr ansonsten keine nähere Bestimmung erfahren hätte. Beide Schuldbuchserien griffen ineinander und sind nicht ohne das jeweilige Pendant zu denken. Das Buch der abgelösten Schulden (Liber solutionum debitorum) ist nicht wie das Schuldbuch nach Sachkonten geordnet, sondern weitgehend chronologisch angelegt. Diese Differenz ergibt sich aus den unterschiedlichen Entstehungskontexten. Das Schuldbuch wurde aus den Hauptbüchern kompiliert. Dies er238 TNA Kew, E 101/357/15. 239 PRESTWICH, Exchequer, S. 4 f. 240 TNA Kew, E 101/357/15, fol. 23r: Johanni de Talworth – VII £ X s. VIII d. Quos remisit domino regi, sicut patet in pelle scaccarii anno regni regis Edwardi, filii regis Edwardi, XVIII. 241 FRYDE, Introduction, S. xi. 242 TNA Kew, E 101/364/13, fol. 36r.

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klärt auch seine Strukturierung entlang der Sachkonten. Demgegenüber entstand das Rechnungsbuch der abgelösten Schulden bereits im Zuge der Abrechnung der Garderobe mit dem Exchequer. Nach seiner Erstellung wurde es mit dem Schuldbuch abgeglichen. Bezahlte die königliche Verwaltung eine ausstehende Kreditschuld, setzte der Kleriker des Koffers einen Vermerk hinter den jeweiligen Posten des Schuldbuches, der ihn als abgelöst und ins Buch der abgelösten Schulden transferiert auszeichnete. Im Buch der abgelösten Schulden wurde der entsprechende Posten ebenfalls mit einer Marginalnotiz versehen, die wiederum auf das Schuldbuch zurückverwies. So konnten die Garderobe und das Schatzamt anhand beider Bücher nachvollziehen, ob eine Schuld abgegolten war. Der beschriebe Entstehungsprozess des Rechnungsbuches der abgelösten Schulden kann anhand des einzigen überlieferten Exemplars aus den Jahren 1295 bis 1298 nachvollzogen werden.243 Andere Bücher über abgelöste Schulden existierten ebenfalls, sind heute jedoch verloren.244 Von den Zeitgenossen wurde das Buch durchgängig als „Buch der abgelösten Schulden des 27. Jahres“ bezeichnet, auch wenn es mehr als nur das 27. Regierungsjahr Eduards I. (1298/99) umfasste.245 Das Buch über die abgelösten Schulden korrespondiert mit den beiden oben beschriebenen Schuldbüchern Eduards I. Begonnen wurde es 1299 im Zuge der Auditsitzung der Garderobe mit dem Exchequer.246 Es wurde mindestens bis August 1305 fortgeführt. Darauf verweist der letzte Eintrag im Buch.247 Im Layout entspricht es weitgehend den Schuldbüchern, auch wenn es mehr Textblockeinträge aufweist. So erstreckt sich der erste Textblock über die gesamte Recto- und große Teile der Versoseite und schließt mit einer in der rechten Marginalie ausgeworfenen Textblocksumme.248 Mehrheitlich liegt jedoch eine differenzierte, summen- und überschriftenge243 JRL Manchester, Lat. Ms. 229; katalogisiert in: TYSON, Hand-List, S. 586. 244 Verweise in: JRL Manchester, Lat. Ms. 229, fol. 17r: Adhuc de titulo de unde respondebit: Reginaldo de Thunderle pro denariis, qui defecerunt de centum librum, de quibus dominus Johannes de Huswait oneratur super officio suo per manus ejusdem Reginaldum – XXXV £. Pacatur per quendum compotum secum factum anno secundo, sicut patet libro de solutionibus debitorum anni XXXi. 245 TNA Kew, E 101/354/5B, fol. 16v: Pacantur Waltero de Ffinchingfeld per vicecomitem Surr’ et Sussex’ anno XXVIIO, sicut patet in libro de solutionibus debitorum ejusdem anni. 246 JRL Manchester, Lat. Ms. 229, fol. 1r: Williamo de Melton’ et Thome de Querle, clericis, pro denariis per ipsos solutis, de denariis receptis in garderoba anno presenti vicesimo septimo diversis hominibus subscriptis pro denariis debitis eisdem in eadem garderoba de compoto ejusdem garderobe, reddito ad scaccarium de annis regni regis Edwardi XXIIIIto, XXVto et XXVIto de quibus denariis sic solutis nulla fit mentio in libro de debitits garderobe de eodem compoto, nec etiam de eisdem sic debitis pro eo, quod ante compotum predictum clausum ad scaccarium, IIdeni denarii subtrahebantur penes eosdem, quibus debebantur et intrantur in libris garderobe cotidianus de tempore predicto fit mentio de eisdem denariis sic solutis et subtractis suis locis, videlicet. 247 Ebd., fol. 8v: Le Burgvillon: Jakemmio le Burgvillon pro denariis sibi debitis de vadiis suis anni XXVIti, sicut patet titulo de vadia scutiferorum ejusdem anni, in denariis sibi allocantur ad compotum secum factum ibidem, XXVIIIO die Augusti anno XXIIIIO– IIII £ VII s. III d. ob. Subtrahuntur et allocantur libro de debitis garderobe anni XXVI, sicut patet ibidem. 248 Ebd., fol. 1r–v.

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gliederte Einzelbuchungsrechnung mit Postenauswurf vor. Seitensummen wurden nicht gezogen. Sie waren nicht nötig, da die Funktion des Buches nicht in der monetären Kontrolle bestand, sondern als Abgleichsinstrument und als Nachschlagewerk für die Schuldbücher und das Hauptbuch. Durch die Analyse der Kreditbücher konnte der bereits an den Hauptbüchern ersichtliche Entwicklungsverlauf der buchförmigen Rechnungsführung für eine weitere Rechnungsart nachvollzogen werden. Hier kam es zu einer stärkeren Gliederung und Strukturierung des Inhalts. Gleichzeitig blieb das genetische Verhältnis zwischen Rollen und Kodizes auch für die Kreditrechnungen erhalten. Dies änderte sich mit den Schuldbüchern aus der zweiten Regierungshälfte. Sie finden keine rollenförmige Entsprechung. Ihre Kompilation bedurfte keiner Schriftrollen. Vielmehr diente ihnen das Hauptbuch beziehungsweise andere Schuldbuchserien als Vorlagen. Anders als bei den Hauptbüchern wird bei den Rechnungsbüchern aus dem Kontext des Kreditwesens eine allgemeine Tendenz zu längeren Laufzeiten ebenso wie ein Fokus auf die Nachschlagbarkeit des Inhalts ersichtlich. Dies ist ganz mit der Natur der Kreditfinanzierung zu erklären. Die Möglichkeit verzögerter (Rück-)Zahlung war Grundvoraussetzung für deren Nachhaltigkeit. Somit führten die grundlegenden Veränderungen in der Finanzierung der königlichen Herrschaft unter Eduard I. mittels Krediten sogleich zu einem Wandel im Umgang mit Kodizes und Rollen.

4.3 Kassenaufzeichnungen Bargeldknappheit war ein omnipräsentes Phänomen im vormodernen Europa. Sie erstreckte sich auf alle sozialen Gruppen und Schichten der Gesellschaft. Während die ergiebigen Edelmetallfunde des 12. und 13. Jahrhunderts den Bedarf noch weitgehend decken konnten, kam es seit dem 14. Jahrhundert aufgrund des Versiegens von Minen und durch die fortschreitende Monetisierung des Wirtschaftslebens zu ernsthaften Engpässen.249 In England sah sich die Finanzverwaltung Eduards I., wie noch für keinen Herrscher zuvor, mit dem Problem der Bargeldknappheit konfrontiert. Als Hauptursachen der Bargeldknappheit um 1300 können wie bereits zuvor beim Kreditwesen die Kriege des Königs gelten. Die ausgedehnten Kampagnen, die damit einhergehende Besoldung der Truppen sowie die gestiegenen Kosten für militärisches Gerät und Befestigungsanlagen bedurften enormer Geldmengen. Trotz einer immensen Münzproduktion, basierend auf eigenem sowie importiertem Silber, konnte der Bargeldbedarf nicht gedeckt werden. Zu den wichtigsten schriftlichen Strategien der Bar249 MISKIMIN, Problème; SPRANDEL, Zahlungssystem, S. 124–137; NORTH, Art. Geld, Sp. 10 f. Siehe zur Entwicklung der Edelmetallförderung vom 12. bis ins 14. Jahrhundert: NEF, Mining, Sp. 696–706, 721–723; SPUFFORD, Money, S. 109–131; CONTAMINE, L’économie médiévale, S. 251–253.

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geldproblematik Herr zu werden, gehörte die Einführung neuer Rechnungsserien. An ihrer Spitze stehen die seit den ausgehenden 1280er-Jahren überlieferten Kassenaufzeichnungen (jornalia accounts; jornalia), welche in der englischen Forschung bislang kaum erforscht wurden (Abb. 4 und 9). Michael Prestwich und Nick Barratt weisen beide auf die Bedeutung dieses Rechnungstyps hin.250 Sie waren es auch, die den Inhalt der Kassenrollen des Exchquers als Einzige intensiver untersuchten.251 Die Ursprünge der Kassenrechnungen liegen im Exchequer. Er führte sie bereits mehr als ein Jahrzehnt vor der Garderobe ein. Die bisherige Forschung verband jedoch die Einführung dieses neuen Rechnungstyps mit der Erfindungsgabe William Marchs, Schatzmeister des Exchequer (gest. 1302, Amtszeit 1290–1295).252 Diese Deutung ist nicht haltbar, da bereits vor Marchs Amtsantritt unter Schatzmeister John Kirkby (gest. 1290, Amtszeit 1284–1290)253 Kassenrollen im Schatzamt geführt wurden.254 Aus Kirkbys Amtszeit ist ein einziges Fragment einer Kassenrolle (Michaelis 1289) erhalten. Dass es von der Forschung seither nicht als Kassenrolle des Exchequer interpretiert wurde, erklärt sich zum einen aus seiner Überlieferung außerhalb der Serie der Rollen des Tellers (E 405), in der sich die meisten anderen Kassenrollen befinden; zum anderen in der fälschlichen Zuordnung des Fragments als Dokument der Garderobe.255 Vergleicht man jedoch den Aufbau und Inhalt des Fragments von 1289 mit den übrigen Kassenrollen des Exchequer sowie den Kassenbüchern der Garderobe, so ist es eindeutig als Dokument des Schatzamts zu klassifizieren. Neben der Rollenform, die bei den Kassenaufzeichnungen der Garderobe keine Verwendung fand, ist der deutlichste Hinweis auf die Exchequer-Provenienz die wöchentliche Bilanzierung. Die Kassenbücher der Garderobe wurden hingegen täglich bilanziert. Die einige Jahre nach dem Exchequer einsetzende Überlieferung der Kassenbücher in der Garderobe lässt es plausibel erscheinen, dass es zu einem interadministrativen Wissens- und Praxistransfer kam: Die Garderobe übernahm die Praxis des Schatzamts und nicht andersherum, wovon fälschlicherweise bereits Charles Johnson (1870–1961) in den 1920er-Jahren ausging.256 Bedenkt man die personellen Verflechtungen zwischen dem Exchequer und der Garderobe in der zweiten Regierungshälfte Eduards I. (1290–1307), gewinnt das Argument von der Beeinflussung der Garderobe durch das Schatzamt an Gewicht. Nach der Entlassung William Marchs als Schatzmeister des Exchequer im August 1295 übernahm John Droxford für zwei Monate (August und September) interimsmäßig das Amt. Droxford diente zuvor von 1291 bis 1295 als Kontrolleur der Garderobe und übte nach dem Intermezzo im Exche250 PRESTWICH, Edward I, S. 536 Anm. 62; BARRATT, Counting, S. 36. 251 PRESTWICH, Exchequer, bes. S. 10; BARRATT, Finance; ders., Counting; ders., Tout. 252 CLANCHY, Memory, S. 96; ORMROD, State-Building, S. 24. 253 PRESTWICH, Art. Kirkby. 254 TNA Kew, E 101/372/14/11; ediert in: Records [1986], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, S. 542–546. 255 B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Introduction [1986], S. xxvi f. 256 C. JOHNSON, System, S. 81 Anm. 3.

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quer (1295) von 1295 bis 1309 als Hüter der Garderobe das oberste Amt in der Finanzverwaltung des Haushalts aus. Eine ähnliche personelle Verschränkung kann mit dem Nachfolger und Förderer Droxfords, Walter Langton, Bischof von Coventry und Lichfield, festgestellt werden. Er war als Vorgänger Droxfords von 1290 an Hüter der Garderobe. Ende September 1295 übernahm er von Droxford das Amt des Schatzmeisters des Exchequer, das er bis 1307 bekleidete. Als Initiatoren der Einführung von Kassenbüchern in der Garderobe wirkten demnach höchstwahrscheinlich die obersten Funktionsträger der königlichen Finanzverwaltung, die in den 1290er-Jahren zwischen Exchequer und Garderobe changierten.257 Die Übernahme der Kassenaufzeichnungen durch die Garderobe Ende der 1290er-Jahre spiegelt deutlich die politisch-ökonomische Krise der Zeit wider, welche durch die Kriege gegen Frankreich (1294–1298/1303) und Schottland (1296– 1307) entstanden war. Um einen Überblick über die Bargeldbewegungen zu erhalten und damit zugleich eine höhere Planungssicherheit erreichen zu können, wurden erstmals Kassenrechnungen eingesetzt. Dass das Schatzamt diese Rechnungsform bereits mehr als ein Jahrzehnt zuvor nutzte, hängt mit seiner Rolle als zentraler Kasse des Königreichs zusammen. Seine wichtigste Aufgabe war es, den König und seinen Hof mit Bargeld zu versorgen. Die Kassenrollen boten dem Exchequer den nötigen Überblick und die (scheinbare) Planungssicherheit, die er zur Bewältigung dieser Aufgabe benötigte. Das Schatzamt war bereits im ausgehenden 13. Jahrhundert daran interessiert, das Wissen über die Finanzen auf ein sicheres Fundament zu stellen. Obschon Budgetierungen von Einnahmen und Ausgaben erst aus dem 14. Jahrhundert erhalten sind,258 existiert aus der Regierungszeit Eduards I. eine Schätzung des Jahres 1284, welche die zu erwartenden Einnahmen aus dem Königreich festhält.259 In diesem Kontext sind auch die Kassenrollen zu verorten. Der Zweck der Kassenaufzeichnungen war zweigeteilt: Einerseits ermöglichten sie die Kontrolle des für die Kasse zuständigen Funktionsträgers. Andererseits konnte man aufgrund der kontinuierlichen Aufzeichnung der tagesaktuellen Einträge – im Unterschied zu den meisten anderen Rechnungen, die erst nachträglich kompiliert wurden – die Bargeldbewegungen Tag für Tag exakt nachvollziehen. Damit kam den Kassenaufzeichnungen besonders eine bilanzierende und planerische Funktion zu, die neben der fortlaufenden Aufzeichnung in erster Linie über das Layout erzielt wurde. Unter den Rechnungen der Finanzverwaltung Eduards I. kommt den Kassenaufzeichnungen eine absolute Sonderstellung zu. Als erste Rechnung ihrer Art stellen sie die täglichen Bareinnahmen den täglichen Barausgaben gegenüber und ermöglichen so über den Abgleich mit dem Kassenstand eine tagesaktuelle Bilanzierung der Barmittel.

257 Siehe zum Personalaustausch zwischen den Institutionen: TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 87–96, 107 f. 258 BROOME und TOUT, National Balance Sheet. 259 MILLS, Exchequer Agenda.

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Die Kassenrechnungen präsentieren sich sowohl im Exchequer als auch in der Garderobe mit zwei Spalten.260 Die Besonderheit dieser Rechnungsart liegt im Detail: Die linke Spalte diente dem Verzeichnen der Einnahmen, während die rechte Spalte für die Ausgaben reserviert war. Die tagesgenauen Bareinnahmen wurden somit den Barausgaben direkt gegenübergestellt, was die Tagesbilanzierung enorm erleichterte. Fokussiert man von diesem Grundlayout der Kassenrechnungen auf die Ebene des einzelnen Eintrags, werden einige Unterschiede zwischen den rollen- und buchförmigen Aufzeichnungen erkennbar. Grundsätzlich enthalten die Kassenbücher der Garderobe mehr Informationen als die Kassenrollen des Exchequer. Dies hängt im Wesentlichen mit der Ausrichtung der Einträge zusammen. Während in der Garderobe der Tag das übergeordnete Strukturelement bildet, ist dies bei den ExchequerExemplaren die Woche. Auf der Einnahmenseite der Schatzamt-Rollen bestand der Tageseintrag lediglich aus der Nennung des Tagesdatums sowie der eingenommen Barsumme.261 Auch auf der Ausgabenseite beschränkte sich der Tageseintrag auf ein Minimum: Name des Ausstellers, Betrag sowie gegebenenfalls Auszahlungsanordnung oder Verweis auf ein anderes Dokument.262 Jede aus Tageseinträgen zusammengesetzte Woche wurde in visuell hervorgehobenen Wocheneinnahmen- und Wochenausgabensummen (Summa recepte/exitus septimane) in größerer, eingerückter Schrift geschlossen. Dieses strukturierende Element ist bei den frühesten Kassenrollen noch nicht vorhanden. Es kommt erst in den 1290er-Jahren auf.263 Im Gegensatz dazu verzeichneten die Schreiber der Garderobe in den Kassenbüchern unter den Tageseinträgen auf der Ausgabenseite die Summen, die Begünstigten sowie den Auszahlungsgrund und auf der Einnahmenseite ebenfalls die Summen und die Namen der Einzahlenden.264 Anders als im Schatzamt wurde jeder Tageseintrag in der Garderobe von einer eingerückten Einnahmen- und Ausgabensumme abgeschlossen. Häufig wurden aufgrund der geringen Einnahmen gar keine Einnahmensummen gezogen.265 Zusätzlich dazu warf man in (un-)regelmäßigen Abständen auf der linken Einnahmenseite eine Summe aus, die den aktuellen Kassen-

260 TNA Kew, E 405/1/17; E 101/359/8. 261 TNA Kew, E 405/1/40, mem. 3a: Die lune, XXXO die Augusti, de recepta nichil. Die marcis de recepta nichil. Die mercurii, pro die septimane, CLVIII £ XI s. XI d. ob. 262 Ebd., mem. 3b: Domino Johanni de Drokeneford per litteram CXXXI £ XVIII s. VII d. ob. Eidem in pecunia numerata LV £ XXII s. 263 TNA Kew, E 405/1/33; E 405/1/47. 264 BL London, Add. Ms. 37655, fol. 5ra: Die mercurii, XXVIIO die Julii anno XXXIIIIto: De denariis in garderoba remanentibus VII s. II d. De scaccario per manus Nichilo de Chileham et Williami de Rikethorn’ liberavit denariis in garderoba apud Sherreve Houton’ CCCC £, fol. 5rb: Clerico coquina per manus Simoni Sley de Geynesbourgh’ pro allecio ab ipso capto per William de Burgo, mense Julii, per unam talliam XXV s. 265 Ebd., fol. 8rb: Summa – XXXII s. IIII d.

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stand signalisierte (remanent).266 Diese Kassenstandsangabe fehlt auf den Rollen des Exchequer völlig. Um trotz allem eine Bilanzierung der Barreserven zu ermöglichen, führten die Schreiber des Exchequer zusätzlich zu den Kassenrollen Bilanzrollen (billa cotidiana).267 Die in Wochenblöcke eingeteilte Bilanzrolle gab für jeden Tag den aktuellen Kassenstand an und erlaubte so im Abgleich mit den Tageseinnahmen und -ausgaben die Bilanzierung.268 Am Ende sind die Unterschiede zwischen Kassenbuch und Kassenrolle nicht auf die Form zurückzuführen, da eine unidokumentarische Darstellung von Tages- und Wochensummen sowie einer Bilanzierung auch mittels Schriftrollen hätte erzielt werden können. Dass die Form der Kassenrechnungen des Exchequer von der Garderobe nicht komplett übernommen wurden, lag demgegenüber vielmehr an den institutionellen Praktiken und Erfordernissen. Die Schreiber der Garderobe passten die Kassenrechnungen an ihre Bedürfnisse an. Für das Schatzamt stand die wöchentliche Bilanzierung im Vordergrund. Eine detaillierte Aufschlüsselung der täglichen Barbewegungen war nicht erforderlich. Der Kassenstand war wiederum so wichtig, dass die Schreiber des Schatzamts dafür eine eigene Serie einführten. Die Funktionsträger der Garderobe legten das Augenmerk wiederum auf eine exakte Wiedergabe der täglichen Bargeldbewegungen. Dies hatte wohl damit zu tun, dass die Kassenbücher der Garderobe als Kontrollinstrument für Parallelaufzeichnungen dienten. Zeugnis hierfür sind die Verweise in den Kassenbüchern auf andere Rechnungsserien oder Sachkonten.269 Aus diesen funktionellen Ansprüchen erklären sich der textuelle Inhalt und der Aufbau der Kassenaufzeichnungen. Ihre Form hingegen ist über die Routinen der beiden Institutionen zu deuten. Ferner kann der Wandel auch in Richtung einer gesteigerten institutionellen Identität der Garderobe in den 1290er-Jahren gedeutet werden.270 Der Exchequer setzte ungebrochen auf das Medium Schriftrolle. Bücher hatten in seiner Rechnungsführung keine Bedeutung. In der Garderobe ist der Rückgriff auf das Buch mit dessen wachsender Bedeutung als Medium der Rechnungsführung verbunden. Zwar nutzten die Schreiber der Garderobe den Kodex bereits seit den 1270er-Jahren, doch erst ab den 1290er-Jahren erreichte er einen solchen Stellenwert innerhalb des Abrechnungssystems, dass wichtige Rechnungen, wie die finalen Jahresabrechnungen oder eben die Kassenaufzeichnungen, ihren Weg in Bücher fanden.

266 Ebd., fol. 5ra: Remanent – CCCLXIX £ X s. VIII d. 267 TNA Kew, E 405/1/19. 268 TNA Kew, E 405/1/38, mem. 1: Die lune, XIXO die Octobris – CLI £ III s. II d. Die martis – CLXVIII £ XIX s. X d. Die mercurii – CLXIII £ XVIII d. Die jovis – CXXIII £ XII s. II d. Die veneris – CXLIIII £ V s. VIII d. Die sabbati – CXLVII £ II s. IIII d. 269 BL London, Add. Ms. 37655, fol. 5rb: Item solvuntur diversis scutiferis et servientis de hospicio regis super vadiis suis, sicut patet titulo de prestita scutiferi anni presentis XXX £ X s. – E 101/373/30, fol. 5b: Intratur in dona. [In Bezug auf:] Domino regis de prestita privata Rogeri Fillol XVIII s. VIII d. 270 Siehe hierzu bes. Kap. IV.3.

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4.4 Kriegslogistische Rechnungen Zu den zentralen Aufgaben der Garderobe unter Eduard I. gehörte die logistische Organisation der militärischen Unternehmungen des Königs. Aus diesem Gebrauchskontext stammt eine Vielzahl an Rechnungen. Die kriegslogistische Rechnungsführung beschränkte sich dabei keineswegs auf den Hof des Herrschers. Zahlreiche Rechnungsdokumente, die nicht direkt am Hof entstanden, haben sich für die Kriegszüge Eduards erhalten. Die Aussteller fertigten diese Abrechnungen in der Regel für die Rechnungsrevision mit der Garderobe an. Anhand der kriegslogistischen Abrechnungen ist die Ausbreitung des Kodex in der Rechnungsführung im Umfeld der Garderobe seit den 1290er-Jahren am besten zu greifen, da solche Rechnungen vor 1290 allein auf Schriftrollen festgehalten wurden.271 Die ersten kriegslogistischen Rechnungsbücher entstanden während des anglofranzösischen Konflikts (1294–1298/1303). Der Gebrauch des Kodex überlappte zu diesem Zeitpunkt funktionell noch mit dem der Rechnungsrollen. Die Kriegslogistiker nutzten für ihre finalen Abrechnungen beide Formen gleichermaßen. Ausgangspunkt für das Eindringen des Buches in die Schriftlichkeit der Kriegslogistiker war der Kriegszug des Königs in die Gascogne im Jahr 1294. Die Vorbereitung der Unternehmung wurde von einer Gruppe durchgeführt, die entweder bereits in den walisischen Kriegen (1277–1283) in Ämtern mit organisationslogistischer Funktion gestanden oder im Haushalt Eduards I. Dienst geleistet hatten. Die Gruppe formierte sich in Portsmouth (Gft. Hampshire), wo die Überfahrt in die Gascogne vorbereitet wurde.272 Die Logistiker nutzten unterschiedliche Formen der Rechnungsführung. Drei von ihnen schrieben ihre finalen Rechnungen auf Rollen.273 Einzig John Maidstone verwendete einen Kodex.274 Innerhalb der Gruppe kam Maidstone wohl die Rolle des erfahrensten Logistikers zu. Er diente bereits während der Eroberung Wales’ in der kriegslogistischen Verwaltung. Damals hatte er seine Rechnungen noch ausschließlich auf Rollen geschrieben.275 Erst in Portsmouth griff er auf beide Aufzeichnungsformen zurück. Schriftrollen dienten Maidstone dabei als Vorakten für seine finale Abrechnung in Buchform. Das einzige überlieferte Beispiel für dieses genetische Verhältnis ist seine Tagesabrechnung,276 welche er in komprimierter Form in sein Rechnungsbuch übertrug.277

271 Beispielsweise: TNA Kew, E 101/3/28; E 101/4/5B. 272 Siehe zu diesen logistischen Vorbereitungen: VAUGHN, Circumstances, S. 225–276; ders., WarHorses. 273 TNA Kew, E 101/5/4; E 101/5/6; E 101/612/23. 274 TNA Kew, E 101/4/30. 275 Siehe oben, Anm. 134. 276 TNA Kew, E 101/4/29. 277 TNA Kew, E 101/4/30, fol. 10v: In expensis servientorum apud Portesmuth’, existentis circa primum passagium et passagium domini Edmundi, fratris regis, a die jovis, X die Junii usque diem jovis, XVIII diem Novembris, utroque computato, ut patet per rotulum particulum, ut in pane, cervisis, carnis

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Derselbe genetische Zusammenhang zwischen Rollen und Kodizes findet sich auch einige Jahre später bei Walter Langton. Der Schatzmeister des Exchequer wurde in den Jahren 1296/97 gemeinsam mit anderen Logistikern auf den Kontinent entsandt, um die Landung Eduards I. in Nordfrankreich vorzubereiten. Der König plante mit der Unterstützung lokaler Fürsten einen Kriegszug gegen den französischen König.278 Für diese diplomatisch-logistische Mission wurde ein kompositorisches Rechnungsbuch angelegt, welches die einzelnen Dokumente Langtons und seiner Begleiter, die zuvor auf Schriftrollen aufgezeichnet worden waren, zusammenführt.279 Zwar sind uns diese ursprünglichen Vorakten in Rollenform nicht überliefert, doch verweisen Einträge im Rechnungsbuch auf deren Form.280 Die Ausbreitung des Rechnungsbuches unter den Kriegslogistikern und das genetische Verhältnis zwischen Rollen und Kodizes sind besonders gut anhand der Rechnungsüberlieferung des angloschottischen Konflikts (1296–1307) abzulesen. Die Eckpfeiler des englischen Militärengagements gegen Schottland formten die beiden Garnisonen in Berwick-upon-Tweed und Carlisle (Gft. Cumbria). Noch während der ersten Winterkampagne 1297/98 nutzten die obersten Funktionsträger der beiden Garnisonen unterschiedliche Aufzeichnungsformen für ihre Abrechnungen. Während Richard Abingdon und sein Kontrolleur William Swindon in Carlisle auf Rollen zurückgriffen, verwendeten Walter Amersham und sein Kontrolleur Robert Heyron im selben Abrechnungsjahr in Berwick Rechnungsbücher.281 Bereits im Jahr darauf wurde die Rechnungsführung vereinheitlicht.282 Von nun an sollten alle nachfolgenden Kriegslogistiker in beiden Garnisonen zu Kodizes greifen, wenn sie am Ende des Jahres ihre Abrechnungen für die Revision mit der Garderobe vorbereiet piscis XVIII £ XIX s. VIII d. ob., vino non computato, quod de stauro scilicet IIII dolia I sextum dimidium. 278 Siehe dazu jüngst STUCKENS, Hommes de l’écrit, S. 321–332. 279 TNA Kew, E 101/308/19; ediert in: CUTTINO, Bishop Langton’s Mission. Siehe zu dieser Unternehmung und dem anschließenden Feldzug: LYON, Logistics; FRYDE, Financial Resources; LYON, Flemish Campaign. 280 TNA Kew, E 101/308/19, fol. 4r: In denariis solutis per vices pro pergameno empto pro compoto isto et rotulis eisdem compoti scribendi et pluries transcribendo – VIII s. VII d. sterlingorum. Et in denariis solutis duobus clericis transcribentibus aliquos rotulos istius compoti pro labore suo nomine stipendii cuibus III s. – 6 s. sterlingorum, fol. 4v: In expensis domini Walteri, Coventar’ et Lich’ episcopi, thesaurarii, et aliorum militum, clericorum et valletorum diversorum in comitiva ejusdem existentium morando in Francie, Flandrie, Cameratum et Brabantum partibus, circa prosecutionem diversorum negotiorum regis, coram cardinalibus Albanen’ et Penestr’ et alibi, inter XXIII diem Julii anno XXIIII et finem anni XXVta, sicut patet per duos rotulos de eisdem expensis in garderoba liberatos apud Clifton’ juxta Eborum, mense Julii anno XXVII – millia CCXXXIII £ XII s. VII d. sterlingorum. 281 Richard Abingdon und William Swindon: TNA Kew, E 101/6/30. – Walter Amersham und Robert Heyron: E 101/7/2. Dass es ursprünglich zwei Rechnungsbücher gab, geht aus dem in den Foreign Rolls Eduards II. kopierten Rechnungstext hervor: Scotland in 1298, hrsg. v. GOUGH, S. 266: sicut continetur in libro de particulis quem idem Thomas liberavit in thesauro, et in contralibro predicti Roberti Heyroun contrarotulatoris predicti Walteri. 282 Richard Abingdon: TNA Kew, E 101/7/20.

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teten. Das Rechnungsbuch setzte sich in der zweiten Hälfte der 1290er-Jahre klar als ‚Leitform‘ der Rechnungsführung in den Garnisonen durch. Dies belegen ferner die kodikalen Abrechnungen John Westons aus Berwick oder Richard Bromsgroves aus Carlisle um die Wende zum 14. Jahrhundert.283 Auch wenn sich der Kodex für die finalen Abrechnungen durchsetzte, blieben Rollen genauso wie Einzelblätter weiterhin im Gebrauch.284 Sie dienten den Schreibern als Voraufzeichnungen und Belege. Am genetischen Verhältnis zwischen Rollen und Kodizes sollte sich nichts mehr ändern. Was sich aber zu Beginn des 14. Jahrhundert änderte, war der Einsatzbereich des Rechnungsbuches. Nunmehr konnte der Kodex auch die Rolle der Voraufzeichnung einnehmen, wie ein kleinformatiger Doppelbogen aus dem Jahr 1306 belegt.285 Zum Siegeszug des Rechnungsbuches unter den Kriegslogistikern Eduards I. trug in erster Linie die Garderobe des Königs bei. So wie sich der Kodex in der Buchführung der Garderobe im Laufe der 1280er- und frühen 1290er-Jahre ausbreitete, setzte er sich auch bei den Kriegslogistikern im angloschottischen Konflikt durch. Metatexte oder zentrale Vorgaben über die Rechnungsführung der Kriegslogistiker haben sich nicht erhalten. Trotzdem ist davon auszugehen, dass der fortwährende Kontakt der Kriegslogistiker mit Funktionsträgern der Garderobe zur Etablierung einer (gegebenenfalls mündlichen) Norm führte, die den Kodex im Zentrum der Buchführung verankerte. Die Gestaltung der kriegslogistischen Rechnungsrollen und -bücher unterscheidet sich kaum voneinander. Das Argument, nach dem komplexere textuelle Präsentationen nur mit einem Kodex möglich gewesen seien, widerlegen die Rollen der Kriegslogistiker erneut. Als Beispiel kann eine Rechnungsrolle über die Getreideversorgung in Portsmouth für die Kampagne in der Gascogne 1294 herangezogen werden.286 Sie führt anschaulich das gesamte Repertoire der Darstellungsmöglichkeiten vor. Die Funktionsträger verbanden auf ihr eine summen- und überschriftengegliederte Textblockrechnung auf den ersten beiden Membranen mit Einzelbuchungseinträgen auf der dritten und mit aus Einzelbuchungen zusammengesetzten Blockeinträgen auf der vierten und letzten Membran. Das Layout ist mithilfe der linken Marginaltitel und den rechten, ausgerückten Textblock- beziehungsweise Einzelbuchungssummen sehr gut gegliedert. Abschnittssummen stiften weitere Ordnung. Auch Seiten- und Foliosummen als Marker der Entwicklungsmöglichkeiten der Rechnungsführung waren nicht auf den Kodex beschränkt.287 Sie finden sich auch

283 John Weston: TNA Kew, E 101/12/18. – Richard Bromsgrove: BL London, Add. Ms. 17360. 284 TNA Kew, E 101/367/23, Nr. 2, mem. 4. Ihre Verwendung geht auch aus den Pergamentausgaben der Garnisonslogistiker hervor (E 101/14/1, fol. 1r: pergameno empto pro libris, rotulis, litteris, billis et aliis compotis dicti domini Jacobi tangentibus inde faciendis). 285 TNA Kew, E 101/14/1. 286 TNA Kew, E 101/5/4. 287 TNA Kew, E 101/12/18, fol. 2v–3r.

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bei den Rollen in Form von Membranensummen.288 Wie geordnet das Layout und wie sauber das Schriftbild ausgeführt wurden, hing im Wesentlichen vom Zweck der Rechnungen ab. Handelt es sich um Voraufzeichnungen, ließ der Schreiber weniger Sorgfalt walten als bei Ausfertigungen, unabhängig davon, ob er eine Schriftrolle oder einen Kodex zur Hand nahm.

5 Zwischenergebnis Die königliche Finanzverwaltung war substanziell von den Auswirkungen der Kriege auf dem Kontinent und den Britischen Inseln betroffen. Der Krieg war Motor administrativer Innovationen, mithin der immer stärker anschwellenden Verschriftlichung des Verwaltungshandelns. Die Finanzverwaltung musste auch in Zeiten größter Krisen und finanzieller Nöte die Herrschaft des Königs aufrechterhalten. Dafür bediente sie sich in deutlich zunehmendem Maß der Schrift. Die Herrschaftszeit Eduards I. sah einen Entwicklungsschub in der Ausbildung der auf Schriftlichkeit basierenden frühstaatlichen Verwaltung. Wichtiger Marker dieses Schubs ist das serielle Eindringen des Kodex in eine von der Rolle dominierten administrativen Schriftlichkeit. Die Garderobe Eduards I. nutzte in ihrer Buchführung als erster und einziger Zweig der Finanzverwaltung den Kodex. Dass gerade im königlichen Haushalt mit der Anlage von Rechnungsbüchern begonnen wurde, ist mit dessen Stellung im administrativen System zu erklären. Besondere Herausforderungen vormoderner Herrschaft wie die Bargeldknappheit, die Kreditfinanzierung und die Kriegslogistik mussten von der Garderobe mithilfe von Schriftlichkeit bewältigt werden. Dafür griffen die Funktionsträger neben Einzelblättern und Rollen im ausgehenden 13. Jahrhundert zunehmend auf Bücher zurück. Im Laufe der mehr als dreißigjährigen Herrschaft des Königs wurde das Rechnungsbuch nicht allein in immer mehr Bereichen der Buchführung genutzt, sondern erlangte darüber hinaus eine herausragende Stellung innerhalb der gesamten Dokumentationshierarchie. In der zweiten Regierungshälfte Eduards I. (1290–1307) wurden die wichtigsten Rechnungsdokumente, wie die finalen Abrechnungen, die Kassenaufzeichnungen oder die kriegslogistischen Rechnungen, in Bücher geschrieben. Die Forschungsthese von der Weiterentwicklung des Rechnungswesens durch die Einführung der Heftoder Buchform konnte für die Garderobe differenziert werden.289 Die Einführung von Seiten- und Foliosummen und damit der seitenorientierten Rechnungsführung ist eindeutig mit den Rechnungsbüchern in Verbindung zu bringen. Es darf allerdings nicht ausgeblendet werden, dass eine solche Seitenorientierung bereits bei den Rollenrechnungen in Form von Membranensummen gegeben war. 288 TNA Kew, E 101/367/23, Nr. 2, mem. 4. 289 MERSIOWSKY, Rechnungen, S. 534 f.

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Zudem ist der für Mitteleuropa in das späte 14. Jahrhundert verortete Rechnungstyp der Einzelbuchungsrechnung mit Postenauswurf in England bereits im ausgehenden 13. Jahrhundert nachzuweisen. Diese übersichtlich gestaltete Rechnungspraxis beschränkte sich allerdings keineswegs auf den Kodex. Die Garderobe nutzte diese Technik für zahlreiche ihrer Rechnungsrollen. Grundsätzlich kann festgehalten werden, dass die Bandbreite an Aufzeichnungspraktiken und Gestaltungsmöglichkeiten sowohl für die Rolle als auch für den Kodex in der Buchführung der Garderobe ausgenutzt wurde. So gab es einfache Rechnungen in Textblockform auf der Rolle wie im Kodex. Der Gebrauch des Kodex beschränkte sich unter Eduard I. nicht allein auf Rechnungen. Auch für Urbare, Lehnsverzeichnisse und Kopiare kamen buchförmige Aufzeichnungen zum Einsatz. Dabei wandelte sich der Umgang mit dem Kodex besonders im Exchequer gegen Ende des 13. Jahrhunderts von einer okkasionellen zu einer häufigen Nutzung. Wie in der Garderobe waren die Gebrauchskontexte der Kodizes im Schatzamt in erster Linie von den Aufgaben sowie den spezifischen Bedürfnissen des Königs abhängig. Die Verwaltung hatte die auf Land und Leuten basierenden Herrschaft zu sichern sowie die diplomatischen Beziehungen des Königreichs mit seinen Nachbarn zu ermöglichen. Dafür legte das Schatzamt umfangreiche buchförmige Kompilationen an. Diese Kartulare, Urbare und Lehnsverzeichnisse erschlossen meist große Informations-Korpora wie Urkundenarchive oder Befragungsergebnisse. Sie gewährten Zugriff auf große Mengen administrativen Wissens und dienten dabei der langfristigen und einfachen Nutz- und Nachschlagbarkeit.290 Ein generelles intrinsisches Verhältnis zwischen dem textuellen Inhalt und der Form des Schriftstücks konnte für die unterschiedlichen Quellengattungen nicht festgestellt werden. Allerdings unterschieden sich die Zahl ebenso wie die Anwendungsbereiche der Formen innerhalb der jeweiligen Quellengattung. Sehr breite Rezeption erfuhr der Kodex in der Rechnungsführung der Garderobe. Eine dominante Stellung kann das Buch für Kopiare beanspruchen. In der Registerführung der Garderobe ging man zu Beginn des 14. Jahrhunderts von rollenförmigen zu kodikalen Aufzeichnungen über. Zudem setzte das Schatzamt für seine Kartulare fast ausschließlich auf Bücher. Im Bereich des urbarialen und lehnsrechtlichen Schriftguts blieb die Rolle hingegen weiterhin die zahlenmäßig am stärksten vertretene Aufzeichnungsform. Dies kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass der Kodex auch für Urbare und Lehnsverzeichnisse an der Spitze der Dokumentationshierarchie stand. Denn für alle Quellengattungen konnte in der Regel ein genetisches Verhältnis zwischen Rollen und Kodizes ermittelt werden. Rollen dienten nahezu ausnahmslos als Voraufzeichnungen kodikaler Kompilationen. Dieser Befund geht einher mit der

290 Siehe zum Herrschafts- und Verwaltungswissen beispielsweise: HILDBRAND, Herrschaft; WEBER, Herrschafts- und Verwaltungswissen.

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These Norbert Kössingers, nach der die Schriftrolle zumeist ein „ephemeres Medium“ gewesen sei.291 Gleichzeitig bedingte dieses genetische Verhältnis auch die Art und Weise der Aufzeichnung. Zwar war mit den beiden Formen nicht unbedingt eine veränderte Präsentation des Textes verbunden – in vielen Fällen deckt sich das Layout der Rollen und Kodizes –, doch wurden buchförmige Aufzeichnungen häufig erst dann kompiliert, wenn die Quantität der gesamten aufzuzeichnenden Informationen abzusehen war. Ihr Gebrauchskontext lag somit vornehmlich in der Ordnung und Strukturierung großer Mengen administrativen Wissens. Dahingehend griff man auf Rollen auch in solchen Kontexten zurück, in denen der Umfang der aufzuzeichnenden Information unbekannt oder nicht absehbar war. Diese unterschiedlichen Produktions- und Gebrauchskontexte werden im folgenden vierten Teil der Arbeit eingehend besprochen.

291 KÖSSINGER, Schriftrollen, bes. S. 485–495; demgegenüber kritisch: MIEDEMA, Reiseliteratur, S. 37 f., 43–45.

IV Produktions- und Nutzungskontexte Der vierte Hauptteil dieser Studie befasst sich mit den Faktoren, welche einerseits die Einführung des Kodex und andererseits das Festhalten an der Rolle bedingten. Im Zentrum steht die Analyse der Materialität und Praxeologie der Schriftzeugnisse aus der Finanzverwaltung Eduards I. Bei der Untersuchung der Produktion liegt der Fokus somit auf den unterschiedlichen Produktionsprozessen von Rollen und Kodizes in der Verwaltung wie auch auf den verwendeten Materialien und ihrer Affordanz. Unter dem Begriff Affordanz (Angebotscharakter) sind die Interaktions- und Nutzungsmöglichkeiten zu verstehen, die ein Objekt dem Nutzer durch seine materielle Beschaffenheit bietet.1 Demgegenüber konzentriert sich die Analyse der Nutzung auf konkrete Praktiken sowie die topologische Komponente des Gebrauchs, wobei Fragen nach der Materialität stets mitgedacht werden. Die in der Forschung existierenden Thesen zur Wahl der Rolle und des Kodex in der mittelalterlichen Schriftkultur werden präsentiert und mit den spezifischen, am Material gewonnenen Untersuchungsergebnissen für die Finanzverwaltung Eduards I. kontrastiert. Die Untersuchung der Frage nach der Wahl eines bestimmten Mediums erlaubt es, Einsichten in das Denken und Handeln einer vormodernen Verwaltung und ihrer Funktionsträger zu gewinnen und damit nicht zuletzt moderne Sichtweisen auf mittelalterliche Verwaltungen infrage zu stellen.

1 Produktion Die Untersuchung des Herstellungsprozesses von Handschriften muss sowohl ökonomische als auch technische Aspekte beachten. Wichtig wird in Bezug auf die Handschriftenproduktion vor allem deren Affordanz, da die beiden Formen – Rolle und Kodex – durch ihre unterschiedlichen materiellen Eigenschaften den Funktionsträgern der Verwaltung gegebenenfalls unterschiedliche Angebote hinsichtlich ihrer Herstellung machten. Aufgrund der breiten Quellenüberlieferung steht die Garderobe im Vordergrund der Untersuchung. Sie ermöglicht am ehesten einen Vergleich zwischen der Rolle und dem Kodex. Seitenblicke auf das Schatzamt erfolgen an ausgewählten Stellen.

1.1 Material- und Produktionskosten Die Forschung hat hinsichtlich der Materialkosten auf die Unterschiede zwischen der Schriftrolle und dem Kodex hingewiesen. In diesem Zusammenhang haben sich konträre Positionen etabliert. Die eine Seite weist darauf hin, dass die Kosten für die 1 FOX et al., Affordanz; ZILLIEN, Affordanz. https://doi.org/10.1515/9783110776249-004

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Rolle höher gewesen seien als für den Kodex, da die Membranen der Rollen zumeist nur einseitig, die Seiten des Kodex demgegenüber jedoch in der Regel beidseitig beschrieben worden wären. Die andere Seite betont, dass die Rollen die kostengünstigere Aufzeichnungsform gewesen seien, da das Binden des Kodex zusätzliche Kosten verursacht hätte, die bei der Schriftrolle nicht angefallen seien. Trotz vereinzelter gegenteiliger Auffassungen, wie etwa 2006 von Elisabeth Lalou,2 vertritt der Großteil der Forschung die Einschätzung, Rollen seien günstiger zu produzieren gewesen als Bücher.3 Nigel Ramsay sieht in den Produktionskosten sogar einen der Hauptgründe dafür, dass der Kodex in der königlichen Verwaltung Englands außerhalb der Garderobe kaum Verwendung fand.4 Bei der Diskussion der Kostenfrage gab Michael Clanchy zu bedenken, dass man zunächst die Hüllen der Rollen mit in die Überlegungen aufnehmen und diese mit den Einbänden der Kodizes in Kontrast setzen müsse, bevor man Aussagen über teurere oder günstigere Aufzeichnungsformen treffen könne.5 Jüngst betonte Nine Miedema, dass Rollen in der Produktion vermutlich nicht preisgünstiger waren als Bücher, da für sie ein Transportbehältnis angefertigt hätte werden müssen und die Schriftrollen darüber hinaus meist nur einseitig beschrieben worden seien.6 Die Problematik der meisten dieser Forschungsaussagen ist ihr hypothetischer Charakter. Sie beruhen kaum auf der Auswertung einschlägiger Quellengattungen. Wenn beispielsweise auf mittelalterliche Rechnungen in Bezug auf Material- und Herstellungskosten verwiesen wird, dann handelte es sich fast ausnahmslos um Material, das in keinem direkten Zusammenhang mit dem Untersuchungsgegenstand stand. Als Beispiel dafür kann Olivier de Laborderie gelten, der eine Rechnung für eine kostengünstigere Rolle mit Gedichten aufführt, obwohl er selbst genealogische Rollen untersucht.7 Dieses Vorgehen lässt sich vor allem dadurch erklären, dass es für die Zeit vor der Mitte des 14. Jahrhunderts schwierig ist, verlässliche Preislisten zusammenzustellen. Als Ausnahme darf die Arbeit von Richard Hogg (1944–2007) gelten, der Buchpreise für England im 13. Jahrhundert kompilierte.8 Aufgrund der guten Überlieferungssituation ist es für die Finanzverwaltung Eduards I. allerdings möglich, die gegensätzlichen Hypothesen hinsichtlich der Frage nach den Materialund Herstellungskosten der Rollen und Kodizes kritisch zu überprüfen. Bei der Analyse der Herstellungskosten für die königliche Finanzverwaltung Eduards I. ist man zunächst damit konfrontiert, dass die Zeitgenossen häufig nicht zwischen den unterschiedlichen Aufzeichnungsformen unterschieden. Ausgaben 2 LALOU, Tablettes de cire, S. 133. Dies ist eine Revision einer älteren Auffassung (dies., Rouleaux de comptes). 3 ROUSE, Roll, S. 120; Rolls of Arms, hrsg. v. BRAULT, Bd. 1, S. 39; KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 486. 4 RAMSAY, Archive Books, S. 422. 5 CLANCHY, Memory, S. 143. 6 MIEDEMA, Reiseliteratur, S. 47. 7 LABORDERIE, Histoire, S. 60. 8 HOGG, English Book Prices.

1 Produktion 

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für Pergament wurden nur in manchen Fällen näher spezifiziert. Zumeist nannte der Schreiber in einem Eintrag unterschiedliche Schriftgutformen9 oder er führte überhaupt nicht näher aus, wofür das Pergament bestimmt war.10 Auffallend ist bei fast allen Sammelaufstellungen aber, dass die Schreiber in ihren Formularen eine bestimmte Reihenfolge der Aufzeichnungsformen beachteten.11 An erster Stelle standen die Kodizes, gefolgt von den Schriftrollen, den Schreiben und zuletzt den Notizen. Diese Aufreihung wurde bewusst gewählt, da sie systematisch in nahezu allen Rechnungen Anwendung fand. Sie zeigt, dass die Garderobe ein Verständnis für den Stellenwert der Aufzeichnungsformen besaß respektive den Formen unterschiedliche Werte zuschrieb. Diese leiteten sich aus der Genese der Rechnungen ab: Belege und Notizzettel sind ganz unten angesiedelt, während sich Rollen und Kodizes ganz oben in der Hierarchie der Aufzeichnungsformen wiederfanden. Dies spiegelt auch die Ergebnisse des dritten Teils der Arbeit wider, in dem die Entstehung der Rechnungsdokumente und ihr Verhältnis zueinander erörtert wurden. Den Rechnungen des Exchequer sind hingegen kaum Hinweise auf Rangordnungen verschiedener Aufzeichnungsformen zu entnehmen. Das liegt zuvorderst daran, dass das Schatzamt bis auf wenige Ausnahmen allein Schriftrollen verwendete. Allerdings unterschied man zwischen den Pergamenten der verwendeten Rollen.12 Neben dem gewöhnlichen Pergament gab es solches, das lediglich für die großformatigen Rollen, das heißt in erster Linie die Pipe Rolls, die Memoranda Rolls sowie die Einnahmen- und Ausgabenrollen (Receipt und Issue Rolls) reserviert war. Auch wenn sich aus den Angaben nicht erschließen lässt, ob dieses Spezialpergament teurer war als das gewöhnliche, liegt diese Annahme nahe, da dieses Spezialpergament in seinem Format nicht nur größer (Breite: ca. 350 Millimeter; Höhe: 500–750 Millimeter), sondern zudem qualitativ hochwertiger ist als jenes der übrigen Rollen. Es weist im Gegensatz zu zahlreichen anderen Pergamenten kaum herstellungsbedingte Beschädigungen oder Ungleichförmigkeiten auf. Aus den Rechnungen des Schatzamts geht überdies hervor, dass ausgesuchte Personen mit dem 9 TNA Kew, E 101/363/18, fol. 5r: Pargamenum emptum: Waltero de Divitone, pargamentario sarum, pro IX duodenis et dimidis pargameni, pretium duodene XIIII d., emptis ab eodem per Williamum de Doudone pro libris et litteris garderobe dicti principis inde scribendis et faciendis per manus proprias apud Clatford, XIO die Decembris – XI s. I d. 10 TNA Kew, E 101/368/12, fol. 2v: Emptio pargameni: Galfrido le Bonere, pargamentario Londoniensis, pro X duodenis pargameni emptis de eodem pro expensis hospicii dominorum et garderobe eorundem infra scribendis per totum annum integer – IX s. V d. 11 BL London, Add. Ms. 8835, fol. 15r: Pargamenum emptum: Domino Henrico de Sandwyco, capellano domini Johannis de Drokensford, pro denariis per ipsum solutis pro pargameno empto per ejusdem pro rotulis, litteris et aliis memorandis inde faciendis pro negotiis regis per manus proprias apud Eborum, XIIIIO die Maii – II s. Per Drokenesford. 12 TNA Kew, E 403/111, mem. 1b: Item XXX duodenos pertameni emptos – XXVIII s., liberavit Thome, scriptore, IIIIto die Maii. Item XXXVII duodenos pertameni emptos – XXX s., liberavit Williamo le Parcheminer, XVIto die Maii. […] Hugoni de Noringham et magistro Ade de Agmodesham pro pertamenis ad magnos rotulos de anno presenti X s., liberavit eisdem, II die Augusti.

94  IV Produktions- und Nutzungskontexte

Kauf dieses speziellen Pergaments beauftragt wurden, während das gewöhnliche Pergament von den Pergamentern direkt bezogen oder von den Schreibern eigenständig eingekauft wurde. Die Unterscheidung von Pergamentqualitäten war nicht allein auf den Exchequer beschränkt. Einträge in den Rechnungen der Garderobe, in denen – in Bezug auf das Material der Rechnungsbücher – vereinzelt das im Gegensatz zum sonst üblichen Schafspergament wesentlich teurere Kalbspergament (vellum) erwähnt wird, belegen dies eindrücklich.13 Für die Kodizes griff man in der Garderobe in vielen Fällen auf hochwertigere Pergamente zurück. Von einer allzu starken Generalisierung ist jedoch abzusehen. Die Rechnungsbücher der Garderobe wichen in Größe und Qualität des verwendeten Pergaments durchaus voneinander ab. Das Format der Hauptbücher und Hauptkreditbücher der zweiten Regierungshälfte Eduards I. war im Regelfall größer als jenes der Nebenbücher, der Kassenbücher oder der kriegslogistischen Rechnungsbücher. Die Pergamente der Hauptbücher – wie im Falle der großformatigen Rollen des Exchequer – wiesen zudem kaum Beschädigungen oder Unförmigkeiten auf. Jedoch griff man selbst für die Nebenbücher häufig auf Pergament ohne Beschädigungen zurück, wobei bei ihnen noch eher Pergament minderer Qualität zu finden ist.14 Schaut man auf die finalen Haushaltsrollen der Garderobe, ist die Pergamentqualität mit jener der Hauptbücher der Garderobe gleichzusetzen. Die Schreiber hielten in ihren Rechnungen fest, dass für die Haushaltsrolle der Garderobe linierte, große Membranen verwendet werden sollten.15 Insofern scheint am ehesten ein funktioneller Zusammenhang zwischen der Qualität des Pergaments und den Schriftstücken bestanden zu haben. Jene Rechnungen, die beispielsweise dem Schatzamt zur Kontrolle vorgelegt wurden (Hauptbücher und Haushaltsrollen), wurden auf großformatigerem und qualitativ hochwertigerem Pergament aufgezeichnet als jene Rechnungen, die allein für die interne Buchführung genutzt wurden. Dieser Konnex besteht auch im Exchequer mit den großformatigen Rollen, die in der Dokumentationshierarchie am oberen Ende zu finden sind. Demnach war in der englischen Finanzverwaltung ein Verständnis für die Qualität des Pergaments einerseits und eine Rangfolge der Schriftträger andererseits vorhanden. Letztere stand in der Garderobe in Bezug zur Form, erstere wiederum zur Funktion. Die Analyse des verwendeten Materials darf sich nicht allein auf Pergament beschränken. Für die Entwicklung der Schriftlichkeit kontinentaleuropäischer Verwaltungen wird von der Forschung die Bedeutung der Einführung und Verbreitung des

13 BL London, Add. Ms. 7965, fol. 15r: Munita neccessaria pro garderoba: Eidem [Henricus de Monte Pess’] pro pellibus vitulinis pro libris thesaurarii et contrarotulatoris. 14 TNA Kew, E 101/357/4. 15 TNA Kew, C 47/4/5, fol. 5r: Et pro una magna pelle pertameni empta ad statuta hospicium regis transcribenda cum regula III d. ob.

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Papiers zurecht als wichtiger Schritt angesehen. So wird etwa für Frankreich und das römisch-deutsche Reich betont, dass Papier sowohl Rollen als auch Wachstafeln verdrängt hätte.16 Jean Favier (1932–2014) sah einen direkten Zusammenhang zwischen der Einführung des Papiers und der Verbreitung von kodexförmigen Aufzeichnungen.17 Schließlich konnte Hans Patze (1919–1995) in einem bis heute wegweisenden Aufsatz die Veränderungen in den Verwaltungen des römisch-deutschen Reiches ebenfalls zum Gutteil auf die Einführung des Papiers zurückführen.18 Lag der Preis für Papier im 13. und frühen 14. Jahrhundert häufig noch über jenem für Pergament, wurde Papier seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts zum kostengünstigeren Schreibmaterial.19 Damit löste es das Pergament auch für einfache oder kurze Aufzeichnungen, wie beispielsweise Belege oder Notizen, ab. Mit dieser Ablösung des Schreibmaterials einher ging auch ein Wandel der Formen. Man kann so weit gehen und den Siegeszug des Kodex gegenüber der Rolle in den Finanzverwaltungen mit der Verbreitung des Papiers erklären. Dies hat jüngst Mark Mersiowsky nochmals für das römisch-deutsche Reich betont.20 Die Papierbögen waren in erster Linie zur Herstellung von Kodizes unterschiedlicher Formate konzipiert. Für die Rechnungsbücher Nordwesteuropas konnte gezeigt werden, dass die Verbreitung des Kodex als Aufzeichnungsmedium ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts mit einer simultanen Wanderungsbewegung des Beschreibstoffes Papier von der Iberischen- und der Apennin-Halbinsel in die Gebiete nördlich der Alpen und der Pyrenäen zusammenfällt.21 Der Zusammenhang zwischen Aufzeichnungsform und Material ist nun auch für England zu untersuchen. Für England scheint man zunächst Positionen wie der von Michael Clanchy zustimmen zu wollen, nach denen Papier vor dem 14. Jahrhundert nahezu unbekannt gewesen sei.22 Ein Blick in die einschlägigen Lexika zeigt, dass das Wort papyrus erst im letzten Viertel des 13. Jahrhunderts belegt ist.23 Doch ist Papier, entgegen der These Clanchys, nach welcher die italienischen Schreiben der Ricciardi aus Lucca (1296–1303) die ersten papiernen Zeugnisse in der königlichen Verwaltung gewesen seien, bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts nachzuweisen.24 Das älteste Papierdokument datiert in die Regierungszeit Heinrichs III., genauer in die Jahre von 1216 bis 1222. Es handelt sich um ein Schreiben Raimunds VI., Graf von Toulouse

16 VOLK, Studien, S. 100 f.; LALOU, Tablettes de cire, S. 133. 17 FAVIER, Art. Rôle, S. 831. 18 PATZE, Neue Typen. 19 BOZZOLO und ORNATO, Histoire, S. 33–37; DA ROLD, Paper, S. 87–93 (distanziert sich von Generalisierungen). 20 MERSIOWSKY, Frühe Rotuli, S. 196–199. 21 Siehe hierzu vor allem die Einleitung von Kap. III.4, S. 61–65. 22 CLANCHY, Memory, S. 122. 23 ASHDOWNE et al. (Hrsg.), Dictionary, Fasz. 9, S. 2103. Siehe dazu DA ROLD, Paper, S. 42 f. 24 CLANCHY, Memory, S. 122. Siehe zu den italienischen Papieren unter Eduard I.: DA ROLD, Paper, S. 40 f.

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(reg. 1194–1222), an Heinrich mit der Bitte um Bezahlung von 30 m. und 9 £ für drei Schiffsladungen Salz.25 Dass wir recht wenig über den Papiergebrauch im mittelalterlichen England unterrichtet sind, liegt vor allem daran, dass diese Frage in der englischen Mediävistik im Unterschied zur deutschsprachigen Forschung bislang kaum eine Rolle gespielt hat. Während die Forschung zur mittelalterlichen Papiernutzung in Deutschland seit Langem etabliert ist und in den vergangenen Jahren gleich mehrere Arbeiten hervorgebracht hat,26 legte erst jüngst Orietta Da Rold eine ausführliche Studie für England vor.27 Wenn in England in der Zeit Eduards I. Papier genutzt wurde, stammte es ausnahmslos vom Kontinent.28 Papiermühlen fehlten in England bis ins ausgehende 15. Jahrhundert. Die erste Papiermühle wurde von John Tate (ca. 1448–1507/08) kurz vor 1495 in der Grafschaft Herfordshire errichtet.29 Hauptbezugsgebiete für Papier im spätmittelalterlichen England waren Aquitanien und die Gascogne.30 Dort wurde Papier, von der Iberischen Halbinsel stammend, vereinzelt bereits im 12. Jahrhundert verwendet.31 In der Regierungszeit Eduards war Papier in der Gascogne neben dem Pergament der zweite wichtige Beschreibstoff. Die Funktionsträger der englischen Krone schrieben beispielsweise die sehr umfangreichen Zollbücher aus Bordeaux (Dep. Gironde), aber auch einfache Abrechnungen auf Papier.32 Neben dem Südwesten des heutigen Frankreichs waren auch die Kerngebiete des französischen Königreichs, allen voran die Île-de-France, Bezugsgebiete für Papier. Als Ausfertigung überliefert ist eine zweifach aufgezeichnete Papierrechnung (Latein und Anglofranzösisch) des Chirurgen Magister Stephan aus Paris. Auf der Rückseite findet sich eine detaillierte Einkaufsliste medizinischer Produkte und Zutaten. Die Rechnung stammt aus den Jahren 1322/23.33 Eine auf Papier geschriebene Rechnung aus Frankreich hat sich für Eduard I. hingegen nicht überliefert. Trotz allem existierten solche, da sie in Inventaren aufgelistet werden.34 25 TNA Kew, SC 1/4/98A. Dieses Stück wurde als eines der ersten papiernen Dokumente im ehemaligen Museum des Public Record Office gezeigt (Catalogue of Manuscripts, bearb. v. MAXWELL-LYTE, S. 13). Weitere diplomatische Schreiben der Grafen von Toulouse an Heinrich III. wurden ediert in: Medieval Diplomatic Practice, hrsg. v. CHAPLAIS, Bd. 1, Nr. 2, S. 1 f., Nr. 37, S. 50. Siehe zu den frühesten Papieren in England: DA ROLD, Paper, S. 15–35, bes. S. 29 f. 26 MEYER und SAUER, Papier; MEYER und SCHNEIDMÜLLER, (Hrsg.), Papier. 27 DA ROLD, Paper. 28 MAZAL, Traditionelle Schreibmaterialien, S. 128; DA ROLD, Paper, S. 74–83. 29 HELLINGA, Printing, S. 96; HILLS, Papermaking, S. 1–29; ders. Art. Tate. 30 HUNTER, Specimens. 31 MAZAL, Traditionelle Schreibmaterialien, S. 128. 32 TNA Kew, E 101/160/8; E 101/165/3. Siehe dazu DA ROLD, Paper, S. 42 sowie Kap. V.2.2, S. 176– 178. 33 TNA Kew, E 101/379/3. 34 TNA Kew, E 101/337/21/3, Nr. 5: Item unum papirum Johannis de Gyencort, mercatoris regis Ffrancie, inventum apud Wygorn’ de denariis, qui sibi debuntur in ipsa magna baga.

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Für die Einführung der Rechnungsbücher in der Garderobe Eduards I. spielte Papier keine direkte Rolle. Zwar bestand ein Kontakt zwischen der königlichen Haushaltsverwaltung und den Verwaltungen in der Gascogne und in Aquitanien, wo Papier als Beschreibmaterial administrativer Dokumente omnipräsent war, doch die dortige Papierverwendung fand unter Eduard ihren Weg noch nicht nach England. Demgegenüber mag das von der Iberischen Halbinsel stammende Papier die Einführung von Kodizes in den Verwaltungen des französischen Südwestens beschleunigt haben. Für die hauptsächlich auf den Britischen Inseln agierende Garderobe war importiertes Papier um 1300 – anders als Michael Clanchy annahm – in jedem Fall kostspieliger als das heimische Schafspergament.35 Ein Beispiel für die Mehrkosten des Papiers gegenüber dem Pergament stammt aus dem Hauptbuch der Garderobe des Rechnungsjahres 1286/87: Für 120 Pergamentblätter bezahlte man in der Gascogne 12 s. und 9 d., was einem Stückpreis von 1 ¼ d. entspricht. Für einen einzelnen Papierbogen entrichtete die Garderobe zur selben Zeit 6 d.36 Über die exakte Größe und Qualität des aufgeführten Pergaments und Papiers lässt sich nichts sagen. Doch spricht die deutliche Preisdifferenz dafür, die Kosten für Papier um das Jahr 1300 höher anzusetzen als jene für Pergament. Für die Verwaltung in England war Papier demnach nicht allein ein Material, mit welchem sie nur bedingt in Kontakt kam, es bot auch ökonomisch keine Vorteile gegenüber dem alles dominierenden (Schafs-)Pergament. Papier hatte demnach, anders als beispielsweise im römisch-deutschen Reich des 14. Jahrhunderts, keinen direkten Einfluss auf die Einführung von Kodizes in der Finanzverwaltung Eduards I. Anders verhält es sich allerdings mit der englischen Verwaltung in Aquitanien. Dort ging der Papiergebrauch einher mit der Anwendung des Kodex als Hauptmedium der Verwaltung. Wenn zugrunde gelegt wird, dass die Praktiken der englischen Verwaltung in der Gascogne Vorbildcharakter für die insulare Finanzverwaltung Eduards I. hatten und in der Gascogne Papier einer der wesentlichen Faktoren für die Einführung des Kodex war, dürfte man dem Papier somit zumindest einen indirekten Einfluss für die Etablierung des Buches in England zusprechen.37 Wenden wir uns nun in einem weiteren Schritt den Produktionskosten zu. Die Forschung setzt die Praxis des Beschreibens und Kompilierens rollen- und buchförmiger Aufzeichnungen mit deren Kosten in Bezug. Die Membranen der Rolle wurden im Gegensatz zu den Seiten des Kodex wie bereits erwähnt häufig nur einseitig beschrieben. Dadurch fielen die Pergamentkosten bei den einseitig beschriebenen Schriftrollen höher aus als bei einem Buch.38 Dieses Argument gilt aber nicht für alle Formen der mittelalterlichen Rolle. Im Gegensatz zu den meist einseitig beschriebe35 CLANCHY, Memory, S. 122. 36 Records [1986], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Nr. 372, S. 46: Willelmo de Ayllelbiri pro x duodenis pergameni emptis ad garderobam, lxx s. Chipotensium in sterlingis xij s. ix d., Nr. 373, S. 46: Pro uno papiro ad scribenda quedam necessaria in garderoba, ij s. vj d. Chipotensium in sterlingis vj d. 37 Siehe hierzu Kap. V.2.2, S. 176–178. 38 Siehe hierzu oben, Anm. 5 f.; LABORDERIE, Histoire, S. 61.

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nen Rollen des Kanzlei-Stils wurden die Rollen des Exchequer-Stils für gewöhnlich beidseitig beschrieben.39 Ähnlich verhält es sich bezüglich der Aussage, dass der Kodex aufgrund seines Einbandes höhere Produktionskosten verursacht habe als die Rolle. Dies hebt auch Olivier de Laborderie hervor, obwohl er gleichzeitig betont, dass die Kosten für die Bindung eines Kodex weit hinter den sonstigen Produktionskosten zurückstanden.40 Entscheidend ist, dass bei Weitem nicht alle Kodizes mit einem Einband versehen wurden. Darum greift dieses Kostenargument eben gerade nicht für alle Bücher. Mit Blick auf die Herstellungskosten der Dokumente ist stets ihre Relation zu den sonstigen Aufwendungen in Anschlag zu bringen. So spielte es für die königliche Verwaltung keine Rolle, ob man Pergamentmembranen nur einseitig beschrieb und daher mehr Material benötigte, oder ob man für das Binden der Bücher mit Zusatzkosten zu rechnen hatte. Dies lässt sich sehr gut anhand der Ausgaben der Garderobe und ihrer Funktionsträger nachweisen. Die Schreibmaterialkosten fielen in Relation zu den Gesamtausgaben kaum ins Gewicht. Im Rechnungsjahr 1296/97, das von den Gesamtausgaben im oberen Bereich lag, betrugen die Pergamentausgaben, auf das Sachkonto „notwendige Ausgaben“ (neccessaria) bezogen, gerade einmal 0,2 Prozent, mit Blick auf die Gesamtausgaben sogar nur 0,01 Prozent.41 Für einzelne Funktionsträger (zum Beispiel für die Kriegslogistiker in Schottland) kommt man zu einem ähnlichen Ergebnis. John Weston gab als Zahlmeister in Berwick im Rechnungsjahr 1302/03 gerade einmal 1,22 Prozent der „notwendigen Ausgaben“ und 0,012 Prozent der Gesamtausgaben für Schreibmaterial aus.42 Proviantmeister Richard Bromsgrove musste in derselben Garnison zur selben Zeit ebenfalls nur vernachlässigbare 0,3 Prozent der „notwendigen Ausgaben“ und 0,02 Prozent der Gesamtausgaben für Pergament aufbringen.43 Auch wenn die Pergamentausgaben, bezogen auf einzelne Posten, durchaus hoch ausfallen konnten, waren sie auf die Gesamthaushalte der einzelnen Institutionen oder Funktionsträger gesehen eine absolut vernachlässigbare Quantität. Dies wird noch deutlicher, wenn man die Personal- und Verpflegungskosten hinzuzieht, die nötig waren, um eine korrekte und präsentable finale Jahresabrechnung zu erstellen. 39 ZUTSHI, Art. Rolls, Sp. 967 (behauptet fälschlicherweise, dass die meisten Rollen in der englischen Verwaltung zweiseitig beschrieben worden seien). 40 LABORDERIE, Histoire, S. 60 f. 41 Die Pergamentausgaben betrugen 14 £ 3 s. 6 ½ d. (BL London, Add. Ms. 7965, fol. 17r, 18v–21v, 34v, 37r), die Verwaltungsausgaben beliefen sich auf 6684 £ 13 s. 5 d. (fol. 39r) und die Gesamtausgaben umfassten 108 325 £ 17 d. (fol. 159v). 42 Die Pergamentausgaben betrugen 1 £ 2 s. 12 d. (TNA Kew, E 101/11/1, fol. 30r), die Verwaltungsausgaben beliefen sich auf 99 £ 10 s. 10 d. (fol. 32r), und die Gesamtausgaben umfassten 10 368 £ 4 s. 10 d. (rückseitiger Einband, Innenseite). 43 Die Pergamentausgaben betrugen 22 s. (BL London, Add. Ms. 17360, fol. 34r), die Verwaltungsausgaben beliefen sich auf 384 £ 5 s. 2 d. (fol. 34r) und die Gesamtausgaben umfassten 5785 £ 10 s. 4 d. (fol. 57r).

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Für die 60 Tage, welche die Berechnung und Kompilation der Abrechnungen der Garderobe des Prinzen von Wales für die beiden Regierungsjahre 30 und 31 Eduards I. (1301–1303) dauerten, kamen Gesamtkosten von 42 £ und 15 s. auf die Verwaltung zu.44 Dies entsprach einem Anteil von knapp 2 Prozent an den „notwendigen Ausgaben“ und 0,8 Prozent an den Gesamtausgaben des Rechnungsjahres 1302/03. Am Ende lagen somit die Personal- und Verpflegungskosten weit über den Materialkosten, die in den genannten 42 £ und 15 s. zwar enthalten sind, jedoch nicht wesentlich ins Gewicht fielen. Die Personalkosten für die Verwaltung übertrafen die Materialkosten stets bei Weitem. Dies gilt nicht nur für den administrativen Bereich, sondern auch für andere Kontexte.45 So ist es möglich, die Herstellungskosten administrativer Dokumente mit solchen für nicht administratives Schriftgut zu vergleichen. Man kommt dabei zu einem für die Forschung möglicherweise überraschenden Ergebnis. Denn umfangreiches administratives Schriftgut, wie die Hauptbücher der Garderobe, waren zwar nicht aufgrund des verwendeten Materials, jedoch wegen der hohen Personalkosten um ein Vielfaches teurer als beispielsweise eine reich ausgestaltete und mit Illuminationen versehene Heiligenvita. Das Binden und Illuminieren eines aus Frankreich stammenden Exemplars der Vita Ædwardi Regis kostete die Garderobe des Prinzen von Wales im November 1303 gerade einmal 2 £ und 18 s.46 In der Diskussion um die Produktionskosten mittelalterlicher Handschriften nehmen zumeist die illuminierten den obersten Platz ein. Hält man sich nun allerdings anhand des englischen Materials die Produktionskosten umfangreicher Rechnungskodizes vor Augen, lagen diese weit über jenen der religiös-liturgischen oder historiographischen Bücher. Schlussendlich kosteten die Arbeitszeit und Expertise von Amtsträgern der königlichen Verwaltung mehr als jene eines Schreibers in einem monastischen Skriptorium. Die gesondert aufgestellten Kosten für das Kompilieren der umfangreichen Rechnungsbücher weisen auf den außerordentlichen Aufwand hin, der für ihre Erstellung aufgebracht werden musste. Immer dann, wenn die Schreiber der Gardero44 TNA Kew, E 101/363/18, fol. 15r: Expensum thesaurarii et clericorum pro compoto garderobe factando: Domino Waltero Reginaldi, custodi garderobe principis, commoranti London’ et alibi in eisdem partibus per ordinationem principis pro compoto suo de anno precedenti XXXO et etiam anni presentis XXXImi faciendo et ordinando et et [!] compoti diversorum receptorum Wallie, Cestrie et Pontivi examinandi et intrandi etc. pro expensis suis, clericorum garderobe et aliis servientum de officiis hospicii computantis cum eodem per LX dies infra annum presentem, ut in pane, vino, cervisia et aliis munitis expensis neccesariis per idem tempus, pergameno incausto et expensum unius someri pro libris garderobe per compotum factum cum Thoma de Penesy, clerico suo – XLII £ XV s. 45 OVERTY, Cost; KWAKKEL, Commercial Organization, S. 183 f. 46 TNA Kew, E 101/363/18, fol. 12r: Liber emptus pro principe: Williamo le Bokbyndere de London’ pro quodam libro de Vita Beati Edwardi in Gallico empto ab eodem ad opus principis pro pictura diversa in eodem libro apposita, simul cum ligata et toto apparatu ejusdem per manus proprias apud London’, mense Novembris – LVIII s. Siehe für Buchpreise vor allem aus Frankreich im 14. und 15. Jh.: BOZZOLO und ORNATO, Histoire, S. 19–49.

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be über ihre täglichen Schreibaufgaben hinaus tätig werden mussten, wurde dies in den Rechnungen als gesonderter Ausgabeposten notiert. Dies betrifft nicht allein die Hauptbücher, sondern auch andere Dokumenttypen wie beispielsweise Urkunden oder auch Rollen mit diplomatischem Inhalt.47 Die Verwaltung musste die Herstellung umfangreicher Verwaltungsdokumente aktiv in Auftrag geben und dafür einen oder mehrere Schreiber für einen längeren Zeitraum abstellen. Finanziell gesehen war der Mehraufwand beim Erstellen der Hauptbücher vernachlässigbar, doch logistisch und in der Vorstellung der Verwaltung bestand ein Unterschied zwischen den Rechnungsmedien. Wie beim verwendeten Material hing die Differenz jedoch nicht unbedingt mit der Form der Dokumente, sondern mit deren Funktion und Umfang zusammen. Für umfangreiche, außerordentliche Kompilationen auf Rollen oder auch in Urkundenform wurden in gleicher Weise Zeit, Geld und Personal einkalkuliert wie für die Jahresendrechnungen in Buchform. Zwei Beispiele sollen dies verdeutlichen: Im Rechnungsjahr 1296/97 beauftragte die Garderobe zwei Kleriker damit, die Ausgabenrollen zu kopieren. Für diese außerordentliche Aufgabe erhielten die beiden Schreiber zusammen 6 s.48 Weitaus höhere Kosten fielen im Oktober 1306 an, als William Maldon und weitere öffentliche Notare vom königlichen Rat damit beauftragt wurden, 97 päpstliche Bullen zu kopieren.49 Dafür wurden nicht weniger als 20 m. Silber aufgebracht. Aufwand, Kosten und Planung solcher außerordentlicher Kopier- und Kompilationsaufträge standen denjenigen der Kodizes, wie den Hauptbüchern der Garderobe, in nichts nach. Einige Rechnungsbücher Eduards I. wurden nicht allein in der Garderobe produziert. Um die Lagen binden und mit einem Einband versehen zu lassen, übergab man die beschriebenen Einzellagen an Buchbinder, die nicht zum Hof des Königs gehörten.50 Diese Praxis wurde unter Eduard II. fortgesetzt.51 Dass man auf externe 47 TNA Kew, C 47/4/5, fol. 5v: Duobus clericis conductis ad scribendos in rotulis inventorum, cartarum et aliorum memorandorum, que fuerunt Ade de Stractton’, comitisse Albemar’ et Johanni, filii Johannis, in cofris dicti Ade deportandis in garderobam London’ – II s. VI d. 48 BL London, Add. Ms. 7965, fol. 35v: Et pro stipendio duorum clericorum transcribentorum rotulos de liberationibus et expensis factis per eundem Williamum VI s. sterlingorum. Siehe zu den Werkzeugen der Kopisten: GUMBERT, Outils. 49 TNA Kew, E 101/369/11, fol. 63v: Williamus de Maldon’: Magistro Williamo de Maldon’, notario publico, et quibusdam aliis notariis publicis transcribentibus et in publicam formam redigentibus IIIIXXXVII bulle de quibusdam previlegiis regis London’ per ordinationem consilii regis, mense Octobris anno presenti XXXIIIIto pro stipendiis suis in recompensatione laboris sui per manus dicti Williami London’ – XX m. Siehe dazu CHENEY, Notaries Public, S. 34, 54 Anm. 2; ZUTSHI, Notaries Public, S. 430. 50 TNA Kew, C 47/4/5, fol. 16v: Factura librorum garderobe: Pro quibusdam libris garderobe de nova faciendis apud London’ contra annum XIXm, cum toto pertameno et furello emptis ad idem per manus domini Johannis de Reda – VIII s. VI d. Item pro aliis II libris de nova faciendis ibidem per manus Thome de Cantebrugg’ ad opus contrarotulatoris pro pertameno empto ab idem – XI s. I d. 51 BL London, Add Ms. 9951, fol. 5r: Ffactura librorum: Thome de Neuport’, stationario London’, pro factura et ligatura quatuor librorum de pergameno domini regis pro compotis garderobe de anno presenti XIIIIO infra scribendis et contrarotulandis, videlicet pro quolibet libro X d., per manus Rogeri de Clisseby apud Langele, XIIIIO die Augusti – III s. IIII d.

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Buchbinder zurückgriff, lag einerseits daran, dass man sie nur zu bestimmten Zeiten im Jahr benötigte. Andererseits – und das war entscheidend – trugen die Buchbinder nur unwesentlich zum Funktionieren der königlichen Verwaltung bei. Anders als die Schreiber waren die Buchbinder über lange Zeiträume entbehrlich. Das Binden der Rechnungsbücher erfolgte in großen urbanen Zentren wie London. Das Gewerbe der Stadt an der Themse bot die dafür nötige handwerkliche Expertise. Die Membranen der Schriftrollen sowie die Lagen sekundärer Rechnungsbuchserien konnten dagegen von den Schreibern der Verwaltung selbst zusammengenäht werden. Dieser letzte Fertigungsschritt stellt den wesentlichen Produktionsunterschied zwischen Rollen und Kodizes der königlichen Finanzverwaltung dar. Der differenzierte Herstellungsprozess führte zu einem Kostenunterschied zwischen der Rolle und dem Kodex. T. F. Tout gibt die Herstellungskosten eines Rechnungsbuches der Garderobe unter Eduard II. mit 2 s. 6 d. an.52 Diese Angabe beruht auf einem Rechnungsbuch der Jahre 1315/16. Dass das eigentliche Binden allerdings nur 10 d. kostete und die übrigen Produktionskosten auf das Schreiben zurückzuführen sind, berücksichtigen weder Tout noch Nigel Ramsay, der die Angabe von Tout übernimmt.53 Die Kosten für das Binden der Rechnungsbücher hielten sich also in Grenzen. Hinzu kommt, dass ein überwiegender Teil der Bücher eben gerade nicht außerhalb des königlichen Hofes gebunden und nicht mit einem möglicherweise kostspieligen Einband versehen wurden. In der Regel beschränkte sich dieser externe Produktionsschritt auf die Anfertigung der Hauptbücher, der Kredit- und Schuldbücher sowie teilweise auch der kriegslogistischen Rechnungsbücher. Dahingegen wurden kodexförmige Voraufzeichnungen und die für die interne Buchführung genutzten Kassenbücher nicht mit Einbänden versehen; die Lagen wurden verwaltungsintern lediglich zusammengebunden. Wie bereits bei der Pergamentgröße und -qualität gibt es auch beim Binden der Bücher einen Zusammenhang zwischen der Funktion und Ausgestaltung der Kodizes. Den beim Exchequer vorzuzeigenden Rechnungsbüchern wurde die größte Aufmerksamkeit bei Bindung und Einband zuteil. Auch wenn sich die Kosten des externen Bindens nicht exakt für die unterschiedlichen Rechnungsbücher aufschlüsseln lassen, ist aufgrund der genannten Unterschiede durchaus von stark variierenden Kosten auszugehen. Im Vergleich zur Schriftrolle war ein einfach gebundenes und ohne Einband versehenes Kassenbuch kaum eine größere Investition. Im Gegensatz dazu war das Hauptbuch aufgrund der häufig anspruchsvoll ausfallenden Bindung sowie dem verzierten Koperteinband durchweg kostspieliger. Daran konnte auch der Umstand nichts ändern, dass die Rolle möglicherweise einseitig und der Kodex beidseitig beschrieben wurden. Generalisierungen sind in Bezug auf Material- und Herstellungskosten somit kaum zu treffen. Nicht jeder Kodex war in seiner Produktion teurer als eine Schrift52 TOUT, Chapters, Bd. 1, S. 47. 53 RAMSAY, Archive Books, S. 422.

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rolle. Die Kosten einer großformatigen und aus hochwertigem Pergament bestehenden Rolle (wie zum Beispiel der Haushaltsrolle) lagen über denen eines einfachen und einbandlosen Kodex (wie zum Beispiel der Voraufzeichnungen oder der Kassenbücher). In umgekehrter Weise lagen die Ausgaben für aufwendig gebundene und mit verzierten Einbänden versehene Kodizes stets über jenen aller anderen Aufzeichnungsformen. Betrachtet man die vielfältigen Formen, Formate und Materialien der Dokumente aus der Finanzverwaltung Eduards I., lässt sich nicht daraus ableiten, ob der Kodex im Durchschnitt kostenintensiver war als die Rolle. Festzuhalten ist, dass sowohl das Schatzamt als auch die Garderobe für ihre jeweils wichtigsten Aufzeichnungen hochwertige Materialien verwendeten. Für die großen Rollen des Exchequer griffen die Schreiber auf Spezialpergament zurück, während in der Garderobe für die Hauptbücher stellenweise teures Kalbspergament genutzt wurde. Für die Garderobe oder das Schatzamt als Institutionen spielten Material- und Produktionskosten wahrscheinlich keine herausgehobene Rolle. Steigt man allerdings von dieser institutionellen Ebene herab und begibt sich auf die Ebene eines einzelnen Funktionsträgers der königlichen Verwaltung, mögen die Kosten wiederum von Relevanz gewesen sein. Hier griff man meist auf das eher kostengünstigere Medium zurück, falls an die Aufzeichnungsform vonseiten der Institution oder Einzelperson nicht spezielle Anforderungen gestellt wurden. Dieser letzte Punkt belegt im Wesentlichen die bereits formulierte Feststellung: Möchte man die Wahl des Aufzeichnungsmediums ergründen, muss man deren Produktions- und Funktionskontexte miteinbeziehen.

1.2 Handschriftenproduktion Die Bestimmungen im Dialogus de Scaccario, dem Metatext über die Prozeduren im Schatzamt des 12. Jahrhunderts, zeigen anschaulich, dass man bereits im hohen Mittelalter eine klare Vorstellung davon hatte, wie die Seite einer Rechnung zu gestalten sei. Im Abschnitt „Über den Schreiber des Schatzmeisters“ (Quid ad scriptorem thesaurarii) werden Vorgaben zur Herstellung der Pipe Rolls festgehalten.54 Zwar behandelt der Dialog mit den Pipe Rolls nur die herausragende Rechnungsserie des Exchequer, doch können einheitliche Vorgaben auch für andere Serien des Schatzamtes oder andere Bereiche der Verwaltung angenommen werden. Dies zeigt schon allein die Einheitlichkeit in der Gestaltung der Seiten und des Schriftbilds, ferner das relativ stabile sprachliche Formular der Rechnungseinträge. Auch außerhalb der königlichen Verwaltung kam es im 13. Jahrhundert zu einer Vereinheitlichungswelle. Sie kann besonders der seit dem Hochmittelalter verbreiteten, jedoch erst ab dem 13. Jahrhundert an Einfluss gewinnenden Handbuchliteratur über die grundherrliche Wirtschaftsführung (estate management) entnommen wer54 Dialogus de Scaccario, hrsg. v. AMT und CHURCH, S. 44–49.

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den.55 Der bekannteste und gleichzeitig einflussreichste Traktat über die Haushaltung stammt aus der Feder Walter de Henleys.56 Er entstand während der Herrschaftszeit Eduards I., wohl in den 1280er-Jahren, und war bis zum Beginn der frühen Neuzeit in Gebrauch. Trotz der Einheitlichkeit innerhalb und außerhalb der königlichen Verwaltung sind anhand der Dokumente stets individuelle Präferenzen und Züge der jeweiligen Schreiber zu erkennen. Im Wesentlichen kann die Handschriftenproduktion in der vormodernen Verwaltung als Dualität zwischen Vereinheitlichung einerseits und Individualität andererseits beschrieben werden. Auf diese Dualität macht auf eindrückliche Weise Paul Bertrand aufmerksam, indem er zum einen das Individuum der Institution gegenüberstellt, zum anderen die netzwerkartige Verbindung der Dokumente in einer Institution hervorhebt.57 Ein wesentliches Argument der Forschung für die Verwendung der Rolle zielt auf die einfache Herstellung.58 Gerade bei kurzen aufzuzeichnenden Inhalten, wie Notizen, bot das Einzelblatt oder die kurze, meist aus lediglich einer Membran bestehende Rolle einen Vorteil gegenüber dem Kodex. Denn für solch kurze, einzeln festgehaltene Inhalte konnten die Schreiber auf Pergamentreste oder unförmige Pergamentstücke zurückgreifen. Dieselben wären bei der Produktion eines Kodex nicht zur Anwendung gekommen. Zwar konnte man auch beim Buch teilweise unförmige Pergamentstücke verwenden. In der Regel wurden jedoch recht gleichförmige Formate zusammengetragen. Ähnliches ist auch über die meisten aus mehreren Membranen bestehenden Rollen zu sagen. Denn das Format der einzelnen Membranen wich lediglich in der Länge, in der Breite aber nur unwesentlich voneinander ab. Ausnahmen bestätigen hier die Regel. So schwankte die Breite der einzelnen Membranen zumeist um maximal 30 Millimeter; in Einzelfällen konnten es aber auch mehr als 100 Millimeter sein. Ein gutes Beispiel für die Regelhaftigkeit wie auch die Ausnahme sind die Onus Scaccarii Rolls.59 Die im Exchequer kompilierten Rollen übermittelten Informationen über Exchequerzahlungen an die Garderobe, welche diese in ihre Rechnungen übertrug. Aus der Regierungszeit Eduards I. sind insgesamt acht Exemplare überliefert. Bei lediglich zwei der acht Rollen beträgt die Maximaldifferenz der unterschiedlichen Breiten mehr als 100 Millimeter. Die Produktionsflexibilität und das effiziente Nutzen von Pergamentresten trafen demnach fast ausschließlich auf Rollen zu, die aus einer einzigen Membran bestehen, die somit viele Gemeinsamkeiten mit einem Einzelblatt aufweisen. Eng mit 55 HARVEY, Agricultural Treatises; SABAPATHY, Officers, S. 52–60. 56 Walter of Henley, hrsg. v. OSCHINSKY. Siehe dazu dies., Quellen; dies., Medieval Treatises. 57 BERTRAND, Écritures ordinaires, S. 243–352. 58 CLANCHY, Memory, S. 143; LABORDERIE, Histoire, S. 59–64 (die einzigen materiellen Vorteile, die der Autor gelten lässt, sind die Erweiterbarkeit und die Veränderbarkeit); KÖSSINGER, Gerollte Schrift. S. 156, 163 f.; ders., Schriftrollen, S. 469–473; BOMBI, Pragmatic Methods, S. 225 f. 59 HOLZ, Onus Scaccarii Rolls, bes. der Anhang.

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dieser Beobachtung verbunden ist eine in der französischen Forschung verbreitete These, nach der Rollen auch für ‚mittellange Inhalte‘ (moyenne longeur) besser geeignet gewesen wären als Kodizes: immer dann nämlich, wenn bestimmte textuelle Inhalte zu lang für ein Einzelblatt, jedoch zu kurz für einen Kodex gewesen seien.60 Dieser These ist durchaus zuzustimmen. Trotzdem müssen zwei Gegenargumente eingeworfen werden: Einerseits setzt die These fälschlich voraus, dass nur mehrmembranige Schriftstücke Rollen seien; es können jedoch auch Dokumente, die nur aus einer Membran bestehen, Rollen sein. Andererseits wird vergessen, dass es innerhalb der mittelalterlichen Schriftlichkeit auch kurze Kodizes – beispielsweise aus einem Binio bestehend – gab oder dass Notizen auf Einzelblättern gemacht wurden, die wenigen Membranen einer Rolle entsprochen hätten. Ungeachtet dessen war es für einen Schreiber, welcher kurze Listen und Notizen niederschrieb und sich dann mit einem über das einzelne Blatt hinausgehenden inhaltlichen Umfang konfrontiert sah, einfacher, ein zweites Blatt zur Hand zu nehmen und dieses zwecks Ordnung und Zugehörigkeit an das erste anzunähen.61 Anders als beim Buch musste er bei der Rolle weniger planen. Er konnte einfach weiterschreiben, ohne auf eine spätere passende Lagenstruktur oder Zusammensetzung des Kodex zu achten. Im späten Mittelalter änderte sich dies mit der Verbreitung des Papiers. Sobald Papier in der Anschaffung günstiger war als Pergament, konnte selbst das Aufzeichnen kurzer Inhalte in Büchern beziehungsweise auf ungebundenen, häufig standardisierten Papierbögen effizienter und günstiger sein als auf Rollen. Bei der Produktion des Kodex war trotz alledem mehr Planung erforderlich als bei der Rolle. Darum ist die Rolle gerade für solche Inhalte von Vorteil gewesen, deren Umfang vor dem Erstellen des Dokuments nicht bekannt war.62 Dies trifft ganz besonders für administratives Schriftgut zu, das im Zuge von Befragungen und Erhebungen entstand. Der Vorzug der Rolle lag also in der Möglichkeit, Membranen beliebig anzufügen. Im Folgenden werden die weiteren Produktionsstufen abgeschritten und dabei Gemeinsamkeiten ebenso wie Unterschiede zwischen den Schriftrollen und den Büchern hervorgehoben. Die Vorbereitung der Pergamentseite einer Rolle unterschied sich kaum von der eines Kodex (Abb. 4 und 8). Der Schriftblock wurde bei beiden Aufzeichnungsformen durch Hilfslinien gesetzt.63 Je wichtiger das entsprechende Dokument innerhalb der Systematik der Institution war, desto eher arbeiteten die Schreiber mit Hilfslinien und einem klar strukturierten Layout. Bei Konzepten und Voraufzeichnungen 60 FAVIER, Art. Rôle, S. 831; LABORDERIE, Histoire, S. 63 f. 61 MERSIOWSKY, Frühe Rotuli, S. 184 f. 62 FAVIER, Art. Rôle. Dies trifft ganz besonders auf listenförmigen Inhalt zu, welcher jüngst im Forschungsprojekt POLIMA. Le pouvoir des listes au Moyen Âge untersucht wurde (CHASTANG et al., Liste médiévale). 63 Siehe zur Gestaltung der Seite durch Linierung: GUMBERT, Page intelligible; PARKES, Layout. Siehe zur Technik des Linierens: WATTENBACH, Schriftwesen, S. 215–219; GUMBERT, Ruling; SAUTEL et al., Préparation.

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wurde teilweise weniger, in seltenen Fällen auch gar keine Hilfsliniatur gesetzt. Um die Linierung gleichmäßig aufzubringen, griffen die Schreiber auf Zirkel zurück, mit deren Hilfe gleichförmige Abstände gewährleistet werden konnten. Diese schematische Liniatur war besonders für die horizontale Gestaltung wichtig, um später nach dem Beschreiben ein ebenmäßiges Schriftbild zu erzielen. Materielle Spuren der Nutzung des Zirkels sind die Einstichlöcher, welche sich am Rand der meisten Pergamentseiten erhalten haben.64 Nachdem die Abstände abgesteckt waren, wurden die Blei- beziehungsweise Silberstiftlinien oder alternativ eingeritzte Linien mittels metallener Lineale gezogen.65 Bei beiden Formen – Rolle wie Buch – musste der Schreiber beim Schriftblock auf freizulassende Ränder achten; bei der Rolle am Anfang und Ende der Membran für die spätere Naht oder Klebung sowie beim Kodex mittig am Falz (Bundsteg). Die Liniatur konnte beim Buch sowohl vor als auch nach dem Kollationieren der Lagen aufgebracht werden. Beide Ausführungsvarianten finden sich unter den Rechnungsbüchern der Garderobe. So zeigen beispielsweise bei einem Kodexfragment die linierten Pergamentseiten des letzten, oben nicht aufgeschnittenen Bogens, dass die Liniatur bereits vor der Kollationierung erfolgte.66 Andere Kodizes, bei denen Bogen oder Lagen nicht aufgeschnitten wurden, belegen wiederum, dass die Linierung und Gestaltung der Einzelseite auch erst nach dem Falzen und Bilden der Lage vorgenommen werden konnte.67 Die Lagen der Rechnungsbücher wurden auf unterschiedliche Weise erstellt. Am häufigsten scheinen Pergamentdoppelblätter ineinandergelegt worden zu sein (cahier homogène). Jene Kodizes mit unaufgeschnittenen, zweifach gefalteten Bögen sind Zeugnis dafür, dass es darüber hinaus auch andere Arten der Lagenzusammenstellung gab (cahier composé oder cahier plié-encarté). Eine präferierte Lagenstärke lässt sich bei den Rechnungsbüchern der Garderobe unter Eduard I. nur bei einzelnen Kodizes ausmachen. Am häufigsten findet man zwar die aus vier Doppelbögen bestehende Quaternion sowie die aus zwei Doppelbögen konstruierte Binio, doch genauso kommen auch andere Lagenstärken vor. Im Wesentlichen richteten sich die Schreiber nach dem Umfang des aufzuzeichnenden Textes und passten die Lagenstärke dementsprechend an. Am besten bilden die umfangreichen Hauptbücher der Garderobe, bei denen sich einzelne Sachkonten über mehrere Lagen erstrecken konnten, die Tendenzen 64 BL London, Add. Ms. 7965, fol. 29v; TNA Kew, E 101/369/15, fol. 1r. Siehe zu den Werkzeugen und der Analyse von Einstichlöchern: JONES, Pricking; GILISSEN, Nouvel élément. 65 TNA Kew, C 47/4/5, fol. 12r: In una baga nova de cordewano empta apud Lond’ per Thomam Brun, clericum, ad rotulos, in quibus transcribuntur littere de privato sigillo et alie littere de garderoba exemites inferentos. Et pro una regula de metallo facta empta ad usus garderobe – IIII s. VI d. ob. Siehe zum Lineal in der Buchproduktion: MUZERELLE, Instrument. Siehe zu den Bleistiften: WATTENBACH, Schriftwesen, S. 231 f. 66 TNA Kew, E 101/631/3. 67 TNA Kew, E 101/4/30.

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der Schreiber zu einer Uniformierung der Lagenstruktur ab. In den Hauptbüchern kommen sehr häufig und regelmäßig Biniones und Quaterniones zum Einsatz. In vielen Fällen musste eine exakte Lagensymmetrie jedoch auch bei den Hauptbüchern durchbrochen werden, da man aufgrund von Ergänzungen und Nachträgen zusätzliche Doppelbögen einfügte. Ein gutes Beispiel hierfür ist das Hauptbuch für das Jahr 1305/06.68 Nach den auf zwei gleichmäßige Lagen verteilten Einnahmen aus der Schatzkammer (fol. 1–12, Lage 1: IV, Lage 2: II), folgt die dritte Lage, auf der die gesamten übrigen „Fremdeinnahmen“ (recepte forinsece) verzeichnet werden sollten. Die ursprünglich als Ternion angelegte Lage wurde eine Seite nach dem ursprünglichen Lagenumbruch durch zwei einzeln eingeheftete Doppelblätter zu einer Quinion erweitert (fol. 13–23). Diese Art der Planung und Konstruktion waren bei der Rolle kaum erforderlich. Bei den Rollen des Kanzlei-Stils nähte der Schreiber die einzelnen Pergamentmembranen fortlaufend aneinander. Musste er etwas ergänzen, griff er auf eine weitere Membran zurück. Diese Fähigkeit zur einfachen Erweiterung war jedoch auch bei den Lagen des Kodex gegeben, solange sie noch nicht gebunden waren. An jeder Stelle konnte man ein einzelnes Blatt oder einen Doppelbogen hinzufügen. Erst nach dem Binden war das Erweitern des Kodex nur nach dem Auftrennen der Bindung oder durch Einkleben neuer Blätter möglich. Ähnlich verhält es sich mit den Stapelrollen des Exchequer-Stils, deren Einzelrollen man am Kopf zusammenfügte. Wollte man in der Mitte eine Rolle oder Membran ergänzen, musste auch hier die Bindungsnaht aufgelöst werden. Der Vorteil der Erweiterungsfähigkeit der Rolle gegenüber dem Kodex war demnach nur dann gegeben, wenn der Buchblock des Kodex entweder bereits gebunden war oder wenn man das Ende der Rolle verlängern wollte und konnte. Trotz der genannten Ausnahmen und Einschränkungen bedurfte die Lagenstruktur des Buches in aller Regel eines planerischen Mehraufwandes gegenüber der Rolle. Nachdem die vor allem mit dem Material in Verbindung stehenden Produktionsschritte besprochen wurden, steht nun der Kompilationsprozess im Mittelpunkt. Die Schreiber begannen mit dem Erstellen der Hauptbücher aus den Rechnungen und Voraufzeichnungen in der Regel kurze Zeit nach dem abgelaufenen Rechnungsjahr, unabhängig davon, wann die eigentliche Abrechnung der Bücher beim Exchequer erfolgte. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Rechnungsbücher des Jahres 1295/96. Anfang des Jahres 1297 wurde Peter Colingburn damit beauftragt, die Wagen mit den Preziosen und den Dokumenten des Königs von Walsingham (Gft. Norfolk) nach Westminster zu transportieren. Dort sollten die Rechnungsbücher des Rechnungsjahres 1295/96 über einen Zeitraum von drei Monaten hinweg abgeschrieben wer-

68 TNA Kew, E 101/369/11.

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den.69 Weitere Einträge im Hauptbuch zeigen, dass die angesetzten drei Monate dafür jedoch nicht ausreichten.70 Im Sommer des Jahres 1297 wurden daher drei weitere Schreiber mit der Kompilation der Rechnungsbücher beauftragt. Aus den Rechnungsaufzeichnungen wird deutlich, dass die Erstellung der Hauptbücher eines Jahres mehrere Monate in Anspruch nahm. Dies ist auch für Rechnungsbücher anderer Jahre zu konstatieren. Im April 1306 wurde Henry Shireoak für 93 Tage mit der Kompilation der Hauptkontrollbücher beauftragt.71 Selbst für die weniger umfangreichen Abrechnungen der Garderobe des Prinzen von Wales wurden für zwei Regierungsjahre (1301–1303) nicht weniger als 60 Tage benötigt.72 Dies erklärt auch, warum die umfangreicheren Hauptbücher meist erst einige Jahre nach dem eigentlichen Rechnungszeitraum dem Schatzamt zur Kontrolle vorgelegt werden konnten. Bei den Hauptbüchern des Jahres 1295/96 geschah dies erst zwei Jahre nach deren Kompilation und sogar drei Jahre nach dem eigentlichen Rechnungsjahr, nämlich im Jahr 1299 gemeinsam mit mehreren Kodizes anderer Rechnungsjahre. Anhand mehrerer schriftlicher Hilfsvermerke kann zurückverfolgt werden, dass das Binden erst nach dem Beschreiben der Lagen erfolgte.73 Diese Hilfen vergegenwärtigten dem Buchbinder die Lagenstruktur der Bücher. Zu ihnen sind Kustoden und Reklamanten zu zählen. Kustoden (signature; quire-signature) sind buchstabenoder zahlenförmige Nummerierungen der Lagen oder Bögen, welche zumeist am Ende oder zu Beginn einer Lage oder eines Bogens in der Kopf- oder Fußzeile ange-

69 BL London, Add. Ms. 7965, fol. 17r: Expensa quorunda clericorum garderobe inter Walsingham et Westmonasterium: Petro de Colingburn’, clerico, pro expensis suis et aliorum clericorum garderobe regis emitis de Walsingham usque Westmonasterium pro compoto ejusdem garderobe de anno XXIIIIto ibidem ordinando per IIIIor dies et pro stipendio unius carette cum V equis carianes quosdam cofros cum jocalibus regis de dicto loco usque ad thesaurum Westmonasterium per idem tempus, una cum partameno empto pro dicto compoto et stipendo clericorum libros ejusdem compoto et alia neccesaria transcribendum, mensis Ffebruarii, Martii et Aprilis, sicut patet per particulas per eundem Petrum inde in garderobam liberatas – VI £ XIII s. IX d. 70 Ebd., fol. 19v: Langar, clericus: Johanni de Langar, clerico, transcribenti libros garderobe, litteras et alia memoranda garderobe infra annum presentem, pro una roba sibi emenda nomine stipendum suorum ibidem – XX s., fol. 21r: Ricardus de Bathon’: Ricardo de Bathonia pro stipendis suis per aliquid tempus per quodam scripsit libros contrarotulatoris garderobe, mense Julii, per manus poprias apud Westmonasterium, IIIO die Augusti – VI s. VIII d., fol. 22v: Wardyngton’, clerico: Ricardo de Wardyngton’, clerico, scribenti libros garderobe, per quos compotus ejusdem garderobe redditur ad scaccarium, pro una roba sibi emenda nomine stipendum suorum, per manus proprias apud Gandanum – XXVI s. VIII d. 71 TNA Kew, E 101/369/11, fol. 34v: Stipendium Henrici Shyrek’, clerici: Henrico de Shirokes moranti apud Braye in comunia clericorum garderobe pro libris contrarotulatoris ejusdem garderobe transcribendis pro stipendio suo ab ultimo die Decembris usque secundum diem Aprilis, utroque computatur per IIIIXXXIII dies, perceptum diem III d. – XXIII s. III d. Siehe zur Schreibgeschwindigkeit mittelalterlicher Schreiber: GUMBERT, Speed. 72 Siehe hierzu oben, Anm. 44. 73 SCHNEIDER, Paläographie, S. 123; FERY-HUE, L’organisation, S. 64–70.

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bracht wurden.74 Reklamanten (reclame, garde; catchword) zeigen demgegenüber am Ende einer Lage oder Seite das erste oder die ersten Wörter der darauffolgenden Lage oder Seite an.75 In der Garderobe und im Exchequer Eduards I. kamen sowohl allgemeine Kustoden in Form von Buchstaben oder Zahlen76 als auch vereinzelte Sachkontenkustoden77 in den Hauptbüchern vor. Erstere wurden sowohl am Ende als auch zu Beginn der Lagen angebracht, während die Sachkontenkustoden allein zu Beginn der Lage gesetzt wurden.78 Eine außergewöhnliche Form der Kustode findet sich in den großen Lehnsbüchern (Testa de Nevill). In ihnen wurden nicht allein die einzelnen Lagen durchnummeriert, sondern deren genauer Blattumfang angegeben.79 Diese präzisen Angaben verringerten die Wahrscheinlichkeit von falsch eingeordneten Lagen oder von fehlenden Blättern erheblich. Die Schreiber griffen stellenweise auch auf Reklamanten am Ende der Lagen zurück, die die Zuordnung der daran anschließenden Lage erleichterte.80 Darüber hinaus gaben die Sachkontentitel Hilfestellungen, die sowohl dem Schreiber als auch dem Buchbinder zur Orientierung dienten. Diese konnten noch vor dem eigentlichen Inhalt einer Lage in der Kopfzeile gesetzt werden. Der Hinweis auf den Aufzeichnungszeitpunkt der Sachkontentitel, die gleichzeitig als Lagentitel fungieren konnten, ergibt sich aus den seltenen Fällen, in denen die Titel nicht mit dem eigentlichen Inhalt des Sachkontos übereinstimmen. Diese Sachkontentitel wurden seit den 1290er-Jahren durchgehend und in standardisierter Form in allen Hauptbüchern genutzt. Der Sachkontentitel konnte indes auch nach dem Beschreiben, aber in jedem Fall vor dem Binden am Ende der vorangehenden Lage aufgezeichnet werden. Dabei handelt es sich um eine in den Hauptbüchern eingesetzte Struktur- und Orientierungshilfe, die seit Mitte der 1290er-Jahre zu finden ist. Sie betraf die Rubriken „Al74 MUZERELLE, Vocabulaire codicologique, Nr. 315.02, S. 98 f. 75 Ebd., Nr. 333.09, S. 113. 76 Buchstabenkustoden: Kleinbuchstaben zwischen zwei Punkten in der Mitte der Fußzeile, (TNA Kew, E 36/275, fol. 88r: h, fol. 120r: l); Kleinbuchstaben zwischen zwei Punkten im linken Eck der Kopfzeile (E 101/369/11, fol. 24r: a, fol. 32r: b, fol. 145r: l). – Zahlenkustoden: römische Ziffern zwischen zwei Punkten in der Fußzeile (E 101/11/1, fol. 8v: I); Zahlworte in der rechten Ecke der Kopfzeile (E 101/357/15, fol. 9r: Secundus quaternus); römische Ziffern in der rechten Ecke der Fußzeile (E 36/ 75, fol. 16v: II). 77 In der rechten oberen Ecke: BL London, Add. Ms. 7965, fol. 13r: Neccessaria. I quaternus, fol. 21r: Neccessaria. II quaternus. 78 TNA Kew, E 101/13/16, fol. 9r. 79 TNA Kew, E 164/4, pag. 85: Quaternus quartus continet XII folia, pag. 109: Quaternus quintus continet XII folia. 80 TNA Kew, E 101/11/19, fol. 4v: Domino Johanni de Hodeleston’, [mit Bezug auf den ersten Eintrag der zweiten Lage auf fol. 5r:] Baneretti: Domino Johanni de Hudeleston’, baneretto, tribus militibus et XII scutiferiis suis; E 101/361/2d: Domino Montasino de Novelliano de, [mit Bezug auf eine heute verlorene Fortsetzung]; E 101/367/16, fol. 8v: Johanni de Carleton’, [mit Bezug auf den ersten Eintrag der zweiten Lage auf fol. 9r:] Johanni de Carleton’, valleto de coquina regis, de prestito super calciamentis suis, fol. 16v: De Cornubia, [mit Bezug auf den Marginaltitel des ersten Eintrags der dritten Lage auf fol. 17r:] De Cornubia: Galfredo de Cornubia, de prestito super vadiis suis.

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mosen“ und „notwendige Ausgaben“. In den hinteren Teilen der Bücher über die Vorauszahlungen, Begleichung der Pferdeschäden, der Roben, der Preziosen und weiterer Sachkonten kam diese Ordnungstechnik nicht zum Einsatz. Die Sachkontentitelseiten wurden nicht zu Beginn der neuen Lage festgehalten. Vielmehr wurde das auf einer neuen Lage beginnende Sachkonto auf der letzten Seite der vorangehenden Lage durch die Sachkontentitelseite angekündigt. Somit wussten die Schreiber und Buchbinder genau, welche Sachkonten beziehungsweise Lagen aufeinanderfolgten.81 In einigen Fällen entsprach der Sachkontentitel nicht dem aufgezeichneten Inhalt.82 Dies macht wiederum deutlich, dass die Planung des Kodex und seiner Lagenstruktur dem Schreibprozess vorausgingen. Erst nachdem eine Lage für ein Sachkonto konstruiert worden war, wurde sie beschrieben. Reichte der Raum trotz Planung am Ende nicht aus oder mussten über den veranschlagten Text hinaus Ergänzungen hinzugefügt werden, wurde, wie zuvor erwähnt, ein weiteres Pergamentblatt oder ein Doppelbogen hinzugefügt. In manchen Fällen, wie das Beispiel der unpassenden Sachkontenbeschriftung nahelegt, wurden vorbestimmte Lagen teilweise auch zweckentfremdet und für ein anderes Sachkonto oder sogar ein gänzlich anderes Rechnungsbuch eingesetzt. Die Schreiber nahmen die Lage somit als eigenständige Einheit wahr und verwendeten sie entsprechend. Darauf verweisen nicht zuletzt Lagensummen, die die Summe aller in der Lage verzeichneten Rechnungseinträge am Ende einer Lage festhalten.83 Schriftliche Hilfestellungen in Form von Kustoden und Titeln beschränkten sich nicht allein auf Bücher. Auch bei Schriftrollen findet man sie. Bei den Rechnungsrollen setzten Schreiber Kustoden, welche die noch nicht zusammengenähten Membranen einer Rolle durchnummerierten.84 Sobald die Einzelmembranen vollständig beschrieben worden waren, konnten sie mithilfe der Kustoden in der richtigen Reihenfolge in der königlichen Verwaltung zusammengenäht werden – ganz so, wie 81 Am Ende der zweiten Lage mit Bezug auf die folgenden Lagen: BL London, Add. Ms. 7965, fol. 12v: Titulus de necessariis diversis emptis et provisis pro rege Edwardo, filio regis Henrici, liberis suis, vallettis de hospicio suo et aliis et de equis emptis pro ipso rege, diversis officiis hospicii sui versus partes Fflandrie et pro ducissa Brabantie et comitissa Hollandie, filiabus regis, contra passagium earum versus partes proprias, una cum expensa nuncii sollempnium missorum usque cameratum et alibi in nuncio regis predicti et una cum vadiis quorundam, qui non sunt ad vadia dicti regis in rotulo marescallie sue, et cum calciamentis diversorum valletorum de officiis et garconis de hospicio suo, a festo sancti Edmundi, regis et martiris etc., ut supra titulo de elemosina. 82 TNA Kew, E 101/353/31, fol. 1r: Magna garderoba etc. Die Einträge decken sich nicht mit dem Sachkontentitel, der erste bezieht sich auf Transportausgaben für Schiffe (Vadia nautarum de Kermedyn, ubi Johannes le Champeneys est magister), der zweite auf Posten aus der Rechnung eines William Hamilton über Lebensmittel- und Kanzleiausgaben (Compotum de denariis domini Williami de Hamelton’). 83 TNA Kew, E 101/11/19, fol. 3v; C 47/4/6, fol. 16v: Summa totius quaterni CLXIII £ III s. VI d. Siehe zur Einheit der Lage: GUMBERT, L’unité codocologique. 84 BL London, Add. Ms. 41480, mem. 1d–2d.

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dies auch der Buchbinder mithilfe der Kustoden bei den Lagen der Rechnungsbücher machte.85 Auch bei diesem Schritt zeigt sich, dass der Unterschied zwischen der Rolle und dem Kodex kein allzu großer war. Die individuelle Beschriftung der Lagen des Kodex und der Membranen der Rolle weisen bereits darauf hin, dass das eigentliche Beschreiben des linierten Pergaments bei beiden Schriftgutformen nahezu identisch ablief. Dies entkräftet auch die oftmals in der Forschung aufgestellte These, wonach die Rolle, ganz besonders die Stapelrolle, über ihre einzelnen Membranen durch mehrere Schreiber effizienter und schneller beschrieben oder kopiert werden konnte als die Lagen eines Buches.86 Genauso wie die einzelnen Rollen des Exchequer-Stils oder die einzelnen Membranen des Kanzlei-Stils von einem zweiten Schreiber beschrieben oder kopiert werden konnten, während der erste Schreiber an einer anderen Rolle beziehungsweise Membran weiterarbeitete, genauso konnte im Falle des Kodex ein zweiter Schreiber eine beschriebene Lage kopieren oder eine neue Lage beginnen, während der erste Schreiber an einer anderen Lage schrieb. Der Beschreibprozess bringt weder bei der Rolle noch beim Kodex Vorteile gegenüber der jeweils anderen Form mit sich. Der Schreibprozess wurde meist mittels mehrerer Schreiber durchgeführt, die unterschiedliche Aufgaben übernahmen. Vor dem eigentlichen Schreibprozess brachten die Schreiber sowohl auf den Innenseiten einiger Bücher als auch stellenweise auf nicht mehr benötigtem Pergament Federproben auf.87 Bei diesen konnte es sich um einzelne Buchstaben und Worte oder auch um ganze Sätze handeln.88 Die Haupthand gestaltete sodann das Textkorpus. Im Falle der Rechnungen handelte es sich dabei um die einzelnen Posten.89 Zusätzlich konnte die Haupthand auch die in den Marginalien gesetzten Postentitel sowie Überschriften und teilweise auch die unterschiedlichen Summen aufzeichnen.90 Letztere stammten in den meisten Fällen allerdings von der Korrekturhand. Diese begann ihre Tätigkeit mit dem Abrechnungsvorgang. In nahezu allen Fällen wurde das Textkorpus der Rechnungen vor der eigentlichen Kontrolle aufgezeichnet. Die einzelnen Posten der Rechnung wurden später im Zuge der Rechnungslegung mithilfe eines Rechentisches beziehungsweise Rechentuches sowie Rechensteinen gelegt und überprüft. In den Rechnungen 85 TNA Kew, E 101/369/11, fol. 34v: Eidem [domino Thome de Buruham, vicecomite Lincolniensis] pro canabo et cordis per ipsum emptis pro eodem pergameno. 86 LALOU, Rouleaux de comptes (entkräftet ihr eigenes Argument aber zugleich wieder, da auch die Lagen eines Buches von mehreren Schreibern gleichzeitig bearbeitet werden konnten); LABORDERIE, Histoire, S. 62 (spricht vom simultanen Beschreiben mehrerer Membranen einer Rolle durch mehrere Schreiber; dies sei bei einem Kodex nur bei einfachen Lagenstrukturen möglich). 87 TNA Kew, E 101/77/12. 88 Ebd.: Eidem pro pro [!] consimilibus exprimis per ipsum […] Willelmus […] Et omnibus Christi fidelibus. Es finden sich zahlreiche andere Federproben auf der Recto- sowie Dorsoseite. Siehe zu den Federproben mit Beispielen aus der Garderobe: TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 127; sowie allgemein: MUZERELLE, Vocabulaire codicologique, Nr. 435.22, S. 138. 89 TNA Kew, E 101/98/30, mem. 2. 90 TNA Kew, E 101/11/13, mem. 2.

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der Garderobe des Königs und auch seines Sohnes, des Prinzen von Wales, sind Ausgaben für solche Rechentische vermerkt.91 Darüber hinaus wurden von Seiten der Garderobe (kupferne) Rechensteine zum Rechnungslegen auf den Tischen und Tüchern gekauft.92 Stimmten die Posten nicht überein, passte die Korrekturhand die Posten und ihre Summe an.93 Stimmten sie überein, setzte die Korrekturhand zumeist einen kurzen Approbationsvermerk hinter die entsprechende Postensumme (probatur). Bei einigen Rechnungen wird das Eingreifen einer zweiten Korrekturhand offenbar, die in der Regel nur noch die Approbationsvermerke setzte.94 In jenen Fällen, in denen die Haupthand keine Summen schrieb, wurden diese nach dem Audit von der Korrekturhand aufgeschrieben.95 In gleicher Weise wurde auch mit Seiten-, Blatt-, Abschnitts- und Endsummen verfahren. Die Seiten- und Foliosummen fanden mit den Membranensummen ebenfalls eine Entsprechung auf den Rollen.96 Zur Errechnung derselben wurden teilweise bereits von der Haupthand, teilweise erst von der Korrekturhand kleine Rechenhilfen in den Marginalien oder den Fußzeilen angebracht.97 Der Grad der Selbstständigkeit der Haupthand beziehungsweise der Eingriffe der Korrekturhand konnte dabei von Rechnung zu Rechnung unterschiedlich stark ausfallen. Eine Pauschalisierung ist nicht möglich. Bei den Hauptbüchern lässt sich feststellen, dass die Haupthände eine relativ große Freiheit hatten und den Großteil der Posten sowie deren Titel und Summen selbstständig aufzeichneten und die Korrekturhand im Wesentlichen nur noch die Approbationszeichen und Verweise setzte. Dies lag nicht allein an der Stellung der zuständigen Schreiber, die in der administrativen Hierarchie großes Vertrauen genossen, sondern auch daran, dass der Rechnungsinhalt der Hauptbücher bereits innerhalb der Garderobe errechnet wurde und nur noch zu Abrechnungszwecken mit dem Exchequer nachgerechnet und approbiert werden musste. 91 Königliche Garderobe: BL London, Add. Ms. 7965, fol. 20v: Tabula computatoria: Roberto de Colebrok’, carpentario, pro una tabula computatoria ferro ligata per ipsum facta pro garderoba per preceptum thesaurarii ad carianda cum regem versus partes Fflandrie per manus proprias ibidem, eodem die [XXIIII die Julii] – X s. – Garderobe des Prinzen von Wales: TNA Kew, E 101/363/18, fol. 9v: Cista et tabula empta: Johanni de Horsham, carpentario London’, pro una magna cista nova empta ab eodem pro jocalibus et aliis rebus imponendis in turri London’ ac etiam pro una tabula magna nova per ipsum empta, scilicit pro compoto garderobe suprajactando apud Londinium per manus domini Walteri Reium, quinto die Octobris – XVII s. 92 BL London, Add. Ms. 8835, fol. 12v: Computatores emptos: Nicholo Albotrum pro dui marca computatoris de cupro emptis de eodem pro diversis computatis jacandis in garderoba et una bursa pro eisdem inponderanda per manus proprias ibidem, XXVIIIO die Octobris – VIII d. 93 TNA Kew, E 101/9/20, fol. 3r. 94 TNA Kew, E 101/5/4, mem. 1. 95 TNA Kew, E 101/98/30, mem. 2. 96 JRL Manchester, Lat. Ms. 231, fol. 1r. 97 TNA Kew, E 101/364/5, mem. 3d.

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Der letzte Schritt nach dem Gestalten der Seite, dem Beschreiben und Binden oder Zusammennähen der Pergamentlagen beziehungsweise -membranen war die Anfertigung des Einbands für einen Kodex oder des Umschlags für eine Rolle. Hierbei kann sowohl ein Unterschied zwischen den beiden Formen als auch innerhalb der jeweiligen Gruppe ausgemacht werden. Die meisten heute vorhandenen Pergamentumschläge wurden von den Archivaren des Nationalarchivs in der Neuzeit angebracht.98 Da der Großteil der Rollen aus ihrem ursprünglichen Aufbewahrungskontext in Säcken herausgenommen worden ist und entweder einzeln oder zu mehreren Einheiten gebündelt in Archivkartons gelagert wird, mussten sie zum Schutz sowie zur Anbringung einer Signatur mit Umschlägen aus Pergament, seit dem 20. Jahrhundert aus Kunststoff versehen werden (Abb. 1 und 5). Auch in der mittelalterlichen Praxis wurden bei Rollen schützende Pergamentmembranen genutzt. Diese wurden teilweise an die oberste Membran angenäht.99 Meist begnügte man sich jedoch damit, den obersten Abschnitt der ersten Membran unbeschrieben zu lassen. Diese erste (Schutz-)Membran wurde teilweise spitz zulaufend angeschnitten, damit das Ende leicht zu erkennen und die Rolle selbst problemlos zu öffnen war.100 Nicht immer blieb das zum Schutz gedachte Stück der ersten Membran jedoch unbeschrieben. Bei den Auszahlungsrollen des Schatzamts (Issue Roll) wurde es beispielsweise zum Aufzeichnen von Notizen genutzt.101 Das Freilassen des oberen Teils der ersten Membran oder gar das Zuspitzen desselben war keinesfalls der Regelfall. Bei der Mehrheit der Rollen kam diese Praxis nicht zur Anwendung. In der Regel setzte der Haupttext unmittelbar mit dem Rollenansatz an.102 Was allerdings bei einigen Rollen gesetzt wurde, war ein Titel oder eine kurze Inhaltsangabe auf der Außenseite der ersten Membran, welche ihrer Identifikation im ungeöffneten Zustand dienten.103 Verschlossen wurde die Rolle teilweise durch Hanfschnüre, die am Ende der ersten Membran befestigt wurden. Bei den Büchern der Garderobe ist zwischen verschiedenen Einbandformen zu unterscheiden.104 Bei allen Einbänden der Rechnungsbücher Eduards I. handelt es sich um Koperteinbände. Der Aufbau und das Aussehen der Koperte sowie die Bindungsart variieren allerdings stark. Sie reichen von bloßen Pergamentumschlägen105 mit außen liegender einfacher Kettenstichbindung bis hin zu künstlerisch ausgestalteten Felleinbänden mit innenliegender Heftbundbindung. Betrachtet man das Pan-

98 TNA Kew, C 47/3/19. 99 BL London, Add. Ms. 36762, mem. 1–2. 100 TNA Kew, E 101/351/10, mem. 1. 101 TNA Kew, E 403/115, mem. 1. 102 TNA Kew, E 101/351/10, mem. 1d. 103 TNA Kew, E 101/357/29, mem. 1. 104 Siehe dazu allgemein: BEARMAN, Parchment Booklets, S. 329–338. 105 Records [1986], hrsg. v. B. F. BYERLY und C. R. BYERLY, Nr. 152, S. 19: Pro una pixide et uno subpello ad quendam librum de garderoba, xvj d. Chipotensium in sterlingis v d.

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orama der Rechnungsbücher, sind Tendenzen in Bezug auf Ausgestaltung und Wahl der Einbände festzustellen (Abb. 11 bis 14). Beim größten Teil der Einbände handelt es sich um einfache Pergamentumschläge, bei denen zum Teil das Pergament an den Kanten nach innen geschlagen und vernäht wurde, um sie zu verstärken. In aller Regel wurden die Einbände auf der Vorderseite mit einem ungeschmückten Titel versehen.106 Bei den Hauptbüchern der Garderobe, die dem Exchequer zur Kontrolle vorgelegt wurden, ging man einen Schritt weiter und versah die vorderseitigen Einbände mit einem prachtvollen Titel in Auszeichnungsschrift.107 Daneben wurden auch zahlreiche der Rechnungsbücher der Kriegslogistiker der englischen Garnisonen im angloschottischen Krieg mit Titeln in Auszeichnungsschrift, entweder auf der ersten Seite oder auf dem Einband, versehen.108 Besondere Einbandformen sind erst bei jenen Hauptbüchern der Garderobe auszumachen, die unter Eduard II. und Eduard III. entstanden. Hier griff man erstmals nicht mehr allein auf Pergamentumschläge zurück, sondern benutzte systematisch Rehfelleinbände.109 Dabei handelt es sich um Rehleder, bei dem das braunrote Fell der Rehe nicht abgeschabt, sondern auf dem Leder belassen wurde. Einzig für die Titelkartuschen trug man Teile des Fells ab. Auch dies geschah nicht willkürlich, sondern nach einem festen Muster. Bei den Hauptkreditbüchern enthielt die obere Kartusche den Namen des Buches, während die untere für das Regierungsjahr reserviert war.110 Der Name des Hauptbuches der Garderobe wurde auf eine Ober- und Mittelkartusche verteilt und das Regierungsjahr wie bei den Hauptkreditbüchern in die Unterkartusche gesetzt.111 Ein weiterer Unterschied dieser Bücher war die Bindungsart. Für die nach dem Tod Eduards I. angefertigten Kodizes wurde wahlweise auch auf innenliegende Heftbundbindungen ausgewichen.112 Zuvor nutzte man ohne Ausnahme eine außen liegende Kettenstichbindung.113 Aus dem Einband und der Bindungsart kann auf die Bedeutung des jeweiligen Buches innerhalb des administrativen Systems geschlossen werden. Eine herausgehobene Stellung nahmen all jene Kodizes ein, die am Ende eines Rechnungsjahres für die Auditsitzungen der Garderobe vor den Baronen des Exchequer und vor dem König genutzt wurden. Sie repräsentierten gewissermaßen das Verwaltungshandeln 106 TNA Kew, E 101/9/20, vorderseitiger Einband. 107 JRL Manchester, Lat. Ms. 230, vorderseitiger Einband. 108 BL London, Harley Ms. 626m. 109 TNA Kew, E 101/368/27, vorderseitiger Einband. Siehe dazu MUZERELLE, Vocabulaire codicologique, Nr. 624.07, S. 189; MARKS, British Library Guide, S. 45; SZIRMAI, Archaeology, S. 239. 110 TNA Kew, E 101/364/13, vorderseitiger Einband: Liber de unde respondebitur de anno XXXI. 111 SoA London, Ms. 119, vorderseitiger Einband: Liber cotidianus contrarotulatoris de recepta et expensa garderobe de anno XXVIII. Siehe in gleicher Anordnung auch für ein unter Eduard III. kompiliertes Hauptbuch Eduards II.: Ms. 120, vorderseitiger Einband: Contrarotulatoris compoti Rogeri de Northburgh’, custodis garderobe domini regis Edwardi, filii regis Edwardi, de anno decimo. 112 TNA Kew, E 101/368/27, Innenseite des vorderseitigen Einbands und fol. 1r. 113 TNA Kew, E 101/364/13.

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und die Finanzen des königlichen Haushalts. Fluktuierte die Ausgestaltung der Einbände dieser wichtigen Hauptbücher noch leicht unter Eduard I. und Eduard II., war sie spätestens unter Eduard III. in eine standardisierte Form übergegangen. Man konnte dann anhand des Einbandes nicht mehr nur sehen, dass es sich um ein Rechnungsbuch der Garderobe handelte – dies war bereits unter Eduard I. möglich –, von nun an war sogar die wichtigste Gruppe der Kodizes, die Hauptbücher, über den Rehfelleinband zu identifizieren. Zusammenfassend bleibt für die Herstellung der Rechnungsdokumente zu konstatieren, dass sich die Differenzen zwischen den beiden Formen der Rolle und des Kodex auf ihre jeweiligen Affordanzen zurückführen lassen. Die Wahl der Aufzeichnungsform scheint zumindest teilweise von deren Flexibilität bei der Produktion abhängig gewesen zu sein. Die Möglichkeit der einfachen Erweiterung und Verlängerung der Rolle kam vor allem für kontinuierlich geführte Aufzeichnungen sowie Inhalte unbestimmten Umfangs zum Tragen. Der Kodex brachte dagegen über seine Lagenstruktur eine materielle Eigenschaft mit sich, die bei seiner Herstellung ein gezielteres Vorgehen erforderte als die Produktion der Schriftrolle. Wollte man spätere Ergänzungen von Einzel- oder Doppelblättern vermeiden, musste man vor dem Erstellen und Binden der Lagen abschätzen, wie viel Raum der aufzuzeichnende Text einnehmen würde. Die fortlaufende Rolle des Kanzlei-Stils ermöglichte über ihren Angebotscharakter – die Offenheit ihrer Vertikalkonstruktion – eine (zumindest theoretisch) unendliche Erweiterungsmöglichkeit. Die Untersuchung der Handschriftenproduktion führte klar vor Augen, dass der Produktionsunterschied zwischen den beiden Formen nicht so stark ausfiel, wie in der Forschung häufig betont wird. Trotz des planerischen Mehraufwands war der Kodex im Grunde genommen ähnlich leicht zu erweitern wie die Rolle. Im ungebundenen Zustand konnten ohne Probleme weitere Blätter hinzugefügt werden. War der Kodex allerdings gebunden, bot die Rolle einen klaren Vorteil. Darüber hinaus brachte die Rolle weitere Produktionsvorteile gegenüber dem Kodex mit sich. Sie konnte in Gänze in der Verwaltung vorbereitet, beschrieben und zusammengenäht werden. Dahingegen mussten die vorbereiteten und beschriebenen Lagen des Kodex, sollten sie gebunden und mit einem Einband versehen werden, an einen Handwerker (Buchbinder) außerhalb der königlichen Verwaltung gegeben werden. Dieser zusätzliche externe Herstellungsschritt erforderte Planung und brachte Kosten mit sich, weswegen man sich bei vielen Rechnungsbüchern der Garderobe am Ende dazu entschied, die Lagen ungebunden zu belassen oder sie lediglich zusammenzuheften. Zu differenzieren ist schließlich zwischen dem Individuum und der Institution. Für den individuellen Amtsträger, welcher für den König vor Ort Abgaben erheben beziehungsweise Informationen einholen musste, hatten die Flexibilität und einfache Produktion von Schriftrollen einen höheren Stellenwert als für die Institution der Garderobe, welche über größere finanzielle Mittel, mehr Material und mehr Personal verfügte. Insofern kann der Forschungshypothese von der einfacheren Pro-

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duktion der Rolle mit den genannten Einschränkungen zugestimmt werden. Als omnipräsenter Erklärungsansatz für die Wahl einer Form kann die Herstellung allerdings nicht dienen. Daher wird im folgenden Kapitel die Nutzung der Aufzeichnungen in Rollen- und Buchform untersucht.

2 Nutzung Die Analyse individueller wie auch institutioneller Handlungen an und mit den Schriftstücken steht im Fokus des folgenden Kapitels. Die Untersuchung bleibt dabei nicht bei den Praktiken stehen. Sie rückt vielmehr die Schriftstücke selbst ins Zentrum. Analysiert wird die Interaktion von Schriftstück und Nutzer. Über die Betrachtung der Affordanz der Medien wird es möglich, die Praktiken als von der Form evoziert oder vom Nutzer an das Dokument herangetragen zu deuten. Daneben befasst sich das Kapitel mit der Perzeption der Schriftzeugnisse. Die Wahrnehmung einer bestimmten Eigenschaft eines Schriftstücks konnte beispielsweise aufgrund von vorangegangenen Erfahrungen durchaus von den realen Eigenschaften abweichen. Darüber hinaus spielt auch die Topologie eine wichtige Rolle für die Wahl der Aufzeichnungsform. Unterschiedliche Aufbewahrungs- und Transportpraktiken lassen entweder auf vom Nutzer intendierte Präsenzen einer Form oder durch die Affordanz des Schriftguts auf dessen Wirkung selbst schließen. In den folgende Kapiteln werden die Dokumente und die mit ihnen verbundenen Praktiken des Schatzamts und der Garderobe in den Blik genommen.

2.1 Ordnen und Überblicken Ein exzellenter Untersuchungsgegenstand für die Ordnung von Wissen mittels Schrift sind die finalen Rechnungen der Garderobe. Noch bis in die frühen 1290erJahre wurden dem Exchequer bei den regelmäßig abgehaltenen Auditsitzungen von Seiten der Garderobe mehrere einzelne sachkontenspezifische Rechnungsrollen vorgelegt. Die meisten dieser Sachkonten entsprachen den abrechnenden Ämtern und Funktionsträgern des Haushalts beziehungsweise der Garderobe. Diese Praxis war keine Neuerung der Herrschaftszeit Eduards I. Sie lässt sich bis in die Regierungszeit Heinrichs III. zurückverfolgen.114 Wesentlich Neues wurde von den Schreibern in der Garderobe dadurch geschaffen, dass sie diese zahlreichen einzelnen Rechnungsrollen in einem einzigen Kodex vereinten. Die bereits unter Heinrich vorhandenen einzelnen Rechnungsrollen blieben im Hauptbuch in Form eigenständiger Sachkonten erhalten. Sie wurden ferner durch weitere, meist kriegsrelevante Ausgabenkonten ergänzt. 114 Siehe hierzu Kap. III.4.1, S. 70–72.

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In der Aufstellung neuer Sachkonten und präziser (Kurz-)Titel erhöhte die Garderobe die Ordnung weiter. Titel waren selbstverständlich keineswegs kein Novum der Garderobe Eduards I. Seit dem 12. Jahrhundert erhielten Dokumentationsserien in der königlichen Verwaltung sowie einzelne Eintragstypen Titel. Dies belegen die Abschnitte der Pipe und Memoranda Rolls am eindrücklichsten. Aufgrund der gestiegenen Kriegsausgaben musste die Administration allerdings weitaus größere Mengen unterschiedlicher Transaktionen verwalten. Deshalb ging man im Laufe der Regierungszeit Eduards dazu über, die verschiedenen Kredit- und Zahlungsformen zu klassifizieren und ihnen einen spezifischen (Kurz-)Titel zuzuweisen.115 Dabei orientierten sich die Amtsträger einerseits an den Modalitäten der Transaktionen, andererseits an den Empfängern der Zahlungen. Die Ordnungsleistung durch Titelbildung war ein Phänomen, das auch für andere Teile (West-)Europas in der Zeit des ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhundert verstärkt greifbar wird.116 Im Regelfall waren die einzelnen Sachkonten so verteilt, dass immer ein Sachkonto auf eine Lage fiel. Im Prinzip entsprach dieses Ordnungssystem jenem, das auch bei den Rollen verwendet wurde: Ein Sachkonto wurde eine Rolle zugeordnet; nun entfiel beim Buch eben ein Sachkonto auf eine Lage. Den Schritt von diesem auf Einzelrollen basierenden Ordnungssystem zum Modell des Exchequer-Stils, bei dem stapelweise aufgebaute Rollen aus mehreren Einzelrotuli konstruiert wurden, gingen die Funktionsträger der Garderobe bewusst nicht – obwohl diese Aufzeichnungsform über ihre einzelnen Rollen die Möglichkeit geboten hätte, ähnlich wie beim Kodex eine geordnete Sachkontenstruktur in einem einzelnen Dokument zu erzeugen. Dass die Garderobe unter Eduard I. mit den Rechnungsbüchern ihren eignen, vom Exchequer abweichenden Weg ging, offenbart einen gewissen Grad an Selbstständigkeit und institutionellem Selbstverständnis.117 Die systematische Ordnung der einzelnen Sachkonten in einem Kodex erfolgte erst in den späten 1280er-Jahren. In den ersten 20 Jahren der Herrschaft Eduards I. waren die Kodizes nicht systematischer aufgebaut oder klarer strukturiert als die meisten Rechnungsrollen. Vor den ausgehenden 1280er-Jahren wiesen die Rechnungsbücher kaum eine über die Chronologie der Einträge hinausgehende Ordnung auf. Erst die Hauptbücher der Garderobe aus der zweiten Regierungshälfte (1290– 1307) gewährleisten eine weitreichende Übersicht über die finanziellen Transkationen der königlichen Haushaltsverwaltung. Es darf indes nicht verschwiegen werden, dass dieser Überblick bereits vor der Einführung der sachkontengegliederten Hauptbücher der 1280er-Jahre gewonnen werden konnte. Allerdings beschränkte er sich in erster Linie auf die Rechnungsrollen der Garderobe, die im Zuge des Audits mit dem Schatzamt ihren Weg auf die Pipe Rolls fanden. Die Rollen des Exchequer präsentierten eine Bilanzierung der 115 Siehe hierzu Kap. III.4.2, S. 75–77. 116 BERTRAND, Écritures ordinaires, S. 191–193. 117 Siehe hierzu bes. Kap. IV.3.

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Haushaltsfinanzen.118 Mehrere Probleme lagen diesem finanziellen Überblick jedoch zugrunde: Erstens handelte es sich um eine stark verkürzte Darstellung der einzelnen Sachkonten. Jedes Konto wurde zumeist auf einen Satz verkürzt. Zum zweiten lag die Pipe Roll beim Schatzamt und ihre Kopie, die Chancellor’s Roll, in der Kanzlei; die Garderobe selbst verfügte nicht über einen solchen Überblick. Die frühen sachkontenspezifischen Einzelrollen, die bis ins Rechnungsjahr 1291/92 dem Exchequer zur Kontrolle vorgelegt wurden, führten die Schreiber in der Garderobe nicht zusammen. Man hätte dies selbstredend mittels Rollen umsetzen können – ganz so, wie es das Schatzamt im Zuge der Abrechnungen vornahm –, man tat es nur nicht. Auch die seit der Frühzeit der Regierung Eduards genutzten, rein chronologisch angelegten und für die interne Abrechnung bestimmten Hauptbücher ermöglichten im Vergleich zu den Rechnungsrollen zwar einen Einblick in die während des Abrechnungsjahres getätigten Ausgaben, einen genauen Überblick über einzelne Ausgabenkonten oder gar eine Bilanzierung erlaubten sie jedoch nicht. Erst die sachkontengegliederten Hauptbücher der zweiten Regierungshälfte bilanzierten die Gesamtfinanzen und gaben eine detaillierte Aufstellung der einzelnen Sachkonten wieder. Zu Beginn der Herrschaft boten die ungeordneten Hauptbücher somit keinen wesentlichen Vorteil gegenüber den Einzelrollen. Aufgrund der fehlenden Systematisierung war kein besserer Überblick über den Inhalt gegeben. Eine finanzielle Gesamtschau über einzelne Sachkonten und Ausgabenstellen konnte man daher vor der Einführung der sachkontengeordneten Kodizes am ehesten noch mit den einzelnen Rollen gewinnen. Erst als man sich entschied, die sachkontenspezifischen Rollen als finale Abrechnungen durch klar strukturierte Bücher zu ersetzen, kam dem Kodex eine überblicksgenerierende Bedeutung zu. Der Vorteil des wohlstrukturierten Buches war es, in einem einzigen Manuskript hohe Quantitäten an Informationen aufzunehmen und gleichzeitig einen Überblick über die Geld- und Kreditbewegungen zu wahren. Mit den in der Garderobe üblichen fortlaufenden Rollen wäre dies nicht möglich gewesen. Für die Struktur einzelner Sachkonten bot der Kodex wiederum keine maßgeblichen Vorteile. Seine Stärken gegenüber der Rolle konnte er lediglich dann ausspielen, wenn eine Vielzahl an Sachkonten aufgezeichnet wurden. Worauf der entscheidende Entwicklungsschub für das Zusammentragen und Ordnen der zahlreichen Sachkonten in einem einzigen Kodex fußt, lässt sich nicht mit absoluter Sicherheit sagen. Auffällig ist, dass nahezu alle buchhalterischen und dokumentarischen Neuerungen der Garderobe während der Amtszeiten Walter Langtons und John Droxfords in den 1290er-Jahren auftraten.119 Man mag daher geneigt sein, den beiden Funktionsträgern, die seit den 1280er-Jahren herausragende Positionen innerhalb der königlichen Finanzverwaltung einnahmen, eine innovative Rolle zuzusprechen. Die Neuerungen in der Buchführung der Garderobe fallen mit 118 TNA Kew, E 372/124, rot. 24d, mem. 1. 119 Siehe zur Bedeutung Walter Langtons als Verwalter: HUSCROFT, Tale.

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Reformen im Exchequer zusammen, die schrittweise ab den 1280er-Jahren implementiert wurden.120 Die Forschung brachte diese Exchequer-Reformen mit dem ab 1290 im Amt des Schatzmeisters agierenden William March in Verbindung. An anderer Stelle konnte allerdings bereits gezeigt werden, dass Teile dieser Reformen bereits in die Amtszeit des Vorgängers von March, John Kirkby, zu datieren sind.121 Die Reformen zielten unter anderem auf eine effizientere Kontrolle des Geldflusses ab. Dazu wurde im Exchequer mit den Kassenbüchern eine neue Rechnungsserie angelegt. Unter Walter Langton als Schatzmeister des Schatzamts und John Droxford als Hüter der Garderobe wurde diese Serie in der zweiten Hälfte der 1290er-Jahre auch in der Garderobe eingeführt. Führt man sich nun vor Augen, dass Droxford bereits seit 1291 Kontrolleur der Garderobe und Walter Langton ab 1290 ihr Hüter gewesen waren, mögen ihre persönlichen Kontakte zum Exchequer ausschlaggebend gewesen sein, dass Reformbestrebungen vom Schatzamt auch auf die Haushaltsverwaltung abfärbten. Dass das Schatzamt ein Interesse an einer geordneten, leichter zu überblickenden Rechnungslegung der Garderobe hatte, lag zuvorderst an dessen Funktion: Es musste den Haushalt des Königs mit Barmitteln versorgen und den Finanzhaushalt am Ende des Abrechnungsjahres überprüfen. Für beide Aufgaben war eine in wenigen Sachkonten komprimierte und in einem einzigen Buch vereinte Rechnungslegung hilfreich. Das Schatzamt wollte möglichst exakt und vorausschauend planen. Daher musste man auch in der Garderobe dazu übergehen, besser strukturierte Rechnungen (Hauptbücher) und fortlaufend angelegte Aufstellungen der Barmittel (Kassenbücher) zu führen. Dass dieser Ordnungs- und Übersichtsschub mittels Kodizes umgesetzt wurde, ist jedoch kaum mit ihrer Form zu erklären. Denn ein Blick in das Schatzamt offenbart, dass neue Aufzeichnungsformen, wie beispielsweise die Kassenaufzeichnungen über die Barmittel, auch auf Rollen aufgezeichnet werden konnten. Die Wahl des Kodex ist daher einerseits mit anderen funktionellen Aspekten in Verbindung zu bringen und andererseits über die institutionelle Identität und Routinen zu erklären. Dass die Garderobe mehrere Jahre verstreichen ließ, ehe sie das Ordnungspotenzial der bereits lange genutzten Bücher ausschöpfte, zeigt, dass die königliche Finanzverwaltung in erster Linie auf äußere Einflüsse reagierte. Aktives vorausschauendes Handeln war die Ausnahme. Für die Neuerungen der 1290er-Jahre kann als externer Faktor besonders das Anschwellen kriegsspezifischer Ausgaben ausgemacht werden. Vorab scheint in der Garderobe kein Bedarf bestanden zu haben, einen zeitnahen detaillierten Überblick über die Finanzen zu gewinnen. Abseits der Abrechnungssitzungen mit dem Exchequer war man kaum an einem Finanzhaushalt oder Haushaltsüberblick interessiert. Man kann sogar einen Schritt weiter gehen 120 WILLARD, Exchequer Reform; PRESTWICH, Edward I, S. 343 f.; CARPENTER, English Royal Chancery [2004], S. 61 f. 121 Siehe hierzu Kap. III.4.3.

2 Nutzung  119

und sagen, dass allein das Schatzamt ein Interesse an den Ausgaben der Garderobe, ihrer Höhe und ihrer Zusammensetzung hatte. Das Schatzamt war es dann vermutlich auch, welches erst die Veränderungen in der Buchführung anstieß. Fasst man die Beobachtungen zusammen, bleibt das Bild einer Verwaltung, die sich als Reaktion auf äußere Einflüsse zu einer stärkeren Ordnung und Übersichtlichkeit ihres Schriftguts entschied. Diese beiden Punkte spielten eine wichtige Rolle, als man sich in der Garderobe in den späten 1280er- und den 1290er-Jahren mit einer prekären finanziellen und politischen Situation konfrontiert sah, die es erforderte, die Fülle an Transaktionen möglichst konzise darzustellen. Die Garderobe bestätigt damit die Annahme, nach welcher vormoderne Verwaltungen zumeist reagierten, anstatt selbst zu agieren. Erst veränderte äußere Bedingungen, allen voran die Reformen in der Schwesterinstitution des Exchequer und ein Anwachsen an kriegsbedingten Ausgaben, veranlassten die Funktionsträger der Garderobe dazu, ihre Routinen zu ändern und das Ordnungs- und Überblickspotenzial des Kodex für sich zu nutzen. Mit der Wahl der Aufzeichnungsform hatten Ordnung und finanzieller Überblick kaum etwas zu tun. Dass die Wahl auf das Buch fiel, ist mit anderen Aspekten zu erklären, die im Folgenden erörtert werden.

2.2 Konsultieren und Nachschlagen Einige Dokumente mussten in den Verwaltungen häufig herangezogen werden. Diese mehrmalige (Wieder-)Nutzung ging einher mit unterschiedlichen Techniken des Konsultierens. Ein Schreiben oder eine Urkunde musste entfaltet oder, was seltener der Fall war, entrollt werden.122 Bei den Kodizes wiederum war Blättern, bei den Schriftrollen das Auf- und Abrollen erforderlich.123 Diese unterschiedlichen Techniken erwuchsen aus dem materiellen Angebotscharakter (Affordanz) der Schriftstücke. Die jeweiligen Formen hatten über ihre spezifische Materialität somit direkten Einfluss auf die Praktiken und Techniken des (Wieder-)Verwendens, auf die haptische und visuelle Nutzungserfahrung. Grundsätzlich besteht schon in der Handhabung ein grundlegender Unterschied zwischen Rollen und Büchern. Ohne externe Hilfen lassen sich fortlaufende Schriftrollen lediglich mit zwei Händen entrollen, wohingegen Kodizes – wenn auch beschwerlich – einhändig geöffnet und gehalten werden können.124 Diese spezielle

122 Für den nordfranzösisch-belgischen Raum verzeichnet Paul Bertrand beispielsweise keine Urkunden in gerollter Form. Dennoch schließt er ihre Existenz nicht aus (BERTRAND, L’art de plier, S. 26). 123 GIELE und PELTZER, Rollen. 124 MIEDEMA, Reiseliteratur, S. 34 f.

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Performativität des Entrollens einer Schriftrolle führte laut einigen Forschenden zu ihrer bevorzugten Verwendung in ganz bestimmten Text-Akteur-Situationen.125 Wesentlich zur Performativität der Rolle trug das Element der Kontinuität bei. Am deutlichsten tritt es bei den fortlaufenden Rollen (Kanzlei-Stil) mit genealogischen Texten hervor. Dies gilt besonders für Genealogien mittelalterlicher Amtsund Würdenträger sowie herrschender Familien, welche eine Kontinuität vergegenwärtigen sollten. In diesem Kontext wies die Forschung bereits auf die praktischen Vorteile der Aufzeichnungsform Rolle hin. Die fortlaufend aneinandergenähten Membranen vermitteln eine visuelle Kontinuität, die beim Kodex aufgrund seiner Seitenstruktur nur sehr eingeschränkt gegeben war.126 So ist es zum Beispiel bei den genealogisch-historiographischen Rollen nicht wesentlich von Bedeutung, ob die Rollen vertikal aufgebaut waren – wie bei den spätmittelalterlichen Stammlinien der westeuropäischen Monarchen – oder horizontal wie bei den Kaiser-Papst-Rollen. Eine lineare, zeitliche Abfolge geht aus beiden Aufzeichnungsrichtungen hervor, wenn auch der vertikale Verlauf das chronologische Element auf den ersten Blick stärker betont. Beim Umblättern der Blätter des Buches wird das visuelle und materielle Band der Genealogie zerschnitten. Anders verhält es sich bei der kontinuierlich geführten Rolle. Sie gibt die Abfolge der Amts- und Würdenträger sowie Generationen von Familienmitgliedern ununterbrochen wieder. Das Ablaufen der Geschichte war allerdings nicht allein auf genealogische Inhalte beschränkt. Die Rolle konnte auch im biblisch-liturgischen Kontext über das Abrollen eine kontinuitätsstiftende und ritualisierende Funktion einnehmen: Dafür stehen exemplarisch die bis heute im Judentum verwendeten Thora-Querrollen127 sowie die im mittelalterlichen Christentum gebräuchlichen Exultet-Rollen.128 Mit diesem Kontext eng verbunden ist die prominente These, dass fortlaufende Rollen aufgrund ihres Aufbaus das (Vor-)Lesen erleichtert hätten.129 Bei der Schriftrolle musste das Auge, anders als beim Buch, im Zuge des Abrollens nicht vom Text gelöst werden. Aus diesem Grund wurden Schriftrollen von der Forschung eher mit oralen Rezeptionspraktiken verbunden. Nicht nur diese materiell-visuelle Kontinuität zeichnete die Rolle gegenüber dem Kodex aus, sondern auch die inhaltliche Totalität, die sie vermitteln konnte.130 Die gesamte Heilsgeschichte auf einer Universalchronik-Rolle, alle Teilnehmer eines

125 KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 474 f.; demgegenüber kritisch: MIEDEMA, Reiseliteratur, S. 39–43. Siehe für den Kontext der Gerichtsverhandlungen: SILANOS, Note in margine, S. 257 f. 126 SKEMER, Richard Bury’s Roll, S. 73 f.; LABORDERIE, Histoire, S. 65; SHIROTA, Neither Roll; VANELLI, Welt, S. 53; KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 470; HOLZ und KRIMM, Genealogien, S. 74 f. 127 ACHENBACH et al., Art. Tora; LANGE, Art. Tempelrolle; SIRAT, Manuscrits médiévaux, S. 101 f. 128 CAVALLO et al. (Hrsg.), Exultet; KELLY, Exultet. 129 ROUSE, Roll; BÄUML und ders., Roll; LALOU, Rolets de théâtre; KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 474 f.; demgegenüber kritisch: MIEDEMA, Reiseliteratur, S. 39–43. 130 CLEAVER, Codex, S. 72; IANNACCI, Rotolo, S. 300 f.; TESSERA, Rotoli, S. 276 f.; demgegenüber teilweise kritisch: BROWN, Triumph, S. 180.

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Feldzuges auf einer Wappenrolle, alle Zeugenbefragungen auf einer Gerichtsrolle oder der gesamte Generationenlauf einer Dynastie auf einer genealogischen Rolle konnten für den Betrachter in Gänze ausgerollt werden. Mit dem Kodex war in allen Fällen immer nur eine partielle Ansicht möglich. Der visuelle Bild-/Textausschnitt des Buches war stets auf die aufgeschlagenen oder einzelnen Recto- und Versoseiten limitiert.131 Bei der fortlaufenden Rolle konnte der Ausschnitt frei gewählt und manipuliert werden. Durch Umklappen oder Zusammenschieben der Membranen war es überdies möglich, mehrere Stellen visuell miteinander zu verbinden oder zu vergleichen.132 Dies konnte beim Kodex allein durch Vor- und Zurückschlagen erzielt werden, was wiederum einen visuellen Bruch zwischen den zu vergleichenden Bildoder Textstellen bedeutete. Diese konsultatorischen Vorteile beschränken sich allerdings auf die fortlaufende Rolle (Kanzlei-Stil). Bei der Stapelrolle (Exchequer-Stil) sind sie deutlich limitiert, da das Scrollen (etwa auf die Doppelmembran bei den Pipe Rolls) beschränkt war, und die Stapelrolle ansonsten ‚geblättert‘ werden musste. Wenn bereits das Scrollen bei den aus zwei Membranen bestehenden Pipe Rolls nur noch stark eingeschränkt funktionierte, war es bei den einmembranigen Stapelrollen, wie den Memoranda Rolls überhaupt nicht mehr möglich. Sie unterschieden sich in der Nutzung damit kaum vom Kodex. Für den administrativen Kontext waren die Gegensätze Scrollen-Blättern und Totalität-Ausschnitthaftigkeit nur in bestimmten Kontexten oder für spezifische Inhalte von Relevanz. Das visuelle Abschreiten einer fortlaufend geführten Liste auf einer Rolle war für den Nutzer sicher einfacher, da der Kodex demgegenüber durch das Umblättern eine Unterbrechung des Leseflusses erzwang. Wusste man, dass listenförmiger Inhalt zu verzeichnen und später auf andere Medien oder in andere Dokumente zu übertragen war, griffen die Schreiber wohl eher auf Rollen zurück. Der Aspekt der Totalität, den fortlaufende Rollen vermitteln konnten, wurde im administrativen Umfeld eher selten genutzt. Dennoch konnte beispielsweise die Gewaltigkeit eines militärischen Aufgebots durch eine lange Soldliste auf einer kontinuierlichen Rolle visuell eingängig präsentiert werden. Dass dieser Totalitätsaspekt allerdings ausschlaggebend für die Wahl der Schriftrolle war, darf bezweifelt werden. Das Scrollen konnte in manchen Kontexten entscheidungsfördernd für die Wahl der fortlaufenden Rolle gewesen sein, wie beispielsweise im Kontext von Gerichtssitzungen. Eine an den Aspekt der Visualität anknüpfende Hypothese zielt auf die Vertikalkonstruktion des Rotulus, die es der Rolle im Gegensatz zum Kodex ermöglicht, von einer größeren Gruppe konsultiert werden zu können. Dies wäre besonders für den mündlichen Abrechnungsprozess von Relevanz, bei dem das Geschriebene auf einer Rolle von einer Vielzahl beteiligter Personen betrachtet werden konnte. Sowohl der Rechnungsleger als auch die Rechnungsempfänger hätten, dem Argument der For131 LABORDERIE, Histoire, S. 65. 132 KÖSSINGER, Gerollte Schrift, S. 164; ders., Schriftrollen, S. 476–480.

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schung folgend, alle das Aufschreiben und Legen der Rechnungen anhand der vertikalen Rollenform problemlos nachvollziehen können.133 Das visuelle Element des Aufschreibens hatte in einer im Alltag zum großen Teil auf Mündlichkeit basierenden Gesellschaft unbestreitbar hohe Relevanz. Dafür musste man allerdings nicht notwendigerweise auf Rollen zurückgreifen. Dies zeigen zahllose Beispiele aus England selbst sowie aus anderen Regionen Europas, bei denen juristische und wirtschaftliche Geschäfte auf ganz unterschiedliche Medien geschrieben wurden, seien es beispielsweise die Schuldscheinregister in Buchform in den größeren englischen Städten nach der Statuta de mercatoribus (Statute of Merchants) von 1283/85,134 die Notariatsimbreviaturbücher in Mittel- und Oberitalien,135 Kreditbücher oberdeutscher Händler und Städte oder die heute häufig verlorenen Wachstafeln für das Notieren von Geldgeschäften und Listen136. All diese Beispiele zeigen, dass das visuelle Element des Aufschreibens für die beteiligten Parteien elementar war, symbolisierte es doch den Beginn beziehungsweise Abschluss eines (Rechts-)Geschäfts. Ob dabei nun jedoch Wachstafeln, Papierhefte, Pergamentrollen oder Kodizes zum Einsatz kamen, war zumeist nebensächlich. Das Wiederauffinden bestimmter Inhalte war essenziell für Verwaltungen. In der Forschung wird dem Buch hierbei eine Schlüsselstellung zugesprochen.137 Die materielle Beschaffenheit des Kodex ermöglicht das Blättern. Dieses befähigt den Nutzer wiederum, den Kodex gezielt an bestimmten Stellen aufzuschlagen oder das gesamte Buch zügig zu durchsuchen. Das Blättern war bei den fortlaufenden Rollen des Kanzlei-Stils nicht möglich. Spezifische Inhalte konnten in ihnen meist nur dann zügig wiedergefunden werden, wenn ihr Umfang gering war. Im Gegensatz dazu stand der Vorteil des schnellen Wiederfindens durch Blättern bei den Stapelrollen des Schatzamts zur Verfügung.138 Da der einzelne Rotulus nur aus ein oder zwei Membranen bestand, war der Umfang einer Rolle gering genug, um den Inhalt, ähnlich der Seite eines Buches, ohne Weiteres zu durchsuchen. Gleichzeitig boten die übereinander angeordneten Rotuli die Möglichkeit des Blätterns. Somit nehmen die Rollen des Exchequer-Stils erneut eine Sonderstellung als hybride Form zwischen einer fortlaufenden Rolle und einem Kodex ein. Ein Unterschied zwischen Stapelrollen und Kodizes bestand theoretisch nicht. In der Praxis hinkten die Exchequer-Stil-Rollen in ihrer Zugänglichkeit dem Kodex

133 VINCENT, Rouleaux, S. 66. 134 Ediert in: Statutes of the Realm, hrsg. v. RECORDS COMMISSION, Bd. 1, S. 53 f. (1283), 98–100 (1285). Siehe dazu PLUCKNETT, Legislation, S. 136–148; PRESTWICH, Edward I, S. 277–279; KING, Art. Statute of Merchants. Einige Gerichtsfälle wurden ediert in: Select Cases, hrsg. v. HALL. 135 CÁRCEL ORTÍ (Hrsg.), Vocabulaire international, Nr. 76, S. 36; WUNDERLICH, Art. Imbreviatur. 136 PETTER, Mittelalterliche Stadtbücher, S. 231–236. Siehe zu den Wachstafeln: LALOU, Tablettes de cire; KRÜGER, Schreibgriffel; WOZNIAK, Stand. 137 RAUTENBERG und WETZEL, Buch, S. 45; LALOU, Rouleaux de comptes; VINCENT, Rouleaux, S. 64; BOMBI, Pragmatic Methods, S. 218 f.; GALIMBERTI, Donazione, S. 356 f. 138 CLANCHY, Memory, S. 142.

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allerdings hinterher. Dies lag weniger an ihrem Aufbau als an ihrer materiellen Beschaffenheit, allem voran an ihrem großen Format. Dieses erschwerte das schnelle Umblättern der Rotuli. Denn die beiden Hauptserien des Exchequer, die Memoranda und die Pipe Rolls, hatten eine Breite von rund 350 mm und eine Höhe von 750 bis 1500 Millimeter.139 Besonders die Höhe der einzelnen Rotuli machte das zügige Blättern wie auch ihre Handhabung allgemein schwierig. Insofern bot der kleinformatige Kodex eine erhöhte Flexibilität gegenüber der Stapelrolle, die sich am Ende auch auf die Zugänglichkeit, besonders das Nachschlagen, auswirkte. Denkt der moderne Nutzer an das Stichwort Nachschlagen, kommt ihm wohl zumeist ein Inhaltsverzeichnis oder Register in den Sinn. Solche Nachschlagehilfen sind kein modernes Phänomen, auch mittelalterliche Handschriften wurden mit Inhaltsverzeichnissen und Registern ausgestattet.140 Wie Paul Bertrand betont, kommt dem 13. Jahrhundert dabei eine Schlüsselstellung zu.141 Erstmals wurde der Inhalt unterschiedlicher Dokumente systematisch in Indizes und Tabellen dargestellt.142 Die Verwaltung Eduards I. bildete hierbei keine Ausnahme. Wichtigster Fundort für Inhaltsverzeichnisse sind Aufzeichnungen urkundlichen sowie urbarialen Materials. Kartulare wurden angelegt, um das rechtliche Schriftgut zu sichern und einfach nutzen zu können. Urbare sollten einen Überblick über die zu erwartenden Abgaben, den Besitz sowie die Rechte des Herrn geben. Bekanntlich griff die Kanzlei für ihre Register bis ins 14. Jahrhundert ausnahmslos auf fortlaufende Rollen zurück. Diese wurden, wie Schriftrollen mit urkundlichem Inhalt allgemein, nicht mit Inhaltsverzeichnissen versehen. Eine derartige Erschließung blieb den Kodizes vorbehalten, die für Urkundenabschriften lediglich in der Finanzverwaltung Eduards I. zum Einsatz kamen.143 Ein gutes Beispiel für einen erschlossenen und einfach zu nutzenden Kodex ist das Kartular, das nach dem Tod Edmunds, Earl von Cornwall, im Schatzamt angelegt wurde.144 Um die aus dem Archiv des Earls stammenden Dokumente schnell wiederauffinden zu können, wurde das Kartular mit einem Inhaltsverzeichnis versehen. Dabei hielt das als tabula angelegte, auf einer eigenständigen Lage aufgezeichnete Verzeichnis zu Beginn des Kartulars die einzelnen Dokumente mit einer kurzen Inhaltsangabe fest und wies ihnen eine fortlaufende Nummer zu, die sich im Kodex neben dem entsprechenden Stück in der Marginalie wiederfindet.145

139 Dialogus de Scaccario, hrsg. v. AMT und CHURCH, S. 44. Siehe dazu POOLE, Exchequer, S. 151; KYPTA, Autonomie, S. 51. 140 MUZERELLE, Vocabulaire codicologique, Nr. 433.07, S. 133. Siehe zu mittelalterlichen Inhaltsverzeichnissen und Registern: PARKES, Influence, S. 131–136; BISCHOFF, Paläographie, S. 293; SCHNEIDER, Paläographie, S. 163 f. 141 ROUSE, Diffusion; BERTRAND, Écritures ordinaires, S. 193–197. 142 BERTRAND, Écritures ordinaires, S. 196. 143 Siehe hierzu Kap. III.3.1, S. 52–54. 144 TNA Kew, E 36/57. Siehe hierzu Kap. III.3.1, S. 52 f. 145 TNA Kew, E 36/57, fol. 1r–3v.

124  IV Produktions- und Nutzungskontexte

Ganz ähnlich sind die Register der beiden umfassenden Kartulare des Liber A und des Liber B aufgebaut. Jede der in die beiden Bücher kopierten Urkunden wurde im Inhaltsverzeichnis mit einem kurzen Regest versehen, welches sich wiederum in der Marginalie neben der kopierten Urkunde wiederfindet.146 Anders als beim Kartular Edmunds von Cornwall wurden die einzelnen Stücke nur im Liber B von einer späteren Hand nummeriert. Im Liber A blieben sie zwar ohne Nummer, doch wurden mehrere Dokumente auf einer Seite mit Buchstaben durchgezählt, sodass einem späteren Nutzer sofort klar wurde, welches Stück er suchte. Bei beiden Kodizes setzte ein späterer Schreiber im Inhaltsverzeichnis neben dem Regest einen direkten Verweis auf das entsprechende Stück in Form einer Folioangabe. Zusätzlich dazu versah der Schreiber des Liber B zahlreiche Regesten des Inhaltsverzeichnisses mit einer Angabe des Fürstentums beziehungsweise Königreichs, auf das sich die jeweilige Urkunde oder das jeweilige Schreiben bezog. Über die Inhaltsverzeichnisse war so das Wiederauffinden der einzelnen Dokumente in den umfangreichen Büchern problemlos möglich. Wie wichtig die Inhaltsverzeichnisse für die Zeitgenossen waren, wird am Urbar Warwickshires ersichtlich. Darin verwies man direkt auf der ersten Seite mit Folioangabe auf das Inhaltsverzeichnis, welches sich anders als bei den bisher genannten Kartularen nicht am Anfang, sondern im hinteren Teil des Buches befand.147 Die tabulae aus dem englischen Exchequer Eduards I. fügen sich in eine europäische Entwicklungslinie ein, die ihren Ursprung im ersten Drittel des 13. Jahrhunderts nimmt. Dabei gehören die detaillierten Inhaltsverzeichnisse der Registerkartulare des Königs von Frankreich zu den ersten ihrer Art.148 Bereits die Registerkartulare Philipps II. von Frankreich wurden mit Inhaltsverzeichnissen versehen. Die Kanzleischreiber statteten das zweite Register C (1212–1220) mit einem einfachen Inhaltsverzeichnis (capitula) aus, welches die einzelnen Kapitel des Buches auswarf und nummerierte.149 Eine Tiefenerschließung von Einzelstücken in Form einer tabula erfolgte im Registerkartular C noch nicht. Dass die Kanzlei sich jedoch dazu entschloss, die verzeichneten Stücke im Register C in Kapiteln anzuordnen, lässt den Schluss zu, dass die Ordnung des Registerkartulars A (1204) bereits kurz nach seiner Anlage als ungenügend angesehen wurde.

146 TNA Kew, E 36/274, fol. 19r: Folio CLXV a: Carta Gilberti, comitis Glouc’, per quam dedit domino Edwardo, regi Anglie, omnia castra, terras et tenementa sua in Wallia. Eodem [folio] b: Item carta Gilberti, comitis Glouc’, per quam dedit domino Edwardo, regi Anglie, castra sua de Kilkenny et Offerclan et omnes terras et tenementa sua in Hibernia. – E 36/275, fol. 2r: Vascon’: Dominus rex promisit solvere infrascriptas pecunie summas comiti Fux’ pro Gaston’, vicecomite Bearn’. CXXVIII folio XIX. Executores testamenti Gastonis, quondam vicecomitis Bearn’, fatentur pecuniam, quam regem solvisse promisit dicto Gastone, plenariam esse solutam. CXXIX eodem folio. 147 TNA Kew, E 164/15, fol. 1r, in der Kopfzeile: Tabula folio 116° a[…]. 148 Siehe dazu bes. CANTEAUT, Bon usage, S. 158–174. 149 Ediert in: Registres de Philippe Auguste, hrsg. v. BALDWIN, S. 575: Incipiunt partes libri: Feoda 1. Elemosine 2. Servita, que feoda debunt.

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Das erste überlieferte Registerkartular Philipps II. weist weder chronologisch fortlaufende Eintragungen noch eine Kapitelstruktur auf. Das von Nicholas Vincent vorgebrachte Argument, die Kodizes der französischen Kanzlei seien aufgrund der einfachen Nachschlagbarkeit für die Verwaltung praktischer gewesen als die Kanzleirollen des englischen Königs, ist darum deutlich zurückzuweisen.150 Urkunden im Registerkartular A lassen sich wesentlich schwerer wiederfinden als in den Rollen der englischen Kanzei, in welche die Urkunden fortlaufend, weitgehend chronologisch eingetragen wurden.151 Das Register B, eine Kopie des Registers A aus dem 14. Jahrhundert, wurde teilweise neu geordnet. Dies verdeutlicht, dass die französische Kanzlei ein Jahrhundert nach Anlage des ersten Registers keine ungeordneten Kopiare mehr nutzen wollte.152 Erst mit dem letzten Registerkartular E (1220–1276) wurde eine neue Erschließungsstufe erreicht. Die Kanzlei fügte nicht nur neue Kapitel ein, sondern legte nun wesentlich mehr Wert auf die Anlage eines detaillierten Inhaltsverzeichnisses. In der zweispaltig angelegten tabula ordneten die Schreiber der Kanzlei unter den zwölf rubrizierten Kapitelüberschriften allen Urkunden Kurzregesten zu.153 Ein Prolog wurde dem Inhaltsverzeichnis vorgeschaltet. Hierin werden die einzelnen Kapitel und der Schreiber des Registerkartulars, Étienne de Gallardon, namentlich genannt.154 Anders als noch im Registerkartular C, in dem zwar durch die kurze Kapitelaufstellung die Grobstruktur deutlich wurde, jedoch einzelne Urkunden nicht aufgeschlüsselt wurden, bot das Register des Kartulars E die Möglichkeit, sich auf wenigen Seiten einen Überblick über den Inhalt zu verschaffen. Der Grad der Ordnung und Erschließung wurde damit deutlich erhöht. Die Entwicklung des Ordnungs- und Erschließungsgrads der überlieferten Register zeigt, dass die Kanzlei und ihre Schreiber zu Beginn des 13. Jahrhunderts innerhalb weniger Jahre von ersten Gehversuchen ohne tiefere Ordnung und Erschließung (Register A) über eine Grobeinteilung in Kapitel (Register C) hin zur Erschließung jedes einzelnen Stücks (Register E) entwickelte. Anhand der Register wird auch die Funktion und Nutzung der Registerkartulare selbst ersichtlich. Das Registerkartular A wurde noch als weitgehend unerschlossenes und unsortiertes Memorialbuch angesehen, dessen Nutzung nur äußerst

150 VINCENT, Why 1199?, S. 48. 151 Zwar wurden die späteren Register C und E durch Inhaltsverzeichnisse teilweise erschlossen, eine stringente chronologische Anlage ist jedoch immer noch nicht zu erkennen. Siehe zur Entwicklung der chronologischen Registerführung: CANTEAUT, Bon usage, S. 134–137, 151–158. 152 AN Paris, JJ 8. 153 Ediert in: Registres de Philippe Auguste, hrsg. v. BALDWIN, S. 575–592. 154 Ebd., S. 575 f.: [575] Incipiunt capitula registri compilati. […] scripti de mandato reverendi patris Garini, Silvanectensis episcopi, per manum Stephani de Gual[ardone], clerici sui, sic, in sui laboris initio, illius qui tocius creature incium est et finis a cujus [576] nomine. Siehe zu Étienne de Gallardon: DELISLE, Étienne de Gallardon; BALDWIN, Etienne de Gallardon.

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eingeschränkt möglich war. Es konnte kaum als Arbeitsbehelf der Verwaltung fungieren. Die wesentlich klarere Kapitelstruktur des zweiten Registerkartulars C ermöglichte eine Groborientierung und damit die Nutzung des Stückes. Mit dem Registerkartular E erreichte die Kanzlei in den 1220er-Jahren schließlich einen Stand, welcher durch Tiefenerschließung die Nutzung desselben als Arbeitsbehelf ermöglichte. Eine tiefere Erschließungsebene wurde bis ins 14. Jahrhundert allerdings nicht erreicht. Auch unter Philipp IV. von Frankreich, einem Zeitgenossen Eduards I., wurden Inhaltsverzeichnisse mit Kurzregesten der aufgezeichneten Stücke (tabula) beibehalten.155 Die einzige Veränderung zwischen den entwickelten Inhaltsverzeichnissen der ersten Hälfte sowie jenen des ausgehenden 13. Jahrhunderts ist deren Bezeichnung. Unter Philipp II. werden sie noch in früherer Tradition als capitula bezeichnet, während man unter Philipp IV. bereits die Bezeichnung tabula einführt.156 Einen weiteren Schritt ging man in der königlichen Kanzlei im Laufe des 14. Jahrhunderts – erst als Pierre d’Étampes (Amt 1307–1324) im Registerkartular E in den 1320er-Jahren Ergänzungen vornahm und eine neue Nummerierung setzte und als man (darauf aufbauend) gegen Ende des Jahrhunderts die Register noch stärker erschloss und damit besser zu nutzen suchte.157 Die Nacherschließung Pierre d’Étampes in Frankreich zeigt, dass es unmittelbar zum Zeitpunkt der Entstehung administrativer Kodizes häufig keinen Bedarf für eine tiefgreifende inhaltliche Erschließung gab und dass es einige Jahre oder sogar Jahrzehnte dauern konnte, ehe bei erneuter Nutzung eines älteren Kopialbuches die Erschließung von den Zeitgenossen als unzureichend angesehen wurde und deshalb eine Nacherschließung des Inhalts vorgenommen wurde. Dieses Phänomen ist nicht allein auf die französische Kanzlei beschränkt. Ein gutes Beispiel für einen solchen Fall ist eine im 14. Jahrhundert angelegte kodikale Sammlung von Dokumenten Heinrichs III., Eduards I. und Eduards III., welche sich auf die Grenzen des königlichen Waldes von Sherwood (Gft. Nottinghamshire) beziehen.158 Der umfangreiche Kodex wurde erst Ende des 14. Jahrhunderts mit einem einfachen Inhaltsverzeichnis 155 AN Paris, JJ 38, fol. 2r: Sequitur tabula cartarum in libro presento contentarum: Primo – Quoddam primum legum pro habitantibus ville Dueten’. II – Confirmatio traditionis plenum hereditagiorum Johanni de Tuogovilla facta; erschlossen in: Registres du Trésor, hrsg. v. FAWTIER, Bde. 1–2. 156 Die Erschließung kopialer Urkundenkompilationen findet man um dieselbe Zeit erstmals auch in den Fürstentümern der Niederen Lande: AD Nord, B 1582, fol. 211r–218v; B 1583, fol. ir–xviv: [ir] Che sont les rubrikes de toutes les lettres contenues en cest cartulaire a heritage: Et premiers: I – L’accord faite au seigneur de Belleynmont pour l’arsin de son castiel de Belleynmont. Transcript; beide katalogisiert in: STEIN, Bibliographie générale, Nr. 1650, S. 224 f. 157 Ediert in: Registres de Philippe Auguste, hrsg. v. BALDWIN, S. 575. Siehe dazu CANTEAUT, Bon usage, S. 166–171. Siehe zu seiner Person: DELABORDE, Notice; MAYER, Krondienst. 158 TNA Kew, E 36/76; ediert in: Sherwood Forest Book, hrsg. v. BOULTON. Sie geht auch aus dem letzten Eintrag des Inhaltsverzeichnisses hervor: TNA Kew, E 36/76, fol. viiiv: Item diverse res extracte de ultimo ytinere fforeste tente per Radulphum de Nevyll’ et sociis suis in anno regni regis Edwardi tertii post conquestum octavo.

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(tabula) versehen. Anders als im Fall des Kartulars Edmunds von Cornwall wurden die Stücke nicht nummeriert, sondern einfach untereinander eingetragen. Erst eine neuzeitliche Hand ergänzte Folioangaben.159 Die Beispiele belegen, dass man in den weltlichen Verwaltungen des 13. und 14. Jahrhunderts daran interessiert war, kodikale Aufzeichnungen herrschaftlich und rechtlich relevanter Stücke inhaltlich zu erschließen und damit einer einfachen, langfristig angedachten Nutzung zu überführen. Die Kartulare aus England und Frankreich zeigen auch, dass sich die Anforderungen, die man an die Praktikabilität der Bücher stellte, stark verändern konnten. Damit war häufig auch eine Anpassung der bereits vorhandenen Inhaltsverzeichnisse oder deren Neuaufstellung verbunden. In den Kanzleien Westeuropas begann man zumeist frühzeitig nach der Anlage buchförmiger Urkundenaufzeichnungen mit deren Erschließung durch Inhaltsverzeichnisse. Dabei ist im 13. Jahrhundert anhand der königlichen Überlieferung in Frankreich eine Entwicklung von reinen Kapitelverzeichnissen (capitula) zu inhaltserschließenden Verzeichnissen (tabula) zu erkennen. Die französische Kanzlei begann als eine der ersten weltlichen Kanzleien mit der Erstellung von Inhaltsverzeichnissen, gefolgt von jener des englischen Königs und weiterer Großer Westeuropas gegen Ende des 13. und zu Beginn des 14. Jahrhunderts. Es bleibt die Frage offen, ob in der Zeit Eduards I. inhaltserschließende Verzeichnisse auch abseits kopialer Urkundenaufzeichnungen Eingang in die Schreibpraxis fanden. Im Bereich der Rechnungsbücher der Garderobe des englischen Königs können keine solchen Inhaltsverzeichnisse nachgewiesen werden. Auf den ersten Blick überrascht dies nicht, wurden Rechnungen doch in erster Linie für die akute Kontrolle als schriftlicher Nachweis aufgezeichnet. Sie sollten nur in wenigen Fällen zu einer späteren Zeit konsultiert werden. Allerdings finden sich unter den zahlreichen Rechnungskodizes der Garderobe auch solche, die eben gerade nicht für den Moment angelegt wurden, sondern für die spätere Konsultation bestimmt waren. Darunter fallen zuvorderst die Kredit- und Schuldbücher.160 Doch auch solche Kodizes wurden weder unter Eduard noch unter seinen Nachfolgern mit Inhaltsverzeichnissen versehen.

159 Im Hennegau wurden um 1330 auch Kodizes mit nichturkundlichem Material durch Inhaltsverzeichnisse erschlossen, so beispielsweise das erste große Kartulargesamturbar der Grafschaft: AD Nord, 1586; ediert in: Cartulaire des rentes, hrsg. v. DEVILLERS; katalogisiert in: STEIN, Bibliographie générale, Nr. 1650, S. 223 f. Die Edition des 19. Jahrhunderts übernimmt nicht das dem Kodex vorgebundene Inhaltsverzeichnis (fol. iir: Ch’est li registres de toutes les revenues de le conteeit de Haynau ens es prouvosteis et es appiertenanches d’elles, es villes faimées, es villes campiestres et en toutes les apendaches de le dite conteeit, ki pueent appiertenir à mon signeur le conte en cens, en rentes, en bleit, en avaine et en capons. Chi conmenche li nombres del dit registre par lequeil nombre on puet savoir et trouver le conmenchement des lius de villes fremées et d’autres des provosteis et leur appartenances: Premièrement conmenche li value de le ville de Mons en Haynu’ sour). 160 Siehe hierzu Kap. IV.2.3, S. 137 f.

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Dass es einen Bedarf an der inhaltlichen Erschließung von Finanzaufzeichnungen gab, beweisen die Inhaltsverzeichnisse der Memoranda Rolls. Diese wurden erstmals unter Eduard II. angelegt.161 Die Schreiber des Schatzamts hielten sie separat auf einer Stapelrolle fest. Jedem Herrscher kamen eine oder maximal zwei Rollen zu. Die zweispaltig angelegten Registerrollen verzeichneten in der linken, schmalen Spalte die jeweilige Grafschaft und damit den Rotulus, auf welchem der Eintrag zu finden ist, und in der rechten, breiten Spalte eine kurze Inhaltsangabe des entsprechenden Eintrags. Doch auch die Registerrollen des Exchequer erschlossen keine Rechnungen im eigentlichen Sinn. Denn auf den Memoranda Rolls wurden im Wesentlichen Abschriften von Dokumenten oder Notizen über das alltägliche Verwaltungsgeschäft im Exchequer niedergeschrieben. Man erschloss mit den Registerrollen somit vor allem urkundliches Material.162 Trotzdem sind die Registerrollen ein wichtiges Zeugnis dafür, dass Inhaltsverzeichnisse in der königlichen Finanzverwaltung nicht auf buchförmige Aufzeichnungen beschränkt waren. Es ist allerdings bezeichnend, dass die Rollen, welche mittels Inhaltsverzeichnissen zugänglich gemacht wurden, im Exchequer-Stil angelegt waren. Über ihre Struktur ermöglichten sie eben eine ähnliche Nutzung wie das Buch. Das Nachschlagen spezifischer Informationen war nicht ausschließlich über Inhaltsverzeichnisse möglich. Im Vergleich zur fortlaufenden Rolle bot der Kodex über seine Lagenstruktur den Vorteil, dass man auf Seiten verweisen und diese umgehend aufschlagen konnte. Dieser Vorzug des Buches konnte allerdings nur dann genutzt werden, wenn seine Blätter foliert oder seine Seiten paginiert wurden. Dies kam recht häufig vor. Hierbei ist zunächst zwischen den Rechnungsbüchern und anderweitigen kodikalen Aufzeichnungen zu unterscheiden. Bei den Rechnungsbüchern wurde eine Folierung in erster Linie bei Kredit- und Schuldbüchern sowie teilweise auch bei den Hauptbüchern vorgenommen.163 Darüber hinaus findet man sie auch außerhalb der Garderobe bei den Zollbüchern der englischen Verwaltung in Bordeaux.164 Im Bereich des urbarialen sowie kartularen Schriftguts kommen Folie-

161 TNA Kew, IND 1/7031–7034. Siehe zu den Registerrollen: General Report, S. 178; THOMAS, HandBook, S. 225. 162 TNA Kew, IND 1/7034, rot. 6: Recorda de termino sancti Michaelis anno sexto regis Richardi secundi: Cantebr’: De cancellario universitatis Cantebr’ et succesoribus suis onerandis de quadam anima firma decem librarum. […] Kant’: Littere regis patentes facte Nicholo Curteyo irrotulate. 163 So gab es unregelmäßige Folierung in der Kopfzeile der Recto- sowie teilweise auch Versoseiten in römischen Ziffern (TNA Kew, E 101/364/13) oder auch regelmäßige Folierung in der Kopfzeile der Rectoseiten in arabischen Ziffern (E 101/354/5b). 164 TNA Kew, E 101/160/3, fol. 59r.

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rungen ebenfalls vor.165 Dies liegt schon allein daran, dass diese Bücher zumeist länger und häufiger genutzt wurden als die meisten Rechnungsbücher. Bei Kartularen, wie am Liber A und am Liber B gesehen, wurden Inhaltsverzeichnis und Folioreferenz bereits im ausgehenden 13. Jahrhundert verbunden, bei den Rechnungsbüchern einige Jahre später. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts griff man in der Gascogne für präzise Verweise auf Folioangaben zurück. In einer notizförmigen Zusammenstellung der Abschnittssummen des Zollbuches von Bordeaux aus dem Rechnungsjahr 1305/06 verwies der Schreiber auf die Blätter, auf welchen die einzelnen Abschnittssummen zu finden sind.166 Dies erleichterte somit das Überprüfen des umfangreichen Kodex sowie das Wiederfinden der wichtigsten Einträge. Unter Eduard II. scheint diese Praxis dann auch in England angewandt worden zu sein, musste doch dessen Verwaltung die Rechnungsbücher aus der Zeit des Vorgängers nach ausstehenden Zahlungen durchforsten oder Schulden abgleichen. Zu diesem Zweck wurden spezifische Schuldbücher angelegt. In einem dieser Kodizes finden sich unter den Marginalnotizen Folioverweise mit Bezug auf die Rechnungsbücher der Garderobe seines Vaters.167 Dies ist als weitreichender Schritt zu werten. Zuvor bestand die tiefste Erschließungs- und Referenzebene in der Angabe des Sachkontos.168 Am häufigsten wurden das Hauptbuch sowie das Buch über die abgelösten Schulden referenziert. Mit diesen Zeugnissen ist auch der Zeitpunkt des frühesten Gebrauchs des lateinischen Wortes folium sowie dessen Abkürzung fo’ oder fol’ zu revidieren. Denn die Abkürzung ist in den gängigen Verzeichnissen erst für das 15. Jahrhundert belegt.169 Auch der Gebrauch des Wortes folium in der Verwaltung ist in den einschlägigen Wörterbüchern für England erst für das 15. Jahrhundert aufgeführt.170 Auf dem Kon-

165 Römische Ziffern durchgängig in der linken Ecke der Kopfzeilen der Rectoseiten (TNA Kew, E 164/15) oder auch mittig in der Kopfzeile (E 36/274). 166 TNA Kew, E 101/160/3, fol. 143r: Summa custume vinorum a principio libri usque XIII vicenam contentam folio XLVI illa XXa computa IXMIXCIIIIXXXIX £ XV s. XI d. ob. Turonensis. Item summa a totali: Summa scripta folio XLVI usque vinceniam scriptam folio LI: IIMVIIICVII £ II d. ob. Turonensis, in quid continentur II vicene. 167 TNA Kew, E 101/354/5B, fol. 10v: Magistro Johanni de Arderne de eodem et restauri duorum equorum – XXVII £ XIX s. X d. ob. Pacatur et allocatur ad compotum secum factum London’, mense Novembris anno regni regis Edwardi, filii regis Edwardi, IXO, sicut patet libro de compoto, folio VIXXXVI. 168 So verweist das nach dem Tod Eduards I. kompilierte Schuldbuch in den Marginalien auf das jeweilige Sachkonto des Kreditbuches, aus dem die ausstehende Zahlung extrahiert wurde (TNA Kew, E 101/357/15, fol. 1r: Titulo neccesariorum […] Titulo calciamentorum […] Titulo de victualibus […] De garnisturia castrorum […] De donis). Häufig wurde aber auch nur auf das Rechnungsbuch verwiesen, aus dem ein Posten extrahiert wurde (TNA Kew, E 101/365/10, fol. 1r: Quod substrahuntur de superplusagio in libro de debitis anno XXXVto). 169 CAPPELLI, Dizionario, S. 142. 170 ASHDOWNE et al. (Hrsg.), Dictionary, Fasz. 4, S. 972 f.

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tinent ist das Wort folium im administrativen Kontext bereits für das 13. Jahrhundert nachgewiesen.171 Bei den rollenförmigen Aufzeichnungen war eine solch exakte Referenzierung nur bei den Stapelrollen möglich, der Verweis auf eine einzelne Membran einer fortlaufenden Rolle (Kanzlei-Stil) führt demgegenüber kaum zu einer Steigerung der Nachschlagegeschwindigkeit oder -effizienz, da die Rolle weiterhin bis zur entsprechenden Stelle abgerollt werden musste. Auf fortlaufende Rollen wurde immer nur in Gänze verwiesen. Aus diesem Grund nahmen die Schreiber allein bei Stapelrollen Verweise auf einzelne Sachkonten vor. Die Referenz auf einen einzelnen Rotulus der Stapelrolle konnte durchaus von Nutzen sein, da man bei dieser blättern konnte. Eine exakte nummerische Referenzierung des Rotulus oder der einzelnen Membran ist jedoch nicht zu finden. Dies lag vor allem daran, dass man ein anderes Verweissystem nutzte (Grafschaften und Sachkonten). Wie bereits anhand der Referenzierungspraktiken deutlich wurde, bestand ein praktischer Unterschied zwischen den fortlaufend und den stapelweise aufgebauten Rollen. Im Exchequer sind Tendenzen hinsichtlich des Zusammenhangs zwischen der Rollenform und der Nachschlagefunktion zu ermitteln. Jene Rollen, welche im Kanzlei-Stil abgefasst wurden – Einnahmen- und Ausgabenrollen (Receipt und Issue Rolls), die Register der Auszahlungsmandate (Liberate Rolls) oder die Kassenaufzeichnungen (Jornalia Rolls) – wurden nach ihrer Kompilation und Prüfung kaum mehr genutzt. Das Gleiche kann über die Rollen der königlichen Kanzlei gesagt werden. Auch sie wurden nur in Ausnahmefällen konsultiert. Ein solcher Fall trat unter Eduard I. beispielsweise im Zuge des schottischen Thronfolgekonflikts auf, als sich der englische König gegenüber dem Papst für seine Beanspruchung des schottischen Throns rechtfertigen musste. Der König beauftragte die Verwaltung mit der Durchsicht der Kanzleirollen. Zuvor hatte man nicht auf diese zurückgegriffen, sondern lediglich die Klöster und ihre chronikalen Aufzeichnungen befragt.172 Im Unterschied dazu wurden all jene Inhalte, die multipler Nutzung unterlagen, auf die lagenförmigen Rollen des Exchequer-Stils geschrieben (vor allem Pipe und Memoranda Rolls). Bringt man dies mit den Rechnungsformen der Garderobe zusammen, ergibt sich ein ähnliches Bild: Langfristige Mehrfachnutzung wurde über den Kodex (Garderobe) respektive Stapelrollen (Exchequer), jedoch kaum über kontinuierliche Rollen garantiert. Somit erfüllten in den beiden Finanzinstitutionen des Königs unterschiedliche Aufzeichnungsformen die gleiche Funktion: Die Stapelrollen wurden wie Kodizes genutzt. Die besten Beispiele für das Nachschlagen in Rollen im Exchequer sind die Pipe Rolls. Ihre Funktion lag nicht allein darin, eine jährliche Niederschrift und damit ein Gedächtnis der Abrechnung der lokalen Funktionsträger mit der Zentrale festzuhal171 DU CANGE (Hrsg.), Glossarium, Bd. 3, Sp. 539c. 172 GRANSDEN, Historical Writing, Bd. 1, S. 441–444; GIVEN-WILSON, Chronicles, S. 65–69. TAYLOR, Anglo-Scottish Relations.

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ten. Sie waren für den Exchequer vor allem auch ein Verzeichnis der ausstehenden Schulden, die man über Jahre und Jahrzehnte zurückverfolgen und gegebenenfalls eintreiben konnte.173 Ihre Funktion war es jedoch nicht, einen vollständigen Überblick oder gar eine Budgetierung eines Staatshaushaltes zu ermöglichen. Diese Funktion wurde ihnen indirekt von einigen Forschenden immer wieder attestiert, weswegen selbige folgerten, dass die Pipe Rolls im 13. Jahrhundert diesen Zweck nicht mehr erfüllen konnten und damit an Wert verloren.174 Allerdings blieben die Pipe Rolls auch im 13. Jahrhundert ein zentrales Dokument, um ausstehende Zahlungen zurückzuverfolgen.175 Über die einzelnen stapelweise angeordneten Rotuli – mehrere davon konstituierten bei den umfangreichen Rollen des Exchequer-Stils zumeist eine Verwaltungseinheit (Grafschaft) oder ein Sachkonto – war es ohne größere Mühen möglich, die entsprechende Stelle und den spezifischen Eintrag wiederzufinden.176 Hilfestellungen bei den Pipe Rolls bieten die Dorsualtitel (doquets).177 Sie ähneln in ihrer Ausführung und Funktion den Seitentiteln des Kodex.178 Letztere wurden von den Schreibern jedoch bei Weitem nicht bei allen Kodizes angebracht. Am verbreitetsten sind sie in Urbaren und Kartularen.179 Rechnungsbücher wurden eher selten mit ihnen versehen.180 Die frühen, rein chronologisch angelegten Rechnungsbücher der Garderobe enthalten teilweise Seitentitel, welche den jeweiligen Monat wiedergeben.181 Anders verhält es sich mit den Rollen im Exchequer-Stil. Nahezu alle Membranen tragen einen Dorsualtitel, welcher das Sachkonto auf der Rückseite der Membran wiedergibt und somit dem Nutzer ein schnelles durchsuchen der Rotuli ermöglicht, ohne die Rolle dabei insgesamt entrollen zu müssen. Solche Dorsualtitel am Fuß der einzelnen Rotuli fehlen zumeist bei den Memoranda Rolls. Da bei ihnen jedoch die Rotuli jeweils nur aus einer Membran bestanden, mutete man es dem Nut-

173 CARPENTER, „In testimonium factorum brevium“, S. 28 Anm. 132; CASSIDY, Recorda Splendidissima; GIELE und PELTZER, Rollen, S. 690 f. 174 VINCENT, Why 1199?, S. 26 f.; BARRATT, Impact, S. 140. 175 CASSIDY, Recorda Splendidissima; ders., Pipe Roll of 1259, S. 174–178; ders., Rolls Behind the Rolls. 176 Siehe für Verweise der Garderobe auf Sachkonten der Pipe Roll: TNA Kew, E 101/353/21, fol. 1v: In titulo de unde respondebit libri garderobe de anno dicti regis Edwardi primis XXVI et in rotulo annalibus de scaccario de annis ejusdem regis Edwardi primis XXVII et regis hujus VII continentur, videlicet in Cant’ et Hunt’ et in London’ et Midd’. 177 TNA Kew, E 372/140, rot. 23d, mem. 2. 178 Siehe zu den Seitentiteln: BISCHOFF, Paläographie, S. 109; SCHNEIDER, Paläographie, S. 165 f. 179 Seitentitel finden sich durchgängig in den Kopfzeilen der Recto- und Versoseiten sowie teilweise in den Fußzeilen (TNA Kew, E 164/15). 180 TNA Kew, C 47/4/1, fol. 31v–32r. 181 TNA Kew, C 47/4/1.

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zer zu, die gesamte Rolle zu entrollen und die am Kopf der Rolle Recto wie Dorso gesetzten Titel durchzugehen.182 Innerhalb eines Sachkontos boten die Schreiber dem Nachschlagenden weitere Hilfen an. In erster Linie ist hierbei an die Einteilung des Sachkontos in Abschnitte zu denken.183 Die Grafschaftskonten der Pipe Rolls beginnen stets mit der festgelegten Grundsumme der Grafschaft (terrae datae) abzüglich jener Summe, die der Sheriff schuldet (gesamter Abschnitt: corpus comitatus). Darauf folgen die Einnahmen aus den Waldgerichten (placita foreste), den Gerichtsstrafen (amerciamentes) sowie den Verpflichtungen (oblata). Am Ende eines jeden Grafschaftskontos trug der Schreiber die neuen Schulden in einem gesonderten Abschnitt ein (nova oblata). Wollte man im Exchequer demnach Schulden bestimmter Personen suchen, musste man lediglich mithilfe der Dorsualvermerke das entsprechende Grafschaftskonto und in selbigem den relevanten Abschnitt finden. Das Nachschlagen in den Pipe Rolls war am Ende aufgrund der Dorsualtitel sogar häufig effizienter und zügiger als in einem Kodex, der nicht mit Nachschlagehilfen ausgestattet war. In dieser Durchsuchbarkeit der Pipe Rolls muss ein wesentlicher Grund gesehen werden, warum das Schatzamt für seine Rechnungen so lange nicht auf das Buch umstellte. Der Lagenaufbau des Kodex bot zwar Vorteile gegenüber dem Aufbau der Rollen des Exchequer-Stils. Anders als bei Letzteren konnte eine Lage des Kodex beliebig erweitert werden. Sie formte als Binio, Quaternio oder auch Octernio eine Einheit, während eine solche bei den auf zwei Membranen beschränkten Rotuli der Stapelrolle aufgrund der Handhabbarkeit nicht erreicht werden konnte. Doch die Dorsualtitel der einzelnen Rotuli glichen diesen Nachteil weitgehend aus. Bei einem Großteil der Rechnungsbücher der Garderobe, die für den internen Gebrauch gedacht waren, spielte die Lagenstruktur kaum eine Rolle. Bei den finalen Haupt- und Hauptkreditbüchern lässt sich hingegen eine Tendenz zur Synchronisierung eines Sachkontos in einer oder maximal zwei Lagen feststellen. Die Lagenstruktur bot die Chance, über die Zuordnung bestimmter Sachkonten zu einzelnen Lagen spezifische Abschnitte und Einträge schnell nachzuschlagen. Je umfangreicher jedoch eine einzelne Lage war, desto unübersichtlicher wurde sie, weswegen am Ende der Unterschied zwischen der Stapelrolle und dem Kodex nur wenig ins Gewicht fällt. Im Kontrast zur fortlaufenden Rolle im Kanzlei-Stil boten jedoch sowohl das Buch als auch die Stapelrolle erhebliche Vorteile beim Nachschlagen. Die Schreiber der Garderobe bedienten sich noch in einem weiteren Bereich der Affordanzen, welche die Lagenstruktur der Kodizes bot, indem sie Nachschlagehilfe in Form von Blattweisern verwendeten (Registerstreifen oder Signakel, leaf tab, onglet).184 Bei den Blattweisern handelt es sich um schmale Pergamentstreifen (Breite:

182 TNA Kew, E 159/69, mem. 5d. 183 CASSIDY, Pipe Roll of 1259, bes. die Edition im Anhang. 184 MUZERELLE, Vocabulaire codicologique, Nr. 631.06, S. 194; SCHNEIDER, Paläographie, S. 166; KWAKKEL, Books, S. 135 f.; MIEDEMA, Reiseliteratur, S. 35; BEARMAN, Parchment Booklets, S. 335, 339. Stellen-

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ca. 30 Millimeter; Höhe: ca. 10 Millimeter), die in der oberen rechten Ecke des Blattes angebracht und mit dem (Kurz-)Titel des jeweiligen Sachkontos versehen sind. Mit ihrer Hilfe war es möglich, die Kapitelstruktur des Kodex auch in geschlossenem Zustand zu eruieren und den gewünschten Abschnitt direkt aufzuschlagen. Minimal eingeschränkt wurde die Funktionalität der Blattweiser dadurch, dass sie in der oberen rechten Ecke der Rectoseite übereinander angebracht wurden und nicht über den gesamten Schnitt absteigend verteilt waren (Abb. 10).185 Da es zumeist jedoch nicht mehr als ein Dutzend Blattweiser gab, fällt die Häufung an der oberen rechten Ecke nicht so stark ins Gewicht wie beispielsweise bei Kodizes mit liturgischen oder religiösen Inhalten, die mehr als ein Dutzend Kapiteleinteilungen und Blattweiser aufweisen und bei denen neben Blattweisern aus Pergament auch runde Knöpfe aus Holz, Bein oder Leder (knob, bouton) vorhanden sein konnten.186 Erstmals lassen sich Blattweiser in der Garderobe in der Mitte der 1280er-Jahre nachweisen.187 Sie wurden häufig bereits vor dem Beschreiben angebracht, um das entsprechende Sachkonto für den Schreiber zu markieren.188 Bei der Befestigung der Signakel wandten die Schreiber unterschiedliche Techniken an: Häufig nähten sie die Pergamentstreifen mit einem Kreuzstich oder einem doppelten formlosen Stich an. Beide Sticharten sollten im Gegensatz zum einfachen Stich gewährleisten, dass die an der Ober- und teilweise Unterkante angebrachten Registerstreifen auch bei häufiger Nutzung nicht abgingen.189 Neben dem Annähen kannten die Schreiber mit der Klebeverbindung eine weitere Technik, die Pergamente miteinander zu verbinden.190 Trotzdem lösten sich zahlreiche Signakel im Laufe der Zeit ab, sodass nur noch die (Einstich-)Spuren oder anhaftende Pergamentreste erhalten blieben.191 Mehr noch als beim Annähen hatte das Ankleben der Signakel zur Folge, dass sie sich im Laufe der Zeit ablösten. Blattweiser kamen nur bei wenigen Rechnungsbüchern der Garderobe zur Anwendung. Ihr Gebrauch ermöglicht Rückschlüsse auf die Verwendung dieser spezifi-

weise wird der französische Terminus onglet in der Kodikologie auch für einen Falzstreifen genutzt (MUZERELLE, Vocabulaire codicologique, Nr. 314.16–18, S. 98; GNIRREP et al. [Hrsg.], Kneep en binding, Nr. 21.16, S. 27, Nr. 22.9–22.10, S. 29 f.) Gleichzeitig verwendet die niederländische Kodikologie das Wort klavier für Blattweiser (Registerstreifen) oder (Register-)Knöpfe (GNIRREP et al. [Hrsg.], Kneep en binding, Nr. 63.4, S. 100). Parallel dazu übersetzen die Niederländer ihren Begriff klavier mit signet de gouttière ins Französische. Zum Zweck der Einheitlichkeit wird in dieser Arbeit auf die Terminologie der französischen Kodikologie rekurriert. 185 SoA London, Ms. 119. 186 MUZERELLE, Vocabulaire codicologique, Nr. 631.05, S. 194. 187 TNA Kew, C 47/4/2, fol. 8r. 188 TNA Kew, C 47/4/5, fol. 31r. 189 TNA Kew, E 101/368/27, fol. 44v. 190 Ebd.; C 47/4/5, fol. 31r. 191 SoA London, Ms. 119, fol. 23r: Necessariis. In seltenen Fällen wurde die gesamte obere Ecke der Seite mitausgerissen (fol. 39r: Qui non sunt, fol. 40r: Calciamenta; BL London, Add. Ms. 7965, fol. 13r).

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schen Kodizes sowie deren Stellung innerhalb des Buchführungssystems. Am häufigsten sind Signakel bei den Hauptbüchern anzutreffen. In der Regel wurde jedes Sachkonto der Ausgabensektion mit einem Blattweiser versehen. Dahingegen wurden sie in der Einnahmensektion überhaupt nicht genutzt. Die unterschiedliche Anwendung der Blattweiser bei den Hauptbüchern kann über ihre Funktion innerhalb des Abrechnungssystems erklärt werden. Der Einnahmensektion kam sowohl monetär als auch abrechnungstechnisch nicht der gleiche Stellenwert zu wie der Ausgabensektion, denn ein Großteil der Informationen über die Einnahmen der Garderobe lag dem Exchequer in Form seiner eigenen Auszahlungsrollen (Issue Rolls) bereits vor. Viel wichtiger war es für ihn, die Ausgaben zu überprüfen, über die sich das Schatzamt vorab kaum einen Überblick verschaffen konnten. Detaillierte Informationen über die Ausgaben der Garderobe hatten allein schon deshalb einen hohen Stellenwert, weil das Schatzamt nach der Abrechnung für die Schulden der Garderobe aufkommen musste. Somit waren die Blattweiser als Hilfen für schnelles und häufiges Nachschlagen bestimmter Inhalte des Hauptbuches sowohl während der Rechnungslegung der Garderobe mit dem Exchequer als auch nach der Rechnungslegung, wenn das Hauptbuch für zukünftige Referenzierungszwecke zu Rate gezogen werden musste, von Bedeutung. Wenn ein Gläubiger der Garderobe sein Geld zurückforderte, konnte man gegebenenfalls im Hauptbuch des entsprechenden Jahres die Informationen über den Kredit wiederfinden und mit den Forderungen des Gläubigers abgleichen. Große genetische und funktionelle Ähnlichkeit weisen die Signakel der Hauptkreditbücher (Unde respondebitur) mit jenen der Hauptbücher auf. Auch bei den Hauptkreditbüchern wurden die Sachkonten mit Blattweisern ausgestattet.192 Das Gleiche ist über die Blattweiser der Schuldbücher zu sagen. In diesen Büchern wurden ausstehende Kredite mehrerer Jahre gesammelt eingetragen, die in der Zukunft abgegolten werden mussten. Wurde ein Kredit teilweise oder in Gänze abgelöst, trugen die Schreiber der Garderobe dies im Buch bei der entsprechenden Buchung nach. Mit den Registerstreifen, die hier auf das jeweilige Abrechnungsjahr verweisen, konnte der Schreiber unmittelbar den gewünschten Abschnitt aufschlagen. Das Nachschlagen mithilfe der Blattweiser war damit auf jene Rechnungsbücher beschränkt, die über den Moment der eigentlichen Abrechnung hinaus genutzt wurden. Galt es, aus unterschiedlichen Gründen in der Zukunft eine bestimmte Information abzurufen, halfen die Blattweiser das entsprechende Sachkonto direkt aufzuschlagen – ganz ähnlich wie dies auch bei den Kodizes mit liturgisch-religiösem Inhalt der Fall war, bei denen Signakel am häufigsten Verwendung fanden. Abseits der Rechnungsbücher kamen die Registerstreifen nicht zur Anwendung, weder bei den Kodizes des Exchequer noch bei den Stapelrollen. Bei Letzteren hätte man durchaus Signakel nutzen können.

192 TNA Kew, E 101/364/13; E 101/368/27.

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In Bezug auf das Konsultieren und Nachschlagen präsentiert sich insgesamt ein recht klares Bild, das durchaus von gängigen Forschungsmeinungen abweicht. Für die meisten Kontexte bot das Blättern den auch in der Forschung hervorgehobenen Vorteil des schnellen Wiederfindens bestimmter Inhalte. Darum wählte die königliche Finanzverwaltung Englands für Dokumente, die häufiger genutzt wurden, Formen aus, die diesen Zweck erfüllten. Das leichte Nachschlagen beschränkte sich allerdings nicht, wie allzu häufig in der Forschung betont wurde, allein auf Kodizes, sondern war gerade auch bei der spezifischen Rollenform der Stapelrolle (Exchequer-Stil) gegeben. Mit ihr war es wie beim Buch möglich, zu blättern und somit bestimmte Einträge schnell aufzufinden. Die Form dieser Stapelrollen war ein Hauptgrund, warum das Schatzamt für seine wichtigen Rechnungen (Pipe Rolls) nicht auf die Kodexform umschwenkte. Die Stapelrolle bot eine ähnliche Nutzungserfahrung wie der Kodex. Anders als ein Großteil der Forschung pauschal annimmt, waren Bücher auch nicht per se besser zum Nachschlagen geeignet. War ihr Inhalt nicht durch Hilfen erschlossen, boten sie kaum eine bessere Nutzungserfahrung als eine fortlaufende Rolle (Kanzlei-Stil). Einzig das Blättern generierte noch einen Geschwindigkeitsvorteil beim Nachschlagen. Dem waren sich auch die Schreiber der Finanzverwaltung bewusst, weswegen sie ihre Bücher mit Nachschlagehilfen ausstatteten. Inhaltsverzeichnisse beschränkten sich dabei auf die besitz- und rechtssichernden Kodizes. In den Rechnungsbüchern der Garderobe sind sie nicht zu finden. Dafür griff man bei ihnen auf Blattweiser zurück, die das direkte Aufschlagen eines spezifischen Sachkontos ermöglichten. Die Sachkonten wurden aufgrund des Schreibprozesses häufig auch auf eine einzige Lage geschrieben, was das Zurechtfinden innerhalb des Buches, ferner das Wiederfinden spezieller Einträge erleichtern konnte, vorausgesetzt, dass der Kodex nicht zu eng gebunden war. Den gleichen Effekt konnte man erzielen, indem man am Ende eines Sachkontos einige Seiten freiließ. Diese dienten dann als visueller Marker der Lage. Doch auch Rollen wurden mit Nachschlagehilfen versehen. An erster Stelle ist hierbei an die sachkontenspezifischen Dorsualtitel der Pipe Rolls zu denken. In Kombination mit der Möglichkeit des Blätterns schufen sie eine nahezu ähnlich effektive Nutzung wie ein gut erschlossener Kodex. Die Gestaltung der einzelnen Abschnitte unterschied sich bei den beiden Überlieferungsformen nicht voneinander. Sowohl bei Rollen als auch bei Kodizes wurden Abschnitte gesetzt und Marginalnotizen zum Erschließen der Einträge sowie Membranen- und Blatttitel zur Orientierung verwendet. Schlussendlich kann man deshalb festhalten, dass das Nachschlagen und Konsultieren ein, wenn nicht sogar der ausschlaggebende Faktor für die Wahl einer Aufzeichnungsform war. Da man in der Garderobe keine Stapelrollen nutzte, griff man zumeist dort auf Kodizes zurück, wo man häufig nachschlagen musste. Auch das Schatzamt wählte immer dann seine speziellen Stapelrollen, wenn er wusste, dass die Dokumente auch in der Zukunft nach Informationen durchsucht werden mussten.

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Hier muss erwähnt werden, dass nicht allein das Schatzamt Stapelrollen verwendete. Sie kamen unter anderem in Form der Plea Rolls auch in der Justiz zum Einsatz.193 Wie im Exchequer lag ihre Funktion darin, einzelne Prozesse schnell wiederfinden zu können. Jeder Rotulus entsprach einer Gerichtssitzung. Weiterhin wurden Stapelrollen von den königlichen Reiserichtern genutzt, wobei jeder Rotulus einem Gerichtsbezirk oder einer Gerichtssitzung entsprach. Das Gleiche gilt auch für die Rollen des königlichen Pathologen, der die lokalen Sterbefälle untersuchte.194 Darüber hinaus findet man diese spezielle Rollenform auch außerhalb der königlichen Verwaltung bei einigen Statutenrollen des 13. Jahrhunderts.195 Doch zurück in die königliche Verwaltung: In beiden Institutionen – Exchequer wie Garderobe – wurde für alle anderen Dokumente auf Einzelblätter oder fortlaufende Rollen zurückgegriffen. Der Gebrauch der Stapelrolle im Exchequer ist nahezu deckungsgleich mit jenem des Kodex in der Garderobe. Man kann sogar einen Schritt weiter gehen und die Stapelrolle des Schatzamts in ihrer Nutzbarkeit als kodikale Form ansprechen. Von ihrem Aufbau und ihrer Form ist sie selbstverständlich eine Rolle, doch die Nutzungsmöglichkeit des Blätterns ist analog zum Buch gegeben.

2.3 Laufzeit und Nutzungsdauer Die Schriftlichkeitsforschung der letzten Jahre betont den temporären Nutzungsaspekt mittelalterlicher Handschriften mittels lebenszyklischer Formeln. Als prominentester Vertreter ist hier auf Paul Bertrand zu verweisen, der unterschiedliche Aufzeichnungsformen in lange (longue durée) und kurze (temps court) Lebensdauern einteilt.196 Demnach kann das Leben der Schriftstücke abhängig von ihrer Laufzeit und Nutzungsdauer kurz oder lang ausfallen. Die Rechnungsrollen des Schatzamts bewegten sich ohne Ausnahme im Bereich des Exchequerjahres. Der größte Teil der Rechnungen der Garderobe wurde demgegenüber der Chronologie des Regierungsjahres untergeordnet. Dabei unterscheiden sich Rechnungen auf Rollen oder in Kodizes auf den ersten Blick kaum voneinander. Wie der überwiegende Teil der Rollen waren auch die Hauptbücher sowie die Hauptkreditbücher der Garderobe auf ein einziges Regierungsjahr ausgerichtet. Dennoch ist ein zentraler Unterschied zwischen den Büchern und den Rollen in der Garderobe hinsichtlich ihrer zeitlichen Ausrichtung festzustellen: Schriftrollen wurden mehrheitlich für kurzfristige Aufzeichnungen, Kodizes auch für langfristige Dokumentationen verwendet.

193 HUNNISETT, Plea Roll; CLANCHY, Memory, S. 142. 194 HUNNISETT, Medieval Coroner’s Rolls; ders., Medieval Coroner, S. 113 Anm. 1. Einige Exemplare wurden ediert in: Bedfordshire Coroners’ Rolls, hrsg. v. dems. 195 SKEMER, Archives, S. 196. 196 BERTRAND, Écritures ordinaires, S. 29–78.

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Die besten Beispiele für Bücher in der Garderobe, die über einen längeren Zeitraum, also mehr als nur ein oder zwei Regierungsjahre, kontinuierlich genutzt wurden, finden sich erneut im Bereich der Kredit- und Schuldaufzeichnungen.197 Dabei ist zwischen jenen Kreditbüchern zu unterscheiden, in die mehrere Regierungsjahre fortlaufend eingetragen wurde, und solchen, in denen die Kreditgeschäfte und Schulden mehrerer Jahre ex post Eingang fanden. Für den ersten Typus stehen die Kreditbücher, die zurückzuzahlende Kredite (Prestita privata) festhielten. Sie wurden in der Regel für die gesamte Amtszeit des für die Kasse verantwortlichen Koffers angelegt. Das Regierungsjahr spielte lediglich als interne Chronologie eine Rolle. Zuvorderst richtete sich die Laufzeit des Buches an der Amtszeit des Funktionsträgers aus. Schriftrollen mit einem solch langen, mehrere Regierungsjahre umfassenden Berichtszeitraum wurden nicht geführt. Einer ähnlichen Verwendung von Rollen für kurzfristige und Kodizes für langfristige Laufzeiten begegnet man beispielsweise auch in der Finanzverwaltung des Domkapitels von Norwich in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts.198 Für gewöhnlich erfolgte die grundherrliche Rechnungslegung der Amtleute mittels jährlicher Rechnungsrollen. Teilweise wählte man jedoch zusätzlich dazu das Rechnungsbuch, in welches mehrere Amtsjahre eines oder mehrerer Funktionsträger eingetragen wurden. Mithilfe dieses Buches konnte so in einem einzigen Dokument die gesamte Rechenschaftslegung mehrerer Amtsträger über ihre Amtszeit hinweg nachvollzogen werden. In gewisser Weise scheint somit dem Kodex die Funktion eines langfristigen Speichermediums zugekommen zu sein. Mit den sonst üblichen fortlaufend geführten Schriftrollen hätte man dies zwar auch machen können, die Nachschlagbarkeit des Inhalts hätte jedoch darunter gelitten. Eine Alternative hätten am ehesten die Stapelrollen geboten, die in der Buchführung der Garderobe jedoch nicht zur Anwendung kamen. Die auf eine Amtszeit ausgelegten Kreditbücher der Garderobe beinhalten ein kontinuierliches Nutzungselement. Gleichzeitig gab es aber auch Kodizes, die als Nachweis einer aktiven retrospektiven Nutzung über mehrere Jahre hinweg dienten. An erster Stelle wäre hier an die Schuldbücher zu denken. Diese beinhalteten zumeist nicht allein die offenen Zahlungen mehrerer Regierungsjahre, wie dies auch die Privatkreditbücher taten, sondern sie wurden von den Schreibern der Garderobe auch über das eigentliche inhaltliche Aufzeichnungsende hinaus gebraucht. Ein exzellentes Beispiel einer solch langfristigen Nutzung ist das Konzept des Schuldbuches Eduards I. für die Jahre 1295 bis 1298.199 Für die Produktion des Schuldbuches im Jahr 1298 finden sich keine dezidierten Nachweise. Dass das Schuldbuch sicher seit dem Frühjahr 1300 geschrieben beziehungsweise genutzt wurde, wird anhand 197 Siehe hierzu vor allem Kap. III.4.3. 198 DEWEZ, Rouleau, Absatz Nr. 31. 199 TNA Kew, E 101/354/5B.

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einer Memorialnotiz auf der Innenseite des rückseitigen Einbands ersichtlich.200 Ergänzungen, die sich in erster Linie auf die Ablösung eines Kredits bezogen, setzen bereits mit dem 27. Regierungsjahr Eduards I. ein, wurden dann jedoch bis mindestens ins 14. Regierungsjahr Eduards II. (1321) fortgeführt.201 Damit war das Schuldbuch, das vermutlich noch 1298 angelegt wurde, über fast ein Vierteljahrhundert aktiv in Gebrauch. Etwas Vergleichbares ist weder im Exchequer noch in der Garderobe mit Schriftrollen praktiziert worden. Bezieht man solche Aufzeichnungen mit ein, in denen nachträglich Inhalte kompiliert wurden, finden sich sowohl Rollen als auch Kodizes in Verwendung, wobei auch hierfür letztendlich vermehrt auf Bücher gesetzt wurde. So beinhalten die großen Lehnsbücher des Schatzamts (Testa de Nevill) Dokumente, welche sich über einen Zeitraum von mehreren Jahrzehnten erstreckten. Die einzelnen im Buch abschriftlich vereinigten Stücke selbst decken wiederum nur ganz bestimmte, zeitlich eng gefasste Zeiträume ab.202 Etwas anders verhält es sich wiederum bei den Kartularen. Wenn auch für diese Quellengattung hauptsächlich Bücher verwendet wurden, die diplomatisches Material mehrerer Jahrzehnte oder gar Jahrhunderte festhalten, so gibt es sowohl mit den im Zuge des schottischen Thronfolgekonflikts in den 1290er-Jahren als auch mit den sehr viel älteren und länger genutzten Cartae Antiquae Rolls Beispiele von Schriftrollen, deren Inhalte sich über einen sehr langen Zeitraum erstrecken.203 Bedenkt man nun allerdings, dass die Cartae Antiquae Rolls trotz ihres ursprünglichen Entstehungskontextes im Schatzamt eine Aufzeichnungsform der Kanzlei sind und die erwähnten Rollen gegenüber den buchförmigen Kartularen im Allgemeinen eher die Ausnahme darstellen, dann können die angenommene Nutzungsdauer und Laufzeit als weitere Faktoren für die Wahl des Kodex in der Finanzverwaltung Eduards I. gewertet werden, ganz besonders im Bereich der Buchführung.

200 Ebd., Innenseite des rückseitigen Einbandes: Memorandum, quod XVIIO die Aprilis, anno XXVIIIO fiebat littera sub privato sigillo per preceptum thesaurarii, vicecomite Suthe’ pro Williamo, venatore vulpium, ut idem vicecomitum solverat dicto Williamo XX libras in partem solutionis eorum, que debentur eidem Williamo in garderoba ipsius regis. 201 Ebd., fol. 3r (27 Eduard I.): Debentur domino Waltero de Treverbyn pro restauro unius equi sui predicti in guerra Scotie – VIII £. Pacatur per manus Sabine Malemeyus anno XXVIIO, sicut patet libro de solutionibus debitorum ejusdem anni, fol. 15v (14 Eduard II.): Johanni Pantario pro eodem – VI £ XIX s. IX d. ob. Pacatur et allocatur eidem ad compotum factum Lond’, mense Martii, anno regni regis Edwardi, filii regis Edwardi, IIIIO. 202 Siehe hierzu vor allem Kap. III.2, S. 46 f. 203 Siehe hierzu vor allem Kap. III.3.1, S. 54–56.

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2.4 Aufbewahren und Transportieren Topologische Aspekte des Verwaltungsschriftguts sind im Kontext der Analyse administrativer Praktiken überaus wichtig. Für eine Verwaltung war es unabdingbar, administratives Wissen nicht allein auf einem Textträger zu speichern, sondern es abrufbar zu halten. Dafür musste das Schriftgut entsprechend gelagert und transportiert werden. Dabei waren kommunikative und logistische Gesichtspunkte von herausgehobener Bedeutung. In Zeiten, in welchen der Herrscher und sein Hof nicht fest an einigen wenigen Residenzorten verweilten, sondern über das Land zogen, musste auch die Verwaltung ein hohes Maß an Mobilität aufweisen und dabei gleichzeitig die Kommunikation zwischen ihren verschiedenen Zweigen aufrechterhalten. Dies trifft im Besonderen auf England zu. Bereits um 1200 kannte das Königreich fest in Westminster verortete Verwaltungsinstitutionen wie das Schatzamt oder die königlichen Gerichte. Sie waren trotz ihrer Lokalisierung in Westminster untrennbar mit der Haushaltsverwaltung verbunden. Die Reiseherrschaft des Königs hatte grundlegende Auswirkungen auf die Kommunikation zwischen Westminster und dem mobilen Hof. Aus diesen Gründen ist es unerlässlich, sich die administrativen Praktiken des Aufbewahrens und Transportierens von Unterlagen für die verschiedenen Institutionen und Aufzeichnungsformen vor Augen zu führen. Unterschiedliche Verwendungsmuster können Aufschluss über das inneradministrative Verständnis über die Aufzeichnungsformen geben. Dies gilt insbesondere in jenen Fällen, in denen Kodizes und Rollen unterschiedlich gelagert und transportiert wurden. Die Diskussion um die Transport- und Lagerungspraktiken der Finanzverwaltung Eduards I. muss auf zwei Ebenen erfolgen: einer theoretischen und einer praktischen. Der theoretische Zugang blendet die Praktiken der mittelalterlichen Verwaltung aus und fokussiert sich allein auf die materiellen Eigenschaften der Dokumente sowie die Möglichkeiten ihres Transports und ihrer Lagerung. Demgegenüber bezieht die praktische Ebene die Verwaltungspraktiken mit ein. Dieser analytische Zweischritt ist wichtig, da sich bürokratische Praktiken oftmals rationalen oder theoretischen Überlegungen entziehen. Der doppelte Zugang hilft auch, ein differenziertes Bild von den Praktiken zu erhalten. Angesichts der Bedeutung für die mittelalterliche Verwaltung überrascht es wenig, dass das Feld des Aufbewahrens und Transportierens auch in der Forschung einen zentralen Platz einnimmt. Mit Blick auf das Schatzamt, die königliche Kanzlei und die Gerichtsinstitutionen können gleich zu Beginn zwei Hypothesen kritisch hinterfragt werden. Die erste geht davon aus, dass Rollen im Gegensatz zu Kodizes vor allem im Kontext mündlicher Kommunikation anzusiedeln seien und dass sie daher kaum für die langfristige Wissensspeicherung auserkoren gewesen wären.204 204 CURSCHMANN, Pictura laicorum litteratura?, S. 221–226; SKEMER, Richard Bury’s Roll, S. 73; KÖSSINGerollte Schrift, S. 164.

GER,

140  IV Produktions- und Nutzungskontexte

Daraus abgeleitet wird angenommen, dass es sich bei der Schriftrolle gegenüber dem Buch um eine ephemere Aufzeichnungsform gehandelt habe.205 Diese erste Hypothese basiert in erster Linie auf der Auswertung von Handschriften literarischen Inhalts. In administrativen Kontexten wurde die Schriftrolle durchaus zur langfristigen Aufbewahrung und Speicherung des Wissens genutzt. Bestes Beispiel hierfür sind die großen Rollenserien des Exchequer oder die Patent Rolls der Kanzlei. Schließlich hielten auch die obersten Gerichtsinstanzen des englischen Königreichs teilweise bis ins 19. Jahrhundert an ihren Aufzeichnungen in Rollenform fest.206 Gerade die geschlossene Überlieferung zahlreicher Rollenserien der königlichen Verwaltung spricht dafür, nicht allein dem Kodex, sondern auch der Rolle eine wissenssichernde Funktion zuzusprechen. Die zweite Hypothese geht davon aus, dass die Vielfalt an Formaten bei den mittelalterlichen Rollen stark eingeschränkt sei und nicht die Variabilität aufweise wie jene des Kodex.207 Begründet wird dieses Argument in der Forschung bisher allein mit der Transportabilität. Diese sei der Hauptgrund für die Wahl der Rolle. Aufgrund dessen hätte stets ein kleines Format gewählt werden müssen. Die oben beschriebenen Beispiele aus dem Schatzamt sowie auch die großformatigen Haushaltsrollen der Garderobe, welche ein ähnliches Format aufwiesen wie die großen Rollen des Exchequer, belegen das genaue Gegenteil. Rollen kamen in ebenso vielen Formaten und Größen vor wie Kodizes. Die Verbindung aus Topologie und Materialität dient der Forschung ferner dazu, die Wahl und das Festhalten an der Form der Rolle zu plausibilisieren. Die Portabilität von Schriftrollen ist bis heute das in der Forschung am häufigsten gewählte Argument für die Verwendung der Schriftrolle im Mittelalter.208 Jüngst haben sich Nine Miedema und Norbert Kössinger kritisch gegenüber dieser Annahme gezeigt und sich gegen eine Generalisierung der topologisch-materiellen Prämisse stark gemacht.209 Aber welche Argumente werden in der Forschung nun für die Rolle ins Spiel gebracht? An erster Stelle wird der fehlende Einband der Rolle angeführt. Die Abwesenheit eines Einbands brächte der Rolle eine deutliche Gewichtsersparnis gegenüber dem Buch ein und ermögliche somit eine höhere Flexibilität. Mit diesem Argument wird bis heute die Wahl der Rolle in der königlichen Verwaltung Englands im 12. Jahrhundert erklärt. Dem vermeintlichen Gewichtsvorteil der Rolle gegenüber dem Kodex 205 KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 485–495. 206 Siehe für die unterschiedlichen Rollenserien: VINCENT, Enrolment, Tab. 1–3, S. 135 f. 207 ROBINSON, Format, S. 46. 208 Siehe zur englischen Verwaltung: VINCENT, Why 1199?, S. 42; ders., Enrolment, S. 23; ders., Rouleaux, S. 66; BOMBI, Pragmatic Methods, S. 223. Siehe zu anderen Kontexten sowie allgemein: ROUSE, Roll, S. 120 f.; STUDT, Gebrauchsformen, S. 326, 328, 330 f., 336 ROBINSON, Format, S. 45; SKEMER, Richard Bury’s Roll, S. 72; KÖSSINGER, Gerollte Schrift, S. 164; DOUBLIER et al., Einleitung, S. 11; SILANOS, Note, S. 257; SPATARO, Memoria, S. 339; WALTER-BOGEDAIN, Feldschreiber, S. 78. 209 MIEDEMA, Reiseliteratur, S. 31–34; KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 473.

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liegt jedoch zumeist ein unzulässiger Vergleich zugrunde: Einerseits vernachlässigt er vollkommen, dass Kodizes auch mit einem flexiblen und leichten Koperteinband eingebunden werden konnten und dass sie in vielen Fällen auch gänzlich ohne äußeren Einband auskamen. Andererseits blendet er aus, dass es eine Vielzahl unterschiedlicher Formate und Größen, sowohl unter den Rollen als auch Kodizes gibt. Selbstverständlich ist eine klein- oder mittelformatige Rolle (Breite: weniger als 250 Millimeter; Höhe: weniger als 500 Millimeter) leichter als ein mittel- oder großformatiger, holzdeckelgebundener Kodex. Das bedeutet jedoch nicht, dass Rollen per se leichter sind. Man könnte dem entgegenhalten, dass ein kleinformatiges Buch (Breite: weniger als 100 Millimeter; Höhe: weniger als 150 Millimeter) zumeist leichter ist als eine mittel- oder großformatige Rolle. Um nun jedoch zu einem aussagekräftigen Ergebnis zu kommen, müssen sich die Vergleichsparameter der Rolle und des Kodex decken. Der Argumentation ist insofern zuzustimmen, als ein Kodex mit Holzdeckeleinband immer schwerer ist als eine Rolle gleichen Umfangs und Formats. In den meisten Fällen kann die Rolle sogar ein größeres Format besitzen, bis sich die Gewichte auf dem gleichen Niveau einpendeln. Bringt man nun das kopertgebundene Buch ins Spiel, kippt der Vorteil der Rolle bereits, denn die einfache, um den Buchblock geschlagene Pergamentdecke erhöhte das Gewicht des Buches nur unwesentlich. Da ein Teil der Rollen selbst über einen pergamentenen Schutzumschlag verfügt, gleichen sich die relativen Gewichte der beiden Formen an. Soweit die Theorie des Gewichts bei gleichem Umfang – um dieses Bild abzurunden, muss die Praxis ins Spiel gebracht werden. Zwei wichtige Punkte aus der Finanzverwaltung Eduards I. demonstrieren anschaulich die administrativen Denkweisen sowie das Divergieren von Theorie und Praxis. Das Gewicht hing stark vom Anteil des beschriebenen Materials ab. In der Regel wurden die Blätter des Kodex recto wie verso beschrieben. Bei den Schriftrollen war dies nicht notwendigerweise der Fall. Zwar finden sich viele Beispiele von fortlaufend konstruierten Rollen (Kanzlei-Stil), bei denen auch Teile der Membranrückseiten mit Text gefüllt wurden, doch war die einseitige Beschriftung der Membranen gängiger. Die Stapelrollen (Exchequer-Stil) wiederum wurden häufig dorsal beschrieben: bei den aus einer Membran bestehenden Rotuli der Memoranda Rolls so gut wie bei jeder Membran, bei den aus zwei Membranen bestehenden Rotuli der Pipe Rolls etwas unregelmäßiger. Wollte man nun die gleiche Textmenge auf eine fortlaufende Rolle schreiben, benötigte man demnach nahezu die doppelte Menge an Pergament im Vergleich zum Kodex. Damit büßt selbst der eingangs zugesprochene Gewichtsvorteil der Rollen gegenüber holzdeckelgebundenen Kodizes stark an seiner argumentativen Kraft ein. In der Theorie bot die Rolle somit nur dann einen Gewichtsvorteil gegenüber dem Kodex, wenn letzterer mit einem schweren Einband versehen war und die Membranen der Rolle beidseitig beschrieben wurden. Für die Garderobe trifft dies überhaupt nicht zu, da weder allzu viele beidseitig beschriebene Rollen noch holzdeckel-

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gebundene Bücher verwendet wurden. Im Exchequer greift dieses Argument hingegen eher, da dessen Kodizes in der Regel holzdeckelgebunden sind. Auch eine beidseitige Beschriftung der Rollen gehörte zumindest bei den Stapelrollen zum Standard im Schatzamt, wenn diese auch häufig ein wesentliches größeres Format aufweisen als die Bücher. So stark das Gewicht eines Dokumentes von seinem Beschreibstoff sowie der Art der Beschriftung abhängt, so ist es in gleicher Weise an sein Format und seinen Umfang gebunden. Da in der Finanzverwaltung Eduards I. bis auf wenige Ausnahmen allein Pergament als Beschreibmaterial verwendet wurde, entfällt der materielle Gewichtsaspekt (Papier versus Pergament). Und auch die Diskussion um mögliche unterschiedliche Pergamentstärken schlägt bei der Menge an Pergament, das in der königlichen Verwaltung genutzt wurde, nicht zu Buche. Bezüglich des Formats können Unterschiede zwischen den Rollen und Kodizes ausgemacht werden. Die Bandbreite der Rollenformate ist enorm hoch. Sie reicht von winzigen notizartigen Aufzeichnungen (Breite: weniger als 150 Millimeter; Höhe: weniger als 150 Millimeter) bis hin zu den bereits erwähnten großformatigen Rollen. Eine entsprechende Variabilität ist bei den Kodexformaten nicht im selben Maße anzutreffen. Die in der Garderobe erstellten Kodizes waren kaum kleiner als die mittelformatigen Rollen (Breite: mehr als 200 Millimeter; Höhe: mehr als 300 Millimeter). Kleinformatige Kodizes existierten quasi nicht.210 Einzig die von den Logistikern in den Garnisonen produzierten kriegslogistischen Rechnungsbücher waren in der Regel kleiner als ihre Gegenstücke in der Garderobe (Breite: 150 bis 250 Millimeter; Höhe: 250 bis 350 Millimeter). Dieser Befund führt uns vor Augen, dass in der Verwaltung Rollen deutlich flexibler eingesetzt wurden als Kodizes. Sie konnten in ihrer Großformatigkeit repräsentative Wirkung haben – wie auch die Kodizes – und damit unhandlich und schwer sein, genauso waren sie aber häufig auch so klein, dass sie leicht zu transportieren waren. Die Rolle wurde somit unter Eduard I. durchaus mit Transportabilität in Verbindung gebracht; der Kodex wiederum weitaus weniger. Dieser Punkt zeigt, wie Theorie und Wirklichkeit auseinanderklaffen können. Von einem theoretischen Gewichtsvorteil des Kodex aufgrund der beidseitigen Beschriftung der Blätter machten die Schreiber Eduards jedenfalls keinen Gebrauch. Denn anstatt eine kleinformatig, einseitig beschriebene Pergamentrolle zu benutzen, hätte man genauso gut auf ein kleinformatiges, kopertgebundenes, beidseitig beschriebenes Buch ausweichen können. Solche Bücher waren der königlichen Verwaltung sicher bekannt, kamen sie doch in anderen Kontexten häufig zum Einsatz. Gute Beispiel für portable Buchfor-

210 Ausnahmen bilden beispielsweise das kriegslogistische Rechnungsbuch Walter Langtons, 1296/97 (TNA Kew, E 101/308/19) oder das kriegslogistische Konzeptbuch Jacob Dalileghs, 1306 (E 101/4/1).

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men sind die Beutel- (livre à sacs)211 oder die Faltbücher (bat books; livre plicatif).212 Aber auch abseits dieser Sonderformen gab es um 1300 äußerst kleinformatige und portable Kodizes. In der Kodikologie haben sie sogar einen eigenen Namen erhalten (livre portatif; pocket-book).213 Dass die königliche Verwaltung von solch kleinformatigen Büchern keinen Gebrauch machte, verrät viel über die funktionelle Zuschreibung, die man den unterschiedlichen Aufzeichnungsformen angedeihen ließ. Der Kodex war in der königlichen Verwaltung nicht mit dem Konzept der Portabilität verbunden, ein Großteil der Rollen dagegen schon. Als nächstes ist der Thesen nachzugehen, nach welcher der Kodex einen Lagerungs- und Transportvorteil gegenüber der Rolle besäße.214 Das gefaltete Blatt sei nämlich besser zur Lagerung geeignet als das gerollte, und der Einband ermögliche einen höheren Grad an Portabilität. Diese Position liegt quer zu den besprochenen Hypothesen, welche die Vorteile der Rolle betonen. Sie mutet wie ein Widerspruch an, da sie ähnliche Argumente, die zuvor gegen den Kodex ins Feld geführt wurden, nun zu dessen Vorteil auslegt. Auf diese Widersprüchlichkeit wies bereits Olivier de Laborderie mit Bezug auf den Übergang von der Rolle zum Kodex in der Spätantike und dem Rollengebrauch im Mittelalter hin.215 Doch auch diese konträre Meinung bietet Ansatzpunkte für eine weiterführende Analyse der administrativen Praktiken sowie theoretischer Überlegungen. Dabei müssen drei Aspekte Beachtung finden: erstens das Lagerungsvolumen, zweitens der Schutz vor Beschädigungen und drittens der Erhalt der Ordnung während der Lagerung. Bei allen Punkten spielen die Lagerungsformen (gerollt versus gefaltet) eine essenzielle Rolle. Für das Volumen lassen sich anhand der mittelalterlichen Überlieferung kaum gültige Aussagen treffen, da es keine Fälle gibt, bei denen sowohl bei der Rolle als auch beim Kodex das gleiche Format und der gleiche Text vorliegen. Darum muss zu Anschauungszwecken auf ein modernes Beispiel ausgewichen werden. Das Volumen einer aus 16 Blatt (Tiefe: 2 Millimeter) bestehenden, flach gelagerten papiernen Zeitung im Nordischen Format (Breite: 400 Millimeter; Höhe: 570 Millimeter) beträgt 456 Kubikzentimeter. Möchte man nun das Volumen derselben Zeitung im gerollten Zustand ermitteln, zeigt sich das erste Problem: Anders als bei der flachen beziehungsweise gefalteten Lagerung variiert das Volumen im gerollten Zustand je nach Kraftaufwand, der beim Rollen aufgewendet wird. Im Falle der Zeitung im Nordischen Format konnte ein Minimalvolumen von 502,7 Kubikzentimeter im gerollten Zustand erreicht werden (Durchmesser: 40 Millimeter). Die vom Menschen aufzubringende Kraft ist limitiert. Dahingegen könnte eine maschinelle Rollung annähernd dasselbe Volumen erreichen, das auch durch Falten erzielt wird. Für das Mit-

211 212 213 214 215

MUZERELLE, Vocabulaire codicologique, Nr. 141.09, S. 58. Ebd., Nr. 143.13, S. 61; Bat Books, bearb. v. GUMBERT. MUZERELLE, Vocabulaire codicologique, Nr. 143.12, S. 61. RAUTENBERG und WETZEL, Buch, S. 45; MANGUEL, Turning, S. 28 f. LABORDERIE, Histoire, S. 59 f.

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telalter hat dies selbstredend keine Relevanz. Bei mittelstarken oder gar schwachen Rollen stieg das Volumen im Gegensatz zum gefalteten Zustand stark an. Die mittlere Rollung betrug 636,2 Kubikzentimeter (Durchmesser: 45 Millimeter), die lose Rollung sogar 1131 Kubikzentimeter (Durchmesser: 60 Millimeter). Das Beispiel belegt die obige These, nach welcher der gefaltete Zustand der effizientere ist. Diese Aussage behält auch dann ihre Gültigkeit, wenn man den Einband des Kodex miteinbezieht. Er nimmt zwar zusätzlichen Raum ein, der bei der Zeitung aus dem Beispielfall nicht benötigt wurde, doch auch die Rollen weisen je nach Konstruktion eine oder mehrere Nähte oder Klebestellen auf, die ihr Volumen erhöhen. Bei den Rollen des Kanzlei-Stils waren dies beispielsweise die Heftstellen zwischen den einzelnen Membranen, bei den Exchequer-Stil-Rollen wiederum die Heftstelle am Kopf der Rotuli und bei den Pipe Rolls zusätzlich dazu noch eine Heftstelle zwischen der ersten und zweiten Membran eines einzelnen Rotulus. In der Summe erschwerten diese Verbindungsstellen gerade bei den Stapelrollen das kompakte Zusammenrollen und erhöhten somit zusätzlich ihr Volumen. Übertragen auf die mittelalterlichen Verhältnisse deutet dies auf einen Nachteil der Rolle gegenüber dem Kodex hin. Wollte man die gleiche Menge Text wie in einem Kodex auf Rollen aufbewahren, benötigte man mehr Platz. Vergleicht man Rollen und Kodizes hinsichtlich der Frage, welche Form den größeren Schutz bei der Lagerung bietet, erweist sich der gerollte Zustand als vorteilhaft. Die fehlenden Ecken und Kanten der Rolle bei gleichzeitiger Flexibilität der Zylinderform bewahren das Material vor Einreißen oder Knicken, wobei bedacht werden muss, dass die Rollen zusammengedrückt werden konnten. Die Pergamentblätter eines Buches ohne Einband waren demgegenüber weniger geschützt. Abhilfe bot der Einband. Koperteinbände unterbinden das Einreißen. Das Umknicken der Blätter wurde durch sie wenn auch nicht verhindert, so doch minimiert, wenngleich der Umfang des Bandes einen Unterschied machte. Den größten Schutz bot letztendlich der Holzdeckeleinband, dessen Nachteile seine Kosten, sein höheres Gewicht und die Produktion außerhalb der königlichen Verwaltung waren. Die Gefahr vor Beschädigungen der Dokumente hängt zudem stark von den Lagerungsbedingungen ab. Um dieses pauschale Urteil zu präzisieren, muss erneut die Praxis der Finanzverwaltung mit einbezogen werden. Die Untersuchung der Aufbewahrungs- und Transportpraktiken erfolgt in erster Linie anhand der Behälter, in welchen die administrativen Schriftstücke aufbewahrt wurden. Am verbreitetsten waren Beutel (bursule), Säcke (sacci) und Taschen (baga, pochi) (Abb. 5). Diese konnten aus unterschiedlichen Materialien bestehen, entweder aus Hanf (pocheus de canabo), aus Leder (baga de corio) oder aus Stoff (baga de canevacio).216 Dabei

216 TNA Kew, E 101/230/13; E 101/337/21/3, Nr. 2: In I puncha compoti Samps’ de Gratham de manerio de Sabrichtesworth anno XXIIO. In I alba bursula de corio particule compoti Johannis, filii Thome, et uni fratri de Waled’ Dunisterr’ de exitis Insule Verte anno XXIIO; E 101/337/21/3, Nr. 5: Item una baga continet rotulos de expensis factis per manus Egidi de Andomardo pro domino Edwardi, filii

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reicht die Größe der Säcke, ähnlich den Rollen, die sie aufnehmen sollten, von kleinen handgroßen Exemplaren bis zu Säcken mit einem Volumen von mehr als 25 000 Kubikzentimeter (25 Liter). Die Finanzverwaltung unterschied in ihren Inventaren, wenn überhaupt, dann nur grob zwischen kleinen (parva) und großen (magna) Taschen. Manchmal erwähnen die Quellen, dass eine Tasche alt war.217 Genaueres ist jedoch nicht zu erfahren. Die größten Säcke scheinen aus Stoff hergestellt worden zu sein. In einer Stofftasche wurden im Exchequer im Zuge seines Umzugs nach York teilweise nicht weniger als 40 Schriftstücke, von Rechnungen und ihren Belegen bis hin zu Schreiben und Notizen, aufbewahrt.218 Hanf- und Ledertaschen waren hingegen in erster Linie für einzelne oder geringe Mengen an Dokumenten gedacht. Um die Zuordnung und das Wiederauffinden gewährleisten zu können, wurden die Säcke und Taschen im Regelfall außen mit einem Titel versehen.219 Die in den Säcken verwahrten Dokumente entstammten häufig der gleichen Provenienz (zum Beispiel Funktionsträger) oder weisen die gleiche Pertinenz auf (etwa diplomatische Beziehung zu einem Fürsten). Bevor sie in den Tiefen der Taschen verschwanden, wurden die Dokumente zumeist mit Hanfschnüren oder Pergamentstreifen zu Dokumentenbündeln zusammengebunden. Der Hauptzweck der Taschen lag darin, einen einfachen Transport zu ermöglichen. Die Säcke konnten mithilfe ihrer Hanfschnüre oder Lederriemen problemlos am Rock oder Sattel festgebunden werden. Damit waren die Dokumente sicher verstaut und vor Beschädigungen geschützt. Gleichzeitig konnte man jederzeit auf sie zurückgreifen. Grundsätzlich wurden die Beutel, Säcke und Taschen vielfältig eingesetzt: Neben Schreibmaterialien220 wurden in ihnen vor allem Rechnungen auf Rollen und Einzelblättern221 sowie Mandate und Schreiben222 aufbewahrt. Kodizes wiederum fanden so gut wie nie ihren

Edwardi, et sororibus suis anno XXVIII, sine titulo; E 101/337/21/3, Nr. 6: Omnia inferius scripta sunt in una baga de canevacio cum tali titulo: ‚Compotus diversorum balliorum regum‘; E 101/337/21/3, Nr. 7: Hibernia: Rotuli compotorum de exitis terre Hibernie de diversis annis per M’ de Fulleri [?], H’ de Clere et W’ de Este et multa alia taxgenda [?] eandem terram, que omnia invenerintur in uno sacci de canabo. 217 Ebd., Nr. 2: In uno vetero pucho rotuli Thome Russi de manerio de Havering’ de tempore, quo inde huic custode per Album de Perschora. 218 Ebd., Nr. 6. 219 TNA Kew, E 199/96/1, Vorderseite: Bedford’ et Buck’ de anno regni regis Edwardi. 220 Siehe für Wachs: TNA Kew, C 47/4/5, fol. 5r: Et pro saccis magnis emptis ad imponendis ceram emptam Oxon’ et portagis ejusdem et vadiis garconis custodis eandem usque ad curiam II s. VII d. ob. 221 TNA Kew, E 101/337/21/3, Nr. 5: Item I baga cum compotis Ricardi Oysel. Item I baga continet rotulos de diversis compotis terrarum, que fuerunt comitisse Albemarl’, sine titulo. 222 Ebd.: Item I baga cum inquisitionibus terrarum et cartis hominorum regni Scotie cuarastarum ville Berewicum. Item I baga continet diversas petitiones liberantur ad scaccarium.

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Weg in Säcke oder Taschen.223 Die Gründe für den Ausschluss der Bücher werden weiter unten diskutiert. Neben den Säcken und Taschen wurden auch Körbe (paneri, hanaperia; hanapers) oder lederne Behälter (scrinia) benutzt.224 Ein solcher Korb, der die Rechnungen und Rechnungsbelege der Garderobe für Wein und anderen Proviant im Zusammenhang mit einer Reise Eduards I. nach Burgh by Sands (Gft. Cumbria) in den Jahren 1306/07 beinhaltete, ist uns überliefert.225 In seltenen Fällen griff man für einzelne diplomatische Dokumente auch auf hölzerne Kapseln (pyxides; skippets) zurück.226 Eine solche hat sich ebenfalls für Eduards Herrschaftszeit erhalten.227 Nach einer Notiz des Deputy Keeper of the Public Records Sir Henry Maxwell-Lyte befand sich in der Kapsel ein Lehnsrevers Friedrichs von Mitra, Anwalt und Gesandter von Pfalzgraf Ruprecht II. (reg. 1390–1398), gegen König Richard II. von England (reg. 1377–1399) über eine Jahresrente in Höhe von 20 m.228 In ähnlichen Kapseln wurden zum Schutz nicht selten auch Siegelstempel sowie Hostien und Wertgegenstände wie Münzen oder Schmuck aufbewahrt. Die Kapseln konnten im Falle der Hostien und Wertgegenstände auch aus Metall sein. Wichtige Bullen, Mandate, Schreiben oder Verträge wurden in der Regel nicht lose in Säcken aufbewahrt. Sie kamen seltener in hölzerne, zumeist aber aus gekochtem Leder (cuir bouilli)229 bestehende Futterale (forceri; forcers).230 Das Leder konnte durch den Kochvorgang einfach geformt werden. Nach dem Erkalten erstarrte es in Form. Um das Leder zusätzlich zu stärken, wurden die Futterale an der Außenseite mit Metallbeschlägen versehen. Derartige lederne Futterale sowie hölzerne Zylinder 223 Eine Ausnahme findet sich ebd.: Item I magnum saccum continet libros et alia memorandos mercatorum de Luk’. 224 Ebd., Nr. 2: In I scrinio de corio compotus; Nr. 5: Item I hanaperum continet omnia brevia ad allocandos super compotos Ade de Rokesle et Johannis de Cantuar’ et alie littere de diversis receptoris denariis, brevibus predictis pertinentis. Item littere Walteris de Langeton et alie denariis, de quibus Johannis de Hustwayt et Ricardus London’ de lanis in diversis comitatibus Anglie captis eisdem custumaris liberatis. 225 TNA Kew, SC 16/4, Durchmesser: 300 Millimeter; Höhe: 130 Millimeter; beschrieben in: Catalogue of Manuscripts, bearb. v. MAXWELL-LYTE, Nr. XXII, S. 76. 226 TNA Kew, E 36/274, fol. 209r: Item continetur in forcerio cartarum una parva pixis, in qua est quedam littera obligatoria domini Hugonis de Curteney, quam fecit regi tangens in filiam de Wytht et transcriptum cujusdam littere, quam rex ei inde fecit. Siehe zu den Pyxiden allgemein: JUST, Art. Pyxis, ENGEMANN, Art. Pyxis; PALAZZO, Art. Pyxis. 227 TNA Kew, SC 16/5: Littera episcopi Heref’ pro Johanne de Mawardin’ et Is’, uxore ejus, Durchmesser: 95 Millimeter; beschrieben in: Catalogue of Manuscripts, bearb. v. MAXWELL-LYTE, Nr. V.a, S. 71; abgebildet in: Antient Kalendars, hrsg. v. PALGRAVE, Bd. 1, S cxlvii, Tafel 2. 228 TNA Kew, E 30/1237; ediert in: Foedera, hrsg. v. RYMER, Bd. 8, S. 24. 229 DAVIES, Cuir bouilli. 230 BL London, Add. Ms. 8835, fol. 9v: Fforcerum emptum: Johanni de Havekele, clerico, pro uno forcero de corio, ferro ligato, empto per eundem pro scriptis, bullis et aliis memorandis in custodia domini Johannis de Benstede, contrarotulatoris, existentibus infraponendis per manus proprias apud Struvelyn, secundo die Maii – II s.

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haben sich für die königliche Verwaltung erhalten: Ein Eichenholzzylinder, der mit ledernen Scharnieren verschlossen und mit Kupfernieten versehen wurde, ist aus der Regierungszeit Heinrichs III. überliefert. Er enthielt die Belehnung Eduards, des Prinzen von Wales, mit der Gascogne durch König Alfons X. von Kastilien.231 Wie die Kapseln wurden auch die Zylinder beschriftet oder verziert. Ein gutes Beispiel hierfür ist ein nur noch fragmentarisch erhaltener hölzerner Zylinder vermutlich aus dem 14. Jahrhundert, der mit einer knienden Figur geschmückt wurde, die eine Schriftrolle in Händen hält.232 Nicht in allen Fällen wurden die Zylinder für Dokumente genutzt. Aus dem 14. Jahrhundert hat sich ein aus gekochtem Leder bestehender und mit Eisen verstärkter Futteral erhalten, der mit Lilien (fleurs de lis) gestempelt wurde. Er diente vermutlich dem Aufbewahren eines silbernen Geschirrs.233 Wie die Säcke für die Rollen erfüllten die Futterale zweierlei Funktion: einerseits garantierten sie einen guten Schutz der in ihnen aufbewahrten Dokumente – dieser war aufgrund des Kochvorgangs sowie der Metallbeschläge deutlich höher als bei Hanf- oder Ledersäcken –, andererseits wurde ein gutes Maß an Transportabilität beibehalten. In Form der Rohrpost wie auch der Urkundenrollen hat sich das Prinzip des Dokumententransports mittels zylindrischer Behälter bis heute erhalten. Diese ähnlichen Aufbewahrungspraktiken von diplomatischen Dokumenten und großen Teilen der administrativen Schriftrollen sind in erster Linie nicht mit den großen Institutionen in Verbindung zu bringen, sondern mit den einzelnen Funktionsträgern, welche ohne größere logistische Mittel ihren administrativen Aufgaben nachkommen mussten. Es ist hierbei überaus wichtig zu betonen, dass Rollen nicht per se in Säcken aufbewahrt wurden. Für die Stapelrollen des Schatzamts kamen anscheinend keine Hanfsäcke oder Ledertaschen zum Einsatz. Im Unterschied zum Mittelalter werden viele der großformatigen Stapelrollen heute in Baumwollsäcken gelagert, um sie zu schützen. Anders als die fortlaufend konstruierten Rollen des Kanzlei-Stils konnte man die Exchequer-Stil-Rollen aufgrund ihres Aufbaus zudem entweder gerollt oder in flachem Zustand lagern. Gänzlich anders als mit den Schriftrollen ging man bei der Lagerung von Kodizes vor. Sie wurden fast ausnahmslos in hölzernen Kisten (coffri) oder ledernen Körben (paneri) aufbewahrt.234 Diese waren wiederum häufig mit Schlössern versehen, welche den unerlaubten Zugriff auf den Inhalt verhindern sollten. Diese Einzelkisten und Körbe wurden ihrerseits in großen hölzernen Kisten mit Metallbeschlägen gelagert. Die großen Kisten verfügten ihrerseits über einzelne Fächer, die individuell ver231 TNA Kew, E 27/10, Durchmesser: 75 Millimeter; Höhe: 660 Millimeter. Siehe zum Lehensbrief: E 30/1108; ediert in: Foedera, hrsg. v. RYMER, Bd. 1, S. 531. 232 TNA Kew, PRO 8/26/3, Breite: 295 Millimeter; Höhe: 205 Millimeter. 233 TNA Kew, E 27/4/2, Durchmesser: maximal 250 Millimeter; Höhe: 370 Millimeter. 234 BL London, Add. Ms. 7966A, fol. 32v: Reparatio coffrorum: Domino Johanni de Langeford pro reperatione coffrorum cum libris garderobe, ut in serruris, bendis, ferris et aliis per ejusdem coffrum neccessariis per manus proprias apud Lincoln’, XIIIIO die Februariis – XX d.

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schlossen werden konnten. Im Nationalarchiv haben sich mehrere solcher Kisten aus dem 13. und 14. Jahrhundert erhalten. Die älteste Eichenholzkiste stammt aus der Regierungszeit Heinrichs III.235 Aus der Zeit Eduards I. hat lediglich eine Eichenholzkiste die Zeiten überdauert.236 Die vielen Schlösser sind Zeugnis für ein hohes Sicherheitsbedürfnis bei der dauerhaften Lagerung wichtiger administrativer Dokumente. Dies traf nicht nur auf Kodizes zu, da auch Rollen ihren Weg in die Kisten fanden; meist dann, wenn sie der langfristigen Lagerung überführt wurden. In den Kisten konnten die Rollen entweder lose oder in Säcken aufbewahrt werden. Dass Schriftrollen häufig in Säcken, Kodizes dagegen in solchen äußerst selten gelagert wurden, weist auf eine zeitgenössische Perzeption vieler Rollen als transportablere Form hin. Wenn unter Eduard I. in der Verwaltung Portabilität gefragt war, nutzten die Funktionsträger bis auf wenige Fälle Rollen. Fielen diese kleinformatig aus, konnten sie ohne Weiteres nebeneinander in Hanfsäcken aufbewahrt und einfach transportiert werden. Aufgrund ihrer zylindrischen Form konnten sie sich in den Säcken bei Bewegung ohne Beschädigung anpassen und waren dadurch ideal geeignet, um beispielsweise von einem einzelnen Funktionsträger transportiert zu werden. Die Funktionsträger der Finanzverwaltung erachteten die Rolle allerdings nicht per se als mobile Form, wie die zahlreichen großformatigen Schriftrollen belegen. Ein kopertgebundener Kodex war in einem Sack aufgrund seiner rechteckigen Form eher Beschädigungen ausgesetzt als eine Rolle. Wenn auch ein Holzdeckeleinband – welcher bei den Rechnungsbüchern nie zum Einsatz kam – den Kodex vor solchen Beschädigungen problemlos hätte bewahren können, war die rechteckige Form bei jedem Kodex, unabhängig von seinem Einband, kontraproduktiv für seinen Transport in Säcken. Kodizes sind weniger flexibel und anpassungsfähig als klein- und mittelformatige Rollen. Hinzu kommt die Gefahr der Beschädigung der Säcke durch die Bücher. Denn die spitzen Ecken, die teilweise mit Metallbeschlägen verstärkt sein konnten, bargen die Gefahr, den Stoff der Säcke zu durchstoßen. Folglich wurden sie vornehmlich in Kisten gelagert und transportiert. In den Kisten konnten mehrere Kodizes sicher übereinandergelegt werden. Sie waren in denselben auch weitgehend vor Beschädigungen geschützt, da sie horizontal und nicht wie in den meisten Säcken ohne Boden vertikal gelagert wurden. Die Transportvorteile der Rolle gegenüber dem Buch treffen also nur dann zu, wenn die Dokumente in Säcken oder Taschen transportiert wurden. Das bedeutet im Umkehrschluss aber auch, dass die Wahl des Transportmittels (Bote und Pferd versus Karren und Kutsche) sowie davon abhängig das maximal mögliche Gewicht der Umverpa235 TNA Kew, E 27/1, Breite: 1230 Millimeter; Höhe: 340 Millimeter; Tiefe: 320 Millimeter; vier Einzelfächer mit individuellen Schlössern; dekorative Metallbeschläge sowie zwei Metalltragegriffe an den Außenseiten; beschrieben in: Catalogue of Manuscripts, bearb. v. MAXWELL-LYTE, Nr. I, S. 71. 236 TNA Kew, E 27/3, Breite: 1670 Millimeter; Höhe: 770 Millimeter; Tiefe: 920 Millimeter; drei äußere Schlösser und Metallbeschläge; Beschriftung, vermutlich aus dem 16. Jahrhundert: Tryal pieces; beschrieben in: ebd., Nr. III, S. 71.

2 Nutzung  149

ckung für größere Mengen Schriftguts, große Auswirkungen auf die Wahl der Form (Rolle versus Kodex) hatte. Geht man zu Kisten und Truhen sowie in der Neuzeit zu Regalen und Schränken über, bietet der Kodex aufgrund seiner planen Lagerungsmöglichkeit deutliche Vorteile.237 Außerdem wurden die Kisten und Truhen anders als die Säcke durch die Bücher kaum beschädigt. Die übereinander gelagerten Bücher bewahren weitgehend ihre Ordnungsstruktur, während Rollen schnell durcheinandergeraten. Schlussendlich sind in Bezug auf die Lagerungs- und Transportformen mehrere Aspekte hervorzuheben: Theoretisch brachte der gefaltete einen Raumgewinn gegenüber dem gerollten Zustand. Dieser wurde von den mittelalterlichen Verwaltungen praktisch jedoch nicht als solcher wahrgenommen und spielte daher für die Wahl der Aufzeichnungsform keine Rolle. Das lag vielleicht daran, dass die gerollte Form je nach Lagerungsbehältnis einen Schutz bot, der beim gefalteten Zustand lediglich über schwere Einbände erkauft werden musste. Der zweite Aspekt der individuellen versus institutionellen Praktiken zeigt sich in den unterschiedlichen Transportbehältnissen: Wenn ein einzelner Amtsträger des Königs über Land ritt, um beispielsweise Abgaben einzuziehen, Proviant einzuholen oder Erhebungen durchzuführen, griff er für den Transport seiner Aufzeichnungen nicht auf Kisten, sondern Säcke oder Taschen zurück. In diesen beförderte er dann seine Rollen. Für die Institution der Garderobe, welche Dutzende von Kisten für den König und seinen Haushalt transportieren musste, machte es keinen Unterschied, ob sie nun mehr oder weniger befördern musste. Für den einzelnen Amtsträger spielte die Anzahl der zu transportierenden Gegenstände eine große Rolle. Gerade diese Differenz zwischen dem Individuum und der Institution wird hinsichtlich des Transports von Dokumenten auf Seiten der Forschung häufig außer Acht gelassen. Die Übernahme der individuellen Praktiken, das heißt der Rückgriff auf Säcke und Taschen führte dazu, dass die Rolle von den Zeitgenossen als die mobile, der Kodex als die eher immobile Form wahrgenommen wurde, auch wenn die Rolle das von einem theoretischen Standpunkt aus betrachtet nicht war. Der Gegensatz mobil-immobil greift für die Aufzeichnungsformen der Rolle und des Kodex weniger gut als beispielsweise für monumentale Inschriften und Handschriften. Dennoch reflektiert er eine Praxis, die in Bezug auf die zeitgenössische Wahrnehmung der einzelnen Aufzeichnungsformen relevant ist.238 Ein letzter, in der Forschung bisher überhaupt nicht angedachter Aspekt betrifft die symbolische Seite der Aufbewahrung. Zentral ist die Frage, mit welchen anderen administrativen Dokumenten Rollen und Kodizes gemeinsam gelagert wurden und welcher Platz ihnen im Archiv oder in der Schatzkammer des Herrschers zugeordnet wurde. In der königlichen Garderobe kamen bei der Aufbewahrung von Dokumenten im Wesentlichen drei Ordnungsschemata zum Tragen: das Provenienzprinzip, 237 KÖSSINGER, Schriftrollen, S. 461–463. 238 Siehe zur mittelalterlichen Wahrnehmung der Schriftrolle als portable Form: ebd.

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die Chronologie sowie das Pertinenzprinzip. Bei Ersterem wurden solche Dokumente gemeinsam aufbewahrt, die sich auf einen Amtsträger bezogen oder von ihm genutzt wurden.239 Bei der Ordnung nach dem Berichtszeitraum wurden Dokumente desselben Exchequer- respektive Regierungsjahres zusammen gelagert.240 Bei der Strukturierung nach Sachbetreffen wurden all jene Dokumente gemeinsam aufbewahrt, die denselben Betreff hatten, so beispielsweise diplomatische Verbindungen zu einem anderen Fürsten.241 Nicht zu vergessen ist jedoch, dass in vielen Fällen kein Ordnungsschema erkennbar wird oder es im Laufe der Zeit verloren ging.242 Ein aufschlussreicher Fall für die Aufbewahrungspraxis der Garderobe ist die stellenweise durchgeführte Trennung zwischen den Rechnungsarten. So wurden die Rechnungsbücher der Garderobe des Prinzen von Wales gemeinsam mit den Haushaltsrollen in einer hölzernen, mit Leder überzogenen und mit Metallbeschlägen versehenen Kiste aufbewahrt.243 Die Trennung zwischen den Büchern und finalen Haushaltsabrechnungen auf der einen und den übrigen Rechnungsrollen auf der anderen Seite zeigt, dass die wichtige Stellung dieser Dokumente innerhalb der administrativen Schriftlichkeit auch bei der Lagerung beachtet wurde. Denn das separate Aufbewahren gewährleistete das schnelle Wiederauffinden und damit den unmittelbaren Zugriff auf jene Rechnungen, die zentral für die Abrechnungssitzungen mit der Garderobe beziehungsweise mit dem Schatzamt waren. Eine besondere hierarchische Stellung der Rechnungsbücher gegenüber den Rechnungsrollen kann aus dieser Praxis allerdings nicht abgeleitet werden. Ausschlaggebend für die gesonderte Lagerung waren Funktion und Stellung innerhalb der Dokumentationssystematik. Es kam im Transportwesen häufig vor, dass die Rechnungsbücher der Garderobe eine Sonderbehandlung erfuhren. Beispielsweise transportierten eigens abgestellte

239 BL London, Add. Ms. 7965, fol. 16v: Et pro quodam coffro empto pro diversis scriptis et litteris existentibus sub custodia contrarotulatoris, XVII die Martii, XVIII d. 240 TNA Kew, E 101/369/11, fol. 37r: Coffrum emptus: Nicholo Albot pro uno coffino de corio ferro ligato empto de eodem pro litteris, indenturis et aliis memorandis garderobe de anno presenti XXXIIIIto infraponendis et salvo custodiendis per manus proprias apud Westmonasterium, IXO die Junii – XVIII d. 241 BL London, Add. Ms. 7965, fol. 16v: Eidem pro uno coffino de corio ligato empto pro diversis scriptis tangentibus confederationem factam inter regem Anglie et comitem Fflandrie imponendis III s. 242 BL London, Add. Ms. 8835, fol. 11v: Coffinus emptus: Ricardo de Lincolnia pro uno coffino de corio ferro ligato ab ipso empto pro litteris, rotulis, indenturis et aliis memorandis garderobe infraponendis per manus proprias apud Strivelyn, XVII die Julii – XVIII d. 243 TNA Kew, E 101/363/18, fol. 7v: Barilli, coffri, sacci et alia munitia pro servicio principis: Waltero de Bardeneye, coffro London’ […] Et pro uno pari coffro nigro corio cooperatorum ferro ligato pro libris garderobe et rotulis hospicii infra portandis et cariandis XII s.

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Packpferde jene Kisten, in denen sich die Kodizes der Garderobe befanden.244 Der Kontrolleur der Garderobe, der für die Rechnungsbücher verantwortlich war, bekam zudem eigene Pferde zugesprochen.245 Obgleich die Bücher sicher zumeist gemeinsam mit anderen Artefakten transportiert wurden, fanden sie innerhalb der Rechnungsposten doch häufig als einzige Gruppe gesonderte Erwähnung.246 Dies darf durchaus mit einer herausgehobenen Stellung unter den administrativen Dokumenten, schlechterdings den Artefakten der Garderobe in Verbindung gebracht werden. Dafür steht schließlich die enge Verbindung zwischen den Rechnungsbüchern und den Preziosen des Königs.247 Beide wurden häufig gemeinsam transportiert und gelagert. Darüber geben die Inventare der Schatzkammer des königlichen Haushalts Auskunft. Die Rechnungsbücher finden sich darin gemeinsam mit Reliquien, Schmuck und Edelsteinen oder Heiligenviten und liturgischen Büchern im Schatz der königlichen Garderobe versammelt.248 Zwar sind in ihrem Umfeld bisweilen

244 Liber quotidianus, hrsg. v. TOPHAM, S. 79: Dno’ Petro de Colingeburn, pro uno equo nigro empto de eodem et liberato Johanni de Leuefham, sometar’ garderobe Regis ad unum somerum pro coffris cum libris de comp’ ejusdem garderobe portand’ – 10 lb. 245 TNA Kew, E 101/369/11, fol. 40r: Domino Johanni de Wynton’, clerico, pro uno equo ferrando empto de eodem apud Londinium et liberavit per Philippum de Leghton’, Williamo Ffrich, sometariis, ad portandos coffros de contrarotulatoris garderobe – X m. 246 Ebd., fol. 50r: Cariagium librorum garderobe: Thome de London’, clerico, pro expensis suis et aliorum in comitata sua existentium veniendo de Wynton’ usque Westmonasterium cum libris et aliis memorandis compotorum garderobe tangentibus et pro cariagis eorundem librorum inter loca predicta per manus proprias apud Wynton’, XIIO die Aprilis – XVI s. VIII d., fol. 55r: Druel, clericus: Domino Williamo Druel, clerico, emiti de Westmonasterio usque Northt’ cum libris, memorandis et aliis hernasies garderobe pro expensis suis et aliorum clericorum ejusdem garderobe in comitata sua enuntium inter loca predicta, ac etiam pro vadiis et expensis quorundam sagitariorum et aliorum peditum omnia predicta conducentium, mense Junii anno presenti per manus proprias – LIX s. X d. 247 Ebd., fol. 39r: Passagium clericorum et harnesiorum garderobe: Johanni de Barton’, batillario, passanti in batello suo clericos, coffros cum libris et jocalibus et aliis harnasiis garderobe regis ultra aquam de Humbr’ pro stipendio suo et IIIIor aliorum batillorum sociorum suorum per manus proprias apud Balton’, XXIO die Julii – III s. 248 Für die Amtszeit William Langtons: BL London, Add. Ms. 7965, fol. 142r: Jocalia remanentia in fine anni XXIIIIti de jocalibus receptis de domino Waltero de Langeton’ de jocalibus regis remanentibus in custodia ejusdem domini Walteri, tempore quo fuit custos garderobe regis, fol. 145r–v: [145r] In coffro de Ff minori remanent: Duo libri garderobe de anno regni regis Edwardi XVO. Duo libri garderobe de anno regni regis Edwardi XVIO. [145v] Duo libri garderobe de anno regni regis Edwardi XVIIO. Duo libri garderobe de anno regni regis Edwardi XVIIIO. Rotuli diversi in pocheis de canabo et sive pocheis de compotis garderobe de diversis annis et de compotis aliorum redduntur in garderobam. Unus liber, qui incipit: ‚Ut mundo sancte Utilis‘. Unus liber, qui incipit: ‚Sanctissimo ac reverentissimo in Christo patri‘. Einige Jahre später wurden derselben Kiste auch die Rechnungsbücher der Jahre von 1290 bis 1292 hinzugefügt (E 101/357/13, mem. 3d: In coffro de F minorum […] Item libri garderobe de annis XIXO et XXO). Es kamen allerdings nicht allein spezifische Nennungen vor (E 101/357/10, rot. 1: Unus longus coffrus cum libris, rotulis et aliis memorandis; E 101/357/13, mem. 4: Unus panerus corius, cooperius, ferrus ligatus, in quo continentur libri garderobe de diversis annis et alii rotuli diversi de tempore magistri Williami de Luda).

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auch Schriftrollen anzutreffen, doch wurden allein die Rechnungsbücher der Garderobe individuell aufgelistet, während die Rollen nur gesammelt Erwähnung finden. Bei den in den Inventaren hervorgehobenen Kodizes handelt es sich in allen nachweisbaren Fällen um die Hauptbücher der Garderobe. Dies zeigt erneut, dass ihnen nicht allein in der Buchführung eine Sonderstellung zukam. Sie wurden mit den Preziosen des Königs in der Schatzkammer tradiert. Daher waren die Rechnungsbücher der Garderobe aus der zweiten Regierungshälfte Eduards I. nicht nur reine Verwaltungsdokumente, sie symbolisierten als wertvolle Artefakte die Institution der Garderobe, mithin sogar die königliche Macht. Nach der Analyse der Transport- und Lagerungspraktiken königlicher Dokumente bleibt ein zwiegespaltenes Bild. Die Untersuchung der Topologie in Verbindung mit der Materialität des Schriftguts demonstrierte eine deutliche Divergenz zwischen modernen theoretischen Überlegungen und mittelalterlicher Praxis. Raumtechnisch war das Falten effizienter als das Rollen. Allerdings zeigt die Praxis des 13. und 14. Jahrhunderts, dass diese Überlegungen in der königlichen Finanzverwaltung Englands nicht von Bedeutung waren. Im Hinblick auf die Transportabilität können die dargelegten gegensätzlichen Forschungspositionen nicht gänzlich aufgelöst werden. Wie bereits im Zusammenhang mit der Herstellung der Dokumente deutlich wurde, gab es innerhalb der Schriftlichkeit der königlichen Finanzverwaltung zu viele Formen und Formate, als dass ein singulärer Erklärungsansatz greifen könnte. Auf dieses Problem wies bereits Olivier de Laborderie hin. Auch er betonte, dass die diversen Formate des Kodex keine Verallgemeinerungen zuließen.249 Theoretisch waren Rollen gegenüber holzdeckelgebundenen Kodizes leichter. Da diese Einbandtechnik allerdings sehr selten zur Anwendung kam und hingegen der leichte Koperteinband dominierte, muss man dieses Argument relativieren. Dennoch scheint die königliche Verwaltung die Form der Rolle eher als das Buch mit dem Konzept der Transportabilität verbunden zu haben. Dies belegen in erster Linie die kleinformatigen Rollen, die in der königlichen Verwaltung quasi kein kodikales, formatgleiches Gegenüber kannten. Es wäre jedoch ein Kurzschluss, die Rolle grundsätzlich mit Portabilität zu verbinden. Dies taten auch die mittelalterlichen Zeitgenossen nicht, verwendeten sie doch auch häufig großformatige, umfangreiche, zugleich schwere und unhandliche Rollen. Die Analyse der Realien, welche zum Transport der Rollen und Kodizes herangezogen wurden, eröffnet einen plausiblen Erklärungsansatz für diese Divergenz zwischen Theorie und Praxis. Die Bücher wurden in Kisten gelagert, wohingegen die gängigste Aufbewahrungsart von Rollen der Sack oder die Tasche war. Im Gegensatz zur sperrigen Kiste konnten die flexiblen Säcke und Taschen ohne Weiteres auf Reisen mitgeführt werden. Hier war das Gewicht des zu transportierenden Gegenstands ausschlaggebend.

249 LABORDERIE, Histoire, S. 63 f.

3 Institutionelle Routine und Identität



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Die Untersuchung brachte überdies einen Praxis- und Perzeptionstransfer zum Vorschein, welcher vom individuellen Amtsträger der königlichen Verwaltung ausgehend in die Institutionen drang. Denn die Mobilität eines Schriftträgers hatte für die Einzelperson einen höheren Stellenwert als für die Institution, und die Institution übernahm gerade diese individuellen Praktiken und Routinen.

3 Institutionelle Routine und Identität Die Schriftrolle steht für den englischen König, sie verkörpert seine Verwaltung.250 In diesem Satz lässt sich eine im englischen und französischen Sprachraum verbreitete Forschungsmeinung über die Schriftlichkeit der königlichen Verwaltung Englands prägnant fassen. Erstmals wurde die These von der symbolstiftenden Bedeutung der Rolle als königliche Form mit entsprechender Autorität in Bezug auf Gesetzessammlungen des ausgehenden 13. Jahrhunderts aufgestellt, die außerhalb der königlichen Sphäre angelegt wurden. Die Gesetze des Königreichs wurden zwar auch in Büchern festgehalten, doch findet sich eine größere Zahl an Rollen, sowohl des Kanzlei- als auch des Exchequer-Stils. Da die Gesetzestexte vom König selbst stammten, seien sie auf einer Form aufgezeichnet worden, welche die Autorität des Herrschers verkörperte.251 In eine ähnliche Richtung stieß die Forschung im Kontext genealogisch-historiographischer Rollen. Bei den königlichen Genealogien, die im ausgehenden 13. Jahrhundert erstmals in England aufkamen, sei die herausgehobene Stellung der Rollen (Kanzlei-Stil) mit ihrem Rang als königliche Form zu erklären. Die Königsgeschichte wurde auf der autoritativ aufgeladenen königlichen Aufzeichnungsform festgehalten; sie wurde damit zur offiziell autorisierten Geschichte.252 In diesem Kapitel wird aufbauend auf den aktuellen Forschungssträngen der Kulturgeschichte der Verwaltung253 diskutiert, inwiefern institutionelle Routinen die Wahl des Aufzeichnungsmediums beeinflussten. Spezifische Praktiken und mit ihnen verbundene Schriftstücke entsprangen in den wenigsten Fällen dem Genius eines einzelnen Funktionsträgers der Verwaltung. Meist entwickelten sie sich aus festen Routinen. Dies hob Ulla Kypta bereits mehrfach in ihren Untersuchungen über den Ursprung und die Entwicklung des Exchequer im 12. Jahrhundert anhand der Pipe Rolls hervor.254 Nicholas Vincent und Barbara Bombi haben diesen Punkt für

250 SKEMER, Archives, S. 198. Diese Hypothese wurde in der späteren Forschung übernommen (ROFormat of Books, S. 45). 251 SKEMER, Archives, S. 198. 252 LABORDERIE, Histoire, S. 75–79. 253 Siehe hierzu Kap. I, S. 4 f. 254 KYPTA, Bürokratische Routinen; dies., Autonomie; dies., Selbstreproduzierende Abrechnungen; dies., Way. BINSON,

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die Schriftlichkeit der königlichen Verwaltung Englands allgemein stark gemacht.255 Nach ihnen war es die jahrhundertelange Tradition der Rollenaufzeichnung, die zum Festhalten an dieser Form im späten Mittelalter und in der frühen Neuzeit führte. Schriftstücke konnten damit auch identitätsbildend sein. Mit Blick auf die königliche Finanzverwaltung Englands ist demnach zu fragen, ob die Wahl einer bestimmten Aufzeichnungsform (Rolle oder Kodex) zur Identität einer Institution beigetragen hat oder ob sich die Institution gar über eine spezielle Aufzeichnungsform definierte. Im Kern geht es um die Frage der institutionellen Identität. Am eindrücklichsten lassen sich institutionelle Routinen anhand der Kassenaufzeichnungen verdeutlichen (Abb. 4 und 9). Diese unter Eduard I. eingeführte Rechnungsform existierte sowohl im Exchequer als auch in der Garderobe.256 Sie waren seit den 1280er-Jahren im Exchequer nachweislich in Gebrauch. Wie für alle anderen Rechnungsserien wählten die Schreiber der Kammerherren (chamberlains) des Schatzamts die Schriftrolle als Aufzeichnungsform aus. Im Zuge des starken Austausches von hochrangigem Verwaltungspersonal zwischen dem Exchequer und der Garderobe in den 1290er-Jahren fanden die Kassenaufzeichnungen ihren Weg in die Finanzverwaltung des königlichen Haushalts. Das zweispaltig angelegte Layout der Rechnungen sowie die Funktion derselben als Kontrollinstrument der Barmittel blieben erhalten. Allerdings übernahm der Schreiber des Koffers der Garderobe nicht die Form der Schriftrolle vom Schatzamt. Seine Wahl fiel auf den Kodex. Diese Entscheidung war von tiefgreifenden Routinen geleitet. Seit der Übernahme des Kodex für Rechnungsdokumente Ende der 1270erJahre waren zum Zeitpunkt der Einführung der Kassenbücher um 1300 bereits mehr als 20 Jahre vergangen; zwei Jahrzehnte, in denen sich der Kodex mehr und mehr zur Leitform der Garderobe entwickelt hatte. Selbstverständlich blieb die Rolle weiterhin ein zentrales Medium innerhalb der Garderobe. Doch seit den frühen 1290er-Jahren gewann der Kodex die Funktion einer Hauptform für die finalen Abrechnungen der Garderobe sowie wichtiger Kreditaufzeichnungen. Fernerhin war das Rechnungsbuch von nun an das Medium der Wahl für wichtige Inhalte im Aufzeichnungssystem der Garderobe. Diese herausgehobene Stellung des Kodex war der administrativen Praxis geschuldet. In dieser entwickelte sich das Rechnungsbuch von der bloßen verwaltungsinternen Form der 1270er-Jahre im Laufe der 1280er-Jahre zu einem Hauptmedium der Garderobe. Daher wurde am Ende der 1290er-Jahre die innovative neue Aufzeichnungsform der Kassenrechnungen auch in einen Kodex geschrieben und nicht auf eine Rolle. Die Wahl der Aufzeichnungsform – Rolle im Exchequer und Kodex in der Garderobe – spiegelt somit hauptsächlich die Routinen der jeweiligen Institution wider. Der langsame Bedeutungszuwachs des Buches wird auch anhand der kriegslogistischen Abrechnungen deutlich, die als zweites Beispiel dienen. Legte man sie 255 VINCENT, Rouleaux, S. 67–69; BOMBI, Pragmatic Methods, S. 220–227. 256 Siehe hierzu und zum Folgenden: Kap. III.4.3.

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während der walisischen Kampagnen (1277–1283) noch ausschließlich in Rollenform an, wurden sie zu Beginn der 1290er-Jahre im anglofranzösischen Krieg (1294–1298/ 1303) bereits stellenweise in Büchern verzeichnet. Schließlich erlangte der Kodex um 1300 während des angloschottischen Konflikts (1296–1307) eine Monopolstellung für die finalen Abrechnungen der Kriegslogistiker. Diese stufenweise Entwicklung verlief im Gleichschritt mit der Ausweitung der Verwendungskontexte des Kodex in der Garderobe selbst. Die Routine der Garderobe färbte somit auf die Kriegslogistiker ab. Um 1300 wurde es quasi zur Norm, wichtige Rechnungsdokumente, zu denen die kriegslogistischen Jahresrechnungen zu zählen sind, in Kodizes und nicht mehr auf Rollen niederzuschreiben.257 Als drittes Beispiel für institutionelle Routinen bieten sich die Onus Scaccarii Rolls und ihr Überlieferungskontext an. Denn an ihnen können der Informationsfluss zwischen den beiden Zentralinstitutionen der königlichen Finanzverwaltung Englands und der mit ihnen einhergehende Formenwechsel veranschaulicht werden.258 In den meisten Fällen waren die Rechnungen in einen Kreislauf eingebunden, der mit einer Zahlung initiiert und einer Rechnungslegung abgeschlossen wurde. Bei den Onus Rolls begann dieser Kreislauf mit den Barauszahlungen des Schatzamts an die Garderobe oder an ihre Gläubiger. Seinen Abschluss fand der Kreislauf wiederum mit der Rechnungslegung der Garderobe vor den Baronen des Exchequer. Der Beginn und das Ende des Kreislaufes definieren gleichzeitig die Hauptaufgaben des Schatzamts in Relation zur Garderobe: Sie bestanden aus der Rechnungskontrolle sowie der Versorgung der Garderobe mit Bargeld beziehungsweise der Begleichung von ausstehenden Schulden. Über seine Auszahlungen führte das Schatzamt Buch. Aus Voraufzeichnungen wurden im Laufe des Rechnungsjahres zwei Auszahlungsrollen (Issue Rolls) in zwei- beziehungsweise dreifacher Ausfertigung angelegt. Diese Auszahlungsrollen enthielten alle Ausgaben des Schatzamts. Darum extrahierten die Schreiber der Kammerherren des Exchequer aus den Auszahlungsrollen zweimal im Jahr jene Zahlungen, die zuvor an den königlichen Haushalt geleistet worden waren. Die relevanten Posten wurden auf eine separate Rolle (Onus Roll) kopiert. Nach erfolgter Kompilation sandte der Exchequer die Rolle an die Garderobe. Dies war notwendig, da die Garderobe so über die Zahlungen des Schatzamts an ihrer statt einfach Informationen gewinnen konnte. Die Kompilation der Jahresendrechnungen der Garderobe konnte sodann über die Onus Rolls erfolgen. In der Garderobe angekommen, wurden die Onus Rolls mit eigenen Aufzeichnungen abgeglichen und in das Hauptbuch kopiert. Diesen Kodex legten die Verantwortlichen schließlich dem Exchequer zur Kontrolle vor. Nach erfolgreicher Prüfung kopierten die Schreiber des Schatzamts den Inhalt des Kodex wiederum komprimiert auf einer Rolle, von der aus die finale Abrechnung der Gar257 Siehe hierzu Kap. III.4.4. 258 HOLZ, Onus Scaccarii Rolls.

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derobe Eingang in die Pipe Rolls fand. Damit wurden der Zahlungs- und Dokumentationskreislauf zu einem Ende geführt. Dieser Befund konturiert das für die Kassenaufzeichnungen gewonnene Bild: Die institutionelle Routine des Exchequer, Rollen für Rechnungsaufzeichnungen zu verwenden, greift auch für die mit der Garderobe in Verbindung stehende Dokumentation. Auf der anderen Seite nutzten die Schreiber der Garderobe in gewohnter Routine den Kodex für ihre wichtigen Rechnungsaufzeichnungen. Die jeweilige institutionelle Routine war so wirkmächtig, dass selbst dann auf das eigene Medium zurückgegriffen wurde, wenn einem das jeweils andere präsentiert wurde: Die Garderobe nutzte den Kodex, auch wenn sie vom Exchequer eine Rolle zugesandt bekam, und der Exchequer wählte die Rolle, obgleich ihm von der Garderobe ein Kodex vorgelegt wurde. Besonders das Festhalten des Schatzamts an seinen Rollen demonstriert die Kraft, die Routinen innerhalb administrativer Systeme haben. Denn obwohl es einen personellen Austausch zwischen den beiden Institutionen gab, obwohl man über die Auditsitzungen in direkten Kontakt mit Rechnungsbüchern kam und obwohl man eigene kodikale Aufzeichnungen nutzte, blieb man im Exchequer beim bestehenden, allein auf Schriftrollen basierenden System der Rechnungsführung. Dieser letzte Befund stützt nicht nur die These von starken und selbstständigen Routinen innerhalb der jeweiligen Institution, sondern fordert den Forscher oder die Forscherin geradezu heraus, den interpretativen Schritt in Richtung einer institutionellen Identität zu gehen. Kombiniert man die Alterität des Kodex von der sonst üblichen Form der Schriftrolle für Rechnungsaufzeichnungen mit dem Bedeutungszuwachs der Garderobe innerhalb des administrativen Systems unter Eduard I., könnte die Wahl des Buches auch mit einer starken Identitätsbildung auf Seiten der königlichen Garderobe verbunden sein. Besonders unter Eduards Herrschaft, während der so zahlreiche kostenintensive Kriege geführt wurden, die von der Finanzverwaltung alles abverlangten, übernahm die Garderobe aufgrund ihrer Zuständigkeit für den mobilen kriegsführenden Haushalt einen aktiveren Part gegenüber dem Exchequer als noch in den Jahrzehnten zuvor. Die Materialität der Rechnungen erlaubt es, einen alternativen Blick auf den Diskurs in der Forschung der letzten 100 Jahre zu werfen, der sich mit dem Verhältnis der beiden zentralen Finanzinstitutionen des Königreichs befasst. Lange Zeit interpretierte die Forschung die Beziehung zwischen Exchequer und Garderobe als eine der Konkurrenz. Erst in den letzten Jahren wandten sich einige Forschende von dieser Deutung ab und betonten stärker die Zusammenarbeit beider Institutionen, deren zentrale Aufgabe es war, den König mit Finanzmitteln zu versorgen und dadurch seine Herrschaft zu ermöglichen.259 Die unterschiedlichen Formen der Rechnungsführung spiegeln dieses Nebenund Miteinander der Garderobe und des Schatzamts wider. Die Garderobe nutzte 259 Siehe hierzu Kap. I, S. 7 f.

3 Institutionelle Routine und Identität

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nicht mehr allein das vom Exchequer übernommene System der Rechnungsführung auf Rollen, sondern legte sich mit dem Buch eine Form zu, die das Schatzamt für Rechnungen gerade nicht nutzte. Das Rechnungsbuch fungierte somit als Kennzeichen der Garderobe. Dieses Argument gewinnt an Gewicht, wenn man sich vor Augen führt, dass das Schatzamt über seine (Stapel-)Rollen auf eine Form zurückgriff, die im gesamten Königreich bekannt und möglicherweise sogar direkt mit dem Exchequer in Verbindung gebracht wurde. Dahingegen war das Rechnungsbuch der Garderobe eine relativ neue Form, ein Alleinstellungsmerkmal, welches für ein gesteigertes Selbstständigkeitsbedürfnis gestanden haben mag. So attraktiv die Interpretation der Wahl einer neuen Form (Kodex in der Garderobe) oder das Festhalten an einer alten Form (Rolle im Exchequer) als Zeichen einer institutionellen Identität auch ist, bleibt eine Annäherung über einen hypothetischen Grad hinaus schwer. Dies ist in erster Linie dem Fehlen zeitgenössischer Metatexte zuzuschreiben. Ohne selbstreflektierende Texte, die über die Entscheidungen und Praktiken der Verwaltung aus der Sicht der Funktionsträger berichten, kann eine Interpretation, die auf Identität abzielt, eben nur hypothetisch bleiben. Dessen ungeachtet wird anhand eines vierten und letzten Beispiels deutlich, dass die Garderobe seit der Zeit Eduards I. eine eigene graphische Standardisierung anstrebte.260 Zeugen hierfür sind die Hauptbücher und Hauptkreditbücher (Abb. 8 und 12). Seitdem zu Beginn der 1290er-Jahre, unter dem Führungsduo Walter Langton als Hüter und John Droxford als Kontrolleur, die Garderobe ihre finalen Abrechnungen vor dem Exchequer nicht mehr in Form von Rollen, sondern mittels Kodizes präsentierte, lässt sich ein hoher Grad der Standardisierung dieser Bücher feststellen. Neben einem repräsentativen, gleichförmig gestalteten Einband waren auch der Aufbau und das Layout der Bücher äußerst einheitlich.261 Dies beschränkt sich bei Weitem nicht allein auf die Zeit Eduards, sondern zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte 14. Jahrhundert. Auch die Haupt- und Hauptkreditbücher Eduards II. und Eduards III. gleichen in ihrem Aufbau und Erscheinungsbild weitgehend denen Eduards I. aus der zweiten Regierungshälfte. Diese Uniformität der Hauptbücher ist erneut mit den Verwaltungsroutinen zu erklären. Doch die Routinen allein genügen nicht, diesen Standardisierungsschub seit den 1290er-Jahren vollends zu plausibilisieren. Zusätzlich zur Routine kann man eine gewisse identitätsstiftende Funktion der Rechnungsbücher annehmen. Denn während die individuellen Schreibpraktiken für die internen Rechnungsdokumente der Garderobe während der gesamten Zeit ausgeprägt waren, bemühten sich die Schreiber um Einheitlichkeit. Dies ist mit der Funktion dieser Rechnungskodizes zu erklären, die man den Baronen des Exchequer zur rechnerischen Kontrolle sowie dem König und seinem Rat zur Billigung vorlegte. Die Hauptbücher waren keine internen Rechnungsdokumente mehr, sondern repräsentierten die Garderobe und ihre 260 Siehe hierzu unter anderem Kap. III.4.1, S. 71–73. 261 SoA London, Ms. 120; Ms. 121; BL London, Cot. Ms. Nero C VIII; JRL Manchester, Lat. Ms. 132.

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verantwortlichen obersten Funktionsträger: Sie waren die Plakate der Garderobe.262 Während die repräsentative Urkunde im Mittelalter den Herrscher (Urkundenaussteller) repräsentierte, stand das einheitliche Hauptbuch für die herrschaftliche Institution der Garderobe. Sowohl der König als auch die Amtsträger des Schatzamts wussten, sobald sie ein solches Rechnungsbuch sahen, dass dies aufgrund seiner äußeren Form und seines inneren Aufbaus zur Garderobe gehörte. Dass die Hauptbücher ihren Platz unter den Preziosen des Herrschers fanden, unterstreicht ihre repräsentative und identitätsstiftendende Bedeutung. Die Hauptbücher bildeten somit eine graphische Gemeinschaft, welche sie unmittelbar mit der Institution der königlichen Garderobe verband. Graphische Gemeinschaften (graphic community; communauté graphique) bauen auf gemeinsame optische Merkmale, die eine Gruppe als solche identifizierbar machen.263 Vergleichbar ist die graphische Gemeinschaft der Hauptbücher in der Garderobe mit den Pipe Rolls des Schatzamts, die über ihren Aufbau, ihr Layout und ihre Schrift über das gesamte Mittelalter und die Neuzeit hinweg eine visuelle Einheitlichkeit konstituierten, die sie untrennbar mit dem Exchequer verknüpfte.

4 Zwischenergebnis Ein monokausaler Grund für die Wahl des Kodex oder der Rolle konnte in der Finanzverwaltung Eduards I. nicht gefunden werden. Dieser Befund widerspricht vielen gängigen Forschungsmeinungen, die sich zumeist auf einen oder einige wenige Faktoren konzentrieren. Aufgrund der Vielfalt an Formen, Formaten und Funktionen sowie Gebrauchskontexten und Inhalten ist eine monokausale, allumfassende Erklärung nicht haltbar. Es müssen stets mehrere Interpretationsansätze gewählt werden. Obschon einzelne Aspekte keine pauschalen Erklärungen liefern, können sie trotz allem Antworten für bestimmte Gruppen der in der englischen Finanzverwaltung verwendeten Rollen und Kodizes geben. Die Resultate und Thesen, die aus der Analyse der Materialität der Schriftzeugnisse und deren Praxeologie in der englischen Finanzverwaltung des ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhunderts gewonnen wurden, können bei aller Vorsicht nicht allein für England oder die Zeit Eduards I. Gültigkeit beanspruchen, sondern darüber hinaus allgemein für spätmittelalterliche Verwaltungen und ihren Umgang mit Schriftlichkeit ins Feld geführt werden. Insofern ist die Untersuchung der Frage nach der Wahl der Aufzeichnungsform zugleich ein Weg in die Arbeits- und Denkweisen vormoderner Verwaltungen.

262 Diese Formulierung ist in Anlehnung an den von Peter Rück (1934–2004) geprägten Ausspruch der „Urkunde als Plakat des Mittelalters“ gedacht (RÜCK, Urkunden als Plakate). 263 BERTRAND, Écritures ordinaires, S. 199–242; basierend auf den Überlegungen von STOCK, Implications; ders., Textual Communities.

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Die Ergebnisse im Bereich der Nutzungsanalyse fielen divergent aus. Häufig bestand in der ersten Regierungshälfte Eduards I. keinerlei Interesse daran, die materiellen Möglichkeiten, welche eine spezielle Form bot, gänzlich auszuschöpfen. Erst die Reformen im Exchequer sowie die zunehmenden Finanzierungsprobleme der Kriege des Königs zwangen die Garderobe in den 1290er-Jahren dazu, ihre (Kredit-) Rechnungen in einer Weise aufzuzeichnen, welche die langfristige Nachverfolgbarkeit und Nutzung gewährleisteten. Dafür wählten die Schreiber dezidiert nicht die Rolle, sondern die Form des Kodex. Es konnte allerdings auch gezeigt werden, dass diese Wahl nicht unbedingt den Nutzungsvorteilen des Buches geschuldet war. Denn auch mittels Stapelrollen, wie sie das Schatzamt verwendete, konnte man gezielt Informationen nachschlagen. Die Nutzungsanalyse offenbart mehrere wichtige Einblicke in die Verwaltung und ihre Schriftlichkeit. Über die dem Kodex beinahe gleichgestellte Nutzungsmöglichkeit der Stapelrolle lässt sich durchaus erklären, warum das Schatzamt für seine Rechnungsaufzeichnungen an der Rolle festhielt und nicht wie die Garderobe zum Buch umschwenkte. Die Vorteile der Stapelrolle gegenüber fortlaufend angelegten Rollen (Kanzlei-Stil) demonstrieren ebenso deutlich, welche Unterschiede innerhalb der Aufzeichnungsform Rolle bestanden, denn eine derartig gute Nachschlagbarkeit bestimmter Inhalte, wie sie die Stapelrollen aufwiesen, konnten fortlaufende Rollen nicht bieten. Dies erklärt auch, warum das Schatzamt für all jenes Schriftgut, das er über die eigentliche Abrechnung beziehungsweise Aufzeichnung hinaus gebrauchte, im Regelfall auf die Stapelrolle setzte. Trotzdem muss beachtet werden, dass der Kodex Nutzungsmöglichkeiten bot, welche die Stapelrolle zwar theoretisch hatte, die von den Zeitgenossen aber praktisch nicht genutzt wurden. Darunter fallen zuvorderst Signakel und Inhaltsverzeichnisse. Wenn auch nicht bei allen, so kamen diese speziellen Nachschlagehilfen doch bei den wichtigen Rechnungsbüchern der Garderobe und Kodizes des Exchequer zum Einsatz. Schließlich führen die Kredit- und Schuldbücher der Garderobe vor Augen, dass zumindest für manche Serien ihrer Rechnungsbücher das Argument einer ausgedehnten Laufzeit und Nutzungsdauer greift. Dabei zeigt sich erneut, dass die Wahl des Buches nicht pauschal erklärt werden kann, sondern zumeist individualisierte Lösungsansätze für die jeweilige Quellengattung und den jeweiligen Nutzungskontext gefunden werden müssen. Ein großer Teil der Nutzungsanalyse entfiel auf die Praktiken der Aufbewahrung und des Transports des Schriftguts. Dies liegt zum großen Teil daran, dass dieser Bereich in der Forschung eine hohe Aufmerksamkeit erfährt. Einige Forscherinnen und Forscher hoben die Vorteile der Rolle für Lagerung und Transport hervor, während wiederum andere den Kodex als die mobilere der beiden Formen interpretierten. Die vorliegende Untersuchung konnte dieses divergente Bild nicht vollends auflösen. Unabhängig von den Praktiken der englischen Finanzverwaltung bot der gefaltete gegenüber dem gerollten Zustand eines Schriftstücks einen Raumvorteil. Dieser

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spielte in der Praxis der Verwaltung jedoch anscheinend keine Rolle. Die institutionellen Praktiken basierten vielmehr auf den Nutzungserfahrungen individueller Schreiber und Amtleute. Aufgrund ihrer Mobilität benötigten sie Transportbehältnisse und -formen, welche leicht zu befördern waren. In der Regel wählten sie daher Säcke oder Taschen. Denn Kisten und Truhen, welche in den Institutionen zum Einsatz kamen, waren wesentlich schwerer und unhandlicher. Für Rollen eigneten sich wiederum Kapseln und Säcke am besten. Ihre zylindrische Form ermöglichte eine große Flexibilität bei gleichzeitigem Schutz des Inhalts. Die Verbindung von Säcken und Taschen mit Schriftrollen führte zur Perzeption der Rolle als mobilere der beiden Formen. Trotz allem wurden Rollen nicht per se als die mobile Form betrachtet oder verwendet, wie zahleiche Beispiele außerordentlich großer und teilweise unhandlicher Serien belegen. Die Trennung der institutionellen von der individuellen Ebene ist auch bei der Analyse der Produktion der schrifttragenden Artefakte erforderlich, denn die in der Forschung formulierten Hypothesen der einfacheren und kostengünstigeren Herstellung von Schriftrollen gegenüber Büchern haben in ihrer Generalität und Monokausalität keinen Bestand. Dennoch dürfen sie bei einer differenzierteren Betrachtung in Kombination mit weiteren Faktoren durchaus als Grund für die Wahl der Rolle gesehen werden. Die Untersuchung der Handschriftenproduktion macht deutlich, dass sich Rolle und Buch in ihrer Herstellung nur an wenigen Punkten voneinander unterschieden. Die einzelnen Produktionsschritte waren meist sogar deckungsgleich. Auch das Argument der einfacheren Erweiterungsfähigkeit der Schriftrolle sticht im Wesentlichen nur gegen den bereits gebundenen Kodex. Da man jedoch die noch ungebundenen Lagen beschrieb, konnten auch diese problemlos erweitert oder gekürzt werden. Generell musste man beim Kodex jedoch aufgrund seiner Lagenstruktur mehr Planungsaufwand betreiben als bei der Rolle. War der Kodex schließlich gebunden, bot die fortlaufende Rolle (Kanzlei-Stil) den Vorteil der einfacheren Erweiterungsmöglichkeit. Für die Stapelrollen (Exchequer-Stil) trifft dieses Argument wiederum nicht zu, da auch hier – wie beim Buch – im Falle der nachträglichen Erweiterung die Bindung aufgelöst werden musste. Die Funktion der problemlosen Erweiterungsfähigkeit gegenüber dem Kodex kommt somit nur einem Teil der Rollen in bestimmten Konfigurationen zu. Eng verbunden mit der Produktion sind die Kosten. Das Preisargument, welches von der Forschung zumeist in einem Atemzug mit der einfacheren Herstellung der Schriftrolle vorgebracht wird, kann auf institutioneller Ebene verworfen werden. Ein wirklicher Kostenunterschied zwischen Rollen und Kodizes ist unter Eduard I. nur bei den umfangreicheren und wichtigeren Rechnungsbüchern zu erkennen. Diese wurden außerhalb des Hofes gebunden, was zu höheren Kosten und einem Mehraufwand in der Herstellung führte. Andererseits fielen bei den meisten fortlaufenden Rollen höhere Pergamentausgaben an als bei Büchern. Während die Blätter der Bücher im Regelfall beidseitig beschrieben wurden, beschränkte sich der Text bei der

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Mehrzahl der fortlaufenden Rollen lediglich auf eine Seite. Für die Stapelrollen musste wiederum seltener zu mehr Pergament gegriffen werden als bei den fortlaufenden Rollen, da ihre Rotuli häufig beidseitig beschrieben wurden. Im Kontrast zu den allgemeinen Personal-, Kriegs- oder Hofausgaben fielen die Materialkosten für die Verwaltungsinstitutionen, unabhängig von der Form des Schriftstücks, so verschwindend gering aus, dass sie keine Rolle gespielt haben dürften. Für den einzelnen Schreiber oder den lokalen Amtsträger des Königs war es demgegenüber wichtig, eine Form zur Hand zu haben, die es ihm erlaubte, mit wenig Aufwand, hoher Flexibilität und gleichzeitig relativ günstigen Materialkosten seine Dienstaufgaben zu erfüllen. In der Kombination stand die (fortlaufende) Rolle für diese Anforderungen. Verbindet man nun die Analyse der topologischen Praktiken mit jenen der Produktion und Nutzung, ergibt sich ein Bild, welches ein hohes Erklärungspotenzial auf individueller Ebene bereithält. Die Rolle bot im Schnitt die beste Kombination aus Mobilität, planungsarmer und kostengünstiger Produktion sowie einfacher Erweiterbarkeit. Auf institutioneller Ebene waren diese Gründe oftmals nur von untergeordneter Bedeutung. Unabhängig davon beeinflussten die individuellen Routinen die Praktiken der Institutionen nachhaltig. Dies erklärt, weswegen man auch auf Ebene der großen Verwaltungsinstitutionen Aufzeichnungsformen wählte, deren Vorteile sich hauptsächlich beim individuellen Amtsträger bezahlt machten. Institutionelle Routinen ermöglichen zuletzt einen kulturgeschichtlichen Zugang, welcher funktionell nur schwer zu erklärende Entscheidungen der Finanzverwaltung Eduards I. zu plausibilisieren hilft. Gerade im Festhalten an den Rollen in der Rechnungsführung des Schatzamts und im Umschwenken zum Kodex in der Buchführung der Garderobe ist ein Moment institutioneller Identität zu greifen. Für die Funktionsträger des Exchequer war im 13. Jahrhundert klar, dass die wichtigsten Rechnungsaufzeichnungen auf Rollen ausgeführt wurden. Es handelte sich dabei um eine auf das 12. Jahrhundert zurückgehende, routinierte Praxis, die bereits zu Beginn des 14. Jahrhunderts identitätsstiftend geworden war. In gleicher Weise konnten die Funktionsträger der Garderobe ab den 1290er-Jahren die gestiegene Bedeutung ihrer Finanzinstitution über eine neue Form der finalen Rechnungsaufzeichnung ausdrücken: den Kodex. Dieser wurde zudem, wie bereits die Rollen des Schatzamts, zunehmend standardisiert. Im 14. Jahrhundert war es für jeden in der Finanzverwaltung des Königs klar, dass es sich bei einem Rechnungsbuch um ein wichtiges Dokument der Garderobe handelte. Die Analyse der Faktoren, welche die Wahl einer bestimmten Aufzeichnungsform beförderten, brachte als zentrales Ergebnis Diversität hervor. Divers waren nämlich nicht nur die Formen und Formate der Schriftzeugnisse, sondern auch deren Funktionen. Als Erklärungsansatz, der unterschiedliche Antworten auf die Frage der Wahl einer Aufzeichnungsform zusammenzubringen vermag, scheint sich zu-

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nächst die Formel form follows function anzubieten.264 Eine eindeutige Erklärung lässt sich mit dieser Prämisse aber eben nicht für alle Kontexte treffen. Dieses auf den ersten Blick wenig befriedigende Ergebnis liefert dennoch zwei wichtige allgemeine Erkenntnisse: Erstens zeigt sich in der Vielschichtigkeit der Faktoren und Erklärungen die Komplexität vormoderner Verwaltungen und ihrer vielschichtigen Praktiken. Möchte man sich am Ende – wie dies in der Forschung so häufig geschehen ist – zu einer pauschalen Modellbildung hinreißen lassen, so zeigt sich, dass fortlaufende Rollen aus Gründen der einfachen Produktion und (scheinbar) leichten Portabilität gewählt wurden, während Stapelrollen und Kodizes zur längerfritigen Nutzung und aus Gründen der besseren Nachschlagbarkeit von Informationen gewählt wurden. Doch es fällt schwer, diesen Satz ohne Relativierungen stehen zu lassen. Zweitens bedeutet dies, dass die Analyse der Materialität und der Praktiken nicht genügt, um alle Phänomene vormoderner Schriftlichkeit auszuleuchten. So müssen Aspekte wie Routine, Individualität oder Institutionalität in die Analysen des Verwaltungsschriftguts miteinbezogen werden, um zu einem ganzheitlichen Bild zu gelangen. Im folgenden fünften Hauptteil der Untersuchungen wird abschließend nach den Vorbildern gefragt, die zur Einführung des Kodex in der königlichen Finanzverwaltung beigetragen haben könnten. Dabei liegt der Fokus einerseits auf den geistlichen Institutionen, andererseits auf dem kaufmännisch-städtischen Kontext. Strukturiert wird der letzte Teil von den untersuchten Quellengattungen: Kopiare und Rechnungen.

264 Diese Prämisse geht zurück auf GREENOUGH, Form Follows Function und SULLIVAN, Tall Office Building, S. 408. Siehe zu den beiden Personen: CRAVEN, Art. Greenough; WEINGARDEN, Art. Sullivan.

V Vorbilder Der Fokus des fünften Teils der Untersuchung liegt auf der Frage, ob sich Vorbilder für die Entwicklung der administrativen Schriftlichkeit Englands unter Eduard I. identifizieren lassen. Die Beantwortung dieser Frage ermöglicht wichtige Einblicke in den Praxis- und Wissenstransfer spätmittelalterlicher Verwaltungen unterschiedlicher Herrschaftsträger und Räume. Die Analyse konzentriert sich auf geistliche Institutionen sowie auf das kaufmännisch-städtische Milieu, da diesen beiden Kontexten in der Forschung häufig ein prägender Einfluss auf die Entwicklung der Schriftlichkeit weltlicher Verwaltungen zugesprochen wird.1 Die nachfolgende Untersuchung ist an den Quellengattungen ausgerichtet: Kartulare, Register und Rechnungen.

1 Kartular- und Registerführung Es war vor allem die Finanzverwaltung, nicht die königliche Kanzlei, welche die Kartularisation vorantrieb. Dies kann bereits anhand der Cartae Antiquae Rolls des ausgehenden 12. Jahrhunderts gezeigt werden. Der Impetus für die Anlage dieser ersten rollenförmigen Kopiare unter Richard I. ging im Wesentlichen von geistlichen Amtsträgern aus. Sie wollten ihren Besitz wie auch ihre Rechte und Privilegien gesichert sehen. Von diesen Anfängen war der Schritt hin zur Anlage kopialer Aufzeichnungen nicht mehr weit. Zeugnis hierfür sind die beiden unter Heinrich III. im Exchequer entstandenen Kopialbücher – das Rote und das Kleine Schwarze Buch. Die Finanzverwaltung begann jedoch erst unter Eduard I. wohlgeordnete und durch Inhaltsverzeichnisse erschlossene Kopiare anzulegen.2 Während in der königlichen Finanzverwaltung der Kodex als Form für Kopiare eingeführt wurde, hielt die Kanzlei um 1300 an ihren diversen Registerserien in Rollenform fest. Um diese Entwicklung in der kopialen Aufzeichnungspraxis des 13. Jahrhunderts zu verstehen, bedarf es eines kontrastierenden Blickes auf die Kartular- und Registerführung geistlicher Institutionen und städtischer Verwaltungen. Möglicherweise war die Einführung von Kodizes im Bereich der Kartulare und Register kein bloßes Phänomen der royalen Sphäre, sondern auch eines, das sich im bischöflichen, monastischen oder urbanen Kontext feststellen lässt.

1 PÉCOUT, Introduction, S. 9–13. 2 Siehe hierzu und zum Folgenden Kap. II.1, S. 15–17 und III.3.1. https://doi.org/10.1515/9783110776249-005

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1.1 Geistliche Institutionen Nach dem Einfluss kirchlicher Institutionen auf die königliche Verwaltung Englands zu fragen, läuft der etablierten Forschungsmeinung zuwider. Die Mediävistik geht recht pauschal von der Prämisse aus, dass bischöfliche und domkapitulare Verwaltungen von den Praktiken der königlichen Administration beeinflusst worden seien.3 Eine gegenläufige Beeinflussung scheint ausgeschlossen. Ähnliches kann auch für Frankreich konstatiert werden. So betonte beispielsweise Robert-Henri Bautier (1922–2010), dass die weltlichen Verwaltungen Frankreichs die Praktiken der Kanzlei des Königs imitierten.4 Eine Vorreiterrolle geistlicher Institutionen schließt er aus, obgleich er den Einfluss der königlichen Verwaltung auf die Schriftlichkeit geistlicher Einrichtungen wesentlich geringer veranschlagt als jenen auf weltliche. Die Annahmen Bautiers sind dahingehend zu bestätigen, dass die königliche Kanzlei möglicherweise den Anstoß dafür gab, in den weltlichen Verwaltungen nach und nach Kartulare anzulegen. Dennoch muss die ursprüngliche Vorbildfunktion für die Anlage von Urkundenaufzeichnungen nicht bei der königlichen, sondern bei den Verwaltungen geistlicher Institutionen gesucht werden, begannen diese doch bereits lange vor der königlichen Verwaltung mit der Anlage von Kopialbüchern. Aus diesen Gründen steht im folgenden Kapitel die Vorbildfunktion geistlicher Einrichtungen Englands für die königliche Kartular- und Registerführung auf dem Prüfstand. Die Zahl der rollenförmigen Kartulare geistlicher Institutionen liegt im 13. Jahrhundert bei 59, wohingegen sie im 14. Jahrhundert auf 40 absinkt. Dagegen steigt die Gesamtüberlieferung im 14. Jahrhundert weiter an, weswegen der Unterschied zwischen dem 13 und 14. Jahrhundert noch stärker ins Gewicht fällt.5 Gleichzeitig kam es in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts zum Eindringen des Kodex in die bischöfliche Registerführung.6 Ob das Umschwenken von der Rolle auf den Kodex beziehungsweise die Einführung kodikaler Register in den Kanzleien der englischen Bischöfe ab 1250 von kontinentalen Entwicklungen beeinflusst wurde, lässt sich nicht beweisen. Vor dem Siegeszug des Kodex war die Schriftrolle das bevorzugte Medium der frühen bischöflichen Registerführung in England.7 Die bischöflichen und domkapitularen Kanzleien nutzten neben den Rollen allerdings bereits in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts auch Bücher, bis diese die Schriftrolle um 1300 in der Registerführung vollständig verdrängten. Die Registerführung jener Hochstifte,

3 HÄRTEL, Notarielle Urkunden, S. 187 f.; CLANCHY, Memory, S. 76. 4 BAUTIER, Cartulaires, S. 363–377. 5 Die Zahlen basieren auf einer Auswertung von: Medieval Cartularies, bearb. v. DAVIES. 6 Ähnliches gilt beispielsweise auch für das römisch-deutsche Reich (REDLICH, Privaturkunden, S. 162 f.; WILD, Beiträge, S. 83–88) sowie für Europa allgemein (HÄRTEL, Notarielle Urkunden, S. 235 f.). 7 Siehe hierzu auch Kap. II.1, S. 17.

1 Kartular- und Registerführung 

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für die vor 1250 keine Register überliefert sind, beginnt in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts direkt in Form von Kodizes.8 Auch bischöfliche Kanzleien, die bereits vor 1250 Urkundenregister führten, stellten in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von der Rolle auf den Kodex um. So wurden in der Kanzlei Oliver Suttons, Bischof von Lincoln (Amt 1280–1299), die Register von der Rolle auf den Kodex umgestellt.9 In York wurde die Umstellung von Rollen- auf Kodexregister bereits unter Erzbischof Walter Giffard (Amt 1266–1279) vollzogen.10 Ein Teil des ersten Yorker Registerkodex stammt noch aus der vorausgegangenen Amtszeit Walter Giffards als Bischof von Bath und Wells (Amt 1264–1266). Ab 1300 sind auch aus den übrigen (erz-)bischöflichen Kanzleien Englands keinerlei Rollenregister mehr überliefert. Das Buch hatte zu Beginn des 14. Jahrhunderts als Aufzeichnungsmedium obsiegt. Der Siegeszug des Kodex war nicht allein auf die Register der Hochstifte beschränkt. Auch im monastischen Kontext ist er zu beobachten. Seit dem 11. Jahrhundert waren Kartulare in den geistlichen Einrichtungen Westeuropas sowohl auf Rollen als auch in Kodizes verbreitet. Die stärkere Verschiebung von der Rolle zum Kodex bei monastischen Kartularen fällt zeitlich mit dem Wechsel der Form der bischöflichen Register zusammen. Die Forschung konnte für andere Regionen Westeuropas bereits plausibel argumentieren, dass es im 13. Jahrhundert zu einem verstärkten Erschließungs- und Nutzungsbedürfnis der kartularen Aufzeichnungen kam. Diese Entwicklung in der Kartularisation spiegelt die wachsende Bedeutung der Schriftlichkeit für die Rechtswahrung und Konfliktbeilegung sowie darüber hinaus für das Wirtschaftsleben wider.11 Den Zusammenhang einer steigenden Bedeutung des Rechts auf der einen und der stärkeren Erschließung und Systematisierung von Kartularen auf der anderen Seite wies beispielsweise Pierre Chastang für die Kartulare des Bas-Languedoc im 13. Jahrhundert nach.12 Schriftrollen waren für Kartulare nicht das ideale Medium, da sie gegenüber den Büchern nur schwer erschlossen werden konnten.13 Neben diesen funktionellen Vorteilen kam dem Kartular in kodikaler Form auch ein höherer symbolischer Wert zu als der Rolle, repräsentierte doch der gut erschlossene, häufig 8 Exeter, ab 1258, ediert in: Register of Walter Bronescombe, hrsg. v. ROBINSON – Worcester, ab 1268, ediert in: Episcopal Registers, hrsg. v. BUND – Hereford, ab 1275, ediert in: Registrum Thome de Cantilupo, hrsg. v. GRIFFITHS – Canterbury, ab 1279, ediert in: Register of John Pecham, hrsg. v. DAVIS und DOUIE – Winchester, ab 1282, ediert in: Registrum Johannis de Pontissara, hrsg. v. DEEDES. – Carlisle, ab 1293, ediert in: Register of John de Halton, hrsg. v. THOMPSON – Coventry und Lichfield, ab 1296, ediert in: Register of Walter Langton, hrsg. v. HUGHES – Salisbury, ab 1297, ediert in: Registrum Simonis de Gandavo, hrsg. v. FLOWER und DAWES – Norwich, ab 1299, ediert in: First Register, hrsg. v. SAUNDERS – London, ab 1306, ediert in: Registrum Radulphi Baldock, hrsg. v. FOWLER. 9 Ediert in: Rolls and Register, hrsg. v. HILL. Siehe zu seiner Person: dies., Art. Sutton. 10 Ediert in: Register of Walter Giffard, hrsg. v. BROWN. Siehe zu seiner Person: DOBSON, Art. Giffard. 11 Siehe hierzu Kap. III.3.1, bes. S. 51. 12 CHASTANG, Lire, S. 361–420. 13 Siehe hierzu bes. Kap. IV.2.2.

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prachtvoll ausgeschmückte Kodex über die Versammlung der herrschafts- und rechtssichernden Dokumente das Gedächtnis sowie die Identität der jeweiligen Institution. Der Wandel in der Kartularisation der königlichen Verwaltung Eduards I. fällt somit in eine Zeit, in der es auch zu Veränderungen in der Kartular- und Registerführung geistlicher Institutionen kam. Als die bischöflichen Kanzleien in England für ihre Registerführung von der Rolle auf den Kodex umsattelten, ging auch die königliche Garderobe den Schritt von rollenförmigen zu kodikalen Registern der mit dem Privatsiegel beglaubigten königlichen Mandate und Schreiben. Trotz dieser simultanen Entwicklung kann der Nachweis einer direkten Vorbildfunktion durch geistliche Verwaltungen nicht erbracht werden. Zwar hielten mindestens die Hälfte, vermutlich sogar zwei Drittel der Funktionsträger in der Verwaltung Eduards, darunter die Mehrzahl der Schreiber, geistliche Pfründen, doch kann kein direkter Austausch von niederrangigem Verwaltungspersonal zwischen einer geistlichen und der royalen Verwaltung festgestellt werden.14 Im Kontext der königlichen Verwaltung Englands erlangten im 12. Jahrhundert lediglich hochrangige Funktionsträger wie der Kanzler, der Schatzmeister des Exchequer oder auch der Hüter und der Kontrolleur der Garderobe infolge ihres Dienstes in der Verwaltung des Königs hohe geistliche Ämter, zumeist im Rang eines Bischofs oder Erzbischofs.15 Dies gab der Forschung Anlass dazu, den Einfluss der königlichen Praktiken auf die bischöflichen Verwaltungen anzunehmen. Die Karrierewege der Funktionsträger änderten sich auch um 1300 nicht.16 Der Dienst für den König war Sprungbrett in hohe geistliche Würden. Im Fall der Finanzverwaltung Eduards I. kann für die zweite Regierungshälfte (1290–1307), in der die wesentlichen Veränderungen in der Kartular- und Registerführung eintraten, nur für das Schatzamt ein möglicher Konnex zwischen bischöflicher und königlicher Verwaltung hergestellt werden. Mit William March bekleidete von 1290 bis 1295 ein Mann das Amt des Schatzmeisters, der zeitgleich das Bischofsamt in Bath und Wells (1293–1302) innehatte.17 Für die Garderobe fällt der Befund demgegenüber uneindeutig aus. Der Wechsel von der Rolle zum Kodex für die Privatsiegelregister datiert in die Amtszeiten John Droxfords als Kontrolleur (1290–1295) respektive Hüter (1295–1309) und John Bensteads als Kontrolleur (1295–1305).18 Während Benstead niemals einen Bischofstuhl bestieg, war Droxford seit 1309 Bischof von Bath und Wells. Damit fällt das Bischofsamt John Droxfords in eine Zeit, als die buchförmigen Register bereits seit Jahren etabliert waren. 14 15 16 die 17 18

PARKES, Hands; WILLIAMS, King’s Clerks; SANDERS, Bureaucrats, S. 39–49; MCHARDY, King’s Clerks. MOOERS CHRISTELOW, Chancellors. PRESTWICH, Royal Patronage. Im 13. Jahrhundert fanden vermehrt weltliche Amtsträger Eingang in königliche Verwaltung (STRAYER, Laicization). JEWELL, Art. March. TOUT, Chapters, Bd. 6, S. 26, 28.

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Anders sieht es bei Walter Langton aus. Nach seinem Dienst in der Garderobe als Hüter (1290–1295) bekleidete er das Amt des Schatzmeisters des Exchequer (1295–1307) und hatte zudem seit 1296 das Bischofsamt von Coventry und Lichfield inne. Mit dem Amtsantritt Langtons beginnt sogleich die Registerüberlieferung des Hochstiftes. Bedenkt man nun die institutionelle Verflechtung zwischen dem Schatzamt und der Garderobe sowie die Rolle Walter Langtons als persönlicher Förderer John Droxfords, könnte man Langton einen direkten Einfluss bei der Einführung des Kodex für die Privatsiegelregister der Garderobe zuschreiben. Doch gerade die Einführung von buchförmigen Registern in der bischöflichen Kanzlei unter Langton zeigt, dass die Beeinflussung gleichfalls in die Gegenrichtung gedacht werden kann. Aufgrund der dünnen Überlieferung der Privatsiegelregister kann nicht ermittelt werden, wann genau die Rollen durch Kodizes ersetzt wurden – die Spanne reicht von den frühen 1290er-Jahren bis ins Jahr 1301. Daher war es womöglich nicht die Registerführung der Bischöfe, welche die königliche Finanzverwaltung beeinflusste, sondern die Register der Garderobe und die Kartulare des Schatzamts, welche den bischöflichen Kanzleien zum Vorbild dienten. Der Praxis- und Wissenstransfer zwischen der königlichen Finanzverwaltung und geistlichen Kanzleien ist jedenfalls in beide Richtungen vorstellbar. Festzuhalten ist daher, dass es in den geistlichen Institutionen in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine verstärkte Hinwendung zu buchförmigen Aufzeichnungsformen gab. Wie die Entwicklung in den städtischen Verwaltungen ablief, wird im Folgenden näher behandelt.

1.2 Urbaner Kontext Der für die geistlichen Institutionen Englands verzeichnete Wechsel von der Rolle zum Kodex lässt sich bei den Kartularen weltlicher Verwaltungen weitaus weniger gut nachvollziehen. Dies liegt in erster Linie an einer verzögerten Kartularisation im weltlichen Bereich. Während in England in monastischen Einrichtungen des 11. und 12. Jahrhunderts bereits Dutzende Kartulare in Buch- und Rollenform geführt wurden, kamen diese im weltlichen Kontext vereinzelt im 13. und regelmäßig sogar erst ab dem 14. Jahrhundert zur Anwendung. Vor dem 14. Jahrhundert sind aus dem englischen Königreich lediglich 23 Kartulare weltlicher Herrschaftsträger überliefert.19 In dieser zeitlichen Abstufung unterscheidet sich England nicht von anderen Regionen Westeuropas. Im nordfranzösischen Raum stammen die ersten geistlichen Kartulare aus dem 12. Jahrhundert, während im weltlichen Bereich die Grafschaften Artois, Hennegau und Flandern erst gegen Ende des 13. Jahrhunderts Kartulare anlegten.20 19 DAVIS, Introduction, S. xv. 20 DELMAIRE, Cartulaires inventaires, bes. S. 312–322; ders., Premier cartulaire, S. 33–66.

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Die städtische Verwaltungsüberlieferung fällt vor 1300 für England wie für Nordwesteuropa äußerst spärlich aus.21 So stammt beispielsweise in York, neben Westminster das politische Zentrum in der zweiten Regierungshälfte Eduards I., das erste Dokument aus der Provenienz der städtischen Verwaltung aus den 1280er-Jahren.22 Diese eingeschränkte Überlieferung hält jedoch wichtige Dokumente urbaner Schriftlichkeit bereit, welche auf ihre Vorbildfunktion befragt werden können. Die Schriftrolle hatte auch in der Verwaltung englischer Städte eine herausgehobene Stellung. Wichtigstes Zeugnis hierfür sind die städtischen Gerichtsrollen (court rolls).23 Die städtischen Gerichtsprozesse wurden wie jene der königlichen oder grundherrlichen Gerichte (manor courts) auf Pergamentrollen festgehalten. Für die Mitte des 13. Jahrhunderts sind solche Rollen zum Beispiel für Wallingford ab 1231/32, London ab 1252 und Ipswich ab 1256 überliefert.24 Im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts begannen weitere Städte mit der Anlage von Gerichtsrollen. Frühe Rollenaufzeichnungen stammen zudem aus dem Kontext der Gilden. Dort wurden die Mitglieder bereits seit dem ausgehenden 12. Jahrhundert in rollenförmigen Listen eingetragen, die kontinuierlich über mehrere Jahre geführt wurden.25 Englische Städte geben nicht allein für den Rollengebrauch ein gutes Beispiel ab. Bereits früh im 13. Jahrhundert begannen einzelne urbane Zentren mit der Anlage von Kodizes. London bietet hierfür das herausragende Beispiel. Zwischen 1206 und 1216 wurde dort ein gemischtes Kartular mit Rechtstraktaten, lokalen Rechtstexten, einem Verzeichnis der Urkunden in der städtischen Schatzkammer, Ämterlisten und Auszügen königlicher Gerichtsprozesse angelegt.26 Ab dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts führte die städtische Verwaltung sodann eine Serie von Kartularen gemischten Inhalts (letter books) ein.27 Finanzielle und wirtschaftliche Angelegenheiten sowie rechtliche Streitigkeiten dominieren ihren Inhalt. Bindet man diese Londoner Überlieferung an die allgemeine Entwicklung der Schriftlichkeit in England zurück, kann man die gemischten Kartulare Londons als Teil der Kartularisationswelle des ausgehenden 13. Jahrhunderts deuten. Wie schon die königliche Finanzverwaltung und die bischöflichen Kanzleien begannen nun auch die englischen Städte vermehrt mit dem Anlegen von buchförmigen Kartularen. Ein weiterer dokumentationsfördernder Faktor waren die 1283/85 vom Parla-

21 RAMSAY, Archive Books, S. 438. 22 PALLISER, Record. 23 MARTIN, English Borough, S. 41–45; ders., English Town Records, S. 123–125; RAMSAY, Archive Books, S. 439 f. 24 Ediert in: Early Court Rolls, hrsg. v. MARTIN. 25 MARTIN, English Town Records, S. 122 f.; RAMSAY, Archive Books, S. 439. Die älteste Dubliner Gildenrolle wurde ediert in: Dublin Guild Merchant Roll, hrsg. v. CONNOLLY und MARTIN. Ferner wurde Leicesters erste Gildenrolle ediert in: Records of the Borough, hrsg. v. BATESON, Bd. 1, S. 12–35. 26 RAMSAY, Archive Books, S. 441. 27 Regestiert in: Calendar of the Letter-Books, bearb. v. SHARPE. Siehe dazu MARTIN, English Town Records, S. 128; RAMSAY, Archive Books, S. 441 f.

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ment erlassenen Händlerstatuten (Statutes of Merchants).28 Sie verpflichteten ausländische Händler unter anderem zum Nachweis über ihre Schuldfähigkeit, welche sie vor städtischen Gerichten erbringen mussten. Sie erhielten darüber speziell besiegelte Schuldscheine, und ihre Verpflichtungen wurden in Kodizes wie den Londoner letter books oder spezifischen Statutenrollen eingetragen.29 Allein auf Grundlage dieser Gesetzesreform sowie den allgemeinen Entwicklungen im Bereich der urbanen Verwaltungsschriftlichkeit ist es allerdings nicht möglich, den englischen Städten eine Vorbildfunktion gegenüber der königlichen Verwaltung zuzusprechen. Die urbanen Zentren Englands hinkten hinsichtlich der Entwicklung ihrer Schriftlichkeit in der Regel geistlichen Institutionen wie auch der königlichen Verwaltung hinterher. London bildet hierbei eine wichtige Ausnahme, die über die wirtschaftliche Bedeutung sowie die enge Verbindung zur königlichen Verwaltung in Westminster zu erklären ist.

2 Rechnungsführung Wie in der Kartular- und Registerführung beschritt die Verwaltung Eduards I. auch in der Rechnungsführung zwei unterschiedliche Wege: Das Schatzamt hielt an seinen Rechnungen in Rollenform fest, während die Garderobe in einigen Bereichen auf den Kodex umschwenkte. Die Gründe für die Persistenz der Rolle im Exchequer und der Innovation des Kodex in der Garderobe können in den Routinen und Praktiken wie auch den Herausforderungen der Herrschaftszeit Eduards festgemacht werden.30 Um das Bild dieser Entwicklung im ausgehenden 13. und beginnenden 14. Jahrhundert abzurunden, werden im Folgenden erneut geistliche Einrichtungen der Britischen Inseln sowie das kaufmännisch-städtische Milieu Englands und der Gascogne – als letzte größere kontinentale Besitzung des englischen Monarchen am Ende des 13. Jahrhunderts – auf ihre Rechnungsführung und damit auf ihre mögliche Vorbildfunktion für die königliche Verwaltungspraxis untersucht.

2.1 Geistlicher Kontext Den größten Überlieferungskomplex mittelalterlicher Rechnungen außerhalb der königlichen Verwaltung bilden in England die grundherrlichen Abrechnungen (manorial accounts). Ihren Ursprung haben diese in geistlichen wie weltlichen Verwaltungen genutzten Rechnungen in der direkten Bewirtschaftung eines Guts (ma28 Siehe hierzu Kap. IV.2.2, S. 122 Anm. 134. 29 Eine spätere Gerichtsrolle wurde ediert in: Statute Merchant Roll, hrsg. v. BEARDWOOD. 30 Siehe hierzu Kap. III.5. und IV.4.

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nor) durch einen eingesetzten Funktionsträger (demesne farming). Die direkte Bewirtschaftung erforderte eine regelmäßige, zumeist jährliche Abrechnung mit dem Herrn, der über alle Einnahmen und Ausgaben des Guts unterrichtet werden musste. Die überschüssigen Geld- und Naturaleinnahmen wurden im Zuge der Abrechnung an den Herren abgetreten. Im Gegenzug erhielt der eingesetzte Amtmann für seine Dienste eine Besoldung.31 Neben der direkten Bewirtschaftung existierte mit der Verpachtung eine zweite Form der grundherrlichen Güterwirtschaft. Bei dieser verpachtete der Herr das Gut an eine Person, die im Gegenzug jährlich eine vorab festgelegte Pachtsumme zu zahlen hatte. Für die indirekte Bewirtschaftungsform waren schriftliche Abrechnungen zwischen dem Pächter und dem Landherrn nicht zwingend erforderlich. Aus diesem Grund haben sich weitaus weniger schriftliche Aufzeichnungen aus der indirekten Bewirtschaftungsform erhalten als aus der direkten. Im Bereich der monastischen Rechnungslegung wurde der königlichen Finanzverwaltung, allen voran dem Schatzamt, eine Vorbildfunktion attestiert.32 Ab dem ausgehenden 12. Jahrhundert kann die direkte Bewirtschaftung über die königlichen Pipe Rolls bei verschiedenen Herrschaftsträgern nachgewiesen werden.33 P. D. A. Harvey geht davon aus, dass der Ursprung der grundherrlichen Rechnungen in Naturalieninventaren zu suchen ist.34 Doch es dauerte noch bis ins ausgehende 13. Jahrhundert, ehe sich die direkte grundherrliche Bewirtschaftung im gesamten Königreich als Hauptbewirtschaftungsform etablierte.35 Mit ihrer Durchsetzung stieg auch die Zahl der erhaltenen Abrechnungen merklich an. Vor 1270 beschränkten sie sich auf die großen Landbesitzer, allen voran die geistlichen Herrschaftsträger, sowie auf die Stufe der finalen Abrechnungen der Zentralverwaltung. Die Rechnungen waren in ihrer Form recht heterogen und strikt an das Abrechnungsjahr gebunden. Nach 1270 begannen nun auch kleinere weltliche und geistliche Landbesitzer, Rechnungen anzulegen. Die Rechnungsführung war ferner nicht mehr auf die Zentrale beschränkt, da zunehmend auch die eingesetzten Gutsverwalter auf sie zurückgriffen. Rechnungen aus dieser zweiten Phase waren wesentlich uniformer als jene aus der ersten Phase. Darüber hinaus wurden sie nicht mehr zwangsweise am Ende des Abrechnungsjahrs geschlossen. Überschüssige oder ausstehende Gelder und Naturalien konnten von nun an in die kommenden Rechnungsjahre übertragen werden. P. D. A. Harvey hat das 13. Jahrhundert als erster Historiker in diese zwei Phasen geteilt.36 Ende des 14. Jahrhunderts folgt schließlich die dritte und letzte Phase der mit31 Siehe dazu und zum Folgenden: HARVEY, Introduction, S. 12–83; DENHOLM-YOUNG, Seignorial Administration, S. 120–151. 32 SMITH, Regimen scaccarii. 33 HARVEY, Demesne Farming. 34 HARVEY, English Estate Records, S. 114. 35 HARDING, England in the Thirteenth Century, S. 101–105; HARVEY, Introduction, S. 12–14. 36 HARVEY, Introduction, S. 16–34; ders., English Estate Records, S. 114–116.

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telalterlichen grundherrlichen Abrechnungen.37 Unabhängig davon wurden die grundherrlichen Rechnungen sowohl geistlicher wie auch weltlicher Verwaltungen bis zum Ende des Mittelalters nahezu ausnahmslos auf Rollen festgehalten. In England weisen sie die wesentlich gleiche Form bis ins 16. Jahrhundert, in Wales sogar noch bis ins 17. Jahrhundert auf.38 Die Art der Rechnungsführung bischöflicher und domkapitularer Finanzverwaltungen im spätmittelalterlichen England deckt sich generell mit dem grundherrlichen Rechnungswesen. Die Schreiber nutzten bis ins erste Drittel des 14. Jahrhunderts – häufig wesentlich länger – ausschließlich Schriftrollen.39 Danach ist ein langsames Eindringen des Kodex bei einzelnen Amtsträgern festzustellen.40 Die Entwicklung der Rechnungsführung englischer Hochstifte und Domkapitel lief dabei weitgehend parallel mit kontinentalen Entwicklungen. So drang beispielsweise auch in den bischöflichen Verwaltungen Mitteleuropas der (papierne) Kodex im Laufe des 14. Jahrhunderts in die Rechnungsführung ein.41 In England dauerte es in vielen Fällen bis ins 15. Jahrhundert, ehe der Kodex in der Buchhaltung seriell zum Einsatz kam. Ein gutes Beispiel hierfür sind die Abrechnungen der zentralen Verwaltung der Bischöfe von Winchester mit den lokalen Verwaltungseinheiten (Winchester Pipe Rolls). Sie orientierten sich sowohl hinsichtlich ihrer Form als auch hinsichtlich ihres Layouts an den Pipe Rolls des königlichen Exchequer. Noch im 14. Jahrhundert wurden sie auf Rollen aufgezeichnet. Erst in der Mitte des 15. Jahrhunderts stellte die bischöfliche Verwaltung die Pipe Rolls auf Kodizes um.42 Die Entwicklung des monastischen Rechnungswesens deckt sich größtenteils mit jenem der Hochstifte und Domkapitel Englands. Die Schriftrolle war bis zum Ausgang des Mittelalters das bevorzugte Medium der Rechnungsführung. Trotz der Vorherrschaft der Rollenform für grundherrliches Rechnungsgut haben sich für die Regierungszeit Eduards I. in den monastischen Verwaltungen drei Kodizes erhalten. Zwei Bücher stammen aus der Zisterzienserabtei Beaulieu (Gft. Hampshire),43 der

37 DOBIE, Development. 38 WATT, Welsh Manors, S. 99 f. 39 Bischof von Canterbury, ab 1236/37: HARVEY, Demesne Farming, S. 345 Anm. 2 – Domkapitel Winchesters, ab 1243: DREW, Manorial Accounts; Compotus Rolls, hrsg. v. KITCHIN – Domkapitel Canterburys, ab 1260: HALL und NICHOLAS, Manorial Accounts – Domkapitel Durhams, ab 1277: DOBIE, Bursars’ Accounts; ders., Review; Durham Priory Manorial Accounts, hrsg. v. BRITNELL. 40 Norwich, Rechnungsregister, 1333–1341: DEWEZ, Rouleau, Absatz 31. – Winchester, Inventarbuch, 1390–1392: GREATREX, Administration, S. 8, 161, 167 f., 172 Anm. 317. 41 Rechnungen der mainzischen Verwaltung, hrsg. v. VOLK; BURGARD und MÖTSCH, Rechnung des trierischen Kellners, S. 273–317; MÖTSCH, Rechnung des Pastors, S. 105–138; VOLK, Studien, S. 100. 42 HALL, Introduction [1903], S. vi; SCHUH, Umweltbeobachtungen, S. 446. 43 BL London, Add. Ms. 48978; ediert in Account-Book of Beaulieu Abbey, hrsg. v. HOCKEY. Siehe dazu DAVIS, Account Book; DENHOLM-YOUNG, Seignorial Administration, S. 122 f.; HOCKEY, Introduction, S. 1 f., 9–42; SCHNEIDER, Klosterhaushalt, S. 133–135.

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dritte Kodex aus dem Augustinerchorherrenstift Bolton (Gft. Yorkshire)44. Auf den ersten Blick passen die drei monastischen Rechnungsbücher nicht in das von der Rolle dominierte englische Gesamtbild. Doch bei genauerem Hinsehen entpuppen sich die drei Bücher nicht als Rechnungen im eigentlichen Sinn. Bei den beiden aus der Zisterze Beaulieu stammenden Kodizes handelt es sich um Rechnungshandbücher.45 Dafür sprechen die kunstvolle Ausschmückung und das große Format des ersten Buches46 sowie die inserierten Bestimmungen und Ordnungen über das Rechnungs- und Wirtschaftsführen.47 Das erste Rechnungsbuch ist ein mit einem Holzdeckeleinband versehener Pergamentkodex. Der massive, aus Eichenholz bestehende Einband wurde mit weißem Kalbsleder überzogen und konnte mit drei, heute abgegangenen Buchschließen verschlossen werden. An den Ecken sowie in der Mitte weist er Spuren von heute ebenfalls verlorenen Metallbeschlägen auf. Die Rechnung selbst ist eine differenzierte summen- und überschriftengegliederte Einzelpostenrechnung. Der Schreiber rubrizierte darin die meisten Summen und Postenanfänge (item). Abschnittsüberschriften wurden mit großen, geschmückten figurativen oder floralen Initialen versehen (lettre figurée, lettre filigranée) und teilweise umrahmt. Miniaturen runden die anspruchsvolle künstlerische Gestaltung des Buches ab. Das zweite Handbuch der Abtei Beaulieu beschränkt sich inhaltlich allein auf den Hof in Faringdon (Gft. Oxfordshire). Es weist keine Miniaturen auf, doch führte auch in ihm ein Rubrikator zahlreiche Initialen kunstvoll aus.48 Im Unterschied zu Rechnungen dienten die Rechnungshandbücher nicht der Abhör des Rechnungslegers. Für die eigentliche Rechnungslegung griff man in der Verwaltung Beaulieus auf Schriftrollen zurück.49 Die Rechnungen der Ämter des Klosters wurden wöchentlich von Rollenhütern (custodes rotulorum) überprüft,50 44 Ediert in: Bolton Priory Compotus, hrsg. v. KERSHAW und SMITH, S. 35–552. Siehe dazu KERSHAW, Bolton Priory. 45 DAVIS, Account Book, S. 82; HARVEY, Manuscript, S. 5. 46 Siehe zur äußeren Beschreibung: HARVEY, Manuscript, S. 3 f. 47 Siehe die Anweisungen für die Unterhaltung des Gästehauses, ediert in: Account-Book of Beaulieu Abbey, hrsg. v. HOCKEY, S. 269–276, oder der Umgang mit Gastarbeitern, ediert in: ebd., S. 315 f. Die Ordnung über die Rechnungsführung wurde ediert in: ebd., S. 46–51; zuvor bereits ediert in: DENHOLM-YOUNG, Seignorial Administration, S. 169–176. 48 HARVEY, Manuscript, S. 4–6. 49 Account-Book of Beaulieu Abbey, hrsg. v. HOCKEY, S. 46 f.: [46] Custos vero rotulorum qui pro tempore fuerit debet audire singulis septimanis, scilicet feria secunda post missam in yeme et in estate et festivitate duarum missarum tam hyemis quam estatis […] statim post capitulum, [47] compotum infirmitorum secularium, hospicii, marescallie, cellarii, operis, et subcellerarie in certo loco presente custode ordinis, hoc eidem dicto custode rotulorum suggerente, presentibus eciam subcellerario, portario, monacho pistrini et cellarii, converso infirmitorii secularis, marescallo et custode hospicii cum aliis prelibatis. Es finden sich weitere Verweise auf Rechnungsrollen (S. 50: per rotulos quantum recipiunt). 50 Auf dieses Amt finden sich in den beiden Rechnungshandbüchern noch mehr Verweise (ebd., S. 174, 180, 276).

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jene der Grangien, Höfe, Ämter und der Kammer jährlich an Michaelis.51 Ein Blick auf die Ausgaben des Klosters für Schafspergament erhärtet die These, dass die Schriftlichkeit des Klosters fast ausnahmslos auf Schriftrollen basierte.52 In den Rechnungen werden Dutzende von Pergamenthäuten aufgeführt, welche in den meisten Fällen zu Membranen (pelles) verarbeitet oder direkt als Rechnungsrollen (rotuli compotorum) Verwendung fanden. Die Zisterzienser der Abtei Beaulieu nutzten Kodizes für pragmatisches Schriftgut, das ihnen als Nachschlagewerk diente und das eine hohe symbolische Bedeutung hatte, wie beispielsweise Kartulare oder die besagten Rechnungshandbücher.53 Die beiden Handbücher dienten den Schreibern des Klosters sowie der Grangien und Höfe als Orientierung und Vorlage ihrer Rechnungen in Rollenform. Für die Rechnungsführung der königlichen Finanzverwaltung können die Rechnungshandbücher aus Beaulieu damit keinen Vorbildcharakter beanspruchen. Obgleich für die Finanzverwaltung des englischen Königs keine Rechnungshandbücher überliefert sind, kopierten die Schreiber bereits unter Heinrich III. Anweisungen zur Rechnungsführung und Musterrechnungen in das Rote und Kleine Schwarze Buch des Schatzamts. Insofern erfüllten die Exchequerkopiare des 13. Jahrhunderts für die Schreiber möglicherweise eine ähnliche Funktion wie die Rechnungshandbücher am Ende desselben Jahrhunderts für die Zisterzienser in Nordengland. Auch der dritte überlieferte Kodex aus dem Augustinerchorherrenstift Bolton kann nicht als Beispiel für ein Rechnungsbuch angeführt werden, das möglicherweise die Praktiken der königlichen Verwaltung geprägt haben könnte.54 Bei ihm handelt es sich nämlich ebenfalls nicht um eine Rechnung im engeren Sinne, sondern um ein Rechnungsregister, das dem Nachweis über die abgeschlossene Rechnungslegung diente. Ein wesentliches Merkmal dieses Rechnungsregisters ist die Zusammenführung mehrerer Abrechnungen in einem Manuskript. Das Register in Bolton wurde von mehreren Schreibern über einen Zeitraum von annähernd 40 Jahren geführt. Die eigentlichen Abrechnungen wurden hingegen jahrgenau auf Rollen ausgeführt, nach der Rechnungslegung in das Rechnungsregister kopiert und anschließend zumeist kassiert. Aus den Verweisen des Rechnungsregisters kann auf die unterschiedlichen Anwendungsfelder der Rolle und des Kodex geschlossen werden. In den Rechnungen finden sich drei Verweise auf Kodizes: ein Spruchbuch, möglicherweise die Senten51 Ebd., S. 46: Semel in anno videlicet in die Michaelis de manerio nosto, grangiis, officinis, et camera communiter inscriptis et per tallias computare solemus. 52 Ebd., S. 197 f.: [197] Exitus percameni multolini. […] In liberacione conventus facienda vij duzane dim. In rotulis compotorum i duzana iiij pelles. […, 198] Idem reddit compotum de iij duodena dim. In donis abbatis i duzana. In donis prioris dim. Duzana. In donis cellarii iij pelles. In supravendicione iij duzane. 53 Aus dem 13. Jahrhundert stammt auch das Kartular der Abtei, ediert in: Beaulieu Cartulary, hrsg. v. HOCKEY. 54 Siehe zur materiellen Beschreibung des Kodex: KERSHAW, Introduction, S. 1.

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tiae des Petrus Lombardus (gest. 1160); das Compendium theologicae veritatis des Hugo Ripelin von Straßburg (gest. um 1270) sowie ein inhaltlich unspezifiziertes Buch.55 Demgegenüber wurden Rollen zweimal im Kontext der Rechnungsführung erwähnt: zum einen die Rechnungsrolle einer Grangie und zum anderen die zentrale Rechnungsrolle des Einnehmers.56 Schließlich wurden Pergamentzettel als Ausgabenbelege genutzt.57 Über den Pergamenteinkauf und die Pergamentproduktion lässt sich nicht auf die Form der späteren Schriftstücke schließen.58 Einer einzigen überlieferten Rechnungsrolle aus dem Abrechnungsjahr 1377/78 ist es zu verdanken, dass die Form der zentralen Rechnungen der Abtei Bolton bekannt ist.59 Die sieben Membranen lange Pergamentrolle verzeichnet, anders als die Jahresrechnungen im Register, nur die Geldeinnahmen und Geldausgaben.60 Der Aufbau der Rechnungsrolle entspricht ansonsten jedoch jenen der Rechnungen des Registers. Man nutzte in Bolton demnach noch im ausgehenden 14. Jahrhundert die Schriftrolle als Medium der Rechnungsführung, wenn auch bereits die Finanzverwaltungen einiger anderer monastischer Gemeinschaften in England ihre Rechnungsführung teilweise von der Rolle auf den Kodex umgestellt hatten.61 In der Einführung von Rechnungsregistern seit dem ausgehenden 13. Jahrhundert gleichen die monastischen Verwaltungen Englands beispielsweise jenen im römisch-deutschen Reich. Dort sind Rechnungsregister monastischer Einrichtungen in kodikaler Form seit etwa 1300 überliefert.62 Sie dienten als Nachweis der Zisterze für ihre Abrechnungen mit ihren Grangien und Höfen im Zuge der Visitationen gegenüber dem Kapitel. Ob die Rechnungsbücher dort ältere Rollen ersetzten, ist nicht nachzuweisen. Die Rechnungsregister konnten, ähnlich wie in England, fortan wie ein Kartular als Speichermedium des administrativen Wissens über die Finanzen der monasti-

55 Bolton Priory Compotus, hrsg. v. KERSHAW und SMITH, S. 181 (1304/05): Pro quodam libro sentenciarum empto xxx. s., S. 274 (1309/10): Pro uno libro qui vocatur Veritates Theologie vj. s., S. 185 (1304/ 05): Knout’ Rector de Farneham super j. libro existente in custodia domini W. de Craven’ xl. s. 56 Ebd., S. 84 (1297/98): Et in semine apud Boulton’ et aliby ut patet in rotulo xxxij. qr. vj. bus., S. 63 (1295/96): Memorandum quod Receptor debet respondere in proximo compoto de arrerag[iis] firmarum et de denariis qui debentur domui de Boulton’ ut patet per parcellas in rotulo Receptoris de xiij.li. v. s. xj. d. 57 KERSHAW, Introduction, S. 10 f. 58 Bolton Priory Compotus, hrsg. v. KERSHAW und SMITH, S. 149 (1302/03): In factura percamene et in parcamena empta xvj. s. vj. d. 59 Ediert in: ebd., S. 553–570. Siehe dazu KERSHAW, Introduction, S. 1 f. 60 Bilanzierungen kommen auch im Rechnungsregister vor. Darin unterscheidet es sich beispielsweise vom Rechnungshandbuch Beaulieus (Bolton Priory Compotus, hrsg. v. KERSHAW und SMITH, S. 184 [1304/05]: Et sic exedunt expens[e] recept[um] in cij.li. v. s. iij. d. ob. q). 61 Beispielsweise: Book of William Morton, hrsg. v. KING. 62 Aldersbach, 1308/09–1329/30, ediert in: Rechnungen des Klosters Aldersbach, hrsg. v. LÜBBERS. Siehe dazu ders., Überlegungen – Kaisheim, 1288–1360, ediert in: Zisterze Kaisheim, hrsg. v. BRUCH, S. 443–655 – Heilsbronn, 1338–1374: GOEZ, Pragmatische Schriftlichkeit, S. 31–35.

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schen Gemeinschaft genutzt werden.63 Dass hingegen der Kodex seit dem 14. Jahrhundert für die eigentlichen Abrechnungen monastischer Gemeinschaften des römisch-deutschen Reiches verwendet wurde, verweist schließlich auf eine weitere Parallele zwischen der Schriftlichkeitsentwicklung Englands und des europäischen Kontinentes.64 Für die Finanzverwaltung Eduards I. und ihre Rechnungsführung hatte diese Entwicklung allerdings keine Implikationen. Im Folgenden gilt es nun, die Rechnungsführung des kaufmännisch-städtischen Kontextes auf eine mögliche Vorbildfunktion für die Einführung von Kodizes in der Garderobe Eduards zu untersuchen.

2.2 Städtisches Umfeld In der Stadt berührten sich verschiedene Sphären der Schriftproduktion: Die Wirtschaftskraft der Stadt war Magnet für Kaufleute und für weltliche wie geistliche Amtleute, die im urbanen Umfeld auch mit der städtischen Verwaltung und ihrer Schriftlichkeit in Berührung kamen.65 Gerade auch in den städtischen Verwaltungen Westeuropas ist der Wandel von der Rolle zum Kodex besonders gut zu beobachten. Im Bereich der Rechnungsführung zeigt das Beispiel Brügge (Reg. Flandern) das Nebeneinander der beiden Formen am deutlichsten.66 Ab den 1280er-Jahren wurden dort für die Stadtrechnungen sowohl Pergamentrollen als auch Pergamentkodizes genutzt. Dabei fungierten die Rollen in aller Regel als Voraufzeichnungen für die finalen Kompilationen in Buchform. Bei Weitem nicht alle Städte der Niederen Lande führten jedoch um 1300 den Kodex in ihrer Rechnungsführung ein. Die Rolle blieb auch im 14. Jahrhundert das dominierende Medium. So beginnt in Ypern (Reg. Flandern) die Überlieferung bereits im Jahr 1267. Doch erst aus dem Jahr 1403 ist der erste Rechnungskodex überliefert. Zuvor wurde ausnahmslos auf Rollen geschrieben.67 In Gent (Reg. Flandern) sind die ersten überlieferten Rechnungsfragmente der Jahre 1280 und 1318/19 auf Rollen festgehalten.68 Und auch für Mons (Reg. Wallonien) sind für den Zeitraum von 1288 bis 1396 Rechnungsrollen erhalten, wobei es parallel dazu seit 1338 Rechnungsbücher gibt.69 Damit reiht sich am ehesten noch Mons in

63 OBERSTE, Visitation, S. 57–159; GOEZ, Pragmatische Schriftlichkeit, S. 121–128; LÜBBERS, Einleitung, S. 112*–122*. 64 BURGARD et al., Fabrikrechnung; VOLK, Studien. 65 FOUQUET, Stadtwirtschaft; DIRLMEIER et al., Europa, S. 30–52; ISENMANN, Deutsche Stadt, S. 853– 1003; HIRSCHMANN, Stadt, S. 44–50. 66 Ediert in: Rekeningen van de stad Brugge, hrsg. v. WYFFELS. 67 Ediert in: Comptes de la ville d’Ypres, hrsg. v. DES MAREZ und DE SAGHER. Siehe dazu dies., Introduction, S. viii f. 68 Ediert in: Cartulaire de la ville de Gand, hrsg. v. VUYLSTEKE. 69 Ediert in: Plus anciens comptes, hrsg. v. PIÉRARD.

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die Entwicklungen Brügges ein. Die anderen städtischen Verwaltungen folgen erst um 1400. Für Köln und Lübeck konnte die Forschung plausibel machen, dass die Stadtverwaltung für ihre Kameraldokumente sowie ihre Stadtbücher im Laufe des 13. Jahrhunderts von der Schriftrolle zum Kodex überging.70 In Aachen ist der Formenwechsel in die Mitte des 14. Jahrhunderts zu datieren.71 Auch außerhalb der niederländisch-niederrheinischen Städtelandschaft und abseits der Hansestädte lässt sich dieser Übergang respektive der Eingang des Kodex in die städtische Rechnungsführung des frühen 14. Jahrhunderts feststellen. So sind die frühesten Münchner Kammerrechnungen von 1318 bis 1324 in einem papiernen Kodex vereint.72 Das Rechnungsbuch setzte sich jedoch nicht in allen Städten des 14. Jahrhundert durch. Bestes Beispiel hierfür sind die Duisburger Stadtrechnungen, die noch bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts auf Schriftrollen niedergeschrieben wurden.73 Ähnlich wie in Duisburg verhält es sich auch bei der Rechnungsführung der Städte Englands. Sie hielten zumeist bis ins 15. Jahrhundert an der Schriftrolle fest. Ein frühes Beispiel sind die Rechnungsbücher Londons, die seit dem ausgehenden 14. Jahrhundert überliefert sind.74 Insofern ist die Entwicklung der urbanen Rechnungsführung Englands kein europäischer Sonderfall. Als Vorbilder für die Einführung von Kodizes in der Garderobe Eduards I. können die englischen Städte somit nicht dienen. Die Städte des englischen Königs beschränkten sich um 1300 allerdings nicht auf die Britischen Inseln. Ende des 13. Jahrhunderts blieb dem englischen König von den größeren kontinentalen Besitzungen des ehemaligen Angevinischen Reiches nur noch die Gascogne als Teil des Herzogtums Aquitanien. Das Zentrum der Gascogne war die an der Garonne liegende Hafenstadt Bordeaux. Aufgrund des Weinexports avancierte Bordeaux um 1300 zu einer der bedeutendsten Handelsstädte Europas.75 Der Weinhandel versorgte den englischen Hof nicht nur mit seinem wichtigsten Getränk, sondern generierte darüber hinaus hohe Einnahmen. Auf jedes exportierte Fass wurde eine Exportsteuer (magna custuma; coutume) erhoben.76 Das Exportmaximum der nachweisbaren Jahre wurde zu Beginn des 14. Jahrhunderts mit mehr als 850 000 Hektoliter erzielt; damit war Bordeaux nicht nur die wichtigste Weinhandelsstadt Europas, sondern wies auch das größte jemals erzielte jährliche Handelsvolumen im mittelalterlichen Europa auf.77

70 PITZ, Schrift- und Aktenwesen, S. 338–341, 468 f. 71 Ediert in: Aachener Stadtrechnungen, hrsg. v. LAURENT. Siehe dazu HERRMANN, Anfänge, S. 281– 288. 72 Ediert in: Münchner Stadtkammerrechnungen, hrsg. v. LÖSCH. 73 Ediert in: Mittelalterliche Stadtrechnungen, hrsg. v. A. MIHM und M. MIHM. Siehe dazu RUNDE, Duisburger Stadtrechnungen. 74 Ediert in: Medieval Account Books, hrsg. v. JEFFERSON. 75 TRABUT-CUSSAC, L’occupation française; BERNARD und CAPRA, Grand siècle. 76 TRABUT-CUSSAC, Coutumes. 77 HIGOUNET, Art. Bordeaux, Sp. 450 f.; ENNEN, Europäische Stadt, S. 173 f.

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Nicht allein die Wirtschaft, sondern auch die Schriftlichkeit der Verwaltung in der Gascogne nimmt eine Sonderstellung ein. Als einziges Herrschaftsgebiet Eduards I. wurde dort seriell Papier genutzt.78 Die Nähe zur Iberischen Halbinsel, auf der durch den arabischen Einfluss bereits sehr früh auf das Schreibmaterial Papier gesetzt wurde, war hierfür ausschlaggebend. Darüber hinaus war der Kodex in der englischen Verwaltung Aquitaniens um 1300 bereits die übliche Aufzeichnungsform. Die ersten überlieferten Exemplare stammen aus der königlichen Finanzverwaltung in Bordeaux. Der Konstabler der königlichen Burg notierte in einem Zollbuch jedes über die Garonne fahrende Handelsschiff, welches je nach Beladung Zollgebühren zu entrichten hatte. Bordeaux war dabei nicht die einzige Zollstelle des königlichen „großen Zolls“. Hinzu kam das weiter nördlich an der Mündung der Gironde in den Atlantik gelegene Royan (Dep. Charente-Maritime), dessen „kleiner Zoll“ ebenfalls in Bordeaux abgerechnet wurde.79 Die Schiffe mussten für das „Anlegen am Hafen“ (kelagium) sowie das „Beladen“ (incrementum) Abgaben leisten.80 Bei den Zollbüchern in Bordeaux handelt es sich um nachträgliche Kompilationen, welche auf Voraufzeichnungen basierten, die auf papiernen Einzelblättern ausgeführt wurden.81 Diese Zettel wurden in das Zollbuch gelegt, wo sie sich teilweise erhalten haben. Die papiernen Notizzettel waren ebenfalls nicht die einzige Aufzeichnungsform abseits des Kodex. Wie aus königlichen Mandaten hervorgeht, wurden in gleicher Weise pergamentene Schriftrollen genutzt.82 Insofern kam in der englischen Verwaltung der Gascogne um 1300 die gesamte Bandbreite der Formen und Materialien zum Tragen. Die Zollbücher gleichen sich in ihrem Aufbau, ihrem Layout sowie ihrer äußeren Erscheinung zu Beginn des 14. Jahrhunderts weitgehend. Sie bestehen aus wasserzeichenlosem Papier, das entweder einem gefalteten Kanzlei- (Breite: 270 bis 320 Millimeter; Höhe: 390 bis 460 Millimeter) oder Median-Format (Breite: 340 bis 350 Millimeter; Höhe: 510 bis 520 Millimeter) entspricht.83 Jeder Eintrag setzt sich aus drei Teilen zusammen: einer Protokollzeile mit dem Tagesdatum, dem Namen des Schiffs und seines Meisters sowie der Gesamttonnage – einem Kontext mit der Einzelaufstel-

78 Siehe hierzu Kap. IV.1.1, S. 96. 79 TRABUT-CUSSAC, Coutumes, S. 138. 80 TNA Kew, E 101/164/1, fol. 4r: Magna custuma: Item de exitibus magne custume castri Burdegale preceptum per dictum Johannem Gytardi a X die Novembris anno presenti usque ad dictum VI diem Ffebruariis, una cum Royano, quilhagio ac incrementis, eodem tempore in dicta custuma receptis Turonensibus ad Burdegalas conversis – MMMCCXXIX £ IX s. XI d. Burdegala. 81 TNA Kew, E 101/160/3, fol. 142r–144r. 82 TNA Kew, E 101/164/1, fol. 2v (Windsor, 01.11.1278): Edwardus Dei gratia rex Anglie, dominus Hybernie et dux Aquitanie dilecto clerico suo Johanni Guicardi salutem. Quia volumus et de consilio nostro ordinavimus, […] quod omnibus aliis pretermissis sitis ad dictum scaccarium in crastinum sancte Trinitatis proximo futurum cum rotulis, papiris, scriptis, memorandis et omnibus aliis officium vostrum de tempore, quo fuistis receptor exitum ducatus predicti [Aquitania]. 83 Siehe zu den Papierformaten des 14. Jahrhunderts: GUMBERT, Sizes, S. 240 Anm. 29.

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lung der Händler und ihrer Tonnage – sowie schließlich einer eingerückten Summe der insgesamt gezahlten Exportabgaben.84 Ein wichtiges Detail betrifft den Einband der Zollbücher. Die meisten Kodizes wurden mit einem Lederumschlag versehen, der den gesamten Buchblock inklusive des Schnitts umschloss (Abb. 13).85 Der Einband konnte mit Lederschnüren verschlossen werden. Was die meisten bordelesischen Einbände mit jenen der Hauptbücher der Garderobe des englischen Königs verbindet, ist das Rehfell, welches auf der Außenseite der Lederumschläge stellenweise noch zu sehen ist.86 Wenn demnach die Zollbücher von Bordeaux inhaltlich auch nichts mit den Rechnungsbüchern der königlichen Garderobe gemein haben, so sind sie anhand ihres äußeren Erscheinungsbildes doch sogleich als wichtige administrative Kodizes der englischen Finanzverwaltung zu erkennen. Der Gebrauch von Büchern in der englischen Verwaltung des Herzogtums Aquitanien beschränkte sich nicht allein auf die Zollrechnungen aus Bordeaux. Neben den Zollbüchern sind ab den letzten Regierungsjahren Eduards I. weitere Rechnungsbücher überliefert. Die darin verzeichneten Materialkosten verraten, dass Papier und Pergament in der Verwaltung nebeneinander gebraucht wurden.87 Die Parallelität der verwendeten Materialien zeigt sich darin, dass für die Hauptbücher der englischen Verwaltung in Aquitanien Pergament herangezogen wurde – und nicht wie für die Zollbücher Papier.88 Für die späteren Regierungsjahre Eduards II. kommen, wie in der Finanzverwaltung der Krondomäne, Rechnungsbücher beispielsweise nicht mehr allein für die Hauptserien zum Einsatz, sondern zunehmend auch für andere Rechnungstypen wie beispielsweise Baurechnungen.89 Zwar wurden die wichtigsten Rechnungsdokumente in aller Regel in der Kanzleisprache Latein verfasst, doch finden sich in der Überlieferung auch Stücke in der Alltagssprache Anglonormannisch. Ein gutes Beispiel für den Gebrauch beider Sprachen ist eine besiegelte Rechnungsrolle über Botenausgaben im Herzogtum Aquitanien. Während der Haupttext auf Anglonormannisch gehalten ist, brachte die Verwaltung in England einen lateinischen Dorsualtitel auf.90 Einzelblätter und Schriftrollen hatten in der Gascogne zumeist die Funktion von Voraufzeichnungen für spätere Kompilationen in Buchform. Dementsprechend weist 84 TNA Kew, E 101/158/2; E 101/162/5. 85 TNA Kew, E 101/160/3. 86 TNA Kew, E 101/163/4. 87 TNA Kew, E 101/164/1, fol. 14r: Item pro papiru et pergameno emptis necessariis pro thesauraria castri Burdegale et aliis pro negociis regis scribendis – XXIX s. VIII d. Burdegala. 88 TNA Kew, E 101/161/16. 89 TNA Kew, E 101/165/2. 90 TNA Kew, E 101/163/3: Ceaux sount les despens fait par Johan Coupale, prevost del umbrere de Bordeux, par les messages par lui du maundement le seneschal de Gascoigne et du conestable de Bordeux et de leur lieu tenancz en diverses parties de la duche oue lettres des dicz seneschal, conestable et lieu tenauncz envoiez. [Dorsualtitel:] Solutiones facte pro expensis nuntiorum missorum per diversas partes ducatus et alibi IIIO anno.

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die Rechnungsführung in der Gascogne starke Ähnlichkeiten mit jener der königlichen Garderobe auf. Hinsichtlich der Frage einer möglichen Vorbildfunktion der urbanen Schriftlichkeit auf die Buchführung der Garderobe lässt die Überlieferung hingegen keine belastbaren Deutungen zu. Sie setzt erst mit der Rückgewinnung der Gascogne zu Beginn des 14. Jahrhunderts ein und damit zu einer Zeit, als das Rechnungsbuch in der königlichen Garderobe Eduards I. bereits seit mehr als einem Vierteljahrhundert genutzt wurde. Dass die Zollaufzeichnungen in Bordeaux bereits vor 1300 in Buchform geführt wurden, ist zwar anzunehmen, lässt sich jedoch nicht eindeutig belegen. Da das städtische Umfeld mit den Kaufleuten eine Personengruppe beherbergte, die sich in besonderem Maße der Schriftlichkeit bediente, wird im Folgenden der Vorbildcharakter kaufmännischer, allen voran italienischer Handelskompanien für die Buchführung der Finanzverwaltung Eduards I. untersucht.

2.3 Kaufmännisches Milieu In der Forschung gilt Italien in der europäischen Buchführung des Mittelalters weithin als führend.91 Die mächtigen Kaufmannsfamilien in den ökonomisch potenten urbanen Zentren Ober- und Mittelitaliens nutzten bereits im 13. Jahrhundert mehrere Rechnungsbuchserien, die in ein buchhalterisches System eingebunden waren und einen Überblick über die zahlreichen Transaktionen ermöglichten. Aus diesen Anlagen entwickelte sich am Ende des Jahrhunderts die bis heute genutzte doppelte Buchführung.92 Sie diente Werner Sombart (1863–1941) zu Beginn des 20. Jahrhunderts zu einer noch heute populären Meistererzählung von der Entstehung des Kapitalismus in den italienischen Städten des Mittelalters.93 In den letzten Jahren konnte die Forschung jedoch zeigen, dass die italienischen Kaufleute das Potenzial der vorhandenen Abrechnungsmethoden nicht generell ausnutzten.94 Das Gleiche gilt für die städtischen Verwaltungen, die ebenfalls stärker ihren Routinen verhaftet waren und eher reagierten, als aktiv Innovationen zu forcieren.95 Trotzdem darf das kaufmännisch-städtische Milieu für die vormoderne pragmatische Schriftlichkeit weiterhin zu den fruchtbarsten zählen.

91 ARLINGHAUS, Art. Bookkeeping, S. 147. 92 Bes.: DE ROOVER, Origines; LEE, Development, S. 154 f.; YAMEY, Notes; LEE, Coming; ORLANDI, Emergence. 93 SOMBART, Kapitalismus; weiterhin YAMEY, Rise; ders., Notes. Bis heute hält die Strahlkraft dieser Meistererzählung an. Dies gilt vor allem für Bücher, die an der Schwelle von wissenschaftlicher und populärer Literatur liegen (GLEESON-WHITE, Double Entry; SOLL, Reckoning). Siehe zur Kritik an der Meistererzählung Sombarts: TOMS, Double Entry. 94 ARLINGHAUS, Notiz. 95 FOUQUET, Zur öffentlichen Finanzverwaltung.

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Bei dieser Ausgangslage überrascht es wenig, dass italienische Einflüsse auch für zahlreiche westeuropäische Verwaltungen und ihre Buchführung geltend gemacht wurden. Die aktive Partizipation italienischer Kaufleute konnte besonders für die weltlichen Verwaltungen der spätmittelalterlichen Niederen Lande nachgewiesen werden.96 Sie bewegten sich dort in einem Raum, in dem die urbane Entwicklung besonders ausgeprägt war97 und Italiener schon früh als fürstliche Kreditgeber fungierten.98 Als Berater oder Funktionsträger in den fürstlichen Verwaltungen kam den italienischen Kaufleuten eine wesentliche Rolle bei der Einführung neuer Abrechnungs- und Aufzeichnungspraktiken zu.99 Die Forschung betonte das aus der Verbindung zwischen herrschaftlicher Verwaltung und kaufmännischem Milieu erwachsende Innovationspotenzial für den Bereich der administrativen Schriftlichkeit nicht allein für die weltlichen Verwaltungen, sondern beispielsweise auch für die päpstliche Finanzverwaltung in Avignon.100 In den letzten Jahren hob die Forschung allerdings hervor, dass die Entwicklungen in der Schriftlichkeit nicht monokausal erklärt werden dürften. Außerdem sei nicht bewiesen, ob die päpstliche Verwaltung von Kaufleuten beeinflusst worden sei oder ob der Austauschprozess gegenläufig verlief.101 Vor dem Pontifikat Bonifaz’ VIII. (1294–1303) sind jedenfalls keine Abrechnungen der päpstlichen Kammer überliefert.102 Infolge der Umsiedelung nach Avignon schnellt die Zahl der überlieferten Rechnungen in die Höhe. Zudem ist seit dem frühen 14. Jahrhundert ein zwei- beziehungsweise dreistufiges Abrechnungssystem zu ermitteln, das auf mehreren, um das Hauptbuch gruppierten Rechnungsbuchserien basierte.103 In ihrem Aufbau ähneln die Rechnungsbücher der apostolischen Kammer Avignons stark den Rechnungsbüchern italienischer Handelsgesellschaften des 14. Jahrhunderts. Diese Ähnlichkeit, inspiriert von den in päpstlichen Diensten ste-

96 MOREL, Lombards; BIGWOOD, Relevé de recettes; TIHON, Rôle; ROGGHÉ, Italianen; ders., Simon de Mirabello; ders., Florentijnse geslacht; VERCAUTEREN, Jean Ventura; KUSMAN, Présence; DEMEULEMEESTER und KUSMAN, Regional Capital Markets. 97 FINOT, Étude historique, S. 1–27; VERCAUTEREN, Financiers lombards; TIHON, Aperçus; CHORLEY, Cloth Exports; PETTI BLABI, Mercati; ESCH, Italienische Kaufleute; KUSMAN, Usuriers publics. 98 BIGWOOD, Régime juridique; DE ROOVER, Money; LE MAIRE, Financiers lombards; KITTELL und QUELLER, Jakemon of Deinze; BLOCKMANS, Financiers italiens; KITTELL, Routine, S. 73–81; BOONE, Crédit financier. 99 Die Forschung betont jedoch auch, dass vor dem italienischen Einfluss bereits eine starke Verbindung zur königlichen Finanzverwaltung zu Veränderungen führte (SIVÉRY, L’évolution, S. 142 f., 146–154, 159 f., 168–170; ders., Progrès; ders., L’influence; ders., Non-Literary Sources, S. 76). 100 DEL PUNTA, Tuscan Merchant-Bankers; JAMME, Rome. 101 WEISS, Rechnungswesen, S. 2; JAMME, Journal de caisse, S. 264; THEIS, Réforme comptable, S. 172 f. 102 WEISS, Rechnungswesen, S. 2, 11. 103 Ebd., S. 27–51.

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henden Italienern, macht ihren Einfluss auf die avignonesische Kammer zumindest plausibel. Schließlich wurde der italienische Einfluss von einigen Forschenden auch für die königliche Verwaltung Englands unter Eduard I. ins Spiel gebracht: Allen voran Michael Prestwich stellte aufbauend auf den Forschungen Gérard Sivérys (1925– 2012) die These auf, dass die Einführung von Rechnungsbüchern in der königlichen Garderobe im letzten Drittel des 13. Jahrhunderts auf die enge Verbindung des Königs und seiner Verwaltung zu den ober- und mittelitalienischen Kaufleuten und Bankiers zurückzuführen sein könnte.104 Die bereits vor 1200 bestehenden Handelsverbindungen italienischer Kaufleute in England intensivierten sich in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts zunehmend.105 Verbunden mit den vermehrten Handelsaktivitäten italienischer Kaufleute war auch ihre Funktion als Kreditgeber der englischen Könige. Vor dem letzten Drittel des 13. Jahrhunderts beanspruchten die englischen Könige jedoch nur selten italienische Kredite.106 Danach wurden die italienischen Handelsgesellschaften zu einem wesentlichen Stützpfeiler der königlichen Finanzen.107 Der erste Kontakt Eduards I. zu italienischen Kaufleuten als Kreditgebern ergab sich bereits vor seinem Herrschaftsantritt während seines Kreuzzugs ins Heilige Land (1270–1272/74). Dort nahm er mehrere große Kredite bei Kaufleuten aus der Kirchenprovinz Narbonne, aus der Gascogne sowie aus Italien auf, um seine Expedition zu finanzieren.108 Im Zuge der Eroberung von Wales (1277–1283) stiegen die aus Lucca stammenden Ricciardi zu den Hauptkreditgebern des englischen Königs auf. Darüber hinaus fungierten sie als Kreditvermittler für andere italienischen Handelsgesellschaften. Besonders Kaufleute aus Genua (Reg. Ligurien) wurden im England des späten 13. und frühen 14. Jahrhundert aktiv.109 Dieser Aufstieg war mit ihrer Stellung im englischen Wollhandel verbunden.110 Die Ricciardi wurden von Eduard als Einnehmer der Wollsteuer eingesetzt, die mit einem königlichen Edikt von 1275 erlassen wurde.111 Die Exportsteuer belief sich auf eine halbe Mark (6 s. 8 d.) pro Sack Wolle 104 PRESTWICH, Government Records, S. 96; später auch BEARMAN, Parchment Booklets, S. 341–343. 105 ROON-BASSERMANN, Florentiner Handelsgesellschaften; REICHERT, Lombarden, S. 82–88, 127 f. 106 WHITWELL, Italian Bankers. Siehe zu den Kreditverbindungen Heinrichs III.: BELL et al., Credit Relationship. 107 WHITWELL, Italian Bankers; GOLDTHWAITE, Italian Bankers; KAEUPER, Bankers; ders., Role; FRYDE, Italian Merchants; PRESTWICH, Italian Merchants; REICHERT, Lombarden, S. 89–96; BELL et al., Introduction, S. v; dies., Credit Finance; dies., Credit au Moyen Age. Daneben unterhielt der König auch Kreditverbindungen zu Händlern aus anderen Regionen Europas, beispielsweise aus dem Südwesten Frankreichs (FRYDE, Kaufleute). 108 TRABUT-CUSSAC, Financement; PRESTWICH, Edward I, S. 80–82. 109 BASSO, Presenza genovese; ders., Comunità genovese; ders., Genovesi. 110 POSTAN, Trade, S. 205 f. 111 DAVIES, Wool Customs Accounts; KAEUPER, Frescobaldi, S. 62–64; ders., Role, S. 398; PRESTWICH, Edward I, S. 98–101, 561; MUNRO, Rise, S. 74 f. Siehe zu den italienischen Aktivitäten im Wollhandel um 1300: BELL et al., English Wool Market, S. 11–67.

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(364 Pfund). Dadurch kontrollierten sie eine der wichtigsten Einnahmequellen des englischen Königreichs. Im Gegenzug sollten sie den König mit Bargeld in Form von Krediten versorgen. Die Einnahmen aus der Steuerpacht wurden dann mit den Krediten des Königs verrechnet. Die Ricciardi hatten in England nicht allein eine potente wirtschaftliche Stellung. Auch am Hof Eduards I. gehörten sie dem innersten Kreis an. Die Hofordnung von 1279 führt mit Orlandino da Pogio ein Mitglied der italienischen Kaufmannsfamilie, dem gemeinsam mit dem königlichen Arzt und bedeutenden administrativen Funktionsträgern eine Sonderstellung am Hof zugesprochen wurde.112 Orlandino durfte sich als einziger Nicht-Amtsträger mit dem König in der Garderobe aufhalten. Diese Stellung am Hof und im Wirtschaftsleben konnte allerdings nicht verhindern, dass die Ricciardi im Zuge des drohenden anglofranzösischen Krieges 1294 Opfer eines Kreditzusammenbruchs wurden und England samt Aufzeichnungen und Besitzungen hinter sich lassen mussten.113 Nach dem Fall der Ricciardi flauten die italienischen Kredite für Eduard I. für einige Jahre ab. Doch das militärische Engagement des englischen Königs in Schottland ab 1296 erforderte neue Kredite. Abermals war es eine aus der Toskana stammende Familie, welche zu den Hauptkreditgebern des Königs aufstieg: Die Frescobaldi waren bereits seit den 1270er-Jahren Kreditgeber Eduards.114 Allerdings erreichten sie erst zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine vergleichbare Stellung wie zuvor die Ricciardi in den 1280er-Jahren. Unter Eduard II. wurden die Frescobaldi als Einnehmer der Wollsteuer eingesetzt. Wie die Ricciardi vor ihnen sollten auch die Frescobaldi den König im Gegenzug mit Bargeld versorgen. Der Niedergang der Frescobaldi wurde schließlich durch die Verwaltungsreformen von 1311 eingeläutet. Diese richteten sich unter anderem gegen den ‚ausländischen‘ Einfluss auf den König, der in der Entmachtung und Hinrichtung des aus der Gascogne stammenden Günstlings Piers Gaveston (gest. 1312) gipfelte.115 Die Frescobaldi mussten England im Jahr 1311 unter großen finanziellen und materiellen Verlusten verlassen und gingen im Laufe des 14. Jahrhunderts bankrott.116 Bei diesem starken Engagement unterschiedlicher italienischer Bankiersfamilien in England überrascht es wenig, dass zahlreiche mit ihnen in Verbindung stehende Rechnungen überliefert sind, welche hinsichtlich einer möglichen

112 TOUT, Chapters, Bd. 2, S. 162 f. 113 BELL et al., Credit Crunch. Siehe zum Niedergang der Ricciardi: RE, Compagnia; KAEUPER, Bankers, S. 209–227; DEL PUNTA, Falliamento, S. 221–268; BELL et al., Credit Finance, S. 113–116. 114 JOHNSON, Italian Financial House; SAPORI, Compagnia [1944]; ders., Compagnia [1947]; RENOUARD, Frescobaldi; KAEUPER, Frescobaldi; TOGNETTI, Nuovi documenti. 115 HAMILTON, Piers Gaveston; REITEMEIER, Günstlinge; HAMILTON, Art. Gaveston; BURGTORF, Piers Gaveston. 116 DEL PUNTA, Italian Firms.

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Vorbildfunktion für die Schriftlichkeit der königlichen Finanzverwaltung befragt werden können.117 Die personelle Verbindung der italienischen Kaufleute beschränkte sich nicht allein auf das Kreditwesen. Italiener bekleideten in der Verwaltung Eduards I. in England wie in Irland einzelne Ämter.118 Am stärksten waren Italiener in den großen Münzstätten und Wechseln des Königreichs aktiv. Diesem Kontext entstammen auch zwei Rechnungen italienischer Handelshäuser. Da Eduard I. von 1279 bis 1281 den Ricciardi die Einnahmen aus den Wechseln in Canterbury und London sowie 1299/1300 dieselben den Frescobaldi übertrug, ist anzunehmen, dass die beiden überlieferten Wechselrechnungen mit einer der beiden Handelsgesellschaften in Verbindung stehen.119 Bei der ersten Rechnung handelt es sich um eine undatierte, auf einem Einzelblatt aufgezeichnete, differenzierte summengegliederte Einzelpostenrechnung in italienischer Sprache, bei der jeder Einzelposten einem Wechsel entspricht.120 Die zweite Rechnung ist ebenfalls eine differenzierte, summengegliederte Einzelpostenrechnung in italienischer Sprache in Form einer Rolle.121 Sie steht vermutlich in Verbindung mit den Frescobaldi. Diese Vermutung basiert auf dem in der Rechnung vorkommenden Wechsler Lapino, der mit Lapo della Brunna übereinstimmen könnte, einem Mitglied der Frescobaldi-Handelsgesellschaft, der im Zuge der Flucht der Frescobaldi aus England 1311/12 vom Papst nach England ausgeliefert wurde.122 Aus ihrer Überschrift sowie dem Inhalt geht hervor, dass es sich bei der zweiten Rechnung um ein Dokument des Wechsels in Canterbury aus den Jahren von 1291 bis 1294 handelt.123 Die Rolle wurde nach dem Tod des aus einer bedeutenden Londoner Kaufmannsfamilie stammenden Gregory de Rokesleys begonnen, der von der Entlassung Orlandinos da Poggio 1281 bis zu seinem eigenen Tod im Jahr 1291 Aufseher der Wechsel in Canterbury und London war.124 Die wichtigsten Wechsel des Königreichs in Canterbury und London sollten auch nach dem Dienst Orlandinos zwischen 1279 und 1281 unter indirekter italienischer Kontrolle bleiben. Denn obwohl die Wechselstätten nach 1291 mit englischen Verwaltern besetzt wurden, belegt die 117 Eine Edition von 16 Rechnungen, die sowohl in Ausfertigung als auch Kopie vorliegen, findet sich in: Accounts, hrsg. v. BELL et al., Nr. 1–16, S. 2–52. 118 Siehe zu Irland: O’SULLIVAN, Italian Merchants, S. 26–100. 119 ALLEN, Italians; ders., Mints and Money, S. 192–195. 120 TNA Kew, E 101/694/10. 121 TNA Kew, E 101/288/24. 122 Ebd., mem. 1: Lapino, chanbiatore [oder] Lapo, chanbiatore. Siehe zu seiner Person: JOHNSON, Italian Financial House, S. 326 f., 330–332; KAEUPER, Frescobaldi, S. 82–86. 123 TNA Kew, E 101/288/24, mem. 1: Se le rol d’argienzo et di bilglion achaite al ciangio de Chantorbira puis la mort sire Ghrighoro de Rochosleia, comencia le giors de la santa Marghereta anno nostro sengnior le ro Eduardo dicenovime. 124 ALLEN, Mints and Money, S. 73–78, 165 f., 375. Das Erbe Gregorys führte zu Streitigkeiten, die noch im Jahr 1299 ausgetragen wurden (TNA Kew, E 159/72, mem. 29: Reccedum pro heredibus et tenentibus terrarum, que fuerunt Gregorii de Rokesle).

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überlieferte Rechnung, dass auch weiterhin italienischsprachige Schreiber aktiv waren. Die italienischen Netzwerke bestanden somit auch dann fort, wenn keine wichtige Amtspositionen direkt von ihnen besetzt werden konnten. Außerdem zeigt der dauerhafte italienische Einfluss auf die wichtigsten Wechselstätten Englands ihre herausgehobene Rolle im Geldverkehr. Dabei waren die Italiener nicht allein auf die Wechsel in Canterbury und London beschränkt. Sie bekleideten zudem wichtige Ämter in der englischen Bergbauverwaltung von Cornwall, Irland und Wales.125 Dies ist ein weiteres Indiz für ihr Eindringen in all jene Bereiche, die mit der Geldproduktion und dem Geldverkehr verknüpft waren.126 Deutet man die beiden überlieferten Rechnungen italienischer Dienstleute in den königlichen Wechseln, scheinen sie die englische Praxis der Rollenführung für ihre Rechnungen übernommen zu haben. Dies überrascht wenig, waren die italienischen Abrechnungen in Canterbury doch in das auf Rollen basierende königliche System des Schatzamts integriert.127 Verblüffend ist jedoch, dass die Rechnungen auf Italienisch verfasst wurden. Spätere Abrechnungen zwischen den Frescobaldi als Inhaber der Wechsel in Canterbury und London mit der englischen Krone wurden auf Latein aufgezeichnet. Dies lässt zwei Schlüsse zu: zum einen, dass die späteren Schreiber aus der englischen Verwaltung stammten, während die Schreiber zuvor Italiener waren; zum anderen, dass die erhaltenen italienischen Rechnungen interne Aufzeichnungen waren, die im Zuge der Abrechnung mit dem Exchequer ins Lateinische übersetzt wurden. Über die eigenen Rechnungsaufzeichnungen der italienischen Handelsgesellschaften in England geben die beiden überlieferten Abrechnungen hingegen keinen Aufschluss. Dazu muss auf anderes Material ausgewichen werden. Für die Ricciardi haben sich keine internen Rechnungen aus der Regierungszeit Eduards I. überliefert. Lediglich Teile der innerfamiliären Korrespondenz der Ricciardi über ihre Englandgeschäfte haben sich erhalten.128 Allerdings erlaubt die englische Überlieferung Rückschlüsse auf die Form der ricciardischen Rechnungen. Ein während der Migration des Exchequer von Westminster nach York im Jahr 1298 entstandenes Inventar der mitgeführten Dokumente verzeichnet Rechnungsbücher der Lucceser Kaufleute.129 Bei ihnen handelte es sich wohl um die heute verlorenen Ko-

125 CLAUGHTON, Silver Mining, S. 40 (Irland, 1288), 111 f., 144, 177 f., 219, 259 f. (Devon, 1290er- und 1300er-Jahre). Siehe einen Vertrag zwischen dem König und den Frescobaldi in Bezug auf die Silberminen in Devon: TNA Kew, E 159/72, mem. 48 (Westminster, 18.04.1299): Devon’: Fforma conventionis inter dominum regem et mercatores de Fflorenc’ facta super demissione minere Devon’. 126 Siehe beispielsweise auch für Mitteleuropa den Bergbau in Kuttenberg (Reg. Mittelböhmen): REICHERT, Oberitalienische Kaufleute. 127 Accounts, hrsg. v. BELL et al., Nr. 27, S. 146–155. 128 Ediert in Lettere dei Ricciardi, hrsg. v. CASTELLANI und DEL PUNTA. 129 TNA Kew, E 101/337/21/3, Nr. 5: Item unum magnum saccum continet libros et alia memorandos mercatorum Luk’.

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dizes der Ricciardi. Die königliche Verwaltung brachte demnach bei der Beschlagnahmung der Ricciardi-Güter im Jahr 1294 nicht allein die kostbare Exportware in ihre Gewalt, sondern auch die Dokumente der Handelsgesellschaft. Die ersten im Original überlieferten Rechnungsbücher einer in England aktiven Handelsgesellschaft stammen von den Gallerani aus Siena (Reg. Toskana).130 Im Unterschied zu den Ricciardi oder Frescobaldi war dieses Handelshaus weitaus weniger in die Finanzierung des englischen Königs involviert. Ein Kontakt zwischen den Gallerani und der englischen Krone bestand jedoch schon allein aufgrund der weit verzweigten Geldgeschäfte der Londoner Gallerani-Filiale, aus deren Umfeld die Rechnungsbücher stammen, welche sich über die Jahre von 1303 bis 1308 erstrecken. Aus der Regierungszeit Eduards II. stammt ein weiteres isoliertes italienisches Rechnungsbuch aus der Provenienz der Frescobaldi.131 Es datiert in die Zeit der Flucht von Amerigo und Berto Frescobaldi132 (gest. 1319) aus England im Jahr 1311. Daher weist es keine geschäftliche Verbindung nach England auf. Seinen Weg nach England fand es durch die Verhaftung und Auslieferung von Mitgliedern der Frescobaldi-Familie im Jahr 1313, welche Papst Clemens V. (Pontifikat 1305–1314) auf Bitten des englischen Königs. veranlasste. Andere Frescobaldi-Rechnungen auf Latein und Anglonormannisch, wahrscheinlich von der königlichen Verwaltung angelegt und damit kein internes Frescobaldi-Schriftgut, haben sich für die Regierungszeit Eduards II. ebenfalls erhalten.133 Die verschiedenen Rechnungsbücher zeigen die Auffächerung der Buchführung italienischer Bankiers am Beginn des 14. Jahrhunderts. Das überlieferte Rechnungsbuch der Frescobaldi wird von der englischen Verwaltung als drittes Buch angesprochen.134 Dieser Eintrag unterscheidet sich nicht nur in der Hand von den übrigen Einträgen, sondern auch in der Sprache, da der Rest des Rechnungsbuches auf Italienisch verfasst ist. Weitere Einträge verweisen auf andere, heute verlorene Rechnungsbücher.135 Solche Einträge finden sich auch im Kodex der Gallerani.136 Die Rechnungsführung basierte auf einer ganzen Serie verschiedener ineinandergreifender Rechnungsbücher. Die Bücher der Gallerani und Frescobaldi sind auf Italienisch verfasst und auf wasserzeichenlosem Papier geschrieben. Die äußeren und inneren Merkmale der Ko130 Die Rechnungsbücher liegen im Staatsarchiv in Gent. Sie wurden ediert in: Livres des comptes, hrsg. v. BIGWOOD, Bd. 1; Documentazione Gallerani-Fini, hrsg. v. CELLA, S. 206–295. Siehe zu den Gallerani und ihren Geschäftsaktivitäten: Livres des comptes, hrsg. v. BIGWOOD, Bd. 2; TROTTER, Italian Merchants. 131 TNA Kew, E 101/127/10; ediert in: SAPORI, Compagnia [1947], S. 85–136. 132 LUZZATI, Art. Frescobaldi, Amerigo; ders., Art. Frescobaldi, Berto. 133 Accounts, hrsg. v. BELL et al., Nr. 17–27, S. 54–155. 134 TNA Kew, E 101/127/10, fol. 1r: Tertius liber mercatorum de Ffriscobald’. 135 Ebd., fol. 8r: in libro computando saperse. 136 Livres des comptes, hrsg. v. BIGWOOD, Bd. 1, Nr. 402, S. 113: Avegli rabatuti ne llibro de’ conti, fo. LVIJ, Nr. 405, S. 113: avere ne llibro grande, fo. novanta e sei, Nr. 412, S. 115: la prima partita de libro loro.

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dizes entsprechen der gängigen Gestalt anderer italienischer Rechnungsbücher des 14. Jahrhunderts.137 Alle Rechnungen präsentieren sich als summen- und teilweise überschriftengegliederte differenzierte Einzelbuchungsrechnungen. Überschriften finden sich im Frescobaldi-Rechnungsbuch allerdings nur vereinzelt.138 Der Schriftraum des Frescobaldi-Buches ist durch Vorlinierung dreispaltig gehalten. Eine schmale linke Spalte dient der Strukturierung der Einträge, indem der Schreiber den ersten Buchstaben eines Postens darin abgesetzt schrieb. Die breiteste mittlere Spalte beherbergt den Text der Einzelposten. Die rechte Spalte wurde für die Einzelpostensummen genutzt. Anders als etwa bei den Rechnungsbüchern der Garderobe wurden die Einzelpostensummen visuell klar in die Währungs- beziehungsweise Rechnungseinheiten getrennt. Das bedeutet, dass die dritte Spalte wiederum in drei Unterspalten gegliedert ist: eine erste Spalte für den Florentiner Goldgulden, eine zweite Spalte für den Schilling und eine dritte für den Pfennig. Demgegenüber wurden die unterschiedlichen Währungseinheiten bei den englischen Rechnungsbüchern zusammenhängend wiedergegeben. Ein weiterer Unterschied sind die fehlenden Seiten- oder Foliosummen im Frescobaldi-Rechnungsbuch. Anders als in den englischen Rechnungsbüchern, in denen die Zwischensummen sehr häufig vorkommen, finden sie sich im italienischen Rechnungsbuch lediglich unregelmäßig wieder. Anders als bei den späteren italienischen Rechnungsbüchern finden lediglich römische Ziffern sowie Zahlwörter Verwendung, nicht jedoch indoarabische Ziffern.139 Im Einklang mit den italienischen Rechnungsbüchern sowie einigen Kodizes aus der Garderobe Eduards I. wurden die Rectoseiten in der rechten oberen Ecke durchgängig foliert. Darüber hinaus finden sich in der Kopfzeile einer jeden Recto- sowie Versoseite die Angabe des Abrechnungsjahres als Seitentitel. Der Einband des Rechnungsbuches der Frescobaldi stellt eine Besonderheit dar: Es ist einer der ersten überlieferten Kopertlascheneinband.140 Dieser Einbandtyp wurde ab dem 14. Jahrhundert bis in die Neuzeit für die meisten kopertgebundenen Rechnungsbücher italienischer Provenienz genutzt. Dabei schützt ein Pergamenteinband den papiernen Buchblock. Das Pergament der Einbandrückseite ist etwa eineinhalb Mal so lang wie die Vorderseite, wodurch es den Buchblock umschließt und auf der Vorderseite mit einer Lasche oder Schnalle verschlossen werden kann.141

137 ARLINGHAUS, Notiz, S. 137–140. Siehe zur Beschreibung der Rechnungsbücher der Gallerani: Livres des comptes, hrsg. v. BIGWOOD, Bd. 2, S. 13–19; Documentazione Gallerani-Fini, hrsg. v. CELLA, S. 67–141. 138 TNA Kew, E 101/127/10, fol. 11r: Jacopo Permoli da Castello Fiorentino de dare di XVIIIO di Settenbre anno mille trecento dodici per libram. Siehe zum Layout vergleichbarer Rechnungsbücher: ARLINGHAUS, Notiz, S. 164–167. 139 ARLINGHAUS, Notiz, S. 28–32, 166–168. 140 TNA Kew, E 101/127/10, vorderseitiger Einband. Siehe dazu PELÁEZ, Review, S. 31. 141 Siehe zur Schnürung von Koperteinbänden: SCHOLLA, Terminology, S. 66 f.

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Seinem Aufbau und Inhalt nach ist das Frescobaldi-Rechnungsbuch der Jahre 1311/12 am ehesten mit den Basisbüchern (Ricordanze) der Datini/di-Bertino-Handelsgesellschaft zu vergleichen.142 Solch ein Basisbuch ist fragmentarisch auch für die Gallerani aus dem Jahr 1305 überliefert.143 Daneben gibt es aus demselben Jahr ein Hilfsregister (Registrazioni ausiliari) zum neuen Hauptrechnungsbuch (Libro di conti).144 Die wichtigsten Rechnungsbücher in Bezug auf die englische Finanzverwaltung sind jedoch die Libri di entrata e uscita der Gallerani für die Jahre von 1303 bis 1305 und von 1305 bis 1308.145 Ihrem Inhalt und teilweise ihrer Funktion nach ähneln sie stark den Kassenaufzeichnungen der Finanzverwaltung Eduards I.146 Wie diese verzeichnen die italienischen Libri di entrata e uscita Bareinkünfte und -ausgaben. Im Unterschied zu den englischen Kassenbüchern wurde die zweispaltige Anlage der Seiten – links für Einnahmen und rechts für Ausgaben – in den Büchern der Gallerani dagegen nicht realisiert. Die italienischen Kassenbücher sind klassisch in eine Einnahmen- und eine Ausgabensektion geteilt. Ein weiterer Unterschied liegt in ihrem Entstehungszusammenhang. Die Kassenbücher der italienischen Handelsgesellschaft wurden nachträglich aus anderen Rechnungsbüchern kompiliert, während die englischen Kassenaufzeichnungen fortlaufend geführt wurden. Die Ausgaben der Gallerani wurden erst in einem separaten Buch notiert und dann gebündelt in das Kassenbuch übertragen. Darum erfüllen die italienischen Kassenbücher nicht dieselbe Funktion wie die englischen. Sie dienten in erster Linie der personellen Kontrolle der für die Kasse verantwortlichen Funktionsträger. Für eine Bilanzierung der Bargeldtransaktionen, wie sie die königliche Verwaltung erstmals unter Eduard I. mit den Kassenaufzeichnungen vornahm, mussten die italienischen Kaufleute auf andere Bücher ausweichen.147 Die Notwendigkeit der Bilanzierung des Kassenstandes wurde jedoch auch bei den Italienern gesehen, wie ein für die Gallerani erhaltener Bilanzzettel der Kasse in London belegt (Consuntivo dei constanti di cassa).148 All diese Beispiele zeigen ähnliche, aber bei weitem nicht deckungsgleiche Schriftlichkeitspraktiken zwischen der königlichen Verwaltung und in England aktiven italienischen Bankiers auf. Gerade die unter Eduard I. in den 1280er-Jahren eingeführten Kassenrechnungen lassen eine Beeinflussung des Schatzamts respektive 142 ARLINGHAUS, Notiz, S. 163–206; BARTELEIT, Libri Ricordanze. 143 Ediert in: Documentazione Gallerani-Fini, hrsg. v. CELLA, Nr. 5, S. 292–295. 144 Ediert in: ebd., Nr. 3, S. 268–289. 145 Ediert in: Livres des comptes, hrsg. v. BIGWOOD, Bd. 1, S. 5–122 (1305–1308); Documentazione Gallerani-Fini, hrsg. v. CELLA, Nr. 1, S. 206–262 (1303–1305). 146 Siehe hierzu Kap. III.4.3. 147 ARLINGHAUS, Notiz, S. 221–224. 148 Ediert in: Documentazione Gallerani-Fini, hrsg. v. C ELLA , Nr. 2, S. 265–267 (London, 30.04.1305).

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der Garderobe durch die italienische Rechnungsführung wahrscheinlich werden. Denn für die Jahre 1277 bis 1282 liegt ein Einnahmen- und Ausgabenbuch eines unbekannten Unternehmens in Siena vor, das große Ähnlichkeiten mit den Kassenaufzeichnungen der englischen Verwaltung aufweist.149 Vergleichbar mit den Kassenrollen des Schatzamts ist das Sieneser Buch zweispaltig geführt und mit Wochensummen versehen. Bedenkt man nun, dass die königliche Finanzverwaltung die Praxis der italienischen Kassenbücher nicht direkt übernahm, sondern abwandelte, kann durchaus ein italienischer Einfluss bei der Einführung bestimmter Rechnungsserien angenommen werden. Die Rechnungsbücher der Gallerani weisen eine weitere wichtige Gemeinsamkeit mit der administrativen Praxis der Garderobe und der englischen Verwaltung in Bordeaux auf: Wie bei den Schuldbüchern der Garderobe und bei den Zollbüchern in Bordeaux nutzten die italienischen Buchhalter ein auf Folioangaben basierendes Referenzierungssystem.150 So wurden beispielsweise die einzelnen Einträge des Kassenbuches der Gallerani (Libro di entrata e uscita) mit ihren Zwillingseinträgen im Hauptbuch (Libro di conti) verknüpft, indem man auf das Blatt verwies, auf welchem sich der Eintrag im Hauptbuch befand.151 Die Einführung dieser Referenzierungstechnik in der königlichen Finanzverwaltung unter Eduard I. scheint damit abermals kein Zufall gewesen zu sein, sondern möglicherweise auf italienische Vorbilder zurückzugehen. Nicht allein auf der Ebene der Rechnungsbücher finden sich praxeologische Übereinstimmungen zwischen den italienischen Kaufleuten und der königlichen Finanzverwaltung Eduards I. Dem Rechnungsbuch der Frescobaldi beiliegend haben sich drei papierne Zettel mit Rechnungsnotizen erhalten.152 Diese erlauben einen Einblick in die untere Ebene der internen Buchführung. Demnach verwendeten die italienischen Kaufleute für ihre Voraufzeichnung Einzelblätter unterschiedlicher Formate, deren Rechnungsinhalte nach Abschluss eines Geschäfts in die diversen Rechnungsbücher übertragen wurden. Rollen scheinen demgegenüber für die interne Buchführung der Italiener nicht zum Einsatz gekommen zu sein. Dies lag allein schon daran, dass sie für ihre internen Aufzeichnungen fast ausnahmslos auf Papier zurückgriffen. Die vorformatierten Papierbögen eigneten sich sowohl als Notizzettel als auch Blätter eines späteren Kodex. Die Verwendung von papiernen Notizzetteln für Vor- und Papierkodizes für die Endaufzeichnungen deckt sich mit den Praktiken der englischen Verwaltung in Bordeaux.153 Die Stadt an der Garonne war um 1300 aufgrund ihrer ökonomischen Po-

149 Teilediert in: Documenti per la storia economica, hrsg. v. Melis, Nr. 118, S. 382–383. 150 Siehe zu den Folioreferenzierungen in der englischen Verwaltung: Kap. IV.2.2, S. 124, 128 f. 151 Livres des comptes, hrsg. v. BIGWOOD, Bd. 1, Nr. 324, S. 93: appare che vesmo iscritto debia avere ne libro de’ conti, fo. ciento tre. 152 TNA Kew, E 101/127/10, Nr. 1–3. 153 Siehe hierzu Kap. IV.1.1, S. 96 und Kap. V.2.2, S. 177.

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tenz ein attraktiver Investitionsmarkt für italienische Händler und Bankiers.154 Zahlreiche ausländische Kaufleute engagierten sich in der Stadt sowohl wirtschaftlich155 als auch politisch.156 Der italienische Einfluss in Bordeaux nahm auch nicht ab, als die Stadt 1453 in französische Hände gelangte.157 Als ranghoher Vertreter der Englandgeschäfte der Frescobaldi war Amerigo Frescobaldi zwischen 1309 und dem Fall seines Hauses im Jahr 1311 Konstabler der Burg in Bordeaux sowie Einnehmer Aquitaniens.158 Amerigo übte die Ämter allerdings nicht selbst aus, sondern ließ sich von anderen vertreten.159 Dass er sich in königliche Dienste begab, lag vornehmlich an den Handelsinteressen der Frescobaldi. Neben dem Wollhandel baute sich die Familie mit dem Weinhandel ein zweites Standbein auf.160 Die Karrieren italienischer Kaufleute in der gascognesischen Verwaltung offenbaren erneut die engen Verbindungen zwischen kaufmännischem Milieu und königlicher Administration. Über diese Verbindungen kamen beide Seiten in Kontakt mit den jeweils anderen Schriftlichkeitspraktiken. Dies belegt nicht zuletzt eine Rechnung der königlichen Verwaltung und ihrer italienischen Partner aus der Lucceser Handelsgesellschaft der Bellardi, die als Einnehmer der „großen Weinsteuer“ in Bordeaux für die Jahre 1303 bis 1305 eingesetzt wurden.161 Die überlieferten Rechnungen in England und der Gascogne aktiver italienischer Handelsgesellschaften an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert offenbaren, dass die italienischen Schreiber für die interne Rechnungsführung papierne Zettel sowie Papierkodizes nutzten.162 Obgleich nur einzelne Rechnungsdokumente italienischer Kaufleute überliefert sind, erlauben sie doch einige Rückschlüsse hinsichtlich der Wahl der verwendeten Medien und Schreibmaterialien. Die italienischen Kaufleute unterschieden zwischen Abrechnungen für ihren internen Gebrauch und solchen mit der königlichen Verwaltung. Die Routine des Exchequer, für Abrechnungen auf

154 BOCHACA, Cosmopolitisme. 155 RENOUARD, Nouveau, S. 79 f.; ders., Rôle. 156 Siehe für Listen der unter Eduard I. und Eduard II. in der Gascogne tätigen Funktionsträger: BÉMONT, Introduction, S. xix–cxxiv; TOUT, Place, S. 392–398; TRABUT-CUSSAC, L’administration, S. 376– 378. 157 ALLAIRE, Crépuscules ultramontains; POUSSOU, Étrangers. 158 LUZZATI, Art. Frescobaldi, Amerigo. Siehe speziell zu seinem Dienst in der Gascogne: TOUT, Place, S. 216; RENOUARD, Frescobaldi; TRABUT-CUSSAC, Bordeaux, S. 88 f. 159 TNA Kew, E 101/164/1, fol. 3r: Compotus Johannis Guicardi et Alberti Medici, quos rex per breve suum patens, cujus datus est XIIO die Octobris anno quinto, assignavit ad omnes exitus de custuma ipsius regis in ducatu Aquitanie […] quod Hugo Hugolin locum tenens Eymerici de Ffriscobaldus, tunc constabularis Burdegalis per commissionem regis. 160 Nach den Frescobaldi findet sich mit Antonio Pessagno (gest. um 1334) ein weiterer Italiener in den Reihen der englischen Verwaltung in der Gascogne. Siehe dazu FRYDE, Antonio Pessagno; BASSO, Art. Pessagno; FRYDE, Art. Pessagno. 161 TNA Kew, E 101/159/9. Siehe zu den Bellardi: TORCELLAN, Art. Bellardi. 162 LEE, Development.

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Pergament und die Rollenform zurückzugreifen, war dabei so prägend, dass auch die Schreiber der italienischen Handelsgesellschaften diese übernahmen. Rollen kamen daher an den Schnittstellen von italienischer und königlicher Verwaltung zum Einsatz. Die italienischen Schreiber griffen nicht nur auf die Form der Rolle zurück, wenn sie Rechnungen für die königliche Verwaltung erstellten, sondern übernahmen mit dem Pergament auch das in der königlichen Verwaltung gebräuchliche Material. Im Gegenzug fand Papier in Form von Kodizes und Rechnungszetteln für ihre internen Rechnungsdokumente breite Verwendung. Die im königlichen Archiv überlieferten Rechnungsdokumente der Italiener legen es nahe, dass die Finanzverwaltung Eduards I. und seiner Nachfolger die Abrechnungspraktiken, Formen und Medien der italienischen Handelskompanien kannte. Mit der Intensivierung der finanziellen und personellen Kontakte zwischen der königlichen Finanzverwaltung und den italienischen Bankiers kam es zur Einführung von Kodizes in der Buchführung der Garderobe – jener Institution, die in erster Linie mit der Organisation der Kriegs- und Kreditfinanzierung betraut war. Mit den Kassenaufzeichnungen wurde mithin eine Rechnungsserie eingeführt, welche zeitgleich auch in der italienischen Buchführung wiedergefunden werden kann. Schließlich schwingen in der Folioreferenzierung sowie der Bilanzierung der Barmittel der Kasse buchhalterische Techniken mit, die sowohl bei den in England tätigen italienischen Kaufleuten als auch in der königlichen Finanzverwaltung Englands um 1300 vorgefunden werden können. Anders aber als in den Fürstentümern der Niederen Lande oder in der Kammerverwaltung des avignonesischen Papsttums können Italiener nicht als hohe Funktionsträger in der Finanzverwaltung des englischen Königs nachgewiesen werden. Es kann aufgrund des unterschiedlichen Aufbaus der Rechnungsdokumente auch nicht behauptet werden, dass die königlichen Schreiber italienische Praktiken direkt übernahmen. Dennoch liegt es nahe, bei dieser engen Beziehung zwischen royaler und kaufmännischer Sphäre eine Beeinflussung der königlichen Finanzverwaltung durch die Italiener anzunehmen. Die Funktionsträger Eduards I. nahmen das Hauptmedium der kaufmännischen Buchführung, den Kodex, in ihr administratives Repertoire auf und passten es an ihre Anforderungen und Vorgaben an. Das Gleiche geschah auch mit den zweispaltigen Kassenaufzeichnungen im Exchequer und in der Garderobe.

3 Zwischenergebnis Ein Einfluss geistlicher Institutionen oder des kaufmännisch-städtischen Milieus auf die Entwicklung der Schriftlichkeit in der Finanzverwaltung Eduards I. konnte nur in Teilen nachgewiesen werden. In den wenigsten Fällen zeichnen die Quellen ein über eine Indizienkette hinausgehendes Bild. Auf den ersten Blick scheint dieses Ergebnis der These von der Vorbildfunktion geistlicher und kaufmännisch-städtischer

3 Zwischenergebnis

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Verwaltungspraktiken für die Schriftlichkeit fürstlicher Administrationen unvereinbar gegenüberzustehen. Zwar kann für England beobachtet werden, dass die bischöfliche Registerführung ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts von der Rolle auf den Kodex umgestellt beziehungsweise der Kodex erstmals eingeführt wurde, allerdings erlauben es die Quellen nicht, diese Entwicklung mit dem Wechsel der Registerform in der königlichen Garderobe in den 1290er-Jahren in Verbindung zu bringen. Dazu ist das Wissen über die Herkunft und vorhergehenden Tätigkeiten rangniederer Amtsträger und Schreiber in der Garderobe um 1300 zu schmal. Gleichzeitig erlangten die hohen Funktionsträger der Garderobe erst nach dem vollzogenen Wechsel von der Rolle zum Kodex bischöfliche Würden. Auch die intensivere Nutzung von Büchern für kopiale Urkundenaufzeichnungen im Exchequer war weder auf geistliche Verwaltungen noch auf England beschränkt. Vielmehr handelt es sich um ein Phänomen, das sich seit der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts in vielen Verwaltungen Mittel- und Westeuropas beobachten lässt. In der Buchführung ist die Umstellung von Rollen auf Kodizes an der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert ebenfalls ein allgemein feststellbares Phänomen. In England ist es in diesem Fall zumindest ansatzweise möglich, eine Entwicklungsrichtung zu plausibilisieren. Es ist denkbar, dass das kaufmännische Milieu die Einführung des Kodex in der Buchführung in England wie in der Gascogne beeinflusste. Entsprechende Hinweise sind in der Einführung neuer Buchhaltungstechniken wie der Folioreferenzierung oder der Kassenbilanzierung zu suchen. Eindeutig fallen die Befunde indes nicht aus. Die Uneindeutigkeit der Überlieferung ist an sich jedoch durchaus erkenntnisfördernd. In Bezug auf die Untersuchung der Vorbilder für den Wandel von der Rolle zum Kodex, für das verstärkte Eindringen des Buches in die königliche Verwaltung Englands, zeigt sich um 1300 eine Parallele der Entwicklung administrativer Schriftlichkeit in unterschiedlichen Herrschaftsräumen und bei unterschiedlichen Herrschaftsträgern. Dass es in Westeuropa um 1300 zu vergleichbaren Schriftlichkeitsentwicklung kam, ist sowohl mit den ähnlichen militärischen, politischen und wirtschaftlichen Herausforderungen als auch mit einer möglichen Diffusion von Wissen und Praktiken zu erklären. Diese Beobachtung unterstreicht die Notwendigkeit weiterer vergleichender Arbeiten im Bereich der pragmatischen Schriftlichkeit.

VI Schluss Seit dem 13. Jahrhundert gingen die herrschaftlichen Verwaltungen Westeuropas in ihrer Schriftlichkeit von der Rolle zum Kodex über. Diese europäische Entwicklung wurde in der vorliegenden Arbeit für die königliche Finanzverwaltung Englands unter Eduard I. untersucht. Die seit dem 12. Jahrhundert etablierte monopolartige Stellung der Schriftrolle als Medium administrativer Schriftlichkeit wurde um 1300 durch das verstärkte Eindringen des Kodex erschüttert. Unter Eduard I. kam es erstmals zu einem Wandel vom okkasionellen zum seriellen Gebrauch des Buches. Der Zuschnitt der Untersuchung auf England bot sich an, da es die Überlieferung ermöglicht, die Veränderungen an und den Umgang mit den administrativen Dokumenten detailliert nachzuvollziehen. Die Leitfragen zielten auf die Wahl einer bestimmten Aufzeichnungsform (Rolle oder Kodex), auf deren Implikationen für die Präsentation des Textes sowie für die Praxeologie des Schriftguts. Die Hauptteile der Arbeit befassten sich mit den Feldern des Gebrauchs von Rollen und Kodizes (Kap. III), mit den Faktoren, die zur Wahl einer bestimmten Aufzeichnungsform beitrugen (Kap. IV), sowie mit den Vorbildern, welche die Wahl einer spezifischen Aufzeichnungsform begünstigten oder gar evozierten (Kap. V). Die Untersuchung basierte auf einer grundwissenschaftlichen Analyse der Schriftzeugnisse, ihrer materiellen Manifestationen ebenso wie der mit ihnen verbundenen Praktiken und Kontexte. Dabei wurde ein besonderes Augenmerk auf die Kulturgeschichte der Verwaltung gelegt, indem beispielsweise nach individuellen wie institutionellen Routinen und Traditionen oder nach möglichen Identitäten der Verwaltung gefragt wurde. Die für England gewonnenen Befunde wurden stets in den (west-)europäischen Kontext eingeordnet, um somit Fragen nach einem möglichen englischen Sonderweg nachzugehen. In der Finanzverwaltung Eduards I. ist kein intrinsischer Zusammenhang zwischen einer Quellenart und einer Aufzeichnungsform zu erkennen. Es kamen stets beide Formen, Rolle wie Kodex, zum Einsatz. Nichtsdestoweniger gab es Quellengattungen, bei denen vermehrt auf eine der beiden Überlieferungsformen rekurriert wurde. Für den Kodex zählten dazu besonders Kartulare, für die sich kaum Schriftrollen finden. Im Bereich des Rechnungsschriftguts wurde zwar auch auf Kodizes zurückgegriffen, doch standen diese Rechnungsbücher einer weitaus größeren Zahl an rollenförmigen Aufzeichnungen gegenüber. Das Gleiche kann für Urbare und Lehnsverzeichnisse konstatiert werden. Fokussiert man jedoch auf die einzelnen Quellengattungen ist häufig eine genetische Relation zwischen buch- und rollenförmigen Aufzeichnungen nachzuweisen. In der Regel standen Kodizes am Ende eines Kompilationsprozesses, welcher seinen Ausgang auf Einzelblättern oder Rollen nahm. Bis auf wenige Ausnahmen befand sich das Buch zudem an der Spitze der Dokumentationshierarchie, während die Rolle häufig als ephemere oder präliminare Aufzeichnungsform fungierte.

https://doi.org/10.1515/9783110776249-006

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Gerade die Ausnahmen von dieser Regel verraten jedoch viel über die Denkweisen vormoderner Verwaltungen. In die Praktiken des Schatzamts drang das Rechnungsbuch um 1300 überhaupt nicht ein. Die Schreiber nutzten nahezu ausnahmslos Schriftrollen. Auch in der Garderobe wurden die finalen Abrechnungen bis zum Beginn der 1290er-Jahre auf Rollen geschrieben, obwohl daneben bereits zahlreiche Rechnungen ihren Weg in Bücher fanden. Diese Persistenz der Rollenform führt die Bedeutung routinemäßiger Praktiken eindrücklich vor Augen. Die Garderobe Eduards I. wich mit der Einführung von Rechnungsbüchern ab den späten 1270er-Jahren erstmals von dieser Routine ab. Motor dieser Entwicklung waren die Kriege des Königs, welche die Verwaltung vor enorme finanzielle und logistische Herausforderungen stellte. Die neue Aufzeichnungsform des Kodex konnte zwar diese Probleme nicht beheben, bot jedoch aufgrund ihrer besseren Erschließungs- und Nutzungsmöglichkeit zumindest den Anschein administrativer Kontrolle. Dieser Aspekt tritt durch die zahlreichen Kredit- und Schuldbücher am deutlichsten hervor. Sie sollten den Funktionsträgern die Möglichkeit eröffnen, die mittelund langfristigen Kreditgeschäfte überblicken und später überprüfen zu können. Die Kriege des Königs wirkten sich nicht allein auf das Rechnungswesen der Garderobe aus. Auch im Exchequer suchte man über umfassende Lehnsverzeichnisse und kopiale Urkundenkompilationen die Herrschaft auf ein festeres, noch stärker auf Schrift basierendes Fundament zu stellen. Die meist gut erschlossenen Kodizes hielten nicht nur große Mengen administrativen Wissens fest – dies taten auch Rollen –, sondern die Bücher machten es gegenüber den meisten Schriftrollen im Nachhinein auch nutzbar. Sie ordneten Wissen und stifteten Ordnung. Die unterschiedlichen Gebrauchskontexte von Rollen und Kodizes in der Finanzverwaltung Eduards I. erklären sich vor allem anhand der mit ihnen verbundenen Praktiken, namentlich der Produktion und Nutzung. Die materielle und praxeologische Analyse der Dokumente macht deutlich, dass in vielen Fällen zwischen den Ebenen des Individuums und der Institution zu trennen ist. Auf dem Niveau des einzelnen Funktionsträgers machte es einen Unterschied, ob man für eine bestimmte Aufzeichnungsform mit Mehrausgaben rechnen musste oder nicht. Für die Institution spielten diese zusätzlichen Kosten wiederum keine wesentliche Rolle, lagen doch die übrigen Personal- und Verwaltungskosten um ein Mehrfaches über den Materialkosten. Für den einzelnen Amtsträger war es somit von Bedeutung, ob er das Pergament seiner Rollen nur einseitig oder beidseitig beschrieb, ob er beim Kodex aufgrund seiner Bindung und seiner Einbandart mit Zusatzkosten rechnen musste oder ob die Schriftstücke leicht zu transportieren und herzustellen waren. Demgegenüber spielten diese Aspekte für das Schatzamt oder die Garderobe als Institution zwar auch eine Rolle, waren aber wegen deren finanzieller wie personeller Leistungsfähigkeit nur nachgeordnet. Die Untersuchung der Produktions- und Nutzungskontexte brachte zudem eine hohe Divergenz zwischen bestehenden Forschungsprämissen einerseits und der

VI Schluss



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spätmittelalterlichen Praxis andererseits zum Vorschein. Die Schriftrolle war nicht per se kostengünstiger sowie einfacher zu produzieren und leichter zu transportieren als der Kodex. Wiederum war das Buch nicht notwendigerweise das geeignetere Medium zum Nachschlagen bestimmter Inhalte. Die Vielfalt und der Variantenreichtum von Rollen und Kodizes aus der königlichen Finanzverwaltung Englands stehen diesen Generalisierungen entgegen. Das Schatzamt liefert mit seinen Stapelrollen (Exchequer-Stil) das beste Beispiel für eine rollenförmige Aufzeichnungsform, deren Nachschlagbarkeit jener des Kodex kaum nachstand. Dieselben Stapelrollen sind gleichzeitig Zeugnis für Rollen, die aufgrund ihres großen Formats und enormen Umfangs keineswegs leichter zu transportieren waren als vergleichbare buchförmige Aufzeichnungen. Schließlich bezeugen die zahlreichen beidseitig beschriebenen ungebundenen Hefte oder kopertgebundenen Bücher der Garderobe, dass die kodikalen Rechnungen durchaus kostengünstiger zu produzieren waren, bedenkt man die Vielzahl an lediglich einseitig beschriebenen Rechnungsrollen. Als Ergebnis lässt sich festhalten, dass die Komplexität der Überlieferung nicht ohne Weiteres auf einen Nenner gebracht werden kann. Die Untersuchung der Produktions- und Nutzungspraktiken eröffnete mit den Sinnzuschreibungen der institutionellen Routine und Identität eine weitere Interpretationsebene der in der Finanzverwaltung Eduards I. genutzten Rollen und Kodizes. Die bürokratischen Routinen waren im ausgehenden 13. Jahrhundert so stark verankert, dass die Finanzverwaltung in vielen Kontexten an der Schriftrolle festhielt, obschon sich der Kodex besser geeignet hätte. Dies verweist nicht zuletzt auch auf die Herausbildung institutioneller Identitäten: Für das Schatzamt war die Schriftrolle ein traditionsstiftendes Aufzeichnungsmedium, auf welches es um 1300 bereits seit 200 Jahren zurückgegriffen hatte. Für die Garderobe war der Kodex wiederum eine Möglichkeit, sich von dieser Tradition und damit der Institution des Exchequer zu lösen. Die Garderobe strebte unter Eduard I. nach einem institutionellen Alleinstellungsmerkmal, welches sie über das Rechnungsbuch materiell zum Ausdruck brachte. Die Unschärfe, die sich bei der materiellen und praxeologischen Analyse von Rollen und Kodizes in der Finanzverwaltung Eduards I. ergab, bestand auch bei der Frage nach den Vorbildern für den Formenwandel. Der verstärkte Rückgriff auf buchförmige Kartulare in der königlichen Verwaltung in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts reiht sich ein in eine in England wie auch insgesamt in Nordwesteuropa zu greifende Kartularisationswelle. Die Gleichzeitigkeit der Entwicklung macht es nahezu unmöglich, Ursprung und Ziel dieser Entwicklung klar zu umreißen. Das Gleiche kann für die Register der Garderobe gesagt werden. Während die königliche Kanzlei an ihren Rollenregistern festhielt, ging die Garderobe in den 1290er-Jahren zu buchförmigen Registern über. Dieser Medienwechsel koinzidiert zwar zeitlich mit dem Formenwechsel in den bischöflichen Kanzleien Englands, doch kann eine eindeutige Bewegungsrichtung von der einen in die andere Verwaltung nicht ausgemacht werden. Es ist sowohl eine Beeinflussung der Garderobe

196  VI Schluss

durch die bischöflichen Kanzleien als auch der bischöflichen Praktiken durch die königliche Verwaltung denkbar. Im Unterschied dazu kann die Einführung des Kodex im Rechnungswesen der Garderobe deutlich konkreter nachgezeichnet werden. Die Verwendung buchförmiger Rechnungen deckt sich mit der gestiegenen Präsenz und dem hohen Einfluss italienischer Kaufleute am Hof des Königs. Italienische Bankiers führten nachweislich bereits seit dem frühen 13. Jahrhundert Rechnungsbücher. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts lässt sich bei den in England aktiven italienischen Kaufleuten eine auf mehreren, sich gegenseitig ergänzenden Rechnungsserien basierende Buchführung nachweisen. Ein derartig fortgeschrittenes Rechnungswesen findet sich in Ansätzen auch in der Finanzverwaltung Eduards I. Herausragendes Beispiel hierfür sind die Kassenaufzeichnungen des Schatzamts und der Garderobe. Sie ermöglichten es der Finanzverwaltung erstmals, die täglichen Bargeldbewegungen zu bilanzieren und darüber einen tagesaktuellen Kassenstand zu gewinnen. Weiterhin nutzten die Garderobe wie auch die englische Verwaltung in der Gascogne erstmals eine Referenzierung einzelner Einträge in unterschiedlichen Rechnungsbüchern mittels Folioangaben. Diese technischen Neuerungen, welche mit den Rechnungsbüchern Einzug in die Schriftlichkeit der königlichen Finanzverwaltung hielten, lässt einen italienischen Einfluss zumindest wahrscheinlich werden. Die Interpretation administrativer Dokumente, ihrer Materialität und der mit ihnen verbundenen Praktiken ergänzt die Untersuchung der Ausbildung frühstaatlicher Strukturen um einen wichtigen Blickwinkel. Die englische Forschung hat davon bisher weniger Gebrauch gemacht als beispielsweise ihr deutsch- oder französischsprachiges Gegenüber. Die vorliegende Studie konnte mit der Zentrierung auf die Materialität und Praxeologie der Verwaltungsdokumente deutlich deren Rolle in der Gestaltung institutioneller Strukturen herausarbeiten. Die Untersuchung von Personen und Dokumenten in ihren sozialen Kontexten ermöglicht ein tieferes Verständnis der vormodernen administrativen Arbeitsabläufe und Denkweisen. Der auf England verengte Blick wurde dabei bewusst gemieden, da erst eine europäische Perspektive die häufig propagierte Sonderstellung Englands aufzubrechen vermag. Die spätmittelalterliche Entwicklung der administrativen Schriftlichkeit Englands verlief, jenseits der Persistenz des Rollengebrauchs in Kanzlei und Exchequer, keinesfalls anders als jene auf dem Kontinent. Für die Zeit um 1300 kann kein englischer Sonderweg ausgemacht werden. England bewegte sich weitgehend in den Entwicklungsbahnen der kontinentaleuropäischen Nachbarn. Was um 1300 für die königliche Finanzverwaltung Englands festzustellen ist, lässt sich zur selben Zeit in ähnlicher Form auch für zahllose andere Herrschaftsträger auf dem Kontinent beobachten. Die englischen Entwicklungen waren somit Teil einer europäischen Verwaltungskultur.

 Anhang

Abkürzungsverzeichnis Abb. Anm. Art. Bd. Bde. bearb. bes. ca. d d.

Abbildung/-en Anmerkung/-en Artikel Band Bänden bearbeitet besonders circa dorso denarius (+ Deklinationen)

Dep. dems. dens. ders. dies. DOI ebd. et al. etc. f. Fasz. fol. gest. Gft. H. Hrsg. hrsg. Jh. Kap. m.

Departement demselben denselben derselbe/-n dieselbe/-n Digital Object Identifier ebenda et alii/aliae et cetera folgende Faszikel folium/folia gestorben Grafschaften Heft/-e Herausgeber/-innen herausgegeben Jahrhundert Kapitel marca (+ Deklinationen)

mem. N. F. N. S. Nr. ob.

membrana/membranae Neue Folge New Series/Nouvelle Série Nummer/-n obolus (+ Deklinationen)

o. J. o. O. pag. PhD qu.

ohne Jahr ohne Ort pagina/paginae philosophiae doctor quadrans (+ Deklinaktionen)

r Reg. reg. rot.

recto Region regierte rotulus/rotuli

https://doi.org/10.1515/9783110776249-007

200  Abkürzungsverzeichnis

S. s.

Seite/-n solidus (+ Deklinationen)

Sp. St. Tab. u. a. übers. URL v v.

Spalte/-n Sankt Tabelle/-n und andere übersetzt Uniform Resource Locator verso von

Abbildungsverzeichnis Abb. 1: Memoranda Roll des Echequer, 1301/02 (TNA Kew, E 159/75). © Crown copyright. Abb. 2: Einnahmenrolle der Garderobe, 1282–1285 (TNA Kew, E 101/351/10). © Crown copyright. Abb. 3: Haushaltsrolle der Garderobe, 1299–1301 (TNA Kew, E 101/358/21). © Crown copyright. Abb. 4: Kassenrolle des Exchequer, 1305 (TNA Kew, E 405/1/40). © Crown copyright. Abb. 5: Transportsack mit Rechnungsdokumenten des Irischen Exchequer, 1277–1285 (TNA Kew, E 101/230/13). © Crown copyright. Abb. 6: Unterlagen zu den Rechnungen über den Haushalt der Söhne Eduards I., Thomas und Edmund, 1300–1305 (TNA Kew, E 101/361/6). © Crown copyright. Abb. 7: Kartular des Exchequer, zwischen 1292 und 1305 (TNA Kew, E 36/275, fol. 50r). © Crown copyright. Abb. 8: Haupteinnahmenbuch der Garderobe, 1293/94 (JRL Manchester, Lat. Ms. 230, fol. 5v). © University of Manchester. Abb. 9: Kassenbuch der Garderobe, 1302 (TNA Kew, E 101/361/15, fol. 3v–4r). © Crown copyright. Abb. 10: Blattweiser des Hauptkontrollbuchs der Garderobe, 1299/1300 (SoA London, Ms. 119). © The Society of Antiquaries of London. Abb. 11: Einband des Haupteinnahmenbuchs der Garderobe, 1293/94 (JRL Manchester, Lat. Ms. 230). © University of Manchester. Abb. 12: Einband des Hauptkreditbuchs der Garderobe, 1302/03 (TNA Kew, E 101/364/13). © Crown copyright. Abb. 13: Einband des Zollbuchs aus Bordeaux, 1310 (TNA Kew, E 101/163/4). © Crown copyright. Abb. 14: Innenliegende Bindung des Hauptkreditbuchs der Garderobe, 1305/06 (TNA Kew, E 101/ 368/27). © Crown copyright.

https://doi.org/10.1515/9783110776249-008

Anmerkungen zu Münzen und Währungen 12 Pfennig (d.) = 1 Schilling (s.), 20 Schilling = 1 Pfund (£) (240 d.). 1 Mark (m.) = 13 s. 4 d. oder zweidrittel eines Pfunds (160 d.) Im Mittelalter war der Pfennig (penny) die dominante Silbermünze des englischen Königreichs. Unter Eduard I. wurde erstmals der Groschen (groat) in Umlauf gebracht, der im Wert vier Pfenningen entsprach. Zudem gewannen im ausgehenden 13. Jahrhundert mit dem Halbpfennig (halfpenny) und dem Viertelpfennig (farthing) zwei Silbermünzen mit niedrigeren Nominalwerten an Popularität, die nachweislich bereits seit dem 12. Jahrhundert ausgeprägt wurden. Gegenüber den Silbermünzen waren Goldmünzen im englischen Mittelalter selten. Zum ersten Mal wurde ein Goldpfennig (gold penny) im Wert von 20 Silberpfennigen unter Heinrich III. hergestellt. Allerdings konnten sich weder der Goldpfennig noch die in der Mitte des 14. Jahrhunderts unter Eduard III. ausgeprägten Goldmünzen (noble, double leopard, florin, helm) als gängige Zahlungsmittel etablieren. (Siehe zum englischen Münzwesen bes.: ALLEN, Mints and Money)

https://doi.org/10.1515/9783110776249-009

Quellen- und Literaturverzeichnis Archivalien und Handschriften Kew, The National Archives (TNA) Chancery: Reports and Certificates C 38/1: Buchförmige Kanzleiberichte über administrative Beratungen und Untersuchungen, 1562– 1595. Chancery: Chancery Miscellanea C 47/3/19: Rechnungsrolle des Weinkämmerers Matthew Columber, 10–13 Eduard I., 1281–1285. C 47/3/51/10: Fragment eines Rechnungsbuchs der Garderobe, 3 oder 6 Eduard I., 1274/75 oder 1277/78. C 47/4/1: Hauptbuch der Garderobe, 6–7 Eduard I., 1278/79. C 47/4/2: Hauptbuch der Garderobe, 13 Eduard I., 1284/85. C 47/4/3: Hauptkontrollbuch der Garderobe, 14 Eduard I., 1285/86. C 47/4/5: Hauptkontrollbuch der Garderobe, 18 Eduard I., 1289/90. C 47/4/6: Rechnungsbuch über Zahlungen von Magister Robert Cottingham, Schreiber des Königs, 25 Eduard I., Februar–März 1297. C 47/4/7: Fragment eines Rechnungsbuchs der Garderobe von John Leck, 25 Eduard I., November– Dezember 1296. C 47/25/1/21: Fragment eines Lehnskopialbuchs aus der Gascone, Provinz Agenais, Eduard I., o. J. C 47/27/5/24: Auszug aus dem Bericht Elias Johnstones über die Vermeidung des Vertrags von Paris von 1259, ca. 1319. C 47/27/9: Protokollbuch der diplomatischen Verhandlungen zwischen England und Frankreich in Périgueux, 4 Eduard II., 1310. C 47/27/10: Protokollbuch der diplomatischen Verhandlungen zwischen England und Frankreich in Périgueux, 5 Eduard II., 1311. C 47/27/11: Kartular über den Umgang mit den Regelungen des Vertrags von Paris von 1259, 1319. C 47/27/14: Kartular Elias Johnstones über die Verhandlungen zwischen England und Frankreich in Montreuil-sur-Mer, 1319. C 47/27/15/1: Kartular über Seeüberfälle vor der Küste Aquitaniens, 1293. C 47/35/10: Auszahlungsmandate und Quittungen, 56 Heinrich III.–49 Heinrich VI., 1272–1471. C 47/35/15: Auszahlungsmandate, 56 Heinrich III.– 1 Eduard III., 1238–1327. Exchequer and Chancery: Cartae Antiquae Rolls C 52/11: Kopialrolle über ältere Königsurkunden (Cartae Antiquae Roll), Eduard I., o. J. C 52/33: Kopialrolle über ältere Königsurkunden (Cartae Antiquae Roll), Eduard I., o. J. Chancery: Liberate Rolls C 62/76: Kopialrolle der Kanzlei über Auszahlungsmandate (Liberate Roll), 28 Eduard I., 1299/1300. C 62/77: Kopialrolle der Kanzlei über Auszahlungsmandate (Liberate Roll), 29 Eduard I., 1300/01. Chancery: Scutage Rolls and Rolls of Summons for the Performance of Knight Service C 72/4: Schildgeldrollen aus der Gft. Bedfordshire, 8 Heinrich III., 1224. C 72/9: Schildgeldrolle für den Kriegszug in Wales (10 Eduard I., 1281/82), 33 Eduard I., 1304/05. C 72/11: Schildgeldrolle für den Kriegszug in Schottland (31 Eduard I., 1303/04), 8–11 Eduard II., 1314–1318.

https://doi.org/10.1515/9783110776249-010

206  Quellen- und Literaturverzeichnis

Chancery: Warrants for the Great Seal, Series I C 81/1668: Anweisungs- und Auszahlungsmandate (breves de allocate et liberate), 30–35 Eduard I., 1301–1307. Exchequer: Treasury of the Receipt: Chests E 27/1: Eichenholzkiste mit Metallbeschlägen und vier individuell verschließbaren Fächern zur Aufbewahrung von Dokumenten, ca. 1255. E 27/3: Eichenholzkiste aus der Chapel of the Pyx in der Abtei von Westminster, ca. 1300. E 27/4/2: Metallverstärkter und mit Lilienkreuzen verzierter lederner Zylinder zur Aufbewahrung eines Geschirrs, 14. Jh. E 27/10: Eichenholzzylinder zur Aufbewahrung diplomatischer Dokumente, ca. 1254. Exchequer: Treasury of the Receipt: Diplomatic Documents E 30/1108: Lehnsbrief König Alfons X. von Kastilien über die Gascone für Eduard, den Prinzen von Wales, Burgos, 1. November 1254. E 30/1237: Lehnsrevers Friedrichs von Mitra gegenüber Richard II., London, 28. Oktober 1397. Exchequer: Treasury of the Receipt: Domesday Book etc. E 31/4: Eichenholzkiste mit Metallbeschlägen für das Domesday Book, um 1500. Exchequer: Treasury of the Receipt: Miscellaneous Books E 36/57: Kartular über das Archiv Edmunds, Earl von Cornwall, nach 1300. E 36/69: Lehnsurbar der knights’ fees in der Herrschaft Richmond (8–10 Eduard I., 1279–1282), o. J. E 36/75: Abschriften von Untersuchungen aus der Regierungszeit Eduards I. über die Nutzung königlicher Wälder (9–35 Eduard I., 1281–1307), Eduard II., o. J. E 36/76: Urbar über die Grenzen des königlichen Forstes in Sherwood (Heinrich III.–Eduard I), Eduard I., o. J. E 36/201: Hauptbuch der Garderobe, 15–16 Eduard I., 1286–1289. E 36/202: Hauptkreditbuch der Garderobe, 22–23 Eduard I., 1293–1295. E 36/266: Kartular des Exchequer (Liber niger parvus), 2. Drittel 13. Jh.–17. Jh. E 36/268: Kartularinventar des königlichen Archivs, 17 Eduard II. 1323. E 36/274: Kartular des Exchequer (Liber A), zwischen 1282 und 1292. E 36/275: Kartular des Exchequer (Liber B), zwischen 1292 und 1305. E 36/284: Teilabschrift des Domesday Book, vermutlich aus der Abtei Westminster, um 1241. Exchequer: King’s Remembrancer: Accounts Various E 101/3/28: Rechnungsrolle Richard Abingdons und John Maidenstones über die Truppenversorgung in Wales, 10 Eduard I., 1281/82. E 101/4/5B: Rechnungsrolle John Maidestones über die Truppenversorgung in Wales, 10 Eduard I., 1281/82. E 101/4/29: Tagesrechnungsrolle John Maidestones über die Vorbereitungen eines Kriegszugs in die Gascogne, 22 Eduard I., 1294. E 101/4/30: Rechnungsbuch John Maidestones über die Vorbereitungen eines Kriegszugs in die Gascogne, 22 Eduard I., 1294. E 101/5/4: Rechnungsrolle William Panetarius und Richard Bromsgroves über Viktualien für die Truppen bei der Überfahrt in die Gascogne, 22 Eduard I., 1294. E 101/5/6: Rechnungsrolle Walter Windsors über Viktualien für die Überfahrt in die Gascogne, 22 Eduard I., 1294. E 101/6/30: Rechnungsrolle Richard Abingdons und William Swindons über Truppensold in Carlisle, Cumbria, 25–26 Eduard I., 1296–1298. E 101/6/35: Rechnungsbuch Walter Amersham und seines Kontrolleurs Robert Heyron über Truppensold in Berwick-upon-Tweed, 26 Eduard I., 1297/98.

Archivalien und Handschriften



207

E 101/7/2: Rechnungsbuch Walter Amersham und seines Kontrolleurs Robert Heyron über Truppensold in Northumbria und Yorkshire, 26 Eduard I., 1297/98. E 101/7/20: Rechnungsbuch Richard Abingdons in Carlisle, 27 Eduard I., 1298/99. E 101/7/30: Rechnungsrolle der Garderobe aus dem schottischen Krieg, 29–30 Eduard I., 1301/02. E 101/9/20: Rechnungsbuch John Westons in Berwick-upon-Tweed, 29 Eduard I., 1300/01. E 10/10/19: Fragmente eines Rechnungsbuchs für Berwick-upon-Tweed, 32 Eduard I., 1303/04. E 101/11/1: Rechnungsbuch John Westons über Truppensold in Berwick-upon-Tweed, 31 Eduard I., 1302/03. E 101/11/19: Rechnungsbuch Jacob Dalileghs über Kriegsproviant in Carlisle, 31–33 Eduard I., 1302–1305. E 101/12/18: Rechnungsbuch John Westons über die Truppenversorgung in Berwick-upon-Tweed, 32 Eduard I., 1303/04. E 101/13/16: Rechnungsbuch John Sandales über die Truppenversorgung in Schottland, 34–35 Eduard I., 1306/07. E 101/14/1: Fragment eines Rechnungsbuchs Jacob Dalileghs über Viktualien in Carlisle, 34 Eduard I., 1306. E 101/77/12: Fragment eines Rechnungsbuches der Garderobe über Weinausgaben, 29–30 Eduard I., 1300–1302. E 101/97/13: Hauptrechnungsrolle des Marstalls, 21 Eduard I., 1292/93. E 101/98/20: Rechnungsrolle über die Karren des Marstalls, 29 Eduard I., 1300/01. E 101/98/28: Rechnungsrolle über die Dienstkleider des königlichen Hofes, 32 Eduard I., 1303/04. E 101/127/10: Italienisches Rechnungsbuch der Frescobaldi, 1310–1313. E 101/158/2: Zollbuch aus Bordeaux, 1303. E 101/159/9: Rechnung John Vanns und der Handelsgesellschaft der Bellardi über die Einnahmen aus dem großen Weinzoll in Bordeaux, 31–32 Eduard I., 1303–1305. E 101/160/3: Zollbuch mit eingelegten Notizzetteln aus Bordeaux, 1305/06. E 101/160/8: Zollbuch mit eingelegten Notizzetteln aus Bordeaux, 1306. E 101/161/16: Hauptbuch der englischen Verwaltung im Herzogtum Aquitanien, 34 Eduard I.–1 Eduard II., 1305–1307. E 101/162/5: Zollbuch aus Bordeaux, 1308. E 101/163/3: Besiegelte Rechnungsrolle über Botenausgaben im Herzogtum Aquitanien, 3 Eduard II., 1310/11. E 101/163/4: Zollbuch aus Bordeaux, 1310. E 101/164/1: Hauptbuch der englischen Verwaltung im Herzogtum Aquitanien, 5 Eduard II., 1311/12. E 101/165/2: Rechnungsbuch über Bauausgaben in Bordeaux, 18–19 Eduard II., 1324–1326. E 101/165/3: Rechnungsnotizen aus Saintonge, Eduard II., o. J. E 101/230/13: Rechnungsdokumente des Irischen Exchequer, 6–13 Eduard I., 1277–1285. E 101/288/24: Italienische Rechnungsrolle über den Wechsel in Canterbury, 19–23 Eduard I., 1290– 1295. E 101/308/19: Rechnungsbuch Walter Langtons über seine diplomatisch-kriegslogistische Reise auf den Kontinent, 24–25 Eduard I., 1295–1297. E 101/331/9: Rechnungsbuch Jacob Dalileghs über die Gebiete um das Schottische Meer, 31 Eduard I., 1302/03. E 101/331/13: Rechnungsbuch Jacob Dalileghs und John Westons über die unter englischer Kontrolle stehenden Gebiete Schottlands, 32 Eduard I., 1303/04. E 101/337/21/3: Inventarrollen und -zettel des Exchequer, Eduard I. und Elisabeth I. E 101/350/30: Fragment des Darlehnsbuchs der Garderobe (Prestita privata), 8–10 Eduard I., 1279– 1282. E 101/351/10: Einnahmenrolle der Garderobe, 11–13 Eduard I., 1282–1285.

208  Quellen- und Literaturverzeichnis

E 101/351/15: Hauptrechnungsrolle des Almosenamtes, 12 Eduard I., 1283/84. E 101/352/12: Darlehnsbuch der Garderobe (Prestita privata), 16–18 Eduard I., 1287–1290. E 101/353/2: Hauptrechnungsrolle der Küche, 20 Eduard I., 1291/92. E 101/353/5: Einnahmenrolle des Exchequer über Vorauszahlungen der Garderobe, 20–23 Eduard I., 1291–1295. E 101/353/12: Rechnungsbuch über ausstehende Zahlungen John Sandales und Thomas Canterburys, 21 Eduard I.–7 Eduard II., 1292–1314. E 101/353/21: Rechnungsbuch über zu begleichende kriegslogistische Zahlungen durch Thomas Canterbury und John Sandale, 21 Eduard I.–7 Eduard II., 1292–1315. E 101/353/31: Fragment eines Rechnungsbuchs der Garderobe, 23 Eduard I., 1294/95. E 101/354/5A: Schuldbuch der Garderobe (Liber debitorum), 24–26 Eduard I., 1295–1298. E 101/354/5B: Schuldbuch der Garderobe (Liber debitorum), 24–26, 28, 30 Eduard I., 1295–1302. E 101/354/7: Rechnungsbuch über unabgerechnete Einnahmen des Hüters der Garderobe, John Droxford, 24–29 Eduard I., 1295, 1301. E 101/356/7: Kreditrollen der Großen Garderobe, 17 Eduard I., 1298. E 101/357/4: Rechnungsbuch der Garderobe und der Haushaltsämter, 28 Eduard I., 1300. E 101/357/10: Inventarrollen der Schatzkammer des Haushalts, 27–29 Eduard I., 1298–1301. E 101/357/13: Inventarrollen der Schatzkammer des Haushalts, 27–30 Eduard I., 1298–1302. E 101/357/15: Schuldbuch der Garderobe (Liber debitorum), 27–35 Eduard I., 1298–1307. E 101/357/22: Rechnungsrollen über Vorauszahlungen der Garderobe an die Haushaltsämter, 28 Eduard I., 1299/1300. E 101/357/29: Rechnungsrolle über Almosen, 28 Eduard I., 1299/1300. E 101/358/20: Rechnungsbuch der Garderobe und der Haushaltämter, 28–29 Eduard I., 1299–1301. E 101/358/21: Haushaltsrolle der Garderobe, 28–29 Eduard I., 1299–1301. E 101/359/1: Rechnungsrolle der Garderobe, 29 Eduard I., 1300/01. E 101/359/5: Kassenbuch der Garderobe (Jornalia), 29 Eduard I., 1301. E 101/359/8: Kassenbuch der Garderobe (Jornalia), 29 Eduard I., 1301. E 101/360/25: Finale Rechnungsrolle der Garderobe für die Pipe Roll, 29–30 Eduard I., 1300–1302. E 101/361/2: Fragment eines Kreditbuchs der Garderobe, 29–31 Eduard I., 1300–1303. E 101/361/6: Unterlagen zu den Rechnungen über den Haushalt der Söhne Eduards I., Thomas und Edmund, 29–33 Eduard I., 1300–1305. E 101/361/13: Kassenbuch der Garderobe (Jornalia), 30 Eduard I., 1302. E 101/361/15: Kassenbuch der Garderobe (Jornalia), 30 Eduard I., 1302. E 101/361/16: Kassenbuch der Garderobe (Jornalia), 30 Eduard I., 1302. E 101/363/3: Rollenförmige Monatssammelrechnung der Küche, 30 Eduard I., 1301/02. E 101/363/10: Rechnungsbuch der Garderobe und der Haushaltsämter, 31 Eduard I., 1303. E 101/363/18: Hauptbuch der Garderobe des Prinzen von Wales, Eduard von Caernarfon, 31 Eduard I., 1302/03. E 101/364/13: Hauptkreditbuch der Garderobe (Liber de unde respondebit), 31 Eduard I., 1302/03. E 101/365/10: Kreditbuch der Garderobe, 31–35 Eduard I., 1302–1307. E 101/367/16: Hauptkreditbuch der Garderobe (Liber de unde respondebit), 33 Eduard I., 1304/05. E 101/367/23: Monatsrechnungsrollen Walter Bedwins in Schottland, 33 Eduard I., 1305. E 101/368/6: Rechnungsbuch der Garderobe und der Haushaltsämter, 33 Eduard I., 1304/05. E 101/368/7: Haupteinnahmenbuch der Garderobe (Liber de recepta), 33–35 Eduard I., 1304–1307. E 101/368/12: Hauptbuch des Haushalts der Söhne Eduards I., Thomas und Edmund, 34 Eduard I., 1305/06. E 101/368/27: Hauptkreditbuch der Garderobe (Liber de unde respondebit), 34 Eduard I., 1305/06. E 101/368/28: Hauptrechnungsrolle der Haushaltsämter, 34 Eduard I., 1305/06. E 101/369/7: Küchenrechnungen und -zettel des königlichen Haushalts, 34 Eduard I., 1306.

Archivalien und Handschriften

 209

E 101/369/8: Küchenrechnungen und -zettel des königlichen Haushalts, 34 Eduard I., 1306. E 101/369/11: Hauptbuch der Garderobe, 34 Eduard I., 1305/06. E 101/369/15: Haushaltsbuch der Söhne Eduards I., Edmund und Thomas, 34 Eduard I., 1306. E 101/369/17: Kreditbuch der Garderobe über die Spülküche, 34 Eduard I., 1306. E 101/370/16: Kassenbuch der Garderobe (Jornalia), 35 Eduard I.–1 Eduard II., 1306/07. E 101/371/8: Rechnungsfragmente der Garderobe, Eduard I. E 101/372/14: Rechnungsfragmente des Exchequer und der Garderobe, Eduard I.–Eduard IV. E 101/373/26: Hauptkreditbuch der Garderobe (Liber de unde respondebit), 4 Eduard II., 1310/11. E 101/373/30: Kassenbuch der Garderobe (Jornalia), 4 Eduard II., 1312. E 101/374/7: Kassenbuch der Garderobe (Jornalia), 4 Eduard II., 1312/13. E 101/379/3: Rechnung Magister Stephans aus Paris über medizinische Einkäufe, 16 Eduard II., 1322/23. E 101/379/19: Rechnungsbuch über Tagesausgaben der Garderobe, 17 Eduard II., 1323/24. E 101/506/16: Haupteinnahmenbuch der Garderobe (Liber de recepta), 3 Eduard II., 1309/10. E 101/612/23: Rechnungsrolle des Geflügelkochs Laurentius über die Vorbereitungen eines Kriegszuges in die Gascogne, 22 Eduard I., 1294. E 101/619/61: Fragment eines Rechnungsbuchs aus Berwick-upon-Tweed, 26 Eduard I., 1297/98. E 101/624/51: Fragmente von Rechnungsbüchern der Garderobe, 17–23 Eduard I., 1288–1295. E 101/631/3: Einnahmenbuch der Garderobe über Naturalienverkäufe, 19–21 Eduard I., 1290–1292. E 101/684/63: Rechnungsnotiz und Schreiben über den Haushalt des Prinzen von Wales, Eduard von Caernarfon, 32 Eduard I., 1303/04. E 101/694/10: Italienische Rechnung über einen Wechsel, Eduard I., o. J. Exchequer: King’s Remembrancer: Memoranda Rolls and Enrolment Books E 159/72: Memoranda Roll, Michaelis 26 Eduard I., 1298/99. E 159/75: Memoranda Roll, Michaelis 29 Eduard I., 1301/02. Exchequer: King’s Remembrancer: Miscellanea of the Exchequer E 163/5/2: Registerrolle der Schreiben unter dem Privatsiegel des Prinzen von Wales, 33 Eduard I., 1304/05. Exchequer: King’s Remembrancer: Miscellaneous Books, Series I E 164/1: Teilabschrift des Domesday Book, vermutlich aus der Abtei Neath, Eduard I., o. J. E 164/2: Kartular des Exchequer (Liber rubeus), 2. Drittel 13. Jh.–17. Jh. E 164/5: Erster Band des großen Lehnsurbar des Exchequer (Testa de Nevill), vermutlich 30–31 Eduard I., 1301/02. E 164/6: Zweiter Band des großen Lehnsurbar des Exchequer (Testa de Nevill), vermutlich 30– 31 Eduard I., 1301/02. E 164/15: Urbar über Warwickshire, 7 Eduard I., vermutlich nach 1280. Exchequer: King’s Remembrancer: Miscellaneous Books, Old Covers E 166/1/1: Kalbsledereinband des Testa de Nevill, 14. oder 15. Jh. E 166/2/1: Doppelter Hüllenschafsledereinband des Liber rubeus, zwischen 13. und 16. Jh. E 166/3/1: Doppelter Hüllenkalbsledereinband des Testa de Nevill, 14. oder 15. Jh. Exchequer: King’s Remembrancer: Records Relating to Feudal Tenure and Distraint of Knighthood E 198/2/29: Lehnsrolle der Herrschaft Peverel, 11 Eduard I., 7. November 1293. Exchequer: King’s Remembancer and Lord Treasurer’s Remembrancer: Sheriffs’ Accounts, Petitions, etc. E 199/96/1: Transportsack des Sheriffs von Bedfordshire und Buckinghamshire, Eduard I., o. J. Exchequer: Pipe Office: Pipe Rolls E 372/121: Pipe Roll, Michaelis 5 Eduard I., 1276/77. E 372/124: Pipe Roll, Michaelis 8 Eduard I., 1279/80.

210  Quellen- und Literaturverzeichnis

E 372/128: Pipe Roll, Michaelis 12 Eduard I., 1283/84. E 372/138: Pipe Roll, Michaelis 21 Eduard I., 1292/93. E 372/139: Pipe Roll, Michaelis 22 Eduard I., 1293/94. E 372/140: Pipe Roll, Michaelis 23 Eduard I., 1294/95. E 372/144: Pipe Roll, Michaelis 24 Eduard I., 1298/99. E 372/166: Pipe Roll, Michaelis 14 Eduard II., 1320/21. E 372/168: Pipe Roll, Michaelis 16 Eduard II., 1322/23. Exchequer: Exchequer of Receipt: Receipt Rolls and Registers E 401/153: Einnahmenrolle des Exchequer (Receipt Roll), Michaelis 31 Eduard I., 1302/03. Exchequer: Exchequer of Receipt: Issue Rolls and Registers E 403/111: Auszahlungsrolle des Exchequer (Issue Roll), Ostern 30 Eduard I., 1302. E 403/115: Auszahlungsrolle des Exchequer (Issue Roll), Ostern 31 Eduard I., 1303. E 403/117: Auszahlungsrolle des Exchequer (Issue Roll), Michaelis 32 Eduard I., 1303/04. E 403/118: Auszahlungsrolle des Exchequer (Issue Roll), Michaelis 32 Eduard I., 1303/04. Exchequer: Exchequer of Receipt: Warrants for Issues E 404/481/1: Auszahlungsmandate und Schuldscheine des königlichen Haushalts, 26–27 Eduard I., 1297–1299. Exchequer: Exchequer of Receipt: Jornalia Rolls, Tellers’ Rolls, Certificate Books, Declaration Books and Accounts of Receipts and Issues E 405/1/17: Kassenrolle des Exchequer (Jornalia), Ostern 29 Eduard I., 1301. E 405/1/19: Bilanzrolle des Exchequer (Billa), Michaelis 30 Eduard I., 1301/02. E 405/1/33: Kassenrolle des Exchequer (Jornalia), Ostern 32 Eduard I., 1304. E 405/1/38: Bilanzrolle des Exchequer (Billa), Michaelis 33 Eduard I., 1304/05. E 405/1/40: Kassenrolle des Exchequer (Jornalia), Ostern 33 Eduard I., 1305. E 405/1/47: Kassenrolle des Exchequer (Jornalia), Michaelis 35 Eduard I., 1306/07. E 405/1/55: Bilanzrollen des Exchequer (Billa), Michaelis 8 Eduard II., 1314/15. E 405/1/58: Bilanzrollen des Exchequer (Billa), Michaelis 10 Eduard II., 1316/17. Indexes to Various Series IND 1/7031: Inventarrolle des Exchequer über die Memoranda Rolls (1 Eduard I.–19 Eduard II.), o. J. IND 1/7032: Inventarrolle des Exchequer über die Memoranda Rolls (1 Eduard III.–1 Richard II.), o. J. IND 1/7033: Inventarrolle des Exchequer über die Memoranda Rolls (1–22 Richard II.), o. J. IND 1/7034: Inventarrolle des Exchequer über die Memoranda Rolls (1–22 Richard II.), o. J. Domestic Records of the Public Record Office, Gifts, Deposits, Notes and Transcripts PRO 8/26/3: Fragment eines hölzernen Zylinders mit Verzierungen, vermutlich 14. Jh. Special Collections: Ancient Correspondence of the Chancery and the Exchequer SC 1/4/98A: Scheiben Graf Raimunds VI. von Toulouse an Heinrich III. wegen ausstehender Zahlungen, zwischen 1216 und 1222. Special Collections: Hundred Rolls and Eyre Veredicta SC 5/Cambs Tower 15: Rolle aus der Hundertschaft Radfield, Gft. Cambridgeshire, 7 Eduard I., 1278/79. SC 5/London Tower 2: Rolle aus der Ward Farringdon, Gft. Middlesex, 3 Eduard I., 1274/75. Special Collections: Rentals and Surveys, Rolls SC 11/526: Rentrolle der Abtei Sulby, Gft. Northamptonshire, 23 Eduard I., 1294/95. SC 11/543: Ritterlehen- und Rentrolle aus Tickhill, Gft. Yorkshire, Eduard I., o. J.

Archivalien und Handschriften



211

Special Collections: Miscellaneous Objects Recovered from the Record of the Courts at Westminster, and from the Site of the Liberty of the Rolls SC 16/4: Weidenkorb der Garderobe für den Transport von Rechnungsdokumenten, vermutlich 1306/07. SC 16/5: Hölzerne Kapsel für diplomatische Dokumente, vermutlich 1284.

Lille, Archives départementales du Nord (AD) Archives anciennes (antérieurs à 1790): Série B: Cours et juridictions d’Ancien Régime: Sous série [1] B: Chambre des comptes de Lille et du Trésor des chartes des comtes de Flandre B 450: Schuldenrolle des Haushalts der Gräfin von Hennegau, 1311. B 991: Rentrolle für Bapaume in der Gft. Artois, 3. Drittel 13. Jh. B 1582: Erster Band des ersten Kartulars der Gft. Hennegau, 13./14. Jh. B 1583: Zweiter Band des ersten Kartulars der Gft. Hennegau, 13./14. Jh. B 1586: Rent- und Zinsbuch der Gft. Hennegau, 1265–1286. B 3268: Einnahmenbuch der Haushaltsverwaltung des Grafen Johanns II. von Hennegau, 1295– 1304. B 8261: Zinsrolle für Leval-Chaudeville in der Gft. Hennegau, um 1300. B 9730: Rentrolle für Valenciennes in der Gft. Hennegau, 3. Drittel 13. Jh. B 13589: Rentenbuch der Gft. Artois, 1298/99. B 13602: Rentenbuch für Teile der Gft. Artois, 1291/92. B 16735: Teilabschriften der finalen Jahreskammerabrechnungen der Gft. Artois 1291–1304, vermutlich frühes 15. Jh. B 19970: Rechnungsrolle der Münze in St. Omer, 1304/05.

London, The British Library (BL) Additional Manuscripts Add. Ms. 7965: Hauptbuch der Garderobe, 25 Eduard I., 1296/97. Add. Ms. 7966A: Hauptbuch der Garderobe, 29 Eduard I., 1300/01. Add. Ms. 8835: Hauptbuch der Garderobe, 32 Eduard I., 1303/04. Add. Ms. 9951: Hauptbuch der Garderobe, 13 Eduard II., 1319/20. Add. Ms. 17360: Rechnungsbuch Richard Bromsgroves über Viktualien in Berwick-upon-Tweed, 31 Eduard I., 1302/03. Add. Ms. 22923: Hauptbuch der Garderobe des Prinzen von Wales, Eduard von Caernarfon, 35 Eduard I., 1306/07. Add. Ms. 35292: Kassenbuch der Garderobe (Jornalia), 31–33 Eduard I., 1303–1305. Add. Ms. 36762: Rechnungsrolle über die notwendigen Ausgaben der Garderobe, 5 Eduard I., 1277/ 78. Add. Ms. 37655: Kassenbuch der Garderobe (Jornalia), 34 Eduard I., 1306. Add. Ms. 41480: Haushaltsrolle der Garderobe, 30 Eduard I., 1301/02. Add. Ms. 48978: Rechnungsbuch der Abtei Beaulieu, nach 1270. Cotton Manuscripts Cotton Ms. Nero C VIII: Rechnungsbücher der Garderobe des Königs und der Königin, 5 Eduard II., 7–11 Eduard III., 1311–1312, 1334–1337. Harley Manuscripts Harley Ms. 626m: Rechnungsbuch Richard Bromsgroves über Viktualien in Berwick-upon-Tweed, 28 Eduard I., 1299/1300.

212  Quellen- und Literaturverzeichnis

Royal Manuscripts Royal Ms. 13 A XI: Sammelhandschrift von Werken über Astronomie und Mathematik, darin ein Fragment eines Urkundenregisters der Garderobe, 11.–13. Jh.

London, The Society of Antiquaries (SoA) Manuscripts Ms. 119: Hauptkontrollbuch der Garderobe, 28 Eduard I., 1299/1300. Ms. 120: Hauptkontrollbuch der Garderobe, 10 Eduard II., 1316/17. Ms. 121: Hauptkontrollbuch der Garderobe, 11 Eduard II., 1317/18.

Manchester, John Rylands Library (JRL) Latin Manuscripts Lat. Ms. 132: Haupteinnahmenbuch der Garderobe (Liber de recepta), 17 Eduard II., 1323/24. Lat. Ms. 229: Rechnungsbuch über die abgelösten Schulden der Garderobe (Liber solutionum debitorum), 24–26 Eduard I., 1295–1298. Lat. Ms. 230: Haupteinnahmenbuch der Garderobe (Liber de recepta), 22 Eduard I., 1293/94. Lat. Ms. 231: Fragment eines Hauptkontrolleinnahmenbuchs der Garderobe (Liber contrarotulatoris de recepta), 28 Eduard I., 1299/1300. Lat. Ms. 232: Rechnungsheft über Vorauszahlungen der Garderobe, 29 Eduard I., 1300/01.

Oxford, Bodleian Library (BodlL) Manuscripts Bodleian Ms. Bodl. 917: Kopialbuch über die Lehen Eduards I. in der Provinz Agenais, Gascogne, um 1283– 1286. Manuscript Latin History Ms. Lat. Hist. c4 (R): Rechnungsrolle des Haushalts des Prinzen von Wales, Eduard von Caernarfon, 34 Eduard I., 1305/06. Ms. Lat. Hist. c5 (R): Hauptrechnungsrolle der Haushaltsämter, 2 Eduard II., 1308/09. Manuscripts Tanner Ms. Tanner 197: Rechnungsbuch John Ockhams über Ausgaben in Berwick-upon-Tweed, 4 Eduard II., 1311.

Paris, Archives nationales (AN) Archives antérieures à 1789: Trésor des chartes JJ 8: Registerkartular B (Abschrift des Registerkartulars A), frühes 14. Jh. JJ 38: Kanzleiregister Philipps IV. von Frankreich, 1297–1307. JJ 42A: Kanzleiregister Philipps IV. von Frankreich über Kommission, 1286–1311. JJ 46: Kanzleiregister Philipps IV. von Frankreich, 1306–1313.

Archivinventare, Quellenpublikationen und Regestenwerke Aachener Stadtrechnungen aus dem XIV. Jahrhundert nach den Stadtarchiv-Urkunden mit Einleitung, Registern und Glossaren, hrsg. v. Josef Laurent, Aachen 1866. The Account-Book of Beaulieu Abbey (Camden Fourth Series, Bd. 16), hrsg. v. Stanley F. Hockey, London 1975.

Archivinventare, Quellenpublikationen und Regestenwerke



213

Accounts of the English Crown with Italian Merchant Societies, 1272–1345 (List and Index Society, Bd. 331), hrsg. v. Adrian R. Bell, Chris Brooks und Tony K. Moore, Chippenham 2009. The Antient Kalendars and Inventories of the Treasury of His Majesty’s Exchequer, Together with Other Documents Illustrating the History of that Repository, hrsg. v. Francis Palgrave, 3 Bde., London 1836. Les archives angevines de Naples. Étude sur les registres du roi Charles Ier (1265–1285) (Bibliothèque des Écoles Françaises d’Athènes et de Rome, Bde. 49, 51), hrsg. v. Paul Durrieu, 2 Bde., Paris 1886–1887. Archivo General de Navarra. Sección de Comptos. Registro n°1 (1259 y 1266) (Fuentes documentales medievales del País Vasco, Bd. 102), hrsg. v. María R. García Arancón, Donostia 2000. Bardonnet, Abel, Comptes d’Alphonse de Poitiers, 1243–1247, in: Archives historique du Poitou 4 (1875), S. 1–234. Ders., Comptes et enquêtes d’Alphonse, comte de Poitou, in: Archives historique du Poitou 8 (1879), S. 1–160. Bat Books. A Catalogue of Folded Manuscripts Containing Almanacs or other Texts (Bibliologia. Elementa ad librorum studia pertinentia, Bd. 41), bearb. v. Johan P. Gumbert, Turnhout 2016. The Beaulieu Cartulary (Southampton Records Series, Bd. 17), hrsg. v. Stanley F. Hockey, Southampton 1974. Bedfordshire Coroners’ Rolls (Bedfordshire Historical Record Society, Bd. 41), hrsg. v. Roy F. Hunnisett, Streatley 1961. Bigwood, Georges, Un relevé de recettes tenu par le personnel de Thomas Fini, receveur général de Flandre, in: Gaston G. Dept, François L. Ganshof und Herman Vander Linden (Hrsg.), Mélange d’histoire à Henri Pirenne par ses anciens élèves et ses amis à l’occasion de sa quarantième année d’enseignement à l’Université de Gand, 1886–1926, 2 Bde., Brüssel 1926, Bd. 1, S. 31– 42. The Bolton Priory Compotus 1286–1325. Together with a Priory Account Roll for 1377–1378 (The Yorkshire Archaeological Society, Record Series, Bd. 154), hrsg. v. Ian Kershaw und David M. Smith, unter Mitarbeit v. Tim N. Cooper, Woodbridge 2000. Book of Prests of the King’s Wardrobe for 1294–5. Presented to John Goronwy Edwards, hrsg. v. Edmund B. Fryde, unter Mitarbeit v. J. B. Smith und R. F. Walker, Oxford 1962. The Book of William Morton, Almoner of Peterborough Monastery 1448–1467 (Publications of the Northamptonshire Record Society, Bd. 16 und Anthny Mellows Memorial, Bd. 1), hrsg. v. Peter I. King, unter Mitarbeit v. William T. Mellows, Oxford 1954. Broome, Dorothy M. und Thomas F. Tout, A National Balance Sheet for 1362–3, with Documents Subsidiary Thereto, in: English Historical Review 39/155 (1924), S. 404–419. Burgard, Friedhelm und Johannes Mötsch, Die Rechnung des trierischen Kellners in Mayen aus dem Jahr 1344/45, in: Archiv für Diplomatik, Schriftgeschichte, Siegel- und Wappenkunde 39 (1993), S. 273–317. Burgard, Friedhelm, Verena Kessel und Johannes Mötsch, Die Fabrikrechnung des Stiftes Münstermaifeld von 1336–1349, in: Jahrbuch für westdeutsche Landesgeschichte 21 (1995), S. 199– 294. Calendar of the Fine Rolls of the Reign of Henry III, Preserved in The National Archives, hrsg. v. David Carpenter, Paul Dryburgh und Beth Hartland, bisher 4 Bde., Woodbridge 2007–. Calendar of the Letter-Books Preserved Among the Archives of the Corporation of the City of London at the Guildhall, bearb. v. Reginald R. Sharpe, 11 Bde., London 1899–1912. Calendar of the Patent Rolls Preserved in the Public Record Office. Edward I, bearb. v. Henry C. Maxwell-Lyte, 4 Bde., London 1895–1901.

214  Quellen- und Literaturverzeichnis

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Archivinventare, Quellenpublikationen und Regestenwerke 

215

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216  Quellen- und Literaturverzeichnis

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Dank Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um die leicht überarbeitete Fassung meiner Inauguraldissertation zur Erlangung des akademischen Grades Dr. phil., die im November 2018 von der Philosophischen Fakultät der Universität Heidelberg angenommen und im Februar 2019 verteidigt wurde. Sie entstand im Rahmen des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) geförderten Sonderforschungsbereichs (SFB) 933 Materiale Textkulturen. Die Materialität und Präsenz von Geschriebenem in non-typographischen Gesellschaften im Teilprojekt B10 Rollen im Dienst des Königs. Das Format der Rolle in königlicher Verwaltung und Historiographie im spätmittelalterlichen Westeuropa. Der DFG und dem SFB 933 bin ich zu außerordentlichem Dank verpflichtet. Institutionen geben den Rahmen vor, innerhalb dessen wissenschaftliche Arbeiten entstehen, Individuen füllen ihn aus. An erster Stelle bedanke ich mich bei meinem Betreuer und Erstgutachter Professor Jörg Peltzer, der mir nicht nur das Thema ans Herz legte und mich für die europäische Perspektive der vergleichenden Landesgeschichte begeisterte, sondern der mir während der Promotionsphase auch stets beratend zur Seite stand. Ein recht herzliches Dankeschön vergelte ich Professor Bernd Schneidmüller, der freundlicherweise das Zweitgutachten verfasste, und Professor Nikolas Jaspert, der den Prüfungsvorsitz übernahm. Für die Aufnahme meiner Arbeit in die Reihe Veröffentlichungen des Deutschen Historischen Instituts London danke ich der Direktorin des Deutschen Historischen Instituts (DHI) London Professorin Christina von Hodenberg sowie dessen wissenschaftlichem Beirat. Markus Mößlang und Jozef van der Voort seitens des DHI sowie zahlreiche Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern seitens des Verlags betreuten die Drucklegung umsichtig; auch dafür ein recht herzliches Dankeschön. Peter Schäfer führte vor der Drucklegung dankenswerterweise ein Korrektorat durch. Zum Gelingen der Arbeit trug eine Vielzahl an Personen bei. Zunächst möchte ich allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der von mir konsultierten Archive und Bibliotheken danken. Von unschätzbarem Wert waren die Vorträge, die ich über meine Arbeit halten durfte – ein Dankeschön allen Einladenden und Diskutierenden in Augsburg, Berlin, Halle an der Saale, Heidelberg, Jena, Kiel, Leeds, London und Paris. Meine Danksagungen gebühren ferner den Hilfskräften des Teilprojekts B10, namentlich Paul Blickle, Katharina Hötzsch, Robert Janson, Laura Puin und Hanna Schwarzendruber, deren tatkräftige Unterstützung mich stark entlastete. Hinzu kommen all jene Historikerinnen und Historikern, die meine Arbeit durch ihre kritische Lektüre voranbrachten, ausdrücklich Anuschka Holste-Massoth, Thorsten Huthwelker, Sebastian Kolditz, Gabriel Meyer, Sandra Schieweck, Maximilian Schuh, Gabriel Zeilinger und Wolf Zöller. Der abschließende Dank geht an meine Familie, die mich während meines Studiums fortwährend unterstützte. Heidelberg, im Frühjahr 2022 https://doi.org/10.1515/9783110776249-011

Abstract During the reign of Edward I (1272–1307), administrative recordkeeping underwent profound transitions, including the first extensive use of codices alongside rolls in the Exchequer and Wardrobe. This book focuses on the relationship between rolls and codices, with regard to both their content and their contexts of production and use. Furthermore, it investigates possible models for the diffusion of the codex during the late thirteenth and early fourteenth centuries. As a result, the study offers a new perspective on the workings of a late medieval administration. After an introduction to the Exchequer and Wardrobe and their record-keeping practices, the first section analyses different types of administrative records. Although there was no intrinsic relationship between the form and content of manuscripts, the quantities of surviving documents vary by type of record. The codex was frequently used for accounts and even predominates in the case of cartularies, whereas feudal and land registers were mainly recorded on rolls. Regardless of the record type, rolls and codices hardly differed in terms of their textual presentatiom. Moreover, the analysis shows a hierarchical relationship between the two forms: rolls were often used as preliminary documentation for later compilations in codices. Building on these results, the second section investigates the reasons behind the royal administration’s decision to use rolls or codices. No monocausal explanation could be identified in this study. This is due to the many different contexts in which rolls and codices were compiled and consulted. Nevertheless, it can be stated that the codex and the exchequer-style roll were used for documents that were frequently referenced, while rolls were easier to produce than codices and were perceived as more portable by medieval contemporaries. Generally, the analysis revealed that factors such as routine, individuality and institutionalisation must be taken into account to comprehensively understand medieval administrations and their recordkeeping practices. Finally, the third section examines possible models for the introduction of the codex. The sources suggest that the practices of Italian merchant bankers, with whom the English administration was in close contact, contributed to the adoption of the codex for bookkeeping in the Wardrobe. Additionally, comparisons with other administrations show that many of the observed developments were not limited to England, but rather occurred simultaneously in many regions of Western Europe. During the late thirteenth and early fourteenth centuries, English royal recordkeeping broadly followed the same paths as its continental European neighbours.

https://doi.org/10.1515/9783110776249-012

Personenregister Die mit Sternchen (*) markierten Einträge verweisen auf die Anmerkungen der entsprechenden Seiten. Abingdon, Richard, Amtsträger unter Eduard I. 86 Alexander III., König von Schottland 15, 55 Alfons II., König von Aragón 46, 52, 62 Alfons II., König von Portugal 38* Alfons X., König von Kastilien 18, 147 Alphonse de Poitiers, Bruder Ludwigs IX. 62 f. Amersham, Walter, Amtsträger unter Eduard I. 86 Artois, Grafen von 64 Barratt, Nick 81 Bautier, Robert-Henri 164 Bayern, Herzöge von 63 Bellardi, italienische Kaufmannsfamilie 189 Benstead, John, Kontrolleur der Garderobe 166 Bertrand, Paul 103, 119*, 123, 136 Bombi, Barbara 153 Bonifaz VIII., Papst 180 Bretagne, Herzöge der 47 Bromsgrove, Amtsträger unter Eduard I. 87, 98 Brown, Alfred Lawson 5 Brunna, Lappo della, italienischer Kaufmann 183 Canterbury, Bischöfe von 171* Carpenter, David 16 Chastang, Pierre 165 Clanchy, Michael 4, 92, 95, 97 Clemens V., Papst 185 Colingburn, Peter, Amtsträger unter Eduard I. 106 Dalilegh, Jacob, Amtsträger unter Eduard I. 142* Da Rold, Orietta 96 Dinis I., König von Portugal 18 Droxford, John, Bischof von Bath und Wells 32, 77 f., 81 f., 117 f., 157, 166 f. Edmund, Earl von Cornwall 52 f., 59, 123 f., 127 Edmund of Woodstock, Earl von Kent 68 Eduard I., König von England 1, 7 f., 10 f., 13, 20–25, 27 f., 32–37, 39–40, 46–48, 50–59, 61, 65 f., 68–71, 73–82, 85–89, 91 f., 94– 97, 99–100, 102 f., 105 f., 108, 111–117, 123 f., 126 f., 129 f., 137–139, 141 f., 146– https://doi.org/10.1515/9783110776249-013

148, 152, 154, 156–161, 163, 166, 168 f., 171, 175–179, 181–184, 186–190, 193–196 Eduard II., König von England 23 f., 31, 33, 35, 53, 55, 57 f., 60, 67–69, 73, 78, 86*, 99– 101, 107, 111, 113 f., 128 f., 138, 150, 157, 178, 182, 185, 189* Eduard III., König von England 47, 61, 73, 113 f., 126, 157 Eduard der Bekenner, König von England 20 Eduard of Woodstock, Prinz von Wales 61 England, Könige von 1, 5, 19, 22, 30, 47, 51, 53, 59, 74, 76, 125, 127, 153, 173, 176, 178, 181, 190 England, Königinnen von 7, 72 d’Étampes, Pierre, Hüter des französischen Urkundenarchivs 126 Étienne de Gallardon, Schreiber unter Philipp II. 125 Favier, Jean 95 Flandern, Grafen von 15* Frankreich, Könige von 15*, 17 f., 53 f., 61, 64, 86, 164 Frescobaldi, italienische Kaufmannsfamilie 182–188 Frescobaldi, Amerigo, italienischer Kaufmann 185, 189 Frescobaldi, Berto, italienischer Kaufmann 185 Friedrich II., römisch-deutscher König und Kaiser 18, 61 Fryde, Edmund Boleslaw 78 Gallerani, italienische Kaufmannsfamilie 185– 188 Gasparri, Françoise 17 Gaveston, Piers, Günstling unter Eduard II. 182 Giffard, Walter, Erzbischof von York 165 Gray, Walter de, Erzbischof von York 17 Greenway, Diane 41 Guido I., Graf von Flandern 64 Hamilton, William, Amtsträger unter Eduard I. 109* Harvey, Paul D. A. 170 Heinrich I., König von England 13 f., 21, 25, 28 Heinrich II., König von England 13, 16, 33, 74 Heinrich III., König von England 16 f., 20, 23 f., 30 f., 34–36, 39, 46, 49–52, 54, 66, 70 f., 95, 96*, 115, 126, 147 f., 163, 173

264  Personenregister

Heinrich VII., römisch-deutscher König und Kaiser 63 Henley, Walter de, englischer Traktatautor 103 Hennegau, Grafen des 64 Heyron, Robert, Amtsträger unter Eduard I. 86 Hogg, Richard 92 Hugh de Wells, Bischof von Lincoln 17 Hugo von Champfleury, französischer Kanzler 17 Innozenz III., Papst 18 Jakob I., König von Aragón 18 Johann, König von England 14–17, 30 f., 33, 51, 54 Johann II. von Avesnes, Graf des Hennegau 64 John, Trevor 41 John de Caen, Notar 56 Johnson, Charles 81 Johnstone, Elias 58 Karl I., König von Sizilien 18 Kirkby, John, Bischof von Ely 81, 118 Konrad IV., römisch-deutscher König 18 Kössinger, Norbert 9, 44, 90, 140 Kypta, Ulla 7, 22, 153 Laborderie, Oliver de 92, 98, 143, 152 Lackner, Christian 44 Lalou, Elisabeth 92 Langton, Walter, Bischof von Coventry und Lichfield 31, 71 f., 82, 86, 117 f., 142*, 151*, 157, 167 Ludwig IX., König von Frankreich 38 Madox, Thomas 6 Maidstone, John, Amtsträger unter Eduard I. 85 Mainz, Erzbischöfe von 54 Makiel, John, Schreiber Guidos I. 64* Maldon, William, englischer Notar 100 Mallorca, Könige von 45* March, William, Bischof von Bath und Wells 81, 118, 166 Margarete II., Gräfin von Flandern 18 Margarethe von Norwegen, designierte Königin von Schottland 55 Maud de Clare, Ehefrau Edmunds von Cornwall 52 Maxwell-Lyte, Henry 46, 146 Mersiowsky, Mark 95 Miedema, Nine 92, 140 Mitra, Friedrich von, Gesandter Ruprechts II. 146 Nortier, Michel 17 Ormrod, Mark 39

Patze, Hans 95 Pessagno, Antonio, italienischer Kaufmann 189 Peter de Rivallis, englischer Schatzmeister 31 Peter des Roches, Bischof von Winchester 14 f. Petrucci, Armando 4 Petrus Lombardus, Bischof von Paris 174 Philipp II., König von Frankreich 17, 124–126 Philipp IV., König von Frankreich 63, 126 Pirenne, Henri 73 Pogio, Orlandino da, italienischer Kaufmann 182 f. Poole, Reginald Lane 6 Prestwich, Michael 8*, 33, 78, 81, 181 Raban, Sandra 41 Raimund VI., Graf von Toulouse 95 f. Ramsay, Nigel 92, 101 Reynolds, Susan 1 Ricciardi, italienische Kaufmannsfamilie 76, 95, 181–185 Richard I., König von England 14, 16 f., 33, 163 Richard II., König von England 146 Ripelin, Hugo, Dominikanertheologe 174 Rokesley, Gregory de, englischer Kaufmann 183 Rück, Peter 158* Ruprecht II., Pfalzgraf bei Rhein 146 Santifaller, Leo 9 Savoyen-Achaia, Grafen von 62* Shireoak, Henry, Amtsträger unter Eduard I. 107 Sivéry, Gérard 181 Soler, Rostand de, Amtsträger unter Eduard I. 57 Sombart, Werner 179 Stapeldon, Walter, Bischof von Exeter 55 Stephan, König von England 13 Stephan, Magister, englischer Chirurg 96 Studt, Birgit 9 Suger, Abt von St. Denis 18 Sutton, Oliver, Bischof von Lincoln 165 Swindon, William, Amtsträger unter Eduard I. 86 Tange, Andre de, englischer Notar 56 Tate, John, englischer Papiermacher 96 Theobald I., König von Navarra 51 f., 62 Theobald II., König von Navarra 18, 62 Thomas of Brotherton, Earl von Norfolk 68 Tirol, Grafen von 63 Tout, Thomas Frederick 5, 7 f., 24, 31, 101 Vincent, Nicholas 16 f., 125, 153 Wattenbach, Wilhelm 9

Personenregister 

Weston, John, Amtsträger unter Eduard I. 87, 98 Wild, Benjamin 35 Wilhelm I., König von England 14, 40 Wilhelm I., Graf des Hennegau 18, 64

William Cade, Finanzier Heinrichs II. 74 Winchester, Bischöfe von 171 Wolfger von Erla, Bischof von Passau 15*

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Abbildungen

Abb. 1: Memoranda Roll des Echequer, 1301/02 (TNA Kew, E 159/75). © Crown copyright.

https://doi.org/10.1515/9783110776249-014

Abb. 2: Einnahmenrolle der Garderobe, 1282–1285 (TNA Kew, E 101/351/10). © Crown copyright.

Abb. 3: Haushaltsrolle der Garderobe, 1299–1301 (TNA Kew, E 101/358/21). © Crown copyright.

Abb. 4: Kassenrolle des Exchequer, 1305 (TNA Kew, E 405/1/40). © Crown copyright.

Abb. 5: Transportsack mit Rechnungsdokumenten des Irischen Exchequer, 1277–1285 (TNA Kew, E 101/230/13). © Crown copyright.

Abb. 6: Unterlagen zu den Rechnungen über den Haushalt der Söhne Eduards I., Thomas und Edmund, 1300–1305 (TNA Kew, E 101/361/6). © Crown copyright.

Abb. 7: Kartular des Exchequer, zwischen 1292 und 1305 (TNA Kew, E 36/275, fol. 50r). © Crown copyright.

Abb. 8: Haupteinnahmenbuch der Garderobe, 1293/94 (JRL Manchester, Lat. Ms. 230, fol. 5v). © University of Manchester.

Abb. 9: Kassenbuch der Garderobe, 1302 (TNA Kew, E 101/361/15, fol. 3v–4r). © Crown copyright.

Abb. 10: Blattweiser des Hauptkontrollbuchs der Garderobe, 1299/1300 (SoA London, Ms. 119). © The Society of Antiquaries of London.

Abb. 11: Einband des Haupteinnahmenbuchs der Garderobe, 1293/94 (JRL Manchester, Lat. Ms. 230). © University of Manchester.

Abb. 12: Einband des Hauptkreditbuchs der Garderobe, 1302/03 (TNA Kew, E 101/364/13). © Crown copyright.

Abb. 13: Einband des Zollbuchs aus Bordeaux, 1310 (TNA Kew, E 101/163/4). © Crown copyright.

Abb. 14: Innenliegende Bindung des Hauptkreditbuchs der Garderobe, 1305/06 (TNA Kew, E 101/ 368/27). © Crown copyright.