222 82 47MB
German, English Pages 297 Year 1980
Region und Industrialisierung Studien zur Rolle der Region in der Wirtschaftsgeschichte der letzten zwei Jahrhunderte
Region and Industrialisation Studies on the Role of the Region in the Economic History of the Last Two Centuries
Unter Mitwirkung von / Assisted by Lucian Hölscher herausgegeben von / edited by SIDNEY POLLARD
G Ö T T I N G E N • V A N D E N H O E C K & R U P R E C H T • 1980
CIP-Kurztitelaufnahme
der Deutschen
Bibliothek
Region und Industrialisierung: Studien zur Rolle d. Region in d. Wirtschaftsgeschichte d. letzten 2 Jh. = Region and industrialisation / unter Mitw. von Lucian Hölscher hrsg. von Sidney Pollard. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1980. (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd. 42) ISBN 3-525-35998-5 NE: Pollard, Sidney [Hrsg.]; PT
Gedruckt mit Unterstützung der Universität Bielefeld © Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1980. - Printet in Germany. Ohne ausdruckliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf foto- oder akustomethanischem Wege zu vervielfältigen. - Satz und Druck: Guide-Druck, Tubingen. - Bindearbeit: Hubert &C Co., Göttingen
Inhalt / Content
Vorbemerkung / Preface
9
Einleitung/Introduction
11
Erster Teil / Part One NORMAN M C C O R D
North East England: Some Points of Regional Interest Der Nordosten Englands: einige Aspekte der Regionalgeschichte (Zusammenfassung)
33 50
JÜRGEN REULECKE
Nachzügler und Pionier zugleich: das Bergische Land und der Beginn der Industrialisierung in Deutschland Latecomer and Pioneer at Once: the Bergische Land and the Start of Industrialisation in Germany (Summary)
52 c 64
DIANE LINDSTROM
The Industrial Revolution in America Die industrielle Revolution in Amerika (Zusammenfassung)
69 84
HUBERT KIESEWETTER
Bevölkerung, Erwerbstätige und Landwirtschaft im Königreich Sachsen 1815-1871 Population, Labour and Agriculture in the Kingdom of Saxony 1815-1871 (Summary)
89 104
PIERRE CAYEZ
Industrielle und regionale Entwicklung im 19. Jahrhundert am Beispiel Lyons Industrial and Regional Development in the 19th Century: the Example of Lyon (Summary)
107 125 5
Zweiter Teil / Part Two Louis BERGERON Kapital und Industrialisierung in Lothringen vom Ende des 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Capital and Industrialisation in Lorraine from the Late 18th to the Early 20th Century (Summary)
129 140
WACLAW DLUGOBORSKI
Wirtschaftliche Region und politische Grenzen: Die Industrialisierung des oberschlesischen Kohlenbeckens Economic Region and Political Borders: the Industrialisation of the Upper Silesian Coalfield (Summary)
142 170
Dritter Teil / Part Three FRANKLIN F. MENDELS
Seasons and Regions in Agriculture and Industry During the Process of Industrialization Jahreszeiten und Regionen in Landwirtschaft und Industrie in der Zeit der Industrialisierung (Zusammenfassung)
177 190
ALAN ROGERS
Industrialisation and the Local Community Industrialisierung und Gemeinde (Zusammenfassung)
196 208
Vierter Teil / Part Four GERD H O H O R S T
Regionale Entwicklungsunterschiede im Industrialisierungsprozeß Preußens - ein auf Ungleichgewichten basierendes Entwicklungsmodell Regional Differences in the Industrialisation Process of Prussia a Development Model Based on Unbalanced Progress (Summary) .
215 234
MICHEL H A U
Energiekosten und Industrialisierung der französischen Regionen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg 6
239
Energy Costs and Industrialisation of the French Regions from the Middle of the 19th Century Until the First World War (Summary) . CLIVE H .
LEE
Regional Structural Change in the Long Run: Great Britain 18411971 Langfristiger regionaler Strukturwandel: Großbritannien 18411971 (Zusammenfassung) SYDNEY G.
253
254 274 *
CHECKLAND
The British City-Region as Historical and Political Challenge Die britische Stadtregion als historische und politische Aufgabe Zusammenfassung
276 292
Abkürzungsverzeichnis / List of Abbreviations
295
Autorenverzeichnis / List of Authors
296
7
Vorbemerkung Die Beiträge dieses Bandes sind aus dem Kolloquium »Regional Development and Industrialisation« hervorgegangen, das vom 17. bis 19. Mai 1979 am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld unter der wissenschaftlichen Leitung des Herausgebers veranstaltet wurde. Teilnehmer waren: Louis Bergeron (Paris), Pierre Cayez (Lyon), Sydney G. Checkland (Glasgow), Waclaw Dlugoborski (Krakau), Rolf H. Dumke (Münster), Michel Hau (Straßburg), John R. Harris (Birmingham), Gerd Hohorst (Bielefeld), Hubert Kiesewetter (Berlin), Jürgen Kocka (Bielefeld), Clive H . Lee (Aberdeen), Diane Lindstrom (Universität Wisconsin), Norman McCord (Newcastle), Franklin F. Mendels (Universität Maryland), Sidney Pollard (Bielefeld), Jürgen Reulecke (Bochum), Alan Rogers (Nottingham), Eckart Schremmer (Heidelberg), Richard Tilly (Münster).
Preface The contributions of this volume were originally presented at the conference on »Regional Development and Industrialisation«, which was organised by the editor and held at the Centre for Interdisciplinary Research of the University of Bielefeld. The participants were: Louis Bergeron (Paris), Pierre Cayez (Lyon), Sydney G. Checkland (Glasgow), Waclaw Dlugoborski (Cracow), Rolf H. Dumke (Münster), Michel Hau (Strasbourg), John R. Harris (Birmingham), Gerd Hohorst (Bielefeld), Hubert Kiesewetter (Berlin), Jürgen Kocka (Bielefeld), Clive H. Lee (Aberdeen), Diane Lindstrom (University of Wisconsin), Norman McCord (Newcastle), Franklin F. Mendels (University of Maryland), Sidney Pollard (Bielefeld), Jürgen Reulecke (Bochum), Alan Rogers (Nottingham), Eckart Schremmer (Heidelberg), Richard Tilly (Münster).
9
SIDNEY POLLARD
Einleitung
Vom 17. bis 19. Mai 1979 fand im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld ein Kolloquium zum Thema „Regionale Entwicklung und Industrialisierung" statt. Es war Teil des Forschungsprogramms 1978/79 des Zentrums und wurde ganz aus Mitteln dieser bewunderungswürdigen Institution getragen. Die Teilnehmer kamen aus verschiedenen Ländern, und das große Spektrum der unterschiedlichen Disziplinen, das sie repräsentierten, spiegelte nicht nur das potentielle Interesse und die Bedeutung regionalgeschichtlicher Untersuchungen, sondern unterstrich auch die Notwendigkeit von Koordination und Kontakt gerade in dieser Entwicklungsphase. Während des Kolloquiums wurden 15 Referate gehalten, von denen hier 13 abgedruckt sind. 1 Sie wurden bewußt so gewählt, daß das Sachgebiet möglichst weit gefaßt war, und sollten vor allem dazu dienen, den Gegenstand in seinen verschiedenen Aspekten zu erforschen und zu definieren sowie Lücken und Zusammenhänge aufzudecken - nicht so sehr dazu, eine bestimmte Frage voll auszuschöpfen. Jedenfalls dürften die Aufsätze (wie alle guten Aufsätze) mehr Fragen auf werfen als beantworten. Es bleibt zu hoffen, daß sich dem Leser bei der Lektüre der folgenden Seiten neue Denkwege eröffnen und er die Diskussionen nicht etwa als abgeschlossen empfindet. Jeder, der sich in historischen Zusammenhängen mit regionaler Forschung befaßt - besonders mit dem Prozeß der Industrialisierung, wie es in den vorliegenden Beiträgen der Fall ist - wird den Eindruck gewinnen, daß er den Beginn einer rasch fortschreitenden Entwicklung miterlebt. Es ist, als ob die grundlegenden Ideen und Daten nur verborgen waren, weil sie isoliert und nicht im Zusammenhang betrachtet wurden. Jetzt aber, da ihre Bedeutung und innere Beziehung untereinander deutlicher hervortreten, entsteht plötzlich eine wahre Flut von Synthesen und Interpretationsversuchen. Freilich klafft immer ein großer zeitlicher Abstand zwischen der Formulierung neuer Vorstellungen und ihrer Aufnahme in der Fachwelt, ganz zu schweigen von ihrer Übernahme in die Lehrbücher und die Lehre; und so wird auch die Geschichte einschließlich der Wirtschaftsgeschichte noch lange Zeit als die Geschichte von Ländern und Staaten betrachtet werden. Aber ein Anfang ist gemacht. 11
Auch die Wirtschaftswissenschaft ist inzwischen auf die Existenz und Bedeutung der Regionen als territorialer ökonomischer Einheiten aufmerksam geworden, und es gibt eine begrenzte, aber wachsende Literatur zur regionalen Wirtschaftsentwicklung. 2 Interessanterweise gilt ihr Augenmerk vor allem dem Punkt, an dem die Region zum Problem wird, entweder weil sie rückständig ist oder weil sie an Bedeutung verliert. So sind erst kürzlich einige wichtige Arbeiten über die Region als ökonomisches Problem im internationalen Vergleich 3 - von den nationalen Untersuchungen einmal ganz abgesehen4 - erschienen, die nachhaltig zu unserem Verständnis der regionalen Entwicklung und der Bedeutung regionaler Einheiten beigetragen haben. Allerdings ist die Region nicht nur eine signifikante Erscheinung, wenn sie sich als Problem darstellt; im Gegenteil, heute ist klar, daß sie die wesentliche operative territoriale Einheit für die Industrialisierung gewesen ist. Die industrielle Revolution war, so läßt sich sagen, im Westen wie auch im Osten ein Industrialisierungsprozeß der Regionen. Die industrielle Revolution ist ein regionales Phänomen. Der ungleichmäßige oder, wie Gerd Hohorst ihn nennt, 5 ungleichgewichtige Wachstumsprozeß der Industrialisierung ist dabei mehr als eine bloß zufällige Zusammenballung neuer Industrien und anderer wirtschaftlicher Aktivitäten in einem bestimmten Raum. Es ist deutlich geworden, daß der Mechanismus, der ihre regionale Verteilung bestimmt, zugleich ein • Kernstück des Industrialisierungsprozesses selbst ist. Ein besseres Verständnis dieser ungleichmäßigen Entwicklung würde daher bedeutend zum Verständnis des Industrialisierungsprozesses auf nationaler, ja sogar kontinentaler Ebene beitragen. Wir sind zwar noch weit von einem umfassenden Verständnis dieses Mechanismus entfernt, aber aus den jüngsten Untersuchungen einschließlich der in diesem Band enthaltenen Arbeiten können vielleicht einige vorläufige Orientierungshilfen gewonnen werden. Ein nützlicher Anfang könnte vor allem darin bestehen, die Region in der Phase ihrer Industrialisierung funktional zu betrachten und zu beschreiben. Wichtigster Gesichtspunkt ist hierbei ihr innerer Zusammenhalt, der viel mehr ist als ein bloßes lokales Nebeneinander von Unternehmen. Der Prozeß regionaler Ballung muß vielmehr vor allem in Zusammenhang mit den externen Vorteilen gesehen werden, die Unternehmen erwachsen, die sich nahe beieinander ansiedeln, wobei ,,Nähe" jeweils durch die zu einer bestimmten Zeit zur Verfügung stehenden technischen Transport- und Kommunikationsmittel bestimmt wird. Dieser Prozeß ist wiederum einer der Gründe für das häufig zu beobachtende zunehmende ökonomische Gefälle zwischen Regionen, so daß eine Region, wenn sie einmal den „Take-Off" vollzogen hat, zur wachsenden relativen Rückständigkeit ihres benachbarten Hinterlandes beizutragen scheint. An externen Vorteilen sind zu nennen: das Vorhandensein von Facharbeitern, Maschinen, neuen Ideen und Märkten, flexiblen wechselseitigen Verbindungen, die Möglichkeit, (lokale) politische Macht zu gewinnen, um 12
so einen Teil der Unternehmerkosten (z. B. für Wohnungsbau und Schulen oder den Straßen-, Eisenbahn- und Kanalbau) abzuwälzen, und, allgemeiner, die Leichtigkeit, Kartelle und Lobbys zu bilden. Arbeitsmärkte, Preisabsprachen und zuweilen sogar die Kapitalmärkte hatten in der Periode der Industrialisierung einen regionalen Zuschnitt, und Regionen entwickelten ein Know-How, einen Stil und infolgedessen sogar einen Namen, die ihnen eigentümlich waren. All diese Faktoren entfalteten sich zudem meist kumulativ und führten aus sich heraus zu neuen Wirkungen. So entstand z. B. häufig durch Zuwanderung von Arbeitskräften zu neuen Arbeitsplätzen ein Potential an arbeitswilligen Kräften, das wiederum andere Unternehmer anzog, und so weiter auf immer höherer Stufe. Gerade dieser Zusammenhang lenkt das Augenmerk auf den zweiten / funktionalen Gesichtspunkt: die Beziehung der Region zum Hinterland. Die industrialisierende und die industrielle Region ist, gemessen an der vorhandenen landwirtschaftlichen Technologie, meist überbevölkert und muß Lebensmittel einführen, wie dies von Hubert Kiesewetter 6 am Beispiel des Königreichs Sachsen beschrieben wird. Meistens müssen zudem auch bestimmte Rohstoffe wie Wolle, Flachs oder Holz eingeführt werden. In Anbetracht der damals hohen Transportkosten kommen als Herkunftsgebiet für diese Lieferungen im Regelfall die benachbarten und näheren Regionen in Frage, d. h. die zunächst „rückständigen" Gebiete, denen die Historiker bislang, im Gegensatz zu den heutigen Gebieten dieser Art, zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben. Charakteristisch für diese Regionen ist oft, daß die Agrarproduktion gefördert, das industrielle Potential jedoch unterdrückt wird; sie verkaufen z. B. Lebensmittel oder Pferde, verlieren gleichzeitig aber ihre besten Arbeitskräfte, ihre aktivsten Unternehmer und ihre Ersparnisse an die benachbarte, im Aufschwung befindliche Region. Durch die Industrialisierung entsteht so - eingebettet in den weiteren Kontext der nationalen und internationalen Volkswirtschaft - ein komplexes Netz von regionalen Handelsbeziehungen, Bevölkerungsbewegungen, Zahlungsbilanzen etc. Der dritte funktionale Gesichtspunkt ist die Beziehung einer Region zu anderen industriellen Regionen und zu den Weltmärkten. Denn das Wesen der Industrialisierung (wie auch der vorhergehenden Proto-Industrialisierung) besteht in einer elastischen Nachfrage, die sich normalerweise aus zahlreichen entfernt liegenden Märkten ergibt. Andere industrielle Regionen mögen diese ergänzen oder mit ihr konkurrieren, in jedem Fall entstehen aber wichtige Kopplungseffekte zwischen ihnen. Das Interesse am Prozeß regionaler Ausdifferenzierung wendet sich fast immer der Frage nach den Gründen zu. Wie kommt es, daß eine Region industrialisiert wird, eine andere dagegen zurückbleibt? Wie kommt es, daß sich eine potentielle Industrieregion nicht entfaltet, während eine andere blüht? Die meisten der vorliegenden Aufsätze befassen sich mit diesen Fragen in der einen oder anderen Form. Sie bilden untereinander zwar 13
keine Einheit, aber einige Gemeinsamkeiten beginnen sich doch abzuzeichnen. So stellt sich z. B. fast allen Beobachtern das Problem als eine dialektische Beziehung zwischen feststehenden Faktoren (zu denen die natürlichen Gegebenheiten wie Rohstoffe und deren Lage zählen) und variablen historischen Faktoren dar. Dies ist jedoch eine Beziehung, in der die „feststehenden" Faktoren selbst variabel werden, da ihre Nützlichkeit und Bedeutung von veränderlichen und historischen Faktoren wie Technologie, verfügbaren Transportmitteln, Marktmöglichkeiten und Kostendifferenzen sowie davon abhängt, ob es anderswo konkurrierende Ressourcen zu niedrigeren Kosten gibt. Umgekehrt besitzen die variablen Faktoren eine langfristige Stabilität in Form von historischer Tradition und Überlieferung. Dies soll im folgenden näher betrachtet werden. Die Abhängigkeit von einer natürlichen Rohstoffbasis ist besonders offensichtlich im Fall der Schwerindustrie. Zu den wichtigsten Rohstoffen der Industrialisierungsphase gehören die Minerale, vor allem Kohle und, fast ebenso wichtig, Eisenerz und andere Metalle. So sehen es Norman McCord und Waclaw Dlugoborski in ihren Untersuchungen über den Nordosten Englands bzw. Oberschlesien7 als sicher an, daß sich diese Regionen aufgrund des Reichtums an Bodenschätzen zu Industriezentren entwickelten, obgleich beide betonen, daß diese nur die Grundlage bildeten und die eigentliche Entwicklung der Region von anderen Faktoren abhing, von denen viele nicht von Dauer waren. Einer der Faktoren, die dafür ausschlaggebend sind, ob und wie weit sich eine Region auf der Grundlage der dort vorhandenen Bodenschätze entwikkelt, ist die Möglichkeit, weitere Industrien auf derselben Grundlage aufzubauen. So stagnierte z. B. das Wachstum von Newcastle trotz der frühzeitigen Errichtung verschiedener, mit Dampf arbeitender Industrien im Kohleanbaugebiet in den ersten zwei Dritteln des 19. Jahrhunderts, bis die Entwicklung des Schiffbaus und anderer Schwerindustrien für eine zweite Phase des Aufschwungs sorgte: ein einziger Grundstoff, selbst wenn es sich um gute und günstig liegende Kohle handelt, ist noch keine Garantie für langfristigen Wohlstand. Sydney Checkland hat dies am Beispiel der dramatischen und tragischen Geschichte von Glasgow dargestellt.8 Die Abhängigkeit eines Gebietes mit einem bestimmten Rohstoff von der Entwicklungsstufe seines Marktes und von konkurrierenden Rohstoffquellen wird anschaulich auch von Diane Lindstrom in ihrem Aufsatz über den amerikanischen Nordosten 9 beschrieben. In einem entwickelten Land sind vor allem Wandlungen im Transportwesen von entscheidender Bedeutung, wie Michel Hau am Fall der französischen Kohlelieferungen im späten 19. Jahrhundert zeigt.10 Während sich die Form der Entwicklung, die für eine Region aufgrund ihrer Rohstoffbasis nahe liegt, durch andere Umstände weitgehend ändern kann, ist sie doch auf einem sich entwickelnden kapitalistischen Kontinent 14
niemals ganz bedeutungslos, solange die technischen Mittel vorhanden sind, den Rohstoff wirtschaftlich zu verarbeiten. Louis Bergeron 11 illustriert dies am Beispiel von Lothringen, das keinerlei Schwierigkeiten hatte, Kapital zu importieren, nachdem das Thomasverfahren für die Erzgewinnung verfügbar geworden war. Die Betonung der Rohstoffquelle als eines bestimmenden Entwicklungsfaktors liefert so einen ungefähren Anhaltspunkt, um eine bestimmte Form lokaler Anziehungskraft zu erklären, besonders im Fall der Schwerindustrie; aber diese Anziehungskraft muß im Zusammenhang mit anderen Faktoren gesehen werden, von denen einige an zeitlich begrenzte, historische Entwicklungen gebunden sind. Mit anderen Worten, Rohstoffquellen müssen mit entsprechenden Verarbeitungsmöglichkeiten gekoppelt sein. Wenn man dies jedoch zugibt, relativiert sich die Bedeutung der Rohstoffquelle als des ausschlaggebenden Entwicklungsfaktors: Denn hätte nicht, vorausgesetzt, der richtige soziale Rahmen wäre vorhanden gewesen, auch jede andere Rohstoffquelle mit ähnlichem Potential erschlossen werden können? War es die Kohle, die die frühen Industrien nach Großbritannien zog? Oder war es so, daß Großbritannien, als es für die Industrialisierung reif war, eine Kohletechnologie entwickelte, weil die Kohle dort vorhanden war, daß aber ebensogut eine Technologie zur Erschließung von Holz oder ö l hätte entstehen können, wenn solche Rohstoffe vorhanden gewesen wären? Wie weit reicht der Einfluß des Rohstoffs als Bestimmungsfaktor regionaler Entwicklung und wie weit der der technologischen Möglichkeiten? Am anderen Ende der Skala stehen jene Erklärungsversuche, die vor allem die sozio-historischen Variablen, insbesondere die industrielle Tradition einer Region in den Mittelpunkt stellen. Der Gegensatz zwischen diesen beiden möglichen Entstehungsursachen regionaler Industriekonzentration ist allerdings eher theoretisch als historisch, denn die meisten wichtigen Industrieregionen Europas und Nordamerikas verfügten sowohl über Rohstoffe und andere natürliche Voraussetzungen für ihre Entfaltung (einschließlich Wasser, Transportwege usw.) als auch über eine alte industrielle Tradition und bezogen ihre Stärke und Uberlebensfähigkeit gerade aus dieser Vielseitigkeit. Grundsätzlich ist jedoch an der Gegenüberstellung von feststehenden Entwicklungsfaktoren und veränderlichem Kontext festzuhalten. Vor Beginn der eigentlichen Industrialisierungsphase prägte vor allem die Textilbranche die wichtigsten Industriezweige in Europa und Nordamerika, und gerade im Textilbereich hatten die Überlieferung von Fertigkeiten, die Transportwege und die Märkte besonderen Einfluß auf den Standort späterer industrieller Zentren. Denn Textilrohmaterialien können im Vergleich zu ihrem Wert viel billiger transportiert werden als die Rohstoffe der Schwerindustrie. Deshalb ist die Textilindustrie lokal weniger gebunden. Wolle und Flachs gab es in vielen Teilen Europas und hätte noch
zusätzlich in anderen Gebieten produziert werden können, wäre die Nachfrage vorhanden gewesen. Das Rohmaterial selbst bestimmte hier also letztlich nicht den industriellen Standort. Seide andererseits ist zwar im Anbau klimatisch stärker an bestimmte Regionen gebunden; aber da es sich hierbei um ein besonders hochwertiges Produkt handelt, konnte ein Großteil der Seidenindustrie entfernt von den Hauptanbaugebieten des Maulbeerbaums entstehen, zumal im Laufe der Zeit ohnehin ein immer größerer Anteil an Rohseide von außerhalb Europas eingeführt wurde. Bei der Baumwolle schließlich kam der gesamte Rohstoff aus Übersee, so daß es hier jedenfalls anfangs eine große Anzahl möglicher Standorte gab. Unter solchen Umständen konnte z. B. die Tradition eines schon vorhandenen älteren Gewerbes, in dem noch die traditionelle Handarbeitsweise (sei es in Teilzeit- oder in Ganztagsarbeit) verbreitet war, die Verfügbarkeit sauberen Wassers, geeigneter Flächen zum Bleichen oder Wasserkraft eine beträchtliche lokale Anziehungskraft ausüben. Hinzu kommen noch sekundäre Einflüsse wie z. B. nahe Märkte und Handelswege, verfügbare Drucker und Musterzeichner sowie Kapitalquellen. Einige der bedeutendsten europäischen Baumwollzentren wie das Elsaß, die Schweiz und die Moskauer Region konnten sich entwickeln, weil es hier schon früher gewerbliche Schwerpunkte für das Bedrucken indischer Stoffe gab, von Baumwollmaterial, das bis auf den Druck ganz in Indien hergestellt wurde. Das Interesse der wirtschaftsgeschichtlichen Regionalforschung konzentriert sich so auf die gewerblichen Standorte vor dem Fabrikzeitalter, insbesondere der auf Heimarbeit fußenden Proto-Industrie. Die Beiträge von Franklin Mendels und Alan Rogers geben Einblick in die jüngsten Forschungsergebnisse auf diesem faszinierenden Gebiet. 12 In vornehmlich agrarischen Gesellschaften ist der industrielle Standort weitgehend von der Form landwirtschaftlichen Grundbesitzes, Erbgewohnheiten und der Fruchtbarkeit des Bodens abhängig. Auf dem europäischen Festland wurde die Entstehung der Proto-Industrie in der jüngeren Forschung vor allem mit dem schlechten Boden, den Erbteilungen, die zu Besitzzersplitterung führten, und dem raschen Wachstum der Bevölkerung (sei es als Ursache, sei es als Wirkung) in Verbindung gebracht. In England dagegen waren im Falle der in Heimarbeit tätigen Stuhlwirker kurz vor Beginn der industriellen Revolution von Großgrundbesitzern beherrschte und von völlig verarmten Pächtern bewohnte Dörfer ein schlechter Nährboden für die gewerbliche Entwicklung. Eine relativ gleichmäßige Verteilung mittelgroßer Besitzeinheiten scheint dagegen eine besonders günstige Voraussetzung geboten zu haben. Für die Midlands als ganze bildeten niedrige Löhne, schlechte Aussichten in der Landwirtschaft, aber normale Transportmittel den Hintergrund für den Aufschwung der Stuhlwirkerei. Im Falle Wuppertals, den Jürgen Reulecke beschreibt, 13 spielten noch komplexere, obwohl ebenfalls zeitgebundene Gründe für die frühzeitige gewerbliche Verdichtung eine Rolle. Einer der signifikanten Vorteile, der 16
sich hier im Laufe der Zeit aus gewerblichen und kaufmännischen Aktivitäten ergeben hatte, war die Existenz einer Klasse aktiver, risikofreudiger und intelligenter Unternehmer, die Erfahrungen in der Belieferung der Weltmärkte gesammelt hatten, sowie einer Schicht gut ausgebildeter und einfallsreicher Arbeiter. Die Nähe zu den Gebieten der Eisen- und Kohleindustrie (vor der industriellen Revolution im Sauerland und Siegerland, danach im Ruhrgebiet) trug dazu bei, den spezifisch industriellen Charakter der Region zu erhalten. Später entwickelte sich hier der Maschinenbau und die chemische Industrie, hauptsächlich infolge der einst ansässigen Textilindustrie. Das Beispiel von Lyon, beschrieben von Pierre Cayez, 14 weist zahlreiche Parallelen zu der von Jürgen Reulecke beschriebenen Geschichte von Barmen-Elberfeld auf. In Lyon war es die städtische Seidenindustrie, die eine lange Vorgeschichte hatte und trotz wichtiger technologischer Neuerungen, wie z. B. dem Jacquard-Webstuhl, bis ins späte 19. Jahrhundert auf einem vorindustriellen Niveau verharrte. Auch hier waren mehrere standortbedingte Vorteile gegeben, z. B. die Tatsache, daß Lyon für die norditalienischen und später südfranzösischen Rohseidenhersteller erreichbar war und einen schiffbaren Fluß, die Rhone, hatte, der als bequemer Transportweg diente. Auch trugen die weiter entfernt liegenden Gebiete der Schwerindustrie und die nahe gelegene chemische Industrie zu einem starken Kapital- und Bevölkerungswachstum bei. Pierre Cayez verweist auch auf die komplexen industriellen Standortverschiebungen innerhalb der Region, ja selbst innerhalb der Stadt, die so erfolgten, wie es gerade den Erfordernissen der organisatorischen Struktur, der Marktlage, der Größe der Bevölkerungszahl sowie den alternativen Möglichkeiten zur Nutzung des Bodens entsprach. Die Rolle von Regierungen als einem weiteren historischen und sozialen Faktor für die regionale Entwicklung wird im vorliegenden Buch kaum behandelt. Das ist kein reiner Zufall. Diejenigen, die auf diesem Gebiet gearbeitet haben, sind der Überzeugung - wie dies auch durch detaillierte Beispiele, die Jürgen Reulecke15 zitiert, bestätigt wird - , daß bei der regionalen gewerblichen Entwicklung am besten regiert, wer am wenigsten regiert. Administrative Organe, ob nun auf städtischer, regionaler oder nationaler Ebene, waren entweder darauf bedacht, bestehende Institutionen zu erhalten und sich deshalb Veränderungen zu widersetzen oder ungeeignete privilegierte Industriezweige zu fördern, so daß ihre gezielten Interventionen meist mehr schadeten als nützten. Es besteht hier jedoch die Gefahr, daß man das Kind mit dem Bade ausschüttet. Behördliche Interventionen und die Rolle des Staates im Industrialisierungsprozeß waren nämlich, grob gesagt, von zweierlei Art. Zum einen gab es punktuelle Subventionierung, Regulierung, Verbot oder Schutz für diese oder jene Industrie oder Firma, alles, wie wir gesehen haben, mehr schädlich als nützlich. Zum anderen sorgten Regierungen aber 17
auch allgemein für eine Atmosphäre und Umwelt, in der Kapitalismus und bürgerliche Gesellschaft gedeihen konnten, ein Klima inneren Friedens, in dem durch das Rechtssystem Sicherheit und Eigentum gewährleistet (die Funktionen des Nachtwächterstaates) und eine Infrastruktur wie z. B. Straßen, Post oder sogar ein Grundschulsystem bereitgestellt wurden. Da sich diese Faktoren meist auf das ganze Land bezogen, können sie zwar kaum zur Erklärung der regionalen Differenzen herangezogen werden, sie waren aber für die Industrialisierung als solche wichtig und hatten vor allem dort eine besondere regionale Bedeutung, wo eine von Natur aus zusammenhängende Wirtschaftsregion auf mehrere staatliche Hoheitsgebiete verteilt und dadurch in ganz unterschiedliche Wirtschaftsregionen aufgespalten war. Dies war der Fall in Oberschlesien, dessen Entwicklung Waclaw Dlugoborski in seiner Studie beschreibt und dabei einige der kompliziertesten Fragen des vorliegenden Bandes aufwirft:16 Die Region war im Vergleich zu anderen europäischen Regionen von Natur aus reich an Rohstoffen wie Kohle, Erz und Nichteisenmetallen sowie an Wald und Wasserkraft, lag aber verkehrstechnisch ungünstig. Dieselbe schlechte Randlage nahm sie auch in jedem der drei Länder ein, auf die sie im 19. Jahrhundert politisch aufgeteilt war. Aufgrund der verschiedenartigen Verfassung und Politik ihrer jeweiligen Staaten wiesen die drei Teile des Kohlebeckens sehr unterschiedliche Entwicklungs- und Aufstiegsgeschwindigkeiten auf. Der preußische Teil, der bei weitem größte der drei, war zugleich auch der am weitesten fortgeschrittene; derjenige Kongreßpolens, der von Rußland regiert wurde und der der nächstgrößte Teil war, profitierte von einem großen, noch nicht entwickelten Hinterland; der österreichische Teil war dagegen der am wenigsten entwickelte. So konnte einerseits die politische Einheit recht unterschiedliche Geschwindigkeiten und Formen der Entwicklung Gebieten aufnötigen, die ihrer natürlichen Ausstattung mit Rohstoffen nach ziemlich identisch waren. Andererseits waren die ökonomisch gesehen höchst künstlichen Grenzen weniger undurchlässig, als die jeweiligen Regierungen gehofft hatten. Denn mit Ausnahme eines wichtigen Zeitabschnittes im späten 19. Jahrhundert wurden Kapital, moderne Maschinenanlagen, Unternehmergeist und Technik, wie zu erwarten, recht ungehindert nach Osten, von Preußen nach Rußland transferiert, während billige Arbeitskräfte und Rohstoffe nach Westen wanderten. Der Zug zur gemeinsamen Entwicklung, der im Falle des ebenfalls zwischen drei Staaten aufgeteilten französisch-belgisch-deutschen Kohlereviers (von E. A. Wrigley „austrasisch" genannt 17 ), noch viel deutlicher in Erscheinung trat, war auch hier zweifellos vorhanden. Der zeitweilige Vorsprung einer Region vor einer anderen, der sich aus dem Zusammenspiel einiger der genannten Faktoren ergab, ist das Thema von Gerd Hohorsts vergleichender Studie über die preußischen Regionen. 18 Verbunden mit Veränderungen des Bevölkerungsvolumens (wie IS
beim proto-industriellen Modell, jedoch mit dem Unterschied, daß es nicht so sehr die Heirats- als vielmehr die Geburtenziffern waren, die auf die Prosperität reagierten), wies das industrielle Wachstum einiger Regionen ein zunehmend größer werdendes Gefälle gegenüber denjenigen Regionen auf, die sich auf Agrarexporte spezialisiert hatten. Die Berücksichtigung der Bevölkerungsvariablen, die mit dem Angebot an Arbeitskräften mehr oder weniger gleichgesetzt werden kann, hat den Vorteil, daß hierfür zuverlässigere statistische Daten vorliegen als für die meisten anderen Variablen. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist die von Hohorst vertretene Überzeugung, daß regionale Differenzierung, die kumulierende Ungleichgewichtigkeit regionalen Wachstums, ein wichtiger Bestandteil des gesamten Wachstumsmechanismus ist. Schließlich ist noch der von allen bestimmenden Faktoren am wenigsten greifbare zu nennen, der Markt. Als Erklärungsfaktor regionaler Differenzierung ist er vor allem unter dem Aspekt seiner Erreichbarkeit zu betrach- » ten, die wiederum von der sich wandelnden Transporttechnologie abhängt. Es handelt sich hierbei also eher um einen variablen als um einen konstanten Faktor, doch gibt es einen Fall, in dem der Markt ständig eine bedeutende Anziehungskraft ausübt, und dies ist die Großstadt und besonders die Hauptstadt. In seiner Untersuchung, die übrigens auch die starke industrielle Spezialisierung der britischen Regionen 19 betont, befaßt sich Clive Lee mit der besonderen Bedeutung Londons für die viktorianische Wirtschaft. Hier erwuchs aus der Häufung staatlicher und behördlicher Dienststellen, aus den Luxus- und Konsumgüterindustrien wie auch aus der Notwendigkeit, eine riesige und wohlhabende Bevölkerung zu versorgen, ein industrieller Komplex, dessen quantitatives Wachstum nicht nur andere Industriezentren übertraf, die sich nur auf eine „Exportindustrie" gründeten, sondern der zeitweilig sogar fast das gesamte britische Wachstumspotential auf sich vereinigte. London stellt insofern eine historische Brücke dar zwischen der traditionellen Hauptstadt wie Paris, Berlin oder St. Petersburg mit ihren typischen, dem Luxus dienenden Handwerks- und persönlichen Dienstleistungsbetrieben und dem modernen großstädtischen Ballungsraum. Hier verbindet sich die Suche nach „external economies", die sich benachbarten Industrien bieten, mit der Suche der Bevölkerung nach Konsum- und Unterhaltungsmöglichkeiten, wie es sie nur in den größten Zentren gibt, zu einer kaum aufzuhaltenden Ausbreitung des Stadtgebietes, das sich in die offene Landschaft hineinfrißt und gleichzeitig dem übrigen Land und den weiter entfernt liegenden Gebieten Bevölkerung, Industrie und Wachstumspotential entzieht. Das Beispiel der Bundesrepublik Deutschland nach 1945 hat gezeigt, daß es keiner Hauptstadt bedarf, um solche Ballungsräume entstehen zu lassen. In einem modernen Staat sind die Probleme regionaler Ungleichgewichtigkeit und deren potentielle Lösungen jedoch völlig anders gelagert. Der Staat verfügt über viel mehr Macht und Erfahrung; die regionale Umvertei19
lung zugunsten einer unterentwickelten Region kann beabsichtigte Politik sein, während die zunehmende Konzentration der im Aufschwung befindlichen Regionen in sich selbst zu einem Nachteil werden kann, nicht nur im Hinblick auf hohe Bodenpreise und Arbeitslöhne - dies war immer so —, sondern auch in bezug auf Verkehrsstaus, Verschmutzung und soziale Benachteiligung. Heute wie eh und je haben solche regionalen Probleme eine beachtliche traditionale bzw. historische Dimension. Sie entstehen gerade aufgrund vorangegangener Entwicklungen, die u. U. wenig Bezug zu aktuellen Erfordernissen und wirtschaftlicher Rationalität haben. Aus diesem Grunde brauchen Planer und Sozialreformer historische Kenntnisse über die Ursprünge und Funktionen regionaler Strukturen, die der Gegenwart vererbt wurden, und dieser Band soll hierzu einen kleinen Beitrag leisten. Darüber hinaus verfolgt er jedoch auch ein spezifisch historisches Interesse, denn ohne das Verständnis der regionalen Dimension, des regionalen Aspekts von Wachstum und Reaktion, bleibt ein Großteil der Geschichte westlicher Industrialisierung unerklärt.
Anmerkungen 1 Rolf Dumkes Beitrag zur Wirtschaftspolitik des Deutschen Zollvereins und Eckart Schremmers Beitrag .Measurement and Value-Judgement in Regional Quantitative Development' werden an anderer Stelle veröffentlicht. 2 Z. B. L. Needleman (Hg.), Regional Analysis. Selected Readings, Harmondsworth 1968; Harvey S. Perloff u. a., Regions, Resources and Economic Growth, Baltimore 1960; Walter hard, Methods of Regional Analysis, Cambridge/Mass. 1960; Horst Siebert, Regionales Wirtschaftswachstum und interregionale Mobilität, Tübingen 1970; Harry W. Richardson, Elements of Regional Economics, Harmondsworth 1969. Vgl. auch die Einleitung von R. Fremdling, T. Pierenkemper und R. H . Tilly in: Rainer Fremdling und Richard H. Tilly (Hg.), Industrialisierung und Raum, Stuttgart 1979, S. 9-26. 3 Z. B. O.E.CD., The Regional Factor in Economic Development, Paris 1970, und dies., Issues of Regional Policies, Paris 1973; E. A. G. Robinson (Hg.), Backward Areas in Advanced Countries, 1969; Centre Europeen de coordination de recherche et de documentation en sciences sociales, Regional Disequilibria in Europe. Backward Areas in Industrialized Countries, Brüssel 1968; Fritz Voigt u. a., Wirtschaftliche Entleerungsgebiete in Industrieländern, Köln 1969. 4 S. unten S. 276 ff. 5 S. unten S. 215 ff. 6 S. unten S. 89 ff. 7 S. unten S. 33 ff. und 142 ff. 8 S. unten S. 33 ff. und 276 ff. 9 S. unten S. 69 ff. 10 S. unten S. 239 ff. 11 S. unten S. 129 ff. 12 S. unten S. 177 ff. und 196 ff. 13 S. unten S. 52 ff. 14 S. unten S. 107 ff. 15 S. unten S. 52 ff.
20
16 17 18 19
S. unten S. 142 ff. E. A. Wrigley, Industrial Growth and Population Change, Cambridge 1962. S. unten S. 215 ff. S. unten S. 254 ff.
21
SIDNEY POLLARD
Introduction
O n 17th to 19th May 1979 a colloquium took place at the Zentrum für intedisziplinäre Forschung of the University of Bielefeld, on Regional Development and Industrialization. It was wholly financed by that admirable institution as part of its Research Programme 1978/9, and brought together a group of specialists from different countries. The wide spectrum of different disciplines which they represented was a pointer not only to the potential interest and significance of historical regional studies, but also underlined the need for co-ordination and contact at this stage of development. Altogether fifteen papers were read to the colloquium, of which thirteen are reproduced here. 1 They were chosen deliberately to cover as wide a range as possible, in order to explore and define the subject and to discover gaps and linkages, rather than to exhaust any one topic in particular. In the event, the papers (like all good papers should) raise more questions than they answer. The reader, it is to be hoped, will find new avenues opening out as he reads these pages, and no discussions closed. Anyone entering upon regional studies in an historical context, particularly, as with this group of papers, in connection with the process of industrialization, will gain the distinct impression of being in on the beginning of a fast growing movement. It is as though ideas and the data on which they are based had lain dormant, because isolated and not seen in context, but now that their significance and interconnections are becoming clearer, the syntheses and interpretations are coming forward with a rush. There is, as always, a considerable gap between the enunciation of new ideas and their acceptance by the profession, let alone the textbooks and teaching schemes, and history, including economic history, will for a long time continue to be seen essentially as the history of countries and states; but a beginning has been made. Economists, also, have become aware of the existence of regions as significant territorial units, and there is a small but growing literature on regional Economics. 2 Interestingly enough, their main attention has been devoted to the point at which the region becomes a problem, either because it is backward or because it is declining, and some important studies on the problem region on an international scale,3 quite apart from the national 22
studies, 4 have appeared recently, and have made a considerable addition to our understanding of regional development and the role of the region. However, the region is of significance not only when it stands out as being a problem: on the contrary, it is clear today that it was also the significant operative territorial unit in which industrialization took place. The industrial revolution in the west (as well as in the east) has been everywhere a process of the industrialization of regions. The industrial revolution is a regional phenomenon. The uneven, or, as Gerd Hohorst terms it, 5 unbalanced progress of industrialization is more than merely a random bunching of new industries and other economic activities. On the contrary, it has become clear that the mechanism that determined their regional distribution lies at the heart of the mechanism of industrialization itself, and that a fuller understanding of that uneven development would contribute significantly to an understanding of the process of industrialization on a national and indeed continental scale. We are very far from a full understanding of that mechanism, but some tentative guidelines might perhaps be drawn from recent studies, including those collected in this volume. One useful way in which a start might be made would be to see and describe the region in the phase of industrialization in a functional way. Its most important aspect is an inner cohesion, which is much more than a mere locational juxtaposition of firms. The bunching is above all connected with the external economies that accrue to firms which settle next to others, proximity being in each case defined in terms of the technical means of transport and communication available in each age. This process, in turn, is one of the causes of the often observed widening gap between regions, so that once a region "takes off", it seems to confirm and contribute to the growing relative backwardness of its neighbouring hinterlands. Among the external economies are access to skilled labour, to machinery, new ideas and markets; flexible backward and forward linkages; the possibility of gaining (local) political power so as to externalise some of the industrialist's costs, like housing, schooling or road, rail and canal building; and, more generally, the ease of forming cartels and pressure groups. Labour markets, price agreements, at times even capital markets, were regional in this period, and regions developed a know-how, a style and therefore even a reputation of their own. Most of this was cumulative and self-re-inforcing: thus labour would migrate to the new jobs, thereby creating a pool of willing labour which attracted other industrialists, and so on in widening circles. This very effect draws attention to a second functional relationship of the region: its links with its hinterland. The industrial and industrializing region is generally overpopulated in terms of current agricultural technique, and needs to import food, as described for the Kingdom of Saxony by Hubert Kiesewetter. 6 It often also needs to import certain raw materials, 23
such as wool, flax or timber. Given the high historical costs of transport, the sources to these supplies are normally the surrounding and neighbouring regions, the incipient "backward" regions to which, unlike their modern counterpart, too little attention has been devoted by historians. These regions may find that while their output of agrarian products is encouraged, their industrial potential is stifled; they sell their food or their horses, but lose their best labour, their most active entrepreneurs, and their savings to the neighbouring boom area. Industrialization thus sets up a complex network of relationships of regional trade, migration, balance of payments, all within the wider national economies or across their borders. The third function is the relationship to other industrial regions, and to wider world markets, for the essence of industrialization (as of protoindustrialization preceding it) is an elastic demand which most normally derive from numerous distant markets. Other industrial regions may be complementary or competing; in either case, important linkages develop here also. The interest in this process almost invariably turns towards causation. What causes a region to industrialize, and another to be left behind? Why does one potential industrial region languish, while another one flourishes? Most of the papers assembled here treat this problem in one form or another. No unity exists or can exist but certain common lines are beginning to emerge. To almost all observers, the problem presents itself as a dialectical relationship between the fixed factors which include natural endowments like resources and location, and the historical factors. But it is one in which the "fixed" factors, the endowments are themselves made variable, since their usefulness and significance depends on shifting and historical factors, such as technology, available means of transport, market opportunities and cost differentials, as well as the presence or absence of competing resources at lower costs elsewhere. And similarly, the variable factors have themselves a long-term stability in the form of historical tradition and transmission. We shall examine these in turn. The dependence on a natural resource base is particularly pronounced in the case of heavy industry. Among the most important resources in the phase of industrialization are the minerals, above all coal, with iron ore and other metals running it close. Thus the papers by Norman McCord and Waclaw Dlugoborski on the North East of England and the Upper Silesian Region respectively,7 take it for granted that their regions developed into industrial concentrations because of their mineral riches, though both equally stress that these form only a base, and the actual development of the region will depend on other factors, many of them of a temporary nature. One of the factors determining whether and how far a region develops on the basis of its minerals is the possibility of building other industries on their foundation. Thus Newcastle, despite its early precociousness and the 24
development of various heat-using industries on the coalfield, suffered some stagnation in the first two thirds of the nineteenth century, until the development of shipbuilding and other heavy industries gave the region a second lease of life: a single resource, even good quality and favourably placed coal, is never a guarantee of long-term prosperity. This was shown more dramatically and tragically by Sydney Checkland to have been true in the case of Glasgow. 8 The dependence of a resource-based area on the growth stage reached by its market as well as by rival sources, is shown neatly by Diane Lindstrom in her essay on the American North-East. 9 In a developed country, changes in the means of transport are one of the key factors here, as described by Michel Hau in the case of the French coal supply in the later nineteenth century. 10 While the form of development which a resource base will impose on its region may thus vary greatly with other circumstances, it will never be neglected altogether in the midst of a developing capitalist continent, as long as technical means exist to convert the resource economically. Louis Bergeron 11 offers the example of Lorraine, which had no difficulty in importing capital from elsewhere when the chance of developing its ore was created by the basic-process technology. The stress on resources thus offers some vary broad guidelines to one type of locational pull, particularly for the heavy industries, but it must be seen in conjunction with several other factors, some of which are tied to temporary historical developments: in other words, resource must be coupled with opportunity. As soon as that is admitted, however, it leaves the possibility open of making the resource itself relative: for could it not be that, given the right social context, any resource of similar potential could have been developed? Was it coal that drew the early industries to Britain? Or was it that Britain, when she was ripe for industrialization, developed a coal technology because the coal happened to be there, but might equally have developed a timber or oil technology, if she had been rich in those resources? How far goes the influence of the resource, and how far that of the opportunity? The other pole of explanation centres on socio-historical variables, and in particular on industrial tradition within a region. The opposition between these two possible origins of regional industrial concentration is theoretical rather than historical, for most of the key industrial regions in Europe and North America had both resources (including water, transport, etc.) and a tradition, and derived their strength and survival from their many-sidedness; but in principle, the contrast between the inanimate matter and the shifting social context is clear. Before industrialization, the textiles formed much the most important industries in Europe and North America as a whole, and it is in textiles that a tradition of skills, of supply routes and markets have had a particular influence on the location of later industrial concentrations. Textile raw 25
materials are much cheaper to transport in relation to their value than the raw materials of the heavy industries, and this group of industries is therefore more footloose. Wool and flax are found over large parts of Europe and might have been grown over even wider regions if the demand had warranted it, so that the source of the raw material did not determine by itself the ultimate location of the industrial concentration. Silk, it is true, is more limited by climate as to region in which the raw material can be raised, but it is a particularly high value product, and much of the silk industry was built up away from the mulberry-tree concentrations, and in any case a growing part of the raw silk came from outside Europe. In the case of cotton, the raw material came entirely from overseas and there was therefore at the beginning a wide choice of possible locations. In these circumstances, the pre-existence of earlier industry, using traditional hand methods, whether by full-time or part-time workers, as well as the availibility of clean water, of clean bleaching grounds, or of water power were enabled to exert a considerable locational pull. To these must be added the secondary influences, like the existence of markets and trade routes, the skills of printers and designers, the sources of capital. Several of the major European cotton industry centres, like Alsace, Switzerland and the Moscow Region arose because of their earlier concentration on the printing of indiennes, cotton materials produced entirely (except for the printing) in India. Interest thus centres on the locations of industry before the factory, and in particular on the domestic proto-industry. The papers by Franklin Mendels and Alan Rogers offer some insight into recent research on that fascinating topic. 12 Industrial location, as befits societies that were still essentially agrarian, is there made highly dependent on the forms of agricultural holding and inheritance and on the fertility of the soil. Poor soil, partible inheritance leading to dwarf holdings, and rapidly growing population (whether as cause or effect) were associated with proto-industry on the Continent. In England, in the case of the largely domestic framework knitters just before the onset of the industrial revolution, squire-dominated villages, and those with wholly impoverished holders, were poor soil for industrial development: a fairly even distribution of moderate holdings seemed to provide particularly favourable conditions, as between one village and another. For the Midland area as a whole, low wages, poor agricultural prospects but indifferent means of transport form the background conditions for the rise of the framework knitting industry. In the case of Wuppertal, however, described by Jürgen Reulecke, 13 the grounds for the early concentration were more mixed, though equally timebound. Among the more significant assets acquired over long periods of preceding industrial and trading activity were a class of active, risk-taking and knowledgeable entrepreneurs with experience in supplying world markets, together with skilled and inventive workers. Proximity to indus26
trial regions based on iron and coal, in the Sauerland and Siegerland before the industrial revolution, and in the Ruhr area thereafter, helped to confirm the specialist industrial nature of the region which later branched out into engineering and chemicals, largely called into being by the pre-existing textile industry. The example of Lyons, described in the essay by Pierre Cayez, 14 contains many parallels to the Barmen-Elberfeld story told by Jürgen Reulecke. In the case of Lyons, it was the urban silk industry which had long antecedents, remaining despite some important innovations like the Jacquard loom still in a pre-factory stage until late in the 19th century. Again, it enjoyed some locational advantages in being accessible to the Northern Italian, and later Southern French, raw silk producers, and in having a major navigable river, the Rhone, as its convenient transport artery. Also, the farther distant regional heavy industries, and the dependent chemical industries closer by, helped to sustain an active growth of population and capital. What Pierre Cayez is able to stress additionally is the complex movement and counter-movement of location within the region and, indeed, within the city itself, according to the needs of the changing organisational structure, the market, and the sheer size of population involved as well as the alternative uses of land. The role of Government as yet another historically conditioned social factor in regional development receives relative scant attention in these pages. This is not entirely accidental. Those who have worked in the field have a distinct impression, confirmed by such detailed examples as that quoted by Jürgen Reulecke, 15 that as far as regional industrial development was concerned, he who governs least governs best. Authorities, whether city, regional or national were either intent on preserving existing institutions and therefore resisting change, or on furthering inappropriate privileged sectors, and their direct specific interventions rarely did good and often did harm. Yet there is danger here of throwing out the baby with the bathwater. Government intervention and the role of the State in the industrialization process was, very broadly, of two types. One was the specific subsidization, regulation, prohibition or protection of one or other industry or firm, and these, as we have seen, were rarely beneficial and often damaging. But there was also the general provision of an environment in which capitalism and a hourgois society could flourish, possessing internal peace, a system of law, security and property - the nightwatchman functions - as well as the provision of some infrastructure, such as roads, a postal system or even an elementary system of education. Since these were normally extended over the whole country, they could therefore not explain much of the typical regionalization of development, but they were important for industrialization as such, and took on particular and poignant regional importance where a single natural economic region was divided among several Govern27
ments and economies of very different character in precisely these respects. This was the case in Upper Silesia, described by Waclaw Dlugoborski in a study which raises some of the most complex issues of this volume. 16 The region, seen in an European context, was well endowed by nature with such raw materials as coal, iron and non-ferrous minerals, as well as woodlands and water power, but it was badly located in terms of transport to the main markets. This bad peripheral location was also true in each of the three countries among which the field was divided politically in the nineteenth century, but because of the very different constitutions and policies of the three Governments concerned, the parts of the coalfield showed very different rates of development and success. The Prussian part, much the largest, was also by far the most advanced; that of the Congress Kingdom (governed by Russia), the next largest, enjoyed the partial advantage of a large, undeveloped hinterland in which it enjoyed certain advantages; while the Austrian part was the least developed. Thus, one the one hand, the political unit could impose very different speeds and types of development on areas which, by natural endowment, were pretty much identical; but on the other hand the boundary, which was quite artificial in an economic sense, was less impenetrable than the contemporary governments had hoped. For, with the exception of one significant period, capital, advanced equipment, entrepreneurship, and technology moved quite freely east, from Prussia to Russia, as we should expect, and cheap labour as well as raw materials moved west. The pull towards a common destiny, much more clearly evident in the FrenchBelgian-German coalfield, called "Austrasian" by E. A. Wrigley 17 which was also split between three States, was unmistakeable here also. The temporary lead of one region over another, cumulated by some of these factors named, is the theme of Gerd Hohorst in his comparative study of the Prussian regions. 18 Linked, like the proto-industrial model, to population change (though with the difference that it was the birth rather than the marriage rate which reacted sensitively to prosperity), the industrial growth of some regions showed an ever larger gap as against the regions that had specialised on agrarian exports. Using the population variable, which may, broadly, be equated with the labour supply, has the advantage that there are more reliable statistics available than for most other possible variables. The result of this study is the very strong conviction that regional differentiation, the cumulative unbalance of growth, is an important inherent part of the growth mechanism. Lastly, and most volatile of all among the determining factors, there is the market. As an explanation of regional differentiation it depends on accessibility which in turn depends on changing transport technology, and it is therefore a variable rather than a constant factor. There is, however, one case in which the market exerts a significant constant pull, and that is the great city and particularly the capital city. 28
In his essay, which incidentally also stresses the strong industrial specialization of British regions, 19 Clive Lee traces the particular significance of London for the Victorian economy. Here the accumulation of governmental and administrative services, luxury and consumption industries, and the simple servicing of a huge and wealthy population called forth an industrial complex which not only exceeded in quantitative growth any of those based purely on an "export" industry, but at times drew almost the whole of the British growth potential to itself. London here bridged the historical gap between the more traditional capital city, like Paris, Berlin or St. Petersburg, with its typical luxury crafts and personal services, and the modern conurbation. There the search for the external economies available to industries in bunched proximity combines with the search of the population for the consumption and entertainment possibilities available only in the largest centres to create a solid mass of urban sprawl that eats up all the free land and at the same time denudes the rest of the country and its outlying regions of population, of industry and of growth potential. The example of Western Germany after 1945 has shown that it is not necessary to have a capital city in order to create such conurbations. However, in a modern State the problems of regional unbalance and their potential solutions are altogether different. The State enjoys much greater power and experience, and regional redistribution in favour of the backward ones may be deliberate policy, while the growing concentration of the growth regions may itself become a disadvantage not only in terms of high land and labour costs, which was always the case, but of traffic jams, pollution and social deprivation also. Today, as always, such regional problems have a large traditional or historical dimension: they arise precisely because of preceding developments, which may have little relation to current needs and economic rationale. For this reason present planners and social reformers will require some historical knowledge as to the origins and functions of the regional structure which our present societies have inherited, and this volume may be looked upon as a modest contribution towards that search. It has, however, beside this, also its own intrinsic historical interest, for without an understanding of the regional dimension, the regional point and counterpoint of growth and reaction, much of the story of the industrialization of the West must remain unexplained.
Notes 1 Rolf Dumke's paper on the economic policy of the German Zollverein and Eckart Schremmer's paper on "Measurement and Value-Judgement in Regional Quantitative Development" are not included here and will be published elsewhere. 2 E. g., L. Needleman, ed., Regional Analysis: Selected Readings (Harmondsworth, 1968); Harvey S. Perloff, Edgar S. Dunn, Jr., Eric E. Lampard, Richard F. Muth, Regions,
29
Resources and Economic Growth (Baltimore, 1960); Walter hard, Methods of Regional Analysis (Cambridge, Mass., 1960); Horst Siebert, Regionales Wirtschaftswachstum und interregionale Mobilität (Tübingen, 1970); Harry W. Richardson, Elements of Regional Economies (Harmondsworth, 1969). Also see the introduction by R. Fremdling, T. Pierenkemper and R. H. Tilly in: Rainer Fremdling and Richard H . Tilly, eds., Industrialisierung und Raum (Stuttgart 1979), pp. 9-26. 3 E. g., O.E.CD., The Regional Factor in Economic Development (Paris, 1970) and idem, Issues of Regional Policies (Paris, 1973); E. A. G. Robinson, ed., Backward Areas in Advanced Countries (1969); Centre Europeen de coordination de recherche et de documentation en sciences sociales, Regional Disequilibria in Europe. Backward Areas in Industrialized Countries (Bruxelles, 1968); Fritz Voigt, Johannes Frerich, Rainer Radel, Gerd Unterberg. Wirtschaftliche Entleerungsgebiete in Industrieländern (Köln, Opladen, 1969). 4 Cf. pp. 276 ff. below. 5 Cf. pp. 215 ff. below. 6 Cf. pp. 89 ff. below. 7 Cf. pp. 33 ff., 142 ff. below. 8 Cf. pp. 33 ff., 276 ff. below. 9 Cf. pp. 69 ff. below. 10 Cf. pp. 239 ff. below. 11 Cf. pp. 129 ff. below. 12 Cf. pp. 177 ff., 196 ff. below. 13 Cf. pp. 52 ff. below. 14 Cf. pp. 107 ff. 15 Cf. pp. 52 ff. below. 16 Cf. pp. 142 ff. below. 17 E. A. Wrigley, Industrial Growth and Population Change, Cambridge 1962. 18 Cf. pp. 215 ff. below. 19 Cf. pp. 254 ff. below.
Erster Teil/Part One
NORMAN M C C O R D
North East England: Some Points of Regional Interest
The object of this paper is to consider some aspects of the history of North East England as a region. The intention is to suggest that there were certain factors at work in the 19th century which helped to produce a kind of regional identity and autonomy which had not existed at earlier periods and which was substantially eroded by other developments within the present century. The region of North East England is taken here to include the historic counties of Durham and Northumberland together with that northern Cleveland fringe of Yorkshire which in many ways shared the fortunes of its northern neighbours. The natural inheritance of this region was a very mixed one. There was a fertile coastal plain - an attenuated version of the fertile lowland areas of eastern and southern Britain - together with a series of river valleys which provided further areas of good farming country as well as important lines of communication. On the other hand the region possessed, especially in its western parts, large areas of relatively barren moors and hills. Mineral resources were important and varied; in addition to the crucial coalfield, there were signifint desits of lead and iron. These natural resources had existed for the ten thousand years or so for which human society has endured within the area, but this does not mean that the region defined for our purposes here has existed as a meaningful unit for more than a small part of that long history. Indeed for the greater part of the span of human occupation of the area the concept of North East England employed here would not prove a useful division for purposes of analysis or description. For a very lengthy early period our archaeologists have preferred the concept of a 'Forth-Humber cultural province' covering a much wider area while the concept of North East England adopted here would have little significance for the three centuries of Roman Britain. During most of the medieval period there were important differences to be drawn between the two counties of Northumberland and Durham. However, for the more modern period with which we are concerned, North East England as defined here possessed a sufficient regional identity to be worth considering as a unit. 33
34
An overall view of the experience of Britain during the two centuries after about 1750 might well see it as a period in which local and regional seperateness markedly declined. Among the factors tending to this end we may note improvements in transport, developments in the national media of communications and the striking growth in the functions and resources of central government. However, this process of assimilation was far from an even one, and it can be argued that for regions like North East England certain aspects of economic developments retained for the area a distinctively regional character. Some of these circumstances were, however, temporary rather than permanent, and their precarious nature was demonstrated by 20th century developments. The first national census in 1801 credited the region with a total population of less than a quarter of a million. For many years after 1750, as in Britain as a whole, agriculture remained the principal source of employment and income. 1 As in some other parts of Britain, North East England saw a significant amount of improvement in farming techniques in the later 18th and earlier 19th centuries. This improvement was however patchy rather than general, and there were considerable areas within the region which remained relatively backward in agricultural techniques until well into the second half of the 19th century. Where improvements were effected, much depended upon the energy and skill of improving landowners and farmers, but increases in efficiency and productivity were also influenced by a variety of other factors. In the later 18th century there was an agricultural surplus for export, facilitated by the building of new roads linking farming areas with coastal ports, and the inauguration of early improvements in the shipping facilities offered by a number of ports and rivers.2 The east coast route leading to the major market provided by London was fed with agricultural products from many points within the region, ranging from the small river ports of the Tees to the town of Berwick at the region's northern fringe, which emerged as an important food-shipping centre in the later 18th century. The region's pattern of agriculture was however also affected by market changes within the region itself. The existence of a small but already growing urban, mining and industrial element could exercise an important influence on such matters as the policies adopted by prominent improving farmers. For example the production of mutton of moderate quality but distinctly low price was deliberately increased to take account of this growing market. 3 Similarly, the import of cattle from Scotland and Ireland for fattening on local farms also increased. The overall expansion in the food supply by the region's farms and the associated growth in many agricultural incomes, played a part in setting the scene for the major period of industrial growth which was to follow, but scarcely stamped a highly distinctive regional character upon the area. Industry and mining did not of course suddenly spring into existence 35
with the enormous growth experienced during the 19th century. Well before this time the region had acquired non-agricultural elements in its economy, though the scale of these activites was small as yet when compared with the dominant significance of the region's agriculture. Even within this earlier non-agricultural sector there were signs of a pattern which was to remain a feature of the transformed regional economy of the later 19th century. The east coast trade in coal, farm produce and other items, reaching down to London, was parallelled by the cultivation of a distinctive range of overseas connection. Before the end of the 17th century, for instance, leading Newcastle merchants retained either their own permanent agents or trusted associates in many ports of western Europe. The coal export trade though tiny by later standards had early established a governing pattern which was to remain interestingly constant during the major period of growth which lay ahead. In 1776 for example the Tyne exported some 77,000 tons of coal; destinations in northern Europe predominated with Germany, France and Scandinavia each taking about a quarter of these shipments. 4 This pattern reflected a long-standing framework of contacts established in other forms of trade also, such as the Baltic trade in timber and naval stores. Even before the period of massive industrial growth, the pattern of the region's overseas trade was distinctive, reflecting a heavy concentration of interest upon the western and north western areas of the continent. Despite the tremendous changes in the regional economy during the century before the first world war, this regional pattern of concentration proved of enduring importance. If agriculture remained the most important single resource of the region until well into the 19th century it did not stand alone. Mining both of coal and of lead was already well established before 1800 though in limited areas within the region, and by the end of the 18th century a wide range of small scale industry was already in existence. The crucial developments in industry and mining which occurred subsequently possessed certain distinctive characteristics marking the region off from the experience of other major development areas within Britain. This can be illustrated not only from those elements which experienced marked growth but also from those which failed to develop into major sources of income and employment. The coalfield proved to be the region's crucial asset, and indeed even its earlier growth had attracted outside comment; for example, a poet of the 17th century had referred to the black diamonds of the North East in the following words England's a world, hath Indies too; Correct your maps, Newcastle is Peru. Until well into the present century the shipment of coal was to provide a key element in the regional economy, while as early as 1851 coal-mining 36
outstripped agriculture as the biggest source of direct employment within the region. The coalfield's influence was two-fold. On the one hand, coal shipments both coastal and overseas provided an important element in the region's balance sheet, while on the other the ready availability of this cheap energy source was a vital inducement for the development on or near the coalfield of a significant range of coal-using industries. Before looking further at this factor, however, it may be illuminating to give brief consideration to another interest which experienced a very different fate within the region. We would not now think of North East England as a notable centre of textile manufacture with the possible exception of the 20th century production of man-made fibres, but an observer of about 1800 would not have found such a conclusion so obvious. At that time the region included an important textile centre at Darlington, while Barnard Castle and the city of Durham had also seen considerable growth in this sector. At Darlington the river Skene provided ample water power and by 1820 there were 9 linen and 7 woollen mills in the town, while a planetary system of nearby villages was heavily engaged in associated out-work. Barnard Castle hat 4 wool-spinning mills, while Durham city shared its textile interests between wool and linen, with 4 mills for the former and 3 for the latter. These concentrations, however, were only a part of the region's textile interests in the early 19th century, for there was also a wide range of scattered activity on a smaller scale. In Northumberland, for instance there were textile mills at Alnwick, Mitford, Berwick, Corbridge, Haltwhistle, Otterburn, Hexham and Morpeth. 5 A few of these enterprises, for the most part set in rural contexts, were to enjoy a long life the Otterburn tweed mill survived into the last quarter of the 20th century but most of the North-East's textile ventures proved short-lived. Southeast Durham provides a good example of how transient they could be. A directory of 1793 recorded the establishment of a substantial cotton mill on the outskirts of the village of Castle Eden, but a directory of 1828 told a very different story: 6 "Factory - a hamlet half a mile south of Castle Eden where there was formerly an extensive cotton manufactory, but it has long since gone to decay, though the cottages built for the workmen are still remaining." We need not delay to discuss the reasons for the failure of the textile industry to maintain or increase its earlier growth within this region, and indeed they are only imperfectly understood, but we may note how this failure distinguished the region from some of the other major centres within the developing industrial sector in Britain. The story of coal-mining, however, was a very different one, and the growth of the Great Northern Coalfield provided the biggest single development within the regional economy during the 19th century. This was not of course the country's only major coalfield, and the North East was not the only region to possess a substantial dependence upon this asset. 37
Nevertheless, in a number of ways it is possible to distinguish this northern coalfield from its fellows elsewhere in Britain. Its resources were notable not only for their extent, but for the variety of different types of coal which they embraced, enabling the coalfield to serve a variety of needs, including household and industrial fuel, coking and gas-making. The coalfield's pattern of sales differed from that of other coalfields. Apart from a substantial local consumption, its dominance in the east coast trade leading to London, and its distinctive pattern of overseas shipments, provided a distribution peculiar to this coalfield. In the early years of the present century, for instance, the Tyne alone annually shipped some 17 million tons of coal. Two thirds of this was destined for export markets, with France, Germany and Scandinavia remaining major customers; in comparison exports to destinations outside Europe were relatively trivial. The coastal trade to London remained another vital element. London increased its share of the North East's coastal coal shipments from about 60% in the 1870s to about 80% in the early 20th century. N o other coalfield in Britain parallelled this distinctive market pattern. In other ways too the development of the Great Northern Coalfield exhibited distinctively regional characteristics. In its pattern of ownership direct involvement in mining by leading figures within the region's old established aristocracy lasted longer than in many other areas: the Earl of Durham's collieries were not sold until 1896, while the Marquess of Londonderry remained a major coal producer for even longer. Trade unions among the north east miners did not achieve permanent status until the second half of the 19th century and even then separate county organisations developed for Durham and Northumberland. However, the two county unions had much in common, including a long-lasting suspicion of interference in their affairs by national union organisations. The Great Northern Coalfield employed methods of organisation and underground working which differed substantially from arrangements used in other coalfields, as did conditions of employment and wage arrangements. The creation of the North of England Mining Institute in 1852 was deliberately aimed at the provision of a forum to deal with problems arising from the region's own mining interest, while the sumptuous premises erected for this Institute in the regional centre of Newcastle expressed in physical form the pride and the confidence of a distinctively regional mining interest. The development of the coalfield facilitated the growth of a range of industries dependent, either directly or indirectly, on the availability of this ready supply of fuel. We may include here such elements as iron and steel, engineering, shipbuilding, chemicals, glass and pottery. These relationships did not of course remain static, and there were substantial shifts within the industrial sector. One example, the decline of the textile industry, has already been noted, but some of the other shifts of balance were accommo38
dated by changes within the region itself, with some striking examples of internal migration. By about 1800, for instance, iron-making had developed in a scattered range of places within the region, some of them far removed from convenient access to efficient transport facilities. By the end of the 19th century, however, a new pattern had clearly emerged, with the centre of iron and steel making firmly anchored to the region's Teesside fringe, with one important outlier inland at Consett. The chemical industry experienced a similar shift. By the beginning of the 20th century the old Tyne-based chemical industry was in very serious decline, but significant growth was taking place within the region in south east Durham and Teesside. The industrial economy which emerged within the region during the 19th century, and especially after 1850, possessed many inter-locking features which enhanced its distinctively regional character. Not only was the mix of industries different from that of many other regions, but its elements were linked in a complex and diverse fashion. A mutual dependence on the coalfield was one obvious feature; by 1860, for example, the Tyneside chemical industry was a major customer for local collieries, taking some 300,000 tons of coal annually. The development of railway engineering and shipbuilding, and their relationship to coal-mining, provide even clearer examples of these linkages within the region's economy. The region's pioneering role in railway development was intimately associated with the needs of the coalfield, and the fruits of that development had important further proliferations. The construction of the Stockton & Darlington Railway in the mid-1820s is justly celebrated as a major event in railway history. The reasons behind this belief are sometimes misunderstood. This was certainly not the first railway, nor the first railway to make substantial use of locomotives. It deserves its fame, however, as a striking early exhibition of the commercial transformation which could be derived from this improved form of transport. 7 In the early 19th century land carriage of coal was so expensive that a ton of coal which cost 4 shillings at a colliery near Bishop Auckland, cost 8 shillings at Darlington and 12 shillings at Stockton, having travelled a total of 19 miles. It cost less to move a ton of coal by sea from the Tyne to London than to move it 10 miles overland. The early development of coal-carrying railways in south Durham reduced the cost of coal carriage from 4 or 5d per ton/mile to 1/3 d per ton/mile by about 1840. This transformed the commercial opportunities of the inland Durham collieries in the vital sea-borne coal trade. The development of railway expertise within the region facilitated the growth of this expanding sector of engineering. The promoters of the Stockton & Darlington Railway followed up that success by providing vital capital for the firm of Robert Stephenson & Co. on Tyneside. This firm became the nucleus of a railway engineering industry which developed a wide range of contacts in railway building both at home and in many other 39
parts of the world; the already established trading connection with western Europe provided opportunities for the North East's manufactures of locomotives, rolling stock and rails. Success in railway engineering encouraged the growth of iron and then steel making. For many years most of the large iron works on Teesside lived predominantly on the production of iron rails. The needs of the coalfield also played a major role in the development of shipbuilding within the region. One of the most important technological developments within the region was the demonstration of the superiority of the iron-built, steam-powered and screw-propelled merchant ship over the older wooden sailing ships. The key break-through here came in 1850 with the launching of the John Bowes, an iron built screw collier significantly introduced by Charles Mark Palmer, a leading figure in the region's mining interests. Again this was not the first iron steam ship propelled by screw propeller, but the innovation that counted was the demonstration by the John Bowes of the unmistakable commercial superiority of the more advanced type of vessel. The possible threat to the north-east's predominance in the London coal market posed by railway access to the capital from other coalfields made improved shipping arrangements vital and provided the necessary spur to successful innovation. Long before the end of the century it was an established local joke that Palmers built their iron colliers by the mile and then chopped them off into convenient lengths. The demonstration of the superior qualities of the new kind of merchant vessel was not confined to coal, and led to the growth of the region's shipbuilding interests, with a wide range of types built in north east yards. Again growth here provided associated effects. When the world's demand for iron rails began to slacken, the region's iron works found a new lease of life in the production of enormous quantities of ships' plates. In 1875, for instance, the work force employed by the Consett Iron Works numbered 5-6,000 men and this company was Britain's biggest manufacturer of ships' plates. By about 1890, with yet another shift in materials, Consett produced about 175,000 tons of steel annually, with ships' plates still a crucial item. These major sectors of the regional economy - coal, engineering, shipbuilding, iron and steel - were intimately linked together by these developments of the 19th century. Improvements in the region's transport facilities also reflected this interlocking pattern of economic growth, with the creation of successive networks closely geared to the needs of other sectors of the region's economy. Even before the advent of the railways there were significant changes in the communications system. As in other areas of the country, the building of new roads quickened in the later 18th century and continued thereafter. The building of the turnpike and later roads did not occur in a vacuum, but such expensive exercises were only embarked upon where there was an economic need to be met by such improvements. Mention has already been 40
made of the significant export trade in agricultural produce in the later 18th century; this trade was reflected by the building of the Northumberland 'Corn Road', a turnpike road running from Hexham via Rothbury through extensive farming areas to the coastal port of Alnmouth. By the early 19th century the road carriage network had already become much more sophisticated, with regular freight services connecting all centres of any importance within the region. A complex network of collection points and road feeder services linked the improved road system with the extended facilities provided by the region's rapidly expanding shipping services. The region's early contributions to railway development arose primarily from the needs of the coalfield, and the developed rail network within the region remained intimately connected with the needs of the developing regional economy. The company which emerged in control of the rail services for the region was very firmly the North Eastern Railway, dominant throughout the region, and essentially devoted to serving the region's needs. The regional character of this key enterprise of the 19th century, and the way in which it reflected an inter-locking regional economy substantially insulated from external control, is well illustrated by the men who managed its activities. In 1898, for example, its chairman was Sir Joseph Pease, from a Darlington family with close connections to many interests within the region's industries. The deputy chairman was Sir Isaac Lothian Bell, a leading iron manufacturer; other directors at that time included a Ridley and a Grey, from aristocratic families with major links to local industry, Sir David Dale of the Consett Iron Works and Sir William Gray, a leading shipbuilder. With such men at the helm, it is understandable that service to local industry was a major preoccupation of the North Eastern Railway. A parallel development took place in the region's ports. Increased trade and innovations in shipbuilding techniques brought an acute need for improved facilities in the ports of Tyne, Wear and Tees. All of the region's important harbours came under the control of statutory port authorities. In the political pressures which brought about the creation of these bodies local industrialists played a key role. On the governing bodies of these authorities interested industrialists continued to play a very prominent role, ensuring that port developments matched the needs of the interests represented. Developments in the region's financial institutions illustrated similar tendencies. Newcastle's first bank was in existence as early as 1755, and by 1788 there were 5 banks in this regional centre; in the south of the region at Darlington, the Backhouse Bank, founded in 1774, provided parallel facilities.8 By the 1780s these local banks had established a standing committee to deal with matters of mutual concern. All of these early banks were founded by men already much involved in other aspects of the regional economy. This close relationship was reflected also in the way in 41
which the early banking houses were regarded by other leading interests within the region. Six times between 1772 and 1816 local banks came under severe financial pressure and on all of these occasions there was a strong rally of local support to stave off the threat. In 1793, for instance, by which time the region's banks had nearly £ /4 million of their own notes in circulation, a financial crisis saw local landowners and business men providing local banks with guarantees of support amounting to almost £ '/ 2 million. At first sight the arrival on the northern banking scene in 1828 of the Newcastle Branch of the national Bank of England may appear as a considerable erosion of the region's financial autonomy. To some extent this was the case, but not necessarily to the detriment of the regional economy. A study of the correspondence of this bank indicates that its business was very largely concerned with the affairs of the North East as defined for our purposes here, and that its relations with the region's developing industries was a close and important one. Moreover the presence of a provincial branch of the Bank of England provided the region with significant back-up resources which proved of great value at certain critical periods. During the financial crises of 1847 and 1857, for instance, involving the collapse of major local banks, the adverse effects on local industry were markedly limited by the deliberate action of the Bank of England in providing substantial assistance to local industrial enterprises endangered by the crisis. Moreover, after a brief initial period of friction, a harmonious relationship was established between the branch Bank of England and the still expanding range of independent banks within the region. The branch Bank of England was rapidly accommodated within such obvious activities as clearing house arrangements for the banks in the area, and also the branch came to be looked to as a source of support and information by other banks. The branch was an important element in a developing system of commercial intelligence within the regional banking world, in which information about the credit-worthiness and other attributes of local enterprises and individuals was commonly exchanged, with beneficial effects on the regional economy. The close connections between the region's banks and the growing industrial interests could be illustrated in many ways, but perhaps a couple of examples will serve to illuminate the links. In 1859 the region's private banks were reinforced by a new arrival in Newcastle - the banking partnership of Hodgkin, Barnett, Pease & Spence - which rapidly established a significant industrial connection. During a short but sharp recession in shipbuilding in 1866, this bank shored up more than one hard-hit shipyard. The Wigham Richardson yard on Tyneside was one of these, and its owner later recalled that 9 "there was so little work at Walker that grass grew in the shipyard and the cartmen requested permission to reap the hay . . . If it had not been for the kind support of our bankers, and especially of John 42
William Pease, I think we should have lost heart and thrown up the sponge." A few years later it was the backing of this bank which enabled the old established engineering firm of R & W Hawthorn to be radically reconstructed, with infusions of new management and capital which set this important enterprise on a renewed voyage of expansion. The creation of the Newcastle Stock Exchange at Newcastle in 1845, and the expansion of various forms of insurance, were other aspects of the growth of financial institutions devoted to serving the needs of the regional economy. The inter-locking nature of the regional economy also involved important links in personal terms. The long-standing trading connections of the region with the Baltic lands made the North East a suitable reception area for adventurous entrepreneurs from that quarter, and a number of these played significant roles in building up the region's industries. Christian Allhusen was an early example here, engaged at first in the potentially lucrative but commercially uncertain corn trade, and then utilising profits amassed in that speculative business to become a major figure in industrial Tyneside, with the chemical industry one of his principle interests. To Allhusen's corn-trading ventures there came a younger north German immigrant, Henry Bolckow, who contrived to accumulate in that sector a convenient capital of some £ 20,000 which enabled him to embark upon his pioneer role in the mid-19th century in the creation of the iron industry on Teesside. In the development of the paint-making industry, especially for specialist maritime application, the Holzapfel brothers played a similarly formative role. In addition to this kind of external recruitment, however, the relatively small group which effectively controlled the major sectors of the region's economy was knitted together by a complex network of personal relationships. We have already seen something of the interlocking industrial interests which might naturally lead to the presence of an iron manufacturer among the directors of a shipyard, or a coalowner on the board of a major chemical factory, but that kind of link did not exhaust the significant connections between leading figures in the regional economy. In addition to personal links of family and friendship a complex web of connections existed in such spheres as religion, sport and recreation, intellectual and cultural interests, shared experiences of education or apprenticeship. Of course the regional character of many of these groupings was not necessarily complete or exclusive, but overall these linkages were not only very varied but cumulatively significant in tying together the leading elements in the regional economy. Many examples of such kinds of connection could be cited, but perhaps one amusing instance may be used to illustrate the point. In the years after 1882 the Tyneside shipbuilder Wigham Richardson was the central figure in one such coterie. During the winter months he held regular Virgil evenings at his home; a party of friends dined together, then settled down to read and discuss passages from Virgil. When the major 43
works of that poet had been covered, Horace came next, though we are told that a subsequent proposal to go on to Lucretius "frightened some of the members". 10 Those involved included Thomas Hodgkin, a leading banker as well as a distinquished historian, W. S. Dalgleish, a leading shipowner, Benjamin Browne, head of the important Hawthorn engineering works, Benjamin Noble, also a banker, and Dr. Theodore Merz, leading northern scientist and expert in the industrial application of improved scientific techniques. We need not suppose that Latin literature necessarily monopolised the contacts on such occasions. For many years then the regional economy possessed a high degree of coherence and independence, although of course there were always limits to this autonomy. Economic independence buttressed independence in other forms too. In the region's press a number of leading organs with a distinctively north eastern coverage, such as the Newcastle Chronicle and the Northern Echo, provided a high level of attainment able to compete effectively for many years against irruptions from the expanding national press. In the realm of public administration too the irruptions of the centre into the region's affairs were limited until well into the present century, though of course this point must not be pushed too far. If the phrase 'The Age of Reform' can be applied to much British experience during the 19th century, we ought not to exaggerate the extent to which such innovations were the inventions of the centre. In practice many of the reforms of the period did not occur as prime innovations devised by Parliament or central government, but arose rather as the regularisation and generalisation on a national scale of ideas and devices which had first appeared as the result of local innovation and experiment. In the sphere of social amelioration more was done by the essentially unofficial agency of local philanthropic bodies financed by private resources and controlled by those who provided these funds. Such institutions as hospitals, dispensaries, specialised services for such categories as the blind, the mentally ill, the deaf and dumb, were usually essentially local enterprises separate from the formal agencies of government. 11 An important point for the understanding of the development of government in Britain is that until well into the present century the bulk of official activities which impinged upon the lives of most people was not financed from central taxation under the control of the national government and legislature. Instead these activities of local government were financed by local taxation in the form of the rates on property, and this income was expended by local authorities under the control of a local rate-paying electorate. As long as this substantial financial independence remained intact, these local authorities were capable of considerable resistance to the encroachments of central authority. The great period of economic growth and population increase in north east England during the 1850-1914 period 44
was marked by very considerable increases in the functions and the resources of the various elected local authorities within the region. This expansion in official activity, however, was paid for overwhelmingly by local resources, with the contribution from national taxation on only a very limited level. The increasing economic resources of the region not only financed this administrative growth, but helped to ensure that a great deal of this administration remained under essentially local control. Consider some examples of this relationship within the region. In County Durham the mining area around the little town of Houghton-leSpring saw rapid growth from the 1830s. Its population grew from 21,000 in 1836 to 34,000 in 1882, but over the same period the assessed value of its property for purposes of local taxation rose from £ 46,000 to £ 151,000.12 The rateable value of property in Newcastle totalled £ 449,000 in 1870, but by 1907 had shot up to £ 1,641,000; comparable figures for other towns within the region were Sunderland £ 258,000 and £ 706,000, South Shields £ 125,000 and £ 421,000, Gateshead £ 134,000 and £ 427,000, West Hartlepool £67,000 and £262,000, Tynemouth £ 112,000 and £ 243,000. 13 These figures represent a considerable increase in the resources available to local authorities without any drastic rise in the actual level of the local rates levied on property. With such additional resources made available by industrial and commercial growth, it is understandable that the role of local government could expand without any very startling increase in subventions from national resources, and that this expanded role could remain very largely under locai rather than national control. One or two examples from Newcastle will illustrate the scale of some of these late Victorian developments of official activity within the region. In 1882 the town's Medical Officer of Health already had a staff of a chief inspector and 4 assistant inspectors of nuisances, a chief inspector and an assistant inspector of provisions, and 2 clerks. By 1907, however, this had grown to a chief inspector, assistant chief inspector and 19 assistant inspectors of nuisances, a chief inspector and 2 assistant inspectors of provisions, a superintendent of municipal midwives, 6 health visitors and 6 clerks, not counting substantial staffs now employed in the city's own hospitals. In the early Victorian period a minority of the small town's streets had been subjected from time to time to the desultory attentions of a handful of scavengers. By 1911 the city's cleansing department employed well over 500 men; for cleansing purposes the city was divided into 4 districts, each administered by an inspector, each district was divided into 8 sub-districts with a foreman to each, and these were further divided into smaller units of administration. 14 The bulk of the cost of this kind of expansion did not come in subventions by central government from national taxation, but from local taxation derived from the increased resources engendered by economic growth and administered by elected local authorities. It has often been remarked that Victorian towns commonly preferred to work with powers derived from 43
essentially local Acts of Parliament proposed by the local councils themselves, rather than rely upon the provisions of national reforming legislation. In practice national reform often followed up a pattern of piecemeal improvement by local legislation. This situation is perfectly intelligible in a situation in which authorities possessed effective financial independence, and often possessed also a jealous guard against attempts at central supervision and control. We may sum up the argument so far by saying that during the century and a half after about 1750 North East England developed a regional economy which differed from that of many other regions, and which was marked by a high level of regional inter-dependence and coherence. During the period 1850-1914 especially, the region experienced phenomenal economic growth, which facilitated both a high level of economic autonomy and also substantial independence within the sphere of the region's official administration. Although Britain did not develop any formal agencies of administration based upon a regional pattern, local authorities within the North East region enjoyed a substantial degree of independence in the management of their own activities. The extent of this independence must not be over-stated, for in some respects the very success of the Victorian regional economy brought with it new dimensions of dependence. In such major areas as coal, iron and steel, engineering, shipbuilding and chemical manufacture, a crucial dependence on export markets which were not necessarily secure or permanent was a marked feature of the region's greatest period of economic growth. Moreover as population boomed in the later 19th century there necessarily developed a greater level of dependence on imported food supplies. Between 1863 and 1882, for example, the Tyne harbour experienced the following increases in food imports - butter from 32,242 cwts to 332,120 flour from 12,214 sacks to 334,384, wheat from 87,995 quarters to 224,070, cheese from 18,911 cwts to 30,160. Even when allowances have been made for some subsequent transfer elsewhere, these figures represent a considerable extension of the region's dependence on food bought abroad. While the regional industrial economy remained at a generally high level of prosperity, such increases in import and consumption could be viewed with equanimity. The balance sheet would be much altered, however, if this prosperity were to come under severe pressure. In the distinctive mix of industries which marked the developed regional economy, one peculiar factor stood out. North East England depended to an unusual extent for its income and employment upon a relatively narrow range of inter-locking sectors such as coal, iron and steel, engineering and shipbuilding. For example at the beginning of this century coal mining provided 15% of all employment in Northumberland, and a prodigious 23% in County Durham. 15 Coal production had increased enormously, but a high proportion of the increased tonnage extracted was destined for 46
export markets. Similarily, the enormous growth of iron and then steel shipbuilding in the later 19th century had not been supported by British orders alone. The decisions which had resulted in the region's pattern of industrial concentration, and the degree of dependence on overseas orders, had made good sense in the circumstances of the later 19th century. In the altered situation which emerged after the first world war the high level of dependence upon a few staple industries which proved unable to sustain their earlier growth proved to be a serious weakness. The shrinkage of world trade in the depression years of the inter-war period posed major problems for such a region. As late as 1929 north-east ports shipped 21 million tons of coal to overseas markets, but by 1932 this figure had slumped to 12.6 million tons. The drop in coastal shipments was much less drastic, but coal consumption within the region itself also shrank as major industrial customers saw their markets shrink. In the 10 years from 1924 the key coal industry shed almost 50,000 jobs. At the worst point of the depression well over 4 0 % of the insured work force in coal-mining within the region was unemployed. In shipbuilding the region still launched 679,000 tons of new merchant shipping in 1929, but this figure plummetted to a catastrophic 37,000 tons in 1933 and only 67,000 tons in 1934. Even as early as 1923 there had been 14,000 unemployed shipyard workers in Sunderland and 8,000 in Jarrow. It is unnecessary to recapitulate in more detail the evidence for the illeffects of the inter-war depression on what had come to be the region's staple industries. Changing economic fortunes had significant effects on the level of regional independence in a variety of ways. Even before these heavy blows, however, there had been some indications that the insulation of the regional economy was being eroded. Sometimes success itself could detract from die region's separateness, as with Armstrong's takeover in 1897 of its old rival in the armaments industry, Whitworth, which involved the acquisition of major commitments outside the north-east region. More telling perhaps were shifts in the region's financial institutions in the years around 1900, with many of the North East's old banks succumbing to the embraces of major national banks. In 1897 the old Tyneside bank of Woods & Co. was taken over by Barclays Bank, while Lloyds Bank absorbed Hodgkin, Barnett, Pease & Spence in 1893 and the venerable Lambton Bank in 1908. Similarly, association on a national basis became increasingly pervasive in such sectors as iron and steel and the chemical industry. It nevertheless remained true in great part, however, that as long as the region's major industries remained generally profitable they were able to retain substantial freedom from external supervision or control. In the inter-war period, however, instead of being a major growth area, capable of largely financing not only its own economic growth but also a considerable range of communal activities, both official and unofficial, the North East became a centre of serious economic and social problems which 47
its own resources could not easily solve. The inter-locking character of the regional economy, which had been a main advantage in the earlier period of spectacular growth, could now work in a reverse direction, with a slump in shipbuilding orders producing widespread unemployment and deprivation not only among shipyard workers, but also among steel-workers and coal miners. In this more adverse economic climate, it was easy to find examples of the erosion of the earlier high levels of regional autonomy. After the first world war the North Eastern Railway was absorbed into the much wider London & North Eastern network, while by the later inter-war years a large part of the region's developing network of bus services was owned and controlled outside the region. The most illustrious single industrial empire established within the region in its Victorian heyday was the great Armstrong enterprise, employing some 26,000 workers on Tyneside in the years before the first world war. In a post-war world without any great appetite for warships and heavy guns this industrial giant found itself in troubled waters. By the mid 1920s unsuccessful attempts to find new lines of business saw the firm reduced to dependence on massive transfusions of credit from the Bank of England, a situation which paved the way for the enforced takeover by Vickers in 1927, with the Tyneside giant very much the junior party in the new grouping. The shift in the region's economic fortunes had repercussions in other spheres too. During the previous period of economic expansion there had been no great enthusiasm for the intervention of the central government in the affairs of the region. The pressures of the inter-wars years saw national governments forced to intervene in the region's affairs in ways hitherto unknown. For example, the Coal Mines Act of 1930 went far beyond the provision of regulations for safety and health, to a considerable measure of legislative interference in the commercial operations of coal companies. Reluctantly, painfully and slowly, parliament and central government moved to the improvisation of new devices to stimulate the ailing economy of such regions by overt external interference. Such devices included financing the building of trading estates and attempts to encourage and direct industrial development within the region by a variety of financial inducements covered by grants from national taxation. Nor was external interference confined to direct government action. A company called the National Shipbuilders Security Limited, the inspiration of the Clydeside shipbuilder Sir John Lithgow, was set up to reorganise the shipbuilding industry by the enforced elimination of surplus capacity in altered market conditions. The work of this enterprise resulted in the closure of a number of north-east shipyards, with their sites sterilised as far as shipbuilding was concerned for a planned period of 40 years. Reorganisation of the chemical industry also continued, including the closure of many of the ailing Tyneside plants; the process culminated in the creation of the national combine Imperial Chemical Industries in 1926. 4S
The difficulties of the regional economy in the inter-war period also facilitated the extension of the influence of the central government in other spheres, notably in the increase in central ministries' control of local administration. Massive and prolonged unemployment, loss of income and serious social problems produced spiralling demands on public funds for relief activities of various kinds, while at the same time the region's economic difficulties involved losses of rate revenue for the local authorities involved. No local taxation in the form of rates could be extracted from a closed colliery or a sterilised shipyard. Towns like Jarrow and Gateshead, West Hartlepool and Middlesbrough, formerly in the first rank for increasing growth and prosperity, were now forced more and more to look to the centre for subsidies from national taxation in one form or another in order to cope with the social problems of the inter-war period. This loss of financial independence entailed the acceptance of a greater degree of central supervision and control of local authorities which had been in the past jealous guardians of their own independence. For example, when local boards of poor law guardians had been able to meet their commitments almost entirely from local revenues, they had contrived to retain a considerable local autonomy and flexibility in the conduct of their affairs. By the 1920s, however, the Ministry of Health could exploit the pressing financial needs of such local authorities in hard-hit areas to enforce central control; the necessary sanction for the provision of extraordinary financial help could be, and often was, made dependent upon the acceptance of attitudes and policies approved by the central ministry. Local authorities which in the past had often flouted attempts at central control found such an attitude difficult or impossible to maintain when they were forced to beg for repeated financial help from Whitehall. The 20th century saw in many spheres the growth of the dependence of local authorities on subsidies from the centre, a growth which necessarily entailed the acceptance of tighter relationships of supervision and control than had existed earlier. The influence of the centre was much enhanced by this increasingly firm grip on the power of the purse, in a context in which local resources could no longer be relied upon to meet the region's needs as they had done in the past. The changing fortunes of the regional economy were not of course the only factors tending towards the decline of regional independence. In the 20th century, and even earlier, a variety of other influences was already moving in the same way. Sport, recreation and entertainment, for instance - all matters of very widespread public interest - increasingly took on national forms, as did the developing media of mass communications. Organisation on a national - in some respects even an international - basis became increasingly the norm as the 20th century progressed, over a very wide variety of aspects of life in Britain. However, in the history of NorthEast England the ability of the regional economy to sustain the needs of the 49
region without significant external support or interference was one important influence upon the continuance or the erosion of the region's ability to control its own destiny.
Der Nordosten Englands: einige Aspekte der Regionalgeschichte Zusammenfassung Die Region Nordostengland, die hier untersucht wird, umfaßt die traditionellen Grafschaften von Durham und Northumberland sowie das Clevelandgebiet Nordyorkshires. Seine regionale Eigenheit entwickelte dieses Gebiet hauptsächlich in der Moderne. Das wirtschaftliche Wachstum des 19. Jahrhunderts verstärkte die Eigenmerkmale der Region. Die entwickelte Industrie zeigte eine charakteristische Mischung sowohl in den vorhandenen Industriezweigen als auch in bezug auf das regionale Handelsnetz. Die Region war gekennzeichnet durch einen hohen Grad von Interdependenz, in der die Unternehmergruppen durch ein kompliziertes Gewebe von geschäftlichen und persönlichen Beziehungen miteinander verbunden waren. Der steigende Wohlstand der Region während dieser Periode ermöglichte eine Ausweitung der Kompetenzen der Lokalbehörden, die im wesentlichen durch Lokalsteuern („rates") finanziert wurden. Durch diese beinahe vollständige finanzielle Selbstversorgung innerhalb der Region konnten sich die örtlichen Behörden der Überwachung und Kontrolle durch die Zentralbehörden weitgehend entziehen. Die Wirtschaftskrise der Zwischenkriegsjahre hatte schwerwiegende Veränderungen zur Folge. Die enggeknüpften Beziehungen der regionalen Industrien wirkten sich jetzt nachteilig aus, indem der Produktionsrückgang in einem Industriezweig nachteilige Folgen in benachbarten oder abhängigen Sektoren nach sich zog. Die wirtschaftliche Depression führte zu Arbeitslosigkeit und den damit verbundenen Sozialproblemen, während gleichzeitig die Steuereinnahmen der Lokalbehörden, welche diese Probleme zu lösen hatten, zurückgingen. Die wachsenden Schwierigkeiten sowohl der regionalen Grundindustrien wie auch der örtlichen Behörden führten zu einer vermehrten Einmischung von außen und zur Überwachung der Regionaltätigkeit durch die Zentralbehörden, wobei jedoch noch andere, zusätzliche Faktoren bei der Unterminierung der regionalen Eigenheit und Unabhängigkeit ebenfalls eine Rolle spielten.
50
Notes 1 D. J. Rowe, Occupations in Northumberland and Durham, in: Northern History, VIII (1973), pp. 119-131. For agricultural improvement see S. Macdonald, The development of agriculture . . . in Northumberland 1750-1850, (Ph. D. thesis, Newcastle University, 1974) and J. Bailey & G. Culley, General View of the Agriculture of Northumberland, Cumberland & Westmorland, (1805, modern edition edited, with an Introduction, by D. J. Rowe, Newcastle 1972). 2 For an example of these early improvement, P. Barton, Low Worsall; the Shipping and Trade of an Eighteenth-Century "Port" on the River Tees, in: The Mariner's Mirror, Vol. 55, No. 1 (1969), pp. 57-76. 3 D. J. Rowe, The Culleys, Northumberland Farmers, 1767-1813, in: Agricultural History Review, 19 (1971), Part II, pp. 156-174. S. Macdonald, The Role of George Culley of Fenton in the Development of Northumberland Agriculture, in: Archaeologia Aeliana, 5th ser. Ill (1975), pp. 131-141. 4 N . R. Elliot, A Geographical Analysis of the Tyne Coal Trade, in: Tijdschrift voor Econ. en Soc. Geographie, April 1968, p. 85 et seq. 5 Parson & White, Directory of Northumberland & Durham, etc. (1828), passim. 6 Ibid. Vol. II, p. 265. 7 N . McCord & D. J. Rowe, Industrialisation and Urban Growth in North East England, in: Int. Rev. Soc. Hist., XXII (1977), I, 34-5. 8 The references to banking in this paper are based on two main sources. I am grateful to the Bank of England for allowing me to see much of the correspondence of their Newcastle branch for its earlier years. M. Phillips, A History of Banks . . . in Northumberland. Durham and North Yorkshire (1894), is a valuable account written by a man who was for many years a clerk in the Newcastle branch of the Bank of England. 9 J. Wigham Richardson, Memoirs (1911), p. 205. 10 Ibid. pp. 253^1. 11 N. McCord, The Poor Law and Philanthropy, in: The New Poor Law in the Nineteenth Century, ed. by Derek Fräser (1976), pp. 87-110. 12 R. G. Barker, The Houghton-le-Spring Poor Law Union, (M. Litt, thesis, Newcastle University, 1974), p. 150. 13 Anon., Free Trade and the Industries of Newcastle upon Tyne and District (1909), pp. 14-15. 14 Institute of Cleansing Superintendents, Proceedings of 14th Annual Conference, Newcastle, July 1911, p. 51 et seq. 15 D. J. Rowe, Occupations in Northumberland and Durham, in: Northern History, VIII (1973), pp. 119-31.
51
JÜRGEN REULECKE
Nachzügler und Pionier zugleich: das Bergische Land und der Beginn der Industrialisierung in Deutschland
„Dieses Territorium gehört" - so schrieb der Reisende Justus Grüner 1802 ,,. . . in Hinsicht seiner beispiellosen Industrie vielleicht zu den interessantesten in ganz Europa". 1 Grüner meinte mit seinem Lob die Gewerbelandschaft im Städtedreieck Elberfeld/Barmen (heute Wuppertal), Lennep/ Remscheid (heute Remscheid) und Solingen. Sein geradezu pathetisches Lob der fortgeschrittenen „Industrie" dieser Region wurde von vielen weiteren zeitgenössischen Besuchern und Beobachtern geteilt. Sie glaubten, „hier an dem Anblick des emsigen Fleißes und belohnender Genügsamkeit, der regen Wirksamkeit und des segnenden Reichtums" Züge einer Zukunft zu entdecken, die den traditionellen Erwartungshorizont bei weitem sprengte. 2 Hier schien der Inbegriff einer neuen Zeit, mit dem Begriff „Fortschritt" auf einen griffigen Nenner gebracht,3 erstmalig in Deutschland reale Formen angenommen zu haben. Man brauchte, so glaubten manche Bewunderer des bergischen Gewerbegebietes, gar nicht mehr erst nach dem schon fortgeschritteneren England zu fahren, um die Vorboten dieser neuen Zeit zu studieren. Es verwundert deshalb nicht, daß einige Unternehmer im Bergischen Land - voll Stolz auf die eigene Leistung bei der Nachahmung englischer Vorbilder, aber auch aus dem Selbstbewußtsein heraus, konkurrenzfähige Produkte erzeugen zu können - ihre Betriebe „Birmingham", „Sheffield" und „Cromford" nannten. 4 In dieser ganz nebensächlich erscheinenden Geste drückt sich die eigentümliche und für den Beginn der Industrialisierung bezeichnende Zwitterstellung dieser Region aus, die darin bestand, gleichzeitig- relativ zu England-Nachzügler und - relativ zur gesamten näheren und weiteren preußisch/deutschen Nachbarschaft - Pionier zu sein. Es ist inzwischen mit Recht bezweifelt worden, ob der vielzitierte Satz von Karl Marx: „Das industriell entwickeltere Land zeigt dem minder entwickelten nur das Bild der eignen Zukunft" 5 tatsächlich die ganze Wahrheit enthält. 6 Dabei ist darauf hingewiesen worden, daß nicht nur die Situation der Rückständigkeit, die Rolle des Nachzüglers als solche, schon eine Eigendynamik begründet, die die Industrialisierung des Nachzüglers 52
in vielerlei Hinsicht anders verlaufen läßt als die seines Vorbilds, sondern daß auch unterschiedliche Voraussetzungen und damit in unterschiedlicher Weise weiterwirkende Traditionen und Kontinuitäten stärker zu berücksichtigen sind, wenn man den komplexen Zusammenhang von äußerem Anstoß und eigenem Dazutun zum Start der „Modernisierung" wirklich verstehen will. 7 Diese Feststellung ist für das Verständnis des bergischen Gewerbegebiets als eines der bedeutendsten Einfallstore der deutschen Industrialisierung von entscheidender Bedeutung. Im Gegensatz zum Ruhrgebiet ab 1850/1860, auf das stärker das Bild von der revolutionären Umwälzung durch die Industrie zutrifft - hier wurden ältere Ackerbürger- und Handwerkerstädte und -gemeinden innerhalb weniger Jahre in Industriemetropolen verwandelt - , besitzt der Vorgang der Industrialisierung in den Städten des Bergischen Landes viel mehr einen evolutionären Charakter, d. h. den Charakter einer, wenn auch beschleunigten industriellen Uberformung einer schon vorher ausgeprägten Gewerbestruktur. 8 Die spezifischen Besonderheiten der bergischen Wirtschaftsentwicklung, die das antithetische Verhältnis zwischen der vor allem von England ausgehenden Herausforderung und den eigenen sozioökonomischen Vorgaben schließlich in der Synthese des modernen bergischen Industriebezirks auflöste, sind das Thema der folgenden Ausführungen.
I Was die Besucher des Bergischen Landes um 1800 mit „Industrie" bezeichneten, meinte nicht die Industrie im heutigen Sinn, sondern den Gewerbefleiß, die ausgeprägte gewerbliche Blüte in Handwerk und Manufaktur.9 Sie war das Ergebnis einer sich seit dem Ausgang des Mittelalters, vor allem aber in der rund 80 Jahre langen Friedensperiode von 1715 bis 1793 ständig weiter ausdifferenzierenden regionalen Organisation von Produktion und Absatz, die auf einer Reihe von spezifischen Voraussetzungen und begünstigenden Konstellationen beruhte. Diese sollen zunächst in aller Kürze genannt werden. 10 1. Ansatzpunkt der Entwicklung, die sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen läßt, war der Zwang zu einer verstärkten gewerblichen Nebentätigkeit der bäuerlichen Hauswirtschaften. Die Sitte der Realerbteilung hatte die wenigen, ohnehin nicht sehr fruchtbaren landwirtschaftlich nutzbaren Flächen immer mehr in Kleinbesitz aufgesplittert, so daß viele der Kleinbauern und Kötter nur durch eine gewerbliche Nebentätigkeit den Erhalt ihrer Nahrungsgrundlage sichern konnten. Als natürliche Standortvoraussetzungen gab es dazu allerdings nur den Holzreichtum des Landes, der die Grundlage zur Holzkohlengewinnung bot, und den Reichtum an Bächen, an denen Eisenschmelzen und Hammerwerke angelegt werden konnten. Außerdem boten die sumpfigen, unfruchtbaren Talwiesen an der 53
Das Straßennetz in Rheinland-Westfalen zu Beginn des 19. Jahrhunderts
"Kunststraße"
Unbefestigte " Poüzeystmfle "
Kanal
Bergisches Land
Quelle: Gerhard Huck/Jürgen Reulecke (Hg.): . . . und reges Leben ist überall sichtbar! Reisen im Bergischen Land um 1800 (= Bergische Forschungen, Bd. 15), Neustadt/Aisch 1978, S. 15.
54
Wupper die Möglichkeit zum Garnbleichen. Wenn auch die für die gewerbliche Tätigkeit notwendigen Rohstoffe - Roheisen und Rohgarn - nicht in der Region vorhanden waren, so waren doch gute Voraussetzungen zur Weiterverarbeitung dieser Rohstoffe zu Halbzeugen und Fertigwaren gegeben. Der Zwang zum Rohstoffeinkauf im außerbergischen „Ausland" bestand jedoch damit von vornherein! 2. Relativ günstig war die Lage der Region im damaligen Straßennetz: Zwei große Handelsstraßen führten durch das Gebiet, bzw. waren leicht zu erreichen - die Straße von Köln über Schwelm, Hagen, Soest und weiter ins östliche Deutschland sowie die Straße von Dortmund über Hagen, Olpe, Siegen weiter nach Frankfurt und Süddeutschland. Zudem war der Rhein nur eine halbe Tagesreise entfernt. Die Rohgarne konnten daher recht leicht aus dem Ravensbergischen, später auch aus dem Hildesheimer Gebiet bezogen werden; ergiebige Eisenerzgruben waren im Siegerland zu finden, von wo das Roheisen auf den beiden Eisenstraßen in die Mark und ins Bergische Land gelangte. 11 3. Spezialisierung und Differenzierung bei gleichzeitig wachsendem handwerklichen Geschick prägten die Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert. Die Palette reichte schließlich von der Sensenschmiede und der Werkzeugherstellung über die Klingenproduktion und Schloßschmiede bis zur Garnveredelung (Bleicherei und Färberei), zur Schmal- und Breitweberei sowie zur Flechterei. Angesichts der Tatsache, daß nahezu alle Erzeugnisse dieser gewerblichen Tätigkeiten schon früh für den überregionalen Bedarf hergestellt wurden und auch die Rohmaterialbeschaffung organisiert werden mußte, stellte sich die Frage nach der optimalen Verbindung zum Markt. Hier setzte sich schließlich das Verlagssystem als dominierende Form der Aufgabenteilung durch, nachdem zunächst noch in der Zeit der Han§e vor allem Kölner Kaufleute den Handel beherrscht hatten. 4. Im Zuge des allgemeinen Ausbaus landesherrlicher Macht im zersplitterten Deutschen Reich begannen auch die bergischen Landesherren, die Jülich-Clever Herzöge, später die pfälzischen Kurfürsten, die Gewerbe ihres Territoriums gegen die zunächst noch starke Stellung der Zünfte in der freien Reichsstadt Köln zu schützen - mit dem gleichzeitigen Ziel, ihre eigenen Einkünfte dabei zu steigern. Im 15. und 16. Jahrhundert verliehen sie an einzelne kräftige Gewerbezweige Privilegien, die den Gewerbetreibenden das Herstellungs- und Handelsmonopol ihrer Produkte für die herzoglichen Länder garantierten. Organisationen der „Gewerbeverwandten" wie z.B. die Garnnahrung im Wuppertal bildeten sich zur Regelung der Beziehungen unter den Privilegierten und zur Chancensicherung, 12 doch sind diese Organisationen nicht mit Zünften zu verwechseln. Zünfte gab es in geringer Zahl zwar auch, doch hatten sie in den bergischen Städten nie die Macht und Bedeutung wie in anderen deutschen Städten, wo sie, besonders während ihres Niedergangs im 18. Jahrhundert, die Ausdehnung und Verbesserung gewerblicher Tätigkeit eher blockierten als förderten. 55
Der Niedergang des Konkurrenten Köln war ein hervorstechendes Beispiel dafür. Zwar hat es auch in einigen bergischen Städten in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts Auseinandersetzungen zwischen den Verlegerkaufleuten und zünftierisch gebundenen Handwerkern gegeben; die für freie Marktverhältnisse und Zuwanderung eintretenden Verleger konnten sich jedoch durchsetzen, zumal sie durch die landesherrliche Politik Unterstützung erhielten. 13 5. Der erfolgreiche gewerbliche Ausbau führte zu einem gesteigerten Arbeitskräftebedarf, der nur durch Zuwanderung gedeckt werden konnte. Einerseits strömten in der Zeit der Gegenreformation aus rekatholisierten Gegenden viele von dort vertriebene Protestanten ins Land, z. B. gerade auch aus der Stadt und dem Kurfürstentum Köln, aber auch aus den Niederlanden. Andererseits besaßen die bergischen Gewerbestädte im sogenannten „Oberbergischen", d. h. dem Gebiete südlich Wipperfürths bis nach Homburg und Waldbröl, ein agrarisches, aber im ganzen recht karges Hinterland, das seine Uberschußbevölkerung ständig in das Wuppertal abgab. 14 Weiterhin kamen vor allem junge Männer aus der benachbarten, zu Preußen gehörenden Mark „über die Wupper" - wie das geflügelte Wort lautete - , weil sie dadurch der besonders unter Friedrich dem Großen scharfen preußischen Konskription entgehen konnten. Auch Ansätze einer Zuwanderung aus dem Waldeck'schen und aus MindenRavensberg sind schon zu beobachten. Die Bevölkerungszahl der beiden Wupperstädte Elberfeld und Barmen versechsfachte sich dadurch zwischen 1700 und 1800 von ca. 5.500 auf rund 32.000. l s Die Rheinauen zwischen Düsseldorf und Opladen bekamen in dieser Zeit immer stärker die Funktion, agrarisches Versorgungsgebiet für das menschenreiche Gewerbegebiet an der Wupper zu sein, während die alte Residenzstadt Düsseldorf stagnierte. II Mit den nur knapp umrissenen fünf Punkten Standortbedingungen, Verkehrslage, Produktions- und Absatzbedingungen, Korporationsstruktur und Arbeitskräftepotential sind die wichtigsten Voraussetzungen genannt, auf denen die Hochblüte der Region in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts basierte. Diese Prosperität wurde - abgesehen von dem inzwischen erreichten Ausdifferenzierungsgrad der Gewerbestruktur- durch eine Reihe von zukunftsweisenden, d. h. auch noch im Zeitalter der Industrialisierung weiterwirkenden Faktoren bestimmt. Dabei ist vor allem auf drei Faktoren hinzuweisen: 1. die Bedeutung der Wirtschaftspolitik der Landesherren, 2. die Bedeutung der Beteiligung am entstehenden Weltmarkt, 3. die Bedeutung der spezifischen Mentalität der ökonomischen Führungsschicht. 56
Zu 1: Die Bedeutung der Wirtschaftspolitik des Landesherren für die Prosperität seit ca. 1750 bestand darin, daß es gar keine solche Wirtschaftspolitik gab. Viele Zeitgenossen haben diese Tatsache als die am meisten ins Auge fallende Besonderheit hervorgehoben. Weniger aus bewußter Einsicht denn aus Desinteresse bekümmerte sich der pfälzische, seit 1777 zugleich auch bayerische Kurfürst Karl Theodor wenig um seine aus süddeutscher Sicht etwas abgelegenen nordwestdeutschen Landesteile.16 Jener straffe staatliche Dirigismus, der andere absolutistische Staaten der Zeit prägte, spielte deshalb im Bergischen Land keine Rolle. Die Herzogtümer Jülich-Berg seien, so stellte Georg Forster 1793 fest, ein Land, das „man . . . nicht unter dem Vorwand der Landesväterlichen Sorgfalt aussaugt, (wo man) dem Unterthan nicht durch vervielfältigte Verordnungen die Hände zu fest bindet, und ihm nicht durch drückende Steuern den Muth benimmt." 17 Jeder Fabrikant und Kaufmann genieße hier, so notierte ein anderer Besucher, „ganz in der Stille und ohne öffentliche Anzeige" ungestörte „Kommerzfreiheit". 18 Durch diese „Politik" des laissez-faire entstand ein Machtvakuum, das die ökonomisch aktive Oberschicht füllen konnte. 19 Sie nutzte die herrschende „Liberalität" nicht nur zum Ausbau ihrer wirtschaftlichen Stellung, sondern konnte auch unangefochten die führende Position in den Stadträten und in den öffentlichen Wohlfahrtsinstitutionen in die Hand nehmen. So hing es nicht vom landesherrlichen Machtspruch ab, ob bestimmte Produktionen aufgegeben oder weitergeführt oder neue aufgenommen werden sollten, sondern von den überörtlichen und z. T. auch schon internationalen Marktverhältnissen, die die Verlegerkaufleute ungehindert in ihr Kalkül einbeziehen konnten. Folge dieser Entscheidungsfreiheit war, daß in dieser Zeit neue Produktionszweige unter Anknüpfung an schon bestehende entstanden (z. B. die Färberei, die Baumwollspinnerei und Stoffdruckerei), daß neue Rohstoffe eingeführt wurden (vor allem die vorwiegend aus Liverpool bezogene Baumwolle, aber auch die aus Norditalien stammende Rohseide), daß Zulieferbranchen eine wachsende Eigenbedeutung erhielten (z. B. die Band- und Webstuhlschreinerei, die chemischen Gewerbe, sowie die Knopf- und Schnallenfabrikation). Die freigesetzte Initiative des einzelnen schlug sich weiterhin auch in technischen Innovationen nieder; so wurden z. B. der „Riemengang" und „Riementisch" zur Herstellung von Flechtartikeln und die „Fixbleiche", die den Bleichvorgang durch Verwendung von Chemikalien erheblich verkürzte, erfunden. Zu 2: Von entscheidender Bedeutung für die Blüte am Ende des 18. Jahrhunderts war die frühe intensive Beteiligung bergischer Verlegerkaufleute an der Entstehung eines weltweiten Handels. Der nahe Rhein und die nicht allzu weit entfernten niederländischen Häfen erwiesen sich als Tore zur Welt. Die qualitätsvollen Solinger Klingen, Remscheider Sensen und Barmer Artikel (Bänder, Kordeln, Litzen und Spitzen) waren weltweit gefragte bergische Exportartikel, die gleicherweise nach Nord-, Mittel- und 57
Südamerika wie nach Indien gingen. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts gründeten bergische Kaufleute - vor allem in Amerika - Handelsniederlassungen. 20 Durch erfolgreiche Uberseegeschäfte, besonders nach der Konsolidierung der nordamerikanischen Verhältnisse, konnte auf Dauer eine solide Kapitalbasis geschaffen werden, die in erster Linie die Grundlage für immer größere Investitionen war, nicht jedoch für eine prunkvolle Ausstattung der Privathäuser und für einen aufwendigen Lebensstil. Es war kein Zufall, daß eines der ersten neueren deutschen Bankhäuser 1754 in Elberfeld gegründet wurde. 21 Wenn auch zunächst im wesentlichen nur Warenkreditbanken, so förderten die bergischen Bankhäuser dennoch ein zukunftsweisendes Verständnis der Bedeutung von Kapital und Kredit im Wirtschaftsleben. Der rege Export förderte aber auch in vielfacher Hinsicht den „Blick über den Zaun", ja er erzwang ihn geradezu: „Jetzt wird fast alles durchs Reisen gemacht, wer es nicht thut, müßte wunderseltsame Artikel führen, wenn er viele Geschäfte machen wollte", schrieb ein reisender Unternehmer in sein Tagebuch und meinte gleichzeitig, er reise lieber selbst, da er doch keine „tauglichen Subjekte", d. h. gegen Provision reisende Vertreter finden könne. 22 Zu 3: Dieses Zitat leitet über zum dritten Punkt, der Bedeutung einer sich herausbildenden spezifischen Mentalität des bergischen Unternehmers. Die durch die vielen Reisen, z. T. auch durch die Ausbildung der Söhne bei ausländischen Geschäftspartnern geschaffenen Kontakte, die mitgebrachten Kenntnisse über Marktverhältnisse, aber auch über Fertigungsmethoden und betriebliche Organisationsformen bei der Konkurrenz bewirkten Flexibilität, Mut zum Risiko und ein selbstbewußtes Auftreten, das sich auch im Lebensstil der handeltreibenden Oberschicht ausdrückte, die sich nicht zuletzt dadurch von der Schicht der eigentlichen Produzenten, d. h. der Lohngewerbetreibenden, abzusetzen begann. 23 Gerade die Flexibilität, verstanden als Fähigkeit zum schnellen Eingehen auf neue Situationen und zur rationalen Entscheidung, wurde dadurch gefördert, daß vor allem die erwähnten Barmer Artikel zu einem großen Teil Modeartikel waren. Hier ist übrigens auch auf die ausgeprägte protestantische Religiosität der bergischen Unternehmerschaft hinzuweisen, die als zusätzliche Prägekraft hinzukam. Auf sie soll aber in einem anderen Zusammenhang noch eingegangen werden. Insgesamt besaßen die großbürgerlichen Honoratioren der bergischen Städte Ende des 18. Jahrhunderts nicht nur im Hinblick auf die Kenntnis des Wirtschaftslebens, sondern gerade auch im Hinblick auf ihre allgemeine Bildung einen erheblichen Vorsprung vor den großbürgerlichen Kreisen der sich im Niedergang befindenden ehemals dominierenden freien Reichsstädte wie z. B. Aachen, Köln und Dortmund. „Indolenz" und „Fortschritt" - das waren die Nenner, auf die der schon zitierte Justus Grüner im Jahre 1802 diesen ins Auge fallenden Unterschied, diese sich kraß unterscheidenden Ausprägungen des Lebensstils derselben sozialen Gruppe gebracht hat. 24 58
Ill Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang das Verhältnis des Ende des 18. Jahrhunderts herausragenden bergischen Gewerbezentrums zu England, das sich anschickte, Vorreiter der Industrialisierung zu werden. Von einem Gefühl, im vollen Sinn des Wortes „Nachzügler" zu sein, konnte in dieser Zeit im Bergischen Land keine Rede sein. Selbstverständlich wurde das englische Gewerbe als mächtiger, partiell - wie man annahm wegen günstigerer Standortbedingungen - auch als überlegener Konkurrent betrachtet, 25 aber eben als Konkurrent und nicht mehr. Daß der durchaus schon zur Kenntnis genommene technische Vorsprung Englands mehr war als nur eine Verbesserung und Verkomplizierung bisheriger Produktionsformen, daß damit gar ein Schritt in ein völlig neues, nämlich das Maschinenzeitalter gemacht worden war, dessen Auswirkungen die bergische Wirtschaft bereits wenige Jahre später als höchst bedrohlich und bedrükkend empfinden sollte, dies wurde deshalb jetzt noch nicht voll wahrgenommen, weil nach dem Ausbruch der Französischen Revolution die bergischen Gewerbeerzeugnisse auf vielen Märkten die bisherigen französischen ersetzen konnten. Ein bisher nicht gekannter Boom war die Folge, der jeden Ansatz kritischer Selbstsicht im Vergleich zu England überdeckte. „Es fehlte daher", so schrieb ein zeitgenössischer bergischer Unternehmer rückblickend, „den deutschen Fabrikanten nicht an Absatz, sondern meist an Waaren. Die bestehenden [Fabriken, d. V.] vergrößerten ihre Geschäfte bedeutend, und es wurden fortwährend neue errichtet, die wieder schnell aufwuchsen und sich ausdehnten, weil in jener Zeit das Zutrauen gar leicht gefunden wurde." 2 6 Die englische „Industrie" der Zeit wurde - mit wenigen Ausnahmen - im Hochgefühl des eigenen wirtschaftlichen Erfolgs ganz im alten Wortsinn als Ausdruck gewerblicher Blüte und Schaffenskraft verstanden und somit auch mißverstanden. Ähnlich hatten im Grunde auch die Besucher der bergischen Städte um 1800 wie Justus Grüner die bergische Prosperität als - wie sie glaubten - erste Ausprägung einer fortschrittlichen, einer „höheren, unvergänglichen, unendlichen Welt", in der „der kräftig aufstrebende Geist seinen Wirkungskreis" finden werde, 27 mißverstanden. Doch hatten um 1800 Anfänge der Industrie im modernen Wortsinn, d. h. das Maschinenwesen und der Fabrikbetrieb, durchaus schon im Bergischen Land, wenn auch „fast heimlich durch die Hintertüre", 28 d. h. fast unbemerkt, Eingang gefunden. Einerseits lassen sich die Türkischrotgarnfärbereien mit ihrem kontinuierlichen Arbeitsablauf, ihrer Arbeitsteilung und ihrem fabrikmäßigen Einsatz chemischer Prozesse sowie der Anwendung der Wasserkraft bereits als Industriebetriebe bezeichnen. 29 Andererseits liefen seit 1783/84 in Ratingen in einer Fabrik des Elberfelder Unternehmers Johann Gottfried Brügelmann die ersten Spinnmaschinen Spinning Jennies - , wohl die ersten auf dem Kontinent. 30 Daß sich diese
59
Maschinen nicht sofort auf breiter Front durchsetzen konnten, hing damit zusammen, daß Brügelmann, der sie sich nach mehreren kostspieligen Fehlversuchen durch einen in England abgeworbenen Mechaniker hatte bauen lassen, von seinem Landesherrn ein Privileg erwirkt hatte, das ihm auf zwölf Jahre das alleinige Nutzungsrecht sicherte und jeden mit hohen Strafen belegte, der die Maschinen nachzubauen versuchte. Einzelheiten würden hier zu weit führen, doch ist bemerkenswert, wie sich in Brügelmanns Verhalten traditionales, d. h. hier: vom Merkantilismus geprägtes Handeln mit dem Gespür für eine zukunftsweisende Investition verbunden hat. Hinzu kam die ebenfalls zukunftsweisende Methode seines Vorgehens, durch Industriespionage und Abwerbung den von der englischen Regierung untersagten technologischen Transfer in Gang zu setzen. 31 Nach dem Auslaufen des Brügelmannschen Privilegs setzten sich im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts tatsächlich sehr schnell die Spinnmaschinen im Wuppertal durch, die dann - zunächst noch durch Wasseroder Pferdekraft getrieben - den Übergang zur industriell betriebenen Baumwollspinnerei bewirkten. Wenn auch bis auf die erwähnten Türkischrotgarnfärbereien alle übrigen Branchen im Wuppertal und erst recht in Remscheid, Lennep und Solingen weiterhin in Form des Heimgewerbes, des Handwerks und der Manufaktur arbeiteten, änderte sich doch das Gesamtbild, das sich Besuchern bot. Als 1816 Friedrich Perthes die „unglaubliche Fabrikthätigkeit" des Wuppertals sah, war sie für ihn nicht mehr Anlaß zur Begeisterung und zum ungetrübten Fortschrittsoptimismus, sondern „ein Grab unseres Charakters, unserer Sitten und unserer Kraft". 32 Er entwickelte nun ganz andere Zukunftsvisionen als vierzehn Jahre vorher Justus Grüner, wobei ihm besonders das Elend der in den Maschinenspinnereien eingesetzten Kinder ins Auge stach. An die Stelle des Lobs der Industrie im alten Wortsinn trat jetzt Kritik an der Industrie im neuen Wortsinn - der Fortschritt hatte ein Janusgesicht erhalten!
IV Die Auswirkungen der französischen Besatzungszeit und der napoleonischen Kontinentalsperre auf die deutsche Wirtschaft sind allgemein bekannt; ich brauche darauf hier nicht näher einzugehen. Insgesamt waren die Gewerbe des Bergischen Landes mit am schwersten betroffen — nicht nur, weil die meisten Produkte, mit denen die bergischen Fabrikanten bisher den deutschen Markt versorgt hatten, jetzt viel billiger und besser aus England importiert wurden; die englischen Kaufleute hatten auch die ausländischen Märkte und die Absatzwege nach Übersee fest in ihrer Hand. Im Hinblick auf die um 1800 durchaus noch vorhandene Chance zur baldigen Bewältigung der starken englischen Konkurrenz war die napoleonische Zeit verhängnisvoll: Für die einzige schon mit Maschineneinsatz 60
produzierende Branche, die Baumwollspinnerei, bedeutete der plötzliche massive englische Konkurrenzdruck langfristig den Anfang vom Ende, auch wenn sich die Fabrikanten zunächst noch um die ständige Verbesserung ihrer Maschinen bemühten und in dieser Branche- beginnend im Jahre 1821 — die ersten Dampfmaschinen des Wuppertals eingesetzt wurden. 33 Die vorher noch weitgehend verdrängte und auch gar nicht so klar zutage liegende Tatsache, mit Blick auf England ein Nachzügler zu sein, wurde jetzt zu einer alltäglichen, bedrückenden Erfahrung. Dafür, daß sich das bergische Gewerbegebiet, vor allem das Wuppertal, dennoch mehr oder weniger kontinuierlich zu einem führenden Industriezentrum in Deutschland weiterentwickelte und nicht - wie andere im 18. Jahrhundert blühende Gewerbegebiete, z. B. Schlesien, Ostwestfalen und Teile der Mark zurückfiel oder gar das Opfer einer „De-Industrialisierung" wurde, 34 sind verschiedene Faktoren ausschlaggebend gewesen: 1. Die schon von Napoleon eingeführte, dann von Preußen, zu dem das Herzogtum Berg nach dem Wiener Kongreß kam, ebenfalls deklarierte Gewerbefreiheit führte nicht zu einer Desorganisation, da die wichtigsten Unternehmerfamilien schon zur Zeit des Machtvakuums der pfälzischbayerischen Herrschaft ihre Einflußbereiche weitgehend abgesteckt hatten. Es blieb eine relativ homogene Führungsschicht intakt erhalten, auch wenn Aufsteiger in Zeiten der Expansion durchaus Chancen besaßen, in diese Schicht aufgenommen zu werden, z. B. durch Einheirat. Die überkommene soziale Schichtung transformierte sich nahezu bruchlos in die neue industrielle Gesellschaftshierarchie.35 2. Flexibilität und Ideenreichtum bei solider Kapitalbasis bewährten sich auch in den Krisenjahrzehnten nach dem Wiener Kongreß. Ein Beispiel statt vieler: 1820/21 gründeten bergische Unternehmer eine der ersten preußischen Aktiengesellschaften, die Rheinisch-Westindische Kompagnie, um durch vereinigte Kapitalkraft die verlorenen Uberseemärkte wieder zurückzugewinnen. In Haiti, Mexiko und Buenos Aires wurden Warenlager errichtet, von denen aus bergische Produkte, allen voran die Barmer Modeartikel, wieder zu einem Begriff wurden. 36 Wenn auch die Kompagnie aus verschiedenen Gründen 1832 wieder liquidiert wurde, so hatte der Schritt dennoch gezeigt, daß die bergischen Unternehmer die Herausforderung, die darin lag Nachzügler zu sein, angenommen hatten und sich ihr stellten. Typisch für diese Haltung ist etwa auch die Gründung der Baumwollspinnerei Ermen & Engels 1837 in Manchester. 37 3. Wichtig war weiterhin die ausgeprägte Vielfalt der hochqualifizierten Gewerbe, ganz besonders aber die Tatsache, daß eine der wichtigsten Branchen der Region, die Weberei, auch in England noch nicht so weit technisiert war wie die Spinnerei und daß deshalb die spezialisierte Bandweberei des Wuppertals mit der Entwicklung Schritt halten konnte - dies vor allem auch aus dem Grunde, weil sie sich inzwischen von der Leinenbandherstellung weg- und der Baumwoll- und Seidenbandherstellung zuge61
wandt hatte. 38 Der von dem Franzosen Jacquard 1805 erfundene Musterwebstuhl wurde durch Vermittlung der preußischen Regierung im Zuge ihrer Gewerbeförderungspolitik 1821 eingeführt39 und bildet bis heute die Grundlage der Etikettenweberei. Dagegen fand der von Cartwright 1786 erfundene und 1821/22 von Roberts verbesserte mechanische Webstuhl für einfache, ungemusterte Gewebe erst viel später Eingang, u. a. weil er im Vergleich zu den hölzernen Handwebstühlen zu teuer war. 4. Aus der Zeit der vorindustriellen Gewerbeblüte standen sowohl die notwendigen Kapitalien und infrastrukturellen Vorgaben als auch das notwendige Arbeitskräftepotential - spezialisierte Fachkräfte ebenso wie ungelernte Arbeiter - zur Verfügung. Der ländliche Pauperismus, der Niedergang des Heimgewerbes und die Übersetzung des Handwerks stellten weitere billige Arbeitskraft bereit, die jetzt in die gewerblich entwickelten Städte strömte. 40 Elberfeld und Barmen verdoppelten ihre Bevölkerungszahl zwischen 1815 und 1840 und waren damit eine der größten gewerblich bedingten Agglomerationen in Deutschland, wobei der Anteil des Wanderungsgewinns am Bevölkerungszuwachs rund 507c ausmachte.41 Auf die gesamten sozialen Folgen dieser Entwicklung kann hier nicht eingegangen werden. Wenn jedenfalls Ende der 1830er Jahre mit Blick auf das Wuppertal wieder von einem „deutschen Manchester" die Rede war, 42 so war damit etwas anderes gemeint als noch zu Jahrhundertbeginn: Statt der gewerblichen Blüte war damit das unübersehbare Elend des städtischen Proletariats gemeint, das Friedrich Engels in seinen „Briefen aus dem Wuppertal" drastisch beschrieben hat. 43
V Die erwähnten Punkte besaßen in ihrer Kumulation hinsichtlich der bezogen auf das übrige Preußen/Deutschland - Vorreiterrolle des Wuppertals einen selbstverstärkenden Effekt, der in den Nachbarstädten Remscheid, Lennep und Solingen nicht in demselben Maße festzustellen ist. Die Einführung von Maschinen und von Dampfkraft erfolgte hier erst deutlich später - zu lange hatte man hier auf den vorhandenen hohen handwerklichtechnischen Stand und die Verfügbarkeit der Wasserkraft vertraut. 44 Dadurch gerieten diese Orte ähnlich wie die ebenfalls hochentwickelten märkischen Gewerbeorte Iserlohn, Altena und Lüdenscheid in den Windschatten der Industrialisierung, der durch einen vergleichsweise verspäteten Eisenbahnanschluß noch weiter vertieft wurde. Die erste westdeutsche Maschinenfabrik, die „Mechanische Werkstätte" Friedrich Harkorts, wurde 1819 mit Elberfeider Kapital eben nicht im Eisengewerbegebiet des Bergischen Landes, sondern am Rande des zukünftigen Kohlenreviers in Wetter an der Ruhr errichtet. 45 Als wichtiger Rohstoff, gerade auch für die inzwischen laufenden Dampfmaschinen des Wuppertals (bis 1835 immerhin 62
schon 10), kam seit Beginn der 1820er Jahre verstärkt die Steinkohle in den Blick. Ihre zunehmende Bedeutung war einer der Gründe, weshalb die früheste Agitation in Deutschland für den Eisenbahnbau, den eigentlichen Motor der weiteren Industrialisierung, ab 1825 im Wuppertal begann. 46 Von hier gingen übrigens gleichzeitig auch die Anfänge des Gewerbeschulwesens aus, und hier waren die Banken mit am frühesten bereit, Kredite auch für industrielle Investitionen auszugeben. Weitere Beispiele für innovatorisches Verhalten und für die relative Pionierrolle des Wuppertals ließen sich noch in größerer Zahl nennen. Hinter all diesen Bestrebungen und Innovationsversuchen stand jene selbstbewußte, flexible, protestantisch geprägte und in der vornapoleonischen Zeit geschulte Wuppertaler Honoratiorenschicht, die sich 1831 in der ersten Handelskammer Preußens eine offizielle wirtschaftliche Vertretungskörperschaft schuf.47 Ausgehend vom Hinweis auf die protestantische Prägung des Unternehmertums bieten sich folgende Schlußüberlegungen an. Das industrielle Wuppertal wird immer dann zitiert, wenn man ein Beispiel für die eingängige Max Webersche These der Verknüpfung von protestantischer Ethik calvinistischer Ausprägung und dem modernen Kapitalismus sucht. Tatsächlich spricht vieles dafür, die frühe Industrialisierung dieser Region auf die Auswirkung jenes reformierten Glaubenssatzes zurückzuführen, nach dem sich im wirtschaftlichen Erfolg himmlische Auserwählung ausdrücke. Hierin könnte ein wichtiger Grund für die Uberlebenskraft der vorindustriellen Gewerbe in der Krise wie für die Durchsetzung der industriellen Produktionsformen trotz englischer Konkurrenz in der Folgezeit liegen. Zunächst kann man feststellen, daß die relative Vorreiterrolle des Wuppertals auch ohne diesen Grund plausibel erklärbar ist. Dennoch tritt die Verbindung von Religion und Wirtschaft, wie sie auch schon kritische Zeitgenossen von Johann Wolfgang von Goethe bis Friedrich Engels als Besonderheit gekennzeichnet haben, 48 hier so klar zutage, daß nach ihrer Bedeutung für die Entwicklung gefragt werden muß. Bis weit ins 19. Jahrhundert besetzte die Honoratiorenschaft z. B. alle kirchlichen Laienämter und war mit der protestantischen Geistlichkeit in vielfacher Weise, besonders auch durch verwandtschaftliche Beziehungen, eng verbunden. 49 Gleichzeitig ist aber nachweisbar, daß die Beteiligung am kirchlichen Leben seit dem frühen 19. Jahrhundert immer stärker eine verfestigte, überkommene Verhaltensnorm zu werden begann, der die jüngeren Unternehmen mehr aus Gründen des öffentlichen Ansehens denn aus innerer Überzeugung nachkamen. Ich möchte daher etwas stärker die Funktionalität der Religiosität betonen, weniger dagegen ihre Bedeutung als Mitbegründerin der gewerblich-industriellen Vorreiterrolle des Wuppertals. Diese Funktionalität scheint mir in zweierlei Hinsicht gegeben gewesen zu sein: 1. Religiosität war gewissermaßen die ideologische Absicherung der in der gewerblichen Aufbauphase notwendigen Wert- und Normensetzungen. Diese erhielten durch die religiöse Begründung eine zusätzliche, breitere 63
Verbindlichkeit und die „industriösen" Tugenden eine stärkere Absicherung: „Wer seinen Beruf als eine Art Gottesdienst auffaßt, der arbeitet . . . eben produktiver; wem sein Glaube Konsumverzicht gebietet, wer also, statt Gewinne in luxuriöser Lebensweise, in Kunst und dergleichen Plunder zu verpulvern, Kapital nicht vernichtet, sondern reinvestiert, der arbeitet eben(falls) produktiver." 50 2. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts trat aber dann eine zweite Funktion der Religion immer stärker hervor: die der Disziplinierung, die gleichzeitig mit einem Eskapismus einherging. Nicht zufällig erhielt die protestantische Religiosität gerade in den 1830er und 1840er Jahren durch den Pietismus einen besonderen Akzent - Reaktion auf sozioökonomische Problemlagen. Goethe hat diese Rolle der Religion im Wuppertal klar erkannt, als er von den „narkotischen Predigten" des berühmten Elberfelder Predigers Friedrich Wilhelm Krummacher sprach, Predigten, die die „in Handarbeit versunkene(n), materiellem Gewinn hingegebene(n) Menschen . . . über ihre körperlichen und geistigen Unbilden in Schlaf zu lullen" vermöchten. 51 Der vorliegende Beitrag ist davon ausgegangen, daß das bergische Gewerbegebiet sich zu Anfang der Industrialisierung in der Zwitterstellung befand, Nachzügler und Pionier zugleich zu sein. Nachzügler zu sein bedeutet ein zeitliches Hinterhergehen hinter dem Vorbild, bedeutet Abhängigkeit, eingefahrene Bahn und vorgegebenes Entwicklungsmuster Pionier oder Vorreiter zu sein dagegen herausragende Individualität und innovatorische Kraft. Die Nachzüglerrolle des bergischen Gewerbegebiets, speziell des Wuppertals, reduziert sich weitgehend bei genauerem Zusehen auf den zeitlichen Aspekt, der durch die zusätzlich verzögernde napoleonische Zwischenphase besonders ins Gewicht fiel. Ansonsten war diese Region aufgrund ihrer langen gewerblichen Vorgeschichte eine ausgeprägte „Insel" unverwechselbarer sozioökonomischer Individualität. Das englische Vorbild war deshalb keine Zwangsjacke, sondern wurde trotz aller Krisen und Rückschläge im ganzen selbstbewußt rezipiert, was wiederum durchaus als schöpferischer Akt gelten kann.
Latecomer and Pioneer at Once: the Bergische Land and the Start of Industrialization in Germany Summary The Berg industrial region is to be understood as the outcome of an evolutionary process of development, as the synthesis of its own autonomously developed character and the stimuli emanating from Britain as the 64
pioneer. If we begin with the dualism of pioneer and latecomer regions as an explanation of the process of modernisation, the application of this model to the Land Berg will show quickly that that region played both roles at once in the first half of the 19th century. As justification for this thesis we may point first of all to the efflorescence of industry in the Land Berg by the end of the 18th century. This derived from 1. the bases of Berg manufacture going back to the Middle Ages: in particular the locational factors, a relatively favourable transport situation, early organisation of productive and marketing relations, an organisation favourable on the whole (e.g. restricted power of guilds) as well as specialised labour potential; 2. the decisive influences in the second half of the 18. century: (a) the policy of the ruler which could, in contrast with other contemporary German territories, be described as a policy of laissez-faire (b) the quality of Berg products as highly specialised export goods, requiring an intensive participation in the rising world market (c) the particular mental attitude of the Berg putting-out merchants, such as flexibility, courage to take risks and self-confidence, thanks to which the leading figures in the region gained a clear lead over the upper classes of other German towns. The relationship to Britain was first that to a powerful, in part superior competitor, but not a master-pupil relationship. Their own economic success, strengthened by the capture of former French markets after the Revolution, hid from their view the substantial lead built up by Britain. Yet there were at the same time also some embryonic signs of industrialisation in the modern sense, such as the Turkey red dye works, but above all the introduction of cotton spinning machines. The latter led - at first almost unnoticed - to the start of industrialisation. Only the serious recession after the Napoleonic era opened the eyes of contemporaries to the actual change that had taken place. Wuppertal became an example in the following years of how the latecomer may nevertheless shape his own destiny with selfconfidence. Reasons for this were, among others: 1. The adaptability of the leading circles and the almost seamless transformation of the existing social structure into the industrial social hierarchy. 2. Flexibility, wealth of ideas and the still remaining capital reserves. 3. The differentiation and specialisation of the Berg industries, so that not all branches were equally hit by British competition. All these combined into a cumulative and self-reinforcing movement, shown also in a number of innovations. A final consideration is devoted to the question of the significance of religion for the industrial development of the region. The strongly marked local protestantism of Calvinist tendency is to be understood not so much 65
as a causative factor, but instead its function above all in the prevalence of certain „virtues", as well as in the disciplining of the work force in a rising industrial centre deserves to be stressed.
Anmerkungen 1 J. Grüner, Meine Wallfahrt zur Ruhe und Hoffnung . . . (1802), zit. nach G. Huck u. J. Reulecke (Hg.), . . . und reges Leben ist überall sichtbar! Reisen im Bergischen Land um 1800 (= Bergische Forschungen, Bd. XV), Neustadt/Aisch 1978, S. 137. 2 Zit. ebd. Zum Problem des sich Ende des 18. Jahrhunderts ändernden Erwartungshorizontes s. R. Koselleck, ,Erfahrungsraum' und .Erwartungshorizont' - zwei historische Kategorien, in: U. Engelhardt u. a. (Hg.), Soziale Bewegung und politische Verfassung ( = Industrielle Welt, Sonderband für W. Conze), Stuttgart 1976, S. 13-23. 3 Ebd., S. 24 f.; s. auch R. Koselleck, Art. „Fortschritt", in: O. Brunner u. a. (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2, Stuttgart 1975, bes. Teile IV und V, S. 371 ff. 4 S. Beispiele in Huck/'Reulecke, Reisen (s. Anm. 1), S. 150 und 162. 5 K. Marx, Das Kapital. Vorwort, zit. nach MEW, Bd. 23, Berlin 1972, S. 12. 6 Vgl. A. Gerschenkron, Wirtschaftliche Rückständigkeit in historischer Perspektive, in: R. Braun u. a. (Hg.), Industrielle Revolution. Wirtschaftliche Aspekte (= NWB, Bd. 50), Köln 1972, S. 59-78 (Wiederabdruck). 7 Vgl. R. Bendix, Modernisierung und soziale Ungleichheit, in: W. Fischer (Hg.), Wirtschafts- und sozialgeschichtliche Probleme der frühen Industrialisierung (= Einzelveröffentlichungen der Histor. Kommission zu Berlin, Bd. 1), Berlin 1968, S. 179-246, bes. S. 222 f. S. außerdem, bes. auch zum folgenden, W. Fischer, „Stadien und Typen" der Industrialisierung in Deutschland, in: ders., Wirtschaft und Gesellschaft im Zeitalter der Industrialisierung (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 1), Göttingen 1972, S. 469-473. 8 W. Fischer, Stadien, S. 471; s. auch W. Kallmann, Rheinland und Westfalen an der Schwelle des Industriezeitalters, in: ders., Bevölkerung in der industriellen Revolution (= Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 12), Göttingen 1974, S. 208-228, sowie ders., Wirtschaft und Gesellschaft Rheinalnd-Westfalens zu Beginn des Industriezeitalters, in: J. Reulecke (Hg.), Arbeiterbewegung an Rhein und Ruhr, Wuppertal 1974, S. 11-23. 9 S. dazu F. Eulen, Vom Gewerbefleiß zur Industrie, Berlin 1967, sowie W. Fischer, Ansätze zur Industrialisierung in Baden 1770-1870, in: ders., Wirtschaft und Gesellschaft, S. 359 f. 10 Die folgenden fünf Punkte fassen die Ergebnisse der vielfältigen Untersuchungen zur bergischen Wirtschaftsgeschichte zusammen, von denen die neueren vor allem von E. Strutz, W. Kollmann, H. Ringel und H. Kisch stammen (s. die folgenden Anmerkungen). 11 S. zu diesem Punkt die beigegebene Karte. 12 Zur „Garnnahrung", dem herausragenden Beispiel für eine solche Organisation, s. W. Dietz, Die Wuppertaler Garnnahrung. Geschichte der Industrie und des Handels von Elberfeld und Barmen 1400 bis 1800 (= Bergische Forschungen, Bd. IV), Neustadt/Aisch 1957, sowie ders., Die Wuppertaler Garnnahrung, in: H. Jordan u. H. Wolff (Hg.), Werden und Wachsen der Wuppertaler Wirtschaft, Wuppertal 1977, S. 23-48, außerdem H. Kisch, From Monopoly to Laissez-faire: The Early Growth of the Wupper Valley Textile Trades, in: Journal of European Economic History, Bd. 1, 1972, S. 298—407. 13 Kisch, Monopoly, S. 386 u. passim; vgl. auch E. Mohrmann, Studie zu den ersten organisatorischen Bestrebungen der Bourgeoisie in einigen Städten des Rheinlandes, in: Beiträge zur deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts ( = Schriften des Instituts für Geschichte der Dt. Akademie der Wiss. zu Berlin, Reihe I: Allgemeine und deutsche Geschichte, Bd. 10), Berlin-Ost 1962, S. 189-249, bes. S. 205 ff. 66
14 S. hierzu K. Goebel, Zuwanderung zwischen Reformation und Franzosenzeit. Ein Beitrag zur vorindustriellen Bevölkerungs- und Wirtschaftsgeschichte Wuppertals 1527-1808, Wuppertal 1966. 15 Dietz, Garnnahrung, in: Werden und Wachsen, S. 44; s. auch W. Kallmann, Die Bevölkerung der Industriegroßstadt Barmen vor und während der Industrialisierungsperiode, in: ders.. Bevölkerung, S. 186-207. 16 M. Braubach, Vom Westfälischen Frieden bis zum Wiener Kongreß, in: F. Petri u. a. (Hg.), Rheinische Geschichte, Bd. 2, Düsseldorf 1976, S. 313. 17 G. Forster, Ansichten vom Niederrhein, Berlin 1793, S. 69, zit. nach Mohrmann, S. 203. 18 Zit. ebd. 19 Kisch, Monopoly, S. 386. 20 H. Ringel, Bergische Wirtschaft zwischen 1790 und 1860. Probleme der Anpassung und Eingliederung einer frühindustriellen Landschaft, Neustadt/Aisch 1966, S. 103 ff. 21 W. Hoth, Die Industrialisierung einer rheinischen Gewerbestadt -dargestellt am Beispiel Wuppertal (= Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 28), Köln 1975, S. 108. 22 Zit. nachginge/, Bergische Wirtschaft, S. 111. 23 W. Kallmann, Sozialgeschichte der Stadt Barmen im 19. Jahrhundert (= Soziale Forschung und Praxis, Bd. 21), Tübingen 1960, bes. Kap. 4; s. auch ders., Wirtschaft, Weltanschauung und Gesellschaft in der Geschichte des Wuppertals (= Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals, Bd. 1), Wuppertal 1955, S. 19 und S. 29. 24 S. die oben in Anm. 1 angegebene Schrift Gruners. 25 Vgl. M. Schumacher, Auslandsreisen deutscher Unternehmer 1750-1851 unter besonderer Berücksichtigung von Rheinland-Westfalen (= Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 17), Köln 1968. 26 Zit. nach Huck/Reulecke, Reisen, S. 9. 27 Zit. ebd., S. 16. 28 W. Kallmann, Wirtschaftsentwicklung des bergisch-märkischen Raumes im Industriezeitalter, Remscheid 1974, S. 5. 29 S. /um Begriffsinhalt von „Fabrik" W. Fischer, Ansätze (s. Anm. 9), S. 359 f., sowie D. Hilger, An. „Fabrik, Fabrikant", in: O. Brunner, Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2, 1975, S. 229-253. 30 S. hierzu und zum folgenden F. J. Gemmen, Die Entwicklung der ältesten kontinentalen Spinnerei, Köln 1926, sowie M.-L. Baum, Johann Gottfried Brugelmann, in: Rheinische Lebensbilder, Bd. 1, Düsseldorf 1961, S. 136 ff. 31 Ebd., s. auch Schumacher, Auslandsreisen, sowie W. Weber, Industriespionage als technologischer Transfer in der Frühindustrialisierung Deutschlands, in: Technikgeschichte, Bd. 42, 1975, S. 287-305. 32 Zit. nach HucktReulecke, Reisen, S. 216. 33 Vgl. W. Hoth, Die ersten Dampfmaschinen im Bergischen Land. Ein Kapitel rheinischer Industriegeschichte, in: Scripta Mercaturae, Jg. 11, 1977, S. 73-97, bes. S. 74. 34 P.Knedte, H. Medick, u. J. Schlumbohm, Industrialisierung vor der Industrialisierung, Göttingen 1977, bes. S. 293 ff.; zum Beispiel des märkischen Gewerbegebiets s. K. H . Kaufhold. Das Metallgewerbe der Grafschaft Mark im 18. und frühen 19. Jahrhundert ( = Vortragsreihe der Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte e. V., Heft 20), Dortmund 1976. 35 S. dazu W. Kallmann, Wirtschaft, Weltanschauung und Gesellschaft, S. 27 f. 36 Ringel, Bergische Wirtschaft, S. 123; grundsätzlich dazu Hans-Joachim Oehm, Die Rheinisch-Westindische Kompagnie (= Bergische Forschungen, Bd. VII), Neustadt/Aisch 1968. 37 Vgl. W. O. Henderson, The Firm of Ermen & Engels in Manchester in: IWK, Heft 11/ 12, April 1971, S. 1-10.
67
38 Zur Bedeutung dieser Umstellung als Vorbeugung gegen eine drohende De-Industrialisierung s. Knedte, Industrialisierung, S. 295 ff. und passim. 39 Hoth, Wuppertal, S. 158. 40 Vgl. W. Kallmann, Bevölkerung und Arbeitskräftepotential in Deutschland 1815-1865, in: ders., Bevölkerung, S. 61-98. 41 S. die Zahlenangaben bei H. Sander, Bevölkerungsexplosion im 19. Jahrhundert, in: Jordan/Wolff, Werden und Wachsen, S. 110-119, sowie bei Kallmann, Bevölkerung Barmen, in: ders., Bevölkerung, S. 187. 42 So z. B. F. G. Kühne, Skizzen deutscher Städte: Charakter und Geschichte des Wupperthals, in: Europa. Chronik der gebildeten Welt, Jg. 1847, Nr. 40. 43 F. Engels, Briefe aus dem Wuppertal, Wiederabdruck in: MEW, Bd. 1, Berlin-Ost 1972, S. 413-432. 44 Kallmann, Wirtschaftsentwicklung des bergisch-märkischen Raumes, S. 10. 45 Ebd., S. 11. 46 S. dazu W. Steitz, Die Entstehung der Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft, ein Beitrag zur Frühgeschichte der deutschen Eisenbahnen und des preußischen Aktienwesens (= Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 27), Köln 1974; s. auch Hoth, Wuppertal, S. 34 ff.; zum folgenden s. ders., ebd., S. 86 ff. und S. 107 ff. 47 Vgl. die Festschrift der Industrie- und Handelskammer Wuppertal zum 125jährigen Jubiläum am 17. Januar 1956, hg. von der IHK Wuppertal in Verbindung mit W. Kallmann, Wuppertal 1956, bes. S. 15 ff. 48 S. verschiedene Beispiele in Huck/Reulecke, Reisen, passim. 49 Vgl. z. B. Kallmann, Wirtschaft, Weltanschauung und Gesellschaft, S. 49 f. 50 A. Esch, Pietismus und Frühindustrialisierung. Die Lebenserinnerung des Mechanicus Arnold Volkenborn (1852) (= Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, I. Philologisch-historische Klasse, Jg. 1978, Nr. 3), Göttingen 1978, S. 83. 51 Zit. nach Huck/'Reulecke, Reisen, S. 47.
68
DIANE LINDSTROM
The Industrial Revolution in America
The American economy offers an attractive framework for examining the processes of industrialization and regional specialization. Its people have been immersed in a culture that valued material achievement. The Constitution of 1789 ensured a vast free trade area and, as amended in 1791, enshrined private property rights. Moreover, the nation possessed within its ever-expanding borders both the material resources and, by the midnineteenth century, the market required for the emergence of a diversified and relatively self-sufficient economy. American regional specialization resulted from the interplay of two opposing forces; western expansion which dispersed resources and eastern industrialization which centralized them. Economic opportunity on the frontier threatened to siphon labor and capital from the more densely settled areas. Yet resource-based activities underwrote initial industrialization. Farmers constituted the first "mass market" for domestic manufactures. Once manufacturing took root, it drained resources, particularly labor, lrom the primary sectors. By the eve of the Civil War the patterns of regional specialization and industrialization had been firmly established. The United States ranked third among the industrialized nations of the world. Manufacturing, whose output had accelerated for four decades, was concentrated in the Northeast. Extensive and enduring subregional specialization had occurred; distinct manufacturing districts had already emerged, each linked inextricably to a narrow range of products. External economies sustained the East's hegemony; the industrial corridor's share of U.S. manufacturing valueadded remained above 70 percent between 1860 and I960.' Meanwhile, the periphery continued to specialize in primary activities as the vast territory between the Missouri River and the Pacific shore was settled. The American industrial revolution, here defined as a secular increase in manufacturing output per capita, dates from the early nineteenth century. As late as 1800 "industrial development was negligible . . . There were, moreover, no apparent reasons why industry should develop. Influences which, in other countries, brought industrialization were absent here . . . No great demand for manufacturing goods was present . . . N o surplus population here furnished a ready labor supply . . . Scarcity of labor was 69
bound to be a permanent obstacle so long as western lands were open on easy terms to discontented easterners . . . Capital, furthermore, was not readily available either at home or abroad . . ." 2 But beginning about 1820, manufacturing product underwent trend acceleration. Crude estimates indicate that output rose an average of fifty-nine percent per decade between 1809 and 1839, with most of the gain occuring in the 1820s.3 The 1840s brought another spurt as output rose 153 percent before falling back to 60 percent in the 1850s.4 How were the barriers to industrialization surmounted? And why did manufacturing concentrate within one region? In 1800 or even 1830 the East was not highly integrated; instead it contained several discrete subregions. These areas-each headed by a major port-differed in the pace and pattern of industrialization. The following section examines the rise of manufacturing in one subregion between 1810 and 1860. The concluding section surveys manufacturing elsewhere in the East and speculates about the causal factors underlying the differing growth rates.
I Industrialization in the Philadelphia subregion was a protracted process that required extensive structural change. Extraregional demand for its goods and services - notably for agricultural exports and commercial services - diminished after the 1810s. Cut off from the traditional external pull upon its resources, the forty-six county area had to develop new sources of income and employment. These new opportunities, manufacturing, mineral extraction, and diversified agriculture exhibited slow but steady growth from the mid-1820s to the late 1830s and then flourished in the 1840s and 1850s. Because of the differing pace of growth, the subregion's development has been divided into two periods. The first, 1810 to 1840, witnessed modest, internally-generated industrialization. The Philadelphia subregion received only marginal impetus from extraregional markets and experienced net outflows of labor and capital. 5 Growth depended upon change within the region. Transport innovation-particularly canals-initiated the process. Local trade boomed; in 1820-1825 dollars, the value of hinterland exports to Philadelphia climbed from seven million to twenty million dollars between the late 1810s and the late 1830s.6 Heightened commerce faciliated intraregional specialization. Indeed, the subregion discovered its enduring product specialities in this formative period. But manufacturing developed slowly, since it required change in the other sectors. Similarly, regional per capita output rose modestly, some one-half to one percent per annum. 7 Structural change began in the hinterland.The sudden availability of cheap transport encouraged higher levels of market-oriented production by the 70
subregion's farmers. This transition was not easily accomplished. High prices and intense demand for grain had led to rapid settlement in the interior during the 1810s. Then the bubble burst; foreign exports of Philadelphia's flour plummeted so that by the late thirties they amounted to less than half the value of such exports in the early 1810s. Other grain markets barely compensated for this decline, since flour inspections at Philadelphia rose a mere 19 percent over these decades. Farmers responded to this weakening of demand for their pre-eminent export commodity by diversifying into new crops, those desired by the rapidly growing population of Philadelphia County. By 1840, agricultural specialization had been so pervasive that Von Thünen rings were clearly evident. Radiating out from the regional center were zones of market gardening, dairying and livestock fattening; forestry products; grain without fallow; grain with fallow; butter, cheese, and distilled spirits; and stock-raising and industrial materials. Higher levels of market participation brought larger cash incomes. Rising real estate assessments and high agricultural incomes relative to other northern agricultural districts indicate that farming continued to be an economically rewarding activity. 8 While diversification helped maintain incomes, it could not stem the relative decline of the agricultural sector. Demand for agricultural goods grew slowly, some thirteen to twenty-nine percent between 1810 and 1840.9 While the number of persons employed in agriculture increased from 142 thousand in 1820 to 182 thousand in 1840, agriculture's share of the regional labor force fell from sixty-seven to fifty-two percent. 10 Most farm children opted for one of three alternatives: employment in hinterland activities outside of agriculture, migration to lands further west or migration to Philadelphia. Accelerating rates of emigration from the hinterland indicate that nonagricultural hinterland industries could not absorb natural population increase, while the rapid growth of Philadelphia County permits the inference that many but not most went to the city." Agriculture, then, provided and abundant supply of unskilled labor for manufacturing. Finally, agriculture promoted manufacturing from the demand side. As late as 1840, farming employed more than half of the subregion's labor force and accounted for better than forty percent of its income. A huge market beckoned if farm households could be induced to forgo home production. Between 1810 and 1840, household manufactures per capita dropped from $ 3.10 to $ .66 (1821-1825 base prices). 12 The actual market grew even faster than the $ 2.44 suggested here, since this statistic includes only a small proportion of total household industry and since the elasticity of demand for apparel, dry goods, and other manufactured wares exceeded unity. More important than the aggregate growth of this demand was its timing and composition. Farmers constituted the first mass market. "At the beginning of the nineteenth century there were only two classes of con71
The Philadelphia Subregion, 1840
UNION
"^^m^m^?-^
MIFFLIN
4
HUNTINGDON L'
IUNIATA 'PERRY
•DAUPHIN 'V. BERKS LEBANON '•
CUMBER^ LAND:
BEDFOR
I
FRANKUN
"I0NTG0-. fMERYi
XMONMOUTH)
^LANCASTER} CHESTER, ELAWARE
KADAMS}
BURLINGTON
NEW
GLOUCESTE/F^ERSEY-' iSALEM)
MARYLAND \CUMBERLAND EASTERN HINTERLAND COUNTIES L
KENT/, y///7A DELAWARE). BAY
J UPPER DELAWARE DELAWARE RIVER DELAWARE BAY
•/SUSSEX/ / / • •
WESTERN HINTERLAND COUNTIES UPPER DELAWARE
r ^
ANTHRACITE IRON MOUNTAIN CUMBERLAND SOUTHEASTERN
t
MILES PHILADELPHIA
0 I
10 20 30 40 50 1 1 1 1 1
sumer durable goods, the fine and costly articles imported or fabricated by skilled craftsmen for the homes of the well-to-do, and the simple, often home-made furnishings in the largely self-sufficient farm households . . . In the years from 1810 to 1840, many types of articles, hitherto enjoyed only by the well-to-do, were brought into farm households in the form of low priced models their resources permitted them to acquire. Lacking in 72
decorative details but serviceable in function these early low priced models represented the first important step towards mass production and widespread diffusion of consumer goods." 1 3 Roughly equal and comparatively high incomes, geographic dispersion and the "tradition of simple functional design inherent in prior household manufactures" predisposed rural inhabitants to consume the often lowquality output of American factories and shops. 14 Among the simplified and standardized goods they bought were textiles, boots, shoes, kitchen and dinnerware, firearms, clocks, stoves and farm equipment. These products are identified with firms that developed the "American system of manufactures." Flexible consumer preferences encouraged producer innovation. In sum, agriculture contributed significantly to the rise of manufacturing in its early years. 15 Through changes in consumption patterns, farmers presented a large, relatively homogeneous market for American manufacturers. To a far lesser extent, farmers began to purchase capital goods, such as implements, wagons, and fertilizer. Secondly, agriculture released labor in which farm families had made a sizeable investment. Non-human capital also migrated from agriculture to other sectors but in much smaller quantities. Finally, through productivity increases, farmers supplied food and industrial inputs at relatively cheap prices. This freed a larger share of American consumers' budgets for the purchase of manufactures and it offered some manufacturers a competitive edge in raw materials costs. 16 With its preponderant share of employment and GNP, agriculture had to influence the process of industrialization. At the same time, its contribution had to wane as the sector shrank relative to other economic activities. Early industrialization, then, depended critically upon agricultural markets, labor, and products, whereas subsequent industrialization received only modest impetus from the agricultural sector. The most dramatic changes in the subregional economy came in the metals .ind mining sector. (Metals must be combined with mining given the vagaries of census enumeration.) Canals and later railroads opened up the mineral-laden interior. At the time of the Revolution, New Jersey and southeast Pennsylvania supplied most of America's iron. But the industry stagnated only to recover with the exploitation of Cumberland Valley and Iron Mountain reserves in the late 1820s and 1830s. By 1840, subregional iron output was three times as large as it had been thirty years earlier.17 The performance of coal was even more spectacular. The first clearings - some 385 tons - came in 1822; eighteen years later the fields yielded more than 800,000 tons. 18 Like lgriculture, metals and mining influenced the process of industrialization from both the supply and demand sides. Before 1840, however, the quantitative impact was less significant. With a virtual monopoly of eastern slope anthracite coal and a large share of eastern pig iron in its hinterland, 73
Philadephia possessed superior access to the two commodities most closely identified with industrialization. Moreover, as the Philadelphia wholesale price index fell some 25 percent between the late 1810s and the early 1840s, the wholesale price of coal dropped by more than one-half and of pig iron by 40 percent. 19 These relative price declines encouraged more extensive use of coal and iron, but their widespread application in manufacturing was delayed. With technological innovation, Philadelphia would become a center of heavy industry and a leader in the employment of steam power. This success, however, was only anticipated before 1840. Rapid growth in output in metals and mining implied a corresponding increase in its labor force's demand for manufactured goods. Protective tariff advocates calculated that in 1842 Pennsylvania's ironworks supported 83,320 "dependencies" who consumed $ 2,524,771 worth of dry goods, shoes, and groceries. 20 A similar survey for the Schuylkill coal region in 1845 placed merchandise consumption by its 25,000 inhabitants at $ 1.76 million. 21 As substantial as these sums are, they amount to only one-eighth of farm-based consumption expenditures. 22 The hinterland's higher cash incomes need not have promoted Philadelphia's manufacturing sector, since the money could have been used to purchase New England or foreign wares. To some extent, this did occur. Although Philadelphia's direct foreign imports declined, shipments of foreign wares from New York, Boston, and Baltimore rose, especially in the 1830s.23 With the hinterland's consumption preferences, New England's manufactures offered greater competition. According to coastal trade statistics, Philadelphia's imports of New England textiles, hats, and shoes climbed rapidly in the 1820s and leveled off in the 1830s.24 Yet the hinterland's demand for manufactures was not satisfied fully by extraregional wares. Even if only one-half of the subregion's merchandise purchases originated in Philadelphia County, it would account for more than three-quarters of the regional center's manufacturing output in 1840.25 Subregional manufacturing grew slowly in these formative years. Its output increased at roughly half the rate of the nation as a whole, so that the subregion's share of American manufacturing fell from a hefty 22 percent in 1810 to 14 percent in 1840.26 On a per capita basis, production of manufactures remained virtually unchanged at 35 dollars. However, these census data, measuring a boom year and then a recession year, impart a downward bias. Employment statistics show a slight structural shift toward manufacturing; its share of the labor force rose from 26.2 percent in 1820 to 29.5 percent in 1840.27 Behind this modest increase lay significant changes in output mix and in the location of production. At the outset of the period, Philadelphia and the lower Delaware Valley was the most prominent center of American manufacturing.28 Its success was based upon the twin pillars of handicrafts and processing of agricultural and forestry goods. But as Table 1 indicates, 74
Table 1: Output Mix of Philadelphia County Manufacturing, 1810, 1840, and 1860 (current prices, percent of total value-added)
Spirits Grain, lumber Sugar, confectionery Leather Tobacco Ships Cordage Printing Paper products Machinery Hardware Arms Precious metals Various metals Granite, marble Bricks, lime Textiles Hats Soap, candles Gunpowder Drugs, medicines, paints, dyes Turpentine, varnish Glass, earthenware Musical instruments Carriage, wagons Furniture Other
1810
1840
1860
7.9 2.3 1.6 24.7 2.2 6.1 1.6 3.0 1.1 1.1 .7 .7 2.6 2.7 3.4 3.0 5.0 4.7 3.8
7.0 1.4 2.3 10.0 1.7 2.1 .5 3.6 .7 6.5 1.1
2.2 1.6 3.1 9.4 1.3 .4 .2 5.8 1.3 6.1 1.6 .3 2.3 2.5 1.0 2.0 26.5 1.4 1.9 .1 5.4 .2 3.8 .5 2.3 1.6 15.2
5.9 3.1 2.7 2.0 25.7 2.2 2.1
-
-
1.6
5.3
-
-
2.0 .0 5.6 3.9 8.7
.8 .2 1.8 3.4 7.9
Source: Lindstrom, Economic Development, p. 43, and U. S. Bureau of the Census, Manufactures, 1860, pp. 522-27.
milling, distilling, ship-building, tanning and leather-working underwent large absolute declines between 1810 and 1840. The well-developed crafts oriented toward high-income, urban markets - suffered a relative deterioration. The growth areas were "high technology" manufactures, notably textiles, machinery, and chemicals. In the short run this shift in output mix changed the structural composition of the economy only slightly, but in time Philadelphians would discover that they had invested in those areas of manufacturing that would enjoy rapid growth over the better part of the nineteenth century. Most of the "new" manufactures were produced in Philadelphia County and its immediate vicinity. Table 2 shows the drift in the location of 75
Table 2: Distribution of Manufacturing within the Philadelphia Subregion, 1810, 1840, and 1860 (current prices) Percent of subregional value-added 1810 1840 1860
Philadelphia County Upper Delaware Delaware River Delaware Bay Southeastern Cumberland Anthracite Iron Mountain
38.1 2.5 9.0 2.4 23.8 14.0 6.1 4.0
46.5 6.0 15.0 1.5 14.8 7.6 3.4 5.2
64.5 4.1 9.2 1.0 7.8 5.0 4.9 3.6
Per capita (subregional average = 100J 1810 1840 1860
289 40 80 19 100 91 60 53
266 85 164 23 71 50 32 39
272 53 105 19 50 42 35 32
Source: Coxe, Statement, pp. 39-87, U. S. Department of State, Compendium, 1840, pp. 131-7, 143-9, U. S. Bureau of the Census, Manufactures, 1860, pp. 53-6, 331-52, 493-544, and Seaman, op. cit. pp. 455-7. Note: Total subregional manufacturing value-added equalled $ 18.8 million in 1810, $ 25.3 million in 1840, and $ 102.0 million in 1860. Per capita average value-added in manufacturing amounted to $ 22.12 in 1810, $ 16.93 in 1840, and $ 41.88 in 1860. In addition to Philadelphia County, the subregion consists of: Eastern Hinterland Delaware River counties: Mercer, Gloucester, Burlington and Cumberland, New Jersey, New Castle, Delaware, and Delaware, Pennsylvania; Delaware Bay counties: Kent and Sussex, Delaware, and Salem, Atlantic, Monmouth, and Cape, May, New Jersey; Upper Delaware: Sussex and Warren, New Jersey. Western Hinterland (all Pennsylvania counties) Upper Delaware: Pike and Wayne; Southeastern: Chester, Bucks, Montgomery, Lancaster, York, and Adams; Cumberland: Northampton, Lehigh, Berks, Lebanon, Franklin, and Cumberland; Anthracite: Dauphin, Schuylkill, Monroe, Northumberland, Luzerne, and Susquehanna; Iron Mountain: Juniata, Mifflin, Bedfor, Lycoming, Huntingdon, Centre, Union, Columbia, and Perry.
production from the periphery toward the core. Hinterland manufactures gained the least from the events of the period, as improved transport shattered their local monopolies. Two exceptions appear. Milling - both flour and saw - grew throughout the area. And manufacturing in the lower Delaware Valley but outside of Philadelphia increased. An abundance of waterpower sites might have encouraged hinterland industrialization as it had in upstate New York, Rhode Island, and Massachusetts. However, the subregion was not well endowed, it contained only a few good waterpower sites and they were located along the lower Delaware River in Philadelphia, New Castle, and Delaware Counties. The second period, 1840 to 1860, was one of unbridled expansion. 76
Metals, mining, and manufacturing output rose 345 percent, a spectacular gain when compared to the 140 percent increase registered in the preceding period. 29 Most of the expansion occured in the 1840s; production rose 147 percent in that decade and 80 percent in the following one. Manufacturing grew at twice the rate of metals and mining. And it compared favorably with the national record, since the Philadelphia subregion's share of U.S. value-added in manufacturing rose from 13.2 to 13.3 percent between 1840 and 1860, while its share of U.S. population fell from 8.6 to 7.7 percent. Rapid growth drew the attention of contemporaries: "By the almost universal testimony, it appears that the period of greatest prosperity in the industrial interests of the State lay within the ten years from 1844 to 1854." 30 The supply side effects of metals and mining were instrumental in quickening the pace of industrialization. Philadelphia still enjoyed superior access to anthracite coal; the regional center had a 25 percent cost advantage over New York and a much greater edge over New England which could not import coal directly from the fields by canal. 31 By the mid-1850s, the Philadelphia hinterland accounted for 82 percent of anthracite pig and 44 percent of all pig iron produced in the U.S. 3 2 Transport cost advantages again aided Philadelphia County, although imported iron competed effectively in all coastal markets. 33 Relative price changes continued to encourage use of these commodities. While the Philadelphia wholesale price index slipped a notch from 97 in 1840 to 96 in 1860 (1821-1825 base), anthracite coal sank from 58 to 42, domestic pig iron fell from 77 to 62, and domestic bar iron declined from 85 to 58. 34 Responding to this and to technological innovation, producer's goods production burgeoned. Jeffrey Williamson documents the sharp fall in the relative price of machines and the dramatic rise in reproducible capital's share of output between 1845 and 1855.35 In addition, sectors that used machines extensively grew relative to those that did not. Thus, manufacturing's share of U.S. commodity output climbed from 17 to 30 percent over the decade of the 1840s.36 Another major relationship between capital and consumer goods industries exists. Machinery production was undertaken in close physical proximity to the manufacturing firms that bought the machines.37 This bias is easily explained. First, manufacturing districts tended to specialize in certain lines of production so that they offered a concentrated market. Even within the same product line, districts had distinct "styles of technology" that mandated specially designed machines. 38 Second, given the fragility of early machines, replacements had to be readily accessible. Finally, machines were difficult and expensive to transport. So, areas that could produce capital goods cheaply enjoyed a comparative advantage of considerable magnitude. Philadelphia's success in manufacturing between 1840 and 1860 can be attributed in large measure to its command over iron and coal and the 77
advantage they gave the subregion in machinery construction and steampower generation. Disaggregated output data are available only for Philadelphia County, but Table 2 suggests that this incorporates most of the additional manufacturing undertaken in the subregion during the period. Table 1 reveals that value-added in 1860 was apportioned much as it had been in 1840. Processing industries and the crafts inherited from the colonial period continued to decline, while textiles, apparel, and machinery held their rather substantial share. Since non-machinery iron output is not included, its contribution is understated. Rough estimates indicate that it rose from less than one percent of manufacturing value-added in 1840 to ten percent in I860. 39 Among the iron products made were heavy castings, gas and water pipes, stoves and ornamental iron. More widespread application of steampower also supported the expansion of the manufacturing sector. With the exception of the Schuylkill Falls at Manayunk, Philadelphia County had no available waterpower. Since industrialization required inanimate sources of power and since waterpower held an almost prohibitive horsepower cost advantage over steam before the 1840s, Philadelphia's manufacturers faced severe contraints. Declining anthracite coal costs and improvements in steam engine efficiency due to metallurgical advances brought the cost of steampower down so that it became a feasible albeit higher-priced alternative to waterpower by the 1840s.40 Indeed, the heat that was a by-product of steam made that form of power preferable in some industries. Sugar, glass, paper, spirits, chemical and iron manufacturing as well as textile printing and dying were all wellsuited to steampower. 41 The city became a leader in the application of the new type of power; by 1850 better than one-third and more likely one-half of all of Philadelphia's manufacturing employees worked in a power-using firm.42 Industrialization did not always spawn capital intensive, iron- and coalusing firms. The spectacular growth in textile and textile-related production came with the emergence of the ready-made clothing industry. As late as 1840, "the only clothing kept for sale was that which was known as 'slop clothing' for seamen. But the inconvenience attending delays and misfits on the part of tailors - the advantages of procuring a wardrobe at a moments notice - the ability of merchants and manufacturers to supply clothing equally as good - but much cheaper . . . , led to the establishment of this as a distinct branch of business." 43 This "distinct branch" was aptly named, for it was labor-using, capitalsparing and resistant to technological change. It also avoided the factory. A "peculiar class of manufacturers exists, which give out work to persons working at their own homes, in various parts of the city, often two or three miles distant. In some cases, four or five hundred persons are so employed by a single wholesale clothing establishment . . . The sixth wards contains establishments of this class, which alone employ over thirteen thousand 78
persons." 44 Changes in taste underwrote this industry's growth, while access to an enormous, largely female, labor pool led to its concentration in major cities, one of which was Philadelphia. In the second period, demand effects played only a supportive role. Before the mid-1830s, almost all of Philadelphia's industrial specialties were destined for intraregional consumption. Between the mid-twenties and the early fifties, the subregion's domestic exports rose nine percent per annum and all of this increase originated in intra-Eastern trade. 45 No longer was demand concentrated in foodstuffs, coal and pig iron; Eastern markets also took Philadelphia's textiles, finished iron products, chemicals, and shoes. 46 Philadelphia County still relied heavily upon its hinterland to sustain its manufacturing sector; however, now it could and did specialize for the larger Eastern market. Burgeoning levels of trade among the Eastern cities, New York, Boston, Baltimore, and Philadelphia indicate that the subregional economies had become integrated into a regional or sectional economy. 47 The impact of industrialization upon the subregion can only be described indirectly. Until income and wealth data are generated for 1860, demographic variables will be used as proxies for economic change. This requires the assumption that movements in population are more a result of growth than a cause. People migrate to areas where they perceive the greatest economic opportunities, although some groups - notably farmers - persist in low income areas for non-economic reasons. With this assumption, population and net migration statistics reflect relative opportunity within the subregion and between it and the remainder of the nation. The 1840s and 1850s clearly constituted a watershed. During each of these two decades, the rate of population growth in the subregion exceeded that of any previous nineteenth century decade and even surpassed the Eastern rate. As Table 3 suggests and individual county data confirm, population growth was most rapid in three areas: the coal-producing counties, Philadelphia and its manufacturing satellites (Camden, Trenton, and Wilmington), and along the sparsely-settled northern frontier. The slow growing counties were located along the southern tier and in the Iron Mountain area. With iron production there growing slowly, these counties became predominantly agricultural. And with few exceptions, agriculturally-oriented areas experienced relative population decline. Net migration estimates reinforce these trends. Table 3 reveals that outmigration from the hinterland accelerated from the 1810s to the 1830s. Philadelphia County's rapid population growth over this period could have been supplied entirely by outmigrants from the hinterland and by the County's own natural increase. Moreover, the subregion as a whole lost population to other areas of the nation in the second, third, and fourth decades of the nineteenth century. But between 1840 and 1860 this reversed; the subregion drew both American and foreign migrants. The 79
Table 3: Population Growth and Net Migration in the Philadelphia Subregion, 1810-1860 (percent of population at first date of decade) Population Growth
Philadelphia County Eastern Hinterland Western Hinterland Subregion Eastern United States United States
1810-20
1820-30
1830-40
1840-50
1850-60
22.2 9.6 29.1 22.5 25.0 33.1
37.7 10.8 20.9 20.4 27.1 34.1
36.7 12.0 17.4 19.0 22.0 32.7
58.4 21.4 22.9 28.7 27.6 35.9
38.4 21.6 23.8 26.4 23.3 35.5
1820-30
1830-40
1840-50
1850-60
+ 26 - 7 - 11 - 10
+ 14 - 7 - 12 - 12
+ 36
+ 19 + 3 0 + 1
Net
Migration
1810-20
Philadelphia County First Ring Second Ring Third Ring
+ -
9 3 5 0
+ 8 0 - 4
Source: Lindstrom, Economic Development, p. 171, U. S. Bureau of the Census, Eighth Census of the United States, 1860, Population, pp. 47, 318, 438, 599 and John Modell, >A Regional Approach to Economic Growth< (Unpublished ms, 1971), p. 14. Note: First ring: Burlington, Camden, Gloucester, Montgomery, Chester, Delaware, and New Castle counties; second ring: Mercer, Middlesex, Hunterdon, Warren, Somerset, Salem, Cumberland, Northampton, Lehigh, Berks, Lancester, Bucks, and Kent counties; third ring: Monroe, Carbon, Schuylkill, Dauphin, Perry, Cumberland, Adams, York, and Lebanon counties.
persistent outmigration of the area's native-born had been stemmed if not stopped. The impact of economic change was not distributed uniformly; the hinterland drew an estimated 21,000 net migrants in the 1840s and 1850s, while Philadelphia attracted 171,000. The expansion of manufacturing and to a lesser extent mining revived the subregion's lagging economy. It also fostered spectacular growth at the regional center; Philadelphia became a densely populated, industrial city.
II While the Philadelphia and New York subregions experienced modest increases in manufacturing output before 1840, the two New England subregions, Boston and Providence, underwent rapid industrialization. Robert Zevin's industrial index for New England shows annual growth in output of 20.5 percent for 1820-1831, 11.5 percent for 1831-1836, and 5.5 80
Table 4: Manufacturing Value-Added Per Capita within the East, 1810 and 1840 (current prices, U. S. average per capita value-added = 100) 1840
1860
New England Maine New Hampshire Vermont Massachusetts Rhode Island Connecticut
253 82 145 85 413 581 293
270 100 214 78 380 482 353
Middle Atlantic New York New Jersey Pennsylvania Delaware Maryland
153 149 213 160 148 100
165 170 201 170 139 92
East
183
195
Source: Calculated {xomSeaman, Essays, pp. 455-7, 461, 464-5, U. S. Department of State, Sixth Census of the United States, 1840 pp. 358-64, and Niemi, State, pp. 113-5.
percent from 1836 to the Civil War. 48 Yet, impressive growth before 1840 did not result in regional hegemony in manufacturing; at that date New England contributed 33.2 percent of American value-added in manufacturing, while the Middle Atlantic states produced 45.4 percent. 49 These statistics remind us that before industrialization manufacturing was distributed much in the same proportions as population. While some crafts congregated in cities, most industry was scattered across the countryside. The nation contained hundreds of crossroad villages, each with a grain and saw mill, a fulling mill, tannery, and a blacksmith shop. Industrialization would undermine many of these small towns and propel a select few to prominence. Thus, the process involved not only sustained increases in manufacturing output but also concentration of this output into a few sites. Table 4 shows that these sites were to be found in the East. If per capita manufacturing output was plotted on a county-level map, it would show four growth poles or nodes of specialized production, one around each major Eastern seaport. By 1815, these city-subregions possessed the prerequisites for industrialization. Each had a well-developed business system, relatively underemployed labor and capital, a high level of artisan and mechanical skills developed indigenously but cross-fertilized by a stream of skilled British machinists and textile workers, and a populous and prosperous hinterland well-served by cheap water transport. 50 Yet, the subregions did not experi81
ence the same pace and patterns of growth. New England industrialized between 1815 and 1840, while rapid expansion of manufacturing in the Middle Atlantic states occurred between 1840 and 1860. The differing rates of development can be explained by the composition of manufacturing output and by the unequal distribution of natural resources and labor supplies. Boston and Providence's success was based upon textiles and leather products. 51 Textiles required waterpower and these two growth poles had access to more, better, and more advantageously located waterpower. While the area from Maine to Maryland contained hundreds of potential waterpower sites, southern New England's were located closer to the coast. The importance of location cannot be overemphasized; the equally good sites in hill country Massachusetts, Vermont, and New Hamphire remained underutilized throughout the antebellum period. New England's sites were less affected by the seasonal availability of water and more capable of delivering large amounts of power in a short range. Until steam was introduced into the textile industry upon a significant scale, New England enjoyed an absolute advantage in power. Dominance in the leather product industries, particularly shoes, orginated in causes other than power, since these manufactures depended upon human exertion throughout the antebellum period. Shoemaking was particularly labor-intensive and New England - more than any other area of the nation - had large stocks of underemployed labor. 52 Its farm sector faced a series of shocks; competition from more productive areas, plant diseases and droughts, shifts to more land-extensive specialties, and the decline of traditional farm by-employments. Farm family strategies differed; many migrated westward, but some took work into their homes, or sent their sons and daughters to labor in the mills and shops. As a result, the boot and shoe industry, which employed twice as many Massachusetts workers as cotton textiles, flourished. New England's industrial fortunes became inextricably linked to textiles and leather products. The early advantage that the region gained in the production and distribution of these commodities was not eroded before 1860 and remained virtually intact in 1900. 53 New England led the process of industrialization because these goods were the first to be consumed by the Eastern "mass market" and among the first to be exchanged across interregional boundaries. 54 But textiles and shoes did not spawn sizeable complementary industries that would maintain the pace of industrialization when demand for the original specialties slackened. This occurred in the late 1840s and 1850s and New England's industrial output index registered increases considerably less than one-half those attained in the preceding twenty years. 55 Shifts in the manufacturing output mix also help account for the Middle Atlantic's post-1840 expansion. The region excelled in the production of apparel and heavy industry goods. Domestic iron consumption climbed 82
continuously over the first half of the nineteenth century, but foreign imports often more than kept pace. In the 1840s, however, the English "railway mania" restricted supplies for export, while the introduction of the anthracite blast furnace and a host of lesser innovations raised domestic production sharply. Each of the Middle Atlantic states contained large ironworking firms and when combined accounted for better than two-thirds of American steel, pig, bar, sheet and railroad iron as well as one-half of American castings, nails, spikes, and locomotive engines.56 While superiority in iron production originated in rich iron and coal reserves, the advantage in apparel stemmed from abundant labor supplies in New York City and Philadelphia. Between 1840 and 1860 ready-made clothing grew from negligible output to more than 75 million dollars, and by the latter date the Middle Atlantic produced almost two-thirds of American output. 57 These two commodity groupings carried the region forward, but the area did not remain as dependent upon them as New England did upon its specialities.58 Ready access to iron and coal facilitated the development of a variety of industries, so that the Middle Atlantic states had a much more balanced manufacturing sector. On the eve of the Civil War, Eastern specialization in manufacturing was firmly established. Grouping American manufacturing output into 19 standard industrial classifications, the Middle Atlantic and New England states accounted for at least 75 percent of the amount entering interregional trade in all classifications in 1860 except food, lumber and wood products, and tobacco. 59 Rarely did the regions produce the same goods for export; of the 19 categories, New England provided at least half of estimated exports in nine, the Middle Atlantic in seven. Access to raw material inputs did not always determine the pattern of specialization, for while New England made the cloth, the Middle Atlantic converted it into clothing and conversely, while the Middle Atlantic produced most of the eastern slope iron, New England was more likely to convert it into hardware and light machinery. Such extensive specialization, underwritten by transport systems that sharply lowered shipping costs within the East, led to unprecedented levels of inter-Eastern trade. And as Albert Fishlow notes: "Differences in destination of exports may play a greater role than has been recognized. Exports to another region may be more stable and less subject to competition than sales in a world market; regional interdependence may also bring with it a greater reciprocal inflow of labor, capital, and institutional influences." 60 These patterns established before the Civil War endured for almost a century. Until 1950, markets, transport systems, natural resources, and agglomeration economies combined to make the East the preferred location for most new manufacturing. Capital and labor became increasingly mobile so that cheaper sources of these conventional factors of production were not sufficient to encourage manufacturing outside of the region. During the 83
late nineteenth century the industrial corridor did expand to encompass the Great Lakes states, but their industrialization replicated previous patterns. Located adjacent to the Eastern states, the areas specialized in manufactures based upon superior access to resources (food, wood products, and fabricated metals) or to specialized capital goods markets (agricultural machinery and transportation equipment). In spite of continued western settlement that siphoned population from the East, the industrial corridor extending from New York to Chicago and Boston to Baltimore has remained the heart of American industrialization.
Die industrielle Revolution in Amerika Zusammenfassung In der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts machten die Vereinigten Staaten eine industrielle Revolution durch, die hier als Trend-Beschleunigung der gewerblichen Pro-Kopf-Produktion definiert wird. In der vorhergegangenen Periode vor 1800 bestand das Gewerbe entweder aus dem hochwertige Güter produzierenden städtischen Handwerk oder aus weitgestreuter Güterverarbeitung in den Dörfern. Die industrielle Revolution beruhte auf einem breiteren „Massenmarkt", der mit den verbesserten Transportmöglichkeiten entstand. Sobald sie größere Mengen zu geringeren Kosten exportieren konnten, benutzten die Farmer ihre höheren Bareinkommen dazu, die häufig minderwertige und standartisierte Ware der amerikanischen Fabriken zu kaufen. Diese Anfänge der industriellen Expansion wurden beschleunigt, da die starke Senkung der relativen Preise, zuerst die der Konsumgüter und dann die der Investitionsgüter, ein immer höheres Konsumtionsniveau ermöglichten. Um 1850 war die Manufaktur fest verankert und die langfristige Aufteilung der räumlichen Konzentration festgelegt. Innerhalb der östlichen USA hing die weitere subregionale Spezialisierung sowohl von den Naturvorkommen als auch von dem Bedarf an Arbeitskräften für die einzelnen Industrieprodukte ab. Für den Osten als ganzes wurden die Anfangsvorteile durch die Naturvorkommen, Märkte, Transportwesen und Dienstleistungen noch weiter ergänzt durch die Kosteneinsparungen der Agglomeration, sodaß die Region noch wenigstens für ein weiteres Jahrhundert das Herz der amerikanischen Manufaktur
blieb.
84
Notes * I am indebted to Thomas Chochran, Stanley Engerman and Robert Gallman for comments upon an earlier draft. Research for this article was funded by a grant from the Regional Economic History Research Center. 1 These data include the New England, Middle Atlantic, and East North Central states. The actual percentages are 84 percent in 1860, 77 percent in 1910, and 71 percent in 1950. Harvey Perloff, Edgar Dunn, Eric Lampard, and Richard Muth, Regions, Resources, and Economic Growth (Baltimore, 1960), pp. 153, 252. 2 Caroline Ware, The Early New England Cotton Manufacture: A Study in Industrial Beginnings (Boston, 1931), pp. 5-7. 3 Barry Poulson, Estimates of the Value of Manufacturing Output in the Early Nineteenth Century, in: J E H , XXIX (1969), p. 522, and Robert Fogel, Railroads and American Economic Growth: Essays in Econometric History (Baltimore, 1964), pp. 121-9. 4 Poulson, Estimates, p. 522. 5 A comparison of the two boom years 1816 and 1837 reveals that the increment in extraregional exports of domestic goods per capita amount to less than one third of the increment in gross domestic product over the same period. Calculated from Diane Lindstrom, American Economic Growth before 1840: New Evidence and New Directions, in: JEH, XXXIX (1979), pp. 293-4. 6 Lindstrom, Economic Development in the Philadelphia Region, 1810-1850 (New York, 1978), p. 111. 7 Lindstrom, American Economic Growth, p. 296. 8 Lindstrom, Economic Development, p. 164-6, 169. 9 Lindstrom, American Economic Growth, p. 293. 10 Lindstrom, Economic Development, pp. 139, 172. 11 Crude estimates show the following: 1821-30 Estimated hinterland outmigration 59,000 Population increase in Philadelphia County 52,000 Natural increase in Philadelphia County 16,000 Foreign immigration* 18,000 Minimum estimate of hinterland to Philadelphia County migration 18,000 Minimum percent of hinterland migration bound for Philadelphia County 30.5 Percent of hinterland population that emigrated 10.1
1831^*0 80,000 69,000 25,000 36,000 8,000 10.0 10.7
* This figure sums the annual arrivals of immigrants and aliens at Philadelphia. It is an upperbound estimate since no allowance is made for migration outside of the region or return to the country of origin over the decade. Ibid., pp. 25, 172, and Allan R. Pred, Urban Growth and the Circulation of Information: The United States System of Cities, 1790-1840 (Cambridge, Mass., 1973), pp. 272-73. 12 Linistrom, Economic Development, p. 146. For an estimate of the hinterland market for manufactures, see ibid. pp. 158-59. 13 Dorothy Brady, Relative Prices in the Nineteenth Century, in: JEH, XXIV (1964), p. 175. 14 Albert Fishlow, Comparative Consumption Patterns, the Extent of the Market, and Alternative Development Strategies, in: Elizer Ayal, ed., Micro-Aspects of Development (New York, 1973), p. 44. 15 See Simon Kuznets, Economic Growth and Structure: Selected Essays (New York, 1965), pp. 236-56. 16 For estimates of farm productivity growth, see Robert Gallman, The Agricultural Sector and the Pace of Economic Growth: U.S. Experience in the Nineteenth Century, in: David C.
85
Klingaman and Richard K. Vedder, eds., Essays in Nineteenth Century Economic History: The Old Northwest (Athens, Ohio, 1975), pp. 35-76. For budget effects, see Fishlow, Consumption Patterns, pp. 41-80. 17 Lmdstrom, Economic Development, p. 149. 18 Ibid. p. 150. 19 Anne Bezanson, Robert D. Gray, and Miriam Hussey, Wholesale Prices in Philadelphia, 1784-1861 (Philadelphia, 1936), I, p. 392, II, pp. 38-9, 110. 20 National Magazine and Industrial Record, III (1846), p. 148. See also the Register of Pennsylvania, XI (1833), pp. 103-4, and Thomas F. Gordon, A Gazetteer of the State of Pennsylvania (Philadelphia, 1832), p. 46. 21 Hunt's Merchants' Magazine, XXVI (1847), p. 587. 22 Lindstrom, Economic Development, p. 155. 23 The annual average of such goods amounted to $ 11.6 million in the 1810s (imports are assumed to be equal to four times the duty on imported merchandise), $ 7.5 million in the 1820s, and $ 9.9 million in the 1830s. Re-export of foreign goods from New York, Boston, and Baltimore amounted to $ 2.4 million in 1816, $ 2.8 million in 1826, and $ 10.4 million in 1837. The Panic of 1837 and enumeration errors bias the 1837 figure sharply upward. Ibid. pp. 31, 33, 79. 24 The value of these imports fell in a range of $ 26-.88 million in 1816,$ 1.72-3.05 million in 1826, and $ 1.23^.77 million in 1837. Ibid. p. 83. 25 Merchandise includes dry goods, boots shoes, trunks, saddlery, hats, caps, bonnets, drugs, oil, coffee, tea, sugar, paper, etc. Ibid. 159. 26 Poulson, Estimates, p. 522, Tench Coxe, A Statement of the Arts and Manufactures for the U.S. . ., 1810 (Philadelphia, 1814), passim, and U.S. Department of State, Compendium, 1840 (Washington, D.C., 1841), passim. 27 U.S. Department of State, Fourth Census, 1820 (Washington, D.C., 1821), pp. 15-22; idem., Compendium, 1840, pp. 23, 27, 31. 28 "There is no part of the world, probably, where in proportion to its population, a greater number of ingenious mechanics may be found than in the city of Philadelphia and its immediate neighborhood . . ." John Bnsted, The Resources of the United States of America (New York, 1818), p. 64. See also Ware, Cotton Manufacture, pp. 16-17 and Sam B. Warner, Jr., Innovation and the Industrialization of Philadelphia, 1800-1850, in: Oscar Han dim and John Burchard, eds., The Historian and the City (Cambridge, Mass., 1963), pp. 63-69. 29 All data are derived from the federal censuses and converted to 1821-1825 base prices. See Coxe, Statement, pp. 39-87, U.S. Department of State, Compendium, 1840, pp. 126-49, J.D.B. DeBow, Statistical View of the United States, 1850, (Washington, D.C., 1854), pp. 211, 277, 301, U.S. Bureau of the Census, Manufactures of the United States in 1860 (Washington, D.C. 1865), pp. 53-56, 331-52, 493-544, and Bezanson, Gray, and Hussey, Wholesale Prices in Philadelphia, passim. 30 Philadelphia Board of Trade, Annual Report of the Directors of the Philadelphia Board of Trade, 1860 (Philadelphia, 1861), pp. 11-12. 31 Edwin T. Freedley, Philadelphia and Its Manufactures (Philadelphia, 1859), pp. 104, 113. 32 Philadelphia Board of Trade, Annual Report, 1858, pp. 114, 124. 33 Alfred D. Chandler, Jr., Anthracite Coal and the Beginnings of the Industrial Revolution in the United States, in: BHR, XLVI (1972), p. 163. 34 Bezanson, Gray, and Hussey, Wholesale Prices in Philadelphia, I., p. 392, and II, pp. 37-9, 103, 110. 35 'Inequality and Accumulation: 19th Century American Evidence and the Great Tradeoff Debate' (Unpublished ms., 1978), p. 35. 36 Robert Gallman, Commodity Output 1839-1899, in: Conference on Research in Income and Wealth, Trends in the American Economy in the Nineteenth Century: Studies in Income and Wealth, XXIV (Princeton, 1960), p. 26.
86
37 For evidence on this issue in the later nineteenth century, see Jeffrey Williamson, Watersheds and Turning Points: Conjectures on the Long-Term Impact of Civil War Financing, in: JEH. XXXIV (1974), p. 657, and Albert W. Niemi, Jr., State and Regional Patterns in American Manufacturing, 1860-1900 (Westport, Ct., 1974), p. 19. 38 John Lozier, "The Forgotten Industry: Small and Medium Sized Cotton Mills South of Boston, 1810-1840" (Unpublished ms., 1979), pp. 23-6. By the late 1850s, some textile machinery was exported across regional boundaries, while steam engines were still made to order. See Freedley, Philadelphia and Its Manufactures, pp. 301, 303, 316. 39 Calculated from U.S. Department of State, Compendium, 1840, p. 130, and Philadelphia Board of Trade, Annual Report, 1860, pp. 105-18. 40 For estimates as to the comparative costs of water and steam power, see Paul Christensen, 'Land, Labor and Mechanization in the Antebellum United States Economy' (Ph. D. dissertation, University of Wisconsin-Madison, 1974), pp. 268-75. 41 Chandler, Anthracite Coal, pp. 169-74. 42 Bruce Laurie and Mark Schmitz, 'Manufacture and Productivity: The Making of an Industrial Base' (Unpublished ms., 1978), p. 9. 43 Freedley, Philadelphia, p. 222. 44 Philadelphia Board of Trade, Annual Report, 1860, p. 31. 45 Lindstrom, Economic Development, p. 91. 46 Philadelphia Board of Trade, Annual Report, 1858, pp. 85, 160-67, idem, Annual Report, 1859, p. 130, idem, Annual Report. 1860, p. 79. In the critical area of textiles the Board reported: "The quantity of domestic dry goods entering into the market . . . was carefully calculated at about forty-one millions of dollars; in that calculation the sales from manufacturers and commission houses only being embraced. But a share of these sales are to northern and eastern cities, and although the share is large, the quantity of domestics purchased at northern and eastern cities for our distributing trade, and sold here by sample and at auction, is also large, and the two are thought, by the most competent judges, to be very near equal." Annual Report, 1859, p. 34. 47 SeePred, Urban Growth, pp. 104-42, and Diane Lindstrom and John Sharpless, Urban Growth and Economic Structure in Antebellum America, in: Paul Uselding, ed., Research in Economic History, III (Greenwich, Ct., 1978), p. 178. 48 His index includes textiles and textile machinery, iron and iron products, and shipbuilding. Rohert Brooke Zevin, The Growth of Manufacturing in Early Nineteenth Century New England (New York, 1975), pp. 2-3. 49 Ezra Seaman, Essays on the Progress of Nations (New York, 1853), pp. 455-57, 461, 464-65. To make these data comparable to others, the value of houses and repairs has been deducted and the value of iron production has been added. 50 To a lesser degree, Baltimore, Albany-Troy, Charleston, Savannah, and New Orleans could lav claim to "growth pole" potential. 51 Textiles accounted for 37 percent of New England's manufacturing value-added in 1840 and 32 percent in 1860. For leather products, the statistics are 15 and 17 percent respectively. Calculated (rom Seaman, cf. n. 49, and Niemi, State, p. 9. 52 For a fuller discussion, see Alexander Field, Structural Shift in Antebellum Massachusetts: A Reconsideration, in: EEH, XV (1978), pp. 146-77, and George Rogers Taylor, The National Economy Before and After the Civil War, in: David T. Gilchrist and W. David Lewis, eds., Economic Change in the Civil War Era (Greenville, De., 1965), pp. 1-22. 53 Ibid. pp. 22-3. 54 Niemi estimates that in 1860 the commodity categories in which 30 percent or more of output was traded across regional boundaries were textiles, 49 percent, rubber, 48 percent, instruments, 46 percent, miscellaneous, 37 percent, leather products, 36 percent, paper, 35 percent, tobacco, 34 percent, and apparel, 32 percent. State and Regional Patterns, p. 20. 55 Zevin, Growth of Manufacturing, pp. 2-3. 56 U.S. Bureau of the Census, Manufactures, 1860, pp. clxxii-cxcvi.
87
57 Ibid. lxvi, lxxxv, and Niemi, State, p. 14. 58 Textiles, leather, and leather products accounted for 49.4 percent of New England's manufacturing value-added in 1860, while apparel, primary and fabricated metals amounted to 25.3 percent of the Middle Atlantic's value-added in the same year. See Niemi, State, p. 9. 59 Ibid. p. 22. 60 Albert Fishlow, Antebellum Interregional Trade Reconsidered, in: Ralph Andreano, ed., New Views on American Economic Development (Cambridge, Mass., 1965), p. 200.
88
HUBERT KIESEWETTER
Bevölkerung, Erwerbstätige und Landwirtschaft im Königreich Sachsen 1815-1871 * I Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurde in Deutschland der Standpunkt vertreten, daß die industrielle Entwicklung souveräner Staaten nicht auf Kosten der landwirtschaftlichen Selbstversorgung gehen dürfe. Nationalwirtschaftliche Unabhängigkeit und Agrar- oder Industriestaat standen dabei im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. 1 Die günstigste Entwicklung sahen viele in der Aufrechterhaltung eines Gleichgewichts zwischen gewerblicher und landwirtschaftlicher Produktion. 2 Das Königreich Sachsen war nach 1815 der einzige größere deutsche Staat, der in großen Mengen Getreide importieren mußte. Im Folgenden soll deshalb an der Bevölkerungsentwicklung, der Verteilung der Erwerbstätigen, der landwirtschaftlichen Produktion und der landwirtschaftlichen Abhängigkeit vom Hinterland untersucht werden, welchen inneren und äußeren Zwängen eine mitteldeutsche Region im Prozeß der Industrialisierung ausgesetzt war. Das Königreich Sachsen war als Rheinbundstaat aus den napoleonischen Kriegen als Verlierer hervorgegangen. Eingeklemmt zwischen den beiden Großmächten Preußen und Österreich, hatte seine traditionelle Rivalität zu Preußen den politischen Entschluß bestimmt, sich Frankreich anzuschließen. Das hatte politisch wie wirtschaftlich gravierende Folgen. 1814 rechnete Preußen noch mit einer vollständigen Annexion Sachsens, doch auf dem Wiener Kongreß konnte es sich damit nicht durchsetzen. Fast drei Fünftel des vorherigen sächsischen Gebietsumfangs wurden Preußen zugesprochen; dazu gehörten der Kurkreis, der Thüringische Kreis, der größte Teil der Stifte Merseburg und Naumburg-Zeitz, die Grafschaft Henneberg, das Fürstentum Querfurt, die Niederlausitz und der Cottbusser Kreis, fast die Hälfte der Oberlausitz und der restliche Teil von Mansfeld. Der überwiegende Teil dieser ehemals sächsischen Gebiete erhielt in Preußen die Bezeichnung „Provinz Sachsen". Dem Königreich Sachsen verblieben vor allem die vier Kreise der Erblande; der Leipziger, der Meißner, der erzgebirgische und der vogtländische Kreis. Außerdem die südliche Oberlausitz, die Schönburgischen Lande, Teile des Bistums Meißen und einige Orte der Stifte Merseburg und Naumburg-Zeitz. In Zahlen ausgedrückt: 89
von dem vor 1815 35 801,35 km2 großen sächsischen Landesgebiet mit 2 043 206 Einwohnern wurden 20 841,86 km 2 mit 864 404 Einwohnern abgetrennt. Das entspricht einem Gebietsverlust von 58,22% und einem Bevölkerungsverlust von 42,31%. Dem Königreich Sachsen verblieben somit 14 959,49 km 2 mit 1 178 802 Einwohnern. 3 Die an Preußen gefallenen Gebiete waren wesentlich stärker landwirtschaftlich geprägt und dünner besiedelt, während der dichtbesiedelte und industrialisiertere südliche Teil mit den Gebirgsgegenden des Erzgebirges und der Oberlausitz beim Königreich Sachsen verblieben. An drei Bereichen will ich die Einflußgrößen analysieren, die dazu führten, daß Sachsen zum ersten industrialisierten Staat in Deutschland wurde: 1. an der Bevölkerungszunahme von 1815 bis 1871, und zwar deshalb, weil es einerseits einen einleuchtenden Zusammenhang gibt zwischen, um es in Malthusianischer Terminologie auszudrücken, Bevölkerung und Nahrungsspielraum, d. h. in unserem Zusammenhang, bei wachsender bzw. schrumpfender Bevölkerung werden bei gleichbleibendem Konsum mehr bzw. weniger Nahrungsmittel benötigt. Diese Nahrungsmittel müssen entweder durch die eigene Landwirtschaft erzeugt oder durch Importe besorgt werden. Die Importe können durch Exporte, z. B. industrielle Güter, oder durch Kapitalimporte finanziert werden; 2. an den Beschäftigtenzahlen in der Landwirtschaft und im Gewerbe, wobei ich mich wegen fehlenden und unzuverlässigen statistischen Materials auf die Gewerbezählungen von 1849, 1861 und 1871 beschränken muß. Der Anteil der im primären Sektor Beschäftigten kann als ein hinreichender Maßstab für den Stand der industriellen Entwicklung angesehenen werden. Da die meist geringer bezahlten landwirtschaftlichen Arbeiter in industrielle Tätigkeiten, d. h. in die Industriezentren abwanderten, wurde die Landwirtschaft zusätzlich mit dem Problem des Arbeitskräftemangels konfrontiert; 3. an der landwirtschaftlichen Produktion selbst, sowie an den Importen landwirtschaftlicher Güter. Die Steigerung der Produktion vermochte den durch steigende Bevölkerungszahl bedingten Mehrbedarf entweder nicht zu erreichen, auszugleichen oder zu übertreffen, wobei Nahrungsgewohnheiten in einem Fall wie Sachsen eine wichtige Rolle spielten. Die Abhängigkeit von Importen landwirtschaftlicher Güter führte in den ersten Jahrzehnten bis 1870 zu weiteren Abhängigkeiten; einerseits waren diese Güter nach Erntekrisen nur schwer bzw. zu sehr hohen Preisen zu erlangen, andererseits übernahmen die Transportkosten die Rolle eines Regulators, der die regionale Abhängigkeit vom Hinterland mitbestimmte, wobei als Hinterland die umliegenden Regionen bzw. Staaten angesehen werden sollen.
90
11 1816 war Sachsen nach Preußen, Bayern, Württemberg und Baden flächenmäßig der fünftgrößte Staat des späteren deutschen Reichsgebiets und rangierte nach Einwohnern hinter Preußen, Bayern, Württemberg und Elsaß-Lothringen ebenfalls an fünfter Stelle, wobei man berücksichtigen muß, daß die Zählung von 1816 nicht sehr zuverlässig war. Dagegen nahm es im gleichen Jahr in der Bevölkerungsdichte, d. h. Einwohner pro km 2 , hinter Elsaß-Lothringen den zweiten Rang ein. Schaubild 1 zeigt die absolute Zunahme der Bevölkerung von 1 178 802 Einwohnern im Jahre 1815 auf 2 556 244 im Jahre 1871 oder um 116,85%. Die Bevölkerungsdichte pro km 2 wuchs von 78,62 Einwohner pro km 2 (E/ km 2 ) 1815 auf 170,50 E/km 2 im Jahre 1871. Erst seit der Volkszählung vom 15. Mai 1832 können die Einwohnerzahlen als einigermaßen zuverlässig gelten. Vorher ist die Bevölkerung aufgrund von Generalverordnungen vom 28. 8. 1771 und 19. 8. 1791 durch jährlich eingereichte KonsumentenVerzeichnisse ermittelt worden, die auf den „Kirchenzetteln" basierten, weshalb die Bevölkerungszahlen höchstwahrscheinlich zu niedrig sind. Der Sprung von 156 087 mehr Einwohnern von 1830 auf 1832 ist auf die neue Zählmethode, nämlich die individuelle Zählung der Bewohner in Hauslisten, zurückzuführen. Nach Artikel 22 des Zollvereinsvertrages wurden ab 1. Dezember 1834 alle drei Jahre Volkszählungen durchgeführt, ab 1852 war die individuelle Zählung in Haushaltungslisten vorgeschrieben. Die Einwohnerzahl zwischen den Zähljahren wurde dadurch ermittelt, daß die Differenz berechnet und anteilmäßig auf die Jahre verteilt wurde. Ein Vergleich mit der Bevölkerungsentwicklung anderer deutscher Staaten und Regionen, den ich hier lediglich für die Bevölkerungsdichte durchführen möchte, ist aufschlußreich. Die Bevölkerungsdichte sagt nur bedingt etwas über den Grad der Industrialisierung. Bei einem hohen bzw. geringen Bevölkerungsdruck steht das betroffene Land vor der Notwendigkeit, entweder politische und/oder ökonomische Maßnahmen ergreifen zu müssen, um das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen, bzw. es kann die Entwicklung abwarten. Es sei hier nur erwähnt, daß Sachsen mit seiner hohen Bevölkerungsdichte mit vielfältigen Problemen konfrontiert wurde, z. B. Auswanderung, Land-Stadt-Wanderung, Gewerbeförderung, Infrastrukturmaßnahmen wie Straßen- und Eisenbahnbau etc., die im direkten Zusammenhang mit der dichten Bevölkerung standen. Im Vergleich mit ausgewählten Staaten und Regionen ergibt sich für 1816 folgendes Bild: 1816 hatte Elsaß-Lothringen mit 88,3 Einwohner/km 2 die größte Bevölkerungsdichte, gefolgt von Sachsen (79,6), Württemberg (72,3), Rheinland (70,7), Baden (67,1), Provinz Sachsen (47,4), Bayern ohne Pfalz (45,4), Hannover (41,7), Ostpreußen (23,9). Das Königreich Sachsen vollzog in den nächsten Jahrzehnten einen rasanten Bevölkerungsaufschwung, so daß man glauben könnte, es hätte den Bevölkerungsverlust von 1815 möglichst 91
Schaubild 1: Bevölkerungszunahme im Kgr. Sachsen 1815-1871 (halblogarithmischer Maßstab) 2 600 000 2 400 000 2 200 000 2 000.000 1 800000 1 600.000 1 400000
1 200000
1815
1820
T
1825
T
T 1830
1835
1840
1845
1850
1855
1
T
1860
1865
Quellen: Zeitschrift des Statistischen Bureaus des Königlich Sächsischen Ministeriums des Innern 1, 1855,S. 149und3, 1857, S. 182, Tab. 1; Zeitschrift des K. Sächsischen Statistischen Bureau's XVIII, 1872, S. 51, Tab. 1.
schnell kompensieren wollen, was ihm auch bis 1856 gelang, als die Bevölkerungszahl 2 056 364 Einwohner betrug. Die Zahlen für die Bevölkerungsdichte waren 1825 88,95 Einwohner pro km 2 , 1835 107,68, 1845 120,74, 1855 136,01, 1865 157,01, 1870 167,37 E/km 2 . Außer den Stadtstaaten war Sachsen somit zum bevölkerungsdichtesten Land Europas geworden. Vergleichen wir das Bild von 1816 mit dem von 1871, so wird nicht nur die ungewöhnliche Situation Sachsens deutlich, sondern es zeigen sich erstaunliche Verschiebungen der Staaten und Regionen untereinander. Sachsen führte mit großem Abstand, nämlich 170,5 Einwohner pro km 2 , gefolgt vom Rheinland mit 132,6, Elsaß-Lothringen mit 106,8, Baden mit 96,9 Württemberg mit 93,2, Provinz Sachsen mit 83,3, Bayern ohne Pfalz mit 60,6, Hannover mit 50,9, Ostpreußen mit 49,3 E/km 2 . 4 Es stellt sich sogleich die Frage nach den Gründen für die außergewöhnliche Bevölkerungszunahme im Königreich Sachsen. Darauf kann im Rahmen dieser Erörterungen nicht näher eingegangen werden, weil dies nicht nur eine genaue Analyse der Bevölkerungsbewegung, d. h. der Geburten und Sterbefälle, der Eheschließungen, der generativen Struktur, der Zuund Abwanderungen erforderte, sondern die gesamte ökonomische, soziale und politische Entwicklung miteinbeziehen müßte. 5 Einige Andeutungen sollen deshalb hier genügen. Betrachten wir die Lebendgeborenen pro 1000 Einwohner, so ergibt sich für 1815 ein Wert von 39,36 und für 1870 von 41,41, mit dem Maximum von 42,09 im Jahre 1827 und dem Minimum von 34,58 im Jahre 1855 und einem jährlichen Durchschnitt der 56 Jahre 1815-1870 von 39,35. Das ist eine sehr hohe Geburtenrate, und sie bestätigt 92
1871
die sprichwörtliche Gebärfreudigkeit der Sächsinnen. Darin ist nicht die Zahl der Totgeborenen enthalten; sie betrug 1815 1,83 pro 1000 Einwohner und 1870 1,92, im Mittel der 56 Jahre 1,84. Entscheidend für den natürlichen Bevölkerungszuwachs ist jedoch der Geburtenüberschuß, d. h. die Differenz zwischen Lebendgeborenen und Gestorbenen. Nun zeigt sich, daß die Sterberate in Sachsen ebenfalls verhältnismäßig hoch war, obschon mit fallender Tendenz. Sie erreichte 1815 30,40 pro 1000 Einwohner und 1870 27,09; mit dem Maximum von 30,86 im Jahre 1866 und dem Minimum von 24,43 im Jahre 1860, wobei der jährliche Durchschnitt im ganzen Zeitraum bei 28,09 lag. Von der absoluten Bevölkerungszunahme von 1 330 498 Einwohnern in der Periode 1815-1870 entfielen 1 121 917 Personen auf den Geburtenüberschuß, das sind 84,32%, der Rest ergibt sich aus dem Saldo der Zu- und Abwanderungen. Der Bevölkerungszuwachs in Sachsen war also im überwiegenden Maße auf den Geburtenüberschuß zurückzuführen und nicht auf eine hohe Einwanderungsquote. Die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten im Zeitraum von 1815-1870 zeigen, daß der hohe Geburtenüberschuß auch durch eine stark gestiegene Zahl der Eheschließungen verursacht gewesen sein muß. Die Wachstumsrate liegt bei den Eheschließungen mit 2,0% am höchsten, dann folgen die Totgeborenen mit 1,7%, die Lebendgeborenen mit 1,7%, die Einwohner mit 1,4% und die Gestorbenen mit 1,4%.6 Die Bevölkerungsentwicklung gibt uns jedoch keinen Aufschluß darüber, ob ,,die Industrie weit größeres Interesse an vermehrten Maschinen als an vermehrten Menschen" 7 hatte. Deshalb soll kurz die Situation bei den Erwerbstätigen analysiert werden, denn zwischen der gewerblichen Erwerbstätigkeit einer Bevölkerung und der Bevölkerungsdichte scheint ein kausaler Zusammenhang zu bestehen, d. h. in industrialisierten Ländern können wir während dieser Zeitperiode mit einer größeren Bevölkerungsdichte rechnen als in überwiegend ackerbautreibenden Ländern.
III Die Erfassung der Beschäftigten in den einzelnen Gewerben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stößt in den deutschen Staaten auf fast unüberwindbare statistische Schwierigkeiten. Die vom Zollverein angeregte Gewerbestatistik von 1846 weist schwerwiegende Mängel auf, die vor allem in Ungenauigkeiten bei der Abgrenzung der einzelnen Gewerbe bestehen, so daß ein Vergleich wenig aussagekräftig ist. Das statistische Bureau des Königreichs Sachsen hat deshalb am 3. Dezember 1849 eine Gewerbezählung nach Haushaltungslisten durchgeführt, deren detaillierte Ergebnisse in ,,Die Bevölkerung des Königreichs nach Berufs- und Erwerbsclassen und Resultate der Gewerbs-Geographie und Gewerbs-Statistik von Sachsen"8 veröffentlicht worden sind. Ich verwende diese Zählung als Ausgangspunkt 93
Schaubild 2: Prozentuale Anteile der Erwerbstätigen und der Erwerbstätigen einschl. Angehörigen im Kgr. Sachsen 1849, 1861, 1871 •/. 100
5.72 3.17 0.77 15.35
6.52 4,04 1.65 10.09
5,03 3.59 0.88 16.44
4.48
5.83
8.90
5.80
42.43
48.26
i 49.45
25.64
20.90
19,35
90
7.08 3.03 1.57
80
15.77
70-
4.S 4.1 O.S 11.fi
4,13 3.74 0.53 1536
101
7.45
60 50
'•• 46.38
50.39
21.88
18.40
51.(
403020 10 0 Erwerbstätige 1849
1861
Erwerbstätige und Angehörige 1849 1861
1871
persönliche Dienste
Militär
1871
I alle übrigen Benjfsarten • • • ' : * ' •! ohne Berufsangabe
Quelle: Prozentwerte aus Zeitschrift des K. Sächsischen Statistischen Bureaus XXI, 1875, S. 48.
und vergleiche sie mit den Berufszählungen vom 3. 12. 1861 und 3. 12. 1871, die jeweils im Anschluß an die Volkszählungen stattfanden. Diese drei Zählungen sind ebenfalls keineswegs fehlerfrei und nur bedingt miteinander vergleichbar, aber sie ermöglichen wenigstens einen Vergleich der trendmäßigen Entwicklung. Für die Erfassung des landwirtschaftlichen Gewerbes erweist es sich als besonders nachteilig, daß die Zählungen jeweils im Dezember stattfanden, wo die Beschäftigung in der Landwirtschaft wahrscheinlich die niedrigste des ganzen Jahres ist. Dennoch vermag ein Vergleich, zu dem lediglich die Beschäftigten in der Landwirtschaft und im Gewerbe herangezogen werden sollen, die gewerbliche Situation in Sachsen zu verdeutlichen. Schaubild 2 zeigt die Verteilung der prozentualen Anteile in den einzelnen Gewerben für die Jahre 1849, 1861 und 1871, wobei die Verteilung der Erwerbstätigen der von Erwerbstätigen und Angehörigen gegenübergestellt wurde, weil daraus einerseits interessante Rückschlüsse auf die Gewerbeentwicklung gezogen werden können, andererseits die Erhebungsfehler etwas ausgeglichen werden. Der Anteil der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft fiel von 1849 bis 1871 von 25,64% auf 19,35% um 6,29 Prozentpunkte, bzw. nahm absolut von 239 935 auf 248 855 Personen zu. Der 94
Anteil der Erwerbstätigen im Gewerbe stieg dagegen von 42,43% im Jahre 1849 auf 49,45 % im Jahre 1871, also um 7,02 Prozentpunkte oder von 397 103 auf 635 976 Personen. 1871 waren im Gewerbe fast 2,6 mal soviel Personen beschäftigt wie in der Landwirtschaft. Vergleichen wir damit die Beschäftigtenanteile der Erwerbstätigen einschließlich Angehörigen in Landwirtschaft und Gewerbe, so zeigt sich im primären Sektor von 1849 bis 1871 eine Abnahme von 21,88% auf 16,21% um 5,67 Prozentpunkte. Sie ist nach Prozentpunkten geringer als bei den Erwerbstätigen allein, aber dennoch beachtlich. Im sekundären Sektor erhöhte sich der Anteil in der gleichen Zeit von 46,38% auf 51,83%, d. h. um 5,45 Prozentpunkte. Die Zunahme im Vergleich mit den Erwerbstätigen allein war hier geringer als das entsprechende Verhältnis im primären Sektor. Aus diesen Zahlen lassen sich aufschlußreiche Folgerungen über das Verhältnis von Landwirtschaft und Gewerbe im Königreich Sachsen ableiten. Zum einen ist ganz offensichtlich, daß die Erwerbstätigen in den Gewerbesektoren absolut und relativ mehr Angehörige ernähren mußten als die Erwerbstätigen in der Landwirtschaft. Und zwar in wachsendem Maße. Während 1849 die Differenz zwischen dem Anteil in der Landwirtschaft und dem Gewerbe 24,50 (16,79) 9 Prozentpunkte betrug, erhöhte sie sich 1861 auf 31,33 (27,35) und 1871 auf 35,62 (30,10) Prozentpunkte. Eine Erklärung dafür ist, daß in der Landwirtschaft teilweise mehrere Familienangehörige voll erwerbstätig waren oder als voll erwerbstätig angegeben wurden, auch wenn sie streng genommen nur Mithelfende waren. Außerdem lassen sich die Doppelzählungen nicht ganz ausschließen. Ein minderjähriger Bauernsohn z. B., der in einer Fabrik arbeitete, aber auf dem Bauernhof wohnte, wurde als Erwerbstätiger bei den Industriebeschäftigten mitgezählt und möglicherweise als Angehöriger in der Landwirtschaft. Es ist jedoch gleichzeitig zu bedenken, daß in Sachsen sehr viele Frauen in der Textilindustrie beschäftigt wurden. Von den in Deutschland insgesamt in der Textilindustrie Beschäftigten entfielen 1861 22,1% auf Sachsen. Eine zweite Folgerung betrifft das Verhältnis der Erwerbstätigen einschließlich Angehörigen in dem Zeitraum von 1849 bis 1871. Aus den von mir berechneten Vergleichszahlen läßt sich entnehmen, daß bei den Erwerbstätigen in den Gewerben die Zunahme von 1849 auf 1871 nach Prozentpunkten größer und bei den Erwerbstätigen einschließlich Angehörigen etwa gleich groß war wie die Abnahme in der Landwirtschaft. Dagegen waren die Schwankungen im Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Angehörigen in der Landwirtschaft am geringsten von allen Gewerbezweigen. 1849 entfielen 0,72, 1861 0,73 und 1871 0,67 landwirtschaftliche Angehörige auf jeden Erwerbstätigen. Der sächsischen Landwirtschaft mangelte es also ständig an Arbeitskräften. 10 Wir werden später sehen, wie sie mit dem Problem fertig zu werden versuchte. Noch deutlicher wird der niedrige Beschäftigtenanteil in der sächsischen Landwirtschaft und der hohe Anteil in den Gewerben, wenn man Verglei95
che mit anderen deutschen Staaten oder mit dem Deutschen Reich anstellt. In einem nach Einwohnern und Gebietsgröße vergleichbaren Staat wie Württemberg waren 1852 noch 61,2%, 1861 54,5% und 1871 54,4% der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt, das sind 1871 35,05 Prozentpunkte mehr als in Sachsen.11 1871 betrug der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten im Deutschen Reich 49,26%, der im Gewerbe 28,94%, 12 d. h. in Sachsen lag der Beschäftigtenanteil im Gewerbe um 20,51 Prozentpunkte höher als im Reichsgebiet. Zweifellos war das Königreich Sachsen im Jahre 1871 ein Industriestaat. War jedoch seine Landwirtschaft in der Lage, die sächsische Bevölkerung zu ernähren, und wenn nicht, welche Abhängigkeiten vom Hinterland ergaben sich im Laufe der Entwicklung? Auf diese Fragen möchte ich im Folgenden etwas näher eingehen.
IV E. Benndorf vertrat 1917 die Ansicht: „Angenommen, die sächsische Landwirtschaft müßte selbständig das sächsische Volk mit Nahrungsmitteln versorgen, so wäre sie dazu seit einem halben Jahrhundert nicht mehr imstande". 13 Er geht von einer Verbrauchsschätzung an Getreide aus und kommt, obwohl nach ihm die Intensivierung der sächsischen Landwirtschaft erst seit den 1880er Jahren einsetzte, zu dem Ergebnis: „Die unbedingte Notwendigkeit, mit dem Auslande Waren gegen Brotgetreide auszutauschen, mithin zu besonders starker Entfaltung gewerblicher Tätigkeit, hat für das Königreich Sachsen frühestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden". 14 Entspräche diese Auffassung den Tatsachen, so ergäben sich daraus eine Reihe von Folgerungen für den Grad der Industrialisierung Sachsens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Denn wie bereits am Anfang erwähnt, steht ein Land, das auch seine wachsende Bevölkerung selbst mit Getreide (und Fleisch) versorgen kann, nicht unter dem Druck, durch den Export industrieller Güter die nötigen finanziellen Mittel für den Einkauf von Nahrungsmitteln zu beschaffen. Ich werde zeigen, daß diese auf Schätzungen beruhende Vermutung zumindest für die Getreideversorgung Sachsens nicht zutrifft, daß Sachsen unter an Größe und Bevölkerung vergleichbaren deutschen Staaten der einzige war, der Getreide in größeren Mengen einführen mußte und dadurch in eine landwirtschaftliche Abhängigkeit geriet. Diese landwirtschaftliche Abhängigkeit vom Hinterland soll anschließend, soweit das statistische Material dies ermöglicht, regional aufgeschlüsselt werden. Natürlich gibt es mehrere schriftliche Hinweise, daß Sachsen Getreide einführen mußte, von denen ich hier nur einen aus dem Jahre 1822 anführe. Hassel schreibt: „Ackerbau zwar nicht hinreichend, da jährlich 2 / n des Bedarfs aus dem Auslande zugekauft werden müssen, aber doch überall 96
eine musterhafte Bewirthung, selbst da, wo, wie auf den Höhen des Erzgebirges, kaum etwas mehr als Hafer und Kartoffeln gedeihen." 15 Der Erfassung der landwirtschaftlichen Produktion in der Zeit von 1815 bis 1871 stehen noch erheblich größere Schwierigkeiten im Wege als bei der Gewerbestatistik. Um auch nur einigermaßen genau die Produktionsmengen ermitteln zu können, müßte man nicht nur die Hektargrößen der einzelnen Getreideanbauflächen kennen, sondern ebenso die Art der Bodenbeschaffenheit, der Felderwirtschaft, die Veränderungen der Anbauarten, die Art der Düngung, um nur einige wichtige Dinge zu nennen. Weder in Sachsen noch in einem anderen deutschen Staat sind Erhebungen, die solche Angaben erfaßt hätten, in bestimmten Zeitabständen durchgeführt worden. Zwar gibt es eine jährliche Ermittlung der Ernteerträge von Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Kartoffeln von 1815-1830 für den Leipziger, Meißnischen, Erzgebirgischen und Vogtländischen Kreis (und für die Oberlausitz), die von der Kommerziendeputation aufgrund der Aussaatmengen berechnet wurden, 16 aber selbst wenn diese Berechnungen den Produktionstrend einigermaßen wirklichkeitsgetreu wiedergäben, fehlen irgendwelche statistischen Hinweise sowohl auf den Konsum als auch auf die Einfuhr von Getreide. Dennoch sprechen zwei „nicht-statistische" Gründe dafür, daß Sachsen schon nach 1815 nicht mehr in der Lage war, den Bedarf an Nahrungsmitteln selbst zu erzeugen und deshalb auf Getreideeinfuhren angewiesen war. Der eine Grund hängt mit dem bereits erwähnten Verlust wichtiger landwirtschaftlicher Gebiete an Preußen zusammen. Wenn wir die letzte Berechnung der Kommerziendeputation vor der Gebietsabtretung an Preußen, für das Jahr 1812, mit dem ersten Erntejahr danach vergleichen, so ging der Ertrag für Roggen von 1 439 960 Scheffel im Jahre 1812 auf 791 534 Scheffel im Jahre 1816 zurück, also um 45,03%, der von Weizen von 220 566 auf 113 350 Scheffel, also um 48,61%, der von Gerste von 753 681 auf 585 289 Scheffel, also um 22,34%, der von Hafer von 1 736 050 auf 1 470 181 Scheffel, also um 15,31%, und der von Kartoffeln von 2 145 314 auf 1 398 492 Scheffel, also um 34,81%. 1 7 Die größten Ernteeinbußen betrafen die wichtigsten Nahrungsmittel, Weizen, Roggen und Kartoffeln. Der prozentuale Rückgang war größer als der Bevölkerungsverlust. Den zweiten Grund können wir aus der Erörterung der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft ableiten. Möglicherweise ist der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft in dem Zeitraum von 1815-1849 stark gefallen, wobei ich unterstelle, daß ein hoher Beschäftigtenanteil in der Landwirtschaft einer größeren Anbaufläche entspricht, was für Sachsen aus dem oben genannten Grund so gut wie ausgeschlossen ist. „Im Gegenteil ist anzunehmen, daß die enorm wachsenden Großstädte, die allenthalben entstehenden Fabriken, Eisenbahnen und Wege die landwirtschaftliche Nutzfläche nicht unerheblich eingeschränkt haben." 18 Zwar war in Württemberg der Anteil in der Landwirtschaft von 1822 bis 1852 von
62,7% auf 61,2%, also nur um 1,5 Prozentpunkte gefallen. Doch für Sachsen muß man wohl aufgrund seiner stärkeren Industrialisierung eine höhere Abnahmequote annehmen, die ich für diesen Zeitraum auf 10—20% schätze. Eine Betrachtung des verfügbaren statistischen Materials zur Untermauerung der oben aufgestellten These, daß Sachsen wegen des Gebietsverlustes den zusätzlichen Nahrungsbedarf bei stark wachsender Bevölkerung durch den Export von Fertigwaren, d. h. durch verstärkte Industrialisierung zu finanzieren versuchte, müßte eigentlich auch auf die Struktur der Industrie und des Handels eingehen. Ich kann jedoch in diesem Aufsatz nicht die Schwierigkeiten untersuchen, mit der die besonders exportorientierte sächsische Textilbranche durch die Kostenvorteile der größtenteils maschinisierten englischen Textilindustrie konfrontiert wurde, sondern nur beiläufig erwähnen, daß die Situation in anderen deutschen Staaten eher umgekehrt war und die Ausfuhr von Primärgütern dazu diente, Investitionsgüter zu importieren und dadurch die industrielle Entwicklung voranzutreiben. 19 Wie verhielt es sich aber mit der landwirtschaftlichen Produktion? Von 1835 bis 1843, also nach den Agrarreformmaßnahmen, 20 wurden in Sachsen in 3.516 Flurbezirken Katastervermessungen vorgenommen, um die Höhe der Grundsteuer ermitteln zu können. Danach gab es 1 344 474 sächsische Acker 21 Ackerland, das sich prozentual folgendermaßen verteilte: Roggen 24%, Klee, Gras etc. 18%, Hafer 17%, Kartoffeln 10%, Weizen 9%, Erbsen und Wicken 6%, Raps etc. 2%, Rüben und Kraut 2 % , sonstige Gewächse 1%, Brache 1%. Die eigentlichen Getreidearten umfaßten somit 59%, die Zahl der Grundbesitzer betrug 215 369, die Zahl der Parzellen 1 779 710, die der Gebäude 217 589. 22 Da die nächste Landvermessung erst 1878 stattfand, wurden diese Zahlen von 1843 als Grundlage zur Ermittlung der Ernteerträge benutzt. In Tabelle 1 sind die Ernteerträge für Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Kartoffeln von 1846-1870 angegeben. Es fällt sogleich auf, daß in Sachsen Roggen und Kartoffeln stärker angebaut wurden als die übrigen Getreidearten. Von den wichtigsten Getreidearten lag der Ernteertrag von Roggen 1846 um 56,57% höher als der von Weizen, um 149,75% höher als der von Gerste und um 22,86% höher als der von Hafer. Dagegen war der Kartoffelernteertrag 1846 um 374,81 % größer als der von Roggen, d. h. die Menge an Kartoffeln betrug das 4,75 fache der Roggenmenge. 1870 hatte sich der Abstand zwischen den Erntemengen von Roggen und Weizen erheblich vergrößert, und zwar auf 88,20%, zwischen Roggen und Gerste hatte er sich geringfügig vergrößert und betrug nun 153,78%, dagegen hatte er sich bei Hafer verringert und war auf 13,10% gefallen. Am deutlichsten war der absolute und relative Rückgang bei dem Kartoffelertrag, der 1870 nur noch um 222,09% bzw. das 3,22 fache größer war als die Roggenmenge. Die Steigerungsraten der einzelnen Getreidesorten in dem Zeitraum von 98
Tabelle 1: Ernteerträge und Hektarerträge im Kgr. Sachsen und in Deutschland 1846-1870 (in Tonnen und Doppelzentner) Jahr
Weizen (W) in t
haErtrag in dz
Roggen (R) in t
haErtrag in dz
Gerste (G) in t
haErtrag in dz
1846
134 508
„*
210 602
84 326
„ '
171420
„ '
999 950
(136'5)
1850
148 336
',, (17,2)
243 731
,!.' (H.9)
98 631
„ . ' (16,9)
214 846
,,/', ('6.9)
946 255
1855
115 652
."*
238 998
f|j'°
105 407
'*"'
210 275
'**
1860
165 935
.
'.
317 087
'*
115 195
„7'*
265 130
„ ' * .
1865
175 991
(
] ^
328 918
(
jj^
134 017
^
301699
* J
1870
163 451
(1
307 622
„ '
121 218
„ '
148
115
182
'
*'
Hafer (H) in t
127
170
haKartoffeln Ertrag (K) in dz in t
haErtrag in dz
13 S
1R 9
'„
ha-Erträge in Deutschland W R G H K in dz in dz in dz in dz in dz
1846-47
11,5
10,2
9,7
9,5
54,0
,. ' , . 1848-52 (136,3)
12,3
10,7
11,2
10,9
65,3
129 5
1014 810 }^i\) 828 530 1314 220
(
1853
"57
12
->
10 7
-
n
* - Be//ey • A
s
\ S-~.
St. Jt cte Maurienne
LeVigan «
&o