Region und Industrialisierung / Region and Industrialization: Studien zur Rolle der Region in der Wirtschaftsgeschichte der letzten zwei Jahrhunderte / Studies on the Role of the Region in the Economic History of the Last Two Centuries 9783666359989, 3525359985, 9783525359983


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German Pages [300] Year 1980

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Region und Industrialisierung / Region and Industrialization: Studien zur Rolle der Region in der Wirtschaftsgeschichte der letzten zwei Jahrhunderte / Studies on the Role of the Region in the Economic History of the Last Two Centuries
 9783666359989, 3525359985, 9783525359983

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Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft 42

KRITISCHE STUDIEN ZUR GESCHICHTSWISSENSCHAFT

Herausgegeben von Helmut Berding, Jürgen Kocka, Hans-Ulrich Wehler

Band 42 Sidney Pollard Region und Industrialisierung Region and Industrialisation

G Ö T T I N G E N • V A N D E N H O E C K & R U P R E C H T · 1980

Region und Industrialisierung Studien zur Rolle der Region in der Wirtschaftsgeschichte der letzten zwei Jahrhunderte

Region and Industrialisation Studies on the Role of the Region in the Economic History of the Last Two Centuries

Unter Mitwirkung von / Assisted by Lucían Hölscher herausgegeben von / edited by SIDNEY POLLARD

G Ö T T I N G E N · V A N D E N H O E C K & R U P R E C H T · 1980

CIP-Kurztitelaufnahme

der Deutschen

Bibliothek

Region and Industrialisierung: Studien zur Rolle d. Region in d. Wirtschaftsgeschichte d. letzten 2 Jh. = Region and industrialisation / unter Mitw. von Lucían Hölscher hrsg. von Sidney Pollard. Göttingen: Vandenhoeck und Ruprecht, 1980. (Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft; Bd. 42) ISBN 3-525-35998-5 N E : Pollard, Sidney [Hrsg.]; PT

Gedruckt mit Unterstützung der Universität Bielefeld © Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1980. - Printet in Germany. O h n e ausdrückliche Genehmigung des Verlages ist es nicht gestattet, das Buch oder Teile daraus auf foto- oder akustomechanischem Wege zu vervielfältigen. - Satz und Druck: Guide-Druck, Tübingen. - Bindearbeit: Hubert & Co., Göttingen

Inhalt / Content

Vorbemerkung / Preface

9

Einleitung/Introduction

11

Erster Teil / Part One NORMAN M C C O R D

North East England: Some Points of Regional Interest Der Nordosten Englands: einige Aspekte der Regionalgeschichte (Zusammenfassung)

33 50

JÜRGEN REULECKE

Nachzügler und Pionier zugleich: das Bergische Land und der Beginn der Industrialisierung in Deutschland Latecomer and Pioneer at Once: the Bergische Land and the Start of Industrialisation in Germany (Summary)

52 64

DIANE LINDSTROM

The Industrial Revolution in America Die industrielle Revolution in Amerika (Zusammenfassung)

69 84

H U B E R T KIESEWETTER

Bevölkerung, Erwerbstätige und Landwirtschaft im Königreich Sachsen 1815-1871 Population, Labour and Agriculture in the Kingdom of Saxony 1815-1871 (Summary)

89 104

PIERRE C A Y E Z

Industrielle und regionale Entwicklung im 19. Jahrhundert am Beispiel Lyons Industrial and Regional Development in the 19th Century: the Example of Lyon (Summary)

107 125 5

Zweiter Teil / Part Two Louis B E R G E R O N Kapital und Industrialisierung in Lothringen vom Ende des 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts Capital and Industrialisation in Lorraine from the Late 18th to the Early 20th Century (Summary)

129 140

WACLAW D L U G O B O R S K I

Wirtschaftliche Region und politische Grenzen: Die Industrialisierung des oberschlesischen Kohlenbeckens Economic Region and Political Borders: the Industrialisation of the Upper Silesian Coalfield (Summary)

142 170

Dritter Teil / Part Three FRANKLIN F . M E N D E L S

Seasons and Regions in Agriculture and Industry During the Process of Industrialization Jahreszeiten und Regionen in Landwirtschaft und Industrie in der Zeit der Industrialisierung (Zusammenfassung)

177 190

ALAN R O G E R S

Industrialisation and the Local Community Industrialisierung und Gemeinde (Zusammenfassung)

196 208

Vierter Teil / Part Four GERD HOHORST

Regionale Entwicklungsunterschiede im Industrialisierungsprozeß Preußens - ein auf Ungleichgewichten basierendes Entwicklungsmodell Regional Differences in the Industrialisation Process of Prussia a Development Model Based on Unbalanced Progress (Summary) .

215 234

MICHEL HAU

Energiekosten und Industrialisierung der französischen Regionen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg 6

239

Energy Costs and Industrialisation of the French Regions from the Middle of the 19th Century Until the First World War (Summary) .

253

CLIVE H . L E E

Regional Structural Change in the Long Run: Great Britain 18411971 Langfristiger regionaler Strukturwandel: Großbritannien 18411971 (Zusammenfassung)

254 274

SYDNEY G . CHECKLAND

The British City-Region as Historical and Political Challenge Die britische Stadtregion als historische und politische Aufgabe Zusammenfassung

276 292

Abkürzungsverzeichnis / List of Abbreviations

295

Autorenverzeichnis / List of Authors

296

7

Vorbemerkung Die Beiträge dieses Bandes sind aus dem Kolloquium »Regional Development and Industrialisation« hervorgegangen, das vom 17. bis 19. Mai 1979 am Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld unter der wissenschaftlichen Leitung des Herausgebers veranstaltet wurde. Teilnehmer waren: Louis Bergeron (Paris), Pierre Cayez (Lyon), Sydney G. Checkland (Glasgow), Waclaw Dlugoborski (Krakau), Rolf H . Dumke (Münster), Michel Hau (Straßburg), John R. Harris (Birmingham), Gerd Hohorst (Bielefeld), Hubert Kiesewetter (Berlin), Jürgen Kocka (Bielefeld), Clive H . Lee (Aberdeen), Diane Lindstrom (Universität Wisconsin), Norman McCord (Newcastle), Franklin F. Mendels (Universität Maryland), Sidney Pollard (Bielefeld), Jürgen Reulecke (Bochum), Alan Rogers (Nottingham), Eckart Schremmer (Heidelberg), Richard Tilly (Münster).

Preface The contributions of this volume were originally presented at the conference on »Regional Development and Industrialisation«, which was organised by the editor and held at the Centre for Interdisciplinary Research of the University of Bielefeld. The participants were: Louis Bergeron (Paris), Pierre Cayez (Lyon), Sydney G. Checkland (Glasgow), Waclaw Dlugoborski (Cracow), Rolf H . Dumke (Münster), Michel Hau (Strasbourg), John R. Harris (Birmingham), Gerd Hohorst (Bielefeld), Hubert Kiesewetter (Berlin), Jürgen Kocka (Bielefeld), Clive H. Lee (Aberdeen), Diane Lindstrom (University of Wisconsin), Norman McCord (Newcastle), Franklin F. Mendels (University of Maryland), Sidney Pollard (Bielefeld), Jürgen Reulecke (Bochum), Alan Rogers (Nottingham), Eckart Schremmer (Heidelberg), Richard Tilly (Münster).

9

SIDNEY POLLARD

Einleitung

Vom 17. bis 19. Mai 1979 fand im Zentrum für interdisziplinäre Forschung der Universität Bielefeld ein Kolloquium zum Thema „Regionale Entwicklung und Industrialisierung" statt. Es war Teil des Forschungsprogramms 1978/79 des Zentrums und wurde ganz aus Mitteln dieser bewunderungswürdigen Institution getragen. Die Teilnehmer kamen aus verschiedenen Ländern, und das große Spektrum der unterschiedlichen Disziplinen, das sie repräsentierten, spiegelte nicht nur das potentielle Interesse und die Bedeutung regionalgeschichtlicher Untersuchungen, sondern unterstrich auch die Notwendigkeit von Koordination und Kontakt gerade in dieser Entwicklungsphase. Während des Kolloquiums wurden 15 Referate gehalten, von denen hier 13 abgedruckt sind. 1 Sie wurden bewußt so gewählt, daß das Sachgebiet möglichst weit gefaßt war, und sollten vor allem dazu dienen, den Gegenstand in seinen verschiedenen Aspekten zu erforschen und zu definieren sowie Lücken und Zusammenhänge aufzudecken - nicht so sehr dazu, eine bestimmte Frage voll auszuschöpfen. Jedenfalls dürften die Aufsätze (wie alle guten Aufsätze) mehr Fragen aufwerfen als beantworten. Es bleibt zu hoffen, daß sich dem Leser bei der Lektüre der folgenden Seiten neue Denkwege eröffnen und er die Diskussionen nicht etwa als abgeschlossen empfindet. Jeder, der sich in historischen Zusammenhängen mit regionaler Forschung befaßt - besonders mit dem Prozeß der Industrialisierung, wie es in den vorliegenden Beiträgen der Fall ist - wird den Eindruck gewinnen, daß er den Beginn einer rasch fortschreitenden Entwicklung miterlebt. Es ist, als ob die grundlegenden Ideen und Daten nur verborgen waren, weil sie isoliert und nicht im Zusammenhang betrachtet wurden. Jetzt aber, da ihre Bedeutung und innere Beziehung untereinander deutlicher hervortreten, entsteht plötzlich eine wahre Flut von Synthesen und Interpretationsversuchen. Freilich klafft immer ein großer zeitlicher Abstand zwischen der Formulierung neuer Vorstellungen und ihrer Aufnahme in der Fachwelt, ganz zu schweigen von ihrer Übernahme in die Lehrbücher und die Lehre; und so wird auch die Geschichte einschließlich der Wirtschaftsgeschichte noch lange Zeit als die Geschichte von Ländern und Staaten betrachtet werden. Aber ein Anfang ist gemacht. 11

Auch die Wirtschaftswissenschaft ist inzwischen auf die Existenz und Bedeutung der Regionen als territorialer ökonomischer Einheiten aufmerksam geworden, und es gibt eine begrenzte, aber wachsende Literatur zur regionalen Wirtschaftsentwicklung. 2 Interessanterweise gilt ihr Augenmerk vor allem dem Punkt, an dem die Region zum Problem wird, entweder weil sie rückständig ist oder weil sie an Bedeutung verliert. So sind erst kürzlich einige wichtige Arbeiten über die Region als ökonomisches Problem im internationalen Vergleich3 - von den nationalen Untersuchungen einmal ganz abgesehen4 - erschienen, die nachhaltig zu unserem Verständnis der regionalen Entwicklung und der Bedeutung regionaler Einheiten beigetragen haben. Allerdings ist die Region nicht nur eine signifikante Erscheinung, wenn sie sich als Problem darstellt; im Gegenteil, heute ist klar, daß sie die wesentliche operative territoriale Einheit für die Industrialisierung gewesen ist. Die industrielle Revolution war, so läßt sich sagen, im Westen wie auch im Osten ein Industrialisierungsprozeß der Regionen. Die industrielle Revolution ist ein regionales Phänomen. Der ungleichmäßige oder, wie Gerd Hohorst ihn nennt, 5 ungleichgewichtige Wachstumsprozeß der Industrialisierung ist dabei mehr als eine bloß zufällige Zusammenballung neuer Industrien und anderer wirtschaftlicher Aktivitäten in einem bestimmten Raum. Es ist deutlich geworden, daß der Mechanismus, der ihre regionale Verteilung bestimmt, zugleich ein Kernstück des Industrialisierungsprozesses selbst ist. Ein besseres Verständnis dieser ungleichmäßigen Entwicklung würde daher bedeutend zum Verständnis des Industrialisierungsprozesses auf nationaler, ja sogar kontinentaler Ebene beitragen. Wir sind zwar noch weit von einem umfassenden Verständnis dieses Mechanismus entfernt, aber aus den jüngsten Untersuchungen einschließlich der in diesem Band enthaltenen Arbeiten können vielleicht einige vorläufige Orientierungshilfen gewonnen werden. Ein nützlicher Anfang könnte vor allem darin bestehen, die Region in der Phase ihrer Industrialisierung funktional zu betrachten und zu beschreiben. Wichtigster Gesichtspunkt ist hierbei ihr innerer Zusammenhalt, der viel mehr ist als ein bloßes lokales Nebeneinander von Unternehmen. Der Prozeß regionaler Ballung muß vielmehr vor allem in Zusammenhang mit den externen Vorteilen gesehen werden, die Unternehmen erwachsen, die sich nahe beieinander ansiedeln, wobei „Nähe" jeweils durch die zu einer bestimmten Zeit zur Verfügung stehenden technischen Transport- und Kommunikationsmittel bestimmt wird. Dieser Prozeß ist wiederum einer der Gründe für das häufig zu beobachtende zunehmende ökonomische Gefälle zwischen Regionen, so daß eine Region, wenn sie einmal den „Take-Off" vollzogen hat, zur wachsenden relativen Rückständigkeit ihres benachbarten Hinterlandes beizutragen scheint. An externen Vorteilen sind zu nennen: das Vorhandensein von Facharbeitern, Maschinen, neuen Ideen und Märkten, flexiblen wechselseitigen Verbindungen, die Möglichkeit, (lokale) politische Macht zu gewinnen, um 12

so einen Teil der Unternehmerkosten (ζ. B. für Wohnungsbau und Schulen oder den Straßen-, Eisenbahn- und Kanalbau) abzuwälzen, und, allgemeiner, die Leichtigkeit, Kartelle und Lobbys zu bilden. Arbeitsmärkte, Preisabsprachen und zuweilen sogar die Kapitalmärkte hatten in der Periode der Industrialisierung einen regionalen Zuschnitt, und Regionen entwickelten ein Know-How, einen Stil und infolgedessen sogar einen Namen, die ihnen eigentümlich waren. All diese Faktoren entfalteten sich zudem meist kumulativ und führten aus sich heraus zu neuen Wirkungen. So entstand ζ. B. häufig durch Zuwanderung von Arbeitskräften zu neuen Arbeitsplätzen ein Potential an arbeitswilligen Kräften, das wiederum andere Unternehmer anzog, und so weiter auf immer höherer Stufe. Gerade dieser Zusammenhang lenkt das Augenmerk auf den zweiten funktionalen Gesichtspunkt: die Beziehung der Region zum Hinterland. Die industrialisierende und die industrielle Region ist, gemessen an der vorhandenen landwirtschaftlichen Technologie, meist überbevölkert und muß Lebensmittel einführen, wie dies von Hubert Kiesewetter 6 am Beispiel des Königreichs Sachsen beschrieben wird. Meistens müssen zudem auch bestimmte Rohstoffe wie Wolle, Flachs oder Holz eingeführt werden. In Anbetracht der damals hohen Transportkosten kommen als Herkunftsgebiet für diese Lieferungen im Regelfall die benachbarten und näheren Regionen in Frage, d. h. die zunächst „rückständigen" Gebiete, denen die Historiker bislang, im Gegensatz zu den heutigen Gebieten dieser Art, zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt haben. Charakteristisch für diese Regionen ist oft, daß die Agrarproduktion gefördert, das industrielle Potential jedoch unterdrückt wird; sie verkaufen ζ. B. Lebensmittel oder Pferde, verlieren gleichzeitig aber ihre besten Arbeitskräfte, ihre aktivsten Unternehmer und ihre Ersparnisse an die benachbarte, im Aufschwung befindliche Region. Durch die Industrialisierung entsteht so - eingebettet in den weiteren Kontext der nationalen und internationalen Volkswirtschaft - ein komplexes Netz von regionalen Handelsbeziehungen, Bevölkerungsbewegungen, Zahlungsbilanzen etc. Der dritte funktionale Gesichtspunkt ist die Beziehung einer Region zu anderen industriellen Regionen und zu den Weltmärkten. Denn das Wesen der Industrialisierung (wie auch der vorhergehenden Proto-Industrialisierung) besteht in einer elastischen Nachfrage, die sich normalerweise aus zahlreichen entfernt liegenden Märkten ergibt. Andere industrielle Regionen mögen diese ergänzen oder mit ihr konkurrieren, in jedem Fall entstehen aber wichtige Kopplungseffekte zwischen ihnen. Das Interesse am Prozeß regionaler Ausdifferenzierung wendet sich fast immer der Frage nach den Gründen zu. Wie kommt es, daß eine Region industrialisiert wird, eine andere dagegen zurückbleibt? Wie kommt es, daß sich eine potentielle Industrieregion nicht entfaltet, während eine andere blüht? Die meisten der vorliegenden Aufsätze befassen sich mit diesen Fragen in der einen oder anderen Form. Sie bilden untereinander zwar 13

keine Einheit, aber einige Gemeinsamkeiten beginnen sich doch abzuzeichnen. So stellt sich ζ. B. fast allen Beobachtern das Problem als eine dialektische Beziehung zwischen feststehenden Faktoren (zu denen die natürlichen Gegebenheiten wie Rohstoffe und deren Lage zählen) und variablen historischen Faktoren dar. Dies ist jedoch eine Beziehung, in der die „feststehenden" Faktoren selbst variabel werden, da ihre Nützlichkeit und Bedeutung von veränderlichen und historischen Faktoren wie Technologie, verfügbaren Transportmitteln, Marktmöglichkeiten und Kostendifferenzen sowie davon abhängt, ob es anderswo konkurrierende Ressourcen zu niedrigeren Kosten gibt. Umgekehrt besitzen die variablen Faktoren eine langfristige Stabilität in Form von historischer Tradition und Uberlieferung. Dies soll im folgenden näher betrachtet werden. Die Abhängigkeit von einer natürlichen Rohstoffbasis ist besonders offensichtlich im Fall der Schwerindustrie. Zu den wichtigsten Rohstoffen der Industrialisierungsphase gehören die Minerale, vor allem Kohle und, fast ebenso wichtig, Eisenerz und andere Metalle. So sehen es Norman McCord und Waclaw Dlugoborski in ihren Untersuchungen über den Nordosten Englands bzw. Oberschlesien 7 als sicher an, daß sich diese Regionen aufgrund des Reichtums an Bodenschätzen zu Industriezentren entwickelten, obgleich beide betonen, daß diese nur die Grundlage bildeten und die eigentliche Entwicklung der Region von anderen Faktoren abhing, von denen viele nicht von Dauer waren. Einer der Faktoren, die dafür ausschlaggebend sind, ob und wie weit sich eine Region auf der Grundlage der dort vorhandenen Bodenschätze entwikkelt, ist die Möglichkeit, weitere Industrien auf derselben Grundlage aufzubauen. So stagnierte ζ. B. das Wachstum von Newcastle trotz der frühzeitigen Errichtung verschiedener, mit Dampf arbeitender Industrien im Kohleanbaugebiet in den ersten zwei Dritteln des 19. Jahrhunderts, bis die Entwicklung des Schiffbaus und anderer Schwerindustrien für eine zweite Phase des Aufschwungs sorgte: ein einziger Grundstoff, selbst wenn es sich um gute und günstig liegende Kohle handelt, ist noch keine Garantie für langfristigen Wohlstand. Sydney Checkland hat dies am Beispiel der dramatischen und tragischen Geschichte von Glasgow dargestellt. 8 Die Abhängigkeit eines Gebietes mit einem bestimmten Rohstoff von der Entwicklungsstufe seines Marktes und von konkurrierenden Rohstoffquellen wird anschaulich auch von Diane Lindstrom in ihrem Aufsatz über den amerikanischen Nordosten 9 beschrieben. In einem entwickelten Land sind vor allem Wandlungen im Transportwesen von entscheidender Bedeutung, wie Michel Hau am Fall der französischen Kohlelieferungen im späten 19. Jahrhundert zeigt. 10 Während sich die Form der Entwicklung, die für eine Region aufgrund ihrer Rohstoffbasis nahe liegt, durch andere Umstände weitgehend ändern kann, ist sie doch auf einem sich entwickelnden kapitalistischen Kontinent 14

niemals ganz bedeutungslos, solange die technischen Mittel vorhanden sind, den Rohstoff wirtschaftlich zu verarbeiten. Louis Bergeron 11 illustriert dies am Beispiel von Lothringen, das keinerlei Schwierigkeiten hatte, Kapital zu importieren, nachdem das Thomasverfahren für die Erzgewinnung verfügbar geworden war. Die Betonung der Rohstoffquelle als eines bestimmenden Entwicklungsfaktors liefert so einen ungefähren Anhaltspunkt, um eine bestimmte Form lokaler Anziehungskraft zu erklären, besonders im Fall der Schwerindustrie; aber diese Anziehungskraft muß im Zusammenhang mit anderen Faktoren gesehen werden, von denen einige an zeitlich begrenzte, historische Entwicklungen gebunden sind. Mit anderen Worten, Rohstoffquellen müssen mit entsprechenden Verarbeitungsmöglichkeiten gekoppelt sein. Wenn man dies jedoch zugibt, relativiert sich die Bedeutung der Rohstoffquelle als des ausschlaggebenden Entwicklungsfaktors: Denn hätte nicht, vorausgesetzt, der richtige soziale Rahmen wäre vorhanden gewesen, auch jede andere Rohstoffquelle mit ähnlichem Potential erschlossen werden können? War es die Kohle, die die frühen Industrien nach Großbritannien zog? Oder war es so, daß Großbritannien, als es für die Industrialisierung reif war, eine Kohletechnologie entwickelte, weil die Kohle dort vorhanden war, daß aber ebensogut eine Technologie zur Erschließung von Holz oder ö l hätte entstehen können, wenn solche Rohstoffe vorhanden gewesen wären? Wie weit reicht der Einfluß des Rohstoffs als Bestimmungsfaktor regionaler Entwicklung und wie weit der der technologischen Möglichkeiten? Am anderen Ende der Skala stehen jene Erklärungsversuche, die vor allem die sozio-historischen Variablen, insbesondere die industrielle Tradition einer Region in den Mittelpunkt stellen. Der Gegensatz zwischen diesen beiden möglichen Entstehungsursachen regionaler Industriekonzentration ist allerdings eher theoretisch als historisch, denn die meisten wichtigen Industrieregionen Europas und Nordamerikas verfügten sowohl über Rohstoffe und andere natürliche Voraussetzungen für ihre Entfaltung (einschließlich Wasser, Transportwege usw.) als auch über eine alte industrielle Tradition und bezogen ihre Stärke und Uberlebensfähigkeit gerade aus dieser Vielseitigkeit. Grundsätzlich ist jedoch an der Gegenüberstellung von feststehenden Entwicklungsfaktoren und veränderlichem Kontext festzuhalten. Vor Beginn der eigentlichen Industrialisierungsphase prägte vor allem die Textilbranche die wichtigsten Industriezweige in Europa und Nordamerika, und gerade im Textilbereich hatten die Uberlieferung von Fertigkeiten, die Transportwege und die Märkte besonderen Einfluß auf den Standort späterer industrieller Zentren. Denn Textilrohmaterialien können im Vergleich zu ihrem Wert viel billiger transportiert werden als die Rohstoffe der Schwerindustrie. Deshalb ist die Textilindustrie lokal weniger gebunden. Wolle und Flachs gab es in vielen Teilen Europas und hätte noch 15

zusätzlich in anderen Gebieten produziert werden können, wäre die Nachfrage vorhanden gewesen. Das Rohmaterial selbst bestimmte hier also letztlich nicht den industriellen Standort. Seide andererseits ist zwar im Anbau klimatisch stärker an bestimmte Regionen gebunden; aber da es sich hierbei um ein besonders hochwertiges Produkt handelt, konnte ein Großteil der Seidenindustrie entfernt von den Hauptanbaugebieten des Maulbeerbaums entstehen, zumal im Laufe der Zeit ohnehin ein immer größerer Anteil an Rohseide von außerhalb Europas eingeführt wurde. Bei der Baumwolle schließlich kam der gesamte Rohstoff aus Ubersee, so daß es hier jedenfalls anfangs eine große Anzahl möglicher Standorte gab. Unter solchen Umständen konnte ζ. B. die Tradition eines schon vorhandenen älteren Gewerbes, in dem noch die traditionelle Handarbeitsweise (sei es in Teilzeit- oder in Ganztagsarbeit) verbreitet war, die Verfügbarkeit sauberen Wassers, geeigneter Flächen zum Bleichen oder Wasserkraft eine beträchtliche lokale Anziehungskraft ausüben. Hinzu kommen noch sekundäre Einflüsse wie ζ. B. nahe Märkte und Handelswege, verfügbare Drucker und Musterzeichner sowie Kapitalquellen. Einige der bedeutendsten europäischen Baumwollzentren wie das Elsaß, die Schweiz und die Moskauer Region konnten sich entwickeln, weil es hier schon früher gewerbliche Schwerpunkte für das Bedrucken indischer Stoffe gab, von Baumwollmaterial, das bis auf den Druck ganz in Indien hergestellt wurde. Das Interesse der wirtschaftsgeschichtlichen Regionalforschung konzentriert sich so auf die gewerblichen Standorte vor dem Fabrikzeitalter, insbesondere der auf Heimarbeit fußenden Proto-Industrie. Die Beiträge von Franklin Mendels und Alan Rogers geben Einblick in die jüngsten Forschungsergebnisse auf diesem faszinierenden Gebiet. 1 2 In vornehmlich agrarischen Gesellschaften ist der industrielle Standort weitgehend von der Form landwirtschaftlichen Grundbesitzes, Erbgewohnheiten und der Fruchtbarkeit des Bodens abhängig. Auf dem europäischen Festland wurde die Entstehung der Proto-Industrie in der jüngeren Forschung vor allem mit dem schlechten Boden, den Erbteilungen, die zu Besitzzersplitterung führten, und dem raschen Wachstum der Bevölkerung (sei es als Ursache, sei es als Wirkung) in Verbindung gebracht. In England dagegen waren im Falle der in Heimarbeit tätigen Stuhlwirker kurz vor Beginn der industriellen Revolution von Großgrundbesitzern beherrschte und von völlig verarmten Pächtern bewohnte Dörfer ein schlechter Nährboden für die gewerbliche Entwicklung. Eine relativ gleichmäßige Verteilung mittelgroßer Besitzeinheiten scheint dagegen eine besonders günstige Voraussetzung geboten zu haben. Für die Midlands als ganze bildeten niedrige Löhne, schlechte Aussichten in der Landwirtschaft, aber normale Transportmittel den Hintergrund für den Aufschwung der Stuhlwirkerei. Im Falle Wuppertals, den Jürgen Reulecke beschreibt, 13 spielten noch komplexere, obwohl ebenfalls zeitgebundene Gründe für die frühzeitige gewerbliche Verdichtung eine Rolle. Einer der signifikanten Vorteile, der 16

sich hier im Laufe der Zeit aus gewerblichen und kaufmännischen Aktivitäten ergeben hatte, war die Existenz einer Klasse aktiver, risikofreudiger und intelligenter Unternehmer, die Erfahrungen in der Belieferung der Weltmärkte gesammelt hatten, sowie einer Schicht gut ausgebildeter und einfallsreicher Arbeiter. Die Nähe zu den Gebieten der Eisen- und Kohleindustrie (vor der industriellen Revolution im Sauerland und Siegerland, danach im Ruhrgebiet) trug dazu bei, den spezifisch industriellen Charakter der Region zu erhalten. Später entwickelte sich hier der Maschinenbau und die chemische Industrie, hauptsächlich infolge der einst ansässigen Textilindustrie. Das Beispiel von Lyon, beschrieben von Pierre Cayez, 1 4 weist zahlreiche Parallelen zu der von Jürgen Reulecke beschriebenen Geschichte von Barmen-Elberfeld auf. In Lyon war es die städtische Seidenindustrie, die eine lange Vorgeschichte hatte und trotz wichtiger technologischer Neuerungen, wie ζ. B. dem Jacquard-Webstuhl, bis ins späte 19. Jahrhundert auf einem vorindustriellen Niveau verharrte. Auch hier waren mehrere standortbedingte Vorteile gegeben, ζ. B. die Tatsache, daß Lyon für die norditalienischen und später südfranzösischen Rohseidenhersteller erreichbar war und einen schiffbaren Fluß, die Rhône, hatte, der als bequemer Transportweg diente. Auch trugen die weiter entfernt liegenden Gebiete der Schwerindustrie und die nahe gelegene chemische Industrie zu einem starken Kapital- und Bevölkerungswachstum bei. Pierre Cayez verweist auch auf die komplexen industriellen Standortverschiebungen innerhalb der Region, ja selbst innerhalb der Stadt, die so erfolgten, wie es gerade den Erfordernissen der organisatorischen Struktur, der Marktlage, der Größe der Bevölkerungszahl sowie den alternativen Möglichkeiten zur Nutzung des Bodens entsprach. Die Rolle von Regierungen als einem weiteren historischen und sozialen Faktor für die regionale Entwicklung wird im vorliegenden Buch kaum behandelt. Das ist kein reiner Zufall. Diejenigen, die auf diesem Gebiet gearbeitet haben, sind der Uberzeugung - wie dies auch durch detaillierte Beispiele, die Jürgen Reulecke 15 zitiert, bestätigt wird - , daß bei der regionalen gewerblichen Entwicklung am besten regiert, wer am wenigsten regiert. Administrative Organe, ob nun auf städtischer, regionaler oder nationaler Ebene, waren entweder darauf bedacht, bestehende Institutionen zu erhalten und sich deshalb Veränderungen zu widersetzen oder ungeeignete privilegierte Industriezweige zu fördern, so daß ihre gezielten Interventionen meist mehr schadeten als nützten. Es besteht hier jedoch die Gefahr, daß man das Kind mit dem Bade ausschüttet. Behördliche Interventionen und die Rolle des Staates im Industrialisierungsprozeß waren nämlich, grob gesagt, von zweierlei Art. Zum einen gab es punktuelle Subventionierung, Regulierung, Verbot oder Schutz für diese oder jene Industrie oder Firma, alles, wie wir gesehen haben, mehr schädlich als nützlich. Zum anderen sorgten Regierungen aber 17

auch allgemein für eine Atmosphäre und Umwelt, in der Kapitalismus und bürgerliche Gesellschaft gedeihen konnten, ein Klima inneren Friedens, in dem durch das Rechtssystem Sicherheit und Eigentum gewährleistet (die Funktionen des Nachtwächterstaates) und eine Infrastruktur wie ζ. B. Straßen, Post oder sogar ein Grundschulsystem bereitgestellt wurden. Da sich diese Faktoren meist auf das ganze Land bezogen, können sie zwar kaum zur Erklärung der regionalen Differenzen herangezogen werden, sie waren aber für die Industrialisierung als solche wichtig und hatten vor allem dort eine besondere regionale Bedeutung, wo eine von Natur aus zusammenhängende Wirtschaftsregion auf mehrere staatliche Hoheitsgebiete verteilt und dadurch in ganz unterschiedliche Wirtschaftsregionen aufgespalten war. Dies war der Fall in Oberschlesien, dessen Entwicklung Waclaw Dlugoborski in seiner Studie beschreibt und dabei einige der kompliziertesten Fragen des vorliegenden Bandes aufwirft: 1 6 Die Region war im Vergleich zu anderen europäischen Regionen von Natur aus reich an Rohstoffen wie Kohle, Erz und Nichteisenmetallen sowie an Wald und Wasserkraft, lag aber verkehrstechnisch ungünstig. Dieselbe schlechte Randlage nahm sie auch in jedem der drei Länder ein, auf die sie im 19. Jahrhundert politisch aufgeteilt war. Aufgrund der verschiedenartigen Verfassung und Politik ihrer jeweiligen Staaten wiesen die drei Teile des Kohlebeckens sehr unterschiedliche Entwicklungs- und Aufstiegsgeschwindigkeiten auf. Der preußische Teil, der bei weitem größte der drei, war zugleich auch der am weitesten fortgeschrittene; derjenige Kongreßpolens, der von Rußland regiert wurde und der der nächstgrößte Teil war, profitierte von einem großen, noch nicht entwickelten Hinterland; der österreichische Teil war dagegen der am wenigsten entwickelte. So konnte einerseits die politische Einheit recht unterschiedliche Geschwindigkeiten und Formen der Entwicklung Gebieten aufnötigen, die ihrer natürlichen Ausstattung mit Rohstoffen nach ziemlich identisch waren. Andererseits waren die ökonomisch gesehen höchst künstlichen Grenzen weniger undurchlässig, als die jeweiligen Regierungen gehofft hatten. Denn mit Ausnahme eines wichtigen Zeitabschnittes im späten 19. Jahrhundert wurden Kapital, moderne Maschinenanlagen, Unternehmergeist und Technik, wie zu erwarten, recht ungehindert nach Osten, von Preußen nach Rußland transferiert, während billige Arbeitskräfte und Rohstoffe nach Westen wanderten. Der Zug zur gemeinsamen Entwicklung, der im Falle des ebenfalls zwischen drei Staaten aufgeteilten französisch-belgisch-deutschen Kohlereviers (von Ε. A. Wrigley „austrasisch" genannt 17 ), noch viel deutlicher in Erscheinung trat, war auch hier zweifellos vorhanden. Der zeitweilige Vorsprung einer Region vor einer anderen, der sich aus dem Zusammenspiel einiger der genannten Faktoren ergab, ist das Thema von Gerd Hohorsts vergleichender Studie über die preußischen Regionen. 18 Verbunden mit Veränderungen des Bevölkerungsvolumens (wie 18

beim proto-industriellen Modell, jedoch mit dem Unterschied, daß es nicht so sehr die Heirats- als vielmehr die Geburtenziffern waren, die auf die Prosperität reagierten), wies das industrielle Wachstum einiger Regionen ein zunehmend größer werdendes Gefalle gegenüber denjenigen Regionen auf, die sich auf Agrarexporte spezialisiert hatten. Die Berücksichtigung der Bevölkerungsvariablen, die mit dem Angebot an Arbeitskräften mehr oder weniger gleichgesetzt werden kann, hat den Vorteil, daß hierfür zuverlässigere statistische Daten vorliegen als für die meisten anderen Variablen. Das Ergebnis dieser Untersuchung ist die von Hohorst vertretene Uberzeugung, daß regionale Differenzierung, die kumulierende Ungleichgewichtigkeit regionalen Wachstums, ein wichtiger Bestandteil des gesamten Wachstumsmechanismus ist. Schließlich ist noch der von allen bestimmenden Faktoren am wenigsten greifbare zu nennen, der Markt. Als Erklärungsfaktor regionaler Differenzierung ist er vor allem unter dem Aspekt seiner Erreichbarkeit zu betrachten, die wiederum von der sich wandelnden Transporttechnologie abhängt. Es handelt sich hierbei also eher um einen variablen als um einen konstanten Faktor, doch gibt es einen Fall, in dem der Markt ständig eine bedeutende Anziehungskraft ausübt, und dies ist die Großstadt und besonders die Hauptstadt. In seiner Untersuchung, die übrigens auch die starke industrielle Spezialisierung der britischen Regionen 1 9 betont, befaßt sich Clive Lee mit der besonderen Bedeutung Londons für die viktorianische Wirtschaft. Hier erwuchs aus der Häufung staatlicher und behördlicher Dienststellen, aus den Luxus- und Konsumgüterindustrien wie auch aus der Notwendigkeit, eine riesige und wohlhabende Bevölkerung zu versorgen, ein industrieller Komplex, dessen quantitatives Wachstum nicht nur andere Industriezentren übertraf, die sich nur auf eine „Exportindustrie" gründeten, sondern der zeitweilig sogar fast das gesamte britische Wachstumspotential auf sich vereinigte. London stellt insofern eine historische Brücke dar zwischen der traditionellen Hauptstadt wie Paris, Berlin oder St. Petersburg mit ihren typischen, dem Luxus dienenden Handwerks- und persönlichen Dienstleistungsbetrieben und dem modernen großstädtischen Ballungsraum. Hier verbindet sich die Suche nach „external economies", die sich benachbarten Industrien bieten, mit der Suche der Bevölkerung nach Konsum- und Unterhaltungsmöglichkeiten, wie es sie nur in den größten Zentren gibt, zu einer kaum aufzuhaltenden Ausbreitung des Stadtgebietes, das sich in die offene Landschaft hineinfrißt und gleichzeitig dem übrigen Land und den weiter entfernt liegenden Gebieten Bevölkerung, Industrie und Wachstumspotential entzieht. Das Beispiel der Bundesrepublik Deutschland nach 1945 hat gezeigt, daß es keiner Hauptstadt bedarf, um solche Ballungsräume entstehen zu lassen. In einem modernen Staat sind die Probleme regionaler Ungleichgewichtigkeit und deren potentielle Lösungen jedoch völlig anders gelagert. Der Staat verfügt über viel mehr Macht und Erfahrung; die regionale Umvertei19

lung zugunsten einer unterentwickelten Region kann beabsichtigte Politik sein, während die zunehmende Konzentration der im Aufschwung befindlichen Regionen in sich selbst zu einem Nachteil werden kann, nicht nur im Hinblick auf hohe Bodenpreise und Arbeitslöhne - dies war immer so - , sondern auch in bezug auf Verkehrsstaus, Verschmutzung und soziale Benachteiligung. Heute wie eh und je haben solche regionalen Probleme eine beachtliche traditionale bzw. historische Dimension. Sie entstehen gerade aufgrund vorangegangener Entwicklungen, die u. U . wenig Bezug zu aktuellen Erfordernissen und wirtschaftlicher Rationalität haben. Aus diesem Grunde brauchen Planer und Sozialreformer historische Kenntnisse über die Ursprünge und Funktionen regionaler Strukturen, die der Gegenwart vererbt wurden, und dieser Band soll hierzu einen kleinen Beitrag leisten. Darüber hinaus verfolgt er jedoch auch ein spezifisch historisches Interesse, denn ohne das Verständnis der regionalen Dimension, des regionalen Aspekts von Wachstum und Reaktion, bleibt ein Großteil der Geschichte westlicher Industrialisierung unerklärt.

Anmerkungen 1 Rolf Dumkes Beitrag zur Wirtschaftspolitik des Deutschen Zollvereins und Eckart Schremmers Beitrag .Measurement and Value-Judgement in Regional Quantitative Development' werden an anderer Stelle veröffentlicht. 2 Z. B. L. Needleman (Hg.), Regional Analysis. Selected Readings, Harmondsworth 1968; Harvey S. Perloff u. a., Regions, Resources and Economic Growth, Baltimore 1960; Walter Isard, Methods of Regional Analysis, Cambridge/Mass. 1960; Horst Siebert, Regionales Wirtschaftswachstum und interregionale Mobilität, Tübingen 1970; Harry W. Richardson, Elements of Regional Economics, Harmondsworth 1969. Vgl. auch die Einleitung von R. Fremdling, T. Pierenkemper und R. H . Tilly in: Rainer Fremdling und Richard H. Tilly (Hg.), Industrialisierung und Raum, Stuttgart 1979, S. 9-26. 3 Z. B. O.E.C.D., The Regional Factor in Economic Development, Paris 1970, und dies., Issues of Regional Policies, Paris 1973; E. A. G. Robinson (Hg.), Backward Areas in Advanced Countries, 1969; Centre Européen de coordination de recherche et de documentation en sríences sociales, Regional Disequilibria in Europe. Backward Areas in Industrialized Countries, Brüssel 1968; Fritz Voigt u. a., Wirtschaftliche Entleerungsgebiete in Industrieländern, Köln 1969. 4 S. unten S. 276 ff. 5 S. unten S. 215 ff. 6 S. unten S. 89 ff. 7 S. unten S. 33 ff. und 142 ff. 8 S. unten S. 33 ff. und 276 ff. 9 S. unten S. 69 ff. 10 S. unten S. 239 ff. 11 S. unten S. 129 ff. 12 S. unten S. 177 ff. und 196 ff. 13 S. unten S. 52 ff. 14 S. unten S. 107 ff. 15 S. unten S. 52 ff.

20

16 17 18 19

S. unten S. 142 ff. E. A. Wrigley, Industrial Growth and Population Change, Cambridge 1962. S. unten S. 215 ff. S. unten S. 254 ff.

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SIDNEY P O L L A R D

Introduction

O n 17th to 19th May 1979 a colloquium took place at the Zentrum für intedisziplinäre Forschung of the University of Bielefeld, on Regional Development and Industrialization. It was wholly financed by that admirable institution as part of its Research Programme 1978/9, and brought together a group of specialists from different countries. The wide spectrum of different disciplines which they represented was a pointer not only to the potential interest and significance of historical regional studies, but also underlined the need for co-ordination and contact at this stage of development. Altogether fifteen papers were read to the colloquium, of which thirteen are reproduced here. 1 They were chosen deliberately to cover as wide a range as possible, in order to explore and define the subject and to discover gaps and linkages, rather than to exhaust any one topic in particular. In the event, the papers (like all good papers should) raise more questions than they answer. The reader, it is to be hoped, will find new avenues opening out as he reads these pages, and no discussions closed. Anyone entering upon regional studies in an historical context, particularly, as with this group of papers, in connection with the process of industrialization, will gain the distinct impression of being in on the beginning of a fast growing movement. It is as though ideas and the data on which they are based had lain dormant, because isolated and not seen in context, but now that their significance and interconnections are becoming clearer, the syntheses and interpretations are coming forward with a rush. There is, as always, a considerable gap between the enunciation of new ideas and their acceptance by the profession, let alone the textbooks and teaching schemes, and history, including economic history, will for a long time continue to be seen essentially as the history of countries and states; but a beginning has been made. Economists, also, have become aware of the existence of regions as significant territorial units, and there is a small but growing literature on regional Economics. 2 Interestingly enough, their main attention has been devoted to the point at which the region becomes a problem, either because it is backward or because it is declining, and some important studies on the problem region on an international scale, 3 quite apart from the national 22

studies, 4 have appeared recently, and have made a considerable addition to our understanding of regional development and the role of the region. However, the region is of significance not only when it stands out as being a problem: on the contrary, it is clear today that it was also the significant operative territorial unit in which industrialization took place. The industrial revolution in the west (as well as in the east) has been everywhere a process of the industrialization of regions. The industrial revolution is a regional phenomenon. The uneven, or, as Gerd Hohorst terms it, 5 unbalanced progress of industrialization is more than merely a random bunching of new industries and other economic activities. O n the contrary, it has become clear that the mechanism that determined their regional distribution lies at the heart of the mechanism of industrialization itself, and that a fuller understanding of that uneven development would contribute significantly to an understanding of the process of industrialization on a national and indeed continental scale. W e are very far from a full understanding of that mechanism, but some tentative guidelines might perhaps be drawn from recent studies, including those collected in this volume. O n e useful way in which a start might be made would be to see and describe the region in the phase of industrialization in a functional way. Its most important aspect is an inner cohesion, which is much more than a mere locational juxtaposition of firms. The bunching is above all connected with the external economies that accrue to firms which settle next to others, proximity being in each case defined in terms of the technical means of transport and communication available in each age. This process, in turn, is one of the causes of the often observed widening gap between regions, so that once a region "takes o f f " , it seems to confirm and contribute to the growing relative backwardness of its neighbouring hinterlands. Among the external economies are access to skilled labour, to machinery, new ideas and markets; flexible backward and forward linkages; the possibility of gaining (local) political power so as to externalise some of the industrialist's costs, like housing, schooling or road, rail and canal building; and, more generally, the ease of forming cartels and pressure groups. Labour markets, price agreements, at times even capital markets, were regional in this period, and regions developed a know-how, a style and therefore even a reputation of their own. Most of this was cumulative and self-re-inforcing: thus labour would migrate to the new jobs, thereby creating a pool of willing labour which attracted other industrialists, and so on in widening circles. This very effect draws attention to a second functional relationship of the region: its links with its hinterland. The industrial and industrializing region is generally overpopulated in terms of current agricultural technique, and needs to import food, as described for the Kingdom of Saxony by Hubert Kiesewetter. 6 It often also needs to import certain raw materials, 23

such as wool, flax or timber. Given the high historical costs of transport, the sources to these supplies are normally the surrounding and neighbouring regions, the incipient "backward" regions to which, unlike their modern counterpart, too little attention has been devoted by historians. These regions may find that while their output of agrarian products is encouraged, their industrial potential is stifled; they sell their food or their horses, but lose their best labour, their most active entrepreneurs, and their savings to the neighbouring boom area. Industrialization thus sets up a complex network of relationships of regional trade, migration, balance of payments, all within the wider national economies or across their borders. The third function is the relationship to other industrial regions, and to wider world markets, for the essence of industrialization (as of protoindustrialization preceding it) is an elastic demand which most normally derive from numerous distant markets. Other industrial regions may be complementary or competing; in either case, important linkages develop here also. The interest in this process almost invariably turns towards causation. What causes a region to industrialize, and another to be left behind? Why does one potential industrial region languish, while another one flourishes? Most of the papers assembled here treat this problem in one form or another. N o unity exists or can exist but certain common lines are beginning to emerge. To almost all observers, the problem presents itself as a dialectical relationship between the fixed factors which include natural endowments like resources and location, and the historical factors. But it is one in which the "fixed" factors, the endowments are themselves made variable, since their usefulness and significance depends on shifting and historical factors, such as technology, available means of transport, market opportunities and cost differentials, as well as the presence or absence of competing resources at lower costs elsewhere. And similarly, the variable factors have themselves a long-term stability in the form of historical tradition and transmission. We shall examine these in turn. The dependence on a natural resource base is particularly pronounced in the case of heavy industry. Among the most important resources in the phase of industrialization are the minerals, above all coal, with iron ore and other metals running it close. Thus the papers by Norman McCord and Waclaw Dlugoborski on the North East of England and the Upper Silesian Region respectively, 7 take it for granted that their regions developed into industrial concentrations because of their mineral riches, though both equally stress that these form only a base, and the actual development of the region will depend on other factors, many of them of a temporary nature. One of the factors determining whether and how far a region develops on the basis of its minerals is the possibility of building other industries on their foundation. Thus Newcastle, despite its early precociousness and the 24

development of various heat-using industries on the coalfield, suffered some stagnation in the first two thirds of the nineteenth century, until the development of shipbuilding and other heavy industries gave the region a second lease of life: a single resource, even good quality and favourably placed coal, is never a guarantee of long-term prosperity. This was shown more dramatically and tragically by Sydney Checkland to have been true in the case of Glasgow. 8 The dependence of a resource-based area on the growth stage reached by its market as well as by rival sources, is shown neatly by Diane Lindstrom in her essay on the American North-East. 9 In a developed country, changes in the means of transport are one of the key factors here, as described by Michel Hau in the case of the French coal supply in the later nineteenth century. 10 While the form of development which a resource base will impose on its region may thus vary greatly with other circumstances, it will never be neglected altogether in the midst of a developing capitalist continent, as long as technical means exist to convert the resource economically. Louis Bergeron 11 offers the example of Lorraine, which had no difficulty in importing capital from elsewhere when the chance of developing its ore was created by the basic-process technology. The stress on resources thus offers some vary broad guidelines to one type of locational pull, particularly for the heavy industries, but it must be seen in conjunction with several other factors, some of which are tied to temporary historical developments: in other words, resource must be coupled with opportunity. As soon as that is admitted, however, it leaves the possibility open of making the resource itself relative: for could it not be that, given the right social context, any resource of similar potential could have been developed? Was it coal that drew the early industries to Britain? Or was it that Britain, when she was ripe for industrialization, developed a coal technology because the coal happened to be there, but might equally have developed a timber or oil technology, if she had been rich in those resources? How far goes the influence of the resource, and how far that of the opportunity? The other pole of explanation centres on socio-historical variables, and in particular on industrial tradition within a region. The opposition between these two possible origins of regional industrial concentration is theoretical rather than historical, for most of the key industrial regions in Europe and North America had both resources (including water, transport, etc.) and a tradition, and derived their strength and survival from their many-sidedness; but in principle, the contrast between the inanimate matter and the shifting social context is clear. Before industrialization, the textiles formed much the most important industries in Europe and North America as a whole, and it is in textiles that a tradition of skills, of supply routes and markets have had a particular influence on the location of later industrial concentrations. Textile raw 25

materials are much cheaper to transport in relation to their value than the raw materials of the heavy industries, and this group of industries is therefore more footloose. Wool and flax are found over large parts of Europe and might have been grown over even wider regions if the demand had warranted it, so that the source of the raw material did not determine by itself the ultimate location of the industrial concentration. Silk, it is true, is more limited by climate as to region in which the raw material can be raised, but it is a particularly high value product, and much of the silk industry was built up away from the mulberry-tree concentrations, and in any case a growing part of the raw silk came from outside Europe. In the case of cotton, the raw material came entirely from overseas and there was therefore at the beginning a wide choice of possible locations. In these circumstances, the pre-existence of earlier industry, using traditional hand methods, whether by full-time or part-time workers, as well as the availibility of clean water, of clean bleaching grounds, or of water power were enabled to exert a considerable locational pull. To these must be added the secondary influences, like the existence of markets and trade routes, the skills of printers and designers, the sources of capital. Several of the major European cotton industry centres, like Alsace, Switzerland and the Moscow Region arose because of their earlier concentration on the printing of indiennes, cotton materials produced entirely (except for the printing) in India. Interest thus centres on the locations of industry before the factory, and in particular on the domestic proto-industry. The papers by Franklin Mendels and Alan Rogers offer some insight into recent research on that fascinating topic. 12 Industrial location, as befits societies that were still essentially agrarian, is there made highly dependent on the forms of agricultural holding and inheritance and on the fertility of the soil. Poor soil, partible inheritance leading to dwarf holdings, and rapidly growing population (whether as cause or effect) were associated with proto-industry on the Continent. In England, in the case of the largely domestic framework knitters just before the onset of the industrial revolution, squire-dominated villages, and those with wholly impoverished holders, were poor soil for industrial development: a fairly even distribution of moderate holdings seemed to provide particularly favourable conditions, as between one village and another. For the Midland area as a whole, low wages, poor agricultural prospects but indifferent means of transport form the background conditions for the rise of the framework knitting industry. In the case of Wuppertal, however, described by Jürgen Reulecke, 13 the grounds for the early concentration were more mixed, though equally timebound. Among the more significant assets acquired over long periods of preceding industrial and trading activity were a class of active, risk-taking and knowledgeable entrepreneurs with experience in supplying world markets, together with skilled and inventive workers. Proximity to indus26

trial regions based on iron and coal, in the Sauerland and Siegerland before the industrial revolution, and in the Ruhr area thereafter, helped to confirm the specialist industrial nature of the region which later branched out into engineering and chemicals, largely called into being by the pre-existing textile industry. The example of Lyons, described in the essay by Pierre Cayez, 1 4 contains many parallels to the Barmen-Elberfeld story told by Jürgen Reulecke. In the case of Lyons, it was the urban silk industry which had long antecedents, remaining despite some important innovations like the Jacquard loom still in a pre-factory stage until late in the 19th century. Again, it enjoyed some locational advantages in being accessible to the Northern Italian, and later Southern French, raw silk producers, and in having a major navigable river, the Rhône, as its convenient transport artery. Also, the farther distant regional heavy industries, and the dependent chemical industries closer by, helped to sustain an active growth of population and capital. What Pierre Cayez is able to stress additionally is the complex movement and counter-movement of location within the region and, indeed, within the city itself, according to the needs of the changing organisational structure, the market, and the sheer size of population involved as well as the alternative uses of land. The role of Government as yet another historically conditioned social factor in regional development receives relative scant attention in these pages. This is not entirely accidental. Those who have worked in the field have a distinct impression, confirmed by such detailed examples as that quoted by Jürgen Reulecke, 1 5 that as far as regional industrial development was concerned, he who governs least governs best. Authorities, whether city, regional or national were either intent on preserving existing institutions and therefore resisting change, or on furthering inappropriate privileged sectors, and their direct specific interventions rarely did good and often did harm. Yet there is danger here of throwing out the baby with the bathwater. Government intervention and the role of the State in the industrialization process was, very broadly, of two types. One was the specific subsidization, regulation, prohibition or protection of one or other industry or firm, and these, as we have seen, were rarely beneficial and often damaging. But there was also the general provision of an environment in which capitalism and a bourgois society could flourish, possessing internal peace, a system of law, security and property - the nightwatchman functions - as well as the provision of some infrastructure, such as roads, a postal system or even an elementary system of education. Since these were normally extended over the whole country, they could therefore not explain much of the typical regionalization of development, but they were important for industrialization as such, and took on particular and poignant regional importance where a single natural economic region was divided among several Govern27

ments and economies of very different character in precisely these respects. This was the case in Upper Silesia, described by Waclaw Dlugoborski in a study which raises some of the most complex issues of this volume. 1 6 The region, seen in an European context, was well endowed by nature with such raw materials as coal, iron and non-ferrous minerals, as well as woodlands and water power, but it was badly located in terms of transport to the main markets. This bad peripheral location was also true in each of the three countries among which the field was divided politically in the nineteenth century, but because of the very different constitutions and policies of the three Governments concerned, the parts of the coalfield showed very different rates of development and success. The Prussian part, much the largest, was also by far the most advanced; that of the Congress Kingdom (governed by Russia), the next largest, enjoyed the partial advantage of a large, undeveloped hinterland in which it enjoyed certain advantages; while the Austrian part was the least developed. Thus, one the one hand, the political unit could impose very different speeds and types of development on areas which, by natural endowment, were pretty much identical; but on the other hand the boundary, which was quite artificial in an economic sense, was less impenetrable than the contemporary governments had hoped. For, with the exception of one significant period, capital, advanced equipment, entrepreneurship, and technology moved quite freely east, from Prussia to Russia, as we should expect, and cheap labour as well as raw materials moved west. The pull towards a common destiny, much more clearly evident in the FrenchBelgian-German coalfield, called "Austrasian" by E . A. Wrigley 1 7 which was also split between three States, was unmistakeable here also. The temporary lead of one region over another, cumulated by some of these factors named, is the theme of Gerd Hohorst in his comparative study of the Prussian regions. 1 8 Linked, like the proto-industrial model, to population change (though with the difference that it was the birth rather than the marriage rate which reacted sensitively to prosperity), the industrial growth of some regions showed an ever larger gap as against the regions that had specialised on agrarian exports. Using the population variable, which may, broadly, be equated with the labour supply, has the advantage that there are more reliable statistics available than for most other possible variables. The result of this study is the very strong conviction that regional differentiation, the cumulative unbalance of growth, is an important inherent part of the growth mechanism. Lastly, and most volatile of all among the determining factors, there is the market. As an explanation of regional differentiation it depends on accessibility which in turn depends on changing transport technology, and it is therefore a variable rather than a constant factor. There is, however, one case in which the market exerts a significant constant pull, and that is the great city and particularly the capital city. 28

In his essay, which incidentally also stresses the strong industrial specialization of British regions, 19 Clive Lee traces the particular significance of London for the Victorian economy. Here the accumulation of governmental and administrative services, luxury and consumption industries, and the simple servicing of a huge and wealthy population called forth an industrial complex which not only exceeded in quantitative growth any of those based purely on an "export" industry, but at times drew almost the whole of the British growth potential to itself. London here bridged the historical gap between the more traditional capital city, like Paris, Berlin or St. Petersburg, with its typical luxury crafts and personal services, and the modern conurbation. There the search for the external economies available to industries in bunched proximity combines with the search of the population for the consumption and entertainment possibilities available only in the largest centres to create a solid mass of urban sprawl that eats up all the free land and at the same time denudes the rest of the country and its outlying regions of population, of industry and of growth potential. The example of Western Germany after 1945 has shown that it is not necessary to have a capital city in order to create such conurbations. However, in a modern State the problems of regional unbalance and their potential solutions are altogether different. The State enjoys much greater power and experience, and regional redistribution in favour of the backward ones may be deliberate policy, while the growing concentration of the growth regions may itself become a disadvantage not only in terms of high land and labour costs, which was always the case, but of traffic jams, pollution and social deprivation also. Today, as always, such regional problems have a large traditional or historical dimension: they arise precisely because of preceding developments, which may have little relation to current needs and economic rationale. For this reason present planners and social reformers will require some historical knowledge as to the origins and functions of the regional structure which our present societies have inherited, and this volume may be looked upon as a modest contribution towards that search. It has, however, beside this, also its own intrinsic historical interest, for without an understanding of the regional dimension, the regional point and counterpoint of growth and reaction, much of the story of the industrialization of the West must remain unexplained.

Notes 1 Rolf Dumke's paper on the economic policy of the German Zollverein and Eckart Schremmer's paper on "Measurement and Value-Judgement in Regional Quantitative Development" are not included here and will be published elsewhere. 2 E. g., L. Needleman, ed., Regional Analysis: Selected Readings (Harmondsworth, 1968); Harvey S. Perloff, Edgar S. Dunn, Jr., Eric E. Lampard, Richard F. Muth, Regions,

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Resources and Economic Growth (Baltimore, 1960); Walter Isard, Methods of Regional Analysis (Cambridge, Mass., 1960); Horst Siebert, Regionales Wirtschaftswachstum und interregionale Mobilität (Tübingen, 1970); Harry W. Richardson, Elements of Regional Economies (Harmondsworth, 1969). Also see the introduction by R. Fremdling, T. Pierenkemper and R. H. Tilly in: Rainer Fremdling and Richard H. Tilly, eds., Industrialisierung und Raum (Stuttgart 1979), pp. 9-26. 3 E. g., O.E.C.D., The Regional Factor in Economic Development (Paris, 1970) and idem, Issues of Regional Policies (Paris, 1973); E. A. G. Robinson, ed., Backward Areas in Advanced Countries (1969); Centre Européen de coordination de recherche et de documentation en sciences sociales, Regional Disequilibria in Europe. Backward Areas in Industrialized Countries (Bruxelles, 1968); Fritz Voigt, Johannes French, Rainer Radei, Gerd Unterberg, Wirtschaftliche Entleerungsgebiete in Industrieländern (Köln, Opladen, 1969). 4 Cf. pp. 276 ff. below. 5 Cf. pp. 215 ff. below. 6 Cf. pp. 89 ff. below. 7 Cf. pp. 33 ff., 142 ff. below. 8 Cf. pp. 33 ff., 276 ff. below. 9 Cf. pp. 69 ff. below. 10 Cf. pp. 239 ff. below. 11 Cf. pp. 129 ff. below. 12 Cf. pp. 177 ff., 196 ff. below. 13 Cf. pp. 52 ff. below. 14 Cf. pp. 107 ff. 15 Cf. pp. 52 ff. below. 16 Cf. pp. 142 ff. below. 17 E. A. Wrigley, Industrial Growth and Population Change, Cambridge 1962. 18 Cf. pp. 215 ff. below. 19 Cf. pp. 254 ff. below.

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Erster Teil/Part One

NORMAN M C C O R D

North East England: Some Points of Regional Interest

The object of this paper is to consider some aspects of the history of North East England as a region. The intention is to suggest that there were certain factors at work in the 19th century which helped to produce a kind of regional identity and autonomy which had not existed at earlier periods and which was substantially eroded by other developments within the present century. The region of North East England is taken here to include the historic counties of Durham and Northumberland together with that northern Cleveland fringe of Yorkshire which in many ways shared the fortunes of its northern neighbours. The natural inheritance of this region was a very mixed one. There was a fertile coastal plain - an attenuated version of the fertile lowland areas of eastern and southern Britain - together with a series of river valleys which provided further areas of good farming country as well as important lines of communication. On the other hand the region possessed, especially in its western parts, large areas of relatively barren moors and hills. Mineral resources were important and varied; in addition to the crucial coalfield, there were signifint desits of lead and iron. These natural resources had existed for the ten thousand years or so for which human society has endured within the area, but this does not mean that the region defined for our purposes here has existed as a meaningful unit for more than a small part of that long history. Indeed for the greater part of the span of human occupation of the area the concept of North East England employed here would not prove a useful division for purposes of analysis or description. For a very lengthy early period our archaeologists have preferred the concept of a 'Forth-Humber cultural province' covering a much wider area while the concept of North East England adopted here would have little significance for the three centuries of Roman Britain. During most of the medieval period there were important differences to be drawn between the two counties of Northumberland and Durham. However, for the more modern period with which we are concerned, North East England as defined here possessed a sufficient regional identity to be worth considering as a unit. 33

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An overall view of the experience of Britain during the two centuries after about 1750 might well see it as a period in which local and regional seperateness markedly declined. Among the factors tending to this end we may note improvements in transport, developments in the national media of communications and the striking growth in the functions and resources of central government. However, this process of assimilation was far from an even one, and it can be argued that for regions like North East England certain aspects of economic developments retained for the area a distinctively regional character. Some of these circumstances were, however, temporary rather than permanent, and their precarious nature was demonstrated by 20th century developments. The first national census in 1801 credited the region with a total population of less than a quarter of a million. For many years after 1750, as in Britain as a whole, agriculture remained the principal source of employment and income. 1 As in some other parts of Britain, North East England saw a significant amount of improvement in farming techniques in the later 18th and earlier 19th centuries. This improvement was however patchy rather than general, and there were considerable areas within the region which remained relatively backward in agricultural techniques until well into the second half of the 19th century. Where improvements were effected, much depended upon the energy and skill of improving landowners and farmers, but increases in efficiency and productivity were also influenced by a variety of other factors. In the later 18th century there was an agricultural surplus for export, facilitated by the building of new roads linking farming areas with coastal ports, and the inauguration of early improvements in the shipping facilities offered by a number of ports and rivers. 2 The east coast route leading to the major market provided by London was fed with agricultural products from many points within the region, ranging from the small river ports of the Tees to the town of Berwick at the region's northern fringe, which emerged as an important food-shipping centre in the later 18th century. The region's pattern of agriculture was however also affected by market changes within the region itself. The existence of a small but already growing urban, mining and industrial element could exercise an important influence on such matters as the policies adopted by prominent improving farmers. For example the production of mutton of moderate quality but distinctly low price was deliberately increased to take account of this growing market. 3 Similarly, the import of cattle from Scotland and Ireland for fattening on local farms also increased. The overall expansion in the food supply by the region's farms and the associated growth in many agricultural incomes, played a part in setting the scene for the major period of industrial growth which was to follow, but scarcely stamped a highly distinctive regional character upon the area. Industry and mining did not of course suddenly spring into existence 35

with the enormous growth experienced during the 19th century. Well before this time the region had acquired non-agricultural elements in its economy, though the scale of these activités was small as yet when compared with the dominant significance of the region's agriculture. Even within this earlier non-agricultural sector there were signs of a pattern which was to remain a feature of the transformed regional economy of the later 19th century. The east coast trade in coal, farm produce and other items, reaching down to London, was parallelled by the cultivation of a distinctive range of overseas connection. Before the end of the 17th century, for instance, leading Newcastle merchants retained either their own permanent agents or trusted associates in many ports of western Europe. The coal export trade though tiny by later standards had early established a governing pattern which was to remain interestingly constant during the major period of growth which lay ahead. In 1776 for example the Tyne exported some 77,000 tons of coal; destinations in northern Europe predominated with Germany, France and Scandinavia each taking about a quarter of these shipments. 4 This pattern reflected a long-standing framework of contacts established in other forms of trade also, such as the Baltic trade in timber and naval stores. Even before the period of massive industrial growth, the pattern of the region's overseas trade was distinctive, reflecting a heavy concentration of interest upon the western and north western areas of the continent. Despite the tremendous changes in the regional economy during the century before the first world war, this regional pattern of concentration proved of enduring importance. If agriculture remained the most important single resource of the region until well into the 19th century it did not stand alone. Mining both of coal and of lead was already well established before 1800 though in limited areas within the region, and by the end of the 18th century a wide range of small scale industry was already in existence. The crucial developments in industry and mining which occurred subsequently possessed certain distinctive characteristics marking the region off from the experience of other major development areas within Britain. This can be illustrated not only from those elements which experienced marked growth but also from those which failed to develop into major sources of income and employment. The coalfield proved to be the region's crucial asset, and indeed even its earlier growth had attracted outside comment; for example, a poet of the 17th century had referred to the black diamonds of the North East in the following words England's a world, hath Indies too; Correct your maps, Newcastle is Peru. Until well into the present century the shipment of coal was to provide a key element in the regional economy, while as early as 1851 coal-mining 36

outstripped agriculture as the biggest source of direct employment within the region. The coalfield's influence was two-fold. On the one hand, coal shipments both coastal and overseas provided an important element in the region's balance sheet, while on the other the ready availability of this cheap energy source was a vital inducement for the development on or near the coalfield of a significant range of coal-using industries. Before looking further at this factor, however, it may be illuminating to give brief consideration to another interest which experienced a very different fate within the region. We would not now think of North East England as a notable centre of textile manufacture with the possible exception of the 20th century production of man-made fibres, but an observer of about 1800 would not have found such a conclusion so obvious. At that time the region included an important textile centre at Darlington, while Barnard Castle and the city of Durham had also seen considerable growth in this sector. At Darlington the river Skene provided ample water power and by 1820 there were 9 linen and 7 woollen mills in the town, while a planetary system of nearby villages was heavily engaged in associated out-work. Barnard Castle hat 4 wool-spinning mills, while Durham city shared its textile interests between wool and linen, with 4 mills for the former and 3 for the latter. These concentrations, however, were only a part of the region's textile interests in the early 19th century, for there was also a wide range of scattered activity on a smaller scale. In Northumberland, for instance there were textile mills at Alnwick, Mitford, Berwick, Corbridge, Haltwhistle, Otterburn, Hexham and Morpeth. 5 A few of these enterprises, for the most part set in rural contexts, were to enjoy a long life the Otterburn tweed mill survived into the last quarter of the 20th century but most of the North-East's textile ventures proved short-lived. Southeast Durham provides a good example of how transient they could be. A directory of 1793 recorded the establishment of a substantial cotton mill on the outskirts of the village of Castle Eden, but a directory of 1828 told a very different story: 6 "Factory - a hamlet half a mile south of Castle Eden where there was formerly an extensive cotton manufactory, but it has long since gone to decay, though the cottages built for the workmen are still remaining." We need not delay to discuss the reasons for the failure of the textile industry to maintain or increase its earlier growth within this region, and indeed they are only imperfectly understood, but we may note how this failure distinguished the region from some of the other major centres within the developing industrial sector in Britain. The story of coal-mining, however, was a very different one, and the growth of the Great Northern Coalfield provided the biggest single development within the regional economy during the 19th century. This was not of course the country's only major coalfield, and the North East was not the only region to possess a substantial dependence upon this asset. 37

Nevertheless, in a number of ways it is possible to distinguish this northern coalfield from its fellows elsewhere in Britain. Its resources were notable not only for their extent, but for the variety of different types of coal which they embraced, enabling the coalfield to serve a variety of needs, including household and industrial fuel, coking and gas-making. The coalfield's pattern of sales differed from that of other coalfields. Apart from a substantial local consumption, its dominance in the east coast trade leading to London, and its distinctive pattern of overseas shipments, provided a distribution peculiar to this coalfield. In the early years of the present century, for instance, the Tyne alone annually shipped some 17 million tons of coal. Two thirds of this was destined for export markets, with France, Germany and Scandinavia remaining major customers; in comparison exports to destinations outside Europe were relatively trivial. The coastal trade to London remained another vital element. London increased its share of the North East's coastal coal shipments from about 60% in the 1870s to about 80% in the early 20th century. No other coalfield in Britain parallelled this distinctive market pattern. In other ways too the development of the Great Northern Coalfield exhibited distinctively regional characteristics. In its pattern of ownership direct involvement in mining by leading figures within the region's old established aristocracy lasted longer than in many other areas: the Earl of Durham's collieries were not sold until 1896, while the Marquess of Londonderry remained a major coal producer for even longer. Trade unions among the north east miners did not achieve permanent status until the second half of the 19th century and even then separate county organisations developed for Durham and Northumberland. However, the two county unions had much in common, including a long-lasting suspicion of interference in their affairs by national union organisations. The Great Northern Coalfield employed methods of organisation and underground working which differed substantially from arrangements used in other coalfields, as did conditions of employment and wage arrangements. The creation of the North of England Mining Institute in 1852 was deliberately aimed at the provision of a forum to deal with problems arising from the region's own mining interest, while the sumptuous premises erected for this Institute in the regional centre of Newcastle expressed in physical form the pride and the confidence of a distinctively regional mining interest. The development of the coalfield facilitated the growth of a range of industries dependent, either directly or indirectly, on the availability of this ready supply of fuel. We may include here such elements as iron and steel, engineering, shipbuilding, chemicals, glass and pottery. These relationships did not of course remain static, and there were substantial shifts within the industrial sector. One example, the decline of the textile industry, has already been noted, but some of the other shifts of balance were accommo38

dated by changes within the region itself, with some striking examples of internal migration. By about 1800, for instance, iron-making had developed in a scattered range of places within the region, some of them far removed from convenient access to efficient transport facilities. By the end of the 19th century, however, a new pattern had clearly emerged, with the centre of iron and steel making firmly anchored to the region's Teesside fringe, with one important outlier inland at Consett. The chemical industry experienced a similar shift. By the beginning of the 20th century the old Tyne-based chemical industry was in very serious decline, but significant growth was taking place within the region in south east Durham and Teesside. The industrial economy which emerged within the region during the 19th century, and especially after 1850, possessed many inter-locking features which enhanced its distinctively regional character. Not only was the mix of industries different from that of many other regions, but its elements were linked in a complex and diverse fashion. A mutual dependence on the coalfield was one obvious feature; by 1860, for example, the Tyneside chemical industry was a major customer for local collieries, taking some 300,000 tons of coal annually. The development of railway engineering and shipbuilding, and their relationship to coal-mining, provide even clearer examples of these linkages within the region's economy. The region's pioneering role in railway development was intimately associated with the needs of the coalfield, and the fruits of that development had important further proliferations. The construction of the Stockton & Darlington Railway in the mid-1820s is justly celebrated as a major event in railway history. The reasons behind this belief are sometimes misunderstood. This was certainly not the first railway, nor the first railway to make substantial use of locomotives. It deserves its fame, however, as a striking early exhibition of the commercial transformation which could be derived from this improved form of transport. 7 In the early 19th century land carriage of coal was so expensive that a ton of coal which cost 4 shillings at a colliery near Bishop Auckland, cost 8 shillings at Darlington and 12 shillings at Stockton, having travelled a total of 19 miles. It cost less to move a ton of coal by sea from the Tyne to London than to move it 10 miles overland. The early development of coal-carrying railways in south Durham reduced the cost of coal carriage from 4 or 5d per ton/mile to 1 / 3 d per ton/mile by about 1840. This transformed the commercial opportunities of the inland Durham collieries in the vital sea-borne coal trade. The development of railway expertise within the region facilitated the growth of this expanding sector of engineering. The promoters of the Stockton & Darlington Railway followed up that success by providing vital capital for the firm of Robert Stephenson & Co. on Tyneside. This firm became the nucleus of a railway engineering industry which developed a wide range of contacts in railway building both at home and in many other 39

parts of the world; the already established trading connection with western Europe provided opportunities for the North East's manufactures of locomotives, rolling stock and rails. Success in railway engineering encouraged the growth of iron and then steel making. For many years most of the large iron works on Teesside lived predominantly on the production of iron rails. The needs of the coalfield also played a major role in the development of shipbuilding within the region. One of the most important technological developments within the region was the demonstration of the superiority of the iron-built, steam-powered and screw-propelled merchant ship over the older wooden sailing ships. The key break-through here came in 1850 with the launching of the John Bowes, an iron built screw collier significantly introduced by Charles Mark Palmer, a leading figure in the region's mining interests. Again this was not the first iron steam ship propelled by screw propeller, but the innovation that counted was the demonstration by the John Bowes of the unmistakable commercial superiority of the more advanced type of vessel. The possible threat to the north-east's predominance in the London coal market posed by railway access to the capital from other coalfields made improved shipping arrangements vital and provided the necessary spur to successful innovation. Long before the end of the century it was an established local joke that Palmers built their iron colliers by the mile and then chopped them off into convenient lengths. The demonstration of the superior qualities of the new kind of merchant vessel was not confined to coal, and led to the growth of the region's shipbuilding interests, with a wide range of types built in north east yards. Again growth here provided associated effects. When the world's demand for iron rails began to slacken, the region's iron works found a new lease of life in the production of enormous quantities of ships' plates. In 1875, for instance, the work force employed by the Consett Iron Works numbered 5-6,000 men and this company was Britain's biggest manufacturer of ships' plates. By about 1890, with yet another shift in materials, Consett produced about 175,000 tons of steel annually, with ships' plates still a crucial item. These major sectors of the regional economy - coal, engineering, shipbuilding, iron and steel - were intimately linked together by these developments of the 19th century. Improvements in the region's transport facilities also reflected this interlocking pattern of economic growth, with the creation of successive networks closely geared to the needs of other sectors of the region's economy. Even before the advent of the railways there were significant changes in the communications system. As in other areas of the country, the building of new roads quickened in the later 18th century and continued thereafter. The building of the turnpike and later roads did not occur in a vacuum, but such expensive exercises were only embarked upon where there was an economic need to be met by such improvements. Mention has already been 40

made of the significant export trade in agricultural produce in the later 18th century; this trade was reflected by the building of the Northumberland 'Corn Road', a turnpike road running from Hexham via Rothbury through extensive farming areas to the coastal port of Alnmouth. By the early 19th century the road carriage network had already become much more sophisticated, with regular freight services connecting all centres of any importance within the region. A complex network of collection points and road feeder services linked the improved road system with the extended facilities provided by the region's rapidly expanding shipping services. The region's early contributions to railway development arose primarily from the needs of the coalfield, and the developed rail network within the region remained intimately connected with the needs of the developing regional economy. The company which emerged in control of the rail services for the region was very firmly the North Eastern Railway, dominant throughout the region, and essentially devoted to serving the region's needs. The regional character of this key enterprise of the 19th century, and the way in which it reflected an inter-locking regional economy substantially insulated from external control, is well illustrated by the men who managed its activities. In 1898, for example, its chairman was Sir Joseph Pease, from a Darlington family with close connections to many interests within the region's industries. The deputy chairman was Sir Isaac Lothian Bell, a leading iron manufacturer; other directors at that time included a Ridley and a Grey, from aristocratic families with major links to local industry, Sir David Dale of the Consett Iron Works and Sir William Gray, a leading shipbuilder. With such men at the helm, it is understandable that service to local industry was a major preoccupation of the North Eastern Railway. A parallel development took place in the region's ports. Increased trade and innovations in shipbuilding techniques brought an acute need for improved facilities in the ports of Tyne, Wear and Tees. All of the region's important harbours came under the control of statutory port authorities. In the political pressures which brought about the creation of these bodies local industrialists played a key role. O n the governing bodies of these authorities interested industrialists continued to play a very prominent role, ensuring that port developments matched the needs of the interests represented. Developments in the region's financial institutions illustrated similar tendencies. Newcastle's first bank was in existence as early as 1755, and by 1788 there were 5 banks in this regional centre; in the south of the region at Darlington, the Backhouse Bank, founded in 1774, provided parallel facilities. 8 B y the 1780s these local banks had established a standing committee to deal with matters of mutual concern. All of these early banks were founded by men already much involved in other aspects of the regional economy. This close relationship was reflected also in the way in 41

which the early banking houses were regarded by other leading interests within the region. Six times between 1772 and 1816 local banks came under severe financial pressure and on all of these occasions there was a strong rally of local support to stave off the threat. In 1793, for instance, by which time the region's banks had nearly £ 7 4 million of their own notes in circulation, a financial crisis saw local landowners and business men providing local banks with guarantees of support amounting to almost £ l ¡ 2 million. At first sight the arrival on the northern banking scene in 1828 of the Newcastle Branch of the national Bank of England may appear as a considerable erosion of the region's financial autonomy. T o some extent this was the case, but not necessarily to the detriment of the regional economy. A study of the correspondence of this bank indicates that its business was very largely concerned with the affairs of the North East as defined for our purposes here, and that its relations with the region's developing industries was a close and important one. Moreover the presence of a provincial branch of the Bank of England provided the region with significant back-up resources which proved of great value at certain critical periods. During the financial crises of 1847 and 1857, for instance, involving the collapse of major local banks, the adverse effects on local industry were markedly limited by the deliberate action of the Bank of England in providing substantial assistance to local industrial enterprises endangered by the crisis. Moreover, after a brief initial period of friction, a harmonious relationship was established between the branch Bank of England and the still expanding range of independent banks within the region. The branch Bank of England was rapidly accommodated within such obvious activities as clearing house arrangements for the banks in the area, and also the branch came to be looked to as a source of support and information by other banks. The branch was an important element in a developing system of commercial intelligence within the regional banking world, in which information about the credit-worthiness and other attributes of local enterprises and individuals was commonly exchanged, with beneficial effects on the regional economy. The close connections between the region's banks and the growing industrial interests could be illustrated in many ways, but perhaps a couple of examples will serve to illuminate the links. In 1859 the region's private banks were reinforced by a new arrival in Newcastle - the banking partnership of Hodgkin, Barnett, Pease & Spence - which rapidly established a significant industrial connection. During a short but sharp recession in shipbuilding in 1866, this bank shored up more than one hard-hit shipyard. The Wigham Richardson yard on Tyneside was one of these, and its owner later recalled that 9 "there was so little work at Walker that grass grew in the shipyard and the cartmen requested permission to reap the hay . . . If it had not been for the kind support of our bankers, and especially of John 42

William Pease, I think we should have lost heart and thrown up the sponge." A few years later it was the backing of this bank which enabled the old established engineering firm of R & W Hawthorn to be radically reconstructed, with infusions of new management and capital which set this important enterprise on a renewed voyage of expansion. The creation of the Newcastle Stock Exchange at Newcastle in 1845, and the expansion of various forms of insurance, were other aspects of the growth of financial institutions devoted to serving the needs of the regional economy. The inter-locking nature of the regional economy also involved important links in personal terms. The long-standing trading connections of the region with the Baltic lands made the North East a suitable reception area for adventurous entrepreneurs from that quarter, and a number of these played significant roles in building up the region's industries. Christian Allhusen was an early example here, engaged at first in the potentially lucrative but commercially uncertain corn trade, and then utilising profits amassed in that speculative business to become a major figure in industrial Tyneside, with the chemical industry one of his principle interests. T o Allhusen's corn-trading ventures there came a younger north German immigrant, Henry Bolckow, who contrived to accumulate in that sector a convenient capital of some £ 20,000 which enabled him to embark upon his pioneer role in the mid-19th century in the creation of the iron industry on Teesside. In the development of the paint-making industry, especially for specialist maritime application, the Holzapfel brothers played a similarly formative role. In addition to this kind of external recruitment, however, the relatively small group which effectively controlled the major sectors of the region's economy was knitted together by a complex network of personal relationships. We have already seen something of the interlocking industrial interests which might naturally lead to the presence of an iron manufacturer among the directors of a shipyard, or a coalowner on the board of a major chemical factory, but that kind of link did not exhaust the significant connections between leading figures in the regional economy. In addition to personal links of family and friendship a complex web of connections existed in such spheres as religion, sport and recreation, intellectual and cultural interests, shared experiences of education or apprenticeship. Of course the regional character of many of these groupings was not necessarily complete or exclusive, but overall these linkages were not only very varied but cumulatively significant in tying together the leading elements in the regional economy. Many examples of such kinds of connection could be cited, but perhaps one amusing instance may be used to illustrate the point. In the years after 1882 the Tyneside shipbuilder Wigham Richardson was the central figure in one such coterie. During the winter months he held regular Virgil evenings at his home; a party of friends dined together, then settled down to read and discuss passages from Virgil. When the major 43

works of that poet had been covered, Horace came next, though we are told that a subsequent proposal to go on to Lucretius "frightened some of the members". 1 0 Those involved included Thomas Hodgkin, a leading banker as well as a distinquished historian, W. S. Dalgleish, a leading shipowner, Benjamin Browne, head of the important Hawthorn engineering works, Benjamin Noble, also a banker, and Dr. Theodore Merz, leading northern scientist and expert in the industrial application of improved scientific techniques. We need not suppose that Latin literature necessarily monopolised the contacts on such occasions. For many years then the regional economy possessed a high degree of coherence and independence, although of course there were always limits to this autonomy. Economic independence buttressed independence in other forms too. In the region's press a number of leading organs with a distinctively north eastern coverage, such as the Newcastle Chronicle and the Northern Echo, provided a high level of attainment able to compete effectively for many years against irruptions from the expanding national press. In the realm of public administration too the irruptions of the centre into the region's affairs were limited until well into the present century, though of course this point must not be pushed too far. If the phrase 'The Age of Reform' can be applied to much British experience during the 19th century, we ought not to exaggerate the extent to which such innovations were the inventions of the centre. In practice many of the reforms of the period did not occur as prime innovations devised by Parliament or central government, but arose rather as the régularisation and generalisation on a national scale of ideas and devices which had first appeared as the result of local innovation and experiment. In the sphere of social amelioration more was done by the essentially unofficial agency of local philanthropic bodies financed by private resources and controlled by those who provided these funds. Such institutions as hospitals, dispensaries, specialised services for such categories as the blind, the mentally ill, the deaf and dumb, were usually essentially local enterprises separate from the formal agencies of government. 11 An important point for the understanding of the development of government in Britain is that until well into the present century the bulk of official activities which impinged upon the lives of most people was not financed from central taxation under the control of the national government and legislature. Instead these activities of local government were financed by local taxation in the form of the rates on property, and this income was expended by local authorities under the control of a local rate-paying electorate. As long as this substantial financial independence remained intact, these local authorities were capable of considerable resistance to the encroachments of central authority. The great period of economic growth and population increase in north east England during the 1850-1914 period 44

was marked by very considerable increases in the functions and the resources of the various elected local authorities within the region. This expansion in official activity, however, was paid for overwhelmingly by local resources, with the contribution from national taxation on only a very limited level. The increasing economic resources of the region not only financed this administrative growth, but helped to ensure that a great deal of this administration remained under essentially local control. Consider some examples of this relationship within the region. In County Durham the mining area around the little town of Houghton-leSpring saw rapid growth from the 1830s. Its population grew from 21,000 in 1836 to 34,000 in 1882, but over the same period the assessed value of its property for purposes of local taxation rose from £ 46,000 to £ 151,000. 1 2 The rateable value of property in Newcastle totalled £ 449,000 in 1870, but by 1907 had shot up to £ 1,641,000; comparable figures for other towns within the region were Sunderland £ 258,000 and £ 706,000, South Shields £ 125,000 and £ 421,000, Gateshead £ 134,000 and £ 427,000, West Hartlepool £ 67,000 and £ 262,000, Tynemouth £ 112,000 and £ 2 4 3 , 0 0 0 . 1 3 These figures represent a considerable increase in the resources available to local authorities without any drastic rise in the actual level of the local rates levied on property. With such additional resources made available by industrial and commercial growth, it is understandable that the role of local government could expand without any very startling increase in subventions from national resources, and that this expanded role could remain very largely under local rather than national control. O n e or two examples from Newcastle will illustrate the scale of some of these late Victorian developments of official activity within the region. In 1882 the town's Medical Officer of Health already had a staff of a chief inspector and 4 assistant inspectors of nuisances, a chief inspector and an assistant inspector of provisions, and 2 clerks. B y 1907, however, this had grown to a chief inspector, assistant chief inspector and 19 assistant inspectors of nuisances, a chief inspector and 2 assistant inspectors of provisions, a superintendent of municipal midwives, 6 health visitors and 6 clerks, not counting substantial staffs now employed in the city's own hospitals. In the early Victorian period a minority of the small town's streets had been subjected from time to time to the desultory attentions of a handful of scavengers. B y 1911 the city's cleansing department employed well over 500 men; for cleansing purposes the city was divided into 4 districts, each administered by an inspector, each district was divided into 8 sub-districts with a foreman to each, and these were further divided into smaller units of administration. 1 4 The bulk of the cost of this kind of expansion did not come in subventions by central government from national taxation, but from local taxation derived from the increased resources engendered by economic growth and administered by elected local authorities. It has often been remarked that Victorian towns commonly preferred to work with powers derived from 45

essentially local Acts of Parliament proposed by the local councils themselves, rather than rely upon the provisions of national reforming legislation. In practice national reform often followed up a pattern of piecemeal improvement by local legislation. This situation is perfectly intelligible in a situation in which authorities possessed effective financial independence, and often possessed also a jealous guard against attempts at central supervision and control. We may sum up the argument so far by saying that during the century and a half after about 1750 North East England developed a regional economy which differed from that of many other regions, and which was marked by a high level of regional inter-dependence and coherence. During the period 1850-1914 especially, the region experienced phenomenal economic growth, which facilitated both a high level of economic autonomy and also substantial independence within the sphere of the region's official administration. Although Britain did not develop any formal agencies of administration based upon a regional pattern, local authorities within the North East region enjoyed a substantial degree of independence in the management of their own activities. The extent of this independence must not be over-stated, for in some respects the very success of the Victorian regional economy brought with it new dimensions of dependence. In such major areas as coal, iron and steel, engineering, shipbuilding and chemical manufacture, a crucial dependence on export markets which were not necessarily secure or permanent was a marked feature of the region's greatest period of economic growth. Moreover as population boomed in the later 19th century there necessarily developed a greater level of dependence on imported food supplies. Between 1863 and 1882, for example, the Tyne harbour experienced the following increases in food imports - butter from 32,242 cwts to 332,120 flour from 12,214 sacks to 334,384, wheat from 87,995 quarters to 224,070, cheese from 18,911 cwts to 30,160. Even when allowances have been made for some subsequent transfer elsewhere, these figures represent a considerable extension of the region's dependence on food bought abroad. While the regional industrial economy remained at a generally high level of prosperity, such increases in import and consumption could be viewed with equanimity. The balance sheet would be much altered, however, if this prosperity were to come under severe pressure. In the distinctive mix of industries which marked the developed regional economy, one peculiar factor stood out. North East England depended to an unusual extent for its income and employment upon a relatively narrow range of inter-locking sectors such as coal, iron and steel, engineering and shipbuilding. For example at the beginning of this century coal mining provided 15% of all employment in Northumberland, and a prodigious 23% in County Durham. 1 5 Coal production had increased enormously, but a high proportion of the increased tonnage extracted was destined for 46

export markets. Similarity, the enormous growth of iron and then steel shipbuilding in the later 19th century had not been supported by British orders alone. The decisions which had resulted in the region's pattern of industrial concentration, and the degree of dependence on overseas orders, had made good sense in the circumstances of the later 19th century. In the altered situation which emerged after the first world war the high level of dependence upon a few staple industries which proved unable to sustain their earlier growth proved to be a serious weakness. The shrinkage of world trade in the depression years of the inter-war period posed major problems for such a region. As late as 1929 north-east ports shipped 21 million tons of coal to overseas markets, but by 1932 this figure had slumped to 12.6 million tons. The drop in coastal shipments was much less drastic, but coal consumption within the region itself also shrank as major industrial customers saw their markets shrink. In the 10 years from 1924 the key coal industry shed almost 50,000 jobs. At the worst point of the depression well over 40% of the insured work force in coal-mining within the region was unemployed. In shipbuilding the region still launched 679,000 tons of new merchant shipping in 1929, but this figure plummetted to a catastrophic 37,000 tons in 1933 and only 67,000 tons in 1934. Even as early as 1923 there had been 14,000 unemployed shipyard workers in Sunderland and 8,000 in Jarrow. It is unnecessary to recapitulate in more detail the evidence for the illeffects of the inter-war depression on what had come to be the region's staple industries. Changing economic fortunes had significant effects on the level of regional independence in a variety of ways. Even before these heavy blows, however, there had been some indications that the insulation of the regional economy was being eroded. Sometimes success itself could detract from the region's separateness, as with Armstrong's takeover in 1897 of its old rival in the armaments industry, Whitworth, which involved the acquisition of major commitments outside the north-east region. More telling perhaps were shifts in the region's financial institutions in the years around 1900, with many of the North East's old banks succumbing to the embraces of major national banks. In 1897 the old Tyneside bank of Woods & Co. was taken over by Barclays Bank, while Lloyds Bank absorbed Hodgkin, Barnett, Pease & Spence in 1893 and the venerable Lambton Bank in 1908. Similarly, association on a national basis became increasingly pervasive in such sectors as iron and steel and the chemical industry. It nevertheless remained true in great part, however, that as long as the region's major industries remained generally profitable they were able to retain substantial freedom from external supervision or control. In the inter-war period, however, instead of being a major growth area, capable of largely financing not only its own economic growth but also a considerable range of communal activities, both official and unofficial, the North East became a centre of serious economic and social problems which 47

its own resources could not easily solve. The inter-locking character of the regional economy, which had been a main advantage in the earlier period of spectacular growth, could now work in a reverse direction, with a slump in shipbuilding orders producing widespread unemployment and deprivation not only among shipyard workers, but also among steel-workers and coal miners. In this more adverse economic climate, it was easy to find examples of the erosion of the earlier high levels of regional autonomy. After the first world war the North Eastern Railway was absorbed into the much wider London & North Eastern network, while by the later inter-war years a large part of the region's developing network of bus services was owned and controlled outside the region. The most illustrious single industrial empire established within the region in its Victorian heyday was the great Armstrong enterprise, employing some 26,000 workers on Tyneside in the years before the first world war. In a post-war world without any great appetite for warships and heavy guns this industrial giant found itself in troubled waters. B y the mid 1920s unsuccessful attempts to find new lines of business saw the firm reduced to dependence on massive transfusions of credit from the Bank of England, a situation which paved the way for the enforced takeover by Vickers in 1927, with the Tyneside giant very much the junior party in the new grouping. The shift in the region's economic fortunes had repercussions in other spheres too. During the previous period of economic expansion there had been no great enthusiasm for the intervention of the central government in the affairs of the region. The pressures of the inter-wars years saw national governments forced to intervene in the region's affairs in ways hitherto unknown. For example, the Coal Mines Act of 1930 went far beyond the provision of regulations for safety and health, to a considerable measure of legislative interference in the commercial operations of coal companies. Reluctantly, painfully and slowly, parliament and central government moved to the improvisation of new devices to stimulate the ailing economy of such regions by overt external interference. Such devices included financing the building of trading estates and attempts to encourage and direct industrial development within the region by a variety of financial inducements covered by grants from national taxation. N o r was external interference confined to direct government action. A company called the National Shipbuilders Security Limited, the inspiration of the Clydeside shipbuilder Sir John Lithgow, was set up to reorganise the shipbuilding industry by the enforced elimination of surplus capacity in altered market conditions. The work of this enterprise resulted in the closure of a number of north-east shipyards, with their sites sterilised as far as shipbuilding was concerned for a planned period of 40 years. Reorganisation of the chemical industry also continued, including the closure of many of the ailing Tyneside plants; the process culminated in the creation of the national combine Imperial Chemical Industries in 1926. 48

The difficulties of the regional economy in the inter-war period also facilitated the extension of the influence of the central government in other spheres, notably in the increase in central ministries' control of local administration. Massive and prolonged unemployment, loss of income and serious social problems produced spiralling demands on public funds for relief activities of various kinds, while at the same time the region's economic difficulties involved losses of rate revenue for the local authorities involved. N o local taxation in the form of rates could be extracted from a closed colliery or a sterilised shipyard. Towns like Jarrow and Gateshead, West Hartlepool and Middlesbrough, formerly in the first rank for increasing growth and prosperity, were now forced more and more to look to the centre for subsidies from national taxation in one form or another in order to cope with the social problems of the inter-war period. This loss of financial independence entailed the acceptance of a greater degree of central supervision and control of local authorities which had been in the past jealous guardians of their own independence. For example, when local boards of poor law guardians had been able to meet their commitments almost entirely from local revenues, they had contrived to retain a considerable local autonomy and flexibility in the conduct of their affairs. By the 1920s, however, the Ministry of Health could exploit the pressing financial needs of such local authorities in hard-hit areas to enforce central control; the necessary sanction for the provision of extraordinary financial help could be, and often was, made dependent upon the acceptance of attitudes and policies approved by the central ministry. Local authorities which in the past had often flouted attempts at central control found such an attitude difficult or impossible to maintain when they were forced to beg for repeated financial help from Whitehall. The 20th century saw in many spheres the growth of the dependence of local authorities on subsidies from the centre, a growth which necessarily entailed the acceptance of tighter relationships of supervision and control than had existed earlier. The influence of the centre was much enhanced by this increasingly firm grip on the power of the purse, in a context in which local resources could no longer be relied upon to meet the region's needs as they had done in the past. The changing fortunes of the regional economy were not of course the only factors tending towards the decline of regional independence. In the 20th century, and even earlier, a variety of other influences was already moving in the same way. Sport, recreation and entertainment, for instance - all matters of very widespread public interest - increasingly took on national forms, as did the developing media of mass communications. Organisation on a national - in some respects even an international - basis became increasingly the norm as the 20th century progressed, over a very wide variety of aspects of life in Britain. However, in the history of NorthEast England the ability of the regional economy to sustain the needs of the 49

region without significant external support or interference was one important influence upon the continuance or the erosion of the region's ability to control its own destiny.

Der Nordosten Englands: einige Aspekte der Regionalgeschichte

Zusammenfassung Die Region Nordostengland, die hier untersucht wird, umfaßt die traditionellen Grafschaften von Durham und Northumberland sowie das Clevelandgebiet Nordyorkshires. Seine regionale Eigenheit entwickelte dieses Gebiet hauptsächlich in der Moderne. Das wirtschaftliche Wachstum des 19. Jahrhunderts verstärkte die Eigenmerkmale der Region. Die entwickelte Industrie zeigte eine charakteristische Mischung sowohl in den vorhandenen Industriezweigen als auch in bezug auf das regionale Handelsnetz. Die Region war gekennzeichnet durch einen hohen Grad von Interdependenz, in der die Unternehmergruppen durch ein kompliziertes Gewebe von geschäftlichen und persönlichen Beziehungen miteinander verbunden waren. Der steigende Wohlstand der Region während dieser Periode ermöglichte eine Ausweitung der Kompetenzen der Lokalbehörden, die im wesentlichen durch Lokalsteuern („rates") finanziert wurden. Durch diese beinahe vollständige finanzielle Selbstversorgung innerhalb der Region konnten sich die örtlichen Behörden der Überwachung und Kontrolle durch die Zentralbehörden weitgehend entziehen. Die Wirtschaftskrise der Zwischenkriegsjahre hatte schwerwiegende Veränderungen zur Folge. Die enggeknüpften Beziehungen der regionalen Industrien wirkten sich jetzt nachteilig aus, indem der Produktionsrückgang in einem Industriezweig nachteilige Folgen in benachbarten oder abhängigen Sektoren nach sich zog. Die wirtschaftliche Depression führte zu Arbeitslosigkeit und den damit verbundenen Sozialproblemen, während gleichzeitig die Steuereinnahmen der Lokalbehörden, welche diese Probleme zu lösen hatten, zurückgingen. Die wachsenden Schwierigkeiten sowohl der regionalen Grundindustrien wie auch der örtlichen Behörden führten zu einer vermehrten Einmischung von außen und zur Überwachung der Regionaltätigkeit durch die Zentralbehörden, wobei jedoch noch andere, zusätzliche Faktoren bei der Unterminierung der regionalen Eigenheit und Unabhängigkeit ebenfalls eine Rolle spielten.

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Notes 1 D. J. Rowe, Occupations in Northumberland and Durham, in: Northern History, VIII (1973), pp. 119-131. For agricultural improvement see S. Macdonald, The development of agriculture . . . in Northumberland 1750-1850, (Ph. D. thesis, Newcastle University, 1974) and J. Bailey & G. Culley, General View of the Agriculture of Northumberland, Cumberland Sc Westmorland, (1805, modern edition edited, with an Introduction, by D . J. Rowe, Newcastle 1972). 2 For an example of these early improvement, P. Barton, Low Worsall; the Shipping and Trade of an Eighteenth-Century " P o r t " on the River Tees, in: The Mariner's Mirror, Vol. 55, N o . 1 (1969), pp. 57-76. 3 D. J. Rowe, The Culleys, Northumberland Farmers, 1767-1813, in: Agricultural History Review, 19 (1971), Part II, pp. 156-174. S. Macdonald, The Role of George Culley of Fenton in the Development of Northumberland Agriculture, in: Archaeologia Aeliana, 5th ser. III (1975), pp. 131-141. 4 Ν . R. Elliot, A Geographical Analysis of the Tyne Coal Trade, in: Tijdschrift voor Econ. en Soc. Geographie, April 1968, p. 85 et seq. 5 Parson & White, Directory of Northumberland & Durham, etc. (1828), passim, 6 Ibid. Vol. II, p. 265. 7 N . McCord & D. J. Rowe, Industrialisation and Urban Growth in North East England, in: Int. Rev. Soc. Hist., XXII (1977), I, 34-5. 8 The references to banking in this paper are based on two main sources. I am grateful to the Bank of England for allowing me to see much of the correspondence of their Newcastle branch for its earlier years. M. Phillips, A History of Banks . . . in Northumberland. Durham and North Yorkshire (1894), is a valuable account written by a man who was for many years a clerk in the Newcastle branch of the Bank of England. 9 J. Wigham Richardson, Memoirs (1911), p. 205. 10 Ibid. pp. 253-4. 11 N . McCord, The Poor Law and Philanthropy, in: The N e w Poor Law in the Nineteenth Century, ed. by Derek Fraser (1976), pp. 87-110. 12 R. G. Barker, The Houghton-le-Spring Poor Law Union, (M. Litt, thesis, Newcastle University, 1974), p. 150. 13 Anon., Free Trade and the Industries of Newcastle upon Tyne and District (1909), pp. 14-15. 14 Institute of Cleansing Superintendents, Proceedings of 14th Annual Conference, Newcastle, July 1911, p. 51 et seq. 15 D. J. Rowe, Occupations in Northumberland and Durham, in: Northern History, VIII (1973), pp. 119-31.

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JÜRGEN REULECKE

Nachzügler und Pionier zugleich: das Bergische Land und der Beginn der Industrialisierung in Deutschland

„Dieses Territorium gehört" - so schrieb der Reisende Justus Gruner 1802 ,,. . . in Hinsicht seiner beispiellosen Industrie vielleicht zu den interessantesten in ganz Europa". 1 Gruner meinte mit seinem Lob die Gewerbelandschaft im Städtedreieck Elberfeld/Barmen (heute Wuppertal), Lennep/ Remscheid (heute Remscheid) und Solingen. Sein geradezu pathetisches Lob der fortgeschrittenen „Industrie" dieser Region wurde von vielen weiteren zeitgenössischen Besuchern und Beobachtern geteilt. Sie glaubten, „hier an dem Anblick des emsigen Fleißes und belohnender Genügsamkeit, der regen Wirksamkeit und des segnenden Reichtums" Züge einer Zukunft zu entdecken, die den traditionellen Erwartungshorizont bei weitem sprengte. 2 Hier schien der Inbegriff einer neuen Zeit, mit dem Begriff „Fortschritt" auf einen griffigen Nenner gebracht, 3 erstmalig in Deutschland reale Formen angenommen zu haben. Man brauchte, so glaubten manche Bewunderer des bergischen Gewerbegebietes, gar nicht mehr erst nach dem schon fortgeschritteneren England zu fahren, um die Vorboten dieser neuen Zeit zu studieren. Es verwundert deshalb nicht, daß einige Unternehmer im Bergischen Land - voll Stolz auf die eigene Leistung bei der Nachahmung englischer Vorbilder, aber auch aus dem Selbstbewußtsein heraus, konkurrenzfähige Produkte erzeugen zu können - ihre Betriebe „Birmingham", „Sheffield" und „ C r o m f o r d " nannten. 4 In dieser ganz nebensächlich erscheinenden Geste drückt sich die eigentümliche und für den Beginn der Industrialisierung bezeichnende Zwitterstellung dieser Region aus, die darin bestand, gleichzeitig - relativ zu England-Nachzügler und - relativ zur gesamten näheren und weiteren preußisch/deutschen Nachbarschaft - Pionier zu sein. Es ist inzwischen mit Recht bezweifelt worden, ob der vielzitierte Satz von Karl Marx: „Das industriell entwickeltere Land zeigt dem minder entwickelten nur das Bild der eignen Zukunft" 5 tatsächlich die ganze Wahrheit enthält. 6 Dabei ist darauf hingewiesen worden, daß nicht nur die Situation der Rückständigkeit, die Rolle des Nachzüglers als solche, schon eine Eigendynamik begründet, die die Industrialisierung des Nachzüglers 52

in vielerlei Hinsicht anders verlaufen läßt als die seines Vorbilds, sondern daß auch unterschiedliche Voraussetzungen und damit in unterschiedlicher Weise weiterwirkende Traditionen und Kontinuitäten stärker zu berücksichtigen sind, wenn man den komplexen Zusammenhang von äußerem Anstoß und eigenem Dazutun zum Start der „Modernisierung" wirklich verstehen will. 7 Diese Feststellung ist für das Verständnis des bergischen Gewerbegebiets als eines der bedeutendsten Einfallstore der deutschen Industrialisierung von entscheidender Bedeutung. Im Gegensatz zum Ruhrgebiet ab 1850/1860, auf das stärker das Bild von der revolutionären Umwälzung durch die Industrie zutrifft - hier wurden ältere Ackerbürger- und Handwerkerstädte und -gemeinden innerhalb weniger Jahre in Industriemetropolen verwandelt - , besitzt der Vorgang der Industrialisierung in den Städten des Bergischen Landes viel mehr einen evolutionären Charakter, d. h. den Charakter einer, wenn auch beschleunigten industriellen Uberformung einer schon vorher ausgeprägten Gewerbestruktur. 8 Die spezifischen Besonderheiten der bergischen Wirtschaftsentwicklung, die das antithetische Verhältnis zwischen der vor allem von England ausgehenden Herausforderung und den eigenen sozioökonomischen Vorgaben schließlich in der Synthese des modernen bergischen Industriebezirks auflöste, sind das Thema der folgenden Ausführungen.

I Was die Besucher des Bergischen Landes um 1800 mit „Industrie" bezeichneten, meinte nicht die Industrie im heutigen Sinn, sondern den Gewerbefleiß, die ausgeprägte gewerbliche Blüte in Handwerk und Manufaktur. 9 Sie war das Ergebnis einer sich seit dem Ausgang des Mittelalters, vor allem aber in der rund 80 Jahre langen Friedensperiode von 1715 bis 1793 ständig weiter ausdifferenzierenden regionalen Organisation von Produktion und Absatz, die auf einer Reihe von spezifischen Voraussetzungen und begünstigenden Konstellationen beruhte. Diese sollen zunächst in aller Kürze genannt werden. 10 1. Ansatzpunkt der Entwicklung, die sich bis ins 13. Jahrhundert zurückverfolgen läßt, war der Zwang zu einer verstärkten gewerblichen Nebentätigkeit der bäuerlichen Hauswirtschaften. Die Sitte der Realerbteilung hatte die wenigen, ohnehin nicht sehr fruchtbaren landwirtschaftlich nutzbaren Flächen immer mehr in Kleinbesitz aufgesplittert, so daß viele der Kleinbauern und Kötter nur durch eine gewerbliche Nebentätigkeit den Erhalt ihrer Nahrungsgrundlage sichern konnten. Als natürliche Standortvoraussetzungen gab es dazu allerdings nur den Holzreichtum des Landes, der die Grundlage zur Holzkohlengewinnung bot, und den Reichtum an Bächen, an denen Eisenschmelzen und Hammerwerke angelegt werden konnten. Außerdem boten die sumpfigen, unfruchtbaren Talwiesen an der 53

Das Straßennetz in Rheinland-Westfalen zu Beginn des 19. Jahrhunderts

Bergisches

Land

Quelle: Gerhard Huck/Jürgen Reulecke (Hg.): . . . und reges Leben ist überall sichtbar! Reisen im Bergischen Land um 1800 (= Bergische Forschungen, Bd. 15), Neustadt/Aisch 1978, S. 15.

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Wupper die Möglichkeit zum Garnbleichen. Wenn auch die für die gewerbliche Tätigkeit notwendigen Rohstoffe - Roheisen und Rohgarn - nicht in der Region vorhanden waren, so waren doch gute Voraussetzungen zur Weiterverarbeitung dieser Rohstoffe zu Halbzeugen und Fertigwaren gegeben. Der Zwang zum Rohstoffeinkauf im außerbergischen „ A u s l a n d " bestand jedoch damit von vornherein! 2. Relativ günstig war die Lage der Region im damaligen Straßennetz: Zwei große Handelsstraßen führten durch das Gebiet, bzw. waren leicht zu erreichen - die Straße von Köln über Schwelm, Hagen, Soest und weiter ins östliche Deutschland sowie die Straße von Dortmund über Hagen, Olpe, Siegen weiter nach Frankfurt und Süddeutschland. Zudem war der Rhein nur eine halbe Tagesreise entfernt. Die Rohgarne konnten daher recht leicht aus dem Ravensbergischen, später auch aus dem Hildesheimer Gebiet bezogen werden; ergiebige Eisenerzgruben waren im Siegerland zu finden, von wo das Roheisen auf den beiden Eisenstraßen in die Mark und ins Bergische Land gelangte. 1 1 3. Spezialisierung und Differenzierung bei gleichzeitig wachsendem handwerklichen Geschick prägten die Entwicklung im 17. und 18. Jahrhundert. Die Palette reichte schließlich von der Sensenschmiede und der Werkzeugherstellung über die Klingenproduktion und Schloßschmiede bis zur Garnveredelung (Bleicherei und Färberei), zur Schmal- und Breitweberei sowie zur Flechterei. Angesichts der Tatsache, daß nahezu alle Erzeugnisse dieser gewerblichen Tätigkeiten schon früh für den überregionalen Bedarf hergestellt wurden und auch die Rohmaterialbeschaffung organisiert werden mußte, stellte sich die Frage nach der optimalen Verbindung zum Markt. Hier setzte sich schließlich das Verlagssystem als dominierende Form der Aufgabenteilung durch, nachdem zunächst noch in der Zeit der Hanse vor allem Kölner Kaufleute den Handel beherrscht hatten. 4. Im Zuge des allgemeinen Ausbaus landesherrlicher Macht im zersplitterten Deutschen Reich begannen auch die bergischen Landesherren, die Jülich-Clever Herzöge, später die pfälzischen Kurfürsten, die Gewerbe ihres Territoriums gegen die zunächst noch starke Stellung der Zünfte in der freien Reichsstadt Köln zu schützen - mit dem gleichzeitigen Ziel, ihre eigenen Einkünfte dabei zu steigern. Im 15. und 16. Jahrhundert verliehen sie an einzelne kräftige Gewerbezweige Privilegien, die den Gewerbetreibenden das Herstellungs- und Handelsmonopol ihrer Produkte für die herzoglichen Länder garantierten. Organisationen der „Gewerbeverwandten" wie z . B . die Garnnahrung im Wuppertal bildeten sich zur Regelung der Beziehungen unter den Privilegierten und zur Chancensicherung, 1 2 doch sind diese Organisationen nicht mit Zünften zu verwechseln. Zünfte gab es in geringer Zahl zwar auch, doch hatten sie in den bergischen Städten nie die Macht und Bedeutung wie in anderen deutschen Städten, wo sie, besonders während ihres Niedergangs im 18. Jahrhundert, die Ausdehnung und Verbesserung gewerblicher Tätigkeit eher blockierten als förderten. 55

Der Niedergang des Konkurrenten Köln war ein hervorstechendes Beispiel dafür. Zwar hat es auch in einigen bergischen Städten in den letzten Jahrzehnten des 18. Jahrhunderts Auseinandersetzungen zwischen den Verlegerkaufleuten und zünftlerisch gebundenen Handwerkern gegeben; die für freie Marktverhältnisse und Zuwanderung eintretenden Verleger konnten sich jedoch durchsetzen, zumal sie durch die landesherrliche Politik Unterstützung erhielten. 1 3 5. Der erfolgreiche gewerbliche Ausbau führte zu einem gesteigerten Arbeitskräftebedarf, der nur durch Zuwanderung gedeckt werden konnte. Einerseits strömten in der Zeit der Gegenreformation aus rekatholisierten Gegenden viele von dort vertriebene Protestanten ins Land, ζ. B . gerade auch aus der Stadt und dem Kurfürstentum Köln, aber auch aus den Niederlanden. Andererseits besaßen die bergischen Gewerbestädte im sogenannten „Oberbergischen", d. h. dem Gebiete südlich Wipperfürths bis nach Homburg und Waldbröl, ein agrarisches, aber im ganzen recht karges Hinterland, das seine Überschußbevölkerung ständig in das Wuppertal abgab. 1 4 Weiterhin kamen vor allem junge Männer aus der benachbarten, zu Preußen gehörenden Mark „über die Wupper" - wie das geflügelte Wort lautete - , weil sie dadurch der besonders unter Friedrich dem Großen scharfen preußischen Konskription entgehen konnten. Auch Ansätze einer Zuwanderung aus dem Waldeck'schen und aus MindenRavensberg sind schon zu beobachten. Die Bevölkerungszahl der beiden Wupperstädte Elberfeld und Barmen versechsfachte sich dadurch zwischen 1700 und 1800 von ca. 5.500 auf rund 3 2 . 0 0 0 . 1 5 Die Rheinauen zwischen Düsseldorf und Opladen bekamen in dieser Zeit immer stärker die Funktion, agrarisches Versorgungsgebiet für das menschenreiche Gewerbegebiet an der Wupper zu sein, während die alte Residenzstadt Düsseldorf stagnierte. II Mit den nur knapp umrissenen fünf Punkten Standortbedingungen, Verkehrslage, Produktions- und Absatzbedingungen, Korporationsstruktur und Arbeitskräftepotential sind die wichtigsten Voraussetzungen genannt, auf denen die Hochblüte der Region in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts basierte. Diese Prosperität wurde — abgesehen von dem inzwischen erreichten Ausdifferenzierungsgrad der Gewerbestruktur - durch eine Reihe von zukunftsweisenden, d. h. auch noch im Zeitalter der Industrialisierung weiterwirkenden Faktoren bestimmt. Dabei ist vor allem auf drei Faktoren hinzuweisen: 1. die Bedeutung der Wirtschaftspolitik der Landesherren, 2. die Bedeutung der Beteiligung am entstehenden Weltmarkt, 3. die Bedeutung der spezifischen Mentalität der ökonomischen Führungsschicht. 56

Zu 1: Die Bedeutung der Wirtschaftspolitik des Landesherren für die Prosperität seit ca. 1750 bestand darin, daß es gar keine solche Wirtschaftspolitik gab. Viele Zeitgenossen haben diese Tatsache als die am meisten ins Auge fallende Besonderheit hervorgehoben. Weniger aus bewußter Einsicht denn aus Desinteresse bekümmerte sich der pfälzische, seit 1777 zugleich auch bayerische Kurfürst Karl Theodor wenig um seine aus süddeutscher Sicht etwas abgelegenen nordwestdeutschen Landesteile. 16 Jener straffe staatliche Dirigismus, der andere absolutistische Staaten der Zeit prägte, spielte deshalb im Bergischen Land keine Rolle. Die Herzogtümer Jülich-Berg seien, so stellte Georg Forster 1793 fest, ein Land, das „man . . . nicht unter dem Vorwand der Landesväterlichen Sorgfalt aussaugt, (wo man) dem Unterthan nicht durch vervielfältigte Verordnungen die Hände zu fest bindet, und ihm nicht durch drückende Steuern den Muth benimmt." 17 Jeder Fabrikant und Kaufmann genieße hier, so notierte ein anderer Besucher, „ganz in der Stille und ohne öffentliche Anzeige" ungestörte „Kommerzfreiheit". 18 Durch diese „Politik" des laissez-faire entstand ein Machtvakuum, das die ökonomisch aktive Oberschicht füllen konnte. 19 Sie nutzte die herrschende „Liberalität" nicht nur zum Ausbau ihrer wirtschaftlichen Stellung, sondern konnte auch unangefochten die führende Position in den Stadträten und in den öffentlichen Wohlfahrtsinstitutionen in die Hand nehmen. So hing es nicht vom landesherrlichen Machtspruch ab, ob bestimmte Produktionen aufgegeben oder weitergeführt oder neue aufgenommen werden sollten, sondern von den überörtlichen und ζ. T. auch schon internationalen Marktverhältnissen, die die Verlegerkaufleute ungehindert in ihr Kalkül einbeziehen konnten. Folge dieser Entscheidungsfreiheit war, daß in dieser Zeit neue Produktionszweige unter Anknüpfung an schon bestehende entstanden (ζ. B. die Färberei, die Baumwollspinnerei und Stoffdruckerei), daß neue Rohstoffe eingeführt wurden (vor allem die vorwiegend aus Liverpool bezogene Baumwolle, aber auch die aus Norditalien stammende Rohseide), daß Zulieferbranchen eine wachsende Eigenbedeutung erhielten (ζ. B. die Band- und Webstuhlschreinerei, die chemischen Gewerbe, sowie die Knopf- und Schnallenfabrikation). Die freigesetzte Initiative des einzelnen schlug sich weiterhin auch in technischen Innovationen nieder; so wurden ζ. B. der „Riemengang" und „Riementisch" zur Herstellung von Flechtartikeln und die „Fixbleiche", die den Bleichvorgang durch Verwendung von Chemikalien erheblich verkürzte, erfunden. Zu 2: Von entscheidender Bedeutung für die Blüte am Ende des 18. Jahrhunderts war die frühe intensive Beteiligung bergischer Verlegerkaufleute an der Entstehung eines weltweiten Handels. Der nahe Rhein und die nicht allzu weit entfernten niederländischen Häfen erwiesen sich als Tore zur Welt. Die qualitätsvollen Solinger Klingen, Remscheider Sensen und Barmer Artikel (Bänder, Kordeln, Litzen und Spitzen) waren weltweit gefragte bergische Exportartikel, die gleicherweise nach Nord-, Mittel- und 57

Südamerika wie nach Indien gingen. Schon Mitte des 18. Jahrhunderts gründeten bergische Kaufleute - vor allem in Amerika - Handelsniederlassungen. 2 0 Durch erfolgreiche Überseegeschäfte, besonders nach der Konsolidierung der nordamerikanischen Verhältnisse, konnte auf Dauer eine solide Kapitalbasis geschaffen werden, die in erster Linie die Grundlage für immer größere Investitionen war, nicht jedoch für eine prunkvolle Ausstattung der Privathäuser und für einen aufwendigen Lebensstil. Es war kein Zufall, daß eines der ersten neueren deutschen Bankhäuser 1754 in Elberfeld gegründet wurde. 2 1 Wenn auch zunächst im wesentlichen nur Warenkreditbanken, so förderten die bergischen Bankhäuser dennoch ein zukunftsweisendes Verständnis der Bedeutung von Kapital und Kredit im Wirtschaftsleben. Der rege Export förderte aber auch in vielfacher Hinsicht den „Blick über den Zaun", ja er erzwang ihn geradezu: , J e t z t wird fast alles durchs Reisen gemacht, wer es nicht thut, müßte wunderseltsame Artikel führen, wenn er viele Geschäfte machen wollte", schrieb ein reisender Unternehmer in sein Tagebuch und meinte gleichzeitig, er reise lieber selbst, da er doch keine „tauglichen Subjekte", d. h. gegen Provision reisende Vertreter finden könne. 2 2 Zu 3: Dieses Zitat leitet über zum dritten Punkt, der Bedeutung einer sich herausbildenden spezifischen Mentalität des bergischen Unternehmers. Die durch die vielen Reisen, ζ. T. auch durch die Ausbildung der Söhne bei ausländischen Geschäftspartnern geschaffenen Kontakte, die mitgebrachten Kenntnisse über Marktverhältnisse, aber auch über Fertigungsmethoden und betriebliche Organisationsformen bei der Konkurrenz bewirkten Flexibilität, Mut zum Risiko und ein selbstbewußtes Auftreten, das sich auch im Lebensstil der handeltreibenden Oberschicht ausdrückte, die sich nicht zuletzt dadurch von der Schicht der eigentlichen Produzenten, d. h. der Lohngewerbetreibenden, abzusetzen begann. 2 3 Gerade die Flexibilität, verstanden als Fähigkeit zum schnellen Eingehen auf neue Situationen und zur rationalen Entscheidung, wurde dadurch gefördert, daß vor allem die erwähnten Barmer Artikel zu einem großen Teil Modeartikel waren. Hier ist übrigens auch auf die ausgeprägte protestantische Religiosität der bergischen Unternehmerschaft hinzuweisen, die als zusätzliche Prägekraft hinzukam. Auf sie soll aber in einem anderen Zusammenhang noch eingegangen werden. Insgesamt besaßen die großbürgerlichen Honoratioren der bergischen Städte Ende des 18. Jahrhunderts nicht nur im Hinblick auf die Kenntnis des Wirtschaftslebens, sondern gerade auch im Hinblick auf ihre allgemeine Bildung einen erheblichen Vorsprung vor den großbürgerlichen Kreisen der sich im Niedergang befindenden ehemals dominierenden freien Reichsstädte wie ζ. B. Aachen, Köln und Dortmund. „Indolenz" und „Fortschritt" - das waren die Nenner, auf die der schon zitierte Justus Gruner im Jahre 1802 diesen ins Auge fallenden Unterschied, diese sich kraß unterscheidenden Ausprägungen des Lebensstils derselben sozialen Gruppe gebracht hat. 2 4 58

III Von besonderem Interesse ist in diesem Zusammenhang das Verhältnis des Ende des 18. Jahrhunderts herausragenden bergischen Gewerbezentrums zu England, das sich anschickte, Vorreiter der Industrialisierung zu werden. Von einem Gefühl, im vollen Sinn des Wortes „Nachzügler" zu sein, konnte in dieser Zeit im Bergischen Land keine Rede sein. Selbstverständlich wurde das englische Gewerbe als mächtiger, partiell - wie man annahm wegen günstigerer Standortbedingungen - auch als überlegener Konkurrent betrachtet, 25 aber eben als Konkurrent und nicht mehr. Daß der durchaus schon zur Kenntnis genommene technische Vorsprung Englands mehr war als nur eine Verbesserung und Verkomplizierung bisheriger Produktionsformen, daß damit gar ein Schritt in ein völlig neues, nämlich das Maschinenzeitalter gemacht worden war, dessen Auswirkungen die bergische Wirtschaft bereits wenige Jahre später als höchst bedrohlich und bedrükkend empfinden sollte, dies wurde deshalb jetzt noch nicht voll wahrgenommen, weil nach dem Ausbruch der Französischen Revolution die bergischen Gewerbeerzeugnisse auf vielen Märkten die bisherigen französischen ersetzen konnten. Ein bisher nicht gekannter Boom war die Folge, der jeden Ansatz kritischer Selbstsicht im Vergleich zu England überdeckte. „Es fehlte daher", so schrieb ein zeitgenössischer bergischer Unternehmer rückblickend, „den deutschen Fabrikanten nicht an Absatz, sondern meist an Waaren. Die bestehenden [Fabriken, d. V.] vergrößerten ihre Geschäfte bedeutend, und es wurden fortwährend neue errichtet, die wieder schnell aufwuchsen und sich ausdehnten, weil in jener Zeit das Zutrauen gar leicht gefunden wurde." 2 6 Die englische „Industrie" der Zeit wurde - mit wenigen Ausnahmen - im Hochgefühl des eigenen wirtschaftlichen Erfolgs ganz im alten Wortsinn als Ausdruck gewerblicher Blüte und Schaffenskraft verstanden und somit auch mißverstanden. Ähnlich hatten im Grunde auch die Besucher der bergischen Städte um 1800 wie Justus Gruner die bergische Prosperität als - wie sie glaubten - erste Ausprägung einer fortschrittlichen, einer „höheren, unvergänglichen, unendlichen Welt", in der „der kräftig aufstrebende Geist seinen Wirkungskreis" finden werde, 2 7 mißverstanden. Doch hatten um 1800 Anfänge der Industrie im modernen Wortsinn, d. h. das Maschinenwesen und der Fabrikbetrieb, durchaus schon im Bergischen Land, wenn auch „fast heimlich durch die Hintertüre", 2 8 d. h. fast unbemerkt, Eingang gefunden. Einerseits lassen sich die Türkischrotgarnfärbereien mit ihrem kontinuierlichen Arbeitsablauf, ihrer Arbeitsteilung und ihrem fabrikmäßigen Einsatz chemischer Prozesse sowie der Anwendung der Wasserkraft bereits als Industriebetriebe bezeichnen. 29 Andererseits liefen seit 1783/84 in Ratingen in einer Fabrik des Elberfelder Unternehmers Johann Gottfried Brügelmann die ersten Spinnmaschinen Spinning Jennies - , wohl die ersten auf dem Kontinent. 3 0 Daß sich diese 59

Maschinen nicht sofort auf breiter Front durchsetzen konnten, hing damit zusammen, daß Briigelmann, der sie sich nach mehreren kostspieligen Fehlversuchen durch einen in England abgeworbenen Mechaniker hatte bauen lassen, von seinem Landesherrn ein Privileg erwirkt hatte, das ihm auf zwölf Jahre das alleinige Nutzungsrecht sicherte und jeden mit hohen Strafen belegte, der die Maschinen nachzubauen versuchte. Einzelheiten würden hier zu weit führen, doch ist bemerkenswert, wie sich in Brügelmanns Verhalten traditionales, d. h. hier: vom Merkantilismus geprägtes Handeln mit dem Gespür für eine zukunftsweisende Investition verbunden hat. Hinzu kam die ebenfalls zukunftsweisende Methode seines Vorgehens, durch Industriespionage und Abwerbung den von der englischen Regierung untersagten technologischen Transfer in Gang zu setzen. 3 1 Nach dem Auslaufen des Brügelmannschen Privilegs setzten sich im ersten Jahrzehnt des neuen Jahrhunderts tatsächlich sehr schnell die Spinnmaschinen im Wuppertal durch, die dann - zunächst noch durch Wasseroder Pferdekraft getrieben - den Ubergang zur industriell betriebenen Baumwollspinnerei bewirkten. Wenn auch bis auf die erwähnten Türkischrotgarnfärbereien alle übrigen Branchen im Wuppertal und erst recht in Remscheid, Lennep und Solingen weiterhin in Form des Heimgewerbes, des Handwerks und der Manufaktur arbeiteten, änderte sich doch das Gesamtbild, das sich Besuchern bot. Als 1816 Friedrich Perthes die „unglaubliche Fabrikthätigkeit" des Wuppertals sah, war sie für ihn nicht mehr Anlaß zur Begeisterung und zum ungetrübten Fortschrittsoptimismus, sondern „ein Grab unseres Charakters, unserer Sitten und unserer K r a f t " . 3 2 Er entwickelte nun ganz andere Zukunftsvisionen als vierzehn Jahre vorher Justus Gruner, wobei ihm besonders das Elend der in den Maschinenspinnereien eingesetzten Kinder ins Auge stach. An die Stelle des Lobs der Industrie im alten Wortsinn trat jetzt Kritik an der Industrie im neuen Wortsinn - der Fortschritt hatte ein Janusgesicht erhalten!

IV Die Auswirkungen der französischen Besatzungszeit und der napoleonischen Kontinentalsperre auf die deutsche Wirtschaft sind allgemein bekannt; ich brauche darauf hier nicht näher einzugehen. Insgesamt waren die Gewerbe des Bergischen Landes mit am schwersten betroffen - nicht nur, weil die meisten Produkte, mit denen die bergischen Fabrikanten bisher den deutschen Markt versorgt hatten, jetzt viel billiger und besser aus England importiert wurden; die englischen Kaufleute hatten auch die ausländischen Märkte und die Absatzwege nach Übersee fest in ihrer Hand. Im Hinblick auf die um 1800 durchaus noch vorhandene Chance zur baldigen Bewältigung der starken englischen Konkurrenz war die napoleonische Zeit verhängnisvoll: Für die einzige schon mit Maschineneinsatz 60

produzierende Branche, die Baumwollspinnerei, bedeutete der plötzliche massive englische Konkurrenzdruck langfristig den Anfang vom Ende, auch wenn sich die Fabrikanten zunächst noch um die ständige Verbesserung ihrer Maschinen bemühten und in dieser Branche - beginnend im Jahre 1821 - die ersten Dampfmaschinen des Wuppertals eingesetzt wurden. 33 Die vorher noch weitgehend verdrängte und auch gar nicht so klar zutage liegende Tatsache, mit Blick auf England ein Nachzügler zu sein, wurde jetzt zu einer alltäglichen, bedrückenden Erfahrung. Dafür, daß sich das bergische Gewerbegebiet, vor allem das Wuppertal, dennoch mehr oder weniger kontinuierlich zu einem führenden Industriezentrum in Deutschland weiterentwickelte und nicht - wie andere im 18. Jahrhundert blühende Gewerbegebiete, ζ. B. Schlesien, Ostwestfalen und Teile der Mark zurückfiel oder gar das Opfer einer ,,De-Industrialisierung" wurde, 34 sind verschiedene Faktoren ausschlaggebend gewesen: 1. Die schon von Napoleon eingeführte, dann von Preußen, zu dem das Herzogtum Berg nach dem Wiener Kongreß kam, ebenfalls deklarierte Gewerbefreiheit führte nicht zu einer Desorganisation, da die wichtigsten Unternehmerfamilien schon zur Zeit des Machtvakuums der pfälzischbayerischen Herrschaft ihre Einflußbereiche weitgehend abgesteckt hatten. Es blieb eine relativ homogene Führungsschicht intakt erhalten, auch wenn Aufsteiger in Zeiten der Expansion durchaus Chancen besaßen, in diese Schicht aufgenommen zu werden, ζ. B. durch Einheirat. Die überkommene soziale Schichtung transformierte sich nahezu bruchlos in die neue industrielle Gesellschaftshierarchie. 35 2. Flexibilität und Ideenreichtum bei solider Kapitalbasis bewährten sich auch in den Krisenjahrzehnten nach dem Wiener Kongreß. Ein Beispiel statt vieler: 1820/21 gründeten bergische Unternehmer eine der ersten preußischen Aktiengesellschaften, die Rheinisch-Westindische Kompagnie, um durch vereinigte Kapitalkraft die verlorenen Uberseemärkte wieder zurückzugewinnen. In Haiti, Mexiko und Buenos Aires wurden Warenlager errichtet, von denen aus bergische Produkte, allen voran die Barmer Modeartikel, wieder zu einem Begriff wurden. 36 Wenn auch die Kompagnie aus verschiedenen Gründen 1832 wieder liquidiert wurde, so hatte der Schritt dennoch gezeigt, daß die bergischen Unternehmer die Herausforderung, die darin lag Nachzügler zu sein, angenommen hatten und sich ihr stellten. Typisch für diese Haltung ist etwa auch die Gründung der Baumwollspinnerei Ermen & Engels 1837 in Manchester. 37 3. Wichtig war weiterhin die ausgeprägte Vielfalt der hochqualifizierten Gewerbe, ganz besonders aber die Tatsache, daß eine der wichtigsten Branchen der Region, die Weberei, auch in England noch nicht so weit technisiert war wie die Spinnerei und daß deshalb die spezialisierte Bandweberei des Wuppertals mit der Entwicklung Schritt halten konnte - dies vor allem auch aus dem Grunde, weil sie sich inzwischen von der Leinenbandherstellung weg- und der Baumwoll- und Seidenbandherstellung zuge61

wandt hatte. 38 Der von dem Franzosen Jacquard 1805 erfundene Musterwebstuhl wurde durch Vermittlung der preußischen Regierung im Zuge ihrer Gewerbeförderungspolitik 1821 eingeführt 39 und bildet bis heute die Grundlage der Etikettenweberei. Dagegen fand der von Cartwright 1786 erfundene und 1821/22 von Roberts verbesserte mechanische Webstuhl für einfache, ungemusterte Gewebe erst viel später Eingang, u. a. weil er im Vergleich zu den hölzernen Handwebstühlen zu teuer war. 4. Aus der Zeit der vorindustriellen Gewerbeblüte standen sowohl die notwendigen Kapitalien und infrastrukturellen Vorgaben als auch das notwendige Arbeitskräftepotential - spezialisierte Fachkräfte ebenso wie ungelernte Arbeiter - zur Verfügung. Der ländliche Pauperismus, der Niedergang des Heimgewerbes und die Ubersetzung des Handwerks stellten weitere billige Arbeitskraft bereit, die jetzt in die gewerblich entwickelten Städte strömte. 4 0 Elberfeld und Barmen verdoppelten ihre Bevölkerungszahl zwischen 1815 und 1840 und waren damit eine der größten gewerblich bedingten Agglomerationen in Deutschland, wobei der Anteil des Wanderungsgewinns am Bevölkerungszuwachs rund 5 0 % ausmachte. 41 Auf die gesamten sozialen Folgen dieser Entwicklung kann hier nicht eingegangen werden. Wenn jedenfalls Ende der 1830er Jahre mit Blick auf das Wuppertal wieder von einem „deutschen Manchester" die Rede war, 4 2 so war damit etwas anderes gemeint als noch zu Jahrhundertbeginn: Statt der gewerblichen Blüte war damit das unübersehbare Elend des städtischen Proletariats gemeint, das Friedrich Engels in seinen „Briefen aus dem Wuppertal" drastisch beschrieben hat. 4 3

V Die erwähnten Punkte besaßen in ihrer Kumulation hinsichtlich der bezogen auf das übrige Preußen/Deutschland - Vorreiterrolle des Wuppertals einen selbstverstärkenden Effekt, der in den Nachbarstädten Remscheid, Lennep und Solingen nicht in demselben Maße festzustellen ist. Die Einführung von Maschinen und von Dampfkraft erfolgte hier erst deutlich später - zu lange hatte man hier auf den vorhandenen hohen handwerklichtechnischen Stand und die Verfügbarkeit der Wasserkraft vertraut. 44 Dadurch gerieten diese Orte ähnlich wie die ebenfalls hochentwickelten märkischen Gewerbeorte Iserlohn, Altena und Lüdenscheid in den Windschatten der Industrialisierung, der durch einen vergleichsweise verspäteten Eisenbahnanschluß noch weiter vertieft wurde. Die erste westdeutsche Maschinenfabrik, die „Mechanische Werkstätte" Friedrich Harkorts, wurde 1819 mit Elberfelder Kapital eben nicht im Eisengewerbegebiet des Bergischen Landes, sondern am Rande des zukünftigen Kohlenreviers in Wetter an der Ruhr errichtet. 45 Als wichtiger Rohstoff, gerade auch für die inzwischen laufenden Dampfmaschinen des Wuppertals (bis 1835 immerhin 62

schon 10), kam seit Beginn der 1820er Jahre verstärkt die Steinkohle in den Blick. Ihre zunehmende Bedeutung war einer der Gründe, weshalb die früheste Agitation in Deutschland für den Eisenbahnbau, den eigentlichen Motor der weiteren Industrialisierung, ab 1825 im Wuppertal begann. 4 6 Von hier gingen übrigens gleichzeitig auch die Anfänge des Gewerbeschulwesens aus, und hier waren die Banken mit am frühesten bereit, Kredite auch für industrielle Investitionen auszugeben. Weitere Beispiele für innovatorisches Verhalten und für die relative Pionierrolle des Wuppertals ließen sich noch in größerer Zahl nennen. Hinter all diesen Bestrebungen und Innovationsversuchen stand jene selbstbewußte, flexible, protestantisch geprägte und in der vornapoleonischen Zeit geschulte Wuppertaler Honoratiorenschicht, die sich 1831 in der ersten Handelskammer Preußens eine offizielle wirtschaftliche Vertretungskörperschaft schuf. 4 7 Ausgehend vom Hinweis auf die protestantische Prägung des Unternehmertums bieten sich folgende Schlußüberlegungen an. Das industrielle Wuppertal wird immer dann zitiert, wenn man ein Beispiel für die eingängige Max Webersche These der Verknüpfung von protestantischer Ethik calvinistischer Ausprägung und dem modernen Kapitalismus sucht. Tatsächlich spricht vieles dafür, die frühe Industrialisierung dieser Region auf die Auswirkung jenes reformierten Glaubenssatzes zurückzuführen, nach dem sich im wirtschaftlichen Erfolg himmlische Auserwählung ausdrücke. Hierin könnte ein wichtiger Grund für die Uberlebenskraft der vorindustriellen Gewerbe in der Krise wie für die Durchsetzung der industriellen Produktionsformen trotz englischer Konkurrenz in der Folgezeit liegen. Zunächst kann man feststellen, daß die relative Vorreiterrolle des Wuppertals auch ohne diesen Grund plausibel erklärbar ist. Dennoch tritt die Verbindung von Religion und Wirtschaft, wie sie auch schon kritische Zeitgenossen von Johann Wolfgang von Goethe bis Friedrich Engels als Besonderheit gekennzeichnet haben, 4 8 hier so klar zutage, daß nach ihrer Bedeutung für die Entwicklung gefragt werden muß. Bis weit ins 19. Jahrhundert besetzte die Honoratiorenschaft ζ. B . alle kirchlichen Laienämter und war mit der protestantischen Geistlichkeit in vielfacher Weise, besonders auch durch verwandtschaftliche Beziehungen, eng verbunden. 4 9 Gleichzeitig ist aber nachweisbar, daß die Beteiligung am kirchlichen Leben seit dem frühen 19. Jahrhundert immer stärker eine verfestigte, überkommene Verhaltensnorm zu werden begann, der die jüngeren Unternehmen mehr aus Gründen des öffentlichen Ansehens denn aus innerer Überzeugung nachkamen. Ich möchte daher etwas stärker die Funktionalität der Religiosität betonen, weniger dagegen ihre Bedeutung als Mitbegründerin der gewerblich-industriellen Vorreiterrolle des Wuppertals. Diese Funktionalität scheint mir in zweierlei Hinsicht gegeben gewesen zu sein: 1. Religiosität war gewissermaßen die ideologische Absicherung der in der gewerblichen Aufbauphase notwendigen Wert- und Normensetzungen. Diese erhielten durch die religiöse Begründung eine zusätzliche, breitere 63

Verbindlichkeit und die „industriösen" Tugenden eine stärkere Absicherung: „Wer seinen Beruf als eine Art Gottesdienst auffaßt, der arbeitet. . . eben produktiver; wem sein Glaube Konsumverzicht gebietet, wer also, statt Gewinne in luxuriöser Lebensweise, in Kunst und dergleichen Plunder zu verpulvern, Kapital nicht vernichtet, sondern reinvestiert, der arbeitet eben(falls) produktiver." 5 0 2. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts trat aber dann eine zweite Funktion der Religion immer stärker hervor: die der Disziplinierung, die gleichzeitig mit einem Eskapismus einherging. Nicht zufällig erhielt die protestantische Religiosität gerade in den 1830er und 1840er Jahren durch den Pietismus einen besonderen Akzent - Reaktion auf sozioökonomische Problemlagen. Goethe hat diese Rolle der Religion im Wuppertal klar erkannt, als er von den „narkotischen Predigten" des berühmten Elberfelder Predigers Friedrich Wilhelm Krummacher sprach, Predigten, die die „in Handarbeit versunkene(n), materiellem Gewinn hingegebene(n) Menschen . . . über ihre körperlichen und geistigen Unbilden in Schlaf zu lullen" vermöchten. 51 Der vorliegende Beitrag ist davon ausgegangen, daß das bergische Gewerbegebiet sich zu Anfang der Industrialisierung in der Zwitterstellung befand, Nachzügler und Pionier zugleich zu sein. Nachzügler zu sein bedeutet ein zeitliches Hinterhergehen hinter dem Vorbild, bedeutet Abhängigkeit, eingefahrene Bahn und vorgegebenes Entwicklungsmuster — Pionier oder Vorreiter zu sein dagegen herausragende Individualität und innovatorische Kraft. Die Nachzüglerrolle des bergischen Gewerbegebiets, speziell des Wuppertals, reduziert sich weitgehend bei genauerem Zusehen auf den zeitlichen Aspekt, der durch die zusätzlich verzögernde napoleonische Zwischenphase besonders ins Gewicht fiel. Ansonsten war diese Region aufgrund ihrer langen gewerblichen Vorgeschichte eine ausgeprägte „Insel" unverwechselbarer sozioökonomischer Individualität. Das englische Vorbild war deshalb keine Zwangsjacke, sondern wurde trotz aller Krisen und Rückschläge im ganzen selbstbewußt rezipiert, was wiederum durchaus als schöpferischer Akt gelten kann.

Latecomer and Pioneer at Once: the Bergische Land and the Start of Industrialization in Germany Summary The Berg industrial region is to be understood as the outcome of an evolutionary process of development, as the synthesis of its own autonomously developed character and the stimuli emanating from Britain as the 64

pioneer. If we begin with the dualism of pioneer and latecomer regions as an explanation of the process of modernisation, the application of this model to the Land Berg will show quickly that that region played both roles at once in the first half of the 19th century. As justification for this thesis we may point first of all to the efflorescence of industry in the Land Berg by the end of the 18th century. This derived from 1. the bases of Berg manufacture going back to the Middle Ages: in particular the locational factors, a relatively favourable transport situation, early organisation of productive and marketing relations, an organisation favourable on the whole (e.g. restricted power of guilds) as well as specialised labour potential; 2. the decisive influences in the second half of the 18. century: (a) the policy of the ruler which could, in contrast with other contemporary German territories, be described as a policy of laissez-faire (b) the quality of Berg products as highly specialised export goods, requiring an intensive participation in the rising world market (c) the particular mental attitude of the Berg putting-out merchants, such as flexibility, courage to take risks and self-confidence, thanks to which the leading figures in the region gained a clear lead over the upper classes of other German towns. The relationship to Britain was first that to a powerful, in part superior competitor, but not a master-pupil relationship. Their own economic success, strengthened by the capture of former French markets after the Revolution, hid from their view the substantial lead built up by Britain. Yet there were at the same time also some embryonic signs of industrialisation in the modern sense, such as the Turkey red dye works, but above all the introduction of cotton spinning machines. The latter led - at first almost unnoticed - to the start of industrialisation. Only the serious recession after the Napoleonic era opened the eyes of contemporaries to the actual change that had taken place. Wuppertal became an example in the following years of how the latecomer may nevertheless shape his own destiny with selfconfidence. Reasons for this were, among others: 1. The adaptability of the leading circles and the almost seamless transformation of the existing social structure into the industrial social hierarchy. 2. Flexibility, wealth of ideas and the still remaining capital reserves. 3. The differentiation and specialisation of the Berg industries, so that not all branches were equally hit by British competition. All these combined into a cumulative and self-reinforcing movement, shown also in a number of innovations. A final consideration is devoted to the question of the significance of religion for the industrial development of the region. The strongly marked local protestantism of Calvinist tendency is to be understood not so much 65

as a causative factor, but instead its function above all in the prevalence of certain „virtues", as well as in the disciplining of the work force in a rising industrial centre deserves to be stressed.

Anmerkungen 1 J. Gruner, Meine Wallfahrt zur Ruhe und Hoffnung . . . (1802), zit. nach G. Huck u. J. Reulecke (Hg.), . . . und reges Leben ist überall sichtbar! Reisen im Bergischen Land um 1800 ( = Bergische Forschungen, Bd. XV), Neustadt/Aisch 1978, S. 137. 2 Zit. ebd. Zum Problem des sich Ende des 18. Jahrhunderts ändernden Erwartungshorizontes s. R. Koselleck, .Erfahrungsraum' und .Erwartungshorizont' - zwei historische Kategorien, in: U. Engelhardt u. a. (Hg.), Soziale Bewegung und politische Verfassung ( = Industrielle Welt, Sonderband für W. Conze), Stuttgart 1976, S. 13-23. 3 Ebd., S. 24 f.; s. auch R. Koselleck, Art. „Fortschritt", in: O. Brunner u. a. (Hg.), Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2, Stuttgart 1975, bes. Teile IV und V, S. 371 ff. 4 S. Beispiele in Huck/Reulecke, Reisen (s. Anm. 1), S. 150 und 162. 5 K. Marx, Das Kapital. Vorwort, zit. nach MEW, Bd. 23, Berlin 1972, S. 12. 6 Vgl. A. Gerschenkron, Wirtschaftliche Rückständigkeit in historischer Perspektive, in: R. Braun u. a. (Hg.), Industrielle Revolution. Wirtschaftliche Aspekte ( = NWB, Bd. 50), Köln 1972, S. 59-78 (Wiederabdruck). 7 Vgl. R. Bendix, Modernisierung und soziale Ungleichheit, in: W. Fischer (Hg.), Wirtschafte- und sozialgeschichtliche Probleme der frühen Industrialisierung ( = Einzelveröffentlichungen der Histor. Kommission zu Berlin, Bd. 1), Berlin 1968, S. 179-246, bes. S. 222 f. S. außerdem, bes. auch zum folgenden, W. Fischer, „Stadien und Typen" der Industrialisierung in Deutschland, in: ders., Wirtschaft und Gesellschaft im Zeitalter der Industrialisierung ( = Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 1), Göttingen 1972, S. 469—473. 8 W. Fischer, Stadien, S. 471; s. auch W. Köllmann, Rheinland und Westfalen an der Schwelle des Industriezeitalters, in: ders., Bevölkerung in der industriellen Revolution ( = Kritische Studien zur Geschichtswissenschaft, Bd. 12), Göttingen 1974, S. 208-228, sowie ders., Wirtschaft und Gesellschaft Rheinalnd-Westfalens zu Beginn des Industriezeitalters, in: J. Reulecke (Hg.), Arbeiterbewegung an Rhein und Ruhr, Wuppertal 1974, S. 11-23. 9 S. dazu F. Eulen, Vom Gewerbefleiß zur Industrie, Berlin 1967, sowie W. Fischer, Ansätze zur Industrialisierung in Baden 1770-1870, in: ders., Wirtschaft und Gesellschaft, S. 359 f. 10 Die folgenden fünf Punkte fassen die Ergebnisse der vielfältigen Untersuchungen zur bergischen Wirtschaftsgeschichte zusammen, von denen die neueren vor allem von E. Strutz, W. Köllmann, H. Ringel und H. Kisch stammen (s. die folgenden Anmerkungen). 11 S. zu diesem Punkt die beigegebene Karte. 12 Zur „Garnnahrung", dem herausragenden Beispiel für eine solche Organisation, s. W. Dietz, Die Wuppertaler Garnnahrung. Geschichte der Industrie und des Handels von Elberfeld und Barmen 1400 bis 1800 ( = Bergische Forschungen, Bd. IV), Neustadt/Aisch 1957, sowie ¿en., Die Wuppertaler Garnnahrung, in: H .Jordan u. H. Wolff (Hg.), Werden und Wachsen der Wuppertaler Wirtschaft, Wuppertal 1977, S. 23-48, außerdem H. Kisch, From Monopoly to Laissez-faire: The Early Growth of the Wupper Valley Textile Trades, in: Journal of European Economic History, Bd. 1, 1972, S. 298-407. 13 Kisch, Monopoly, S. 386 u. passim; vgl. auch E. Mohrmann, Studie zu den ersten organisatorischen Bestrebungen der Bourgeoisie in einigen Städten des Rheinlandes, in: Beiträge zur deutschen Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 18. und 19. Jahrhunderts ( = Schriften des Instituts für Geschichte der Dt. Akademie der Wiss. zu Berlin, Reihe I: Allgemeine und deutsche Geschichte, Bd. 10), Berlin-Ost 1962, S. 189-249, bes. S. 205 ff.

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14 S. hierzu Κ. Goebel, Zuwanderung zwischen Reformation und Franzosenzeit. Ein Beitrag zur vorindustriellen Bevölkerungs- und Wirtschaftsgeschichte Wuppertals 1527-1808, Wuppertal 1966. 15 Dietz, Garnnahrung, in: Werden und Wachsen, S. 44; s. auch W. Köllmann, Die Bevölkerung der Industriegroßstadt Barmen vor und während der Industrialisierungsperiode, in: ders., Bevölkerung, S. 186-207. 16 M. Braubach, Vom Westfälischen Frieden bis zum Wiener Kongreß, in: F. Petri u. a. (Hg.), Rheinische Geschichte, Bd. 2, Düsseldorf 1976, S. 313. 17 G. Forster, Ansichten vom Niederrhein, Berlin 1793, S. 69, zit. nach Mohrmann, S. 203. 18 Zit. ebd. 19 Kisch, Monopoly, S. 386. 20 H. Ringel, Bergische Wirtschaft zwischen 1790 und 1860. Probleme der Anpassung und Eingliederung einer frühindustriellen Landschaft, Neustadt/Aisch 1966, S. 103 ff. 21 W. Hoth, Die Industrialisierung einer rheinischen Gewerbestadt -dargestellt am Beispiel Wuppertal ( = Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 28), Köln 1975, S. 108. 22 Zit. nach/fange/, Bergische Wirtschaft, S. 111. 23 W. Köllmann, Sozialgeschichte der Stadt Barmen im 19. Jahrhundert ( = Soziale Forschung und Praxis, Bd. 21), Tübingen 1960, bes. Kap. 4; s. auch ders., Wirtschaft, Weltanschauung und Gesellschaft in der Geschichte des Wuppertals ( = Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde des Wuppertals, Bd. 1), Wuppertal 1955, S. 19 und S. 29. 24 S. die oben in Anm. 1 angegebene Schrift Gruners. 25 Vgl. M. Schumacher, Auslandsreisen deutscher Unternehmer 1750-1851 unter besonderer Berücksichtigung von Rheinland-Westfalen ( = Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 17), Köln 1968. 26 Zit. nach Huck/Reulecke, Reisen, S. 9. 27 Zit. ebd., S. 16. 28 W. Köllmann, Wirtschaftsentwicklung des bergisch-märkischen Raumes im Industriezeitalter, Remscheid 1974, S. 5. 29 S. zum Begriffsinhalt von „Fabrik" W. Fischer, Ansätze (s. Anm. 9), S. 359 f., sowie D. Htlger, Art. „Fabrik, Fabrikant", in: O. Brunner, Geschichtliche Grundbegriffe, Bd. 2, 1975, S. 229-253. 30 S. hierzu und zum folgenden F. J. Gemmert, Die Entwicklung der ältesten kontinentalen Spinnerei, Köln 1926, sowie M.-L. Baum, Johann Gottfried Brügelmann, in: Rheinische Lebensbilder, Bd. 1, Düsseldorf 1961, S. 136 ff. 31 Ebd., s. auch Schumacher, Auslandsreisen, sowie W. Weber, Industriespionage als technologischer Transfer in der Frühindustrialisierung Deutschlands, in: Technikgeschichte, Bd. 42, 1975, S. 287-305. 32 Zit. nach Huck/Reulecke, Reisen, S. 216. 33 Vgl. W. Hoth, Die ersten Dampfmaschinen im Bergischen Land. Ein Kapitel rheinischer Industriegeschichte, in: Scripta Mercaturae, Jg. 11, 1977, S. 73-97, bes. S. 74. 34 P. Kriedte, H. Medick, u. J. Schlumbohm, Industrialisierung vor der Industrialisierung, Göttingen 1977, bes. S. 293 ff.; zum Beispiel des märkischen Gewerbegebiets s. Κ. H. Kaufhold, Das Metallgewerbe der Grafschaft Mark im 18. und frühen 19. Jahrhundert ( = Vortragsreihe der Gesellschaft für Westfälische Wirtschaftsgeschichte e. V., Heft 20), Dortmund 1976. 35 S. dazu W. Köllmann, Wirtschaft, Weltanschauung und Gesellschaft, S. 27 f. 36 Ringel, Bergische Wirtschaft, S. 123; grundsätzlich dazu Hans-Joachim Oehm, Die Rheinisch-Westindische Kompagnie ( = Bergische Forschungen, Bd. VII), Neustadt/Aisch 1968. 37 Vgl. W. O. Henderson, The Firm of Ermen & Engels in Manchester in: IWK, Heft 11/ 12, April 1971, S. 1-10.

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38 Zur Bedeutung dieser Umstellung als Vorbeugung gegen eine drohende De-Industrialisierung s. Kriedte, Industrialisierung, S. 295 ff. und passim. 39 Hoth, Wuppertal, S. 158. 40 Vgl. W. Köllmann, Bevölkerung und Arbeitskräftepotential in Deutschland 1815-1865, in: den., Bevölkerung, S. 61-98. 41 S. die Zahlenangaben bei H. Sander, Bevölkerungsexplosion im 19. Jahrhundert, in: Jordan/Wolff, Werden und Wachsen, S. 110-119, sowie bei Köllmann, Bevölkerung Barmen, in: ders., Bevölkerung, S. 187. 42 So z. B. F. G. Kühne, Skizzen deutscher Städte: Charakter und Geschichte des Wupperthals, in: Europa. Chronik der gebildeten Welt, Jg. 1847, Nr. 40. 43 F. Engels, Briefe aus dem Wuppertal, Wiederabdruck in: MEW, Bd. 1, Berlin-Ost 1972, S. 413-432. 44 Köllmann, Wirtschaftsentwicklung des bergisch-märkischen Raumes, S. 10. .45 Ebd., S. 11. 46 S. dazu W. Steitz, Die Entstehung der Köln-Mindener Eisenbahngesellschaft, ein Beitrag zur Frühgeschichte der deutschen Eisenbahnen und des preußischen Aktienwesens ( = Schriften zur rheinisch-westfälischen Wirtschaftsgeschichte, Bd. 27), Köln 1974; s. auch Hoth, Wuppertal, S. 34 ff.; zum folgenden s. ders., ebd., S. 86 ff. und S. 107 ff. 47 Vgl. die Festschrift der Industrie- und Handelskammer Wuppertal zum 125jährigen Jubiläum am 17. Januar 1956, hg. von der IHK Wuppertal in Verbindung mit W. Köllmann, Wuppertal 1956, bes. S. 15 ff. 48 S. verschiedene Beispiele in Huck/Reulecke, Reisen, passim. 49 Vgl. z. B. Köllmann, Wirtschaft, Weltanschauung und Gesellschaft, S. 49 f. 50 A. Esch, Pietismus und Frühindustrialisierung. Die Lebenserinnerung des Mechanicus Arnold Volkenborn (1852) ( = Nachrichten der Akademie der Wissenschaften in Göttingen, I. Philologisch-historische Klasse, Jg. 1978, Nr. 3), Göttingen 1978, S. 83. 51 Zit. nach Huck/Reulecke, Reisen, S. 47.

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DIANE LINDSTROM

The Industrial Revolution in America""

The American economy offers an attractive framework for examining the processes of industrialization and regional specialization. Its people have been immersed in a culture that valued material achievement. The Constitution of 1789 ensured a vast free trade area and, as amended in 1791, enshrined private property rights. Moreover, the nation possessed within its ever-expanding borders both the material resources and, by the midnineteenth century, the market required for the emergence of a diversified and relatively self-sufficient economy. American regional specialization resulted from the interplay of two opposing forces; western expansion which dispersed resources and eastern industrialization which centralized them. Economic opportunity on the frontier threatened to siphon labor and capital from the more densely settled areas. Yet resource-based activities underwrote initial industrialization. Farmers constituted the first "mass market" for domestic manufactures. Once manufacturing took root, it drained resources, particularly labor, from the primary sectors. By the eve of the Civil War the patterns of regional specialization and industrialization had been firmly established. The United States ranked third among the industrialized nations of the world. Manufacturing, whose output had accelerated for four decades, was concentrated in the Northeast. Extensive and enduring subregional specialization had occurred; distinct manufacturing districts had already emerged, each linked inextricably to a narrow range of products. External economies sustained the East's hegemony; the industrial corridor's share of U.S. manufacturing valueadded remained above 70 percent between 1860 and I960. 1 Meanwhile, the periphery continued to specialize in primary activities as the vast territory between the Missouri River and the Pacific shore was settled. The American industrial revolution, here defined as a secular increase in manufacturing output per capita, dates from the early nineteenth century. As late as 1800 "industrial development was negligible . . . There were, moreover, no apparent reasons why industry should develop. Influences which, in other countries, brought industrialization were absent here . . . N o great demand for manufacturing goods was present . . . N o surplus population here furnished a ready labor supply . . . Scarcity of labor was 69

bound to be a permanent obstacle so long as western lands were open on easy terms to discontented easterners . . . Capital, furthermore, was not readily available either at home or abroad . . . " 2 But beginning about 1820, manufacturing product underwent trend acceleration. Crude estimates indicate that output rose an average of fifty-nine percent per decade between 1809 and 1839, with most of the gain occuring in the 1820s. 3 The 1840s brought another spurt as output rose 153 percent before falling back to 60 percent in the 1850s. 4 H o w were the barriers to industrialization surmounted? And why did manufacturing concentrate within one region? In 1800 or even 1830 the East was not highly integrated; instead it contained several discrete subregions. These areas-each headed by a major port - differed in the pace and pattern of industrialization. The following section examines the rise of manufacturing in one subregion between 1810 and 1860. The concluding section surveys manufacturing elsewhere in the East and speculates about the causal factors underlying the differing growth rates.

I Industrialization in the Philadelphia subregion was a protracted process that required extensive structural change. Extraregional demand for its goods and services - notably for agricultural exports and commercial services - diminished after the 1810s. Cut off from the traditional external pull upon its resources, the forty-six county area had to develop new sources of income and employment. These new opportunities, manufacturing, mineral extraction, and diversified agriculture exhibited slow but steady growth from the mid-1820s to the late 1830s and then flourished in the 1840s and 1850s. Because of the differing pace of growth, the subregion's development has been divided into two periods. The first, 1810 to 1840, witnessed modest, internally-generated industrialization. The Philadelphia subregion received only marginal impetus from extraregional markets and experienced net outflows of labor and capital. 5 Growth depended upon change within the region. Transport innovation-particularly canals-initiated the process. Local trade boomed; in 1820-1825 dollars, the value of hinterland exports to Philadelphia climbed from seven million to twenty million dollars between the late 1810s and the late 1830s. 6 Heightened commerce faciliated intraregional specialization. Indeed, the subregion discovered its enduring product specialities in this formative period. But manufacturing developed slowly, since it required change in the other sectors. Similarly, regional per capita output rose modestly, some one-half to one percent per annum. 7 Structural change began in the hinterland.The sudden availability of cheap transport encouraged higher levels of market-oriented production by the 70

subregion's farmers. This transition was not easily accomplished. High prices and intense demand for grain had led to rapid settlement in the interior during the 1810s. Then the bubble burst; foreign exports of Philadelphia's flour plummeted so that by the late thirties they amounted to less than half the value of such exports in the early 1810s. Other grain markets barely compensated for this decline, since flour inspections at Philadelphia rose a mere 19 percent over these decades. Farmers responded to this weakening of demand for their pre-eminent export commodity by diversifying into new crops, those desired by the rapidly growing population of Philadelphia County. B y 1840, agricultural specialization had been so pervasive that Von Thiinen rings were clearly evident. Radiating out from the regional center were zones of market gardening, dairying and livestock fattening; forestry products; grain without fallow; grain with fallow; butter, cheese, and distilled spirits; and stock-raising and industrial materials. Higher levels of market participation brought larger cash incomes. Rising real estate assessments and high agricultural incomes relative to other northern agricultural districts indicate that farming continued to be an economically rewarding activity. 8 While diversification helped maintain incomes, it could not stem the relative decline of the agricultural sector. Demand for agricultural goods grew slowly, some thirteen to twenty-nine percent between 1810 and 1840. 9 While the number of persons employed in agriculture increased from 142 thousand in 1820 to 182 thousand in 1840, agriculture's share of the regional labor force fell from sixty-seven to fifty-two percent. 1 0 Most farm children opted for one of three alternatives: employment in hinterland activities outside of agriculture, migration to lands further west or migration to Philadelphia. Accelerating rates of emigration from the hinterland indicate that nonagricultural hinterland industries could not absorb natural population increase, while the rapid growth of Philadelphia County permits the inference that many but not most went to the city. 1 1 Agriculture, then, provided and abundant supply of unskilled labor for manufacturing. Finally, agriculture promoted manufacturing from the demand side. As late as 1840, farming employed more than half of the subregion's labor force and accounted for better than forty percent of its income. A huge market beckoned if farm households could be induced to forgo home production. Between 1810 and 1840, household manufactures per capita dropped from $ 3.10 to $ .66 (1821-1825 base prices). 1 2 The actual market grew even faster than the $ 2.44 suggested here, since this statistic includes only a small proportion of total household industry and since the elasticity of demand for apparel, dry goods, and other manufactured wares exceeded unity. More important than the aggregate growth of this demand was its timing and composition. Farmers constituted the first mass market. " A t the beginning of the nineteenth century there were only two classes of con71

The Philadelphia Subregion, 1840

NEW YORK

MILES PHILADELPHIA

0 10 20 30 a 50 1 1 1—I—i—i

sumer durable goods, the fine and costly articles imported or fabricated by skilled craftsmen for the homes of the well-to-do, and the simple, often home-made furnishings in the largely self-sufficient farm households . . . In the years from 1810 to 1840, many types of articles, hitherto enjoyed only by the well-to-do, were brought into farm households in the form of low priced models their resources permitted them to acquire. Lacking in 72

decorative details but serviceable in function these early low priced models represented the first important step towards mass production and widespread diffusion of consumer goods." 1 3 Roughly equal and comparatively high incomes, geographic dispersion and the "tradition of simple functional design inherent in prior household manufactures" predisposed rural inhabitants to consume the often lowquality output of American factories and shops. 14 Among the simplified and standardized goods they bought were textiles, boots, shoes, kitchen and dinnerware, firearms, clocks, stoves and farm equipment. These products are identified with firms that developed the "American system of manufactures." Flexible consumer preferences encouraged producer innovation. In sum, agriculture contributed significantly to the rise of manufacturing in its early years. 15 Through changes in consumption patterns, farmers presented a large, relatively homogeneous market for American manufacturers. To a far lesser extent, farmers began to purchase capital goods, such as implements, wagons, and fertilizer. Secondly, agriculture released labor in which farm families had made a sizeable investment. Non-human capital also migrated from agriculture to other sectors but in much smaller quantities. Finally, through productivity increases, farmers supplied food and industrial inputs at relatively cheap prices. This freed a larger share of American consumers' budgets for the purchase of manufactures and it offered some manufacturers a competitive edge in raw materials costs. 16 With its preponderant share of employment and G N P , agriculture had to influence the process of industrialization. At the same time, its contribution had to wane as the sector shrank relative to other economic activities. Early industrialization, then, depended critically upon agricultural markets, labor, and products, whereas subsequent industrialization received only modest impetus from the agricultural sector. The most dramatic changes in the subregional economy came in the metals and mining sector. (Metals must be combined with mining given the vagaries of census enumeration.) Canals and later railroads opened up the mineral-laden interior. At the time of the Revolution, New Jersey and southeast Pennsylvania supplied most of America's iron. But the industry stagnated only to recover with the exploitation of Cumberland Valley and Iron Mountain reserves in the late 1820s and 1830s. By 1840, subregional iron output was three times as large as it had been thirty years earlier. 17 The performance of coal was even more spectacular. The first clearings - some 385 tons - came in 1822; eighteen years later the fields yielded more than 800,000 tons. 1 8 Like agriculture, metals and mining influenced the process of industrialization from both the supply and demand sides. Before 1840, however, the quantitative impact was less significant. With a virtual monopoly of eastern slope anthracite coal and a large share of eastern pig iron in its hinterland, 73

Philadephia possessed superior access to the two commodities most closely identified with industrialization. Moreover, as the Philadelphia wholesale price index fell some 25 percent between the late 1810s and the early 1840s, the wholesale price of coal dropped by more than one-half and of pig iron by 40 percent. 19 These relative price declines encouraged more extensive use of coal and iron, but their widespread application in manufacturing was delayed. With technological innovation, Philadelphia would become a center of heavy industry and a leader in the employment of steam power. This success, however, was only anticipated before 1840. Rapid growth in output in metals and mining implied a corresponding increase in its labor force's demand for manufactured goods. Protective tariff advocates calculated that in 1842 Pennsylvania's ironworks supported 83,320 "dependencies" who consumed $ 2,524,771 worth of dry goods, shoes, and groceries. 20 A similar survey for the Schuylkill coal region in 1845 placed merchandise consumption by its 25,000 inhabitants at $ 1.76 million. 21 As substantial as these sums are, they amount to only one-eighth of farm-based consumption expenditures. 22 The hinterland's higher cash incomes need not have promoted Philadelphia's manufacturing sector, since the money could have been used to purchase New England or foreign wares. To some extent, this did occur. Although Philadelphia's direct foreign imports declined, shipments of foreign wares from N e w York, Boston, and Baltimore rose, especially in the 1830s. 23 With the hinterland's consumption preferences, N e w England's manufactures offered greater competition. According to coastal trade statistics, Philadelphia's imports of New England textiles, hats, and shoes climbed rapidly in the 1820s and leveled off in the 1830s. 24 Yet the hinterland's demand for manufactures was not satisfied fully by extraregional wares. Even if only one-half of the subregion's merchandise purchases originated in Philadelphia County, it would account for more than three-quarters of the regional center's manufacturing output in 1840. 25 Subregional manufacturing grew slowly in these formative years. Its output increased at roughly half the rate of the nation as a whole, so that the subregion's share of American manufacturing fell from a hefty 22 percent in 1810 to 14 percent in 1840. 26 O n a per capita basis, production of manufactures remained virtually unchanged at 35 dollars. However, these census data, measuring a boom year and then a recession year, impart a downward bias. Employment statistics show a slight structural shift toward manufacturing; its share of the labor force rose from 26.2 percent in 1820 to 29.5 percent in 1840. 27 Behind this modest increase lay significant changes in output mix and in the location of production. At the outset of the period, Philadelphia and the lower Delaware Valley was the most prominent center of American manufacturing. 28 Its success was based upon the twin pillars of handicrafts and processing of agricultural and forestry goods. But as Table 1 indicates, 74

Table 1: Output Mix of Philadelphia County Manufacturing, 1810, 1840, and 1860 (current prices, percent of total value-added)

Spirits Grain, lumber Sugar, confectionery Leather Tobacco Ships Cordage Printing Paper products Machinery Hardware Arms Precious metals Various metals Granite, marble Bricks, lime Textiles Hats Soap, candles Gunpowder Drugs, medicines, paints, dyes Turpentine, varnish Glass, earthenware Musical instruments Carriage, wagons Furniture Other

1810

1840

1860

7.9 2.3 1.6 24.7 2.2 6.1 1.6 3.0 1.1 1.1 .7 .7 2.6 2.7 3.4 3.0 5.0 4.7 3.8

7.0 1.4 2.3 10.0 1.7 2.1 .5 3.6 .7 6.5 1.1

2.2 1.6 3.1 9.4 1.3 .4 .2 5.8 1.3 6.1 1.6 .3 2.3 2.5 1.0 2.0 26.5 1.4 1.9 .1 5.4 .2 3.8 .5 2.3 1.6 15.2

-

1.6 -

2.0 .0 5.6 3.9 8.7

-

5.9 3.1 2.7 2.0 25.7 2.2 2.1 -

5.3 -

.8 .2 1.8 3.4 7.9

Source: Lindstrom, Economic Development, p. 43, and U. S. Bureau of the Manufactures, 1860, pp. 522-27.

Census,

milling, distilling, ship-building, tanning and leather-working underwent large absolute declines between 1810 and 1840. The well-developed crafts oriented toward high-income, urban markets - suffered a relative deterioration. The growth areas were "high technology" manufactures, notably textiles, machinery, and chemicals. In the short run this shift in output mix changed the structural composition of the economy only slightly, but in time Philadelphians would discover that they had invested in those areas of manufacturing that would enjoy rapid growth over the better part of the nineteenth century. Most of the "new" manufactures were produced in Philadelphia County and its immediate vicinity. Table 2 shows the drift in the location of 75

Table 2: D i s t r i b u t i o n of M a n u f a c t u r i n g w i t h i n the P h i l a d e l p h i a S u b r e g i o n , 1 8 1 0 , 1 8 4 0 , and 1 8 6 0 ( c u r r e n t prices) Percent of subregional value-added 1810 1840 1860 Philadelphia County Upper Delaware Delaware River Delaware Bay Southeastern Cumberland Anthracite Iron Mountain

38.1 2.5 9.0 2.4 23.8 14.0 6.1 4.0

46.5 6.0 15.0 1.5 14.8 7.6 3.4 5.2

64.5 4.1 9.2 1.0 7.8 5.0 4.9 3.6

Per capita (subregional average = 100) 1810 1840 1860 289 40 80 19 100 91 60 53

266 85 164 23 71 50 32 39

272 53 105 19 50 42 35 32

Source: Coxe, Statement, pp. 39-87, U. S. Department of State, Compendium, 1840, pp. 131-7, 143-9, U. S. Bureau of the Census, Manufactures, 1860, pp. 53-6, 331-52, 493-544, and Seaman, op. cit. pp. 455-7. Note: Total subregional manufacturing value-added equalled $ 18.8 million in 1810, $ 25.3 million in 1840, and $ 102.0 million in 1860. Per capita average value-added in manufacturing amounted to $ 22.12 in 1810, $ 16.93 in 1840, and $ 41.88 in 1860. In addition to Philadelphia County, the subregion consists of: Eastern Hinterland Delaware River counties: Mercer, Gloucester, Burlington and Cumberland, New Jersey, New Castle, Delaware, and Delaware, Pennsylvania; Delaware Bay counties: Kent and Sussex, Delaware, and Salem, Atlantic, Monmouth, and Cape, May, New Jersey; Upper Delaware: Sussex and Warren, New Jersey. Western Hinterland (all Pennsylvania counties) Upper Delaware: Pike and Wayne; Southeastern: Chester, Bucks, Montgomery, Lancaster, York, and Adams; Cumberland: Northampton, Lehigh, Berks, Lebanon, Franklin, and Cumberland; Anthracite: Dauphin, Schuylkill, Monroe, Northumberland, Luzerne, and Susquehanna; Iron Mountain: Juniata, Mifflin, Bedfor, Lycoming, Huntingdon, Centre, Union, Columbia, and Perry. p r o d u c t i o n f r o m t h e p e r i p h e r y t o w a r d the core. H i n t e r l a n d m a n u f a c t u r e s gained the least f r o m the events of the p e r i o d , as i m p r o v e d t r a n s p o r t shattered their local m o n o p o l i e s . T w o exceptions appear. M i l l i n g - b o t h f l o u r and s a w - g r e w t h r o u g h o u t the area. A n d m a n u f a c t u r i n g in the l o w e r D e l a w a r e V a l l e y b u t o u t s i d e of P h i l a d e l p h i a increased. A n a b u n d a n c e of w a t e r p o w e r sites m i g h t h a v e e n c o u r a g e d h i n t e r l a n d i n d u s t r i a l i z a t i o n as it had in upstate N e w Y o r k , R h o d e Island, and Massachusetts. H o w e v e r , the s u b r e g i o n w a s n o t w e l l e n d o w e d , it c o n t a i n e d o n l y a f e w g o o d w a t e r p o w e r sites and t h e y w e r e located a l o n g the l o w e r D e l a w a r e R i v e r in P h i l a d e l p h i a , N e w C a s t l e , and D e l a w a r e C o u n t i e s . T h e s e c o n d p e r i o d , 1 8 4 0 t o 1 8 6 0 , w a s o n e of u n b r i d l e d e x p a n s i o n . 76

Metals, mining, and manufacturing output rose 345 percent, a spectacular gain when compared to the 140 percent increase registered in the preceding period. 29 Most of the expansion occured in the 1840s; production rose 147 percent in that decade and 80 percent in the following one. Manufacturing grew at twice the rate of metals and mining. And it compared favorably with the national record, since the Philadelphia subregion's share of U.S. value-added in manufacturing rose from 13.2 to 13.3 percent between 1840 and 1860, while its share of U.S. population fell from 8.6 to 7.7 percent. Rapid growth drew the attention of contemporaries: "By the almost universal testimony, it appears that the period of greatest prosperity in the industrial interests of the State lay within the ten years from 1844 to 1854." 30 The supply side effects of metals and mining were instrumental in quickening the pace of industrialization. Philadelphia still enjoyed superior access to anthracite coal; the regional center had a 25 percent cost advantage over N e w York and a much greater edge over New England which could not import coal directly from the fields by canal. 31 By the mid-1850s, the Philadelphia hinterland accounted for 82 percent of anthracite pig and 44 percent of all pig iron produced in the U.S. 3 2 Transport cost advantages again aided Philadelphia County, although imported iron competed effectively in all coastal markets. 33 Relative price changes continued to encourage use of these commodities. While the Philadelphia wholesale price index slipped a notch from 97 in 1840 to 96 in 1860 (1821-1825 base), anthracite coal sank from 58 to 42, domestic pig iron fell from 77 to 62, and domestic bar iron declined from 85 to 58. 34 Responding to this and to technological innovation, producer's goods production burgeoned. Jeffrey Williamson documents the sharp fall in the relative price of machines and the dramatic rise in reproducible capital's share of output between 1845 and 1855. 35 In addition, sectors that used machines extensively grew relative to those that did not. Thus, manufacturing's share of U.S. commodity output climbed from 17 to 30 percent over the decade of the 1840s. 36 Another major relationship between capital and consumer goods industries exists. Machinery production was undertaken in close physical proximity to the manufacturing firms that bought the machines. 37 This bias is easily explained. First, manufacturing districts tended to specialize in certain lines of production so that they offered a concentrated market. Even within the same product line, districts had distinct "styles of technology" that mandated specially designed machines. 38 Second, given the fragility of early machines, replacements had to be readily accessible. Finally, machines were difficult and expensive to transport. So, areas that could produce capital goods cheaply enjoyed a comparative advantage of considerable magnitude. Philadelphia's success in manufacturing between 1840 and 1860 can be attributed in large measure to its command over iron and coal and the 77

advantage they gave the subregion in machinery construction and steampower generation. Disaggregated output data are available only for Philadelphia County, but Table 2 suggests that this incorporates most of the additional manufacturing undertaken in the subregion during the period. Table 1 reveals that value-added in 1860 was apportioned much as it had been in 1840. Processing industries and the crafts inherited from the colonial period continued to decline, while textiles, apparel, and machinery held their rather substantial share. Since non-machinery iron output is not included, its contribution is understated. Rough estimates indicate that it rose from less than one percent of manufacturing value-added in 1840 to ten percent in I860. 39 Among the iron products made were heavy castings, gas and water pipes, stoves and ornamental iron. More widespread application of steampower also supported the expansion of the manufacturing sector. With the exception of the Schuylkill Falls at Manayunk, Philadelphia County had no available waterpower. Since industrialization required inanimate sources of power and since waterpower held an almost prohibitive horsepower cost advantage over steam before the 1840s, Philadelphia's manufacturers faced severe contraints. Declining anthracite coal costs and improvements in steam engine efficiency due to metallurgical advances brought the cost of steampower down so that it became a feasible albeit higher-priced alternative to waterpower by the 1840s. 40 Indeed, the heat that was a by-product of steam made that form of power preferable in some industries. Sugar, glass, paper, spirits, chemical and iron manufacturing as well as textile printing and dying were all wellsuited to steampower. 41 The city became a leader in the application of the new type of power; by 1850 better than one-third and more likely one-half of all of Philadelphia's manufacturing employees worked in a power-using firm. 4 2 Industrialization did not always spawn capital intensive, iron- and coalusing firms. The spectacular growth in textile and textile-related production came with the emergence of the ready-made clothing industry. As late as 1840, "the only clothing kept for sale was that which was known as 'slop clothing' for seamen. But the inconvenience attending delays and misfits on the part of tailors - the advantages of procuring a wardrobe at a moments notice - the ability of merchants and manufacturers to supply clothing equally as good - but much cheaper..., led to the establishment of this as a distinct branch of business." 43 This "distinct branch" was aptly named, for it was labor-using, capitalsparing and resistant to technological change. It also avoided the factory. A "peculiar class of manufacturers exists, which give out work to persons working at their own homes, in various parts of the city, often two or three miles distant. In some cases, four or five hundred persons are so employed by a single wholesale clothing establishment . . . The sixth wards contains establishments of this class, which alone employ over thirteen thousand 78

persons." 4 4 Changes in taste underwrote this industry's growth, while access to an enormous, largely female, labor pool led to its concentration in major cities, one of which was Philadelphia. In the second period, demand effects played only a supportive role. Before the mid-1830s, almost all of Philadelphia's industrial specialties were destined for intraregional consumption. Between the mid-twenties and the early fifties, the subregion's domestic exports rose nine percent per annum and all of this increase originated in intra-Eastern trade. 45 N o longer was demand concentrated in foodstuffs, coal and pig iron; Eastern markets also took Philadelphia's textiles, finished iron products, chemicals, and shoes. 46 Philadelphia County still relied heavily upon its hinterland to sustain its manufacturing sector; however, now it could and did specialize for the larger Eastern market. Burgeoning levels of trade among the Eastern cities, New York, Boston, Baltimore, and Philadelphia indicate that the subregional economies had become integrated into a regional or sectional economy. 4 7 The impact of industrialization upon the subregion can only be described indirectly. Until income and wealth data are generated for 1860, demographic variables will be used as proxies for economic change. This requires the assumption that movements in population are more a result of growth than a cause. People migrate to areas where they perceive the greatest economic opportunities, although some groups - notably farmers - persist in low income areas for non-economic reasons. With this assumption, population and net migration statistics reflect relative opportunity within the subregion and between it and the remainder of the nation. The 1840s and 1850s clearly constituted a watershed. During each of these two decades, the rate of population growth in the subregion exceeded that of any previous nineteenth century decade and even surpassed the Eastern rate. As Table 3 suggests and individual county data confirm, population growth was most rapid in three areas: the coal-producing counties, Philadelphia and its manufacturing satellites (Camden, Trenton, and Wilmington), and along the sparsely-settled northern frontier. The slow growing counties were located along the southern tier and in the Iron Mountain area. With iron production there growing slowly, these counties became predominantly agricultural. And with few exceptions, agriculturally-oriented areas experienced relative population decline. Net migration estimates reinforce these trends. Table 3 reveals that outmigration from the hinterland accelerated from the 1810s to the 1830s. Philadelphia County's rapid population growth over this period could have been supplied entirely by outmigrants from the hinterland and by the County's own natural increase. Moreover, the subregion as a whole lost population to other areas of the nation in the second, third, and fourth decades of the nineteenth century. But between 1840 and 1860 this reversed; the subregion drew both American and foreign migrants. The 79

Table 3: Population Growth and Net Migration in the Philadelphia Subregion, 1810-1860 (percent of population at first date of decade) Population

Philadelphia County Eastern Hinterland Western Hinterland Subregion Eastern United States United States

1810-20

1820-30

1830-40

1840-50

1850-60

22.2 9.6 29.1 22.5 25.0 33.1

37.7 10.8 20.9 20.4 27.1 34.1

36.7 12.0 17.4 19.0 22.0 32.7

58.4 21.4 22.9 28.7 27.6 35.9

38.4 21.6 23.8 26.4 23.3 35.5

1820-30

1830-40

1840-50

1850-60

+ 26 - 7 - 11 - 10

+ 14 - 7 - 12 - 12

+ 36 + 8 0 - 4

+ 19 + 3 0 + 1

Net

Migration

1810-20 Philadelphia County First Ring Second Ring Third Ring

Growth

+ -

9 3 5 0

Source: Lindstrom, Economic Development, p. 171, U. S. Bureau of the Census, Eighth Census of the United States, 1860, Population, pp. 47, 318, 438, 599 and John Modell, >A Regional Approach to Economic Growth< (Unpublished ms, 1971), p. 14. Note: First ring: Burlington, Camden, Gloucester, Montgomery, Chester, Delaware, and New Castle counties; second ring: Mercer, Middlesex, Hunterdon, Warren, Somerset, Salem, Cumberland, Northampton, Lehigh, Berks, Lancester, Bucks, and Kent counties; third ring: Monroe, Carbon, Schuylkill, Dauphin, Perry, Cumberland, Adams, York, and Lebanon counties.

persistent outmigration of the area's native-born had been stemmed if not stopped. The impact of economic change was not distributed uniformly; the hinterland drew an estimated 21,000 net migrants in the 1840s and 1850s, while Philadelphia attracted 171,000. The expansion of manufacturing and to a lesser extent mining revived the subregion's lagging economy. It also fostered spectacular growth at the regional center; Philadelphia became a densely populated, industrial city.

II While the Philadelphia and New York subregions experienced modest increases in manufacturing output before 1840, the two New England subregions, Boston and Providence, underwent rapid industrialization. Robert Zevin's industrial index for New England shows annual growth in output of 20.5 percent for 1820-1831, 11.5 percent for 1831-1836, and 5.5 80

Table 4: Manufacturing Value-Added Per Capita within the East, 1810 and 1840 (current prices, U . S. average per capita value-added = 100) 1840

1860

N e w England Maine N e w Hampshire Vermont Massachusetts R h o d e Island Connecticut

253 82 145 85 413 581 293

270 100 214 78 380 482 353

Middle Atlantic N e w York N e w Jersey Pennsylvania Delaware Maryland

153 149 213 160 148 100

165 170 201 170 139 92

East

183

195

Source: Calculated from Seaman, Essays, pp. 455-7, 461, 464-5, U. S. Department Sixth Census of the United States, 1840 pp. 358-64, and Niemi, State, pp. 113-5.

of State,

percent from 1836 to the Civil War. 4 8 Yet, impressive growth before 1840 did not result in regional hegemony in manufacturing; at that date N e w England contributed 33.2 percent of American value-added in manufacturing, while the Middle Atlantic states produced 45.4 percent. 4 9 These statistics remind us that before industrialization manufacturing was distributed much in the same proportions as population. While some crafts congregated in cities, most industry was scattered across the countryside. The nation contained hundreds of crossroad villages, each with a grain and saw mill, a fulling mill, tannery, and a blacksmith shop. Industrialization would undermine many of these small towns and propel a select few to prominence. Thus, the process involved not only sustained increases in manufacturing output but also concentration of this output into a few sites. Table 4 shows that these sites were to be found in the East. If per capita manufacturing output was plotted on a county-level map, it would show four growth poles or nodes of specialized production, one around each major Eastern seaport. By 1815, these city-subregions possessed the prerequisites for industrialization. Each had a well-develop ed business system, relatively underemployed labor and capital, a high level of artisan and mechanical skills developed indigenously but cross-fertilized by a stream of skilled British machinists and textile workers, and a populous and prosperous hinterland well-served by cheap water transport. 5 0 Yet, the subregions did not experi81

enee the same pace and patterns of growth. New England industrialized between 1815 and 1840, while rapid expansion of manufacturing in the Middle Atlantic states occurred between 1840 and 1860. The differing rates of development can be explained by the composition of manufacturing output and by the unequal distribution of natural resources and labor supplies. Boston and Providence's success was based upon textiles and leather products. 51 Textiles required waterpower and these two growth poles had access to more, better, and more advantageously located waterpower. While the area from Maine to Maryland contained hundreds of potential waterpower sites, southern New England's were located closer to the coast. The importance of location cannot be overemphasized; the equally good sites in hill country Massachusetts, Vermont, and New Hamphire remained underutilized throughout the antebellum period. New England's sites were less affected by the seasonal availability of water and more capable of delivering large amounts of power in a short range. Until steam was introduced into the textile industry upon a significant scale, New England enjoyed an absolute advantage in power. Dominance in the leather product industries, particularly shoes, orginated in causes other than power, since these manufactures depended upon human exertion throughout the antebellum period. Shoemaking was particularly labor-intensive and New England - more than any other area of the nation - had large stocks of underemployed labor. 52 Its farm sector faced a series of shocks; competition from more productive areas, plant diseases and droughts, shifts to more land-extensive specialties, and the decline of traditional farm by-employments. Farm family strategies differed; many migrated westward, but some took work into their homes, or sent their sons and daughters to labor in the mills and shops. As a result, the boot and shoe industry, which employed twice as many Massachusetts workers as cotton textiles, flourished. New England's industrial fortunes became inextricably linked to textiles and leather products. The early advantage that the region gained in the production and distribution of these commodities was not eroded before 1860 and remained virtually intact in 1900. 53 New England led the process of industrialization because these goods were the first to be consumed by the Eastern "mass market" and among the first to be exchanged across interregional boundaries. 54 But textiles and shoes did not spawn sizeable complementary industries that would maintain the pace of industrialization when demand for the original specialties slackened. This occurred in the late 1840s and 1850s and New England's industrial output index registered increases considerably less than one-half those attained in the preceding twenty years. 5 S Shifts in the manufacturing output mix also help account for the Middle Atlantic's post-1840 expansion. The region excelled in the production of apparel and heavy industry goods. Domestic iron consumption climbed 82

continuously over the first half of the nineteenth century, but foreign imports often more than kept pace. In the 1840s, however, the English "railway mania" restricted supplies for export, while the introduction of the anthracite blast furnace and a host of lesser innovations raised domestic production sharply. Each of the Middle Atlantic states contained large ironworking firms and when combined accounted for better than two-thirds of American steel, pig, bar, sheet and railroad iron as well as one-half of American castings, nails, spikes, and locomotive engines. 56 While superiority in iron production originated in rich iron and coal reserves, the advantage in apparel stemmed from abundant labor supplies in New York City and Philadelphia. Between 1840 and 1860 ready-made clothing grew from negligible output to more than 75 million dollars, and by the latter date the Middle Atlantic produced almost two-thirds of American output. 5 7 These two commodity groupings carried the region forward, but the area did not remain as dependent upon them as New England did upon its specialities. 58 Ready access to iron and coal facilitated the development of a variety of industries, so that the Middle Atlantic states had a much more balanced manufacturing sector. On the eve of the Civil War, Eastern specialization in manufacturing was firmly established. Grouping American manufacturing output into 19 standard industrial classifications, the Middle Atlantic and New England states accounted for at least 75 percent of the amount entering interregional trade in all classifications in 1860 except food, lumber and wood products, and tobacco. 59 Rarely did the regions produce the same goods for export; of the 19 categories, N e w England provided at least half of estimated exports in nine, the Middle Atlantic in seven. Access to raw material inputs did not always determine the pattern of specialization, for while N e w England made the cloth, the Middle Atlantic converted it into clothing and conversely, while the Middle Atlantic produced most of the eastern slope iron, N e w England was more likely to convert it into hardware and light machinery. Such extensive specialization, underwritten by transport systems that sharply lowered shipping costs within the East, led to unprecedented levels of inter-Eastern trade. And as Albert Fishlow notes: "Differences in destination of exports may play a greater role than has been recognized. Exports to another region may be more stable and less subject to competition than sales in a world market; regional interdependence may also bring with it a greater reciprocal inflow of labor, capital, and institutional influences." 60 These patterns established before the Civil War endured for almost a century. Until 1950, markets, transport systems, natural resources, and agglomeration economies combined to make the East the preferred location for most new manufacturing. Capital and labor became increasingly mobile so that cheaper sources of these conventional factors of production were not sufficient to encourage manufacturing outside of the region. During the 83

late nineteenth century the industrial corridor did expand to encompass the Great Lakes states, but their industrialization replicated previous patterns. Located adjacent to the Eastern states, the areas specialized in manufactures based upon superior access to resources (food, wood products, and fabricated metals) or to specialized capital goods markets (agricultural machinery and transportation equipment). In spite of continued western settlement that siphoned population from the East, the industrial corridor extending from New York to Chicago and Boston to Baltimore has remained the heart of American industrialization.

Die industrielle Revolution in Amerika

Zusammenfassung In der ersten Hälfte des neunzehnten Jahrhunderts machten die Vereinigten Staaten eine industrielle Revolution durch, die hier als Trend-Beschleunigung der gewerblichen Pro-Kopf-Produktion definiert wird. In der vorhergegangenen Periode vor 1800 bestand das Gewerbe entweder aus dem hochwertige Güter produzierenden städtischen Handwerk oder aus weitgestreuter Güterverarbeitung in den Dörfern. Die industrielle Revolution beruhte auf einem breiteren „Massenmarkt", der mit den verbesserten Transportmöglichkeiten entstand. Sobald sie größere Mengen zu geringeren Kosten exportieren konnten, benutzten die Farmer ihre höheren Bareinkommen dazu, die häufig minderwertige und standartisierte Ware der amerikanischen Fabriken zu kaufen. Diese Anfänge der industriellen Expansion wurden beschleunigt, da die starke Senkung der relativen Preise, zuerst die der Konsumgüter und dann die der Investitionsgüter, ein immer höheres Konsumtionsniveau ermöglichten. Um 1850 war die Manufaktur fest verankert und die langfristige Aufteilung der räumlichen Konzentration festgelegt. Innerhalb der östlichen USA hing die weitere subregionale Spezialisierung sowohl von den Naturvorkommen als auch von dem Bedarf an Arbeitskräften für die einzelnen Industrieprodukte ab. Für den Osten als ganzes wurden die Anfangsvorteile durch die Naturvorkommen, Märkte, Transportwesen und Dienstleistungen noch weiter ergänzt durch die Kosteneinsparungen der Agglomeration, sodaß die Region noch wenigstens für ein weiteres Jahrhundert das Herz der amerikanischen Manufaktur blieb.

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Notes * I am indebted to Thomas Chochran, Stanley Engerman and Robert Gallman for comments upon an earlier draft. Research for this article was funded by a grant from the Regional Economic History Research Center. 1 These data include the New England, Middle Atlantic, and East North Central states. The actual percentages are 84 percent in 1860, 77 percent in 1910, and 71 percent in 1950. Harvey Perloff, Edgar Dunn, Eric Lampará, and Richard Mutb, Regions, Resources, and Economic Growth (Baltimore, 1960), pp. 153, 252. 2 Caroline Ware, The Early New England Cotton Manufacture: A Study in Industrial Beginnings (Boston, 1931), pp. 5-7. 3 Barry Poulson, Estimates of the Value of Manufacturing Output in the Early Nineteenth Century, in: J E H , X X I X (1969), p. 522, and RobertFogel, Railroads and American Economic Growth: Essays in Econometric History (Baltimore, 1964), pp. 121-9. 4 Poulson, Estimates, p. 522. 5 A comparison of the two boom years 1816 and 1837 reveals that the increment in extraregional exports of domestic goods per capita amount to less than one third of the increment in gross domestic product over the same period. Calculated from Diane Lindstrom, American Economic Growth before 1840: New Evidence and New Directions, in: J E H , X X X I X (1979), pp. 293^1. 6 Lindstrom, Economic Development in the Philadelphia Region, 1810—1850 (New York, 1978), p. 111. 7 Lindstrom, American Economic Growth, p. 296. 8 Lindstrom, Economic Development, p. 164-6, 169. 9 Lindstrom, American Economic Growth, p. 293. 10 Lindstrom, Economic Development, pp. 139, 172. 11 Crude estimates show the following: 1821-30 Estimated hinterland outmigration 59,000 Population increase in Philadelphia County 52,000 Natural increase in Philadelphia County 16,000 Foreign immigration* 18,000 Minimum estimate of hinterland to Philadelphia County migration 18,000 Minimum percent of hinterland migration bound for Philadelphia County 30.5 Percent of hinterland population that emigrated 10.1

1831-40 80,000 69,000 25,000 36,000 8,000 10.0 10.7

* This figure sums the annual arrivals of immigrants and aliens at Philadelphia. It is an upperbound estimate since no allowance is made for migration outside of the region or return to the country of origin over the decade. Ibid., pp. 25, 172, and Allan R. Pred, Urban Growth and the Circulation of Information: The United States System of Cities, 1790-1840 (Cambridge, Mass., 1973), pp. 272-73. 12 Lindstrom, Economic Development, p. 146. For an estimate of the hinterland market for manufactures, see ibid. pp. 158-59. 13 Dorothy Brady, Relative Prices in the Nineteenth Century, in: JEH, X X I V (1964), p. 175. 14 Albert Fishlow, Comparative Consumption Patterns, the Extent of the Market, and Alternative Development Strategies, in: Elizer Ayal, ed., Micro-Aspects of Development (New York, 1973), p. 44. 15 See Simon Kuznets, Economic Growth and Structure: Selected Essays (New York, 1965), pp. 236-56. 16 For estimates of farm productivity growth, see Robert Gallman, The Agricultural Sector and the Pace of Economic Growth: U.S. Experience in the Nineteenth Century, in: David C.

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Klingaman and Richard K. Vedder, eds., Essays in Nineteenth Century Economic History: The Old Northwest (Athens, Ohio, 1975), pp. 35-76. For budget effects, see Fishlow, Consumption Patterns, pp. 41-80. 17 Lindstrom, Economic Development, p. 149. 18 Ibid. p. 150. 19 Anne Bezanson, Robert D. Gray, and Miriam Hussey, Wholesale Prices in Philadelphia, 1784-1861 (Philadelphia, 1936), I, p. 392, II, pp. 38-9, 110. 20 National Magazine and Industrial Record, III (1846), p. 148. See also the Register of Pennsylvania, X I (1833), pp. 103—4, and Thomas F. Gordon, A Gazetteer of the State of Pennsylvania (Philadelphia, 1832), p. 46. 21 Hunt's Merchants' Magazine, XXVI (1847), p. 587. 22 Lindstrom, Economic Development, p. 155. 23 The annual average of such goods amounted to $ 11.6 million in the 1810s (imports are assumed to be equal to four times the duty on imported merchandise), $ 7.5 million in the 1820s, and $ 9.9 million in the 1830s. Re-export of foreign goods from New York, Boston, and Baltimore amounted to $ 2.4 million in 1816, $ 2.8 million in 1826, and $ 10.4 million in 1837. The Panic of 1837 and enumeration errors bias the 1837 figure sharply upward. Ibid. pp. 31, 33, 79. 24 The value of these imports fell in a range of $ 26-.88 million in 1816, $ 1.72-3.05 million in 1826, and $ 1.23-4.77 million in 1837. Ibid. p. 83. 25 Merchandise includes dry goods, boots shoes, trunks, saddlery, hats, caps, bonnets, drugs, oil, coffee, tea, sugar, paper, etc. Ibid. 159. 26 Poulson, Estimates, p. 522, Tench Coxe, A Statement of the Arts and Manufactures for the U.S. . ., 1810 (Philadelphia, 1814), passim, and U.S. Department of State, Compendium, 1840 (Washington, D . C . , 1841), passim. 27 U.S. Department of State, Fourth Census, 1820 (Washington, D.C., 1821), pp. 15-22; idem., Compendium, 1840, pp. 23, 27, 31. 28 "There is no part of the world, probably, where in proportion to its population, a greater number of ingenious mechanics may be found than in the city of Philadelphia and its immediate neighborhood . . . " John Bristed, The Resources of the United States of America (New York, 1818), p. 64. See also Ware, Cotton Manufacture, pp. 16-17 and Sam B. Warner, Jr., Innovation and the Industrialization of Philadelphia, 1800-1850, in: Oscar Handlin and John Burchard, eds., The Historian and the City (Cambridge, Mass., 1963), pp. 63-69. 29 All data are derived from the federal censuses and converted to 1821-1825 base prices. See Coxe, Statement, pp. 39-87, U.S. Department of State, Compendium, 1840, pp. 126-49, J . D . B . DeBow, Statistical View of the United States, 1850, (Washington, D.C., 1854), pp. 211, 277, 301, U.S. Bureau of the Census, Manufactures of the United States in 1860 (Washington, D.C. 1865), pp. 53-56, 331-52, 493-544, and Bezanson, Gray, and Hussey, Wholesale Prices in Philadelphia, passim. 30 Philadelphia Board of Trade, Annual Report of the Directors of the Philadelphia Board of Trade, 1860 (Philadelphia, 1861), pp. 11-12. 31 Edwin T. Freedley, Philadelphia and Its Manufactures (Philadelphia, 1859), pp. 104, 113. 32 Philadelphia Board of Trade, Annual Report, 1858, pp. 114, 124. 33 Alfred D. Chandler, Jr., Anthracite Coal and the Beginnings of the Industrial Revolution in the United States, in: BHR, XLVI (1972), p. 163. 34 Bezanson, Gray, and Hussey, Wholesale Prices in Philadelphia, I., p. 392, and II, pp. 37-9, 103, 110. 35 'Inequality and Accumulation: 19th Century American Evidence and the Great Tradeo f f Debate" (Unpublished ms., 1978), p. 35. 36 Robert Gallman, Commodity Output 1839-1899, in: Conference on Research in Income and Wealth, Trends in the American Economy in the Nineteenth Century: Studies in Income and Wealth, X X I V (Princeton, 1960), p. 26.

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37 For evidence on this issue in the later nineteenth century, see Jeffrey Williamson, Watersheds and Turning Points: Conjectures on the Long-Term Impact of Civil War Financing, in: J E H . XXXIV (1974), p. 657, and Albert W. Niemi, Jr., State and Regional Patterns in American Manufacturing, 1860-1900 (Westport, Ct., 1974), p. 19. 38 John Lozier, "The Forgotten Industry: Small and Medium Sized Cotton Mills South of Boston, 1810-1840" (Unpublished ms., 1979), pp. 23-6. By the late 1850s, some textile machinery was exported across regional boundaries, while steam engines were still made to order. See Freedley, Philadelphia and Its Manufactures, pp. 301, 303, 316. 39 Calculated from U.S. Department of State, Compendium, 1840, p. 130, and Philadelphia Board of Trade, Annual Report, I860, pp. 105-18. 40 For estimates as to the comparative costs of water and steam power, see Paul Christensen, 'Land, Labor and Mechanization in the Antebellum United States Economy' (Ph. D. dissertation, University of Wisconsin-Madison, 1974), pp. 268-75. 41 Chandler, Anthracite Coal, pp. 169-74. 42 Bruce Laurie and Mark Schmitz, 'Manufacture and Productivity: The Making of an Industrial Base' (Unpublished ms., 1978), p. 9. 43 Freedley, Philadelphia, p. 222. 44 Philadelphia Board of Trade, Annual Report, 1860, p. 31. 45 Lindstrom, Economic Development, p. 91. 46 Philadelphia Board of Trade, Annual Report, 1858, pp. 85, 160-67, idem, Annual Report, 1859, p. 130, idem, Annual Report. 1860, p. 79. In the critical area of textiles the Board reported: "The quantity of domestic dry goods entering into the market . . . was carefully calculated at about forty-one millions of dollars; in that calculation the sales from manufacturers and commission houses only being embraced. But a share of these sales are to northern and eastern cities, and although the share is large, the quantity of domestics purchased at northern and eastern cities for our distributing trade, and sold here by sample and at auction, is also large, and the two are thought, by the most competent judges, to be very near equal." Annual Report, 1859, p. 34. 47 See Pred, Urban Growth, pp. 104-42, and Diane Lindstrom and John Sharpless, Urban Growth and Economic Structure in Antebellum America, in: Paul Uselding, ed., Research in Economic History, III (Greenwich, Ct., 1978), p. 178. 48 His index includes textiles and textile machinery, iron and iron products, and shipbuilding. Robert Brooke Zevin, The Growth of Manufacturing in Early Nineteenth Century N e w England (New York, 1975), pp. 2-3. 49 Ezra Seaman, Essays on the Progress of Nations (New York, 1853), pp. 455-57, 461, 464-65. T o make these data comparable to others, the value of houses and repairs has been deducted and the value of iron production has been added. 50 To a lesser degree, Baltimore, Albany-Troy, Charleston, Savannah, and New Orleans could lay claim to "growth pole" potential. 51 Textiles accounted for 37 percent of N e w England's manufacturing value-added in 1840 and 32 percent in 1860. For leather products, the statistics are 15 and 17 percent respectively. Calculated from Seaman, cf. η. 49, and Niemi, State, p. 9. 52 For a fuller discussion, see Alexander Field, Structural Shift in Antebellum Massachusetts: A Reconsideration, in: E E H , XV (1978), pp. 146-77, and George Rogers Taylor, The National Economy Before and After the Civil War, in: David T. Gilchrist and W. David Lewis, eds., Economic Change in the Civil War Era (Greenville, De., 1965), pp. 1-22. 53 Ibid. pp. 22-3. 54 Niemi estimates that in 1860 the commodity categories in which 30 percent or more of output was traded across regional boundaries were textiles, 49 percent, rubber, 48 percent, instruments, 46 percent, miscellaneous, 37 percent, leather products, 36 percent, paper, 35 percent, tobacco, 34 percent, and apparel, 32 percent. State and Regional Patterns, p. 20. 55 Zevin, Growth of Manufacturing, pp. 2-3. 56 U.S. Bureau of the Census, Manufactures, 1860, pp. clxxii-cxcvi.

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57 Ibid. bevi, lxxxv, and Niemi, State, p. 14. 58 Textiles, leather, and leather products accounted for 49.4 percent of N e w England's manufacturing value-added in 1860, while apparel, primary and fabricated metals amounted to 25.3 percent of the Middle Atlantic's value-added in the same year. See Niemi, State, p. 9. 59 Ibid. p. 22. 60 Albert Fishlow, Antebellum Interregional Trade Reconsidered, in: Ralph Andreano, ed., N e w Views on American Economic Development (Cambridge, Mass., 1965), p. 200.

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H U B E R T KIESEWETTER

Bevölkerung, Erwerbstätige und Landwirtschaft im Königreich Sachsen 1815—1871"" ι Bis ins frühe 20. Jahrhundert wurde in Deutschland der Standpunkt vertreten, daß die industrielle Entwicklung souveräner Staaten nicht auf Kosten der landwirtschaftlichen Selbstversorgung gehen dürfe. Nationalwirtschaftliche Unabhängigkeit und Agrar- oder Industriestaat standen dabei im Mittelpunkt der Auseinandersetzung. 1 Die günstigste Entwicklung sahen viele in der Aufrechterhaltung eines Gleichgewichts zwischen gewerblicher und landwirtschaftlicher Produktion. 2 Das Königreich Sachsen war nach 1815 der einzige größere deutsche Staat, der in großen Mengen Getreide importieren mußte. Im Folgenden soll deshalb an der Bevölkerungsentwicklung, der Verteilung der Erwerbstätigen, der landwirtschaftlichen Produktion und der landwirtschaftlichen Abhängigkeit vom Hinterland untersucht werden, welchen inneren und äußeren Zwängen eine mitteldeutsche Region im Prozeß der Industrialisierung ausgesetzt war. Das Königreich Sachsen war als Rheinbundstaat aus den napoleonischen Kriegen als Verlierer hervorgegangen. Eingeklemmt zwischen den beiden Großmächten Preußen und Österreich, hatte seine traditionelle Rivalität zu Preußen den politischen Entschluß bestimmt, sich Frankreich anzuschließen. Das hatte politisch wie wirtschaftlich gravierende Folgen. 1814 rechnete Preußen noch mit einer vollständigen Annexion Sachsens, doch auf dem Wiener Kongreß konnte es sich damit nicht durchsetzen. Fast drei Fünftel des vorherigen sächsischen Gebietsumfangs wurden Preußen zugesprochen; dazu gehörten der Kurkreis, der Thüringische Kreis, der größte Teil der Stifte Merseburg und Naumburg-Zeitz, die Grafschaft Henneberg, das Fürstentum Querfurt, die Niederlausitz und der Cottbusser Kreis, fast die Hälfte der Oberlausitz und der restliche Teil von Mansfeld. Der überwiegende Teil dieser ehemals sächsischen Gebiete erhielt in Preußen die Bezeichnung „Provinz Sachsen". Dem Königreich Sachsen verblieben vor allem die vier Kreise der Erblande; der Leipziger, der Meißner, der erzgebirgische und der vogtländische Kreis. Außerdem die südliche Oberlausitz, die Schönburgischen Lande, Teile des Bistums Meißen und einige Orte der Stifte Merseburg und Naumburg-Zeitz. In Zahlen ausgedrückt: 89

von dem vor 1815 35 801,35 km 2 großen sächsischen Landesgebiet mit 2 043 206 Einwohnern wurden 20 841,86 km 2 mit 864 404 Einwohnern abgetrennt. Das entspricht einem Gebietsverlust von 58,22% und einem Βevölkerungsverlust von 42,31%. Dem Königreich Sachsen verblieben somit 14 959,49 km 2 mit 1 178 802 Einwohnern. 3 Die an Preußen gefallenen Gebiete waren wesentlich stärker landwirtschaftlich geprägt und dünner besiedelt, während der dichtbesiedelte und industrialisiertere südliche Teil mit den Gebirgsgegenden des Erzgebirges und der Oberlausitz beim Königreich Sachsen verblieben. An drei Bereichen will ich die Einflußgrößen analysieren, die dazu führten, daß Sachsen zum ersten industrialisierten Staat in Deutschland wurde: 1. an der Bevölkerungszunahme von 1815 bis 1871, und zwar deshalb, weil es einerseits einen einleuchtenden Zusammenhang gibt zwischen, um es in Malthusianischer Terminologie auszudrücken, Bevölkerung und Nahrungsspielraum, d. h. in unserem Zusammenhang, bei wachsender bzw. schrumpfender Bevölkerung werden bei gleichbleibendem Konsum mehr bzw. weniger Nahrungsmittel benötigt. Diese Nahrungsmittel müssen entweder durch die eigene Landwirtschaft erzeugt oder durch Importe besorgt werden. Die Importe können durch Exporte, ζ. B. industrielle Güter, oder durch Kapitalimporte finanziert werden; 2. an den Beschäftigtenzahlen in der Landwirtschaft und im Gewerbe, wobei ich mich wegen fehlenden und unzuverlässigen statistischen Materials auf die Gewerbezählungen von 1849, 1861 und 1871 beschränken muß. Der Anteil der im primären Sektor Beschäftigten kann als ein hinreichender Maßstab für den Stand der industriellen Entwicklung angesehenen werden. Da die meist geringer bezahlten landwirtschaftlichen Arbeiter in industrielle Tätigkeiten, d. h. in die Industriezentren abwanderten, wurde die Landwirtschaft zusätzlich mit dem Problem des Arbeitskräftemangels konfrontiert; 3. an der landwirtschaftlichen Produktion selbst, sowie an den Importen landwirtschaftlicher Güter. Die Steigerung der Produktion vermochte den durch steigende Bevölkerungszahl bedingten Mehrbedarf entweder nicht zu erreichen, auszugleichen oder zu übertreffen, wobei Nahrungsgewohnheiten in einem Fall wie Sachsen eine wichtige Rolle spielten. Die Abhängigkeit von Importen landwirtschaftlicher Güter führte in den ersten Jahrzehnten bis 1870 zu weiteren Abhängigkeiten; einerseits waren diese Güter nach Erntekrisen nur schwer bzw. zu sehr hohen Preisen zu erlangen, andererseits übernahmen die Transportkosten die Rolle eines Regulators, der die regionale Abhängigkeit vom Hinterland mitbestimmte, wobei als Hinterland die umliegenden Regionen bzw. Staaten angesehen werden sollen.

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II

1816 war Sachsen nach Preußen, Bayern, Württemberg und Baden flächenmäßig der fünftgrößte Staat des späteren deutschen Reichsgebiets und rangierte nach Einwohnern hinter Preußen, Bayern, Württemberg und Elsaß-Lothringen ebenfalls an fünfter Stelle, wobei man berücksichtigen muß, daß die Zählung von 1816 nicht sehr zuverlässig war. Dagegen nahm es im gleichen Jahr in der Bevölkerungsdichte, d. h. Einwohner pro km 2 , hinter Elsaß-Lothringen den zweiten Rang ein. Schaubild 1 zeigt die absolute Zunahme der Bevölkerung von 1 178 802 Einwohnern im Jahre 1815 auf 2 556 244 im Jahre 1871 oder um 116,85%. Die Bevölkerungsdichte pro km 2 wuchs von 78,62 Einwohner pro km 2 (E/ km 2 ) 1815 auf 170,50 E/km2 im Jahre 1871. Erst seit der Volkszählung vom 15. Mai 1832 können die Einwohnerzahlen als einigermaßen zuverlässig gelten. Vorher ist die Bevölkerung aufgrund von Generalverordnungen vom 28. 8. 1771 und 19. 8. 1791 durch jährlich eingereichte KonsumentenVerzeichnisse ermittelt worden, die auf den „Kirchenzetteln" basierten, weshalb die Bevölkerungszahlen höchstwahrscheinlich zu niedrig sind. Der Sprung von 156 087 mehr Einwohnern von 1830 auf 1832 ist auf die neue Zählmethode, nämlich die individuelle Zählung der Bewohner in Hauslisten, zurückzuführen. Nach Artikel 22 des Zollvereinsvertrages wurden ab 1. Dezember 1834 alle drei Jahre Volkszählungen durchgeführt, ab 1852 war die individuelle Zählung in Haushaltungslisten vorgeschrieben. Die Einwohnerzahl zwischen den Zähljahren wurde dadurch ermittelt, daß die Differenz berechnet und anteilmäßig auf die Jahre verteilt wurde. Ein Vergleich mit der Bevölkerungsentwicklung anderer deutscher Staaten und Regionen, den ich hier lediglich für die Bevölkerungsdichte durchführen möchte, ist aufschlußreich. Die Bevölkerungsdichte sagt nur bedingt etwas über den Grad der Industrialisierung. Bei einem hohen bzw. geringen Bevölkerungsdruck steht das betroffene Land vor der Notwendigkeit, entweder politische und/oder ökonomische Maßnahmen ergreifen zu müssen, um das Wirtschaftswachstum zu beschleunigen, bzw. es kann die Entwicklung abwarten. Es sei hier nur erwähnt, daß Sachsen mit seiner hohen Bevölkerungsdichte mit vielfältigen Problemen konfrontiert wurde, ζ. B. Auswanderung, Land-Stadt-Wanderung, Gewerbeförderung, Infrastrukturmaßnahmen wie Straßen- und Eisenbahnbau etc., die im direkten Zusammenhang mit der dichten Bevölkerung standen. Im Vergleich mit ausgewählten Staaten und Regionen ergibt sich für 1816 folgendes Bild: 1816 hatte Eis aß-Lothringen mit 88,3 Einwohner/km2 die größte Bevölkerungsdichte, gefolgt von Sachsen (79,6), Württemberg (72,3), Rheinland (70,7), Baden (67,1), Provinz Sachsen (47,4), Bayern ohne Pfalz (45,4), Hannover (41,7), Ostpreußen (23,9). Das Königreich Sachsen vollzog in den nächsten Jahrzehnten einen rasanten Bevölkerungsaufschwung, so daß man glauben könnte, es hätte den Bevölkerungsverlust von 1815 möglichst 91

Schaubild 1: Bevölkerungszunahme im Kgr. Sachsen 1815-1871 (halblogarithmischer Maßstab)

Quellen: Zeitschrift des Statistischen Bureaus des Königlich Sächsischen Ministeriums des Innern 1, 1855, S. 149 und 3, 1857, S. 182, T a b . 1; Zeitschrift des K . Sächsischen Statistischen Bureau's X V I I I , 1872, S. 51, T a b . 1.

schnell kompensieren wollen, was ihm auch bis 1856 gelang, als die Bevölkerungszahl 2 056 364 Einwohner betrug. Die Zahlen für die Bevölkerungsdichte waren 1825 88,95 Einwohner pro km 2 , 1835 107,68, 1845 120,74, 1855 136,01, 1865 157,01, 1870 167,37 E/km 2 . Außer den Stadtstaaten war Sachsen somit zum bevölkerungsdichtesten Land Europas geworden. Vergleichen wir das Bild von 1816 mit dem von 1871, so wird nicht nur die ungewöhnliche Situation Sachsens deutlich, sondern es zeigen sich erstaunliche Verschiebungen der Staaten und Regionen untereinander. Sachsen führte mit großem Abstand, nämlich 170,5 Einwohner pro km 2 , gefolgt vom Rheinland mit 132,6, Elsaß-Lothringen mit 106,8, Baden mit 96,9 Württemberg mit 93,2, Provinz Sachsen mit 83,3, Bayern ohne Pfalz mit 60,6, Hannover mit 50,9, Ostpreußen mit 49,3 E/km 2 . 4 Es stellt sich sogleich die Frage nach den Gründen für die außergewöhnliche Bevölkerungszunahme im Königreich Sachsen. Darauf kann im Rahmen dieser Erörterungen nicht näher eingegangen werden, weil dies nicht nur eine genaue Analyse der Bevölkerungsbewegung, d. h. der Geburten und Sterbefälle, der Eheschließungen, der generativen Struktur, der Zuund Abwanderungen erforderte, sondern die gesamte ökonomische, soziale und politische Entwicklung miteinbeziehen müßte. 5 Einige Andeutungen sollen deshalb hier genügen. Betrachten wir die Lebendgeborenen pro 1000 Einwohner, so ergibt sich für 1815 ein Wert von 39,36 und für 1870 von 41,41, mit dem Maximum von 42,09 im Jahre 1827 und dem Minimum von 34,58 im Jahre 1855 und einem jährlichen Durchschnitt der 56 Jahre 1815-1870 von 39,35. Das ist eine sehr hohe Geburtenrate, und sie bestätigt 92

die sprichwörtliche Gebärfreudigkeit der Sächsinnen. Darin ist nicht die Zahl der Totgeborenen enthalten; sie betrug 1815 1,83 pro 1000 Einwohner und 1870 1,92, im Mittel der 56 Jahre 1,84. Entscheidend für den natürlichen Bevölkerungsz»ie>iic/>5 ist jedoch der Geburtenüberschuß, d. h. die Differenz zwischen Lebendgeborenen und Gestorbenen. Nun zeigt sich, daß die Sterberate in Sachsen ebenfalls verhältnismäßig hoch war, obschon mit fallender Tendenz. Sie erreichte 1815 30,40 pro 1000 Einwohner und 1870 2 7 , 0 9 ; mit dem Maximum von 30,86 im Jahre 1866 und dem Minimum von 24,43 im Jahre 1860, wobei der jährliche Durchschnitt im ganzen Zeitraum bei 28,09 lag. Von der absoluten Bevölkerungszunahme von 1 330 498 Einwohnern in der Periode 1815-1870 entfielen 1 121 917 Personen auf den Geburtenüberschuß, das sind 8 4 , 3 2 % , der Rest ergibt sich aus dem Saldo der Zu- und Abwanderungen. Der Bevölkerungszuwachs in Sachsen war also im überwiegenden Maße auf den Geburtenüberschuß zurückzuführen und nicht auf eine hohe Einwanderungsquote. Die durchschnittlichen jährlichen Wachstumsraten im Zeitraum von 1815-1870 zeigen, daß der hohe Geburtenüberschuß auch durch eine stark gestiegene Zahl der Eheschließungen verursacht gewesen sein muß. Die Wachstumsrate liegt bei den Eheschließungen mit 2 , 0 % am höchsten, dann folgen die Totgeborenen mit 1 , 7 % , die Lebendgeborenen mit 1 , 7 % , die Einwohner mit 1 , 4 % und die Gestorbenen mit 1 , 4 % . 6 Die Bevölkerungsentwicklung gibt uns jedoch keinen Aufschluß darüber, ob „die Industrie weit größeres Interesse an vermehrten Maschinen als an vermehrten Menschen" 7 hatte. Deshalb soll kurz die Situation bei den Erwerbstätigen analysiert werden, denn zwischen der gewerblichen Erwerbstätigkeit einer Bevölkerung und der Bevölkerungsdichte scheint ein kausaler Zusammenhang zu bestehen, d. h. in industrialisierten Ländern können wir während dieser Zeitperiode mit einer größeren Bevölkerungsdichte rechnen als in überwiegend ackerbautreibenden Ländern.

III Die Erfassung der Beschäftigten in den einzelnen Gewerben in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts stößt in den deutschen Staaten auf fast unüberwindbare statistische Schwierigkeiten. Die vom Zollverein angeregte Gewerbestatistik von 1846 weist schwerwiegende Mängel auf, die vor allem in Ungenauigkeiten bei der Abgrenzung der einzelnen Gewerbe bestehen, so daß ein Vergleich wenig aussagekräftig ist. Das statistische Bureau des Königreichs Sachsen hat deshalb am 3. Dezember 1849 eine Gewerbezählung nach Haushaltungslisten durchgeführt, deren detaillierte Ergebnisse in „ D i e Bevölkerung des Königreichs nach Berufs- und Erwerbsclassen und Resultate der Gewerbs-Geographie und Gewerbs-Statistik von Sachsen" 8 veröffentlicht worden sind. Ich verwende diese Zählung als Ausgangspunkt 93

Schaubild 2: Prozentuale Anteile der Erwerbstätigen und der Erwerbstätigen einschl. Angehörigen im Kgr. Sachsen 1849, 1861, 1871 • 4· + ·» I i * 7,08 3.03 1.57 15,77

4,90 4,15 Q96 11,82

5.72 3,17 0.77 15,35

6,52 4,04 1,65 10,09

5,03 3,59 0,88 16,44

m

5,83

8,90

5,80

7,45

10,13

42,43

48,26

49,45

46,38

50,39

51,83

25,64

20,90

19,35

21,88

18,40

16,21

Erwerbstätige 1849

1861

1

********

4,13 3,74 0,53 1536

Erwertstätige und Angehörige 1849 1861

1871

Landwirtschaft

persönliche Dienste

Gewerbe

Militär

I

1871

| alle übrigen Berufsarten j

ohne Berufsangabe

Quelle: Prozentwerte aus Zeitschrift des K. Sächsischen Statistischen Bureaus XXI, 1875, S. 48.

und vergleiche sie mit den Berufszählungen vom 3. 12. 1861 und 3. 12. 1871, die jeweils im Anschluß an die Volkszählungen stattfanden. Diese drei Zählungen sind ebenfalls keineswegs fehlerfrei und nur bedingt miteinander vergleichbar, aber sie ermöglichen wenigstens einen Vergleich der trendmäßigen Entwicklung. Für die Erfassung des landwirtschaftlichen Gewerbes erweist es sich als besonders nachteilig, daß die Zählungen jeweils im Dezember stattfanden, wo die Beschäftigung in der Landwirtschaft wahrscheinlich die niedrigste des ganzen Jahres ist. Dennoch vermag ein Vergleich, zu dem lediglich die Beschäftigten in der Landwirtschaft und im Gewerbe herangezogen werden sollen, die gewerbliche Situation in Sachsen zu verdeutlichen. Schaubild 2 zeigt die Verteilung der prozentualen Anteile in den einzelnen Gewerben für die Jahre 1849, 1861 und 1871, wobei die Verteilung der Erwerbstätigen der von Erwerbstätigen und Angehörigen gegenübergestellt wurde, weil daraus einerseits interessante Rückschlüsse auf die Gewerbeentwicklung gezogen werden können, andererseits die Erhebungsfehler etwas ausgeglichen werden. Der Anteil der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft fiel von 1849 bis 1871 von 25,64% auf 19,35% um 6,29 Prozentpunkte, bzw. nahm absolut von 239 935 auf 248 855 Personen zu. Der 94

Anteil der Erwerbstätigen im Gewerbe stieg dagegen von 42,43% im Jahre 1849 auf 49,45% im Jahre 1871, also um 7,02 Prozentpunkte oder von 397 103 auf 635 976 Personen. 1871 waren im Gewerbe fast 2,6 mal soviel Personen beschäftigt wie in der Landwirtschaft. Vergleichen wir damit die Beschäftigtenanteile der Erwerbstätigen einschließlich Angehörigen in Landwirtschaft und Gewerbe, so zeigt sich im primären Sektor von 1849 bis 1871 eine Abnahme von 21,88% auf 16,21% um 5,67 Prozentpunkte. Sie ist nach Prozentpunkten geringer als bei den Erwerbstätigen allein, aber dennoch beachtlich. Im sekundären Sektor erhöhte sich der Anteil in der gleichen Zeit von 46,38% auf 51,83%, d. h. um 5,45 Prozentpunkte. Die Zunahme im Vergleich mit den Erwerbstätigen allein war hier geringer als das entsprechende Verhältnis im primären Sektor. Aus diesen Zahlen lassen sich aufschlußreiche Folgerungen über das Verhältnis von Landwirtschaft und Gewerbe im Königreich Sachsen ableiten. Zum einen ist ganz offensichtlich, daß die Erwerbstätigen in den Gewerbesektoren absolut und relativ mehr Angehörige ernähren mußten als die Erwerbstätigen in der Landwirtschaft. Und zwar in wachsendem Maße. Während 1849 die Differenz zwischen dem Anteil in der Landwirtschaft und dem Gewerbe 24,50 (16,79) 9 Prozentpunkte betrug, erhöhte sie sich 1861 auf 31,33 (27,35) und 1871 auf 35,62 (30,10) Prozentpunkte. Eine Erklärung dafür ist, daß in der Landwirtschaft teilweise mehrere Familienangehörige voll erwerbstätig waren oder als voll erwerbstätig angegeben wurden, auch wenn sie streng genommen nur Mithelfende waren. Außerdem lassen sich die Doppelzählungen nicht ganz ausschließen. Ein minderjähriger Bauernsohn ζ. B., der in einer Fabrik arbeitete, aber auf dem Bauernhof wohnte, wurde als Erwerbstätiger bei den Industriebeschäftigten mitgezählt und möglicherweise als Angehöriger in der Landwirtschaft. Es ist jedoch gleichzeitig zu bedenken, daß in Sachsen sehr viele Frauen in der Textilindustrie beschäftigt wurden. Von den in Deutschland insgesamt in der Textilindustrie Beschäftigten entfielen 1861 22,1% auf Sachsen. Eine zweite Folgerung betrifft das Verhältnis der Erwerbstätigen einschließlich Angehörigen in dem Zeitraum von 1849 bis 1871. Aus den von mir berechneten Vergleichszahlen läßt sich entnehmen, daß bei den Erwerbstätigen in den Gewerben die Zunahme von 1849 auf 1871 nach Prozentpunkten größer und bei den Erwerbstätigen einschließlich Angehörigen etwa gleich groß war wie die Abnahme in der Landwirtschaft. Dagegen waren die Schwankungen im Verhältnis zwischen Erwerbstätigen und Angehörigen in der Landwirtschaft am geringsten von allen Gewerbezweigen. 1849 entfielen 0,72, 1861 0,73 und 1871 0,67 landwirtschaftliche Angehörige auf jeden Erwerbstätigen. Der sächsischen Landwirtschaft mangelte es also ständig an Arbeitskräften. 10 Wir werden später sehen, wie sie mit dem Problem fertig zu werden versuchte. Noch deutlicher wird der niedrige Beschäftigtenanteil in der sächsischen Landwirtschaft und der hohe Anteil in den Gewerben, wenn man Verglei95

che mit anderen deutschen Staaten oder mit dem Deutschen Reich anstellt. In einem nach Einwohnern und Gebietsgröße vergleichbaren Staat wie Württemberg waren 1852 noch 61,2%, 1861 54,5% und 1871 54,4% der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft beschäftigt, das sind 1871 35,05 Prozentpunkte mehr als in Sachsen. 11 1871 betrug der Anteil der in der Landwirtschaft Beschäftigten im Deutschen Reich 49,26%, der im Gewerbe 28,94%, 1 2 d. h. in Sachsen lag der Beschäftigtenanteil im Gewerbe um 20,51 Prozentpunkte höher als im Reichsgebiet. Zweifellos war das Königreich Sachsen im Jahre 1871 ein Industriestaat. War jedoch seine Landwirtschaft in der Lage, die sächsische Bevölkerung zu ernähren, und wenn nicht, welche Abhängigkeiten vom Hinterland ergaben sich im Laufe der Entwicklung? Auf diese Fragen möchte ich im Folgenden etwas näher eingehen.

IV E. Benndorf vertrat 1917 die Ansicht: „Angenommen, die sächsische Landwirtschaft müßte selbständig das sächsische Volk mit Nahrungsmitteln versorgen, so wäre sie dazu seit einem halben Jahrhundert nicht mehr imstande". 1 3 Er geht von einer Verbrauchsschätzung an Getreide aus und kommt, obwohl nach ihm die Intensivierung der sächsischen Landwirtschaft erst seit den 1880er Jahren einsetzte, zu dem Ergebnis: „Die unbedingte Notwendigkeit, mit dem Auslande Waren gegen Brotgetreide auszutauschen, mithin zu besonders starker Entfaltung gewerblicher Tätigkeit, hat für das Königreich Sachsen frühestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden". 1 4 Entspräche diese Auffassung den Tatsachen, so ergäben sich daraus eine Reihe von Folgerungen für den Grad der Industrialisierung Sachsens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Denn wie bereits am Anfang erwähnt, steht ein Land, das auch seine wachsende Bevölkerung selbst mit Getreide (und Fleisch) versorgen kann, nicht unter dem Druck, durch den Export industrieller Güter die nötigen finanziellen Mittel für den Einkauf von Nahrungsmitteln zu beschaffen. Ich werde zeigen, daß diese auf Schätzungen beruhende Vermutung zumindest für die Getreideversorgung Sachsens nicht zutrifft, daß Sachsen unter an Größe und Bevölkerung vergleichbaren deutschen Staaten der einzige war, der Getreide in größeren Mengen einführen mußte und dadurch in eine landwirtschaftliche Abhängigkeit geriet. Diese landwirtschaftliche Abhängigkeit vom Hinterland soll anschließend, soweit das statistische Material dies ermöglicht, regional aufgeschlüsselt werden. Natürlich gibt es mehrere schriftliche Hinweise, daß Sachsen Getreide einführen mußte, von denen ich hier nur einen aus dem Jahre 1822 anführe. Hassel schreibt: „Ackerbau zwar nicht hinreichend, da jährlich 2 /ii des Bedarfs aus dem Auslande zugekauft werden müssen, aber doch überall 96

eine musterhafte Bewirthung, selbst da, wo, wie auf den Höhen des Erzgebirges, kaum etwas mehr als Hafer und Kartoffeln gedeihen." 1 5 Der Erfassung der landwirtschaftlichen Produktion in der Zeit von 1815 bis 1871 stehen noch erheblich größere Schwierigkeiten im Wege als bei der Gewerbestatistik. U m auch nur einigermaßen genau die Produktionsmengen ermitteln zu können, müßte man nicht nur die Hektargrößen der einzelnen Getreideanbauflächen kennen, sondern ebenso die Art der Bodenbeschaffenheit, der Felderwirtschaft, die Veränderungen der Anbauarten, die Art der Düngung, um nur einige wichtige Dinge zu nennen. Weder in Sachsen noch in einem anderen deutschen Staat sind Erhebungen, die solche Angaben erfaßt hätten, in bestimmten Zeitabständen durchgeführt worden. Zwar gibt es eine jährliche Ermittlung der Ernteerträge von Roggen, Weizen, Gerste, Hafer und Kartoffeln von 1815-1830 für den Leipziger, Meißnischen, Erzgebirgischen und Vogtländischen Kreis (und für die Oberlausitz), die von der Kommerziendeputation aufgrund der Aussaatmengen berechnet wurden, 1 6 aber selbst wenn diese Berechnungen den Produktionstrend einigermaßen wirklichkeitsgetreu wiedergäben, fehlen irgendwelche statistischen Hinweise sowohl auf den Konsum als auch auf die Einfuhr von Getreide. Dennoch sprechen zwei „nicht-statistische" Gründe dafür, daß Sachsen schon nach 1815 nicht mehr in der Lage war, den Bedarf an Nahrungsmitteln selbst zu erzeugen und deshalb auf Getreideeinfuhren angewiesen war. Der eine Grund hängt mit dem bereits erwähnten Verlust wichtiger landwirtschaftlicher Gebiete an Preußen zusammen. Wenn wir die letzte Berechnung der Kommerziendeputation vor der Gebietsabtretung an Preußen, für das Jahr 1812, mit dem ersten Erntejahr danach vergleichen, so ging der Ertrag für Roggen von 1 439 960 Scheffel im Jahre 1812 auf 791 534 Scheffel im Jahre 1816 zurück, also um 45,03%, der von Weizen von 220 566 auf 113 350 Scheffel, also um 48,61%, der von Gerste von 753 681 auf 585 289 Scheffel, also um 22,34%, der von Hafer von 1 736 050 auf 1 470 181 Scheffel, also um 15,31%, und der von Kartoffeln von 2 145 314 auf 1 398 492 Scheffel, also um 3 4 , 8 1 % . 1 7 Die größten Ernteeinbußen betrafen die wichtigsten Nahrungsmittel, Weizen, Roggen und Kartoffeln. Der prozentuale Rückgang war größer als der Bevölkerungsverlust. Den zweiten Grund können wir aus der Erörterung der Erwerbstätigen in der Landwirtschaft ableiten. Möglicherweise ist der Anteil der Beschäftigten in der Landwirtschaft in dem Zeitraum von 1815-1849 stark gefallen, wobei ich unterstelle, daß ein hoher Beschäftigtenanteil in der Landwirtschaft einer größeren Anbaufläche entspricht, was für Sachsen aus dem oben genannten Grund so gut wie ausgeschlossen ist. „ I m Gegenteil ist anzunehmen, daß die enorm wachsenden Großstädte, die allenthalben entstehenden Fabriken, Eisenbahnen und Wege die landwirtschaftliche Nutzfläche nicht unerheblich eingeschränkt haben." 1 8 Zwar war in Württemberg der Anteil in der Landwirtschaft von 1822 bis 1852 von 97

6 2 , 7 % auf 6 1 , 2 % , also nur um 1,5 Prozentpunkte gefallen. Doch für Sachsen muß man wohl aufgrund seiner stärkeren Industrialisierung eine höhere Abnahmequote annehmen, die ich für diesen Zeitraum auf 1 0 - 2 0 % schätze. Eine Betrachtung des verfügbaren statistischen Materials zur Untermauerung der oben aufgestellten These, daß Sachsen wegen des Gebietsverlustes den zusätzlichen Nahrungsbedarf bei stark wachsender Bevölkerung durch den Export von Fertigwaren, d. h. durch verstärkte Industrialisierung zu finanzieren versuchte, müßte eigentlich auch auf die Struktur der Industrie und des Handels eingehen. Ich kann jedoch in diesem Aufsatz nicht die Schwierigkeiten untersuchen, mit der die besonders exportorientierte sächsische Textilbranche durch die Kostenvorteile der größtenteils maschinisierten englischen Textilindustrie konfrontiert wurde, sondern nur beiläufig erwähnen, daß die Situation in anderen deutschen Staaten eher umgekehrt war und die Ausfuhr von Primärgütern dazu diente, Investitionsgüter zu importieren und dadurch die industrielle Entwicklung voranzutreiben. 1 9 Wie verhielt es sich aber mit der landwirtschaftlichen Produktion? Von 1835 bis 1843, also nach den Agrarreformmaßnahmen, 2 0 wurden in Sachsen in 3.516 Flurbezirken Katastervermessungen vorgenommen, um die Höhe der Grundsteuer ermitteln zu können. Danach gab es 1 344 474 sächsische A c k e r 2 1 Ackerland, das sich prozentual folgendermaßen verteilte: Roggen 2 4 % , Klee, Gras etc. 1 8 % , Hafer 1 7 % , Kartoffeln 1 0 % , Weizen 9 % , Erbsen und Wicken 6 % , Raps etc. 2 % , Rüben und Kraut 2 % , sonstige Gewächse 1 % , Brache 1 % . Die eigentlichen Getreidearten umfaßten somit 5 9 % , die Zahl der Grundbesitzer betrug 215 369, die Zahl der Parzellen 1 779 710, die der Gebäude 2 1 7 5 8 9 . 2 2 Da die nächste Landvermessung erst 1878 stattfand, wurden diese Zahlen von 1843 als Grundlage zur Ermittlung der Ernteerträge benutzt. In Tabelle 1 sind die Ernteerträge für Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Kartoffeln von 1846-1870 angegeben. Es fällt sogleich auf, daß in Sachsen Roggen und Kartoffeln stärker angebaut wurden als die übrigen Getreidearten. V o n den wichtigsten Getreidearten lag der Ernteertrag von Roggen 1846 um 5 6 , 5 7 % höher als der von Weizen, um 1 4 9 , 7 5 % höher als der von Gerste und um 2 2 , 8 6 % höher als der von Hafer. Dagegen war der Kartoffelernteertrag 1846 um 374,81 % größer als der von Roggen, d. h. die Menge an Kartoffeln betrug das 4,75 fache der Roggenmenge. 1870 hatte sich der Abstand zwischen den Erntemengen von Roggen und Weizen erheblich vergrößert, und zwar auf 8 8 , 2 0 % , zwischen Roggen und Gerste hatte er sich geringfügig vergrößert und betrug nun 153,78 % , dagegen hatte er sich bei Hafer verringert und war auf 1 3 , 1 0 % gefallen. Am deutlichsten war der absolute und relative Rückgang bei dem Kartoffelertrag, der 1870 nur noch um 2 2 2 , 0 9 % bzw. das 3,22 fache größer war als die Roggenmenge. Die Steigerungsraten der einzelnen Getreidesorten in dem Zeitraum von 98

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len Verlängerung der Stadt wurden, gesehen werden. Zwischen 1861 und 1891 vermehrte sich der Anteil der industriellen Bevölkerung in Villeurbanne, Oullins, La Mulatière, St. Fons und Vénissieux um 113,69%. So übernahmen neben den Vorstädten die kleinen umliegenden Städte allmählich die Funktion industrieller Satellitenstädte (siehe Tabelle auf S. 122 unten). Die industrielle Verflechtung scheint schon seit langer Zeit bestanden zu haben, denn seit Mitte des Jahrhunderts war die Hälfte der Bevölkerung von einer von Lyon kontrollierten Industrie abhängig. In Givors hatten sich Eisenindustrie und Glasbläsereien niedergelassen, in Neuville Stoffdruckereien. Schon vor 1860 siedelte sich die schwere und umweltverschmutzende Industrie in den Satellitenstädten Lyons an. Die Stadt selbst wurde von den traditionellen Industriezweigen beherrscht, die durch das Eingliedern der ersten Vorstädte (Vaise, Croix-Rousse, Guillotière) 1852 noch verstärkt 123

Von der Industrie Lyons abhängige Arbeiter (1884-1887)

Departements

Bezirke

Ain

Bourg Nan tua Belley Trévoux

Ardèche

Gesamtzahl der Industriearbeiter

Abhängige Arbeiter

Prozentsatz

192 4 698 3 686 1 586

12 2 528 2 643 1 157

6,25% 53,87% 71,70% 72,95%

Privas Tournon Largentière

16 745 6 298 3 891

13 187 3 315 3 486

78,75% 52,63% 89,59%

Drôme

Montélimar Nyons Die Valence

2 566 663 2 450 10 207

797 419 1 664 3 040

31,00% 63,20% 67,97% 29,80%

Gard

Nimes Alès Le Vigan Uzès

6 18 1 6

863 832 534 303

315 4 815 353 3 536

4,58% 25,56% 23,01% 56,10%

Isère

Grenoble Vienne La-Tour-du-Pin

12 747 17 140 7 793

13 000 3 891 7 318

10,20% 22,66% 93,60%

Loire

Saint-Etienne Roanne Montbrison

96 819 17 988 3 645

7 141 6 370 1 700

7,37% 35,47% 46,63%

Saône-et-Loire

Charolles

2 685

1 885

67,97%

Savoie

Chambery St-Jean-de-Maurienne

2 464 1 680

1 599 403

65,96% 24,00%

Haute-Savoie

Annecy

1 474

512

34,73%

Vaucluse

Avignon Carpentras Orange Apt

5 1 3 1

844 215 783 843

2 308 233 1 364 77

39,50% 19,17% 36,05% 4,17%

258 305

88 753

34,35%

Summe

wurde. Andererseits läßt sich ein allgemeiner Maßstab für das industrielle Gebiet nur durch die Schätzung der abhängigen Arbeiterschaft innerhalb der gewerblich aktiven Bevölkerung der Stadt und der Außenbezirke erstellen. Fast die gesamte von Lyon abhängige Arbeiterschaft (insgesamt 82%) war in der Seidenindustrie beschäftigt. Der Rest arbeitete in der Eisenindustrie (Loire, Ardèche und Gard), den Bergwerken (Loire, Ardèche, Savoie), der chemischen Industrie (Gard) und den Färbereien (Loire). In der Textilbranche muß der Begriff Abhängigkeit unter zwei Aspekten gesehen wer124

den: eine direkte Abhängigkeit, die für die Spinnereien galt - Zwirnereien und Webereien gehörten den Lyoneser Unternehmen an, die Arbeiter waren folglich von der Wirtschaftspolitik der Lyoneser Unternehmen abhängig - und dann eine indirekte Abhängigkeit der Wirtschaftstätigkeiten innerhalb des Departements, die nur vom Kapital und vom Markt Lyons abhingen: verlegte Zwirner und Weber, die jedoch nur einen einzigen Auftraggeber hatten, Heimarbeiter, die nur für Lyoneser Unternehmer arbeiteten (siehe Tabelle S. 124). Diese geographische Aufteilung des Einflußbereichs Lyons ist nicht zufällig entstanden. Sie ist zweifellos nicht ganz vollständig: man müßte hier noch die Arbeiter nennen, die in Alès und in der Camargue in den chemischen Industrien arbeiteten und im Norden die, die in den Gipsbrüchen von Berzé-la-Ville beschäftigt waren. Dennoch erstreckte sich der Einfluß Lyons mehr in südlicher Richtung, entlang des Rhônetals, wodurch die auf Seidenproduktion ausgerichtete Industrie im VaucluseDepartement noch mehr hervorgehoben wurde. Es ist bemerkenswert, daß der Einfluß Lyons nicht bis in die stark industrialisierten Gebiete drang, wie ζ. B . das Loiregebiet oder die Außenbezirke von Alais und Vigan, wo der auf dem Kapital beruhende Einfluß Lyons schon sehr früh auf lokalen Widerstand und auch auf andere auswärtige Initiative stieß. Der Einfluß Lyons drang auch nicht bis in Städte wie Grenoble, Bourg-en Bresse, Valence oder Montélimar vor. L y o n dominierte die ländlichen Zonen, die kleinen und mittleren Städte. Die Ardèche war das am stärksten kontrollierte Gebiet - Bergwerke, Eisen- und Seidenindustrie waren von Lyon abhängig. Ursache für dieses Phänomen war unter anderem die Tatsache, daß diese Gegend nur über ein mittelgroßes städtisches Netz und über ein schwaches Bürgertum und wenig Kapital verfügte. Bedenkt man aber, daß der größte Teil der abhängigen Bevölkerung in der Textilindustrie arbeitete, und daß einer der Gründe für die Ansiedlung der Webstühle auf dem Lande die billigen Lohnkosten waren, so wird deutlich, daß der Einflußbereich Lyons sich eben aus diesem Grund auf die kleinen Städte konzentrierte, weil in den größeren Städten die Lohnkosten zu hoch lagen. Ganz allgemein kann man sagen, daß die Unternehmen in den nahe L y o n liegenden Städten im Besitz des dort ansässigen Bürgertums blieben.

125

Industrial and Regional Development in the 19th Century: the Example of Lyon Summary This example is at the same time exceptional and typical. The Lyons region is the only one in France which owes its position more to the unifying and stimulating power of a metropolis than to history and geography. The expansion of Lyons rested on old and strong foundations. As early as the eighteeenth century, Lyons was the leading French commercial entrepot, and it was also the only French city in which the larger part of the active population was employed in a productive sector, that of textile proto-industry. On these foundations, Lyons built up a substantial growth of its textile industry in the 19th century: This was made possible because of profound modifications in the methods of production, and a large extension of weaving and factory-work in the neighbouring Départements. Owning considerable accumulations of capital, the bourgeoisie of Lyons found new sources of profit in the setting up and working of new industries in the South-West of France. Beside the regional textile foundations, there were steam navigation companies on the Rhône and the Saône, ironworks in the Rhône valley using the Loire coal and the Ardèche ore and finally some of the first large chemical enterprises in France (Perret, Son & Co., Coign et Co., Chemical Co. of Alais and the Camargue). This evolution changed an urban into a regional economy, whose driving force were the capital and the initiative of the citizens of Lyons. At the same time the new industries took the place of traditional activities.

126

Zweiter Teil / Part Two

Louis

BERGERON

Kapital und Industrialisierung in Lothringen vom Ende des 18. bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts

Gegenstand dieser Skizze ist eine erste, mehr qualitativ als quantitativ ausgerichtete Untersuchung des Beitrags, den das lokale oder auswärtige Kapital über zwei Jahrhunderte in den verschiedenen Phasen der Industrialisierung Lothringens geleistet hat. Die Absicht ist eine doppelte: zum einen handelt es sich um eine summarische Bestimmung der sozialen und beruflichen Zusammensetzung der bislang unzureichend erforschten Gruppe der Kapitalinhaber und um eine Ergründung der Einstellungen, welche diese potentiellen Geldgeber bei ihren industriellen Investitionen leiteten; zum anderen könnten durch diesen Beitrag die Beziehungen zwischen akkumuliertem Kapital und Industrialisierungsprozeß in einem neuen Licht erscheinen, da diese Fallstudie sich zweifellos für Verallgemeinerungen anbietet und weiterreichende Aussagen abzuleiten erlaubt. Die Diskussion dieser einzelnen Punkte erfordert - wenn auch hier nur schematisch verkürzt - , die allgemeinen Voraussetzungen und die chronologische Abfolge der industriellen Entwicklung Lothringens zu skizzieren. Die Industrialisierung setzte erst spät ein und blieb unvollständig. Für ihren Verlauf kann man kaum umhin, die „Verantwortung" aller „Antriebskräfte" für Industrialisierung und langfristige Entwicklung der gewählten Region zu untersuchen. Denn auch für Lothringen blieb - trotz einiger Erfolge - die Problematik einer regional ungleichen Entwicklung bestimmend und auch Lothringen ist folglich zu berücksichtigen in der Diskussion über die historischen Ursprünge ungleicher Entwicklung - ob sie zeitlich mit der Industrialisierung zusammenfielen oder ihr vorangingen. 1 Vor ungefähr zehn Jahren zeichnete Pierre Léon das Bild eines industriellen Lothringens, 2 das vielleicht weit zu optimistisch war, da er diese ungleiche Entwicklung nur positiv beurteilte. Bis ins 17. Jahrhundert zurückgehend erinnerte der Autor daran, daß nichts auf ein „vorgezeichnetes Schicksal" in der industriellen Entwicklung einer Provinz hinwies, die durch ihre Lage als Pufferstaat zwischen den Herrschaftsbereichen der Bourbonen und der Habsburger benachteiligt war, zerstört durch das Kommen und Gehen feindlicher Armeen, wirtschaftlich und demographisch ruiniert durch Kriege, Hungersnöte und Pest. „Infolgedessen", 129

schrieb er, „war das industrielle Lothringen Ende des 17. Jahrhunderts durch wenige und sehr kleine Betriebe gekennzeichnet; es fehlte an Arbeitskräften und Geld; Lothringen wurde in seiner Entwicklung nie - von wenigen Ausnahmen abgesehen - durch ein aktives Unternehmertum unterstützt . . . Es vegetierte dahin mit seinen Hochöfen und verstreut liegenden Hammerwerken, die technisch und finanziell schlecht ausgestattet waren, mit seinen kleinen Papierfabriken, welche die in Limousin, Angoulême oder der Auvergne noch in den Schatten stellten, mit seinen höchst bescheidenen Glasbläsereien und seinen mittelmäßigen Keramikbetrieben. Die Woll- und Leinenindustrie fehlte fast völlig - und wo es sie gab, da arbeitete sie nur für den heimischen Bedarf; ein Zustand, der sich während des gesamten 18. Jahrhunderts nicht änderte." Aber dennoch zeichnete sich nach Pierre Léon unter der Regierung des Grafen Leopold und des Königs Stanislaus (1698—1766) eine glücklichere Entwicklung ab. Es begann eine Zeit des Aufschwungs und eines wirklichen industriellen Wachstums, das zeitlich anschloß, nachdem Lothringen wieder mit Frankreich verbunden war. 3 Ursache für diese Entwicklung war zunächst die Herausbildung einer Unternehmerelite, die bislang gefehlt hatte. In diesem Zusammenhang muß vor allem die Familie de Wendel (Inhaber von Hayange seit 1704) genannt werden. Für die Eisenindustrie, die Papierindustrie und die Glasbläsereien begann eine Zeit des Aufschwungs. Große Produktionseinheiten wurden im Norden Lothringens bis hin zum Vorland der an Wasserkraft, Holz und Mineralien reichen Vogesen geschaffen und begannen, der Region ein erstes Muster moderner Industriegeographie aufzuprägen. Wie es auch später charakteristisch bleiben sollte, entstanden mächtige, aber wenig zahlreiche Industriezentren, die sich vom Hintergrund ländlicher Armut abhoben, ohne sich jedoch zu einem dichten industriellen Gewebe zusammenzufügen. Pierre Léon sah selbst bereits die Schattenseiten seines „aufgewerteten" Bildes, ohne ihnen vielleicht die notwendige Bedeutung beizumessen. Er bemerkte die anhaltende Schwäche der Textilindustrie und besonders den gescheiterten Versuch, im letzten Drittel des Jahrhunderts eine Baumwollindustrie aufzubauen. Andererseits unterstellte er, daß die geringe Bedeutung des Handelskapitalismus und der eigentlichen Bankaktivitäten die Bildung eines Industriekapitals und die Entwicklung der Investitionstätigkeit nur hemmen konnten. Was den ersten Punkt betrifft, so kann man in der Tat nicht genug auf den Gegensatz zwischen Lothringen und ζ. B. den Regionen hinweisen, die von der Picardie bis nach Flandern reichen: in Lothringen gab es keine traditionelle oder neu entstandene, auf ländliche Gebiete verstreute Industriearbeit, was wesentlich durch die unterschiedliche Bevölkerungsdichte bedingt war. Ein Departement wie die Meurthe (Mittellothringen) erreichte erst nach 1836 das Maximum seiner Landbevölkerung, Ausdruck einer schon sehr früh im 18. Jahrhundert wiederaufgenommenen Emigration in Richtung Champagne und Paris, nachdem die im 130

vorangegangenen Jahrhundert erlittenen Verluste wieder ausgeglichen waren. Wir verfügen über kein Beispiel - wie es von Franklin Mendels so brillant dargestellt wurde - , bei welchem die Intensität der Proto-Industrialisierung den Ubergang zu einer erfolgreichen „industriellen" Revolution vorbereitete. Dennoch gilt es festzuhalten, daß alte oder neue Formen einer Proto-Industrialisierung in Lothringen offenbar sehr wohl bestanden haben, aber allem Anschein nach stützten sie sich ausschließlich auf weibliche Arbeitskräfte (Stickerei und später Weißwarenherstellung) oder auf Arbeitskräfte aus den Vogesen, die erst spät von der Landflucht ergriffen wurden (wie die Hutmacherei in den Nordvogesen). Was den zweiten Punkt betrifft, so muß man zweifellos gegenüber dem engen Zusammenhang zwischen akkumuliertem Kapital und industrieller Investition Vorbehalte anmelden, wie umgekehrt auch gegenüber einer (unserer Ansicht nach eingetretenen) Unterschätzung der Kapazitäten des kommerziellen Kapitalismus in Lothringen. Pierre Léon legte hier den Finger auf die Wunde, indem er den Traditionalismus des Handels von Metz oder das Ubergewicht der politisch-administrativen Funktion der Gesellschaft von Nancy hervorhob. Zweifellos verfügten diese zwei wichtigen Städte - die jedoch praktisch die einzigen Städte der Provinz waren ebensowenig wie das lothringische Umland über eine ausdifferenzierte Berufsstruktur und Reserven Urbanen Know-Hows, was z. B. die industrielle Entwicklung Lyons abgestützt hat. Kurz, was geschah dann? Fast ein Jahrhundert mußte vergehen, bevor ein neuer industrieller Aufschwung zustande kam, teilweise unter dem Einfluß einer nicht vorhergesehenen, politisch bedingten Konjunktur (derjenigen nach 1871). In der Zwischenzeit blieb die Entwicklung zögernd. Sicher, die Eisenindustrie expandierte weiterhin. Nach dem Ende der französischen Revolution begannen die de Wendel in Nordlothringen, ihre Produktionsstätten wieder aufzubauen und erheblich zu erweitern, und teilten sich im Zweiten Kaiserreich mit den Schneiders von Le Creusot den ersten Platz; seit den 1850er Jahren konnte man in der Gegend von Nancy den Aufbau einer neuen Eisenindustrieregion beobachten, wenn auch in der Form relativ bescheidener Unternehmungen und mit anfangs starken Startschwierigkeiten, wie z. B. in Pont-à-Mousson. 4 Mitte des Jahrhunderts begann auch der neue Aufschwung einer chemischen Industrie - Salzsiedereien und Sodafabriken - in der Umgebung von Nancy. Umgekehrt ging die Baumwollindustrie dieser Stadt und ihrer unmittelbaren Umgebung ähnlich wie die Tuchweberei nach 1815 bis in die 1860er Jahre immer mehr zurück, ohne daß es gelang, die Hoffnungen aus den Jahren der Kontinentalsperre zu erfüllen, noch auch nur gewisse vereinzelte Erfolge zu konsolidieren. Es bleiben nun noch die zweifellos dynamischere Periode nach 1870 und vor allem die zwanzig Jahre vor dem Ersten Weltkrieg zu untersuchen. Äußere Einflüsse scheinen für die Entwicklung ausschlaggebend gewesen 131

zu sein: ein rasches Anwachsen verschiedener Industriezweige in Nancy; eine umfangreiche Baumwollindustrie in den Vogesen, dank des Zustroms von Unternehmern und Kapital aus dem Elsaß; die Entstehung einer neuen Eisenindustrieregion zwischen Mosel und Maas, welche die im Vertrag von Frankfurt erlittenen territorialen Verluste milderten. Aber die Schwächen blieben bestehen; zunächst auf demographischer Ebene: N u r ein Bruchteil der für die Arbeit in den Eisenminen und in der Eisenindustrie notwendigen Arbeitskräfte konnte in der nahen Umgebung rekrutiert werden. Die Frontlage wirkte sich sicher auch hemmend auf die Investitionstätigkeit aus. Die Kombination dieser Faktoren - Einwanderung ausländischer und schlecht qualifizierter Arbeitskräfte, potentielle Unsicherheit - und die dadurch bedingte, oft unterschiedliche Strategie der Unternehmen erklärt wahrscheinlich das für die Eisenindustrie in Lothringen typische Wachstum: auf die ersten Stufen der Produktion konzentriert, ohne Anstrengungen in Richtung einer weiterverarbeitenden Metallindustrie (eine Bevölkerung, die noch in den 1970er Jahren erklärte, nur Stahl herstellen zu können und zu wollen) und ohne die Fähigkeit zur Ansiedelung anderer Industriezweige. 5 Untersucht man die Geschichte des lothringischen Kapitalismus oder besser des Kapitals in Lothringen, so kann man drei plausible Phasen der Entwicklung unterscheiden, die durch das Auftauchen sozial unterschiedlicher Typen von Kapitalisten, vorherrschender Verhaltensformen oder Formen des Finanzgebarens charakterisiert sind, die im Zeitverlauf erheblich schwankten. Allgemein läßt sich der Schluß ziehen, daß es unmöglich ist, auf lokaler oder regionaler Ebene eine direkte Beziehung zwischen wirtschaftlicher Entwicklung und der Anwesenheit einer kapitalistischen Gesellschaft, bzw. der Verfügbarkeit von Kapital herzustellen.

I. Die Seillières und Lothringen Die erste Phase in der Geschichte der Beziehungen zwischen Kapital und Industrie in Lothringen beginnt am Ende des Ancien Régime und dreht sich um ein familiäres Bankunternehmen von großer Bedeutung, dem der Familie Seillière. Es gehört der vorindustriellen Geschichte des Finanzwesens und der kapitalistischen Gesellschaft an, ist aber durch eine sehr kühne und erfolgreiche Verbindung zwischen Bank und Unternehmen gekennzeichnet. 6 Die Entwicklung der Bank Seillière hing eng mit der Reorganisation der Hammerwerke der Familie de Wendel zusammen, dem einzigen Eisenhüttenunternehmen Lothringens, dessen Ursprung ins Ancien Régime zurückreicht und das nach der Revolution dank technischer Modernisierung und Expansion auch noch während des ganzen 19. Jahrhunderts bestand. Florentin Seillière, Bankier in Nancy gewährte im Jahre 132

1811 François de Wendel einen Kredit von Fr. 300 000.- für den Rückkauf der beschlagnahmten und an lokale Geschäftsleute verkauften Fabrik von Moyeuvre. Im Jahre 1846 war es François-Alexandre Seillière, Chef des Bankhauses in Paris, der Charles de Wendel und seinem Schwager Théodore de Gargan die für den Bau der neuen Fabrik in Stiring notwendigen Kredite zur Verfügung stellte. Während des ganzen Zweiten Kaiserreichs beliefen sich die gewährten Darlehen auf mehrere Millionen Francs. Noch im Jahre 1880 waren die Seillières am Bau einer von de Wendel und Schneider gemeinsam erbauten Fabrik in Joeuf beteiligt, in der das von Thomas und Gilchrist entwickelte Verfahren verwertet werden sollte. Die Seillières besaßen selbst Erfahrung in Finanzierung und Führung von Industrieunternehmen, waren sie doch Eigentümer von Textilmanufakturen, welche die Grundlage für ihre Handelsaktivitäten in der Armeebelieferung abgaben. Selbst wenn die Rolle der Seillières außergewöhnlich erscheint, da sie darüber hinaus auch noch Le Creusot gefördert haben, so galt diese Vertrautheit mit der Industrie und ihrem Risiko nicht nur für sie allein: gleiches läßt sich im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts bei mehreren großen Pariser Banken feststellen. Zweifellos erklärt sich die Dynamik dieses Hauses besser durch seine Anfänge und aus der Analyse des Umfeldes. Die Grundlage ihres Aufstieges lag nicht im großen Handel, von welchem sie zum Bankgeschäft übergingen, es war vielmehr ihre Position als Financiers am Hofe der Herzöge von Lothringen, in Verbindung mit dem Lagerhandel, der nach 1766 durch die Beibehaltung der Zollgrenze zwischen der Champagne und Lothringen noch gefördert wurde. Ein weiterer Grund für diesen Erfolg war - neben dem Handel mit Rohwolle und Militärtuch - ihr Eindringen in den machtstrategisch gewichtigsten Bereich des Kapitalismus, dem „aristokratisch-staatlichen Komplex", um den Ausdruck von Guy Chaussinand-Nogaret aufzugreifen. Dieser aristokratisch-staatliche Komplex war unter der Regierung Ludwigs X V I . Auslöser für die meisten großen Industrieobjekte, besonders in der Eisenindustrie. Damit sind die verschiedenen Gründe genannt, die bis weit ins 19. Jahrhundert hinein für eine typische Kapitalistengruppe des Ancien Régime konstitutiv waren. Aber noch sind wir sehr weit von einem lothringischen Kapitalismus entfernt, während zugleich die räumliche Nähe dieser Kapitalisten zu Lothringen sehr bald aufgegeben wurde. Dies war eine Folge sowohl der geschäftlichen Beziehungen zum königlichen Hof als auch der 1798 erfolgten Gründung einer Bank in der Hauptstadt und damit der Schwerpunktverlagerung des Hauses Seillière nach Paris. Um die Verträge, welche die Seillières oder andere mit dem Staat abgeschlossen hatten, weiterzuverfolgen, wurde diese Sitzverlegung unerläßlich. Die von Florentin Seillière, dem in Nancy verbliebenen Gründer des Hauses, betriebenen lothringischen Geschäfte waren von nun an nur noch zweitrangig, auch wenn sie (besonders im Hinblick auf die Salzbergwerke 133

im Osten) noch bis in die 1820er Jahre von Bedeutung blieben. Wir haben es hier mit der ersten bedeutenden „Delokalisierung" des Lothringer Bankkapitals zu tun, ein Ereignis, das sich im Falle der Bank Varin-Bernier und der Société Nancéienne wiederholen sollte. 7 Dies war jedoch kein spezifisch lothringisches Phänomen des Finanzkapitalismus: alle erfolgreichen Stammbanken der französischen Provinzen verließen diese früher oder später und schlossen sich der Pariser Bankwelt an, um so ihre Geschäfte selbständig zu führen und ihren Gesamtprofit, der weit über den Profitmöglichkeiten im geographischen Ursprungsgebiet lag, selbst zu kontrollieren.

II. Nancy 1815-1870: ein Kapitalismus in Ketten Nachdem der Stern der Seillières an anderen Firmamenten zu leuchten begann, scheiterte der Kapitalismus von Nancy bei jedem weiteren Durchbruch in der ersten Phase der französischen Industrialisierung. Nicht daß er inexistent gewesen wäre, im Gegenteil: 1845 schätzte ein lokaler Bankier, Antoine Husson, das bewegliche Vermögen der Stadt auf hundert Millionen. Dieses Vermögen war aber weniger in industriellen Werten angelegt als vielmehr in Staatsfonds, in Handelspapieren, Hypothekendarlehen etc., sofern es sich nicht überhaupt um nicht angelegte Gelder handelte. Wer waren die Träger dieses „gezügelten" Kapitalismus? 1. Der alte Adel in Meurthe, der von der Emigration weniger betroffen war als der im Departement Moselle, besaß ein bemerkenswert stabiles Vermögen und blieb bis mindestens 1930 die reichste soziale Schicht der Stadt. Später gewannen die Wertpapiere mehr an Bedeutung, aber die Kommanditsummen oder Geschäftsanteile waren noch verschwindend klein; in den Aktionärslisten war die Aristokratie nur mit bescheidenen Subskriptionen vermerkt. Mit sichtlichem Mißtrauen stellte sie daher nur die Uberschüsse ihrer flüssigen Gelder zur Verfügung. Sie trat nicht wirklich in das neue kapitalistische System ein. 2. Die Gruppe der Händler und Fabrikanten blieb weiterhin bei den traditionellen Spekulationen und reagierte auf jeden Industrialisierungsansatz in Nancy und Umgebung mit großer Zurückhaltung. Trotzdem lassen sich auch für die Industrialisierung vorteilhafte Einflüsse erkennen. Zunächst kam es durch die Intensivierung des Kommissionsgeschäftes während des Kaiserreichs - vor dem Verlust der vom Deutschen Reich annektierten Rheingebiete - zu einer Kapitalvermehrung, die aber nicht mit derjenigen in Straßburg zu vergleichen ist. Kapitalkräftig und möglicherweise industrialisierungsfreundlicher war auch die erst seit kurzem ansässige Gruppe deutschstämmiger Juden, die eine starke Solidarität verband; aber auch diese wanderten bald nach Paris ab - auch dies ein Beispiel für die 134

Delokation von Kapital und hochqualifiziertem Arbeitspotential. Nur die beim Getreideverkauf, beim Verkauf von Viehfutter, Pferden und Militärtuch erzielten Gelder wurden in die neu entstehende lokale Industrie des beginnenden 19. Jahrhunderts investiert: in die Wollspinnerei von Tomblaine, die Baumwollspinnerei von Domèvre-sur-Vezouze, um nur einige Beispiele zu nennen. Aber diese, ganz zu Beginn der industriellen Revolution entstandenen Textilindustriebetriebe überstanden die Krise nach der Rückkehr zum Frieden und den ehemaligen Grenzen im Jahre 1815 nur schlecht. Die beginnende Mechanisierung und Rationalisierung der Betriebe erhöhte die Probleme und viele von ihnen erhielten durch den Vertrag von 1860 endgültig den Todesstoß. Die Wolltuchweberei konnte ihren Untergang lange hinauszögern, indem sie nur noch einfachste Ware für die ärmste Bevölkerung herstellte und durch Qualitätsminderung und Verwendung von Baumwollgemisch gegen die Konkurrenz ankämpfte. Das einzige Unternehmen, welches die Zeit des Freihandels überstand, war die Firma Goudchaux-Picard (Spinnerei und Weberei, eine jüdische Familie). Auch auf dem Baumwollsektor überlebte ein großes Unternehmen, aber nur, weil elsässische Industrielle den Betrieb übernahmen und selfacting Webstühle einführten. Die „großen Geschäfte" verblieben in Nancy folglich während eines halben Jahrhunderts im traditionellen Muster. Sie beschränkten sich aufgrund der Handelswaren und Produkte, der nachgefragten Arbeitskräfte sowie aufgrund der Absatzmärkte auf das nahe Umland. Damit einher ging die Bedeutung der Fuhrunternehmen, die sowohl die Diskontierung und Schuldeintreibung vornahmen als auch Vorschüsse auf gelieferte Waren gewährten. Auch die Nudelherstellung prosperierte: die zwei größten Fabriken (eine von ihnen besaß eine kleine Dampfmaschine) hatten den gleichen Umsatz wie die gesamte Baumwollindustrie. In der Brauereibranche begann der Aufschwung, als die ersten wichtigen Unternehmen um 1840 entstanden, und als sie unter Anwendung von bayrischen Gärungsverfahren bei niedriger Temperatur und mit Hilfe von Kühlmaschinen zur industriellen Produktion übergingen. Die Familie Tourtel, lange Zeit Inhaber der größten Brauerei Frankreichs, erwarb durch die Anwendung dieses Verfahrens ein beachtliches Vermögen (Albert Tourtel, ein großer Geschäftsmann, hinterließ bei seinem Tode 1929 ein Vermögen von fünfzig Millionen). 8 Seine eigentliche Prägung erhielt der Handelskapitalismus in Nancy durch die Stickereiverleger, die konservativ und selbstherrlich während des ganzen 19. Jahrhunderts in ihren rund hundert Verlagen an protoindustriellen Produktionsformen festhielten, indem sie auf billige (und willige) weibliche Arbeitskräfte in der Stadt selbst (während der Restauration waren es 10 000 Stickerinnen) und auf dem Lande zurückgriffen. Im lokalen Bankwesen spiegelte sich dieser Traditionalismus. Bis in die 1860er Jahre gab es weniger als ein Dutzend Bankhäuser, die oft noch dem 135

Handel oder dem Verlagswesen sehr nahe standen und welche die Diskontierung und den Handel mit Staatspapieren (Staatsrenten, Anleihen auf die Stadt Nancy) industriellen Investionen vorzogen. In den Jahren 1850/60 erfaßte der große Boom der Eisenindustrie und der Chemie schließlich auch Lothringen, d. h. eigentlich nur das Becken von Nancy, dessen Bodenschätze, die allerdings durch geringe Erzvorkommen begrenzt waren, Grundlage für die Entwicklung einer neuen Industrieregion an der mittleren Mosel abzugeben schienen. Welten trennten den passiven Kapitalismus von Nancy und das dynamische Wachstum dieser Unternehmen. Zwar standen weder das Kapital von Nancy und Umgebung noch die Unternehmer abseits; aber abgesehen von einer kurzen Spekulationswelle in den Jahren 1856/57, die durch einen Bankzusammenbruch jedoch bald zusammenfiel, wurde Kapital in viel zu geringem Umfang investiert, und in Lothringen, einem Land ohne schwerindustrielle Tradition, fehlte es den Unternehmern an den notwendigen Sachkenntnissen (dies zweifellos im Gegensatz zur Region von Longwy). So zeigten die Geschäfte allzu oft und sehr schnell schlechte Ergebnisse und konnten nur mit Hilfe von Fremdkapital wiederbelebt werden, obgleich festzuhalten ist, daß diesem nicht die erste Initiative zukommt. In der chemischen Industrie stand die Erschließung weiterer Salzlager im Meurthe-Tal im Vordergrund. Die Gesellschaft von Rosières-Varangéville, eine 1849 gegründete Kommanditgesellschaft auf Aktienbasis, begann mit unter den Familien in Metz und Nancy zerstückeltem Kapital. Auf die Umwandlung in eine Aktiengesellschaft im Jahre 1855 erfolgte 1856 eine Kapitalerhöhung, die ausschließlich durch das Unternehmen von Saint-Gobain bestritten wurde. 9 Das französisch-belgische Unternehmen Solvay sollte schließlich durch die Anwendung moderner Sodaherstellungsverfahren in Varangéville und Dombasle dieses Salzvorkommen umfassend ausbeuten. Im Erzbergbau und in der Eisenverhüttung gehen einige Erfolge auf den lokalen Kapitalismus zurück, so ζ. B. die Erfolge der Eisenhammerwerke und Walzwerke Champigneulles (seit 1872 Aktiengesellschaft mit Fr. 700 000.- Kapital) oder die der Gesellschaft an der Obermosel in NeuvesMaisons (seit 1873 Aktiengesellschaft mit Fr. 2 000 000 - Kapital), die dann schließlich 1897 von Châtillon-Commentry übernommen wurden. Einfacher ist die Geschichte von Barbe-Schmitz, einem jungen Mechanikerlehrling, der durch seine Heirat mit einer Stickereihändlerin aus Nancy Stickereifabrikant wurde und eine Stickmaschine erfand. Mit 50 Jahren, als bereits reicher Mann, versuchte er das in Schwierigkeiten geratene Eisenhüttenwerk in Pont-à-Mousson zu erwerben, gründete dann seine eigene Gesellschaft, die Hochofengesellschaft von Liverdun, mit einem Kapital von 4 Millionen, in dem sein Sohn, Artillerieoffizier mit abgeschlossenem Polytechnikum, bald Mitinhaber wurde. Aber dieses Beispiel der Anpassung des alten Handelskapitalismus an die Erfordernisse des neuen Industriekapitalismus scheint einmalig zu sein! 136

Weit typischer für das Verhalten der Kapitalisten von Nancy ist die Geschichte der Gesellschaft von Pont-à-Mousson, die sich auf die Herstellung von gußeisernen Rohren spezialisierte und damit zum führenden französischen Unternehmer dieser Art und zum großen Exporteur aufstieg. Ihre Gründer, unterstützt von Kapitalgebern aus dem Mittelstand von Pont-à-Mousson und Nancy, scheiterten beim ersten Anlauf 1856 und konnten erst mit Hilfe des saarländischen Kapitals der beiden Kohlenhändler Haldy und Schmidborn aus Saarbrücken, die am Verkauf von Koks an die neue Gesellschaft interessiert waren, das Unternehmen wieder ankurbeln. Anläßlich der Umgründung des Unternehmens 1862 und der Wiederaufnahme der Produktion schaltete sich Röchling, ein dritter Saarländer, ein. Vor 1870 verfügten diese drei Saarländer mit 83% der Anteile über weit mehr Kapital als Jean-Baptiste Lenglet, Inhaber einer kleinen Geschäftsbank in Nancy. Das Unternehmen war damit nur in der Unternehmensleitung mit dem Ingenieur Xavier Rogé, der selbst jedoch nicht Lothringer war, französisch. Zwischen 1890 und 1914 sollte sich die Situation des Unternehmens grundlegend ändern: das deutsche Kapital wurde zurückgezogen und die Ingenieure Rogé und Cavallier und deren nahe Angehörige erwarben nahezu 50% des Kapitals. Dennoch kam das Kapital von Pont-àMousson nicht in „lothringische" Hände, denn es handelte sich nur um die Übertragung der Mehrheit des Gesellschaftskapitals auf die „Manager"; der Sohn von Lenglet kam immer noch erst an dritter Stelle, die restlichen Anteile waren zerstreut. Würde man die Untersuchung der Eisenindustrie an der Mosel vertiefen, so würden sich saarländische Anteile in den meisten Unternehmen feststellen lassen. Als sich die Stahlbarone Dupont und Dreyfus aus Ars-sur-Moselle zurückzogen (in dem von Deutschland annektierten Gebiet), wurde 1873 in Pompey das Unternehmen mit Hilfe der Pariser Hochfinanz wiedereröffnet: Fould legte die Fabriken von Pompey mit anderen Betrieben in den Ardennen und in Seraing zusammen und blieb auch noch nach deren Umwandlung in eine Aktiengesellschaft im Jahre 1898 Generaldirektor. 10

III. Nancy 1871-1914: Ein Folgekapitalismus Die französische Niederlage von 1871 veränderte zwei der Art und Zeitlichkeit nach verschiedene Entwicklungen in Nancy. 1. Kurzfristig erfuhr die Stadt eine Neubelebung und Expansion durch den Zugang von Elsässern und Einwohnern aus dem Departement Mosele, welche für die französische Nationalität optiert hatten. Obwohl diese Immigration auch anderen Industriezentren und Städten, die noch tiefer im französischen Inland lagen, zugute kam, verdankte auch Nancy den Neuankömmlingen verschiedenartige Industrieunternehmen, qualifizierte Ar137

beitskräfte, Kapital und einen Flüchtlinge kennzeichnenden Unternehmungsgeist. Die Bedeutung, welche diese Erneuerung der wirtschaftlichen Elite für die Stadt hatte, läßt sich am besten am Beispiel der Laufbahn der Familie Vilgrain darstellen: der Vater Jean-Baptiste, der Sohn Louis, der Enkel Marcel. Die Vilgrains, die aus Metz stammten, betätigten sich zunächst im Getreidehandel, dann im Müllereigewerbe (1885 kauften sie die großen Mühlen von Nancy), schließlich im Elektrizitätsvertrieb von Lothringen und erwarben Beteiligungen an Steinkohlebergwerken, an Eisenindustriebetrieben etc. 1912 ist der Sohn an mehr als einem Dutzend verschiedener Gesellschaften beteiligt. Tatsache jedoch ist, daß diese Familie, ebenso wie ihre Zeitgenossen, die Varin-Berniers, sich später nach Paris „absetzten". 2. Mittel- und langfristig wandelte sich Nancy unter dem Einfluß der industriellen Expansion, die sich ringsum und in der Stadt selbst vollzog und seit Ende des Jahrhunderts auch die blitzartige Industrialisierung der Region von Briey umfaßte. In Antwort auf diese Entwicklung wurde Nancy bald zum erstrangigen regionalen Bankzentrum; langsam übernahm die Stadt die Mobilisierung des finanziellen Potentials der lokalen Gesellschaftsschicht. Verschlagene Bankiers lockten die ungenutzten Kapitalien hervor und rissen damit die örtliche Gesellschaft schließlich aus ihrer Erstarrung. Man muß jedoch gegenüber einer zu verkürzten und vorschnellen Wertung dieser „Bankexplosion" vorsichtig sein. Haben diese glanzvollen Institute wie die Bank Renauld (1879) oder die Société Nancéienne de Crédit Industriel et Commercial (1881) wirklich die Industrialisierung in Gang gebracht, begründet oder getragen, oder, genauer gesagt, aus ihr den größtmöglichen Profit gezogen? Zwischen diesen beiden Haltungen liegen mehr als nur Nuancen. Die Gründung selbst der neuen Industrieunternehmen hing während dieser Periode nach wie vor von der Initiative der Unternehmer und ihrer Fähigkeit ab, das entsprechende Startkapital selbst einzubringen oder es sich anderswo zu besorgen. Die Industriellen zogen weiterhin Selbstfinanzierung als Voraussetzung für unabhängiges Wachstum vor. Demgegenüber war es die Geschäftstaktik der Bankiers, sich von der Industrie zu lösen und zugleich das Terrain zu beobachten. Bei gut angelaufenen Geschäften entschlossen sie sich, ihre Finanzmittel anzubieten: kurzfristig (mittelfristig konsolidierbar) durch Uberziehung des Kontokurrentkredites oder durch Vorschüsse auf Wertpapiere oder Sicherheitskonten; langfristig als Vermittler oder Makler gegenüber der Finanzwelt und in größerem Umfang gegenüber den Einlegern bei Kapitalerhöhungen, Obligationsemissionen und bei Umwandlungen in Aktiengesellschaften. So diente die Entwicklung des Bankwesens der industriellen Expansion nur dann, wenn diese Unternehmen bereits florierten. Seine Rolle als Rückhalt läßt sich sicher nicht leugnen und auch die Industriellen stritten ihre Wichtigkeit nicht ab, was durch ihre Mitgliedschaft in den Verwaltungsrä138

ten der Kreditanstalten bestätigt wird. Die Banken konnten desto länger Profite aus der Industrie ziehen, als diese nicht die Möglichkeit hatte, sich durch Börsennotierung - besonders in Paris - direkt an den Finanzmarkt zu wenden. Aber genau dies betrieben die Bankiers von Nancy. Sie verzögerten die Eröffnung einer Effektenbörse durch ihre Abwehrkoalition bis 1921. Der „ M a r k t der Banken" notierte in seinem Rundschreiben die 157 Wertpapiere auf ihrem Wert von 1914 und drängte damit seine Dienstleistungen und Vermittlung nahezu auf. Andererseits haben die Banken den Wechsel in der Qualität der Geschäfte mit der Industrie vorbereitet, indem sie sich selber immer mehr zur großen Depotbank von regionaler und selbst nationaler Bedeutung entwickelten, d. h. sie selbst also überwanden die Enge der Region. Dies läßt den Schluß zu, daß man die Klagen der Industriellen über die Bankiers nicht allzu sehr für bare Münze nehmen darf, und außerdem sollte man die patriotischen und rechtfertigenden Reden der Bankiers hinsichtlich einer nationalen Industrie nicht zu ernst nehmen. Die lokalen und regionalen Banken hatten weder in Nancy noch anderswo die Absicht, ein geographisches Gleichgewicht zwischen Kapital und Arbeitsplätzen herzustellen, und als der geeignete Moment gekommen war, waren sie gerne bereit, die Flucht der lokalen Kapitalien auszulösen. Sie bestätigen somit die Autonomie der Bankgeschichte gegenüber der des Wirtschaftswachstums, zu dem ihre Beziehungen selektiv und instabil waren. In diesem Zusammenhang ist der Versuch einiger großer, zur Blüte gelangter Industrieunternehmen, eigene Banken zu gründen, sehr aufschlußreich: man könnte sagen, die Geschichte des Kapitals und der Industrialisierung erfuhr in Lothringen eine säkulare Umkehrung, als nämlich im Jahre 1911 de Wendel die Bank Demachy-Seillière übernahm. Das Beispiel Lothringens zeigt, daß es langfristig illusorisch ist, eine Studie über Kapitalinvestitionen in einem eng begrenzten geographischen Rahmen erstellen zu wollen, und wie enttäuschend ein solches Vorgehen sein kann, das sich bei der Untersuchung von Investition und wirtschaftlichem Wachstum allein auf die lokale bzw. regionale Ebene beschränkt. Schon früh charakterisiert eine extreme Mobilität und Indifferenz gegenüber ausschließlich lokalen Erwägungen selbst ein Kapital, das noch nicht anonym und international war. Es ist offensichtlich, daß die Industrialisierung in keinem Stadium ihrer Entwicklung auf Kapital verzichten konnte, die Kanäle, durch die sie sich Kapital besorgte, waren zahlreich und ihre Bedürfnisse wurden sicherlich nicht durch eine schon vorher erstellte Harmonie zwischen den nächsten Kapitalinhabern und den Unternehmen befriedigt. Im Finanzraum Lothringen kreuzten sich die unabhängigen und widersprüchlichen Absichten der örtlichen Kapitalisten, die siegreich nach draußen drängten, und die „ f r e m d e n " Interessen, deren Intervention schließlich nicht von vornherein Sicherheit für Prosperität bot.

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Capital and Industrialisation in Lorraine, End of the 18th to Beginning of the 20th Century Summary In Lorraine, the active presence of the Wendel family in ironworking for nearly three hundred years seemed to have symbolised the long tradition as well as the success of industrial development, but in reality the region was characterised by a syncopated, belated, and imperfect industrialisation leading to a very fragile growth. Quite apart from her frequently unfavourable historical circumstances such as wars and frontier changes, Lorraine lacked the take-off base of a numerous peasantry and a rich agriculture; of a preceding phase of intensive proto-industrialisation; and of a sufficiently differentiated range of activities, particularly in the North which was so typically „mono-industrial". Is it possible, within this peculiar picture of the Lorraine economy, to determine the role played by her local capital? It is remarkable that Lorraine gave birth, on two different occasions, to a powerful banking system; first, at the end of the 18th and the beginning of the 19th centuries, at the time of the rise of the capitalism of the suppliers of war materials, such as notably the Seillière family; for the second time, in the last quarter of the 19th century, with the foundation of the great banques d'affaires, Renauld, Société Nancéienne, Varin-Bernier, occurring simultaneously with the rise of the major mining and iron and steel industries. But overall, the urban societies of the two cities, Metz and Nancy, showed a certain passivity and reticence regarding local or regional investment, and the great bankers, just as in other peripheral provinces of which Languedoc furnishes without doubt the best example, were more eager to look to a great national career, emigrating to Paris, and becoming regional banks of deposits instead. There was thus a tendency towards the "délocalisation" of Lorraine capital which, apart from very particular phases, left the field free either to the initiative and the ploughing back of capital by local entrepreneurs, or to the intervention of capital from outside the provice.

Anmerkungen 1 Vgl. hierzu die jüngsten Bemerkungen von Peter Borscheid, Potentiel de main d'oeuvre, migration et différences de niveau de vie en Allemagne au X I X e siècle: des causes sociales aux disparités régionales, in: Bulletin du Centre d'Histoire économique et sociale de la région lyonnaise, 1978, Nr. 4, S. 6-27. 2 La Lorraine et les mutations de la France industrielle au XVIIIe siècle, Kolloquium über: La Lorraine dans l'Europe des Lumières, in: Annales de l'Est, Mémoires, Nr. 34, 1968. 3 Diese Beurteilung Lothringens stammt aus einem Gesamtschema des Autors, der den Beginn der Verlagerung der wichtigsten Industrieanlagen Frankreichs in nordöstlicher Richtung ohne Bedenken vor die revolutionären und napoleonischen Kriege legt.

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4 Vgl. Carol Kent, Camille Cavallier and Pont-à-Mousson: An Industrialist of the Third Republic, unpublished Ph. D . Thesis, Oxford 1972. 5 Die wirtschaftlichen und sozialen Aspekte dieser Entwicklung sind jetzt, zumindest in ihren großen Linien, bekannt durch die Arbeiten von Claude Prêcheur (La Lorraine sidérurgique, Paris 1959), Odette Voilliard (La bourgeoisie de Nancy de 1815 à 1870, thèse de doctorat d'Etat 1976) und François Roth (La Lorraine annexée 1870-1918, Nancy 1977). Erwähnt werden muß noch das älteste Werk von Philippe Jacquemard, Les Banques lorraines, 1911. 6 Vgl. Jean-François Beihoste und Henri Rouquette, La Maison Seillière et Demachy, Mayenne 1977. 7 Trifft dies im Grunde genommen nicht auch für die de Wendeis zu, die, wie Pierre Léon bemerkt (s. Anm. 2), „nachdem sie alle Hochöfen der Region von Hayange aufgekauft hatten", sich „dank der Hilfe der großen Kapitalgeber über Le Creusot, Charleville, Indret und Ruelle, Tulle" ausbreiten konnten „ u n d so am Vorabend der Revolution durch ein ausgedehntes Konsortium einen großen Teil der französischen Eisenindustrie kontrollierten"? 8 Wir stützen uns hier auf Anregungen unseres Kollegen Claude Collot (1977) und auf seine Studie über: Nancy, métropole financière de la Lorraine de 1871 à 1914, in: Annales de l'Est, 1973, N r . 1, und: Bar et la banque Varin-Bernier sous la Troisième République 1871-1914, in: Annales de l'Est, Mémoires, N r . 52, 1976. 9 Er hatte schon die Kristallbläsereien von Saint-Quirin am lothringischen Abhang der Vogesen übernommen. 10 Dagegen hatte ein Unternehmen wie das der Hochöfen von Micheville, gegründet 1874, das in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit Pont-à-Mousson, Marine und Homécourt eine mächtige Gruppe bildete, seine Wurzeln im traditionellen Handel Lothringens: von den zwei Gründern, Ferry und Curicque, erwarb der erste, Sproß einer Bauernfamilie aus der Umgebung von Longwy, vor 1870 ein Vermögen als Getreidehändler in Haucourt.

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WACLAW D L U G O B O R S K I

Wirtschaftliche Region und politische Grenzen: Die Industrialisierung des oberschlesischen Kohlenbeckens

ι Das oberschlesische (genauer: oberschlesisch-Dombrowa-Krakauer) Kohlenbecken bildet ein homogenes geologisch-geographisches Gebiet (Abb. 1), das 4450 qkm umfaßt und sich auf ungefähr 120 km Länge von Nord-West nach Süd-Ost und 80 km Breite von Norden nach Süden erstreckt. 1 Seine wirtschaftliche und verwaltungsmäßige Einheit wurde jedoch erst in den letzten drei Jahrzehnten, als Folge der Wirtschaftspolitik und Verwaltungsreformen des sozialistischen Staates verwirklicht. In der Vergangenheit (bis 1945 bzw. 1939) war dieses einheitliche Gebiet durch politische (zwischenstaatliche) und administrative (zwischen einzelnen Verwaltungseinheiten des gleichen Staates bestehende) Grenzen geteilt und gehörte zu drei verschiedenen Staaten, deren Wirtschafts- und Sozialpolitik wesentliche Unterschiede aufwies. Zugleich erstrebten diese Länder eine ökonomische Integration ihrer staatlichen Territorien, was besonders die Grenzgebiete, also auch die drei obengenannten Teile des oberschlesischen Kohlenbeckens betraf. Es waren also auseinanderstrebende Kräfte im Spiel, die einerseits die Eigentümlichkeiten der einzelnen Teile prägten, andererseits zur Schwächung der wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge zwischen ihnen beitrugen. Es läßt sich fragen, ob die Industrialisierung hierbei eine integrierende oder desintegrierende Rolle spielte? Wie weit und auf welche Weise beeinflußte die politische Aufteilung des Kohlenbeckens den Gang der Industrialisierung? U m auf diese Frage näher einzugehen, bedürfte es gründlicher statistischer, komparativer Untersuchungen, die vorläufig noch nicht vorliegen. Eins war aber allen drei Teilen des Kohlenbeckens gemeinsam: ihre geographische Randlage in ihren jeweiligen staatlichen Gebieten. In der Periode des mit der Entwicklung der Eisenbahnen sich herausbildenden innerstaatlichen Marktes mußte dies eine erhebliche Benachteiligung auf diesem Markte bedeuten - besonders dann, wenn die staatliche Wirtschaftspolitik (Rüstungsaufträge, Eisenbahntarife u. ä.) auf Förderung anderer 142

Abb. 1: Das oberschlesische Kohlenbecken und seine Kohlengruben um 1795

Bergbau- und Hüttenregionen ausgerichtet war, 2 was aus unterschiedlichen, meistens jedoch nationalpolitischen Gründen geschehen konnte. Die Zugehörigkeit der einzelnen Teile des Kohlenbeckens zu verschiedenen staatlichen und zugleich zu verschiedenen wirtschaftspolitischen Gebieten brachte auch wesentliche Unterschiede im Verlauf der Industrialisierung und ihrer gesellschaftlichen Begleiterscheinungen. Die Frage stellt sich nun: waren die Gemeinsamkeiten dieser Gebiete mit ähnlicher Produktionsstruktur und ähnlicher volkswirtschaftlicher Funktion stärker als die divergierenden Elemente, die sich durch ihre Zugehörigkeit zu verschiedenen Staaten ergaben? Wenn trotz der Auswirkungen der auseinanderstrebenden Kräfte die Verbindungen zwischen den einzelnen Teilen des Kohlenbeckens weiter bestanden, läßt sich weiter fragen, welche Arten von Beziehungen durch die Industrialisierung entstanden (Warenaustausch, Kapitalexport, Migration der Arbeitskräfte usw.). Welche Bedeutung haben diese Verbindungen für die Industrialisierung der einzelnen Teile gehabt? Und endlich: ist der Erforschung der Entwicklung eines in drei wirtschaftsgeographische Regionen aufgeteilten, geographisch-geologisch homogenen Gebietes irgendwelche allgemeinwissenschaftliche, also nicht nur landesgeschichtliche Bedeutung beizumessen? Hier ist nun darauf hinzuweisen, daß die geschilderte spezifische Lage des oberschlesischen Kohlenbeckens als Ausnahmefall der europäischen Wirtschaftsentwicklung zu 143

betrachten ist, da eine solche Situation in keinem anderen Lande, in keiner Zone unseres Kontinents jemals entstand bzw. entstehen konnte. Wenn in der Forschung auf die Vorteile einer komparativen Analyse der Entwicklung einerseits und der gegenseitigen Verbindungen mehrerer Bergbau- und Hüttenregionen andererseits nachdrücklich hingewiesen wurde, so ging es bisher um solche Gebiete wie das Ruhrgebiet, das belgisch-nordfranzösische Kohlenrevier und das Dreieck Saar-LothringenLuxemburg, die keinen geschlossenen geographischen Raum bildeten und eigentlich unabhängig voneinander zu industriellen Regionen emporgewachsen sind. 3 Gerade die Entwicklung im Raum Saar-Lothringen-Luxemburg liefert jedoch ein den oberschlesischen Verhältnissen ähnelndes Beispiel einer Industrialisierung, bei der das natürliche, d. h. geographischgeologisch einheitliche Gebilde durch die politische Grenzziehung aufgeteilt war. So lief hier die deutsch-französische Grenze durch die Kohlenflöze und die luxemburgisch-französische durch die Eisenerzflöze hindurch. Ähnlich auch wie im deutsch-russisch-österreichischen Dreieck wurden hier die politischen Grenzen oftmals im Laufe des 19. Jahrhunderts verändert, was für die einzelnen Teile des Bergbau- und Hüttenreviers oftmals einen Wechsel ihrer staatlichen Zugehörigkeit zur Folge hatte. Trotz der geologisch-geographischen Homogenität, trotz der geographischen Nachbarschaft von Kohle und Erz, trotz gleichartiger wirtschaftlicher Funktionen ist infolgedessen die geschichtliche, sozial-ökonomische Entwicklung „durchaus nicht so gleichartig verlaufen", wie man mit Rücksicht auf die obengenannten Faktoren vermuten könnten. ,,Von den Kriterien rein ökonomischer Effizienz einmal abgesehen", ist auch hier ähnlich wie im oberschlesischen Dreieck - die Entstehung von „unterschiedlichen Strukturen selbst in der Industrielandschaft" zu verzeichnen. Die Ursachen sind vor allem in der „Abhängigkeit von der Grenzlage, d. h. von Bedingungen, die die Staatsgewalt in Wahrung nationalpolitischer Interessen gestaltet", zu suchen. Die Bedeutung dieses Faktors geht, wie in der neuesten Untersuchung zu diesem Problem nachgewiesen wurde, weit über die Wirkungen der Zoll- und Währungsgrenzen oder über Einflüsse aus Interessen der Landesverteidigung hinaus. Es „stoßen an diesen Grenzen unterschiedliche Systeme der Staats- und Wirtschaftsordnung, der Verwaltung, der Verkehrspolitik . . . aufeinander", zu denen sich im 20. Jahrhundert, besonders aber in der Zeit nach 1918, die Interventionsmöglichkeiten des modernen Staates gesellten, „deren Einsatz gerade in den Grenzgebieten den grenzüberschreitenden Wirtschaftsablauf empfindlicher beeinflußt" haben, als es „ d i e Zölle . . . des 19. Jahrhunderts vermocht haben". Die Frage, die bei der Analyse des Gangs der Industrialisierung im Raum Saar-Lothringen-Luxemburg gestellt wurde: „welche Hypothek im Zeitalter nationalstaatlicher Rivalitäten und wirtschaftlicher Desintegration auf der Wirtschaft der Grenzlandschaften . . . lastete", 4 hat ebenso große, 144

vielleicht noch größere Geltung für den Raum Oberschlesien-DombrowaKrakau. Denn in den Jahrzehnten des stärksten wirtschaftlichen Aufschwungs, der stärksten Beschleunigung der Industrialisierung und der Herausbildung von Wirtschaftsregionen, d. h. in der Periode von 1871 bis 1918, waren Saarland, Luxemburg und Lothringen praktisch in einem Zollund Wirtschaftsgebiet vereinigt. 5 In dem ostmitteleuropäischen MontanDreieck dagegen ist im gleichen Zeitraum die Entwicklung in völlig entgegengesetzte Richtung gelaufen: die handelspolitischen Auseinandersetzungen zwischen Deutschland und Rußland, die in dem russischen Prohibitivzollsystem von 1891 gipfelten, begannen den Warenaustausch zwischen Oberschlesien und dem Dombrowaer Revier zu hemmen; das nationalpolitisch bedingte, gegen Polen und Juden ausgerichtete Bismarcksche Ausweisungs- und Ansiedlungsverbotsgesetz von 1886 hat auf ähnliche Weise die sozialen Zusammenhänge zwischen beiden Regionen beeinflußt, und in dem dritten - österreichischen - Glied des oberschlesischen Kohlenbeckens wurden die Folgen der Randlage im Rahmen der Doppelmonarchie und der damit zusammenhängenden wirtschaftspolitischen Benachteiligung immer fühlbarer. 6 Aber gerade dieses Zusammenspiel der vom Standpunkt der wirtschaftlichen Entwicklung selbst endogenen und exogenen Faktoren macht den ,Fall Oberschlesien' zu einem besonders reizvollen Objekt der wirtschaftsgeschichtlichen Analyse. Zurecht wurde unlängst darauf hingewiesen, daß, um die Wirkung der einzelnen Faktoren auf das ,Ganze' untersuchen zu können, regionale ,Tiefbohrungen' unentbehrlich zu sein scheinen, da diese erst die Wechselbeziehung der Faktoren und die bisher der Aufmerksamkeit entgangenen Zusammenhänge beleuchten können. Dies trifft besonders für solche Gebiete zu, in denen einerseits ethnische Unterschiede und nationalpolitische Bestrebungen nicht ohne Bedeutung auch auf die wirtschaftliche Entwicklung geblieben sind, andererseits gerade in Folge dieser Bestrebungen - „die Staatsgrenzen die zusammenhängenden, gemeinsame Mikrogebiete bildenden Regionen voneinander getrennt haben". 7

II Im ganzen oberschlesisch-Dombrowa-Krakauer Gebiet waren (bzw. sind weiter) Steinkohlenflöze sowie auch Eisen-, Zink- und Bleierze vorhanden. Umfang und Zugänglichkeit dieser Lagerungen, besonders der Steinkohle, waren allerdings in den einzelnen Teilen dieses Gebietes verschieden. Verschieden waren deswegen auch die naturgegebenen geologischen Entwicklungsmöglichkeiten, was besonders in den Anfangsstadien der Industrialisierung zu Tage trat. Die damalige Bergbautechnologie war ζ. B. nicht imstande, tieferliegende Kohlenflöze abzubauen, bzw. das Problem des Grundwassers zu bewältigen. Mit der Entwicklung der Bergbautechnik 145

gewannen dann allerdings die rein ökonomischen Faktoren, wie die Größe der Kapitalanlagen, die Möglichkeit, entsprechende Maschinen und Fachkräfte zu beschaffen u. ä., an Bedeutung. Die naturgegebenen Nachteile konnten so allmählich überwunden werden. Von diesem Gesichtspunkt aus wären die Ausgangspositionen der einzelnen Teile des Kohlenbeckens gleichzusetzen. Weitgehende Ähnlichkeit wiesen am Vorabend der Industrialisierung, d. h. am Ende des 18. Jahrhunderts, auch die wirtschaftlichen und sozialen Verhältnisse auf. Oberschlesien blieb auch nach der preußischen Besitzergreifung (1741), im Gegensatz zu Niederschlesien, ein durchaus landwirtschaftliches, schwach urbanisiertes Gebiet. Die führende wirtschaftliche, soziale und politische Kraft waren hier die Großgrundbesitzer und die dominierende Wirtschaftsweise die Gutsherrschaft. N u r in ihrem Rahmen konnte sich die Hüttenindustrie entwickeln, die aber einen vor- oder protoindustriellen Charakter aufwies: traditionelle Technologie (Holzkohle und Wasserkraft), feudale gesellschaftliche Verhältnisse (untertänige „Industrie-Bauern" als Arbeitskraft) und Dezentralisierung der Standorte (die Eisenhütten konnten nur in Wäldern, an Flüssen oder Bächen angelegt werden). 8 Die wirtschaftliche und soziale Struktur Oberschlesiens konnte diese Art von Industrie nicht wesentlich bestimmen. Ganz ähnlich waren die Verhältnisse in den angrenzenden Gebieten des polnischen Staates. U m 1780 begann der preußische Staat in dem an Bodenschätzen reichen oberschlesischen Grenzstreifen sein weitangelegtes Industrialisierungsprogramm zu verwirklichen, das u. a. die in England entwickelte Technologie nachzuahmen bestrebt war. Man begann, Steinkohle bzw. Koks in der Bleiund Eisen-, später auch in der Zinkindustrie als Brennmaterial zu verwenden, was zugleich die Einführung von Hüttenanlagen neuer Art, vor allem Hochöfen, wie auch die Anwendung von Dampfmaschinen verlangte. Dampfmaschinen sollten auch eine rasche Entwicklung des Steinkohlenund Erzbergbaus (als Energiequelle für Wasserpumpen und zum Antrieb von Schachtaufzügen) ermöglichen. Diese Art von Industrialisierung konnte nur auf der Grundlage von kapitalistischer Kalkulation und freier Lohnarbeit vorangetrieben werden. Zugleich entstanden Ansätze zur Herausbildung von Bergbau- und Hüttenregionen. Die neue Industrie war standortmäßig an die Steinkohlenlager gebunden, die Hütten wurden möglichst nahe bei Kohlengruben angelegt, was eine territoriale Konzentration von Industrieanlagen, Wohnsiedlungen, später auch Kommunaleinrichtungen usw. zur Folge hatte. 9

III Vom Ende des 18. bis in die Mitte des 19. Jahrhunderts bestanden in Oberschlesien zwei Typen (,Modelle') von Bergbau- und Hüttenindustrie: 146

.traditionelle' und ,moderne'. Der erste Typ war wie bisher eng mit dem Großgrundbesitz verbunden, der zweite vor allem durch die staatlichen Werke geprägt, wurde aber seit Beginn des 19. Jahrhunderts auch von einzelnen junkerlichen Unternehmern nachgeahmt. Die ,moderne' Industrie errang nur langsam den Vorrang: noch 1851 waren 72 Holzkohlehochöfen gegenüber nur 16 Kokshochöfen in Betrieb, 1861 62 Holzkohle- und 36 Kokshochöfen. Erst einige Jahre später haben sich diese Proportionen grundsätzlich verändert: 1867 standen den 41 Kokshochöfen 21 mit Holzkohle betriebene gegenüber; doch wurden die letzten von diesen erst infolge der Krise von 1873 gelöscht. 10 Der technische und sozial-ökonomische Fortschritt wurde bis in die Jahrhundertmitte durch zwei Faktoren gehemmt: a) durch die Möglichkeit, außerökonomischen Zwang auf die Landbevölkerung auszuüben, und b) durch die Möglichkeit, solche Naturalreichtümer der ,ritterlichen Güter' wie Rasenerze, Holz, Wasserkraft als unerschöpfliche, in rationalkapitalistischer Kalkulation nicht erfaßbare Einnahmequelle zu betrachten, was besonders die von den Hauptzentren des Wirtschaftslebens entfernt liegenden Besitzungen betraf. Eine Änderung brachte hier erst der Bau von Eisenbahnen und die Erweiterung des inneren Marktes auf die bisher als wertlos geltenden Produkte wie Bau- und Brennholz. Durch die Revolution von 1848 wurden außerdem auch jene besonders drückenden feudalen Uberreste beseitigt, die bisher u. a. die Mobilität und Arbeitslust der Landbevölkerung nachteilig beeinflußt hatten. In den beiden anderen Teilen des Kohlenbeckens schritt diese Entwicklung viel langsamer voran. In dem im Rahmen des Zarenreiches (seit dem Wiener Kongreß 1815) autonomen Königreich Polen wurde die endgültige Bauernablösung erst 1864 zustande gebracht. Im österreichischen Teil (Galizien), auch im sog. Freistaat Krakau, der 1846 Galizien einverleibt wurde, wurde sie schon 1848 eingeleitet. Bis zu diesem Zeitpunkt war a b e r im Gegensatz zum preußischen und russischen Teil von Polen - von einer .Modernisierung' der Gutswirtschaft und einer Lockerung der gutsherrlich-bäuerlichen Verhältnisse kaum etwas festzustellen. Viel langsamer als in Preußen entwickelte sich in den beiden anderen Ländern der innere Markt, das Verkehrs- und Kommunikationsnetz sowie die soziale und territoriale Mobilität. Auch schritt die wirtschaftliche Integration der Grenzgebiete in den Rest des staatlichen Territoriums viel langsamer als in Preußen voran. Im Königreich Polen wurde der Prozeß sogar vom Zarenregime bewußt gehemmt: 1823 hob man die Zölle zwischen Rußland und Russisch-Polen fast gänzlich auf, 1831 hatte man sie - jedoch mit viel höheren Sätzen als vor 1823 - wieder eingeführt. Dies war eine der Diskriminierungen, denen das Königreich Polen nach dem Aufstand 1830/31 ausgesetzt war. Trotzdem behielt es zunächst die Reste seiner Autonomie, 147

die erst 1867, nach dem erneut mißlungenen Aufstand von 1863/64, endgültig abgeschafft wurden. Faktoren solcher Art haben wesentlich dazu beigetragen, daß bis ungefähr 1870 die Verbindung der einzelnen Teile des Kohlenbeckens ihren althergebrachten ,vorindustriellen' Charakter bewahren konnten. D. h. ökonomische und soziale Verbindungen zwischen den benachbarten Gebieten waren viel stärker als die Beziehungen der einzelnen Teile zu den weiter entfernt liegenden Gebieten der jeweilig zugehörigen staatlichen Territorien, und zwar auch dann, wenn diese bessere Aussichten auf Warenabsatz sowie Kapital- und Arbeitskraftbeschaffung zu gewähren schienen. Die die benachbarten Gebiete trennenden politischen Grenzen konnten diese Beziehungen - besonders mit der Herausbildung eines modernen staatlichen Repressionsapparates - im Laufe des 19. Jahrhunderts behindern, keinesfalls aber waren sie imstande, sie völlig aufzuheben. 11 Wenn man Verbindungen dieser Art vom Standpunkt des durch die Grenzen geteilten ehemaligen polnischen Staats- oder Volksterritoriums betrachtet, so findet man, daß dauerhafte wirtschaftliche Kontakte zwischen dem preußischen Oberschlesien und den unter russischer bzw. österreichischer Oberhoheit stehenden polnischen Gebieten die Ausnahme bildeten, denn der Warenaustausch zwischen den einzelnen, auf Preußen, Rußland und Österreich aufgeteilten polnischen Gebieten betrug am Ende des vorigen Jahrhunderts nach zeitgenössischen Schätzungen 8,2% oder sogar nur 6 - 7 % des Handelsvolumens der einzelnen Teilungsgebiete. Die führende (um 83%) Rolle spielte der Warenverkehr mit dem übrigen Territorium der entsprechenden Teilungsmacht. 12 Zwei scheinbar entgegengesetzte Tendenzen scheinen für das Fortbestehen der wirtschaftlichen und sozialen Zusammenhänge auf regionaler Ebene maßgebend gewesen zu sein: a) die gleiche ökonomische Funktion (Erzeugung von Berg- und Hüttenprodukten) aller drei Teile des Kohlenbeckens, b) das unterschiedliche Tempo ihrer Industrialisierung bis mindestens ins letzte Viertel des 19. bzw. bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts und tiefgreifende Unterschiede ihrer ökonomischen und gesellschaftlichen Strukturen. Der Vorrang von Oberschlesien hatte einen nicht nur quantitativen (s. Tab. 1), sondern auch qualitativen Charakter. Er betraf sowohl die Technologie als auch die Organisation des Produktionsprozesses, die Zusammensetzung des Kapitals und den sozialen Wandel. Diese Führungsrolle wurde zum Ausgangspunkt der Expansionsbestrebungen von oberschlesischen Unternehmern und machte die oberschlesische Entwicklung zu einem Muster für die Industrialisierungsbestrebungen in den anderen Teilen des Kohlenbeckens. Die Spitzenposition Oberschlesiens entstand schon am Ende des 18. Jahrhunderts und im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts, hauptsächlich dank der konsequenten Industrialisierungspolitik des Staates 148

Tabelle 1: Steinkohleförderung, Roheisen- und Rohzinkerzeugung in dem oberschlesisch-Dombrowa-Krakauer Kohlenbecken 1855 und 1877 Jahr 1855

1877

1855

1877

1855

1877

Steinkohle

Steinkohle

Roheisen

Roheisen

Rohzink

Rohzink

Tausend t

%

Oberschlesien D o m b r o w a e r Rev. Krakauer Rev.

1830,7 70,5 60,9

93,3 3,6

Zusammen

1962,1

100,0

Oberschlesien D o m b r o w a e r Rev. Krakauer Rev.

8112,2 612,8 191,9

90,0 6,8 3,2

Zusammen

9016,9

100,0

Oberschlesien D o m b r o w a e r Rev.

68,0 17,5

79,7 20,3

Zusammen

85,5

100,0

Oberschlesien D o m b r o w a e r Rev.

260,5 31,8

89,3 10,7

Zusammen

292,3

100,0

Oberschlesien D o m b r o w a e r Rev. Krakauer Rev.

28,0 1,3 0,4

94,3 4,4

Zusammen

29,7

100,0

Oberschlesien D o m b r o w a e r Rev. Krakauer Rev.

57,4 4,1 1,0

91,8 6,6 1,6

Zusammen

62,5

100,0

3,1

1,3

Quelle: W. Dlugoborski, Sljsk w przemysle ziem polskich XIX wieku (Schlesien in der industriellen Entwicklung der polnischen Gebiete im XIX. Jahrhundert). In: Studia Sljskie. Seria Nowa (Schlesische Studien. Neue Folge) 15 (1969), S. 135; J. Lukasiewicz, Przewròt techniczny w przemysle Kròlestwa Polskiego 1852-1886 (Die technische Revolution in der Industrie des Königreichs Polen . . .), Warszawa 1963, S. 163.

- einem Faktor also, dem man in der Industrialisierung von Mittel- und Osteuropa eine besondere Bedeutung beimessen muß. Sowohl die Expansion der oberschlesisch-preußischen Industrie als auch die Herausbildung von nachahmungswürdigen Industrialisierungsmustern in Oberschlesien hatte in den anderen Teilen des Kohlenbeckens nicht nur für die Entwicklung des ,Modells' einer ,modernen', sondern auch für das einer traditionellen Industrie eine große Rolle gespielt, im zweiten Falle bis in die letzte Phase ihres Bestehens. 149

IV Während der zwölf Jahre 1795-1806/7 erstreckte sich die preußische Herrschaft nicht nur über Oberschlesien, sondern auch über das Gebiet des künftigen Dombrowaer Reviers, welches damals - nicht zufällig - als ,,NeuSchlesien" bezeichnet wurde (s. Abb. 1). Die preußischen Bergbaubehörden (Heynitz, Reden) strebten nach einer wirtschaftlichen Integration der beiden Teile des Kohlenbeckens. Diese Bestrebungen nahmen aber einen ziemlich einseitigen Charakter an: ,Neu-Schlesien' wurde als ein (billiges) Rohstoff- (Steinkohle und Eisenerze) und Arbeitskraftbeschaffungsgebiet für die im Entstehen begriffene .moderne' oberschlesische Industrie betrachtet. Man begann mit Schürfarbeiten, legte zwei Kohlengruben an und versuchte, der Ausbeutung von Eisenerzen neuen Schwung zu geben. In ,Neu-Schlesien' wurden oberschlesische Steiger und Hauer, in Oberschlesien neuschlesische Zieher und Schlepper angestellt, die auch in ihren Heimatorten den Hauptteil der Belegschaften bildeten. 13 Auf diese Weise entstanden Verhältnisse, die als typisch für die Beziehung zwischen einer stark und einer schwach entwickelten Region gelten können. Für das schwächer industrialisierte Gebiet können sie allerdings auch einen Ansatz zur Industrialisierung bedeuten: die preußischen Bergbaubehörden hatten die Absicht, in ,Neu-Schlesien' künftig ein modernes Hüttenwerk anzulegen, was jedoch durch den Verlust dieser Gebiete unterblieb. Aber auch in Oberschlesien war der Umfang der Industrialisierung zunächst noch zu gering, um die wirtschaftliche und soziale Struktur der Provinz wesentlich zu verändern. Das ganze ,moderne' fiskalische Berg- und Hüttenwesen bestand damals aus einer Blei- und einer Eisenhütte, zwei Kohlengruben und einer Bleierzgrube, die zusammengenommen höchstens 1200-1300 Personen beschäftigten. Mit ihren Familien machten sie nur 5 - 6 % der Gesamtbevölkerung der Kreise Beuthen (Bytom) und Gleiwitz (Gliwice) - hier befanden sich alle diese Werke - aus. 14 In ,Neu-Schlesien' lagen die entsprechenden Belegschaftsgrößen und ihre Anteile an der Gesamtbevölkerung noch niedriger. In vielen Gebieten jedoch erwies sich die ,freie' Arbeit in der staatlichen Industrie für die landlose Bevölkerung als beinahe einzige Möglichkeit eines zusätzlichen oder alleinigen Einkommens. Saisonabhängige Arbeit in den oberschlesischen Gruben und Hütten von Bewohnern der angrenzenden polnischen Gebiete begann schon vor 1795 und ließ auch nach 1806 nicht nach. Die preußische Bergbaubehörde war sich der Vorteile ihrer Anstellung völlig bewußt und schon um 1800 hob sie als besonders günstige Tatsache hervor, daß die ,polnischen Arbeiter' dieselbe Sprache wie die Oberschlesier sprachen und ähnliche, aber niedrigere Lebensbedürfnisse aufwiesen, was ihre Einfügung in den neu sich herausbildenden oberschlesischen ,Arbeiterstamm' beschleunigte. 15 Auch die traditionelle', gutsherrschaftlich gebundene Industrie ver150

suchte in ,Neu-Schlesien' Fuß zu fassen. Diese Art von Expansion hatte aber einen typisch vorindustriellen, feudalen Charakter: oberschlesische Großgrundbesitzer kauften Güter in den neuerworbenen Gebieten. Auf diesen Gütern wirtschafteten sie auf gleiche Art wie in ihren Stammbesitzungen, d. h. sie versuchten, auf maximale Weise die natürlichen Reichtümer dieser Güter auszubeuten, wie auch das ganze vorhandene Arbeitskraftangebot der fronpflichtigen Bevölkerung zu nutzen. Entweder ließen sie die bestehenden Eisenhütten und Eisenerzgräbereien weiter betreiben, oder - wenn solche nicht vorhanden waren - sie legten neue Eisenwerke an. Dies aber geschah nur in äußerst seltenen Fällen. Die gutsherrliche .vorindustrielle Industrialisierung' in ,Neu-Schlesien' wies in einer Hinsicht allerdings ähnliche Merkmale auf wie die staatliche Industrialisierungspolitik in diesem Gebiet: man war bestrebt, möglichst große Mengen von Rohstoffen wie Holzkohle, Eisenerz, manchmal auch Steinkohle aus ,neuschlesischen' Gütern herauszuwirtschaften, um sie dann zwecks weiterer Verarbeitung nach Oberschlesien zu befördern. Es ging dabei um Entfernungen von ca. 30-40 km, die mit Hilfe von bäuerlichen Spanndiensten kostenlos bewältigt wurden.

V Der Verlust von ,Neu-Schlesien' 1807 unterbrach diese Entwicklung. Als es aber 1815 zur erneuten Aufteilung des Kohlenbeckens (wie auch der anderen polnischen Gebiete) kam (s. Abb. 2), begannen sich die Beziehungen zwischen seinen einzelnen Teilen auf ähnliche Weise wie vor 1807 zu entwickeln - mit einem Unterschied: der preußische Staat hatte ,NeuSchlesien' und seine dortigen Kohlenwerke und Eisenerzfelder endgültig verloren. Die preußisch-oberschlesischen Großgrundbesitzer dagegen behielten entweder ihre jenseitigen Güter oder kauften im Falle des Verlustes - in der kurzen Periode des Groß-Herzogtums Warschau wurden Teile ihrer Erwerbungen rückgängig gemacht - neue und bewirtschafteten diese auf ähnliche Art wie früher. Statt im Königreich Polen Güter zu kaufen, pachteten manche von ihnen dort Eisenerzgruben und Roheisenwerke, was sie billiger kam, als solche auf ihren oberschlesischen Gütern, wo man Frondienste schon teilweise abzuschaffen begann, anzulegen und zu betreiben. Dies war auch der Fall bei den Großgrundbesitzern, die über Güter in Oberschlesien und im dritten, ,krakauischen' Teil des Kohlenbeckens verfügten. Eine weitangelegte Industrialisierung begann im Königreich Polen durch den Staat. Offensichtlich gab hier die preußische Gewerbepolitik den Ansporn (die Warschauer Zeitschriften vermittelten ihren Lesern auch Artikel von preußischen Bergbaubeamten). 16 Die oberschlesischen Gründungen, die sich erst in den zwanziger Jahren völlig bewährten, wurden als 151

Abb. 2: Das Oberschlesische Kohlenbecken und seine Kohlengruben um 1860

Musteranlagen betrachtet. Aus Oberschlesien holte man sowohl Maschinen und Werkzeuge als auch Baumeister, Berg- und Hüttenbeamte und hochqualifizierte Arbeitskräfte. Die Nachahmung der oberschlesischen Entwicklung war aber nicht konsequent genug, um der Dombrowaer Industrie von Anfang an ein Gepräge der Modernität zu geben. Die ehemals preußischen Kohlengruben wurden ausgebaut, oder es wurde neu geschürft. Man legte Zinkhütten, die als Brennmaterial Steinkohle benutzten, an. Die Eisenhüttenindustrie begnügte sich aber weiterhin mit Holzkohle und Wasserkraft und alle staatlichen Werke holten sich halbbäuerliche Arbeitskräfte aus den staatlichen Domänen, später auch die ausgehobenen Rekruten. Auf gleiche Art (nur ohne die Militärdienstpflichtigen) haben die privaten Unternehmer, beinahe ausschließlich Großgrundbesitzer, ihre Werke betrieben. Für sie wurden erfolgreiche adlige Unternehmer aus Oberschlesien, wie Fürst von Pless, der die ersten Zinkhütten in Mitteleuropa angelegt hatte, oder Graf Henckel von Donnersmark, der Kohlengruben und moderne, mit Koks betriebene Hochofenanlagen in Betrieb genommen hatte, zum Vorbild. Im Dombrowaer Gebiet versuchte Finanzminister Fürst Lubecki erst 1825 die staatliche Industrialisierungspolitik konsequent zu modernisieren. Der von ihm vorgeschlagene Bau eines Hüttenkomplexes von Hochöfen, Puddling- und Walzwerken wurde erst in den dreißiger Jahren von der polnischen Nationalbank begonnen und in den vierziger Jahren zu Ende gebracht. Steinkohle, Koks und Dampfmaschinen sollten Holzkohle und 152

Wasserkraft, die frei angeworbenen - auch oberschlesischen - Arbeitskräfte die Industriebauern und Militärdienstpflichtigen ersetzen. 17 Auf diese Weise, durch die direkte Teilnahme der adligen Unternehmer aus Oberschlesien und durch Nachahmung der dortigen Industrialisierungsmuster entwickelten sich im Dombrowaer Teil des Kohlenbeckens gleichzeitig drei Typen von Berg- und Hüttenindustrie: a) private, völlig traditionelle' Industrie, die im oberschlesischen Teil des Kohlenbeckens schon in den dreißiger Jahren zu verschwinden begann, in seinen Randgebieten aber weiter bestehen konnte, b) staatliche Industrie, welche das ,Traditionelle' und das ,Moderne' in Einklang zu bringen versuchte, c) konsequent,moderne' staatliche Industrie, die hier nur durch den von der Nationalbank angelegten Eisenhüttenkomplex (sog. Bankhütte) vertreten war. In Oberschlesien waren zur gleichen Zeit dieselben drei Industrietypen vertreten. Hier gründeten aber auch die Privatunternehmer ,moderne' Gruben und Hütten. In der Eisen- und Steinkohlenindustrie wurden Werke solcher Art nur von den reichsten Großgrundbesitzern angelegt - seit den vierziger Jahren mit wachsenden Anteilen von Bankiers und Kaufleuten - , die sich manchmal auch als selbständige Unternehmer zu betätigen versuchten. In der Zinkhüttenindustrie und im Galmeibergbau dagegen gewannen kleinbürgerliche Unternehmer (Kaufleute, ehemalige Beamte, reiche Handwerker) die Oberhand. Wenn auch im Laufe der nächsten Jahrzehnte die Bedeutung der bürgerlichen' Unternehmer abnahm, so war der allgemeine Trend zu einer technologischen und sozial-wirtschaftlichen Modernisierung nicht mehr aufzuhalten. VI Ganz anders verlief die Entwicklung im Dombrowaer Gebiet. Der innere polnische Markt (der russische war, wie gesagt, ab 1832 abgeriegelt) war für die wachsende Eisenerzeugung der Bankhütte allein nicht aufnahmefähig genug. Um 1845 mußte der vorausgeplante Ausbau dieses Werkes gestoppt werden. Einige Jahre später ließ man sogar einen Teil der modernen Anlagen auf Holzkohlenbetrieb umbauen, was gerade zu dem Zeitpunkt geschah, als die Absatzmöglichkeiten sich zu erweitern begannen. In Russisch-Polen wie auch in Rußland wurden die Eisenbahnen laufend ausgebaut, die Zölle zwischen beiden Teilen des Zarenreiches 1851 abgeschafft und im Königreich Polen selbst begann sich - dank der Modernisierung der Landwirtschaft und der Konsumgüterindustrie - die Nachfrage nach Investitionsgütern zu erweitern. Diese neue Lage kam aber nicht der Dombrowaer, sondern der oberschlesischen Bergbau- und Hüttenindustrie zugute. 153

Tabelle 2; Einfuhrzölle in Russisch-Polen (bis 1867 Königreich Polen): Bergbau- und Hüttenerzeugnisse (in Kopeken für 1 Pud) Jahr

Stein-

Roh-

kohle

eisen

1823

1,50

1851

1,20

48,0 50,0

1854

1,20

50,0

1862

5,25

1868/69

0,5

5,0

1877

0,75

7,0

Schmiedeu. WalzEisen

Stahl

Durchschnittlicher Anteil von Zollsätzen in den Preisen

240,0 5 0 , 0 bis 100,0

75,0

30,0% 24,3%

5 0 , 0 bis 100,0 3 0 , 0 bis 50,0

60,0

23,9%

82,5

17,6%

2 0 , 0 bis 35,0 5 2 , 0 bis

80,0

12,8%

119,0

16,1%

74,0 Quelle: S. Koszutski, Rozwòj ekonomiczny Kròlestwa Polskiego w ostatnim trzydziestoleciu 1870-1900 (Die wirtschaftliche Entwicklung des Königreichs Polen in den letzten dreißig Jahren . . .), Warszawa 1905, S. 112-113; C. Strzeszewski, Handel zagraniczny Kròlestwa Kongresowego 1815-1830 (Der Außenhandel Kongreßpolens . . .). Lublin 1937, S. 80-81; Α. Jezierski, Handel zagraniczny Kròlestwa Polskiego 1815-1914 (Der Außenhandel des Königreichs Polen . . .), Warszawa 1967, S. 75-77.

Eine der Ursachen dafür war das mangelnde Interesse der zaristischen Regierung an einer Weiterentwicklung der russisch-polnischen Schwerindustrie. Da zugleich (außer während der kurzen Periode 1861-1863) die autonomen Einrichtungen des Königreichs Polen immer mehr von ihrer Zuständigkeit einbüßten, verlor die staatliche wie auch die staatlich geförderte Industrie jegliche Hoffnung auf Kapitalzuschüsse oder sogar auf industriefördernde handelspolitische Maßnahmen. Um Kapitalakkumulationen und dadurch Investitionsmöglichkeiten aus selbst erwirtschafteten Profiten zu erreichen, war diese Industrie noch viel zu schwach entwickelt ein krasser Unterschied zur staatlichen Industrie in Oberschlesien, die sich in ihrer anfänglichen, schwierigsten Entwicklungsphase eines besonderen Interesses und allerlei Unterstützung durch die Regierung erfreuen konnte. Eine zweite Ursache lag in der wachsenden Konkurrenz der oberschlesischen Industrie: a) Dank der zaristischen Freihandelspolitik (vgl. die Zollsätze Tab. 2) konnte diese Industrie ihre Exporte in das benachbarte Land beträchtlich steigern. Diese erreichten einen Stand, der doppelt so hoch war wie die Eigenproduktion der russisch-polnischen Industrie, welche in dieser Lage zu stagnieren begann (s. Tab. 3). Die Abhängigkeit des Eisenbedarfs von Importen war in Russisch-Polen noch stärker als in Rußland selbst, wo in der Periode 1866-1875 der Anteil des ausländischen Eisens am inländischen 154

Tabelle 3: Eisenerzeugung und Eiseneinfuhr im Königreich Polen 1861-1876 (in Tausend t) Erzeugung

Einfuhr

Jahr

Roheisen

Eisen*

1861 1868 1869 1870 1871 1875 1876

21,6

17,6

Roheisen

Eisen

Eisenschienen

18,1 44,8

29,2 28,4 26,5 31,5 31,0

14,5 12,3 17,5 19,5 17,7

4,6 8,7

11,8 40,7

55,9 13,5

» Walz- und Schmiedeeisen zusammen. Quelle: J. Lukaiewicz, Przewròt techniczny w przemysle Kròlestwa Polskiego 1852-1886 (Die technische Revolution in der Industrie des Königreichs Polen . . .), Warszawa 1963, S. 129-132 und 217-219.

Verbrauch freilich auch stieg (besonders beim Walz- und Schmiedeeisen sowie bei Eisenerzeugnissen: von 1 2 % in den Jahren 1866-1870 auf 3 1 % 1871-1875, beim Roheisen hatte dieser Anteil nur 11 % erreicht), nicht aber in einem so hohen Maße, daß, wie im ehemaligen Königreich Polen, er die Eigenproduktion zu ersticken drohte. 18 Das Dombrowaer Revier selbst profitierte an diesem rasch anwachsenden oberschlesischen Absatz höchstens als Umschlag- und Zolleinnahmeplatz, besonders die dicht an der preußischen bzw. deutschen Grenze gelegene Stadt Sosnowietz (Sosnowiec), wo der größte Teil dieser Exporte abgefertigt bzw. umgeladen wurde und wo hierfür ein großer Rangierbahnhof, Zollkammern, Magazine, Speditionshäuser, Hotels, Gaststätten u. ä. errichtet wurden. 19 b) Selbst der 1859 abgeschlossene Bau einer Eisenbahnlinie zwischen den beiden Revieren und eines Anschlusses an die Eisenbahnlinie WarschauWien kam nicht der Dombrowaer, sondern der oberschlesischen Berg- und Hüttenindustrie zugute. Die auf polnischer Seite gehegten Hoffnungen, durch diesen Bau den Absatz von Dombrowaer Kohle und Eisen sowohl im Königreich Polen als auch in Rußland beleben zu können, wurden nicht erfüllt: auf der neuen Strecke wurden vor allem oberschlesische Produkte befördert, was auch durch die Tarifsätze begünstigt wurde. Nicht ohne Bedeutung war hier die Dominanz der oberschlesischen Unternehmer (fast 6 0 % des Aktienkapitals) in der ,Gesellschaft der Warschau-Wiener Eisenbahn', die auch die neue Linie gebaut und dann bis 1869 verwaltet hatte. 20 c) Die neue Eisenbahnentwicklung trug auch wesentlich zur Entwicklung der Importe von Rohstoffen aus den angrenzenden polnischen Gebieten nach Oberschlesien bei. Es wurden vor allem Eisenerze, Holz (Stempel für die Gruben) und Rohzink (aus dem Dombrowaer und dem Krakauer Revier) eingeführt und aus weiter entfernten Gebieten auch Korn und Vieh. 155

Ehe die Eisenbahnverbindung entstand, betrugen die Transportkosten für das Eisenerz aus dem Dombrowaer Revier fast 300% seines dortigen Preises, die Erzeugungskosten dagegen waren viel niedriger als in Oberschlesien. In dieser Lage stieg die Eisenerzeinfuhr 1845-1850 bis zu 10 000 Tonnen jährlich, was fast die Hälfte der eigenen oberschlesischen Ausbeute (ohne minderwertige Rasenerze) ausmachte. 2 1 Da die Eisenbahn zur Senkung der Transportkosten und zum weiteren Anstieg der Ausfuhr nach Oberschlesien führte, begann sich der Eisenerzbedarf für die Dombrowaer Hütten zu vermindern, der Eisenerzpreis dagegen zu steigen, was die Rentabilität dieser Werke in Frage stellte. d) In eine besonders schwierige Lage gerieten die , modernen' Gruben und Hütten, unter ihnen vor allem die Bankhütte, die Maschinen, Werkzeuge, manchmal auch Koks aus Oberschlesien einführen mußten. Mit dem Fortschritt der Industrialisierung und dem Ausbau der Eisenbahnen begannen dort die Preise für Investitionsgüter zu steigen, was für die Dombrowaer Eisen-, Zink- und Steinkohlenindustrie eine weitere Einbuße an Rentabilität bedeuten mußte und im Falle der Bankhütte ein beständiges Defizit zur Folge hatte. Denn wenn auch die oberschlesischen Dampfmaschinen, Hütteneinrichtungen etc. ebenso wie die Rohstoffe und Halbfabrikate fast zollfrei eingeführt werden konnten, so verfügten doch weder die Privat- noch die Staatsunternehmungen über genügend Geldmittel, um diese Investitionsgüter zu beschaffen. Die Industrialisierung Oberschlesiens, die anfänglich, d. h. bis in die vierziger Jahre ein wesentlicher Ansporn für die Industrialisierung des Dombrowaer Reviers gewesen war, wurde nun zu ihrem Verhängnis. In der komplizierten Lage des durch die politischen Grenzen geteilten Kohlenbeckens trug sie zum Niedergang der ,modernen' Dombrowaer Eisenhüttenindustrie bei, der seinen Tiefpunkt um 1875 erreichte, als sich die zaristische Regierung gezwungen sah, die Bankhütte zu veräußern. 2 2 Etwas anders gestaltete sich die Entwicklung des Dombrowaer Steinkohlenbergbaus. Anfänglich wurden auch hier die Kohlenimporte aus Oberschlesien zu einer gefährlichen Konkurrenz auf dem inneren russischpolnischen Markt, besonders als 1862 die zaristische Regierung den Zoll auf dieses Produkt völlig abschaffte. Der Kohlenverbrauch war im Wachsen begriffen, hauptsächlich wegen der günstigen Transportmöglichkeiten (Entwicklung von Eisenbahnen), der wachsenden Nachfrage von Seiten der Eisenbahnen selbst (nicht nur im Königreich Polen, sondern auch in Rußland) und auch der Industrie. 2 3 Diese Lage begünstigte die oberschlesische Einfuhr, die laufend wuchs, sodaß sich ihr Anteil am Kohlenverbrauch des Königreiches von 11% im Jahre 1862 auf 4 7 % 1872 steigerte (s. Tab. 4). Der Anteil der Transportkosten am Preis der Steinkohle war aber weit höher als bei Eisen und Stahl. Statt Steinkohle ins Königreich Polen auszuführen, begannen manche oberschlesischen Unternehmer, die dortigen, d. h. die Dombrowaer Gruben zu erwerben. Ihren bisherigen Besit156

Tabelle 4: Verbrauch, Förderung und Einfuhr von Steinkohle in Russisch-Polen (bis 1867 Königreich Polen) in Tausend t, 1858-1880 (ausgewählte Jahre) Einfuhr aus Oberschlesien

Jahr

Eigene Förderung ( D o m b r o w a e r Rev.)

1858 1861 1862 1864 1865 1869 1871 1876 1877 1878 1879 1880

119,7 164,8

2,0 33,0

189,5 225,0 176,0 289,8 295,0 448,6 612,3 894,0 1074,8 1267,8

38,0 38,2 97,9 105,2 252,7 380,3

D e r Anteil der Einfuhr aus Oberschlesien am Verbrauch

8,0% 16,5% 16,0% 33,0% 38,0% 47,0% 46,0% 27,0% 20,0% 18,0% 24,0%

Quelle: W. Dlugoborski, Wiçz ekonomiczna miçdzy Zaglçbiami Gòrnosljskim ¡ Djbrowskim w epoce kapitalizmu - do 1877 roku. (Die ökonomischen Bindungen zwischen dem oberschlesischen und dem Dombrowaer Becken in der Periode des Kapitalismus bis 1877), Katowice 1973, S. 190-191.

zern standen nicht genug Geldmittel zur Verfügung. Sie konnten weder die Gruben modernisieren noch die Arbeitskräfte entlohnen, besonders seit der Abschaffung der Fronarbeit (1864). So wuchs die Zahl der von Oberschlesiern im Dombrowaer Revier erworbenen Gruben. Gleichzeitig erhöhte sich deren Anteil an der Steinkohlenerzeugung dieses Gebietes von 25% im Jahre 1862 auf 81% im Jahre 1873. Denn ihre Gruben waren weit besser ausgestattet als die der einheimischen Besitzer: um 1875, als die oberschlesischen Grubenbesitzer an der Gesamterzeugung des Reviers mit 54 % beteiligt waren, verfügten sie über 95% des Energiepotentials der im Dombrowaer Bergbau angelegten Dampfmaschinen. 2 4 Eine führende Rolle spielte das oberschlesische (bzw. Breslauer) Handelskapital auch im russisch-polnischen Kohlenhandel. Schon um 1855 wurde die gesamte oberschlesische Kohlenausfuhr ins Königreich Polen von wenigen schlesischen Großhändlern beherrscht. Nach 1860 kontrollierten sie dann auch den gesamten Kohlenabsatz des Dombrowaer Reviers. Nachdem ein paar kleinere Firmen ausgeschaltet worden waren, beherrschte bis 1877 die Firma Friedländer in Gleiwitz (Gliwice) und ihr Warschauer Kontrahent Moritz Rosengart den gesamten Kohlenmarkt des Königreichs Polen. 2 5 Trotz der schon angedeuteten Ähnlichkeiten der volkswirtschaftlichen 157

Funktionen beider Reviere gestalteten sich ihre gegenseitigen Beziehungen in der Periode von 1850 bis 1877 auf eine Weise, die als typisch für Beziehungen zwischen einer stark und einer schwach industrialisierten Region gelten können: a) Oberschlesien führte ins Dombrowaer Revier Investitionsgüter aus (was aber wegen des schon angedeuteten Kapitalmangels bei den einheimischen Unternehmen nach 1850 fast ausschließlich die von Oberschlesiern selbst angelegten Werke betraf), dagegen Rohstoffe und Halbfertigwaren von dort ein. b) Der Handel mit den wichtigsten Bodenschätzen der schwächer entwickelten Region (Dombrowaer Steinkohle und Eisenerz) befand sich in den Händen von Großhandelsfirmen der stärker entwickelten Region. c) Die Ausbeutung dieser Bodenschätze selbst lag in den Händen von Unternehmern aus der stärker entwickelten Region. VII Die Chance, Erzeugnisse in die benachbarten polnischen Gebiete auszuführen und von dort Rohstoffe und Halbfertigwaren einzuführen, beschleunigte den Gang der Industrialisierung in Oberschlesien. Da aber der gesamte ökonomische und soziale Wandel dieser Gebiete langsamer voranschritt als in Oberschlesien, konnte sich die Expansion der oberschlesischen Unternehmer nicht nur in .modernen', für eine industrialisierte Region typischen, sondern bis in die 1870er Jahre auch in überholten, ,vorindustriellen', halbfeudalen Formen weiterentwickeln. Man muß dabei folgende Erscheinungen in Betracht ziehen: a) Die oberschlesischen, industriellen' Grundbesitzer besaßen bzw. erwarben Güter im Dombrowaer Gebiet. In Oberschlesien wirtschafteten sie schon, mindestens seit Mitte des 19. Jahrhunderts, auf völlig ,moderne' Weise, d. h. aufgrund der kapitalistischen Kalkulation. Dies bedeutete Absonderung ihrer industriellen Unternehmungen von der Land- und Forstwirtschaft und Aufhebung des außerökonomischen Zwangs gegenüber ihren Arbeitskräften. Jenseits der Grenze dagegen, in ihren polnischen' Gütern, konnten sie noch eher .traditionell', auf halbfeudale Weise wirtschaften. 26 b) In Oberschlesien wurden beträchtliche Waldflächen umgeschlagen. Holzschlag und das Brennen von Holzkohle wie auch den Transport zur Hütte betrieben die Gutsbesitzer nur mit freien Lohnarbeitern, was die Rentabilität verminderte und eine endgültige Liquidation der .traditionellen' Eisenindustrie wesentlich beschleunigte. Im Dombrowaer Revier und seinen Randgebieten wurden die Wälder viel weniger ausgebeutet und die Löhne der Holzfäller, Köhler und Fuhrleute waren weit niedriger. Wenn man auch keine Waldflächen im Königreich Polen besaß, lohnte es sich 158

doch für die oberschlesischen Unternehmer, aus dem Königreich Polen Holzkohle einzuführen. Importe solcher Art haben das Weiterbestehen (bis 1865) der dicht an der Grenze, jedoch außerhalb des oberschlesischen Kohlenbeckens liegenden gutsherrlichen Eisenwerke ermöglicht. c) Großgrundbesitzer, die Güter beiderseits der Grenze besaßen, konnten sich einen eigenen, spezifisch regulierten ,Arbeitsmarkt' schaffen. So versetzten sie ζ. B. die Köhler aus Oberschlesien, wo sie schon in zu großer Zahl vorhanden waren, ins Dombrowaer Gebiet. Polnische Hüttenarbeiter und ungelernte Arbeitskräfte für ihre oberschlesischen Industrieanlagen holten sie aus dem Dombrowaer Gebiet. Die den Oberschlesiern gehörenden, jenseits der Grenze liegenden Steinkohlengruben wurden durch oberschlesische Steiger geleitet und bei der Förderung waren oberschlesische Hauer angestellt, die der Grubenherr von seinen oberschlesischen Besitzungen dorthin abkommandiert' hatte. Die meisten Arbeiter pachteten am neuen Arbeitsplatz vom Unternehmer ein Haus mit Garten und Acker oder sogar eine normale Bauernstelle, was einem früh- oder protoindustriellen sozialen Status entsprach.

VIII Neben diesem spezifischen, reglementierten ,Arbeitsmarkt' entwickelte sich zwischen Oberschlesien und dem Dombrowaer Gebiet eine freie, bis 1886 gesetzlich fast überhaupt nicht begrenzte Migration von Arbeitskräften. Nach den oftmals angedeuteten Unterschieden in der industriellen ,Reife' beider Regionen könnte man folgern, daß auch diese Migrationen eine Form angenommen hatten, dir für die Beziehungen zwischen ungleichmäßig entwickelten Gebieten als typisch gelten kann. Demnach hätten aus dem Dombrowaer zum oberschlesischen Revier fast ausschließlich ungelernte Arbeiter auswandern müssen, in entgegengesetzter Richtung dagegen ausschließlich qualifizierte Arbeitskräfte. So einfach war die Entwicklung jedoch nicht, was auf folgende Ursachen zurückzuführen ist: a) D a die Fortschritte der Industrialisierung des Dombrowaer Gebietes um 1850 gestoppt wurden, verloren dort viele angelernte Hütten- und Bergleute die Arbeit. Sie hofften dann neue Erwerbsmöglichkeiten in Oberschlesien zu finden, was wohl den meisten (es mangelt hier an statistischen Angaben) auch tatsächlich gelang. b) Der Bevölkerungszuwachs in der industrialisierten wie auch in den übrigen, landwirtschaftlichen Kreisen von Oberschlesien war viel größer als die Aufnahmefähigkeit der dortigen Industrie. Die Bevölkerung im Regierungsbezirk Oppeln wuchs in den Jahren 1850-1871 von ca. 820 000 auf ca. 1,1 Mill. Menschen. Die Zahl der in Berg- und Hüttenindustrie Beschäftigten (andere Industriezweige spielten kaum eine Rolle) erhöhte sich dagegen nur von ca. 25 000 auf ca. 59 000. 2 7 159

c) Den Hauptanteil dieser Arbeiterschaft bildeten Personen polnischer Abstammung und polnischer Sprache, was den Bevölkerungsaustausch zwischen den drei Teilen des Kohlenbeckens begünstigte. Der Beuthener Landrat hob noch 1860 hervor, daß für die Dominanz des Polentums unter der oberschlesischen Arbeiterschaft der Bevölkerungszustrom sowohl aus „polnisch-oberschlesischen" landwirtschaftlichen Kreisen (d. h. den Randgebieten des oberschlesischen Reviers), als auch aus den benachbarten Gebieten des Königreichs Polen und Galiziens verantwortlich sei. 2 8 Dank der engen Nachbarschaft war die Umsiedlung in das angrenzende Territorium für die meisten Arbeitssuchenden keine ,Reise ins Unbekannte', wie später ins Ruhrgebiet. Man konnte auch hoffen, daß bei irgendwelchen Anpassungsschwierigkeiten am neuen Arbeitsplatz die Rückkehr in die alte Heimat ohne weiteres erfolgen konnte. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts schienen die beiderseitigen Bevölkerungsbewegungen den oben angedeuteten .gesetzmäßigen' Charakter angenommen zu haben. So bildeten die Berg- und Hüttenleute aus Oberschlesien 12,5% der angelernten Arbeiter in der staatlichen und schätzungsweise über 2 0 % in der privaten Industrie des Dombrowaer Reviers. Dagegen wurde der Anteil von meist unqualifizierten Arbeitskräften aus dem Königreich Polen und Galizien unter der oberschlesischen Arbeiterschaft auf bis zu 2 0 % geschätzt, was aber als zu hoch gelten kann. 2 9 Von 1850 bis ungefähr 1870 fiel der Anteil der Oberschlesier unter den angelernten Arbeitern der staatlichen Industrie auf bis zu 2 % zurück, in der privaten dagegen blieb er auf der bisherigen Höhe. Der Anteil der russischund österreichisch-polnischen Arbeiter unter der oberschlesischen Arbeiterschaft fiel 1870 auf 2 % , um dann 1885 wieder 7 - 8 % zu erreichen. Diese Angaben berücksichtigen jedoch nicht die Nachkommen der früher in Oberschlesien angesiedelten Polen. Wie stark sich jedoch die sog. nationalpolnischen Arbeitskräfte in die oberschlesische Arbeiterschaft eingefügt hatten, scheint die Tatsache zu beweisen, daß von den 5758 russischen bzw. österreichischen Staatsbürgern polnischer Nationalität im Regierungsbezirk Oppeln, die nach dem Bismarckschen Gesetz von 1886 auszuweisen waren, 2005 noch Anfang 1888 hier anwesend waren und 1909 Bürgern auch der weitere Aufenthalt gestattet wurde (davon 613 und 808 in den höchstindustrialisierten Kreisen Kattowitz und Beuthen). Bei diesen handelte es sich meistens um Berg- und Hüttenleute, die Angehörige der oberschlesischen Knappschaftskasse waren, deren Vergütung sie bei der Ausweisung verloren hätten, woraus zu schließen ist, daß sie schon jahrelang in der Industrie Oberschlesiens beschäftigt waren und ein Mindestmaß von Qualifikationen erworben hatten. 3 0 U m 1850 begannen unqualifizierte oberschlesische Arbeitskräfte im Dombrowaer Revier und seinen Randgebieten Erwerbsmöglichkeiten zu suchen. N u r selten aber fanden sie eine Beschäftigung in der dortigen 160

Bergbau- und Hüttenindustrie, meistens nur in der Landwirtschaft. Geschlossene Gruppen von oberschlesischen Landarbeitern wanderten alljährlich ins Königreich Polen, manchmal auch in die weiter von der Grenze entfernten Gebiete. Man kann die Zahl solcher Wanderarbeiter auf einige Tausend schätzen. 31 Nach 1870 mit dem neuen Aufschwung der Industrialisierung in Oberschlesien wie auch mit der Entwicklung des innerdeutschen Arbeitsmarktes (Abwanderung aus den östlichen Provinzen des Reiches in die großen Städte und ins Ruhrgebiet) hören diese Wanderungen jedoch fast gänzlich auf.

IX Mitte der siebziger Jahre kam es, wie bekannt, zu einer Verschlechterung der deutsch-russischen Beziehungen. In Deutschland selbst begann die Auseinandersetzung zwischen Großagrariern und Industriellen. Rußland versuchte seine ökonomische Rückständigkeit zu überwinden und die Industrialisierung des Landes ebenso wie das Deutsche Reich auf dem Wege des protektionistischen Zollsystems zu fördern. Dies wirkte sich ungünstig auf die beiderseitigen Handelsbeziehungen aus. Beide Staaten begannen die Einfuhrzölle zu erhöhen, Rußland, vor allem auf deutsche Industrieerzeugnisse (s. Tab. 2). Da der Abkühlung der deutsch-russischen Beziehungen u. a. eine Annäherung zwischen Rußland und Frankreich folgte, entstanden auf dem ganzen Gebiet des Zarenreichs günstige Bedingungen für französische Kapitalanlagen. Die außenpolitische Entwicklung veränderte grundsätzlich die Beziehungen und Kräfteverhältnisse zwischen dem oberschlesischen einerseits und dem Dombrowaer sowie dem Krakauer Bergbau- und Hüttenrevier andererseits: a) Die Erhöhungen der russischen Einfuhrzölle, zunächst 1877 die Einführung von Goldzöllen (s. Tab. 2), dann 1881 die allgemeine Zolltariferhöhung um 10% und eine Verdoppelung der Zolldepotgebühren, 1885 die Differentialzölle auf Roheisen und Steinkohle, die eine Mehrbelastung des oberschlesischen Kohlenexports um 331/3 % zugunsten des englischen brachten und endlich die protektionistisch-prohibitiven Sätze des Tarifs von 1891 trugen wesentlich zur Verminderung der Konkurrenzfähigkeit von Produkten der oberschlesischen sowie der rheinisch-westfälischen Schwerindustrie auf dem russisch-polnischen und dem russischen Markt bei. Der Anteil der Ausfuhr nach Rußland am deutschen Gesamtexport fiel von 6,2% im Jahre 1882 auf 5,2% 1884 und 4,1 % 1887. Die Ruhr-Industrie konnte diese Ausfälle auf dem innerdeutschen Markt wieder gut machen, doch geschah dies teilweise auf Kosten Oberschlesiens. Für die dortige Industrie bedeuteten die neuen russischen Zolltarife eine Abschnürung von ihrem ,natürlichen' Absatzgebiet. Wie drastisch und rapid dieser Prozeß 161

verlief, zeigt die Exportverminderung Ende der achtziger Jahre, also noch vor Einführung der prohibítiven Zölle: der oberschlesische Roheisenexport wurde 1887 gegenüber 1886 fast auf die Hälfte gedrosselt, der Steinkohlenexport war 1887 um ein Drittel niedriger als 1866, der oberschlesische sank 1876-1892 um 5 2 % , nach anderen Schätzungen sogar um 6 5 % , der fast nur aus Oberschlesien kommende Export von Zinkerzen und Rohzink zwischen 1885-1887 sogar bis zur völligen Bedeutungslosigkeit. 3 2 Die Ausschaltung der oberschlesischen Konkurrenz ermöglichte einen raschen Aufstieg der Dombrowaer Industrie, die gerade in dem Jahrzehnt der russischen Zollerhöhungen (1878-1888) ihre Kohlenförderung auf das 2V 2 fache steigern (s. Tab. 5), ihre Eisen- und Stahlerzeugung sogar vervierfachen konnte. Diese Entwicklung konnte nur auf dem Wege namhafter Investitionen und eines Ausbaus des ganzen Reviers erreicht werden, dessen Herausbildung zu einer Industrieregion dadurch wesentlich beschleunigt wurde. b) Eine Rekompensation für die verlorengegangenen Absatzmöglichkeiten fand der oberschlesische Bergbau auf den Märkten der Doppelmonarchie, vor allem Galiziens und Ungarns (1887-1911 sechs- bzw. zwölffache Exportsteigerung), 3 3 doch trug dies zur weiteren Stagnation des durch die anderen Faktoren schon schwer betroffenen Krakauer Bergbaus bei und verschob zugleich, wenn auch indirekt, die Umwandlung dieses Teils des Kohlenbeckens in eine Industrieregion um weitere Jahrzehnte (s. unten). Die nachteiligen Folgen der oberschlesischen Importe waren hier auch dann noch fühlbar, als nach dem deutsch-russischen Handelsvertrag von 1894 einige der drastischen Zollerhöhungen rückgängig gemacht wurden (so wurde z. B . der Steinkohlenzoll um 5 0 % , von 4 R M auf 2 R M pro Tonne, zurückgenommen) und der oberschlesische Export in das Zarenreich wieder zu steigen begann. 8 0 % , in manchen Jahren fast 9 0 % , dieser Exportmengen wurden nach Russisch-Polen ausgeführt, wo sie aber höchstens 15-20% des inneren Verbrauchs ausmachten und niemals eine solche Bedeutung wie Anfang der siebziger Jahre (über 4 0 % , s. Tab. 3) erlangten. Wenn die Kohlenausfuhr nach Russisch-Polen und Rußland am Vorabend des Ersten Weltkriegs fast 2 Mio. Tonnen jährlich erreichen konnte, so war das doch noch weniger als ein Fünftel der 1913 nach Österreich-Ungarn ausgeführten 11 Mio. Tonnen. Von dieser Importmenge entfielen 2 Mio auf Galizien, 3 4 was die dortige Eigenerzeugung überstieg (s. Tab. 5). Die oberschlesische Konkurrenz sollte lange noch, auch noch in der Zwischenkriegszeit, ihre hemmende Wirkung auf die Entwicklung des Krakauer Reviers ausüben. Hinzu kam, daß es hier gerade an jenem Faktor mangelte, der die oberschlesische Konkurrenz in gewisser Hinsicht ,wiedergutmachen' konnte: an oberschlesischen Kapitalanlagen. Im Dombrowaer Revier hatten dagegen die oberschlesischen Investitionen schon eine lange (oben angedeutete) Entwicklung aufzuweisen, die in den achtziger Jahren einen neuen, wenn auch andersgearteten Aufschwung (reiner Kapitalexport) 162

Tabelle 5: Steinkohleförderung im oberschlesischen Kohlenbecken 1877-1913 in t (ausgewählte Jahre) Jahr

Oberschlesien

Dombrowaer Revier

1877

8 112 231 90,0% 8 202 813 87,5% 8 909 903 86,7% 10 016 520 86,2% 14 449 272 83,2% 16 870 886 84,5% 24 829 284 82,5% 34 460 660 83,5% 43 801 056 83,3%

612 760 6,8% 906 900 9,7% 1 086 080 10,6% 1 286 050 11,0% 2 392 430 13,8% 2 470 670 12,4% 4 109 017

1878 1879 1880 1888 1890 1900 1910 1913

13,6% 5 468 762 13,2% 6 833 588 13 0 %

Krakauer Revier

Zusammen

291 909 3,2% 268 621 2,8% 281 697 2,7%

9 016 900

318 505 2,8% 515 235 3,0% 609 647 3,1% 1 166 632 3,9% 1 345 602 3,3% 1 970 790 3,7%

100% 9 378 334 100% 10 277 680 100% 11 621 075 100% 17 356 937 100% 19 951 203 100% 30 104 933 100% 41 275 024 100% 52 605 434 100%

Quelle: J. Jaros, Historia gòrnictwa wçglowego w Zaglçbiu Grnosljskim do 1914 roku (Geschichte des Kohlenbergbaus im oberschlesischen Becken bis zum Jahre 1914), Wroclaw/ Warszawa/Krakòw 1965, S. 44-45.

nahm. Dank des allgemeinen wirtschaftlichen Wachstums Rußlands und Russisch-Polens wuchs auch die Nachfrage nach Kohle und Investitionsgütern. Wenn die industriefördernde Wirtschaftspolitik der zaristischen Regierung dem deutschen Kohlen-, Eisen- und Stahlimport, wie schon hervorgehoben wurde, auch abgeneigt war, so doch keineswegs dem Zustrom von deutschem Kapital. In dieser Lage waren die oberschlesischen Unternehmer bestrebt, ihre Anteile an der Dombrowaer Industrie wieder zu erhöhen, womit sie im Steinkohlenbergbau auch Erfolg hatten: nach einem vorläufigen Rückgang auf 48 % der dortigen Gesamtkapitalanlagen in den Jahren 1878/79 stiegen die oberschlesischen Anteile wieder auf 55% im Jahre 1885. Eine ähnliche Position versuchten die oberschlesischen Konzerne in der Dombrowaer Eisen- und Stahlindustrie zu erlangen, was aber von den Franzosen mit Hilfe der zaristischen Regierung vereitelt wurde. Die Expansion des französischen Kapitals (Credit Lyonnais und andere Gruppen) begann hier mit Erwerb, Ausbau und Modernisierung der Huta Bankowa (Bankhütte) in Dombrowa Górnicza im Jahre 1879. Von den vier größten Eisen- und Stahlunternehmungen des Reviers gelangte nur eine in deutsche (oberschlesische) Hände. 35 163

d) Die ausländischen Unternehmer fingen an, die gesamte Hütten- sowie die Steinkohlenindustrie dieses Gebietes zu modernisieren. Das Dombrowaer Gebiet begann so, seine technologische, ökonomische und soziale Rückständigkeit gegenüber Oberschlesien aufzuholen. Ungefähr gleichzeitig schritt in beiden Revieren die Konzentrationsbewegung voran. In Oberschlesien wurden alte, junkerliche Industriekomplexe mit Hilfe von Bankkapital, das jetzt durch die größten deutschen Bankunternehmungen vertreten war, in moderne Konzerne umgestaltet. Eine ähnliche Rolle spielte jenseits der Grenze das französische Kapital. Manche oberschlesischen Konzerne (Hohenlohe, Obereisen) besaßen Hütten und Gruben in beiden Revieren, was den technischen Fortschritt im Dombrowaer Revier zusätzlich beschleunigte. e) Der Fortschritt in einer wirtschaftlichen Region und nur in einem Industriezweig konnte jedoch den allgemeinen ökonomischen und sozialen Wandel des Landes nicht grundsätzlich beeinflussen. Der russische Teil von Polen blieb im Vergleich zum preußischen weiterhin ein rückständiges Gebiet. So waren die Löhne und Unterhaltskosten im Dombrowaer Revier auch um die Jahrhundertwende niedriger als in Oberschlesien, ebenso die Arbeitsproduktivität, die um 15-20% unter der oberschlesischen lag; doch bedeutete schon dies einen Fortschritt gegenüber der Zeit vor 1880 - damals betrug der Unterschied zugunsten Oberschlesien fast 40%. 3 6 Im Dombrowaer Revier mangelte es an Ingenieuren und Technikern, was mit der Rückständigkeit Rußlands gegenüber Deutschland auf dem Gebiete der Berufsausbildung zusammenhing. Erst nach 1877 begann die Migration von Arbeitskräften zwischen beiden Revieren einen für die Beziehung zwischen stark und schwach entwickelten Regionen typischen Charakter anzunehmen: aus Oberschlesien kamen in das Dombrowaer Gebiet beinahe ausschließlich Steiger, Hüttenmeister und Ingenieure. In entgegengesetzter Richtung wanderten ungelernte Arbeiter. Diese letztere Bewegung wurde jedoch durch die obengenannten Bismarckschen Verordnungen von 1885 fast gänzlich gestoppt. Als es 1893 den oberschlesischen Unternehmern und Großgrundbesitzern gelang, dieses Verbot zu lockern und wieder russischbzw. österreichisch-polnische Saisonarbeiter anzuwerben, kamen nach Oberschlesien fast ausschließlich Arbeiter aus landwirtschaftlichen Regionen der beiden Teilungsgebiete (also von außerhalb des Dombrowaer Reviers). Trotzdem erreichte ihr Anteil um 1910 ca. 10% aller in der oberschlesischen Industrie beschäftigten Arbeiter, 37 was ungefähr dem Prozentsatz aus der Mitte des 19. Jahrhunderts entsprach. Aber nicht der prozentuelle Anteil war hier von Bedeutung. Die nur als ,Hinterland' der oberschlesischen Industrieregion betrachteten angrenzenden russisch- und österreichisch-polnischen Gebiete konnten um die Jahrhundertwende jede angeforderte Anzahl Arbeiter liefern, die bereit waren, sich mit den niedrigeren Löhnen, schlechteren Wohnungsverhältnissen und dem Mangel an etlichen sozialen Rechten und sozialer Fürsorge abzufin164

den. Diese aus elenden Kleinbauern- und Landarbeiterverhältnissen kommenden Immigranten haben sich in Oberschlesien weder an der gewerkschaftlichen noch an der national-polnischen Bewegung beteiligt. Manche von ihnen wurden als Lohndrücker und Streikbrecher sogar zum Werkzeug der Unternehmerpolitik gegen die einheimischen Arbeiter. Auf diese Weise entstand neben dem Antagonismus zwischen den deutschen (zugezogenen bzw. germanisierten) und den polnisch-oberschlesischen Arbeitern ein neuer Antagonismus zwischen den einheimischen und den aus dem Osten kommenden Arbeitern, deren Lebensart und Wertvorstellungen sich zudem von dem der Einheimischen weitgehend unterschieden. 38 Diese Heterogenität der Arbeiterschaft wurde zu einem Faktor (neben anderen, welche meist sozialpolitischer und kulturell-konfessioneller Natur waren), der der Entfaltung einer sozialdemokratischen und gewerkschaftlichen, d. h. klassenmäßig geprägten Bewegung im Wege stand. Dagegen hat sich das Dombrowaer Revier trotz seiner industriellen ,Unreife' zu einer Hochburg der sozialdemokratischen Linken (der Partei Rosa Luxemburgs und J . B. Marchlewski's - Socjaldemokracja Kròlestwa Polskiego i Litwy) und nach 1918 der Kommunistischen Partei entwickeln können. Auf diese Art von Unterschieden, die die politischen Einstellungen und Verhaltensweisen der Arbeiterschaft in beiden Regionen nicht nur in der Zwischen-, sondern auch noch in der Nachkriegszeit zutiefst beeinflußt haben und die mit den gesellschaftlichen und national-politischen Folgen der Industrialisierung in Zusammenhang standen, kann hier jedoch nicht näher eingegangen werden. g) Der Ausfall der Emigration von unqualifizierten Arbeitskräften aus dem Dombrowaer (nicht aber aus dem Krakauer) Revier scheint darauf hinzuweisen, daß auch dieses Gebiet sich endgültig in eine Industrieregion verwandelt hatte. Denn eine hochindustrialisierte Region ist bekanntlich durch den Zustrom von ungelernten Arbeitskräften gekennzeichnet. Gleichzeitig verließ ein Teil der qualifizierten Arbeitskräfte das Dombrowaer Revier, ähnlich wie früher Oberschlesien. Sie wanderten ins Innere des Zarenreiches ab, vor allem in das sich schnell industrialisierende DonezGebiet. 3 9 Fazit: Auch die Bilanz der Zu- und Abwanderung von Arbeitskräften wies um die Jahrhundertwende in den beiden Revieren grundsätzliche Ähnlichkeiten auf.

X Oberschlesien behielt jedoch weiterhin das ökonomische Übergewicht: Die Produktionskapazitäten sowie die Produktion selbst waren hier viel größer, die Kapitaleinsätze viel höher, auch stand eine viel größere Anzahl von qualifizierten Arbeitskräften zur Verfügung. Maßgebend war dabei nicht nur die Größe aller drei Regionen (der preußisch-oberschlesische Anteil des Kohlenbeckens war mit 3 880 qkm sechsmal so groß wie der 165

russisch- und österreichisch-polnische), sondern auch die Zugehörigkeit zu Staaten mit verschiedenen Entwicklungsstufen und unterschiedlichen wirtschaftlichen Strukturen. Das Deutsche Reich verfügte über hohe Reserven an Kapital, über umfangreiche Ausbildungsmöglichkeiten für Ingenieure und Techniker und - vor allem - über einen mannigfaltigen und wachsenden Bedarf an Investitionsgütern. Das zaristische Rußland blieb auf allen diesen Gebieten immer noch vom Ausland abhängig. Eng damit verknüpft war die unterschiedliche Entwicklung der Infrastruktur. Zu Anfang des 20. Jahrhunderts war das Verkehrsnetz von Oberschlesien viel dichter, technisch vollkommener und moderner als das im Dombrowaer Gebiet. Ähnliches gilt für den Wohnungsbau in beiden Revieren (beim Industriebau waren die Unterschiede viel geringer), die kommunalen Einrichtungen, das Schulwesen, den Einzelhandel und die Dienstleistungen. Der österreichische Teil des Kohlenbeckens entwickelte sich noch langsamer als der russisch-polnische und der preußische. Es mangelte hier an Kapitalanlagen, an jeglicher Förderung durch den Staat, was mit der spezifischen Lage von Galizien (d. h. des österreichischen Teilungsgebiets Polens) im Rahmen der Doppelmonarchie zusammenhing. Bis zur Jahrhundertwende spielten die Großgrundbesitzer auch als Bergbau- und Hüttenunternehmer die führende Rolle. Die meisten Arbeiter besaßen Ackerwirtschaften, was in Oberschlesien seit den siebziger und im Dombrowaer Revier seit den neunziger Jahren schon eine Ausnahme bildete. So kann man das Krakauer Revier auch um die Jahrhundertwende noch kaum als Industrieregion bezeichnen, da selbst die Infrastruktur noch einen ausgesprochen ländlichen Charakter behalten hatte. Eine Wende brachten erst die österreichisch-deutschen und französischen Kapitalanlagen und Investitionen in der Steinkohle-, Zink- und Baumaterialienindustrie, die aber erst um 1900 begann und mit dem wachsenden Interesse der Wiener sowie der Prager Banken an den Rohstoffen Galiziens zusammenhing. Dieses Interesse galt aber vor allem dem galizischen Erdöl, so daß die Höhe neuer Kapitaleinsätze im Krakauer Revier und der Drang der ausländischen Unternehmer zur technischen und ökonomischen Modernisierung der dortigen Werke mit der Situation im Dombrowaer Revier kaum zu vergleichen waren - obwohl schon allein die Nachrichten über das Projekt, neue Kohlengruben in Galizien anlegen zu wollen, die oberschlesischen Unternehmer zu beunruhigen vermochten. 4 0 Wenn auch die Wachstumsrate der Krakauer Kohlenförderung am Vorabend des Ersten Weltkrieges mit der des Dombrowaer Reviers Schritt hielt (in beiden Gebieten war sie jedoch niedriger als in Oberschlesien, s. Tab. 5), so lag die galizische Kohlenproduktion mit ihren knapp 2 Mio. Tonnen jährlich doch weit hinter der russisch-polnischen (6,8 Mio.). Auch in der Doppelmonarchie selbst war das Krakauer Revier nur von regionaler Bedeutung und mit der des nahegelegenen mährisch-ostrauischen kaum zu vergleichen. Mit 250 Kro166

nen jährlichen pro Kopf-Einkommens bekleidete Galizien die letzte Stelle in ganz Cisleithenien (mit durchschnittlich 520 Kronen Einkommen), und stand damit sogar hinter rein agrarischen, unterentwickelten Provinzen wie Slavonien und Bukowina. 4 1 Nicht viel besser fielen diese Daten für den galizischen Teil des oberschlesischen Kohlenbeckens aus.

XI Nach 1918 geriet die Industrialisierung aller drei Teile des oberschlesischen Kohlenbeckens ins Stocken. Infolge des Krieges und der Niederlage der Mittelmächte kam es hier zu einer weitgehenden Grenzverschiebung. Österreich und Rußland wurden aus dem Gebiet ausgeschaltet, es entstand der unabhängige polnische Staat, für welchen - da seine anderen Gebiete nur unzureichend industrialisiert waren - die Eingliederung und Integration aller drei Bergbau- und Hüttenreviere zu einer Lebensfrage wurde. Während jedoch die Dombrowaer und die Krakauer Region von Anfang an, also seit November 1918 zu einem unangefochtenen Bestandteil des neuen Polen wurden, konnte die sog. oberschlesische Frage erst nach den drei polnischen Aufständen und einer in Versailles befohlenen Volksabstimmung 1921 gelöst werden. Der deutsche (preußische), also auch der größte und wirtschaftlich stärkste Teil des Kohlenbeckens wurde zwischen Deutschland und Polen geteilt. Dabei bekam Polen 7 2 % aller oberschlesischen Produktionskapazitäten (umgerechnet nach der Zahl der Beschäftigten in allen Zweigen der Bergbau- und Hüttenindustrie), bei Deutschland verblieben nur 28 % . 4 2 So entstand eine äußerst komplizierte und für die weitere Entwicklung der oberschlesischen Industrie verhängnisvolle Lage, da die neue Grenzziehung ein Ende der altherkömmlichen geologisch-technologischen, wirtschaftlichen und sozialen Homogenität dieser Region bedeuten mußte, um so mehr als 1925 von Deutschland ein Zollkrieg gegen Polen begonnen wurde, der besonders nachteilige Folgen für den lokalen oberschlesischen Grenzverkehr hatte. Dies hing u. a. mit der Art der Aufteilung des Produktionspotentials zwischen den beiden Teilen Oberschlesiens zusammen; z . B . wurde die Roheisen-und Rohstahlproduktion bis zu 70% auf der polnischen Seite konzentriert, das Veredelungsverfahren dagegen gleichmäßiger verteilt, was zu einer gegenseitigen technologischen Abhängigkeit bestimmter, beiderseits der Grenze gelegener Werke führte. 4 3 Auch konnten die Möglichkeiten einer Integration des oberschlesisch-polnischen Teils des Kohlenbeckens mit den zwei übrigen, dem Dombrowaer und Krakauer Teil, nur in begrenztem Umfang ausgeschöpft werden: erstens widersetzten sich einer solchen Lösung energisch die deutschen Unternehmer bzw. ihre Manager aus Polnisch-Oberschlesien, welche hier auf Grund des Ubergewichtes der deutschen Kapitalanteile bis zu Beginn der dreißiger 167

Jahre die maßgebende wirtschaftliche Kraft bildeten - anscheinend aber weniger aus ökonomischen als vielmehr national-politischen Motiven. Zweitens nahm Oberschlesien staatsrechtlich und verwaltungsmäßig eine Sonderstellung im Rahmen des polnischen Staates ein, die bis 1937 durch internationale Verträge festgeschrieben war. Und schließlich waren die drei polnischen Reviere des Kohlenbeckens drei verschiedenen Verwaltungseinheiten zugeteilt: Oberschlesien der Wojewodschaft Schlesien, das Krakauer Revier der Wojewodschaft Krakau, das Dombrowaer Revier der Wojewodschaft Kielce. U n d wenn auch der polnische Staat sich entschlossen zeigte, den deutschen Einfluß in der oberschlesischen Industrie abzubauen, so mangelte es ihm doch an den nötigen Finanzmitteln sowie auch an politischer Durchsetzungskraft infolge der internationalen Lage Polens. Erst nach der großen Wirtschaftskrise konnten auf diesem Gebiet nennenswerte Erfolge erzielt werden, was auch der Integration aller drei Regionen und der endgültigen Einfügung der polnisch-oberschlesischen Bergbau- und Hüttenindustrie in die Volkswirtschaft Polens den Weg zu ebnen schien. 4 4 Diese Entwicklung wurde allerdings durch den Ausbruch des Zweiten Weltkrieges, die Besetzung Polens und die Eingliederung des ganzen oberschlesischen Kohlenbeckens ins Deutsche Reich vereitelt. Die hier nur skizzierten prekären wirtschaftspolitischen Probleme, die der polnische Staat nicht zu lösen im Stande war, trugen - neben anderen, ebenso unlösbaren Problemen national- und sozialpolitischer Art - dazu bei, daß die Besonderheiten der ökonomischen, sozialen und kulturellen Lage aller drei, und ab 1921 vier Teile des Kohlenbeckens weiter bestanden. Die im Laufe der Industrialisierung entstandenen Unterschiede schienen sich bei der Stagnation des Anpassungsprozesses und dem Mangel an gleichschaltenden Maßnahmen nicht nur nicht ausgeglichen, sondern sogar noch vertieft zu haben, besonders im Hinblick auf die national-politische und soziale Lage in den einzelnen Teilen des Kohlenbeckens. Sogar die Nationalsozialisten, die alle diese Reviere, dazu noch einen Teil der mährisch-ostrauischen in eine administrative (Regierungsbezirk Kattowitz), dann aber wirtschaftliche (,Hüttenkombinat Ost') Einheit zu verschmelzen versuchten, vermochten nicht dieser Unterschiede Herr zu werden. Denn obwohl das gesamte polnische und alliierte Besitztum zwangsweise und entschädigungslos enteignet wurde, entfalteten sich auch jetzt wieder die bekannten Rivalitäten zwischen einzelnen Gruppen von Großunternehmern (den alten oberschlesisch-deutschen einerseits und den neuen Konzernen andererseits, die sich wie die ,Reichswerke Hermann Göring' und die .Berghütten' im Wege der Besitznahme in den okkupierten Ländern entwickelten) und das im Rahmen der .Großraumplanung' großangelegte Arbeitsbeschaffungsprogramm basierte u. a. auf scharfer Gegenüberstellung von in jeder Hinsicht bevorzugten deutschen, bzw. als eindeutschungsfähig anerkannten, und den in jeder Hinsicht benachteiligten einheimischen polnischen Arbeitern. Letztere waren in den östlichen Rand168

gebieten des Kohlenbeckens beschäftigt, was jedoch nur als temporäre, kriegswirtschaftlich bedingte Maßnahme betrachtet wurde. Nach dem Kriege hoffte man, das ganze Territorium sowohl in wirtschaftlicher wie auch in ethnischer Hinsicht gleichschalten zu können. Erst dann sollten die sozialen N ö t e des Dombrowaer und des Krakauer Reviers aufgehoben werden und zwar durch den Austausch der Bevölkerung, d. h. Aussiedlung der Polen und Ansiedlung von Deutschen (schon während des Krieges begann man hier Wolhynien- und Bessarabien-Deutsche einzuliefern). 45 Die Gewaltlösung war aber keine wirkliche Lösung und schon 1940-1942, als man die Pläne für die Nachkriegszeit teilweise zu verwirklichen begann, traten Schwierigkeiten auf, die das ganze Vorhaben in Frage stellen mußten. So erwies sich einerseits die Anziehungskraft des rein polnischen ,Oststreifens' des oberschlesischen Kohlenbeckens als viel zu gering, um hochqualifizierte deutsche Arbeitskräfte anzulocken (die Umsiedler aus Rumänien und der Sowjetunion waren fast alle Bauern), andererseits zeigten sich die rheinisch-westfälischen Unternehmer unwillig, alle Produktionskapazitäten des ,Großoberschlesischen Raumes' in den Wirkungsbereich der Reichsgruppe ,Eisenschaffende Industrie' einzubeziehen, da während des Krieges die Eisenerze kontingentiert wurden und entsprechende Q u o t e n für die neuerworbenen Industrieregionen nur auf Kosten der alten zugeteilt werden konnten. 4 6 Erst ein Jahrzehnt nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Integration und technologische sowie sozial-ökonomische Modernisierung aller drei bzw. vier Reviere durch Fortschritte in der Industrialisierung weiter vorangetrieben. Eine Vereinheitlichung der Infrastrukturen und der Lebensbedingungen der Bevölkerung konnte erst in den sechziger und siebziger Jahren erreicht werden. 4 7 Wenn man bedenkt, daß dieser Prozeß selbst von einem sozialistischen Staat, dem umfangreiche wirtschafts- und sozialpolitische Mittel zur Verfügung stehen und der imstande ist, nicht nur eine den Erfordernissen des ökonomischen Wachstums entsprechende administrative Aufteilung des Landes durchzuführen, sondern auch die Standorte der Industrie neu zu gestalten - daß dieser Prozeß also selbst unter solchen Bedingungen nur so langsam vorangetrieben werden konnte, dann läßt sich daran die Dauerhaftigkeit der strukturellen Eigenarten der drei wirtschaftlichen Regionen und ihrer Industrialisierung erkennen, die sich im oberschlesischen Kohlenbecken durch die politischen Grenzziehungen, also in gewisser Weise .unnatürlich' herausgebildet haben. 4 8

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Economic Region and Political Borders: the Industrialization of the Upper Silesian Coalfield Summary The Upper Silesian (or more precisely: Upper Silesian-DombrovaCracow) coalfield forms a homogeneous geological-geographical region which however has been divided by political frontiers until 1945 and belonged to three separate states. The economic policies of these countries (Prussia, Russia, Austria) showed significant differences, and each attempted to integrate its own territories economically. Questions: 1. Did industrialization play an integrating or disintegrating role in this respect? 2. How and to what extent did the political division of the coalfield influence the course of industrialization? 3. Were the similarities of an area of similar structure of production and economic function more powerful than the differences arising from attachment to different states? 4. What relationships between the different parts emerged owing to industrialization, and what role did these relationships play in the industrialization process? On the eve of industrialization (end of 18th century) the coalfield was a wholly agricultural area with weak urbanisation. The leading economic agents were the large landlords and the dominant economic mode was the landed estate (Gutsherrschaft). The iron industry had to develop in this framework and therefore bore a semi-feudal character. About 1780 the Prussian State began to put into operation a broad programme of industrialization on the basis of »modern« British technology, free wage labour and capitalist calculability. In the years 1795-1807 Prussian control extended not only over Upper Silesia but also over the future Dombrova field, which even then was considered a reservoir of raw materials (coal and iron ore) and labour for Upper Silesian industry. Industry tied to the big estate also attempted to break into that area by means of buying up some estates. This expansion was continued by the Upper Silesian large landlords after the loss of the Dombrova area which fell to Russian Poland (1815). Their possessions there, like the estates of the local nobility, were »industrialised« in a semi-feudal manner until the 1860's. The State also began to engage in industrialisation (Russian Poland had a limited autonomy within the Tsar's empire). The Prussian State-owned establishments in Upper Silesia were used as models, and machines and skilled labour were brought in from Upper Silesia. But this imitation was not carried through consis170

tently enough to give the industry of Dombrova a modern character. It was suspended in midcentury because of the lack of interest shown by the Tsar's Government (Russian Poland had meanwhile lost her autonomy) and its free trade policy, as well as because of the competition by the rapidly growing and modernising Upper Silesian industry. The industrial superiority of Upper Silesia which had at first been a spur to the industrialization of the Dombrova coalfield, later became fatal to it, because of: 1. growing exports of iron and coal to Russian Poland, 2. growing imports of Polish ore which reduced the supply available for the Dombrova furnaces, .3. with the progress of industrialization in Upper Silesia itself the prices of investment goods began to rise there, reducing the profitability of industry in the Dombrova area, 4. Upper Silesian merchants dominated the trade in Dombrova coal and iron ore. The opportunity of exporting industrial products into the neighbouring Polish territories and importing raw materials from there, contributed to the acceleration of the industrialization of Upper Silesia. But since the total economic and social change of Russian Poland progressed more slowly than that of Prussia, the expansion of the Upper Silesian entrepreneur into the Dombrova area could continue not only in respect of »modern« forms, but until the 1870's also in out-of-date, »pre-industrial«, semi-feudal forms, which in turn contributed to the survival of those economic modes in Upper Silesia itself. The Dombrova coalfield began to catch up technologically, economically and socially vis-a-vis Upper Silesia only with the substantial increases in the Russian import duties (1877) and the expansion of French capital (first investments 1877-79). However, in certain respects, such as the infrastructure or living conditions of the population, this backwardness survived until the middle of the 20th century. Much slower still was the pace of industrialization of the third, Austrian part of the coalfield, and there several semi-feudal forms of economic life and social structure survived until the beginning of the 20th century.

Anmerkungen 1 Ν . J. G. Pounds, The Upper Silesian Industrial Region, Bloomington 1958, S. 43. 2 T. Pierenkemper, Struktur und Entwicklung der Schwerindustrie in Oberschlesien und im westfälischen Ruhrgebiet 1852-1913, in: Zeitschrift für Unternehmensgeschichte, Bd. 24.2 (1979), S. 7 ff. 3 Vgl. dazu H. U. Wehler, Modernisierungstheorie und Geschichte, Göttingen 1975, S. 28, der sich über eine „arge Einengung" der Industrialisierungsforschung beklagt und fordert, „die grenzüberschreitenden Prozesse in etablierten europäischen Nationalstaaten" zu

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erforschen, wie ζ. Β. „Westdeutschland-Belgien-Nordfrankreich oder das deutsch-russischösterreichische Oberschlesien". Siehe auch S. Pollard, Industrialization and the European Economy, in: EHR, Bd. 26 (1973), S. 636 ff. 4 F. Hellwig, Wirtschaftsentwicklung und Grenzen im Raum Saarland-LothringenLuxemburg, in: Blätter für deutsche Landesgeschichte, Bd. 111 (1975), S. 160. 5 Ebd. S. 162. 6 Vgl. R. Sonnemann·, Die Auswirkungen des Schutzzolls auf die Monopolisierung der deutschen Eisen- und Stahlindustrie 1879-1892, Berlin (DDR) I960, S. 19 ff.; H. Müller-Link, Industrialisierung und Außenpolitik. Preußen-Deutschland und das Zarenreich von 1860-1890, Göttingen 1977, S. 102 und 283 ff.; H. Neubach, Die Ausweisungen von Polen und Juden aus Preußen 1885/86. Ein Beitrag zu Bismarcks Polenpolitik und zur Geschichte des deutsch-polnischen Verhältnisses, Wiesbaden 1967, S. 23 ff.; B. Chodkiewicz u. a., Monografia Weglowego Zaglebia Krakowiaskiego. (Monographie des Krakauer Kohlenbekkens), Krakow 1910, Teil 4, S. 7 ff. 7 P. Gunst, Regionen und Subregionen. Ein methodologisches Problem bei vergleichenden wirtschaftshistorischen Untersuchungen, in: Jahrbuch für Wirtschaftsgeschichte, Jg. 1978, Bd. 3, S. 123-124. 8 Vgl. W. Dlugoborski, Ekonomika gòrnoslaskiego hutnictwa w XVIII wieku (Ökonomie des oberschlesischen Hüttenwesens im XVIII. Jahrhundert), in: Zeszyty Naukowe Wyzszej Szkoly Ekonomicznej w Katowicach (Wissenschaftliche Hefte der Hochschule für Ökonomie in Kattowitz), Bd. 19 (1963), S. 10 ff. 9 Vgl. W. Dlugoborski, Ksztaltowanie sie Zaglebia Gòrnoslaskiego. Pròba analizy ekonomiczno-przestrzennej (Gestaltung des oberschlesischen Beckens. Versuch einer Standortanalyse), in: Slaski Kwartalnik Historyczny Sobòtka (Schlesische Historische Vierteljahresschrift Zobten), Jg. 1967. 1-2, S. 124 ff. 10 Nach P. Speier, Entstehung und Entwicklung der oberschlesischen Montanindustrie und die oberschlesischen Montan-Actien-Werke, Breslau 1885, S. 18. 11 Schon die Zeitgenossen haben festgestellt, daß, wenn sich der erlaubte Verkehr nur in drückenden Fesseln bewegen konnte, an der preußisch-polnischen bzw. russischen Grenze der unerlaubte Schleichhandel blühte, der der Verwaltung über den Kopf zu wachsen begann. Vgl. M. Kutz, Deutschlands Außenhandel von der Französischen Revolution bis zur Gründung des Zollvereins. Eine statistische Strukturuntersuchung zur vorindustriellen Zeit, Wiesbaden 1974, S. 189 ff.; W. Dlugoborski, Wiez ekonomiczna miedzy Zaglebiami Gòrnoslaskim i Dabrowskim w epoce kapitalizmu - do 1877 roku (Die ökonomischen Bindungen zwischen dem oberschlesischen und dem Dombrowaer Becken in der Periode des Kapitalismus bis zum Jahre 1877), Katowice 1973, S. 223 ff. und 280. 12 F. Zweig, Poland Between Two Wars, London 1944, S. 13 f.; J. Zamowski, Procesy integracyjne w Polsce miedzywojennej (Integrationsprozesse im Polen der Zwischenkriegszeit), in: Pamietnik X . Powszechnego Zjazdu Historykòw Polskich (Der 10. Allgemeine Polnische Historikertag), Bd. 2, Warszawa 1968, S. 97-98. 13 M. H. Nehmitz, Der Nordosten des Regierungsbezirks Kattowitz, in: Deutsche Monatshefte, Bd. 7 (1941), S. 427 ff. 14 Historia Slaska Instytutu Historii PAN (Geschichte Schlesiens, hg. vom Institut für Geschichtswissenschaft der Polnischen Akademie der Wissenschaften). Bd. 2, Teil 1, hg. von W. Dlugoborski, Wroclaw/Warszawa/Krakòw 1967, S. 250 ff. 15 W. Dlugoborski, Wiez ekonomiczna, S. 62-63. 16 Wie z. B. von C. J. B. Karsten (einem der Direktoren des oberschlesischen Berg- und Hüttenamtes in Tarnowitz), Rozprawa o wartosci gòrnictwa i o obowiazkach rzadu w utrzymywaniu takowego. . . (Diskurs über die Bedeutung des Bergbaus und die Pflichten der Regierung diese zu erhalten . . .), in: Izys Polska, czyli Dziennik umiejetnosci, wynalazkòw, kunsztòw i rekodziel (Polnische Isis, oder Tageblatt für Kenntnisse, Erfindungen, Künste und Handwerk), Jg. 1821, S. 270 ff. und 406 ff. 17 J. Jedlicki, Nieudana pròba kapitalistycznej industrializacji. Analiza paiistwowegò

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gospodarstwa przemyslowego w Kròlestwie Polskim X I X wieku (Der mißlungene Versuch einer kapitalistischen Industrialisierung. Eine Analyse der staatlichen Industriewirtschaft im Königreich Polen im 19. Jahrhundert), Warszawa 1964, S. 88 ff. 18 H. Müller-Link, S. 78 ff. 19 J. Ziòlkowski, Sosnowiec. Drogi rozwoju miasta przemyslowego (Sosnowietz. Entwicklungswege einer Industriestadt), Katowice 1960, S. 61-62. 20 H. Hilchen, Historya drogi zelaznej warszawsko-wiedeñskiej 1835-1848-1898. Przyczynek do historyi kolejnictwa w Kròlestwie Polskim (Geschichte der Warschau-Wiener Eisenbahn . . . Ein Beitrag zur Geschichte des Eisenbahnwesens im Königreich Polen), Warszawa 1912, S. 120-135. 21 W. Dlugoborski, Wiez ekonomiczna, S. 95. 22 S.Jasiczek, Kapital francuski w przemysle gòrniczo-hutniczym Zaglebia Dabrowskiego 1870-1914 (Das französische Kapital in Bergbau und Hüttenindustrie des Dombrowaer Kohlenbeckens . . .), in: Zeszyty Naukowe Szkoly Glòwnej Planowania i Statystyki (Wissenschaftliche Hefte der Hochschule für Planungswesen und Statistik), Bd. 15 (1959), S. 84 ff. 23 K. Piesowicz, Die Gestaltung des Kohlenmarktes in Kongreßpolen, in: Acta Poloniae Histórica, Bd. 15 (1967), S. 93 ff. 24 A. Brozek, Ζ problematyki kapitalu gòrnoslaskiego w gòrnictwie Zaglebia Dabro skiego (Zur Problematik des oberschlesischen Kapitals im Bergbau des Dombrowaer Beckens), in: Zeszyty Naukowe Wyzszej Szkoly Ekonomicznej w Katowicach (Wissenschaftliche Hefte der Hochschule für Ökonomie in Kattowitz), Bd. 4 (1958), S. 164 ff. 25 K. Piesowicz, S. 110 ff.; A. Perlick, Zur Geschichte der Firma Friedländer, in: Mitteilungen des Beuthener Geschichts- und Museums-Vereins, Bd. 15-16 (1954-1955), S. 42 ff. 26 Dies betraf sowohl adlige oberschlesische Besitzer wie Hohenlohe, Renard, Schafgotsch als auch bürgerliche wie den bekannten niederschlesischen Textilunternehmer Gustav Kramsta, der inzwischen auch Kapitalanlagen in der oberschlesischen Bergbau- und Hüttenindustrie vorgenommen hatte, und den Kattowitzer Eisen- und Kohlengroßhändler Simon Kusnitzky. Allein Schafgotsch besaß ab 1865 jenseits der Grenze 5 000 ha, davon 50 % Waldfläche. Vgl. A. Brozek, S. 157 ff., Ekonomika gòrnictwa i hutnictwa Kròlestwie Polskim 1840-1910 (Ökonomie des Berg- und Hüttenwesens im Königreich Polen . . .), hg. v. W. Kula, Warszawa 1961, S. 59. 27 S. Wyslouch, Studia nad koncentracja w rolnictwie slaskim w latach 1850-1914. Struktura agrarna i je; zmiany (Studien über die Konzentration in der schlesischen Landwirtschaft. Die Agrarstruktur und ihre Veränderungen in den Jahren 1850-1914), Wroclaw 1956, S. 122 ff. 28 H. Solger, Der Kreis Beuthen in Oberschlesien mit besonderer Berücksichtigung der durch Bergbau und Hüttenbetrieb in ihm hervorgerufenen eigentümlichen Arbeiter- und Gemeinde-Verhältnisse, Breslau 1860, S. 28 ff. 29 N. Gasiorowska-Grabowska, Gòrnicy i hutnicy w Kròlestwie Polskim 1864-1866 (Bergund Hüttenleute im Königreich Polen . . .), Warszawa 1957, S. 55; W. Dlugoborski, Wiez ekonomiczna, S. 234 ff; T. Schuck, Statistik des Regierungsbezirks Oppeln mit besonderer Beziehung auf Landwirtschaft, Bergbau, Hüttenwesen, Gewerbe und Handel, Iserlohn 1860, S. 86. 30 A. Brozek, Imigracja ludnosci ζ Galicji i Kongresòwki do przemyslu na Gòrnym Slasku przed rokiem 1885 (Die Immigration der Bevölkerung aus Galizien und Kongreßpolen zur oberschlesischen Industrie vor dem Jahre 1885), in: Slaski Kwartalnik Historyczny Sobòtka (Schlesische Historische Vierteljahresschrift Zobten), Jg. 1963, Nr. 2, S. 169 und 173; H. Neubach, S. 126-128. 31 D. Rzepniewska, Sezonowi najemnicy rolni w Kròlestwie Polskim w polowie X I X wieku (Die landwirtschaftlichen Saisonarbeiter im Königreich Polen um die Mitte des 19. Jahrhunderts), Warszawa 1957, S. 49 f. 32 H. Müller-Link, S. 101 f. 33 H. Voltz (Hg.), Handbuch des oberschlesischen Industriebezirks, Kattowitz 1913, S. 351 ff.

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34 J. Jaros, Historia gòrnictwa weglowega w Zaglebiu Gòrnoslaskim do 1914 roku (Geschichte des Kohlenbergbaus im oberschlesischen Becken bis zum Jahre 1914), Wroclaw/ Warszawa/Krakòw 1965, S. 63. 35 I. Pietrzak-Pawlowska, Rozwòj stosunkòw kapitalistycznych w przemysle Kròlestwa Polskiego 1870-1900. Zaglebia gòrniczo hutnicze. Wiek X I X . Prace ofiarowane Stefanowi Kieniewiczowi w 60 rocznice urodzin (Die Entwicklung der kapitalistischen Verhältnisse in der Industrie des Königreichs Polen. Bergbau- und Hüttenreviere 1870-1900. Das 19. Jahrhundert. Festschrift für Stefan Kieniewicz zum 60. Geburtstag), Warszawa 1967, S. 400 ff. 36 W. Dlugoborski, Gòrnictwo i hutnictwo do 1918 roku (Bergbau- und Hüttenwesen bis zum Jahre 1918), in: Uprzemyslowienie ziem polskich w X I X i X X wieku. Studia i materialy (Industrialisierung der polnischen Gebiete im 19. und 20. Jahrhundert. Studien und Materialien), hg. v. I. Pietrzak-Pawlowska, Wroclaw/Warszawa/Krakòw 1970, S. 143. 37 L. Schofer, The Formation of a Modern Labor Force. Upper Silesia 1865-1914, Berkeley 1975, S. 24 f. und 71 f. 38 A. Brozek, Robotnicy gòrnoslascy wobec migracji robotniczej ζ Galicji i Kongresòwki (Die oberschlesischen Arbeiter und die Arbeiterimmigrationen aus Galizien und Kongreßpolen), in: Zaranie Slaskie, Bd. 24 (1961), S. 775 ff. 39 Z. Lukawski, Ludnosc polska w Rosji 1863-1914 (Polnische Bevölkerung in Rußland . . .), Wroclaw 1978, S. 44 ff. und 56 ff. 40 B. Michel, Banques et Banquiers en Autriche au debut du 20ieme siede, Paris 1976, S. 79, 208 ff., 294 ff.; W. Dlugoborski, S. 158; H. Voltz, S. 353. 41 H. Matis, Österreichs Wirtschaft 1848-1913. Konjunkturelle Dynamik und gesellschaftlicher Wandel im Zeitalter Franz Josephs I., Berlin 1971, S. 436. 42 J. Popkiewicz, F. Ryszka, Przemysl ciezki Gòrnego Slaska w gospodarce Polski miedzywojennej 1922-1939 (Die Schwerindustrie Oberschlesiens in der Wirtschaft Polens in der Zwischenkriegszeit . . .), Opole/Wroclaw 1959, S. 112-114. 43 N. J. G. Pounds, S. 163 f. 44 Vgl. M. Grzyb, Narodowosciowo-polityczne aspekty przemian stosunkòw wlasnosciowych i kadrowych w gòrnoslaskim przemysle w latach 1922-1929 (Nationalpolitische Aspekte der Veränderungen der Eigentums- und Personalverhältnisse in der oberschlesischen Industrie in den Jahren 1922-1929), Katowice 1978, S. 141 ff. und 193 ff.; vgl. auch J. Tomaszewski, German Capital in Silesian Industry in Poland Between the Two World Wars. (Hektrographiertes Referat). University of East Anglia: Symposium on International Business and Central Europe 1919-1939, Norwich 1970. 45 Vgl. zu dieser Frage: A. Szefer, Przesiedleñcy niemieccy na Gòrnym Slasku w latach 1939-1945 (Die deutschen Umsiedler in Oberschlesien in den Jahren 1939-1945), Katowice 1974. 46 M. Riedel, Eisen und Kohle für das Dritte Reich. Paul Pleigers Stellung in der NSWirtschaft, Göttingen 1973, S. 257 ff. 47 Auch diese Neuaufteilung konnte nur stufenweise und auf eine die traditionellen regionalen Bindungen berücksichtigende Weise vorgenommen werden; beide Teile des ehemaligen Preußisch-Oberschlesien wurden 1951 mit dem Dombrowaer Revier zu einer Wojewodschaft zusammengezogen, die Eingliederung des Krakauer Reviers in diese Verwaltungseinheit konnte erst 1977 durchgeführt werden. 48 Zu diesem Fragenkomplex vgl. M. Dobrowolska, Przeobrazenia struktur regionalnych Polski oraz kierunki ich analizy (Wandlungen der Regionalstrukturen Polens und ihre Analysen), in: Studia nad ekonomika regionu (Regionalökonomische Studien), Bd. 6 (1975), S. 25 ff.

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Dritter Teil/Part Three

FRANKLIN F . MENDELS

Seasons and Regions in Agriculture and Industry During the Process of Industrialization In this paper I submit that the comparative study of industrialization will not fulfill its promise, which is to permit generalizations about the nature of the process, until it becomes the comparative history of regions; for the region, if defined with care, is where the primary ingredients for industrialization were most readily mixed in the past. This is particularly evident for ,,proto-industrialization", a phase that receives special attention because it usually preceded and prepared the industrial revolution proper. 1 Until recently, most economic historians probably agreed with Simon Kuznets that of all feasible units of aggregation usable in comparative studies, the nation-state "is the one most closely related to the process of industrialization and hence most promising in its capacity to reveal any significant similarities and differences without hopelessly obscuring others." 2 The principal paradigms for the study of industrialization in the 1950s and 1960s, Gerschenkron's "relative backwardness" and Rostow's "take-off", as well as the quantitative studies patterned after Kuznets' analyses of "modern economic growth", have been originally presented and later discussed and tested as theories of the evolution of nation-states. In the last few years, some new studies have raised again the question of the appropriate entity, the one which will best capture and encompass the process of industrialization. In the Lyon colloquium on nineteenth-century industrialization, several contributors and the concluding remarks by Pierre Léon and François Crouzet concurred that European industrialization must be understood to have taken place within the framework of a limited number of small regions. 3 Others, such as Sidney Pollard and Immanuel Wallerstein have since then offered supra-national perspectives on the process. 4 Yet, despite the quality and quantity of many of the studies using an alternative approach, the tastes and habits of students, colleagues, foundations, and the broader public have caused scholarly production to naturally gravitate, as it were, toward the national level of aggregation. The region is often deemed the appropriate, even preferred domain of the doctoral thesis or "monograph", but national history has remained the ultimate goal for the scholar - providing the "synthesis", the completed edifice for which regional and local studies constitute the building blocks. 5 177

"Comparative history" usually means the comparison of nation-states, and Wallerstein's "world-system" is mostly made of nations, such as France, England and Spain. 6 Proto-industrialization was a regional process of economic evolution. The cognitive value of this concept, that is, its usefulness in interpreting the beginnings of industrialization, is only diluted by a careless extension of it to the national level. Just as in the case of pre-transition demographic history, I suspect that there was no "national" history of economic development until recent times. Statistically measurable contrasts in the growth or development of national economies must find their explanation in the different mixes of regions with which nations happened to be equipped due to the autonomous dynamics of diplomatic, dynastic, and military history. 7 That proto-industrialization took place in a limited number of predefined regions could be shown on a map. But what is analytically interesting is that the region was the space within which the timing of agriculture and industry could be efficiently synchronized and interlocked. In an encyclical letter of 1891, Pope Leo XIII observed that "among the purpose of a society should be to arrange for a continuous supply of work at all times and seasons." 8 Indeed this has been a central concern and constraint in past economies, and the area within which it was assured was also the spatial unit appropriate for the study of industrialization. The continuity or discontinuity of labor processes that is either demanded or made possible by various types of economic activity should be a central concern for economic historians dealing not just with industrialization, but also with working-class conditions, human migrations, rural history, and techological change. Karl Marx had devoted many pages to an analysis of time in productive activity. 9 More recently, Sidney Pollard and a few other writers have written excellent studies of different aspects of that subject. 10 Yet it seems that time utilization and the transformation it underwent as economies evolved toward the modern industrial era has not remained a major concern for most economic historians. The process of industrialization is usually analyzed with the same conceptual tools as the rest of economics, where resources are divided into land, labor, capital, and entrepreneurship, and where the latter adopts a technology which determines the optimum mix between the first three. In economic dynamics, time is considered in connection with capital, growth, and cycles, but generally not in connection with land and labor, the latter being an abstract concept that is generally confused with that of laborer. 11 Similarly, Western economists, insofar as they have been concerned with seasonal fluctuations, have mainly been applying statistical techniques of "eliminating" these. 12 Yet, explicitly entering time as an ingredient into production will help clarify some important questions and I suggest in this paper that its explicit 178

consideration as an input into production and distribution for both agriculture and manufacturing explains why a certain type of spatial arrangement seems typical of areas undergoing proto-industrialization. The areal unit which allowed a balanced and cost-saving amalgam of agriculture and industry through the intercalation of industrial activity into the annual cycle of agriculture was generally a small sub-national region until the increase in speed and reduction in communication and transportation costs associated with modern industrial technology, and until the new technology made it possible to speed up or slow down production according to the calculus of cost and benefit. An often overlooked feature of the agricultural way of production, but one which is of great significance for this article, is the time gap that separates planting from harvesting. Whereas economies based on hunting and gathering yield an instantaneous return to the labor input, in agriculture it takes several months of waiting time during which solar energy performs its miracle before the product of one's work can be reaped. The social consequences of this fact on the family, the state, and social hierarchy have been studied.13 As the application of solar energy cannot be accelerated, the waiting time cannot be telescoped by speeding up the maturation process. On the contrary, it is the rhythm of the sun, climate, and seasons which limits the flow of available resources and to which the flow of labor input must be adjusted. Furthermore, just as time enters into the gestation of organic materials, it also enters into their decay, and since organic materials, once ripe, quickly spoil, the harvest usually has to be taken in quickly. Consequently, a period of frantic activity at harvest time follows on the "dead" season. Olga Crisp observes that "Russian literature is replete with terms relating to harvest time such as the 'critical time' or, even more appropriately, 'strada', which implies both suffering and passion." 14 Hence, from the rhythm of high and low season that is characteristic of agriculture it follows that, for a family or a community of a given size, the maximization of income was predicated on the achievement of a compromise. A balance had to be found between the conflicting aims of securing a sufficient labor force at peak time and of minimizing the cost of supporting an idle labor force at slack time. Modern industry, by contrast, is characterized by the continuity with which it employs its labor force over time. Here the use of an inorganic stock of energy to an ever growing range of activity makes it possible to slow down or speed up production processes at will, that is, according to cost and benefit. Consequently, modern industrialization has had the effect of increasing the intensity of labor use, and even more strikingly to increase the regularity of work through the year, or even the day, by reducing the interstices of slack time.15 One symbol of modern "technological" society is the assembly line. Just as it sometimes proves economical to operate it around the clock, the in-line arrangement with its fragmentation and 179

simplification of tasks aims at reducing all slack time to a strict minimum, so that actual labor is continuous, and not interrupted by subsidiary movements of man or materials. We can thus consider primitive agriculture and the assembly line as the end points of a linear evolution marked by a progressively increasing continuity and intensity of work over the centuries, an approach that makes it easier to place "proto-industrialization" in its proper perspective. Since the beginning of primitive agriculture, agricultural technical changes have consisted of a series of devices whose aim, or at least whose effect has been to arrange a more "continuous supply of work at all times and seasons." Labor intensification and an increase in the carrying capacity of the land have been achieved by increasing the continuity of the work from one season to the next. This trend started much before the classical Agricultural Revolution of the seventeenth and eighteenth centuries. The adoption of the three-field system in the Middle Ages not only saved land by reducing the amount of it that was left fallow at any moment. It also increased the amount of required agricultural work, while spreading it over the seasons by rotating spring and winter cerals, plants with different maturation time. 1 6 This modified the balance between peak-time labor requirements and slack-time labor costs by reducing the idleness of the dead season without a proportional increase in peak-time demand. Mixed husbandry, the intercalation of fodder crops in rotation with grains, the introduction of new vegetable, fruit, and industrial crops into the cereal cycle, and the whole panoply of agricultural changes from the Middle Ages onwards have had the same consequences: spreading out the work load across the year by making the dead season more busy and productive. Finally, the mechanization of agriculture, that is, the "industrialization of agriculture" did the same but from the other direction, by reducing the peak-load demand itself through labor-saving mechanical harvesters and other machinery. Still, a perfect leveling of seasonal requirements was rarely achieved in the temperate and cold-climate countries-which were also the countries first to industrialize. Intensification and spreading out did not always proceed at the same pace. A study of the English agricultural revolution by an agricultural economist shows that a typical new-model farm needed about 45 percent more labor than an old-type farm without turnips or clover. This increase in labor intensity did not render the harvest labor peak any sharper. It added two new peak periods, in March an June, and just slightly reduced the slack in the other months, particularly in the winter. 17 If, as the author suggests, it is true that the permanent labor force had to be increased by as much as 40 percent, one suspects that the aggregate amount of idle men-hours would have increased. Thus, although agricultural progress has historically tended to fill the time gaps left open by the primary staple, it has not been able to eliminate all seasonal idleness. 180

To agriculturalists with idle time in the dead season, the practice of nonagricultural activity is as old as agriculture itself. Clothing, housing, and other necessary craft goods have always been satisfied to a large extent autonomously by agriculturalists themselves through their own winter work or that of their neighbours. It should be clear that such "Z-good production", as it is sometimes called, is not conceptually different from the kind of agricultural change that has been taking place over the centuries. 18 It too adds to the income of agriculturalists by substituting labor for leisure. It is a form of progress that does more to increase the productivity of laborers than the productivity of labor. A more decisive change occured, however, when the growth of nonagricultural activity during the dead season was accompanied by a simultaneous reorganization or development of agriculture within a region, and when the craft activity became oriented toward remote markets at the same time. This complex of regional changes I have called "proto-industrialization." 1 9 Although it may appear at first sight that proto-industrialization is nothing more than another step in the progressive intensification of work that has marked rural society over the centuries, I have suggested that the new form of economic and social symbiosis between agriculture and industry and across the seasons within a region constituted a fundamental transformation that prepared the ground for even greater changes later, namely the factory system and modern industrialization. To be sure, one can point to some cases where proto-industrialization later proved to be strictly a dead end, being followed by de-industrialization, as in the case of Brittany and Languedoc. There are also a few cases where the discovery of new sources of fuel or raw materials propelled a region into modern industrialization with no significant proto-industrial phase, as in the Lorraine. 20 Finally, there are cases of somewhat mixed record, where the factories sprouted in a region with proto-industrialization, but at a rate which left something to be desired from the point of view of creating employment. Such might be the case of Flanders as well as northern Ireland. 21 Yet, although more systematic research is sorely needed on this point, there appears to be a strong spatial association between the regional growth of modern industry and proto-industrialization at an earlier date. This correlation does not appear to be spurious, as there are several plausible explanations for it, which I have offered elsewhere. 22 The point of the present paper is to emphasize the regional dimension of the process of proto-industrialization and show that the region is the correct unit of analysis in which to view that process. It is now generally believed by historical demographers that the population of pre-industrial Europe was not only kept in check by a high mortality, but also by the need to control fertility so as to maintain an adequate balance between the size of the family and the dimension of the 181

farm, or, at the level of the community, between the size of the population and the amount of arable land. A combination of celibacy (or delayed marriage) and curbs to immigration was instrumental in effecting such control, while some forms of birth control also came into play in the eighteenth century.23 The introduction of seasonal crafts could only have a limited impact on the ecological balance of the above community as long as farms remained large enough to provide harvest employment to all the household members who resided on them. Suppose, however, that the expansion of seasonal crafts was accompanied by the practice of fragmenting the farms through partible inheritance or through sub-leasing, or that new garden-size plots were made available on land previously closed off. 24 As farms were now shrinking, immigrants moving in, and marriages facilitated, the population would expand to fill the new settlement niches while the peasant population now cased to find enough agricultural work on their own tiny plots, even at harvest time. When this happened it was common for adult males to out-migrate during the summer season and look for harvest work in other communities, sometimes at a great distance, while the wives and children stayed home and provided enough labor to take care of the farm. 25 Suppose now that the large farms with a shortage of harvest labor were located nearby, within the same pays, within one or two days' walk. Their economic position would be improved as the search and travel costs would be significantly reduced. So, when a peasant community possessed the combination of a good market outlet for the product of its rural crafts, an on-going process of farm fragmentation or easy settlement opportunities on new land, together with nearby opportunities for summer agricultural employment, this could clearly engage the process of involution that protoindustrialization entailed in the small-farm zone, the area of petite culture. The population density would be rising rapidly. The potato or other laborintensive crops would appear, and the landlords would see their rental income driven up by the increased productivity of the land.26 As this process continued on, the inhabitants progressively would reduce the fraction of their working time in subsistence agriculture just as their livelihood in the dead season would increasingly depend on the vagaries of interacting markets and on wage employment in other people's farms in the peak season. Let us now look at the same process from the standpoint of the commercial agricultural zones. With the expansion of towns and the growth of population that took place in early modern Europe, there was an overall increase in the demand for marketable food surpluses. Those farms, communities, or geographical zones which responded to such market opportunities with enclosures, evictions, other means of consolidating farms and making them fit for commercial production, or only by a sort of "zoning" policy which protected the land from further fragmentation and 182

morcellement, were much more likely to succeed in their commercial endeavor if there existed nearby a pool of surplus labor available on demand for hiring during the peak period. When harvest labor had to travel from afar, the cost had to be higher and the flexibility diminished. In the absence of the cottage industry, the maintenance of a self-supporting pool of labor would not be possible. Its maintenance would depend instead on wage payments or poor-law support through the dead season, a significant cost for the local landlords. Furthermore, with the existence of cottage industry, the large-farm zone was also able to provide the small-farm zone with a local supply of food surplus, a considerable asset to the development of a region in an age when the transportation cost of bulky goods quickly became prohibitive as distance increased. Finally, the local food surplus contributed to the viability of the city or towns located in the region by keeping subsistence costs down. Thus the juxtaposition within a region of contrasting zones that maintained different ecological balances was mutually beneficial. The zones could become interdependent and reap benefits from each other's externalities, to the advantage of the region as a whole, which could thus be propelled along a path of self-sustained economic and demographic expansion. One may wonder at this point whether an equally beneficial interaction could not take place within a homogeneous region, but one where the appropriate balance of small farms and large farms was reached within each village. I suspect that the rise of the rural industry in such a region would be hampered by the increased difficulty and cost of controlling and coordinating the craft production and transporting its output to a central place. Although this was a "dispersed manufacture" the town-based merchants knew that dispersion had to be minimized to keep costs down and successfully compete in remote markets with the products of other regions. For instance, it was precisely the rising dispersion of the work force that accompanied the rapid growth of industry during the proto-industrialization of several regions of England which led some of the merchantmanufactures to first complain about their rising costs and then seek redress in the form of the centralized workshop or factory. 27 Thus, when the agricultural labor balance was maintained within each village, it is unlikely that craft production would sufficiently expand to compete in the interregional and international markets and proto-industrialization would probably not occur or go very far. For this to happen, the small-farm zone had to be compact, easily reached by the merchants, and thus kept fairly separate geographically from the large-farm zone. It can be pointed out that the foregoing analysis suggests an issue to the old debate, recently renewed,28 on the putative superiority of large farms over small farms from the standpoint of economic development. My point is that the highest likelihood of economic development or modern industrialization in a region is obtained from the co-existence of large commercial 183

farms and small peasant farms in interacting and adjacent zones. Given a market for their seasonal crafts, which must presuppose the existence of merchants usually based in local towns, 2 9 of raw materials, and of means of transportation, an adequate balance between small and large farms will allow the peasants to dovetail their work in agriculture and in industry, as agricultural and industrial activity vary countercyclically through the year. One could conceivably construct a theoretical model that would predict what the optimum mix between the number of small family farms and the number of large commercial farms might be, given the nature of the regional staples. Furthermore, the analysis also suggests a solution to the debate on whether the agricultural, commercial, or demographic revolution "came first" to prepare the industrial revolution. 30 It is my view that it was the complex interaction of these three elements within a region that was critical. Since it is argued that the seasonal rhythm of labor demand in agriculture dominated the organization of labor markets, it is instructive to look at European regions where the staple crop was far less seasonal in its labor requirements than was the case for cereals. Wine country was generally recognized as unfavorable for rural industry. Figure 1 is revealing in this respect, showing rural textiles and winegrowing to be almost incompatible with one another in Southern Anjou. 3 1 The point is not so much that viticulture was more labor intensive (and thus facilitated the creation of higher population densities) than the growing of cereals. Rather, "quality viticulture . . . occupies its labor more constantly. Dead seasons are much sharper for the grain farmer than for the commercial winegrower. And this difference was even more noticeable before the nineteenth century when agricultural work in grain growing areas was ruled by the three-field system with fallow, thus only demanding intermittent work. It left idle for a good part of the year people who could then be put to work on other tasks, for instance in domestic weaving." 3 2 Colbert himself had noted that "wines are a very great impediment to working [in textiles manufactures]" and someone from the region of Bordeaux wrote in 1733 that "viticulture constitutes the only manufacture of this area, since it occupies during the entire year the greatest part of its rural inhabitants." 33 Comparing the textile map established by Pierre Goubert for the Beauvaisis with a map of vineyards published by Roger Dion for the same area again clearly shows that the vineyard and the loom were substitutes, not complements. 34 Thus, a high degree of farm fragmentation was usually accompanied by the growth of rural industry, unless the soil and climate were favorable to commercial vineyards, or other labor-intensive plants that similarly occupied the peasants in the winter. In the Balkans, wine as well as plums, tobacco, opium, and olives played the same role as the rural manufactures in supplementing the product of the arable land instead of competing with it for space. In Serbia, the plum-growing villages were 184

Figure 1 Cantonal Distribution of Winegrowing in Southern Anjou, 1880 β

Angers

Wine a prinzipal produkt Some commercial winegrowing No commercial winegrowing Community specializing in wine

Estimated Proportion of Textile Artisans in Cantons of Southern Anjou, 1780-1790 , Angers

Under 10% 10-197. 20% or more From Charles Tilly, The Vendée (Cambridge, Mass., 1964), pp. 117, 138.

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located in the hills, rather than in the fertile villages, just as there was spatial bifurcation elsewhere between zones of commercial and zones of peasant farms. 35 My presentation of this hypothesis is based on a reading - often too selective - of a large number of case studies of regional organization and change in Europe and elsewhere. 36 Space limitation does not even allow footnoting everyone of them. Before additional and independent evidence can be brought to bear on this hypothesis, the notion of proto-industrialization as a phase of development requires some objective criterion by which it can be identified. The danger of circularity is particularly acute in choosing regions in which to test this theory. Since much importance is attached here to the co-existence of contrasting and interacting zones within a region, and since it is quite easy to tautologically define as region any area within which the hypothesized interactions seem to take place, it would be useful to reflect on the problem of defining regions in an independent manner, that is, according to criteria that are entirely exogenous to protoindustrialization itself. Geographers have distinguished several types of regional units. There are administrative regions, call them provinces, which are politically bounded and often used by economic historians because of statistical convenience, since this is the way information is often available to them. In the work of Frank Tipton on Germany, there is an exclusive reliance on such units as "Bavaria", "Alsace", etc., and an almost complete neglect of intra-regional differences and interaction. 37 But even when such large provinces are broken down, it is often impossible to completely avoid using some administrative units. Thus, even Diane Lindstrom's work, which avoids Tipton's problem by covering parts of several states in order to encompass the Philadelphia region, still has to rely on county lines. 38 There are formal regions, characterized by their uniformity or homogenity according to some predefined single or multiple criterion. This approach typifies the work of Donald J . Bogue, who defined economic areas in the United States. 39 It characterizes E. A. Wrigley's pioneering work on the economic and demographic history of "Austrasia", a region he defined as a belt of coalfield areas encompassing parts of France, Belgium, and Germany. 4 0 And then there are functional regions, characterized by internal differentiation, structure, and organization. " A functional region is thus an area in which one or more selected phenomena or movements connect the localities within it into a functionally organized whole." 4 1 North East England as described in Norman McCord's article exemplifies this approach. 42 In many cases, historians and geographers have focused on the rural-urban interactions to define such regions, as the region of Lyon in Pierre Cayez' article, hence the name sometimes given to them of "nodal 186

regions." 4 3 A well-known example of this approach is Walter Christaller's study of Central Places in Southern Germany.** In other cases, it is the differentiation of rural zones and their interlocking character which characterize a region defined according to some other criterion. Skinner, dealing with Imperial China, has defined nine macroregions in that vast territory. They are physiographic areas whose boundaries follow watersheds and the crests of mountain ranges, while each one of them possesses significant internal contrasts, in fact a core and a periphery. 4 5 French geographers and historians have developed the concept of pays. It sometimes corresponds with a distinctive physical unit, but is more commonly "an amalgam of two or more distinct types of country whose people are interdependent by reason of the exchange of goods and ideas through the medium of a central capital town, from which it often takes its name." 4 6 A recent study has thus contrasted the two major zones along the valley of the Lower Meuse. "Overland" was the country of forests and mines around Liège, Dinant, Namur, and H u y , as well as the locus of an early iron industry. "Ommeland", the agricultural country to the west, provided food surpluses. Finally Dordrecht, an ancient commercial metropolis, dominated the trade between the two zones until about 1600. 47 This structure has a remarkable resemblance to that of Flanders, whose main highway was the Scheldt River, and which is divided into a maritime area with commercial farms, and an interior, whose sandy soils have facilitated intensive agriculture, farm fragmentation, and the establishment of a linen industry. The city of Antwerp has stood at the apex of a network of smaller regional capitals, such as Ghent and Kortrijk. 4 8 The relevant regional unit for the observation of proto-industrialization should thus be the traditional nodal region, defined either by the network of travel and transportation radiating from a town or leading to a river, small enough to allow crossing on foot within a few days, but large enough to contain contrasting zones of "clay" and "chalk", champion and woodland, plain and bocage, lowlands and uplands, or "open" parishes and "close" parishes. 49 It is recognized that the outside boundaries of such "natural regions" may sometimes be difficult to define, as one region often blends into another. However, as Georges Bertrand has observed, the geographic boundaries only have secondary interest. "What counts is the general organization and the internal contrasts of the regional whole." 5 0 Ideally, a full documentation of the approach to the study of industrialization that has been suggested here should thus start with the identification by historical geographers of the hundreds of small nodal regions that could be found in Europe. Then, one could begin to recognize among this multitude of regions those few which became proto-industrialized, while also identifying the approximate date at which the process began. It would then be possible through the systematic study of a sufficiently large number 187

of regions to ask why some became proto-industrialized, while many did not. Merchants, markets, raw materials, and means of transportation had to exist in sufficient quality and quantity for the " Z - g o o d " to become a "proto-industry". Furthermore, one suspects that climate itself played some role by giving some European regions a comparative advantage in industrial goods. This could provide an explanation why few protoindustrial regions could be found in the south and southeastern part of Europe, and why Northwestern Europe on the contrary had relatively many of those regions - with momentous implications for the future. This point deserves some expansion. Almost everywhere in Europe, bread was the staff of life, the principal item in the food budget of the populace. It was, to use Wallerstein's term, the true necessity. 5 1 Since the risks and costs of shipping bread cereals were very high, every European region attempted to attain self-sufficiency in the production and consumption of grains. International trade only constituted here a safety valve for the years of dearth. 5 2 Only the Dutch truly "relied" on the Baltic for their grains in the early modern period. As we have seen, the labor input necessary for the production of cereals was highly seasonal everywhere. O n the other hand, those goods which assured a continuous supply of work at all times and seasons by fitting into the exigencies of cereal production, could be and often were traded inter-regionally and internationally. Hence, the distribution of such traded goods, the true "luxuries", on a map of European regions, was determined according to the principle of comparative advantage. Thus, whether a region produced wine or cheese, kelp or currants, livestock or lumber, butter or olive oil or textiles in addition to the staple cereal depended on its climatic, geographic, or social circumstances. Whereas initially these traded goods essentially fulfilled the same functions in their respective regional economies, the longrun, dynamic impact, however, of some goods on the regional economy was quite different from that of others. Textiles and other "industries" differed from wine and other "agricultural" goods. Textile production could multiply several times before the marginal productivity of labor began to fall to intolerable levels as a community allowed its farms to be fragmented into cottages, then into huts. It is only after several generations that an increase in the number of families ceased to produce an equal growth in the production of textiles on the same amount of land, but this was not true of "agricultural" processes because land is a relevant input. In agriculture and land-based production a population increase on a fixed amount of land quickly produced diminishing returns. This difference in the production functions permitted the population of textile and other industrial areas to proliferate and the regions involved to be propelled into proto-industrialization, but not the regions whose comparative advantage had led them into the adoption of specialties where land was an input. Thus, even though the southern regions may have at some 188

time held an absolute advantage in the production of both fruit and wine and textiles and metals, the increased intensity of international trade led to the specialization of regions according to their comparative advantage and to an overall North-South divergence within Europe, whose consequences could not have been anticipated at its inception and have not yet been completely overcome. However, not all regions with proto-industrialization experienced an industrial revolution. Some became de-industrialized instead. The patterns of comparative advantage could be transformed by the nearby growth of cities and the introduction of railroads, so that the Pays d'Auge in Lower Normandy became de-industrialized when the opportunities for butter and meat sales increased. 53 Or it could have been the high cost of obtaining industrial fuels which prevented mechanized factories from taking the succession of cottage industry. Since modern industrialization and the factory system led in the nineteenth century to the concentration and centralization of industry on a large scale, the de-industrialization of some areas must have been unavoidable but it would be rewarding to draw a systematic inventory of all the regions that followed this pattern in order to find out whether there are certain similarities among them. Considering now those regions that did successfully pass from proto to modern industrialization, one question that needs clarification is what were the factors which accelerated or slowed down the transition. Why did proto-industrialization continue on for many decades in the region of Lyon while its factories only seemed to stimulate the further growth of rural industry? 54 Why, similarly, were the Russian "kustar" industries still growing in some areas long after the factory system triumphed relatively quickly, eliminating the handloom weavers within a generation? 55 How did the Chinese cotton weavers in the countryside manage to continually expand into the 1930s while a factory industrialization was also under way? 5 6 As long as the cumulation of agricultural and industrial earnings by peasant-workers continued, the rural and part-time segment of the industry could continue to compete with the factory if agricultural earnings compensated the peasants for their declining earnings from handicraft work. However, there were regions of Europe, such as Lancashire, where after a period of continuous proto-industrialization the land had become so fragmented and the industry itself had expanded into so many villages within the region that the old equilibrium between agriculture and industry had been disturbed and many weavers did not stop their looms even for the harvest. 57 At this point handloom wage could no longer fall below the subsistence level and the handloom weaver had lost his competitive advantage over the factory weaver. Like the factory worker, he had to be paid at least a subsistence wage, but could not compete in terms of productivity. This discussion of proto-industrialization can be brought to bear on what 189

Karl Marx called the "original accumulation of capital", which was viewed by him as a prerequisite to the rise of the factory system. 58 As the peasants' income depended less on subsistence agriculture and increasingly on the vagaries of industrial markets in the dead season and agricultural wages in the summer, they entered into the intermediate status of part-peasant, partproletariat, part-agricultural, part-industrial, according to the rhythm of seasons. Because of the cumulation of several incomes, the annual earnings of these peasant-workers was significantly higher than would be shown by looking at their "industrial" wage rates alone. The creation of a full-time proletariat available throughout the year would be costly. Costly to the workers, who had to sever their rural roots and thus their agricultural incomes, and costly to the masters, who had to pay them subsistence wages instead of counting on the rural economy to bear at least a part of the subsistence cost of each worker. However, the relatively small amounts of fixed capital invested in the early factories of the Industrial Revolution made their intermittent operation possible by minimizing losses incurred by their owners from occasional interruptions. This allowed the workers to continue participating in seasonal agricultural activities, insofar as the early factories tended to be located in rural areas or within commuting distance of the fields. 59 Proto-industrialization paved the way for the Industrial Revolution in several ways. However, as long as the working class it created was only a half-proletariat, the appropriate factories were centralized workshops or manufactures with only a moderate amount of fixed capital commitment. The correct match for the fully uprooted proletariat is the type of factory where fixed capital dominates, where the plant must work continuously, and where the higher productivity of labor can also justify its higher cost to the capitalist. When one realizes how difficult it has been to eradicate all traces of seasonal underemployment from the agricultural sector, this should also help to understand the slow rate at which the flow of new best-practice techniques was actually incorporated into production, thus the prolonged co-existence of handicraft methods and modern methods of production in manufacturing.

Jahreszeiten und Regionen in Landwirtschaft und Industrie in der Zeit der Industrialisierung Zusammenfassung Eine Industrieregion findet sich dort, wo in der Vergangenheit die Grundvoraussetzungen für die Industrialisierung am günstigsten gemischt waren. Sie war der Raum, in dem die zeitlichen Abläufe von Landwirtschaft und Industrie durch die Einschaltung industrieller Arbeitszeit synchronisiert 190

und verknüpft werden konnten. Das Nebeneinander von kontrastierenden Zonen innerhalb einer Region, durch die verschiedenartige ökologische Systeme erhalten blieben, war für beide Bereiche von Nutzen. So konnten Zonen mit kleinbäuerlichen Betrieben die Nachbarzonen mit großen kommerziellen Agrarbetrieben mit einem Überschuß an Arbeitskräften versorgen, die die letzteren in Spitzenzeiten benötigten, die sich aber in der ruhigen Jahreszeit selbständig vom Verkauf ihrer handwerklichen Erzeugnisse ernähren konnten; die Entwicklung von Städten wurde durch die regionale Produktion von Nahrungsüberschüssen begünstigt. Es war also ein regionales Gleichgewicht großer kommerzieller und kleinbäuerlicher Betriebe, welche die optimale Bindung für die weitere wirtschaftliche Entwicklung lieferte. Der Vorteil vieler Regionen Südeuropas bei der Erzeugung von Wein und anderen Agrarprodukten, die mit einem relativ gleichbleibenden Arbeitskräftebedarf verbunden war, hinderten die ProtoIndustrialisierung in jenen Regionen. Die entsprechende regionale Einheit, anhand derer das obengenannte System wechselseitig wirksamer Einflüsse beobachtet werden sollte, ist die traditionelle Kernregion, die gekennzeichnet ist durch ein Verkehrsnetz, welches von einer Stadt ausstrahlt bzw. zu einem Fluß hinführt, klein genug, um lokale Fußreisen zu begünstigen, aber auch groß genug, um wichtige ökologische Kontraste innerhalb ihrer Grenzen zu bergen. Die Proto-Industrialisierung bereitete den Weg für die industrielle Revolution innerhalb der Region, aber das Halbproletariat, das sie schuf, führte zu einem unbefriedigenden Arbeitsmarkt mit saisonal bedingten Unterbrechungen, solange seine Verbindungen zum ländlichen Sektor nicht gänzlich gelöst waren. Daher die andauernde Wettbewerbsfähigkeit der ländlichen Kleinindustrie gegenüber der kapitalintensiven Großindustrie.

Notes 1 Franklin Mendels, Proto-industrialization: The First Phase of the Process of Industrialization, in: JEH, XXXII (1972). 2 Simon Kuznets, Modern Economic Growth: Rate, Structure and Spread (New Haven, Conn., 1966), p. 19; also his The State as a Unit in the Study of Economic Growth, in: JEH, XI (1951). 3 Pierre Léon et al., eds., L'industrialisation au XIXe siècle. Cartographie et typologie (Paris, 1972). 4 Sidney Pollard, Industrialization and the European Economy, in: EHR, XXVI (1973); Immanuel Wallerstein, The Modern World-System: Capitalist Agriculture and the Origins of the European World Economy in the Sixteenth Century (New York, 1974). See also the work of Paul Bairoch, for instance his Europe's Gross National Product: 1800-1975, in: Journal of European Economic History, V (1976). 5 This is particularly striking in France, where dozens of regional thèses d'état have been synthesized in Fernand Braudel and Ernest Labrousse, eds., Histoire économique et sociale de la France, 4 vols (Paris, 1970-77) and Georges Duby and Armand Wallon, eds., Histoire de la France rurale, 4 vols (Paris, 1976-77). An Histoire de la France urbaine is in progress.

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6 A. Milward and S. Β. Saul, The Economic Development of Continental Europe, 1780-1870 (London, 1973); idem, The Development of the Economies of Continental Europe 1850-1914 (London, 1977); Peter Mathias and Μ. M. Postan, eds., CEHE, vol. VII (Cambridge, 1978); Carlo M. Cipolla, ed., The Fontana Economic History of Europe. The Emergence of Industrial Societies (London, 1973); Wallerstein, World-System. 7 Franklin Mendels, Recent Research in European Historical Demography, in: AHR LXXV (1970); François Crouzet, in: P. Léon et al., eds., L'industrialisation au XIXe siècle, p. 600.

8 Cited in Edwin Mansfield, Principles of Macroeconomics (New York, 1977), p. 158. 9 Karl Marx, Capital, Vol. 2 (New York, 1967), chaps. 7-17. 10 Sidney Pollard, Factory Discipline in the Industrial Revolution EHR, XVI (1964); idem, The Genesis of Modern Management: A Study of the Industrial Revolution in Great Britain (London, 1965), chap. 5; Keith Thomas, Work and Leisure in Pre-Industrial Societies, in: Past & Present, no. 29 (1964); E. P. Thompson, Time, Work-Discipline, and Industrial Capitalism, in: Past & Present 38 (1967); T. S. Ashton, Economic Fluctuations in England, 1700-1800 (London, 1959), pp. 1-14; Gareth Stedman Jones, Outcast London (London, 1971), chap. 2; Jacob Metzer, Rational Management, Modern Business Practices, and Economies of Scale in Ante-Bellum Southern Plantations, in: EEH XII (1975); James A. Henretta, The Evolution of American Society 1700-1815 (Lexington, Mass., 1975), pp. 31-39; E. J. T. Collins, Migrant Labour in British Agriculture in the Nineteenth Century, in: EHR XXIX (1976); Carville V. Earle, A Staple Interpretation of Slavery and Free Labor, in: Geographical Review, LXVIII (1978). 11 A. K. Sen, Choice of Techniques, 3rd ed. (Oxford, 1972), p. 3; idem, Peasants and Dualism With or Without Surplus Labor, in: JPE, LXXIV (1966); Nicholas GeorgescuRoegen, Process in Farming versus Process in Manufacturing: A Problem of Balanced Development, in: Ugo Papi and Charles Nunn, eds., Economic Problems of Agriculture in Industrial Societies (London, 1969). 12 Raymond Hatchings, Seasonal Influences in Soviet Industry (London, 1971), p. 14. 13 Claude MeillassOux, Femmes, greniers & capitaux (Paris, 1977); William H . McNeill, Plagues and People (New York, 1976); p. 48; Marvin Harris, Cannibals and Kings: The Origins of Cultures (New York, 1977), chap. 7. 14 Olga Crisp, Labour and Industrialization in Russia, in: CEHE, Vol. 7, part 2, op. cit., p. 376. 15 Karl Marx, Capital, Vol. 1 (London, 1930) chap. 8, 13; Georgescu-Roegen, Process in Farming versus Process in Manufacturing; Stephen Marglin, What do Bosses do? The Origins and Functions of Hierarchy in Capitalist Production, in: Review of Radical Political Economy, VI and VII (1974-75). 16 Ester Boserup, The Conditions of Agricultural Growth (Chicago, 1965); Richard Wilkinson, Poverty and Progress. An Ecological Perspective on Economic Development (London, 1973). 17 C. Peter Timmer, The Turnip, the New Husbandry, and the English Agricultural Revolution, in: QJE, LXXXIII (1969), pp. 392-4. For harvest labor scaracities in the nineteenth century, see E. J. T. Collins, Labour Supply and Demand in European Agriculture 1800-1880, in: E. L.Jones and S. J. Woolf, eds., Agrarian Change and Economic Development (London, 1969). 18 Stephen H . Hymer and Stephen A. Resnick, A Model of an Agrarian Economy with Non-Agricultural Activities, in: AER, LIX (1969) and idem, The Decline of Rural Industry Under Export Expansion: A Comparison among Burma, Philippines, and Thailand, 1870-1938, in: JEH, XXX (1970) and Jan de Vries, Peasant Demand Patterns and Economic Development: Friesland, 1550-1750; in: William N . Parker and Eric L. Jones, eds. European Peasants and Their Markets (Princeton, 1975). 19 Franklin Mendels, Proto-industrialization. 20 See the contribution of Louis Bergeron, in this collection p. 129 ff.

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21 Milward and Saul, Economic Development, p. 440; A. R. Orme, Ireland (Chicago, 1970)pp. 157 ff. 22 Mendels, Proto-industrialization. 23 Jacques Dupâquier, Les débuts de la grande aventure démographique, in: Prospectives, 3 (1972); idem, De l'animal à l'homme: Le mécanisme autorégulateur des populations traditionnelles, in: Revue de l'institut de sociologie, Université libre de Bruxelles (1972). 24 Joan Thirsk, Industries in the Countryside, in: F. J. Fisher, Essays in the Economic and Social History of Tudor and Stuart England (Cambridge, 1961); Rudolf Braun, Industrialisierung und Volksleben (Zürich, 1960); Lutz K. Berkner and Franklin F. Mendels, Inheritance Systems, Family Structure, and Demographic Patterns in Western Europe 1700-1900, in: Charles Tilly, ed., Historical Studies of Changing Fertility (Princeton, 1978). 25 Olwen Hufton, The Poor of Eighteenth-Century France 1750-1789 (London, 1974). 26 Clifford Geertz, Agricultural Involution. The Process of Ecological Change in Indonesia (Berkeley, 1963). 27 David Landes, The Unbound Prometheus (Cambridge, 1969), p. 58. 28 Robert Brenner, Agrarian Class Structure and Economic Development in Pre-Industrial Europe, in: Past & Present 70 (1976) and "Symposium" in subsequent issues. 29 The apparent neglect of the role of cities in early modern Europe by students of "protoindustrialization" has been criticized by David Herlihy, Urbanization and Social Change, International Economic History Association, Seventh International Economic History Congress, in: Four Ά ' Themes (1978), pp. 59 and 72 n. 23. Indeed the urban connection has been relegated to the background, although not with the intent of denying its significance. Cities normally housed merchants, putter outs, civil servants, and some workshops usually carrying out the finishing process with highest skill content. In terms of "industrial" employment, however, their role was normally far less important than that of the surrounding countryside. 30 Paul Bairoch, Révolution industrielle et sous-dévelopment (Paris, 1963). 31 Charles Tilly, The Vendée. A Sociological Analysis of the Counterrevolution of 1793 (Cambridge, Mass., 1964). 32 Roger Dion, Histoire du vin et de la vigne en France (Paris, 1959), p. 32. 33 Ibid., p. 33. 34 Pierre Goubert, Beauvais, Atlas, pp. 33, 34; Dion, ibid.; Mendels, Aux origines de la proto-industrialisation, in: Bulletin du Centre d'Histoire Economique et Sociale de la Région Lyonnaise (1978). 35 Michael Palairet, Merchant Enterprise and the Development of the Plum-Based Trades in Serbia, 1847-1911, in: EHR, XXX (1977). This article was brought to my attention by Prof. John Lampe. 36 For instance, I have exploited the work of B. A. Holdemess, "Open" and "Close" Parishes in England in the Eigtheenth and Nineteenth Centuries, in: Agricultural History Review, XXIII (1972); Dennis Mills, ed., English Rural Communities: The Impact of a Specialized Economy (London 1973). Mills, in: Open University, New Trends in Geography, IV, Political, Historical and Regional Geography, pp. 58-78; Mills, English Villages in the Eighteenth and Nineteenth Centuries: A Sociological Approach, in: Amateur Historian, VI (1965); Mills, A Social and Demographic Study of Melbourn, Cambridgeshire, c. 1840, in: Archives, XII (1976); Alan Rogers, Stability and Change: Some Aspects of North and South Rauceby in the Nineteenth Century (Nottingham, 1970); Rogers article in this collection, pp. 196-211; Olwen Hufton, Begging, Vagrancy, Vagabondage and the Law: an Aspect of the Problem of Poverty in Eighteenth Century France, in: European Studies Review, II (1972); June A. Sheppard, East Yorkshire's Agricultural Labour Force in the mid-Nineteenth Century, in: Agricultural History Review, IX (1961); T. Jolas and F. Zonabend, Gens du finage, gens du bois, in: Annales XXVIII (1973), and, naturally, the oft-cited works of E. L. Jones, Joan Thirsk, and Rudolf Braun. 37 Frank Tipton, Regional Variations in the Economic Development of Germany during the Nineteenth Century (Middleton, Conn., 1976). 193

38 Oline Lindstrom, Economic Development in the Philadelphia Region, 1810-1850 (New York, 1978); idem., The Industrial Revolution in America, in this collection pp. 69-88. 39 Donald J . Bogue, Economic Areas as a Tool for Research and Planning, in: American Sociological Review, XV (1950); idem, Nodal versus Homogenous Regions and Statistical Techniques for Measuring the Influence of Each, in: Bulletin de l'Institut International de Statistique, IV (1957). 40 E. A. Wrigley, Industrialization and Population Change: A Regional Study of the Coalfield Areas of North-West Europe in the Later Nineteenth Century (Cambridge, 1962). 41 Brian J. Berry, Edgar C. Conkling, and Michael Ray, The Geography of Economic Systems (Englewood Cliffs, N. J . , 1976), p. 245. 42 Norman McCord, North East England: Some Points of Regional Interest, in this collection pp. 33-51. 43 Pierre Cayez, Industrielle und regionale Entwicklung im 19. Jahrhundert, in this collection pp. 107-125. 44 Walter Christaller, Central Places in Southern Germany (Englewood Cliffs, Ν. J . , 1966). 45 G. William Skinner, The City in Late Imperiai China (Stanford, 1977), pp. 211-36. 46 Robert E. Dickinson, City and Region. A Geographical Interpretation (London, 1964), p. 452. 47 L. H. Klaassen et al., Very Long Term Evolution of a System of Regions, in: International Association of Economic History Association, Sixth International Congress of Economic History Copenhagen, 5 Themes (1974), pp. 104-5. See also the ongoing work of René Leboutte, University of Liège. 48 René Blanchard, La Flandre (Paris, 1906); Mendels, Agriculture and Peasant Industry in Eighteenth-Century Flanders, in: William N. Parker and Eric L. Jones, eds., European Peasants and their Markets (Princeton, 1975); Mendels, Industrialization and Population Pressure in Eighteenth-Century Flanders (New York, forthcoming). 49 The appropriate size of a region will vary with the quality of the transportation network. England and Holland may differ in this respect from the rest of Europe because for the former of easy coastal access from almost every part of the country and for the latter because of the network of canals and the barge transportation system. J. A. Chartres, Internal Trade in England 1500-1700 (London, 1977); T. S. Willan, River Navigation in England, 1600-1760 (Oxford, 1936); Jan de Vries, Barges and Capitalism: Passenger Transportation in the Dutch Economy, 1632-1839, in: A. A. G. Bijdragen, no. 21 (1978). Another special case is that of economic system involved in the production and distribution of tropical goods for European consumption. Here "the supply of work at all times and seasons" was assured by the transatlantic shipping of African slaves set to work on American plantations managed and directed by Europeans. The appropriate unit of analysis for that particular sector of the economy might then be a supra-national unit, precisely the "South Atlantic System" as defined by Philip Curtin, The Atlantic Slave Trade, in: J. F. A. Ajayi and Michael Crowder, History of West Africa (New York, 1972), pp. 240-68. 50 Georges Bertrand, Pour une histoire écologique de la France rurale, in: Georges Duby, ed., La formation des campagnes françaises des origines au XlVe siècle (Paris, 1975) [Vol. 1 of Duby and Wallon, eds., Histoire de la France rurale, op. cit.], p. 100. 51 Wallerstein, World-System, op. cit., (but I do not accept his distinction between necessities and preciosities). 52 Fernand Braudel, Capitalism and Material Life 1400-1800 (New York, 1973), p. 85. 53 Gabriel Désert, Une société rurale au X I X e siècle: Les paysans du Calvados 1815-1895 (New York, 1977), pp. 399 ff. 54 Yves Lequin, Les ouvriers de la région Lyonnaise (1848-1914) (Lyon, 1977), Vol. 1, pp. 63 ff. 55 Olga Crisp, Labour and Industrialization, p. 350 and passim. 56 Kang Chao, The Growth of a Modem Cotton Textile Industry and the Competition

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with Handicrafts, in: Dwight Perkins, ed., China's Modern Economy in Historical Perspective (Stanford, 1975). 57 Neil J. Smelser, Social Change and the Industrial Revolution (Chicago, 1959), p. 138; my interpretation may not necessarily agree with that of John Lyons, The Lancashire Cotton Industry and the Introduction of the Powerloom, in: JEH, XXXVIII (1978). 58 Karl Marx, Capital, chapters 23-24 of Vol. I; John Saville, Primitive Accumulation and Early Industrialization in Britain, in: The Socialist Register 1969 (New York, 1969); Charles Tilly, Food Supply and Public Order in Modern Europe, in: R. Tilly, ed., The Formation of National States in Modern Europe (Princeton, 1975), pp. 400-409. According to Tilly, "This growth of cottage industry . . . produced an expansion of the landless labor force whose magnitude no one has so far dared to estimate, but which certainly ran into millions of workers." Ibid., p. 409. Also Charles Tilly and Richard Tilly, Agenda for European Economic History in the 1970s, in: JEH, XXXI (1971). 59 Mendels, Proto-industrialization, p. 244; Theodore von Laue, Russian Peasants in the Factory, in: JEH, XXI (1961); Olga Crisp, Labour and Industrialization, p. 386 and passim. On fixed vs. circulating capital, see the contributions of Sidney Pollard and François Crouzet, in Crouzet, ed., Capital Formation in the Industrial Revolution (London, 1972). Also C. H . Feinstein, Capital Formation in Great Britain, in: CEHE, Vol. VII, Part 1, p. 88; A. K. Sen, Choice of Techniques, pp. 101 ff.; Mendels, ibid., pp. 255-7.

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A L A N ROGERS

Industrialisation and the Local Community

The problem of why certain regions should have become industrialised and others not is matched at a local level by a similar question-why some towns or villages should have become centres of industrial processes and others not. It may well be that an attempt to isolate some of the social and economic factors which led to the location of certain industries within particular local communities may throw some light on the more generalised enquiries into the distribution of industries throughout the country. 1 One such industry is the framework knitting industry of the East Midlands. The reasons for the concentration of this industry in the East Midland region are still obscure. The industry did not need extensive natural resources, nor (at least in its early phases) a highly developed infrastructure-it was independent of water power or water supplies and largely free of major transport facilities. It was probably less related to long traditions of craftsmanship than were the metal industries or other textiles, and fixed capital requirements were (in the early stages) very low. The framework-knitting industry was not of course unique in these respects, but such freedom does enable us to search for those other factors which facilitated the location of the industry in certain centres by the middle of the nineteenth century. The identification of these centres is helped by the existence of two private censuses of the industry, one taken in 1812, the other in 1844. On the basis of these, some thirty one villages out of a total of just over one hundred and seventy within south Nottinghamshire can be identified as framework knitting villages. A few others developed other forms of industry, but these were rare; and the presence of these thirty one villages raises the question as to why these particular villages became centres for the industry and the rest not. The development of the machine knitting industry was conducive to this process of concentration. 2 The industry came to the East Midlands from the middle of the seventeenth century. At first, it was widely diffused, the occupation of yeomen-knitters who were often men of substance; production was on a small scale but continuous, not seasonal; and the framework knitters (who like the handloom weavers were often freemen who bought their own frames) were regarded as highly skilled operatives in wool, 196

worsted and silk. From the 1680s, the industry grew rapidly, for reasons which are not entirely clear. There was a population expansion throughout the region from about 1690 to 1720 followed by a later up-surge in population and prosperity from about 1750. But other factors, such as changes in fashion, increasing demand from London merchants and the diversification of the products of the frames, also played their part. In the middle of the eighteenth century, a mass migration of frames from London to the Midlands and the development of new techniques led to the great era of framework knitting in the towns and villages of south Nottinghamshire and in the neighbouring counties, so that from about 1780 the industry was almost exclusively centred in this region. The spread of the industry throughout the villages was helped by the low costs involved. In the late seventeenth century, a frame cost about £ 10 and a little later it fell below this; rents for frames too were low - Is 6d or Is per week. A second-hand frame could cost as little as £ 3. Although costs rose in the later eighteenth century depreciation was minimal and a frame rarely became obsolete. The costs of building workshops too were relatively small, as insurance records show. These costs were held down, for the "capitalist organizers deliberately limited their financial commitment" to the industry; "fixed capital investment was kept to a minimum," 3 and merchants apparently preferred to use those workers whose commitment was also limited. Thus rural areas already accustomed to the management of credit and the use of the mortgage to raise capital were able to exploit these low costs to spread the industry widely. The industry entered a new phase from the middle of the eighteenth century, with increasing changes in fashion, the appearance of 'adventurers' who invested more heavily in the industry and the emergence of 'bag hosiers' who rented out frames and controlled the wages of their operatives and the quality of the products more tightly. Costs rose as machines became larger and more advanced in technology, and the status of the knitter declined; the inherent instability of an industry heavily dependent upon fashion increased. But it was not until the middle of the nineteenth century that factory production commenced in the knitting industry. Nevertheless, the concentration of the frames into a smaller number of centres had gone a long way by that date, so that by 1844, fourteen villages in south Nottinghamshire had more than two hundred and fifty frames, a further eight had more than one hundred frames and nine more had more than fifty frames - apart from the towns of Nottingham, Mansfield and Southwell. 4 And the question arises, why in these villages and not in the others? A study of the villages of this region in the late seventeenth century, at a time when the industry was establishing itself in more and more villages, reveals a number of factors influencing the process of location within the area. None of these operated on its own, but a combination of factors seems 197

to have influenced industrial growth significantly. What follows is a summary analysis of all the villages of south Nottinghamshire between about 1670 and about 1720 in relation to their later industrial growth. Population: Although it is impossible to establish exact population sizes for these villages, an order of magnitude based on the hearth tax returns of 1674 and the Compton census of 1676 provides a range of 'communicant population'. 5 Omitting the more or less completely deserted hamlets, a range from eight to 346 can be identified. None of the very small villages and less than a quarter of all the villages with 'communicant populations' of from 50 to 200 became industrialised, whereas 61 % of the villages over 200 were later centres of framework knitting. There is no apparent correlation between the sizes of the villages and the scale of concentration of the industry; the largest villages did not necessarily become the biggest centres. But it is still clear that industrialisation became located in the larger centres of population. Such centres however were not always strongly nucleated. Closer inspection reveals that several of these places were collections of small hamlets. Greasley, for instance, included Brinsley, Kimberley and Moor Green as well as Newthorpe and Watnall; Selston included Bagthorpe and Underwood; Arnold included Daybrook and Redhill. Several other places were divided into smaller settlements-Radford, Basford, Sutton in Ashfield and Kirkby in Ashfield. This is perhaps one of the most notable features of the area to the north and north-west of Nottingham: those parishes in which the opportunities for the growth of smaller centres of settlement were greatest were the parishes which became among the most heavily industrialised. But they were not necessarily the parishes with the fastest growth rates. Figures for 1743 and 1801 allow us to establish in most cases relative growth rates in two stages.6 It would seem that during the earlier period (1674-1743), although framework knitting did move into the faster growing villages, it was also possible for it to establish a hold in some villages where the population was declining. But in the later period, a much closer relationship appears; large numbers of frames came to be congregated in those villages in which population growth was fast. During the late eighteenth century very few villages within this region were growing rapidly without framework knitting as a basis for their economy. Density of population: The appropriate density of population within each parish of this area in the late seventeenth century can be calculated and provides an opportunity to assess whether industrial activity came to be centred in those settlements where the population pressed most hard upon the land resources available, especially in areas of pastoral economy. 7 198

South Nottinghamshire falls into three main regions. The Bunter sandstone of Sherwood Forest was characterized by convertible husbandry based on the breck system, with some larger sheep farms; there were marked local variations, some of the parishes in the Erewash Valley on the west of the area enjoying a full arable or mixed farming economy. The clays and loams of the Trent Valley and associated tributaries were heavily used for arable purposes. Thirdly the clayland Wolds of south Nottinghamshire running into Leicestershire formed an upland area of pastoral economy (see map). Within each of these regions it is possible to establish an 'acre unit' by correlating the number of communicants of 1676 with the parish acreage; a low 'acre unit' would imply a considerable number of persons occupying a limited area, whereas a high 'acre unit' would suggest a small population or a very extensive parish or both. On the whole there is less difference between the regions than might have been thought at first sight. The biggest range came in the 111 parishes of the Valley (from 5 to 50) with the Forest a very close second (34 settlements ranging from 7 to 53); there was only a small range among the 10 parishes on the Wolds (11 to 30). Taking the averages as more significant than the median, the most sparsely occupied parishes were those on the Wolds with an average of seventeen acre units; next came the Valley with an average of just over eighteen, and finally the Forest with almost twenty-one acre units on average per parish. In general, the poorer soils of Sherwood were only slightly less densely occupied than the other two areas, while the pastoral Wolds were, if anything, the most heavily settled. It was however in the sparser areas of the Forest that industry came to settle. There was only one major framework knitting village on the pastoral Wolds, contrary to expectations, while in the Valley fifteen villages out of some 111 (13.5%) became industrialised. The Forest however saw substantial industrial growth; 56% of the villages in this area later became main centres of framework knitting. 8 Undue pressure on the land is thus not directly revealed by these figures. It is not of course necessary for such pressure to be felt within the industrial region alone; high mobility among the rural population would have enabled villages which did suffer from land shortage to encourage the more mobile sections of their population to emigrate to other places nearby where the possibility of industrial development was greater. It is enough for land pressure to be felt within the region as whole, and our figures suggest that such pressure may in fact have been felt both on the pastoral Wolds and in the arable Valley, whereas the settlements of the sandstone Forest areas, with their wide open spaces, could absorb the surplus population and set them to work on industrial processes. It is therefore necessary to try to determine those factors which led to the transfer of surplus population from one region to another. 199

Occupational Structure: Among such factors was the existing pattern of occupations within each of the settlements under consideration. Agriculture of course prevailed as the basic employment for the people of south Nottinghamshire together with the river Trent itself which provided some opportunities for further employment. But by the late seventeenth century, as an analysis of the wills and inventories of the area reveals, industrial occupations had already begun to congregate in certain settlements of the region.9 Seventeenth century framework knitters are known to have existed in at least fifteen villages, eleven of which later became major centres of the industry. But more important, the weaving industry provided a firm basis for the future framework knitting industry. Fiftynine villages had seventeenth century weavers, of which no less than sixteen were among the thirtyone main centres of framework knitting. Groupings of industrial occupations (including framework knitting and weaving) occur in significant numbers in thirty villages, of which eleven were later framework knitting centres. 200

The weaving industry, which was more widespread than framework knitting, continued to grow in the eighteenth and even in the early nineteenth centuries; it spread into north Nottinghamshire as well as throughout the south of the county. The link between the weavers and the framework knitters is clear; as late as the early nineteenth century, framework knitting was still known locally as 'weaving'. 10 At least sixteen of the thirtyone later framework knitting villages had a weaving basis, often in significant numbers, in the seventeenth century, and this basis became strengthened in the eighteenth century. Long traditions of craftsmanship and a pool of skilled labour were available in the Nottinghamshire villages at the time when the framework knitting industry called for skillful processes. In a similar way it is possible to trace some connection between the metalworking industry of the region (such as nailers, scythesmiths and iron founders as well as the more ubiquitous blacksmiths) with the main centres of the framesmith industry. Indeed in the late seventeenth century, the town of Nottingham and the area around "was as famous for hardware as Birmingham and Sheffield," 1 1 and this in part helps to account for the development of the relatively intricate machinery associated with the stocking industry. There are few signs in the records that this industrial activity was combined with anything more than small scale farming. Dual occupations, a feature of early industrial growth elsewhere, are rarely reported in this area, and no more frequently in the seventeenth than in the eighteenth century. Some knitters (as inventories and insurance records show) clearly held land, but all the evidence points to the fact that framework knitting was not a part-time occupation filling the gaps between seasonal agricultural activities. It would thus seem that in those villages where workers engaged in specialised industrial processes, increasing specialisation and industrial growth continued. This is not just a question of associated textile industries like fulling, dyeing and bleaching; other specialisms occurred-tanners in Mansfield, potters and wheelwrights in Sutton. Thus Radford while retaining a rural aspect which attracted at least one wealthy dyer to buy a country estate there, nevertheless added to the six framework knitters recorded during the eighteenth century such tradesmen and craftsmen as miller (7), bricklayer, tailor, brewer, wheelwright, bleacher and collier-a wider range than in the seventeenth century (corviser, nailer, miller, ironmonger and one framework knitter). Once industrial activity had begun to develop in a certain locality, it attracted to itself other forms of industry. Such a development could of course be promoted or cut short by the action of powerful individuals. At Linby and Papplewick, the new landlord, Fountayne Wilson Esq., just after 1800 "discharged all the stocking frames" from the two parishes, with a consequent decline in population. 12 201

The interest in industry on the part of many of the landed gentry, revealed for instance by the gentleman who kept his own shop of silk stocking frames and by the support given by such landlords as the Willoughbys at Wollaton (who encouraged the development of mining, dyeing, glassmaking and other industrial pursuits on their estates) would seem to have given way during the eighteenth century to positive antipathy to industrial processes on the part of a large number of the landed proprietors. Changes in attitudes on the part of the gentry as well as the artisans are an important part of our story, for although a few landlords continued to help on the development of industrial communities, like the Sherwins at Bramcote who encouraged industrial workers to build their cottages on the waste land of the manor, others restricted all change as an attack on the hierarchical structure of society or directed it away from industrial growth. Landlords and industry: The hearth tax returns of the 1670s allow us to analyse indirectly something of the influence of the local landed gentry on the development of rural industries. 13 The villages of the area may be divided into several groups. In twenty villages, one great house clearly dominated the village, like Holme Pierrepont where Henry Pierrepont Lord Dorchester lived in a house of 62 hearths or Papplewick parish where Lord Byron occupied a 42-hearth hall (Newstead); none of these came to harbour framework knitting. Secondly there were some twelve places where one rather smaller house (10-14 hearths) was separated clearly from its neighbours; only two of these later became framework knitting centres. Similarly, of the eleven villages where two or three larger houses (11-21 hearths) were distinguished from the rest of the residences, only two were later industrialised. A larger group of villages (32) comprised those where a number of smaller houses (7-10 hearths) appear to have merged with their neighbours, and of these nine became centres of industry. Thus villages in which one or more larger houses came to dominate the social scene did not in general develop into industrial centres, whereas in those cases (95 in all) where there were no houses larger than seven hearths, at least a quarter (21) became the hosts of framework knitters in large numbers. The presence or absence of larger houses in any village gives no indication of the land-owning pattern; some villages were of course owned by one or two great landlords who might well be non-resident. For an assessment of this there is no contemporary evidence; the nearest is a list of 'open' and 'closed' villages in the county drawn up in 1848.14 From this list, only one 'closed' village appears amongst our industrial villages. Substantial numbers of frames did on occasion congregate in some closed villages; Bradmore for instance had 34 frames although its neighbour Bunny, in which village the landlord of both villages resided, had none. Nevertheless, such examples are few and far between, and by the early nineteenth century, the co202

existence of a large house and framework knitting in one and the same place seems to have been unacceptable. The presence of smaller freeholders in considerable numbers can be seen from an examination of the poll books for the parliamentary elections of 1698, 1710 and 1722.15 There were, of course, often other freeholders too poor to vote; but of the 168 villages within the area from which poll book lists survive, only nine had no registered voters. None of these nine later became industrialised. Most of the villages with more than 20 freehold voters (12 out of 19 villages) became framework knitting centres and three others had a smaller number of frames. Of those with less than 20 voters (140 villages), 19 places later became industrialised. It is significant that the two largest centres of freehold voters on the pastoral Wolds, Hickling with 61 voters and Willoughby on the Wolds with 46 voters, did not attract frames. Social Structure: Something of the social structure of these local communities as reflected in housing can be seen from the hearth tax returns. Not all of these returns provide the names of those who were so poor that they were discharged from paying the tax, so that it is not always possible to be sure whether there were no such discharged tax payers or whether the collectors failed to return them. But of the 112 villages for which the returns are more or less complete, twentyone were future industrial villages. By grouping the houses by hearth numbers, it is possible to discern a spectrum marked by three main stages-the monarchical village which had one house widely separated from the others; the plurarchical or oligarchical village with several such houses; and the homogeneous village in which the houses were more closely alike in size. It is most striking that the future industrial villages were almost all drawn from the homogeneous end of the spectrum. Calverton, for instance, had half of its houses with one hearth and the other half with two, three or four hearths. Kimberley had eleven one-hearth houses, one of two hearths and one of three hearths. East Leake, Caythorpe, Ruddington, Newthorpe and Burton Joyce were all of similar type. There were exceptions: Gotham for example was oligarchic in form in the late seventeenth century, as were Selston, Mansfield Woodhouse and Kirkby in Ashfield; while Chilwell and Lowdham were monarchic. But these serve to stress the general pattern, that it was in the villages where the residents were apparently socially more homogeneous and where the means of social control may be described as 'loose' rather than 'tight' that the framework knitting industry came to concentrate. The extant returns of the lay subsidy for 1689 confirm this picture strikingly. 16 The similarity between the distribution of taxpayers and the distribution of house-types cannot be coincidental, even though the lay subsidy seriously underestimates the proportion of poorer residents in the village. The returns for 29 villages reveal four groups - those villages in 203

which one taxpayer clearly predominated such as Bingham or Thurgarton; those villages in which a small group taxpayers are distinguished from their fellows by their taxation assessments, as at Bleasby and Oxton; those in which one or more taxpayers, although ahead of the field, do not stand out as clearly being in a different category from their fellows (Morton and Gunthorpe); and finally those villages in which the taxpayers are more closely grouped together, with no clear leaders (Calverton, Stoke Bardolph). Almost all of the future industrial villages for which lay subsidy returns survive fall into this last class. It is clear that potential industrial villages were those in which the burden of taxpaying was more or less evenly spread. Further they were places in which the average burden of taxation was low. But once again these factors did not operate on their own, for several other villages like Farnsfield possessed these characteristics but did not in the end become major centres of industrial activity. Wealth: Was it then the poorer villages which attracted industrial growth? The hearth tax returns do not, as we have seen, include exempt households on a consistent enough basis to allow us to use that as a basis to assess wealth, but other aspects of the returns are of value here. A village in which each of the householders paid tax for one hearth only is likely to have been poorer than one in which a substantial proportion of the population lived in houses of four or more hearths. An analysis of the median assessment per village for all the 111 villages within the area for which full returns survive reveals that it is neither in the 'poorest' nor in the 'richest' villages that framework knitting came to be established on a significant scale. A certain measure of wealth (but not great wealth) was a necessary basis and seems to have accompanied the looser social control and greater freedom experienced within the future industrial villages. There is nothing to suggest that this relative greater freedom was connected in any way with early enclosure. Of the 53 parishes in this region which experienced pre-parliamentary enclosure on a large scale, five became industrialised; of the 91 'parliamentary enclosure' parishes, 27 became industrialised. Significantly, of the 16 parishes in which enclosure came after 1760 but by private agreement, without parliamentary action, only one later became a framework knitting centre. It would thus seem that the process of enclosure in this area was unrelated to the increasing development of industrial interests on the part of the residents of these villages. It was not enclosure which accounted for the freedom of these villagers. 17 Nonconformity: It has been suggested that such freedom expressed itself in religious nonconformity. 1 8 The link between nonconformity and industrial growth is a frequent theme of writings on pre-industrial England. It is 204

possible from a number of different sources to identify the main centres of nonconformity within south Nottinghamshire at the end of the seventeenth century, at least by parish; and from this it becomes clear that many of the nonconformist centres in the seventeenth century later became industrialised. Of the 34 parishes with groups of up to 14 nonconformists, 14 (41%) became industrialised; of the 13 centres with more than 15 nonconformists, 5 (38.5%) were later framework knitting villages. But this apparent correlation may be misleading. Only five villages had papists in significant numbers and none of these attracted framework knitters. Of the largest concentrations of nonconformists, Cotgrave (54 protestant dissenters in 1676) later had some twenty framework knitters, whereas Flintham (40) had none. Muskham, Caunton and Barnby (15-17 dissenters each) lay in the north of our area and attracted no framework knitters, while Farnsfield, Rempstone and Willoughby on the Wolds (17-24 dissenters each) became very small centres of the industry (10-15 frames). Although only eight of the twelve villages in which chapel buildings existed by 1717 were later industrial villages, the visitation return of 1743 shows a substantial decline in nonconformist adherence and most of the chapels had been closed by the middle of the eighteenth century. Some of this, once again, was the result of the deliberate exclusion of nonconformity by squires, the rest the result of natural social changes. In the industrial villages of Beeston, Burton Joyce, Calverton and Woodborough, the 1743 return expressly states that nonconformity was virtually dead by this time. The connection between industrial development and dissent by which the leaders of capitalism were also the leaders of local nonconformity seems to have developed in the later eighteenth century rather than earlier. 19 Conclusion: We may therefore summarise our argument as follows. The future industrial village of south Nottinghamshire was in the late seventeenth century one of the larger communities divided often into smaller hamlets and occupying fairly large parishes; its population was usually already growing quite rapidly. Although most of these villages occupied the poorer soils, not all did so. The land carried a relatively light population and there is no sign of that pressure on the land of which other historians speak. O n the other hand, industrial occupations, especially weaving, had already begun to gather in these settlements. It was a village in which seigneurial control was apparently weak, where there were a number of freeholders wealthy enough to vote in county elections and where the residents were closer to each other both socially and economically. Its common fields were not necessarily enclosed yet. It was not a poor village, by any means, but it was one where the free use of land resources and some nonconformity in religion seem to have flourished. A good example of these trends is given by Calverton. A communicant population of some 129 (say a population of about 200-225) occupied nearly 205

3500 acres; in this respect it was the same size as Woodborough, smaller than Arnold, Oxton and Epperstone, but larger than Blidworth, its neighbours. There were no hamlets within the wide parish. Its soil was poor and the density of population on the land was low. It comprised among its occupations a woolwinder, carpenter, and two smiths, and a silk stocking framework knitter was resident in the village by 1689. Weaving was not unknown in the village. There was no one large house in the village; 26 houses had only one hearth, 11 had two, 11 had three and four had four hearths. Seventeen of its residents were regarded as being too poor to pay the hearth tax, but its average wealth (as represented by the hearths in the village) placed it in the middle of the range for the villages of the area. Of the lay subsidy taxpayers, 12 paid less than £ 1 and six paid less than £ 2-noone else paid more. It was, then, a group of more or less equal families, loosely held together, and a large number (54) of nonconformists (mainly Presbyterians) flourished there. By 1743, these had dispersed, but the population (about 80 families) had clearly grown; by 1801, there were 636 persons in the parish and by the middle of the nineteenth century there were some 380 frames in this village. Farnsfield nearby provides a contrast. In so many ways it was like Calverton but its industrial development was not so great. A parish of 3700 acres was occupied in 1676 by a communicant group of 184 (say 300-315 in all, a larger population than Calverton), most of them in the main village. Much of its soil was poor forest land, but it ran onto the richer valley loams; its population density was higher than that of Calverton. During the seventeenth century, apart from bakers, butchers, masons, blacksmiths and shoemakers, there were also two tailors, a weaver, a framework knitter (1665), a chapman and two coopers in the parish. The population, like that of Calverton, was freer and more equal than many of its neighbours-apart from those exempt from the tax (the numbers of which are not known), eleven had houses of one hearth, eleven of two hearths, five of three hearths and ten of four hearths. The lay subsidy shows the same picture-34 taxpayers under £ 1 and three under £ 2. Its wealth is not known, but 20 Protestant dissenters lived there in 1676. By 1743, however, the population had probably fallen (about 60 families), and by 1801, it mustered only 564 persons. In 1844, it had only ten frames in the village. Farnsfield failed to 'take o f f . Infrastructure: Calverton and Farnsfield provide us with an opportunity for suggesting that the infra-structure of south Nottinghamshire does not seem to have affected early industrial growth unduly. The lower Trent (unlike the lower Severn) did not become industrialised until the twentieth century. N o r does distance from a town seem to have been crucial. Although most of the villages around the towns of Nottingham and Mansfield became industrialised unless there were special factors restricting development, of 206

the villages further away analysis reveals continuing anomalies. Farnsfield lay on better roads both to Mansfield (10 miles) and to Nottingham (13 miles) than did Calverton (11 miles to Mansfield, 11 to Nottingham). And what of Gotham, East Leake, Sutton Bonington and Keyworth to the south of Nottinghamshire? The later turnpiking of roads in this area clearly reflects rather than determines the patterns of industrial growth; indeed an attempt seems to have been made to ensure that almost every parish in the western part of the county had a main road either to Nottingham or to Mansfield. Turnpikes were the creation of industrial growth; and the road system at the end of the seventeenth century is not known in enough detail to be certain that it affected in any way the spread of industrial centres. One or two other factors are suggested by a comparison of this region with nearby Lincolnshire, which despite its native natural resources (ironstone, limestone, clay) and possible proximity to coal (via the Trent), despite the development and encouragement of early industrial skills (for example the salterns in the east or textiles in Lincoln and Stamford, especially the Fleming settlements) and despite its extensive infra-structure, never became industrialised. 20 The most important factors seem to have been economic and social. On the economic side, at times when industrial growth was possible, most of the energies in this area went into those types of farming which were more profitable. Until 1851, the rising population of the county was absorbed into agriculture; dual occupations were both more common in the early period and lasted longer than in Nottinghamshire. Partnerships and credit were engaged in agriculture, not in manufactures. Secondly, the propensity of manufacturers to invest their profits in land ranged over longer distances in this part of the country, partly for reasons of social attitudes, partly because of high economic returns from land and partly because of the relative ease of communications throughout the whole midland belt east of the Pennines. But it would seem that such landlords, seeking the social and economic prestige deriving from land, discouraged industrial growth more than the 'rentier' landholders did. This was of course not always true, and even as late as the nineteenth century some land agents in Lincolnshire sought to enourage industrial development on the lands in their charge. But these projects came too late; and it may well by then have been distance which defeated them, imposing " a cost level on raw materials and finished goods movement that profit margins could not absorb." 2 1 Other factors may have included regional attitudes towards or possibilities for the employment of women, the major pool of labour available. Further study is needed to test such hypotheses. But the one clear conclusion to the framework knitting story is that this form, of industry came to settle in those villages (like Calverton) where the owners or the occupiers of small freehold or copyhold plots of land were more or less free to develop their holdings as they saw fit, or in those places (like Bramcote) where the lord of the manor positively encouraged such 207

developments. Neither the freedom to exploit resources nor intervention seem to have operated on their own. The one encouraged the other. And it would seem that either these conditions were missing from the rest of Nottinghamshire or from Lincolnshire, or that where they did apply, entrepreneurs chose to use this freedom to develop further their already intensive farming methods rather than to diversify into industry.

Industrialisierung und Gemeinde Zusammenfassung Das Referat befaßt sich mit der Frage, warum sich die Industrie in bestimmten Dörfern einer Region ansiedelte und nicht in anderen. Die Fallstudie hierzu lieferte die Stuhl-Wirkerei der Ost-Midlands in England. Dieses Gewerbe war physisch nicht standortgebunden, so daß es ihm freistand, sich in Dörfern anzusiedeln. Feste Kapitalinvestitionen waren geringfügig, so daß es anfangs für einen Wirkarbeiter leicht war, zunächst seine eigene und später auch weitere Stühle zu erwerben, um schließlich zum Verleger zu werden. Nach einer Anfangsphase langsamen Wachstums (1650-1680) durchlief die Industrie zwei Stadien: (a) 1680-1750: Umsiedlung der Industrie in die Dörfer, (b) 1750-1850: Zusammenfassung der Industrie in wenigen Ballungszentren, teilweise wegen Rückgang des Absatzes, teilweise aufgrund des Wunsches der Verleger (hosiers). Die Stuhl-Wirkerei, zunehmend in Fabriken, konzentrierte sich schließlich auf 31 Dörfer in Süd-Nottinghamshire, die in der Zählung von 1844 identifiziert werden können. Die Analyse von rund 160 Dörfern (welche die 31 in Süd-Nottinghamshire einschließt) sucht die Gründe für diese Konzentration zu erschließen. Im Folgenden werden anhand von Archivmaterialien die charakteristischen Merkmale solcher zukünftigen Industriedörfer im Zeitraum von 1670-1740 untersucht. Größe: Die meisten der größeren Dörfer in den 1670er Jahren wurden bei nur wenigen Ausnahmen - später Industriedörfer. Dabei scheinen sich Dörfer, welche aus verstreuten Weilern bestanden, am meisten industrialisiert zu haben. Wachstumsrate: In der Anfangsphase wurde die Industrie sowohl in wachsende als auch in schrumpfende Dörfer aufgenommen; für die spätere Zeit läßt sich dagegen eine unmittelbare Relation zwischen den Wachstumsraten der Bevölkerung und der Maschinen nachweisen. Bevölkerungsdichte: Die Region zerfällt in drei geographische Teile (Sandstein Wald, Tonhügel (clay wolds) und Lehmtäler). Ihre Bevölkerungsdichte schwankt, doch weist die Hügelzone die dichteste Bevölkerung 208

auf. Die meisten Industriedörfer gab es im Wald und in den Tälern, nur wenige dagegen in der Weidelandschaft der Hügel. Mehr als 50% der Sandsteindörfer wurden industrialisiert. Berufe: Wie aus den in Archiven überlieferten Testamenten hervorgeht, wiesen viele der späteren Industriedörfer im 17. Jahrhundert eine größere Anzahl von Berufen auf als ihre Nachbardörfer. Besondere Bedeutung hatte die stark verbreitete Weberei, die auch im 18. Jahrhundert noch im Wachstum begriffen war; ebenso der Wirkmaschinenbau, dessen Blüte auf den Metallgewerben der Region beruhte. Industrie lebt von Industrie, und dort, wo Handwerker sich nicht schämten, im Testament ihr Gewerbe zu nennen, florierte die Industrie. Großgrundbesitzer: Der Großgrundbesitz konnte sich im ganzen erfolgreich gegen die Industrialisierung wehren. Denn die Einstellung der Gutsherren hatte im späten 17. Jahrhundert begonnen, sich gegen die fortschreitende Industrialisierung zu wenden. So wurden nur zwei der Dörfer, die der Steueraufstellung von 1674 zufolge ein „großes Haus" oder Schloß aufwiesen, im Laufe der Zeit industrialisiert; nur ein „geschlossenes" (d. h. von einem Grundherren beherrschtes) Dorf fiel im 19. Jahrhundert in diese Kategorie. Kleine Grundbesitzer (freeholders): 12 der 19 Dörfer, die zwischen 1698 und 1722 eine größere Anzahl von stimmberechtigten Kleinbesitzern aufwiesen, wurden später industrialisiert. Informationen über ärmere Grundbesitzer ohne Wahlrecht liegen nicht vor. Sozialstruktur: Die Steuerdaten (hearth tax) sagen aus, daß unter den drei möglichen Sozialstrukturen, der monarchischen, oligarchischen und plurarchischen Sozialstruktur, fast alle Industriedörfer der letzteren angehörten. Das wird auch von den "lay subsidy" - Abgaben bestätigt. Reichtum: das zukünftige Industriedorf gehörte weder zu den reichsten noch zu den ärmsten Dörfern; ein gewisser Grad von Wohlhabenheit war allerdings schon zum Wirtschaftswachstum nötig. Einhegungen: es bestand kein Zusammenhang zwischen Einhegungen und Industriewachstum. Nonkonformismus: Obwohl schon im 17. Jahrhundert ein gewisser Zusammenhang zwischen Industriezentren und Nonkonformismus bestand, erlebten die Freikirchen zwischen 1676 und 1750 einen starken Niedergang. Eine engere Verbindung zwischen Industrialisierung und Nonkonformismus entstand erst später. Schlußfolgerungen : 1. Kein einzelner, sondern eine ganze Anzahl von Faktoren bestimmten das Industriewachstum. 2. Die Infrastruktur folgte dem Industriewachstum (nicht umgekehrt). 3. Der Vergleich mit Lincolnshire zeigt, daß dort, wo eine Wahl zwischen Landwirtschaft und Industrie möglich war, die erstere vorgezogen wurde. 209

4. Interventionismus und freie Marktwirtschaft arbeiteten zusammen und förderten einander.

Notes 1 This paper is a somewhat shortened summary of the paper presented at the Symposium; the full paper with maps and tables will be published shortly. 2 For what follows see S. D. Chapman, Memoirs of Two Eighteenth Century Framework Knitters, in: Textile History (1968), p. 109; J. Think, The Fantastical Folly of Fashion: the English stocking knitting industry 1500-1700, in: Textile History and Economic History, ed. Ν. Β. Harte and Κ. G. Ponting (1973), pp. 50-68; S. D. Chapman, Genesis of the British Hosiery Industry, 1600-1750, in: Textile History III (1972), pp. 7-10; idem, Early Factory Masters (1967); idem, Enterprise and Innovation in the British Hosiery Industry, in: Textile History (1974), pp. 14-37; D. M. Smith, The British Hosiery Industry at the middle of the nineteenth century, in: Transactions of the Institute of British Geographers, X X X I I (1963), pp. 125-42; idem, Industrial Archaeology of the East Midlands (1965); F. A. Wells, The British Hosiery Trade (1935); J. D. Chambers, Vale of Trent 1670-1800, in: Economic History Society Supplement (1959). 3 Chapman, Early Factory Masters p. 109; idem, Genesis, pp. 8, 19, 22. See also his article on Fixed Capital Formation in the British Cotton Industry 1770-1815, in: EHR X X I I I (1970), pp. 235-266. 4 By this time the industry as a whole was probably beyond its most advanced development. For 1812, see J. Blackner, History of Nottingham (1815), pp. 238-40; for 1844, W. Felkin, Account of the Machine-Wrought Hosiery Trade (1867 edn.), p. 467. The version of this census printed in the Report . . . into the Condition of the Framework Knitters, Parliamentary Papers, 1845, vol. 15, is slightly more detailed, but the figures are consistently lower. 5 One of the most recent discussions of the hearth tax and other documents is by R. Fieldhouse in Group Projects in Local History, ed. A. Rogers (1977). 6 The 1743 figures are in Archbishop Herrings' Visitation, 1743, vol. 4, ed. S. L. Ollard and P. C. Walker, Yorkshire Archaeological Society, Record Series, vol. 77 (1930). 7 J. Thirsk, Industries in the Countryside, in: Essays in the Economic and Social History of Tudor and Stuart England in honour of R. H. Tawney ed. F. J. Fisher (1961), pp. 70-88. 8 The discussion in this section does not entirely confirm the argument in E. L .Jones, The Agricultural Origins of Industry, in: Past and Present, no. 40 (1968), pp. 58-71. 9 The archdeaconry probate records, now housed in the Nottinghamshire County Record Office, are fully indexed but those of the peculiar courts are not. They have however been fully covered by means of very full lists. 10 Gravenor Henson, History of the Framework Knitters (1970 edn.) ed. S. D. Chapman, p. 183; Chapman, Memoirs, p. 109. 11 Chapman, Genesis p. 21; Manuscript Account of Nottingham, Trans. Thoroton Society, II (1898), pp. 34-6. 12 White's Directory of Nottinghamshire, 1832, pp. 576, 583. He also closed down the cotton mills encouraged by his predecessors, the Montagne family. 13 Public Record Office, London, E179/254/30. I do not agree, from a close study of the Nottinghamshire and Lincolnshire hearth taxes, that under-registration is as great as 40%, as suggested by V. H. T. Skipp, in: Economic and Social Change in the Forest of Arden 1530-1649, in: Land, Church and People, ed. J. Thirsk (1970) p. 109, or J. Patten, The Hearth Taxes 1662-1689, in: Local Population Studies, 7 (1971), pp. 18-19. 14 D. R. Mills, Geographical Effects of Laws of Settlement in Nottinghamshire, in: East Midlands Geographer V (1970), pp. 31-38.

210

15 The poll book of 1722 is in the Nottinghamshire County Library, which also possesses an index (typed) to the 1698 poll book. The book for 1710 was published in Thoroton Society Record Series, vol. 18, in: Pollbooks of Nottingham and Nottinghamshire, ed. M. J. Read and V.W. Walker, 1958. 16 Public Record Office, E179/254/34a; local returns published by G. Marshall, Nottinghamshire Lay Subsidies 1689, Worksop, 1895. 17 J. D. Chambers, Nottinghamshire in the Eighteenth Century (1966 edn.), pp. 334-353. 18 A. M. Everitt, Nonconformity in Country Parishes, in: Land, Church and People: essays presented to H . P. R. Finberg, ed. J. Thirsk, in: Agricultural History Review Supplement, 1970, pp. 178-199. Dr .Hey (Onset of Industrialisation, ed. M. Palmer, Nottingham 1978, p. 25) makes a similar point: "The strength of Nonconformity in the region reflects, in broad terms, this lack of strict social control. In this setting, commercial and industrial enterprise were more likely to flourish". 19 See A. Rogers, and M. R. Watts, The Evans' List and Dissenting Congregations in the East Midlands, 1715-19, in: Bulletin of Local History, East Midlands Region XIII (1978), pp. 14-27, and H . F. Sanders, Early Nonconformity in Nottinghamshire, in: Transactions of the Congregational History Society V (1911-12), pp. 227-241. 20 J. Thirsk, English Peasant Farming (1957), p. 12 comments on Lincolnshire's towns. The road system of west Lincolnshire was extensive, and the rivers Trent, Ancholme, Welland and Witham were used extensively for the carriage of goods. The most notable of the land agents was John Parkinson, steward of Sir Joseph Banks and founder of New Bolingbroke, see A. Rogers, History of Lincolnshire (1970), p. 64. 21 J. Lowerson, in: Palmer, Onset, 21.

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Vierter Teil/Part Four

GERD HOHORST

Regionale Entwicklungsunterschiede im Industrialisierungsprozeß Preußens - ein auf Ungleichgewichten basierendes Entwicklungsmodell

Der Titel von Adam Smith' so berühmt gewordenem Buch könnte die Vorstellung erwecken, Güter- und Faktorenmärkte müßten in territorialer Hinsicht als Märkte, die für je ein Land Einheitlichkeit aufweisen, verstanden werden. Ähnliche Vermutungen legt eine Anzahl von Arbeiten deutscher Staatswissenschaftler und/oder Statistiker nahe, 1 die wohl in Kenntnis jenes grundlegenden Werkes des „ N e w t o n der Sozialwissenschaften" 2 über Volkswohlstand oder Nationalreichtum handeln. Andere Studien derselben Autoren sowie die regionale Untergliederung staatlicher statistischer Erhebungen 3 lassen jedoch erkennen, daß man sich gleichwohl der empirisch evidenten regionalen Differenzen bewußt war und blieb. Dies soll im folgenden Beitrag am Beispiel Preußens gezeigt werden. Dabei ist zu beachten, daß es dem preußischen Staat, wie die veröffentlichten Erhebungsergebnisse zeigen, 4 bei der Entwicklung seiner ökonomischen Basis vor allem auch um die demographischen Grundlagen dieser Entwicklung zu tun war. Ziel dieser Studie ist es daher, anhand des demoökonomischen Verhaltens der Bevölkerung den Gründen für den regionalen Differenzie. rungsprozeß innerhalb Preußens nachzugehen.

I Zunächst einige Vorbemerkungen zu Thema und Quellenmaterial: 1. Bei der Behandlung des Themas sollten als Teil des Bedingungshintergrundes die staatlichen Aktivitäten mit im Auge behalten werden: Während das zentralstaatliche Hauptinteresse in wirtschafts- und wohl auch in bevölkerungspolitischer Hinsicht durch eine fiskalische Grundmotivation geprägt war, wäre insbesondere nach der Diskussion der Myrdal-These die Frage mitzubedenken, ob in Preußen während des 19. Jahrhunderts Wirtschaftsliberalismus oder ein faktischer Interventionalismus, der zwar dann die Industrialisierung gefördert, regionale Disparitäten jedoch nicht eingeebnet hätte, die Politik der Wahl gewesen ist. 215

2. Die beabsichtigte Analyse demoökonomischer Verhaltensregelmäßigkeiten und Entwicklungsprozesse verlangt demographische und ökonomische Variablen, die zugleich aus den vorhandenen - meist statistischen Quellen dokumentiert werden können. Überdies bedarf ein Ansatz, der regionale Differenzen erklären möchte, einer entsprechenden Untergliederung der Datenbasis. Die Daten des demographischen Systems, die ich benutze, enthalten neben der Bevölkerung selbst die Komponenten der natürlichen Bevölkerungsentwicklung: Geburten und Sterbefälle, die Heiraten als gelegentlich sogenannte „strategische" Variable der Bevölkerungsbewegung und als Schlüsselvariable des Verhaltensmodells, dessen Kernsubstanz ich vorstellen möchte, die Kinder- bzw. Säuglingssterblichkeit. 3. Das Thema dieses Bandes hat regionale Differenzen zum Gegenstand und damit Regionen zur Basis. Die analysierten Daten wurden dagegen für Gesamtpreußen, preußische Regierungsbezirke, den Kreis Hagen und Amtsbezirke des Kreises Hagen erhoben. Die gewonnenen Schlüsse gelten daher primär für die entsprechenden Aggregate. Es wird freilich versucht, die Ergebnisse der Hypothesenteste zu verallgemeinern. Eine der Grundvoraussetzungen dieser Intention ist es zu klären, was unter ,Region' verstanden wird und welche regionaltheoretischen Grundgedanken darin implizit enthalten sind. Im Konzept der ,Region' findet im Gegensatz zum „wonderland without dimension", 5 auf das sich die Wirtschaftstheorie im allgemeinen bezogen hat und es weiterhin noch tut, die räumliche Dimension ihren Ausdruck und damit in der Geschichte wie in der Gegenwart so reale Faktoren wie Standort- und Raumstruktur 6 und wirtschaftliche Aktivität, die diese Struktur gestaltete, um den Raumwiderstand zu überwinden. Bei den hier relevanten Regionen handelt es sich um Verwaltungseinheiten, da vorhandene Daten nur diesen zugeordnet werden konnten. Darüber hinaus ist es durchaus denkbar, daß die frühe Entwicklung auf Verwaltung hin orientiert abgelaufen ist, weil diese Träger des staatlichen Hineinregierens in alle Lebensbereiche war, welches aber durchaus regionalspezifische Unterschiede aufwies und territoriale Eigenheiten berücksichtigte. Wenn man die Frage aufwirft, warum in aller Regel Bevölkerung, Bevölkerungsweise, ökonomische Aktivität und Wirtschaftswachstum gemessen in der jährlichen Wachstumsrate des Pro-Kopf-Einkommens nicht gleichmäßig über die Fläche eines Staates verteilt sind bzw. waren, so findet man zunächst die Antwort, daß Wirtschaftswachstum und Bevölkerungsentwicklung an Bedingungen geknüpft sind und es in der Geschichte waren, die räumlich ungleichmäßig verteilt sind bzw. waren. 7 Da konkret faßbare Standortbedingungen geschichtlichem Wandel auch in ihrer Bedeutung für die Herausbildung von Regionen als Wachstumszentren (und Wachstumszentren in den Regionen) unterlagen, wird in Anlehnung an Siebert8 eine Definition der Region benutzt, welche einer historischen Auffüllung zugänglich ist. 216

Der empirische Ansatz, der in der Form regionaler Produktionsfunktionen formuliert wird, geht vom C. Clark-A.G.B. Fisherschen Sektoransatz aus. 9 Auf diese Weise wird die Möglichkeit eröffnet, die nur für Verwaltungsbezirke verfügbaren Daten zugleich nach ihrem reg¿o«¿/spezifischen Gehalt zu ordnen. 4. In abstrakter Formulierung behauptet meine Hypothese, daß ein ungleichgewichtiges Prozeßmodell den demoökonomischen Entwicklungsprozeß in Preußen zwischen 1815 und 1914 in seinen dominierenden Elementen zutreffend beschreibt. Motor des genannten Prozesses sind fundamentale Ungleichgewichte - so die Behauptung - in Zustand und Entwicklung zwischen und in den Regionen, auf die sich Verhaltensweisen beziehen, die selber gleichgewichtige Zustände und stetige Entwicklungen ihrer Umwelt anstreben oder wenigstens zur Voraussetzung ihrer Planungen machen. Unter Zustandsgieichgewicht will ich eine Übereinstimmung von verhaltensrelevanten Strukturen und dem darauf bezogenen Verhalten der unmittelbaren Vergangenheit derart verstehen, daß längerfristige Pläne nicht geändert werden müssen. Im aktuellen Fall wäre danach bei Gleichgewichten Planen unter unvollkommener Voraussicht kein Problem, Ungleichgewicht jedoch würde permanent Revisionen der Planinhalte provozieren, nicht aber den Verhaltensmodus selber in seiner Form als zielgesteuerte Reaktion bzw. Aktion verändern. Entwicklungsgleichgewichte möchte ich zeitliche Strukturinvarianzen nennen. Dynamische Ungleichgewichte verändern folglich dauernd und unvorhersehbar eines oder mehrere wichtige Strukturelemente. Zusammenfassend sei festgehalten: Das Paradoxe eines zielgesteuerten in Aktion oder Reaktion sich manifestierenden Verhaltens („Rationalverhalten"), das selber aufgrund einer Unvorhersehbarkeit des Verhaltenshintergrundes Ungleichgewichte miterzeugt, umschließt in der Vorstellung und den Intentionen nach konjekturale - Gleichgewichtigkeit der Zustände und Prozesse; sobald auf dieser Basis entworfene Pläne realisiert werden, entstehen vorwiegend Ungleichgewichte. Es ist dann gerade die konjekturale Gleichgewichtigkeit, die im Bereich der realen Phänomene Tendenzen - vielleicht auch Gleichgewichtstendenzen - auflöst und sie zum Zufälligen wendet. Diese Zufälligkeit, die durch die beschriebene Verhaltenskonstanz Verstärkungen in beliebige Richtungen erfährt, nenne ich fundamentale Ungleichgewichtigkeit. Wie weiter unten deutlich wird, nimmt dabei die spezifisch demoökonomische Reaktion konkret die Form einer Vergangenheitsorientierung an: die Erfahrungen mit den relevanten Parameterprofilen der letzten Jahre - bis zu fünfjährigen Lags ! - werden als Durchschnitt dieser Jahre in die Zukunft projiziert und als gültig vorausgesetzt.

217

II

Bevor die Analyse des demoökonomischen Verhaltens- und Entwicklungsmodells zu ihrem Recht kommt, sollen kurz die empirischen Befunde dargestellt werden. 1.1. Die Bevölkerungsentwicklung in Preußen verlief zwischen 1816 und 1913 ähnlich der Deutschlands; beide wiesen starke regionale Unterschiede auf. Die aggregierte Zeitreihe verwischt diese Unterschiede und verstellt damit eine wichtige Möglichkeit des analytischen Zugriffs. Für das 18. Jahrhundert kann nur ein Eindruck von der Größenordnung der Bevölkerungsentwicklung vermittelt werden. Preußens Bevölkerung wuchs zwischen 1748 und 1800 um rund 79% in 42 Jahren; 10 das entspricht einer durchschnittlichen jährlichen Wachstumsrate von 1,9% linear. Ein Blick auf die zeitliche Verteilung dieses Wachstums zeigt jedoch, daß die rascheste Entwicklung mit 4,1% p. a. (linear) zwischen 1800 und 1816 stattfand; wenn man von dem Jahrzehnt 1765/69-1775/79 absieht (2,5% p. a.), wurden in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts 1% p. a. nicht überschritten. Dabei muß offen bleiben, wie groß der Anteil des Wachstums in den ersten eineinhalb Jahrzehnten des 19. Jahrhunderts war, der den vom Reichsdeputationshauptschluß eingeleiteten und vom Wiener Kongreß vollendeten Gebietsumverteilungen zuzurechnen ist. Aber nicht nur die zeitliche, sondern auch die regionale Verteilung der Bevölkerungsentwicklung war schon in der Zeit vor den Napoleonischen Kriegen ungleichmäßig. So übertrafen in den knapp sechzig Jahren zwischen 1748 bis 1805 die Neumark mit 1,5% p. a. (linear) und Schlesien (1,4%) den Durchschnitt der Gebietsteile (um 1,0%) beträchtlich, während Ostfriesland mit 0,8% und Kleve-Mark-Mörs-Geldern mit 0,4% (1748-1793) doch signifikant darunter blieben. Vermutlich bestanden innerhalb der Regionen ebenfalls Unterschiede. Im ganzen wuchs die preußische Bevölkerung in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit einer Geschwindigkeit, die im 19. Jahrhundert im Durchschnitt aufrechterhalten wird, wie Abb. 1 verdeutlicht. Die Kennziffern der natürlichen Bevölkerungsbewegung Gesamtpreußens in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts, die sich nur ungenau 11 berechnen ließen, bestätigen den geschilderten Eindruck zu 1 : Die Geburtenziffer variierte zwischen 67,8 (1801/05) und 40,4 (1775), die Sterbeziffer zwischen 47,7 (1801/05) und 29,5 (1789/93) und der Geburtenüberschuß zwischen 20,1 (1801/05) und 5,8 (1800). Und, wichtig für die kausalanalytische Interpretation, Geburten- und Sterbeziffer wiesen einen - negativen Zusammenhang auf. Trotz dieses für beide Jahrhunderte gültigen Befundes lassen sich jedoch Unterschiede diagnostizieren, die auf einen wichtigen Wandel der Bevölkerungsweise mit Beginn des neuen Jahrhunderts hindeuten. Während Preußen im 18. Jahrhundert noch extrem hohe Geburtenüberschüsse (1701) und -defizite (1710) zu verzeichnen hatte, verlief die 218

Abb. 1: Die Komponenten der natürlichen Bevölkerungsbewegung in Preußen 1816-1914

pro 1000

Entwicklung des demographischen Systems im 19. Jahrhundert in etwas ruhigeren Bahnen, obwohl jene Wachstumsspitze zu Beginn der 1820er Jahre sowie andererseits mit nur etwas über 100 Geburten auf 100 Sterbefälle 1831 und 1848 die Grenze zur Schrumpfung auch vom Aggregat Preußen noch nahezu erreicht wurde. Abb. 1 zeigt, daß der Eindruck, es habe sich bei den besonders hohen und niedrigen Geschwindigkeiten des natürlichen Bevölkerungswachstums um auf einzelne Jahre beschränkte Extremlagen (Krisen bzw. günstige Bedingungen) gehandelt, für das 19. Jahrhundert nicht richtig ist. Bis 1870/ 72 findet man vielmehr Serien von hohen und niedrigen Geburtenüberschüssen in jeweils aufeinanderfolgenden Jahren. Erst die Jahre nach 1870 bringen eine neue Qualität der natürlichen Bevölkerungsentwicklung hervor. Während Abb. 1 den Eindruck erweckt, daß wenigstens bis 1870/72 eine ausgesprochene Symmetrie zwischen der zeitlichen Entwicklung der Sterbeziffer und derjenigen der Geburtenüberschüsse bestand, weist der in Abb. 2 gezeichnete Querschnitt für das Jahr 1867 nachdrücklich auf den Einfluß der Gebürtlichkeit auf die natürliche Bevölkerungsbewegung hin: hier scheinen Geburtenüberschuß und Geburtenziffer noch zu korrelieren, Symmetrie zu enthalten. Da die auf der Abszisse eingezeichnete Reihenfolge der preußischen Regierungsbezirke einer Ost-West-Richtung ent219

Abb. 2: Die Komponenten der natürlichen Bevölkerungsentwicklung in den preußischen Regierungsbezirken 1867 pro 1000

Regierungsbezirke

spricht, wird trotz der Betonung der regionalen Unterschiede in der Gebürtlichkeit eine gewisse Einheitlichkeit der Westprovinzen sichtbar, die es bereits 1867 gab (und die bis 1912 in etwas abgewandelter Form fortbestand). 12 1.2. Nach der beschreibenden Darstellung der Bevölkerungsentwicklung Preußens, die als Aggregat regionale Besonderheiten nicht spiegelt, folgt eine analoge Darstellung des Kreises Hagen, der dem Aggregat Preußen gegenübergestellt werden kann. Andererseits war aber das demographische System Hagens in stärkerem Maße dem Einfluß von Wanderungen ausgesetzt als Preußen. Die zusammengestellten Langzeitreihen dokumentieren den demographischen Befund des Kreises Hagen zwischen 1814 und 1907. 13 Die Bevölkerung des Kreises wuchs auf konstanter Fläche zwischen 1818 und 1910 von knapp 37 000 auf etwas über 257 000. Sie verdoppelte sich zum ersten Mal bis 1850 (32 Jahre) und danach bis etwa 1888 (39 Jahre), um bis 1910 das l,7fache der Zahl von 1888 zu erreichen. 1910 beherbergte der Kreis fast das 7fache der Bevölkerung von 1818. Die Geburtenziffer blieb von 1818/22 bis 1871/76 nahezu konstant, sank aber dann bis 1900/05 auf 81 % des Wertes von 1871/76. Etwas anders verhielt sich die Sterbez i f f er im Zeitablauf: 1871/76 94% des Wertes von 1818/22; 1900/05 57% des 220

Wertes von 1871/76. Auch in Hagen sank die Sterbeziffer besonders während des demographischen Übergangs zunächst schneller als die Geburtenziffer. Zwischen 1818/22 und 1871/76 verhielt sich die Heiratszz/fer genau wie die Geburtenziffer, erst danach sank sie schon deutlich erkennbar bis 1875/80 und schließlich auf 79% (1900/05) des Wertes von 1871/75. Während die Gebürtlichkeit Hagens über dem Durchschnitt Preußens lag, konnte die Mortalität im ganzen ihr gegenüber dem Gesamtstaat niedriges Niveau halten; dies und die im Durchschnitt stärkeren Wanderungsgewinne bewirkten ein höheres Niveau von Geburtenüberschuß und jährlicher Wachstumsrate der Bevölkerung im Kreise Hagen gegenüber Preußen, das aber von dem der gesamten Grafschaft Mark insbesondere ab 1871/75 übertroffen wurde. Während Hagen den höchsten Geburtenüberschuß 1895/1900 aufwies (ebenso wie Gesamtpreußen), erlebten die Grafschaft Mark, der Regierungsbezirk Arnsberg und die Provinz Westfalen jenen Höchststand erst 1900/05; man könnte eine leichte Verzögerung der Phase des demographischen Ubergangs in den letztgenannten Regionen vermuten. Besonders deutlich zeigt sich in Abb. 3 die zeitliche Begrenzung der Periode des demographischen Ubergangs. Im Gegensatz zum Aggregat finden sich hier in der Tat die höchsten Geburtenüberschüsse ab Anfang der 1890er Jahre. Anders als für Preußen insgesamt folgen sie allerdings unmit-

Abb. 3: Die Komponenten der natürlichen Bevölkerungsbewegung in Hagen pro 1000

221

telbar nach ihrem höchsten Wert (1895) einem scharfen Abwärtstrend, der dasselbe Gefälle aufweist wie der der Sterbeziffer. Man findet ebenfalls nicht die verzögerte Abwärtsbewegung der Geburtenziffer, sondern hier einen fast geradlinigen Abwärtstrend. Deutlich treten die starken und kurzfristigen Schwankungen der Geburtenziffer hervor sowie die geringere durchschnittliche Ampli tute der Sterbeziffer bei größeren Extremwerten. Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit stellen während dieser Periode die extrem instabile Komponente der Gesamtsterblichkeit dar. Und sie üben, wie die Analyse erweisen wird, einen beträchtlichen Einfluß auf die Zeitvariation der Gebiirtlichkeit aus; sie sind die Schlüsselvariablen der zentralen Relationen des Zeugungsverhaltens. Sie spiegeln nicht nur mit ihren Extremwerten die exogenen Erschütterungen der herrschenden Soziallage (1830/32 und 1846/47), sondern ebenfalls den durchgängigen Rhythmus der wechselnden Uberlebenschancen der Säuglinge und Kleinkinder. Die Beziehung zu den Roggenpreisvariationen als Indikator der Realeinkommen wird sich weiter unten als der zentrale Zugriff in der demoökonomischen Analyse erweisen. 2. Im Vergleich zur relativ günstigen Datenlage wie auch den gültigen Indikatoren der demographischen Entwicklung gibt es für die Niveauveränderung der wirtschaftlichen Aktivität nur grobe, wenn auch für langfristige Prozesse ausreichend gültige Indikatoren: den Beschäftigtenanteil des Agrarsektors, der schwerpunktmäßig die Entwicklung von Arbeitsteiligkeit und Marktversorgungsgrad mißt; und das Pro-Kopf-Einkommen, das das Produktivitätsniveau spiegeln soll, obwohl es wegen der fehlenden Möglichkeit, die Einkommensverteilung zu erfassen, die Höhe der Masseneinkommen nur höchst ungenau wiedergibt. 14 Auf die Entwicklung der Roggenpreise als Indikator für die so wichtigen Nahrungsmittelpreise kann hier nicht zurückgegriffen werden, da das Aggregat Preußen zu unterschiedliche Eigenarten der Getreidemärkte aufwies. 15 2.1 Die Entwicklung des Pro-Kopf-Einkommens in Preußen 16 zeigt ein unerwartet starkes Wachstum in der ersten Jahrhunderthälfte mit der höchsten Wachstumsrate zwischen 1816 und 1822, während der steile Anstieg zwischen 1849 und 1858 weniger überrascht. Zwischen 1858 und 1883 macht sich die Annexion rückständiger Territorien wie Hannover und Schleswig-Holstein offenbar in einer Retardierung des Wachstums bemerkbar, hätte man doch wenigstens von 1867 bis 1873 eine stärkere Beschleunigung aufgrund von Lohnerhöhungen erwartet. Insbesondere von einem Take-Off im Sinne Rostows nach 1850 kann man nicht sprechen, wenn beachtet wird, daß die durchschnittliche Wachstumsrate des Pro-KopfEinkommens 1816-1849 immerhin schon einen Wert von 0 , 9 5 % jährlich aufwies gegenüber 1,22% p. a. 1849-1858. Obwohl die Befunde auf tiefgreifende strukturelle Umbrüche um die Jahrhundertmitte hindeuten, ist es doch „unwahrscheinlich, daß (solche) Umbrüche . . . auf das Aggregat durchschlagen". 17 222

Erwartungsgemäß wird diese Entwicklung durth den zweiten der Indikatoren eher bestätigt als widerlegt (Tab. 1), obwohl Unterschiede unverkennbar sind. Tabelle 1: Die Bandbreite des Bevölkerungsanteils des primären Sektors in Preußen 1816-1907 in % Jahr 1816 1822 1831 1837 1840 1849 1858 20 1867 1873 1883 1907

Mindestwert 1 8

Höchstwert 1 9

Index mit Mindestwert

1849=100 Höchstwert

47 44 41 44 43 40 36 39 39 34,4

59 56 53 54 52 49 44 44 43 35,2

115 109 102 110 105 100 89 97 98 84

120 114 108 110 106 100 90 90 88 72

28,6

64

Das Ergebnis zeigt, daß die Veränderungen der Beschäftigungsstruktur und damit ein wesentliches Merkmal des Industrialisierungsprozesses schon in voller Stärke um 1816 eingesetzt hatten und in den 33 Jahren vor 1849 mit etwa der gleichen Geschwindigkeit abliefen wie zwischen 1849 und 1883, um dann bis 1907 eine Beschleunigung zu erfahren; es gibt Unterschiede, die durch die variierenden Annahmen hervorgerufen werden, die Diagnose aber nur im Detail verändern. Um die empirische Darstellung des Hintergrundes, auf dem Verhaltensund (regionales) Entwicklungsmodell diskutiert werden, zu vervollständigen, werden ein paar Informationen für die Regierungsbezirke und den Kreis Hagen angeschlossen. So wies schon im Jahre 1849 der Anteil der von der Landwirtschaft lebenden Bevölkerung nach Regierungsbezirken eine beträchtliche Streuung auf, die ihren besonderen Charakter durch die Unterteilung in Haupt- und Nebengewerbe erhält. Man findet, was zu erwarten war, eine Streuung der Prozentsätze zwischen 63 % (Gumbinnen) und 24% (Düsseldorf), wenn man Brandenburg mit Berlin (21,4%) unberücksichtigt läßt. Interessant und erst auf den zweiten Blick weniger überraschend erscheint die Verteilung der landwirtschaftlichen Nebenerwerbsintensität, die in den agrarisch dominierten Bezirken im Osten durchweg sehr niedrig liegt. Wenn man allerdings beachtet, daß landwirtschaftlicher Nebenerwerb von der Möglichkeit abhing, einen nichtlandwirtschaftlichen Hauptberuf auszuüben, entbehrt dieses Ergebnis nicht der Plausibilität. 223

2.2 Die Einkommensentwicklung im Kreis Hagen war der Gesamtpreußens ζ. T. ähnlich, wies aber doch Besonderheiten auf. Die Ergebnisse der (geschätzten) Zeitreihe lassen sich mit dem vereinbaren, was über die Entwicklungseigenheiten des Kreises Hagen bekannt ist. Auf eine Prosperitätsphase bis Mitte der 1820er Jahre folgte der stetig wachsende Niedergang der kleingewerblich-handwerklichen Produktionsstruktur. Begleitet wurde dieser Niedergang von einem zuerst nur zögernd sich ansiedelnden großbetrieblichen Gewerbe. Darin lag der Grund für die Tatsache, daß das Wachstum des Pro-Kopf-Einkommens sich nur verlangsamte, anstatt zu Stagnation oder gar zur Schrumpfung zu führen. Zu Beginn, vielleicht erst ab Mitte der 1850er Jahre, schlug sich offenbar der Erfolg des Großgewerbes stärker nieder; da in Hagen allerdings Eisenbearbeitung sektoraler Schwerpunkt blieb, mußte die Krise der deutschen Eisenindustrie, die ihren (wirtschaftspolitischen) Niederschlag 1878 in den Protokollen der Eisenenquete-Kommission fand, den Kreis stark treffen. Gegen Ende des Jahrhunderts scheinen dann die Krisen überwunden zu sein, was sich in einer Wachstumsrate des Pro-Kopf-Einkommens von einem halben Prozent jährlich zwischen 1892 und 1907 zeigen könnte. Der zeitliche Verlauf der primär-sektoralen Aktivität bestätigt den beschriebenen Befund. Es ist zu erkennen, daß trotz der 1818 schon niedrigen Ausgangslage die Entwicklung weiterhin einem sehr steilen Trend folgt, was auf ein - relativ gesehen - durchgehend hohes Industrialisierungstempo des Kreises während des ganzen Jahrhunderts schließen läßt.

III Im untersuchten Zeitraum wuchsen Bevölkerung und Pro-Kopf-Einkommen in Preußen, in seinen Regierungsbezirken und im Kreis Hagen. Wenn ein signifikanter Zusammenhang zwischen den Variablen des demographischen und des ökonomischen Systems bestand, so mußte er auch auf Verhalten basieren, genauer auf demoökonomischem Verhalten. Ein demoökonomisches Verhaltensmodell entwarf und testete F. F. Mendels 21 für die protoindustrielle Region Flandern im 18. Jahrhundert. Der anhaltende Bevölkerungsdruck führte in Flandern in Ubereinstimmung mit der Logik Malthusianischer Grundüberlegungen zur Herausbildung einer Leinen-,Industrie'. Die Mehrheit der Bevölkerung produzierte im Nebenerwerb Leinen, das gegen Nahrungsmittel ausgetauscht wurde. Das Austauschverhältnis beider Produkte - terms of trade - entwickelte sich auf diese Weise zur wichtigsten Determinante kurzfristiger Einkommensschwankungen, die selber, als Indikator für die Schwankungen des Nahrungsmittelspielraums, das Heiratsverhalten bestimmten. Das protoindustrielle demoökonomische Verhalten führte danach - aus einer bestimmten, 224

hier nicht darzustellenden Bedingungskonstellation heraus22 - zu einem sich verstärkenden Bevölkerungsdruck und zugleich zu einem extensiven Wachstum der Erzeugungskapazität für Leinen. In Preußen und Hagen (mit seiner protoindustriellen Kleineisen- und Textilproduktion) findet man während der untersuchten hundert Jahre in der Tat ein anhaltendes, in der Geschwindigkeit stark schwankendes Bevölkerungswachstum; freilich aber auch eine zunehmende Entkoppelung von ökonomischer Lage und Heiratsintensität. Mit Einbezug des Mendelsschen Ansatzes und der Bedeutung der Landwirtschaft zumindest bis 1871 drängt sich zunächst die folgende Formulierung der Erklärungshypothese auf: Die allen gemeinsamen Marktparameter des „Marktes für Lebens- bzw. Uberlebenschancen" wurden von den einzelnen Familien - dezentralisierte Entscheidungen! - so in die Zeugungspläne aufgenommen, daß die Entscheidungen aller anderen Familien unberücksichtigt blieben. Die Kumulation gleichgerichteter Entscheidungen führte dann im Aggregat zu Veränderungen jener Marktparameter, auf die die Familien wieder gleichgerichtet reagierten. Obwohl ein systematischer Zusammenhang zwischen Verstädterung und Geburtenziffer ausgeschlossen werden konnte, 23 zeigte die Analyse, daß Regionen mit hoher Sterblichkeit auch eine hohe Gebürtlichkeit hatten, was nur die Gültigkeit der aufgrund der Zeitreihenanalysen für Preußen und Hagen ermittelten kompensatorischen Zielsetzung im Zeugungsverhalten einmal mehr untermauert. Allerdings wird dieser Nexus im Verlauf des demographischen Ubergangs immer schwächer, wohl weil eine niedrige und stabile Sterblichkeit zu wachsender Dominanz einer realisierbaren Familienplanung in Unabhängigkeit von den Mortalitätsverhältnissen führte. Daß selbst 1911 noch eine beachtliche Korrelation vorhanden ist, zeigt, daß regionale Differenzen trotz der fortgeschrittenen Industrialisierung und des demographischen Ubergangs bedeutsam blieben. Ähnlich waren Ausgangslage und zeitliche Veränderung des Zusammenhangs zwischen dem Industrialisierungsgrad und der Sterbeziffer der Regionen mit dem Unterschied, daß in der Anschlußphase des demographischen Ubergangs ökonomischer Entwicklungsstand und Sterblichkeit vollkommen entkoppelt waren, während die sich beschleunigende Urbanisierung zur Senkung der Sterblichkeit führte. Man darf vermuten, daß der Grund dafür in der wirksameren Versorgung der Städte mit medizinischen Leistungen lag. Die Gebürtlichkeit, die schließlich (1911) auch nicht mehr an den Industrialisierungsgrad der Regionen gebunden war, war es am stärksten im Jahr 1880, einer Zeit mit noch nicht nachhaltig gesunkener Gebürtlichkeit sowie Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit. Was Knodel für die zeitliche Entwicklung diagnostiziert,24 mag auf regionale Unterschiede bezogen bedeuten, daß angesichts einer stärkeren Belastung des Lebensraums durch die gesunkene Sterblichkeit diejenigen Regierungsbezirke mit der aufgrund des höheren Industrialisierungsgrades günstigeren ökonomischen Lage höhere Geburtsziffern realisierten, weil das Zeugungsverhalten noch allge225

mein am stark beengenden wirtschaftlichen Status, am prinzipiell begrenzten Spielraum orientiert war. Gegenüber den Befunden für Gesamtpreußen lassen sich für Hagen ζ. T. nur angedeutete, ζ. T. aber auch evidente Unterschiede diagnostizieren. Hier wird die allgemeine Einflußbeziehung zwischen den Roggenpreisen und der Gebürtlichkeit verdeutlicht. Hagens im Vergleich zu Gesamtpreußen andersartige demoökonomische Lage, deren Grund vermutlich im Entwicklungsvorsprung des Kreises und seiner eindeutigeren Struktur zu suchen ist, zeigt sich an der Eigenrhythmik aller wichtigen Variablen, die, gerade weil sie auch Heiraten und Geburten betrifft, auf Systematik der Reaktionen und ein marktmäßig orientiertes Zeugungsverhalten, das offenbar den Nahrungsmittelpreis einbezieht, hinweist. Dabei übte die absolute Höhe des Roggenpreises25 einen starken Einfluß auf Geburten- und Heiratsziffern, nicht jedoch auf die Sterblichkeit und deren Altersgruppen aus. Nicht ganz einheitlich, im ganzen jedoch analog geformt war die Beziehung zwischen den Wachstumsraten der Variablen. Vor dem Hintergrund eines komplexen und wegen der Überlagerungseffekte undurchsichtigen Interaktionsmusters der beteiligten Prozeßvariablen scheint aber sicher, daß die Roggenpreise die Säuglings- und Kindersterblichkeit (wenn diese gültig operationalisiert wird) stark beeinflußten. Eindeutig erkennbar ist darüber hinaus, daß bei noch hoher Gebürtlichkeit und Sterblichkeit - also vor Beginn der Phase des demographischen Ubergangs vor allem gestorbene Kleinkinder (weniger deutlich: Säuglinge) im Sinne einer kontrollierten Reaktion auf Parameter des Marktes für Lebens- bzw. Überlebenschancen mit dem Ziel, eine bestimmte, angestrebte Familiengröße zu realisieren, „ersetzt" wurden. Dabei treten „Staus" und Ausschöpfungen der Gebärkapazität in einem Umfang auf, der eine beträchtliche Autokorrelation der Gebürtlichkeit mit einem Lag von einem Jahr bedingt und den hohen negativen Zusammenhang zwischen Geburten und Kleinkinder- bzw. Säuglingssterblichkeit mit einer zweijährigen Zeitverschiebung erklärt. Da diese Beziehung symmetrisch war, implizierte die gefundene planhaft-rationale Verhaltensweise, daß bei niedriger Kleinkinder- bzw. Säuglingssterblichkeit weniger zusätzliche Kinder gezeugt wurden. Weil aber offenbar bei der Entscheidung Uberlebenswahrscheinlichkeiten aus der Vergangenheitserfahrung mitbeachtet wurden, diese aber bei den gegebenen starken Schwankungen für die Zukunft nur begrenzte Gültigkeit besaßen, kam es dennoch zu Uberschußgeburten. Für Hagen galt schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts, was bisher nur für die Phase des demographischen Ubergangs 26 festgestellt wurde: ein Zeugungsverhalten, das planhaft auf eine angestrebte Familiengröße hin ausgerichtet war, allerdings infolge der starken Schwankungen der Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit nicht realisiert werden konnte, das aber zumindest einen Teil des schon früh beachteten Zusammenhangs zwischen Gebürtlichkeit und Sterblichkeit zu erklären vermag.27 226

Die Elemente des empirisch bestätigten Verhaltensmodells lassen sich wie folgt skizzieren: Die generative Struktur ist primär an die Planungs- und Entscheidungsinstanz Familie gebunden. Die Uberprüfung der Hypothesen zum Zeugungsverhalten kann darum letztgültig nur an familiengeschichtlichem Datenmaterial geschehen, das bisher allerdings erst im Zuge der Familienrekonstruktion für sehr kleine regionale Einheiten punktuell erhoben werden konnte. 2 8 Da solches Material für diese Studie nicht verfügbar war, mußten die Auswirkungen der familialen Planungsentscheidungen im Aggregat beobachtet und untersucht werden. Das Ergebnis, das unter Anwendung der Korrelationsanalyse erzielt wurde, brachte zunächst nur die gesicherte Erkenntnis, daß ein gemischt spektralanalytisch-simulationstechnischer Ansatz erforderlich wäre, um die Überlagerungseffekte verschiedenartiger Einflußfaktoren in den Griff zu bekommen. Schon jetzt läßt sich jedoch sagen: Es hat - entgegen der Lehre von Malthus - immer einen Reproduktionsstandard gegeben, an dem sich das Zeugungsverhalten ausrichtete; dieser Standard war umso höher angesetzt, je „ertragsgünstiger" Kinder aufgezogen werden konnten, d. h. je größer die Chancen für Kinder waren, zum Familieneinkommen beizutragen und je weniger ihre Ernährung und Ausbildung kostete. 29 So folgte schon aus einem Anstieg der Aufzuchtkosten (Ausbildung) und einer sinkenden Verdienstmöglichkeit für Kinder, daß die angestrebte Familiengröße im Laufe des Industrialisierungsprozesses sank. N u n war es freilich schwer, wenn nicht unmöglich, eine bestimmte angestrebte Familiengröße dann zu realisieren, wenn eine hohe und stark schwankende Säuglings- und Kindersterblichkeit zu den Parametern gehörten, die die planende Familie nicht beeinflussen konnte. Vor allem in der Zeit dominierender Landwirtschaft und verbreiteter Heimarbeit in ihren evidenten Varianten Verlag, Kaufsystem etc. mit ebenfalls starker Selbstversorgung, d. h. landwirtschaftlichem Nebenerwerb, in der relativ große Familien angestrebt wurden, kann es notwendig gewesen sein, unter den Bedingungen der unvollkommenen Voraussicht übergroße Familien zu planen, um das Uberleben der angestrebten Kinderzahl zu sichern. Dies war bei der niedrigen und stark schwankenden Uberlebenschance von Kindern und Säuglingen eher ein Glücksspiel, das dann offenbar zu hohen Geburtenziffern sowie längerfristig zu Fluktuationen in der Altersstruktur und eben auch zu von Periode zu Periode unterschiedlichen Geburtenüberschüssen führen mußte. Die Sterblichkeit blieb dabei solange vom ökonomischen Spielraum der Familien abhängig, als dieser durch die wechselnde Anzahl von zusätzlichen Menschen Schwankungen unterworfen und niedrig war. Insgesamt finden wir ein kybernetisches System von Einflüssen, in dem Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit auf hohem, aber wechselndem Niveau die Gebürtlichkeit beeinflußten, der ökonomische Spielraum sich in Uberlebenschancen auswirkte und so besonders auf die Sterblichkeit zurückwirkte. Im Zeitablauf muß es dann im preußischen und auch im Hagener Fall doch 227

bedeutende Erhöhungen des ökonomischen Spielraums insgesamt gegeben haben, da Bevölkerungswachstum in nicht unbeträchtlicher Höhe realisiert wurde, d. h. es erhielten immer mehr Menschen eine Uberlebenschance, obgleich diese Ex-Ante-Uberlebenswahrscheinlichkeiten für die Familien prinzipiell unkalkulierbar blieben. 30 Erst während des demographischen Ubergangs führten die nachhaltigen Bedingungsveränderungen zusammen mit gesunkenen Reproduktionsstandards 31 auch zur Durchsetzung der Planrationalität, weil sie jetzt auch weitgehend realisiert werden konnte. Insgesamt kann man trotz methodischer Einwände festhalten, daß die Ergebnisse vor allem die Hypothese einer auf „Ersatz" weggestorbener Kinder zielende, kurzfristige, im Lichte der offenbar wirksamen Planrationalität aber auch langfristig vorhandene familienplanerische VerhaltensAbb. 4: Die Komponenten der natürlichen Bevölkerungsentwicklung in Preußen; Konkurrenz um Uberlebenschancen STZ

STZ

36 η

CBZ P 46

ρ 36

35 -

- 45

1/2 - 3 5

34

-34

\

- 44

33

- 33

- 43

32

- 32

1 1 1

"31

1

- 29

¡

31 5/6

30 29

3/4

28 27 26

-30

-

25 -

-28 ,7/8

2/3 6/7

24 "Ί 1 1 35 36 37

1 1 1 1 38 39 40 41

il » 1 \ ι1 A j1 \ A 'II! ¡ι

1— 44 GBZ

' 1 X

1

f 'V !I

- 26 - 24

1 1 42 43

I

- 41

¡

- 27

- 25

4/5

1

- 42

h

' I

- 40 - 39 - 38 - 37 - 36 - 35 - 34

I II IIII I

1 2 3 4 5 6 7 8 Zeitpunkte

Die Zeitpunkte mit den folgenden Abständen voneinander ergeben die markanten Punkte: 1. 1828 10-11 2. 1831/32 13 3. 1844/45 10-11 4. 1855 Jahre Abstand 4- 5 5. 1859/60 12 6. 1871/72 4- 5 7. 1876 10 8. 1886 G B Z = Geburtenziffer; S T Z = Sterbeziffer

228

weise stützen. Man findet im Kern Phasen der zeitlich komprimierten Zeugung, die im Wechsel abgelöst wurden von solchen der auseinandergezogenen Zeugung, je nach der Entwicklung der ökonomischen Randbedingungen. Abb. 4 zeigt diese phasenhafte Annäherung der und nach den Kulminationspunkten sich wieder voneinander entfernenden Geburtenund Sterbeziffer, wobei die Höhe der Sterbeziffer offenbar als Indikator für die Enge bzw. Weite des Lebensraumes für zusätzlich gezeugte Kinder und damit deren Uberlebenschancen gewertet wurde. Überdeckt ist dieses Muster durch krisenartig von außen einwirkende Ereignisse wie Mißernten oder Epidemien. Wenn man die genannten Kulminationspunkte, die wechselweise durch die Kombination extrem hoher mit niedriger sowie extrem niedriger mit hoher Geburten- und Sterbeziffer charakterisiert sind, herausgreift, ergibt sich das in Abb. 4 entworfene Bild, wobei die Punkte 1/2, 2/3 etc. imaginäre Punkte einer gedachten, zeitlich folgerichtigen und rechtwinklig gespiegelten, vom ersten zum letzten Kulminationspunkt durchgezeichneten Linie sind. Es muß betont werden, daß es sich nur um eine formale Ähnlichkeit zu einer cob-webartigen Entwicklungsstruktur handelt, nicht um inhaltliche Identität. Dennoch zeigt die Tendenz zu sich im Zeitablauf vermindernder Spannweite der Extremlagen, die selber nach 1886 nicht mehr auftreten, die schon vorher erfolgte Entkoppelung von Agrarkonjunkturen und demographischer Entwicklung, 32 den geschwundenen Einfluß des Labrousse-Zyklus (Abel) oder gar das Verschwinden des Zyklus selbst. Die zeitlichen Abstände jener Kulminationspunkte (Abb. 4) könnten - cum grano salis - belegen, daß die natürliche Bevölkerungsbewegung in Preußen in Interaktion mit der Zyklizität der wirtschaftlichen Entwicklung ablief, also die Regelmäßigkeit von sog. Kuznets-Zyklen aufwies, jedenfalls bis 1855 und vielleicht mit verändertem Rhythmus ebenfalls für die Zeit danach. 33

IV In der vorliegenden Studie wird versucht, vor dem Hintergrund sich ändernder Bedingungskonstellationen einer kleineren Region eine relative Konstanz des demoökonomischen Verhaltens nachzuweisen. Da Regionen diejenige territoriale Einheit sind, an der Bedingungen festgemacht werden müssen, weil sie nur so als einigermaßen homogen betrachtet werden können, galt es, das Entwicklungsmodell, dessen Basis das Verhaltensmodell darstellt, inhaltlich regionalspezifisch zu formulieren. Dabei sind drei Bedingungskomplexe von gravierender Bedeutung: 1. Standortfaktoren; 2. demoökonomische Zielsetzungen - d. h. Subsistenz versus Einkommensmaximierung; 34 3. Reproduktionsstandards, d. h. in Relation zur ökonomischen Situation angestrebte Familiengröße. 229

Während die genannten Bedingungskomplexe historischen Veränderungen unterliegen, bleibt das demoökonomische Verhalten als planhaft-rationale, zielbezogene Optimierungsfunktion konstant. Regionale Differenzen sind folglich auf Differenzen in den Randbedingungen, jedoch nicht auf Differenzen im demoökonomischen Verhalten zurückzuführen. Und die Entwicklungen im Aggregat müssen aus den Prozessen in den Regionen abgeleitet werden. Die ökologische Produktionsfunktion, hier für jeden Regierungsbezirk formuliert, berücksichtigt in der Form der physiologischen Bevölkerungsdichte, der Reaktion der Landwirtschaft auf Bevölkerungswachstum und einer Variablen, die als Catch-All-Variable großflächige und kleinflächige Regionen sowie die unterschiedlichen geographisch-landwirtschaftlichen Bedingungen (statistisch) vergleichbar macht, die dargelegten Basisdimensionen. Sie ist eine um die Komponente des Bevölkerungsdrucks erweiterte Verschmelzung von Exportbasis- und Sektortheorie. 35 Entwicklung vollzieht sich also in Abhängigkeit von gemischten internen und externen Anstößen. Und Entwicklung gibt es nur, solange Ungleichgewichte entstehen und immer neue Ungleichgewichte in Rückkopplung erzeugen, weil nur solange Stimuli für eine Weiterentwicklung vorhanden sind, als die Gesellschaften der Stabilität und dem Gleichgewicht nachjagen, das sie jedoch mit dieser Intention immer wieder in Frage stellen. Nach der Uberprüfung des Modells 36 wurden für alle Provinzen das ProKopf-Einkommen und der Anteil der von der Landwirtschaft lebenden Bevölkerung geschätzt. Die Ergebnisse erlauben unter Einarbeitung direkter Quelleninformationen eine genauere empirische Uberprüfung der Frage regionaler Disparitäten und Entwicklungsdifferenzen sowie unter speziellem Aspekt des West-Ost-Gefälles in Entwicklungsstand und Entwicklungsgeschwindigkeit. Bezogen auf diese Problematik lautet die Hypothese, kurz formuliert, daß regionales Wirtschaftswachstum aus einem innerregionalen Stimulus, dem Bevölkerungsdruck malthusianischer Art entsteht, der zu Nahrungsmittelknappheit und damit der Notwendigkeit von Importen führt. Daraus folgt der Zwang, exportfähige Güter zu produzieren. Exporte und Importe werfen Sammel- und Verteilungsprobleme auf, die eine Entwicklung der Infrastruktur nach sich ziehen, welche aufgrund der korrespondierenden Entstehung einer zentralörtlichen Raumstruktur zur Genese von Binnenmärkten beiträgt. Der Wachstumsprozeß, der meist tiefe historische Wurzeln hat, enthält als Antriebskraft den genannten Impuls, der Ungleichgewicht schafft; wirtschaftlicher und sozialer Wandel in einer Region wird so durch immer neue Ungleichgewichte vorangetrieben, Gleichgewicht würde zu Stillstand führen. Wendet man das soweit als Erklärungsmodell dargestellte Entwicklungsmodell nun als Schätzungsmodell an (wobei an dieser Stelle die notwendigen methodischen Erörterungen außer Betracht bleiben müssen), so ergibt sich der folgende Befund: 230

Tabelle 2: Die regionale Entwicklung der Pro-Kopf-Einkommen* in den preußischen Provinzen Provinz/Jahr

1816

1822

1831

1837

1840

1849

Ostpreußen Westpreußen Brandenburg Pommern Posen Schlesien Sachsen Westfalen Rheinland

84 96 94

86 96 95 84

86 96 97 85 92 104 102 103 113

85 94 97 85 88 105 104 102 113

87 93 98 86 87 105 104

84 93 100 86 89 104 104 102 115

91 100 104

99 104 102 100 113

101 102 113

103 113

Provinz/Jahr

1858

1867

1873

1883

1913

Ostpreußen Westpreußen Brandenburg Pommern Posen Schlesien Sachsen Westfalen Rheinland Schleswig-Holstein Hannover Sigmaringen Hessen-Nassau

85 91 99 85 87 100 101 101 123

90 94 106 91 91 101 103 105 118 78 88 79 102

86 93 106 88 90 101 103 107 119 77 89 79 104

84 91 108 87 88 99 102 109 120 77 89 79 103

61 60 154 74 57 78 95 93 111 105 92 76 121

Pro-Kopf-Einkommen Gesamtpreußens jeweils = 100.

Während im ganzen die an der primärsektoralen Beschäftigung gemessenen Strukturdifferenzen mit den in Tab. 2 nachgezeichneten Einkommensdisparitäten übereinstimmten, erscheinen die letzteren nicht so groß wie jene. So zeigt denn auch die Einkommensdifferenzierung ein zu Beginn niedriges Ausgangsniveau und bis 1867/73 einen flacher verlaufenden Entwicklungstrend, der aber 1873/83 zu einem bis 1913 sehr steilen Divergenzkurs umbricht. Tab. 2 verdeutlicht diese Entwicklung. Gegenüber der strukturellen Rückständigkeit der Neuerwerbungen von 1866 im Vergleich mit den alten landwirtschaftlichen Gebieten im Osten erscheint die Wohlstandsdifferenz 1867 gering; sie verschärft sich aber in einer rasanten Entwicklung entsprechend der Strukturdifferenz. Da auch das Modell zur Schätzung der Pro-Kopf-Einkommen die regionalen Produktionsfunktionen nun in der Form von Strukturmodellen enthält, fallen individuell erklärbare Sonder-

231

Tabelle 3: Die zeitliche Entwicklung der Einkommensunterschiede zwischen den preußischen Provinzen Jahr

1816

1822

1831

1837

1840

1849

1858

V+

0,085

0,091

0,093

0,101

0,099

0,104

0,123

1867

1873

1883

1913

0,093

0,109

0,123

0,326

0,118

0,128

0,135

0,294

Jahr V+ V+

+V

einschließlich Schleswig-Holstein, Hannover, HessenNassau, Sigmaringen

ist der Variationskoeffizient, ein standardisiertes Streuungsmaß. Zu den methodischen Relativierungen vgl. Hohorst, Wirtschaftswachstum, S. 344, 348f.

entwicklungen hier nicht ins Gewicht. Verblüffend ist die Ubereinstimmung vor allem der Entwicklung Brandenburgs und Hessen-Nassaus mit dem von Borchardt diagnostizierten37 Verlauf. Bestätigt wird dieser Eindruck durch die in Tab. 3 dargestellte zeitliche Entwicklung des Variationskoeffizienten. Die Tendenz zur Divergenz ist auch hier unverkennbar, obwohl die zeitlichen Schwankungen größer sind als bei der strukturellen Varianz. Soweit ist den Ergebnissen Borchardts38 zuzustimmen, die auch die Myrdal-These stützen, die für den Normalfall (d. h. ohne staatliche Eingriffe) eine Tendenz zu wachsenden Unterschieden für wahrscheinlich hält, jedenfalls was die behauptete Divergenz betrifft. Hesses Ergebnisse39 und die Williamson-These40 müssen für den bearbeiteten Zeitraum abgelehnt werden. Deutlich erkennbar sind schon in Tab. 2 die am preußischen Durchschnitt gemessenen Niveauunterschiede zwischen Ost- und Westdeutschland (Tab. 4): Tabelle 4: Das West-Ost-Gefälle* 1816-1913 Region

1816

1849

1873

1913

Ostdeutschland Westdeutschland

91 109

88 110

89 115

63 104

18

22

26

41

Differenz

* Dargesteift wurde das Pro-Kopf-Einkommen, so daß die größte Zahl das höchste ProKopf-Einkommen repräsentiert und die Differenz ebenfalls mit der Zahl wächst. Ostdeutschland: Die Provinzen Ostpreußen, Westpreußen, Pommern und Posen. Westdeutschland: Die Provinzen Rheinland und Westfalen.

232

Ein West-Ost-Gefälle bestand, wenn nicht schon früher, so jedenfalls im Jahre 1816; im Laufe der Entwicklung hat es sich noch verschärft. Es wuchs, an den beschäftigungsstrukturellen Veränderungen gemessen, auf das l,8fache, während die Einkommensdifferenz 1913 das 2,3fache des Wertes von 1816 erreichte.

V Zusammenfassend läßt sich feststellen, daß für die Entwicklung der preußischen Regionen während des 19. Jahrhunderts ein bereits 1816 gegebenes einkommens- und beschäftigungsstrukturelles Gefälle sich im Laufe des Jahrhunderts noch verstärkte. Der Befund stützt sowohl eine im Ansatz gemischte Sektor-Export-Basis-These (Borchardt) als auch die MyrdalThese. Es scheint, daß Bevölkerungsdruck, dem durch Ausbau der innerregionalen Landwirtschaft begegnet wurde, zunächst zu steigendem Pro-KopfEinkommen führte, während eine extensive Kapazitätenerweiterung der Protoindustrie die Pro-Kopf-Einkommen allenfalls konstant hielt. Dies führte aber schon zu einer wachsenden Divergenz der regionalen (ProKopf) Einkommen in der vorindustriellen Phase, deren Ursachenkomplex landwirtschaftliche Grundbedingungen und Bevölkerungswachstum waren. Später bewirkten vor allem technischer Fortschritt und die Entdekkung neuer Rohstoffe eine universelle Umstrukturierung der Standorte. 41 Besonders begünstigt wurden durch diese Entwicklung Regionen mit protoindustrieller Erfahrung und Bevölkerungspotential, weil damit Elemente einer absatzstrategischen Infrastruktur sowie auch Nachfragepotential gegeben waren; benachteiligt wurden jetzt agrarische Monostrukturen, die in der Lage waren, sich gegen die demoökonomischen Veränderungsimpulse zu behaupten, 42 obwohl sie landwirtschaftliche Exportbasen hervorbrachten. Da die Entwicklung in den ersteren aufgrund der steigenden Arbeitsproduktivität steigende Pro-Kopf-Einkommen zeitigte, mußten die Einkommensdifferenzen wiederum wachsen. Abgeschwächt wurde diese Tendenz durch die Tatsache, daß die gewachsene und wachsende Bevölkerung Produktivitätsfortschritte auch in den landwirtschaftlichen Regionen erzwang, verstärkt wurde sie durch die sinkende Nachfrage nach protoindustriellen Erzeugnissen, die durch die Konkurrenz der Industrie aus dem Markte gedrängt wurden. Im Zentrum des Erklärungsansatzes steht hier eine demoökonomische Entwicklung, die die Argumentation von Hirschmann 43 empirisch bestätigt und Ungleichgewicht als Motor des wirtschaftlichen Fortschritts ansieht. Demoökonomische regionale und zeitliche VerÄit/iewsunterschiede ließen sich nicht feststellen, so daß die Differenzen in Zustand und Entwicklung nur aus den Bedingungsdisparitäten ableitbar sind. Dem Verhalten selber 233

kam allerdings insofern eine Schlüsselfunktion zu, als es in gleichsam asymmetrischer Weise Ungleichgewichtigkeiten verstärkte oder die faktische Wirksamkeit von Gleichgewichtstendenzen gerade deswegen unterband, weil es zweckrational und zugleich an Gleichgewichtsvorstellungen orientiert war. Vor dem Hintergrund steigender Pro-Kopf-Einkommen in Preußen und Hagen, die auf eine zumindest gemischte Zielvorgabe des generativen Verhaltens schließen lassen, zeigt sich zunächst, daß ζ. T. schon Einkommensmaximierung, zum anderen Teil noch bloßes Uberleben (Subsistenz) die beherrschenden Zielsetzungen waren. Die genannten Zielsetzungen, die offenbar selber von den regionalspezifischen Entwicklungsbedingungen - und den tatsächlich vollzogenen Entwicklungen - abhingen, wurden allerdings entgegen der weithin noch vom Malthusianismus hergeleiteten Lehre in ein durchaus planhaft-rationales Kalkül einbezogen: Demoökonomisches Verhalten war ganz unmalthusianisch entsprechend dem Rationalprinzip einheitlich an regional und zeitlich unterschiedlichen Randbedingungen und Zielsetzungen orientiert. Die hohe und stark schwankende Säuglings- und Kleinkindersterblichkeit führte jedoch als Parameter eines „Marktes für Uberlebenschancen" dazu, daß erstens angesichts der - zeitlich und regional variierenden - Reproduktionsstandards (geplante Kinderzahl) ,,Ersatz"-Zeugungen bzw. -Geburten zu einer wichtigen Komponente der Gebürtlichkeit wurden und zweitens unter den Bedingungen extrem unvollkommener Voraussicht die Pläne in der Regel nicht realisiert werden konnten.

Regional Differences in the Industrialisation Process of Prussia - a Development Model Based on Unbalanced Progress Summary 1. Contrary to ruling doctrine (e.g. Imhof), the phase of the demoeconomic transition lasted in Prussia from 1871/4 (permanently falling death rate) to 1901/03 (break in the trend of births), slightly earlier in Hägen (1866/7 to 1895). The relatively long gap between the moments in which the downward trends of natality and mortality clearly appear, was not so much caused by change of generations and with it the hesitant establishment of a new type of reproductive behaviour, but rather by changes in the constellation of conditions: the permanent fall of the desired size of family could not be realised as long as a high and fluctuating infantile mortality rate had to be met by high birth rates, which from time to time led to "overproduction" when "replacement" was desired. This interpretation is compatible with the falling birth rate from 1901/03, since it was from 234

then on that infantile mortality fell and, somewhat more slowly, the wide fluctuations began to be smoothed. 2. Starting from the approach of the demo-economic behavioural model which F. F. Mendels developed for 18th century Flanders, Prussia and Hägen were found to have had a modified variant of that model: not frequency of marriage, but the birth rate turned out to be dependent on real income. Against the background of a rising per capita income in Prussia and Hägen, which permits the conclusion of an at least mixed target relative to reproductive behaviour, it appears that the dominant motivation was in part the maximising of incomes, but in part also still sheer economic survival (purpose of subsistence). These objectives, which evidently themselves depended on the regionally specific conditions of development and the actual completed developments, were incorporated in a planned-rational calculation quite contrary to the doctrine derived from Malthusianism: demo-economic behaviour was rationally related to the regionally differentiated framework and objectives, independent of regional idiosyncrasies and quite unmalthusian. 3. Out of the framework of regionally differentiated localisation and resource conditions, and demo-economic objectives (i.e. subsistence vs. income maximization) a development model may be formulated which is based on structural tensions and contains the motor of the development itself in the intention of removing them. The structural tensions are shown in: 1. the unequal rate of population increase, 2. the dual character of the regions, manifested in one pole of industrial agglomerations and in the other in agrarian zones. Between both poles there are tensions, realised in the form of fields of gravity (Thünen circles). Since there is no way of documenting the development of industry in a systematic manner, the empirical form of the regional „ecological" production function was built up out of a demo-economic tension component using the indicator: density of population and (according to the C . C l a r k - A . G . B . Fisher sector schema), an agrarian-industrial tension component with the variable: farm animals per capita. 4. Since the development model proved to be useful for estimating indicators of industrialisation for which no date exist, such as income per capita or the share of agriculture in employment, as time series, while explaining regional differences in conditions and development, the theses of the east-west "gradient" as indication of stage and speed of development could be tested.

235

Anmerkungen 1 Am augenfälligsten Krug und Dieterici. Vgl. L. Krug, Betrachtungen über den Nationalreichtum des Preußischen Staates und über den Wohlstand seiner Bewohner, 2 Teile, Berlin 1805; C.F.W. Dieterici, Der Volkswohlstand im Preußischen Staate, Berlin 1846. 2 H . Medick, Naturzustand und Naturgeschichte der bürgerlichen Gesellschaft, Göttingen 1973. 3 Gemeint sind die zahlreichen Monographien von Kreisen, Regierungsbezirken und Provinzen sowie Gesamtdarstellungen mit regionaler Untergliederung. Vgl. z. B. L. H . W. Jacobi, Das Berg-, Hütten- und Gewerbewesen des Regierungsbezirkes Arnsberg, Iserlohn 1857; O . Behre, Geschichte der Statistik in Brandenburg-Preußen bis zur Gründung des Königlichen Statistischen Bureaus, Berlin 1905; L. Krug, Abriß der neuesten Statistik des Preußischen Staates, Berlin 1804; C . F. W. Dieterid, Handbuch der Statistik des Preußischen Staates, Berlin 1861. 4 Preußische Statistik, die Fabriken- und Handwerkertabellen, die Schriftenreihe des Statistischen Büros. 5 Die Formulierung wird Domar zugeschrieben. Vgl. H . Siebert, Zur Theorie des regionalen Wirtschaftswachstums, Tübingen 1967, S. 1. 6 Ebd., S. 15-20. Siebert diskutiert die verschiedenen Möglichkeiten und Kriterien, die benutzt werden können, um aus der ,Raumstruktur-Matrix' heraus Regionen gegeneinander abzugrenzen. Hier wird auf eine ,dichte' Definition verzichtet, weil sie nicht durchgehalten werden könnte. Als eher pragmatische Direktive soll die Kennzeichnung des Begriffs mitgedacht werden, di e Perloff u. a. geben: "The term 'region' is generally used to describe a group of geographically continuous areas which have certain common or complementary characteristics or which are tied by extensive interareal activity or flows." H . S. Perloff u. a., Regions, Resources and Economic Growth, Lincoln/Nebr. 1967, S. 4. 7 An dieser Stelle meine ich Bedingungen wie Verkehrslage, Bodenschätze, Wasserenergie. Sie sind in ökonomische Größen umrechenbar, und es käme zusammen mit anderen Faktoren heraus, was Siebert (S. 8) eine „modifizierte Weber'sche Standortlehre" als Erklärungsansatz für die Entwicklung industrieller Standorte nennt. 8 Vgl. Siebert, S. 7-9. 9 Vgl. Perloff u. a., S. 59. 10 Für diese und die folgenden Daten vgl. Behre, S. 456 ff. 11 Das Gebiet alten Bestandes, ab 1816 nach der Neuverteilung durch den Wiener Kongreß. 12 Für eine weitergehende Darstellung vgl. G. Hohorst, Wirtschaftswachstum und Bevölkerungsentwicklung in Preußen 1816 bis 1914, N e w York 1977, S. 137 ff. 13 Ebd., S. 154 ff. 14 Vgl. ebd., S. 58 ff., 208 ff. 15 Vgl. R. Fremdling und G . Hohorst, Marktintegration der preußischen Wirtschaft im 19. Jahrhundert, in: R. Fremdling u. R. Tilly (Hg.), Industrialisierung und Raum, Stuttgart 1979, S. 56-101. Roggenpreise spielen allerdings bei der Analyse des Kreises Hagen, einer Region, die insgesamt äußerst stark auf den Kornmarkt Herdecke hin orientiert war, eine Rolle. 16 Ausführlicher vgl. Hohorst, S. 272 ff. 17 Vgl. R. Fremdling, Eisenbahnen und deutsches Wirtschaftswachstum 1840-J879, Dortmund 1975, S. 149, Anm. 3. Fremdling zitiert dort W. Fischer, der die Wirkung von technologischen und strukturellen Umbrüchen nur als langfristig sehen will. 18 Das Verhältnis von Haupt- und Nebenbeschäftigung nach Dieterid aus dem Jahr 1849, das 40,5:11 betrug, wurde auf die jeweils größte der beiden Schätzungen angewendet. Gleichzeitig wurde der Prozentsatz der unmittelbar marktwirksamen Nebenbeschäftigung entsprechend der angenommenen sinkenden Bedeutung linear zwischen 80% (1816) und 50% (1849) interpoliert. Der errechnete Anteil der primären Nebenbeschäftigungsaktivität wurde dann zu dem jeweils höchsten Schätzwert addiert.

236

19 Dort wurde der jeweils niedrigste Schätzwert eingesetzt. 20 Für die zweite Hälfte des Jahrhunderts wurde der Prozentsatz bis 1883 auf Null herunterinterpoliert unter der Annahme, daß jener Teil der Nebenbeschäftigung ihre Bedeutung dann verloren hat. Es wurde dasselbe Haupt-Nebenbeschäftigungsverhältnis benutzt. Vgl. C. F. W. Dieterici, Mitteilungen des Statistischen Bureaus in Berlin, Berlin 1852, S. 80. 21 Vgl. F. F. Mendels, Industrialization and Population Pressure in the 18th Century Flanders, Diss. Univ. of Wisconsin 1969, Ms.; Ders., Proto-Industrialization: The first Phase of the Industrialization Process, in: J E H , Bd. 32, 1972, S. 241-61 ;Ders., Industrialization and Population Pressure in Eighteenth Century Flanders, in: J E H , Bd. 31, 1971, S. 269-71. 22 Vgl. ebd. u. Hohorst, S. 208 ff. 23 Knodel reduziert diese Frage auf Land-Stadt-Unterschiede oder arbeitet mit Bezug auf Wohlstand und ökonomische Aktivität mit Daten nach dem 1. Weltkrieg. Klar vertreten wird die Zusammenhangsthese für Deutschland im 19. Jahrhundert - wenn auch nicht ähnlich klar bewiesen - von Haines. Vgl. J . Knodel, The Decline of Fertility in Germany, 1871-1939, Princeton 1974, S. 251 u. passim; M. R. Haines, Population and Economic Chance in Nineteenth-Century Europe: Prussian Upper Silesia, 1840-1913, in: J E H , Bd. 36, 1976, S. 334-58. 24 Vgl. Knodel, Decline, S. 251. 25 Auf die Geburtenziffer mit einem Jahr Abstand, auf die Heiratsziffer im selben Jahr. Vgl. Hohorst, S. 441 ff. 26 Vgl. United Nations, The Determinants and Consequences of Population Trends, Bd. 1, New York 1973, S. 89, § 96. 27 Vgl. G. U. Yule, The Growth of Population and the Factors which control it, in: JRSS, Bd. 88, 1925, S. 1-32, bes. 29. 28 Vgl. z. B. W. R. Lee, Zur Bevölkerungsgeschichte Bayerns 1750-1850: Britische Forschungsergebnisse, in: VWSG, Bd. 62.3, 1975, S. 309-338; D. W. Sabean, Household Formation and Geographical Mobility: A Family Register Study for a Württemberg Village 1760-1900, in: Annales de Démographie Historique 1970, S. 275-294; J. Knodel, Two and a Half Centuries of Demographic History in a Bavarian Village, in: Population Studies, Bd. 24, 1970, S. 353-76. 29 Die Hypothese wird von Leibenstein vertreten und, ergänzt um das veränderte Arbeitsverhalten der Frauen, zum Kernstück der Analyse von Coontz. Vgl. H. Leibenstein, Economic Backwardness and Economic Growth, New York 1963, S. 162; Ders., Population Growth and the Take-Off Hypothesis, in: W. W. Rostow (Hg.), The Economics of Take-Off into Sustained Growth, London 1963, S. 180 ff; Leibenstein argumentiert theoretisch. Dennoch könnte sein Argument historische Validität besitzen, wenn man beachtet, daß z. B. in Preußen-Deutschland in den 1870er Jahren die Landwirtschaft ihre ursprüngliche Dominanz verlor und die - hauptsächlich im Textilsektor - ehemals verbreitete Heimarbeit auf einen sinkenden Trend geriet. Beide Beschäftigungsarten waren (neben den Transportarbeiten vor allem im schlesischen Bergbau) Domänen der Kinderarbeit und trotz der verschiedenen Versuche des Gesetzgebers Kinderarbeit zu verbieten, offenbar solange aktuell, als sie rentabel erschienen. Vgl. S. H. Coontz, Population Theories and the Economic Interpretation, London 1961, S. 137 ff. Obwohl Coontz stark auf die ökonomische Funktion der Familie eingeht, sieht er in der Nachfrage nach Arbeit die fundamentale Determinante der Fertilitätsmuster; so kann für ihn auch keine internationale Konvergenztendenz folgen, weil die Demokratisierung der Kenntnisse von Kontrazeptionsmitteln gegenüber der ökonomischen Situation unbedeutend ist (S. 194). Vgl. auch: United Nations, Determinants, S. 89, § 97; J. Overbeck, History of Population Theories, Rotterdam 1974, S. 197 ff. 30 Bereits in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ist die landwirtschaftliche Produktivität (wohl Boden- und Arbeitsproduktivität) gestiegen. Vgl. R. Tilly, Capital Formation in the Nineteenth Century, in: CEHE, Bd. 7, Cambridge 1978, S. 382-441. 31 Für das Vorhandensein und die Wirksamkeit von Planrationalität und Reproduktionsstandards vgl. R. A. Easterlin, Population Change and Farm Settlement in the Northern

237

United States, in: J E H , Bd. 36.1, 1976, S. 45-75, bes. 70 f.; D. R. Leet, The Determinants of the Fertility Transition in Antebellum Ohio, in: J E H , Bd. 36.2, 1976, S. 359-78, 363 ff. 32 Vgl. W. Abel, Agrarkrisen und Agrarkonjunktur, Hamburg 2 1966, passim, bes. S. 241. 33 Vgl. R. A. Easterlin, On Swings in Demographic and Economic Growth, in: United Nations, Proceedings of the World Population Conference 1965, Bd. IV, New York 1967, S. 130. Eine neue Konzeptualisierung jetzt von Siegenthaler. Vgl. H. Siegenthaler, Ansätze zu einer generalisierenden Interpretation langwelliger Wachstumsschwankungen und ihrer sozialen Implikationen im 19. und frühen 20. Jahrhundert, Ms. 34 Vgl. P. Kriedte u. a., Industrialisierung vor der Industrialisierung, Göttingen 1977. 35 Eine ausführlichere Darstellung des Prozeßmodells vgl. Hohorst, S. 314 ff. 36 Regressionsansätze und Samples ebd., S. 249 ff. Die empirische Ausformulierung dicM-s Modellansatzes erfolgte in der Form einer Entwicklungsfunktion, die zugleich regional· Differenzierungsfunktion ist. Benutzt wurden die Indikatoren D 3 = Schafe Großvieh Fläche Fläche als physiologische Bevölkerungsdichte, K , = für die landwirtschaftliche Orien. „ . . . , - Bevölkerung S c h a f e + R ¡ n d e r tierung der Region nach innen und außen sowie R j = ———— als eine Art Viehzahl Catch-All-Variable mit spezieller Bedeutung für die Samplebildung. 37 Vgl. K. Borchardt, Regionale Wachstumsdifferenzierung in Deutschland im 19. Jahrhundert unter besonderer Berücksichtigung des West-Ost-Gefälles, in: W. Abel u. a. (Hg.), Festschrift für Friedrich Lütge, Stuttgart 1966, S. 325-39, 334. 38 Ebd., S. 336 ff. 39 Vgl. H. Hesse, Die Entwicklung der regionalen Einkommensdifferenzen im Wachstumsprozeß der deutschen Wirtschaft vor 1913, in: W. Fischer (Hg.), Beiträge zu Wirtschaftswachstum und Wirtschaftsstruktur im 16. und 19. Jahrhundert, Berlin 1971, S. 261-79, 273 f.; hier wird der ungewogene Koeffizient benutzt, obwohl das Gewicht (Bevölkerung) empirisch verfügbar gewesen wäre, weil das von Hesse vorgetragene Argument (S. 274) durchgreift. 40 Die Williamson-These behauptet anfängliche, d. h. in der Frühphase der Entwicklung auftretende Divergenz, die später mit wachsender Industrialisierung in Konvergenz umschlägt. Zu den genannten Thesen vgl. G. Myrdal, Ökonomische Theorie und unterentwickelte Regionen, Stuttgart 1959; J. G. Williamson, Regional Inequality and the Process of National Development: A Description of the Patterns, in: EDCC, Bd. 13.4, 1965, S. 1-84. 41 Allgemein läßt sich feststellen, daß alle Verfahren und die zu ihnen gehörende Rohstoffkombination durch permanentes Bevölkerungswachstum an eine Grenze getrieben werden, wo sich zeigt, daß ihre Leistungsfähigkeit nicht mehr ausreicht die Zukunft zu bewältigen; damit gewinnt aber dann das Problem, Produktivitätsfortschritte zu erzielen bzw. neue Rohstoffe zu verwenden, einen hohen Dringlichkeitsgrad. 42 Vgl. E. Schremmer, Industrielle Rückständigkeit und struktur-stabilisierender Fonschritt. Uber den Einsatz von Produktionsfaktoren in der deutschen (Land-)Wirtschaft zwischen 1850 und 1930, in: Wirtschaftliches Wachstum, Energie und Verkehr. Bericht über die 6. Arbeitstagung der Gesellschaft für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte, hg. v. H. Kellenbenz, Stuttgart 1978, S. 205-33. Schremmer spricht von „industrialisierungsanfälligen und industrialisierungsabweisenden Strukturen" (S. 218). 43 Vgl. A. O. Hirschmann, Die Strategie der wirtschaftlichen Entwicklung, Stuttgart 1967, passim, bes. S. 164—66.

238

MICHEL HAU

Energiekosten und Industrialisierung der französischen Regionen von der Mitte des 19. Jahrhunderts bis zum Ersten Weltkrieg

Im klassischen Modell der Industrialisierung Europas spielt die Verminderung der Energiekosten eine wichtige Rolle. Wenn man den englischen oder belgischen Fall betrachtet, so scheint die Existenz einer lokalen Kohlenversorgungsquelle der wesentliche Ansiedlungsfaktor für die Großindustrie gewesen zu sein. Aber dieses Schema paßt nicht gut zu Frankreich, der Schweiz oder zu Deutschland. In Frankreich zum Beispiel ist die Großindustrie an mehreren Standorten entstanden, die von den Kohlenbecken weit entfernt waren, wie in der Normandie, im Département der Haute Marne oder im Ober-Elsaß. So haben die Transportkosten der Kohle in der weiteren Entwicklung der französischen Regionen ein viel größeres Gewicht gehabt als in England oder in Belgien. Einerseits war die französische Wirtschaft durch den hohen Zollschutz ein relativ geschlossener Raum, andererseits aber gab es zwischen den Regionen einen Wettbewerb ohne Grenzen. So können wir fragen: inwieweit hat die Transportrevolution (d. h. die Revolution durch die Herabsetzung der Transportkosten und die Verminderung des Kohlepreises) das industrielle Schicksal der verschiedenen französischen Regionen beeinflußt? Die Statistique de l'Industrie Minérale erlaubt uns, zwischen 1847 und 1907 den Kohleverbrauch und den Kohlepreis am Arbeitsplatz zu studieren. Dieser Zeitraum fällt zusammen mit der Bildung des Eisenbahnnetzes, der Erneuerung des Binnenschiffahrtsnetzes und einem großen Teil der Blütezeit der Kohle als Energiequelle in Frankreich. Diese Zahlen wurden mit Hilfe des Centre d'Etude des Croissances des Professors Maurice LévyLeboyer erstellt.

I. Die Entwicklung des Kohleverbrauchs in den verschiedenen Regionen Es ist nicht möglich, den industriellen Verbrauch vom übrigen Verbrauch (Eisenbahn, Schiffahrt und Heizung im privaten und öffentlichen Bereich) 239

Schaubild 1: Die französischen Regionen und die wichtigsten Kohlenbecken unter dem 2. Kaiserreich Valenciennes j PICARDIE HAUTEI » NORMANDIE 1

BASSE NORMANDIE^

BRETAGNE

> LORRAINE ILE DE ,FRANCE ' (CHAMPAGNE ALSACE

CENTRE

PAYS DE LOIRE

kLA

Ì BOURGOGNE ι Epinac) FRANCHE COMTÉ

Decite

\Champaqnac

LP Creusot y ι Blancv 1

Commentrv POITOU- , ι • c i Eloy »CHARENTESj / ^r®1tlMOUSIN ( AUVERGNE

RHONE ALPES St. Etienne Brassac

Aubin

AQUITAINE

Carmaux MIDI-PYRÉNÉES

Alfa

. PROVENCE COTE D'AZUR 1

Fuveau/

LANGUEDOC

»CORSE

über die ganze Laufzeit hinweg zu unterscheiden. Aber der industrielle Verbrauch macht ungefähr drei Viertel oder drei Fünftel des Kohleverbrauchs aus und der übrige Verbrauch ist, abgesehen von den Hafenstädten, damit eng verbunden. Hinzuzufügen ist, daß der regionale Kohleverbrauch sehr abhängig von dem Typ der in der Region überwiegenden Industrie ist: die Regionen, in denen die Montanindustrie einen großen Anteil an der industriellen Produktion bildet, haben viel mehr Gewicht als diejenigen, die auf die Textilindustrie spezialisiert sind. So gibt uns der Kohleverbrauch der Regionen ein ungenaues Bild ihrer industriellen Entwicklung. Aber er erlaubt uns doch einige Schlüsse zu ziehen (s. Schaubild 2): 1. Die Großindustrie konzentriert sich von 1847 bis in die achtziger Jahre im nördlichen und nordöstlichen Teil Frankreichs: von der Haute Normandie bis zum Elsaß. Die Metallindustrie der Champagne, des Centre und der Lorraine ersetzt plötzlich das Holz durch die Kohle (so fällt der Prozentsatz der Region Nord in dem gesamten Verbrauch zwischen 1838 und 1857). 240

Schaubild 2: Anteil der Regionen (%) am gesamten französischen Kohleverbrauch 1838-1911 Nördliche und nordöstliche Regionen \

\

\

\

\

\

\

\

1852

1867

1882

1897

N O : Nord; IF: Ile-de-France; L O : Lorraine; PI: Picardie; Η Ν : Haute Normandie; C M : Champagne; A L : Alsace; C E : Centre; F C : Franche-Comté.

2. Mitte der achtziger Jahre fällt der Anteil der Regionen, die die Ile de France umgeben (Haute Normandie, Picardie, Champagne und Centre). Die Großindustrie konzentriert sich noch mehr als bisher auf nur drei Regionen: die Region Nord, die Lorraine und die Ile de France (d. h. die Pariser Großstadt). Die Eisenindustrie konzentriert sich mehr und mehr auf die Region Nord und die Lorraine, und die modernen metallverarbeitenden und chemischen Industrien konzentrieren sich auf Paris. 3. Der südliche und südöstliche Teil Frankreichs hatte in der einheimischen Industrie zu Beginn der Transportrevolution mehr Gewicht als später: seit 1838 (und vielleicht auch schon vorher) hatten die Regionen des Südostens und die Bourgogne einen stetigen und regelmäßigen Rückgang 241

Schaubild 2 (Fortsetzung) Süd-östliche, südliche und westliche Regionen

RA: Rhône-Alpes; B O : Bourgogne; L A : Languedoc; PR: Provence-Côte d'Azur-Corse; MP: Midi-Pyrénées; A U : Auvergne; A Q : Aquitaine; PL: Pays de la Loire; B N : Basse Normandie; BR: Bretagne; P C : Poitou-Charentes; LI: Limousin.

zu verzeichnen. Nach der Krise von 1857/58 wurden auch die Auvergne, der Midi-Pyrénées und die Aquitaine davon betroffen. 4. Die westlichen Regionen verbrauchten weiterhin sehr wenig Kohle.

II. Die Evolution der Transportkosten für Kohle Die Förderungskosten waren in den verschiedenen Kohlebecken Frankreichs annähernd gleich und die Transportkosten machten den größten Teil des Preisunterschiedes der Kohle von einer Region zur anderen aus. Zwei Elemente beeinflußten die Transportkosten: zum einen die Trans242

Schaubild 3: Evolutionsarten des regionalen Anteils am gesamten Kohleverbrauch 1838-1911

j Regionen, deren Anteil stetig gewachsen ist. ι

1

ι Regionen, deren Anteil bis zu den achtziger Jahren gewachsen ist.

1

I ; ; ; I Regionen, deren Anteil gering geblieben ist. | v N \ \ s s | Regionen, deren Anteil nach 1857 herabgesetzt wurde. \NNNXj Regionen, deren Anteil seit 1838 oder 1847 herabgesetzt wurde. AL: AQ: AU: BN: BO: BR: CE: CM: FC: HN: IF:

Alsace Aquitaine Auvergne Basse Normandie Bourgogne Bretagne Centre Champagne Franche-Comté Haute Normandie Ile-de-France

LA: LI: LO: MP: NO: PC: PI: PL: PR: RA:

Languedoc Limousin Lorraine Midi-Pyrénées Nord Poitou-Charentes Picardie Pays de la Loire Provence-Côte d'Azur-Corse Rhône-Alpes

portkosten pro Tonne und Kilometer, die von der Inbetriebnahme der Kanäle und der Eisenbahnen abhingen (um 1860 betrugen die Tarife für Eisenbahnen 5 centimes pro Tonne und Kilometer und für Kanäle 3 centimes gegenüber 24 centimes auf den Straßen); zum anderen die durchschnittliche Entfernung zwischen den verschiedenen Versorgungsquellen der Region und den verschiedenen Arbeitsplätzen. Diese Entfernung selbst 243

hing vom Rhythmus der regionalen Industrialisierung bzw. auch vom Rhythmus der Förderung in den naheliegenden Zechen, bzw. von der Verlegung der regionalen Fabriken in die Nähe der Eisenbahnen oder der Kanäle ab. Die Transportkosten sind nur für die Zeit von 1847 bis 1872 schätzbar. Aber diese Periode ist diejenige, in der die Transportkosten sich am meisten verringert haben. Wir haben ihre Evolution zwischen 1847 und 1867 betrachtet (s. Tabelle 1). Tabelle 1: Transportkosten der Kohle 1847-1867 Regionen

Transportkosten 1847

(F/t) 1867

32,80 19,22 23,33 24,18 26,81 18,68 22,06 12,45 27,09 27,37 16,76 7,57 5,80 7,64 3,95 6,07 5,47 17,89 11,14 16,74 21,95

12,08 6,76 11,22 12,74 17,62 9,67 18,37 9,03 24,59 25,19 15,52 6,42 5,16 7,37 4,48 7,26 9,49 22,10 15,37 21,48 29,42

Champagne Picardie Alsace Limousin H . Normandie Lorraine Centre F. Comté Bretagne Poitou-Char. P. d. 1. Loire Languedoc Auvergne Nord Midi-Pyrénées Bourgogne Rhône-Alpes Aquitaine Provence B. Normandie I. de France

Unterschied -20,72 -12,46 -12,11 -11,44 - 9,19 - 9,01 - 3,69 - 3,42 - 2,50 - 2,18 - 1,54 - 1,15 - 0,64 - 0,27 + 0,53 + 1,19 + 4,02 + 4,21 + 4,23 + 4,74 + 7,47

Quelle: Statistique de l'Industrie Minérale.

Drei Typen von Regionen sind zu unterscheiden: 1. die Regionen, in denen die Herabsetzung der Transportkosten zwischen 35 und 65% des ehemaligen Preises erreicht hat: der nördliche Teil Frankreichs, von der Haute Normandie bis zum Elsaß. Diese Herabsetzung der Transportkosten hing von drei Faktoren ab: der erste war die Inbetriebnahme von vielen neuen Verkehrswegen (die Kanäle Marne-Rhein und Saar-Marne-Rhein 1853 und 1866, die Eisenbahnstrecken Paris-Lille 244

Schaubild 4: Entwicklungsformen der Transportkosten in den Regionen 1847-1867

Herabsetzung von 6 5 - 3 5 7 » I · · · I Herabsetzung von weniger als 2 0 % Steigerung

Anmerkung: nach 1867, vor allem in den siebziger Jahren, sind die Transportkosten in der Basse Normandie und in der Ile-de France stark herabgesetzt gewesen.

und Paris-Strasbourg 1846 und 1852); der zweite war die Produktionssteigerung der näher gelegenen Zechen in der Region Nord, in Belgien und im Saarland; der dritte bestand in der Verlegung der Industrien in die Nähe der neuen Verkehrswege (im Limousin spielte diese letzte Ursache zwischen 1847 und 1867 die größte Rolle: die Porzellanindustrie konzentrierte sich im Limoges direkt an der Eisenbahn, ohne Frachtenbruch); 2. die Regionen von West-Frankreich, in denen die Transportkosten nur um 20 oder 10% herabgesetzt wurden: der Grund liegt darin, daß die einzelnen Fabriken sehr verstreut blieben und überhaupt keine Kanäle gebaut wurden; im allgemeinen sind deshalb die Kosten für Kohle hier höher als der nationale Durchschnitt geblieben. 3. die Regionen, in denen die Transportkosten für die Kohle stiegen: sie gehören zum südlichen oder südöstlichen Teil Frankreichs. Wegen einer gewissen Kohlenknappheit in den alten Zechen des Centre-Midi waren ihre Industrien allmählich gezwungen, sie von weiter entfernten Lagerstätten zu holen. Aber die Kohlepreise blieben unter dem französischen Durch245

schnittspreis. So kann man nicht sagen, daß diese Gebiete wirklich benachteiligt gewesen sind - nur daß sie ihren früheren Vorteil gegenüber den Regionen des nördlichen oder des nordöstlichen Frankreich verloren haben.

III. Relativer Kohlepreis und relativer Kohleverbrauch Die Industrien der verschiedenen Regionen waren mehr oder weniger auf den Kohlepreis angewiesen. In mehreren Industriezweigen stellte der Kohlepreis einen geringen Teil der Produktionskosten dar. Das war besonders im wichtigsten Industriezweig des Jahrhunderts, der Textilindustrie, der Fall. In einer oberelsässischen Baumwollspinnerei, die nur Dampfmaschinen benutzte (und keine Wasserkraft), betrug in den vierziger und fünfziger Jahren der Kohlepreis nur 3 % der Produktionskosten. Auf vier Industriezweige hatte der Kohlepreis einen großen Einfluß: auf die Leuchtgasindustrie (40% der Produktionskosten 1861), die Keramik- und Baustoffindustrie (27%), die Eisenindustrie (15%) und, in geringerem Maße, auf die metallverarbeitende Industrie (Statistique de la France, 2è série, tome XIX). Ein Mittel, die Abhängigkeit der regionalen Industrie vom Kohlepreis abzuschätzen, besteht darin, daß man die Beziehung zwischen Kohlepreis und Kohleverbrauch studiert: Wenn der Kohlepreis einer Region (in bezug auf den französischen Durchschnittspreis) niedriger wird, bekommt diese Region eine günstigere Lage im interregionalen Wettbewerb. Wenn darüber hinaus ihre Industrie vom Kohlepreis abhängt, muß ihre industrielle Produktion schneller wachsen als die gesamtfranzösische und dadurch der Anteil ihres Kohleverbrauchs steigen. So betrachten wir die Beziehung zwischen dem Index des regionalen Kohlepreises (auf der Basis des französischen Durchschnittspreises), als Regressor genommen, und dem Index des regionalen Anteils am gesamtfranzösischen Verbrauch (auf der Basis dieses Anteils im Jahre 1882), den wir „Index des relativen Kohleverbrauchs" nennen. Aber diese zwei Faktoren wirken wechselseitig aufeinander: die Wachstumsrate der industriellen Produktion der Region hat auch einen Einfluß auf den Kohlepreis durch die Schwankungen der Durchschnittsentfernung der Versorgungsquellen; so kann man sie auch als Regressor nehmen: wenn die Industrie einer Region nicht sehr vom Kohlepreis abhängig ist, kann ebenso der Index des relativen Kohleverbrauchs als Regressor genommen werden. In der ersten Richtung der Relation ist der Regressionskoeffizient negativ und in der zweiten positiv (s. Schaubild 5). Wenn die erste Beziehung überwiegt (d. h. die Industrie der Region vom Kohlepreis abhängig ist), ist der Korrelationskoeffizient negativ. Dies ist in den meisten Regionen der Fall (s. Tab. 2). 246

Schaubild 5: Gegenseitige Beziehung zwischen Kohlepreis und Kohleverbrauch Index des Kohtepreises

Tabelle 2: Lineare Korrelation zwischen Kohlepreis und Kohleverbrauch Regionen

Rhône-Alpes Poitou-Charentes Champagne Midi-Pyrénées Auvergne Bourgogne Languedoc Ile de France Lorraine Basse Normandie Alsace Picardie Franche Comté Nord Bretagne Limousin Aquitaine Haute Normandie Centre Pays de la Loire Provence-Cote d'Azur-Corse

Test S: signifikant NS: nicht signif.

Signifikanzschwelle (%)

Korrelationskoeffizient

S S S

NS NS NS NS NS NS NS NS NS NS NS

0,1 0,1 1,0 2,0 2,0 2,0 2,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0 5,0

-0,8851 -0,8575 -0,7983 -0,7078 -0,6885 -0,6815 -0,6700 -0,6049 -0,5895 -0,5293 -0,3865 -0,3827 -0,3208 -0,2580 -0,1865 -0,1114 -0,0867 -0,0108 +0,1408 +0,4797

S

1,0

+0,7190

s s s s s s

Wenn man Tabelle 2 und das Korrelationsbild vergleicht, lassen sich drei Arten von Regionen unterscheiden (s. Schaubild 6). 247

6: Relativer Preis der Kohle und Kohleverbrauch

Schaubild

72 67 57

72 6§?92 82 S7 67. 77 02 97

%?87 47 07

07

ILLEDE FRANCE

BASSE NORMANDIE

Regionen, die spät von der Transportrevolution begünstigt worden sind. 47 97

07

72

8202

62

77

77 62

47

62

92

7732 57?82

67

57

97 92

02

07

87 67

82

72

72-

67

LIMOUSIN

CENTRE

BRETAGNE

62

07 92 62 72 82

47 02

.72, 77 47 0787

S7

92 9702

57 "

67 5762

PAYS DE LA LOIRE

AQUITAINE

47

19! „ 8777 82 I NORD

8797 62 82 „92 07 -7202 67

FRANCHE COMTE

g

77 5792 4797 72

PRO/ENCE-COTE D'AZUR-CORSE

Regionen, denen die Transportrevolution weder Vorteil noch Nachteil gebracht hat. Vertikale Achsen: Preisindex der Kohle (Basis: französischer Durchschnittspreis) Horizontale Achsen: Index des relativen Kohleverbrauchs (1882 = 100)

248

57 87

Schaubild 6 (Fortsetzung) 07 02

07

JÍ92*277

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67

7267

02a7 02 82 77 72 07 67 62

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MIDI-PYRENEES

1

Regionen, die durch die Transportrevolution ihren geographischen Vorteil verloren haben 47

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CHAMPAGNE

87 LORRAINE

67 92

62 •67-

02 97 ALSACE

Regionen, die früh von der Transportrevolution begünstigt worden sind Vertikale A c h s e n : Preisindex der K o h l e (Basis: französischer Durchschnittspreis) H o r i z o n t a l e A c h s e n : Index des relativen K o h l e n - V e r b r a u c h s (1882 = 100)

249

Schaubild 6 (Fortsetzung): Zusammenhang zwischen der Entwicklung des Kohlepreises und des Kohleverbrauchs 1847-1907: die drei Typen von Regionen

K//J 1 ' '

Regionen, deren industrielles Gewicht sich, infolge der Herabsetzung der Transportkosten der Kohle, vergrößert hat. Regionen, deren industrielles Gewicht sich, infolge der Steigerung der Transportkosten der Kohle, vermindert hat. Regionen, deren industrielles Gewicht in Zusammenhang mit den Transportkosten der Kohle nicht fluktuiert hat.

1. Regionen, die früher oder später von der Transportrevolution begünstigt worden sind: auf ihren Korrelationsbildern steht der Punkt 1847 oben links und der Punkt 1907 unten rechts. Schaubild 7 Index des Kohlepreises 1847

1847

Lorraine 1907 1907

1887

Index des Kohleverbrauchs

250

Index des Kohlepreises

Schaubild 8

1907

1847 Index des Kohleverbrauchs

Schaubild 9 Index des Kohlepreises

Provence-Côte d'Azur-Corse Index des Kohleverbrauchs

Die meisten haben einen signifikanten und negativen Korrelationskoeffizienten zwischen dem Index des Kohlepreises und dem Index des Kohleverbrauchs. Diese Regionen sind, in der Reihenfolge ihrer abnehmenden Korrelationskoeffizienten: Poitou-Charentes, Champagne, Ile de France, Lorraine, Basse Normandie, Elsaß und Picardie. Die Korrelationskoeffizienten der vier ersten sind signifikant, denn sie haben wichtige metallschaffende oder metallverarbeitende Industrien. In den drei letzteren, die vom Kohlepreis nicht so abhängig sind, spielt die Textilindustrie eine größere Rolle. Die Lorraine hätte einen signifikanteren Korrelationskoeffizienten gehabt, wenn das Eisenerz von Briey ab 1891 nicht abgebaut worden wäre; dieses Eisenerz hat der lothringischen metallschaffenden Industrie einen so großen Vorteil gebracht, daß sie nicht mehr vom Kohlepreis abhängig war und ihre weitere Entwicklung Hand in Hand mit einer Erhöhung des relativen Kohlepreises ging (s. Schaubilder 6 und 7). 2. Regionen, die durch die Transportrevolution ihren geographischen Vorteil verloren haben: auf ihren Korrelationsbildern steht der Punkt 1907 oben links und der Punkt 1847 unten rechts (s. Schaubilder 6 und 8). Alle diese Regionen haben einen signifikanten Korrelationskoeffizienten, weil dort die metallschaffende Industrie eine große Rolle spielt. Es handelt sich um folgende Regionen: Rhône-Alpes, Midi-Pyrénées, Auvergne, Bour251

gogne und Languedoc. Sie haben allmählich ihre industrielle Stärke zugunsten der unter (1) genannten Regionen verloren. 3. Regionen, denen die Transportrevolution weder Vorteile noch Nachteile gebracht hat: die zweite Richtung der Beziehung ist so oft dargestellt als die erste oder sogar überwiegend, wie in der Region Provence-Côte d'Azur-Corse (s. Schaubilder 6 und 9); sie haben entweder keinen signifikanten Korrelationskoeffizienten, oder einen positiven (Provence-Côte d'Azur-Corse). Es sind: a) die Region, die das größte Kohlenbecken besitzt und deren Kohlepreise viel niedriger als der französische Durchschnittspreis sind, d. h. der Norden; diese Region hat einen steten Vorteil über die anderen und, obwohl die Eisenindustrie und die Keramik- und Baustoffindustrie dort eine wichtige Rolle spielen, haben die Schwankungen des Kohlepreises keinen Einfluß auf ihre industrielle Entwicklung; b) die Regionen, die im Westen liegen und keine wichtige Eisenindustrie besitzen (Bretagne, Limousin, Aquitaine, Haute Normandie, Centre und Pays de la Loire); ihre Industrien sind vom Kohlepreis wenig abhängig; c) eine Region, deren Industrie mehr Holz und Wasserkraft benutzt als die Industrien der anderen Regionen: die Franche Comté; d) eine Region, deren einziges Industriezentrum die Hafenstadt von Marseille ist: Provence-Côte d'Azur-Corse; der Kohleverbrauch ist dort unabhängig vom Kohlepreis; im Gegensatz hat der Kohleverbrauch einen Einfluß auf den Kohlepreis. Schlußwort: Diese Studie erlaubt uns, drei Schlüsse zu ziehen: 1. Die Herabsetzung der Transportkosten der Kohle erklärt teilweise das - im Vergleich zu Südostfrankreich - schnellere Wachstum Nordostfrankreichs. Westfrankreich wurde von der Transportrevolution weniger begünstigt. 2. Die Herabsetzung erklärt jedoch nicht die ganze Entwicklung: die Preise der verbrauchten Kohle sind in Südostfrankreich niedrig geblieben und die Transportrevolution hat da nur einen von der geographischen Lage her gegebenen Vorteil aufgehoben. Hier waren andere Faktoren ausschlaggebend und spezielle Forschungen über die Industrialisierung in RhôneAlpes, Provence, Languedoc und Bourgogne sind nötig um sie aufzudecken. 3. Nicht alle Regionen haben dieselbe Abhängigkeit vom Kohlepreis gehabt. In den meisten westlichen Regionen (ausgenommen Poitou-Charentes), und sogar in den textilorientierten Regionen des Nordens und des Ostens, hat sich der Kohleverbrauch ziemlich unabhängig von der Evolution des Kohlepreises entwickelt. Diese Regionen hatten keine wichtige Metallindustrie und ihr Beispiel zeigt, daß unter dieser Bedingung eine von den Energiekosten unabhängige Entwicklung im 19. Jahrhundert möglich war. 252

Energy Costs and Industrialisation of the French Regions from the Middle of the 19th Century Until the First World War Summary In France, as in Switzerland and Germany, industry developed in general away from the coal pits. In what measure did the reduction in transport costs affect the pace of industrial growth in each region? The study of the share of each region in the country's consumption of coal between 1838 und 1911 shows that: 1 - industry tended to concentrate in the Eastern and the Northeastern parts of France and, after the 1880's, to a greater degree towards Paris, Northern France and Lorraine; 2 - the industrial weight of the South-East was declining during the period; 3 - Western France remained underindustrialized. Transport costs of coal were a function of general costs per ton and per kilometer and of the distance between factories and mining areas, this distance being itself dependent upon the pace of industrialization and of coal production. Between 1847 and 1867, the North-Eastern regions had the benefit of decreasing transport costs because of the completion of important trunk lines (Paris-Lille in 1846 and Paris-Strasbourg in 1852) and of the development of local output. By contrast, the South-Eastern regions suffered from a rise in transport costs on account of the low level of output in the local mines (even though coal prices were below the national average). There is a significant correlation between the movement of coal prices and the regional share in the national consumption of coal for almost all the South-Eastern regions and in most of the North-Eastern regions during the period 1847-1907. But in some regions (Alsace, Basse Normandie, Picardie, Franche-Comté, Haute Normandie, Centre, Pays de la Loire and Provence), the industrial performance was not in a significant way a function of coal prices.

253

CLIVE H . LEE

Regional Structural Change in the Long Run: Great Britain 1841-1971 ι In a recent article Pollard argued that the traditional approach to the problem of industrialisation based upon the nation state had reached the limit of its usefulness as a vehicle for exposition and analysis, and that further advance required a new perspective. 1 Industrialisation proceeds not country by country, but develops in enclaves within states and sometimes in several nation states at one time producing different levels of growth, development and prosperity between regions as well as between industrial sectors and classes of society. Thus an appropriate alternative approach must have regard both to regional variations within countries and to the wider international framework. This paper conforms to the first of these two requisites in that structural change during industrialisation is examined from a regional perspective within a single state, Great Britain. The international element is ignored only because of lack of space. Pollard's view that European industrialisation was a single process with its own inner logic, or indeed the view that industrialisation is an essentially international phenomenon is not disputed. Over the long period from 1841 to 1971 Great Britain experienced extensive structural change in the process of transformation from what was still a largely rural agriculturally oriented economy in the very early stages of industrial development at the beginning of the railway age, through the classical pattern of industrialisation and into the era of what has been called the post-industrial state. Data limitations unfortunately preclude the extension of the present analysis to encompass earlier time periods. Two tasks are attempted in this paper. The first is to identify the typologies of regional development in Great Britain during this period, as a basis for understanding the nature of that process. The second task is essentially an extension of the first in that it is to chart the progress of the different development types over a long period to compare, as Ashworth phrased it, the outcomes of the different development experiences. 2 Thus we can observe both whether there are general and repeated types of development and whether these types, or some of them, contain elements which make development con254

tinuous and self-sustaining, or whether they are not so formed and that growth is thus discontinuous. As Ashworth observed, "Some enclaves remained enclaves, though often somewhat enlarged; a few withered; some fused to become the dominant regions of great industrial nations. The springs of growth should lie within the area of comparative study of such different outcomes . . . Typologies of growth need to show whether there are general, often-repeated conditions, which indicate why the permeation has or has not happened." 3 The long run viability of different development types can thus help illuminate the nature of the growth process itself, provide a testing ground for the various theories about regional economic growth, and contains fundamental implications for the formulation of government policy on regional problems.

II Once attention is concentrated on regional rather than national affairs there appears the problem of data availability. Most countries collect and disseminate a wide variety of data at a national level, but seldom repeat the same accounting exercise at regional level, especially for important economic categories of information such as income and output. The search for data which are comprehensive over space and time and sufficiently disaggregated for regional analysis leads almost inevitably to the Census of Population. The present analysis is thus restricted to population and employment as the unit of measurement for regional structural change. But limitation in one form does have the compensating features that employment data are available for both regions and industrial sectors, thus allowing detailed investigation in these terms. In this study the British economy was disaggregated into 28 employment sectors based generally upon the industrial orders used in standard industrial classification, and indicated in Table 1 below. Employment data in this form were derived for each of 52 regions of Great Britain, as shown in Table 2 below. 4 The appropriate method for shedding light on the problems involved here is factor analysis, which is specifically designed to identify interrelationships and to deal with very large sets of data, as in this study where over 36,000 pieces of statistical information had to be analysed. Factor analysis is based on the assumption that there are a number of general factors which cause relationships between the variables in a set, and attempts to identify and quantify those general factors, and the relationship of each of the variables to those general factors. While in regression analysis the causal relationships are stated in the formulation of the hypothesis which is to be tested, in factor analysis no a priori assumptions are made either about interrelationships or causal functions between variables. There are three stages involved in a factor analysis. Firstly the set of 255

Table 1: Employment Sectors 1. 2. 3. 4. 5. 6. 7. 8. 9. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28.

Agriculture, Forestry and Fishing Mining and Quarrying Food, Drink and Tobacco Coal and Petroleum Products Chemicals and Allied Industries Metal Manufacture Mechanical Engineering Instrument Engineering Electrical Engineering Shipbuilding and Marine Engineering Vehicles Metal Goods N o t Elsewhere Specified Textiles Leather, Leather Goods and Fur Clothing and Footwear Bricks, Pottery, Glass, Cement, etc. Timber, Furniture, etc. Paper, Printing, and Publishing Other Manufacturing Industries Construction Gas, Electricity and Water Transport and Communications Distributive Trades Insurance, Banking, Finance and Business Services Professional and Scientific Services Miscellaneous Services Public Administration and Defence N o t Classified

Source: C. H . Lee, British Regional Employment Statistics 1841-1971 (Cambridge, 1979), 3-38.

variables is expressed in the form of a correlation matrix, containing the correlations of each variable with each other variable in the set. Secondly, from this matrix, a series of factors are derived by decomposing the variances of the variables into several components based on association between variables. Thus the first and largest factor will "capture" the greatest part of the common variance between all the variables. The second factor will "capture" the greatest part of the common variance from the residual left after the extraction of the first factor, and so on until the total variance is accounted for. s The result of this exercise is a matrix in which the factor analysis compares the profiles of the 52 regions, expressed as the distribution of employment into the 28 industrial orders. The factors 256

Table 2: Regional Divisions South East

East Anglia South West West Midlands East Midlands North West Yorkshire and Humberside North Wales Scotland

London, Middlesex, Kent, Surrey, Sussex, Hampshire, Berkshire, Oxford, Buckingham, Bedford, Hertford, Essex. Cambridge, Huntingdon, Norfolk, Suffolk. Cornwall, Devon, Somerset, Gloucester, Wiltshire, Dorset. Hereford, Shropshire, Stafford, Warwick, Worcester. Derby, Nottingham, Leicester, Lincoln, Northampton, Rutland. Cheshire, Lancashire. West Riding, East Riding. North Riding, Westmorland, Cumberland, Northumberland, Durham. Glamorgan and Monmouth, North and West Wales. Strathclyde, Dumfries and Galloway, Borders, Lothian, Central and Fife, Tayside, Grampian, Highland.

Source: C. H. Lee, British Regional Employment Statistics 1841-1971 (Cambridge, 1979), 39-46.

extracted represent types of regional economies. Each variable or region is related to the factors or typologies in varying degree, and the "loading" obtained by each variable on a given factor is the correlation coefficient between it and the factor. As in regression analysis, the squared value of the loading indicates the proportion of the variance of the variable explained by that factor. In 1911 factor analysis identified six regional types. The squared loadings for the Durham region gave the following result: Z 4 2 = O.OOlFj + 0.013F 2 + 0.963F

3

+ 0.001F 4 + 0.001F 5 + 0.003F 6

The sume of these values (0.982), or the communality of the variable, indicates the proportion of the variance of the variable explained by the six factors together. Thus the greater part of the variance of the structure of the Durham region relates to the third factor or regional type. Similarly the results for the Essex region, gave squared factor loadings as follows: Z 12 = 0.189F! + 0.617F 2 + 0.025F 3 + 0.031F 4 + 0.028F S + 0.018F«,

with a communality value of 0.908. In this case, Essex is primarily associated with the second type of regional economy, but also has significant links with the first type. In order to complete the explanation, it remains to interpret the nature of the identified factors, and this must be done empirically on the basis of the data and problem being studied. It also follows that regions with a similarly high loading on the same factor will 257

have profiles or structures similar to each other and that the higher the loading the nearer will be a region to the ideal type. The region with the highest loading on any given factor will, therefore, be most representative of that regional type. In the cases noted above Durham, together with Glamorgan and Monmouth, was most representative of its regional type, while the typology with which Essex was associated most strongly was best characterised by London and Middlesex. The initial set of factors extracted may be rather complex constructs and difficult to interpret. Hence the third stage of the factor analysis procedure in which the original set of factors are "rotated" into a form which is mathematically equivalent to the original factor form but simpler and therefore easier to interpret. If the original set of factors are thought of as a scatter diagram of points about an axis, then rotation is the mathematical equivalent of rotating the set of points about this axis. This final matrix should provide a set of factor loadings such that the interrelationships between the original variables in terms of the identified factors should be clearly delineated. The results explained above are, in fact, the final rotated matrix of this factor analysis. There are several methods by which the later two stages of this exercise may be performed, that is the extraction of original factors and rotation, and while each is equally valid mathematically they can produce different results. In this study both the principal components and the principal factor methods of factoring were used and both varimax and oblique methods of rotation, each of the first methods being used in combination with each of the latter. The results were thus obtained by four different methods, and fortunately the results obtained were essentially the same in each case. The final results were obtained by the use of principal factor and varimax rotation. 6 Factor analysis can thus help identify regional typologies by estimating the association of each region with each structural type at each census date. It can also help chart the structural change of each region and identify the patterns of change by performing the same analysis on each inter-censal decade. In such an exercise those regions which cluster together and record high loadings on the same factor will do so because they are experiencing a similar pattern of structural change in employment changes. During the decade from 1961 to 1971 loadings over 0.70 on the same factor were recorded by London, Middlesex, Sussex, Oxford, Buckingham, Bedford and Hertford. Similarly clustered on another factor were Derby, Nottingham, Cumberland, Northumberland, Durham, Glamorgan and Monmouth, and Central and Fife. The former group can be identified as part of the largely homogeneous economy of the South East, while the latter were all regions shedding mining employment.

258

III The factor analysis classification of regions into types on the basis of their employment structures identified five principal groups over the course of the whole period, in addition to which a small number of minor types consisting of one or two regions were periodically identified. The most common regional type, throughout the years covered, was the agriculturally oriented rural region, often geographically peripheral and almost always growing slowly if at all in both employment and population. This is hardly surprising since one of the most obvious characteristics of industrialisation is a diminished role for agriculture, at least in employment terms. British agricultural employment reached a peak in 1851 and thereafter lost employment between each successive census, such that over 630 000 jobs were lost by 1911 and a further 850 000 by 1971. Between 1841 and 1911, no less than 18 of the 52 regions scored loadings of 0.70 or over on the factor which was obviously characterised by agriculture. Amongst these regions, very high loadings were registered by Cambridge, Huntingdon, Suffolk, Lincoln, Rutland, Dumfries and Galloway, Grampian and the Highlands. More modestly but still strongly associated with this type were Buckingham, Oxford, Norfolk, Somerset, Dorset, Wiltshire, Hereford, Shropshire, Westmorland, and North and West Wales. By 1971 only four of these regions had reduced their orientation away from agriculture, namely Huntingdon, Buckingham, Oxford and Wiltshire. The remaining four regional types represent different forms of economic growth and each will be considered in detail, three in the present section and the other in section IV. The first of these consists of regions whose prime economic activity lay in mining, and with the modest exception of tin, copper and lead mining in the South West this meant coal mining. This industry is traditionally associated with the process of industrialisation, and it occupied a major role in British development especially during the Victorian period. Between 1841 and the First World War mining employment increased by one million jobs in Great Britain and accounted for 8 per cent of new jobs created in the period. The growth, often very rapid, of several regions can be attributed to the exploitation of abundant coal reserves which was the essence of their comparative advantage both in a British and indeed in an international context. Glamorgan and Monmouth and Durham were foremost amongst these regions, although Stafford in the mid Victorian period and Northumberland, Central and Fife and Derby were prominent from the 1880's onwards. The impressive scale of mining in employment growth in these regions is indicated by the fact that over the period from 1841 to 1911 this industry accounted for 35.9 per cent of all new jobs in Glamorgan and Monmouth, 35.0 per cent in Central and Fife, 32.3 per cent in Durham and 23.4 per cent in Northumberland. In each region there was related mechanical engineering and metal manufacturing 259

employment as well as shipbuilding. Even so, the market for the large coal production generated by these regions lay primarily outside their boundaries. They must, therefore, be classified as raw material exporting regions. This acceleration in employment and production in the coal industry during the nineteenth century reflected an outward shift in the demand curve for its product. Domestic consumption was the principal source of demand early in the century, although the iron industry probably took about ten to fifteen per cent of output in 1800 and a variety of other industries were coal users. By mid century the iron industry was consuming over one quarter of coal output, other users including the new railways were growing and coal was becoming a producers good. By the beginning of the First World War output reached a new high level and the mineral industries together accounted for 5.5 per cent of British national income in 1907. One of the most marked shifts in the demand for coal in its period of rapid expansion was the export market. Estimated at absorbing 5 per cent of output in 1840, and 15 per cent in 1887, this shot up to 32.5 per cent by 1913. 7 The industry was, therefore, despite its buoyant demand and growth record, susceptible to reduced export demand either through price competition, tariff preference, or alternative fuel consumption, as indeed it was to the adoption of cheaper substitute fuels in British industry. In the troubled economic climate which prevailed after the First World War all these possibilities were realised. The experience of the industry in the present century has, therefore, been one of almost uninterrupted contraction. Mining employment reached its peak in 1921, and in the following half century reduced its labour force by over one million men, so that by 1971 employment was less than 250 000 greater than it had been in 1841. The contraction of the twentieth century thus almost balanced the expansion of the Victorian period. Decline in exports was important in this process; only 2 per cent of output was exported in 1971. 8 The brunt of this contraction in mining activity was borne by those regions which had expanded on the basis of the comparative advantage given them by the industry in the Victorian period. In each census from 1911 to 1961 six regions were strongly associated with mining, those enumerated above as being the Victorian coal regions plus Nottingham. For each of the inter-censal decades the regions showed a common pattern of employment change. So great was the reduction in mining employment during the 1960's, by over 330 000 jobs, that the 1971 factor pattern for regional structures showed no structure that could be clearly identified as being characterised by mining. Just as the industry itself had diminished greatly in national significance from providing 7.4 per cent of British employment at its peak in 1921 to only 1.7 per cent in 1971, so mining had ceased to be the distinctive and prime element in the structure of these regions. Within the mining regions themselves the employment decline was of variable severity. Regions with better remaining coal reserves like 260

Nottingham, or with a lower dependency upon mining, like Lancashire and the West Riding fared less badly. Regions with a heavy dependency upon mining like Durham, Northumberland, Central and Fife, and Glamorgan and Monmouth were badly affected. The problem for such regions in employment terms was simply that to generate any growth at all a large drop in existing jobs had to be balanced. Thus in Durham between 1911 and 1971 a total of 199 837 new jobs were created, but since sectors like mining, shipbuilding, metal manufactures and agriculture experienced a contraction of 179 661 jobs, the labour force in 1971 was only greater than in 1911 by 20 176 people. The severe fall in mining employment in the 1960's meant that the total labour force of the region actually fell by some 55 000 jobs during that decade. Obviously the principal comparative advantage in the mining regions lay in their abundant mineral resources which were cheaply available. Once that comparative advantage diminished the fortunes of those regions declined, especially as the stimulus to mining exploitation created intensive activity in that sector without generating extensive growth via the multiplier effects of employment and income. Throughout the entire period covered here, the mining regions generated a limited demand for service employment such that service provision in terms of employment per 100 population remained well below the national average. In Durham, for instance, the figure was 13.3 in 1851 compared to the national average of 15.4. By 1971 the gap had widened to 20.2 as against 26.7. Female activity rates were similarly well below the national average, as might be expected in view of the low service demand. For the more recent period income data are available, and various indices for the larger regions for 1971-72 are shown in Table 3 below. Wales and the North, which encompass the older mining regions can be seen to fare badly in all measures of income both compared to other regions and to the national average. Unemployment in 1971 was also well above most other regions. Mining regions seem to find great difficulty in generating other employment either in manufactures or services even when mineral extraction is booming. When this comparative advantage is lost regeneration of the economic structure, certainly from the experience of these regions, is extremely difficult. The other regional development type which was characteristic of Victorian economic growth and typical of early industrialisation, was the textile industry to which may be added the related clothing trades. Together they had a net increase in employment of over one and one third million jobs, which comprised 10.7 per cent of all new jobs created between 1841 and 1911. Growth in these sectors does, of course, pre-date the Victorian period and they had enjoyed marked expansion certainly during the previous half century through the meteoric growth of the cotton industry. The woollen and worsted manufacture had also enjoyed steady if unspectacular development throughout the eighteenth century. As in the case of mining, 261

Table 3: Measure of Regional Income

South East East Anglia South West West Midlands East Midlands N o r t h West Yorkshire & Humberside North Wales Scotland

1

2

3

4

5

6

7

2.0 3.2 3.3 2.9 2.9 3.9 3.8 5.7 4.4 5.8

117.0 97.4 96.3 98.1 95.6 96.4 89.4 90.2 89.3 89.5

114.3 96.3 92.1 102.1 96.3 97.7 89.9 86.3 92.3 91.4

100.0 83.2 82.3 83.8 81.8 82.4 76.4 77.1 75.9 76.5

100.0 84.2 80.6 89.3 84.2 85.4 78.7 75.5 80.7 80.0

113.1 85.5 88.7 103.2 87.5 93.2 101.3 79.4 87.6 83.3

100.0 75.6 78.4 91.3 77.4 82.4 89.6 70.2 77.4 7Ï.6

Sources: Central Statistical Office, Regional Statistics No. 14 (London, 1979), 100. Central Statistical Office, Regional Statistics No. 10 (London, 1974), 139, 152. Key to Table 3 Unemployment Rates 1971 (per cent). Average Income per person per week 1971/72 (Great Britain = 100). Average Income per household per week 1971/72 (Great Britain = 100). Average Income per person per week 1971/72 (South East = 100). Average Income per household per week 1971/72 (South East = 100). Total Net Income per head after tax 1971/72 (Great Britain = 100). Total Net Income per head after tax 1971/72 (South East = 100).

the textile and clothing industries were highly localised. The regions most strongly associated with this type were Lancashire, the West Riding and Tayside, while Cheshire, Nottingham and Central and Fife showed a more modest association in the Victorian period. In mid century Derby, Leicester and Strathclyde showed marked associations here as, at the end of the century, did the Borders region. While the textile industries were highly concentrated spatially such that Lancashire and the West Riding accounted for 82 per cent of all new textile jobs in the Victorian era, the regions themselves were less committed to textiles than was the case in the mining regions described above. In Lancashire, for example, the distribution of new jobs in this period was 21.9 per cent in textiles, 5.5 per cent in clothing, 5.5 per cent in mechanical engineering, 6.2 per cent in mining and 4.5 per cent in metal manufacture. A similar kind of mixed structure was to be found in the West Riding and Nottingham. There were of course significant linkages between all these activities. Mechanical engineering was heavily oriented to the production of textile machinery, while coal and iron were obvious inputs for the production of textiles. In some other textile areas, the dominance of the industry was greater. Both the Tayside and Borders regions fell into this category, with 27.4 per cent and 52.5 per cent of new jobs respectively being in textile 262

manufacture in the pre 1911 period. Like mining, textile manufacture was heavily export oriented. By the end of the nineteenth century 78.8 per cent of cotton goods by value were exported while 25 per cent of woollen manufactures went abroad. 9 The clothing industry tended to be located close to textile manufacture, although there was a substantial clothing industry in London not accompanied by textile production. Like the mining industry, textiles and clothing found the post-war period after 1918 a far less favourable environment than the nineteenth century, and like mining both these sectors have lost labour steadily through the present century. Between 1921 and 1971 the textile industries have contracted by 716 812 jobs, while clothing employment fell by 673 509 from its peak in 1911. Thus by 1971 there were less textile jobs in Britain than there had been in 1841, and only slightly more in clothing manufacture. The employment contraction in textile and clothing manufacture in the twentieth century may be explained in very similar terms to those advanced in the case of mining. Export demand fell sharply in the face of foreign competition producing at lower costs, the comparative advantage in world textile production moving from Britain to Japan and later to countries like Hong Kong. The cheaper quality part of the industry could not compete effectively with the low costs and prices of these rival producers either in the inter-war years or since. Further technological improvement invoked in response to cheap competition has a similar effect in reducing demand for labour. There was some variety in the experience of the textile regions during this period of contracting employment. In Lancashire over 500 000 jobs were lost in textiles and clothing between the First World War and 1971, so that their combined share of regional employment fell from 29.9 per cent to 8.5 per cent. This loss accounted for 57.4 per cent of the jobs lost in the region, a further 10.9 per cent coming from mining contraction. Overall the loss of over 870 000 jobs meant that employment was actually slightly lower in 1971 than it had been on the eve of the First World War. Even growth in other sectors was not sufficient to make good such a loss. By 1971 unemployment in the North West and various measures of regional income showed the region to be better off than the mining regions discussed above, but still below the national average and the more prosperous regions in economic well-being. In Tayside, where dependency upon the textile trades had been much greater, the impact was more severe. Here textile and clothing employment fell from 64 053 jobs in 1911 when they comprised 33.1 per cent of the regional employment to 16 310 jobs in 1971. Even growth of new jobs in the 1950's equivalent to 6.5 per cent of employment at the beginning of the decade and a further increase of 10.9 per cent in the 1960's was not sufficient to offset the contraction elsewhere. In each period there was a net fall in the employment total. Some of this contraction in textile employ263

ment was doubtless healthy and occasioned by technological improvement. But the impact on those regions heavily committed to these trades was great, even if the high share of female employment in textiles meant there was less impact on families than in the mining areas where single wage families were more common. Textiles are an industry associated with early industrialisation, so it is hardly surprising that the worldwide spread of economic development should be accompanied by the growth of textile manufactures in many parts of the world. Comparative advantage in textiles was bound to decline in the British textile regions. Their difficulties in the present century have shown both the severity of the problem and the difficulty in regenerating such economies. Nevertheless, a textile factor was one of the five delineated in the 1971 census cross section analysis, since textiles and clothing still comprised 4.5 per cent of national employment. The Borders with 0.80 had the highest loading while traditional textile regions like Lancashire 0.48, the West Riding 0.62, Tayside 0.58 had much diminished association with this type compared to earlier decades. The East Midlands was now more prominent with Derby 0.62, Nottingham 0.68 and Leicester 0.80 showing considerable association. The third export oriented industrial sector which had a profound impact on regional economic structures in Great Britain, and which may therefore be considered to be generally of the same family as the two described above, was a twentieth century industry, only the early origins of which can be glimpsed at the end of the nineteenth century. This is, of course, the vehicle and related metal working and engineering industries which found their principal combined stimulus in the development of the motor car. The industry was strongly concentrated in the West Midlands, before 1914, in Warwick and Stafford and this concentration continued through most of the present century. By 1961 both Oxford and Bedford had high loadings on the same factor as the above noted regions reflecting the growth of the motor industry there. The stimulus of this industry made a major contribution in establishing the West Midlands as one of the principal national growth centres in the twentieth century. Unlike the mining and textile regions, Warwick lost few jobs through the contraction of old industrial sectors, so the rapid growth of motor manufacturing and related engineering contributed to a greater than twofold increase in the labour force between 1911 and 1971, with the vehicle industries contributing 21.5 per cent of all new jobs. It is unfortunately very difficult to segregate the precise number of jobs related to vehicles in the various manufacturing sectors contributing components to the industry. Only very general dimensions can be suggested here. Certainly the motor industry has been characterised by the clustering together of industries related to it, a trend which was clearly apparent before 1914. 10 By 1971 the vehicle sector accounted for 15.9 per cent of Warwick employment while the addition of all metal manufacturing industries increased the proportion to 39.2 per cent. In a 264

similar fashion Bedford had 16.1 per cent of employment in vehicles and 31.9 per cent in all engineering trades, while the proportions for Oxford were 14.3 per cent and 18.7 per cent. These are of course far greater concentrations than the national average. All these regions had high growth rates in employment throughout the first seven decades of the twentieth century. As might also be expected unemployment in the West Midlands was relatively low and average income relatively high compared to other regions. H o w does this type of regional development compare with the textile and mining types described above? In terms of concentration of activity and regional dependency they seem comparable in scale if the dependencies suggested above for vehicles and engineering are compared with 1911 data for mining when 28.5 per cent of Durham employment and 32.0 per cent of Glamorgan and Monmouth employment was so concentrated. At the same date textiles accounted for 24.6 per cent of jobs in Lancashire and 28.7 per cent in Tayside. Further investigation of both activity rates and wages is needed before these comparisons can be made with any degree of certainty. But it is quite clear that all these regional types were essentially export oriented, their continued growth and prosperity depending on demand in other regions or abroad for their product, and that a considerable share of regional employment, and doubtless capital, was concentrated in these export sectors. To a large extent both textiles and mining have lost the comparative advantage they held in the Victorian era. The vehicle oriented regions have yet to face the test of modification and adaptation as they encounter competition from elsewhere. The growth of motor car production in other developed countries and the intense competition in both British and foreign markets suggests that they are quite as vulnerable as were the textiles and mining economies at the end of the nineteenth century.

IV The typologies of regional growth described in the previous section are familiar to students of industrialisation in Britain and elsewhere. The regional type to be considered in this section has been accorded less attention by the historian and is accordingly less familiar. It differs from the other typologies in two important characteristics, firstly in the form of structural development and secondly in that it does not represent a number of regions similar in structure but scattered in location, but is a single region comprised of several contiguous regions in terms of the definitions used in this essay. The growth of this region in the South East of England took the form initially of growth centred in London and Middlesex, drawing population in from the surrounding countries of Kent, Surrey, Essex and 265

Sussex in the mid nineteenth century. Later population was drawn in from farther afield such that the metropolitan economy spilled over into Surrey, Kent, Hertford and especially in the later Victorian period into Essex, so that all these regions adopted the economic structure of the London/ Middlesex centre. In the later decades of the nineteenth century London itself was losing population, and to a lesser extent employment, through the growth of suburban commuter areas in the other Home Counties. By this time the impulse of the metropolitan economy was making itself more widely felt as other regions in the South East like Hampshire, Berkshire, Buckingham, Bedford, Oxford and Sussex began to adopt the structure and growth pattern of the metropolitan area. The pattern of growth of the metropolitan economy is clearly delineated by the use of factor analysis, identifying the initial structural similarity of London and Middlesex as a unique economy with high loadings on a single factor with which other regions had little affinity, and the progress of change through the Victorian period. Over this time other regions in the South East, especially those contiguous to London and Middlesex adopted the economic structure of the central regions, as shown by the common growth pattern of such regions during inter-censal decades and by their increasingly high loadings at successive censuses upon the metropolitan factor. By 1911 the South East was clearly a single large region with nine of the twelve constituent regions having a loading of 0.70 or greater upon the metropolitan factor. The only exceptions were Bedford because of its heavy bias towards clothing production and Oxford and Buckingham which shared a common bias towards the structure of the rural regions. The scale and growth rate of this single region made it clearly both the most important single growth area in the Victorian period as well as the single most important regional type. Those industries which provided the staple activity of the other Victorian growth regions, like mining, heavy engineering, metal manufacture and textiles were poorly represented in the metropolitan region. The essence of its economic expansion lay in the service industries and a wide range of consumer oriented manufactures, such as paper and printing, timber and furniture, clothing, chemicals and instrument and electrical engineering. 11 These industries were highly concentrated in the South East. Between 1841 and 1911, 27.8 per cent of new jobs in timber and furnishing were located in London and Middlesex alone, as were 29.9 per cent of new jobs in paper, printing and publishing, and 25.5 per cent in electrical engineering. In the South East as a whole the equivalent proportions were 40.0 per cent in timber and furnishing, 44.2 per cent in paper, publishing and printing, 37.8 per cent in clothing, 48.0 per cent in instrument engineering, and 41.4 per cent in electrical engineering, plus 40.3 per cent in all services and construction, as compared to 31.9 per cent of all new employment. Services were far more important in the South East than in any other region in Great Britain, and service employ266

ment there was far above the national average throughout the Victorian period. In 1841 six out of the ten highest regional service/population ratios were found in the South East, while in 1911 it was eight out of ten. London and Middlesex together had 21.7 persons employed in services (defined here as industrial orders 3, 20-27) per 100 population in 1841 compared to the national average of 13.1, and in 1911 this figure had increased to 27.9 per hundred compared to the national average of 20.7. While this represented the greatest service/population provision in 1841, by the latter date London and Middlesex had been surpassed by Surrey, Sussex, Hampshire and Berkshire. The textile, mining and engineering economies discussed above depended essentially upon demand which was external to the producing region. The metropolitan economy, even in the Victorian period, was essentially different in that much of its employment growth must have been internally generated. Demand for services in both developed and developing countries is associated with high incomes or concentrations of wealth. As the capital not only of Great Britain but of an ever expanding empire, London was a focal point of an affluent society enjoying conspicuous consumption and thus giving employment to a wide range of labour intensive services from domestic service at one extreme to traditional professions like medicine, law and education at the other. Incomes were doubtless higher in the South East than elsewhere due to the preponderence of middle class occupations, a conclusion supported by Rubinstein's work on the distribution of middle class incomes. 12 Added to high consumer demand was the effect of the concentration of national and imperial government in London together with the headquarters of banks and similar institutions. Scale itself was an important factor. The Home Counties represented not only the largest regional population in Victorian Britain but also the most densely concentrated. The logistics of population concentration on such a scale provided an important stimulus for employment generation in demand for increased transport facilities, housing and the distribution services needed to provide the most basic wants for such a mass of people. The experience of this region over the first seven decades of the twentieth century is of interest considering the decline in economic fortunes of the other Victorian growth regions. In structural terms the South East has retained much of its economic unity, its component regions clustering on the same factor at each successive census. In 1961 ten of the twelve regions were clustered on a single factor, with only Oxford and Bedford as exceptions. As has been already observed these regions were part of the vehicle/engineering growth sector, represented by Vauxhall at Luton and Morris, later British Leyland, in Oxford. By 1971 the only change in this pattern was the transfer of Hertford from the metropolitan to the vehicle typology. These two strains of development have also characterised the inter-censal decades, although by 1961-71 there appeared some amalgama267

tion with all South East regions except Kent, Essex and Berkshire sharing the same experience of structural change. The regions of the South East did experience some loss of jobs in the twentieth century, but since the major contracting sectors of mining, textiles and agriculture were poorly represented here, the scale of employment contraction was much less than in other regions. They only major contracting sector substantially based in the South East was clothing, although there was also some reduction in miscellaneous service employment. The overall contraction in the large miscellaneous service sector encompassed both a great reduction in personal domestic service, especially in the twentieth century, together with a substantial increase in services such as hotels, restaurants and entertainment. In the central area of London and Middlesex, between 1911 and 1971, about half a million jobs were lost, but this was far exceeded by an increase of almost two million new jobs. Three quarters of these were in the service trades with banking and insurance, the professions, and government together adding over 900 000 new jobs and the supportive construction, transport and distribution sectors adding a further 450 000. Within manufacturing, chemicals, food processing, and light engineering, especially electrical engineering, were prominent. A very similar picture is obtained if the Home Counties are taken as the unit of measurement. 13 Over the period from 1911 to 1971 there was an increase of 2.6 million new jobs against a loss of 900 000 jobs, leaving a net increase of 1.7 million. Growth in the remaining regions of the South East was faster. Here there was an increase of 1.2 million new jobs and a net increase of almost one million jobs making the labour force in 1971 some 85 per cent larger than in 1911. Engineering, mechanical and electrical, and vehicles contributed a fifth of the new jobs here, as did the professions, and construction and distributive trades together. Government comprised a further ten per cent. The growth of the outer South East was very largely based on the same structure as the economy of the Home Counties, and its twentieth century growth is essentially a continuation of the Victorian outward expansion of the metropolitan economy. The most recent trends in employment change are seen most clearly by considering separately the H o m e Counties and the rest of the South East. During the 1950's the Home Counties had an overall increase in employment of 8.0 per cent, despite employment contraction in textiles, clothing, shipbuilding and chemicals. But the substantial overall expansion was due to large increases in most service sectors together with a significant growth in electrical and mechanical engineering, vehicles and the printing and publishing industries. The decade of the 1960's showed an employment trend away from the above manufacturing industries and indeed many other employment sectors, no less than 19 showing a reduction in labour. To maintain a stable labour force in terms of size, there was substantial growth in three sectors, employment increasing by 180 000 in banking and 268

insurance, by 169 000 in professional services and by 60 000 in government. Such was the concentration of the affluent service economy that by 1971 54.5 per cent of all workers in banking and insurance were located in the South East, together with 40.2 per cent in government and 36.5 per cent in professions compared to a national share of total employment of 33.5 per cent. The pattern of change was rather different in the outer regions of the South East. Here growth was substantially higher, with a 14.0 per cent increase in the 1950's and an 18.9 per cent increase in the 1960's. In both decades there was a substantial increase in employment in electrical and mechanical engineering, in paper and publishing, together with very large increases in professional services, banking and finance, distributive trades, construction and latterly in government and in miscellaneous services. Clearly this is substantially the spread, and in some degree the transfer, of the economic structure of the H o m e Counties outwards. The South East economy has enjoyed continued growth in the twentieth century as in the Victorian period both in absolute and relative terms. In 1911 the H o m e Counties comprised 22.8 per cent of British employment while the rest of the South East accounted for 6.1 per cent. By 1971 these shares had risen to 24.8 per cent and 8.7 per cent respectively, so that over one third of national employment was concentrated in the South East. This large region contained only 31.7 per cent of national population indicating relatively high activity rates. Unemployment was markedly lower than elsewhere, as can be seen from Table 3. The data for incomes, sadly not available for earlier periods studied here, show the true degree of the economic well-being of the South East. Indices of various income measurements in Table 3 show the South East to be consistently far higher than other regions and well above the national average. Even this is rather misleading since the national average is inflated by the high incomes in the South East. When the national average, always rather a mythical entity, is ignored and other regional incomes are expressed as a proportion of the South East incomes, the true extent of the difference can be seen. Columns 4 and 5 show that average personal and family incomes in all other regions were at least ten per cent below those in the South East and in several cases 25 per cent below. Similarly large divergences are shown in column 7. The South East, with 31.7 per cent of national population and 33.5 per cent of employment, enjoyed 36.7 per cent of national income. The continued growth of the South East in the present century has been based on employment growth in the same sectors as characterised the region in the Victorian period, except for clothing and miscellaneous services. The economy has thus not had to face the restructuring problems of the mining and textile regions either in kind or in scale. N o r has it needed to attract radically different industries from elsewhere. The growth of the region over the 130 years considered here had been continuously based on 269

services and consumer good industries, such that service employment per 100 population remained above the national average and other regions as it has throughout the period. Some of the reasons for this are peculiar to the South East itself in the enormous advantage of containing the national capital, itself a major international centre for finance and commerce. Similarly peculiar advantages accruing to the national capital include its role as a centre of fashionable society and entertainment, the chosen location for the headquarters of many businesses, and most obviously the seat of government. All these activities engender a concentration of professional, administrative and service activities. In turn the concentration of population exerts a demand for transport and construction. The concentration of services is thus not difficult to explain. The concentration of consumer good manufactures in the South East is often overlooked, although, as has been shown, its scale is most impressive. The fact is that this is no new phenomenon but a development which stretches not only back to the 1840's but long before. Their growth as part of the greater metropolitan economy was thus naturally linked to the growth of services in the organic development of a wealthy consumer oriented economy. The essential explanation of the South East's predominance in the British economy lies in a structure and a comparative advantage it has always enjoyed. Analyses of regional disaggregation of the national economy often take the viewpoint that regional development is decomposed from national development, assuming that national growth is given and then distributed amongst the regions. The approach is thus to see regions in a competitive perspective. 14 Growth in one region is seen as being at the expense of another and depriving it of that particular stimulus. A more realistic approach is to see regional growth as generative rather than competitive, such that the different contributions of different regional economies sum to provide national growth. Clearly from this perspective the South East can be seen to have contributed the major stimulus toward national growth throughout the period discussed here. This has been especially true in the present century when other regional contributors have faltered. If the national economy is divided into two regions only, the South East and the rest of Great Britain, then in the sixty years before 1911, the South East gained 3.1 million new jobs for the loss of only 0.1 million, while the rest of Britain gained 6.4 million and lost 0.5 million. In that period the South East still gained 33.8 per cent of the net increase in national employment. The net gain in employment between 1911 and 1971 was divided almost equally between the same two regions, although the former was only half the size of the latter. The South East gained 3.8 million new jobs and lost 1.1 million while the rest gained 6.2 million and lost 3.5 million.

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ν This analysis of regional structures in terms of employment over a long time period which covered the main part of the British industrialisation experience, identified a limited number of types of development. Further these types are essentially the same as those identified by the extensive empirical researches of Chenery and others on the structure of modern developing countries. These studies found that modern economic development is primarily influenced by country size, factor endowments and availability of capital. Three typologies of development were identified; large countries with low ratios of trade to G N P and usually a low capital inflow, small countries with a relative specialisation in the export of primary products, and small countries with a relative specialisation in the export of manufactures. 1 5 Thus while smaller countries grew through export oriented development, some larger countries were able to sustain growth through higher levels of internal demand, and thus to restrict trade dependency by import substitution. Larger populations with higher incomes per head are obviously more able to generate the size of demand to create externalities and other multiplier effects to sustain the development process than small single product regions. In the context of British regional development the gist of the Chenery argument appears to be borne out. While relatively small export oriented regions like the Durham coalfield, the Lancashire textile industry, or even the West Midlands motor industry can produce considerable growth over a lengthy period, their export orientation and level of specialisation makes them vulnerable, in the long term, to market changes or resource exhaustion or any event which diminishes or removes that comparative advantage. In this study, only the South East region has successfully been able to sustain high levels of growth, high incomes and low levels of unemployment over the long period studied. The very large size of this region, the strong consumer good and services orientation, together with the peculiar advantage of containing the national capital, itself a major international centre, clearly account for this success. In terms of the Chenery analysis the South East appears to have achieved a higher level of import substitution and greater internal consumer demand than the rest of the economy, hence its marked and enduring superiority. While the factor analysis results described above do not in any way constitute a test for regional growth theory, it is worth considering the conclusions reached in the light of recent debates on theory. Much of the theoretical work on regional growth has been derived directly from the mainstream of neoclassical economics. Assuming constant returns to scale and identical production functions in all regions and factor mobility in response to market price, then labour will move from low wage to high wage regions and capital will migrate in the opposite direction, and these factor flows will continue until factor returns are equilised in each region. 271

Williamson, on the basis of such postulates, expected that in the long run there would be a convergence of per capita regional incomes after an initial divergence, the whole process being described graphically by an inverted U shape. His empirical results, although mixed, may generally be interpreted in this way. As far as long run regional growth is concerned the neoclassical tradition is strongly associated with an interpretation which expects the market price and factor returns to lead to convergence in regional incomes and presumably welfare. 16 Unfortunately British regional income statistics cannot be traced back beyond the Second World War, and they play an appropriately small role in Williamson's study. The structural change of the British regions over the past 130 years seems to be characterised more plausibly by divergence through specialisation. It may be, of course, that the extreme textile and mining orientation of some regions was a peculiarity of Britain's role in early industrialisation and that their decline will lead to regional structural convergence, but there seems little sign of this at present. Recent population and employment redistribution since the last war has been clearly divergent with all the gains accruing to the Midlands and South of England and all the losses being borne by northern England, Wales and Scotland. A recent theoretical study has abandoned the neoclassical framework, and the interpretation of regional growth passing from region to region while creating equilibrium conditions throughout the system. An alternative to the neoclassical tradition has existed for some time in Myrdal's theory of cumulative causation. 17 H e argued that market forces exaggerated regional differences, generating self-sustaining growth at population centres through internal and external economies, and drawing resources away from less prosperous regions through backwash effects. Richardson's extensive reformulation of regional growth theory lies very much in this tradition, giving pride of place to economies of agglomeration. 18 These economies fulfill several functions, including attracting industry, capital and population into metropolitan areas or regions, providing the incentive for all these elements to remain in such areas, and improving the efficiency of the intraregional structure. "The crucial significance assigned to urbanisation and agglomeration economies as generators of regional growth emphasised the cumulative non-linearities, interdependence in location descisions, discontinuities and critical minimum thresholds - all forces which fall outside the scope of neoclassical marginalism." 19 This approach seems to provide a framework which is both acceptable on a priori grounds as a plausible model of regional development, and which also is consistent with the empirical findings of the factor analysis. Certainly the South East would appear to offer a prime illustration of the efficacy of agglomeration economies, and the influence of interdependencies in location determination. Similarly the relative inability of other regions to generate such economies both because their comparative advan272

tage lay elsewhere and because of their relative lack of size is consistent both with the theory and the empirical observation. The divergence in regional structures stemming from different comparative advantages and leading to different experiences in structural growth, incomes and welfare observed in the long run experience of the British regions seem consistent with the Richardson emphasis on disequilibrium rather than the traditional neoclassical prediction of equilibrium growth. British growth seems to be more and more concentrated in the prosperous South East, and while there is some spillover effect into the West of England, East Anglia and the Midlands, the difference with Northern England, Wales and Scotland appear to be greater rather than less as a result of structural changes in recent decades. This is consistent with the explanation of economic growth such that "development is a process of disequlibrium. If left unchecked it will enlarge rather than diminish existing differences and inequalities . . . The implication is that development can take place only within segmented and isolated compartments . . . According to this view, universalist development is chimeric; dualistic development is the appropriate approach." 2 0 Given the emphasis accorded to the metropolitan economy of South East England in this study of regional structure, and given the long term prosperity of that region, the problem of regional structural regeneration in the less prosperous areas may be phrased in terms of how these regions may adopt the structure of the South East. A solution sought through the mechanism of the free market might suggest a structural shift away from export orientation towards import substitution and consumer oriented, internally generated demand. Few of the regions in the British development areas have made much progress in this direction in spite of intermittent aid over the past thirty years. 2 1 Perhaps it is too soon to expect much progress in view of the inevitable slowness of structural change. But the results of this study do not offer an optimistic prognosis. The development of the South East stemmed from the possession of comparative advantages in location and in agglomeration which are not available in other regions, and perhaps not even transferable to them. Attempts to divert growth away from the South East may not necessarily benefit other regions. It may be that even advanced economies can only sustain a limited number of high income regions, and that a country as small as Great Britain can only sustain one such region. If the market forces are not able to correct such disequilibria or restrain them within accepted politically and socially desired limitations, then policy may have to be both more powerful and perhaps more regionally selective in its operation. Such considerations are, of course, beyond the bounds of this study. The results of this paper provide more unanswered questions than final answers. But they do suggest that various lines of enquiry are worthy of further investigation to discover whether the regional types found in British 273

industrialisation are common to other developed economies, and whether metropolitan dominance is a universal phenomenon. The fact that these results are consistent with the Richardson growth model is a stimulus to more explicit testing of that structure in historical contexts. Finally, further investigation of the convergence/divergence debate incorporating other measures besides per capita incomes, and including regional structural change, seems a profitable exercise whereby both the process of economic development and historical understanding can be clarified.

Langfristiger regionaler Strukturwandel: Großbritannien 1841-1971

Zusammenfassung In diesem Aufsatz wird der durch die Industrialisierung bewirkte regionale Strukturwandel der britischen Wirtschaft zwischen 1841 und 1971 untersucht. Durch Faktorenanalyse wurden Typologien für die Regionalentwicklung festgestellt. Auf diese Weise konnten fünf Haupttypen identifiziert werden. Der erste bestand aus ländlichen Gebieten, die nur langsam wuchsen. Drei weitere Regionaltypen entstanden, weil sie den relativen Vorteil hatten, entweder ein Rohmaterial oder eine Ware zu produzieren und zu exportieren (ζ. B . der Bergbau, die Herstellung von Textilien und Bekleidungsstücken, die Fahrzeug- und alle damit verbundenen Industrien). Durch den im 20. Jahrhundert erfolgten Abschwung der Bergbauund Textilregionen und die damit verbundene Einbuße ihres relativen Vorteils, erscheint es zweifelhaft, ob solche regionalen Strukturen auf Dauer lebensfähig sind, zumal diese Regionen sich schwer taten, ihre Wirtschaft neu zu strukturieren. Der fünfte Regionaltyp bestand aus einer einzigen Region, die sich zunächst auf Groß-London konzentrierte und dann nach Südosten ausdehnte. Diese Region, deren Wirtschaft auf Dienstleistungen und Konsumgüterproduktion ausgerichtet war, wies eine besondere wirtschaftliche Struktur auf: im ganzen Zeitraum von 1841-1971 blühte sie, weitete sich aus und übte auf die Nationalwirtschaft einen beherrschenden Einfluß aus. Dies legt die Vermutung nahe, daß eine Wirtschaft der Agglomeration, die sich an Verbrauchern mit hohem Einkommen orientieren kann, eine wirtschaftliche Struktur ergibt, die am ehesten eine langfristige Entwicklung gewährleistet. Der letzte Abschnitt vergleicht diese Ergebnisse mit den Annahmen und Voraussetzungen der wichtigsten Schulen auf dem Gebiet des regionalen Wachstums.

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Notes 1 Sidney Pollard, Industrialisation and the European Economy, in: EHR, 2nd ser., XXVI (1973), 636-637. 2 William Ashworth, Typologies and Evidence: Has Nineteenth-Century Europe a Guide to Economic Growth?, in: EHR, 2nd ser., XXX (1977), 152. 3 Ibid., 152, 157. 4 A full explanation of employment and regional categories used in this study, together with the strengths and weaknesses of the data, may be found in C. H. Lee, British Regional Employment Staistics 1841-1971 (Cambridge, 1979). 5 P. A. Yotopoulos and J. B. Nugent, Economics of Development (London, 1976), 32. J. H. F. Schilderinck, Regression and Factor Analysis in Econometrics (Leiden, 1977), 70-71. 6 For an explanation of the use of different factoring techniques see N. H . Nie et al., Statistical Package for the Social Sciences (London, 1975), chapter 24. 7 P. Deane and W. A. Cole, British Economic Growth, 1688-1959 (Cambridge, 1962), 218-220. 8 National Coal Board, Report and Accounts 1971-72 (London, 1972), II. 84. 9 Deane and Cole, British Economic Growth, 187, 196. 10 C. H . Lee, Regional Economic Growth in the United Kingdom since the 1880's (London, 1971). 11 See also: P. G. Hall, The Industries of London (London, 1962). 12 W. D. Rubinstein, The Victorian Middle Classes: Wealth, Occupation and Geography, in: EHR, 2nd ser., XXX (1977). 13 The Home Counties comprise London, Middlesex, Kent, Surrey, Hertford and Essex. The remaining six regions in the South East, as defined in Table 3, comprise the Outer South East. 14 H . W. Richardson, Regional Growth Theory (London, 1972), 86-88. 15 H . B. Chenery and M. Syrquin, Patterns of Development 1950-1970 (Oxford, 1975). H. B. Chenery and L. Taylor, Development Patterns: Among Countries and Over Time, in: Review of Economics and Statistics, L. (1968). H. B. Chenery, Transitional Growth and World Industrialisation, in: B. Ohlin (ed.), The International Allocation of Economic Activity (London, 1977). 16 J. G. Williamson, Regional Inequality and the Process of National Development; a Description of the Patterns, in: L. Needleman, Regional Analysis (London, 1968). For a full exposition of the neoclassical theory in a regional context see G. H. Borts, and J. L. Stein, Economic Growth in a Free Market (New York, 1964). 17 G. Myrdal, Economic Theory und Underdeveloped Regions (London, 1957). 18 Richardson; Regional Growth Theory, 182 ff. 19 Ibid., 229. 20 Yotopoulos and Nugent, Economics of Development, 17. 21 A. J. Brown, The Framework of Regional Economics in the United Kingdom (Cambridge, 1972).

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SYDNEY G .

CHECKLAND

The British City-Region as Historical and Political Challenge

I. The city-region as category City-regions with a past of 100 years or more pose a set of problems that are both intriguing historically and relevant to present and future policy. They have been functioning long enough for them to have flourished greatly before 1914, to have passed through the second world war, to have responded to the general expansion which followed, and now to have entered upon a new phase of their existence. It is useful to consider what circumstances have governed urban and regional growth and adaptation in the past and will affect them in the future. The stages through which city-regions pass are, of course, related, each in its turn flowing from the previous pattern. But each successive configuration is of two kinds: it consists of the dynamics operating within the cityregion (or core of development) itself, and those located in the larger context within »which it functions. Cities and their regions are thus subeconomies and sub-societies within a larger whole, more or less arbitrarily defined. The broader context is in turn a duality, consisting of the national economy, contained within the world economy, the two being linked by markets, migration and the flow of funds. There is, however, in world terms so great a diversity of city regions that it is helpful to arrange them into groups, doing so in the light of shared experience. The industrial revolution cities of the midlands and north of England, the West of Scotland and Northern Ireland comprise just such a group: it includes Birmingham, Liverpool, Manchester, Leeds, Sheffield, Glasgow and Belfast. In spite of much valuable monographic scholarship concerned with these cities, there is almost no attempt to see each of them as an evolving organism in its own terms. With the exception of Birmingham, none has had justice done to it. Much less have they been considered as a group in the light of common and comparative experience. In part this has been due to the vagaries of historical scholarship. One theme after another has been taken up by British urban historians with little attempt at a unifying framework. But perhaps the most important circumstance has been the failure of urban historians to think in policy terms. 276

There has been very little concern with cities as posing challenges to politicans and bureaucrats. This has no doubt been because so much of British urban development has been the product of market forces, with a minimum of official intervention. Moreover Britain, unlike Germany, was a unified country long before industrialisation, so that its component regions had never enjoyed policy autonomy. But now that problems of renewal have become pressing it is perhaps time that the perspective should change. An understanding of the historical processes that have governed the civic and regional aspects of industrialisation are basic for any intended policy for the future. The relationship between historical explanation and current policy choices lies in the forward momentum of the past, both in terms of contraints and potential. Conversely, by pondering the policy choices as they now present themselves in the age of renewal, we may deepen our understanding of the processes involved in the past.

II. The syndrome of expansion to 1914 From high and sustained demand in Britain's post-industrial revolution cities there flowed a syndrome of related effects, shared in greater or lesser degree by all of them. Just as the division of labour is governed by the extent of the market, so too is the size of the city. With quantitative growth comes qualitative change. In each of our cities output, incomes and jobs, the fundamental basis of urbanisation and regional development, were ensured by the ability to provide a range of goods and services at prices which, given the prevailing patterns of tastes and incomes, were remunerative. In the expansionist phase this is of course a truism, another way of describing expansion itself; had these necessary conditions not been met there would not have been a growth of cities housing up to a million persons. But from this basic condition, while it lasted, there flowed consequences that went far beyond meeting economic need, to embrace the morphology, the ethos, the sociology and the politics of such cities. Confidence and well-being were cumulative so that success induced further success. Businessmen willing to experiment, initiate and take risks were generated in such cities or attracted to them. A kind of natural protection operated, whereby there was effective resistance to the draining attractiveness of the metropolis: the city could hold its bussiness talent and attract more. So too with capital. Local loyalty and local identification could be powerful; the cosmopolitan centripetal attraction of capital could be resisted. The labour market was active, with real wages for a large part of the labour force attractive and rising. Standards of living improved for a significant part of the labour force, and with them came greater efficiency due to better health and reinforcement of motiva277

tion. The burden of local taxation was modest (though always a tender subject), and this for two reasons: the tax base resting on property values was strong, and the need for welfare expenditure was reciprocally weak. Labour relations were on the whole good, with sustained output and relatively few stoppages. J o b demarcations certainly existed, but these were not a seriously inhibiting factor. The unions were seldom disposed to take a conflict stance. There was little fear that increased output would merely increase profits and/or lessen employment. Wages were relatively flexible so that the city had a self-adjusting mechanism whereby when and where unemployment did appear, wages declined, providing an incentive for new economic activity. Ideological discussion tended to be minimal, among both employers and workers; there was little penetration of the labour force of the idea of permanent confrontation. Civic government was in the hands of businessmen. They did not greatly concern themselves with growth problems; there was little need to do so, for this aspects was taken are of by their own actions as businessmen. The civic peace was not threatened by large scale criminality or disturbance. Police power was used firmly, especially against the lower orders and for the protection of property, so that from the mid-century, pedestrians and possessions were safe. The bussinessmen city fathers were vigorous too in their provision of utility services, creating a regional public sector of gas, water, electricity and trams that represented a kind of managerial socialism. The spatial relationships within which all this took place were profoundly affected by the infrastructure, especially in terms of transport. Its technology had developed a-symmetrically. Long hauls on canals and especially railways were relatively cheap, whereas short hauls within the cities of raw materials, semi-finished goods and finished products, had undergone no real cost reduction, being still to 1914 largely confined to horse or even hand-drawn carts. These two modes of carriage, the railway and the cart, taken together, were powerful influences in generating a centralising and agglomerating effect. The initial conditions of formation of the post-industrial revolution cities resulted in relatively close-knit patterns. Within this overall compactness the city assumed a characteristic shape. The workers lived in their own parts of the city, especially the east end. The cost of transport and the long hours spent at work made this necessary, together with the lack of houses elsewhere. A communalism developed in working-class areas, based upon the kinship net, the pubs, the music halls and the local shops where credit was available in bad times. Working class society was thus, to a considerable degree, encapsulated within the city region, in the 'work cell' surrounded by its complement of houses. Even more densely contained were the worst parts, the slums. Reciprocally·, the middle classes were both extruded from such areas by deteriorating conditions, and positively opted to move westward to something better. T o a 278

considerable degree the locational patterns of working and middle classes were reciprocals. This differentiation both made easier the keeping of the civil peace, and ensured that the expectations of working-class families were not inflamed by the sight of other life styles. All this would suggest, perhaps as late as 1900 or 1914, a quite favourable outcome. Most British industrial cities were proud places with no great overt hostility between the classes. Indeed their occupants were somewhat dazzled by the amazing growth that had taken place over one or two generations. The working classes responded to the loyalty of place, often taking pride in the name of their city, its football teams, its regiments, its industries and skills, and even, in some cases, as with Brimingham, its Members of Parliament.

III. The elements of vulnerability But we can see, as contemporaries could not, that all was not well. Three complexes of problems had been building up within the general prosperity. They had to do with the precariousness of the economic base, the archaism of the infrastructure and gross social default. Precariousness in the economy of a city-region was a function of two principal circumstances, namely increasing specialisation on a dominant range of outputs, together with dependence upon foreign markets for the sale of a significant proportion of these. Some city-regions evolved more strongly than others in the direction of specialisation, as in the cases of Glasgow and Belfast. In them there was a heavy concentration on shipbuilding, marine engines and heavy engineering. Both had other industries, but the export-oriented engineering trades had become central. These industries produced a particular range of skills, both among managers and workers: these were self-confirming, and were not easily transferrable to a new range of outputs. Other cities developed a much less specialised and export-oriented base, with greater diversity of output, scale and skills, as for example in Birmingham and Sheffield. Manchester was popularly associated with mono-industry in the first half of the nineteenth century, being referred to as Cottonopolis, but shed most of its cotton manufacturing activities to the regional towns, retaining the marketing and commercial functions, together with a considerable diversity of industry. In no case, of course, was the evolution of the industrial pattern of a city-region a matter of considered decision by a public authority; rather it arose from the atomistic responses of firms, and so was, in a sense, accidental. Two influences might have restrained specialisation and export dependence, namely action by the state or by trade unions. So far as the state was concerned the dangers of regional imbalance were not realised until the inter-war years. It is true that the fair trade movement of the 1880's and 279

J o s e p h Chamberlain's tariff reform movement in 1906 urged the protection of home products against foreign. Chamberlain, indeed, extended his ideas a long way toward the 'managed economy'. H i s advocacy of a tariff for Britain had strong regional implications. But they did not lead to sustained regional analysis, not least because of Chamberlain's defeat in the General Election of 1906. Part of the misgiving about Chamberlain's scheme arose from the far-reaching structural and regional realignment of British industry toward home markets that it implied. G l a s g o w and its region, staunchly Liberal, would have nothing to do with it. The tariff, the only instrument then avalable to governments for affecting the economic structure of regions, was thus rejected. The unions, had they been strong enough, especially among the less skilled, might have been able to rase wage costs in the heavy export industries. This would have had the effect of reducing competitivness, thus arresting the growth of the industries concerned in regions like Clydeside. The consequent redistribution, by raising working class incomes, might have had a regional multiplier effect, thus encouraging a diversity in the form of the consumer industries. But here, as with general external economies, the principle of self-reinforcing success operated. Employers in the basic industries could pay relatively good wages especially to their foremen and more skilled workers. This created a loyalty between firms and workers which the unions did not damage seriously. There were various means of further reinforcement of loyalty, including employers' welfare schemes. The infrastructure in the form of the road and rail system and housing grew pari passu with industry. But this aspect, as we have seen, was governed by its own laws. J u s t as a city was a reflection of its product mix, so it was also of its transport infrastructure. This was showing signs of strain before 1914. In a growing city served by carts the cost of movement of goods rose much more than proportionately with increased distance from the centre. This meant that the rent gradient was steep, with a high premium on central sites. F o r this reason the relief of vehicular congestion b y the widening of old streets was very expensive. The city fathers were thus largely impotent in dealing with street congestion, especially in the centres of cities. There could be no real escape from the impasse of concentration until a revolutionary prime mover appeared, imposing a new urban form. The third great element of vulnerability in the British industrial cities in their expansion phase was social default. This may be considered under three heads. There was a serious failure in housing supply for the working classes. Social segregation on a spatial basis had p r o f o u n d implications for class structure and inter-class relationships. There was gross inequality of incomes and wealth, confirmed by differences in opportunity and general life chances. 280

The provision of working-class houses was left to the market. But the market could not meet the need at any reasonable level for a significant proportion of the working classes because of the discrepancy between incomes and the economic cost of providing and servicing house space and facilities. Nothing could be done about the size of incomes. Philanthropists did, however, try to bring about a more effective use of limited income by promoting better budgeting practices. But those at the bottom of the income scale were the least well educated, with the shortest time horizons, often extending no further than the coming week-end. This inability to budget was compounded where incomes were unstable (as in the export industries), causing a tendency to stay at that level of housing that could be maintained in bad times rather than good. The philanthropists also tried to demonstrate how to keep down management costs by careful administration of the housing they provided, trying to promote a sense of pride as a weapon against fecklessness and vandalism. But these educative tactics made almost no impression. At the same time the cost of housing was being raised by legislation intended to set minimal standards. Because of lack of effective demand for housing at this social level there was also a supply failure. Houses for the lower income groups were provided either by the downgrading and conversion of large houses abandoned by the better off, or by smallscale projects that could generate no real economies. There were thus two sectors to the house-building trade-one on a petty scale in the working class parts of the city, and the larger more highly organised industry providing homes for the middle classes. Just as the infrastructural block could only be broken by the advent of a new prime mover, so the housing block could not be solved by the market, even with philanthropic aid; the only escape lay through public policy backed by subsidy. But so radical an intrusion into so important a sector, and so vast a bill, were not to be contemplated before 1914. In spatial terms infrastructure and subsidy were of course related, for a reduction in density made possible by public sector housing required that new sites be made accessible well outside existing civic boundaries in the surrounding regions, a condition that could not be met easily, because of infrastructural limitations. Segregation of social classes was one of the great confirming elements of the British social system. It meant that the classes were isolated from one another in their daily lives, including their education. Social default was not visible to the middle classes. They saw little of the formative conditions of the workers, and so could too easily hold facile notions of the responsibility of the individual for his own condition of life. Perhaps it was necessary at this stage of development of the system that entrepreneurs should not be too solicitous of their workers, but should respond to market stimuli without the distraction of social concern. If this was so then the morphology of the city, as a promoter of insensitivity, was 281

a growth factor. Many middle class people argued in terms that suggested that the best hope for the workers lay in the process of 'filtering up', the less fortunate rising to better houses and better wages as those above them enjoyed the benefits of economic stimulus brought by employers who were not distracted by sympathy or inhibited by trade union strength. The third great default, that of inequality of life chances, was no less deeply rooted in the morphology of cities, and in particular the prevailing social segregation. In terms of the life experience of the worker and his family, mutually reinforcing circumstances converged to limit his outlook and his choices. From a consideration of housing, social segregation and differences in life chances it might be thought that the British industrial city-regions would be by 1914 places of great tension and hostility. Though there was of course strong resentment among some members of the working classes, in general there was an acceptance of what fate had produced. Segregation had in a sense obviated class hostilities, for the workers knew little beyond their own lives. When they did as tradesmen catch glimpses of west end houses, it was as earners servicing such places. Their own capacity for communalism could make their lives more acceptable. Moreover those who chose the path of respectability had some chance of family improvement; those who did not were not such as to question the foundations of society.

IV. The changing parameters, 1918-39 The 1914-18 war confirmed much of the old pattern of industry in Britain's industrials cities, especially for those that were enigeering and metal-based. But the inter-war years brought far-reaching changes. The most important of these had to do with markets. World trade underwent contraction; at the same time the general move among the nations to promote their own industries greatly accelerated. The result was yet further tariff building, a trend which Britain herself had no choice but to join in 1932. Thus a fundamental condition affecting the economic bases of the British industrial cities was impaired. The self-conforming mix of outputs, based upon export markets and external economies, was now to a significant degree superseded. This posed the challenge of reconstituting the economic bases of the city-regions most affected. The consequent unemployment had a profound effect on civic and regional politics. In the government of all British industrial cities the Labour Party became an important element: in some, as in Glasgow and Sheffield, the Party became dominant in the 1930's and retained continuous control. There was a strong shift of emphasis in the direction of seeking to improve the conditions of life for the working classes. A different political 282

philosophy entered the council chamber. At the same time it is true to say that social philosophy had been changing muh more generally, though more cautiously. The infrastructure in terms of transport changed quite dramatically. The new prime-mover, the internal combustion engine, had arrived in force for the carriage of goods. It could begin to counteract the structuring and concentrating effect of dependence upon animal muscle. The automobile had only a minor effect upon the British working classes in the inter-war years, for it was beyond the incomes of most of its members. But the lorry made a great difference. The costs of the short and medium haul could now be greatly reduced. Manufacturing plant could now be set up outside the central cores of the cities, thus enjoying lower rental costs and greater site flexibility. This was especially true of the newer consumer industries and lighter engineering. In an effort to help the Depressed or Special Areas (those in which pre-1917 specialism and export dependence had been greatest), new industrial estates were built by local authorities with government subsidy on green field sites. A new locational pattern, based upon peripheral dispersion, could thus begin to assert itself. The spatial concentration of the labour force could be made subject to its first real counterinfluence. The morphology of the city, so long-self-confirming, could now begin to assume a new pattern. In 1919 the government with its Addison Act took its first step in repairing the greatest of social defaults, that of housing. Public sector housing, sustained by subsidy, was begun. This meant, of course, a search for sites. These could only be found, on any scale, around the perimeter of the cities. The middle classes from late Victorian times had been creating their own suburbs, linked to the city by trams and trains. The new working class estates, where there were no inner-periphery gaps left, had to be located yet further out. In many cases the housing estates were provided for respectable members of the working classes reasonably up the income scale, thus making their vacated homes available for the 'filtering up' of the less fortunate. But the filtering-up principle had only limited effectiveness. This meant that the hard core of inner city and east end slums was left largely unredeemed. Even the Labour Party did not opt to tackle social failure in its most advanced form, in the concentrated slums. The irreduceable core of the problem was thus still there when the second world war began in 1939. And yet party postures could be very important. In the English cities the local authority allocated land for both public and private sector house building; in Birmingham for example Yardley Wood council house estate arose side by side with Hall Green's private semi-detached development. By contrast, in Glasgow the Labour Corporation refused land for private building, insisting that housing should be a social service, publicly provided. The working classes of Glasgow found it very difficult to become home owners, though they enjoyed subsidised rents. An ever-higher 283

proportion of workers became tenants of the Corporation, carrying it, as the largest landlord, deep into the problems of social discipline as they related to working class homes. At the same time the Labour Party consolidated its political base with the tenants in the housing estates voting their support. Transport infrastructure and housing were of course inter-related. Together they brought about the beginning of a new pattern of dispersal within the conurbation. Before 1918 they had acted in concert to confirm the high spatial density within the city, with conurbation concentration and civic concentration both working in the same direction. Under the new conditions the old forces causing convergence on the conurbation continued to erate, but new ones working within it caused intra-conurbational dispersion toward the perimeter. Developments on the periphery of the conurbation were largely uncontrolled, leading to confusion and incoherence, ribbon building and the wastage and sterilisation of land. Certainly there was debate between local authorities and central government about boundaries, but little beyond this. In spite of Patrick Geddes there was little disposition to think of cities and regions as systems of related parts. The changes of the inter-war years left the general consciousness of the working classes as it derived from the morphology of their cities and regions, and the effect of this on their lives, largely unaltered. The new housing estates still encapsulated them as the old core and east end had done, so that invidious inter-class comparisons scarcely arose. The coming of the radio from the mid 1920's did little to change this.

V. The thinking: spatial form and economic base Before 1939 there was no real sustained official thinking about the condition of British cities. There had certainly been misgiving, especially in the case of the uncontrolled growth of London, but it had borne little real fruit. Two new lines of thought were required. They concerned the economic base and the spatial form. The first of these produced no great guiding document; the second generated the Barlow Report of 1940. The economic needs of cities were subsumed under the general problem of regional imbalance as it had been revealed in black-spot unemployment. The Special Areas Act of 1934 had designated the North-East, West Cumberland, South Wales and the Glasgow region. Public money was made available for social amelioration. Attempts were made to attract new industries by the development of trading estates, but such estates had little real attractive power, relying largely upon firms enticed to them by orders placed by government departments. There was a great unwillingness to use governmental authority to exclude new factories from London so that they 284

might be deflected to the Areas. The Distribution of Industry Act of 1945 adopted the expression 'Development Areas', enlarging and adding to them. Factory building in southern England and the West Midlands was now discouraged; in the Development Areas there were incentives in the forms of loans and grants and newly built factories. From 1966 there was an effort to move away from a policy dominated by the need to reduce regional unemployment to a more positive one seen in terms of 'growth areas'. In all of this, however, there was little real attempt to anatomise the great cities and their regions: the policy, at least until 1966, was dominated by the idea of shifting the balance of industry away from the south and midlands toward the north. Meanwhile, however, there had been developments on the spatial front. The Barlow Commission had been set up in 1937, to consider the geographical distribution of population and employment. Its Report was the first document to present industrial, commercial and urban planning from a national point of view. Barlow brought to the fore two sets of ideas. Firstly there should be a balanced distribution of population and industry as between the regions of Britain. Out of this notion of the balanced cityregion came Development Areas policy. Secondly, the Barlow Report set out what the Commission regarded as the proper spatial configuration within the city-regions. There should be redevelopment to end the terrible congestion of the central slums; peripheral estates should be extended, on principles of planned development. But the perimeter should be sharply drawn, defined and protected by a 'green belt', thus ending sprawl and land wastage. Because of the restriction on land availability thus imposed, for slum redevelopment to take place the populations of great cities should be reduced by overspill. Those removed from the centre might go to the outer parts of the city, but if they went beyond this should go some thirty miles. N e w towns were to be built to assist the long-distance dispersal. The two sets of Barlow planning canons were thus established, the inter-regional and the intraregional. Under them Britain was to be provided with a set of city-regions, balanced over the country and within themselves. A school of planners arose for whom these principles became articles of faith, providing a framework within which their thoughts could be ordered: it was not long before the Barlow-formed men were in powerful positions. The Town and Country Planning Act of 1947 (the outcome of the Uthwatt Report) provided the necessary control of land use: all developments were made subject to the permission of the local planning authority, and any increase in land value created by such permission was to be subject to a development charge. In the sense that all this was based upon the realisation of an accumulation of problems from the past, it was historical. But in the Barlow programme there was a curious curtailment of perspective. For with 285

structure planning based essentially upon land use, the resource base of city-regions, upon which all else depended, was given only minor attention. There was no real attempt to forecast the future viability of a cityregion in terms of its economic base. An approach through history, or indeed economic geography, rather than through spatial paradigms, might have prevented such a failure. This, or course, is not to condemn Barlow, whose terms of reference did not include these matters. The assumption of general economic expansion was the prevailing one over the years in which Barlow was the guiding document, so that the regional problem was seen by implication as consisting of manipulating a basic buoyancy. The Barlow approach had other weaknesses, some of which might have been corrected by a more historical approach, especially in terms of business and local government history. The extent to which industries were sufficiently foot-loose to respond to the incentives envisaged was overestimated. The level of tolerance to be expected from the regions discriminated against was also placed too high, especially when such 'fortunate' regions like the West Midlands and the South East developed their own sense of precariousness. O n the side of underestimation there was no real anticipation of the scale of preferential treatment that would be required to stabilise the city-regions that were in greatest difficulty. N o r did Barlow contribute to any significant degree to the problems of class segregation and inquality of life chances. Finally, there was a failure to forsee the dangers of overspill as a strategy for contracting areas, together with the possibility of steeply rising money and convenience costs attaching to the journey to work. Having taken some account of the governing thought processes, it is necessary to resume the course of events.

VI. The new urban age since 1945 In the generation from 1945 to the present it is necessary to distinguish between the general circumstances affecting all British cities over this period, and the differential capacities of cities to respond. A general rising trend of prosperity and improvement of real incomes in Britain was present from the end of post-war austerity in the late 1940's and early 1950's down to the early 1970's: for over twenty years the British economy, in spite of hesitancies, was buoyant. This made adjustment in all its aspects easier, including that of cities. But buoyancy made its own demands upon adjustment. Rising incomes brought improvements in housing as well as a great extension of semi-durables. Of the latter by far the most important was the automobile: at long last it entered in quantity into working-class lives. Between 1950 and 1970 the number of vehicles of British roads, beginning with some 5 millions, rose by 5 millions per decade 286

to a total of 15 millions. The price of petrol became a component of the cost of living for a significant proportion of the population. At the same time that railway system, apart from its principal trunk lines, was between 1962 and 1966 drastically slimmed. The lorry with its geater flexibility crowded the streets and roads. The demand for a new infrastructure was thus made irresistible: the operators of cars and lorries required that the state provide them with a new national permanent way: the demand was acceded to almost without discussion. Motorways first produced a second trunk system alongside that of the railways, further hastening the obsolescence of a system already in trouble. They then began their intrusion into the cities. Two kinds of congestion were thus generated, namely of moving and stationary vehicles. Where the motorways had failed to penetrate the cities as they had succeed in doing in Birmingham and Glasgow, the streets became choked with cars and lorries, especially at peak hours. Parking was a no less serious pressure; residential streets became lined at night with cars, making it necessary to provide for garages or standing. At the same time there came important changes in social values and the policies that derived from them. There was vigorous public-sector house building, producing a second ring of council house estates, further out than the first. This did not greatly alter the inherited pattern of class segregation. But it brought a fundamental change in urban morphology and workingclass life. As the perimeter was thus being expanded the population at the centre was being moved out by the policy of overspill, undertaken in order to reduce unacceptable densities. In this way the trend to the perimeter, begun in the inter-war years, was confirmed. Dispersal was accentuated in some cases by the adjacent building of new towns. But by the late 1970's it became apparent that overspill was a dangerous tactic, likely to gain its own momentum and even to get out of hand, emptying the inner city of its more active population and confirming a less productive residue, including the old. The general quality of social life also altered, partly because of the policy changes, and partly for reasons that were more general. O n the policy side the combination of population reduction in the inner city and the development of the new peripheral estates in large measure destroyed the pattern of urban life that had been generated by the industrial revolution. The city was no longer a compact place, with the classes safely separated, but had become a curious pattern as middle and working classes had alternately leap-frogged one another in their respective movements to the expanding perimeter. The journey from the estates to the centre of the city became much longer and more expensive. Where, as was all too often the case, there was a minimum of social provision on the estates, it was necessary fot their occupants to travel through middle class areas to the city centre for entertainment, especially that of the pub. 287

Accompanying these consequences of policy there were radical changes in social outlook and behaviour. These were especially important as affecting the teenagers. They were now much more healthy and vigorous than any preceding generation had been. At the same time their outlook was changed by a general collapse of older values. As expectations increased, aided by what was seen on television, responsibility diminished, producing serious problems of vandalism and violence in the streets. Because of shifts in social and physiological theory the idea of punishment had receded, to be replaced by the notion that conduct was socially determined, so that the correct approach was thought to be not retribution or deterrence, but reconditioning by changes in the social environment. These were the general conditions within which British industrial cities had to make their responses to the new urban age.

VII. The extremes: Glasgow versus Birmingham Some city regions were capable of more or less continuous adjustment to their economic base after 1914. The buoyancy thus generated made it relatively easy for them to respond to universal challenges. Such cities were able, more or less continuously, to liquidate their past production commitments, and to substitute, more or less in proportion, new ones. Other cities, unable to respond to a sufficient degree to market changes, underwent economic decline, thus greatly exacerbating the difficulties which they shared with the more adaptable. Britain has produced a dramatic example of each case. Glasgow is the great exemplification of inability to respond, becoming involved in a selfconfirming syndrome of decline; Birmingham until recently has been the shining example of adaptation and the continuance of a rising trend. Down to 1914 these two cities competed for the titles of second city of the empire and the best governed city in the world. Thereafter there was no contest: Glasgow lost its growth impetus while Birmingham continued in high prosperity. Between 1961 and 1979 the population of Glasgow has shrunk from 1,055,000 to 770,000; Birmingham still has a populatin of over a million. The other British industrial cities may be placed along the spectrum between these two-Liverpool near (or perhaps at) the Glasgow end, together with Belfast; Leeds and Manchester somewhere in the middle; Sheffield nearer Birmingham. It is a useful device to take Glasgow and Birmingham as dramatic examples respectively of contraction and adaptation. Why should two cities, formerly peers, behave so differently? The economic base of Glasgow from 1870 to 1914 was so self-confirming in terms of shipbuilding, marine engines and heavy engineering that this complex of industries precluded the development of alternative lines of 288

output on a scale sufficient to provide a new economic base. This was already apparent in the inter-war years and became painfully so after 1960. The result was that Glasgow generated a syndrome of decline, the obverse of that expansion. There was a loss of confidence and a deterioration of business initiative. The old natural protection of loyalty faded. A tendency developed for the most active and directive minds to go elsewhere; there was little spontaneous influx to replace this element. The same was true of investment: local money left the area seeking better returns. Such investment as did take place contained a large component of alien money from England and abroad, often attracted by governmental incentives. Each such injection was warmly welcomed at first for its employment potential, but was soon subject to local criticism as the implications of branch plant operation by national and multi-national companies became apparent. The innovative outlook of the incomers failed to spread to any significant degree to indigenous firms, so that the influence of the wider world tended to be encapsulated. The finances of the city-region became adverse, because of a weakening of the tax base, accompanied by greater burdens placed upon it, especially for welfare. Because the demand for labour contracted, unemployment grew and wage levels tended to be low. Union pressure to raise wages to national levels arrested one of the traditional correctives of the market system, namely relatively cheap labour. Labour relations deteriorated: job demarcations were the more sternly insisted upon, industrial action raised costs further in shrinking markets. Some unions assumed a conflict stance, while most moved in this direction. The ideological level rose, with an increase in those élites favouring communist or anarchosyndicalist solutions. Management, in the face of labour demands, abdicated much of its traditional control. All these circumstances were much aggravated by inflation and the consequent struggle over wages from 1960 onward. To all of this must be added the general social problems consequent upon the decay of inner city and the tensions in the new peripheral estates, the social deprivation, the violence and the vandalism. All of these were given an extra dimension by the decline of the local economy. Finally, there is the question whether the prevailing vogue for overspill and new towns derived from Barlow drained Glasgow of a good deal of its more skilled labour. More generally, overspill may have been destructive in principle for a city caught in the forces of contraction. We have no theory to tell us when urban slimming has reached critical size; overspill may induce anorexia nervosa in the city. The Birmingham case developed very differently. The primary condition for well-being was met, namely a transition of the economic base of the nineteenth century into something expansive in the twentieth. The great arbiter was changes in technology. Whereas these in the Glasgow case led to a narrowing of the range of outputs with a corresponding precariousness in 289

terms of markets, in the case of Birmingham and its region technological advance, in its bland and arbitrary way, widened the employment potential. Developments in metallurgy produced manganese and silicon and other steels, ideal where abrasion was present, as in the engines of automobiles. New motors of great flexibility for powering machines for industrial use appeared, using gas, oil and finally electricity. The powerpress for shaping metals with unheard of cheapness was developed. Machine tools became ever more versatile, producing ever more precisely standardised parts. All this provided great encouragement for ingenuity in manufacture and in selling in both producer and consumer markets. The result was that Birmingham seized the leadership in the inter-war years in the electrical trades and especially in bicycles, motor cycles and automobiles. Birmingham became the capital of British light and medium engineering. This trend was confirmed after 1945. Birmingham showed a high capacity to adapt and innovate, with farsighted management and skilled labour. So much so that the government, under Barlow influence, desired to limit the growth of the city, a view which the city council accepted, recognising the national case against unrestricted expansion in a given region. By the 1950s a curious duality had developed in Birmingham's industry. Automobile production had asserted its primacy, with 20 to 25 % of the city's capital and labour involved in it either directly or indirectly. But this concentration had not destroyed the diversity of other firms. High wages in the automobile industry pushed up wages generally. A much larger proportion of women and young persons were taken into employment. Birmingham household incomes in 1961-63 were 13% above the British average. Between 1951 and 1970 the rise in overall industrial productivity was as high as 5% per annum, serving the home market and providing notable exports, especially of automobiles. The largest automobile maker was the Austin Motor Works at Longbridge, with production techniques among the most advanced in Europe. With such an economic base Birmingham suffered to a much lesser degree from the general changes since 1945. Its city fathers had the confidence and means to carry out the most dramatic reconstruction of any British city. It was aided in this by the ability to acquire a great deal of land in the centre of the city that had been cleared by enemy bombing. The property boom consequent on general prosperity made possible a rebuilding of the city centre that had no rival, a joint venture shared by the city and eager property developers. But just as contraction can generate problems, as in the Glasgow case, so too could expansion in Birmingham in the new atmosphere of the 1950's and later. In Glasgow's great phase of prosperity down to 1914 the trade unions, though they could exert upward pressure on wages, could do so only within severe limits; as we have seen they had no power to raise their share of revenue to such levels as to act as a curb on regional expansion and 290

specialisation. In Birmingham from the 1950's this constraining possibility began to appear. There had been strong unions in the automobile industry from the late 1930's. This was indeed, the real beginning of Birmingham trade unionism, for previously it had been very weak. The new strength from the 1950's was the product of labour shortage, itself the outcome of the success of the industry. But there was no serious difficulty until the 1950's, largely because of the T.U.C.-agreed policy of wage restraint. But potential militancy was growing. Form 1956 there was rapid deterioration of labour relations, so that by 1961 the automobile industry was as strikeprone as any in Britain. At the same time world overcapacity in automobile manufacture and highly effective competition from the Japanese reduced the British market at home and abroad. By the mid-1970's British Leyland, successor to Austin Morris and Leylands, was near bankruptcy. An injection of public money in effect brought nationalisation. The largest element in the economy of the Birmingham city-region, the automobile industry, had joined Clydeside's shipbuilding as a lame duck. Birmingham, like Glasgow, had discovered, though by a different route, and to a lesser degree, the limitations of specialising.

VIII. The problem of the product mix The essence of the time perspective is that employment is paramount: this might be called the mainspring theory of urban development and policy. But all markets finally fail. Because of arbitrary changes in products and tastes and their related labour needs, we do not know how to induce regional product mixes that are capable of evolving into their own selfsustaining successors. Just as nature is indifferent to man, so the unlocking of nature by man through his science and technology is indifferent to his own economic, social and spatial forms. The economic bases of both Glasgow and Birmingham, and indeed of the city-regions of Britian generally, developed largely independently of public policy; they were the products of ongoing accidents. Moreover they had been determined a generation before their implications became apparent. From the 1960's there has been a growing realisation that cities are different from one another, sometimes profoundly so. Over the past fifteen years British planners, following American example, have begun to think in new terms. Systematic methods are being applied to traditional aspects such as spatial planning, transport and to social goals, with a new emphasis upon predictive models. Moreover the great extension of the public sector has generated départemental and public corporation investment programmes that are highly relevant to regional planning. This has helped to push thought in the direction or regional analysis on the basis of resources and 291

activity in the search for an integrated forecasting system which is comprehensive and not one-sided as was Barlow, and which will make possible a closer approximation to an optimum spread of demand and productive capacity over the country. Few urban historians could follow the pioneers in this search for a satisfactory theory or model of the urban economic base, though most would benefit from an acquaintance with the systems approach to the city and region. But planners must respond to their daily challenges; they cannot wait until synthesis and prognosis are complete. They must respond to ongoing changes, just as their capitalists predecessors did, seeking clues to action while they are acting.

Die britische Stadtregion als historische und politische Aufgabe Zusammenfassung Die Untersuchung ist der Beziehung einer Gruppe von Städten - den in der industriellen Revolution entstandenen britischen Industriestädten - zu ihrem Hinterland gewidmet. Jede von ihnen zeigte bis 1914 charakteristische Wachstumsmerkmale: eine hohe Produktionsrate und eine geringe Anzahl von Arbeitskonflikten. Sie standen im Aufschwung der britischen und der Weltwirtschaft, es gab keine Regionalprobleme, dafür jedoch schwerwiegende versteckte Schwächen. Die wirtschaftliche Basis einiger dieser Städte war unsicher. Hinzu kam, daß sie alle eine veraltete Infrastruktur (auf der Basis von Schienen- und Pferdetransport) sowie grobe soziale Mängel aufwiesen (insbesondere im Wohnungsbau, in der Trennung der sozialen Schichten und der Ungleichheit der Lebenschancen). Um 1939 war klar geworden, daß die britischen Großstadtregionen in zwei Kategorien eingeteilt werden mußten: in solche, die sich umzustellen verstanden hatten und somit weiterhin florierten, und solche, die einem Schrumpfungsprozeß anheim gefallen waren. Die offizielle Reaktion auf diese Erkenntnis war der Barlow Bericht 1940, der einen Ausgleich zwischen den Regionen empfahl. Dieser Ausgleich sollte durch Maßnahmen geschaffen werden, die geeignet waren, in die Schrumpfungsgebiete neue Industrien zu bringen. Die relative Prosperität von 1939 bis in die sechziger Jahre verdeckte allerdings den weiter bestehenden Unterschied zwischen den Stadtregionen. Unterdessen hatten sich die Infrastrukturen, die gesellschaftlichen und sozialen Strukturen und die Art der Lebensführung aller Städte durch das neue Straßensystem, den sozialen Wohnungsbau und Maßnahmen zur besseren Verteilung der Bevölkerung (letzteres als eine Folge des Barlow Berichts) tiefgreifend verändert. Glasgow und Birmingham sind Beispiele für eine andauernde Schrumpfung bzw. Anpassungsfähigkeit englischer Stadtregionen. Die britischen 292

Industriestädte h a t t e n einerseits E r f a h r u n g e n g e m a c h t , die v o n allen geteilt w u r d e n , wiesen andererseits aber a u c h w e i t r e i c h e n d e D i v e r g e n z e n

auf.

E n t s c h e i d e n d für die B l ü t e einer S t a d t r e g i o n w a r die F ä h i g k e i t , die S t r u k t u r der regionalen Industrien den M a r k t b e d i n g u n g e n a n z u p a s s e n . A u s dieser sehr u n t e r s c h i e d l i c h verteilten F ä h i g k e i t ergaben sich die u n t e r s c h i e d l i c h e n sozialen u n d politischen R e a k t i o n e n . Die

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der Industrie einer R e g i o n u n d d a m i t indirekt auf die

öffentliche W o h l f a h r t e i n w i r k e n ?

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Abkürzungsverzeichnis/List of Abbreviations

AER AHR BHR CEHE CSB EEH EDCC EHR HST IHK IWK JbSLBW JbSSKS JEH JPE JRSS MEW NWB

QJE

StA StJbDR StJbKS StMKS VSWG ZSBMI

American Economic Review American Historical Review Business History Review Cambridge Economic History of Europe Constitutionelle Staats-Biirgerzeitung Explorations in Entrepreneurial History Economic Development and Cultural Change Economic History Review Handwörterbuch der Staatswissenschaften Industrie- und Handelskammer Internationale Wissenschaftliche Korrespondenz Jahrbücher für Statistik und Landeskunde von BadenWürttemberg Jahrbuch für Statistik und Staatswirtschaft des Königreichs Sachsen Journal of Economic History Journal of Political Economy Journal of the Royal Statistical Society Marx-Engels-Werke Neue Wissenschaftliche Bibliothek Quarterly Journal of Economics Staatsarchiv Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich Statistisches Jahrbuch für das Königreich Sachsen Statistische Mitteilungen aus dem Königreich Sachsen Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Zeitschrift des Statistischen Bureaus des Königlichen Sächsischen Ministerium des Innern

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Autorenverzeichnis/List of Authors

Louis Bergeron (geb. 1929) war Dozent an der Ecole normale supérieure und lehrt jetzt als Directeur d'études an der Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales in Paris. Er veröffentlichte 1979 seine Thesis über »Banquiers, négociants et manufacturiers parisiens, du Directoire à l'Empire«. Weitere Werke: »L'Episode napoléonien, aspects intérieurs« (1972); »Les Capitalistes en France, 1780-1914« (1978). Sein Hauptinteresse gilt der Erforschung der sozialen Strukturen von Investition und Unternehmertum in Frankreich seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert. Pierre Cayez ist Hauptassistent an der Universität Lyon II und Autor einer Arbeit über »Die Industrialisierung Lyons im 19. Jahrhundert. Vom Großhandel zur Großindustrie«. In seinen gegenwärtigen Arbeiten beschäftigt er sich mit der Unternehmenswirtschaft im 20. Jahrhundert, den Urbanisationsprozessen und der industriellen Archäologie. Sydney G. Checkland ist seit 1957 Professor für Wirtschaftsgeschichte an der Universität Glasgow; er ist Fellow der British Academy und hat vor allem auf dem Gebiet der britischen Wirtschafts- und Sozialgeschichte veröffentlicht. Norman McCord ist Professor für Sozialgeschichte an der Universität Newcastle upon Tyne. Sein Forschungsinteresse konzentriert sich seit einigen Jahren in zunehmendem Maße auf die Erforschung der Geschichte Nordostenglands. Waclaw Dlugoborski ist Professor am Institut für Geschichtswissenschaft der Pädagogischen Hochschule Krakau. Seine Veröffentlichungen und Editionen befassen sich überwiegend mit der Wirtschafts- und Sozialgeschichte des 19. und 20. Jahrhunderts, vor allem mit der Industrialisierung und den wirtschaftlichen und sozialen Problemen des Zweiten Weltkrieges. Michel Hau hat in der Sorbonne und im Instititut d'Etudes Politiques Geschichte und Volkswirtschaft studiert. Unter der Anleitung von Professor Maurice Lévy-Leboyer beschäftigt er sich mit den Problemen der Wachstumsungleichheiten zwischen den französischen Regionen. 296

Gerd Hohorst ist Wissenschaftlicher Assistent für Wirtschafts- und Bevölkerungsgeschichte an der Fakultät für Geschichtswissenschaft der Universität Bielefeld. Er veröffentlichte überwiegend zu Themen der Wirtschaftsund Sozialgeschichte. Hubert Kiesewetter (geb. 1939) hat nach neunjähriger Berufstätigkeit Geschichte, Philosophie, Ökonomie und Wissenschaftstheorie studiert. Er wurde 1968 M. Sc. an der London School of Economics und promovierte 1973 in Heidelberg. Seit 1975 ist er Assistent an der Freien Universität in Berlin. Clive H. Lee ist Senior Lecturer für Wirtschaftsgeschichte an der University of Aberdeen. Unter seinen Publikationen sind hervorzuheben: »Regional Economic Growth in the United Kingdom since the 1880's« und »The Quantitative Approach to Economic History«. Diane Lindstrom ist Senior Fellow am Regional Economic History Research Centre und Associate Professor of History an der University of Wisconsin in Madison/USA. Franklin Mendels ist Wirtschafts- und Demographiehistoriker an der University of Maryland/USA. Seine Arbeiten liegen im Bereich der ländlichen Ökonomie, der Bevölkerungs- und Familiengeschichte. Seine Dissertation »Industrialization and Population Pressure in Eighteenth Century Flanders« liegt der Arno Press (New York) zum Druck vor. Sidney Pollard war bis 1980 Professor für Wirtschaftsgeschichte an der University of Sheffield und leitete das dortige Institut für Wirtschafts- und Sozialgeschichte. Seit Herbst 1980 lehrt er an der Fakultät für Geschichtswissenschaft an der Universität Bielefeld. Seine Publikationen liegen vorwiegend auf dem Gebiet der neueren britischen und europäischen Wirtschaftsgeschichte. Alan Rogers ist nach langjähriger Lehrtätigkeit in Nottingham seit kurzem Professor of Continuing Education an der University of Ulster. Er veröffentlichte vor allem Werke zu Themen der englischen Local History. Jürgen Reulecke ist Wissenschaftlicher Assistent an der Abteilung Geschichtswissenschaft der Ruhr-Universität Bochum (Sozial- und Wirtschaftsgeschichte). Seine Veröffentlichungen und Editionen beziehen sich auf die deutsche Sozial- und Wirtschafts- sowie die Stadtgeschichte des 19. und frühen 20. Jahrhunderts.

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KRITISCHE STUDIEN ZUR GESCHICHTSWISSENSCHAFT 1. Wolfram Fischer · Wirtschaft und Gesellschaft im Zeitalter der Industrialisierung. Aufsätze - Studien - Vorträge. 1972. 2 . Wolfgang Kreutzberger • Studenten und Politik 1918-1933. Der Fall Freiburg im Breisgau. 1972. 3 . Hans Rosenberg · Politische Denkströmungen im deutschen Vormärz. 1972. 4 . Rolf Engelsing · Zur Sozialgeschichte deutscher Mittel- und Unterschichten. 2. Aufl. 1978. 5 . HansMedick • Naturzustand und Naturgeschichte der bürgerlichen Gesellschaft. Die Ursprünge der bürgerlichen Sozialtheorie als Geschichtsphilosophie und Sozialwissenschaft bei Sam. Pufendorf, John Locke und Adam Smith. 1973. 6 . Heinrich August Winkler (Hg.) · Die große Krise in Amerika. Vergleichende Studien zur politischen Sozialgeschichte 1929-1939. 7 Beiträge. 1973. 7 . Helmut Berding · Napoleonische Herrschafts- und Gesellschaftspolitik im Königreich Westfalen 1807-1813. 1973. 8 . Jürgen Kocka · Klassengesellschaft im Krieg. Deutsche Sozialgeschichte 1914-1918. 2. Aufl. 1978. 9 . Heinrich August Winkler (Hg.) · Organisierter Kapitalismus. Voraussetzungen und Anfänge. 11 Beiträge. 1974. 1 0 . Hans-Ulrich Wehler · Der Aufstieg des amerikanischen Imperialismus. Studien zur Entwicklung des Imperium Americanum 1865-1900. 1974. 1 1 . Hans-Ulrich Wehler (Hg.) · Sozialgeschichte Heute. Festschrift für Hans Rosenberg. 33 Beiträge. 1974. 1 2 . Wolfgang Köllmann • Bevölkerung in der industriellen Revolution. Studien zur Bevölkerungsgeschichte Deutschlands im 19. J h . 1974. 1 3 . Elisabeth Fehrenbach · Traditionale Gesellschaft und revolutionäres Recht. Die Ein-

führung des Code Napoléon in den Rheinbundstaaten. 2. Aufl. 1978. 1 4 . Ulrich Kluge • Soldatenräte und Revolution. Studien zur Militärpolitik in Deutschland 1918/19. 1975. 1 5 . Reinhard Rürup · Emanzipation und Antisemitismus. Studien zur Judenfrage' der bürgerlichen Gesellschaft. 1975. 1 6 . Hans-Jürgen Puhle · Politische Agrarbewegungen in kapitalistischen Industriegesellschaften. Deutschland, USA und Frankreich im 20. J h . 1975. 1 7 . Siegfried Mielke · Der Hansa-Bund für Gewerbe, Handel und Industrie 1909-1914. Der gescheiterte Versuch einer antifeudalen Sammlungspolitik. 1976. 1 8 . Thomas Nipperdev · Gesellschaft, Kultur, Theorie. Gesammelte Aufsätze zur neueren Geschichte. 1976. 1 9 . HansGerth · Bürgerliche Intelligenz um 1800. Zur Soziologie des deutschen Frühliberalismus. Mit einer Einführung und einer ergänzenden Bibliographie von Ulrich Herrmann. 1976. 2 0 . Carsten Küther · Räuber und Gauner in Deutschland. Das organisierte Bandenwesen im 18. und frühen 19. Jh. 1976. 2 1 . Hans-Peter Ullmann · Der Bund der Industriellen. Organisation, Einfluß und Politik klein- und mittelbetrieblicher Industrieller im Deutschen Kaiserreich 1895-1914. 1976. 2 2 . Dirk Blasius · Bürgerliche Gesellschaft und Kriminalität. Zur Sozialgeschichte Preußens im Vormärz. 1976. 2 3 . Gerhard A. Ritter · Arbeiterbewegung, Parteien und Parlamentarismus. Aufsätze zur deutschen Sozial- und Verfassungsgeschichte des 19. und 20. Jh.s. 1976 2 4 . Horst Müller-Link · Industrialisierung und Außenpolitik. Preußen-Deutschland und das Zarenreich 1 8 6 0 - 1 8 9 0 . 1977.

VANDENHOECK & RUPRECHT IN GÖTTINGEN UND ZÜRICH

KRITISCHE STUDIEN ZUR GESCHICHTSWISSENSCHAFT 2 5 . Jürgen Kocka • Angestellte zwischen Faschismus und Demokratie. Zur politischen Sozialgeschichte der Angestellten: USA 1890-1940 im internationalen Vergleich. 1977. 2 6 . Hans Speier · Die Angestellten vor dem Nationalsozialismus. Ein Beitrag zum Verständnis der deutschen Sozialstruktur 1918-1933. 1977. 2 7 . Dietrich Geyer · Der russische Imperialismus. · Studien über den Zusammenhang von innerer und auswärtiger Politik 1860— 1914. 1977. 28. Rudolf Vetterli · Industriearbeit, Arbeiterbewußtsein und gewerkschaftliche Organisation. Dargestellt am Beispiel der Georg Fischer AG (1890-1930). 1978. 29. Volker Hunecke · Arbeiterschaft und industrielle Revolution in Mailand 1859-1892. Zur Entstehungsgesschichte der italienischen Industrie und Arbeiterbewegung. 1978. 3 0 . Christoph Kiessmann · Polnische Bergarbeiter im Ruhrgebiet 1870-1945. Soziale Integration und nationale Subkultur einer Minderheit in der deutschen Industriegesellschaft. 1978. 3 1 . Hans Rosenberg · Machteliten und Wirtschaftskonjunkturen. Studien zur neueren deutschen Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. 1978. 3 2 . Rainer Bölling · Volksschullehrer und Politik. Der deutsche Lehrerverein 19181933. 1978. 3 3 . Hanna Schissler · Preußische Agrargesellschaft im Wandel. Wirtschaftliche, gesellschaftliche und politische Transformationsprozesse 1763- 1847. 1978. 3 4 . Hans Mommsen · Arbeiterbewegung und Nationale Frage. Ausgewählte Aufsätze. 1979. 3 5 . Heinz Reif · Westfälischer Adel 17701860. Vom Herrschaftsstand zur regionalen Elite. 1979.

36. Toni Pierenkemper · Die westfälischen Schwerindustriellen 1852-1913. Soziale Merkmale und unternehmerischer Erfolg. 1979. 37. Heinrich Best · Interessenpolitik und nationale Integration 1848/49. Handelspolitische Konflikte im frühindustriellen Deutschland. 1980. 38. Heinrich August Winkler · Liberalismus und Antiliberalismus. Studien zur politischen Sozialgeschichte des 19. und 20. Jh.s. 1979. 39. Emil Lederer • Kapitalismus, Klassenstruktur und Probleme der Demokratie in Deutschland 1910-1940. Ausgewählte Aufsätze. Mit einem Beitrag von Hans Speier und einer Bibliographie von Bernd Uhlmannsiek. Hrsg. von Jürgen Kocka. 1979. 40. Norbert Horn / Jürgen Kocka (Hg.) · Recht und Entwicklung der Großunternehmen im 19. und frühen 20. Jahrhundert / Law and the Formation of the Big Enterprises in the 19th and Early 20th Centuries. Wirtschafts-, sozial- und rechtshistorische Untersuchungen zur Industrialisierung in Deutschland, Frankreich, England und den USA. 25 Beiträge. 1979. 4 1 . Richard Tilly · Kapital, Staat und sozialer Protest in der deutschen Industrialisierung. Gesammelte Aufsätze. 1980. 42. Sidney Pollard (Hg.) · Reeion und Industrialisierung / Region and Industrialization. Studien zur Rolle der Region in der Wirtschaftsgeschichte der letzten zwei Jahrhunderte. 1980 4 3 . Wolfgang Renzsch · Handwerker und Lohnarbeiter in der frühen Arbeiterbewegung. Zur sozialen Basis von Gewerkschaften und Sozialdemokratie im Reichsgründungsjahrzehnt. 1980. 44. Hannes Siegrist · Vom Familienbetrieb zum Manager-Unternehmen. Angestellte und industrielle Organisation am Beispiel der Georg Fischer AG in Schaffhausen 1797-1930. 1980.

V A N D E N H O E C K & R U P R E C H T IN G Ö T T I N G E N U N D Z Ü R I C H