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German Pages 192 Year 2021
Regierungsbaumeisterin in Deutschland
Laura Ingianni Altmann
Regierungsbaumeisterin in Deutschland Die Architektin Hanna Löv (1901–1995)
Birkhäuser Basel
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Einleitung 9 Bauen für den Staat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts 10 Fräulein Regierungsbaumeister?! 11 Kurzbiografie 12 Methode und Material 15 Forschungsstand 15 Postbauschülerin 16 Frühe Architektin
17 Behördenmitarbeiterin
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Erstes Kapitel: Geschlechterhistorische Perspektiven
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Die frühe Architekt*innenausbildung Der Berufseinstieg Neues Wohnen und die »Neue Frau« ‒ Architektin in der Weimarer Republik Architektinnen im Nationalsozialismus Resümee Geschlecht und Bauen, Konformität und Differenz
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Zweites Kapitel: Stationen einer Baubeamtin
62 Hochbauamt der Oberpostdirektion München in der Weimarer Republik 73 Das Reichsbahnbauamt München während des Nationalsozialismus 77 Das Universitätsbauamt nach 1945
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Drittes Kapitel: Bauaufgaben. Die Amtsbauten im Œuvre Hanna Lövs ‒ ein Ausschnitt aus drei Systemen
86 Post – Amtsbauten in der Weimarer Republik 91 Reichsbahn ‒ Amtsbauten im Nationalsozialismus
93 Universitätsbauamt ‒ Amtsbauten im Wiederaufbau 96 Hanna Löv, Privatarchitektin ‒ die Handschrift einer Architektin?
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Viertes Kapitel: Eine Architektin in der Weimarer Republik und der Siedlungsbau der 1920er- und 1930er-Jahre 106 Vernetzungen 112 Wohnungsnot und Siedlungsbau im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts 116 Zeitgemäßes Leben und Wohnen in den 1920er-Jahren ‒ zeitgenössische Theorien dreier Frauen: Hanna Löv, Erna Meyer und Lotte Willich 124 Das Münchner Wohnungsbauprogramm (1927–1930) 136 Wohnungspolitik und Siedlungsbau im Nationalsozialismus 141 Resümee Münchner Großsiedlungen
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Fünftes Kapitel: Reflexion und kritische Einordnung von Leben und Werk der Architektin in Deutschland 148 Den Wandel illustrieren 154 Reflexion ‒ Geschlecht: Hierarchie und Zuschreibung 155 Zäsurlose Berufsausübung in Deutschland 1924‒1957 161
Werkliste 1924‒1962 178
Bibliografie 190
Abbildungsverzeichnis
Einleitung
Einleitung
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Abb. 1: Portrait Hanna Löv, o. D.
Der rote Faden dieses Buches ist die Lückenlosigkeit. Erforscht wurde die (nahezu) kontinuierliche Arbeitstätigkeit der deutschen Architektin Hanna Löv, die sie 1924 aufnahm und offiziell in den 1960er-Jahren beendete. Wie war es möglich, in Deutschland in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts zäsurlos Karriere als Architektin zu machen? Von der Weimarer Republik, über die NS- Zeit bis in die Nachkriegszeit? Als Frau? In den Fragestellungen und Perspektiven auf Architektinnen spielt das Privatleben der Protagonistinnen im Vergleich zu den männlichen Kollegen eine überproportional große Rolle. Immer wieder wird Hanna Lövs persönliche Sphäre hinterfragt, über die wenig bekannt ist und die für die Erforschung ihres Schaffens nur eine untergeordnete Rolle gespielt hat. Löv war unverheiratet und kinderlos, diese Tatsache wird auch heute noch wertend kommentiert. Sie selbst hat sie nie thematisiert. Ob ihr familiärer Status eine bewusste Entscheidung zugunsten der Karriere gewesen sei oder ob sie womöglich homosexuell war, sind Fragen, die mir im Laufe meiner Beschäftigung mit der Architektin wiederholt gestellt wurden. Dieses Problem einer neutralen wissenschaftlichen Betrachtung »unter falschen Vorzeichen« kann nur umgangen werden, indem das Privatleben der Protagonistin in der Forschung ausgeklammert wird und sich auch die biografische Betrachtung auf das Berufsleben der Architektin konzentriert. Nur scheinbar differenzierter erfolgte die automatische Einordnung der Architek tinnen als Küchengestalterin oder Zuständige für Innenarchitektur, den in der allgemeinen Wahrnehmung einzigen anerkannten Betätigungsfeldern von Architektinnen 8
in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Die Kritik an dieser unbedachten Zuschreibung ist nicht neu, denn wie auch Lövs Zeitgenossin Margarete Schütte-Lihotzky diesen Umstand verurteilte, so findet er ebenso seinen Niederschlag in der aktuellen orschung.1 Im Gegensatz zur überzeugten Kommunistin Schütte-Lihotzky fällt Löv F weder in die Kategorie »politische Akteurin« noch in die der »prominenten Stararchitektin«. Hanna Löv war vor allem eine Mitarbeiterin verschiedener Münchner Hochbauämter, der größte Anteil ihres Werks entstand in ihrer Amtsstube. Das Wieder holen dieser Narrative marginalisiert die Leistungen von Frauen in doppelter Weise. Sowohl zu ihren Gunsten als auch zu ihren Lasten. Denn auf der einen Seite sind ihre Leistungen in der Forschung und in der Wissenschaftsgeschichte unterpräsentiert, auf der anderen Seite wird ihre Beteiligung an der Festigung und Verbreitung der Ideologie des NS-Regimes durch die fehlende Forschung quasi verharmlost. Spielte die Kategorie »weiblich« in Hanna Lövs Lebensweg also sogar eine eher untergeordnete Rolle und verschleiert möglicherweise die Betonung einer Ausnahme den Beitrag von Frauen am Bauwesen im Allgemeinen? 2 Will man eine gender-sensible, aber nicht gender-bestimmte Architekturgeschichte schreiben, sollten also zunächst Lövs gebautes Erbe und ihr Wirkungsfeld betrachtet werden, noch bevor mögliche Karriere-Hemmnisse aufgespürt werden. Ein wichtiger Teil meiner Forschung befasste sich hierbei mit zwei Münchner Hoch bauämtern, deren Arbeitsprozesse, Einfluss und Bedeutung für die Stadt im jeweiligen gesellschaftlichen und politischen Kontext untersucht wurden.
Bauen für den Staat in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts Die Silhouette einer Stadt ist seit jeher das Ergebnis geteilter Autorschaft. Hanna Löv hat durch ihr baukünstlerisches Handeln maßgeblich das Bild öffentlicher Plätze Münchens mitgestaltet. Zu ihrem architektonischen Œuvre gehören große Wohnsiedlungsprojekte, vor allem während der Weimarer Republik, und eine große Anzahl an Bauprojekten für Hochbauämter. Die zugedachte Nutzung vieler Gebäude an prominenten Stellen der Stadt und auf dem Land ist bis heute unverändert beibehalten. Die Architekturgeschichte und ihre Protagonisten in der Weimarer Republik und der Zeit des Nationalsozialismus scheinen angesichts der fast ununterbrochenen Rezeption komplett ergründet zu sein. Das Neue Bauen der 1920er fasziniert über Meister erzählungen, seine Stein und Beton gewordenen Ikonen der Architekturgeschichte
bei waren es vor allem Bauämter, die sowohl in der Zwischenkriegszeit als auch der Weltwirtschaftskrise 1929 sowie in der Phase der Rohstoff-Reglementierung in Zeiten der Mobilmachung große Bauvolumen realisieren konnten. Wir haben kaum ausrei-
Einleitung
und die lautstark ausgetragenen Diskurse mit Vertretern traditioneller Bewegungen – während für die NS-Zeit den Meistern »Akteure« wichen, die dafür zuständig waren, die Ideologie baulich umzusetzen, sie zu verbildlichen und damit gleichsam in Stein zu meißeln. Überraschenderweise hat aber eine Beschäftigung mit der Bautätigkeit und den Wirkungsfeldern von Bauämtern bislang kaum stattgefunden. Genauso wenig wie eine kritische Verortung der Tätigkeit in deutschen Bauämtern der NS-Zeit. Da-
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chende Kenntnis von Bauaufgaben und Wirkungsfeldern der Ämter und ihrer Protagonist*innen – im Falle der hier erforschten Reichspost und Reichsbahn zwischen 1920 und 1945 wurden nicht nur zahlreiche Quellen im Krieg zerstört, sondern fielen im Prozess der Privatisierung der Deutschen Post bzw. der Bahnreform 1994 Aktenvernichtern zum Opfer. Ausgehend von Hanna Lövs Nachlass, in dem nicht nur Pläne und Zeichnungen, sondern auch Korrespondenzen und Zeugnisse aus den verschiedenen Bauämtern aufbewahrt werden, konnte doch einiges über die Arbeitsweise in Erfahrung gebracht werden. Ausgewählte Bauwerke aus Lövs Werk für Reichspost, Reichsbahn und Universitätsbauamt werden als Beispiele staatlichen Bauens in drei Zeitblöcken untersucht: 1924–1933, 1933–1945 sowie 1950–1958. Innerhalb dieser Hochbauämter verwirklichte sie ebenso umfangreiche wie verschiedenartige Bauaufgaben. Darunter finden sich erwartungsgemäß Industrie- und Verwaltungsbauten, jedoch auch bedeutende Wohnbauprojekte. Besonders in der Oberpostdirektion bei Robert Vorhoelzer3 in München konnte die Architektin Löv sämtliche Aspekte des Bauwesens erfahren und sich vielfältig einbringen. Auch in Kriegszeiten knüpfte sie als Mitarbeiterin der Reichsbahn an ihre vorige Tätigkeit an, während ihr Aufgabenbereich im Universitätsbauamt nicht nur die Durchführung von unabdingbaren Wiederaufbauprojekten beinhaltete, sondern ihr und ihren Mitarbeitern auch die umfassende bauliche Neugestaltung eines Stadtteils erlaubte.
Fräulein Regierungsbaumeister?! Der zweite große Themenblock behandelt Geschlechterdiskurse. Die kontinuierliche Tätigkeit Hanna Lövs als Architektin, temporär auch als Buchbinderin und Werbegrafikerin, überrascht. Betrachtet man ihre Karriere, so fallen nämlich keinerlei Unterschiede zwischen ihr und ihren ausschließlich männlichen Kollegen auf. Aus heutiger Perspektive ist diese Beobachtung mehr als auffällig unauffällig – ein Paradigma, das mich in meiner Arbeit durchgehend beschäftigte. Noch heute wird das Schaffen von Architektinnen auch dadurch marginalisiert, dass in den Untersuchungen mindestens eine der folgenden Annahmen für grundlegend erklärt wird: Architektinnen unterliegen Einschränkungen und Hemmnissen aufgrund ihres Geschlechts; das Übernehmen bestimmter typischer Bauaufgaben kennzeichnet den Lebenslauf; das Wirken findet im Schatten männlicher Partner statt oder die betreffende Person ist eine besondere Ausnahmepersönlichkeit. Keine der Prämissen trifft auf Hanna Löv zu. Das macht sie interessant. Es lässt sich also behaupten, dass ihr Geschlecht für ihre Ausbildung und Karriere (fast) keine Rolle gespielt hat. Doch muss mit einbezogen werden, dass gerade in Lövs Schulzeit einige Weichen dafür gestellt wurden, die ihr das Studium und in der Folge die Ausübung des Berufs ermöglichten. Diese – aus heutiger Perspektive – vorbereitete und schließlich ungewöhnliche Kontinuität, die Rollen, die die Architektin ohne Spektakel einnehmen konnte, werden in Bezug auf die drei politischen und gesellschaftlichen Systeme, während derer sie 10
Abb. 2 u. 3: Lebenslauf Hanna Löv, handschriftlich, o. D.
tätig war, noch erstaunlicher. Die Tatsache, dass sie eine Frau war, spielte eine zentrale Rolle hinsichtlich ihrer Entwicklungsmöglichkeiten und ihres Werdegangs: Hanna Löv war eine der ersten Architekturstudentinnen an der TH München und Bayerns erste Regierungsbaumeisterin, dazu Jahrgangsbeste.4 In ihren Abteilungen und Behörden sowie als Teilnehmerin an Wettbewerben war sie stets die einzige Frau. Selbst im Archiv des Architekturmuseums der TU München wird ihr Nachlass unter denen, fast hauptsächlich männlicher Kollegen aufbewahrt.
Kurzbiografie Löv wurde am 19. Januar 1901 in München geboren und starb 1995 ebenda. Über die Mutter ist nichts bekannt. Hanna lebte zunächst mit ihrem Vater und anschließend mit ihrer Schwester in der Maxvorstadt. Nach deren Tod bezog sie eines der beiden selbst gebauten Mehrfamilienhäuser direkt am Josephsplatz, zusammen mit ihrer Assis tentin – die sie später adoptieren und als Alleinerbin einsetzen wird – und deren Mann. Nach der Reifeprüfung 1919 schrieb sich Löv zum Wintersemester desselben Jahres zum Studium der Architektur an der TH München ein. Während des Studiums absolvierte sie ein Praktikum im Architekturbüro Fritz Hassemer und erlangte im Winter 1923 ihr Diplom bei Heinrich von Schmidt und Ger-
Einleitung
Zur Einordnung der Person Hanna Löv sei ein kurzer Lebenslauf vorangestellt: Hanna
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man Bestelmeyer mit der Note »sehr gut«. Im direkten Anschluss begann sie ihre Karriere 1924 im Baureferendariat der Münchner Oberpostdirektion. Das zweite Kapitel beleuchtet ihre Stationen als Architektin – als Angestellte in den Hochbauämtern der Oberpostdirektion von 1924 bis 1940 sowie der Reichsbahnbau direktion von 1940 bis 1945 und dem Universitätsbauamt von 1950 bis 1958. In der ersten Phase nach dem Krieg arbeitete sie freiberuflich am Wiederaufbau mehrerer Wohnbauten in München, absolvierte nebenbei auch eine Lehre zur Buchbinderin, betrieb ein eigenes Atelier für Werbegrafik und arbeitete zur gleichen Zeit für zwölf Monate im Architekturbüro Carl Sattler.
Methode und Material Wesentliche Grundlage der vorliegenden Forschungsarbeit sind jahrelange Archiv recherchen im gesamten Bundesgebiet, vornehmlich aber im Raum München. Den Anfangs- und Referenzpunkt der Untersuchung bildet der umfangreiche, noch nicht bearbeitete schriftliche Nachlass der Architektin Hanna Löv im Archiv des Architekturmuseums der TU München. Nicht nur die Fülle an Material, auch die Vielfalt der Dokumente dienen als anschauliche Zeitzeugnisse. In vorliegender Arbeit wurden die Archivalien analysiert, in den historischen Kontext eingeordnet und in induktiver Tradition ausgewertet. Das Konvolut beinhaltet eine kleine Hausbibliothek, deren zusätzliche Arbeitsspuren, wie Unterstreichungen und Kommentare, einmal mehr bezeugen, womit Löv sich konkret auseinandersetzte. Ein Teil der von ihr aufbewahrten Publikationen befasst sich auch mit ihrer Person: Berichte über die Architektin und einzelne Projekte befinden sich darunter, genauso wie von Löv verfasste Texte, die in zeitgenössischen Fachmedien und Tageszeitungen publiziert worden waren. Sie beschäftigte sich darin vorrangig mit Architekturtheorie und Wohnproblemen in der Weimarer Republik. Zahlreiche Schubladen in Archivschränken verwahren ihre Pläne, Skizzen und Zeich nungen. Hierbei handelt es sich um architektonische Pläne, g rafische Arbeiten, Möbeldesigns und Entwürfe für Grabsteine sowie ihre gesammelten Studienarbeiten. Informationen über Hanna Lövs Lebensweg liefern Dokumente wie Zeugnisse und Arbeitszeugnisse, Urkunden, Pässe und von Hanna Löv selbst per Hand ausgefüllte Fragebogen aus der Zeit des Nationalsozialismus. Im Nachlass finden sich außerdem juristische Unterlagen aus ihrem Entnazifizierungsverfahren. Vervollständigt wird der Nachlass durch historische Fotografien von hohem dokumentarischen Wert, die nicht nur Hanna Löv selbst, sondern auch die Studierenden der Fakultät für Architektur, Festivitäten der Oberpostdirektion oder Baustellen zeigen, ferner Briefe von Freunden, Auftraggebern und Ämtern. Ihre Studentenakten liegen im Historischen Archiv der TU München. Die systematische Auswertung des Nachlasses führte zu weiteren Dokumenten in Behörden- und Firmenarchiven im gesamten Bundesgebiet. Hanna Löv verwirklichte in verantwortungsvollen Positionen große Bauvorhaben. Ihre Erfolge bei Wettbewerben, ihre guten Zeugnisse und ihre kontinuierliche Auftragslage bezeugen ihr Können. Doch wie viel Persönlichkeit drückt das Werk eines Baubeamten aus? Wie stark trat Hanna Löv als Mitarbeiterin in Baubehörden als Individuum gestalterisch in den 12
ordergrund? In der vorliegenden Arbeit V liegt das Augenmerk nicht nur auf der einzelnen Architektenpersönlichkeit, son dern auf den Strukturen und Systemen ihres Lebensumfelds. Lövs Lebensweg soll dennoch als induktiver Leitfaden dienen, denn »nicht indem wir das schon Gewusste am Biografischen illustrieren, sondern indem wir durch den biografischen Blick das bisher schon Gewusste erweitern, ganz Neues entdecken und so zu neuen Fragen gelangen […]«,5 können wir mithilfe der Person Hanna Löv die Umstände besser erklären, die zu den so unterschiedlichen politischen Systemen und starken gesellschaftlichen Veränderungen führten, die die erste Hälfte des
Abb. 5: Modellfoto Chemische Institute Universitätsbauamt München, 1952
Zu Beginn der Genderforschung in der Kunstgeschichte der 1970er- und 1980erJahre galt es zunächst, die behauptete biologische Minderwertigkeit der Frau zu widerlegen und den Ort, die Zeit und das soziale Gefüge als ausschlaggebende Faktoren für künstlerisches Schaffen auf zuzeigen.7 Noch in der aktuellen deutschen Künstlerinnenforschung gilt die Geschlechtszuweisung zumeist als Fakt und wird kaum hinterfragt. Die englisch
Einleitung
20. Jahrhunderts in Deutschland prägten. Beziehungen sind für das berufliche Abb. 4: Möbelentwürfe für die Mustersiedlung des Vereins Fortkommen von großer Bedeutung, seit Siedlungsausstellung, München-Ramersdorf, 1933 einiger Zeit führen Netzwerktheorien und -analysen auch in den Geschichtswissenschaften zu neuen Erkenntnissen.6 Die verschiedenen Begegnungen im Berufsleben Hanna Lövs wurden mithilfe der Quellen und Techniken der Netzwerktheorie untersucht. Weshalb scheint die Verbindung mit dem Architekten Robert Vorhoelzer eine so große Rolle gespielt zu haben, dass sein Name in der Rezeption bis heute immer in Verbindung mit dem ihren fällt? Die kanonische Architekturgeschichte beschreibt eine Zusammenarbeit, die nur eine Konstellation kennt, nämlich die einer strengen Hier archie mit einem fördernden Mann (Robert Vorhoelzer) und einer dankbar zuarbeitenden Frau (Hanna Löv). Im Sinne einer geschlechtergerechten Lesart wird diese Geschäftsbeziehung in einem anderen Licht beleuchtet. Diese Betrachtungsweise führte schließlich zu weiteren Fragen aus der Geschlechterforschung. Die Quellen wurden mithilfe einer gendersensiblen Auswertung der Archivalien sowie der Rezeption ihrer Person und ihres Werks in zeitgenössischen und zeitaktuellen Medien gelesen.
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sprachige Forschung, von den Gender bis hin zu den Cultural Studies, geht diesbezüglich vollkommen anders vor. Bereits vor 30 Jahren hinterfragte Griselda Pollock8 »die Geschlechtskategorie ›weiblich‹ grundsätzlich«.9 Statt der Geschlechtsbestimmung sollte die Einteilung in »männlich/weiblich« nurmehr als soziale Kategorie betrachtet werden.10 Hanna Lövs Ausbildung und Karriere zeigen keine »geschlechtsspezifische« Ausrichtung an. Als ledige und kinderlose Frau hatte sie weniger gesellschaftliche und familiäre Hindernisse zu überwinden als viele ihrer Geschlechtsgenossinnen. Sie erlebte die Ausgrenzung dennoch, wie ihren Briefen zu entnehmen ist und wie schließlich auch im Nachgang durch die Geschichtsschreibung geschehen. Perspektiven der Genderforschung halfen mit gezielten Fragestellungen, das Archivmaterial zu lesen und die etablierten Blickweisen zu widerlegen. Um die Autorschaft von einzelnen Bauwerken rückwirkend nachweisen zu können, sind Abb. 6: Straßenperspektive der Großsiedlung Walchen intensive Archivrecherchen nötig, die nicht imseeplatz, 1928 mer zum Erfolg führen. Nicht auf allen Plänen finden sich Signaturen, häufig wurden entsprechende Nachweise nicht vermerkt oder aufbewahrt.11 Hoffmann-Curtius und Wenk haben sich mit Mythen der Autorschaft und Weiblichkeit des 20. Jahrhunderts beschäftigt. Sie beschreiben auch, dass Projektleitungen durch Frauen häufig verdeckt werden und führen als prominentes Beispiel die systematische Verschleierung der Autorschaft Lucia Moholy-Nagys an den Bauhaus-Fotografien durch Walther Gropius an.12 Im Fall Hanna Lövs hingegen geschah möglicherweise das Gegenteil. Ihr Werk wurde und wird selbstverständlich durch »weibliche« Bauaufgaben ergänzt, ohne dass es dafür Nachweise gibt. Sie gilt als die Gestalterin der Münchner Küche, sowohl in der wissenschaftlichen Forschung als auch in den populären Medien, selbst die Wikipedia-Artikel zu Löv und auch zur Münchner Küche nennen als Urheber*innen Hanna Löv, Erna Meyer und Walther Schmidt.13 Die Recherche im Nachlass Hanna Lövs jedoch förderte weder Zeichnungen noch Pläne oder sonstige Nachweise zur Co-Autor*innenschaft der Küche zutage. Die – einzigen erhaltenen – Pläne werden im Nachlass Walther Schmidts und dem Archiv der Postversuchssiedlung aufbewahrt und tragen ausschließlich Schmidts Signatur. In den Berichten der GEWOFAG 1928 und 1929 über die Versuchssiedlung wird zusätzlich die Haushaltsexpertin Erna Meyer genannt. Im Zusammenhang mit der Küche fällt der Name Hanna Löv jedoch nicht. Da sie aber namentlich als Zuständige für die Möblierung der Versuchswohnungen und der Mieterbetreuung aufgeführt wird, kann keine aktive Beteiligung an der Küchen entwicklung nachgewiesen werden. Es ist nicht anzunehmen, dass ihre Mitarbeit daran verschleiert wurde, vielmehr ist von einer Nichtbeteiligung auszugehen. 14
Forschungsstand Bereits zweimal wurde Hanna Löv in Ausstellungen am Architekturmuseum der TU München präsentiert, beide Male auch im begleitend erschienenen Katalog erwähnt. 2004 wurde sie in einer Gruppenausstellung über Architektinnen in der Weimarer Republik vorgestellt (»Die Neuen kommen! Weibliche Avantgarde in der Architektur der zwanziger Jahre«), die im Anschluss am Bauhaus Dessau zu sehen war.14 Lövs Nachlass wurde nach der Ausstellung in das Archiv des Architekturmuseums der TUM aufgenommen und ist damit öffentlich zugänglich. Ein zweites Mal waren Objekte aus Lövs Nachlass 2014 in der Ausstellung »Show&Tell« zu sehen.15 Die Schau präsentierte die Vielfalt der Sammlung des Archivs des Architekturmuseums, Lövs besonders dingvarianter Nachlass bot eine Auswahl an sehr anschaulichen Zeitdokumenten. Die Architektin Hanna Löv war durch meine Arbeit zum ersten Mal Protagonistin eines Forschungsprojekts. Die Beschäftigung mit ihrer Person beschränkte sich in der Forschung bislang auf kurze Absätze, in denen sie als Beispiel für die unterschiedlichen Kategorien dient, denen sie zuzuordnen ist, nämlich: Hanna Löv, eine der frühen Architektinnen in Deutschland; Hanna Löv, eine berufstätige Frau im Staatsdienst von 1924 bis 1958; Hanna Löv, eine Bayerische Postbauschülerin und Hanna Löv, ein Regierungsbaumeister.16
Postbauschülerin Florian Aicher und Uwe Drepper beschrieben für die Ausstellung »Robert Vorhoelzer – ein Architektenleben: die klassische Moderne der Post«, die 1990 im Münchner Stadtmuseum und im Anschluss im Deutschen Postmuseum gezeigt wurde, zum ersten Mal das Phänomen der Bayerischen Postbauschule.17 Bauer und Wiedemann setzten der Postbauschule in ihrem Aufsatz im Katalog diesen zeitlichen Rahmen von 1920 bis 1934, den Jahren, in denen Robert Vorhoelzer Leiter des Hochbauamts war. Die Definition Postbauschüler wird verwendet für Architekten, die im fraglichen Zeitraum Mitarbeiter Vorhoelzers in der OPD München waren und »in ihrer Architektursprache der für die Münchner Postbauschule typischen Mischung aus Tradition und Moderne« folgten.18 In detailreichen Recherchen gelang es, für das Ausstellungsprojekt über Robert Vorhoelzer eine lange Liste mit Namen der Mitarbeiter und Schüler zu generieren, sie mit biografischen Daten anzureichern und viele Bauvorhaben den konkreten Entwer-
teten die Publikationen ausschließlich Abbildungen, Ort und Entstehungsjahr der Bauwerke.20 Aus den archivierten Nachlässen einiger Postbauschüler zeigten sowohl das Architekturmuseum der TU München sowie das Architekturmuseum Schwaben in
Einleitung
fern zuzuordnen, darunter auch Hanna Löv. Postämter und Siedlungen, in der für sie typischen Ausprägung des Neuen Bauens, sind bedeutsam für die Bayerische Architekturlandschaft. Die Relevanz der Postbauschule für das Neue Bauen fand ihre Würdigung auch nach der Ausstellung.19 Bereits in den 1920er-Jahren veröffentlichte die Reichspost ausgewählte Bauprojekte ihrer Hochbauabteilungen. Neben einer Liste der beteiligten Mitarbeiter beinhal-
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Abb. 7: Hofseite Postamt Starnberg, 1930
Augsburg monografische Ausstellungen mit Begleitpublikationen.21 Hanna Lövs direktem Kollegen Walther Schmidt wurde in diesem Rahmen schon 2008 eine Monografie gewidmet.22 Vereinzelte Qualifikationsarbeiten an Universitäten behandeln den Postbau in Deutschland, wie etwa Daniel Ihdes Magisterarbeit 2009 an der TU Berlin über die Architektur der Deutschen Reichspost in der Weimarer Republik oder Ingeborg Maria Waldmanns Magisterarbeit 1995 an der LMU über das Postscheckamt an der Son nenstraße, München.23 Wolfgang Werner stellte 2011 eine Dissertationsschrift über den Vorhoelzer-Schüler und Postbaurat in der Pfalz Heinrich Müller am KIT f ertig.24
Frühe Architektin Der Name Hanna Löv ist in Aufstellungen aufgelistet, die Namen von Architektinnen in der Weimarer Republik aneinanderreihen.25 Themenschwerpunkte von Publikationen zum Wirken von Frauen in der Architektur der 1920er- und 1930er-Jahre beschäftigen sich zumeist mit den Leistungen von Architektinnen für die Emanzipation der Frau, Ausnahmebiografien und weiblicher Autorschaft.26 Das Thema »Frau in der Architektur« genießt in der Kunstgeschichte seit den 1990er-Jahren in Deutschland ein regelmäßig wiederkehrendes reges Forschungsinteresse.27 Dabei ist die Aufmerksamkeit hauptsächlich auf Absolventinnen bestimmter Lehranstalten oder Lehrerpersönlichkeiten gerichtet, vorrangig dabei die Bauhäuslerinnen und Tessenow-Schülerinnen.28 Eine in den letzten 20 Jahren ebenfalls kontinuierlich bearbeitete, gesonderte Forschungsnische ist die Betrachtung jüdischer Architektinnen und deren Verbleib und Wirken nach dem Ende des Nationalsozialismus in Deutschland.29 Was aber die 16
»anderen« Architekturstudentinnen seit der Zulassung von Frauen an den Universi täten 1919 angeht, gibt es bezeichnenderweise wenige Untersuchungen.30 Noch in der heutigen Rezeption der frühen Architektinnen wird mit Klischees und festen Rollenvorstellungen gearbeitet. Die Forschung kreist geschlossen um sich wiederholende Aspekte, die zwar der damaligen Realität entsprechen, aber nur einen kleinen Ausschnitt der tatsächlichen Gegebenheiten widerspiegeln: erschwerte Ausbildungsund Entwicklungsmöglichkeiten für Frauen, vorgegebene Karrierewege und ein eingeschränktes Betätigungsfeld. Meist ist die Bewertung mit diesen Punkten abgeschlos sen. Die wenigen Ausnahmetalente und Glanzlichter unter den Architektinnen in Hanna Lövs Generation, mit ihren höchst unterschiedlichen Lebens- und Ausbildungswegen, können kaum Aufschluss über einen üblichen Verlauf von Frauenkarrieren im Bauwesen geben. Es müssen auch diejenigen Architektinnen, die – entsprechend dem Rollenbild der Zeit in zweiter Reihe – erfolgreich mit männlichen Partnern zusammengearbeitet haben, in den Vordergrund geholt werden.31 Auch weibliche Angestellte und Mitarbeiterinnen, die mehr oder weniger anonym in Büros von Baubehörden und Verbänden, von der Weimarer Republik über das NS-Regime bis in die Nachkriegszeit, die deutsche Gesellschaft und im Fall von Hanna Löv auch das Wohnen prägten, gilt es zu erforschen.32 Untersuchungen zu in der Zeit des Nationalsozialismus beruflich aktiven Architektinnen sind bisher nicht erfolgt, noch wurden vergleichbare Monografien veröffentlicht. Eine Ausnahme ist Gerdy Troost, die das Architekturbüro ihres Mannes Paul Ludwig Troost ab 1934 leitete33 und die selbst Bücher über die Architektur des sogenannten »Neuen Reichs« veröffentlichte.34 Als Wegbegleiterin Adolf Hitlers gilt ihrer Person und ihrem Wirken ein besonderes Interesse, ihr Name wird außerdem in Publikationen genannt, die sich mit den Wohnhäusern Hitlers und im Besonderen deren Innenarchitektur befassen.35 Im Nachlass Hanna Lövs befindet sich ein größeres Konvolut mit architektonischen Plänen sowie Entwürfe von Innenarchitektur und Raumausstattung für die Technische Hochschule, die sie während ihrer Tätigkeit im Universitätsbauamt ab 1950 geschaffen hatte. Mit der deutschen Architektur jener Zeit – vom Ende des Zweiten Weltkrieges bis in die 1960er-Jahre – beschäftigte sich die Architekturtheorie bereits seit den späten 1980er-Jahren.36 Im Besonderen adressiert wurde der Umgang mit verschwundener und noch vorhandener Bausubstanz und der Auf- und Neubau der Städte aus Ruinen. Auch die Gestalter jener Bauten rücken zur selben Zeit in den Vordergrund architekt urhistorischer Forschung. In einer ersten lückenhaften Untersuchung deckte Werner Durth 1986 die biografische Verflechtungen der deutschen Architekturszene im 20. Jahrhundert und ihrer ausschließlich männlichen Akteure auf.37 Aus dieser Methodik gingen einige monografische Untersuchungen von (männlichen) Architekten hervor, deren Arbeitsleben sich von der NS-Zeit über die Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg erstreckte.
Wie ergiebig die Erforschung von Behörden als Bauherren für die Architekturgeschichte ist, enthüllen verschiedene Publikationen der letzten Jahre. In André Deschans Monografie aus dem Jahr 2016 über Rudolf Wolters, Architekt und Wegbegleiter Albert Speers,
Einleitung
Behördenmitarbeiterin
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erforscht und demaskiert er im Rahmen seiner Dissertation dessen Tätigkeit im Staatsdienst während des Nationalsozialismus.38 Henriette Heischkels Dissertation führt zu einer Publikation 2018 über die Rolle der Bauverwaltung in West-Berlin im Kontext der Politik zwischen 1949 und 1963.39 Barry Bergdoll und Jonathan Massey beschäftigten sich 2018 mit Marcel Breuers öffentlichen Bauten nach seiner Emigration40. Durch die eingehende Betrachtung Hanna Lövs in ihren Funktionen als Regierungsbaumeisterin und Mitarbeiterin von Hochbauämtern sollen in der vorliegenden Arbeit sowohl Karrie ren von Frauen als auch das Bauwesen von öffentlichen Behörden zwischen den 1920erund 1960er-Jahren in Deutschland untersucht werden. Als Forschungsgegenstand dient hier nach der Beschäftigung mit Lövs erstem Arbeitgeber, der deutschen Reichs post, nun die Reichsbahn. Als Quellen wurden Baupläne aus dem Reichsbahnbauamt sowie das in ihrem Nachlass erhaltene Zeugnis ihres Vorgesetzten herangezogen.41 Außer in zwei frühen Fotobänden zur Bahnhofsarchitektur spielen Gebäude der Reichsbahn in der Architekturforschung bislang kaum eine Rolle. 42 Kurze Erwähnungen finden sich in knapper Form in Publikationen der Reichsbahn selbst oder vereinzelter Denkmalschutzbehörden.43 Die Rolle der Reichsbahn, ihre Eigenschaft im System des nationalsozialistischen Regimes als Bauherrin von Bahn- und auch Autobahntrassen ist ausführlich bearbeitet worden, beispielsweise durch das DB-Museum.44 Die Suche nach Briefwechseln oder anderem schriftlichen Material, das Aufschluss über die Arbeitsweise des Reichsbahnbauamtes geben könnte, verliefen ohne Ergebnis.45 Im Jahr 2005 zeigte das Architekturmuseum der TUM eine Ausstellung über die Nachkriegsarchitektur mit dem Titel »Die Architektur der Wunderkinder«.46 Hanna Lövs Name findet sich unter den Mitarbeitern des Universitätsbauamtes im dazugehörigen Katalog.47 2017 erschien ein Band, der ausschließlich noch existierende Münchner Architektur aus den Jahren 1950 bis 1970 abbildet und sich nicht mit den Biografien, dem Geschlecht oder einer etwaigen Sonderstellung von Architekt*innen befasst, sondern ausschließlich mit … Architektur.48
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S. 29. 17 Vgl. Aicher/Drepper 1990. 18 Aicher/Drepper 1990, S. 152 ff. 19 Vgl. z. B. Bauer/Wiedemann 1990, S. 152 ff.; Werner 2012. 20 Karlinger 1925; Popp 1928; Karlinger 1934; Götzger 1944; Schmidt 1949. 21 Nerdinger 2005; Nerdinger 2008b. 22 Nerdinger 2008b. 23 Waldmann 1995; Ihde 2009. 24 Werner 2011. 25 Bauer 2003, S. 42 f. u. S. 198; Pepchinski 2017, S. 29. 26 Stadt Frankfurt 1980; Uhlig 1981; UIFA 1987; Forsthuber 1988, S. 171–179; Oedekoven-Gerischer/Scholtz 1989; Plakolm- Forsthuber 1994; Hoffmann-Curtius/Wenk; Terlinden 2000; Dörhöfer 2004; Terlinden/von Oertzen 2006; Mankell/Reiff 2007; Frey/Perotti 2015. 27 Z. B.: Hughes 1996; Zieher 1999; Nierhaus 1999; Bischoff/Threuter 1999; Brown 2008. 28 Z. B.: Grämiger/Heinze-Greenberg/Schmitt 2019; Bauer 2011; Nicoleisen 2005, S. 19. 29 Bsp.: Warhaftig 2005; Sonder 2010; Sonder 2013; Davidi 2017, S. 281 ff. 30 Vgl. Huerkamp 1996, S. 75. 31 Z. B. Lilly Reich und Marlene Moeschke-Poelzig, die wichtigen Anteil an den Bauten und Designobjekten ihrer Partner hatten. Vgl. Maasberg/Prinz 2004, S. 54 ff. und S. 96 ff. 32 Nienhaus 1995, hier besonders S. 127 ff. u. 175 ff. 33 Vgl. Nüßlein 2012. 34 Troost 1942. 35 Z. B.: Brantl 2007; Weinberger 2015; Stratigakos 2015; Stratigakos 2017, S. 147–151. 36 Durth 1987, S. 28–50; Durth 1990; Beyme 1992; Kos 1992; Rasch 2011. 37 Durth 1986. 38 Deschan 2016, S. 75–157. 39 Heischkel 2018. 40 Bergdoll/Massey 2018. 41 Brief W. Bühlmeyer vom 03.03.1953 sowie versch. Pläne, z. B. Sig. loev-100-1; Sig. loev-104-1; Sig. loev-105-1. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 42 Schmitt 1911 und Röttcher 1933. 43 Reichsbahn/Reichspost 1938; Reichsverkehrsministerium 1940; Gebauhr 2002. 44 DB-Museum 2002 u. 2005. 45 Laut E-Mail aus dem DB-Archiv vom 26.01. 2016 ist kein Archivmaterial mehr vorhanden. Recherchen im Bayerischen Hauptstaatsarchiv waren ebenfalls erfolglos. 46 Z. B. Nerdinger/Florschütz 2005; Ludovico 2010; Czech/Hirsch/Schwarz 2016; Holzschuh/Platzer/Indrist 2018. 47 Nerdinger 2005, S. 36 u. 155. 48 Fthenakis 2017.
Einleitung
1 Z. B. Bois/Reinhardt 2020, S. 17. 2 Vgl. Zimmermann 2006, S. 187 f. 3 Robert Vorhoelzer, geb. 1884 in Memmingen. 1904–1908 Studium d. Architektur an der TH Mün chen; 1911 Prüfung zum Regierungsbaumeister, anschließend Beamtenanwärter bei der Eisenbahndirektion in München; 1913 Wechsel zur Eisenbahndirektion in Augsburg als verbeamteter Assessor, um im Anschluss wieder Direktionsrat bei der Eisenbahndirektion München zu werden. Ab 1920 Oberpostbaurat bei der OPD München und schließlich von 1921–1930 Oberregierungsrat. Vorhoelzer hatte von 1930–1933 und 1945–1954 eine Professur an der TH München inne. 1939–1941 Leiter der Architektur abteilung an der Kunstakademie in Istanbul. Er verlor den Posten wegen des Verdachts, für das deutsche Regime zu spitzeln. Flierl 2021, S. 476. Ab 1946 »Spezialkommissar für den Wiederaufbau der Technischen Hochschule. Er starb am 28.10.1954 in München an den Folgen einer Operation. Vgl. Aicher/Drepper 1990, S. 93 ff. 4 Vgl. Zeugnis Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 5 Vgl. Böckem/Peters/ Schellewald 2016, S. 15. 6 Bsp.: Dogramaci/Wimmer 2011; DFG Forschungsprojekt der Bauhaus-Universität und der Universität Cottbus: »Bewegte Netze. Bauhausangehörige und ihre Beziehungs-Netzwerke in den 1930er und 1940er Jahren« (seit 2013); Theis 2014; Bushart 2014; Matheus/ Heid 2015; Massey 2016, S. 692 ff. 7 Z. B. Nochlin/Harris 1976. 8 Parker/Pollock 1981. 9 Zimmermann 2006, S. 187. 10 Vgl. ebd. 11 Vgl. Bauer 2011, S. 209. 12 Z. B. Hoff mann-Curtius/Wenk 1999, S. 153. 13 Aicher und Drepper schrieben in ihrer Vorhoelzer-Monografie als Erste über Hanna Lövs Beteiligung an der Münchner Küche, Aicher/ Drepper 1990, S. 236. Maasberg/Prinz 2004 übernahmen diese Information, welche wiederum Wikipedia als Quelle diente: https://de.wikipedia.org/wiki/Hanna_Löv (letzter Zugriff am 01.08.2020) und https://de.wikipedia.org/wiki/ Münchner_Küche (letzter Zugriff am 11.10.2020). 14 Maasberg/Prinz 2004. 15 Lepik/Bergdoll 2014. 16 Z. B.: Aicher/Drepper 1990; Maasberg/Prinz 2004; Nerdinger 2005; Nerdinger 2008b; Nerdinger 2010; Pepchinski 2017,
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Erstes Kapitel Geschlechterhistorische Perspektiven
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Die frühe Architekt*innenausbildung Die eine Ausbildung oder ein festgelegtes System als Voraussetzung für den Archi tekt*innenberuf hat es nie gegeben. So war auch die Berufsbezeichnung Architekt kein geschützter Titel, der nach Absolvieren einer bestimmten Ausbildung verliehen wurde. Während der Weimarer Republik nahm dieser Umstand überhand, wie etwa Bruno Ahrends 1930 beschreibt: »Es kann ihn sich jeder beilegen, der mit der Bauwirtschaft in irgendeiner Bezie hung steht, und so bezeichnen sich nicht nur die schaffenden Architekten, sondern auch Leiter von Terraingesellschaften, Baugenossenschaften, Baugeschäften in Stadt und Land als Architekten (z. B. Architekt und Maurermeister). Die Versuche, den Titel ›Architekt‹ in Deutschland zu schützen […] sind bisher gescheitert.«1 Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wird die Berufsbezeichnung im Rahmen des jewei ligen Landesarchitektengesetzes unter Schutz gestellt und damit eine fachliche Ausbil dung gesichert. Seitdem kann somit nur ein Mitglied in der jeweiligen Architektenkam mer Pläne bei Baubehörden einreichen, für die Mitgliedschaft sind neben der akademi schen Ausbildung an einer FH oder TH auch praktische Erfahrungen nachzuweisen.2 Im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gab es für Frauen im deutschsprachigen Raum verschiedene Ausbildungswege und Zulassungsmodalitäten – teils akademisch und teils eher praxisorientiert –, die zum Erwerb der Berufsbezeichnung Architektin führten. Einigen Zeitgenossinnen Hanna Lövs war es hiermit möglich, direkt nach der Ausbildung ganz ohne praktische Erfahrungen in den Beruf einzusteigen.3 Verglichen mit anderen Ländern öffnete sich Deutschland dem Frauenstudium relativ spät: Die ersten Architektinnen hatten bereits 1890 Hochschulen in den USA und Finnland mit Diplom verlassen.4 Schon zehn Jahre später gab es in den USA bereits 39 diplomierte Architektinnen, während zur gleichen Zeit ein akademisches Architekturstudium in Deutschland für Frauen weiterhin erschwert zugänglich war. Die Universitäten des Kaiserreichs öffneten die Hörsäle nur zögerlich für weibliche Studierende: Nach den badischen Universitäten im Jahr 1900 durften sich ab 1903 Frauen an den bayerischen Hochschulen immatrikulieren, die Technische Hochschule München, als erste ihrer Art in Deutschland, ließ bereits im Jahr 1905 Frauen zum Studium zu.5 Mit der offiziel len Aufnahme wurde Frauen nun ermöglicht, die Hochschule mit einem Diplom zu verlassen. Interessant hierbei ist, dass trotz der formellen Zugangsberechtigung selbst von öffentlicher Stelle erwartet wurde, die Abschlüsse nicht dazu zu verwenden, den männlichen Kollegen Konkurrenz im Berufsleben zu machen. »Im Unterrichtsminis terium existierten erhebliche Vorbehalte gegen solche Entscheidungen. Das Frauenstu dium sollte sich vornehmlich auf eine private Tätigkeit beziehen.«6 Regina Prinz und Uta Maasberg stellten für ihr Buch über die weibliche Architekturavantgarde in den 1920er-Jahren die Zahl eingeschriebener Architekturstudentinnen fest: »Für Architektur immatrikulierten sich 1920 im Deutschen Reich insgesamt 43 Stu dentinnen, 1930 mit 97 bereits mehr als doppelt so viele. In Relation zu der im Ver laufe der zwanziger Jahre deutlich ansteigenden Gesamtzahl aller Studentinnen an 22
Abb. 8: Hanna Lövs Aufnahmekarte an die TH München, 1921
Obwohl die Universität Zürich als erste deutschsprachige Universität bereits im Jahr 1867 Frauen zum Studium zuließ, hatten die Schweizer Architektinnen keinen einfa cheren Berufsweg. Die erfolgreiche Architektin Lux Guyer 8 führte ab 1924 ein eigenes Architekturbüro in Zürich9 und wurde dennoch, trotz lebenslanger Bemühungen, nie in den Bund Schweizer Architekten aufgenommen.10 Einige zukünftige Architektin nen schrieben sich auch an einer der zahlreichen Kunstgewerbeschulen ein, da diese etwas früher als die Universitäten und Akademien den Frauen zugänglich waren und überdies für deren Zugang kein Abitur vorausgesetzt wurde. Diese weniger technische und vielmehr gestalterische Ausbildung führte allerdings dazu, dass viele Frauen in ihren späteren Berufen hauptsächlich Interieurs oder Stoffe entwarfen. Ausgenommen von diesen Grenzen weiblicher Prädestination war die Wiener Kunstgewerbeschule, deren Lehrende die Absolventinnen nach dem Studienabschluss rekrutierten, nament lich »Oskar Strnad, Adolf Loos und Heinrich Tessenow, die den Frauen zugleich den Einstieg in die Berufspraxis ermöglichten«.11 Das prominenteste Beispiel einer Architektin, die eine Kunstgewerbeschule durch laufen hatte, war Margarete Schütte-Lihotzky, die nach der Ausbildung bei Loos mit ihrem Lehrer für die Wiener Wohngenossenschaft plante.12 Auch in Frankfurt durften Schüler der Architekturklasse der dort ansässigen Kunstschule an Projekten des Hoch bauamtes bei Ernst May und Ferdinand Kramer mitarbeiten.13 Diese Chancen für die Studierenden in Frankfurt und Wien blieben Absolventinnen der K unstgewerbeschulen
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Hochschulen und Universitäten betrug der Anteil der Architektur-Studentinnen jedoch nie mehr als 5,6 Prozent. Somit studierte zeitweise jede 20. aller in Deutsch land immatrikulierten Studentinnen Architektur.«7
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anderer Städte verwehrt – so betätigte sich ein Teil unter ihnen nach Studienabschluss im Kunsthandwerk, viele aber schlossen, um als Architektin arbeiten zu können, auch eine Weiterbildung an einer Technischen Universität oder am Bauhaus an die kunst gewerbliche Ausbildung an.14 Ein weiterer Weg zum Architektenberuf führte über die Kunstakademien oder das Handwerk, doch waren die traditionsreichen Akademieklassen nach wie vor für männ liche Studenten reserviert und auch das Handwerk in männlich besetzte Zünfte ein geteilt. Frauen waren dabei nicht vorgesehen. Die Kunstgewerbeschule hingegen war als eher neue Ausbildungsform noch nicht vollkommen von Männern in Besitz genom men worden und übte daher auf viele Frauen einen besonderen Reiz aus. Das Bauhaus in Weimar und Dessau ging in Bezug auf die Zugangsmodalitäten noch einen Schritt weiter. Im Unterschied zu allen anderen Hochschulen, Kunstgewerbeschulen und Aka demien in Deutschland waren die Voraussetzung zur Zulassung nämlich weder Ge schlecht noch Reifezeugnis – einzig der Beschluss des Meisterrats des Bauhauses stellte die entscheidende Instanz, wie Walter Gropius die Zulassungsvoraussetzungen im Bauhaus-Manifest formuliert: »Aufgenommen wird jede unbescholtene Person ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht, deren Vorbildung vom Meisterrat des Bauhauses als ausreichend erachtet wird und soweit es der Raum zuläßt.«15 Das Bauhaus gab sich explizit frauenfreundlich, in seiner Antrittsrede als Bauhausdirektor versicherte Gro pius noch: »Die alleinige Beschäftigung mit niedlichen Salonbildchen als Zeitvertreib werde ich scharf bekämpfen […].«16 Trotz dieser vorgeblichen Gleichberechtigung hat ten Frauen nicht zu allen Bereichen am Bauhaus Zutritt. Architekturklassen als solche gab es nicht, wohl aber eine Bauabteilung, deren Besuch nur mit »solider handwerk licher oder praktischer Vorbildung« möglich war. Damit waren Frauen de facto wieder ausgeschlossen.17 So offen und modern sich das Bauhaus präsentierte, wurden weibli che Studierende gleichwohl in der Wahl ihres Ausbildungszweigs beschränkt und in eine festgelegte Richtung manövriert, sollten sie sich letztendlich doch »auf die im all gemeinen Ansehen nachgeordneten Bereiche wie Weberei, Töpferei oder das Gold schmiedehandwerk beschränken«.18 Nur zwei Jahre nach seiner frauenfreundlichen Antrittsrede am Bauhaus forderte Gropius, Frauen aus den körperlich anstrengenderen und somit eher männlich konnotierten Handwerksklassen wie der Steinbildhauerei, der Schmiede, der Tischlerei, der Wandmalerei, der Holzbildhauerei und der Kunstdru ckerei auszuschließen, um »keine unnötigen Experimente« zu machen.19 Die meisten Bauhäuslerinnen wurden also zu Weberinnen, Fotografinnen und Designerinnen aus gebildet.20 Manche nutzten die Kunstgewerbeschule auch als Vorbereitung auf ein Universi tätsstudium. Ab 1905 wurden Frauen an der Technischen Hochschule München als or dentlich Studierende zugelassen, und bereits zum Wintersemester 1905/1906 schrieb sich die erste Frau ein: Agnes Mackensen21 war schließlich 1915 somit die erste in Mün chen diplomierte Architektin. Auch in den folgenden 15 Jahren studierten weniger als zehn Frauen Architektur an der TH, ihre Zahl konnte sich bis 1933 lediglich verdoppeln. Ab diesem Zeitpunkt führte die TH Architekturstudentinnen gemeinsam mit den Bauingenieurinnen, was die genaue Ermittlung des Frauenanteils im Studiengang A rchitektur nachträglich unmöglich macht. Die meisten Architekturstudentinnen strebten den Beruf der Innenarchitektin an und konnten sich erst durch das Lehr personal oder praktizierende Architekten für den Hochbau erwärmen. Trotz der neuen 24
Möglichkeit, ordentlich zu studieren, sahen sich die weiblichen Studienanwärter noch weiteren Schwierigkeiten gegenüber. Zunächst noch scheiterten viele Frauen an einer Zulassungshürde, denn »die Immatrikulation an der Technischen Hochschule war nur mit einem Abiturzeugnis eines deutschen humanistischen Gymnasiums oder Real gymnasiums möglich«.22 Da die meisten Mädchen kein staatliches Gymnasium, son dern nur eine Höhere Mädchenschule – üblicherweise unter städtischer oder kirchli cher Trägerschaft – besucht hatten, blieb die Anzahl an weiblichen Studenten noch lange Zeit dementsprechend gering.23 Erst im Jahr 1920 wurden Oberrealschulen für Mädchen eingeführt, die mit dem Abitur beendet wurden und somit ein anschließen des Universitätsstudium ermöglichten.24 Das Reifezeugnis wurde Hanna Löv in ebenjenem Jahr an der städtischen höheren Mädchenschule an der Luisenstraße ausgestellt und ermöglichte ihr den direkten Zu an der Technischen Hochschule München auf (Abb. 8). Überhaupt war München neben Berlin die häufigste Ausbildungsstätte der etwa 300 Frauen, die zwischen 1908 und 1930 in Deutschland Architektur studierten. Fast alle absolvierten ihre Pflichtpraktika in handwerklichen Betrieben wie Bau- oder Möbeltischlereien oder als Bauzeichnerin nen.26 Hanna Löv konnte sich auf die guten Verbindungen ihres Vaters verlassen, der ihr eine Stelle bei dem freien Architekten Fritz Hassemer besorgte, in dessen Büro sie die beiden benötigten Praktika ableistete.27 Der Aufbau ihres Studiums und die Wahl des Praktikums sprechen dafür, dass Löv von Anfang an das Berufsziel Architektin an strebte.28 Sie hatte in scheinbarem Gegensatz zur eher technisch ausgerichteten Ausbildung eine musische und künstlerische Begabung, die sie privat auslebte. So füllte sie viele Skizzenbücher mit Reiseimpressionen oder Stillleben und malte Gouachen, außerdem besuchte sie jahrelang die städtische Musikschule.29 Für die erste Generation von Architekturstudentinnen wie Hanna Löv war es be sonders schwer, in der maskulin dominierten Welt des Universitätsbetriebs mit seinen studentischen Gepflogenheiten, Burschenschaften und dem nahezu zu hundert Prozent männlichen Lehrpersonal zurechtzukommen. Sie fühlten sich oft »deplatziert und mitunter allein«,30 trotz Zulassung studierten weiterhin sehr wenige Frauen Architek tur. Eine Fotografie der Architekturfakultät der Technischen Universität München aus dem Jahr 1923, die in mehreren Publikationen abgebildet ist, zeigt Hanna Löv als ein zige Frau unter einer Gruppe von Studenten.31 Dass diese Abbildung die Realität widerspiegelt, zeigte eine Überprüfung des Per sonalstands der Hochschule: Für die beiden Semester des Jahres 1924 wurden 288 Männer und fünf Frauen gelistet.32 Die Wohnsituation stellte ein weiteres Hindernis für Architekturstudentinnen dar. Frauen waren in Preußen seit 1908 zwar zum Studium zugelassen, jedoch wurden ihnen keine Wohnheime bereitgestellt. Gemischte Wohnheime widersprachen den Moralvorstellungen der Zeit und waren ebenfalls nicht vorgesehen. Auch war es nicht üblich, dass Frauen in Untermiete wohnten, womöglich geeignete Kleinstwohnungen entstanden erst in den 1920er-Jahren. Sieben Jahre nach der Zulassung weiblicher tudierender an den preußischen Universitäten öffnete schließlich 1915 in Berlin das S neu errichtete Victoria-Studienhaus seine Pforten für 110 Studentinnen,33 erbaut von Deutschlands erster praktizierender Architektin Emilie Winkelmann.34
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gang zur Universität:25 Im Anschluss an das Abitur nahm sie das Architekturstudium
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Abb. 9: Absolvent*innen der TH München vor dem Ohm-Denkmal, Hanna Löv erste Reihe, siebte von links, 1923
In München fand Hanna Löv hingegen die glückliche Situation vor, in unmittel barer Umgebung ihrer Schule sowie der TH bei ihrer Familie in der Adelheidstraße zu wohnen (Abb. 9).35
Der Berufseinstieg Die erfolgreiche Ausbildung zur Architektin führte nicht immer zur Berufsausübung. Im folgenden Abschnitt möchte ich den Ursachen dafür nachgehen, warum sich die Spur vieler Architekturstudentinnen mit dem Abschluss des Studiums verliert. Heirat und Familie konnten ein Grund sein, aber auch äußere Ursachen wie Krieg, Vertreibung, Deportationen und nicht zuletzt restriktive Gesetze, v. a. im Nationalsozialismus. Ab 1933 finden sich Beispiele, wie das NS-Regime systematisch gegen die Frauenerwerbs tätigkeit vorging.36 So wurden im Rahmen des »Doppelverdienererlasses« vom 30.06. 1933 sämtliche verheirateten Beamtinnen entlassen und verheirateten Ärztinnen die Kassenzulassung entzogen. Darüber hinaus wurde nur ein Jahr später die gesetzlich festgelegte schlechtere Besoldung aller weiblichen Beamten beschlossen und die plan mäßige Verbeamtung auf Lebenszeit erst ab einem Alter von 35 Jahren genehmigt. »Dabei zeigte sich, dass in erster Linie Frauen, die qualifizierte Stellungen bekleideten, ihrer Familie zurückgegeben wurden.«37 Dass nur wenige Frauen sich in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts beruflich selbstständig machen, ist in der Hauptsache sicher den zahlreichen geschlechtsbezo genen Einschränkungen zuzuschreiben. Bereits einer der ersten Schritte zur Selbst ständigkeit, nämlich die Eröffnung eines Bankkontos, »war Frauen, abgesehen von solchen im Witwenstatus, bis 1962 untersagt. Ehemänner, Väter, Großväter und Brüder mussten als Zustimmer, Lohnverwalter, Bürgen, der Strohmänner fungieren.«38 Frauen brauchten die Erlaubnis ihres Ehemannes oder Vaters, um überhaupt arbeiten zu dür 26
fen. Ein moderneres gesellschaftliches Konzept als das rückständige Deutschland ver folgten die Briten, wie in der englischen Architekturzeitschrift The Builder bereits im Jahr 1902 nachzulesen ist: »Wenn eine Frau einen Beruf richtig erlernt hat, den normalerweise Männer aus üben, dann kann sie nichts in der Welt davon abhalten, ihn auch auszuüben; es be steht für sie kein Anlass, jemanden um Erlaubnis zu bitten.«39 Die erste freischaffende Architektin Deutschlands, die ab 1908 ein eigenes Architektur büro in Berlin betrieb, war Emilie Winkelmann.40 Ihre Fähigkeiten hatte sie in der Pra xis erworben, einerseits im großväterlichen Zimmereibetrieb und andererseits mittels einer Ausbildung zur Bauzeichnerin. Elisabeth von Knobelsdorff 41 gebührt an dieser Stelle der Titel einer zweifachen Pionierin: Sie verließ als erste ordentlich immatriku
Abb. 10: Fest mit Bauarbeitern, Hanna Löv neben Vorhoelzer im weißen Kleid. Postamt Seeshaupt, 1924
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lierte Frau die Universität mit einem Diplom und war 1919 erster weiblicher Regie rungsbaumeister Deutschlands.42 Die erste als Dr.-Ing. promovierte Frau war Marie Frommer 1919 an der Technischen Hochschule Dresden.43 Dieser Reihe der Wegbereite rinnen kann auch Hanna Löv zugeordnet werden. Sie legte 1924 ihr Diplom mit der Note »sehr gut« an der Technischen Universität München ab,44 1927 in der Prüfung zum Re gierungsbaumeister, als erste Frau in Bayern, war sie zudem die Jahrgangsbeste.45 Lövs Ausbildung zur Architektin verlief unauffällig. Ihr Schulabschluss ermöglichte den Hochschulzugang ohne Umwege, ihr Vater Lorenz Löv unterstützte sie mit guten Kon takten, und die Familienwohnung in Universitätsnähe sorgte für die passende Infra struktur. In erster Linie die gute Diplomnote, aber wohl auch die persönliche Bekannt schaft Lorenz Lövs mit Robert Vorhoelzer verhalfen ihr zum Erstkontakt für die an schließende Ausbildungsmöglichkeit und ihrer ersten Arbeitsstelle bei der OPD (Abb. 10).
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Neues Wohnen und die »Neue Frau« – Architektin in der Weimarer Republik Es gibt wohl keinen Begriff, der so sehr mit dem Lebensgefühl der 1920er–Jahre in Deutschland verbunden ist, wie das Wort »neu«. Im folgenden Abschnitt sollen die Hintergründe hierfür genauer erläutert werden. Als Bestandteil einschlägiger Mehr wortbegriffe war es wohl das Wort des Jahrzehnts und wurde auch häufig als Titel von Büchern, Manifesten und Zeitschriften verwendet: Neue Wohnung, Neue Raumkunst, Neue Stadt, Neuer Mensch, Neue Frau, die neue Hauswirtschaft, der neue Haushalt, die Neue Linie, das Neue Frankfurt hießen Zeitschriften, Bücherreihen und anderes in der Weimarer Republik.46 Die Zwanzigerjahre verzeichneten einschneidende Ereignisse: das Ende des Kaiserreichs, Massenarbeitslosigkeit, Hunger und Wohnungsnot als Fol gen des brutalen Ersten Weltkriegs. In der gesellschaftlichen Ordnung spiegelte sich diese Zeit in entscheidenden Veränderungen wie der Emanzipation der Frau und dem Ende der Großfamilie.47 Neu war zunächst der Mensch und neu sollte gelebt und ge wohnt werden. Durch die irreversiblen gravierenden Veränderungen im alltäglichen Leben der Nachkriegsgesellschaft mussten auch die Menschen sich den Neuerungen anpassen. Mit dem zunächst eher philosophischen Konstrukt »Neuer Mensch« war ein unschuldiger, fantasievoller und vor allem solidarischer Bürger gemeint, doch mit dem allgegenwärtigen Topos beschäftigten sich bald sämtliche Disziplinen. Intellektuelle übernahmen aus Nietzsches Schriften die Idee eines »neuen Menschentyps«, der die Gesellschaft in eine »neue Zukunft«, frei von Zwängen der Vergangenheit führen würde. Gleichzeitig beschäftigte sich die »Reformbewegung« mit dieser Formel.48 Schon zu Beginn der Industrialisierung waren Entwürfe zu verschiedenen Lebens- und Wohn reformbewegungen angedacht und teils verwirklicht worden, doch stand erst nach dem Ende des Ersten Weltkriegs das Streben nach einem erneuerten Menschen, einer neuen Gesellschaft im Mittelpunkt der Debatte. Durch die Neuerungen, die das moderne Leben mit sich brachte, hatten viele Men schen ein stark ausgeprägtes Bedürfnis nach grundsätzlicher Erneuerung des Alltags, für die sie Architekt*innen nach einer »Entrümpelung« der Wohnkultur und der bis herigen Lebensweise suchten. Eine tatsächliche Entrümpelung war auch notwendig, da die mitgebrachten Möbel der neuen Bewohner*innen häufig nicht mit dem Raum maßen der neuen Wohnungen kompatibel waren. Wie sehr diese beiden Ebenen mit einander verbunden waren, beschrieb auch Bruno Taut: »[…] denn was die Bewohner jetzt hineintragen werden, ist nur noch ihr eigenes Leben und das ihm entsprechende bewegliche Gerät.«49 Die intensive Auseinandersetzung mit dem Neuen Bauen war das Leitmotiv, um neue Formen des Wohnens und des Zusammenlebens zu erarbeiten: »Von notwendi gen Verzichten sprachen Berlange, Behrens, Gropius oder Oud; vom Nullpunkt, an dem man beginnen müsse, Le Corbusier; vom Individualismus, den man zugunsten der T ypisierung aufgeben müsse, Ernst May.«50 Die Akteure des Neuen Bauens befassten sich mit Entstehungsprozessen. Zentrale Kriterien waren nicht mehr nur Gesundheit, Hygiene, Licht oder eine wohlüberlegte Raumausnutzung, vielmehr sollte der organi satorisch sinnvolle und günstige Bauvorgang nach Taylor in den Mittelpunkt des Ge 28
staltungsprozesses rücken.51 Man wollte die Theorien aus der industriellen Fließband produktion auf das Wohnen und das Bauen übertragen: »Zum guten Wohnen gehört u. a. die ganze Summe von Bedingungen, die den Ablauf unseres täglichen Lebens rei bungslos gestalten, die die Abwicklung der Alltäglichkeit zusammendrängen auf ein Minimum an Kraft- und Zeitaufwand.«52 Wohnen bedeutete nicht mehr nur das Verweilen in einem Gebäude außerhalb der täglichen Arbeitszeit, sondern es spiegelte die Probleme und Nöte der Zeit wider. Die Architekten des Neuen Bauens erhoben die Wohnung gar zum Katalysator des modernen Lebens. Sie sollte Hilfestellung leisten, indem sie die Rahmenbedingungen für die Bewältigung des Alltagslebens schuf und somit den »Neuen Menschen« reflektieren. So schrieb Fritz Block in seinem Buch über die Probleme des Bauens und über den Stellenwert des Wohnens für die Gesell schaft:53
Das Wohnen sollte also nicht nur auf die Bedürfnisse der Bewohner reagieren, sondern es hatte eine tatsächlich didaktische Funktion: In Wechselwirkung konnte es den Neuen Menschen erzeugen und – »als klassen- und geschlechtsneutrales Konzept vor gestellt – dadurch zur Veränderung der gesellschaftlichen Verhältnisse beitragen«.55 Die Architekten sahen also ihren Dienst an der Gesellschaft nicht in nur in ihrer künstlerischen Leistung, Gebäude zu schaffen, deren Selbstzweck in ihrer Ästhetik be steht. Sie wollten mit ihren Bauwerken das »Leben organisieren«56 und somit an der Gestaltung der industrialisierten Lebenswelt teilhaben. Wohnen, oder Wohnkultur, beinhaltete zunächst die Planung, Organisation und Gestaltung von »Dingen im Wohn bereich sowohl in städtebaulicher und architektonischer wie in innenräumlicher Hin sicht«,57 außerdem »die sozial-räumlichen Nutzungsqualitäten und -quantitäten in Wohnung, Wohngebäude und Wohnumgebung«.58 Die entstandenen Gebäude sind da her als Ergebnisse gesellschaftlicher Werte und Lebensformen zu beurteilen. Dabei stellten sich die Architekten der Aufgabe, über die philosophischen und idaktischen Fragen hinaus Lösungen für handfeste Probleme zu finden. Ein großer d Teil der deutschen Bevölkerung lebte in engen Wohnraumverhältnissen und war wirt schaftlich nicht in der Lage, seine Situation autonom zu verändern. Die schwere Woh nungsnot, vor allem in den Großstädten, verlangte nach starken wohlfahrtspolitischen Programmen, welche die Wohnversorgung der Bevölkerung verbessern und finanziell leistbarer machen sollten. So waren sich viele Architekten der Zeit darin einig, dass »je der Mensch ein Recht auf Bedürfnisbefriedigung [habe], das ihm von der Gesellschaft zu garantieren sei«.59
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»Das Lebensgefühl einer Zeit offenbart sich am reinsten in den Beziehungen des Menschen zu Haus und Wohnung. Die Form ist nicht mehr Hauptsache oder Selbst zweck, sondern entspricht einer klaren Problemstellung: […] Die neue Wohnung soll ein sinnfälliger Ausdruck unserer Zeit, unserer Fortschritte, Erkenntnisse und eines daraus entspringenden Erneuerungswillens sein, wie ein Werk der Technik. Sie muß zugleich dem neuen Lebensgefühl und neuer Lebenshaltung entsprechen. Diese Forderungen können allein erfüllt werden durch die Mittel unserer Zeit. An Kühnheit sollen diese Mittel der Kühnheit des modernen Denkens nicht nachste hen. Aber Gefühlsleben, Seelenleben, Entfaltung der Persönlichkeit sind Dinge, die vom Menschen selber ausgehen müssen, nicht von dekorativem Tand.«54
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Aus den realen Bedürfnissen entwickelte man Mindeststandards, die als Richt werte für den sozialen Wohnungsbau eingehalten werden mussten. Diese Werte um fassten die Raummaße sowie bestimmte Normen und Richtlinien für die Bauweise.60 Der Begriff »Bedürfnis« leitete sich in der Diskussion nicht vom Bedarf an Wohnungen ab, sondern entstammte einem interdisziplinären Forschungsbereich, als dessen Ziel nicht weniger als das Erreichen der »richtigen Lebensweise« festgeschrieben war. Spe zialisten aus den unterschiedlichsten Disziplinen – darunter Mediziner*innen, Päda gog*innen, Ökonom*innen, Politiker*innen- und Sozialwissenschaftler*innen und Theologen – nahmen sich der Problematik an. »Entsprechend musste zwischen ›richti gen‹ und ›falschen‹ Bedürfnissen unterschieden werden. […] Die Erforschung von Be dürfnissen versprach Verteilungsgerechtigkeit und schuf gleichzeitig Standards für das gute, das richtige Leben.«61 Die Reformen waren angesichts der prekären Lebens umstände unter anderem von dem sozialen Gedanken getragen, »die Wohnverhält nisse des Industrieproletariats zu verbessern«.62 Ein Großteil der Menschen in den Städten war Leidtragender bedenklicher hygienischer Voraussetzungen: Häufig waren Wohnraum und Arbeitsstätte miteinander verbunden und sorgten für Dreck und schlechte Luft; in dunklen Hinterhöfen und ohne Fenster lebten oft mehrere Familien gemeinsam unter einem Dach. Der Wohnungsbau war nun nicht mehr allein der Aufgabenbereich von Architekten, sondern wandelte sich zum gesellschaftspolitischen Themenkomplex. Wissenschaft ler*innen und engagierte Reformer*innen aus Gewerkschaft, Journalismus oder der freien Wirtschaft setzten sich in der Folge mit der Wohnungsnot und der Lebensweise der sozial Schwachen auseinander.63 Das Interesse an einer modernen Wohnkultur entstand sicherlich aber auch aus Protest gegen das althergebrachte und gutbürgerliche Leben, denn »im Unterschied zur bürgerlichen Wohnkultur entwarf die Moderne keine neue soziale Lebensform, ge wissermaßen als Alternative zur bürgerlichen Familienform, sondern sie konzen trierte sich auf die materiellen Artefakte, ihre Gestaltung, ihre Kompositionen unter einander, die Wahrheit zwischen Form und Inhalt.«64 Dies galt natürlich hauptsäch lich für Familienwohnungen, nicht für die neu entwickelten Wohnformen etwa für berufstätige alleinstehende Frauen. Was an das bürgerliche Wohnen erinnerte, wurde schlichtweg abgelehnt und als Grund allen Übels angesehen. Gemeint war damit in der Hauptsache die Befreiung von unnützem Ballast in Form von Wohnungsschmuck, nicht zuletzt aber auch die Aufgabe, nicht oder kaum genutztem Wohnraum in bürger lichen Wohnungen einer neuen, sinnvollen Nutzung zuzuführen. Die eigenen vier Wände sollten das Pendant zum öffentlichen Raum bilden, als Rückzugs- und Standort für das Individuum im Kontrast zur Allgemeinheit. »Die Einrichtung der Wohnung sollte als Bezugssystem zur Einrichtung des modernen bürgerlichen Subjekts, seinen Zugehörigkeitsbeschreibungen zu Bildung, Kultur, Geschmack, Gefühl, Moral, Hygiene etc. und den damit verbundenen Nor mierungsleitungen stehen.«65 Die große Abscheu und die »moderne Katastrophenrhetorik«66 der fortschrittlichen Architekten gegen das bürgerliche Wohnen und die aggressive Wohnerziehung zur Vereinheitlichung passte eigentlich nicht zur Idealisierung der Individualität in der 30
Weimarer Republik. Man beschrieb das »Gräulichste des bestehenden Wohnens«67 und wertete die Stilfindung als Befreiungsschlag gegen ein kompliziertes Leben und Wohnen.68 In der planerischen Praxis hieß das, dass man weiterhin zwar das Grund rissschema der bürgerlichen Wohnungen übernahm – mit Küche, Bad, Schlaf- und Wohnzimmer –, nicht aber den Stil. Schlicht und zweckmäßig sollte die Einrichtung sein, ohne Dekoration und Zierrat, praktisch und funktional. Die Architekten versuch ten, auf möglichst kleinem Raum möglichst viel Platz für ein geordnetes Familienleben zu schaffen. Die Räume bekamen neue Bezeichnungen und dadurch neue Funktionen: »Aus dem Salon wurde das Wohnzimmer, aus dem Herren- und Damenzimmer das ge meinsame Elternschlafzimmer, aus der Kinderstube das Kinderzimmer, aus dem Wirt schaftstrakt die Küche, aus der Empfangsdiele der Flur.«69 Ganz neue Wohnungstypen entstanden: Wohnungen für alleinstehende arbeiten dem den Komfort von mehreren Zimmern aufbringen sollten. Eine zentrale Methode der 1920er-Jahre zur Lösung des Wohnproblems waren die zahlreichen Versuchssied lungen der Reichsforschungsgesellschaft und die Gründung gesonderter Wohnbauge sellschaften. Die öffentliche Hand versuchte, effizient und günstig möglichst schnell Wohnraum für die sozial Schwächeren zu schaffen. Neue Körperschaften initiierten detaillierte Untersuchungen über das Wohnverhalten und nutzten dafür Methoden der Psychologie und der Soziologie. Die Bewohnerschaft von Musterwohnungen wurde interviewt, bekam Fragebogen oder wurde schlichtweg beobachtet. Die Menschen soll ten zum gesunden und modernen Leben und Wohnen erzogen werden, etwas, was die Wissenschaftler jenen, die die modernen Häuser bewohnten, offenbar nicht eigenver antwortlich zutrauten. Zahlreiche Autor*innen aus den verschiedensten Disziplinen veröffentlichten Texte zum Wohnen und Bauen. Diese Abhandlungen und Essays er schienen jedoch größtenteils nicht in Fachzeitschriften, sondern erreichten durch ihre Publikation in den Feuilletons deutscher Zeitungen und Periodika eine ungleich brei tere Leserschaft. Hanna Löv kann exemplarisch Veröffentlichungen in den Süddeutschen Monatsheften und in Das Schöne Heim vorweisen. 70 Jene Blütezeit der theoretischen Abhandlungen erstreckte sich über sehr abwechslungs- und ereignisreiche Jahre, den Zeitraum von 1925 bis 1935. In diese Dekade fallen nicht nur das Neue Bauen, sondern auch die Wirtschaftskrise 1929/30 und der Machtwechsel 1933 in Deutschland. Stand zu Beginn der Weimarer Republik das Streben nach Vereinfachung im Mittelpunkt, nahm in den 1930er-Jahren das Misstrauen gegenüber dem allzu Sachlichen zu. Gleich sam als erzieherisches Prinzip verwendeten Architekt*innen nun, ganz der Tradition der »reformatorischen Geschmackserziehung um 1900«71 entsprechend, die Gegen überstellung von gut und schlecht. Dekor und überladen historistischer Stil erklärten sie nunmehr zu Gegenspielern von Schlichtheit und Purismus. »Getragen wurde diese Zielvorstellung auch von dem Gedanken, dass saubere, rei ne Menschen auch bessere Menschen sind.«72 Die Idealisierung des Puren und Reinen fand ihre Kritiker nicht nur bei den Traditionalisten und Nationalisten. Der zeitgenös sische Philosoph Ernst Bloch kritisierte das Denkbild der Sachlichkeit als nicht auf die breite Masse der Gesellschaft anwendbar: »[Die Sachlichkeit] überschätzt die neutrale Sauberkeit, Bequemlichkeit des Neuen Bauens […] und sie unterschätzt, dass das ›gleichmäßig hygienische Wohnen‹ noch
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de Frauen, Boardinghouses und Kleinstwohnungen, die mit praktischen Tricks trotz
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keineswegs auf eine klassenlose Gesellschaft ausgerichtet sei […], sondern auf den jungen, modern fühlenden, geschmackvoll klugen Mittelstand.«73 Diese Gesellschaft konnte jedoch nicht übersehen, dass immer mehr Frauen eine Erwerbstätigkeit annahmen und damit selbstständig ihr Leben bestreiten konnten. Das neue Frauenbild setzte sich immer weiter durch, doch stellte es die »Neue Frau« vor eine große Herausforderung: Zwar sollte sie sich verwirklichen können, aber ohne bitte dabei an der traditionellen Rollenverteilung zu rütteln. Haushalt und Kinder erziehung blieben unverändert der Aufgabenbereich der Frau alleine, ihren Broterwerb und ihre Lebenssituation hatte sie zusätzlich zu organisieren.74 Sämtliche Parameter des Wohnungsbaus mussten auf einen Prüfstand, dessen Skala nach den Erfordernis sen der Frauen geeicht war. Schließlich war die »Neue Frau« entweder Hausfrau und berufstätig – dementsprechend praktisch musste ihr Haushalt gestaltet sein – oder sie war alleinstehend und berufstätig – und brauchte eine eigene Wohnung. Mit diesem neuen Selbstbewusstsein wollten die Frauen, die die während des Ersten Weltkrieges gefallenen, verletzten, gefangenen oder verschollenen Soldaten als Arbeitskräfte er setzt hatten, nicht in Heimen untergebracht werden, sondern auch selbstständig und selbstbestimmt leben. Waren es zunächst hauptsächlich Familienwohnungen gewe sen, die in den Versuchssiedlungen der Reichsforschungsgesellschaft geplant wurden, so rückte, angestoßen durch die Politikerin Marie-Elisabeth Lüders,75 nun auch die Wohnung für die ledige erwerbstätige Frau ins Zentrum.76 Im Einflussbereich der Frauenbewegung entfachte sich auch in den Fachzeitschrif ten eine Debatte über diese neue Wohnform, für die sich nach und nach die Bezeich nung »Ledigenwohnung« durchsetzte.77 Dieser Begriff war entstanden, weil sogar ein großer Teil der Frauenbewegung bis in die 1920er-Jahre in der Vereinbarkeitsdebatte die Meinung vertrat, dass Frauen sich entscheiden müssten: Ehe oder Berufstätigkeit. Für jene Frauen, die sich ungeachtet ihrer sozialen Herkunft gegen eine Familie und für eine Karriere entschieden hatten, musste folglich ein neuer Wohnungstyp entwi ckelt werden, den es bis dato noch nicht gab. »Es war die junge Arbeiterin, die vom Land in die Stadt kam, es waren die Verkäu ferin und die Büroangestellte, die nicht mehr bei ihrer Herkunftsfamilie und auch nicht in Untermiete leben wollten, und es war die Studentin, die nach 1909 an den deutschen Hochschulen studieren konnte.«78 Es entstanden ganze Frauenwohnprojekte, Arbeiterinnenheime, Damenwohnungen, Wohnungen für Postbeamtinnen oder Boardinghouses. Der neue Frauentyp und die vielen neuen Möglichkeiten für Frauen sorgten nicht nur für Inspiration und neue Ent wicklungen. Nach dem Krieg kulminierte die Entwicklung in einer »offensiven männ lichen Feindseligkeit gegenüber weiblicher Konkurrenz«79 insbesondere in den bürger lichen und akademischen Berufen, die wiederum ihren Höhe- bzw. Tiefpunkt in Mas senentlassungen fand – und dies nicht erst während des Nationalsozialismus, sondern gerade bereits in der Zeit der Demobilisierung nach dem Ersten Weltkrieg. Frauen, die während des Krieges gute berufliche Stellungen erreicht hatten, wurden von den Heimkehrern wieder verdrängt.80
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Haushalt, Kinder und die Frauenbewegung der 1920er-Jahre Gibt es wirklich archetypische Aufgaben für Architektinnen? In der Annahme, es gäbe sie, wer stellt diese Aufgaben und welche Motivation steckt dahinter? Sind es die änner, die der Frau nur bestimmte Betätigungsfelder zutrauen, oder sind es die Frauen M selbst, die sich einen emanzipatorischen Gewinn von veränderten Strukturen verspre chen? In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts traf wohl beides gleichermaßen zu. Die Frau war nach der Meinung vieler (Männer) nicht für geistige und vor allem nicht für logische und strukturierte Arbeit geeignet, selbst wenn sie die passende Aus bildung genossen hatte. In der selbstverständlichen Wahrnehmung aller waren Haus und Familie die abgesteckten weiblich besetzten Arbeitsfelder.81 Ein in den 1920er-Jah ren typischerweise Architektinnen, Betriebswirtinnen und Hauswirtschafterinnen überlassener Themenbereich war die forschungsgestütze Entwicklung neuer Küchen systeme. Die Motivation für die Beschäftigung mit dem Haushalt speiste sich von männlicher Seite zumeist aus einem Interesse an Fortschritt und Technik – für die Frauen indes ging es um viel essenziellere Inhalte, wie etwa Freiraum für die Entfal tung der Persönlichkeit durch Zeitgewinn zu schaffen oder die Arbeit grundlegend zu erleichtern. Es ist kaum möglich, sich den verschiedenen Ideen zu entziehen, so präsent sind die Küchen in der Literatur. Forschung und Rezeption der Küchengestaltung sollen nun im Folgenden kritisch betrachtet werden. In den unangefochtenen Zuständigkeits bereich der Frau wurden noch in der frühen Frauenbewegung die als zentral angese henen Themen Küchengestaltung und Haushaltsführung verwiesen:
Es dauerte weitere 50 Jahre, bis sich fortschrittliche Kräfte mit der Rolle der Frau in Gesellschaft und Familie, also jenseits des Haushalts, befassten, so unabänderlich schien die traditionelle Zuweisung. Wie wesentlich die Rolle der Frau für die gesamte Gesellschaft war, entdeckten nicht nur Frauenrechtlerinnen. Arnold Meyer, Diplom ingenieur und Erna Meyers Ehemann, verfasste im Hausfrauen-Taschenkalender eine theoretische Abhandlung über die Bedeutung des Haushalts für die deutsche Wirt schaft. Darin behauptet er, dass im Jahr 1925 mindestens ein Drittel aller Deutschen ganz oder teilweise im Haushalt und damit weit mehr als in allen anderen Berufsgat tungen tätig gewesen seien.83 »Es gibt immer noch weite Kreise, nicht zum wenigsten unter den Hausfrauen selbst, denen die Bedeutung der Hauswirtschaft in ihrer ganzen Trageweite keineswegs aufgegangen ist!«84 Da der Haushalt ausschließlich von Frauen geführt wurde und diese sämtliche Besorgungen für die Familien übernahmen, rechne te Meyer u. a. aus, dass 80 Prozent aller Ausgaben durch Frauen getätigt wurden. »Versuchen wir noch, den Wert der Hausfrauenarbeit als solcher zahlenmäßig zu erfassen, indem wir sie nach sonst gebräuchlichen Lohnsätzen bewerten, was in
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»Betrachtet man die Entstehung und Entwicklung des Kunstgewerbes genderspezi fisch, ist vor allem nach dem Verwendungszusammenhang der kunstgewerblichen Gegenstände zu fragen, nach dem Ort also, wo diese damals zu finden waren und wo sie heute noch zu finden sind. Und dieser Ort ist ohne Zweifel der Haushalt – kurz: das Hoheitsgebiet der Frau.«82
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diesem Zusammenhang, wo es nur auf eine Veranschaulichung ankommt, gestattet sein mag. Nehmen wir achtstündige Arbeitszeit an (für die meisten Fälle bedeutend zu niedrig) und rechnen mit einem Stundenlohn von 50 Pfg. – soviel, wie z. B. in Bay ern jede ›Zugeherin‹ (Hilfskraft, Reinemachefrau o. ä.) bekommt – so ergibt das je Tag 4 RM, im Jahr RM 1460,— bei 15 Millionen Hausfrauen also etwa 22 Milliarden RM, fast das Doppelte der Ausgaben des Reiches, der Länder und der Gemeinden zusam men! Werden durch vernünftige Arbeitseinteilung, bessere Materialausnutzung und gute Haushaltsapparate täglich je Haushalt 50 Pfennige gespart – die Zahl ist auf alle Fälle als niedrig anzusehen – so würde das im ganzen auf 7,5 Millionen täglich, fast 2¾ Milliarden jährlich an Ersparnissen ausmachen. Es ist wahrlich hohe Zeit, dass der Haushalt aus seiner wirtschaftlichen Nichtbeachtung geholt wird!«85 Die Aufwertung der hauswirtschaftlichen Arbeit und in der Folge eine intensivere useinandersetzung mit den Problemen der Hausfrau war letztlich allen Frauen von A Nutzen, denn für die Hausfrau bedeutete die effektivere und gesündere Gestaltung des Familienalltags und der Haushaltsführung einen Zugewinn an Freiheit, wie Dr. Erna Meyer schlussfolgerte: »Nur Wirtschafterin auf der einen, Galeerensklavin auf der anderen Seite! Wo aber blieb der Mensch, wo seine für die Frau alleine in Frage kommende Offenbarung in höchstem Weibtum? Es war begraben unter dem grauen Schutt des Alltags, zum Schaden nicht nur für die Frau, sondern auch für die sich um sie scharende Familie und damit für die Gesellschaft überhaupt.«86 Tatsächlich gibt es kaum einen Architekten des Neuen Bauens in Deutschland, der die Nationalökonomin Meyer in der Haushaltsmaterie nicht zurate gezogen hat.87 Erna Meyer beschrieb die Lebenswelt der arbeitenden Hausfrauen ohne Hilfe als »Dahin vegetieren«, so ist es kaum verwunderlich, dass die Frauenbewegung eine Verände rung in Form von verschiedensten Wohnreformbewegungen freudig begrüßte. Zu nächst ging es in den Reformen um die komplette Vereinfachung von Haushaltsthe men, Kindererziehung und Wäschepflege. Erst in den 1920er-Jahren rückte schließlich die Küche in das Zentrum der Debatte.88 Besonders hervorzuheben im Z usammenhang dieser Strömungen ist die Einküchenhausbewegung, die um 1900 aus den verschiede nen Reformideen entstand. Der einzelnen Hausfrau sollte durch die konsequente Um setzung einer kollektiven Hauswirtschaft ein Gutteil der täglichen Belastungen abge nommen werden. Maßgeblicher Gedanke hierbei war, berufstätige Frauen in einem Mehrparteienhaus unterzubringen, mit einer zentral angeordneten und von bezahltem Personal geführten Großküche. Führende Verfechterin dieser Initiative war die Frauenrechtlerin Lily Braun:89 »Da durch erhoffte man sich eine kostengünstige Haushaltsführung, Arbeitsplätze für Dienstpersonal und die Befreiung der Frau von der Hausarbeit, so dass sie beruflich und politisch tätig sein konnte.« Hanna Löv sprach sich jedoch gegen einen kollektiven Ort für die Küche aus: »Jedenfalls ist das Gemeinschaftsbad eher durchführbar als die amerikanische Zentralküche, die in Wien zwar schon gebaut wurde, aber deutschen Ansprüchen 34
an das Familienleben nicht gerecht wird. […] Der Grund für die Schwierigkeiten liegt in der starken Wandelbarkeit der Familie und der Selbständigkeit des Indivi duums.«90 Unterschiedlichste Ansätze und Versuche wurden unternommen, Aufbau und Gestal tung der Küche für die breite Masse zu verbessern. Hauptziele waren immer die Er leichterung der Arbeit sowie die kostengünstige Bereitstellung von Küchentechnik und -mobiliar. Da ausschließlich Frauen die Küche nutzten,91 wurden häufig Expertin nen für die Thematik an der Entwicklung gezielt beteiligt. Prominente Beispiele folgen im Text. Leitbild der Küchen- bzw. Haushaltsdebatte war immer die (natürlich erwerbstä tige und wahlberechtigte) »Neue Frau«. Drei Themen erfahren dabei in der zeitgenös sischen Literatur immer wieder prominente Erwähnung:92 Rationalisierung und Ma schinisierung der Hauswirtschaft, Wohnungseinrichtung und Wohnformen sowie Mieterpflege für den Typus der »Neuen Frau«.93 Die Industrialisierung ermöglichte bereits vor dem Ersten Weltkrieg die Herstellung von günstigen Lebensmitteln in gro ßer Menge und brachte einschneidende Neuerungen auf den Gebieten der Wäscheund Raumpflege und auch der Haushaltsführung auf den Weg. Gerade Letztere jedoch führten, vornehmlich in der Periode zwischen den Weltkriegen, dazu, dass der Stellen wert von Hausarbeit im Alltag der Frauen sank. Während des Krieges verzeichnete die häusliche Arbeitsbelastung der Frauen eine erneute Steigerung, die sich noch in der Nachkriegszeit fortsetzte. Als mit der Demobilmachung 1918 viele Männer in eine von Armut und Wohnungsnot gezeichnete Gesellschaft zurückkehrten, Arbeitsplätze und Pflege beanspruchten, bedeutete dies für viele Frauen die Rückkehr an den Herd.
In etlichen Berufen sahen die Männer die weiblichen Kollegen als Konkurrenz und schlossen sie aus Berufs- und vergleichbaren Verbänden aus. Auf aggressive Weise sollten Frauen »in den Haushalt rückgeführt« werden. Die Ursache ist im Niedergang des Berufsstandes der Dienstboten zu suchen, der nicht mehr mit der »neuen« bürger lichen Lebensweise vereinbar war. Hatten im wilhelminischen Kaiserreich die bürger lichen Frauen noch Zeit und Möglichkeit, sich anderen, geistigen, Tätigkeiten zu wid men, so fiel in der Republik die Aufgabe der Haushaltsführung an sie zurück. Die an schließende Debatte kreiste erneut um drei Themen: die Aufwertung der Hausfrau, die Vereinfachung des Haushalts und die körperliche Entlastung der Frauen. Sie fürchte ten, unterstützt von Argumenten aus der Pädagogik, vor allem die Gefahr von »kulturel len Einbußen«95 in der Gesamtgesellschaft, denn »das geistige Niveau unserer Frauen welt sinkt in erschreckender Art und Weise. […] Aus welchen Kräften, zu welchen Ga ben, zu welchen Idealen sollen diese Frauen ihre Kinder erziehen?«96 Warum nicht die »Erschlankung« des Haushalts aus einem positiven Blickwinkel betrachten, fragten sich die modernen Frauen und hießen den bewussten »Stil des einfachen Lebens«,97
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»Allgemein verbreitet war eine Stimmung der Krise: eine Krise der Geschlechter verhältnisse, die durch die kriegsbedingte Frauenarbeit in Männerberufen, das jah relange Familienleben ohne männliche Haushaltsvorstände, die Kriegserfahrung der Männer eine der reinen Männergesellschaft der Front und nicht zuletzt durch das Frauenwahlrecht erschüttert waren […].«94
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ohne Personal auf das Wesentliche reduziert und in Einklang mit den modernen Woh nungen, geradewegs willkommen. Gleichzeitig würden weiterhin das Selbstbild der Frauen gestärkt und die »Hausarbeiten selbst […] vergeistigt, als intellektuelle und be rufliche Herausforderung gewertet werden«. An der Diskussion beteiligten sich keineswegs nur Frauen und Frauenrechtlerinnen, sondern auch viele namhafte männliche Vertreter des Neuen Bauens. Den Architekten lag vor allem die Vereinfachung und Beschleunigung von Arbeitsprozessen im Haus halt am Herzen, während es der Frauenbewegung neben der Arbeitserleichterung auch um die soziale Aufwertung der Hausfrauen durch »Professionalisierung der Hausfrau entätigkeit«98 ging. Gefordert wurde ein neuer Ausbildungszweig mit Diplomprüfung und allem, was für ein veritables Berufsbewusstsein benötigt wird. Durch Verwissen schaftlichung, Technisierung und Systematisierung sollte zum einen der Beruf Haus frau neue Wertschätzung erlangen, zum anderen aber auch die Volkswirtschaft durch die mithilfe der Rationalisierung erreichte Einsparung unterstützt werden. Das Ar beitsumfeld der professionellen Hausfrau, die Küche, wurde folgerichtig auch von fast ausschließlich weiblichen Architekten im Auftrag gestaltet. Gemeinsam mit anderen Spezialistinnen aus Wirtschafts- und Sozialwissenschaften entwickelten sie verschie denste Küchentypen und präsentierten diese auf Ausstellungen und in Mustersiedlun gen. Als bekannteste Beispiele sollen die »Frankfurter Küche« von Margarete Schütte- Lihotzky und die »Münchner Küche« von Walther Schmidt und Erna Meyer genannt werden. »Und es sollte ausgerechnet die ›Frankfurter Küche‹ sein, die als emblemati sches Beispiel von der Mitwirkung weiblicher Architekten am Neuen Bauen der Wei marer Republik zeugt.«99 In Österreich befassten sich unter anderem Ada Gompertz100 und Margarethe Zak101 mit der rationalen Kücheneinrichtung, die sehr stark an die Entwürfe Schütte- Lihotzkys angelehnt waren,102 und Lux Guyer, bekannteste Schweizer Zeitgenossin Lövs und Schütte-Lihotzkys, erläuterte 1933 Ansatz und Fragestellung ihrer modernen Küchengestaltung: »Bei meiner jüngsten Siedlung habe ich etwas wesentliches neu aufgenommen: Nicht nur die Neuorganisation des Hauses an und für sich, sondern die Neuorgani sation des Haushaltes dazu. Programmforderung war mir: wie verwandelt man die altmodische Haushaltungsmühle, die die Frau in ihrer menschlichen Entwicklung und Erweiterung hemmt, in einen rationelleren und zugleich anmutigeren Appa rat?«103 Diskutiert wurden Vor- und Nachteile der beiden Typen Wohn- und Nischenküche, letztendlich durchsetzen konnte sich bei allen modernen Systemen die Funktionsauf teilung zwischen reiner Kochküche und Wohnzimmer. Perfekt durchdachte Koch labors mit Blicköffnung ins Wohnzimmer zu den Kindern wurden geschaffen, für deren Ergonomie neben einer größeren Zahl neuer Küchengeräte104 auch Rollen an Stuhl und Tisch die ohnehin kurzen Wege weiter erleichtern sollten. Kochzellen dieser Art wur den in Familienwohnungen und kleinen Häusern installiert. Eine zweite Variante bil deten Kochnischen und Kochschränke für die vielen Klein- und Kleinstwohnungen, bei denen Speisenzubereitung, Wohnen und Schlafen häufig in einem kombinierten Raum verrichtet wurden. Eine Spezialistin für jene Kleinstküchen war die oben bereits 36
erwähnte Ökonomin und Herausgeberin Erna Meyer. Ihr Kochschrank »Hexer«, den sie 1928 gemeinsam mit Walther Schmidt entwarf, fand ein breites Echo in der zeitge nössischen Fachliteratur.105 Zugrunde lag, auf kleinstem Raum eine komplette Küchen einrichtung unterzubringen, die in nicht als Küche nutzbaren Räumen auf schnelle, einfache und hygienische Art wieder »weggezaubert« werden konnte. Zunächst als Zwischenlösung in der Zeit des Wohnungsmangels gedacht, erschloss sich nun auch in alleinstehenden Frauen und jungen Paaren eine neue Zielgruppe, die sich damit ohne baulichen Aufwand oder ohne um Mitbenutzung ansuchen zu müssen, gut selbst versorgen konnte. Beworben wurde der Kochschrank überdies auch als »rentable Ka pitalanlage«,106 als Objekt für Landhäuser und als erste Grundausstattung für eine spätere Einbauküche. Bei den Familienküchen für die Versuchssiedlungen lag das Au genmerk vor allem auf der sinnvollen, das heißt ergonomischen und preisgünstig zu
die Einführung einer klaren Arbeitsorganisation, wofür sämtliche Arbeitsschritte über prüft und neu angelegt oder weggelassen wurden. Die Motivation war indes keine rein ökonomische. Die Überlegungen bezogen auch die gesellschaftlichen Veränderungen ebenso wie das pathosgeladene Konstrukt des »Neuen Menschen« ein – dazu musste die Gesellschaft weiter demokratisiert und die Gleichstellung der Frauen weiter vor angetrieben werden: »Macht Euch endlich frei von der Haushaltssklaverei! Der verein fachte Haushalt und wie man ihn zeitgemäß führt. Hausfrauen! Der halbe Tag gehört Euch!«, verkündete Erna Meyer 1930 vom Titelblatt des von ihr übernommenen Ullstein- Sonderhefts.107 In München wiederum setzten die Planer auf das Prinzip der Wohn küche. Die »Münchner Küche« sollte diese Bezeichnung von Anfang an offiziell tra gen, wie ein zeitgenössischer Bericht der RFG zeigt: »Die in der Versuchssiedlung Mün chen ausgeführte Küche ist als ein besonderer Typ bekannt geworden und wird als die ›Münchner Küche‹ bezeichnet, die ebenso wie die Frankfurter Küche, eine Möglich keit neuzeitlicher Küchengestaltung bedeutete.«108 Meyers Kritik an der »Frankfurter Küche« adressierte gerade die Isolation der Arbeitsumgebung und deren Ausrichtung als reine Arbeitsküche an sich. Die anfänglichen Vorteile der Raumtrennung seien nämlich ad absurdum geführt, sobald die Hausfrau auch Kinder zu versorgen habe. Um diese wenigstens akustisch wahrnehmen zu können, müsste schließlich die Tür offen bleiben, wodurch sich die Küchengerüche in der gesamten Wohnung verteilten. Aus diesem Grund lag der Kern der Münchner Überlegungen nicht auf einer wirtschaft lichen Optimierung, sondern auf den Bedürfnissen der Bewohner, auf die das System angepasst wurde. Man wollte sich die »gute Stube« sparen, dennoch aber einen Ort als festgelegten familiären Treffpunkt bereitstellen. Es entstand »eine Kombination aus 6qm großer Kochnische und einem mit 19qm relativ großzügig bemessenen Wohn raum«,109 der gut belüftet sein sollte. Küche und Wohnzimmer waren durch eine Glas wand olfaktorisch getrennt, ein freier Blick in den Wohnraum erlaubte auch die Auf sicht spielender Kinder. Damit steht die »Münchner Küche« den Ideen von Adolf Loos nicht allzu fern – dieser hatte gefordert, den Herd sowie einen großen Tisch für das gemeinsame Essen in der Familie im Wohnzimmer aufzustellen.
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produzierenden, Gestaltung einer Küche für Mütter. Die »Frankfurter Küche« beruhte auf Effizienz und Funktion, sie wurde als Einbau küche nach genau berechneten Maßen auf kleinstem Raum realisiert und stellte eine hygienische, platzsparende und die Kriterien erfüllende sinnvolle Lösung für die Aus stattung von Arbeiterhaushalten dar. Ermöglicht wurde diese Entwicklung erst durch
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Parallel zu Schütte-Lihotzky wirkte eine weitere österreichische Küchenexpertin: Liane Zimbler. Sie war nicht nur Architektin und Ausstellungsgestalterin, sie schrieb auch für zeitgenössische Fachblätter.110 Ihre Hauptaufgabe war die Gestaltung multi funktionaler Wohnräume, also beispielsweise Wohn- und Esszimmer, die am Abend zum Schlafraum verwandelt werden konnten. Zimbler vereinte die unterschiedlichen funktionalen Anforderungen durch den Einsatz flexibler Klapp- und Schiebesysteme. »Von Liane Zimbler ist bekannt, dass sie sich eine besondere Fähigkeit darin erwarb, die Kochgelegenheit gewissermaßen zum Verschwinden zu bringen.«111 Ihre Systeme waren sachlich und funktionell gehalten, Wohnlichkeit erzeugte sie durch Raumtex tilien. Zimbler kombinierte auch Wohn- mit Büroräumen, deren besondere Merkmale eine strenge Raumökonomie, deckenhohe Wandschränke und Einbauten mit Klapp-, Drück- und Schiebesystem sowie Raumteiler darstellten, »häufig ein Glasregal oder eine Blumenabstellfläche«.112 Zimbler war höchst erfolgreich in der Modernisierung von Wohnungen und Häusern und galt als bürgerliches Pendant zu Margarete Schütte- Lihotzky. Gemäß ihrer Ausbildung bauten die beiden Österreicherinnen stets von in nen nach außen, ein Gestaltungsprinzip, das sie nicht nur für die Küchengestaltung anwendeten, sondern das auch beim Entwurf eines kompletten Gebäudes zum Tragen kam. Der Aufbau von innen heraus galt und gilt häufig noch immer als weibliche Art zu bauen, als geschlechtsspezifische Besonderheit. Dabei war es die Schule ihres Leh rers Adolf Loos, die in »Anerkenntnis eines technischen Erfordernisses«113 ihre Bauten auf diese Weise entwickelte. Über die ersten österreichischen Architektinnen schrei ben Imorde und Zeisig, »dass die Innenarchitektur im Allgemeinen, die Küche aber im Besonderen der Umweg waren, den sie zu gehen hatten, wollten sie Aufträge und die Anerkennung ihrer Branche finden«.114 Frauen bauen für Kinder? In den 1920er-Jahren war neben der Haushaltsführung ebenso die Kindererziehung selbstverständlich Frauensache. War kindgerechte Architektur also auch eine gestal terische Aufgabe, die typischerweise Architektinnen zugewiesen wurde? Gewöhnlich fiel das Feld der Kinderbetreuung thematisch in das Gebiet der Haushaltsfragen. Die externe Betreuung von Kindern jedoch wurde als nicht haushaltsbezogene Aufgabe wahrgenommen. In Deutschland, der Erfindernation des Kindergartens, waren die Wei chen für eine neuartige Pädagogik längst gestellt.115 Politik und Fachwelt hatten erkannt, wie die Erziehung den Menschen prägte, und mahnten in Anlehnung an die Reformer an, dass nur aus gesunden Kindern gesunde Mitglieder einer Gesellschaft werden könnten. Es entstanden alternative Erziehungskonzepte, zu deren prominen testen und bis heute praktizierten Beispielen jene von Peter Petersen, Maria Montes sori und Rudolf Steiner zählen. Gehörte zum »Neuen Menschen« also auch das »Neue Kind«? Immerhin machten sich die Akteur*innen in der Debatte um die Haushalts führung auch Gedanken, wie die erschöpften, durch Arbeit und Hausarbeit belasteten Mütter den Kindern ausreichend Kultur vermitteln sollten. Ökonom*innen hoben die Versorgung des Nachwuchses als wichtigen Aspekt für die effektive Leistung der Eltern für die Volkswirtschaft heraus, schließlich erlaubten nur verfügbare Betreuungsmöglichkeiten der Kinder den Frauen die Erwerbstätigkeit. Ähnlich wie die Gestaltung des Haushalts war auch die Unterbringung der Kinder kein unwichtiger Teil des öffentlichen Diskurses im Zuge der Industrialisierung und glei 38
Abb. 11: Kindergarten Großsiedlung Walchenseeplatz, 1928
chermaßen der Emanzipation der Frau. Die Kindergärten sollten nicht mehr die Kinder lediglich »verwahren«, sondern in sozialer Hinsicht die Abwesenheit der arbeitenden Eltern ausgleichen. Manuel Cuadra schreibt hierzu:
Der Bedarf an Kindergärten war somit auch ein Symptom einer sich radikal erneuern den Gesellschaftsstruktur und der daraus resultierenden neuen Lebensweise der Stadtbevölkerung. Innerhalb der Reformbewegung und unter den Apologeten des »Neuen Menschen« und des »Neuen Wohnens« wurde auch die Kindererziehung zum Gegenstand der Überlegungen, wie die Anpassung an die geänderten Bedürfnisse aus sehen und vollzogen werden könnte. Die Notwendigkeit von guter Kinderbetreuung kam als Thema auf den Zeichen-Tisch: Modellprojekte wurden geplant, Häuser passend zu modernen pädagogischen Konzepten,117 aber auch für den sozialen Wohnungsbau, hygienische Räume ganz im Stil des Neuen Bauens. Cuadra unterstreicht: »Offensicht lich gehört der Kindergarten – wie die Fabrik, der Bahnhof, die Markthalle, das Büro haus und die Arbeitersiedlung – zu den für das Industriezeitalter charakteristischen Bauaufgaben.«118 Renommierte Architekten des Neuen Bauens planten Bauwerke für Kinder,119 weshalb »der relevanteste Abschnitt der Architekturgeschichte des Kinder gartens […] mit der Weimarer Republik«120 seinen Anfang nimmt. Viele der zeitgenös sischen Ideen und Konzepte wurden jedoch nie realisiert. Obwohl nicht über das Planungsstadium hinaus gelangt, ist beispielsweise das Friedrich-Fröbel-Haus, ein Kindergartenprojekt aus dem Jahr 1924 von Walter Gropius
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»[…] Kindergärten werden überall dort geschaffen, wo die Entwicklung der Indus triegesellschaft es erforderlich macht. Vor dem Hintergrund des primär wirtschaft lichen Interesses, beide Elternteile für den Produktionsprozess ›zu befreien‹, dient der Kindergarten dazu, negative Konsequenzen […] sozial aufzufangen.«116
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Abb. 12: Kindertisch mit Eisenbahn für die Mustersiedlung des Vereins Siedlungsausstellung, München-Ramersdorf, 1933
und Adolf Meyer, eines der »meist publizierten Projekte[n] seiner Zeit«.121 Selbst bei diesem Projekt für Kinder hatten sich die Architekten streng an die formalen Regeln des Neuen Bauens gehalten und nüchterne kubische Räume an einen langen Gang ge reiht. Zwar endete das Fröbel-Haus in der Schublade, in der städtebaulichen Realität hingegen wurde bei fast allen Siedlungsprojekten der 1920er-Jahre ein Kindergarten mitgeplant. Bruno Taut, Ferdinand Kramer und Wilhelm Schütte seien exemplarisch für die nicht wenigen männlichen Architekten des Neuen Bauens genannt, die sich mit Gebäuden für Kinder beschäftigten.122 Im »Neuen Frankfurt« bauten Ernst May und Ferdinand Kramer Kindergärten mit dem Schwerpunkt auf »Integration […] in das Gemeinschaftshaus einer Wohn anlage«.123 Wie stark die weibliche Beteiligung bei der Planung von Kindergärten war, lässt sich schwer nachvollziehen. Fest steht, dass Studierende, darunter eben auch Stu dentinnen, der Frankfurter Kunstgewerbeschule in Projekte des »Neuen Frankfurt« miteinbezogen wurden. Zeitgenössische fotografische Dokumente der Kindergarten einrichtung für den Hallgartenblock der Siedlung Riedhof-West in Frankfurt a. M. aus dem Jahr 1925 finden sich zugleich im Nachlass Kramers sowie dem seiner Mitarbeiterin Paula Wilberg, einer Innenarchitektin, und auch später auf der Stuttgarter Werkbund Ausstellung 1927, wo die Ausstattung im Mies van der Rohe-Haus zu sehen war.124 Wil berg wechselte von Frankfurt in das Büro Mies van der Rohes in Berlin, war also Mit arbeiterin bei beiden Architekten, in deren Projekten die Möbel verwendet wurden.125 Auch im Werk des Ehepaars Schütte-Lihotzky nimmt Architektur für Kinder einen gro ßen Anteil ein. Wilhelm Schütte126 war beispielsweise federführend für den Schulbau in Frankfurt, Margarete Schütte-Lihotzky beschäftigte sich sowohl praktisch als auch theoretisch im Sinne der Frauenrechte wiederholt mit Kindertagesstätten. 40
»In Reden, Artikeln und theoretischen Arbeiten wies die Architektin immer wieder auf die Bedeutung der zunehmenden Berufstätigkeit der Frauen und die Erschwer nis durch den Mangel an Kindergärten hin. Sie kämpfte für mehr K indertagesstätten, stellte die gesellschaftliche und sozialpolitische Notwendigkeit dar und beschäf tigte sich mit den städtebaulichen Aspekten ebenso wie mit Fragen der Erziehungs arbeit.«127 Ein derart neues Erziehungskonzept, das Kindergarten, Kinderkrippe oder Hort vorsah, konnte sich nicht auf gestalterische Vorbilder berufen. Schütte-Lihotzky selbst be schrieb ihre Herangehensweise als »völlig traditionslos«.128 Dies sorgte zwar für Ver unsicherung bei den Architekten, führte aber wiederum auch zu einer ungewöhnlich großen schöpferischen Freiheit. Zunächst bauten sie für Kinder nicht anders als für
sie viel Glas, um eine Verbindung zur gut durchdachten Gartenarchitektur zu erzeugen. Doch auch dieses Projekt fiel trotz amtlicher Genehmigung erneut dem Rotstift zum Opfer. Die Budgets für Kindergärten scheinen bei den großen Siedlungsprojekten der 1920er-Jahre häufig herausgekürzt worden zu sein, denn auch ein komplett fertig ge plantes Projekt Hanna Lövs wurde nie verwirklicht: In ihrem Nachlass befinden sich die bereits weit fortgeschrittenen Pläne für den Kindergarten im Projekt Walchensee platz (Abb. 11).133 Hanna Löv entwarf sämtliche Möbel bis hin zu den Garderobenhaken. Zahlreiche Bewegungsstudien der Kinder und sogar kolorierte Pläne zeugen von einer intensiven Beschäftigung mit dem Sujet. Löv baute des Weiteren Schulen im Auftrag des Hoch
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Erwachsene. Es schien praktisch, sich an Schulgebäuden zu orientieren und die Anzahl von benötigten Räumen je nach Gruppenanzahl an einem Gang aufzureihen. Das mag zwar den hygienischen und architektonischen Standards des Neuen Bauens genügt haben, die wichtigen pädagogischen Gesichtspunkte fanden dabei jedoch keine Berücksichtigung. Margarete Schütte-Lihotzky lehnte diese überkommene Form der Reihung ab und dachte als »überzeugte Anhängerin des Pavillonsystems für Kinder anstalten« die baulichen Anforderungen neu.129 Der Pavillon mit eigenem Garten sollte eine Reminiszenz an das Einfamilienhaus darstellen und somit architektonisch den einzelnen Kindergartengruppen das Gefühl der Zusammengehörigkeit evozieren. Durch die räumliche Trennung der einzelnen Gruppen auch im Außenbereich sollte die Verbreitung von Krankheiten eingedämmt werden – selbstverständlich benötigte man dazu auch eine eigenständige Durchlüftung der einzelnen Pavillons. Strnad hatte Schütte-Lihotzky außerdem gelehrt, wie wichtig der Eingangsbereich eines Gebäudes ist.130 Für das »Neue Frankfurt« entwickelte sie mit Eugen Kaufmann 1928 einen Mon tessori-Kindergarten auf dem Gelände der Siedlung Höhenblick in Frankfurt-Ginn heim.131 Der eingruppige Bau versank am Ende, wie so viele ambitionierte Entwürfe, im Strudel der Weltwirtschaftskrise und wurde nie verwirklicht. In ihren Memoiren vermutet Schütte-Lihotzky, dass es am pädagogischen Konzept lag: »Das Erziehungs system der großen italienischen Pädagogin, in Reinkultur angewandt, war in Frank furt und auch anderwärts heftig umstritten.«132 Ein Jahr später, 1929, übernahm die Architektin ein Kindergartenprojekt innerhalb der Siedlung Praunheim. Gemäß ihren Überlegungen zum Bautyp hatte sie sich hier für eine dreigruppige Anlage mit vier Pa villons, auf einem kreuzförmigen Grundriss, entschieden. Als Baumaterial verwendete
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bauamtes der OPD, wie etwa die Unterrichtsgebäude und die Lagerwerkstätte an der Münchner Poccistraße im Jahr 1926134 und reichte einen Schul-Entwurf im Rahmen eines Wettbewerb für eine Siedlung in München-Neuharlaching ein. 135 Das Hochbauamt der Reichsbahn, Lövs Arbeitgeber in den 1930er- und 1940er-Jah ren, realisierte inbesondere in der NS-Zeit verstärkt Schulen und Kindergärten für die Kinder ihrer Mitarbeiter, an deren Planung Hanna Löv jedoch nicht beteiligt war. 1937 publizierte beispielsweise das Preußische Finanzministerium im Zentralblatt der Bau verwaltung136 ein von Hanna Lövs Vorgesetztem Wilhelm Bühlmeyer geplantes und ausgeführtes Kindererholungsheim. Der begleitende Text eröffnet mit dem Satz: »Der Reichsbahnwaisenhort ist das Liebeswerk der Deutschen Eisenbahner«.137 Das Ge bäude sollte sich, so die Vorgaben des Amts, der Landschaft anschmiegen und sich sti listisch der Bauart der Umgebung anpassen. »Diese zeigen fast immer derb behandel ten weißen Putz, bebeiltes Holz, Schindeln, verhältnismäßig kleine Fenster und eine flachgelagerte dem Gelände sich anschmiegende Bauart.«138
Architektinnen im Nationalsozialismus »Liegt es im Sinn des Führers und ist es wirklich die Bestimmung der Frau im Drit ten Reich, dass sie – auch wenn sie jederzeit ihre Leistungsfähigkeit unter Beweis stellen kann – stets nur die untergeordnete Hilfsarbeiterin von Männern sein darf, die ihr geistig, künstlerisch und in der Fähigkeit zu organisieren nicht überlegen sind. Oder kann sie, wenn Vorbildung, Eignung und Können vorhanden sind, inner halb ihres Arbeitsgebietes auch selbst Anspruch auf eine leitende Stellung erhe ben?«139
Abb. 13: Lövs Ausweis der Reichskulturkammer der bildenden Künste, 1933
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beklagte sich Hanna Löv in einem Brief des Jahres 1939 bei Gerdy Troost. Die enge Ver traute und von Adolf Hitler geförderte Troost teilte Lövs Ansicht naturgemäß nicht und antwortete: »Ihre Fragestellung hat mich verwundert und wenn ich sie darauf aufmerksam mache, dass der Führer doch Frauen – so sie sich dafür eignen – in leitenden Posi tionen bejaht (z. B. Frau Scholtz-Klink, Frau Winifred Wagner, Frau Leni Riefen stahl), so glaube ich, dass sich eine weitere Antwort meinerseits erübrigt.« Troost nennt hier die wenigen prominenten Ausnahmen beruflich erfolgreicher Frauen, zu denen auch sie selbst zählte. Ihre Aussage steht im Widerspruch zur offiziellen Linie der Frauenpolitik des Nationalsozialismus, deren erklärtes Ziel es war, die Frauen an
ner Prägung mehr entstanden. »Bereits seit Frühjahr 1933 findet sich kein neues mo dernes Gebäude im Sinne des Neuen Bauens mehr in Deutschland, ausgenommen im Bereich des Verkehrs- und Industriebaus, für den spezielle Vorstellungen galten.«144 Winfried Nerdinger verwendet hier Zitate Adolf Hitlers, wenn er schreibt: »Ein Reprä sentationsbau solle nicht leugnen, dass er in einer architektonischen Tradition stehe, während es ›unerträglich‹ sei, einer modernen Maschinenfabrik oder einem Elektrizi tätswerk griechische oder gotische Formelemente äußerlich aufkleben zu wollen.«145 Sylvia Necker befreit in der kürzlich erschienenen Monografie über den Architekten Cäsar Pinnau Bauwerke aus der Zeit des Nationalsozialismus von einer moralisch-poli tischen Bewertung auf Basis des Baustils, wenn sie schreibt:
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das Heim zu binden und aus der Berufswelt herauszulösen. Mit der sogenannten Gleichschaltung begannen die Nationalsozialisten bereits im Jahr der M achtübernahme. Sämtliche Kunstschaffende wurden in Verbänden organisiert und in die Reichskultur kammer eingefügt, die dem Ministerium für Volksaufklärung und Propaganda unter stellt war (Abb. 13). Auch Architekten und Architektinnen stellten eine Untergruppie rung der Reichskulturkammer dar, deren Mitgliedschaft zur Berufsausübung zwin gend war. Im Vergleich zur Gruppe der bildenden Künstler mit 2.400 Mitgliedern waren die Architekten mit 1.600 Mitgliedern unterrepräsentiert.140 Nur diejenigen Architekten wurden aufgenommen, die politisch oder werkästhetisch der Ideologie der Macht haber entsprachen – wer kein Mitglied in der Reichskulturkammer war, hatte somit faktisch Berufsverbot. »Bis in die kleinsten Behörden waren innerhalb weniger Mona te die Vorstellungen der neuen Machthaber von Kultur und Architektur durchdrungen beziehungsweise durchsetzt.«141 Der Gleichschaltung fielen auch sämtliche Frauenver eine zum Opfer: »1900 stand München als Flaggschiff der modernen Frauenbewegung in Bayern da. […] Dieses Zerstörungswerk der Nationalsozialisten wirkt bis heute, ist sichtbar und unsichtbar zugleich, ist dafür verantwortlich, dass diese Frauen mit ihren Werken und Ideen aus dem öffentlichen Gedächtnis gelöscht sind.«142 Tatsächlich wurde die Geschichte der Münchner Frauenvereine zwischen 1933 und 1945 bisher nicht untersucht.143 Der schnelle und komplette Wechsel innerhalb der Behörden und die nun fehlende Streitkultur innerhalb der Architektenschaft – wer nicht angepasst baute, wurde nicht in die Kammer aufgenommen – führte dazu, dass im Wohnbau keine Gebäude moder
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»[I]st, wer 1937 neoklassizistisch anmutende Architekturen baut, Nationalsozialist? Lässt sich über eine Parteimitgliedschaft auf die Architektur schließen? Keiner würde die unzweifelhaft existierenden Interdependenzen von Leben und Werk so kurzsichtig deuten. […] Vielleicht sollten Untersuchungen daher eher nicht ›Leben und Werk‹ oder ›Werkmonografien‹ heißen, auch um deutlich zu machen, dass für die Analyse immer auch die politischen, gesellschaftlichen, sozialen und wirt schaftlichen Rahmenbedingungen wichtig sind.«146 Über Architektinnen in der Zeit der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft gibt es kaum Untersuchungen. Überhaupt existieren nur wenige Monografien über Architek ten, die im fraglichen Zeitraum praktizierten. Das liegt vor allem daran, dass das Bau wesen des Nationalsozialismus kaum mithilfe einzelner Biografien erklärt werden kann, ganz im Gegensatz zur Erforschung der Architekturgeschichte der Weimarer Re publik. Bereits 1993 gliederte Winfried Nerdinger die Ausstellung »Bauen im National sozialismus« nach einzelnen Bauaufgaben und nicht nach Personen, er begründete seine Vorgehensweise folgendermaßen: »Irreführend ist auch eine isolierte Untersuchung von einzelnen Architekten: Der Einzelarchitekt ist im Nationalsozialismus weitestgehend bedeutungslos, er ist in den meisten Fällen letztlich nur Handlanger in einem verbrecherischen System und hilft bei der Umsetzung von dessen Zielen. Vom kleinen Baumeister bis zum Gene ralbauinspektor Albert Speer oder dem Generalbaurat Hermann Giesler handelt es sich um mehr oder weniger engagierte Erfüllungsgehilfen, die genauso wie die Handlungsträger in den meisten anderen Lebensbereichen am besten mit der von Hannah Arendt geprägten Formel von der ›Banalität des Bösen‹ charakterisiert wer den können. […] Das gesamte Planen und Handeln der Architekten muss deshalb im Kontext der Strukturen und Zielsetzungen des Nationalsozialismus betrachtet werden.«147 Im Folgenden wurde dennoch versucht, einzelne Architektinnen und Künstlerinnen aus der Masse der das Antlitz des Regimes mit aufbauenden Zunft aufzuspüren, denn auch die Bauämter waren ja mit einzelnen Menschen besetzt. Eine knappe Beschrei bung dient dem besseren Verständnis des von oberster Stelle koordinierten Bauwesens in der Zeit des Nationalsozialismus. In der ausführlichen Untersuchung Nerdingers über das Bauen im Nationalsozialismus fällt das starke Ungleichgewicht im Verhältnis männlicher und weiblicher Namen im Verzeichnis auf.148 Das sehr umfangreiche Per sonenregister führt insgesamt rund 1.000 Namen, davon sind neun weiblich. Mit Aus nahme (der zumindest als Architektin arbeitenden) Gerdy Troost ist keine der erwähn ten Frauen Architektin, sondern bildende Künstlerin oder Kunstgewerblerin. Verein zelt waren Frauen an Bauprojekten beteiligt, hierbei fast ausschließlich an der Innenoder der Fassadendekoration. Für die Siedlung Friedenheim schufen Luise Klempt und Ruth Schaumann Wandgemälde, Annemarie Naegelsbach malte ein Fresko für den Konzertsaal Bad Wiessee.149 Die Webmeisterin Hanna Wieckop gestaltete die Vor hänge für ein Heim mit Jugendherberge der Hitlerjugend in Aschaffenburg.150 Die ge setzlichen Grundlagen für den Ausschluss von Frauen aus der Berufswelt, mit dem be reits gegen Ende der Weimarer Republik begonnen wurde, wurden im Nationalsozia 44
lismus weiter ausgebaut. Analog dienten auch diese Maßnahmen dazu, Arbeitsplätze für männliche Arbeitnehmer freizumachen und die Frauen zurück in die Familienar beit zu übergeben. Gleichberechtigung und der Kampf für Frauenrechte hatten keinen Platz in der nationalsozialistischen Ideologie. Als primäres beschäftigungspolitisches Ziel wurde die Kriegsvorbereitung in allen Bereichen der Gesellschaft ausgerufen: »Die Frau hat auch ein Schlachtfeld. Mit jedem Kind, das sie der Nation zur Welt bringt, kämpft sie diesen Kampf durch …«, so Adolf Hitler in seiner Rede am 13. Mai 1935 vor dem Frauenkongress in der Luitpoldhalle Nürnberg.151 Unter den Repressionen des NS-Regimes verlor Deutschland unzählige Architektinnen durch Emigration – die ar chitektonische Blüte der Weimarer Republik fand ihr jähes Ende. Die allgemeine Bau
den umgeschult und als Arbeitskräfte in den kriegsvorbereitenden Industrien eingesetzt. Nicht so Gerdy Troost. Ihre Karriere ist innerhalb der ohnehin kleinen Gruppe er folgreicher Architekt*innen seit der Machtergreifung Hitlers als beispiellose Unregel mäßigkeit zu werten.153 Troost verdankte ihre beruflichen Möglichkeiten ausschließ lich biografischen Verflechtungen, genauer: ihrer Ehe mit dem Architekten Paul Lud wig Troost und der persönlichen Freundschaft zu Adolf Hitler. Ihre Ausnahme-Vita schildert Gerdy Troost als eine in der obersten Riege des NS-Regimes tätige Frau, die trotz fehlender Ausbildung durch ihre guten Verbindungen maßgeblich an der ästhe tischen Ausgestaltung von Hitlers Ideologie beteiligt war. Sie leitete das Atelier ihres Mannes über dessen Tod hinaus, führte dessen Bauplanungen aus und war selbst für die Inneneinrichtung der Bauten zuständig. Als Hitlers Innenarchitektin schuf sie große repräsentative Projekte154 und übernahm vielgestaltige kunsthandwerkliche Aufgaben wie die Dekoration von Konferenzräumen oder auch Hitlers privater Wohn bereiche. In der Folge wurde sie vielfach »von führenden Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Kultur um ihren künstlerischen Rat gefragt«.155 Auch wenn fehlender Abschluss und Geschlecht dagegensprachen: Gerdy Troost bezog für ihre Leistungen im Rahmen der staatlichen Inneneinrichtungen das übliche Architektenhonorar.156 Sie erhielt weitere Vergünstigungen und Ehrungen, nicht zuletzt wurde ihr der Professo rentitel verliehen. Wie die Österreicherin Liane Zimbler führte Troost ihre Projekte zu meist mit einer Gruppe von Frauen aus, darunter Frieda Thiersch, Leiterin einer Werk statt für Handeinbände, und die Grafikerin Franziska Kobell. Für ein weiteres Beispiel einer Architektin, die während des Nationalsozialismus ihren Beruf ausüben konnte, steht Lucy Hillebrand.157 Obwohl sie verheiratet und Tochter einer jüdischen Mutter war, gelang es der an Kunstgewerbeschulen ausgebil deten Architektin, im proklamierten »Dritten Reich« freiberuflich zu arbeiten. Ihre ex zellenten Verbindungen sowohl zur Kunstszene, durch ihre Freundschaft mit Kurt Schwitters als auch zu »einflussreichen Persönlichkeiten«, sorgten für Aufträge.158 Hil lebrands Ehemann Wilhelm Otto war Jurist und Politiker, seine Kontakte verhalfen ihr durch die unterschiedlichen politischen Systeme hindurch, kontinuierlich als Archi tektin arbeiten und besonders in der Nachkriegszeit für die öffentliche Hand tätig sein zu können. Sie war Mitglied im Bund Deutscher Architekten, wurde in die Reichskul turkammer aufgenommen und hatte sogar eine Sondergenehmigung erhalten, in den
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tätigkeit wurde eingeschränkt, zu Zeiten der Mobilmachung herrschten Baumittel stopps. Sämtliche Wirtschaftszweige, die als »nicht kriegswichtig«152 eingestuft wa ren, mussten ihre Produktion einschränken, die freigestellten Mitarbeiterinnen wur
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Abb. 14: Umbau einer Kantinenbaracke zum SS-Sturmheim, 1940
Jahren 1937 bis 1944 als Architektin arbeiten zu dürfen.159 Das Œuvre der selbstständigen Architektin Hillebrand umfasst eine Tankstelle, mehrere Wohnbauten und, nach dem Krieg, zahlreiche öffentliche Schul- und Heimbauten.160 Der Zeitraum von 1933–1945 war nicht ihre produktivste Phase, da freie Architekt*innen ausschließlich für kleinere private Projekte beauftragt wurden. Hillebrands Weg war eine Besonderheit. Die meis ten erfolgreichen Frauen im Architektenberuf jener Zeit wären auf männliche Förderer – oft ihre ebenfalls als Architekten tätige Ehemänner – oder ein effektives Frauen- Netzwerk angewiesen gewesen. Nicht so Hillebrand – durch ihre persönlichen Kon takte gelang es der Jüdin auch, Verfolgung und Tod zu entkommen. Ihre Karriere wie auch die Gerdy Troosts müssen also als große Ausnahmen und keine typischen Bei spiele für ihre Geschlechts- und Berufsgenossinnen während der NS-Diktatur beurteilt werden. Winfried Nerdinger beschreibt in Bauen im Nationalsozialismus Gerdy Troost, die prominenteste mit dem Bauwesen Hitlers assoziierte Frau, nicht als Einzelurheberin, sondern verbindet sie ausschließlich mit der Fertigstellung der für das Regime bedeu tenden Bauwerke ihres verstorbenen Mannes, insbesondere des »Haus der Deutschen Kunst«. Auch Hanna Löv taucht namentlich im Register auf und wird als Mitarbeiterin der OPD in Verbindung mit einzelnen »Dienstleistungsbauten« erwähnt (Abb. 14). Ob wohl die Bauten der Reichsbahn im Kapitel als »Verkehrsbauten« beschrieben werden, wird der Name Hanna Löv hier nicht genannt. Exkurs: Fräulein Regierungsbaumeister und das Berufsbeamtentum Hanna Lövs schulische und berufliche Ausbildung verlief ohne Unterbrechungen oder Einschränkungen. Das erste und fundamentale Hindernis, dem sie sich auf dem Weg zur Verbeamtung gegenübersah, war ihr Geschlecht. In einem Brief an das Bayerische Staatsministerium des Inneren schrieb sie: »[O]bwohl ich die große Staatsprüfung für den höheren Baudienst im Jahre 1927 als bester von 60 Prüfungsteilnehmern ›mit Aus zeichnung‹ bestand, wurde mir der Zutritt zur Beamtenlaufbahn verweigert, weil ich eine Frau bin.« (Abb. 15)161 46
Hätte Hanna Löv eine Chance auf Verbeamtung gehabt? Gab es während der Wei marer Republik überhaupt Frauen im höheren Beamtendienst? Tatsächlich sind Frauen im öffentlichen Dienst ein Symptom der Industrialisierung. Claudia Hahn beschreibt in ihrem Aufsatz über Beamtinnen in der Weimarer Republik die bereits ab dem 18. Jahr hundert effizienten historischen und soziologischen Hintergründe hierfür.162 Mit der Industrialisierung und dem massiven Bevölkerungswachstum entstanden zahlreiche Berufe, für die auch Frauen eingesetzt wurden, seit der Mitte des 19. Jahrhunderts auch Aufgaben in technischen Bereichen wie etwa der Telekommunikation oder im Sozialund Dienstleistungssektor. Letztere brachten »typisch weibliche« Berufe hervor wie Lehrerin, Sozialarbeiterin und Angestellte bei Post und Bahn. Dass nun erstmalig Frauen in ein solches Angestelltenverhältnis eintreten durften – und eintraten –, lag an einem explodierenden Personalbedarf speziell im öffentlichen Dienst.163 Dies be deutete aber nicht zwangsläufig, dass die Frauen auch den Beamtenstatus erlangten. So schreibt Hahn,
In der Weimarer Verfassung wurde schließlich die Gleichstellung von Beamtinnen gesetzlich verankert.165 Die gesetzliche Regelung zur Gleichbehandlung galt offenbar nur eingeschränkt für verheiratete Frauen. Hahn bezeichnet die Entscheidung von Frauen, zugunsten der Karriere auf Ehe und Familie zu verzichten, als »erzwungene Geschlechtslosigkeit«.166 Doch übernahmen auch außerhalb einer rechtlich anerkannten Vormundschaft etliche unverheiratete und kinderlose Frauen neben ihrer beruflichen Ver pflichtung auch die Verantwortung für bedürf tige Familienmitglieder. Denkbar ist eine sol che Konstellation auch bei Hanna Löv – mögli cherweise unterstütze sie ihre zeitlebens im gleichen Haushalt wohnhafte Schwester auch finanziell. Für diese Gruppe nur auf dem Papier unabhängiger Frauen war keine gesetzliche Regelung in Kraft, die sie beruflich hätte ein schränken können. Im Falle der abgelehnten Verbeamtung Hanna Lövs soll betont werden, dass im Postsektor, »[wo] Anfang 1923 mit 51.752 die größte Zahl ›weiblicher Beamter‹ tätig war« und selbst nach den Demobil machungsverordnungen vom März 1919 und Abb. 15: »Nur weil ich eine Frau bin!« Brief ans Bayerische Staatsministerium, 15.02.1964
Januar 1920 diese hätte bewilligt werden kön nen, da vor allem die verheirateten Frauen
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»dass vor dem Ersten Weltkrieg nur sehr wenige der im öffentlichen Dienst beschäf tigten Frauen tatsächlich eine Verbeamtung erreicht haben und dass diese, da sie weder reichs- noch landesgesetzlich erwähnt oder geregelt war, sehr willkürlich gehandhabt wurde: positiv, wo man Frauen gerade notwendiger brauchte, […] nega tiv, wo man eine zu starke Konkurrenz fürchtete«.164
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entlassen wurden.167 Löv war 16 Jahre lang für die Reichspost tätig gewesen, nach 15 Jahren Tätigkeit im gehobenen Dienst hätte man ihren Status ändern können; ab 1922 betrug die Frist sogar nur fünf Jahre.168 Hahn zählt die Frauen im höheren Dienst und macht sichtbar, wie wenige Frauen in leitenden Positionen arbeiteten: »In leitenden oder verantwortlichen Stellen bei den Ministerien des Reiches und Preußens waren nach Angaben des Bundes Deutscher Frauenvereine insgesamt knapp 50 Frauen – einschließlich Referentinnen und Hilfsarbeiterinnen – tätig, davon für das Reich 6 Beamtinnen, 1 Angestellte in Reichsarbeitsministerium und Reichsarbeitsverwaltung, 1 Referentin für die Angelegenheiten des weiblichen Per sonals im Reichspostministerium, 1 Regierungsrätin, 1 stellvertretende Direktorin beim Reichskommissariat für Kohlenverteilung und 2 wissenschaftliche Mitar beiterinnen im Reichswirtschaftsministerium, ebenfalls 2 wissenschaftliche Ange stellte im Reichsfinanzministerium und 1 Ministerialrätin im Ministerium, 1 Regie rungsrätin im Reichsgesundheitsamt, 1 Regierungsbaurätin bei der Filmprüfstelle in Berlin. So waren also die verschiedenen Zweige des höheren Beamtendienstes Frauen zwar zugänglich geworden, Stellungen aber, in denen sie sich tatsächlich befanden, gab es wenige und sie waren meistens an der unteren Grenze der tradi tionellen männlichen Hoheitsverwaltung geblieben. Nur vereinzelt als juristisch vollgebildete Verwaltungsbeamtinnen, nur in geringer Zahl im Gerichtswesen, nicht in leitender Stellung als beamtete Ärztinnen – bis auf einen Fall –, nicht im höheren Bibliotheksdienst, nicht als Architektin in beamteter Stellung, nicht im höheren Postwesen – bis auf ebenfalls einen Fall.«169 Vor allem die Reichspost scheint sich mit der Verbeamtung ihrer Mitarbeiterinnen schwergetan zu haben, so beschreibt Hahn weiter: »Seit die Personalabbauverordnung außer Kraft gesetzt war und die verheirateten Beamtinnen wieder das Recht hatten, im Beruf zu bleiben, hatte die Reichspostverwaltung keine Anwärterinnen mehr in Beamtenstellen aufrücken lassen.«170
Resümee Geschlecht und Bauen, Konformität und Differenz Für Hanna Löv spielte ihr Geschlecht eine Rolle: Sie beklagte in deutlichen Briefen, die sie schon beginnend in der NS-Zeit bis hinein in die 1960er-Jahre an höhere Stellen schrieb, die berufliche Diskriminierung, die ihr wegen ihres Geschlechts widerfuhr.171 Erwuchsen die Hindernisse einem persönlichen oder einem gesellschaftlichen Hintergrund? Wenn bestimmte Bauaufgaben typischerweise Frauen zugedacht wurden, bildete Hanna Löv hier eine Ausnahme? Inwieweit sie in Ausbildung und Karriere Ein schränkungen erfahren hat, soll im nachfolgenden Unterkapitel beschrieben werden. Hanna Löv war in Ausbildung und Berufsleben immer die einzige Frau unter Män nern. Eine Fotografie aus dem Jahr 1924 der Architekturklasse an der Münchner TH macht das deutlich: Im Innenhof der Hochschule posiert eine Gruppe von etwa 30 Män nern in dunklen Anzügen für die Kamera. In ihrem dunklen, sehr schlichten Kleid ist 48
Abb. 16: Richtfest der Reichspostdirektion Obing, Hanna Löv links im Bild, 1936
illustriert so eindrücklich die Situation für Studentinnen an technischen Universitäten in den 1920er-Jahren, dass es als Zeitzeugnis in mehreren Publikationen zu Architek tinnen der Zwanzigerjahre abgebildet wurde.173 Genauso unauffällig wie auf dem Foto reiht sich der Name Hanna Löv in eine alphabetische Auflistung der Postbauschüler ein, der bislang einzigen Veröffentlichung, die sich auch dem Verlauf der Karrieren von Mitarbeitern der OPD gewidmet hat. Auch hier ist Hanna Löv unter 176 Architekten die einzige Frau.174 Selbst in einer Publikation zu den Architekten der Nachkriegszeit von 1945 bis 1960 steht Hanna Lövs Biografie (neben nur zwei weiteren Frauen) den Lebensläufen von 67 Männern gegenüber. Bei genauer Betrachtung wird allerdings deutlich, dass sich Löv in einem wichtigen Punkt von ihren beiden Geschlechtsgenossinnen abhob: Die bei den Architektinnen Helga Schnierle und Grete Wirsing – eine Generation jünger als Hanna Löv – arbeiteten erfolgreich in den Büros ihrer ebenfalls als Architekten tätigen Ehemänner.175 Anders als Löv fanden sie in ihrem beruflichen Umfeld durch die pri vate Bindung eine erhebliche finanzielle und soziale Absicherung. Hanna Löv selbst beschäftigte sich mit Genderfragen, wie aus ihren Briefen, Arti keln und Tätigkeiten hervorgeht.176 Sie war Mitglied der Künstlerinnenvereinigung GEDOK, des Ausschusses und des Beirats der Frauenspende des Deutschen Museums sowie der Vereinigung der Akademikerinnen in München. Welche Bedeutung hatte das Frausein für ihr Umfeld, vor allem für ihre Kollegen und Vorgesetzten? Forschungsarbeiten zu Genus und Architektur arbeiten im englisch sprachigen Raum mit wissenschaftlichen Fragestellungen/Thesen, während die Situa tion in Deutschland noch immer aus der Perspektive einzelner Biografien beleuchtet wird. So heißt es 1999 bei Bischoff/Threuter: »In einem kunsthistorisch sehr konventi onellen Sinne wird Personalgeschichte geschrieben, oder es werden Werkgemeinschaf ten in eine Chronologie und Stilgeschichte eingeordnet.«177 Hanna Löv war eine talen tierte Architektin, die auf Wettbewerbserfolge und eine erfolgreiche Mitarbeit in Bau behörden verweisen konnte – dennoch blieb ihr der Bekanntheitsgrad zeitgenössischer
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Hanna Löv nur bei genauem Hinsehen unter ihnen auszumachen (Abb. 9).172 Das Foto
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männlicher (oder auch exponierter weiblicher) Kolleg*innen versagt. Ihr zeitweiliger Arbeitgeber, der Architekt Carl Sattler, begründete diesen Umstand folgendermaßen: »Regierungsbaumeister Frl. Johanna Loev ist eine ausgezeichnete Architektin, die schon sehr beträchtliches geleistet hat. Wenn ihr Name nicht in weiten Kreisen bekannt ist, so liegt es daran, dass sie mehr oder weniger anonym im Rahmen der Bauabteilung der Oberpostdirektion bzw. der Staatsbahn gearbeitet hat.«178 Die Bauaufgaben der beiden Hochbauämter bestanden hauptsächlich in Verwaltungsund Industriebauten oder sozialem Wohnungsbau und erlaubten nur eine begrenzte Individualität. Als klassisch ausgebildete Architektin und Mitarbeiterin von Bauäm tern in gehobener, aber nicht höchster Position, sowie anhand der Typologie der Bau werke, die nur eine unauffällige persönliche Note erlaubten, eignet Hanna Löv sich nicht unbedingt als Hauptfigur einer Ausnahmebiografie. Indem sie in der vorliegen den Arbeit nicht als strahlende normative Abweichung stilisiert wird, sondern als Bei spiel einer erfolgreichen Architektin dient, soll vermieden werden, das Schaffen von Frauen durch die Betonung auf einzelne Glanzlichter zu marginalisieren.179 Die Frage, »wie Frauen bauen«, wurde spätestens ab den 1980er-Jahren, einer Hoch phase der kunst- und architekturhistorischen Genderforschung, gestellt.180 Dass die ser Gedanke ein Symptom für die häufig immer noch fehlende Würdigung der Arbeits leistung von Frauen repräsentiert, zeigt sich beispielsweise in der, auch in heutigen Fachpublikationen nicht korrigierten, selbstverständlichen Annahme, Hanna Löv sei an der »Münchner Küche« maßgeblich beteiligt gewesen. Die Nachweise hierfür feh len:181 Löv war bei der OPD zeichnungsberechtigt,182 auf den entsprechenden Plänen allerdings finden sich lediglich die Unterschriften von Erna Meyer und Walther Schmidt, ebenso wie in sämtlichen zeitgenössischen Berichten ausschließlich diese beiden Namen genannt werden.183 Es scheint jedoch bis heute in der Forschung eine logische Konsequenz zu sein, dass eine Frau, die am Siedlungsbau der 1920er-Jahre be teiligt war, in irgendeiner Weise auch mit dem vermeintlichen Frauenthema Küche betraut gewesen sein musste. Ähnlich erging es Hanna Lövs Zeitgenossin und Berufskollegin Margarete Schütte- Lihotzky. In der Rezeption wird das wirklich sehr umfassende Werk der höchst erfolg reichen Architektin reduziert auf das »stereotyp weiblich besetzte Betätigungsfeld Kü che«.184 Schütte-Lihotzky selbst zeigte sich, nach »weiblicher Architektur« gefragt, äu ßerst verwundert und bezeichnete den Antagonismus als ähnlich absurd wie die Frage nach männlicher und weiblicher Musik, »[d]abei unterscheidet sie zwischen dem Kampf um Gleichberechtigung und der Frage nach einer männlichen bzw. weiblichen Architektur«.185 Die Existenz der Letzteren stritt sie ab, ihrer Meinung nach gab es aller dings Planungsaspekte von Bauwerken, die schlechter oder besser auf weibliche Be dürfnisse abgestimmt waren. In einem Interview erwiderte die über Hundertjährige auf die Frage, wie sie sich als Frau durchgesetzt habe: »Ich musste mich nicht durchsetzen. Ich hatte als Frau nie Schwierigkeiten. Mir war das Glück beschieden, stets von fortschrittlichen Menschen umgeben zu sein. Das gilt sowohl für mein Elternhaus als auch für mein berufliches Umfeld. Ernst May, der mich von Wien nach Frankfurt geholt hat, war schon in den 20er Jahren für Gleich 50
berechtigung. Das zeigt sich etwa auch an der Höhe der Entlohnung. Ich bekam für meine Arbeit in Frankfurt genau dasselbe wie meine Kollegen. Natürlich!«186 Schütte-Lihotzky sagte in diesem Interview aber auch, dass sie davon ausgegangen wäre, bei einem Architekten im Büro angestellt zu werden und niemals selbstständig arbeiten zu können. Auch ihr Vater soll sich Gedanken gemacht haben, ob Bauherren überhaupt eine Frau beauftragen würden. Da die Familien- und Hausarbeit fast ausschließlich von Frauen bewältigt wurde, waren die berufstätigen unter ihnen einer Doppelbelastung ausgesetzt, die von keiner Seite hinterfragt wurde. Schütte-Lihotzky sagte hierzu: »Es stimmt, dass Frauen viele unterschiedliche Dinge unter einen Hut bringen müs sen. Daraus entstehen ja so viele Probleme. Aber man kann deswegen nicht folgern,
Ein substanzielles biografisches Detail, das sie mit Hanna Löv teilt: Beide waren kin derlos und unterlagen somit nicht dieser Doppelbelastung. Löv lebte mit ihrer Schwes ter in einer gemeinsamen Wohnung, und Schütte-Lihotzkys Ehemann übernahm Auf gaben im gemeinsamen Haushalt.188 Dies mag ihnen geholfen haben, ihre Karriere ohne Zäsur fortzusetzen. »Allein von vier Hochschulen«, so Schütte-Lihotzky weiter, »bekam ich einen Ehrendoktor […] ich persönlich hatte als Frau und als Architektin, wie schon gesagt, keine Schwierigkeiten.«189 In der Architekturgeschichtsschreibung zu Bauwerken und Diskursen des Neuen Bauens und der Klassischen Moderne wurde die Beteiligung von Frauen bislang kaum untersucht. Es wäre zu einfach zu behaupten, die Gründe dafür wären in der Marginali sierung sowie der noch lückenhaften Zuschreibungsgeschichte zu finden. Tatsächlich waren in der Weimarer Republik weniger Frauen als Männer als Architekten tätig, was »angesichts der schwierigen Ausbildungs- und Karrierewege für Frauen«190 und der geschlechtsspezifisch reglementierten Verdrängungsprozesse kaum überraschen kann. Frauen überließ man Dekoratives und Haushaltsspezifisches, während der Hochbau als Männerberuf angesehen wurde. Der Name zahlreicher Architektinnen wird bis heute praktisch immer mit einem männlichen Konterpart gekoppelt, wie etwa ›Char lotte Perriand und Le Corbusier‹, ›Lilli Reich und Ludwig Mies van der Rohe‹ oder auch ›Margarete Schütte-Lihotzky mit Adolf Loos‹ in Wien bzw. später ›mit Ernst May‹ in Frankfurt a. M. und in der UdSSR.191 Das Gegenstück der angepassten Frau an der Seite eines übergeordneten Mannes wurde in den 1920ern das Ideal der »Neuen Frau«, jenem Begriff, der »zur Signatur der Zwanziger Jahre und ihrer vermeintlichen unbegrenzten Möglichkeiten wurden«.192 In der krisengebeutelten und trotzdem außergewöhnlich fruchtbaren Epoche zwi schen den beiden Weltkriegen erhielten Frauen Zugang zur Wahlurne, zur akademi schen Ausbildung und auch vielen geschützten Berufen.193 »Als politische Neuerung wurde nach jahrelangem Ringen das allgemeine, gleiche, geheime und direkte Wahl recht auch für Frauen in der Weimarer Verfassung festgeschrieben.«194 Moralische Konzepte und auch das weibliche Selbstverständnis veränderten sich, man suchte nach einem »Leben und einer Erziehung ohne Unterdrückung und Doppelmoral. […] Die
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dass es eine männliche und eine weibliche Architektur gibt. Das ist völliger Unsinn. Es ist eine Frage der Gleichberechtigung.«187
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Neue Frau sprengte durch ihre selbständige Persönlichkeit und ihre geistige wie auch wirtschaftliche Unabhängigkeit überkommene Moralbegriffe auf.«195 Der daraus her vorgehende neue Frauentypus der Erwerbstätigen und/oder Alleinstehenden erfor derte veränderte und modernisierte Wohnkonzepte, wie beispielsweise kollektive Wohnungen und in deren logischer Konsequenz das Einküchenhaus. Diese soziokulturelle Umbildung in allen Bereichen war allerdings nur von kurzer Dauer und endete für die Frauen wieder damit, »in die Küche des ehelichen Heims plat ziert zu werden«.196 Viele Architektinnen und Fachfrauen anderer Disziplinen beschäftigten sich mit der Umgestaltung von Haushalt und Küche als Hilfestellung zur Befreiung der Frau – die Gelegenheit dazu bekamen sie hauptsächlich, weil ihnen »angeborenes Fachwis sen« zugeschrieben wurde. Die einzelnen Biografien dieser »Küchenbauerinnen« auf zuarbeiten, kann nicht der Anerkennung der Rolle der Frau für die Gestaltung der Ar chitekturmoderne dienen. Die Aufgabe der Geschlechterforschung in der Architektur geschichte ist es, die »das Weibliche ausschließenden Gesten in den Mustern der dominanten Architekturhistoriografie und in den Selbstkonzeptionalisierungen der Architekturmoderne [zu] suchen«.197 Hanna Löv arbeitete als einzige Frau unter ansonsten männlichen Architekten, zeichnete und plante in der OPD verantwortlich sämtliche Baudetails, übernahm Bau leitungen, kurz: machte auch sonst alles, was ihre männlichen Kollegen leisteten. Eine Ausnahme hiervon stellt indes die Mieterbetreuung in der großen Versuchssiedlung an der Arnulfstraße dar: Hier übernahm Hanna Löv einen Auftrag, der typischerweise zu den Frauenaufgaben zählte. Die Beschäftigung mit der Versuchsanwohnerschaft hatte nicht mit der Klärung technischer Fragen zu tun, sondern erforderte Einfüh lungsvermögen. Empathie gehörte zu den Eigenschaften, die als typisch weiblich ein gestuft wurden.198 Statt die stereotype, allgemein anerkannte Küchenplanung im Rahmen der Bau vorhaben der OPD zu übernehmen, plante Hanna Löv für große Siedlungsprojekte viel mehr technische Details und Elemente, sogar Kanalisation und Verkabelung. Den Wettbewerb für die Großsiedlung Walchenseeplatz konnte ihr Entwurf zwar erfolg reich gewinnen, als Angestellter der OPD wurde ihr die Bauleitung dennoch nicht voll verantwortlich übertragen, da das Regelwerk für diese Aufgabe grundsätzlich freie Ar chitekt*innen vorsah.199 Immerhin erhielt Löv für ihre Arbeit an der Großsiedlung Walchenseeplatz das gleiche Gehalt wie ihr männlicher Kollege Carl Jäger 200 und ar beitete darüber hinaus auch stets auf der gleichen Hierarchiestufe wie ihre männli chen Kollegen. Bei der OPD oblagen ihr gleichberechtigt sämtliche Aufgaben von der Vorskizze bis zur Bauleitung.201 Auch bei Lövs nächstem Arbeitgeber, dem Hochbauamt der Reichsbahn ab dem Jahr 1940, waren für kein Projekt vermeintlich weibliche Eigenschaften erforderlich. Hanna Löv plante Verwaltungsgebäude und Güterbahnhöfe, war also auch hier mit dem Hochbau betraut und nicht mit der Innenausstattung der projektierten Gebäude. Es »konnte ihr nach kurzer Einarbeitung eine Gruppenleiterstelle übertragen wer den«.202 Eine der später von ihrem Vorgesetzten als »kriegsbedingte Aufgaben« be schriebenen Arbeiten Hanna Lövs war ein umfangreiches Tarndossier für Bahnhöfe.203
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Exkurs: Hanna Löv – Konformität und Differenz? Zu Hanna Lövs Jugendzeit war die entscheidendste Herausforderung für Frauen, die den Beruf der Architektin ergreifen wollten, die Ausbildung. Hatten Frauen diese erfolg reich gemeistert und wollten sie in ein selbstbestimmtes Berufsleben eintreten, sahen sie sich mit den nächsten Hindernissen konfrontiert, wurden ihnen doch nur bestimm te Bauaufgaben zugetraut. Zuständig für alles Schöne und Dekorative, waren sie vor allem mit der Innenarchitektur befasst. Das Dreigestirn Wohnen, Haushaltsführung und Dekoration wurde als mit dem weiblichen Naturell vereinbar angesehen und konn te von Mitarbeiterinnen übernommen werden. Viele Männer hielten Frauen für intel lektuell nicht fähig, die für das Planen ganzer Bauwerke nötige Abstraktion zu bewäl tigen, die fachgerechte Durchführung technischer Themen wurde ihnen abgesprochen. Zeitgenössische Architekturkritiker und Architekten befanden, es fehle den Frauen an der »zur Architektur nötigen Genialität«.204 Der Kunstkritiker Karl Scheffler verglich die Fähigkeiten von Männern und Frauen in seinem Essay Die Frau und die Kunst: »Zur Geringschätzung der Frau neigt der Mann, wenn er über sie denkt. Er merkt dann, dass es ihr versagt ist, die intellektuellen Fähigkeiten zu entwickeln, mit deren Hilfe der Mann sich dem Leben gegenüber behauptet, es nutzt, es formt und sich daran ausbildet.«205 Des Weiteren postuliert Scheffler: »In einem Amazonenstaate könnte es weder Kultur, Geschichte, noch Kunst geben. Denn der Frau ist die Kunst nicht notwendig. […] Der schöpferischen Kraft, im Schaf fen wie im Genuß der Kunst, ist die Frau durchaus unfähig, weil ihr die Triebfeder dazu fehlt: der fanatisch vorwärtsdrängende Wille. […] Die Natur hat ihr, mit dem einseitig gerichteten Willen zugleich, die Kraft versagt, die Talent genannt wird.«206
»Kann man das schöpferische Element nur in der genialen persönlichen Kraft sehen, so wird man zugeben müssen, dass es vorwiegend oder vielleicht ausschließ lich eine männliche Eigenschaft ist.«207 Sein Wohnratgeber Die neue Wohnung (Die Frau als Schöpferin) aus dem Jahr 1924 richte te sich explizit an eine weibliche Leserschaft, denn, so Taut: »Der Architekt denkt – Die Hausfrau lenkt.«208 Mit der titelgebenden Schöpferin war dabei keineswegs die weibliche Baukünstle rin gemeint, sondern die Hausfrau als Ratgeberin für den männlichen Architekten und als Impulsgeberin für die Erneuerung des Wohnens. »Der Mann wird jetzt das neue Haus erst bauen können, nachdem auch sein Weg durch die Erlösung der Frau freige worden ist.«209 Einige namhafte Architektinnen des Neuen Bauens nutzten in den 1920er-Jahren die ihnen zugedachte Nische beruflicher Selbstverwirklichung und beteiligten sich an Innenarchitektur und Küchengestaltung von Siedlungsprogrammen oder an den wich tigen Bauausstellungen. Die prominentesten Beispiele sind wohl die bereits an anderer
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Und auch der Architekt Bruno Taut schrieb hierzu noch 20 Jahre später:
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Abb. 17: »Frl. Architekt Regierungsbaumeister Hanna Löv«
Stelle erwähnte Architektin Margarete Schütte-Lihotzky, eine Protagonistin des sozia len Wohnungsbaus in Wien und Frankfurt,210 und Lilly Reich, die Möbel und Innenar chitektur entwarf, an zahlreichen sehr bedeutsamen Wohnausstellungen211 teilnahm und sogar einen Lehrauftrag am Bauhaus erhielt.212 Vorurteile über weibliche Fähig keiten und Unfähigkeiten waren zu Beginn des 20. Jahrhunderts gesellschaftlich fest verankert. Nur selten arbeiteten Frauen im Bereich des Hochbaus oder übernahmen komplette Bauvorhaben. Durften sie dennoch wichtige Aufgaben bewältigen, so tru gen diese selten ihre Signatur – ein Phänomen der Zuschreibungsgeschichte, das mitt lerweile als Untersuchungsgegenstand in der Genderforschung verfolgt wird.213 In der Abteilung Robert Vorhoelzers im Hochbauamt der OPD München war Hanna Löv jedoch zeichnungsberechtigt und ihr Name damit dokumentiert.214 Abgesehen von der Wohnungsgestaltung innerhalb der Siedlungsprojekte der OPD fielen im Hochbauamt keine Aufgaben an, die typischerweise Frauen übertragen wur den. Möglicherweise jedoch überantwortete Vorhoelzer die Möblierung der Muster wohnungen Hanna Löv aufgrund ihres Geschlechts, denn in einem Zeugnis betont er ihre sogenannten weiblichen Qualitäten folgendermaßen: »[B]ei den Wohnsiedlungen und besonders bei den Einrichtungen in der Versuchssiedlung für Postbeamte zeigte sie, entsprechend ihrem fraulichen Wesen besonders Einfühlung […].«215 Dem Architekturstudium wie dem Frauenstudium zwischen 1915 und 1940 sowie der Arbeit von Architektinnen in der Weimarer Republik und im Nationalsozialismus wurde Kapitel III. in der vorliegenden Untersuchung gewidmet. Im Speziellen wurde immer wieder überprüft, welche Rolle Hanna Lövs Geschlecht für ihre Laufbahn ge spielt hat. War ihr Weg exemplarisch für eine Architektin ihrer Zeit? Nach dem Studium absolvierte sie von 1924 bis 1927 ein Baureferendariat bei der Münchner Oberpostdirektion und schloss das Referendariat als erster weiblicher Regie rungsbaumeister Bayerns ab (der Begriff Regierungsbaumeister wird in der Literatur und auch in Zeugnissen und Projektbeschreibungen der Zeit stets in der männlichen Form verwendet). Hanna Löv wird in amtlichen Dokumenten als »Frl. Regierungsbau meister Hanna Löv« bezeichnet, und auch sie selbst unterzeichnet entweder mit »H. Löv«, »Hanna Löv« oder »Regierungsbaumeister Hanna Löv« (Abb. 17).216 Während in der heutigen Literatur die weibliche Form des Titels selbstverständlich längst eingeführt ist,217 steht in der vorliegenden Arbeit die ausschließliche Verwen dung der ursprünglichen, also männlichen, Variante für eine historisch möglichst kor rekte Annäherung an das Thema. Von 1924 bis 1940 arbeitete Hanna Löv bei der Oberpostdirektion München in der Abteilung von Robert Vorhoelzer und nach dessen Ruf an die Technische Hochschule 54
München ab 1930 bei seinem Nachfolger Franz Holzhammer. In dieser Zeit verfasste sie ebenfalls Artikel für Fachzeitschriften und Kulturmagazine, um schließlich 1940 zum Hochbauamt der Reichsbahn zu wechseln, wo sie bis 1945 blieb. Ihre zahlreichen Mitgliedschaften »ohne Rang und Amt« in diversen Vereinigungen und Gruppierungen der Nationalsozialisten, auch der NSDAP, ließen sie ihre Karriere im Verlauf der na tionalsozialistischen Herrschaft relativ ungestört weiterführen.218 Lövs Tätigkeit in Baubehörden der Jahre 1933 bis 1945 und ihre Vereinsmitgliedschaften sollen in ei nem späteren Kapitel genauer bewertet werden. Ihrer Entnazifizierungsakte lässt sich jedenfalls entnehmen, dass sie wegen dieser Mitgliedschaften zwar nicht entlastet werden konnte, als Mitläuferin jedoch mit einer Geldstrafe davonkam.219 So erhielt Hanna Löv bereits im Oktober 1946 die Genehmigung der Spruchkammer, ihre Arbeit als A rchitektin wieder aufnehmen zu dürfen.220 Die Rückkehr in ihre alte Anstellung bei der Reichsbahn, die sie während des Nationalsozialismus innegehabt hatte, blieb
»[…] mir wurde der Zutritt zur Beamtenlaufbahn verweigert, weil ich eine Frau bin. Obgleich der Antrag auf Verbeamtung von mir immer wieder gestellt wurde, wurde sie mir stets – entgegen dem Grundgesetz und den sonst bestehenden Bedingungen aus grundsätzlichen Erwägungen abgelehnt.«223 Ihr Vater Lorenz Löv förderte und unterstützte sie zunächst bei ihrer Ausbildung und später durch die Vermittlung von für ihre Karriere wichtigen Kontakten.224 Nachdem ihr Bruder im Krieg gefallen war, übernahm sie 1948 dessen familiäre Pflicht, im väter lichen Betrieb mitzuarbeiten: Um für die Mitverantwortung in der Buchbinderwerk statt des Vaters gerüstet zu sein, strengte sie noch nach 1945 eine Ausbildung zur Buch binderin an (Abb. 18).225 Dieser Arbeit scheint sie aber nur als Nebentätigkeit nachgegangen zu sein, da sie im selben Zeitraum im Architekturbüro Carl Sattler angestellt war und überdies ein Atelier für Werbegrafik betrieb (Abb. 19).226
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ihr nach 1945 verwehrt – der Leiter ihrer Abteilung, Wilhelm Bühlmeyer, schrieb ihr dazu: »Die bereits beabsichtigte Wiedereinstellung beim Hochbaubüro der Reichs bahndirektion München ist wegen der derzeitigen Einstellungssperre leider nicht möglich.«221 Wenn wir den Fokus auf typische ursächlich familiäre Karrierezäsuren lenken, fällt auf, dass Hanna Löv nie verheiratet war – sie hatte keinen Ehemann, den sie um Erlaubnis bitten musste, dessen Unterschrift sie für die Berufstätigkeit und vieles mehr benötigt hätte, und keine Kinder, um die sie sich hätte kümmern müssen. Viele Architektinnen sahen sich hingegen gezwungen, sich aus dem Beruf zurückzuziehen, nachdem sie geheiratet hatten. Fest steht, dass nicht wenige unter Hanna Lövs Zeitge nossinnen es vorzogen, ledig zu bleiben, um den karrierehemmend wirkenden Elemen ten des Familienlebens zu entgehen: »Viele verzichteten daher von vorneherein auf Ehe und Familie und widmeten sich ausschließlich ihrem Beruf, mochten sich wohl auch aufgrund ihres beruflichen Selbstbewußtseins nicht mehr in herkömmlichen Familienformen zurechtfinden.«222 Ob Hanna Löv aus bewussten karrierebedingten Überlegungen ledig blieb, lässt sich nicht nachweisen. Ihre gesamte Karriere verlief für die einer Frau untypisch: Die nicht erfolgte Verbeamtung trotz langjähriger Tätigkeit in Bauämtern wertete Löv später als geschlechtsspezifische Diskriminierung:
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Abb. 18: Zeugnis der Gesellenprüfung, 1949
Abb. 19: Haupteingangstür der Landeszentralbank von Bayern/Zweiganstalt München, 1940
Noch in den 1950er-Jahren, während ihrer Tätigkeit für das Universitätsbauamt, konnte Löv erneut einen Wettbewerb für sich entscheiden und mit ihrem Team, beste hend aus ihr und zwei Architekten, ein ansonsten rein männlich besetztes Teilneh merfeld ausstechen.227 Bis zu ihrem Tod 1995 lebte Hanna Löv in den von ihr selbst in den 1950er-Jahren geplanten Mehrfamilienhäusern in der Münchner Maxvorstadt,228 zunächst in der Adelheidstraße zusammen mit ihrer Schwester, nach deren Tod bei ihrer Assistentin, die zusammen mit ihrem Ehemann ein Löv-Haus in München bewohnte. Der Nachlass Hanna Lövs wurde von ihren Erben dem Architekturmuseum der TU München ver macht. Im Familienbesitz befinden sich lediglich noch einige private Fotos.
1 Ahrends 1930, S. 17. 2 https://www.bda-bund.de/wasbedeutet-architekt-bda/ (letzter Zugriff am 24 .08 .2020) 3 Liane Zimbler, Ella Briggs, Elisabeth Niessen, Ada Gomperz und Margarete Schütte-Lihotzky schlossen an das Studium unmittelbar eine praktische Berufstätigkeit an. Siehe Nerdinger 2012, S. 639. 4 Die ersten Diplomarchitektinnen waren Signe Hornborg in Finnland und Sophia Hayden in den USA. Vgl. Schindler 2008 , S. 86 ff. 5 Im Deutschen Reich wurden Frauen in der nachfolgenden Chronologie zum Studium zugelassen. Universitäten in: Baden 1900, Bayern 1903, Württemberg 1904 , Sachsen 1906, Thüringen 1907, Hessen, Preußen, Elsass-Lothringen 1908 und Mecklenburg 1909. Technische Hochschulen in: München 1905, Dresden 1907, Stuttgart und Karlsruhe 1907/08 , Preußen und Braunschweig 1909. Fuchs 1994. 6 Vgl. Maasberg/Prinz 2004, S. 31 ff. 7 Bauer 2003, S. 53. 8 Lux Guyer, Architektin, geb. als Louise Guyer 1894 in Zürich, gest. 1955 in Küsnacht-Itschnach; Besuch der
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Höheren Töchterschule in Zürich 1916 u. Fachschule für Innenausbau der Kunstgew. Abteilung der Gewerbeschule Zürich 1918; ab 1924 eigenes Architekturbüro in Zürich; Heirat 1930 mit Hans Studer, Bauingenieur (1875 –1957 ); 1940 Leitung der »Priv. Frauenschule f. häusliche Kultur. Vgl. Claus/Huber/Schnitter 2009, S. 294. 9 Vgl. Maasberg/ Prinz 2004 , S. 150 f. 10 Vgl. Schindler 2008 , S. 86 ff. 11 Maasberg/Prinz 2004 , S. 31 ff. 12 Weitere Architek tinnen, die eine rein kunstgewerbliche Ausbildung in Wien absolviert hatten, waren Liane Zimbler, Ella Briggs, Elisabeth Niessen und Ada Gomperz. Vgl. ebd. 13 Vgl. ebd., S. 50. 14 Vgl. ebd., S. 49. 15 Walter Gropius: »Programm des Bauhauses« 1919, zitiert nach ebd. S. 43. 16 Wahl 2009, S. 237. 17 Vgl. Nerdinger 2012, S. 639. 18 Hering 2013 , S. 60. 19 Maasberg/Prinz 2004 , S. 43 . 20 Fotografinnen am Bauhaus: Anni Albers, Gertrud Arndt, Otti Berger, Katja Rose, Ida Kerkovius, Gunta Stadler-Stölzl, Grete Stern; Designerinnen am Bauhaus: Alma Buscher,
1926; Ausstellung »Frauenschaffen des XX. Jahrhunderts«, Hamburg 1927; »Die gestaltende Frau« 1930; »Das Bauwerk unserer Zeit«, Deutsche Bauausstellung Berlin 1931. Ab 1931 ausschließlich Privataufträge – darunter Neu- und Umbauten von Gutshöfen ostelbischer Agrarier. Ab 1933 Mitglied der Reichskulturkammer; Gutshof Meden (1935); Umbau eines Gutshauses in Grünthal (1937 ). 41 Elisabeth von Knobelsdorff, Architektin, geb. 1877 Potsdam, gest. 1959 Bassum. Abitur in München; ab 1907 Gasthörerin Architektur an d. TH Charlottenburg, 1909 –1911 erste ordentliche Architekturstudentin Deutschlands. Komitee Mitglied d. Ausstellung »Die Frau in Haus und Beruf«; seit 1914 Mitglied des Architekten- und Ingenieurvereins, Berlin; Gemeindehaus in Jakobsdorf (1915). Während des Ersten Weltkrieges »Feldarchitekt« im Leutnantsrang. Patentierung der »Knobelsdorff-Baracke« mit dreieckigem Grundriss. 1918 Referendariat als Regierungsbaumeisterin, Prüfung »mit Auszeichnung«. 1922 Heirat mit Kurt v. Tippelskirch, aufgrund des »Doppelverdienererlasses« aus dem Staatsdienst entlassen. Anschließend als freischaffende Architektin in Charlottenburg tätig. Rückzug aus dem Beruf 1927. Ebd., S. 400 f. 42 Ebd. 43 Marie Frommer, Architektin, geb. 1890 Warschau, gest. 1976 New York. 1911 Abitur in Leipzig, anschl. Studium an d. TH Charlottenburg, Diplom TH Dresden; 1917–1919 Promotion; 1924 Eröffnung eines Architekturbüros in Berlin; Haus Frankl (1926); Geschäftsumbauten, u. a. Seiden- und Schuhhaus Leiser (1929); Schuhhaus Jacoby (1929); Umbau Hotel Majestic (1930). Veröffentlichungen in »Die schaffende Frau« und »Bauwelt«. Ebd., S. 348 . 44 Vgl. Diplomzeugnis, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 45 Zeugnis und Briefe im Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 46 Bsp. Zeitschriften: Neue Linie 1929 –1943; Die neue Hauswirtschaft, 1929 –1933; Das Neue Frankfurt 1926 –1933. 47 Lore Kramer: »Die Münchner Küche – Grundriß und Lebensform«, in: Aicher/Drepper 1990, S. 245. 48 Vgl. z. B. Voigt 2019, S. 15. 49 Taut [1928] 2001, S. 103 . 50 Quiring/Voigt/ Schmal/Herrel 2011. 51 Frederick Winslow Taylor, USamer. Betriebswissenschaftler. Lehre von wissenschaftlicher Betriebsführung und Fließbandproduktion. Vgl. ebd. 52 Meyer, in: Block 1928 , S. 164 . 53 Ebd. 54 Der Band beinhaltet u. a. auch Texte von Erna Meyer, Richard Neutra und Walter Gropius! Ebd., S. 89 f. 55 Hoffmann- Curtius/Wenk 1997, S. 150 f. 56 Ebd. 57 Dörhöfer 1994 , S. 18 . 58 Ebd. 59 Kuchenbuch 2014 . 60 Ebd. 61 Vgl. ebd. 62 Dörhöfer 1994 , S. 23 . 63 Vgl. z. B. Nerdinger 2012, S. 635. 64 Dörhöfer 1994 , S. 18 . 65 Nierhaus/Nierhaus 2014 , S. 164 f. 66 Ebd. 67 Ebd. S. 170. 68 Vgl. ebd. 69 Dörhöfer 1994 , S. 24 . 70 Löv 1928 u. dies. 1930. 71 Nierhaus/Nierhaus 2014 , S. 166. 72 Dörhöfer 1994 , S. 23. 73 Bloch 1935, S. 160 f. 74 Vgl. Söll 2016. 75 Dr. Marie-Elisabeth Lüders, geb. 1878 in Berlin, gest. 1966 ebenda. Sozialarbeiterin; Stud. der Staatswissenschaften in Berlin; 1912 Promotion zum Dr. rer. pol.; 1919 –1932 Mitgl. der Weimarer Reichsversammlung u. des Reichstages für die Deutsche Demokratische Partei; 1923 Gründerin, später Vorsitzende des Deutschen Akademikerinnenbundes; 1948 –1951 Abgeordnete der FDP im Stadtparlament v. West-Berlin; 1949 –1951 Leiterin Abt. Sozialwesen d. Berliner Magistrats; 1953 –1961 Mitgl. des Bundestages. Blase 1979, S. 147 und Wirth 1975, S. 16. 76 Lüders war an lei-
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Marianne Brandt, Margarete Marks, Sophie Täuber-Arp, Architektinnen am Bauhaus: Vera Meyer-Waldeck, Friedl Dicker, Lotte Gerson. Vgl. UIFA 1987, S. 10 f. 21 Agnes Mackensen, geb. am 22.04 .1885 in Bierbaumsmühle, gest. unbek., Architekturstudium an der TH München ab 1905, 1907/08 Unterbrechung, um zu arbeiten, 1908 –1910 Kunstgewerbeschule Breslau, 1915 Diplom an der TH München nach insges. neun Semestern »mit Auszeichnung«. Fuchs 1994, S. 38 u. S. 147 f. 22 Nerdinger/Blohm 1993, S. 64 f. 23 »Bis 1916 schrieben sich durchschnittlich pro Jahr nur 3 Studentinnen ein, d. h. bei Studentenzahlen um 500 noch nicht einmal ein Prozent. Im ersten Nachkriegssemester 1918 studierten zwar 16 Frauen an der Architekturfakultät und erreichten damit bei etwa 350 Studenten immerhin einen Anteil von 6 Prozent. Schon im Jahr darauf sank ihre Zahl aber wieder auf 10 und pendelte sich bis 1935 bei 7 bis 9 Studentinnen ein, denen durchschnittlich 350 Studenten gegenüberstanden. Der Prozentsatz lag also bei etwa 2 Prozent der Studierenden.« Ebd., S. 64 f. 24 Vgl. ebd., S. 64 f. 25 Reifezeugnis von Hanna Löv, München 1920, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 26 Vgl. Maasberg/ Prinz 2012. 27 Siehe Bestätigung …, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 28 Vgl. Studienarbeiten, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 29 Für die OPD gestaltete Hanna Löv grafische Arbeiten wie etwa Postwertzeichen oder Plakate, und auch in diversen Arbeitszeugnissen wird ihre künstlerische Seite erwähnt. In Ihrem Nachlass befinden sich auch Konzertankündigungen und Programmhefte für »Musikali sche Abende«, an denen sie als Sängerin auftrat. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 30 Maasberg/Prinz 2012, S. 638 f. 31 Fotograf unbekannt: Architekturfakultät, TH München 1924 , Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. Abgebildet z. B. in Maasberg/Prinz 2004 , S. 31 und Nerdinger 2012. 32 Vgl. Personalstand/Technische Hochschule München 1923/24 , München 1924 . 33 Vgl. Terlinden/Oertzen 2006, S. 253. 34 Emilie Winkelmann, Architektin, geb. 08.05.1875 Aken/ Elbe, gest. 04.08.1951 Hovedissen. Zeichnerin im Büro ihres Großvaters, eines Zimmerermeisters, 1901–1905 Studium als Gasthörerin an der TH Hannover; 1905 als Frau dort nicht zugelassen zum Diplom; 1907 Eröffnung eines Archi tekturbüros in Berlin mit bis zu 15 Mitarbeitern; Mitglied im Deutschen Lyzeum-Club; 1914 Bau des Victoria-Stu dienhauses als Studentinnenwohnheim. Vgl. Architektinnenhistorie 1984 u. Bauer 2003, S. 411. 35 Vgl. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 36 Siehe Fontaine 2003. 37 Ebd. S. 74 . 38 Maasberg/Prinz 2012, S. 635. 39 Vgl. Schindler 2008 , S. 86. 40 Emilie Winkelmann geb. 1875 Aken/Elbe, gest. 1951 Hovedissen. Lehre und Mitarbeit als Zeichnerin im Büro des Großvaters, Zimmermeister. Gasthörerin ohne Abitur 1901–1905 an d. TH Hannover, nicht zum Diplom zugelassen. Vermutlich 1907 Eröffnung des eigenen Archi tekturbüros in Berlin-Schöneberg mit 15 Mitarbeiterinnen. Mitglied im Deutschen Lyceum-Club; 1912 Teilnahme an der Berliner Ausstellung »Die Frau in Haus und Beruf«, Bei träge in d. Abteilung »Die Frau in der Architektur«. ClubHaus am Lützowplatz und zwei Mädchenpensionate (nach 1912) »Haus der Frau« auf d. »Ausstellung für B uchgewerbe und Grafik«, Leipzig (1914); Victoria-Studienhaus (1915); zwei Mietgebäude im Berliner Westend und in Aken »Haus Bennaton«, Berlin (1926); Ausstellungsbeteiligung »Haus eines geistigen Arbeiters« auf der »Gesolei« Düsseldorf
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tender Stelle der für die Vergabe zuständigen RFG für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen tätig. Vgl. Terlinden/von Oertzen 2006. 77 Ebd. S. 254 . 78 Terlinden 2000, S. 10. 79 Terlinden/von Oertzen 2006, S. 59. 80 Ebd. 81 Wie bereits in Kapitel 2 beschrieben, wurde selbst innerhalb der Frauenbewegung als selbstverständlich angesehen, dass Frauen den Haushalt machten; auch wurde davon ausgegangen, dass Familie und Beruf nicht vereinbar wären. 82 Hering 2013. 83 20,2 Mio. Menschen im Haushalt; 13,2 Mio. in Industrie und Handwerk; 9,8 Mio. in Land- und Forstwirtschaft; 5,3 Mio. in Handel u. Verkehr; 2,4 Mio. in öff. und freien Berufen, vgl. Meyer 1930, S. 132. 84 Ebd. 85 Ebd., S. 133 . 86 Meyer 1925 , S. 1. 87 Mit Walther Schmidt »Hexer« für die Münchner Möbelfabrik Karl Sober (1928); mit Walther Schmidt »Münchner Küche« für die Ausstellung »Heim und Technik« (1928), siehe Nach lass Walther Schmidt, AM-Schwaben; mit Lilly Reich Präsen tation Küchentechnik in der Hallenschau; mit Hilde Zimmer mann »Stuttgarter Kleinküche« und »Stuttgarter Lehrküche« in der Werkbundausstellung Stuttgart 1927; ab 1926 Be raterin der Weissenhof-Siedlung, hier Zusammenarbeit bspw. mit J. J. P. Oud und Mies van der Rohe; Mitglied im Sachverständigenausschuss der RFG mit Schütte-Lihotzky, Breuer, Brenner u. Taut; mit Hildegard Grünbaum-Sachs für die Ausst. »Die Neue Küche« der Architektengruppe »Der Ring« (1928). Maasberg/Prinz 2004, S. 132 und Altmann 2020. 88 Irene Witte übersetzte 1921 das Buch »Die rationelle Haushaltsführung« der Amerikanerin Christine Frederick, das eine ganze Reihe von Publikationen zum Thema Küche und hauswirtschaftlicher Erleichterung nach sich zog. Vgl. Erna Meyer, Schütte-Lihotzky etc. 89 Vgl. Braun 1901. 90 Löv 1928 , S.721 f. 91 Unbestritten war die alleinige Nutzung der Küche durch die Frau. Junggesellen waren Kostgänger oder aßen in Gastwirtschaften. 92 Vgl. Terlinden 2000. 93 Vgl. ebd., S. 6 . 94 Terlinden/von Oertzen 2006 , S. 72 . 95 Terlinden/ von Oertzen 2006, S. 72. 96 Ebd. 97 Ebd. 98 Terlinden 2000, S. 7. 99 Meyer/Peters 2006 , S. 189. 100 Adele Gomperz geb. Stepnitz, Innenarchitektin, geb. 1884 in Wien, gest. unbek. in Los Angeles. 1928 –1932 Kunstgewerbeschule Wien bei Oskar Strnad; 1917 Heirat mit Prof. Heinrich Gomperz (Philosoph); Mitarbeit bei Erich Boltenstern und Liane Zimbler; 1935 Emigration nach Los Angeles. Vgl. Plakolm-Forsthuber 1994 , S. 270. 101 Margarethe Zak, Architektin, geb. 1881 in Wien, gest. unbek. 1930 –1934 Kunstgewerbeschule in Wien bei Oskar Strnad, Oswald Haerdtl u. Karl Witzmann; 1936 –1938 Akademie der bildenden Künste in Wien bei Clemens Holzmeister u. Alexander Popp; Mitarbeit bei Erich Boltenstern mit Ada Gomperz. Vgl. Plakolm-Forsthuber 1994, S. 277. 102 Natür lich als Mitarbeiterinnen eines männlichen Architekten, nämlich Erich Boltenstern. Siehe Forsthuber 1988 , S. 174 . 103 Schindler 2008 , S, 86 ff. 104 Spülmaschine, Eiskasten und Küchenmotor, s. Forsthuber 1988, S. 175. 105 Beh rendt 1929; BSA 1929; Harbers 1933, S. 29. 106 Löv 1929, S. 26. 107 Meyer 1930 b 108 RFG 1929b, S. 22. 109 Nerdinger 2008 b, S. 27. 110 Liane (Juliane Angela) Zimbler geb. Fischer, Architektin, geb. 1892 in Perau, gest. 1987 in Los Angeles. Besuch der Kunstgewerbeschule in Wien, Hö rerin an der Wiener TH; Entwürfe für das Atelier Emilie Flö ge; 1916 Heirat mit Rechtsanwalt Otto Zimbler; Praktika
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in der Möbelfabrik Bamberger und 1918 /19 im Architektur büro Rosenberger; ab 1924 selbstständig in Wien und Prag; 1938 Prüfung zur Zivilarchitektin, anschließende Emigration in die USA; 1941 eigenes Studio in Los Angeles. Vgl. Plakolm-Forsthuber 1994, S. 270. 111 Forsthuber 1988, S. 175. 112 Ebd., S. 177. 113 Plakolm-Forsthuber 1995, S. 304 . 114 Imorde/Zeisig 2013, S. 48. 115 Der thüringische Pädagoge Friedrich Fröbel (1782–1852) erfand im 19. Jahrhundert das Konzept »Kindergarten«, das sich erstmals an den Bedürfnissen der Kinder orientierte und sich ihrer »Geistes- und Gemütsbildung« annahm. Vgl. Cuadra 1996, S. 14. 116 Cuadra 1996, S. 15. 117 Vgl. ebd. 118 Ebd. 119 Beispielsweise das Friedrich-Fröbel-Haus von Walter Gropius und Adolf Meyer oder, in Berlin, der Kindergarten Tankredstr. 13 u. die Tempelhofer Neubausiedlung Attila höhe von Bruno Taut und Franz Hofmann (1928 /29). Vgl. Döring-Williams 2003 , S. 51. 120 Cuadra 1996 , S. 18 . 121 Cuadra 1996, S. 19. 122 Bruno Taut und Franz Hofmann: Kindergarten für die Tempelhofer Neubausiedlung Attilahöhe, Berlin (1928 /29), Döring-Williams 2003, S. 51; Ferdinand Kramer: Kindergarten für die Hallgartensiedlung, Frankfurt (1924), Jourdan 1975, o. S. u. Rauter 2011, S. 31; Wilhelm Schütte und Margarete Schütte-Lihotzky bauten mehrere Schulgebäude im 1. Quartal Magnitogorsk, UdSSR; (1921–1932), Noever 1996, S. 249. 123 Cuadra 1996, S. 20. 124 Vgl. Jourdan 1975, o. S. u. Rauter 2011, S. 31. 125 Vgl. ebd. 126 Wilhelm Schütte, geb. 1900 in Heissen/Ruhr, gest. 1968 in Wien. 1918 –1923 Stud. d. Bau ingenieurwesens und d. Architektur an den THn Darmstadt und München; 1923 –1925 Baureferendar bei der Münchner OPD; 1925 –1930 Leiter Schulbau im Stadtbauamt Frankfurt; 1930 –1937 in der UdSSR tätig; 1938 –1947 Kunst akad. Istanbul. Waditschatka 2019, Einband. 127 Noever 1996 , S. 249. 128 Zogmayer 2004 , S. 167. 129 Ebd. 130 Vgl. ebd. 131 Eugen Kaufmann, geb. 1892 in Frankfurt a. M., gest. 1984 in London. Studium der Architektur in Berlin und München. 1922 /23 Praktikum bei Bruno Taut in Magdeburg und Bozen; ab 1925 Stadtbaurat in Frankfurt a. M.; Leiter der Abt. Typisierung; 1931 Emigration in die UdSSR mit May u. a.; lebte ab 1933 in London unter dem Namen Eugene Charles Kent. Vgl. Risse 1984 , S. 307. 132 Zogmayer 2004 , S. 165. 133 Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 134 Unterrichtsgebäude und Lagerwerkstätte Poccistr., Untersendling (1926), Nachlass Hanna Löv, AMTUM. 135 Schule Rotbuchenstr., Neuharlaching, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 136 Neubau eines Kindererholungsheims, des Reichsbahnwaisenhortes in Lindenberg/Allgäu von Architekt Reichsbahnoberrat Wilhelm Bühlmeyer, Reichsbahndirektion Augsburg, in: Preuß. Finanzminist. 1937, S. 411 ff. 137 Ebd., S. 413. 138 Ebd. 139 Briefwech sel Gerdy Troost/Hanna Löv 1939, Nachlass Paul Ludwig Troost in der Bayerischen Staatsbibliothek. 140 Nerdinger 2007, S. 88 . 141 Ebd. 142 Richardsen 2019, S. 17. 143 Vgl. ebd., S. 20. 144 Richardsen 2019, S. 20. 145 Ner dinger, S. 89. 146 Necker 2016, S. 148 . 147 Nerdinger 2007, S. 89. 148 Nerdinger 1993. 149 Ebd., S. 282 u. 339. 150 Ebd., S. 158 . 151 Richardsen 2019, S. 21. 152 Fontaine 2003, S. 85. 153 Gerdy Troost, geb. als Sophie Gerhardine Wilhelmine Andresen 1904 in Stuttgart, gest. 2003 in Bad Reichenhall-Marzoll. Tochter des Architekten und Leiters der Deutschen Holzkunstwerkstätten in Bre-
lers an das Bayerische Staatsministerium für Unterricht und Kultus vom 30.07.1948 , Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 179 Vgl. Barr 2010. 180 Oedekoven-Gerischer 1989 ; Forsthuber 1988 , S. 171–179; Plakolm-Forsthuber 1994; Hughes 1996; Zieher 1999; Nierhaus 1999; Bischoff/Threu ter 1999; Hoffmann-Curtius/Wenk 1997; UIFA 1987; Stadt Frankfurt 1980. 181 Z. B. Aicher/Drepper 1990, S. 236 und Spechtenhauser 2006, S. 38 . 182 Nachprüfbar auf den Plänen im Nachlass Hanna Löv, AM-TUM und Nachlass Walther Schmidt, AM-Schwaben. 183 GEWOFAG 1928; RFG 1929a; Aicher/Drepper 1990; Billeter/Günther 2002; Maasberg/Prinz 2004 . 184 Zieher 1999, S. 8 . 185 Ebd., S. 8 . 186 Zitiert nach ebd., S. 10. 187 Zitiert nach ebd., 1999, S. 14 . 188 »Unsere Wohnung machte wenig Arbeit. Kinder hatten wir keine. Das sind günstige Bedingungen, vor allem, weil mein Mann von vornherein damit einver standen war, die Arbeit zu teilen. Da er praktisch veranlagt war, konnte er auch kochen.« Zitiert nach Zieher 1999, S. 15. 189 Auf die Frage nach dem Verbleib der Architektinnen antwortet Schütte-Lihotzky im Interview: »Ich weiß nicht, ob es zu wenig Architektinnen gibt. Ich habe sehr viel Kontakt zu den Hochschulen […] Überall wo ich bin, frage ich nach dem Anteil an Studentinnen. Es ist stets dasselbe, ungefähr 50 Prozent. Natürlich gibt es viel weniger selbständige Architektinnen. Dass nur eine gerin ge Zahl ein eigenes Büro führt, eine große Zahl unterge ordnet in Büros von Architekten arbeitet und dass die Stars fast ausschließlich Männer sind, das sind Zustände, die zu ändern sind. Und die haben mehrere Ursachen. Eine wesentliche ist eben die zeitintensive Kinderbetreu ung, die Verzögerung der Ziviltechniker-Prüfung, die Not wendigkeit der Mitgliedschaft in der Ingenieurkammer, um leichter an Aufträge zu kommen.« Zitiert nach ebd. 190 Barr 2010, S. 41. 191 Auch Bauer schreibt über den Verbleib der Architekturstudentinnen: »Bisher ist nur für knapp die Hälfte der Architekturstudentinnen der Weima rer Republik Mitte der vierziger Jahre eine Erwerbstätig keit nachweisbar.« Bauer 2003, S. 266. 192 Schenk-Weininger 2015, S. 6. 193 Hahn 1981, S. 51 und Maasberg/ Prinz 2004 , S. 17 ff. 194 Maasberg/Prinz 2004 , S. 18 . 195 Ebd., S. 17 ff. 196 Barr 2010, S. 43. 197 Ebd., S. 50. 198 Z. B. Taut [1928] 2001. 199 Vgl. Brief im Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 200 Brief GEWOFAG vom 13.08.1928, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 201 Zitat Vorhoelzers über die Arbeitsweise im Hochbauamt der OPD, in dem er beschreibt, dass jeder Einzelne komplette Projekte übernahm, von der Vorskizze bis zur Abrechnung. Nerdinger 2008 b, S. 12. 202 Siehe Zeugnis Bühlmeyer, 1953, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 203 Zeugnis Wilhelm Bühlmeyer von 1953 sowie Löv 1944 , Nachlass Hanna Löv, AMTUM. 204 Maasberg/Prinz 2004 , S. 26. 205 Scheffler 1908 , S. 14 . 206 Ebd., S. 29 f. 207 Taut [1928] 2001, S. 107. 208 Ebd., S. 10. 209 Ebd., S. 99. 210 Die von Schütte-Lihotzky mit entworfene »Frankfurter Küche« stellt eine Ikone des Neuen Bauens dar und erfreut sich unge brochenen Interesses sowohl in der Architekturgeschichte als auch im Sammlungswesen. Siehe z. B. Maasberg/Prinz 2004 , S. 61 ff.; Noever 1992; Morr 2004; Meyer 2006; Keim 2015; Strimmer 2018 . Originalexemplare befinden sich in zahlreichen Designsammlungen weltweit, z. B. Museum für angewandte Kunst, Frankfurt a. M.; MAK, Wien;
Erstes Kapitel Geschlechterhistorische Perspektiven
men. Keine reguläre Ausbildung, Mitarbeit in den Holzkunstwerkstätten. 1925 Heirat mit Paul Ludwig Troost. Sie besucht Vorlesungen in Kunstgeschichte und Philosophie an der Universität, organisiert Troosts Atelier. 1932 Eintritt in die NSDAP, glühende Anhängerin. Nach dem Tod ihres Mannes 1934 übernimmt sie dessen Atelier. Vgl. Nüßlein 2012, S. 174. 154 Vgl. Stratigakos 2015, S. 107 ff. 155 Ebd., S. 176. 156 Ebd. 157 Lucy Hillebrand, deutsche Architektin, geb. 1906 in Mainz, gest. 1997 in Göttingen. Teil von Kurt Schwitters’ Künstlerinnen-Netzwerk. 1922–1927 Studium an der Kunstgewerbeschule Offenbach und der Werkschule Köln bei Dominikus Böhm;1927 Mitgliedschaft im Deutschen Werkbund; Heirat mit Wilhelm Otto, Regierungsrat; angestellte Architektin im Architekturbüro Schür mann, Köln; 1928 Partnerin im Büro Robert Michel; Bühnenkostüm für Schwitters’ »Fest der Technik« (1928); 1932 Eintritt in den BDA, Mitglied der Reichskulturkammer. 1937–1944 Sondergenehmigung zur Ausübung des Berufs. Ab 1945 öffentliche Aufträge. Maasberg/Prinz 2004 , S. 90 f. 158 Ebd. 159 Informationen zu Leben und Werk der Architektin, insbesondere zu ihrem Schaffen während des Nationalsozialismus, unterscheiden sich in der Lite ratur stark. Ich beziehe mich auf die Recherchen von Uta Maasberg und Regina Prinz. Ebd. S. 95. 160 Dapolin-Tank stelle, Frankfurt a. M. (1929); Wohnhäuser Mees in Wiesba den (ca. 1929 –1935); Schröder in Schneverdingen (o. D.), Dr. Olivet in Northeim (o. D.), Dr. Bensen in Göttingen (1936), Maasberg/Prinz 2004 , S. 90 f. 161 Hanna Löv am 15.02. 1964 an das Bayerische Staatsministerium des Inneren, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 162 Hahn 1981, S. 50 ff. 163 Vgl. ebd. 164 Ebd. S. 51. 165 »Alle Staatsbürger ohne Unterschied sind nach Maßgabe der Gesetze und entsprechend ihrer Befähigung und ihren Leistungen zu den öffentlichen Ämtern zuzulassen. Alle Ausnahme bestimmungen gegen weibliche Beamte werden besei tigt.« Verfassung des Deutschen Reichs, 1919, Art. 128 z. B.: in ebd., S. 54 . 166 Ebd., S. 56 u. 58 167 Ebd. S. 54 f. 168 Vgl. ebd., S. 60. 169 Ebd., S. 63 f. 170 Ebd., S. 75. 171 Hanna Löv am 15.02.1964 an das Bayerische Staatsministerium des Inneren, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM und Hanna Löv an Gerdy Troost am 14 .06.1939, Nachlass Paul Ludwig Troost, Bayerische Staatsbibliothek. 172 Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 173 Z. B. Maasberg/ Prinz 2004 , S. 31. 174 Insgesamt werden 176 Post bauschüler aufgezählt. Von 100 männlichen Architekten konnten keine Lebensläufe gefunden werden, für die restlichen 76 wurde ein kurzer Lebenslauf mit knappem Werk verzeichnis angelegt. Aicher/Drepper 1990, S. 168 ff. 175 Helga Schnierle (1924 –unbek.) und Grete Wirsing (1921 –unbek. arbeiteten beide in den Architekturbüros ihrer Ehemänner. Nerdinger/Florschütz 2005, S. 346 ff. 176 Seit 1926 GEDOK-Mitglied; 1929 Frauenbücher-Stiftung für das Deutsche Museum (Frauenrunde des Deutschen Museums); Vortrag »Moderne Bau- und Wohnweise« f. Sozial-caritative Frauenschule des Kath. Frauenbundes in Bayern (1931); Deutsche Frauen-Zeitung: »Frauenschaffen« (1932). Vgl. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM 177 Bischoff/Threuter 1999, S. 9. 178 Im Architektur Büro Carl Sattlers arbeitet Hanna Löv an den Entwürfen für den Wiederaufbau der Landeszentralbank von Bayern – Zweig anstalt München im Jahr 1948 . Zitat aus einem Brief Satt-
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Museum für Kunst und Gewerbe, Hamburg; Werkbund archiv, Berlin; Designsammlung Bergische Universität Wuppertal; Germanisches Nationalmuseum, Nürnberg; Minneapolis Institute of Arts; Museum of Modern Art, New York. 211 Reich nahm u. a. an den folgenden Ausstellungen teil: »Die Frau in Haus und Beruf«, Berlin 1912; Werkbundausstellung »Haus der Frau«, Köln 1914; Werkbundausstellung »Die Wohnung«, Stuttgart 1927; »Die Mode der Dame«, Berlin 1927; Deutscher Pavillon der Weltausstellung Barcelona (mit Mies van der Rohe) 1929; »Die Deutsche Bauausstellung«, Berlin 1931; siehe z. B. Keim 1999, S. 73 und Tegethoff 2017. 212 1932 wurde Lilly Reich zur Leiterin der Weberei und der Ausbau-Abteilung des Bauhaus Dessau berufen, siehe z. B. Maasberg/Prinz 2004 , S. 85. 213 Z. B. Keim 1997. 214 Vgl. Pläne in den Nachlässen von Hanna Löv, AM-TUM, und Robert Vorhoelzer, AM-TUM; Aicher/Drepper 1990; Maasberg/Prinz 2004; Nerdinger/Florschütz 2005. 215 Zeugnis Robert Vorhoel zer vom Mai 1930, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 216 Siehe Zeugnisse im Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, und z. B. Preis 1928 , S. 24 . 217 Z. B. bei Maasberg/Prinz 2004 , S. 112 . 218 Gruppenmitgliedschaften durchgeführt auf Anordnung der Reichspostdirektion für alle Mitarbeiter: VDA (1939 –1940), RLB (1936 –1940) und Reichskolonialbund (1937–1939). Außerdem ohne Rang und Amt Mitglied der NSDAP (1939 –1943), DAF (1940 –1945), NSV (1936 –1944) und SS-Förderverein (1 RM). Auflistung des Rechtsanwalts von Hanna Löv im Rahmen der Entnazifi-
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zierung: Dr. Otto Riedl vom 15.11.1946 an die die Spruchkammer, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 219 Erfolgsloser Antrag, sie als entlastet einzustufen; abschließende Einschätzung in die Kategorie Mitläufer, s. Entnazifizierungsakte Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 220 »License«, vgl. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 221 Bestätigung Kündigung auf eigenen Wunsch von W. Bühlmeyer vom 22.07.1948 , Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 222 Hahn 1981, S. 52 . 223 Hanna Löv, Brief an das Bayerische S taatsministerium am 15.02.1964, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 224 Lorenz Löv kannte Vorhoelzer wohl aus seiner Buchbinderwerkstatt und vermittelte seine Tochter ins Bauamt der OPD. Aus dieser Verbindung hat sich ein Brief erhalten, in dem Vorhoelzer Hanna Lövs Fähigkeiten gegenüber ihrem Vater, sechs Jahre nach dem Antritt bei der OPD lobt. Korres pondenz L. Löv/Vorhoelzer, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 225 Trotz Vorbildung durch ihren Vater macht sie eine Ausbildung, inkl. Abschlussprüfung und Gesellenstück. Gewerbeanmeldung 1949, Werkstatt seit 1948 . Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 226 Siehe z. B. Entwürfe für die Landeszentralbank Bayern 1948, Rechnung für W erbekunden. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 227 Z. B. Eckstein 1952b; Pläne und Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 228 In Hanna Lövs Nachlass befinden sich neben Plänen für Gebäude, von der äußeren Gestaltung bis zu Wohnungseinteilung, auch Konstruktionszeichnungen für Fens ter- und Türrahmen, Laternen, Möbel, Muster für Paravents und Gardinen usw. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM.
Zweites Kapitel Stationen einer Baubeamtin
Zweites Kapitel Stationen einer Baubeamtin
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Hochbauamt der Oberpostdirektion München in der Weimarer Republik Das Phänomen Bayerische Postbauschule Das Hochbauamt der OPD München war der Ort, von dem aus die Mitglieder der Baye rischen Postbauschule die wenigen Bauten im Stil des Neuen Bauens in München ent wickelten und realisierten. Eine Enklave der Moderne im konservativen Bayern, mit für ein Bauamt sehr ungewöhnlicher Arbeitsweise, deren Ausnahmestellung sich letz ten Endes aus zwei Akteuren und einem Verwaltungsakt erklärt. Anhand der für die OPD entworfenen Bauten lassen sich die Veränderungen von Arbeits- und Bauweise schließlich, von der Weimarer Republik zum Nationalsozialismus, besonders ein drücklich nachvollziehen. Wie aus einem Bauamt eine sogenannte »Bauschule« und aus den Mitarbeitern der Baubehörde in der Rezeption »Schüler« wurden, wird im fol genden Abschnitt genauer beleuchtet. Die Geschichte der Bayerischen Postbauschule begann mit einer Veränderung be hördlicher Zuständigkeiten. Im Jahr 1920 wurde die autonome bayerische Staatspost aufgelöst und das Post- und Telegrafenwesen vom Deutschen Reich übernommen.1 Die sogenannte »Verreichlichung« der Post bedeutete vor allem, dass die damit verbunde nen Zuständigkeiten nach Berlin verlegt wurden. Als eine Art Zugeständnis an den Freistaat Bayern wurde im selben Jahr die Oberpostdirektion München gegründet, »um den Abschied von der alten Eigenständigkeit nicht allzu schmerzlich spürbar werden zu lassen«.2 Im Gegensatz zu vielen anderen Abteilungen hatte sich die Post in München nie ein eigenes Bauressort geleistet, doch am 1. April 1920 »wurde bei der Münchner Abteilung VI des Reichspostministeriums eine eigene Hochbauabteilung eingerichtet«.3 Damit schuf das Reichspostministerium eine »unabhängige Abteilung mit eigenem Hochbaureferat in München, das seine Bauaufgaben weitgehend selbst ständig ausführen konnte und vor allem als Reichsbehörde von der Genehmigungs pflicht seiner Bauten durch den Freistaat Bayern entbunden war«.4 Diese Autonomie war der entscheidende Vorteil für freiere Gestaltungsmöglichkeiten der Architekten, denn für das Berliner Ministerium war der Baustil von Gebäuden in München weit we niger relevant, als er es für eine ortsansässige Behörde gewesen wäre. Als Leiter des Postbau-, Wohnungs- und Beschaffungswesens wurde der Architekt Robert Poeverlein eingesetzt, der in der OPD die Voraussetzungen für das Entstehen großer Bauprojekte schuf.5 Zunächst holte er seinen Studienfreund Robert Vorhoelzer in die Behörde und sorgte mit Referendarstellen für günstige und gut ausgebildete Hilfskräfte.6 »Durch seine unbürokratische Arbeitsweise erreicht er mit diplomatischem Geschick und manchmal unorthodoxen Methoden für die Zeit Ungewöhnliches.«7 Die Freiheit von bürokratischen Zwängen und eine modern eingestellte effektive Doppelspitze im Re ferat erlaubten im sonst konservativen München den Bau von modernen öffentlichen Gebäuden. Die Arbeitsteilung der beiden Studienfreunde Poeverlein und Vorhoelzer sah folgendermaßen aus: Poeverlein übernahm den administrativen, Vorhoelzer den architektonischen Teil, darunter auch die Rekrutierung und Förderung geeigneter jun ger Nachwuchskräfte. »Dankbar ist festzustellen, wie wenig die zu jener Zeit unter Vor 62
Abb. 21: Schalterhalle Postamt Seeshaupt, 1924
hoelzer Entwerfenden von der Existenz einer ›Allgemeinen Dienstanweisung‹ eine A hnung hatten.«8 Es kamen aber – neben der planerischen Freiheit durch die Sonder position der OPD und der modernen Einstellung der Referatsleitung – noch zwei wei tere Aspekte hinzu, die für die Bedeutung der Bayerischen Postbauschule maßgeblich waren: der Umfang an Bauvorhaben und die Bezeichnung »Schule«. Bereits zu Beginn des 19. Jahrhunderts verteilten sich die Postämter der bayerischen Staatspost über ganz Bayern, dabei befand sich jedoch »nur ein einziges Postdienst gebäude in Augsburg im Besitz der Post«.9 Auch in den folgenden 100 Jahren, in denen in Konsequenz an die Ansprüche einer wachsenden Bevölkerungszahl und aufgrund rasant fortschreitender Industrialisierung und wiederum durch die notwendige »fern meldetechnische Entwicklung im gesamten Reichsgebiet eine enorme Bautätigkeit einsetzte, wuchs die Zahl der Post- und Telegrafenbauten in Bayern nur langsam«.10 Das Netz von Postämtern wies für die neuen technischen Errungenschaften zu große Lücken auf – die Errichtung eigener Bauwerke war unerlässlich, ebenso wie die Bereit stellung weiterer Wohnungen für eine wachsende Zahl von Postangehörigen. Noch im Jahr nach dem Ersten Weltkrieg befanden sich lediglich 20 eigene Gebäude im Besitz der Münchner OPD,11 doch ab den frühen 1920er-Jahren bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten, »[i]n der Zeit wirtschaftlicher Stagnation und politischer Unge wissheit (bürgerkriegsartige Wirren nach der Räterepublik, Inflation, Weltwirtschafts krise) wurde die Post zu einem wichtigen Impulsgeber für die Bauwirtschaft; Großbau stellen in wichtigen Städten Bayerns waren sichtbare Zeichen hierfür«.12 Die abwechs lungsreichen Bauaufgaben der OPD bestanden in der Planung zahlreicher Postämter in der Stadt und auf dem Land, neuartiger technischer Gebäude wie etwa eines modernen Paketzustellamts mit Zentralverteilungsanlage, Kraftwagenhallen, Kraftwagen-Halte stellen, aber auch von Wohnsiedlungen, Erholungs- und Schulungsheimen (Abb. 20).13 So verschieden die Bauaufgaben waren, verband sie ein typischer, in München an sonsten kaum ausgeprägter Stil einer sachlichen Moderne. Die Bauten kennzeichnet ein schlichtes, schnörkelloses Gestaltungsprinzip mit flachem oder sehr flach geneig tem Dach (Abb. 22). Teilweise geschwungene Gebäudefronten sind mit zahlreichen Fenstern versehen, die als Fensterbänder auch häufig mit gläsernen Ecken über die Seiten weitergeführt
Zweites Kapitel Stationen einer Baubeamtin
Abb. 20: Kraftwagenhallen Kochel am See, 1927
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Abb. 22: Außenansicht Postamt Starnberg, 1930
werden. Als Beispiele für das Neue Bauen in der Weimarer Republik passen sich die Gebäude dem Baugrundstück und der Straßenführung an, nicht ihrer Umgebung, wo mit die Werke der Postbauschüler bis heute als seltene und gleichermaßen prägnante Beispiele dieser Architektursprache der Zwanziger- und Dreißigerjahre auszumachen sind. Der Begriff »Schule« war und ist in der Ausbildung von Architekten eine übliche Etikettierung für ein äußerst wirksames Modell der Identifikation mit ihrer Ausbil dungsstätte und zumeist einem bestimmten Lehrer.14 Im Falle der »Postbauschule« hängt dieser Begriff unmittelbar mit der Person Robert Vorhoelzer zusammen – als Postbauschüler gilt nur, wer im Referendariat bei der OPD unmittelbar mit Vorhoelzer zusammenarbeitete. In der Münchner OPD lernten viele junge Referendare durch die Ausführung ihrer Entwürfe die ganze Bandbreite des Metiers, stets unter Anleitung Robert Vorhoelzers. Die starke Lehrerpersönlichkeit und die insbesondere innerhalb einer bürokratischen Institution unkonventionelle Ausbildungssituation erlauben ohne Zweifel die Verwendung des Begriffes »Schule«: »Ausgestattet mit diesem Prädi kat präsentierte sich Anfang der 20er Jahre die Hochbauabteilung der Abt. VI (MCHN) des Reichspostministeriums der Öffentlichkeit.«15 Wegen des außerordentlich hohen Neubaubedarfs benötigte die OPD viele Mitarbeiter – unter ihnen zahlreiche junge Ta lente. Erst diese Arbeitsweise gestattete Vorhoelzer und Poeverlein, die große Anzahl an Bauprojekten auch zu verwirklichen. Das kollegiale Arbeitsverhältnis zwischen lei tenden und mitarbeitenden Architekten der OPD München bot beiden Seiten etliche Vorteile. Den jungen Architekten wurde für die abwechslungsreichen Aufgaben große Entfaltungsfreiheit zugesprochen, und die Abteilungsleiter konnten auf eine große An zahl an eifrigen, motivierten Angestellten zurückgreifen, die die planungsintensiven Großprojekte abarbeiteten. Robert Vorhoelzer berief deshalb, bis zu seinem Wechsel an die Hochschule im Jahr 1930, nur jene Absolventen der Münchner TH, die durch ein besonders gutes Diplom 64
aufgefallen waren, in seine Abteilung am Hoch baureferat der Oberpostdirektion. Üblicherwei se durchliefen seine »Schüler*innen« zunächst ein Referendariat, um im Anschluss als Re gierungsbaumeister weiterzuarbeiten.16 Vor hoelzer erwies sich dabei als Förderer, der die jungen Mitarbeiter*innen von Anfang an sämt liche Aspekte eines Neubaus eigenverantwort lich durchführen und auch die Pläne selbst un terschreiben ließ.17 Das Hochbauamt der OPD übte durch die unverhältnismäßig symmetri schen Hierarchien, die positive, kollegiale Ar beitsatmosphäre, die freie Entfaltungsmög
Abb. 23: Eingang Postamt Starnberg, 1930
lichkeit und das Propagieren eines modernen Baustils eine starke Anziehungskraft auf junge Architekten aus. Georg Werner, Thomas Wechs, Herbert Landauer oder auch der spätere Augs burger Stadtbaurat Walther Schmidt sind nur wenige Beispiele für erfolgreiche Architekten, deren Laufbahn in der OPD unter Vorhoelzer begann.18 Dieser beschrieb die Arbeitsweise seiner Abteilung folgendermaßen:
Vor allem auf die Praxistauglichkeit der Entwürfe seiner Mitarbeiter legte Vorhoelzer großen Wert. Mit der Tradition, dass »ein Architekt nur auf einer Hochschule gewesen sein muss oder auf einem Amt seine Zeit vergeudet hat«, habe er nach eigenen Worten »aufgeräumt« und hingegen »verlangt, daß jeder Junge, der mit mir arbeiten wollte, ein Posthaus zu bauen hat, von Anfang der Entwürfe bis zur Abrechnung. Nur dann sprach ich ihn frei und förderte ihn.«20 Die Bauwerke der OPD, die unter seiner Leitung in den 1920er-Jahren entstanden, manifestieren eindrücklich den in München seltenen Stil des Neuen Bauens. In der Li teratur werden die drei großen Münchner Postämter mit Wohnungen für Postange stellte21 als »wichtigste Zeugnisse des Neuen Bauens in diesem Zeitabschnitt in Mün chen« beschrieben,22 für Winfried Nerdinger bekleiden die Postbauten von Robert Vor hoelzer eine »Sonderstellung« und bilden den »Höhepunkt der neuen Strömungen in der Münchner Architektur der 20er Jahre«.23 Steffen Krämer benennt in seinem Auf satz über die Architektur der 1920er-Jahre in München Theodor Fischer und Robert Vorhoelzer als die beiden wichtigsten Architekten der Stadt und deren Postämter als »radikalste Vertreter des neuen Bauens«. Seiner Einschätzung nach sind insbesondere diese drei Gebäude »sowohl aus dem allgemeinen Rahmen des Münchner Historismus als auch aus dem besonderen Bereich der gemäßigten Moderne herauszulösen und
Zweites Kapitel Stationen einer Baubeamtin
»Einer Bauhütte gleich haben wir bei der Deutschen Reichspost stets in Freude und Frohsinn gelebt. Nochmals sei es gesagt: Alles Arbeiten ist nicht das Arbeiten einer Person, sondern eines Kreises. Wobei wir – um die Worte eines Bürgermeisters von Rang zu benützen – sagen, wir alle waren Tastende und sind es heute noch.«19
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Abb. 24–26: Die Stadtpostämter Harras (1933), Goetheplatz (1933) und Tegernseer Landstraße (1930) von Robert Vorhoelzer
[…] auf eine Stufe mit den berühmten Initial- und Prägebauten der architektonischen Avantgarde in den zwanziger Jahren zu stellen«.24 Robert Vorhoelzer sei »zweifellos aufgrund seines Rufes, die Moderne nach Bayern gebracht zu haben«, zur Teilnahme an der Berliner Bauausstellung 1931 eingeladen worden, mutmaßt John Zukowsky.25 Da sich Vorhoelzers Zuständigkeit vom Münchner Hochbauamt aus anfänglich über alle drei bayerischen OPDs erstreckte, hatte dessen Baustil eine weite Strahlkraft über ganz Bayern.26 »In diesem Zusammenhang ist aber auch festzustellen, wie gerade die Überwindung alter Stilbildungen die Freiheit gab, fern aller Doktrinierung gelegentlich in einzelnen Schmuckformen menschliche Liebenswürdigkeit auszuspielen.«27 An zentralen Stellen der Stadt München entstanden neue Postämter und Wohnsiedlungen, die mehr oder weniger offenkundig den architektonischen Fortschritt repräsen tierten.28 Diese neuen Gebäude waren funktionell und technisch auf der Höhe der Zeit und entsprachen nicht nur stilistisch den Prinzipien des Neuen Bauens, auch die für die Konstruktion verwendeten Materialien waren »Errungenschaften des Neuen Bauens«.29 Die großen Münchner Stadtpostämter im Stil des Neuen Bauens konnten trotz Weltwirtschaftskrise und noch vor der Machtergreifung der Nationalsozialisten reali siert werden, nämlich 1929/1930 das Postamt Tegernseer Landstraße, 1930/1931 das Postamt Fraunhoferstraße, 1930–1933 das Postamt Harras und 1931–1933 das Postamt Goetheplatz (Abb. 24–26). 66
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Zweites Kapitel Stationen einer Baubeamtin
Die Planung dieser Bauten richtete sich so gründlich nach der geforderten Funktio nalität, dass sie bis heute, unter notwendigen nicht substanziellen Umbaumaßnahmen, in ihrer Ursprungsbestimmung genutzt werden. Die an der Planung und dem Bau be teiligten jungen Architekten und auch Robert Vorhoelzer selbst waren auf der Suche nach der zur Bauaufgabe passenden Form frei von allem, was sie gelernt hatten. Dabei sollte sich die jeweilige Bauform gleichzeitig den Standorten unterordnen: »Denn nichts lag Vorhoelzer ferner als das Streben nach einer bestimmten Stilentwicklung.«30 Selbst im Jahr 1944 kamen im Rahmen einer Publikation über die posteigenen Bau werke ehemalige Mitarbeiter Vorhoelzers zu Wort und schwärmten von den goldenen Zeiten der Münchener OPD: »Die Grundlage aber des Erfolges waren der unbedingte und unbestechliche Wille zur handwerklichen Qualität und der hinreißende Schwung der beiden führenden Männer Robert Poeverlein und Robert Vorhoelzer, die es verstanden, bei ihren na hen und fernen Mitarbeitern jenen jugendlichen Geist wachzuhalten, der sich mit dem Besten kaum zufrieden gibt und nach immer weiterer Vollendung sucht. Wich tig, ja ausschlaggebend war, so merkwürdig das klingen mag, noch eine andere Tat sache: es gelang den genannten Leitern, jenen erstickenden Mehltau an detaillierten Bau- und Verwaltungsvorschriften, der sich gern in älteren Bauverwaltungen breit macht und der für jede frische Schöpferfreude Siechtum und Tod bedeutet, von der ihnen anvertrauten Gefolgschaft fernzuhalten. Mochten sich auch im Verborgenen manche Kämpfe abspielen – der Jugend blieb der Glaube an das Werk erhalten, und die willig gebotene Kraft des besten Nachwuchses war Dank und Lohn.«31 Vorhoelzer war von seiner Professorenstelle an der TU bereits 1933 in den »schweben den Ruhestand«32 versetzt worden und auch Robert Poeverlein 1934 »als für die Partei untragbar […] beurlaubt«.33 Die behördliche Umstrukturierung sowie das Entfernen von Vorhoelzer und Poeverlein aus ihren Stellen ließen »die gesamte Postbauschule zusammenbrechen«.34 Die meisten Postbauschüler verließen die OPD, eine größere Gruppe fand eine neue Anstellung im militärischen Bereich, speziell bei der L uftwaffe.35 Franz Holzhammer, »langjähriger, vertrauter, erster Mitarbeiter« Vorhoelzers, wurde 1930 zu dessen Nachfolger ernannt. Von Anfang an hatte er zusammen mit Heinrich Müller und Thomas Wechs zu den ersten und erfolgreichsten »Nachwuchsreferenten« der OPD unter Vorhoelzer gezählt.36 Holzhammer versuchte noch, die Prinzipien seines Vorgängers und Lehrers fortzuführen – doch 1934 war auch der bis zu diesem Zeitpunkt noch relativ frei und unabhängig arbeitenden Bauabteilung das Ende beschieden, »als durch das Gesetz zur Vereinfachung und Verbilligung der Verwaltung (27.2.1934) die Staatsverträge des Deutschen Reiches mit Bayern und Württemberg außer Kraft gesetzt wurden«.37 Was bedeutete, dass das bayerische Hochbauamt in das Reichspostminis terium in Berlin eingegliedert wurde – damit war schließlich auch die bürokratische Sonderposition der Münchner OPD besiegelt und sie wurde zu einer lokalen Baubehör de degradiert. Die Phase der künstlerischen Freiheit und bürokratischen Unabhängig keit in der Münchner OPD sollte und konnte damit nicht fortgeführt werden. Walther Schmidt, langjähriger Mitarbeiter und Kollege Vorhoelzers und Holzhammers, erinnert sich, wie die Leiter der verschiedenen Bauverwaltungen auf den »Einbruch des ›Drit ten Reichs‹ reagiert haben«38: Viele hätten auf ein Durchgangsphänomen und eine 68
Abb. 27: Außenansicht Telegraphenbau-Dienststelle Obing, 1936
Abb. 28: Nebengebäude Telegraphenbau-Dienststelle Obing, 1936
kurze Episode gehofft, manche aufbegehrt und wieder andere sich angepasst. »Groß und allgemein war die Unsicherheit.«39 Holzhammer opponierte gegen die neue poli tische Lage, was seiner Beamtenlaufbahn nicht förderlich war. Die bei der Post sonst übliche Beförderung zum Abteilungspräsidenten erfolgte erst nach dem Zweiten Welt krieg und nach dem Ende der NS-Zeit. Noch im Jahr vor der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten war Holzhammer der »Bayerischen Volkspartei« beigetreten und ließ sich 1933 weder durch Vorgesetzte dazu drängen noch durch Karriereangebote lo cken, Mitglied der NSDAP zu werden. Der erfolgreiche Postarchitekt und ehemalige Kollege Hanna Lövs und Schmidts in München, Heinrich Götzger, erinnerte sich 1945: »Unentwegt steht, wie ein Fels, nur Holzhammer!«40 Seine Karriere litt unter der man gelnden Unterstützung für das Regime, Angebote nach Linz und Wien lehnte er ab und wurde dementsprechend erst nach dem Krieg Abteilungspräsident und 1951 Vizepräsi dent der Münchner OPD. Götzger beschreibt 1981 den Übergang der OPD in die Zeit des Nationalsozialismus:41
Gerade in München, der »Hauptstadt der Bewegung«, wurde nicht nur sehr genau hin gesehen, in welchem Stil gebaut wurde, sondern es wurden lautstark »Prototypen!« gefordert.43 Zur baulichen Hauptaufgabe innerhalb der OPD wurde nun der Ausbau des Netzes von Landpostämtern erhoben. Im Gegensatz zu den Gestaltungsprinzipien der 1920er-Jahre war hierbei nicht nur die spitze Dachform obligatorisch, sondern lag nun der Schwerpunkt auf einer »adäquate[n] Einbindung in den ortsspezifischen Zusam menhang«.44 Man achtete auf »Bodenständigkeit« und »Ortsverbundenheit« (Abb. 27/28).45 Viele bereits bestehende Postbauten wurden der Weisung entsprechend umgebaut, um sie treu dem nationalsozialistischen Leitgedanken besser in ihre Umgebung zu in tegrieren.
Zweites Kapitel Stationen einer Baubeamtin
»Im Jahre 1934 erschien der dritte und letzte Band der ›Neuen Postbauten in Bayern‹. Wenn dieser Band im Durchblättern nun eine gewisse stilistische Einheitlichkeit zu atmen scheint, so beruht diese nur zum Teil auf einer tatsächlich gewonnenen, gemeinsamen Klarheit des formalen Gestaltens. Zum andern Teil aber beruht die ser Eindruck auch auf einer Vielzahl von kleinen Objekten gleicher Zweckbestim mung.«42
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Abb. 29: Um- und Erweiterungsbau des Postamts Dachau, 1938
Die Architekt*innen verwendeten regionale Baustoffe und achteten auf Kleinteilig keit in der Gesamtwirkung durch Anbauten und Details wie Holzzäune, Sitzbänke oder volkstümliche Dekorationen für die Fassaden (Abb. 29).46 Die vielen kleinen Einzelprojekte des Hochbauamtes der OPD dienten den Nationalsozialisten dazu, das propagierte Bild der »deutschen Heimat« zu verbreiten, indem mithilfe von Gebäuden im traditionellen Stil ein Land aus blühenden Dorfkulis sen erschaffen wurde. Postbaurat Heinrich Götzger schwärmte noch 1944 von der ver meintlichen Harmonie: »Landschaftsverbunden nennt man einen Bau, der in seiner Umgebung so harmonisch steht wie ein einzelner Ton in einem Akkord.«47 Bauernhäu sern ähnelnd wurden deren Fassaden häufig mit Wandgemälden verziert, die im loka len volkstümlichen Stil Lokalhistorisches oder Themen aus dem Postwesen abbildeten, a lles im Sinne der Erschaffung einer »harmonischen« Dorflandschaft.48 Dem Hoch bauamt der OPD wurden allerdings auch kriegsdienliche Projekte erteilt, wie etwa die Planung von Sendeanlagen und Verstärkerämtern.49 Für die jungen Architekt*innen war die erneute Umstellung auf vollkommen andere Stilrichtungen eine große Heraus forderung. Gerade erst hatten sie sich in der Zeit der Weimarer Republik von allem Vor hergewesenen freigemacht, um sich modernen Gestaltungsprinzipien zu widmen. Walther Schmidt, der Kollege Hanna Lövs, erinnerte sich: »Welch ein choc das, was das ›Dritte Reich‹ an Städtebau und Architektur der Stadt München brachte, auf einen jungen, seinen Vorstellungen verpflichteten Architek ten ausüben musste, läßt sich heute schwerlich noch voll nachempfinden. […] Plötz lich gab es für das Neue Bauen nur noch Verachtung und kritische Analyse, man bezeichnete den Stil als undeutsch, jüdisch, entartet und bolschewistisch.«50 70
Der einzig gangbare stilistische Anknüpfungspunkt für die Architekten war nur die Linie der europäischen traditionellen Baukunst.51 Schmidt beschrieb das stilistische Debakel für die modern gesinnten Architekten in Baubehörden im Rückblick folgender maßen: »Wollte man als fortschrittlicher Architekt das retten, was einem das Wichtigste war – Zusammenklang von Funktion und Form, Gesamtgestalt, Proportionen –, mußte man Zugeständnisse in Einzelheiten in Kauf nehmen, um ein Bauvorhaben über die Hürden der Bürokratie zu bringen, so schmerzlich solche Zugeständnisse auch sein mochten. Konservativer eingestellten Architekten dürfte es leichter gefallen sein, die gewohnte Art ihrer Architektur den neuen Anforderungen anzu passen.«52
Hanna Löv, die einzige Postbauschülerin
Abb. 30: Telegraphen-Dienststelle München-Schwabing, Maria-Josepha-Straße, 1938
Zweites Kapitel Stationen einer Baubeamtin
In der Ausstellung »Robert Vorhoelzer und die klassische Moderne der Post« werden die Lebensläufe von fast einhundert Architekten der Postbauschule aufgelistet, Hanna Löv ist darunter die einzige Frau.53 Sie fällt in dieser Aufzählung nicht auf, es gibt kei ne geschlechtsbezeichnende Anrede oder eine grafische Hervorhebung. Die Kurzbio grafien der Architekt*innen enthalten die Lebensdaten, sofern recherchierbar, und die Bauprojekte. Lövs Tätigkeitsfeld und auch das Spektrum der ihr zugeteilten Aufgaben unterschieden sich nicht von denen ihrer männlichen Kollegen in einer vergleichbaren Stellung. Vorhoelzer selbst sprach von seinen »Jungen«, Hanna Löv gehörte dazu.54 Un mittelbar vor seinem Ausscheiden bei der OPD verfasste er ihr ein Arbeitszeugnis, in dem er die Vielfalt ihrer Aufgaben aufzählte: Löv wurde die Leitung ganzer Bauprojekte
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übertragen, »von der Projektierung bis zur Abrechnung«, dazu gehörten technische Ge bäude wie Postämter, Fernsprechämter und Telegraphenmagazine, aber auch Wohnhäu ser und Wohnanlagen und sogar Mustermö bel.55 Im Hochbauamt der OPD München waren alle Architekt*innen auf den von ih nen bearbeiteten Projekten zeichnungsbe rechtigt, und so tragen auch die meisten Pläne in Lövs Nachlass ihre Unterschrift.56 Als Löv 1940 die Reichspost verließ, be schrieb Vorhoelzers Nachfolger Franz Holz hammer in einem Abschlusszeugnis Lövs Aufgaben so: »[…] die Leitung verschiedener, darunter auch größere Neu-, Um- und Er weiterungsbauten.«57 Von Hanna Löv selbst sind keine Äuße rungen bezüglich ihrer Tätigkeit im Hoch bauamt der OPD München überliefert, ein Abb. 31: Postamt Reichertshofen, 1937 zig ihre Beschwerde über fehlende Karriere chancen in ihrem Brief an Gerdy Troost 1939 fällt in das Jahr vor ihrem Wechsel zur Reichsbahn.58 Die Arbeitsweise und die Aufgaben bei der OPD scheinen ihr gefallen zu haben, schließlich blieb sie von 1924 bis 1940 in derselben Abteilung. Das zuvor ungewöhnliche Aufgabenspektrum verklei nerte sich ab 1933, die Wohnsiedlungen und Versuchsbauten fielen weg und der Fokus lag auf Amts- und Infrastrukturbauten (Abb. 30/31).59 Sie übernahm Umbaumaß nahmen von bereits bestehenden Postämtern, außerdem die Bauleitung einiger ihrer Entwürfe.60 Hanna Löv entwarf während ihrer gesamten Zeit im Hochbauamt auch Postwert zeichen, Briefmarken, typo- und andere gebrauchsgrafische Arbeiten, die sich inhalt lich und stilistisch gemäß den verschiede nen politischen Rahmenbedingungen stark unterschieden (Abb. 32).
Abb. 32: Fahrtskizze mit Postämtern, 1938
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Während die von ihr gezeichneten Kari katuren, Weihnachtskarten und ähnliche grafische Werke in der Weimarer Republik lediglich einem ästhetischen und humoris tischen Selbstzweck genügen sollten, wan delte sich dieser Tätigkeitsbereich in der Zeit des Nationalsozialismus zu einer Auf gabe völlig neuer Dimension. Die vermeint liche Fingerübung war für die Verbreitung und Festigung nationalsozialistischen Ge dankenguts von hohem propagandistischen Nutzen und soll in einem eigenen Kapitel genauer beschrieben werden.
Das Reichsbahnbauamt München während des Nationalsozialismus Ist das Hochbauamt der Reichsbahn in München mit dem der OPD vergleichbar, des sen Einzigartigkeit im vorliegenden Kapitel beschrieben wurde? Den für die Reichsbahn entstandenen Bauwerken kann nicht derselbe architektur historische Stellenwert wie jenen der Postbauschule beigemessen werden. Weder wei sen sie besondere Stilmerkmale auf, noch verfügt das Spektrum ihrer Bautypen über eine auch nur annähernd vergleichbar große Variation. Die Bauabteilung der Reichsbahn schien sich in ihrer Arbeitsweise, ihren Hierar
in dieser Abteilung als einzige Frau tätig, zumindest ließ sich keine weitere A rchitektin oder Mitarbeiterin in vergleichbarer Position ermitteln. Dies bestätigen auch die Ergeb nisse Udo Kandlers aus dem Jahr 2014, der die Aufgaben von bei der Reichsbahn be schäftigten Frauen in zuarbeitenden oder ungelernten Positionen beschrieb.61 Hanna Löv erhielt nach »kurzer Einarbeitung« bei der Reichsbahn 1940 eine Stelle als »Gruppenleiter« im Hochbauamt.62 Allerdings wurde ihre Anstellung erneut nur dienstvertraglich63 und nicht als Beamtenverhältnis geschlossen, obwohl sie eine typische Laufbahn mit allen notwen digen Etappen im Staatsdienst absolviert hatte. Nach sechzehnjähriger Tätigkeit in ei ner Baubehörde war sie vertraut mit der eigenverantwortlichen Realisierung von Nutz gebäuden, dies galt besonders für die Art von Aufgaben, die sowohl das Reichsbahn bauamt als auch die OPD München benötigten. Ein Wechsel zwischen diesen beiden Hochbauämtern war kein ungewöhnlicher Karriereschritt, wie man an zahlreichen baulichen und personellen Überschneidungen zwischen den Bauabteilungen von Reichspost und -bahn ablesen kann. Dieser Umstand wird weiter unten genauer erläu tert. Innerhalb der beiden Behörden schien die Bedeutung ihrer Gestaltenden und de ren architektonischer Leistung allerdings unterschiedlich bewertet worden zu sein. Im Gegensatz zur Reichspost, die bereits in den 1920er-Jahren die aktuellen Bauprojekte der Hochbauabteilungen sogar mit namentlicher Nennung der beteiligten Architek t*innen publizierte, ist von der Reichsbahn keine vergleichbare Sichtbarmachung ihrer Bauwerke und der beteiligten Mitarbeiter*innen bekannt. In vereinzelten Büchern wie Der moderne Zweckbau und Empfangsgebäude der Personenbahnhöfe, die in den 1920erund 1930er-Jahren geschrieben wurden, beschränkt sich der Informationsgehalt auf eine Abbildung, versehen mit Standort und Baujahr.64 Über einzelne Protagonist*innen ist nichts weiter bekannt, es gibt daher keine entsprechende monografische Auseinan dersetzung mit einem architektonischen Œuvre, dessen Schwerpunkt auf Bahnarchi tektur lag. Seit den 1970er-Jahren indes beschäftigen sich geschichtswissenschaftliche Studien mit der Aufarbeitung von Funktion und Tätigkeit der Reichsbahn während des NS-Regimes. Exemplarisch seien die Untersuchungen von Hubert Bernsee, Die Dienststellen der Deutschen Reichsbahn, oder Janusz Piekalkiewicz, Die Deutsche Reichsbahn im Zweiten Weltkrieg, genannt.65 Die Rolle der Reichsbahn, ihre Eigenschaft im System des nationalsozialistischen Regimes als Bauherrin von Bahn- und auch Autobahntrassen,
Zweites Kapitel Stationen einer Baubeamtin
chien und Karrierewegen im Gegensatz zum Hochbauamt der OPD zwischen 1920 und 1930 nicht von denen anderer Behörden unterschieden zu haben. Hanna Löv war auch
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ist ausführlich aufgearbeitet worden, nicht zuletzt durch das DB-Museum.66 André Deschans Dissertation über Rudolf Wolters, den engsten Mitarbeiter Albert Speers, wid met sich in einem Unterkapitel dessen architektonischer Tätigkeit bei der Reichsbahn direktion, ohne allerdings detailliert auf Bauaufgaben oder Kollegen einzugehen.67 Versuche, über Archivrecherchen neue Erkenntnisse über das Münchner Hochbau amt oder einzelne über Bauwerke recherchierbare Personen, weitere Mitarbeiter oder die Arbeitsweise des Amtes herauszufinden, waren leider erfolglos. Weder in Architek tennachlässen noch unter den historischen Dokumenten im bayerischen Staats- oder Hauptstaatsarchiv oder gar den bahneigenen Archiven hat sich Material erhalten, das Aufschluss über die Abläufe und die hierarchischen Strukturen innerhalb des Reichs bahnbauamtes geben könnte. Allerdings können über das Wissen zur Münchner OPD vereinzelte Rückschlüsse gezogen werden. Einige Architekten, die später der Postbauschule zugerechnet werden, absolvierten ihre Ausbildung im Hochbauamt der Reichsbahn, darunter auch die beiden leitenden Akteure Vorhoelzer und Poeverlein. Robert Poeverlein hatte zunächst 14 Jah re bei der Reichsbahn gearbeitet, bevor er zum Oberpostrat befördert wurde. Nach dem Studium der Architektur und seiner Ausbildung begann er seine Laufbahn gleich im höheren Beamtendienst bei der Reichsbahn und beschäftigte sich dort, wie auch später bei der OPD, »weniger mit Architektur als mit Verwaltung«.68 Auch Robert Vor hoelzer absolvierte sein Baureferendariat bei der Münchner Eisenbahndirektion, nahm mehrere Stufen der Beamtenlaufbahn in Augsburg, um anschließend als Direktionsrat bei der OPD München den Grundstein für die erfolgreiche Episode der bayerischen Postbauschule zwischen 1920 und 1930 zu legen. Beide Architekten hatten also genau die Tätigkeiten, die später in jener besonderen Konstellation bei der Bauabteilung der Reichspost so erfolgreich funktionierte, zuvor in einer ähnlichen Baubehörde geübt. Die Bauaufgaben für Reichspost und Reichsbahn wiesen prinzipiell eine erhebliche Schnittmenge auf, daher waren Architekten, die in einem der beiden Hochbauämter gearbeitet hatten, grundsätzlich qualifiziert, in die Bauabteilungen der jeweils andere Behörde zu wechseln. Aus logistischen Gründen waren Postämter vielfach direkt an Bahnhöfen angesiedelt worden, »oft in Verbindung mit den Neubauten für die Bahn höfe, von den Baureferenten der Eisenbahn errichtet«.69 Erst als die Post 1920 ihre ei gene Bauabteilung einrichtete, fiel die Aufgabe, Postämter zu entwerfen, für bei der Reichsbahn angestellte Architekt*innen weg. Aufgrund der Erfahrung mit diesen Bau typen wurden schließlich einige Architekten aus der Bauverwaltung der Bayerischen Staatsbahn speziell für den Bereich Postbauten in die neue Abteilung der OPD Mün chen übernommen. Hanna Löv verfolgte diese Karriere in umgekehrter Reihenfolge und machte zu nächst ihr Baureferendariat bei der Oberpostdirektion, um 1940 zur Hochbauabteilung des Reichsbahnbauamts zu wechseln. In der OPD hatte Löv von Beginn an in derselben Position gearbeitet, da es innerhalb der Münchner Abteilung nur eine Stelle als Leiter des Hochbausachgebiets gab, die zunächst für zehn Jahre von Robert Vorhoelzer und im Anschluss mindestens zehn Jahre lang von Franz Holzhammer bekleidet wurde – erst bei der Reichsbahn übernahm Löv erstmals Verantwortung für Mitarbeiter.70 Die meisten Mitarbeiter der Münchner OPD nutzten nach der Ausbildung zum Regierungs baumeister die verschiedenen Karrieremöglichkeiten und wechselten in andere der Post zugehörige Hochbauämter oder arbeiteten mithilfe des Titels als freie Architekten, 74
nur Hanna Löv blieb nach dem Referendariat weitere 13 Jahre in der Münchner Ober postdirektion.71 Ob es die Vielzahl unterschiedlicher verantwortungsvoller Bauauf gaben war, die sie so lange auf ihrem Posten ausharren ließ, ist heute nicht nachzu weisen, selbst hatte sie sich nie konkret dazu geäußert.72 In einem Arbeitszeugnis für ihre Tätigkeit bei der Reichsbahn beschrieb ihr Vorgesetzter Wilhelm Bühlmeyer Lövs besondere Qualifikation zur Übernahme »große[r] Entwürfe«, und attestierte außer dem: »Ihre Kenntnisse und Fähigkeiten übertrafen bei weitem den Durchschnitt.« 73 Ihr Wechsel in eine Führungsposition bei der Eisenbahnbaudirektion München erfolg te im Jahr 1940 unmittelbar nach dem Briefwechsel mit Gerdy Troost.74 Auch bei ihrem neuen Arbeitgeber übernahm sie Aufgaben des Ingenieurhochbaus, dessen primärer Zweck die Lösung von durch den Bahnverkehr gestellten Aufgaben war. In der Ausstel lung »Bauen im Nationalsozialismus in Bayern 1933–1945«, die im Münchner Stadtmu seum im Jahr 1994 gezeigt wurde, präsentierten die Ausstellungsstationen die ver schiedenen Bauaufgaben jener Zeit und beschrieben auch Projekte der Reichsbahn in einem allgemeineren Kapitel zum Thema »Verkehr«.75 Bereits ab 1933 verlangsamte die Reichsbahn die Erweiterung und Ausdehnung ihres Verkehrsnetzes. »Die Erneuerung oder die Modernisierung der Gleisstrecke galten als zweitrangig.«76 Wegen des »Vier jahresplanes« mussten überdies Materialien wie Kupfer, die für die Elektrifizierung von wichtigen Strecken gebraucht wurden, durch sogenannte »Heimstoffe« ersetzt werden.77 Trotzdem trieb die Reichsbahn weiterhin verschiedene Hochbauprojekte vora n, und Hanna Löv wurde an ihrer neuen Arbeitsstelle mit Zweck- und Verwal tungsbauten beauftragt, darunter das Gebäude des Reichsbahnzentralamtes München (vermutlich ein Umbau), kleinere Personen- und Güterbahnhöfe, dazugehörige Hallen sowie technische Bauten, beispielsweise ein mechanisches Stellwerk (Abb. 33).78 Mit Ausnahme der Repräsentationsbauten wie dem Reichsbahnzentralamt handel te es sich bei Lövs Projekten um eher technische Gebäude, für die keine bauliche Indi vidualität verlangt war. Das Erscheinungsbild wurde maßgeblich durch die Erfüllung technischer Rahmenbedingungen bestimmt, nicht durch die Entscheidung zu einem bestimmten Stil – abgesehen von einer allgemeinen Ablehnung der Gestaltungsprin
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Abb. 33: Reichsbahnzentralamt München, Arnulfstraße, 1940
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zipien des Neuen Bauens im Nationalsozialismus, beispielsweise Fensterbänder und Flachdächer. Hans Knauß urteilte in seiner Dissertation über die Konzeption und Ä sthetik von Zweckbauten zwischen 1850 und 1930 über den Baustil der Reichsbahn: »Die Fassadengestaltung war zwar weitestgehend von historisierenden Stilen be freit, jedoch wurden weiterhin die entsprechenden architektonischen Ausstattun gen verwendet, um dem Gebäude die Würde und das Aussehen zu geben, die der Bedeutung und dem Ansehen des Verkehrsunternehmens entsprechen.«79 Zu Lövs Aufgaben gehörten, neben den üblichen Bauprojekten, auch Aufgaben, die im Zeugnis einheitlich als »Kriegsdienliches« bezeichnet wurden.80 Darunter findet sich auch der Umbau einer Kantinenbaracke zu einem SS-Sturmheim und ein Dossier, für das ihre Expertise als erfahrene Architektin genutzt wurde. Die durch die Tarnleit stelle des Baustabs München durchgeführte »Anleitung für die Tarnplanung und arnausführung reichsbahneigener Anlagen«81 verdient eine genauere Betrachtung T (Abb. 34/35). Während die Durchführung solcher Tarnmaßnahmen im Ersten Weltkrieg noch Aufgabe von Malern war – »They were responsible for the vivid colours of the ›dazzle painting‹ that was applied to the ships of the Royal Navy«82 –, so wurde diese während des Zweiten Weltkriegs eher Architekten übertragen, da sie in der Lage waren, Bebau ungspläne und Landschaften gesamtheitlich zu verstehen und optisch zu verändern.83 Insbesondere Gebäude und Gleisanlagen der Bahn waren im Kriegsverlauf häufig stra tegische Ziele von Luftangriffen, die Erstellung eines entsprechenden Tarndossiers übertrug die Reichsbahn Hanna Löv. In der Einleitung schrieb sie: »Mit dem fortschreitenden Luftkrieg wurde der Tarnung, die zunächst in der Haupt sache Angelegenheit der militärischen Dienststellen war, auch für den zivilen Sek tor ein erheblich größeres Augenmerk zugewendet. Insbesondere werden Rüstungs betriebe und Reichsbahnanlagen in erheblichem Maße in die Tarnung einbezogen. […] Die einzelnen Verwaltungen, zu denen auch die Deutsche Reichsbahn gehört, veranlassen die Durchführung der Tarnmaßnahmen in ihren Gebieten unter Be rücksichtigung der vom Luftgaukommando gegebenen Weisungen und techni schen Vorschriften, nachdem sie sich vorher mit der Rüstungsinspektion und der Abwehrstelle in Verbindung gesetzt haben. […] Die Planung übernimmt am zweck mäßigsten der Hochbaubearbeiter der betreffenden Direktionen.«84 Ein Abschnitt ihrer Anleitung befasst sich auch mit dem Personalbedarf für die Tarn projekte. Sie kategorisiert die dafür vorgesehenen Zivil- und Zwangsarbeiter wie folgt: »Die unter Aufsicht und Anleitung eines Vorarbeiters beschäftigten Hilfskräfte kön nen sich aus ausländischen männlichen und weiblichen Zivilarbeitern, aus Kriegs gefangenen, aus Gefangenen der KZ- oder AEL-Lagern, ev. auch aus Soldaten von Genesendenkompanien zusammensetzen [...]. Man unterscheidet beim Einsatz zwei Gruppen von Ausländern: Die erste Gruppe umfasst Russen, Polen, Juden und Zigeuner, der zweiten Gruppe gehören alle übrigen Ausländer an. Arbeitskräfte der zweiten Gruppe werden beschäftigt und entlohnt wie deutsche Arbeiter, während 76
Abb. 34: Entwürfe Werkstarnung, aus: »Anleitung für die Tarnplanung und Tarnausführung reichsbahneigener Anlagen«, o. S., 1944. Lichtpause, Bleistift auf Papier
Abb. 35: Entwürfe Lokomotivtarnung, aus: »Anleitung für die Tarnplanung und Tarnausführung reichsbahneigener Anlagen«, S. 31, 1944. Lichtpause, Buntstift auf Papier
für das Beschäftigungsverhältnis der ersten Gruppe besondere Bestimmungen zu beachten sind.«85
Das Universitätsbauamt nach 1945 Auf den Schreibtischen des Universitätsbauamtes und am Lehrstuhl für Entwurf- und Gebäudelehre an der Münchner TH wurde nicht nur der Wiederaufbau der Universitätsgebäude in Schwabing geplant, sondern sogar das städtebauliche Konzept für das ganze Viertel entwickelt.88 Verantwortlich für diese Aufgabe war Robert Vorhoelzer, der direkt nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs nicht nur den damit beschäftigten Lehrstuhl innehatte, sondern überdies zum Rektor der Hochschule ernannt wurde. Vorhoelzers akademische Karriere zwischen 1930 und 1952 verlief im Zusammenhang mit den wechselnden politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sehr unstet: Er hatte bereits 1930 erstmals, direkt von der Hochbauabteilung der Münchner OPD, den Ruf an die TH angenommen, wurde aber 1933 wegen des Vorwurfs des »Bau-
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Löv verbrachte die letzten fünf Jahre des NS-Regimes bei der Reichsbahn und wurde nach Ende des Zweiten Weltkriegs »wegen eines allgemeinen Einstellungsstopps«86 nicht mehr weiter beschäftigt.87
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Abb. 36: Raumabwicklungen des MAN-Werksmuseums Augsburg, 1950
bolschewismus« in den Ruhestand versetzt. Bereits 1945, unmittelbar nach dem Ende des Nationalsozialismus, wurde er wiederberufen und zum Rektor ernannt. Außer der Lehrtätigkeit übernahm er auch die Leitung des »Baukommissariats für den Neubau, bzw. Instandsetzungsbau der Technischen Hochschule München«.89 Seine Ämter w urden ihm allerdings im Rahmen der Entnazifizierungsprozesse erneut entzogen, 1947 erhielt er allerdings durch die Hilfe seines alten Freundes Poeverlein seinen Lehr stuhl zurück.90 (Ein bis heute nicht geklärter und kontrovers diskutierter Sachverhalt: Poeverlein widersprach in einem Brief an die Militärregierung dem Vorwurf, Vor hoelzer habe sich im Dritten Reich mit nicht näher bezeichneten Vorgängen politisch belastet.)91 Im Gegensatz zu Vorhoelzer, der zäsurlos wieder in den Staatsdienst eintreten durf te, konnte Hanna Löv erst in den 1950er-Jahren, nach einer Phase der freien Architekten tätigkeit, wieder eine behördliche Anstellung im Universitätsbauamt erhalten.92 Nach ihrem Ausscheiden bei der Reichsbahn hatte sie sich, wie alle Architekten in Deutsch land unmittelbar nach dem Krieg, am Wiederaufbau der Städte beteiligt und einige Wiederaufbau-Aufträge für Wohnhäuser in München angenommen. In dieselbe Zeit fielen auch die Planungen von Repräsentationsbauten, an denen sie in den Büros zwei er Kollegen beteiligt war – im Architekturbüro Sattler die Zweiganstalt München der Landeszentralbank von Bayern und mit Wilhelm Wichtendahl das MAN-Museum mit Mahnmal in Augsburg (Abb. 36).93 Die Architektin Löv hatte bis 1945 in den Bauabteilungen zweier Behörden gearbei tet, die in Personalumfang und ihrer nationalen Präsenz vergleichbar waren und deren Betrieb auf Logistik basierte. Die Aufgaben, die sie dort übernommen hatte, waren sich 78
ebenfalls in gewisser Weise ähnlich: Neben den ausgeführten Repräsentations-, Ver waltungs- oder Wohnbauten realisierte sie eine Vielzahl kleiner Nutzbauten, und ihr Wirkungsradius umfasste jeweils ganz Oberbayern. Die für das Universitätsbauamt verwirklichten Lehrgebäude und Inneneinrichtungen waren hingegen ausschließlich in München lokalisiert. Zu ihrem Arbeitsgebiet gehörten nicht nur Unterrichtsgebäude und damit die Verantwortung für große Projekte an den verschiedenen Standorten im Münchner Stadtgebiet, sondern auch beispielsweise der Anbau für die Kinderklinik am Goetheplatz (Abb. 37).94 Hanna Lövs Tätigkeit für das Universitätsbauamt lässt sich mithilfe der im Nach lass erhaltenen Pläne und Briefe (der Obersten Baubehörde) auf einen Zeitraum von 1951 bis 1957 eingrenzen. Ein zweites Mal fand sich die Architektin in einem Bauamt wieder, erneut in einer außergewöhnlichen Arbeitssituation. Der Lehrbetrieb an der TU hatte sich – gleichermaßen vonseiten der Lehrenden wie
Abb. 37: Universitätskinderklinik München, 1956
Zweites Kapitel Stationen einer Baubeamtin
der Studierenden – die Wiederaufbauarbeiten zur Hauptaufgabe gemacht. Gemeinsam planten sie den Wiederaufbau, mussten aber auch praktische Arbeit leisten. Über die Arbeit im Büro für Instandsetzung und Wiederaufbau führten Aicher und Drepper 1990 Zeitzeugeninterviews,95 die Leiterin des Baubüros Grete Wirsing 96 kommt darin wie folgt zu Wort: »Das war eine Mordsorganisation: Jeder Student, der sich immatri kulieren wollte, hat mit Aufräumarbeiten an der TH beginnen müssen: Ein halbes Jahr aufräumen, Nägel gradklopfen, Schutt wegräumen und so.«97 Robert Vorhoelzer l eitete das Vorhaben und versammelte dafür unter anderem seine ehemaligen Schüler aus der Postbauschule. Die Bedeutung der bayerischen Postbauschule, jener der »goldenen Jahre«, war schließlich Resultat einer sehr speziellen Arbeitsweise, in der die Bewälti gung eines immensen Bauvolumens durch junge Architekt*innen eine signifikante
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Rolle gespielt hatte. Die Mitarbeiter*innen des Universitätsbauamts übernahmen auch hier eine kaum leistbare Aufgabe – ihre Hochschule wiederaufzubauen und damit die Silhouette eines großen Stadtareals zu prägen. Mit Hanna Löv hatte Robert Vorhoelzer eine hochqualifizierte und stresserprobte Mitarbeiterin, mit der er bereits in der Ver gangenheit viele Jahre lang erfolgreich zusammengearbeitet hatte. Der Architekt und spätere Karikaturist Ernst Hürlimann veranschaulichte Vorhoelzers Standpunkt tref fend in einem Interview: »Da hat er seine früheren Studenten, den Moll zum Beispiel, heranzitiert und nach einem halben Jahr oder so wollten die auch mal wissen, wie es mit dem Finanziellen stünde. Da hat er ganz beleidigt gesagt: ›Jetzt enttäuschen Sie mich aber sehr!‹«98 Hanna Löv und Heinz Moll wiederum kannten sich aus der Münch ner OPD und hatten beispielsweise 1931 gemeinsam das Postamt in Herrsching entwor fen, für das Hanna Löv schließlich auch die Bauleitung übernahm.99 Wie auch die Ver lässlichkeit seiner ehemaligen Mitarbeiter, funktionierte ebenfalls in diesem Bauamt wieder das Zweiergespann Vorhoelzer/Poeverlein an der Spitze nach dem bewährten System: Vorhoelzer als ausführender Architekt, Lehrer und Personalbeschaffer und Poeverlein als bürokratischer Durchsetzer in seiner neuen Position als Referent und Ab teilungsleiter im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus nach dem Zweiten Weltkrieg.100 Wirsing sagte über die beiden: »Im Ministerium saß sein alter Freund Poeverlein, der diese ganzen Sachen genehmigt hat. Wenn irgendetwas nicht gegangen ist, dann hat Vorhoelzer sofort nach dem Poeverlein geschrien.«101 Weitere Mitarbeiter Vorhoelzers im Baubüro waren Wirsings Nachfolger Hermann Fries sowie die Assistenten am Lehrstuhl Ernst Hürlimann und Ernst Maria Lang.102 Grete Wirsing erinnerte sich an ihre weitreichenden Befugnisse: »Ich war als einzige unterschriftsbe rechtigt, hab das Büro praktisch geleitet.«103 Vorhoelzer schlug die erst 24-Jährige sogar als seine Nachfolgerin als »Wiederaufbaukommissar der TU« vor, als er 1947 nach sei ner Rehabilitation den alten Posten zunächst nicht mehr übernehmen wollte.104 Mit dem Wiederaufbau der Technischen Hochschule wurde unmittelbar 1946 begon nen. Die Rekonstruktion des bis zu 80 Prozent zerstörten TU-Stammgeländes gestalte te Vorhoelzer dann auch selbst – durch Wiederaufbau, Neubau und das Miteinbeziehen von angrenzenden Grundstücken.105 Der sogenannte Neureutherbau war teilweise zer stört und sollte nun Platz schaffen für einen Neubau, der gemeinsam mit Studierenden entwickelt wurde. »Vorhoelzer selbst amüsierte, dass die Entwürfe seiner Mitarbeiter ›noch äußerlich gesehen den Flaum vom Dritten Reich an sich haben‹.«106 Die Formen sprache späterer Projekte des Bauamtes verweist eher auf das Neue Bauen, wie etwa des Neubaus für Verwaltung und Institute, der 1951 ausgeführt wurde.107 Vorhoelzer entschied, den Neubau weiter nach vorne zu rücken, was nur möglich war, weil die unmittelbaren Nachbargrundstücke noch nicht wieder bebaut worden waren. Er schuf sich mit diesem Eingriff in den Bebauungsplan ein Denkmal, das heute, genau wie das Café auf dem Dach, seinen Namen trägt. Die beiden Gebäudeteile Bestelmeyers (1926) wurden hierzu wiedererrichtet und im Hof durch Neubauten ergänzt. Der zentral befindliche Neureutherbau wurde abge tragen, und an dessen Stelle entstand der heutige Vorhoelzerbau. Um Platz für verschie dene Institute zu schaffen, wurde ein fünfgeschossiger Stahlbeton-Skelettbau errichtet, mit einem zusätzlichen, verglasten Geschoss auf dem Dach. Nicht alle Entscheidungen Vorhoelzers wurden jedoch in Fachkreisen positiv bewertet – eine Kontroverse über 80
Abb. 38: Chemische Institute der TU München, 1952
»Mit befremdender und den praktischen Bedürfnissen widersprechender Rück sichtslosigkeit hat jetzt Robert Vorhoelzer den Platz, den Neureuther und Bestel meyer zwischen den Bauten der Technischen Hochschule und der Stirnseite der Pinakothek gegenüber frei ließen, bebaut und auch durch den hohen Baublock da hinter den von dem Pinakothekenbau bestimmten Maßstab verletzt.«108 Hanna Löv war am Wiederaufbau der Hauptgebäude nicht beteiligt. Aus der Korrespon denz in ihrem Nachlass geht hervor, dass sie, wie in den Bauämtern zuvor, große Bau projekte selbstständig realisieren durfte. Für die Neuplanung des Hygienischen Insti tuts an der Pettenkoferstraße etwa beauftragte das Universitätsbauamt Löv mit der »Durchführung der Planung dieser Baumaßnahme und der Abwicklung«.109 1952 nahm sie in einer Arbeitsgruppe des Universitätsbauamtes München mit Albin Steininger und der Unterstützung des Baureferendars Hannes Feldner erfolgreich an einem gro ßen Wettbewerb teil, der Ausschreibung für die Chemischen Institute der Universität München (Abb. 38).
Zweites Kapitel Stationen einer Baubeamtin
den veränderten Abstand zwischen der Alten Pinakothek und der TU an der A rcisstraße entbrannte. Da die ursprüngliche Wiederaufbau-Planung des Gebiets den Abbruch der Museumsruine vorgesehen hatte, rückte Vorhoelzer mit einem zweigeschossigen Bau teil auf dem Baugrundstück der TU weiter Richtung Straße und damit näher an die Alte Pinakothek vor, als es vor der Kriegszerstörung der Fall gewesen war. Da schlussend lich die Alte Pinakothek doch nahezu in ihrer alten Gestalt und Bemaßung wieder auf gebaut werden konnte, wurde der Eingriff in die Stadtsilhouette als zu dominant wahr genommen, wie der Architekturkritiker Hans Eckstein in einem Artikel über den Wie deraufbau der Pinakothek darlegt:
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Abb. 39: Rednerpult für die Aula der TU München, 1951
Die Teilnahme war über Einladungen erfolgt, die sich, neben dem Team des Uni versitätsbauamtes, auch an eine Arbeitsgruppe des Landbauamts München sowie eine größere Anzahl renommierter Architekten richtete, nämlich Alexander von Branca, Egon Eiermann, Martin Elsässer, Fritz Florin, Sep Ruf und Georg Werner. Auch die Fach preisrichter setzten sich aus einer Gruppe gewichtiger Architekten und Baubeamter zu sammen, zu denen auch Robert Vorhoelzer zählte.110 Der Entwurf Hanna Lövs und ih res Teams erhielt den 1. Platz.111 Erstmals nach ihren Mustermöbeln112 für die Postver suchssiedlung in der Arnulfstraße im Jahr 1928 entwickelte Löv Innenarchitektur und Mobiliar für Hörsäle und das Rektorat, in einer Amtsverfügung bezeichnet als »Ent wurf von Einrichtungsgegenständen für das Universitäts-Hauptgebäude« (Abb. 39).113 1956 war die Inneneinrichtung abgeschlossen, und Hanna Löv wurde »vorüberge hend« dem Referat II, »Projektierungsbüro Hager zugeteilt«.114 Den Anbau der Kinderklinik, für dessen Entwurf Hanna Löv ebenso vorgesehen war, konnte sie aus gesundheitlichen Gründen nicht ausführen.115 Die letzten Pläne mit Entwürfen für das Hochbauamt stammen aus dem Jahr 1957, im selben Jahr wurde für sie erneut ein neuer Betätigungsbereich gesucht: »Das Universitätsbauamt, das die se Entscheidung im Benehmen mit den maßgebenden Stellen der Obersten Baubehörde getroffen hat, wird Ihnen daher nach Ihrer Genesung eine neue Aufgabe im Bereich des Referats I zuweisen.«116 Fünf Jahre später übernahm sie wieder Aufgaben in einer Baubehörde, nicht als Beamtin, sondern als »Angestellte in der bayerischen Staatsbauverwaltung«.117
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zu Nürnberg gehörte Bamberg und zu Würzburg die Rheinpfalz. Vgl. Aicher/Drepper 1990, S. 155 und Götzger 1981, S. 321. 27 Götzger 1981, S. 325. 28 Die bekanntesten Beispiele sind: PA, WG, Café Tegernseer Landstraße (genannt TeLa-Post) 1929 –1930; Versuchssiedlung Arnulfstraße 1928; PA, WG Harras 1930 –1933; PA, WG Fraunhoferstraße 1930 –1931; PA, WG Goetheplatz 1931–1933. 29 Aicher/Drepper 1990, S. 142. 30 Götzger 1981, S. 324 . 31 Götzger 1944, S. 5. 32 Siehe Nachlass Robert Vorhoel zer, TUM. 33 Aicher/Drepper 1990, S. 180. 34 Nerdinger 1994 , S. 369. 35 Siehe Nerdinger 1994 , S. 369; genauer beschrieben in: Wolfgang Voigt: »Von der Postbauschule zur Luftwaffenmoderne, auf den Spuren der Vorhoelzer-Schüler nach 1933 «, in: Aicher/Drepper 1990, S. 162. 36 Ebd., S. 157. 37 Ebd., S. 153. 38 Schmidt 1980, S. 90. 39 Ebd. 40 Zitiert nach Aicher/Drepper 1990, S. 174 . 41 Heinrich Götzger, geb. 05.01.1900 in Lindau, gest. 20.12. 1983 ebenda. 1923 /24 Baureferendar bei der OPD München; 1924 –1926 OPD Augsburg; 1927–1930 OPD Würzburg; 1930 –1934 Baurat OPD München, 1932 stellv. Leiter Hochbausachgebiet; 1934 –1945 OPD Augsburg; 1946/47 Stadtbauamt Augsburg; 1947–1950 OPD Augsburg; 1950 – 1953 Bundespostministerium Frankfurt, Oberpostdirektor; 1953 –1962 Bundespostministerium Bonn, Ministerialrat. Vgl. ebd., S. 172. 42 Götzger 1981, S. 328 . 43 Schmidt 1980, S. 91. 44 Nerdinger 1994, S. 370. 45 Nerdinger be schreibt hier die Anordnung des Staatsministers des Inne ren vom 11.11.1935, ebd. 46 Vgl. ebd. 47 Götzger 1944 , S. 3. 48 Z. B. Dienststelle Obing (1936); Postamt Reichertshofen (1937), Nachlass Hanna Löv AM-TUM. 49 Vgl. Nerdin ger 1994, S. 370. 50 Schmidt 1980, S. 90. 51 Ebd. 52 Ebd., S. 96 f. 53 Aicher/Drepper 1990, S. 169 ff. 54 Siehe S. 60, FN 296. 55 Zeugnis Robert Vorhoelzer vom Mai 1930, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 56 Vgl. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 57 Zeugnis Franz Holzhammer vom 31.05. 1940, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM 58 Vgl. Fußnote 187. 59 Vorentwurf: Einfamilienhaus im Rahmen der Reichspostdirektion, Kochel am See (1935); Um- und Erweiterungsbau des Postamts Dachau (1938), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 60 Bauleitung: Neubau einer Telegraphenbau Dienststelle, Obing (1936), Sig. loev-88 -1; Postamt Reichertshofen (1937 ); Neubau einer Telegraphen-Dienststelle, München Schwabing, Maria-Josepha-Straße (1938), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 61 Kandler 2014. 62 Zeugnis Wilhelm Bühlmeyer, Abteilungspräsident der Deutschen Bundesbahn Eisenbahndirektion München 1953 , Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 63 Vgl. ebd. 64 Behne 1926 und Werner 1931, außerdem Röttcher 1933. 65 Bernsee 1974; Piekalkiewicz 1984 . 66 DB-Museum 2002 u. 2005. 67 Deschan 2016, S. 83 –94 . 68 Aicher/Drepper 1990, S. 179. 69 Aicher/Drepper 1990, S. 153 . 70 Vgl. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM; Aicher/Drepper 1990 und Klotz 2008 . 71 Z. B. Heinz Moll (1899 –1987 ): Referendariat in den OPDs Würzburg und München, teilweise gemeinsam mit Hanna Löv, um ab 1929 in der väterlichen Bauunternehmung zu arbeiten. Aicher/Drepper 1990, S. 178; oder Walther Schmidt, der bereits 1926 Postbaurat und zwischen 1936 und 1945 in Berlin als Ministerialrat im Reichspostministerium tätig war. Aicher/Drepper 1990,S. 182. 72 Abgesehen von ihrem Briefwechsel mit Gerdy Troost siehe. S. 40, FN 187 73 Zeugnis von Wilhelm
Zweites Kapitel Stationen einer Baubeamtin
1 Z. B. Barbara Wolf: »Neues Bauen für die Post«, in: Nerdinger 2008 b, S. 11. 2 Götzger 1981. 3 Aicher/Drepper 1990, S. 153 . 4 Ebd., S. 154 . 5 Robert Poeverlein, geb. 1883 in Regensburg, gest. 1968 in München. Stud. 1901– 1906 TH München; 1908 –1910 freier Architekt; 1910 –1920 Eisenbahnassessor u. Oberbauinspektor; 1920 –1924 Oberpostbaurat in München; 1925 –1933 Ministerialrat, Leiter des Postbau-, Beschaffungs- und Wohnungswesens in Bayern; 1934 –1945 freier Architekt; ab 1946 Referent und Abteilungsleiter im Bayer. Staatsministerium f. Unterricht und Kultus. Vgl. Aicher/Drepper 1990, S. 179. 6 Ca. 100 Dipl.-Ing. machten die zweite Staatsprüfung, das Regierungsbaumeister-Examen, bei der OPD zur Ära Poever lein/Vorhoelzer. Vgl. ebd., S. 157. 7 Ebd., S. 179. 8 Ebd., S. 154 . 9 Ebd., S. 152 . 10 Ebd., S. 153 . 11 Ebd., S. 153 . 12 Ebd., S. 154 . Beispiele sind zahlreiche Großbaustellen in Bayern wie etwa Harbers: Postamt, Passau (1922); Lehr/ A. Schmidt/Lömpel/Simm: Hauptkraftwerkstätte, Bamberg (1923 –1925); Kohl/Weiß/Seegy: Postanschlußamt, Nürnberg (1923 –1925); Kohl/Dreyerl: Wohnsiedlung Rechenberg, Nürnberg (1924); Kohl: Wohnsiedlung Hasenbuck, Nürnberg (1925/27/30); Vorhoelzer: Postamt, Landshut (1925); Vorholezer/Werner/Götzger: Fernamtsgebäude, Augsburg (1925); Vorhoelzer/Holzhammer/Schmidt: Paket zustellamt, Arnulfstraße München (1924 –1927); Vorhoelzer: Postamt, Deggendorf (1928); Holzhammer: Postsportver einshaus, Deggendorf (1928); Werner/Freyberger: Wohnsiedlung, Alpenstraße, Wolfratshausen (1928); Simm/Erhard: Postamt, Bayreuth (1929); Schreiber: Postamt, Prüfeningstr. Regensburg (1932); Vorhoelzer/Schmidt/ Schmelzer: Postamt, Tegernseer Landstraße München (1929/1930); Vorhoelzer/Schmidt/Hanna Löv: Versuchssiedlung des Bayer. Post- und Telegraphen-Verbandes, München (1927–1929); Vorhoelzer/Schmidt: Postamt, Fraunhoferstraße München (1929 –1931); Schmidt/Holzhammer: Postamt, Goetheplatz München (1929 –1931); Lehr/Götzger/v. Ohlen: Postamt Würzburg (1932); Vorhoel zer/Schnetzger: Postamt, Harras München (1930 –1933). Vgl. WVZ, ebd., S. 282 ff. und Nerdinger 2008 b, S. 122 f. 13 Vgl. Aicher/ Drepper 1990, die Kapitel »Postamt und Stadtraum«, S. 76 —91; »Technische Bauten«, S. 188 —211; »Auf dem Land bauen«, S. 212-231 und »Neues Wohnen«, S. 232—255. 14 Vgl. Philipp/Renz/Bergera 2012. 15 Ebd., S. 155. 16 Vgl. Nerdinger 2008 b, S. 12. 17 Beispiele hierfür sind Pläne in den Nachlässen Walther Schmidt, AMSchwaben, und Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 18 Aicher/ Drepper listen 100 Mitarbeiter auf, für die sie keine Lebensläufe erstellen konnten, sowie 75 mit Lebenslauf und Werkliste. Hanna Löv ist die einzige Frau. Aicher/Drepper 1990, S. 169 ff. 19 Vorhoelzer in der Süddeutschen Zeitung vom 28 .03.1953. 20 Zitiert nach Nerdinger 2008 b, S. 12. 21 Die Postämter Tegernseer Landstraße (1929 –1930), Harras (1930 –1933) und Goetheplatz (1931–1933). 22 Hel mut Gebhard: »Wohnungsbau zwischen Heimatschutz und Neuer Sachlichkeit«, in: Albers 1980, S. 68 . 23 Winfried Nerdinger: »Neue Strömungen und Reformen zwischen Jugendstil und Neuer Sachlichkeit«, in: ebd., S. 59. 24 Billeter/Günther 2002, S. 28 ff. und 31, Anmerkung 7. 25 Zukowsky 1994 , S. 196. 26 Zur Bayerischen OPD gehörten Altbayern, Schwaben, Franken und Rheinpfalz; zur Münchner Direktion auch Landshut, Regensburg und Augsburg;
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Bühlmeyer, Abteilungs-Präsident der Deutschen Bundesbahn, Eisenbahndirektion München, am 03 .03 .1953 . Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 74 Vgl. FN 14 75 Nerdinger/Blohm 1994 . 76 Ebd., S. 68 . 77 Ebd., S. 68 . 78 Vgl. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 79 Knauß 1983 , S. 273 . 80 Vgl. Zeugnis Bühlmeyer (FN 13) 81 Deutsche Reichsbahn Baudirektion München, Regierungsbaumeister Hanna Löv: Anleitung für die Tarnplanung und Tarnausführung reichsbahneigener Anlagen, München 1944 , Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 82 Cohen 2011, S. 189. 83 Ebd., S. 193. 84 Löv 1944 , S. 1. 85 Löv 1944 , S. 51. 86 Ebd. 87 Im Gegensatz zu Wilhelm Bühlmeyer, der sich über die NS-Zeit auf seinem Posten hielt und von den amerikanischen Besatzern ab 1947 wieder als Abteilungspräsident der Hochbau-Planung Baracken eingesetzt wur de. Bayerisches Hauptstaatsarchiv, StK 11616. 88 Aicher/ Drepper 1990, S. 143 f. 89 Brief vom 06.12.1945, Vertrag 23 .04 .1946 . Nachlass Robert Vorhoelzer, TUM Achiv. 90 Vgl. Aicher/Drepper 1990, S. 124 f. 91 Vorhoelzers Tätigkeit wurde zwei Jahre nach ihrem Beginn durch eine kurze Amtsenthebung im Jahr 1947 durch die amerikanische Verwaltung unterbrochen. Ein durch die Besatzer abgefangener Brief Wilhelm Schüttes, des Ehemannes Margarete Schütte-Lihotzkys, an seine Mutter deutete eine undurchsichtige Vergangenheit Vorhoelzers in der Zeit des Nationalsozialismus an. Robert Poeverlein half seinem alten Freund mit einem Schreiben an die Militärregierung in Bayern und bezeichnete die Anschuldigungen als eine Intrige Schüttes, um seine Chancen auf die Berufung zum Baurat in München zu erhöhen. Aicher/Drepper 1990, S. 108 vs. Dogramaci, 2019, S. 48 –63. 92 Ihr Büro betrieb sie in der Werkstatt, in der sie mit ihrem Vater als Buchbinderin und Werbegrafikerin tätig war. Vgl. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 93 Z. B. Wiederaufbau Wohnung u. Werkstättenanbau Spieß (1947 ); Wiederaufbau Hausruine Westermaier, Überdachung (1947 ); Wiederaufbau Mietshaus Gutsmiedl (1947 ); Wiederaufbau, o. D.; Landeszen tralbank von Bayern-Zweiganstalt München (1948 -1951); Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 94 Universitätsgebäude (1951); Chemische Institute, Neubau (1952); Institut für Biochemie (1953); Tierärztliche Kliniken der Universität (1954); Anatomisches Institut (1956); Universitätskinder klinik (1956) sowie die Baracke f. staatl. Bademeister und Krankengymnastinnen (1956). Nachlass Hanna Löv, AMTUM. 95 Aicher/Drepper 1990, S. 143 –151. 96 Grete Wirsing geb. Ferber, Architektin, geb. 1921 in München, verh.
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mit Werner Wirsing, Architekt, 1942–1944 wiss. Hilfskraft bei Prof. Alwin Seifert; 1945 wiss. Mitarbeiterin bei Hans Döllgast; 1945 Leiterin des Baubüros der TH München; 1946 –1948 selbstständig im Büro Gustav Gsaenger, im Anschluss mit Werner Wirsing. Vgl. Nerdinger/Florschütz 2005, S. 350. 97 Ebd., S. 145. 98 Zitat E. Hürlimann im Interview, in Aicher/Drepper 1990, S. 145. 99 Siehe Plan und Zeugnis Vorhoelzer im Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, sowie Aicher/Drepper 1990, S. 177 u. 178. 100 Vgl. Aicher/ Drepper 1990, S. 180. 101 Grete Wirsing im Interview, Aicher/Drepper 1990, S. 145. 102 Hermann Fries, Architekt, Assistent Robert Vorhoelzers, s. Aicher/Drepper, 1990, S. 143; Ernst Hürlimann, Architekt und Karikaturist, geb. 1921 in Oberstaufen, gest. 2001 in München, Studium der Architektur an der TU München bis 1947; ab 1947 Assistent Robert Vorhoelzers an der TU und Karikaturist f. d. Süddeutsche Zeitung, vgl. Aicher/Drepper 1990, S. 143 f.; Nerdinger/Florschütz 2005, S. 347; Ernst Maria Lang, Architekt und Karikaturist, geb. 1916 in Oberammergau, gest. 2014 in München. Ab 1938 Architekturstudium an der TH München, 1947 Diplom, Assistenz bei Robert Vorhoelzer, ab 1947 polit. Zeichner bei der Süddt. Zeitung. Wichmann 1990, S. 18 f. Vgl. Aicher/Drepper 1990, S. 143 103 Ebd., S. 145. 104 Vgl. ebd., S. 125. 105 Vgl. ebd., S. 143 ff. und Herrmann 2018 , S. 80. 106 Nerdinger 1984 , S. 127. 107 Ebd. 108 Eckstein 1952 a, S. 119 f. 109 Siehe Schreiben Universitätsbauamt Haug an Hanna Löv vom 28 .01. 1955, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 110 Das Gremium setzte sich zusammen aus: Oberbaurat Karl Fischer und Regierungsbaudirektor Schneider von der Obersten Baubehörde in Bayern, Hans Knapp-Schachleitner vom BDA München und Friedrich Seegy, dem Landesleiter des BDA Bayern. Vgl. Eckstein 1952b, S. 581 f. 111 Egon Eiermann erhielt den 2. Platz, den 3. erhielt Sep Ruf, s. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, und Eckstein 1952b, S. 581 f. 112 Mustermöbel für die Versuchssiedlung der Oberpostdirektion München (1928 /1929) im Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 113 Ebd. 114 Amtsverfügung vom 18 .01.1956 im Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 115 Bereits in einem Schreiben von Januar 1955 wird sie gefragt, wann sie in den Dienst zurückkehrt, und 1957 von ihrem Großprojekt »Anbau Universitätskinderklinik« krankheitsbedingt entbunden. Siehe Schreiben vom 30.09.1957, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 116 Gez. Haug, Schreiben vom 30.09.1957 im Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 117 Ebd.
Drittes Kapitel Bauaufgaben.. Die Amtsbauten im Œuvre Hanna Lövs – ein Ausschnitt aus drei Systemen
Drittes Kapitel Bauaufgaben. Die Amtsbauten im Œuvre Hanna Lövs – ein Ausschnitt aus drei Systemen
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Im folgenden Kapitel werden exemplarisch unterschiedliche Bauprojekte aus Hanna Lövs Œuvre besprochen, die die verschiedenen Bedürfnisse und Ansprüche des Bau ens und Lebens in den so unterschiedlichen wie außergewöhnlichen politischen und gesellschaftlichen Rahmenbedingungen der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in Deutschland abbilden.
Post — Amtsbauten in der Weimarer Republik Kaum eine Bauaufgabe spiegelt die speziellen Herausforderungen der Weimarer Repu blik wider wie jene der Ledigenwohnungen. Seit Beginn der Industrialisierung entstan den Wohnkonzepte für die neuen Bedürfnisse der urbanen Menschen. Die Gesellschaft nach dem Ersten Weltkrieg befand sich im Umbruch: Die Frauen hatten die geforderte Partizipation in allen Bereichen zu einem großen Teil durchgesetzt und lebten ungleich eigenständiger – ihr Lebensmittelpunkt lag nun nicht mehr nur innerhalb des Heims, wodurch der generelle Mangel an Wohnraum umso eklatanter zum Tragen kam. Die »Neue Frau« stellte ein ganz neues Phänomen für Architekt*innen dar, die mangels baulicher Vorbilder ganz neue Lösungen finden mussten. Waren die zumeist verheira teten (Haus-)Frauen bisher in gemeinsamen Wohnungen im Familienverbund wohn haft gewesen, verlangte die hohe Zahl arbeitender, alleinstehender Frauen, die ohne ihre Herkunftsfamilie in die Städte kamen, nach Antworten. Für sie musste ein eigener Wohnungstyp entwickelt werden.1 Die Reichspost ließ die Wohnmöglichkeiten für ihre Bediensteten im Anschluss an den Neubau von Postämtern gleich mit errichten. Während auf dem Land, ähnlich ei nem Pfarrhaus, häufig ein zusätzliches Einfamilienhaus für das Postpersonal entstand, wurde den städtischen Postämtern oft ein Mehrfamilienhaus oder gar eine kleine Sied lung angeschlossen (Abb. 40).2 Da auch die Reichspost zahlreiche Mitarbeiterinnen beschäftigte, entwarf Löv für die Münchner OPD im Jahr 1928 zu einem Postamt in Neuhausen-Nymphenburg auf dessen Rückseite ein »Ledigenheim für Postbeamtinnen« (Abb. 41).3 Die Fassade des Wohnheims besteht aus langgestreckten, dreistöckigen Zeilen mit durchlaufenden Fensterbändern, die rhythmisch nach je vier Fenstereinheiten durch
Abb. 40: Kleinwohnsiedlung mit Postamt, Romanplatz München, 1931
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ein vorgesetztes Treppenhaus mit Kastenfenstern unterbrochen werden. Jedes der drei Stockwerke verfügt über ein Fensterpaar. Der sehr sachliche Aufbau verleiht dem Gebäude einen modernen, industriellen Charakter. Doch nicht nur die Organisation des häuslichen Lebens, das Wohnen, fand kritische Beachtung unter den Stadt- und Gebäudeplanenden. Zu den veränderten Bedürfnissen des »Neuen Menschen« in der Weimarer Republik, in der Gesundheit und Hygiene be herrschende Themen waren, gehörte auch die Erholung. Die Erreichbarkeit der als ver dient empfundenen Erholung für alle entstand gemeinsam mit der sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts entwickelnden Sozialgesetzgebungen. »Es folgte die Reichsver ordnung über die Fürsorgepflicht vom 13. Februar 1924, nach der die Gewährung von Badekuren auch für alle befürsorgten Kreise vorgesehen war.«4 Auf Grundlage dieser Verordnung entwickelte sich in der Bevölkerung ein »Anspruchsdenken, das von Dritten befriedigt werden musste«,5 woraus schließlich Orte der betrieblichen Rekreation entstan den. Eine Infrastruktur der Massener holung wurde errichtet, und so zähl te man bereits vier Jahre nach der Einführung der Fürsorgepflicht 1.300 Kurhäuser in Deutschland.6 Abb. 42: Erholungsheim Marquartstein, Skihütte des Postsport vereins München, 1925
Auch die Reichspost baute für die Erholung ihrer Angestellten (Abb. 42). In Hanna Lövs Nachlass befin
Drittes Kapitel Bauaufgaben.. Die Amtsbauten im Œuvre Hanna Lövs – ein Ausschnitt aus drei Systemen
Abb. 41: Ledigenheim für Postbeamtinnen, München, Arnulfstraße, 1928
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Abb. 43: Musikzimmer im Erholungsheim der bayer. Verkehrsbeamtinnen, Buch am Ammersee, 1937
den sich die Pläne für drei Post-Kurorte: das »Erholungsheim Marquartstein« aus dem Jahr 1925 sowie die »Walderholungsstätte Strullendorf« von 1927.7 Das zweite Projekt ausschließlich für Frauen plante Löv 1927: »Erholungsheim und Bootshütte der bayeri schen Verkehrsbeamtinnen« in Buch am Ammersee.8 Das Erholungsheim in Buch besteht aus mehreren zweistöckigen Gebäudeteilen in Pavillonbauweise mit Walmdach. Als besonderes Merkmal verfügt auch die Sockelzone über Fenster. Die Eckpavillons weisen je vier Kastenfenster und ein Dachfenster auf, während der Mittelbau je acht Fenster pro Geschoss besitzt. Auf der Gartenseite befin det sich ein zentral angesetzter Erker mit halbrundem Grundriss und geradem Ab schluss. Die bodentiefen Fenstertüren ermöglichen den Zutritt zur Terrasse, die sich in Höhe der Sockelzone im Mittelbau befindet. Für das Hauptgebäude in H-Form entwarf Löv außerdem 1937 bis 1939 eine elegante Innenraumgestaltung der Gemeinschafts räume. Viele unterschiedliche natürliche Materialien sowie bunte, jeweils stets einfar bige Flächen dominieren den Entwurf. Decke sowie Fenster und Türen sollten weiß gestrichen werden, die Wände bis zum Stuckgesims mit Birkensperrholz vertäfelt und die Heizkörper hinter Rohrgeflecht versteckt. Sowohl über dem Marmorkamin als auch an den Wänden der Sitznischen plante Löv Holzintarsien, für die Nischen Möbel aus Nussbaumholz. Für Textilien und Polstermöbel wählte sie unterschiedliche Stoffe: hellroten Handwebstoff für die Stühle, Kretonnebezüge für Sofa und Sessel sowie Sei de für Vorhänge und Jute oder Velours für die Teppichböden (Abb. 43/44).9 Die Erholungsstätte wird bis zum heutigen Tag von der Post betrieben, allerdings in veränderter Nutzung: 1993 modernisierte der Konzernarchitekt Johannes Möhrle die Gesamtanlage, welche seitdem als Managementzentrum der Deutsche Post DHL Group dient.10 Hanna Löv entwickelte aber nicht nur neuartige Gebäude- und Wohnungstypen für eine veränderte Gesellschaft, sie »erledigte« in erster Linie zahlreiche kleine Bau werke wie Landpostämter, die weniger innovativ und prestigeträchtig waren, Projekte, 88
die von allen Mitarbeitern Robert Vorhoelzers übernommen werden durften. Landpost ämter gehörten nicht nur zu den typischen Bauaufgaben der Nachwuchsarchitekten im Hochbauamt der OPD, sondern waren eine der Hauptarbeiten der Bayerischen OPDn. Die Reichspost hatte aufgrund der lückenhaften postalischen Infrastruktur und der Notwendigkeit neuer Gebäudetypen für technische Neuentwicklungen einen erheblichen Bedarf an Neubauten. Abgesehen von Postkrafthallen, Haltestellen, Tele grafendienststellen und anderen technischen Gebäuden lagen nicht nur die großen städtischen Postämter mit Wohnungen für Postangestellte im Aufgabenbereich des Hochbauamts, sondern auch eine erhebliche Anzahl an kleinen Dorfpostämtern. Inner halb der rund 15 Jahre dauernden Blütezeit der Bayerischen OPD entstanden allein 119 solcher Neubauten in Oberbayern.11 Insgesamt schätzt Florian Aicher indes die Zahl der Neubauten, die innerhalb dieses Zeitraums außerhalb der Großstädte errichtet wurden, auf 350.12 Dieses enorme Bauvolumen war für die zahlreichen Mitarbeiter*in nen nur mithilfe der ihnen – mit Aufnahme der Tätigkeit – zugestandenen Kompeten zen realisierbar. Der große Umfang an Neubauprojekten überrascht in einer Zeit großer Knappheit, in der viele Bauprojekte nicht verwirklicht oder zumindest Teile der Pla nung eingespart wurden. Die Durchführung war nur möglich, weil Vorhoelzer durch besonders niedrige Bausummen unterhalb der Grenzen einer Genehmigungspflicht aus Berlin blieb: »Damit fielen die Bauten unter einen Pauschaltitel, in dem keine Ein zelgenehmigungen im Reichshaushalt notwendig wurden.«13 Im Gegensatz zu den Postämtern in der Stadt, die stilistisch dem Neuen Bauen folgten, besaß kaum eines der Ämter auf dem Land ein Flachdach oder andere durchgängig verwendete Formen der Postbauschule. »Die Akteure bei der Post [konnten] ›Historisch‹ ebenso wie ›Modern‹ bauen; es gab expressive Experimente neben neusachlichem Purismus, ohne dass daran viel A nstoß genommen wurde.«14
Drittes Kapitel Bauaufgaben.. Die Amtsbauten im Œuvre Hanna Lövs – ein Ausschnitt aus drei Systemen
Abb. 44: Diele ebd., 1937
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Abb. 45: Postamt Bad Tölz ›nach dem Umbau‹ und ›vor dem Umbau‹, 1928
Als Bezugnahme auf den örtlichen Stil hatten die Neubauten zwar Walmdächer, an sonsten war die Bauausführung bewusst schlicht und einfach – dadurch hoben sie sich von den Fassaden der Bauernhäuser der näheren Umgebung ab. Selbst bei ländlichen Postgebäuden ergab sich so ein typischer Baustil, und zwar trotz der Anpassung des jeweiligen Projekts an das bauliche und landschaftliche Umfeld (Abb. 46). »Dieses einheitliche Gesamtbild der Landpostbauten der [19]20er Jahre entwickelte sich aus historischen Vorbildern, langsam, nicht linear, keineswegs systematisch und auch nicht durchgängig.«15 Als repräsentatives Beispiel dient hier das Postamt Seeshaupt, 90
Abb. 46: Außenansicht Umbau Postamt Bad Tölz, 1928
Abb. 47: Außenansicht Postamt Seeshaupt, 1924
Der zweigeschossige Massivbau mit Walmdach verfügt über einen z entralgesetzten Eingangsbereich, der von zwei großen Kastenfenstern flankiert wird. In der ersten Eta ge befinden sich drei Fenster mit hellen Fensterläden und im Dach drei Schleppgauben. Der Eingang ist über drei Stufen erreichbar und mit einem Schutzdach versehen, auf dem eine Zwiebelhaube sitzt. Löv übernahm für das Postamt die Vorskizzen, die Pla nung, die Bauleitung und auch die Innenraumgestaltung. Im ihrem Nachlass befinden sich Fotografien des Richtfestes, an dem auch Robert Vorhoelzer teilnahm.17
Reichsbahn – Amtsbauten im Nationalsozialismus Die großen städteplanerischen Veränderungen, die München als proklamierte »Haupt stadt der Bewegung« erfahren sollte, beinhaltete auch eine Umstrukturierung des Bahnverkehrs in und um München. Im Fokus der Planung standen nicht nur eine Ver vielfachung der Gleise sowie der Umbau und die Vergrößerung des Hauptbahnhofs, sondern auch, zu dessen Entlastung, der Bau neuer Bahnhöfe am Stadtrand.18 Zwar sind solcherart Pläne zur Veränderung des Münchner Hauptbahnhofs bereits in den 1920er-Jahren zu finden, deren Realisierung jedoch wurde – bis letztlich zur Machter greifung durch die Nationalsozialisten – nur durch Reparationszahlungen verhindert, die gemäß des Versailler Vertrags unter anderem die Reichsbahn leisten musste.19 Be reits 1933 wurden von Hermann R. Alker die ersten Vorschläge zur Überarbeitung der Münchner Bahnanlagen gemacht. Der Hauptbahnhof sollte vom Kopf- zum Durch gangsbahnhof umgebaut werden und eine große Zahl an neuen Gleisen erhalten. Um das erhöhte Zugaufkommen bewältigen zu können, sah die Planung außerdem vor, mithilfe kleiner zweckgebundener Bahnhöfe die verschiedenen Aufgaben der Reichs bahn aus dem Stadtzentrum weg zu verlegen.20 Vier Jahre lang wurden verschiedene Vorschläge geprüft, bis Generalbaurat Hermann Giesler eine Lösung durchsetzen konnte.21 Für die neuen Bahnhöfe außerhalb des Münchner Stadtgebiets mussten ent
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bei dem es sich um Lövs ersten komplett selbstverantwortlich realisierten Bau als Refe rendarin im ersten Jahr handelt (Abb. 47).16
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Abb. 48: Güterhalle Güterbahnhof München-Pasing, 1939
sprechende Grundstücke zugewiesen werden. Zu diesem Zweck wurden die betroffe nen Kommunen 1938 eingemeindet, wie zum Beispiel der westliche Vorort Pasing: »Im Hinblick auf die unmittelbar bevorstehenden Eingriffe im Bahnbereich war eine weitere Selbständigkeit der von der Gesamtplanung mitbetroffenen Stadt Pasing seit 1937/38 definitiv untunlich. […] Ab 1938 [waren] bereits Vorarbeiten zur Nordverschiebung der Geleise und Bahnsteige des Pasinger Bahnhofs begonnen worden […].«22 Zum Erweiterungsbau des Pasinger Bahnhofs gehörte auch ein Güterbahnhof, dessen Entwurf Hanna Löv im Rahmen ihrer Tätigkeit für das Reichsbahnbauamt übernahm (Abb. 48).23 Das kubische zweistöckige Verwaltungsgebäude plante sie mit Walmdach und Kastenfenstern. Die unterschiedlichen Funktionen des Gebäudes – die Büros des Vor standes und des Rollführers sowie die Bahnhofskasse und die Schalterhalle – sind an der Fassade ablesbar. In einem einstöckigen langgestreckten Baukörper mit Satteldach befinden sich die Räume des Lademeisters, Waschräume und je ein Aufenthalts- und Güterabfertigungsraum. Dieser Bauteil entwickelt sich zur Halle, die wie eine Basilika im Mittelschiff die Güterhalle beherbergt und mit einem seitlichen Fensterband für ge nügend Licht in der Halle sorgt. Die beiden Seitenschiffe sind überdachte Laderampen mit elf einfachen Türöffnungen. Am Ende der Halle befinden sich breitere Tore für die Feuerguthalle sowie die dazugehörige Feuergutrampe. Ein Projekt, das Lövs Hauptbetätigungsfeld im Hochbauamt der Reichsbahn illus triert, ist der Bahnhof Riederau (Abb. 49).24 92
Der kleine Personenbahnhof befindet sich in ländlicher Gegend am oberbayeri schen Ammersee. Mit den Formen des schlichten Heimatstils, mit Wandmalereien und einem Uhrentürmchen samt Zwiebelhaube erinnert der kleine Bahnhof an die Land postämter der Münchner OPD in den 1930er-Jahren. Der eingeschossige Baukörper mit Satteldach wurde sowohl als Personen- als auch als Güterbahnhof genutzt und verfügt zu diesen Zwecken über eine überdachte Vorhalle mit sichtbareren Deckenbalken und Waschräumen sowie auch eine zum Gleis offene Wartehalle. Knappe zwei Drittel des Gebäudes dienen der betrieblichen und technischen Nutzung der Bahnhofräume. Die Bauformen des Gebäudes und die Wandbemalungen im Innenraum entsprechen dem bevorzugten Stil der Zeit des Nationalsozialismus und stützen die Datierung zwischen 1940 und 1945. Der Bahnhof Riederau wird nicht mehr als solcher genutzt, das Emp fangsgebäude steht heute unter Denkmalschutz.25
Universitätsbauamt – Amtsbauten im Wiederaufbau Nach den flächendeckenden Zerstörungen des Zweiten Weltkrieges und der sukzessi ven Beseitigung des Kriegsschutts waren die Architekt*innen damit befasst, Mün chens Gebäude neu zu entwerfen, Ruinen wiederaufzubauen oder sie in Neubauten zu integrieren. Der größte Teil der Universitätsgebäude, eigentlich fast die gesamte Maxvorstadt, das Stadtviertel des TH-Stammgeländes, lagen in Schutt und Asche. Als Wettbe
Drittes Kapitel Bauaufgaben.. Die Amtsbauten im Œuvre Hanna Lövs – ein Ausschnitt aus drei Systemen
Abb. 49: Bahnhof Riederau, zw. 1940–45
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werbsgewinnerin realisierte Hanna Löv mit Albin Steininger 1952 den Neubau der Chemischen Institute (Abb. 50).26 Die gestellte Aufgabe war ein typisches Beispiel für die Architektur des Wiederauf baus, sollten die Planenden nämlich nicht nur die bestehende, teilweise zerbombte Architektur berücksichtigen, sondern auch
Abb. 50: Rohbau der Chemischen Institute der TU München, 1952
die von Hans Döllgast wiederaufgebaute Basilika St. Bonifaz aus dem 19. Jahrhun dert in der Neuplanung unbedingt respek tieren. Jede Universitäts-Abteilung wollte einen eigenen Bauteil bekommen, und
auch die Abfolge der Abteilungen sollte von den Nutzenden selbst und nicht von den Architekt*innen festgelegt werden. Die Ge meinschaftsbereiche sollten demokratisch, das heißt von allen Abteilungen gleich gut, erreichbar sein (Abb. 51). Diese Herangehensweise wiederum war typisch für den Wie deraufbau von Universitäten in den 1950er-Jahren, vergleichbar etwa auch mit dem Bau des Campus Bockenheim der Goethe-Universität in Frankfurt a. M. (1952–1964) von Ferdinand Kramer. Ein Rastersystem für die Fassadengliederung ergab sich aus den bereits festge legten Parametern der Schreibtischgröße und der Mindesthöhe für die Nutzung der Laboratorien. Der Siegerentwurf von Hanna Löv und Albin Steininger sah zwei unter schiedlich hohe T-förmige Baukörper mit Flachdächern vor, die einen großen Innenhof umschließen. Im Norden und Süden wurden dreistöckige Bauten eingeplant, wobei
Abb. 51: Modell der Chemischen Institute der TU München, 1952
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der Baukörper an der Karlstraße zusätzlich ein Stück nach innen versetzt wurde, um sich hinter der wiederaufgebauten Basilika zurückzunehmen. Die Bauteile parallel zur Luisen- bzw. Arcisstraße wurden östlich mit einem zusätzlichen Stockwerk und im westlichen Teil, zum Zoologischen Institut gewendet, mit sechs Geschossen mehr ver sehen. Vor diesem höchsten Gebäude des Ensembles an den Innenhof anschließend, wurde ein kleinerer Hörsaal in einem einstöckigen Flachbau eingefügt. Den großen Hörsaal sah die Planung an der nordöstlichen Ecke Karl- und Arcisstraße vor, er sollte sowohl von der Straße aus als auch von innen betreten werden können. Der Siegerent wurf, in der zeitgenössischen Architekturkritik pauschal als der Entwurf Steininger bezeichnet, scheint nicht überall Anklang gefunden zu haben. Selbst die Fachjury hat te die Entwürfe der Zweit- und Drittplatzierten vorgezogen: »In der Weiträumigkeit und Straffheit liegen die Vorzüge der Entwürfe von Eiermann
Der Gebäudekomplex wurde bis 1999 genutzt. In jenem Jahr begann der Umzug der Fakultät für Chemie und Pharmazie nach Garching, um Teil des HighTech Campus der LMU zu werden. Die Bauten der sogenannten »Alten Chemie« in der Maxvorstadt wur den gegen den Widerstand des Bezirksausschusses im Jahr 2004 abgerissen. Mit einem Vortrag von Hildegard Hamm-Brücher hatte dieser versucht, gegen den Abriss zu mo bilisieren und vorgeschlagen, an gleicher Stelle stattdessen das geplante NS-Dokumen tationszentrum unterzubringen.28 Bekanntermaßen hat das sogenannte Dokuzen trum einen anderen Standort erhalten; auf dem alten Universitätsgelände wurde die Luxuswohnanlage »Lenbachgärten« errichtet. Ein weiteres Beispiel für den Umgang mit dem architektonischen Altbestand aus dem Universitätsbauamt der 1950er-Jahre ist Lövs Entwurf eines Verbindungsbaus für die Universitätsklinik (Abb. 52).29 Moderne Bauteile wurden respektvoll an die Seite erhaltener oder wiedererrichte ter Gebäude angegliedert, ohne ihre Charakteristik zu überstrahlen: »Das alte Mün chen sollte bewahrt, aber gleichzeitig die Stadt dem Neuen geöffnet werden […] [für die] Wiedererkennbarkeit des ›Bildes‹ der alten Stadt.«30 Der Ergänzungsbau führt das klassizistische Gebäude des Dr. von Haunerschen Kinderspitals von Arnold Zenetti31 mit einem Neubau zur Goethestraße zusammen. Der vierstöckige Baukörper mit Flach dach zitiert respektvoll den Altbau, indem er modern abgewandelte Elemente der Fas sadengliederung aufnimmt und das Nachbargebäude nicht überragt. Das Sockelge schoss, das die Maße des entsprechenden Geschosses im Altbau übernimmt, versieht Löv mit zwei Reihen putzbündiger Fenster, die in Bodenhöhe beginnen und in Kopf höhe der eingezeichneten Passanten enden. Drei Reihen mit Fensterbändern nehmen die Beletage des Altbestandes formal wieder auf. Die beiden Zonen der glatten Fassade unterscheiden sich nicht nur durch ihre Fensterformen, sondern auch durch die Farb gebung. Die Sockelzone ist etwas heller angelegt. Der Neubau hebt sich in Architektur
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und Ruf, die mindestens in dieser Hinsicht das Projekt Steininger übertreffen, dem der Preis darum auch nicht einstimmig erteilt wurde. Die Hälfte der Fachpreisrich ter (Högg, Knapp-Schachleitner, Vorhoelzer) stimmten dafür, das Eiermannsche Projekt als die konsequentere entwicklungsfähigere Lösung an die erste Stelle zu rücken. Den Ausschlag gaben erst die Laienpreisrichter und der Leiter des Pharma zeutischen Instituts […].«27
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Abb. 52: Ansicht Universitätskinderklinik, 1956
und Material zwar vom Altbestand ab, wirkt aber wie eine Übersetzung in eine mo derne Formsprache. Das Verbindungselement zwischen dem alten und dem neuen Ge bäude besteht aus einer geschlossenen Klinkerfassade mit Würfelmuster. Hanna Lövs Klinikanbau ist ein typisches Beispiel für die Münchner Architektur des Wiederauf baus, die »die Modernisierung mit Traditionspflege zu verbinden«32 suchte.
Hanna Löv, Privatarchitektin – die Handschrift einer Architektin? Hanna Löv war fast ihre ganze Karriere hindurch als Architektin in Festanstellung tä tig. Neben ihrer geregelten Arbeit nahm sie aber auch an Wettbewerben teil und wähl te dafür ausschließlich Ausschreibungen für zwei Arten von Bauaufgaben: Wohnsied lungen und Kirchen. Während sie im Wohnungsbau Erfolge für sich verbuchen konnte, wurde keiner ihrer Sakralbauten realisiert. In zwei Perioden ihrer Schaffensphase be schäftigte sie sich mit dem Kirchenbau. Zwei Entwürfe entstanden 1928: eine katholi sche Kirche in Neustadt, von der sich nur ein Bebauungsplan erhalten hat, sowie eine katholische Kirche mit Kriegerdenkmal in Leipzig-Connewitz (Abb. 53).33 Der Wettbewerb für die »Kaufmanns-Gedächtniskirche zu Ehren im 1. Weltkrieg gefallener katholischer Kaufleute« wurde in München von der »Deutschen Gesellschaft für christliche Kunst ausgeschrieben und richtete sich an alle katholische[n] Architek ten deutschen Stammes im Reich und in den übrigen deutschen Sprachgebieten.«34 Hanna Lövs Beitrag »pro patria« zeigt ein einschiffiges Haupthaus mit spitzem Giebel. Ein zentral gesetztes Bogenfenster mit Kruzifix erstreckt sich bis in die Giebelzone. 96
Drei Bogenfenster unmittelbar unter dem geraden Abschluss und ein einfaches Kreuz schmücken den monumentalen, freistehenden Glockenturm. Erst 30 Jahre später zeichnete Löv erneut ein Sakralgebäude, den Neubau der Kirche St. Magdalena in Otto brunn bei München, die erste einer kleinen Reihe von Kirchen im Œuvre Lövs aus den späten 1950er- und frühen 1960er-Jahren.35 Für die Kirche in Ottobrunn sah sie ein zweistöckiges Gebäude mit flachem Satteldach sowie einige eingeschossige Bauten, mit rhythmisch von Flach- zu Satteldach abwechselnder Dachform vor. So wie in ih rem Leipziger Kirchenentwurf von 1928 setzt sie auch 1958 den Kirchturm neben das Kirchenschiff. Das Lochmuster im oberen Bereich der Turmfassade erinnert an das Verbindungsstück des Anbaus für das Universitätskinderkrankenhaus, das Löv zwei
ckelte Hanna Löv wiederum vier Varianten, die sich in ihren Außenmaßen und der Ver teilung auf dem Baugrundstück kaum unterscheiden.37 Ein einstöckiger Flachbau – mit vier unterschiedlichen Ideen zur Fenstergestaltung – ist dem Kirchengebäude gegen übergestellt. Eine niedrige Mauer verbindet die beiden Gebäude der Anlage. Das flache, massive Haupthaus ist von nur wenigen Fenstern durchbrochen und, je nach Entwurf, mit einem Pult- oder Satteldach versehen. Den Kirchturm wiederum schließt entweder ein Helm- oder ein sehr flaches Satteldach ab. Der dritte Kirchenbau Hanna Lövs aus den späten 1950er-Jahren ist ihr Entwurf für die Herz-Jesu-Kirche in Goldach (Bayern).38 Im Gegensatz zu den vorangegangenen Projekten handelt es sich hier um ein einziges, ungewöhnlich monumentales Bauwerk mit Turm. Die Dachformen variieren auf den verschiedenen Gebäudeteilen im Entwurf zwischen Flach- und Satteldach. Das kom plette Bauwerk ist mit einer Holzverschalung versehen. Ihren letzten Sakralbau entwarf Löv in den 1960er-Jahren.39 Die Pfarrkirche Christ könig aus dem Jahr 1962 ist das letzte dokumentierte Bauprojekt im Arbeitsleben der Architektin. Der Wettbewerbsbeitrag für eine neue katholische Kirche im oberbayeri schen Unterneukirchen ist lediglich als Aufrisszeichnung belegt: Der Kirchenbau be steht aus einem runden oder ovalen Hauptgebäude mit flach geneigtem Giebel. Einge zeichnete Personen verdeutlichen die Monumentalität des Eingangsportals, das aus einem etwa zehn Meter hohen Rundbogen besteht, mit einer auf etwa einem Drittel der Höhe eingeschnittenen zweiflügeligen Tür. Ein Lichtband unmittelbar unter dem Dach dient als einzige Tageslichtquelle für den Innenraum. Ein Wandgemälde auf der rechten Fassadenhälfte zeigt eine überle bensgroße, wandelnde Christusfi gur, die eine kleine undefinierte Gruppe Menschen anführt. Ein niedriger und langgezogener verglaster Anbau endet am Abschluss des Kirchturms, der erneut vom Kirchengebäu Abb. 53: Kirche mit Kriegerdenkmal »PRO PATRIA«, Leipzig-Connewitz, 1928
de losgelöst frei steht. Neben den Wettbewerben für Sakral bauten, an denen sich Hanna Löv sowohl
Drittes Kapitel Bauaufgaben.. Die Amtsbauten im Œuvre Hanna Lövs – ein Ausschnitt aus drei Systemen
Jahre zuvor entworfen hatte.36 Das Dach des Haupthauses ist als konkav gewölbtes, leicht vorkragendes Element über einer dreigeteilten gläsernen Fassade ausgeführt. Sowohl der Kirchturm als auch das Hauptgebäude sind mit einem schmalen Giebel kreuz versehen. Für die Kirchenanlage in Mühldorf am Inn desselben Jahres entwi
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Abb. 54: Modellfoto der Großsiedlung Walchenseeplatz, 1928
in der Weimarer Republik als auch in der Nachkriegszeit beteiligte, widmete sie sich in den 1920er-Jahren auch großen Wohnsiedlungen. Im Rahmen des Wohnbaupro gramms der Stadt München ab 1927 nahm sie an mehreren solcher Wettbewerbe teil. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Heinz Moll reichte sie 1927 einen Entwurf für die Sied lung Neuharlaching ein:40 Ihr Beitrag »de viribus unitis« war nicht unter den Siegern, w urde aber von der Jury gelobt.41 Die rhythmisierte Fassade der dreigeschossigen Zei le gehorcht einem Schema: Nach je drei Fenstern folgt ein Erker mit Haustür, fünf So ckeln und im Zwischenraum einem großen Fenster, darüber setzte sie eine runde Luke mit Fahne. Zusätzlich zu den Mehrfamilienhäusern sah die Planung erhöhte, mit Lau bengängen verbundene Doppelhäuser sowie größere Einfamilienhäuser mit Garage vor. Im selben Jahr beteiligte sich Löv erfolglos am Wettbewerb für die Schule dersel ben Siedlung an der Rotbuchenstraße,42 bestehend aus einem zweistöckigen Gebäude mit zahlreichen Kastenfenstern, gelegen in einer Grünanlage. Die verschiedenen Ge bäudeteile haben wahlweise Walm-, Sattel- oder Flachdach. In der Südostansicht be grenzen zwei Pavillons mit Walmdach eine einstöckige Zeile mit Flachdach, rechts ist wiederum die fensterlose Rückseite einer ebenso langen rückversetzten Zeile zu sehen, mit einer niedrigen Mauer und Bäumen. Im Nachlass wird der Ankauf ihres Wett bewerbsentwurfs »Licht und Luft« (1928) für die Siedlung Ludwigsvorstadt erwähnt, für den jedoch kein Plan identifiziert werden konnte.43 Ihr größter Erfolg war die Groß siedlung am Walchenseeplatz im selben Jahr.44 Mit ihrem Entwurf für das Ensemble Stockwerksiedlung Walchenseeplatz, den die Gemeinnützige Wohnungsfürsorge im Rahmen des Münchner Wohnbauprogrammes 1928 ausgerufen hatte, belegte sie den ersten Platz für eine Wohnsiedlung mit 1.170 Mietwohnungen, von denen rund 800 Wohnungen innerhalb von zwei Jahren realisiert 98
werden sollten (Abb. 55).45 Aus einem Brief der GEWOFAG an Hanna Löv geht hervor, dass sie für Planbearbeitung und Bauausführung gemeinsam mit Carl Jäger beauftragt urde.46 Der zweite Architekt wurde Löv zur Seite gestellt, um den Regeln des Wettbe w werbs gerecht zu werden, welche die Beauftragung eines freien Architekten vorsahen, Löv in jener Zeit aber bei der Reichspost beschäftigt war. Der Walchenseeplatz, der dem Projekt seinen Namen gab, war bereits vor dem Bau der neuen Siedlung als Grün fläche angelegt. Zu den Verkehrsstraßen47 hin schirmen vierstöckige Blöcke den Ver kehr ab, nur im inneren Bereich der Siedlung folgen die Zeilen, der damaligen Auffas sung entsprechend, der als für Beleuchtung und Durchlüftung optimal angesehenen Nord-Süd-Ausrichtung. Eingeschossige Laden- und Werkstattgebäude schieben sich
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Abb. 55: Straßenansicht der Großsiedlung Walchenseeplatz, 1929
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dazwischen (Abb. 54). In der Mitte der Anlage befinden sich ruhige, grüne Innenhöfe. Die Stockwerksiedlung Walchenseeplatz ist bis heute in nahezu unveränderter Form erhalten, laut Denkmalamt wurden lediglich in zwei Wohnblöcken Eingriffe neueren Datums vorgenommen.48 Die einzige Zäsur im ansonsten lückenlosen Lebenslauf Lövs als Angestellter in Bauämtern findet sich im Zeitraum nach dem Zusammenbruch des nationalsozialisti schen Regimes zwischen 1945 und 1952. Im Jahr 1946 übernahm sie erste Aufträge von Privatleuten, gestaltete Grabmäler und Möbel49 und übernahm zunächst kleinere pri vate Wiederaufbauprojekte.50 Ab 1948 folgten wieder größere Bauvorhaben, wie etwa die Mitarbeit am Wiederaufbau der Landeszentralbank von Bayern, mit dem das Archi tekturbüro Sattler beauftragt worden war.51 Unmittelbar nach dem Krieg musste die zentrale Aufgabe der Architektur eine restaurative sein. So bestanden auch Hanna Lövs erste Arbeiten 1946 im Wiederaufbau zerstörter Wohnhäuser vor allem in ihrem Wohnumfeld. Im Verlauf des Zweiten Welt kriegs war schließlich nahezu die Hälfte der Münchner Häuser zerstört worden,52 und mit Kriegsende entflammte die gesamtgesellschaftliche Diskussion darüber, was mit den Ruinen passieren sollte. Würden sie rekonstruiert oder werde die Stadt zu großen Teilen neu gebaut? Zumeist entschieden die zu erwartenden Kosten darüber, ob ein Neubau entstehen oder ein altes Gebäude wiederaufgebaut werden sollte, insbeson dere im Fall von Privathäusern. Der von vielen Deutschen ersehnte Neuanfang kam nicht recht in Gang: Viele der Bauplätze blieben dieselben, da »die Versorgungsnetze unter der Oberfläche meist intakt [waren], deshalb zu wertvoll, um sie aufzugeben«.53 Auch versuchten die Architekt*innen, mit der Bewahrung von Grundriss und Kubatur der alten Gebäude das Antlitz der Stadt in eine vereinfachte moderne Variante zu über setzen. Veränderungen fanden, in reduziertem Umfang, zugunsten des Verkehrsflusses statt.54 Die neuen Gebäude zollten den Vorgängerbauten Respekt, indem sie jene zitier ten und nicht an Größe übertrafen. Teilweise gingen die Rekonstruktionen noch einen Schritt weiter, wenn sie einen Zustand wiederherstellten, der lange vor Kriegsbeginn datiert war und somit vorzugsweise das Gebäude mit stilistischen Mitteln »entnazifi ziert« wurde. Dies führte so weit, dass »bei vielen reduzierten Wiederaufbauten der romanische Eindruck gelobt [wurde]«.55 Da in Bayern nie ein Wiederaufbaugesetz er lassen worden war, gab es keine gesetzliche Grundlage für Besitzumlegungen oder gar Enteignungen. »So waren keine radikalen Eingriffe zur Modernisierung möglich und der Wiederaufbau in den bayerischen Innenstädten erfolgte vor allem in den alten kleinteiligen Besitzstrukturen.«56 In Hanna Lövs Nachlass befinden sich Dokumente einiger Wiederaufbauprojekte, darunter auch ein Mietwohngebäude für ihre Freundin Anny Kanzler in der Münchner Maxvorstadt. Im Haus befand sich auch die Wohnung der Eigentümerin, die Löv eben so gestaltete.57 Das schlichte sechsstöckige Mehrfamilienhaus mit Walmdach verfügt auf der Seite zur Enhuberstraße über je sechs zweiteilige Kastenfenster, eingerahmt von je einem dreiteiligen bodentiefen Fenster auf jeder Seite pro Etage. Der zentral ge setzte Eingang liegt in der Theresienstraße. Die Tür ist von einem schmalen auskragen den Vordach geschützt und über mehrere Stufen zu erreichen. Hier wiederholt sich auch die Fassadengliederung der Längsseite, nur dass in der Mitte je vier zweiteilige Fenster angelegt sind und sich statt der bodentiefen Fenster hier Erker mit dreiteiligem Fenster finden. Hanna Löv realisiert auch für sich selbst zwei Mietshäuser in der Max 100
vorstadt, die sie beide nacheinander auch bewohnte.58 Wie sie in Besitz der Baugrund stücke kam, ist nicht bekannt. Die beiden Löv’schen Wohngebäude am Josephsplatz bzw. in der benachbarten Adelheidstraße datieren aus den 1950er-Jahren. Die Möbel und die (noch erhaltene) Küche ihrer eigenen Wohnung gestaltete sie selbst.59 Das Wohnhaus am Josephsplatz ist ein typisches Beispiel für Gebäude der moderaten Münchner Nachkriegsmoderne. Es verfügt über zahlreiche Elemente der Moderne des Wiederaufbaus und stellt Bezüge zur Wohnbauarchitektur des Neuen Bauens her. Alexander Fthenakis vergleicht die wesentlich avantgardistischeren Wohnhäuser Sep Rufs im selben Stadtviertel mit dem damals in München eher üblichen, viel zurückhal tenderen Stil, in dem auch Hanna Löv ihre Gebäude anlegte: »Daneben steht der alltägliche Wiederaufbau, der das Gesicht Münchens und be sonders der Maxvorstadt heute viel mehr prägt: ein Haus im Blockrand mit Läden im Erdgeschoss, von den Wohngeschossen über ein Vordach getrennt, die Balkone
Hier wird zwar nicht eines der beiden Gebäude Lövs beschrieben, das Haus am Josephs platz verfügt aber über die erwähnten typischen Stilelemente: ein sechsstöckiges Mehrfamilienhaus mit klassisch gegliederter Lochfassade, symmetrisch gegliederten Fenstern und vorstehender Dachplatte, dazu ein geneigtes Dach. Haustür und Treppe sind in der Mitte angesetzt, ab dem ersten Stock verfügen alle Wohnungen zu beiden Seiten des Treppenhauses über Loggien mit einer Verkleidung aus Holzstreben, deren blauer Anstrich wenige Helligkeitsgrade dunkler als die Hauswand gehalten ist. Das helle Blau der Fassade entspricht der emblematischen reduzierten Farbpalette der Nachkriegsmoderne und des Wiederaufbaus. Das moderne, aber zurückhaltende Ge bäude fügt sich in Farbe und Form dem Charakter des Platzes, dessen Attraktion die neobarocke, in hellem Gelb gestrichene Kirche St. Joseph ist. Bereits in ihren Wohn bauten der 1920er-Jahre hatte Löv den Mittelpunkt der Gebäude betont und den Haus eingang häufig in die Fassadenmitte gelegt. Gliederungselemente wie die von ihr be vorzugten dreiteiligen Fenster setzt sie in ihrem Wohnhaus am Josephsplatz fort: Die symmetrische Fassade ist zentriert angelegt, die Loggien verfügen über dreigruppige Fenster. Die Fassade des zweiten Wohnhauses Lövs aus den 1950er-Jahren in der Adel heidstraße weist eine noch deutlichere stilistische Verwandtschaft mit ihren Entwür fen aus der Weimarer Republik auf: Die schlichte Fassade des fünfstöckigen Gebäudes ist rhythmisch aufgebaut und erinnert mit den dreigeteilten, verschieden großen Fens tern an die Eckhäuser der Großsiedlung am Walchenseeplatz. Die einzigen Einfamilienhäuser für private Bauherr*innen in Lövs Werkkatalog entstanden in der Nachkriegszeit, darunter der zweistöckige Anbau an das bereits vor handene schlichte Einfamilienhaus in Gräfelfing bei München.61 Für das bestehende Gebäude mit Satteldach gestaltet sie 1953 einen zweistöckigen Anbau mit Flachdach sowie einen apsidischen Wintergarten mit Terrasse auf der gegenüberliegenden Seite des Hauses. Im Jahr darauf entwirft Hanna Löv einen modernistischen Bungalow in München-Obermenzing, der stilistisch an kein anderes Gebäude ihres Werkes an schließt.62 Das kleine einstöckige Haus mit L-förmigem Grundriss und filigranem, vor
Drittes Kapitel Bauaufgaben.. Die Amtsbauten im Œuvre Hanna Lövs – ein Ausschnitt aus drei Systemen
sind leicht eingerückt, die Fenster mit liegenden Formaten und asymmetrischer Sprosseneinteilung, ein steil geneigtes Dach, das von einer auskragenden Dachplatte verdeckt wird.«60
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kragendem Flachdach hat nur drei Zimmer: ein Schlafzimmer, ein Kinderzimmer und ein Wohnzimmer. Badezimmer und Küche liegen hinter dem Schlafzimmer, die Garage schließt an das Kinderzimmer an. Alle Außenwände mit Ausnahme der Garage stellen durch ihre vollflächige bodentiefe Verglasung einen direkten Bezug zum Garten her. Das Einfamilienhaus im Münchner Herzogpark hingegen, das Hanna Löv im Mai 1961 plant, entspricht wieder einer gemäßigten Moderne mit Anknüpfungspunkten an das Neue Bauen.63 Zugunsten einer weißen Straßen- und einer mit Holz verschalten Gar tenfassade verzichtet sie hier auf Glaswände. Für das zweistöckige Haus mit Flachdach plante Löv, die Straßenfassade mit Schlämmputz zu streichen. Die großzügig mit Glas bausteinen umrahmte Tür sorgt für Tageslicht im Eingangsbereich. An der vorderen Fassade befinden sich außerdem zwei Fensterbänder mit putzbündigen Kastenfens tern, die sich, erstmals auf einem Entwurf Hanna Lövs, wahlweise durch Dreh- oder Kippvorrichtungen öffnen lassen. Auf der Gartenseite im Erdgeschoss sind mehrere feststehende, bodentiefe Glasscheiben sowie ein die ganze Hausbreite messender Bal kon im ersten Stock geplant. Über der Garage befindet sich eine Terrasse, die über eine freistehende Treppe erreicht werden kann. Für die Oberfläche der kurzen Seite des Wohnhauses ist glatter Sichtbeton vorgesehen. Im Gesamtwerk der Architektin stehen das oben beschriebene Wohnhaus Pachtner und der Bungalow der Familie Wiese für die einzigen Projekte mit Flachdach und konsequent moderner Formensprache.
1 Genaueres z. B. in Terlinden 2000, S. 10. 2 Vgl. Aicher/ Drepper 1990, S. 232 ff. 3 Das nicht realisierte Ledigen heim wurde in das Werkverzeichnis Walther Schmidts aufgenommen. Hier wird Schmidt auch als alleiniger Ent werfer genannt. In Hanna Lövs Nachlass befindet sich ein Fassadenschema, während bei Walther Schmidt die rest liche Planung liegt. »Ledigenheim für Postbeamtinnen«, nicht realisiert (1928), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, und Nerdinger 2008 b, S. 125 sowie Pläne Nachlass Walther Schmidt, Arno Buchegger Stiftung. 4 Kaspar 2014 , S. 52. 5 Ebd. 6 Vgl. ebd. 7 Walderholungsstätte Strullendorf (1927 ); Erholungsheim Marquartstein (1925), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 8 Erholungsheim und Bootshütte der bayerischen Verkehrsbeamtinnen (1925 und 1937–1939). Robert Vorhoelzer erwähnt das Erholungsheim in seinem Zeugnis vom Mai 1930, im Nachlass befinden sich außer dem Pläne mit Möbeln und weiterer Innenarchitektur aus den Jahren 1937–1939. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 9 Siehe handschriftliche Notizen Hanna Lövs auf den Plä nen des Erholungsheims (1937–1939), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 10 www.johannesmoehrle.de/architektur/ buch.html (letzter Zugriff am 16 .09.2020). 11 Aicher/ Drepper 1990, S. 282 ff. 12 Ebd., S. 212. 13 Vorhoelzer begrenzte die »Bausummen für kleinere Dienstgebäude auf 30.000 Reichsmark«. Ebd., S. 213. 14 Ebd. 15 Ebd. 16 Postamt Seeshaupt (1924), Nachlass Hanna Löv, AMTUM 17 Zeugnisse Vorhoelzer 1930 und Holzhammer 1940, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 18 Vgl. Rasp 1981,
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S. 17. 19 Ebd. S. 51. 20 Gemeint sind die Typen Güterbahn hof, Rangierbahnhof und Personenbahnhof. 21 Rasp 1981, S. 51 ff. 22 Ebd. S. 60. 23 Pläne und Zeugnis Bühl meyer 1953, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 24 Die exakte Datierung erweist sich als schwierig. Löv nahm ihre Tätig keit bei der Reichsbahn 1940 auf, während das Bayeri sche Denkmalamt den Bahnhof auf 1936/37 datiert. Baye rische Denkmalliste Nr. D-1-81-114 -125; Bahnhof Riederau (o. D.), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 25 Bayerische Denkmalliste Nr. D-1-81-114 -125. 26 Chemische Institute der Universität, Neubau (1952), Nachlass Hanna Löv, AMTUM. 27 Eckstein 1952b, S. 588 . 28 Vortrag Dr. Hildegard Hamm-Brücher, Staatsministerin a. D.: »Heinrich Wieland ein aufrechter Dissident«, 2004 . Organisiert vom Bezirks ausschuss Maxvorstadt und der Fakultät für Chemie und Pharmazie der LMU; http://www.muenchen.info/ba/03/ ba_info/Erinnerung/gedenktage_neu.htm (letzter Zugriff am 28.02.2019).[[Memento per web.archive.org, Snapshot vom 27.03.2019]] 29 Universitätskinderklinik (1956). Der Anbau wurde realisiert, jedoch nicht von Löv, die krank heitsbedingt ausfiel. Vgl. Brief der Obersten Baubehörde 1957, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 30 Ebd., S. 116. 31 Er baut 1880 –1882, s. Habel/Himen 1985, S. 515. 32 Nerdin ger/Florschütz 2005, S. 249. 33 Katholische Pfarrkirche, Neustadt Ost, (1928); Entwurf kath. Kirche St. Bonifatius, Leipzig (1928), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 34 Löv wird hier nicht erwähnt, den 2. Preis erhielt der Entwurf »Requiescant« von Michael Kurz (Augsburg) und Hans Döll
berg/Prinz 2004 , S. 112; Aufgenommen in die Denkmal liste, Nr. E-1-62-000 -74, Bayerisches Landesamt für Denk malpflege, S. 38 , Stand 27.06.2017. 49 Grabstein Fam. Schmid (1946); Wohnzimmer Braig (1946); Wohnzimmer Ambros (1946); Familiengrab Löv (1948); Bauernzimmer (1948). Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 50 Hausruine Wes termaier, Überdachung (1947 ); Mietshaus Gutsmiedl, Wie derinstandsetzung (1947 ); Wohnung u. Werkstättenanbau Spieß, Wiederaufbau (1947 ); Wiederaufbau Metallfenster, Oefelestr. 2 (1950), alle in München. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 51 Landeszentralbank von Bayern, Z weiganstalt München (1948), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 52 Hier zu z. B. Mayerhofer 2016, S. 241. 53 Ebd. 54 Ebd., S. 242. 55 Ebd. 56 Ebd. 57 Wiederaufbau Haus Kanzler, The resienstr. 53 –55 (1950), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 58 Gespräch mit U. Scherer vom Juni 2017. 59 Fotogra fien, E-Mail vom 19.07.2017. 60 Fthenakis 2017, S. 508 . 61 Wohnhaus Elisabeth Gutsmiedl, Erweiterung, Mün chen (1953), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 62 Einfami lienhaus Wiese, München- (1954), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 63 Wohnhaus Pachtner, München (1961), Nach lass Hanna Löv, AM-TUM.
Drittes Kapitel Bauaufgaben.. Die Amtsbauten im Œuvre Hanna Lövs – ein Ausschnitt aus drei Systemen
gast (München). Vgl. Landesamt f. Denkmalpflege 1995, S. 947 ff. 35 Katholische Kirche St. Magdalena, Ottobrunn (1958), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 36 Universitäts kinderklinik, München (1956), Nachlass Hanna Löv, AMTUM. 37 Kirchenanlage, Mühldorf am Inn (1958), Nachlass Hanna Löv-AM-TUM. 38 Herz-Jesu-Kirche, Goldach (1959), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 39 Pfarrkirche Christkönig, Unterneukirchen (1962), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 40 Siedlung Neuharlaching, München (1927 ), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 41 Baumeister 2 /1929, S. 26 ff.; Krä mer 2002, S. 70 f.; Maasberg/Prinz 2004, S. 112. 42 Schule Rotbuchenstraße, München (1927 ), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 43 Nachlass Hanna Löv, AM-TUM; Maasberg/ Prinz 2004 , S.112 . 44 Großsiedlung Walchenseeplatz, München (1928), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 45 Vgl. z. B. Bericht der GEWOFAG 1928 , S. 24 . 46 Brief der GEWOFAG vom 13.08.1928 an Hanna Löv, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 47 Die Siedlung liegt am Walchenseeplatz, von Nord nach Süd zwischen der Deisenhofener und Per lacher Straße sowie von West nach Ost zwischen der Heim garten- und der Rotwandstraße. 48 GEWOFAG 1929, S. 24 f; Klotz 2001, S. 292 f.; Krämer 2002, S. 73 f.; Maas
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Viertes Kapitel Eine Architektin in der Weimarer Republik und der Siedlungsbau der 1920er- und 1930er-Jahre
Viertes Kapitel Eine Architektin in der Weimarer Republik und der Siedlungsbau der 1920er- und 1930er-Jahre
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Vernetzungen Bereits in den 1980er-Jahren wurden die beruflichen und privaten Netzwerke der Männer von der Weimarer Republik über die Zeit des Nationalsozialismus hindurch bis in die deutsche Nachkriegszeit erforscht.1 Deutsche Architekten wurde als Standardwerk allerdings nicht aktualisiert und auch in späteren Auflagen nicht um weibliche Architekten ergänzt. Verbindungen, die über Krieg, Vertreibung und Exil hinaus die Möglich keit aufrechterhielten, als Architekt*innen zu arbeiten und gute Aufträge in der alten und neuen Heimat zu bekommen, wurden für die Zeit der 1930er- und 1940er-Jahre vor allem aus zwei Perspektiven betrachtet. Speziell neuere Forschungsprojekte widmen sich verstärkt Exilanten, die für eine zweite Karriere auf alte Seilschaften zurückgreifen konnten,2 wie etwa das Netzwerk der in die Niederlande geflüchteten Bauhäusler*innen oder das Netzwerk um die Persönlichkeit Walter Gropius in den USA.3 Der zweite Blick gilt den Verbindungen jener in Deutschland oder in Österreich verbliebenen Architekten, die entweder unauffällig weiterarbeiteten oder – mit einer Unterbrechung zwischen 1933 und 1945 – erst nach dem Krieg ihre Arbeit wieder aufnahmen.4 Für die Geschichte der Postbauschule wird in der Literatur stets auf die Bedeutung der guten Zusammenarbeit der beiden Studienfreunde Vorhoelzer und Poeverlein hingewiesen.5 Beide Architekten hatten in der Zeit des Nationalsozialismus unter beruflichen Repressalien gelitten und blieben auch nach dem Krieg in Verbindung. So unterstützte Robert Poeverlein von seinem Posten als Referent und Abteilungsleiter im Bayer ischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus die Wiederberufung Vor hoelzers als Architekturprofessor an der Technischen Universität München. Mit dem Wiederaufbau der TU war Vorhoelzer ebenso durch die Fürsprache seines Freundes betraut worden. Auch Hanna Löv war von 1951 bis 1956 als Teil dieses Netzwerkes im Universitätsbauamt tätig.6 Auf welche Netzwerke konnten Architekt*innen im Beruf zurückgreifen? Konnten Architektinnen genauso auf berufliche Kontakte zurückgreifen wie ihre männlichen Kollegen oder waren die weiblichen Strategien ganz andere? Unterschied sich die Art der Verbindungen innerhalb reiner Männer- und Frauen-Netzwerke? Hanna Löv verfolgte eine vermeintlich untypische Karriere für eine Frau – welche Rückschlüsse lassen sich daraus auf die Einordnung ihrer Verbindungen ziehen? Hanna Löv entschied sich mit dem Studienabschluss für eine Anstellung in einer Baubehörde, offenbar davon ausgehend, eine stringente Beamtenlaufbahn einschlagen zu können. Durch ihre guten Leistungen, die Unterstützung und die guten Kontakte ihres Vaters, nicht zuletzt auch durch die günstige Wohnmöglichkeit, hatte sie keine Einschränkungen erfahren. Lorenz Löv hatte seiner Tochter geholfen, einen Praktikumsplatz zu finden und hierzu den Kontakt zu Robert Vorhoelzer hergestellt. Bemerkenswert, denn nicht alle Frauen konnten sich auf die Hilfe und die Kontakte von Eltern und Familie verlassen. Clubs und Vereine Aufgrund der fehlenden Unterstützung schlossen sich berufstätige Frauen zusammen, so entstanden beispielsweise die ersten Berufsverbände für bildende Künstlerinnen, noch bevor den Frauen der Zugang zum Studium an der Kunstakademie überhaupt ge106
währt wurde. Bereits 1867 erfolgte die Gründung des Vereins der Berliner Künstlerin nen: »Mit dem Angebot einer Rente, einer Ausbildungsstätte, einem Ausstellungsort und salonartigen Zusammentreffen bot er insbesondere in seinen Anfangsjahrzehnten ein soziales und künstlerisches Netzwerk für Frauen aus ganz Europa.«7 Bevor die Notwendigkeit beruflicher Verbindungen überhaupt zum Tragen kam (wozu auch, wenn die Berufsausübung verwehrt wird?), mussten die Frauen dieselbe fachliche Qualifika tion vorweisen können wie ihre männlichen Kollegen. Was eine ebenso gute Ausbildung der Mädchen und der jungen Frauen verlangte. Einige der Frauenvereine und -Clubs, speziell die seit Mitte des 19. Jahrhunderts etablierten, kümmerten sich in erster Linie um soziale oder Bildungsthemen, andere, jüngere jedoch wollten die Art beruflicher Netzwerke erschaffen, wie sie die Männer später in vergleichbaren Zirkeln wie dem Lions Club oder dem Rotary Club etablierten.
Der 1904 gegründete Berliner Lyceum-Club kann in seiner Zielsetzung mit dem Lions Club (1917) oder dem Rotary Club (1905) der Herren verglichen werden: Einflussreiche Frauen höherer Klassen aus den verschiedensten Berufsfeldern trafen sich regelmäßig zum Austausch und letztlich zur Bildung eines starken Netzwerks. Seine Mitglieder waren Künstlerinnen, Akademikerinnen, Forscherinnen, Schriftstellerinnen und entstammten allesamt der Bourgeoisie oder gar dem preußischen Adel. Man half sich gegenseitig bei Veröffentlichungen und organisierte Ausstellungen. Namhafte Mitglieder des Berliner Clubs waren: Hedwig Heyl, Gertrud Bäumer, Helene Lange, Marie-Elisabeth Lüders, Alice Salomon, Käthe Kollwitz, Bertha von Suttner und viele mehr. Prominente Schirmherrschaft erhielt 1912 die Ausstellung »Die Frau in Haus und Beruf«, für die der Verein die Königin von Rumänien, Elisabeth Prinzessin zu Wied, gewinnen konnte.11 Auch Deutschlands erste freischaffende Architektin Emilie Winkelmann war
Viertes Kapitel Eine Architektin in der Weimarer Republik und der Siedlungsbau der 1920er- und 1930er-Jahre
Hanna Löv war Mitglied in zahlreichen solcher Vereinigungen oder hat sich ander weitig am Verbandswesen beteiligt. So war sie von Anfang an Mitglied der GEDOK (Gemeinschaft Deutsch-Österreichischer Künstlerinnen-Vereine aller Kunstgattungen) und in der Vereinigung der Akademikerinnen in München. Sie hielt Vorträge für ein explizit weibliches Publikum, wie etwa an der Frauenschule des katholischen Frauenbundes, engagierte sich für die Verbreitung der Arbeiten von Wissenschaftlerinnen in der Frauenrunde des Deutschen Museums und schrieb über das Frauenschaffen in Zeitschriften für eine weibliche Leserschaft.8 Ziel der Frauenclubs war hierbei nicht nur, berufliche Netzwerke für Frauen zu schaffen. Da es am Ende des 19. Jahrhunderts Frauen nicht gestattet war, ohne männliche Begleitung Orte der Geselligkeit aufzusuchen, stellten die Vereinslokale eine legale räumliche Möglichkeit der Zusammenkunft dar. Die einzelnen Clubs schlossen sich 1911 zum Allgemeinen Deutschen Frauenverband (ADF) zusammen, um ein deutschlandweites Netzwerk an Clubhäusern und sogar Frauengästezimmern zu bilden.9 Die Gründung des ADF lag dabei schon Jahrzehnte zurück, hatte er sich doch bereits im Jahr 1865 im Rahmen einer großen Frauenkonferenz in Leipzig konstituiert. Er wurde »relativ rasch zum Dachverband für zahlreiche Verbände […], die sich dem Aufbau unterschiedlicher Bildungseinrichtungen für Mädchen und junge Frauen widmen wollten«.10 Die wichtigsten Frauenclubs jener Zeit waren der »Deutsche Frauenverband«, der »Lyceum-Club« und die GEDOK. Im Einzelnen sollen nun die Vereine vorgestellt werden, in denen Hanna Löv oder eine der mit ihr verglichenen Frauen Mitglied waren.
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Mitglied im Lyceum-Club. Sie profitierte zweifellos von der Mitgliedschaft, denn »ihre Bauherren fand sie über ein Netzwerk aus einflussreichen und bürgerlichen Frauen«,12 die sie im Lyceum-Club kennenlernte. Sie gestaltete nicht nur den Ausbau für die Berli ner Dependance des Frauenclubs, sondern baute auch das im ersten Kapitel erwähnte Mädchenheim »Victoria-Studienhaus« sowie zahlreiche Privathäuser. Ein Frauenclub, dem Hanna Löv angehörte, war die Münchner GEDOK. Anfang des 20. Jahrhunderts waren München und Frankfurt (GEDOK Verbandsleitung: Käthe Kollwitz) die Hauptstädte der Künstlerinnenverbände. »Professionell organisierte Künstlerinnenvereine in Deutschland und Österreich, die sich seit Ende des 19. Jahrhunderts etabliert hatten, waren seit 1908 mit sieben weiteren Verbänden zum Bund Deutscher Künstlerinnen und Kunstfreundinnen e. V. [BDK] mit dem Sitz in München zusammengeschlossen.«13 Ida Dehmel, ehemaliges Vorstandsmitglied des BDK, gründete 1927 die GEDOK. »In den folgenden fünf Jahren wuchs dieses Netzwerk, auch katalysiert durch die Weltwirtschaftskrise, auf über 7.000 Mitglieder zur sogenannten ›Reichs-GEDOK‹ an.«14 War das Ziel früherer Künstlerinnenvereine, die Zulassung zum Studium bzw. eine Professionalisierung der Frauen zu erreichen, ging es der GEDOK vielmehr um die Vernetzung von Frauen in der Kulturwirtschaft. Der Grundstein in Form einer gesicherten Ausbildung war bereits von den Frauenverbänden erster Generation gelegt worden, nun fehlte noch die einträgliche Beteiligung am Geschäftsleben der Kreativbranche. Denn allen neuen Möglichkeiten zum Trotz stellten nach wie vor Männer die Weichen für künstlerischen und kulturellen und somit wirtschaftlichen Erfolg. Vom Jurymitglied bei Wettbewerben bis hin zum Kunstkritiker – es waren jeweils Männer, die über den künstlerischen Wert entschieden. Die GEDOK umschiffte diesen Umstand und plante beispielsweise Ausstellungen und Vorträge für Frauen von Frauen. Hanna Löv wurde für eine Mitgliederausstellung 1930 um Exponate gebeten, da Malerinnen und Kunstgewerblerinnen in unverhältnismäßig hoher, die Architektinnen hingegen in zu geringer Zahl vertreten waren. Die Ingenieurin Ilse Knott-ter Meer15 schrieb im selben Jahr an Hanna Löv: »Für uns Ingenieurinnen ist es ja kaum möglich, irgendetwas auszustellen; ich bin gebeten worden, an einem der Vortragstage über ›die Frau in der Technik‹ zu sprechen. Man will nämlich einmal etwas über die unbekannteren und neueren Frauen berufe hören.«16 Den Künstlerinnen und Architektinnen in Österreich ging es nicht anders als ihren Kol leginnen in Deutschland. Auch hier entstanden Frauenvereine für professionell Kunstund Kulturschaffende vor allem aus der Not heraus, auch dort war den Frauen lange Zeit der Zutritt zu vielen Institutionen versperrt.17 Im Jahr 1901 konstituierte sich zwar ein Club mit dem programmatischen Namen »Wiener Kunst im Haus«,18 der sich – als gemischtgeschlechtlicher Verein – der Organisation von Ausstellungen verschrieben hatte: »Ihre Absicht war, auf regelmäßigen Ausstellungen im In- und Ausland komplett eingerichtete Wohnräume zu präsentieren.«19 Was jedoch zunächst als emanzipatorischer Schritt gedacht war, stellte sich bald als erneute Verfestigung alter Rollenbilder 108
heraus: Die Männer entwarfen Möbel, die Frauen Gebrauchsgegenstände. Ein Verein zur expliziten Förderung der berufstätigen Frau und der Zusammenarbeit hingegen war der im Jahr 1929 in Wien gegründete »Soroptimist-Club«. Mitglieder waren Akademikerinnen und Frauen, die in Kunst und Kultur tätig waren, wie etwa Liane Zimbler.20 Architektennetzwerke und Verbindungen Eine besondere Zusammenarbeit zahlreicher der Avantgarde zugerechneter Architekten aus mehreren europäischen Ländern stellt die Stuttgarter Werkbundausstellung »Die Wohnung« im Jahr 1927 dar.21 Die meisten Teilnehmer*innen kannten sich bereits vor dem Gemeinschaftsprojekt, Gropius und Mies van der Rohe hatten sich beispielsweise im Architekturbüro von Peter Behrens kennengelernt, in dem sie beide genau wie Le Corbusier tätig gewesen waren.22 Die Musterhäuser und die große Hallenausstellung,
Justus Bier war als Kustos der »Kestner Gesellschaft« und als promovierter Kunsthistoriker »auf dem besten Wege, einen kunsthistorischen Bezugsrahmen auch für die Moderne abzustecken.«23 Dieser Bezugsrahmen schloss nur die Vertreter der »modernen« Architekten ein, die seinem Netzwerk angehörten und in seinen Augen »richtig« bauten. Doch gab es im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts auch nicht die eine Moderne. Die Architekturgeschichte neigt in ihrer Rückschau dazu, die stark vereinfachende Lagerbildung zwischen den Traditionalisten und der Avantgarde für die Einordnung von A rchitektur dieser Zeit anzuwenden. Nierhaus/Nierhaus beleuchten in ihrem Buch Wohnen Zeigen, wie vielschichtig die Diskurse um »Modelle und Akteure des Wohnens« tatsächlich waren:24 »Wenn auch nach außen hin – etwa gegen die Vertreter des Traditionalismus – de monstrative Geschlossenheit gezeigt wurde, so offenbaren die internen Diskussionen, Lagerbildungen, persönlichen und politischen Freund- und Feindschaften ein ausgesprochen vitales und vielfältiges Verhandeln von ›Modernität‹, das sich nur mit großen Reibungsverlusten auf einzelne Schlagworte (›Funktionalismus‹, ›Neue Sachlichkeit‹, oder gar ›Bauhaus‹) reduzieren lässt. Auch große regionale Unterschie de hinsichtlich der Meinungen über die Möglichkeiten, Aufgaben und Ziele des Neuen Bauens und Wohnens sind in Betracht zu ziehen, die den unterschiedlichen Traditionen der Moderne und Modernisierung, aber auch dem jeweiligen gesellschaftlichen Kontext geschuldet waren.«25 Aus den Strömungen dieser hitzigen Debatte um »richtiges« – oder aus Sicht der Gegner »falsches« – Wohnen entwickelten sich schließlich Netzwerke, um die jeweilige Position in der baulichen Praxis zu unterfüttern. Vertreter der gemäßigten Richtung wie der Architekt Josef Frank bevorzugten beispielsweise im Wohnbereich eine »wärmere« Moderne. Deren avantgardistische Antagonisten wie Mies van der Rohe oder Mart Stam sprachen sich für den Einsatz »kühler« Materialien wie Glas, Stahl und Beton nicht nur für Industriebauten, sondern auch im Wohnbau aus.26 Die unterschiedlichen Gruppierungen standen miteinander im Kontakt.27 Die Vernetzungen, inter nationalen Verbindungen und die in Baubehörden und Ausschüssen entstandenen Kooperationen, zum Beispiel bei den Versuchssiedlungen der RFG, führten zu gemein-
Viertes Kapitel Eine Architektin in der Weimarer Republik und der Siedlungsbau der 1920er- und 1930er-Jahre
aber auch der schriftliche Austausch der Teilnehmenden fanden breiten Widerhall in der zeitgenössischen und aktuellen Berichterstattung. Mies van der Rohes Freund
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samen Ausstellungsbeteiligungen, Briefwechseln und Veröffentlichungen in Fachzeitschriften und Büchern. Wie erging es den Frauen innerhalb dieser Netzwerke? Waren es rein fachlich orientierte Verbindungen, in denen das Geschlecht keine Rolle spielte? Oder waren die Netzwerke männlich dominiert, sodass Frauen gezwungen waren, eine Alternative zu ihnen zu schaffen? Wenn es eigene Frauen-Netzwerke gab, wie sahen diese aus? Lilly Reich nutzte das männlich dominierte Netzwerk der Avantgarde-Architekten, allerdings vor allem mit Ludwig Mies van der Rohe als Partner.28 Mit Mies’ Emigration während der nationalsozialistischen Zeit fielen die gemeinsamen Projekte weg, erst nach dem Zweiten Weltkrieg konnte sie an ihre alten Verbindungen wieder anknüpfen. Reich beteiligte sich an der Neugründung des Deutschen Werkbundes und war mit Max Taut, Heinrich Tessenow, Dietrich Hassenpflug und weiteren renommierten Architekten Mitglied des Arbeitsausschusses für die Vorbereitung des Bundes Berliner Architekten. Taut schlug sie außerdem 1945 als »Lehrende in der Architekturabteilung an der Hochschule für Bildende Künste Berlin« vor.29 Margarete Schütte-Lihotzky nutzte ebenfalls ein männlich dominiertes Netzwerk, in der Form der Baubehörden. Genau wie auch Hanna Löv verortete sie die Bedeutung des Neuen Bauens nicht in einem Baustil, sondern vielmehr in »ihrem Engagement für die praktische und sparsame Gebrauchsfähigkeit der Neuen Wohnung«. 30 Beide Frauen entsprachen dem Typus der »Neuen Frau«, beide konnten eine geeignete Ausbildung vorweisen und sich beruflich in einem technischen Berufsfeld verwirklichen, das für Frauen noch ziemlich neu war. Margarete Schütte-Lihotzkys Lebensentwurf überschritt in seiner Modernität sogar den Definitionsbereich der »Neuen Frau«, da nicht nur beide Ehepartner zum Lebensunterhalt beitrugen, sondern auch die Hausarbeit gemeinsam bewältigt wurde. Robert Vorhoelzer hatte die 23-jährige Hanna Löv auf Empfehlung ihres Vaters Lorenz Löv,31 den er als Buchbindermeister kannte, eingestellt. Ihre Zusammenarbeit endete nicht mit Vorhoelzers Ausscheiden bei der OPD, auch nach dem Krieg arbeiteten Vorhoelzer und Hanna Löv, der er durchwegs beste Zeugnisse ausgestellt und ihr überdies eine »feine künstlerische Begabung«32 attestiert hatte, im Universitätsbauamt zusammen. In die Reihe der verheirateten, berufstätigen Frauen fügt sich auch die Ökonomin Dr. Erna Meyer ein. Sie war in den 1920er-Jahren maßgeblich im Rahmen der Haushaltsund Küchendebatten tätig. Wie viele Frauen auch war sie zwar an Ausstellungsprojekten und Versuchssiedlungen beteiligt, doch hob sie sich über die Herausgeberschaft ihrer Fachzeitschrift von den anderen ab. Sie war die unumstrittene Autorität und wur de für beinahe jede Küche in Versuchssiedlungen oder für Ausstellungen in Deutschland zurate gezogen.33 In Der Neue Haushalt schrieben viele männliche und weibliche Autoren aus unterschiedlichen Fachrichtungen. Meyers Reputation ermöglichte ihr, in einem Briefwechsel mit Mies van der Rohe ihre Ansichten über Sinn und – eher – Unsinn reiner Designküchen darzulegen oder sich mit J. J. P. Oud über die weit über das Funktionale hinausgehende Bedeutung der Küche auszutauschen.34 Ein wichtiger Faktor des effektiven männlichen Architekten-Netzwerkes fehlte den Frauen allerdings: Freundschaften und Kontakte zu Fachjournalisten, die über ihre Bauwerke berichteten. Häufig hatten nämlich auch die Journalisten ein Architekturstudium absolviert und waren somit nicht selten Studienfreunde der bauenden Architekten. Durch die geringe Anzahl an weiblichen Studierenden fehlte den Architektinnen der 1920erund 1930er-Jahre diese Art der Schützenhilfe. Projekte männlicher Architekten wur110
den überproportional häufig publiziert und erlangten dadurch wesentlich höhere Bekanntheit. Diese ungleiche Gewichtung in der öffentlichen Wahrnehmung verdeutlicht das Beispiel von Emilie Winkelmann. Wie bereits weiter oben beschrieben, war die Architektin Mitglied im Lyceum-Club und hatte »mehr Bauaufträge als manch männlicher Architekt«.35 Sie leitete große Projekte, bekam seitens der Bauherren größtes Vertrauen und »beeindruckte durch Kompetenz in der Planung und Baupraxis«.36 Doch zeitgenössische Fachartikel zu Winkelmanns Bauten fehlen. In Büchern zu neuartigen Gebäuden ihrer Berliner Kollegen Hermann Muthesius, Leo Nachtlicht oder
Architektenschaft, zu denen auch die wichtigen Verbindungen mit Kollegen in den öffentlichen Bauverwaltungen und den Bauministerien zählten.« 38 Die Wiener Innenarchitektin Liane Zimbler hingegen nutzte ein persönliches Frauen-Netzwerk für ihre Bauprojekte. Ihren Erfolg verdankte sie, so Sabine Plakolm- Forsthuber, den Künstlerinnen und Kunsthandwerkerinnen, die alle ihre Projekte gestalterisch begleiteten.39 Die Verbindung zwischen der Innenarchitektin und den verschiedenen Künstlerinnen wurzelt in der Wiener Kunstgewerbeschule und der Ausstellung »Wiener Frauenkunst«, deren Leitung Liane Zimbler innehatte. Der Erfolg der gemeinsamen Projekte beruhte auf einer systematischen, festen Struktur gebündelter Zusammenarbeit.40 Ein Münchner Projekt zur öffentlichen Kommunikation weiblicher Leistung, wenn auch durch einen Mann initiiert, war die »Frauenspende« im Deutschen Museum. Bereits zur Grundsteinlegung der Museumsbibliothek im Jahr 1928 rief der Vorstand des Komitees Oskar von Miller den Ausschuss »Frauenspende für die Bibliothek des Deutschen Museums« ins Leben. Gründungsziel war die gezielte Eingliederung von Büchern weiblicher Autorschaft in den Bestand der Museumsbibliothek. Gespendet werden durfte von den Autorinnen selbst, aber auch von Verlagshäusern. Übernommen wurden nicht nur Bücher, sondern auch Urkunden, Briefwechsel oder Nachlässe, die von einer Frau verfasst worden waren und zum Themenspektrum des deutschen Museums passten. Um eine möglichst umfangreiche internationale Sammlung zu erschaffen, wurden außerdem Frauen aus Wissenschaft und Forschung sowie Universitäten in ganz Europa und den USA angeschrieben. Der Ausschuss wählte schließlich die Werke aus und fügte sie zu einem geschlossenen Konvolut zusammen, das anschließend der Bibliothek gestiftet wurde. Ziel war dabei nicht, weibliche Forscher als einzelne Glanzlichter in den Mittelpunkt zu rücken, sondern »die weitesten Kreise zu gewinnen, um zu beweisen, dass die Frauen Anteil an einer Bildungs- und Kulturstätte nehmen, die überall Achtung und Bewunderung erweckt«.41 Den Vorsitz der Frauenspende hatten Lotte Willich42, Minna Blanckertz43, und Dr. Gertraud Wolf.44 Die restlichen Mitglieder setzten sich aus sorgfältig ausgewählten Persönlichkeiten zusammen: erfolgreichen Frauen, Ehefrauen oder Töchter bekannter Männer 45 sowie Ehefrauen der führenden Museumsmitarbeiter und Unterstützer aus Wissenschaft oder Industrie.46 Hanna Löv war Mitglied im Ausschuss und im Beirat der F rauenspende, dessen Aufgabe es war, die gespendeten Werke und Objekte dem Vorstand des Deutschen Museums im Rahmen seiner jährlichen Hauptversammlung zu übergeben. Haupt
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Alfred Grenander tauchen ihre Reformarchitekturen gar nicht auf. Der Grund für die mangelhafte, vor allem zeitgenössische Überlieferung von Winkelmanns Œuvre ist sicherlich nicht der Qualität ihrer Bauten, sondern den fehlenden Verbindungen zu Fachjournalisten und Architekturkritikern geschuldet.37 »Die Kreise, in denen sich Winkelmann bewegte, hatten keine Überschneidungen mit den inneren Zirkeln der
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akteurin dieses Netzwerkes war Lotte Willich, deren Name immer wieder im Nachlass Hanna Lövs auftaucht.47 Willich beschäftigte sich intensiv damit, »welche Rolle Frauen als Erfinderinnen in Technik und (Natur-)Wissenschaften in Deutschland einnahmen«.48 Sie legte eine Liste von Frauen an, deren Namen in den Veröffentlichungen des Patentamts auftauchten. »Sie führte dazu mit dem Kaiserlichen beziehungsweise dem Reichspatentamt über Jahrzehnte hinweg eine rege Korrespondenz und konnte für die Jahre 1900 bis 1935 mehr als 6.000 Frauennamen in den Veröffentlichungen der Behörde feststellen.«49 Durch dieses unvoreingenommene Vorgehen hatte Willich einen großen Beitrag an der Sichtbarmachung des weiblichen Anteils am Fortschritt.
Wohnungsnot und Siedlungsbau im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts Die Wohnungsnot in der Weimarer Republik Nach dem Ersten Weltkrieg bestimmten zwei Themen den politischen Diskurs in der Weimarer Republik: Arbeitslosigkeit und Wohnungsnot. Tatsächlich gingen nicht wenige von einer erneuten Nivellierung verfügbaren Wohnraums nach dem Ende des Ersten Weltkriegs aus, da die »Einwohnerzahl Münchens erheblich geringer sein werde als im Jahr 1914«.50 Ein kurzsichtiger Trugschluss: Der opferbedingte Rückgang der Zahl von Familienmitgliedern war natürlich nicht mit einer reduzierten Gesamtzahl von Haushalten gleichzusetzen. Die Anzahl der fehlenden Wohnungen in München von 1914 bis 1925 betrug fast eine Million. In etwa 20.000 Wohnungen waren mindestens drei Haushalte gemeinsam untergebracht.51 Die Gründe hierfür sind vor allem, aber nicht allein, in den Folgen des Ersten Weltkriegs zu suchen. Schon vor dem Krieg hatte sich eine Krise am städtischen Wohnungs markt angedeutet. Der hohe Bedarf an Arbeitskräften in den städtischen Fabriken im Zuge der Industrialisierung und die Armut auf dem Land trieben die Menschen in die Großstädte. Im Münchner Norden eröffneten große Fabrikanlagen, wie etwa die Krupp schen Geschützwerke in Freimann, die Metallwerke Göggl & Sohn in Moosach, die Rapp-Motorenwerke und die Flugzeugwerke in Milbertshofen.52 Die Betriebe kauften ganze Wohnblocks auf, die der Unterbringung von Arbeitern, aber auch der Bereitstellung von Fabrikräumen und Büros dienen sollten »und machten eingesessene Familien […] durch Kündigung wohnungslos […]«.53 Wohnungsmangel herrschte demnach bereits vor dem Krieg, während des Kriegs schien sich die Situation vorübergehend zu entspannen. Nach dessen Ende allerdings verschärfte sich das Problem rapide – die schlechte wirtschaftliche Situation, die Zerstörung von Wohnungen und zahlreiche Eheschließungen seien als Hauptursachen genannt. Die seit Beginn der Industrialisierung aufkeimende Landflucht stieg nach dem Krieg wieder an.54 Durch das plötzliche Kriegsende und der damit einhergehenden Demobilmachung wollten auch zahlreiche Militärangehörige aus München und dem Umland in der Stadt sesshaft werden. Ein weiteres Hindernis für das Schaffen neuen Wohnraums stellte die starke Verteuerung der zu Kriegszeiten beschlagnahmten Baustoffe dar, was privates Bauen fast 112
unmöglich machte. Die Wohnungsnot führte sogar so weit, dass fremde Personen nicht nur in einem Zimmer lebten, sondern sich gar ein Bett teilen mussten. In Schichten wurde gearbeitet und in Schichten wurde geschlafen. Bis zu vier Personen oft verschiedenen Alters teilten sich so das Nachtlager. Erhebliche hygienische und g esundheitliche Probleme waren unvermeidbare Folgen, und auch sexuelle Übergriffe auf Frauen und Kinder keineswegs selten. Kirchen- und Jugendverbände schlugen Alarm und forderten: »Jedem Kind sein eigenes Bett.«55 Es gab unterschiedliche Strategien, um den vielen Problemen, die die große Wohnungsnot mit sich brachte, zu begegnen. Dazu wurde 1922 ein erster legaler Rahmen mit einer Reihe von Gesetzen und Verordnungen festgelegt: das Reichswohnungsmangelgesetz und die bayerischen Wohnungsmangelverordnungen, außerdem das Reichsmietengesetz sowie das Reichsmieterschutzgesetz.56 Verschiedene staatliche Regelunetwa die Option von Zwangsmietverträgen oder die Rationierung von zu großen Wohnungen.57 Zusätzlich zu den Gesetzen und Verordnungen versuchte der Staat, mit weiteren Maßnahmen dem Problem Herr zu werden, indem er kurzerhand eine Übersiede lung nach München verbot.58 Wohnraum durfte nur noch als solcher verwendet und weder umgewidmet noch vernichtet werden. Zu guter Letzt sollten die neuen Rege lungen effektiv Mittel für Baustoffe bereitstellen.59 Da sich die vorliegende Untersuchung mit Bauprogrammen und der Schaffung neuen Wohnraums beschäftigt, sollen vorübergehende Maßnahmen oder die Errichtung einfacher Baracken nicht behandelt werden, genauso wenig die Nutzbarmachung von vorhandenem Wohnraum wie Zweitwohnungen, Umbaumaßnahmen, Umwidmung oder Einquartierung in größere Wohnungen. Ansätze zur Lösung des Wohnungsproblems kamen nicht nur von Architekten und Architekturhistorikern, auch Ökonomen, Ärzte, Hauswirtschafterinnen, Politiker und viele mehr leisteten argumentative Beiträge. 1924 wurden mit dem Dawes-Plan das Ende der Inflation und die Regelung der Reparationszahlungen an die Kriegsgewinner festgelegt – die Voraussetzung für die folgende positive Wirtschaftsentwicklung.60 Großangelegte staatliche Bauprogramme und Forschungsgesellschaften für die Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen sollten den Wohnungsmangel beseitigen. Um die Situation und die Probleme theoretisch zu erfassen sowie praktisch in wissenschaftlichen Einzel- und Reihenversuchen zu studieren, wurde 1927 die Reichsforschungsgesellschaft (RFG) gegründet.61 Zahlreiche Gründungsmitglieder der RFG, Angehörige diverser Ausschüsse und des Verwaltungsrates waren renommierte Architekten des Neuen Bauens. Die Allgemeine Architektenvereinigung und der »Ring« »sahen sie als Plattform zur R ealisierung und Verbreitung ihrer Ideen an.«62 Namhafte Architekten wie Walter Gropius, Hans Poelzig oder Max und Bruno Taut schlossen sich zu Arbeitsgruppen zusammen, um gemeinsame Baugedanken zu formulieren.63 Einen wichtigen Ansatz zur Schaffung von ausreichend günstigem Wohnraum sollte die industrialisierte Massenproduktion von Bauelementen und Möbeln nach Taylor und Ford darstellen. Zur Rationalisierung der Bauweise wurde die »Maschinisierung«64 ebenso auf den Baustellen wie in der Produktion von Bauteilen und Baustoffen angestrebt – all dies jedoch unter Beibehaltung des qualitativen Standards konventioneller Bauweisen. Wohnbauprogramme wurden ins Leben gerufen, um die nahezu ausweglose Situation unter Kontrolle zu
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gen, die den Leerstand von Wohnungen verhindern sollten, kamen ergänzend hinzu,
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bringen, nicht nur durch die Generierung von Wohnraum, sondern auch durch eine Anpassung der Wohnungen an die neuen Lebenssituationen der Menschen zum einen und, zum anderen, durch die Umerziehung der Menschen auf eine veränderte Lebensweise. Wie wichtig eine gute Vorbereitung der neuen Bewohnerschaft auf das Leben in den penibel durchdachten Wohnungen war, formulierte Le Corbusier im Jahr 1920, als er verlangte, man müsse »die geistigen Voraussetzungen für die Herstellung von Häusern im Serienbau, […] für das Bewohnen von Serienhäusern«65 schaffen. Die »Erziehung« zum Wohnen war aus mehreren Gründen bedeutsam. Die Bewohnenden sollten sich in den deutlich schmuckloseren Wohnungen wohlfühlen und möglichst daran gehindert werden, die ursprünglich konzipierte Funktionalität durch Eingriffe zu stören. Exemplarisch hierfür steht ein Thema des Neuen Bauens: die gesunde Durchsonnung und Durchlüftung der Wohnräume. Durch Raumtextilien und Nutzung der Fensterbretter als Abstellfläche konnten die Mieter indes den tragenden funktionsgestalterischen Entscheidungen entgegenwirken. Auch Fachleute aus anderen Bereichen als der Architektur schalteten sich in die Diskussion um gesünderes Wohnen ein, so forderten etwa Sozialarbeiter, die Wohnsituation zum Wohl der Kinder zu verbessern. Die Münchner Sozialarbeiterin Lotte Willich, eine Bekannte Hanna Lövs, bemerkte dazu, welche entscheidende Rolle die »Beschaffenheit der Wohnung«66 für die körperliche und seelische Gesundheit der Kinder spiele. Es würden Krankheiten verbreitet und die »schlimmen Wohnsitten und Unkultur vererben sich von Geschlecht zu Geschlecht«.67 Architekt*innen sprachen den Menschen im ersten Drittel des 20. Jahrhunderts gar die Fähigkeit zum richtigen Wohnen ab. Um ein möglichst großes Publikum zur Geschmackserziehung zu erreichen und möglichst vielen Menschen die Vorzüge des »richtigen Wohnens« zu zeigen, nutzte man als ein didaktisches Mittel Bauausstellungen. Den anschließenden Debatten unter den zeitgenössischen Architekten und der Presse sowie der breiten Vernetzung internationaler, an diesen Ausstellungen beteiligter Architekt*innen (darunter auch Hanna Löv) wird im Folgenden ein Exkurs gewidmet: Exkurs: Bau- und Siedlungsausstellungen im 20. Jahrhundert (Internationale) Bauausstellungen waren Orte, an denen Architekt*innen, Innenarchitekt*innen, Stadt- und Landschaftsplaner*innen sowie Vertreter*innen von Handwerk und Wirtschaft die neueste Technik und den aktuellsten Stil vorstellten. In zum Teil weitläufigen Hallenausstellungen oder auf Außenflächen wurden dem Publikum Musterhäuser präsentiert, in denen Fachleute wie Laien die neuesten Entwicklungen der Bereiche Möbel, Einrichtungen und Haustechnik bestaunen konnten. Die Schauen dienten dazu, dem Publikum die Probleme und die verschiedenen Lösungsvorschläge zu den Themen Wohnen und Bauen näherzubringen. Mancher Veranstalter präsentierte komplett eingerichtete Siedlungen, um die praktische Umsetzung greifbar und sichtbar machen zu können. Das revolutionär Neuartige an dieser Form der Präsentation war, dass sowohl Häuser wie Ausstattung Teil der Ausstellung waren, vor allem aber, dass diese im Anschluss auch tatsächlich bewohnt wurden. Damit wurde der Exposition die temporäre Begrenzung genommen. Die präsentierten Gebäude waren Hybride aus Ausstellungsbauten und Ausstellungsstücken, in denen die Wohnobjekte nicht in Kabinetten, sondern in richtigen Zimmern in ihrer zugedachten Funktion gezeigt wurden. Man k reierte damit einen ganz neuen Ausstellungstypus, bei dem nicht ausge114
stellt, sondern das »richtige Wohnen« erzählt wurde.68 Es sollen an dieser Stelle drei unterschiedliche Bauausstellungen als prägende Beispiele knapp beschrieben werden. Die erste deutsche Bauausstellung – mit weitem Vorsprung – war »Darmstadt Ma thildenhöhe« im Jahr 1901.69 Nach einer Reihe weiterer Ausstellungen wurde 1927 in Stuttgart »Die Wohnung« des deutschen Werkbundes eröffnet.70 Diese Werkbundausstellung war ein für die Moderne so wichtiges und polarisierendes Unterfangen, dass sie nicht nur in der zeitgenössischen Kritik viel Platz einnahm, sondern bis heute zu einem der meistbesprochenen Ausstellungsprojekte Deutschlands gehört.71 Ludwig Mies van der Rohe hatte die künstlerische Leitung der Ausstellung, seine Mitarbeiterin Lilly Reich war für die Hallenausstellung zuständig und schuf in der Präsentation etwas grundlegend Neues: Sie kategorisierte die streng ausgewählten Aussteller und schuf entsprechende Hallen für Themengruppen.72
zuzurechnen und dementsprechend offen auch das Konzept der Ausstellung: Die Architekten entwarfen Räume und Möbel, den Bewohner*innen allerdings stand es frei, sie zu kombinieren. Die Formerziehung wurde hier allenfalls als Vorschlag angesehen, als Grundlage für jeweils individuelle Lösungen. Gerne verwendete Frank das Wort »leben«, wenn seine Kolleg*innen von »wohnen« sprachen.78 Auch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr darauf wurde die Bauausstellung zur Form- und Lebenserziehung genutzt. Ein Beispiel, an dem auch Hanna Löv beteiligt war, ist die »Deutsche Siedlungsausstellung« Ramersdorf im Jahr 1934. Vorgestellt als »Frucht nationalsozialistischer Siedlungspolitik«79 ging die I nitiative vom Architekten und Architekturkritiker Guido Harbers80 aus und war das Ergebnis
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Anders als bei Gewerbeschauen und Messen gab es keine Einzelkojen, sondern weiße Trennwände mit einheitlicher Typografie. Man wollte neben den Artikeln in Zeitschriften und Tageszeitungen auch praktisch an die neuen Wohnformen heranführen. »Hinter der Ästhetik, die auf diesen Ausstellungen nicht nur präsentiert, sondern insbe sondere auch legitimierend erklärt wurde, standen handfeste wirtschafts- und sozialpolitische Absichten.«73 Dass diese Ausstellung ein großes Ereignis war und wie heftig auf die vorgestellten Konzepte und Ideen reagiert wurde, kann heute nurmehr schwer nachvollzogen werden. Tatsächlich gab es hitzige Debatten um die vorgestellten Wohnkonzepte und Bauformen, und es entstand ein tiefer Graben zwischen den beiden Lagern der eher gemäßigt modernen und der avantgardistischen Architekten.74 »Die Gebrauchswohnung« in Karlsruhe im Jahr 1929 war eine Bauausstellung, an der unter Walter Gropius’ künstlerischer Leitung75 namhafte Architekten aus verschiedenen Ländern partizipierten. Bei dem von der Stadt ausgerichteten Wettbewerb für die »Dammerstocksiedlung« stand die Lösung des Wohnproblems für Bedürftige im Fokus, der drängendsten Wohnungsfrage der Stadt Karlsruhe. Damit kann die Ausstellung im gleichen Maß den Wohnbauprogrammen wie auch den Bauausstellungen zugeschrieben werden. Die »Internationale Werkbundausstellung Wien« 1932 versammelte erneut globale Größen für die innovative Gestaltung von Einfamilienhäusern. Die Leitung hatte der Wiener Architekt Josef Frank inne, der ausgewählte Kollegen zur Teilnahme aufrief. Der Einladung folgten beispielsweise Gerrit Rietveld, Richard Neutra oder Hugo Häring,76 aus Österreich trugen bedeutende Architekten wie Oskar Strnad, Adolf Loos und Josef Hoffmann Werke bei.77 Frank war den eher gemäßigt modernen Architekten
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vierjähriger Planung.81 Die Idee zu einer Siedlungsausstellung in München hatte Harbers bereits im Jahr 1930 formuliert. Im Jahr 1925 war er bauleitender Architekt der »Deutschen Verkehrsausstellung« (DVA) in München gewesen und führte auf der Wiener Werkbundausstellung »Der gute, billige Gegenstand« im Jahr 1929 die Abteilung »Das Kleinhaus«.82 In der Mustersiedlung Ramersdorf wurden einzelne Häuser mit Gär ten präsentiert, die der »Verwurzelung des Deutschen Menschen mit seiner Heimatscholle«83 Rechnung tragen sollten. Im Gegensatz zu den Bauausstellungen der 1920erJahre standen nun die Gemütlichkeit und das Heimelige im Vordergrund. Die Gestalter sollten, statt Ideen zu verwirklichen, ihre Erfahrungen verwerten. So mussten Architekt*innen, um einen Beitrag zur Ausstellung einreichen zu können, mit ihrer Arbeit dem Heimatstil verbunden sein. Die Münchner Ausstellung verstand sich damit praktisch als Antipode zur Stuttgarter Ausstellung »Die Wohnung«. Nicht nur Bauausstellungen, sondern auch die theoretische Untersuchung zeitgemäßen und gesunden Wohnens wurde interdisziplinär durchgeführt und teilweise schließlich in Form von Versuchssiedlungen in der Praxis getestet. Ausgewählte Theorien dreier Frauen verschiedener Fachrichtungen sollen im folgenden Abschnitt vorgestellt und erforscht werden.
Zeitgemäßes Leben und Wohnen in den 1920er-Jahren – zeitgenössische Theorien dreier Frauen: Hanna L öv, Erna Meyer und Lotte Willich In diesem Kapitel soll die berufliche Perspektive dreier Frauen untersucht werden, die sich in den 1920er Jahren in München mit dem Wohnen auseinandersetzten. Auch wenn sie jeweils aus unterschiedlichen Berufsfeldern kamen, so haben alle drei sich sowohl theoretisch in Fachzeitschriften und Büchern mit der Lebenssituation der Menschen in der Stadt beschäftigt als auch individuell an einer praktischen Lösung der Probleme gearbeitet. In den konservativen Süddeutschen Monatsblättern, in denen unter anderem auch Hanna Löv und Lotte Willich Texte veröffentlichten, erschien 1927 der Artikel eines männlichen Kollegen, der die Rolle der Frau für die Gestaltung der Neuen Wohnungen beschrieb. Natürlich bezog der Autor ihre Eignung in diesem speziellen Bereich auf ihre Erfahrung im Haushalt. Die Aufgabe der Frau bestehe in der Rolle der Ratgeberin und nicht der eigenen planerischen Umsetzung: »Von besonderem Wert ist es, dass sich in letzter Zeit führende Damen der Frauenvereinigungen eingehend mit der Frage beschäftigt haben: Wie muß eine gute Wohnung gestaltet sein? Aus ihrer praktischen Erfahrung in der Haushaltsführung haben sie die Architekten bei der Entwurfsbearbeitung beraten. Ohne dass es eigentlich der Masse unserer Bevölkerung zum Bewusstsein gekommen ist, hat sich in den Jahren nach dem Kriege eine grundlegende Umstellung in der Gestaltung 116
des Wohnungsgrundrisses und in der Anordnung der Wohnhäuser zueinander und im Stadtbilde vollzogen. Die neuen Bauordnungen verhindern den Bau von Seitenflügeln und sonstigen Hinterwohngebäuden; sie fördern den Bau von Ein- und Zwei familienhäusern. Werden im engeren Stadtbezirk mehrgeschossige Vielfamilienhäuser errichtet, so schreiben die Bauordnungen die Anlage weiträumiger Höfe und gut belichteter Wohnungen vor. Die wohntechnischen und städtebaulichen Ver besserungen des Wohnungsbaus sind zwar erreicht; es ist jedoch bisher nicht gelungen, den Wohnungsbau wesentlich zu verbilligen. […] Früher wurde beim Wohnungsbau geistige Arbeit in beträchtlichem Ausmaß vergeudet. Obwohl die zu lösenden Bauaufgaben, nämlich in massenbilligen Wohnungen zu bauen, stets die
Beschaffung von Baugeldern und Hypotheken ausgearbeitet. Um diese gleichartigen, immer wiederkehrenden und daher an sich überflüssigen und unwirtschaftlichen Arbeiten zu vermeiden, ist die Bauwirtschaft in den letzten Jahren dazu übergegangen, für eine große Zahl von Neubauten einheitliche Typenentwürfe aufzustellen und nur nach solchen Typenentwürfen zu bauen. […] Um eine Massenanfertigung bzw. rationelle Fertigung von Bauteilen – Fenstern, Türen, Treppen, Balken, Sparren, Öfen, Spültischen, Badeeinrichtungen usw. zu ermöglichen, ist die Festlegung einheitlicher Formen für diese Bauteile, d. h. die Schaffung sog. Baunormen notwendig.«84 Hanna Löv Hanna Löv hat sich dem Thema Wohnungsnot und »richtiges Wohnen« als Architektin genähert. In ihrem Nachlass befinden sich zeitgenössische Publikationen, die Arbeitsspuren wie Anmerkungen oder Unterstreichungen in Büchern, Aufsatzsammlungen und Zeitungsausschnitte aufweisen. Auch veröffentlichte sie selbst in Architekturund Wohnzeitschriften Beiträge zur Wohnerziehung, wie etwa die »10 Gebote für den Mieter« im Jahr 1930.85 Über »Moderne Bau- und Wohnweise« sprach Hanna Löv 1931 im Rahmen des gleichnamigen Vortrags für den katholischen Frauenbund.86 Auch ihre Texte für die Süddeutschen Monatshefte oder Fach- und Wohnzeitschriften befassen sich mit dem Gegenstand des modernen Wohnens und Bauens.87 Lövs Hauptinteresse in der Phase zwischen den Weltkriegen galt dabei stets der großstädtischen Wohnungssituation. Ihr Fokus lag neben der für die damalige Zeit typischen Wohnerziehung auf einer Architektur, die den Wünschen und Bedürfnissen der Mieter*innen entsprach. Hanna Löv zeigte sich in ihren Texten als Verfechterin einer moderateren Moderne. Den »Fassadenkult«88 des vorangegangenen Jahrhunderts lehnte sie ab und stellte sachliche Forderungen für die Bauhygiene auf. Ausgangspunkt von Lövs Theorien waren nicht das Individuum, sondern die universalen Bedürfnisse der Menschen und die ebenso allgemeingültigen Bedingungen ihres urbanen Lebensumfelds. Danach sollten sämtliche Bereiche des Wohnraums gleichermaßen beleuchtet und belüftet werden, ohne wertende Betrachtung einer möglichen späteren Nutzung.89 Wissenschaftlich untersuchte Vorgaben für eine sinnvolle und gesunde Bauweise sollten beim Bau ganzer Wohnanlagen beachtet werden. Für Hanna Löv war die Grundlage
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gleichen waren, wurde für jeden einzelnen Neubau ein besonderer Entwurf gezeichnet, besondere Berechnungen der erforderlichen Baugelder, Baustoffe und Bauarbeiter aufgestellt und besondere Anträge für die Baugenehmigung und die
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des richtigen Bauens die sorgfältige Planung. Schon bei der Geländeerschließung, der Baublockaufteilung und der Straßenplanung müsste die Architekt*in den Grund-
Abb. 56: Lageplan der Großsiedlung Walchenseeplatz, München, 1928
riss der Wohnungen vor Augen haben – denn Hauptanliegen sollten die richtige Lage und Ausrichtung der Räume sein, um durch »günstige Besonnung und Belüftung aller Wohnräume und mit gesunder Umgebung unter Vermeidung von Staubplage und lästigen Winden«90 gesunden Wohnraum zu schaffen (Abb. 56). Um diese absolute gestalterische Freiheit auf dem Reißbrett gewährleisten zu
können, befürwortete Hanna Löv die Idee der Trabantenstädte. Denn »die radiale Aus dehnung der neuzeitlichen Städte erleichtert die Scheidung von Geschäfts-, Industrieund Wohnvierteln und damit die Bildung einheitlicher, hygienisch befriedigender und vom Verkehr wenig belasteter Wohnteile«.91 Grundsätzlich waren für Hanna Löv Wohnungsbau und Städtebau untrennbar verschränkt. Um für die Wohnungen und Räume optimale Bedingungen zu schaffen, musste das Umfeld passen. Da sie sich für Wohnbebauung außerhalb des Stadtzentrums aussprach, müssten für deren Verkehrsanbindung entsprechend – keinesfalls zu breite – Straßen gebaut werden. Für ausreichend Frischluft in den Siedlungen sollten großzügige Grünflächen sorgen, die sich vom Stadtrand bis ins Zentrum erstrecken. Dadurch sollte die »Verzettelung in kleine, bedeutungslose Rasenfleckchen«92 vermieden werden. Hanna Löv sprach sich gemäß den neuesten Erkenntnissen für eine Ausrichtung der Wohnblöcke in Nordost-Südwest-Richtung aus,93 um so eine gute durchschnittliche Besonnung zu jeder Tages- und vor allem Jahreszeit zu gewährleisten. Jeder Wohnraum sollte mit einem Fenster oder einer anderen Art der Belüftung ausgestattet werden. Dies galt beson ders für Küche und Bad. Hanna Löv kritisierte unzureichende Lösungen ihrer Kollegen: »Der Baumeister soll sozial genug denken, um nicht ein Mädchenzimmer nur von der Treppe belüftbar zu machen, wie es leider in Mustersiedlungen gezeigt wurde. […] Schöpfungen, die fast immer Wohnungen ohne Querbelüftung zeigen, sind zu vermeiden.«94 Trotz aller Sachlichkeit und Wissenschaftlichkeit in der Planung nahm Behaglichkeit der Bewohnenden für Hanna Löv einen weit höheren Stellenwert ein als die architekto nische Verwirklichung der entwickelten Maßstäbe des modernen Zeitgeists. »Im Luftraum würden dem Erwachsenen 10 cbm genügen, aber wir dürfen in dieser Beziehung nicht zu weit gehen. Wir wollen keine Eisenbahnwagenwohnlichkeit schaffen, sondern das behagliche Heim.«95 Ihr Ziel war eine sinnvolle und gleichermaßen wohnliche Grundrisslösung. Unnötiges sollte dabei vermieden und kein Raum v erschwendet werden. Daher sprach sich Löv dafür aus, Flure zu verkleinern, auf Durchgangszimmer zu verzichten und die Raumhöhe von Kleinwohnungen nicht über 2,40 m festzulegen. Die Raumeinsparungen sollten aber trotzdem Räume des Alltagslebens nicht komplett 118
abschaffen. Dazu zählte sie vor allem Küche, Bad und Toilette. Die Wohnküche sah sie als ein Relikt aus Zeiten des Krieges und des Mangels und empfand sie als längst überholt. Für Kleinwohnungen und große Familienwohnungen könne sie sinnvoll sein, für mittelgroße Wohnungen empfand sie Wohnküchen als Zeichen des schlechten Geschmacks. Im Mittelpunkt ihrer Planung stand die bauliche Hygiene. Kein Haus- oder Wohnungstyp solle auf das eigene Badezimmer verzichten – Löv legte sogar eine Mindestgröße für die Waschräume fest. Wie viele ihrer Kolleg*innen befürwortete auch sie die damals üblichen Sparstrategien, wie etwa die Rationalisierung durch Serienherstellung von Bauteilen oder die Typisierung von Grundrissen. Hanna Löv begrüßte gesetzliche Regelungen, die Seiten- und Hinterhäuser verboten und Blockrandbebauung vorsahen. Die so entstehenden Innenhöfe sollten Raum für Spielplätze und andere Orte Die Form eines Baus würde sich, so die Architektin, durch einen guten Entwurf von selbst ergeben. Mit dem Ziel, gesunden und sicheren Wohnraum zu schaffen, hatte sie im Vordergrund ihrer Überlegungen stets den Menschen im Blick, der wohnt und lebt, nicht die Architektur als Selbstzweck. Es liegt daher nahe, dass Hanna Löv in ihren Schriften wiederholt Kritik an der Architektur eines Le Corbusier übte, dessen Ent würfe ihren Vorstellungen völlig zuwiderliefen und dessen formaler Fokus die Bewohnerschaft seiner Bauten zwang, sich an diese gegebene Form anzupassen. Hanna Löv hegte eine tiefe Abneigung gegen eine dogmatische Anwendung der formalen Prinzipien des Neuen Bauens: »Die Neigung zur unsachlichen Übertreibung und Verkünste-
Abb. 57: Blick in den Innenhof der Großsiedlung Walchenseeplatz, 1929
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der Entspannung schaffen.
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lung findet man leider auch noch beim Hausbau.«96 Sie war der Ansicht, dass sich sämtliche »äußeren« Faktoren der Planung, wie beispielsweise die Geländeerschließung, auf die Gestaltung der Wohnung auswirkten. Basierend auf derselben Theorie würde sich aus einem klaren Grundriss eine gute Fassade ergeben. Auf keinen Fall sollte deshalb der Fassadengestaltung zu viel Gewicht beigemessen werden, weil sich dies negativ auf die Grundrissgestaltung auswirken könnte: »Eine Übertreibung der Fenstergrößen, eine zu starke Auflösung der Wandflächen in Glas, was manchmal ›neuen Stil‹ vortäuschen will, ist ebenso unsachlich wie überflüssiger Zierrat.«97 Schlichte Sachlichkeit erzeuge besonders bei den Großsiedlungen die notwendige Ruhe. »Aber wozu monumentale Fassaden, wenn dahinter Menschen auf zweiflammigem Gasherd Nudelsuppe und Kartoffeln kochen und im massengefertigten Bettgestell schlafen gehen? Erster Grundsatz muss stets bleiben: Zweckmäßigkeit, Gesundheit und Wirtschaftlichkeit.«98 Hanna Löv setzte sich auch mit der Frage auseinander, ob sich die Rationalisierungs- Strategien der modernen Architekt*innen überhaupt auf die Vergünstigung der Baumaßnahmen auswirken würden. Die Typisierung von Bauteilen und Bauvorgängen betreffe nur ein Viertel der preisbildenden Faktoren – Bauland, Baugeld, Bauplanung und Baubetrieb – in der Herstellung von Wohnraum.99 Welche Position innerhalb der modernen Architektur nahm Hanna Löv damit ein? Selbst während der Gestaltung einzelner Räume ging sie auf analytische Weise von der Gesamtplanung aus. Damit entsprach und entspricht sie nicht dem Bild der Architektin, die »weiblich« baut – nicht in einer Zeit, in der Frauen sich überwiegend mit Innenräumen beschäftigten oder sich mit der Gestaltung einzelner Wohnbereiche befassten. Hanna Löv wollte bewohnbare Räume schaffen und sich nicht mit formaler Programmatik aufhalten. Durch strukturiertes, ganzheitliches Arbeiten nach den neuesten Erkenntnissen und Standards aller Bereiche, immer die Realität vor Augen, sollten die »richtigen« Gebäude von selbst entstehen. Erna Meyer Vorrangiger Untersuchungsgegenstand der promovierten Ökonomin Dr. Erna Meyer war nicht die Wohnungsnot, vielmehr konzentrierte sich ihre Arbeit auf die zeitgemäße Gestaltung von Küche und Haushalt als Befreiungsakt für die Frau. Als wichtige Fachfrau im deutschsprachigen Raum wurde Erna Meyer in der vorliegenden Arbeit bereits mehrfach genannt, stets im Zusammenhang mit Projekten, die sie betreut hatte. Ihre Expertise und Reputation gründeten auf ihrem fundierten Werk als Autorin und Herausgeberin auflagenstarker Fachzeitschriften, Bücher und Kalender, die sich mit der Systematisierung und Organisation des Haushaltes beschäftigten.100 Ihr außerordentlich erfolgreiches Buch Der Neue Haushalt – Ein Wegweiser zur wirtschaftlichen Haushaltsführung erschien von 1925 bis 1932 in 41 Auflagen.101 Ab 1929 verlegte Erna Meyer die Zeitschrift Neue Hauswirtschaft, die als eigenes Genre weder als Frauenzeitschrift noch als Fachzeitschrift einzuordnen ist. Hier wurden beispielsweise neue Bauwerke und Architekturausstellungen besprochen, aber auch praktische Wohntipps gegeben (Abb. 58).102 120
Abb. 59: Münchner Küche, um 1928
In einem regen Briefwechsel mit J. J. P. Oud tauschte sich Erna Meyer über Architekturfragen aus.103 Es ist hier gut abzulesen, wie im Zentrum ihrer Ideen stets die Arbeitserleichterung für die Frauen stand – aus zwei Beweggründen. Einerseits wollte Meyer den Frauen über den Weg der ergonomischen, zeitsparenden Gestaltung ermöglichen, sich auch geistigen Tätigkeiten zu widmen, und andererseits schlicht die Volkswirtschaft ankurbeln: »Wenngleich nämlich auf Grund meiner zwölfjährigen Tätigkeit als Hausfrau, die ich viele Jahre neben einem außerhäuslichen Beruf ausübte […], so bleibt doch die Tatsache bestehen, daß der Haushalt eine seiner Eigenart entsprechende schematische Behandlung dringend notwendig, bisher aber nicht erfahren hat. […] Denn solches Wagnis ist heute nötig für uns Frauen, wir können nicht länger warten, bis Wissenschaft und Technik sich unser annehmen. So sind wir gezwungen, zur Selbsthilfe zu greifen.«104 Meyer konzipierte Küchen für Wohnausstellungen und Versuchssiedlungen der RFG, sie beriet Herstellerfirmen und war beteiligt an der Entwicklung dreier wegweisender Küchensysteme der 1920er-Jahre, der »Frankfurter«, der »Stuttgarter« und der »Münchner Küche« (Abb. 59).105 Der Titel eines Sonderhefts für den Ullstein-Verlag106 trug ihren Schlachtruf in die Wohnstuben der Leserinnen: Macht Euch endlich frei – von der Haushalt–Sklaverei. Der vereinfachte Haushalt und wie man ihn zeitgemäß führt. Hausfrauen, der halbe Tag gehört Euch! Die grafische Gestaltung des Titelblatts unterstrich die Forderungen durch die Fotomontage einer jungen Frau. Eine Körperhälfte zeigt sie in Schürze, geblümtem Ärmel und ordentlichem Haar in einem Topf rührend, die andere Hälfte bildet eine mondäne Dame mit verschleiertem Hut, Lederhandschuhen und einem avantgardistischen Kleid ab, die Hand selbstbewusst in die Taille gestützt. Sogar die Hintergrundfarben betonen den Kontrast der beiden Seiten im Leben der Frau: Eine Hälfte leuchtet in Blau, die andere in Gelb. Dabei ging es Meyer keineswegs darum, die Frau aus dem Haus zu holen, sondern mehr Wirtschaftlichkeit und besonders Praktikabilität in die neuen
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Abb. 58: Titelseite NHW, 1932/8.
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Wohn- und Arbeitsbereiche hineinzubringen. »Haushalt führen, das bedeutet für viele immer noch so etwas wie: Krieg führen. Unter einer guten Hausfrau stellt man sich daher zumeist ein geplagtes Wesen in dauernder Kampfstellung vor.«107 Plakativ und mit drastischen Worten ging die Ökonomin gegen die totale Erschöpfung der Frauen vor. Meyers Ziel war es, mit weniger kräftezehrenden Methoden ein positives und befriedigendes Gefühl durch die Betätigung im Haushalt zu erreichen. Durch die stringen te Organisation, die »richtige Regierung des Kleinstaates«,108 sollte die Hausfrau genügend Freiraum für sich schaffen. Meyer kämpfte unter anderem dafür, den Sonntag auch für die Frauen als arbeitsfreien Tag zu etablieren, waren die Frauen doch durch Kinderbetreuung und Zubereitung des Sonntagsbratens oft an diesem Tag besonders gefordert. Sie empfahl, passend zur Wohnungsgestaltung, den veralteten Ritus abzuschaffen, und plädierte für die Verschiebung des Festessens auf einen anderen Tag, beispielsweise Samstag.109 Meyer trat auch für den Feierabend für die Hausfrau ein, nach vollendetem Tagwerk sei »Arbeiten nicht erlaubt; wenn unbedingt nötig, leichte Näherei. Lieber Lesen, Radio hören«.110 Im Rahmen der Bauausstellungen arbeitete sie mit den Vertretern der Avantgarde. Wie auch Hanna Löv vertrat sie prinzipiell eine »leb bare« Moderne: Meyer lobte die Konzepte der Bauhäusler, warnte aber vor einer »Wartesaal- Ästhetik«.111 Zwar erleichterten die neuen Grundrisse den Küchenalltag und die neue Innenraumgestaltung die Reinigung, Erna Meyer war indes realistisch genug zu verstehen, dass diese neuen Wohnungen nicht für alle finanziell erreichbar sein würden. Sie beschrieb daher, wie die schon vorhandene und eingerichtete Wohnung sinnvoll verändert werden konnte. Sie sollte massiv entrümpelt werden, die Möbel umgestellt und besonders in der Küche die Schränke nach funktionalen Kriterien umgeräumt werden. Ähnlich der Herangehensweise der Architekten war es ihr Anliegen, allgemeingültige Regeln für die wirtschaftliche Gestaltung des Haushaltes aufzustellen. Dies gelang ihr, indem sie die verschiedenen Haushaltsaufgaben einzeln betrachtete, wissenschaftlich analysierte und auf ihre Praktikabilität überprüfte. Sie versuchte in der Folge, die einzelnen Arbeitsschritte ähnlich der industriellen Produktion zu optimieren. Diese sollten dabei allgemeingültig aufgebaut sein, für alle Frauen, egal wie sie arbeiteten. Viele hilfreiche neue Elektrogeräte kamen auf den Markt, die jedoch in der Anschaf fung nur für eine kleine Gruppe von Frauen erschwinglich waren. Deshalb setzte sich Meyer dafür ein, dass einfache und preisgünstige Haushaltshelfer entwickelt werden sollten: »Ein Idealbesen, eine genial ersonnene Kochplatte können tägliche Glückspender werden.«112 Und ihr Ruf nach Anerkennung des Berufsbilds »Hausfrau« hallt bis heute, vergeblich, nach: »Geradeso wie der Fabriksaal oder die Werkstätte für den Arbeiter, das Büro für den Kaufmann, ist die Wohnung die Arbeitsstätte für die Hausfrau.«113 Im Gegensatz zu den anderen Küchenplanern sah sie sich auch selbst als Teil der Zielgruppe. Erna Meyer war daher bei Nutzerinnen und Architekten gleichermaßen beliebt. Erna Meyer und Hanna Löv verbindet ihre stilistische Heimat in der Moderne und auch das Zugrundelegen eigener Wünsche, Erfahrungen und Vorstellungen für ihre Wohn-Projekte.114 Die Architektin Margarete Schütte-Lihotzky verfolgte eine wesentlich sachlichere Herangehensweise an die Küche und nannte ihren Entwurf schlicht »Kochlabor«. Kinderlos und berufstätig teilte sie sich, nach eigener Aussage ganz selbstverständlich, den Haushalt mit ihrem Mann, eine Situation, die Löv und Meyer so nicht vorfanden. 122
Lotte Willich Lotte Willich war Sozialarbeiterin und Vorsitzende des Instituts für soziale Arbeit in München, außerdem Mit-Initiatorin der Frauenspende für das Deutsche Museum, in deren Zusammenhang ihre Bekanntschaft mit Hanna Löv entstand.115 Willich kannte die tatsächliche Wohnsituation der Menschen aus der täglichen Arbeit mit Familien – ihre Beobachtungen veröffentlichte sie in Kulturzeitschriften wie den Süddeutschen Monatsheften116 sowie im Vorwort eines bayerischen Kochbuchs.117 Auf der Aufwertung und der Verbesserung der hauswirtschaftlichen Situation von Frauen lag ihr Hauptaugenmerk. Dass diese dabei auf die Unterstützung des Hausherren verzichten mussten, war für Lotte Willich eine Tatsache:
nur durch ihre Umsicht können Gesundheit und Wohlbehagen, Wohlstand und Wohlfahrt, Sitte und Anstand in der Familie gefördert werden.«118 Sie beschrieb, wie wichtig die Grundvoraussetzung einer guten Ausbildung für einen gut geführten Haushalt sei, nämlich »ernste eingehende Belehrung und sorgfältige Vorbildung«.119 In die Diskussion um das Wohnen konnte sich Lotte Willich als eine der wenigen Praktiker*innen einbringen, führte sie ihre Arbeit doch ständig in die Wohnungen der »normalen« Leute, wo sie erleben konnte, wie in der »richtigen« Wohnung dennoch »falsch« gewohnt wurde. Als Beispiel für die Diskrepanz zwischen architektonischer Planung und der Nutzung durch die Bewohnenden diene das Thema Frischluft, das von allen zeitgenössischen Architekt*innen in der Planung bedacht wurde. Lotte Willich beobachtete, wie die ausgearbeitete Durchlüftung der modernen Wohnungen durch die Mieter verhindert wurde, indem sie die Fenster nicht öffneten. Da die Fensterbretter als Abstellflächen missbraucht wurden, war der Öffnungsradius der Fensterflügel nach innen blockiert. Auch die ursprünglich geplante Durchsonnung wurde durch das Anbringen von dichten Vorhängen verhindert. Überhaupt wurden die gemäß den Maximen des modernen Bauens lichten und leeren Wohnungen mit »mit unnötigem Tand und Staubfängern«120 gefüllt. Jede der neuen Wohnungen wurde standardgemäß mit einem Badezimmer, einer praktischen Küche und technischen Geräten ausgestattet. Leider nutzten die Bewohner*innen die neuen Errungenschaften nicht wie vorgesehen. Willich beschrieb, dass Badewannen häufig als Mülleimer oder Stauraum genutzt wurden und stattdessen das Waschbecken in der Küche der Körperpflege aller dort Wohnenden diente. Die Haushaltsgeräte würden geschont und »sofern sie überhaupt vorhanden sind – nur zur Dekoration aufgestellt«.121 Zudem würden sämtliche Rohre verstopfen. Lotte Willich dokumentierte anschaulich, wie die Menschen lebten und betonte damit, dass die »richtige« Architektur allein nicht ausreiche, um sie auch »richtig« zu bewohnen. Alle Theorien der 1920er-Jahre legten eine zweigleisige Lösung der Wohnprobleme zugrunde. Zum einen musste neuer Wohnraum (und das so schnell wie möglich) ge-
Viertes Kapitel Eine Architektin in der Weimarer Republik und der Siedlungsbau der 1920er- und 1930er-Jahre
»Wohl in keinem Berufe finden wir Pflichten so vielseitiger Art und Menge beisammen wie im Berufe der Hausfrau und Mutter. Es scheint uns naturgemäß, dass die Führung des ganzen Hauswesens nur in den Händen der Hausfrau liegt und dass sie mit diesen Pflichten eng vertraut ist. […] Unendlich viele Faktoren hängen von dem Können, von dem Schaffen und Walten der Führerin des Haushalts ab, denn
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Abb. 60: Blick durch das Tor Großsiedlung Walchenseeplatz, München 1929
schaffen und zum anderen die Wohnerziehung der Menschen forciert werden. Der zentralen Bedeutung eines deutschlandweiten Wohnproblems wollte auch durch die rege Beteiligung von Architekt*innen an der Suche nach Lösungsansätzen Sorge getragen werden. In der Folge entstanden landesweit Beiträge zum Neuen Bauen: »Neben den allseits bekannten Zentren des progressiven Architekturgeschehens – Berlin, Dessau oder Frankfurt, rücken Nebenschauplätze in den Blick, deren Anteil am Neuen Bauen der 20er Jahre erst beim genaueren Zusehen deutlich wird.«122 Insbesondere im Rahmen des sozialen Wohnungsbaus konnte über den »Neubau von Wohnungen mit öffentlichen Subventionen (Hauszinssteuer)«123 Wohnraum im großen Stil entwickelt und produziert werden. Jede größere Stadt stellte zu diesem Zweck ein eigenes Programm mit eigenen Wettbewerben auf. Im folgenden Kapitel soll das Wohnungsbauprogramm der Stadt München genauer beschrieben werden, das auch im Œuvre Hanna Lövs eine zentrale Rolle einnahm.
Das Münchner Wohnungsbauprogramm (1927–1930) Vereinfachung und Beschleunigung – diese Schlagworte waren der Zielsetzung der modernen Architekten eingeschrieben. Die allgemeine Wohnungsnot konnte wohl auf keinem anderen Weg bewältigt werden als durch finanzielle Einsparungen bei der Erbauung und in Konsequenz einer günstigen Miete für Privatpersonen. Ein Ziel der Ver124
suchssiedlungen der 1920er- und 1930er-Jahre war es daher, die einzelnen Elemente der Gebäude und auch der Innenarchitektur und der Möbel so zu entwerfen, dass eine preiswerte und einfache Herstellung in Serie möglich war. In diesem Kapitel geht es nun um die »münchnerische« Lösung der Wohnungsnot,
Lövs Kollege Heinz Moll. Finanziert wurde die GEWOFAG aus Mitteln des Sonderbauprogramms, deren Mittel durch den Münchner Oberbürgermeister Scharnagel mithilfe zweier großer Auslandsanleihen gesichert werden konnte.127 Unter ihrer Regie wurden zwischen 1928 und 1930 schließlich insgesamt fünf Siedlungen realisiert.128 Hanna Löv nahm an den jeweiligen Wettbewerben teil – die Großsiedlung Walchenseeplatz mit fast 900 Wohnungen wurde nach ihrem Siegerentwurf errichtet. Als eines ihrer Hauptwerke soll dieses Projekt später noch genauer betrachtet werden (Abb. 60). Anders als in anderen Städten betonte das Münchner Bauprogramm die Förderung des heimischen Handwerks, auf Maschineneinsatz oder Montagebau auf den Bau stellen sollte weitestgehend verzichtet werden. Aufträge sollten sich auf in München ansässige Firmen und Architekten gerecht verteilen. Die Bestimmungen sahen auch vor, durch Großbestellungen von Baustoffen, Typisierung und serielle Fertigung von standardisierten Bauteilen die Baukosten deutlich zu senken.129 Die Rechtsform der GEWOFAG war als gemeinnützige Stiftung eingetragen, sodass Gewinnmöglichkeiten komplett ausgeschlossen waren. Zudem bestimmte die Stadt die Mieten.130 Für die Forschung an der Wohnsiedlung kamen Methoden sehr unterschiedlicher Disziplinen zur Anwendung, und so wurden zusätzlich zur Untersuchung von Techniken und Materialien zunächst auch Umfragen unter der Münchner Bevölkerung, später dann unter der Bewohnerschaft der Versuchswohnungen durchgeführt.131 Im München der 1920er-Jahre herrschte »fast dauernd Wohnungsmangel, insbesondere hinsichtlich bestimmter Wohnungsgrößen«.132 Für Bauunternehmer war es ohne Förderung nicht rentabel, in den Bau kleiner Wohnungen zu investieren, eine Ausstattung mit fließendem Wasser und Sanitärbereich war zu teuer. Dazu kam die börsenpsychologische Erfahrung, dass in wirtschaftlich schlechten Zeiten lieber in Industriewerte als in Aktien der Bauwirtschaft investiert wurde. Schon 1898 initiierte der Arbeiterwahlverein der Zentrumspartei gemeinsam mit den katholischen Arbeitervereinen auf eigene Kosten eine Wohnungserhebung, in der etwa 2.000 Familien besucht und ihre Wohnsituation erfasst wurden: »Das Wohnungselend der Minderbemittelten in München«.133 Man hatte schon während des Ersten Weltkriegs festgestellt, dass eine behördliche Kontrolle der Wohnungswirtschaft dem Mangel an Wohnraum entgegenwirkte. Ein entsprechender gesetzlicher Rahmen wurde schließlich kurz nach dem Ende des Kriegs
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die bis heute mit dem Leiter des Wohnungs- und Siedlungsreferats Karl Preis124 verbunden wird. Der Stadtrat Karl Preis beschäftigte sich in diversen Abhandlungen intensiv mit der Münchner Wohnungsnot nach dem Ersten Weltkrieg.125 Seine Denkschrift aus dem Jahr 1927 »leitete die neue Ära des kommunalen Wohnungsbaus in München ein«.126 Darin stellte Preis die Weichen für das Münchner Wohnungsbauprogramm, welches vorsah, innerhalb von drei Jahren 12.000 neue Wohnungen zu bauen. 1928 wurde die geeignete Organisationsform gefunden und die »Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG München« (GEWOFAG) gegründet, deren Vorsitz im Aufsichtsrat Karl Preis übernahm. Mitglieder waren unter anderem auch Robert Vorhoelzer und
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mit der Wohnungsmangelverordnung Anfang 1919 festgelegt. Der Wohnungsmarkt konnte den Massen kaum standhalten. Tausende Kriegsheimkehrer brauchten dringend Wohnungen, die Eheschließungsziffer stieg sprunghaft an und verdoppelte den Bedarf an Familienwohnungen. Es war unmöglich, diesen Bedarf zeitnah zu decken – zumal die Bauwirtschaft völlig brachlag. Als kurzfristige Interimsmaßnahme wurde für die erste Zeit nach dem Krieg die Einrichtung von Massenunterkünften beschlossen. Dar über hinaus reglementierte die Baumittelsperre 1916, dass nur Bauwerke entstehen konnten, »die in irgendeiner Form dem unmittelbaren Kriegsbedarf dienten«.134 An dieser Stelle sei der Architekt und am Wohnungsbauprogramm von Karl Preis beteiligte Paul Liebergesell zitiert, wie er die ausweglose Situation 1927 beschreibt: »Nun gibt es seit Kriegsbeginn, also seit zwölf Jahren, keine freie Bautätigkeit mehr. Nach zehn Jahren ohne Neuschaffung trat der Bedarf zu einer Zeit ein, wo der Kapitals- und Geldmarkt durch Krieg und Inflation völlig vernichtet, Deutschland verarmt war.«135 Obwohl scheinbar jedes Schlupfloch bewohnt wurde, war die Stadtverwaltung gezwungen, immer noch obdachlose Menschen in Massenunterkünften unterzubringen: »Im Dezember 1918 und in den ersten drei Monaten des Jahres 1919 [wurden] zusammen rund 8.500 Personen, in der Regel in Brauereien, untergebracht. Auch Hotelzimmer wurden für diese erste Zeit zur Verfügung gestellt.«136 Nach dem Krieg gab es mehr alleinstehende und kinderlose Frauen als je zuvor, die alle eine Wohnung benötigten. Im Jahr 1925 wurde jede 14. Wohnung in München von mindestens drei Personen pro Raum bewohnt. Um das aus der Wohnungsnot resultierende Leid zu lindern, verfolgte die Stadt verschiedene Strategien. Insbesondere Kinder und Jugendliche aus prekären Verhältnissen sollten wenigstens außerhalb des heimischen Wohnraums bessere Verhältnisse vorfinden. Der Münchner Stadtrat und Funktionär katholischer Arbeitervereine Michael Gasteiger forderte 1927 in seinem Aufsatz »Wie steht es in München«, die Kinder wenigstens während des Tages gut und gesundheitsförderlich zu versorgen, um die teilweise elenden Wohnverhältnisse abzufedern. Zu diesen Maßnahmen sollte auch gehören, die Kinder in sauberen und freundlichen Räumen zu unterrichten und mit einem einfachen Mittagessen zu versorgen. Hallenbäder und öffentliche Parkanlagen würden außerdem genügend Bewegung und Frischluft bieten. »[T]äglich etwa 5.000 Kindern [soll] die Wohnungsnot im elterlichen Heim […] eini germaßen erleichtert werden. Auch 2 Lesehallen und 9 Kinderlesehallen […] helfen bei nützlicher Unterhaltung in angenehmen Räumen wenigstens für Stunden über düstere Wohnverhältnisse hinweg.«137 Gasteiger mahnte, dass elf von hundert Münchner*innen in überfüllten Wohnungen lebten und private Initiativen besonders für Kleinstwohnungen und für Großfamilien fehlten. Der Staat müsse sich daher in die Wohnungsbeschaffung einschalten.138 Als Mitbegründer des Vereins für Volkswohnungen und Leiter der Pressestelle des Katholischen Caritasverbands139 war er der Ansicht, dass beim Bau von Kleinstwohnungen sowohl das Bauwesen als auch die Mieten unter die Kontrolle der öffentlichen Hand zu bringen seien. Denn nur so könne sichergestellt werden, dass Bedürftige sich eine Wohnung auch leisten konnten. Als weiteren positiven Aspekt der Kontrollen empfand er die Möglichkeit, das »richtige« Bewohnen der Wohnungen überprüfen 126
zu können.140 In München konnten im Rahmen des Wohnungsbauprogrammes schließlich Wohnungen aus öffentlichen Mitteln finanziert und nicht zuletzt durch die Begünstigung der neu gegründeten gemeinnützigen Baugenossenschaften errichtet werden. Exkurs: Lösungen zur Bekämpfung der Wohnungsnot in anderen Städten Alle deutschen Großstädte hatten in der Zeitspanne zwischen den Weltkriegen mit ungekannter Wohnungsnot zu ringen. Eine Verbesserung der prekären Lage der Bevölkerung schien nicht in Sicht, städtische und staatliche Notstandsprogramme mussten ins Leben gerufen werden. In den Kommunen der größeren Städte setzten sich in den Bauämtern engagierte Architekten für den sozialen Wohnungsbau ein, indem sie Siedlungsflächen auswiesen, Großsiedlungen planten und ausführten. In München Stadt-
Städten? Wie sehr hingen sie von den einzelnen Stadtbauräten ab? Im Folgenden werden die Situationen und Lösungsansätze für die beiden Städte Frankfurt a. M. und Berlin betrachtet. In Berlin zählten zu den »überbevölkerten« Wohnungen solche, in denen pro Raum mindestens sechs Personen lebten. Auch wenn bereits vor dem Krieg unzählige Unterkünfte auf diese Art genutzt wurde, verschlimmerte sich die Lage während und nach Ende des Krieges – einerseits durch die Verfügung des Baustopps, andererseits aufgrund der Heimkehr einer riesigen Zahl von Militärangehörigen. In einem Berliner Haus jener Zeit lebten durchschnittlich 75 Personen. Die sogenannte »Behausungsziffer« wies damit »einen traurigen Weltrekord im internationalen Vergleich europäischer und amerikanischer Großstädte auf«.146 Im Gegensatz zu München, wo erst 1927
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rat Karl Preis, in Frankfurt a. M. Ernst May und Martin Elsaesser, in Hamburg Fritz Schumacher und in Berlin Martin Wagner, der von 1926 bis 1933 als dortiger Stadtbaurat tätig war.141 Auf Druck der Arbeiterparteien und der Gewerkschaften förderte der Staat mit erheblichen Investitionen den Wohnungsbau und wurde »zum größten Wohnungsbaufinanzier«.142 Gemeinnützige Wohnungsbaugesellschaften errichteten Wohnungen, und Vereine wie die Reichsforschungsgesellschaft für die Wirtschaftlichkeit im Bau und Siedlungswesen (RFG) erforschten die Rationalisierung und Typisierung. »Verstärkt untersuchen Sozialforscher, Ärzte, Politiker, Architekturtheoretiker und Architekten die Wohnsituation, das Wohnverhalten und die Wohnungsnutzung von Arbeitern.«143 In dieser Frühphase des sozialen Wohnungsbaus von 1919 bis 1933 entstanden etwa 2,83 Mio. Wohnungen in Deutschland. Grundvoraussetzung für die extensive Bau tätigkeit war die Finanzierbarkeit solcher Vorhaben, welche wiederum nur durch ein intaktes Kreditwesen gewährleistet werden konnte.144 Auf der Seite der Bauträger entstanden neue Organisationsformen. Sie konstituierten sich aus Behörden, Genossenschaften, Selbsthilfevereinen und gemeinnützigen Wohnbaugesellschaften, deren Trägerschaften wiederum ganz unterschiedlich zusam mengesetzt waren. Bei einigen dieser Gesellschaften fungierten die Länder als Gründer, als Träger und gleichzeitig als Gesellschafter. Auch mächtige Organisationen wie Beamtenverbände oder Gewerkschaften etablierten solche Wohnbaugesellschaften. Der Werkwohnungsbau schließlich diente »als dritte Säule der gemeinnützigen Wohnungswirtschaft am Förderungsprogramm«.145 Unterschieden sich die Strategien zur Lösung des Problems in den verschiedenen
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mit Karl Preis an einem allgemeinen Programm gearbeitet wurde, existierten in Berlin bereits seit Jahrzehnten gemeinnützige Wohnungsunternehmen: »Die Grundzüge des Wohnungsgemeinnützigkeitsrechts finden sich bereits im Reichsgenossenschaftsgesetz von 1889 sowie in einem gemeinsamen Erlass der Preußischen Minister, der 1901 an die Regierungspräsidenten ging.«147 Bis zum Ersten Weltkrieg bauten diese Genossenschaften 125.000 Wohnungen ohne staatliche Hilfe. Dennoch schätzte man 1919 den Wohnungsfehlbestand in Deutschland auf eine Million und erwartete gar einen weiteren Bedarf an 900.000 Wohnungen wegen kriegsbedingt aufgeschobener Eheschließungen in den ersten beiden Jahren nach dem Ersten Weltkrieg. Es hätte eines Wohnungsbauvolumens von acht Jahren, gemessen an der Vorkriegszeit, bedurft, um nur die drängendsten Grundprobleme zu beheben – ohne dass im Rahmen dieses Programms auch nur eine einzige der miserablen Hinterhof-Wohnungen der Vorkriegszeit verbessert oder gar ersetzt worden wäre. Denn gerade diese Wohnungen mussten in den Großstädten weiterhin den Kern der Wohnraumversorgung bilden, der Abriss baufälliger Wohnungen stand dabei unter Strafe. Noch im letzten Kriegsjahr bildete der Verein deutscher Ingenieure in Berlin einen »Normenausschuss«, der für die wichtigen Bauteile »technisch einwandfreie Normenzeichnungen«148 festlegte – eine der Voraussetzungen für die günstige serielle Herstellung von Komponenten. Unmittelbar nach dem Ersten Weltkrieg fiel auch der Startschuss des sozialen Wohnungsbaus mit der Verabschiedung einer Reihe gesetzlicher Grundlagen. 1918 und 1919 wurden Verordnungen zur Behebung der dringendsten Wohnungsnot und zur öffentlichen Wohnraumbewirtschaftung erlassen. Es folgte das preußische Wohnungsgesetz und 1920 das »Reichsheimstättengesetz«.149 Schließlich kam 1924 noch die von Martin Wagner initiierte Hauszinssteuer hinzu. Die Steuer war eine Art Lastenausgleich für den staatlichen sozialen Wohnungsbau, den Eigentümer von vor dem Krieg erworbenen Immobilien entrichten mussten. Wohneigentum und Grundstücke hatten nämlich während der Inflation nicht an Wert verloren, darauf liegende Hypotheken hingegen schon. Während seine Vorgänger meist die Errichtung einzelner Prestigebauten zu ihrer Dienstaufgabe erhoben, g ehörte Wagner zu den ersten Stadtbauräten, die sich mit Städte- und Siedlungsbau auseinandersetzten. Mit den Versuchen, zur Massenfertigung geeignete Bauteile herzustellen und eine Normierung von Einzelteilen durchzusetzen, hoffte er, auch den Innenausbau effizienter und günstiger gestalten zu können, denn die geschätzten 300.000 neuen Wohnungen mussten ja schließlich mit Fenstern, Türen und Heizung ausgestattet werden: »Auch werden etwa 3 Millionen Fenster und Türen, 300.000 Herde, 600.000 Öfen usw. benötigt. Es kann nicht bestritten werden, dass die Massenherstellung dieser großen Zahl von Bauteilen nach den Normenentwürfen des deutschen Normenausschusses, d. h. nach einigen wenigen Musterblättern, wesentlich billiger ist als das alte Verfahren, nach dem die erforderlichen Fenster und Türen jedes Mal besonders gezeichnet und einzeln angefertigt werden. Die Verwendung von Baunormen bietet außerdem die Gewähr für technisch einwandfreie Bauteile.«150 Da alle Wohnungsprogramme zusammen nicht ausreichten, um des Berliner Problems Herr zu werden, wurden 1928 weitere Mittel bewilligt, nämlich 128
»außerhalb des normalen Wohnungsprogramms 15 Millionen Mark zur Errichtung von etwa 2.100 Whg. durch städt. Gesellschaften auf städt. Gelände […], und zwar mit der Maßgabe, die Wohnungen ohne Inanspruchnahme von Hauszinssteuermitteln zu errichten.« Schon eine 1½-Zimmerwohnung mit Küche und Bad bedeutete für eine vierköpfige Familie in dieser Zeit eine starke Verbesserung. In Frankfurt a. M. kümmerten sich ab 1925 Ernst May151 und Martin Elsaesser152 gemeinsam um die Wohnungsnot der Stadt. Mays Strategie griff auf die typischen Muster der industriellen Ära zurück – Typisierung und industrielle Fertigung. Seine Leistungen für das »Neue Frankfurt« und die Frankfurter Großsiedlungen waren so immens, dass die Zeit als Stadtbaurat von fünf Jahren in seinem sonst auch sehr be-
ein und berief sich für die Fassadengestaltung auf konstruktivistische Vorbilder aus zeitgenössischer Malerei und Grafik. Die Einfamilienhäuser mit Garten waren rau verputzt und mit einem Flachdach versehen. Der visionäre Stadtplaner beschrieb in einem Artikel für die Süddeutschen Monatshefte die Schädlichkeit des Platzmangels,157 in dem er vor gesundheitlichen Folgen wie der Verbreitung von Tuberkulose oder Geschlechtskrankheiten und einer erhöhten Säuglingssterblichkeit sowie einer Zunahme an Sittlichkeitsdelikten aller Art warnte. Als Stadtbaurat teilte er Hanna Lövs Auffassung und bevorzugte den Bau von Siedlungen außerhalb des Stadtkerns zur »Auflockerung des Stadtbildes«.158 Nach mo-
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deutenden Œuvre eine herausgestellte Position einnimmt. Als gebürtiger Frankfurter war May dem amtierenden Oberbürgermeister Ludwig Landmann,153 dem ehemaligen Dezernenten für Wirtschaft, Wohnungswesen und Verkehr, bekannt und wurde von ihm persönlich mit der Aufgabe betraut. Landmann war der Ansicht, dass für den Städtebau ein großes, ganzheitliches Programm nötig sei, nur brauchte er dafür einen Architekten, der seine Vision zeichnerisch umsetzen konnte. Landmann besetzte die Stelle mit zwei Architekten: einem, der groß plante, nämlich May, und einem, der entwerferisches Feingefühl hatte, das war Elsaesser. Das »Neue Frankfurt« stützte sich dabei auf vier Pfeiler: Oberbürgermeister Landmann, die beiden Architekten May und Elsaesser und den Wirtschaftsdezernenten Bruno Asch.154 Ernst May übernahm das neu geschaffene Großdezernat, ein Großstadtsiedlungsamt, und erarbeitete einen Generalplan für das gesamte Stadtgebiet. Sämtliche aufgenommenen Freiflächen wurden einer bestimmten Nutzung zugerechnet oder für eine Bebauung freigegeben. »Der Plan wurde ab 1926 immer aktualisiert und angepasst und mündete im Flächenverteilungsplan vom März 1930.«155 Schon 1925 legte man die drei großen Siedlungen Niddatal, bestehend aus Praunheim mit 764 Wohnungen, Römer stadt mit 1.500 Wohnungen und Ginnheim mit 84 Wohnungen fest. Außerdem die Riederwaldkolonie, die Rotenbuschsiedlung, den Bornheimer Hang mit 1.496 Wohnungen und die Bruchfeldstraße Niederrad mit 650 Wohnungen.156 Im Gegensatz zu München, wo Trabantenstädte die größtmögliche bauliche Freiheit für perfekte Siedlungen nach modernsten Standards, einschließlich ihrer Anbindung mit neuen Trassenverläufen, eröffneten, versuchte May in Frankfurt, den Stadtrand abzuschließen. Lücken im Saum sollten durch Bebauungen geschlossen werden, was umso mehr eine Anpassung an die topografischen Gegebenheiten verlangte. Der Baustil der Siedlungen war zwar nicht radikal modern – doch May setzte starke Farben
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dernsten Erkenntnissen sollte die Typenbauweise mit optimierter Gestaltung gefördert werden, da sie die einzige Chance auf eine Verbilligung des Wohnungsbaus darstellte. Was May »Städtebau« nannte, war die schnelle Produktion gesunder sicherer Wohnun gen für die »Minderbemittelten«. Im nachfolgenden Kapitel werden nun Münchner Wohnsiedlungen behandelt, an denen Hanna Löv beteiligt war, sei es lediglich in der Mieterbetreuung, sei es mit einzelnen Entwurfsdetails oder, im Fall der Siedlung am Walchenseeplatz, sogar als Wettbewerbsgewinnerin und mit dem Gesamtplan betraut. Löv war mit dem Thema Siedlungsbau im Rahmen ihrer Tätigkeit bei der OPD befasst und plante an Postämter angeschlossene Siedlungen für Postbeamte sowie Mustersiedlungen des Münchner Wohnbauprogramms. Die Architektin nahm aber auch außerhalb ihres Dienstverhältnisses an Wettbewerben teil. Die anschließende Auflistung ist in chronologischer Reihenfolge verfasst. Versuchssiedlung Arnulfstraße In zeitgenössischen Fachartikeln und in den Berichten der Reichsforschungsgesellschaft sowie der Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge AG wird die Versuchssiedlung der Baugenossenschaft des Post- und Telegraphenpersonals in München und Ober bayern eG beschrieben. Des Weiteren dient das Projekt in der heutigen Rezeption als bedeutendes Beispiel des gemeinnützigen Siedlungsbaus in München während der Weimarer Republik.159 Die Münchner OPD meldete 1927 bei der RFG die Planung von 326 Klein- und Kleinst wohnungen auf posteigenem Gelände an (Abb. 61).160 Das Projekt, für das das Hochbauamt der OPD mit Entwurf und Bauleitung beauftragt war, wurde von der Stadt München und dem Bayerischen Staatsministerium für Soziale Fürsorge bezuschusst. Aus dem Versuchsprogramm der RFG geht hervor, dass Robert Vorhoelzer die Projektleitung übernahm, Walter Schmidt die Entwurfsplanung, während Regierungsrat Magnus Meyer Bauleitung, Versuchsanordnung etc. innehatte.161 Die Architekt*innen hatten für die Versuchssiedlung besondere Freiheiten, weil »für diese Siedlung ausnahmsweise die baupolizeilichen Befugnisse der Oberpostdirektion«162 übertragen wurden. Die üblichen technischen Untersuchungen der Materialien und Teile durch Ingenieure wurden vom Laboratorium für Physik der TH München ausgeführt.163 Schon im folgenden Jahr 1928 wurde ein Abschnitt mit 114 Wohnungen realisiert. »Ausgehend von nur zwei Wohnungsgrößen wurden neue Bauarten für Umfassungswände, Trennwände und Decken in bautechnischer und bauphysikalischer Hinsicht erprobt, geprüft und hinsichtlich der Preise verglichen.«164 Um valide Vergleiche erstellen zu können, wurden einige Gebäude in konventioneller Bauweise ausgeführt, die als Vergleichsgruppe dienten. Unter den neunzehn Häusern des ersten Bauabschnitts waren »sieben Häu-ser mit verschiedenen Konstruktionen der Außenwände, im Übrigen vollkommen gleichartig [...], vier Häuser mit verschiedenen Deckenkonstruktionen, im Übrigen vollkommen gleichartig«.165 Aufgabe der RFG war es, Methoden zur Einsparung zu erforschen, wie etwa durch die Verwendung neuer Materialien oder Standardisierung einzelner Bauteile, mit dem Ziel, die effektiven Minderkosten beim Bau am Ende an die Wohnbaugesellschaften weitergeben und somit günstigere Mieten erreichen zu können. Mit den technischen Neuerungen sollte auch das Wohnverhalten der Mieterschaft erforscht und, wenn möglich, optimiert werden. 130
Die Versuchswohnungen als auch deren Bewohnende sollten sich an den modernen Lebensstil anpassen, die experimentell gewonnenen Erkenntnisse in die späteren Entwurfspläne mit eingearbeitet werden (Abb. 62). Für die Küchengestaltung bedeutete das, unter Verzicht auf die »gute Stube« einen Raum zu schaffen, der sich an den tatsächlichen Bedürfnissen einer Familie orientierte. Die Innovation des Münchner Modells war nämlich, dass die Planer als Gegenentwurf zur »Frankfurter Küche« keine »taylorisierte« Laborküche konstruieren wollten, sondern eine Wohnküche. Eine gut durchdachte Kochnische wurde mit einer Glasscheibe vom Wohnraum abgetrennt, um der Frau in der Küche eine Teilnahme am Familien leben zu ermöglichen. Eine gemütliche Sitzecke mit einem gepolsterten Sessel als Hybrid aus Küchenbank und Sofagarnitur sollte die Wohnküche attraktiv genug machen, um auch mit Gästen genutzt zu werden. Im Versuchsprogramm wurde betont, dass deshalb im Unterschied zur »Frankfurter Küche« die »Münchner Küche« gar nicht als einzelner Raum zu bewerten, sondern eine »Nischenküche sei […], die aus einem Wohn raum und einer abgetrennten Kochnische besteht«.166 Um möglichst viel Ruhe in die Entwürfe sowohl für die Innen- als auch für die Außengestaltung zu bringen, setzten die Planer auf einfache, klare Formen und Wiederholungen. Man hegte keine Zweifel, dass die schlichten Formen und gepflegte Grünanlagen die Anwohner dazu bringen würden, »ordentlich« zu leben. Vorhoelzer war davon überzeugt: »[D]ie Bewohner werden sich genieren, in schöner Umgebung wenig Schönes zu zeigen!«167 Der Einfluss der Planer auf die Bewohnerschaft war immens: So bestimmten sie sogar die Farben für die Innenräume, auch für spätere Malerarbeiten, um die Mietpar teien daran zu hindern, den Charakter der Musterwohnungen zu verändern. Vorhoelzer und Löv besuchten die späteren Be-
Abb. 62: Schlafzimmermöbel der Versuchssiedlung, 1927
wohner*innen regelmäßig, um zu überprü fen, ob alles »richtig« verlief oder um die Wohnungen Besuchergruppen zu präsen-
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Abb. 61: Drei Ansichten der Versuchssiedlung Arnulfstraße, München, 1927
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Abb. 63: Fassadenentwurf der Siedlung Harlaching, München, 1927
tieren. Die Bewohnerin einer Musterwohnung, Franziska Walter, erinnert sich in einem 1988 geführten Interview mit Uwe Drepper an »Gruppen aus Dänemark und Schweden; auch aus der Schweiz«.168 Weder die Mustermöbel noch eine in unverändertem Originalzustand befindliche Küche sind erhalten.169 Ensemble Flachsiedlung Neuharlaching Unter den teilweise stark divergierenden Typen der geplanten Siedlungen der RFG nahmen die Großsiedlungen nur einen gewissen Anteil ein. So wurde im Frühjahr 1927 auf »Anregung des städtischen Hochbauamtes unter den Münchner Architekten ein Wettbewerb für eine große geschlossene Siedlung im Südosten Münchens ausgeschrie ben«.170 Die Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG München plante schließlich 1928 eine »gartenstadtähnliche Großsiedlung«.171 Das Baugrundstück in Harlaching, zwischen der Rotbuchen-, Nauplia- und der Soyerhofstraße situiert, hatte eine ideale Lage: einerseits unweit des Perlacher Forsts und andererseits verkehrstechnisch gut angebunden zwischen zwei großen Straßen, nämlich der Grünwalder Straße und der Tegernseer Landstraße, mit eigens eingerichte ter Straßenbahnlinie.172 Die Vorgabe, eine »Flachsiedlung« mit höchstens zwei Obergeschossen zu planen, ergab sich aus der im Süden angrenzenden locker gebauten Einfamilienhauskolonie, die sich vom Rand des Perlacher Forsts bis zur Naupliastraße erstreckte. Zum Norden hin grenzte das Grundstück an eine dichte W ohnblockbebauung (Abb. 63). Der Schwerpunkt des Wettbewerbs für 2.000 Wohnungen, Schule, Kirche und Amtsgebäude lag auf Kleinwohnungen mit einer Wohnfläche von 50 m2, aufgeteilt auf zwei Zimmer.173 Die tatsächliche Ausführung unterschied sich schließlich von der gestellten Aufgabe. Da die baukünstlerische Leitung gleich vier Architekten174 mit jeweils unterschiedlichen Ideen für die Siedlungsplanung oblag, enthielt der gemeinsam erstellte Bebauungsplan dann auch »unterschiedliche Wohnbautypen mit bis zu drei Geschossen«.175 Folgerichtig war auch das Ergebnis von Heterogenität und Abwechslungsreichtum geprägt und nicht, wie sonst üblich, von der Homogenität der bisherigen städtebaulichen Lösungen. Auf diese Weise wurden auch Wohngelegenheiten für unterschiedliche Bedürfnisse und unterschiedliche finanzielle Möglichkeiten geschaffen. Es entstanden 132
sowohl Mehrfamilienhäuser in Zeilenbauweise mit begrünten Innenhöfen als auch Einfamilienhäuser mit Garten. Ein Hauptaugenmerk lag auf der Begrünung der Wohnsiedlung mit vielen Gemeinschaftsanlagen. »Im ganzen unterscheidet sich die Siedlung durch ihre offene Komposition, durch die Mehrzahl ihrer Bautypen von den straff zusammengefügten Anlagen rein sozia len Wohnungsbaues ebenso wie von den lockeren Gruppierungen gehobener, gartenstädtischer Villenviertel. An der Stelle von Isolation einerseits und Verdichtung andererseits sucht sie ein Miteinander, auch in gesellschaftlichem Sinne, zu verwirklichen.«176 Von den 2.000 ursprünglich geplanten Wohnungen wurden über die Hälfte nicht rea-
Stockwerksiedlung Walchenseeplatz Die Großsiedlung Walchenseeplatz war eines der fünf großen Projekte der GEWOFAG, die ab 1928 geplant wurden. Die Stadt richtete im Rahmen des Wohnungsbauprogramms große Ideenwettbewerbe aus, zu denen sie mehrere Architekt*innen einlud. Bei allen fünf resultierenden großen Siedlungsprojekten durften die Preisträger die künstlerische Oberleitung übernehmen, sofern sie freiberuflich arbeiteten. Aus den anderen Teilnehmern, deren Beiträge keinen Preis gewonnen hatten, wurden Mitarbeitende für die Umsetzung der Bauten ausgewählt..180 Im Stadtteil Giesing, neben dem bereits vorhandenen Walchenseeplatz, war eine Wohnsiedlung mit 1.170 Mietwohnungen angedacht, von denen rund 800 Wohnungen innerhalb von zwei Jahren fertiggestellt werden sollten. Hanna Lövs Entwurf gewann den 1. Preis im Wettbewerb,181 doch als Angestellte der OPD war ihr die künstlerische Oberleitung nicht gestattet. So überarbeitete sie ihren Plan gemeinsam mit dem freien Architekten Prof. Carl Jäger, der schließlich auch die künstlerische Oberleitung übernahm. Ihr Geschlecht spielte hierbei wohl keine Rolle, da beide Architekten laut Vertrag den gleichen Lohn erhielten.182 »Unter den eingelaufenen Arbeiten wurde der Entwurf des Frl. Regierungsbaumeister Johanna Loev, z. Zt. bei der Oberpostdirektion München, zur Ausführung empfohlen. Die Anlage im ganzen wurde dann von ihr gemeinsam mit Prof. Carl Jäger, München, welchem die Oberleitung übertragen wurde, nochmals durchgearbeitet und die einzelnen Wohnhaustypen festgelegt.«183 Als Mitarbeiter des Projekts fungierte eine »Reihe weiterer Münchener Privatarchitekten […], von denen für den ersten Bauteil die Herren Hans Atzenbeck, Josef Dürr, Max Fleißner, Christian Hacker, Fritz Landauer, Fritz Männche und Max Schoen verpflichtet wurden«.184 Die Stockwerksiedlung Walchenseeplatz kann als Hauptwerk Hanna Lövs
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lisiert, lediglich 865 Wohnungen wurden schlussendlich gebaut.177 Ein Großteil der Einsparungen betraf die Gemeinschaftseinrichtungen.178 Im Nachlass Hanna Lövs befinden sich auch Pläne für eine Schule in der Rotbuchen straße – offensichtlich umfasste ihr Wettbewerbsbeitrag nicht nur das Siedlungsensemble, sondern auch das zugehörige Schulgebäude, das im Zuge der Sparmaßnahmen nicht verwirklicht wurde.179
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Großsiedlung Walchenseeplatz – links: Abb. 64: Straßenlaterne mit Frau und Hund (Ansicht), 1928; rechts: Abb. 65: Straßenperspektive, 1928
gewertet werden. Als federführende Architektin plante und realisierte sie das Bauprojekt, welches durch seine Größe und seine Bedeutung für das Münchner Wohnungsbau programm in die Architekturgeschichte der Stadt eingegangen ist.185 Als Baugrundstück wies die GEWOFAG eine Fläche auf dem »wenig bebauten Gebiet zwischen Tegernseer Landstraße, Ostfriedhof und Giesinger Bahnhof« aus.186 Schon damals war die Siedlung verkehrsgünstig gelegen, sowohl zwischen großen Straßen als auch in der Nähe mehrerer Trambahnlinien. Im Mittelpunkt des Bauplatzes befand sich eine rechteckige Grünfläche, der Walchenseeplatz, der dem Projekt nicht nur seinen Namen gab, sondern auch in seinen Dimensionen als Referenz für das Rastermaß des Bebauungsplans diente. Es entstanden so regelmäßige, annähernd gleich große Grundstücke, auf denen die Siedlung in viergeschossiger Zeilenbauweise mit Nord-Süd- Ausrichtung erbaut wurde. Als Abschluss zu den beiden Hauptverkehrsstraßen diente eine Randbebauung, und zur Durchgangsstraße in der Mitte des südlichen Areals verknüpfte Hanna Löv die hohen Zeilen mit eingeschossigen Gebäuden, konzipiert für Läden oder Werkstätten. »Eine wechselseitige Durchdringung von Block und Zeile ist dadurch erreicht worden.«187 Während der Abschnitt entlang der Perlacher Straße deren leichter Biegung folgt, sind an der Deisenhofener Straße die Eckbauten etwas erhöht. 134
Um große Innenhöfe zu vermeiden, sah die Planung des Grundrisses vor, 25 bis 30 cm breite Rasenstreifen in Nord-Süd-Ausrichtung anzulegen.188 Die sonst üblichen Grünflächen im Innenhof wurden minimiert, da der bereits vorhandene Walchenseeplatz Grundlage der gesamten Planung war und dort weitere Gemeinschaftseinrichtun gen platziert werden sollten. Die Innenhöfe sollten hauptsächlich dem Wäschetrocknen und spielenden Kindern dienen. Für die Kinder der Siedlung entwarf Hanna Löv einen Kindergarten, ausgestattet mit einer Turnhalle, einem Musikzimmer und einem Vorführraum mit Bühne. Als weitere Gemeinschaftseinrichtung war im Plan eine Bücherei mit Leseraum, Werkstätten und eine große Garage vorgesehen. Lövs Zeichen talent fällt bei diesen Entwürfen besonders auf, Bewegungsstudien der Kinder und Zeichnungen von Wolkenformationen und Spaziergängern schmücken die Pläne (Abb. 64/65). Im Gegensatz zu den sonst eher sachlich und nüchtern gestalteten Großsiedlungen
»Hier wurde der künstlerischen Dekoration weitestgehend Raum gegeben [und] dadurch, dass das an sich schon betonte Element individualisierter Raumbestimmung noch weiter gesteigert und akzentuiert wurde. […] Gleich der Walchenseeplatz selbst, der als Grünanlage vorteilhaft erneuert wurde, hat in seiner Umfassung durch die Fresken von der Schule von Prof. Gruber an der städt. Malschule eine ungewöhnlich. künstlerische Note erhalten. Die nördlichen Giebelwände der vier von Süden an den Platz heranreichenden Häuserzeilen wurden mit monumentalen Farb dekorationen versehen, die mit den Motiven Holzfäller, Jäger, Hirten und Genoveva annähernd bezeichnet werden. Ost- und Westseite des Platzes sind durch plastische Werke ausgezeichnet […].«190 Nicht nur in der Deutschen Postzeitung oder den Veröffentlichungen der bautragenden GEWOFAG selbst fand die Stockwerksiedlung ein positives Presseecho, Bernhard Borst schrieb über das Farbkonzept: »Auch die Farbe des Putzes ist diesem großen, einheitlichen System dienstbar gemacht. Jedes Straßenviertel ist durch eine Farbe zusammengehalten, die wiederum auf die Umgebung abgestimmt ist. So kommt ein wohl tuender Geist der Ordnung, Klarheit und Ruhe in das Ganze.«191 Wie bei den meisten der unmittelbar vor der Weltwirtschaftskrise geplanten Groß projekte konnte die ursprüngliche Planung letzten Endes nicht ausgeführt werden. Statt der 1.170 geplanten Wohnungen wurden nur 862 Wohnungen mit einer Durchschnittsgröße von 58,6 m2 gebaut. »Von den geplanten Gemeinschaftseinrichtungen – u. a. Werkstätten, Zentralgarage, und Kinderheim mit Unterrichtsräumen, Bücherei und dergleichen – wurde nur die Zentralwäscherei und das Zentralbad ausgeführt.«192 Nicht allen Bewohner*innen schien die »Wohnerziehung« und der Eingriff in den Haushalt von Anfang an gefallen zu haben, so steht im Geschäftsbericht der GEWOFAG 1930: »In unserer Siedlung am Walchenseeplatz wurde der Bau einer Zentralwäscherei mit Zentralbad fertiggestellt und am 1.II.1930 eröffnet. Die Zentralwäscherei, deren zwangsweise Benützung bei den Mietern ursprünglich einigen Widerstand fand, hat nun allgemeinen Anklang gefunden. Die Mieter haben eingesehen, daß ihre
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wurde am Walchenseeplatz Wert auf Kunst am Bau gelegt.189 In der zeitgenössischen Rezeption wurde dies sehr gut aufgenommen:
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Benützung eine wesentliche Erleichterung und Entlastung der Hausfrauen wie auch eine Kostenersparnis im Haushalt bedeutet. Die Angriffe, die teilweise gegen die Wäscherei geltend gemacht wurden, sind unberechtigt. Mit der Zentralwäscherei, die für uns keinen Gewerbebetrieb darstellt, hat unsere Gesellschaft zum ersten Mal in München eine nach fachmännischem Urteil neuzeitliche Einrichtung auf diesem Gebiet geschaffen.«193 Für die Kinderbetreuung wurde auf der GEWOFAG Generalversammlung 1931 beschlos sen, statt des von Hanna Löv geplanten eigenen Gebäudes Ladengeschäfte zu diesem Zweck passend einzurichten: »Die Kindergärten konnten in der vorgesehenen Art leider noch nicht zur Ausführung kommen. Wir mußten daher, um einem dringenden Bedürfnis abzuhelfen, in den Siedlungen Am Walchenseeplatz und Neuramersdorf geeignete Ladenräume zur Verfügung halten, die im Laufe des Jahres 1931 entsprechend eingerichtet und als Kindergärten in Betrieb genommen werden sollen.«194
Wohnungspolitik und Siedlungsbau im Nationalsozialismus Kaum ein Siedlungsprojekt der großangelegten sozialen Wohnbauprogramme, die zwischen 1927 und 1929 initiiert wurden, konnte plangemäß fertiggestellt werden.195 Nicht nur die Machtergreifung durch die Nationalsozialisten verhinderte die Komplettierung der gerade erst geplanten Siedlungen. Was bis zur Weltwirtschaftskrise noch nicht erbaut war, wurde auch nie verwirklicht. Dies bedeutete jedoch nicht, dass man die Wohnungsnot mithilfe der bis dahin fertiggestellten Wohnungen beseitigt hätte. Bei der Generalversammlung der GEWOFAG 1931 wurden die monetären Ursachen für die Kürzungen im Detail erläutert: »Im Teil 1929 des Gesamtbauprogrammes sind dann Ende des Jahres wegen der Verschlechterung des Kapitalmarktes und dem Rückgang der Spareinlagen bei der Städt. Spar- und Girokasse die soeben erwähnten Störungen aufgetreten. Die Sparkasse blieb gegenüber der Gemeinnützigen Wohnungsfürsorge A.G. München mit 8,327 Millionen RM II. und III. Hypotheken im Rückstand. Aus diesem Grunde und bei den nunmehr voraussehbaren Schwierigkeiten einer ordentlichen Finanzierung hat der Stadtrat auf Antrag des Städt. Wohnungsreferenten den Teil 1930 des Gesamtbauprogrammes mit 3.000 Wohnungen abgestoppt.«196 Angesichts der ungebremst explodierenden Wohnungsnot mussten neue Mittel zur Lösung des Problems aufgewendet werden. Ab 1931 wurden mithilfe von Notverordnungen Siedlungen am Stadtrand für Erwerbslose geplant.197 Auf dem Jahr der Machtergreifung lastete noch immer ein großer Fehlstand. Die Zahl der neu gebauten Wohnungen lag »[z]wischen 1933 und 1937 in München bei 17.070. Im Jahr 1938 fehlten dort dennoch über 30.000 Wohnungen […].«198 Im Mai 1933 erstellte die GEWOFAG eine Be136
schreibung ihrer Tätigkeit für die gleichgeschaltete Genossenschaft und deren neue Mitglieder: »Wenn heute in München noch an die 3.000 kleinere Wohnungen fehlen, dann ist das allein die Folge des seit 1931 eingetretenen, völligen Stillstandes der Wohnbau tätigkeit auf Grund der über Deutschland hereingebrochenen Wirtschaftskrise.«199 Das Interesse des NS-Regimes an den vorherrschenden Problemen der Wohnungsnot war marginal, die Erprobung neuer Lebensweisen und das dazu passende Wohnumfeld waren nicht mehr relevant. Dementsprechend veränderte sich die Herangehensweise, andere Themenbereiche des Wohnens bekamen nun die Aufmerksamkeit. »Die Prioritäten lagen im Vierjahresplan, der Aufrüstung und dem Westwallbau.
Waren die Projekte der Weimarer Republik geprägt von den grundsätzlichen Fragen nach Baukosten, Verkehrsanbindung, Hygiene und Wohngesundheit, so sollte die Bewohnerschaft der Siedlungen des proklamierten »Dritten Reichs« sich nun auch selbst versorgen können. Außerhalb der »verderblichen Einflüsse der Großstädte […], der Brut stätte des Marxismus«201 sollten die Kleinsiedlungen Bereiche für Kleingärten und die Möglichkeit zur Nutztierhaltung bekommen. Neue Wohnkonzepte wichen der Vorbereitung auf den kommenden Krieg. Industriebauten für die Rüstungsindustrie schluckten die für den sozialen Wohnungsbau vorgesehenen Budgets. Weiterhin jedoch konnte das Regime den eklatanten Mangel an Wohnraum sowie die hohe Arbeitslosigkeit nicht ignorieren. So diente der soziale Wohnungsbau in der Phase kurz nach der Machtergreifung »der Indienstnahme des Volkes im Sinne nationalsozialistischer Politik.«202 In München sind etwa 60 Siedlungsprojekte aus der Zeit des Nationalsozialismus dokumentiert, von denen ein Teil nicht realisiert wurde.203 Der Historiker Bernhard Gotto schreibt in seiner Dissertation über die nationalsozialistische Kommunalpolitik: »Auf kaum einem Feld kommunaler Politik kreuzten sich so viele Interessen, Erwar tungen, Zwänge, Wünsche und Abhängigkeiten wie im Bauwesen. Seine Zweige reichten in nahezu jedes andere kommunale Verwaltungsgebiet hinein.«204 Der Stellenwert von Architektur im Nationalsozialismus bemaß sich an ihrem Potenzial zur Propaganda auf der einen und zur Kriegsvorbereitung auf der anderen Seite: »In vielfältiger Weise lud sich das Bauen im Nationalsozialismus mit politischen Funktionen auf. Untrennbar waren die Reichsautobahnen mit der ›Arbeitsschlacht‹ propagandistisch verschränkt, um nur ein Beispiel zu nennen.«205 Abgesehen von repräsentativen Bauwerken zu Propagandazwecken wurden zwischen 1933 und 1945 vorrangig industrielle und militärische Einrichtungen realisiert, mit ein-
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Nach Kriegsbeginn beschränkte sich die Wohnungsproduktion ohnehin auf die so kriegswichtigen Bauten (v. a. Wohnungen und Unterkünfte für Rüstungsarbeiter), die ›Erprobungstypen‹ für den ›Führerwohnungsbau‹ und schließlich den Behelfswohnbau.«200
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geschlossen deren Infrastruktur und angrenzende Siedlungen, notwendige Verwaltungs- und Verkehrsbauten sowie Gefolgschaftsheime.206 Man benötigte Wohnraum für die Arbeiter in den neuen großen Chemieanlagen und Munitionsfabriken, für die Siedlungen gebaut wurden, »so suchte man angesichts der Mittelknappheit der Öffentlichen Hand seit 1935 und noch sehr viel zielgerichteter nach Verkündigung des Vierjahresplans nach Wegen, die Industrie zur Investition von Betriebskapital in den nun so genannten Arbeiterwohnstättenbau zu bewegen.«207 Errichtet wurden »dabei überwiegend […] Kleinsiedlerstellen und Volkswohnungen in Form von Wohnblockanlagen, von freistehenden Einzel- und Doppelhäusern mit Gärten oder […] Reihenhauszeilen mit Gartenanteilen.«208 Diese Wohnsiedlungen, die ihre Vorbilder in der Gartenstadtbewegung haben, sind in ihrer »scheinbar unverfänglichen Normalität« Beispiele dafür, wie jenseits der Monumentalbauten der 1930er- und 1940er-Jahre auch im Alltag »Wille und Zielsetzung des Regimes erkennbar« waren.209 Siedlungen ab 1933 Als Beispiele in und um München sind die sogenannte Maikäfersiedlung, die Siedlung für die Arbeiter der Dornier-Fabrik in Neuaubing, die Oberlandsiedlung oder die Siedlung für Krauss-Maffei in Allach zu nennen. Trotz ihres erheblichen Bauvolumens weisen die Siedlungen kaum auffällige, charakteristische Eigenheiten auf, weil es sich um stilistisch rückwärts gewandte Häuschen mit Satteldach oder maximal dreigeschossige Wohnblocks handelt. Eine andere Nutzung als die vorgesehene Verwendung als Wohnsiedlung kann ausgeschlossen werden. »Noch heute kann man alle im ›Dritten Reich‹ beabsichtigten, staatlich erwünschten Funktionen einer Stadtrandbesiedlung in der Maikäfersiedlung ablesen.«210 Im Jahr 1935 beauftragte der Wohnungsreferent der Stadt München, Guido Harbers, drei der örtlichen Wohnbaugesellschaften mit der Erstellung eines kommunalen Bauprogramms. Die »Gemeinnützige Wohnstättengesellschaft München« (GWG) baute also von 1936 bis 1939 die Volkswohnungsanlage Siedlung Berg am Laim als nord-südlich ausgerichtete Reihenhauszeilen mit innen liegenden Gärten. Auch die zweistöckigen Wohnblocks als Randbebauung verfügten über Gartenanteile. Als Gemeinschaftsbereiche dienten Garagen sowie Grünanlagen für das Aufhängen von Wäsche. »Der Innenbereich umfasst 421 Mietwohnungen und 190 Eigenheime, die Rand bebauung besteht aus 38 Fünffamilienhäusern mit 190 Wohnungen. Insgesamt wurden 4 Haustypen verwendet. Zweifamilienhäuser mit und ohne Dachausbau, Fünffamilienhäuser vom gleichen Wohnungstyp und Einfamilienhäuser. Nach der Fertigstellung wohnten in der Maikäfersiedlung 3.894 Menschen.«211
Siedlungsausstellung im Nationalsozialismus am Beispiel der Mustersiedlung Ramersdorf Die Mustersiedlung für die »Deutsche Siedlungsausstellung« in Ramersdorf 1934 ist ein Beispiel für die veränderte Ideologie im Siedlungsbau des »Dritten Reichs«. War in den 138
1920er-Jahren die Maßgabe, in kurzer Zeit ausreichend praktischen Wohnraum für die Bedürftigen zu schaffen, sollten Siedlungen wie Ramersdorf ein einfaches dörfliches Leben propagieren (Abb. 66). Die Ausstellung unterschied sich stark von den Bauausstellungen der Weimarer Republik, die von der Idee des »Neuen Menschen« mit neuartigen Bedürfnissen und Lebensformen geprägt gewesen waren. Die Siedlungsausstellung in Ramersdorf war eine Bauausstellung, dennoch ging es hier nicht um Lösungsvorschläge zum modernen Wohnen, sondern um Ideen für Haustypen inklusive der kompletten Mustereinrichtung. Die Architekten richteten ihre Häuser ein, um der Fantasie des Publikums auf die Sprünge zu helfen: »Die Ausstellungsbesucher sollten erkennen, dass nicht nur die Qualität der Möbel, sondern auch deren Anordnung entscheidend für die Raumwirkung war.«212 In zeitgenössischen Zeitschriften klingt die Euphorie für die neu ausgerichtete Herangehensweise an das Thema Wohnen im »Dritten Reich« durch: »Lenken wir unseren Blick auf das, was im neudeutschen Siedlungsbau wichtig ist ›für alle Kulturländer‹ neu ist die Gesinnung, unter der sie fortan in Deutschland bearbeitet wird! Ein gutes Gewissen zu deutscher Art, eine herzhafte Freude an dörf licher Gestaltung. ›Arbeitermasse‹ hieß bisher das Objekt der Siedlungsbestrebungen. Für das neue Deutschland aber ist es der ›Volksgenosse‹, Geschichts- und Naturverbundenheit.«213
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Abb. 66: Haus 46 und 47, Typ Nr. 20, Mustersiedlung des Vereins Siedlungsausstellung, München-Ramersdorf, 1933
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Abb. 67: Haus Typ 20, Mustersiedlung des Vereins Siedlungsausstellung, München-Ramersdorf, 1933
Das Konzept der »Deutschen Siedlungsausstellung« sah insgesamt vier Abteilungen vor, die gleichzeitig an verschiedenen Orten in der Stadt verteilt waren und sich mit den Themen Kunst, Design und Wohnen beschäftigten. Zur »Mustersiedlung Ramersdorf« kamen die »Hallenschau im Münchner Ausstellungspark«, »Garten und Heim« sowie der Ausstellungsbereich»Kunst und Leben«.214 Den Ausstellungsbesucher*innen wurde eindeutig vermittelt, dass alles Moderne nun verpönt und verschwunden war und sich stattdessen eine rurale Stimmung im Heimatstil verbreitete. Die künstlerische Oberleitung hatte der überzeugte Nationalsozialist Guido Harbers,215 der auch Herausgeber der Fachzeitschrift »Der Baumeister« war. Der Wettbewerb hatte kein einheitliches Wohn- oder Siedlungskonzept zum Ziel, sondern wollte vielfältige Möglichkeiten zur Verwirklichung der Grundidee hervorbringen: unterschiedliche Haustypen für eine fünfköpfige Familie. Gesucht wurde deshalb auch nicht ein Siegerentwurf, sondern eine Vielzahl an Konzepten. Insgesamt 18 Beiträge wurden daher als Wettbewerbsgewinner ausgewählt.216 Hanna Löv entwarf für die Mustersiedlung nicht nur Mustermöbel und Zubehör, sondern war auch mit einem Haustyp zwei Mal in der Ausstellung vertreten (Abb. 67). Das für die Mustersiedlung ausgewählte Areal wurde begrenzt durch die Hauptverkehrsstraßen Rosenheimer Straße und Chiemgaustraße und hatte als Bezugspunkt den Turm der alten Wallfahrtskirche St. Maria. Für den Wettbewerb waren die Grund140
stücke bereits im Voraus so aufgeteilt, dass keine Wohnblöcke, sondern nur Einfamilienhäuser planbar waren.217 Es entstanden insgesamt 192 Häuser nach 34 unterschied lichen Haustypen. Einfamilienhäuser mit Gärten, vollständig eingerichtet für die Ausstellung, sollten demonstrieren, wie das Leben in der Siedlung aussehen konnte. Um aus der intendierten Kleinsthaussiedlung faktisch kein Dorf erwachsen zu lassen, verzichtete man auf Geschäfte im Zentrum der Anlage. Wer ein solches Haus bewohnte, orientierte sich somit zwangsläufig in Richtung Ramersdorf und zur Rosenheimer Straße hin. Die Wohnanlage aus Reihenhauszeilen, Doppel- und freistehenden Häusern war für 1.000 Bewohner*innen geplant und kann daher als Großsiedlung bezeichnet werden (vier Reihenhauszeilen à 6, 6, 7 und 11 Häuser. Fünf Doppelhäuser und 152 freistehende). »In Situierung – von der Stadt getrennt – und Begrünung der Gartenstadtbewegung
Auch Sep Ruf baute insgesamt 16 Häuser für die Siedlungsausstellung und entwickelte dafür zwei unterschiedliche Typen. Als erste Variante stellte er e ingeschossige kubische Bauten mit steilem, ausgebautem Satteldach vor, die Wohnräume im Erdgeschoss und das Schlafzimmer unter dem Dach. Die zweite Variante war zweigeschossig und verfügte über ein flachgeneigtes, nicht ausgebautes Dach.219
Resümee Münchner Großsiedlungen Die Münchner Großsiedlungen sind, verglichen mit Beispielen aus Berlin, Stuttgart oder Karlsruhe, als Vertreter einer gemäßigten Variante des Neuen Bauens zu betrachten. Fassaden und Aufbau entsprechen zwar den modernen Prinzipien, die geneigte Dachform dafür aber konservativen Grundsätzen. Bei der Gestaltung des Daches handelte es sich in den 1920er- und 1930er-Jahren keineswegs um eine rein formale Wahl – die Entscheidung für oder gegen das Flachdach entspricht einem Statement. Architek t*innen und Architekturkritiker*innen fanden sich seinerzeit in einem hochpolitischen und intensiven Streit über die richtige Dachform wieder, der öffentlich im Rahmen einer ideologischen Architekturdebatte geführt wurde und keineswegs rein praktische Argumente beinhaltete. Wer ein neuartiges Flachdach wählt, zählt zum avantgardistisch modernen Lager, wie etwa Le Corbusier. Fällt die Entscheidung dagegen auf ein geneigtes Dach, wendet sich die Entwerfer*in der eher bodenständigen und konservativen Richtung zu. In vielen Städten sind starre Siedlungsschemata vorgegeben, in München beschrän ken sich diese auf die Festlegung auf geneigte Dächer in den Bebauungsplänen. Mit dieser Entscheidung spricht man sich für eine eher moderate Moderne aus. Die »gängigen Dogmen der neusachlichen Avantgarde (Flachdach, Entmaterialisierung von Wand und Baukörper, Verabsolutierung neuer Baustoffe)«220 spielen in München kaum ein Rolle. Es hat sich in der Wohnarchitektur der Stadt, trotz aller Flexibilität innerhalb der amtlichen baulichen Richtlinien, eine recht einheitliche Form entwickelt: Bevor-
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verpflichtet, einerseits auf den Ortskern Ramersdorf mit seinem hohen Kirchturm ausgerichtet und damit der Großstadtlandschaft verbunden, andererseits durch Anger und Kirche als Gemeinschaft strukturiert.«218
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zugter Bautyp sowohl für freistehende Häuser als auch für Randbebauungen wird der Zeilenbau in Nord-Süd-Ausrichtung. Häufig werden die Zeilen mit der traditionellen Blockbebauung kombiniert, um eine ideale Anpassung an die Form des Baugrundstückes zu gewährleisten. Ein weiterer großer Unterschied hebt die Münchner Großsiedlungen von denen anderer Städte ab. Statt bei der Wahl der Materialien rforschung neuer Baustoffe und Bauauf die E verfahren zu setzen, steht in München das Traditionelle im Vordergrund. »Altbewährte Produktionsweisen des Münchner Handwerks«221 sowie ein einheitliches Gesamtbild in »Ziegelbau, Putzfassade und einfachen Kastenfenstern«222 sorgen für den Arbeitseinsatz alteingesessener Handwerker und eine große Akzeptanz unter Bewohnenden und Nachbarn. Was vereint die Siedlungen stilistisch? Im Vordergrund steht zunächst die rechteckige Form. Die Fassaden bestehen aus schlicht verAbb. 68: Schnappschuss Münchner Küche (Arch. R. Vorhoelzer), Zustand November 2019 putzten Lochfassaden mit Kastenfenstern. Die Wandgliederung entsteht durch die rhythmische Reihung der Fenster mit leicht hervorgehobener Umrahmung. »Selten werden Gurtgesimse eingesetzt, um die Geschosse voneinander zu trennen; eher bleibt der Charakter eines durchlaufenden Wandkontinuums erhalten.«223 Teilweise kann die Funktion der Räume durch Form und Größe der Fenster von außen abgelesen werden, die Fenster der Treppenhäuser fallen beispielsweise häufig rechteckig aus. »Wenige architektonische Motive, wie Balkone, Portalrahmungen oder Kastenerker, lockern das Wandgefüge auf und finden auch nur bei einem kleinen Teil der Siedlungsbauten eine Anwendung.«224 Ab und zu tauchen architektonische Zitate wie etwa Stufenportale und Rundbogen auf – Gestaltungselemente, die damit weder den sachlichen formalen Prinzipien der Moderne entsprechen, noch einen speziell lokalen Bezug aufweisen. Die Münchner Siedlungen eint zwar eine nüchterne Formensprache, doch setzt sie sich aus vollkommen unterschiedlichen Gebäudevarianten und Farben zusammen und wird stets mit künstlerischem Fassadenschmuck, Bauskulpturen und anderen dekorativen Elementen aufgelockert. Sie folgen zusammengefasst stilistisch nicht den strengen Regeln des Neuen Bauens und nehmen dementsprechend nicht denselben architekturhistorischen Rang wie beispielsweise die zeitgenössischen Siedlungen des »Neuen Frankfurt« ein. Den Münchner Großsiedlungen wurde bislang in der zeitgenössischen Forschung nur wenig Platz eingeräumt, auch ist fraglich, in welchem Maß die Anlagen oder Wohnungen heutzutage gezielt aus architektonischem Interesse besichtigt werden. Die Wohnungen wurden für die Bewohner*innen geschaffen und werden auch heute gerne bewohnt, teilweise mit noch existenter Musterausstattung. Die Versuchssiedlung in der Arnulfstraße b eherbergt gar bis heute vereinzelte Wohnungen mit in Teilen originalen »Münchner Küchen« (Abb. 68).225 142
»Die Anwohner haben sich schnell mit ihren Wohnanlagen identifiziert, die damals am Stadtrand lagen und mittlerweile fest in das Münchner Stadtgebiet integriert sind. Die Münchner Architektur der 1920er und 1930er Jahre ist moderat und vereint Tradition mit Erneuerung. Im heutigen Stadtbild sind sie ein integraler Bestand
1 Vgl. Durth 1986. 2 Dogramaci/Wimmer 2011; Below/ Dogramaci 2016; Schätzke 2013; ders. 2015; Schenk 2015; Nicolai 1998; Benton 1995. 3 Etzold 2009; Hansen-Schaberg/Thöner/Feustel 2012, Annika Strupkus (Red.): Konferenz Bauhaus Global, Berlin 2010; Forschungsprojekt der BTU Cottbus und der Universität Erfurt »Bewegte Netze. Bauhausangehörige und ihre Beziehungs-Netzwerke in den 1930 er und 1940 er Jahren«. 4 Philipp 2012; Rohn 2012 . 5 Z. B. Aicher/Drepper 1990, S. 179. 6 Vgl. Baupläne in Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 7 Zimmermann 2006, S. 197. 8 Z. B. GEDOK seit 1927; Frauenbücher-Stiftung für das Deutsche Museum (Frauenrunde des Deutschen Museums) (1929); Vortrag »Moderne Bau- und Wohnweise« f. Soziale und Caritative Frauenschule des Kath. Frauenbundes in Bayern (1931); »Frauenschaffen« in: Deutsche Frauen-Zeitung (1932). Vgl. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 9 Vgl. Terlinden/von Oertzen 2006, S. 253. 10 Imorde/Zeisig 2013 , S. 48 . 11 Ebd. 12 Nerdinger 2012, S. 636. 13 Hopp 2011, S. 228 . 14 Lauterbach-Philipp 2005, S. 18 . 15 Ilse Knott-ter Meer, geb. 1899 in Hannover, gest. 1996 in Rottach-Egern. Erste deutsche Diplom- Ingenieurin (mit Wilhelmine Vogler). 1919 –1922 Stud. Maschinenbau TH Hannover; 1922–1924 TH München; 1925 Heirat mit Dr.-Ing. Carl, Umzug nach Aachen, eigenes Büro; Patente auf Schleudermaschinen zur Abwasserreinigung; erstes weibliches Mitglied im Verein Deutscher Ingenieure (VDI); Mitarbeit bei Siemens & Halske in Berlin; ab 1929 Mitglied der »Women Engineers’ Society«; 1930 zur Weltkraftkonferenz, d. ersten »Treffens deutscher Ingenieurinnen«; ab 1956 Beirat der VDI-Fachgruppe Haus technik; Leitung des Büros der Generalvertretung eines US-amerik. Elektrogeräteherstellers; 1960 Mitbegründerin VDI-Ausschuss »Frauen im Ingenieurberuf«; 1964 Ver treterin der BRD bei d. ersten »Internationalen Konferenz von Ingenieurinnen« in New York. https://www.uni- hannover.de/de/universitaet/freunde-und-foerderer/ alumni/geschichten/ilse-knott-ter-meer/ (letzter Aufruf am 18 .09.2020). 16 Brief von Ilse Knott-ter Meer vom 06.10.1930, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 17 Verein der Schriftstellerinnen und Künstlerinnen in Wien ( 1885); Vereinigung österreichischer bildender Künstler und Künst lerinnen (1899); Acht Künstlerinnen (1901); Vereinigung bildender Künstlerinnen (1910). Vgl. Christa Bittermann- Wille und Helga Hofmann-Weinberger: »Künstlerinnen
und ihre Organisationen. Ein ›Bildausschnitt‹ österreichischer Frauenbewegungsgeschichte, dokumentiert von Ariadne«, in: Lackner 2011. 18 Mitglieder waren Schüler der Wiener Kunstgewerbeschule der Klasse Josef Hoffmann wie Emil Holzinger, Franz Messner, Wilhelm Schmidt, Karl Sumetsberger, Hans Vollmer, Gisela v. Falke sowie der Klasse Kolomann Moser wie Marietta Peyfuß, Jutta Sika, Therese Trethan. Forsthuber 1988, S. 173. 19 Ebd. 20 Vgl. Plakolm-Forsthuber 1995. 21 Aus Rotterdam J. J. P. Oud u. Mart Stam; aus Paris Le Corbusier und Pierre Jeanneret; aus Brüssel Victor Bourgeois; aus Wien Josef Frank und aus Deutschland Mies van der Rohe, Peter Behrens, Hans Poelzig, Max u. Bruno Taut, Ludwig Hilberseimer, Walter Gropius, Adolf Rading, Hans Scharoun, Adolf Gustav Schneck und Richard Döcker. Siehe Hammerbacher/Krämer 2015. 22 Gropius 1907–1910, Mies van der Rohe 1908 /09 und 1910 –1912, Le Corbusier 1910 (nicht gleichzeitig mit Mies!) 23 Michels 2003, S. 247. 24 Nierhaus/Nierhaus 2014. 25 Ebd., S. 120. 26 Vgl. z. B. Fischer/ Tegethoff 2016. 27 Bsp.: Kühne 2008; Dogramaci/Wimmer 2011; Weimarer Kontroversen. 28 Lilly Reich war 1920 das erste weibliche Mitglied im Vorstand des Deutschen Werkbundes, dort lernte sie Mies van der Rohe kennen. Gem. Projekte: Werkbundausstellung Stuttgart (1927), Café Samt und Seide f. Ausst. »Die Mode der Dame« (1927 ); Ausstattung Haus Tugendhat (1928 –1930); Installationen Weltausstellung Barcelona (1929); Deutsche Bauausstellung (1931); ab 1932 Leitung d. Weberei am Bauhaus Dessau (Mies van der Rohe war zu dieser Zeit Direktor des Bauhaus), z. B. Zogmayer 2004 , S. 113 ff. u. 204 ff. 29 Beteiligt an der Neugründung des Deutschen Werkbundes, Mitgl. im Arbeitsausschuss für die Vorberei tung des Bundes Berliner Architekten, mit Max Taut, Heinrich Tessenow, Dietrich Hassenpflug u. a. Taut schlug außer dem Lilly Reich 1945 als »Lehrende in der Architekturabteilung an der Hochschule für Bildende Künste Berlin vor. Vgl. Dörhöfer 2004 , S. 112 . 30 Ebd., S. 59 f. 31 Briefwechsel Lorenz Löv–Robert Vorhoelzer. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 32 Arbeitszeugnis Robert Vorhoelzer 1930, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 33 Mitarbeiterin und Beraterin auf der Stuttgarter Weissenhof-Ausstellung; Sachverständigenausschuss der Reichsforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bau- und Wohnungswesen (RFG), in dessen Rahmen Zusammenarbeit u. a. mit Margarete
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teil der urbanen Infrastruktur und lassen sich nur schwer aus dem städtebaulichen Kontext lösen.«226
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Schütte-Lihotzky und Bruno Taut; »Münchner Küche« mit Walther Schmidt, z. B. Altmann 2020, S. 17 ff. 34 Vgl. z. B. Maasberg/Prinz 2004 , S. 131. 35 Nerdinger 2012, S. 636. 36 Ebd. 37 Winkelmanns Bauten werden angemessener in aktuellen Publikationen über Deutschlands erste Architektinnen behandelt. Z. B. Lippert 2017, S. 78 -85, und Ricon Baldessarini 2001, S. 24 -33. 38 Nerdinger 2012, S. 636. 39 Wand- und Möbelbemalung: Maria Strauss-Likarz; Öfen, Keramik: Hertha Bucher; Bastarbeiten: Lilli Hahn und Anna Weil-Kuhn; Weberei: Anny Schantroch; Lampen: Ninetta Wandruszka. Forsthuber 1988 , S. 176. 40 Umbau und Aufstockung Bankhaus Ephrussi & Co., Wien (1922); Ausstellungen: »Das Bild im Raum«, Wien (1929); »Wie sieht die Frau«, Wien (1930); »Die schöne Wand«, Wien (1933). Ab 1920 eigene Architekturbüros in Wien und Prag. Vgl. Gräwe 2004 . 41 Kraus 2013, S. 68 . 42 »Die 1875 in München geborene Sozialarbeiterin Charlotte (Lotte) Willich war Gründerin und über Jahrzehnte hinweg Leiterin des Münchner ›Instituts für Soziale Arbeit‹ und hat darüber hinaus weitere Einrichtungen sozialer Art, insbesondere für die Erziehung von Kindern und Jugendlichen, ins Leben gerufen wie etwa die Soziale Frauenschule, Kinderlesesäle und Kinderheime oder Ausbildungsstätten für Schulpflegerinnen.« Ebd. 43 Sozialpädagogin und Frauenrechtlerin aus Düsseldorf, vgl. ebd. 44 Münchner Stadt rätin und spätere Landtagsabgeordnete für die Bayerische Volkspartei, ebd., S. 69 f. 45 Marianne Weber, Frau des Leipziger Verlegers Horst Weber, und die Kalligrafin Prof. Anna Simons wirkten als Schrift- bzw. Kassenführerinnen. Den Ausschuss selbst bildeten 33 Frauen wie z. B. die Schriftstellerin Ricarda Huch oder die Reichstagsabgeordnete Dr. Gertrud Bäumer, ebd. 46 Wie etwa Martha Diesel, Helene Duisberg, Auguste von Dyck, Maria Kerschensteiner, Elisabeth von Linde, Ida und Marie von Miller oder Gertrud Reusch. Vgl. ebd. S. 70 47 Zeitgenössische Schriften, Briefwechsel und Willichs Todesanzeige. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 48 Kraus 2013 , S. 68 . 49 Ebd. 50 Gut 1928 , S. 97. 51 Vgl. Fleckner 1993 , S. 14 f. 52 Vgl. Gut 1928 , S. 98 . 53 Ebd. 54 Vgl. Fleckner 1993, S. 13. 55 Willich 1928, S. 737. 56 Reichsmietengesetz 01.07.1922: freie Mietpreisvereinbarung, einseitig dennoch die gesetzliche Miete möglich; Reichsmieterschutzgesetz 01.10.1923: Einsetzung eines Mieteinigungsamtes, Übertragung auf ein ordentliches Gericht; Reichswohnungsmangelgesetz 01.09. 1923: Erhaltung vorhandenen Wohnraums, Erfassung und Verteilung. Vgl. Gut 1928 , S. 101. 57 »Das Reichsgesetz über Maßnahmen gegen Wohnungsmangel vom 11.V.1920 schuf eine einwandfreie reichsgesetzliche Grundlage für die Befugnisse der Landesregierungen und der Gemeindebehörden bis zu weitergehenden Eingriffen in die Freizügigkeit sowie die Unverletzlichkeit der Wohnung und des Eigentumes.« Ebd., S. 103 f. 58 Vollzugsbekanntmachung des Stadtmagistrats vom 03.04 .1919 (die Reichsregierung hob alle Aufenthaltsbeschränkungen im ganzen Deutschen Reich vom 23.07.1919 wieder auf), ebd., S. 105. 59 Bspw. durch Zentralisierung des Einkaufs von Baustof fen über das Hochbauamt, vgl. ebd., S. 106. 60 Fleckner 1993 , S. 7. 61 Vgl. ebd., S. 31. 62 Ebd., S. 127. 63 »Arbeitsrat für Kunst« 1922; »Der Ring« 1925 –1933. Vgl. ebd., S. 16 f. 64 Vgl. ebd., S. 18 . 65 Zitiert nach ebd., S. 17. 66 »Gesundes Aufwachsen und Gedeihen der Kinder, Sitt
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lichkeit der Jugend und Moral der Erwachsenen sind in hohem Maße von der Beschaffenheit der Wohnung abhängig.« Willich 1928, S. 736. 67 Ebd. 68 Vgl. z. B. Rohde 2015, S. 9 ff. und S. 35 ff. 69 Es fanden dort ab 1901 vier Bauausstellungen statt (1901, 1904 , 1908 , 1914), gestaltet von der ansässigen Künstlerkolonie. Vgl. Cramer/Gutschow 1982, S. 94 . 70 I. B. A. (Internationale Baufachausstellung), Leipzig 1913 u. Siedlung Merwijk Park, Bergen (1916 –1918). Cramer/Gutschow 1982. 71 Z. B. Kromrei/Kahlfeldt 2016; Hammerbacher/Krämer 2015; Vegesack 1998; De Michelis/Lampugnani 1995 , S. 194 –203; Pommer/Otto 1991; Reichlin 1985, S. 150 –187; Le Corbusier 1979, S. 198 –203. 72 »Bebauungsplan und künstlerische Leitung der gesam ten Ausstellung: Mies van der Rohe, Berlin«, Rohde 2015, S. 253, und »Etwa zur Stuttgarter Hallenausstellung wurde der Entschluss gefasst, weit selektiver vorzugehen. Nur Firmen sollten zur Präsentation zugelassen werden, deren Waren den Qualitätsstandards der Ausstellungsleitung entsprachen. Selbst die Art der Zurschaustellung wurde kontrolliert. Lilly Reich, verantwortlich für diesen Teil der Exposition, war es wichtig, dass die Optik und das Ordnungssystem sich von bisherigen Schauen unterschieden.« Rohde 2015, S. 281. 73 Andreas Nierhaus: »Stahlrohrmöbel, Selbstmordziffer und die ›wirkliche Wohnung‹«, in: Nierhaus/Nierhaus 2014 , S. 119. 74 Kritiker waren u. a. Josef Frank, Hermann Muthesius, Werner Hegemann, Paul Bonatz. Vgl. z. B. Rohde 2015, S. 263 u. 435. 75 Teilnehmer waren u. a. Hans Herkommer, J. J. P. Oud, Walter Gropius. Im Preisgericht saßen: Ernst May, Ludwig Mies van der Rohe und Paul Schmitthenner. Ebd. S. 259. 76 Cramer/ Gutschow 1984 , S.168 f. 77 Rohde 2015, S. 363. 78 Vgl. ebd., S. 361. 79 Cramer/Gutschow 1984, S. 187. 80 Guido Hermann Theodor Harbers, geb. 1897 in Rom, gest. 1977 in Feilnbach, war ein deutscher Baubeamter und Architekturkritiker. 1915 –1921 Studium der Architektur in Berlin, Aachen und München; 1921–1923 Referendar der Münchner OPD; ab 1924 Regierungsbaumeister, tätig im Hochbauamt der Stadt München; ab 1927 Schriftleiter des »Bau meister«; Eintritt in die NSDAP 1930, ab 1933 Stadtrat für Wohnungs- und Siedlungsfragen in München; Internierungshaft durch die Alliierten bis 1948 aufgrund langjähriger Parteizugehörigkeit. Im Anschluss private Bautätigkeit und publizistische Arbeiten. Aicher/Drepper 1990, S. 173. 81 Ebd. 82 Cramer/Gutschow 1984, S. 187. 83 Ebd. 84 Lübbert 1927, S. 442 ff. 85 Löv 1930. 86 Vortrag »Moderne Bau- und Wohnweise«, f. Soziale und Caritative Frauenschule des Kath. Frauenbundes in Bayern 1931. Vgl. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 87 Z. B.: Das Schöne Heim, Oktober 1929; Die Baugilde 1929. 88 Löv 1928 , S. 720. 89 Ebd., S. 721. 90 Ebd. 91 Ebd., S. 720. 92 Ebd., S. 721. 93 »Nach neueren Untersuchungen gilt als günstigste Lage für die Wohnblöcke die Nordost-Südwest-Richtung. Reine Nord-Süd-Blöcke besitzen zwar die Vorteile längerer Besonnungsdauer für Vorder- und Rückseite, aber gleichzeitig alle Nachteile geringer Besonnung in den Wintermonaten und völligem Sonnenmangel um die Mittagszeit.« Ebd. 94 Ebd. 95 Ebd., S. 722 . 96 Löv 1928 , S. 723. 97 Ebd. 98 Ebd. 99 »Bei der letzten Sitzung der Reichforschungsgesellschaft für Wirtschaftlichkeit im Bauund Wohnungswesen mahnte Prof. Wolf (Breslau), die Einwirkung dieser Bestrebungen auf die Verbilligung der
Walchenseeplatz. Vgl. GEWOFAG 1928 129 Vgl. Klotz, S. 89. 130 GEWOFAG 1928 , S. 5. 131 »Grundriß der Gemütlichkeit. So möchte ich wohnen«, »Großes Wohnzimmer – kleine Küche«, Umfrage der Südhausbau und der Be-Ge-Bau an 3550 Einwohner bayer. Städte: »Die meisten der befragten Münchner wären bereit, mehr Miete zu bezahlen, wenn sie ihre ›Wunschwohnung‹ bekämen. Bis zu 30 Mark wollen 8 Prozent von ihnen als Monatsmiete aufbringen. Gegenwärtig kommen noch rund 30 Prozent mit diesem Mietzins aus. 30 bis 50 Mark monatlich könnten 24 ,1 Prozent in ihren Haushaltsplan unterbringen, 40,4 Prozent würden auch 50 bis 80 Mark aufwenden, 14 ,7 Prozent wären auch mit 80 bis 100 Mark einverstanden, wenn die neue Wohnung alle gewünschten Annehmlichkeiten böte. [...] Auf irgendwelche Grünanlagen in der Nähe der Wohnung will fast niemand verzichten. [...] 44 ,4 von Hundert sind zufrieden, wenn in der Nähe Rasen und Bäume sind, mit deren Pflege sie nichts zu tun haben. Rund die Hälfte der Befragten fand, dass sie derzeit zu wenig Grün vor dem Fenster hätten. Bei der Frage nach dem Wohnzimmer zeigte sich, dass ein größeres Zimmer zum gemütlichen Aufenthalt nach wie vor hoch im Kurs steht. Nur 23 Prozent der ausgefragten Münchner ziehen statt dessen zwei kleine Räume vor, also etwa Arbeitszimmer und Wohnzimmer getrennt. Von den 77 Prozent Anhängern des großen Raumes wäre es indessen 16,5 Prozent lieb, wenn eine kleine Nische, sei es zur Arbeit oder zum essen, abgeteilt wäre. Die Wohn- oder Essküche hat mit 54 ,5 Prozent nur mehr eine knappe Stimmenmehrheit. Die übrigen 45,5 vom Hundert wollen eine kleine, reine ›Kochküche‹. Auch hier weichen die Wünsche wesentlich von den tatsächlichen Verhältnissen ab, denn vorderhand steht es, wenn man in die Münchner Haushaltungen schaut, noch 3 zu 1 für die Wohnküche. Die Hälfte der Befragten möchte eine Einbauküche mit allen erforderlichen Geräten, auch wenn sich die Miete dadurch ein paar Mark verteuert. Auf die Frage ›Womit wollen sie kochen?‹ entschieden sich (in Klammern die jetzigen Zahlen) für Gas 6,1 (25,7 ) Prozent, für Kohle 27,4 (26,7 ) und für Elektrizität 10,6 (8 ,9) Prozent. In Erinnerung an die versorgungsschwierigen Kriegs- und Nachkriegsjahre wollen 36 ,9 (28 ,2) Prozent sowohl Kohle als auch Gas zur Verfügung haben, 8 ,4 (7,3) Prozent Kohle und Strom und 10,6 (3,2) Prozent Gas und Strom. Die allgemeine Tendenz zu ›doppelt genäht hält besser‹ ist ersichtlich. [...] Rund zwei Drittel der Münchner, die Rede und Antwort standen, sind Hauptmieter, ein Drittel lebt in Untermiete. Auf die Frage: ›Möchten Sie Ihre jetzige Wohnung wechseln, wenn Sie dafür eine bekommen, die Ihren Wünschen entspricht?‹ antworteten zwei Drittel mit ›ja‹!« Althen 1927 132 Michael Gasteiger: »Wie steht es in München?«, in: Süddeutsche Monatshefte, Heft 6/1927, S. 421 f. 133 Ebd. 134 Ebd., S. 422. 135 Paul Liebergesell: »Freie Bautätigkeit«, in: Süddeutsche Monatshefte, Heft 6/1927, S. 432. 136 Gasteiger 1927, S. 422 . 137 Ebd., S. 427 f. 138 Vgl. ebd., S. 424 . 139 Haus der Bayerischen Geschichte: Biografien – Menschen aus Bayern, https://www.hdbg.eu/biografien/ detail/michael-gasteiger/2516 (letzter Zugriff am 19.09. 2020). 140 Gasteiger 1927, S. 424 . 141 Martin Wagner, geb. 1885 in Königsberg, gest. 1957 in Cambridge/Mass. Ab 1905 Stud. d. Architektur in Dresden u. Berlin; 1908 /09
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Baukosten nicht zu überschätzen, da für die Wohnungsherstellung 4 Faktoren preisbildend seien, nämlich Bauland, Baugeld, Bauplanung und Baubetrieb, und nur ein Teil dieser Faktoren durch Typisierung beeinflußt werde.« Löv 1928 , S. 722. 100 Meyer 1926; »Richtlinien über Küchenmöbel, ausgearbeitet für das Reichskuratorium«, in: Frankfurter Zeitung vom 03.11.1926; »Das Küchenproblem auf der Werkbundausstellung«, in: Die Form, 1927; »Zweck mäßige Küchenmöbel«, in: Bauwelt 9/1927; »Wohnung und Entlastung der Frau«, in: Wohnungswirtschaft, Nr. 12 / 1927; »Die Frau in der Neuen Wohnung«, in: Bauwelt 41/1927, S. 108 ff.; »Wohnungsbau und Haushaltsführung«, in: Baumeister, Nr. 6 /Jg. 25, S. 89 –95; »Über Wohnungseinrichtung, Werkbundgedanken«, in: Stuttgarter Neues Tagblatt, 15.07.1927; »Kritik der Werkbundausstellung, Anregung zur Küchengestaltung auf der Werkbundausstellung«, in: Stein, Holz, Eisen, Nr. 41/1927, S. 291; »Metallgeräte in Küche und Haus«, in: Die Form 1928 , S. 274 –280; »Küchengrundrisse und Küchenarten«, in: Baugilde 10/1928; »Grundsätzliches zur Einbauküche«, in: Baugilde 10/1928; »Die Küche«, in: Werner Graeff: Innenräume, Stuttgart 1928; »Die Wohnung als Arbeitsstätte der Hausfrau«, in: Fritz Block: Probleme des Bauens, Potsdam 1928; Neuzeitliche Hauswirtschaftslehre, Handbuch zu Ausbau des hauswirtschaftlichen Unterrichts, Stuttgart 1928; Neue Hauswirtschaft, Nr. 1, 1929; Die Elemente des Küchengrundrisses, Stuttgart 1930; »Verbesserte Arbeitsmethoden beim Geschirrwaschen und ihre Auswirkungen auf die Gestaltung des Küchenraumes«, in: Baugilde 14 /1932; »Wachsende Küche«, in: Die Form 7/1932; »Kochschrank ›Hexer‹«, in: Baumeister, Nr. 31/1933; Wenn ich in vier Wochen heirate, Stuttgart 1933; mit Milka Saphir: How to cook in Palestine – Wie kocht man in Erez Israel, um 1935. Vgl. Maasberg/Prinz 2004 , S. 141 f. 101 Maasberg/ Prinz 2004 , S. 130. 102 Die Autoren kamen aus den unterschiedlichsten Bereichen: von Architekten über Mediziner, Schriftsteller, dem Direktor des Hygienemuseums Dresden, einem Rabbiner, Psychologen bis zu Gymnastiklehrerinnen, Politikerinnen und vielen mehr. Vgl. Maasberg/ Prinz 2004, S. 132. 103 Vgl. ebd., S. 128 u. 142. 104 Meyer 1925, Einleitung (o. S.). 105 Vgl. Maasberg/Prinz 2004 , S. 128 ff. 106 Meyer 1930. 107 Ebd. 108 Ebd., S. 1. 109 Vgl. ebd., S. 3. 110 Ebd., S. 17. 111 Ebd., S. 3. 112 Ebd., S. 2. 113 Ebd., S. 3. 114 Lövs Mietshäuser in der Maxvorstadt, Meyer in Tutzing, vgl. Maasberg/Prinz 2004 , S. 130. 115 Hanna Löv hatte die Todesanzeige Lotte Willichs aufgehoben. Siehe Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 116 Lotte Willich: »Wohnungspflege und Volksgesundheit«, in: Süddeutsche Monatshefte: Die neue Wohnung, Heft 10/1928 . 117 Erlewein/Willich 1927. 118 Erlewein/Willich 1927, S. 5. 119 Ebd. 120 Willich 1928, S. 738. 121 Ebd. 122 Sta benow 1990, S. 14 . 123 Terlinden/von Oertzen 2006 , S. 59. 124 Karl Sebastian Preis, geb. 1884 in München, gest. 1946 ebenda. SPD-Stadtrat und Leiter des Wohnungs- und Siedlungsreferats; 1927 »Denkschrift zur Lage und Beseitigung der Wohnungsnot in München«; 06.06. 1928 Gründung der »Gemeinnützige Wohnungsfürsorge AG« (GEWOFAG); 1928 –1933 und 1945/46 Aufsichtsratsvorsitzender der GEWOFAG. Vgl. Rädlinger 2003. 125 Gut 1928 . 126 Klotz 2001, S. 89. 127 Krämer 2013 , S. 7. 128 Ostbahnhof, Harlaching, Laim, Neuhausen und am
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Praktikum bei Hermann Muthesius; 1911 Leiter des städt. Bauamtes Rüstringen; ab 1914 Mitarb. im Verband Groß- Berlin; 1924 Gründung der Deutschen Wohnungsfürsorge A.G. (DEWOG); 1926 »Denkschrift an den Magistrat Berlins« zur Neuorganisation der Berliner Bauverwaltung, Ernennung zum Dezernenten der Hochbaudeputation im Magistrat; 1926 –1933 Ernennung zum Stadtrat für Wohnungs- und Siedlungswesen; ab 1936 Berater der Stadt- und Landesplanungsfragen in Istanbul; ab 1939 Prof. f. Städtebau in Harvard, Cambridge/Mass. Vgl. Homann/Kieren/Scarpa 1985, S. 158 ff. 142 Weresch 2005, S. 95. 143 Ebd. 144 Vgl. Huse, 1984, S. 16. 145 Vgl. ebd. 146 Ebd., S. 15. 147 Ebd. 148 Lübbert 1927. 149 Vgl. Huse 1984, S. 16. 150 Lübbert 1927. 151 Ernst Georg May, geb. 1886 in Frankfurt a. M., gest. 1970 in Hamburg. Ab 1910 Stud. Arch. a. d. TH München; Praktikum bei Raymond Unwin, London; 1919 Leiter Bauabt. Schlesische Heimstätte; 1925 Stadtrat in Frankfurt, Dezernent f. Städtebau; 1926 Gründungsmitglied »Der Ring«; Gründung der Zeitschrift »Das Neue Frankfurt«; 1928 Gründungsmitgl. CIAM; ab 1930 in der UdSSR; ab 1933 in Afrika; ab 1954 Planungs leiter f. d. Neue Heimat. Quiring/Voigt/Cachola Schmal/ Herrel 2011, S. 315 ff. 152 Martin Elsaesser, geb. 1884 in Tübingen, gest. 1957 in Stuttgart. Stud. Architektur a. d. TH München (bei Thiersch und Th. Fischer) u. Stuttgart (Th. Fischer u. Paul Bonatz); 1906 –1912 Mitarbeit a. d. TH München und Stuttgart; 1920 –1925 Um- und Ausbau d. Kunstgewerbeschule Köln; 1925 –1932 Stadtbaudirektor Frankfurt a. M.; 1933/34 Bauaufträge in der Türkei; 1947 Berufung a. d. TH München, Lehrstuhl für Entwerfen; emeritiert 1956 . Elsaesser/Gräwe/Schilling/Schmal 2009, S. 185 ff. 153 Ludwig Landmann, Politiker, geb. 1868 in Mannheim, gest. 1945 in Voorburg, Niederlande. 1916 Dezernent f. Wirtschaft, Wohnungswesen und Verkehr in Frankfurt a. M.; 1924 –1933 Oberbürgermeister in Frankfurt a. M. Quiring/Voigt/Schmal/Herrel 2011, S. 51. 154 Ebd. 155 Ebd., S. 53. 156 Vgl. ebd. 157 May 1927b. 158 Ebd. 159 Z. B. Nerdinger 2002; Nerdinger 2008 b; Aicher/ Drepper 1990; Bayerischer Architekten- und Ingenieur verband 1984; RFG 1929. 160 Aicher/Drepper 1990, S. 236. 161 Vgl. RFG 1929, S. III. 162 Ebd., S. 1. 163 Ebd. 164 Fleckner 1993, S. 54 . 165 RFG 1929, S. III. 166 RFG 1929, S. 22 . 167 Vgl. Radiointerview Vorhoelzer 1929, zitiert z. B. in: Aicher/Drepper 1990, S. 237. 168 Vgl. Aussage Franziska Walter, Anwohnerin ab 1929. Ebd. 169 Gespräche mit U. Brüggerhoff und einer Bewohnerin, Febru ar 2019. 170 Klotz 2001, S. 85. 171 Habel/Himen 1985, S. 100. 172 Ebd. 173 Vgl. Klotz 2001, S. 86. 174 Theo Lechner, Fritz Norkauer, Eugen Dreisch und Wilhelm Scherer. Krämer 2002, S. 71. 175 Ebd. 176 Habel/Himen 1985, S. 100. 177 Vgl. Krämer 2002, S. 71. 178 Habel/ Himen 1985, S. 100. 179 Schule München-Neuharlaching Rotbuchenstr, o. D. Sig. loev-6 -1, Nachlass Hanna Löv, AMTUM. 180 »[D]ie Detailbearbeitung der Häuser war verteilt an die Architekten Atzenbeck, M. Fleißner, Prof. Chr. Hader, Fr. Landauer, Fr. Männche, M. Schön und Prof. Dürr.« GEWOFAG 1929, S. 2 . 181 Vgl. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM; GEWOFAG 1928, S. 24 et. al. 182 Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 183 GEWOFAG 1928, S. 24. 184 Ebd. 185 Z. B. GEWOFAG 1931. 186 Ebd. 187 Vgl. Krämer, S. 74 . 188 Vgl. GEWOFAG 1929, S. 24 f. 189 Die Häuser
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an der Perlacher Straße wurden mit Supraporten in Sgraffito, die großen Giebelflächen, die sich durch die Frei stellung der Häuserreihen ergeben haben, mit großen Freskogemälden von der Schule Lois Grubers geschmückt, außerdem das Eckhaus mit der Gaststätte an der Perlacher Straße mit einer 4 ×4½ m großen Darstellung des Schmieds von Kochel von Prof. Bruno. Goldschmitt (Zementputzmalerei, Sgraffitotechnik). Von Bildhauer Theodor Linz stammen zwei Hauszeichen neben der Gaststätte, Köpfe von doppelter Lebensgröße aus hellrotem Klinker, von Bild hauer Lothar Dietz Ecke Perlacher/Heimgartenstraße eine das Maurerhandwerk versinnbildlichende Figur aus rotbraunem Oldenburger Klinker, von Bildhauer Albert Allmann der Trinkbrunnen mit Pinguinfigur bei der Gaststätte, zwei Meter hoch in Kunstmuscheltalk mit Bronzeplastik. Vgl. GEWOFAG 1931, S. 1. 190 GEWOFAG 1931, S. 1; Deutsche Postzeitung, Nr. 15, 07.08 .1938 , S. 542. 191 Borst 1930, S. 190. 192 Klotz 2001, S. 93. 193 GEWOFAG 1929, S. 6. 194 GEWOFAG-Generalversammlung 1931, S. 7. 195 Vgl. z. B. Walchenseeplatz: geplante Zahl vs. tatsächlich ausgeführte Wohnungen! 196 Ebd., S. 11. 197 Harlander 1995, S. 31. 198 Gotto 2006, S. 216. 199 GEWOFAG 1933, S. 6. 200 Harlander 1995, S. 291. 201 Gotto 2006, S. 240 202 Schickel 1994 , S. 253. 203 Ebd. und Gotto 2006, S. 214 . 204 Gotto 2006, S.214 205 Ebd. 206 Ebd. 207 Harlander 1995, S. 91. 208 Schickel 1994 , S. 130. 209 Ebd., S. 131 210 Ebd., S. 131. 211 Ebd., S. 132. 212 Henn 1987, S. 334 f. 213 Ritter 1934, S. 298. 214 Ebd. 215 Guido Hermann Theodor Harbers, Architekt, geb. 1897 in Rom, gest. 1977 in Bad Feilnbach. Schwager von Hermann Esser (1900 –1981); Mitbegründer der NSDAP; ab 1915 Studium an den TH München, Aachen und Berlin; 1921 Diplom mit Auszeichnung; Referendariat zum Regierungsbaumeister; Mitarbeit Landbauamt, anschl. OPD; ab 1924 im Ministerium des Inneren bei Theodor Fischer, Siedlungs- und Wegeplanung im Isartal; 1925 Leitung des Baubüros »Deutsche Verkehrsausstellung«, anschließend Wechsel zum Hochbauamt; 1925 –1932 Mitarbeit an Generalbaulinienplan; ab 1927 Schriftleiter des »Baumeister«; Verfasser von: »Das Kleinhaus« (1930), »Das freistehende Einfamilienhaus« (1932), »Der Wohngarten« (1933); 1933 Nachfolger von Karl Preis als Leiter des Referats 7, Wohnungs- und Siedlungsfragen; 1935 Neugründung GWG; 1945 –1948 Amerikanische Internierungshaft im Rahmen der Entnazifizierung; ab 1948 Schriftleiter »Deutsche Bauzeitung« und »Kunst – die schöne Wohnung«. Vgl. Seegers 2005, S. 23 ff. 216 Franz Defregger, Karl Delisle, Wilhelm Flaschenträger, Emil Freymuth, Friedrich Haindl, Guido Harbers, Albert Heichlinger mit Max Dellefant, Lois Knidlberger mit Walter Schüßler, Heinz Kugler, Hanna Löv, Theo Pabst mit Christoph Miller, Franz Ruf, Sep Ruf, Max Eberhard Schuster, Franz Stadler, Heinrich Volbehr und Eberhard Thilo Schneider, Emil Wißnet, Max Panitz. Siehe Henn 1987, S. 167. 217 Vgl. ebd. 218 Habel/Himen 1985 , S. 142 . 219 Henn 1987 und Meissner 2013, S. 370 f. 220 Aicher/Drepper, München 1990, S. 164. 221 Krämer 2002, S. 75. 222 Ebd. 223 Ebd., S. 76. 224 Ebd. 225 Vgl. Archiv der Baugenossenschaft des Post- und Telegraphenpersonals in München und Oberbayern eG 226 Krämer 2002, S. 77.
Fünftes Kapitel Reflexion und kritische Einordnung von Leben und Werk der Architektin in Deutschland
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Den Wandel illustrieren Hanna Löv war seit ihrer Jugend malerisch und zeichnerisch tätig, in ihrem Nachlass finden sich zahlreiche Aquarelle und Gemälde sowie Skizzenbücher mit Reisezeichnun gen. Zeichnungen und Grafiken waren neben der Architektur jedoch auch Bestandteil ihres beruflichen Schaffens. Sowohl bei der OPD als auch im Universitätsbauamt war sie mit der Durchführung verschiedener grafischer Entwürfe betraut, in der frühen Nachkriegszeit fertigte sie als Selbstständige Arbeiten für Reklamezwecke. Dieses zwei te Standbein, das quantitativ eine Nische ihres Werks darstellt, dient als eindrückliches Zeitzeugnis. Typografie, Stilistik und Inhalt der Gebrauchsgrafiken weisen dem jewei ligen Zeitkontext entsprechend unterschiedlichste Merkmale auf. Besonders varia tionsreich war ihre Tätigkeit für die Reichspost, die über Schriften, Stempel, Briefmar kenentwürfe, Einladungen und sogar Karikaturen für die Postzeitung hinausreichte. Dieser Teil des Œuvres ist gerade deshalb aufschlussreich, weil er sich über ihren gesamten Tätigkeitszeitraum bei der Behörde erstreckt und den politischen Wandel i llustriert. Robert Vorhoelzer beschrieb in seinem Zeugnis, dass Hanna Löv »für alle anfallenden Arbeiten dekorativer Art herangezogen (Stempelentwürfe, Gratulations karten etc.)« wurde.1 Und auch nach Vorhoelzers Weggang übernahm sie »künstleri sche Sonderaufgaben« (Abb. 69/70).2 Während ihre Arbeiten zu Zeiten der Weimarer Republik – humoristische Illustra tionen oder dekorative Weihnachtskarten – in erster Linie nicht mehr als einen deko rativen Selbstzweck bedienen sollten, erfüllten ihre späteren Entwürfe im Nationalso zialismus auch eine Funktion. Nach 1933 verschob sich die Gewichtung ihrer Tätigkeit: Während sich ihr bauliches Werk auf kleine Postämter reduzierte, gestaltete sie umso mehr grafische Arbeiten, die auf die propagandistische Verbreitung nationalsozialisti schen Gedankenguts abzielten.3 Briefmarken und Poststempel dienten nämlich als un scheinbare Hilfsmittel einer omnipräsenten Ideologisierungskampagne, denn »auch die Briefmarke kündet des Führers Werk!«4 Im Jahrbuch des Postwesens von 1937 berichtet Hans Rost detailliert über die verkannte Bedeutung der Postwertzeichen als Propagandawerkzeug.5
Abb. 69: Plakatentwurf ›Frau mit Kleidung, Schmuck und Vase‹, 1932
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Abb. 70: »Zwei Personen auf einer Parkbank«, o. D.
Immer wieder wurden Briefmarken für die landesweite Verbreitung propaganda wirksamer Ereignisse oder als Wahlwerbung genutzt, etwa für die Abstimmung über die Rückkehr des Saargebiets zum Deutschen Reich, die Erinnerung an den missglück ten Hitlerputsch oder den Reichsparteitag in Nürnberg.6 Außer der Verbreitung und Festigung nationalsozialistischer Propaganda hatten die Briefmarken noch eine Zu satzfunktion: »die Beschaffung von Finanzmitteln für den ›Kulturfonds des Führers‹«. Diesem Kulturfonds, 1937 gegründet und von Martin Bormann verwaltet, flossen in der Folgezeit hohe Summen aus Zuschlagerlösen der Sondermarken zu.7 Im Laufe der Zeit gewannen die Postwertzeichen an Bedeutung für das Regime, nicht nur aufgrund des wirtschaftlichen Nutzens dank der hohen Auflagenzahl, auch wegen der, dem Träger medium unmittelbar anhaftenden, Verbreitungsmöglichkeit der Ideologie in Deutsch land und in der ganzen Welt. Briefmarken mit Motiven, die Adolf Hitler zeigten, wurden in sehr großer Stückzahl verkauft und mehrfach neu aufgelegt.8 Hanna Löv schien nicht die einzige Frau gewesen zu sein, die sich in jener Zeit mit Werbe- und Gebrauchsgrafik beschäftigte. Den Wettbewerb für die Wahlwerbung zur Saarabstimmung 1935 beispielsweise gewann die freiberufliche Grafikerin Emmy Glitz ner.9 Als weiteres Werbemittel neben den Postwertzeichen kamen auch Poststempel hinzu. Wie in ihrem Nachlass dokumentiert, arbeitete auch Hanna Löv zahlreiche sol cher Stempelentwürfe aus. »Unterschieden wurden gemeinnützige, posteigene und private Werbungen, zu denen ab 1933 in verstärktem Umfang die staatspolitische Wer bung trat (Abb. 71).«10 Die Deutsche Postzeitung beschrieb die Wichtigkeit von postali schen Aufgabestempeln zur Förderung der »nationalen Propaganda«, da so die »Ge samtheit der Volksgenossen regelmäßig und umfassend durch Millionen und Milliarden von Briefsendungen erreicht werde«.11 Hanna Löv hat einige Poststempel in ihrem Nachlass archiviert, darunter »Besucht die Festwochen des Braunen Bandes in Mün
Fünftes Kapitel Reflexion und kritische Einordnung von Leben und Werk der Architektin in Deutschland
Abb. 71: Entwürfe für Postwertzeichen, Briefmarken und Schriften, 1936–1938
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Abb. 72: Entwurf für ein Schild mit Reichsadler »Amtliche Verkaufsstelle für Postwertzeichen«, um 1938
Abb. 73: Plakatentwurf für das Winterhilfswerk, 1937
chen 15.–29.7. 1936«, »Berlin 1936 – Ausstellung Deutschland 18.7.–16.8. Am Kaiserdamm« und »Am 10. April Dein Führer Dein ›Ja‹«.12 Zu den Stempeln und Postwertzeichen kamen typografische Entwürfe für Buch staben in Frakturschrift oder Entwürfe für Schilder hinzu, beispielsweise »Amtliche Verkaufsstelle für Postwertzeichen« in Gouache, zwei Farbentwürfe in serifenloser Schrift mit dem Postadler (Abb. 72).13 Die Werbung für das »Winterhilfswerk« als nationalsozialistische Propaganda ist hier besonders hervorzuheben, denn: »Zwei Bereiche standen dabei für das Goebbels- Ministerium im Vordergrund: die Werbung für den Rundfunk und die Aufrufe zur Be teiligung am Winterhilfswerk (Abb. 73).«14 Hanna Lövs Tuschezeichnung dafür aus der OPD München wird dominiert von ei nem typisierten Soldaten, der eine Sammeldose mit den Buchstaben H.W. [Hilfs-Werk, Anm. d. Verf.] in der Hand trägt. An der Bildunterkante in weiter Ferne liegt die Silhou ette der Stadt München. Die Überschrift lautet: »Berufskameraden! Der Winter steht wieder vor der Türe. Wir erfüllen wieder unsere Pflicht.«15 Die Farbakzente in der Zeichnung wiederholen sich im Text, in dem die Überschrift sowie einzelne Schlag worte in roter Farbe hervorgehoben sind.16 Im Jahr 1938 gestaltete Hanna Löv monumentale »Architekturen auf Zeit«, die sie auf Fotografien in ihrem Nachlass ausführlich dokumentiert hat (Abb. 74–76).17 An Fassaden prestigeträchtiger Bauwerke in Postbesitz ließ sie Schriftinstallationen anbringen, die die NS-Ideologie werbewirksam propagierten. In die Arkade des Münch ner Palais Toerring-Jettenbach (»Residenzpost«) wurden beispielsweise in strenger Symmetrie zwei Segel eingespannt. Von der Basis bis zu den Kapitellen der Säulen füllt das Wort »Ja« in Frakturschrift auf hellem Hintergrund zwei Drittel des Transparents, während die drei Zeilen darüber auf »Ein Volk. Ein Reich. Ein Führer.« einschwören. Das gleiche Banner findet sich oberhalb der Sockelzone eines weiteren, unidentifzier 150
Fünftes Kapitel Reflexion und kritische Einordnung von Leben und Werk der Architektin in Deutschland
Abb. 74–76: »Wahlwerbungen« anlässlich des Anschlusses Österreichs, 1938
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ten Prestigebaus, über drei Stockwerke in die Fassade eingepasst. In einer anderen Variante überspannt hier in einem dreiteili gen Monumentalbau mit fünf Stockwerken das Wort »Ja« jeweils zwei Stockwerke in den beiden Seitenteilen der Fassade und reicht von der Oberkante der Fenster im zweiten Stock bis zur Unterkante der Fens ter im fünften Stock. Ein zweites Banner verhüllt den Zwischenraum zwischen Fens terober- und -unterkante in voller Höhe. Der ührer.« Schriftzug »Ein Volk. Ein Reich. Ein F ist in Höhe des fünften Stocks angebracht. Genau in der Mitte der Fassade ist der Abb. 77: Entwurf für eine Tafelreklame, 1948 Spruch, »Deutschland, Deutschland über alles, über alles in der Welt!« zu lesen, von zwei Hakenkreuzen gerahmt. Hanna Löv verwahrte die Fotografien dieser Installationen vollkommen neutral in ihrem Portfolio, ungeachtet der Tatsache, dass sie für die Unterstützung der Bevölkerung zum An schluss Österreichs geworben hatten. In ihrer handschriftlichen Notiz beschrieb sie das Projekt verharmlosend als »Wahlwerbung Anschluss Österreichs auf allen Po stämtern und Postautos«.18 Hingegen deutet nichts darauf hin, dass Löv in ihrer Zeit bei der Reichsbahn eben falls gebrauchsgrafische Aufträge ausgeführt hätte. Weder in ihrem grafischen Nach lass noch ihrem Arbeitszeugnis ist eine Beschäftigung dieser Art zwischen 1940 und 1945 überliefert, erst nach dem Krieg schien Löv sich erneut als Grafikerin betätigt zu haben – so die Quellenlage anhand ihres Nachlasses.19 Neben der Tätigkeit als frei berufliche Architektin eröffnete Hanna Löv nach dem Zweiten Weltkrieg ein Atelier für Werbegrafik in der familieneigenen Werkstatt in der Adelheidstraße.20 Ihre Erfah rungen im Gestalten von Werbemitteln für die Reichspost und vermutlich die Verbin dung zur Reichsbahn verhalfen ihr zu diesem zweiten Standbein, denn ihre Werbe tafeln wurden stets in ländlichen Bahnhöfen angebracht.21 Einem ihrer Kunden, dem Kaufhaus Willi Baumann in Degerndorf, schrieb sie: »[V]on der Bezirksdirektion der Deutschen Reichsbahn-Reklame wurde mein Entwurf für Ihre Werbetafel genehmigt und ich habe ihn, wie angegeben, auf Hartfaserplatte in Ölfarbe, wetterfest lackiert, ausgeführt.« (Abb. 77)22 In ihrem Nachlass befinden sich mehrere Entwürfe für Werbetafeln, zumeist mit einer eigenen Typografie und einer farbenfrohen figürlichen Darstellung versehen. Die Reklame für das Kaufhaus Willi Baumann verfügt über zwei Schrifttypen in leuchtendem Blau, teilweise rot hinterlegt. Eine Dame in Tracht läuft vollbepackt mit allerlei Utensilien, die im Kaufhaus erstanden werden können, aus dem Bild. Auf der Werbung für Joh. Fellner am Kirchplatz sitzt ein lebensfroher Herr in Tracht, raucht Pfeife und prostet einem unsichtbaren Gegenüber zu. Aus seinem übervollen Wander rucksack ragen allerlei Lebensmittel und Getränke. Im Universitätsbauamt war Löv unter anderem für die Innenarchitektur zuständig und entwickelte auch die zugehörigen Textildesigns. Mit ihren Vorskizzen für einen Vorhang mit großformatigem Goldfischmotiv etwa positionierte sie sich zu den Künst 152
lern, für die »zunächst eine Bildauffassung als ge eignet erschien, die von realistischen Figurationen und Vorbildern der klassischen Moderne ausging«.23 Für das Universitätsbauamt zeichnete Hanna Löv Einladungen für das »Richtfest der Physiolog. Che mischen Institute« und den »Unibauamtsball«,24 beides sehr geometrische Kompositionen. Auf der linken Bildhälfte der Einladung zum Richtfest prä sentiert eine Figur das Architekturmodell für das neue Institut (Abb. 78). Die skizzenhafte Gestalt trägt eine Art Helm mit Kopfschmuck und stellt möglicherweise eine Alle gorie der Technischen Universität dar. Darunter steht in schlichter, handgezeichneter Antiqua »EIN LADUNG«. Der informative und geschickt umbroche ne Textblock auf der rechten Bildhälfte ist in modernen, schlicht anmutenden Versali en händisch gelettert. Eine auffällige typografische Auszeichnung im Block bildet das Wort »RICHTFEST«, das in größerem Schriftgrad in derselben Antiqua wie »EINLA DUNG« hervorgehoben ist. Auf dem Entwurf für den Faschingsball spielt Hanna Löv mit Perspektiven und der Integration des Texts in den Bildaufbau (Abb. 79). Ein verkleidetes Paar kommt von links in den Bildraum. Die Perspektive der Innen raumflucht wird verstärkt durch den gefliesten Boden und quadratische Elemente in der Raumgestaltung. Am linken Bildrand steht in schlichten Großbuchstaben »EINLA DUNG« in vertikaler Textausrichtung. Die Worte »Universitäts-Reitschule-München- Königin-Straße 34« stehen auf einem Raumteiler, der wiederum auf Blumenkästen mit weißer Schrift steht. Auf einem Kasten, der in einzelne schwarze Kuben aufgeteilt ist, steht pro Kubus eine Glyphe: »15. Febr.«. Dazwischen sieht der Betrachter den offenen Durchgang zum Saal. Auf dem Blumenkasten rechts steht ebenfalls eine Ziffer pro Feld: »1957«. Das Wort »UNIBAUAMTSBALL« ist in vier Gruppen auf die rechte Seitenwand aufgeteilt. Die Buchstaben sind als Konturenschnitt ausgearbeitet und vergrößern sich trichterförmig, der Perspektive entsprechend, nach außen hin.
Abb. 79: Einladungskarte, 1957
Fünftes Kapitel Reflexion und kritische Einordnung von Leben und Werk der Architektin in Deutschland
Abb. 78: Einladungskarte, 1954
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Reflexion — Geschlecht: Hierarchie und Zuschreibung Welche Rolle aber hat das Geschlecht für Hanna Lövs Werk und ihren beruflichen Wer degang gespielt? Löv war Architektin, und das in einer Zeit, in der es noch viel weniger selbstverständlich war, eine dem Rollenbild nach männliche Berufsausbildung zu wäh len, geschweige denn, im Anschluss eine gleichwertige Karriere zu haben. Hanna Lövs Weg war stringent und zielstrebig, in ihrer Biografie lassen sich kaum Hemmnisse ab lesen, die auf ihr Frausein und die damit verbundenen gesellschaftlichen Erwartungen oder Einschränkungen zurückzuführen sind. Zeitgenössische Fotos der Fakultät für Architektur zeigen Hanna Löv mit ausschließlich männlichen Kommilitonen. Die Über prüfung der Studierendenlisten zeigt für die Jahre ihres Studiums eine Verteilung weib licher/männlicher Studierender von 10/200.25 Warum spielt die Verbindung von Hanna Löv und Robert Vorhoelzer eine so große Rolle, dass sein Name immer in Verbindung mit dem ihren fällt? Die kanonische Archi tekturgeschichte einer Zusammenarbeit, die nur eine Konstellation kennt, nämlich die einer strengen Hierarchie mit einem fördernden Robert Vorhoelzer und einer dankbar zuarbeitenden Hanna Löv, wurde mit dieser Arbeit hinterfragt. Die Quellenanalysen zeigen, dass Vorhoelzer zwar Lövs Vorgesetzter war, die beiden aber ein kollegiales Ver hältnis pflegten, was sich auch in den umfassenden Bauaufgaben zeigt, mit denen Vor hoelzer Löv im Universitätsbauamt betraute. In zwei der drei wichtigen Phasen ihrer Karriere – im Hochbauamt der Oberpostdirektion sowie im Universitätsbauamt – arbei tete sie mit Vorhoelzer zusammen. Wie in den entsprechenden Kapiteln erläutert, war beiden Arbeitsstellen gemeinsam, dass unter besonderen Umständen ein besonders hohes Bauvolumen zu bewältigen war. Mit Hanna Löv hatte Vorhoelzer eine Mitarbeite rin, deren Leistungsfähigkeit und Qualität ihm gut bekannt waren und mit deren Hilfe er seine Aufgaben im geforderten Zeitraum und seinen Qualitätsstandards gehorchend durchsetzen konnte. Beide halfen sich somit gegenseitig, beruflich voranzukommen. Wie meine Ausführungen zeigen konnten, war es schwierig, eine andere Architektin zum Vergleich mit Hanna Löv heranzuziehen. So war sie bei der OPD und bei der Reichsbahn jeweils die einzige Frau in einem Team, das ausschließlich mit Männern besetzt war. Weder war sie die Partnerin eines bekannten Architekten – wie etwa Mar lene Poelzig, Charlotte Perriand oder Lilly Reich –, noch war sie Innenarchitektin, noch lässt sie sich einer politischen Bewegung, weder dem linken (wie Margarete Schütte- Lihotzky) noch dem rechten Spektrum (wie Gerdy Troost) zurechnen. In der Zeit des Nationalsozialismus erfüllte sie als typische Mitläuferin die ihr zugedachten Aufgaben, ohne sich politisch zu identifizieren oder gar zu engagieren. Hanna Lövs Motivation war die Kontinuität, dies galt sowohl für ihre Karriere selbst als auch für ihr rastloses Arbeitspensum. Ob als Architektin, als Grafikerin oder als Buchbinderin, ob angestellt oder selbstständig, ihr beruflicher Lebenslauf weist keine Lücke auf. Auch wird sie in der Literatur stets mit der »Münchner Küche« in der Postversuchssiedlung A rnulfstraße in Verbindung gebracht, selbst wenn es dafür keine Nachweise gibt. Löv war zuständig für die Möblierung der Siedlung, geplant wurde die Küche hingegen von Walter 154
Schmidt, Erna Meyer und Robert Vorhoelzer. Üblicherweise unterschrieb Löv jeden ihrer Entwürfe, im Fall der Küche findet sich keine entsprechende Signatur auf Skizzen oder Dokumenten. In ihrem Nachlass befindet sich weder ein Plan noch ein Foto der »Münchner Küche«, dafür aber Bildbelege der Mustermöbel für andere Räume. Auch wird ihr Name weder in den Berichten der GEWOFAG in Verbindung mit der Küche genannt, noch befindet er sich auf Entwürfen der »Münchner Küche« in unterschied lichen Archiven.
Hanna Lövs Willen, zu bauen, so scheint es, stand für sie in jeder Phase über jedem ge sellschaftlichen und politischen Kontext ihrer Zeit. Sie ist ein typisches Beispiel für eine(n) Regierungsbaumeister*in ihrer Generation. Der Zeitraum ihres Wirkens als Ar chitektin überspannt die Weimarer Republik, die Zeit des Nationalsozialismus und die ersten 17 Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg. Dabei war sie am Baugeschehen in Mün chen und Bayern während der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts maßgeblich beteiligt. Hanna Lövs Beitrag zum Angesicht ihrer Heimatstadt wirkt bis heute nach. Gleichzei tig war sie als Frau eine Ausnahme in ihrem Berufsfeld. Die großen Wohnsiedlungen des Münchner Bauprogramms, an denen sie beteiligt war, werden auch knapp einhun dert Jahre später in fast ursprünglicher Form bewohnt, die Versuchssiedlung in der Arnulfstraße erlebt bis heute ein reges Interesse bei Architekturstudenten. Die Post bauten in München und in dörflichen Gemeinden stehen an zentralen Plätzen und prä gen das Antlitz der Orte. Wie es Hanna Löv möglich war, über diesen langen, gesellschaftlich und politisch meist turbulenten Zeitraum in Deutschland nahezu ohne Zäsur als Architektin zu arbeiten, war eine weitere Frage, die die vorliegende Arbeit erforschte. Ein besonderes Anliegen war es auch, ihre Tätigkeit während des Nationalsozialismus kritisch zu prü fen und einzuordnen. Hanna Löv hat Pläne, Zeugnisse und Listen als Dokumente ihres Wirkens sorgsam aufbewahrt. Die in ihrem Nachlass erhaltene Korrespondenz ist ausschließlich ge schäftlicher Natur und lässt wenig Raum, ein persönlicheres Bild der Architektin nachzuzeichnen. Es gibt keine Äußerung Hanna Lövs über ihr Leben, ihre Karriere oder etwa ihre Tätigkeit während der Zeit des Nationalsozialismus. Die hinterlassenen Unterlagen sind allesamt ohne wertende Kommentare gesammelt und aufgelistet. Je doch sind Äußerungen vermutlich auch nicht nötig – eine Einordnung ihrer Tätigkei ten, ihrer Mitgliedschaften und Vernetzungen beschreiben das Bild eines Architekten (sic!) im Nationalsozialismus und danach besser als die Kommentare ihrer Berufs- und Zeitgenossen, die letztendlich meist Befunde der »kollektiven Verdrängung in der deutschen Nachkriegsgesellschaft« waren.26 Auch Hanna Löv, Jahrgang 1901, gehörte der »Kriegsjugendgeneration der ab 1900 geborenen, die große Teile der NS-Funktions eliten stellten«, an. 27 Sabine Klotz beschreibt in ihrem Aufsatz über Walther Schmidts Tätigkeit in der nationalsozialistischen Zeit dessen Umgang mit den Bauaufgaben folgendermaßen:
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Zäsurlose Berufsausübung in Deutschland 1924–1957
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»Welchen Zwecken die Gebäude dienten, sei es der Rüstungsvorbereitung, der Kriegsforschung, der operativen Kriegsvorbereitung oder der totalen Erfassung und Ideologisierung der Gesellschaft, unter welchen Bedingungen die Bauten errichtet wurden, ob mit menschenverachtender Ausbeutung von KZ-Häftlingen […] spielte keine Rolle.«28 Im Werk Hanna Lövs finden sich der Umbau einer Kantinenbaracke zum »SS-Sturm heim«, die großformatigen Banner zur Annexion Österreichs, aber auch das Tarndossier für die Reichsbahn inklusive einer Kostenrechnung unter Einbeziehung der Mitarbeit von KZ-Häftlingen.29 Die Projekte dienten dem Regime, der Kriegsvorbereitung und der Verbreitung einer totalitären Ideologie. »Diese Prinzipienlosigkeit bis hin zum Opportunismus« erklärt Schroeter als symptomatisch für Hanna Lövs Generation.30 Sie war relativ spät, näm lich 1939 der NSDAP beigetreten, in dasselbe Jahr fällt auch der Briefwechsel mit Gerdy Troost. Doch wie auch bei Walther Schmidt dienten ihre beruflichen Entscheidungen wohl der »Sicherung beruflichen Überlebens und Karrierebewußstein«.31 Klotz schil dert, wie der späte Eintritt in die Partei bei einigen Architekten als Versuch einer Ent schuldung im Spruchkammerverfahren angewendet wurde: »Die Grenzen zwischen Verdienen und Dienen, Anpassung, Anbiederung und Pro filierung, Mitläufer- und Komplizenschaft waren fließend, und der Besitz eines Par teibuches gibt keineswegs den einzigen, ausschlaggebenden Hinweis auf den Grad der Verstrickung in das System des Nationalsozialismus.«32 Erst 2019 erschien eine Monografie über den Architekten Albert Speer, der es geschafft hatte, bis zu diesem Zeitpunkt seine eigenen Tätigkeiten während des NS-Regimes zu marginalisieren, ja, sich als Technokraten ohne Hintergrundwissen zu stilisieren.33 Während der NS-Herrschaft tätige Architekten sind bisher »nur sporadisch aufgearbei tet worden, hier besteht trotz einiger wichtiger Darstellungen noch eine große For schungslücke.«34 Und das, obwohl Architektur im Nationalsozialismus eine »psycho logische Bedeutung« zugeteilt wurde, dass »mit monumentalen Bauten der von ihm erstrebten Volksgemeinschaft ein Gefühl ihrer eigenen Größe vermittelt werden könn te«.35 Schroeter dekonstruiert das von ihm selbst aufgebaute Bild des Rüstungsminis ters, der vom Holocaust nichts bemerkt haben will.36 »Ausgerechnet die Architekten der Fabriken, in denen die Mordwaffen der Nazis von der V2 bis zum Zyklon B herge stellt worden waren, attestierten sich selbst eine weiße Weste. Allein die moderne Form sollte die Mittäterschaft ungeschehen machen.«37 Hanna Lövs architektonisches Schaffen während jener Zeit besteht hauptsächlich in kleinen Landpostämtern und Güter- oder Dorfbahnhöfen, darunter finden sich kei ne repräsentativen Gebäude.38 Lässt man in der Forschung die alleinige Konzentration auf Repräsentationsbauten beiseite, wird deutlich, dass die zahlreichen »unscheinba ren« Bauaufgaben »zentrale Bestandteile der NS-Machtstruktur waren.«39 »Wohnungsbau wurde als Alltagsarchitektur neutralisiert und der Industriebau, der in rational nüchterner Form ausgeführt worden war, wurde zu einer ›Nische‹
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oder gar zu einem ›Versteck‹ umgedeutet, in dem Architekten angeblich in einem geradezu subversiven Akt moderne Architektur weiterpflegen konnten.«40 In ihrer Auseinandersetzung mit einer neuen baulichen Aufgabe hatte es für Löv keine Bedeutung, ob beispielsweise eine Wohnsiedlung im Rahmen des Wohnbauprogramms unter dem sozialdemokratischen Baurat Karl Preis entstand oder, im Falle der Muster siedlung in Ramersdorf, ob diese den nationalsozialistischen Siedlungsgedanken ver körpern sollte. »Alle schaffenden Architekten dieser Zeit waren – wenn sie nicht direkt
nen unabhängig voneinander gedacht werden. Sie müssen sogar getrennt voneinander betrachtet werden.«42 Ein Architekt baut. Je größer die Macht des Bauherrn ist, umso wahrscheinlicher kann der Architekt seine Ideen verwirklichen. »Das macht ihn an fällig für eine moralisch zweifelhafte Haltung, die die gesellschaftlichen Folgen seines Handelns ausblendet.«43 Im Umkehrschluss bedeutet dies, dass alle tätigen Architek t*innen als das NS-Regime unterstützend gewertet werden können und die kritische Reflexion darüber verfehlt wäre. Hanna Lövs Biografie beweist aufs Neue, »dass es möglich war, in drei politischen Systemen, von der Weimarer Republik bis in die Bundesrepublik, erfolgreich zu bauen, und belegen damit ein weiteres Mal die These von der personellen Kontinuität von Architekten in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, aber auch die Kontinuität der gestalterischen und s tädtebaulichen Leitbilder«.44 Ironischerweise wird der Nachname Löv oft für jüdisch gehalten – doch wurde in den Entnazifizierungsvorgängen 1946 die Deutsche Löv als »Mitläuferin” eingestuft, wäh rend ihr Rechtsbeistand sie als »entlastet« einstufen zu lassen versuchte. Neben ihrer Parteimitgliedschaft hatte sie die SS mit einer symbolischen Reichsmark pro Monat unterstützt und war in zahlreichen Verbänden Mitglied gewesen.45 Löv zeigte sich Zeit ihres Lebens geradezu unbeeindruckt von der politischen Realität des National sozialismus, die sie mit den Mitgliedschaften natürlich bestätigte. Um ihre Stelle in der Oberpostdirektion und danach bei der Reichsbahn zu sichern, schreckte sie auch vor direkter Propaganda nicht zurück. Die Frage danach, ob Architektur politisch und moralisch zu bewerten ist, ist aktu eller denn je. In München tobte in den vergangenen Jahren eine emotional geführte Debatte um die Renovierung des Münchner »Haus der Kunst«. Auf der einen Seite stan den der damalige bayerische Staatsminister für Bildung und Kultus, Kunst und Wissen schaft Ludwig Spaenle, der Museumsdirektor Okwui Enwezor und der Architekt David Chipperfield, die eine freie Sicht auf die imposanten Säulen des Gebäudes wiederher stellen wollten. Auf der anderen Seite stand vor allem Winfried Nerdinger als Vertreter der deutschen Architekturtheoretiker, die dem Bauen politische Bedeutung zuspre chen. Als Gründungsdirektor des Münchner NS-Dokumentationszentrums hielt er am 1. März 2017 den Vortrag »Sind Steine unschuldig? Zum Umgang mit NS-Architektur«.46
Fünftes Kapitel Reflexion und kritische Einordnung von Leben und Werk der Architektin in Deutschland
vom Berufsverbot durch die Reichskulturkammer betroffen waren – in das bauliche Geschehen im Nationalsozialismus involviert.«41 Die Entscheidungsoptionen waren, nicht zu bauen oder angepasst zu bauen. Sylvia Necker beschreibt die politische Ein ordnung von Architekten als redundant, da der Berufsstand grundsätzlich opportunis tisch handeln müsste, um überhaupt arbeiten zu können: »Architektur und Politik kön
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Abb. 80: Antisemitischer Entwurf für einen Faschingswagen, 1937
In der Süddeutschen Zeitung wurde gar von der »Entnazifizierung« des Gebäudes ge sprochen.47 Aus den Studien- und Arbeitszeugnissen in Hanna Lövs Nachlass geht hervor, dass sie eine gefragte, sehr talentierte Architektin war, die hauptsächlich für Behörden auf mittlerer Ebene arbeitete. Ihr Frausein indes war ein Alleinstellungsmerkmal in vielen Bereichen ihrer Karriere. In einer monografischen Untersuchung legitimieren norma lerweise die Besonderheit bestimmter Merkmale und die Fähigkeiten der Protago nist*in das Forschungsinteresse. Jenseits der Qualität ihres Werkes und ihrer Biografie bot die Beschäftigung mit Hanna Löv aber vor allem die Gelegenheit, sich mit einer typischen Karriere eines deutschen Architekten und Baubeamten (sic!) auseinander zusetzen, der von der Weimarer Republik bis zur Nachkriegszeit tätig war. Als Archi tektin setze sich Löv erfolgreich mit den Gedanken der Moderne in Theorie und Praxis auseinander. Während des Nationalsozialismus baute sie technische Gebäude und Kriegsdienliches, nach dem Krieg half sie, ihre zerstörte Heimatstadt w iederaufzubauen. Aus ihrer Entnazifizierungsakte geht hervor, dass sie selbst ihre Rolle als neutral ein schätzte und eine mögliche Belastung sie sehr beunruhigte. Hanna Lövs Werdegang und ihr Umgang mit den sehr unterschiedlichen politi schen und gesellschaftlichen Strukturen beschreiben anschaulich eine typische deut sche Architektenkarriere und eine deutsche Bürgerin des 20. Jahrhunderts.
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AM-TUM. 25 Vgl. Personalstand Technische Hochschule München 1923 /1924 , München 1924 . 26 Nerdinger 2008 b, S. 29. 27 Schroeter 2019, S. 18 . 28 Ebd., S. 30. 29 SS-Sturmheim (1940); Tarndossier (1940); Wahlwerbung Anschluss Österreichs (1938), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 30 Schroeter 2019, S. 18 . 31 Ebd. 32 Ebd. 33 »[…] apolitischer Künstler als Architekt der Gigantomanie«, Schroeter 2019, S. 31 ff. 34 Nerdinger 2014 , S. 8 . 35 Ebd. 36 Schroeter 2019. 37 Nerdinger 2005, S. 14 . 38 Im Sinne von Monumentalbauten. Beiträge für Bauaus stellungen wie die Siedlung Ramersdorf sind ihrem Umfang und ihrer Bedeutung nach durchaus Repräsentationsob jekte im ursprünglichen Sinne des Begriffs. 39 Nerdinger 2014, S. 9. 40 Ebd. 41 Deschan 2016, S. 234. 42 Necker 2016 , S. 161. 43 Ebd., S. 167. 44 Ebd. 45 Briefwechsel Hanna Löv und Dr. Otto Riedel sowie die Spruchkammer München III 1946 , Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 46 https://ru.muenchen.de/ 2017/39/NS-Dokumentationszentrum-Vortrag-Sind-Steine-unschuldig-71397 (letzter Zugriff am 30.09.2020). 47 Sabine Hermanski: »Die Bäume am Haus der Kunst sollen weg«, in: Süddeutsche Zeitung, 25.09.2016.
Fünftes Kapitel Reflexion und kritische Einordnung von Leben und Werk der Architektin in Deutschland
1 Zeugnis Robert Vorhoelzer Mai 1930, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 2 Zeugnis Franz Holzhammer Mai 1940, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 3 Entwürfe im Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 4 Zitiert nach Lotz 1999, S. 147 5 Rost 1938 , S. 26. 6 Lotz 1999, S. 147 f. 7 Ebd., S. 148 . 8 Die Sondermarke zum 48 . Geburtstag Hitlers wurde über 3 Mio. Mal verkauft. Sie kostete in der Herstellung 1 RPF und am Schalter 75 RPF. Ebd. 9 Ebd., S. 149. 10 Ebd. 11 Rost 1937, S. 26 f. 12 Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 13 Ebd. 14 Lotz 1999, S. 149. 15 Ebd. 16 Winterhilfswerk 1937–38 , Eintopfgericht, Sammler, Mitarbeit, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 17 Hängeordner, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 18 Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 19 Z. B. »Willi Baumann« (1948), Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 20 Vgl. Rechnung Baumann vom 21.09.1948: »Hanna Löv-Atelier für Werbegrafik Adelheidstr. 6 «. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 21 Z. B. Joh. Fellner; Willi Baumann; Damenmoden Anny Herkomer; Haus Hildegard, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. 22 Brief vom 23.09.1948: »Hanna Löv-Atelier für Werbegrafik Adelheidstr. 6 «. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-111 -202 . 23 Beder 2002 , S. 16. 24 Richtfest der Physiolog. Chemischen Institute, o. D.; Unibauamtsball 1957, Nachlass Hanna Löv,
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Werkliste 1924–1962
Werkliste 1924–1962
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Das Werkverzeichnis enthält alle Projekte, Bauten und Denkmäler aus Hanna Lövs Nachlass im Archiv des Architekturmuseums der Technischen Universität München. Dazu gehören auch Bauprojekte, die nicht realisiert wurden und nur auf dem Papier existieren. Nicht aufgenommen wurden dagegen Entwürfe aus Lövs Studienzeit an der TH München sowie Blätter, die sehr kleine, einzelne technische Details abbilden. Jedes Projekt verfügt über eine Standortangabe im Archiv des Architekturmuseums der TU München, Hinweise auf die archivarische Quelle und Literatur. Soweit möglich, werden sämtliche Angaben und Erläuterungen angegeben, als Titel werden die Namen verwendet, unter denen die Archivalien im Nachlass geführt werden; für einige Projekten konnten nur wenige Informationen ermittelt werden. Im Archiv der TU München (AM-TUM) befindet sich der umfangreiche Nachlass Hanna Lövs mit Korrespondenzen, Lebensläufen, Zeugnissen, Dokumenten, Skizzen, Fotografien, Originalplänen und Lichtpausen. Weitere Quellen finden sich in den Archiven der Arno Buchegger Stiftung (ehemals Architekturmuseum Schwaben) sowie der GEWOFAG und der Baugenossenschaft des Post- und Telegrafenpersonals in München und Oberbayern eG. Eine von Hanna Löv handschriftlich verfasste Liste mit Bauprojekten im Privatbesitz ihrer Familie ergänzt die Werkliste zusätzlich. Nachforschungen zur Person Hanna Löv oder ihrem Werk in den folgenden A rchiven blieben ohne neue Erkenntnisse: Bayerisches Hauptstaatsarchiv, Bayerisches Staatsarchiv, Nachlasssammlung der Bayerischen Staatsbibliothek, Deutsche Post DHL Group Konzernarchiv, Museum für Kommunikation Nürnberg, MAN-Museum und historisches Archiv, Staatliches Bauamt München 2. Die numerische Auflistung im Verzeichnis folgt der Chronologie; für die Reihen folge wurde die Datierung auf der entsprechenden Archivalie zugrunde gelegt. Von einer thematischen Sortierung wurde abgesehen, um zu viele einzelne Unterkapitel zu vermeiden. Auch lässt sich auf diese Weise eine Entwicklung im Schaffen Lövs geeigneter darstellen. Zudem zeigt sich, dass die Architektin in unterschiedliche Vorhaben parallel involviert war. 1. Postamt Neuhaus, 1924 Entwurf: OPD München: Sigmund Schreiber. Ort: Neuhaus am Inn, Niederbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-46-1, 145/4. Literatur: Aicher/Drepper 1990, S. 284. Auf dem Entwurf fehlt Hanna Lövs Signatur, auch wenn er sich im Nachlass findet. Darüber hinaus ist er auf der von ihr selbst verfassten Auflistung jener Projekte vermerkt, die sie im Rahmen ihrer Tätigkeit bei der OPD ausgeführt hat. 2. Postamt Reisbach, 1924 Entwurf: OPD München: Robert Vorhoelzer, Sigmund Schreiber, Franz Lochbrunner, Edmund Haas. Ort: Markt Reisbach, Niederbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-48-1, 145/4. Literatur: Popp 1928, Abb. 60 f.; Aicher/Drepper 1990, S. 286. 162
3. Postamt Seeshaupt, 1924 Entwurf: OPD München: Robert Vorhoelzer, Hanna Löv. Ort: Seeshaupt am Starnberger See, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Zeichnungen, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-49-1; loev 49-2, 145/4; Zeugnis Robert Vorhoelzer 1930, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM. Literatur: Popp 1928, Abb. 9 f.; Aicher/Drepper 1990, S. 284; Maasberg/Prinz 2004, S. 112. Das Postamt Seeshaupt befindet sich in der selbst erstellten Liste ihrer Arbeiten, für die sie im Rahmen der Tätigkeit bei der OPD München auch die Bauleitung übernommen hatte. Aicher und Drepper datieren den Bau auf das Jahr 1926. 4. Postamt Helmbrechts, 1925 Entwurf: OPD Bamberg: Robert Simm. Ort: Helmbrechts, Oberfranken. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-50-1, 145/4. Literatur: Aicher/Drepper 1990, S. 287. Der Entwurf ist nicht von Hanna Löv signiert, befindet sich jedoch im Nachlass und ist außerdem auf der von Löv selbst verfassten Auflistung der Projekte im Rahmen ihrer Tätigkeit bei der OPD aufgeführt. Aicher und Drepper datieren den Bau auf das Jahr 1928. 5. Postamt Wolfratshausen, 1925 Entwurf: OPD München: Franz Holzhammer, Hans Schnetzer. Ort: Wolfratshausen, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-56-1, 145/4. Literatur: Aicher/Drepper 1990, S. 285. Nicht von Hanna Löv signiert, befindet sich jedoch im Nachlass und ist außerdem auf der von Löv selbst verfassten Auflistung der Projekte im Rahmen ihrer Tätigkeit bei der OPD aufgeführt. Aicher und Drepper datieren den Bau auf das Jahr 1934.
Nicht von Hanna Löv signiert, befindet sich jedoch im Nachlass und ist außerdem auf der von Löv selbst verfassten Auflistung der Projekte im Rahmen ihrer Tätigkeit bei der OPD aufgeführt. Aicher und Drepper datieren den Bau auf das Jahr 1929, während das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege das Datum 1927/28 angibt. 7. Postamt Kronach, 1925 Entwurf: OPD Bamberg: Franz Simm, Heinrich Lömpel. Ort: Kronach, Oberfranken. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-54-1, 145/4.
Werkliste 1924–1962
6. Postamt Kulmbach, 1925 Entwurf: OPD Bamberg: Robert Simm, Wilhelm Erhard, Heinrich Lömpel. Ort: Kulmbach, Oberfranken. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-55-1, 145/4. Literatur: Popp 1928, Abb. 113; Karlinger 1934, Abb. 51; Aicher/Drepper 1990, S. 287; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Regierungsbezirk Oberfranken Kulmbach, S. 7, Stand 11.02.2017. Aufgenommen in die Denkmalliste, Nr. D-4-77-128-292.
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Literatur: Popp 1928, Abb. 116 u. 118; Aicher/Drepper 1990, S. 287; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Regierungsbezirk Oberfranken Kronach, S. 10, Stand 11.04.2017. Aufgenommen in die Denkmalliste, Nr. D-4-76-145-66. Aicher und Drepper datieren den Bau auf das Jahr 1928, während das Bayerische Landesamt für Denkmalpflege das Jahr 1925 angibt. 8. Erholungsheim Marquartstein, 1925 Entwurf: n. n. Ort: Marquartstein, Oberbayern. Quellen: Wettbewerb, 4 Fotografien, Entwurf, Transparentpapier, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-52-1, 145/4. Literatur: n. e.1 9. Straßenbahnkiosk, 1925 Entwurf: Hanna Löv. Ort: München. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-53-1, 145/4. Literatur: n. e. Über den Verlauf des Wettbewerbs wurde in vorliegender Arbeit nicht weiter geforscht. 10. Postamt Bernau, 1926 Entwurf: OPD München: Robert Vorhoelzer, Hanna Löv. Ort: Bernau am Chiemsee, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Fassade, Innenraum, Ausstattung, Wandgemälde, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-57-1, Raum 1350/45/3. Literatur: Chiemgauer Zeitung v. 11.11.1926; Baumeister 1927, S. 120; Popp 1928, Abb. 16–19; Aicher/Drepper 1990, S. 282; Maasberg/Prinz 2004, S. 112. Das Postamt Bernau befindet sich in der selbst erstellten Liste ihrer Arbeiten im Rahmen der Tätigkeit bei der Reichspost, für die Hanna Löv auch die Bauleitung übernommen hatte. 11. Postdienstgebäude Cham, 1926 Entwurf: OPD Regensburg: Johann Kohl. Ort: Cham, Oberpfalz. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-58-1, 145/4. Literatur: Aicher/Drepper 1990, S. 286. Aicher und Drepper datieren den Bau auf ca. 1924. 12. Lagerwerkstätten und Unterrichtsgebäude, 1926 Entwurf: OPD München: Franz Holzhammer, Hanna Löv. Ort: Poccistraße, München-Untersendling. Quellen: Zeichnungen, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-59-1, 145/4. Literatur: Meissner 2013, S. 471; Ruf WVZ Nr. 192. Zerstört 164
Nicht von Hanna Löv signiert, befindet sich jedoch im Nachlass und ist außerdem auf der von Löv selbst verfassten Auflistung der Projekte im Rahmen ihrer Tätigkeit bei der OPD aufgeführt. 13. Walderholungsstätte, 1927 Entwurf: OPD Bamberg: Hanna Löv. Ort: Strullendorf, Oberfranken. Quellen: Fotografien, Entwurfszeichnung, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-61-1, 145/5. Literatur: Maasberg/Prinz 2004, S. 112. 14. Kleinwohnanlage, 1927 Entwurf: OPD München: Robert Vorhoelzer, Walther Schmidt, Hanna Löv, Heinz Schmeißner, Magnus Mayer, Erna Meyer. Ort: Arnulfstraße/Richelstraße, München-Neuhausen. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-62-1, 145/5. Literatur: Karlinger 1934, Abb. 97, 105, 185, 189, 190; Aicher/Drepper 1990, S. 282; Maasberg/Prinz 2004, S. 112; Nerdinger 2008b, S. 124; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Obb., München, S. 119, Stand 05.07.2017; Walther Schmidt WVZ Nr. 011. Aufgenommen in die Denkmalliste, Nr. D-1-62-000-410. 15. Ledigenheim für Postbeamtinnen, 1928 Entwurf: OPD München: Walther Schmidt, Hanna Löv. Ort: Romanplatz, München-Nymphenburg. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-66-1, 145/5. Literatur: Nerdinger 2008b, S. 125; Walther Schmidt WVZ Nr. 018. Nicht realisiert.
17. Haus der Deutschen Stunde, 1927 Entwurf: n. n. Ort: München-Maxvorstadt. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-63-1, 145/5; Nachlass Walther Schmid – Arno Buchegger Stiftung, Sig. schmid_w-10-1; Nachlass Richard Riemerschmid, AM-TUM, riem_ri-811-2001, 1007, 1006, 1005, 1004, 1003, 1002, 1001, 2. Literatur: Nerdinger 2008b, S. 122; Bayerischer Denkmal-Atlas, Aktennr. D-1-62-0006027 (letzter Zugriff am 18.06.2019). Richard Riemerschmids Entwurf wird 1928/29 realisiert. Das Gebäude ist im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und unmittelbar nach dem Krieg »verändert wiederhergestellt, später umgebaut und aufgestockt« worden.2
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16. Kraftwagenhallen, 1927 Entwurf: OPD München: Robert Vorhoelzer, Sigmund Schreiber, Ernst Jäger, Theo Pabst. Ort: Kochel am See, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-64-2, 145/5. Literatur: Popp 1928, Abb. 1–7; Aicher/Drepper 1990, S. 283.
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18.1. Siedlung Harlaching, 1927 Entwurf: Hanna Löv, Heinz Moll. Ort: München-Harlaching. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-60-1, 145/5. Literatur: Baumeister 1929/2; Habel/Himen 1985, S. 100; Krämer 2002, S. 70 f; Maasberg/ Prinz 2004, S. 112; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Obb., München, S. 7, Stand 10.07.2017. Aufgenommen in die Denkmalliste, Nr. E-1-62-000-38. Befindet sich im Nachlass und ist außerdem auf der von Löv selbst verfassten Auflistung der privaten Wettbewerbserfolge vermerkt. 18.2. Schule, 1927 Entwurf: Hanna Löv, Heinz Moll. Ort: Rotbuchenstraße, München-Harlaching. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-6-1, 145/5. Literatur: n. e. 19. Erholungsheim, o. D. Entwurf: Hanna Löv. Ort: Bad Aibling, Oberbayern. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-22-1, 144/4. Literatur: n. e. 20. Postamt Bad Tölz, 1928/29 Entwurf: OPD München: Robert Vorhoelzer, Hanna Löv, Karl Schreiber. Künstler: Josef Hillerbrand. Ort: Bad Tölz, Oberbayern. Quellen: Fotografien: Fassade, Innenraum, Ausstattung, Um- und Erweiterungsbau, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-71-1, 145/5. Literatur: Karlinger 1934, Abb. 137, 138 u. 139; Aicher/Drepper 1990, S. 282; Maasberg/ Prinz 2004, S. 112. In der selbst erstellten Liste ihrer Arbeiten im Rahmen der Tätigkeit bei der Reichspost unter den Projekten aufgelistet, für die Löv auch die Bauleitung übernommen hatte. 21. Fenster und Türen Reichspost, 1928 Entwurf: Hanna Löv. Ort: o. O. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-70-1, 145/5. Literatur: n. e. 22. Kirche »PRO PATRIA«, 1928 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Leipzig, Sachsen. Quellen: Transparentpapier, kaschiert auf Karton, Tusche, Bleistift. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-69-1; loev-69-2, 145/5. 166
Literatur: Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege 1995, S. 947 ff.; Maasberg/Prinz 2004, S. 112. Befindet sich im Nachlass und ist außerdem auf der von Löv selbst verfassten Auflistung der privaten Wettbewerbserfolge vermerkt. 23. Kath. Pfarrkirche, 1928 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Neustadt [keine genauere Angabe]. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-65-1, 145/5. Literatur: n. e. 24. Großsiedlung, 1928 Entwurf: Hanna Löv, Carl Jäger. Ort: Walchenseeplatz, München-Giesing. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-67-1, 145/5; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, S. 38, Stand 27.06.2017. Aufgenommen in die Denkmalliste, Nr. E-1-62000-74. Literatur: GEWOFAG 1929, S. 24 f.; Klotz 2001, S. 292 f.; Krämer 2002, S. 73 f.; Maasberg/ Prinz 2004, S. 112. Die Siedlung ist bis heute in nahezu unveränderter Form erhalten, laut Denkmalamt wurden neuere Eingriffe nur in den Wohnblöcken Kesselbergstraße 22 und Rißbachstraße 3 vorgenommen. 25. Speisezimmer Löwi, (wohl: Löv), 1929 Entwurf: Hanna Löv. Ort: o. O. Quellen: Möbelentwürfe, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-73-1, 145/5. Literatur: n. e.
27. Postamt Starnberg, 1928 Entwurf: OPD München: Robert Vorhoelzer, Hanna Löv, Hans Schnetzer. Ort: Starnberg, Oberbayern. Quellen: Fotografien: Baustelle, Fassade, Innenraum, Ausstattung, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-75-1, 145/6. Literatur: Karlinger 1934, Abb. 91 u. 145; Schmidt 1949, S. 220 ff.; Aicher/Drepper 1990, S. 285; Maasberg/Prinz 2004, S. 112. In der selbst erstellten Liste ihrer Arbeiten im Rahmen der Tätigkeit bei der Reichspost unter den Projekten aufgelistet, für die Löv auch die Bauleitung übernommen hatte. Aicher und Drepper datieren den Bau auf 1926 und 1928.
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26. Grabsteinentwurf Poeverlein, 1929 Entwurf: Hanna Löv. Ort: o. O. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-72-1, 145/5. Literatur: n. e.
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28. S. A. Amt (Selbstanschlußamt), vor 1930 Entwurf: OPD München: Hanna Löv. Ort: Geiselgasteig, Grünwald bei München. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-24-1, 144/4. Literatur: Maasberg/Prinz 2004, S. 112. In der selbst erstellten Liste der Aufgaben im Rahmen der Tätigkeit bei der Reichspost ist das »S.A. Amt« unter den Projekten aufgelistet, für die Löv auch die Bauleitung über nommen hatte. 29. Milchkiosk, 1930 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Schyrenplatz, München-Au. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-74-1; 145/6. Literatur: n. e. Über den Wettbewerb und die tatsächliche Ausführung wurde in vorliegender Arbeit nicht nachgeforscht. 30. Kleinwohnsiedlung mit Postamt, 1931 Entwurf: OPD München: Hanna Löv. Ort: Romanplatz, München-Nymphenburg. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-89-1, 145/8. Literatur: n. e. 31. Großsender, 1931 Entwurf: OPD München: Walther Schmidt, Franz Holzhammer. Ort: Hallbergmoos, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-78-1; 145/6. Literatur: Karlinger 1934, Abb. 92; Schmidt 1949, Abb. 315–318 u. 333.; Nerdinger 2008b, S. 128 f.; Walther Schmidt WVZ Nr. 036. 32. Postamt Herrsching, 1931 Entwurf: OPD München: Franz Holzhammer, Hanna Löv. Ort: Herrsching am Ammersee, Oberbayern. Quellen: Fotografien: Fassade, Innenraum, Ausstattung, Details Reichsadler, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-76-1, 145/6. Literatur: Karlinger 1934, Abb. 46, 47 u. 146, Aicher/Drepper 1990, S. 216 u. 283; Maasberg/Prinz 2004, S. 112. Das Postamt Herrsching befindet sich in der von Hanna Löv selbst erstellten Liste ihrer Arbeiten, für die sie auch die Bauleitung übernahm. 33. Haus Keilig, Anbau, 1931 Entwurf: Hanna Löv. Ort: München. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-77-1, 145/6. Literatur: n. e. 168
34. Plakat und Möbelentwürfe für den bayerischen Kunstgewerbeverein, 1932 Entwurf: Hanna Löv. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-79-1 Literatur: Nerdinger 2008b, S. 130; Walther Schmidt WVZ Nr. 040. 35.1. Postamt Obing, 1932 Entwurf: OPD München: Franz Holzhammer, Heinrich Götzger, Hanna Löv. Ort: Obing, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-80-1, loev-80-6; 145/6. Literatur: Aicher/Drepper 1990, S. 284; Maasberg/Prinz 2004, S. 112. Hanna Löv hat das Gebäude in ihre selbst erstellte Liste ihrer Arbeiten im Rahmen der Tätigkeit bei der Reichspost unter den Projekten aufgelistet; zusätzlich übernahm sie für dieses Projekt die Bauleitung. 35.2. Telegraphenbau-Dienststelle, Neubau, 1936 Entwurf: OPD München: Franz Holzhammer, Hanna Löv. Ort: Obing, Oberbayern. Quellen: Fotografien: Baustelle, Innenraum, Fassade, Details Schmiedeeisernes Dekor, Treppenhaus. Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-88-1; 145/8. Literatur: Aicher/Drepper 1990, S. 284. 36. Postdienstgebäude: Balkenlage über dem Obergeschoß, 1933. Entwurf: OPD München: Robert Vorhoelzer, Sigmund Schreiber, Herbert Landauer, Walther Schmidt, Hans Schnetzer, Ernst Ott. Ort: München-Solln. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-83-1, 145/6. Literatur: Sollner Hefte 63. Nicht aufgelistet im WVZ Walther Schmidt.
37.2. Einfamilienhaus für die Reichspostdirektion, 1935 Entwurf: OPD München: Hanna Löv, Franz Holzhammer. Ort: Kochel am See, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-87-1, 145/8. Literatur: n. e. 38. Mustersiedlung des Vereins Siedlungsausstellung, 1933 Entwurf: Hanna Löv. Ort: München-Ramersdorf.
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37.1. Postamt Kochel am See, 1933 Entwurf: OPD München: Franz Holzhammer, Richard Beblo, Karl Schreiber, Friedrich Zeitler, Hans Weiß; Künstler: Demmel. Ort: Kochel am See, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-82-1, 145/6. Literatur: Popp 1928, Abb. 1–7; Aicher/Drepper 1990, S. 283.
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Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. 81-1, 145/6. Literatur: Henn 1987, S. 167; Meissner 2013, S. 370 f.; Maasberg/Prinz 2004, S. 113; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Obb., S. 47, Stand 27.06.2017. 1978 aufgenommen in die Denkmalliste Nr.: E-1-62-000-56. 39. Reichspost: Werbeblätter zu »Der Weg eines Briefes«, 1934 Entwurf: OPD München: Hanna Löv. Quellen: 76 Blatt, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-84-1, 145/7. Literatur: n. e. 40. Einladungen und Urkunden, Skizzen, 1933–1957 Entwurf: OPD München: Hanna Löv. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-85-1, 145/7. Literatur: n. e. 41. Wettbewerb Rathausneubau, 1935 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Pasing (heute München-Pasing). Quellen: Fotografien, Fotos Entwurf, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-29-1, 158/1. Literatur: Münchner Neueste Nachrichten, 20.07.1936; Nerdinger 2008a, S. 135; Bauer 1984; Bauer 2011, S. 58; Walther Schmidt WVZ Nr. 063. Den ersten Preis erhielten die Entwürfe von Rettig, Lämmle und Vollbehr, deren Entwurf 1936/37 realisiert wurde. 42. Hotel »Deutsches Haus«, Umbau, 1935 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Bayrischzell, Oberbayern. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-86-1, 145/7. Literatur: n. e. 43. Erholungsheim und Bootshütte der bayer. Verkehrsbeamtinnen, 1925 und 1937–1939 Entwurf: OPD München: Franz Holzhammer, Hanna Löv. Ort: Buch am Ammersee, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-51-1; loev-51-2; loev-51-3; loev-51-4, 145/4; Zeugnis Robert Vorhoelzer 1930. Literatur: Maasberg/Prinz 2004, S. 112; http://www.johannesmoehrle.de/architektur/ buch.html (letzter Zugriff 08.10.2020). Das Gebäude wird noch immer von der Post genutzt – 1993 wurde es von Johannes Möhrle zum Managementzentrum der Deutschen Post DHL Group umgebaut. 44. Postamt Reichertshofen, 1937 Entwurf: OPD Regensburg: Franz Holzhammer, Hanna Löv. Ort: Markt Reichertshofen, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-90-1, 145/8. Literatur: Aicher/Drepper 1990, S. 284; Maasberg/Prinz 2004, S. 112. 170
45. Neubau einer Telegraphen-Dienststelle, 1938 Entwurf: OPD München: Ludwig Büdel, Hanna Löv. Ort: Maria-Josepha-Straße, München-Schwabing. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-94-1, 158/2. Literatur: n. e. Das Projekt befindet sich in der selbst erstellten Liste ihrer Arbeiten im Rahmen der Tätigkeit bei der Reichspost, Hanna Löv übernahm hier auch die Bauleitung. 46. Postamt, Um- und Erweiterungsbau, 1938 Entwurf: OPD München: Ludwig Büdel, Hanna Löv. Ort: Dachau, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-93-1, 145/9. Literatur: n. e. 47. Güterbahnhof, 1939 Entwurf: Reichsbahnbaudirektion München: Hanna Löv. Ort: Pasing (heute München-Pasing). Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-96-1, 145/9. Literatur: n. e. 48. Verwaltungsgebäude, o. D. Entwurf: Hanna Löv. Ort: Insterburg, Ostpreußen (heute Chernjachowsk, Russland). Quellen: Kohlezeichnung, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-7-1, 144/3. Literatur: n. e. 49. Exerzierhaus, Dachdetail, o. D. Entwurf: Hanna Löv. Ort: Berchtesgaden-Obersalzberg, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-23-1, 144/4. Literatur: n. e.
51. Reichsbahnzentralamt München, 1940 Entwurf: Reichsbahnbaudirektion München: Hanna Löv. Ort: Arnulfstraße, München-Maxvorstadt. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-98-1, 145/9. Literatur: Zeugnis Bühlmeyer, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM; Maasberg/Prinz 2004, S. 113.
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50. Umbau einer Kantinenbaracke zum SS-Sturmheim, 1940 Entwurf: Reichsbahnbaudirektion München: Hanna Löv. Ort: o. O. Quellen: Fotografie, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-99-1, 145/9. Literatur: n. e.
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52. Güterbahnhof in Großstadtvorort, mechanisches Stellwerk, zw. 1940–45 Entwurf: Reichsbahnbaudirektion München: Hanna Löv. Ort: o. O. (vermutlich Pasing) Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-100-1, 145/9. Literatur: n. e. 53. Bahnhof, zw. 1940–45 Entwurf: Reichsbahnbaudirektion München: Hanna Löv. Ort: Oy-Mittelberg, Oberallgäu. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-104-1, 145/9. Literatur: n. e. 54. Bahnhof, zw. 1940–45 Entwurf: Reichsbahnbaudirektion München: Hanna Löv. Ort: Riederau (Dießen am Ammersee), Oberbayern. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-105-1, 145/9; Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Regierungsbezirk Obb. Landsberg/Lech, Dießen/Ammersee, S. 1, Stand 07.12.2016. Aufgenommen in die Denkmalliste, Nr. D-1-81-114-125. Laut Denkmalliste stammt das ursprüngliche Gebäude aus dem Jahr 1901 und wurde bislang zwei Mal, 1937/38 und 1957, überarbeitet.3 55. Grabstein Familie Schmid, 1946 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Markt Bad Endorf, Oberbayern. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-101-1, 145/9. Literatur: n. e. 56. Wohnzimmer Ambros, 1946 Entwurf: Hanna Löv. Ort: München. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-102-1, 145/9. Literatur: n. e. 57. Wohnzimmer Braig, 1946 Entwurf: Hanna Löv. Ort: München. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-106-1, 145/9. Literatur: n. e. 58. Wiederaufbau Hausruine Westermaier, Überdachung, 1947 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Steinheilstraße, München-Maxvorstadt. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-107-1, 145/10. Literatur: n. e.
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59. Wiederaufbau Mietshaus Gutsmiedl, 1947 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Loristraße München-Maxvorstadt. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-108-1, 145/10. Literatur: n. e. 60. Wiederaufbau Wohnung und Werkstättenanbau Spieß, 1947 Entwurf: Hanna Löv. Ort: München-Bogenhausen. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-109-1, 145/10. Literatur: n. e. 61. Schmiedeeiserner Lüster für Mayer, 1947 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Moorenweis-Dünzelbach (bei Fürstenfeldbruck), Oberbayern. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-110-1, 145/10. Literatur: n. e. 62. Wiederaufbau, o. D. Entwurf: Hanna Löv. Ort: Luisenstr. 24, München-Maxvorstadt. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-26-1, 144/4. Literatur: n. e. 63. Tafelreklame, 1948 Entwurf: Hanna Löv. Ort: verschiedene Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-111-1, 145/10. Literatur: n. e.
65. Familiengrab Löv, 1948 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Nordfriedhof, München-Schwabing. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-114-1, 144/1. Literatur: n. e. 66. Landeszentralbank von Bayern Zweiganstalt München, 1948–51 Entwurf: Architekturbüro Carl Sattler: Hanna Löv. Ort: Ludwigstraße, München-Maxvorstadt. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-112-1, 145/10.
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64. Bauernzimmer, 1948 Entwurf: Hanna Löv. Ort: o. O. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-113-1, 144/1. Literatur: n. e.
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Literatur: Scherer 2007, S. 456 ff.; Nerdinger/Florschütz 2005, S. 312 u. 315; Nerdinger 1994, S. 53. 67. Pathologisches Institut München, Dachgaube, 1949 Entwurf: Universitätsbauamt: Hanna Löv. Ort: München-Isarvorstadt. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-116-1, 144/1. Literatur: n. e. 68. Gedenkstein der MAN-Verunglückten, 1950 Entwurf: MAN Werk Nürnberg Baubüro: Hanna Löv. Ort: Nürnberg, Mittelfranken. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-117-1, 144/1 Literatur: n. e. 69. Wiederaufbau Kanzler München, 1950 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Theresienstr. 53–59, München-Maxvorstadt. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-118-1, 144/1. Literatur: Maasberg/Prinz 2004, S. 113. 70. Kohlelager und Wohnung Gutbrod, o. D. Entwurf: Hanna Löv Ort: Blutenburgstraße, München-Neuhausen. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-19-1, 144/4. Literatur: n. e. 71. Wiederaufbau Metallfenster, 1950 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Oefelestraße 2 in München-Giesing. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-119-1, 144/1. Literatur: n. e. 72. Universitätsgebäude, 1951 Entwurf: Universitätsbauamt: Hanna Löv. Orts: Adalbertstraße, München-Maxvorstadt. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-121-1, 144/1. Literatur: n. e. 73. Rednerpult Universität, 1951 Entwurf: Universitätsbauamt: Hanna Löv. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-122-1, 144/1. Literatur: n. e. 74. Eiserner Kanzler, o. D. Entwurf: Hanna Löv. 174
Ort: o. O. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-28-1, 158/1. Literatur: n. e. Wettbewerb für ein Bismarckdenkmal. Über den Ausgang des Wettbewerbs wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht nachgeforscht. 75. MAN-Werkmuseum, 1953 Entwurf: Wilhelm Wichtendahl, Hanna Löv. Ort: Augsburg, Schwaben. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-18-1, 144/4; Nachlass Wilhelm Wichtendahl AM-Schwaben, Sig. wich-42-1. Literatur: Nerdinger 2010, S. 184; Wichtendahl WVZ Nr. 39. 76. Chemische Institute der Universität, 1952–1960 Entwurf: Universitätsbauamt: Albin Steininger, Hanna Löv und Hannes Feldner. Ort: Arcisstraße, München-Maxvorstadt. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-125-1, loev-125-2, loev-125-3, loev-1254, 144/2. Literatur: Eckstein 1952b, S. 581 ff.; Baumeister 1960, S. 121 ff.; Schirmer 1984, S. 102 f.; Maasberg/Prinz 2004, S. 113; Nerdinger/Florschütz 2005, S. 347; Meissner 2013, S. 411; Ruf WVZ Nr. 140. Abriss 2004/2005 77. Universität: Möbelentwürfe für Rektorat, Senat, Universitätsbauamt, 1952 Entwurf: Universitätsbauamt, Hanna Löv. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-123-1, 144/1. Literatur: n. e. 78. Anwesen Menner, 1952–1953 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Moorenweis-Dünzelbach (bei Fürstenfeldbruck), Oberbayern. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-126-1, 144/1. Literatur: n. e.
80. Institut für Biochemie, Innenraum, 1954 Entwurf: Universitätsbauamt: Hanna Löv. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-23-1, 158/1. Literatur: n. e.
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79. Dachstuhl, 1952 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Tengstraße 3/Görresstraße 2, München-Maxvorstadt. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-124-1, 144/1. Literatur: n. e.
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81. Tierärztliche Kliniken der Universität, 1954 Entwurf: Universitätsbauamt: Hanna Löv. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-129-1, 144/2. Literatur: n. e. 82. Wohnhaus Gutsmiedl, Erweiterung, 1953 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Gräfelfing, Oberbayern. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-128-1, 144/2. Literatur: n. e. 83. Einfamilienhaus Wiese, 1954 Entwurf: Hanna Löv. Ort: München-Obermenzing. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-130-1, 144/2. Literatur: n. e. 84. Anatomisches Institut, 1956 Entwurf: Universitätsbauamt: Hanna Löv. Ort: München. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-132-1, 144/3. Literatur: n. e. 85. Universitätskinderklinik, 1956 Entwurf: Universitätsbauamt: Hanna Löv. Ort: Goetheplatz, München-Isarvorstadt. Quellen: Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-131-1, 144/3. Literatur: n. e. 86. Baracke für staatliche Bademeister, Krankengymnastinnen, 1956 Entwurf: Hanna Löv. Ort: München. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-133-1, 144/3. Literatur: n. e. 87. Kath. Kirche St. Magdalena, 1958 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Ottobrunn bei München. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-134-1, 144/3. Literatur: n. e. Der Entwurf wurde nicht realisiert, über den Bau des noch heute bestehenden Gebäudes wurde in vorliegender Arbeit nicht weiter geforscht. 88. Kirchenanlage, 1958 Entwurf: Hanna Löv. 176
Ort: Mühldorf am Inn, Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-135-1, 144/3. Literatur: n. e. Über den Ausgang des Wettbewerbs wurde im Rahmen der vorliegenden Arbeit nicht nachgeforscht. 89. Kath. Kirche, Umbau, 1959 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Goldach (heute Hallbergmoos), Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-136-1, 144/3. Literatur: n. e. Hanna Lövs Entwurf der Herz-Jesu-Kirche wurde nicht realisiert. Über den Ausgang des Wettbewerbs wurde in vorliegender Arbeit nicht weiter nachgeforscht. 90. Wohnhaus Pachtner, 1961 Entwurf: Hanna Löv. Ort: München-Bogenhausen. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-137-1, 144/3. Literatur: n. e. 91. Kirche, 1962 Entwurf: Hanna Löv. Ort: Unterneukirchen (bei Altötting), Oberbayern. Quellen: Fotografien, Nachlass Hanna Löv, AM-TUM, Sig. loev-21-1, 144/4. Literatur: n. e.
1 n. e.: nicht ermittelbar 2 Bayerischer Denkmal-Atlas, Aktennr. D-1 -62-000 -6027. 3 Die exakte Datierung erweist sich als schwierig. Löv nahm ihre Tätigkeit bei der
Reichsbahn 1940 auf, während das Bayerische Denkmal amt den Bahnhof auf 1936/37 datiert.
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Über den Ausgang des Wettbewerbs für die Pfarrkirche Christkönig wurde in vorliegender Arbeit nicht weiter nachgeforscht.
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Abb. 35: Lichtpause, Buntstift auf Papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 36: 1:100. Tusche und Grafit/Bleistift auf Trans parentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 37: Ansicht, Schnitte, 1:200. Papier, Lichtpause. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 5: Kunststofffilm. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 38: Kolorierte Feder- und Bleistiftzeichnung auf Transparentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 6: Graphit/Bleistift auf Transparentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 39: Tusche und Grafit/Bleistift auf Transparent papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 7: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 40: Ansicht zur Guntherstraße, 1:100. Tusche zeichnung auf Transparentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 8: Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 9: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 10: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 11: Grafit/Bleistift auf Transparentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 12: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 13: Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 14: Tusche und Grafit/Bleistift auf Transparent papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 41: Tusche und Grafit/Bleistift auf Transparent papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 42: Reproduktion. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 43: Wandabwicklung; Grundriss, 1:50. Tusche und Buntstift auf Papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 44: Papier Feder, Buntstift, koloriert. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 15 Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 45: Fotografien kaschiert auf Karton. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 16: Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 46: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 17: Werkvertrag (Ausschnitt). Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 18: Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 19: Grundriss, Ansicht, Schnitt, Details, 1:20. Papier, Lichtpause, Grafit/Bleistift. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 20: Aquarellierte Tuschezeichnung auf Transpa rentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 47: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 48: Tuschezeichnung auf Transparentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 49: Tuschezeichnung auf Transparentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 50: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 51: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 21: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 52: Schnitte, Höhenquoten, 1:200. Papier, Licht pause. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 22: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 53: Reproduktion. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 23: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 54: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 24–26: Fotografien. Nachlass Robert Vorhoelzer AM-TUM.
Abb. 55: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 28: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 56: Lageplan 1:1000. Aquarellierte Tuscheund Grafit-/Bleistiftzeichnung auf Papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 29: Ansicht Westseite 1:200. Papier, Lichtpause. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 58: Privatsammlung.
Abb. 27: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 30: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 31: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 32: Tuschezeichnung auf Papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 57: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 59: Fotografie. Archiv der Postbaugenossenschaft München und Oberbayern eG. Abb. 60: Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 61: Tuschezeichnung auf Papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 33: Ansicht zur Arnulfstraße, 1:100. Papier, Licht pause. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 62: Fotografie. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 34: Lichtpause, Bleistift auf Papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 63: Papier, Lichtpause. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
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Abb. 64: Tuschezeichnung auf Transparentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 73: Kolorierte Tuschezeichnung auf Papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 65: Tuschezeichnung auf Transparentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 74–76: Abb. 74: ›Ein Volk ‒ ein Reich ‒ ein Führer. Ja!‹. Abb. 75: ›Führer wir folgen dir. Ja!‹. Abb. 76: ›Ein Volk ‒ ein Reich ‒ ein Führer. Ja!‹. Fotografien. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 67: Reproduktion. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 68: Fotografie der Autorin. Abb. 69: Für den bayerischen Kunstgewerbeverein. Grafit/Bleistift auf Transparentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 70: Aquarellierte Tuschezeichnung auf Trans parentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 71: Collage mit Briefmarken und Stempeln auf Papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 72: Gouache auf Papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abb. 77: ›Kaufhaus Willi Baumann‹. Grafit/Bleistift und Farbkreide auf Transparentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 78: ›Richtfest der physiolog. chemischen Institute der Max-Planck-Gesellschaft und der Universität München‹. Kolorierte Tuschezeichnung auf Papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 79: Uni-Bauamtsball. Tuschezeichnung auf Papier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM. Abb. 80: Tuschezeichnung und Buntstift auf Trans parentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
Abbildungsverzeichnis
Abb. 66: Ansichten, 1:50. Tuschezeichnung auf Trans parentpapier. Nachlass Hanna Loev AM-TUM.
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Laura Ingianni Altmann Kunsthistorikerin, München
Projektkoordination: Freya Mohr, Baharak Tajbakhsh Korrektorat: Hilke Bemm Designkonzept und Covergestaltung: Jenna Gesse Satz: hawemannundmosch Herstellung: Amelie Solbrig Schrift: Amsi Pro Papier: Magno Natural, 120 g/m2 Druck: Beltz Grafische Betriebe, Bad Langensalza Lithografie: bildpunkt Druckvorstufen GmbH, Berlin
Library of Congress Control Number: 2021943358 Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://dnb.dnb.de abrufbar. Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfil mung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechts.
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