"Wir sehen uns ins Auge, das Leben und ich" : Tagebücher 1895 - 1910 3888492084

Aus dem Autogr. textkritisch neu hrsg. und kommentiert von Irene Weiser und Jürgen Gutsch

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German Pages [587] Year 2006

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"Wir sehen uns ins Auge, das Leben und ich" : Tagebücher 1895 - 1910
 3888492084

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„Wir sehen uns ins Auge, das Leben und ich“ F. Gräfin zu Reventlow Tagebücher 1895-1910

***

Aus dem Autograph textkritisch neu herausgegeben und kommentiert von

Irene Weiser und Jürgen Gutsch

Verlag Karl Stutz Passau

Erste Auflage 2006 Bildrechte: Monacensia Literatur-Archiv München Alle Rechte vorbehalten © by Verlag Karl Stutz, Passau Printed in the Czech Republic ISBN 10: 3-88849-208-4 ISBN 13: 978-3-88849-208-2

Inhalt

Zu dieser Ausgabe Tagebuch Teil 1547 (Feb. 1895 - Juli 1895) Tagebuch Teil 1548 (Dez. 1896 - Aug. 1897) Tagebuch Teil 1549 (Sept. 1897 - Dez. 1899) Tagebuch Teil 1550 (Dez. 1899 - Mai 1900) Tagebuch Teil 1551 (Mai 1900 - Jan. 1901) Tagebuch Teil 1552 (Jan. 1901 - Juli 1901) Tagebuch Teil 1553 (Juli 1901 — Dez. 1901) Tagebuch Teil 1554 (Apr. 1902 - Aug. 1903) Tagebuch Teil 1555 (Aug. 1903 - Aug. 1904) Tagebuch Teil 1556 (Aug. 1904 - Sept. 1905) Tagebuch Teil 1557 (Sept. 1905 - Okt. 1906) Tagebuch Teil 1558 (Nov. 1906 - Aug. 1907) Tagebuch Teil 1559 (Aug. 1907 - Sept. 1908) Tagebuch Teil 1560 (Sept. 1908 -Jan. 1910) Tagebuch Teil 1561 (Jan. 1910 - Okt. 1910) Archivalische Beschreibung Register

9 29 42 70 130 148 181 214 248 294 324 397 448 479 493 519 543 551

Zu dieser Ausgabe Das Tagebuch der Fanny („Franziska“) Gräfin zu Reventlow1 (1871 Husum - 1918 Locarno), hier künftig FR, ist aus guten Gründen — dazu weiter unten sogleich aus­ führlich — neu vorzustellen.

1. Die Quellen Die einzelnen Tagebuch-Teile sind im Münchner Literaturarchiv Monacensia archi­ viert Wir finden zunächst 14 Objekte unter den Nummern 1548 bis 1561, das sind 14 Gehefte und Bücher, zwischen 1896 und 1910 geschrieben von FRs Hand. Dass sie

vollständig sind, nehmen wir an, jedoch ist auch festzustellen, dass gelegentlich Teile ausgerissen oder getilgt wurden; auch ist nicht erwiesen, dass FR tatsächlich seit Oktober 1910, d. h. seit ihrer Abreise nach Paris im Herbst 1910, plötzlich kein

Tagebuch mehr geführt hat Der zeitlich letzte Teil des Autographs lässt daran doch etwas Zweifel, denn der Text bricht ein wenig chaotisch ab bzw. enthält zum Schluss Bemerkungen, die eher auf eine geplante Fortsetzung deuten. Diesem Korpus wird hier vorangestellt ein 19-seitiges Konvolut ineinandergelegter

Briefpapierbogen mit der Archiv-Nummer 1547, beschrieben von Walter Lübke, FRs von ihr 1897 geschiedenem Ehemann. Dabei handelt es sich um die Abschrift aus einem im Jahr 1895 geschriebenen Tagebuchtext FRs; die Vorlage dieser Abschrift ist verloren oder wird an unbekanntem Ort aufbewahrt Lübke — an seiner Texttreue wollen wir nicht zweifeln - stellte diese Kopie dem Langen-Verlag 1927 zur Verfü­ gung, nachdem von FRs Schwiegertochter Else Revendow (künftig: ER) das Tage­ buch 1925 veröffentlicht worden war. Der Nachtrag erschien dämm erst später.2 Es fällt auf, dass es für 1895 ein Tagebuch offenbar gab, nicht aber für 1896.

1 Die Lebensumstände und die kulturgeschichtliche Bedeutung der 'Schwabinger Gräfin’ sind inzwischen durch zahlreiche Publikationen - nicht nur in Buchform - so gut dokumentiert, dass wir hier auf eine Einführung verzichten können. Immer noch ist Brigitta Kubitscheks 700-seitige Monographie (München Wien 1998) das wesentliche Referenzwerk, und eine sehr gute kür­ zer gefasste Biographie FRs (mit Register und bibliographischem Anhang) hat Ulla Egbtinghoff votgelegt Franziska Reventhw, Reinbek bei Hamburg (Rowohlt) 2000. 2 Lübkes Begleitbrief zur Abschrift findet sich in der archivalischen Beschreibung, S. 543.

9

Der hier edierte Bestand der Monacensia sind alle ca. 1400 handbeschriebenen Seiten aus diesen 15 Teilobjekten. Wir unterteilen unsere Ausgabe in diese Teile und be­ schreiben sie archivalisch in einem gesonderten Anhang (S. 543).

2. Die Editionsgeschichte Das von FR geführte Tagebuch wurde von ER erstmals im Verlag Albert Langen, München 1925, im Rahmen einer einbändigen Werkausgabe vorgelegt, im Text sehr stark gekürzt und geändert sowie mit etlichen textfremden Zutaten der Herausgeberin versehen; außerdem waren auch die Namen mancher Zeitgenossen verschlüsselt, angeblich aus Diskretionsgründen, weil sie 1925 noch am Leben waren.3 Im Jahr 1971 gab ER für den Nachfolge-Verlag Langen-Müller, München, im Rahmen einer vier­ bändigen Werkausgabe den Text erneut heraus. Die Handschriften wurden von ihr

abermals gelesen, und so enthielt die neue Ausgabe zahlreiche Verbesserungen und Ergänzungen gegenüber 1925; auch die Decknamen und die neun dramatis-personaeListen der ersten Ausgabe wurden nun aufgegeben. Doch auch die zweite Ausgabe bietet nur einen unzulänglichen Text Er enthält immer noch hunderte von gravieren­ den Lese-Fehlem, Auslassungen (mitunter mehrerer Absätze oder gar Seiten) und

Verfälschungen. Leider brachte auch der Text in den vom Igel-Verlag in Oldenburg herausgegebenen „Gesammelten Werken“4 keine Verbesserung: er ist (ebenso wie Lizenz-Ausgaben in Taschenbuchverlagen5) bis auf kleine Änderungen identisch mit der mangelhaften Fassung von 1971 — einschließlich auch fast aller Druckfehler.

ERs Überzeugung, dass der Text von größtem allgemeinen Interesse ist, teilen wir mit

Nachdruck. In ihrem Tagebuch nimmt FR ihr Leben in bewertenden Augenschein,

und das ist es eben, was es kulturgeschichtlich unverzichtbar macht Hätte es sich um 3 Allerdings betrifft das nur jene Personen, die auch im Roman Herrn Dames Aufaeichnungn vorkommen. Andere 1925 noch lebende (bzw. noch nicht sehr lange verstorbene) Zeitgenossen (unter anderen Anita Augspurg, Helene Böhlau, Otto Falckenberg, Adolf von Hildebrand, Ricarda Huch, Alexej von Jawlensky, Theodor Lessing, Julian Marchlewski, Erich Mühsam, Georg Queri, Rainer Maria Rilke, Frank Wedekind) wurden bedenkenlos beim vollen Namen genannt So etwa erscheint der Verwandte Viktor von Levetzow (Figur im D