Quellenkunde der deutschen Geschichte im Mittelalter: Band 1 Die Kaiserzeit (911–1250) [6. Aufl. Reprint 2019] 9783111626208, 9783111248271


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Inhaltsverzeichnis
Literatur, Abkürzungen und Siglen
1. Kapitel: Die Zeiten def Herrschaft des sächsischen Hauses
2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher
3. Kapitel: Die Stauferzeit
Sachverzeichnis
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Quellenkunde der deutschen Geschichte im Mittelalter: Band 1 Die Kaiserzeit (911–1250) [6. Aufl. Reprint 2019]
 9783111626208, 9783111248271

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Quellenkunde der Deutschen Geschichte im Mittelalter (bis zur Mitte des 15. J a h r h u n d e r t s ) von

Prof. Dr. Karl Jacob II

Die Kaiserzeit (911—1250)

6. A u f l a g e von

Dr. Heinrich Hohenleutner

S a m m l u n g Göschen Band 280

W a l t e r de G r u y t e r & C o . • Berlin 1968 vormals G. J. Verlagsbuchhandlung

Göschen'sche •

Georg

Verlagshandlung

Reimer



Karl

• J.

J. Trübner

Guttentag, •

Veit

&

Comp.

Die Gesamtdarstellung u m f a ß t folgende Bände: I: Einleitung. A l l g e m e i n e r Teil. D i e Zeit der Karolinger. (Band 279). II: D i e Kaiserzeit (911—1250) (Band 280). I I I : D a s S p ä t m i t t e l a l t e r ( v o m I n t e r r e g n u m bis 1 5 0 0 ) ( B a n d 2 8 4 ) .

© Copyright 1968 by Walter de Gruyter 8c Co., vormals G. J. Gösdien'sdie Verlagshandlung — J. Guttentag, Verlagsbuchhandlung — Georg Reimer — Karl J. Trübner — Veit & Comp., Berlin 30. — Alle Redite, einsdil. der Redite der Herstellung von Photokopien und Mikrofilmen, vom Verlag vorbehalten. — Ardiiv-Nr. 7421682. — Druck Hildebrand, Berlin 65. Printed in Germany.

Inhaltsverzeichnis Seite

Literatur. Abkürzungen. Siglen

4

1. Kapitel: Die Zeiten der Herrschaft des sächsischen Hauses

5

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salisdien Herrscher . . .

27

3. Kapitel: Die Stauferzeit

82

Register

137

Literatur, Abkürzungen und Siglen siehe Band 1, S. 4 außerdem Ausgew. Q u . z. Gesch. d. M A = Ausgewählte Quellen zur Geschichte des Mittelalters (Frhr.-v.-Stein-Gedäditnisausgabe)

s. Q k .

S . 81.

H V S = Historische Vierteljahrsschrift. Jaffe

BiL-l. = Bibliotheca rerum Germanicarum s. Q k . 16, S . 82.

M i g n e , P L = Cursus completus pattologiae accur. latina

T . 1—226. 1857—1879. D ¥

D ¥

1143.

J . P. M i g n e . S e r i e s

1139.

M u r a t o r i = Rerum Italicarum Scriptores s. Q k . I 6 , S. 84. D W 1274. WH

= H a t t e n b a c h — H o l t z m a n n s. Q k . 16, S. 5. Nachtrag zu S. 40:

Rudolf B u c h n e r

hat nunmehr ( D A 16, 1960, 389—396) wahrscheinlich ge-

macht, daß H-ermann v. Reichenau als Verfasser der verlorenen Schwäbischen Weltchronik

anzusehen

ist

und diese a L

(s. S. 42) um 1040—1043 fertiggestellt hat.

erste

Fassung seiner

Weltchronik

1. K a p i t e l Die Zeiten def Herrschaft des sächsischen Hauses (911—1024) Literatur: D a h l m a n n - W a i t z 9.A. S. 366—370; 430; 435; 457. W a t t e n b a c h - H o l t z m a n n I H e f t 1 u. 2. M. J a n s e n u. L. S c h m i t z - K a l l e n b e r g , 2. A. (in A. M e i s t e r , Grundriß I, Abt. 7 u. einzeln) S. 38—46. M. M a n i t i u s II u. III. A. P o t t h a s t II, S. 1658—1659. W. G u n d l a c h , Heldenliederl: Hrotswithas Otto-Lied, 1894. W. G i e s e b r e c h t I 5 , S. 777—798 u. I I 5 , S. 555—581. R. H o l t z m a n n , Gesdiichte der sächsischen Kaiserzeit 900 bis 1024. 3 1956. Die erzählenden Quellen für die Zeit des sächsischen Hauses sind im wesentlichen im 3. und 4. Bande der Scriptores in den Monumenta Germaniae vereinigt, Nachträge in Band 13, 14, 15, 20 und 30. Mehrere wichtige Quellen f ü r diese Epoche sind jedoch nur noch in den neuesten Auflagen der sog. Schulausgabe (Scriptores rerum Germanicarum in usum scholarum) oder der SS. rer. Germ., Nova series zu benutzen, einige auch in anderen, z. T. ausländischen Publikationen. Die Urkunden der Herrscher sind in den Diplomata der MG jetzt vollständig bis 1024 erschienen: Diplomata regum et imperatorum Germaniae ( = D i e Urkunden der deutschen Könige u. Kaiser) I bis III, Nachträge zu den Urkunden Heinrichs II. in Bd. IV 1 ). Schriftliche Reichsgesetzgebung hat aufgehört; nur vereinzelt, aber z. T. von großer Bedeutung, treten Beschlüsse geistlicher Synoden auf: sie sind mit dem wenigen, was von politischen Verträgen und reichsgesetzlichen Erlassen der Herrscher überliefert ist, in den Constitutiones et Acta (MG LL sect. IV, Bd. I, s. Qk. I 8 , 78) vereinigt. Die Kegesten der Herrscher dieser Epoche liegen in der Böhmerschen Neubearbeitung bisher bis 1002 vor: Regesta ImperiiI Man zitiert sie abgekürzt mit den Anfangsbuchstaben des Herrsdiers und der laufenden N u m m e r , also D H I. 24, D O I I I . 7 usw. Reproduktionen u. a. in Kaiscrurkunden in Abbildungen, Lief. I , 3, 4, 6, 9, 11; A r n d t - T a n g l , Sdirifttafeln II,4.

6

1. Kapitel: Herrschaft des sächsischen Hauses

(für Konrad I.) neubearb. v. E. M ü h l b a c h e r u, J . L e c h n e r 1908 II, 1 (Heinrich I. u. Otto I.) neubearb. v. E. v. O t t e n t h a i 1893; I I , 2 (Otto II.) neubearb. v. H. L. M i k o l e t z k y 1950 2 ); II, 3 ( O t t o l l i . ) neubearb. v. M. U h l i r z 1956. Für die Jahre 1002—1024 ist das Verzeichnis bei S t u m p f 3 ) , Reichskanzler, Bd. II (s. Qk. I S. 86) bei all seiner Lückenhaftigkeit und heutigen Unvollständigkeit noch unentbehrlich. Dazu sind noch heranzuziehen die Nachrichten und Aufsätze im „Neuen Archiv" (NA) bzw. „Deutschen Archiv" (DA), — s. Qk. I S. 7 — und die J a h r b ü c h e r der deutschen

Geschichte:

für H e i n r i c h I. von G. W a i t z 3. A. 1885 4 ); für O t t o I. von R. K ö p k e u. E. D ü m m l e r 1876 (neue Bearbeitung sehr notwendig); für O t t o I I . von K. U h l i r z 1902; für O t t o I I I . von M. U h l i r z 1954 5 ); für H e i n r i e h l I. von U s i n g e r , H i r s c h , B r e s s l a u 3 Bde., 1862—1874. Im übrigen ist das urkundliche Material, das an Umfang in dieser Periode wieder erheblich zuzunehmen beginnt, in den lokalen und territorialen Sammlungen weit zerstreut. Genügende Hilfsmittel zur Übersicht fehlen. O e s t e r l e y s Wegweiser (s. Qk. I 6 S. 5) reicht nicht aus; siehe auch die Verzeichnisse der Sammlungen bei D a h l m a n n - W a i t z 9 , 78—90, wo auch die speziellen Regestenwerke für einzelne Gebiete und Orte angeführt sind6). Über die Zeiten Konrads I. und die ersten Jahrzehnte der neuen Dynastie sind wir sehr mangelhaft unterrichtet. Noch dauert zunächst die innere Zersetzung und die Bedrängnis durdi äußere Feinde, die Ungarn vor allem, fort. Erst nach schweren Kämpfen wird Heinrich I. über diese Gewalten Herr, und es gelingt ihm, durch die Gewinnung Lothringens den Umfang des Reichs wiederherzustellen. Aber bald nach der Thronbesteigung Ottos I. ist für mehr als ein Jahrzehnt der von Heinrich I. erstrittene innere 2 ) Hierzu T h . S c D A 9 (1952) 207 ff. 3 ) Man zitiert St *) Für Konrad I : 5) V g l . hierzu F. " ) E i n e Ubersicht ringen jetzt bei W H

h i e f f e r , H J b . 7 0 ( i 9 5 0 ) 427 ff. u.

Holtzmann,

und die Nummer, also S t 2864 usw. E . D ü m m l e r , J b b . d. ostfränk. Reiches I I I . 2 1888. W e i g l e in D A 13 (1957) 2 8 2 f f . über die Urkundenpublikationen für Sachsen und T h ü I 74 f . Anm.

1. Kapitel: Herrschaft des sächsischen Hauses

7

Friede wieder gestört. Das sind keine Zeiten, in denen die Geschichtsschreibung gedeihen kann. Gerade die reichsten und blühendsten Städte und Klöster, die Stätten der Bildung, an denen man geschichtliche Aufzeichnungen gepflegt hatte, sind zum größten Teil, namentlich im Süden und Osten, den verheerenden Beutezügen der Ungarn erlegen, im Norden und Westen schon vorher von den Invasionen der Normannen heimgesucht. Auch die urkundlichen Aufzeichnungen, die Privilegien und besonders die Urkunden des privaten Rechtsverkehrs, die vielfach der größeren Sicherheit wegen auch von Laien an Klöster und Kirchen zur Aufbewahrung übergeben wurden, sind in jenen Verheerungen großenteils zugrunde gegangen. Der rege literarische Verkehr der karolingischen Zeit zwischen dem Hofe und den geistlichen Kulturpflegestätten hat aufgehört. Nur selten noch wandern die annalistischen Notizen zwischen den Klöstern. Die politische Einheit, die überragende Macht des Königtums ist verlorengegangen. Eine amtliche Reichsannalistik, überhaupt reichsgeschichtliche Darstellungen sind nicht vorhanden. Erst nach der Mitte des 10. Jahrhunderts, im Zusammenhang mit den durch Otto I. geförderten kulturellen Bemühungen und unter dem Eindruck der überragenden Stellung, welche durch diesen Herrscher das Königtum wiedergewonnen hat, beginnt man sich wieder mehr mit der Aufzeichnung der Ereignisse nicht nur der Gegenwart, sondern auch der vorhergehenden Jahrzehnte zu beschäftigen. Zum Teil hat man sich inzwischen mit kurzen Notizen auf den Ostertafeln, wie einst zwei Jahrhunderte zuvor, begnügt 7 ). Jetzt folgen ausführlichere Berichte aus namhaften Klöstern, z. B. aus Hersfeld, Fulda, Quedlinburg. Vor allen Dingen aber ersteht zur Verherrlichung der Dynastie eine spezifische sächsische Geschichtsschreibung8), die sich zum Teil an antike, 7 ) Ein gutes Beispiel bietet die R e p r o d u k t i o n eines Abschnittes der d ü r f tigen Corveyer Annalen (Ann. Corbeienses) f ü r die J a h r e 933—938 ( M G SS I I I ) . 8 ) H . H e r r i c h t , Die Beziehungen zwischen d. vier Hau|Kquellen d. Zeit Ottos d. Gr. Diss. Halle 1944; zur otton. Geschichtsschreibung allgemein s. auch U . T u r c k (S. 36, A n m . 14), u. V . T i e r s c h , Das Vergangenheitsbild in d. Historiographie d. Ottoncnxeit. Diss. H a l l e 1952.

8

1. Kapitel: Herrschaft des sächsischen Hauses

aber auch karolingisdie Vorbilder anlehnt. Im Zusammenhang mit dem Charakter der sog. ottonischen „Renaissance" 9 ) und der veränderten Stellung des Episkopats erwächst eine Historiographie, die für die „Reichskirche" und Klosterkultur dieser Zeit charakteristisch ist. Insbesondere wird die Wirksamkeit umsichtiger, auf die Förderung auch der weltlichen, namentlich der wirtschaftlichen Interessen ihrer Stifter bedachter Kirchenfürsten in Werken von zum Teil großem Werte dargestellt. Die Lebensbeschreibungen (Vitae), die die hagiographischen Gesichtspunkte hinter dem Wirken für Reich und Kirche zurücktretenlassen, nehmen damals einen guten Teil der zeitgenössischen Überlieferung ein. Was aber die Summe dieser Überlieferung aus jener Epoche selbst, auch in Verbindung mit den Urkunden und urkundartlichen Aufzeichnungen, uns bietet, ist für sicheres Erfassen der wichtigeren Vorgänge, ihre Verknüpfung und Deutung noch ziemlich unzulänglich. Die Zahl der erhaltenen Briefe ist gering. Publizistische Stimmen und ähnliche Quellen fehlen fast ganz. Daher müssen wir unser Material auf andere Weise zu ergänzen suchen; dies Bemühen ist nicht ohne Erfolg geblieben: 1. ist eine Reihe v o n annalistischen Aufzeichnungen aus der sächsischen Zeit z w a r unmittelbar verloren, uns aber in — für diese Abschnitte natürlich kompilatorischen — Arbeiten des 11. Jahrhunderts erhalten: so bei H e r m a n n von Reichenau, in den Annalen v o n Altaich, bei Lampert v o n H e r s f e l d und Frutolf von Michelsberg; z. T . auch in solchen des 12. und 13. Jahrhunderts (Kaiserchronik, Annalista Saxo, Annalen v o n Pöhlde, Sächsische Weltchronik usw.), die freilich w e g e n sagenhafter Entstellungen für diese Abschnitte vielfach mit Vorsicht zu benutzen sind 1 0 ); 2. gewähren Klosterund Bistumsgeschichten sowie Chroniken, die im 11. und 12. Jahrhundert geschrieben sind, auch für die vorausgegangene Zeit auf Grund schriftlicher oder mündlicher lokaler Überlieferung vielfach brauchbare Nachrichten: so 9

) H . N a u m a n n , Karolingisdie u. octonisdie Renaissance. 1926.

1. Kapitel: Herrschaft des sächsischen Hauses

9

z. B. die Aufzeichnungen aus St. Gallen, Cambrai, Sigebert von Gembloux, Adam von Bremen, Helmold 1 0 ); 3. sind auch außerhalb der Reichsgrenze entstandene Werke zur Ergänzung unseres Wissens heranzuziehen, vor allen Dingen aus Frankreich F l o d o a r d v o n R e i m s (bis 966, s. S. 22f.), R i c h e r v o n S t . R e m y (bis 998, s. S. 23) und — seit der ersten Eroberung des italienischen Königreichs — die dort entstandenen Aufzeichnungen. Wegen der umfassenden auswärtigen Beziehungen seit der ottonischen Zeit sind auch polnische und byzantinische Autoren nutzbar zu machen für die Vorgänge un-d Zustände in Deutschland. Audi Berichte arabischer Reisender sind interessant und brauchbar 11 ).

Am ungünstigsten ist es mit der Uberlieferung für die Zeiten K o n r a d s I. (911—918) bestellt. Auf die wichtigsten Fragen vermag sie uns nicht Antwort zu geben: auf die Frage nadi der Entstehung der Herzogtümer und vor allen Dingen, weshalb und woran denn eigentlich Konrads Bemühungen zur Herstellung der Königsmacht und Reidiseinheit gescheitert sind. Für seine Stellung zur Kirche und die Haltung des Klerus sind wir durdi die Besdilüsse der Hohenaltheimer Synode (916) 12 ) dodi auch nur sehr ungenügend unterriditet. Ihre Bedeutung in Konrads Politik ist umstritten. Aus der geringen, wohl, nie groß gewesenen Zahl von Königsurkunden 13 ) sind nur dürftige Ergebnisse zu gewinnen. 10

) Ober alle diese Aufzeichnungen s. weiterhin. ) G. J a c o b , Arabische Berichte von Gesandten an germanische Furstenhöfe im 9. u. 10. Jahrh. (in dt. Obers.) 1927 und im Anhang zur WidukindObersetzung von P.Hirsch (Geschschr. 33, 5. Aufl. 1931): 1) e. Bericht des Kaufmanns Ibrahim ibn Jacqub (erhalten im „Buch der Länder u. Wege" des al-Bekri, eines Gelehrten in Cordova ( t 1094) über einen Besuch am Hofe Ottos I. und über Böhmen, Polen u. d. Abodritenland (neue Ausg. v. Th. K o w a l s k i , Monumenta Poloniae histórica N o v a series I. 1946); 2) e. Bericht e. Gesandten des Kalifen von Cordova, Ibrahim ibn Achmed al-Tartösdii (d. i. Tortosa) über Frankreich u. Deutschland, erhalten über d. arab. Geographen al-'üdhri ( t 1083/85) in e. Auszug in d. Kosmographie des Qazwini: Nachrichten über Mainz, Fulda Soest, Paderborn, Utrecht u. Schleswig aus d. Anfang d. 11. Jhs. 12 ) Die Akten dieser Synode in MG LL sect. I V , Const. I. Vgl. dazu A. H a u c k , Kirchengeschichte Deutschlands im MA III, S. 13 ff. Ferner M. H e l l m a n n , HJb. 73 (1954) 127—142 und H . F u h r m a n n , 2 s . f. bayer. Landesgesch. 20 (1957) 136—151. 13 ) MG D D regum et imp. Germaniae I. 38 Nummern. 11

10

1. Kapitel: Herrschaft des sächsischen Hauses

U n d nicht viel besser steht es mit unserem Wissen noch um die Regierungszeit H e i n r i c h s I. ( 9 1 9 — 9 3 6 ) 1 4 ) : gleichgültig, ob wir nach seiner Auseinandersetzung mit den Herzogen oder den Beziehungen zur Kirche, nach dem Ursprung und der A r t seiner Erhebung oder der Abwehr der U n g a r n fragen. Völlig im Dunkel liegt seine Lebensgeschichte und Tätigkeit bis zur Königswahl 1 5 ). Ungemein spärlich nur sind die Urkunden, zumal die echten, die wir von Heinrich I. haben 1 6 ). W o h l berichten auch Geschichtsschreiber aus der späteren Zeit Ottos und aus dem Anfang des 11. Jahrhunderts über Person und Regierung des ersten Königs aus sächsischem Stamme. Aber ihre Erzählung erscheint teils reflektiert aus den Zuständen der eigenen Zeit, teils ist sie völlig sagenhaft geworden. Zudem ist sie einseitig sächsisch, ebenso bei Widukind von Corvey (s. S. 13 f.) wie bei Thietmar von Merseburg (s. S. 21 f.). N u r mit größter Vorsicht ist hierLiutprand v o n C r e m o n a (s. S. 12 f.) zu benutzen, denn ihm fehlen für diese Jahrzehnte genügende Kenntnis und Verständnis, und Flodoard von Reims (s. S. 2 2 f.) berichtet wesentlich nur über die lothringischen Verhältnisse. Daher erscheint das Bild Heinrichs vielfach so undeutlich und gar sagenhaft entstellt (der Vogelsteller, Finkler [aueeps] zuerst beim Annalista Saxo, Mitte des 12. Jahrhunderts 1 7 ). Da war es höchst erfreulich, daß 1921 von E. K l e b e l in Admont die aus dem 12. Jahrhundert stammende Abschrift in Baiern entstandener Annalen gefunden wurde: der wichtigste Teil Auszüge aus verlorenen großen Salzburger Annalen (Annale! Iuvavienses Maximi) von 725—956 1 8 ). Daraus ist zu er! * ) Vgl. audi F . S c h r ö d e r , Das Bild Heinridis I. in der deutschen Gesdiiditssdireibung des MA. von 950—1250, Diss. Halle 1949. 15) Siehe den quellenkritisch und methodologisch trefflichen Aufsatz von M. L i n t z e l zur Designation und W a h l Heinridis I. in D A 6 (1943) 379—401 u. spätere Arbeiten Lintzels, ferner S c h l e s i n g e r , Die Anfänge d. dt. Königswahl, ZSSRG Germ. Abt. 66 (1948) 381—440. 16) s. Anm. 13, 43 Nummern. 1?) Vgl. C . E r d m a n n , Sachsen u. Anhalt 17 (1941/43) u. nunmehr A. D u c h , Arch. f. Kulturgesdi. 34 (1952) 194—208, danadi „Finkler" eine Verlesung des Ortsnamens Dinklar. 18) Ausg.: von H . B r e s s l a u in M G SS X X X 7 2 7 — 7 4 4 ; dazu ders. in AbhBA 1923; z. T . übers, v . P . H i r s c h in d. Obers, v. Widukind (s. S. 14) D W 5927.

1. Kapitel: Herrschaft des sächsischen Hauses

11

sehen, wie groß die Selbständigkeit und die eigene Politik dieses Herzogtums damals war (919 Wahl Herzog Arnulfs zum König)«). Dieser Zustand bleibt auch, nur wenig gemildert, n o m für die erste H ä l f t e von O t t o s Regierung bestehen 2 0 ). Selbst der äußere Verlauf der Ereignisse ersdieint nodi in wichtigen Einzelheiten unsicher. Weder der innere Zusammenhang der Unruhen in den ersten Jahren und der B e strebungen und Erhebung Liudolf ist einigermaßen genügend bekannt, noch gibt es eine ausreichende Überlieferung über die Gründe für Ottos Eingreifen in Italien, über den Wandel der inneren Politik und ihren Zusammenhang mit der Erneuerung des mittelalterlichen Imperiums. Wohl treten nun in den sechziger Jahren die Geschichtsschreiber auf, deren Führung wir uns anvertrauen müssen; aber die eben erwähnten Fragen liegen so gut wie ganz außerhalb ihres Gesichtskreises 21 ). D e r R u h m der Taten des Herrschers, der geistliche und weltliche Widersacher in Deutschland ebenso wie äußere Feinde bezwungen, der Italien gewonnen und das Papsttum gerettet und zugleich unter seine kaiserliche Gewalt gebeugt hat, mußte zur V e r herrlichung anreizen. Am H o f e selbst regt sidi literarisches Treiben und geschichtliches Interesse. Wie unter K a r l werden Gelehrte, auch auswärtige, an den H o f gezogen. Diese Bestrebungen unterstützte der jüngste Bruder Ottos, Brun (s. auch S. 15), dessen ehemaliger Mitschüler Bischof R a t h e r v o n V e r o n a ( f 9 7 4 ) war. V o n dort vertrieben, wurde er durch Vermittlung Bruns Bischof von Lüttich ( 9 5 3 — 9 5 6 ) , doch auch hier scheiterte er und starb schließlich in Namur. E r hinterließ zahlreiche Werke, meist Vgl. nunmehr K . R e i n d e l , Die bayer. Luitpoldinger v. 893—989. Sammig. u. Erläuterung d. Quellen (Quellen u. E r ö r t . z. bayer. Gesch., N . F . Bd. 11) 1953. 2 0 ) Vgl. auch H . V . F r i e s e , Das B i l d Ottos d. G r . in d. dt. Geschichtsschreibung des M A von 950—1250. Diss. H a l l e 1939. 21) W. M a u r e n b r e c h e r , De historicis decimi saeculi scriptoribus, qui res ab O t t o n e Magno gestas memoriae tradiderunt 1862, hat den interessanten „Versuch gemadit, den politischen Standpunkt der Autoren zu ermitteln und danach ihre Glaubwürdigkeit zu bestimmen" (Giesebrecht), vielleicht nidit überall mit voller Unbefangenheit; wie weit M . selbst später seine Auffassung geändert h a t , darüber vgl. seine „Gesdi. d. deutschen Königswahlen" 1889.

12

1. K a p i t e l : H e r r s c h a f t des sächsischen H a u s e s

theologischen Inhalts, doch sind seine Briefe22) s o w o h l für die Geschichte der Z e i t als auch f ü r die E n t w i c k l u n g dieser eigenartigen Persönlichkeit23) eine Q u e l l e v o n besonderem Wert. Der Diakon G u n z o von N o v a r a brachte, von O t t o I. e i n g e l a d e n , e t w a e i n h u n d e r t Bücher n a c h D e u t s c h l a n d ; w e g e n seines m e r k w ü r d i g e n Lateins w u r d e er in S a n k t G a l l e n v e r s p o t t e t u n d r e c h t f e r t i g t e sich d a r a u f h i n in einem Schreiben an die Reichenauer Mönche, der Epistola Augienses24). ad A l s politischer Flüchtling k a m der v o r n e h m e Langobarde L i u t p r a n d ( f 9 7 2 / 3 ) , der vorher K a n z l e r K ö n i g Berengars II. v o n Italien g e w e s e n w a r , a n d e n H o f O t t o s , der ihn 9 6 1 d a n n z u m Bischof v o n C r e m o n a 2 5 ) ernannte. D a schrieb er n u n v o n 9 5 6 — 9 6 2 seine Antapodosis, d. h. das Buch d e r V e r g e l t u n g f ü r d a s i h m ( w i e er sagt, durch K ö n i g B e rengar v o n I t a l i e n u n d seine G e m a h l i n V i l l a ) z u g e f ü g t e U n r e c h t 2 6 ) , e i n e D a r s t e l l u n g der Ereignisse v o m T o d e K a i s e r K a r l s I I I . b i s z u seiner S e n d u n g durch K ö n i g B e r e n g a r nach B y z a n z ( 9 4 9 ) . Sie w i l l u n i v e r s a l g e s c h i d i t l i c h i m S i n n e jener Z e i t sein, b l e i b t a b e r i m w e s e n t l i c h e n a u f die V o r g ä n g e i n D e u t s c h l a n d , I t a l i e n u n d B y z a n z beschränkt, v i e l f a c h u n z u v e r l ä s s i g , d u r c h g ä n g i g s u b j e k t i v g e f ä r b t , w i c h t i g aber n a m e n t l i c h durch k u l 22 ) MG Epp., Die Briefe der dt. Kaiserzeit Bd. I : Die Briefe d. Rather v. Verona. Bearb. v. F. W e i g l e , 1949. — W H I 130f. u. 418 f.: F. W e i g l e , Il processo di R „ Studi storici Veronesi 4 (1953) 29—44: C. G. M o r , ebda. 4 (1953) 45—56; V. C a v a l l a r i , R. e Verona, ebda. 5 (1954) 11—67. 23 ) Uber seine autobiogr. Sthriften G. M i s c h , Gesch. d. Autobiographie, Bd. II, 2. 1955, S. 590ff.; H . M. K l i n k e n b e r g , Ardi. f. Kulturgesch. 38 (1956' 265—314. 24 ) Ausg. V. K. M a n i t i u s , MG, Quellen z. Geistesgesdi. d. MA, Bd. II. 1958; H . B e u m a n n , Studium generale 12 (1959) 497—511. 25 ) Liudprandi episc. Cremonensis opera in MG SS. rer. Germ. i. u. sdì. 41, 3. A. T. J. B e c k e r 1915; Übers.; Geschiditsschr. 29. Lit.: TOI 318, ff., bes. das ausgezeichnete Budi v. M. L i n t z e l , Studien zu Liutprand v. C. 1933; D T 5946; G. M e y e r , Ein neues Bruchstück zu L. v. C., Festschrift K. Sdiwarber, Basel 1949, S. 163—175; E. G a l l i , Bollettino storico Cremonese 20 (1955—57) 47—69; G. A r n a l d i , Ardiiyio della Società Romana di storia patria 79 (1956) 23—34; J. E. R e x i n e , Greek orthodox theological review 3 (1957) 197—211 ; H . B e u m a n n , s. Anm. 24; CI. L e o n a r d i , Italia medievale e umanistica 2 (1959) 73—102. Siehe Buch 3, Anfang: «Der Zweck dieses Werkes geht dahin, die Taten dieses Berengar, der jetzt Italiens Tyrann, nicht König ist, und seines Weibes Will» darzustellen.* Ausg. u. Ubers, s. Anm. 25.

1. Kapitel: Herrschaft des sächsischen Hauses

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turgeschiditlich interessante Schilderungen, getragen von Langobardenstolz und voll Verachtung gegen die Römer. A u d i über die Sendung, die er in Ottos A u f t r a g 968 als Brautwerber, freilich erfolglos, für O t t o II. nach B y z a n z gemacht hat, hat er selbst berichtet 2 7 ) in einer v o n Hochmut gegenüber B y z a n z erfüllten Schmähschrift, die als Propaganda für einen Krieg in Süditalien gegen B y z a n z dienen sollte. A n der italienischen P o litik Ottos ist er beteiligt gewesen, wurde 963 v o m Kaiser zu Papst Johann X I I . geschickt und w a r bei der Absetzung des Papstes zugegen. Daher ist sein Bericht über die Ereignisse von 960—964, unmittelbar darauf (vor März 965) v e r f a ß t 2 8 ) , als offiziöse Kundgebung zur Rechtfertigung v o n Ottos Verhalten von besonderer Bedeutung, ist aber w i e alle seine Schriften nur mit großer Vorsicht und sorgfältiger Kritik zu verwenden.

Ganz anders als bei diesem Italiener sind Berichterstattung und Auffassung in den deutseben Geschichtserzählungeti, vornehmlich denen, die aus Sachsen stammen. Sie stehen durchaus auf dem Boden des sächsischen Stammesbewußtseins. Sie sind erfüllt von Stolz, daß ihr Stamm der herrschende ist, und in diesem Lichte erscheint der Herrscher selbst; in erster Linie sieht man in ihm den sächsischen Herzog 29 ). Das gilt insbesondere für den gefeiertsten Geschichtsschreiber dieser Epoche, W i d u k i n d , den Mönch von C o r v e y (geb. um 925, f ?, aus sächsischem Adel), der in drei Büchern, 957/8 (Zusätze 973), seine Res gestae Saxonicae, also eine Sachsengeschichte, nicht Reichsgeschichte, geschrieben hat 30 ): „eine Leistung ersten Ranges für seine 27

) Relatio de legatione Constantinopolitana. Ausg. u. Übers, s. A n m . 25. 28) Historia O t t a n i s . Ausg. u. Übers, s. A n m . 25. ) Vgl. W . v. S t e t t e n , Der Niederschlag liudolfingisdier Hausüberlieferung in den ersten Werken ottonischer Geschichtsschreibung. Diss. Erlangen 1954 und ferner E. B a c h , Polit. Begriffe u. Gedanken sächs. Geschichtsschreiber d. Ottonenzeit, Diss. Münster 1948 (vgl. hierzu D A 8, 1950, 603 f.). 30) W i d u k i n d i mon. Corbeiensis rerum gestarum Saxonicarum libri tres in M G SS rer. Germ. i. u. sdi. 60, 5. A. v. P. H i r s c h 1935. Das erste Buch reicht bis zum T o d e Heinrichs I., das zweite bis zum T o d e der Königin Edith (946). Übers.: GesdiiditssAr. 33, 5. A u f l . 1931. Ältere Lit. in d. Einl. zu dieser Ausgabe u. D W 5941. W H I 24—31 u. 823. N u n m e h r grundlegend: H . B e u m a n n , W i d u k i n d v. Korvei, 1950. Ferner J. O . P l a s s m a n n , Princeps u. Populus. Die Gefolgschaft im otton. Staatsaufbau n. d. sächs. Geschichtsschreibern d. 10. Jhs. 1954; B. S c h r e y e r , ZSSRG, Germ. Abt. 67 (1950) 404—416 u. G. W o l f , ebda. 73 (1956) 372—375. 2Ö

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Zeit". Nicht an die karolingische, sondern an die sächsische Vorzeit knüpft er an, durchaus sagenhaft bis in die Zeiten Heinrichs I., wertvoll vor allem auch durch den Schatz an Stammessage, den er uns gerettet hat (Buch l ) 3 1 ) . Im 2. und 3. Buch schildert er mit mancherlei Einschiebungen die inneren und äußeren Kämpfe, die die Regierungszeit Ottos I. erfüllen bis 958. Ottos erster Römerzug wird nur in wenigen Sätzen berührt, denn „finís civilis belli terminas sit libelli". Bei der kurzen Aufzählung der Unternehmungen in Italien bis nach Apulien und Calabrien und der Besiegung der Römer wird die Errichtung des Kaisertums mit keinem Worte erwähnt, sicherlich bewußterweise32). Für Widukind ist Otto der Imperator33) seit er auf dem Lechfeld so vom Heere begrüßt ist. Summus pontifex ist für ihn sein Metropolitan, der Erzbischof von Mainz. Widukind bietet uns das ausführlichste und am anschaulichsten geschriebene Geschichtswerk des 10. Jahrhunderts, mit dem Willen zu wahrheitsgetreuer Berichterstattung und ohne einseitige, tendenziöse Parteinahme. Mehr dynastisch vielleicht noch als sächsisch ist die Verherrlichung, welche die Nonne H r o t s v i t h von Gandersheim (geb. 930, f ?) in poetischer Form Otto I. angedeihen ließ 3 4 ). Als Verfasserin frommer Legenden und biblischer Dramen hat sie große literarische Fruchtbarkeit bewiesen, namentlich zur Verdrängung der heidnischen und sittenlosen Lektüre, speziell des Terenz. Sie hat auch die Anfänge ihres Klosters, zugleich zur Ehre der Dynastie (ihre Äbtissin Gerberga ist die Tochter Heinrichs von Baiern) besungen35). Sie schreibt ein gutes und an den 31) J . O . P l a s s m a n n , Niedersädis. J b . 24 (1952) 1—35; J . de V r i e s , Die Ursprungssage d. Sachsen, Niedersädis. J b . f . Landesgesdi. 31 (1959) 20—37. 3 2 ) D i e Bearbeitung und Fortführung bis 968 bietet nidits für die J a h r e 958—962, für 963—968 nur einzelne, bes. sächsische Episoden ( K ä m p f e Gero's, Rebellion Wichmanns). Die Kaiserkrönung Ottos I I . durch den Papst steht nur in einem nach Sadisen gerichteten Briefe Ottos von Anfang 968, der über die beabsichtigten Unternehmungen in Italien kurz berichtet und zum K a m p f gegen d. Redarier auffordert. 973 sind nur kurze Angaben über das Ende der Mutter, Ottos Rückkehr und sein Ableben angefügt. 33) Dazu jetzt H . B e u m a n n (s. Anm. 30), S. 251 ff. 3*) Ihre im Mittelalter fast unbekannten und unbenutzten W e r k e hat der Humanist C o n r a d C e l t i » entdeckt: erste, sehr seltene Ausgabe mit H o l z schnitten von A. D ü r e r 1501. A s c h b a c h ' s Versuch (1867) ihre W e r k e als Erfindung u. Fälschung der Humanistenzeit hinzustellen, ist rasch u. schlagend von R . K ö ' p k e zurückgewiesen worden (Hrotsuit v. G. 1869). 35) D e primordiis coenobii Gandersheimensis.

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Alten geschultes Latein; freilich „mit der Wahrheit hat sie es nicht immer zu genau genommen" (R. H o l t z m a n n ) . Für ihre Zeit bleibt sie charakteristisch. Ihrem Carmen de gestis Ottonis J imp. hat die poetische Form (Hexameter) kaum Schaden getan, und so sind manche Partien des Werkes, das (mit einer großen Lücke von 953—961) bis zur Kaiserkrönung Ottos reicht (967 abgeschlossen), zumal f ü r die Vorgänge in Italien, wohl zu verwerten 3 6 ). Die große Bedeutung B r u n s (geb. 925, f 965), des jüngsten Bruders und einflußreichsten politischen Beraters Ottos, als K a n z ler (940—953), Erzbisthof von Köln und Regent von Lothringen verleiht seiner Biographie besonderes Gewicht; sie w u r d e bald nach seinem T o d e (968/69) von R u o t g e r 3 7 ) , einem Kölner Kleriker, der Brun nahegestanden hatte, v e r f a ß t und gehört zu den gehaltvollsten Werken dieser G a t t u n g aus jener Zeit. Ruotger gibt ein klares Bild der Persönlichkeit dieses Erzbischofs und Reichsfürsten, in dem sich so eigentlich die O t t o nische Reichskirche verkörpert 3 8 ).

Bei der wichtigen Stellung, -welche in der sächsischen Zeit Frauen des Königshauses im Staatsleben eingenommen haben, bieten auch die ihnen geltenden Lebensbeschreibungen mancherlei schätzenswerte Nachrichten. So wurde auf Veranlassung Kaiser Ottos, vermutlich des Zweiten, von einem unbekannten sächsischen A u t o r wohl um 979 in Kloster Nordhausen das Leben von Heinrichs I. Gemahlin M a t h i l d e dargestellt. Lange Zeit kannte man von diesem Werk nur eine jüngere Überarbeitung, die wahrscheinlich von Heinrich I I . angeregt und bestimmt war, die bairische Linie und Mathildens jüngeren Sohn zu verherrlichen; die ältere Vorlage se ) Sämtliche W e r k e der H r o t s v i t h ( H r o t s v i t h a e opera) sind 1902 v. P . v. W i n t e r f e l d in M G SS. rer. Germ. i. u. sch. 34 hrsg.; andere Ausg. v. K. S t r e c k e r 1906, 2. A. 1930. Übers.: des C a r m e n in Gesdischr. 32 u. v. W . G u n d l a c h , Heldenlieder I. D W 5942. W H I 34—38. H . K u h n , H . s. v. G. dichterisches P r o g r a m m , D t . Vjsdir. f . Lit.wiss. u. Geistesgesdi. 24 (1950) 181—196, sowie ders., Dichtung u. W e l t im M A . , 1959, S. 91—104. 3T ) Ruotgeri Vita Brunonis, neueste Ausgabe von I . O t t , M G SS rer. Germ. N . S. 10, 1951 (Neudruck 1958). Übers, von I . O 11 : Geschichtsschr. 30, 1954, ferner von H . S c h r o e r s , Ann. d. H i s t . Ver. f. d. Niederrhein 88 (1910). D W 5933. W H I 89 ff. F. L o t t e : , D i e Vita Brunonis des Ruotger. (Bonner histor. Forsdign. 9) 1958. H . H o f f m a n n , Rhein. Vierteljahrsblätter 22 (1957) 31—55. 38 ) »D. Persönlichkeit Bruns hat in der Literatur eine verschiedenartige Beurteilung gefunden" ( S p r o e m b e r g in W H I 88).

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1. K a p i t e l : H e r r s c h a f t des sächsischen Hauses

hat erst R . K ö p k e in Göttingen e n t d e c k t 3 8 ) . A u d i deren Q u c l lenwert freilich ist gesunken, seit m a n erkannt hat, daß nach der im Mittelalter üblichen Sitte ganze P a r t i e n , namentlich bei P e r sonenschilderungen, klassischen und nachklassischen Mustern zu entlehnen, auch hier verfahren ist (Sulpicius Severus, Vergil, T e r e n z , Venantius Fortunatus usw.). Die von dem A b t Odilo von Cluny ( 9 9 4 — 1 0 4 9 ) v e r f a ß t e V i t a der Kaiserin A d e l h e i d 4 0 ) ist nur eine „Erinnerungsschrift" des ihm im letzten Z e i t r a u m ihres Lebens persönlich nahestehenden Mannes.

Weit wichtiger sind als Quellen die größeren annalistischen Aufzeichnungen. In erster Linie ist hier die Fortsetzung zu R e g i n o s Chronik (Continuator Reginonis)11) anzuführen. Sie gilt — von 907 bis 967 reichend, ohne den Namen des Verfassers überliefert — jetzt 4 2 ), sicher mit Recht, als das Werk des Abtes von Weißenburg (966) und späteren (seit 968) ersten Erzbischofs von Magdeburg, A d a l b e r t ( f 981), das er noch als Mönch in St. Maximin bei Trier, vielleicht im Auftrage des Erzbischofs Wilhilm von Mainz, nach der Rückkehr von einer erfolglosen Missionsreise aus Rußland (962) begonnen hat. E r bietet zunächst auf Grund von Reichenauer Aufzeichnungen nur kurz, dann von 938 an in zunehmender Selbständigkeit und Ausführlichkeit eine namentlich für die sechziger Jahre höchst wertvolle, durch politischen Weitblick und Objektivität ausgezeichnete, 3 9 ) V i t a reginae Mahthildis antiquior in M G SS X 573 ff., die früher allein bekannte jüngere Überarbeitung in M G SS I V 282 ff.; Übers.: Gesdiiditssdir. 3 1 a ; d. ältere u. Auszüge aus d. jüngeren V i t a . W H I 38 fT.; M . . L i n t z e l , D . Mathildenviten u. d. Wahrheitsproblem i. d. O t t o n e n z e i t , Arch. f. Kuiturgesdi. 38 (1956) 152—166. Odilonis epitaphium Adalheidae, M G SS I V . 636—649; Übers. Gesdiiditssdir. 35. W H I 302; H . P a u l h a r d t , M J Ö G 68 (1960) 244—249. . 4 1 ) Continuator Reginonis: Ausg. in M G SS rer. Germ. i. u. sdi. 50, 1890 v . F . K u r z e . Übers.: Gesdiiditssdir. 28. D W 5932; W H I 166 ff. u. 83C. A. bridit ab, wohl weil er 967 O t t o I I . nadi Italien begleitete u. 968 Eb. v. Magdeburg wurde. 4 2 ) Nadi der Vermutung von G i e s e b r e c h t I 778 („seine unmittelbare Beteiligung nicht unmöglich") und den Feststellungen von T h . S i c k e l ( M I Ö G , Erg.-Dd. 1. 1885), B r e s s l a u ( N A 25, 1900) u. E . S t e n g e l ( D . Immunität I , 1910).

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gleichzeitige und zuverlässige E r z ä h l u n g . M a n kann sie, obschon die rheinischen Gegenden im V o r d e r g r u n d e stehen und Sachsen zurücktritt, doch als eine A r t Reidisgesdiidite bezeichnen, eine erwünschte E r g ä n z u n g der sächsischen Überlieferung und — wenn auch in ihren späteren Teilen immer noch recht k n a p p gehalten — eine der zuverlässigsten und unentbehrlichsten Quellen, „die beste Reichsgeschichte dieser Z e i t " 4 3 ) . Daneben sind die um 950 im Kloster Hersfeld begonnenen Aufzeichnungen wertvoll, die — fürs 8. und 9. Jahrhundert kompilatorischen Charakters —• seit etwa 900 selbständig werden und bis 984 reichten. Sie sind leider verloren, sind aber in einer Reihe anderer, namentlich annalistischer Aufzeichnungen des 11. Jahrhunderts direkt oder durch weitere Zwischenglieder benutzt worden. Erst nach 1140 sind sie wieder aufgenommen und mit Hilfe der Annales Hildesheimenses maiores bis 1044 fortgeführt 4 4 ). Die im Domstift verfaßten, vortrefflich unterrichteten Annales Hildesheimenses maiores sind leider auch verloren. Ihre Benutzung ist in einer Anzahl von sächsischen und süddeutschen Quellen erkennbar 4 5 ). In Hildesheim wurde daneben im Michaelkloster um 1030 ein Geschichtswerk begonnen, das erhalten ist: Annales Hildesheimenses. Sie brechen 994 (nach B. Godehards Tode) ab und sind erst nach 1060 für die Zeit von 1000—1040 auf Grundlage der Ann. Hildesh. maiores und der Hildesheimer Bischofsviten (Bernward und Godehard) fortgeführt worden 4 6 ). Die Ann. Hildesh. maiores wurden außerdem in Quedlinburg zu eigenen gehaltvollen Aufzeichnungen 47 ) benutzt, die seit 985 auf eigenem Erleben des Verfassers beruhen, aber mit mehreren *3) p . K i r n in

TO

I 166.

) Annales (Herolfesfeldenses od.) Hersfeldenses (von W a i t z .1838 nachgewiesen), von Pertz in M G SS I I I (1839) aus den davon abgeleiteten Ann. v. Hildesheim, Quedlinburg, Weißenburg u. aus Lampert (nebeneinandergestellt) gedruckt. Seither sind noch einige Ableitungen bekannt geworden. S. W H I 41 f. u. L o t t e T r a d e l i u s , D . größeren Hildesheimer J a h r bücher u. ihre Ableitungen. Diss. Berlin 1936. 45) L o t t e Tradelius, a.a.O. 16) M G S S . rer. Germ. i. u. sch. 8, 1878; Obers.: Geschschr. 53. W H I 42ff. M . - L . B u l s t - T h i e l e , D A 12 (1956) 517. 4 7 ) W e r t v o l l in ihren ersten T e i l e n durch Einfügung römischer u. germanischer Sagen. 44

2

Jacob-Hohenleutner,

Quellenkunde I I

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z.T. (so für 962—983) großen Lücken schon 1025 in der einzigen uns erhaltenen Handschrift abbrechen48). Unter den Nachrichten aus Süddeutschland stehen natürlich die Berichte aus St. Gallen mit an erster Stelle. Dort wurden zunächst die Annales Alamannici49) fortgesetzt für die Jahre 882—926; sie sind eine der wertvollsten Quellen für die Zeit Konrads I. Hinzutreten die Annales Sangallenses maiores für die Zeit 709—1024 60 ), die jedoch erst ron 919 ab an Bedeutung gewinnen. Die Klostergeschichte Ratperts (Qk. I 6 , S. 122), die Casus S. Galli, setzte, allerdings erst in salischer Zeit, etwa um 1050 der Mönch E k k e h a r d IV. für die Zeit 883—972 fort 51 ). Die Regierung O t t o s I I . und namentlich O t t o s I I I . 5 2 ) hat für lange J a h r e die Herrscher jenseits der Alpen festgehalten. In O t t o I I I . und seinem Ideal der „renovatio imperii R o m a n o r u m " erreicht die ottonische Italienpolitik ihren Höhepunkt und bricht mit seinem frühen T o d zusammen. Audi in Deutschland treten jetzt die Folgen dieser Politik in Erscheinung. Regentschaft führen die Frauen des Königshauses, ihnen zur Seite als Berater geistliche Reichsfürsten, darunter am einflußreichsten der Erzbischof Willigis von Mainz. Alle diese Wandlungen finden in der historischen Überlieferung ihren Niederschlag. Freilich die kaiserliche Politik ist größtenteils den Blicken und dem Verständnis der deutschen Berichterstatter entrückt; größere Werke, die Reichsgeschichte schreiben wollen, fehlen. Auch Lebensbeschreibungen gibt es weder für O t t o I I . noch O t t o I I I . Auffällig ist, daß selbst Willigis von Mainz — von einem kurzen Panegyrikus abgesehen — keine biographische Würdigung, auch nicht als Kirchenfürst, gefunden hat. 18) Annales Quedlinburgenses: M G SS I I I 22—90? Obers.: GeschsAr. 36. Grundlegend: R . H o l t z m a n n , Sadisen u. Anhalt 1 (1925); W H I 44 ff. « ) Ausg.: M G S S I 20 ff., 52 ff., ferner von K . H e n k i n g , M i t t . f. Vaterland. Gesdi. v . S t . Gallen 19 = N . F . 9 (1884) 224 ff.; W H I 226 f. 50) Ausg.: M G S S I 72 ff. u. von K . H e n k i n g (s. A n m . 48) 265 ff. 5 1 ) Ausg.: M G SS I I 75 ff. u. von G . M e y e r v. K n o n a u , Mitt. vaterl. Gesdi. St. Gallen 15/16 = N . F . 5/6 (1877). Übers, bisher Gesdisdir. 38; nunmehr neu übers, v . H . H e l b l i n g , Gesdisdir. 102. Eine neue Ausgabe v. H . H e l b l i n g erscheint demnädist in M G , S S . rer. Germ. N . S . Die Fortsetzung bis 1133 siehe S . 55. 5 2 ) Vgl. W . S c h u l z e , O t t o I I I . im Urteil d. dt. Gesdiiditssdireibung v. Ende des 10. b. z. Mitte d. 13. J a h r h t s . Diss. H a l l e 1948.

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Diese Quellengattung erhebt sich damals zu besonderer Bedeutung. Zu den hervorragenden Persönlichkeiten dieser Epoche, deren Biographien uns erhalten sind, zählt Bischof U d a l r i c h von Augsburg 5 3 ) (923—973, aus dem Hause der Grafen von Dillingen), nodi der Zeit Ottos I. zugehörig. Die Missionspolitik Ottos III., die nur von seinem universal-christlichen Denken her zu verstehen ist, wurde von seinén Freunden A d a l b e r t von P r a g und Brun von Querfurt getragen 54 ). Der Heilige Adalbert fand auf einem Missionszug zu den heidnischen Preußen 997 den Tod; zwei Jahre später verfaßte auf Wunsch Ottos III. vermutlich der römische Abt J o h a n n e s C a n a p a r i u s eine Vita S. Adalberti 5 5 ). Adalberts späterer Biograph und sein Nachfolger in der Preußenmission wie im Martyrium war B r u n von Q u e r f u r t (973 oder 974—1009); seine Vita s. Adalberti hat zwei Fassungen: Die erste gibt ein sehr anschauliches und lebendiges Bild Adalberts; die zweite, spätere, ist verkürzt, doch auch um einige Nachrichten bereichert58). 53) Gerhard! (Augsburger Kleriker) Vita s. Oudalrici episcopi: M G SS I V 381—425. Übers.: Geschichtsschr. 31 b. W H 1257 f . ; K . H a u p t , D . ülrichsvlta i. d. ma. Malerei, Zs. d. Hist. Ver. f. Schwaben 61 (1955) 1—159. F. Z o e p f l , D . Bistum Augsburg, Bd. I, 1955. 5 4 ) Vgl. hierzu audi J . S t e g e m a n n , Religiöse Persönlichkeiten um Otto I I I . , Diss. Münster 1950; B. B a r b a t t i , Archiv f. Kulturgesth. 35 (1953) 123—141. 55) (Joh. Canaparii) Vita s. Adalberti: M G SS I V 581—595. Ferner hrsg. v. A. K o l b e r g , Zs. f. d. Gesch. d. Ermlands 16 (1910). Übers.: Geschichtsschr. 34. W H I 47 f. u. 338 f . ; M. U h l i r z , D . älteste Lebensbesdireibg. d. hl. Adalbert (Schriftenreihe d. Hist. Komm, bei d. Bayer. A k a d . d. Wiss., 1) 1957; Vergleich mit d. Vita Adalberti Bruns v. Q u e r f u r t bei R. W e n s k u s , Stud. z. histor.-polit. Gedankenwelt Bruns v. Q u . (Mitteidt. Forschgn., 5) 1956; J . K a r w a s i A s k a , Studia Zródloznawcze 2 (1958) 41—79; P. C z a p l e w s k i , N a s z a Przeszloic 6 (1957) 301—309; H . K a p i s z e w s k i , ebda. 6 (1957) 289—299. 5 6 ) Brunonis Vita s. Adalberti (Ree. I): Ausg. v. A. B i e l o w s k i , Monumenta Poloniae historica I 184 ff. Übers, bei H . G. V o i g t , Brun v. Q u . 1907, 333 ff.; (Ree. I I ) : M G SS I V 596 ff. (mit d. Abweichungen der Ree. I ) ; ferner (mit Übers.) hrsg. v. A. K o l b e r g , Zs. f. d. Gesdi. d. Ermlands 15 (1905). W H I 48—52. Zu Brun allg.: H . L . M i k o l e t z k y in Festschrift d H a u s - H o f - u. Staatsarchivs Wien, Bd. 1, 1949, S. 378—391; M. P l e z i a , Przeglad Historyczny 43 (1952) 563—570; H . - D . K a h l , Zs. f. Ostforschg. 4 (1955) 161—193 u. 360—401. R . W e n s k u s , .ebda. 5 (1956) 524—537; M. H e l l m a n n , J b . f. Gesch. Osteuropas 7 (1959) 397—412. — S. auch Anm. 55. ' 2*

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In die Zeit Heinridis II. fällt bereits die umfassende und vielseitige Tätigkeit des ob seiner Rechtssammlungen berühmten Bisdiofs B u r c h a r d v o n W o r m s (1000 bis 1025) 57 ) und die des Bischofs B e r n w a r d von H i l d e s h e i m (993—1022, vorher Erzieher Ottos III.). Dessen von Thangmar, seinem ehemaligen Lehrer an der Schule in Hildesheim, verfaßte Lebensbeschreibung58), die z. B. auch für den großen Streit mit Mainz über das Stift Gandersheim wichtig ist, zählt zu den bedeutendsten und schönsten mittelalterlichen Werken dieser Gattung, allerdings wird ihre Abfassung durch Thangmar allein neuerdings in Frage gestellt 59 ). Eine Reihe anderer Äbte und Bischöfe, deren Wirksamkeit uns geschildert ist, gehören sdion überwiegend dem folgenden Abschnitte an 60 ). Audi von dem letzten Herrscher des sächsischen Hauses, H e i n r i c h I I . 6 1 ) , dem Gründer des Bistums Bamberg und späteren Heiligen 62 ), gibt es Biographien, die allerdings stark hagiographische Züge aufweisen. Schon zu Heinrichs Lebzeiten oder kurz nach seinem Tode hat Bischof A d e l b o l d von Utrecht (1010—1026) ein „Leben Kaiser Heinrichs II." 63 ) geschrieben, das inhaltlich 57 ) Vita Burchardi episcopi Wormatiensis: MG SS I V 829—846, ferner hrsg. v. H . B o o s in: Quellen z. Gesch. d. Stadt W o r m s I I I 97—126. Übers, in: W o r m a t i a scara 1925. Geschrieben von einem Wormser Kleriker, vielleicht dem Sdiolaster Ebbo. TO I 212. Ober Burchard s. auch S. 61. 58 ) T h a n g m a r i vita B e r n w a r d i : M G SS I V 757—782. Ubers.: Geschiditsschr. 40. D W 5944. W H I 58 ff. F. J. T s c h a n , St. Bernward of Hildesheim, I — I I I . N o t r e - D a m e , I n d . (USA), 1942—1952. Aufschlußreich auch die Interpretationen von W . v. d. S t e i n e n , D A 12 (1956); G. M i s c h , Gesch d. Autobiographie, Bd. I I I , 1. 19.59, S. 301—315. 58) R. D r ö g e r e i t , Unsere Diözese (Hildesheim) 28 (1959) 2—46 deckt zwei verschiedene Uberlieferungssdiiditen in der Vita Bernwardi auf und weist nach, d a ß in der Dresdener H a n d s c h r i f t nur der Teil auf T h a n g m a r selbst zurückgeht, der bis zur K r ö n u n g der Königin Kunigunde (Herbst 1002) reicht. Der jüngere Teil gehört vermutlich der ersten H ä l f t e des 12. J a h r hunderts an. ««) Siehe S. 46 f. 81 ) T h . S c h i e f f e r , D A 8 (1951); L. F i s c h e r , Studien um Bamberg und Heinrich I I . 1954; T h . H . G x a f f , Beitr. z. d t . Kirchenpolitik H e i n richs I I . Diss. G r a z 1959. «2) H i e r ü b e r v. a. H . G ü n t e r , Kaiser H e i n r . d. Heilige, 1904, S. 76 ff. und A . W e i h r i e h , Ks. H e i n r . I I . als heiliger König nach d. Auffassg. der ma. Geschichtsschreibung, Diss. F r a n k f u r t a. M . 1920; H . L . M i k o l e t z k y , Der „ f r o m m e " Ks. Heinrich I I . , M J Ö G 68 (1960) 240—265. 63 ) Vita Heinrici I I . imp. auet. Adalboldo. M G SS I V 683—695.

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nur bis 1004 erhalten, bis 1012 gereicht haben soll und wesentlich auf Thietmar (s. unten) beruht. Wohl im Zusammenhang mit der Heiligsprechung Heinrichs (1146) entstand im 12. Jahrhundert die stark verherrlichende Vita et miracula s. Heinrici Imperatoris84). Sie ist als Quelle nur insofern 'wertvoll, als sie Urkunden über die Gründungsgesdiichte des Bistums aus dem Archiv der Bamberger Kirche verwertet. Im gleichen Stil ist die dem Ende des 12. Jahrhunderts angehörende Lebensbeschreibung von Heinrichs ebenfalls (1200) heiliggesprochener Gemahlin K u n i g u n d e verfaßt 65 ). In Heinrich II. war die jüngere, bairisdie Linie des liudolfinischen Hauses — nicht ohne Widerstand — zum Throne gelangt. Aber man empfand doch bald, daß er der Abstammung nach ein Vertreter des sächsischen Stammes war: am meisten in Sachsen selbst. Hierher gehört das Werk, das für den größten Teil seiner Regierung am umfangreichsten und wichtigsten ist, durch und durch ein Erzeugnis spezifisch sächsischen Geistes: die Chronik des Bischofs T h i e t m a r von M e r s e b u r g (1009—1018, geb. 975)™). Aus dem Hause der Grafen von Walbeck stammend, war Thietmar durch Verwandtschaft der hohen Aristokratie des Reiches verbunden. An der — freilich nicht vollständigen — Originalhandschrift67) in Dresden können wir die Arbeitsweise des Verfassers, seine Besserungen und Nachträge erkennen. Von den acht Büchern seines 1012 begonnenen, 0 - 1 } V i t a s. Heinrici I I . imp. et miracula auct. Adalberto diac. B a b e n b . : M G SS I V 792—811. 6 5 ) Vita S . Kunegundae imperatricis . . . et miracula auct. a n o n . : M G SS I V 821—824. 66) T h i e t m a r i episcopi Merseburgensis dironicon (bis 1018), Ausg. v. R. H o l t z m a n n . M G S S . rer. Germ. N . S . 9 , 1935 (Neudrude 1955), in dieser Ausg. audi die (stilistische) Überarbeitg. aus Corvey von 1120. Übers.: Geschiditssdir. 39. N a d i der MG-Ausgabe hrsg. u. neu übertragen v. W . T r i l l m i c h , 1957 (Ausgew. Q u . z. Gesdi. d. M A . , B d . 9). D T 5943; W H I 52—58; A . S c h n e i d e r , Studien zu T h i e t m a r v. M . , Diss. H a l l e 1955; G. M i s c h , Gesdi. d. Autobiographie, Bd. I I , 2. 1955, S . 5 0 0 f f . ; M.-L. B u l s t - T h i e l e , D A 12 (1956) 517; N . F i c k e r m a n n , J b . f . Gesch. MitteJ- u. OstdeutstMands 6 (1957) 2 1 — 7 6 ; M . H e l l m a n n , s. S . 19, Anm. 56; P . Bogdanowicz, Nasza P r z e s z l o i i 10 (1959) 71—111. •T) Photogr. Wiedergabe der Dresdener Handschrift v. L . S c h m i d t , 1905.

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1016 mit Benutzung der Quedlinburger Annalen umgearbeiteten Werkes behandeln die ersten vier die Zeit von Heinrich I. bis zum Tode Ottos I I I . ; die ganze zweite Hälfte ist der Regierung Heinrichs II., des Wiederherstellers des Bistums Merseburg, gewidmet: eine lebenswarme Erzählung, höchst lehrreich in ihren anekdotenhaften Schilderungen für Kultur und Sitten jener Zeiten, nadi guten Quellen und eigenen Erlebnissen, stark durchsetzt mit Erinnerungen aus der eigenen Familiengeschichte, überwiegend sächsischen Provinzialismus atmend, voll Willen zur Wahrheit und doch des Stoffes nicht ganz Herr werdend. Leider hat Thietmars Tod 1018 uns dieses Führers für den Schluß von Heinrichs Regierungszeit beraubt. Von den bisher genannten Quellen war es eigentlich nur Reginos Fortsetzer gewesen, der den westlichen Gegenden des Reichs angehört hatte. Glücklicherweise findet sein Bericht auch von anderer Seite her Ergänzung und Fortsetzung. Die Bistumsgeschichte von Cambrai68) N enthält viele wertvolle Nachrichten; sie ist z w a r ebenso wie die von Lüttich69) erst in der salischen Zeit niedergeschrieben, doch auch für das 10. und den A n f a n g des 11. Jahrhunderts auf G r u n d meist guter zeitgenössischer Überlieferung von W e r t . V o n der Metzer Bistumsgeschichte des Mönches A l p e r t 7 0 ) ist nur ein Bruchstück erhalten ( 9 7 8 — 9 8 4 ) ; ergiebiger sind seine zwei Bücher „Über den Wandel der Zeiten"™), 1 0 2 1 — 1 0 2 4 geschrieben, für die J a h r e 1 0 1 2 — 1 0 1 8 ; sie bieten keine eigentliche geschichtliche Erzählung, aber eine Fülle mannigfacher Einzelheiten, namentlich über lothringische Verhältnisse, die auch für die Sittengeschichte interessant sind. F ü r die Vorgänge in den Grenzgebieten und f ü r die vielfachen Berührungen mit dem westlichen N a c h b a r n sind zwei d o r t entstandene Quellen v o n Bedeutung, beide nicht fern von der Grenze a m gleichen O r t e , in Reims, geschrieben: F l o d o a r d und Richer. V o n F l o d o a r d ( 8 9 4 — 9 6 6 ) , dem Archivar der Reimser ö 8 ) Gesta pontificum Cameracensium s. S. 45. 6 9 ) Gesta epp. Trajectensium et Leodiensium: M G SS V I I 189—234 u. X I V 108—120; s. S. 44. Alperti de episcopis Mettensibus libellus: M G SS I V 6 9 7 - 700. 7 1 ) Alperti de diversitate temporum libri I I : ebenda: 700—723. Neuere Ausg. V. A . H u l s h o f , 1916; W H I 185 f.

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Kirche, haben wir zunächst eine durch die reiche Verwertung urkundlichen Materials — namentlich für die Zeiten der Erzbisdiöfe Hinkmar und Fulco — geschätzte Darstellung der Reimser Kirchengeschichte bis 948 7 2 ); außerdem aber — unter teilweiser Wiederholung der Erzählung in den zeitgenössischen Partien — Annalen73), welche, in schlichter Darstellung eine Fülle von Begebenheiten auch aus Deutschland und besonders Lothringen enthalten, für die Jahre 919—966. Für die zweite Hälfte des 10. Jahrhunderts ist das Werk des Mönches R i c h e r von St. Remy zu Reims heranzuziehen74). Unzuverlässigkeit in vielen Einzelheiten beeinträchtigt zwar den Wert seiner bis 998 reichenden Darstellung 75 ), die an Hinkmars Annalen (Qk. I® S. 122) anknüpft, er ist aber speziell für die westfränkische Entwicklung bedeutend als einziger Berichterstatter für die Epoche des Übergangs von der karolingisdien zur kapetingisdien Dynastie. Sein Werk, an dessen erhaltener Originalhandschrift76) wir noch verfolgen können, wie er selbst vielfach nachträglich seine Darstellung verändert hat, ist in der Folgezeit wenig bekannt und benutzt worden. Geschrieben hat Richer sein Werk auf Veranlassung von G e r b e r t , dem Erzbischof von Reims und späteren Papst Sylvester II., einem der gefeiertsten Gelehrten seiner Zeit. Selbst ist Gerbert als Historiker nicht tätig gewesen. Aber er hat für die deutsche Geschichte doch eine große Bedeutung durch den nachhaltigen Einfluß, den er in persönlichem und literarischem Verkehr auf Otto III. schon seit dessen Minderjährigkeit ausgeübt hat. Seine zahl' 2 ) Flodoardi historia Remensis eccl. ( — 9 4 8 ) : M G SS X I I I 409 bis 599. Hierzu nunmehr auch G. A. B e z z o 1 a , Das Ottonische Kaisertum i. d. französ. Geschichtsschreibg. d. 10. u. beginnenden 11. Jhs. (Veröff. d. Inst, f. österr. Gesdiidnsforschg., 18) 1956, S . 2 0 Î Ï . , vgl. auch U . T u r c k (s. S . 36, Anm. 14). ' 3 ) Flodoardi annales ( — 9 6 6 ) : M G SS I I I 423—490 u. Ausg. v. Ph. L a u e r 1905 (Collection des textes; mit ausführlicher Einleitung). W H I 290—294. Ferner R . - H . B a u t i e r in Milanges L . H a l p h e n , 1951, S . l f f . ; H . Foerster, Schweiz. Beitr. z. allg. Gesdi. 2 (1944) 143 ff. 7 4 ) Richeri historiarum libri I V M G S S . rer. Germ. i. u. sch. 51, 1877, Obers.: Geschidusschr. 37; neue Ausg. mit franz. Obers, v. R . L a t o u c h e . 2 B d e . , Paris 1930—37 (Les classiques de l'histoire de France au M A ) . ' 5 ) Vgl. hierzu G . A . B e z z o l a (s. oben, A n m . 72) S . 105 ff. 7 6 ) Schriftprobe (Lichtdrudc) bei A r n d t - T a n g l , Schrifttafeln I I 4 ,

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1. Kapitel: Herrschaft des sächsischen Hauses

reichen Briefe7T) sind als Geschichtsquelle sonderer Beachtung wert.

für uns

be-

Wir besitzen von ihm eint Sammlung von 220 Briefen (von 983—997), die sein Wirken in der Zeit der Regentschaft Adelheids und des Dynastiewechsels in Frankreich aufzeigen. Für die Geschichte Heinrichs IT. finden sich mancherlei brauchbare, aber auch sorgfältiger Kritik bedürftige Nachrichten im dritten Buche der bis 1028 reichenden Chronik (auch Historien genannt) des A d e m a r v o n C h a b a n e s 7 8 ) , eines Priesters in Angouleme, der 1034 in Jerusalem gestorben sein soll. Auch aus der merkwürdigen, die verschiedenartigsten S t o f f e regellos zusammentragenden Arbeit des vor 1050 verstorbenen kluniazensischen Mönches R o d u l f u s G l a b e r 7 9 ) ist bei genügender Vorsicht mancherlei für die deutsche Geschichte auch des sächsischen Zeitraums zu entnehmen 8 0 ). V o n großer Bedeutung sollte in der Folgezeit der Geist der Klosterreform werden, der schon in den mittleren Jahrzehnten des 10. Jahrhunderts von den romanischen Grenzgebieten in Lothringen ausging 8 1 ). In diese Bestrebungen und ihren Geist führt uns die Lebensbeschreibung eines der frühesten Vorkämpfer dieser Bewegung, des Mönches in dem (von ihm gestifteten) Kloster Ï 7 ) Ausg. von O l l e r i s in d. Oeuvres de G. Paris 1861: ferner v. T. H a v e t . Lettres de G. 1889. F. W e i g l e bereitet f ü r die M G eine neue Ausgabe vor, seine Vorstudien in D A 10 (19531 19—70: 11 (1955) 393 bis 421, sowie grundlegend 14 (1958) 149—220. W H I 295 (R. H o l t z m a n n u. 419 ff. ( E r d m a n n ) , D V 5959. Die beiden überlieferten Sammlungen sind nidit von Gerbert selbst besorgt; es handelt sidi einmal um sein privates Brief- oder Registerbudi und dann um eine in Reims nach G.s T o d entstandene Sammlung, die zur Veröffentlichung eedacht war (nach W e i g l e ) . Ferner M. U h l i r z , Unters, über I n h a l t u. Datierung d. Briefe Gerberts v. A. (Schriftenreihe d. H i s t . Komm, bei der Bayer. A k a d . d. Wiss., 2) 1957; G. A. B e z z o ' t a (s. S. 23, Anm. 72) S. 65 ff. 78 ) Ademari historiarum Iibri I I I : Ausg. v. G. W a i t z in M G SS IV 113—148; beste Ausgabe v. J. C h a v a n o n 1897. S. audi W H I 310 f. 70 ) R o d u l f i Glabri historiarum libri V : Ausg. v. M. Prou. 1886; Auszüge: M G SS V I I 51—72 (v. G. T a i » ) . W H I 302—304. H . v. L i n d h e i m , R. Glaber. Diss. Leipzig 1941; A. M i c h e l , H Jb. 70 (1950) 53 ff., P . R o u s s e t , Revue d'hist. de l'église de France 36 (1950) 5 ff.. M. V o g e l s a n g , Stud. Mitt. z. Gesch. d. Benediktinerordens 67 (1956) 25 ff., 277 ff. 80) Vgl. f ü r seine Beurteilung K o n r a d s I I . T h . S c h i e f f e r , D A 8"(1950) v. a. 420 ff. u. öfter. 81) Zur Gorzer Reform s. nunmehr K . H a l l i n g e r , Gorze-Kluny. Stüd. z. d. monast. Lebensformen u. Gegensätzen im Hochma. (Studia Anselmiana, 22/23) 2 Bde. 1950/51. D a z u T h . S c h i e f f e r , Archiv f. mittelrhein. Kirchengesch. 4 (1952) 24—44 u. ergänzend K . H a l l i n g e r , ebda. 9 (1957) 9—32.

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Brogne, G e r h a r d ) . — Eines der wichtigsten Zeugnisse für die Anfänge der Klosterreform in Lothringen ist die Vita des Abtes (960—974) J o h a n n e s v o n G o r z e von dem ihm nahestehenden Abt Johannes von St. Arnulf in Metz 8ii ). Seit O t t o I. die H e r r s d i a f t über das italienische K ö n i g reich an sich gebracht u n d ein Jahrzehnt später durch die Erneuerung eines Kaisertums (962) den Weg betreten hat, der auf Jahrhunderte die Geschicke Deutschlands in entscheidender Weise mit den Angelegenheiten Italiens verflochten hat 8 4 ), sind natürlich für die Tätigkeit der deutschen K ö n i g e und für die Entwicklung unseres Volkes auch mancherlei italienische Quellen heranzuziehen: das gilt in der sächsischen Zeit vor allen D i n g e n für die Zeit O t t o s III. Freilich hat sich in Italien die Geschichtsschreibung von dem Verfalle, in den während der ersten Hälfte des 10. Jahrhunderts in staatlichem Dasein wie in Kultur und Sitte dies Land geraten war 85 ), noch nicht wieder erholt. Dürftig meistens ist nach Form und Inhalt die spärliche Überlieferung. Charakteristisch dafür ist die um das Jahr 1000 in ganz ungefüger Sprache geschriebene Chronik des Mönches B e n e d i k t von S a n t ' A n d r e a am Berge Soracte (bis 973), wichtig namentlich in den letzten Jahrzehnten für die stadtrömischen Ereignisse*"). Auf etwas höherer Stufe schon steht die wenig geordnete Sammlung von geschichtlich z. T. bedeutsamen Nachrichten, die wir in der Chronik von 82 ) Vita S. Gerardi abbatis Broniensis ( t 959), auctore anonymo. Wie kennen die Vita nur in einer späten Überarbeitung aus dem 11. (12. ?) J a h r hundert. H r s g . v. L. v. H e i n e m a n n in M G SS X V 655—673. S. dazu W H 1 133 f . ; É. S a b b é , Etude critique sur la biographie et la réforme de Gerard de B. i n : Mélanges Félix Rousseau, 1958, 497—524; R. B l o u a r d , S. Gérard de Brogne, N a m u r 1959; J . M . D e S m e t , Revue Bénédictine 70 (1960) 5—61 (dort auch weitere Arbeiten über G. v. B.). 83) M G SS IV 337—377 (unvollendet, reicht bis 956) s. P II 1399. Die Erzählung über Joli.'s Gesandtschaft zum Emir A b d u r r a h m a n nach Cordova bei W . G u n d l a c h I 551—572, v e r k ü r z t bei G i e s e b r e c h t I» 506—513. W H I 180 f. ( K i r n ) ; D W 5934. 84 ) Vgl. J . W e i s e r , geb. Barzel, Das Italienbild i. d. H a u p t w e r k e n d. ottonischen Geschichtsschreibung. Diss. H a l l e 1955. Einen Einblick in die italienischen Zustände gewährt die merkwürdige Schrift des Bischofs (924—960) A t t o v o n V e r c e l l i : Polipticum quod appellatur perpendiculum (ed. G. Goetz 1922 — s. W H I 317 f . —), die t m durch P . E. S c h r a m m ZSSRG Germ. Abt. 49, 1929) ihre richtige Deutung e r f a h r e n hat. R. O r d a n o , Attone di Vercelli. 1948. 86 ) Chronicon Benedicci de S. A n d r e a : Ausg.: M G SS I I I 695—719; vollst, mit K o m m e n t a r v. G. Zucchetti (Fonti per la storia d ' I t a l i a , 50) Rom 1920; W H I 336 f.

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1. Kapitel: Herrschaft des sächsischen Hauses

Salerno8T) finden (bis 994), die freilich vornehmlich von den Vorgängen in den unteritalisdien langobardischen Fürstentümern erzählt. Umfangreiche Aufzeichnungen aus Norditalien fehlen für diese Zeit; erst in der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts entstehen die Darstellungen der Mailänder Geschichtsschreiber A r n u l f und L a n d u l f (s. S. 77), doch auch für die Zeiten Heinrichs II. sind sie nicht zu übersehen. Manches läßt sich aus sonstiger Überlieferung hinzufügen, wie aus den Versen des kaiserlich gesinnten Bischofs L e o von V e r c e l l i zu Ehren Ottos III., Gerberts und Heinrichs II. 8 8 ). Für das Verständnis von Otto« III. Wesen und Politik muß man auch auf die in Italien geschriebenen Biographien des (kalabresischen) Heiligen N i l u s 8 8 ) und des Heiligen A d a l b e r t von Prag (s.S. 19) hinweisen. Von besonderer Wichtigkeit sind die in der Venezianischen Chronik (Chronicon Venetum bis 1008) des Diakons J o h a n n e s 9 0 ) , Kaplan des Dogen Peter II. Orseolo, überlieferten Mitteilungen, speziell über die Beziehungen der deutschen Herrscher als italienischer Gebieter zur unabhängigen Seestadt 91 ). Höchst aufschlußreich für die Zustände und Intrigen in Rom (Erhebung des Gegenpapstes Johannes X V I . , Philagathos, sind die Berichte des byzantinischen Gesandten Leo (997/998) 8 2 ). 8 7 ) Chronicon Salernitanum: Ausg.: M G SS I I I 467—561, beste Ausgabe nunmehr: Chronicon Salernitanum. Acriticai edition by U . W e s t e r b e r g h (Acta univ. Stockholm., Studia latina Stockholmiensia, 3). Stockholm 1956, hierzu H . S i l v e s t r e , Revue d'hist. ecclés, 54 (1959) 179—182. 8 8 ) Ausg. : M G Poetae lat. V , 477 f. u. 480 ff. 8 9 ) V i t a N i l i : Ausg.: A c t a Sanctorum Sept. V I I 283—343; Auszüge (betr. O t t o I I I ) : M G S S I V 616—618. G. G i o v a n n e l l i , Sull'autore della V i t a di S . N i l o , Bollettino della Badia greca di G r o t t a f e r r a t a , N . S . 3 (1949) u. 5 (1951). " ) Ausg.: M G S S V I I 4 — 3 8 ; hrsg. von G . M o n t i c o l o , Cronache Veneziane antichissime I . (Fonti per la storia d ' I t a l i a , 9) 1890. D ¥ 5948, P I 666. Zur L i t . bez. Venedigs s. TO I 331 f . 91) S c h m e i d l e r s Ansicht, daß Venedig von 980—1024 unter kaiserlicher Oberherrschaft gestanden habe ( M I Ö G 25, 1908) ist — von der deutschen Forschung fast allgemein, z. T . auch auf italienischer Seite abgelehnt — auf Grund der Urkunden ( P a c t a , s. .auch M G Const. I ) und sonstiger Oberlieferung schon H Z 99 (1907) von W . L e n e l widerlegt. Audi S c h m e i d l e r s neuer Versuch ( H Z 151, 1935), unter Heranziehung der inzwischen bekannt gewordenen H o n o r a n t i a e civitatis Papiae, nochmals die Abhängigkeit Venedigs zu erweisen, ist von W . L e n e l ( H Z 152, 1935) m. E . mit Recht zurückgewiesen worden, freilich ohne S c h m e i d l e r ( H Z 153, 1936) zu überzeugen. L i t . : W H I 324 ( W . H o l t z m a n n ) . 9 2 ) 9 Briefe, veröffentlicht von P . E . S c h r a m m , B y z a n t . Zeitschr. 25 (1925). Dazu sein A u f s a t z : Kaiser, Basileus und Papst in d. Zeit der Ottonen H Z 129 (1924). Leo war zu Verhandlungen über von O t t o I I I . gewünschte Heiratspläne nach R o m gekommen.

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salisdien Herrscher

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Nimmt man zu den wichtigeren Schriften, die in dieser Übersicht kurz zusammengefaßt sind, nun noch alle die unendlich zerstreuten kleineren Aufzeichnungen historiographisdier oder anderer Art 93 ) hinzu, zieht man vor allem heran, was an urkundlichem Material, wie immer es geartet sein mag, gerettet ist, und macht es durch die Benutzung der auf diesem Gebiete immer neue Ergebnisse liefernden diplomatischen Methode zu einer historisch brauchbaren Quelle; fügt man schließlich hinzu, was an Briefen, Besitzaufzeichnungen und was etwa an Überresten aus jener Zeit, an Münzen und Inschriften und vor allen Dingen Bauten kirchlichen Charakters hier und da erhalten ist9"), so gewinnt man aus der richtig verwerteten Summe dieser Hilfsmittel, unseren Quellen, den Eindruck, daß für die Zeit der Herrschaft des sächsischen Königshauses eine, wenn auch nicht gleichmäßig anschwellende, so doch im ganzen nicht zu verkennende Steigerung der Ergiebigkeit unserer Quellen und damit des Umfangs und Inhalts unserer Kenntnisse festzustellen ist. 2. K a p i t e l Das Jahrhundert der salisdien Herrsdier1) (1024—1125) Literatur: D a h l m a n n - W a i t z 9 S. 376-^383 n. 6084—6158. W a t t e n b a c h - H o l t z m a n n I, H e f t 3 . 4. (Das Zeitalter des es ) Hierher gehört das im Tegernseer Codex im Original erhaltene, als literarische Schöpfung gedadlte Briefbuch des Tegernseer Mönchs F r o u m u n d. Es enthält, meist von ihm — als Diktator der Tegernseer Abte — geschrieben, (soweit datierbar) von 993—1008 persönliche Briefe, Schreiben von der Reformierung des Klosters Feuchtwangen und Korrespondenz der Tegernseer Abte Ausg.: von K. S t r e c k e r in MG Epp. sei. III, 1925 (Die Tegernseer Briefsammlung). Lit. dazu W H I 278 ff. u. 422 f. (O. M e y e r , bzw. C. E r d m a n n ) ; B. S c h m e i d l e r , H J b . 62/69 (1949) 220—238. 04 ) Dieses Material ist natürlich in den hierher gehörigen Bänden der Jahrbücher der deutschen Geschichte verwertet und demnach dort zu finden. *) Der uns geläufige Name der »Salier" für das fränkische. Kaisergeschledit ist erst im 14. Jahrhundert gebräuchlich geworden: s. H . B r e s s l a u , Jahrbb. Konrads II., I I , 519 f. (1884).

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2. Kapitel: Das Jahrhundert der salisdien Herrscher

Investiturstreites. S. 359—856.) Dort auch ausführliche Literaturangaben 2 ). M a n i t i u s II. III. M. J a n s e n u. L. S c h m i t z - K a l l e n b e r g 2 , 46—57. A. P o t t h a s t II 2 1659f. K. H a m p e — F. B a e t h g e n , Deutsche Kaisergeschidite im Zeitalter der Salier und Staufer 10 1949, 1—5. W. G u n d l a c h , Heldenlieder I I : Der Sang vom Sachsenkrieg, 1896. W. v. G i e s e b r e c h t II 5 , 555—581; III 5 , 1029—1064. G. v. W y ß , 49—60. Auch f ü r die salische Epoche liegen die erzählenden Geschichtsquellen so gut wie vollständig bereits in den Monumenta Germaniae histórica (MG, s. Qk. I 6 , S. 74—80) vor: in Bd. 5—12 der Abteilung Scriptores (in 2"), dazu Nachträge in Bd. 13—15 und vereinzelt in späteren Bänden. Für nicht wenige dieser Geschichtswerke aber, z. B. Lampert (s. S. 51), "Wipo (s. S. 41), die Vita Bennonis (s. S. 50), Adam (s. S. 48f.) u. a. m. sind n u r die neueren Einzelausgaben in den SS. rer. Germ. i. u. sch. (s. Qk. I 6 , S. 75 f.) zu benutzen. Von den salischen Königs- und Kaiserurkunden3) sind bisher in den MG, Abt. Diplomata erschienen: Die Urkunden Konrads II. hrsg. v. H . Bresslau, 1909 (Neudruck 1957); die Urkunden Heinrichs III. hrsg. v. H . Bresslau und P. Kehr, 1931 (Neudruck 1957); die Urkunden Heinrichs IV. bearb. v. D. v. Gladiß Teil 1: 1056—1076, 1941 (Neudruck 1953), Teil 2: 1077—1106, 1959, Teil 3: mit Registern in Vorbereitung; die Ausgabe der Urkunden Heinrichs V. ist gleichfalls in Vorbereitung. Für die Zeit von 1106 ab sind also noch die Drucke in älteren oder neueren Teilsammlungen oder einzeln in Zeitschriften und Werken von mancherlei Art weithin zerstreut zu benutzen. Ihre exakte diplomatische Untersuchung, die unentbehrliche Voraussetzung f ü r ergiebige und einwandfreie wissenschaftliche Verwertung, steht noch vielfach aus. Die Texte sind häufig veraltet und unkritisch, wenn auch, zumal für besonders 2 ) Daneben ist f ü r das H e f t 5 mit dem nodi ausstehenden ScKlußteil (England, Italien) einstweilen d. 6. Auflage von W . W a t t e n b a c h II zu benutzen. 3) Abbildungen K U i A Lief. 2 u. 4.

2. Kapitel: Das J a h r h u n d e r t der salischen Herrscher

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wichtige U r k u n d e n und größere U r k u n d e n g r u p p e n , neuere Einzeluntersuchungen nicht fehlen 4 ). Von I. Fr. B ö h m e r s Regesten (s. Q k . I®, S. 85f.) ist f ü r die salische Zeit ( R I I I I . ) bisher nur von Teil I (1024—1056) die 1. Abt. K o n r a d II., 1024—1039, neu bearb. v. H . A p p e l t u. N . v. B i s c h o f f , 1951 erschienen. Die übrige Zeit (1039—1125) entbehrt noch immer der wegen der inzwischen gewaltig anwachsenden Zahl bekanntgewordener U r k u n d e n und verwandter Schriftstücke unbedingt notwendigen Neubearbeitung. Wir müssen uns also an die inzwischen audi immer unzulänglicher werdende, summarische Zusammenstellung bei K. Fr. S t u m p f , Reichskanzler Bd. 2, 1878 (Neudruck 1960) (s. Q k . I 8 , S. 86) und die ältere B ö h m e r s c h e Bearbeitung 5 ) halten und uns dazu aus den „Nachrichten" und Aufsätzen des „Neuen Archivs" ( N A ) bzw. jetzt „Deutschen Archivs" (DA) (s. Q k . I®, S. 86) und in den Jahrbüchern der deutschen Geschichte (s. folg. Absatz) über das inzwischen hinzugekommene Material und die Ergebnisse der diplomatischen Untersuchungen unterrichten. Für die salische Zeit bilden die „Jahrbücher der Deutschen Geschichte" eine vortreffliche Grundlage, schon wegen der umfassenden kritischen Berücksichtigung und Verwertung der U r kunden und des publizistischen Materials: f ü r K o n r a d I I . (1024—1039) von H . Bresslau, 2 Bde. 1879. 1884; f ü r Heinrich I I I . von E. Steindorff, 2 Bde. 1874. 1881; f ü r Heinrich IV. und Heinrich V. von G. Meyer von Knonau, 7 Bde. 1890—1909. D a z u kommen dann in vielen Urkundenbüchern und Einzelveröffentlichungen alter und neuer Zeit in noch weit höherem Grade zerstreut die allmählich in dieser Zeit beachtenswert anwachsenden Aufzeichnungen urkundlichen Charakters, die von geistlichen oder weltlichen Großen ausgehen. Die territorialen U r k u n d e n - und Regestensammlungen sind bei D W 9 S. 78—90 verzeichnet, die landesgeschichtlichen Bibliographien D W 8 S. 54 ff. siehe auch die Jahresberichte f. deutsche Geschichte und besonders die jährlichen Zusammenstellungen in den landesgeschichtlichen Zeitschriften 0 ). 4 ) Vgl. hierzu F. H a u s m a n n , Reichskanzlei u. Hofkapelle unter Heinrich V. u. Konrad I I I . (Schriften der MG, 14) 1956. 5 ) Regesta regnum . . . a Conrado usque ad Heinricum VII. 1831 s. Qk. 16, S. 86. 6 ) Audi in manchen darstellenden Werken finden sich — je nach dem Thema — Zusammenstellungen von Regesten.

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2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

Wir besitzen von K o n r a d I I . etwa 280 echte Urkunden (davon 151 Originale) und 13 unechte Stücke (spuria). Von H e i n r i c h I I I . haben wir etwa 370 Stücke (davon etwa drei Dutzend nicht echte), von H e i n r i e h l V. etwa 500, von H e i n r i c h V. etwa 230. Doch sind von den Urkunden sicherlich, besonders von denen Heinrichs IV., viele verloren, aus manchen seiner späteren Jahre haben sich nur noch wenige erhalten. Die Urkunden sind zum großen Teil Bestätigungen von Diplomen früherer Herrsdier über Schutz, Besitz, Immunitäten, Gerechtsame aller Art, unter Konrad II. auch in großer Zahl für Italien. Neu hinzu kommen dann Schenkungen und Verleihungen, doch wenig Immunitäten, wohl aber unter Heinrich III. und IV. bereits Verleihung von Marktrecht, Zollfreiheit, Münzrecht, Waldgerechtigkeiten u. dgl. Die Politik der Herrscher vollzieht sich also weitgehend in Einzelabmachungen und Einzelverleihungen in der Form der Urkunden. Aus der Summe der erhaltenen Urkunden 7 ), nicht nur derjenigen der Herrscher allein, erschließt sich uns weitgehend erst das Verständnis für die allmähliche Wandlung der politischen Machtverhältnisse wie auch der wirtschaftlichen und sozialen Zustände. Neben die Urkunden (Diplomata) treten nun auch Mandate und formlosere Aufzeichnungen, die für uns wertvoll sind. Dahin gehört eine Zusammenstellung der finanziellen Ansprüche der königlichen Kammer von Pavia an Zöllen und Abgaben, die offenbar für amtliche Zwecke, vielleicht zur Unterrichtung Konrads II., in dessen Anfängen aufgezeichnet wurde 8 ). Über das Tafelgüterverzeichnis des Römischen Königs s. S. 90. Auch unter den Saliern gibt es noch nicht wieder eine Reichsgesetzgebung wie einst unter den Karolingern 8 ). Erst in die letzten Jahrzehnte fallen Bestrebungen zur Herstellung des Landfriedens. Staatsverträge und Bündnisse kommen nicht vor. Was an politischen Kundgebungen in Akten aus dem ganzen Jahrhundert in Bd. I der Constitutiones et acta imperii (MG LL ' ) Über den Begriff der Urkunde s. Q k . I 6 , S. 48. 8) Ausg.: von A . H o f m e i s t e r in M G SS 30, 1 4 4 4 f f . als Institut» regalia et ministerialia camerae regum Langobardorum et H o n o r a n t i a e civitatis P a p i a e , s. W . H o l t z m a n n in W H I 325, I n h a l t bei W . L e n e l , H Z 149 (1934) 75—82. 9 ) Vgl. C . G . M o r , D a i . C a p i t u l a r i a " alle „Constitutiones", Archivio Giuridico 154 (1958) 7 3 — 8 8 .

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salisdien Herrsdier

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sect. IV) zusammengebracht werden könnte, ist gering an Zahl und umfaßt außer Erlassen über Regelung der Lebensverhältnisse usw. vornehmlich Synodalbeschlüsse, die meist zugleich kirchlicher und politischer Art sind, dazu die verschiedenen Vereinbarungen mit der Kurie und ihren Anhängern aus der Zeit des Investiturstreits bis zum Wormser Konkordat. Die in Briefform ergangenen politischen Kundgebungen, namentlich Heinrichs IV., die uns zum Teil durch Aufnahme in zeitgenössische Geschichtswerke erhalten sind, sind ebenfalls hier aufgenommen. Oberhaupt gewinnen für diese Zeit Briefe politischen Inhalts eine besondere Bedeutung als Quellen: unter ihnen vor allem das Registrum Gregorii V I I . (s. S. 59) und einige Briefsammlungen, die zum Teil nunmehr in den Briefen der deutschen Kaisc zeit der MG veröffentlicht sind (s. S. 37ff.). Sofern solche Briefe auf unmittelbare Wirkung in mehr oder weniger breiten Kreisen beredinet waren und publizistischen Charakter tragen, sind sie mit den eigentlichen Streitschriften als Libelli de Ute imperatorum et pontificum (s. Qk. I 6 , S. 76 f. und weiterhin S. 62) in drei Quart-Bänden der MG herausgegeben. Eine Zusammenstellung der päpstlieben Urkunden und Kundgebungen hat zuerst Ph. J a f f e in den Regesta Pontificium Romanorum bis 1198 gegeben, 2. Aufl. (v. L ö w e n f e l d , K a l t e n b r u n n e r , E w a l d ) , 2Bde. 1885—88 1 0 ). Dazu ergänzend Germania Pontificia und Italia Pontificia (s. Qk. I 6 S. 87) 1 1 ). Für die Periode der fränkischen oder salischen Kaiser zeigt die erzählende Überlieferung in mehrfacher Hinsicht erhebliche Unterschiede gegenüber der sächsischen Zeit. Einmal hinsichtlich des Umfangs: für Konrads II. und Heinrichs I I I . Zeit nach mancher Richtung noch knapp und lückenhaft, wird sie doch zusehends reichhaltiger und ausführlicher. Es entstehen zahlreichere und größere Annalen und Chroniken, die auch auf die Vergangenheit zurückgreifen und daher nicht selten -wertvolle Bewahrer zeitgenössischer und sonst verlorener Überlieferung sind (s. S. 33); aber ihr Schwerpunkt liegt doch in der Schilderung der von den Verfassern selbst erlebten Zeiten. Sie zeigen 1 0 ) Sie werden, je nach d e m . A n t e i l des Neubearbeiters, mit den Siglen: J L , J K , J E und der betr. Nummer zitiert. ( ' S i e h e auch f ü r Papst Johannes X I X . (1024—32) das chronologische V e r zeichnis seiner U r k . von L . S a n t i f a l l e r u. a., Römische H i s t o r . Mitteilgn. H e f t 1 (1956/57) 3 5 — 7 6 .

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2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

wachsenden Stoffreichtum und erheben sich zum Teil zu eingehender Darstellung, so daß die annalistische Form nur äußerlich gewahrt ist. Zugleich aber wandeln sie sich dem Inhalte nach. Dieses Jahrhundert deutscher Geschichte ist erfüllt von großen, erschütternden Machtkämpfen, schiksalsvollen, zukunftsschwangeren Begebenheiten. Dies wirkt sich auch in der Geschichtsschreibung aus. Das Interesse für die zeitgenössischen Ereignisse ist gewachsen. Die politischen Angelegenheiten, das vornehmste Gebiet der Geschichtsschreibung, rücken in den Vordergrund. Große, leidenschaftliche Streitfragen, nationale und kirchliche, zu denen der Einzelne Stellung nehmen muß, gewähren würdigen Inhalt für Aufzeichnung der Erlebnisse. Mit Urkunden, Akten, Briefen aus den kirchlichen Archiven sucht man vielfach die Darstellung und das eigene Urteil zu begründen. Audi jetzt liegt die Uberlieferung noch ganz in geistlichen Händen. Die Bischöfe spielen vielfach eine politische Rolle. Bereits seit der Romfahrt Heinrichs III., vollends seit dem offenen Ausbruch des Investiturstreits stehen neben der Opposition der Stämme, namentlich in Sachsen, die großen Fragen über die Grenzen weltlicher und geistlicher Macht im Vordergrunde des Interesses, des Kampfes und damit auch der Geschichtsschreibung, sowohl in ausführlichen Erzählungen als auch in kurzen aneinandergereihten Notizen. Mit dem Wechsel der herrschenden Dynastie ändert sich auch die räumliche Verteilung der Überlieferung. Sie war im vorhergehenden Jahrhundert bis auf Thietmar hin überwiegend sächsischen Ursprungs gewesen und hatte auch einen spezifisch sächsischen Charakter getragen. Nach der Erhebung Konrads II. rückt der Schwerpunkt zunächst für ein halbes Jahrhundert in die rheinischen und süddeutschen Gegenden. Und wie in Sachsen, so entstehen auch hier, neu oder in Fortsetzungen, Bistums- und Klostergeschichten oder Biographien hervorragender Bischöfe und Äbte, die zugleich in Kirche und Staat eine bedeutende Rolle gespielt haben: diese Männer sind großenteils durch die königliche Kapelle und Kanzlei, die eigentliche Regierungsbehörde, hindurchgegangen; unwillkürlich wird dadurch auch der

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salisdien Herrscher

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Charakter dieser Lebensbeschreibungen beeinflußt, politische Vorgänge kommen mehr als bisher zu ihrem Recht. Audi in den Bistums- und Klostergeschichten und in sonstigen Aufzeichnungen lokalen Charakters haben wichtige Ereignisse aus entfernteren Gegenden, audi von jenseits der Alpen, vielfach Erwähnung gefunden. Das salisdie Königtum hat von Anfang an jeden stammesherzoglichen Charakter abgestreift. Es steht im Mittelpunkt der Reichsgesdiichte, und so werden auch die geschichtlichen Darstellungen teils bewußt, teils unbewußt oft zu wirklicher Reidisgeschichte. Die Verfasser sind nicht hohe, leitende Beamte, aber sie stehen doch, selbst wenn sie im Kloster leben, den Ereignissen oder ihren Helden vielfach nahe. Zumal seit dem Investiturstreit werden auch die Klöster von den großen Gegensätzen unmittelbar berührt, in die Parteinahme hineingezogen: man sucht und erhält auch hier durch rege Verbindungen Kunde von wichtigen Begebenheiten. Die Überlieferung ist nicht auf die südlichen und westlichen Reichsteile beschränkt. Auch in Sachsen hat die Annalistik wichtige Fortführungen gefunden. Freilich ist sie gerade hier zum großen Teil nicht unmittelbar, sondern erst in Werken, deren Abfassung um mehrere Generationen später, in das 12. Jahrhundert, fällt, erhalten: so in den Aufzeichnungen aus Pöhlde, Pegau, Magdeburg, Erfurt, Stade, Köln usw. (s. weiterhin S. 9 3 — 1 1 2 ) . Auch sonst sind Aufzeichnungen, die in der staufischen Zeit erst entstanden sind und diese in der Hauptsache behandeln, zugleich Quellen namentlich für die letzten Jahrzehnte der salischen Epoche (z. B. Otto von Freising, s. S. 99). Dabei stellt die vielfache Vermischung älterer Vorlagen der Quellenkritik wichtige und schwierige, im einzelnen immer noch vielfach umstrittene Aufgaben, um die wirklich primären Elemente auszusondern und Zeit und Ort ihrer Entstehung sowie ihren Quellenwert festzustellen. In den siebziger Jahren des 11. Jahrhunderts setzte von Sachsen her der große Kampf gegen das Königtum ein, der, bald auf die süddeutschen Gebiete übergreifend, durch den 3

J a c o b -

H o h c n l c u t n e r ,

Quellenkunde

11

34

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salisdien Herrscher

längst herannahenden Konflikt mit dem Papsttum zum Existenzkampf für das Königtum um Krongewalt und Reichseinheit geworden ist und ein halbes Jahrhundert hindurch in wechselnden Phasen das Imperium in allen Teilen in Mitleidenschaft gezogen hat. Für die geschichtliche Überlieferung gewinnt dieser große Kampf besondere Bedeutung. Freunde und Feinde des Königtums und des Kaisertums haben ihre Sache nicht nur mit dem Schwerte ausgefochten, sondern das Recht der eigenen Stellung, das Unrecht des Gegners mit der Feder zu erweisen versucht. Kühle, unparteiische Schilderung ward selbst in der Klosterzelle fast zur Unmöglichkeit. Die Leidenschaftlichkeit des Kampfes tritt meist unverhüllt zutage. Die Uberlieferung wird tendenziös, zum Teil bis zu arger und bewußter Entstellung. Daraus erwächst der Quellenkritik die Aufgabe, die Glaubwürdigkeit der von Parteiinteressen beeinflußten Darstellungen festzustellen und ihre Verwertung für die Forschung zu ermöglichen. Gerade der Wert der wichtigsten und ausführlichsten Werke wird neuerdings vielfach anders beurteilt, zum Teil ist er noch lebhaft umstritten. Nicht selten finden wir auch, daß ein Wechsel der Parteistellung den Verfasser zu Überarbeitungen in gegensätzlicher Auffassung (so z. B. Ekkehard von Aura, S. 74) veranlaßte. Nicht nur die Erinnerung an die großen Kämpfe sollte in bestimmter Auffassung festgehalten und der Nachwelt überliefert werden. Die literarische Tätigkeit tritt auch unmittelbar in den Dienst der kämpfenden Parteien: sie soll die eigene Parteinahme rechtfertigen, die Gegner teils überzeugen, teils ins Unrecht setzen. Die Häupter der Parteien, Kaiser und Papst selbst greifen literarisch in diesen Kampf ein» — etwas völlig Neues auch für den Charakter der Überlieferung; und diese Kundgebungen und Briefe an Freunde und Gegner werden zum Teil sogleich vervielfältigt und damit veröffentlicht 1 2 ). Sie wollen keine Ge12) C . E r d m a n n , D i e A n f ä n g e der staatlichen t u r s t r e i t . H Z 154 ( 1 9 3 6 ) 4 9 1 — 5 1 2 .

Propaganda

im

Investi-

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salisdien Herrscher

35

schichtserzählung geben, aber sie enthalten eine Fülle historisch bedeutsamer Momente oder Nachrichten. Dem Beispiel der gekrönten H ä u p t e r folgen die Anhänger. Diese Schreiben und Traktate, zum Teil höchst umfangreich, werden vielfach zu gelehrten theologischen Deduktionen, die uns mit kanonistischer Begründung und scholastischer Beweisführung, o f t in schwerverständlicher Form, vielfach in charakteristischen und lehrreichen Ausführungen, in Poesie und in Prosa, in die prinzipiellen Gegensätze einführen. Schon in der Zeit der Humanisten und in den literarischen Kämpfen der Reformationszeit hat man den Wert dieser Schriften geahnt und sie f ü r den eigenen Streit nutzbar zu machen gesucht (s. Qk. I 6 , S. 27). Aber erst um die Jahrhundertwende hat man begonnen, sie durch eingehende Untersuchungen der einzelnen Schriften wie auch in ihrer Gesamtheit als historische Quellen zu erschließen. Gerade die wichtigsten dieser Schriften sind zum Teil ohne Angabe von H e r k u n f t und Verfasser übermittelt; andere wieder sind, so wie wir sie kennen, aus verschiedenen Teilen im Laufe des Kampfes entstanden, vornehmlich natürlich in Deutschland und in Italien. Doch auch in Frankreich und England nimmt die Publizistik zur Investiturfrage Stellung. Unter dem theologischen Gewände leiden die individuellen Züge, und die Bezugnahme auf konkrete Vorgänge ist o f t undeutlich. Erst seit sie in den drei Bänden der Libelli de lite (s. Qk. I 6 , S. 76 und II 5 , S. 31) gesammelt sind, läßt sich diese ganze Quellengruppe nach ihrer Bedeutung verwerten. Die Erweiterung des geschichtlichen Sdiauplatzes, die für Deutschland bereits unter den Ottonen begonnen hatte und nun unter den Saliern durch den Erwerb Burgunds und die zunehmende Verflechtung mit den Geschicken Italiens und des Papsttums zum Ausdruck und zum Bewußtsein auch der Zeitgenossen kam, hat natürlich das Bedürfnis nach universalhistorischer Betrachtung im Sinne jener Zeiten geweckt. So entstehen nun auch in Deutschland wieder allgemeine oder Weltchroniken13). Eigentlicher Quellen wert kommt 13) O b e r Begriff u. E n t w i c k l u n g d e r W e h c h r o n i k , s. Q k . 16, S. 38 f . 3'

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2. K a p i t e l : Das J a h r h u n d e r t der salischen Herrscher

diesen Werken, abgesehen von gelegentlicher Bewahrung sonst verlorener Überlieferung für frühere Zeiten, nur für die eigene Zeit der Verfasser oder etwa für die letzten Jahrzehnte zu. Und da sind es im wesentlichen auch nur Vorgänge innerhalb des Imperiums, die der Gesichtskreis und die Kunde des Verfassers erreicht. Seit von den Tagen Heinrichs III. an die Verbindung der deutschen Politik mit der Kurie, bald freilich im feindlichen Gegensatze, immer enger wird, und zumal seit der Kampf um die Stellung des deutschen Königtums zum guten Teil auf italienischem Boden ausgefochten wird, müssen in steigendem Maße auch in Italien entstandene Quellen für das Verständnis der deutschen Geschichte herangezogen werden. Andererseits berichten auch Quellen aus Böhmen und Polen sowie aus den westlichen Ländern, vor allem aus Frankreich und England, über manche wesentlichen Ereignisse; zudem sind sie wegen ihrer oftmals völlig andersartigen Einstellung zum Reich und zur Reichspolitik aufschlußreich 14 ). Auch manches Geschichtswerk aus Byzanz bringt bemerkenswerte Einzelheiten, besonders im Hinblick auf die Beziehungen zwischen den beiden Kaiserreichen. Allgemein hat die Bildung durch die rege Pflege der Studien in den Dom- und Klosterschulen große Fortschritte gemacht. Die ganze geschichtliche Überlieferung der Zeit legt davon Zeugnis ab. Audi die Herrscher selbst sind bemüht, Bildung und Wissenschaft zu fördern. So war Heinrich III. wegen seiner Bildung und seiner wissenschaftlichen Interessen sehr geschätzt. Er stand mit dem Abt B e r n von R e i c h e n a u 1 5 ) in literarischem Verkehr und nahm unter anderen den lombardischen Gelehrten A n s e l m von B e s ä t e , der ihm seine um 1050 geschriebene „ R h e t o r i m a c h i a " 14) Vgl. U . T u r c k , D a s B i l d d . D e u t s c h e n u. d . d t . Gesch. v o n 843 b i s 1152 i. d . z e i t g e n ö s s i s c h e n f r a n z ö s i s c h e n H i s t o r i o g r a p h i e . D i s s . B o n n 1955. 1 5 ) Bern s t a n d auch schon in B e z i e h u n g e n z u r H o f k a p e l l e H e i n r i c h s I I . ; A . D u c h , Zs. f . K i r c h e n g e s c h . 53 ( 1 9 3 4 ) ; W H I 228 f . , 4 2 4 ; B . de V r e gille, R e v u e du m o y e n - ä g e latin 2 (1946) 261—268; C . Erdmann, B e r n v . R . u . H e i n r i d i I I I . i n : d e r s . , F o r s d i g n . z . p o l i t . I d e e n w e l t des F r ü n ma.s, 1951; F . - J . S c h m a l e , Zu d . B r i e f e n B e r n s v . R . , Zs. f . K i r d i e n g e s d l . 68 ( 1 9 5 6 ) 6 9 — 9 5 .

2. K a p i t e l : D a s J a h r h u n d e r t der salischen H e r r s c h e r

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widmete, in seine Hofkapeile auf 16 ). Bemerkenswert ist auch die neuerdings vertretene Ansicht, daß der vermutlich nach 1043 verfaßte lateinische Versroman „Ruodlieb" eine für Heinrich I I I . bestimmte Hofdichtung gewesen sei 17 ). Die lateinische Sprache, an den Klassikern geschult, wird immer vollkommener beherrscht in Wortschatz, Grammatik und Stilistik. Sie wird zu einer lebendigen Sprache, ist die Umgangssprache der Geistlichen und die Geschäftssprache der Kanzleien. Viele Ausdrücke und Redewendungen, Zitate und ganze Sätze werden nach wie vor den klassischen Mustern entlehnt, doch gewinnen nunmehr nicht wenige Wörter eine besondere, veränderte und für das Mittelalter spezifische Bedeutung18). Von wachsendem Quellenwert durch Zahl und Inhalt werden in dieser Periode, besonders seit den Tagen Heinrichs IV., und dann seit dem Ausbruch des großen kirchenpolitischen Kampfes die erhaltenen Briefe1*), die zunehmend mit politischem Inhalt gefüllt sind. Sie gehören zum Teil in das Gebiet der Publizistik (offene Briefe). Viele sind einzeln oder in Gruppen in erzählende Quellen eingerückt. Daneben ist uns eine Anzahl wertvoller Briefsammlungen erhalten. Von ihnen sind zu erwähnen: 1. D e r

auf

Abt

E l l i n g e r

Tegernseer Codex20), 1 0 2 6 u.

1031—1041)

der Briefe

zurückgehende

2. u.

3. T e i l

aus seinen A b t z e i t e n

(1017

u n d auch solche seiner N a c h f o l g e r

des bis

enthält,

die vielleicht auch v o n i h m v e r f a ß t u n d geschrieben sind.

In

uns v o r l i e g e n d e n

seinem

Originalhandschrift

s i n d sie w o h l

nach

der

1 6 ) Ausg. von K . M a n i t i u s , M G Quellen z. Geistesgesch. d. M A . Bd. 2, 1958 (mit L i t . ) ; W H I 13; G . M i s c h , Gesdi. d. Autobiographie, Bd. I I , 2. 1955, S. 404 ff.; H . B e u m a n n , s. S. 12, A n m . 24. 1 7 ) Diese These vertritt K . H a u c k , H e i n r . I I I . u. d. Ruodlieb, Beitr. z. Gesdi. d. dt. Spradie u. L i t . 70 (1948) 372—419. Ausg. m. Übers, bei K. L a n g o s c h , Waltharius, Ruodlieb, Märdienepen, 1956, S. 85—215; Ausg. mit engl. Übers, von E . H . Z e y d e l : Ruodlieb. T h e earliest courtly novel. 1959. 1 8 ) Vgl. hierzu u . a . : S t a c h , W o r t u. Bedeutung im ma. L a t e i n , DA 9 (1952) 332—352; E . R . C u r t i u s , Europ. L i t . u. lateinisches M A , 2. Aufl. 1954; W . v. d. S t e i n e n , Das ma. Latein als histor. Phänomen, Schweiz. Zs. f . Gesch. 7 (1957) 1—27. ! 9 ) „Die Briefe H e i n r i c h s I V . " [42, davon 4 Originale erhalten] hat C. E r d m a n n in M G , Deutsches M i t t e l a l t e r , Bd. 1, 1937 herausgegeben; Übers, v . K . L a n g o s c h (ausführt. Einltg.) Geschsdir. 98, 1954. 2 0 ) S. vorher S. 27, Anm. 93.

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2. Kapitel: Das J a h r h u n d e r t der salischen Herrscher

T o d e (1056, bis dahin lebte er im Kloster) redaktioneller Bearbeitung unterzogen worden 2 1 ). 2. Die sog. ältere Wormser Brief Sammlung2"2), in der H a u p t sache Briefe von Lehrern und Schülern der Wormser Domschule, darunter Schulwettstreitsbriefe mit der Würzburger Schule, alle echt, nidit fingiert. Daneben auch eine ganze Anzahl von Briefen politischen Inhalts, u. a. die Korrespondenz des Bischofs (1025 bis 1044) Azecho. Das erhaltene (Ur-)Exemplar kam bald nach Lorsch. Zusammengestellt ist die Sammlung wohl als Musterbuch f ü r Übungszwecke von Wormser Domscholastern. 3. Die Briefsammlung M e i n h a r d s von B a m b e r g 2 3 ) : 66 oder 68 Stücke, die zum Teil einer in H a n n o v e r befindlichen Sammlung angehören, teils 1930 von C. E r d m a n n in Paris gefunden wurden. Meinhard war (seit 1057) Domscholaster in Bamberg, von 1085 bis 1088 (seinem Tode) von Heinrich IV. ernannter Gegenbischof in Würzburg. Er ist der Verfasser (Dictator) der von Ende der fünfziger bis in die Mitte der siebenziger J a h r e gehörigen Briefe, auch wenn er nicht der Absender ist 2 4 ). 4. Die Hildesheimer Sammlung23), 60 Briefe aus den Jahren 1065—1085 ebenfalls in der Hannoverschen Sammlung. Sie enthält abgegangene und eingegangene Stücke und noch andere Bestandteile. Von einem Teil d u r f t e der Domscholaster (1072 bis 1085) Bernhard der Verfasser sein; wichtig ist besonders der Briefwechsel des Bischofs Hezilo (1054—1079) 2 5 ). 5. Der Codex Udalrici26): Im Jahre 1125 hat der Bamberger Domkustos Udalrich dem Bischof Gebhard von Würzburg eine Sammlung von 379 Schriftstücken, vornehmlich U r k u n d e n und Briefen überreicht. Die Urkunden, meist zu Formularen umge21) A u s g . : v . K . S t r e c k e r , M G E p p . sei. I I I . 1925 L i t . : S c h m e i d N A 46 (1926) u. d e r s . , A b t E l l i n g e r v . T e g e r n s e e , 1937, W H I 423. ) A u s g . v o n W . B u l s t , M G E p p . , D i e B r i e f e der deutschen K a i s e r z e i t , B d . 3. 1949. D W 6150. W H I 425 f. 23 ) A u s g a b e b e i d e r S a m m l u n g e n in: M G E p p . , D i e B r i e f e d . d t . K a i s e r z e i t , B d . 5: B r i e f s a m m l u n g e n d e r Z e i t H e i n r i d i s I V . , b e a r b . v. C . E r d m a n n u. N . F i c k e r m a n n , 1950. W H I 426—428. Kommentar hierzu: C. E r d m a n n , S t u d i e n z . B r i e f l i t e r a t u r des 11. J h s . ( S c h r i f t e n d e r M G , B d . 1) 1938 ( N e u d r u c k 1952) S. 24—116. 25 ) K o m m e n t a r h i e r z u : e b d a . , S. 24—47. 2G ) A u s g . : J a f f e , B i b l . r e r . G e r m . V 17—469; d a n e b e n ist die A u s g . v o n J . G . E c c a r d , C o r p u s h i s t o r i c u m m e d i i a e v i I I , 1723 h e r a n z u z i e h e n , die die h a n d s c h r i f t l i c h e R e i h e n f o l g e b i e t e t ; J a f f e ist j e d o d i textlich besser. L i t . siehe C . E r d m a n n in W H I 439—442. 1er

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staltet, verteilen sich über die Zeit von 645—1125, die Briefe auf die Jahre von 1054—1125. Sie entstammen zum größten Teile dem Bamberger Archiv, wohin sie teils ursprünglich gehörten teils durch Besitzerwerbungen oder in Abschriften gelangt waren. Ein Nachtrag enthält 45 Briefe aus der Zeit von 1125—1134. Für sehr viele Briefe haben wir auch Uberlieferung an anderer Stelle. Die Sammlung enthält durchgehend Stücke von politischem Inhalt und politischer Bedeutung. Begreiflich, daß man sich mit der Frage nach ihrer Entstehung von verschiedensten Seiten beschäftigt hat. Die Meinungen darüber gehen noch stark auseinander, z. B. ob in der Hauptsache Briefbücher königlicher Notare ( S c h m e i d l e r ) , ob Benutzung eines Reichs- (Regierungs-) Archivs (H. H i r s c h ) anzunehmen sind oder ob wir die Abschrift aus einem registerartigen Briefbuch der Reichskanzlei darin zu sehen haben (Zatschek). E r d m a n n will den C U als für Lehrzwecke an der Bamberger Domschule angelegt wissen, zumal hier die künftigen Notare ausgebildet wurden (ähnlich auch Pivec). K o l l e r 2 7 ) hat neuerdings die Echtheit zumindest eines Teils der Briefe bezweifelt und sieht darin die Reste einer fingierten Briefsammlung. F.-J. S c h m a l e betont den nur sekundären Quellencharakter des C U und hat weitere Stücke als Fiktionen erwiesen 28 ). Bei der Benützung des C U ist also größte Vorsicht geboten. Eine kritische Neuausgabe ist unbedingt erforderlich. Beachtenswert ist, daß manche an anderer Überlieferung kontrollierbaren Stücke formale, aber auch sachliche Änderungen zeigen (z. B. das Wormser Konkordat). Das letzte Wort dürfte in dieser Frage noch nicht gesprochen sein. Eine Gruppe aus den Briefen B e r e n g a r s von T o u r s (f 1088), gleichfalls in der erwähnten Hannoverschen Sammlung überliefert, ist besonders für die kirchengeschichtliche Forschung wertvoll 2 9 ). Wenden wir uns nun den erzählenden Quellen der Zeit Konrads II. zu. 27) H. K o l l e r , Zur E d i t h e i t s f r a g e des C U . , A n z e i g e r d . P h i l . - H i s t . Klasse d. Osterr. A k a d . d . W i s s . 89 (1952) N r . 25, 402—419; f e r n e r F. H a u s m a n n , M I Ö G 58 (1950) 68—96. 28) F.-J. S c h m a l e , Fiktionen im C U . , Zs. f . b a y e r . Landesgesch. 20 (1957) 437—474. Siehe a u d i N . H ö i n g , Arch. f . D i p l o m a t i k 2 (1956) 125 bis 249. 29) Ausg. siehe S. 38, A n m . 23, B r i e f e N r r . H 82—104. W H I 421 f . O. C a p i t a n i , Studi G r e g o r i a n i 5 (1956) 19—31, f e r n e r ders., S t u d i per Berengario di T o u r s , Bull. d e l l ' I s t . stor. I t a l i a n o 69 (1957) 67—173.

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2. Kapitel.: Das Jahrhundert der salisdien Herrscher

Die verlorene „Schwäbische Weltchronik" (Chronikon Suevicum universale) oder „Reichenauer Welt- und Reichschronik"30) wurde Von einem unbekannten Mönch unter Konrad II. in dem reichen und blühenden 31 ) Kloster Reichenau im Untersee verfaßt. E t w a von Christi Geburt an bis 1 0 4 0 (oder 1044) reichend, gehaltvoll für die letzten Jahrzehnte, ist sie alsbald vielfach ausgeschrieben worden, besonders von Wipo (s. S. 41), Hermann von Reichenau (s. S. 4 2 ) , in einem in St. Gallen verfaßten und mit Zusätzen versehenen Auszug (Epitome Sangallensis3^) und über diesen in den Würzburger Annalen (Chronicon Wirziburgense, s. S. 42). Diese allmählich (von S t e i n d o r f f , H a r t t u n g , B r e s s 1 a u) gewonnene Erkenntnis wurde von J. R. D i e t r i c h 3 3 ) angegriffen. Er wollte in der verlorenen Chronik eine große Kompilation, „das Handexemplar" Hermanns v. Reichenau sehen, der dann daraufhin die Epitome Sangallensis und seine Chronik sowie ein ebenfalls verlorenes (aber in Wirklichkeit überhaupt nicht zu erweisendes) Werk über die Gesta Konrads II. und Heinrichs III. verfaßt habe. Auf berechtigten Widerspruch hin (s. NA 25, 26, 27) hat er das „Handexemplar" fallen lassen, aber Hermann nun auch die Vorlage der Würzburger Chronik zugeschrieben (Streitfragen der Schrift- und Quellenkunde 1900). Die Richtigkeit der älteren Anschauung hat zuletzt R. H o l t z m a n n erhärtet und vertieft 34 ). Bresslau hatte die Entstehung dieses verlorenen. W e r k s zunächst in S t . Gallen oder Reichenau gesucht; R . H o l t z m a n n ( N A 35) hat Reichenau als Entstehungsort wohl endgültig festgestellt. — D i e ältere Bezeichnung (Chron. s u e v. u n i v . ) hat Bresslau daher neuerdings (Wipo-Ausg. 3. A u f l . , S . X X I I I ) durch „Reichenauer W e l t - und Reidisdironik" ersetzt W H I 229ff. (G. T a n g l ) . 3 1 ) Es war besonders unter Abt Bern (1000—1048) eine eifrige und erfolgreiche Pflegestätte kirchlicher und literarischer Bildung; über Berns Briefe s. S. 36.

32) Zuerst 1529 nach einer jetzt verschollenen Handsdirift von S i c h a r d als C h r o n i k Hermanns von Reichenau gedruckt, ist sie für die J a h r e 768 bis 1043 als Chron. suev. univ. M G SS X I I I , 63—72 herausgegeben; doch ist es richtiger, diesen Namen nur auf das verlorene W e r k anzuwenden und den S a n k t Gallener Auszug als Epitome Sangallensis zu bezeichnen. Übers. (Auszüge) in Geschschr. 4 1 ; D W 6091. 33) D . Geschichtsquellen d. Klosters Reichenau, 1897. 34) W i p o u. d. schwäb. Weltchronik, N A 35 (1910).

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

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W i p o (alemannischer Burgunder, Mitglied der Hofkapelle unter Konrad II. und wohl auch unter Heinrich III., vermutlich kurz nach 1046 gestorben) hat uns in seinen Gesta Chuonradi II imperatoris35) die wertvollste, erzählende Quelle für die Persönlichkeit und die Taten dieses kraftvollen Herrschers gegeben. Nach Konrads Tod zwischen 1039 und 1046 ausgearbeitet, wurde sie bald nach Heinrichs III. Kaiserkrönung leicht überarbeitet und mit Zusätzen, die Heinrich (bis 1039) betreffen, versehen; zu der beabsichtigten Fortsetzung für die Regierung Heinrichs ist Wipo nicht mehr gekommen. Die knappe aber lebendige Darstellung ist nicht frei von Unrichtigkeiten und höfischen Rücksichten, aber im ganzen zuverlässig und wahrheitsliebend. Sie beschränkt sich zumeist auf den äußerlichen Verlauf der Ereignisse, versucht keine Begründungen oder Betrachtungen und ist auch von hierarchischen Gedanken frei. Wipos Werk kann als Beispiel für die Weltanschauung des Mittelalters angesehen werden. Er beginnt mit einer ausführlichen Schilderung der Königswahl 36 ) und erzählt vom Umritt im Reiche, von den Konflikten Konrads mit dem Stiefsohn, Herzog Ernst von Schwaben, den Kriegen mit Slawen, Polen und Ungarn, den Zügen nach Italien und der Erwerbung Burgunds. Einzelschilderungen v o m W i n t e r f e l d z u g nach Burgund ( 1 0 3 3 ) und v o m Zuge gegen die Liutizen sind verloren. E r h a l t e n aber sind hübsche, gereimte Denksprüche (Proverbia) für Heinrich I I I . und der Tetralogus ( 3 2 6 H e x a m e t e r , z. T . gereimt, Mahnungen an Heinrich I I I . ) . Eine von W i p o verfaßte Ostersequenz („Victimae pasch'ali") w i r d noch heute in der katholischen Kirche gesungen. 35) W i p o s W e r k ist i m M i t t e l a l t e r w e n i g , seit E n d e des 12. J a h r h u n d e r t s g a r n i c h t m e h r e r w ä h n t , erst w i e d e r v e r e i n z e l t im 1 5 . J a h r h u n d e r t ; e r s t e A u s g a b e 1 6 0 7 . J e t z t ist n u r die neueste A u s g . ( 3 . A . ) a l l e r W e r k e W . ( W i p o n i s O p e r a ) v o n H . B r e s s l a u in M G S S . r e r . G e r m . i. u. sch. 6 1 , 1 9 1 5 ( N e u druck 1 9 5 6 ) zu b e n u t z e n ; O b e r s , (nach d e r 2. A . ) in Geschschr. 4 1 . D W 6 0 8 4 . Festschrift W H I 76—80; H. B e u m a n n i n ; Aus G c s c h . u. L a n d e s k u n d e . F . S t e i n b a c h i 9 6 0 , S . l'l — 3 6 .

D a r a u f b e r u h t die S c h i l d e r u n g v o n L u d w i g U h l a n d im „ E r n s t v o n Schwaben". Zur W a h l : M. L i n t z e l in F e s t s c h r i f t E . E . S t e n g e l 1 9 5 2 , S. 2 8 9 — 3 0 0 .

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2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

H e r m a n n v o n R e i c h e n a u (1013—1054),aus schwäbischem Grafengeschlecht, Mönch in Reichenau, von Jugend auf gichtbrüchig und körperbehindert (daher Contractus, der Gelähmte), gefeiert als Lehrer, Dichter und Musiker und wegen seiner mathematischen und astronomischen Kenntnisse geschätzt, hat eine kurze, bald als Kompendium sehr beliebte (Welt-)Chronik geschrieben, die für die Regierung Konrads II. vornehmlich auf der verlorenen Reichenauer Chronik beruht, für die Zeiten Heinrichs III. (bis 1054 reichend) aber selbständig und wertvoll ist 3 7 ). Von den vielen annalistischen Aufzeichnungen aus der ersten H ä l f t e der salischen Epoche bieten die meisten nur knappe Notizen. In wesentlichen Stücken sind sie zudem aus umfangreicheren Vorlagen abgeschrieben oder zusammengesetzt; selbständige Teile finden sich meist nur in einzelnen Zusätzen vor allem lokalen Charakters. 1. Annalen aus St. Gallen: für 1025—1039 aus der verlorenen Schwäbischen Weltdironik (s. S. 40), von 1040—1044 selbständig, dann abbrechend38). 2. Würzburger Annalen (Chronicon Wirziburgense) bis 1057 erhalten, von 1043 an selbständig, seit etwa 1090 fortgesetzt, aber nur aus Ableitungen, bes. den Mainzer Annales St. ALbani, bis 1101 rekonstruierbar; wohl nicht über 1105/6 hinausreichend39). 3. Annales Hildesheimenses. In Hildesheim wurden die um 1030 begonnenen, bis 994 geführten Annalen (s. S. 17) erst nach 1060 bis zum Jahre 1040 fortgesetzt, u.a. auf Grund der verlorenen Ann. Hildesh. maiores und mit Benutzung der Viten der Bischöfe Bernward und Godehard (s. S. 20 u. 47)40). 3 7 ) A u s g . : H e r i m a n n i A u g i e n s i s C h r o n i c o n de sex a e t a t i b u s a b O . C . bis 1054 in M G S S V 6 7 — 1 3 3 ; f . d . J a h r e 1024—1039 auch in W i p o n i s o p e r a 31915. O b e r s . : Geschschr. 42. D W 6092. W H I 232—238. R . B u c h n e r , Geschichtsbild u . Reichsbegriff H . v . R . , A r d i . f . K u l t u r g e s d i . 42 (1960) 37 —60. Eine V i t a H e r m a n n s v o n BerthoLd. v . R e i d i e n a u (s. S . 53 f . ) mic dessen A n n a l e s in M G S S V . 3 S ) Annales Sangallenses maiores, A u s g . : v. H e n k i n g in M i t t . 2 . Vaterland. G . v . S t . G a l l e n 19 = N . F . 9 (1881). 38) A u s g . : V. G . W a i t z M G S S V I 17—32. W H I 477 f . A . D u c l i , D A 8 (1950/51). 4 » ) A u s g . : v . G . W a i t z in M G S S . r e r . G e r m . i. u. s d i . , 8. 1878 ( N e u druck 1947). D a z u L . T r a d e l i u s (s. v o r h e r S . 17, A . 4 4 ) . W H I 4 3 f . ; M . L . B u l s t - T h i e l e . D A 12 (1956) 517.

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

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4. Die Annales Altahenses. In Niederaltaich w u r d e aus H i l desheimer und Hersfelder Annalen, der Chronik H e r m a n n s v. Reichenau u. a. ein Annalenwerk f ü r die Zeit von 708—1073 kompiliert; ab 1050 etwa wird die Darstellung selbständig und durch ihr Augenmerk auf das ganze Reich und besonders den Südosten höchst wertvoll. Ausführlicher wird sie von 1060 an; sie ist eine der wichtigsten Quellen f ü r die Anfänge Heinrichs IV. und die Bestrebungen der Fürsten.. Diese Annalen, die A v e n t i n noch gekannt hat, waren verloren, bis 1867 eine von Aventin verfertigte, von 889 a n vollständige Abschrift wieder a u f g e f u n den wurde. Vorher hatte sie 1841 W. G i e s e b r e c h t rekonstruiert (s. Qk. I 6 , S. 36) 4 1 ). Kloster- und Bistumsgeschichten 1. Die Gesta episcoporum Halberstadensium42) hatten in ihrem ersten Teil bis 1140 gereicht; wir kennen sie aber nur aus der Benutzung in sächsischen Quellen und einem Auszug, der ihrer Fortsetzung im A n f a n g des 13. Jahrhunderts vorgesetzt ist. Erst f ü r die staufische Zeit (bis 1208 reichend) werden sie allmählich wertvoller (s. auch weiterhin S. 118). 2. Für die Magdeburger Bistumsgeschichte galt bisher die A n sicht, daß an einen kompilatorischen Grundstock (bis 1023) eine Fortsetzung bis 1142 sich in der Weise angeschlossen habe, daß die Viten der einzelnen Metropoliten — ungleich an Wert und Ausführlichkeit — jeweils bald nach ihrem T o d e von verschiedenen Verfassern abgefaßt seien. B. S c h m e i d l e r hat in scharfsinniger Untersuchung dargetan, daß ein Einschnitt bei 1023 nicht in Frage kommt u n d daß das ganze W e r k erst zwischen 1134 bis 1142 von dem Abt A r n o l d von Kloster Berge geschrieben ist 4 3 ). 3. Die Merseburger Bistumschronik44), von 968 an beginnend, ist erst 1136 geschrieben und zunächst bis 1320 fortgesetzt. 4. Die kurze Hildesheimer Bistumschronik45) (von 822 an) ist erst f ü r die Jahre des Bischofs Hezilo (1054—1079) etwas ausführlicher. 41 ) A n n a l e s Altahenses (maiores), A u s g . : M G SS. rer. Germ. i. u. sch. 4. ed. altera 1891. Übers.: Gesdisdir. 46; D T 6088. W H I 545 ff. 42) A u s g . : M G SS X X I I I 78—123. Sie w u r d e n früher als Chronik oder A n n a l e n bezeichnet. D a z u jetzt audi S c h m e i d l e r , Sadisen u. A n halt 16 (1940) 107—119. W H I 67 f. u. 825. 43) Sadisen u. A n h a l t 15 (1939). Weiteres S. 94. A u s g . : Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium M G SS X I V 361—(484). D W 6120. 44 ) C h r o n i c a e p i s c o p o r u m ecclesiae Merseburgensis M G SS X 157—212. 45 ) C h r o n i c o n e p i s c o p o r u m H i l d e s h e i m e n s i u m M G SS V I I 850—873. W H I 575 f .

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Wichtiger als diese Bistumsgeschichten der ostsächsischen Stifter ist besonders für die Sittengeschichte 5. eine im Kloster Herrieden um 1080 entstandene, fragmentarisch bis 1058 erhaltene Aufzeichnung mannigfachen Inhalts über die Bischöfe v o n Eichstätt: Anonymus Haserensis de episcopis Eichstetensibus46). Aus den westlichen Grenzgebieten haben die Bistumsgeschichten v o n Verdun47) und Toni*8) mehr lokalhistorischen Wert. In Trier wurde an dürftige Aufzeichnungen bis 1101 eine mit 1015 einsetzende, selbständige, zunehmend ausführlichere Fortsetzung bis 1132 angefügt, die voll Feindseligkeit gegen H e i n rich I V . ist. H i e r wird, wie der Titel Gesta Treverorum49) schon sagt, Bistums- und Stadtgeschichte verschmolzen.

Ungleich widitiger und ausführlicher sind die umfangreichen Bistumsgeschichten von Lüttich und Cambrai. In Lüttich50) wurde die Darstellung, die Abt Heriger von Lobbes bis 667 geführt hatte, von A n s e l m , Domherr an St. Lambert ( f 1056) in ausgezeichneter Weise fortgeführt bis zum Tode des streitbaren, ganz v o m Geiste der neuen kirchlichen Anschauungen erfüllten Bischofs Wazo (1042—48), der eifrig gegen die Einmischung der weltlichen Gewalt in die Sphäre kirchlichen Lebens, auch Heinrich III. gegenüber, aufgetreten war. Gegen das Ende des 11. Jahrhunderts ist in Lüttich die Vita des Bischofs B a l d e r i c h l l . ( 1 0 0 8 — 1 0 1 8 ) entstanden, die durchweg selbständig, vor •>") 741—1058 A u s g . : M G SS V I I 253—267. H e r r i e d e n ließt an der A l t m ü h l . W H I 474; M . A d a m s k i , H e r r i e d e n . K l o s t e r , S t i f t u. S t a d t im M A . . . 1954 ( D i s s . B e r l i n 1953) i d e n t i f i z i e r t d e n V e r f . m i t H e y s s o , P r o p s t v. Herrieden. 47

) G e s t a e p i s c o p o r u m V i r d u n e n s i u m (bis 1047): M G SS I V 45—51. ) G e s t a e p i s c o p o r u m T u l l e n s i u m (bis 1107): M G SS V I I I 631—6-1S. W H I 630. 49) G e s t a T r e v e r o r u m (bis 1101): M G SS V I I I 111—174; (bis 1132) e b d a . 175—200. V g l . n u n a u d i J . C h o u x , Recherches sur le diocèse de T o u l au t e m p s de la r é f o r m e g r é g o r i e n n e . L ' é p i c o p a t de P i b o n , 1069—1107. N a n c y 1952. W H I 621 f . Ü b e r s . : D i e T a t e n d e r T r i e r e r , 1 (—1124) v o n E . Z e n z , 1955. 50 ) Gesta episcoporum Leodiensium: Ausg.: v. K ö p k e M G SS V I I 189—234 u. f. d. 11. J h . v. W a i t z : M G SS X I V 108—120. W H I 147 f . u. 830. F o r t s e t z u n g im 13. J h . v. A e g i d i u s v. O r v a l , dessen Q u e l l e n u i r aber zum größten Teil kennen. 48

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

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allem die Gründung des Klosters St. Jakob in Lüttich behandelt 5 1 ). In Cambrai gab Bischof Gerhard I. (1012—1051) zwischen 1041 und 1043 den A u f t r a g zur Abfassung einer Bistumsgeschichte, die bis auf die Gründung (500 n. Chr.) zurückgriflf, im ersten Buch bis 1012 reichte und im zweiten Nachrichten über die Klöster der Diözese gab. Das wertvollste dritte Buch bietet eine ausführliche Darstellung der Regierung Bischof Gerhards I. 52 ) bis 1044, die teils auf eigener Erinnerung, teils auf gewissenhafter Benutzung der zugänglichen Quellen, namentlich der Urkunden des bischöflichen Archivs beruht. Die Sprache ist wegen der vielfachen Durchsetzung mit Gallizismen interessant, sie zeigt den Romanen. Im ganzen aber ist das Werk eine hervorragende Leistung reichskirchlicher Geschichtsschreibung. Nach dem Tode des Bischofs Lietberts (1051—76) wurde f ü r diesen, nach dem Ableben Gerhards II. (1076—92) auch f ü r ihn eine Fortsetzung angefügt. Für die Epoche der folgenden Bischöfe bis 1137 liegen uns Fortsetzungen teils in einer französischen Übersetzung aus dem Ende des 13. Jahrhunderts, teils in Auszügen und verifizierter Bearbeitung vor 5 3 ). Die Klostergeschichten dieser Zeit, namentlich aus den westlichen Grenzgebieten, sind über die lokalen Nachrichten hinaus zum Teil aufschlußreich f ü r die Strömungen innerhalb des Mönchtums und später f ü r dessen H a l t u n g im Investiturstreit. Zu ihnen gehören: 1. Die ausführlichen Gesta abbatum Trudonensium (St. Truiden ( T r o n d ) , D i ö z . Lüttich) 5 4 ), v o n Abt Rudolf ( 1 1 0 8 — 3 8 ) , einem Wallonen, für die Zeit von der Gründung bis 1108 ver51) A u s g . : M G SS I V 724—738. Gegen J. F. N i e r m e y e r und W. S p r o e m b e r g ( W H I 146) n u n m e h r C h . L a y s , E t u d e c r i t . sur la V i t a B a l d e r i c i e p . L e o d i e n s i s (Bibl. de la F a c u l t é de P h i l o s , et L e t t r e s de l ' U n i v e r s i t é de L i e g e , f a c e 110) 1948. D a z u H . S i l v e s t r e in R e v u e d ' h i s t . ecclés. 44 (1949) 629 ff. 52) O b e r i h n T h . S c h i e f f e r , D A 1 (1937) 323—360. 53 ) G e s t a p o n t i f i c u m C a m e r a c e n s i u m : M G SS V I I 402—25 u. XIV 186—253. D i e O r i g i n a l h a n d s c h r i f t des u r s p r ü n g l i c h e n W e r k e s ist e r h a l t e n . W H I 153 ff. A . B o u t e m y , S c r i p t o r i u m 3 (1949) 183—189. 54 ) A u s g . : M G SS X 213—448. D a s K l o s t e r w a r v o m h l . T r u d o g e s t i f t e t . W H I 744 ff. ( S p r o e m b e r g ) J . G . P r é a u x , L a t o m u s 5 (1946) 141—153.

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2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

faßt, von einem Freunde Rudolfs (vor 1138) bis 1136 fortgesetzt 56 ). 2. Die Chronik des St. Lorenzklosters in Lüttich, die bis vor kurzem Rupert von Deutz (Abt von 1115—1129) zugeschrieben wurde 56 ), hat sich dank den tiefschürfenden Untersuchungen von H. S i 1 v e s t r e als eine ziemlich wertlose Kompilation erwiesen, die etwa um 1200 oder später entstand und im 'Wesentlichen ihre Quellen in der Chronik Anselms (s. S. 44) und in den Viten der Bisdiöfe Evraclius (f 971), Wolbodo (f 1021) und Reginhard (f 1037) hat 8 7 ). 3. Die Klosterchronik von St. Hubert in den Ardennen, verfaßt von dem Mönch Lambert, im Anfang des 12. Jahrhunderts, vom Ende des 7. Jahrhunderts bis 1106 reichend 58 ). I n der ersten H ä l f t e des 11. Jahrhunderts, schon unter Heinrich II., aber auch w e i t e r h i n unter den ersten Saliern, hat eine Reihe hervorragender Kirdienfürsten, B i s d i ö f e u n d Ä b t e , z u m Teil in langer A m t s z e i t , als eifrige Pfleger kirchlichen Lebens, als sorgsame V e r w a l t e r ihrer geistlichen Bezirke u n d weltlichen Herrschaften, aber audi als einflußreiche politische Berater eine bedeutsame R o l l e gespielt. D i e ihnen geltenden Lebensbeschreibungen59) (s. auch o b e n S. 2 0 ) sind daher Q u e l l e n v o n Wichtigkeit: 1. Vita Meinwerci. Meinwerk 1009—36 Bischof von Paderborn, schon bei Heinrich II., seinem einstigen Mitschüler, wohlgelitten, hat vornehmlich in der Sorge für die wirtschaftliche und kulturelle Hebung seines Bistums seinen Ruhm gesucht und ge55)' Von geringerem W e r t ist eine zweite Fortsetzung bis 1183. Am Ende des 14. Jahrhunderts ist eine weitere Fortsetzung angefügt, die zugleich eine Überarbeitung der früheren Teile mit Benutzung von Güterverzeichnissen und Finanzregistern aus dem 13. J a h r h u n d e r t vornahm. 50) Chronicon S. Laurentii Leodiensis bis 1095; Ausg.: M G SS V I I I , 261—79. 57 ) H . S i l v e s t r e , Le dironicon sancti Laurentii Leodiensis dit de Rupert de D e u t z , Louvain 1952 (Univ. de Louvain, Reeueil de t r a v a u x de l'hist. et de Philol. 3. s i r . , fasc. 43). D a z u T h . S c h i e f f e r , H J b . 73 (1953) 284—286. 58 ) Chronicon S. H u b e r t i Andaginensis: M G SS V I I I 568—630; neue Ausg. mit ausführlicher Einl. v. K . H a n q u e t , Bruxelles 1906, dazu H o l d e r E g g e r in N A 31 (1906) 746 ff.; W H I 741 f. ( S p r o e m b e r g ) . Wichtig f ü r die letzten Tage Heinrich I V . u. f ü r d. gregorian. Bewegung; f ü r die mittelalterl. Geistesgesdi. bedeutsam. 59) S. dazu O . K o e h l e r , D . Bild d. geistl. Fürsten in den Viten d. 10., 11. u. 12. Jh. 1935 u. W . H u g , Elemente d. Biographie im Hodims. Unters, z. Darstellungsform u. Geschichtsbild d. Viten v. Ausg. d. Ottonenzeit bis i. d. Anfänge d. Stauferzeit. Diss. München 1957.

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funden. Er war „ein echter Vertreter der alten Reidisgeistlichkeit vor den Zeiten des Investiturstreits" (Wattenbach). Die Vita ist von einem Mönch des von Meinwerk gestifteten Klosters Abdinghof in Paderborn zwischen 1155 und 1165 geschrieben, aus lebendiger Tradition und auf die Urkunden des Archivs und andere gute Quellen gestützt 60 ). 2. Vita Godehardi (geb. um 960, 996—1022 Abt von Niederaltaich, dann als Nachfolger Bernwards Bischof von Hildesheim bis 1038). Bernwards Vita von Thangmar (s. vorher S. 20) hat dem im Auftrage von Godehards Neffen, Abt Rat(i)mund von Niederaltaich (1035—1038) schreibenden Möndie W o l f h e r (e) dabei als Vorbild gedient. Er hat das mönchische Element stark betont; in einer späteren Überarbeitung (um 1065) hat er manches ausgelassen, anderes hinzugefügt, das fromme Ende Godehards und eine Reihe von Wundern geschildert 61 ). 3. R i c h a r d , 1004—46 Abt von St. Vanne(s) in Verdun, ist unter Heinrich II. der Hauptträger der Kirchenreform in Lothringen und einflußreicher politischer Berater gewesen. Unter Konrad II. politisch zurücktretend, hat er doch seine kirchliche Reformtätigkeit, vorübergehend als Leiter einer ganzen Anzahl von Klöstern, die sich in einer Kongregation um St. Vanne(s) sdiarten, fortgesetzt. Die Vita b. Richardi, abbatis S. Vitoni Virdunensis62), von einem unibekannten Mönch um 11Ö0 verfaßt, stellt die kirchliche Seite seiner Tätigkeit im Sinne des reformierten Mönchtums in den Vordergrund. 4. Weit bedeutender war gerade unter Konrad II. die kirchenpolitisdie Rolle des Abtes P o p p o v o n S t a b l o und M a l me d y (seit 1020) ( f 1048) 6 3 ), eines Schülers von Richard von St. Vannes. Poppo — eine Reihe von Jahren auch Abt von S. Maximin ibei Trier — hat eine ganze Anzahl von Klöstern in unmittelbarer oder mittelbarer Leitung bis nach Hersfeld und 6 0 ) MG SS X I . 106—161; neue Ausg. v. T e n c k h o f f in MG SS. rer Germ. u. sdi. 59, 1921, W H I 7Off.; H. H o n s e l m a n n , Westfäl. Zs. 100 (1950), 292—356; H . R o t h e n , Jb. d. Vereins f. westfäl. Kirchengesdi. 48 (1955) 7—24. 6!) MG. SS. X I , 167—96, Überarbeitung ebda., 196—21S. Obers. Gesdisdir. 40 W H I 62—65. 62) Ausg.: MG SS X I 280—290; e. Zweite Vita bei Hugo v. F l a v i g n y MG V I I I , 368 ff. (s. S. 74); H. D a u p h i n , Le bienheureux Richard, abbé de S.-Vanne de Verdun (Bibliothèque de la Revue d'histoire ecclés., 14) 1946. WH I 192. 63) Vita Poppoms abbatis Stabulensis: MG SS X I , 293—316; P. L a d e w i g , P. v. St. u. d. Klosterreform unter den ersten Saliern 1883; W H I 115 u. 828. Ferner H. G l a e s e n e r , S. Poppon, Revue bénédictine 60 (1950) 163—179.

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St. Gallen hin reformiert. Seine Vita ist in ausführlicher und zuverlässiger Darstellung bald nach seinem Tode von dem Genter Mönch O n u l f geschrieben. Wir besitzen sie nur in der vor 1059 entstandenen hagiographischen Überarbeitung von Abt E v e r h e l m v o n H a u t m o n t , dem Schüler Poppos. 5. Über B a r d o , Erzbischof von M a i n z (1031—51), gibt es eine kurze, nicht unwichtige Vita, die der Mainzer Kaplan V u 1 c u l d bald nach dessen Tode geschrieben hat. Wenig glaubwürdig dagegen ist die in Fulda, wo Bardo einst Mönch und Leiter der Schule gewesen war, panegyrisch ausgeschmückte größere Vita 64 ). 6. Von dem in Heinrichs IV. Anfängen so mächtigen, dann gestürzten A n n o , Erzbischof von K ö l n , einem kalten, herrischen, verschlagenen Manne, der sich auch im Klerus keiner Beliebtheit erfreute, gibt es — vielleicht aus diesem Grunde — keine seiner politischen Bedeutung entsprechende Lebensschilderung, sondern nur eine unbedeutende Vita 65 ), die in dem von ihm gestifteten Kloster Siegburg vor 1105 geschrieben wurde. Sie hat dem Verfasser des altdeutschen Annolieds 68 ), der wohl auch Siegburger Möndi war und Anno als Heiligen verherrlidit, vorgelegen. 7. D i e bedeutendste Gestalt in der Reihe der Fürsten unter Heinrich IV. vor dem Investiturstreit ist A d a l b e r t , Erzbisdiof von B r e m e n (1043—72), gewesen. Von seiner glanzvollen Tätigkeit und machtvollen Stellung, als Metropolit auch in den nordischen Ländern, hat uns A d a m v o n B r e m e n (1069 Domscholaster, f bald nach 1081) eine eindrucksvolle Schilderung gegeben. Dessen Gesta Hammaburgensis ecclesiae pontificum6T), geschrieben von 1074 an, «*) Ausgabe beider V i t e n : M G SS X I , 317—342. W H I 203 f. 85 ) V i t a S. Annonis: M G SS X I , 462—515. W H I 649 ( S p r o e m b e r g ) . R. K l a u s e r , Jb. f. f r ä n k . Landesforsdig. 14 (1955) 243—254. F. W . O e d i g e r , Düsseldorfer Jb. 45 (1951) 146ff. 38) Ausg.: M G Deutsdie Chroniken I ; e. historische Quelle ist das A n n o lied nicht. W H I 652 f. ( S p r o e m b e r g ) ; G. G i g g l b e r g e r , Unterss. über d. Annolied. Diss. W ü r z b u r g 1954; B. M e r g e i l , Beitr. z. dt. Sprache u. Lit. 77 (1955) 124—146; H . E g g e r s , Euphorion 49 (1955) Sonderheft, S. 9—13; K . F r i t s c h i , D a s Annolied. Diss. Züridi 1957. 6?) Ausg.: in M G SS. rer. Germ. i. u. sdi. 2, Ed. 3. v. B. S c h m e i d l e r 1917; dazu ders.: Hamburg-Bremen u. N o r d o s t e u r o p a v. 9.—11. J h t . , 1918. Ubers, (v. S t e i n b e r g ) in Geschsdir. 44, 3. A u f l . m. Einl. v, S c h m e i d l e r 1926. P h o t o g r . Wiedergabe d. Hs. C 1 mit Einl. v. C. A. C h r i s t e n sen, Kopenhagen 1948. D W 6 1 1 9 . W H I 566 ff. ( S c h m e i d l e r ); W . R o e s s l e r . Diss. Bonn 1942. St. B o 1 i n , Classica et Mediaevalia 10

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behandeln im 1. Buch die Anfänge des Hamburger Bistums und der sächsischen Mission; das 2. Buch führt bis zu Adalberts Erhebung. Im 4. Buch, der descriptio insularum aquilonis, bietet Adam („ein Tacitus der baltischen Lande", Hampe) eine anziehende und wertvolle, im Mittelalter einzig dastehende Erzählung: eine Völker- und Länderkunde von Nordeuropa 68 ). Das 3., für die deutsche Geschichte wichtigste Buch ist der Wirksamkeit und Verherrlichung Adalberts gewidmet, ohne in kritiklose Bewunderung zu verfallen. Anschaulichkeit, Wärme und Wahrhaftigkeit der Darstellung, die auf gewissenhafter Benutzung des Urkundenschatzes der Bremer Kirche beruht und namentlich für Adalberts Zeit fast zu einer Reichsgeschichte wird, sind mit Recht von jeher gerühmt. Der ursprünglichen Fassung, die Adam 1075/76 seinem Erzbischof Liemar überreichte, hat er bis 1080 Änderungen und Zusätze angefügt 69 ). Das Werk war weitverbreitet; Adam hat viele Urkunden benutzt, aber auch z. T. die berüchtigten Fälschungen, an denen wohl auch Erzbischof Adalbert nicht unbeteiligt gewesen ist. 8. B e n n o , Bischof (1060—88) von Osnabrück. Aus schwäbischem Ministerialengeschlecht, ein Schüler Hermanns von Reichenau, Lehrer an der Domschule in Speyer, Vorsteher der Domschule und Dompropst in Hildesheim, hat als Bischof, Heinrich IV. persönlich nahestehend, in Reich und Kirche eine bedeutende Rolle gespielt, die freilich in seiner Vita nicht ganz zum vollen Ausdruck kommt. Allezeit ein treuer Anhänger des Königs, hat er doch in den Zeiten des großen kirchenpolitischen Kampfes trotz 1949) 131—158; G. M i s c h , N a d i r . Gotting. A k a d . 1956, H e f t 7, 204—280; A. T r o m m e r , Classica et Mediaevalia 18 (1957) 207—257; G. M i s c h , Gesdi. d. Autobiographie, Bd. I I I , 1. 1959, S. 168 ff. Schon 847—849 w a r das Hamburger Bistum mit dem von Bremen vereinigt und die Residenz dahin verlegt. 68 ) Vgl. hierzu: H . J . W i t z e l , D e r geographische Exkurs i. d. latein. Gcsdiichtsquellen des MA. Diss. F r a n k f u r t 1952; H . S t i c h t e n o t h , Zs. f. Sdileswig-Holstein. Gesdi. 77 (1953) 184—195 und W . L a u r , ebda. 78 (1954) 272—280 u. 280—284; J. S v e n n u n g , Belt u. Baltisch. UppsaJa 1953; W. F r i t z e , Beitr. z. N a m e n f o r s d i g . 1 (1949/50) 201—204. 69 ) N a d i S c h m e i d l e r stellen d. Hss. B und C eine Überarbeitung dar.

4

Jacob-Hohenleutner,

Quellenkunde II

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2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

persönlicher Teilnahme am Zuge nach Italien (1080) durch kluge Vorsicht persönlichen Konflikt mit der Gegenpartei zu vermeiden gewußt. Die Vita Bennonis70), „eines der kostbarsten biographischen Denkmäler" aus dem früheren Mittelalter (Schmeidler), weiß wenig von den Sachsenkriegen, nichts von Worms oder Canossa, enthält jedoch mancherlei über die Verhandlungen mit Gregor VII. Im besonderen aber erzählt sie von dem großen Zehntenstreit mit Corvey und von der Gründung des Klosters Iburg. Hier, wo Benno seine letzten Jahre zugebracht hat, ist sie anfangs der neunziger Jahre von N o r b e r t (1085 bis 1117 Abt von Iburg) verfaßt worden. Die echte Vita kennen wir erst durch H . B r e s s l a u s glücklichen Fund (1901) aus einem Sammelbande (farragines Gelcnii) 7 1 ) der Kölner Stadtbibliothek aus der Mitte des 17. J a h r hunderts. Bis dahin hatte man anstandslos einen T e x t benutzt, den erst F. P h i l i p p i ( N A 25, 1900) als Fälschung des 17. J a h r hunderts im Interesse des Klosters Iburg gegenüber dem Bistum Osnabrück bezeichnete. Andere Forscher (Bloch, Scheffer-Boichorst, Bresslau) wollten nur eine teilweise Interpolation gelten lassen. Der neue Fund erwies jedoch die Zusätze und Unterdrückungen als weit umfangreicher und bestätigte Philippis These über die Tendenz der Verfälschung, die von Abt (seit 1666) Maurus Rost herrührt, der mit dem Bistum Osnabrück über Besitz und Rechte auf dem Iburger Berg in Streit lag. Benno war — wohl als Urheber — an den bekannten und lange umstrittenen Osnabrücker Urkundenfälschungen — im Zehntstreit mit sächsischen Klöstern — beteiligt, deren Entstehung durch Auffindung der Originale klargelegt werden konnte 7 2 ).

Mit dem Ausbruch der Sachsenkriege, dann auch des Investiturstreits beginnt die Reihe leidenschaftlicher Angriffsschriften gegen Heinrich IV. in Nord- und Süddeutschland. 7 0 ) Ausg.: nur die neue von H . B r e s s l a u in sch. 56, 1902 (Neudrude 1956) zu benutzen; danach in Gesdisdir. 91. W H I 578—581 ( S c h m e i d l e r ) Vereins f . westfäl. Kirdiengesch. 49—50 (1956—57)

M G SS. rer. Germ. i. u. d. Ubers, v. M . T a n g l H . R o t h e r t , J b . d. 7—24.

;

71) G e l e n i u s , Kanonikus am Andreasstift in K ö l n (1595—1656) in Iburg den editen T e x t abschreiben lassen. " ) W H I 581 ( S c h m e i d l e r ^ dort audi d. L i t .

hatte

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

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Hier steht an erster Stelle Lampert von Hersfeld. Aus Franken vermutlich und wohl ein Zögling der Bamberger Schule, wurde er 1058 Mönch in Hersfeld und war etwa 1077 bis 1081 Abt des Klosters Hasungen 73 ). Sein Annalenwerk, das er bis vor die Wahl Rudolfs von Schwaben führte, hat er etwa 1078/79 vollendet. Diese Annalen 74 ), zunächst eine kurze Notizenreihe seit der Schöpfung, auch für die erste Hälfte des 11. Jahrhunderts nur frühere Quellen ausschreibend, werden seit den vierziger Jahren allmählich ausführlicher und bieten für die sechziger und siebziger Jahre bis zum Ende (Anfang 1077) eine so ausführliche Schilderung der Unternehmungen des Herrschers und seiner Gegner, wie wir sie aus dem Mittelalter sonst kaum besitzen 75 ). L a m p e r t h a t d a h e r seit d e m 1 6 . J a h r h u n d e r t 7 6 ) bis a u f G i e s e b r e c h t 7 7 ) als die wichtigste u n d zuverlässigste G r u n d l a g e f ü r die Darstellung dieser J a h r z e h n t e gegolten, obschon die gehässige G e s i n n u n g gegen H e i n r i c h I V . — a u f dessen Seite das K l o s t e r H e r s f e l d s t a n d — bereits e r k a n n t w a r . R a n k e h a t schon 1 8 5 4 7 8 ) lebhafte Bedenken gegen Lantperts Glaubwürdigkeit erhoben, bis, t r o t z m a n c h e r V e r t e i d i g e r , n a c h w e i t e r e n E i n z e l u n t e r s u c h u n gen H o l d e r - E g g e r 7 9 ) z u einem v e r n i c h t e n d e n U r t e i l ü b e r die tendenziöse, zuungunsten Heinrichs I V . u n d seiner A n h ä n g e r 7 3 ) E. E. S t e n g e l , L a m p e r t v . H e r s f e l d der erste Abt v . H a s u n g e n , i n : Aus V e r f a s s u n g s - u. Landesgesch. (Festschrift T h . M a y e r ) , Bd. 2 1955, S. 245—258, nunmehr auch i n : E. E. S t e n g e l , A b h a n d l g n . u. U n t e r s s . r . ma.lisdien Gesch. 1960, S. 342—359. Ferner J . S e m m l e r , S t u d . M i t t . t . Gesch. d. B e n e d i k t i n e r o r d e n s 66 (1956) 2 6 1 ^ 2 7 6 . 7 4 ) Literarisch „das Glanzstück der zeitgenössischen Geschichtsschreibung" (Erdmann). 75) A u s g . : M G SS. rer. Germ. i . u. sch., 38 von H o l d e r - E g g e r 1894, Neudruck 1956. Übers, (nach ä l t e r e r A u s g . ) von W a t t e n b a c h , in Geschschr. 43. N a d i der M G - A u s g a b e neu hrsg. m i t neuer Übers, v . A. S c h m i d t v . W . D. F r i t z , 1957 ( A u s g e w . Q u . z. Gesch. d. M A . , Bd. 13). D T 6098. W H I 456 ff.; G. B i l l a n o v i c h , L a m p e r t o di H . e T i t o L i v i o , P a d o v a 1945. 7 6 ) Erste Ausgabe auf Melanchthons V e r a n l a s s u n g T ü b i n g e n 1525. 7 7 ) G i e s e b r e c h t ( I I I . 4. A . 1032) begründet diese V e r w e n d u n g in k r i tisch a u f f ä l l i g e r W e i s e : „Mir scheint dies das e i n z i g e M i t t e l , die Darstellung der Geschichte der J a h r e 1069 bis 1076 v o r W i l l k ü r zu schützen." 7 8 ) Zur K r i t i k fränkisch-deutscher Reichsannalisten ( A b h a n d l . BA 1854, jetzt S ä m t l . W e r k e , Bd. 51/52). 7 y ) N A 19 u. in d . p r a e f a t i o seiner Ausgabe (s. A n m . 7).

4*

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2. Kapitel: Das Jahrhundert, der salisdien Herrscher

entstellte Erzählung gelangte. M e y e r v o n K n o n a u 8 0 ) hat dieses Verdikt abgeschwächt, mönchischen Gesichtspunkt, Erzählungslust, Ausmalung vager Gerüchte geltend gemacht. E r wollte in Lampert nicht einen'bewußten und planvollen Lügner Sehen. Doch gab er zu, daß Heinrich als des Thrones unwürdiger Herrscher geschildert sei. Seinem Urteil hat sich, mindestens im wesentlichen, R. H o l t z m a n n 8 1 ) angeschlossen, doch will auch er Lampert nicht von jeder bewußten Unwahrheit freisprechen. Trotzdem bleibt Lampert wegen der Reichhaltigkeit des Inhalts und als Offenbarung eines Parteistandpunktes unentbehrlich. Nur ist es Sache sorgfältigster Kritik, die Verwendbarkeit seiner Nachrichten in jedem Einzelfalle zu prüfen.

Bruno82) Bei Lampert ist die Tendenz seiner Berichterstattung durch die Form lange verhüllt gewesen. Dagegen sind in B r u n o s B u c h v o m S a c h s e n k r i e g e (de hello Saxoriico liberf3) die Entstellungen der Wahrheit durch die offene Parteinahme für Gregor, die unverhüllte Feindschaft gegen Heinrich IV. leicht zu erkennen. Doch bleibt in dieser 1082 geschriebenen Darstellung, die bis zur Salbung des Geeenkönigs Hermann von Salm (Weihnachten 1081) reicht und in erster Linie vom Standpunkt der sächsischen Opposition geschrieben ist, noch wervolle Kunde genug, aus eigener Erinnerung und Kenntnis Brunos, durch Mitteilungen von Zeitgenossen und Augenzeugen, vor allen Dingeil aber durch die im Wortlaut eingerückten Akten und Briefe, u. a. von Heinrich IV. und Gregor VII., die insgesamt den dritten Teil des ganzen Büchleins ausmachen84). Auch durch die Überlieferung alles dessen, was zuungunsten Heinrichs verbreitet war, ist Bruno für uns wertvoll. Das ungünstige Urteil R a n k e s („Manifest der Partei") und namentlich SO) J a h r b b . H e i n r . I V . u. H e i n r . V . , B d . I I , 81) W H I 4 5 6 — 4 7 1 ;

791—794.

ü b e r d i e G l a u b w ü r d i g k e i t b e s . 4 6 5 ff.

) E i n K l e r i k e r aus d e r M a g d e b u r g e r ( s o f r ü h e r e A n n a h m e ) o d e r ( b e s s e r ) M e r s e b u r g e r D i ö z e s e ; er w a r e r s t in M a g d e b u r g , d a n n in M e r s e b u r g in d e r b i s c h ö f l i c h e n K a n z l e i t ä t i g . D a . " c:- K r . i ü z : des C - g e n k ö n i g s H e r m a n n v o n S a l m g e w e s e n , ist n i d i t n a c h w e i s b a r . 8S) A u s g . v o n H . - E . L o h m a n n , M G , D e u t s d i e s M i t t e l a l t e r , B d . 2 , 1937. W H I 592—594 ( S c h m e i d l e r ) . O b e r s . : Geschichtsschr. 4 5 . ® 4 ) V i e l l e i c h t aus e i n e r v o n B r u n o selbst a n g e l e g t e n B r i e f s a m m l u n g . 82

2. Kapitel: D a s Jahrhundert der salisdien Herrscher

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W a t t e n b a c h s hat sich wesentlich gewandelt, schon durch H o l d e r - E g g e r 8 5 ) ; und M e y e r v o n K n o n a u 8 6 ) weist dem Werk mit Recht geradezu eine Stellung ersten Ranges unter den Quellen zur Geschichte Heinrichs IV. an. Durchaus sächsisch-provinziell, ist es in der Folgezeit wenig bekannt und benutzt worden. Eine Erzählung v o n dem gewaltsamen Ende des Bischofs B u r c h a r d v o n H a l b e r s t a d t 1088, geschrieben von seinem Nachfolger Herrand ( = Stefan 1090—1102) ist größtenteils v o m Annalista S a x o 8 7 ) übernommen. Eine in Sachsen mit großer Feindseligkeit gegen Heinrich IV. geschriebene D a r s t e l l u n g d e r S a c h s e n k r i e g e u n d d e s I n v e s t i t u r s t r e i t s , die v o n 1074 bis gegen 1117 gereicht haben wird, ist verloren: benutzt ist sie in den Annalen v. Disibodenberg, bei H e l m o l d u. Albert v. Stade 8 8 ).

Süddeutsche Opposition Besonders scharf im Ton sind die Schriften, die von kaiserfeindlicher Seite in Süddeutschland ausgingen. Hier war das Kloster Hirsau (Hirschau, im Nagoldtale) mit seinen Verzweigungen Sitz der geistlichen Opposition, aber die politische Tätigkeit der Hirsauer Mönche läßt sich im einzelnen nicht verfolgen; die Biographie des Abtes W i l h e l m v o n H i r s a u (1069—1091), nach 1100 entstanden, bietet, stark legendenhaft, nur wenig historische Ausbeute 89 ). Die wichtigsten Aufzeichnungen aus dem Lager von Heinrichs Gegner in Süddeutschland knüpfen sich an die Namen von B e r t h o l d v o n R e i c h e n a u (f 1088, ein S5

) Vorrede zur Lampertausgabe S. 47. •"') lahrbb. H e i n r . I V . u. H e i n r . V . , Bd. I I I , 42 A n m . 7; Bd. I V , 41 (f. W H I 596 (S c h m e i d I e r). Ober den Annalista S a x o , s. S. 94 f. **) V g l . W H I 597 f. SO) V i t a Guilelmi abb. Hirsaugiensis (1069—1091): A u s g . : M G SS X I I , 209 bis 225. W H I 390. Diese V i t a soll bald nad) seinem T o d e von Prior H a i m o geschrieben und später überarbeitet sein. Ungleich bedeutender für die Ausdehnung der Kongregation ist der in Wiirttemb. Geschichtsquellen I, 1887 hrsg. Codex Hirsaugiensis; z u m C o d . H i r s a u g . nunmehr auch K. O . M ü l l e r , T r a d i t i o n e s Hirsaugienses, 2 s . f. württ. Landcsgesdi. 9 (1949/50) 21—46 u. 10 (1951) 20S f. Zu erwähnen ist auch die V i t a U d a l r i c i Cellensis (Prior in Zell in W i e s e n t a l ) , M G SS X I I , 253—267 und die Gründungsgesdiichte von St. Georgen im S c h w a r z w a l d ( N o t i t i a f u n d a t i o n i s et t r a d i t i o n u m S. Georgi in Silva N i g r a ) 1083—1155 ( M G SS X V , 2, 1007—1023). Ober die Hirsaucr s. auch W H I 336—393.

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2. Kapitel: Das J a h r h u n d e r t der salischen Herrscher

Schüler H e r m a n n s ) u n d B e r n o l d v o n K o n s t a n z (oder: S t . B l a s i e n ) . D e r e n annalistische W e r k e stehen z w e i f e l los z u m Teil in A b h ä n g i g k e i t v o n e i n a n d e r ; m a n glaubte früher, d a ß B e r t h o l d aus B e r n o l d schöpfe, f a ß t aber jetzt die Beziehungen u m g e k e h r t auf. Die unter Bertholds N a m e n überlieferte Chronik 9 0 ) ist sicher von zwei Verfassern geschrieben. Vermutlich ist der erste, 1055 an H e r m a n n v. Reichenau anknüpfende, in seiner Haltung königstreue Teil (bis 1075) von Berthold verfaßt. Ab 1075—1080 wendet sich die Haltung, so daß ab hier ein neuer Verfasser (Meyer von Knonau: Annalist ab 1075) angenommen wurde 9 1 ). Der Bericht wird sehr tendenziös, geradezu gehässig gegen Heinrich IV. und die Simonisten, doch, bringt er überaus wertvolle Nachrichten, so vor allem über Canossa und die Königswahl Rudolfs von Rheinfelden 9 2 ). Weit maßvoller hingegen ist die vom kurialen Standpunkt aus geschriebene, seit 1075 selbständige Erzählung Bernolds (geb. um 1050, dann an der Domschule in Konstanz, seit 1084 dort Priester, später in St. Blasien und Schaffhausen, f 1100), der auch im Investiturstreit eifrig publizistisch tätig w a r (s. S. 61 und S. 66). In seinen Annalen hat er eigentlich nur alle ihm zukommenden Nachrichten stückweise zusammengetragen, mit vielen nachträglichen Änderungen u n d Zusätzen. Das ist in der noch erhaltenen Originalhandschrift, die bis 1100 reicht, erkennbar und erhöht die Glaubwürdigkeit 9 3 ). Wichtig sind alle diese Nachrichten bei Berthold, d e m „Annalisten" u n d B e r n o l d als süddeutsche E r g ä n z u n g e n z u der sächsischen u n d thüringischen Uberlieferung. D o c h hat es auch in Süddeutschland, in S t ä d t e n u n d Klöstern, in jener Z e i t nicht an Geschichtsschreibung in kaiserfreundlicher G e s i n n u n g gefehlt. D a h i n gehören u. a. 1. Die in diese Periode fallenden ausführlichen annalistischen Aufzeichnungen in St. Gallen, wo von 1077 bis 1122 der gut 00) Ausg. Annales M G SS V, 264—326; die abweichende Darstellg. d. Jahre 1054—66: M G SS X I I I , 730 ff. Übers.: Gesdisdir. 47. D W 6092. Zu dem ganzen Problem nunmehr ausführlich G. T a n g l in W H I 514—521. 91) M e y e r v o n K n q n a u , Jbb. Heiitr. I V . u. H e i n r . V . , Bd. I I , 905 ff. 92) Sdimeidler, A F U 15 (1938) sieht beide Teile als W e r k Bertholds an, doch diese Ansicht ist noch sehr umstritten. »») Ausg.: M G SS V, 385—467; Übers.: Gesdisdir., 48. W H I 521—528 (G. T a n g l ) .

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kaiserliche Ulrich III. von Eppenstein Abt war (seit 1086 auch Patriarch von Aquileja). Die Annalen selbst sind zwar nicht mehr vorhanden, aber im Auszug für die Jahre 1074—1094 in die dritte, von 1072—1133 reichende und auch sonst dankenswerte Fortsetzung der St. Gallener Klostergeschichte (Casus S. Galli94)) aufgenommen und nodi ausführlicher und übersetzt in der dem 16.Jahrhundert angehörigen Chronik des Gallus Oehem ( f 1511) von Reichenau erhtlten 95 ). 2. Die freilich nicht eben ausführlichen, zunächst auf Hermann von Reichenau beruhenden, dann besonders seit den sechziger Jahren selbständiger und wertvoller werdenden, im Domkapitel wohl zwischen 1080 und 1090 zusammengestellten und von 973 bis 1104 reichenden Augsburger Annalen9e). Bemerkenswert ist, daß bei aller Anhänglichkeit an Heinrich Gregor doch als der rechtmäßige Papst erscheint. 3. Die Annalen von Ottobeuern ( 1 0 4 0 — l l l l ) 9 7 ) . 4. Bruchstücke reichsgeschichtlicher Aufzeichnungen aus Regensburg für die Jahre 1084—1086. Sie berühren auch italienische Ereignisse98). Von den literarischen Parteigängern auf kaiserlicher Seite haben wir zwar keine umfassenden Darstellungen von Heinrichs Leben und seiner Regierung, aber zwei durch ihren Inhalt höchst wertvolle kleinere Schriften: 1. Der „Sang vom Sachsenkriege", Carmen de hello Saxonico, ist eine in Hexametern abgefaßte, geschickte und anschauliche Schilderung der Ereignisse von 1 0 7 3 — 1 0 7 5 , die bald nach der Schlacht an der Unstrut verfaßt ist. Mit Unrecht ist das Werk, das 1508 zuerst bekannt wurde, wegen Mangels alter Handschriften von Pertz und Köpke für unecht erklärt. Floto und dann Waitz haben unzweifelhaft die Echtheit erwiesen. Den Verfasser kennen wir nicht. Die Vermutung, daß es Lampert (s. S. 51) sei, die zuerst Giesebrecht, vor®4) Ausg. v. G. M e y e r v o n K n o n a u in M i t t . z. Vaterland. Gesdi. von S t . Gallen 17 = N . F. 7 : S t . Gallisdie Gesdiiditsquellen I V , 1879. 05) Ausg. v. K . B r a n d l , Quellen und Forsdiungen z. G . d. Abtei R e i chenau 2 (1893). M ) Annales Augustani, Ausg.: M G SS I I I , 123—136; Übers.: Gesdisdir. 49; D T 4893; W H I 535 f . Zur Bistuansgesdb. F . Z o e p f 1 , s. S . 19, Anm. 53. »?) Annales Ottenburani: M G SS V , 1—9. e 8 ) In München von W i l h . M e y e r aus Speyer entdedit. S B M A 1882, I I , 259—266). Neue Ausgabe als Annaliuni Ratisbonensium maiorum fragmentum von v. O e f e i l e hinter den A n n . Altahenses (s. S. 4 2 ) ; Ü b e r s . : in Gesdisdir. hinter Lampert (s. S. 51) W H I 552.

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übergehend auch Lindner geäußert, für die dann Pannenborg energisch eingetreten war, ist mit Recht v o n Holder-Egger ebenso abgewiesen, w i e die Ansicht v o n Gundlach, daß der Verfasser der Propst Gottschalk aus Aachen und mit dem Verfasser der Vita Heinrici I V identisch s e i " ) .

2. Das „Leben Kaiser Heinrichs", kurz nach dem Tode des Herrschers (nach 1106) verfaßt, ist die warmherzige Totenklage eines getreuen Anhängers in Form eines Schreibens an einen Freund, „mit Thränen geschrieben, nicht ohne Thränen zu lesen", durchaus apologetisch: die Anklagen der Gegner sind unbegründet, ihre Erhebung gegen den König ist Unredit und Schandtat. Es ist nicht eine Biographie oder gleichmäßig ausgestaltete Erzählung der Lebensschicksale des verehrten Herrschers. Vielmehr folgt auf die Klage um seinen Tod und auf die Charakteristik seiner Persönlichkeit (c. 1) eine knappe Übersicht (seit 1056) über Jugend und Herrschaftsanfang (c. 2), über den Sachsenaufstand und den Konflikt mit Gregor bis nach Canossa (c. 3), über den Kampf mit den Gegenkönigen (c. 4 u. 5) und gegen Gregor (c. 6), über die Kämpfe in Italien, die Erhebung Konrads und den Sieg Heinrichs (c. 7), dann der Erlaß des Landfriedens 1103 (c. 8) und besonders ausführlich, ein ganzes Drittel ausfüllend, die Erzählung der letzten Rebellion bis zum Tode (c. 9—13) 100 ). Zahlreiche Bemühungen, den anscheinend absichtlich seinen N a m e n verbergenden Verfasser dieses im Mittelalter bald verschollenen Büchleins zu ermitteln, haben ihn in Lüttich (so G o 1 99) Ausg.: M G SS. rer. Germ. i. u. sdi. 17 (v. O . H o 1 d c r - E g g e r ), 1889; von A. P a n n e n b o r g (als W e r k Lamperts) 1892; ÜLers.: v. W . G u n d l a c h in Heldenlieder I I . S. bes. O . H o 1 d e r - E g g e r in N A 19; D W 6111; W H I 372 ff. (R. H o l t z m a n n ) . Das kleine W e r k war zuerst 1508 als Gesta Heinrici imperatoris metrice gedruckt. S. auch M e y e r v o n K n o n a u , Jbb. H e i n r . I V . u. H e i n r . V . , Bd. V, 363 ff. Gegen P i v e c , der ( M Ö I G 45) an Meinhard v. Bamberg denkt, mit Redlt E r d m a n n , Studien 115 f. 1()0 ) Ausg.: M G SS. rer. Germ. i. u. sch. 58, ed. 3. v. W . E b e r h a r d 1899 (Neudruck 1949). Obers.: Gesdisdir. 50, 4. A. 1910 und bei G u n d l a c h , Heldenlieder I I , 281—324. L i t . : Vorreden zur Obers, in d. Gesdisdir.; W H I 378 ff. D W 6085; H . F. H a e f e l e , Fortuna Heinrici I V . imperatoris. (Veröff. d. Inst. f. ö s t e r r . Gesdiiditsforsdig., 15) 1954.

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d a s t : B. Otbert), in Mainz, Speyer, Regensburg oder in dem Aachener Dompropst Gottschalk (so G u n d l a c h , Heldenlieder und [bedingt] P. v. W i n t e r f e 1 d) gesucht. Gegenüber dem non liquet von mancher Seite (so M e y e r v o n K n o n a u ) hat G i e s e b r e c h t zuerst vermutet und wurde darin durch H o l d e r - E g g e r und T a n gl gestützt, daß wir den Verfasser in dem getreuen Anhänger Heinrichs, Erlung von Würzburg, zu sehen haben, der zunächst von 1103—1105 sein Kanzler, dann 1105 Bischof v. Würzburg war, von Heinrich V. vertrieben, dodi Ende 1106 wiedereingesetzt wurde. Dagegen haben S c h m e i d l e r und S. H e l l m a n n 1 0 0 a } Widerspruch erhoben; Hellmann sudit den Verf. außerhalb der kaiserlichen Kanzlei. Robert H o l t z m a n n lehnt eine sichere Entscheidung ab, glaubt aber, daß der Verf. doch in Beziehungen zur Kapelle oder Kanzlei stand. Neuerdings hat die Vita durch H . F. H a e f e 1 e eine sprachliche und geistesgeschiditlidie Interpretation erfahren; das Leben des Kaisers wird unter dem Wirken der fortuna begriffen und bei der Auseinandersetzung zwischen Vater und Sohn die Bedeutung der fides herausgestellt. H. vermutet den Verf. unter den Zeitgenossen Heinrichs V. und nimmt auch eine spätere Abfassungszeit an. Die Kurie Das Eingreifen Heinrichs III. 1 0 1 ) hatte das von der reformatorischen Bewegung in der Kirche noch kaum berührte, ohne den Rückhalt am deutschen Königtum in Rom selbst 102 ) ohnmächtige Papsttum aktionsfähig gemacht. Deutsche Kirchenfürsten wurden auf den Stuhl Petri erhoben; Victor II. wurde der Vormund Heinrichs IV. N u n gewannen die neuen Ideen an der Kurie Eingang, und unter dem Einfluß des Kardinals Hildebrand, der später (1073) als Gregor VII. Papst wurde, nahm sie den Kampf gegen Priesterehe, Simonie, Laieninvestitur und damit auch vor allem gegen die kaiserlichen und königlichen Rechte 100 a ) N u n m e h r a u d i i n : S. H e Iii m a n n , A u s g e w . A b h a n d l . z . H i s t o r i o g r a p h i e u . Geistesgesch. d. M A . 1961. 101) U b e r H e i n r i d i I I I . K i r d i e n r e f o r m s. D e s i d e r i u s v. M o n t e C a s s i n o , L i b e r I V d i a l o g o r u m d e m i r a c u l i s S. B e n e d i c t i . A u s g . v . G e r h . S c h w a r t z u. A . H o f m e i s t e r in M G SS X X X . D e s i d e r i u s ist d . s p ä tere Papst Victor I I I . 102) f ü j . Z u s t ä n d e i n R o m v o r H e i n r i d i s I I I . E i n g r e i f e n s. bes. B o n i z o v . S u t r i (s. S. 68), d e r aide „ B e d r ü d t u n g e n " d e r K i r c h e z u s a m m e n s t e l l t .

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des deutschen Herrschers auf. So spielt von da an die Regierungstätigkeit der Päpste weitgehend in die deutsche Geschichte hinein. Den ganzen Umfang ihrer Bullen, Breven, Korrespondenzen verzeichnen die Regesta pontificum Romanorum103). Fragen wir nach Lebensbeschreibungen der Päpste, so bietet der Liber Pontificalis1(M) nur dürftigen Inhalt. Erst im 12. Jahrhundert hat Pandulf, ursprünglich Soldat, später Geistlidier, an den alten 891 endenden Liber Pontificalis anknüpfend, eine zunächst unbedeutende, erst allmählich etwas gehaltvoller werdende Fortsetzung bis 1130 angeschlossen, die zunächst nur in der von Petrus Guillermus, einem Mönch in St. Gilles (Diöz. Rheims), ausgeschriebenen Form bekannt war. I. M. M a r c h , S. J . hat jedoch um 1925 in der Bibliothek von Tortosa (Spanien) den originalen Text des Pandulf gefunden und herausgegeben. Was sonst an Nachrichten vorhanden ist, aus biographischen Notizen und bei den Schriftstellern, ist von W a t t e r i c h in den Pontificium Romanorum . . . vitae I. II. 1862 (bis 1198) vereinigt. Selbständige Arbeiten gab es nur wenige, so für Leo I X . einige Viten, von denen die bisher einem Archidiakon W i b e r t v o n T o u l zugeschriebene Vita Leonis IX. von H u m b e r t v o n S i l v a C a n d i d a verfaßt ist 10 "). Audi G r e g o r VII. hat keine befriedigende und von einem Zeitgenossen überhaupt keine Lebensschilderung erfahren. Erst 1128 hat P a u l , M ö n c h in B e r n r i e d am Starnberger See, eine ausführliche, aber stark legendarisch durchsetzte Vita geschrieben, apologetisch und voll Abneigung gegen Heinrich IV. Sie beruht auf Nachrichten, die er in Italien gesammelt hat, und auf sonstigen, uns bekannten Quellen 106 ). 103) J a f f i , Regesta P o n t . R o m . 2. A . s. Q k I«, S . 87. 1 0 4 ) Ausg.: V. D u c h e s n e I I . 1892' (Neudruck 1955), dazu nunmehr audi Tome I I I : Additions et corrections . ... par C. V o g e l , 1957, der die Viten von Pasdialis I I . , Gelasius I I . , Calixtus I I . u. Honorius I I . nadi d. T e x t der H s . v . T o r t o s a abdruckt. 1 0 5 ) Ausg.: W a t t e r i c h , P o n t i f i c u m R o m a n , vitae I , 127—170. Humbert als Verfasser wies nadi: H . T r i t z , D i e hagiographischen Quellen z. Gesch. Papst Leos I X . , Studi Gregoriani 4 (1952) 191—364. 1 0 i t ) Ausg.: W a t t e r i c h P o n t i f i c u m Romanoruin vitae I 474—546; neue Ausg. f ü r die M G von H . F u h r m a n n in V o r b e r e k u n g , vgl. H . F u h r m a n n , Studi Gregoriani 5 (1956).

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Zu den Hauptquellen für die Zeit Gregors V I I 1 0 7 ) gehört das berühmte R e g i s t r u m G r e g o r i i VII.108). Diese Sammlung von rund 3 6 0 (meist) Briefen und (einigen) Akten, deren Empfänger Herrscher, Kirchenfürsten und weltliche Große aller Art in allen Landen sind, die zum größten Teil doch Deutschland und dem Imperium angehören, bietet den umfassendsten Einblick in die Grundsätze und die Regierungspraxis Gregors. Man hielt die einzigartige Sammlung fast allgemein für eine Auswahl aus den Registerbänden, die von Gregor selbst zur Rechtfertigung seiner Kirchenpolitik, speziell im Imperium, zwischen 1081 und 1086 veranlaßt sei. Als Verfasser galt manchen der Kardinal Deusdedit. Doch hat \V. P e i t z , S. J . 1911 nachgewiesen, daß wir nicht eine Auswahl, sondern das vollständige und originale (Brief-) Register vor uns haben, das abschnittweise nach den Konzepten vom Pfalznotar Rainer geschrieben ist, nicht ohne längere Unterbrechungen und Lücken (so im Winter 1076/77 während Gregors Reise und zum Schluß unvollständig 109 ). Diese Ansicht wird neuerdings wieder in Zweifel gezogen. So hat F. B o c k das Register schon wegen seiner sauberen Eintragungen nicht als das Originalregister angesehen 110 ) und es später 111 ) noch im Vergleich mit den Registern Innozenz I I I . " 2 ) als eine nachträglich aus Briefkonzepten zusammengestellte „Prachthandschrift" (nach Denifle) hingestellt. L. S a n t i f a l l e r meint 113 ), daß das Register Gregors VII. kein Kanzleiregister, sondern eine Sammlung ist, die wohl auf Gregors 107) Zu v i e l e n E i n z e l p r o b l e m e n n u n m e h r : S t u d i G r e g o r i a n i , hrsg. V. G . B . B o r i n o , b i s h e r B d . 1 — 5 , R o m a 1 9 4 7 — 1 9 5 6 . 108) A u s g . z u e r s t v o n P h . J a f f é , B i b l . r e r . G e r m . I I ; r e u e m u s t e r g ü l t i g e A u s g . v . E . C a s p a r , M G E p p . sei. I I , T e i l 1, 2. 1 9 2 0 — 2 3 ( N e u druck 1 9 5 5 ) ; d a z u n u n m e h r : Q u e l l e n u. F o r s c h g n . z u m U r k u n d e n - und K a n z leiwesen P a p s t G r e g o r s V I I . T e i l 1 : Q u e l l e n , U r k k . , R e g e s t e n , F a c s i m i l i a . U n t e r M i t w . v . . . . hrsg. v. L . S a n t i f a l l e r ( S r u d i e T e s t i 1 9 0 ) R o m a 1957. F e r n e r J . A u t e n r i e t h , D A 13 ( 1 9 5 7 ) 5 3 4 — 5 3 8 . 100) W . P e i t z , D a s R e g i s t r u m G r e g o r i i V I I . i n S B W A 1911 m i t S c h r i f t probe. HO) F . B o c k , S t u d i G r e g o r i a n i 1 ( 1 9 4 7 ) 2 8 0 — 3 0 6 . i n j F. B o c k , Studi Gregoriani 6 (1956) 2 4 3 — 2 7 9 ; ferner G . B . B o r i n o N o t e g r e g o r i a n e N r . 4 und 5 , e b d a . 5 ( 1 9 5 6 ) 3 9 1 ff. 112) Ü b e r diese siehe S . 127 f . 113) L. S a n t i f a l l e r , B e i t r ä g e z . G e s c h . d . B e s d i r e i b s t o f f e im M A T e i l 1 ( M I Ö G , E r g . - B d . 1 6 , 1 ) 1 9 5 3 , S . 112 f . , d o r t S . 9 4 ff. d i e ä l t e r e L i t .

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Anweisung in den Jahren 1073—1083 (allmählich und teils gleichzeitig mit den betreffenden Stücken) aus Originalen, Konzepten und Registereintragungen zusammengestellt wurde. — Außer den im Register überlieferten sind noch etwa 50 Briefe Gregors erhalten 1 "). Eine besondere Beachtung verdienen im Register die 29 Leitsätze Reg. Greg, (ed Caspar) I I , . n. 55 a, die Gregor vor der Fastensynode 1075 aufgestellt hat: der sog. Dictatus Papae. Seine Bedeutung ist umstritten. Nach R. K o e b n e r (in der Festschrift für R. Holtzmann 1933) sollten diese zweifellos selbst formulierten Sätze der Fastensynode zur Annahme in Form einer päpstlichen Allokution vorgelegt werden. K. H o f m a n n (Der Dictatus Papae, 1933) sieht darin den Entwurf für eine Privilegiensammlung des päpstlichen Stuhles; eine Reihe von Sätzen sei unverkennbar gegen die Ostkirchen gerichtet. Julia G a u s s 1 1 5 ) möchte — als Vermutung — darin das Konzept der päpstlichen Unionsbedingungen sehen, die Gregor der griechischen Kirche auferlegen wollte. G. B. B o r i n o 1 1 6 ) sah in ihm den Index zu einer verlorenen, K. H o f m a n n 1 1 7 ) zu einer geplanten Kanonessammlunig. Die vermittelnde Rolle, die der einflußreiche Abt H u g o von C l u n y ( 1 0 4 9 — 1 1 0 9 ) zwischen Kaiser und Papst gespielt hat, tritt in den verschiedenen Viten, die ihm zuteil wurden, nicht hervor. Einzig die Vita seines Neffen R a i n a l d (Abt von Vézelay, 1 1 0 b — 1 1 2 8 ) berichtet aus eigener Kenntnis über den Versöhnungsversuch Hugos zwischen Gregor V I I . und Heinrich IV. im Jahre 1 0 8 3 1 1 8 ) . Zu dem Rüstzeug, das die Kurie im Kampfe um die Herrschaft über die Kirche und die Beseitigung der Laiengewalt brauchte, gehörte natürlich auch die ganze Summe früherer Kundgebungen, die — von Konzilien und Päpsten erlassen — die Rechts- und Machtansprüdie des Papsttums ) Ausg. bei J a f f é , B i b l . rer. Germ. I I . 115) Z S S R G K a n . A b t . 60 (1940) 1—115. 116) A r c h i v i o della Società R o m a n a di storia P a t r i a 67 (1944) 237—252. 11 7 ) Studi Gregoriani 1 (1947) 531—537. V g l . ferner zum Dictatus papae: P . E . S c h r a m m , Studi Gregoriani 2 (1947), S t . K u t t n e r , ebda. Der Dictatus Papae von Avranches ist eine erweiterte Fassung des 12. J a h r h u n derts vgl. B . J a c q u e l i n e , Revue d'histoire de droit français et étranger 34 (1956). 118) Uber die verschiedenen Viten s. W H I 794—796. Auszug aus der V i t a R a i n a l d s : M G SS X V , 2 940 f . 114

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in v e r g a n g e n e n Jahrhunderten u m f a ß t e n . So g e w a n n e n die S a m m l u n g e n dieser K u n d g e b u n g e n praktische B e d e u t u n g im K a m p f u m Zölibat, S i m o n i e u n d Investitur. Sie w u r d e n nun, w i e einst in den T a g e n des 9. Jahrhunderts, in K a n o n e s s a m m l u n g e n z u s a m m e n g e f a ß t 1 1 9 ) . G e n a n n t seien: Schon im A n f a n g des 11. Jahrhunderts hatte Bischof B u r c h a r d v o n W o r m s seine 20 libri decretorum zusammengestellt 1 2 0 ). Etwa um 1050 oder später w u r d e in Rom die sog. 74-TitelSammlung (Collectio L X X I V titulorum oder Diversorum sententiae patrum) zusammengestellt 1 2 1 ), sie ist das erste Rechtsbudi der päpstlichen Reformpartei. Es ist bisher noch nicht ganz eindeutig geklärt, ob H u m b e r t von Silva Candida diese Sentenzensammlung hergestellt hat; um 1077 kam sie durch päpstliche Legaten nach Deutschland, wo sie von B e r n o l d von Konstanz um einen Anhang vermehrt w u r d e 1 2 2 ) . Dann folgt um 1080 die große Sammlung des Bischofs A n s e l m v o n L u c c a ( f l 0 8 6 ) : collectio canonum in 13 libros distributa 1 2 3 ): sie soll die neue Gesetzgebung aus den Cánones rechtfertigen. Von nachhaltigster Wirkung w a r schließlich (1087) die Collectio canonum des Kardinals D e u s d e d i t (f 1099) 1 2 4 ). Hier sollte der Beweis erbracht werden, d a ß die päpstlichen Vorredite allen andern Rechten in der Kirche vorgehen und überlegen seien. Hierher gehört auch der Liber de vita christiana des Bischofs B o n i z o von S u t r i , der auch publizistisch tätig war 1 2 °). Einen mehr vermittelnden Standpunkt nahm einer der bedeutendsten Kanonisten vor Gratian, Bischof I v o von C h a r t r e s 119) V g l . h i e r z u P a u l F o u r n i e r et G . L e B r a s , H i s t o i r e des collections c a n o n i q u e s en o c c i d e n c d e p u i s les f a u s s e s d e c r é t a l e s j u s q u ' a u x D é c r e t de G r a t i e n . 2 B d e . 1931—1932. 120) A u s g . M i g n e , P L 140, 537—1058. W H I 211. F. P e l s t e r i n : M i s c e l l a n e a G i o v . M e r c a t i I I , 1946 ( S t u d i e T e s t i 122), S. 114—157; ders. S u i d i G r e g o r i a n i 1 (1947); C . G . M o r , e b d a . ; A . M i c h e l , e b d a . 3 (1948). E. S e c k e l (hrsg. v. H . F u h r m a n n ) , D A 15 (1959) 16—22. 121 ). Eine krit. Ausgabe wird von J. G i l l c h r i s t vorbereitet. 122) ü b e r d i e L i t . u n d B e r n o l d als V e r f a s s e r des A n h a n g s : J . A u t e n r i e t h , B e r n o l d v . K . u n d die e r w e i t e r t e 7 4 - T i t e l - S a m m l u n g , D A 14 (1958) 375—394. Ü b e r H u m b e r t siehe auch S. 65; ü b e r B e r n o l d siehe auch S. 66. 123) A u s g . : b i s z u m 11. Buch v o n F . T h a n e r , 2 B d e . 1906 u. 1915. R. M o n t a n a r i , L a c o l l e c t i o c a n o n u m d i S. A n s e l m o di L. e la r i f o r m a G r e g o r i a n a , R o m a 1941; A . S t i c k l e r , S t u d i G r e g o r i a n i 2 (1947). I 2 * ) Ausg. v. V . W o l f v . G l a n v e l l , B d . 1, 1905. 125) A u s g . v. E . P e r e i s , 1930 ( T e x t e z. Gesch. d. r ö m . u. k a n o n . R e d i t s im M A . , 1). — U . L e w a l d , B o n i z o v. S. u n d d . K i r d i e n r e d u seiner T a g e , 1938. Siehe audi S. 68.

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2. Kapitel: D a s Jahrhundert der salischen Herrscher

(s. audi S. 70) in seinem Decretum (libri X V I I ) und seiner Panormia (libri V I I I ) ein 1 2 6 ). D a z u kam nodi das berühmte Papstwahldekret, das unter N i c o l a u s II. auf der Lateransynode v o n 1059 erging und dessen Verfasser wahrscheinlich Humbert v o n Silva Candida ist 1 2 7 ). Im Gegensatz zu dem bisher geltenden Rechte, wonach Klerus und V o l k v o n R o m den Papst wählten, wurde die W a h l aussdiließlich in die H a n d des Kardinalkollegiums gelegt; für Klerus und V o l k blieb nur eine formelle Zustimmung. Dadurch wurde vor allem auch der Einfluß des römischen Adels ausgeschaltet. Über das Recht des deutschen Königs, wie es noch Heinrich III. ausgeübt hatte, findet sich nur ein unklarer Vorbehalt. D i e P u b l i z i s t i k des

Investiturstreits.

M a n c h e Geschichtsschreiber a u s d e n Z e i t e n d e s g r o ß e n kirchenpolitischen K a m p f e s h a b e n bereits Briefe, A k t e n u n d U r k u n d e n i m W o r t l a u t i n ihre D a r s t e l l u n g a u f g e n o m m e n . Es hat aber darüber hinaus eine sehr zahlreiche u n d umfangreiche publizistische Literatur gegeben, die n u n m e h r in d e n M o n u m e n t a G e r m a n i a e g e s a m m e l t , als „Streitschriften", „Libelli de Lite" b e z e i c h n e t u n d h e r a u s g e g e b e n worden sind128). 120) A u s g . M i g n e , P L 161. L i t . siehe S. 70, A n m . 165. 127 ) A u s g . : M G L L sect. I V , C o n s t . I n r . 382, die sog. k a i s e r l . F a s s u n g nr. 383. G r u n d l e g e n d n o d i j e t z t P . S c h e f f e r - B o i c h o r s t , D . N e u o r d n u n g d . P a p s t w a h l d u r d i N i k o l a u s I I . 1879, d e r die E c h t h e i t d e r : o g . p ä p s t l . F a s s u n g u n d d i e k a i s e r l . F a s s u n g als Fälschung e r w i e s . — Z u r V e r l a s s e r f r a g e A . M i c h e l , P a p s t w a h l u. K ö n i g s r e c h t o d . d. P a p s t w a h l k o n k o r d a t v . 1059, 1936, h i e r z u H a m p e - B a e t h g e n , D t . K a i s e r g e s d i . 1 0 1949, 36. N e u e r dings H . - G : K r a u s e , D . P a p s t w a h l d e k r e t v . 1059 u. s. R o l l e i. I n v e s t i t u r s t r e i t . D i s s . H a m b u r g 1954. 128) M G , L i b e l l i d e l i t e i m p e r a t o r u m et p o n t i f i c u m saec. X I et X I I c o n s c r i p t i , 3 B d e . 1891 bis 1897 ( N e u d r u c k 1—3, 1957). V i e l e d i e s e r S c h r i f t e n sind b e r e i t s v o r h e r e i n z e l n , an sehr v e r s c h i e d e n e n S t e l l e n p u b l i z i e r t g e w e s e n , j e t z t a b e r z u m e i s t n u r in d e r n e u e n k r i t i s c h e n A u s g a b e zu b e n u t z e n . ( V g l . a u d i v o r h e r S. 34 f . ) E i n e erste A u s w e r t u n g h a t C . M i r b t , D i e P u b l i z i s t i k i m Z e i t a l t e r G r e g o r s V I I . , 1894 u n t e r n o m m e n ; g e n a u e A n a l y s e n d. w i c h t i g e r e n Schriften von G. M e y e r v o n K n o n a u , J b b . H e i n r . I V . u. H e i n r . V. B d . I I — V I I , 1894—1909 (siehe d i e I n h a l t s v e r z e i c h n i s s e in jedem B d . ) ; f e r n e r A . S c h a r n a g l , D e r Begriff d e r I n v e s t i t u r in d e n Q u e l l e n u n d d e r L i t e r a t u r des I n v e s t i t u r s t r e i t s , 1908. R . H o l t z m a n n in W H I 394—414: S t r e i t s c h r i f t e n a u s D e u t s c h l a n d . D o r t auch die ä l t e r e L i t . A . F a u s e r , D . P u b l i zisten des I n v e s t i t u r s t r e i t s . P e r s ö n l i c h k e i t e n u. I d e e n . D i s s . M ü n c h e n 1935. D W 6144.

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

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Sie sind nach Form, U m f a n g und Inhalt sehr verschieden. Neben die Prosa tritt manchmal dichterische Gestaltung. Neben Briefen und kurzen Formulierungen von Forderungen und Grundsätzen stehen ausführliche, gelehrte Erörterungen über einzelne der umstrittenen Probleme oder grundsätzliche Darlegungen des Verhältnisses zwischen Staat und Kirche, geistlicher Gewalt und weltlicher Obrigkeit. Allen, soweit sie hierher gehören, ist gemeinsam, daß sie unmittelbar auf die Zeitgenossen, sei es auf einen bestimmten Kreis, sei es auf die Allgemeinheit, wirken und zur Parteinahme veranlassen wollen. Die einen sudien mit ruhigen, abwägenden Erörterungen, die andern durch leidenschaftliche Verteidigung der eigenen Uberzeugung, durch scharfe, ja gehässige Bekämpfung des gegnerischen Standpunktes Eindruck zu machen und Erfolg zu erzielen. Je länger der Kampf dauert, um so mehr geht man von der Polemik um Grundsätze zur Erörterung der einzelnen Streitpunkte, insbesondere über die Investiturfrage, über. Dieser Kampf der Kurie gegen die Laieninvestitur ist zugleich ein Kampf gegen das Wesen und die H a n d h a b u n g der „Eigenkirche" 1 2 9 ). Vermittelnde Anschauungen machen sich schließlich mit Erfolg geltend. Für die Verhandlungen und Lösungsversuche unter Heinrich V. bis zum Wormser Konkordat ist die literarische Erörterung und Annäherung nicht ohne Bedeutung und Einwirkung geblieben. Die Verfasser sind fast ausnahmslos Geistliche. Auch die Schreiben Heinrichs IV., die hierher gehören, sind ja von Geistlichen (Beamten der Kanzlei) verfaßt. Die italienischen Juristen beteiligen sich kaum an diesen literarischen K ä m p f e n ; wo es geschieht (Petrus Crassus), wird nicht mit staatsrechtlichen Begriffen, sondern mit den Grundsätzen des römischen Privatrechts operiert. Auch die antigregorianischen Schriften stehen auf dem Boden der Kirche; sie sind nicht kirchenfeindlich. Sie wollen nur eine gegnerische Partei innerhalb der Kirche bekämpfen. Bemerkenswert ist das Auftreten naturrechtlicher Begründungen 1 3 0 ), so auf Seiten der Kurie bei Manegold von Lautenbach 129 ) S. d a z u b e s o n d e r s S c h a r n a g 1. U b e r d a s E i g e n k i r c h e n t u m v g l . U . S t u t z , D i e E i g e n k i r c h e als E l e m e n t des m i t t e l a l t e r l i d i - g e r m a n i s c h e n K i r d i e n r e d i t s 1895 ( N e u d r u c k 1955 u. 1959 m i t L i t . bis 1955). „ U n t e r E i g e n k i r A e v e r s t e h t m a n e i n G o t t e s h a u s , d a s d e m E i g e n t ü m e r o d e r besser e i n e r E i g e n h e r r s c h a f t d e r a r t u n t e r s t a n d , d a ß sich d a r a u s ü b e r jene nicht b l o ß V e r f ü g u n g in v e r m ö g e n s r e c h t l i c h e r B e z i e h u n g s o n d e r n a u d i v o l l e geistliche L e i t u n g s g e w a l t e r g a b . " S t u t z in R e a l e n c y k l . f . p r o t . T h e o l . u . K i r c h e . 3 . A . B d . 23. 1913. H . E . F e i n e . K i r c h l . Rechtsgesch. B d . 1: D i e k a t h o l . K i r c h e , 31955, § 18: D a s E i g e n k i r c h e n w e s e n . 130 ) S. F r i t z K e r n , G o t t e s g n a d e n t u m u n d W i d e r s t a n d s r e c h t im f r ü heren M A . 2. A u f l . h r s g . v . R . B ü c h n e r , 1954.

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2. Kapitel: D a s J a h r h u n d e r t der salischen Herrscher

(s. S. 67). Alle Sdiriften sind lateinisch abgefaßt. Sie haben trotzdem zum Teil weite Verbreitung, manche auch außerhalb des Imperiums, gefunden und nicht unbedeutende W i r k u n g gehabt. Nicht selten haben die Verfasser sich der Form des Briefes bedient; diese Schreiben waren zur Verbreitung, also V e r ö f f e n t lichung bestimmt. In den libelli de lite sind im ganzen rund 150 Sdiriften von etwa 80 Verfassern vereinigt. Es muß aber erheblich mehr gegeben haben. In den erhaltenen Sdiriften finden sich Spuren von verlorenen. Manche sind in der Folgezeit noch von kirchlicher Seite unterdrückt oder noch im 16. J a h r h u n d e r t auf den Index gesetzt worden (so die berühmte Schrift De unitate ecclesiac conservanda, s. S. 69). Diese Sdiriften sind zum weitaus größten Teil im Imperium, in Deutschland und Italien entstanden, nadi Zahl und Verfassern etwa gleidiviele nördlich und südlich der Alpen. E t w a 20 stammen aus Frankreich, 6 aus England, 1 aus Spanien. Sie beginnen bereits von der eigentlichen Epoche des sog. Investiturstreits, in den Tagen, als nach der Restauration durch Heinrich III. das Papsttum vor allem unter dem Einfluß Hildebrands (des späteren Gregor VII.) bestrebt ist, die Forderungen der vertieften religiösen Bewegung jener Generation sich anzueignen und in die Praxis umzusetzen, in erster Linie die Bekämpfung der Simonie und der Priesterehe. In den Tagen von Gregors Pontifikat überwiegt der deutsche, vorher und hinterher der italienische Ursprung. Sie sind fast gar nicht von den großen geistlichen Zentren ausgegangen (keine aus Cluny oder Mailand, unter Gregor keine aus Rom). Ihrer Entstehungszeit nach gruppieren sie sich vornehmlich um bestimmte Ereignisse, insbesondere: 1076 (Ausbruch des offenen K a m p f s zwischen Heinrich IV. und Gregor V I I . ) 1 3 1 ) , 1080 bis 1081 (Absetzung Gregors und Eindringen Heinrichs in Italien), 1084—1086 (letzter Kampf mit Gregor und Möglichkeit einer Beilegung des Zwists nach seinem Tode), dann wieder um 1111 (die Erneuerung des Konflikts mit Paschalis II.). Die wichtigsten T h e m a t a und Streitfragen, die in dieser polemischen Literatur behandelt werden, sind: der Zölibat, die Simonie, der Streit über die Gültigkeit der durch verheiratete oder simonistische Priester gespendeten Sakramente, dann vor allem das Investiturrecht, die Exkommunikation des Königs (Rechts131) U b e r H e i n r i c h s M a n i f e s t an d. R ö m e r (d. verschiedenen Fass u n g e n ) s. E r d m a n n iin: D i e B r i e f e H e i n r i c h s I V . (s. S. 37, A n m . 19).

2. Kapitel: D a s Jahrhundert der salischen Herrscher

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frage und Schuldfrage), die Absetzbarkeit hier des Königs, dort des Papstes. In der ersten Zeit, vor der W a h l Gregors V I I . , steht die S i m o n i e 1 3 2 ) im Vordergrund wie des Kampfes, so auch der Diskussion 1 3 3 ). Nirgends stand sie mehr in Blüte als in Italien. Etwa um 1054/55 hat sich H u m b e r t v o n S i l v a C a n d i d a in einem heftigen Schreiben 1 3 4 ) w o h l an König Heinrich I. von Frankreich dagegen gewendet. D a n n folgen, von besonderer Wichtigkeit, in den f ü n f z i g e r Jahren: 1. D i e libri tres adversus Simoniacos (abgeschlossen wohl im Sommer 1058) v o n H u m b e r t , (seit 1051) Kardinalbischof v o n S i l v a C a n d i d a ( f 1061), die man wohl als das Programm der kurialen Reformpartei bezeichnet h a t 1 3 5 ) , „wohl die hervorragendste publizistische Leistung der ganzen Zeit" (Hampe). Sie führten den Kampf zugleich gegen Laieniuvcstitur und Eigenkirchenrecht. 2. V o n P e t r u s D a m i a n i , A b t von Fönte Avellana und (seit 1057) Kardinalbischof von Ostia ( f 1072), der Liber gratissimus13b), schon 1051 (2. Redaktion 1060), d. h. die Untersuchung der Frage, ob Geistliche, die v o n Simonisten, aber ohne Entgelt (gratis) ordiniert sind, unter gewissen Umständen als geweiht anerkannt werden dürfen. In der Disceptatio synodalis13'') v o n 1062 hat P e t r u s D a m i a n i , der im übrigen der maßvollen, bis zu einem gewissen Grade kaiserfreundlichen Re132 ) S i m o n i s t e n sind d i e j e n i g e n , die sich d e r S i m o n i e schuldig m a c h e n , d. h . k i r d i l i d i e Ä m t e r e r l a n g e n o d e r v e r l e i h e n gegen i r g e n d w e l c h e n , nicht m i t dem A m t e v e r b u n d e n e n m a t e r i e l l e n E n t g e l t , w a s v o n d e r Kirche u n t e r S t r a f e n v e r b o t e n w a r . D e r N a m e nach d e m S i m o n M a g u s d e r a p o s t o l i s d i e n Z e i t , d e m samaritanischen Zauberer; vgl. J. L e c l e r c q , S t u d i G r e g o r i a n i 1 (1947] 523—530; A . K ü p p e r , B e i t r r . z. P r o b l e m d. S i m o n i e im 11. J h t . Diss. M a i n z 1954 u. H . M e i e r - W e l c k e r , D i e S i m o n i e i m f r ü h e n M A , Zs. f . K i r c h e n g e s d i . 64 (1953) 61—93, d e r jedoch d e n I n v e s t - S t r e i t nicht m e h r beh a n d e l t . O b e r d a s S i m o n M a g u s - M o t i v i. d . S t r e i t s c h r i f t e n l i t e r a t u r J . S z ü v e r f f y , T r a d i t i o 10 (1954) 275—322 u n d auch D A 13 (1957) 228—240. 133) F a s t a l l e im f o l g e n d e n g e n a n n t e n S c h r i f t e n s i n d in d e n L i b e l l i de lite ( L d L ) d e r M G h e r a u s g e g e b e n . 134 ) L d L I 5—7 als Brief W i d o s v o n A r e z z o a n A r i b e r t v o n M a i l a n d . D i e A u t o r s c h a f t H u m b e r t s wies nach A . M i c h e l , D i e a n t i s i m o n i s t i s c h e n R e o r d i n a t i o n e n u. eine n e u e H u m b e r t - S c h r i f t , R ö m i s c h e Q u a r t a l s d i r . 46 (1938) 19—56. l^i») A u s g . : L d L I 9 5 — 2 5 3 ; nach d e r S c h r i f t , die auch b e r e i t s d i e L a i e n i n v e s t i t u r b e k ä m p f t , ist d i e I n v e s t i t u r ein r e i n geistlicher A k t . Z u H u m b e r t z u s a m m e n f a s s e n d A. M i c h e l , S t u d i G r e g o r i a n i 1 (1947) 65—92; f e r n e r d e r s . , S t u d i G r e g o r i a n i 3 (1948) 149—161 u. 299—319, u . H J b . 72 (1952) 133—161; J . J . R y a n , M e d i a e v a l S t u d i e s 13 (1951) 218—223 u. 20 (1958) 206—238. " 6 ) A u s g . : L d L I , 17—75. " 7 ) A u s g . : L d L 1, 77—94, d a z u P . S d i e f f e r - B o i c h o r s t , M I Ö G 13 (1892).

5

Jacob-Hohenleutner,

Quellenkunde II

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2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

formrichtung angehörte, für Alexander II. gegen Cadalus Partei genommen, tritt aber auch hier für einen Ausgleich ein. Besonders aufschlußreich für Personen u. Verhältnisse an der Kurie sind seine zahlreichen Briefe138). Aus der ersten Phase des offenen Kampfes zwischen König und Papst (1076—1080) gehören hierher die Kundgebungen H e i n r i c h s und der B i s c h ö f e aus Worms und Oppenheim (Januar, März, Oktober 1076) an den Papst 1 3 9 ) und G r e g o r s Erwiderungen 140 ): sie sind in erster Linie publizistisch zu würdigen. In den Reihen der Gegner des Königs beginnt bereits B e r n o l d v o n S t . B l a s i e n (s. S. 54 u. 61) seine fruchtbare, von kanonistischem Denken und Argumentieren getragene polemische Schriftstellertätigkeit 141 ). Ein Pamphlet gegen Gregor über sein Leben und seine Erhebung von seinem erbitterten Gegner, dem Kardinal H u g o C a n d i d u s (dem Weißen) ist leider nicht erhalten. Mit der erneuten Bannung Heinrichs IV. und seinem direkten Vorgehen gegen Gregor verschärft sich 1080 auch der literarische Kampf. D i e t r i c h , Bischof von V e r d u n (der freilich bald Buße tut), H u z m a n n , Bischof von S p e i e r 1 4 2 ) , E g i l b e r t , Erzbischof von T r i e r , treten offen für Heinrich IV. ein. Besonders geschätzt ist mit Recht der Brief, den der Scholastika W e n r i c h v o n T r i e r im Auftrage Bischof Dietrichs von Verdun an Gregor V I I . gerichtet hat 1 4 3 ): gegen die mönchischen Elemente und die zentralistisch hierarchischen Bestrebungen in der Kirche. In Italien gab P e t r u s C r a s s u s aus Ravenna, der Verfasser des Dekrets der Brixener Synode, als Jurist in seiner 138) 2 U P e t r u s D . n u n m e h r z u s a m m e n f a s s e n d : F . D r e s s i e r , Petrus D a m i a n i , L e b e n u. W e r k . ( S t u d i a A n s e l m i a n a , 3 4 ) 1 9 5 4 . Seine B r i e f e nodi bei M i g n e P L 1 4 4 , 1 4 5 ; eine N e u a u s g a b e f ü r die M G v o n K . R e i n d e l ist in V o r b e r e i t u n g , v g l . K . R e i n d e l D A 15 ( 1 9 5 9 ) 2 3 — 1 0 2 u. 1 6 ( 1 9 6 0 ) 73—154. 139) M G , Deutsches M A , B d . 1 : B r i e f e H e i n r i c h s I V . n r . 11 u. 1 2 , d a z u A n h a n g A u. B . 140) J — L 4 9 7 9 4 9 9 9 . J a f f e B i b l . I I 2 2 2 ff.; 2 4 5 ff. R e g . G r e g o r i i V I I , I I I , n r . 6 * , 10, 10 a . 141) B e r n o l d s Schriften L d L I I 1 — 1 6 8 . Ü b e r ihn ausführlich J . A u t e n r i e t h , Die Domschule v. K o n s t a n z z. Z t . d. Investiturstreits (Forschgn. z. K i r c h e n - u. G e i s t e s g e s A . N . F . ) 1 9 5 6 . 142) ( j b e r ihn J . E . G u g u m u s , A r d i . f . m i t t e l r h e i n . K i r c h e n g e s d i . 3 (1951) 77—144. 143) L d L I 2 8 4 — 2 9 9 . Meyer v. Knonau, Jbb. Heinr. IV. u. Heinr. V., Bd. III, 407—415. W H I 3 9 9 f .

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

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Sdiutzsdirift für Heinrich (Defensio Heinrici regis) den Anschauungen seiner Anhänger Ausdruck 144 ). Die Geschichte des Kirchenstreits, die der auch von den Gegnern hochgeschätzte Erzbischof G e b h a r d v o n S a l z b u r g (1060—1088), der Führer der kirchlichen Gregorianer in Südostdeutschland, geschrieben hat, ist leider verloren, aber seine Briefe an Bischof Hermann von Metz, auch ein Haupt der gregorianischen Partei, von 1081 1 4 5 ) und 1084 1 4 6 ) unterrichten uns über seinen Standpunkt. An denselben Bischof Hermann von Metz hat 1081 G r e g o r V I I . jenen berühmten Brief geschrieben, der mit Recht als ein Parteiprogramm großen Stils bezeichnet wurde 1 4 7 ). Noch zu Gregors Lebzeiten verfaßt, aber erst später publiziert, ist die grobe Antwort des M a n e g o l d v o n L a u t e n b a c h (Kloster im Oberelsaß, t vor 1109—1112) an Wenrich 148 ) charakteristisch durch die Enge des Gesichtskreises und auch von seinen Freunden gering eingeschätzt, doch bedeutsam vor allem deshalb, weil Mangold den Begriff der Volkssouv :ränität aufgreift und als einer ihrer ersten mittelalterlichen Vertreter gilt 1 4 9 ). Schon Anfang 1082 hatte H e i n r i c h IV. sein Manifest an die Römer erlassen 150 ). An den Romzug knüpfen sich weitere Schriften von beiden Seiten: so von kaiserlicher Seite die (1084, auf Wunsch des Erzbischofs Liemar von Bremen und des Bischofs 144) LdL I 434—453. Wohl schon 1080, dann 1084 umgearbeitet als rechtliehe Unterlage von Heinrich auf der Synode zu Rom verwendet. S. dazu M i r b t , Publizistik 18 ff.; K. J o r d a n , Der Kaisergedanke in Ravenna z. Z. Heinr. IV., DA 2 (1938) u. ders. Ravennater Fälschungen aus d. Anfängen d. Inv.-Streites, AUF 15 (1938). 1 « ) M e y e r v. K n o n a u , Jbb. Heinr. IV. u. Heinr. V. Bd. III, 354—361. Ausg.: LdL I 263—279. Vgl. S. S a l l o c h , Hermann v. Metz, 1931; H.-D. W e n z e l , Das Bistum Metz während d. Invest.-Streits. Diss. Frankfurt 1951. 1 4 e ) Ein weiterer Brief Gebhards an Hermann v. Metz, gegen die Gültigkeit der Erhebung Clemens III. 108 ff. erhalten bei Hugo v. Flavigny (s. S. 74) u. im Cod. Udalrici (s. S. 38) S a l l o c h , S. 47. ! « ) M e y e r v. K n o n a u , Jbb. Heinr. IV. u. Heinr. V., Bd. III, 368 bis 373. Gregorii VII. Registrum VII, 14 a u. VIII, 21 (ed. Caspar 2, 544 f.); zu VII, 1 4 a : H . X . A r q u i l l i i r e , Recherches de science religieuse 40 (1952) 231 ff. 148) Liber ad Gebehardum (Eb. v. Salzburg). „Wohl das Gehässigste und Skrupelloseste, was die an Haß und Leidenschaft reiche Periode des Investiturstreits hervorgebracht hat" (R. H o l t z m a n n ) . Ausg.: LdL I 308—430. W H I 401 ff.; S c h a r n a g l 43 ff.; DW 6267. X49) o . G i e r k e , Das dt. Genossenschaftsrecht, Bd. III, 1881 (Neudruck 1955) 563 ff. 150) M e y e r v. K n o n a u , Jbb. Heinr. IV. u. Heinr V., HJ. III, 433—436. 5»

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2. Kapitel: Das J a h r h u n d e r t der salischen Herrscher

Benno von Osnabrück) von W i d o (1090 Domprobst, 1093 bis 1101 selbst Bischof) v o n O s n a b r ü c k verfaßte, nur im Auszug erhaltene Schrift 1 5 1 ) über den Streit zwischen Kaiser und Papst (Uber de controversia inter Hildebrandum et Heinricum imperatorem), die mit scharfen Worten Gregor die Schuld am K a m p f e zuspricht; aus den Reihen der Gegner, vermutlich im A u f t r a g der gregorianischen Bischöfe, von dem Hildesheimer Domsdiolaster B e r n h a r d , auch B. von K o n s t a n z (f 1088) genannt, dem Lehrer Bernolds, der Liber canonum contra Heinricum /V.152). Der T o d G r e g o r s beendet weder den Kampf noch auch den literarischen Streit. Neue Schriften sendet jetzt B e r n o l d aus; er und A n s e l m v o n L u c c a (Liber contra Wibertum153), um 1085—1086), bekämpfen den Gegenpapst Wibert (Clemens III.). Einen stark tendenziösen Rückblick auf den Kampf Gregors gibt B o n i z o (Bonitho), Bischof v o n S u t r i (später von Piacenza, t 1091) in dem wohl seiner Beschützerin, der Gräfin Mathilde von Tuscien, gewidmeten Liber ad amicum (1085—1086) 1 5 4 ). Für Heinrich IV. treten nicht nur die widerwärtigen Schmeichelverse B e n z o s , des Bischofs v o n A l b a (f 1089) 1 5 5 ), in seinen Libri V I I an Heinricum IV. ein, sondern bald nach dem T o d Gregors V I I . vor allem die höchst bedeutende Schrift des Bischofs W i d o v o n F e r r a r a (seit 1086) f ü r die staatlichen Rechte und zugunsten der Anerkennung Wiberts von Ravenna (Clemens III.). Liber de scismate Hildebrandil56). A u d i in den Tagen U r b a n s II. geht die Fehde weiter. Auf der Synode zu Clermont (1095) wurde der Investiturbegriff verschärft: Verbot des Lehnseids an Laien. Unentwegt k ä m p f t e in neuen Schriften B e r n o l d vergeblich f ü r die gregorianische 151) Ausg.: M G L d L I 461 ff. M e y e r v. K n o n a u I I I , 5i;4—591. 152) Ausg.: L d L I 470—516. W H I 401 (Lit.). Bernhard gilt als der U r heber der Hildesheimer Briefsarmxiliung, s. S. 38. 153) Ausg.: LdL I 517—528. 154) Liber ad amicum sive de persecutione ecclesiae libri I X , Ausg.: MG LdL I 571—620. Sein Bericht ist jedodi nidit frei von Tendenz. Zu seinen kirchenreditlidien Sdiriften s. U . L e w a l d , An der Sdiwelle d. Scholastik, B. v. S. u. das Kirchenrecht seiner Tage, 1938; F. N a s a l l i R o c c a d i C o r n e l i a n o , Studi Gregoriani 2 (1947) 151—162. 155) Die Dichtungen sind erst nach und naen entstanden (bis 1088). Ausg. von H . L e h m g r ü b n e r 1887,. D T 6127. P. E . S c h r a m m , D A 1 (1937) 389 ff. 156) M G L d L I 532—567; M e y e r v. K n o n a u , Jbb. H e i n r . I V . u. H e i n r . V . , Bd. I V , 142—150. Hierzu nun K. J o r d a n , Die Stellung Wiberts v. Ravenna i. d. Publizistik d. Investiturstreits, M I Ö G 62 (1954) 155—164.

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Sache 1 5 7 ). Damals kam, f ü r Heinrich IV. eintretend, eine der allermächtigsten Streitschriften der ganzen Epoche zum Abschluß, der Liber de unitate ecclesiae conservanda1B8), das Buch über die Einheit der Kirche, dessen nunmehr verlorene Handschrift 1519 Ulrich von H u t t e n in Fulda entdeckt und zuerst (1520) herausgegeben hat. Der Verfasser w a r nicht Bischof W a l r a m von N a u m b u r g , sondern ein unbekannter Hersfelder Mönch. Diese Schrift richtet sich nicht nur gegen Gregor VII., sondern sie muß auch als Zeugnis der geistigen Auseinandersetzung zwischen den beiden großen Strömungen der Klosterreform des 11. Jahrhunderts, zwischen Gorze und Cluny (Hirsau) angesehen werden 1 5 9 ). In den der staufischen Zeit angehörigen Annales St. Disibodi (Disibodenberg an der Nahe) ist ein Brief des Bischofs W a l r a m von N a u m b u r g an den Landgrafen Ludwig von Thüringen überliefert, in dem er diesen a u f f o r d e r t , auf die Seite Heinrichs IV. zu treten (1094/95) und dazu die A n t w o r t des Bischofs H e r r a n d von H a l b e r s t a d t (S. 53), der dies im A u f t r a g Ludwigs ablehnt 1 6 0 ). Gegen Ende des Jahrhunderts (1098) würden die antigregorianischen Schriften, die aus der Mitte der dreizehn 1084 von Gregor V I I . abgefallenen Kardinäle im L a u f e der letzten J a h r zehnte hervorgegangen waren, in einer Sammlung zusammengefaßt, woran besonders der Kardinal B e n o (auch mit eigenen Schriften, so den Gesta Romanae ecclesiae contra HildebrandumJ beteiligt w a r 1 8 1 ) . Auch vermittelnde Elemente, wie I v o v o n C h a r t r e s 1099 in einem Briefe an den Erzbischof H u g o von Lyon, versuchten schon, zunächst freilich vergeblich, sich Gehör zu schaffen. Wie stark noch die Gegensätze der Parteien e m p f u n d e n wurden, bewies aus den Reihen der Gegenseite die leidenschaftliche Flugschrift des Bischofs B r u n o v o n S e g n i (f 1123) gegen die Simonisten, die viele Nachrichten über Leo I X . bringt. Nach 157) M e y e r v. K n o n a u , J b b . H e i n r . IV. u. H e i n r . V . , Bd. I V , 103 bis 110, 434—437; Bd. V, 105 ff. 158) Ausg. v. S c h w e n k e n b e c h e r in M G LdL II 173—284, dazu Beoierkgn. v o n S a c k u r . Auszugsweise übers, bei G u n d l a c h I I , 590—626. A. F a u s e r , D . Publizisten d. Inv.-Streits, Diss. Mündien, 1)35, 116—121. W H I 406—409. 159) K . H a l l i n g e r , G o r z e - K l u n y (s. S. 24, A n m . 84), 454 ff. « » ) Ausg. M G LdL II 285 ff., vgl. I I I , 734. W H I 409. 161) Ausg. dieser Anm. 158) 60—68.

Schriften:

LdL

II,

366—422.

Fauser

(s.

oben,

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2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

Bruno kann nur ausnahmsweise eine unwissentlich durch einen Simonisten empfangene Ordination gültig sein 162 ). Als Paschalis II. den Grafen Robert von Flandern zum Kampf gegen Heinrich IV. und dessen treuen Anhänger Bischof Otbert von Lüttich aufrief, trat S i g e b e r t , Möndi in G e m b l o u x , der schon 1075 gegen die behauptete Ungültigkeit der Messen verheirateter Priester das Wort ergriffen hatte, mit großer Lebhaftigkeit gegen solchen Versuch der Friedensstörung auf 1 6 3 ). Aber schon hatte Kardinal D e u s d e d i t , der Verfasser der Dekretaliensammlung (s. S. 61), den Begriff der Simonie wieder auf seinen ursprünglichen, engeren Sinn zu bringen versucht: Simonist ist, wer irgendwann für sein Amt Geld gegeben hat 1 6 4 ). In seinem Briefe an Erzbischof Hugo von Lyon ließ jetzt Bischof I v o v o n C h a r t r e s den Punkt hervortreten, auf den sich in der Folge, je mehr man von theoretischen Erörterungen auf die praktische Seite des Streites kam, der Kampf konzentrierte: die Investitur, auch von Seiten des Königs, ist eine unzulässige Handlung von Laienhand: nur als „concessio", als rein formale Handlung will er sie gelten lassen 165 ). Bei der Erneuerung des Kampfes zwischen Kaiser und Papst unter Heinrich V. treten die anderen Streitpunkte immer mehr hinter dieser für die Königsmadit und Reichsverfassung entscheidenden Frage des Investiturrechts zurück. Sie steht seit Paschalis II. im Vordergrunde wie der politischen Verhandlungen so auch der literarischen Diskussion. Für das königliche Recht war in Frankreich H u g o v o n F l e u r y zugunsten Heinrichs I. gegen Anselm von Canterbury eingetreten 166 ). Der Tractatus de investitura episcoporum wird als die Zusammenfassung der Richtlinien angesehen, die Heinrich V. 1109 seinen Gesandten zu den Verhandlungen mit Paschalis II. mitgab 1 6 7 ). Aber nach Bischof R a n g e r i u s v o n L u c c a waren lfl2) Sermo de symoniacis, LdL I I , 543—565; die Abfassungszeit ist unbestimmt, ob nodi unter Urban II. oder Pasdialis II. 163) Epistola Leodicensium adversus Pasdialem papam (1103): LdL I I , 451—464, audi im Codex Udalrici (s. S. 38). Ober Sigebert s. S. 73. 164) Libellus contra invasores et symoniacos et reliquos schismaticos, LdL I I , 292—365. 165) Die Briefe Ivos, die sich auf den Investiturstreit beziehen bei LdL II, 640—657; hierzu nun H. H o f f m a n n , Ivo v. Chartres u. d. Lösung d. Investiturproblems, DA 15 (1959) 393—440, dort S. 405 f. Lit. 166) Tractatus de regia potestate et sacerdotali dignitate, wohl 7.wischen 1102 und 1105: sacerdotalis dignitas maiestati regiae subest ordine, non dignitate. LdL I I , 466—494. W H I 778. 167) Ausg.: LdL I I , 495—504; W H I 411 f .

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Ring und Stab heilige, von Laienhand nicht zu berührende Zeichen 1 6 8 ). Die Ereignisse von 1111 haben dann begreiflicherweise zunächst nochmals die Gegensätze in beiden Lagern verschärft und publizistische Kundgebungen veranlaßt. Kaiser und Papst selbst wenden sich wiederum mit Kundgebungen an die Öffentlichkeit 1 6 9 ). In leidenschaftlichen Briefen schreiben B r u n o v o n S e g n i (seit 1107 Abt von Monte Cassino) 1 7 0 ) und in Frankreich G o t t f r i e d , Abt v o n V e n d ö m e 1 7 1 ) , gegen die Zugeständnisse, die Paschalis dem Kaiser gemacht hatte. Für das Recht des Kaisers tritt eine Streitschrift aus dem Kloster F a r f a ein 1 7 2 ). Aber schon damals wird audi aufs neue in umfangreicher D a r legung ein Ausgleich der widerstreitenden Rechte von P l a c i d u s v o n N o n a n t u l a im Liber de honore ecclesiae173) versucht. Noch einmal freilich stellte sich die Lateransynode von 1112 auf den S t a n d p u n k t Gregors V I I . ; ihre Kundgebungen setzten aufs neue die Federn in beiden Lagern in Bewegung 1 7 4 ). Wichtige Nachrichten über die Legation des Kardinalbischofs von Palestrina, K u n o v o n P r a e n e s t e (zu 1117) enthält das freilich nicht vollständig erhaltene zweite Buch der Vita des Abts D i e t g e r v o n S t . G e o r g e n (seit 1088, f 1120) 1 7 5 ). Über das Reimser Konzil von 1119 und die ergebnislosen Verhandlungen Heinrichs V. mit Papst Calixt II. haben wir als Hauptquelle einen höchst einseitigen, vom kurialen Standpunkt geschriebenen Bericht von dem Straßburger Scholastikus Hesso176). 1«8) De anulo et baculo (in Versen) LdL I I , 508—533: M e y e r v. K n o n a u Jbb. H e i n r . I V . u. H e i n r . V . , Bd. V I , 126—128. Rangerius hat auch ein Vita Anselmi, seines Vorgängers Anselm v. Lucca (s. S. 61) in Versen v e r f a ß t ; Ausg. von V. de la Fuente, M a d r i d 1870. Über Rangerius nunmehr P . G u i d i , Studi Gregoriani 1 (1947). 16e ) Relatio registri Pasthalis, Encyclica Hcinrici V, Relatio caesaria altera; MG, Const. I, n r . 83—101 u. andere Dokumente. 1'») LdL I I , 563—565. 1 " ) LdL I I , 676—700. 172 ) Orthodoxa defensio imperialis M G LdL I I , 535—542, wahrscheinlich doch nicht von Gregor von C a t i n o , s. H e i n z e l m a n n , D i e Farfenser Streitschriften, 1904. Ober Gregor s. S. 78. LdL II 568—639. M. C. L i 11 i , Rivista di storia della chiesa in ltalia 7 (1953) 100—105. 174) Uber diese Schriften s. M e y e r v. K n o n a u J b b . H e i n r . I V . u. H e i n r . V., Bd. V I , zu 1112. !75) Vita Theogeri. Ausg.: v. J a f f e M G SS X I I . E r w u r d e 1117 zum B. von Metz erwählt, kam aber nie in den Besitz des Bistums. 176 ) Relatio de concilio Remensi. Ausg.: v. W a t t e n b a d i M G SS X I I 422—428 u. LdL I I I , 21—28; audi im Cod. U d a l r . bei J a f f i Bibl. V, 353 bis 365. W H I 412 f . ; s. auch Z a t s c h e k in D A 7 (1944) 48—78, dazu T h . S c h i e f f e r in Festschrift f ü r E . E. Stengel. 1952.

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Wie stark doch damals auch im Reich noch die kirchlichen Gegensätze aufeinanderstoßen konnten, zeigt die Schrift von U d a l s c h a l k , Mönch u. späterer Abt von St. Ulrich und A f r a in A u g s b u r g über den Konflikt zwischen seinem Abt Egino (1109—1120) und dem kaiserlich gesinnten Bischof H e r m a n n von Augsburg 1 7 7 ).

Dann aber findet, nachdem sich die Gemüter beruhigt und Calixt II. auf den Stuhl Petri erhoben ist, nach langen, oft vergeblich erscheinenden Verhandlungen, der halbhundertjährige Kampf um die Investitur zunächst sein Ende durch das W o r m s e r K o n k o r d a t . Die im September 1122 auf dem Reichstag zu Worms mit den päpstlichen Legaten getroffenen Vereinbarungen konnten und wollten die grundsätzlichen Fragen über die Investitur und das Regalienrecht nicht zur Entscheidung bringen. Aber die praktische Anwendung, über die man sich auch in den literarischen Erörterungen und durch Vermittlungsversuche näher gekommen war, sollten, wenigstens nach allgemeinen Grundsätzen, für die Praxis gelöst werden: in Deutschland Investitur mit den Regalien durch den König vor der Weihe, in Burgund und Italien Verleihung der Regalien nach der Weihe. Uber diese Zugeständnisse wurden gesonderte Urkunden ausgestellt 178 ). Die kaiserliche U r k u n d e 1 7 9 ) ist im Original im V a t i k a n erhalten; die päpstliche nur in Abschriften. Uber die verfassungsrechtliche Bedeutung des Wormser Konkordats hatte sich eine lebhafte Erörterung erhoben, seitdem D. S c h ä f e r (1905) die Zugeständnisse des Papstes als nur f ü r die Person und Regierungszeit Heinrichs V. gültig bezeichnet hatte. Die Streitfrage hatte ihren G r u n d in der längst gemachten Beobachtung, d a ß die Praxis der folgenden Jahrzehnte den Bestimmungen des Konkordats vielfach nicht entsprochen hat und d a ß unter Lothar wieder Verhandlungen und Abmachungen 1 " ) U d a l s c a l c u s de E g i n o n e et H e r i m a n n o . A u s g . : M G SS X I I , 429—448. W H I 537 f . ( G . T a n g l ) . 178 ) A u s g a b e n : C o n s t . I n r . 107, 108. M G Z e u m c r I . 11. 5 (1. A . , n . 4). 178) R e p r o d u k t i o n : M I Ö G 6 (1885) W H I 414, 442.

2. Kapitel: Das Jahrhundert der saJIschen Herrscher

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zwischen Kaiser und Kurie stattgefunden haben. Z u r ganzen Frage und Literatur: M e y e r v. K n o n a u , Jbb. H e i n r . IV. u. Heinr. V., Bd. V I I , 349—354: D W 6325. 6326, bes. A. H o f m e i s t e r , Das ¥ K . in: Forschungen und Versuche z. Gesch. d. MA u. d. Neuzeit, Festgabe f ü r D. Schäfer (1915) bes. 66 ff. W H I 439—-442. Die neuere und ältere Auffassung (von der unbedingten Gültigkeit der päpstlichen Zusagen) stehen auch heute noch einander gegenüber. Eine vermittelnde Anschauung (im Anschluß an Hofmeister) bei H a m p e - B a e t h g e n , Dt. Kaisergesch. 1 0 1949, S. 98: Anerkennung des abgewandelten Reichsgewohnheitsrechts durch die Kurie nach Verzicht des Kaisers auf die Investitur mit Stab und Ring. Weltchroniken180) Das Chronicon universale des aus Irland stammenden Mönches M a r i a n u s S c o t t u s (1028—1082 oder 1083) 180 *), der seit 1059 in Fulda, seit 1069 in Mainz als Rekluse lebte, hat, zunächst bis 1073 reichend, dann bis 1087 fortgesetzt, außer einigen Bemerkungen zu den letzten Jahren als Quelle keinen W e r t . Sigebert von Gembloux (Gemblacensis) (etwa 1 0 3 0 — 1 1 1 2 , Mönch u n d seit 1 0 7 0 Lehrer im K l o s t e r G . ) hat u m die J a h r h u n d e r t w e n d e mit m a ß v o l l e m U r t e i l , o h n e Parteinahme, obschon er literarisch einst auch gegen G r e gor V I I . aufgetreten w a r 1 8 1 ) , eine Weltchronik, „Chronographia" v e r f a ß t 1 8 2 ) . Sie zeichnet sich v o r a l l e m durch ihren universalen S t a n d p u n k t aus. Freilich ist der Quellenwert dieses Werkes sehr gesunken, seit man entdeckt hat, daß wir meist seine Quellen selbst kennen. Doch sind f ü r die letzte Zeit der Darstellung, die Sigebert zunächst vor 1106 abgeschlossen und dann im ganzen selbst überarbeitet und bis zum April 1111 (Vertrag mit Paschalis) fortgeführt hat, vielfach auch Briefe und Akten verwertet. Schon von Ekkehard von Aura (s. S. 74) in der ersten Form benutzt, ist dann Sigeberts Chronik sehr schnell in vielfachen Abschriften, 180) ü b e r W e l t c h r o n i k e n bis O t t o v . F r e i s g . A . - D . v. d e n Brinken, S t u d i e n z . l a t . W e l t d i r o n i s t i k . D i s s . ( M ü n s t e r ) D ü s s e l d o r f 1957. l » ° a ) M G SS V , 481—568; recensio a l t e r a ( v o n 1065—1083) M G SS X I I I , 78 f . W H I 446 Ii. J S1) Siehe S. 70. 182) A u s g a b e : M G SS V I , 300—374. W H I 729—736. J. Beneyto P e r c z , S t u d i G r e g o r i a n i 2 (1947); A . B o u t c m y , S c r i p t o r i u m 3 (1949) lSJff.

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2. Kapitel: Das Jahrhundert der salisdien Herrscher

namentlich in Belgien und Nordfrankreich, weit verbreitet und mit Fortsetzungen versehen worden 1 8 3 ). Mehr eine Geschichte der Diözesen Verdun und Autun ist die Weltchronik des H u g o v o n F l a v i g n y , der als Mönch von St. Vanne(s), antikaiserlich gesinnt, in die Verbannung zieht und schließlich Abt ( 1 0 9 6 — 1 1 0 1 ) von Flavigny (sur Ozerain) 1 8 4 ) wird, von wo er 1101 vertrieben als Abt v. St. Vanne(s) in das kaiserliche Lager übergeht. Das zweite Buch (die Originalhandschrift ist erhalten) umfaßt das Jahrhundert von 1002—1102 und gibt eine durch viele Aktenstücke unterstützte Erzählung, namentlich für die Ereignisse in den lothringischen Gebieten 1 8 5 ).

Am Ende der salisdien Zeit steht die große, berühmte und bedeutendste der in diese Periode gehörigen Weltchroniken 186 ), das „Chronicon universale", das in seinen weitgehendsten Fassungen bis 1125 reidit und (seit W a i t z und O. A b e l ) in seinen sämtlichen fünf Rezensionen als das Werk des Abtes E k k e h a r d v o n A u r a 1 8 7 ) (an der fränkischen Saale, f nach 1125) angesehen wurde 188 ). Dann aber hat H. B r e s s l a u dargetan, daß die erste grundlegende Fassung der Chronik, die uns — in der in Jena liegenden Originalhandschrift — von 1057 bis zum Ende (1101) erhalten ist, nicht von Ekkehard, sondern mit Sicherheit von dem auch sonst literarisch bekannten F r u t o l f im Kloster M i c h e l s b e r g ( f 1103) bei Bamberg herrührt (Rez. A) 1 8 9 ). Dieser erhaltene und besonders für die Zeit seit 1071 als Quelle wertvolle Teil der Chronik wird im wesentlichen zu einer Schilderung der Reidisgeschichte und des großen kirdienpolitisdien Kampfes mit entschiedener 183) Unter den vielen Fortsetzungen in staufisdier Zeit ist besonders wichtig die Continuatio Aquicinctina (s. S . 119). 184) W a n n er starb, ist unbekannt. 1 8 5 ) Chronicon. Ausg.: M G SS V I I I , 288—502. Bemerkenswert ist auch die Aufnahme von Briefen. W H I 623—625. 1 8 ' ) Sie ist im Mittelalter viel b e r u t z t und war in zahlreichen H a n d sdiriften verbreitet. 1 8 7 ) Kloster Aura war 1108 von Bischof O t t o von Bamberg gestiftet, der 1113 bei der Einweihung E k k e h a r d als ersten A b t einsetzte: E . war vorher wahrscheinlich in Midielsberg bei Bamberg. 188) D i e C h r o n i k galt früher seit der ersten Veröffentlichung 1515 als W e r k eines Conrad von Lichtenau, A b t von Ursperg (Chronicon Urspergense). 1 8 ®) Neben Eigentümlichkeiten der Zeitrechnung und Schriftvergleidi half Bresslau auch ein Michelsberger Bibliothekskatalog, der eine Weltchronik von F r u t o l f , aber nicht von Ekkehard kennt.

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Parteinahme für Heinrich IV. Die Weltchronik F r u t o l f s hat dann E k k e h a r d , wohl in Michelsberg, nach seiner Rückkehr vom Kreuzzug, nadi 1106 in einem für Heinrich abgünstigen Sinn überarbeitet und bis 1106 fortgesetzt (Rez. B ) 1 9 0 ) . Dann hat er unter Benutzung von Sigeberts Chronik (s. S. 73) eine Umarbeitung und Fortsetzung mit einer zunächst günstigen Beurteilung Heinrichs V. begonnen, die sich jedoch allmählich in ihrer Einstellung wandelt. Diese Rez. D wurde bis 1125 fortgesetzt. Schließlich hat Ekkehard noch eine stofflich eingeschränkte U m arbeitung bis 1125 verfaßt (Rez. E), deren Gesinnung sich wieder von Heinrich V. abwendet 1 ® 1 ). Ekkehard war vielfach vortrefflich unterrichtet, er schöpfte audi aus sonstigen Quellen und Akten, so aus den Berichten Hessos zu 1119 (s. S. 71); auch den Text des Wormser Konkordats hat er aufgenommen. Die Rez. C, eine deutsche Kaisergeschichte von Karl d. Gr. bis 1114 in drei Büchern, bisher auch Ekkehard von Aura zugeschrieben, wurde neuerdings von I. S c h m a l e - O t t als das Werk des Schotten D a v i d angesehen 192 ). David war unter Bischof Erlung Leiter der Würzburger Domschule und kam 1110 an den Hof Heinrichs V., wo er sich vermutlich ein Jahrzehnt lang aufhielt 193 ). Später wurde er Bischof von Bangor in Wales (1120 bis 1139). Doch dürfte die These, David sei der Autor der Rez. C, sicher noch eingehend diskutiert werden. Wichtige Nachrichten über die letzten salischen Jahrzehnte sind uns auch in einer Reihe von A n n a l e n erhalten: 1. Die verlorenen Annales St. Albani (in Mainz), die die Würzburger Annalen (s. unter 2) bis 1109 fortsetzten, enthielten einen wertvollen Bericht über das Auftreten Heinrichs V. und 1 0 ° ) In einer Widmung an Heinrich V . hat sidi E . selbst als Verfasser genannt. Diese R e z . B. ist ebenfalls im Original in J e n a erhalten. l e l ) Ausg. aller Fassungen, auch die Rez. A ( F r u t o l f ) und C als E k k e hards Chronik von W a i t z , M G SS V I , 33—265; eine Neuausgabe für die M G wird von I . S c h m a l e - O t t vorbereitet. Ü b e r s . : Gesdiiditssdir. 51. D W 6097. W H I 491—506, A. W e n d e h o r s t , D A 16 (1960) 224—226. -1®2) I. S c h m a l e - O t t , D i e Rezension C der Weltdironik Ekkehards, D A 12 (1956) 363—387. 1 9 3 ) Ober D a v i d und seine T ä t i g k e i t s. W H I 363 f . Gegen die Ansichten von K . P i v e c , M I Ö G 46 (1932) u. 52 (1938) wandten sidi W . H o l t z m a n n , N A 50 (1935) und neuerdings F . H a u s m a n n , Reidiskanzlei (s. S . 29, Anm. 4), 310—319.

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2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

seinen Kampf gegen den Vater, ursprünglich vielleicht eine selbständige Darstellung aus der Umgebung Heinrichs V.; sie wird als libellus de rebellione Heinrici V. bezeichnet und ist uns in der Fortsetzung der Hildesheimer Annalen (1041—1108) erhalten 1 9 4 ). 2. Würzburger Annalen sind über Ilsenburg nach Kloster H a r s e f e l d bei Stade gekommen ufid hier mit Ilseniburger Zu195 sätzen bis 1130 fortgesetzt ). 3. Eine sächsische Darstellung vom Sachsenkrieg und Investiturstreit (1074—1117), die auch bei Ekkehard erkennbar ist, ist am vollständigsten in die Ar.nales S. Disibodi (Kloster Disibodenberg bei Mainz) 841—1200 1 9 8 ) übergegangen. Auch gehören hierher die Anfänge der Paderborner Annalen (von 1105 an) und der E r f u r t e r Annales Lothariani (s. S. 93).

Zu den hervorragendsten geistlichen Fürsten unter Heinrich V.zählt O t t o , Bischof v o n B a m b e r g (1102—1139). Den größten Ruhm hat er sich als der Heidenbekehrer in Pommern erworben. Seine Wirksamkeit ist schon bald nach seinem T o d e von mehreren Klerikern, zumeist aus Michelsberg, geschildert. Zunächst wurde dort, vielleicht von dem Prior T h i e m o , ein Bericht über Ottos „ f r o m m e W e r k e " v e r f a ß t 1 9 7 ) . D a n n haben ein M ö n c h des von O t t o 1109 gestifteten Klosters P r ü f e n i n g bei Regensburg nach H . v. F i c h t e n a u 1 9 8 ) wahrscheinlich W o l f g e r , zwischen 1140 und 1146 1 9 9 ) und ausführlicher und inhaltlich zuverlässig in Michelsberg der Mönch E b o Ottos Leben beschrieben 2 0 0 ). U m die Heiligsprechung (1109) zu erwirken, wurde letztere Arbeit zweckentsprechend überarbeitet. Inzwischen hatte dann, wohl in den sechziger Jahren (vielleicht) ein Gegner Ebos im Kloster, der Mönch H e r b o r d , unter Benützung von Ebos le4 ) Ausg.: A n n . Hildesheimenses in M G SS. rer. Germ. i. u. sdi. 8, 107S Neudrude 1947), s. auch M e y e r v. K n o n a u , Jbb. H e i n r . I V . u. H e i n r . V., Bd. V, 196 Anm. 3. W H I 450 ff. 185) Annales Rosenfeldenses: Ausg.: M G SS X V I 99—104. Rosenfeld: eigentlich Rossefeld = H a r s e f e l d (bei Stade). W H I 507 f. l'J«) Ausg.: M G SS 17, 6—30. W H I 597 (Sdimeidler). l 0 ? ) Ausg.: Relatio de piis Operibus Ottonis episcopi Babenbergensis, M G SS X V , 2 1151—1166. 188) H . v. F i c h t e n a u M I D G 51 (1937). 109) Ausg.: Monachi Prieflingensis Vita Ottonis M G SS X I I , 883—903 und nunmehr A. H o f m e i s t e r , die Prüfeninger Vita des Bischofs O t t o von Bamberg in: Denkmäler der Pommersdien Geschichte 1 1924; Übers, von A. H o f m e i s t e r , Gesdisdir. 96. 2 °°) Ausg.: Ebonis Vita Ottonis, M G SS X I I 822—883, und verbessert J a f f e , Bibl. V, 580—692.

2. Kapitel: D a i Jahrhundert der salisdien Herrscher Arbeit, doch recht unzuverlässig, Dialogform geschildert 2 0 1 ).

nochmals

Ottos

Leben

77 in

E r z ä h l e n d e Q u e l l e n aus I t a l i e n a) Oberitalien. In Mailand hat Erzbisdiof A r n u l f um 1085 die Gesta archiepiscoporum Mediolanensium (92}—1077) seu rerum sui temporis libri V202), also vornehmlich die Geschichte seiner eigenen Zeit geschrieben, kurz, vortrefflich, unbefangen, unbeschadet seines Gegensatzes zu Gregor V I I . Ihre Bedeutung reicht über die Geschichte der Stadt hinaus. H i n t e r diesem W e r k steht die Arbeit des Mailänder Priesters L a n d u l f : Mediolanensis historiae libri IV (375—1085) 2 0 3 ), obschon sie sich vielfach auf Akten stützt, entschieden zurück; sie ist ebenfalls antigregorianisch, aber einseitig, parteiisch und gehässig. Eine Fortsetzung bis 1137 h a t der jüngere L a n d u l f d e S. P a o l o geschrieben 204 ). Die Vita des 1075 verstorbenen Diakons A r i a l d , des U r hebers der Pataria, hat ein Schüler A n d r e a , Abt v o n S t r u m i , verfaßt205). Zeitgenössisch, umfangreich und inhaltreich, wichtig f ü r die Vorgänge von Canossa, aber mit Vorsicht zu benutzen ist die poetische Verherrlichung der M a r k g r ä f i n Mathilde von Tuszien (f 1115), die ihr nach ihrem T o d e D o n i z o , ein Mönch des von ihr in Canossa gestifteten Klosters, angedeihen ließ 2 0 6 ). 201) Ausg.: H e r b o r d i Dialogus de vita O t t o n i s , M G X X 697—769 und in M G SS i. u. sch. 33 1868. Ubers, in Geschsdir. 55. Das Original des bis dahin nur aus einer späteren Kompilation des 16. Jahrhs. bekannten Dialogs wurde erst 1865 von W . G i e s e b r e c h t in München gefunden. — Zu allen Viten: W H I 487—491; D . A n d e r n a c h , Die Biographen Ottos v. Bamberg. Diss. F r a n k f u r t a. M. 1950; S. L i m a n , Studia Zródloznawcze 3 (1958) 23—47. 202) Ausg.: M G SS V I I I , 6—31. G. B. B o r i n o , N o t e gregoriane N r . 6 in: Studi Gregoriani 5 (1956). 203) Ausg.: M G V I I I , 32—100. Ital. Obers, con note storiche s. D W 6124. Neue Ausg.: M u r a t o r i , N u o v a edizione I V , 2. 204) Historia Mediolansensis 1097—1137. Ausg.: M G SS X X , 28—49 u. Muratori, N u o v a ediz. V, 3. 1934. 203) Ausg.: v. F r . B a e t h g e n M G SS X X X 1047—1075. Vgl. C. V i o l a n t e , La Pataria milanese e la riforma ecclesiastica I, 1955. 206) Donizoms Vita Matbildis: M G SS X I I 348—409, mit Bildern aus der nodi erhaltenen Originalhandschrift; mit ital. Übers, v. Fr. D a v o l i 1888. N u n m e h r neue Ausg.: M u r a t o r i , N u o v a ediz. V, 2. 1931—1940.

78

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

b) In Rom sind Aufzeichnungen verschiedenster Art und Herkunft für die Jahre 1044—1083 im 13. Jahrhundert zusammengeschrieben und als Annales Romani20T) herausgegeben. Wichtig für die Vorgänge in Rom ist auch die von G r e g o r v o n C a t i n o , einem kaiserlich gesinnten Mönche des Klosters Farfa nach 1105 geschriebene Chronica Farfensis208) (bis 1125). c) Unteritalien209) x Eine bedeutende Rolle für die kaiserliche Politik hat in der 2. Hälfte des 11. und der 1. Hälfte des 12. Jahrhunderts das alte und berühmte Kloster Monte Cassino gespielt. Hier hat L e o aus dem Hause der Grafen v o n M a r s i c a , Archivar und Bibliothekar des Klosters, später Kardinalbischof von Ostia (f 1115) mit umfassender und sorgfältiger Benutzung des Klosterarchivs 210 ) die vortreffliche Chronica monasterii Cassinensis211) bis 1075 geschrieben. Sie ist in Monte Cassino zunächst (bis 1127) von einem Mönch G u i d o fortgesetzt und sodann von dem D i a k o n P e t r u s in starker Überarbeitung vielfach unzuverlässig und mit Fälschungen durchsetzt fortgeführt worden 2 1 2 ). Zu den Quellen Leos gehörte auch die Normannengeschichte des in Monte Cassino weilenden Mönches A m a t u s (f 1101). Diese auf Anregung von Robert Guiscard entstandene Erzählung ist nur in einer französischen Über207) Ausg.: M G SS V , 468—489 u. v. Duchesne im Líber p o n t i f i c a l i ; I I , 329—350. Audi die M G SS X V I I , 31 herausgegebenen A n n a l e s S e i i g e n s t a d e n s e s gehören nadi Rom ( W a t t e n b a c h I I " , 221, A n m . 3). 208) Ausg.: M G SS X I , 558—585, s. audi (über das Ende) W a t t e n b a c h I I 6 , 220. Neuere Ausg.: v. U. B a l z a n i , F o n t i p e r la storia d ' I t a l i a 33—34. 1903. Ober Gregor v. C. s. a u ± S. 71 b. d. Libelli de lite. 209) E í n e Ubersidit Uber die Quellen zur Geschichte Unteritaliens und Siziliens in der Normannenzeit bei C h a l a n d o n , Histoire de la domination normande en Italie et en Sicilie I, 1907; V — L X I X . 21 ° ) Die von Leo benutzten Quellen und U r k u n d e n sind nodi im Klosterardiiv vorhanden. 211) Ausg.: M G SS V I I , 551—844. Die älteste, von Leo herrührende H s . reicht bis 1057; sie zeigt fortgesetzt Verbesserungen und Einsdialtungen. H . S. B r e c h t e r , Die Frühgesdi. v. Montecassino nach d. Chronik Leos v. Ostia . . . in Liber Floridus, Festschrift Paul Lehmann, 1950, S. 271—286; P . M e y v a e r t - P . D e v o s , Analecta Bollandiana 73 (1955) 375—461 und 74 (1956) 189—240; G. J. L i e f t i n c k , Scriptorium 10 (1956) 96—98; A. L e n t i n i , Benedictina 11 (1957) 131—146; P. M e y v a e r t , Revue Bénédictine 69 (1959) 3—21. 212) W . S m i d t , in Papsttum und Kaisertum (Kehr-Festsdirift) 1926 und in der Brackmann-Festschrift 1931. D a z u H . - W . K l e w i t z , A U F 14 (1936); S m i d t , Quellen u. Forsdign. aus italien. A r d i . u. Bibl. 28 (1938). S. auch E. C a s p a r , P. D . u. d. Monte Casineser Urkundenfälschungen 1909. D W 6 1 3 4 . Ferner H . B l o c h , T r a d i t i o 8 (1952); P . Meyvaert, Revue Bénéd. 65 (1955) u. Bullettin of the John R y l a n d ' s Library 38 (1955). Petrus berichtet u. a. auch über die Verhandlungen, die 1137 zwischen Lothar und Innocenz I I . stattgefunden haben.

2. Kapitel: Das Jahrhundert der salischen Herrscher

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Setzung aus dem Anfang des 14. Jahrhunderts, die erst im 19. Jahrhundert von Champollion Figeac aufgefunden worden ist, erhalten: l'ystoire de Ii Normant213). Ein verlorene» Geschichtswerk über die Normannen ist in der Alexias der A n n a C o m n e n a (siehe unten) und in der Epopoe des W i l h e l m v o n A p u l i e n über die Taten R o b e r t G u i s c a r d s 2 1 4 ) erhalten. An dieser Stelle sollen audi jene byzantinischen Quellen angeführt werden, die für die Geschichte der Beziehungen zwischen dem mittelalterlichen Imperium des Westens und dem oströmischen Kaisertum wertvoll sind. Die_Chronographia des M i c h a e l P s e l l o s , ein Werk mehr memoirenhaften Charakters, behandelt die Zeit von 976 bis 1077 und ist deshalb bemerkenswert, weil Psellos eine der einflußreichsten Persönlichkeiten am byzantinischen Hof war 2 1 5 ). Die Kaisertochter A n n a C o m n e n a ( f 1048) hat in ihrer Alexias das Leben und Zeitalter ihres Vaters, des byzantinischen Kaisers Alexios I. (1069—1118) geschildert 218 ). Besonders interessant in dieser wertvollen zeitgenössischen Quelle, die sachlich äußerst genau berichtet, sind die Vorurteile gegenüber den Lateinern und der Haß gegen die. Kreuzfahrer. Seit Heinrich IV. tritt B ö h m e n in engere Beziehungen zum Reiche. Damit gewinnt auch die innere Geschichte dieses Landes erhöhte Bedeutung für die Reichsgeschichte. Zu Anfang des 12. Jahrhunderts erscheint dort der erste Chronist, der in Lüttich gebildete Domherr C o s m a s v o n P r a g ( 1 0 4 5 — 1 1 2 5 ) , der im Anschluß an eine völlig sagenhafte Vorgeschichte seines Volkes inhaltreiche und trotz sehr berechtigter Kritik an der Zuverlässigkeit mancher Erzählung doch wertvolle Schilderungen der Ereignisse in 2 1 3 ) Sdilechte Ausg.: von C h a m p o l l i o n - F i g e a c 1835; bessere Ausg.: von O . D e l a r c 1892. Neue Ausg.: S t o r i a de' Normanni di Amato de Montecassino usw. a cura di V . de B a r t h o l o m a e i s ( F o n t i per la storia d ' I t a l i a 76) 1935. V . S m i d t , D i e »Historia N o r m a n n o r u m " von Amatus, Studi Gregoriani 3 (1948). Über A m a t u s : A . L e n t i n i , Benedictina 9 (1955). 2 1 4 ) Ausg.: Guillermi Apulensis gesta R o b e r t W i s c a r d i , M G S S I X , 239 bis 298. M . F u i a n o , Ardiivio storico N a p o l e t a n o 71, N . S . 32 (1950/51) 17—43; M . F u i a n o , C o n v i v i u m , R a c c . N u o v a 1950, 249—271; M . M a t h i e u , Byzantion 20 (1950) 89—103 u. 24 (1954) 111—130. 2 1 5 ) Ausg. mit französ. Übers, von E . R e n a u l d , 2 Bde. Paris 1926 bis 1928. 2 1 6 ) Ausg. mit französ. Obers, von B . L e i b , 3 Bde. Paris 1937—1945.

80

2. Kapitel: Das Jahrhundert der saiischen Herrscher

Böhmen gibt. Darüber hinaus bringt er besonders im 3. Buch für seine eigene Zeit wichtige Nachrichten zur Reichsgeschichte. Seine „Chronik der Böhmen" hat er wohl erst gegen 1110 begonnen und bis in sein Todesjahr fortgeführt. Buch 1 (bis 1037) enthält größtenteils Fabeln, Buch 3 (1092—1125) ist am wertvollsten 217 ). Audi für die Beziehungen zu Polen lassen sich, wenigstens für die letzten Jahrzehnte, die Berichte deutscher Geschichtsschreibung durch polnische Quellen (in lateinischer Sprache) ergänzen. Es sind einerseits annalistische Aufzeichnungen, die zunächst im Laufe des 11. Jahrhunderts in mannigfachen Fortsetzungen, Abteilungen und Verbindungen zusammengeschrieben sind 2 l s ) und weiterhin ausführlicher werden. Andererseits ist die unter Boleslav III. (1102—1138) entstandene Chronik für die ältere Zeit als Sammlung nationalen Sagenschatzes wertvoll. Wohl von einem Südfranzosen ( G a l l u s a n o n y m u s ) verfaßt, handelt sie besonders eingehend von den Taten Boleslavs bis 1113 219 ). In Ungarn220) sind außer späteren legendarischen Verherrlichungen, so König Stephans des Heiligen (997—-1038), selbständige, mit Benutzung auch deutscher Quellen verfaßte Berichte für das 11. Jahrhundert wohl vorhanden gewesen, aber nicht erhalten. 217) Cronica Boemorum. A u s g . : M G SS r e r . G e r m . N o v a series 2, 1923; a u d i ( l a t . u. t s d i e d i i s d i ) F o n t e s r e r . B o h e m i c a r u m I I , 1874. O b e r s . : Geschs d i r . 65, D W 6086. W H I 804—809. F . B a r t o s , C e s k o - p o l s k y s b o r n i k vedeck^ch p r a c i 1 (1955) 7 3 — 8 3 ; A . S k a r k a , C e s k a l i t e r a t u r e 5 (1957) 152—167. 218) Amiales Poloniae, A u s g . : M G SS X I X 612—665, a u d i in M G SS r e r . G e r m . i. u. sdl. 11, 1866. N a c h t r ä g e : M G SS X X I X 421—470. S. B u d k o w a , S t u d i a Z r ö d l o z n a w c z e 2 (1958) 81—96. 219) Chronicae Polonorum, A u s g . : M G SS I X 423—478 u n d als G a 11 i A n o n y m i C h r o n i c o n , L e m b e r g 1899. N e u e A u s g . v . K . Maleczynski, 1952, d a z u T . G r u d z i n s k i , K w a r t a l n i k h i s t o r y c z n y 61 (1954) 218—234. P h o t o g r . W i e d e r g a b e d. C o d e x Z a m o s c i a n u s h r s g . v . J . K r z y z a n o w s k i , 1948. S. a u d i H . Z e i ß b e r g , D i e p o l n . G e s d i i d i t s s d i r e i b g . d . M A . 1873. D W 6143. P . D a v i d , Les sources de l ' h i s t o i r e de P o l o g n e à l ' é p o q u e des P i a s t s , P a r i s 1934; W H I 810 f f . ; M . P 1 e z i a., K r o n i k a G a l l a n a T i e H i s t o r i o g r a f i i X I I W i e k u , K r a k a u 1947. R . R o s i n , P r a c e p o l o n i s t y c z n e 12 (1955) 149—170. Z . S t i c b e r , P o r a d n i k j e z y k o w y ¡956, 245—248. 22°) Z u r u n g a r i s c h e n Geschichtsschreibung des M A . n u n m e h r : C . A . M a cartney, T h e medieval H u n g a r i a n historians. A critical and analytical g u i d e . C a m b r i d g e 1953.

2. Kapitel: D a s Jahrhundert der salischcn Herrscher

81

Von französischen und englischen Quellen sind außer schon genannten weiterhin zu erwähnen: 1. Der Liber qui modernorum regum Francorum continet actus (bis 1108), den H u g o v o n Sancta Maria, M ö n d i v o n F l e u r y (s. S. 70) zwischen 1114 und 1125 für die Königin Mathilde v o n England geschrieben h a t 2 2 1 ) . 2. Mancherlei N o t i z e n in der Historia ecclesiastica des Ordericus Vitalis, der Mönch in St. Evroul in der N o r m a n d i e war 222 ( t nach 1 1 4 2 ) ) . 3. D i e Vita Ludovici Grossi, König Ludwigs (VI.), v o n seinem berühmten Staatsmann, Abt S u g e r v o n St. D e n i s , ist besonders für die Beziehungen zu Frankreich, das Auftreten der Päpste in Frankreich zur Zeit Heinrichs V. und die auf französischem Boden geführten Verhandlungen w e r t v o l l 2 2 3 ) . 4. Nachrichten bei W i l h e l m v o n M a l m e s b u r y ( f nach 1142) in den Gesta regum Anglorum (bis 1125) 2 2 4 ), besonders über den Konflikt zwischen Heinrich V . und Paschalis II.

Alle diese Quellen referierenden oder publizistischen Charakters finden natürlich für viele Einzelheiten ihre Ergänzung in einer Fülle von längeren oder kürzeren A u f zeichnungen, die im großen und ganzen an Bedeutung hinter den genannten Schriftwerken zurückstehen. Mehr noch bieten dafür nach mancher Richtung die mannigfachen Produkte urkundlichen Charakters v o n Kaiser und Papst, von geistlichen und weltlichen Großen. Erst mit ihrer H i l f e vermögen wir, namentlich für die Zeit des Kampfes, vielfach den Rahmen der Überlieferung mit richtigem, tieferem Inhalte zu erfüllen, treibende Kräfte und auch die Haltung einzelner Männer näher zu bestimmen. Es sei in dieser 221 ) A u s g . : H u g o n i s F l o r i a c e n s i s O p e r a h i s t ó r i c a , M G SS I X , 337—406, W H I 777 ff. 222 ) O r d e r i c i V i t a l i s H i s t o r i a e ecclesiasticae l i b r i X I I I . Ausg. v o n A . Le P r e v o s t , 5 B d e . 1838—55 (Soc. de l ' H i s t . de F r a n c e ) ; A u s z ü g e in M G SS X X 51—82 u. X X V I 11—28. W H I 787 f . ; H . W o l t e r , O r d e r i c u s V i t a l i s , 1955 (VeröfT. d . I n s t . f . e u r o p . Gesch., M a i n z , 7). 223 ) A u s g . m i t f r a n z ö s . O b e r s , v o n H . W a q u e t , 1929 (Les classiques de l ' h i s t o i r e d e F r a n c e au M o y e n A g e , 11). A u s z ü g e in M G SS X X V I , 47 bis 59. H . G l a s e r , Beati D i o n y s i i q u a l i s c u m q u e a b b a s . S t u d i e n z. S e l b s t b e w u ß t s e i n u. Geschichtsbild d . A b t e s Suger v . S t . D e n i s , D i s s . M ü n c h e n 1957. G . M i s c h , S t u d i e n z . Gesch. d . A u t o b i o g r a p h i e , I V , N a d i r . G G W 1957, N r . 4, S. 93—160 u. d e r s . , Gesch. d . A u t o b i o g r a p h i e , B d . I I I , 1. 1959, 316 ff. 22 < ) A u s g . v . W . S t u b b s , SS. r e r . B r i t a n n i c a r u r a , 90, 1887—89. A u s züge in M G SS X 452—484. E r h a t auch D a v i d s W e r k (s. S. 75) g e k a n n t u n d wohl benützt.

6

Jacob-Hohenleutner,

Quellenkunde II

82

3. Kapitel: Die Stauferzeit

Hinsicht nur an die städtischen Privilegien der beiden letzten Salier erinnert. Wichtig genug bleibt, was uns an Zeugnissen der kulturellen Strömungen 225 ) jenes Jahrhunderts erhalten ist. Wenigstens von den Kirchenbauten der Epoche sind noch mancherlei Bestandteile trotz aller Wandlungen durch Zeit und Menschenhand auf uns gekommen. Sie sind Zeugnisse einer aufwärtsstrebenden Entwicklung über alle Gegensätze und Kämpfe hinweg. 3. K a p i t e l Die Stauferzeit (1125—1250) Literatur: Dahlmann-Waitz , 9

3 9 2 — 4 1 0 N r . 6 3 2 7 — 6 5 0 0 ; auch 4 3 0 f . ,

435 f., 456 f. A. P o t t h a s t II, 1660—1662. W. W a t t e n b a c h II6, 245—488. H. V i l d h a u t I2, 309—404. M. J a n s e n u. L. S c h m i t z - K a l l e n b e r g 2 1914, 57—76. K. H a m p e - F . B a e t h g e n , Deutsche Kaisergeschichte 10 1949, 104—109. W . v. G i e s e b r e c h t I V 2 , 387—411 und V I (v. B. v. S i m s o n , 1895), 291—319. G. v. W y ß , 60—72. M. M a n i t i u s III, 1931. W . G u n d l a c h , Heldenlieder I I I : Barbarossalieder 1899. E. M i c h a e l , Geschichte des deutschen Volkes III, 320—394. 1903. 2 2 5 ) Dazu gehören auch die sog. Cambridger Lieder, die zwar mit England nichts zu tun haben und so genannt werden, weil ihre H s . in Cambridge liegt. Es sind Dichtungen bunten, kulturgeschichtlichen Inhalts, die auch manche auf die deutschen Herrscher des 11. Jahrhunderts und andre deutsche und französische Personen und Vorgänge bezügliche Einzelheiten bieten. Ausg. v. K . S t r e c k e r 1926; ferner von W . B u l s t (Editiones Heidelbergenses. 17), 1950. D W 5962. W H I 2 0 f .

3. Kapitel: Die Stauf erzeit

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Die erzählenden Quellen f ü r die staufisdie Zeit 1 ) sind auch so gut wie vollständig in den Monumenta Germaniae histórica gedruckt, von Bd. 16 der Abteilung Scriptores (SS) an in erster Linie die aus Deutschland stammenden, dazu (in Bd. 26—29) in Auszügen die ausländischen Gesdiichtswerke über diese Epoche, soweit sie als Quellen für die deutsche Geschichte in Frage kommen: französische, englische, dänische, ungarische und (bisher Bd. 30—32) die italienischen Quellen des 13. Jahrhunderts, während die aus Italien stammenden Schriftsteller des 12. Jahrhunderts bereits in den früheren Bänden zusammen mit den deutschen gedruckt sind. Die in deutscher Sprache geschriebenen Werke stehen in der Abteilung „Deutsche Chroniken" 2 ). Von den Königs- und Kaiserurkunden (DD) für die staufisdie Zeit sind bisher nur die Urkunden L o t h a r s III. [von Supplinburg] und der Kaiserin Richenza, hrsg. v. E. v. O t t e n t h a i u. H . H i r s c h 1927 (Neudruck 1957), erschienen. Audi die Neubearbeitung der Böhmerseben Regesten fehlt für die Zeit bis 1197. Es muß also neben der älteren, noch von J. F. B ö h m e r selbst geleisteten Bearbeitung (s. Qk. I 6 , S. 86) K. Fr. S t u m p f , Die Reichskanzler, Bd. 2, 1878 (Neudruck 1960) herangezogen werden; dazu kommen die Nachrichten und Aufsätze des „Neuen Archivs" (NA), bzw. jetzt des „Deutschen Archivs" (DA) — s. Qk. I 6 , S. 7 — und ferner die „Jahrbücher der deutschen Geschichte". Von ihnen sind bisher, allerdings z. T. veraltet und überholt, erschienen: Lothar von Suppliraburg von "W. B e r n h a r d i , 1879, Konrad III. von W. B e r n h a r d i , 1883, Friedrich I. (B. 1. [1152—1158]) von H . S i m o n s f e l d , 1908, Heinrich VI. von H . T o e c h e , 1867, Philipp von Schwaben und Otto IV. von Braunschweig von E. W i n k e l m a n n , 2 Bde. 1873, 1878, Friedrich II., Bd. 1 u. 2 (bis 1233) von E. W i n k e l m a n n , 1889, 1897, die Fortsetzung war K. H a m p e anvertraut, der leider 1936 gestorben ist. Für Friedrich II. ist von besonderer Wichtigkeit die große Quellensammlung (Urkunden, Akten, Briefe) von H u i l l a r d 1) Weitere Hinweise im Allg. T e i l in Q k . 18, S. 63 ff. 2 ) Audi f ü r diese Zeit ist eine erheblidie Zahl besonders wichtiger Quellen n a r nach den neuesten Ausgaben in den Scriptores rerum Germanicarum in usum sdiolarum der M G (s. Q k . I e , S. 75 f.) oder in den SS. rer. Germ., N o v a series zu benutzen. 6*

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B r e h o l l e s , Historia diplomatica, Friderici secundi 12 Bde. 1852—1861. D W 6445. Für die Jahre 1198—1272 liegt außerdem die Neubearbeitung der Böhmerschen Regesten von J . F i c k e r und E. W i n k e l m a n n vor 3 ): R I V, 4 Abteilgn. in 3 Bänden, 1881—1901 4 ), und zwar in umfassendster Weise, unter erschöpfender Heranziehung der für die deutsche Geschichte unentbehrlichen Kundgebungen der Kurie, der Päpste und ihrer Legaten und auch der übrigen für die Reichsgeschidite in allen Teilen, auch Burgund und Italien wichtigen Ereignisse, (sog. „Reichssachen") D W 6444. Diese Ergänzungen sind um so wertvoller, da die Regesta pontificum Romanorum von Ph. J a f f e I I 2 ( J — E ) 1888 (s. Qk. I 6 , S. 87) nur bis 1198 führen und die Fortsetzung von A. P o t t h a s t (2 Bde. bis 1304) bereits 1874 erschienen ist. Es sind aber die Regesten der Päpste des 13. Jahrhunderts von Honorius I I I . an (1216), allerdings nicht so erschöpfend, von italienischer und französischer Seite bearbeitet und zum großen Teil abgeschlossen (s. S. 129 D W 6486 ff.). Umfangreiche Sammlungen von Urkunden (und Akten) schon für die staufische Zeit bieten: 1. Acta Imperii selecta, gesammelt von J . F. B ö h m e r , hrsg. v. J . F i c k e r , 1870. 2. Acta Imperii inedita, hrsg. v. E. W i n k e l m a n n , 2 Bde., 1880, 1885. Die politischen Kundgebungen der Herrscher: Verhandlungsakten. Verträge, Friedensschlüsse, Konzilsbeschlüsse, Landfrieden, Verordnungen, Gesetze, Hofgerichtsentscheidungen, Fürstenbelehnungen sind in den Constitutiones et Acta publica Imperatorum et Regum (MG LL sect. IV) Bd. 1 u. 2 1893 erschienen (s. Qk. I 6 , S. 78). Von den Fürstenurkunden liegen nunmehr die Urkunden Heinrichs des Löwen (s. S. 110, Anm. 93) und die Siegelurkunden der Babenberger 5 ) im Druck vor.

s.

3) S . Q k . 16, 85. 4) H i e r z u n u n m e h r : P . Z i n s m a i e r , N a c h t r ä g e zu d . K a i s e r - u . K ö n i g s u r k k . d . R e g e s t a I m p e r i i 1 1 9 8 — 1 2 7 2 , Z s . G e s c h . O b e r r h e i n 1 0 2 ( 1 9 5 4 ) 18S bis 2 7 3 . V g l . auch d i e S t u d i e d e s s e l b e n V e r f . ü b e r d i e U r k u n d e n d e r K ö n i g e H e i n r i c h ( V I I ) u. K o n r a d I V . , Z s . G e s c h . O b e r r h e i n 1 0 0 ( 1 9 5 2 ) 4 4 5 — 5 6 5 und zu d e n K ö n i g s u r k k . F r i e d r i c h s I I . 1 2 1 2 — 1 2 2 0 , e b d a . 9 7 ( 1 9 4 9 ) 3 6 9 — 4 6 6 . 5) U r k u n d e n b u d i z. Gesch. d. B a b e n b e r g e r in Ö s t e r r e i c h bearbeitet v. H . F i c h t e n a u u. E . Z ö l l n e r . B a n d 1: D i e Siegelurkk. d. B a b e n b e r g e r bis 1 2 1 5 , 1 9 5 0 ; B d . 2 : D i e S i e g e l u r k k . d . B . u. i h r e r N a c h k o m m e n von 1 2 1 6 — 1 2 7 9 , 1955. B d . 3 : D i e Siegel d. B . b e a r b . v. O . v . M i t i s u. F. G a l l , 1954.

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Die wichtigsten von der immer mehr anwachsenden Zahl der territorialen, städtischen und klösterlichen Urkundenbiicher und Regestensammlungen sind in Qk. I 6 , S. 87 ff. genannt. Im übrigen ist auf die bibliographischen Angaben bei DW, S. 76—90 und 70—81 zu verweisen. Die Ausgaben der Rechtsbücher, Land- und Stadtrechte sind bei S c h r ö d e r - v . K ü n ß b e r g , Deutsche Rechtsgeschichte7 1931, § 54, 55 u. 56 verzeichnet. Brief Sammlungen aus der staufischen Zeit sind DW 9 , S. 406 f. verzeichnet; die umfassendste und wichtigste, die des Abtes W i b a l d v o n S t a b l o ist (s. S. 97) von Ph. J a f f i , Bibliotheca I, herausgegeben; drei Bände ausgewählter Papstbriefe des 13. Jahrhunderts in den MG Epp. (s. S. 129). Für die imperiale und sizilische Politik Friedrichs II. ist die Sammlung der Briefe und Staatsschriften seines sizilischen Kanzlers P e t r u s de V i n e a (Epistolarum libri VI, 1740) besonders wertvoll6). In der geschichtlichen Überlieferung, in ihrer Gesamtheit und im einzelnen, und in ihren Wandlungen nach Form, Umfang und Inhalt spiegelt sich der ganze so bedeutsame Charakter, den die s t a u f i s c h e Z e i t innerhalb der mittelalterlichen Entwicklung Deutschlands einnimmt, auf das deutlichste wider. Im ganzen genommen stehen wir einem zunehmenden Umfang der Überlieferung gegenüber, aber der Menge nach ist sie über die einzelnen Abschnitte sehr ungleich verteilt. Auch hält mit der quantitativen Zunahme die Steigerung des inneren Werts keineswegs Schritt. N u r eine verhältnismäßig geringe Zahl bedeutender Werke von größerem Umfang hebt sich aus der Menge heraus. Klostergeschichten und Bischofsbiographien von dem Umfang und dem Gehalt, wie sie das 11. Jahrhundert aufwies, werden jetzt nicht mehr geschrieben. Über annalistische Aufzeichnungen geht das Bedürfnis vielfach nicht hinaus. Die großen Gestalten der Herrscher oder Heinrichs des Löwen haben ebensowenig eine Darstellung ihrer gesamten Wirksamkeit oder gar Persönlichkeit gefunden, wie die bedeutenden geistlichen Träger der Reichspolitik, Rainald von Dassel, e) Neuaasgabe f ü r die M G in V o r b e r e i t u n g . V g l . H . D A 11 ( 1 9 5 4 / 5 5 ) 1 4 0 — 1 6 5 ' D A 12 ( 1 9 5 6 ) 1 1 4 — 1 5 9 u. 15 D W 6476.

M. S c h a l l e r , (1959) 237—244.

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Christian von Mainz oder Philipp von Heinsberg, oder die kraftvollen Ministerialen, die in Italien Träger des staufischen Reichsgedankens gewesen sind. Selbst Innozenz III. hat keinen seiner würdigen Biographen gefunden. Neben die geistliche Bildungsschicht, die nach dem Investiturstreit allgemein weltfreudiger wird, tritt nunmehr auch die höfisch-ritterliche Gesellschaft. Gegen Ende der Stauferzeit werden die geistigen und wirtschaftlich-sozialen Wandlungen deutlicher offenbar. Mit dem Entstehen der Landesherrschaft, dem Aufkommen der Städte und der Bettelorden ändert sich auch die Geschichtsschreibung. Die einschneidende Bedeutung des Thronwechsels von 1125 wird auch in den erzählenden Quellen deutlich. In der salischen Zeit fiel die große Menge derjenigen Werke auf, welche Reichsgeschichte gaben oder geben wollten: die führende Rolle des Königtums, gerade auch da, wo es gegen eine mächtige Opposition kämpft, konnte nicht klarer zutage treten. Mit L o t h a r v o n S u p p l i n b u r g tritt Sachsen aus der langjährigen Oppositionsstellung zurück, sein Herzog tritt an die Spitze des Reichs; aber die Stellung Heinrichs V. vermag er nicht zu erreichen. Im Bunde mit den Weifen muß er gegen die Staufer um die Krone ringen, doch vollzieht sich dieser Kampf zum Teil in Italien. So entziehen sich unsern deutschen Berichterstattern diese Vorgänge fast ganz. Unzweifelhaft ist — das geht aus der Überlieferung hervor — Lothar bemüht, die königlichen Rechte wieder zu stärkerem Ansehen zu bringen. Seine größten Leistungen liegen im Osten. Aber mit Lothars Tode ist diese Episode vorüber: Bald verstummen die meisten sächsischen Berichte und werden, zum Teil wenigstens, erst wieder aufgenommen, als unter Heinrich dem Löwen für die sächsischen Lande eine neue, bedeutungsvolle und zukunftsreiche Periode heraufzieht. Zunächst aber schweigt hier wie anderswo vielfach die Geschichtsschreibung: Von K o n r a d s III. Taten ist nicht viel Ruhmreiches zu melden. O t t o von Freisings Chronik (s. S. 99) ist ein Ausdruck der müden, pessimistischen Stimmung der vierziger Jahre.

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Neue Tage machtvollen Königtums brechen an, als mit F r i e d r i c h s I. Erhebung der welfisch-staufische Zwist für mehr als zwei Jahrzehnte schwindet, als die italienische Königskrone und der kaiserliche Name wieder Machtwerte werden, deren Erkämpfung für Deutschland zwar große Opfer aber dochauch Ruhm und Stolz bedeutet. In Prosa und Vers wird in Deutschland und Italien Friedrichs Regiment verherrlicht. Von einem Mittelpunkte aus werden die Geschicke des Reiches gelenkt und danach geschildert. Die Taten Heinrichs des Löwen und ihre Verkündigung tun dem kaiserlichen Ansehen keinen Abbruch: Nichts ist dafür charakteristischer als die Art, wie die zeitgenössische Berichterstattung über die Katastrophe des Weifen hinweggeht. Erst die nächste Generation richtet ihr Augenmerk auf diese Gegensätze — sie sieht sie im Lichte ihrer eigenen Zeit, in der Weifen und Staufer um die Krone kämpfen. Unter Friedrich I. hat wieder eine Geschichtsschreibung begonnen, die man als Reichsgeschichte, zum Teil vielleicht als Hofhistoriographie bezeichnen darf 7 ). In den Kreisen der staufischen Anhänger pflanzt sie sich bewußt fort, bis in die Zeiten Friedrichs II. hinein. Aber seit Barbarossas späteren Tagen — das zeigt doch die Überlieferung unverkennbar — nimmt dieses Reich durch die immer stärkere Betonung der Herrschaft über Italien (d. i. Nord- und Mittelitalien) und die nähere Heranziehung Burgunds einen veränderten Charakter an. Die überragende Stellung des deutschen Königreichs in der Reichspolitik tritt zurück. Der Schauplatz gerade der für das Reich und damit auch für Deutschland wichtigen Vorgänge liegt jenseits der deutschen Grenzen: So entziehen sich diese zum großen Teil den Blicken und dem Verständnis der deutschen Geschichtsschreiber. Die italienischen Quellen gewinnen für die Geschichte der Herrscher erhöhte Bedeutung, aber auch sie versagen für wichtige Abschnitte fast vollständig, z. B. für den größten Teil der Jahre von 1174—1178, so daß nicht einmal der äußere Verlauf der Ereignisse mit genügender Sicherheit festgestellt werden kann. ?) Siehe S. 101.

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In noch höherem Maße gilt das, seit Heinrich VI., auch im Besitze der Krone des normannischen Reiches, imperiale Politik größten Stils versucht. In seiner viel verschlungenen, von Deutschland vielfach entfernten, über das Imperium hinausgreifenden Politik finden sich die Berichterstatter nicht zurecht: Aus der Geschichtsschreibung können wir die gewaltige Politik dieses kraftvollen Herrschers nicht mit der erwünschten Deutlichkeit erkennen. Urkunden und Akten sind dürftig. So bleibt Vieles von seinen Absichten und Unternehmungen unklar; Urteil und Bewertung gehen wie bei den Zeitgenossen so auch heute weit auseinander. Nach Heinrichs VI. Tode geht Deutschland seine eigenen Wege: Aber der T h r o n s t r e i t zwischen Staufern und Weifen spaltet das Reich, die Geschichtsschreibung muß Partei ergreifen. Schon beginnen die Grenzgebiete, zumal im Westen und Norden, politisch neue, eigene Bahnen einzuschlagen. Die Historiographie wird von territorialen Interessen beeinflußt und neigt zu den emporstrebenden westlichen Nachbarstaaten hin. Noch einmal stellt F r i e d r i c h II. die Einheit her. Doch sein Reich ist das Imperium, das von der Nordsee bis nach Sizilien reicht. Immer mehr tritt darin Deutschland aus der vorwaltenden Stellung zurück. Nur vorübergehend weilt Friedrich hier; Italien und der Orient sind die Schauplätze seiner Taten, und diese Kämpfe entscheiden zugleich über das Schicksal Deutschlands: Immer weiter greift hier die Auflösung um sich, immer größere Selbständigkeit gewähren die großen Reichsgesetze zunächst den geistlichen, dann den weltlichen Fürsten. Der Sohn erhebt sich gegen den Vater, dann stehen Gegenkönige auf gegen Friedrich und seinen Sohn Konrad, bis schließlich nach dessen frühem Tod zwei Ausländer dem Namen nach die Krone des Reiches tragen. In dieser Epoche innerer Kämpfe und fortschreitender Auflösung hört die Reichsgeschichtsschreibung völlig auf. Mit dem zunehmenden Verfall der allgemeinen Bildung sinkt auch der Wert aller historiographisdien Überlieferung. Äußerst dürftig ist unsere Kenntnis der mitt-

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leren Jahrzehnte des 13. Jahrhunderts. Das geschichtliche Verständnis schwindet in auffälliger Weise. Aber in dieser Periode der Kolonisation im Osten, der Kreuzzüge und der imperialistischen Politik seit der Mitte des 12. Jahrhunderts, vor allen Dingen seit den Tagen Innozenz' III. berührt die deutsche Geschichte zugleich auch die Geschicke der Nachbarländer. Eine Epoche internationaler abendländischer Politik (Schlacht bei Bouvines 1214) beginnt. Daher erwähnen denn auch die Geschichtswerke außerdeutschen Ursprungs vielfach die deutschen Ereignisse und bieten willkommene Ergänzungen unserer Kenntnisse, insbesondere auch die großen, ausnahmslos außerhalb Deutschlands entstandenen universalhistorischen Sammelwerke. In England und Frankreich, in Dänemark, Polen und Ungarn erzählt man von den Vorgängen, die auf deutschem Boden sich abspielen, meist allerdings nicht in ungetrübter Darstellung. Für die Zeiten Friedrichs II., zumal für seinen letzten großen Kampf mit Kurie und Lombarden, gewinnen die italienischen Quellen, wenigstens für die Geschichte des Herrschers, überragende Bedeutung. •In den Werken der Geschichtsschreibung freilich kommen der Inhalt und die Eigenart der staufischen Zeit schon seit Friedrich I. keineswegs genügend zum Ausdruck. Für den eigentlichen Charakter der staulischen Reichs- und Hausmachtspolitik haben weder die einheimischen noch gar die ausländischen Berichterstatter wirkliches Verständnis gehabt. Hier muß die urkundliche Überlieferung in weitestem Sinne herangezogen und ausgewertet werden. Das urkundliche Material tritt also in erster Linie ergänzend, doch vielfach allein sicheren Boden gewährend hinzu: Die Urkunden der deutschen Herrscher und, bei den die ganze Epoche hindurch dauernden — friedlichen und kriegerischen — Auseinandersetzungen mit der Kurie, auch die der Päpste. Außerdem sind in steigendem Umfang und in steigender Bedeutung auch Schriftstücke erhalten, die uns in den Gang der Verhandlungen blicken lassen, deren Ergebnisse in urkundlichen Formen und Verträgen

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niedergelegt sind. Dazu gesellen sich Mandate und Briefe politischen Inhalts von Kaisern und Päpsten, geistlichen und weltlichen Großen. Die Ausbildung der Territorien beginnt: Damit werden auch die Kundgebungen, speziell die Urkunden ihrer Dynasten von größerer Wichtigkeit 8 ). Die Städte treten immer mehr als Faktoren von selbständiger Bedeutung wirtschaftlich und politisch hervor. Aus den zahlreichen Urkundenbüchern der Städte und der Territorien, die sich später zu größerer Bedeutung entwickelt haben, und aus den immer mehr in Angriff genommenen Regestensammlungen erhellt die politische Wichtigkeit, die soziale Verschiebung und wirtschaftliche Entwicklung dieser für geschichtliches Verständnis unerläßlichen Elemente. Dieses urkundliche Material beginnt seit dem Ende des 12., noch mehr im 13. Jahrhundert erheblich zuzunehmen. Organisation und Administration stehen im Reich, in den beginnenden Territorien und selbst in den Städten in dieser Periode, namentlich in bezug auf die Ausgestaltung schriftlichen Verkehrs, noch sehr in den Anfängen. Bei der geringen Entwicklung des Archivwesens ist nur weniges, oft zufällig, erhalten; gelegentlich sind darunter jedoch Aufzeichnungen von großem Wert. So gehört hierher der Indiculus curiarum ad mensam regis pertinentium, d. h. ein (wohl im Marienstift in Aachen) in amtlichem A u f t r a g aufgestelltes Verzeichnis der Tafelgüter (der Leistungen von Königshöfen), deren Erträgnisse dem Römischen König in Deutschland und in der Lombardei zustehen. Die Abfassungszeit dürfte wohl in die Anfänge der Regierung Konrads III. oder Friedrichs I. zu setzen sein 9 ). Ferner ist 8 ) M a n begreift sie diplomatisch, d . h . in d e r U r k u n d e n l e h r e f ü r diese Zeit noch unter den P r i v a t u r k u n d e n (s. Q k . I 6 , S. 52 ff.) i m Gegensatz zu den Königs- b z w . Kaiser- und P a p s t u r k u n d e n . Ausg. M G LL sect. I V , Const. I N r . 440, besser von A . S c h u l t e , N A 41 (1919) 572—574; Beschreibung der H s . von W . L e v i s o n , N A 41 (1919) 560—571. F a k s i m i l e bei H . D a n n e n b a u e r , Zs. f . w ü r t t e m b . Landesgesdi. 12 (1953) vor S. 1. — Ober d i e Auseinandersetzungen bezüglich der D a t i e r u n g v g l . nunmehr C . B r ü h l , DA 12 (1956) 527—535 (mit L i t . ) . W H I 360. F. S c h n e l b ö g l , J b . f . F r a n k . Landesforschg. 10 (1950) 37—46.

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noch ein Verzeichnis über die Reichssteuern süddeutscher Städte aus der Zeit Friedrichs II. anzuführen 10 ). Wieviel umfangreicher gegenüber früheren Epochen das Material ist, welches für die stauiisdie Zeit neben erzählender und urkundlicher (in diplomatischem Sinne) Überlieferung zu Gebote steht, lehrt die Einsicht in den ersten und zweiten Band der Constitutiones et Acta11). Hier nehmen neben den Dokumenten der politischen und kirchenpolitischen Verhandlungen und Beschlüsse mit den dazugehörigen Korrespondenzen und neben den Staatsverträgen die Akten der Gesetzgebung wieder an Zahl und Bedeutung einen erheblichen Platz ein, schon unter Friedrich I. Dann folgen unter Friedrich II. die großen Reichsgesetze von 1230 und 1231 und der große Reichslandfriede vonl235 1 2 ), welche für die politische Entwicklung der folgenden Jahrhunderte zum großen Teil die rechtliche Voraussetzung bildeten 13 ). Offizielle Rechtskodifikation ist noch nicht vorhanden; wie sehr aber die Tendenz darauf hinzielt, das zeigen die großen Rechtsbücher des 13. Jahrhunderts (s. S. 134 f.), die teils geltendes Recht, teils Rechtstheorien verzeichnen. Auch an politischer Literatur publizistischen Charakters fehlt es nicht. Freilich, die Streitschriften jener Art, wie sie in so großer Zahl die Epoche des Investiturstreites gezeitigt hatte, fehlen, außer aus der ersten Hälfte von Friedrichs I. Regierungszeit; auch für diese sind sie weder zahlreich noch im Rahmen der gesamten Überlieferung von ähnlicher Bedeutung wie in jener früheren Periode. Sie tragen einen veränderten Charakter, sind nicht von solcher Heftigkeit und von so grundsätzlichem Charakter. 10) Gedruckt: M G LL Sectio I V , Const. I I I , N r . 1, S. 2 f f . ; Z e u m e r N r . 64 (59); A l t m a n n u. B e r n h e i m 4 , N r . 201. D T 7077. G . K i r c h n e r , D i e Steuerliste von 1241, ZSSRG, Germ. A b t . 70 (1953 ) 64—104. U ) M G LL sectio I V (s. Q k . I«, S. 78). 12) Siehe audi S. 132 f . 13 ) Eine niitzlidie Auswahl mit kritisdien Erläuterungen und Literaturangaben bieten die Monumenta Germaniae selecta ed. M . D o e b e r 1, 4. u. 5. Bd., 1890 u. 1894; Q k . 16, S. 6.

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Wohl aber bemächtigte die Dichtung sich politischer Stoffe, und zwar bald 14 ) in deutscher Sprache. Vor allem die Werke Walthers von der Vogelweide sind auch eine wichtige Quelle für die Zeiten des Thronstreits 15 ). Minnesänger und Epiker dieser Epoche geben ein Bild der Zeit und auch unabhängig von etwaigem historischen Inhalte bilden ihre Dichtungen ein hödist wichtiges Material für die Erkenntnis der geistigen Strömungen, die jene Generationen bewegen. Sie zeigen uns das Erwachen neuer Kräfte, zunächst das Aufkommen der ritterlich-höfischen Gesellschaft. Zwischen Saliern und Staufern wirkt die Regierung des sächsischen Herzogs L o t h a r v o n S u p p l i n b u r g (1125 bis 1137) nur wie eine kurze Episode 16 ). Schon die ungewöhnliche, den Erbanspruch übergehende Wahl selbst erweckt das lebhafteste Interesse: Wie und wodurch ist sie zustande gekommen? Wir kennen das Wahlausschreiben, das die bei der Bestattung Heinrichs V. versammelten Fürsten haben ergehen lassen, und haben in der sogenannten Narratio de electiöne Lotbarii1T) den ausführlichen Bericht von einem weifisch gesinnten Geistlichen; aber zu wichtigen Fragen schweigt die zeitgenössische Überlieferung; sie sagt nichts über die Stellung des neuen Herrschers zur Kurie und ihren kirchenpolitischen Forderungen, nichts über die innere Geschichte des Abweichens vom Erbanspruch des Staufers.

Natürlich hat L o t h a r s Regierung besonders auf sächsischem Boden zu neuen oder zur Fortsetzung früherer Aufzeichnungen, namentlich annalistischer Art, angeregt. 14 ) Die Vagantenlieder, die Carmina Burana und die Cambridger Lieder sind noch lateinisch. 15) F. M a u r e r , Die polit. Lieder W a l t h e r s v. d. V. 1954. 10 ) H . O e h l e r , Das I t i n e r a r , seine O r d n u n g u. s. Beziehungen z. Regierungstätigkeit i. d. Zeit Kaiser Lothars I I I . , Diss. Freiburg/Brg. 1957. Zu Lothars H e r z o g t u m : H . W . V o g t , Das H e r z o g t u m Lothars v. S. (1106 bis 1125), 1959 (Quellen u. D a r s t . z. Gesch. Niedersachsens, 57). 1 ' ) Ausg.: Böhmer, Fontes rer. Germ. I I I 570—574; M G SS X I I 109 ff.; D o e b e r l , Mon. Germ. sei. I V , n. 2. K a l b f u ß ( M I Ö G 31, 1910) hat den Verfasser der N a r r a t i o in der Salzburger Diözese, wahrscheinlich in Göttweig (vielleicht Abt Chadaloh [1125—1141]) gesucht. D a z u u. über Lothars Kirchenpolitik J. B a u e r m a n n , in Festschrift f. Rob. H o l t z m a n n 1933.

3. K a p i t e l : D i e S t a u f e r z e i t

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Aber diese, auch über Lothars Herrschaft hinausreichenden Annalen sind uns zum großen Teile — so die Erfurter, die Paderborner, die Rosenfelder (eigentlich Rossefeld = Kloster Harsefeld bei Stade), die Magdeburg-Nienburger — in Ableitungen und Niederschriften erst aus der zweiten Hälfte des 12. oder dem 13. Jahrhundert erhalten. Daher sind denn z. B. nicht nur die Annalen von Pegau und Pöhlde, sondern auch der Annalista Saxo und die Magdeburger Annalen für Lothars Epoche heranzuziehen. Ferner enthalten Otto von Freisings Darstellung in der Chronik und den Gesta, die weifischen Aufzeichnungen und Helmold, die Chronik von Lauterberg (Montis Sereni), die Kölner Königschronik, die Annalen von Stade, die Erfurter Aufzeichnungen, Burdiard von Ursperg u. a. zahlreiche Nachrichten über diese Zeit 1 8 ). Von den damals in Sachsen entstandenen Annalenwerken sind zu nennen: 1. D i e Paderborner Annalen19), aus d e m K l o s t e r A b d i n g h o f . Sie sind v e r l o r e n , doch h a t sie in m i t R e c h t v i e l b e w u n d e r t e r u n d allgemein a n e r k a n n t e r W e i s e P . S c h e f f e r - B o i c h o r s t rek o n s t r u i e r t — w e n n auch m a n c h e E i n z e l h e i t z w e i f e l h a f t bleiben m a g — , u. a . aus d e m A n n a l i s t a S a x o (s. S. 9 4 f.), d e r K ö l n e r K ö nigschronik (s. S. 7 6 ) 2 0 ) , den A n n a l e n v . H i l d e s h e i m (s. S. 1 1 2 f . ) u n d aus d e m im A n f a n g des 1 5 . J a h r h u n d e r t s v e r f a ß t e n Cosmidrominus des Gobelinus P e r s o n (s. Q k . I I I ) . Vielleicht 1 1 0 5 begonnen (bis a u f K a r l d. G r . z u r ü c k g r e i f e n d ) sind die durchaus sächsisch g e f ä r b t e n , w e r t v o l l e n A u f z e i c h n u n g e n v o n e i n e m V e r fasser bis 1 1 4 4 g e f ü h r t w o r d e n 2 1 ) . 2. Annales Erphesfurdenses Lothariani. E s sind v e r h ä l t n i s m ä ß i g k u r z e , aber v o r a l l e m f ü r die R e g i e r u n g L o t h a r s I I I . geDiese Quellen werden weiterhin erwähnt. 1 9 ) Ausg. mit ausführlicher kritischer Einleitung: Ann. Patherbrimnenses, aus Bruchstücken wiederhergestellt v. P. Sch.-B. 1870, der T e x t S. 92—170. D W 6113. W H I 584—587. Mehr lokale Fortsetzung bis 1190 (bei Sch.-B. S. 171—182) nur aus Gobelinus Person bekannt. 2 0 ) Die von H . H e r r e aus vermeintlicher Benutzung, bes. in den Poehlder Ann., erschlossenen (verlorenen) Ilsenburger Annalen ( D W 6391) dürften ganz zu streichen sein. 2 1 ) Aus den Paderborner Annalen stammt die in der Kölner Chronik überlieferte Erzählung von den „Weihern von Weinsberg'. Über die viel umstrittene Frage, o t es sich dabei um eine „Sage" oder eine quellenmäßig beglaubigte Tatsache handelt, berichtet K . W e i l e r , Zs. f. württemb. Landesgesdi. 4 (1940).

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3. Kapitel: Die Stauferzeit

hakvolle Aufzeichnungen aus dem St. Peterskloster in E r f u r t , die von 1125—1137 reichen, später bis 1149 fortgesetzt sind, ank n ü p f e n d an Auszüge aus Ekkehard von Aura (s. S. 74 f.) 2 2 ). 3. Im Reichskloster Nienburg (an der Saale, nicht weit von Magdeburg) sind von 1134 an wertvolle, seit 1131 selbständige Annalen geschrieben worden, die aus ihrer Benutzung, besonders in den Gesta archiepisc. Magdeburg, (s. unten) und den Magdeburger Annalen (s. S. 109) zu erschließen sind und bis 1139 gereicht haben. Als ihren Verfasser hat S c h m e i d l e r 2 8 ) in sorgfältigster Untersuchung den Abt A r n o l d von Nienburg (1134 bis 1166) und Kloster Berge (1119—1166) in Anspruch genommen. 4. Die Gesta archiepiscoporum Magdeburgensium24) (früher Chronicum Magdeburgense genannt) 2 5 ), sind nach früherer A n nahme zunächst bis 1023 geführt worden. D a r a n sollen bis 1152 die Vitae der einzelnen Metropoliten jeweils bald nach ihrem T o d e bis 1142 hinzugefügt worden sein, verschieden an U m f a n g und Quellenwert, ausführlich die Geschichte und Wirksamkeit der Erzbischöfe N o r b e r t (1126—1134) und K o n r a d (1134 bis 1147). Demgegenüber hat S c h m e i d l e r den Beweis gebracht 2 6 ), daß es eine 1023 abbrechende Schrift nie gegeben habe, d a ß die Fortsetzung nicht sukzessive von verschiedenen Verfassern angefügt, sondern das ganze W e r k um 1142 einheitlich im Kloster Berge (vor Magdeburg) geschrieben sei, u n d zwar vom Verfasser der Nienburger Annalen, Abt Arnold, der bereits seit 1119 Abt dieses Klosters war. 5. Mit dem N a m e n Annalista Saxo bezeichnet man eine große von 741—1139 (bis zum T o d e Heinrichs des Stolzen) reichende Kompilation 2 7 ), die schon dadurch f ü r uns von Wert ist, daß sie eine Reihe verlorener Quellen benutzt hat (Paderborner, Rosenfelder [ = Rossefelder = Harsefelder], Halberstädter A n 22 ) N u r zu benutzen in der Ausgabe von H o l d e r - E g g e r , Monumenta Erphesfurtensia. M G SS. rer. Germ. i. u. sdì. 42, 1900. 23) Sadisen und Anhalt 15 (1939). *») Ausg.: M G SS X I V 361—484. Die Fortsetzung von 1142—1371 ist spätere Kompilation. 25 ) N o d i bei E. K e s s e l , Die Magdeb. Gesdiiditssdireibung, Sadisen u. Anhalt 7 (1931). 2e ) Die Gesta ardiiepiscoporum Magdeburgensium bis 1142, Sadisen u. Anhalt 14 (1938) 40—81; dazu ders., Abt Arnold von Kloster Berge usw., ebenda 15 (1939). S. auch K e s s e l (vorher A n m . 25). Schmeidler hat audi gezeigt, d a ß große Stucke aus Adam von Bremen (s. S. 48 f.), übernommen sind. 27 ) Die Quellen sind v o n \ 7 a i t z nachgewiesen und in seiner Ausgabe MG SS VI 542—777 durch Petitdrude kenntlich gemadit. D W 6389. Obers.: Gesdiiditssdir. 54.

3. Kapitel: Die Stauf erzeit

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nalen usw.), und auch U r k u n d e n enthält. Vornehmlich aber bringt sie gute, ausführliche und genaue Berichte über die Zeit Lothars (so über den zweiten Romzug), durchaus vom sächsischen S t a n d p u n k t aus. Schon R. S i e b e r t **) hatte sie f ü r A b t Arnold von Nienburg und Kloster Berge in Anspruch genommen, ohne Beachtung zu finden. S c h m e i d l e r 2 9 ) hat diese Ansicht mit verstärkter Begründung aufgenommen. Als Abfassungszeit gelten die f ü n f z i g e r Jahre bis 1152 — so W a i t z und wieder L o h m a n n 3 0 ) , — so auch S c h m e i d l e r (1144—1152). Letzterer bezeichnet das Werk als „eine mit unendlichem Fleiß und Eifer ausgearbeitete deutsche Geschichte". Begreiflich, daß S c h m e i d l e r in Abt Arnold einen der bedeutendsten Geschichtsschreiber und Geschichtsforscher des 12. Jahrhunderts sehen will; er erblickt in ihm auch den Anreger zu den Annales Magdeburgenses (s. S. 109). N o r b e r t von Xanten (1080—1134), der Gründer des P r ä monstratenserordens, ein Kirchenfürst strengster Richtung, w a r von Lothar zum Erzbischof von Magdeburg erhoben worden. Er gewann größten persönlichen Einfluß auf diesen Herrscher, namentlich auf seine Kirchenpolitik. Die von W i l m a n n s gefundene, vor 1155 entstandene, von einem Ordensbruder verfaßte ältere Form der Vita Norberti31) gehört zu den wichtigsten Quellen der Zeit. Daneben haben wir eine jüngere, zwischen 32 1157 und 1161 entstandene Vita ), die vielleicht mit der älteren eine gemeinsame Quelle hat. Noch bedeutsamer vielleicht, auch f ü r die W a h l von 1138 und f ü r die Regierung Konrads III., sind die Gesta Adalberonis archiepiscopi Trevirensis33). Sie sind von B a l d e r i c h , einem Mönche in Florennes (Diöz Lüttich), der von Albero zum Leiter der Domschule bestellt wurde, v e r f a ß t und bieten in trefflicher Erzählung eine Schilderung der Wirksamkeit des Erzbischofs A l b e r o v o n T r i e r (1131—1152), des Königsmachers von 1138. 28 ) R. S i e b e r t , Unterss. über d. Nienburger Annalistik usw. Diss. Rostock 1896. 29) S c h m e i d l e r , Sachsen und Anhalt 15 (1939). 30 ) H . - E . L o h m a n n in Festschrift f ü r Rob. H o l t z m a n n , 1933. 31) Ausg.: M G SS X I I 663—703; Übers.: Gesdischr. 64. H . K l e s s e r , De oudste levensbes&njving van S. Norbertus. Analecta Praemonstratensia 34 (1958) 198—218; O . M a n n l , Z u r Lit. über d. hl. N o r b e r t , ebda., 35 (1959) 5—14. 32 ) Ausg.: a. a. O . in A n m . zur älteren V i t a , vollständig AA SS. Juni I, ggg 38) Ausg.: M G SS V I I I 243—260, Teil der Gesta T r e v e r o r u m (s. S. 118); Übers, v. E. Z e n z : Die T a t e n der T r i e r e r . Teil 2 (1124—1152). 1957.

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3. K a p i t e l : Die Stauferzeit

U m 1 1 4 4 hat Laurentius, ein Mönch aus Lüttich, in Verdun die Gesta episcoporum Virdunensium (s. S. 4 4 ) von 1 0 4 7 — 1 1 4 4 fortgesetzt34).

Die süddeutsche Annalistik tritt in dieser Epoche ganz zurück. Im Hinblick auf die geistigen und kirchlichen Strömungen hat man diese Epoche auch das Zeitalter B e r n h a r d s von C l a i r v a u x genannt. Für die politische wie auch die Geistesgeschichte sind seine — zum Teil noch ungedruckten — Briefe auch für Deutschland in den Tagen Konrads I I I . eine Quelle von „unvergleichlicher Bedeutung" 35 ). Die Mystikerin H i l d e g a r d von B i n g e n (1098 bis 1178), Äbtissin des Klosters Rupertsberg bei Eibingen, stand mit vielen geistlichen und weltlichen Großen ihrer Zeit in Briefwechsel. Ihre Briefe, deren Großteil nunmehr als echt erwiesen ist 36 ), führen gut in die geistige Welt jener Zeit ein 3 7 ). Hier ist auch noch die Tegernseer Briefsammlung des 12. Jahrhunderts anzuführen, die nicht nur für die Klostergeschichte in der Zeit von 1126—1186, sondern auch für die Reichsgeschichte unter Friedrich I. eine wertvolle Quelle ist 38 ). Eine ausgezeichnete Papstgeschichte schrieb der Engländer J o h a n n e s von S a l i s b u r y mit seiner Historia pontificalis, die leider nur für die Jahre 1148—1152 erhalten 3-») Laurenti't de Leodio, Gesta epp. V i r d . , Ausg.: M G SS X 486—525; spätere Fortsetzungen bis 1250. 3 5 ) So G i e s e b r e c h t I V 2 , 511. Eine genügende Gesamtausgabe fehlt, sie wird im Rahmen der neuen Ausgabe der W e r k e Bernhards vorbereitet. Bisher vollständigste Ausgabe bei M i g n e , P L Bd. 182. — Zu Bernhard vgl. J . B o u t o n , Bibliographie bernardine 1891—1957, 1958 (Commission de l ' O r d r e de C i t c a u x , 5.). 3 G ) M. S c h r ä d e r u. A. F ü h r k ö t t e r , D i e Edithcit d. Schrifttums der H l . Hildegard von Bingen, 1956. 37) Zur neuesten L i t . nunmehr J . K o c h , H Z 186 (1958) 558—572. 3 8 ) Eine Ausgabe für die M G wird von H . P l e c h l vorbereitet. Vgl. H . P l e c h l , Studien z. Tegernseer Briefsammlg., D A 11 (1954), 12 (1956), 13 (1957).

3. K a p i t e l : Die Stauferzeit

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ist 3 9 ). Im Jahre 1164 verfaßt, ist sie für die Zeit Konrads I I I . besonders hinsichtlich seiner Beziehungen zu Papst Eugen I I I . von großer Wichtigkeit. In den deutschen und kirchlichen Angelegenheiten schon unter Lothar, mehr noch unter Konrad I I I . und auch noch bei der Wahl Friedrichs I., hat W i b a l d (1098—1158), Abt von S t a b l o (seit 1030) und C o r v e y (seit 1046), vorübergehend (1137) auch Abt von M o n t e C a s s i n o , eine große Rolle gespielt. Eine Lebenschilderung gibt es nicht für ihn. Erhalten aber ist der zweite Band — fast 450 Stücke — einer großen Sammlung von Briefen meist politischen Inhalts, die er zu seinem persönlichen Gebrauch zusammengestellt hat 4 0 ): alles echte Briefe, keine Stilübungen. Es sind neben Korrespondenzen mit Bischöfen und Klöstern viele Briefe an Herrscher und Päpste und ihre Gegenschreiben, in ihrer Gesamtheit eine Quelle wertvollsten Inhalts für die Jahre 1147—1157. D e r im Original (in Berlin) erhaltene C o d e x erweist sich als ein — für die abgehenden Stücke nach dem K o n z e p t geführtes — gleichzeitiges Briefbuch, das teils v o n W i b a l d selbst, teils v o n H i l f s k r ä f t e n geführt wurde. E t w a ein Drittel der E i n t r ä g e sind Briefe von W i b a l d , ein Drittel sind Einläufe. D e r Rest enthält Stücke verschiedenster A r t , die W i b a l d wichtig erschienen. D a r unter ist der Briefwechsel der deutschen Herrscher mit der K u r i e und mit B y z a n z , der nur hier überliefert ist. Die Sammlung ist nicht ohne Lücken (so für 1 1 5 5 / 5 6 ) . Sie zeigt uns W i b a l d als klugen Politiker, der stets um einen Kräfteausgleich zwischen Reich und Kirche bemüht w a r und es zugleich verstand, die bei39) Ausg. v. W . A r n d t als Anonymi hist. pont., M G SS X X 516—545. Neue Ausg. v. R . L . P o o l e , 1927, deren T e x t zusammen mit engl. Ubers, v. M . C n i b n a l l , 1956 (Medieval T e x t s ) . — Über J o h a n n s bedeutende Staatslehre, den „Policraticus" siehe v. a. W . B e r g e s , D i e Fürstenspiegel des hohen u. späten M A , 1938 (Neudrude 1952) (Schriften der M G , 2). — Seine Briefe sind als Quelle für die englische Kirdienpolitik, besonders für den Konflikt zwischen Heinridi I I . und T h o m a s Bedcet überaus wertvoll. — Neueste L i t . s. H . H o h e n l e u t n e r , H J b . 77 (1957) 493—500. 4 0 ) Ausg.: W i b a l d ! epistolae ed. J a f f i , B i b l . I , 1864. D e r 1. Band (bis 1146) ist leider verloren. Für diese J a h r e hat J a f f i nur eine mäßige Zahl von Schreiben, z. T . aus nidit einwandfreier Quelle zusammengebracht. — D W 6547.

7

Jacob-Hohenleutner,

Quellenkunde 11

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3. Kapitel: Die Stauferzeit

den großen Reidisklöster, denen er vorstand, zu ihrem Vorteil zu verwalten 4 1 ). Die umfangreiche und namentlich für die Reichsgeschichte geschätzte Vita des bei einem Aufruhr in Mainz ermordeten Erzbischofs A r n o l d v o n S e i e h o f e n (1153—1160) war von Th. I l g e n als Fälschung angesehen worden, die um 1630 Johannes Antoni, Prior des Klosters St. Jakob zu Mainz, verfertigt habe 42 ). Doch ist an der Echtheit der Vita von A. G ' s e l l u. P. W a c k e r n a g e l mit Recht festgehalten worden 4 3 ). So bleibt sie für den letzten Kanzler Konrads III. die wichtigste Quelle 4 4 ).

Bis in die Zeit Konrads III. reicht das erste Geschithtswerk — wenn man es so nennen darf — in deutscher Sprache46): Die K a i s e r c h r o n i k 4 6 ) . Entstanden ist sie in oder um Regensburg, um 1160/61 oder 1164/65, wie jüngst E. E. S t e n g e l nachwies 47 ). Ihr Verfasser, vermutlich der Geistliche Konrad von Regensburg, schreibt für Laien, besonders für die ritterlichen Kreise. Von den über 17000 Versen behandeln mehr als zwei Fünftel die römische Geschichte, die letzten 3000 sind der fränkisch-deutschen Kaiserzeit bis zum Jahre 1147 gewidmet. Für die weiter zurückliegenden Zeiten sagenhaft mit zahlreichen Fabeln und ziemlich ungeschichtlich, ist der Quellenwert der Chronik von Karl d. Gr. ab dürftig, doch bedeutend für Lothar III und Konrad III. Das ganze Werk, dessen Gesinnung weifenfreundlich ist, hat nach den For41 ) Besonders wichtig ist die eindringende Untersuchung von Z a t s c h e k , W . v. St. in M O I G . Erg. Bd. 10 (1928) die freilich in manchen P u n k t e n nicht ohne Widerspruch bleiben konnte (bes. bez. D i k t a t usw.). Über W i b a l d nun ausführlich F. H a u s m a n n (s. S. 29, A n m . 4), S. 167—257; ferner noch F. H a u s m a n n , W . , A b t y . K o r v e y , i n : W e s t f ä l . Lebensbilder, Bd. V I I , 1959. 42) Westdeutsche Zeitschr. 27 (1908). 43) F ü r die Echtheit und Gleichzeitigkeit (Entstehung vor 1163) A . G ' s e l l O . S. B. in N A 43 (1920/22) u. P . W a c k e r n a g e l , Diss. Breslau 1921. 44) Ausg. von J a f f i , Bibl. I I I , 606—615. D W 6361. Zu Arnold siehe auch F. H a u s m a n n (s. S. 29, A n m . 4), S. 122—134. 45) Von einer etwas älteren, in Sachsen in niederdeutscher Sprache a u f gezeichneten Kaiserchronik, wesentlich einer Sammlung alter und neuer fabelh a f t e r Überlieferung, haben wir nur d ü r f t i g e Spuren, s. B e r n h e i m , N A 20 (1895). 46 ) Ausg.: M G Deutsche Chroniken I , 1892: Facsimile-Ausg.: D i e Kaiserchronik des Stiftes Vorau. H r s g . v. d. Steiermark. Landesbibliothek, Graz 1953 ; 47) E. E. S t e n g e l , D . Entstehg. d. Kaiserchronik u. d. A u f g a n g d. staufischen Zeit, D A 14 (1958) 395—417, n u n m e h r auch in: E. E . S t e n g e 1, Abh a n d e n . u. Unterss.z.ma.liehen Gesch. 1960, S. 360—383; dazu ferner F. U r b a n e k , Euphorion I I I . F. 53 (1959) 113—152 und E . E. S t e n g e l , D A 16 (1960) 226—228.

3. Kapitel: Die Stauferzeit

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sdiungen O h l y s einen einheitlichen Aufbau mit der Grundkonzeption, den ewigen Kampf zwischen Gut und Böse nicht — wie bisher üblich — im Gegensatz von Christentum und Heidentum, sondern in beiden Lagern (ähnlich der „civitas permixta" Ottos von Freising) darzustellen 48 ). Die Zahl der von Lothar III. erhaltenen Urkunden ist nicht groß, die Mehrzahl stammt aus den letzten Regierungsjahren 48 ). Von Konrad III. sind mehr überliefert, doch für die Zeit des zweiten Kreuzzugs 50 ) — zwischen Herbst 1147 und Mai 1149 — keine 51 ). Audi von den politischen Kundgebungen sind für beide Herrscher nur wenige Stücke erhalten. Von Lothar u. a.: Das Urteil über Anakletll. (1133), der Krönungseid, das Aufgebot zur zweiten Heerfahrt nach Italien, der Vertrag mit Venedig (1136) und die Lehnskonstitution auf den Ronkalischen Feldern (1136); von Konrad III. in der Hauptsache zwei Aufforderungen zum Hoftag 1138, einige H o f gerichtssprüche und einige Schreiben über die geplante Romfahrt von 1151. Wohl kein anderes Geschichtswerk für die Zeiten Konrads III. und die ersten Regierungsjahre Friedrichs I. kann sich nach der Persönlichkeit seines Verfassers und nach seinem Inhalte mit den beiden Werken des Bischofs O t t o v o n F r e i s i n g 5 2 ) messen. Als ein Sohn der Tochter Heinrichs IV. Agnes aus ihrer zweiten Ehe mit dem Markgrafen der Ostmark Leopold III. von Babenberg war er ein N e f f e des letzten Saliers, Halbbruder und Oheim der ersten Staufer, Bruder der beiden österreichischen Markgrafen, die während des staufischwelfischen Konfliktes im Besitz des bairisdien Herzogtums waren. So ist er von Jugend auf den Führern der Partei48 ) E. F. O h l y , Sage u. Legende i. d. Kaiserchronik. Unterss. über Quellen u. A u f b a u d. Diditung, 1940 (Forschgn. z. d t . Sprache u. Dichtg., 10). Ferner H . N a u m a n n , Das Reich i. d. Kaiserdir. Diss. Münster 1953. Weitere Lit. bei E. F. O h l y , Zs. f. dt. Altertum 77 (1940) 217. 49 ) Die U r k k . Lothars u. d. Kaiserin Richenza hrsg.- v. E. v. O 11 e n t h a 1 und H . H i r s c h , M G D D reg. et imp. Bd. V I I I 1927 (Neudruck 1957). 50 ) Die Quellen z. Gesch. d. zweiten Kreuzzugs sind hier nicht aufgenommen. 51 ) Verzeichnet bei S t u m p f , Reichskanzler II N r . 3227—3604 u. Nachträge. Siehe nunmehr auch F. H a u s m a n n , Reichskanzlei (s. S. 29, Anm. 4). 52) D i e reiche Literatur über O t t o und seine W e r k e , D W 6330. Über O t t o ' s Stellung zu den großen, ihn berührenden Problemen seiner Zeit s. Eberh. O t t o , O . v. Fr. u. Friédr. Barbarossa in H V S 31 (1938).



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3. Kapitel: D i e Stauferzeit

u n g e n n a h e g e s t a n d e n u n d hat auch an der B e i l e g u n g des Konflikts persönlich Anteil g e n o m m e n . U m 1112 geboren u n d z u m g e i s t l i c h e n B e r u f e b e s t i m m t , h a t er i n P a r i s s t u d i e r t u n d ist d a n n a u s N e i g u n g ( w o h l 1 1 3 2 ) i n d e n Z i s t e r z i e n s e r o r d e n e i n g e t r e t e n , u n d z w a r i n M o r i m u n d , w o er b a l d A b t w u r d e , u m d a n n v o n 1 1 3 8 bis z u s e i n e m T o d e ( 1 1 5 8 ) die — auch in wirtschaftlicher Hinsicht — sorgliche Leitung des Bistums Freising zu übernehmen. In v o l l e m Besitze der Bildung seiner Zeit, hat er in seiner Chronik (Chronica sive de duahus civitatibus libri VIII) auf augustinischer Grundlage und mit philosophischer Durchdringung die weltgeschichtliche Entwicklung zu begreifen gesucht. Er schildert das Elend dieser W e l t und die Herrlichkeit des Reiches Gottes. D a s siebente Buch, v o m Ende des 11. Jahrhunderts bis 1146 reichend, ist als zeitgenössische, kundige Berichterstattung nicht fehlerlos, aber v o n großem Werte. D a s Werk ist in seiner pessimistischen Stimmung ein getreuer Ausdruck für die wirrenvollen Zeiten Konrads III. Zwischen 1143 und 1146 geschrieben, ist es mit Zusätzen und Änderungen 1157 Friedrich I. überreicht worden. In den folgenden Jahrhunderten wurde es vielfach ausgeschrieben und weit verbreitet und zuerst v o n Cuspinian 1513 im Druck veröffentlicht 5 3 ). D a s adite Buch gibt eine Zusammenfassung v o n Ottos W e l t - und Geschichtsauffassung. G a n z a n d e r s ist e i n J a h r z e h n t s p ä t e r d i e S c h i l d e r u n g d e r n ä m l i c h e n E p o c h e u n d d e r A n f ä n g e F r i e d r i c h s I. i n d e n Gesta Friderici64) g e h a l t e n . E s ist e i n e V e r h e r r l i c h u n g 53 ) Ausg.: ed. altera v. A. H o f m e i s t e r M G SS. rer. Germ. i. u. sdi. 45, 1912. Daselbst S. C I I ff. Literatur über die C h r o n i k ; nach dieser Ausg. hrsg. v. W . L a m m-e r s u. vollständig übers, v. A. S c h m i d t , 1960 (Ausgew. Q u . z. Gesdi. d. MA, Bd. 16) mit a u s f ü h f l . Literaturangaben. Ubers, v. Buch 6 u. 7 in: Gesdiiditssdir. 57; O t t o von Freising, Gedenkgabe zu s. 800. T o d e s j a h r hrsg. v. J. A . F i s c h e r , 1958 (23. Sammelblatt d. H i s t . Ver. Freising) mit Beiitr. von J. S p ö r l u. A . ; Beiträge mehrerer V e r f . in: Analecta Sacri Ordinis Cisterciensis 14 (1958) 151 ff.; R. F o l z , Collectanea O r d . Cisterc. reform. 20 (1958) 327—345; B. G r i e s s e r , CistercienserC h r o n i k 65 (1958) 33—41. 54 ) Ausg. O t t o n i s et R a h e w i n i Gesta Friderici I . ed. G. " W a i t z , ed. 3 curavit B. d e S i m s o n , M G SS. rer. Germ. i. u. sdi. 46, 1912. Übers.: Gesdischr. 59. Erste Ausgabe von C u s p i n i a n 1515. Lit. s. audi A n m . 52 u. 53; ferner A. F r u g o n i , Sul'la „renovatio senatus" de3> 1143 e l ' » O r d o Equestris",Bullettino Ist. Italiano per il medioevo 62 (1950) 159—174; P . B r e z z i , N o t e sulla composizione dei Gesta Frid. imp. di O t t o n e di Frisinga i n : Studi medievali in onore di A. De Stefano, Palermo 1956, S. 122—135, weist auf die Notwendigkeit einer Überholung des Textes d. Ausg. y. 1912 hin.

3. Kapitel: Die Stauferzeit

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Friedrichs und seines Geschlechts, nicht ohne offiziösen Anstrich, hat doch Friedrich I. selbst auf Ottos Bitte für ihn im Frühjahr 1157 seiner Regierung in Kürze die wesentlichen Angaben für die ersten Jahre in einem erhaltenen, den Gesta vorgesetzten Schreiben zusammenstellen lassen. R. H o l t z m a n n vertrat die These, daß Otto — wie später Rahewin — außerdem eine von ihm erbetene und damals begonnene, in der Reichskanzlei nach und nach verfaßte und abschnittweise übersandte Stoffsammlung zur Verfügung gestanden habe, eine textlich knappe und inhaltlich reiche Darstellung, ein „offiziöses Memoriale"55). In den Konflikten mit der Kurie vermeidet es Otto, seiner irenischen N a t u r gemäß, seine persönliche Stellungnahme auszudrücken. Trotz mancher Ungenauigkeiten und Verschweigungen gehört das auch durch die sorgfältige Form und Aufnahme von Aktenstücken ausgezeichnete Werk zu den wichtigsten Denkmälern dieser Epoche. O t t o selbst hat nur die beiden ersten, bis 1156 reichenden Bücher verfaßt 5 6 ). In zwei weiteren Büchern ( I I I und I V ) hat sein (bischöflicher) N o t a r R a h e w i n ( f 1177 als Propst von St. Veit in Freising) als Ottos Vermächtnis mit starker Benutzung antiker Muster, namentlich des Josephus und Sallust, die 5 5 ) R. H o l t z m a n n , Das Carmen de Frederico I. imperatore aus Bergamo und die Anfänge einer stauiisdien Hofhistoriographie (NA 44 [1922] 252—313). Dies Memoriale habe von 1152 bis 1162 (diese Zeitgrenze, nicht 1160 [Schluß der Gesta Rahewins und des Carmen] sei aus Burchard von Ursperg [s. S. 114 f . ] ersdiließbar) gereicht. In ihm sieht R. Holtzmann die Anfänge einer von Rainald von Dassel (seit Mai 1156 Kanzler) bewußt angeregten und gepflegten „staufischen Hofhistoriographie", deren Spuren audi in späteren Jahrzehnten, bis hin zu dem verlorenen Werke des Mainardino von Imola unter Friedrich I I . erkennbar seien. Dieses Memoriale habe audi der Diditer des Carmen de Frederico I. (s. S. 103), ebenso Gunther von Pairis, der Verfasser des Ligurinus (s. S. 103) gekannt und benutzt, sowie Johann von Cremona in seiner verlorenen Geschichte Friedrichs I. (s. Wattenbach II® 327) und durdi ihn Burchard von Ursperg in den als hystoria Friderici bezeichneten Teilen seiner Chronik (s. S. 114) bis 1162. Vgl. hierzu jedoch E. O t t m a r , NA 46 (1926).

56) Eine wertvolle, Otto von Freising und andere Nachrichten ergänzende und berichtigende Quelle für die erste Hälfte des ersten Romzuges Friedrich I. (1154/55), vom Einmarsch in die Lombardei bis zur Katastrophe von Tortona (April 1155), bietet der Bericht de ruina civitatis Terdonae, wohl von einem Geistlichen in Tortona zwischen 1155 und 1163 verfaßt, Ausg. von A. H o f m e i s t e r in NA 43 (1920); D W 6402.

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3. Kapitel: Die Stauferzeit

Darstellung bis 1160 fortgeführt57), z.T. noch nach Vorarbeiten Ottos; er hat dabei auch das offiziöse Memoriale (s. S. 101, Anm. 55) aus der Reichskanzlei und andere von ihm zusammengebrachte Aktenstücke, besonders für den Zwischenfall von Besançon (1157) und den daraus entsprungenen Konflikt mit der Kurie58) verwendet. Die Bedeutung der Gesta können wir erst daran recht ermessen, daß uns von 1160 an für die Zeit Friedrichs I. eine ähnliche quellenmäßige Unterlage fehlt. Für die Politik Barbarossas in den Jahren 1161/62 und für die Zerstörung Mailands haben wir jedoch eine wertvolle Quelle in zwei Briefen des kaiserlichen Notars und Hofkaplans B u r c h a r d 5 9 ) , der mit dem 1177/78 in der Kanzlei nachweisbaren Burchard identisch sein dürfte. Erst 1209 hat die Chronik Otto von Freisings eine bis dahin reichende Fortsetzung erfahren durch O t t o , M ö n c h u n d seit 1 2 2 2 A b t 6 0 ) v o n S a n k t Blasien ( f 1 2 2 3 ) . D i e s e F o r t s e t z u n g ist, n a m e n t l i c h f ü r d i e e r s t e n J a h r z e h n t e , w e i t k ü r z e r g e h a l t e n u n d nicht o h n e e r h e b l i c h e I r r t ü m e r 6 1 ) . P o l i t i s c h a u f staufischer S e i t e s t e h e n d , a b e r a u c h w e i fische Q u e l l e n b e n u t z e n d , t r i t t O t t o d o c h f ü r die R e c h t m ä ß i g k e i t A l e x a n d e r s I I I . ein.

Auch in dichterischer Form sind einzelne Teile von Friedrichs Regierung von Zeitgenossen gefeiert worden: 5 7 ) Ein kurzer Anhang reidit bis 1169. Übers.: Gesdiichtsschr. 60.

Ausgabe: s. S. 100, Anm. 54.

5 8 ) Eberh. O t t o , Friedr. Barbarossa in seinen Briefen, DA 5 (1942) 72—111 hat durch stilkritische Untersuchung dargetan (zustimmend K . J o r d a n in H Z 166, 1942, 178), daß eine Anzahl von kaiserlichen Manifesten u. Schreiben (so über Besançon) von Rainald von Dassel verfaßt seien. — Aus dem „Memoriale" und anderen Schreiben glaubt O. auch Wendungen u. Sätze herausschälen zu können, deren Fassung u. Inhalt auf Friedrich selbst zurückgehen. e ö ) Ausg. v. F. G ü t e r b o c k , evo 61 (1949) 1—65.

Bullettino dell'Ist. stor. Ital. per il medio

„Nach überwiegender, aber nidit zu beweisender Annahme vielleidit" Abt von St. Blasien: so Hofmeister. 61) Chronicon, Ausg. jetzt von A. H o f m e i s t e r in MG SS. rer. Germ, i. u. sdi. 47, 1912. Obers.: Geschsdlr. 58. Eine kurze Fortsetzung bis 1274 ist fast ganz aus Martinus Polonus (s. S. 117) enonommen. F. G ü t e r b o c k in Festschrift Rob. Holtzmann 1933, 191—209.

3. Kapitel: Die Stauferzeit

103

1. Der Ligurinus62) ist ein etwa im letzten Jahrzehnt des 12. Jahrhunderts verfaßtes Epos von 6576 Hexametern über Friedrichs Taten bis 1160. Inhaltlich beruht es in der Hauptsache auf Ottos und Rahewins Gesta, daneben — außer sonstigen eigenen Nachrichten — auch auf dem „offiziösen Memoriale" (s. S. 101, Anm. 55), das schon von Otto und Rahewin benutzt wurde 63 ), und behandelt vornehmlich die Kämpfe um Mailand (Ligurum oder Ligurina urbs, daher der Name). Im Mittelalter völlig unbekannt, wurde es von K o n r a d C e l t i s im Kloster Ebrach entdeckt und 1507 herausgegeben. Schon im 18., dann wiederholt im 19. Jahrhundert (besonders von R. K ö p k e ) wurde seine Echtheit bestritten, diese aber 1871, unabhängig voneinander, zugleich von Gaston P a r i s in Paris und A. P a n n e n b o r g in Göttingen erwiesen. Als Verfasser, der eine Zeitlang Prinzenerzieher am Hofe gewesen ist, gilt seit Pannenborg 8 ') ziemlich unbestritten G u n t h e r , der Mönch im Zisterzienserkloster P a i r i s im Oberelsaß war 6 5 ). Gunthers Verfasserschaft ist nunmehr von E. A ß m a n n wohl eindeutig erwiesen 66 ). 2. In den Gesta Friderici I. in Italia, von R. Holtzmann besser als Carmen de Frederico I. imperatore bezeichnet 67 ), die erst 1877 aufgefunden wurden, hat ein Italiener, vermutlich aus Bergamo, vor 1167 in einem offenbar unvollendeten 68 ) Epos von 3343 Strophen die lombardischen Kämpfe bis 1160 behandelt. ö-; Ausg.: v. D ü m g e 1812, diese abgedruckt bei Migne P L Bd. 212. Übers, v. T h . V u l p i n u s ( = T h . R e n a u d ) S t r a ß b u r g 1889. Neue Ausgabe in den M G wird von E. A ß m a n n vorbereitet. 63) So R. H o l t z m a n n , N A 44 (1922) 289—296. 6*) P r o g r . Göttingen 1883. 65) Von G u n t h e r haben wir eine Geschichte des 4. Kreuzzugs (Historia Constantinopolitana) vom Verfasser des L i g u r i n u s in dem fragmentarisch erhaltenen Solimarius eine V e r i f i z i e r u n g der H i s t o r i a Hierosolyraitana des Möndis Robert v. Reims (über den 1. Kreuzzug). 66) E . A ß m a n n , Bleibt der Ligurinus anonym? D A 12 (1956) 453—472. J. S t u r m , Der Ligurinus (Stud. u. Darstellgn. aus d. Gebiete d. Gesdi. 8) 1911. M a n i t i u s I I I 698 ff. D W 6 3 3 1 . O . S c h u m a n n i n : D . d t . Lit. d. MA. Verfasserlexikon 2, 1936 Sp. 113 ff. K . L a n g o s c h , Politische Diditg. um Ks. Friedr. Barbarossa, 1943. 67) N A 44 (1922) 253. Übereinstimmungen und Abweichungen zwisdien dem Carmen und O t t o von Freisinn bzw. Rahewin möchte H . aus der unterschiedlichen Benutzung einer gemeinsamen Quelle, des offiziösen Memoriale (s. S. 101', A n m . 55) erklären. D W 6399. 68

) Vielleicht weil Bergamo 1166 von Friedrich abfiel (Giesebredit).

104

3. K a p i t e l : D i e

Stauferzeit

Es bringt manch interessanten Z u g u n d bestätigt i m w e i t g e h e n d unsere K e n n t n i s der Ereignisse69).

allgemeinen

3. G o t t f r i e d von Viterbo, vermutlich v o n deutschen Eltern, selbst seit d e n K n a b e n j a h r e n a m H o f e u n d über 4 0 Jahre K a p e l l a n b e i K o n r a d I I I . u n d Friedrich I., auch z u d i p l o m a t i schen G e s c h ä f t e n v e r w e n d e t ( f nach 1 1 9 0 ) , h a t in s e i n e n Gesta Friderici vornehmlich die K ä m p f e Friedrichs mit d e m Papst u n d 70 d e n L o m b a r d e n b e s u n g e n ) . D i e D i d i t u n g , die trotz vieler V e r w i r r u n g e n e i g e n e N a c h r i c h t e n v o n "Wert b r i n g t — s o ü b e r d i e K a t a s t r o p h e v o n 1 1 6 7 — reicht bis z u m S t u r z H e i n r i c h s des Löwen (1181)71).

Wir würden von Friedrichs Politik und Regierungstätigkeit, wie schon gesagt, ein unzulängliches Bild bekommen, -wenn wir nur auf die erzählenden Quellen angewiesen waren. Eine deutlichere Vorstellung seiner Herrschafts- und Wirtschaftspolitik, seiner Beziehungen zu weltlichen und geistlichen Großen gewinnen wir durch Heranziehung der Urkunden und Akten72). Für Friedrich I. erlangt dies Material nach Zahl und Gehalt eine die vorAusg.: als G e s t a d i F e d e r i c o I. in I t a l i a von E. M o n a c i , Font i per la storia d ' Italia 1, 1887; neue Ausgabe in den M G von I. S c h m a l e - O t t in Vorbereitung; Übers. ( z . T . ) von O . D O e r i n g als „Die Märe von Mailands Eroberung", mit Erläuterung, in: G u n d 1 a c h , Heldenlieder, Bd. I I I . 70 ) Auf das W e r k hat zuerst 1822 D o c e n aufmerksam gemacht; erste Ausgabe von J . F i c k e r 1853, dann von G. W a i t z in M G SS X X I I und in SS. rer. Germ. i. u. sdi. 30, 1870 (Gesta Friderici I. et Heinrici V I . impp. metrice scripta); Inhaltsangabe und z . T . Ubers, bei G u n d l a c h , Heldenlieder Bd. I I I ; E. S c h u l z , Entstehung d. Werke G o t t f r i e d s v. V. N A 46 (1926); G.s N a t i o n a l i t ä t ist noch umstritten. D W 6332. S c h r e i b m ü l l e r , Zs. f. bayer. Landesgesdi. 14 (1943/44) 248—281. 71 ) Seine übrigen, Heinrich VJ. gewidmeten, im Wechsel gebundener und ungebundener Sprache gehaltenen W e r k e Spéculum regum, Memoria saeculorttm und (umgearbeitet in) Pantheon sind historische, aber von Fabeln erfällte, als Geschichtsquelien fast wertlose Kompilationen; doch bieten sie f ü r die Geistesgeschichte viel Interessantes. Der Strophenbau zeigt je zwei H e x a meter und einen Pentameter. Die Gesta hatten einen Teil der Memoria gebildet. Vgl. hierzu L. M e y e r , Les legendes des matières de Rome, de France et de Bretagne dans le „Pantheon" de G. de V . , Paris 1933. 72 ) Aus solchem Material in Verbindung mit den Angaben erzählender Quellen gewinnt man audi eine ungefähre Vorstellung von der Bedeutung, weldie die finanziellen E i n k ü n f t e aus Italien f ü r Friedrich I. gehabt haben, s. darüber Gertrud D e i b e l in Neue Heidelberger J a h r b . 1932, S. 21ff. u. ZSSRG Germ. Abt. 54 (1934) 134—177. An erster Stelle stehen E i n k ü n f t e aus Grundbesitz, dann die Regalien, das Fodrum (Heersteuer), durdi Geldleistungen abgelöste N a t u r a l a b g a b e n , Geridtts- und Strafgelder, einmalige Einnahmen durdi Geschenke und aus Testamentèn u. a. m.

3. Kapitel: Die Stauferzeit

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hergehenden Epochen in vieler Hinsicht überbietende Bedeutung. K. F. S t u m p f - B r e n t a n o hat in seinen Regesten („Die Reichskanzler" Bd. 2 1868—72, s. Qk I 6 , S. 86) bereits über tausend Nummern verzeichnet, in der Hauptsache natürlich Urkunden 7 3 ). Seither ist noch mancher Fund hinzugekommen. Das Material ist auf die einzelnen Jahre ziemlich ungleich verteilt. Audi finden sich während der jahrelangen Aufenthalte in Italien wenige auf Deutschland bezügliche Stücke. Neben Urkunden aber stehen Verträge, Mandate, Korrespondenzen, Hof gerichtssprüche u. a. m. Wie sehr diese letztgenannten Quellenarten angewachsen sind, zeigt ihre S a m m l u n g im ersten Bande der Constitutiones et Acta der M G (LL sect. IV. 1 8 9 3 ; s. Q k . I 6 S. 78). Hier finden sich unter anderem neben den wichtigsten Urkunden von staatsrechtlicher Bedeutung, wie der Erhebung Österreichs zum Herzogtum 1156 (Privilegium minus, s. S. 106) und der Verleihung des Herzogtums Westfalen an das Erzbistum Köln 1180 (Gelnhausener Urkunde, s. S. 110), der Konstanzer Vertrag von 1153 und seine Erneuerung 1155 74 ), die Beschlüsse auf den Ronkalischen Feldern von 1154 (Lehnskonstitution) und 1158 (Regalienfeststellung) 75 ), die Beschlüsse von Konzilien unter kaiserlicher Leitung, Aufforderungen zu Hoftagen, Aufgebote zu Heerfahrten nach Italien, Akten und Korrespondenzen über Verträge mit ausländischen Herrschern und über die Freundschaftsoder Unterwerfungsverträge italienischer Kommunen, über die Konflikte mit den Päpsten von H a d r i a n IV. (1157/58) bis Clemens IV. (1189), die Würzburger Beschlüsse von 1165, die Friedensschlüsse und Verträge mit den Päpsten und Lombarden von Konstanz 1154, Montebello 1175 76 ), Anagni 1176, Venedig 1177, Konstanz 1183, dazji weiter Hofgerichtssprüche, Edikte und Mandate in Münz-, Zoll-, Lehns-, Vogtei-, Judenangelegenheiten und über das Spolienrecht u. a. m. Eine Grundlage für die Politik Friedrichs I. in Deutschland u n d Italien bildete die v o n A n f a n g an v o n ihm in 73

) „ U r k u n d e " im Sprachgebrauch der D i p l o m a t i k . ) Z a t s c h e k , Beiträge zur Gesdi. d. Konstanzer Vertrags v. 1153 SB W A 210 (1930), dazu kritisch G ü t e r b o c k N A 48 (1932) 583 f. und P. R a s s o w , H o n o r imperii, 1940 ( N e u a u f l . in Vorbereitg.) passim. Deutung und Tragweite sind noch umstritten. Der vollständige W o r t l a u t zuerst bei Z a t s c h e k a . a . O . 75) D W 6587. P. W . F i n s t e r w a l d e r , Die Gesetze des Reichstags von Roncaglia v. 11. X I . 1158 ZSSRG Germ. Abt. 51 (1931) 1—69. ?«) Hierüber nunmehr W . H e i n e m e y e r , D A 11 (1954/55) 101—139. 74

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3. Kapitel: Die Stauferzeit

Aussicht genommene und durch mehr als zwei Jahrzehnte bewährte Verständigung mit Heinrich dem Löwen. Sie fand ihren Abschluß 1156 in Regensburg in der Belehnüng Heinrichs mit Baiern um den Preis der Loslösung der Ostmark als Herzogtum Österreich durch das sogenannte Privilegium minus™). Bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts hat das noch viel umfassendere sogenannte Privilegium maius als die echte Urkunde für die Baberaberger gegolten; es wurde aber in Wirklichkeit erst 1360 unter dem Eindruck der Goldenen Bulle von Herzog Rudolf IV. angefertigt, weil er nidit hinter den Kurfürsten zurückstehen wollte. Erst W a t t e n b a c h und F i c k e r haben es als Fälschung erwiesen 78 ).

So sehr der Konflikt zwischen F r i e d r i c h I. und A l e x a n d e r I I I . die Zeitgenossen in beiden Lagern bewegte: Von einer publizistischen Begleitung, wie sie einst die Epoche des Investiturstreits gesehen hatte, ist dodi keine Rede. So findet sich nur eine geringe Zahl von Schriftstücken aus diesen Jahren, zum Teil unbekannter Herkunft, im dritten Bande der Libelli de lite der MG. Nicht mehr die theoretischen Erörterungen über die Herrschaftsstellung des Papsttums in der Kirdie und das Verhältnis von Staat und Kirche beschäftigen die Gemüter. Es handelt sich um politische Machtkämpfe, wie sie aus der neuen staufischen Auffassung vom Wesen des Imperiums und seiner weltlichen Machtstellung auch in Italien sich erheben mußten in dem Augenblicke, wo das Papsttum sich aus dem Gefühl der Bedrohung seiner Unabhängigkeit und Freiheit heraus dagegen auflehnte. In solchen Tagen verhallte die Stimme eines Mannes, der in mönchischer Entsagung und sittlicher Reinheit die Mißstände im kirchlichen Leben seiner Zeit erkannte, kritisierte und auf ihre " ) Gedruckt: M G L L sect. I V Const. I , nr. 159 u. verbessert bei W . E r b e n , D . Privileg F r i e d r . I . f . d. Herzogtum Österreich, 1902, S . 131 ff.; D o e b e r 1 , M o n . Germ. sei. I V n. 31. Nunmehr zusammenfassend H . F i c h t e n a u , V o n d. M a r k z. Herzogtum. Grundlagen u. Sinn des P r . minus f . Österreich (Österreich-Archiv) 1958 (mit L i t . ) ; H . A p p e l t , B l ä t t e r f . dt. Landesgesdi. 99 (1959) 25—66. T h . M a y e r i n : Aus Gesch. u. Landeskunde. Festschrift F . Steinbadi. 1960, S . 247—278. 7 8 ) A. L h o t s k y , Privilegium maius. Die Gesch. einer Urkunde ( ö s t e r reidi-Archiv) 1958.

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Abstellung bei den maßgebenden Instanzen bis zur Kurie hinauf, bei den Päpsten persönlich und schriftstellerisch einzuwirken bemüht war: Der das versuchte, war G e r h o h (1093—1169), seit 1132 Propst des Augustinerdiorherrnstiftes R e i c h e r s b e r g am Inn. Unter seinen Werken zeigt besonders die große Schrift De investigatione AntichristiT9) (1162), wie wenig es einem Manne seiner Richtung möglich war, das Problem von Imperium und Sacerdotium grundsätzlich und befriedigend zu lösen. Eine spezifisch w e i f i s c h e Geschiditstradition in staufenfeindlichem Sinn, wie mehrfach behauptet worden ist, hat es nicht gegeben, wohl aber weifische Familiengeschichten, seit dieses Geschlecht mit Heinrich dem Schwarzen (seit 1120 Herzog von Baiern, f 1126) zu besonderer Bedeutung gelangt ist. Unter diesen Aufzeichnungen ist am wichtigsten die Historia Welforum, die auf Grundlage einer älteren bis 1126 reichenden Genealogie um 1170 (zw. 1167 u. 1174) von einem im Hofdienste Weif VI. stehenden Weltgeistlichen80) geschrieben ist, „die erste Chronik, die ausschließlich der Geschichte eines Fürstenhauses gewidmet ist", „eine zuverlässige Darstellung von selbständigem Zeugniswert", die bis 1191 in Steingaden verfaßt, später bis 1208 fortgesetzt worden ist 81 ). Eine rege historiographische Betätigung, die zwar auch Vorgänge von reichsgeschichtlicher Bedeutung erwähnt, sich aber hauptsächlich um die Taten H e i n r i c h s d e s L ö w e n gruppiert, begann in den mittleren Jahrzehntendes 12. Jahrhunderts in Sachsen. Manche dieser Aufzeichnungen sind 79) G e r h o h s Schriften, soweit hierher gehörig, in M G , Libelli de lite I I I , 131—525. Seine nicht zahlreichen Briefe sind kirdienpolitisch wertvoll. D W 6435. D . V a n d e n E y n d e , L'oeuvre littéraire de Géroch de R . , R o m a 1957. E . M e u t h e n , K i r d i e u. Heilsgesdi. bei G . v. R . (Stud. u. T e x t e z. Geistesgesch. d. M A 6) 1959 (dort weitere L i t ) ; P . C l a s s e n , G . v. R . 1960. 8 0 ) Nicht wie früher angenommen von einem Möndi des Klosters (Altd o r f ) - W e i n g a r t e n ; daher H i s t . W e i f . Weingartensis, unter diesem Namen hrsg. v. G . W a i t i in den Monumenta W e l f o r u m Antiqua in M G SS. rer. Germ. i. u. sdì. 43. Übers.: Gesdischr. 68. Abbildung der Weingartner H s . bei C h r o u s t , Monum. Palaeogr. I I I , L f g . 4, T a f e l 3. 8 1 ) Ausg. mit Übers, u. Erläuterung — aber ohne t e x t k r i t . K o m m e n t a r — v. E . K ö n i g 1938 (Sdiwäbisdie Chroniken der Stauferzeit, 1) auf Grund einer neuen 1919 in Berlin gefundenen, vor 1200 in Altomünster geschriebenen Hs. (s. H . W i e r u s z o w s k i in N A 49 (1932).

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3. Kapitel: Die Stauferzeit

uns nicht erhalten oder nur in Ableitungen oder Bruchstücken auf uns gekommen. So die sog. Rosenfelder Annalen, die nach Kloster RossefeldHarsefeld bei Stade gehören, aber nur bis in die Zeiten Lothars gereicht haben (s. S. 93 f.). Vielfältige Benutzung haben die schon erwähnten ebenfalls verlorenen Nienburger Annalen gefunden, die S c h m e i d l e r auf Abt Arnold von Nienburg und Kloster Berge zurückgeführt hat (s. S. 94). Propst G e r h a r d v o n S t e t e r b u r g (bei Wolfenbüttel) schrieb das Chronicon Stedeburgense, ein, wenn auch einseitiges, doch f ü r das Wirken Heinrichs redit widniges Werk, das bis zum Tode des Löwen, dem Gerhard nahegestanden hatte (1195), geführt ist 8 2 ). Mehr noch als der K a m p f gegen die sächsischen Großen hat Heinrichs Tätigkeit als Eroberer und Kolonisator auf die Zeitgenossen Eindruck gemacht. Diese Leistungen w i l l H e l m o l d mit seiner Chronica Slavomm83) verherrlichen. H e l m o l d ist Pfarrer z u Bosau am Plöner See (geb. w o h l nicht nach 1125, f nach 1177) gewesen. In lebhafter u n d anschaulicher Darstellung schildert er die Mission, das kirchliche Leben und die Germanisierung im Slawenlande, besonders in Wagrien und unter dem Bischof Vicelin v o n Oldenburg i. H . , den er selbst gekannt hat. Durch Bisdiof Gerold hat er die U r k u n d e n des Lübecker Archivs benutzen können. Weiter gilt die Erzählung v o r allem den großen Taten Heinrichs des L ö w e n und dem A u f b l ü h e n Lübecks bis 1171. Bis dahin ist Helmold f ü r diese norddeutschen Verhältnisse die wichtigste erzählende Quelle. Seine Zuverlässigkeit und Wahrheitsliebe ist von C. S c h i r r e n in übertriebener Weise bestritten worden, doch hat dies rasch weitgehende Ablehnung 82) A u s g . (als A n n . S t . ) v o n P e r t z G e s d i s c h r . 62. 83

in M G SS X V I

197—231;

Obers.:

) A u s g . : M G SS. r e r . G e r m . i. u. sch. 32, 3. A u f l . ( T e x t a n a s t a t . N e u d r u d c , n e u e deutsche E i n l . ) 1937 v o n B. S c h m e i d l e r ; Ü b e r s . : Geschschr. 56 auch v o n S c h m e i d l e r , s. auch dessen E i n l e i t u n g z u r A u s g a b e u. in Zs. d. V e r . f . L ü b . Gesch. 14 (1912). D T 687? ( L i t . )

3. Kapitel: Die Stauf erzeit

109

und Widerlegung gefunden 84 ). Auf den Versuch D. N. J e g o r o v s 8 5 ) , Helmolds UnglaubWürdigkeit namentlich wegen seiner Angaben über die deutsche Kolonisation Mecklenburgs anzuprangern, wurde bald, zuerst von S c h m e i d l e r dann von Hans W i t t e entsprechend erwidert 88 ). An Helmold knüpft an die Chronik von A r n o l d v o n L ü b e c k (tl212), dem ersten Abt des dortigen Johannis-Klosters, die von 1171—1209 reicht 87 ). Auch er erzählt von den heimischen Gegenden, aber dazwischen auch vielerlei von den Vorgängen im Reich und auf den Kreuzzügen bis 1209. Erst in seinen letzten Jahren hat er die Chronik verfaßt und ist für die früheren Jahrzehnte vielfach unzuverlässig und undeutlich, so in seinen Nachrichten über die Katastrophe Heinrichs des Löwen. An Wert und Zuverlässigkeit steht er hinter Helmold zurück. Im übrigen ist die ganze sächsische Annalistik seit der Mitte des 12. Jahrhunderts nicht nur für die Geschichte Heinrichs des Löwen von Bedeutung, sie bietet für diese Zeit und weiterhin bis ins 13. Jahrhundert wichtigste Nachrichten reichsgeschichtlidien Charakters. In Magdeburg, im Kloster Berge, sind seit etwa 1145 auf Anregung, vielleicht im Auftrag und mit Unterstützung des Abtes Arnold (s. S. 94 f.) die Annales Magdeburgenses98) geschrieben worden (früher Chronographus Saxo genannt). Bis 1125 FrutolfEkkehard ausschreibend, dann Arnolds Werke und andere, verlorene Quellen benutzend, sind sie von mehreren Verfassern zunächst bis 1180 geführt, dann mit Auslassungen, vielleicht auch Zusätzen in die uns erhaltene Gestalt umgeschrieben und bis 1188 fortgeführt. Sie enthalten z. T. wertvolle Nachrichten, z. B. über Heinrichs des Löwen Slavenpolitik in den 50er und 60er Jahren und bestätigen die Darstellung Helmolds. Sie sind vielfach in anderen Klöstern (so Pegau, Pöhlde, Lauterberg) benutzt worden. 84) B e i t r . z . K r i t i k ä l t e r e r h o l s t e i n i s c h e r G e s d i i c h t s q u e l l e n , 1 8 7 6 . L i t . gegen Sdiirren bei D ¥ 6877. 85) D . K o l o n i s a t i o n M e c k l e n b u r g s im 13. J h . (russisch) 1 9 1 9 , deutsch v . H . C o s a c k 2 B d e . 1 9 3 0 ; B d . 3 , 1931 b r i n g t d. a u s f ü h r l . E n t g e g n u n g W i t t e s . 86) H Z 146 ( 1 9 3 2 ) 3 3 3 — 3 4 0 u . N A 5 0 ( 1 9 3 3 / 3 5 ) ; f ü r W i t t e s. A n m . 8 5 . 8 ? ) A u s g . : M G S S r e r . G e r m . i . u . sch. 14 v . L a p p e n b e r g 1868 ( N e u d r u c k 1 9 3 0 ) ; neue A u s g a b e in d e n M G in V o r b e r e i t u n g . O b e r s . : G c schichtssdir. 7 1 . D W 6 8 7 7 A . L e i t z m a n n , Z s . f . d t . A l t e r t u m 6 7 ( 1 9 3 0 ) 2 8 5 ff. K . S c h a m b a c h , H V S 3 0 ( 1 9 3 5 ) 6 6 2 — 6 8 5 . 88) A u s g . : M G S S X V I 1 0 7 — 1 9 6 ; O b e r s . : G e s d i s d i r . 6 3 . E i n g e h e n d e e r g e b n i s r e i c h e U n t e r s u c h u n g v . B . S c h m e i d l e r in Sachsen u. A n h a l t 15 ( 1 9 3 9 ) .

110

3. Kapitel: Die Stauferzeit

Audi die aus dem Kloster Pöhlde (am Harz) stammenden Annales Palidenses89), die bis 1182 reichen, enthalten für die letzten Jahrzehnte brauchbare eigene Nachrichten; wichtig sind als Ergänzung für die Katastrophe Heinrichs des Löwen. Das gleiche gilt auch für die in Kloster Pegau (bei Leipzig) verfaßten Annales Pegavienses90), die bis 1149 zunächst an Erfurter Aufzeichnungen, dann an die Magdeburger Annalen angelehnt sind, doch weiterhin und vor allem für die Jahre von 1176—1181, also für die letzten Kämpfe des Löwen selbständig berichten und großen Wert haben. Sie sind zunächst bis 1190 geführt und dann bis zum Ende des 13. Jahrhunderts, besonders gut für die Jahre 1215—1227, fortgesetzt worden. Freilich für die Ursachen und den Verlauf dieses verhängnisvollen Konflikts sind die genannten Aufzeichnungen ebensowenig ausreichend wie die urkundliche Überlieferung; auch die berühmte Gelnhausener Urkunde über die Teilung des Herzogtums Sachsen vom 13. April 1180 91 ) gibt nicht hinreichenden Aufschluß. Für eine Gesamtwürdigung Heinrichs des Löwen 9 2 ), vor allem hinsichtlich seiner Leistungen in seinen Herzogtümern, ist die Heranziehung des urkundlichen Materials ganz unerläßlich 93 ), ebenso für seine Städtepolitik und sein Wirken für Kultur und Kunst 91 ). 89 ) Ausg.: M G SS X V I 48—98, z. erstenmal hrsg. 1859 v. Pertz nach einer Göttinger H s . ; die Originalhs. wurde 1877 v. G. W a i t z in O x f o r d gef u n d e n , sie bot nur wenig Abweichungen (s. N A 4, 1879). D W 6391. Übers.: Geschschr. 61. 90) Ausg.: M G SS X V I , 2 3 4 - 2 7 0 . D W 6392.

Industrie- und B e t r i e b s s o z i o l o g i e von R. D a h r e n d o r f . 4. Aufl. 142 S., 3 Flg. 1967 (103) W i r t s c h a f t s s o z i o l o g i e von F. F ü r s t e n b e r g . 122 S. 1961. (1193) E i n f ü h r u n g in die S o z i a l e t h i k von H . - D . W e n d l a n d . 144 S. 1963. (1203)

Religion Jesus von M. D i b e l i u s f . 4. Aufl. m. e. Nachtr. von W . G . K ü m m e l . H O S . 1966. (1130) Paulus von M. D i b e l i u s f . Nach dem Tode des Verf. hrsg. u. zu Ende gef. von W . G. K ü m m e l . 3., durchges. Aufl. 156 S. 1964. (1160) L u t h e r von F. L a u . 2., verb. Aufl. 153 S. 1966. (1187) M e l a n c h t h o n von R. S t u p p e r i c h . 139 S. 1960. (1190) Z w i n g l i von F. S c h m i d t . C l a u s i n g . 119 S. 1965.(1219) S c h l e i e r m a c h e r . Leben und W e r k von M. R e d e k e r . In Vorb. (1177/1177a) S ö r e n K i e r k e g a a r d . Leben u. W e r k von H. G e r d e s . 134 S. 1966. (1221) E i n f ü h r u n g in die K o n f e s s i o n s k u n d e d e r o r t h o d o x e n K i r c h e n von K . O n a s c h . 291 S. 1962. (1197/1197a) G e s c h i c h t e des c h r i s t l i c h e n Gottesdienstes von W . N a g e l . 215 S. 1962. (1202/1202 a )

GEISTESWISSENSCHAFTEN Geschichte Israels. Von den Anfängen bis zur Zerstörung des Tempels (70 n. Chr.) von E. L. E h r l i c h . 2.Aufl. In Vorb. (231/231 a) Römische Religionsgeschichte von F. Altheim. 2 Bde. 2., umgearb. Aufl. I: Grundlogen und Grundbegriffe. 116 S. 1956. (1C35) II: Der geschichtliche Ablauf. 164 S. 1936. (1C5£) Die Religion des Buddhismus von D. S c h i i n g l o f f . 2 Bde. I: Der Heilsweg des Mönchstums. 122 S„ 11 Abb., 1 Kte. 1962. (174) II: Der Heilsweg für die Welt. 129 S., 9Abb., 1 Kte. 1963. (770)

Musik Musikästhetik von H. J. Moser. 180 S. M. zahlr. Notenbeisp. 1953. (344) Systematische Modulation von R. H e r n r i e d . 2. Aufl. 136 S. M. zahlr. Notenbeisp. 1950. (1094) Der polyphone Satz von E. P e p p i n g . 2 Bde. I: Der cantus-firmus-Satz. 2. Aufl. 233 S. Mit zahlr. Notenbeisp. 1950. (1148) II: Übungen Im doppelten Kontrapunkt und im Kanon. 137 S. M. zahlr. Notenbeisp. 1957. (1164/1164a) Allgemeine Musiklehre von H. J. Moser. 2., durchges. Aufl. 155 S. M. zahlr. Notenbeisp. 1955. (220/220a) Harmonielehre von H. J. Moser. 2 Bde. I: 109 S. M. 120 Notenbeisp. 1954. (809) II: In Vorb. (810) Die Musik des 19. Jahrhunderts von W. O e h l m a n n . 180 S. 1953. (170) Die Musik des 20. Jahrhunderts von W. O e h I man n. 312 S. 1961. (171/171 a) Technik der deutschen Gesangskunst von H. J. Moser. 3.. durchges. u. verb. Aufl. 144 S., 5 Fig., sowie Tab. u. Notenbeisp. 1954. (576/576a) Die Kunst des Dirigierens von H. W. von W a l t e r s h a u s e n f . 2., verm. Aufl. 138 S. M. 19 Notenbeisp. 1954. (1147) Die Technik des Klavierspiels aus dem Geiste des musikalischen Kunstwerkes von K. S c h u b e r t t . 3. Aufl. 110 S. M. Notenbeisp. 1954. (1045)

Kunst Stilkunde von H. W e i g e r t . 2 Bde. I: Vorzeit, Antike, Mittelalter. 4. Aufl. Etwa 136 S„ 94 Abb. In Vorb. (80) II: Spätmittelalter und Neuzeit. 3., durchges. u. erg. Aufl. 150 S., 88Abb. 1958. (781) Archäologie von A. Rumpf. 3 Bde. I: Einleitung, historischer Überblick. 143 S„ 6 Abb., 12Taf. 1953. (538) II: Die Archäologensprache. Die antiken Reproduktionen. 136S.,7Abb., 12 Taf. 1956. (539) III: In Vorb. (540)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN

Geschichte E i n f ü h r u n g in die Geschichtswissenschaft von P. K i r n . 5., bearb. u. e r g . Aufl. von J. L e u s c h n e r . 127 S. 1968. (270/270a) E i n f ü h r u n g in die Z e i t g e s c h i c h t e von 6. S c h e u r i g . 101 S. 1962. (1204) Z e i t r e c h n u n g d e r r ö m i s c h e n K a i s e r z e i t , des Mittelalters und d e r N e u z e i t f ü r die J a h r e 1—2000 n. C h r . von H. U e t z m a n n f . 3. Aufl., durchges. von K . A l a n d . 130 S. 1956. (1085) K u l t u r d e r U r z e i t von F. B e h n . 3 Bde. 4. Aufl. der Kultur der Urzeit Bd. 1—3 von M. H o e r n e s . I: Die vormetallischen Kulturen. (Die Steinzeiten Europas. Gleichartige Kulturen in anderen Erdteilen.) 172 S., 48 Abb. 1950. (564) II: Die älteren Metallkulturen. (Der Beginn der MetaNbenutzung, Kupferund Bronzezeit in Europa, im Orient und in A m e r i k a . ) 160 S., 67 Abb. 1950. (565) III: Die jüngeren Metallkulturen. (Das Eisen als Kulturmetall, Hallstatt» Latene-Kultur in Europa. Das erste Auftreten des Eisens in den anderen Weltteilen.) 149 S. 60 Abb. 1950. (566) V o r g e s c h i c h t e E u r o p a s von F. B e h n . Neuaufl. In Vorb. (42) D e r E i n t r i t t d e r G e r m a n e n in die G e s c h i c h t e von J. H a l l e r f . 3.Aufl., durchges. von H. D a n n e n b a u e r . 120 S. 6 Kartensk. 1957. (1117) V o n den K a r o l i n g e r n z u den Staufern. Die altdeutsche Kaiserzeit (900—1250) von I H a l l e r t . 5., durchges. Aufl. von H. D a n n e n b a u e r . 142 S., 4 Ktn. 1968, In Vorb. (1065) V o n den S t a u f e r n z u den H a b s b u r g e r n . Auflösung des Reichs und Emporkommen der Landesstaaten (125(^—1519) von J. H a l l e r f . 2., durchges. Aufl. von H. D a n n e n b a u e r 118 S., 6 Kartensk. 1960. (1077) Deutsche G e s c h i c h t e im Zeitalier der Reformation, der Gegenreformation und des dreißigjährigen Krieges von F. H ä r t u n g . 2., durchges. A u . l . 128 S. 1963. (1105) Deutsche G e s c h i c h t e von 1648—1740. Politischer und geistiger Wiederaufbau von W . T r e u e . 120 S. 1956 (35) Deutsche G e s c h i c h t e von 1713—1806. Von der Schaffung des europäischen Gleichgewichts bis zu Napoleons Herrschaft von W . T r e u e . 168 S. 1957. (39) Deutsche G e s c h i c h t e von 1806—1890. Vom Ende des allen bis zur Höhe des neuen Reiches von W . T r e u e . 128 S 1961 . (893) Deutsche G e s c h i c h t e v o n 1890 bis z u r G e g e n w a r t von W . T r e u e . In Vorb. (894) Q u e l l e n k u n d e d e r D e u t s c h e n G e s c h i c h t e i m M i t t e l a l t e r (bis zur Mitte des 15. Jahrhunderts) von K . J a c o b f 3 Bde. I . Einleitung. Allgemeiner Teil. Die Zeit der Karolinger. 6. Aufl., bearb. von H. H ö h e n l e u t n e r . 127 S. 1959. (279) II: Die Kaiserzeit (911—1250). 5. Aufl., neubearb. von H. H o h e n I e u t n e r . 141 S. 1961. (280)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN III: D a s Spätmittelalter (vom Interregnum bis 1500). Hrsg. von F. W e d e n . 152 S. 1952. (284) Geschichte E n g l a n d s von H. P r e l l e r . 2 Bde. I : bis 1815. 4., erw. Aufl. Etwa 135 S., 7 Stammtaf., 2 Ktn. 19S7. (375/375a) II: V o n 1815 bis 1910. 2., voll, umgearb. Aufl. 118 S., 1 Stammtaf., 7 Ktn. 1954. (1088) R ö m i s c h e Geschichte von F. A l t h e i m . 4 Bde. 2., verb. Aufl. I: Bis zur Schiacht bei Pydna (168 v. Chr.). 124 S. 1956. (19) II: Bis zur Schlacht bei Actium (31 v. Chr.). 129 S. 1956. (677) III: Bis zur Schlacht an der Milvischen Brücke (312 n. Chr.). 148S. 1958. (679) I V : Bis zur Schlacht am Y a r m u k (636 n. Chr.). In Vorb. (684) Geschichte der V e r e i n i g t e n S t a a t e n von A m e r i k a von O . G r a f z u S t o l b e r g - W e r n i g e r o d e . 192 S „ 10 Ktn. 1956. (1051/1051 a)

Deutsche Sprache und Literatur Geschichte der deutschen S p r a c h e von H . S p e r b e r . 5., neubearb. Aufl. von P. v o n P o l e n z . 136 S. 1966. (915) Deutsches R e c h t s c h r e i b u n g s w ö r t e r b u c h von M . G o t t s c h a l d f . 2., verb. Aufl. 269 S. 1953. (200/200a) D e u t s c h e W o r t k u n d e . Kulturgeschichte des deutschen Wortschatzes von A . S c h i r m e r . 5. Aufl. von W . M i t z k a . 125 S. 1965. (929) D e u t s c h e S p r a c h l e h r e von W . H o f s t a e t t e r . 10. Aufl. Voll. U m a r b . der 8. Aufl. 150 S. 1960. (20) S t i m m k u n d e für Beruf, Kunst und Heilzwecke von H. B i e h l e . 111 S. 1955. (60) Redetechnik. *intunrung in die Rhetorik von H. B i e h l e . 2., erw. Aufl. 151 v G r u n1961. d l a g e(61) n der S p r e c h e r z i e h u n g von J. J e s c h . 93 S., 8 A b b . 1967. (1122) Deutsches Dichten und D e n k e n v o n der g e r m a n i s c h e n bis zur staufischen Z e i t von H. N a u m a n n f . (Deutsche Literaturgeschichte vom 5.—13. Jahrhundert.) 3., verb. Aufl. In Vorb. (1121) Deutsches D i c h t e n und D e n k e n v o m M i t t e l a l t e r zur N e u z e i t von G . M ü I I e r (1270 bis 1700). 3., durchges. Aufl. In Vorb. (1086) Deutsches D i c h t e n und D e n k e n von der A u f k l ä r u n g bis z u m R e a l i s m u s (Deutsche Literaturgeschichte von 1700—1890) von K. V i e t o r t . 3., durchges. Aufl. 159 S. 1958. (1096) Deutsche H e l d e n s a g e von H. S c h n e i d e r . 2. Aufl., bearb. von R. W i s n i e w s k i . 148 S. 1964. (32) D e r N i b e l u n g e N o t in Auswahl. Mit kurzem Wörterbuch hrsg. von K . L a n g o s c h . 11., durchges. Aufl. 166 S. 1966. (1) K u d r u n und D i e t r i c h - E p e n in Auswahl mit Wörterbuch von O . L. J i r i c z e k . 6. Aufl., Bearb. von R. W i s n i e w s k i . 173 S. 1957. (10)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN W o l f r a m von E s c h e n b a c h , P a r z i f a l . Eine Auswahl mit Anmerkungen und Wörterbuch von H. J a n t z e n . 3. Aufl., bearb. von H. K o l b. 128 S.1966. (921) H a r t m a n n von A u e . D e r a r m e H e i n r i c h nebst einer Auswahl aus der „ K l a g e " dem „Gregorlus" und den Liedern (mit einem Wörterverzeichnis) hrsg. von F. M a u r e r . 2. Aufl. 96 S. 1968. Im Druck. (18) G o t t f r i e d v o n S t r a ß b u r g . T r i s t a n und Isolde in Auswahl hrsg. von F. M a u r e r . 2. Aufl. 142 S. 1965. (22) D i e d e u t s c h e n P e r s o n e n n a m e n von M. G o t t s c h a i d t ' 2.» Verb. Aufl. 151 S. 1955. (Uli) A l t h o c h d e u t s c h e s E l e m e n t a r b u c h . Grammatik und Texte von H. N a u m a n n ! u. w . B e t z . 4., verb. u. verm. Aufl. 183 S. 1967. (1111/1111 a) M i t t e l h o c h d e u t s c h e G r a m m a t i k von H . de B o o r u. R. W i s n i e w s k i . 5., durchges, Aufl. 150 S. 1967. (1108)

Indogermanisch, Germanisch I n d o g e r m a n i s c h e S p r a c h w i s s e n s c h a f t von H. K r ä h e . 2 Bde. I: Einleitung und Lautlehre. 5. Aufl. 110 S. 1966. (59) II: Formenlehre. 4., neubearb. Aufl. 100 S. 1963. (64) S a n s k r i t - G r a m m a t i k mit sprachvergleichenden Erläuterungen von M. M a y r h o f e n 2., voll, neu bearb. Aufl. 110 S. 1965. (1158/1158a) A l t i r i s c h e G r a m m a t i k von J. P o k o r n y . 2. Aufl. 1968. (896/896a) G o t i s c h e s E l e m e n t a r b u c h . Grammatik. Texte mit Übersetzung und Erläuterungen von H. H e m p e l . 4., neubearb. Aufl. 169 S. 1966. (79/79a) A l t n o r d i s c h e s E l e m e n t a r b u c h . Einführung, Grammatik, Texte (zum Teil mit Übersetzung) und Wörterbuch von F. R a n k e . 3., voll, umgearb. Aufl. von D . H o f m a n n . 205 S. 1967. (1115/1115a/1115b) G e r m a n i s c h e S p r a c h w i s s e n s c h a f t von H. K r ä h e . 3 Bde. 1: Einleitung und Lautlehre. 6. Aufl. 147 S. 1966. (238) II: Formenlehre. 6.Aufl. 149 S. 1967. (780) III: Wortbildungslehre von W . M e i d . 270 S. 1967. (1218/1218a/1218b)

Englisch, Romanisch A l t e n g l i s c h e s E l e m e n t a r b u c h . Einführung, Grammatik, Texte mit Übersetzung und Wörterbuch von M. L e h n e r t . 6., verb. Aufl. 178 S. 1965. (1125) M i t t e l e n g l i s c h e s E l e m e n t a r b u c h von H. W e i n s t o c k . 1967. In Vorb. (1226/ 1226 a/1 226 b) H i s t o r i s c h e n e u e n g l i s c h e L a u t - und F o r m e n l e h r e von E. E k w a l l . 4., verb. Aufl. 150 S. 1965. (735)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN Englische Phonetik von H. M u t s c h m a n n f . 2. Aufl., bearb. von G. S c h e r e r . 127 S. 1963. (601) Englische Literaturgeschichte von F. S c h u b e l . 4 Bde. I : Die alt- und mlttelengllsche Periode. 2., neu bearb. Aufl. 189 S. 1967. (1114/1114a) H: Von der Renaissance bis zur Aufklärung. 160 S. 1956. (1116) III: Romantik und Viktorlanlsmus. 160 S. 1960. (1124) Beowulf. Eine Auswahl mit Einführung, teilweiser Ubersetzung, Anmerkungen und etymologischem W ö r t e r b u c h von M. L e h n e r t . 4., verb. Aufl. 135 S. 1967. (1135) S h a k e s p e a r e von P. M e i ß n e r ! . 2. Aufl., neubearb. von M. L e h n e r t . 136 S. 1954. (1142) Romanische Sprachwissenschaft von H. L a u s b e r g . 4 Bde. I: Einleitung und Vokalismus. 2., durchges. Aufl. 211 S. 1963. (128/128a) II: Konsonantismus. 2., durchges. Aufl. 95 S. 1967. (250) III: Formenlehre. I . T e i l . 99 S. 1962. (1199) III: Formenlehre. 2. Teil. S. 99—260. 1962. (1200/1200a) I V : W o r t l e h r e . In Vorb. (1208)

Griechisch, Lateinisch Griechische Sprachwissenschaft von W . B r a n d e n s t e i n . 3 Bde. I : Einleitung, Lautsystem, Etymologie. 160 S. 1954. (117) II: W o r t b i l d u n g und Formenlehre. 192 S. 1959. (118/118a) III: Syntax I. Einleitung. Die Flexlbllien. 145 S. 1966. (924/924a) Geschichte d e r griechischen Sprache. 2 Bde. I: Bis zum Ausgang der klassischen Zeit von O . H o f f m a n n und A . D e b r u n n e r . 4., neubearb. Aufl. von A. S c h e r e r . 1968. (111/111 a) II: G r u n d f r a g e n und Grundzüge des nachklassischen Griechisch von A. D e b r u n n e r . 2. Aufl., bearb. von A. S c h e r e r . 1968. (114/114a) Geschichte d e r griechischen L i t e r a t u r von W . N e s t l e . 2 Bde. 3. Aufl., bearb. von W . L i e b i c h . I : 144 S. 1961. (70) II: 149 S. 1963. (557) G r a m m a t i k d e r neugriechischen Volkssprache von J. K a l i t s u n a k i s . 3., wes. e r w . u. verb. Aufl. 196 S. 1963. (756/756 a) Neugriechisch-deutsches Gesprächsbuch von J. K a l i t s u n a k i s . 2. Aufl., bearb. von A. S t e i n m e t z . 99 S. 1960. (587) Geschichte d e r lateinischen Sprache von F. S t o l z u. A. D e b r u n n e r f . 4., stark umgearb. Aufl. von W . P. S c h m i d . 145 S. 1966. (4T2;«92a) Geschichte d e r römischen L i t e r a t u r von L. B i e l e r . 2., verb. Aufl. 2 Bde. I: D e Literatur der Republik. 160 S. 1965. (52) II: Die Literatur der Kaiserzelt. 133 S. 1965. (866)

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GEISTESWISSENSCHAFTEN

Orientalistik, Slavistik D i e Keilschrift von B. M e i s s n e r . 3.Aufl., neubearb. von K. O b e r h u b e r . Etwa 150 S. 1967. (708/708a/708b) D i e H i e r o g l y p h e n von A . E r m a n . 3.Aufl., neu bearb. von O . K r ü c k m a n n , 1968. In Vorb. (603/608 a/608 b ) H e b r ä i s c h e G r a m m a t i k von R. M e y e r . 3 Bde. I : Einleitung, Schrift- und Lautlehre. 3., neubearb. Aufl. 120 S. 1966. (763/763 a/763b) fl: Formenlehre und Flexionstabellen. 3. Aufl. In Vorb. (764:764 a. 764 b) III: Satzlehre. In Vorb. (765/765a/765b) H e b r ä i s c h e s T e x t b u c h zu G. B e e r - R . M e y e r , Hebräische G r a m m a t i k von R. M e y e r . 170 S. 1960. (769/769a) Slavische S p r a c h w i s s e n s c h a f t von H. B r ä u e r . 2 Bde. I : Einleitung. Lautlehre. 221 S. 1961 (1191/1191 a) H: Formenlehre. 1. Tl. 1968. (1192/1192a) V e r g l e i c h e n d e G e s c h i c h t e der slavischen L i t e r a t u r e n von D . T s c h l i e w s k i j . 2 Bde. In V o r b . I : Einführung. Anfänge des slavischen Schrifttums bis zum Klassizismus. ( 1222/1 2 2 2 a ) II: R o m a n t i k bis zur Moderne. (1223/1223a) Russische G r a m m a t i k von E. B e r n e k e r j . 6., verb. Aufl. von M . V a s m e r f . 155 S. 1961. (66) Polnische G r a m m a t i k von N . D a m e r a u . 139 S. 1967. (942/942a)

Erd- und Länderkunde, Kartographie A f r i k a von F. J a e g e r . Ein geographischer Überblick. 2 Bde. 3. Aufl. I: D e r Lebensraum. 179 S., 18 A b b . In Vorb. (910) II: Mensch und Kultur. 155 S., 6 A b b . In Vorb. (911) A u s t r a l i e n u n d O z e a n i e n von H. J. K r u g . 176 S., 46 Sk. 1953. (319) K a r t o g r a p h i e von V . H e i s s l e r . 2. Aufl. 213 S., 125 Abb., 8 A n l . 1966. (30/30a)

Wirtschaft, Statistik, Publizistik A l l g e m e i n e B e t r i e b s w i r t s c h a f t s l e h r e von K . M e l l e r o w i c z . 4 Bde. 11. u. 12. durchges. Aufl. I : 224 S. 1964. (1008/1C06a ) II: 188 S. 1966. (11 53/1 153a III: 260 S. 1967. (1 154/1 154a ' I V : 209 S. 1963. (1 186/1 1E6a ' A l l g e m e i n e V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e von A . P a u l s e n . 4 Bde. I: Grundlegung, Wirtschaftskreislauf. 7. Aufl. 159 S.. 11 A b b . 1966. (1169) II: Haushalte, Unternehmungen, Marktformen. 7, Aufl. 172 S., 31 A b b . 1966, (1170)

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GEISTESWISSENSCHAFTE N III: Produktionsfaktoren. 5., neubearb. u. erg. Aufl. 228 S., 24 Abb. 1967. (1171/1171 a) I V : Gesamtbeschäftigung, Konjunkturen, Wachstum. 4., neubearb. u. erg. Aufl. 188 S. 1966. (1172) Ü b u n g s a u f g a b e n mit L ö s u n g e n zu A. P a u l s e n , Allgemeine Volkswirtschaftslehre l/ll von W . W e d ig. 177 S. 1967. (1227/1227a) G e s c h i c h t e d e r V o l k s w i r t s c h a f t s l e h r e von S. W e n d t . 2., neubearb. Aufl. Etwa 182 S. 1968. (1194/1194a) A l l g e m e i n e V o l k s w i r t s c h a f t s p o l i t i k von H. O h m . 2 Bde. 1: Systematisch-Theoretische Grundlegung. 2., verb. u. erg. Aufl. 137 S. t 6 Abb. 1965. (1195) II: Der volkswirtschaftliche Gesamtorganismus als Objekt der Wirtschaftspolitik. 180 S. 1967. (1196/1196 a ) F i n a n z w i s s e n s c h a f t von H. K o l m s . 4 Bde. I: Grundlegung, Öffentliche Ausgaben. 3.. verb. Aufl. 165 S. 1966. (148) II: Erwerbseinkünfte, Gebühren und Beiträge, Allgemeine Steuerlehre. 3., verb. Aufl. 154 S. 1966. (391) III: Besondere Steuerlehre. 2., verb. u. erg. Aufl. 205 S. 1967. (776/776a) I V : Öffentlicher Kredit. Öffentlicher Haushalt. Finanzausgleich. 191 S. 1964. (782/782 a ) F i n a n z m a t h e m a t i k von M. N i c o l a s . 2., verb. Aufl. 192 S., 1 1 T a f . , 8 T a b . u. 72 Beisp. 1967. (1183/1183 a) P r o g r a m m i e r u n g von D a t e n v e r a r b e i t u n g s a n l a g e n von H. J. S c h n e i d e r u. D . J u r k s c h . 111 S., 8 T a b . , 11 Abb. 1967. (1225/1225a) L i n e a r e P r o g r a m m i e r u n g von H. L a n g e n . Etwa 200 S. (1206/1206a) B u c h h a l t u n g und B i l a n z von E. K o s i o l . 2., Überarb. u. veränd. Aufl. 186 S. 1967. (1213/1213a) Industrie- und B e t r i e b s s o z l o l o g i e von R. D a h r e n d o r f . 4. Aufl. 142 S., 3 Fig. 1967. (103) W i r t s c h a f t s s o z i o l o g i e von F. F ü r s t e n b e r g . 122 S. 1961. (1193) P s y c h o l o g i e des Berufs- und W i r t s c h a f t s l e b e n s von W . M o e d e f . 190 S. 48 Abb. 1958. (851/851 a ) E i n f ü h r u n g in die A r b e i t s w i s s e n s c h a f t von H. H. H i l f . 169 S., 57 Abb.1964. (1212/1212 a ) A l l g e m e i n e M e t h o d e n i e h r e der Statistik von J. P f a n z a g l . 2 Bde. I: Elementare Methoden unter besonderer Berücksichtigung der Anwendungen in den Wirtschafts- und Sozialwissenschaften. 4., verb. Aufl. 266 S., 51 Abb. 1967. (746/746a) II: Höhere Methoden unter besonderer Berücksichtigung der Anwendungen in Naturwissenschaften, Medizin und Technik. 3., verb. Aufl. 315 S., 41 Abb. 1968. (747/747a) Z e i t u n g s l e h r e von E. D o v ifat. 2 Bde. 5., neubearb. Aufl. I: Theoretische und rechtliche Grundlagen — Nachricht und Meinung —Sprache und Form. 162 S. 1967 (1039/1039 a) II: Redaktion •— Die Sparten: Verlag und Vertrieb, Wirtschaft und Technik — Sicherung der öffentlichen Aufgabe. 179 S. 1967. (1040/1040a)

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Naturwissenschaften Mathematik G e s c h i c h t e der M a t h e m a t i k von J. E. H o f m a n n . 4 Bde. I: V o n den Anfängen bis zum Auftreten von Fermat und Descartes. 2., verb. u. verm. Aufl. 251 S. 1963. (226/226a) II: V o n Fermat und Descartes bis zur Frfindung des Catculus und bis zum A u s b a u der neuen Methoden. 109 S. 1957. (875) III: V o n den Auseinandersetzungen um den Calculus bis zur französischen Revolution. 107 S. 1957. (882) I V : Geschichte der Mathematik der neuesten Zeit von N . S t u l o f f . In V o r b . (883) M a t h e m a t i s c h e F o r m e l s a m m l u n g von F. O . R i n g l e b . 8., verb. Aufl. 322 S.t 40 Fig. 1967. (51/51 a ) V i e r s t e l l i g e T a f e l n und G e g e n t a f e l n für logarithmisches und trigonometrisches Rechnen in zwei Farben zusammengestellt von H. S c h u b e r t und R. H a u s s n e r . 3. neubearb. Aufl. von i. E r l e b a c h . 158 S. 1960. (81 ) Fünfstellige L o g a r i t h m e n mit mehreren graphischen Rechentafeln und häufig v o r k o m m e n d e n Zahlenwerten von A . A d l e r . 4. Aufl., Überarb. von J. E r l e b a c h . 127 S„ 1 Taf. 1962. (423) A r i t h m e t i k von P. B. F i s c h e r t . 3. Aufl. von H. R o h r b a c h . 152 S., 1 9 A b b . 1958. (47) H ö h e r e A l g e b r a von H. H a s s e . 2 Bde. 5., neubearb. Aufl. I : Lineare Gleichungen. 150 S. 1963. (931) I I : Gleichungen höheren Grades. 158 S„ 5 Fig. 1967. (932) A u f g a b e n s a m m l u n g zur höheren A l g e b r a von H. H a s s e u. W . K l o b e . 3„ verb. Aufl. 183 S. 1961. (1082) E l e m e n t a r e und klassische A l g e b r a v o m m o d e r n e n S t a n d p u n k t v o n W . K r u l l . 2 Bde. 1: 3., erw. Aufl. 148 S. 1963. (930) I I : 132 S. 1959. (933) A l g e b r a i s c h e K u r v e n und Flächen von W . B u r a u . 2 Bde. I : Algebraische Kurven der Ebene. 153 S., 28 A b b . 1962. (435) II: Algebraische Flächen 3. Grades und R a u m k u r v e n 3. und 4. Grades. 162 S., 17 Abb. 1962. (436/436a) E i n f ü h r u n g in die Z a h l e n t h e o r i e von A. S c h o l z f . Überarb. u. hrsg. von B. S c h o e n e b e r g . 4. Aufl. 128 S. 1966. (1131) F o r m a l e L o g i k von P. L o r e n z e n . 3., durchges. u. erw. Aufl. 184 S. 1967. (1176/1176 a)

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NATURWISSENSCHAFTEN T o p o l o g i e von W . F r a n z . 2 Bde. I: A l l g e m e i n e T o p o l o g i e . 2.. v e r b . A u f l . 144 S., 9 Flg. 1965. (1181) II: A l g e b r a r s c h e T o p o l o g i e . 1 5 3 S. 1965. ( 1 1 8 2 / 1 1 8 2 a ) Elemente der Funktionentheorie 1966. ( 1 1 0 9 )

von

K . K n o p p t . 7. A u f l . 1 4 4 S., 2 3 F i g .

F u n k t i o n e n t h e o r i e v o n K . K n o p p f . 2 B d e . 11. A u f l . I: G r u n d l a g e n der a l l g e m e i n e n T h e o r i e d e r a n a l y t i s c h e n F u n k t i o n e n . 1 4 4 S., 8 Fig. 1965. (668) II: A n w e n d u n g e n u n d W e i t e r f ü h r u n g d e r a l l g e m e i n e n T h e o r i e . 130 S. t 7 Fig. 1965. (703) A u f g a b e n s a m m l u n g z u r F u n k t i o n e n t h e o r i e von K. K n o p p f . 2 Bde. I : A u f g a b e n z u r e l e m e n t a r e n F u n k t i o n e n t h e o r i e . 7. A u f l . 135 S. 1965. (877) II: A u f g a b e n z u r h ö h e r e n F u n k t i o n e n t h e o r i e . 6. A u f l . 151 S. 1964. (878.) Differential- u n d I n t e g r a l r e c h n u n g von M . B ö r n e r . (Früher W i l t i n g ) . 4 Bde. I : G r e n z w e r t b e g r i f f , D i f f e r e n t i a l r e c h n u n g . 2., d u r c h g e s . A u f l . 176 S., 3 9 Fig. 1963. (86) G e w ö h n l i c h e D i f f e r e n t i a l g l e i c h u n g e n v o n G . H o h e i s e l . 7., n e u b e a r b . u. e r w . A u f l . 142 S. 1965. ( 9 2 0 / 9 2 0 a ) Partielle Differentialgleichungen E t w a 128 S. In V o r b . (1003)

von

G.

Hoheisel.

5., d u r c h g e s .

Aufl.

A u f g a b e n s a m m l u n g zu den gewöhnlichen und partiellen Differentialg l e i c h u n g e n v o n G . H o h e i s e l . 4., n e u b e a r b . A u f l . 1 5 3 S. 1964. (1059/ 1059a) Integralgleichungen 1963. ( 1 0 9 9 )

v o n G . H o h e i s e l . 2., n e u b e a r b . u. e r w . A u f l . 112 S.

M e n g e n l e h r e v o n E. K a m k e . 5. A u f l . 1 9 4 S „ 6 Fig. 1965. ( 9 9 9 / 9 9 9 a ) Gruppentheorie (837/837 a )

von

L. B a u m g a r t n e r .

4., e r w . A u f l . 190 S., 3 T a f . 1964.

Ebene und sphärische T r i g o n o m e t r i e von G. H e s s e n b e r g t . d u r c h g e s . v o n H . K n e s e r . 172 S., 6 0 Fig. 1957. (99)

5.Aufl.

D a r s t e l l e n d e G e o m e t r i e von W . H a a c k . 3 Bde. I : D i e wichtigsten D a r s t e l l u n g s m e t h o d e n . G r u n d - u n d A u f r i ß e b e n f l ä c h i g e r K ö r p e r 6. A u f l . 1 1 3 S., 1 2 0 A b b . 1967. (142) II: K ö r p e r mit k r u m m e n B e g r e n z u n g s f l ä c h e n . Kotierte P r o j e k t i o n e n . 5., d u r c h g e s . A u f l . 129 S., 86 A b b . 1967. (143) III: A x o n o m e t r i e u n d Perspektive. 3. A u f l . 129 S., 100 A b b . 1965. (144) A n a l y t i s c h e G e o m e t r i e v o n K . P. G r o t e m e y e r . 3., n e u b e a r b . A u f l . 218 S., 7 3 A b b . 1964. ( 6 5 / 6 5 a )

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NATURWISSENSCHAFTEN N i c h t e u k l i d i s c h e G e o m e t r i e . Hyperbolische Geometrie der Ebene von R. B a l d u s - f . 4. Aufl., bearb. u. erg. von F. L ö b e l l . 150 S., 75 Fig. 19Ö4. (970/970 a) D i f f e r e n t i a l g e o m e t r i e von K . S t r u b e c k e r . 3 Bde. I: Kurventheorie der Ebene und des Raumes. 2., erw. Aufl. 253 S., 45 Fig. 1964. (1113/1113 a J II: Theorie der Flächenmetrik. 195 S., 14 Flg. 1958. (1179/1179a) III: Theorie der Flächenkrümmung. 254 S., 33 Fig. 1959. (11 c J 1160a) V a r i a t i o n s r e c h n u n g von L. K o s c h m i e d e r . 2 Bde. 2., neubearb. Aufl. I : Das freie und gebundene Extrem einfacher Grundintegrale. 128 S., 23 Fig. 1962. (1074) II: Anwendung klassischer Verfahren auf allgemeine Fragen des Extrems. — Neuere unmittelbare Verfahren. In Vorb. (1075) E i n f ü h r u n g in die k o n f o r m e A b b i l d u n g von L. B i e b e r b a c h . 6 . , neubearb. Aufl. 184 S „ 41 Zeichng. 1967. (768/768a) V e k t o r e n und M a t r i z e n von S. V a l e n t i n e r . 4.Aufl. (11., erw. Aufl der „Vektoranalysis"). Mit Anh.: Aufgaben zur Vektorrechnung von H. K ö n i g . 205 S., 35 Fig. 1967.