Quellen zur Verfassungsgeschichte der Universität Greifswald, Band 2: Die schwedische Großmachtzeit bis zum Ende des Großen Nordischen Krieges 1649–1720 3515098348, 9783515098342

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German Pages 412 [498] Year 2012

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Inhaltsverzeichnis
Vorwort der Herausgeber
Einleitung
Editorische Vorbemerkungen
1. Statuten der Medizinischen Fakultät
2. Die Königliche Regierung verbietet, Klagen, welche die Universität und deren Güter betreffen, vor dem Hofgericht zu verhandeln
3. Der Generalgouverneur Schwedisch-Pommerns, Carl GustafWrangel, bestätigt die Befreiung der von Universitätsverwandten bewohnten Stadthäuser von jeglicher Steuer
4. Rektor und Konzil verbieten pennalistische Praktiken unter denStudenten und fordern das Ende der Auseinandersetzungen zwischen Natio Suecica und Natio Germanica
5. Der Generalgouverneur Schwedisch-Pommerns, Carl Gustaf Wrangel, nimmt die Amtsuntertanen der Universität im Amt Eldenaunter besonderen königlichen Schutz und verbietet willkürliche Passfuhren
6. Statuten der Societas Germanica
7. Resolution der schwedischen Königin Christina über die künftige Verwaltung und Ausstattung der Universität
8. Die schwedische Königin Christina setzt einen Amtmann auf Eldena ein und unterstellt ihn der Aufsicht der Kuratoren der Universität
9. Instruktion für den Amtmann auf Eldena Joachim Döpcke
10. Rektor und Konzil verbieten das nächtliche Umherziehen der Studenten
11. Rektor und Konzil verbieten nächtliche Exzesse und Duelle
12. Instruktion für den Amtmann auf Eldena
13. Rektor und Konzil verbieten pennalistische Dienstverhältnisse
14. Amtspflichten des Quästors und Amtsnotars in Eldena
15. Instruktion für die dem Amtmann auf Eldena als Inspektoren beigeordneten Professoren
16. Rektor und Konzil verbieten pennalistische Dienstverhältnisse
17. Rektor und Konzil ermahnen die Studenten zu sittlichem Verhalten
18. Der Generalgouverneur und Kanzler, Carl Gustaf Wrangel, setzt Kuratoren für die Universität ein und gibt ihnen eine Instruktion
19. Die schwedische Königin Hedwig Eleonora erteilt der Universität eine Resolution über die künftige Verwaltung des Amtes Eldena,die Kontributionen, die Gehälter der Professoren, das Konviktoriumund die Bibliothek
20. Der Generalgouverneur und Kanzler der Universität, Carl Gustaf Wrangel, verbietet das Pennalwesen an der Universität Greifswald
21. Rektor und Konzil machen das Pennalismusedikt der Regierung bekannt und verbieten die Societas Germanica
22. Rektor und Konzil wiederholen das Verbot des Pennalismus
23. Königlicher Visitationsrezess für die Universität
24. Instruktion für den Amtmann auf Eldena
25. Der Generalgouverneur und Kanzler, Carl Gustaf Wrangel, bestätigt den Visitationsrezess für die Universität und trägt den Kuratorendie Überwachung der darin enthaltenen Bestimmungen auf
26. Resolution der schwedischen Königin Hedwig Eleonora betreffend die Bitten der Universität
27. Die Königliche Regierung verspricht der Universität die Umsetzung der Königlichen Resolution von 1670
28. Instruktion für den Prokurator und Structuarius
29. Gesetze für die Studenten
30. Ordnung der Oeconomie
31. Renovierte Ordnung der Universität
32. Landstände und Universität vergleichen sich über die Kontributionsfreiheit des Amtes Eldena
33. Vergleich zwischen Universität und Stadt über die Steuerfreiheit der akademischen Häuser
34. Statuten der Societas Germanica
35. Resolution der Königlichen Regierung auf die Bitten der Universität
36- Rektor und Konzil ermahnen die Studenten zur Einhaltung der Disziplin und verbieten die Störung der Gottesdienste, die Beschädigung von Gebäuden und pennalistische Dienstverhältnisse
37. Resolution der Königlichen Regierung auf Eingaben der Universität
38. Instruktion für den Oeconomus
39. Resolution des schwedischen Königs Karl XI. betreffend die Beschwerden der Universität und der pommerschen Geistlichkeit
40. Rektor und Konzil ermahnen die Studenten zur Einhaltung der Disziplin
41. Rektor und Konzil fordern die Studenten zu diszipliniertem Betragen in den Kirchen auf
42. Die Königliche Regierung regelt den Turnus der Rektorwahl
43. Bestallung und Instruktion des Pedellen
44. Rektor und Konzil verbieten den Studenten das Jagen
45. Disziplinarordnung für die Freitische in der Oeconomie
46. König Karl XI. ordnet den Rang der Professoren untereinander
47. Statuten der Philosophischen Fakultät
48. Instruktion für den Syndicus der Universität
49. Verordnung des Kanzlers zur Reform der Universität –Interimsverordnung
50. Königliche Verordnung über das Studium der Landeskinder in Greifswald
51. Königlicher Visitationsrezess für die Universität
52. Der schwedische König Karl XII. untersagt künftig die Kombination des Structuariats mit einer städtischen Ratsherrenstelle
53. König Karl XII. fordert die Rückzahlung der durch die Professoren entfremdeten Inskriptionsgelder an die Universitätskasse
54. Instruktion für den Kanzler der Universität
55. Der schwedische König Karl XII. verbietet, dass Studenten, die wegen Duellierens von anderen Universitäten relegiert wurden, in Greifswald immatrikuliert werden
56. Rektor und Konzil verbieten das Duellieren
57. Der Kanzler ordnet die ausnahmsweise Aussetzung des Rektorwahlturnus an
58. Erneuerte Instruktion für den Prokurator und Structuarius
59. Instruktionen für den Amtmann auf Eldena
60. Der schwedische König Karl XII. stattet Johann Friedrich Mayer mit dem Rang und der Autorität aus, welche die Prokanzler an schwedischen Universitäten genießen
61. Der Kanzler verbietet den Druck theologischer Schriften ohne vorherige Zensur durch den Prokanzler und Generalsuperintendenten
62. Der schwedische König Karl XII. verbietet die Verbindung von Professuren mit Adjunkturen höherer Fakultäten
63. Urteil der Königlichen Regierung über die Kombination des Greifswalder Stadtphysikats mit der zweiten medizinischen Professur
64. Rektor und Konzil verbieten nächtliche Tumulte auf Markt und Straßen
65. Der schwedische König Karl XII. befiehlt der Universität, ihre Statuten zu revidieren und zur Bestätigung einzureichen
66. König Karl XII. verleiht den Professoren einen besonderen Rang
67. Rektor und Konzil verbieten Fackelzüge
68. Rektor und Konzil untersagen den Studenten Verkleidungen und Masken
69. Rektor und Konzil verbieten den Professoren- und Studentendienern das Tragen von Degen
70. Königliche Instruktion für die Provinzialregierung
71. Der dänische König Friedrich IV. fordert von den Professoren einen Treueid
72. Die Königliche Regierung in Stralsund untersagt die Rektorwahl
73. Der dänische König Friedrich IV. gestattet der Universität die vorläufige Amtsführung gemäß dem Herkommen
74. Der dänische König Friedrich IV. untersagt der Königlichen Regierung in Stralsund, die Befugnisse des Kanzlers in Universitätsangelegenheiten zu schmälern
75. Rektor und Konzil verbieten das Maskieren und Verkleiden
76. Rektor und Konzil verbieten das Duellieren
Quellen- und Literaturverzeichnis
Personenregister
Sachregister
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Quellen zur Verfassungsgeschichte der Universität Greifswald, Band 2: Die schwedische Großmachtzeit bis zum Ende des Großen Nordischen Krieges 1649–1720
 3515098348, 9783515098342

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QUELLEN ZUR VERFASSUNGSGESCHICHTE DER UNIVERSITÄT GREIFSWALD BAND 2

BEITRÄGE ZUR GESCHICHTE DER UNIVERSITÄT GREIFSWALD HERAUSGEGEBEN VON DIRK ALVERMANN, MARIACARLA GADEBUSCH-BONDIO, THOMAS K. KUHN, KONRAD OTT, JÜRGEN REGGE UND KARL-HEINZ SPIESS MITBEGRÜNDET VON CHRISTOPH FRIEDRICH, JÖRG OHLEMACHER UND HEINZ-PETER SCHMIEDEBACH

BAND 10.2

FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART 2012

QUELLEN ZUR VERFASSUNGSGESCHICHTE DER UNIVERSITÄT GREIFSWALD HERAUSGEGEBEN VON DIRK ALVERMANN UND KARL-HEINZ SPIESS BEARBEITET VON MARCO POHLMANN-LINKE UND SABINE-MARIA WEITZEL

Band 2 Die schwedische Großmachtzeit bis zum Ende des Großen Nordischen Krieges 1649–1720

FRANZ STEINER VERLAG STUTTGART 2012

Das Projekt wurde mit den Mitteln der Deutschen Forschungsgemeinschaft gefördert

Umschlagbild: Luxusgesetze oder Renovierte Ordnung der Universität, 1673 (Landesarchiv Greifswald, Rep. 40 IV 33, Bl. 223)

Bibliografische Information der Deutschen Nationalbibliothek: Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über abrufbar. ISBN 978-3-515-09834-2 Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder vergleichbare Verfahren sowie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen. Gedruckt auf säurefreiem, alterungsbeständigem Papier. © 2012 Franz Steiner Verlag, Stuttgart Druck: Printservice Decker & Bokor, München Printed in Germany

Inhaltsverzeichnis Vorwort der Herausgeber

IX

Einleitung

XI

1. Die Verfassungsentwicklung im Rahmen der allgemeinen Geschichte zwischen 1649 und 1720 (S. XI) – 2. Elemente und Grundzüge in Verfassung und Verwaltung der Universität Greifswald zwischen 1649 und 1720 (S. XXI); Patronat (S. XXII); Kanzler (S. XXIII); Prokanzler (S. XXVI); Kuratoren (S. XXVIII); Rektor (S. XXXI); Konzil (S. XXXIII); Fakultäten (S. XL); Lehrer (S. XLVIII); Studenten (S. LVII); Bedienstete (S. LXI)

Editorische Vorbemerkungen

LXXVII

Quellen 1.

Statuten der Medizinischen Fakultät (1649)

1

2.

Die Königliche Regierung verbietet, Klagen, welche die Universität und deren Güter betreffen, vor dem Hofgericht zu verhandeln (1649)

7

3.

4.

5.

6.

Der Generalgouverneur Schwedisch-Pommerns, Carl Gustaf Wrangel, bestätigt die Befreiung der von Universitätsverwandten bewohnten Stadthäuser von jeglicher Steuer (1650)

8

Rektor und Konzil verbieten pennalistische Praktiken unter den Studenten und fordern das Ende der Auseinandersetzungen zwischen Natio Suecica und Natio Germanica (1651)

10

Der Generalgouverneur Schwedisch-Pommerns, Carl Gustaf Wrangel, nimmt die Amtsuntertanen der Universität im Amt Eldena unter besonderen königlichen Schutz und verbietet willkürliche Passfuhren (1651)

13

Statuten der Societas Germanica (1651)

15

II 7.

8.

9.

Inhaltsverzeichnis

Resolution der schwedischen Königin Christina über die künftige Verwaltung und Ausstattung der Universität (1653)

27

Die schwedische Königin Christina setzt einen Amtmann auf Eldena ein und unterstellt ihn der Aufsicht der Kuratoren der Universität (1653)

35

Instruktion für den Amtmann auf Eldena Joachim Döpcke (1653)

37

10. Rektor und Konzil verbieten das nächtliche Umherziehen der Studenten (1654)

39

11. Rektor und Konzil verbieten nächtliche Exzesse und Duelle (1654)

41

12. Instruktion für den Amtmann auf Eldena (1654)

43

13. Rektor und Konzil verbieten pennalistische Dienstverhältnisse (1655)

49

14. Amtspflichten des Quästors und Amtsnotars in Eldena (1656)

51

15. Instruktion für die dem Amtmann auf Eldena als Inspektoren beigeordneten Professoren (1656)

53

16. Rektor und Konzil verbieten pennalistische Dienstverhältnisse (1657)

57

17. Rektor und Konzil ermahnen die Studenten zu sittlichem Verhalten (1657)

59

18. Der Generalgouverneur Schwedisch-Pommerns und Kanzler der Universität, Carl Gustaf Wrangel, setzt Kuratoren für die Universität ein und gibt ihnen eine Instruktion (1660)

62

Inhaltsverzeichnis

III

19. Die schwedische Königin Hedwig Eleonora erteilt der Universität eine Resolution über die künftige Verwaltung des Amtes Eldena, die Kontributionen, die Gehälter der Professoren, das Konviktorium und die Bibliothek (1661)

67

20. Der Generalgouverneur Schwedisch-Pommerns und Kanzler der Universität, Carl Gustaf Wrangel, verbietet das Pennalwesen an der Universität Greifswald (1662)

72

21. Rektor und Konzil machen das Pennalismusedikt der Regierung bekannt und verbieten die Societas Germanica (1662)

80

22. Rektor und Konzil wiederholen das Verbot des Pennalismus (1665)

82

23. Königlicher Visitationsrezess für die Universität (1666)

85

24. Instruktion für den Amtmann auf Eldena (1666)

113

25. Der Generalgouverneur Schwedisch-Pommerns und Kanzler der Universität, Carl Gustaf Wrangel, bestätigt den Visitationsrezess für die Universität und trägt den Kuratoren die Überwachung der darin enthaltenen Bestimmungen auf (1666)

122

26. Resolution der schwedischen Königin Hedwig Eleonora betreffend die Bitten der Universität (1670)

123

27. Die Königliche Regierung verspricht der Universität die Umsetzung der Königlichen Resolution von 1670 (1671)

130

28. Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1671)

134

29. Gesetze für die Studenten (1672)

140

30. Ordnung der Oeconomie (1673)

145

31. Renovierte Ordnung der Universität (1673)

151

32. Landstände und Universität vergleichen sich über die Kontributionsfreiheit des Amtes Eldena (1673)

159

IV

Inhaltsverzeichnis

33. Vergleich zwischen Universität und Stadt über die Steuerfreiheit der akademischen Häuser (1676)

165

34. Statuten der Societas Germanica (1678)

174

35. Resolution der Königlichen Regierung auf die Bitten der Universität (1681)

184

36. Rektor und Konzil ermahnen die Studenten zur Einhaltung der Disziplin und verbieten die Störung der Gottesdienste, die Beschädigung von Gebäuden und pennalistische Dienstverhältnisse (1682)

188

37. Resolution der Königlichen Regierung auf Eingaben der Universität (1683)

190

38. Instruktion für den Oeconomus (1683)

192

39. Resolution des schwedischen Königs Karl XI. betreffend die Beschwerden der Universität und der pommerschen Geistlichkeit (1686)

199

40. Rektor und Konzil ermahnen die Studenten zur Einhaltung der Disziplin (1688)

205

41. Rektor und Konzil fordern die Studenten zu diszipliniertem Betragen in den Kirchen auf (1688)

207

42. Die Königliche Regierung regelt den Turnus der Rektorwahl (1689)

210

43. Bestallung und Instruktion des Pedellen (1690)

212

44. Rektor und Konzil verbieten den Studenten das Jagen (1691)

217

45. Disziplinarordnung für die Freitische in der Oeconomie (1693)

219

46. Der schwedische König Karl XI. ordnet den Rang der Professoren untereinander (1693)

224

Inhaltsverzeichnis

V

47. Statuten der Philosophischen Fakultät (1699)

226

48. Instruktion für den Syndicus der Universität (1700)

241

49. Verordnung des Kanzlers zur Reform der Universität – Interimsverordnung (1702)

245

50. Königliche Verordnung über das Studium der Landeskinder in Greifswald (1702)

254

51. Königlicher Visitationsrezess für die Universität (1702)

257

52. Der schwedische König Karl XII. untersagt künftig die Kombination des Structuariats mit einer städtischen Ratsherrenstelle (1702)

289

53. Der schwedische König Karl XII. fordert die Rückzahlung der durch die Professoren entfremdeten Inskriptionsgelder an die Universitätskasse (1702)

291

54. Instruktion für den Kanzler der Universität (1702)

293

55. Der schwedische König Karl XII. verbietet, dass Studenten, die wegen Duellierens von anderen Universitäten relegiert wurden, in Greifswald immatrikuliert werden (1702)

299

56. Rektor und Konzil verbieten das Duellieren (1702)

300

57. Der Kanzler ordnet die ausnahmsweise Aussetzung des Rektorwahlturnus an (1703)

302

58. Erneuerte Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1703)

304

59. Instruktionen für den Amtmann auf Eldena (1703)

314

60. Der schwedische König Karl XII. stattet Johann Friedrich Mayer mit dem Rang und der Autorität aus, welche die Prokanzler an schwedischen Universitäten genießen (1704)

328

VI

Inhaltsverzeichnis

61. Der Kanzler verbietet den Druck theologischer Schriften ohne vorherige Zensur durch den Prokanzler und Generalsuperintendenten (1704)

330

62. Der schwedische König Karl XII. verbietet die Verbindung von Professuren mit Adjunkturen höherer Fakultäten (1704)

332

63. Urteil der Königlichen Regierung über die Kombination des Greifswalder Stadtphysikats mit der zweiten medizinischen Professur (1704)

336

64. Rektor und Konzil verbieten nächtliche Tumulte auf Markt und Straßen (1705)

337

65. Der schwedische König Karl XII. befiehlt der Universität, ihre Statuten zu revidieren und zur Bestätigung einzureichen (1705)

340

66. Der schwedische König Karl XII. verleiht den Professoren einen besonderen Rang (1705)

343

67. Rektor und Konzil verbieten Fackelzüge (1707)

346

68. Rektor und Konzil untersagen den Studenten Verkleidungen und Masken (1707)

347

69. Rektor und Konzil verbieten den Professoren- und Studentendienern das Tragen von Degen (1711)

348

70. Königliche Instruktion für die Provinzialregierung (1716)

350

71. Der dänische König Friedrich IV. fordert von den Professoren einen Treueid (1716)

354

72. Die Königliche Regierung in Stralsund untersagt die Rektorwahl (1716)

356

73. Der dänische König Friedrich IV. gestattet der Universität die vorläufige Amtsführung gemäß dem Herkommen (1717)

358

Inhaltsverzeichnis

VII

74. Der dänische König Friedrich IV. untersagt der Königlichen Regierung in Stralsund, die Befugnisse des Kanzlers in Universitätsangelegenheiten zu schmälern (1717)

360

75. Rektor und Konzil verbieten das Maskieren und Verkleiden (1719)

362

76. Rektor und Konzil verbieten das Duellieren (1719)

364

Anhang Quellen- und Literaturverzeichnis

367

1. Abkürzungsverzeichnis (S. 367) – 2. Verzeichnis der ungedruckten Quellen (S. 368) – 3. Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur (S. 379)

Personenregister

395

Sachregister

402

Vorwort der Herausgeber Mit großer Freude können wir nach gut einem Jahr den zweiten Band der auf drei Bände geplanten Edition der Öffentlichkeit vorlegen. Angespornt hierzu wurden wir nicht nur durch die Verlängerung des Projekts seitens der DFG, sondern auch durch die positiven Besprechungen des ersten Bandes. Dr. Sabine-Maria Weitzel übernahm die Bearbeitung der lateinischen, Marco Pohlmann-Linke die der deutschen und schwedischen Texte. Die Einleitungen zu den einzelnen Dokumenten verfassten Dr. Sabine-Maria Weitzel und Dr. Dirk Alvermann. Unterstützt wurde ihre Arbeit bei der Kollationierung und Redaktion der Texte von Nina Grossmann, Benjamin Kaiser, Hans Holler und Michael Czolkoß, der auch die gesamten Satz- und Registerarbeiten übernahm. Da eine der wichtigsten Quellenüberlieferungen zur Geschichte Schwedisch-Pommerns zwischen 1648-1721, die Akten der schwedischen Regierung in Stettin (LAGw Rep. 6 – Schwedisches Archiv), hinsichtlich der Universität Greifswald nur noch Fragmente des einstigen Umfangs enthält, waren wir auf die Auswertung der zahlreichen Komplementärüberlieferungen in schwedischen und dänischen Archiven angewiesen. Den zahlreichen Bibliothekaren und Archivaren, ohne deren Unterstützung und Wohlwollen diese Arbeit nicht so schnelle Fortschritte gemacht hätte, gilt unser besonderer Dank. An erster Stelle sind hier die Mitarbeiterinnen des Universitätsarchivs Greifswald (Barbara Peters und Marianne Schumann) zu nennen. Unser Dank gilt darüber hinaus den Archivarinnen und Archivaren des Landesarchivs Greifswald (Kirsten Schäffner), des Reichsarchivs Stockholm und des Reichsarchivs Kopenhagen für die erwiesene Unterstützung. Dr. Helmut Backhaus gebührt unser Dank für wichtige Hinweise zu den Beständen des Reichsarchivs Stockholm. Prof. Dr. Jens E. Olesen und Dr. Joachim Krüger (beide Universität Greifswald) danken wir für die Hilfe bei den Recherchen im Reichsarchiv Kopenhagen. Den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern der Stadtarchive in Greifswald (Petra Sockolowsky und Regine Neitzel) und Stralsund (Dr. Regina Nehmzow und Dr. Andreas Neumerckel) sei für die oft unkomplizierte Hilfe gedankt. Der Abteilung Altes Buch der Universitätsbibliothek Greifswald (Karla Ay) danken wir für die Möglichkeit der Benutzung, auch unter den schwierigen Bedingungen der baulichen Sanierung.

X

Vorwort der Herausgeber

Der Dank der Herausgeber gilt darüber hinaus Dr. Ulrich Rasche (Wien) für manchen wichtigen Hinweis und interessante Diskussionen. Dr. Dirk Hansen (Greifswald) danken wir für das Kollationieren, Emendieren und Nachweisen griechischer Autorenzitate und Dr. Immanuel Musäus (Greifswald) für die Hilfe bei den Nachweisen lateinischer Autorenzitate. Die Verwirklichung des Projekts ist der Deutschen Forschungsgemeinschaft zu verdanken, die seit dem 1. Februar 2009 die beiden Bearbeiter finanziert. Schließlich sei der Historischen Kommission für Pommern und den Dekanen der Philosophischen, der Medizinischen, der Rechts- und Staatswissenschaftlichen sowie der Theologischen Fakultät sehr herzlich für die Gewährung von Druckkostenzuschüssen gedankt.

Greifswald, im März 2012

Dirk Alvermann und Karl-Heinz Spieß

Einleitung

Dirk Alvermann

1. Die Verfassungsentwicklung im Rahmen der allgemeinen Geschichte zwischen 1649 und 1720 Der Dreißigjährige Krieg stellt auch in der Greifswalder Universitätsgeschichte eine Zäsur dar. Die Stadt wurde 1627 von kaiserlichen Truppen besetzt und bis 1631 gehalten. Infolge der Besetzung brachen die Besucherzahlen der Universität ein. Eine Pestepidemie (1628–1630) tat das Übrige.1 Nach dem Abzug der kaiserlichen Truppen waren von den 13 bestallten Professoren noch acht am Ort.2 Der schwedische König Gustav II. Adolf betrat die Stadt 1631 als Sieger und in der Euphorie der ersten Jahre, beschirmt von einem trügerischen Frieden, erlangte Greifswald als „Ausweichuniversität“3 mit entsprechend hoher Besucherzahl wieder eine begrenzte Bedeutung.4 Mit der Übertragung des Amtes Eldena durch Herzog Bogislaw XIV. 1634 erhielt sie zudem endlich eine Ausstattung, die ihr dauerhaftes Bestehen in materieller Sorgenfreiheit gewährleisten sollte.5 Die Zahl der Neuimmatrikulationen verdoppelte sich auf 144 im Jahr 1633/34 und auch die Ordinariate waren wieder fast vollständig besetzt.6 Doch als der Krieg 1637 nach Pommern zurückkehrte, trafen seine Auswirkungen die Universität mit einer Wucht, die sie der Auflösung nahe brachte.7 Das Amt Eldena, die Versorgungsgrundlage der Universität, wurde derart verwüstet, dass es auf absehbare Zeit nicht mehr in der Lage war, einen wirtschaftlichen Nutzen für die Universität zu leisten.8 Die Schulden des Amtes waren auf 96.265 Gulden angestiegen und ein großer Teil der nach den Kriegsverheerungen noch verbliebenen Wirtschaftskraft musste der Befriedigung der Gläubiger dienen, statt der Erhaltung der Universität.9 Die Pest brach 1638 erneut aus.10 Die Theologische Fakultät hörte 1639 de facto auf zu existieren.11 Nur noch vier Professoren hielten an der Universität aus.12 Greifswald war Teil einer „pommerischen Wüs-

Vgl. zu den Jahren 1628–1631 die quellennahen Darstellungen bei Heyden 1965, S. 132–134. Thümmel 2011, S. 102–106 und Langer 2011, S. 79–84. 2 Langer 2011, S. 83. 3 Asche 2007, S. 52. Dort (S. 47) findet sich auch ein Vergleich der Besucherfrequenz mit anderen Universitäten. 4 Langer 2011, S. 85f. 5 Bd. I/Nr. 48. 6 Langer 2011, S. 84f. 7 Vgl. Seth 1956, S. 31. 8 Thümmel 2011, S. 109–111. 9 Langer 2011, S. 89. 10 Thümmel 2011, S. 107. 11 Friedländer I/1893, S. 610. 12 Giese 2006, S. 219.

1

XII

Einleitung

te“,1 die der Krieg hinterlassen hatte und daran konnte auch der Friedensschluss von 1648 nichts ändern. Der Westfälische Frieden bedeutete zunächst die Teilung des Landes. Mit dem Friedensvertrag von Osnabrück fiel Vorpommern mit Rügen und den Odermündungen einschließlich Stettin und einiger anderer hinterpommerscher Städte als Reichslehen in perpetuum an die schwedische Krone.2 Schon davor hatten – nach dem Aussterben der Herzöge aus dem Greifenhause in männlicher Linie 1637 und dem Scheitern der Regierung der fürstlich pommerschen Räte3 auf der Grundlage der Regimentsverfassung von 1634 – Vertreter der schwedischen Krone als Legaten oder Residenten die Regierung in Vorpommern übernommen. Zwar verglich Schweden sich im Grenzrezess von 1653 mit Brandenburg über den Grenzverlauf und die Lizente (den großen Seezoll, der in allen pommerschen Häfen erhoben wurde), aber das schwedische Vorpommern sollte noch bis 1663 ohne eine Verfassung bleiben, weil Krone und Stände sich nicht einigen konnten.4 Das hatte auch Auswirkungen auf die Universität, denn – abgesehen von der gültigen Bestätigung ihrer Privilegien, die erst in der Regimentsform von 1663 erfolgte – war ihr Gedeihen vom einträchtigen Handeln der Stände und des Landesherren abhängig. In welchem Maße das der Fall war, lässt das Scheitern der Reform- und Erweiterungspläne Königin Christinas für die Universität erkennen. Bis zum Regierungsantritt der Monarchin 1645 hatte eine Vormundschaftsregierung unter dem maßgeblichen Einfluss des Reichskanzlers Axel Oxenstierna die Geschäfte geführt. Unter ihr wurde ein Rettungsprogramm für die höheren pommerschen Lehranstalten – das Pädagogium in Stettin und die Universität Greifswald – initiiert, das seit 1640 von Kriegsrat Alexander Erskein koordiniert wurde.5 Seit 1641 schaltete sich der Sohn des Reichskanzlers, der Legat Johan Oxenstierna, unmittelbar in die Maßnahmen zur Rettung der Universität ein. Dabei galt sein Interesse zunächst der Wiederaufrichtung der Theologischen Fakultät, die 1642 gelang.6 Der Reichskanzler, der selbst für den Erhalt eines streng orthodoxen Luthertums in Schweden eintrat, hatte – angesichts der Erbansprüche des reformierten Kurfürsten von Brandenburg – ein wichtiges Motiv, diese traditionelle Ausrichtung der Greifswalder Theologischen Fakultät zu erhalten.7 Hier war die Verpflichtung auf die formula concordiae 1623 in die Fakultätsstatuten8 aufgenommen worden und mit Barthold Krakewitz hatte die Fakultät über eine weit wahrnehmbare Gallionsfigur im Kampf gegen den aus Brandenburg einsickernden Calvinismus verHage 1638. 2 Buchholz 1999, S. 238. 3 Zu dieser Interimsregierung vgl. Backhaus 1969, S. 27ff. 4 Vgl. zur Verfassungsdiskussion Back 1955. 5 Seth 1956, S. 32. 6 Giese 2006, S. 222ff. 7 Seth 1956, S. 32f. Langer 2011, S. 92. 8 Bd. I/Nr. 45. 1

Einleitung

XIII

fügt.1 Ihre Rolle als Bollwerk in der „lutherischen Front“2 hat die Greifswalder Fakultät dann das gesamte 17. Jahrhundert über – auch in den synkretistischen Streitigkeiten und im Kampf gegen den Pietismus3 – wahrgenommen, durchaus nicht immer zur Freude der schwedischen Regierung.4 Mit der Theologischen Fakultät nahm auch das Konsistorium nach fünfjähriger Pause seine Tätigkeit wieder auf.5 Die Rettung der Universität war überwiegend mit Zuschüssen aus der Staatskasse finanziert worden und die Visitation von 16466 hatte zu der ernüchternden Erkenntnis geführt, dass das auch weiterhin notwendig sein würde, wenn eine nachhaltige Konsolidierung erreicht werden sollte.7 Die schwedischen Beamten rechneten durchaus mit der Möglichkeit, dass die Universität aufgehoben werden müsste.8 Der Regierungsantritt Königin Christinas markiert hier eine besondere Phase in der Universitätsgeschichte. Ihre Erweiterungspläne für die Universität, die – wenn sie in die Tat umgesetzt worden wären – Greifswald zu einem kontinentalen Pendant von Uppsala für die deutschen Territorien Schwedens gemacht hätten,9 stießen jedoch schnell an Grenzen. Voraussetzung für die wirtschaftliche Sanierung der Universität war die Auslösung des Amtes Eldena von den Gläubigern. Die dafür nötigen 20.000 Reichtsaler wies die Königin 1650 aus den pommerschen Lizenteinnahmen an, sie wurden aber nie ausgezahlt.10 Stattdessen verlangte die Königin im Rahmen der Verhandlungen über die Organisation und Verfassung der neuen schwedischen Provinz Pommern, welche die Einrichtungskommission für Pommern mit den Ständen führte, dass diese die Amortisierung des Amtes übernehmen sollten, während sie selbst die übrigen Kosten tragen wollte. Noch immer waren 21 Professuren und eine erhebliche Erweiterung der Freitische vorgesehen. Greifswald wäre damit in der Tat mit Uppsala auf eine Stufe gestellt worden. Doch dieses Sanierungs- oder Erweiterungsprojekt für die Universität war letztlich von der Bereitschaft der Stände, sich an den Kosten zu beteiligen, abhängig. Die Stände aber hielten den Plänen der Königin ihre Forderungen hinsichtlich der Verfassung entgegen und verweigerten die Mitwirkung. Erst 1653 gab die Königin ihre Pläne für die Universität Greifswald auf. Sie hatte sowohl die wirtschaftliche Leistungsfähigkeit des Dotationsgutes, als auch die Bereitschaft der Stände überschätzt.11 Ebenso wie die Verfassungsdiskussion ab Tholuck 1853, S. 45ff. Seth 1956, S. 32f. und Heyden 1965, S. 130f. Oxenstierna hätte Krakewitz gerne für das Amt gewonnen, aber er lehnte aus Altersgründen ab. Vgl. Giese 2006, S. 222. 2 Seth 1956, S. 32. Ähnlich auch Langer 2008, S. 100. 3 Lother 1928. Klaje 1938. 4 Vgl. Tholuck 1853, S. 47ff. 5 Buske 1990, S. 65ff. 6 Bd. I/Nr. 56. 7 Langer 2011, S. 95. 8 Seth 1956, S. 37. 9 Langer 1999, S. 29. 10 Seth 1956, S. 39. 11 Vgl. Seth 1956, S. 37–43.

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XIV

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1653 ins Stocken geriet,1 blieb eine grundsätzliche Neuregelung der Verhältnisse der Universität aus. Die Erweiterungspläne waren nach der Abdankung der Königin 1654 endgültig ad acta gelegt. Auffällig ist auch, dass die Regierung das Beharrungsvermögen ihrer deutschen Universität – und das blieb Greifswald auch unter der schwedischen Herrschaft – deutlich unterschätzte. Die Kenntnis der Verfassungsverhältnisse der Universität und ihrer Privilegien blieb bis in die 1660er Jahre auf schwedischer Seite äußerst gering.2 Das zeigte sich zum einen in den zahlreichen Konflikten im Rahmen von Berufungsverfahren3 oder auch darin, dass der Kanzler noch 1656 nicht in der Lage war, dem König gegenüber Auskunft über die Statuten der Universität zu geben.4 Der Widerstand, den die Universität in diesen Jahren immer wieder gegen die Verletzung ihres Selbstergänzungsrechts leistete, hat sie – bis in die jüngere Literatur hinein5 – in den Ruf der Rückständigkeit gebracht, die mit einer Abneigung gegenüber modernen Lehrinhalten, wie etwa dem Naturrecht und der Staatstheorie nach Grotius, einherging.6 Hinsichtlich des Lehrprogramms und seiner Ausgestaltung wies die Universität Greifswald jedoch die Merkmale auf, die für die Universitäten der damaligen Zeit üblich waren. Dass Greifswald in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts weniger herausragende Köpfe aufzuweisen hatte als man sich wünschte, mag auch damit zusammenhängen, dass das tatsächlich empfangene Salär eines Ordinarius bei durchschnittlich 150 Gulden lag. An beinahe allen deutschen Universitäten (und auch in Uppsala) erhielt man mehr – in Jena, Königsberg, Herborn, Helmstedt und Wittenberg weit über das Doppelte.7 Mit den collegia privata war das schmale Greifswalder Gehalt angesichts der geringen Hörerzahlen nicht wesentlich aufzubessern. Angesichts der wirtschaftlichen Ausgangslage dürften die Erwartungen, die die schwedische Regierung an die Entwicklung der Universität stellte, überzogen gewesen sein. Die Universität Greifswald konnte ihre wirtschaftliche Konsolidierung erst in den 1690er Jahren abschließen. Dennoch erlebte sie in dem Jahrzehnt zwischen 1646 bis 1656 eine Blütephase. Die Zahl der jährlich neu eingeschriebenen Studenten lag beinahe regelmäßig weit über 100. Die Berufung zahlreicher Extraordinarien, vor allem in der Juristischen Fakultät, ließ einen Lehrkörper entstehen, der hohen Ansprüchen genügen konnte. 1 Vgl. Back 1955, S. 316ff. 2 Für die Berufungsverfahren spricht Giese (2006, S. 239) wohl ganz richtig von „einer – vielleicht nur vorgetäuschten – anfänglichen Unkenntnis der Rechtslage“. 3 Vgl. mit schönen Beispielen Giese 2006, v. a. S. 222f., S. 235ff. 4 Kosegarten I/1857, S. 254. Seth 1956, S. 44. 5 bspw. Langer 2008, S. 97. 6 Hier werden in der Regel die Fälle Palthen, Friedlieb und Colberg angeführt. Vgl.dazu Hofmeister 1933. Klaje 1938 und Prochnow 1914. 7 Vgl. Tholuck 1853, S. 71f.

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XV

Greifswald war, anders als Dorpat und später Lund (ab 1667) keine „Integrationsuniversität“ mit Suedisierungsauftrag, die den hegemonialen Anspruch der schwedischen Großmacht auf kulturellem Gebiet flankierte.1 Aber sie war, zumindest während der Regierung Königin Christinas (1644–1654) ein „Prestigeprojekt“. Das Interesse Karls X. Gustaf (1654–1660) für die Universität Greifswald war dagegen äußerst gering. Mit dem Ausbruch des schwedisch-polnischen Krieges 1655 ging nun auch die kurze Friedenszeit für die Universität zu Ende und die Einschätzung des Kanzlers Johan Oxenstierna, dass die Universität zugrunde gehe, wenn man sie nicht mit Kontributionen verschone, verfehlten am Hofe ihre Wirkung.2 Das schwedische Reich verfolgte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts hegemoniale Interessen im Ostseeraum, in denen Pommern eine erstrangige strategische Bedeutung zukam. So wurde Greifswald wieder von feindlichen Truppen belagert und erlitt 1659 durch brandenburgischen Beschuss schwere Schäden. Wieder war das Amt Eldena, insbesondere die Forsten, schwer betroffen. Die wenigen Fortschritte des vorangegangenen Jahrzehnts schienen vernichtet. Die Zahl der Neuimmatrikulationen brach abermals ein, die Oeconomie (das Konvikt) musste geschlossen werden und Rektor und Konzil gelang es nicht, den ausufernden Pennalismus zu bändigen. Die Auseinandersetzungen mit der Societas Germanica oder der „Teutschen Nation“, einer landsmannschaftlich geprägten Vereinigung der Greifswalder Studenten, die sich den selbstbewussten Wahlspruch unita fortior gegeben hatte, spitzten sich in einer Form zu, die die Autorität der Professoren und die Aufrechterhaltung des Lehrbetriebs gefährdete.3 Das Pennalismusedikt4 des Generalgouverneurs Carl Gustaf Wrangel von 1662 kam im Grunde Jahre zu spät. Der Umgang der Regierung mit dem Problem des Pennalismus ist ebenso Zeichen des nachlassenden Interesses an der Universität, wie die Verschleppung der seit 1653 versprochenen Visitation. Als diese Visitation 1665 endlich aufgenommen wurde, erfüllte sie zunächst keinesfalls die Erwartung der Betroffenen. In ihrem Fahrwasser wurde nämlich diskutiert, was schon 1650 für möglich gehalten wurde – die Aufhebung oder die Verlegung der Universität. Verstärkt wurden diese Ambitionen durch den schlechten Zustand des Stettiner Pädogogiums, der zweiten höheren Lehranstalt Pommerns. Eine Vereinigung der beiden Einrichtungen in Stettin schien eine adäquate Lösung zu sein.5 Es war wohl im Wesentlichen das Ver1 Vgl. Seth 1956, S. 44. Langer 2008, S. 95. Anders Asche 2007, S. 54f. 2 Vgl. Kosegarten I/1857, S. 254. Seth 1956, S. 44. 3 Vgl. Heinemann 1906, S. 85ff. Alvermann 2006a, S. 229f. 4 Vgl. Nr. 20. 5 Zur Vorgeschichte und den Verhandlungen vgl. Frommhold 1902. Zur Einordnung vgl. Alvermann 2007b, S. 73ff.

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dienst David Mevius’, des Vizepräsidenten am 1654 gegründeten Wismarer Tribunal und Mitglieds der Visitationskommission, dass die Möglichkeit einer Verlegung der Universität nach Stettin nicht verfolgt wurde. Eine wichtige Rolle in seiner Argumentation spielte die Bedeutung der Universität für die zentralen Institutionen der Landesverwaltung, die in Greifswald angesiedelt waren – das Konsistorium und (seit 1642) das pommersche Hofgericht.1 Statt eines Translokationsbeschlusses erhielt die Universität einen Visitationsrezess,2 der zum einen die althergebrachten Rechte aus den Statuten von 15453 fortschrieb, zum anderen um eine straffere Verwaltung des Amtes Eldena bemüht war, um endlich die wirtschaftliche Sanierung der Universität voranzutreiben. Bemerkenswert ist, dass die schwedische Regierung keinen Versuch unternahm, Neuerungen in Lehrplan und Verwaltung, wie sie etwa der 1655 erneuerten Verfassung der Universität Uppsala entsprachen, und die auch in Åbo eingeführt worden waren, auf Greifswald anzuwenden.4 Das Jahr 1666 markiert zugleich das vorläufige Ende eines besonderen Interesses schwedischer Studenten am Studium in Greifswald. Ab 1667 ließen sich in Greifswald jährlich nur noch durchschnittlich zwei Schweden immatrikulieren.5 Greifswald war schon im 16. Jahrhundert, zunehmend auch in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine wichtige Vermittlerin oder ein „Brückenkopf“ für schwedische Studenten gewesen, die Universitäten in Mittel- und Westeuropa besuchten.6 Unmittelbar nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges war der Anteil der Schweden unter den Immatrikulierten auf etwa 9 Prozent gestiegen.7 Mit Ausbruch des schwedisch-polnischen Krieges 1655 war ihre Zahl stark zurückgegangen, um nach Kriegsende 1660 wieder anzusteigen. Der Anteil der Schweden schwankte nun bis 1666 zwischen unter 30 und über 50 Prozent.8 Während eine fundierte Erklärung für diesen hohen zahlenmäßigen Anstieg bislang fehlt,9 ist der dauerhafte Rückgang der Anzahl inskribierter Schweden ab 1667 wahrscheinlich mit der Eröffnung der Universität Lund (1668) zu erklären, die den Bewohnern Schonens ein leichter zu erreichendes Ziel bot.10 Dennoch war Greifswald im gesamten 17. Jahrhundert eine wichtige Station schwedischer Studenten, die an deutschen Uni-versitäten studierten. Die Universität Greifswald rangierte – was die

Zum Konsistorium vgl. Buske 1990, S. 65f. Zum Hofgericht vgl. Jörn 2007, S. 35ff. Nr. 23. 3 Vgl. Bd. I/Nr. 9. 4 Seth 1956, S. 48. 5 Seth 1952b, S. 7. 6 Giese 2007, bes. S. 210. 7 Zur Rolle Greifswalds für schwedische Studenten zwischen 1637 und 1690 vgl. Seth 1956, S. 55–66. 8 Seth 1952b, S. 7. 9 Heinemann (1906, S. 83f.) will darin einen Ausdruck von „Schwedisierungspolitik“ sehen. Seth (1956, S. 57) hat diese Ansicht verworfen. 10 Vgl. Seth 1956, S. 58. Langer 2008, S. 99f.

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2 Vgl.

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absoluten Zahlen angeht – noch vor Wittenberg und Rostock.1 Während der schwedische Adel Greifswald auf seiner peregrinatio academica weder früher noch später besondere Beachtung schenkte,2 war es unter den Söhnen aus Pfarrhäusern, niederen Beamtenfamilien oder dem wohlhabenderen Bauernstand Schwedens – ebenso wie bspw. Dorpat – beliebt.3 Wahrscheinlich haben sie hier überwiegend das Lehrangebot der Philosophischen Fakultät genutzt, seltener den Magistergrad angestrebt und kaum das Studium oder gar die Promotion in den oberen Fakultäten betrieben.4 Hinsichtlich der regionalen Herkunft der deutschen Studenten, die sich an der Universität Greifswald im 17. Jahrhundert einschreiben ließen, fehlt es bislang an einer gründlichen Untersuchung. Man darf aber annehmen, dass die Änderung der politischen Landkarte sich auch auf die Einzugsgebiete der Universität auswirkte und die Universitäten in Königsberg und Frankfurt/Oder eine Konkurrenz darstellten, die sich zunehmend bemerkbar machte. Dafür sprechen auch die nun regelmäßig wiederholten „Landeskinderverordnungen“,5 die für diejenigen, die eine Beförderung in öffentliche Ämter in Pommern anstrebten, ein mindestens einjähriges Studium in Greifswald zwingend vorschrieben. Für schwedische Studenten, die deutsche Universitäten besuchen wollten, wurde ein Pflichtjahr in Greifswald erst durch die Verordnungen von Ravic und Lusuc, 1705 und 1706, vorgeschrieben.6 Sie haben aber, ausweislich der Immatrikulationszahlen, nur bis 1708 eine Wirkung gezeigt.7 Die Professoren kamen, ähnlich wie vor 1637, überwiegend aus Pommern (63 Prozent), Mitteldeutschland (10 Prozent) und dem Hanseraum (9 Prozent).8 Anders als bspw. an der Universität Dorpat9 unternahm die Regierung keine nennenswerten Versuche, schwedische Professoren nach Greifswald zu berufen. Der erste Schwede, der in Greifswald nach 1637 einen Lehrstuhl erhielt, war Harald Hasselgren, der 1708 zum Professor für orientalische Sprachen berufen wurde.10 Insgesamt hat die Universität eine Besucherfrequenz, wie sie vor 1655 zu verzeichnen war, nach dem Ende des Krieges 1660 nicht mehr erreichen können. Im Gegenteil – der Ausbruch des schwedisch-brandenburgischen Zwischen 1600 und 1699 studierten in Greifswald 547, in Wittenberg 513 und in Rostock 463 Schweden, Niléhn 1983, S. 162. Noch beliebter als Greifswald war allerdings Leiden, Langer 2008, S. 99f. 2 Vgl. Giese 2007, S. 207. Giese 2009, S. 348–356. 3 Langer 2008, S. 100. 4 Vgl. Seth 1956, S. 60ff. Für die schwedischen Juristen bestätigt durch Nilsén 2007, S. 260ff. Anders für die Finnen. Vgl. Pihlajamäki 2007, S. 272ff. Immerhin sieben bis acht Prozent der schwedischen Studenten legten ein Examen in Greifswald ab. Vgl. Niléhn 1983, S. 251. 5 Vgl. Nr. 50. 6 Seth 1956, S. 89. 7 Seth 1952b, S. 8. Die Zahl der immatrikulierten Schweden stieg 1704/05 von 4 auf 9, 1705/06 auf 20, in den Jahren darauf auf 18 und 14 und sank dann bis 1710 wieder auf 2 ab. 8 Vgl. Jörn 2007, S. 170–176. 9 Langer 2008, S. 95. 10 Seth 1956, S. 107f. 1

XVIII

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Krieges 1674 ließ die Zahl der Neuimmatrikulierten dauerhaft auf unter 50 pro Jahr sinken. Der Kurfürst von Brandenburg eroberte Pommern und belagerte 1678 auch Greifswald, schoss es in Brand und nahm es ein. Während der fast fünfmonatigen Belagerung war das Amt Eldena wiederum schwer verwüstet worden.1 Abermals war die Universität der Auflösung nahe und wieder wurde der Plan einer Verlegung nach Stettin vom König auf die Tagesordnung gesetzt. Diesmal waren es die Stände, die die Verhandlungen über eine Verlegung der Universität blockierten und im Sande verlaufen ließen.2 Aber solange Stettin mit dem 1667 aus dem Fürstlichen Pädagogium hervorgegangenen Gymnasium Carolinum3 zum schwedischen Herrschaftsbereich in Pommern gehörte, schwebte die mögliche Translokation oder Vereinigung beider Einrichtungen wie ein Menetekel über der Universität. Sie kam 1694 erneut ins Gespräch, nachhaltig befördert vom Kanzler der Universität Nils Bielke und seinem Berater Johann Friedrich Mayer.4 Sie wurde nun weniger mit der wirtschaftlichen Lage der Universität begründet – sie hatte 1694 erstmals die notwendigen Einkünfte aus dem Amt Eldena erzielt, um allen Professoren das ihnen zustehende Salär zu zahlen – als vielmehr mit der Unmöglichkeit, die Lehranstalt zu reformieren. Die Verlegung sollte ein Befreiungsschlag sein, der den eingerissenen Nepotismus ausmerzen, die Universität personell reinigen und den wissenschaftlichen Stillstand beenden würde. An ihrer Stelle sollte eine Reformuniversität in Stettin entstehen, die die räumlichen, wirtschaftlichen und personellen Ressourcen von Gymnasium Carolinum und Universität Greifswald zusammenfassen und zum Nutzen des Landes zur Geltung bringen könnte.5 Dieser Vorstoß scheiterte, ebenso wie ein 1704 erneut vorgetragener Verlegungsvorschlag,6 an dem seit den 1690er Jahren neu erwachten und von König Karl XI. (1660–1697) und besonders Karl XII. (1697–1718) kontinuierlich geförderten Interesse der schwedischen Krone an ihrer pommerschen Universität. Seit der Übernahme der Kanzlerschaft durch Nils Bielke war ein neuer Gestaltungswille unverkennbar, der sich v.a. in der gezielten Berufung von Extraordinarien und einem gesteigerten Interesse an der Verbesserung der inneren Verhältnisse der Universität ablesen lässt.7 Er hatte bereits 1692 eine Visitation der Universität angeregt,8 die dann aber erst 1699 unter seinem Nachfolger als Generalgouverneur und Kanzler der Universität, Jürgen von Mellin, zustande kam. Sowohl der Kanzler als auch Mayer – 1 Kosegarten I/1857, S. 262. Engelbrecht 1926, S. 33. 2 Melander 1906. 3 Vgl. Wesoâowska 2007, S. 120ff. Wehrmann 1894. 4 Vgl. Hofmeister 1931. Zu Bielkes Tätigkeit als Generalgouverneur vgl. Malmström 1896. 5 Vgl. Seth 1956, S. 71ff. 6 Vgl. Seth 1956, S. 90ff. 7 Vgl. Hofmeister 1933, S. 187f. 8 Vgl. Hofmeister 1933, S. 187 (mit Anm. 46).

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inzwischen Generalsuperintendent und Professor der Universität – blieben aber von der Vorbereitung und Durchführung der Visitation, für die sie sich sehr eingesetzt hatten, ausgeschlossen. Ein wichtiger Grund dafür mag in den unterschiedlichen Zielsetzungen von Kanzler und Visitationskommission zu suchen sein. Anders als 1666 spielte die wirtschaftliche Lage der Universität dabei kaum noch eine Rolle. Sie galt als konsolidiert. Die Visitation von 1699 widmete sich daher in weitaus höherem Maße dem Unterrichtswesen. Dabei prallten Ansprüche und Meinungen auch innerhalb der schwedischen Beamtenschaft aufeinander. Wollte der Kanzler die Universität notfalls unter Zwang reformieren oder nach Stettin verlegen, strebte die Visitationskommission eine den Verhältnissen angepasste Reform an, die der Universität größtmögliche Freiheit für die innere Entwicklung beließ.1 Diese unterschiedlichen Ansätze lassen sich recht gut an der sogenannten Interimsverordnung des Kanzlers von 17022 und dem kurz darauf vom König unterzeichneten Visitationsrezess3 für die Universität ablesen. Während die Interimsverordnung nie umgesetzt wurde, stellt der Visitationsrezess „einen natürlichen Wendepunkt in der Geschichte der Universität Greifswald in der schwedischen Zeit“4 dar. Er bildet den selbstverständlichen Ausgangspunkt für die alltägliche Arbeit der Universität und alle Reformansätze des 18. Jahrhunderts. Er gestattete, trotz der unverkennbaren Spartendenz – die Professuren wurden von nominell 18 auf 13 reduziert, die Extraordinarien abgeschafft – eine Anpassung des Lehrprogramms an moderne Strömungen.5 Am deutschen Gepräge der Universität hat er – wie schon der Visitationsrezess von 1666 – nichts geändert.6 Die Umsetzung der Bestimmungen dieses Visitationsrezesses ist überraschend schnell und konsequent erfolgt. Allerdings deckte die 1708 vom Kanzler durchgeführte Visitation noch immer gravierende Mängel im Vorlesungsbetrieb, im Disputationswesen und bei der Verleihung akademischer Grade auf.7 Zu deren Abstellung konnte die schwedische Regierung aber nur noch wenig beitragen. Seit 1700 befand sich Schweden im Krieg mit Dänemark, Sachsen und Russland. Der Große Nordische Krieg nahm 1709 mit der Niederlage der schwedischen Truppen bei Poltava und der Flucht König Karls XII. ins türkische Exil eine entscheidende Wendung. Vorpommern war bislang nicht Kriegsschauplatz gewesen, doch 1711 rückten dänische, russische und sächsische Truppen in das Land ein. Greifswald wurde im August desselben Jahres von sächsischen Truppen besetzt.8 Die alliierten Truppenverbände verheerten das Amt Eldena und brannten mehrere Städte, Vgl. Seth 1956, S. 78f., S. 82f. 2 Vgl. Nr. 49. 3 Vgl. Nr. 51. 4 Seth 1956, S. 86. 5 Vgl. Seth 1956, S. 86. 6 Vgl. Seth 1956, S. 106. 7 Vgl. Seth 1956, S. 92–100. 8 Kosegarten I/1857, S. 273. 1

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darunter Garz und Wolgast, nieder. Im Oktober 1713 nahmen preußische Truppen den Regierungssitz Stettin ein, kurz darauf lösten sie auch die sächsischen Truppen in Greifswald ab. 1714 erhielt Greifswald noch einmal für kurze Zeit eine schwedische Besatzung. Der Lehrbetrieb an der Universität kam während des Krieges fast zum Erliegen, die Hörsäle wurden in Proviantlager für die Truppen umgewandelt1 und die Professoren erhielten kein Salär.2 Waren 1709 noch zwölf Professoren anwesend, so boten 1715/16 gerade noch sieben von ihnen Lehrveranstaltungen an.3 Die Anzahl der Immatrikulationen sank von 38 (1710) auf durchschnittlich neun zwischen 1712 und 1716.4 Erst 1717 ließen sich wieder 28 Studenten immatrikulieren. Die Besucherfrequenz des ersten Jahrzehnts des 18. Jahrhunderts konnte die Universität aber fortan nicht mehr erreichen. Am 23. Dezember 1715 kapitulierte Stralsund, und dänische Truppen besetzten – gemäß den Verträgen der nordischen Alliierten – Vorpommern und Rügen.5 Dem Erwerb Rügens und Vorpommerns durch Dänemark folgte eine Neuorganisation der Verwaltung, die keinen Zweifel daran ließ, dass Dänemark am dauernden Besitz des Landes festhalten wollte.6 Dass die Universität in ihrem Bestand und bei ihren Privilegien erhalten bleiben sollte und die Aufsicht durch den Generalgouverneur als Kanzler in gewohnter Form fortgesetzt würde, beschloss König Friedrich IV bereits 1716.7 Der mit der Regulierung der Finanzen und Kammersachen in Vorpommern beauftragte Etatsrat Andreas Weyse unterzog die Universität 1716 einer grundlegenden Bestandsaufnahme, bei der es sich – wenn auch nicht dem Namen nach – um eine Visitation handelte.8 Allerdings traf der dänische „Wille zur straffen, gewohnt-absolutistischen Verwaltung“9 auf zahlreiche Probleme und Widerstände. Wie alle Stände leistete die Universität 1716 anstelle der Erbhuldigung den Handschlag.10 Anschließend forderte der König von den Professoren, die nicht von ihm berufen waren, die schriftliche Ableistung eines Treueides. Ähnlich, wie zuvor die Angehörigen des Hofgerichts und des Konsistoriums,11 weigerten sich die Professoren zunächst, dem Befehl nachzukommen. Der König ließ aber – unter Hinweis auf die noch ausstehende Bestätigung ihrer Privilegien und durch die Untersagung der Rektorwahl und überhaupt jeglicher Amtsführung – keine Zweifel am Ernst seiner Schmidt/Spieß II/2004, S. 488. 2 Vgl. Kosegarten I/1857, S. 274f. Schmidt/Spieß I/2004, S. 64 und Schmidt/Spieß II/2004, S. 485ff., S. 729. 3 Hofmeister 1931, S. 43 (Anm. 37). 4 Die Zahlen nach Schmidt/Spieß I/2004, S. 60–74: 7 (1712), 5 (1713), 13 (1714), 13 (1715) und 7 (1716). 5 Zum Hergang in Bezug auf Vorpommern vgl. Meier 2008, S. 19–25. 6 Zur Chrakterisierung der Epoche auch Olesen 2004, S. 117ff. 7 Vgl. Nr. 70. 8 Vgl. dazu Meier 2008, S. 59f. 9 Meier 2008, S. 58. 10 Vgl. dazu Meier 2008, S. 64ff. und Schmidt/Spieß II/2004, S. 735. 11 Vgl. Meier 2008, S. 97–104. 1

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Forderung aufkommen – letztlich mit Erfolg.1 Auch die Kanzler der Universität machten zwischen 1715 und 1721 entschlossen von ihren Rechten Gebrauch. Bei Berufungen setzten sie mehrfach ihre Kandidaten gegenüber dem Konzil durch.2 Besondere Auswirkungen hatte das auf die Theologischen Fakultät. Sie verlor in der Dänenzeit ihre traditionelle Ausrichtung als „Bollwerk der lutherischen Orthodoxie“ – einen Charakter, den sie schon Ende des 17. Jahrhunderts nicht mehr uneingeschränkt besaß,3 aber unter Mayer noch einmal zur Blüte bringen konnte.4 Nachdem Brandanus Heinrich Gebhardi, trotz der wiederholt von seinem Amtskollegen Würffel vorgebrachten Pietismusvorwürfe,5 1716 die Vizegeneralsuperintendentur erhalten hatte,6 wurden 1719 auf Recommendation des Kanzlers zwei weitere, dem Pietismus nahestehende Professoren, Christian Rußmeyer und Jacob Heinrich Balthasar, auf die theologischen Ordinariate berufen.7 Zur Austragung sollte der daraus entstehende religionspolitische Konflikt aber erst ein Jahrzehnt später kommen.8 Auf lange Sicht hat die Periode der dänischen Herrschaft in Vorpommern und Rügen keine bleibenden Spuren in der Universitätsgeschichte hinterlassen.

2. Elemente und Grundzüge in Verfassung und Verwaltung der Universität Greifswald zwischen 1649 und 1720 In einem Bericht an die Visitationskommission vom August 1699 beklagte der unlängst berufene Ordinarius der Philosophischen Fakultät Brandanus Heinrich Gebhardi, daß es mit den statutis dergestalt unordentlich beschaffen, daß man fast nicht weiß, welche man recht für statuta halten soll. Ein novitius Professor, Rector, Decanus wird angehalten zu schweren auf statuta und per universitatem et facultatem statuenda. Es wird ihm aber nicht erklähret, was statuta sey. Dahero denn kömt, daß man dasjenige, so von denen statutis etwan noch in übung geblieben, allein pro statutis hält und sich einbildet, daß weiln universitas ius statuendi hat, die alten statuta durch die neuen müßen wieder aufgehoben und aboliret seyn. In welcher meynung er dann absonderlich sehr gestärket wird, wenn er bey urgierung einiger statuten hören muß, es sey solches niemahls in observance gewesen, man müße nichts neues aufbringen: Mit einem worte – es wird einem jeden, solange er nicht beßer von den Vgl. Nr. 71. 2 Vgl. Meier 2008, S. 157f. 3 Vgl. Tholuck 1853, S. 48. 4 Den Zusammenhang zwischen Durchsetzung des Pietismus und dänischer Herrschaft betont Heyden 1965, S. 154ff. und Meier 2004, S. 219. Vgl. auch Meier 2008, S. 156. 5 Vgl. Lother 1925, S. 51–71. 6 Meier 2008, S. 156. 7 Vgl. Lother 1925, S. 76ff., S. 88ff. und Meier 2004. 8 Vgl. Lother 1925, S. 71–193.

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statutis informiret, die freyheit gelaßen, daß abgeschworene iuramentum nach seinem gefallen zu interpretiren. [...] Weil nun bißhero eine solche disordre eingerißen, daß man wegen der statutorum keine recht gewißheit gehabt: So hat ein jeder Rector vermeinet, daß er an keine andere statuta verbunden, als nur an die consuetudines, so zu seiner zeit üblich waren.1 In diesen Worten ist ein Grundproblem der Verfassungswirklichkeit der Universität im 17. Jahrhundert angesprochen – das Auseinanderklaffen von Norm und Praxis. Das kann für die folgende Darstellung nicht ohne Folgen bleiben. Je mehr Ordnungen und Einzelbestimmungen im Verlaufe des 17. Jahrhunderts für verschiedene Bereiche des akademischen Lebens und der Verwaltung der Universität erlassen wurden, desto selektiver wurden sie zur Anwendung gebracht. Die Darstellung der Norm, auch im Rahmen der hier vorliegenden Edition, lässt also nur begrenzt Rückschlüsse auf die Verfassungswirklichkeit zu. Bei der folgenden Beschreibung der Elemente der Universitätsverfassung zwischen 1649 und 1720 muss daher öfter und ausführlicher auf die frühere Verfassungsentwicklung zurückgegriffen und zugleich auf die Umsetzung der Normen im Alltag eingegangen werden, um eine Annäherung an die tatsächlichen Verhältnisse zu erreichen. a) Patronat Die Ausübung des Patronats war ursprünglich ein von allen regierenden Herzögen beider Linien des Greifenhauses gemeinschaftlich wahrgenommenes Recht. Erst nach 1614 beanspruchten die Herzöge von PommernWolgast das ius patronatus als alleiniges Recht ihrer Linie. Nach dem Aussterben der Herzöge aus dem Greifenhause im Mannesstamm 1637, dem Westfälischen Frieden und dem Übergang Vorpommerns als Reichslehen an die schwedische Krone 16482 übernahm diese de facto das ius patronatus. Im sogenannten Grenzrezess von 1653, der die Abgrenzung der Zuständigkeiten und Rechte zwischen Schweden und Brandenburg hinsichtlich ihrer vor- und hinterpommerschen Besitzungen regeln sollte,3 verzichtete der brandenburgische Kurfürst ausdrücklich auf das Patronatsrecht über die Universität.4 Königin Christina von Schweden übertrug die mit dem Patronatsrecht verbundere Oberaufsicht über die Universität noch im gleichen Jahr auf die neugebildete Provinzialregierung in Stettin. Damit wurde im Grunde genommen die bereits in der Pommerschen

LAGw Rep. 40 VI 33, pag. 510–513. 2 Vgl. Backhaus 1969, S. 47–49. 1969, S. 44–53. 4 Dähnert I/1765, S. 95ff. und Nr. 7, S. 29f.

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3 Vgl.

Backhaus

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Regimentsverfassung von 1634 getroffene Ordnung fortgeführt.1 Die Regimentsform von 1663 hat diese Regelung ausdrücklich bestätigt.2 Mit der Einrichtung der dänischen Herrschaft in Schwedisch-Pommern 1716 ist auch das Patronatsrecht über die Universität von der dänischen Krone beansprucht und wahrgenommen worden. b) Kanzler Bei Gründung der Universität war dem jeweiligen Bischof von Cammin das Amt des Kanzlers der Universität übertragen worden.3 Nach der Reformation und insbesondere nachdem seit 1556 die bischöfliche Würde immer von einem der pommerschen Herzöge beansprucht worden war, hatte die Bedeutung des Kanzellariats stark nachgelassen. In der Regel war es mit dem Patronat zusammengefallen und als ihm zugehörig betrachtet worden. So wurde bspw. Herzog Bogislaw XIV. nach dem Tode Herzog Philipp Julius’ 1625 ausdrücklich als patronus et cancellarius nostrae academiae magnificentissimus bezeichnet.4 Das Camminer Domkapitel nahm das – sede vacante – Recht, zu den anstehenden Promotionen jeweils einen besonderen Prokanzler zu bestellen, noch bis 1652 wahr.5 Es übertrug also nach wie vor die Befugnisse des Kanzlers (vices cancellarii) an geeignete Personen. Nach der Säkularisierung des Stifts Cammin im Westfälischen Frieden und insbesondere nach der durch den Grenzrezess von 1653 getroffenen Neuordnung der Herrschaft6 waren Änderungen hinsichtlich der Kanzlerschaft unausweichlich. Bereits in der Instruktion für die zur Einrichtung des Landes verordnete königlich-schwedische Kommission vom 18. April 1652 hatte Königin Christina die Vorstellung entwickelt, dass der jeweilige Generaldirektor zu Wismar Kanzler der Universität sein und im Falle der Abwesenheit von den Kuratoren vertreten werden sollte.7 Im Jahr darauf verkündete die Königin, dass sie nunmehr der Universität einen Kanzler, einen Prokanzler und zwei Kuratoren zu geben gedächte.8 Die Eröffnung, munus cancellarii academico a reverendo capitulo Camminensi ad aliquem procerum regni übertragen zu wollen, überraschte den damaligen Rektor so sehr, dass er sich bei Johan Nicodemi Lillieström deswegen vergewisserte.9 Tatsächlich aber hatte die Universität schon 1649 einen Vgl. Bd. I, S. XXIX. Eine tatsächliche Wahrnehmung von Patronatsrechten durch die Provinzialregierung war damit aber nicht verbunden. 2 Siehe Dähnert I/1765, S. 366, S. 372. 3 Siehe auch Gadebusch 1788, S. 135f. und Balthasar 1760, S. 773f. 4 Friedländer I/1893, S. 480. 5 Friedländer I/1893, S. 629 (1641), S. 630 (1645); Friedländer (II/1894, S. 16) bringt ein Schreiben des Domkapitels zur Übertragung des Prokanzellariats an Joachim Völschow. 6 Petsch 1907, S. 184–195 und S. 213, S. 232f. 7 Zur Instruktion und zur Rolle des geplanten Generaldirektoriums vgl. Back 1955, S. 136. 8 Nr. 7, S. 29f. 9 Friedländer II/1894, S. 57. 1

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Vorstoß in diese Richtung unternommen, als sie gegenüber Lillieström ausführlich die künftige Rolle des Kanzlers der Universität skizzierte.1 Lillieström waren bereits 1649 curitet und inspektion der Universität – und damit kanzlerähnliche Befugnisse – übertragen worden.2 Zusammen mit Gert Anton Rehnskiöld bekleidete er ab 1653 das Amt des Kurators, während der eigentliche Kanzler, der spätere Präsident des Wismarer Tribunals Johan Oxenstierna Axelsson, erst 1654 ernannt wurde. Das ursprünglich vorgesehene Amt des Prokanzlers blieb unbesetzt.3 Das wichtigste Instrument des Kanzlers zur Ausübung seiner Aufsichtsund Kontrollrechte gegenüber der Universität bestand zunächst in den regelmäßig durchzuführenden Visitationen. Dazu sollte er sich vor allem der Kuratoren bedienen. Die Visitationen konzentrierten sich im ersten Jahrzehnt der schwedischen Herrschaft vor allem auf das Dotationsgut der Universität, das Amt Eldena. Ohne eine rasche Erholung der Einkünfte aus dem Amt war an eine dauerhafte Verbesserung des Zustandes der Universität nicht zu denken. Bereits zwischen 1648 und 1654 hatte der schwedische Generalgouverneur in Pommern, Carl Gustaf Wrangel, gewisse Aufsichtsrechte über die Universität wahrgenommen, Extraordinarien ernannt, und Recommendationen auf ordentliche Professuren gegenüber dem Konzil abgegeben.4 1660 ist er dann zum Kanzler der Universität ernannt worden und seitdem ist das Amt ausnahmslos dem jeweiligen Generalgouverneur übertragen worden, auch unter dänischer Herrschaft. Das Amt wurde zwar regelmäßig, aber immer unterbrochen von längeren Vakanzen, besetzt. Nach dem Tode Oxenstiernas 1657 dauerte es drei Jahre, bis der neue Kanzler, Carl Gustaf Wrangel, ernannt wurde. Nach dessen Tod (1676) vergingen abermals drei Jahre, bis Otto Wilhelm Königsmarck ernannt wurde, der das Amt bis 1685 innehatte. Ihm folgte erst 1690 Nils Bielke und 1699 Jürgen von Mellin. Nach dessen Tod 17135 übernahm Johan August Meyerfeldt im Januar 1715 die Kanzlerschaft,6 die er aber aufgrund des Verlaufs des Nordischen Krieges nicht antreten Rektor und Konzil an Lillieström v. 18. Mai 1649 (Anlage B) in UAG Altes Rektorat St. 7, pag. 65–68. 2 Vgl. Seth 1956, S. 36. Schon 1651 wird Lillieström als academiae nostrae curator bezeichnet, Friedländer II/1894, S. 43. 3 Vgl. Nr. 7, S. 28. 4 Vgl. Giese 2006, S. 225–232. 5 Als Generalgouverneur hatte Mellin bereits 1711 resigniert. Das bei Seth (1952b, S. 10) angegebene Ende der Amtszeit als Kanzler 1711, das in der Literatur regelmäßig wiederholt wird, stimmt nicht mit den Aussagen der Quellen überein. Das Dekanatsbuch der Juristen berichtet zu 1711: Jürgen de Mellin, campi-mareschallus et gubernator generalis Pomeraniae Svedicae nec non cancellarius academiae Gryphiswaldensis, officiis cuis ob ingravescentem aetatem valedixit, sed cancellariatum academicum retinuit. Schmidt/Spieß II/2004, S. 728. Noch 1713 sprach die Universität Mellin als Kanzler an. Vgl. UAG Altes Rektorat St. 57, pag. 199. 6 Vgl. SBL XXV/1985–87, S. 471.

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konnte. Nach dem Ende der Kriegshandlungen in Pommern erhielt die Universität in der Person des Franz Joachim von Dewitz 1716 einen Kanzler im Auftrag der dänischen Krone. Nach dessen Tod übernahm Jobst von Scholten das Amt bis zur Übergabe Vorpommerns an Schweden 1721. Die Pflichten und Rechte des Kanzlers wurden erst im Visitationsrezess von 1666 genauer umrissen. Er nahm eine zentrale Rolle in den Berufungsverfahren ein,1 da er bei Fristverstreichung zur Präsentation durch das Konzil eigenständig Berufungen erteilen konnte. Er führte auch die Aufsicht über die Einhaltung der Vorlesungen2 und ahndete Nachlässigkeiten. Natürlich ernannte er auf Antrag der Fakultäten auch die Vize- oder Prokanzler, die ihn im Rahmen der feierlichen Promotionen vertraten.3 In der Alltagswirklichkeit haben die Kanzler bis 1690 ihre Aufsichtspflichten weitgehend durch die Kuratoren wahrnehmen lassen. Das ging so weit, dass die Kuratoren 1668 in Vertretung des Kanzlers den Prokanzler für eine anstehende Promotion ernannten.4 Diese weitgehende Vertretung war in der Instruktion für die Einrichtungskommission von 1652 allerdings bereits angedacht worden. Häufiger noch scheint die Regierung selbst, in Abwesenheit des Kanzlers die Prokanzler zu den Promotionen bestellt zu haben. Diese Praxis wurde 1698 durch ein Urteil des Wismarer Tribunals überprüft und bestätigt.5 In der Dänenzeit (1715– 1720) erhielt die Regierung in Stralsund eine größere Verantwortung im Verwaltungsalltag, während der Generalgouverneur und Kanzler der Universität sich häufig außer Landes befand.6 Die eigenmächtige Wahrnehmung der Vertretung des Kanzlers durch die Regierung sollte zu einem schweren Kompetenzkonflikt führen, in dessen Ausgang der Regierung jede Einmischung in die Universitätsangelegenheiten, deren Regelung dem Kanzler oblag, untersagt wurde.7 Die Kanzler und Generalgouverneure dienten ihren Herrschern in erster Linie als Militärs und Diplomaten und erst in zweiter Linie als Verwaltungsbeamte. Erst mit der Ernennung Nils Bielkes (1690) und noch mehr Jürgens von Mellin (1699) wird das Bestreben der Kanzler, ordnend in die Geschicke der Universität einzugreifen, deutlicher erkennbar. Beinahe gleichzeitig wurde ihre Stellung gegenüber der Universität durch ein neu erwachtes Interesse des Königs und die damit verbundenen Ansprüche geschwächt. Hatte 1666 noch der Kanzler die Instruktion für die Visitationskommissare erteilt und den Visitationsrezess abschließend bestätigt Nr. 23, S. 90. 2 Nr. 23, S. 100. 3 bspw. Nr. 47, S. 237f. 4 Friedländer II/1894, S. 119. II/1894, S. 198 und UAG Altes Rektorat St. 68, fol. 17r–35v. 6 Vgl. Meier 2008, S. 79f., S. 87ff. 7 Nr. 74.

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und in Kraft gesetzt, so war er 1699 weder an der Abfassung der Instruktion noch des Rezesses beteiligt worden. Die Initiative des Kanzlers, Lehrbetrieb und Disziplin an der Universität mit einer eigenen Verordnung zu gestalten, fiel dem konkurrierenden Regelungsanspruch des Stockholmer Kanzleikollegiums zum Opfer.1 Darüber hinaus erhielt der Kanzler 1702 eine eigene Instruktion, die seine Befugnisse gegenüber der Universität einschränkten.2 Die Instruktion trug dem Kanzler – wie bisher – die Oberaufsicht über die Universität und die Kontrolle der Einhaltung des 1702 gegebenen königlichen Visitationsrezesses und vor allem der Ordnung der Vorlesungen auf. Sie unterband aber die Berufung von Ordinarien oder Adjunkten ohne vorhergehende Präsentation und Beratung mit dem Konzil. Die Ausfertigung der Berufungen behielt sich der König nun grundsätzlich selbst vor. Das Konzil war dagegen verpflichtet, den Kanzler von allen Beschlüssen und Verhandlungen in Kenntnis zu setzen, während er selbst alle vier Jahre eine gründliche Visitation durchführen sollte. Zu seiner Unterstützung durfte er schließlich einen ständigen Prokanzler bei der Universität einsetzen. Diese Instruktion für den Kanzler wurde 1716 auch von der dänischen Regierung unverändert übernommen und in Anwendung gebracht.3 c) Prokanzler Bereits 1653 war von Königin Christina auch die Einsetzung eines ständigen Prokanzlers vorgesehen worden.4 Das Amt wurde aber, soweit die Quellen es erkennen lassen, nie besetzt. Die ältere Ansicht,5 wonach bereits Johan Nicodemi Lillieström von Johan Oxenstierna zum procancellarius perpetuus ernannt worden sei, geht wohl eher von dessen Befugnissen aus, die er als Kurator in Vertretung des Kanzlers übernahm. Das eigentliche Amt eines Prokanzlers mit den weitreichenden Kontrollbefugnissen und Aufsichtsrechten, wie es die schwedischen Universitäten kannten,6 war in Greifswald nach dem Übergang Vorpommerns an Schweden jedoch nicht eingeführt worden. Lediglich aus Anlass von Promotionen wurde das Vize- oder Prokanzleramt jeweils einmalig einer besonderen Persönlichkeit vom Kanzler übertragen. Einmal erteilt, konnte es für denselben Akt nicht auf andere Personen übertragen werden.7 Auch die Kombination des Amtes mit dem Dekanat der

Nr. 49. Nr. 51, S. 257f. 2 Nr. 53. 3 Nr. 74, S. 361. 4 Nr. 7, S. 30. 5 Balthasar 1760, S. 773, fußend auf Caroc 1710, S. 9 (mit Anm. 2). 6 Vgl. Annerstedt II/1909, S. 23f. 7 Friedländer I/1893, S. 582. 1

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promovierenden Fakultät war dem Herkommen nach unüblich.1 Überhaupt mussten die Pro- oder Vizekanzler nicht zwangsläufig der Fakultät angehören, die die feierliche Promotion durchführte. Zwischen 1600 und 1652 hatte das Camminer Domkapitel in beinahe einem Drittel der bekannten Fälle den jeweiligen Generalsuperintendenten zum Prokanzler ernannt. Nachdem die Befugnisse des Kanzlers 1654 auf den Präsidenten des Tribunals bzw. den Generalgouverneur übertragen worden waren, erhielten die Generalsuperintendenten die vices cancellarii gerade noch in einem Fünftel der bekannten Fälle.2 Außer den Generalsuperintendenten nahmen in der Regel Professoren der beiden oberen Fakultäten das Vertretungsrecht des Kanzlers wahr. Dass damit Professoren der Philosophischen Fakultät betraut wurden, ist eine Ausnahme. Jacob Gerschow wurde sie als besondere Ehrung 1645 zuteil,3 ebenso Joachim Rosenow als academiae senior 1696.4 Dass die Amtsausübung auch hochgestellten Persönlichkeiten gestattet wurde, die nicht der Universität angehörten, kam in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts öfter vor.5 Später beschränkte sich dieser Kreis auf die Stettiner Superintendenten oder ranghohe Angehörige des Wismarer Tribunals.6 Als das Kanzleramt nach dem Tode Carl Gustaf Wrangels drei Jahre lang unbesetzt geblieben war, brachte die Universität die alte Idee Königin Christinas von einem ständigen Prokanzellariat wieder auf den Plan und bat den König, es der Stettiner Provinzialregierung zu übertragen.7 Der Vorstoß endete ergebnislos. Erst mit der Interimsverordnung des Kanzlers von 1702 wurde das Amt eines ständigen Prokanzlers eingeführt. Er sollte wöchentlich die Einhaltung des Vorlesungsprogramms überwachen, die Vorlesungen der Extraordinarien anordnen, die Reinschriften der Vorlesungsmanuskripte und Hörerlisten von den Professoren abfordern und schließlich die allgemeine Disziplin und Eintracht von Studenten und Kollegium überwachen.8 Diese Befugnisse gingen über die der Generalsuperintendenten 1674 brach darüber ein ausführlich dokumentierter Streit aus. Vgl. Friedländer II/1894, 2 Alle Angaben stützen sich auf die Auszählung der Nennungen in den S. 142f. lückenhaft erhaltenen Rektorats- und Dekanatsmemorabilien bei Friedländer I/1893 und Friedländer II/1894. 3 Friedländer I/1893, S. 630. 4 Friedländer II/1894, S. 214. 5 Bspw. Albrecht von Wackenitz 1617, 1618, 1621, 1622. Vgl. Friedländer I/1893, S. 435, S. 437, S. 455, S. 457. Oswald Suavenius 1618. Vgl. Friedländer I/1893, S. 435, S. 437. Erasmus von Küssow 1625. Vgl. Friedländer I/1893, S. 485. Ernst Bogislaw von Croy 1634. Vgl. Friedländer I/1893, S. 553. 6 Bspw. Jacob Fabricius 1647, 1648, 1649. Vgl. Friedländer II/1894, S. 12, S. 16, S. 21, S. 29. David Mevius 1661. Vgl. Friedländer II/1893, S. 94. Georg Engelbrecht 1666. Vgl. Friedländer II/1894, S. 110. Joachim Fabricius 1679. Vgl. Friedländer II/1893, S. 156. 7 Memorial der Universität an den König v. 31. August 1679, RAS Pommeranica Vol. 227, unfoliiert. 8 Nr. 49, S. 245–254. 1

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des 16. Jahrhunderts, die auf der Grundlage der Pommerschen Kirchenordnung als inspectores scholae ebenfalls eine herausragende Stellung innerhalb der Universität eingenommen hatten, deutlich hinaus.1 Obwohl die Interimsverordnung durch den Visitationsrezess von 1702 zu Makulatur wurde, konnte der Kanzler in seiner Instruktion vom selben Jahr das Recht auf Einsetzung eines ständigen Prokanzlers behaupten.2 Die Einrichtung dieses Amtes war um so nötiger, als der Visitationsrezess bewusst auf die neuerliche Einrichtung der Kuratel verzichtet hatte und der Kanzler damit nicht mehr auf Kuratoren als ausführende Organe seiner Kontrollbefugnisse zurückgreifen konnte.3 Erster ständiger Prokanzler der Universität wurde der Generalsuperintendent Johann Friedrich Mayer,4 den der König zudem mit den Rechten ausstattete, die die Prokanzler an schwedischen Universitäten genossen.5 Doch Mayer konnte sich mit den daraus abgeleiteten Ansprüchen gegenüber Rektor und Konzil nicht durchsetzen und verlor schließlich auch die Unterstützung von König und Kanzler.6 Dauerhaftes Ergebnis dieser Auseinandersetzung blieb, dass seitdem der jeweilige Generalsuperintendent zugleich ständiger Prokanzler der Universität war, wobei die Ausübung dieser besonderen Vollmacht nur im Rahmen von Promotionen und mit gesonderter Genehmigung des Kanzlers erfolgte. Es handelte sich also eher um ein Vorrecht des Generalsuperintendenten, bei solchen Anlässen den Kanzler zu vertreten, als um ein besonderes, mit eigener Bedeutung ausgestattetes Amt. Eine eigene Instruktion erhielt der ständige Prokanzler nicht.7 d) Kuratoren Nachdem in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts die Kuratoren in der Aufsicht über die Universität kaum noch eine Rolle gespielt hatten, wurde das Amt erstmals wieder im Visitationsrezess von 1646, und zwar im Zusammenhang mit der Rechnungslegung der Universität erwähnt.8 Besetzt wurden die Ämter der beiden Kuratoren zunächst aber nicht. Erst ab 1650/51 wird Johan Nicodemi Lillieström, der durch Königin Chris1 Vgl. Bd. I, S. XL–XLI. 2 Nr. 54, S. 297f. 3 Vgl. folgenden Abschnitt. 4 Die Stellung als procancellarius perpetuus war Mayer wohl schon bei seiner Berufung zugesagt und der Universität auch 1701 vom Kanzler mitgeteilt worden. Allerdings stieß das Vorhaben dort auf heftigste Ablehnung. Vgl. UAG Altes Rektorat St. 63, fol. 36r–45r. 5 Nr. 60. Vgl. auch Balthasar 1760, S. 774 (mit Anm. 754). 6 Vgl. auch Seth 1956, S. 80, S. 86, S. 101–104. 7 Der Kanzler übersandte ihm lediglich eine Abschrift der eigenen Instruktion, von der er von selbstisten beliebig abnehmen kan, was Ihro Königliche Mayestät allergnädigst wollen, daß eigentlich bei dortiger universität observiret und beobachtet werden soll; Mellin an Mayer v. 29. Juli 1702, UAG Altes Rektorat St. 68, fol. 51r–52v. 8 Bd. I/Nr. 46, S. 486.

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tina von Schweden mit der Einrichtung der pommerschen Verwaltung beauftragt worden war1 als curator academiae bezeichnet.2 Welche Vollmachten sich tatsächlich damit verbanden, ist aber ungewiss.3 Erst nach dem Abschluss des sogenannten Grenzrezesses mit Brandenburg 1653 erklärte die Königin, künftig zwei Kuratoren mit der Aufsicht über die Universität beauftragen zu wollen.4 Bereits 1653 wurden Lillieström und Gert Anton Rehnskiöld zu Kuratoren ernannt.5 Ihnen wurde in erster Linie die Aufsicht über das Amt Eldena, das Dotationsgut der Universität, anvertraut. Dementsprechend war ihnen auch der dortige Amtmann unterstellt.6 Dieses – das Konzil der Universität ausschließende – Aufsichtsrecht war nicht unumstritten, widersprach es doch den Bestimmungen des Dotationsinstruments von 1634, das eine solche Kuratel nicht kannte.7 Rektor und Konzil gelang es später, die Unterstellung der Amtmänner unter die Kuratoren zurückzudrängen. Bereits 1656 entwanden sie den Kuratoren die Bauaufsicht8 und zogen sie auch bei der Abfassung der Instruktion für den Amtmann nicht mehr hinzu.9 Nach dem Tod Lillieströms (1657) und Rehnskiölds (1658) blieben die Ämter der Kuratoren vakant. Erst 1660 setzte der neu ernannte Kanzler, Carl Gustaf Wrangel, auf Bitten der Universität wieder Kuratoren ein – Philipp Christoph von der Lancken und Joachim Kühn von Owstien – und versah sie mit einer Instruktion.10 Sie gab der Aufsicht über Disziplin und Sitten, Ordnung der Vorlesungen und Berufungen breiten Raum und erlaubte ihnen auch die Anordnung disziplinarischer Maßnahmen. Im Bedarfsfall sollten sie auch auf die Verwaltung des Amtes Eldena Einfluss nehmen. Nach Art und Inhalt der Instruktion darf man die Kuratoren hier als tatsächliche Stellvertreter des Kanzlers ansprechen.11 Als Kuratoren haben sie auch an der Visitation der Universität 1665/66 teilgenommen.12 Nach dem Tode von Owstiens trat an seine Stelle Landmarschall Albrecht Joachim von Moltzahn.13 Nach dessen Tod wiederum – von der Lancken war bereits 1677 verstorben – wurden die Ämter nicht mehr besetzt.

1 Back 1955, S. 64f., S. 91ff. 2 Friedländer II/1894, S. 43, S. 45, S. 57. 3 Er verfügte über kanzlerähnliche Vollmachten, insbesondere was die Berufung der Professoren angeht. Seth sieht ihn „zwar nicht dem Namen, aber dem Erfolg nach“ als ersten schwedischen Kanzler der Universität an. Seth 1956, S. 36. 4 Nr. 7, S. 30. 5 Seth 1952a, S. 57 (mit Anm. 50). 6 Nr. 8, S. 36. 7 Bd. I/Nr. 48. 8 Nr. 12, S. 46 (mit Anm. a). 9 Nr. 12, S. 48 (mit Anm. d). 10 Nr. 18. 11 In der Wahrnehmung der Zeitgenossen verschwammen die Grenzen zwischen den Ämtern ohnehin. So erklärt sich, dass eine Urkunde von 1681 Christoph von der Lancken als „verstorbenen Kanzler“ bezeichnete. Vgl. Melander 1906, S. 106 (mit Anm. 2). 12 Nr. 23. 13 Er tritt erstmals 1671 in Erscheinung. Vgl. UAG Kurator K 966, fol. 40–41.

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Bis zum Tode von Owstiens waren die Kuratoren der schwedischen Zeit hohe Beamte der Provinzialverwaltung, die sich im diplomatischen Dienst für die Krone bewährt hatten. 1680 aber versuchten die vorpommerschen Stände, die aufgrund des Jasenitzer Erbvergleichs von 1569 Ansprüche auf die Kuratel erhoben,1 erneut zum Zuge zu kommen. Sie rangen dem König im Hauptkommissionsrezess von 1681 die Zusage ab, dass nebst einem Cancellario, zweene Curatores, einer aus der Ritterschaft und einer aus den Städten, nachdem sie von den Landständen benennet, bestellt werden sollten.2 Dieses Versprechen war aber wohl an den Plan, die Universität Greifswald nach Stettin zu verlegen, geknüpft und wurde nie eingelöst. Stattdessen blieben die Ämter der Kuratoren unbesetzt und anders als noch in den 1650er Jahren unternahm die Universität keine Anstrengungen, daran etwas zu ändern. Dieser Status quo wurde schließlich im Visitationsrezess von 1702 – wenn auch nicht ausdrücklich – anerkannt. Die Visitationskommission hatte dem König in ihrem Entwurf des Rezesses vorgeschlagen, drei Kuratoren einzusetzen – einen, der zugleich Mitglied der pommerschen Regierung sein sollte, und zwei weitere, die auf Vorschlag der Stände von der Regierung angenommen würden.3 Eventuell vorkommende Vakanzen sollten innerhalb von drei Monaten beendet werden. Die Kuratoren sollten die Universität jährlich visitieren und ein Vetorecht gegen den vom Konzil zu wählenden Amtmann auf Eldena besitzen, ja diesen sogar entlassen dürfen.4 Das Kanzleikollegium in Stockholm ist auf diesen Vorschlag nicht eingegangen und hat die entsprechenden Regelungen nicht in die Ausfertigung des Visitationsrezesses von 1702 aufgenommen. Damit blieben sämtliche Rechte und Pflichten der Kuratoren unmittelbar beim Kanzler angesiedelt.5 Als die Stände 1720 nach dem im Jahr zuvor abgeschlossenen Waffenstillstand zwischen Schweden und Dänemark und der absehbaren Rückübertragung Vorpommerns nördlich der Peene an die schwedische Krone6 über die erneute Bestätigung der Privilegien verhandelten, machte Königin Ulrika Eleonore (1720–1741) die Zusage, daß hinführo dem GeneralGouverneur der Provinze, als Kanzlern, zwey Landräthe, einer von der Ritterschaft und der andere von den Städten, so von den Landständen vorzuschlagen und zu präsentiren, nebst dem General-Superintendenten, zu Curatoren obgedachter Universität adjungiret werden.7 Dass der Generalsuperintendent, der ja schon procancellarius perpetuus war, nun dem Kollegium der Kuratoren angehören sollte, war lediglich eine Beschwichtigungsgeste gegenüber der Universität, die Vgl. Bd. I, S. XXI. 2 Dähnert I/1765, S. 407. 3 Nr. 51, S. 269 (mit Anm. c), S. 287 (mit Anm. a). 4 Nr. 51, S. 287f. (mit Anm. a). 5 Vgl. Balthasar 1760, S. 776. 6 Vgl. Meier 2008, S. 285f. 7 Dähnert I/1765, S. 906f.

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aber ihre Wirkung verfehlte. Der Kompromiss zwischen Krone und Ständen musste daher während der folgenden Jahre gegen den erbitterten Widerstand der Universität durchgesetzt werden.1 e) Rektor Die zeitweise Stärkung der Kuratel und der Versuch, sie durch ein ständiges Prokanzellariat nach schwedischem Vorbild zu ergänzen, haben die unangefochtene Stellung des Rektors als Oberhaupt und höchstem Repräsentanten der Universität zu keiner Zeit ernsthaft gefährdet.2 Unter seinen Amtspflichten – die sämtlichen Gebieten der Verwaltung galten3 – nahm die Aufsicht über die Vermögensverwaltung einen großen Raum ein. Seit der Übertragung des Amtes Eldena an die Universität (1634) waren diese Aufgaben im Umfang noch gewachsen. Dem Rektor unterstand der Amtmann von Eldena unmittelbar – anfangs nominell, später auch faktisch.4 Er musste den Bauvorhaben im Amt Eldena zustimmen5 und ihm gegenüber wurden die Erträge des Amtes abgerechnet.6 Eventuelle Schuldforderungen aus Rückständen hatte er von Amtswegen geltend zu machen.7 Er nahm die Berichte der dem Amtmann auf Eldena beigeordneten Inspektoren8 und des Quästors bzw. Amtsnotars entgegen.9 Bei der Kassenprüfung wurde er von den Senioren der Fakultäten unterstützt.10 Mit ihnen beschloss er auch über die abzuschließenden Pachtverträge. Allerdings stand den Kuratoren bei allen Entscheidungen von Rektor und Senioren hinsichtlich der Amtsverwaltung seit 1666 ein Prüf- und Mitspracherecht zu.11 Die Abhörung der Rechnungen, die der Prokurator jährlich vorzulegen hatte, nahmen Rektor und Konzil gemeinsam vor.12 Gemeinsam mit dem Amtmann und dem Prokurator führte der Rektor die 1666 eingeführten zwei Kassen der Universität.13 Die erste dieser Kassen sollte alle laufenden Einnahmen aus dem Amt Eldena mit den Dotationsgütern aufnehmen, die zweite die Nachstände, Neglectengelder, Vakanzgelder, Inskriptionsgebühren, Brüche bzw. Strafgelder und Promotionsgebühren.14 Sie wurden seit 1702 als ordinair bzw. extraordinair cassa bezeichnet.15 Die ordinair cassa sollte vor allem die Besoldung der Professoren und Bediensteten, dazu auch die Bauunterhaltung und die Balthasar 1760, S. 776. 2 Sie ist so auch bestätigt im Visitationsrezess von 1702. Vgl. Nr. 51, S. 271. 3 Nr. 51, S. 272. 4 Nr. 9, S. 38. Nr. 12, S. 47. 5 Nr. 12, S. 46. Er verwahrte später auch den Schlüssel zum Materialienhaus. Vgl. Nr. 28, S. 138. Vgl. auch Nr. 51, S. 286. 6 Nr. 24, S. 118 und Nr. 51, S. 280. 7 Nr. 23, S. 99. 8 Nr. 15, S. 56f. 9 Nr. 14, S. 52. 10 Nr. 23, S. 97. 11 Nr. 23, S. 97f. 12 Nr. 28, S. 136. 13 Nr. 23, S. 100f. Nr. 24, S. 118. Nr. 28, S. 135. Nr. 51, S. 284. Die Kasse befand sich beim jeweiligen Rektor. Vgl. Nr. 28, S. 136. 14 Nr. 23, S. 99f., S. 110. Nr. 28, S. 135. 15 Nr. 51, S. 283f. 1

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Unterhaltung der Oeconomie gewährleisten und nach Möglichkeit der Schuld- und Zinstilgung dienen. Die extraordinair cassa hingegen war zum Aufbau eines Sockels an zinsbarem Kapital angelegt worden, das die Rücklagen der Universität bildete bzw. diese vergrößern sollte.1 Die seit 1571 bestehende Rektorwahlordnung2 erfuhr mit dem Visitationsrezess von 1702 eine Neufassung und Präzisierung.3 Ihr waren Streitigkeiten insbesondere über einen verbindlichen Turnus nicht nur der Fakultäten, sondern auch der Personen bei der Wahl vorausgegangen, die zunächst ein Eingreifen des Kanzlers herausgefordert hatten.4 Nunmehr wurde nicht nur der Zeitpunkt der Wahl (um Martini), sondern auch der Ablauf der Wahl neu festgesetzt.5 Jede der vier Fakultäten hatte nun Anspruch, innerhalb des Wahlturnus alle vier Jahre regelmäßig einmal den Rektor zu stellen.6 Als wählbar galten nur ordnungsgemäß in die Fakultäten und das Konzil aufgenommene Professoren. Hinsichtlich der Personen erfolgte die Wahl sodann auf eines jeden gewißen – also frei – durch das Konzil. Der scheidende Rektor hatte dabei eine Art Vorschlagsrecht sowie die erste Stimme und bei Stimmengleichheit das votum decisivum.7 Seit 1702 hatte der Prokanzler eine Untersuchungsvollmacht für den Fall, dass bey dem Rectore einige fehler in verwaltung seines ambtes verspuret wurden, erhalten.8 Sie deckte sich aber im Wesentlichen mit den Befugnissen, die schon die Generalsuperintendenten des 16. Jahrhunderts als inspectores besaßen. Wie schon seit Ende des 16. Jahrhunderts übernahm der Prorektor oder Vizerektor in allen denkbaren Verhinderungsfällen die Amtsgeschäfte des Rektors. Das betraf nicht nur Abwesenheiten des Amtsinhabers, sondern war insbesondere auch dann notwendig, wenn der Rektor im Rahmen von Promotionen ein anderes Amt wahrnahm, etwa als Prokanzler oder als Dekan der promovierenden Fakultät.9 Eine solche Konstellation kam nicht selten vor. Ihre Rechtmäßigkeit ist noch 1642 ausdrücklich verteidigt worden.10

1 Nr. 25, S. 105. 2 Vgl. Bd. I/Nr. 29, S. 293f. 3 Nr. 51, S. 271. 4 Nr. 42. 5 Zu den früheren Wahlterminen vgl. Bd. I, S. XXXIIf. Der neu festgesetzte Termin (Ende Oktober/Anfang November) war schon seit dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts in Anwendung, wie die älteren Rektorwahlprotokolle zeigen. Vgl. UAG Altes Rektorat St. 72. 6 Vgl. auch Nr. 57. 7 Nr. 51, S. 271, S. 288. Für die besonderen Umstände der Untersagung der Rektorwahl vgl. Nr. 72. 8 Nr. 51, S. 298. 9 Friedländer I/1893, S. 368, S. 370, S. 582, S. 625. Friedländer II/1894, S. 84, S. 124, S. 139. 10 Kombinationen von Rektorat und Dekanat sind u. a. belegt für 1618, 1629, 1633, 1639, 1642. Vgl. auch Friedländer I/1893, S. 600.

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f) Konzil Alle Entscheidungen, die die Universität als Korporation betrafen und nicht in die Zuständigkeit der Fakultäten gehörten,1 oblagen dem Konzil. Das waren insbesondere das ius statuendi, das Selbstergänzungsrecht, die freie Wahl der Bediensteten, die akademische Gerichtsbarkeit und die Verwaltung der Erträge aus den Dotationsgütern.2 Dem Konzil gehörten alle Professoren an, sobald sie förmlich aufgenommen worden waren. Der Rektor leitete die Sitzungen und die Dekane, wie auch die Senioren der Fakultäten, genossen einen gewissen Vorrang. Konzilsverhandlungen waren vertraulich. Ein Bruch der Vertraulichkeit zog ebenso den Ausschluss nach sich, wie das dreimalige unentschuldigte Fernbleiben von den Sitzungen.3 Da die Konzilsprotokolle ab etwa 1620 in recht dichter Folge überliefert sind, lassen sich über die Tätigkeit dieses Gremiums wesentlich fundiertere Untersuchungen anstellen, als das vor dieser Zeit möglich ist. Zwar durfte der Rektor nach wie vor sachen von nicht sonderlicher importance alleine oder mit Rat der Dekane oder Senioren entscheiden. In der Regel aber suchte er den Rückhalt des Konzils, dessen Entscheidungen durch ihn und die Senioren oder Dekane vorbereitet wurden. Den Senioren und Dekanen musste der Rektor mit angemessener Frist die Beratungsgegenstände mitteilen und sie trugen neben ihm im Konzil ihre Meinung vor, bevor die Abstimmung erfolgte.4 Von den Beschlüssen des Konzils musste der Kanzler ab 1702 regelmäßig informiert werden. Allerdings konnte er diese Beschlüsse nicht kassieren und Änderungen daran nur im Einvernehmen mit dem Konzil erwirken. Im Streitfall stand die Revision dem König als Patron zu.5 Schon 1545 war statuarisch geregelt worden, dass das Konzil wenigstens einmal monatlich zusammentreten sollte. Die tatsächliche Zahl der Zusammenkünfte war aber zwischen 1648 und 1671 in einzelnen Jahren wesentlich höher. In vielen Jahren trat die Versammlung doppelt so oft wie gefordert zusammen, 1657 sogar über 30mal. Ab den 1670er Jahren stellte sich dann ein regelmäßiger monatlicher Turnus der Konzilssitzungen ein, wie er schließlich auch im Visitationsrezess von 1702 nochmals festgeschrieben wurde. Das wichtigste Recht des Konzils war das ius statuendi – das Recht, eigene Ordnungen zu erlassen. Es hat davon im 17. Jahrhundert mehrfach Gebrauch gemacht, so etwa bei den verschiedenen Revisionen der Gesetze für die Studenten ab 1669, bei den Statuten der Oeconomie ab 1671 oder Zur Unterscheidung siehe auch Engelbrecht 1760, S. 358–364. S. 777ff. 3 Nr. 51, S. 271f. 4 Nr. 51, S. 272. 5 Nr. 54, S. 296. 1

2 Vgl.

Balthasar 1760,

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1673 bei den leges sumptuarias, die die Luxusverbote der Polizeiordnungen aufgriffen und auf die akademischen Verhältnisse anwandten. Darüber hinaus lassen sich drei erfolglose Initiativen zur Revision der Generalstatuten beobachten. Die erste dieser Statutenrevisionen steht im Zusammenhang mit den umfassenden Reformplänen Königin Christinas für die Universität. Nach längeren Diskussionen im Konzil übersandte die Universität bereits 1649 revidierte Statuten der Unversität und der einzelnen Fakultäten an Johan Nicodemi Lillieström.1 Diese Entwürfe haben sich – mit Ausnahme des Textes für die Medizinische Fakultät2 – nicht erhalten. Anders als bei den Entwürfen der Fakultätsstatuten aus der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts,3 die ihre Bestätigung ausdrücklich durch das Konzil erfahren hatten, wurde nun die förmliche Bestätigung durch einen Vertreter des Landesherrn gesucht. Eine „laufende“ Anpassung der Fakultätsstatuten an die aktuellen Erfordernisse ist aber auch ohne Bestätigung des Patrons erfolgt, wie die Entwicklung der Statuten der Philosophischen Fakultät zeigt.4 Auch wenn schließlich eine große Statutenrevision nicht zustande kam (auch die Rektorats- und Dekanatsmemorabilien der Zeit lassen nichts davon verlauten), so hielt das Konzil doch an diesem Wunsch fest. Noch 1660 bat es den König ausdrücklich, das die statuta academiae revidiret würden.5 Die zögerliche Haltung der Krone in dieser Frage ist nicht zuletzt auf die lange ungelöste Verfassungsfrage für die neue schwedische Provinz zurückzuführen, die erst mit der Regimentsform von 1663 gelöst wurde. Erst darin erhielt die Universität die förmliche Bestätigung ihrer Privilegien und Statuten.6 Auch die Visitation von 1666 brachte der Universität keine neuen Statuten. Es wurde darin lediglich die Gültigkeit der Statuten von 1545 bestätigt sowie eine Statutenrevision auf Vorschlag des Konzils und der Visitatoren in Aussicht gestellt.7 Erst im Zuge der Visitation von 1699 ist die Frage der Statutenrevision wieder auf die Agenda getreten. Die Visitationskommission hatte sich in ihrem Entwurf des Rezesses für die umfassende Bestätigung der Fakultätsstatuten und Rektor und Konzil an Lillieström v. 18. Mai 1649, in UAG Altes Rektorat St. 7, pag. 58: Cetera voluntati vestrae nobilissimae magnificentiae in eo satisfecimus, dum observationes nostras ad statuta academiae littera E et singularum facultatum statuta sub F. G. H. I. transmittimus et ut, si alicubi recte monuimus vestra magnificentia nobilissima nostram curam pro bono publico exinde perspicere, reliquis vero, quod tempus et aetas antiquavit, meliora substituere possit. 2 Wenn auch in anderer Überlieferung. Vgl. Nr. 1. 3 Bd. I/Nr. 43, Nr. 45, Nr. 52. 4 Nr. 47, S. 226f. 5 RAS Pommeranica Vol. 227, Desideria der Universität v. 22. Juni 1660. Vgl. auch Nr. 18, S. 63 (mit Anm. 7). 6 Dähnert II/1767, S. 359–373, hier S. 363. Zur Verfassungsdiskussion Back 1955, S. 315–343 und Backhaus 1969, S. 166–179. 7 Nr. 23, S. 91f. 1

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der Generalstatuten von 1545 ausgesprochen.1 Der endgültige Visitationsrezess forderte dagegen die Revision aller speciales leges und constitutiones und ihre Bestätigung durch den König, während die Statuten von 1545 in Kraft bleiben sollten, soweit sie nicht durch Regelungen des neuen Visitationsrezesses obsolet geworden waren.2 Die Professoren mussten künftig ihren Eid auf die alten Statuten und den Visitationsrezess ablegen.3 Die so getroffene Festlegung war keineswegs eindeutig. Ein Befehl Karls XII. von 17054 schaffte hier Klarheit, indem er anordnete, dass jede Fakultät ihre Statuten zu revidieren und dem Konzil vorzulegen hätte, welches dann eine abgestimmte Neufassung der Texte beschließen und über den Kanzler dem königlichen Kanzleikollegium in Stockholm zur Prüfung und Bestätigung vorzulegen hätte.5 Auch diese Statutenrevisionen sind trotz wiederholter Bemühungen des Kanzlers nicht zustande gekommen.6 Die Vorgänge verdeutlichen, dass von einem ius statuendi hinsichtlich der Fakultäts- und Generalstatuten, wie es der Universität 1456 verbrieft wurde,7 spätestens ab 1699 keine Rede mehr sein konnte. Schon im Visitationsrezess von 1666 war das Konzil aufgefordert worden, gewiße leges sumptuarias anzurichten.8 Sie waren bereits in einer ersten Fassung 1622 veröffentlicht worden und wurden 1673 als Renovierte Ordnung der Universität erneuert.9 Im Aufbau folgten sie den entsprechenden Festlegungen der Policey-Ordnung im Herzogthum Vor-Pommern von 1672.10 Ihre Bestätigung durch den König erfuhren sie im Visitationsrezess von 1702.11 Die Gesetze für die Studierenden – leges studiosorum – die ursprünglich Teil der Generalstatuten waren, sind in mehreren Redaktionen von 1672 bis 1693 überliefert.12 Ihre regelmäßige Erneuerung verdankt sich dem Gebrauchswert. Sie dienten seit 1669 der Belehrung der Studenten, die sie bei der Immatrikulation ausgehändigt bekamen und beeiden mussten.13 Das Selbstergänzungsrecht ist der Universität mit der landesherrlichen Bestätigung der Gründung 1456 verliehen worden, war aber nie unangefochten.14 1627 betätigte Herzog Bogislaw XIV. der Universität das ius nominandi und das ius praesentandi, welche durch die neue schwedische Herrschaft 1643 auch anerkannt wurden.15 Bei der Berufung von Extraordinarien, die aus der landesherrlichen Kasse (nicht aus dem Universitätsfiskus) besoldet werden sollten, brauchte die Regierung keine Rücksicht auf diese Rechte des Konzils zu nehmen. 1 Nr. 51, S. 270f. (mit Anm. d). 2 Nr. 51, S. 271. 3 Nr. 51, S. 288. 4 Nr. 65. 5 Zu den Hintergründen vgl. auch Seth 1952a, S. 144. 6 Nr. 65, S. 340. 7 Vgl. Bd. I/Nr. 3. 8 Nr. 23, S. 111. 9 Nr. 31. 10 Dähnert III/1769, S. 354–390. 11 Nr. 51, S. 276. 12 Nr. 29. 13 Friedländer II/1894, S. 123. 14 Vgl. Bd. I, S. XXVf. 15 Vgl. Balthasar 1760, S. 779f. und Bd. I/Nr. 54, S. 469.

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Im Alltag sind das Nominationsrecht der Fakultäten und das Präsentationsrecht des Konzils aber häufig durch die pommersche Regierung bzw. die Krone selbst verletzt worden. In den ersten Jahren der schwedischen Herrschaft haben die Königin und ihre Vertreter in der Provinz oft Recommendationen, aber nie eine Berufung ausgesprochen, ohne dass eine gültige Präsentation vorgelegen hätte. Das änderte sich nach 1648, als die Berufung zahlreicher Extraordinarien mit der Empfehlung, sie auf ein künftig freiwerdendes Ordinariat zu präsentieren, durch den Generalgouverneur erfolgte. Die Recommendationen waren keineswegs bindend, ihre Berücksichtigung wurde aber erwartet und im Weigerungsfall mit ökonomischem und politischem Druck durchgesetzt. Seit der Mitte der 1650er Jahre begegnete das Konzil der Verletzung seiner Privilegien mit der Verschleppung von Verfahren oder der Präsentation von Gegenkandidaten.1 Das Konzil war – angesichts der finanziellen Notlage der Universität nach dem Dreißigjährigen Krieg – einerseits an der Berufung nicht von ihr zu besoldender Extraordinarien interessiert, musste andererseits aber die korporativen Rechte und auch das interne wirtschaftliche Berechtigungssystem schützen. So verteidigte das Konzil nachdrücklich die Übung, lang gediente Ordinarien der Philosophischen Fakultät auf die Ordinariate der höheren Fakultäten zu berufen, und zwar zum Nachteil der von der Regierung auf Extraordinariate beförderten Kandidaten.2 Sie blieben in gewissem Sinne extranei im Verständnis der alteingesessenen Angehörigen der Familienuniversität.3 Bereits 1638 hatte der Jurist Matthias Stephani die Bevorzugung von Professorensöhnen bei anstehenden Nominationen ausdrücklich mit dem Gewohnheitsrecht verteidigt.4 Die Berufungspolitik war demnach – sowohl auf Seiten des Generalgouverneurs wie des Konzils – durch Klientelinteressen geprägt. Dieser Konflikt ist erst durch die Regelungen des Visitationsrezesses von 1666 gemildert worden. Darin wurden die Nominations- und PräsentationsVgl. für den gesamten Komplex zwischen 1643 und 1666 Giese 2006. 2 Die Fakultäten sahen das z. T. anders. So war die Bevorzugung der Extraordinarien der eigenen Fakultät für die Nominierung auf vakante Ordinariate der Juristenfakultät seit 1638 eine anerkannte Praxis. Vgl. Friedländer I/1893, S. 576. 3 Vgl. auch Alvermann 2006b. 4 Vgl. Friedländer I/1893, S. 576: Sic quoque iuri communi consentaneum et longa observantia in hac academia bene receptum, ut filii professorum in omnibus et singulis facultatibus, si nimirum praesentem qualitatem et idoneitatem praestent et praebeant, praeferantur in professione extraneis sive iis, qui non sunt professorum filii. Exempla in praesenti aliquot sunt obvia et notaria, quodsi professorum tum demortuorum tum adhuc per Dei gratiam superstitum filii sint professores et extraneis praelati, ut pluribus probare hoc necesse non sit. Et haec, cum alibi in libris academicis non inveniantur, hoc loco adiicere volui eaque quae bona ratione semel a maioribus ita recepta et usque huc observata sunt, non debebunt deinceps temere mutari, ne quis iure suo privetur, sed suum cuique tribuatur.

1

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rechte der Universität anerkannt, allerdings mit festen Fristenregelungen zugunsten des Kanzlers versehen. Demnach mussten die Nominationen spätestens drei Monate nach eingetretener Vakanz bzw. Ablauf des Gnadenjahres (wenn es gewährt werden musste) geschehen und die Präsentation in Monatsfrist folgen. Geschah das nicht, konnte der Kanzler nach eigenem Gutdünken berufen.1 Das vergleichsweise geringe Interesse Karls X. Gustaf an der Universität hat die Eingriffe von Kanzler und Regierung in das Selbstergänzungsrecht der Universität nach 1666 stark abnehmen lassen. Erst unter Kanzler Nils Bielke (1687–1698) wurden Recommendationen wieder zur ständigen Regel.2 Der Kanzler machte seinen Einfluss gezielt bereits im Nominationsverfahren geltend und drängte der Universität so mehrere Professoren auf.3 Die Regelungen des Visitationsrezesses von 1666 boten dem Konzil gegen diese Praxis wenig Schutz. Erst der Visitationsrezess von 1702 brachte hier einige wesentliche Neuerungen, indem er die Präsentationen lediglich noch durch die Hand des Kanzlers gehen ließ, die Vokation aber ausschließlich dem König vorbehielt. Der König sicherte sich dabei ein Wahlrecht, indem er nun die Präsentation mehrerer Kandidaten verlangte. Es waren mindestens zwei Kandidaten von der Fakultät zu nominieren, wobei das Konzil die Nomination ablehnen und eine erneute Nomination verlangen konnte. In jedem Fall musste das Konzil innerhalb der Frist zwei Kandidaten präsentieren.4 Ließ die Fakultät die Frist für die Nomination verstreichen, konnte es vorkommen, dass das Konzil ein freies Präsentationsrecht beanspruchte, das die Vorstellungen der Fakultät unberücksichtigt ließ.5 Der Kanzler konnte nun zwar dem Konzil gegenüber noch seine Bedenken gegen die Präsentation äußern, durfte der Universität aber ausdrücklich niemanden aufdrängen oder entsprechende Vollmachten erteilen.6 Auch die Annahme von Exerzitienmeistern wurde 1702 erstmals geregelt. Sie wurden, ähnlich wie die Extraordinarien früher, vom Kanzler unmittelbar berufen.7 Dem Selbstergänzungsrecht steht das freie Wahlrecht des Konzils für die Universitätsbediensteten – Pedelle, Prokurator, Sekretär, Amtmann etc. – nahe.8 Insbesondere die freie Wahl des Amtmanns, noch mehr die des Prokurators, – also der beiden Schlüsselpositionen in der Wirtschaftsführung der Universiät – wurde durch die pommersche Regierung und den Kanzler mehrfach angefochten. Die unmittelbare Übertragung der Amtmannschaft durch Königin Christina auf ihren Kandidaten (1653)9 Nr. 23, S. 90. 2 Hofmeister 1933, S. 186f. und Giese 2006, S. 239. 3 Hofmeister 1933, S. 187–195. 4 Nr. 51, S. 265f. 5 Hofmeister 1933, S. 186. 6 Nr. 54, S. 297. 7 Nr. 51, S. 276f. 8 Vgl. Balthasar 1760, S. 780. 9 Nr. 8. 1

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erschütterte das Wahlrecht des Konzils nur für kurze Zeit.1 Der Visitationsrezess von 1666 hat dieses Recht ausdrücklich bestätigt, allerdings unter Wahrung eines Vetorechts der Kuratoren.2 Die dänische Regierung hat 1717 erfolglos versucht, dieses Recht durch Recommendation und Verschleppung zu unterlaufen.3 Auf die Besetzung des Structuariats versuchte die pommersche Regierung erstmals 1697, durch Recommendation Einfluss zu nehmen.4 Aber auch hier bestätigte der Visitationsrezess von 1702 das freie Wahlrecht des Konzils.5 Die im Vergleich zur Herzogszeit (bis 1637) stärkere Stellung des Konzils gegenüber Rektor und Fakultäten ergab sich auch aus der ihm zugewachsenen Verfügungsgewalt über die Erträge der Dotationsgüter, wie sie insbesondere an den Detailregelungen des Visitationsrezesses von 1666 abzulesen ist. Seit der Schenkung des Amtes Eldena (1634) hatte das Konzil aus seiner Mitte jeweils zwei Professoren ernannt, die für einen bestimmten Zeitraum dem Amtmann als Inspektoren beigeordnet wurden und eine Aufsicht über die Amtsverwaltung im weitesten Sinne gewährleisten sollten.6 Trotz einer Verschärfung ihrer Instruktion7 scheinen die Möglichkeiten der Kontrolle oder gar der Einflussnahme in diesem Bereich für die Inspektoren eher gering gewesen zu sein.8 Um diesen Zustand zu verbessern, wurde der Amtsbezirk der Inspektoren 1656 in vier Distrikte aufgeteilt, die nunmehr von jeweils zwei Inspektoren beaufsichtigt wurden.9 Etwa gleichzeitig wurden Stellung und Vollmachten des Prokurators gegenüber dem Amtmann gestärkt, mit dem Ergebnis, dass die Aufgaben der Inspektoren zunehmend auf diesen übergingen. Seit den 1660er Jahren tauchen die Inspektoren in den Quellen nicht mehr auf. Lediglich die Inspektion der mit dem Amt Eldena 1634 übertragenen Patronate scheint das Konzil weiterhin unmittelbar durch Deputierte wahrgenommen zu haben. Sie wurde 1714 – nach einer vorausgegangenen Phase des Niedergangs – neu geordnet. Die Inspektion der Patronate Neuenkirchen, Levenhagen, Dersekow, Weitenhagen mit Wieck, Hanshagen und Kemnitz wurden, nun von den Inhabern jeweils zweier auf ewig festgelegter Ordinariate aller Fakultäten (mit Ausnahme des Generalsuperintendenten) wahrgenommen.10 Nr. 12, S. 43. 2 Nr. 23, S. 96. 3 Nr. 59, S. 316. Auch Nr. 71, S. 355f. 4 Nr. 52, S. 289f. 51, S. 275. Das verhinderte aber nicht, dass der Kanzler 1707 abermals unter Einsatz hohen politischen Drucks die Wahlen zu beeinflussen suchte. Vgl. Nr. 58, S. 305. 6 Vgl. Bd. I/Nr. 49. 7 Vgl. Bd. I/Nr. 55. 8 Vgl. zur Situation des Amtes auch Asmus 2006. 9 Nr. 15. 10 Schmidt/Spieß I/2004, S. 65: Orta confusione circa inspectionem ecclesiarum hoc anno inspectores sunt constituti, conclusumque est, ut in posterum perpetuo maneant. De iurisconsultis hoc notandum est eos, quia professiones mutant, a professione sua nominari non potuisse, sed attendi debere eius, qui vocatus est, successorem in facultate nullo ad professionem habito respectu sive sit Codicis sive Pandectarum sive Institutionum professor. Inspectores v. h. ordine sunt constituti: (Forts.) 1

5 Nr.

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Seit ihrer Gründung übte die Universität die Gerichtsbarkeit über ihre Angehörigen aus.1 Dieses Recht wurde auch von der neuen schwedischen Herrschaft anerkannt.2 Der Visitationsrezess von 1702 legte fest, dass Apellationen gegen Urteile des Konzils in Disziplinarsachen über Universitätsverwandte nur bis zum Kanzler zulässig waren.3 Der wiederum konnte nach seiner Instruktion von 1702 Beschlüsse des Konzils, also auch die Urteile der akademischen Gerichtsbarkeit nicht kassieren, sondern musste sich mit dem Konzil verständigen oder sich unmittelbar an den König wenden.4 Welchen breiten Raum die Disziplinargerichtsbarkeit in der Tätigkeit des Konzils bis in die 1680er Jahre (insbesondere im Kampf gegen den Pennalismus zwischen 1648 und 1662) einnahm, zeigen nicht nur die erhaltenen Konzilsprotokolle, sondern auch zahlreiche Mandate von Rektor und Konzil, die den Disziplinarordnungen Nachdruck verleihen sollten. Was die Universität als Beklagte betraf,5 so hatte das Hofgericht seit den 1640er Jahren immer öfter versucht, sich als zuständiger Gerichtsstand durchzusetzen.6 1649 verbot die pommersche Regierung ausdrücklich, Klagen, die die Universität oder ihre Güter betrafen, vor dem Hofgericht zu verhandeln.7 Nach der Einrichtung des Wismarer Tribunals (1654) erstritt sich die Universität das Recht, nur vor diesem Gericht belangt werden zu dürfen. Die endgültige Exemtion vom Hofgericht erlangte sie aber erst in der Mitte des 18. Jahrhunderts. Mit Ausnahme der Kriminalgerichtsbarkeit über Fremde stand der Universität seit 1634 auch die Gerichtsbarkeit im Amt Eldena zu.8 Der Amtmann durfte hier zwar den Dienstzwang und die Bestrafung der Untertanen bei kleinen Delikten gerichtlich durchsetzen, sobald es aber um größere Leib-, Leben- oder Ehrstrafen ging oder beträchtliche Geldbußen verhängt werden mussten, behielt sich das Konzil die Straferkenntnis vor, nachdem das Urteil von der Juristenfakultät gefällt worden war.9 Die Prozesse am Amtsgericht leitete seit 1700 der eigens bestellte (Forts. v. Anm. 10 auf S. XL) Neokirchae: Pastor Marianus et medicus, qui simul est physicus urbanus; Levenhagae: Pastor Jacobaeus et professor Hebreae linguae; Dersekoviae: Dominus doctor Gerdes sive tertius professor iuris et professor matheseos; Weidenhagae et Wykae: Dominus doctor Mascovius sive primus professor iuris et professor moralium et historiarum; Hanshagae: Ille medicus, qui non est physicus urbanus, et professor eloquentiae et poesos; Kemitzae: Dominus doctor Schack sive secundus professor iuris ut et professor metaphysices et logices. Eine regelrechte Instruktion 1 Vgl. Bd. I, erhielten diese Inspektoren erst 1779. Vgl. Schleinert 2006, S. 106f. S. XXXVIIf. Zur Gerichtsbarkeit des Konzils vgl. auch den Überblick bei Balthasar I/1736, S. 62–73. 2 Bd. I/Nr. 54, S. 469f. Nr. 56, S. 498. Balthasar 1739. 3 Nr. 51, S. 278. 4 Nr. 54, S. 296. 5 Vgl. Jörn 2006. 6 Vgl. Alvermann 2004, S. 94. Balthasar 1735, S. 409f. 7 Nr. 2. 8 Zum Amtsgericht vgl. Balthasar I/1736, S. 36–40 und Bd. I, S. XXXVIII. 9 Nr. 23, S. 98.

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Syndicus im Auftrag des Konzils, der den Amtsnotar in dieser Aufgabe ablöste. Er fällte auch die Urteile und ließ sie von der Juristenfakultät bestätigen.1 Dieser Zustand wurde durch den Visitationsrezess von 1702 mit der Einrichtung eines vollständigen Amtsgerichts schließlich bestätigt.2 g) Fakultäten Die Fakultäten blieben zwischen 1648 und 1720 in ihrem Bestand unverändert erhalten. Sie wurden von den Dekanen, die (mit Ausnahme der Theologischen Fakultät) jährlich vom consilium facultatis gewählt wurden, geleitet. Lediglich bei den Mitgliedern der Theologischen Fakultät scheint sich dabei ein fester Turnus etabliert zu haben, der regelmäßig jeden Ordinarius bei der Wahl abwechselnd berücksichtigte. Von ihrem Recht, sich Statuten zu geben oder sie zu revidieren, haben die Fakultäten in dieser Zeit grosso modo wenig Gebrauch gemacht. Lediglich für die Medizinische und die Philosophische Fakultät sind 1649 und 1699 geringfügig überarbeitete und ergänzte Statuten überliefert.3 Die revidierten Statuten der Juristenfakultät von 1705 haben sich nicht erhalten.4 Das gleiche gilt für eine Überarbeitung der Statuten der Medizinischen Fakultät von 1709.5 Änderungen, die alle Fakultäten, insbesondere die Stellung der Dekane und der Senioren oder aber das Nominationsrecht oder das Promotionswesen betrafen, vollzogen sich im Rahmen statuarischer Ordnungen und Visitationsrezesse, die die gesamte Universität betrafen. Die Dekane waren weiterhin die gewählten Oberhäupter der Fakultäten. Dekanabel waren ausschließlich die Ordinarien, was 1702 noch ausdrücklich bestätigt wurde.6 Amtierende Dekane konnten zu Rektoren gewählt werden und beide Ämter kombinieren. Der Dekan beaufsichtigte das Promotionswesen und übte die Zensur aus. Allerdings hat der Visitationsrezess von 1702 die Zensur zu einem Mehrheitsrecht aller Angehörigen der Fakultäten gemacht.7 Die Stärkung der Stellung des Prokanzlers brachte es zudem mit sich, dass dieser 1704 bei der Zensur ein besonderes Recht beanspruchte, das sich auch auf die Rektoratsprogramme erstreckte.8 Wie zuvor bildeten die Dekane der Fakultäten den engeren Beraterkreis um den Rektor, seit der Reformationszeit ergänzt durch die Senioren der Fakultäten.9 Die seniores zeichneten neben Rektor und Dekanen alle Mandate und Schreiben der Universität. Den Rang eines senior facultatis Nr. 48, S. 243. 2 Nr. 51, S. 282. 3 Nr. 1. Nr. 47. 4 Vgl. Nr. 65, S. 340. 5 Vgl. Thümmel 2002, S. 194. 6 Nr. 51, S. 269. 7 Vgl. Nr. 51, S. 268. 8 Nr. 61. 9 Vgl. Bd. I, S. XXXIX und Nr. 51, S. 272.

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erhielt jeweils derjenige Ordinarius mit dem höchsten Dienstalter, wobei nicht vom Tag der Berufung (vocatio), sondern der Aufnahme in die Fakultät (receptio) gerechnet wurde. Der Senior übernahm auch das Prodekanat im Falle der Abwesenheit des jeweiligen Dekans. Ähnlich wie der Rektor für die gesamte Universität führten die Dekane die verantwortliche Aufsicht über die Finanz- und Vermögensverwaltung der Fakultäten. Für die Philosophische Fakultät ist ein geregeltes Kassenwesen bereits seit 1489 belegt.1 Für die Theologische Fakultät ist ein Rechnungsbuch ab 1683 erwähnt.2 In den Fakultätsstatuten der Juristenfakultät wurde die Pflicht der Rechnungslegung durch den Dekan 1642 festgeschrieben.3 Auch wenn die Rechnungslegung der Dekane statuarisch in der Mehrzahl der Fakultäten nicht fixiert war, ist davon auszugehen, dass die Kassenaufsicht fester Bestandteil ihrer Amtspflicht war und die Fakultäten über eine geregelte Vermögensverwaltung verfügten. Das im Verlaufe des 16. Jahrhunderts deutlicher ausgeformte und in einzelnen Fakultätsstatuten verankerte Vorschlagsrecht der Fakultäten bei Berufungen (ius nominandi) erfuhr 1702 eine Einschränkung. Ab nun mussten drei, mindestens aber zwei Kandidaten dem Konzil gegenüber nominiert werden. Das Konzil konnte die Kandidaten ablehnen und eine neue Nomination verlangen.4 Damit war das Konzil – zumindest de iure – in der Lage, das Nominationsrecht der Fakultäten auszuhebeln. Hinsichtlich des Promotionswesens der Fakultäten brachten die Visitationsrezesse von 1666 und 1702 sowie die leges sumptuarias von 1673 allgemeine Vorschriften zur Geltung, die vor allem die Promotionskosten senken sollten. Das wird schon in den Festlegungen des Visitationsrezesses von 1666 deutlich, der ausdrücklich untersagte, dass Kandidaten, die pro gradu disputieren wollten (Inauguraldisputationen) zur Lizentiatenpromotion genötigt werden durften. Sie sollten dann auch keinen Doktorschmaus halten müssen.5 Für den Fall der disputatio pro licentia sowie die Magister- und Doktorpromotionen setzten die leges sumptuarias von 1673 den Aufwand, der zu den Schmäusen getrieben werden durfte, detailliert fest.6 Der Visitationsrezess von 1702 hat – neben der Betonung der Würdigkeit der Kandidaten als Zulassungsvoraussetzung – ausdrücklich die „Einfrierung“ der Promotionskosten gefordert.7

Vgl. Alvermann 2011a, S. 186. 2 Friedländer II/1894, S. 166, S. 193, S. 217, S. 236. Zur Fakultätskasse vgl. Bd. I/Nr. 36, S. 339. 3 Bd. I/Nr. 52, S. 453. 4 Nr. 51, S. 265. 5 Nr. 23, S. 111. 6 Nr. 31, S. 153. 7 Nr. 51, S. 273. 1

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Theologische Fakultät Die Theologische Fakultät verfügte seit 1578 über drei ordentliche Professuren, die fest mit den jeweiligen Stadtpfarreien (St. Nikolai, St. Jakobi, St. Marien) verbunden waren. Dabei war der professor primarius jeweils Pfarrer an St. Nikolai und Stadtsuperintendent, wobei das letztere Amt quasi fest mit der Generalsuperintendentur verbunden war. Für den Fall, dass die Stadt- und Generalsuperintendentur nicht von derselben Person wahrgenommen würde, konnte eine vierte theologische Professur besetzt werden. Diese vierte Professur ist nur einmal – zwischen 1685 und 1687 – beansprucht worden, allerdings aus anderem Grunde.1 Über einen Extraordinarius verfügte die Fakultät seit 1609. Er wurde seit 1623 sogar in die Fakultät aufgenommen.2 Der Visitationsrezess von 1666 sah – wie schon die königliche Resolution von 1653 – für die Theologische Fakultät vier ordentliche Professoren und einen Extraordinarius vor.3 1702 wurde die Zahl der ordentlichen Professoren dann auf drei beschränkt.4 Die theologischen Ordinarien haben in zahlreichen Fällen ihren Aufstieg aus der Philosophischen Fakultät über Extraordinariate der Theologischen Fakultät bewerkstelligt,5 wobei sie nicht selten das Ordinariat an der Philosophischen Fakultät mit dem Extraordinariat an der Theologischen Fakultät zugleich versahen.6 Erst 1704 hat König Karl XII. die übliche Verbindung der Professuren der Philosophischen Fakultät mit Extraordinariaten (bzw. dann Adjunkturen) der höheren Fakultäten endgültig untersagt.7 An der Verfassung des Dekanats hat sich seit 1623 nichts geändert. Der jeweilige Generalsuperintendent beanspruchte regelmäßig eine zweijährige Amtsdauer, die übrigen Professoren führten das Dekanat abwechselnd jeweils ein Jahr.8 Diese Fristen wurden regelmäßig eingehalten. Lediglich 1686 zwang das Konzil (!) den amtierenden Dekan, das Amt ein weiteres Jahr zu übernehmen.9 Erst Johann Friedrich Mayer brach mit dieser Tradition und behielt das Dekanat acht aufeinanderfolgende Jahre inne –

Von Nicolaus Dassow. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 265. Vgl. auch Klaje 1938, S. 199 sowie für den ganzen Hergang UAG Altes Rektorat R 1418 und R 1419. 2 Vgl. Bd. I, S. XL. 3 Nr. 7, S. 34 und Nr. 23, S. 89. 4 Nr. 51, S. 263. 5 So bspw. Albert Vogt oder 6 Nikolaus Christoph Remmeling. Vgl. Kosegarten Brandanus Heinrich Gebhardi. I/1857, S. 269. Georg Balthasar Maskow. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 266. Johannes Michaelis. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 259. 7 Nr. 62. 8 Hier nur beispielhaft Friedländer II/1894, S. 145, S. 162, S. 173. 9 Damit sollte verhindert werden, dass der der Universität aufgezwungene Professor Johann Colberg das Amt erhielt. Vgl. Klaje 1938, S. 198 und Friedländer II/1894, S. 176. 1

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sehr zum Verdruss seiner Kollegen, die mutmaßten, er strebe einen decanatus perpetuus an.1 Seit 1704 war Mayer als Generalsuperintendent procancellarius perpetuus2 und knüpfte damit an die hervorgehobene Stellung der Generalsuperintendeten des 16. Jahrhunderts als perpetui inspectores academiae an.3 Daraus ergab sich eine natürliche Konkurrenz zum jeweiligen Inhaber des Rektorats, die aber schließlich zugunsten des Letzteren entschieden wurde. Nichtsdestoweniger war von 1702 an der jeweilige Generalsuperintendent auch ständiger Prokanzler, dessen Vollmachten sich aber im Wesentlichen auf die Wahrnehmung der Befugnisse des Kanzlers während der Promotionsakte beschränkten.4 Seine frühere Vorrangstellung in der Kassen- und Vermögensverwaltung der Universität5 verlor der Generalsuperintendent in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts zugunsten einer sich entfaltenden Beamtenschaft und der kollegialen Vermögensverwaltung durch das Konzil. Im Konsistorium führte der Generalsuperintendent auch weiterhin den Vorsitz, während die beiden übrigen Professoren der Fakultät dort als Assessoren wirkten.6 Als Besonderheit der Entwicklung der Theologischen Fakultät lässt sich hier noch anmerken, dass Johann Friedrich Mayer zu Beginn des 18. Jahrhunderts die längst aus der Übung gekommenen Bakkalarenexamen wieder einführte – allerdings nicht dauerhaft.7 Juristische Fakultät Ähnlich wie in der Theologischen Fakultät war auch in der Juristenfakultät Ende des 16. Jahrhunderts die Einrichtung einer vierten Professur erwogen, aber nicht dauerhaft realisiert worden.8 Der Visitationsrezess von 1666 sah – wie bei den Theologen – vier Ordinariate vor, von denen aber ebenfalls nur drei besetzt werden sollten.9 Er revidierte damit den Schmidt/Spieß II/2004, S. 475. Etwas unfreiwillig setzte Brandanus Heinrich Gebhardi diese Tradition fort, indem er das Dekanat sechs Jahre lang behielt, allerdings aufgrund des Mangels an dekanablen Fakultätsmitgliedern. Vgl. Lother 1925, S. 59. 2 Vgl. Nr. 54, S. 297 und Nr. 60. 3 Vgl. Bd. I, S. XLI. 4 Nr. 60, S. 328f. Vgl. auch den Abschnitt Prokanzler oben. 5 Bd. I, S. XL. 6 Vgl. Buske 1990, S. 66. Die Liste der Assessoren nach Balthasar (I/1736, S. 93) lautet: Johannes Beringius (1643–1658), Matthäus Tabbert (1660–1674), Johannes Colberg (1677–1687), Nicolaus Dassow (1689–1706), Johann Georg Pritius (1708–1711), Johann Michaelis (1665–1674), Albert Vogt (1675–1677), Jacob Henning (1678–1704), Brandanus Heinrich Gebhardi (1705–1716) und Johann Ludwig Würffel (1713–1719). Zu den besonderen Verhältnissen des Konsistoriums unter der dänischen Herrschaft vgl. Meier 2008, S. 102–113 und Meier 2004, S. 147–152. 7 Seth 1956, S. 95. 8 Vgl. Bd. I, S. XLII. 9 Nr. 23, S. 89. 1

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Ansatz der königlichen Resolution von 1653.1 Diese vierte Professur wurde schließlich 1669 gegen den Protest der Universität für den ihr aufgezwungenen Conrad Friedlieb vom König doch noch eingerichtet. Friedlieb nahm diese Professur neben seinem Ordinariat an der Philosophischen Fakultät wahr.2 Im Grunde trat die vierte Professur jedoch nur an die Stelle der Professur von David Mevius, die dieser – wegen seines Amtes als Vizepräsident des Wismarer Tribunals selbst abwesend – dank eines Privilegs durch Substituten verwalten ließ.3 Das Dekanat war den Substituten aber verwehrt.4 Der Visitationsrezess von 1702 hat auch hier die Zahl der Ordinariate wieder auf drei beschränkt.5 Wie an allen oberen Fakultäten durften an der Juristischen Fakultät fortan nur noch ein, höchstens zwei Adjunkten (die früheren Extraordinarien) angenommen werden.6 Das war für die Fakultät ein schwerer Schlag, hatte sie doch bislang über deutlich mehr Extraordinarien (bis zu fünf im Jahre 1651) verfügt. In der vormals hohen Zahl der Extraordinariate drückte sich das besondere Interesse der Regierung an der Juristenausbildung in Greifswald aus. Die Kanzler hatten zwischen 1640 und 1720 nicht weniger als 19mal Gebrauch von ihrem Recht gemacht, selbständig Extraordinarien zu berufen. Von diesen haben sechs später auch ein Ordinariat erlangt. Anders als etwa an der Theologischen Fakultät, die eine Aufsteigerfakultät für die Ordinarien der Philosophischen Fakultät war, herrschte an der Juristischen Fakultät die Observanz, eigene Extraordinarien bei der Nomination auf frei werdende Ordinariate zu bevorzugen, und zwar ausdrücklich vor den Ordinarien der Philosophischen Fakultät.7 Die gezielte Berufung von Extraordinarien durch den Kanzler unterlief damit in gewisser Hinsicht das Nominationsrecht der Fakultät, deren Observanz sie zur Nomination der bereits vom Kanzler in die Fakultät beförderten Extraordinarien zwang und wenig oder keine Wahl zuließ.8 Auch im ausgehenden 17. Jarhundert blieb es bei der hohen Inanspruchnahme der Juristen durch Nebenämter. Das Spruchkollegium erlebte in diesen Jahrzehnten (gemessen an der Zahl der responsa und consilia) seine höchste Wirksamkeit.9 Unterstützt wurde es dabei lediglich durch den Universitätsnotar oder secretarius, der zugleich Sekretär der Fakultät war.10 Nr. 7, S. 34. 2 Kosegarten I/1857, S. 266. Giese 2006, S. 237f. Prochnow 1914, S. 95f. Alvermann 2007a, S. 22–26. Giese 2006, S. 233ff. Das Substitutionsrecht exisitierte nur in der Juristischen Fakultät. Vgl. Bd. I/Nr. 52, S. 460f. 4 Friedländer II/1894, S. 100. 5 Nr. 51, S. 263. 6 Nr. 51, S. 264. 7 Friedländer I/1893, S. 576: Unde constat, professores iuris extraordinarios gaudere iure successionis in professione ordinaria prae professoribus ordinariis in facultate philosophica, item prae aliis extraneis. 8 Giese 2006, S. 230. 9 Alvermann 2011b, S. 312 (mit Statistik). Zur Spruchtätigkeit der Fakultät vgl. auch Balthasar I/1736, S. 292–294. Für die frühe Schwedenzeit v. a. Modéer 2004. 10 Nr. 51, S. 275. 1

3 Vgl.

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Die Vertretung der Universität vor Gericht wurde weiterhin durch die Fakultät wahrgenommen.1 Die Einrichtung eines eigenständigen Syndicats – das bisher von den beiden ältesten Professoren der Fakultät wahrgenommen wurde – lehnte die Juristenfakultät, wohl um sich die damit verbundenen Einkünfte zu erhalten, 1666 ab.2 Als das Amt 1700 doch geschaffen wurde, verblieb es bei der Fakultät, indem es dem jeweiligen Adjunkten beigelegt wurde.3 Am Greifswalder Konsistorium wirkte darüber hinaus ein Ordinarius der Juristenfakultät als Direktor und ein weiterer als Assessor.4 Auch in der Verwaltung des Amtes Eldena spielten die Mitglieder der Fakultät weiterhin eine bedeutende Rolle. So fällten sie nicht nur die Urteile bei größeren Zivilprozessen vor dem Amtsgericht,5 sondern hatten den Prokurator auch bei der Austeilung und Anlegung des zinsbaren Kapitals der Universität zu beraten.6 Nach 1702 ist die Aufsicht über die Anlage des Kapitals dann zunehmend von Rektor und Konzil übernommen worden.7 Medizinische Fakultät Trotz zahlreicher Bemühungen konnte die Medizinische Fakultät ihre Stellung innerhalb der Universität im 17. Jahrhundert nicht wesentlich verbessern. Die 1649 überarbeiteten und erneuerten Fakultätsstatuten geben – wie schon ihre Vorgänger – kaum Auskunft über die innere Organisation der Fakultät.8 Umfangreich werden die Fakultätsgeschäfte ohnehin nicht gewesen sein. Bis in die 1670er Jahre war nämlich regelmäßig nur eine der beiden Professuren besetzt. Dennoch hatte Königin Christina 1653 drei Ordinariate für die Fakultät vorgesehen und auch der Visitationsrezess von 1666 stellte eine dritte medizinische Professur in Aussicht, wenn sie auch vorerst unbesetzt bleiben sollte.9 Darüber hinaus sollte an der Fakultät ein Extraordinariat besetzt werden können, was aber Jörn 2006, S. 172f. 2 Nr. 23, S. 91. 3 Nr. 48. Vgl. auch Nr. 51, S. 273f. 4 Buske 1990, S. 66. Für Verhältnisse der Dänenzeit und die Widerstände der Konsistorialräte vgl. Meier 2008, S. 102–113. Die Liste der Direktoren und Assessoren findet sich bei Balthasar (I/1736, S. 93f.) – Direktoren: Friedrich Gerschow (1604–1635), Joachim Völschow (1642–1664), Johannes Pommeresche (1668–1676), Friedrich Gerdes (1679– 1695), Henning Christoph Gerdes (1714–1720) – Assessoren: Franz Stypmann (1642– 1650), Petrus Stephani (1641–1660), Friedrich Gerdes (1664–1669), Petrus Mascow (1677–1696), Johannes Pommeresche (1660–1668), Johann Schack (1699–1713), Henning Christoph Gerdes (1714), Philipp Balthasar Gerdes (1715–1720). 5 Nr. 23, S. 98 und Nr. 51, S. 282. 6 Nr. 23, S. 99 und Nr. 28, S. 138. 7 Nr. 51, S. 283. 8 Nr. 1. 1709 wurden die Statuten von Christoph Helwig jun. revidiert und zur Bestätigung bei der Regierung eingereicht. Sie haben sich aber leider nicht erhalten. Vgl. Thümmel 2002, S. 194. 9 Nr. 7, S. 34. Nr. 23, S. 89. 1

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bis 1720 nur viermal für jeweils kurze Zeiträume geschah. 1702 wurde die Anzahl der Ordinarien wieder auf zwei begrenzt,1 obgleich die Visitationskommission noch für die Schaffung des 1666 versprochenen dritten Ordinariats eingetreten war.2 Dass die Fakultät 1703 bei der Rektorwahl übergangen werden musste, weil sie unterbesetzt war, ist letztlich nur trauriges Symptom eines chronischen Zustandes.3 Ihre beste Zeit hat die Fakultät in den letzten beiden Jahrzehnten des 17. Jahrhunderts erlebt, als nicht nur die beiden ordentlichen Professuren regelmäßig besetzt waren, sondern sogar ein Extraordinarius hinzukam.4 Die raschen personellen Wechsel der Folgejahre haben aber eine gleichmäßige und erfolgreiche Entwicklung der Fakultät verhindert. Dem Mangel an Professoren entsprach ein ebensolcher an Studenten, sodass sich der König im Visitationsrezess von 1702 zu der Sonderregelung genötigt sah, dass Medizinprofessoren auch vor einem einzigen Hörer verpflichtet waren zu lesen.5 Zugleich stand das vorgesehene Lehrprogramm der Fakultät unter dem Vorbehalt ausreichender Frequenz. Andernfalls sollten Vorlesungen für die Studenten der übrigen Fakultäten über Fragen gehalten werden, die Aspekte der Medizin wenigstens streiften.6 Angesichts dieser Verhältnisse war die Forderung der Interimsverordnung des Kanzlers von Mellin, dass der Ordinarius für Medizin alle zwei Wochen eine öffentliche Anatomie abhalten sollte, mehr als unrealistisch.7 Während das Nebenamt des herzoglichen Leibarztes für den ersten Professor der Medizin nach 1637 entfiel, blieb das seit 15718 regelmäßig vom zweiten Professor der Medizin zu verwaltende Stadtphysikat erhalten. Um dieses Amt entspann sich 1704 ein Streit hinsichtlich der Mitsprache des Magistrats bei der Nomination, der erst 1775 endete, als der Magistrat sich bei der Übertragung des Stadtphysikats ein freies Wahlrecht unter allen anwesenden Medizinprofessoren sicherte.9 Philosophische Fakultät Die Philosophische Fakultät spielte in den Erweiterungsplänen Königin Christinas für die Universität seit 1648 eine erhebliche Rolle. Nicht zuletzt deswegen sah die königliche Resolution von 1653 eine deutliche Erhöhung der Anzahl der Professoren von vier auf sieben vor.10 Aus Nr. 51, S. 263. 2 Nr. 51, S. 262 (mit Anm. b). 3 Nr. 57. 4 Matthäus Clemasius, Johann Gerdes und Johann Jakob Stolterfoth. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 267f. 5 Nr. 51, S. 267, S. 270. 6 Nr. 49, S. 251. 7 Nr. 49, S. 253. 8 Bd. I/Nr. 29, S. 296. 9 Nr. 63. 10 Nr. 7, S. 34. 1

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wirtschaftlichen Gründen konnte aber die Besetzung nicht erfolgen. Lediglich im Falle von Johann Hieronymus Staude war die Fakultät zu einer nachträglichen Präsentation auf eine „überzählige“ – nämlich die fünfte – Professur bereit, nachdem die Königin ihre Finanzierung aus der Staatskasse zugesagt hatte.1 Diese Professur ist dann 1655 zu den gleichen Konditionen nochmals besetzt worden, bevor sie dauerhaft entfiel.2 Wie in der Juristischen Fakultät machte der Kanzler bis in die Mitte der 1650er Jahre auch hier ausgiebig von seinem Recht Gebrauch, Extraordinarien zu berufen. Dahinter verbarg sich aber selten ein echtes Gestaltungskonzept, und dem Lehrprogramm mussten diese Berufungen nicht zwangsläufig bekömmlich sein. So erinnerte die Fakultät den Kanzler anlässlich der Berufung Albert Vogts zum Extraordinarius für orientalische Sprachen, dass sie mit Nicolaus Mascow und Johannes Michaelis bereits über zwei Vertreter dieses Fachs verfüge, dass Vogt mithin der dritte wäre, wo doch einer genügen würde.3 Der Visitationsrezess von 1666 beschränkte die Anzahl der Ordinarien dann auf fünf und gestand der Fakultät auch zwei Adjunkten zu.4 Doch bereits zu dieser Zeit war die Mehrzahl der Ordinariate unbesetzt, während drei Adjunkten zugleich lehrten. Bis zum Ende der 1680er Jahre blieb die Fakultät dann mit zwei Ordinarien und einem Adjunkten chronisch unterbesetzt. Erst durch die Berufungspolitik unter der Kanzlerschaft Nils Bielkes, Anfang der 1690er Jahre, erreichte die Fakultät wieder nahezu ihre einstige Ausstattung mit vier Ordinarien und zwei Adjunkten. Der Visitationsrezess von 1702 bestätigte schließlich die 1666 genannte Anzahl von fünf Ordinarien und zwei Adjunkten.5 Sie entsprach auch den Festlegungen der noch 1699 revidierten Fakultätsstatuten.6 Kanzler Jürgen von Mellin war hingegen kurz zuvor in seiner Interimsverordnung von 1702 von nur vier Ordinarien ausgegangen.7 Die besondere Rolle, die der Dekan der Philosophischen Fakultät noch im späten 16. Jahrhundert in der Vermögensverwaltung und der Disziplinaraufsicht für die gesamte Universität gespielt hatte,8 schwand seit der Mitte des 17. Jahrhunderts zusehends. Auf die Verwaltung des Fiskus hatte er nur noch im Rahmen des Konzils Einfluss. Die Disziplinaraufsicht war teils von den Pedellen, für die Benefiziaten der Oeconomie aber von einem dort wohnenden Professor der Philosophischen Fakultät bzw. dem senior facultatis als inspector übernommen worden.9 Die Aufsicht über die Depositionen blieb dem Dekan selbstredend erhalten.10 Friedländer II/1894, S. 10. Giese 2006, S. 228f. 2 Kosegarten I/1857, S. 259 – mit Johann Gerdes. 3 Giese 2006, S. 236f. 4 Nr. 23, S. 89. 5 Nr. 51, S. 263. 6 Nr. 47, S. 234. 7 Nr. 49, S. 249f. 8 Vgl. Bd. I, S. XLIVf. 9 Nr. 38, S. 197f. bzw. Nr. 45, S. 219f. 10 Nr. 47, S. 238f. 1

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Schon 1613 hatten die Fakultätsstatuten dem Dekan das Amt eines inspector bibliothecae beigelegt und das auch 1699 wiederholt.1 In der Praxis beauftragte er die Pedellen mit der eigentlichen Arbeit. Ab 1696 wurden dann Inspektion und Bibliothekariat strenger voneinander geschieden.2 Nur die Inspektion verblieb als Vorrecht bei dem jeweiligen Dekan. Der Visitationsrezess von 1702 hat dann auch lediglich empfohlen, dass der Bibliothekar aus der Philosophischen Fakultät zu nehmen sei, ohne des Dekans im Besonderen zu gedenken.3 h) Lehrer Drei Gruppen von Lehrenden sind in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an der Universität anzutreffen. Das sind zum einen die Ordinarien, sodann die seit dem Ende des 16. Jahrhunderts aufkommenden und nach der Mitte des 17. Jahrhunderts an Zahl außerordentlich zunehmenden Extraordinarien und schließlich die Exerzitienmeister, die erst spät als eigentliche Mitglieder der Universität und des Lehrkörpers betrachtet werden. Die doctores privati, die früher allgemein als praeceptores privati v.a. an der Philosphischen Fakultät begegneten, finden sich – abgesetzt von den Extraordinarien – jetzt nur noch in den Festlegungen zu Rangverhältnissen innerhalb der Universität.4 In Greifswald, mit seiner geringen Besucherfrequenz – so scheint es – haben sich die doctores privati nicht gegen die Konkurrenz von Ordinarien und Extraordinarien zu halten vermocht. Sie sind als Gruppe der Lehrenden in den Quellen überhaupt nicht mehr fassbar. Unter den praeceptores privati versteht man nunmehr eher Mentoren, die die Studenten nach altem Brauch5 – der 1662 erneuert wurde6 – unter den Professoren zu wählen hatten und die für das sittliche Leben ihrer Schützlinge verantwortlich waren. Die Berufung der Ordinarien war dem Landesherren vorbehalten, wurde aber nach 1648 oft genug vom jeweiligen Generalgouverneur in Pommern ausgesprochen, bis sich der König 1702 dieses Recht persönlich vorbehielt.7 Hatte sich Königin Christina 1651 noch einen Lehrkörper von 21 Professoren vorgestellt,8 so musste sie ihre Pläne 1653 korrigieren und sich mit einem Lehrkörper von nur noch 18 Professoren begnügen.9 Der Visitationsrezess von 1666 reduzierte ihre Zahl faktisch auf 14, auch wenn es nominell bei 18 Professuren blieb.10 1702 wurde die Anzahl der Professoren dann auf 13 begrenzt.11 Zugleich billigten die Visitationsrezesse den Fakultäten eine Anzahl von Extraordinarien bzw. Adjunkten zu – 1666 Nr. 47, S. 213. 2 Friedländer II/1894, S. 213. 3 Nr. 51, S. 276. Siehe dazu unten im Abschnitt Bibliothekar. 4 Nr. 46, S. 225. 5 Vgl. Bd. I, S. LIIf. 6 Nr. 20, S. 77. 7 Nr. 54, S. 297. 8 Seth 1956, S. 38f. 9 Nr. 7, S. 34 und Seth 1956, S. 47. 10 Nr. 23, S. 89. 11 Nr. 51, S. 263. 1

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zwei für die Philosphische und jeweils einen für die übrigen Fakultäten, 1702 dann ohne Unterschied ein bis zwei pro Fakultät.1 Adjunkten der Philosophischen Fakultät kennen wir schon seit dem 16. Jahrhundert,2 auch wenn wir nicht sehr viel über sie wissen. Ihre Stellung ähnelt eher der der besoldeten Extraordinarien der oberen Fakultäten als der der älteren Privatpräzeptoren, die gegen Honorar lehrten. So wundert es nicht, wenn adiunctus und extraordinarius synomym gebraucht wurden und die Matrikel und die Dekanatsbücher im gesamten 17. Jahrhundert erstere gar nicht, letztere sehr wohl kennen. Im Visitationsrezess von 1666 stehen die beiden Adjunkten der Philosophischen Fakultät unterschiedslos neben den Extraordinarien der übrigen Fakultäten, zumal sie wie diese privatim und publice lehren sollten,3 also nicht mit den doctores privati vergleichbar sind, die zwar publice disputieren, aber nicht lesen durften.4 Die Ordinarien lasen ursprünglich öffentlich (publice) was das Lehrprogramm vorschrieb, während die Adjunkten und Extraordinarien in sogenannten collegia gegen Honorar (privatim) anboten, was publice nicht behandelt wurde. Hier brachte der Visitationsrezess von 1666 erstmals klare und veränderte Regelungen. Die Extraordinarien durften jetzt publice lesen, was die Ordinarien nicht anboten und privatim, worüber der Ordinarius selbst keine collegia privata hielt.5 Damit war, was die Vorlesungen angeht, die Grenze zwischen Ordinarien und Extraordinarien verwischt. Die Ordinarien lasen zunehmend privatim, während die Zunahme der Zahl der Extraordinarien den Verfall der lectiones publicae keinesfalls aufhalten konnten. Die Beliebtheit der öffentlichen Vorlesungen, in denen das curriculum abgearbeitet wurde, hatte seit dem Aufkommen der collegia privata, die daran eben nicht gebunden waren, stark nachgelassen. Die zahlreichen Berufungen von Extraordinarien durch die Kanzler in den 1650er Jahren haben diese Situation noch verschärft, da die chronisch unterbezahlten Ordinarien an der frequenzschwachen Universität ihr Auskommen zunehmend in den collegia privata suchten, für die sie von den Studenten ein Honorar erhielten, und dabei zu den Extraordinarien in Erwerbskonkurrenz traten. Während der Visitation von 1699 hat sich die Universität schließlich mit der Visitationskommission darauf verständigt, dass außer der Medizinischen Fakultät alle Fakultäten einen Extraordinarius und die Philosophische Fakultät zusätzlich zwei Adjunkten erhalten sollte.6 Das Kanzleikollegium in Stockholm und der König entschieden hier aber ganz anders und überraschend radikal. Der Visitationsrezess von 1702 gestattete nur die Annahme von einem oder höchstens zwei Adjunkten pro Fakultät und Nr. 23, S. 89. Nr. 51, S. 264. 2 Bd. I/Nr. 28, S. 250 und Nr. 36, S. 341. 3 Nr. 23, S. 89. Nr. 51, S. 265. 4 Vgl. Horn 1901, S. 20f. 5 Nr. 23, S. 108f. 6 Nr. 51, S. 264.

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wies an, das diese nicht publice lesen dürften.1 Extraordinarien kennt dieser Rezess nicht mehr, und mehrere königliche Reskripte haben 1702 und 1704 die Abschaffung der Extraordinariate ausdrücklich betont und die Annahme neuer Extraordinarien ebenso untersagt, wie die bis dahin häufiger vorkommende Verbindung von Ordinariat der Philosophischen Fakultät mit einem Extraordinariat an einer der oberen Fakultäten.2 Die Adjunkten wurden fortan wie die Ordinarien aus den Einkünften der Universität bezahlt und nicht mehr aus der Staatskasse, wie zuvor die Extraordinarien. Extraordinarien sind nach 1702 nicht mehr berufen worden. Die überzähligen Extraordinarien erhielten ihre Demission oder eine Adjunktenstelle.3 Ende des 17. Jahrhunderts begegnen dann die ersten Exerzitienmeister in der Überlieferung. So immatrikulierte sich 1671 Sebastian David, qui studiosam iuventutem privatim docere linguam gallicam contulit. Er ist dabei selbst nur philosophiae studiosus.4 Fünf Jahre später erhielt ein anderer Sprachmeister bereits eine gewiße pension von der Universität zu seinem Unterhalt.5 Beinahe gleichzeitig bat Jan von Brakel um Anstellung als Tanzmeister.6 Etwa ab dieser Zeit finden die Exerzitienmeister in den normativen Texten Beachtung. Schon der Vergleich zwischen Universität und Stadt von 1678 kennt Fecht-, Sprach- und Tanzmeister als Universitätsverwandte.7 Ein Fechtmeister ist namentlich erst seit 1690 nachzuweisen8 und noch waren die Fächer auch nicht eindeutig abgegrenzt, wie die Bestellung Georg la Arades aus Gent zum Tanz- unndt französischen Sprachmeister durch das Konzil zeigt.9 Erst der Visitationsrezess von 1702 bestimmte, dass Fecht-, Tanz- und Sprachmeister fortan der Körperschaft angehören, an ihren Immunitäten teilhaben und ihrer Jurisdiktion unterworfen sein sollten.10 Ähnlich wie früher bei den Extraordinarien, besaß der Kanzler das Recht, diese Personen als Exerzitienmeister zu verordnen.11 Er nahm auch die Lehrprobe ab.12 Ihre Besoldung erfolgte aber aus dem Universitätsfiskus.

Nr. 51, S. 265. 2 Nr. 62, S. 333. 3 Entlassen wurde bspw. Johann Schack an der Juristischen Fakultät, auch wenn er später erneut Aufnahme fand. Vgl. Seth 1952, S. 124 (mit Anm. 63). 4 Friedländer II/1894, S. 128. 5 UAG Altes Rektorat St. 185, fol. 1r. Etienne Debrurleres an Rektor und Konzil, v. 3. Januar 1676. 6 UAG Altes Rektorat St. 205, fol. 1r. Brakel an Rektor und Konzil v. 12. August 1675. 7 Nr. 33, S. 170. Die Renovierte Ordnung der Universität von 1673 erwähnt sie noch mit keinem Wort, obgleich dort sämtlicher Universitätsbediensteter gedacht wird. Vgl. Nr. 31. 8 Daniel Bek. Vgl. Prokuraturregister 1690/91, UAG Kurator St. 991, pag. 88 und Prokuraturregister 1691/92, UAG Kurator St. 992, pag. 88. 9 Friedländer II/1894, S. 181. 10 Nr. 51, S. 277. 11 Nr. 51, S. 277. 12 Vgl. UAG Altes Rektorat St. 205 mit mehreren Schreiben des Kanzlers zu dieser Frage an die Universität v. 2. bis 9. September 1702, fol. 48r–53v. 1

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Solche Änderungen im Lehrkörper konnten nicht ohne Auswirkungen auf die innere Rangordnung bleiben. In erster Linie dürfte aber die Berufung so vieler Extraordinarien ausreichend menschliches Konfliktpotential geschaffen haben. Der Visitationsrezess von 1666 betonte daher noch einmal den bekannten Rang der Professoren nach den Fakultäten (Theologische, Juristische, Medizinische und schließlich Philosophische Fakultät), den Vorrang der Ordinarien vor den Extraordinarien sowie aller Professoren vor den übrigen Doktoren, Lizentiaten und Magistern, wobei generell der Zeitpunkt der Erlangung des Grades keine Rolle spielte.1 Doch auch diese Regelung ließ Raum für Streitigkeiten,2 die der Visitationsrezess von 1702 abermals durch Bekräftigung der Präzedenz nach Fakultäten abzustellen suchte.3 An dieser Stelle sei kurz der Titel des professor primarius erwähnt, der in Bezug auf die ganze Universität lediglich vom jeweiligen Generalsuperintendenten geführt wurde und auch nur ihm zustand. Auch die anderen oberen Fakultäten hatten einen professor primarius facultatis, wobei es sich hier um einen – zu seltenen Anlässen verwendeten – Ehrentitel für den senior facultatis zu handeln scheint.4 Ein ebensolcher Ehrentitel ist der senior universitatis oder senior academiae, der den tatsächlich dienstältesten Ordinarius der Universität bezeichnet.5 Alle diese Titel erlaubten aber nicht den eigentlichen Rang des Trägers, der von der Ordnung der Fakultäten diktiert wurde, zu erhöhen. Die Präzedenzstreitigkeiten, die die Professoren außerhalb der Universität (v.a. in Bezug auf die Hofgerichtsräte) auszutragen hatten, sind durch den König 1705 gelöst worden, indem er ihnen einen festen Rang nach dem königlichen Rangplakat von 1696 zuwies.6 Warum Rangstreitigkeiten und Erwerbskonkurrenz jeweils mit großer Hartnäckigkeit ausgefochten wurden, kann man nur ermessen, wenn man sie auch vor dem Hintergrund der Salarien, der verordneten und tatsächlichen Vergütung der Lehrer betrachtet. Nirgendwo klafften Norm und Wirklichkeit so spürbar weit auseinander, wie hier. Nr. 23, S. 91. 2 Nr. 46. 3 Nr. 51, S. 266. Dass die Einrichtung der Adjunkturen auch neuen Streit brachte, versteht sich von selbst. Darauf muss hier nicht eingegangen werden, weil er für die Gesamtverhältnisse folgenlos blieb. Vgl. UAG Altes Rektorat R 1561. 4 Belegt ist die Nutzung des Titels häufig bei den Medizinern, bspw. für Johannes Schöner 1643 (Friedländer I/1893, S. 625) oder für Christoph Helwig 1674, 1679 und 1691 (Friedländer II/1894, S. 143, S. 153, S. 191). Bei den Juristen kommt er bspw. für Friedrich Gerdes 1693 vor. Friedländer II/1894, S. 206. 5 Belegt sind solche Titel für Abraham Battus 1639 (Friedländer I/1893, S. 584), für Friedrich Dedekind 1683 (Friedländer II/1894, S. 163), Joachim Rosenow 1689, 1694 und 1696 (Friedländer II/1894, S. 184, S. 210, S. 214), Petrus Maskow 1713 (Schmidt/Spieß I/2004, S. 80). 6 Nr. 66. 1

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Schon im Visitationsrezess von 1646 wurde den Professoren eine Erhöhung der Bezüge durch die neue schwedische Herrschaft versprochen.1 Nach der Dotation mit dem Amt Eldena, aus dessen Erträgen die Besoldung der akademischen Lehrer erfolgen sollte, war diese gerade erst für alle Professoren auf 200 Gulden festgesetzt worden.2 Gezahlt wurden sie aber offenbar nicht. 1646 betrugen die Gehaltsforderungen der Professoren insgesamt ca. 39.000 Gulden. Königin Christina hatte 1648 eine Erhöhung der Bezüge auf 300 Reichstaler (600 Gulden) erwogen,3 gestand dann aber 1653 jedem Professor nur noch ein Gehalt von 200 Reichstalern (400 Gulden) zu.4 Das Dotationsgut hat in den folgenden vier Jahrzehnten nie ausreichend Ertrag gebracht, um die Schulden zu tilgen und zugleich die Vergütung in voller Höhe zu zahlen. 1661 sollten die Armengelder mit für die Professorengehälter aufgewendet werden und 1670 die Einkünfte aus einigen Präbenden der Marienstiftskirche in Stettin – alles ohne Erfolg.5 Der Visitationsrezess von 1666 versuchte dem Problem Rechnung zu tragen, indem er den anwesenden Ordinarien die Vakanzgelder zugestand (was riskant war, da Präsentationen für Neuberufungen nun um so zögerlicher erfolgten, weil die anwesenden Professoren auf die zusätzlichen Einnahmen aus den Vakanzgeldern nur ungerne verzichteten), den Theologen die Bezüge um 50 Gulden erhöhte (sie hatten bislang das niedrigste Gehalt empfangen) und Ordnung in das Schuldenwesen brachte. So sollten die Gläubiger unter den Professoren das Ackerwerk Dersekow aus dem Dotationsgut für zwölf Jahre erhalten, um ihre Forderungen daraus zu tilgen. Von den übrigen Einkünften sollten zuerst die Salaria gezahlt, vom Rest aber 100 Reichstaler unter den Angehörigen der Philosophischen Fakultät und das Übrige gleichmäßig auf die restlichen Professoren verteilt werden.6 Der dafür nötige Überschuss ist aber – glaubt man den Prokuraturregistern – wenn überhaupt dann nur sehr selten erzielt worden. Folgt man den Angaben der Prokuraturregister der Universität zwischen 1653 und 1695,7 wird schnell deutlich, dass weder alle Professoren das gleiche Gehalt, noch überhaupt ein Gehalt in annähernd der vorgesehenen Höhe erhalten hatten. Den Theologen wurden bis 1666 nur 50 statt der versprochenen 400 Gulden ausgezahlt und auch danach waren es nur 100 Gulden. Dagegen erhielten die ersten beiden Professoren der Juristenfakultät 150 Gulden, die anderen 100 Gulden. Auch die Professoren der Philosophischen Fakultät bekamen 150 Gulden. Lediglich der professor primarius der Medizin hatte 200 Gulden, allerdings auf Kosten seines Sozius, der nur 100 erhielt. Die Bd. I/Nr. 56, S. 487. S. 70. Nr. 26, S. 129. UAG Kurator. 1

2 Bd.

6 Nr.

I, S. XLVIII. 3 Seth 1956, S. 38. 4 Nr. 7, S. 34. 5 Nr. 19, 23, S. 100, S. 105f. 7 Fast vollständig erhalten im Bestand

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meisten Ordinarien haben also nicht einmal die Hälfte dessen bekommen, was ihnen zustand. Für die Extraordinarien, sofern sie wirklich aus der Staatskasse bezahlt wurden, lässt sich leider kein Vergleich ziehen. 1671 wurde der Prokurator angewiesen, die Salarien auf 300 Gulden zu begrenzen, bis die Auszahlung des versprochenen Gehalts von 400 Gulden einst möglich wäre.1 Erst 1694 haben erstmals alle Professoren gleichermaßen die ihnen zustehenden 400 Gulden Jahresgehalt erhalten. Bis dahin – und auch darüber hinaus – hatten sie ihre Verluste durch die Aufteilung der Inskriptionsgelder, die eigentlich für die Einrichtung der Bibliothek gedacht waren, kompensiert.2 Der Visitationsrezess von 1702 beließ die Gehälter auf dem Stand von 400 Gulden für die Professoren und gestand den neu eingeführten Adjunkten 100 Gulden zu. Die Exerzitienmeister erhielten ebensoviel. Sollte es künftig zu Einnahmeausfällen aus dem Dotationsgut kommen und die Gehälter nicht gezahlt werden können, durften die Professoren allerdings nur Forderungen bis zur Höhe von 100 Gulden jährlich geltend machen.3 Neben dem eigentlichen Salarium erhielten die Professoren, sofern sie nicht in Häusern der Fakultäten wohnten, Mietgelder (locaria), deren Höhe 1702 auf 15 Reichstaler jährlich festgesetzt wurde.4 Dazu kam noch das Deputatholz (1702 20 Fuder jährlich) und „Rauchhühner“ aus dem Amt Eldena. Zur sozialen Absicherung der Professorenfamilien gehörte auch das Gnadenjahr der Witwen und Waisen, das 1666 und 1702 bestätigt wurde.5 Den Professorenwitwen sicherte die Universität 1681 schließlich auch die Accisefreiheit.6 Die Steuerfreiheit der Professoren und übrigen Universitätsverwandten war im Zusammenhang des Unterhalts natürlich bedeutsam. 1650 wurde sie nachdrücklich auch von der neuen schwedischen Obrigkeit bestätigt,7 wenn auch später – im Fall der Professorenhäuser8 – noch darum gerungen werden musste.9 Die Professorenhäuser bzw. ihre Besteuerung waren immer ein Zankapfel zwischen Magistrat und Universität. Umstritten waren allerdings weniger die wirklichen Universitätshäuser, als vielmehr die Bürgerhäuser, die durch Kauf, Heirat oder Erbschaft in den Besitz von Universiätsangehörigen gekommen waren.10 Die von den pommerschen Herzögen gewährten Freiheiten der akademischen Häuser wurden zwar auch von der schwedischen Nr. 28, S. 136. 2 Nr. 53. 3 Nr. 51, S. 285, S. 277. 4 Nr. 23, S. 100. Nr. 38, S. 136. Nr. 51, S. 285. 5 Nr. 23, S. 90 und Nr. 51, S. 266. 6 Nr. 37. 7 Nr. 3. 8 Nr. 37. 9 Zum Steuersystem nach dem Dreißigjährigen Krieg vgl. Schroeders 1925, S. 34–49. 10 Zum Hintergrund Schönrock 2006, S. 25ff. 1

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Regierung anerkannt, aber unter den Vorbehalt gestellt, dass sie in Kriegszeiten nicht eingefordert werden dürften. Das hieß, diese Häuser hätten Kontributionen und Einquartierungen offen gestanden. Die sich daraus ergebende Rechtsunsicherheit wurde erst mit dem unter Vermittlung der Regierung ausgehandelten Vergleich zwischen Stadt und Universität von 1676 behoben, der die Universität zu zahlreichen Zugeständnissen hinsichtlich der von Universitätsverwandten bewohnten Bürgerhäuser zwang.1 Die Haushaltung der Professoren stand ja durchaus in Verbindung mit ihrem Erwerb. Das privatim Lesen fand nicht im Kollegiengebäude, sondern im Haus des Professors statt und hatte bald zur Einrichtung von Privatauditorien, kleinen Hörsälen, in den Professorenhäusern geführt.2 Die Vorlesungsverpflichtungen der Ordinarien waren schon im 16. Jahrhundert nicht besonders hoch. Die Theologen hatten jeweils zwei Stunden, die übrigen Professoren durchschnittlich vier Stunden in der Woche zu lesen.3 Daneben wurde auch privatim gelesen, zunächst nur durch die Pivatpräzeptoren mit Genehmigung des Dekans der Philosophischen Fakultät. Ab 1570 begannen auch die Ordinarien, iegen pillige entgeltnuss privatim zu lesen, und wurden durch die Ordnung der Universität ausdrücklich dazu ermuntert.4 Die collegia privata durften aber nur an den Tagen stattfinden, an denen nicht publice gelesen wurde, also nur mittwochs, sonnabends und sonntags, und die privati doctores sollten dabei ab 1613 nicht die Privatvorlesungen der Ordinarien stören.5 Das privatim lesen gegen Honorar war allgemein geworden (mit Ausnahme der Medizinischen Fakultät, die über zu wenige Hörer verfügte) und wir finden in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts dazu in allen Fakultätsstatuten entsprechende Regelungen.6 Im Dotationsinstrument von 1634 wurden die Professoren ganz selbstverständlich aufgefordert, fleißig publice et privatim zu lesen.7 Das gleiche betraf die Disputationen. Schon 1545 tauchten neben den disputaiones publicae und den disputationes circulares, die von allen Ordinarien in bestimmter Anzahl und nach festgelegtem Schema und Zeitpunkt zu halten waren, die disputationes extraordinariae auf.8 Die Anforderung an die Ordinarien war hinsichtlich der öffentlichen Disputationen und der Die ganze Problematik ist vom rechtsgeschichtlichen Standpunkt ausführlich behandelt bei Balthasar 1740, S. 939–951 und Balthasar 1750. 2 Baugeschichtlich sind sie leider erst später nachzuweisen. Schönrock (2006, S. 23f.) setzt den ältesten Hörsaal, in dem privatim gelesen wurde, 1739 an. 3 Vgl. Horn 1897, S. 79 und Bd. I, S. XLVI mit den entsprechenden Quellenverweisen. 4 Bd. I/Nr. 26, S. 227 und Nr. 29, S. 299. 5 Bd. I, S. 233, S. 257, S. 352, S. 386ff. 6 Bd. I, S. 377, S. 386ff., S. 406, S. 558f. 7 Bd. I, S. 423. 8 Bd. I, S. 132. 1

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disputationes circulares nicht hoch. 1545 sollten die Professoren der Philosophischen Fakultät monatlich circulariter disputieren, die übrigen Professoren viermal jährlich.1 1562 gab es noch die monatlichen disputationes circulares, aber bereits 1570 genügte es, wenn die Professoren außerhalb der disputationes extraordinariae sechsmal pro Jahr publice disputierten.2 Zwar durften die disputationes extraordinariae nur mit Zustimmung der Dekane bzw. der Rektoren stattfinden,3 aber sie scheinen doch – bis zu einem gewissen Grade – dem Ansehen oder der Beliebtheit der öffentlichen Disputationen geschadet zu haben. Bereits der Visitationsrezess von 1646 hatte versucht, dem gegenzusteuern, indem er bestimmte, dass ein jeder seiner vocation publice et privatim aufs embsigste warten solle und vermeide, daß die lectiones publicae, wie von etzlichen geschehen, negligieret werden. Der Generalgouverneur befahl sogar, dass den studiosos welche des gemeinen tisches in der Communitet genießen, sub poena privationis eingebunden sein soll, die auditoria publica, so offt gelesen wirtt, zu besuchen.4 Die Konviktoristen mussten sich auch als Opponenten und Respondenten in den Disputationen ohne Murren zur Verfügung stellen.5 Die Gründe für den Erfolg des privatim docere et disputare sollten nicht allein im wirtschaftlichen Anreiz gesucht werden, den das von den Studenten gezahlte Honorar darstellte. Es bot sowohl den Lehrern, als auch den Lernenden die Möglichkeit, Themen außerhalb des festgesetzten curriculums zu entfalten und hat so auf einen immer bestehenden Bedarf adäquat reagiert.6 Gegen die Vernachlässigung der öffentlichen Vorlesungen hatte schon ein Landtagsabschied von 1629 eine Buße von vier Mark sundisch (ca. drei Reichstaler) pro versäumter Vorlesung verhängt. Königin Christina wiederholte diese Strafandrohung 1653, räumte aber ein, dass der Verfall der lectiones publicae seinen Grund in den ökonomischen Verhältnissen der Professoren habe.7 Der Visitationsrezess von 1666 setzte die Zahl der öffentlichen Vorlesungen für jeden Professor auf 100 pro Jahr fest und wiederholte die Strafandrohung von 1653.8 Die Forderung hinsichtlich der Disputationen gingen weiter zurück. Jeder Professor hatte noch viermal im Jahr zu disputieren, der Professor oratoriae sollte desgleichen vier actus oratorios halten.9 Jeder Professor sollte darüber hinaus jährlich ein privatum collegium lectorium vel disputatorium anbieten. Er durfte dabei – im Unterschied zu früheren Zeiten – auch über Themen lesen, die von anderen Ordinarien vertreten wurden, sofern diese sie nicht selbst publice oder Bd. I, S. 132. 2 Bd. I, S. 185, S. 256. 3 Bd. I, S. 262. 4 Bd. I, S. 488. 5 Bd. I, S. 496. 1897, S. 23f. 7 Nr. 7, S. 32, S. 35. 8 Nr. 23, S. 109. Die Strafandrohung wurde so auch noch 1702 wiederholt. Vgl. Nr. 51, S. 268. 9 Nr. 23, S. 108f. 1

6 Horn

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privatim anboten.1 Für ein nicht gehaltenes collegium musste er 10 Reichstaler Strafe zahlen.2 Ungeachtet dessen bestand die Philosophische Fakultät noch 1699 darauf, dass dafür das Einverständnis des betroffenen Ordinarius und des Dekans notwendig war.3 Um den lectiones publicae den offenbar nachlassenden Besuch zu bescheren und den Professoren keinen Anlass zu geben, sie wegen zu geringer Hörerzahl ausfallen zu lassen, sollten die Konviktoristen ab 1673 verpflichtet sein, an den einzelnen Tagen wenigstens vier öffentliche Vorlesungen zu hören.4 Der Visitationsrezess von 1702 hat diese Verpflichtung auf alle Benefiziaten (welches Stipendium sie auch immer empfingen) – allerdings ohne Angabe einer Zahl von öffentlichen Pflichtvorlesungen – ausgedehnt.5 Auch die Festsetzung der Mindeshörerzahlen (einer in der Medizin, zwei in allen übrigen Fakultäten), vor denen ein Professor verpflichtet war zu lesen, gehören in diesen Zusammenhang.6 Die vom Generalsuperintendenten Johann Friedrich Mayer und Kanzler Jürgen von Mellin 1701 angestrebte Reform der Universität sah eine immense Erhöhung der Lehrverpflichtung vor, wobei fraglich ist, ob sie den Verhältnissen überhaupt angemessen war. Die Professoren sollten nun viermal wöchentlich publice lesen, was nahezu eine Verdoppelung ihrer bisherigen Lehrverpflichtung war, und daneben regelmäßig collegia examinatoria abhalten.7 Für die öffentlichen Vorlesungen wurde eine feste Ordnung (mit Stundenplan) erlassen. Neben den 1666 festgesetzten Disputationen und actus oratorios wurden disputationes circulares eingeführt, die wöchentlich stattfinden und zu Ehren des Königs den Namen disputationes carolinae tragen sollten. Daneben waren noch umlaufend zu haltende festliche Reden zu den verschiedensten Anlässen geplant.8 Der Visitationsrezess von 1702 mit seinen grundlegenden Änderungen in der Struktur des Lehrkörpers ließ alle diese Pläne nicht zur Ausführung kommen. Er verringerte die Lehrverpflichtung der Professoren auf 80 Vorlesungen pro Jahr und machte den Adjunkten in dieser Hinsicht überhaupt keine Vorschriften. Das blieb dem Konzil überlassen.9 Alle sollten aber zweimal jährlich, also öfter als bisher, collegia privata und zwar lectoria, examinatoria oder disputatoria halten.10 Eine Pflicht, öffentlich zu disputieren, ist nur noch in der einmal jährlich zu haltenden disputatio anniversaria formuliert.11 Die Einhaltung all dieser Lehrverpflichtungen wurde, wie schon im 16. Jahrhundert, durch die Fleißlisten überprüft. Der Visitationsrezess von 1666 bekräftigte, dass jeder Professor am Jahresende sein calendarium, in Nr. 23, S. 108. 2 Nr. 23, S. 108. So auch wiederholt 1702. Nr. 51, S. 269. 3 Nr. 47, S. 235. 4 Nr. 30, S. 147. 5 Nr. 51, S. 278. 6 Nr. 47, S. 251 und Nr. 51, S. 270. 7 Nr. 49, S. 250, S. 247. 8 Nr. 49, S. 251. 9 Nr. 51, S. 267f. 10 Nr. 51, S. 267. 11 Nr. 51, S. 268. 1

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dem verzeichnet war, wann er gelesen und disputiert hatte, dem Rektor zu überreichen hätte.1 Kanzler Jürgen von Mellin plante 1702, den Pedell mit der Überwachung der Vorlesungen zu beauftragen, der wöchentlich dem Prokanzler ein Verzeichnis der gehaltenen Vorlesungen übergeben sollte, um so alle Vierteljahr die Leistung der Professoren durch den Rektor feststellen und gegebenenfalls Strafen verhängen zu können.2 Die Professoren sollten nun auch ihre Vorlesungsmanuskripte regelmäßig einreichen, damit man sie in der Bibliothek sammeln könne und man eines jeden Professoris fleiße desto besser moege versichert seyn.3 Der Visitationsrezess von 1702 schrieb den Professoren schließlich die Führung besonderer Diarien vor, in denen sie zu notieren hatten, wann und wie viel sie publice gelesen hätten. Zum Nachweis der gehaltenen collegia privata und der Disputation genügten offenbar die Anschläge oder Ankündigungen. Alles das war – wohl im Sinne einer kollektiven Disziplinierung – im Konzil öffentlich zu verlesen und dem Kanzler in gebundener Form zu überreichen.4 i) Studenten Über die Vorbildung der Studenten im 17. Jahrhundert lassen sich ebenso wenig belastbare Aussagen aus den Quellen gewinnen, wie über ihr durchschnittliches Alter bei Eintritt in die Universität. Soweit die Matrikel das Alter der Inskribierten angibt, ist die Zahl der unter 18jährigen überschaubar – es sind gerade 17. Unter ihnen ragen Fälle wie Franz Joachim von Essen, der als Fünfjähriger inskribiert wurde, oder Christoph Philipp von der Lancken und Carl Friedrich Peterswald, die gerade zwölf waren, heraus, waren aber wohl die Ausnahme.5 Das Alter wurde bei der Immatrikulation jedoch nur ausnahmsweise angegeben. Die Gelegenheiten, bei denen bereits früher eingeschriebene oder deponierte Studenten ihre Profess erneuern und diesmal auch schwören mussten, belegen, dass die Deposition und Inskription von unter 18jährigen im gesamten 17. Jahrhundert regelmäßig vorkam. Immerhin lassen sich zwischen 1646 und 1700 noch 90 Studenten ermitteln, die bei der Immatrikulation wegen ihres geringen Alters den obligatorischen Eid nicht leisten mussten.6 Sie hatten sich, sofern sie nicht ihren eigenen Privatlehrer mitbrachten, unter den Professoren einen morum et studiorum moderator oder inspector zu wählen, eine Forderung, die 1662 vom Kanzler der Universität erneuert und bekräftigt wurde.7 Die weitergehenden Vorstellungen des Kanzlers, die 1702 1 Nr. 23, S. 110. 2 Nr. 47, S. 248. 3 Nr. 47, S. 250. 4 Nr. 51, S. 269. 5 Friedländer II/ 1894, S. 137, S. 212, S. 233. 6 Die Auszählung gründet sich auf die Listen der Inskribierten bei Friedländer II/1894. 7 Nr. 20, S. 77. Für einige Nachweise solcher Fälle siehe Friedländer II/1894, S. 135–138, S. 170, S. 231f.

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im Rahmen der Interimsverordnung formuliert waren und von allen Professoren verlangten, unangekündigt Anwesenheitslisten während der Vorlesungen unter den Studenten herumgehen zu lassen, hat sich wohl nicht durchgesetzt.1 Erst für das Ende des 18. Jahrhunderts haben sich solche Hörerlisten erhalten. 1680 wurde in den Gesetzen für die Studierenden bestimmt, dass die Deposition vor der Immatrikulation zu erfolgen hatte. Die neuankommenden Studenten, die noch kein testimonium depositionis von anderen Universitäten vorweisen konnten, hatten sich diesem Ritus – der nach wie vor durch einen der Pedellen vollzogen wurde – in Gegenwart des Dekans der Philosophischen Fakultät zu unterziehen.2 Bei der Deposition konnte es recht rauh zugehen. Daher war dem Depositor aufgetragen, er solle bey den depositionibus solcher kurtzweil in reden sich gebrauchen, welche Gottes wort und der ehrbarkeit nicht zu wiedern sind, noch denen anwesenden ergerniß geben können.3 Gemeint war hier weniger die Novizenprobe durch den Dekan der Philosophischen Fakultät, der sich der aufzunehmende Kandidat (beanus) unterziehen mußte, sondern das Abschlagen der Hörner (depositio cornuum), dass in quasi theatralischer Form vollzogen wurde und auch demütigende Züge für den Beanus annehmen konnte. Diese äußere Form der Deposition war auch in Greifswald ausgeprägt. Noch 1697 ist die Anfertigung besonderer Kleider für den actus depositionis belegt.4 Nach vollzogener Deposition wurden die Neuankömmlinge vom Rektor in die Matrikel eingeschrieben. Dabei leisteten sie ihren Eid, insbesondere die leges studiosorum zu befolgen, die ihnen spätestens ab 1669 während der Inskription mit dem testimonium inscriptionis ausgehändigt wurden.5 1702 wurde dieser Brauch durch den Visitationsrezess zur Pflicht erhoben.6 Die Einhaltung der Disziplinarvorschriften für die Studenten wurde vom Konzil überwacht, das auch Verstöße dagegen im Rahmen der akademischen Gerichtsbarkeit ahndete. Eine Appellation gegen die Disziplinargerichtsbarkeit des Konzils war nur bis zum Kanzler möglich, dessen Einfluss auf die mögliche Revision von Urteilen aber begrenzt war.7 Die Autorität von Rektor und Konzil war seit dem beginnenden 17. Jahrhundert durch den aufkommenden Pennalismus untergraben worden, der parallel und in Konkurrenz zu den bereits bestehenden, eigene Observanzen, Normen und Institutionen ausprägte. Schon 1615 waren die Miss1 Nr. 47, S. 251. 2 Nr. 29, S. 143 (mit Anm. d). Nr. 47, S. 238f. 3 Nr. 43, S. 213, auch Nr. 47, S. 239. 4 Prokuraturregister 1696/97, UAG Kurator St. 997, pag. 119: Verfertigung einiger kleider ad actum depositionis für über acht Reichstaler. Vgl. zu Depositionen auch Tholuck 1853, S. 200–206, für Greifswald auch Balthasar 1747, S. 6–9. 5 Vgl. Friedländer II/1894, S. 123. Für die verschiedenen Fassungen der leges vgl. Nr. 29. 6 Nr. 51, S. 278. 7 Nr. 51, S. 278.

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handlungen der novitiis durch die studiosi veterani oder scoristas von Rektor und Konzil verboten worden.1 Als Träger des Pennalismus etablierte sich auch in Greifswald spätestens seit 1641 eine studentische societas, deren Aufbau und Organisation aber im Detail unbekannt ist.2 Pennalistische Dienstverhältnisse, die in der materiellen und physischen Unterdrückung und Ausbeutung von Neuankömmlingen durch die älteren Studenten gipfelten, wurden seitdem von Rektor und Konzil regelmäßig scharf gegeißelt und mit hohen Strafen, bis zur Relegation, bedroht, allerdings mit wenig Erfolg.3 Dem Pennalismus hatte auch die Königin 1653 ausdrücklich den Kampf angesagt4 und ihren Regensburger Gesandten mit entsprechenden Verhandlungen mit den Vertretern der evangelischen Territorien beauftragt. Doch erst der Erlass des sächsischen Pennalismusedikts von 1661 bot Anlass und Vorbild für ein entsprechend weitreichendes und konsequent durchgesetztes Verbot des Pennalismus auch in Greifswald.5 Zu diesem Zeitpunkt war bereits ein Jahrzehnt zermürbender Kämpfe zwischen Konzil und Studentenschaft verstrichen. Seit 1645 war eine im weitesten Sinne landsmannschaftlich organisierte societas germanica in Greifswald aktiv, die dann Anfang der 1650er Jahre in Konflikt mit der natio svecica, die erstmals 1650 als solche in Erscheinung trat, geriet.6 Während wir über letztere kaum etwas wissen, sind die Statuten der societas germanica erhalten. Nach ihnen ging alle Gewalt in der Societas vom Konvent aus, der aus den Senioren bestand. Zu den Senioren gehörten alle Studenten, die in Greifswald oder einer anderen Universität bereits initiiert, also absolviert, waren. Nur ihnen stand das Vorschlags- und Beschlussrecht auf den jährlich stattfindenen Konventen zu. Aus ihren Reihen wurden die Personen vorgeschlagen, die der Konvent dann zu curatores bzw. fiscales wählte, wobei die beiden, die die meisten Stimmen erhielten, als gewählt galten. Die Societas verfügte über ein Aerarium oder Fiscus, der der Finanzierung öffentlicher Ehrenakte und Gelegenheitsdrucke sowie der Unterstützung armer und auswärtiger Studenten dienen sollte. Er speiste sich aus Beiträgen und Strafgeldern und wurde von den Fiskalen verwaltet. Jeweils zwei Fiskale wurden auf Vorschlag der Senioren für die Zeit eines halben Jahres gewählt, wobei eine Verlängerung der Amtszeit möglich war. Jeweils einem von ihnen unterstand die Aufsicht über den Fiskus bzw. die Disziplin, Rezeption und Absolution der Junioren. Er hatte auch darauf zu achten, dass die Junioren nicht mit unzulässigen Diensten belastet Heinemann 1906, S. 78. 2 Vgl. Bd. I/Nr. 51 und Heinemann 1906, S. 78ff. Nr. 59. Bd. II/Nr. 4, Nr. 10, Nr. 11, Nr. 13, Nr. 16, Nr.17. 4 Nr. 7, S. 30. 6 Friedländer II/1894, S. 41 und Alvermann 2006a. 1

3 Bd.

5 Nr.

I/ 20.

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wurden. Über den Fiskus war ein vierteljährlicher Rechnungsbericht vorzulegen. Die Fiskale hatten das Recht, einen Konvent aller Mitglieder der Societas einzuberufen. Am Ende der jeweiligen Amtszeit erfolgte – vor der Entlastung durch den Konvent – eine Überprüfung der Amtsgeschäfte der Fiskale durch inquisitores, die ebenfalls aus den Reihen der Senioren gewählt werden. Alle Mitglieder der Societas verpflichteten sich, den guten Ruf und die Würde der Studenten zu wahren und zu festigen und den Zitationen in öffentlichen Angelegenheiten (gemeint sind hier wohl Forderungen vor das Konzil etc.) Folge zu leisten. Allerdings durften sie dort weder die Societas noch deren Mitglieder leichtfertig belasten. Um Mitglied der Societas zu werden, musste der ankommende Student (Junior) sich in das album nationis eintragen und einen Beitrag an den Fiskus entrichten. Die Junioren wurden der Privilegien der Societas aber erst teilhaftig, nachdem ein Jahr (das Pennaljahr) vergangen war. Doch selbst im Folgejahr durften sie die ersten zwölf Wochen weder Degen noch Hutfedern tragen und erst in der sechsten Woche nach der Absolution den Studentenchor in der Kirche betreten. Für Zuwiderhandlungen gegen diese Festlegungen reichten die Strafen von einfachen Bußen bis zum Ausschluss. Neuankömmlinge hatten sich selbstverständlich der Deposition zu unterziehen und konnten bei nachlassendem Respekt gegen die Senioren sofort bestraft werden. Jeder Junior zahlte monatlich sechs Pfennige an den Fiskus, für die Teilnahme an Konventen einen halben Gulden. Dazu kam, dass die Junioren den Fiskalen und Senioren festgesetzte wöchentliche Dienste zu leisten hatten. Bei Krankheit mussten sie Ersatz schaffen, bei Unterlassung eine Strafe zahlen. Das Pennaljahr zählte vom Tage der Inskription, nicht der Rezeption in die Societas. Wenn die Fiskale es darüber hinaus für richtig hielten, konnte dem Junior auch nach Ablauf dieser Zeit die Absolution verweigert werden. Die Macht der Societas, die sich das selbstbewusste Motto unita fortior gegeben hatte, war 1659 so weit angewachsen, dass sie die Gerichtsbarkeit des Konzils in Frage stellen und mit einer Sezessionsdrohung den Unterricht an der Universität nahezu zum Erliegen bringen konnte.1 Selbst die Vermittlung der Regierung durch Abgesandte des Landratskollegiums blieb erfolglos und Rektor und Konzil mussten sich schließlich zu den Bedingungen der Societas einem Vergleich beugen.2 1662 wurde die Societas Germanica schließlich durch das Pennalismusedikt des Generalgouverneurs und Kanzlers verboten. Das hat den Pennalismus nicht völlig abschaffen können, wie zahlreiche Mandate von 1

Friedländer II/1894, S. 78f.

2 Heinemann

1906, S. 85–88. Friedländer II/1894, S. 78f.

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Rektor und Konzil1 sowie das unverändert wiederholte Verbot des Pennalismus in den leges studiosorum zwischen 1672 und 1693 belegen.2 Die Societas existierte im Rahmen einer Chorgemeinschaft an St. Nikolai fort und gründete sich 1678 erneut.3 Sie hat aber keine mit ihrer Vorgängerin vergleichbare Wirkung entfalten können. In dem Maße, wie der mittelalterliche Bursenzwang nachgelassen hatte und die Studenten sich einer geregelten Aufsicht durch Bursenrektoren und Präzeptoren entziehen konnten, hatte der Einfluss der Disziplinargewalt des Konzils gelitten. Ausgenommen war der Bereich der Oeconomie bzw. des Konvikts. Ihre Wiedereinrichtung war zwar unmittelbar nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges geplant, aber erst 1666 ausdrücklich festgelegt und 1673 in die Tat umgesetzt worden. Das gilt jedenfalls für die Freitische, um die es in diesem Zusammenhang geht. Die Benefiziaten an den Freitischen waren vom Wohlwollen der akademischen Obrigkeit, die sie alimentierte, abhängig und mehr als andere Studenten einer strengen Disziplin unterworfen, die sich auf die Studienorganisation ebenso wie auf das sittliche Leben erstreckte. Bereits in den erneuerten Statuten der Oeconomie von 1673 wurde der Disziplin der Studenten größere Aufmerksamkeit geschenkt.4 Noch mehr gilt das für die Leges in communi academiae Gryphiswaldensis mensa servandae von 1693.5 In der Oeconomie wurden die Studenten ständig durch praetores beaufsichtigt. Diese waren selbst Tischgänger und ältere Benefiziaten. Sie verhängten und kassierten Strafgelder bei kleineren Vergehen und brachten die größeren vor den Rektor. Von den novitiis zogen sie pro introitu einen Betrag ein, von dem gemeinsam mit den Strafgefällen vierteljährlich ein Festschmaus (convivium) gehalten werden sollte. Außerdem überwachten die Praetoren täglich die Disziplin und genossen kleinere Privilegien gegenüber den übrigen Tischgenossen (commensales). Wegen ihrer Amtsführung hatten sie sich den Inspektoren der Oeconomie und dem Rektor gegenüber zu verantworten.6 j) Bedienstete Mit Fug und Recht ist schon früher auf die besondere Bedeutung der Universitätsbeamten und des Dienstpersonals nicht nur für die Erfassung der institutionellen und sozialen Wirklichkeit der vorklassischen Universität, sondern auch für die Erforschung elementarer Verwaltungsabläufe der Universitäten in der frühen Neuzeit hingewiesen worden. Sie sind die bislang noch häufig unterschätzte „Unruhe im akademischen Uhrwerk“.7 Nr. 22, Nr. 36. 2 Nr. 29, S. 142. Vgl. auch Nr. 30, S. 147. ausführlich Heinemann 1906, S. 91–94. 4 Nr. 30. 5 Nr. 45. 45, S. 222–224. 7 Vgl. Rasche 1999, v. a. S. 51 und S. 54. 1

3 Nr.

6 Nr.

34. Zu den Statuten 30, S. 148–150. Nr.

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Das 17. Jahrhundert ist in Bezug auf die Bediensteten von einer stärkeren Verselbständigung der Ämter, einer Ämterdifferenzierung und der normativen Fixierung ihres Aufgabenspektrums gekennzeichnet. Das zeigt sich nicht zuletzt in der forschreitenden Ablösung der seit dem Beginn des 17. Jahrhunderts häufiger vorkommenden Bestallungen und Dienstverträge durch regelrechte Instruktionen für die einzelnen Beamten, die dann regelmäßig revidiert und erneuert wurden. Zu den Bediensteten der Universität gehörten im 17. Jahrhundert die Pedelle, der Sekretär oder Notar, der Syndicus, der Prokurator und Structuarius, der Oeconomus, der Amtmann von Eldena (mit dem Quästor oder Amtsnotar, den Heidereitern und Holzvögten) sowie der Bibliothekar und verschiedene Handwerker. Pedelle Seit Gründung der Universität sorgten in der Regel zwei Pedelle als famuli universitatis vor allem für den angemessenen Zustand der Kollegien und die Einhaltung der Disziplin, für die Durchführung des Zeremoniells bei den akademischen Akten und für alle Besorgungen im Umfeld des Rektors und des Konzils. Seit der Reformation fungierte einer von ihnen regelmäßig als Depositor, mit eigener Instruktion.1 Daneben hatte der Pedell auch Aufsichtspflichten in der Bibliothek wahrzunehmen. Außer einer Beteiligung an den Inskriptions-, Depositions- und Promotionsgebühren, erhielten die Pedelle ab 1545 ein festes Gehalt aus dem Universitätsfiskus.2 Der Visitationsrezess von 1666 bestätigte die Anzahl von zwei Pedellen, die aus dem Fiskus zu entlohnen waren.3 Tatsächlich ist diese Zahl dann aber im gesamten 17. Jahrhundert selten erreicht worden. Das Amt wurde nun in der Regel von einer Person wahrgenommen4 – nur gelegentlich ergänzt durch einen zweiten Pedellen. Im Unterschied zur Zeit vor dem Westfälischen Frieden rekrutierte man die Pedelle jetzt seltener aus der Studentenschaft. Sie führten ihr Amt zum Teil über Jahrzehnte aus, statt wie zuvor nur wenige Jahre. Nachkarrieren im Kirchendienst oder anderswo sind überhaupt nicht mehr überliefert. Aus dem Amt, das ursprünglich von einer hohen personellen Fluktuation gekennzeichnet war, wurde im zweiten Drittel des 17. Jahrhunderts eine Lebensstellung. Vgl. Bd. I, S. LIV. 2 Das wurde 1607 wenigstens zwischenzeitlich geändert, als das Konzil beschloss ut professores ipsi de suis singulis quadrantibus famulis solvant honoraria, et non procurator e fisco. Friedländer I/1893, S. 397. 3 Nr. 23, S. 91. 4 Die ersten Pedellen seien genannt: Johannes Born (1650–1666), Christoph Hartmann (1666–1687), Andreas Hoyer (1687–1690), Nicolaus Ries (1690–1705), Daniel Zahrend (1705–1715), Carl Kietzmann (1715–1744). 1

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Dieser Verstetigung ist es wohl zu verdanken, dass die Pedelle nun auch eigene Instruktionen erhielten, die ihre Amtsaufgaben detaillierter umrissen, als das zuvor in den Statuten geschehen war. 1624 musste der Pedell erstmals vor dem Konzil einen Amtseid ablegen.1 Sein Nachfolger erhielt darüber hinaus eine Bestallung, die im Grunde bereits eine förmliche Instruktion enthielt2 und vor allem die Bezüge des Pedellen aus den diversen Gebühren benannte. Der eigentliche Lohn wurde auf zwölf Reichstaler erhöht.3 Er konnte ihn aber durch Einnahmen aus den Gebühren leicht verdoppeln oder sogar verdreifachen.4 Darüber hinaus war er von allen Steuern befreit.5 Sein Geschäft war dafür kein leichtes. So kam es auch vor, dass er an der Spitze eines bewaffneten Trupps den Urteilen der akademischen Gerichtsbarkeit Nachdruck verleihen musste.6 1697 beabsichtigte das Konzil einen dritten Pedellen anzustellen, der insbesondere die öffentlichen Vorlesungen der Professoren ankündigen sowie die Benefiziaten im Konvikt und ihren regelmäßigen Besuch der öffentlichen Vorlesungen und Disputationen beaufsichtigen sollte. Das Vorhaben wurde aber wieder aufgegeben.7 Der Visitationsrezess von 1702 hat dann die Zahl der Pedellen auf ein oder zwei begrenzt, die ex numero pauperum studiosorum genommen werden sollten.8 In der Folgezeit sind dann auch regelmäßig zwei Pedelle bestellt worden. Das Amt scheint aber besondere Belastungen mit sich gebracht zu haben. Bereits 1704 stellte das Konzil beim Pedell Ries melancholei infolge continuirlichen vollsaufens fest9 und nicht nur sein Amtsbruder Christian Plicht, sondern auch sein Nachfolger Daniel Zahrend mussten aus eben jenem Grund 1711 und 1714 abgesetzt werden.10

Friedländer I/1893, S. 469: Nec hoc silentio involvendum, quod hoc ipso anno laudabilis iste mos in academiam nostram iterum sit introductus, quo non liceat imposterum habere famulos publicos non iuratos. Universitas enim nostra famulorum perfidiam et ignaviam in expediundis publicis negotiis edocta, iam coepit famulos eo adigere, ut iuramento se obstringerent, nam Joachimus Theodori, Levinensis Megapolitanus et Petrus Kankelius, Gryphiswaldensis P., famuli universitatis in pleno consistorio iuratam fidem universitati dederunt anno 1624, 5. Septembris. 2 Nr. 43. 3 1641 waren es noch zehn, Friedländer I/1893, S. 99. 4 Allein aus den Inskriptionsgebühren erhielt der Pedell 1692 über fünf Reichstaler. Vgl. Friedländer II/1894, S. 195. 5 Nr. 33, S. 70. 6 Friedländer II/1894, S. 121. 7 Friedländer II/1894, S. 222: De constituendo tertio quodam academiae ministro, qui annotaret lectiones publicas dominorum professorum, maximeque observaret mensae communis academicae alumnos, qui, qualibus et quot numero lectionibus interfuissent, et praesertim, an debita frequentia et attentione disputationis actus colerent etc. ac vestitam modo pannis atratis cathedram custodiret, pariter consultatum est, sed, nescio quomodo deprecante id non multo post famulo Riesio, impraesens discessum ab intentione est. Vgl. dazu auch UAG Altes Rektorat St. 218, fol. 18r– 20v. 8 Nr. 51, S. 275. 9 UAG Altes Rektorat St. 218, fol. 38r. 10 UAG Altes Rektorat St. 218, fol. 55r/v. 1

LXIV

Einleitung

Bibliothekar Im Verlaufe des 17. Jahrhunderts etwickelte sich die Aufsicht über die Bibliothek, in der auch die Pedelle seit 1613 mit kleineren Aufgaben befasst waren, zu einem selbständigen Aufgabenbereich. Die Inspektion gebührte seit 1610 dem Dekan der Philosophischen Fakultät, der für diese Mühe jährlich zehn Gulden erhielt. Er ließ die Pflichtexemplare von den Pedellen einfordern und war auch für die Katalogisierung und Aufstellung der Bücher verantwortlich.1 Die Übernahme der Bibliothek war ab 1627 der erste Akt im Rahmen der Dekanatsübergabe.2 Nach der eigentlichen Begründung einer akademischen Bibliothek 16043 sollte nach dem Willen des Konzils schon 1607 ein Bibliothekar bestellt werden, dem jährlich 20 Gulden für seine Dienste gezahlt wurden.4 Das Amt scheint aber nicht eingerichtet worden zu sein, denn die Prokuraturregister führen lediglich die Dekane als inspectores bibliothecae, aber keinen bibliothecarius auf. Als die Bibliothek 1696 neue Räume im Kollegiengebäude bezog, beschloss das Konzil abermals die Einrichtung des Bibliothekariats, dessen erster Inhaber Benjamin Potzerne sein sollte.5 Die Prokuraturregister führen aber erst seit 1700 jährlich wechselnd den Dekan als Inspektor der Bibliothek und den dauerhaft bestellten bibliothecarius ordinarius auf.6 Die Einrichtung der Bibliothek litt im gesamten 17. Jahrhundert vor allem an der mangelnden Finanzierung. Königin Christina hatte sie ebenso verbessern wollen, wie alle ihre Nachfolger,7 aber erst Karl XII. hat die Einrichtung der Bibliothek sowie ihre Ausstattung und Rechte im Visitationsrezess von 1702 auf eine verlässliche Grundlage gestellt.8 Darin ist dann auch die Einrichtung eines ordentlichen Bibliothekariats, das immer Friedländer I/1893, S. 424: Quoniam decanus (ordinatione sic nupere facta) inspectionem semper habet bibliothecae academicae (pro quo a notario accipit 10 florenos) hoc meo decanatu libri in concinniorem ordinem sunt dispositi mutato prisco catalogo, cum quo novus est collatus sub manu notarii. Friedländer I/1893, S. 450: Et cum decanus bibliothecarii vice insimul fungatur, hoc ipso anno ita constitutum est, ut omnes disputationes et libri publice vel privatim conscripti per famulos colligantur et a decano bibliothecae publicae inserantur. Vgl. auch Perlbach 1882, S. 9. 2 Friedländer I/1893, S. 491: Conclusum fuit, ut, postquam novus electus est decanus, statim primo quovis tempore ei tradatur bibliotheca academica et quoad fieri posset dominus praedecessor, ut omnes libros exinde aliis commendatos per famulum academiae mature repetendos et academiae restituendos curet, providebit poteritque dominus magnificus rector praemoneri, ut in publico consistorii loco proponat. Vgl. auch Perlbach 1882, S. 9. 3 Vgl. Perlbach 1882. 4 Friedländer I/1893, S. 397. Perlbach 1882, S. 8. 5 Zu den näheren Umständen vgl. Perlbach 1882, S. 14–17. 6 Prokuraturregister 7 1699/1700, in UAG Kurator St. 100, pag. 77. Nr. 7, S. 34. Nr. 19, S. 71. Nr. 26, S. 127. 8 Nr. 51, S. 276, S. 286. Vgl. dazu auch das Reskript vom gleichen Jahr, Nr. 53. 1

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von einem der Professoren der Philosophischen Fakultät wahrgenommen werden sollte, geregelt worden.1 Notar, Sekretär Über das Amt des Universitätsnotars, der im 17. Jahrhundert regelmäßig als secretarius universitatis bezeichnet wird, geben die normativen Texte der Zeit wenig oder keine Auskunft. In den Visitationsrezessen von 1666 und 1702 wurde das Amt ausdrücklich bestätigt.2 Eine eigene Instruktion für den Sekretär ist aber für den ganzen Zeitraum nicht überliefert.3 Das mag auch daran liegen, dass das Amt häufig in Kombination mit anderen versehen wurde. Gerade die Vor-, Neben- und Nachkarrieren der Amtsinhaber machen aber eine kurze Betrachtung notwendig. Die enge Verbindung zwischen Notariat und Prokuratur, die am Ende des 16. Jahrhunderts zur Verwaltung der Ämter in Personalunion geführt hatte,4 ist spätestens mit der Übertragung des Amtes Eldena an die Universität 1634 aufgelöst worden. Die Prokuratur hat seitdem – wie noch zu zeigen sein wird – eine ganz eigene Entwicklung genommen. Beide Ämter bewahrten aber insofern eine gewisse Nähe zueinander, als spätere Universitätsnotare bzw. -sekretäre mit der Prokuratur betraut wurden und umgekehrt oder ausnahmsweise beide Ämter gemeinsam verwalteten. Nachdem Christoph Ribow sein Amt 1625 aufgegeben hatte, wurde der damalige Eldenaer Amtsnotar Michael Cnuth als Sekretär angenommen. Für ihn ist erstmals ein Amtseid überliefert.5 Er wurde 1646 – nachdem er sein Amt übergeben hatte – vom Konzil als Prokurator und Structuarius eingesetzt und blieb es bis 1670.6 Für seinen Nachfolger Jacob Christiani ist dann auch die früher übliche Ämterkombination7 belegt, indem er Universitätssekretär bzw. -notar und zugleich Sekretär der Juristenfakultät war. Daneben versah er das Amt des Sekretärs des Konsistoriums,8 an dem ja auch zwei Professoren der Fakultät wirkten.9 Nach Christianis Tod (1675) wurden die Ämter – wohl auf Betreiben der Juristenfakultät – wieder getrennt. Martin Droyse wurde nur Universitäts- und Konsistorialsekretär. Sekretär der Juristenfakultät wurde hingegen der damalige

Nr. 51, S. 276. 2 Nr. 23, S. 91. Nr. 51, S. 275. 3 Die Amtsinhaber waren: Jacob Christiani (1646–1675), Moevius Völschow (1675–1680), Martin Droyse (1680–1695), Moevius Völschow (1696–1698), Friedrich Jacob Gerdes (1698–1713), Petrus Haselberg (1713–1733). 4 Vgl. Bd. I, S. LVI. 5 Friedländer I/1893, S. 480. 6 Friedländer I/1893, 7 Vgl. Bd. I, S. LV und dort auch Nr. 52, S. 463. 8 Eine Liste der S. 635. Konsistorialsekretäre findet sich bei Balthasar I/1736, S. 94. 9 Bei seinem Tod wird Christiani im Dekanatsbuch der Juristenfakultät als consistorii et facultatis fidelissimus secretarius bezeichnet. Friedländer II/1894, S. 147.

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Prokurator Moevius Völschow.1 Da Droyse wegen der Kriegswirren sein Amt erst 1680 antreten konnte, hat Völschow dann neben der Prokuratur doch alle drei Ämter bis zu dieser Zeit geführt. Nach dem Fortgang Droyses 1695 übernahm er sie abermals für zwei Jahre.2 Fortan blieben die drei Notariate bzw. Sekretariate in wechselnder Kombination voneinander getrennt, bis das Konzil 1697 Friedrich Jacob Gerdes, der bereits seit 1695 Konsistorialsekretär war, auch zum Universitätssekretär ernannte.3 Auf ihn folgte 1713 Petrus Haselberg, der zuvor sechs Jahre lang Prokurator der Universität gewesen war.4 Der Visitationsrezess von 1702 hat die statutenmäßige Kombination der Ämter des Universitätssekretärs und des Sekretärs der Juristenfakultät dann ausdrücklich bestätigt.5 Der Universitätssekretär fertigte die Konzilsbeschlüsse aus6 und schrieb die Protokolle.7 Darüber hinaus war er mitverantwortlich für die Ordnung des Archivs.8 Als Sekretär der Juristenfakultät diente er dem Spruchkollegium durch die Ausfertigung der Responsa und die Führung der Spruchakten. Im 16. Jahrhundert hatte der Universitätsnotar der Aufsicht des Syndicus unterstanden, der in der Regel einer der Ordinarien der Juristenfakultät war.9 Dieser hatte die Universität nicht nur in allen Rechtsangelegenheiten vertreten, sondern auch den offiziellen Schriftverkehr der Universität beaufsichtigt und gesiegelt. Letzteres ist schon in der Mitte des 17. Jahrhunderts aus der Übung gekommen, zumal der Universitätssekretär in der Regel notarius publicus oder doch juristisch vorgebildet war und sämtliche Beglaubigungen vornahm, Eidesleistungen bezeugte etc.10 Er war jedoch kein „Volljurist“ wie der Syndicus. Bezeichnend ist in diesem Zusammenhang die Begründung des Generalsuperintendenten Conrad Tiburtius Rango für die Bestellung von Friedrich Jacob Gerdes zum Universitätssekretär von 1697: Das archivum muß einen Secretarium haben. Und solte man opponiren, dieser sey kein jurist, so ist zu antworten, er darff auch nicht eben einer schon seyn. Er lernet immer zu. Was aber der Jurist bey dem Rectore thun muß, das ist officium syndici.11

Friedländer II/1894, S. 147: in locum defuncti Jacobi Christiani electus est academiae et consistorii secretarius Martinus Droseus; secretariatus facultatis iuridicae conspirantibus facultatistarum suffragiis collatus est academiae p. t. structuario Moevio Völschovio. 2 Vgl. die Angaben der Prokuraturregister zu diesen Jahren und Friedländer II/1894, S. 223. 3 Friedländer II/1894, S. 223. 4 Vgl. UAG Altes Rektorat St. 175, fol. 44r/v. 5 Nr. 51, S. 275. 6 Nr. 28, S. 137. 7 Nr. 51, S. 275. 8 Nr. 48, S. 244. Nr. 51, S. 274f. 9 Vgl. Bd. I, S. LV. 10 Friedländer II/1894, S. 73, S. 118, S. 215, S. 222. 11 UAG Altes Rektorat St. 175, fol. 20r. 1

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Syndicus Bereits in den 1640er Jahren hatten Rektor und Konzil die Schaffung eines eigenständigen Universitätssyndicats – ohne die traditionelle Bindung an ein juristisches Ordinariat – angestrebt. Nach diesen Plänen sollte der Syndicus die Ansprüche aus den ausstehenden zinsbaren Kapitalien überwachen und vor allem als perpetuus inspector des Amtes Eldena die dort unüberschaubaren Verhältnisse ordnen. Daneben erwartete man, dass er iura und privilegia tuire und Annales Universitatis richtig continuire.1 Im Kern ging es um die Inspektion des Amtes und die Kontrolle der Tätigkeit des Amtmanns, die bislang abwechselnd von den Professoren wahrgenommen worden waren.2 Diese Vorstellung hätte nun eine erhebliche Erweiterung der ursprünglichen Amtspflichten des Syndicus bedeutet. Daher wurde die Idee auch nicht verwirklicht. Man löste das Problem, indem das Amt Eldena 1656 in verschiedene kleinere Kontrollbezirke eingeteilt wurde, deren Inspektion sich nun die Mehrzahl der Professoren teilte,3 und indem man den Amtsnotar (ausgestattet mit zahlreichen Aufsichtsrechten) zugleich zum Prokurator ernannte.4 Damit waren die ursprünglich dem neu zu schaffenden Syndicat zugedachten Aufgaben anderweitig verteilt. Die Visitationskommission hielt es 1665/66 daher sogar für vorstellbar, auf ein eigenes Syndicat an der Universität ganz zu verzichten. Für ihre Einschätzung werden die Einwände der beiden ältesten Ordinarien der Juristischen Fakultät eine wichtige Rolle gespielt haben. Diese wollten am traditionellen Syndicat als Nebenamt zu ihren Professuren festhalten. Zum Verzicht auf die 100 Gulden jährlicher Entschädigung für die Mühewaltung werden sie nicht bereit gewesen sein. Im Gegenteil, sie sicherten sich nun zusätzlich die Fakultätsgefälle der vakanten Professur und das Recht, die Extraordinarien zu den sich aus dem Syndicat ergebenden Verwaltungsaufgaben heranzuziehen.5 Die gerichtliche Verfolgung von Forderungen und Ansprüchen der Universität war nicht ausdrücklich mit dem Syndicat verbunden, ebensowenig wie die Prozessführung oder Urteilsfindung vor dem Amtsgericht.6 Erst im Jahre 1700 bestellte die Universität einen eigentlichen Syndicus, der auch eine eigene Instruktion erhielt.7 Dieser hatte nun nicht nur alle Prozesse der Universität zu führen, sondern auch dem Amtsgericht regelmäßig vorzusitzen.8 Die Einrichtung des eigenständigen Syndicats hatte die Universität mit Wissen und Einverständnis der seit 1699 arbeitenden Visitationskommission und gegen den Protest des Kanzlers

UAG Altes Rektorat St. 169, fol. 1r–2r. 2 Vgl. Bd. I/Nr. 49 und Nr. 55. 3 Nr. 15. 14, S. 52. 5 Nr. 23, S. 91. 6 Nr. 23, S. 98 und Nr. 28, S. 138f. 7 Nr. 48. 8 Zum Amtsgericht vgl. Balthasar I/1736, S. 38f. 1

4 Nr.

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vorgenommen.1 Der Visitationsrezess von 1702 hat die Einrichtung des Amtes dann bestätigt und festgelegt, dass es künftig dem jeweiligen Adjunkten der Juristischen Fakultät einzuräumen wäre.2 Dem Vorschlag der Visitationskommission, das Amt extra facultatem zu belassen und den Inhaber nur im Einzelfall auf ein Extraordinariat (oder Adjunktur) zu präsentieren, wollte das Kanzleikollegium nicht folgen.3 Die traditionelle Bindung des Syndicats an die Juristische Fakultät blieb damit dauerhaft erhalten.4 Prokurator, Structuarius Der Prokurator oder Quästor hatte schon im 16. Jahrhundert eine Schlüsselstellung in der Vermögensverwaltung der Universität eingenommen.5 Er war ursprünglich ein vom Konzil gewählter, aber vom Herzog bestätigter und diesem auch verpflichteter Beamter, dessen Befugnisse bis in die Disziplinaraufsicht hineinreichten. Zu seinen Aufgaben gehörte auch die Bauverwaltung, die er im 16. Jahrhundert noch unter Aufsicht der Aedilen wahrnahm.6 Deren Amt wird zwar 1646 noch erwähnt, ob es noch besetzt war, scheint aber fraglich.7 Der cura aedilitia scheint sich der Prokurator angenommen zu haben, da er seit der Mitte des 17. Jahrhunderts auch regelmäßig als procurator et structuarius erscheint. Die Ämter waren also offenbar verschmolzen. Seit der Übergabe des Amtes Eldena an die Universität (1634) hatte die Prokuratur ihre doppelte Unterstellung abgestreift. Der Prokurator wurde jetzt vom Konzil gewählt, ohne dass eine obrigkeitliche Bestätigung gesucht wurde.8 Die freie Wahl des Prokurators hat die Universität später erfolgreich zu verteidigen gewusst,9 auch wenn ein freies Wahlrecht für das Amt erst 1702 förmlich durch König Karl XII. bestätigt wurde.10 Die Bedeutung des Prokurators als loyaler und nur Rektor und Konzil verpflichteter Beamter musste in dem Maße zunehmen, wie Rektor und Konzil mit den Amtmännern auf Eldena einerseits und den Kuratoren andererseits über die Verwaltung des Amtes in Konflikt gerieten. WähVgl. Schreiben des Kanzlers an die Universität v. 11. Mai 1700 und die Antwort von Rektor und Konzil, o. D., UAG Altes Rektorat St. 168, fol. 41r/v und 44r–45v. 2 Nr. 51, S. 273f. 3 Nr. 51, S. 274 (mit Anm. b). 4 Zur Geschichte des Syndicats vgl. auch Jörn 2006, S. 172ff. und S. 176f. mit der Liste der Amtsträger. 5 Die Amtsträger seit Ende des 16. Jh. waren: Martin Ribow (1593–1612), Devid Recklingk (1613–1621), Georg Bachmann (1621–1629), Heinrich Rose (1629–1632), Joachim Völschow (1632– 1634), Georg Pauli (1634–1646), Michael Cnuth (1646–1669), Moevius Völschow (1669– 1707), Petrus Haselberg (1707–1713), Christoph Nürenberg (1713–1750). 6 Vgl. Bd. I, S. LVI. 7 Bd. I, S. LVII. 8 Das ist zuletzt 1629, bei der Einsetzung Heinrich Roses geschehen. Vgl. Friedländer I/1893, S. 501. 9 Vgl. die Einleitungen zu Nr. 52 und zu Nr. 58. 10 Nr. 51, S. 275. 1

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rend die Regierung seit 1646 versucht hatte, die Amtsverwaltung unter Kuratel zu stellen und das Konzil davon auszuschließen, nutzte der Amtmann die so entstehenden Freiräume, um seine wirtschaftlichen Eigeninteressen zu verfolgen.1 Beides gereichte der Universität nicht zum Vorteil. Die aus der Professorenschaft verordneten Amtsinspektoren waren von der Komplexität ihrer Aufgabe bald überfordert.2 Daher gingen ihre Aufgaben in den 1660er Jahren allmählich auf den Prokurator über (mit Ausnahme der Inspektion der Patronate), der zudem auch die Aufgaben des Amtsnotars bzw. Quästors übernahm. Die Instruktion des Amtsnotars (um 1656) lässt bereits erkennen, wie die Befugnisse ineinander griffen. Moevius Völschow führte 1671 alle drei Amtsbezeichnungen zugleich – Structuarius oder Procurator und Amts Notarius.3 Das blieb danach die Regel.4 Der Visitationsrezess von 1666 definiert bereits das Amt des Prokurators mit dem erweiterten Aufgabenspektrum. Danach hatte er die Einnahmen aus dem Amt Eldena, die ihm der Amtmann übergab, in der Kasse zu verwalten, zu der neben dem Rektor und dem Amtmann (in Vertretung der Kuratoren) nur er die Schlüssel besaß. Er trieb die Schulden und Außenstände ein und er sicherte auch das verliehene Kapital und kassierte den Zins. Alle Auszahlungen erfolgten nur durch ihn und so erhielt er auch die Fleißlisten der Professoren, um – im Falle der nachlässigen Pflichterfüllung – die Strafgelder vom Gehalt abzuziehen.5 Eine ausführliche Instruktion erhielt der Prokurator erst 1671.6 Darin wurde v.a. die Kassenverwaltung detaillierter geregelt als 1666 und festgelegt, dass er die Einnahme- und Ausgaberegister der Universität (die daher als Procuraturregister bezeichnet werden) zu führen hätte. Sie lagen der jährlich von ihm vorzunehmenden Rechnungslegung vor dem Konzil zugrunde. Als Amtsnotar verfertigte er alle Schriftstücke und Verträge. Die Liegenschaftsverwaltung wurde ihm nun ausdrücklich aufgetragen. Er hatte ein Häuserinventar zu führen, jährlich alle Bauten zu besichtigen, die Bauaufsicht zu führen und sogar ein Materialienhaus für die Baumaßnahmen zu unterhalten. Man darf der Amtsführung des Prokurators Moevius Völschow ohne Weiteres einen großen Anteil an der wirtschaftlichen Erholung der Universität zuerkennen, die 1694 erstmals die Einkünfte der herzoglichen Dotation von 1634 in dem Maße genießen konnte, wie der Stifter es vorgesehen hatte. Die Randbemerkungen, mit denen Völschow seine 1703 erneuerte Instruktion versah und die vor allem das Verhalten von Dekanen, Rektor und Konzil zum Gegenstand hatten, strahlen einen Vgl. Asmus 2006 und Asmus 2003. 2 Nr. 15. 3 Nr. 28, S. 131. 4 Vgl. Nr. 58, S. 305 und S. 306 (mit Anm. a). 5 Nr. 23, S. 97, S. 99f., S. 110, S. 118. 6 Nr. 28. 1

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nüchternen Humor und eine Souveränität aus, wie sie seiner herausgehobenen Stellung innerhalb der Universität entsprach.1 Diese Instruktion hat die Aufgaben des Prokurators noch einmal im Detail abgegrenzt und näher beschrieben. Der Prokurator hatte seit 1702 mit festen Einnahme- und Ausgabeetats zu arbeiten, wie sie im Visitationsrezess vom gleichen Jahre ausdrücklich gefordert worden waren.2 Seine Verantwortung für das Archiv, die bereits 1671 formuliert worden war, ist nach der Jahrhundertwende besonders hervorgehoben worden.3 Oeconomus Das Konvikt, das in Greifswald nach wie vor als Oeconomie bezeichnet wurde, war in kontinuierlichen Verfall geraten, seit die Ausläufer des Dreißigjährigen Krieges Pommern erreicht hatten. Die ursprünglichen Stiftungen trugen keine Zinsen mehr. Im schlimmsten Fall war das Stiftungskapital in Konkursen gebunden. 1630 notierte Laurentius Ludenius, dass bei seinem Amtsantritt als Rektor bey der oeconomien nicht ein handtfull korns gewesen sei.4 Nur ein Jahr später berichtete er als Dekan der Philosophischen Fakultät, dass die Oeconomie wegen ausbleibender Beiträge geschlossen werden musste.5 Das auf Stiftungen beruhende Versorgungssystem war zusammengebrochen und sollte sich erst in den 1670er Jahren wieder erholen. Die Problematik war bereits bei der fürstlichen Dotation von 1634 erkannt und berücksichtigt worden. So sollten die Einkünfte des Amtes Eldena ausdrücklich auch der Oeconomie und der Vermehrung der Freitische zugute kommen.6 Beim gegebenen Zustand des Amtes und unter den Bedingungen des Krieges konnte das nicht gelingen. Zudem wurde das Schwarze Kloster, in dem die alte und neue Regentie und Oeconomie gelegen waren, 1637 von schwedischen Truppen völlig verwüstet.7 Bei Kriegsende war schließlich nicht abzusehen, ob und wann das Dotationsgut wieder zum Unterhalt der Oeconomie beitragen konnte. Königin Christina erkannte im Rahmen ihrer Reform- und Erweiterungspläne für die Universität die Bedeutung der Oeconomie ebenso wie die Unmöglichkeit, sie unter den gegebenen Bedingungen zu erhalten. 1651 plante sie noch die Erweiterung des Konvikts auf sechs Tische (also 72 Plätze bzw. Freitische). Ein Jahr später schlug sie die Aufhebung der Oeconomie vor, an deren Stelle – wohl nach dem Vorbild der Universität 1 Nr. 58. 2 Nr. 51, S. 284. 3 Nr. 58, S. 306. 4 Friedländer I/1893, S. 512. 5 Friedländer I/1893, S. 526: Oeconomicum contubernium ob annonae difficultatem fuit clausum. 6 Vgl. Bd. I/ Nr. 48, S. 421. 7 Friedländer I/1893, S. 566: Monasterium universitatis, quod nigrum vocamus, in quo nova est et antiqua regentia, oeconomia et habitationes studiosorum, propter onus hospitationis, quam sibi equites Suecici cum maiori vi ipsimet sumpserunt, deterrime devastatur.

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Uppsala – jährliche Stipendien für 50 pommersche und schwedische Studenten (auf drei Jahre befristet) eingerichtet werden sollten. All diese Pläne scheiterten, weil mit den vorpommerschen Ständen keine Übereinkunft hinsichtlich der Finanzierung zu erreichen war.1 1653 verfügte die Königin lediglich noch, dass mehrere Tische einzurichten seien.2 Im Jahr darauf einigten sich der Oeconomus und die Universität, dass die ursprüngliche Naturalienlieferung für die Oeconomie durch bares Geld abgelöst und aus den Universitätseinkünften jährlich 600 Gulden für zwei Tische gezahlt werden sollten.3 Das scheint nicht oder nicht in vollem Umfang geschehen zu sein, denn 1661 verfügte Königin Hedwig Eleonora erneut, dass die Tische wieder eingerichtet werden sollten.4 Die Vorsteher der Oeconomie, die seit 1567 als Bedienstete der Universität mit eigener Instruktion und besonderen Privilegien in Erscheinung treten,5 hatten ihr Amt zwar kontinuierlich weitergeführt, dies aber, oft ohne eigenlichen Vertrag und Entlohnung, auf eigene Rechnung getan.6 Von der einstigen Idee der Oeconomie als besonderer Pflanzschule für bedürftige Studenten – vor allem Theologen – war dabei nicht viel übrig geblieben. Die Oeconomie war vielmehr ein „Brennpunkt“ pennalistischer Exzesse und Disziplinlosigkeiten. Die Professoren selbst schlugen daher der Visitationskommission von 1666 vor, die Oeconomie ganz aufzuheben. Sie wurde mehr schedtlich als erbaulich befunden, in deme die darin sustenuirte jugendt, weil sie mit harten undt schlechten speisen und bier tractiret, außer der mahlzeit an brandtwein und wein zu beßerer verdauung [...] fast ebensoviel als sie sonst bei eines Professoren tisch verzehret hetten, consumiren.7 Die Professoren treten hier aber keineswegs ganz uneigennützig auf. Sie hielten selbst sogenannte ordinar-tische für Studenten gegen Zahlung von etwa anderthalb Reichstaler pro Woche und schlugen nun vor, dass Gebäude und Äcker der Oeconomie an einen freyschlechter verpachtet werden möge, der die Universitätsverwandten dann günstig beliefern sollte. Unbemittelte Landeskinder könnten – und hier wurde die Idee von 1652 wieder aufgegriffen – königliche Alumnate oder Stipendien für Freitische bei den Professoren selbst erhalten. Dabei sollten die Fakultäten unter sich bleiben, also Theologiestudenten nur bei Theologen zu Tisch Vgl. Seth 1956, S. 39–41. 2 Nr. 7, S. 34. 3 Prokuraturregister 1653/54, UAG Kurator St. 943, fol. 10v, ebenso Prokuraturregister 1654/55, UAG Kurator St. 945, fol. 38v. 4 Nr. 19, S. 70. 5 Bd. I/Nr. 23. 6 Vgl. Nr. 38, S. 193. Folgende Amtsinhaber lassen sich anhand der Quellen, insbesondere der Prokuraturregister, ermitteln: Joachim Bolhorn (1647–1673), Christoph Cuhre (1674–1676), Joachim Bolhorn (1676–1684), Martin Sarnow (1686–1695), Johannes Biel (1695–1697), Jacob Ruback (1697–1712), Jacob Jesse (ab 1712). 7 Unvorgreifliche Gedancken welcher gestalt die communitet bey der Universitet Greifswalt in beßeren standt zu setzen, 13. Mai 1666, UAG Altes Rektorat Hbg. 143, fol. 2v. 1

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gehen, die Jurastudenten bei den Juristen usw. – wohl um Misshelligkeiten unter den Professoren zu vermeiden. Der Qualität der Speisen und der Disziplin, so meinten die Professoren, käme beides zugute.1 Dieser Vorschlag hatte objektiv viel für sich, ist aber auch Zeichen einer wachsenden privaten Erwerbskonkurrenz zum Nachteil einer gemeinnützigen Stiftung mit entsprechenden Kontrollinstanzen. Dem hat die Visitationskommission nicht nachgegeben, sondern 1666 den alten status quo bestätigt. Demzufolge sollten zwei Tische (24 Plätze) für 600 Gulden jährlich eingerichtet werden, die zu erweitern wären, sobald die Einnahmen aus dem Amt Eldena wieder stiegen.2 Doch auch 1670 reichten die Einnahmen dafür nicht aus, sodass der Oeconomie nun mit Armengeldern aus Steuereinnahmen und einigen Präbenden der Stettiner Marienstiftskirche geholfen werden sollte.3 Immerhin wurden 1673 die Statuta Oeconomiae – in geringfügiger Überarbeitung und Anpassung – erneuert.4 Schon fünf Jahre später musste die gesamte Oeconomie – wegen der Auswirkungen des brandenburgischen Krieges – wieder geschlossen werden.5 Mit der Wiedereinrichtung der Oeconomie 1683 erhielt auch der Oeconomus eine neue und den Verhältnissen angepasste Instruktion.6 Darin wurden die alten Privilegien bestätigt, ihm aber vor allem zur Pflicht gemacht, dass er einen Tisch für zwölf Studenten halten sollte, für die er pro Person und Woche zwölf Schilling von der Universität erhielt und nicht mehr als die gleiche Summe von den Tischgängern nehmen durfte. Es wurde ihm erlaubt, einen extraordinair-tisch zu halten, zu dem es keine Zuschüsse von der Universität gab. Um allzu große Unterschiede zwischen der Speisung an den Freitischen und den anderen Tischen nicht aufkommen zu lassen, musste der Oeconomus seine Mahlzeiten seit 1686 selbst am Freitisch einnehmen, damit er solches desto beßer beobachten kan.7 Am Freitisch erhielten die Studenten gewöhnlich drei Gerichte, eine vor-speise, ein gerichte fleisch, ein gerichte fische, der particul des fleisches, so ein iedtweder bekömmt, ist ein halb pfund schwer – ihr trunck ist bier.8 Der Oeconomus war, gemeinsam mit den Senioren der Tische und dem inspector oeconomiae, für die Einhaltung der Statuten der Oeconomie zuständig. Der Disziplinarordnung in der Oeconomie nahmen sich dann 1693 besondere Leges in UAG Altes Rektorat Hbg. 143, fol. 3r. 2 Nr. 23, S. 106f. 3 Nr. 26, S. 127f. 4 Nr. 30. zur Chronologie der Ereignisse auch Balthasar 1760, S. 791. Während die Oeconomie geschlossen war forderten die Landstände 1681 im Hauptkommissionsrezess, dass, für den Fall einer Vereinigung von Universität Greifswald und Marienstiftsgymnasium Stettin, ein besonderer Tisch für adlige Studenten eingerichtet würde. Vgl. Dähnert I/1765, S. 407. 6 Nr. 38. 7 Nr. 38, S. 196 (mit Anm. h). 8 Kurze nachricht von der hiesigen communität umständen und zustande, 1699. Siehe UAG Altes Rektorat St. 13, pag. 197. 1

5 Vgl.

Einleitung

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communi academiae Gryphiswaldensis mensa servandae an,1 die wie auch die Statuten der Oeconomie bis weit in das 18. Jahrhundert hinein beinahe unverändert beibehalten wurden. Bis 1702 waren schließlich wieder zwei Tische für bedürftige Studenten eingerichtet worden, die nach Maßgabe des Visitationsrezesses vom gleichen Jahr kontinuierlich auf 36 Plätze erweitert werden sollten.2 Amtmann, Amtshauptmann Auf die Bedeutung des Amtes Eldena als Dotationsgut der Universität ist schon mehrfach und in verschiedenen Zusammenhängen hingewiesen worden. Für die Wirtschaftsführung des Amtes und damit die Höhe der Erträge, von denen der Zustand der Universität maßgeblich abhing, war ein eigener Amtmann zuständig.3 Im Dotationsinstrument von 1634 war der Universität gestattet worden, einen solchen Beamten anzunehmen, der einerseits ihr durch Eid verpflichtet sein sollte, andererseits der Landesherrschaft gegenüber für die Wahrung der fürstlichen Reservatrechte im Amt verantwortlich war. Dieses ambivalente Unterstellungsverhältnis eröffnete den Amtmännern zum einen Freiräume für die Wahrnehmung wirtschaftlicher Eigeninteressen und gab zum andern Anlass für wiederkehrende Konflikte der Universität mit der Regierung. Die wechselnden Bezeichnungen der Amtsinhaber als Amtshauptmann (capitaneus) oder Amtmann (praefectus) sind letztlich Ausdruck dieser Ambivalenz. Schon 1634 – im Jahr der Schenkung – hatte Herzog Bogislaw XIV. das Konzil scharf zurechtgewiesen, weil es sich angemaßt hatte, einen „Hauptmann“ zu bestellen. Der Herzog bekräftigte zugleich, daß unß oder unser nachkommenden herrschafft der von euch gegebene Hauptmans titul zue keinem praejudicio gereichen moege.4 Zwar räumte das Dotationsinstrument von 1634 der Universität ein, einen Verwalter für das Amt anzunehmen, ob sie aber das Recht hatte, einen Hauptmann zu konstituieren, der ja eben auch hoheitliche Aufgaben im Namen des Landesherren wahrzunehmen hatte, war fraglich.5 Die Auseinandersetzungen der Universität mit den Amtshauptmännern, die wiederholt das Eingreifen der Regierung nötig machten und dreimal in Folge zur Absetzung der Amtsinhaber führten,6 ließen Königin Christina 1653 schließlich an eine grundsätzliche Reform der Amtsverwaltung denken. Kanzler, Prokanzler und Kuratoren sollten darüber künftig die Nr. 45. 2 Nr. 51, S. 277. 3 Eine Liste der Amtmänner findet sich bei Asmus 2006, S. 76. 4 Herzog Bogislaw XIV. an Rektor und Konzil v. 5. September 1634, UAG Kurator K 969, fol. 9r. 5 Zur Diskussion vgl. Asmus 2006, S. 76f. 6 Asmus 2003, S. 169–176.

1

LXXIV

Einleitung

Aufsicht führen.1 In deutlicher Kontrapunktion zum „Hauptmann“ erklärte sie, dass das oeconomy wesen durch einen Amptman oder Verwalter mit geringer spesen gnugsam vorgestanden werden kan.2 Von dieser Zeit an hat – mit Ausnahme Augustin Rhaws3 – keiner der Eldenaer Güterverwalter mehr den Titel eines Amtshauptmanns geführt. Ganz folgerichtig wurde also 1653 ein „Amtmann“ von der Königin berufen und der Aufsicht der Kuratoren unterstellt, von denen er auch eine Instruktion erhielt.4 Die Reform misslang allerdings, nicht zuletzt, weil die Kuratoren ihren Amtspflichten nicht gewachsen waren und weil das Konzil sein freies Wahlrecht für die Amtmannschaft schon 1654 und 1656 wieder voll zur Geltung zu bringen wusste.5 Der Visitationsrezess von 1666 hat schließlich das freie Wahlrecht des Konzils ausdrücklich anerkannt6 und der Amtsführung des Amtmanns einen dauerhaften rechtlichen Rahmen gesetzt.7 Anschließend gelang es dem Konzil, die Kuratel zurückzudrängen und auf die Reservatrechte zu beschränken, wie es auch dem Geist des Dotationsinstruments von 1634 entsprach.8 Dieser Emanzipation auf der einen Seite entsprach der gleichzeitige Aufbau einer eigenen zuverlässigen Prokuratur auf der anderen Seite. Im Visitationsrezess von 1702 wurden die Pflichten des Amtmanns nochmals ausführlich geregelt und schließlich von der Universität in einer neuen Instruktion umgesetzt.9 Dem Amtmann unterstanden weitere Bedienstete des Amtes, die ebenfalls von der Universität besoldet wurden, wie die Heidereiter oder auch die Holzvögte in Grubenhagen, Hanshagen und Koitenhagen. Handwerker Das nachgeordnete Amtspersonal kommt in den normativen Texten des 17. Jahrhundert ebenso selten vor wie die diversen Handwerker, die dennoch unter die Universitätsbediensteten und -verwandten gezählt wurden. Das ist sehr deutlich an der Einigung zwischen Stadt und Universität von 1676 oder den Leges Sumptuarias von 1673 abzulesen, die beide ausführlich auf diese Gruppe eingehen.10 Zu ihr gehören die Buchdrucker und Buchbinder sowie die akademischen Maurer und Zimmerer, wobei es sich in allen Fällen um privilegierte Nr. 7, S. 35. 2 Nr. 7, S. 33. 3 Nr. 24. Die Ausnahme wird auf die unentschlossene Formulierung des Visitationsrezesses von 1666 zurückzuführen sein. Vgl. Nr. 23, S. 96f., auch Asmus 2006, S. 78. 4 Nr. 8. Nr. 9. 5 Nr. 12. Nr. 15. 6 Nr. 23, S. 96. 7 Nr. 23, S. 96–98. Ihr ungehindertes Wahlrecht hat die Universität auch gegenüber der dänischen Regierung erfolgreich verteidigen können. Vgl. Nr. 73. 8 Vgl. Nr. 24, v. a. die bezeichnenden Abweichungen zwischen A’1666 und A1680, durch die fast alle formalen Verpflichtungen des Amtmanns gegenüber den Kuratoren aufgehoben wurden. 9 Nr. 51, S. 281–284. Nr. 58. 10 Nr. 31. Nr. 33. 1

Einleitung

LXXV

Handwerker handelte, die anders als die meisten übrigen Bediensteten in einem begrenzten Vertragsverhältnis zur Universität standen und wirtschaftlich nicht zwangsläufig oder ausschließlich von ihr abhängig waren. Immerhin war die Bedeutung der akademischen Buchdrucker so groß, dass der Visitationsrezess von 1702 ihrer im besonderen – aber von den übrigen Bediensteten abgesetzt – gedenkt.1

1

Nr. 51, S. 275f.

Editorische Vorbemerkungen Textgrundlage für die Edition waren in der Regel die originalen Ausfertigungen der Dokumente. Waren diese nicht überliefert, wurde auf die jeweils jüngste Konzeptstufe bzw. auf die kopiale Überlieferung zurückgegriffen. Originale bzw. Ausfertigungen sind mit einem A, Konzepte mit A’ und Abschriften mit B bezeichnet. Auch Abdrucke und frühere Editionen (D) wurden nachgewiesen. Auf eine möglichst umfassende Berücksichtigung der Mehrfachüberlieferung – zumindest der Konzepte und der zeitnah zur Ausfertigung entstandenen kopialen Überlieferung – wurde auch dann Wert gelegt, wenn Originale oder Ausfertigungen der Dokumente vorlagen. Ihre Berücksichtigung soll die Textgenese in der Edition transparent machen. Daher wurden relevante inhaltliche Abweichungen der Ausfertigung von den Konzepten bzw. von der kopialen Überlieferung entsprechend kommentiert. Da die älteren Abdrucke in Quellensammlungen, die bis heute Grundlage wissenschaftlicher Forschung sind, ihre Vorlagen nicht zu erkennen geben, erwies es sich als sinnvoll, auch hier nach Möglichkeit Aufklärung zu schaffen und gegebenenfalls sachliche Abweichungen in älteren Abdrucken von der kritisch gesicherten Quelle namhaft zu machen. Hinsichtlich der in kurzen Zeitabständen wiederkehrenden und erneuerten Ordnungen bzw. Instruktionen für bestimmte Einrichtungen und Angehörige der Universität wurde auf den wiederholten vollständigen Abdruck verzichtet. Stattdessen wurden inhaltliche bzw. sachliche Abweichungen im kritischen Apparat mitgeführt. Auf diese Art sollen Kontinuität und Diskontinuität der jeweiligen Normen innerhalb begrenzter Zeitabschnitte erkennbar und nachvollziehbar bleiben. Jedem der Dokumente ist eine Einleitung beigegeben, die neben der üblichen Beschreibung der äußeren und inneren Merkmale des Dokuments auch auf dessen historische Entstehungszusammenhänge eingeht. Da zahlreiche Textsorten, insbesondere aber die Reskripte und Resolutionen, ohne Wiedergabe der ihnen vorausgehenden Verhandlungen wenig verständlich sind, wurden diese in den Einleitungen referiert und mit Hinweisen auf archivalische Überlieferungszusammenhänge versehen. Hier wurden auch, soweit möglich, die Ableitungen der kopialen Überlieferung aufgeklärt. Da seit dem Ende des 17. Jahrhunderts die königlichen Resolutionen und Reskripte ursprünglich in schwedischer Sprache ausgefertigt und erst in der Kanzlei der Pommerschen Regierung in Stettin ins Deutsche übertragen worden sind, wurden – soweit ermittelbar – sowohl der schwedische Text als auch die zeitgenössische deutsche Übersetzung ediert.

LXXVIII

Editorische Vorbemerkungen

Die Edition ist streng chronologisch aufgebaut. Diese Anordnung soll die bessere Nachvollziehbarkeit von Kausalitäten in der Entwicklung des Normengefüges ermöglichen und trägt seinem komplementären Charakter Rechnung. Der systematische Zugriff auf einzelne verfassungs- und rechtsgeschichtlich relevante Phänomene wird durch ein Sachregister und eine ausführliche Einleitung ermöglicht. In der Textgestaltung folgt die Edition den „Empfehlungen zur Edition frühneuzeitlicher Texte“ des Arbeitskreises „Editionsprobleme der Frühen Neuzeit“,1 wobei geringfügige Änderungen vorgenommen wurden. In den deutschsprachigen Texten wurde der Zeichenbestand konsequent gewahrt, d. h. auch wiederkehrende Konsonantenverdoppelungen, wie bspw. in Endsilben, wurden nicht reduziert. Übergesetzte Vokale in Umlauten wurden dem betroffenen Zeichen jeweils nachgestellt. Da eine sinnvolle Verwendung der Groß- und Kleinschreibung bei den Dokumenten unterschiedlichster Provenienz und über einen langen Zeitraum nicht durchgängig erkennbar war, wurde mit Ausnahme von Eigennamen, Satzanfängen und Titeln Kleinschreibung gewählt. Die Getrennt- und Zusammenschreibung folgt der Vorlage, mit Ausnahme der Infinitive mit zu, die, wenn es das bessere Verständnis erforderte, getrennt wurden. Die Wiedergabe der deutschsprachigen Drucke folgt ebenfalls den oben genannten Richtlinien. Der Zeichenbestand, die Groß- und Kleinschreibung und die Interpunktion wurden beibehalten. Die typografische Gestaltung von Titelseiten, Initialen und Intitulationen wurde nicht übernommen, der Wechsel in der Textgestaltung von Fraktur zu Antiqua wurde ebenfalls nicht kenntlich gemacht.2 Für die lateinischsprachigen Texte wurden orthografische Varianten dem klassischen Gebrauch angeglichen, da insgesamt die Schreibweise der klassischen Philologie überwiegt. Die folgenden Vereinheitlichungen wurden kommentarlos vorgenommen; sie betreffen jeweils nur bestimmte Wörter und deren Ableitungen. Die Schreibweise y anstelle i bzw. ie wird mit i bzw. ie wiedergegeben (hibernus, hiems, tiro). Bei Verbformen wurde der Gebrauch von ii statt ie bzw. i angeglichen (abicere, eicere, reicere, subicere). Die Eigenheit n vor qu bzw. p, d, t, – wie vor allem bei den Präfixen – zu schreiben, wurde normalisiert (aliquamdiu, dumtaxat, imprimis, importunas, numquam, quicumque, qualiacumque, umquam, utrimque). Bei der Reduzierung der Konsonanten wurde der Gebrauch von mt/nt angeglichen zu mpt http://www.ahf-muenchen.de/Arbeitskreise/empfehlungen.shtml. 2002, S. 10f.

1

2 So

auch Pauser

Editorische Vorbemerkungen

LXXIX

(assumptum, contemptum, peremptorius, promptus, redemptus, sumptus temptare). Ebenso wurde die Schreibweise von einfachem l und m anstatt des Doppelkonsonants angepasst (littera, sollemnis, immo). Bei der Präfixbildung ads-, adsc- und adf- wurde die assimilierte Form ass-, asc und affwiedergegeben. Die Kürzung bei der Präfigierung von exs- zu ex- wurde reguliert zu exs- (exsecrari, exsecrabilis, exsequiae, exsistere, exspectare, exstare, exstirpare, exsulare). Die Lautfolge -cio und -cia, die für -tia und -tio steht, wurde angeglichen (contio, pretium, spatium, enuntio, pronuntio, renuntiatio). Vereinzelt trat die umgekehrte Variante des c/t-Wechsels auf, die ebenfalls vereinheitlicht wurde (convicium, deliciae, sodalicius). Die Vokalkürzung e für ae und oe wurde aufgelöst (oboedentia, saeculum). Der umgekehrte e/ae-Wechsel wurde bei ceterus normalisiert, aber ansonsten im Textkommentar wiedergegeben. Die selten auftretende Lautfolge von scoanstatt scho- bzw. ch- statt c- wurde angepasst (schedula). Außerdem wurde folgende Schreibweise gewählt: auctor statt aut(h)or, comissatio/comissando statt com(m)essatio/commessando, multa/multare statt mulcta/mulctare, cum statt quum, istic, istaec, istuc statt isthic, isthaec, isthuc, talerum statt thalerum. Bei Komposita wurden evtl. vorkommende Kuppelungen durch Zusammenschreibung wiedergegeben (vicecancellarius). Bei der Wiedergabe der lateinischsprachigen Drucke wurde die typografische Gestaltung der Titelseiten, Intitulationen, Initialen und der abschließenden Zeile mit der Datumsangabe nicht berücksichtigt.1 Die Hervorhebung einzelner Wörter des Textes in Majuskeln, Kapitälchen und Kursivierung wurden übernommen. Der Gebrauch von u/v und i/j wurde reguliert. Für die schwedischsprachigen Texte dienten die Grundsätze des Reichsarchivs Stockholm für die Edition der Briefe des Reichskanzlers Axel Oxenstierna zur Orientierung.2 Wie bei der Edition der deutschsprachigen Texte wurden Titel, Namen, Satzanfänge und Anreden groß geschrieben. Abkürzungen wurden aufgelöst, ohne dass dies ausdrücklich vermerkt wurde. Der Buchstabe ÿ wurde im Anschluss an den modernen Sprachgebrauch als ij oder y wiedergegeben; ß wurde als ss wiedergegeben. Die Buchstaben v, w und konsonantisches u wurden (außer in Namen von Personen, Provinzen etc.) durchgängig mit v wiedergegeben. Die Interpunktion erfolgte für deutsche, schwedische und lateinische Texte durchgängig nach grammatikalischen Gesichtspunkten und dem heutigen Verständnis.

So auch Pauser 2002, S. 10. 2 AOSB 1909, S. V und http://www.riksarkivet.se/default.aspx?id=9825&refid=4095.

1

1. 1649 Statuten der Medizinischen Fakultät B1 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 160, fol. 9–12; Format 310x195 mm. B2 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 197–200; Format 337x204 mm. B3 – Stadtarchiv Stralsund, Sign. StAS Rep. 29 Nr. 2130, 7 S. unfoliiert; Format 325x200 mm. B4 – Rigsarkivet København, Sign. 877 Nr. 3, unfoliiert, 1 Bogen, Seite 1–4 mit Text; Format 204x170 mm. D1 – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 985–987. D2 – Johann Carl Conrad Oelrichs, Historisch-Diplomatische Beyträge zur Geschichte der Gelahrtheit, besonders im Herzogthum Pommern, Berlin 1767, S. 212–214. D3 – Hans Georg Thümmel (Hrsg.), Geschichte der Medizinischen Fakultät Greifswald (Beiträge zur Geschichte der Universität Greifswald 3), Stuttgart 2002, S. 344–353. Die Statuten der Medizinischen Fakultät von 1649 stellen eine geringfügige Überarbeitung und Ergänzung des Statutentextes von 1596 dar. Der vorliegende Text entstand im Zusammenhang einer von allen Fakultäten nachgesuchten Bestätigung ihrer Statuten bei Johan Nicodemi Lillieström, den Königin Christina mit der Wahrnehmung von Kuratel und Inspektion über die Universität beauftragt hatte.1 Vorausgegangen waren längere Verhandlungen zwischen Lillieström und der Universität, in deren Mittelpunkt die Bestätigung der Privilegien, die Ausstattung der Fakultäten und die Reform der Statuten standen.2 Am 4. Mai 1649 beschloss das Konzil, die Statuten der Fakultäten zur Bestätigung einzureichen. Johannes Heune, der Senior der Fakultät und seinerzeitige Rektor übernahm es, die alten Statuten der Medizinischen Fakultät abzuschreiben, scheint sie aber in diesem Zuge überarbeitet, bzw. schon früher erfolgte Überarbeitungen übernommen zu haben.3 Am 18. Mai 1649 wurden die Statuten aller Fakultäten und die Universitätsstatuten an Lillieström übersandt.4 1 Vgl. Seth 1956, S. 39ff. 2 Zu den Verhandlungen vgl. im Einzelnen UAG Altes Rektorat St. 7 und Friedländer II/1894, S. 28. 3 Vgl. Protokoll des Konzils v. 4. Mai 1649 in UAG Altes Rektorat St. 7, pag. 51–54. Heune vermerkt hier Curabo describi statuta nostra vetera, ut a dominis Caleno et Seidelio formata sunt ad normam Rostochensium. 4 Im Konzept des Schreibens von Rektor und Dekanen an Lillieström v. 18. Mai 1649, in: (Forts.)

2

Statuten der Medizinischen Fakultät (1649)

Daraus erklärt sich wohl der zeitgleich mit der Niederschrift von B1 angebrachte Vermerk Haec nobili domino Lilienströmio 1649 cum aliorum facultatum statutis tradita sunt.1 Eine förmliche Bestätigung der Fakultätsstatuten im Anschluss daran ist nicht belegt. Auch die geplante Überarbeitung der Generalstatuten ist nicht zustande gekommen. B1 umfasst vier Einzelblätter und war ursprünglich Bestandteil des wohl 1692 angelegten Statutenbuches der Medizinischen Fakultät, das jedoch durch die kriegsbedingte Auslagerung zerstört ist. Daher liegt der gesamte Inhalt dieses Buches als lose Blattsammlung vor.2 B1 folgt auf das Statut von 1596 und die Abschrift der Rostocker Statuten.3 Zusammen mit diesen beiden vorangehenden Handschriften ist B1 paginiert worden. Der heutigen Zählung liegt die jüngere Bleistiftfoliierung aller drei Statutentexte zugrunde. Auf jeder Seite wurde nur links ein Rand eingehalten (40–50 mm). Ohne Kopfsteg beginnen die Seiten jeweils mit einem neuen Artikel, so dass der Fußsteg variiert (30–50 mm). Die untere Hälfte der einzelnen Blätter von B1 weist am Bundsteg das gleiche Schadensbild wie das Statut von 1596 auf. Im Textvergleich mit diesem und den anderen Abschriften von B1 konnten die Fehlstellen ergänzt werden (in eckigen Klammern). B1 enthält im Gegensatz zum Statut von 1596 zwei ausführliche Schwurformeln, beruht aber ansonsten im Wesentlichen auf dem Statutentext von 1596. Die dort von späterer Hand notierten Ergänzungen bzw. Änderungen finden in B1 ihren Niederschlag. So wird z. B. der Nachtrag beim ersten Artikel des Statuts von 1596, die medizinischen Lehrbücher betreffend, in B1 an entsprechender Stelle aufgenommen. Desgleichen wird dies bei den veränderten Gebühren so gehandhabt (vgl. Art. 7 und 12). In der Zählung der Artikel weicht B1 nach dem 7. Artikel vom 1596er Statutentext ab, da die Reihenfolge der nachfolgenden Artikel geändert wurde. So erscheinen Artikel 11 sowie in verkürzter Form Artikel 12 des Statuts von 1596 schon nach dem Artikel 7 in B1 (vgl. Art. 8 und 9) und dementsprechend werden die Artikel 8–10 des 1596er Statutentextes erst in B1 nachfolgend aufgeführt (vgl. Art. 10–12). Die im Landesarchiv Greifswald bewahrte Abschrift (B2) mit dem Titel Renovata statuta facultatis medicae in academia Gryphiswaldensis ist in einer Handschriftensammlung des Juristen Augustin von Balthasar (1701–1786) enthalten und folgt auf die Abschrift des Statuts von 1596.4 Eine weitere Abschrift existiert im Stadtarchiv Stralsund (B3), die mit anderen Abschriften von Fakultätsstatuten des 17. Jahrhunderts5 auf den Universitätssekretär Friedrich Jacob Gerdes (seit 1697 im Amt, † 1713) zurückgeht. B4 wurde im Zuge der Erfassung der Landesprivilegien von der neuen dänischen Regierung in Stralsund 1716 erstellt und befindet sich in einem Handschriftenkonvolut, das der damalige Kanzler Franz Joachim von Dewitz angelegt hatte. (Forts. von Anm. 4, S. 1) UAG Altes Rektorat St. 7, pag. 55–59 heißt es: Cetera voluntati vestrae nobilissimae magnificentiae in eo satisfecimus, dum observationes nostras ad statuta academiae littera E et singularum facultatum statuta sub F. G. H. I. transmittimus et ut, si alicubi recte monuimus vestra magnificentia nobilissima nostram curam pro bono publico exinde perspicere, reliquis vero, quod tempus et aetas antiquavit, meliora substituere possit. 1 Siehe Anm. a auf S. 3. 2 Zur Beschreibung vgl. Bd. I/Nr. 40, S. 364f. 3 Vgl. Bd. I/Nr. 40. 4 Vgl. Bd. I/Nr. 40, B2. 5 Vgl. Bd. I/Nr. 43, Nr. 45 und Nr. 52.

Statuten der Medizinischen Fakultät (1649)

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Statuta facultatis medicae in academia Gryphiswaldensisa 1 Ut in qualibet arte ex discentium usu est singulas eius partes in libro quodam isagogico initio breviter proponere atque explicare, sic et in arte medica idem professores eius successive praestabunt, qui primum vel institutiones medicas Fuchsii1 vel Fernelii medicinam2 explicabunt, hicb libellus Philippi Melanchthonis de anima3 adiugendus est. Hodie vero loco istorum praeleguntur institutiones Sennerti,4 physica eiusdem vel alterius neoterici bonive auctoris, imprimis a doctrina anthropologica ex iis tractatur. 2 Deinde iidem professores ad alias medicinae partes progredientes libros Galenic de parva arte,d de sanitate tuenda,e de alimentorum facultatibusf 5 explicabunt, [si]g modo idoneos auditores habuerint. 3 Mox ut morbos discernere auditores disca[nt], artis medicae professores Galeni libros de morborum et symptomatum causis et differentiis, item de differentiis febrium6 et praecipuos ex iis, qui de locis affectis dicuntur, interpretabuntur. h

a am Rand Haec nobili domino Lilienströmio 1649 cum aliarum facultatum statutis tradita sunt, danach von anderer Hand Nota bene, nota bene. Darunter von anderer Hand Typis impressis Dähnert Sammlung b.II S. 985–7.; Überschrift Renovata statuta facultatis medicae in academia Gryphiswaldensis, am Rand Haec statuta nobili domino Lillienströmio anno 1649 cum aliarum facultatum statutis tradita sunt B2. b his. c zweimal unterstrichen. d die letzten zwei Wörter unterstrichen. e die letzten zwei Wörter unterstrichen. f die letzten drei Wörter unterstrichen. g fehlt B4. h verbessert.

Leonhart Fuchs, Institutiones medicinae, Lyon 1555. 2 Joannes Fernelius, Universa medicina, Frankfurt 1581 (editio quarta). 3 Philipp Melanchthon, Commentarius de anima, Wittenberg 1540. 4 Daniel Sennert, Institutionum medicinae libri V, Wittenberg 1628. 5 Galenus, Ars parva (mittelalterlicher Titel für Ars medica). Ders., De sanitate tuenda libri VI. Ders., De alimentorum facultatibus libri III. Vgl. Fichtner 1997a. 6 Galenus, De morborum et symptomatum differentiis et causis libri VI. Ders., De differentiis febrium libri II. Vgl. Fichtner 1997a. 1

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Statuten der Medizinischen Fakultät (1649)

4 Ut tandem cognitos morbos curare (qui artem medicam discentibus praecipu[us] scopus est) discant, iidem Galeni m[e]thodum curandi1 fideliter exponen[t] atque sic totam artem tradent. 5 Quia etiam simplicium notitia, u[tpote] sine quibus composita intelligi et [fieri non] possunt,a medico imprimis necess[aria est], professores medicinae iuxta Di[oscoridis]2 praescriptum ter in aestate cum s[uis audi]toribus rus egredientur ad conte[mplandas] herbas, quas ruri collectas, domi [diebus sequen]tibus ad traditionem Dioscoridi[s, Galeni] aliorumque botanicorum examinabun[t]. 6 Postquam auditores iam insignem progressum in arte medica fecerunt, et praemia laborumb suorum auferre cupiunt, quos tanto tempore in auditoriis auscultando, meditando disputandoque exhauserunt, antequam promoveantur,c diligenter et severed in iisdem materiis, quas audiverunt, examinenture atque post hoc examen ex difficilioref aliqua materia propositionesg colligantur, quas publice tuerih conentur, decano artis medicae aut eius collega praeside, ubi in hac duplici acie deprehensi sunt digni, quibus honorum tituli conferantur, postea illis gradus, quem petunt, attribuatur, ante praestito iuramento, quod universitas et facultas medica statuent. 7 Pro hac honorum collatione aliisque meritis promovendi se erga scholam suosque praeceptores gratos exhibebunt atque candidatus pro licentia disputaturus decano et ceteris promotoribus viginti quatuor imperiales,j prok augenda vero suppellectile academica unuml ut et ad bibliothecam tantumm conferet et famulis unum talerum,n pro praesidioo autem etp proi

a possent. b die letzten zwei Wörter unterstrichen. c die letzten zwei Wörter unterstrichen. d unterstrichen. e unterstrichen. f ex difficiliori. g die letzten fünf Wörter unterstrichen. h die letzten zwei Wörter unterstrichen. i die letzten vier Wörter unterstrichen. j die letzten drei Wörter unterstrichen. k unterstrichen. l die letzten drei Wörter unterstrichen. m die letzten drei Wörter unterstrichen. n die letzten drei Wörter unterstrichen. o die letzten zwei Wörter unterstrichen. p verbessert. 1 Galenus,

medica.

Methodi medendi libri XIV. Vgl. Fichtner 1997a.

2 Dioscorides,

De materia

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Statuten der Medizinischen Fakultät (1649)

grammatea affigendo dabit decem joachimicos.b Doctorandus decano facultatis et promotori honorarium duodecim vel plurium imperialiumc attribuet et famulis unum.d Pecunia quoque ab omnibus et singulis ante graduum collationem est exponenda. 81 Singuli promovendi in doctorem singulis collegis facultatis medicae pileum holosericum aut ulnam holosericie optimi dabunt. 92 Pecuniam, quam facultati medica pr[o]movendi numerant, aequaliter inter se partiantur. 103 A professoref publico aut doctorisg [medicinae], qui in hac academia promotus, vel [medici]nam professus est, filio,h supra dict[os gradus] in hac schola nostra petentibus, te[mpore] promotionis non exigetur ultra d[imidium]i pecuniae vel ut decanum et ce[teros pro]motores aliquo munere liberali [velj poculo] argenteo et simili honorario pro[modo suarum] facultatum cohonestent. Pra[ndium vero] frugale et munera singulis p[rofessoribus] huius academiae singula, ut vetus consuetudo obtinet, dabunt, videlicet chirothecas, libros etc. 114 Ut illis, qui digni sunt, merito in facultatibus dignitatum gradus conferuntur, sic indigni procul veluti ignavi fuci a praesaepibus arcendi sunt neque ferendum, utk illi, qui nullum in medicina gradum habentl vel publice medicinam profiteantur vel palam sive clam se insinuantes medicinam faciant,m ac inscitia audaciaque rebus publicis noceant.

unterstrichen. b die letzten zwei Wörter unterstrichen. c die letzten sechs Wörter unterstrichen. d die letzten zwei Wörter unterstrichen. e die letzten fünf Wörter unterstrichen. f unterstrichen. g unterstrichen. h unterstrichen. i die letzten vier Wörter unterstrichen. j ergänzt nach B2, B3. k die letzten drei Wörter unterstrichen. l die letzten fünf Wörter unterstrichen. m die letzten zwei Wörter unterstrichen. a

1 Vgl.

Bd. I/Nr. 40, Art. 11 (S. 369). 2 Vgl. Bd. I/Nr. 40, Art. 12 (S. 369). Nr. 40, Art. 8 (S. 368). 4 Vgl. Bd. I/Nr. 40, Art. 9 (S. 368).

3 Vgl.

Bd. I/

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Statuten der Medizinischen Fakultät (1649)

121 Nulli etiam aliunde venientes in medicina promoti aut eius studiosi, quicquam, quod medicum est, facere conentur, antequam a decano eiusque collegis approbentura et veniam impetraverint, pro qua approbatione aut venia licentiatus duos Ungaricos, doctor vero quatuor collegio medic[o] persolvet. Iuramentum examinandorum candidatorum artis medicae. Ego N.N. iuro et promitto vobis spectabili domino decano et reliquis artis medicae professoribus examinatoribus nunc meis vestrisque in hoc officio successoribus debitam oboedientiam et reverentiam in licitis et honestis statutis et statuendis et si propter notabilemb in arte medica imperitiam aut morum defectum reiectusc aut post examen sine certa conditione ad honores non admittare,d quod hoc non velim vindicaree in aliquem verbo vel facto, directe vel indirecte per me aut per alium sive per alios neque propter promotionem adipiscendam vexaref fac[ul]tatem aut facultistas examinatores [meos]g aut ipsis displicentiam quovish quaesito [colo]rei movere, sed quod bonam unitatem, [pacem]j et honorem facultatis medicae in alm[a] hac universitate pro posse et nosse [pro]curarek velim,l ad quemcumque statum etia[m] pervenero. Ita me deus adiuvet [et] sanctum eius evangelium. Nota benem cruci digitos impon[unt iu]rantes.n Formula iuramenti doctorandorum in arte medica Domine doctorande, priusquam gradum doctoris in arte medicao suscipias sub fide iuramenti promittere debes, quod commoda academiae Gryphiswaldensis et praesertim facultatis medicae pro virili iuvare et promovere velisp nec prece vel pretio cuiquam sub praetextu medicationis venena, medicamenta abortum provocantia aut aliquid humanae vitae noxium propinare aut etiam ad hanc rem ulliq consilium communicare a geändert in approbati. b die letzten drei Wörter unterstrichen. c die letzten fünf Wörter unterstrichen. d admittar. e die letzten sieben Wörter unterstrichen. f die letzten sieben Wörter unterstrichen. g ergänzt nach B2. h die letzten fünf Wörter fehlen D1. i ergänzt nach B2. j ergänzt nach B2. k geändert aus [pro]curabo. l über der Zeile ergänzt. m danach kleines Kreuzzeichen. n darunter großes Kreuzzeichen, die letzten sechs Wörter fehlen B4. o verbessert. p fehlt B3. q nachträglich unterstrichen; fehlt B2, D1. Dazu unter dem Artikel nachgetragen von gleicher Hand wie Nachtrag am Rand auf der ersten Seite Typis impressis Dähnert Sammlung, b. II S. 987, ubi verbum ulli omissi (siehe Anm. a, S. 3). 1 Vgl.

Bd. I/Nr. 40, Art. 10 (S. 369).

Verbot, die Universität vor dem Hofgericht zu verklagen (1649)

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denique omnia bona fide agere et, quae gradum tuum deformare possu[nt]a, studiose evitare. 2. 1649 November 29, Stettin Die Königliche Regierung verbietet, Klagen, welche die Universität und deren Güter betreffen, vor dem Hofgericht zu verhandeln B – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat R 559, fol. 2r, S. 1 mit Text; Format 318x200 mm. Das vorliegende Reskript ist nur abschriftlich überliefert. Unmittelbarer Anlass für das Verbot der Regierung waren seit 1647 aufkommende Streitigkeiten zwischen der Universität und dem Eldenaer Amtmann Joachim Edling, der sowohl als Pächter wie auch als Amtsverwalter in einer doppelten Beziehung zur Universität stand.1 Dem Verbot an das Hofgericht folgte ein entsprechender Befehl der Königlichen Regierung an den Amtmann von Eldena, die Universität in Amtshändeln nicht vor dem Hofgericht zu belangen.2 Seit dem Beginn der 1640er Jahre hatte das Hofgericht zunehmend versucht, sich als zuständiges Forum für Fälle, die die Universität oder ihr Patrimonium anlangten, durchzusetzen. Zahlreiche Prozesse gegen die Universität, nicht nur in Angelegenheiten des Amtes Eldena, wurden seitdem vor dem Hofgericht geführt.3 Das Reskript der Regierung entzog dem Hofgericht alle entsprechenden Fälle in Amtssachen, die fortan direkt vor der Königlichen Regierung verhandelt werden sollten. Der Visitationsrezess von 1666 untermauerte und vertiefte diese Regelung, indem er der Universität die volle Straferkenntnis in Straf- und Zivilsachen des Amtes Eldena zuwies (Vgl. Nr. 23). Die Regierungskanzleiordnung vom 10. April 1669 unterstellte die Universität schließlich der besonderen Aufsicht der Regierung,4 wobei sie aber zahlreiche Fälle an das Hofgericht weiter verwies. Die Universität ihrerseits betrachtete seit etwa diesem Zeitpunkt das als Oberappellationsgericht für die deutschen Provinzen der Krone Schwedens eingerichtete Wismarer Tribunal als ihren zuständigen Gerichtsstand.5 Die völlige Exemtion vom Hofgericht erreichte die Universität erst 1753.

a

possint B2, D1.

1 Vgl.

Asmus 2003. 2 Reskript der Kgl. Regierung v. 29. Dezember 1649, UAG Altes Rektorat R 559, fol. 1r. 3 Vgl. auch Bd. I, S. XXXVII. Alvermann 2004, S. 94. Balthasar 1735, S. 409f. 4 Siehe Dähnert I/1765, S. 413. 5 Vgl. bspw. Balthasar I/1736, S. 67ff.

8

Steuerfreiheit der von Universitätsverwandten bewohnten Häuser (1650)

Unßern freundlichen gruß zuvohr etc. Wihr laßen denenselben hiemit unverhalten sein, waß gestaldt wihr vernommen, daß zu weilen zwischen der universität zum Greifswalde undt ihren pensionario zur Eldena, Jochim Edelingen,1 wegen ihres contrats undt sonsten einige streitigkeiten sich zu ereigen pflegen. Dahero gemelter Edeling durch dieße occasion, die universitet vor daß hoffgericht alleß forum contentiosum zu ziehen, sich unterfangen habe. Weil wir aber solches zugestatten undt die sache, welche die universitet undt dero patrimonium concerniren, anders den coram camera ducali, anitzo vor dem königlichen gouvernament, alß wohin dießelbe gehören, ventiliren zu laßen, auß erheblichen ursachen keines weges gesonnen. Solchem nach befehlen im nahmen högst ermelt Ihrer Königlichen Majestät wir denen herrn hiemit ernstlich, sie wollen hinfüro keine der universitet oder dero patrimonium touchirende sachen annehmen, vielweniger drinnen verabscheiden undt gesprechen, sondern dafern Jochim Edeling oder jemandt anders mit der gleichen clagendt bey ihnen einkommen solte, derßelbe oder dieselbe mit ihrem suchen an daß königliche gouvernament verweißen. Undt wir thun die herren damit etc. Datum Alten Stettin, den 29. Novembris anno 1649. 3. 1650 Dezember 21, Stettin Der Generalgouverneur Schwedisch-Pommerns, Carl Gustaf Wrangel, bestätigt die Befreiung der von Universitätsverwandten bewohnten Stadthäuser von jeglicher Steuer B – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat R 235, fol. 158r; Format 315x200 mm. Der unmittelbare Anlass für die Initiative der Universität, die Steuerfreiheit der Universitätsverwandten bestätigen zu lassen, ist nicht bekannt. Es darf aber angenommen werden, dass sie im Zusammenhang mit den Versuchen des Magistrats steht, während der Kriegsjahre die Universitätsverwandten, trotz zahlreicher Salvaguardien, an den Lasten der Kontributionen zu beteiligen. Das hatte schon 1643 eine Resolution Johann Oxenstiernas über die Steuerfreiheit der Universität nötig gemacht.2 Die Universität hat vorliegendes Mandat unter Berufung auf ein Reskript des Herzogs Ernst Ludwig vom 5. Mai 1579 erlangen können, in welchem dieser die Steuerfreiheit der Professoren auch auf nicht akademische Häuser ausgedehnt hatte. Joachim Edling († 1665): Amtmann auf Eldena (1647–1653). 1643, in: RAS, Johan Oxenstierna Samling Nr. E 949.

1

2 Resolution

v. 27. Juni

Steuerfreiheit der von Universitätsverwandten bewohnten Häuser (1650)

9

Der Magistrat bestritt nicht die eigentliche Steuerfreiheit der akademischen Häuser, wohl aber die Freiheit der städtischen Häuser, die von Universitätsverwandten bewohnt wurden (seien sie nun ererbt oder gemietet) und die dieses Recht ebenfalls für sich in Anspruch nahmen. Gegen das Mandat Oxenstiernas hatte der Magistrat selbstverständlich protestiert und einen Prozess angestrengt, der vor dem Wismarer Tribunal 1658 zugunsten der Universität entschieden wurde.1 Im gleichen Jahr brachten die Greifswalder Deputierten die Frage der Exemtion noch einmal vor den Anklamer Landtag, scheiterten aber auch hier mit ihrer Beschwerde, da die Königliche Regierung am 30. Januar 1659 die Immunität der Universitätsverwandten bestätigte.2 Trotz mehrfacher Einlegung von Rechtsmitteln wurde das Urteil 1660 und 1662 bestätigt. 1670 schließlich bestätigte Königin Hedwig Eleonora nochmals die Steuerfreiheit (vgl. Nr. 26).3 Erst durch die Einigung von 1676 (vgl. Nr. 33) wurde dieser Streitpunkt zwischen Universität und Stadt beigelegt.4 Auf der Verso-Seite der Abschrift ist das am 22. April 1651 an die Greifswalder Steuereinnehmer und Proviantverwalter ergangene Mandat Oxenstiernas gleichen Inhalts kopiert.5 An deren Ende ist der Kollationierungsvermerk Praesentem copiam cum vero suo originali per omnia plane pleneque concordare, attestor ego Jacobus Christiani6 universitatis Secretarius angebracht.

Der Königlichen Majestät und Reiche Schweden Rhatt, General und Feldmarschall in Teudschland, auch General Gouverneur in Pommern, Carl Gustaff Wrangel,7 Herr zu Skogcloster, Brehmer Vehrden und Roßdorff. Ehrnveste, vorachtbahre, hoch- und wollgelahrtte und wollweise, insonders geliebte herren und freunde. Massen die universität zum Greiffswalde wegen geforderten steuren aus der Professoren häusern klagend sich beschweret, das gibt der einschluß mitt mehren zu ersehen. Ergehet demnach mein befehl an die herren hiemitt ernstlich, sie wollen die jenige häuser, so zur universität gehörig oder auch von Professoren würcklich bewohnet werden, mitt keinen steuren beschweren, sondern die universität und die Professores der jenigen immunität, so sie bißhero gehabt, noch ferner unturbiret geniessen lassen. Dieselbige damitt gottlicher obhuett empfohlen. Datum Alten Stettin, den 21. Decembris anno 1650. (Loco sigilli) Carl Gustav Wrangel Balthasar 1750, S. 57ff. Dokumentation der Prozessführung in UAG Altes Rektorat R 235. 2 Die entsprechenden Reskripte finden sich abschriftlich in UAG Altes Rektorat R 235, fol. 31r, 33r, 189r, 191r und LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 23r–23v. 3 Zur Einordnung vgl. Hufen 1955, S. 131. 4 Zur Steuerfreiheit der Universitätsverwandten vgl. auch Balthasar I/1760, S. 939–944. Zum Vergleich v. 1676 vgl. Balthasar 1750, S. 59–66. 5 UAG Altes Rektorat R 235, fol. 158v. Abgedruckt bei Balthasar 1750, S. 85. Dähnert II/1767, S. 860. 6 Jacobus Christiani (1651): Universitätssekretär. 7 Carl Gustaf Wrangel (1613– 1676): Generalgouverneur von Pommern. 1

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Verbot pennalistischer Umtriebe (1651)

4. 1651 März 23, Greifswald Rektor und Konzil verbieten pennalistische Praktiken unter den Studenten und fordern das Ende der Auseinandersetzungen zwischen Natio Suecica und Natio Germanica A’ – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg. 418, fol. 3r– 4v, 1 Bogen, S. 1–4 mit Text; Format 320x194 mm. Bereits 1641 waren Rektor und Konzil gegen eine studentische Verbindung, die im eigenen Selbstverständnis allerdings noch den Charakter einer res publica trug, vorgegangen.1 Trotz des Verbotes dieser Societas nahmen die Pennalismusdelikte seit der Mitte der 1640er Jahre stetig zu. Seit etwa 1647 tauchen in den Konzilsprotokollen Sprecher für landsmannschaftlich nach „Schweden“ und „Deutschen“ organisierte Studenten auf. Die zunehmenden Konflikte, die sich in Auswüchsen des Pennalismus zeigten, zwangen Rektor und Konzil 1648 abermals, mit einem scharfen Mandat zu reagieren.2 Dennoch verschärften sich die Auseinandersetzungen zwischen deutschen und livländischen Studenten auf der einen und schwedischen Studenten auf der anderen Seite. 1650 tauchte erstmals der Name der Natio Suecica auf, die vor dem Legaten Johann Oxenstierna Klage gegen die Universität führte, weil diese ihre Rechte gegenüber den deutschen Studenten nicht schütze.3 Beinahe gleichzeitig zur Natio Suecica hatte sich eine Societas Germanica herausgebildet, die sich 1651 auch ein Statut gab (siehe Nr. 6).4 Die Beschwerde der Natio Suecica bei Oxenstierna dürfte der unmittelbare Auslöser für das vorliegende Mandat gewesen sein.5 Es ist nur als handschriftlicher Entwurf mit zahlreichen Korrekturen und Randbemerkungen überliefert, der im Konzil zirkulierte und dort das imprimatur erhielt. Dass der Druck tatsächlich erfolgte, wird durch Augustin von Balthasar belegt, der ihn noch 1740 regestierte.6

Rector et senatus academiae Gryphiswaldensisa Cum in omni vita, tum in scholis praecipue et academiis tamquam optimarum artium ac virtutum officinis, honestati morum, pietati, paci et concordiae christianae studendum, nemo inficias ibit, qui quod civem a

am Rand programma.

1 Siehe

Bd. I/Nr. 51. 2 Siehe Bd. I/Nr. 59. 3 Brief der Suecicae nationis studiosi v. 28. November 1650 an Oxenstierna, RAS Oxenstierna Samlingen Nr. E 949. 4 Vgl. Alvermann 2006a. Heinemann 1906, S. 84. 5 Die Beschwerde wirkt noch in den Rektoratsmemorabilien des Johannes Michaelis vom Jahre 1650 nach. Vgl. Friedländer II/1894, S. 41. 6 Balthasar 1740, S. 151.

Verbot pennalistischer Umtriebe (1651)

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academicum imprimis deceat et quibusa legibus adstrictus sit paulo diligentius secum pensitaverit.b Et enim frustra ingenium a rubigine inscitiae perpoliendum suscipimus, nisi animum simul a vitiorum sordibus intaminatum servare et adeo Christum, quae scientiarum maxima est, unice novisse summo studio annitamur. Qua de re multa a maioribus religiose in usum ac emendationem iuventutis imperata olim et nostra etiam aetate non pauca eiusdem argumenti leges et edicta publicata. Quoties enim de grassationibus nocturnis,c de exigationibus novitiorum,d de dimicationibuse et similibus, homine christiano, nedum sapientiae divinae ac humanae studioso indignis, facinoribus evitandis interdicta promulgata? Sed exiguo sane fructu: nisi quod severis, paterno tamen animo profectis monitis praefracte repugnatum saepius et contra audentius, itum quae contumacia sensim adeo invalescit, ut perruptis legum vinculis, deo pariter ac magistratui elato quasi bracchio quotidief resistatur, nec umquamg latum a cyclopico illo vivendi more discedatur. Quippe novae in dies turbae excitantur, commilitones, imprimis Suedicae Nationis, contumelia et iniuriis afficiuntur honestae in conviviis potissimum nuptialibus,h conversationes strictis armis inquietantur cives ac milites in platea publicai mugitibus ferinis per strepente nocturnis horis infestantur,j novelli studiosi in cauponas abripiuntur, pecunia emunguntur, verberibus excipiuntur,k ad servitia etiam in propriis museisl praestanda mancipiorum instar adiguntur acm ne quid extremae pervicaciae defit ad celanda haec et clam habenda magistratui praetorio velut interdicton sic adstringuntur ut omne genus iniuriarum perferant citius, quam vel minimo indicio hos profligatae insolentiae homines ad magistratum legitimum deferant prodigi nempe salutis propriae libertatis famae et conscientiae spurii illius magistratus magis, quam dei ac ordinationis divinae reverentes. Quin et inveteratum illud cacoëthes schoristicum aliis subinde, barbaris moribus exempli gratiao cum rostrum corvinum iunioribus se detracturos fingunt cumulantur. Etp ne ingratis officia vel potius offucias exhibeant inter fumantis tabacci et poculorum (novo et ante hac inaudito accipioq) strepitus sollemnes sibi gratias agi peculiari quadam oratione patiuntur. Insigni ac tyrannidi proxima ferocia: utpote pro iniuriis honorem pro malefactis praemia

danach gestrichen unleserlich. b penisitaverit. c die letzten zwei Wörter unterstrichen. e unterstrichen. f cottidie. g umquem. letzten zwei Wörter unterstrichen. h verbessert. i danach gestrichen de noctu. j die letzten 13 Wörter am Rand nachgetragen. k die letzten zwei Wörter am Rand nachgetragen. l musaeis, die letzten vier Wörter über der Zeile. m verbessert. n danach gestrichen eis. o die letzten zwei Wörter am Rand ergänzt. p davor gestrichen sed. q accupio. a

d die

12

Verbot pennalistischer Umtriebe (1651)

deposcente. Immo,a quod horrendum, eo procedere impietatem effrenem compertum esse, ut vel extrema levitate vel turpissima adulandi accensa libidine vel nescio, quo alio exsecrando impetu impulsa circa has nugas divini nominis omnibus angelis nedum hominibus tremendi mentionem ingerere earumque effectum cum ipsius aeternum benedicti salvatoris mirantis iocum, sed intolerandum et parum a blasphemia distantem contendere ausit. Horrendum, inquam, facinus et postquam de hoc histrione et qui eum in scaenamb protrusit accuratius constiterit severa animadversione plectendum. Quandoquidem ergo ad haec tam enormia delicta et flagitia nefas fuerit obmutescere et vindictam pro meritam ulterius cohibere, imprimis cum istaec petulantia in apertum denique atheismum eruptura videtur; officii nostri, quo ex voluntate dei et summi magistratusc auctoritate fungimur, ratione efflagitante, omnes et singulos huius academiae cives serio adhortamur, ut et inter se ipsos (citra ullum nationis, aetatis, loci aut ordinis discrimen) pacifice ac ut fratres, membraque unius capitis decet, et cum aliis, sive oppidanae sive militarid iurisdictioni subiectis agant; a conviciis, ignominia et temerariis contra Nationem Sueticam aut vicissim hi contra Germanos,e insultibus bacchationibus quam diurnis quam nocturnis gladiorum praetereaf festivitati nuptiali illatorum vel ad hostiles extra vel intra moenia congressis adhibitorum usu, denique tum exsecrabili iuniores exagitandi et ad illiberalem servitutem cogendig tum praecipue impio illoh nuperi (mali daemonis haut dubioj instinctu) huc invectok detrahendi rostri corvini more prorsus abstineant;l designentm scientes,n quod in praevaricatores huius interdicti non carceris modo rigidioris poena sed pro re nata infami, cum relegatione simul animadverturi. Id quod nescii ne essent iuvenum degeneres ac indomiti (modesta enim et frugi ingenia sat scio haec nobiscum detestantur) ac ne olim ejpV ajutofwvrw/ deprehensi mantellum delictis obducendum habeant publico hoc programmate visum est significare.

a am Rand von anderer Hand unleserliche Bemerkung ergänzt. b scena. c die letzten zwei Wörter über der Zeile ergänzt, davor gestrichen serinissimi, darunter gestrichen summi Sueciae reginae. d verbessert. e die letzten fünf Wörter am Rand nachgetragen. f über der Zeile nachgetragen, darunter gestrichen unleserlich. g danach gestrichen consuetudine. h danach gestrichen et. i danach gestrichen in hanc academiam. j die letzten zwei Wörter k die letzten zwei Wörter am Rand über der Zeile, darunter gestrichen certae. nachgetragen. l danach gestrichen ita ut nec ipsi haec talia. m danach gestrichen nec cum perversis huius interdicti temeratoribus commercium habeant, atque ita commune ne cum his iugum trabunt. n verbessert.

Schutzbrief für die Amtsuntertanen der Universität (1651)

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Publicatum publice Gryphiswaldiae sub sigillo universitatis dominica palmarum anno salutis restauratae MDCLI.a 5. 1651 Dezember 20, Wolgast Der Generalgouverneur Schwedisch-Pommerns, Carl Gustaf Wrangel, nimmt die Amtsuntertanen der Universität im Amt Eldena unter besonderen königlichen Schutz und verbietet willkürliche Passfuhren B – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 2r/v; Format 342x205 mm. Das Reskript Wrangels steht in Zusammenhang mit den Auseinandersetzungen zwischen der Universität und ihrem Amtshauptmann Joachim Edling (vgl. auch Nr. 2). Dieser hatte entgegen den Pachtverträgen die Diensttage der Bauern willkürlich gesteigert und zusätzliche Passfuhren1 durchgesetzt.2 Allerdings wirkten hier auch ältere Streitigkeiten – insbesondere um die Passfuhren – nach,3 die nun eine Regelung erfuhren. Das Reskript stellt damit einen Schritt zur Klärung der Kompetenzen der Amtsmänner im Spannungsfeld von fürstlichen Reservatrechten und Ansprüchen der Universität dar. Die Abschrift weist ein knappes Kopfregest auf, welches den Inhalt des Reskriptes wiedergibt.4

Der Königlichen Majestät zu Schweden etc. Reichs-Rath, General Feld Marschall in Deutschland auch General Gouverneur über das hertzogthum Pommern, Carl Gustav Wrangel,5 Graff zu Salms, Herr zu Schogkloster, Brehmer Verden und Rosdorff. danach vermerkt venerabiles domini collegae hoc programma haut gravatim perlustrent et monenda inferant, ut in futurum domino cum typis mandari et publicari queat. Danach von anderer Hand Ne vel Sueci Germanis nec Germani Suecis verbis vel factis insultent etc. aut sinistres significationibus se in utrum invitunt. Danach folgen die Zustimmungsvermerke der Mitglieder des Konzils zum Druck des Mandats.

a

1 Personen-

oder Warentransport, der aufgrund eines Berechtigungsausweises von den Untertanen durchgeführt werden musste. Vgl. Westphalen 1740, S. 1862f. 2 Vgl. zur Vorgeschichte Asmus 2003, S. 171f. 3 Vgl. Bd. I/Nr. 54, Art. 8 (S. 471). 4 1651. des General-Gouverneurs rescriptum betreffend: 1.) daß diejenige, welche mit der universität a parte contrahiret, nicht vor anderen von den Ambtmann beschwehret werden sollen. 2.) daß das ambt mit keinen andern paßfuhren als welche Ihre Königliche Majestät, der General-Gouverneur oder die königlichen Regierungsräte unterschrieben, beschwehret werden solle. 5 Carl Gustaf Wrangel (1613– 1676): Generalgouverneur von Pommern.

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Schutzbrief für die Amtsuntertanen der Universität (1651)

Nachdehm hochermeldter seine Hochgräfflichen Gnaden und Excellentz die universität zum Greiffswaldt in ihren gestriges tages überreichten verschiedlichen puncten, unter andern und zwarten in 5. punct, klagendt zu vernehmen gegeben, welcher gestalt bey dem corpore academico fast täglicha über partialität und wiederwillen, womit der Hauptmann Edling1 andere, welche mit der universität à part contrahirt, persequiren thete,b querulirt werde. Gestalt dann auch derer querelen etliche schon hiebevor dem königlichen gouvernement vorgestellet worden, dahero sie gebührliche ansuchung gethan, solche der universität obligirte mit einem schutzbrieffe wieder dergleichen attentaten gnädig zu versehen; wie sie denn auch sich im sechsten punct nicht weniger über viel- und ungleichheit der paßfuhren gar hoch beklaget und deren reduction supplicando gebehten. Alß haben seiner Hochgräfflichen Gnaden und Excellenz dieser beyderseits billigmäßigen petitis stattgebendt, alle und jede des ambts Eldena unterthanen, in specie aber die jenigen, so der universität à part verobligirt seindte, hiemit und in krafft dieses in allerhochst gedachte Ihrer Königlichen Majestät schutz nehmen und ihnen dieses protectorium ertheilen. Auch wegen der paßfahren gnadig verordnen wollen, daß, im fall sichs oberzehlter maßen verhalten thut, der Hauptmann Edling sich aller attentaten, partialitet und wiederwillens gäntzlich zu enthalten und dagegen guter einigkeit zu befleißen, auch sonsten allenthalben angleichen und recht sich begnügen zu laßen haben solle. Gestatten, auch was die paßführen betrifft, hinführo niemanden einige, es sey dann, daß derselbe einen von mehr hochgemeldter seiner Hochgräfflichen Gnaden und Excellenz oder den Herrn Vice Gouverneur oder den consiliis status unterschrieben paß (welche restriction aber niemand auf Ihro Königliche Majestät oder andere von hoher handt kommende päße zu interpretiren hat) vorzuweisen habe, gegeben werden. Wornach sich männiglich insonderheit der Haubtmann zur Eldena zu richten. Uhrkündlich seiner Hochgräfflichen Gnaden und Excellenz eigenhändigen subscription und fürgestelten insiegels. Signatum Wolgast, den 20ten Decembris anno 1651. Gustav Wrangell manu propria

a

die letzten zwei Wörter unterstrichen.

1 Joachim

b die

letzten zwei Wörter unterstrichen.

Edling († 1665): Amtmann auf Eldena (1647–1653).

Statuten der Societas Germanica (1651)

15

6. 1651, [Greifswald] Statuten der Societas Germanica B – Stadtarchiv Greifswald, Sign. StAG Rep. 5 Nr. 7282, fol. 4v–10v; Format 315x92 mm. D – Dirk Alvermann, Unita forior – Natio Svecia und Societas Germanica als studentische Gesellschaften im Greifswald des 17. Jahrhunderts, in: Barock. Geschichte – Literatur – Kunst. Deutsch-polnische Kulturkontakte im 16.–18. Jahrhundert (= Deutschsprachige Sondernummer der Zeitschrift „Barok. Historia – Literatura – Sztuka“), Warschau 2006, S. 234–240. Die Societas Germanica taucht beinahe gleichzeitig mit der Natio Suecica als landsmannschaftliche Verbindung der deutschen Studenten um 1650 in den Quellen auf (vgl. Nr. 4). Allerdings muss sie schon seit 1645 existiert haben, wie die in B überlieferte Liste ihrer Kassenverwalter zeigt. Ab 1652 verschmolz die Societas mit der studentischen Chorgemeinschaft an St. Nikolai, die sich den Wiederaufbau der beim Turmeinsturz 1652 zerstörten Empore dieser Kirche zum Ziel gesetzt hatte. In den Jahren ihres Bestehens gerieten die Mitglieder der Societas immer wieder in Konflikt mit der akademischen Disziplinargerichtsbarkeit, die sie durch den Aufbau eigener korporativer Strukturen und Observanzen zwangsläufig untergrub. 1659 führte der Versuch der Societas, das Konzil zur Rücknahme von Relegationsurteilen gegen einige ihrer Mitglieder zu zwingen, zu einer schweren Auseinandersetzung, die schließlich in der Sezession ihrer Angehörgen aus Greifswald gipfelte und zum Eingreifen einer Regierungskommission führte. Die Societas musste öffentlich Abbitte leisten. Erst das Pennalismusedikt der schwedischen Regierung von 1662 (vgl. Nr. 20) verbot die Societas Germanica endgültig und führte zu ihrer offiziellen Auflösung.1 Die Akte mit dem Titel Societas studiosorum Gryphicarum enthält lediglich die Reste einer Kladde, die als Fragmente des ehemaligen Nationenbuches angesprochen werden dürfen. Der erhaltene Gesamttitel lautet Satura gestarum societatis studiosorum Gryphicarum. Nach einem Vermerk auf der Titelseite ist die Handschrift 1653 aus den Rechnungen der ehemaligen Vorsteher der Societas kompiliert worden.2 Diesem Zeitpunkt ist auch die Abschrift der Placita zuzurechnen. Im Anschluss ist die Kladde weiter benutzt worden, wie die Einträge der seniores und administratores fisci auf fol. 2v bis 4r zeigen, die sich über den Zeitraum von 1645 bis 1665 erstrecken.

Zur Geschichte der Societas Germanica vgl. Heinemann 1906, S. 82–90 und Alvermann 2006a, S. 217–223. 2 Collecta a variis praecedentorum societatis praefectorum rationibus et hunc ordinem redacta anno 1653. 1

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Statuten der Societas Germanica (1651)

Su;n qew`/ a

Placita Societatis Germanae in alma Gryphica usu olim conservata et ante annum in scripturam aliquadamtenus redacta, ast anno MDCLI quoad eius fieri potuit perfecta curantibus societatis hoc tempore senioribus et fisci curatoribus Militiam exercent, qui in castris musarum stipendia merentur. Cum autem exercitus, qui ex tot provinciarum et civitatum robore conglobatus, facillime dilabitur, nisi mutua animorum concordia contineatur: Nec talis honestatis conspiratio quicquam contra imperatorem eiusque vicarios machinatur, quod summa legum truculentia exstirpandum vel expiandum: Sicut et multo magis famulatur bellicae fortunae et imperatoris voto, ut tam praeclaris bigis, legis et spontaneae honestatis, summa felicitas maturetur, ita et nos, qui ex variis locorum culturis confluximus in nobile hoc litterarum emporium nullatenus feliciter musarum votis operamur, sed multo magis parentes domi genium suum defraudantes vana spe lactabimus, si vel humanitatis obliti rumperimusb illud vinculum, quo animorum promptitudo combinatur, et ita frena laxentur vel turbellarum procellis vel mutuis sordibus, seu quod deus clementissime prohibeat, fatali aestuic et lanienae. Nec hoc contra magistratum et legum vincula potest militare: Sed multo magis tale honestatis contubernium ipsi assurgit, cum oboedientiae et affectuum oblatione. Neque hoc solum causae nomen meretur. Peregrinus vano infortunii arbitrio est expositus, et quotidianum desiderat auxilium. Si quisquam nos miselli peregrinamur, qui partim parentum votis et sumptibus, partim stimulo virtutum et litterarum amore, praeter alia hoc musarum sacrarium inhabitamus. Igitur ut mutuum virtutum domicilium excolatur, medeamur adversitatum casibus. Omnis ansa praecidaturd impiorum machinis, haec observabimus. I. De societatis aerario 1 Nulla societas absque aerarii praesidio potest conservari. Plura enim eroganda veniunt vel in honestatis symbolum vel necessitatis postulata vel ine debitam animorum testationem. Quod et nobis observetur, qui tale societatis vinculum nectimus. Vel enim honorem novelli domini magnifici rectoris officio musicof prosequimur, vel clarissimis viris carmine graverbessert aus societis. nachgetragen.

a

b

rumpensiis.

c aestus.

d praedicatur.

e fehlt

B.

f über

der Zeile

Statuten der Societas Germanica (1651)

17

tulamur, vel sublevamus pauperum et exsulum necessitatem,a vel denique alii sumptus postulantur a quotidiano honestatis et concordiae exercitio. Insanum autem esset quotidieb ostiatim pulsare crumenas studiosorum et, quod una via possumus, pluribus velle affectare. Tum enim nimis avide exuerenturc suo argentario praesidio isti, qui adhuc in limine huius academiae sunt constituti. Ut et huic rei medium adhibeamus: Quilibet, qui antea sacris alicuius academiae non fuit inchoatus,d pro facultatum proportione assurgat nostro aerario, quod alias fiscum indigetamus. 2 Ne aerarium nostrum imparatum ad sublevationem alicuius necessitatis deprehendatur, novelli et triarii sive seniorese studiosi, pro ut deliberatum fuerit, erogabunt, imprimis quando officia nostra magnifico rectori honore musico exhibemus. Hocf ipsum, ne sumptibus fisco haut ferendis expediatur, consultent prius seniores et fiscales. Instructio quoque a prioribus fiscalibus hanc in causam designata inspici et pro placito consensu societatisg corrigi potest. Quod idem circa convivia annua attendendum. 3 Quicquid nummorum colligitur vel confertur ex multa pecuniaria illorum, qui placita nostra violant, sive quoque alio titulo veniat, fisco fideliter adnumeretur et a fiscalibus una cum aliquot senioribus studiosis cistae inseratur finito conventu. Sih etiam interim quid, ubi ordinarius conventus non instat, exsolvendum, de eo per schedulam vota colligenda, quibus adnuentibus quicquid de suo curatori erogaverit, in primo conventu e cistula reposcere integrum erit. Confer infra 2.9 schedula vero votorum asservanda, in tempus ubi rationes reddendae, quae cum illis cistae deposito officio inserantur. 4 Potestatem reserandi cistam maiorem penes nominatos seniores et fiscales iunctim esse volumus. Quo fine cuilibet peculiaris clavis decernatur, ne uni soli haec committantur. Cistulamj vero curatores fisci cum legibus, rationibus et actis nationalibus semper publice, conventus ordinarius

necessitate. b cotidie. c exurentur. d verbessert aus initiatus. e senioris. f folgender Text des Artikels am Rand markiert. g die letzten zwei Wörter über der Zeile von anderer Hand ergänzt. h folgender Text des Artikels am Rand markiert. i curatore. j folgender Text des Artikels am Rand markiert und ein Verweis auf Kap. II, Art. 5. Infr. d. n. [...] 5. a

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Statuten der Societas Germanica (1651)

quando habetur, in promptu habeant.a Ne fiscales vel seniores ob unius nummi insertionem in dies graventur, certum solutionis debitorum, forsitan quando ordinarius conventus habetur, tempus statuatur, ubi si dilationem petant in futurum et sequentem prorogatio potest concedi; modo ante absolutionem omnia solvantur.b Hi vero, qui indigent ipsis, ut fiscus quid ministret, ultra vires non gravandi. II. De fiscalibusc 1 Constituantur duo fiscales, qui sunt fideles publicae pecuniae custodes. 2 Eligantur a praesentia totius societatis illi, qui vel aetate vel vitae eruditionisque testimonio spectabiles ad praesentationem seniorum.d 3 Illi ipsi sint fideles, omne damnum societatis averruncantes.e 4 Quoties novellus academiarum candidatus accesserit, libro nationali hi, ut nomen eius inseratur, curabunt, utf quando ordinarius conventus instat, publice ipsius nomen deferant et cuiusque studiosorum mentem de illius moribus et facultatibus audiant, ut quantum aerario suppeditare possit, eliciatur. Sicuti et alias, attamen causa sontica effligitante, apud eos conventum indicendi et cogendi ius erit. Conventus extraordinarii, si quando indicendi seniores causas proponendas conferant, ad quorum applausum fiat convocatio. Conventui finem imponunt fiscales. Causis ergo propositis nec dum omnibus decisis nemo frivole discedat. Litigia sub proposito casu inter studiosos orta fiscales signo dato dirimant et ad audientiam moneant, quo absque strepitu quisque votum ferat et si causa gravis, ne aperte votum quisque suum litigiis exponat, schedulae subscribi notula quadam procurent.g

a danach am Rand ergänzt und wieder gestrichen Altero clavis et rationum altero cista curam gerente. b danach am Rand ergänzt Nullius admissa studiosi cautione. c danach ergänzt Titulus d danach gestrichen unleserlich, danach ergänzt dicto infra modo. e averuncantes. II. f folgender Text des Artikels am Rand markiert. g procuret.

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5 Ne autem uni officium hoc nimis grave putetur, possunt reciprocari ita, ut per vices elapso anni quadrantea alter curam aerarii quo debito tempore in conventu ordinario quisque credita solvat et quae in conventu proponenda suscipiat; alter vero cetera, quae societatis iura conservandi spectant circa iuniorum mores advertendos, ut et eosdem recipiendos vel absolvendos, communicato consilio subeat.b Quomodo et quisque exemplar rationum ad manus habebit. Simultates, si quae inter studiosos occurrant, votis societatis dirimant. 6 Officium fiscalium sit ambulatorium, singulo etiam anni quadrante, custoditae et dispensatae pecuniae rationem dabunt. Quod toti societati denuntietur, et tum publice aliquot alii veterani studiosi, qui nomine praedictae societatis libros rationarios examinent, decernantur. 7 Officium illud cum dimidio anni exspiret. Sed potest continuari, pro ut visum fuerit ex commodo et utilitate totius unanimae societatis votis de novo correspondentibus. 8 Nulli studiosorum ne fiscali quidem vel seniori ex fisco aliquid commodetur, nisi ex consensu totius societatis,c et tunc satis fides autographo praedaved vel potius pretioso pignore cautum fiat.e Sin minus in fiscales damnum redundabit. Si quis autem autographum intra praescriptum tempus non reluat, et tamen discedat, hunc scripto fiscalis sollicitabit. Sollicitatus semestri spatio nomen non expediens insigni stigmate notetur. Pignus autem exstans hastae subicitur. Fideiussor item datus, si fallat, eandem poenam subeat. 9 Si quid pauperibus elargiendum vel carmine vel musices sollemnitate litandum, societati convocatae denuntient, ex cuius honesto arbitrio et sententia suppeditetur vel erogetur.

a

über der Zeile korrigiert.

b subeant.

c socitatis.

d praedeve.

e fiet.

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10 Iuniores ne servitiis illiberalibus graventur, curam habeat fiscalis: Attendat etiam, ne iia ipsi longius hinc absint cum aliorsum profecti. Et quando anno elapso iura societatis ambeunt, prius ut creditoribus satisfaciant, moneat et instet.b Quomodo et ante manum traditionis applausum pretium sive debita numerari iubeat. Praesertim serio quoque officii legibus hisce studiosis novellis praescripti admoneat, scilicet de reverentia erga seniores, ne licentiae frena laxata sibi hisce persuadeant. 11 Quoniam publicum societatis munus gestant, vigilent pro ipsius fama et dignitate. Si quos deprehenderint vel inaudiverint, qui honestatem proculcaverint vel conspurcaverint nostrum ordinem, ut vitae vel factorum enormitate dei vindicis manum, magnifici iram emeriti videantur, publice deferant, quo ita vel emendentur vel eiciantur, quam ob causam elapso semestri spatio leges hae publice proponantur et legantur. 12 Si vel ex nostrorum statutorum rigore vel alia necessitate coacti deposuerint munusc ratione reddita liberum esto societatid alios eligere. 13 Ne autem cum propriae sortis dispendio publice vigilasse videantur, pro tempore gestati muneris gratitudinem et benevolentiam suam societase cum libro pretioso offeret. 14 Quod si forte in officio adhuc constitutif hinc discedere necesse habeant, octavo vel ad minimum quarto ante abitum die convocata societate se decenter abdicabunt, et cum muniis calculum ponent. Si quis autem secus faxit, nempe pro colendog publicum bonum,g illudque contemptus habendo, illi nomine totius societatis a senioribus memoria muneris refricetur, vel pleno eiusdem consensu honore exuatur. Enormiter etiam ut alias fiscum defraudaverit, signo aliquo infami libro rationario inseratur. Aerarii curatores ubi munus deposuerint exacto tempore, deputentur duo vel tres e numero studiosorum inquisitores, qui statim libros nationales ad a

verbessert aus iis. b iustet. h banum.

g procolando.

c manus.

d societatis.

e verbessert

aus societatis.

f verbessert.

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se recipiant inque rationes et acta eiusdem inquirant, et an ex praescripto illi discesserint, calculo recte demum ab his posito, omnibusque bene ponderatis, facta toti societati relatione rationes descriptae subscribantur et cistae inserantur. Correctores etiam aliquot iidem vel alii deputentur, qui antequam novi fiscales (curatores) suscipiantur, videant et animadvertant,a an nova lege aliqua, quae futuri curatores et studiosi veniant obstringendi, opus sit, et aliquid in prioribus emendandum, idque perficiant intra mensis spatium. Quibus peractis demum novi curatores administrationem suscipiant. III. De senioribus 1 Senioribus pro iure omnis societatis tum etiam naturae honor et observantia tribuatur ab illis, tam qui in hac quam in aliis academiis sunt initiati. E numero autem illorum aliqui designari possunt, qui supremamb inspectionem et curam habeant, et fiscales, si segnes fuerint, officii moneant. Qui si monitionibus amicis nil praestent, convocabunt totam super hoc societatem. Quae ut felicius succedant, ad normam legum harum, quilibet eorum descriptas has leges habebit, successorique fideliter tradat.c 2 Imprimis senioribus primum votum tribuit societas, de ceterisque iudicandi quoque et potestatem proponendi. Seniorum et admodum curatorum a societate constitutorum officium erit curare, ut determinato tempore idoneae personae, quarum fides et bona perspecta, societati eiusque aerario ceu curatores praeficiantur. Praesentatio eorum seniorum erit. Electio totius societatis. 3 Consilio autem aliquot veteranorum aliorum studiosorum seniores sex personas schedula praesentent, horum duo, in quos plurima vota consensere, munus assument. In conventibus vero quo legum et rationum ut et designationis actorum publicorum exemplar, cui breviter decisad inscribantur, in promptu sit, vigilent.

a

animadvertent.

d decissa.

b danach

Schreiberwechsel.

c danach

gestrichen Titulus III de senioribus.

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4 Qua convivia annua, videant ne sumptuosa instituantur, quin potius, ut pecunia haec publica ad pios usus societatique honori cedentes erogetur, promovebunt. IV. 1 Honeste quilibet famam et dignitatem nominis studiosi tueatur. Qui autem comissando vel plebeia conversatiuncula seu familiaritate maculaverit, vel alio exsecrabili dedecore hunc ordinem conspurcaverit, exesto. 2 Si quis ex publica causa citatus fuerit, compareat. Sin contumax et iniurius fuerit, ad iterationem citationis a societate poena exacerbetur, sed caute habendus respectus personarum, ne conspicuum aliquod membrum societatis temeraria citatione vel feroculis novellorum machinis dedecoretur et ita ex praepostero sensu et voto totum honestatis contubernium dilabitur. 3 In publicis conventibus p[ri]mae aetatis studiosi non nimis sua vota maturent, sed prius seniorum iudicium et sensum audiant. Incivile enim et plane ridiculum esset, promiscuo ululatu quaerere societatis commodum: Reo poena taleri statuatur. Ad evitandam autem rixam ordo absolutionis tum sessionis tum vota ferendi servetur. 4 Quodsi fiscales ordinem non observent, nec quorumlibet suffragia exigunt, et tamen sententias ferre instituant, integrum erit cuivis studioso decenter monere, quo legum norma observetur. Dehinc denumeratis votis penes fiscales et seniores erit, rationes ponderare et iudicare, et saniora pluribus praeferre, videntes, ne ullus favori odiove locus relinquatur.

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5 Quare nulli impune sit privata auctoritate indicere conventum. Hoc enim esto fiscalium, excepto casu, qui supra titulum de senioribus positus est. a

6 Ex aliis academiis studiosi sive veterani sive novelli nisi se membra societatis professi fuerint, procul sint a nobis nec annumerentur; uti nec societatis iure, ceu officio iuniorum particeps erunt ii, qui numquam publicis conventibus intersunt. 7 Praeprimis iure nostrae societatis nuper hic donatis non sit licitum, illico sibi vindicari ius in nondum pileo donatorum (vix anno et septimanarum praefinito spatio elapso) facultates involandi, in illisque exagitandis, aut quod gravius est verberandis vires suas periclitandi, poena esto unius taleri, quae exacerbari etiam potest. 8 Honeste igitur iuniores excipiantur, nec pro cuiuslibet libidine instar mancipiorum rotentur versenturque. 9 Membrum societatis quis fit, suum nomen albo societatis inscribendo et offerendo quidpiam fisco. 10 Nemo ex his, qui hactenus iuniorum nomine veniere, societatis nostrae privilegiis gaudebit, nisi anno praecise elapso. Sequentibus annum duodecim hebdomadibus plumas gladiumque de die gestare prohibentur. Contrarium patraturi in pristinum statum reiciuntor, sive etiam multa arbitratia puniuntor. Eandem poenam incurrent, qui sordidis officiis et exactionibus iuniores gravant. Si quo tamen necesse habeant officio illorum in describendis quibusdam vel aliis operibus fiscali indicent, ne, qui domi habent, quod curent, aliorum negotiis praepediti hospitum odium taediumqueb sibi consciscant.

a

davor gestrichen non.

b toediumque.

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11 Sellae aedis sacrae studiosorum communis,a non nisi sexta hebdomade post annum absolutionis elapsa, particeps erunt. Antiquum etiam morem introducendi, assumptis uno vel altero ex veteranis comite, servatum volumus. V.b De iunioribus 1 Cum isti, qui primitus academias salutant, solent muscosos mores alere, quos etiam non translatiec exercent vel exercere conantur, quando quasi emancipati luxuriantur, rusticantur, beluantur,d debacchantur et non nisi effusam licentiam eorume habent. Solent etiam plerumque eo dementiae prolabi, ut nec senioribus assurgant, neque ulli honorato signa modestiae et humanitatis exhibeant. Igitur si velint nobiscum degere et aliquando participare iura nostri sodalicii, severis repagulis coerceantur et deponant puerilem rusticitatem. Honesta et gravis sit nostra familiaritas, non trivialis. Idcirco isti meliorum morum candidati haec diligentissime advertant. 2 Quando fiscalem accesserunt et inscriptione impetrati societatis iura, componant se ad modestiam et ex eo statim deponant luxuriosas vestium lacinias, quibus hactenus inter plebeios tumide affectarunt miraculum. 3 Si quis autem post receptionem modestiam exuerit et debitum honorem studiosis aliisque viris spectabilibus denegaverit, vindictam sperabit arbitrariam. 4 Ut fiscus noster aliquamtenus ad sustinenda onera societatis sublevetur, quilibet iuniorum quot mensibus 6 asses dabit.

a

communi.

b radiert

finis.

c tralatie.

d belluantur.

e earum.

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5 Quando sunt recepti, toties compareant in area conventus et aede sacra ad deductionem funeris, quoties indicabitur, absens multabitur semifloreno. 6 Fiscales et seniores, a convocantium (ut vocant) binorum quot hebdomadibus, alterius hora octava matutina, alterius prima pomeridiana, officiis frequententur. Reliqua societatis membra indistinctim operis iuniorum utuntor, nec ulli esto ius proprii cuiusdam famulitii. Huius officii immemores plectuntur multa 6 assium. Morbo vero vel itinere praepediti alios substituant. 7 Si quando iussi convocare totam societatem, unum vel alterum praeterierunt, pro quolibet praeterito 6 assibus multantur. 8 Iidem convocantes nomina singulorum societatis nostrae membrorum a fiscalibus exhibita probe teneant, ut si quando nominalia cuiusdam tam studiosi quam iunioris acciderint, nomine totius societatis gratari possint. Quorum nomina in fastis (hic locorum usitatis) expressa non reperiuntur, illos in festo sanctorum gratulatione excipi oportet. Carmen concinnatum prius uni ad minimum fiscali ostendatur. Pro voto vincinalia a studioso semiflorenus, a iuniore vero florenus postulabitur fisco adnumerandus. Quodsi convocantes huius officii obliviscantur, floreno damnabuntur. 9 Cum etiam comperimus, quod plerumque isti poculorum nepotati soleant evagari in vicinos pagos, vel remotiores vicos ibique temptare gutturis ingluviem comissando et turpissima vita denigrare nostrum ordinem, prohibemus, ne quisquam tam insigniter impudentiae frena laxet, nobisque notam turpitudinis inurat. Reus singulari vel exclusionis vel correctionis genere multabitur, mitissima multa erit taleri. Si quis autem honestum vel necessarium iter est suscepturus, fiscali indicet prius, ut impetrabilis fiat. Hoc susque deque habens hinc alio qui demigraverit, dabit florenum; ultra septimanam emanenti poena quoque erit floreno, vel tempus anno computabitur. a

vinciali.

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Statuten der Societas Germanica (1651)

10 Quicumque inter moenia cauponis vel oenopoliis indulgens vel in cerevisiario quodam effugio deprehensus fuerit, non impune abibit. Ordinaria his poena erit postpositio ad 6 septimanas, quae ipsa poena pro delicti gravitate exacerbari poterit. 11 Quicumque ibidem solus vel inter ceteros sui ordinis nocte Stentoriaa 1 voce interturbabit, vel plateas gladio vulnerabit, insigniter a societate tota excipietur. In praesentia studiosi non iussus id sibi ex crapula vel proairevsei sumens multabitur talero. 12 Oneribus et servitiis si graventur iuniores, praesertim genere nobiles, non sustinendis, fiscalem vel seniorem studiosum compellabunt. 13b Neque etiam pugnantia inter eos oriri iurgia volumus. Si quando autem a verbis ad verbera deventum fuerit, uterque ut culpae ita et multae obnoxius esto; ast altero cedente, cedens multabitur. Poena esto taleri vel ultra, prout iniuria acerbior fuerit. 14c Ex tempore non receptionis sed inscriptionis currat annus nec in aliorum gratiam aut redhostimentum terminus, a quo fingatur. Si quis in hoc convictus fuerit fiscalis, tamquam suspectus semovetor; qui vero immunitatem petierit novellus, ad legitimum tempus postponitor. VI. 1 Haecce inviolata servari volumus. a verbessert. b verbessert aus 12. beschriebenen fol. 9r ergänzt. 1 Nach

c Dieser

Artikel wurde nachträglich auf dem sonst un-

Stentor, einem in Homers Ilias 5,785 erwähnten Helden, dessen laute Stimme sprichwörtlich wurde.

Resolution Königin Christinas für die Universität (1653)

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2 Casus tamen alii pro circumstantiae varietate si quando in futurum offerant, singulari schedula vel a latere possunt notari, ne in infinitum mutetur liber hic et ita fiscus gravetur. 3 Desideranti unicuique studioso horuma lectionem non denegabit fiscalis, uti nec descriptionem. 4 Copia vel exemplum horum placitorum cuilibet fiscalium et seniorum ad manus esto. 5 Exemplar etiam singulare cistae inseratur, ne qua falsatio committi possit. Finis 7. 1653 September 24, Stockholm Resolution der schwedischen Königin Christina über die künftige Verwaltung und Ausstattung der Universität B1 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Riksregistraturet B 290 (1653), fol. 1822r–1826v; Format 213x340 mm. B2 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 13, pag. 296– 301, S. 1–6 mit Text; Format 329x207 mm. B3 – Riksarkivet Stockholm, Sign RAS Pommeranica Vol. 438, unfoliiert, 8 Blatt; Format 328x195 mm. B4 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 5r–10v; Format 335x205 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 861–864.

a

harum.

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Resolution Königin Christinas für die Universität (1653)

Die Resolution Königin Christinas stellte für die kommenden Jahre die Grundlage der schwedischen Politik gegenüber der Universität Greifswald dar, indem sie grundsätzliche Entscheidungen hinsichtlich der Verwaltung und Ausstattung formulierte sowie die wirtschaftlichen Entwicklungsbedingungen der Universität beschrieb. Zugleich markiert die Resolution auch das Ende der nach 1649 sehr viel weiter gesteckten Ziele, welche Christinas Regierung mit der geplanten Wiederaufrichtung und Ausstattung der Universität verbunden hatte. Die Übertragung von kanzlerähnlichen Befugnissen an Lillieström, die Aufmerksamkeit, die die Einrichtungskommission für Pommern im Auftrag der Königin auf die Universität und insbesondere das Amt Eldena gerichtet hatte, die hohen Ansätze für die Universität im 1651 aufgestellten Etat für Pommern und manches mehr, waren am äußeren und inneren Zustand der Universität und an der Weigerung der Landstände, sich an den nötigen Kosten zu beteiligen, gescheitert. Die Idee, die Universität Greifswald auf eine Stufe mit der Universität Uppsala zu heben und ihr eine kulturelle Leitfunktion in den neuen schwedischen Ostseeprovinzen zuzuschreiben, war damit gescheitert.1 Die Resolution greift minutiös die von der Universität gemachten Vorschläge auf,2 wobei Punkt 7 und 8 auf den einen Punkt 7 der Gravamina rekurrieren, der beide Anliegen enthält. Den größten Teil der Regelungen nehmen die wirtschaftlichen Probleme des Amtes Eldena und ihre Lösung ein, wobei die Königin die Entlassung des Amtmanns verfügte und ankündigte, die Güterverwaltung auf eine neue Grundlage zu stellen.3 Um deren konkrete Gestalt festzulegen, sollten eine Generalvisitation und die Gutachten der wieder oder neu eingerichteten Ämter des Kanzlers, Prokanzlers und zweier Kuratoren herangezogen werden. Zum Kanzler der Universität wurde 1654 der spätere Tribunalspräsident Johann Oxenstierna ernannt. Als Kuratoren wirkten seit 1653 Johan Nicodemi Lillieström und Gert Anton Rehnskiöld. Das Amt des Prokanzlers blieb, soweit nicht die Kuratoren dafür einstanden, unbesetzt.4 Die Einsetzung eines Kanzlers, verbunden mit der Übernahme des im Westfälischen Frieden an die Krone Schwedens gefallenen alleinigen Patronats über die Universität, stellen die verfassungsgeschichtlich wichtigsten Bestandteile der Resolution dar. Die Erhöhung der Zahl der Professoren auf 18 und die Festsetzung ihrer Gehälter stellt gegenüber den zuvor geäußerten Plänen der Königin, 21 Professoren mit einem jeweiligen Gehalt von 300 Rthl. zu besolden, einen deutlichen Rückschritt dar. Auch der Plan, das Konviktorium erheblich zu erweitern (6 Tische) oder aber es zu schließen und an dessen Stelle 50 Stipendien zu stiften, wurde mit vorliegender Resolution fallen gelassen.5 Textgrundlage für die Edition ist B1, die eine Abschrift des Konzeptes in der Reichsregistratur darstellt. Sie wurde um die dort fehlende Datierung und die Unterschriften aus B2 ergänzt. Offensichtliche Schreibfehler wurden nach der Variante in B2 verbessert. B2 stellt eine zeitgenössische Abschrift dar, während B3 im Zuge der 1699–1700 durchgeführten Visitation der Universität entstand. B4 ist in 2 Greifswaldische Universität Gravamina, UAG Altes Vgl. Seth 1956, S. 36–41. Rektorat St. 13, pag. 301–311. 3 Dähnert gibt hier einen verfälschten Text wieder, der vermuten lässt, die Königin hätte die Wiederbesetzung der Stelle untersagt, was aber nicht der Fall ist. Vgl. Dähnert II/1767, S. 863 (V.5). 4 Vgl. Seth 1956, S. 42. 5 Zu diesen Plänen vgl. Seth 1956, S. 39–42.

1

Resolution Königin Christinas für die Universität (1653)

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einem Abschriftenkonvolut aus dem ehemaligen Besitz Augustin von Balthasars enthalten, das aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt.

Ihrer Königlichen Majestät unser allergnädigsten Königin undt Frauen resolution uber dero universität zu Greifswaldt durch den abgeordneten Magister Johannem Hieronimum Staudium,1 orientalium linguarum Profeßorem ordinarium daselbst, ihro vorgetragene desideria.a 2 Eß vernehmen höchstgedachte Ihro Königliche Majestät zwar nicht gern, daß dero universität zu Greiffswaldt sich anitzo in so bekummertem zustande befinden solle, daß sie jemanden ihres mittels umb erleichterung ihrer angelegenheiten anhero abzuordnen vor nötig erachtet, zumahlen Ihr Königliche Majestät verhofft, es würden ihre gravamina dorten in loco vom gouvernement der notturfft abgethan werden können.b Sie haben aber nichts desto minder solche ihre abordnung in gnaden vernommen, zumahlen sie auch etwaß unter denen in dem ubergebenen memorial enthaltenen desideriis befunden, welches dorten nicht hatt resolviret werden können,c undt ohne daß leichtlich ermeßen, daß dero gouvernement in dem übrigen cum effectu zu resolviren, wegen der zeiten ungelegenheiten biß dato schwehr, wo nicht gantz unmuglich gefallen. I. Erklehren sich demnach uff daß erste, weil daß bißthumb Cammin numehro secularisirt und also kein Bischoff mehr verhanden, so daß cancellariatd der academiae verwalten muge, die vorige communion auch zwischen der vor- undt hinterpommerschen regierung (außer waß daß camminische capittel betrifft) vermuge deß oßnabruggischen fridenschlußes3 hernacher auch deß mit Chur-Brandenburgk jüngst uffgerichteten grentzvergleichs4 gäntzlich ufgehoben, undt also daß ius patronatus uber die greiffswaldische universität Ihrer Königlichen

am Rand wurde der Kanzleisekretär genannt von Schwalch (siehe Anm. 2 auf dieser Seite). b die letzten 13 Wörter unterstrichen B2. c die letzten 14 Wörter unterstrichen B2. d die letzten 19 Wörter unterstrichen, Marginalie Wegen das cancellariat B2. a

1 Johann

Hieronymus Staude (1615–1663): seit 1651 außerordentlicher Professor für orientalische Sprachen. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 259. 2 Christoph Friedrich von Schwalch († 1656): Kanzleisekretär der deutschen Kanzlei seit 1636. Vgl. Heinemann 1901, S. 209. 3 Vgl. dazu Müller 1949, S. 138f. (§4 und §5). 4 Vgl. dazu Moerner 1867, S. 166–174, hier S. 169f. Dähnert 1782 (Supplementband 1), S. 39–45.

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Resolution Königin Christinas für die Universität (1653)

Majestät undt der Chron Schweden allein heimbgefallen.a So wollen Ihr Königliche Majestät ehist einen gewißen Cancellarium academiae constituiren,b welcher derselben in furfallenden angelegenheiten adsistiren undt behulflich erscheinen solle. Undt weil derselbe nicht allezeit in loco sich etwa möchte auffhalten können, wollen sie daneben einen Pro Cancellarium undt zwene Curatores verordnen undt denenselben einbinden,c sich der universität wohlfahrt, conservation und aufnehmend bester maßen angelegen und befohlen seyn zu laßen. II. Ihr Königliche Majestät laßen ihro fürs andere der universitaet gethanen vorschlag wegen abschaffung des hochschädtlichen pennal wesens in den teutschen academien in gnaden wohl gefallen undt seint entschloßen, mit den teutschen Chur- undt Fürsten, welche universitäten angerichtet, sich ehisten zu vereinigen, damit wieder solch unwesen auf dem reichstagk ein general verbott darwieder publicirt undt daruber fest und steiff gehalten werden muge. Zu welchem ende, undt damit solches desto ehe undt beßer succediren möge,e sie ihren zu Regenßpurg itzo anwesenden gesandter gewiße ordre deßfalß alsofort ertheilen wollen. III. Daß die universität aus denen in dem dritten punct enthaltenen uhrsachen in so schlechten zustandt gerahten, ist Ihrer Königlichen Majestät fast unliebf zu vernehmen. Wie aber die hulffe undt remedirung durch muglichste wegkreumung solcher uhrsachen am besten zu practiciren, so hetten Ihr Königliche Majestät furs erste zwar wunschen mugen, daß der letztverstorbene Hertzog seeliger daß patrimonium der universitet mit einer so hohen schulden last nicht gravirt, zu mahlen Ihr Königliche Majestät der meinung seyn, daß solche die landtschafft billig hette tragen sollen,g undt waß hernacher an deservitis salariorum der Professoren zugewachsen,h uff andere billigere undt bequemere wege alß vermittelst distrahirung deß patrimonii abgeleget werden können.i Wie aber die ruin, die letzten 23 Wörter unterstrichen, Marginalie Das ius patronatus gehoret Ihrer Majestät allein zue B2. b die letzten drei Wörter unterstrichen, Marginalie Einen Cancellarium zue constituiren B2. c einbilden B2. d die letzten 32 Wörter unterstrichen, Marginalie In loco verordnen Ihre Königliche Majestät einen Pro Cancellario undt zwene Curatores B2. e die letzten zwölf Wörter fehlen B2. f unließ B1. g die letzten 16 Wörter unterstrichen, Marginalie Ihrer Königlichen Majestät meinung, das die landtschafft die schuldenlast hette tragen sollen B2. h zugewachsder B1. i die letzten acht Wörter unterstrichen, Marginalie [...] distrahi[rung] das patrimo[ni]um B2. a

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so durch kriegs recidivena alß per vim majorem entstanden, nicht zu endern gewesen, so halten Ihr Königliche Majestät hergegen vor gantz unbillig, daß die academia durch die ubele administration deß Hauptmans zu Eldenaw sowohl auch vorenthaltung dererb schulden, welche der universitet zustehen, in fernern ruin gesetzet werden sollen. IV. Seindt demnach mit der universitet so weit einig, daß allem unheil vorzubauen 1. ein bequehmes expedient sey, eine general visitation deß gedachten ampts ehist anzustellen, maßen denn Ihr Königliche Majestät bereits daruff bedacht gewesen, undt den 17. Augusti iungsthin an dero Gouverneur und Regierungs Rähte in Pommern behufige ordre ergehen laßen, nicht zweiffelndt, dieselbe solche visitation mit dem furderlichsten anstellen und sich eußerst angelegen seyn laßen werden, der universitet general undt special gravamina vorzunehmen, der gebuhr behören undt finaliter decidiren, damit die universitet zu ruhesamen possess und völligen hebung der ampts intraden gelangen möge.d 2. Weil aber Ihre Königliche Majestät gnugsamb vehrnehmen, daß dahin schwerlich wirdt zu gelangen seyn, ehe daß ampt von der schweren schuldenlast befreyet, so wollen sie ihren zur einrichtung deß landes bevollmächtigten commissarien ferner dahin beordern, daß sie die landtschafft, solche schulden burde uff sich zu nehmen,e mit bequehmen rationibus zu induciren sich alles fleißes bemuhen sollen. 3. Da aber uber allen angewandten fleiß solches nicht zu erheben seyn möchte, wollen Ihr Königliche Majestät uf wege bedacht seyn, damit der universitet mit einer erklecklichen hulffe aus andern mitteln unter die arme gegriffen werde.f 4. Zu voraus aber halten sie davor, daß zu abhelffung der schuldenlast ein zureichendes undt bequähmes mittell sey, wan zu erst die schulden bey der visitation undt zulegenden liquidation recht untersuchet wurden,g dabey nicht so sehr waß ein oder ander vielleicht sub- et obreptitie außgewürcket zu sehen, alß waß vor sich recht, billig undt iurem et utilitatem universitatis realiter convertirth zu examiniren undt in c

residiven B1. b die letzten zwölf Wörter unterstrichen, Marginalie Wegen des Hauptmans [übe]le administration B2. c Marginalie von der visitation B2. d die letzten 25 Wörter unterstrichen, Marginalie Generall undt special gravamina vorzunehmen [da]mit die universitet [zu]e ruhsamen posses undt vollige hebung [ge]langen möge B2. e die letzten 18 Wörter unterstrichen, Marginalie Die landtschafft zue persuadiren, das sie die schulldenlast auf sich zu nehmen B2. f die letzten 15 Wörter unterstrichen, Marginalie Wo diß nicht angehet, soll sie doch von andren mitteln geholffen B2. g die letzten sechs Wörter unterstrichen, Marginalie Die schullden recht zue unterscheiden undt recht beleuchten B2. h convertit B1. a

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Resolution Königin Christinas für die Universität (1653)

richtigkeita zu bringen, zu mahlen befindtlich seyn möchte, daß etzliche unnutze schulden ermachet,b vorhin nicht ubliche salaria angerichtet, zinsen uf pöste, so nicht zinßbar seyn oder itziger zeiten beschaffenheit nach nicht seyn sollen,c geschlagen (woruber vor diesem von den landtständen selbst klagen undt gravamina gefuhrt worden) undt dann ferner wann dem instrumento dotationisd undt dem landtags abscheide de anno 1626,1 darinnen den praesentibus et actu docentibus allein die einkommen zugeeignet, nachgegangen undt also vor jedtweder nicht gehaltenen lection 4 marck sundisch abgezogen undt zue gleich von denen, so der universitet gueterf oder acker in possess gehabt, richtige rechnungen abgefordert wurden.g 5. Unterdeßen aber, weil Ihr Königliche Majestät vernehmen, daß die von ihr außerhalb der gewöhnlichen zahl constituirte Professores, alß Licentiat König,h 2 Doctor Monavius3 undt Magister Staudius4 a reditibus praefecturae von den alten Professoribus (welches aber billig nicht seyn sollen) gäntzlichen außgeschloßen, so wollen Ihr Königliche Majestät eintausent reichstaleri verordnen, welche unter diesen dreyen pro rata eines jeden nachstandes proportionaliter von den Curatoribus academiae getheilet werden sollen, damit ihre noht fur der handt auch in etwaß gestillet werden möge. V. Damit nun universitas zu dero beßern auffnehmen uber dieses auch Ihrer Königlichen Majestät gnädigste gewogenheit ferner verspuren möge, wollen sie derselben von denen in instrumento dotationis enthaltenen reservatis folgende in gnaden abgetreten haben; alß 1. wollen sie durch dero gouvernement mit den landtstenden handeln laßen, daß sie die quota an den steuren, so dem ampt Eldenow iedesmahls zu tragen kommen möchte, etwa uff funff jahr ubertragen,j wobey dann auch die patrimonial die letzten 26 Wörter unterstrichen B2. b gemacht B2. c die letzten 20 Wörter unterstrichen, Marginalie [W]egen zinsen B2. d die letzten drei Wörter unterstrichen, Marginalie Ihr Majestät beruffen sich auf das instrumentum dotationis B2. e die letzten 28 Wörter und Zahlen unterstrichen, Marginalie Lantag abscheidt anno 1626 wegen verseumungh der lectionen B2. f guitter B1. g die letzten zehn Wörter unterstrichen, Marginalie Die possessores sollen richtige rechnungh abstaten B2. h D. PommerEsche D. i die letzten 34 Wörter unterstrichen B2. j die letzten 21 Wörter unterstrichen, Marginalie Das ampt soll wegen der steuren [fünf] jahr frey bleiben B2. a

1 Landtags-Abschied

vom 30. Juni 1626. Siehe Dähnert I/1765, S. 641–647. 2 Johann Friedrich König (1619–1664): außerordentlicher Professor der Theologie. Vgl. ADB XVI/1882, S. 515f. Kosegarten I/1857, S. 256. 3 Friedrich Monau (1592–1659): außerordentlicher Professor an der Medizinischen Fakultät. Vgl. Lange 1898, S. 220. Kosegarten I/1857, S. 258. 4 Johann Hieronymus Staude (1615–1663): siehe Anm. 1 auf S. 29.

Resolution Königin Christinas für die Universität (1653)

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guetera pro rata mit antretten mußen, damit es den landtständen umb soviel winiger bedencklich fallen möchte. 2. Zum andern remittiren Ihr Königliche Majestät der universitet biß dahin, daß das ampt in ziemblichen wohlstandt gebracht, die fahr- undt fuhesdiensten in publicquen geschefften.b 3. Zum dritten remittiren sie auch biß dahin die wegen der regierungs officirer und diener außrichtungs und ablager in der dotation vorbehaltene funffhundert gulden.c 4. Undt ob sie zwar die jachten ihro in solidum reserviren, wollen sie doch dem gouvernement befehlen, daß die ampts unterthanen in dem negst folgenden vier jahren zu keinen andern alß wulffsjachten sollend aufwarten, damit die ackere höffe unterdeßen umb so vielf beßer gebauwet undt instandt gebracht werden können. 5. Nachdem auch universitas sich uber den itzigen Hauptman sehr beschwehret, so haben Ihr Königliche Majestät so wohl umb ersparung großer unkosten (weil daß oeconomy wesen durch einen Amptman oder Verwalter mit geringer spesen gnugsamb vorgestanden werden kan) alß umb stifftung einigkeit willen, denselben seines dienstes erlaßen undt die administration einem andern ufftrageng wollen.h VI. Weil Ihr Königliche Majestät auch auß mehrgedachten instrumento dotationis befinden, daß das dorff Hanshagen mitt allem waß darinnen und dazu belägen von dem hochwohlseeligen Fürsten cedirt, worunter auch die hanshager muhle (welche hernach etwa durch ungleichen bericht davon abkommen, und Secretario Jacobo Stypman1 zutheil worden) billig mit begriffen, alß sollen Gouverneur unndt Regierungs Rähte diese sache mit fleiß untersuchen und nach befindung der sachen wahren beschaffenheit dahin trachten, damit solche muhle oder wan an pächten, diensten und andern hebungen dem amptei unfugsamer weise et per sub et

guitter B1. b die letzten 24 Wörter unterstrichen, Marginalie Jahres freyheit [der] fur undt [fu]es dienste B2. c die letzten 21 Wörter unterstrichen, Marginalie Jahres frey[heit] der abla[ger] gelder B2. d so den B1. e die letzten 15 Wörter unterstrichen, Marginalie [frey]heit der [jach]ten außer [der] wulffs [j]acht B2. f so wohl B1. g der gesamte Punkt 5 unterstrichen, Marginalie Jetzigen Heuptman seines dienstes zue erlaßen B2. h statt der letzten vier Wörter i die letzten 45 Wörter unterstrichen, Marginalie Die niemanden auftragen wollen D. Hanshager mühle wieder zum ampt zu ziehen B2. a

1 Jacob

von Stypman (1610–1673): außerordentlicher Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 257. Lange 1898, S. 336.

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Resolution Königin Christinas für die Universität (1653)

obreptionem entwandt,a demselben wieder einverleibet und der universitet restituiret werde.b VII. Den numerum Professorum wollen Ihr Königliche Majestät biß auff achtzehenc augiren, solcher gestalt daß vier theologiae, vier iuris, drey medicinaed und sieben philosophiae Professorese seyn sollen. Undt ob sief zwar vor einiger zeit der geneigten meinung wehren, daß ein jeder dreyhundert reichstaler loco salarii gegeben werden könten, so befinden sie doch, daß man sich nach den zeiten und mitteln reguliren muß, undt werden die stipendia biß ferner verbeßerung uf zweyhundert reichstalerg restringiret. Wie jenige Professores, welche keine eigene wohnungen haben, bequehm zu logiren, davor werdenh die Curatores sorge tragen. Den probstey hoff aber können Ihr Königliche Majestät gewißer uhrsachen halber nicht entrahten. VIII. Eß sollen auch Gouverneur undt Regierungs Rähte mit hulffe der Curatores sich berahten, ob und welcher gestalt der universitet mit einem perpetuo executoriale, ohnerachtet alles concursus creditorum, zu adsistiren. IX. Der universitet bibliothecam in auffnehmen zu bringen, verordnen Ihr Königliche Majestät hiemit, daß alle jahr, biß das patrimonium academiae in völligen wohlstandt wieder gebracht, aus der königlichen cammer in Pommern einhundert reichstaler ohnfehlbar gereichet werden soll. Hernacher aber sollen diese 100 reichstaler uf daß patrimonium geleget werden. X. Wie nun schlieslich mehrere tische in der communitet anzurichten, die aedificia academiae zu conserviren und andere mehr so ordinar alß extraordinar außgaben zu employren, solches wirdt sich hiernegst nach die letzten vier Wörter unterstrichen B2. b die letzten zwei Wörter unterstrichen B2. letzten drei Wörter unterstrichen B2. d die letzten sechs Wörter unterstrichen B2. e die letzten drei Wörter unterstrichen B2. f die B1. g die letzten drei Wörter unterstrichen, Marginalie Die zahll der Professoren undt ihre sallaria B2. h ieder B1. a

c die

Einsetzung des Amtmanns auf Eldena (1653)

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gehaltener visitation und liquidation beßer ereugen und außweisen. Unterdeßen können Ihr Königliche Majestät der universitet nicht verhalten, daß sie unumbgänglich dahin resolviren mußen, eine andere gestalt und form der administration der gueter,a alß bißhero in observance gewesen, durch den Cancellarium, Procancellarium undt die Curatores academiae vornehmen zu laßen. Daruber so wohl dieselbe, alß die visitatores ehist instruirt werden sollen; und solches zu keinem andern zweck, alß damit die Professores und andere membra academiae das ihrige richtig bekommen, undt die publicae lectiones durch oeconomiam administrationem und litigiab forensia (wie biß dahero eine geraume zeit nicht ohne Ihrer Königlichen Majestät großen mißgefallen geschehen) ferner nicht gehemmet undt turbiret werden. Undt dieses ist, weßen uff des abgeordneten der universitet zu Greifswaldt eingelegten memorial Ihr Königlichen Majestät sich vor dißmahl erklehren wollen, undt verbleiben ihnen allerseits mit königlichen hulden und gnaden wohl beygethan. Signatum Stockholm, den 24. Septembris anno 1653. Christinac 8. 1653 September 24, Stockholm Die schwedische Königin Christina setzt einen Amtmann auf Eldena ein und unterstellt ihn der Aufsicht der Kuratoren der Universität B – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 969, fol. 230r/v; Format 320x194 mm. Die Ankündigung, eine andere gestalt unndt form der administration der gueter alß bißhero in observance gewesen einzuführen, die die Königin in ihrer Resolution für die Universität vom 24. September 1653 (vgl. Nr. 7) getan hatte, setzte sie umgehend in die Tat um. Nachdem sie in der genannten Resolution bereits die Absetzung des bisherigen Amtmanns von Eldena, Joachim Edling, verfügt hatte, bekundete sie noch am selben Tag ihren Entschluss, die Amtmannschaft Joachim Döpcke aufzutragen.1 Es ist nicht ersichtlich, dass sie sich deswegen zuvor mit der Universität ins Benehmen gesetzt hätte. Ebenso ungewöhnlich wie die unmittelbare Bestellung ist die Untera

guitter B1.

1 Vgl.

b ligitia

B2.

c Datierung

Asmus 2003, S. 174f.

und Behändigung fehlt B1, hier nach B2.

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Einsetzung des Amtmanns auf Eldena (1653)

stellung des Amtmanns unter die Aufsicht der Kuratoren, von denen er auch seine Instruktion erhalten sollte und die ihm die entsprechende Entlohnung zuteilen sollten. Beides entspricht nicht der Gewohnheit, hatte doch die Universität bislang selbst die Amtmänner ausgewählt und mit ihnen entsprechende Verträge geschlossen sowie die Instruktionen erteilt. Auch hatte der Amtmann bislang Rektor und Konzil und nicht die Kuratoren als seine Obrigkeit – mit Ausnahme der Verpflichtungen, die sich aus der Wahrnehmung der fürstlichen Reservatrechte ergaben – ansehen sollen. Wenigstens konnte die Universität nach einigem Drängen die öffentliche Eidesleistung und Amtseinführung vor dem Konzil und den Amtsuntertanen durchsetzen.1

Wir Christina von Gottes gnaden der Schweden, Gothen undt Wenden Königin, Großfurstin in Finlandt, Herzogin zu Ehisten, Carehlen, Brehmen, Verden, StettinPommern, der Caßuben und Wenden, Furstin zu Ruigen, Frau über Ingermanlandt undt Wißmar etc., thun hiermit kundt undt zu wißen, demnach wir unsern Gouverneur undt Regierungs Rähten in Pommern ohnlengst anbefohlen, eine visitation deß amptß Elldenaw, allß welches zum patrimonio unser greiffswalldischen universität vorhin geleget, mit dem furderlichsten anzustellen, undt dabey aus bewegenden ursachen entschlossen, den izigen Amptman Joachim Edlingen2 seines dienstes nach verrichteter visitation undt mitt ihm gehaltenen liquidation zu erlaßen undt die amptmanschafft einen andern anzufertrauen. Unß aber Joachim Döpke3 allß capabel undt qualificirt darzu vorgeschlagen worden. Allß haben wir ihm Döpken eventualiter die amptmanschafft über gedachtes amptt Elldennaw uftragen wollen, gestalldt ihme dieselbe hier mit undt in crafft dieses ufgetragen wirdt. Solcher gestalldt undt allso, das er unter direction der von uns ehist verordnenden Curatoren der universität undt nach der instruction, die sie ihm geben werden, sich des öeconomischen wesens doselbst eußersten fleißes undt gebuhrenden treulichen sorgfalldt annehmen, undt die gute beschaffung thun soll, damit sowohl unsere regalia undt reservata bey dem ampte der gebuhr beobachtet, allß die universität das ihrige, so viel möglich, richtig bekommen könne. Undt wollen wir ihm an staht der besolldung vor solche seine muhewaltung das jehnige, was etwan sein antecessor gehabt, oder aber die Curatores academiae vor raisonabel erachten werden, zufließen laßen undt danebst in seinem ampt königlichen schuz halten.

UAG Kurator K 969, fol. 137–139. walder Universitätsgüter (1647–1653). walder Universitätsgüter (1653–1654).

1

2 Joachim

3 Joachim

Edling († 1665): Verwalter der GreifsDöpcke (1653): Verwalter der Greifs-

Instruktion für den Amtmann auf Eldena (1653)

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Uhrkundtlich unter unser königlichen eigenhändigen subscription undt furgedruktem secret. Signatum Stockhollm, den 24ten Septembris anno eintausendt sechßhundertdrey undt fünffzigk. Christina (Loco sigilli) 9. 1653 November 30, Greifswald Instruktion für den Amtmann auf Eldena Joachim Döpcke A’ – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 969, fol. 240r, 1 Bogen, Seite 1 mit Text; Format 315x197 mm. B – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 969, fol. 231r–232r, 1 Bogen, Seite 1–3 mit Text; Format 320x194 mm. Nach erfolgter Einsetzung durch Königin Christina erhielt der neue Amtmann auf Eldena, anders als vorgesehen, sowohl von der Universität, wie es üblich war, als auch von den Kuratoren, wie die Königin es wünschte, eine Instruktion. Die Generalinstruktion der Universität war wesentlich knapper gefasst, als die für seinen Amtsvorgänger von 1647.1 Dafür wurde sie von einer Spezialinstruktion ergänzt, die ihm von den mit der Visitation des Amtes beauftragten Kommissaren am 11. Januar 1654 in Stralsund erteilt wurde.2 Damit war der Anspruch von Rektor und Konzil als unmittelbare Obrigkeit gewahrt und dennoch stand der Amtmann unter der direction der Kuratoren. Diese Spezialinstruktion oder Interims Memorial beinhaltete aber, anders als die Generalinstruktion, keine grundsätzlichen Regelungen, sondern gab dem neuen Amtmann konkrete Handlungsanweisungen, ähnlich den kurzlebigen früheren Nebeninstruktionen für die Amtsinspektoren.3 Sie wird daher hier nicht wiedergegeben. Textgrundlage für die Edition ist B.

General Instruction, Wornach sich der universität bestalter Amptman Joachim Döbke4 in seinem officio zu verhalten. 1. Daß er nach seinem besten wissen und verstande alles das thun solle und wolle, waß einem verstendigen, getreuen und fleissigen Amptman eignet und gebühret. Vgl. Bd. I/Nr. 57. 2 UAG Kurator K 969, fol. 233r–236r. Über die Kommission und die Begleitumstände vgl. Asmus 2003, S. 175. 3 Vgl. Bd. I/Nr. 55. 4 Joachim Döpcke (1653): Verwalter der Greifswalder Universitätsgüter (1653–1654). 1

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Instruktion für den Amtmann auf Eldena (1653)

2. Daß er der fordersambst erfolgenden special instruction wegen der jurisdictionalien und inspection in allen puncten und clausulen sich gemeeß bezeigen und treu und unbrüchig deroselben steiff und feste nachkommen solle und wolle. 3. Daß er der löblichen universität und dem in deroselben zu jederzeit anwesendem Herrn Magnifico Rectori et corpori academico als seiner (so lange er diesem ampt vorstehet) unmittelbahren obrigkeit in civilibus et criminalibus allen gebührenden gehorsamb undt respect leisten und darwieder in keine wege handlen und kommen solle und wolle. 4. Daß er der universität nutzen und bestes wissen, ihren schaden und nachtheil aber nach allem eusserstem möglichen fleisse abkehren und abwenden solle und wolle. 5. Vornemblich aber, daß er die der hohen landes obrigkeit, Ihr Königliche Majestät, unser allergnädigsten Königin zustehende und ihme eventualiter anvertraute reservata im gringsten wieder die löbliche universität und derer membra nicht gebrauchen, noch deuten, sondern darin dem buchstabe und einhalt der fürstlichen dotation folgen. Auch, dafern universitas über verhoffen mit vorwissen und willen der künfftig verordneten königlichen Herren Curatoren auß erheblichen ursachen solches ampt ihm resigniren würde, sich dessen und anvertraueter reservation zugleich gern und willig alßfort begeben wolle und solle. Actum in loco concilii ordinario Greiffswaldt, den 30. Novembris anno 1653. Uhrkundlich unter gebreuchlicher subscription undt fürgestelleten insiegel. (Loco sigilli) Rector Decani, Seniores und sämbtliche Professores der universität doselbst. Ich Joachim Döbke, bestalter Amptman der löblichen universität Greiffswaldt, schwere zu Gott einen leiblichen Eyd, daß ich nach meinem bestem verstandnuß, christlichem gewissen und vermügen, mich nach der abgefasten und mir zugestelleten general- auch erfolgenden spezialinstruction in allen ihren puncten undt clausulen richten und verhalten und dakegen und wieder, auß keiner ursachen, handeln oder thun.

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Verbot des nächtlichen Umherziehens der Studenten (1654)

Sondern deroselben stets feste und unverbrüchlich nachkommen wolle, so wahr mir Gott helffe und sein heiliges Evangelium. Juravit 30. Novembris anno 1653. 10. 1654 April 13, Greifswald Rektor und Konzil verbieten das nächtliche Umherziehen der Studenten A’ – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg. 418, fol. 2r/v; Format 311x195 mm. Die Ausstellung des Mandates hängt vermutlich mit der bewaffneten Auseinandersetzung unter Studenten auf dem Marktplatz zusammen, in deren Folge das Konzil die Studenten Croniort, Wessel, Horn, Balcke und Zitzewitz am 31. Januar 1654 zu Karzerstrafen verurteilte.1 Am 11. März des gleichen Jahres kam es zu tätlichen Auseinandersetzungen zwischen deutschen und schwedischen Studenten.2 Diese Häufung von Vorfällen veranlasste das Konzil, die Studenten zu einem sittlichen Leben zu ermahnen und bei Zuwiderhandlungen Karzer- und Geldstrafen sowie – falls nötig – Relegation anzudrohen.

Rector et senatus academiae Gryphiswaldensisa Quae superioribus septimanis praesertim dominica estomihi de vitandis discursibus et grassationibus nocturnis publice ediximus, ea, profundius in animos iuventutis nostrae descensum et locum apud eos saltem iuventum sperabamus, qui non omnem plane cum honestate pudorem abiecerunt. Nihil hic praetermissum, quod vel morum vel vitae perversa emendationem attinere iudicavimus. Sed quo fructu haec et similia publicata sint, dies, qui abhinc quintusb effluxit, sub primam noctem ostendit, cum efferati nonnulli et petulantes socii compita urbis pervagando ac barbarii boatibus vicos et plateas implendo publicos urbis custodes tum conviciisc proscisseruntd tum ad pugnam Thrasonicum3 in modum evocarunt, am Rand programma. b über der Zeile Wort ergänzt unleserlich scommatis. d erste Silbe über der Zeile ergänzt. a

1 Konzilsprotokoll

c danach

gestrichen et

v. 31. Januar 1654, UAG Altes Rektorat St. 623, fol. 240v. 2 Konzilsprotokoll v. 11. März 1654, UAG Altes Rektorat St. 623, fol. 250r. 3 Thraso: Name eines prahlerischen Soldaten im Eunuch des Terenz.

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Verbot des nächtlichen Umherziehens der Studenten (1654)

explosis insuper sclopetis adeoque elatis velut apertae hostilitatis signis.a O effrenem audaciam! o temeritatem in musarum castris minime ferendam!b Cogitarec decebat hos contumaces, quae salvator noster et quam dicendi carminis legem in eos promulgarit, qui simplicioribus scandalo sunt, scientes quidem quae recta et honesta sunt, sed non facientes. Vae illis inquit, a quibus scandala proveniunt. Melius foret ipsis, ut lapide molari ad collum appenso suffocarentur in mari, qua parte profundissimum est. Quid enim rude vulgus de actionibus vestris iudicare censetis; quam regulam, quod exemplum de illis mutuabuntur? Annon sibi licere existimabunt, quod vestro ordini in decorum non putatis? facto ipso demonstrantes, quam etiam apud vos sit pietas rara avis in terris nigroque simillima cygno. Nos equidem quae nostri muneris sunt et quae iustitiae praescriptum a nobis requiret, in hos feroculos grassatores mature satis exsequemur. Vos a reliquos, quibus ad huc vel mica pietatis in corde residet, paterno vere affectu hortamur, ut probe expendendo causam cur huc a vestris oblegati sitis, musisd pariter ac gratiis gnaviter litetis ineptias vanitates et omne adeo proterviae ac petulantia hactenus nefariee exercitae genus posthac penitus intermittatis cives et incolas huius urbis nihil mali de vobis meritos nec dicto nec facto irritetis multo minus sive die sive nocte ipsis iniurias aut molestias inferatis. Sed intra legum academicarum imites vos contineatis, pacem rei publicae in qua vivitis, propheta immo Jehova ipso iubente quaeratis secus, qui fecerit et in periculum se proterve coniecerit, damnum sibi ipsi imputet. Nec minus vindicem dei manum et severam magistratus coercitionem exspectet. Certum namque est in posterum contra hos tales non levibus amplius remediis, carcere aut multa pecuniaria experiri,f sed exclusionibus relegationibus et si quod his gravius rem agere. Id quod ultimum vos nescii ne sitis commonere voluimus. Publicatum publice Gryphiswaldiae idibus Aprilis anno recuperatae gratiae MDCLIV.

a danach gestrichen atque tesseris. b danach gestrichen Tantamne ferociam cadere in homines litteris excultos! quae alioquin omnem barbariem expellere ex feritatem edomare ereduntur. Hunc pietatis legum oficii rectae rationis (quae ab huiusmodi protervia vel paganos olim absterruit) penitus oblivisci? c danach gestrichen utique. d über der Zeile, darunter gestrichen doctrinae. e am Rand nachgetragen. f am Rand nachgetragen.

Rektor und Konzil verbieten nächtliche Exzesse und Duelle (1654)

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11. 1654 Juni 18, Greifswald Rektor und Konzil verbieten nächtliche Exzesse und Duelle A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 7, Einblattdruck; Format 390x306 mm. Am 11. Juni 1654 war es auf dem Marktplatz und im Weinkeller zu einer schweren Auseinandersetzung zwischen Studenten und Handwerkern gekommen, bei der ein Schuster schwere Schädelverletzungen erlitten hatte, an denen er wenige Tage darauf starb. Das Konzil leitete auf seiner Sitzung vom 13. Juni 1654 daraufhin einen Kriminalprozess ein. Als Schuldiger wurde der Student Georg Niehenck identifiziert, der bis zur Rechtsauskunft, die man sich aus Rostock erhoffte, dem Oeconomus in Verwahrung gegeben wurde.1 Der Vorfall und die Ankündigung des Prozesses werden zum Anlass genommen, die Studenten zu ermahnen, von Nachtschwärmereien, Prügeleien und Duellen Abstand zu nehmen, und bei Zuwiderhandeln schwerste Strafen anzudrohen.

Rector et senatus academiae Gryphiswaldensis Quamvis toties hoc ipso ex loco severe et graviter interdiximus, ne quis vestrum, cives academici, ebrietati, petulantiae et imprimis grassationi nocturnae sese dederet, sed pro se quisque pie, tranquille et convenienter honestissimo ordini suo viveret. Tamen sive perversa, quae nonnullis est, mens sive malus genius omni probitati et bonis moribus infestus fuerit in causa, nondum hactenus id impetrare ab effrenatis ingeniis potuimus, ut recta et salutaria praecipientibus, qua par est iuramenti religione obstrictos, devotione dicto audientes se praebuerint. Specimen huius praefractae inoboedientiae dedistis proxima dominica III. post trinitatis circa vesperam (nimium proh! dolor infelicem) quotquot e communi convictorio, bene iam antea poti, nihilominus ad cellam vinariam recta affectastis viam, quique vos huic coetui aggregastis postea. Ubi licet initio, modestiae et pacis colendae, ut videri voluistis, causa, cum cellam vinariam sutoria plebe advertistis oppletam, forum publicum elegeritis symposii locum: minime tamen a culpa absolvendi estis in hac sanguinaria causa, dum in proximo potando, rixae occasionem, quam hoc ipso declinare, sed nimis improvide, cogitastis, longe maximam invenistis. Quanto rectius illa devitata esset, si iuxta leges, quotidie vobis, mensae communis alumnis, ob oculos versantes intermissis poculis et conviviis Konzilsprotokolle v. 13. Juni 1654 und 28. Juni 1654, UAG Altes Rektorat St. 623, fol. 254v und 257r. Friedländer II/1894, S. 36.

1

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Rektor und Konzil verbieten nächtliche Exzesse und Duelle (1654)

intempestivis, memores imprimis sabbati, melioribus utique actionibus transigendi, mature domum vos recepissetis, vel ad minimum post primam illam compotationem in museisa vestris vos continuissetis. Iam cum ipsi ansam turbis insueto hoc et minime competenti delecto ad potandum loco dederitis ad haec mansuetudinis et humanitatis, cuius vos studiosos profitemini, erga nonnullosb ex ebrio isto opificum grege, ad vos, non magis sobrios, adventantes obliti fueritis; quid mirum, a verbis ad verbera, a rixis et conviciis ad arma, qualiacumque furor utrimque subministravit, et tumultum horrendum, qui denique in miseram tragoediamc exiit, fuisse deventum? Adeo, ut pars vulnerati ac mutilati de valetudine desperent, unus etiam opificum ex iactu lapidis laeso cranio post triduum animam exspirarit. O infandum facinus, et cum in omni hominum genere, tum in litterario ordine maxime detestandum! Quantam labem, o miseri! non vobismet ipsis tantum, sed toti vestro ordini hoc ipso aspersam putatis? quantam maculam conscientiis vestris inustam creditis, per reliquam vitam vix eluendam? Sed neque nostram, legitimi vestri a DEO et summis principibus ordinati, magistratus dignam effugietis animadversionem poenamque talibus delictis iure divino et humano constitutam. Adversus fugitivum illum propositis publiceque in hoc ipso loco affixis edictis, nec minus ceteros, quos in custodia iam detinemus, inquiri coeptumd est. Deinceps quoque nihil eorum omittetur, quae iuris et iustitiae ratio praescribet et quae ad pleniorem facti huius crudelissimi cognitionem pertinere videbuntur. Vos interea, qui nostri estis nec virtuti vel honestati bellum indixistis, serio iterum atque iterum hortamur, ut officii vestri et voluntatis parentum vestrorum, immo summi omnium nostrum parentis memores, melioribus studiis vos devoveatis et tragico hoc deterriti exemplo a grassationibus nocturnis, rixis et duellis, sive inter vos, sive cum aliis cuiuscumque ordinis, unde tam funesti et lamentabiles casus oriri queunt, penitus abstineatis, immo a turpissima beluandi in multam noctem libidine vobis temperetis adeoque cum peccatis occasiones peccandi sedulo evitetis. Qui secus facere ac post horam 9. vespertinam in plateis stratiotico more oberrare lascivis et iniuriosis clamoribus aut facto ipso quemquam lacessere deprehensus fuerit, sciat se gravissimas poenas, antehac iam saepius denuntiatas, reapse experturum, quo tritum illud usu nostrum faciamus: Culpam poena premit comes.1 Publicatum publice Gryphiswaldiae postridie dominicae IV. post trinitatis, anno recuperatae gratiae MDCLIV. (Loco sigilli) a

musaeis.

1 Horaz,

b

nonullos.

c tragaediam.

Carmina 4,5,24.

d caeptum.

Instruktion für den Amtmann auf Eldena (1654)

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12. 1654 Oktober 13, Greifswald Instruktion für den Amtmann auf Eldena A1654 – (13. Oktober 1654) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 969, fol. 260r–263v, aufgedrucktes Siegel des Ausstellers, 3 Bogen, S. 1–8 mit Text; Format 312x193 mm. B1654 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 969, fol. 264–266, 1 ½ Bogen, Seite 1–6 mit Text; Format 316x194 mm. A’1656 – (19. Mai 1656) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 969, fol. 287r–289v, 3 Einzelblätter, S. 1–5 mit Text; Format 328x210 mm. Kaum ein Jahr nach dem Amtsantritt Joachim Döpckes wandten sich Rektor und Konzil an den Kanzler Johan Oxenstierna und ersuchten um die Ablösung des Amtmanns. Sie führten zur Begründung zahlreiche Konflikte und mangelndes Vertrauen in seine Loyalität ins Feld, wobei deutlich wurde, dass dieser Mangel auch eine Folge der Art der Ernennung und Unterstellung war (vgl. Nr. 8). Überdies betonten sie nun ihr im Dotationsinstrument von 1634 verbrieftes Recht, den Amtmann selbst zu wählen.1 Das Konzil brachte Joachim Maul (Muhl) in Vorschlag, entschied sich dann aber dafür, Heinrich Strahlmann das Amt zu übertragen, der am 13. Oktober 1654 seine Bestallung empfing. Darüber hinaus erhielt er nun, wie sein Nachfolger Joachim Beneke,2 seine Instruktion wieder ausschließlich von Rektor und Konzil. Die einflussreiche Stellung der Kuratoren, wie sie 1653 durch die Königin gefordert wurde, ist in dieser Instruktion noch gewahrt. So konnten Bauten ohne ihren Konsens nicht geplant und durchgeführt werden und ohne ihren Rat war die Ergänzung oder Änderung der Instruktion nicht statthaft. Strahlmann begab sich kurz nach seiner Bestallung in schwedische Waffendienste, sodass die Universität sich ab April 1656 nach einem Nachfolger umsah.3 Schon bei der Bestellung des neuen Amtmanns, Joachim Beneke, zwei Jahre später, am 19. Mai 1656, wurden die entsprechenden Passagen des Textes, die den Kuratoren weitgehende Aufsichtsrechte sicherten, geändert – indem nun der Rektor an die Stelle der Kuratoren trat – oder ganz gestrichen. A1654 war überarbeitet und um Texte ergänzt worden, die unmittelbar in der Handschrift notiert und später in A’1656 übernommen worden sind. Der Edition liegt A1654 zugrunde. Abweichungen zu A’1656 sind im Kommentar vermerkt. B1654 gibt nur einen unvollständigen Text wieder. Rektor und Konzil an Johann Oxenstierna (Konzept) v. 1. August 1654, UAG Kurator K 969, fol. 241r–242v und Abschrift ebenda fol. 243r–246r, Ausfertigung ebenda fol. 2 Joachim Beneke (1656): Verwalter der Greifswalder Universitätsgüter 248r–249r. (1656–1661). Vgl. Asmus 2006, S. 76. 3 Rektor und Konzil an Strahlmann v. 10. April 1656 (Konzept), UAG Kurator K 969, fol. 268r. 1

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Instruction, Wornach der universität bestälter Amptman Her Heinrich Stralman1 in seinem officio sich zu verhalten. 1. Soll und will er nach seinem besten wissen undt verstande alles das jenige thun, waß einem verständigen, getreuen und fleissigen Amptman gebühret. Und seine gedancken dahin richten, daß des ampts nutzen und wolstandt befordert, der universität undt des ampts schade aber nach allem vermögen abgewendet undt verhütet werde. 2. Soll und will er fordersambst ein gewisses amptbuch über des ampts grentzen, gerechtigkeiten und ietzige beschaffenheit an ackerwercken, höfen, huefen, unterthanen, dero kinder und befundenem vermögen einzurichten beflissen sein. 3.a Soll und will er forderlichst zu gelegener zeit, im fall die universität ohne abgang die unkosten dazu anschaffen kan,b der sämbtlichen bauren äcker, sonderlich der jenigen, welche entweder weniger alß ihre nachbahren zu haben sich beschweren, oder aber mehr zu haben praesumirt worden, überschlagen und messen lassen. 4. Da in einem oder andern dorff einige ungleicheit befunden würde, soll und will er mit den Herren Inspectoribus sich vereinbahren, auff was masse der überfluß entweder unter alle bauleute solches dorffes vertheilet, und sie einander gleich gemachet, oder auch einigen, so es etwa besser betreiben können, gegen gewisse pächte beygelegt werden können. 5. Die geldt- und kornpächte von den bauren, auch mühlen- und krugpächte, soll und will er mit allem fleisse zu rechter zeit nach bereits vorgeschriebener, oder künfftig beliebter masse einfordern, und die respective dem Magnifico Rectori und Inspectoribus nach gehaltener pachtzeit einlieffern, und wieder die muthwillig seumende den ernst und execution

dieser Punkt wurde in A’1656 versehentlich in der Reihenfolge der einzelnen Punkte übersehen und auf der Seite 1 (fol. 287) unten nachgetragen. b die letzten elf Wörter gestrichen A’1656.

a

1 Heinrich

Strahlmann (1654): Verwalter der Greifswalder Universitätsgüter (1654–1656). Vgl. Asmus 2006, S. 76.

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vornehmen. Bey befundenden wahren und nicht selbst veruhrsachten unvermögen aber, einige moderation gebührlich gebrauchen. 6. Gestalt dann derselbe auch mit allem fleisse beobachten und durch exemplarische bestraffungen der delinquenten dahin trachten soll undt will, daß kein amptsunterthan sich selber mit kostbahren hochzeiten, kindttauffen, kirchgängen, begräbnüssen oder unzeitigem schwelgen in krügen und andern zusammenkunfften schwächen undt in schulden setzen möge. Imgleichen das die bauren in verschiedenen dörffern, zu umbbringung ihres ackers und abwartung desselben gehalten, von dem holtzverkauffen aber abgezogen werden. Wie nicht weniger, daß von diesem undt jenem pensionario über die gewöhnliche ihm vermittelst des contracts verschriebene dienste zur ungebühr keiner beschwehret oder außgemergelt werde. Desfals er dann allewege fleissige auffsicht haben, selbst dann und wann herumb reiten undt wie, wie offt und auff was arth die dienste geleistet werden, in augenschein nehmen soll. 7. Im mittelst aber soll und will er mit allem ernst darüber halten, daß ein jeder seine schuldige dienste treulich leiste, undt, so jemandt ohne noth undt gnugsame uhrsache wieder den contract (darüber er festiglich halten soll) über den pensionarium klagen würde, denselben mit billiger incarceration, andern zum exempel, abstraffen. Damit so wenig Rector academiae und Inspectores zur ungebühr desfals überlauffen, alß einiger mißverstandt bey den pensionariis veruhrsachet werden möge. 8. Weiln auch fast alle pensionarii ihren untergebenen leuten guten theils mit einigem vorschuß auß- und auffgeholffen haben, alß soll und will er die jenigen, welchen dieser gestalt etwas vorgestrecket worden, jährlich dahin halten, daß sie solche schuldt algemach und sobalt immer müglich bezahlen und sich also von jahren zu jahren bessern mögen. Wesfals er vor der handt von allen undt jeden pensionariis die designation ihres vorschusses fordern und daß hinfüro mit seinem vorwissen, wenn es die notturfft erfodert, ferner vorstreckung allemahl geschehen solle, ihnen anstellen wirdt, doch mit solcher moderation, daß die jährliche pächte dadurch nicht zuruck bleiben. 9. Weil auch hochnötig, daß die feldt- und mühlengraben auffgereumet undt in besserm standt gebracht werden mögen, alß soll und will er zusambt den Herren Inspectoribus sich hierüber mit den pensionariis zusammen

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thun und vereinbahren, durch was mittel und wege solches zu gelegener zeit möge effectuiret werden. 10. Bey allen im ampte vorfallenden nötigen bauten, es sey an mühlen, arcken, ackerwerck- oder neuen baurenzimmern, soll und will er fleissige gute auffsicht haben, daß nichts zum überflusse oder zur unzeit, sondern alles nach bestandt oeconomischen judicio zur notturfft und auffs profitlichste geschehe und vollbracht werde. Jedoch soll hierunter nichts, so von importantz und grosse spesen erfodert, ohne der Herren Curatorena vorwissen und consens vorgenommen werden. 11. Es soll auch des Amptmans vornehmbster sorgfalten eine sein, daß die amptshöltzungen zur ungebühr nicht verhauen, vielweniger von bauren oder frembden bestohlen werden, inmassen er dan die desfals betroffene delinquenten nach proportion des verbrechens und dero unterschiedtlichen condition, entweder mit gefängnuß, anschliessung an den pranger oder empfindlichen geldtbusse ernstlich und exemplariter abstraffen. Auch denen amptsdienern, alß Landtreuter undt Holtzvoigt, ob dieselbe ihres ampts treulich wahrnehmen, oder auch einigen unterschleiff gebrauchen, fleissig auff die handt zu sehen wissen, auch selbst die höltzungen dann und wann in augenschein nehmen wirdt. 12. Im gleichen soll und will er mit fleisse dahin trachten, daß die weiche höltzungen hin und wieder algemach in gewisse haue1 gebracht, das unnütze undt schädtliche unterholtz verhauen, an den mann undt auß dem wege gebracht werde. 13. Wie denn insonderheit er jährlich zu rechter zeit dahin bedacht sein soll und will, daß soviel zu der Herren Professoren und universität bedienten feurung nötig und gebräuchlichb ist, im wahdel2 gehauen und von den ampts unterthanen zu bequemer zeit und vollenkomblich angeführet werde.

statt der letzten drei Wörter deß Magnifici Rectoris A’1656. gebräuchlich und thunlich A’1656.

a

1 Haue

b statt

der letzten zwei Wörter

(oder auch Heue) sind festgelegte Räume für den Einschlag. 2 Wadel bezeichnet den vorteilhaftesten Zeitraum für das Fällen von Bau- und Nutzholz. In Pommern ist dabei an die Zeit von Anfang September bis Mitte Februar gedacht, wobei die Zeit um den 20. Januar als günstigster Termin angesehen wird. Vgl. Balthasar 1760, S. 910.

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14. Es soll undt will auch der Amptman mit allem treuen fleisse des ampts grentzen, jura undt gerechtigkeiten beobachten, und da hiewieder etwas machiniret werde, solches alsofort zu supprimiren trachten,a oder da hierinn bey einem undt andern casu nicht allein er, sondern auch das corpus academicum selbst nicht sufficient erfinden würde, solches mit vorwissen des Magnifici Rectoris und concilii academici den Herren Curatoribus undt dem königlichen gouvernement schleunigst denunciiren, und umb behuefige ordre undt remedirung anhalten. 15. Was geringe civilsachen betrifft, hat er einige klagten oder streitigkeiten der unterthanen unter sich, oder mit andern vor sich allein, mit zuziehung des Ampts Notarii, so offt es nötig, zu entscheiden, und der schuldigen partey einige straffe zuerkennen, auch dieselbe nach befindung mit gefängnuß zu straffen, und zu gehorsamb undt besserung zubringen. Im fall aber die sache einiger importantz, vielmehr aber, da sie criminal ist, soll und will er solches an die Herren Inspectores gelangen lassen, welche darinn ihrem officio und den rechten gemäß werden zu verfahren wissen. 16. Wie er denn auch, wenn einige verenderung in einem oder andern zu machen, oder sonst etwas notabels zu statuiren vorfelt, seine gedancken und gute oeconomische meinungeb mit den Herren Inspectoribus communicirn, undt sich über den schluß und vollstreckung desselben vereinbahren soll. 17. Soll undt will er die löbliche universität undt den in derselben jederzeit anwesenden Herrn Magnificum Rectorem vor seine (so lange er in diesem officio lebet und bleibet) unmittelbahre obrigkeit,c vermöge des instrumenti dotationis erkennen, vorbehaltlich der obligation, damit er ratione reservatorum ducalium (so diesem officio nach buchstablichem inhalt oberwehnten instrumenti cohaeriren und ihme zugleich vom königlichen gouvernement anvertrauet) gedachtem gouvernement immediate unterworffen und dahero rührenden causis doselbst belanget werden muß, dem corpori academico, auch den membris oder Professoribus sambt undt sonders allen respect, liebe und freundtschafft erweisen. und eß dem Magnifico Rectori und concilio academico alßfort denunciiren, damit behufige remedirung vorgenommen werde. A’1656. b allewege A’1656. c in civilibus et criminalibus für seine persone, familia und hausgenossen erkennen, dem corpori academico auch den membris und Professoribus, sambt undt sonderß alle respect, liebe und freundschafft erweisen. A’1656.

a

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18. Soll und will er auch gedachte reservataa anderer gestalt nicht, alß vermöge des einhalts der fürstlichen dotation allegiren, auch daferne universitas auß erheblichen uhrsachen (wie man doch nicht hoffen will) dieses ampt ihm würde resigniren müßen; soll und will er nach vorhergangenen zeitigen notification sich dessen und was demselben vermöge instrumenti dotationis anhängig, gern und willig begeben. Hergegen stehet ihm auch frey, wann ihme zu resignation seines dienstes von der universität gnugsamb erweißliche ursachen über verhoffen gegeben werden solten, solches ohne contradiction der universität nach vorhergangener zeitlichen notification zu thun.b 19. Schließlich, weil alles also speciatim in diese instruction einzufassen ohnmöglich gewesen, pleibet nicht allein dem corpori academico frey, insonderheit auff voreingeholeten rath der königlichen Herren Curatorum dieselbe zu endern, zu extendiren,c zu mindern und zu restringiren, sondern es soll auch ihme, dem Amptman, obliegen, alles was oberwehnter massen in causis praefecturae das corpus academicum beschliessen und ihm zuverrichten anbefehlen wirdt, ob es gleich nominatim hierinn nicht erwehnet, mit allem gebührendem fleisse und eilfertigkeit fortzusetzen undt zu effectuiren. Uhrkundtlich ist diese instruction auff vorgehabten rath und gutachten der königlichen Herren Curatorumd also eingerichtet, dem Amptman zu steter festerhaltung außgelieffert, undt mit der universität insiegel bestetiget. Actum Greiffswaldt, den 13. Octobrise anno 1654. (Loco sigilli)

statt der letzten drei Wörter die Ihrer Königlichen Majestät unsers gnädigsten Königs und Herrn zustehende reservata, weil ihme dieselbe mit anvertrauwet, A’1656. b die letzten 33 Wörter gestrichen A’1656. c statt der letzten neun Wörter dieselbe A’1656. d die letzten neun Wörter gestrichen A’1656. e die letzten zwei Wörter nachgetragen von anderer Hand. a

Rektor und Konzil verbieten pennalistische Dienstverhältnisse (1655)

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13. 1655 Dezember 9, Greifswald Rektor und Konzil verbieten pennalistische Dienstverhältnisse A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 8, Einblattdruck; Format 380x306 mm. Während eines Magisterschmauses im November oder Anfang Dezember 1655 hatten Studenten die Junioren oder Pennäle zur Aufwartung gezwungen und dabei auch mit Waffen bedroht. Der Fall wurde seit dem 4. Dezember 1655 vor dem Konzil verhandelt, wobei im Vorfeld auch der Kanzler benachrichtigt wurde.1 Daher geißelt das Mandat insbesondere die Dienstverhältnisse, zu denen die älteren Studenten die Junioren zwangen und kündigt abermals ein entschiedenes Vorgehen gegen den Pennalismus an.2

Rector et senatus academiae Gryphiswaldensis Crescentem in corpore humano lienem certissimum corruptionis et destructionis ceterarum partium esse indicium, naturae scrutatores experientia docti communi suffragatione asseverant. Cum hoc politici nostri fiscum rei publicae illicitis rationibus auctum convenienti similitudine contendunt, affirmantes, quo maiora incrementa capit, eo magis in angustum redigi et decrescere corpus civitatis. Equidem supervacaneum censemus, ex annalium fide conquisitis exemplis haec operose probare. Solam rem publicam litterariam si respiciamus plus satis exemplorum in hac quotidiana suggerit experientia. Quod enim lien praeter naturam in corpore humano nimium excrescens hoc, non dicam fiscus nationalis, ultra solitum etiam hic loci turgescens, sed universim loquendo, nimia licentia vitiorum est, quam vitae academicae velut iure quodam suo competere existimant illi, qui, quid a libertate licentia differat, iuxta cum ignarissimis ignorant. Rectius ex medio paganismo iudicavit is, qui licentia nos omnes deteriores fieri pronuntiavit. Et sane quo longius ex musarum delubris iusta et decens exsulat severitas, eo copiosius ibidem pullulant iniquitas et scelerum omnium morolukei`a contra studiorum et probitatis vigor omnis hebetatur et marcescit. Non libet ire per annorum proxime elapsorum seriem aut cunctorum genera excessuum, quibus vestrum Konzilsprotokoll vom 4. Dezember 1655, UAG Altes Rektorat St. 623, fol. 290v–291v und v. 7. Dezember 1655, ebenda fol. 292r/v. 2 Vgl. dazu auch Heinemann 1906, S. 84f. (mit Anm. 3).

1

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Rektor und Konzil verbieten pennalistische Dienstverhältnisse (1655)

aliquamdiu ordinem, cives, defoedastis, prolixe recensere. Quin ipse, quem in sinu vestro geritis et circumfertis, preco,a conscientia, affatim vos, si obliti estis, monebit; quantopere vobis ab aliquot annis indulseritis beluando, manus infestas diabolicis illis duellis conserendo, studiosos novitios praeter morem ac modum rigidis exactionibus novo aucupio introductis onerando, et fiscum, ut loqui amatis, vestrum hisce locupletando ad convivia tum civica, tum academica, quin et conventicula alia ministrandi causa eos advocando, vel etiam choreis nuptialibus vos nec invitatos ingerendo turbasque varias excitando cumque ab aliis laesi estis, vosmet ipsos, divino et humano iure insuper habito, quacumque ratione, citra respectum temporis, loci, personarum, ulciscendo, grassationibus nocturnis, Stentoreis1 clamoribus, vociferationibus vere rusticis ad ravim usque detonando, et in summa nihil omittendo, quod ad hominis vel barbari vel perfecte athei partes tuendas facere videatur. Et qui ex ha[c m]aledicta arbore fructus alii efflorescant, quam quos partim enarravimus, partim dive Paulus ad Romanos caput I. versus 29. et sequentes magno numero allegat? E quibus si solam erga professores, ceu parentes spirituales, ajstorgivan et vilipendium spectetis, opprobrii materiam satis amplam deprehendetis. Quid multis? Ipsi vos, malefactorum quotquot convicti ab interno illo et domestico simul accusatore, teste, iudice, et tortore, conscio illorum animo, infitiari non poteritis, quod per civitatem non modo, sed provinciam universam ad summos, immos, medioxumos, incertum maiori vestro an universitatis, ubi in officio puniendi iusto remissior fuerit, dedecore dudum emanavit. Sed manebit auctores tam grandis piaculi sua quemque, ut meruit, vindicta. Ad reliquos, in quibus adhuc emendationis spes micat, orationem convertimus. Quibus hoc serio mandato edictum volumus: Quoniam lenitate et indulgentia priorum temporum nihil aliud effecimus, quam malum, quod sanare intendimus, exasperavimus; certum est, talia facinora, quae modo non absque iusto dolore et indignatione publicare necesse habuimus, aut si quae his similia, dignis modis ulcisci, et nequaquam porro connivis oculis intueri, sed potius gravissimis poenis carceris, relegationum aut, si id parum videtur, banni, a supremo magistratu, praevia decenti imploratione, impetrati citra ullam proswpolhyivan in tam enormium flagitiorum et criminum satores sartoresque animadvertere. Imprimis autem tela haec poenarum contorquebimus in feroculos digladiatores, absque ullo respectu sive provocationis, sive comparationis,b ut et nocturnos grassatores, pariter ac alienarum facultatum hirudines et sanguisugas, hoc est iuniorum emunctores, immo ipsos etiam, quos vocant iuniores, sponte sua ad extremam servitutem sese offerentes, eamque inter alia vestitu sordidissimo a

praeco.

1 Nach

b comparitionis.

Stentor, einem in Homers Ilias 5,785 erwähnten Helden, dessen laute Stimme sprichwörtlich wurde.

Amtspflichten des Quästors und Amtsnotars in Eldena (1656)

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profitentes, et in summa quosvis atheos et iuventutis seductores. Interea quotquot amor DEI ac honesti in officii tramite continet, illi, ut in laudabili hoc stadio currere pergant, suoque non monito solum, sed efficacissimo docendi medio, exemplo scilicet, miseros istos commilitones suos ab orci faucibus in viam vitae retrahant, serio ac paterne exhortamur. Publicatum publice Gryphiswaldiae dominica II. adventus domini, circa decursum anni M.DC.LV. (Loco sigilli) 14. [1656] Amtspflichten des Quästors und Amtsnotars in Eldena A – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 969, fol. 282r; Format 307x199 mm. Mit der Instruktion von 1656 werden erstmals in der schriftlichen Überlieferung Funktion und Aufgaben des Amtsnotars umrissen. Das Amt des Quästors oder Amtsnotars ist seit 1634 bekannt.1 Die andauernden Querelen um die Amtmannschaft zu Beginn der 1650er Jahre werden dem Amt des Quästors eine stärkere Bedeutung verliehen haben, da die alltäglichen Lasten der Amtsverwaltung durch ihn bewältigt werden mussten. Wahrscheinlich führte dieser Zustand zur Fixierung der Amtspflichten. Bei A handelt es sich um eine einfache, undatierte Niederschrift ohne weitere Bearbeitungsspuren. Sie ist in den Vorgang um die Ablösung des Amtmanns Heinrich Strahlmann2 zwischen Januar und Mai 1656 eingeordnet, woraus hier auf den mutmaßlichen Entstehungszeitpunkt geschlossen wurde.

Officium Quaestoris sive Scribae Hildensis constituto pensionario 1. Hatt er uber alle pension contract im gantzen ampt inspection, mit beobachten, wie dieselbe sollen gehalten und continuiret werden. 2. Nimpt er ein alle pension gelder zu rechten gesetzten terminen. Vgl. Bd. I/Nr. 57 (Einleitung, S. 490f.). 2 Heinrich Strahlmann (1654): Verwalter der Greifswalder Universitätsgüter (1654–1656). Vgl. Asmus 2006, S. 76. 1

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Amtspflichten des Quästors und Amtsnotars in Eldena (1656)

3. Berechnet er alle korn- und gelttpächte, auf- und ablaßgelder etc., welche universitas ihr vorbehalten. 4. Wie auch die contributiones. 5. Befordert die gebeutte auf den ackerwercken, bedinget dozu die arbeitsleutte, schließet und heltt rechnung mit den pensionariis wegen der zahlung. 6. Observiret alle andere theills verhypothesirte, theills streitige dorffer, alß Radlow, Cäßin, Turow, Schonenwoldt, Levenhagen, Hanßhager mühle. 7. Er verwaltet das notariat ampt in Eldena. 8. Beobachtet deßwegen alle excessus criminales und civiles, davon Magnifico Domino Rectori zu berichten. 9. Verzeichnet die brüche und heltt acta praefecturae. 10. Bezahlet alle einkommen des ampts an gebuhrliche orter zu rechter zeit. 11. Und ist also zugleich Procurator universitatis nicht allein bey berechnung der salariorum, sondern auch in einforderung aller anderen universität schülde und deroselben expensen. 12. Hatt acht auf die eldenawsche holtzung, verschaffet was nötig ist zu den gebeuden und der Professoren feurung.

Instruktion für die Inspektoren im Amt Eldena (1656)

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15. 1656 Dezember 12, Greifswald Instruktion für die dem Amtmann auf Eldena als Inspektoren beigeordneten Professoren A1 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 2617, fol. 23r–25v, aufgedrücktes Siegel des Ausstellers, 2 Bogen, S. 1–6 mit Text; Format 305x197 mm. A2 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 2617, fol. 26r–27v, aufgedrücktes Siegel des Ausstellers, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 311x194 mm. A3 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 2617, fol. 28r–29v, aufgedrücktes Siegel des Ausstellers, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 311x192 mm. A4 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 2617, fol. 30r–32v, aufgedrücktes Siegel des Ausstellers, 1 ½ Bogen, S. 1–6 mit Text; Format 320x197 mm. B1660 – (6. Juli 1660) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 2617, fol. 33r–34v, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 213x165 mm. Die Instruktion liegt in vier Ausfertigungen vor, die alle auf denselben Tag datiert sind. A1 bildet die Textgrundlage für die Edition. Inhaltliche Abweichungen zwischen den Ausfertigungen liegen lediglich hinsichtlich der beauftragten Personen und der ihnen zugewiesenen Wirkungsbereiche vor. Die vierfache Ausfertigung war nötig geworden, da die Inspektion nunmehr nach Dörfern und den entsprechenden Patronatskirchen getrennt unter die Professoren aufgeteilt wurde. Einen südlichen Bereich (A1, A4) mit den Dörfern Diedrichshagen, Hanshagen, Schönwalde, Kessin, Radlow und Thurow sowie den dazugehörigen Kirchen zu Weitenhagen und Hanshagen übernahmen Petrus Stephani1 und Johannes Pommeresche2 bzw. Marcus Bernhardinus.3 Johannes Michaelis4 und Johannes Heune5 (A2) übernahmen den nördlichen Teil des Amtes mit den Ackerwerken Eldena und Wampen und den Dörfern Neuenkirchen, Hennekenhagen, den Koos und Wieck sowie die Aufsicht Petrus Stephani (1616/17–1660): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 257. 2 Johannes Pommeresche (1624–1689): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 257. 3 Marcus Bernhardinus (1622–1663): Professor für Dichtkunst. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 259. 4 Johannes Michaelis (1612– 1674): Professor der Beredsamkeit, seit 1657 auch außerordentlicher Professor an der Theologischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 259, S. 265. 5 Johannes Heune (1603–1672): Professor an der Medizinischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 258.

1

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Instruktion für die Inspektoren im Amt Eldena (1656)

über die Kirchen in Eldena, Kemnitz und Neuenkirchen. Abraham Battus1 und Joachim Voelschow2 (A3) wurden die Ackerwerke Dersekow und Grubenhagen und die Dörfer Levenhagen, Ungnade, Hinrichshagen sowie die Kirchen in Dersekow und Levenhagen und damit der westliche Teil des Patrimoniums zugewiesen. A2 und A3 tragen Dorsualvermerke: Extraditum 29. Januarii Anno 1657 bzw. dieses ist auf den 23. Martii anno 1657 vom Magnifico Rectore zugeschicket. Aus dem Jahr 1660 ist die Abschrift einer Instruktion hier mit herangezogen worden, die die in A3 formulierte Zuständigkeit auf Johannes Heune und Matthäus Tabbert3 überträgt.

Instruction. Wornach die Herren Inspectores bey administration der universität patrimonial gühter sich richten sollen. 1. In genere sollen sie macht haben, alles undt jedes, was sie krafft ihres geleisteten eides, nach ihrem bestem wissen und gewissen, der universität undt dero patrimonial guht nützlich und rahtsamb befinden und sie zu jeder zeit für der hohen obrigkeit bey visitationen oder sonsten, ohne ihren undt der ihrigen schaden, können undt wollen verantworten, zu effectuiren, zu thun undt zu lassen. 2. a In specie aber sollen sie der kirchen undt wiedem4 gebäute reparation und conservation procuriren,b wans die noht erfodert mit des Herrn Superintendenten wissen undt willen, einen erträglichen kirchspielsschoß gestalten sachen nach, darzu publiciren undt colligiren lassen; den Priestern und Cüstern auch ihre gebühr, nach vermügen, loßtreiben; die kirchen register jährlich examiniren; die vorfallende mängele corrigiren oder denunciiren. Was zum auffnehmen der kirchen, ohne der hohen obrigkeit und der universität praejuditz und schaden, gereichen kan, proponiren undt befodern.

a

statt des letzten Wortes kirchengüter B1660.

1 Abraham

b und

B1660.

Battus (1606–1674): Professor an der Theologischen Fakultät und Pfarrer an St. Jakobi. Ab 1662 Generalsuperintendent in Schwedisch-Pommern. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 249, S. 256. 2 Joachim Völschow (1591–1664): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 246f. 3 Matthäus Tabbert (1625–1675): Professor der Theologie und Pfarrer an St. Marien. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 265. 4 Pfarrhof.

Instruktion für die Inspektoren im Amt Eldena (1656)

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3. Die Cüstere, mit vorwissen des Herrn Superintendenten zu anstellunge nöhtiger kinderschuelen adigiren; die bauren auch, ihre kindere zur information dahin zu schicken anhalten. 4. Alle regalia, gerechtigkeiten und abtrifften eines jeden ackerwercks, dem Herrn Amptman conserviren helffen; auch die bezieh- undt merckung der grentzen befodern. 5. Den Herrn Amptman zu erforsch- und einholunge der entlauffenen unterthanen anmahnen und ihm mit verschaffunge nöhtiger steckbrieffe, reversalen undt kosten, darin zur handt gehen. 6. Die besetzunge der erleereten höfe befodern; wegen einrichtunge der neuen undt anderer durch unglück zurück gekommenen bauren gewisse anstaldt verfügen und durch den Herrn Amptman zum effect bringen lassen. 7. Den Ampts Notarium zu jährlicher beschreibunge der bauren zimmer, kinder, viehes und außgesäeten kornsa anhalten; daß man sehen könne, ob sie sich bessern oder verringern. 8. Die jurisdiction in wichtigen civil- und allen criminal sachen administriren. 9. Die übermässige beschwer- und außmergelunge der unterthanen auffs beste verhüten; den Herrn Amptman zu ernstlicher auffsicht undt zu abschaffunge derselben wahren querelen anhalten. 10. Der bauren ab- undt zunehmungen offt und fleissig erkündigen; den faulen ernstlich zusprechen undt ihre conservation befodern. 11. Daß die baurordnunge bey verlöbnüssen, hochzeiten, kindtauffen undt sonst in allen andern puncten steiff undt fest gehalten werde, obacht haben. Auch die Schultzen ihres eydes undt ampts offt erinnern.

a

statt der letzten zwei Wörter außsaath B1660.

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Instruktion für die Inspektoren im Amt Eldena (1656)

12. Auff der bauren zimmer refection undt conservation fleissige auffsicht haben wie denselben so noch scheuren oder häuser mangeln, darzu könne geholffen werden, anstalt machen. 13. Wie in den dörffern (darin die bauren nöhtige zimmere haben und noch wüste hoffstädten sein) nach gerade eine wüste hoffstädte wieder besetzet werden könne, anschläge machen undt soweit müglich zum effect dirigiren. 14. Auff der ackerwercke intraden fleissige acht haben; wie dieselbe vermehret oder mit besserm nutzen der universität undt conservation der leute beygeschaffet undt eingenommen werden können, auffs beste nachsinnen, ins mittel bringen undt practicabel machen helffen. 15. Die eintreibunge aller und jeder ambts intraden in terminis praefixis ernstlich befodern; was einkompt dem Procuratori alsofort verzeichnen undt dem Magnifico Domino Rectori in die ladea einlieffern lassen.b 16. Den bauren die jährliche pächte nach beschaffenheit deren dienste, huefen, viehes, gebauten korns und andern geniesses oder beschwerden setzen undt einrichten lassen. 17. Verbesserunge der wege undt stege, conservation der mühlen, auffräumunge der feld- holtz- undt ackergraben, reinigung der fischteiche und feldsahle zu tränckunge des viehes undt hegunge der höltzungen auffs fleissigste befodern. 18. Was in des Herrn Amptmans und Ampts Notarii bestallunge specifice nicht gesetzt, auch was in des Landreuters undt Holtzvoigts eide nicht enthalten, zur gewissen verordnung bringen. Insonderheit die besichtigunge der ampts höltzungen zu gewisser jahrszeit nebenst dem Amptman auff sich nehmen und dero ruinirunge so viele müglich verhüten, auch die verwüster ernstlich abstraffen.

die letzten sieben Wörter gestrichen B1660. b am Ende dieses Punktes Marginalie (teilweise radiert) Das es in beysein des Magnifici Domini Rectoris nach dem [...] vocationis destribuiret oder exsolviret werden [...] B1660.

a

Rektor und Konzil verbieten pennalistische Dienstverhältnisse (1657)

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19. Alle undt jede amptsbediente zum offtern zu treu undt fleiß exhortiren, ihnen curiose auff die handt sehen. Was wieder ihre bestallunge läufft und straffbahr ist, corrigiren oder zu ihrer remotion der universität denunciiren. 20. Bey außgange eines jeden monahts dem Magnifico Domino Rectori von allem, was sie darin verrichtet haben, relation thun. Auch wan etwas hochpraejudicir- undt bedenckliches vorkompt, dasselbe toti corpori academico zeitig denunciiren undt communicato consilio dessen vorbauabricht undt remedirunge befodern. Gegeben Greiffswaldt unter der universität insiegel, den 12. Decembris anno 1656 (Loco sigilli) Herr Doctor Petrus Stephania und Herr Magister Marcus Bernhardinus sint verordnet zu den ackerwercken Dietrichshagen und Hanshagen und deren dörffern, wie auch zu Schönenwalde, Cassin, Radelow und Turow, worzu dan gehören sollen die kirchen zu Weidenhagen und Hanshagen.b 16. 1657 März 22, [Greifswald] Rektor und Konzil verbieten pennalistische Dienstverhältnisse A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 9, Einblattdruck; Format 362x304 mm. Im Jahr 1657 strebte die Auseinandersetzung zwischen dem Konzil und der Societas Germanica ihrem Höhepunkt entgegen (vgl. auch Nr. 4). Die natio trat – wie die sich häufenden Verhandlungen vor dem Konzil zeigen – als Vertretung der gesamten Studentenschaft auf und beanspruchte eine Autorität, wie sie eigentlich nur dem Konzil zustand.

eingefügt, darunter gestrichen Johannes Pomereschius. b Herr Doctor Johannes Heune und Herr Licenciat Mattheus Tabbertus sein verordnet zu denen ackerwercken Dersekow und Grubenhagen und deren dörffern, wie auch zu Levenhagen, wozu gehören die kirchen zu Dersekow und Levenhagen. Ersetzt den letzten Absatz in B1660.

a

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Rektor und Konzil verbieten pennalistische Dienstverhältnisse (1657)

Wenn ein Beklagter zugab, die Senioren würden ihm mit der Nation mehr als mit der Universität drohen,1 so ist das bezeichnend für die Situation. Das Konzil verhängte zwar insgesamt in dieser Zeit empfindliche Strafen gegen eine größere Anzahl von Studenten, konnte dadurch aber das Übel nicht steuern. Vor allem die pennalistischen Dienstverhältnisse, in welche die Senioren die jüngeren Studenten zwangen, gaben Anlass zu zahlreichen Auseinandersetzungen. Sie wurden daher hier nochmals ausdrücklich verboten.2

Rector et senatus academiae Gryphiswaldensis Inter peccata publica, quibus divina hodieque nemesis in regna et provincias Germaniae excandescit, non minimum aut postremum est feritas ac barbaries iuventutisa academiae. Tanta siquidem contumacia passim animadvertitur, ut illi exstirpandae licet multoties operam antehac nostram occupaverimus; nihil tamen apud effrenem turbam, cui licentia pro libertate scelerumque impunitas pro summo privilegio est, effecerimus proh! dolor. Ac ne omnia nequitiae aut flagitiorum proximis hisce temporibus patratorum genera, quorum sine gemitu recordari non licet, tangamus, quoties, quam serio et paterne olim monuimus, ab exsecranda illa iuniores ac studiorum gratia huc recens venientes vel expilandi vel exagitandi vel, ut mancipia, tractandi libidine prorsus abstinerent. Sed in fumum abierunt monita sincera piaeque adhortationes. Quin multo, quam umquam antea insolentius se nunc effert malitia, cum sine rubore etiam e domibus professorum sive interdiu sive noctu ad tabernam vinariam novitii extrahuntur, immo peremptorio, si diis placet, edicto et sub poena exclusionis e coetu nationali3 evocantur. Et ne brutum illud ac beluinum dominium sine arbitris exerceant, militiae quoque consecranei non raro inter symposia ferme quotidiana vel spectatores vel consortes huius frivoli ministerii asciscuntur. Hinc adeo occasio subministratur liberalius ad potum invitatis signa Apollinis deserendi et Marti post obiectas varias illecebras et positos laqueos sese mancipandi, ut iam aliquot temerariae iuventae exemplis edocti sumus. Egregius certe collegiorum nationalium fructus! ubi, cum aere paterno pro lubitu emunxerunt novitios et commissionibus, ut nunc fert stilusb schoristicus, hoc est servitiis, ludibriis, contumeliis libero homine indignis satis onerarunt, hanc illis gratiam pro benefactis quomodocumque extortis rependunt. O perfidiam inauditam! o gehennae flammis expiandam perversitatem! quaenam illa cyclopica barbaries! quae vos, o impii! Rabies infestat, cum non contenti iactura a

inventutis.

1 UAG

b stylus.

Altest Rektorat St. 623, fol. 336r, Konzilsprotokoll v. 10. März 1657. 2 Den Bezug zur Societas Germanica stellt schon Heinemann (Heinemann 1906, S. 85) her. 3 Damit ist wahrscheinlich die Societas Germanica gemeint. Vgl. Heinemann 1906, S. 85.

Rektor und Konzil ermahnen die Studenten (1657)

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patrimonii, vitae insuper ac saluti commilitonum vestrorum insidias struere hoc pacto non erubescitis? Quod, nisi hoc, plagium iure optimo dici mereatur? Quo liberi parentibus, tutoribus pupilli, condiscipuli magistris nefarie subducuntur? Sicine iniuriae, fraudes, iniquitates proveniunt ab his a quibus iustitia promanare debebat? Itane prorsus religio ac metus aeterni numinis ab hoc ordine exsulat, qui ceteris omnibus ad pietatem facem praelucere debebat? Adeone vindictam se divinam evasuros putant, qui ex sacris litteris non possunt non exploratum habere; servum gnarum voluntatis domini, neque illi se accommodantem, duplici plaga in tremendo illo iudicii die puniendum esse? Sed memores officii nostri, quo DEI et magistratus summi voluntate fungimur, non cessabimus in auctores tam detestandi facti inquirere meritaeque in eos stringere aciem severitatis. Interea ne connivendo ulterius alieni delicti, proindeque poenae divinae nosmet ipsos participes reddamus: non solum repetita toties edicta de actionibus schoristicis, tam re quam nomine barbaris et imprimis exactionibus iniquissimis ultra modum aggravatis, omni meliori modo fugiendis, hoc ipso sollemniter renovamus; verum et hoc severe praeceptum volumus, ne quis umquam posthac iuniorum quemquam a museo et studiis vel quocumque loco ad cauponas vel privatas vel publicas avocare, vel per se ipsum vel iuniorem praesumat; multo minus martiali hoc tumultu inter convivia et symposia cum istoc hominum genere agitata ministeria eorundem deposcat. Quos et ipsos, ne huic illegitimo spurii magistratus mandato vel citationi assurgant, pari severitate sancimus et monemus. Quicumque autem huic interdicto contravenire fuerit deprehensus, sciat, tam parere iubentes quam dicto audientes in re tam illicita et flagitiosa, aequalem, carceris et infamis proscriptionis, poenam sibi esse certo certius iubeundam. Quod programmate hoc publico monere voluimus, ne quis non sibi praedictum esse, cum venerit, frustra causetur. Publicatum publice dominica palmarum, anno M DC LVII. (Loco sigilli) 17. 1657 August 23 Rektor und Konzil ermahnen die Studenten zu sittlichem Verhalten A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 10, Einblattdruck; Format 380x306 mm. Den konkreten Anlass für das Mandat von Rektor und Konzil stellen vielleicht Tumulte zwischen deutschen und schwedischen Studenten dar, die sich bis zur Er-

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Rektor und Konzil verbieten pennalistische Dienstverhältnisse (1657)

stürmung des Stadtkellers am 9. Juni 1657 steigerten.1 Nur wenige Tage später wurde ein Kandidat nach dem Magisterschmaus von Kommilitonen bewaffnet angegriffen2 und nur durch das beherzte Eingreifen des Rektors gerettet. Das vorliegende Mandat verbietet insbesondere – und hier erstmals – das Schuldenmachen der Studenten in Wirtshäusern und regelt zudem die Sperrstunde für Studenten.

Rector et senatus academiae Gryphiswaldensis Quemadmodum perduellis humani generis dux tenebrarum Satan, ita et qui eum sequuntur, lucifugae ac tenebriones perditissimi opera sua nocte et in tenebris peragere quam maxime gestiunt. Neque illud mirum videri cuiquam debet: quoniam asserente salvatore nostro apud Iohannem Evangelistam, Lux opera nostra manifestat;3 unde quae in DEO suscipiuntur opera, lucem minime reformidant. E contrario autem tenebrae cum ceteras res creatas oculis hominum subtrahant et abscondant; etiam peccata obvelare et clam habere ex perversa mundi opinione iudicantur, ne debita ab illis poena exigatur. Inter alia vero tenebrarum opera helluationem et crapulam ponit scriptura: Vitium ut saeculo nostro frequentatissimum, sic foedissimis sceleribus et facinoribus gratiam divinam prorsus excutientibus, merito suo accensendum. Hinc magnus gentium doctor, qui ebrii sunt, inquit, de noctu ebrii sunt.4 Nempe opus tenebratum sub tenebris perpetrari amat, ne et ipsum, et quae ex illo oriri solent peccata reliqua, in lucem protrahantur. Huic turpissimae grassandi in tenebris consuetudini optandum esset, ne et plurimi ex iuventute nostra academica nimiopere adhaerescerent, quo, praeter temporales mentem et cor penitus obnubilantes viamque verae luci praecludentes, aeternas quoque tenebras effugere tandem liceat ac declinare. Sed dolendum sane, adeo efficacem esse in organis suis spiritum tenebrarum, ut nullis hactenus monitis aut minis a nocturnis conventiculis, in cella vinaria praesertim, ad litandum Baccho celebratis avocari sustinuerint. Quae haec intempestiva symposia aliquamdiu hisce vere conclamatis temporibus secutae fuerint intemperiae, utpote Stentorei5 per urbem et fere beluinia clamores, gladiorum ad lapides platearum allisiones, truncorum ad valvas publicae tabernae vinariae advolutiones, earumque violentae effractiones, et similia a

belluini.

1 Vgl.

Konzilsprotokoll v. 19. Juni 1657, UAG Altes Rektorat, St. 623, fol. 348. 2 Konzilsprotokoll v. 26. Juni 1657, UAG Altes Rektorat, St. 623, fol. 353. 3 Nach Joh 3,21. 4 Nach 1 Thess 5,7. 5 Nach Stentor, einem in Homers Ilias 5,785 erwähnten Helden, dessen laute Stimme sprichwörtlich wurde.

Rektor und Konzil ermahnen die Studenten (1657)

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nequissima attemptata, notius est proh! dolor, quam ut multis, cum iustissima bonorum omnium indignatione, contra hos feroculos grassatores exponi atque iterari mereatur. Cum vero totius mali huius origo ferme non aliunde constet, quam quod compotationes istic loci, (a quibus tamen tristissima haec tempora unumquemque retrahere merito, et ad seriam vitae emendationem ac imminentium malorum deprecationem impellere debebant) in seram noctem in dies protrahantur; non potuimus effreni huic libidini modum ac metam convenientem non statuere. Et quamvis statuta academiae omnem cauponarum ingressum studiosis nostris severe interdicant; placuit tamen hac vice impotentis animi cupiditates in tantum refrenarea ac, cum plane tollere ob saeculi corruptionem desperemus, saltem eo usque potandi illud cacoëthes restringere, ne quis ultra horam 9. vespertinam in cella vinaria aut aliis cauponis moram trahat, sed audita hora 9. in museum quisque sine ullo clamore ac strepitu abeat et se quieti dedat, multo minus post auditam horam 9. eandem intret, aut intromitti se petat vel urgeat sub carceris vel relegationis poena. Quia etiam graves querelae ad nos deferuntur, quod in fraudem conditi olim sancti Macedoniani a cellae vinariae magistro, vinum cerevisiamque studiosi poscant, mutuentur, eumque ad mutuandum invitum blandioribus verbis vel minis impellant (sicque dum facillime in creditum eunt, se aere alieno obruant, et materiam peccandi malis moribus accipiant), idcirco statuimus, ne quis studiosorum nostrorum vel una vel diversis vicibus supra unius imperialis nummi pretium, vel in vino vel cerevisia, a cellae vinariae magistro mutuetur, neque credere in maiorem summam fas sit, deneganda ipsi coram iudicio nostro, si secus fecerit, actione contra studiosos, vel arresto. Nisi forsan qui mutuabitur, idoneum ipsi fideiussorem (non tamen ex studiosorum numero) supposuerit. Quapropter omnibus studiorum alumnis hisce publice edictum volumus, ut aes alienum, quo magistro cellae vinariae obstricti sunt vel ad imperialem usque nummum in posterum obstringentur, quantociusb solvant, antequam vero exsolverint, nullam intrandi cellam vinariam aut in ea potandi vel bibendi sive soli illuc eant sive ab aliis invitentur, habeant licentiam. Si quis refractarius huic statuto adversari deprehendetur, multa, carcere, immo et relegatione punietur. Imprimis vero si quis posthac umquam cellae vinariae devolvendis truncis lanionum vel alio quocumque modo vim inferre, vel cuicumque tumultui nocturno se immiscere deprehendetur, is certo sciat, factis suis dignam animadversionem, relegatione perpetua vel exclusione non minorem se incursurum, praeprimis vero quoniam nobis ab amplissimo et prudentissimo senatu huius urbis denuntiatum est, nonnullos studiosorum cum bombardis ac sclopis ingredi cellam vinariam, atque haec instrumenta ad a

refroenare.

b quantocyus.

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Instruktion der Kuratoren (1660)

proeliaa natos, et Martis, non ad mites musarum alumnos pertinentia, inter pocula a temulentis non sine periculo explodi, idcirco serio edicimus, ne quis nostrae iurisdictioni subiectus, posthinc cum bombarda vel sclopo, cuiuscumque etiam ille sit generis, cellam vinariam ingrediatur, tanto minus eam explodat. Si quis contravenerit, secumque bombardam vel sclopum in cellam vinariam attulerit, non solum iisdem privabitur, ac fisco haec arma addicentur, sed et si iis usus fuerit laedendi, vel etiam lasciviae et insanae voluptatis causa, carcere vel relegatione poenas contumaciae iustissimas dabit. Et quoniam nonnullos sub specioso studiosorum titulo hic delitescere inaudimus, qui numquam nomina sua praevio iuramento albo academiae in ferri curarunt, eo fine, ut vel in facinore aliquo deprehensi, forum academiae malitiose subterfugiant, vel minus se quam alios ad observantiam magistratui suo ac legibus et decretis academicis debitam devinctos esse, vana opinione sibi persuadeant, tum illos, tum insimul eos, qui inscripti quidem, sed ob veniam aetatis, olim sollemni iuramento non fuerunt adstricti, ut intra octiduum proximum nomina sua apud magnificum rectorem edant, seque adhuc consueto obligent sacramento, sub interminata poena exclusionis, monemus et hortamur. Non enim digni videntur civium nomine et privilegiis, qui debita civium munia explere detrectaverint. Publicatum publice dominica XIII. post trinitatis, anno recuperatae salutis MDCLVII. (Loco sigilli) 18. 1660 Juni 20, Stralsund Der Generalgouverneur und Kanzler, Carl Gustaf Wrangel, setzt Kuratoren für die Universität ein und gibt ihnen eine Instruktion B – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 25r–28v, 4 Blatt gebunden; Format 340x207mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 865–867. Die schwedische Regierung hatte bereits im Visitationsrezess von 1646 die Einrichtung der Kuratoren, wie sie bereits in herzoglicher Zeit bestanden hatten, wieder aufgegriffen.1 Mit der besonderen Fürsorge für die Universität war 1649 Johan Nicodemi Lillieström2 betraut worden, der 1651 auch als academiae nostrae curator a

praelia.

1 Vgl.

Bd. I/Nr. 56, S. 486.

2 Johan

Nicodemi Lillieström (1597–1657): seit 1655 Hofrat.

Instruktion der Kuratoren (1660)

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bezeichnet wird.1 In der königlichen Resolution von 1653 waren Aufgaben und Stellung von Kanzler, Prokanzler und Kuratoren dann erstmals klarer formuliert worden (Vgl. Nr. 7). Im gleichen Jahr wurde der Oberkammerpräsident Gert Anton Rehnskiöld2 ebenfalls zum Kurator der Universität ernannt, der die zugleich geforderte Visitation des Amtes Eldena in Angriff nahm.3 1657 war Johann Oxenstierna, seit 1654 Kanzler der Universität, verstorben. Im gleichen Jahr starb Lillieström und im Jahr darauf Rehnskiöld. Die Ämter blieben ungewöhnlich lange – wohl auch wegen der militärischen Auseinandersetzungen mit dem Großen Kurfürsten, der Schwedisch-Pommern 1659 angriff und Greifswald zweimal vergeblich belagerte – unbesetzt, obgleich die Universität mehrfach darum bat.4 Erst 1660 wurde der Generalgouverneur Carl Gustaf Wrangel zum Kanzler der Universität ernannt und war damit der erste, der beide Ämter in Personalunion führte. Mit der Ernennung Philipp Christoph von der Lanckens und Joachim Kühn von Owstiens zu Kuratoren übernahmen erstmals in schwedischer Zeit zwei Pommern das Amt. Ihrer Einsetzung hatte bereits König Karl X. Gustaf († 1660) zugestimmt, allerdings war dieselbe vor seinem Tod nicht vollzogen worden. Die Universität hatte Philipp Christoph von der Lancken bereits zu Lebzeiten Rehnskiölds beim König für das Amt in Vorschlag gebracht,5 während sie die Bitte um Einsetzung Joachim Kühn von Owstiens zugleich mit der Bitte um Ernennung Wrangels zum Kanzler erst 1660 vorbrachte.6 Den Inhalt der Instruktion hatte die Universität allerdings differenzierter gewünscht, als er schließlich ausgefertigt wurde.7 Die vorliegende Instruktion weist den Kuratoren – neben den üblichen Visitationsaufgaben – sehr weitgehende Befugnisse zu, nicht nur in der Disziplinaraufsicht, sondern auch hinsichtlich der Verwaltung des Amtes Eldena. Der Text gehört zu einer Abschriftensammlung Augustin von Balthasars, der das Dokument mit dem Regest Dero Königliche Majestät in Schweden Raths etc. etc. Carl Gustav Wrangels curatorium für Herrn Philip Christoff von der Lancken und Herrn Joachim Kühn von Owstin verordneten Curatoren der academie zu Greiffswald anno 1660 überschrieben hat.

Siehe Friedländer II/1894, S. 43. 2 Gert Anton Rehnskiöld (1610–1658): Mitglied des Staatsrates und Oberkammerpräsident ab 1650. Vgl. SMK VI/1949, S. 232. 3 Vgl. Seth 1956, S. 42. 4 Rektor und Konzil an den König v. 29. Dezember 1657, RAS Pommeranica Vol. 227 unfoliiert. 5 Rektor und Konzil an den König v. 29. Dezember 1657, RAS Pommeranica Vol. 227 unfoliiert. 6 Rektor und Konzil an den König v. 19. März 1660, RAS Pommeranica Vol. 227 unfoliiert. Noch am 22. Juni 1660, als die Ernennung bereits erfolgt war, hatte der Gesandte der Universität, Johannes Pommeresche, die Bitte in Stockholm wiederholt. Vgl. RAS Pommeranica Vol. 227, Desideria der Universität v. 22. Juni 1660 unfoliiert. 7 ebenda: 1) das die statuta academiae revidiret, 2) die labores docentium et discentium ordentlich eingerichtet und fortgesezet, 3) disciplina academica conserviret, 4) die communis mensa für arme studiosos wieder angerichtet, 5) den Professoribus die salaria zu ihres lebens unterhalt gereichet und ihrer tenuität halber nach befindung vermehret, ja alles waß 6) zu der universität wohlfahrt diensamb und practicabel sein möchte von ihnen dem verordneten Herrn Cancellario und General Gouverneurn vorgetragen und mittelst deßen autorität und hülfsbietung zu wercke gerichtet. Da es aber ja altioris indaginis und alhier nicht zu erheben sein möchte, an Eure Königliche Majestät, alß höchstes oberhaupt und patronum dieser hohen schulen allerunterthänigst gebracht und allegnädigste remedirung erbehten werde. 1

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Instruktion der Kuratoren (1660)

Dero Konigliche Majestät und Reiche Schweden Rath, Reichs Admiral und Koniglicher Lieutenant General über dero armeen und militair estat in Deutschland wie auch General Gouverneur in Pommern und OberLandrichter über Upland etc. etc. Carl Gustav Wrangel Graff zu Salmis, Freyherr zu Lindenberg und Ludenhoff, Herr zu Schogkloster,a Bremer Verde, Wrangelsburg, Spycker und Rosdorff. Uhrkunden krafft dieses, demnach Seiner Hochgräflichen Excellence und Gnaden die wohl ehrwürdige, ehrenfeste und hochgelahrte Rector, Decani, Seniores und sämptliche Professores der königlichen universität zu Greiffswalde gehorsahmst zu vernehmen geben, welcher gestalt die hiebevor zu conservation und aufnehmen des corporis academici verordnet gewesene zwene Herren Curatores für etlichen jahren mit tode abgegangenb und wie sie ümb ersetzung solcher stelle bey lebezeiten der höchst seeligsten Königlichen Majestät allerunterthänigste ansuchung gethan, auch deßfals die wohl edelgebohrne, gestrenge und veste Herren Philipc Christoff von der Lancken,1 Regierungs-Raht und Herrn Joachim Cühn von Owstin,2 Landt-Rath, respective auff Zürckevitz, Janitzow etc. etc. erbseßen in vorschlag gebracht, höchstgedachte Königliche Majestät ihr ein solches auch gnädigst gefallen laßen.d Und wie Seiner Hochgräfflichen Excellence wohl bewust, mit demselben persohnen wohl zufrieden gewesen, das curatorium aber wegen deren deroselben obgelegenen schwehre kriegs expeditionen nicht ausgefertiget werden können. Unter diesem gehorsahmen suchen, weil der universität wohlstand sonderlich dadurch würde befodert werden, wann gewißen Curatoribus die nähere inspection, aufsicht und obacht deroselben committiret und durch dieselbe entweder Ihre Königliche Majestät oder auch dem künfftigen verordnetem Cancellar[ius], was zu der universität aufnehmen gereichet, fürgetragen und veranlaßet wurde. Es wolten Seine Hochgraffliche Excellence und Gnaden geruhen, in Ihrer Königlichen Majestät, unsers itzigen allergnädisten Königs und Herrn nahmen und auf deroselben allergnädigsten ratification obgedachten Herrn Regierungseund Landt-Rähten, die curatelam der universität zu committiren und aufzutragen und Seiner Hochgräfflichen Gnaden und Excellence diesem davor gestrichen Sgokloster. b Marginalie Nachdehm vorige 2 Curatores mit tode abgegangen. gestrichen Joachim, Marginalie ist der Herr von der Lancken und von Owstin zu dieser function im vorschlage gebracht worden. d Marginalie welche auch von Ihrer Königlichen Majestät approbiret, aber das curatorium nicht ausgefertiget worden. e verbessert aus rerierungs. a

c davor

1 Philipp

Christoph von der Lancken (1617–1677): schwedisch-pommerscher Diplomat und Kanzler. Vgl. Droste 2006, S. 399. 2 Joachim Kühn (Kuno) von Owstien (1608– 1668): Regierungsrat für Schwedisch-Pommern. Vgl. Jörn 2007, S. 254.

Instruktion der Kuratoren (1660)

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ihren gehorsahmen ansuchen nicht ent[gegen]a seyn wollen.b So haben dieselbe obgedachten Herrn Regierungs-Raht Philip Christoph von der Lancken und Herrn Landt-Raht Joachim Cuno von Owstin hiemit in aller höchstgedachter Königlicher Majestät nahmen zu Curatoribus der universität Greiffswald krafft dieses constituiren und verordnen wollen.c Also und dergestalt, daß sie zuforderst Gott dem allerhöchsten zu ehren, diesem landen zum besten und der universität, alß einem seminario ecclesiae et rei publicae, zu conservation und gedeilichem wachsthum solche curam über sich nehmen, antreten und dergestalt führen mögen, daß diese uhralte und dem vaterlande zum besten für mehr alß zwey hundert jahren von dem hochseeligen Herzogen zu Pommern aufgerichtete, aber durch vorige und neuliche krieges-zeiten in nicht geringen abgang gerahtene universität mittels des allerhöchsten Gottes beystand hinwieder in flor gebracht und der dabey anfangs intendirter gottseeliger zweck erreichet werden möge. Insonderheitd aber wollen Seine Hochgräffliche Gnaden und Excellence angeregten Herrn Curatoribus gnädig committiret haben, daß sie sich einer fördersahmsten gewißen zeit vereinigen, nacher Greiffswald erheben und in den zustand der universität und conditionen, studia, labores, mores tam docentium quam discentium fleißig inquiriren. Es auch dahin richten, damit von denen Herrn Professoribus sampt und sonders publicae et privatae lectiones mit fleiß getrieben, die ledigen stellen mit qualificirter subjectis ohne einigem privat respect wieder besetzet und nur der universität nutzen und der studirenden jugend aufnehmen dabey beobachtet. Sonst aber auch zu vermeidung aller privat dissension und unanständlichen wesens dieselbe ab und zu einem exemplarischen leben und wandel angemahnet werden. Auch, da über verhoffen bey einem oder andern keine spes emandationis und vita publice scandalosa vorhanden, deßfalß inquisition und erkündigung anstellen und entweder selbst deßfals zureichende anordnung verfügen oder relation erstatten.e Im gegentheil auch die jugend zu schuldiger ehrerbietung, observance, respect und liebe gegen ihre Praeceptores und Professores, wie auch zu fleißiger obliegung ihrer studien und abstellung alles müßigen, unordentlichen lebens mit ernst adhortiren, unter der verwarunge, daß die übertreter auff der universität nicht allein nicht geduldet, sondern exemplariter in dieselbe

b Marginalie weßhalb anjetzo ihro Excellence der Herr General aus D vervollständigt. Gouverneur obbenahmte Curatores constituiret. c Marginalie finis königliche curatelae. d Marginalie Officium Curatorum consistit in inquisitione in mores et studia tam docentium. e Marginalie quam discentium. a

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Instruktion der Kuratoren (1660)

animadvertiret werden solle.a Wie dann Seine Hochgräffliche Excellence und Gnaden denen verordneten Herrn Curatoribus insonderheit committiren, auf die disciplinam academicam ein getreues aufsehen zu haben. Gestalt dann, wann dieselbe, auff einen oder andern benöhtigten fall ihre authorität zu interponiren, für rahtsahm befinden werden, Seine Hochgräffliche Excellence und Gnaden auf beschehenes erinnern, diesfalß andern zum abscheu und exempel einen ernst und eifer wollen verspühren laßen. Damit aber auch die Herrn Professores,b und zwar diejenige, so ihro lectiones fleißig abgewartet, wegen ihrer mühe ihnen unterhalt und soulagement haben, auch für ohnbemeldete studiosos die communes mensae, dafern nimmerc möglich, wiederaufgerichtet werden. So committiren Seine Hochgräffliche Excellence und Gnaden denen verordneten Herrn Curatoribus gleichfalß sich des zustandes des patrimonii universitatis und ampts Eldenaw zu erkündigen und damit auch daßelbe in beßern zustand gebracht werden könne, auf alle mittel und wege bedacht zu seyn und bey deßen administration ihre authorität auf bedurffenden fall zu interponiren. Es gesinnem solchem nach Seine Hochgräffliche Excellence und Gnadend an die jederzeit anwesende Rectores, Decanos, Seniores und übrige Professores mehr gedachter universität Greiffswald, wie auch an die so sich daselbst aufhaltende omnium facultatum studiosos, daß sie denen Herrn Curatoribus in solchem officio gebührenden respect, ehre und folge erweisen,e dero verordnungen sich gemäß bezeigen, bey dem patrimonio academico und deßwegen veranlaßenden contracten, wie sie nahmen haben, ohn deroselben vorwißen nicht zuschließen, sondern ihr einrahten darüber zu vernehmen. Sich auch sonst dergestalt sampt und sonders zu comportiren, damit Seine Hochgräffliche Gnaden und Excellence desfals keine klagen für gekommen und dieselbe zu ernster maintenance und animadversionf veruhrsachet werden mögen.g Im übrigen erinnernh Seine Hochgräffliche Excellence und Gnaden die jederzeit anwesende königliche regierung angeregte Herrn Curatores, bey ihren verrichtungen auf bedürffenden fall gebührend zu mainteniren und zu schützen. Uhrkündlich Seiner Hochgräfflichen Excellence und Gnaden eigenhändigen unterschrifft und fürgestelleten gräfflichen insiegels. Signatum Stralsund, den 20ten Junii anno 1660. Marginalie ut et in inspectione in disciplinam academicam. b Marginalie Item cura ipsis incumbit, ut professoribus salaria praebeantur et studiosorum gratia mensae communes erigantur. c immer D. d Marginalie Die Curatores sollen gebuhrend respectiret werden. e Marginalie Und in vorfallenden f verändert aus animatversion. g danach ein Wort fällen dero consens adhibiret werden. h danach gestrichen Im übrig; Marginalie Die königliche [regierung] gestrichen, unleserlich. verspricht sie in ihren ampte zu stützen. a

Resolution der Königin Hedwig Eleonora (1661)

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(Loco sigilli) Carl Gustav Wrangel, manu propria 19. 1661 Mai 25, Stockholm Die schwedische Königin Hedwig Eleonora erteilt der Universität eine Resolution über die künftige Verwaltung des Amtes Eldena, die Kontributionen, die Gehälter der Professoren, das Konviktorium und die Bibliothek B1 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Riksregistraturet B 344 (1661), fol. 711v–714v, 7 Blatt; Format 338x210 mm. B2 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 438, unfoliiert, 6 Blatt, S. 1–11 mit Text; Format 329x201 mm. B3 – Landesarchiv Greifswald, Sign LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 29r–33v, 5 Blatt gebunden, S. 1–9 mit Text; Format 342x205 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 867–869. Die vorliegende Resolution ist ein deutliches Symptom für das nachlassende Interesse der schwedischen Krone an der Greifswalder Universität nach dem Scheitern der Erweiterungspläne Christinas und erst recht nach dem Tode des engagierten Kanzlers Johann Oxenstierna. Verglichen mit den umfangreichen und konkreten Gesuchen der Universität, die diese durch ihren Abgesandten Johannes Pommeresche 1660 in Stockholm überreichen ließ,1 ist die königliche Resolution äußerst vage und beliebig gehalten. Die Universität hatte die Wiederaufnahme der schon 1653 von Königin Christina angeordneten Visitation des Amtes Eldena, die nie zu Ende geführt worden war, ebenso erbeten, wie die Bestätigung ihrer Jurisdiktionsrechte und ihrer Freiheit von bürgerlichen Lasten. Auf die letzten Punkte ging die Resolution ebensowenig ein, wie auf das Unterstützungsgesuch für die Sanierung der Universitätsbauten. Auch hinsichtlich der 1653 zugesagten Professorengehälter und der Zuschüsse zur Bibliothek aus der königlichen Kasse ebenso wie zur Wiederaufrichtung des Konviktoriums wurden keine festen Zusagen gemacht. Nicht entschlossener war das Entgegenkommen hinsichtlich der Bitten der Universität, das Amt Eldena von Kontributionen zu befreien. Lediglich die schon 1653 gewährten Einkünfte aus den königlichen Reservatrechten im Amt Eldena wurden abermals RAS Pommeranica Vol. 227, Desideria der Universität v. 22. Juni 1660 ohne fol. Beglaubigungsschreiben und Instruktion für Pommeresche in UAG Altes Rektorat St. 13, pag. 378–389, pag. 408–412.

1

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verlängert. Selbst die Zusage der Sportelfreiheit am Hofgericht und am Wismarer Tribunal stand unter Vorbehalt.1 Die bewilligte Visitation sollte erst 1665/66 zustande kommen (vgl. Nr. 23). Textgrundlage für die Edition ist B1, die eine Abschrift des Konzeptes in der Reichsregistratur darstellt. Sie wurde um die dort fehlende Ankündigung der Beglaubigungsmittel, die Datierung und die Unterschriften aus B2 und B3 ergänzt. Bei B2 handelt es sich um eine Abschrift, die im Zuge der 1699–1700 gehaltenen Visitation der Universität entstand. B3 ist in einem Abschriftenkonvolut aus dem ehemaligen Besitz Augustin von Balthasars enthalten, das aus der Mitte des 18. Jahrhunderts stammt.

Ihrer Königlichen Majestäta resolution, welche sie auff der universität zu Greiffswaldt durch dero abgeordneten Doctorem Johannem Pommereschen,2 Professorem iuris ordinarium ihro in unterthänigkeit fürgetragene desideria gnädigst ertheilen wollen. Geschehen Stockholm, den 25. Maii annob 1661.c 3 Es hatt Ihrer Königlichen Majestät vorgedachter, abgeschickter der academie schlechten zustandt, worin dieselbe zeit gewehreter krieges unruhe verfallen, gantz beweglich repraesentiret, dabeneben auch mit guthem fleiß und dexterität beygebracht und erinnert, waß sich in ein und anderm annoch vor mittel finden möchten, umb dieselbe von der sonst vorstehenden ruin zu retten und wiederumb in guthes auffnehmen zu bringen. Gleichwie nun Ihre Königliche Majestät außer dem in gnaden incliniren, ihre gesambte pommersche lande der bißherigen schweren unndt vielfältigen ungelegenheiten halber, nun, nachdem der grundgütige Gott den erwünschten frieden verliehen, würcklich zu soulagiren. Also werden Ihre Königliche Majestät auch bey werckstellung sothanen gnädigsten vorhabens insonderheit die academie in dero gnädigste vorsorge nehmen, selbe dem herzogthumb zum besten alß ein seminarium ecclesiae et rei publicae conserviren und zu dem ende auch die media, welche obiger maßen zu deren wiederauffhelffung vorgeschlagen, so weit es vor der handt geschehen können, nicht allein gern advociren,d besondern auch mit der zeit selbst auff mehrer dazu ersprießliche wege bedacht zu seyn. zu Schweden B2, B3. b fehlt in B2. c neben dem Briefkopf wurde in der Reichsregistratur der Bearbeiter des Dokuments genannt Frans Joel (siehe Anm. 3 auf dieser Seite). d advoviren B1, B2. a

1 Zur Einschätzung der Resolution vgl. auch Seth 1956, S. 46. 2 Johannes Pommeresche (1624–1689): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 257. 3 Frans Joel Örnstedt (1624–1685): 1665 zum Staatssekretär und 1674 zum Kanzleirat ernannt. Vgl. SBH 21906, S. 787f.

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1. Undt erklehren sich demnach Ihre Königliche Majestät auff den in dem übergebenen memorial enthaltenen ersten punct dahin, daß, weiln sie allschon vora seiner des abgeordneten ankunfft Ihren und Ihrer Reiche Admiraln Herrn Carl Gustav Wrangelln,1 Graffen zu Sallmis etc. daß cancellariat der universität undt darunter gnugsame potestät, selbige alles vermögens wieder in auffnehmen und flor zu bringen, beygeleget, Ihre Königliche Majestät es dabey nachmahln beruhen, die auch von demselben geschehene constitution der beiden Curatorum durch dero respective regierung und Landt Räthe in Pommern Philipp Christoph von der Lancken2 und Jochim Kühno von Owstin3 persohnen ihro in gnaden gefallen laßen, demnach selbige auch krafft dieses zu solchem officio confirmiret undt bestetiget haben wollen. 2. Wegen der im 2. und 7. punct enthaltenen desiderien haben Ihre Königliche Majestät dem Herrn Reichs Admiraln gnädigst committiret, in dero nahmen eine visitation anzuordnen, gewiße persohnen auffb der regierunge, dem hoffgericht und der landschafft dazu zu benennen und selbe dahin zu instruiren, daß sie die in annis 1653 und 1654 verhandelte visitations acta und dabey ergangene königliche resolutiones und instructiones revidiren, waß selbiger zeit der universität zum besten verordnet zum effect befordern, was aber wegen damahls ins mittel gefallenen behinderungen nicht abgerichtet werden können, annoch untersuchen; vornemblich aber angezogene desideria, so wie sie in der universität memorial specifice enthalten, debattiren und zur richtigkeit bringen sollen. 3. Soviel den 3 und 5ten punct betrifft, laßen Ihre Königliche Majestät bey denen von Ihrer Majestät der Königin Christinen4 denen Professoren in anno 1653 vermacheten stipendiis, nemblich daß ein jeglicher derselben bis auff fernere verbeßerung zweyhundert reichsthaler loco salarii jährlich genießen solle, es nachmaln verbleiben. Und soll ihnen solch jährliches lohn aus denen der academie zugelegten ordinarie intraden, soweit a

von B1.

b aus

B2, B3.

1 Carl Gustaf Wrangel (1613–1676): Generalgouverneur von Pommern. 2 Philipp Christoph von der Lancken (1617–1677): schwedisch-pommerscher Diplomat und Kanzler. Vgl. Droste 2006, S. 399. 3 Joachim Kühn (Kuno) von Owstien (1608–1668): Regierungsrat für Schwedisch-Pommern. Vgl. Jörn 2007, S. 254. 4 Christina (1626–1689): Königin von Schweden (1632–1654).

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dieselbe zureichen können,a verwilligen und ordnen Ihre Königliche Majestät gnädigst, die bey dero licent cammer in Pommern und Mechlenburg fallende sämptliche also genante armen gelder der universität so lange, bis Ihre Königliche Majestät dazu andere mittel fourniren können, zufließen zu laßen, und zwar damit sowohl obige currentia salaria davon ergäntzet, alß auch der communität für die unbemittelte studenten wieder auffgerichtet werden möge. 4. Desfals auch noch ferner Ihre Königliche Majestät zu bezeigung Ihrer zu der universität restauration tragenden begierde in gnaden consentirenb und wollen, daß im fall die beschaffenheit gegenwertiger zeiten nicht verstaten wolte, das gantze ambt Eldena von denen contributionen und landes beschwerden zu befreyen, dennoch die beiden ackerwerke Eldena und Wampen nebst denen dazu gehörigen dörffern eximiret sein. Und da die landtschafft auff des Herrn Reichs Admiraln und der regierung deßen wegen geschehendes anmuthen, solch contingent nicht übernehmen wolte, es alßdann bey der königlichen cassa in decurtat gebracht werden solle. Ebenesfallesc damit von der stadt Greiffswald und dem district geklagter maßen das ambt und closter Eldena nicht praegraviret werde, haben Ihre Königliche Majestät dem Herrn Reichs Admiraln committiret, die verordnung zu stellen, daß daßelbige von der stadt Greiffswald und dem district separiret und bey denen etwa verwilligten contributionibus und andern oneribus demselben seine quota separatim adsigniret und der königlichen cammer vergnüget werde. 5. d Die bey dem 6. punct in Ihrer Majestät der Königinnen Christinen resolution der universität auff gewiße zeit nachgelaßene reservata remittiren Ihre Königlichen Majestät zu so viel beßeren derselben auffkommen auff arth und weise, alß in angeregter resolution enthalten von dem dato daß obig gegonnete zeit exspiriret annoch auff zehen jahr. 6. Weiln Ihre Königliche Majestät aber soviel das unterthänigste petitum wegen consolidirung des lehns Hinrichshagen mit dem ambt Eldena anbetrifft, nicht so gründlich davon annoch informiret, alß sie es bey entschließung einer solcher verenderung nötig zu sein halten. So haben sie demnach dem Herrn Reichs Admiral befehl ertheilet, durch vorbenante zu der visitation constituirende Commissarien die sache eigentlich untersuchen, und Ihrer Königlichen Majestät davon einen gnugsamen a

abgefolget werden, soweit solche reditus aber nicht reichen, B2, B3. B2, B3. d Königlichen B3.

c ebenfalls

b verbessert

aus cosentiren.

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unterricht zukommen zu laßen, und werden Ihr Königliche Majestät alßdann sehen,a wie weit sie ohne des einen oder andern praejudice der universität darunter gnädigst deferiren können. 7. Daß die academie bey denen sowol am tribunal zu Wißmar alß dem pommerschen hoff gerichte habenden rechtsprocessen von den sportuln eximiret sey, der advocatus fisci auch in solchen causis die procuratur ohne entgeldt über sich nehme, concediren und verwilligen Ihre Königliche Majestät hiemit gnädigst, gleichwol nun auff den fall, daß wie der abgeordnete vorgegeben, sie solch beneficium alschon in vorigen zeiten bey denen pommerschen gerichten gehabt und es diese kriegs läuffte her nur in desuetudinem kommen.b 8. c Alß die von Ihrer Majestät der Königin Christinen zur bibliothec vermachete jährliche 100 reichsthaler annoch nicht ausgekommen, haben Ihre Königliche Majestät verordnet, daß danegst bey erleichterung des stats dieselbe auff eine behagliche zeit jährlich abgegeben oder ihnen auch anstatt des geldes jedesmahl der werth an büchern abgefolget werden. 9. Ein solches haben Ihre Königliche Majestät auff der universität desideria in gnaden resolviren, dieselbe aber in krafft dieses noch weiter versichern wollen, daß sie gnädigst eingedenck bleiben werden, der universität völlige restauration, so weit sie mittelst dieser resolution nicht erreichet werden kan, ins künftige nach allemd vermögen zu befordern, wie sie dann auch derselben insgesampt unndt dem abgeordneten sonderlich mit königlicher hulden wolbeygethan verbleiben. Uhrkundtlich Ihrer Königlichen Majestät hie fürgedrückten insiegels, auch ihrer hochgeehrten undt vielgeliebten Frau mutter wie auch ander ihrer undt ihre reiche vormünder undt regierung eigenhändigen unterschriffte Datum ut supra. Hedewig Eleonora1 (Loco sigilli) Petrus Brahe2 Comes in Wissingsborg. Rikets Sverige Drotzetus manu propria die letzten vier Wörter fehlen in B3. b danach gestrichen unleserlich B3. B3. d fehlt B3. e Corroboratio fehlt B1.

a

1 Hedwig

c Königlichen

Eleonora von Schleswig-Holstein-Gottorf (1636–1715): Königin und Witwe des schwedischen Königs Karl X. Gustaf (1622–1660). 2 Petrus Brahe (1602–1680): Reichsdrost und Generalgouverneur in Finnland. Vgl. SMK I/1942, S. 435f.

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Verbot des Pennalwesens (1662)

Lars Kagg,a 1 Schwedischer Reichsmarschall manu propria Nicolausb Brahe,2 in des Reichs Admiral stelle. Magnus Gabriel de la Gardie,3 Schwedischer Reichs Cantzler manu propria. Gustavus Soop,4 ins Reichs Schatz Meister stelle. 20. 1662 März 26, Wolgast Der Generalgouverneur und Kanzler der Universität, Carl Gustaf Wrangel, verbietet das Pennalwesen an der Universität Greifswald A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 245r–248v, 4 Blatt gebunden, S. 1 und S. 3–8 mit Text; Format 308x191 mm; – das Gleiche: Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 37r–40v, 4 Blatt gebunden, S. 1 und S. 3–8 mit Text. B – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 41r–54v, 14 Blatt gebunden; Format 332x200 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 870–875. Das Pennalismusedikt hat eine längere Vorgeschichte. Schon 1653 (vgl. Nr. 7) hatte Königin Christina ein energisches Vorgehen gegen den Pennalismus angekündigt und ihren Regensburger Gesandten mit entsprechenden Verhandlungen beauftragt.5 1654 hatten die Gesandten der evangelischen Territorien sich auch auf einen Rezess geeinigt, dessen Exekution aber ausgesetzt. Seitdem waren von Seiten der schwedischen Krone keine Impulse in diese Richtung mehr ausgegangen. Im Verlaufe der Jahre 1657 bis 1659 war die pommersche Regierung zwar häufiger in die Auseinandersetzung zwischen der Societas Germanica und dem Konzil involviert und hatte 1659 durch Vermittlung auch den Exodus der Greifswalder Studentenschaft been-

a

Hans Kagg B2; Hans Dagg B3, D.

1 Lars

b Nikolaus

B2, B3, D.

Kagg (1595–1661): seit 1660 schwedischer Reichsmarschall, Präsident im Kriegskollegium und Mitglied der Vormundschaftsregierung. Vgl. SMK IV/1948, S. 155f. 2 Nils Brahe jun. (1633–1699): 1660 Reichsrat. Vgl. SMK I/1942, S. 436. 3 Magnus Gabriel de la Gardie (1622–1686): schwedischer Reichsrat und Assessor im Kriegskollegium und Kriegsrat. Vgl. SMK II/1944, S. 233f. 4 Gustav Soop (1624–1679): Freiherr am Hof Königin Christinas. Vgl. SMK VII/1954, S. 131. 5 Überblick bei Balthasar 1747, S. 9.

Verbot des Pennalwesens (1662)

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den können.1 Der Anstoß für das vorliegende Edikt kam allerdings aus anderer Richtung. Am 30. April 1661 hatte Kurfürst Johann Georg von Sachsen ein Pennalismusedikt für seine Länder erlassen und die Fürsten der übrigen evangelischen Territorien aufgefordert, für ihre Universitäten ein ebensolches generelles Verbot des Pennalismus zu verhängen, da nur eine gleichzeitige Abschaffung des Pennalwesens an allen Universitäten zum gewünschten Erfolg führen könne. Die pommersche Regierung gab dieses Ansinnen an den schwedischen Hof weiter2 und scheint von dort mit der Ausarbeitung des Ediktes beauftragt worden zu sein. Mit dem vorliegenden Edikt wurde die National Societät – eben die Teutsche Societät – aufgehoben sowie ihre Siegel, Bücher und die Kasse eingezogen. Zum Schutz der neuankommenden Studenten wurde sogar die alte Verpflichtung, sich bei der Inskription unter den Professoren einen inspector morum et studiorum zu wählen, erneuert.3 Für die Relegationen wurde eine Veröffentlichungs- und Meldepflicht eingeführt. Das Edikt ist in der Offizin des akademischen Buchdruckers Matthäus Doischer4 entstanden. Dieser Druck stellt die alleinige Textgrundlage für die Edition dar.

Im Nahmen Ihr Koeniglichen Mayestaet zu Schweden / Publicirtes oeffentliches Edict und Ernstliche Verordnung / die gaentzliche Abschaffung Des Hochschaedlichen Pennal-Wesens / Auff der Koeniglichen Universitaet zu Greiffswald betreffend. Der Koeniglichen Mayestaet und dero Reiche Schweden Rhat / Reichs Admiral, Koeniglicher Lieutenant General ueber dero Armeen und MilitarStat in Teutschland / General Gouverneur ueber das Hertzogthumb Pommern / und Ober Landrichter in Upland / auch Cancellarius der Universitaet Greiffswald / Carl Gustaff Wrangel5 / Graff zu Salmis / Freyherr zu Lindenberg und Ludenhoff / Herr zu SchogCloster / BrehmerVehrde / Spyker / Wrangelsburgk / Ekebyhoff und Rostorp / etc. etc. Was das Hoechstschaedliche auff denen Deutschen / und zwar Evangelischen Universitaeten / eingerissene und viel Jahr im Schwang gewesene / aller Zucht und Ehrbarkeit zu wiedern lauffende / verderbliche Pennal Wesen bey der auffwachsenden Jugend fuer ohnwiederbringlichen Schaden verursachet / wie manniges statliches Ingenium Vgl. Heinemann 1906, S. 85–89. 2 Schreiben des Kurfürsten Johann Georg von Sachsen an die Pommersche Regierung v. 30. April 1661, Schreiben der Pommerschen Regierung an den König v. 23. Mai 1661, in: RAS Pommeranica Vol. 4 unfoliiert. 3 Vgl. Bd. I, S. LIII und Balthasar 1747, S. 15f. 4 Matthäus Doischer († 1681): Universitätsbuchdrucker. Vgl. Benzig 1982, S. 166. 5 Carl Gustaf Wrangel (1613–1676): Generalgouverneur von Pommern. Seit 1660 Kanzler der Universität. 1

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Verbot des Pennalwesens (1662)

dadurch von den Studien abgeschrecket / oder nicht ohne Hertzeleid der Eltern zu allerhand leichtfertigkeit angefuehrt / wie nicht weniger was fuer eine Zerruettung und Confusion aller Ehrbaren Ordnunge in Geistund Weltlichem Stande darauß erfolget / dann was fuer hoechststraffbahre Exorbitantien, ohnverantwortliche Excesse, gewaltsahme Carnificinen / und sonst ehrlichen Gemuethern ohnanstaendliche Proceduren dabey fuerkommen / Solches alles / alß / leider! in der kundbahren Notorietaet bestehend / achten des Herrn Reichs Admiraln, General Gouverneurn, und Cancellarii Universitatis Hoch Graeffliche Excellenz und Gnaden weitleufftig zu repraesentiren / und fuerzustellen ohnnoehtig zu seyn. Es haben zwar Ihr Koenigliche Mayestaet die Koenigin Christina1 Zeit wehrender Deroselben friedfertigen Regierung / nachdem durch das zu Oßnabruegk getroffene Instrumentum Pacis dero Crohn dieses Hertzogthumb cediret und abgetreten / so forth Ihre Koenigliche Sorgfalt allergnaedigst dahin gerichtet / wie auch bey dieser Ihr zugleich zugefallenen Universitaet Greiffswald solch ueberhand genommenes Unwesen abgeschaffet / und dahinkegen bey den Studiosen gute Zucht / Ehrbarkeit / Gottesfurcht / Reverentz und Gehorsamb hinwiederumb gereduciret und eingefuehret werden moechte. Alß Sie sich aber dabey gnaedigst erinnert / daß ein solch tieff eingewuertzeltes uebel / welches durch viel Jaehrige Usurpation und dabenebige Conniventz der Obern gleichsamb einen rechtmeßigen Besitz und Gebrauch geacquiriret, und davon alß einer zugelassenen Sache numehr ein Jedweder ohne Schew und Hinterdencken Profession zu machen sich nicht entfaerbet / anders nicht alß durch einmuehtige Zusammensetzunge eradiciret und außgerottet werden koente / haben Sie Ihren zu dem in anno 1654 gehaltenem Reichstage zu Regenßpurg gevollmaechtigten Abgesandten special Befehlig und Instruction ertheilet / mit andern der Evangelischen ChurFuersten und Staenden Hochansehnlichen Herren Abgesandten und Bottschafften darauß zu communiciren / denenselben die aus solcher Unordnung entspringende Inconvenientien, und das ohne sonderbahre Indignitaet nicht verstatet werden koente / in einem ordentlichen Stat / in formata Republica, zu Abbruch der Obrigkeit Authoritaet und Respect, eine solche Ligue zu gedulden / und dergestalt grassiren zu lassen / fuerzustellen / und dabeneben in Vorschlag zu bringen / sich darueber eines gewissen Schlusses zu vereinigen / und diese / nicht ohne Verkleinerung jedweden Magistrats Respect, Hoheit, Iurisdiction, eingeschlichene Unordnung mit gnugsahmer Authoritaet und Nachdruck abzuschaffen. Welches dann auch dergestalt gluecklich gesuccediret, daß saemptliche Evangelischer Chur- und Fuersten Abgesandten unn Gevollmaechtigte sich dießfals eines sonderbahren Recesses biß zu ferner weiten 1

Christina (1626–1689): Königin von Schweden (1632–1654).

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Incaminirung und dabenebigen Execution einmuehtig vereiniget und verglichen. Dadurch wie ein guter Grund zu einer dergestaltigen allgemeinen hochersprießlichen Reformation gelegt / So wuerde Hoechstgedachte Koenigliche Mayestaet nicht unterlassen haben / wann der Zeiten und Laeuffte Conjuncturen also verblieben / solch Ihre Koenigliche Intention und Christruehmbliches Dessein zu voelliger und wuercklicher Execution befodert zu werden / benoehtigte und zureichende Anordnunge zu stellen. Alß aber wegen der ins Mittel gefallenen Weltkuendigen Verenderunge und darauff der Hochsehligen Koeniglichen Mayestaet alß Successori am Reich angenoetigten / unn biß an dero Glorwuerdigsten Todt continuirten Kriegen / damit dieselbe zeit Ihrer / wiewol hochbeschwerten / dennoch gluecklichen unn siegreichen Regierung / engagirt gewesen / ein solches behindert / unn nicht zu wercke gerichtet werde moegen / und dahero auch auf dieser Universitaet Greiffswald allerhand grobe ohnverantwortliche Excesse veruebet worden / hat die Koenigliche Pommerische Regierung / zu folge angeregter / Christloeblichen Intention, zu Auffhebung der so genandten National Societaet, alß einer wahren Brunquelle aller solcher Ohngelegenheiten und uebels / gewisse Persohnen auß dem Mittel der Loeblichen Ritterschafft und Staedte verordnet / und Ihnen committiret, solche verbottene Ligue und National Collegium zu dissolviren und auffzuheben / das unterm Nahmen einer anmassentlichen Societaet usurpirtes Sigillum, Buecher und Lade / samt denen den jungen Leuten abgenoetigten und erpresseten Conquesten, so genandten Fisco, abzufodern / und biß zu ferner Anordnunge zu deponiren / wuerden auch nicht es dabey gelassen / besondern damit continuiret, und dem Wercke voellig abgeholffen haben / wann nicht durch die dazwischen gefallene Krieges Recidive Sie davon abgehalten wehren. Dennest / alldieweil durch des Allerhoehesten Gnade der Hochwehrte Friede in diesen Landen hinwiederumb gereduciret, und die anitzo Regierende Koenigliche Mayestaet Seiner Hochgraeflichen Excellenz und Gnaden daß Cancellariat bey dero unterthaenigsten Universitaet Greiffswald auffgetragen / und dabey Deroselben in specie die voellige Abschaffung des Pennalismi, gnaedigst gecommittiret / und zu gleich dazu bevollmaechtiget und authorisiret: So haben dieselbe Ihrem hohen Ampt hierunter so viel weiniger ent sein wollen / alß sie die bestaendige Nachricht erlanget / das andere Evangelische Chur- und Fuersten / unter welcher Patricinio,a Schutz und Jurisdiction Universitaeten belegen / der auff hoechstgedachte Koenigliche veranlassung zu Regenspurg eventualiter projectirten beliebten und abgeredeten convention zu folge / nunmehr Ihren hochruehmlichen Eyffer in Außrottunge solcher Unordnung wuercklich contestiret und den so genandten a

Patrocino.

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Pennalismum voellig und gaentzlich außgetilget / religiret und abgethan haben. Bey welcher Bewandnueß dann / insonderheit aber denen hiebevor angefuehrten fuertringenden Ursachen wollen im Nahmen und vermoege des von Allerhoechstgedachten Koeniglichen Mayestaet Seiner Hochgraeflichen Excellenz und Gnaden bey gelegten Cancellariats Dieselbe numehr solchen hochschaedlichen auff der Universitaet Greiffswald wiederrechtlich eingefuehrten und bißher getolerirten Pennalismum,a alß eine sentinam omnium vitiorum et criminum, sambt was dem anhaengig / hiemit gaentzlich auffgehoben / von Grund auß exstirpiret / abgestellet und abrogiret haben; Abrogiren / uffheben und stellen denselben hiemit nochmahlen wolbedaechtlich ab / also und dergestalt / das von nun an und zu ewigen Zeiten derselbe / und zugleich die davon dependirende, so genandte Teutsche Societaet oder Nation, in welcher gleichfalß alß einer Werckstatt und Officin viele Laster / ueppigkeit / Frevel / Muhtwill / in obedientz, Schwelgerey / Unfleiß / und Ungehorsamb hiebevor geschwiedet und hervor gebracht / wie nicht weniger / die deroselben bißher gewesene Administri und Handhaber / die so genandte selbst auffgeworffene Seniores, Fiscales, dero Helffer / und Helffershelffer / wie sie Nahmen haben / sambt allen bißher verspuerten Frevelhafften Geld-Exactionen, den usurpirten angemasseten Fisco, arrogirten Sigillo, sich eigenthaetlich zugeeigneten juribus, inscriptionibus, matricula, conventiculis, deputationibus, mulctis, arca communi, denen darob gehaltenen acten, uhrkunden / und Registern / und wie es Nahmen haben magk / weiter nicht gelitten / getoleriret, und gedueldet werden sollen. Inspecie wird hiemit und von nun an cassiret, uffgehoben und abgethan / die allen ingenuis ingeniis et liberalibus studiis schnur stracks zu wiedern kommende bißher angemerckte servile Uffwartunge und schnoede Knechtische Dienstbarkeit / sambt denen den Jungen Leuthen uffgebuerdeten veraechtlichen ohn anstaendlichen Kleidunge / denen Ihnen abgepreßeten Geldern / Schmaeussen / concussionen, und sonst gefingirtem und eigenthaetlich geformirten Unterscheide und vermeinten disparitaet / alß welche nebst dem Nahmen des Pennalismi und Societaet oder Nation auff dieser Koeniglichen Universitaet Greiffswald gaentzlich cessiren und nicht mehr gehoeret werden soll. Also daß niemand / er sey auch wes Standes / Condition und Herkommens er sey / sich hinfuehro geluesten lasse / dawieder einigen Newankommenden und hiebevor auff andern Universitaeten nicht gewesenen Studiosum zu graviren / zu beschwehren / noch mit dem veraechtlichen Wort eines Pennals zu belegen / weiniger aber den abgeschafften Pennalismum, unter was Praetext und Vorwandt es geschehen koente oder moechte / direct oder indirectlich / oeffentlich oder heimlich / unterhalte / hegt und fovire: a

Pennalismmu.

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Sondern es soll der bißher eigenthaetlich geusurpirte Unterscheid / zwischen den jenigen / welche etwa ein oder mehr Jahre auff Universitaeten gelebet / und dann den Jenigen / welche allererst newlich auß Trivial-Schulen oder Gymnasiis ankommena / durch einige angemaßete besondere Praerogativ und vermeinte Praeeminentz gaentzlich cessiren, und die Newankommende / so bald sie sich bey dem Magnifico Rectore werden angemeldet haben / und Er dieselben / praevio juramento, recepiret und immatriculiret / welche Reception sie intra triduum sub amissione privilegiorum Academiae zu suchen schuldig seyn sollen / so fort Studiosi seyn / und von andern dafuer erkant werden / auch aller Privilegien und Freyheiten / so vermoege der Academischen Statuten den Studiosis competiren / von selbigem Moment an fehig und capabel seyn / und deroselben ohne Eintranck voellig und wuercklich geniessen und gebrauchen. Wobey aber von den Newankommenden eine solche Moderation von selbst zu adhibiren, daß sie die limites modestiae et verecundiae nicht ueberschreiten / und weil sie auß der bißherigen Esclaverey und schnoeden Dienstbarkeit heraußgerissen / so fort in eine ohngezehmete Licentz unirregulirte Freyheit nicht verfallen / und alle Bescheidenheit und Discretion kegen eltere Studiosos hindansetzen / sondern es geziemet ihnen vielmehr mit aller Civilitaet und Hoeffligkeit / ohn eintziger ueppiger Pracht und Hoffart in Kleidern und Geberden / denselben und Jedermaenniglich zu bejegnen. Deßfals gleichwol und wann etwa ein Newankommender / in einige Weise oder Wege es geschehen koente / excedirn und sich inb seinen Schrancken so eben nicht halten moechte / die Eltere Studiosi dennoch nicht befuegt oder bemaechtiget seyn sollen / sich dießfals einiger Admonition, Censur arbitrii oder Coaction zu uebernehmen / vielweniger jene deßwegen zu beschimpfen / und zu exagitiren; Sondern es wollen Seine Hoch-Graeffliche Excellenz und Gnaden das alte Statum Academicum, Krafft welchen ein jedweder Newankommender verbunden / bey seiner Inscription in Album Academiae, einen ex numero Professorum zum privato morum et Studiorum Inspectore zu erwehlen / hiemit renoviret / ernewert / und itztgedachten Professori, dessen Inspection der Newankommender sich untergeben / oder welchem er sonst wird angerecommendiret werden / beygelegt und gecommittiret haben / ein genawes Uffsehen uff desselben studia et mores zu richten / da er etwa excediren und sich ohngebuehrlich verhalten wuerde / denselben in Zeiten abzumanen und zu verwarnen / auch da er sich dennoch halßstarrig erzeigete und nicht Folge leistete / es zu anderweiten Verordnunge ad Magnificum Rectorem et Concilium zu deferiren. a

ankommrn.

b iu.

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Verbot des Pennalwesens (1662)

Umb aber hierueber mit so viel mehreren Ernst und Eyffer gehalten / und diese heylsahme Verordnunge zu gebuehrender richtigen Execution befodert zu werden / So befehlen Seine Hoch Graeffliche Excellenz und Gnaden dem Magnifico Domino Rectori, Decanis, Senioribus und saemptlichen Professoribus der Koeniglichen Universitaet Greiffswald fodersambst durch ein geschaerfftes oeffentliches Programma, dazu sie Krafft dieses specialitera bevollmaechtigt und geauthorisiret werden / den Pennalismum und alle Schoristerien / verbal und real Exagitationes et Exactiones, sampt der so genandten Teutschen Societaet / Conventiculis Nationalibus und allem was demselben anhaengig / gaentzlich auffzuheben / denen sich daselbst anjetzo befindenden / oder ins kuenfftig dahin kommenden Studiosis alles Ernstes zu interdiciren / daß sie sich dessen allen schlechter Dinge enthalten / den so genandten Fiscum, und den jungen Leute abgepreste Gelder / ihrer offt hochbekuemmerter Eltern / Schweiß und Bluth / und bißhieher zu solchem Zwegk gebrauchte Buecher / Acten, Uhrkunde / Documenta, Registra also fort abzufodern / den juengst Angekommenen anzubefehlen / ob sie gleich noch kein ganz Jahr sich allda auffgehalten / dennest daß sie den bißher getragenen servilischen ohnanstaendlichen Habit ablegen / und in decenti vestitu, ohne Unterscheid / herein treten / dem Juramento Studiosorum, daß ein jedweder sich diesem Edicto in allem gehorsamlich bezeigen wolle / einzuverleiben / und durch dessen wuerckliche Abstattunge alle und jede Studiosos dazu verbindlich zu machen; wieder die Contravenienten und Ohngehorsahmen / welche diesem allen nicht Pflichtschuldigstb sich submittiren wollen / mit ernster Straffe / et pro qualitate delicti, mit der Relegation, sine vel cum infamia, zu verfahren / Die Edicta Relegationis nicht allein zum oeffentlichen Druck zu befodern / und den valvis Academiae et Templorum anschlagen zulassen / besondern auch den benach- und vereinbahrten Universitaeten / damit sie doselbst nicht uffund angenommen werden / ein solches zu denunciiren, auch reciproce hinwiederumb solche Gesellen / welche anderswo relegiret und außgewiesen / nicht anzunehmen / vielmehr sorgfaeltig / vermoege der Eyden und Pflichten / womit Allerhoechstgedachter Ihr Koeniglichen Mayestaet und nachgehents der Universitaet sie verwandt / zuverhueten / daß ohne jenige Conniventz und Respect der Persohnen / dieser Constitution, directo oder per indirectum nicht entjegen gehandelt / vielmehr dieselbe ponctuel und strictlich observiret werde. Und wie Seiner Hoechgraeflichen Excellenz und Gnaden gnaedigen Anerbietens sein / der Loeblichen Universitaet und derer gehorsame anhoerige bey allen Ihren Fryheiten / Privilegien auch dieser Constitution a

spcialiter.

b Pflichschuldigst.

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Verbot des Pennalwesens (1662)

in Ihrer Koeniglichen Mayestaet Nahmen zu schuetzen / dabey zu maintenirn, und einen wahren Eyffer und Ernst wieder die verbrechere in der That / andern zum Abschew / sehen zu lassen; So verordnen dieselbe in specie hiemit / das die Jenige / welche von dem Corpore Academico gerelegiret werden / nicht allein in der Stadt von den Einwohnern nicht gehauset / geheget / gedueldet / heimlich oder oeffentlich sollen uffgenommen werden / sondern so bald die Relegation angeschlagen / sollen die Relegati in den ihnen gepraefiniertena Zeit die Stadt zu quitiren schuldig und verbunden / keines weges aber zu eludirung der Ihnen gedictirtenb Straffe dem foro Academiae et Privilegiis in fraudem zu renunciiren, und sich zu Buerger Recht nider zu lassen befuegt sein / vielmehr alß muhtwillige Veraechter der Hohen Landes Obrigkeit und Zerstoerer aller guten Ordnung daselbst abgewiesen / ja da sie sich nicht leiten noch lencken lassen wolten / und in dergleichen excessen und Frevelthaten fortfahren wuerden / aller Ehr und dignitaet incapabel und ohnfaehigc geachtet / und zu keinen Ambtern und Officiis publicis im Geist: oder Weltlichen Stande alhie im Lande itzt oder in kuenfftig verstattet / da es aber Außlaender wehren / durch ueberschickunge der Relegation-Edicten dero hohen Landes Fuerstlichen oder sonst mittelbahren Obrigkeit Ihre dilecta genotificiret, und sie gleichfals also zu bestraffen gerequiriret und ersucht werden. Und wie dieses alles dem Allerhoechsten GOTT zu Ehren / der Studirenden Jugend zu ersprießlichen Gedeyen / der Universitaet zu besondern Ruhm und auffnehmen gereicht / so versichern sich Seine Hochgraefliche Excellenz und Gnaden dießfals geziemender folge / gehorsambs und Willfertigkeit. Uhrkundlich Seiner Hochgraeflichen Excellenz und Gnaden eigenhaendigen Unterschrifft und fuergetruecktem Hochgraeflichen Insiegels. So geschehen zu Wolgast, den 26. Martii, ANNO 1662. Carl Gustav Wrangel. Manu propria (Loco sigilli) Jacob von Stypman.1

a gepraedfienirten;

gepraefigirten D.

b gedictriten;

geändert nach D.

c ohnfuehig.

Jacob von Stypman (1610–1673): außerordentlicher Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 257 sowie Lange 1898, S. 336.

1

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Rektor und Konzil verbieten die Societas Germanica (1662)

21. 1662 März 28–31, Greifswald Rektor und Konzil machen das Pennalismusedikt der Regierung bekannt und verbieten die Societas Germanica A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 244, Einblattdruck; Format 390x330 mm; – das Gleiche: Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 55. Rektor und Konzil waren durch das Edikt der Pommerschen Regierung aufgefordert worden, ihrerseits durch ein Mandat die Teutsche Societät und sonstige conventicula aufzuheben und zu verbieten und deren Urkunden, Register und Kassen zu beschlagnahmen. Die aus Greifswald und Schwedisch-Pommern stammenden Studenten scheinen diesem Verbot bereits zuvorgekommen und aus der societas ausgetreten zu sein. Das Verbot hat der Societas Germanica als solcher ein Ende bereitet, auch wenn sie im Rahmen der Chorgemeinschaft an St. Nikolai weiterhin einen schwachen organisatorischen Zusammenhalt behaupten konnte. Erst 1678 sind wieder Statuten einer Societas Germanica in Greifswald überliefert (vgl. Nr. 34). A ist in der Offizin des akademischen Buchdruckers Matthäus Doischer1 entstanden.

Rector et senatus academiae Gryphiswaldensis Quanta olim felicitate barbariem, quae bonas litteras in papatu ante reformationem fere omnes occupaverat, expugnarunt strenui politioris litteraturae antistites, tanta et multo quidem maiori infelicitate barbaries morum per extremum diaboli fetum,a quem PENNALISMUM vocant, in academias lutheranas, proh dolor! dimidio circiter ab hinc saeculo est invecta. Cuius monstrosae subolis prima velut incunabula, adolescentiam, iuventutem, senectam effecta denique patre suo digna latius memorari possent, nisi hoc ante nos alii egregie praestitissent et hanc Satanae larvam vivis suis coloribus depictam orbi christiano dudum stitissent. Et sane magnus hic excurrendi campus etiam nobis longe lateque pateret, si dolori frenab laxare, et in memoriam redire priorum temporum iuvaret, quibus immodica et fere insuperabili tum licentia, tum insolentia hoc malum in visceribus nostris bacchari et summa fere imis permutare attemptavit. Sed a

foetum.

b froena.

1 Matthäus

Doischer († 1681): Universitätsbuchdrucker. Vgl. Benzing 1982, S. 166.

Rektor und Konzil verbieten die Societas Germanica (1662)

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quoniam fatalem suam periodum haec Satanae synagogaa singulari dei providentia et prima sacrae regiae maiestatis Sueciae per legatos suos in proximis comitiis Ratisbonensibus procuratione aliorumque principum Germaniae laudatissimorum unanimi consensu et numquam satis laudanda pietate, quin et academiarum lutheranarum clarissimi nominis ac famae conspiratione non ita pridem attigit; malumus potius illi tacite nunc exsequias ire quam carmine parentali et elogio ultimo parum iucundo parumque forsan honorifico taedium multis, bonis vero omnibus iustissimam bilem movere. Intelligitis procul dubio ex his, cives academiae, quotquot sub receptionem vestri sollemni vos nobis sacramento obstrinxistis, id quod omnes fecisse auguramur, quae animo nostro sedeat sententia super illo nationali collegio,b quod societatis Germanorum studiosorum titulo indigetatis: in quo, per vulgato aliorum vestri ordinis in aliis academiis exemplo, iuvenes novellos recens adventantes eosque liberalium artium aeque ac vos studiosos minime liberaliter hactenus excepistis, sed per integrum fere annum et portentoso nomine PENNALIUM insigniistis et varii generis angariis oppressos commercio et sodalicio vestro ante exactum hunc vexatissimae sortis annum, contra omnes aequitatis, pietatis et humanitatis leges, indignos reputastis. Nimirum quo laudatae paulo ante universitates, et in his LIPSIENSIS, WITTENBERGENSIS, JENENSIS, GIESSENSIS, HELMSTADIENSIS et nuper etiam vicina ROSTOCHIENSIS, cuius haec nostra velut colonia quaedam est, praeivere, hoc meritissimo iure sequimur tramite et via. Et quoniam idem nomine sacrae regiae maiestatis Sueciae, domini nostri clementissimi, celsissimo domino gubernatori patriae nostrae et huius academiae cancellario magnificentissimo non placere solum intelligimus, sed et eidem voluntatem suam severo, quod simul affixum videtis, interdicto explicare libuit; proinde, ut per omnia huic obtemperetis, et cum praedicto collegio vestro nationali omnia hactenus usurpata in commilitones vestros novitios imperia et gestatas, quamvis sine propulsic suffragio, dictaturas, praeturas, quaesturas, una cum odiosis nominibus fiscalium, pennalium, seniorum, penitus ex hoc tempore dissolvatis, aboleatis, eiuretis; nemini e scholis vel gymnasiis vel undecumque huc primum accedenti status controversiam moveatis, nec dicto vel facto molesti sitis, sed iisdem vobiscum seposito omni status, loci aut nationum discrimine, privilegiis, vestitu, libertate, studiis, honore uti frui permittatis, serio ac paterne hortamur, immo pro ea, quae a serenissimis academiae patronis et olim, et adhuc tributa est, auctoritate iubemus et sub poenarum gravissimarum interminatione sancimus; atque sic maledictum illud cacoëthes pennalisticum ex hac quoque academia in perpetuum ad extremos Garamantas, immo ad orcum usque a

synanoga.

b colligio.

c propuli.

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Rektor und Konzil wiederholen das Verbot des Pennalismus (1665)

unde provenit, relegamus. Bonis equidem et frugi ingeniis, qualem indolem de plerisque nostris studiosis certo nobis pollicemur, tali severitate non est opus, cum ultro ad honesta propendeant deoque et magistratui suo legitimo vel ob solam conscientiae rationem, parendum optime sciant: qua mente vos, qui nostri estis, huic mandato iam praevenisse obsequio vestro, societati praedictae sollemniter renuntiando, lubenter cognovimus. Ceteri autem, qui omni religione metuque divini numinis posthabito edictum hoc nostrum violare debitamque ei detrectare oboedientiam praesumpserint, sciant nos minime passuros decreti huius, quod regio nomine et auspiciis emanavit, auctoritatem ac reverentiam pedibus conculcari; sed contra contumaces debitis modis ac mediis eandem in posterum vindicaturos. Interim qui huc usque ex studiosis novellis abiecto vestitus genere quasi servitutem professi estis, hoc ipso severe et sub comminatione inevitabilis poenae arbitrariae praecipimus, ut in signum propulsati foedae servitutis iugi et restitutae quasi postliminio antiquae libertatis (qua tamen ad licentiosam adversus natu, doctrina, prudentia maiores commilitones elationem ac immodestiam abuti minime fas erit) honestiori, et qui rei litterariae addictae in academiis iuventuti convenit, habitu circa proximam dominicam quasimodogeniti ornati in publico appareatis; facto ipso testaturi, libertatem et decus vestri ordinis vobis serio curae cordique esse. Publicatum publice Gryphiswaldiae ipsis feriis paschalibus anno MDCLXII. (Loco sigilli) 22. 1665 Juni 4, Greifswald Rektor und Konzil wiederholen das Verbot des Pennalismus A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 249, Einblattdruck; Format 393x315 mm. Trotz des Pennalismusediktes von 1662 (vgl. Nr. 20) und des Verbotes der Societas Germanica (vgl. Nr. 21) kam es auch weiterhin zu Auseinandersetzungen unter den Studenten, die auf die Durchsetzung eigentlich verbotener pennalistischer Bräuche zurückzuführen sind.1 Ganz offensichtlich verhielten und kleideten sich Junioren nach wie vor wie Pennäle. Im Mai 1665 alarmierte der Generalsuperintendent das Konzil mit der Mitteilung, dass Senioren und Junioren einhellig die WiedereinDas zeigt sich insbesondere bei den Streitigkeiten um die Plätze im Chor von St. Nikolai im Mai 1664. Vgl. Alvermann 2006a, S. 232.

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Rektor und Konzil wiederholen das Verbot des Pennalismus (1665)

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führung des Pennalismus wünschten und dabei auf die Gebräuche der Universität Rostock verwiesen, wo schon 1663 wieder eine Landsmannschaft der Pommern und bald darauf auch der Märker und Holsteiner in Erscheinung trat.1 Das neuerliche Mandat von Rektor und Konzil scheint auf diese Vorgänge Bezug zu nehmen. Es wurde in der Offizin von Matthäus Doischer2 gedruckt.

Rector et senatus academiae Gryphiswaldensis Quam egregiam et vere regiam curam tum sacra regia maiestas Sueciae, dominus noster longe clementissimus, tum alii Germaniae inclitia principes hos quatuor ante annos in abolendo et eliminando ex academiis suis exsecrabili sic dicto pennalismo sentina omnium vitiorum et criminum impenderint, inter alia loquuntur publicata ab ipsis hanc in rem diplomata et mandata, tanto zelo, tanta severitate stipata, ut vix crederes tam infrunitae mentis et perfrictae frontis hominem repertum iri, qui haec violare contumaci refragatione auderet. Et initio quidem locum perubiqueb invenit edictorum auctoritas ob maiestatem imperantium, quam non nisi divini humanique iuris contemptores temere labefactare praesumunt. Sed quomodo oleribus, ita novis legibus usu venit plerumque tam diu gratae, quam diu recentes. Quamvis quid gratum sit male feriatis, quod perversae libidini eorum frenum inicit et ceu equos ac mulos suo genio et ingenio relictos intra rectae rationis et honestatis gyrum coercet? Quibus non tam virtutis amore, quam formidine poenae legibus obsequi curae est, qui non tam iudicio sanae mentis, quam vesano affectu et corruptissimi huius saeculi exemplis reguntur. Equidem quid alibi in vicinis academiis geratur et quomodo nuper inde relegatus daemon pennalisticus se denuo istuc intrudat, nobis non vacat inquirere. Fama tamen spargitur hic, illic paulatim cacoëthes illud abominandum se rursus offerre et in ordine litterario grassari incipere: si non pari contumaciae gradu, quo antehac animadversum, saltem initiis non plane dissimilibus, sic ut rusticus ille et illiberalis habitus a novitiis ac tironibus rursus in proscaeniumc adducatur, quem pressis vestigiis comitantur mores vestitui conformes, hoc est inurbani, taetri,d perversi et ab ordine bonas litteras profitentium plane abhorrentes. Huius mali epidemii semina incertum a quo transfuga in hanc quoque regiam academiam sparsa nuper non sine horrore ac cordolio animadvertimus. Dum non solum a pristino cultu et vestitus honestioris genere, quo a

inclyti.

b plerubique.

1 Konzilsprotokoll

c proscenium.

d tetri.

v. 1.05.1665, UAG Altes Rektorat St. 624, pag. 280. Alvermann 2006a, S. 231f. Heinemann (1906, S. 90) verweist auf die kurze Wirkung des Ediktes in Rostock. 2 Matthäus Doischer († 1681): Universitätsbuchdrucker. Vgl. Benzing 1982, S. 166.

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Rektor und Konzil wiederholen das Verbot des Pennalismus (1665)

in publico apparebant, novi academiae nostrae cives et alumni quidam secesserunt, sed etiam a modestiae et vitae professione sua dignae integritate degenerare ceperunt.a Huc spectant pallia per umerosb fluentia et unico tantum lateri applicata, margo pilei in fastigiam eius complicatus, ligulae lineae vel laneae vel ex duplario nautico, sive pileo sive calceis insertae: ut hoc quasi symbolo dignosci a veteranis tirones, verius stulti a prudentibus, queant: item quaesita ultro et oblata forte a quoquam requirente ad apparendum servitia, hoc est, vetus mancipiorum iugum postliminio velut ex orco revocatum: pariter et conventicula pro recipiendis iunioribus inter ipsos instituta et hinc copulandi se invicem inter pocula et comissationes funibus levitatis, ut propheta loquitur, et densis plaustrorum funibus ad peccandum, ad omne genus enormitatis, per nocturnas evagationes, vociferationes, fenestrarum et ianuarum pulsationes et similis lasciviae documenta perpetrandum natae et suppeditatae occasiones. Haec omnia, quam e diametro tum ipsi honestati ac pietati tum severissimo nomine augustissimi regis et domini nostri clementissimi a celsissimo heroe et domino, domino CAROLO GUSTAVO WRANGELIO,1 comite in Salmis, sacrae regiae maiestatis regnorumque Sueciae archistratego et supremo exercituum duce et comite illustrissimo academiae huius cancellario, die 26. Martii anno 1662 edito interdicto,2 nec non programmati nostro academico feriis paschalibus eiusdem anni publice affixo sint adversa, nemo dei ac virtutis amans aut plane hospes in publicis academicis actibus non facile advertit. Quare cum ab illa salutari confoederatione, quam cum laudatissimis Germaniae et in his tum vicina Rostochiensi tum Lipsiensi, Wittebergensi, Jenensi, Helmstadiensi, Giesensi academiis antehac inivimus, quin et ab edicto regio, quo pennalismi barbaries, etiam ipsa nominis monstrositate satis sese prudens,c hoc lyceo faustis auspiciis infami relegatione profligata est, nec latum unguem recedere constituerimus, omnes et singulos, qui ex gymnasiis et scholis huc advenerunt adeoque in hac academia nunc vivunt et deinceps quoque ad eam se conferent, serio et paterno affectu hortamur, ut iuxta vigorem citati programmatis (quod hoc ipso sollemniter repetitum ac renovatum volumus) honesto et ordinem studiosorum decente liberali habitu in publico compareant et quaevis levitatis et servilis, si non scurrilis, animi signa interque ea proiectum in alterutrum latus vel ex bracchio suspensum pallium instar vexilli volitans, pileos complicatos vel abiectis homineque liberali indignis fasciis, sive laneis sive ex linteo confectis revinctos, et si quae aliae sint turpissimae servitutis aut etiam rusticitatis notas, prorsus intermittant et ex sodalitate sua exsulare iubeant adeoque cum liberali et elegantiori, haud tamen a

caeperunt.

1 Carl

b humeros.

c prodens.

Gustaf Wrangel (1613–1676): Generalgouverneur von Pommern.

2 Vgl.

Nr. 20.

Visitationsrezess (1666)

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sumptuoso, quem quidem sua cuique sors facile dictitabit, vestitu liberalem dehinc animum et mores professioni suae, scilicet humanitatis, pietatis ac bonarum litterarum et virtutum exacte congruentes assumant, servitiis quoque et importunis officiis apparendi et aliis sive in museis sive foris se sistendi in symposiis ad pincernae aut alia indecora eiusmodi munia subeunda plane renuntient; imprimis vero conventicula nulla agitent, his qui aetate, eruditione ac doctrina ipsos antecedunt, honorem modeste sine ulla servilis abiectique animi nota exhibeant superioremque locum sponte concedant in collegiis vero et lectionibus sive publicis sive privatis, in exercitiis declamationum, disputationum, repetitionum, quin et hilarioribus corporis et animi, cum studiis gravioribus est satisfactum, exercitiis, quoties occasio permittit, ita se gerant, ut vitae christianae et honestae itemque verecundiae temperantiaeque limites non excedant idque accurate cogitent, quo fine et voto ad hoc litterarum emporium a parentibus vel patronis ablegati sint, nempe ut eruditione et morum venustate auctiores publico olim egregio servire et utilia ecclesiae et rei publicae organa evadere queant. Cui fini obtinendo ad oboediendum tum supra dicto programmati de eiurando et abdicando detestabili pennalismo, tum statutis academiae ceteris, omnes in universum et singulos studiosos nostros renovato hoc edicto quovis meliori modo adstringimus et obligamus sub poena a celsissimo heroe inclitoa academiae cancellario in laudato superius mandato expressa et determinata, imprimis relegationis, non in hac solum, sed ex initae confoederationisb legibus in inclitisc vicina Rostochiensi ut et Lipsiensi, Wittebergensi, Jenensi, Helmstadiensi, Giessensi academiis sustinendae ibidemque publicandae, si quisquam iurisiurandi, quo obsequium statutis academicis promisit, immemor contravenire huic mandato nostro nefarie fuerit conatus. Publicatum publice sub sigillo maiori in universitato Gryphiswaldensi, dominica 2. post trinitatis anno 1665. 23. 1666 Mai 16, Greifswald Königlicher Visitationsrezess für die Universität A – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Urkunden 125, Ausfertigung mit aufgedrückten Siegeln und behändigt, 11 Bogen, S. 1–39; Format 316x192 mm. B1 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 110, unfoliiert, 31 Blatt, S. 1–61 mit Text; Format 313x204 mm. a

inclyto.

b confaederationes.

c inclytis.

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Visitationsrezess (1666)

B2 – Stadtarchiv Stralsund, Sign. StAS Rep. HS 0663, pag. 417r–457r, 41 Seiten; Format 320x199 mm. B3 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 33, S. 175–209, 18 Blatt, S. 1–35 mit Text; Format 331x198 mm. B4 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 438, unfoliiert, 28 Blatt, S. 1–53 mit Text; Format 312x202 mm. B5 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Ms Palthen Nr. 17, 24 Blatt, S. 1–47 mit Text; Format 317x200 mm. B6 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 110, unfoliiert, 41 Seiten; Format 335x205 mm. B7 – Rigsarkivet København, Sign. RAK 274 Tyske Kancelli Indenrigske Afdelning, B 215, 20 Bogen, S. 1–80 mit Text; Format 324x202 mm. B8 – Rigsarkivet København, Sign. RAK 877, Det pommerske guvernement, Nr. 3, 18 Bogen, S. 1–72 mit Text; Format 325x201 mm. B9 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 62r–85v, 23 Blatt, S. 1 und 3–46 mit Text; Format 335x204 mm. B10 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 94, fol. 63r–92v, 29 Blatt; Format 328x210 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 877–892. Nachdem der Universität in der königlichen Resolution von 1661 (vgl. Nr. 19) die Wiederaufnahme bzw. Fortführung der 1653 abgebrochenen Visitation zugesagt worden war, erteilte der Kanzler am 18. April 1665 eine Instruktion zur Visitation der Universität1 und beauftragte damit den Landmarschall Joachim Albrecht von Maltzan, den Stralsunder Bürgermeister Theodor Meyer und die beiden Kuratoren der Universität, Philipp Christoph von der Lancken und Joachim Kühn von Owstien. An der Spitze der Visitationskommission stand der Vizepräsident des Wismarer Tribunals David Mevius. Die Kommission nahm am 22. Juni 1665 ihre Arbeit auf und widmete sich zuerst der grundsätzlichen Frage, wie die Universität überhaupt zu erhalten, die Professoren zu besolden, der Unterricht einzurichten und die Berufungen zu gestalten seien.2 Nach wenigen Wochen unterbrach die Kommission ihre Tätigkeit und nahm sie im April 1666 mit der Untersuchung der Verhältnisse des Amtes Eldena wieder auf.3 Zwischenzeitlich war eine grundsätzliche Kontroverse über den Bestand der Universität ausgebrochen, zu der die einzelnen Visitationskommissare gutachterlich Stellung nahmen.4 Die bereits 1534 ventilierte Abschriftlich überliefert in LAGw Rep. 40 VI 76, pag. 60ff. 2 Visitationsprotokoll v. 22. Juni 1665, UAG Altes Rektorat St. 10, fol. 3r. 3 Dieser Ablauf ergibt sich aus den überlieferten Visitationsprotokollen in UAG Altes Rektorat St. 10. 4 Die Gutachten sind abgedruckt bei Oelrichs II/1790, S. 17–46.

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Visitationsrezess (1666)

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Idee einer Verlegung der Universität nach Stettin wurde wieder aufgegriffen und durch von Owstien vertreten, während Mevius und von der Lancken erfolgreich dagegen argumentierten.1 Eine Aufhebung oder Verlegung der Universität hat insbesondere Mevius erfolgreich verhindert. Der am 16. Mai 1666 von den Kommissaren ausgestellte Visitationsrezess für die Universität bewegte sich ganz auf der allgemeinen politischen Linie der schwedischen Krone in Pommern, die auf eine weitgehende Wahrung der bestehenden Ordnung hinauslief. Bereits 1663 waren der Universität in der Regimentsform der Königlich schwedisch-pommerschen Regierung die Statuten und Privilegien bestätigt worden.2 Auch der Vistationsrezess sollte die Statuten von 15453 nicht ersetzen, sondern lediglich ergänzen. Vorstellbare Einflüsse, die sich aus der neuen Verfassung der Universität Uppsala von 1655 ableiten ließen, sind in Greifswald nicht feststellbar. Die Universität konnte mit dem Visitationsrezess von 1666 die eigene Verfassungstradition fortsetzen und blieb vom „schwedischen Universitätswesen“ weitgehend unberührt.4 Dabei enthält der Visitationsrezess wichtige und richtungweisende Bestimmungen. Die Zahl der von Königin Christina 1653 auf 18 festgesetzten Professuren wurde bestätigt, bis auf weiteres durften aber nur 14 von ihnen besetzt werden. Das 1627 gewährte Nominations- und Präsentationsrecht wurde an die Einhaltung von Fristen gebunden, das Amt des Syndicus wurde abgeschafft, die Promotionskosten verringert und das Konviktorium wieder hergestellt. Endlich wurden die Rechte und Pflichten des Amtmanns auf Eldena grundsätzlich geregelt und zahlreiche Verfügungen zur Kassen- und Vermögensverwaltung getroffen. Der hier wiedergegebene Text folgt der Handschrift A, die in einen einfachen Umschlag aus unregelmäßigem Kammarmorpapier eingebunden ist. Die Handschrift enthält den von allen Visitationskommissaren besiegelten und behändigten Vorschlag und die ebenfalls behändigte und gesiegelte Bestätigung desselben durch den Kanzler. A weist zwei Seitenzählungen auf – die ursprünglich auf das Dokument selbst bezogene, die sich auf 39 der 48 Seiten findet und mit dem Textende des eigentlichen Rezesses abbricht – und eine zweite, die mit Ziffer 136 auf der ersten Seite des Dokuments beginnt. Diese erfasst auch die angebundene Bestätigung des Rezesses durch den Kanzler und verweist damit auf einen heute nicht mehr vorhandenen Zusammenhang mit einem umfangreicheren Konvolut. Die einzelnen Abschnitte von A tragen eine Zählung in arabischen Ziffern, die nachträglich angebracht, aber fehlerhaft und inkonsequent durchgeführt worden ist.5 Sie wird in der Edition durch eine korrigierte römische Zählung ersetzt. Die abschriftliche Überlieferung des Rezesses ist äußerst umfangreich. Hier wurden die Vertreter der wichtigsten Überlieferungsgruppen aufgeführt. Sie sind überwiegend im Umfeld späterer Visitationen oder Privilegienprüfungen entstanden (B2, B4, B7, B8) oder stammen aus Abschriftensammlungen, die im juristisch-historischen Interesse bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts entstanden (B1, B3, B5, B6, B9, B10).6 Vgl. Frommhold 1902, S. 7–11. Alvermann 2007a, S. 26–29. Ders. 2007b, S. 74f. I/1765, S. 359–373, hier S. 363. 3 Vgl. Bd. I/Nr. 9. 4 Vgl. Seth 1956, S. 48. 5 Punkt 27 wird zweimal aufgeführt, untergeordnete Punkte (30–34) werden als vollwertige Absätze gezählt etc. 6 B6 ist im Findmittel des RAS fälschlich auf 1686 datiert. 1

2 Dähnert

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Visitationsrezess (1666)

Im nahmen der heiligen, hochgelobten dreyfaltigkeit amen. I. Zu wißen sey hiemit: Daß nachdehm der dürchlauchtigster, großmächtigster Fürst und Herr, Herr Carl,1 der Schweden, Gohten und Wenden König, Großfürst in Finland, Herzogk zu Ehesten, Schonen, Lieffland, Brehmen, Verhden, Stettin Pommern, Fürst zu Rügen, Herr über Ingermanland und Wißmar wie auch Pfaltzkraff bey Reyn, in Bayern, zu Gülich, Cleve und Bergen Herzogk, unser allergnädigster König und Herr, bey einrichtung des pommerschen estats, insonderheit auch befohlen, auff die seminaria ecclesiae et rei publicae gute acht zu haben, und waß zu dehro erhaltung und auffhelffung gereichete zu befodern. Daßelbe aber bey der löblichen universität Greiffswald nicht beßer den vermittelst einer visitation werckstellig gemachet werden konnen. Dahero wie solche vorrichten zu laßen, vorhie bereits dem hochgebohrnen Herren, Herren Carl Gustaff Wrangel,2 Ihr Königlicher Majestät und Reiche Schweden Rath Reichs-Marschall und Feldherren, General Statthaltern in Pommern, Ober Landrichtern in Upland, Grafen zu Sibersburg, Freyherren zu Lindenberg und Ludenhoff, Herren zu Schogkloster, Brehmer Vöhrde, Wrangelsburg, Spycker, Eckebyhoff, Greyffenberg, alß Cancellario academiae beygeleget. Also Ihr Hochgräffliche Excellenz ferner zu dehroselben fürhandtneh- und vorsatzung gewiße persohnen, alß David Mevio,3 des königlichen hohen tribunals zu Wißmar Vicepraesidenten, Philip Christoff von der Lancken,4 königlich pommerschen Regierungs Rath, Jochim Cunow von Austin,5 des thumbcapitulß zu Cammin, Praelaten und königlich pommerschen Regierungs Rath Jochim Albrecht Moltzan,6 pommerschen Landtrath und Landmahrschalle, Theodoro Meyern,7 pommerschen Landrath und Bürgermeistern der stadt Stralsund committiret. Dieselbe darauff solch heylsahmes werck, in schüldigem gehorsamb angetreten, verrichtet, und waß zu erhalt- und gedeylichen auffnehmung bemelten corporis diensahm wehre, untersuchet, fleißig überleget und vermittelst communication mit den Herren Professoribus nachfolgender gestalt zum schluß und recess gebracht. 1 Karl XI. (1655–1697): König von Schweden (1660–1697). 2 Carl Gustaf Wrangel (1613–1676): Generalgouverneur von Pommern. 3 David Mevius (1609–1670): Professor an der Juristischen Fakultät, Vizepräsident des Wismarer Tribunals. Vgl. Kosegarten 4 Philipp Christoph von der Lancken (1617–1677): schwedischI/1857, S. 247. pommerscher Diplomat und Kanzler. Vgl. Droste 2006, S. 399. 5 Joachim Kühn (Kuno) von Owstien (1608–1668): Regierungsrat für Schwedisch-Pommern. Vgl. Jörn 2007, S. 254. 6 Joachim Albrecht von Maltzan (1611–1676): 1662 ritterschaftlicher Landrat und Landmarschall. Vgl. Backhaus 1969, S. 113. 7 Theodor Meyer (1603–1670): Pommerscher Landrat und Bürgermeister zu Stralsund. Vgl. Lange 1898, S. 215. Mohnike 1823, S. 120.

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II. Und zwar bey dieser visitation ist fürnehmlich auff diese drey dinge acht zu haben und die gedancken zu richten, nütz und nötig befunden. Einmahl wie daß corpus academicum woll constituiret und also formiret werde, daß es seinen zwegk woll erreichen möge. Zum andern, daß es seinen gebührenden unterhalt habe. Drittens, daß die officia docentium et discentium zu ihrer gebührnuß, übung und nutzen gerichtet werden. III. Bey der constitutione corporis ist zwar in der königlichen resolution der universität ehemahlen erteilet, für nötig angesehen, daß in dem corpore achtzehen Professores sein und unter dehnen die studia verteilet werden sollen. Man leßet es auch dabey bewenden, aber weil annoch dehroselben vermögen dahin sich nicht erstrecket, daß solche auch woll salaryret werden können, und außer dehm die leute nicht auff zu bringen, weniger zu erhalten sein und die functiones der gebühr erstatet werden, es best befunden, den numerum noch zur zeit nach dem beschaffendem unterhalt zu richten. Demnach zu anfangs eß bey virtzehen Professoren zu laßen. Wie nun die onera academiae mit der zeit sich mindern, und die einkommen mehren werden, also nach gerade der numerus zu augiren sey. IV. Demnach sollen jetzo sein, vier Professores theologiae, drey juris prudentiae, zwey medicinae und fünff philosophiae. Dehro lectiones darunter mit mehrem specificiret werden sollen. Wan aber der universität einkünffte sich gebeßert, alßdan der vierte Professor in facultate juridica folgendts in philosophica zwey, entlich in medica noch einer bestellet werden. V. Nebenst diesen aber soll bey den drey erstgemelten facultatibus jeder ein Professor extraordinarius, bey der philosophica zwey Adjuncti angenommen werden, nicht aber also, daß sie nuhr des tituls, ehre und der immunität genießen, ihres gefallens aber dabey sich verhalten, sondern auch dafür mitarbeiten, und die jugend privatim et publice informiren. In wiedrigen deßen allen ohnfähig sein undt andere, die mit mehrem fleiß solches thuen wolten, angenommen werden sollen.

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Visitationsrezess (1666)

VI. Hingegen wan solche Extraordinarii und Adjuncti ad docendum gute geschicklichkeit haben, sonderbahren fleiß erweisen und sich einen guten ruhm erwerben, ihnen bey bestellung der ordinar professionen wie auch sonst im lande insonderheit auch der Adjunctorum bey besetzung fürnehmer pfardienste, wan sie dazu geschickt,a für andern billig befoderlich geruhet wirt. VII. Wan aber daran zum meisten gelegen, daß die stellen bey der universität mit tüchtigen, gelahrten, wolgeschickten leuten, die guten lebens und wandelß der jugend mit guter lehr und exempel fürgehen, besetzet werden, so der universität zu ruhm und reputation, der jugend zum nutzen ihr gebühr woll verrichten und erweisen mögen, sollen darauff insonderheit die gedancken gerichtet werden, daß jedesmahl dehro gleichen leute herzugebracht, dabey auch insonderheit nicht allein, daß sie an sich gelahrt, sondern daß es gute didactici undt zur information begabet gesehen werden. Undt wan jeder facultät zu solcher ersetzung den ordinar professionen die nomination, hernach dem corpori academico die praesentation zustehet, werden ins künfftig sowoll nominantes alß praesentantes darob mit fleiß und ernstb dehro gleiche wolqualificirte leute nennen undt praesentiren, auch wan die stellen erlediget und das gnadenjahr, so den witwen und waysen, welche noch nicht zu ihrem eigenen brodt gelanget, gebuhret, abgelauffen, nicht seumen, daß in die vacirende loca dehro gleichen persohnen nominiret und praesentiret werden. Immaßen dan forth a tempore vacantiae inwendig dreyer monathsc frist die nominatio, in folgendem monathd praesentatio geschehen soll, sonst velut ex jure devoluto ohne dieselbe der Cancellarius universitatis die vocation auff eine vorgemelter maßen qualificirte persohn ergehen zu laßen hette. VIII. Wan die Professores ordinarii in den facultäten bey der visitation angezeiget, waß gestalt wieder vorige statuta und gebräuche bey ihrem rang einige unordnungen eingerißen und darin dehnen bißhero empfundenen ohngelegenheiten eine gewiße maße zu setzen angehalten, ist für guet angesehen, daß bey dehm, waß vorhin geordnet und observiret, eß zu laßen, die dagegen eingerißene neuerungen abzustellen. Demnache die letzten vier Wörter unterstrichen. b die letzten vier Wörter unterstrichen. c die letzten drei Wörter unterstrichen. d die letzten drei Wörter unterstrichen. e unterstrichen. a

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hinfürters es also zu halten, daß nach den facultäten der rang sey, und die in Theologica den anfang haben, hernach die Juris Consulti, dan die Medici, darauff die Philosophi folgen, darin kein unterscheid sein, ob sie Doctores, Licentiati oder Magistri wehren. Ferner dan in jeder die ordinarii den extraordinariis, imgleichen die Professores in den dreyen facultäten andern Doctoribus, Licentiatis und Magistris, so nicht Professores sein, fürgehen und nicht angesehen werde, ob ein älter den gradum erlanget hette. IX. Zu bedienung des corporis academici und Professorum seind diese persohnen nötig befunden, alß ein Procurator universitatis oder Structuarius, ein Secretarius, dan zwey Pedellen, dehro annehmung bey der universität stehet und die salaryrung von deroselben mitteln geschiehet. X. Einen Syndicum universitatis absonderlich zu constituiren und zu unterhalten, ist wegen der itzigen geringen revenüen und sonst bedencklich befunden, sondern weil von der juristen facultät angeführet, daß von langen zeiten hero die beyden ältesten Professores in facultate juridica daß syndicat verwaltet und solche arbeit unter sich, auch dakegen daß dazu verordnete augmentum von 100 gulden aequaliter getheilet, und jeder also ingesambt 150 gulden alß 100 gulden für die profession und 50 gulden für die verwaltung des syndicats gehoben, ist es dabey gelaßen und ferner verordnet, weill itzige beyde Professores in facultate juridica eingewandt, bey kegenwertigem zustande der universität ihnen solches sehr beschwerlich sein werde, zu beßerer übertragung solcher mühe, so lange quarta professio in jure vaciren wirt, alle und jede der facultät gefälle, so sonst quartus Professor, wan er würcklich constituiret, hebet, unter sich aequaliter zuteihlen, ihnen vergönnet. Auch die Professores extraordinarii juris sie in der arbeit zu subleviren ohn entgeltnuß verbunden sein sollen. XI. Wie daß corpus academicum von alters mit gewißen heylsahmen legibus et statutis vorfaßet, dehro übung aber und observantze in negsten jahren bey den kriegsunruhen und dahero erwachsenen vielen unordnungen in etwas hinter laßen, gleichwoll darin kein geringes anteil der wolfart und guten ordnung bestehet, so ist bey dieser visitation es dahin veranlaßet, daß die statuta hinwiederumb zu ihrem gebrauch, gangk und observantz sollen gebracht und hinfürters gehandthabet werden. Wan aber die Pro-

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fessores vermeinet, daß in einem und andern mit verenderung der zeiten und ümbstende dieselbe sich auch geendert oder verendert werden müßen, weil die revisio statutorum dißmahl bey andern heuffigen verrichtungen sich nicht wolle thuen laßen, ist verabredet, daß durch die Professores ehist, worin dieselbe zuendern und beßern in uffsatz gebracht, den visitatoribus communiciret und auff dehro rath und guethachten dan abgethan oder angefüget werden solle, waß salus et bona formatio corporis erfodert. XII. Der ander heuptpunct, die sustentation des corporis academici betreffende, seind dabey die mittel, so vorhanden, untersuchet und daß fürnembste befunden, daß ambt Eldenow mit seinen pertinentien, wie damit laut instrumenti dotationis die universität von dem hochseeligen Herren Hertzogen zu Pommern dotiret, zugleich aber wie von dehnenselben ein nicht geringes abgekommen und dem corpori nichtes einträglich. Daß übrige aber, wenig und also nicht genützet worden, daß die geringen salaria, welche die Professores haben sollen, bißhero darauß vollig erreichet worden. Ist demnach darnach mit ungesparetem fleiße zu trachten, wie so woll die abgekommene pertinentien wiederümb beygebracht, alß die so noch vorhanden, ersprießlicha genützet werden. XIII. Bey untersuchung dehrer particulen, so in anderer leute händen jetzo sein, hatt sich eräuget einige dehroselben für der handt wieder beybringklich zu sein. Immaßen dan einmahl erschienen, daß die baur-höfe und kahten, so im dorff Tuhrow ehemahlen Jürgen Kampzen von dem hochseeligen Herren Hertzogen zu Pommern, für ihm und seine mänliche leibes lehens erben, auß gnaden concediret. Nachdem der belehnter ohne leibes lehens erben verstorben, dem ambt wiederümb heimbgefallen, dahero die Professores ungesäumbt darauff bedacht sein werden, darumb bey der königlichen regierung anzuhalten, daß dem jetzigen und vorigem possessori die räumung wie auch die refusio fructuum perceptorum et percipiendorum von zeit des zurückfalß injungiret undt die hülffliche handt ferner biß zu wieder erlangung gebotten werde.

a

verbessert aus erschießlich.

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XIV. Imgleichen alß der hoff, welchen Doctoris Jacobi Rungen1 sohn im Schönenwolde eingehabt, von der zeit an, da er sich von den studiis abgegeben, der universität hinwiederümb heimbgefallen, haben sie solchen einzuziehen. Wan era aber daran melioration praetendiret, fürderlichst durch commissarios, ipso citato, dieselbe wie sie jetzo befunden, taxiren zu laßen und nach abzuge deßen, so von den huefen möchte genommen sein, waßb nach abzuge des abnutzes, den er von obberegter zeit gehabt, so billig davon abgehet, etwa übrig zu erstaten oder abwohnenc zu laßen. XV. Wegen des hofes in Kätkenhagen, so ehemalen Ursela Stollen von dem Herrn Hertzogen zu Pommern concediret, jetzo dehro eheman Jacob Matzen inne hatt, ist dafür gehalten, daß obzwar dieser auff seine persohne die prorogation der concession anno 1636 erhalten, doch alß dahmalen daß ambt nicht mehr in Fürstlichen Gnaden mächten gewesen, darüber dehrogleichen dispositionen in dem instrumento dotationis abgesaget, daß solche von nichten und er dabey nicht zulaßen, demnach ihm die räumung anzukündigen, da er solche guetwillig nicht thuen wolte, des hoefes forth zu entsetzen, daneben anzufügen von zeit seiner frauen todts, den abnutz deßelben der universität zu erstaten. Gebe sich etwa jemand alß der Ursull Stollen erbe an, so ist derselbe zu dem posses nicht zu verstaten. Er habe den zuvor von dehnen vorigen jahren allen, so lange sie den hoff gehabt, die krugpacht abgestatet, angesehen sie nicht anders alß cum illo onere den hoff haben sollen und können. 2

XVI. Eß laßet sich ferner ansehen, alß wen der Schultzen-Hoff in Weydenhagen, welchen seeliger Cantzler Daniel Runge,3 hernach deßen erben darauß 2000 gulden zu nützen ex concessione illustrissimi principis gehabt, mit der zeit befreyet und die summa abgenützet sey, darümb fürderlichst mit ihnen die rechnung zuzulegen, waß von der zeit an, da a

das letzte Wort über der Zeile nachgetragen. D.

c abrechnen 1 Jakob

b die

letzten elf Wörter fehlen D.

Runge († 1635): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Balthasar 1737/Nr. XXVIII. Kosegarten I/1857, S. 232. 2 Koitenhagen. 3 Daniel Runge (1561–1629): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Balthasar 1737/Nr. XXI. Kosegarten I/1857, S. 219.

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jetzt berürte summa darauff geschlagen, der hoff genoßen werden können, anzusehen und nach befindung der schluß zu machen. XVII. Eß hatt zwar universitas auch gemeinet, dieselben zu der revocation der an die von raden verliehenen schulzen und anderer höfe und äckern befugt zu sein, aber es ist für der handt nicht befunden, wie sie noch zur zeit dazu befuget wehren. Darumb solches zu mehr reiferm bedacht außgesetzet. Mehr zuträglich aber angesehen, daß dieselbe dahin sich zu bemühen hetten, daß salvo de cetero jure suo sie den nachstand der hebungen auß den gütern erlangeten und dieselbe ferner zum jährlichen empfang brächten. XVIII. Die andern von dem ambt versetzete stücke seind entweder jure antichretico in der creditoren händen oder aber daß sie jährlich den abnutz in sortem et usuras abrechnen sollen. XIX. Die reluitio jener wirt woll, biß die universität zu beßern mitteln gelanget, außstehen müßen. Jedoch wan sich solche wege eräugen wolten, daß ein oder ander mit vorteil abzufinden oder auch zu den einhabenden particulen, wie vielleicht in Schönenwalde geschehen möchte, andere güter gestoßen, sie mehr nutzlich gemachet, dadurch dem nachgerade die capitalien abgeführet werden könten, hatte man solche zu ersinnen und zu ergreiffen. Wie dan der bestellender Ambtman darauff bedacht sein, die befindtliche wege und mittel sowol den Curatoribus alß den Professoribus vermelden und dehro bedencken und befehl erwarten werde. XX. Unter dehnen, so für ein gewißes die güter undt äcker eingehabt, seind die jenige, so pro de servitis die höfe und äcker in Hennekenhagen und Neukirchen bißhero beseßen. Alß nun bey voriger visitation die verordnung gemachet, waß gestalt dieselbe die äcker und höfe für eine gewiße jährliche pacht einheben sollen, zugleich auch dahmalen mit ihnen rechnung zugeleget und der rest auff ein gewißes angeschlagen, die abrechnung ihnen zugeschicket, auch auff waß condition ihnen die äcker gelaßen, notificiret worden, so es dahmalen auch dabey bewenden laßen. So ist nuhmer ungehindert der sonst mit der universität vorhin habenden

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vertrage, alß bey welchem der scopus dotationis excediret, darnach mit ihnen zu verfahren. Derowegen auff die maßgebungen, waß ihnen noch etwa nachständig, dabey daß quantum ihrer foderunge und daß dajegen angeschlagenen abnutzes zu setzen und in abschlag zu bringen. Jedennoch, weil auch vernommen, waß die einhaber sowoll wegen des in vorigen jahren gantz nicht gehabten oder wenigen abnutzes alß auch von der meliorationen einwenden ist darin diese maße gesetzet, daß die jahrscharen, worin die Professores die güter entweder gahr nicht genießen können oder auch die contributiones den nutzen überstiegen, nicht in rechnung zuführen, so dan die fünff jahr ab anno 1655 biß 1661 sein werden. Ob aber in andern, sie etwa weniger davon gehabt, dan worauff es zugeschlagen, deßwegen haben sie nichtes zu ziehen, wie sie bey mehrem nutzen nichtes mehres sich hetten würden abrechnen laßen. Die angegebene meliorationen aber seind durch unparteysche leute nach dehro itzigen zustande zu taxiren, und wie selbige taxiret entweder zu bezahlen oder, weil bey der universität dazu die mittel nicht sein, die äcker den leuten auff vorigen anschlag darauß zu bauen zu laßen. Und damit es hiemit zur ersten richtigkeit gelange, werden die Herren Professores inwendig vier wochen, die nach obgesetzter regul gemachete abrechnung auffsetzen, den einhabenden creditoren zusenden, ihnen dabey eine zeit zu taxirung der zimmer, auch benennung eines unverdächtigen taxatoris, dem universitas einen beynehmen und zusetzen wirt, zu bestimmen. Darauff nach befindung, wen sie bezahlet, die räumung zuzumuhten; da sie sich verwiedern, den leuten, so die äcker begaten,1 zu inhibiren oder sonst arresta und andere rechtliche mittel zu gebrauchen. XXI. Wan aber daß patrimonium corporis academici wenig nutzen, auch nicht woll erhalten werden magk, dafern nicht selbiges woll und vernünfftig administriret werde, ist darüber auch reiffe communication gepflogen und beschloßen, daß die administratio an sich nach wie vohr der universität verbleibe,b im maßen solche derselben dürch vorc berürtes instrumentum dotationis beygelegt, ohnverrücket verbleibe. Aber weil der bißherige modus administrationis dem corpori bißhero wenig dienlich noch zuträglich, den functionibus academicis sehr behinderlich und beschwerlich, ist hochnötig erachtet, daß eine persohne alß ein Hauptman bestellet a

Marginalie Administratio des ampts bleibt bey der universität. Rand nachgetragen. c dick A.

a

1 bebauen.

b die

letzten drei Wörter am

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werde, der im nahmen der universitäta die verwaltung des amptes habe und führe, dazu den eine taugliche persohne, der nicht allein des landtwesens wol verständig und eine häuptmanschafft über ein ambt zu führen capabel, sondern auch von gutem ansehen undt der universität gewerbe zu betreiben tauglich, bestellet und mit einem gewißen tractament versehen werde. Und wie dißmahl die universität dazu Major Augustin Rhawen1 nominiret und deßen persohn durch die visitatores mit beliebet, also soll deßen bestallung vollenzogen werden. Ins künfftige aber, wen die stelle erlediget, jedes mahl die wahl einer persohnb von der universität geschehen, die dazu beliebige persohnenc den Curatoribus benennet, darüber für der bestallung dehro bedencken mitgenommen. Daferne sie derowegen nichtes erinnern werden, mit der annehmung verfahren, sonst aber von ihnen die habende bedencken an daß concilium academicum zurücke gemeldet, dafern nun dieselbe nicht möchten diluiret werden, ein ander mehr tauglicher genennet und bestellet werden. XXII. Der Haubt- oder Ambtman soll sich der universität mit dem bißhero gewöhnlichen eyde hernache auch der königlichen regierung wegen der reservatenf verwandt machen. Wie er sich aber bey der administration zu verhalten habe, ist bey itziger visitation in eine gewiße instruction2 gebracht, welche er zu folgen schuldig,g darin auch von niemand durch einig geboth, inhibition oder in andern wegen turbiret oder behindert werden. d

XXIII. Begebe sich aber, waß in der instruction nicht gefaßet oder in zweiffel gezogen würde, werden die Professores oder auch der Häubtman daßelbe an die Curatores gelangen laßen, dieselbe es in consideration ziehen, darüber ihre meinung dem concilio academico zu schreiben und nach gethaner communication des zusatzes oder erläuterung, doch das dabey nicht von dehnen bey diesem visitation recess fürgeschriebenen reguln abgegangen werde, sich vereinigen. die letzten fünf Wörter unterstrichen; am Rand nachgetragen selbige verwaltet ein Hauptman im nahmen der universität. b die letzten vier Wörter unterstrichen; Marginalie electio praefecti [...] universitati manet. c die letzten acht Wörter fehlen D. d Marginalie Praestat juramentum academiae. e unterstrichen. f die letzten drei Wörter unterstrichen. g die letzten zehn Wörter unterstrichen. a

1 Augustin

Rhaw (1666): Verwalter der Greifswalder Universitätsgüter (1666–1672). Vgl. Asmus 2006, S. 74. 2 Siehe Nr. 24.

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XXIV. Der Haubt- oder Ambtman soll zu rechter zeit bey allen terminen die pensionarios zu einbringungb ihrer pensionen anmahnen und zeit setzen, wan siec solche bey der universität und in cassam liefernd sollen, dan von den bauren und andern so der universität pächt und andere hebungen schuldig, einfodern, ohnverschiedlich solche dem Procuratori universitatise die selbige in cassam zu bringen, gegen einen schein zustellen undf jährlich auff Trinitatis richtige rechnungen der universität von allem so bey der administration angenommen, außgegeben und geliefert, übergeben,g so von dehm jedesmahl seinden Rectore und den Senioribus facultatum, alßforth beleuchtiget und, da sie daran mangel befunden, von ihnen erinnert,h die defectus consigniret und dem Haubt- oder Ambtman zu seiner verantwortung außgereichet, wen dieser einkompt, aber keine satisfaction gibt, alßdan mit dem bedencken den Herren Curatoribus zugeschicket, darüber fort oder auch wo beide theilei ferner zu hören währen, bey erster zusammenkunfft darüber die decision gemacht werden. a

XXV. Enstünde bey einfoderung der jährlichen pensionen und hebungen zwischen dem Ambtman und pensionariis oder andern debitoribus einige differentz und zweytracht, soll derselbe solche dem Magnifico Rectori vermelden,j derselbe es ad concilium bringen, da dieselbe die contradiction ohnbefugt befunden, der Ambtman mit der einfoderung der gebühr fortfahren. Da es aber altioris indaginis universitas die controversien an die Curatores gelangen laßen, dehro bedencken ersuchen und erwarten. Immittelst aber, oder auch sonsten, ohne dehro fürwißen und consens, beyde sich aller remission, tractation oder veränderung enthalten, alleine darob sein, daß die universität in ihren einkommen und rechten nicht geschmälert werde.k XXVI. Sein neue pension, pächte oder andere contracte über des ambtes pertinentien zu verfertigen, oder die alte zu prorogiren oder zu ändern, soll der Ambtman die contrahirendenl anschläge vernehmen, nichtes aber darauff schließen, sondern dem Rectori referiren, derselbe mit den die letzten vier Wörter unterstrichen. b die letzten vier Wörter unterstrichen. c die letzten sechs Wörter unterstrichen. d die letzten sieben Wörter unterstrichen. e die letzten vier Wörter unterstrichen. f die letzten neun Wörter unterstrichen. g die letzten elf Wörter unterstrichen. h die letzten drei Wörter unterstrichen. i über der Zeile nachgetragen h. j über der Zeile nachgetragen ver. k unterstrichen. l der contractirenden D. a

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Senioribus facultatum darüber conferiren, dieselbe solches dan ada Curatores gelangen laßen und nach dehro guetachtenb dem Ambtman die behandelung der contracte zu dehro ratification committiren und wen sie projektiret, dan der Rector ad concilium academicum bringen und darauff solche beschließen und außfertigen. Gleicher modus procedendi ist auch bey andern dingen, so von wichtigkeit sein, zu halten. XXVII. Der übung der jurisdiction in dem ambt ist diese maße gesetzet, daß dem Ambtman der dienst zwangk und bestraffung des ungehorsambs der unterthanen, auch andern geringen excessen, alß scheltwort, schlegereyen, wunden, so nicht tödtlich, geringen diebstalß, so nuhr mit geld oder gefängnuß zu büßen, die cognition und abrichtung in civilsachen zwischen des ambtes unterthanen hinzulaßen. Wan aber die excesse und laster, so zu bestraffen, groß, an leib, leben oder an der ehren, oder mit einer großen geldbuß zu bestraffen, oderc wen die civilsachen wichtig, sehr zweiffelhafftd oder über 100 gulden betreffen, demselben mit zuziehung des Ambts Notarii, der daß protocoll darüber halten soll, die inquisition oder direction des processus erlaubet, die erkantnuß aber, der universität bleiben.e Dieselbe darauff also verfahren werde, daß, wen der Ambtman das protocoll dem Magnifico Rectori, wie ihm ohn verzuglich zu thuen oblieget, zuschicket, derselbe eß dem collegio Juris Consultorum einreichen und von demselben urtel und bescheide, jedoch ohne entgelt, erholen, belehrung an staat der urtel publiciret, gefolget und exequiret werden soll. Die brüche aber nach abzug der nötigen kosten werden in der universität cassa geliefert. XXVIII. Die verenderungen, alienationes,h verpfendungen, auffbürdung vorhin nicht gewöhnlicher servituteni und beschwerden, erlaßung der unterthanen, seind bey dem ambte weder der universität noch dem Ambtman zuleßig. Wan aber darin etwas fürkehme,j so zu scheinlichen nutzen und beßerung der universitätk und dehro ambtes gereichen möchte, soll es an die Herren Curatores vorhero gelanget und mit dehro wißen und rath, waß darunterl fürzunehmen, beschloßen werden. f

g

a at A. b die letzten drei Wörter unterstrichen; nachfolgend den gestrichen. c unterstrichen. d die letzten vier Wörter unterstrichen. e die letzten sechs Wörter unterf Randbemerkung nota bene. g die letzten zwei Wörter unterstrichen. strichen. h alienntiones A. i die letzten fünf Wörter unterstrichen. j die letzten fünf Wörter unterstrichen. k die letzten sechs Wörter unterstrichen. l die letzten 19 Wörter unterstrichen.

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XXIX. Nebenst dehm so auß dem ambt durch eine zuträgliche administration zu erheben, befinden sich andere einkommen, so die universität vorhin gehabt oder noch weiter ohn jemandes sonderbahr beschwer konten gemachet werden, daran bey dem geringen vermögen des corporis sehr viel gelegen sein will, daß dieselbe nicht nachgelaßen, sondern woll eingenommen, asserviret und zum nutzen und auffnehmen angewand werden. XXX. 1.) Unter diesen sein, einmahl die pächte und hebungen, welche universitas für diesem auß andern gütern und örten außerhalb dem ambt Eldenow gehabt und guten teilß in vielen jahren nicht außgekommen, ja wol gahr nicht gefodert.a Von diesem soll Procuratorb universitatis in vier wochen designationemc der nachstände auffsetzen, Magnifico Rectori überreichen,d derselbe an alle und jede debitores ein monitorium nomine universitatis ablaßen, dabey eine zeit zur erlegung benennen, und wen dieselbe vorbey, aber der nachstand nicht eingekommen oder die debitores solche nicht behandelt, wie dan nach dehro größe eß auff termine bey dehro güttlichen anschickung es zu richten ist, sich des veranlaßeten perpetui executorialis1 bedienen. Was von den alten nachstenden einkombt, soll in eine absonderliche cassam gesamlet undt zum capitall für die universität gemachet, die künfftige aber dem Procuratori zur berechnung zugestellet werden. 2.) Zum andern alß die universität verschiedene capitalia, so zinßtragend sein, außstehen hatt, soll Procurator ex consilio Juris Consultorum, so darin rath- und hülffbietig sein werden, vigiliren, daß so woll die capitalia versichert alß auch die nachstehende zinsen eingefodert und damit qua praeteritas et futuras usuras es also, wie jetzo von den pächten gemeldet, gehalten werden. 3.) Zum dritten, weil der abzug für die nicht gehaltene lectiones und disputationes, wie darunter gemeldet, billig auch dem corpori an dehnen einkommen ein zuwachs entstehen und soll, waß deßwegen von den salariis einbehalten in die cassam gebracht undt jedesmahl zu dehm, wovon nachgerade ein capital zu machen, geleget werden. a Randbemerkung nota bene. b die letzten zwei Wörter unterstrichen. Wörter unterstrichen. d unterstrichen. 1 Vgl.

c die

letzten drei

zur Vorgeschichte UAG Altes Rektorat R 1584 v. 24. September 1653. Balthasar I/1760 sowie die Königliche Resolution von 1653 in diesem Band (Nr. 7, S. 34).

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4.) Fürs vierte, können die vacantien zu einer revenüe der universität gebrauchet werden, also daß, waß pro Professore, deßen stelle vacant ist, fellig in die jetzt gemelte cassam jederzeit soll geleget und gleicher gestalt angewand werden. Zumahlen dan des in solch beruffenen Professoris salarium nicht ehe sol angehen, dan in dem quartall, wan er fürher angetreten. Alß zum exempel, wer für Ostern antrit, ob er gleich etzliche wochen in loco gewesen wehre, hatt daß salarium nicht ehe dan von Ostern anzurechnen und daß erste quartal auff Johannis zufodern. Daß vorige gehöret in die vacantien. 5.) Fünfftens weil die helffte deßen, so pro inscriptione in album studiosorum gegeben wirt, der universität vorhin zugefloßen, ist es zu dehro jährlichen einkommen zu laßen und richtig einzubringen, gleicher gestalt zu verbeßerung der capitalien mit anzuwenden. 6.) Zum sechsten gehören hierunter die brüche, so bey der universität fallen und in dehro concilio zuerkand werden.a Endlich weil nach dem der Professorum salaria augiret und sonst anderer immunitäten ehr undt vorteil genießen, nicht unbillig, daß ein jeder Professor hingegen Gott zu ehren und dem corpori zum besten jährlich eine geringe recognition geben, so ist bey der visitation für guet angesehen, nach dem exempel anderer löblicher collegiorum zu verfügen, daß von jedem Professore jährlich ein reichstaler eingebracht oder von seinen salariis einbehalten und in die cassam geleget werde. XXXI. Zu einsamblung der einkommen, so die universität hatt, sollen zwey kasten angerichtet und an einen sichern ort niedergesetzet, darin dieselbe gesamlet werden. Eine, worin kompt, waß daß ambt Eldenow wie auch ins künfftig die andern pächte hebungen und zinsen bringen, darauß dan den Professoribus und andern bedienten ihre salaria und locaria, den Procuratori universitatis die nötige außgaben, der communität die verpflegungsgelder, dem Magnifico Rectori, waß er pro necessitate vel utilitate academiae zu verwenden hatt, soll gereichet werden. Die andere, worin fließen die bißhero betagte hebungen und zinsen, neglecten, vacantien, brüche, helffte des praemii inscriptionis, die pia collatio, auß welchem jährlich ein capitall soll gemachet, an sichern ort auff zinse geleget werden.

a

Satz fehlt D.

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XXXII. Damit aber nicht allein die mittel wol zusammen gebracht, sondern auch wol asserviret und distribuiret werden, ist durch die visitatores für guet befunden, daß beyde cassen unter dreyen differenten schlößern verwohret werden, dazu der Heubt- oder Ambtman nomine curatorum einen, der Magnificus Rector auch einen und der Procurator universitatis den dritten schlüßel haben. Daß geld, so darin zu bringen, jedesmahl in aller dreyen beysein nebenst einer beschreibung der summen und woher es rühre auff einen zettel, darin gezahlet und verwahret auch also wiederümb darauß genommen, dem Procuratori zur verteilung oder anwendung an die örter, wohin es gehörig oder ad usus debitos gebracht, angewandt undt in seinen registern richtig berechnet. Außer dehm aber niemand etwaß gut gethan oder genehm gehalten, sondern es von dehnen so etwaß einzubehalten, darauß zu nehmen oder sonst anzuwenden unterfangen würde, in duplum ersetzet, ihm auch fürher, da es geschiehet, sein salarium nicht gereichet werden. Ob nun woll hinkegen von den Professoren gesuchet, daß ihnen allein die schlüßel möchten gelaßen werden, sich auch aller inaequalität dabei zu verhüten erbotten, auch dabeneben eingewandt, alß wen die veranlaßung dem instrumento dotationis zuwiedern wehre, ist es doch von den visitatoren dabey gelaßen. In ansehung, daß die distributio der einkommen inter reservata principis in dem instrumento dotationis reserviret und krafft deßen im nahmen Ihr Königlichen Majestät die Curatores an der custodia et distributione billig participiren, da sie aber nicht gegenwertig sein können, ihre vices darüber dem Ihr Königlichen Majestät vereydeten Ambtman auffgetragen haben wollen, teilß daß hiedurch der universität in keinem einzigen praejuditz, allen und jeden dehren membris aber ein sonderbahrer vorteil und sicherheit zu dem ihrigen zu gelangen, zuwächst. Jedoch daa in künfftig sich über verhoffen einiges praejuditz wieder itzige wolgemeinteb intention darauß eräugen würde, sol derc universität alßdan die verenderung und abstellung zu suchen frey und vorbehalten sein.d XXXIII. Hiedurch aber soll keines weges der inspection, so dem Superintendenti in dem instrumento dotationis beygeleget, etwaß benommen oder abgebrochen, sondern vielmehr demselben nochmahlen committiret sein, solcher unabläßig zu gebrauchen, auff alles gute obacht zu haben, wen mißbräuche und exorbitantien fürgingen, von solchen abzumahnen, da solches nicht verfinge, den Curatoribus es zu denunciiren. die letzten zwei Wörter unterstrichen. b die letzten fünf Wörter unterstrichen. letzten fünf Wörter unterstrichen. d die letzten elf Wörter unterstrichen.

a

c die

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XXXIV. Damit aber auch die Professores nicht zu besorgen haben, daß sie an dem ihrigen verzügert oder behindert werden, soll der Haubt- oder Ambtman schuldig sein, alle quartal auff den erstenb tagk nach Neujahr, Ostern, Johannis und Michaelis in Greiffswald selbst zu der eröffnung der cassa zu erscheinen, wen er aber unvermeidtlich behindert, dem Superintendentenc seinen schlüßel zuliefern zu laßen. Da er keines deßen thäte, magk der Magnificus Rector daßelbe an die Curatores berichten, und werden dieselbe dem Häubt- oder Ambtman die unverzügliche eröffnung oder übersendung des schlüßels anfügen oder auch, wen darinnen verzugk währe, adhibito notario et testibus, des Ambtmans schloß auff desomahl ab- und die distribution wie gebühret thuen laßen. Es soll auch alßdan der Haubtund Ambtman wegen der unbefugten verwiederung auff daß quartal seines salarii und deputats verlustig sein. a

XXXV. Wie des ambtes und der universität intraden zu verbeßern, ist bey dieser visitation auch nicht außer sorgfalt und bemühung gewesen, deßwegen des ambtes inventarium nachgesehen, nach dem die verbeßerung des genoßes ermeßen, auff fügliche mittel dehro erreichung gedacht, mit den pensionariis und andern creditoribus geredet, dieselbe bevorab, da man gemeinet, die universität verkürtzet sey, handelung gepflogen. Wie aber die gegenwertige zeiten bewand, hatt für der hand sich solches nicht wollen erreichen laßen, sondern es ist zu des Heubt-d oder Ambtmans fürsorge gestellet, darauff mit ernst bedacht zu sein, wie daß ambt und deßen einkommen mögen vermehrete oder zu gewißen nutzen gebracht werden.f XXXVI. Fürters ist auch darauff gedacht, wie die universität auß der schweren schulden last gelangen, auch bey derselben die impendia und unkosten, die biß hero die einkommen teilß consumiret, geringert werden. Solchem nach seind zum ersten alle der universität schulde nachgesehen und ob nicht einige mit recht und gutem grunde abgehen oder geringert werden mochten,g fleißig consideriret. Solchem nach dafür gehalten, das

b die letzten acht Wörter unterstrichen. die letzten zwei Wörter unterstrichen. A. d die letzten vier Wörter unterstrichen. e die letzten 16 Wörter unterstrichen; Marginalie Haupt- oder Amptman soll auff vermehrung der universität intraden bedacht sein. f die letzten fünf Wörter unterstrichen. g die letzten zehn Wörter unterstrichen. a

c Superintendenti

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1.) bey seeligem Doctor Friedlibii1 post, welchen er auß Hennekenhagen fodert, die von dem Buchdrücker ihm cedirte 808 gulden, da er ohn zweifentlich so viel demselben nicht gegeben, sondern so viel nuhr, alß er würcklich erleget, gebühret und mit recht fodern könne. Demnach deßen sich universität zuerst zu erkundigen haben, waß so woll seine, alß des Buchdrückers erben, waß re vera gezahlet, eydlich außzusagen schuldig. Darnach auch von dem, so befunden, ihm die zinsen nicht zukommen, sondern solche abzuziehen. 2. Alß Bernt Dieckman2 und hernach deßen erben im Schönenwalde von der universität ackern anno 1634 biß 1652, also 19 jahre, anderthalb hufen ackers eingehabt, dahero der universität billig die heure schuldig, selbige auch nach dem andere ackere, die er jure antichretico in selbigem dorffe gehabt, angeschlagen oder von ihm genützet, zurichten, demnach auff 50 gulden jährlich gemäßiget, so sein dieselbe von jahren zu jahren von dem capital der 1800 gulden, so dieselbe noch fodern mit dehnen darauff betagten zinsen, abzuziehen. Solchem nach würden itzo gedachte capitalia anno 1652 so hoch nicht geblieben, so viel es aber wehre, davona nachgemelten anno 1652 ein ansehnliches wieder abgewohnet sein und derowegen universitas ehister tage die rechnung auffsetzen, den erben zusenden, die taxam der meliorationen, wie sie jegenwertig sich befinden, also wie bey andern zuvor gesetzet, beschaffen, den darnach, ob ihme etwaß zukomme und waß es sey, darauff sehen, sich dan mit ihnen darüber vergleichen. Da aber sie darin sich wiederlich oder unbillig erweisen wollen, die von ihnen führende rationes den Herren Curatoribus zu schreiben und ihr guetachten erwarten. 3. Die von dem Müller zu Kehmitz3 anno 1618 außgezahlte 500 gulden, wie sie der universität bey der dotation nicht angeschlagen, also befindet man auch, die universität dieselbe zu bezahlen nicht schuldig, bevorab, da die mühle eingeäschert und die itzo stehet, auff dehro kosten neu auffgebauet worden. 4. Bey dehnen 1048 gulden, so Johan Christoff Sturtz4 fodert, ist befunden, daß 200 gulden so universitas zu bezahlen nicht schuldig, darunter mit übernommen, den das laut der fürstlichen briefe die praetendirte zimblich hoch angeschlagene, hernach wenig tauglich befundene a

danach gestrichen mehr.

1 Philipp

Heinrich Friedlieb (1602–1663): Professor für Logik und Metaphysik, Superintendent. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 248f. 2 Bernd Dieckman (1644–1700): Landrat und Bürgermeister von Greifswald (1676–1699). Vgl. Thümmel 2002, S. 175. 3 Kemnitz. 4 Johann Christoph Sturtz (1611–1672): 1649 Syndikus, 1672 Bürgermeister der Stadt Greifswald. Vgl. Lange 1898, S. 335. Backhaus 1969, S. 117, S. 136. Modéer 1975, S. 292.

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unkosten, nach gerade auß den abnützungen bezahlet werden sollen, zinßbahr gemachet undt auff daß ambt gebürdet, solchem nach nicht billig angesehen, daß universitas mit dem indebito und den usuris beschweret werden, wirt demnach universitas zuerst die zweyhundert gulden cum usuris, den daßjenige so von einer zeit zur andern Herr Sturtzius empfangen, abziehen, davon eine richtige rechnung auffsetzen, ihm zusenden und zu deßen abtragung sich erkleren. Solte er dan nicht friedlich sein wollen, waß er fürnehmen wolte erwarten, ihm alß den zu rechte begegnen, immittelst nicht weiter etwaß abtragen. 5. Wan bey voriger visitation Herrn Georg Reusnern1 foderung auff 600 gulden gebracht, und nach der zeit so viel abgeben sein soll, daß nuhr etwa 100 gulden praeter propter übrig blieben ist, demselben gleicher gestalt die rechnung zuzusenden, und der rest an dem so er der kirchen zu Neuenkirchen zu offeriren, dajegen die abtretung des einhabenden ackers zu erfodern, auff verwiedern den einhabern die erlegung der pension an ihn zu verbieten. 6. Alß sich ereuget, daß Thomas Murayen2 erben an ihnen praetensionen der 1050 gulden so viel nicht mehr zukompt, so wirt man bey der universität darüber auch die rechnung fürderlichst verfertigen und solche ihnen zusenden, den ferner es des restes halben in gewißheit setzen. 7. Von Jochim Völschowen3 witwen foderung vermeint universitas billig etwaß abgehen sollen, wen aber die zeit nicht erlitten, daß man diese foderung nachsehen und consideriren können, ist beliebet, daß coram Curatoribus universitas die mängel fürbringen, sie darüber vernehmen, nach befindung dan sie in güte vereinigen mögen. 8. Und alß hiebey fürgekommen, waß gestalt universitas dem Hoffrath Jacob von Stypman4 wegen der Hanßhäger mühlen von dehnen ihnen bey dem Landtrath Rotermunden5 außstehenden geldern einen post abgetreten und es sich ansehen leßet, alß wan deßwegen universitas nicht gehalten, vielmehr daß von Ihr Königlichen Majestät Königin Christina6 ein anders erkleret. Daher die visitatores, ob gleich bey voriger nicht volführter visitation die Professores sich dazu eingelaßen haben möchten, bedencken gehabt, darin zugehelen, so ist es dahin veranlaßet, daß die Georg Reusern (1666). 2 Thomas Murray (1590–1649): Kaufmann in Greifswald. Vgl. Lange 1898, S. 222. 3 Joachim Völschow (1591–1664): Professor an der Juristischen 4 Jacob von Stypman (1610–1673): Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 246f. außerordentlicher Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 257. Lange 1898, S. 336. 5 Philipp Gützlaff Rotermunde (1607–1667): Landrat in Pommern (seit 1662). Vgl. Backhaus 1969, S. 116. Bentzien 1958, S. 176. 6 Christina (1626–1689): Königin von Schweden (1632–1654). 1

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Professoresa dem Hoffrath bewegliche ursachen, so fürgekommen, zu gemüthe führen. Im fall er aber in güte nicht abstehen wolle, sie bey ihrer forderung bleiben, er aber sein ius an der mühlen zu rechte außzuführen, dabey dan universitas die fürenthaltene abnützung der mühlen auch zu beobachten habe. XXXVII. Der deservitorum wegen, so woll neuen alß alten, ist man bey der universität der hoffnung, Ihr Königliche Majestät unser alergnädigster König und Herrb zu dehro abführung einen zuschubc gnädigst thuen werden, immaßen sie dan, darumb auch unterthänigst anzusuchen sich vorbehalten. Immittelst aber daß solche nicht erfolget, ist verordnet, daß zu dehro abtragung den deservitariis daß ackerwerck Dersekow cum pertinentiis auff 12 jahr soll hingelaßen werden, die pension und abnützung davon zu erheben und sich darauß bezahlet zu machen. XXXVIII. Solten aber in der zeit (welches der vielgütige Gott gnädig abwende) solche zeiten einfallen, daß diß ackerwerck ohn nießbahr werde, sollen sie noch so viel jahr, alß ohn nießbahr werden, daß ackerwerck behalten, genießen undt die deservita darauß suchen. Jedoch werden sie dabey auch beobachten, daß sie inter deservita nichtes bringen, alß waß eigentlich der Professorum salaria sein und worauff sie vocation haben, dafern schon etwas anders bezahlet, dehnen so sich ein übriges angemaßet, abgehe, damit nicht man dehnen, so rechts wegen daß ihrige gebühret, dadurch behinderlich, abbrüchig und der universität beschwerlich sey. Würde aber obberegte verhoffte hohe königliche wolthat erreichet, alßdan würde daß ackerwerck bey der universität und zu dehro gemeinen revenüen gelaßen. XXXIX. Waß an einkommen die universität hatt und zur cassa kombt, soll zu diesem behueff und sonst nicht anders angewandt werden, dan daß die Professores und bediente salaryret, die gebeute in gutem wesen erhalten, die communität versorget, die schulden und zinsen abgefuhret und die nötigen außgaben davon genommen werden.e Wan aber die zeiten einfielen, daß zu diesem behueff die einkommen nicht zureichen wollen, ist d

statt der letzten 17 Wörter erinnert D. b die letzten zwei Wörter abbreviiert und über der Zeile nachgetragen. c die letzten zwei Wörter fehlen D. d Randbemerkung nota bene. e am Rand als nachträgliche Gliederung die arabischen Ziffern 1–5 nachgetragen. a

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dem beneficio competentiae gemäß erachtet, daß fürgehe, waß die conservatio der universität erheischet, alß wozu die mittel eigentlich bewiedmet. Drümb werden den andern notturfften, alß salariis, bauten und communität,a so lange die übrigen schülde, nachsehen müßen. XL. Die salaria betreffent ist man woll bedacht gewesen, dieselbe auff ein gewißes zu verbeßern. Wan aber für der handt, bevorab zu jetziger zeit, von des ambts intraden man nicht gewißen anschlag machen können, sondern der success der administration und beßerung der einkommen abzuwarten und darnach solche anzurichten best angesehen, ist es dabey (ohne daß man den Professoribus theologicae facultatis jedem 50 gulden zugeleget) bey den alten noch zur zeit gelaßen, jedoch zu dehro verbeßerung diese veranlassung gemachet, daß von dehnen einkommenden mitteln die alten salaria zufoderst abgetragen. Dan waß nach abzuge anderer vorberegten und hernach specificirenden notturfften dazu verwandt und biß so lange andere verordnung zu bestendiger verbeßer- und einrichtung der salarien geschehen kan, unter die sämptliche Professores aequaliter verteilet werden; also daß von solchem überschuß pro augmento dehnen ordinariis in philosophia einhundert reichstaler vorauß, solche unter sich zu distribuiren, dan daß übrige dehnen sämbtlichen Professoribus aller vier facultäten zu gleicher teilung erfolge. XLI. Wan aber auß den designationen und registren ersehen, daß über die alte salaria einige vorhin ein mehres gehoben und pro aequalitate conservanda billig, daß solches bey diesem augmento in consideration komme, dieselbe dan vorhero davon nichtes erheben, ehe die andern, welche nichtes über die alte salarien bekommen, ihnen gleich werden. So ist dieß bey künfftiger distribution zu beobachten, vorhero aber auß den registern außzuziehen, wie und waß über solche salaria erhoben und Curatoribus zur nachrichtung zu überschicken. b

XLII. Wiewol man auch dahin getrachtet, daß bey der communität für die bedürfftige studenten mehr tische angerichtet werden. Alß aber die bewandtnuß der einkommen solches nicht verstatet, daß für der handt mehr den zwey tische können gehalten werden, seind dazu 600 gulden a

die letzten vier Wörter unterstrichen.

b Randbemerkung

nota bene.

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auß den gemeinen einkommen assigniret. So bald sich aber dieselbe mehren, soll noch ein tisch angerichtet werden. XLIII. Zu den bauten sein 1000 gulden jährlich auß den einkommen bewiedmet, so lange biß der universität zimmer der notturfft nach repariret und in bauliches wesen gebracht, alß insonderheit daß collegium der reparation bedürfft. Damit mehrer ruin fürgekommen werde, so ist die fürdersambste anstalt vonnöten. Zugleich auch in allen die fürsichtigkeit, daß bey dem dürfftigen zustande die universität mit andern alß högst nothwendigen bauten, dieselbe nicht beschweret werde. Immaßen dan außer der unvermeidlichen reparation nichts dabey fürzunehmen, eß geschehe dan mit wißen und consens der Curatoren, dabey den auch verständiger Maur- undt Zimmerleute rath und guetbefinden.a XLIV. Zu andern nötigen außgaben soll zur berechnung dem Procuratori quartaliter 100 gulden in die hände gegeben werden, so er dieselbe dazu anzuwenden hatt, oder auff des Magnifici Rectoris special assignation, jedoch daß darin dehro uhrsache exprimiret, außzugeben hatt. Wie aber die sparsamkeit daß fürnehmste mittel ist, wodurch auch geringe güter zum auffkommen und nutzen zu bringen, so wirt man sich in allem dehro befleißigen und keine dan hoch nothwendige außgaben thuen. Wie den auch keine anderen künfftig in den rechnungen sollen passiret und guetgethan werden, welche dan jedes jahr zwischen Ostern und Trinitatis den Curatoren zur beleuchtigung zuzuschicken und dan von dehnen die erinnerungen zu erwarten sein. XLV. Man hatt zwar bey jetziger visitation auch die rechnungen von vorigen jahren durchsehen wollen, alß aber solche noch nicht beysammen und die andern heuffigen verrichtungen es nicht zulaßen wollen, sollen inwendig vier wochenb alle bißhero gehaltene und gebuhrende rechnungen den Curatoribus zugesand werden, ümb dieselbe durchzusehen, undt waß dabey an mengeln sich eräuget, abzuthuen.

a

die letzten acht Wörter unterstrichen.

b Randbemerkung

nota bene.

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XLVI. Wie zum increment, flor und ruhm der academiae nichtes mehr ersprießliches ist, alß daß die studia et artes mit fleiß und dexterität excoliret und getrieben, alß werden die Professores sampt und sonders in anerinnerung ihrer obliegenden teuren pflicht und dehro hohen angelegenheit, daß die liebe studirende jugendt zu allem guten woll informiret und dabey angewiesen werde, ihre officia mit lesen undt disputiren auch fürstellung guter exempel getreu, fleißig und unnachleßig verwalten. Darin zugleich ein maaß zu setzen, ist für guet befunden, daß unter den Professoren die studia, so auff der academie zu pflegen, recht und woll verteilet werden und zwar, daß unter dehnen Theologis einer die theologiam exegeticam, der ander die polemicam, der dritte historiam ecclesiasticam, dabei den ursprung, der progress der haereseum und wie solchen jedesmahl begegnet, der vierte practicam mit der explication der casuum conscientiae. Der Juris Consultorum einer, daß ius canonicum wie auch praxim jurisprudentiae in foro; der ander die interpretationem legum; der dritte die principia juris ex institutionibus et titulis de regulis juris et verborum significatione, in einem und andern jahre die paratitulaa digestorum et codicis, also alternative; der vierte daß ius publicum et feudale, jedes auff ein halb jahr. Ex Medicis, der eine die medica, der ander die physica. Ex Philosophis, einer ad eloquentiae studium pertinentia wie auch historica; der ander mathematica; der dritte philosophiam practicam; der vierte die linguas; der fünffte die logicam et methaphysicam; die extraordinarii aber, waß sonst von andern nicht dociret wirt, in publicis lectionibus lesen und treiben. Daneben einem jeden auch oblieget, jehrlich ein privatum collegium lectorium vel disputatorium, und zwar so seiner profession gemeß, zu halten, und daß jenige, so von ihm publice nicht profitiret wirt, zu treiben. Solte aber ein oder ander, in dem so seiner profession anhengig, seumig sein, mag einem andern, wie auch sonst waß alienae professionis ist, worüber der ordinarius keine collegia privata helt, privatim zu lesen und zu disputiren erlaubet sein. XLVII. Ein jeder der Professorum soll von dehm, so ihm zu seiner profession zugeeignet, jährlich zum wenigsten alle quartal ein, und also viermahl, disputiren, sich aber damit nicht zu entschuldigen haben, daß er keine respondenten, so die theses wollen drücken laßen, finden möge, sondern alßdan einen textum ex sacris, jure, Hippocrate, Aristotele vel alio authore a

paratittula.

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bono nehmen und den zur öffentlichen disputation auffgeben, wan kein ander ist, auß dehnen so der communität genießen, einen zum respondenten (wie dan dieselbe solches bey verlust des beneficii zu thuen schuldig sein sollen) nehmen, oder ob der auch nicht wehre, ist dis horis, da disputiret werden soll, ein examen auß seinen lectionibus per objectiones et responsiones anzustellen;a imgleichen der Professor oratoriae jährlich vier actus oratorios halten; dem Professori medicinae seniori nebenst seinen lectionibus obliegen, ümbß ander oder zum langsten dritten jahr eine anathomiam zu halten und des sommers ein oder zwey mahl mit der jugend herbatum zu gehen und die nomina discrimina et virtutes herbarum dabey bekand machen. XLVIII. Damit die lectiones in guter ordnung gehalten und die jugend nicht in den studiis dadurch behindert werde, soll ein gewißer series lectionum fürderlichst verfaßet werden, also daß die lectiones in guter ordnung gehen, eingerichtet undt publiciret werden, so hinfürters von den Professoribus zu observiren, dehro jedweder nach selbiger jährlich einhundert lectiones halten. XLIX. Wan ad excitandam docentium diligentiam von alters hero verordnet, bey der fürstlichen dotation es erholet, auch nochmalen von Ihr Königlichen Majestät abermahlen erkleret,1 daß dehnen, so die lectiones oder disputationes nicht halten, sondern seumig sein, ein gewißes abzuziehen, soll daßelbe hinfürters auch exacte observiret werdenb und ein jeder Professor, der seiner ihm obliegenden hundert lectionum einige verseumete, für jede vier marck sundisch und dan für jede der unterlaßenen vier disputationum oder actuum oratoriorum zwey reichsthaler,c wegen nicht gehaltenen privati collegii zehen reichsthaler von seinem salario abgezogen werden und alß neglecten dem corpori in deßen casse zu samblungd eines capitals zuwachsen. Jedoch die jenige hierunter nicht gemeinet sein, welche entweder kranckheit halber, oder daß sie ex publica causa necessario absentes wehren, erweißlich behindert, wan nicht sublato impedimento so viel tage übrig, daß sie die lectiones undt disputationes halten können.

a

anstellen. b die letzten 22 Wörter unterstrichen. letzten zehn Wörter unterstrichen.

d die

1 Vgl.

Bd. I/Nr. 16, Nr. 20 (S. 194), Nr. 56 (S. 488).

c die

letzten 23 Wörter unterstrichen.

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L. Damit man aber sowol bey außzahlung der salarien alß auch bey künfftiger visitation wiße, wie solchem nachgekommen und waß an neglecten sey, soll ein jeder Professor in calendario verzeichnen, wan er gelesen und disputiret und solches beim ende des jahres dem Magnifico Rectori unter seiner unterschrifft auff den eydt, damit er der universität verwand, zusenden, derselbe alßdan dem Procuratori ümb sich bey der distribution salariorum darnach zu richten hingeben, derselbe auch nach jetzo bemelten den abzug thuen, darin auch niemande etwaß nachgeben. LI. Dafern er aber solches nicht also thuen oder auch jemand für die verabseumete tage und actus etwaß nehmen werde, soll ein jeder dehroselben ad dupluma refundendum gehalten sein und solches in die cassam eingebracht werden. Und weill auch billig dem Herren Cancellario die studia docentium et discentium jährlich zu repraesentiren, soll nebest dem catalogo lectionum der numerus und waß daran mangelt den Curatoren zugesand werden, ümb solches hernach dem Herren Cancellario zu exhibiren. LII. Wan zum ruhm und auffnehmen der universität nicht wenig gereichet, daß wolmeritirte subjecta den gradum suchen und erhalten, daran aber nicht wenig behinderlich, wan daßelbe zu kostbahr und beschwerlich gemachet und auch vermercket, daß dabey an diesem orte der luxus et sumptus sehr gestiegen. Alß ist deßhalber einige meßigung fürgenommen, also daß die munera,c so bey den promotionibus bißhero gewöhnlich gantz, abgeschaffet, hingegen aber dem Procancellario ein buch nach bißheriger gewohnheit, dem Magnifico Rectori wie auch jeden dehrer so in der facultät sein, worin die promotio doctoralis gehalten, ein rosenobel;1 dem corpori academico aber in die cassa, so zu samlung einiger capitalien bewiedmet, sechs reichstaler entrichtet, bey den promotionen den numerus invitandorum gemindert,d darunter keine alß nuhr literati, doch auch nuhr nicht alle, sondern die Professores, ex senatu die Consules und Syndici nebenst dem Ministerio begriffen. Dan in speisen und b

a fehlt D. b Marginalie De legibus sumptuariis. c Marginalie De abrogatione munerum in doctoralibus promotionibus. d Marginalie De numero hospitum in promotionibus doctoralibus. 1 Rosonobel:

alte englische Goldmünze von 1343–1649. Der Name rührt von der Rose her, die auf beiden Seiten der Münze erscheint.

Visitationsrezess (1666)

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geträncken eine gute maase gehalten werden solle, immaßen den hierin wie auch sonsten, wie es bey den conviviis rectoralibus, hochzeiten, kindt tauffen und begrebnußen zu halten, die universität gewiße leges sumptuarias1 anzurichten und sich selbst des beschwers ex luxu zu entheben angenommen. Alß bißhero fort nach den disputationibus pro gradu die creatio licentiatorum erfolget, ist dabey verordnet, daß zu derselben niemandt hinfürters genötiget, sondern einem jeden frey sein soll, entweder nuhr bloß pro gradu zu disputiren oder auch sich solenniter licentiatum creiren zu laßen. Auff ersten fall soll kein convivium gehalten werden, bey dem andern aber eine geringe collation,a wozu der Rector, die Ordinarii in der facultät, worin die promotio geschiehet, und Decani reliquarum facultatum zusampt den studiosis, so opponiret, geladen, von dem Licentiando auch nicht über 25 reichstaler dazu angewandt werden. Eß soll hieneben in der facultatis juridicae belieben stehen, ob sie in curia, wie bißhero gewöhnlich, oder in auditorio majori die disputationes inaugurales halten wollen, weil jenes auß angezogenen uhrsachen etwaß beschwerlich und kostbahr. Jedoch wan im collegio pro gradu disputiret wirt, soll der candidatus ad structuram zwey reichstaler zu entrichten schuldig sein. Eß soll aber durch dieß indultum ohne praejuditz der juristen facultät und dem juri der bißherigen observantz, daß sie curiam pro disputatione tali betreten mögen, wie auch der philosophischen facultät in creatione magistrorum nichtes benommen, sondern vielmehr alles vorbehältlich sein. LIII. Eß ist bey jetziger visitation mit fürgebracht, waß gestalt die facultas philosophica zu dem hause, welches itzo Doctor Pomeresche2 bewohnet, zu sprechen habe. Wiewol nun hinc inde so wol Juris Consulti alß Philosophi ihre rationes angeführet, ist doch solchem nach alles altioris indaginis, dieses aber befunden, daß juridica facultas lange jahre in possessione deßelben hauses gewesen. Darümb eß dahin veranlaßet, daß sie auch bey der possession dessen, philosophicae facultati aber ihre zuesprache vorbehalten bleibe, und wen in petitorio sie dieselbe fürbringen, darüber juridica facultas vernommen, erginge waß recht ist. Wie aber die heuser, so in universitate belegen, zufoderst dehnen, so actu Professores sein, billig für andern zu bewohnen zu laßen. Und wan auch daß hauß ein Professor philosophiae von einem Professore juris, der eß a

Marginalie De convivio in promotione licenciatorum.

1 Siehe

Nr. 31. 2 Johannes Pommeresche (1624–1689): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 257.

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Visitationsrezess (1666)

nicht benötiget, mieten wolte, ist der dazu für einem, der nicht actu Professor ist, zu verstaten. Die miete aber soll der juridicae facultati nicht praejudicirlich sein, noch dadurch der andern ein recht oder praetext zuwachsen, noch der daßelbe beziehet, darümb wieder des locatoris oder wieder der juristen facultät willen es einzubehalten, berechtiget sein. LIV. Alles und jedes, so bey jetziger visitation guet befunden, genehmeta und verordnet, werden zufoderst die Professores, zu unverschiedlicher übung zu bringen, sich angelegen sein laßen,b solches selbst ohnnachleßig folgen, auch, daß dem gefolget werde, beschaffen und darob halten. Der jeder zeit erwehlter Magnificus Rectorc insonderheit darob fleißig sich bearbeiten und sowoll die Professores alß studiosos auch der universität bediente dazu anweisen, anmahnen und anhalten. Dabey dan auch der Superintendens seines ambtes,d so ihm nach der kirchen ordnung und instrumento dotationis zur inspection beygeleget, pflegen. Die Curatorese auch, daß eß geschehe, auffsicht haben und befodern, und waß ein jeder dehrer, dehnen die cura fidae et constantis observantiae oblieget, selbst nicht dabey außrichten mag, an gebuhrenden ort referiren und alda rath und hülffbietung, so nötig sein möchte, zu bestendiger handthebung suchen. LV. Zu deßen allen erhalt- und übung ist diensahm, daß jährlich die Curatores zum wenigsten einmahl nach Greiffswald sich erheben und nachforschung thuen, wie in dehnen obbeschriebenen puncten dieses visitations recessus gelebet, auch sonst im übrigen nach den statutis academicis gehandelt werde, dabey, waß der universität undt dehro gliedmaßen angelegenheit erfodert, erkündigen, vernehmen und mittelst communication mit den Professoribus alles gedeyliches wolwesen einrichten, auch deßen etwa fürkommenden hindernußen abhelffen. Waß nun durch dieselbe nicht zu erheben oder von mehrer wichtigkeit wehre, ist durch die Herren Curatores an den hochansehnlichen Herrn Cancellarium academiae magnificentissimum zu referiren, deßen hülff, verordnunge und assistentz zu ersuchen. Zu uhrkund und bestendiger observantz ist dieses alles in einen visitation recess gebracht undt zu hochgemelter seiner des Herrn Reichs Feldherren Hochgräfliche Excellenz alß högst respectirenden Cancellarii academiae b die letzten neun Wörter unterstrichen. c die letzten drei Wörter fehlt D. d e unterstrichen. die letzten sieben Wörter unterstrichen. Curaratores. a

Instruktion für den Amtmann auf Eldena (1666)

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ratification und bestetigung gestellet worden. Geschehen in Greyffswald, den 16. Maii anno 1666. David Mevius, Philipp Christoph von der Lancken, Joachim Kühn von Owstien, Joachim Albrecht Molzan und Theodor Maier.1 24. 1666 Mai 16, Greifswald Instruktion für den Amtmann auf Eldena A’1666 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 966, fol. 13–17 (unvollständige Abschrift, die letzten zwei Artikel fehlen), 2 Bogen mit Deckblatt; Format 321x191 mm. A’1680 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 966, fol. 92r– 100v, 4,5 Bogen; Format 323x205 mm. A1680 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 966, fol. 108r– 115v, Ausfertigung mit aufgedrucktem Siegel, 4 Bogen, S. 1–15 mit Text, Seite 16 mit Vermerk; Format 321x194 mm. B1/1666 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator K 966, fol. 18r– 24r, 3 Bogen; Format 326x196 mm. B2/1666 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 111, unpaginiert, 5 Bogen, S. 1 und 3–20 mit Text; Format 335x208 mm. B3/1666 – Universitätsbibliothek Greifswald, UBG Ms 151, fol. 190–195, 6 Blatt in Buch gebunden; Format 343x205 mm. B1680 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 438, unpaginiert, 10 Blatt, S. 1–19 mit Text; Format 329x205 mm. Der Nachfolger Joachim Benekes als Amtman, Petrus Sager, erhielt am 29. April 1661 eine Instruktion, die lediglich aus drei Punkten bestand.2 Über seine Amtsführung ist wenig bekannt, aber auch sie war nicht frei von Konflikten.3 Im Zuge der Visitation des Amtes schlugen die Visitationskommissare schon im Juli 1665 vor, die Amtmannsstelle an Augustin Rhaw zu übertragen.4 Es gab eine Reihe von Einwendungen dagegen, die sich vor allem am Unterschied zwischen der Hauptmannschaft – wie sie wohl von der Visitationskommission vorgeschlagen war, die zu den genannten Personen vgl. die Anmerkungen auf S. 88. 2 UAG Kurator K 966, fol. 1r/v. 3 Vgl. die vertragliche Auseinandersetzung zwischen ihm und der Universität in UAG Kurator K 969, fol. 290r–291r. 4 Rektor und Konzil an Rhaw (Konzept) v. 29. Juli 1665, UAG Kurator K 966, fol. 2r/v.

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wesentliche Jurisdiktionsrechte und die Defension der Untertanen mit einschloss – und der Amtmannschaft – die eher eine bloße Wirtschaftsverwaltung gewähren sollte – entzündeten.1 Die Instruktion für den neuen Hauptmann und der Eid wurden von Rektor und Konzil entworfen, mit Rhaw besprochen und sowohl an der Instruktion für Strahlmann von 1654 als auch den Verhandlungsergebnissen der Visitationskommission von 1666 ausgerichtet.2 Die Instruktion wurde schließlich nicht von Rektor und Konzil erteilt, sondern von der Visitationskommission.3 Auch den Eid leistete der neue Hauptmann nicht der Universität, wie es das Dotationsinstrument von 1634 eigentlich vorschrieb, sondern den Visitationskommissaren als Vertretern des Königs und Bezug nehmend auf die Reservatrechte.4 Differenzen zwischen Universität und Hauptmann über die Auslegung der Instruktion blieben nicht aus und 1670 mussten die Kuratoren bereits schlichtend eingreifen.5 Dennoch forderte die Universität noch im gleichen Jahr die Entlassung Rhaws, die nach umfänglicher Untersuchung auch 1671 erfolgte.6 Im März 1672 wurde Daniel Böcke durch Rektor und Konzil nach vorhergehender Eidesleistung zum Amtmann bestellt.7 Eine Instruktion ist für ihn nicht überliefert. Im April 1680 wurde schließlich der Text der Instruktion von 1666 mit geringen Änderungen für die Instruktion des neuen Amtmanns Wolfgang von Holle verwendet. Die Edition folgt B1/1666 und gibt die Varianten in A1680 an. B1/1666 wurde vom Universitätssekretär Michael Cnuth angefertigt8 und enthält Korrekturen von dessen Hand, die aus der Kollation mit der Vorlage herrühren, sowie spätere Zusätze von anderer Hand, die dann in A1680 Eingang fanden. Die in A1680 am Ende des Dokuments angekündigten Unerschriften der Curatoren fehlen.

Instruction, Wornach sich der von der löblichen universität Greiffeswaldt über dehro patrimoniall ambtt Eldena fürgeschlagener unndt bestaltera Hauptmann der wohl edler, vester unndt manhaffter Herr Majeur Augustin Rhawb 9 in seinen verrichtungen zue verhalten unndt worauf er zue verbinden. a Ambtman Herr Wolfgang von Holle zu richten hat. A1680. A’1666. 1 Bedencken,

b die

letzten neun Wörter fehlen

warumb Herr Major Rhawen die Hauptmannschaft zur Eldena nicht zu conferiren sey, UAG Kurator K 966, fol. 10r und Konzilsprotokoll v. 22. März 1666, UAG Kurator K 966, fol. 11r–12r. 2 Rektor und Konzil an die Kuratoren v. 15. Januar 1666, UAG Kurator K 966, fol. 4r–5v. 3 in B1 fehlen allerdings Unterschrift und Siegel des Landmarschalls von Maltzan. 4 Eid des Hauptmanns, Eldena 16. Mai 1666, UAG Kurator K 966, fol. 25r/v. 5 Brief Rhaws an das Konzil v. 19. April 1670, UAG Kurator K 966, fol. 27r–18r; Vereinbarung zwischen Rhaw, der Universität und den Kuratoren v. 25. August 1670, UAG Kurator K 966, fol. 32r–33v. 6 UAG Kurator K 966, fol. 34r– 59v. 7 Konzept der Bestallung v. 4. März 1672, UAG Kurator K 966, fol. 67r/v, Eid v. 4. März 1672 ebenda fol. 69r. 8 Am Ende des Dokuments befindet sich der Vermerk Concordat, Michael Cnuts, notarius publicus. 9 Augustin Rhaw (1666): Verwalter der Greifswalder Universitätsgüter (1666–1672). Vgl. Asmus 2006, S. 74.

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Demnach bey anfang dera allergnädigst anbefohlenen visitation der löblichen universitätt zue Greiffswaldt unter andern zue derselben itzigen beschaffenheit nach högst nohttwendig verbeßerung unndt redressirung fürgekommenen puncten auch die administration dehro patrimoniall ambts Eldena unndt darzue gehörigen hebungen unndt intraden in consideration genommen unndt von dehro hochansehnlichen Herren visitatoribus befundenb worden, zue derselben gedeilichen conservation unndt wohl gefaßeten oeconomischen verwaltung eines qualificirten Hauptmansc administration hochnöhtig zue sein, auch da zued obermelter Herr Hauptman alß genugsamb capabell von der universitätt gemeinet und folgens vociret unndt bestellet. So ist wegen dessen ambtes verrichtunge bey hiesieger königlicher visitation folgender instruction von dehnen hochansehnlichen Herren visitatoribus auf gesetzett, revidiret und dem verordneten Herren Hauptman zue observiren, vollenzogen unndt außgeantwortett worden.f 1. Daß vermöge der speciall pflicht, damit er sich als Hauptmanng mehr gedachten ambts Eldena Ihr Königlichen Majestät dehro successoren am reich unndt der hoch löblichen Cron Schwedens verwandt machen wirdt, dehro schaden in zeiten gewarnet unndt nach mügligkeitt abgewendett, nutzen und frommen aber getreulich beobachtett unndt befördertt werde. Auch solchem nach die regalia unndt reservata principis, wie dieselbe in dem fürstlichen instrumento dotationis § „Hienegst reserviren wir uns etc.“1 enthalten, unndt durch vorige beambte im nahmen der hohen landes obrigkeitt exercirett worden ohne eintrag unndt schmehlerung erhalten, unndt in vigore verbleiben mögen. Allferne, auch von jemandten dawieder solte attentirett werden, wirdt er solches bey der königlichen regierung in Pommern gebührlich anzeigen unndt mittels derselben vorbericht unndt verordnung die dazue erfoderte tuendi et resistendi media für

a statt der letzten zwei Wörter der anno 1666 A1680. b statt der letzten sechs Wörter geschloßen A’1666. c Amptmanß A1680. d die letzten zehn Wörter gestrichen A’1666. e folgende instruction auffgesetzet, revidiret und dem verordneten Herren Ambtman zu observiren außgeantworttet worden. A1680. f statt der letzten 49 Wörter und den dazu anitzo Herr Amptman Wolfgang von Holle als genugsamb capabell geachtet derohalben von unß vociret und bestellet A1680; statt der letzten neun Wörter angesehen, zue bestellen, alß hat derselbe dabey in fleissige obacht zue ziehen undt besten seinen verstande und vermögen nach zue beobachten. A’1666. g Ambtman A1680. 1 Siehe

Dotationsurkunde von 1634, Bd. I/Nr. 48. Die Urkunde ist nicht in § gegliedert, die Reservatrechte werden auf S. 424 geklärt.

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nehmen unndt zue werck richten,a auch sonsten ins gemein bey des patrimoniall ambts verwaltung der gestaldt getreu unndt fleißigb sich erweisen, unndt alles zue des corporis academici unndt deßelben vorberührten patrimonii nutzen unndt besten richten unndt wenden,c wie es solches jederzeit für Ihre Königliche Majestät, dan auch Cancellario universitatis magnificentissimo ingleichen Rectoribus universitatis undt corpori academico, auchd jeder menniglich, welchen cura et salus illiuse anbefohlen oder officii ratione incumbirett, wohl zue verandtwordten getrauet, darunter auch nehben dem instrumento dotationis die albereits vorhandene unndt nacherfolgende visitation recesse für augen haben unndt pro norma halten.f 2. Wierdt er vermöge der eydtlichen pflicht, womit er der universitetg auch dem gantzen corpori academico sich verwandt machen wirdt,h zeitt wehrender bestallung demselben allen gebührenden respect leisten unndt dawieder in keine wege handeln, wobey er auff die jederzeitt constituirte Herren Curatores universitatis ein solches obsehen nehmen wirdt, daß ohne dehreni vorbewust unndt zuestimmiges einrahten nichtes verenderliches oder dieser seiner instruction zue wieder lauffendes möge vorgenommen, weniger ins werck gesetzett, sondern vermittelß derselben bedenken und einwilligung alleß ex dignitate et utilitate deß corporis academici abgerichtet werden. 3. Welchem nach er drittenß daß gesambte patrimonium universitatis dergestaldt getreu und fleißig beobachten wirdt, daß das ambtes undt darin belegener ackerwercke, dorffschaften unndt holtzungen von alters gewöhnliche gräntzen nicht verrückett noch verringertt werden mögen, auch mit fleiß dahin sehen, daß von den benachtbahrten und andern dem ambt mit jagen und schißen, vieh unndt schaff triften auch andern oneribus et servitutibus kein eintragk geschehe. Zue dem ende auch selbiger so wohl bey seinem antritt alß auch hernachmalß jährlich zuem oftern bereuten unndt im augenschein nehmen.j Wie auch

Die nachfolgenden Ausführungen dieses Artikels sind in A1680 als eigenständiger Artikel 2 gefasst und um den Hinweis auf die eidliche Verpflichtung ergänzt, der sich in B 1666 erst im folgenden Artikel befindet. Die Zählung der nachfolgenden Artikel verschiebt sich in A1680 entsprechend. b vermöge seines der universitet geleisteten eydes [...] sämbtliche vorrechte auch dem gantzen corpori sich verwandt gemacht. A1680. c die letzten 16 Wörter gestrichen A’1666. d statt der letzten sieben Wörter undt A’1666. e corporis academici A’1666. f die letzten 20 Wörter gestrichen A’1666. g statt der letzten zwei Wörter dem verordneten Rectori Magnifico A’1666. h die letzten 17 Wörter gestrichen A1680. i wan welche vorhanden, wie auch des corporis academici A1680. j die letzten 50 Wörter gestrichen A’1666. a

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4. die ohn verlängte anstaldt machen und auffsicht tragen, daß ein volstendiges ambt buch gefertigett,a unndt darein alle deßelben pertinentien unndt hebungen verzeichnet, unndt wie dieselbe von alters conditionirett gewehsen unndt sich anitzo befinden, auch nach dem willen Gottes verbeßert werden möchten, beschrieben werde. Unndt weiter 5. b dahin sorgfaltig zue gedencken, wie das ambtt die entpfundene kriegeß ruin unndt schwer getragene onera mit der zeitt uberwinden unndt zue beßerer cultur könne gebrachtt werden. So wirdt er auch dahin für nemblich seine gedancken richten, solches dehnen verordneten Herren Curatorenc anhandt gehben unndt wie das werck zue der universitätt besten anzugreiffen cooperiren helffen, außer dehm aber für sich nichtes verenderliches fürnehmen. In specie aber hatt er darauff zue sehen, daß die pensionarii die ackerwerckeß huefen in ihren richtigen schlägen unndt unter mist auch gedeylicher cultur halten, auch danehben gute obacht tragen, daß keine ackerwerckeß oder baurzimmern deteriorirett, sondern im fertigem stande erhaltend werden,e wie auch dass keine ambtes unterthanen wegk gebracht oder erlaßen, viellmehr die annoch wüste höffe damit besetzett unndt angebauett werden mögen.f 6. g Die anitzo nach einhaltt des visitation abscheides gemachte anstaldt bey den proventibus annuis unndt welcher gestaldt selbige theils von den pensionariis theilß von den unterthanen zue erheben, wirdt er biß zue etwa für kommender verbeßerung pro norma halten, auch da sich hinnegst daß liebe getreidig durch Gottes gnade in seinen wachßthumb verbeßern oder in höhern preis kommen möchte, sich bemühen; daßtheils öhrter liederliche pensiones in etwaß könten erhöhet werden, auchh solchem ferner mit fleiß dahin sehen, daß ein jedtweder das seinige zue rechter zeitt unndt ohne einige fernere rechnung oder decurtatt alß in den contracten befindtlich einbringe, dar über quitiren unndt gebührlich zue register trage, auch da ein oder ander sich in erlegung des seinigen seumig erweisen würde, gestalten sachen nach entweder mit der pfandung wieder denselben verfahren oder, da solches nicht zue reichendt oder zue praca das angefangene continuiret, verbessert, A1680. b wie die ruinirte ackerwercke und bauhöfe nachgerade wieder angebauet und genutzett A1680. c in ermangelung derselben dem corpori academico A1680. d am Rand nachgetragen nota bene. Wie auch deren ambts unterthanen [...]. e statt des letzten Wortes die ruinierte reficiret und die gar herunter gerißene wieder angebauet A1680. f die letzten 63 Wörter gestrichen A’1666. g fallende revenuen wird er zur rechten zeit eintreiben, sonst aber nachmahls A1680. h statt der letzten 32 Wörter undt A’1666.

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ticiren stünde, daraus mit den verordneten Herren Curatoren communiciren. 7. a b Was nun solcher gestaldt an einkommen unndt intraden jährlich zue heben, daß soll folgender gestaldt ad cassam academiae gebracht werden, daß der bestaldter Hauptmannc dehnen pensionariis unndt anderen debitoribus einen gewißen tag in Greiffeswaldt, daren sie bey dem Magnifico Domino Rectore erscheinen sollen,d selbigen diesem notificiren, darauff ansage nach einhalt deß visitation recess die gelder erlegett, selbe in die cassa gebracht unndt darüber unter der universitett insiegell quitierett werden. Der Hauptmanne aber soll nicht bemächtigett sein, von den pensionariis unndt andern debitoribus das geringste an geldt vieh oder korn in bezahlung anzunehmen, es were dan, das es holtz gelder unndt geringe unter 50 gulden sich betragende pöste wehren, die er jedoch, wan sie sich bis auff 50 collective geheuffett, so fortt ein zue bringen verpflichtett sein soll. 8. Solten aber einige baukosten oder ander ausgahben so successive geldt erfodern unndt biß zue mentionirter eröffnung des kastens keinen anstaldt leiden wolten, für kommen hette der Hauptmannf solches den Herren Curatoren zue berichten unndt mittels vorwißen des corporis academicig einen ohngefährlichen uberschlag, waß erfodertt werden möchte, zue ubersenden, alß dan mit dehren bewilligung ein gewisses quantum bey zue setzen were, davon die nohtwendigen außgahben zue entrichten stünden. 9. Zue solchem kasten, welcher bey dem Magnifico Rectore verwahrlich nieder zue sezen, müste der Herr Magnificus Rector einen unndt der Hauptmannh einen nomine Dominorum Curatorum unndt der Procurator universitatis den dritten schlüßen haben, unndt demnach in derselben ge-

Waß nun solcher gestaldt an einkommen undt intraden gehoben, wirdt der bestalter Hauptmann sofort ad cassam academiae gegen quitung liefern, worein eß der gestaldt zue asserviren, daß nicht ehe den bey halb jähriger eröffnung derselben die nohtdurfft, in beisein beider oder einß der verordneten Curatoren, oder daselbige behindert sein solten, krafft derselben volmacht, so woll zue den salarien, alß zue bezahlung der schuldt undt andere nohtwendigen außgaben, darauß erheben undt worhin eß verwandt, richtig verzeichnet undt beygeleget werde. A’1666. b so woll für itzo als ins künfftige A1680. c Amptman A1680. d statt des letzten Wortes und die in contractu befindliche summa bahr einbringen sollen, zum wenigsten 14 tage ante terminum ansetzen A1680. e Amptman A1680. f Amptman A1680. g die letzten fünf Wörter gestrichen A’1666. h Amptman A1680. a

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genwahrt, unndt sonst nicht, eröffnet unndt die gelder der gestaldt, wie in den visitation abscheide verordnet, distribuiretta werden. 10. Würden contributiones oder andere landes onera für kommen, so das patrimonium universitatis mitt betreffen, hatt der Hauptmannb mit fleiß dahin zue sehen, das wo möglich dieselbec bey der königlichen regierung in totum vel in tantumd verbehten. Da solches abere nicht zue erhalten, dem ambtef nicht mehr alß justa proportio zue getheilett, selbiges auch hinwieder unter sambtliche anhörige ohn jenigen respect gleichmeßig vertheilett unndt colligirettg unndt hinwieder kegen quitung außgezahlett werden, inmaßen darüber richtige vorzeichnußenh zue verfertigen, unndt jährlichi zue extradiren ihme gebührett. 11. Solten auch einige paßfuhren, jagdten oder andere beschwerden daß ambtt treffen, hatt der Hauptmannj gleicher gestaldt dahin zue sehen, daß solches Ihr Königlichen Majestät allergnädigsten resolution zue folge abgewendett oder, da es nicht thuenlich,k gleichmäßig getragen unndt einer für dem andern nicht gravirett werde. 12. Alß auch sehr viell daran gelegen, dass der zuestandt des ambteß offters erkündigett unndt kegen wertig lustriret werde, damit die gebaude unndt angewante einrichtungß kosten nicht verringertt oder vergeblich angewendett sein mögen, die unterthanen daß ihrige nicht verseumen unndt durch faulheit verschlimmern oder sonst anderer gestaldt schade unndt ungelegenheitt der universitätt zue wachßen möge. So wirdt der Hauptmannl solches erheischender nohtturfft nach werckstellig machen, auch deßwegen so ofte es nöhtig bericht und erinnerung abstahten.

die letzten zwölf Wörter gestrichen A’1666. b statt des letzten Wortes Amptman solches in zeiten dem Herren Magnifico Domino Rectori zu notificieren und nebenst dem corpore academico A1680. c vermöge Ihrer Königlichen Majestät unsers allergnädigsten Königes undt Herren jüngst ertheilte resolution A1680 (vgl. Nr. 26, S. 126f.). d statt des letzten Wortes wie darin enthalten A1680. e über alles verhoffen A1680. f statt der letzten 21 Wörter derselbe A’1666. g auch darbey der neben modus und was die einlieger zu geben schuldig beobachtet A1680. h vergleichnußen A1680. i jedesmahl A1680. j Amptman A1680. k die letzten 13 Wörter gestrichen A’1666. l Amptman A1680. a

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13. Auff alle etwa fürgehende verordnung bey hochzeiten, kindtauffen unndt andern begräbnußena wirdt er fleißig unndt genau auf mercken unndt solchem unwehsen der gebühr steuren. 14. Auff die holtzung wirdt er der gleichen fleißige aufsicht tragen, daß keine fruchttragende oder andere nutzbahre bäume ohne exprese bewilligung unndt aus gegehbenen zettell von den Herren Curatorenb gefällett, die weiche holtzung auch der gestaldt in hauen vertheilet werde, daß jährlich zue den ambtes intraden etwaß, so viell über der Herren Professoren deputatt holz zue entrahten, welches er ihnen zue rechter zeitt wirdt anführen laßen,c verkauffet werden möge, derhalben die Holtz Vöigte dahin anzuhalten, damit die paures leute kein holtz heimlich entwenden noch auch die guarnison in Greiffeswaldt sich der bißherigen licenz weiter möge anmaßen. 15. Daß die mühlen unndt feldt graben von gesambten ambtes angehörigen auffgereumett unndt eröffnet wie auch die scheiden und grentzen mittels zueziehung annoch lehbender alter paurß leute gezogen unndt beschriebend werden, wirdt er zue beobachten sich angelegen sein laßen. 16. Die jurisdictionalia wirdt er krafttragenden ambteß nach anleitung des visitation abscheides unndt instrumenti dodationis mittels zue ziehung des Ambtes Notariie der gebühr verwalten, die fallenden straff gelder einfodern unndt berechnen, diejenigen felle aber so altioris indaginisf sein, oder ad reservata principis gehören, darinnen wirdt er einhalts der pommerschen hoffgerichtes ordnung unndt instrumenti dotationis wie auch visitation abscheidesg procediren. 17. Alß auch berichtet worden, daß bey des Rentmeisters Berendt Diekmans1 erben noch einige register unndt andere uhrkunde zuem ambte gehörig vorhanden sein sollen, wirdt erh dieselbe abfodern unndt zue bemächtigteri information beybehalten. begäbnußen. b statt der letzten drei Wörter der universität A1680. c mitt consens des Magnifici Rectoris A1680. d die letzten 16 Wörter gestrichen A’1666. e die letzten neun Wörter gestrichen A’1666. f indagnis. g statt der letzten sechs Wörter beschriebenen rechten A’1666. h danach gestrichen Hauptmann; Amptman A1680. i benöhtigter A’1666. a

1 Bernd

Dieckman (1644–1700): Landrat und Bürgermeister von Greifswald (1676– 1699). Vgl. Thümmel 2002, S. 175.

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18. Wan einige gebaude bey der universitätt zue repariren, wirdt der Hauptmanna mittels vorwißen unndt bewilligung des corporis academicib den vorschlag, was darzue erfodertt wirdt, mit dem Structuario machen unndt, daß solches zue der universitätt besten aufs leichtligste verrichtett werden, beschaffen. 19. Ist er jährlich zue richtiger berechnung verbunden, unndt soll damit inhaltt des visitation abscheides der gestaldt verfahren werden, daß man in kegenwardt des Magnifici Rectoris et corporis academici die rechnungen der gesambten einnahme und außgahbe richtig verfaßett und geschloßen, selbige umb Martinic dehnen jederzeitt verordneten Curatoribusd zue gefertigett unndt derselben guhtfindende gedancken darüber erwartett unnd vernommene werden. 20. Dafern auch schließlich universitas mittels einrahten unndt consens der jederzeitt verordneten Curatoren auß erheblichen uhrsachen, wie man doch nicht hoffen will,f dieses ambtt ihm würde resigniren, soll und will er nach vorher gegangenen zeitigen notification sich deßeng gerne unndt willig begehben. Hergegen stehett ihm auch frey, wan ihm zue resignation seines dienstes von der universitätt genugsahme erweißliche uhrsachen uber hoffen gegehben werden solten, solches ohne contradiction der universitett nach vorher gegangener zeittiger notification zue thuen. Uhrkundlich unter anwesender Herren visitatorenh eigenhändigen unterschrifft und der löblichen universität insiegell, geben Greiffswald, den 16. Maii Anno 1666.i David Mevius,1 Philipp Christoph von der Lancken,2

statt des letzten Wortes Amptman A1680. b die letzten sieben Wörter gestrichen A’1666. c statt der letzten zwei Wörter auff Michaelis A1680. d so welche vorhanden A1680. e sonst aber dieselbe auffgehoben und biß künfftiger nachfrage zur visitation ins archivum beygelegt A1680. f die letzten neun Wörter gestrichen A1680. g und zugleich der reservatorum A1680. h statt der letzten drei Wörter der Herren Curatorum A1680. Die angekündigten Unterschriften der Kuratoren fehlen A1680. i Der gesamte Satz von anderer Hand nachgetragen; von anderer Hand 6. Maii Anno 1680 A1680. a

1 David

Mevius (1609–1670): Professor an der Juristischen Fakultät, gleichzeitig Vizepräsident des Wismarer Tribunals. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 247. 2 Philipp Christoph von der Lancken (1617–1677): Schwedisch-pommerscher Diplomat und Kanzler. Vgl. Droste 2006, S. 399.

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Bestätigung des Visitationsrezesses (1666)

Joachim Kuno von Owstien,1 Theodor Mayer.2 (Loco sigilli) 25. 1666 August 12, Bremervörde Der Generalgouverneur und Kanzler, Carl Gustaf Wrangel, bestätigt den Visitationsrezess für die Universität und trägt den Kuratoren die Überwachung der darin enthaltenen Bestimmungen auf A – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Urkunden 125, Ausfertigung mit aufgedrückten Siegeln und behändigt, 11 Bogen, S. 1–39; Format 316x192 mm. B – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 10, fol. 56r–57r, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 324x193mm. Die Ausfertigung des Vorschlags der Visitationskommissare war unmittelbar an den Kanzler der Universität zur Bestätigung gesandt worden. Anstatt nun den Visitationsrezess an den Hof in Stockholm gelangen zu lassen oder einen eigenen Rezess auszufertigen, begnügte sich Wrangel damit, denselben zu bestätigen und im Original an die Universität zurückzusenden. Es ist das erste und einzige Mal in der Greifswalder Universitätsgeschichte, dass ein Visitationsrezess als durch die Kommissare behändigter Entwurf ohne weitere Bearbeitung durch den Kanzler oder die Regierung in Kraft trat.

Dero Königliche Majestät undt Reiche Schweden Rats, Reichßmarschall, General Feldtherr über alle dero armeen undt militär stat in Teudtschlandt, wie auch Praesident im königlichen kriegs collegio, General Gouverneur in Pommern undt Ober Landtrichter über Uplandt. Carl Gustav Wrangell,3 Graff zu Salmis, Freyherr zu Lindenberg undt Ludenhoff, Herr zu Schogcloster, Brehmervörde, Wrangelsburg, Spüker, Erkebyhoff und Greiffenberg. Hochgräffliche Excellenz undt Gnaden uhrkunden hiemit undt kraft dieses: Demnach die zur visitation der universität Greifswaldt verordnet gewesene Herrn Commissarii daß einige, welches sie auff fleißige untersuchung undt examination derer dabey fürgekommenen umbstände der universität undt dem patrimonio academico nütz undt vorträglich zu sein 1 Joachim Kühn (Kuno) von Owstien (1608–1668): Regierungsrat für Schwedisch-Pommern. Vgl. Jörn 2007, S. 254. 2 Theodor Meyer (1603–1670): Pommerscher Landrat und Bürgermeister zu Stralsund. Vgl. Lange 1898, S. 215. Mohnike 1823, S. 120. 3 Carl Gustaf Wrangel (1613–1676): Generalgouverneur von Pommern.

Resolution der schwedischen Königin Hedwig Eleonora (1670)

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befunden, in einen gewißen abscheidt recess, welcher gedatiret den 16. Maii dieses 1666 jahr, verfaßet undt denselben Seine Hochgräflichen Excellenz zu gnädiger ratification gehorsambst übergeben. Seine Hochgräfliche Excellenz auch nach desselben fleißigen verbes- undt erwegung befunden, das solches alles zu Gothes ohre, fortpflantzung seines heiligen worthes undt allein seligmachenden religion guther disciplin undt ordnung bey der studirenden jugendt auch uffrechthaltung des corporis academici alß seminarii ecclesiae et rei publicae undt also zu gedeylichem uffnehmen der pommerschen lande undt der einwohner wollfahrt gerichtet undt angeordnet. So wollen Seine Hochgräffliche Excellenz undt Gnaden sothanen visitations recess, sowie er unter der Herren Commissarien subscription undt pitschaft verfaßet undt originaliter hiebeygefügt, in allen seinen puncten undt clausulen hiemit wollwißentlich confirmiret undt bestetiget, dabenebst auch denen Herren Curatoribus academiae angesinnet haben, sorgfeltig dahin zu sehen, daß derselbe zur observantz gebracht undt demselben punctuel nachgelebet werden möge. So ergehet auch Seiner Hochgräfflichen Excellenz undt Gnaden respective verordnung undt befehlig an den Magnificum Dominum Rectorem undt sämptliche Professores, wie auch sonsten jedermänniglichen, welchen dieser recess uff einigerley weise touchiret undt angehet, sich demselben allerdings zu conformiren undt, waß ihrer personen undt verrichtungen halber darin disponiret, mit fleiße nachzukommen undt respective daßienige zu praestiren undt zu thun, waß ihnen inhalt deßelben obligiret undt ihr gebau erfordert, allermaßen den zu exequirung deßen allen ihnen die königliche regirung allemahl adsistiren undt die hülffliche handt leisten wirdt. Zu mehreren uhrkundt haben Seine Hochgräfliche Gnaden undt Excellenz gegenwertige ratification eigenhändig unterschrieben undt mit dero secret bestetiget. So geschehen Bremervörde, den 12ten Augusti anno 1666. Carl Gustav Wrangel 26. 1670 November 7, Stockholm

Resolution der schwedischen Königin Hedwig Eleonora betreffend die Bitten der Universität B1 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Riksregistraturet B 379 (1670), fol. 181v–184v, 7 Blatt; Format 341x208 mm.

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Resolution der schwedischen Königin Hedwig Eleonora (1670)

B2 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 438, 8 Blatt, Seite 1– 15 mit Text; Format 328x200 mm. B3 – Rigsarkivet København, Sign. RAK 877 – Det pommerske guvernement, Nr. 3, 6 Bogen, Seite 1–23 mit Text; Format 330x211 mm. B4 – Rigsarkivet København, Sign. RAK 274 Tyske Kancelli Indenrigske Afdeling, B 215, Seite 1–15 mit Text; Format 328x202 mm. B5 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 230r (Teilabschrift); Format 315x197 mm. D1 – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 892–895. Die königliche Resolution von 1661 (vgl. Nr. 19) hatte nicht die erwünschte Wirkung erzielt, die die Universität sich davon erhofft hatte. Daher hatten Rektor und Konzil schon bald nach der Erteilung des Visitationsrezesses (vgl. Nr. 24) Ende 1667 ein umfangreiches Memorial in Stockholm eingereicht, welches die ausstehende Einlösung der Zusagen hinsichtlich der Besoldung, des Konviktoriums und der Bibliothek, aber auch die Unmöglichkeit der wirtschaftlichen Sanierung des hoch verschuldeten Amtes Eldena und der Kontributionen zum Gegenstand hatte.1 Im Juli 1670 entsandte die Universität Jakob Henning nach Stockholm, der erneut die Klagen der Universität vorbrachte.2 Die Königin verfügte nun, dass das Gehalt der Professoren auf 200 Rthl. festgesetzt werden und notfalls aus vakanten Stettiner Präbenden (St. Marien) genommen werden sollte, die nun im Zweifel auch für das Konviktorium herangezogen werden mussten. Der 1661 gefasste Plan, diese Kosten von den aus den Lizenten entnommenen Armengeldern zu decken, wurde aufgegeben. Zugleich sollten die Kuratoren ein Güterverzeichnis der Universität aufsetzen, auf dessen Grundlage mit den Gläubigern sinnvoll verhandelt werden könne.3 Neu war vor allem die Landeskinderverordnung, die ein ein- bis zweijähriges Studium in Greifswald für diejenigen Landeskinder vorschrieb, die in den deutschen Provinzen der Schwedischen Krone auf Beförderung im Staatsdienst hofften.4 Bereits am 17. Dezember versicherte der Kanzler, der Universität bei der Umsetzung behilflich zu sein, ebenso im Frühjahr 1671 die Königliche Regierung (vgl. Nr. 27).5 Textgrundlage für die Edition ist B1, die eine Abschrift des Konzeptes in der Reichsregistratur darstellt. Sie wurde um die dort fehlende Ankündigung der Beglaubigungsmittel, die Datierung und die Unterschriften aus B2 ergänzt.

Memorial der Universität v. 29. November 1667, RAS Pommeranica Vol. 227, unfoliiert. 2 Universität an die Königin (Konzept) v. 7. Juli 1670 in UAG Altes Rektorat St. 13, fol. 494r/v, Memorial in RAS Pommeranica Vol. 480, unfoliiert. 3 Dieser Plan wurde 1672 auch wirklich ausgeführt. 4 für die zahlreichen Nachfolgeverordnungen vgl. Nr. 49. 5 Vgl. Balthasar 1740, S. 140, der alle aus der Resolution folgenden Verwaltungsakte aufführt. 1

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Ihro Königlichen Majestät resolution, welche sie dem deputirten der universität Greiffswald, dem ehrenvesten undt wollgelahrtem Magister Jacobo Henningk,1 philosophiae moralis Professori, auff die wegen angeregter academie fürgebrachte unterthänige desideria in gnaden ertheilen wollen.a 2 Zuforderst haben Ihro Königliche Majestät auß dem, waß obiger maßen an- und fürgebracht, sehr ungern vernommen, daß die universität Greiffswald in den nochmals von ermeltem Professore Henningh mitt sonderbahrer dexterität undt beflißenheit umbständlich angeführeten abgang gerathen, auch die mittell annoch nicht zureichen undt in effect gesetzet werden können, welche Ihro Königliche Majestät vorfahren am Reich sowollb dieser ihrer academie von zeit zu zeit uberkommen undt zugewachsenen beschwerden, undt dieselbe zu ihrem vorigem oder noch vielmehr einem größeren flor undt wollstande zu verhelffen, gnädigst angeordnet. Gleich wie aber Ihro Königliche Majestät annoch immerzu in ihrer zum besten undt aufnehmen der universität getragenen gnädigsten sorgfalt continuiren, undt dieselbe auch umb so viel nötiger halten, alß die universität in ihrem teutschen hertzogthümbern undt landen gleichsam ein seminarium undt die baumschule sein muß, woraus die aufgezogene stämme, nehmlich geschickte undt in allen wißenschafften geübete junge leuthe, die kirchen Gottes undt daß weltliche regiment zu bedienen gesuchet undt herfür gezogen werden müßen. Also haben Ihro Königliche Majestät auch umb so viel mehr guth undt ratsam gehalten, dehnen deßfals undt zu obtinirung obigen heilsamen zwecks fürgebrachten desiderien in gnaden zu deferiren undt darauf also zu entschließen, als in folgenden puncten mit mehrem enthalten. 1. Anfänglich bewilligen Ihro Königliche Majestät nochmaln in gnaden, daß dasienige, waß der Professorum besoldung halber von Ihro Königlichen Majestät vorfahren gnädigst verordnet undt von Ihro Königlichen Majestät auch selbst bereits guth gefunden, aber der schwehren zeiten halber annoch nicht zum effect gebracht, hinfüro würcklich vollenzogen, der Bearbeiter des Dokuments wurde in der Reichsregistratur neben dem Briefkopf genannt Frans Jörnstedt (siehe Anm. 2). b alß Ihro Königliche Majestät selbst zu remedirung der B2, B3, D.

a

1 Jakob

Henning (1633–1704): Professor an der Philosophischen Fakultät. Vgl. Lange 1898, S. 143. Kosegarten I/1857, S. 265. 2 Frans Joel Örnstedt (1624–1685): 1665 zum Staatssekretär und 1674 zum Kanzleirat ernannt. Vgl. SBH 21906, S. 787f.

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undt dem zufolge jeglicher Professor hinführo zweyhundert reichsthaler zum jährlichen salario, salvis tamen cujuscunque facultatis iuribus ac privilegiis, genießen undt solches auß dehnen einkünfften deß von dehnen hochseeligen Hertzogen zu Pommern in selbigem behueff der academie gegeben undt verbriefetem ambte Eldenaw zum theil, undt zwar so weit solche intraden zureichen, genommen, zum übrigen theil aber auß dehnen bey der St. Marien Stifftes Kirchen in Stettin befindtlichen praebenden undt hebungen, so weit nehmlich dieselbe solcher kirchen undt dem dortigen paedagogio zu unterhaltung der Prediger undt Professorum nicht würcklich bereits zugeleget, mit dem ehestem ergäntzet, undt also die beyde beneficia, so durch des Vice-Praesidenten Mevii1 undt deß Protonotarii Pascovii2 absterben erlediget worden, zu angeregter notthurfft hinführo verwant undt der academie zugeeignet werden sollen. Wie der Cancellarius academiae alß General Stathalter zusambt der daselbigen regierung die nötige anstalt deßfals machen, der Herr Cancellarius auch insonderheit die Curatores academie daran erinnern wird, daß sie zusambt dehnen Professores, über die universität mittell ein förmlich corpus bonorum machen, undt daßelbe mit der academie behueff, alß salarien geldern undt andern nötigen ausgaben, woll undt also proportioniren, daß daß eine das andere ertragen könne. 2. Damit aber solch corpus bonorum desto beßer zu wege gebracht undt darauf auch ein so viel sicheres facit gemacht werden könne, entschließen Ihro Königliche Majestät zu mehrer erweisung dehro für daß besten undt die conservation der universität tragenden gnädigsten sorgfalt hiemit undt in krafft dieses weiter, daß Ihro Königliche Majestät daß vorgesagte ambt von dehnen schulden, so darauf haften undt wofür ein undt andere stücke verpfändet, undt dem genoß der academie entzogen sein, wieder frey machen. Also undt dieser gestalt, daß wan die Curatores undt academie zuvorher mit dehnen creditoren, so solche verpfändete pertinentien deß ambtes würcklich inne haben, eine richtige liquidation, nach einhalt deß jüngst aufgerichteten visitation recessus oder auch dehnen gemeinen landes satzungen, zugeleget undt dadurch ein gewißes quantum, waß einem jedem mit rechte gebühret, ausfündig gemachet, solche sodan richtig undt rechtmäßig befundene schulden von dehnen geldern, so die einnehmere beym landtkasten, der mit ihnen bewuster maßen gehaltenen David Mevius (1609–1670): Professor an der Juristischen Fakultät, gleichzeitig Vize2 Friedrich präsident des Wismarer Tribunals. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 247. Paskovius (1600–1670): Protonotar des Wismarer Tribunals. Vgl. Jörn 2003, S. 8. Modéer 1975, S. 281.

1

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liquidation nach, guth zu thun undt zu restituiren schuldig, bezahlet undt abgetragen oder auch, da es mit solchen geldern annoch difficultet undt ohngewißheit hätte, alsdan die stände deß landes ersuchet werden sollen, die universität solcher bürde zu entlästigena undt dazu eine gewiße anlage zu bewilligen, wie Ihro Königliche Majestät darumb an die stände auchb absonderlich geschrieben. 3. Zu vorgedachtem wolgemeintem zweck, nemlich dehnen gesambten Professoren ihren sichern undt verbeßerten unterhalt zu verschaffen, wollen undt verordnen Ihre Königliche Majestät ferner, daß gesagtes ambt Eldena hinführo aller contribution undt anlagen befreyet sein undt weder Ihre Majestät regierung noch die landes stände daß ambt undt deßen unterhabenden bauren zu collectiren oder sie auch mit einigerley diensten zu beschwehren fueg undt macht haben sollen. Zu mehrer der academie sicherheit sich auch Ihre Königliche Majestät noch weiter dahin erklehren, daß Ihre Königliche Majestät bey fürfallenheit undt wan daß landt Ihre Königliche Majestät einiger contribution künfftig bewilligen undt deß ambtes Eldena in den landes steuren gehabtes contingent mit zu übertragen difficultiren solte, sich alßdan solche des ambtes quotam zurechnen laßen, als bezahlt annehmen undt darunter die universität selbst überheben wollen. 4. Eß finden zwar auch Ihre Königliche Majestät billig, daß Ihrer vorfahren vorhin undt Ihre selbst eigene anno 1661 gegebene resolution, mittelst welcher der universität zu nötiger vermehrung ihrer bibliotheca jährlich 100 reichsthaler auß der königlichen cassa in Pommern versprochen, hinfüro erfüllet werde, allein, weiln eß seine difficultät findet, dieselbe jedesmahl auß der cassa auszulegen,c so halten Ihre Königliche Majestät für die academie sicherer, daß solche ausgabe mitt auff Ihren stat geführet undt von dehnen mitteln, so auß obig angeregten geistlichen hebungen der academie destiniret, zugleich abgetragen undt genommen werden. 5. Die communität bey der academie Greifswald wollen Ihre Königliche Majestät zu desto beßerer subsistence der sonst wenig bemittelten studiosen nicht allein beybehalten, besondern auch mitt den zuwachs der a

entlaßen B3.

b nachfolgend

alschon B2.

c abzulegen

B2, B3, D.

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academie zugleich verbeßert haben. Weiln aber ihre vorhin dieser wegen ertheilte resolution, daß nemlich in solchen behueff die bey den licenten in Pommern fallende armgelder angewandt werden solten, daher noch nicht woll effectuiret werden könne, daß solche gelder entweder gar wenig importiren oder auch an andere notleidende undt arme verwandt werden müßen, so ist demnach Ihre Königliche Majestät gnädigster wille, daß anstadt solcher armgelder andere mittell der communität zugeleget undt solches gleichsfals auß obangedeuteten praebenden genommen werden sollen. 6. Den fürschlag, welchen die universität beydes zu desto mehrer einigkeit im kirchen wesen alß auch zu beßerer auffhelffung der universität darin unterthänigst thut, daß diejenige, so hinfüro bey kirchen und schuelen in dero hertzogthümer Brehmen, Vehrden und Pommern, auch der herrschafft Wismar, zu befordern, zu vorher auff der universität Greiffswald ein oder zwey jahr studiret und deßfalß bey ihrer vocation nöhtigen beweißthumb fürzuzeigen haben müßen, bewilligen Ihro Königliche Majestät gleichfalß in gnaden und haben hiebey gehend an dero breh- und pommerschen regierung geschrieben, daß sie sich darnach bey versorgund bestellung der kirchen- und schuelen-ambter im lande gehorsahmlich richten und davon ohne erheb- und beweißliche uhrsachen nicht abgehen, in beforderung solcher leute auch fürnehmlich auff die recommendation deß consistorii academici, alß welches sodan von der capacität und geschicklichkeit eines jeden die beste kundtschafft zu geben weiß, reflectiren und ihr größerstes absehen haben sollen. 7. Ferner wollen Ihre Königliche Majestät gleichsfals gnädigst, daß die academie undt alle dehren Professoris undt membra bey ihren von alters undt dehnen hochsehligen Hertzogen zu Pommern erlangeten privilegiis, juribus, rang undt dignität sowoll insgesambt alß eine jede facultät undt persohn insonderheit gehandhabet undt geschützet undt niemand sich unterstehen solle, deroselben diesesfals einigen eintrang undt nachtheil zuzufügen. 8. Damit aber schließlich auch die mittel, so zu salaryrung der Professoren angeordnet, desto beßer außreichen undt eine so viel mehrer einigkeit ohne mißgunst unter ihnen erhalten werden könne, verbiethen Ihre König-

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liche Majestät hiemit undt in krafft dieses, daß einigem Professori zwey salaria gegeben werden, besondern ein ieglicher derselben, er sey auch, wer er wolle, sich mit einem lohn vergnügen zu laßen gehalten sein solle; wieder diese Ihre Königliche Majestäts verordnung ihm auch keine etwa vorhin erlangete verbrieffungen zustaten kommen noch schützen sollen. Gleichwie nun Ihre Königliche Majestät mittelst obiger ihrer gnädigsten resolution die academie, so viel an ihr ist, wieder in aufnehmen undt flor zu bringen suchen, also wird auch dieselbe undt alle dehren glieder, insonderheit die Professores sambt und besonders, trachten, wie sie diese heilsame intention in erweisung ihrer schuldigkeit secondiren undt mittelst einen gebürenden undt verträglichen comportement, imgleichen in fleißiger haltung zu publiquen alß privat lectionen undt also einer sorgfältigen unterweisung der dort befindlichen studirenden jugend, solches zum erwünschetem effect zu bringen, angelegen halten mögen. Weßen Ihre Königliche Majestät sich zu ihnen gnädigst versehen undt ihnen sowoll alß dero deputirten mitt aller königliche hulde wollbeygethan verbleiben. Uhrkundlich Ihrer Königlichen Majestät hiefür gedrückten königlichen insiegels, auch dero hochgeehrten undt vielgeliebten Frau Mutter wie auch ander ihrer undt ihrer reiche vormünder und regierung eigenhändigen unterschrifft. Gegeben Stockholm, den 7. Novembris anno 1670.a Hedewig Eleonora.1 (Loco sigilli) Petrus Brahe,2 Comes in Wissingsborg, Rikets Sverige Drotzetus. Carl Gustav Wrangel,3 des Reiches Schweden Marschall. Gustav Otto Stenbock,4 des Reiches Schweden Admiral. Magnus Gabriel de la Gardie,5 des Reiches Schweden Kanzler. Gustav Banner,6 in des Reichs Schatzmeister Stelle.

a

Corroboratio fehlt B1.

1 Hedwig

Eleonora von Schleswig-Holstein-Gottorf (1636–1715), Königin und Witwe des schwedischen Königs Karl X. Gustaf (1622–1660). 2 Petrus Brahe (1602–1680): Reichsdrost und Generalgouverneur in Finnland. Vgl. SMK I/1942, S. 435f. 3 Carl Gustaf Wrangel (1613–1676): Generalgouverneur von Pommern. 4 Gustaf Otto von Stenbock (1614–1685): seit 1664 schwedischer Reichsadmiral. Vgl. SMK VII/1954, S. 200–202. 5 Marcus Gabriel de la Gardie (1622–1686): schwedischer Reichsrat und Assessor im Kriegskollegium und Kriegsrat. Vgl. SMK II/1944, S. 233f. 6 Gustaf Adam Banér (1624–1681): Oberkammerherr Königin Christinas, Reichsstallmeister (1664– 1666). Vgl. SMK I/1942, S. 179.

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Umsetzung der Königlichen Resolution von 1670 (1671)

27. 1671 März 14, Wolgast Die Königliche Regierung verspricht der Universität die Umsetzung der Königlichen Resolution von 1670 B – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 86r–89v, 4 Blatt gebunden; Format 336x200 mm. Mit dem Erlass der Resolution vom 7. November 1670 hatte die Königin auch den Kanzler der Universität und die Königliche Regierung von deren Inhalt informiert und sie angewiesen, alles Nötige zur Umsetzung derselben zu veranlassen.1 B stammt aus einem Abschriftenkonvolut aus dem Besitz Augustin von Balthasars. Ihm ist von späterer Hand ein Regest vorangestellt: Der königlichen regierung resolution darin sie der universität versichert, der von Ihro Königlichen Majestät allergnädigst ertheilten resolution nachzuleben und auch darauff zu halten. Dedat Wolgast 1671.

Von Ihro Königlichen Majestät zu Schweden zum pommerschen estat verordnete General Statthalter und regierung. Auff der universität zu Greiffswald durch ihre anhero geschickte deputatos, die wohlehrwürdige, wohlehrenfeste, großachtbahre und hochgelahrte Herrn Doctorem Matthaeum Tabbert,2 Herrn Doctorum Petrum Maschowen3 und Herrn Magister Jacobum Henning,4 überreichtes allergnädigstes königliches reskript und dabenebiges suchen wegen effectuirung der zum wieder aufnehmen gemeldter universität von allerhöchst gedachter Ihro Königlichen Majestät ertheilten allergnädigtsen resolution erklähret sich die königliche regierung folgender gestalt. Daß die königliche regierung die glückliche zurück kunfft der universität in der Chron gehabten deputirten auch deßen erwünschte expeditiona und verrichtung gern und mit sonderbahrer vergnüglichkeit aus der copeylich communicirten resolution verstanden, die allergnädigste sorgfalt, welche Ihro Königliche Majestät für der universität wohlstand und wachsthumb tragen, und wie hiebevor öffters also auch an jetzo nochmahls durch so a

von späterer Hand verbessert.

1 RAK,

Det pommerske guvernement, Nr. 3, unfoliiert. 2 Matthäus Tabbert (1625– 1675): seit 1659 Professor der Theologie und Pfarrer an St. Marien. Vgl. Kosegarten I/ 1857, S. 265. 3 Petrus von Maskow (1634–1719): Seit 1666 Substitut für David Mevius, seit 1668 Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 266. 4 Jakob Henning (1633–1704): Professor an der Philosophischen Fakultät. Vgl. Lange 1898, S. 143. Kosegarten I/ 1857, S. 265.

Umsetzung der Königlichen Resolution von 1670 (1671)

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gnädigste abhelffung ihrer desiderien remoigniret haben. Welches allergnädigste rescript und dabey überreichte resolution wie die königliche regierung mit gebührendem respect angenommen, sonst sie auch alles dasjenige, so darin enthalten, so viel ihr zustehet, zum gehörigen effect zu befordern nicht allein ihrer obliegenheit nach schuldigsten, sondern auch willigsten erbietens und wie dieselbe der universität als eines so hochnöhtigen und edlen seminarii im lande reflorissement und verbeßerung, auch ihres ohrts, gleichfals gern befordert und vermehret siehet. Also erklähret sich dieselbe nach anleitung hoch beregter königlicher allergnädigster resolution. 1. Werden die den Herren Professoribus vermehrte salarien gelder nicht nurb gern gegönnet, sondern es wird auch die königliche regierung, was zu derselben erreichung von Ihro Königlichen Majestät allergnädigst verordnet, an ihrem ohrte willigster maßen befordert helffen. Maßen hiebey ein rescriptum an die Herren Curatores der St. Marien Stiffts Kirchen, daß sie dasjenige, welches die durch absterben des seeligen Herrn Vice Prasidenten Moevii1 auch des Protonotarii Pascoviic 2 absterben erledigte praebenden jährlich tragen, der universität durch den Administratorem der beregten stiffts-kirchen güter abfolgen, auch wie hoch sichs ohngefehr belauffen und was von denen übrigen praebenden cum tempore gehoffet werden kann, specificiren laßen mögen, damit sichs zur nachricht stellen und wie weit es nebst der universität patrimonio zureichend sey, darnach entschließen und des deficit halber weitere anstalt verfugen könne, zu welchem ende auch sie neben an die Herren Curatores academiae ümb das corpus bonorum machen und einsenden zu laßen rescribiret wird. a

2. Wie aber, daß das zum unterhalt der Herren Professorum von den hochseeligen Hertzogen gewidmete ambt Eldena von den annoch darauff haftenden schulden und davon abzuführenden zinsen ehistes liberiret werde, eine hochnöhtige sache ist, so wird den herren landtstanden das d

Marginalie Vom augmento salarii aus den praebenden der stiffskirchen zu Stettin. b über der Zeile nachgetragen. c geändert aus Passovii. d Marginalie Wie des ampts Eldenows schulden mit zuthun der landstände abzutragen. a

1 David

Mevius (1609–1670): Professor an der Juristischen Fakultät, gleichzeitig Vizepräsident des Wismarer Tribunals. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 247. 2 Friedrich Paskovius (1600–1670): Protonotar des Wismarer Tribunals. Vgl. Jörn 2003, S. 8. Modéer 1975, S. 281.

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Umsetzung der Königlichen Resolution von 1670 (1671)

königliche schreiben, welches zugleich mit einer ausfürlichen remonstration und fürschrifft accompagniret wird, zu insinuiren und dero resolution zu urgiren seyn. Damit aber solche desto eher und zulänglicher erfolgen möge, ist die königliche regierung des erbietens, bey dem ersten landttage die sache selbst zu proponiren und daß der darunter intendirte zweck allergnädigst vorgeschlagener maßen auff ein oder ander weise erreichet werde, best möglichst zu allaboriren. Immittelst werden die Herren Professores bey denen Herren Curatoribus die liquidation mit denen creditoribus gehöriger maßen zu befodern wißen. 3. Nicht minder gönnet die königliche regierung der universität auch gantz gerne die exemption des ambts Eldena von denen für kommenden contributionibus und dergleichen beschwehrden. Sie ist auch erböhtig, sich solches zur nachricht zu stellen und bey denen steuren, welche bey verwilligung einiger subsidien in die königliche cammer oder zu den kaßen fließen, des ambts contingent, zum fall es stände nicht übertragen sollten, sich in der hiesigen cammer decourtiren und damit die universität nicht beschwehren zu laßen. Weiln aber solche exemption bey einquartirungs und dergleichen fällen auch die landschafft mit angehet, so wird die königliche regierung denselben sothane allergnädigste veranlaßung nicht allein eröffnen, sondern ihnen auch darunter best möglichst remonstration thun, damit sie desfals keine weitere difficultät machen, sondern das ambt übertragen mögen. a

4. Wegen der 100 reichsthaler zur jährlichen vermehrung der bibliothec hat es allergnädigst veranlaster maßen seine richtigkeit. b

5. Desgleichenc mit beybehalt und verbeßerung der communität nach dem die zugelegten mitteln es leiden und nach abzug der salarien-gelder ein surplus verbleiben wird, welches dazu emploiiret werden kan. 6. Daß diejenige, welche hienegst in diesem und dem hertzogthum Brehmen und Vehrden einige befoderung zu genießen gemeinet, vorhero d

Marginalie Von des ampts freyheit von contributionen. b Marginalie Von den 100 reichsthalern zur bibliothec destiniret. c Marginalie Von verbeßerung der communität. d Marginalie Das die so im lande befodrung haben wollen 1 oder 2 jahr alhie studiret haben sollen. a

Umsetzung der Königlichen Resolution von 1670 (1671)

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zum wenigsten ein oder zwey jahr auff der universität zu Greiffswaldt studiret haben sollen, wird man sich, obgleich das in der allergnädigsten resolution indigitirte special befehl annoch nicht eingelanget, nicht allein bey der königlichen regierung zur nachricht stellen, sondern es auch herren landtständen mit kund thun, damit sich ein jeder darnach richten könne. Solte es auch universitas nöhtig befinden, könte desfals hienegst wohl ein patent verfertigt und publiciret werden, damit sich keiner darunter ümb so viel weniger zu entschuldigen haben möge. 7. Ist die königliche regierung von selbsten incliniret (wird es auch nun wegen des allergnädigsten königlichen willens üm so viel mehr sein) die universität bey ihren privilegiis, iuribus, rang und anderer competentz zu allerhöchst gedachter Ihro Königlichen Majestät hohen nahmen zu schützenb und sie dawieder nicht beinträchtigen zu laßen. a

8. Daß einem Professori gedoppelte salaria aus der universität einkommen gereichet werden solten, davon ist biß daher der königlichen regierung nichts wißend worden. Wann es aber wider deren wißenschafft geschehen und angezeiget werden solte, kan es abgeschaffet und hienegst der königlichen allergnädigsten resolution, wie in andern also auch in diesem punct, schuldigst nachgelebet werden. Welches die königliche regierung der universität hiedurch anfügen und dabeneben dieselbe ingesambt als auch einen jedweden der Herren Professorum insonderheit aller affectionirten bezeig- und hülffbiethung versichern und sie göttlichem schutz ergeben wollen. Datum Wolgast, den 14ten Martii anno 1671. c

(Loco sigilli) Conrad Mardefelt1 manu propria. Wolfradt2 a

b verbessert aus schütten. Marginalie Von handhabung der universitäts privilegien. Von abstellung der gedoppelten salarien einiger Professorum.

c Marginalie 1 Conrad

Maasberg (um 1610–1688): Vizegouverneur von Pommern (1646 unter dem Namen Mardefeld geadelt. Vgl. ADB XX/1884, S. 308–310. 2 Hermann von Wolfradt (1629–1684): Mitglied der Königlichen Regierung zu Stralsund. Vgl. Berghaus 1868, S. 520. Backhaus 1969, S.78f.

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Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1671)

Joachim Rüdiger von Owstien1 J.F.E. Sellius2 28. 1671 November 17, Greifswald Instruktion für den Prokurator und Structuarius B1(1671) – (17. November 1671), Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 150, fol. 38r–41v, 2 Bogen; Format 345x203 mm. B1(1677) – (25. Juni 1677), Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 156r–161v, 3 Bogen, S. 1–11 mit Text; Format 334x201 mm. B2(1677) – (25. Juni 1677), Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 106r–109v, 3 Bogen, S. 1–8 und S. 12 mit Text; Format 324x193 mm. B3(1677) – (25. Juni 1677), Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 438, unfoliiert, 4 Blatt, S. 1–7 mit Text; Format 327x202 mm. Die erste überlieferte Bestallung eines Prokurators stammt vom 20. Februar 1573,3 enthielt aber noch keine regelrechte Instruktion. Für das Jahr 1629 ist dann eine Schwurformel überliefert,4 die nahelegt, dass eine förmliche Bestallung oder Instruktion bereits existierte. Die erste Instruktion ist erst von 1671 überliefert und zwar ausschließlich kopial. Diese Instruktion wurde am 25. Juni 1677 erneuert. Die Regelungen des Visitationsrezesses von 1666 (vgl. Nr. 23) hatten die Aufgaben des Prokurators erweitert und die straffere Organisation der Kassenverwaltung hatte dazu beigetragen, seine Stellung sowohl gegenüber dem Rektor als auch gegenüber dem Eldenaer Amtmann unabhängiger zu gestalten, wobei die andauernden Streitigkeiten zwischen Universität und Amtmännern (vgl. Nr. 24) ihm in der Vermögensverwaltung der Universität eine Schlüsselrolle zuwachsen ließen. Moevius Völschow, dem beide Instruktionen gelten, trat sein Amt bereits 1669 an.5 Grundlage für die Edition ist B1(1671). Ihr gegenüber weist die überarbeitete Instruktion vom 25. Juni 1677 nur geringe Abweichungen auf, die im Apparat angemerkt sind. B2(1677) ist seinerseits wieder für die Konzipierung der erneuerten Im Dokument steht J. K. von Owstien, doch muss es sich hierbei um einen Irrtum des Schreibers handeln, da Joachim Kuno von Owstien bereits 1668 gestorben war. Es handelt sich wohl um Joachim Rüdiger von Owstien (1634–1698): Assessor am Tribunal in Wismar. Vgl. Backhaus 1969, S. 78. Lange 1898, S. 337. Mohnhaupt 2003, S. 219–236. 2 J. F. E. Sellius (1671). 3 Für Nikolaus Maskow, UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 1r–4v. 4 UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 32r. 5 LAGw Rep. 40 VI 33, S. 717f. (Greifswald, 15. März 1669). 1

Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1671)

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Instruktion von 1703 herangezogen worden, wie zahlreiche Randbemerkungen und ein expliziter Hinweis belegen.1

1671. Instructio, so nach dem visitations-recess abgefasset, wornach sich der Structuarius oder Procurator und Amts Notarius Dominus Moevius Volschow2 in der universität so wohl als im closter Eldena zu achten.a 1. Soll er alle schreiben, so daß ampt Eldena und dessen angelegenheiten wie auch der universität schulde und foderungen angehen, sampt dessen gehörigen beilagen und extracten pensions vorschläge und permutationes contracte,b so wie sie vom concilio beliebet und ihm vom Magnifico Domino Rectore extradiret werden, verfertigen, nichts darin endern, sondern von den contrahenten unterschreiben und versiegelen lassen und nebst dem Amtmann die inventaria über die höfe und ackerwerke verfertigen und ein exemplar davon dem Conductori zustellen und beide dahin sehen, daß darnach die höfe retradiret werden. 2. Soll er alle der universität intraden ohn unterscheidt, als pensiones, dienstgelder, pächte, zinsen, brüche, holtz-auf- und ablaß, wie auch daß auß den korn pächten gelösete geldt, so viel müglich praecise in termino durch den Land Reiter und Holtz Voigt die desswegen wöchentlich zweymahl (wie vor diesen gebräuchlich gewesen) bei ihm erscheinen sollen, eintreiben, wie auch die 6 reichsthaler von den Doctorandisc und 2 reichsthaler von den Licentiatis iuris ad structuram, welche die Herren Decani ihme vor der disputation und promotion zustellen werden, und da dieselbe darin säumig sein würden, solches dem Herren Magnifico Domino Rectori in zeiten notificiren, in beysein Magnifici Domini Rectoris und des Amptmanns in die dazu verordnete cassam, wozu ihrer ein jeder einen besondernd schlüssel haben soll, bringen, und zu register setzen.

verhalten hatt. B1(1677), B2(1677). b statt der letzten 28 Wörter die contracte und andere sachen, welche eigendlich des ambts Eldena und der universität schuldt foderungen angehen B1(1677), B2(1677). c davor gestrichen licenti. d absonderlichen B1(1677), B2(1677).

a

1 UAG

Altes Rektorat St. 198, fol. 112v. 2 Moevius Völschow († 1707): Structuarius und später Ratsherr in Greifswald. Vgl. Lange 1898, S. 355.

136

Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1671)

3. Bei einnahme dieser intraden soll er sich solcher gestalt verhalten, daß er den pensionariis keine ab- oder bauwrechnung passiren lassen und weilen alles ex cassa bezahlet werden soll, so ist er vermöge des visitations recessa schuldig nebenst dem Amptmann darob zu sehen, daß keine unnöthige und überflüssige bauten gemacht, den bauwren auch nichtes zu ihrer unterhalt gethan werde, es erfodere dann solches die hohe noth, welche dem concilio academico dahero gründlich und umbständlichb remonstriret und dessen consens darüber schriftlich eingeholet werden soll. Dessgleichen soll er keine assignationes oder quitungen von den pensionariis, in fall dieselbe nicht vom ganzen corpore academicoc sub sigillo geschehen annehmen, sondern darauf sehen, daß alle und jede einkünfte groß und kleined ohne unterscheid ad cassam gebracht und was nöthig darauß hinwieder bezahlet werde. Was an kleinen pösten die universität einzuheben hatt, solche sollen von dem Magnifico Domino Rectori und Amptmann den Land Reiter und Holtz Voigt auf ihre salarien assigniret, und sollen die assignationes unter des Structuarii hand außgefertiget werden.e Was aber übrig, soll in einen gewissen, von den Magnifico Domino Rectori, Amptmann undf Structuario beliebten, und den leuten 14 tage vorherg notificierten termino ad cassam eingebracht und wieder die säumigen sofort mit der execution verfahren werden. 4. Alle der universität außgaben soll durch ihn geschehen, damit keine fernere confusion der vielerlei außgaben und einnahm in den registern verursachet werden. Dabei er sich folgender gestalt zu verhalten: zum wenigsten soll die gedachte cassa, so allemahl beim Magnifico Domino Rectore stehen soll, alle quartal geöffnet und alsdenn hierauß genommen werden. Erstlich die salaria und locaria der Herren Professorum, welchen jährlich vor der hand jeden auf 300 gulden gesetzet und also quartaliter 75 gulden gegeben werden sollen, biß daß endlichh die von Ihro Königlichen Majestät jeden Professori zugelegte 400 gulden erfolgen können und der bedienten danegst soviel zu unterhaltung und reparation der universität die letzten vier Wörter gestrichen B1(1677), B2(1677). b statt der letzten zwei Wörter vom Ambtman B2(1677); und umbständlich vom Ambtman B1(1677). c die letzten vier Wörter gestrichen B1(1677), B2(1677). d die letzten drei Wörter gestrichen B1(1677), B2(1677). e die letzten 37 Wörter gestrichen B1(1677), B2(1677). f danach gestrichen in. g vorhe h B1(1671). statt der letzten 20 Wörter für der hand bey denen alten verbleiben, biß nach beßerer erfolgter zeit B1(1677), B2(1677). a

Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1671)

137

zimmer nötig sein mag, hernach so viel vermöge eingesandtera specification des Herren Inspectoris zurb oeconomie bedarf, dann denen stipendiaten daß ihrige in terminis, so viel nach der gewöhnlichen eintheilung von ihren örtern einbekommet wie auch die zinsen und dazu täglichen nöthigen außgaben herauß nehmen und ad usus debitos selben verwenden, und allemahl davon eine specification der einnahme und außgabe hineinlegen.c 5. Weill Dersekow denen Deservitariis außgesetzet, soll es hirinnen nicht begriffen sein, sondern sobald die pensiones fallen, soll er auf des Herrn Magnifici Rectoris befehl mittelst zuziehung des Herrn General-Superintendenten Herrn Doctor Abrahami Batti,1 welcher einen grossen post zu fodern hatt, undd des Amptsmanns, sie nach abzug dessen, was zu unterhalt des akerwerkes nötig gewesen, erstlich aufs jahr 100 gulden, denen wakenitzen stipendiaten aequaliter, des übrigen denen Herren Deservitariis sofort nach proportion eintheilen. 6. Soll er dahin sehen, daß die universität-zimmer, so wohl das collegium und darinnen seinde auditoria mit den stuben darauf,e in baulichen wesen erhalten und ferner schaden nach müglichkeit verhütet werden und die reparation durch den universität Zimmer- und Maur-Meister verfertigen lassen. Desfals er alle jahr die visitationes urgiren, die gebäude solcher gestalt wohl in augenschein nehmen und sich dessen erkundigen soll. Solten aber neue bauten oder enderungen nöthig sein oder darumb angehalten werden, wird er solches Magnifico Domino Rectori denunciren, welcher alsdann jemand zur besichtigung und untersuchung, ob es nöthig oder nicht, deputiren wird, und was in concilio beliebet und beschlossen worden, unter des Secretarii hand per modum decreti soll gegeben werden. Und soll er alsdann ferner dazu nöthige anstalt machen, mit den Zimmer- und Maur-Meister aufs genauste bedingen und auf ihr und unterschriebener B1(1677), B2(1677). b zur speisung der studenten auf der B1(1677), B2(1677). c statt der letzten zwölf Wörter alß die ordinaire außgaben gegen quitungen, die extra ordinaire gegen Magnifici Domini Rectoris und des Ambtmanß assignation verwende und bezahle. B1(1677), B2(1677). d die letzten 16 Wörter gestrichen B1(1677), B2(1677). e statt der letzten sieben Wörter dazu behörige gemächer B1(1677), B2(1677).

a

1 Abraham

Battus (1606–1674): Professor an der Theologischen Fakultät und Pfarrer an St. Jacobi, seit 1662 Generalsuperintendent von Schwedisch-Pommern. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 249, S. 256.

138

Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1671)

thun gute acht haben, auch ihnen kein tage lohn gut thun, er habe denn die arbeit erst bedungen, erst besehen und ihnen befohlen,a gestalt sie dann beide hiemitt an ihme verwiesen werden. 7. Soll er zu nöthigen verwahrsam der materialien, so er zur rechten zeit, so viel thumlich anschaffen wird, daß kalck haußb also bauen und befestigen lassen, daß nichts ohne sein vorwissen und erofnung könne heraußgenommen werden; undc die schlüssel dazu dem Herrn Magnifico Domino Rectori zustellen. 8. Wann ein universität hauß aufs neue bezogen wird, soll er vermittelst eines inventarii dem inhabitatori solches tradiren und von ihm unterschreiben lassen und nach absterben oder außzug desselben darnach sich wieder retradiren lassen. 9. Soll er der universität register halten über alle dero intraden und außgaben, und jährlich 8te tage nach Michaelis coram deputatis universitatis in loco concilii register ablegen, welche dieselbe Magnifico Domino Rectori und concilio communiciren, und da dieselbe richtig befunden werden, von dem Magnifico Domino Rectore quitiret werden. In denen registern soll er die alten titul beibehalten, darunter aber die nunmehro unnütze nicht begriffen sein, jedoch in dem negsten jahr dieselben specificiren und darunter fügen, warumb sie abgehen sollen.e d

10. Die zinsen, pächte und legata so an fremden orten stehen, soll er fleissig einmahnen, darumb schreiben und sollicitiren. Solte er aber nichts durch gütliche mittel erhalten können, sondern des gerichts zwang fürzunehmen sein, wird er solches Magnifico Domino Rectori denunciiren, alle dazu benöthigte documenta und uhrkunde extradiren und an die hand geben, die letzten 19 Wörter gestrichen B1(1677), B2(1677). b wan sich die jetzigen zeiten ändern B1(1677), B2(1677). c nach der verschließung B1(1677), B2(1677). d nachfolgend procuratur B1(1677), B2(1677). e Neufassung Punkt 9: Soll er der universität procuratur register halten, über alle dero intraden und außgaben und jährlich dieselbe auf Walpurgis schließen, und auff Trinitatis coram deputatis universitatis in loco concilii ablegen, welche, wann dieselbe richtig befunden werden, dieselbe quitiren sollen. B1(1677), B2(1677). a

Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1671)

139

der alsdenn es denen Herren Juris Consultis, unter welchen der universität sachen aequaliter sollen vertheilet werden, committiren wird, daß jemand unter ihnen die sache gerichtlich fortsetze, und soll er mit in die jährliche register setzen, in was terminis jeder post und dessen process versire.a 11. Soll er dahin sehen, daß das gewöhnliche brennholtz, denen Herren Professorn, deren wittwen und bedienten, wie auch was in consistorio nötig, angeführet werde. 12. Soll er in dem ampt protocolla halten und daß notariat in der universität angelegenheitenb verwalten. 13.c Dahin gegen wird dem Structuario nebst seinem salario für seine mühe und daß er desto fleissiger seinem ampte obliege, nachfolgende sub A1 accidentien ihm in specie, welches in der bestallung nur in genere gesetzet, verschreiben. 14. Schliesslich behält sich Magnificus Dominus Rector und concilium vor, diese instruction zu vermehren oder zu vermindern, so weit solches die umstände der zeit erfodern werden, und lieget dem Structuario ob, daßjenige, was als dann verordnet oder sonst dem jeder zeit anwesenden Magnifico Domino Rectori ihm committiret wird, mit schuldiger dexterität und ungesäumet vermöge seines eydes zu expediren.d Und wird ihm hiemit von dem ganzen concilio academico injungiret,e sich zur gebührender observantz und bescheidenheit gegen die Herren Professores zu gebrauchen, jedoch aberf von seiner instruction sich weder durch den Magnificum Rectorem noch sonsten jemandt, es sei auch, wer es wolle ex corpore academico, im geringsten nicht abzugehen, sondern dieselbe und deßen er sich bey den Herren Juris Consultis erkünden wirdt. B1(1677), B2(1677). b die letzten vier Wörter gestrichen B1(1677), B2(1677). c Artikel gestrichen B2(1677). d und ob wohl einige jahr hero wieder diese instruction verfahren worden, solches aber man nicht länger verstaten können. B1(1677), B2(1677). e verbessert aus adjungiret. f die letzten 14 Wörter gestrichen B1(1677), B2(1677). a

1 Anlage

A fehlt hier; sie befindet sich in RAS Pommeranica Vol. 438, Beilage 38.

140

Gesetze für die Studenten (1672)

was sonsten vermöge visitations recess ihme oblieget, in specie daß keine remissiones ohne consens des ganzen corporis academici geschehen möge,a steif und fest zu halten. Gestalt ihme dann auch kräftiger schutz hiemit versprochen wird. Und soll der allemahl seinde Magnificus Dominus Rector dahin sehen, das hierinnen aufb keinerlei weise einiger abbruch oder eindrang geschehen, sondern er kräftiglich geschützet werde.c Uhrkundlich ist diese instruction mit der universität insiegel bestätiget und von itzigen Magnifico Dominod Rectore nomine concilii unterschrieben. Greifswald, den 17. Novembris anno 1671.e (Loco sigilli) Albertus Voigt1 Licentiatus, hoc tempore academiae Rector. den 29. Novembris hora 11 extradirt im concilio etc.f 29. 1672 Gesetze für die Studenten A1672 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 11, Einblattdruck; Format 385x312 mm; – das Gleiche: Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 251. A1674 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 12, Einblattdruck; Format 387x312 mm; – das Gleiche: Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 117. A1680 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 13, Einblattdruck; Format 390x312 mm. die letzten 21 Wörter gestrichen B1(1677), B2(1677). b die letzten drei Wörter neben und unter der Zeile nachgetragen. c statt der letzten 25 Wörter und damit ihm keine behinderung und eindrang ferner geschehen möge, ist dem juramento rectorati außdrücklich mit einverleibet, daß die Herren Rectores Magnifici der administration sich nicht weiter als recessus visitationis und diese instruction es verstate, an maßen und also der allemahl seinder Magnificus Dominus Rector nach gedachtem seinem eyde sehen, daß Structuarius bey dieser instruction kräfftigst mainteniret und von niemanden darin turbiret werde. B1(1677), B2(1677). d Pro B1(1677), B2(1677). e Greiffswald, den 25. Junii anno 1677. B1(1677), B2(1677). f statt der letzten 15 Wörter Johannes Pomereschius doctor et hoc tempore rector sub fide iuramenti praestiti promitto me instructionem hanc observaturum et ne contra eam quiquam committatur operam daturum manu propria. B1(1677), B2(1677). a

1 Albert

Vogt (1634–1676): außerordentlicher Professor der Theologie. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 264f.

Gesetze für die Studenten (1672)

141

A1685 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 15, Einblattdruck; Format 387x312 mm. A1688 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 18, Einblattdruck; Format 386x312 mm; – das Gleiche: Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 169. A1691 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 19, Einblattdruck; Format 387x312 mm. B1693 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG 572/NZ 44406 L 512, Einblattdruck; Format 420x297 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 997f. Die leges studiosorum sind bereits in den Generalstatuten formuliert und wurden wahrscheinlich seit der Mitte des 17. Jahrhunderts den Studenten nach erfolgter Inskription ausgehändigt. Für 1669 ist dieser Brauch belegt.1 Später sind sie regelmäßig – gemeinsam mit dem Eidestext – Bestandteil der Immatrikulationsbestätigung, die jeder Inskribent vom jeweiligen Rektor erhält. Inhaltlich gehen die leges studiosorum auf die statuta (...) publice a singulis rectoribus promulganda zurück, wie sie in den Generalstatuten fixiert waren.2 Die leges sind bei entsprechendem Bedarf immer wieder neu aufgelegt worden. Für die Edition wurden alle bekannten überlieferten Fassungen herangezogen, wobei es vermutlich noch weitere gibt. Der Text der leges ist über sehr lange Zeiträume – mit einer Ausnahme – unverändert geblieben.3 A1672, A1674 und A1680 sind in der Offizin des akademischen Buchdruckers Matthäus Doischer4 gedruckt worden; A1685, A1688, A1691 und A1693 in der des akademischen Buckdruckers Benjamin Starck.5 B1693 ist nur als Fotokopie im Besitz der Universitätsbibliothek Greifswald ohne Hinweis auf das Original überliefert.

Unter dem Rektorat von Friedrich Gerdes (1634–1695): Quia sub initium rectoratus huius denuo impressae sunt leges studiosorum, dedi ipsis sub inscriptione exemplum et mea manu nomen cuiusque et patriam, studii genus et inscriptionis annum et diem adieci. Siehe Friedländer II/1894, S. 123. 2 Vgl. Bd. I/Nr. 9 (S. 145–150) und Nr. 28 (S. 285–290). 3 Sie betrifft den 1680 neu eingeführten Artikel 7, der die Deposition der Novizen regelte. Nach Heinemann 1906 (S. 89) soll der Artikel 3 1662 im Gefolge des Pennalismusedikts (vgl. Nr. 20) entstanden sein. Für die Eidesleistung ist diese Auswirkung belegt in Bd. I/Nr. 9, S. 108 (Anm. c). 4 Matthäus Doischer († 1681): akademischer Buchdrucker. Vgl. Benzig 1982, S. 166. 5 Daniel Benjamin Starck († 1730): akademischer Buchdrucker (1682–1730). Vgl. Paisey 1988, S. 250. 1

142

Gesetze für die Studenten (1672)

Leges studiosorum academiae Gryphiswaldensis 1 Prima lex et suprema actionum humanarum regula, cum sit timor domini, omnis sapientiae divinae et humanae initium, cuncti singulique in ordinem studiosorum huius academiae recepti moniti sunto, ut verae pietati studeant, templa et sacra debita devotione frequentent adeoque DEUM pura, religiosa, sobria et casta mente venerentur sicque studiis suis divinam gratiam propitient. 2 Post DEUM quoniam magistratui supremo, sacrae regii maiestati Sueciae, domino et nutritio nostro clementissimo, humillima reverentia et ab eo constituto magnifico rectori et senatui academico honor et obsequium debetur, idque in eo imprimis consistit, ut legibus vel a sacrae regiae maiestatae vel regio nomine a celsissimo academiae cancellario vel a magnifico rectore et senatu academico promulgatis omnes singulique obtemperent, ideoque publicarum quisque legum et ut imprimis publicas lectiones privataque collegia diligenter frequentet, qua de causa huc missus sit vel venire debuerit, cogitet, nec otium, luxum et pessimos mores honorato studiosi nomine velet, memor et observans esto. 3 Imprimis vero cum de relegato in perpetuum infami isto pennalismo omnibusque schoristicis actionibus eliminatis vitandisque illis, quae vel speciem istarum habent, licet sub alio nomine vel foveantur vel lateant, auspiciis sacrae regiae maiestatis, domini nostri clementissimi, a celsissimo academiae cancellario conditum exstet gravissimum iustissimumque edictum omnes singulique academiae cives et verba eius et sententiam observanto. A collegiis, societatibus, nationalibusque conventibus, fiscalis vel seniorum constitutione, apud hos nominum professione exactionibus pecuniae, vexationibus, servitiis, indecoro et ordine suo indigno vestitu, factionibus et conspirationibus vel adversus se invicem vel magistratum et quicquid pennalismi abrogati speciem habet, quilibet sub poena relegationis publicae, non hic solum, sed et in confoederatis academiis publicandae et pro delicti atrocitate cum infamia dictitandae, abstineto.

Gesetze für die Studenten (1672)

143

4 Utque isti edicto sua constet semper reverentia et memoria, nemo in studiosorum numerum, nisi qui iurato illius et reliquarum legum observantiam magnifico domino rectori promiserit, recipitor nec dispensatio ulla in eo, qui maior 18 annis fuerit, locum habeto. 5 Immo et quisquis huc studiorum causa venerit, ille intra octiduum magnifico domino rectori nomen suum sub poena arbitraria, et si res postulat, exclusionis a privilegiis academicis profitetor, sicque se postea lecto hoc edicto iuramento ad parendum adstringito simulque famulo academico ab antiquitate introductam symbolam, sex, singulo trimestri, quosque hic vixerit studiorum causa, ad minimum solidos Lubecenses solvere spondeto et postea servato. 6 Quotiescumque vero huc venerit talis, qui nondum, post triennium vel biennium vel ad minimum annum integrum in academia alia exactum studiorum tirocinium se deposuisse probare poterit, is, cum ad magnificum rectorem accesserit, monetor, ut sibi ex professorum numero aliquem privatum veluti praeceptorem et studiorum morumque inspectorum eligat, qui, ut lectiones publicas et collegia privata diligenter frequentet, hortetur, an id faciat, modestiaeque et virtutibus studeat, observet, devium vel negligentiorema in viam reducere laboret, si vero emendare mores nolit, nomen ad magnificum dominum rectorem deferat, ut ex academia excludatur. Antequam vero electum ab se ita ex professorum numero praeceptorem quis oblata ab istoc schedula docuerit, nemo in studiosorum numerum recipitor. Contumax et parere nolens post mensem facessere hinc et exesse ex urbe et academia iubetor. Qui vero iam adsunt, idem facere sub eadem poena devincti sunto.d 7e Dimicationes omnes atque duella ex publica sacrae regiae maiestatis lege et academiae vetustissimo statuto vetita sunto. Si quis dimicaverit punctim a negligentem A1680. b fehlt A1672, A1685. c illo A1680. d danach folgt ein neuer Artikel VII Quisquis huc venerit, praesertim si in nullis antehac academiis vixit, depositionis testimonium exhibeto aut ritui eidem, priusquam in numerum civium academicorum recipiatur, submittitor. Post annum finitum disputationem vel orationem publicam habeto. A1680; fehlt D. e Dieser Artikel und der folgende sind als Artikel VIII zusammengefasst in A1680.

144

Gesetze für die Studenten (1672)

relegator. Si caesim prima vice pecunia vel carcere, post itidem relegatione plectitor. In provocante poena exasperator. 8 Quicumque in provocando operam alteri praestiterit inque pugna ut electus arbiter iuverit, carcere, multa vel etiam relegatione luito. Si litigium obvenerit, ad magistratum defertor, gladium nemo nocendi aut lasciviae causa stringito nec bombardam sclopetumque eapropter explodito. Si faxit quisquam, magnifico rectori tradere sine exceptione sive ad ipsum sive ad alium spectaverit, damnas esto. 9 Factiones moliri conventusque eo nomine agere nemo sub relegationis poena audeto. 10 In tabernis vilioribus apud vulgi faecem numquam honestioribus vero post nonam vel ad summum dimidiam decimam nemo deprehenditor. Aes in illis alienum supra duos imperiales numquam contrahito. Si quis excesserit, poena arbitraria dictator. Oenopolae aut tabernario actio eius, quod praeterea crediderit, denegator. 11 Boatus, clamores cyclopici in plateis, nocturnae grassationes, dimicationes et oppugnationes aedium, eiectiones fenestrarum sub gravissima poena intermittuntor. 12 Ad magnificum dominum rectorem vocatus statim compareto altera vel tertia vice citatus et emanens relegator. Relegatus tum hoc tum alio ex delicto praestituto die ex academia et urbe emigrato. Appellationi nulla vis, nisi quoad effectum devolutivum haud suspensivum esto. Deprecari vero pro relegato aliquibus singulisque reverenter et obsequiosea fas, multis universisque et facto veluti agmine coram vel in scriptis sub infamis relegationis poena nefas esto.

a

officiose A1680.

Ordnung der Oeconomie (1673)

145

Formula iuramenti studiosorum in academia Gryphiswaldensi Ego N. iuro vobis, magnifico domino RECTORI, et vestris in hoc officio successoribus oboedientiam debitam in omnibus rebus. Statuta aut statuenda per universitatem, imprimis leges publicatas et inter illas edictum de profligato pennalismo omnibusque schoristicis actionibus vetitis, neque directo, neque per indirectum sciens et prudens violabo et totam hanc academiam, quantum in me est, iuvabo et promovebo fraude et dolo exclusis. Ita me DEUS adiuvet et sanctum eius evangelium. 30. 1673 Ordnung der Oeconomie A1673 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 33, pag. 239–246, Druck, 8 Seiten; Format 186x155 mm; – das Gleiche: Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 438, Nr. 47; – das Gleiche: Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 249, 4 Blatt. A1706 – Landesarchiv Greifswald, LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 148–151, Druck, 8 Seiten; Format 204x175 mm; – das Gleiche: Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG 532/Ae236f, adn. 4; – das Gleiche: Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Nachlass Leick Nr. 8; – das Gleiche: Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 249. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 994–997. Nachdem im Visitationsrezess von 1666 (vgl. Nr. 23) die Wiedereinrichtung des Konviktoriums mit zwei Freitischen festgelegt worden war und die Königliche Resolution von 1670 (vgl. Nr. 26) die Finanzierung derselben von den Armengeldern aus Lizenteinnahmen auf die vakanten Präbenden der Stettiner Marienkirche umgestellt hatte, scheint die Oeconomie immerhin fortbestanden zu haben. 1673 wurden ihre Statuten erstmals seit 1647 wieder aufgelegt und erweitert. Wegen des im Kriege 1678 erlittenen wirschaftlichen Schadens mussten die Freitische noch im selben Jahr aufgehoben werden. Erst 1683 wurden wieder Freitische eingerichtet. Eine endgültige Sicherung der Stiftung sollte allerdings erst im Visitationsrezess von 1702 (vgl. Nr. 51) erfolgen.1 Der Druck entstand in der Offizin von Matthäus Doischer.2

Vgl. Balthasar I/1760, S. 791. drucker. Vgl. Benzig 1982, S. 166.

1

2 Matthäus

Doischer († 1681): akademischer Buch-

146

Ordnung der Oeconomie (1673)

Im Jahr 1706 wurden die Statuten dann fast völlig unverändert abermals gedruckt und zwar in der Offizin des akademischen Buchdruckers Daniel Benjamin Starck.1 Der Edition wurde der Text von 1673 zugrunde gelegt.

Statuta oeconomiae Gryphiswaldensis 1 Quisquis beneficio mensae communis in oeconomia frui cupit, testimonium A RECTORE ET SUPERINTENDENTE petat, citra quorum consensuma nemo in oeconomiam admittatur. Demonstret quoque testimonio fide digno, quod in hac vel alia academia ritum depositionis sustinuerit. 2 Qui primum in oeconomiam acceptantur ad secundam vel etiam ad tertiam, si eam instruere patrimonii academici proventus concesserint, mensam locentur, nisi gradu, aetate et doctrina praestantes aut in functione scholastica vel aliis academiis aliquamdiu versati fuerint. Hi enim de iudicio magnifici domini rectoris ad superiores mensas statim collocari poterunt. Vocatio ex inferioribus mensis ad superiores fiat successive, ex tertia ad secundam, ex secunda ad primam: ita tamen, ut modesti, diligentes et prae ceteris eruditione aliqua imbuti aliis praeferantur. 3 Quotienscumque cibum capient, perpetuo et religiose illud ab omnibus convictoribus teneatur, ut submissa voce recitata prius consueta BENEDICENDI formula cibum et potum consecrent et post assumptum cibum GRATIARUM ACTIONEM devotissima omnium, quotquot adsunt, animorum attentione adiungant. 4 Transacto prandio et cena nemo deinceps in oeconomia sive colloquendi sive perpotandi causa desidebit, sed statim in habitationem suam quilibet modeste concedat. Quod si quis secus fecerit, tribus solidis Lubecensibus multetur. Cumprimis ab omnibus schoristicis actionibus et exactionibus profligatum pennalismum redolentibus abstineant in- et extra oeconob

a

sensum A1706.

1 Daniel

b coena.

Benjamin Starck († 1730): akademischer Buchdrucker (1682–1730). Vgl. Paisey 1988, S. 250.

Ordnung der Oeconomie (1673)

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miam sub poena remotionis et pro qualitate delicti religationis et edicto celsissimi DOMINI CANCELLARII ACADEMICI ac statutis sancte et religiose obtemperent. 5 Admissi in oeconomiam prae ceteris studiosis omnibus pietati et modestiae operam dent et assidue sacras contiones et publicas lectiones audiant. Quod si qui singulis diebus non quatuor ad minimum lectiones publicas audiverint vel vitae ac morum pravitate professionem suam deformaverint vel grassatoribus nocturnis sese admiscuerint, a mensa oeconomiae removeantur. 6 Ut autem constare possit, eos singulis diebus tot lectiones audivisse, unusquisque in facultate, cui studet, die Saturni sua manu consignare debet, quos professores audiverit et quid, sia legerint sub eadem poena remotionis a mensa communi ad octiduum. 7 Beneficarii omnibus disputationibus et declamationibus publicis intersint in ipso auditorio, non prae foribus stando sub poena exclusionis ad biduum. 8 Eodem modo oeconomus arbitrarie puniatur, si cibum prius, quam disputationes et declamationes finitae fuerint, apponat. 9 Omnes autem benificarii, imprimis illi, qui stipendia percipiunt, singulis annis semel disputationem respondendo vel declamationem habeant. Quod si omiserint, excludantur a beneficio substituto alio. 10 Praeterea benificarii, quoties a professoribus iussi fuerint, opponentium vel respondentium partes in disputationibus publicis vel privatis subeant.

a

hi A1706.

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11 Exercitium lectionis bibliorum, historiarum, item ordinariae recitationis rerum memorabilium et latinae linguae quotidianus usus cum in prandio tum in cenaa a singulis sedulo obeatur atque assidue usurpetur. Quod si quis suo loco facere recusaverit vel rixas in oeconomia excitaverit vel aliam quamcumque speciem petulantiae prae se tulerit, huic multa pecunaria pro facti qualitate a praetore de iudicio commensalium irrogari debet, quae tamen in universum trium solidorum Lubecensium summam non excedat. Si maior multa irrogata et querela eo nomine ad magnificum dominum rectorem vel inspectores delata fuerit, eius pecuniae duplum praetores, singuli commensales dimidium senatui academico persolvent. 12 Si vero delictum gravius et maiori animadversione dignum fuerit, ut si vis facta sit oeconomo eiusque familiae aut cuiquam commensalium aut hospitum, haec et similia non privato praetorum arbitrio, sed ad rectorem vel inspectores deferri debent, ut de ipsorum iudicio sontes plectantur. Et quae pravo exemplo invaluit licentia exigendi integras aut dimidias tonnas cervisiae, plane sublata esse debet. Quod si deinceps hoc attemptatum fuerit, praetor, qui exegit, et reus, qui cervisiam dedit, uterque carcere, commensales ceteri triduana privatione mensae communis punientur. 13 Et quamquam senatus academicus iustas ac graves causas habeat, omnes contributiones studiosorum pro primo introitu penitus abrogandi, cum existimet multorum inopiam hac ratione quadamtenus sublevari posse eamque pecuniam fere ad intempestivas compotationes converti intelligat. Tamen quia usu receptum atque approbatum est, ut novitii aliquo munusculo convictorum benevolentiam sibi concilient, benigne concedit, ut a novitiis singularum mensarum praetores exigant quatuor solidos Lubecenses, quos una cum multis asservatos in eum usum convertent, de quo post dicetur. Pro natali vero die nihil omnino postulent neque eundem celebrent. 14 Pecuniam a novitiis pro introitu datam et ex multis collectam praetores descriptis rationibus accepti scrinio includant, donec in mediocrem summam excrescat. Ea deinde singulis anni quadrantibus in sumptus honesti et musici convivii in oeconomia celebrandi convertatur, idque a

coena.

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hora nona vespertina finiatur, ultra quam, si quis in loco dicto poculis indulserit, gravissimam pro iudicio dominorum visitatorum poenam incurret. Quod si qui extra oeconomiam huiusmodi vel aliud publicum maxime schoristicum convivium sine magnifici domini rectoris venia adornare praesumpserint, hi carcere aut exclusione a mensa communi vel etiam universo coetu scholastico pro circumstantiarum gravitate punientur. 15 Pro cibo et potu singuli studiosi in singulos menses oeconomo praenumerent duos florenos, idque faciant initio mensis sub poena remotionis, ut hac ratione oeconomus ad omnia, quae ad victum necessaria sunt, coemenda sit instructior. Quapropter nec oeconomo permissum esse debet, cuiquam praenumerationem hanc remittere aut fidem habere de pretio. 16 Similiter locarium singulis anni quadrantibus structuario (quia saepe compertum est, quod fine temporis vel abfuerint vel non solvendo fuerint) praenumerent sub poena dupli. 17 Si quis peregre proficisci animum induxerit, is structuario et oeconomo, quamdiu se abfuturum existimet, prius significabit. Et si per integram septimanam forte emanserit, nihilominus oeconomo dimidiatae septimanae pretium numerare tenebitur, sin paulo infra septimanae tempus sese absentaverit, aequabili iure ad iustam septimanae praemii satisfactionem erit obstrictus. 18 Ceterum si intra septimanae spatium non fuerit reversus, pro tali officio relicti loci in hoc contubernio singulis hebdomadibus tres solidos Lubecenses oeconomo contribuet. Si per integrum vero mensem emanserit, alius in eius locum admittetur, nisi ex gravibus causis a magnifico domino rectore diutius emanendi facultatem impetraverit. 19 Oeconomus nulli, nisi aegris plane decumbentibus, quibus tamen ex crapula languidi non annumerantur, portiones suas domum mittat.

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20 Quicumque hospitem invitaverit, oeconomo tres solidos Lubecenses numerabit. 21 Et cum uxor oeconomi toto anni tempore multas curas et molestias studiosorum nomine sustinere cogatur, singuli studiosi ipsi singulis annis Kalendisa Ianuariis quatuor et pariter in festo divi Iacobi quatuor solidos Lubecenses honorarii loco persolvent. 22 Cum etiam exinde saepe rixae et tumultus oriantur, quod frequentes compotationes in collegio academico instituantur. Quapropter illae comissationes posthac in totum sint prohibitae insimulque studiosis sit iniunctum, ut hieme hora octava, aestate vero hora nona in museis sint nec ultra emaneant. Nam post illas horas famulus academiae nulli collegium debet recludere. 23 Cum oeconomo omnes mutuam animorum coniunctionem studiose foveant et serio concordiam conservent debito honore et benevolentia ac humanitate, ut pios hospites decet, ipsum et totam familiam eius prosequantur. Si qui vero contumaciter in hanc partem deliquisse convicti fuerint, praeterquam quod ab usu oeconomiae continuo removebuntur, gravissimam simul poenam pro modo delicti incurrent. 24 Et si forte oeconomus praeter exspectationem in ratione cibandi et ceteris officii sui partibus non vulgariter negligens deprehendatur (vulgaria enim errata ferri possunt, praesertim si non saepius et quasi dedita opera committantur) postquam semel atque iterum frustra a praetore sive senioribus convictoribus fuerit modeste submonitus, totum illud quodcumque in officio oeconomi desideratur, quamprimum apud visitatores oeconomiae debet expromi atque ab illis consilium atque remedium eius rei in posterum exspectari. Omnia sub fide iuramenti universitati praestiti.

a

Calendis.

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31. 1673 September 10, Greifswald Renovierte Ordnung der Universität A – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 33, fol. 223r–238v, 8 Blatt, S. 1, 3–16 mit Text; Format 202x159 mm; – das Gleiche: Stadtarchiv Stralsund, Sign. StAS Po 8o 192d, 8 Blatt, S. 1, S. 3–16 mit Text; – das Gleiche: Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 438, 8 Blatt, S. 1 und S. 3– 16 mit Text. Die leges sumptuariae oder Luxusgesetze der Universität regelten den Aufwand, der bei akademischen convivia, bspw. im Zusammenhang mit Promotionen oder auch bei Verlöbnissen, Hochzeiten, Kindstaufen und Begräbnissen, gestattet war. Sie waren erstmals am 22. Oktober 1622 erlassen worden1 und fassten Regelungen zusammen und präzisierten Vorschriften, die zuvor bereits in den Generalstatuten und den Promotionsordnungen der Fakultätsstatuten seit dem 15. Jahrhundert verankert worden waren. Insbesondere hinsichtlich des Aufwandes bei Promotionen, die nicht selten mit den Hochzeiten der Kandidaten zusammengelegt wurden, stellten die ansteigenden Kosten einen Faktor dar, der zunehmend einer Kontrolle bedurfte. Geregelt wurde nicht nur die Anzahl der einzuladenden Gäste, sondern auch die Zusammensetzung und Reihenfolge der Gänge bei Tisch. Die Erneuerung der Luxusgesetze erfolgte nur ein Jahr nachdem 1672 die „PoliceyOrdnung im Herzogthum Vor-Pommern“ in Kraft getreten war.2 Da die „PoliceyOrdnung“ ausführliche Vorschriften zu den Gegenständen der leges sumptuariae enthielt, schritt die Universität zu deren Revision. Die Stadt Greifswald hatte bereits 1672 ihre „renovierte Verlöbnis-, Hochzeits-, Kindtaufff- und Begräbnisordnung“ erlassen. Die vorliegende „Renovierte Ordnung“ wurde im Visitationsrezess von 1702 (vgl. Nr. 51, S. 276) erneut bestätigt. Der Druck entstand 1673 in der Offizin des akademischen Buchdruckers Matthäus Doischer.3

Der Universitet zum Greiffswalde Renovirte Ordnung / Wie es Mit des Magnifici Rectoris Convivio, Promotionibus Doctorum et Magistrorum, Verloebnuessen / Hochzeiten / Kind-Tauffen und Begraebnuessen der Personen / so itztgemeldter Universitet Jurisdiction unterworffen / in kuenfftig gehalten werden soll.

Vgl. Bd. III, Nachtrag. 2 Siehe Dähnert III/1769, S. 354–390. († 1681): Universitätsbuchdrucker. Vgl. Benzig 1982, S. 166. 1

3 Matthäus

Doischer

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RECTOR und CONCILIUM der Universitet zum Greiffswalde. Demnach die von unsern in GOTT ruhenden Loeblichen Vorfahren Anno 1622. gemachte Ordnunge / wie es bey dem Convivio Rectorali, Promotionibus Doctorum, Licentiatorum et Magistrorum, wie auch bey Hochzeiten / Kind-Tauffen und Begraebnuessen unter denjenigen / so der Universitet Jurisdiction unterworffen / solle gehalten werden / doch bey der darauff erfolgeten Veraenderung der Zeiten und Laeufften nicht geobserviret worden / die hohe Nohtwendigkeit aber erfodert / auch dem heiligen Goettlichen Worte gemaeß ist / daß in der gleichen Freuden- und Traur-Faellen aller ueberfluß und Unordnung verhuetet / dargegen in allem gute Maessigkeit und Ordnunge gehalten werde / so haben wir / oberwehnten Ampts und zustehender Botmaessigkeit halber / nicht unterlassen koennen / aller ferneren Unordnung fuerzukommen / die ab Anno 1622. publicirte Ordnung zur Hand zu nehmen / und dieselbe nach itziger Zeit Beschaffenheit mit Einrahten und gehoeretem Bedencken der Herren Pastoren hieselbst / (in denen Puncten / worin es sich vermoege der Pommerschen Kirchen-Ordnung gebuehret) einzurichten / und damit sich niemand mit der Unwissenheit entschueldigen koenne / hiemit publiciren wollen. Ermahnen danebenst alle und jede unserer Jurisdiction angehoerige / daß sie zufoderst GOtt zu Ehren / und umb ihres eigenen Nutzes und Besten willen / sich dieser unser Verordnung gemaeß bezeigen / und in allen Puncten und Clausuln dieselbe unverbruechlich halten / damit / auff den wiedrigen Fall / die angedeutete Straffe von ihnen abzufordern nicht noht seyn moege. Wornach sich maenniglich zu richten / und vor Schimpff und Schaden wird zu hueten wissen. Publicatum den 10. Septembris Anno 1673. Von dem Convivio Rectorali. Ob zwar von unsern Gottseligen Antecessoribus beliebet / daß nach geschehener declaration der novus Rector in seine Behausunge comitiret / und daselbst ein Convivium zu Beybehaltung guter Correspondence gehalten werde / dieweil aber eine Zeit hero solches nicht observiret / sondern der novus Rector, nach geschehener declaration, in das Concilium reduciret / und auff den Abend allererst das Convivium gehalten worden / so wollen wir es dabey bewenden lassen / und sollen hinfuero bey solchem Convivio nicht mehr dann sechs Essen / ohne Krebse / Butter und Kaese / auffgetragen werden. Nach gehaltener Mahlzeit aber sollen nur 6. Schuesseln zum Nach-Tisch / alß eine Schuessel mit Confect, (aber keine candisirte Sachen) 1. Schuessel mit

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truckenen Mandeln / und 1. mit Rosienen / die uebrigen aber mit EiserKuchen / und dieses Landes Fruechten auffgesetzet werden. Wer dawider handeln wird / soll dem Aerario Universitatis 20 Guelden erlegen. Von Promotionibus Licentiatorum, Doctorum et Magistrorum. Weilen in dem Visitations-Recessu de Anno 1666 enthalten / daß nach geendigter Inaugural Disputation, wenn der Candidatus nicht solenniter in Licentiatum creiret wird / gantz kein Convivium soll gegeben werden / so lassen wir es dabey schlechter dinge verbleiben. Wann aber nach gehaltener Inaugural Disputation die solemnis declaratio gradus Licentiati geschiehet / soll darauff der Licentiatus in locum Concilii reduciret / und nachmahls eine geringe collation in des Decani oder Licentiati Eltern Hause gehalten / dazu aber ausserhalb den Professoren, Predigern und Opponenten / keiner / alß des Licentiati nahe Anverwandten und graduirte Personen gebeten werden / auch dabey nicht mehr dann 6. Gerichte / ausser Krebse / Kaese und Butter gegeben / und nach der Mahlzeit kein Confect, sondern nur Mandeln und Rosienen / Eiser- und Rohm-Kuchen / nebenst dieses Landes Fruechten in 6. Schuesseln auffgesetzet werden / bey 10 Guelden Straffe. Bey den Promotionibus Doctoralibus soll ebenmaessig aller ueberfluß verhuetet werden / gestalt dann zu denselben hinfuero ausserhalb den Professoren / Predigern und Schuel-Dienern / wie auch des novelli Doctoris nahen Anverwandten / nicht mehr denn 16. Personen / und ein Tisch von Studiosis invitiret werden. Wer darueber schreiten wird / soll vor jeder Person 2. Reichsthaler dem Aerario Academiae erlegen. An Speisen sollen nicht mehr denn 6 Essen auff einmahl auffgesetzet / und hernach zweene Gerichte / ohne Kaese und Butter / eingeschoben werden. Nach der Mahlzeit sollen 8. Schuesseln / 2. Schuesseln mit Confect, Mandeln und Rosienen / Eiser- und Rohm-Kuchen / und dieses Landes Fruechten / nebenst einem Marcipan auff jeden Tische auffgesetzet / dargegen aber gantz keine candirte Sachen oder Bilder gegeben werden / bey 10. Guelden Straffe. Zu der Magistrorum Promotion sollen gleichfals / ausserhalb den Professoren / Predigern und der Candidatorum naeheste Anverwandten / nicht mehr denn 16. Personen und einem Tisch von Studiosis eingeladen / auch nur ingesampt 6. Haupt-Essen / ohne Krebse / Butter und Kaese / und nach der Mahlzeit Confect und dieses Landes Fruechte / aber kein Marcipan / noch candirte Sachen gegeben werden / bey fuenff Guelden Straffe.

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Von Verloebnussen. Alß die Erfahrung auch bezeuget / daß bey den Verloebnussen grosse Gaestereyen angerichtet / in den Verehrungen auch unter den Brautleuten grosser luxus getrieben wird / indem einer dem andern darin zuvor thun wil / wodurch die Eltern und Brautleute mannichmahl in grosse Ungelegenheit gesetzet werden / so ordnen und wollen wir / daß die Professores, Doctores und Magistri, wann sie entweder selbsten / oder den Ihrigen / worbey dennoch auch des Braeutigams condition und qualität in acht zu haben / ein Verloebnuß-Mahl geben wollen / dazu nicht mehr dann eine lange Taffel von 24. Personen in alles Mann- und Frawens Personen / worunter Vater / Mutter / Bruder und Schwester mit zu rechnen / und nur Braut und Braeutigam zu eximiren seyn / erbitten moegen / und nicht mehr dann 6. Haupt-Essen / ohne Butter und Kaese / nach der Mahlzeit aber kein Zucker / sondern nur Mandeln und Rosienen / nebenst Eiser- und Rohm-Kuchen / einigen Landes-Fruechten auffsetzen sollen. Wer dawider handeln wird / soll dem Fisco Academiae davor 10 Reichsthaler entrichten. Secretarii, Procuratores, Notarii, Buchdrucker und Oeconom[i] [so]llen zu ihren und der Ihrigen Verloebnuß ingesampt nur 12. Personen invitiren / und ueber drey Haupt-Essen / ohne Butter und Kaese / auch nach der Mahlzeit / ohne Kuchen und Obst / nichtes auffsetzen / bey 10. Guelden Straffe. Die Pedellen, wann dieselbe sich verloben / und man keine Hoffnung haben kan / daß sie hinfuero zu andern Officiis koennen emploiret werden / sollen bey ihren oder der Ihrigen Verloebnuß nur 6. Buchbindere / Maeurer / Zimmerleute und andere Handwercker aber / so unserer Jurisdiction unterworffen / in allem nur 4. Personen einladen / und dabey 2 Haupt-Essen / ohne Butter und Kaese / geben / nach der Mahlzeit aber / ausser Obst / nichtes auffsetzen / bey 6. Guelden Straffe. So sollen auch Professores, Doctores und Magistri, oder ihre Kinder / wann sie sich entweder in unser Jurisdiction, oder ausser derselben verloben / bemaechtiget seyn / einen oder andern Ring und gueldene Kette / so aber ingesampt nicht hoeher / denn 200. Guelden wehrt seyn solle / bey / oder nach der Verloebnuß verehren / ausser deme aber sollen alle Verehrungen an Juwelen / und von Diamanten oder anderen Edelgesteinen gemachte Brust-Rosen abgeschaffet seyn / bey 20. Guelden Straffe. Secretarii, Procuratores, Notarii, Buchdrueckere und Oeconomi sollen hinfuero mit keinen gueldenen Ketten sich beschencken / sondern nur ein oder andern Ring ihnen einander verehren / jedoch daß solche zusammen ueber 50. Reichsthaler sich nicht erstrecken. Wer darueber handeln wird / soll mit 16. Guelden bestraffet werden.

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Die Pedellen sollen vor sich / oder den Ihrigen nicht hoeher denn 25. Guelden / Buchbindere / Maeurer / Zimmerleute und andere Handwercker aber nur 12 Guelden einander schencken und geben/ bey Straffe 8. Guelden. Unter vorgesetzter Verehrunge aber soll nicht gerechnet werden / was in des Braeutigams oder Braut Hause den Dienstboten an Schuhen und Struempffen verehret wird. Von Hochzeiten. Die Vertrawungen sollen in der Kirchen / worin der Breutigam sonsten gehoeret / oder auch zu wohnen sich begeben wil / verrichtet werden / und sollen hinfuero alle Vertrawungen im Hause hiemit abgeschaffet seyn / es waere dann / daß vom Herrn Magnifico Rectore und Herrn General Superintendenten dieselbe bewilliget waeren / welche aber auß erheblichen entweder wegen naher Traur / hohen Alters / oder anderen gleichmaessigen Uhrsachen nicht darin verwilligen werden / und sollen die Brautleute vor 10. Uhr in der Kirchen seyn / und sich nach der Glocken der Kirchen / darin die Vertrawunge geschiehet / richten / dafern der Braeutigam / oder Braut nach dem Glocken-Schlage in die Kirchen kommen wuerde / soll ein jeder 5. Guelden Straffe dem Fisco erlegen. Zur Hochzeit mag ein jeder an Gaesten einladen / so viele ihm beliebet / es sollen aber / wann Professores, Doctores und Magistri, oder ihre Kindere Hochzeit halten / nicht mehr denn 6. Gerichte / worunter Krebse mit zu rechnen / ohne Butter und Kaese / und nach der Mahlzeit Mandelen / Rosienen / nebenst Kuchen und Landes-Fruechten auffgesetzet werden. Wer dawider handeln wird / soll in 10. Guelden Straffe verurtheilet seyn. Wann Secretarii, Procuratores, Buchdrueckere und Oeconomi entweder selbsten / oder den Ihrigen Hochzeiten machen / sollen dieselbe nur 4. Gerichte / worunter Krebse mit zu rechnen / ohne Butter und Kaese / nach der Mahlzeit aber nur Kuchen und Landes-Fruechte / sonst aber gantz keinen Wein geben / bey 10. Reichsthaler Straffe. Die Pedellen aber nur insgesampt 3. Gerichte / nebenst Butter und Kaese. Buchbindere / Maeurer / Zimmerleute und andere Handwercker nur zwene Gerichte / alß ein Gericht Fleisch / und ein Gericht Bratens / nebenst Butter und Kaese / nach der Mahlzeit aber nur Obst auffsetzen / bey Straffe 3. Reichsthaler. Die Hochzeiten sollen nur einen Tag ins kuenfftige gehalten / und des andern Tages / wann Professores, Doctores und Magistri entweder selbst / oder den Ihrigen Hochzeit geben / nur 1. Tisch Maenner / 1. Tisch Frawen / 1. Tisch Iungffern / und 1. Tisch Gesellen / jedoch daß nicht

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mehr denn 12. Personen zu jeden Tisch gerechnet werden / ausser Vater / Mutter / Brueder / Schwestern und Frembde / erbeten werden / vor jede Person / so darueber invitiret worden / soll 2. Reichsthaler der Universitet erleget werden. Secretarii, Procuratores, Buchdrueckere und Oeconomi sollen insgesampt nur 3. Tische haben / ausser die Frembden / Vater / Mutter / Brueder und Schwestern / bey Straffe 2. Reichsthaler. Pedellen nur 2. Tische. Buchbindere / Maeurer / Zimmerleute und andere Handwercker aber nur einen haben. Wer dawider handelt / soll vor jeder Person mit 1 Reichsthaler gestraffet werden. Mit den Speisen soll es gleich wie des ersten Tages gehalten / nur daß des andern Tages gar kein Wein gegeben werde / bey Straffe 10. Guelden. So soll auch hinfuero keiner / welcher unserer Jurisdiction unterworffen / sich unterstehen mit Degen / oder andern Gewehr auff die Hochzeit zu erscheinen / sondern ein jeder soll dasselbe so fort / wann er sich zu Tische setzet / von sich geben / sich auch solches nicht wieder nachbringen / noch in das Hochzeit-Hauß im Tantze damit sehen lassen / bey Verlust des Degens / und anderer ernsten arbitrar Straffe. Und weilen die taegliche Erfahrung bezeuget / daß in dem Tantze allerhand Unordnung vorgehet / und des Vortantzes halber oefters grosse Schlaegerey und Blutvergiessen entstehet / lassen wir uns gefallen / daß der Kunstpfeiffer jedesmahl nicht mehr denn 3. Taentze annehmen solle / damit aber deßfals gute Ordnung gehalten / und aller Streit verhuetet bleiben moege / so gebieten wir allen und jeden unserer Jurisdiction unterworffenen / daß nach den dreyen ersten Vortaentzen / wann sonsten keine nahe Freunde / oder geehrte Leute verhanden / welche vortantzen wollen / denen allemahl / ohngeachtet einer denselben bestellet haben moechte / der Vortantz soll gelassen werden / welche bey dem Kunstpfeiffer sich zu erst angeben werden / den Vortantz haben sollen. Im uebrigen aber soll keiner sich entweder selbsten anzuschreiben / oder andere außzuloeschen / noch einer dem andern in seiner Ordnung zu turbiren / geluesten lassen / bey Straffe 10. Guelden und anderer animadversion. Imgleichen wollen wir hiemit zugleich allen und jeden unserer Botmaessigkeit unterworffenen untersaget haben / daß keiner / so nicht zur Hochzeit eingeladen / sich darauff finden / die jenigen aber / so etwa des Abends nach dem Tantze zusehen moechten / sollen sich aller Ehrbarkeit befleissigen / alles Gedraenge unterlassen / denen Gaesten im Tantze keine Behindernuß zufuegen / auch keinen Degen bey sich fuehren / bey Verlust des Gewehres und anderer ernster arbitrar Straffe.

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Von Kind-Tauffen. Dieweil der Eltern Pflicht erfodert / sich zu befleissigen / daß ihre Kinder auffs erste zur heiligen Tauffe gebracht werden / so wollen wir / daß hinfuero niemand sein Kind ueber 3. Tage ungetaufft liegen lassen solle / es waere dann / daß einer von entlegenem Ohrte Gefattern bitten wuerde / welche so bald nicht erscheinen koennen. Die gebetene Frawen sollen vor 4. Uhr / es waere dann / daß wegen der auß der Frembde gebetenen Gefattern es etwas verzogen werden mueste / mit dem Kinde in die Kirche seyn / und sollen hinfuero nicht mehr / denn 3. Gefattern / nach Inhalt der Kirchen-Ordnung / gebeten werden. An Paten Geld soll einem jeden frey stehen zu geben was er wil / jedoch soll hiemit / ausser dem Paten-Gelde / alles andere Paten-Zeug abgeschaffet seyn. Bey den Gaestereyen / so bey den Kind-Tauffen gehalten werden / soll aller ueberfluß abgeschaffet seyn / und weilen achte Frawen mit dem Kinde in die Kirche zu gehen erbeten werden / alß sollen hinfuero auch nur zum hoechsten acht Mannes-Personen zu dem Gastmahl / und keiner darueber / invitiret werden / bey 2. Guelden Straffe vor jede Person / so darueber eingeladen wird; In Speisen aber soll es / wie daroben von Hochzeiten gemeldet worden / gehalten werden. Secretarii, Procuratores, Notarii, Buchdrueckere und Oeconomi sollen nebenst 8. Frawens / so mit dem Kinde in die Kirche gehen / nur vier Maenner zu dem Gastmahl einladen / und dabey in Speisen sich / wie bey Hochzeiten geordnet / halten. Wer dawider thut / soll vor jede Person 1. Reichsthaler Straffe geben. Pedellen sollen ausser den 8. Frawens keinen / ausser den MannesGefattern und Priester / der das Kind getauffet / bitten. Buchbindere / Maeurer / Zimmerleute und dergleichen der Universitet Jurisdiction zugehoerige Handwercker aber sollen / ausser den achte Frawens / gantz keine Manns-Personen haben / und in Speisen sich / wie bey Hochzeiten angezeiget / verhalten / bey Straffe vor jeder Person / so darueber gebeten wird / 1. Guelden. Von Begraebnussen. Wann jemand mit Tode abgehet / soll der abgelebte Coerper nicht ueber 3. Tage stehen bleiben / es waere dann / daß einige erhebliche Uhrsache behindern wuerde / daß in solcher kurtzen Zeit damit nicht koente verfahren werden / welches in des Herrn Magnifici Rectoris Ermessigung gestellet seyn soll. Nach der Leichbegaengnuß / wann Kinder begraben werden / sollen keine Begraebnuß-Mahl gegeben werden / es waere dann / daß einer

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seine Eltern / Schwestern und Brueder / nebenst dem Prediger / welcher die Leich-Predigt gethan / und wenn ein Kind begraben / dessen Paeten und Frembde bey sich behalten wollte / sampt den Studiosis, welche die Leiche getragen / ausser denen aber soll niemand dazu eingeladen werden / bey Straffe 10. Guelden. Wann aber jemand seinen Vater / Mutter / Frawe / Mann / Schwester / Bruder / so sie den Professoren gleiches Standes waeren / oder erwachsene Kinder / und welche das 20ste Iahr erreichet haetten / denenselben soll erlaubet seyn / insgesampt 12. Personen / ausser den Frembden und Studiosis, so die Leichen tragen / auff den Abend einzuladen. Wer darueber handeln wird / soll vor jede Person 2. Guelden erlegen. In Speisen aber soll es / wie bey den Hochzeiten gemeldet / gehalten werden / bey Straffe 10. Guelden. Secretarii, Procuratores, Notarii, Buchdrueckere und Oeconomi sollen bey Kinder-Begraebnussen niemand / bey andern aber nur ingesampt 10. Personen bitten / bey Straffe 1. Guelden 8. Lübische Schilling vor jede Person / so darueber gebeten wird. Pedellen sollen nur 6. Personen bitten. Buchbindere / Maeurer / Zimmerleute und andere Handwercker aber nur vier Personen / vor jede Person / so darueber ist / 1. Guelden Straffe. In Essen sich / wie bey Hochzeiten gemeldet / verhalten / bey 4. Guelden Straffe. Weilen auch bißhero der Universitet Zinnen Zeug sehr gemißbrauchet / und ohne Unterscheid außgeliehen worden / dadurch solches sehr verringert und abgebrauchet worden / so setzen und wollen wir / daß hinfuero keinem / so unserer Jurisdiction nicht unterworffen / solches solle geliehen werden / und soll dem Magnifico Rectori eine designation davon unter des Secretarii Hand / und ein Schluessel zu der Kasten / darinnen es verwahret / gegeben werden / derselbe aber soll durchauß keinem / er sey auch wer er wolle / mag auch so hoch caviren / wie er wil / dasselbe in oder ausserhalb der Stadt außleihen / bey 12. Guelden Straffe. Wann aber unserer Jurisdiction unterworffene dasselbige in Promotionibus, Kind-Tauffen / Hochzeiten und Begraebnuß-Mahlen allhie in der Stadt benoetiget / denenselben soll es gegen einem Schein davon zum Gebrauch gefolget werden. Es soll aber Magnificus Dominus Rector darauff sehen / daß / was davon verlohren wird / so fort wieder erstattet werde / wiedrigen falls er dafuer gehalten seyn solle. Schließlich behaelt sich Magnificus Dominus Rector und das Concilium Academicum bevor / diese Ordnung / nach Gelegenheit der Zeiten / zu verbessern / vermehren / mindern und zu aendern.

Die Kontributionsfreiheit des Amtes Eldena (1673)

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32. 1673 Dezember 20, Wolgast Landstände und Universität vergleichen sich über die Kontributionsfreiheit des Amtes Eldena B1 – Rigsarkivet København, Sign. RAK 877 Det pommerske guvernement, Nr. 3, 5 Bogen, Seite 1–19 mit Text; Format 326x202 mm. B2 – Rigsarkivet København, Sign. RAK 274 Tyske Kancelli Indenrigske Afdeling, B 215, 5 Bogen, Seite 1–9 mit Text; Format 328x202 mm. B3 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 113r–116v, 4 Blatt gebunden; Format 336x206 mm. B4 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 170, unfoliiert, 3 Bogen, S. 1–11 mit Text; Format 324x200 mm. Bereits in der königlichen Resolution von 1670 (vgl. Nr. 26) war verfügt worden, dass das Amt Eldena als Dotationsgut der Universität künftig von allen Kontributionen befreit sein sollte. Am 13. Mai 1673 wurde diese Bestimmung von der Königin ausdrücklich bestätigt und am 4. Juni desselben Jahres erging der Befehl der königlichen Regierung an die Landstände, sich daran zu halten. Den Ständen war klar, dass der Verzicht der Krone auf die Steuern letztlich zu ihren Lasten gehen musste. Durch ihren hartnäckigen Widerstand erreichten sie einen Vergleich mit der Universität, der darauf hinauslief, ein Kapital von 5000 Reichstalern zu stiften, das entweder selbst zur Abtragung der Schulden des Amtes erlegt oder dessen regelmäßig von den Städten, der Ritterschaft und den königlichen Ämtern zu leistende Zinserträge zum gleichen Zweck verwandt werden sollten.1 Dieser Vergleich erhielt 1674 die königliche Bestätigung.2 Das Kapital wurde nie ausgezahlt, stattdessen erhielt die Universität die Zinsen, womit eine Art Universitätssteuer etabliert wurde. Mit der Reduktion der Tafelgüter und fürstlichen Domänen am Ausgang des 17. Jahrhunderts stellten die königlichen Ämter ihren Teil der Zahlungen ein. Die folgende Weigerung der Ritterschaft, die entsprechenden Zahlungen weiter zu leisten, führte 1702 zur Klage der Universität vor der Königlichen Regierung, in deren Ergebnis die Landstände verurteilt wurden, die vollen Zinsen, auch die rückständigen Zahlungen, aus dem Landkasten zu leisten. Die Landstände appellierten 1703 an das Wismarer Tribunal, um eine Beteiligung der königlichen Kammer an den Zahlungen zu erreichen. Das Tribunal entsprach der Klage 1710. Bereits 1706 war ein Zahlungsrückstand von 1873 Gulden aufgelaufen, der nun auch nicht mehr abgetragen wurde. Die territorialen Einbußen der schwedischen Krone in Pommern im Gefolge des großen Nordischen Krieges führten zur Weigerung der Stände, die ehemals hinterpommerschen Anteile an der Verpflichtung zu übernehmen.3 Der Versuch zur Vgl. dazu auch LAGw Rep. 6 Tit. 14 Nr. 1c. 2 RAS Riksregistraturet B 409 (1674), fol. 133v–134r. 3 Vgl. dazu Balthasar 1740, S. 139–141. Gadebusch 1788, S. 117. 1

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einträchtigen Einrichtung und Erhebung einer Universitätssteuer in Pommern war damit gescheitert. Textgrundlage für die Edition ist B1.

Zu wißen itzigen und künfftigen, daß der durchleuchtigster, großmächtigster König und Herr, Herr Carolus1 der Schweden, Gohten und Wenden König,a Großfurst in Finlandt, Hertzog zu Schonen, Ehesten, Lieffland, Carelen, Brehmen, Vehrden, Stettin, Pommern, der Cassuben und Wenden, Fürst in Rügen, Herr über Ingermanland und Wismar, wie auch Pfaltz Grafe beym Rhein, in Beyern, zu Jülich, Cleve und Bergen Hertzog etc. Unser allergnädigster König und Herr, bald nach angetretener dero königlicher und verleihe der höchste glückseligsten und lang wehrenden regierung, höchstrühmlich und gnädiglich bedacht gewesen, wie der einer unentbehrlichen hülffe so sehnlich verlangende greiffswaldische universität deroselben ohne weitern auffschub würcklich genießhafft zu machen, und durch verbeßerung deß bisherigen patrimonii und darauß fließenden hiebevor so gnädiglich verbeßerten salarien der Professorum und anderer unvermeidtlichen ausgaben zu deß gesambten landes ruhm und wollstande in gedeylichen zustande erhalten, und anleitung hiesiger lande einrichtungs commission und recess, auch darauff in anno 1666 fürgegangenen visitation2 bey vorgeregter academie und darüber gefertigten abscheides, zu einer nach dem willen Gottes beständigen consistence gelangen und darin erhalten werden mogen. Zu solchem ende auch neben mehr andere darzu für diensahm angesehenen mitteln, von hiesigen landtständen der praelaten, ritterschafft und städten allergnädigst begehret undt durch die verordnete landes regierung fürtragen und negotiiren laßen, vielbesagter academie mit exemtion aller zu dero patrimonial ambt Eldena belegenen ackerwercke und baurhüfen von fürkommenden contributionen und anlagen zu gratificiren und die darauff kommende onera unter übrigen landes einwohnern zu vertheilen, in gnädigster erwegung der Professorum meynung nach dem patrimonio dadurch ein solches emolumentum zuwachsen werde, daß selbiges sich der darauff hafftenden schulden last mit der zeit entbrechen und in einen weit beßern zustandt zu gerahten bequem mittel erlangen würde. Woran gleich wie es hiesige landes regierung zu vollenbringung Ihrer Königlichen Majestät allergnädigsten befehl nicht ermangeln laßen, so hatt es dennoch bey verschiedenen deliberationen mit gemeldeten landta

danach und Erbfürst B3.

1 Karl

XI. (1655–1697): König von Schweden 1660–1697.

2 Vgl.

Nr. 23.

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ständen dahin nicht gediehen, noch der schluß solcher gestalt außfallen wollen, indehm dieselbe aus nicht wenig reluirenden uhrsachen und fürgestellten rationibus sattsahm dargethan, daß solcher ihnen eröffneter vorschlag sowol wieder die alte undt neue landes verfaßung deß in anno 1634 über geregtes ambt Eldenaw verfertigts instrumentum dotationis1 Ihr Königlichen Majestät und dero höchstlöblichster vorfahren am reiche außgegebene allergnädigste resolutiones und bißherige observance anlauffen thäte. Sonsten auch dergleichen höchst praejudicirliche consequentien nach sich zöge, daß die gantze landtschafft darüber und sonderlich circa modum contributionisa in nicht geringe verwirrung und den anlagen höchstschädliche verrichtigkeitb und mißverständtniß verfallen. Der zeiten verlauff aber erweisen dürffte, daß der greiffswaldischen universität damit in effectu ob varios casus et diversa rerum publicarum tempora wenig oder nichtes gedienet sein würde. Gleichwohl aber zu erweisung dero allerunterthänigsten und möglichsten willfährigkeit zu erhalt- und verbeßerung vorbesagten seminarii ecclesiae et rei publicae in diesen schweren und mit vielen anlagen überheufften zeiten zu einem ihre kräffte und vermögen übersteigendes quantum an gelde zu resolviren und auff gewiße maße dem patrimonio universitatis zufließen zu laßen, mit aller unterthänigster bitte Ihre Königliche Majestät darauß ihren gehorsam, wie auch der universität zutragende wollmeynung allergnädigst erkennen, ein anders oder mehrers aber von ihnen wieder obangezogene leges fundamentales patriae nicht würden begehren laßen, noch weniger aber den Professoribus nachsehen zum abbruch oder schwächung dieser lande rechte und üblicher gewohnheit etwas fürzunehmen oder deroselben fürzutragen, inmaßen dan deßfalß sowoll von hiesiger landes regierung und landt ständen selbsten allerunterthänigste relation und deß gantzen wercks beschaffenheit der zeit erstahtet, alß auch von Professoribus weitere ansuchung erlangender hülffe halber geschehen. Undt alß darauff unterm 18. Septembris itzo lauffenden jahres von alstets höchst ermeldter Ihr Königliche Majestät dero hiesigen landes regierung weiter allergnädigster befehl wegen formirung eines gewißen und zureichenden corporis bonorum zusambt endtlicher des wercks abhelffung für wenig wochen zugekommen, hatt auch dieselbe bey itzigem der landtstände conventu und anwesenheit der universität deputatorum, aus schuldigster allerunterthänigster pflicht nicht ermangelt desfalß mit landtständen abereins diensahme handlung zu pflegen, auch darunter einhalt Ihrer Königlichen Majestät abgelaßenen allergnädigsten rescripts a

contribuendi B3.

1 Übertragung

b unrichtigkeitt

B3.

des Amtes Eldena 1634. Siehe Bd. I/Nr. 48.

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zu procediren. Da dan der schluß mit den landtständen von praelaten, ritterschafft undt städten nach mühesahm gepflogenen deliberationen durch verleyhung göttlicher hülffe dahin außgefallen und beliebet worden, daß gesambte stände und dero angehörige commembra übernommen und versprochen, zu verbeßerung des patrimonii oder corporis bonorum universitatis alß ein donum gratuitum fünfftausendt reichsthaler nach dieser lande währung und gangbahrer müntze unter folgenden expressis conditionibus et reservatis auß dem landtkasten auszuzahlen und abfolgen zu laßen, nicht zweifflende auch deutlich bedingende für erfolgter allergnädigsten declaration über nachfolgende und erheischender nohtdurfft nach bedungene conditiones ihnen keine weitere zumuhtung nun und ins künfftige geschehen, noch ihr freywilliges donatio anders nicht alß mit danck und rühmlicher erkentniß von den Professoribus, itzigen und künfftigen, werde angenommen unda erkandt werden. Gestalt sie den ihnen und ihrer nachkommenden posterität erheischender nohtdurfft nach reserviren, niemahlen und zu keinen zeiten mit einiger exemption der eldenowschen ackerwerck oder baurhufen für andere landeseinwohner beschwehret oder ihnen etwas angemuhtet werden, noch von Professoribus jemahlen sive per directum sive per indirectum etwaß fürgenommen noch dem lande zum praejuditz negotiiret werden solle, dahingegen dan gleich wie biß anhero also auch ins künfftige landtstände mit fleiß daran sein und verhuten wollen, daß der greiffswaldischen universität immobilia für andern deß landes commembris bey reichs-, creyß- und landes-anlagen nicht graviret, noch über den jederzeit beliebenden modum contributionis im geringsten beschwehret werden solle. Wie dan auch diese von landtständen abzutragen übernommene summe oder bewilligung in keine consequentz gezogen, sondern alß ein donum gratuitum semel pro semper gehalten werden, und in patrimonio universitatis verbleiben, oder mit landtständen vorwißen und einwilligung angewendet und gebrauchet werden solle. Damit auch landtstände obiger beyder reservatorum halber versichert sein mögen, behalten ihnen dieselbe bevor, daß aus keinen ad certos et destinatos usus verwilligenden subsidien und landes anlagen, sie rühren her, wo sie wollen, sowenig dem corpori academico alß einigen deßelben membris darauß etwas weiter zugekehret und darunter die landes einwohner graviret werden sollen, alß welchen zum höchsten daran gelegen, daß keine contributiones oder steuren ad alios quam ad determinatos usus verwendet werden. Wonegst hiesige landes regierung sich gefallen läßet, von landtständen zu vernehmen, auff waß ahrt und zu waß größern auffnehmen deß corporis bonorum diese verwilligte 5000 a

oder B3.

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reichsthaler anzuwenden, auch sonsten daß patrimonium universitatis in ein und andern zu verbeßern sein möchte, umb solches so viel möglich zu attendiren und werckstellig zu machen, und wie solcher gestalt diese sache so weit selbige landtstände concerniret und dieselbe zu übernehmung eines allergnädigst begehrten zuschubs nur immer auch hoffentlich zu Ihrer Königlichen Majestät allergnädigsten contentement zu bringen gewesen, abgethan universitas sich auch auff einrahten der königlichen regierung damit vergnüget befindet, und sothane der landtschafft rühmliche erweisung mit schuldigen dancke acceptiret. So haben landstände auff inständiges anhalten der regierung sich ratione terminorum solutionis dahin außgelaßen und erklähret, daß zum fall Ihre Königliche Majestät allergnädigste declaration und genehmhaltung alles vorbeschriebenen in kurtzen erfolgen, auch daß landt bey jetzigen gefährlichen leufften nicht mit mehrer milice oder dazu erfoderten kosten beschweret und also die sache ad impossibilia gelangen solte, sie ihr eußerstes vermögen dahin richten und anwenden wollen, daß die versprochene summa der 5000 reichsthaler dergestalt mögen angeleget und beym landtkasten colligiret werden, daß die außzahlung deßen gegen Ostern des, verleihe der höchste mit glück, eintretenden 1674sten jahres üblicher maßen abgetragen und bezahlet werden könne. Solte aber wegen jetzigera gantz unbeständiger leuffte und dem lande obliegender nicht geringen kriegesbürde und verpflegung der soldatesque der einwohner vermögen nicht zugeben, die gantze summa in vorberührten termino abzutragen, und ihnen unmöglich fallen, ihre hierunter habende guhte intention zu erreichen, laßen Ihre Königliche Majestät geschehen, daß sie davon in obberührten termino die helffte alß 2500 reichsthaler zu der universität nutzen und besten nach hiesiger regierung ermäßigung abführen, die andere helffte aber auff Ostern deß 1675sten jahres gleicher gestalt abtragen; daß interesse aber von itztbemeldter quote nebst erlegung des letztern termino abführen. Würde aber allerhöchst gedachte Ihre Königliche Majestät ratification nicht erfolgen, haben stände außdrücklich bedungen, daß sie zu offt ermeldeten gratuito im geringsten nicht verbunden sein wollen, noch dieser recess sie deßfalß einiger maßen obligiren solte. Deßen zur uhrkundt und mehrer bekräfftigung haben anwesende von der regierung und landtständen diesen recess unterschrieben und mit dieserlande regierungs insiegel bekräfftigen laßen. Geschehen zu Wollgast, den 20. Decembris anno 1673.

a

eintziger B1.

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Die Kontributionsfreiheit des Amtes Eldena (1673)

(Loco sigilli regiminis) Mardefeld,1 Philipp Christoph von der Lancken,2 Franz Horn,3 Hermann Wolffratis,4 Joachim Rüdiger von Oustien,5 Johann von Faltzburg.6 Wegen der ritterschafft: Albrecht Joachim Moltzahn,7 Felix Podewils,8 Wilken Bergelasse,9 Friedrich Georg von Schwerin,10 Caspar Heiden,11 Philipp Marten Norman,12 Jochim Christoph Behr,13 Alexander Normann,14 Hans Ernst Lepel,15 Christoph Blixen.16 Wegen der stadt Stralsund und in vollmacht der stadt Stettin: A. Veith.17 Wegen der stadt Greiffswald: Arnold Schlichtkrul.18 Wegen der stadt Anclam: Lorentz Hermann.19 Wegen Demmin, Wolgast, Barth und Gartz: B. Michael Grass.20

Conrad Maasberg (um 1610–1688): Vizegouverneur von Pommern. 1646 unter dem Namen Mardefeld geadelt. Vgl. ADB XX/1884, S. 308–310. 2 Philipp Christoph von der Lancken (1617–1677): Regierungsrat in Schwedisch-Pommern 1662–1664. Vgl. Jörn 2007, S. 135. 3 Franz Horn (1620–1682): erhielt 1670 die Schlosshauptmannschaft als Regierungsamt. Vgl. Backhaus 1969, S. 217. 4 Hermann von Wolfrath (1629–1684): Regierungsrat in Schwedisch-Pommern. Vgl. Droste 2006, S. 414. Backhaus 1969, S. 78f. 5 Joachim Rüdiger von Owstien (1634–1698): Assessor am Tribunal in Wismar. Vgl. Backhaus 1969, S. 78. Lange 1898, S. 337. Mohnhaupt 2003, S. 219–236. 6 Johann von Faltzburg (1609–1681): pommerscher Regierungsrat. Vgl. Backhaus 2003. Jörn 2007, S. 135. Lange 1898, S. 99. 7 Joachim Albrecht von Maltzan (1611–1676): seit 1662 ritterschaftlicher Landrat und Landmarschall, seit 1668 auch Prälat des Camminer Kapitels. Vgl. Backhaus 1969, S. 113. 8 Felix Podewils (1611–1686): Landrat der pommerschen Ritterschaft. Vgl. Backhaus 1969, S. 116. Lange 1898, S. 247. 9 Wilke von Bergelas auf Teschevitz († 1679): seit 1664 Landvogt auf Rügen und seit 1669 auch Landrat der Ritterschaft in Pommern. Vgl. Backhaus 1969, S. 116. Lange 1898, S. 22. 10 Friedrich Georg von Schwerin (1636–1698): Landrat der pommerschen Ritterschaft. Vgl. Gollmert/Schwerin/Schwerin 1878, S. 64f. 11 Caspar Heiden (1673). 12 Philipp Marten Norman (genannt 1633/1663). Vgl. Bentzien 1958, S. 176. 13 Jochim Christoph Behr († 1707): Distriktionsdeputierter der pommerschen Ritterschaft. Vgl. Backhaus 1969, S. 304. Haselberg 1881, S. 52. 14 Hans Alexander von Normann (1673/1689): pommerscher Regierungsrat. In der Vormundschaftszeit Deputierter des Distrikts Wolgast. Vgl. Backhaus 1969, S. 120. 15 Hans Ernst Lepel (1617–1688): schwedischer Hofmeister. Vgl. Hansert/Lepel 2008, S. 80. 16 Hans Christoph Blixen (1636–1719/20): schwedischpommerscher Landrat. Vgl. Schleinert 2008, S. 13. 17 Gemeint ist wohl Henning Veith († 1680): Stralsunder Ratsherr (1632–1655) und später Bürgermeister (1655–1680) von Stralsund. Vgl. Bentzien 1958, S. 177. 18 Arnold Schlichterkrull (1642–1695): Jurist, seit 1672 Syndicus in Greifswald. Vgl. Lange 1898, S. 295. Pyl 1896, S. 185. 19 Lorenz Hermanson (1673): Anklamer Ratsverwandter und Ratsherr. Vgl. Backhaus 1969, S. 136, S. 305. 20 Michael Graß (etwa 1613–1689): Advokat und Bürgermeister von Wolgast. Vgl. Lange 1898, S. 122. Heller 1829, S. 56. 1

Die Steuerfreiheit der akademischen Häuser (1676)

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33. 1676 Dezember 8, Stralsund Vergleich zwischen Universität und Stadt über die Steuerfreiheit der akademischen Häuser B1 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat R 229, fol. 10r– 15v, 3 Bogen; Format 338x202 mm. B2 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat R 238, fol. 157r– 168r, 6 Bogen; Format 323x200 mm. B3 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 438, unfoliiert, 8 Blatt; Format 314x200 mm. B4 – Rigsarkivet København, Sign. RAK 274 Tyske Kancelli Indenrigske Afdeling, B 215, 8 Bogen, Seite 1–31 mit Text; Format 201x325 mm. B5 – Rigsarkivet København, Sign. RAK 877 – Det pommerske guvernement, Nr. 3, 10 Bogen, Seite 1–35 mit Text; Format 322x202 mm. B6 – Landesarchiv Greifswald, Sign LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 121r–130v, 10 Blatt; Format 337x200 mm. B7 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 110, unfoliiert, 6 Bogen, S. 1, 3–23 mit Text; Format 335x206 mm. B’8 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 150, fol. 45–52 (Teilabschrift), 4 Bogen, S. 1 und S. 3–16 mit Text; Format 338x206 mm. B9 – Rigsarkivet København, Sign. RAK 574 – Regeringskancelliet i Stralsund, Nr. 139, 5 Bogen, Seite 1–16 mit Text; Format 327x209 mm. B10 – Stadtarchiv Greifswald, Sign. StAG Rep. 5 Nr. 7281, unfoliiert, 4 Bogen; Format 326x202mm. B11 – Stadtarchiv Stralsund, Sign. StAS Rep. HS 0903, fol. 197r–209r, 13 Blatt; Format 325x191 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 903–908. Unmittelbarer Anlass für den Vergleich von Stadt und Universität über die Streitpunkte, die seit dem Ende des Dreißigjährigen Krieges mit erneuter Hartnäckigkeit gepflegt wurden, war die Belegung von durch Akademiker bewohnten Bürgerhäusern mit Einquartierungen im Zuge des Brandenburgischen Krieges und der Niederlage der schwedischen Truppen bei Fehrbellin 1675. Die Universität klagte vor der Königlichen Regierung, die eine Kommission zur näheren Untersuchung

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Die Steuerfreiheit der akademischen Häuser (1676)

einsetze.1 Im Verlauf der Verhandlungen erwies sich, dass sowohl die königliche Regierung als auch die Militärbefehlshaber bereit waren, das Steuerfreiheitsprivileg der Universität den aktuellen Notwendigkeiten zu opfern. In dem ausgehandelten Vergleich musste die Universität auf Druck der Regierung zahlreiche Zugeständnisse machen. Es wurde nun vereinbart, dass Universitätsverwandte ein Zehntel der ihnen zufallenden Ehegelder oder Erbgefälle der Stadt zu erlegen hätten. Außerdem sollten Universitätsverwandte und deren Untergebene, mit Ausnahme der Exerzitienmeister, Buchdrucker und akademischen Handwerker, wenn sie in Kriegszeiten Bürgerhäuser bewohnten, von Kriegssteuern befreit sein. Das gleiche galt natürlich für genau bezeichnete akademische Häuser. Im übrigen sollten Universitätsangehörige, mit Ausnahme der Exerzitienmeister und Handwerker, wenn sie Bürgerhäuser bewohnten, aber jährlich 8 Reichstaler Steuer zahlen.2 Die geforderte königliche Bestätigung dieses Vergleichs ist erst 1702 im Zuge der Visitation erfolgt. Der Vergleich stellte für die folgenden Jahrzehnte die wichtigste Referenz bei allen diesbezüglichen Streitfragen zwischen Stadt und Universität dar und galt selbst nach 1815 noch als „Grundgesetz“ über die Freiheit der Universität von kommunalen Lasten.3 Die abschriftliche Überlieferung des Textes gliedert sich in drei Provenienzen. B1 bis B8 gehen auf die ehemals bei der Universität verwahrte Ausfertigung zurück. B9 und B10 sind aus dem Archiv des Greifswalder Magistrats gefertigt, während B11 eventuell einer Textüberlieferung zuzuweisen ist, die auf die in Stralsund geführten Verhandlungen zurückgeht. Textgrundlage für die Edition ist B1. Textabweichungen waren gegenüber B8 und B10 zu beobachten. Sie werden im Apparat wiedergegeben. B1 weist eine ältere Paginierung (57–68) sowie eine Faszikelnummer (138) auf. Das Dokument trägt die Überschrift: Vergleich zwischen der universitet und dem rahte in puncto der contributionum de 8. Decembris 1676. An die Abschrift des Vertrages schließt sich die königliche Bestätigung Karls XII. von 1702 an. B10 trägt die später hinzugefügte Überschrift Vergleich zwischen der universitet und der stadt Greifswald wegen exemtion der academischen hauser von allen kriegs-oneribus und recognition der in stadt hausern wohnenden academie. Auch hier ist die königliche Bestätigung von 1702 angefügt. In B11 und D findet sich die von allen anderen Textüberlieferungen abweichende Datierung auf den 8. November. In B10 wurde die Datierung nachträglich von Dezember auf November verbessert. Für die Edition wurde die von den älteren Abschriften gestützte Datierung auf den 8. Dezember 1676 verwendet.

Zu wißen sey itzigen und künfftigen. Nachdehm neben übrigen ständen, communen und sämbtlichen landes eingeseßenen, Bürgermeister und raht der stadt Greiffswaldt sich wegen der das hertzogthumb Vorpommern königlichen antheilß zu verschiedenen mahlen hart und schwer

Zum Hergang vgl. Balthasar 1750, S. 59–66. 2 Eingebettet in die Gesamtentwicklung der akademischen Steuerfreiheit bei Balthasar 1740, S. 939–951, besonders S. 943. 3 Vgl. Kiel 2001, S. 87 (mit weiterführenden Quellen). Schönrock 2006, S. 25ff.

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Die Steuerfreiheit der akademischen Häuser (1676)

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betroffener kriegsa total ruin sich höchlich beklaget, und daß daher rührende abnehmen ihrer stadt bourse und intraden neben der augenscheinlichen depauperirung des mehrentheilß ihrer bürgerschafft, und daß ihn solcher gestalt unmöglich fiele, ihrer stadt regiment in bißheriger ordnung zu führen und zu erhalten, gar bewegliche anzeige gethan. So seind auch dieselbe ferner bewogen worden, auff immer abzurichten,b welcher gestalt bey denen anitzo hart druckenden krieges-pressuren des ohrts zu einiger sublevation zu gelangen sein wolte und dabey ihr absehen auf der universität und einiger Professoren wie auch anderer deroselben angehöriger eigenthümlicher hauserc zu richten und zu begehren, daß dieselbe in praesenti belli et summae necessitatis casu mit beytretten und bey denen ad mutuamd defensionem universitatis et civitatis erfoderten und sich begebenden fürkommenheiten concurriren möchten instantissime urgiret. Darüber es dan auch dahin gerahten, das bey verspürrter verweigerung obgedachter universität glieder und angehöriger eine commissione des ohrts in diesem itzt lauffenden jahre veranlaßet und zum andern mahl repetiret worden, allendlich aber und da selbigef wegen harter opposition beyder theile nicht zu effectuiren vermocht, die königliche regierung zutretten und wie denen darauß entstandenen nicht geringeng mißverständnißen und contradictoriis abzuhelffen versuchen und übernehmen müßen. Und alß man an seiten der regierung baldt anfangs vermercket, daß damit incaminirter maßen bey itzigen turbulenten zeiten schwerlichen solches auskommen zu finden, dadurch der stadt Greiffswaldt sonderlich geholffen oder zu deroselben defension einige importante beytrettung zu veranlaßen, vielmehr, da kein theil sich seines rechtens oder gemachter und für sich habender praetensionen begeben wollen, es leichtlich, wo nicht in allen, doch in vielen und meisten puncten zu einiger weitleufftigen außführung und darauß erwachsenden rechts processus gelangen dürffte, welchem fürzukommen und die darauß entstehende weiterung zu verhüten, gleich wie nicht practicabile oder der regierung in diesenh zuständig, den weg rechtens abzuschneiden. Also hat hergegen dieselbe reiflich erwogen, daß sowohl bey lebezeiten der hochsehligen Landes Fürsten alß auch bey wehrender königlich schwedischen regierung in diesen landteni das werck allemahl dahin dirigiretj worden und auß gefallen, daß der universität glieder und angehörige zu dergleichen praestationen nicht würcklich gezogen, sondern damit übersehen geblieben, auch ferner gar woll betrachtet und befunden, daß solches a recidiven, und fast überall erfolgten B8, B10, D. b statt des letzten Wortes ablängliche mittel und wege ihre gedanken zu richten, B8, B10, D. c statt der letzten zwei Wörter Eigenthum D. d communem B10. e commistion B1. f statt der letzten zwei Wörter daßelbige B8. g die h i letzten zwei Wörter fehlen B10. die letzten zwei Wörter fehlen B8, B10. laudten B1. j derigiret B1.

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nichta ohne erhebliche große ursachen geschehen, indem männiglich bekandt, zu waß großen ruhm und nutzenb die academie alda fundiret und bey behalten worden, auch daß man sonderlich in ecclesiasticis et politicis wie auch denen fürkommenden consistorial verrichtungen der theologischen und juristen-facultät ohne gentzliche verkehrung des status publici provincialis nicht entrahten können, zu geschweigen des emolumenti, so gemeldte stadt und dero einwohner von den Professoribus und alda sich auffhalten studiosis in viele wege genießen und empfinden thäte. Bey solchen allen aber sehr schwer, ja unmöglich befunden worden, gemeldte academie, theilß wegen der Professorumc schlechter salarien theilß wegen des ihrem patrimoniald ambte Eldenaw nicht immerdar alß andern landes einwohnern zustoßender kriegs-beschwer und ruin in etwanigen standt zu conserviren, dafern deroselben nicht die bishero gegönnete oder wiederfahrene immunität ab oneribus bellicis verbleiben solte. Welches, wie es von beyden theilen auch also befunden, so hat man auch an seiten der königlichen regierung nicht ermangelt, auff fürschläge und mittel zu gedencken, wie dazu ohne abgang der stadt und übriger kräffte vermögens zu gelangen und durch ein dienliches und reales aequivalent zu erheben und von nun an zu introduciren sein möchte. Und ob man woll zu treffunde vereingung über angeregtes aequivalent verschiedene vorschläge theilß gethan theilß vernommen und darüber zu mehr mahlen geraume zeit consultiret, seyn doch über nachfolgende keine andere oder mehr für zureichend befunden, alß daß 1. Fürs erste keine heyraths-gelder oder güter, wie auch keine erbfälle auß der stadt gebiehte denn Professoribus,f noch andern der universität angehörigen zufließen und abgefolget werden sollen, es haben dan der sich verheyrathenden personen eltern, vormünder oder verwandte, wie auch die erbgebende oder -nehmende von denen unter der stadt jurisdiction und gebiethe habenden gühtern die decimas üblicherg und landtsittlicher weise entrichtet, wobey dan wegen der fürgekommener consideration und difficultäten kein unterscheidt inter dotem et paraphernalia gemachet werden können, sondern auff beyderleyh güther oder gelder, es bestehen solche in barschafften, nominibus, kleinodien, goldt und silber, leinen und bettgewandti oder andern kisten und kasten, geräthe gleicher maßen a die letzten zwölf Wörter am Rand nachgetragen B10. b des ganzen landes und der stadt Greifswald, B8, B10, D. c Provessorum B1. d datrimonial B1. e die letzten zwei Wörter fehlen B10. f Marginalie Professores müssen an die stadt die decimen bezahlen. g die letzten sieben Wörter am Rand nachgetragen B10. h statt der letzten zwei Wörter auch bey derley B8. i die letzten fünf Wörter am Rand nachgetragen B10.

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verstanden und extendiret werden müßen. Jedoch daß der universität verwandte bey sich etwa begebenden sterb- oder rückfällen unter der stadt gebiethe nicht mehr alß was maritus vel sponsa nach abzug der zehenden realiter empfangen, den eltern oder freundschafft restituiren oder wieder abfolgen laßen dörffen, desfalß dan solcher unter die universität kommender güther halber gute versehung zu gehöriger zeit zu thun, damit sowenig die dabey interessirende alß gemeine stadt verkürtzet oder unnötige weitleufftigkeit möge gemachet werden. Es werden jedoch die hochzeit unkosten, so nach denen approbirten stadtordnungen gemachet und auffgewandt worden, wie auch die brautkleidungen excipiret, alß von welchen beyden keine zehenden gefordert und entrichtet werden. Und ist zu wißen, daß bey vermittelung dieses punctsa a parte universitatisb viele dubia moviret und fürgebracht worden, alß welche sich wieder gemeinen gebrauch aller übrigen academien in Teutschlandt dazu zu verstehen und einzulaßen, ratione consequentiae et respectu successorum vielfältiges bedencken getragen. Nachdehm [aber zur erhaltung vorbedeuteter]c immunitat kein ander expedient oder aequivalent zu finden gewesen, man auch an seiten der regierung angemercket und berichtet worden, daß ein ansehnliches und großes capital in vorigen jahren biß hieher der stadt entzogen und der universität zugewandt, zum theill auch wohl gahr außerhalb landes und an frembde öhrter transferiret worden. So hat man auch viel fürträglicher und verantwortlicher befunden, vom dem gemeinen gebrauche und der interpraetum legum habenden meynung abzuweichen, alß zu verhängen, das Professores und universität häuser der so hochnöhtigen immunität in vorhergedachten krieges nöhten entsetzet und der stadt darneben ein so mercklicher und empfindlicher abgang ihrer mittel zu treibung des gewerbs und nahrung zugefüget und der gestalt dem publico cum singulorum emolumento geschadet, allendlich aber beyder theile grundtgang befodert werde. Möchte es sich auch begeben und ohne praejuditz der stadt geschehen können, daß ein oder ander stadt einwohner mit alle dem seinigen an beweglichen gütern unter der universität jurisdiction in oder außerhalb der stadt sich begeben und niederlaßen solte, entrichtet derselbe davon, und soweit es der stadt angehörig oder dero jurisdiction unter worffen gewesen, gleichergestalt wie in obberihrten fällen die gewöhnliche zehenden.

a

gestrichen D.

b universitätis

B1.

c ergänzt

nach B8, B10, D.

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Die Steuerfreiheit der akademischen Häuser (1676)

2. Hiernegst und fürs ander hat man mit beyder theile einmütigen zustimmen beliebet, das sämbtliche Professores zusambt deroselben wittben, so lange solche unverheyrathet bleiben, neben dem Secretario und Structuario oder Procuratore und beyden Famulis universitatis et consistorii ohne unterscheidt, es wohnen dieselbe in universität oder stadt häusern, vona den oneribus personalibus tempore belli obvenientibus befreyet sein und verbleiben. So habe sich auch der Thypographus und Öcconomus, imgleichen die Exercitien-Meyster als bereite[r]b Fechtmeister, Sprachmeister und Tantzmeister, wie auch der Buchbinder, Maur- und Zimmer-meister, wenn sie in universität häusern sich befinden, solcher freyheit zugenießen. Wann aber dieselbe bürger häuserc bewohnen, versehen sie in kriges nöhten neben der bürgerschafft zug undd wacht,e tretten auch denenselben gleich bey fürfallenden wall- und fortificationsbau wie nicht minder bey dem auffeisen in solcher zeit mit zu, damit der stadt gemeine defension desto beßer befodert werden möge. Da entgegen wirdt gedachten Maur- und Zimmer-meisterf concediret, bey den bürger in der stadt ohne hinderung und eindrang übriger zunfft genoßen, zu arbeiten, alß desfalß sie sich mit der cammerey einer erträglichen jährlichen recognition zu vergleichen haben. Es haben aber sämbtliche Professores und andere der universität angehorige, auff beschehenes zu reden für nötig erkandt und freywillig angenommen, bey sich eräugenden brandt und feur-schaden, so der höchste jederzeit in gnaden verhüten und abwenden wolle, getreulich zu assistiren, und zu solchem behuff sich mit ledernen waßer eimern und andern dienlichen instrumenten zu versehen. Wohingegen auch die bürger und stadt einwohner den universität verwandten auffs beste als möglich in solchen fällen bey zu tretten sich ultro erbothen und verpflichtet haben, weilen es billig und recht, das man gemeiner gefahr mit gesambter hand fürkomme und größern schaden verhüthe. Nicht minder laßen Professores geschehen, daß die auß ihrem patrimonial ambte Eldenow zu solcher zeit eingeflüchtete unterthanen und bediente, gleich den stadt angehörigen, bey den schaarwachten und andern fürkommenden verrichtungen gebrauchet, selbigen auch durch die dazu verordnete angesaget werde, wollen auch, so viel an ihnen ist beschaffen, daß sie darunter ohnweigerlich folge leisten.

die letzten 24 Wörter unterstrichen. b nach B8 ergänzt. c die letzten sechs Wörter unterstrichen. d statt der letzten zwei Wörter zugleich die B10. e die letzten drei Wörter gestrichen; statt der letzten drei Wörter hut und tracht D. f mann D. a

Die Steuerfreiheit der akademischen Häuser (1676)

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3. Wan auch fürs dritte ratione onerum realium tempore belli praestandorum eina mercklicher unterscheidt zwischen der universität-kirchen und stadthäusern, so von Professoribus, deren wittwen oder andern der universität angehörigen bewohnet werden, sich befunden, die stadt auch darin fundiret zu seyn, zugestanden werden müßen, das, obgleich Professores einerley recht und freyheit haben, dennoch principes und deren successores etiam ex summa potestatis plenitudine an diesen ohrten nicht für zulaßig noch billig erachtet, die von denselben bewohnete bürger häuser, es geschehe solches durch erb-recht, miethen oder auff andere weise ex catastro civitatis zu eximiren oder deroselben onus andern in selbiger commune auff zu bürden und beyzulegen. Noch weniger aber können Professores tam ordinarii quam extraordinarii, wie in vorigen jahren, da diese letz gemeldte öffters in ziemlicher anzahl et supra numerum conventum verhanden gewesen, geschehen, ihnen solch ius exemptionis propriab auctoritate tribuiren, sondern es wird princeps und patronus für billig erkennen, zu erhaltung durchgehender gleichheit, entweder zu erbauung benötigter professoren-häuser auff denen der academie zustehenden wüsten plätzen oder aber durch verschaffung der dafür billig befundener praestation, mittel zu verordnen. Immaßen den deputati civitatis auff fleißige unterhandelung es dahin kommen laßen, das, wan von einemc solchen stadthause nach anleitung des also genandten stettinschen vertrages de anno 1612, järhlich so wohl in friedens alß krieges zeiten, eine gewiße recognition zu der stadt bourse abgestattet wirdt, sie weiter in futurum nichts praetendiren wollen.d Und ist solchemnach dieselbe annuatim vor jedem hause oder vollem erbe auff 8 reichsthaler auff Johannise zu bezahlen, behandelt und verglichen worden, welche das concilium academicum jährlich beyschaffen und senatui auff bemeldte zeit ingesambt extradiren laßen und dergestalt verhüten, daß sich derselbe bey der königlichen landes regierung über fürgehenden verzug nicht beschweren und bey derselben die leistung des versprochenen suchen und urgiren müste, alß welche auff solchen fall den effect oder die zahlung zu beschaffen verbunden ist. Und wie es des Secretarii und anderer imf vorhergehenden § benandter universitätsangehöriger halber, ratione onerum realium tempore belli praestandorum, dahin verabredet, daß dieselbe alle und jede, wenn sie in universität häusern wohnen, des zur wiedergebungg beliebten aequivalents mit zu genießen und zu erfreuen haben. Also ist es auff den fall, da offt beregte b fehlt D. c die letzten 15 Wörter die letzten sieben Wörter unterstrichen. d e wolten D. die letzten 16 Wörter unterstrichen, Randbemerkung nota bene. unterstrichen. f die letzten acht Wörter unterstrichen. g wiedervergeltung B10. a

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der universität angehörige zum theill oder ingesambt sich in bürger hausern zu erb oder mieth recht befindena solten, dahin zu verstehen, daß der Secretarius, Procurator und beyde Famuli universitatis et consistorii nicht minder alß Professores oder dero selben wittwen nach unterscheidt und qualität der bewohnenden häuser zur jährlichen recognition verstattet werden und solcher gestalt alle fürkommende onera bellica zu redimiren vermögen. Alle übrige in vorhergehenden § mentionirte der universität angehörige aber, wen sie in bürger hausern wohnen, mögen zu viel berührter recognition nicht verstattet werden, sondern es müßen dieselbe von denen hausern, so sie zu erb oder mieth recht inne haben, gleich andern bürger häusern abgeführet und entrichtet werden.b Gestalt den niemandt, so woll von Professoribus und deren wittwen, alß übrigen universitäts-bedienten und angehörigen berechtiget ist, ein bürger hauß, sub quocunque praetextu es auch immer geschehen möge, durch mieth oder andern contract zu handeln, alß daß davon der eigenthümer die tempore pacis et belli fürkommende stadt onera, seinen nachbarn gleich, bey sich behalten und abtragen müßen. 4. Damit aber fürs vierdte aller zweiffel der hauser halber,c welche der universität eigenthümlich zugehören, oder worüber annoch mißverstandt und streit ist, respective benommen oder benachrichtiget seyn möge, ist desfalß die allhie von beyden theilen gemachte und übergebene designation formaliter beygerückt, woraus dieselbe alle und jede zu befinden, auch zu gleich erhellen thut, welche heuser nunc vel in futuram von Professoren, deren wittwen und andern der universität angehörigen bewohnet oder aber der stadt zugehören und in deren catastro mit begreiffen. An universität hausern sind außerhalb dem collegio Ernestinod und darin begriffener 2 Professoren wohnungen dem Schwartzen Kloster und darauff stehenden gebäuden das General Superintendenten hauß, oder vulgo decaney, alß welche ingesambt, nicht anders als aedificia publica, in usum et commodum totius provinciae destinata, mögen angesehen werden. 1. Domus ordinarii oder primarii Professoris iuris,1 itzo Herr Doctor Pommereschen.2 2. Domus secundi Professoris iuris auff dem Papen a

die letzten fünf Wörter unterstrichen. B1. d Einestino B1.

b sondern

es müßen dieselbe von denen häusern B8.

c habber 1 Vgl.

Schönrock 2006, S. 33f. 2 Johann Pommeresche (1624–1689): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 257.

Die Steuerfreiheit der akademischen Häuser (1676)

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Straße Ohrte, worin itzo Herr Doctor Helwig1 zur miethe wohnet.2 3. Domus tertii Professoris iuris gegen St. Nicolai thurmb bey Doctor Heunen3 wittwen. Itzo wohnet der Pedel Horstmana 4 darin.5 Professores in facultate medica: des primarii Professores medicinae hauß nahe bey Herrn Doctor Helwigen hauß in der Pferde Käuffer Gaße beym Papen Ohrte.6 Herr Doctor Mascowii7 hauß, woselbst hiebevor schola iuridica gestanden, worauff cum consensu principis gegen eine recognition cum plenaria immunitate sein großvater gebauet, wie solches universitas zu beweisen angenommen. Des Structuarii hauß, so hiebevor die papen collatio8 genennet.9 Des Buchdruckers hauß, bey des ordinarii hause belegen.10 Herrn Doctor Gerdessen11 und das also genandte Riegmans anitzo Herrn Doctor Pommereschen hauß sind beyde außgesetzet zu gütlicher vergleichung oder rechtlicher entscheidung, weil darüber contradiction entstanden, benötigte documenta aber zu verificirung des ein und des andern nicht verhanden gewesen. Alle übrige von Professoren und deren wittwen bewohnte häuser seind entweder kirchen oder stadt häuser, und derowegen überflüßig erachtet hiebey zu rücken, sondern es werdenb dieselbe in statu quo gelaßen. 5. Alß sich auch fürs fünffte bey dieser handelung herfürgethan, daß a parte senatus wieder einige Professores und universität verwandte ratione decimarum und anderer residicorum halber actio erhoben und annoch für gerichte schweben, auch mitlerzeit mit dem Professore extraordinario licentiato Caroccio,12 der ex testamento sehligen Magister Garbrechts13 statt der letzten zwei Wörter Porstman B8. nachgetragen B10.

a

1 Christoph

b die

letzten sechs Wörter über der Zeile

Helwig sen. (1642–1690): Professor an der Medizinischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 267. 2 Vgl. Balthasar 1750, S. 23–28. Schönrock 2006, S. 16, S. 21. 3 Johannes Heune (1603–1672): Professor an der Medizinischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 258. 4 Christoph Horstmann († 1686): seit 1666 famulus publicus und Depositor, vgl. Friedländer II/1894, S. 173, S. 145. 5 Vgl. Balthasar 1750, S. 28–32. Schönrock 2006, S. 16. 6 Vgl. Balthasar 1750, S. 32f. Schönrock 2006, S. 14f. 7 Petrus von Maskow (1634–1719): seit 1666 Substitut für David Mevius, seit 1668 Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 266. 8 Vgl. Schönrock 2006, S. 18f. 9 Vgl. Balthasar 1750, S. 36f. 10 Vgl. Balthasar 1750, S. 37f. 11 Friedrich Gerdes (1634– 1695): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 266. 12 Alexander Caroc (1643–1711): außerordentlicher Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 267. 13 Petrus Garbrecht († zw. 1673–1676): außerordentlicher Professor an der Philosophischen Fakultät, 1669 wegen schlechten Betragens abgesetzt und des Landes verwiesen. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 268.

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Statuten der Societas Germanica (1678)

wittwen hinterlaßener haeredität halber, wegen der decimen ansprache geschehen, so hatte man auch gerne gesehen, dieselbe alle und jede durch gütlichen vergleich abzuthun. Wan aber theilß Professores dazu selber nicht incliniret, sondern ihr recht auß zu führen gewilliget zu seyn, der königlichen regierung notificiret haben, so hat man auch solche in lite schwebende sachen zu rechtlicher außführung müßen außgestellet sein laßen und hiebey keinem theil praejudiciren mögen, dieses aber per expressum reserviret, daß auß diesem transact kein behelff oder ursache genommen werden solle, einigen, womit die stadt in lite oder würckliche ansprache nicht begriffen, denselbigen zu moviren. 6. Und weilen fürs sechste bey dieser handelung die intention allerseits dahingegangen, daß darauß eine in perpetuum bestehende und kräfftige transaction erfolgen und in diesen landen bey fürkommenden fällen observiret auch ohne contradiction und schmälerung für anitzo alß ins künfftige verbleiben und observireta werden soll, so ist notig erachtet, darüber Ihr Königliche Majestät unsers allergnädigsten Köniegs und Herrn confirmation einzuhohlen. Gestalt dan beyde theile deswegen allerunterthänigste ansuchung thun, auch hiernegst bey fürgehenden landtagen gesambten ständen und landesb gliedern kundt zu machen, damit es überall so vielmehr ein ohnzweiffentliches und communi provincialium placito approbirtes werck sein möge. Zu mehrer bekräfftigung und bestattung vorhergehenden alles ist dieser recess nach eingeholeter beyder theile erinnerungenc mit der königlichen regierung insiegel und unterschrifft bestärcket und davon einem jeden ein exemplar außgehändiget worden.d Geschehen Stralsundt, den 8. Decembris 1676. 34. 1678 April 6, [Greifswald] Statuten der Societas Germanica A’ – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 133r–140v, 4 Bogen, Seite 1–16 mit Text; Format 205x165 mm. die letzten 13 Wörter am Rand nachgetragen B10. b die letzten vier Wörter am Rand nachgetragen B10. c hier endet B8. d die letzten acht Wörter am Rand nachgetragen B10.

a

Statuten der Societas Germanica (1678)

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D – Otto Heinemann, Studentische Verbindungen in Greifswald bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, in: Baltische Studien N. F. 10 (1906), S. 111–117. Nachdem die Societas Germanica (vgl. Nr. 6) 1662 verboten worden war (vgl. Nr. 20, Nr. 21), scheint die landsmannschaftliche Verbindung noch einige Zeit aufrecht erhalten worden zu sein. Das Fragment des Nationenbuches führt noch für das Jahr 1665 einen Kassenverwalter auf.1 Die Tradition der Societas ist wohl durch die Chorgemeinschaft an St. Nikolai fortgesetzt worden. Bereits 1665 gibt es Hinweise, dass sich die Studenten wieder Statuten gegeben haben und ab diesem Jahr finden sich auch wieder Eintragungen von Junioren in dem seit 1661 nicht mehr genutzten Chorbuch.2 Erst 1674 wurde die Chorgemeinschaft, wie sie seit 1652 bestanden hatte, neu begründet und im gleichen Jahr tritt eine universa studiosorum Gryphicorum societas in Erscheinung.3 Trotz des weiterhin bestehenden Verbotes der Verbindungen, das auch in den leges studiosorum formuliert war (vgl. Nr. 29, §3) konnte die Societas sich 1678 neue Statuten geben. Über das weitere Schicksal der Verbindung schweigen die Quellen.4 A’ befindet sich in einer Sammelhandschrift aus dem Nachlass Augustin von Balthasars, die sich ehemals in der Bibliothek des Wismarer Tribunals und späteren Greifswalder Oberappellationsgerichtes befand und von dort in das Staatsarchiv Stettin bzw. das Landesarchiv Greifswald gelangte.5 Heinemann hält die Handschrift für die Ausfertigung, an der im Laufe der Zeit Änderungen und Streichungen von anderer Hand vorgenommen wurden. Allerdings scheint die Art der Ergänzungen und Korrekturen, auch die Hand, von der sie ausgeführt werden, eher auf ein Konzept hinzudeuten.

1678 Placita Societatis Germanicae in alma Gryphica. Hilf lieber Gott Quartus nunc annus volvitur, clarissimi et pereximii domini commilitones, quo primum hostilium armorum strepitus et clangor patriae nostrae quietem interpellavit.6 Prima tormentorum fulmina et bombardarum ob loci distantiam tenue murmur quid aliuda nuntiabant, quam imbrem quassatis veluti nubibus cum impetu erupturum? Nec fides abfuit auspicio. Etenim quam paucis, proh dolor! interiectis diebus hoc dulce patriae solum hostis a

danach gestrichen ali.

1 Stadtarchiv Greifswald, StAG Rep. 5 Nr. 7282, fol. 4r. 2 Vgl. Alvermann 2006a, S. 231f. 3 Vgl. Alvermann 2006a, S. 233. 4 Vgl. Heinemann 1906, S. 94. 5 Vgl. Heinemann 1906, S. 90 (mit Anm. 4), S. 79 (mit Anm. 5). 6 Hier wird auf die Besetzung Schwedisch-Pommerns durch den brandenburgischen Kurfürsten Friedrich Wilhelm im Jahre 1675 Bezug genommen.

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Statuten der Societas Germanica (1678)

inundavit, non secus ac flumen hactenus certo limite coercitum obruptis repagulis absorbet terram. Varia hinc inde domuum, villarum, urbium incendia et flammarum e longinquo micantia volumina, quid nobis minitabantur aliud, quam instans et mox secuturuma exitium? An ipso limine mortis haesisse nos omnes, quis vestrum inficias ibit? Ast refrenavitb furorem hostium divina potestas et nostri Suecorumque clementissimi regis adversae hostiumque prosperae fortunae praefixit terminum. Ad hoc usque temporis momentum (quod tamen soli deo ter optimo maximo acceptum ferimus) tormenta hostilia nostra non libarunt moenia nec flammam et ignem eructantes globi everterunt Gryphicas sedes. Nuperam in Rugia victoriam, quam patriae nostrae praesidium deus celsissimo heroi domino, domino nostro Königsmark, obtulit strenae loco eoque magis gloriosam, quo minus pulvere et sanguine respersa fuit, testem habemus et gratiae nunc reducis certissimum pignus. Sic inter ipsos bellorum fluctus hanc nostram academiam, hoc litterarum sacrarium et Pomeraniae maximum decus texit divina manus, sustinuit, firmavit. Veneranda dominorum professorum capita, solidas virtutum omnium et status nostri columnas non subduxit alias ruiturae felicitati. Nostram quod attinet societatem, honoratissimi domini commilitones, modica sane iactura fuit eorum, quos belli metus studiumque visendi exteras terras hinc abstulit. Tantum abest, orba fuerit haec artium mater Gryphica nostra, ut potius novam subinde progeniem et propriam non minus quam exteram subolem alat. Habeant licet dies suos non litterae tantum, sed et mores et linguae definiantur suis temporibus et, quod amplius est, regna ipsa et civitates non effugiant mortalitatem, nostra tamen Gryphica (quantum iniuria temporis patitur) floret. Nondum exaruit penitus ingeniorum fertilitas et surgunt quotidie virgulta, quae decidentium truncorum dignitatem sustineant. Quemadmodum vero in arboribus rami nascentes obsequuntur agricolae, cuius ductu vel in altum enituntur vel ad terram proni deflectunt, ita iuvenum animi exemplo et institutis maiorum velut manu fingi possunt certa et in secuturam aetatem mansura imagine. Nihil flammam fidelius nutrit quam favillae frigida moles nec Sirenes auribus melius imponunt, quam cum prima suavitate inexpertas demulcent. Sic adolescentiae cupiditates, quae velut suppresso aëre ardentius inter tam cruda praeceptorum imperia vixerunt, posteaquam ab illis claustris in libertatem altioris disciplinae successerunt, insolentius plerumque effervescunt et primis illecebris voluptatum, velut inauditis Sirenibus non satis fortiter repugnant. Hinc maiorum contemptus et inter ipsos odia discordiaeque. Ubi vero honor exsulat et concordia, ibi submoto velut obice vitia irruunt et pedem figunt. De ipsa militia, quam exercere dicuntur, qui in castris musarum stipendia a

sequuturum.

b refraenavit.

Statuten der Societas Germanica (1678)

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merentur, exemplum sumamus: Quam facile dilabitur exercitus tot saepe ex provinciarum et civitatum robore conglobatus, nisi mutua iustitia animorumque concordia contineatur? Marcescit illico virtus et diffluunt vires, cum premitur honestas et silent leges. Nec tamen interea illa honestatis conspiratio, quicquam contra principem eiusque vicarios machinatur, quin potius bellicae fortunae et voto ducis famulatur tamque praeclaris bigis, legis nimirum et spontaneae virtutis, summa felicitas maturatur. Ita et nos, domini commilitones, qui ex variis locorum culturis confluximus in nobile hoc litterarum emporium, nullatenus feliciter musarum votis operamur, sed multo magis parentes domi genium suum nostri amore non raro defraudantes vana spe lactamus, si humanitatis obliti ruperimus illud vinculum, quo animorum promptitudo combinatur. Neque hoc magistratui nostro debitum obsequium aut legum academicarum vigorem destruit, quin potius tale honestatis contubernium ipsi assurgit cum omni oboedientiae et affectuum oblatione. Quis enim umquam dubitabit, quaeso, hanc demum esse felicem rem publicam, in qua subditi virtutem sponte sua rimantur et mutuo quasi concentu legum ac iustitiae harmoniam absolvunt? Hac via tendimus ad asylum concordiae spesque nos pulcherrima fovet fore, ut tantum hic valeant boni mores, quantum alibi bonae leges. Medeamur itaque adversitatum casibus omnemque ansam praecidamus impiorum machinis, fatali astui et diffidentiae. Sit nobis una mens et unus in uno corpore spiritus, quem nutriat virtus, honestas et concordia! Ad hanc vero ducent nos sequentia praecepta: I. De senioribus 1 Senioribus pro iure omnis societatis, tum etiam naturae instinctu honor et reverentia debetur ab illis, qui tam in hac, quam qui in aliis academiis sunt initiati.a 2 Ius convocandi totam societatem penes seniorem sit, non penes alium. 3b Quod si tamen reliquo corpori cum ipsis senioribus controversia eaque non levis, sed ardua sit vel si iudicium ferendum de eo, qui sanguinis nexu ipsi coniunctus est, liceat ei, quem longior aetas iuniorum numero exemit, danach gestrichen Cavendum tamen, ne seniores hac sua auctoritate abutantur. b nachträglich als eigenständiger Artikel gekennzeichnet und folgende Artikel entsprechend nummeriert.

a

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Statuten der Societas Germanica (1678)

conventum indicere. Absque hac vero et similia urgentissima causa, si quis illud temptaverit, totius societatis arbitrio temeritas eius coerceatur. 4 Seniores oportet esse duos, quorum alter (si habile aliquod subiectum adsit nec alia gravis causa impediat) extraneus esse debet, alter patricius, parique gaudeant auctoritate ita tamen, ut alternis mensibus unus directorium habeat. 5 Negotia causasque levioris momenti ipsi seniores decidere possunt, assumptis in consilium duobus, qui reliquos auctoritate et prudentia antecellunt. Quodsi vero maioris ponderis res sit in eaque totius societatis interesse versetur, ab omnibus approbari debet, quod omnes tangit. 6 In publicis conventibus ipse senior proponere debet, quicquid in consultationem venit, ipseque omnium primus votum suum exponet. 7 Si quid in publicis conventibus statuerint seniores, itab ratum habeant reliqui, sic ipsorum vota non adversentur legibus academiae aut publicae honestati aut commodis nostrae societatis. 8d Licebite tamen modeste contravenire sententiae senioris, ne votorum restringatur libertas. 9 Senior solus habebit matriculam in eaque studiosorum omnium nomina fideliter et curiose notabit. 10f Profecto vero seniore, collegae vel socio matriculam dabit, ne itinere privato interrumpatur publica utilitas. 11 Senior ipse probus et honestus sit ceterisque exemplo suo et moribus praefulgeat necesse est; ceteroquin ut indignus hoc munere removeri debet.

die letzten zwei Wörter über der Zeile nachgetragen. b über der Zeile nachgetragen. der Zeile, darunter gestrichen dummodo. d nachträglich als eigenständiger Artikel gekennzeichnet und folgende Artikel entsprechend nummeriert. e verbessert aus liceat. f nachträglich als eigenständiger Artikel gekennzeichnet und folgende Artikel entsprechend nummeriert. a

c über

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12 Si seniorum aliquis decesserit vel locum mutaverit, intra bimestre spatium alius constituendus erit. 13a Potestas autem constituendi resideat penes totum collegium, nominandi penes seniorem. 14 Poterit tamen et nominatus, si displiceat eius persona, reici, aliusque a seniore nominandus est vel, quod optimum est, duos eosque honestissimos et prudentissimos societati nominabit eique liberam electionem concedet. 15 Ne autem seniores cum proprio sortis, temporis studiorumque dispendio publice vigilasse videantur et beneficia sua ipsis damnosa sint, pro tempore gestati muneris gratitudinem et benevolentiam suam societas oblatob libro modici valoris testabitur.c II. De studiosis Cum isti, qui primitus academias salutant, soleant nonnumquam mucosos mores alere, quos etiam non clanculum, sed publice exercere conantur, quando quasi emancipati luxuriantur, debacchantur et non nisi effusam vitiorum licentiam ostentant, soleant quoque eo interdum dementiae prolabi, ut nec senioribus assurgant nec ulli honorato signa modestiae et humanitatis exhibeant, igitur, si velint nobiscum degere et nostri sodalicii iura participare, severioribus repagulis coerceant et deponant effrenamd licentiam.e Honesta et gravis sit nostra familiaritas, non trivialis. Idcirco isti meliorum morum candidati haec diligentissime advertant: 1 In ordinem nostrum qui vult recipi et iura societatis impetrare, alterutrum seniorum adire et desideria sua profiteri debet. 2 Honeste quilibet famam et dignitatem nominis studiosi tueatur.

nachträglich als eigenständiger Artikel gekennzeichnet und folgende Artikel entsprechend nummeriert. b über der Zeile, darunter gestrichen cum. c davor gestrichen offeret. d effroenam. e davor gestrichen inhonestam, das zusammen mit den letzten zwei Wörtern über der Zeile ergänzt wurde, darunter gestrichen puerilem rusticitatem.

a

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Statuten der Societas Germanica (1678)

3a Qui autem comissando vel plebeia conversatione et familiaritate maculaverit vel alio exsecrabili dedecore hunc ordinem conspurcaverit nec admonitus abstinuerit, exesto. 4 Quilibet studiosorum toties compareat in area conventus et aede sacra ad deductionem funeris, quoties indicabitur; absens multabitur semi-floreno ita tamen, ut itineris, morbi vel alterius sonticae excusationis ratio habeatur. 5 Si quis ex publica causa citatus fuerit, compareat. Sin iterata citatione contumax fuerit, poena indicatur. 6b Caute tamen hic procendendum est, ne conspicuum aliquod membrum societatis temeraria citatione vel machinis et dolo ipsius citantis aliorumque dedecoretur et ita ex praepostero totum hoc honestatis contubernium dilabatur. 7 Si quis ad obeundum tractandumque aliquod honestum negotium a senioribus electus fuerit, operam suam non denegabit publicae utilitati. 8 Cum vero aequalitas optimum ad conservandam concordiam statusque firmandos adminiculum sit, nulli concedimus prae altero indebitamc praerogativam.d 9 Si quis modestiam exuerit et debitum honorem iis, quos maior aetas et virtus commendat, denegaverit, vindictam sperabit arbitrariam. 10 In publicis conventibus aetatis primae studiosi ne sua vota nimis maturent, sed prius seniorum iudicium et sensum audiant. Incivile enim et plane ridiculum esset, promiscuo ululatu quaerere societatis commodum.

nachträglich als eigenständiger Artikel gekennzeichnet und folgende Artikel entsprechend nummeriert. b nachträglich als eigenständiger Artikel gekennzeichnet und folgende Artikel entsprechend nummeriert. c über der Zeile nachgetragen. d danach gestrichen Quodsi autem ex virtute maiorum vel nobili stirpe quicquam (danach über der Zeile nachgetragen iusto maiores) sibi spiritus sumat, sit sibi solus Apollo et careat societate, quia se indignum aestimat. a

Statuten der Societas Germanica (1678)

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11 Quodsi vero seniores ordinem non observent nec quorumlibet suffragia exigant et tamen sententias ferre instituant, integrum erit cuivis studioso decenter monere, ut legum norma observetur. 12a Dein dinumeratis votis penes seniores erit, rationes ponderare et iudicare et manifeste saniora pluribus praeferre videntes, ne ullus favori odiove locus relinquatur. 13 Quicquid tandem conclusum et vel totius collegii vel communi partis maioris calculo approbatum fuerit, firmum habeatur et quasi ex uno ore prolatum. 14 Semel approbata causa, nisi admodum iniqua vel rigorosa sit, non facileb retractetur. 15 Si quis decreto collegii nostri temere se opponat et placita societatis contemnat, severiori poena coerceri debet sciatque ex nostro corpore ipsi patere viam. 16 Cum autem res arduae vix sustineri possint ab eo, cui tacere grave est, idcirco garrulitas cuiusque multabitur ea poena, quam senior dictavit. 17 Si quis uxorem duxerit vel officio a nobis seiunctus sit, non habebit ius standi in solio studiosorum, nisi ex liberali societatis indultu. III. De fisco Nulla societas absque aerarii praesidio diu consistere potest. Multa enim eroganda veniunt vel in honestatis symbolum vel necessitatis postulata vel debitam animorum testationem. Accidit nonnumquam, ut dominorum nostrorum professorum aliquis (quod tamen deus ter optimus maximus clementissime avertat) vel membrum nostrae societatis aut alius virtute non minus quam honore spectabilis e vita discedat, quos convenit iusto dolore prosequi eiusque testandi gratia carmen aliquod sub prelumc nachträglich als eigenständiger Artikel gekennzeichnet und folgende Artikel entsprechend nummeriert. b über der Zeile nachgetragen. c praelum.

a

182

Statuten der Societas Germanica (1678)

mittere. Modo in sublevationem pauperum, modo in necessitatem exsulum et cetera, modo alii sumptus postulantur a quotidiano honestatis et concordiae exercitio. Insanum autem esset, quotidie ostiatim pulsare crumenas studiosorum et, quod una via possumus, pluribus velle affectare. Tum enim nimis avide exuerentur suo argentario praesidio, qui adhuc in limine huius academiae sunt constituti, quibusve liberalior spiritus honestatem magis commendat, et reliqui, nuda velut nomina nostrae societatis, ex aliorum dispendio lucrum captarent. Ut igitur et huic rei medium adhibeamus: 1 Quilibet, qui antea sacris huius academiae non fuit initiatus, pro facultatum proportione assurgat nostro aerario, quod alias fiscum indigitamus. 2 Eorum nomina matriculae inscribi necesse est, ut constet, quis dederit quantumque largitus fuerit. 3 Quicquid nummorum exinde colligitur vel confertur ex multa pecuniaria illorum, qui placita nostra violant, sive quocumque alio titulo veniat, fisco fideliter adnumeretur et a fiscali custodiatur. 4 Constituantur duo fiscales, qui vel aetate vel vitae eruditionisque testimonio spectabiles sunt, fideles publicae pecuniae custodes, quorum alteruter patricius erit. 5 Quodsi vero seniores hoc muneris in se, non refragante collegio (cui utpote dandi, ita et revocandi potestas relicta), suscipere velint, eorum fidei tutissime credi potest ita tamen, uta penes illum sit fiscus, qui ex numero patriciorum electus fuit. 6b Quodsi vero alterius senioris, qui extraneus est, securior sit fides, ex arbitrio societatis pendebit, cui hoc muneris demandare velit. 7 Nulli studiosorum ne fiscali quidem vel seniori ex fisco aliquid commodetur, nisi ex consensu totius societatis et pretioso pignore cautum fuerit. Sin minus, in fiscales damnum redundabit.

a

danach gestrichen semper.

b Artikel

von anderer Hand am Rand nachgetragen.

Statuten der Societas Germanica (1678)

183

8 Si quid ex publica pecunia fiscalis clanculum subducat et dolo occultet, convictus triplum eius restituat. 9a Sin eo dementiae prolapsus fuerit, ut nondum reddita ratione sui ipsius furtum faciat, non sine nota infamiae abibit. 10 Si quid pauperibus elargiendum vel alii necessarii sumptus faciendi sint, fiscalis denuntiet convocatae societati, ex cuius honesto arbitrio summa determinabitur a fiscali solvenda. 11 Fiscalis ad reddendas rationes paratus sit, quandocumque societati placuerit. 12b Et tunc cum duobus vel altero seniorum duo aetate maiores deputari debent, qui acceptam cum erogata ab eo pecuniam fideliter scrutentur et, si doli suspicio adsit, societati denuntient. 13 Si quam pro crimine commisso multam indixerint seniores aut fiscales, cum suis defensionibus reus audiendus erit, qui, si convictus vel pertinaci silentio crimen confessus fuerit, ex arbitrio totius societatis plectetur. 14c Quodsi contumax fuerit, exeat societate, cuius auctoritatem contemnit. IV. De robore ac firmitate horum placitorum 1 Haec placita societatis nostrae et communis concordiae vincula erunt, quae violare vel abrogare eo magis iniquum ducimus, quo minus academiae nostrae legibus repugnant. 2 Casus tamen alii pro circumstantiae varietate si quando in futurum se offerant nec hisce ex legibus decidi possunt, singulari schedula vel ad marginem possunt notari, ne in infinitum excrescat hic liber et ita fiscus gravetur. nachträglich als eigenständiger Artikel gekennzeichnet und folgende Artikel entsprechend nummeriert. b nachträglich als eigenständiger Artikel gekennzeichnet und folc nachträglich als eigenständiger Artikel gender Artikel entsprechend nummeriert. gekennzeichnet. a

184

Resolution der Königlichen Regierung (1681)

3 Ne quis autem interea ignorantiam suam praetendat, cuilibet desideranti lectionem horum placitorum non denegabunt seniores. 4 Quin potius singulis annis ad minimum tribus aut quatuor distinctis vicibus eadem publice omnibus praelegi curabunt. 5 Lectio autem incumbat ei, qui omnium ultimus matriculae inscriptus fuit.a 6b Eoc absente proximus ab eo legere debet et cetera. Haec placita publice omnibus praelecta et communi calculo approbata sunt anno 1678, die 6. Aprilis. 35. 1681 März 30, Stettin Resolution der Königlichen Regierung auf die Bitten der Universität A’ – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 308, fol. 42r–43v, 2 Blatt gebunden; Format 320x202 mm. B – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 12, pag. 63–64 und 69–70, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 334x201 mm. Die zweite Hälfte der 1670er Jahre stand für die Universität unter dem Vorzeichen des Krieges Schwedens mit Brandenburg, in dessen Verlauf Greifswald 1678 von den Truppen Kurfürst Friedrich Wilhelms eingenommen und schwer zerstört wurde. Brandenburgische Truppen wurden auch auf den Universitätsgütern einquartiert. Der Kanzler der Universität, Carl Gustaf Wrangel, starb 1676. Erst 1679 – nach dem Friedensschluss zwischen Schweden und Brandenburg – wurde mit Otto Wilhelm Königsmarck ein neuer Generalgouverneur eingesetzt, der auch zum Kanzler der Universität ernannt wurde. Zugleich erhielt die Regierungskommission, die mit der Reorganisation der Verwaltung Pommerns nach dem Kriegsende befasst wurde, den Auftrag, die Angelegenheiten der Universität zu ordnen. Vor allem sollte sie jedoch mit den Ständen über die bereits 1666 und 1669 angestrebte Verlegung der Universität nach Stettin verhandeln.1 a danach gestrichen et reliquis aetate concedit. gekennzeichnet. c danach gestrichen vero. 1 Vgl.

b nachträglich

als eigenständiger Artikel

Melander 1906. Zur Vorgeschichte auch Frommhold 1902.

Resolution der Königlichen Regierung (1681)

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Die Universität hatte sich bereits nach Kriegsende mit einem umfangreichen Memorial unmittelbar an den König gewandt1 und übersandte der Kommission am 26. Oktober 1680 eine knappe Zusammenfassung desselben,2 auf die die vorliegende Resolution Bezug nimmt. Darin erbat die Universität Maßnahmen zur Wiederherstellung ihrer verwüsteten und entvölkerten Ackerwerke im Amt Eldena,3 die Besetzung vakanter Professuren und die Auszahlung der seit sechs Jahren ausstehenden Bezüge, die Wiedereinrichtung des Konviktoriums, die Einhaltung der gewährten Kontributionsfreiheit und der Landeskinderverordnung, die Sportelfreiheit am Hofgericht und schließlich auch die Sicherung ihrer Einkünfte aus Rügen und deren Erweiterung um die Mittel, die für das Stettiner Gymnasium vorgesehen seien, da zu dessen Wiederaufbau keine Hoffnung mehr bestünde. All dies stand im Gegensatz zu den Instruktionen der Kommission, die dementsprechend fast alle angesprochenen Punkte in der Schwebe ließ und auf andere nicht einging. Die Stände haben sich der beabsichtigten Verlegung der Universität Greifswald auf dem Stettiner Landtag im März 1681 widersetzt und stattdessen die Aufhebung des Gymnasiums vorgeschlagen. Der König hat die entsprechenden Pläne ohne die Unterstützung der Stände nach 1681 nicht mehr weiterverfolgt.4 A’ ist in den Verhandlungsakten der Pommerska kommissionen 1680–1682 überliefert und bildet die Textgrundlage für die Edition. Dort unleserliche Textstellen wurden aus B ergänzt.

Resolution Auf der academie zu Greiffswald memorial, so den 30. Octobris anno 1680 zu Stralsund übergeben. Ad. 1. Belangend die aufbauung ihrer ackerwercke.a Wann die universitet solche vorschläge an die hand zu geben vermag, dadurch Ihrer Königlichen Majestät einkünffte nicht graviret werden, so will man die universitet gern secondiren. Immittels aber kan ihnen ebenfalß das placat, so zu peuplirung dieses landes außgegeben wird, gleich den andern ämptern und taffell güttern zustatten kommen.

a

die letzten fünf Wörter unterstrichen.

1 Memorial

der Universität v. 31. August 1679 in RAS Pommeranica Vol. 227, unfoliiert. der Universität v. 26. Oktober 1680, UAG Altes Rektorat St. 12, pag. 65–68. Während die Gravamina selbst auf den 26. Oktober datieren, gibt die Resolution die Übergabe am 30. Oktober an. Das Dekanatsbuch der Juristenfakultät spricht von der Übergabe am 14. Oktober. Vgl. Friedländer II/1894, S. 159. 3 Zu den wirtschaftlichen 4 Vgl. Schäden des Krieges für die Universität vgl. Kosegarten II/1856, S. 263. Melander 1906, S. 106–109. Vgl. auch den Hauptkommissionsrezess vom 12. April 1681, Dähnert I/1765, S. 407. 2 Gravamina

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Resolution der Königlichen Regierung (1681)

Ad. 2. et 3. Wegen der salarien und communitet.a Nach dem eß mit der universitet zum gewißen stande gebracht, so soll alßdann zureichende anstalt auch darunter gemachet werden. Ad 4. Betreffend die uneinigkeiten bey der universitet.b So ist deßfalß schon anstalt verfüget, und wird man ferner die nachdrückliche verordnung machen, daß die geklagte unanständliche dissensiones gänzlich gehoben werden mögen. [5]c Wegen der begehrten holzung zum anbau des ampts.d Wird der universitet nach proportion der nohtwendigkeit von den königlichen heyden iziger beschaffenheit auf gebührendes ansuchen an dannene holz gewillfahret werden. Wegen der von den ständen bewilligten 5000 reichsthaler.f Haben sich stände erklähret, daß sie die zinsen von anno 1675 item 1680 geben, und damit hinführo richtig continuiren wollen. Im übrigen aber gebeten, wegen des landes unvermögen und obliegenden schweren ungelegenheit nicht weiter in sie zu dringen. Alß hat man für dieses mahl dabey weiter nichts thun können, und wird sich die universitet für der hand damit vergnügen laßen und sich ratione solvendae fortis gewißer terminen zu vereinigen haben. Ad 6. Belangend den ralßwikischen bischoffsrocken.g 1 Alß eß in dem stande nicht ist, daß Ihre Königliche Majestät darüber zu disponiren freye macht haben, so wird der universitet darzu keine hoffnung gemachet werden können. Ad 7. Betreffend den geringen priester canonem in Bergen.h Weilln Ihre Königliche Majestät die Königin annoch die hebungeni von den ämpternj einzunehmen haben, so wird auch in diesem punct annoch dem petito nicht deferiret werden können. Wann aber die sämptlichen ämbter zu Ihrer Königlichen Majestät wieder kommen, so hatt die universitet alßdann bey allerhögst erwehnter Ihrer Königlichen Majestät sich anzugeben und deroselben allergnädigste verordnung zu erwarten.

b die letzten sechs Wörter unterstrichen. die letzten fünf Wörter unterstrichen. d fehlt A’ und B. die letzten acht Wörter unterstrichen. e letztes Wort über der Zeile nachgetragen, darunter gestrichen feuer. f die letzten acht Wörter unterstrichen. g die letzten vier Wörter unterstrichen. h die letzten sieben Wörter unterstrichen. i davor gestrichen ein. j die letzten drei Wörter am Rand nachgetragen. a

c Nummer

1 Zum

Bischofsroggen vgl. Büttner 2007, S. 111f.

Resolution der Königlichen Regierung (1681)

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Ad 8. Wegen combination des pädagogii.a Dieses wird bey dem landtag abgerichtet werden. Ad 9. Wegen befreyung von extraordinair landes oneribus.b Weilln die andere königlichen ämbter undt taffelgütter gleiches suchen, so wird die universitet auch daßelbe, waß denenselben darunter zu gute verordnet werden wird, gleicher gestalt zu genießen haben. Wie wir dan auch hiemit expresse verordnen, daß die königliche regierung sie dabey künfftig schüzen,c und weiter nicht, alß die ämbter zu denen extraordinair oneribus sich schuldig erkennen, beschweren zu laßen. Ad 10. Daß die landes kinder zum weinigsten ein par jahre auf der universitet studieren mögen.d Alß deßwegen Ihrer Königlichen Majestät resolution de anno 1670 den 7. Novembris1 gar klar, die stände dieses herzogthumbs anno 1672 solches auch bey dem damahligen landtage expresse, beliebet, so wird die universitet den effect sothaner königlicher resolution nur bey beyder herzogthümer regierung zu urgiren haben. Ad 11. Wegen wiederaufbauung der decaney.e Weilln die landstände sich dazu nicht schuldig erachten und über dem sich mit dem bekanten landes unvermögen excusiren wollen, so hat man deßfalß auch weiter in sie nicht dringen mögen. Datum Alten Stettin, den 30. Martii annof 1681. Claus Ralamb,2 Jürgen Sperlingk,3 Hinrich Falckonberg.g 4

a die letzten vier Wörter unterstrichen. b die letzten sechs Wörter unterstrichen, Randbemerkung litera a. c schügen B. d die letzten 14 Wörter unterstrichen. e die letzten vier Wörter unterstrichen. f das letzte Wort aus B ergänzt. g die drei Unterschriften aus B ergänzt. 1 Vgl.

Nr. 26. 2 Claus Ralamb (1622–1698): Seit 1664 schwedischer Reichsrat. Vgl. SMK VI/1949, S. 448f. 3 Göran Sperlingk (1630–1691): Seit 1678 in verschiedenen Provinzen der schwedischen Krone als Gouverneur eingesetzt. Vgl. SMK VII/1954, S. 151f. 4 Heinrich Falckenberg (1637–1691): Schwedischer Kammerrat, 1680 im Auftrag der Königlichen Regierung in die deutschen Besitzungen Schwedens gesandt. Vgl. SMK II/1944, S. 487. Backhaus 1969, S. 305.

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Ermahnung der Studenten zur Einhaltung der Disziplin (1682)

36. 1682 Dezember 10 Rektor und Konzil ermahnen die Studenten zur Einhaltung der Disziplin und verbieten die Störung der Gottesdienste, die Beschädigung von Gebäuden und pennalistische Dienstverhältnisse A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 14, Einblattdruck; Format 312x392 mm. Nachdem in den 1670er Jahren weniger Nachrichten über gewalttätige Ausschreitungen der Studenten bekannt sind, häuften sich derartige Vorgänge nach dem brandenburgisch-schwedischen Krieg ab 1679 wieder. 1682 klagte das Konzil, dass die delicta sehr cresciren und das man handeln müsse, wo man kein boses gewißen haben und allen respect verlieren wolte.1 Ende des Jahres hatte der Magistrat auf Beschwerde der Greifswalder Prediger mit der Universität über die Einhaltung und Durchsetzung der 1681 erlassenen Renovierten Polizeiordnung2 bzw. die Abfassung entsprechend besonderer Polizeiordnungen verhandelt. Das Konzil hatte eine gemeinsame Polizeiordnung abgelehnt und erklärte, dass sie sich nicht gleichmachen laßen wollte.3 Nichtsdestoweniger wurde abermals ein Mandat mit einem Aufruf zur Einhaltung der allgemeinen Disziplin abgefasst. Zur Durchsetzung der Polizeiordnung erließ die Königliche Regierung schließlich 1685 ein Reskript, welches das Degentragen nachdrücklich untersagte.4

Rector et concilium academiae Gryphiswaldensis. Sunt equidem academiae doctrinae cum vera pietate ac virtute coniunctae veluti seminaria quaedam, in quibus ignorantiae, impietati ac vitiis locus relictus est nullus. Sed non raro tamen, proh dolor! Enascitur in iis lolium,5 quod sunt iuvenes, qui de doctrina, pietate ac virtute parum laborantes, legum monita, ludum iocumque faciunt, omnem disciplinae regulam pedibus calcant petulanterque contemnunt, et quorum vita nil nisi flagitium ac turpitudo est. Quod an in academiis viventes bonarum litterarum et virtutum studiosos facere par sit, nemo sane, nisi qui vesania percitus beluina sit et debacchetur plane, affirmaverit. Id vero quilibet fatebitur libentissime, haec talia epicureos et atheos potius quam academicos homines doctrinae pietati ac virtuti dicatos decere. Quomodo Konzilsprotokoll v. 13. November 1682, UAG Altes Rektorat St. 626, pag. 47. Policey-Ordnung im Hertzogthumb Vorpommern, Alten Stettin 1681, hier besonders cap. V (Von Balgen uns Auszfodern, auch Schaenden und Schmaehen), S. 7–8. 3 Konzilsprotokoll v. 5. Dezember 1682, UAG Altes Rektorat St. 626, pag. 55. 4 Vgl. 5 UAG Altes Rektorat Hbg. 408. indigenes Rauschgras. 1

2 Renovirte

Ermahnung der Studenten zur Einhaltung der Disziplin (1682)

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enim in humanitatis studiosorum numero putari possent illi, qui nec DEO, nec magistratui, nec rationi obsequenter parent, qui in otio et luxu vivunt, qui scelera potius quam homines se gerunt? Nulla fere in orbe terrarum academia est, quae de discentium vitiis non deploret et conqueratur ac lappas tribulosque et steriles avenas apud se inter utiles herbas excrescentes non deprehendat. Atque utinam in seminario hoc nostro tale lolium non reperiretur! At enimvero fatendum est, etiam hic invitis nobis Scandalucas1 et lumas2 provenire. Hoc enim et non alio nomine appellamus Mezentios3 illos (bonos hic non vellicamus), qui tantum non quotidie ad duella eunt et lumarum instar, quae spinae genus sunt, commilites suos frivolam saepe ob causama gladio pungunt: non attendentes, quod eiusmodi singulares pugnae ad DEI contumeliam, quem temptant, et legum tam divinarum, quam humanarum auctoritatem minuendam spectent; quod rectae rationi adversentur; quod sint a diabolo in orbem christianum invectae barbarae ac prorsus beluinae consuetudines, mactationibus hominum cum paganismo sublatis ab illo surrogatae. Nos veriti, ne in lanienam publicam transmutetur academia nostra, vos, o nostri, summopere adhortamur, ut ab omni dimicandi libidine prorsus abstineatis, eamque velut orcum ipsum evitetis. Hoc post DEUM AUGUSTISSIMUS SUEDORUM, GOTHORUM AC VANDALORUM REX, DOMINUS AC NUTRITIUS NOSTER LONGE CLEMENTISSIMUS, exigit, hoc nos volumus, hoc sua quemque ratio admonet. Quod si quis iussui nostro locum relinquere noluerit, is poenas severissimas, hoc est, RELEGATIONEM et EXCLUSIONEM sibi certo exspectabit. Et quia videndum nobis est, ne aliarum quoque legum auctoritas magis ac magis pereat. Necessarium duximus publica iam voce edicere: Ne quis in templo nugas agat, et vel divini verbi praeconi, vel aliis, scandalo sit. Ne quis nocturnis grassationibus intersit et aedificia, tam publica quam privata, sive lapidatione fenestrarum, sive forium effractione, sive alia ratione violet. Ne quis intra urbis moenia cum civium iniuria ac aedificiorum damno, bombardas explodat. Ne quis a novitiis studiosis aliquid in comissationem exigat. Qui contra ullum horum deliquerit, gravissimam animadversionem nostram incurret. Non enim frustra statutis academicis armati sumus; nec feremus in seminario nostro, sed ad instar zizaniorum exherbabimus et eruncabimus eos, qui sub legibus nostris vivere detrectant. Publicatum publice sub sigillo nostro dominica II. adventus, anno aerae christianae 1682. a caussam.

Scandaluca: Sommerwurz, als „herba inimica“ beschrieben in Sextus Pompeius Festus, 2 eine Myrtenart. De Verborum Significatione Liber XVII, sub voce Scandaluca. 3 Mezentius: mythischer König der Etrusker, für seine Grausamkeit bekannt. 1

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Resolution der Königlichen Regierung (1683)

37. 1683 März 23, Anklam Resolution der Königlichen Regierung auf Eingaben der Universität A’ – Landesarchiv Greifswald, Sing. LAGw Rep. 6 Tit. 14 Nr. 21, fol. 10r–11r, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 330x206 mm. B – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 161r–162v, 2 Blatt, S. 1–3 mit Text; Format 342x210 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 913f. Die Resolution geht auf Verhandlungen zwischen der Universität und dem Kanzler der Regierung Hermann von Wolfradt1 zurück, in deren Ergebnis die Universität am 19. März ein Memorial einreichte,2 in dem – von wenigen Ausnahmen abgesehen – die Einhaltung früherer Zusagen gefordert wurde. Zusätzlich brachte die Universität ihren Wunsch vor, die Landeskinderverordnung auch auf Bremen-Verden auszudehnen. Im Mittelpunkt der Interessen der Universität stand aber die gefährdete Accisefreiheit. Sie war bereits mit dem Hauptkommissionrezess von 1681 eingeschränkt worden und gestaltete sich in der Praxis restriktiv. Insbesondere für die Professorenwitwen forderte die Universität die alte Accisefreiheit, die nach der pommerschen Kirchenordnung auch für Predigerwitwen galt.3 Für die Amtsuntertanen wurde zudem die Anpassung der Accise, die bislang nach dem einheitlichen hohen Satz für alle Hausstellen veranschlagt wurde, an die Anzahl der im Haushalt lebenden Personen gefordert. Die Forderungen wurden im Wesentlichen bewilligt. Textgrundlage für die Edition ist A’. Die Intitulatio, Datierung und Behändigung wurden aus B ergänzt. B gehört einer Abschriftensammlung des 18. Jahrhunderts an und trägt das Kopfregest Der koniglichen regierung resolution auff verschiedene durch der universität deputato Herrn Magister Rosenowen4 vorgetragene desideria. De anno 1683.

Von Ihro Königlichen Majestät zu Schweden zum pommerschen estat verordnete General Stathalter und regierung. Auff des deputati der academiaa zu Greiffswaldb Herrn Magister Joachimi Rosenowen den 19. dieses eingelegtes memorial gibet die königliche regierung hiemit zur verlangtenc resolution. a

verbessert aus academiae.

1 Hermann

b verbessert

aus gryphiswaldensis.

c erlangten

B.

von Wolfradt (1629–1684): seit 1680 Kanzler der Königlichen Regierung in Schwedisch-Pommern. Vgl. Droste 2006, S. 414. 2 Das Memorial findet sich in LAGw Rep. 6 Tit. 14 Nr. 21, fol. 8r–9r. 3 Zu den Hintergründen und der Rolle der neuen „Freizettel“-praxis vgl. Balthasar I/1760, S. 946, Anm. 934. 4 Joachim Rosenow (1618– 1701): Professor der Mathematik. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 268.

Resolution der Königlichen Regierung (1683)

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Ad primum Daß wegen der 500 gulden zinsen, so von denen bey der landtschafft stehenden 5000 reichsthalerb auff Ostern fällig, mitt herren landständen bey der jezigen zusammenkunfft geredet, und wofern keine bahre mittel in cassa vorhanden, nochc kegen Ostern eined eigene anlage dazu gemachet werden solle. a

Ad secundum Soll die bedungene freiheit in puncto contributionis fur der universität amptsf ackerwercke attendiretg und dazu behörige anstalt gemachet werden, so bald bey denen übrigen furstlichen ackerwercken und denen in voriger zeit befreyet gewesenen huffen die exemptio publica lege et authoritateh eingefuhret wird. e

Ad tertium Will man gerne der universität increment und wachsthumb dadurch befordern helffen, das die landeskinder in academia patria ihren studiis etzliche jahr obzuligen angehalten werden sollen. Gestalt man nicht allein zu solchem end die vor der krieges unruhe obhanden gewesene correspondence mit der bremischen regierung wider zu entreteniren suchen, sondern auch per publica proclamata allen und jeden kundt zuj thun nicht ermangelnk wird, das siel sich darnach achten und ohne vorweißung eines testimonii von der universität zu Greiffswald zum functionen oder ämptern, es sey in geist- oder weltlichem stande, zu gelangenn ihnen nicht die geringsteo hoffnung machen sollen. Wozu dann die Herren Professores durch ihre gute conduite,p fleißigem leßen und disputiren nicht wenig cooperiren konnenq und dadurch der universitätr ein beßer lüstre, auch folgigs eine mehrere frequence zu wege zu bringen von selbsten propendiren und sich angelegen halten werden. i

verbessert aus soll; Marginalie 1.) daß zu abtrag der universität zinsen eine anlage soll gemacht werden B. b danach gestrichen fällig. c über der Zeile nachgetragen. d davor gestrichen auf. e Marginalie 2.) die vorbehaltene freyheit des ampts solle observiret werden B. f letztes Wort fehlt D. g danach gestrichen werden. h danach gestrichen regia. i Marginalie 3.) renovatorium, daß die landeskinder alhie studiren sollen B. j über der Zeile nachgetragen. k die letzten zwei Wörter am Rand nachgetragen. l danach gestrichen ohne vor. m danach gestrichen keinen. n darunter gestrichen aspiriren. o die letzten vier Wörter über der Zeile nachgetragen. p conduicte A’. q über der Zeile nachgetragen. r danach gestrichen mehre. s folglich B, D. a

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Instruktion für den Oeconomus (1683)

Ad quartum Weiln der wadel und die beste zeitt,b worin das bauholtz gefellet wird, nun mehro vorbey, so kan ihnen doch zuc wider erbauung des ruinirten eldenauwischen amptesd auff Ihro Königliche Majestäts herren landständen ertheilte general resolutione vor der hand mitt dem nöhtigsten gefuget werden, wenn nur eine specification, wie viel stücke und von was art man sie begehret,f der regierung zu gesand ist. a

1

Ad quintum et sextum Istg der Accis-Inspector in dem nebengehenden bedeutet, nicht allein den Prediger- und Professoren-wittwen die accis-freyheit völlig zu laßen, sondern auch die beschwerden wegen der erhöhungh im ampte Eldena nach der billigkeit zu remediren.2 Signatum Anclam,i den 23. Martii 1683. Hermann Wolffradt,3 Georg Dietrich von Wolframsdorff,4 Joachim Christoph Behr5 manu propria. Jäger.6 38. 1683 Juli 14, Greifswald Instruktion für den Oeconomus A1683 – (14. Juli 1683) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg. 141, Bd. 2b, fol. 57r–60v; behändigt, aufgedrücktes Siegel des Ausstellers, 2 Bogen, S. 1–7 mit Text; Format 332x200 mm; – das Gleiche: Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg. 141, Bd. 2b, fol. 53r–66v, behändigt, aufgedrücktes Siegel des Ausstellers, 2 Bogen, S. 1–7 mit Text.

Marginalie 4.) Von den bauholtz, so zu repation einiger zimmer im ampt erfodert wird B. b die letzten vier Wörter am Rand nachgetragen. c danach gestrichen ruini. d nachfolgend gebäude D. e danach gestrichen ordre. f danach gestrichen werden. g darunter gestrichen soll; Marginalie 5. Von der accise freyheit der Professorum und deren wittwen B. h statt der letzten vier Wörter Beschwerung D. i darunter gestrichen Stet. a

1 Vgl.

Anm. 2 auf S. 46. 2 Das Schreiben an den Acciseinspektor vom gleichen Datum findet sich in LAGw Rep. 6 Tit. 14 Nr. 21, fol. 12 r/v. 3 Hermann von Wolfradt (1629– 1684): siehe Anm. 1 auf S. 190. 4 Georg Dietrich von Wolframsdorf († 1696): Kanzler 5 Joder Königlichen Regierung in Schwedisch-Pommern. Vgl. Lange 1898, S. 378. achim Christoph Behr († 1707): Distriktionsdeputierter der pommerschen Ritterschaft, in den 1680er Jahren pommerscher Regierungsrat. Vgl. Backhaus 1969, S. 120. Haselberg 1881, S. 52. 6 Bernhard Christoph von Jäger (1648–1707): Regierungsrat für Schwedisch-Pommern. Vgl. Lange 1898, S. 157. Jörn 2007, S. 175.

Instruktion für den Oeconomus (1683)

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A1684 – (8. November 1684) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg. 141, Bd. 2b, fol. 148r–151v, behändigt, aufgedrücktes Siegel des Ausstellers, 2 Bogen, S. 1–7 mit Text; Format 325x208 mm. A1686 – (26. August 1686) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg. 141, Bd. 2b, fol. 152r–157v, behändigt, aufgedrücktes Siegel des Ausstellers, 2 Bogen, S. 1–7 mit Text; Format 331x201 mm; – das Gleiche: Universitätsbibliothek Greifswald, Sign UBG HS 151, fol. 225r–228v, behändigt, aufgedrücktes Siegel des Ausstellers, 4 Blatt mit Fadenheftung, S. 1–8 mit Text. A1695 – (17. Juni 1695) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg. 141, Bd. 2b, fol. 162r–168v, behändigt, aufgedrücktes Siegel des Ausstellers, 2 Bogen, S. 1–8 mit Text; Format 318x201 mm. A1697 – (3. September 1697) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg. 141, Bd. 2b, fol. 244r–249v, behändigt, aufgedrücktes Siegel des Ausstellers, 2 Bogen, S. 1–7 mit Text; Format 308x195 mm. Nachdem bereits 1666 die Wiedereinrichtung des Konviktoriums beschlossen und 1673 mit den neuen Statuten der Oeconomie ein Anfang gemacht worden war, wurden sämtliche Freitische bei Ausbruch des Schwedisch-Brandenburgischen Krieges 1678 aufgehoben (vgl. Nr. 30). Nichtsdestotrotz scheint auch vor dieser Zeit eine Studentenspeisung in der Oeconomie bestanden zu haben, allerdings ohne Unterstützung durch akademische Benefizien. So heißt es 1672, dass Joachim Bolhorn etzliche 20 jahr die studiosos in der communität gespeiset, aber keinen gewißen contract darüber gehabt habe.1 Nach ihm übernahm Christoph Chur 1674 die Oeconomie. Zwei Jahre später räumte die Universität Joachim Bolhorn die Oeconomie ein biß dieselbe völlig wieder eingerichtet werden kan.2 Doch erst der Hauptkommissionsrezess von 1681 setzte die Frage des Konviktoriums – vor dem Hintergrund der möglichen Vereinigung von Universität und Stettiner Pädagogium – wieder auf die Agenda. In diesem Falle sollte ein Freitisch für adlige Studenten eingerichtet werden.3 1683 wurde dann tatsächlich der Betrieb der Oeconomie wieder aufgenommen, wie auch die Rechnungsbücher der Universität ausweisen.4 Seit dieser Zeit liegen regelrechte Dienstverträge mit Instruktionen für den jeweiligen Oeconomus – Joachim Bolhorn (1676–1684), Johann Meurer (1684–1686), Martin Sarnow (1686–1695), Johann Biehl (1695–1697) und Jacob Ruback (1697) – vor. In allen Fällen ist der ursprünglich als Entwurf (punctatio) fixierte Vertragstext von den Parteien beglaubigt und behändigt worden. Grundlage für die Edition bildet A1683, das in zwei identischen Ausfertigungen vorliegt. Varianten in A1684, A1686 – ebenfalls in zwei identischen Ausfertigungen – A1695 und A1697 sind im Apparat wiedergegeben.

UAG Altes Rektorat Hbg. 141, Bd. 2b, fol. 5r. 2 UAG Altes Rektorat Hbg. 141, Bd. 2b, fol. 51r. 3 Siehe Dähnert I/1765, S. 407. 4 Balthasar I/1760, S. 791.

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Instruktion für den Oeconomus (1683)

Punctatio Wornach der contract mit Joachim Bolhorna 1 wegen speisung der studiosorum auf der oeconomie einzurichten. Nachdem nach Gott lob erlangeten friedlicheren zeiten nunmehro mensa communis bey der universität wieder geöffnet undt Joachim Bolhorn die speisung über sich genommen, so wirdt erb daß hauß nebst zugehörigen zimmern undt gewölbenc alß einen guten haußwirth anstehet, der gestaldt in acht haben,d daß durch ihm oder den seinigen nichts verwarloset undt muthwillig vernichtet werde, undt da etwaß von alter oder sonsten an dächern, wenden, thüren, ofen oder sonsten solte schadhafft werden,e soll er solches in zeiten angeben, daß es nach mügligkeit repariret undt verbeßert werde.f Zu unterhaltung der dächer liefert er daß benötigte stroh, so woll an dachstroh alß wiepeng 2 von dem ackerbau.h a Johann Meurern A1684; Martin Sarnowen A1686; Johann Bielen A1695; Jacob Rubacken A1697. b anstelle der letzten 26 Wörter Nachdem Joachim Bolhorn mitt tode abgegangen undt deßen wittwe auß mangel der benötigten mittel der oeconomie nicht länger vorstehen kan, hatt Magnificus Dominus Rector et concilium academicum Johanni Meurern A1684; der bißheriger Oeconomus seines contractus erlaßen worden, hatt Magnificus Dominus Rector et concilium academicum Martino Sarnowen A1686; bißheriger Oeconomus Martin Sarnow die speisung gegn bevorstehenden Michaelis aufgekündiget undt solches acceptiret worden A1695; bißherige Oeconomus Johan Biel die speisung gegen bevorstehenden Michaelis auffgekündiget und solches acceptiret worden A1697. c danach wiederumb, damit er die speisung der studiosorum mensae communis bey der universtät desto beßer übertragen könne, einräumen laßen welches alles er A1684. d anstelle der letzten elf Wörter pertinentien wiederümb damit er die speisung der studiosorum mensae communis bey der universität desto beßer tragen könne, einräumen laßen, welches alles er A1686. e danach undt weill so woll daß dach undt obergebäude nicht mehr mag außgebeßert werden, im gleichen die darren in einen für feur gesicherten standt gesetzet werden müßen A1695. f danach Damitt er auch wegen der diebe desto gesicherter leben könne, wirdt ihm frey gelaßen, an der gaßen undt vorn biß an des Famuli hauß einen gutten zaun undt hakelwerck zu ziehen undt den platz zu seiner undt der studiosorum bequemligkeit zu gebrauchen. Daß dazu wie auch zu denen anderen zäunen benötigte holtz undt strauchwerck soll ihm ohn entgeldt angewiesen werden, A1684; danach Wie ihm den auch der garte, welchen Johann Meurer angeleget, eingetahn wirdt. Zu unterhalt der zäune soll ihm daß benötigte strauchholtz angewiesen undt ohn entgeldt gefolget werden, undt erhält er dieselbe A1686; danach Und als die oberbaute zwar gemachet, der boden aber annoch nicht geleget, so soll gegen sommer auch dazu anstalt gemachet werden, imgleichen auch die darre, A1697. g sowoll an schöfen alß wieven A1686. h danach Obwoll danegst die wittwe angehalten ihr ein logement biß Ostern zu ihrer wohnung zu überlaßen, so hatt man ihr doch wegen enge deß raumß, darunter nicht gratificieren können, sondern wirdt sie für ihre person undt sachen sofort, wan der Oeconomus die speisung antritt, die zimmer reumen undt ledig schaffen. Ihr vieh aber wirdt ihr verstatet mit ihren futter außzufüttern, zu welchen behuff ihr der große stall soll eingeräumet seyn A1684; danach Alß aber Johann Meurer die scheune für itzo mit korn beleget, undt sein vieh annoch hie auß zu füttern verlanget, auch selbst annoch biß aufß frühjahr Petri Stulfeir daselbst zu subsistiren gedencket, ihm auch dazu, soweit immer thunlich, hoffnung gemachet, undt frey gelaßen. (Forts.) 1 Joachim

Anm. 1).

Bolhorn (1683): Oeconomus (1676–1684). Vgl. Melander 1906, S. 103 (mit 2 Strohbündel.

Instruktion für den Oeconomus (1683)

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2. Dazu werden ihm eingeräumet 27 morgen acker auf dem Großen Krohnßkampe wie aucha 4 Kämpe, der Baumgarte genandt, so in 8te morgen acker bestehet, mit der wischen, undt gräntzet an der einen seiten mit der wischen am Großen Krohnßkamp, der Umblauff genandt, an der andern seiten am Roten Deiche auff dem stadtfelde belegen, daß er dieselbe genieße, gebrauche, aber auch gebührendt unter mist halte, daß sein successor desfalß keine klagten führenb dürffe.c Solte sich aber begeben, daß er die sieben und zwantzig morgen auff dem Großen Krohnßkampe nicht behalten köntte, wie woll daran nicht zu zweiffeln, soll ihm auff dem Nienkercker felde so viell wieder angewiesen werden.d 3. Waß er zur oeconomie an feur- undt befriedigung bedarff, soll ihm nottürfftig in denen ambts höltzungen an weichen holtzf ohn entgeldt angewiesen werden, welches er mitt seinem eigenen geschier anführen wirdt, sich aber fürsehen, daß er mehr nicht hole, alß er brauchet und deren nichtes verkauffe oder der animadversion gewärttig sey. e

4. Zu dem brauen sollen die küfen undt darre wieder zu rechte gemachet undt die pfanne gelaßen werden, dabey er alß ein haußwirth acht haben wirdt, daß dieselbe durch übermässige oder zu lang ungelöschete hitze nicht verbrandt werde undt schaden nehme, sonsten er denselben erstaten soll. 5. Genießet er der gäntzlichen immunität undt freyheit von allen contributionibus und aufflagen, sowoll wegen seiner alß der seinigen personen (Forts. v. Anm. h, S. 194) Undt wie es der scheune halber keine schwierigkeit setzet, alß darin der neue Oeconomus sofort verwilliget, so werden sie deß stalles undt einer stuben halber sich unter einander vergleichen, oder der universität decision es submittiren mußen A1686; danach Wan aber Martin Sarnow biß Ostern sein viehe noch außfüttern muß, so wirdt demselben so viell gelaß gegönnet, daß er auf daß seinige aufsicht haben könne A1695. a auff dem stadtfelde A1686. b danach undt ümb reparation deßen anhalten dürffe; viell weiniger daß er denselben an andere verheure, oder zum halben beseen laße A1695. c danach Alß aber die wittwe etlichen acker schon bedunget undt 4 morgen gestrecket, hatt Oeconomus angenommen, ihr dafür nach erfahrener ackerleutte erkundtnuß gerecht zu werden A1684. d danach Alß er auch sieben morgen streckacker auf dem Kronßkampe findet, wirdt er dieselbe auch bey seinem abzuge laßen A1684, A1686, A1695. e an feurung zum backen, brauen, kochen A1695. f auff sein anhalten vermittelst einer assignation durch den Holtzvoigt A1695.

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Instruktion für den Oeconomus (1683)

alß auch der communität bedürfftigen wahren, jedoch daß hierunter keine vorkaufferey mit vorlauffe. 6. Werden ihm auß der collectur die accise zettel auff seine zu der oeconomie benotigte haußhaltung frey gelieffert. 7. Soll er an die gemeinen tische nicht mehr studiosos speisen, alß ihm von dem Herrn Magnifico Rectore vermittelst eines zettelß angewiesen werden (solte aber der beliebte numerus complet sein, vor der handt ein tisch von 12 persohnen biß Gott beßere zeitten giebt, undt er dennoch assignation empfangen, wirdt er solches bescheidentlich erinnern) für welchen jeden ihm wöchentlich ex cassa universitatis 12 lübische schilling alle quartal sollen gereichet werden. Im gleichen soll ein jeder studiosus auch wochentlich 12a lübische schilling bezahlen undt monatlich 2b gulden praenumerirenc oder seiner stelle verlustig sein.d Wan ein studiosus 1 oder zwey tage absens ist, kan nicht gerechnet werden. Ist er aber 4 tage absens, decurtiret deßfalß cassa.e Undt giebet studiosus, wan er außreiset, wöchentlich 3 lübische schilling expectantien geldt, welches jedoch nicht über vier wochen zu extendiren ohne special indulgentz deß Herrn Magnifici Rectoris.f 8. Daß bier wirdt er dergestaldt brauen,g daß auff die tonne anderthalb scheffel gutt maltz gerechnet werde undt daßelbe sowoll alß auch die speisen fein sauber undt rein zubereiten laßen, daß desfalß keine klagten fürkommen mögen.h 14 A1684; so lange diese theure zeit wehret 16 lübische schilling A1695, A1697. b 2 gulden 8 lübische schilling A1684; zwey gulden 16 lübische schilling in gegenwartt deß Herrn Inspectoris undt deputati A1696. c (wan aber der hohe preiß deß kornß fallen wirdt, sollen sie nur wöchentlich 12 lübische schilling bezahlen undt monatlich 2 gulden praenumeriren) A1684. d Solte aber sich die zeit endern und die speisen wolfeiler werden, sollen vorkommenden ümbständen nach die 16 lübischen schilling regulirt werden A1697. e ½ woche A1695. f weßfalß ein special absentien buch introduciret werden soll A1686. g das letzte Wort über der Zeile nachgetragen. h danach Damit er solches desto beßer beobachten kan, ist er schüldig selber am tische mit zu speisen A1686; Undt damit er desto beßer solches beobachten möge, wirdt er selber mit am ersten tische speisen. Falß aber befunden würde, daß unnötige undt zudringliche klagten sich hervorthun solten, wirdt undt will Magnificus Dominus Rector et concilium solches ernstlich zu animadvertiren undt ihn dawieder in gebührenden schutz zu nehmen undt nachdrückliche authorität zu halten wißen. Er wirdt aber selber auch dahin sehen, daß er denen studiosis bescheidentlich begegne undt zu streiten undt clagen keinen anlaß gebe, wofern er nicht mit ernster beahndung angesehen werden will A1695. a

Instruktion für den Oeconomus (1683)

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9. An dem extraordinair tisch wirdt Oeconomo frey gelaßen, so viell personen zu speisen, alß er bekommen kan, jedoch daß er die woche nicht höher speise alß zwey undt dreißig lübische schilling oder wie er sich mit den studiosis wirdt vergleichen können, nur daß sie nicht übersetzet werden.a 10. Pro accessu giebet jeder studiosus 1 gulden, 1 zinneren teller, ein halb dutzendb holtzenerne bricken, damit bey enderung der speisen dieselbe abgewechselt werden können, der hauß frauenc jährlich auf Jacobi acht lübische schilling zur jahrmarckt, der küchin zum Neujahr 3 lübische schilling. Beim abzuge liefert Oeconomus die teller,d so die alsdan praesentes studiosi gegeben undt mit ihren nahmen bezeichnet sein, an seinen successoren. 11. Die mahlzeiten werden praecise dahin angerichet, daß ohne wan inaugurales oder andere solemnes disputationes gehalten werden, alßdan es biß 12 uhren differiret werden kan, welches aber deß vorigen tages vor der abendtmahlzeit per Famulum academiae soll angesaget werden, deß mittagß von 11 bis 12 uhr undt deß abenß zwischen Ostern undt Michaelis von 6 biß 7ben uhr, zwischen Michaelis undt Ostern aber von 5 biß 6 uhren dieselbe gehalten werden.e 12. Die statuta sollen wieder affigiret undt Oeconomus sowoll alß Seniores mensarum dahin acht haben, daß dieselbe observiret werden.g Undt da einige enormiteten dawieder vorfielen, auch commensales sich über ihre placita nicht vereinigen köntten, sollen sie eß dem Herrn Professori f

anstelle der letzten 30 Wörter undt sich mit denen commensalibus, alß er bestes kan, sich zu vergleichen, so woll wie sie wollen gespeiset sein, alß sie dafür bezahlen wollen A1696, A1697. b dutzet. c hauß mutter A1695, A1697. d undt bricken A1697. e Die mahlzeiten werden zu mittage praecise umb 11 uhr angerichtet, wan aber publice disputiret wirdt, welches deß vorigen tages per Famulum soll angesaget werden, wirdt die mahlzeit biß 12 uhr aufgeschoben, deß abenß aber von Michaelis biß Ostern speisen sie von 5 biß 6, von Ostern biß Michaelis aber von 6 biß 7 uhr A1686, A1695, A1697. f undt gewiße leges commensalium introduciret werden A1686. g anstelle des Satzes Die statuta oeconomiae undt leges commensalium sollen stricte observiret werden, undt der Oeconimus (!) sowoll alß Seniores mensarum (zu welchen modeste leuthe beim antritt deß Oeconomi eligieret undt authorisiret werden sollen) daruff acht haben A1695, A1697. a

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Instruktion für den Oeconomus (1683)

philosophiae, so auff dem Schwartzen Kloster wohnet, alß Inspectori denunciiren undt von demselben entscheidung erwartten. 13. Wan auch Oeconomus bey seinem antritt zu befriedigung seines antecessoris 50 gulden an denselben bezahlet, so wirdt er hiemitt versichert, daß ihm dieselbe für seiner reumung auch hinwieder sollen bezahlet werden.a 14.b Wan die universität oder auch der Oeconomus von diesen contract abzutretten resolviren solte, so soll die resignirung ein jahr vorherc geschehend undt Oeconomus alßdan, waß er laut inventarii empfangen, wiederumb einlieffern. Uhrkundtlich ist dießer contract mit der universität insiegel, wie auch deß Herrn Magnifici Rectoris undt deß Oeconomi eigenhändigen unterschrifft bestärcket. Actum Greiffswaldt, den 14. Julii Anno 1683 Matthaeus Clemasius,1 Doctor, pro tempore Rector Jochim Bolhorn manu propria

stattdessen Wan auch Oeconomus Martin Sarnow zu abfindung seines antecessoris funffzig gulden vorschoßen, so sollen demselben dieselbe ex cassa bezahlet undt Johann Biel damitt nicht beschweret werden A1696; Artikel fehlt A1697. b in den späteren Fassungen folgen zwei weitere Artikel: 14. Solte sich begeben, daß Oeconomus auff diesen stadtmühlen nicht gemahlet kriegen köntte, soll ihm frey stehen, sein korn auff die ambtß mühlen zu führen, da dan denen müllern soll befohlen werden, daß sie ihn für allen anderen mahlen sollen. 15. Alß an gesinde ein mangel gespüret wirdt, soll Oeconomo frey stehen, volck an unterthanen für gebührenden Lohn zu mieten. Undt wan sie sich zu ihm vermietet, undt retractiren wollen, sollen sie zum zuziehen gebührendt angehalten werden A1684, A1686, A1695, A1697. c undt zwar auff Petri A1684, A1686, A1695, A1697. d damitt auff Ostern der Oeconimus (!) bey seinem antritt sofort die speisung auch anfangen könne A1695, A1697. a

1 Matthäus

Clemasius (1640–1702): Professor für Medizin. Vgl. Biederstedt 1824, S. 62. Kosegarten I/1857, S. 267f.

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Resolution König Karls XI. (1686)

39. 1686 Oktober 8, Stockholm Resolution des schwedischen Königs Karl XI. betreffend die Beschwerden der Universität und der pommerschen Geistlichkeit B1 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Riksregistraturet B 502 (1686), fol. 726r–731r, 7 Blatt; Format 332x204 mm. B2 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 6 Tit. 14 Nr. 23, fol. 5r–10v, 6 Blatt, S. 1, 3, 5–12 mit Text; Format 315x199 mm. B3 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 164r–166v, 3 Blatt, S. 1–5 mit Text; Format 343x208 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 914–917. In Folge eines Steuerpatents vom 31. März 1685 hatte die Königliche Regierung die Kopfsteuer auch vom Gesinde des geistlichen Standes eingefordert und diese Forderung teilweise durchführen lassen. Am 2. Juni 1686 erließ sie ein Patent zur Türkensteuer, das wiederum Geistlichkeit und auch die Professorenschaft nicht ausnahm.1 Beide Patente – gegen die der Generalsuperintendent Beschwerde beim König einlegte und schließlich am Wismarer Tribunal appellierte – gaben Anlass für eine gemeinsame Gesandtschaft, die der Generalsuperintendent Augustin Balthasar und sein Neffe Jakob Balthasar 1686 an den Hof nach Stockholm unternahmen. Auf das von ihnen überbrachte Memorial geht die vorliegende Resolution zurück. Wunschgemäß suspendierte der König Klerus und Universität vorerst. Das Wismarer Tribunal stellte jedoch erst 1694 die Rechtssicherheit her, indem es die Heranziehung von Universität und Klerus zur Türkensteuer nur gestattete, wenn dies durch Reichs- oder Kreisabschiede oder besondere Notlagen erfordert wurde.2 Die Separierung der königlichen Ämter von der Ritterschaft in Folge der Reduktion der Tafelgüter und fürstlichen Domänen sowie die daraus resultierenden Streitigkeiten, hatte den 1673 zwischen Ständen und Universität geschlossenen Vergleich (vgl. Nr. 32) entwertet, da sich die königlichen Ämter nun ihren Verpflichtungen entzogen.3 Hier musste sich die Universität mit Vertröstungen zufriedengeben. Besondere Aufmerksamkeit verdient die Unterstützung, die der König der Universität bei der Erlangung des Croyschen Legats zusicherte, dessen Stücke (darunter der bekannte Croy-Teppich) an den kurfürstlichen Hof in Potsdam gelangt waren. Diese Bemühungen sollten erst 1707 von Erfolg gekrönt werden.4

Vgl. Balthasar 1740, S. 96f. 2 Vgl. Balthasar I/1760, S. 934 mit Anm. 915. Balthasar 1740, S. 141. 4 Vgl. Schroeder 2000, S. 47f. 1

3 Vgl.

200

Resolution König Karls XI. (1686)

Textgrundlage für die Edition ist B1. B2 gelangte – zusammen mit der Anweisung zur Umsetzung der vom König getroffenen Verfügungen – an die Königliche Regierung in Stettin.1

Ihrer Königlichen Majestät resolution, welche sie denen vom concilio academico und consistorio zu Greiffswald wie auch vom sämptlichen clero in Pommern und Rügen abgefertigten Deputirten, alß denen restpective ehrwürdigen, ehrenvesten, hoch- und wollgelahrten, Ihrer Königlichen Majestät daselbst verordneten General Superintendenten, Doctor Augustino Balthasarn,2 und Professori der universitet zu Greiffswald, Doctor Jacobo Balthasarn,3 auf die unterthänigst insinuirte memorials gnädigst ertheilen wollen. Datum Stockholm, den 8. Octobris 1686.a 4 1. et 2.b Ihre Königliche Majestät haben ihro dasjenige umbständlich vortragen laßen,c die universitet und der gesambte clerus in Pommern über die von landtständen zum unterhalt Ihrer Königlichen Majestät trouppen in Ungern auf jüngsten landtage beliebte und ihnen angestellete capitation steuer für ihre eigene personen und familie sowoll alß belegung der Prediger dienstvolk und gesinde mit dem nebenmodo sich unterthänigst zu beschweren, gemüßiget befunden und mittelst denen in einer weitleufftigen deduction angeführten raisonen darzuthun und zu behaubten vermeinete, daß ihnen solche anlage wieder ihre immunitet und freyheit sowoll alß den praxin in Heiligen Römischen Reiche aufgebürdet werde. Nachdem aber auch der landtständed alhie anwesende gevollmächtigter mit einer ausführlichen gegen-remonstration eingekommen, und gleichfals mit vielen gründen insonderheit aus verschiedenen allegirten reichsabscheiden und der observance in der nachbarschafft bestärcken will, daß in dergleichen fällen von türcken-steuren niemandt, weder geistliche noch sonst andere im weltlichen stande privilegirt und exempte persohnen, ausgenommen und befreyet ist. Also können Ihre Königliche Majestät der Bearbeiter des Dokuments wurde in der Reichsregistratur neben dem Briefkopf genannt Johan Bergenhielm (siehe Anm. 4). b Ad 1mum et 2dum B3. c die letzten zwei Wörter fehlen B3. d die letzten zwei Wörter fehlen B3.

a

1 LAGw

Rep. 6 Tit. 14 Nr. 23, fol. 6r. 2 Augustin von Balthasar (1632–1688): Generalsuperintendent von Schwedisch-Pommern und Professor an der Theologischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 259 und S. 265. 3 Jakob von Balthasar (1652–1706): außerordentlicher Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten 1857/I, S. 267. Lange 1898, S. 12. 4 Johan Bergenhielm (1629–1704): seit 1674 Kanzleirat und Staatssekretär (Utrikes-expedition). Vgl. SMK I/1942, S. 237.

Resolution König Karls XI. (1686)

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dieses nicht anders ansehen, alß eine sache, worin jedes theil sein recht und befugnus durch reichs- und landes- constitutionen und satzungen zu behaupten und zu vertheidigena intendiret, dannenhero sie alhie darunter nichts gewißes entschließen wollen, besondern haben umb soviel mehr gut gefunden, dieselbe zu des tribunals decision und ausschlag zu remittiren, alß nicht allein jenes theil bey angestelleter solcher copfb steuer eigener geständnuß nach,c in eventum dahin provociret, besondern landständed auch selbst damit friedlich zu sein scheinen, daß diese quaestion für gesagtes Ihre Königliche Majestät hohes appellation-gericht entschieden wurde. Es wollen Ihre Königliche Majestät aber doch dabey gnädigst verordnen, daß diese sache nicht allein fordersambst und summariee abgethan, besondern daß auch die regierung suchen solle, landstände dahin zu disponiren, damit bey etwa hiernegst weiter anlegendenf capitation steuer und des neben-modi die universitet und der gesamte clerus immittelst und biß zu völligem austrag der sachen doch keinem theil zum praejudiz mit dergleichen anlagen ubersehen werden mögen. Wegen der geklagten insolentien so bey der an den General Superintendenten und einigen Predigern auffm lande zu eintreibung oft erwehnter steuer verhängeten und geschehenen execution vorgangen sein sollen,g werden Ihre Königliche Majestät dero regierung in Pommern anbefehlen, daß die executores nach befindung ihres verbrechens und verübten excesse ernstlich angesehen und bestraffet werden sollen. 3. Es finden Ihre Königliche Majestät aus verschiedenen considerationen bedencklich, den in der durch den druckh publicirten pommerschen policey-ordnung caput I enthaltenen §1, alß worin die gesambte pristerschafft vermeinet, dero zustehendes straff-ambt gar zu sehr circum scribitet und gehemmet werden will, sowie unterthänigst gebethen wird, gäntzlich zu cassiren und aufzuheben. Ihre Königliche Majestät wollen aber gleichwoll an die regierung befehl ergehen laßen, daß dieselbe ernstlich dahin sehen und acht haben solle, damit den Predigern keines weges dadurch benommen werde, daß sünd- und ärgerliche wesen nach Gottes worth und gebothen zu eifern und zu straffen.

verthedigen B1. b königlichen B3. c die letzten sechs Wörter fehlen D. d letztes Wort fehlt B3, D. e nachfolgend befördert werde D. f anzulegenden B3, D. g die letzten zwei Wörter fehlen B3. h durck B1. a

202

Resolution König Karls XI. (1686)

4. Ihre Königliche Majestät erinnern sich gnädigst, daß für einiger zeit eine gewiße constitution dort im lande gefaßet worden, wie es mit bezahlung der interessena für die letzt abgelauffene krigs jahre zu halten. Haben dannenhero gut befunden, die universitet mit ihrem dieserwegen angebrachtem gesuch ad forum competens zu verweisen, daß sie es daselbst mit landständen gerichtlich auszuführen, fals diese sonst nicht disponiret werden könten, der universitet die verlangte zweyjährige zinsen von dem capital der behandelten 5000 reichsthaler zu entrichten. 5. Ihre Königliche Majestät haben in dero den landtständen anno 1684 ertheilten resolution gnädigst declariret und verordnet, daß eine commission angestellet und von derselben genau untersuchet werden solte, ob und wie weit die ämbter zu bezahlung der landschulden mit zuzuziehen sein. So bald nun von derselben ein solches ausfündig gemachet sein wird, soll alßdann verordnung ergehen, daß die universitet ihrer hinstelligen und künfftigen interessen halber beständige sicherheit und richtige bezahlung erhalte. Zu dem ende wollen Ihre Königliche Majestät dero regierung in gnaden anbefehlen, daß dieselbe befordernb solle, damit solche commission, so weit es noch nicht geschehen, gehalten und Ihrer Königlichen Majestät davon relation abgestattet werde. 6. Auf die von der universitet geschehenec unterthänigste praesentation des itzo zu Wittenberg seinden Adjuncti philosophiae licentiatus Remmelingen,1 zu der in Greiffswald itzo vocirenden ordinar profession metaphisicae et logicae haben Ihre Königliche Majestät hiebey gehend dero vocation in forma ausfertigen laßen. 7. Diesemnegst werden Ihre Königliche Majestät auch nochmahlz verordnen, daß inhalts dero hiebevorigen resolution vom 7. Novembris 16702 die studirende jugend in Ihrer Königlichen Majestät gesambte teutsche provincen einige zeit bey der greiffswaldischen academie sich a

interessenten B3.

1 Nikolaus

b befehlen

B3.

c das

letzte Wort über der Zeile nachgetragen B2.

Christian Remmeling († 1689): Professor für Metaphysik und Logik. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 269. 2 Vgl. Nr. 26.

Resolution König Karls XI. (1686)

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aufhalten sollen, wann sie einiger beforderung in Ihrer Königlichen Majestät landen gewertig sein wollen. Es wirdt aber zu erreichung Ihrer Königlichen Majestät darunter angezielten guten intention viel contribuiren, wan man bey der academie durch ein unda andere unanständliche zänckereyen den eltern keine ursache giebet, sich solcher verordnung desfalsb zu entziehen. 8. So laßen Ihre Königliche Majestät auch hiebey gehende ordre an dero beim churfürstlichem brandenburgischem hoffe residirendem extraordinarie Envoye von Graffenthal1 abgehen, daß derselbe alle dienliche officia beim Churfürsten anwenden solle, wodurch die universitet zu dem ihr von, des hochsehligen Hertzogen zu Croÿe liebden vermachte und geschencktem legato, würcklich gelangen könne.2 9. Anlangend daß die appallationes von der stadt Strahlsund consistorio hiernegst immediate an daß königliche consistorium zu Greifswalt ergehen mögen, so haben Ihre Königliche Majestät diese sache hievor alschon ventiliren laßen, da sich dann befunden, daß Ihre Königliche Majestät ein solches zu verordnen allerdings befugt sein. Weiln aber annoch einige umbstände dabey concurriren, wolln Ihre Königliche Majestät dieselbe mit dem ehesten erwegen und darunter beschaffen, waß sie darunter diensam und nötig finden. 10. Ihre Königliche Majestät wiederholen hiebey ihren vorigen befehl vom 11. Octobris anno 1684 an die pommersche regierung, daß dem consistorio die demselben von denen commissarien anno 1681 zugelegte achtzig faden brennholtz hinfüro ohne abkürtzung jährlich abgefolget werden.

a

oder B3.

1 Eberhard

b das

letzte Wort über der Zeile nachgetragen B3.

von Graffenthal († 1688): Advokat in Hamburg und Justizrat in den Herzogtümern Bremen und Verden. Wurde seit 1675 auf mehreren Gesandtschaften eingesetzt. Vgl. SAÄ III/1927, S. 90. Droste 2006, S. 392f. 2 Ernst Bogislaw von Croy (1620– 1684): Titularbischof von Cammin 1650, 1665 brandenburgischer Statthalter von Hinterpommern, 1671 auch von Preußen. Zum Testament von 1681 vgl. Schroeder 2000, S. 46–48 sowie Bernheim 1910.

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Resolution König Karls XI. (1686)

11. Betreffend den hiebevor zwischen dem General Superintendenten und Assessoren des königlichen consistorii an einem und denen landräthen von städten andern theils erwachsenen praecedentz-streit, so erinnern Ihre Königliche Majestät sich gnädigst, daß sie die entscheidung deßelben der regierung in Pommern anno 1670 bereits committiret haben, weiln aber das consistorium anführet, daß das gegentheil litem deferiret. So hat sich das consistoriumb desfals nun weiter bey der regierung anzugeben, alß welche schon wißen wirdt, wie die sache bey so bewanten umbständen zu entscheiden stehet. a

12. Ihr Königliche Majestät haben bereits für einigen tagen dero hiesiges statscontoir anbefohlen, daß selbiges dem pommerschen stat hinfüro allemahl dergleichen gewiße mittel anordnen solle, damit nicht weniger der civil stat daß seinigec an lohn allemahl richtig zu geniesen haben könne,d deßen sich dan auch das consistorium wird zu erfreuen haben. 13. Diejenige verordnungen, welche Ihre Königliche Majestät ihnen zu gute nun abfaßen laßen, wollen Ihre Königliche Majestät schon dergestalt mit nachdruck einrichten laßen, daß sie deßen wirklichene genoß jedesmahl zu verspühren haben sollen. 14., 15., 16., 17., 18. und 19. Waß schließlich in diesen sechs letztern additional-puncten im nahmen des gesamten cleri wegen dero einkünffte und anderer angelegenheiten unterthänigst vorgestellet und zur beschwerde angeführet wird, solches wollen Ihre Königliche Majestät dero pommerschen regierung zu fordersamer remedirung nachdrücklich anbefehlen, weiln es sachen sein, die in denen landes constitutionen, haubt-commissions und landtags recessen, auch andern verfaßeten heilsamen ordnungen ihr fundament haben undt nach denenselben reguliret und abgerichtetf werden müßen. Welches Ihre Königliche Majestät eingangs ermelten Deputirten auf die im nahmen ihrer committenten unterthänigst angebrachte desideria in Marginalie Vom praecedenz streit zwischen dem General Superintendenten und Assessoren consistorii an ein, in dem Landrath am andern theil B3. b die letzten elf Wörter fehlen B3, D. c senige B1. d davor gestrichen möge B2; solle B3. e -en über der Zeile nachgetragen. f abgefaßet B3. a

Ermahnung der Studenten zur Einhaltung der Disziplin (1688)

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schrifftlicher antwort gnädigst zurück geben wollen, ihnen im übrigen sambt und sonders mit königlicher hulde wol beygethan verbleibend. Actum ut supra. Carolus (Loco sigilli) 40. 1688 Januar 6 Rektor und Konzil ermahnen die Studenten zur Einhaltung der Disziplin A – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg. 418, fol. 6, Einblattdruck; Format 335x405 mm; – das Gleiche: Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 17. Der unmittelbare Anlass für das Mandat lässt sich nicht ermitteln. Den üblichen Ermahnungen, sich der nächtlichen Ruhestörung und des Umherziehens wie auch der Trunkenheit und tätlicher Angriffe zu enthalten, folgen die bekannten Strafandrohungen von Karzer und Relegation. Ausnahmsweise kann die Autorschaft für den Text festgestellt werden. Er wurde von Christian Saalbach1 verfasst.2

Rector et concilium academiae Gryphiswaldensis Quae observanda sint omnibus, qui academiam nostram familiariter complectuntur, ut rectam vitae formam inire et metam praefixam feliciter contingere possint, si non ex ipsis iuris divini ac naturae placitis clarum esset, vel leges nostrae academicae, dudum promulgatae satis superque ostendunt. Ac natura quidem duce trahimur omnes ad consilia capienda de rebus honestis, quibus civilem societatem devincire liceat indeque constat, quod aetatem a pravis cupiditatibus arcere inque labore potius ac animi patientia, quam corporis deliciis atque ineptiis officii industriam vigere conveniat. Quin oblectatio animi et curarum requies cum studiis conferri possit, nulli dubitamus, ea tamen ratione, quo nec morum gravitas nec verecundia a mente reperiatur aliena. Stultum namque est aetatem ita disponere, ut ne crastino quidem die integer sis: integri autem esse nequeunt, qui tantum metuere habent, quantum nocent nec ullo tempore vacare possunt. Scilicet trepidant, qui se penitus in voluptatis impurae Christian Saalbach (1653–1713): Professor für Beredsamkeit, seit 1697 Universitätsbibliothekar. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 269. 2 Die Autorschaft ergibt sich aus einem Zirkularschreiben des Rektors im Zusammenhang mit einer Erneuerung des obigen Mandats im Jahre 1705. Vgl. UAG Altes Rektorat Hbg. 418 fol. 5r und Nr. 64.

1

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Ermahnung der Studenten zur Einhaltung der Disziplin (1688)

consuetudinem immergunt intimisque sensibus anguntur, siquidem conscientia praeclari quicquam ipsos efficere non patitur, cum subinde sibi respondere cogat. Nec est, quod nocentes latendi spem atque fortunam sibi polliceantur, cum effugiendi fiduciam numquam promittere valeant, quippe quod tutum aliqua res in mala conscientia praestet, nulla securum. Volvitur interdum animadversionis tempus rata quidem lege, si improba facta perspecta non sint, inter somnos autem rei moventur et violatae pietatis recordatio tristis mentem illorum exagitat. Quid? quod omnis dies omnisque hora argumento aliquo recenti corporis diligentes fragilitatis vero oblitos admoneat, ut aeterna quamvis non meditantes, morti tamen se vicinos esse credant eosque respiciant, qui hilares cenarunta et praecipiti valetudinis genere abrepti decesserunt.b Ast ideo, quod mortales in adulta aetate opprimuntur saepe inopinantes, de naturae malignitate conqueruntur superstites, indocti incultique, ac si vitae nostrae spatia velociter nimis decurrant, cum tamen illa satis benigna sit, modo ipsimet fati diem non repraesentemus. Ubi enim animus ad corporis voluptates pessumdatus, perniciosa libidine utitur ita, ut contra naturam, corpus voluptati, anima vero oneri sit, tum profecto vitam sicuti peregrinantes, transimus, ultimaque demum cogente necessitate, quam ire non intelleximus, transisse sentimus. Usque adeo natura nos edocuit, excutiendas esse animi pravitates discendumque nihil interesse, quando patiaris, quod aliquando patiendum est, sed quam bene vivas referre. Quod si insuper animum quis attendat, quam pio quamque deliberato consilio sancitum sit, cuncta timori omnipotentis DEI et caritatic proximi adversa, procul christianis esse habenda in propatulo sane est, quemlibet haec aspernari debere, cuius animus saeculi vitiis corruptus non tenetur. Quae ergo ratio nonnullos studiosorum nostrorum in istam spem induxerit, ut se impunitos fore credant, si reiectis iuris divini ac naturae praeceptis, reiectis legibus academicis, reiectaque magistratus auctoritate, sancta alioquin et venerabili, ingenii nervos deliciarum contagione solvant seque luxuriae ac moribus immanibus permittant, vix est, ut odorari possimus. Quemadmodum enim nonnulli sese gesserint, neminem praeterit, eo, quod civitatem, immo totam prope regionem, fama perversitatis hominum eiusmodi repletam esse sciamus. Etenim praeclarum ipsis visum est oppido ingurgitare se inque plateis postea circumcursare, Stentorum1 instar vociferare, strictis gladiis vim lapidibus inferre et neminem non lacessere aut irritare. Quem voluptas haec, quae ferina est, exitum indepta sit, omnes norunt. Nostrum proinde est, temeritatibus istis consilio, opera et labore occurrere, ne, si altas radices egerint, postmodum exstirpatu difficilia nobis eveniant, praesertim cum faciliorem virtutis ad luxuriam, quam ad virtutem luxuriae a

coenarunt.

b de

cesserunt.

c charitati.

Ermahnung der Studenten zur Einhaltung der Disziplin (1688)

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transitum videamus. Quare, cum nocturnae concursationes ac vociferationes in plateis et moribus et saluti studiosorum inimicae prorsus sint, ad perniciem vero adeo propensae, ut vitae suae insidientur, quibus iucundum est, relicto museo, tenebris in publico morem gerere, idcircoa his ineptiis, statuta carceris, ni relegationis, arbitraria poena, obicem hac pagina obicere decrevimus. Quicumque mente ingenua coruscant, qui pietatem ac reverentiam DEO insimulque magistratui deberi ac proinde inter iustam ac perversam agendi rationem plurimum interesse profitentur, qui denique salutem cum pernicie ac intemerati nominis notam cum ignominia non commutandam esse ducunt, in illorum oboedientia summa cum voluptate subsistemus. Quorum vero animus vitiis tantopere incensus est, ut ne spes quidem ulla affulgeat, fore, ut nobis obtemperare velint, illos propositae poenae persecutio certissime manebit. Publicatum publice sub sigillo nostro, festo epiphaniorum, anno aerae christianae MDCLXXXIIX. 41. 1688 Mai 13 Rektor und Konzil fordern die Studenten zu diszipliniertem Betragen in den Kirchen auf A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 16, Einblattdruck; Format 312x388 mm. Die beinahe regelmäßigen tumultuarischen Auseinandersetzungen der Studierenden, insbesondere Rangstreitigkeiten im Studentenchor, waren in den 1650er Jahren wiederholt Gegenstand von Disziplinarverhandlungen vor dem Konzil. Seitdem scheinen solche Tumulte zurückgegangen zu sein. Nichtsdestoweniger hielten Rektor und Konzil es 1688 für angemessen, die Studenten in diesem Sinne ausdrücklich und in der ungewöhnlichen Form eines Briefes zu ermahnen.

Rector et concilium academicum civibus suis salutem plurimam dicunt. Duo loca in quavis re publica omnium gentium consensu sanctoria habentur, aulae ac templa. Aulae, quia regem aut principem populi, supremi numinis vicarium, tenent; templa, quia DEI, omnis magistratus supremi domini, maiestatem aut externa quadam imagine oculis obiciunt, aut verbi praedicatione animis repraesentant. Quemadmodum itaque naturae ipsius ductu in venerationem summi numinis, omniumque, DEI munus in terris gerentium, gens humana impellitur, ita et loca, in quibus documenta a

iccirco.

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Ermahnung der Studenten zur Einhaltung der Disziplin (1688)

maiestatis ac potentiae suae deposuerunt, nequaquam violanda esse uno animo arbitratur. Imprimis vero templa tanto maiori reverentia digna esse iudicantur, quanto sunt maiestatis pleniora. Quod venerationis officium cum apud gentiles Turcas Iudaeosque studiose observetur, in christianorum templis saepe negligitur, tanto maiori cum ipsorum opprobrio, quod, cum illi sola praesentiae divinae opinione profanos tumultus intempestivaque colloquia vitent, hi praesentiae divinae certissimi inhonesta committere non vereantur. Nescimus alia loca; quid fiat in academia nostra, non sine animi maerore recordamur. Cui enim non notum est, quae ineptiae in choris academicis agitentur? Qui risus, quae confabulationes, quae discursationes perpetrentur? Cui obscurum est, quod non ita pridem improba cuiusdam calumniatoris manus designavit, qui commilitonis sui, adolescentes innoxi, pii ac modesti, famam famoso libello non dubitavit arrodere, impiasque mentis suae meditationes in chartam coniectas parietibus chori affigere, scandala, suspiciones, inimicitas excitare? Nemo non vereretur in domo principis aut honorati cuiusdam viri tantum scelus committere, quod improbus ille et insaniae suae ipse sibi domesticus testis in praesentia summi numinis suspendit. Novimus multos esse, qui tam enorme facinus aliasque in templis agi solitas ineptias serio detestantur, quique malint ubivis esse, quam in hominum tam profanorum consortio. In eos nihil dicimus, sed ipsis potius apprecamur efficacem spiritus sancti assistentiam, ut ipsos in bono confirmare, et adversus quaevis improborum scandala clementer munire dignetur. Vos alloquimur, profanos numinis contemptores? Ecquid cogitatis, cuius domini templum ingrediamini? DEUS est, qui sibi iniuriam inferentem non patitur abire impune. DEUS est, cuius augustissimae maiestatis documenta ubique in templo potestis contemplari. Adsunt altaria, praesentissimae divinitatis monumenta: loca, ubi praesentiam corporis ac sanguinis sui exhibet JESUS CHRISTUS in sacramento cenae.a A latere cernitis magistratum vestrum caelestisb numinis in terra vices gerentem. A fronte auditis praeconem verbi divini, qui, quantum in se est, spiritum sanctum in vestra corda per verbum devehere allaborat. Huius commercium repudiatis, quia praeconis verbis incommodo tumultu obstrepitis. Ita non tantum non reveremini spiritus sancti praesentiam. Sed numen illud sanctissimum indignis modis repellitis. Circa vos habetis commilitones vestros, quorum infirmiores ad malitiam abducitis exempli pravitare; aliorum, qui officii sui memores decantandis hymnis, audiendoque DEI verbo operam dant, devotionem improbo strepitu turbatis. Atque ita abunde probatis et timorem DEI et reverentiam magistratus et caritatem proximi ex animis vestris plane excussa. Non praeterit vos, quae a

caenae.

b

coelestis.

Ermahnung der Studenten zur Einhaltung der Disziplin (1688)

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officia ab unoquoque requirantur; singulis enim academicae leges exhibentur, cum in studiosorum coetum cooptantur, iniungentes omnibus, ut verae pietati studeant, templa et sacra debita devotione frequentent adeoque DEUM pura, religiosa, sobria ac casta mente venerentur, sicque studiis suis divinam gratiam propitient. Verum Quid leges sine moribus Vanae proficiunt? Quid tristes querimoniae, Si non supplicio culpa reciditur?1 Quapropter cum tanta improbitas, quae hactenus in locis religiosis fuit perpetrata, scandalorum sit plenissima, iramque DEI certissime in nostram academiam lacessat, eam ulterius impunitam relinquere non possumus ac proinde hac pagina palam facimus omnibus, nos posthac in quosvis profanorum tumultuum in templis excitatores arbitraria poena animadversuros esse, ut, quem praesentiae divinae consideratio minus movet, is poenarum metu atque pudore in officio se continere discat. Quicumque igitur, spreta numinis magistratusque auctoritate, ea in posterum in templis agere non metuent, quae non conveniunt piis ac bonis civibus serio sciant, se suam improbitatem non inultam laturos, sed CARCERE aut RELEGATIONE expiandam esse abiectissimam licentiam illam, quae, contemptim habita religione et honestate, sine ratione lascivire, et velut in publico quodam impudentiae theatro publice ausa fuerit ineptire. Qui vero praesentiam sancti numinis reveriti ejuschmovnw~ kai; kata; tavxin2 (iuxta apostoli monitum) in templis versabuntur eis et divini numinis benedictionem, et nostrum amorem certissime polliemur. Publicatum dominica cantate anno 1688. (Loco sigilli)

Horaz, Oden 3, 24, 33–36. Die Verse sind in anderer Reihenfolge und unvollständig wiedergegeben. 2 1 Kor 14, 40.

1

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Turnus der Rektorwahl (1689)

42. 1689 November 29, Stettin Die Königliche Regierung regelt den Turnus der Rektorwahl A – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 74, fol. 29r– 30v, behändigt, 1 Bogen, S. 1–2 mit Text, S. 4 mit Außenadresse und Verschlusssiegel; Format 320x201 mm. B1 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 75, fol. 18r– 19v, 2 Blatt; Format 325x197 mm. B2 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 176r–177v, 2 Blatt gebunden, S. 1–3 mit Text; Format 338x210 mm. Üblicherweise wurde das Rektorat abwechselnd durch die verschiedenen Fakultäten und innerhalb derselben durch wechselnde Personen wahrgenommen. Bei den Rektoratswahlen 1689, als die Juristenfakultät turnusmäßig den Rektor stellen sollte und dabei Alexander Caroc an der Reihe war, überging das Konzil seinen Anspruch mit der Begründung, dass er als Landsyndikus zu oft in Landesangelegenheiten unterwegs und daher selten vor Ort sei, was die Führung des Rektorats unmöglich mache. An seiner Stelle wurde einstimmig der Jurist Friedrich Gerdes1 gewählt.2 Caroc reichte Beschwerde gegen die Wahl bei der Königlichen Regierung ein und erlangte vorliegendes Reskript, welches einen erheblichen Eingriff in die Autonomie der Universität darstellte, indem es eine Annullierung der Wahl oder die Beugung des Wahlprivilegs forderte.3 Die Universität appellierte unter Hinweis auf ihr Recht zur freien Rektorwahl an das Wismarer Tribunal, welches entschied, die sache in statu quo zu laßen und die strittige Wahl unter sich auszumachen.4 Caroc wandte sich nun direkt an den Hof und erwirkte einen königlichen Befehl an den Kanzler, der dafür sorgen sollte, dass die Universität Caroc zufrieden stelle, indem sie ihm das folgende Rektorat übertrug,5 was denn auch Ende 1690 geschah. Damit wurde der Eingriff der Königlichen Regierung in das freie Wahlrecht des Konzils – indem der Turnus nun der Ordnung der Fakultäten und Personen folgen musste – von allerhöchster Stelle sanktioniert. Der ganze Vorgang führte schließlich zu einer eindeutigen Regelung der Rektorwahl in Visitationsrezess von 1702 (vgl. Nr. 51). A weist am unteren Rand fol. 29r den Vermerk An die universität zu Greiffswald wegen Herrn Doctor Carocks, in puncto des rectorats auf.

1 Friedrich Gerdes (1634–1695): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 266. 2 Zum Hergang UAG Altes Rektorat St. 75, fol. 2–4 und 12–15, sowie Augustin v. Balthasars spätere Darstellung zu den Rektorwahlen, in: UAG Altes Rektorat St. 75, fol. 28v–29r. 3 Vgl. zum Herkommen Bd. I, S. XXXI–XXXIII. 4 UAG Altes Rektorat St. 75, fol. 29r. 5 Befehl des Königs an den Kanzler v. 15. Februar 1690, UAG Altes Rektorat St. 74, fol. 52r/v.

Turnus der Rektorwahl (1689)

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Von Ihrer Königlichen Majestät zu Schweden zum pommerschen estat verordnete General Staathalter und regirung. Unsern gruß zuvor wohlehrwürdige, edle, wohlehrenfeste, großachtbahre, hoch- und wohlgelahrte, vielgeehrte Herren. Wir haben das jenige, was sie den 15ten und 26ten dieses wieder Herrn Hoffrath Doctor Carock1 wegen des rectorats eingebracht, wohlerhalten und in pleno verlesen. Alß nun die bißherige observantz, daß bey des Rectoris wahl sowohl die ordnung der personen alß der facultäten zu beobachten, erfodert, die reißen, welche gedachter Herr Doctor Carock zu thun haben möchte, ihn so wenig alß die jenigen, welche der Herr General Superintendens und die Herren Professores juris et medicinae verrichten müsten, dieselben an erlangung und verwaltung des rectorats, weil man einen Prorectorem alßdann zu bestellen pfleget, hindern können, die aequalität inter collegas zu erhaltung guter einigkeit billich zu observiren, und damit ein Professor ohne nothwendigkeit und dringende ursachen praeteriret und deßen existimation dadurch gekräncket werde, auf alle wege zu verhüthen. Von dieser auf den ruhestannd der universität gerichteten verordnung auch keine appellation zu verstatten, so gesinnen wir an dieselbe hiedurch ihres einwendens ohngehindert die geschehene election wieder aufzuheben und das rectorat ermelten Herrn Doctor Carock alsoforth gebührend aufzutragen oder daßelbe zu prorogiren und solches nechstkünfftiges jahr zu gewöhnlicher zeit gedachtem Herrn Doctor Carock ohnfehlbahr anzuvertrauen. Göttliche Obhuth empfohlen. Datum Stettin, den 29ten Novembris anno 1689. Unserer vielgeehrten Herrn. Freundwillige Bielke2 Wolfframsdorf3 Joachim Behr4 Hans Alexander Norman5 Bernhard Jäger6 Alexander Caroc (1643–1711): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 267. 2 Nils Bielke (1644–1716): Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern (1687–1698). Vgl. SMK I/1942, S. 306f. 3 Georg Dietrich von Wolframsdorf († 1696): Kanzler der Königlichen Regierung in Schwedisch-Pommern. Vgl. Lange 1898, S. 378. 4 Joachim Christoph Behr († 1707): Distriktionsdeputierter der pommerschen Ritterschaft, in den 1680er Jahren pommerscher Regierungsrat. Vgl. Backhaus 1969, S. 120. Haselberg 1881, S. 52. 5 Hans Alexander von Normann (1673/1689): pommerscher Regierungsrat. In der Vormundschaftszeit Deputierter des Distrikts Wolgast. Vgl. Backhaus 1969, S. 120. 6 Bernhard Christoph von Jäger (1648–1707): Regierungsrat für Schwedisch-Pommern. Vgl. Lange 1898, S. 157. Jörn 2007, S. 175. 1

212

Bestallung und Instruktion des Pedellen (1690)

43. 1690 Mai 1, Greifswald Bestallung und Instruktion des Pedellen A1705 – (13. Februar 1705) Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 33, S. 703–710, Ausfertigung mit aufgedrücktem Siegel; Format 323x198 mm. A’1705 – (13. Februar 1705) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat, St. 218, fol. 43r–44r, 1 Bogen; Format 332x196 mm. B1690 – (1. Mai 1690) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat, St. 218, fol. 34r–36r, 1½ Bogen, S. 1–5 mit Text; Format 333x206 mm. Das Amt des Pedellen gehört zu den ältesten der Universität.1 Die erste förmliche Bestallung eines Pedellen ist für das Jahr 1686 überliefert,2 enthält aber nur eine eher summarische Aufgabenbeschreibung, die anschließend erweitert und strukturiert wurde und 1690 in die Bestallung für den Pedellen Nikolas Ries mündete, die bereits den Charakter einer Instruktion trägt und zu der auch eine Eidesformel gehörte, welche allerdings nicht erhalten ist. Möglicherweise hängt die Verdichtung der Bestallung zur Instruktion mit der personellen Verstetigung des Pedellenamtes zusammen, in welchem die Amtsträger zuerst stark fluktuierten. Nikolaus Ries, für den diese Bestallung entworfen wurde, führte das Amt immerhin 15 Jahre. Beim Entwurf der neuen Bestallung und Instruktion für den Pedellen spielte vor allem die Frage nach den Einkünften, die dieser aus der Universitätskasse empfangen sollte, eine wichtige Rolle.3 Textgrundlage für die Edition ist B1690. Der Text ist überschrieben: Pedellens. Copia Nicolaia Riesens4 seeligerb bestallungc brieffs.5 Am Rand findet sich die Marginalie: Nota bene. der Pedellen eydt, ubi. A1705 weicht zwar im Aufbau, kaum aber im Inhalt von der Vorlage ab. Vorkommende inhaltliche Abweichungen sind in den Apparat aufgenommen worden.

a

danach gestrichen s.

1 Vgl.

b danach

gestrichen brieffs.

c danach

gestrichen s.

Bd. I, S. LIIIf. 2 Christoff Hoeffmanns, UAG Altes Rektorat St. 218, fol. 12f. die kontrovers geführte Diskussion im Konzil vgl. UAG Altes Rektorat St. 218, fol. 4 Nicolai Ries († 1705): wurde 1685 in Greifswald immatrikuliert. Vgl. 39r–42v. Friedländer II/1894, S. 168. Der dort wiedergegebene Zusatz Pedellus stammt von späterer Hand. 5 In A1705 sind diese Wörter ersetzt durch Instruction für den Famulus und Depositor. 3 für

Bestallung und Instruktion des Pedellen (1690)

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Zu wißen, daß nachdem durch abgang des Andreae Hoyersa 1 das officium Pedelli oder Famuli communisb bey hiesiger universität erlediget, und sich dazu der ehrenveste und gelahrte Nicolaus Riese aus Franckenlandc gebürtig, der heiligen schrifft geflißenerd angegeben, und ihm solches hinwieder zu conferiren ansuchung gethan. Rector et concilium academicum ihm auch zum Pedellen oder universitäts Famulo, jedoch auf nachgesetzte conditionese angenommen und constituiret, daß nemlich in generef er dem Herrn Magnifico Rectori und deßen in officio successoribus gehorsamg seyn, übrigen Herren Professoribus aber dabey ihre gebührliche ehre und respect geben, diesem officio getreulichh und fleißigi vorstehen, der pietätj und eines nüchteren, ehrbaren lebensk sich befleißigen, insonderheit auch beyl den depositionibus solcher kurtzweilm in reden sich gebrauchen, welche Gottes Wort und der ehrbarkeit nicht zu wiedernn sind, noch denen anwesenden ergerniß geben können. Dan der universität nutzeno so viel an ihm befodernp und dero schadenq bestmögligst abwenden,r was ihm anvertrauet wird, nicht divulgiren, sondern heimlich halten,s der studiosorumt gesellschafft bey gelagen sich enthalten,u sich in keine händel mengen, noch dieselbe foviren helffen, mit denen studiosis, wenn sie pecciret haben, nicht colludiren,v noch die unthatenw vertuschen helffen, sondern vielmehrx Magnifico Domino Rectori ansagen.y Dan in der bestraffungz dasjenige, was ihm committiretaa wird, praecise verrichten,bb und sich in allen, wie einem solchen Depositori und jurato academiae Famulo eignet und gebühret, bezeigen. Dahingegen ihmcc wieder der studiosorum intentiondd und jedermann in seinem ambte gebührend schutzee gehalten werden solle.

statt der letzten vier Wörter tödtlichen hintrits Nicolai Riesens A1705. b statt der letzten vier Wörter Famuli universitatis und Depositoris A1705. c statt der letzten vier Wörter Daniel Zahrendt von Malchin auß Mecklenburg A1705. d statt der letzten vier Wörter philosophiae et theologiae studiosus A1705. e unterstrichen. f die letzten zwei Wörter unterstrichen. g unterstrichen. h unterstrichen. i unterstrichen. j Gottesfurcht A1705. k die letzten drei Wörter unterstrichen. l unterstrichen. m die letzten drei Wörter unterstrichen; statt der n die letzten neun Wörter letzten drei Wörter solchen schertz und kurtzweil A1705. unterstrichen. o die letzten zwei Wörter unterstrichen. p unterstrichen. q unterstrichen. r unterstrichen. s die letzten zwei Wörter unterstrichen. t unterstrichen. u die letzten v w die letzten zwei Wörter unterstrichen. unterstrichen. drei Wörter unterstrichen. x nachfolgend dem jedesmahl seyendem A1705. y unterstrichen. z unterstrichen. aa befohlen A1705. bb unterstrichen. cc nachfolgend in seinem ampte A1705. dd die letzten vier Wörter unterstrichen. ee unterstrichen. a

1 Andreas

Hoyer war ein Theologiestudent aus Anklam. Vgl. Friedländer II/1894, S. 158 und S. 173.

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Bestallung und Instruktion des Pedellen (1690)

1. In specie daßa er seine wohnung auf dem collegiob nehme,c damit er desto beßer auf das collegium acht haben,d daßelbe wie auch die auditoriae zu rechter zeit auff- und zuschließen,f und wann gelesen oder disputiretg wird, klingen könne. Zu welchem ende ihm eine fertige stubeh eingeraumet werden soll.i Anderwerts daß er täglich morgens und nachmittagsj sich beyk den allemahligen Rectoribusl Magnificis einfinde und vernehme, ob etwas in causis academicis zu bestellenm und, was ihm zu verrichten committiret wird, fleißig und treulich verrichte. Im ubrigen wenn examina oder promotiones seyn, sich bey denen Herren Decanis facultatumn einfinde, und was deßfalß zu verrichten vernehme, und gleichfalß fideliter bestellen.o 3. Den Herrn Magnificum Rectoremp so woll in als aus der kirchen,q wie nicht minder ad aliosr actus honestos prodeuntem modeste comitire. 4. Wann conciliums gehalten wird, daß das gemacht bey zeiten eröffnet, von denjenigen, der dazu bestellet,u zur winter zeit zeitig eingehitzet werde, beschaffe. In vestibulo,v so lange concilium gehalten wird, aufwarte, ob etwas zu verrichten oder jemand zu citiren sey, vernehme.w 5. Daßx er sich nicht allein an dem, was ihm für solchen dienst gebühret, alß einen freyen tisch in der communität,y jedes quartal 3 reichsthaler, insgesambt aufs jahr 12 reichsthaler und jährlich 1 reichsthaler zu 1 paar

a danach I in der Mitte der Zeile. b die letzten fünf Wörter unterstrichen. c nachfolgend oder doch so viel möglich allernegst dabey A1705. d die letzten sieben Wörter gestrichen. e unterstrichen. f die letzten drei Wörter unterstrichen. g nachfolgend oder peroriret A1705. h die letzten drei Wörter unterstrichen; nachfolgend frey und ohne bezahlung A1705. i nachfolgend welche er, wann er nicht drauff wohnen will, der studenten gesellschafft desto mehr zu vermeiden nach gefallen und vortheil andern vermiethen kan. A1705. j die letzten vier Wörter unterstrichen; nachfolgend sonderlich des morgens im sommer ümb sieben, winters ümb acht oder neun uhr, wie es Magnificus Dominus Rector verlanget, und des nachmittags ümb 1 oder 2 uhr ordinarie und ungefordert A1705. k unterstrichen. l unterstrichen. m die letzten acht Wörter unterstrichen; nachfolgend Hienegst aber auch wann extraordinario etwas vorfält, auff Magnifici Domini Rectoris erfordern stets zur haus seyn, wenigstens daheim zu hause nachricht laßen, wo er anzutreffen und zu finden. A1705. n danach gestrichen angebe. o der letzte Satz wird zu Punkt 5 A1705. p die letzten zwei Wörter unterstrichen. q unterstrichen. r die letzten zwei Wörter unterstrichen. s unterstrichen. t unterstrichen. u nachfolgend außgefeget und A1705. v die letzten zwei Wörter unterstrichen. w nachfolgend Punkt 5 (siehe Anm. o auf dieser Seite) und Punkt 6 Soll er die neü ankommende studiosos in denen post häusern und herbergen, auch sonsten in privat häusern fleißig erfragen, zuforderst Magnifico Domino Rectori zuführen; welcher als dann die deponendos davon ante inscriptionem in album studiosorum an den Herrn Decanum facultatis philosophiae verweisen wird, damit sie der philosophischen facultät auch ihre gebühr entrichten und deponiret werden mögen. A1705. x dieser Punkt lautet Soll er an dem, was ihm zum lohn bestimmet, auch über das an accidentien verordnet ist, begnügen laßen, und von niemand mehr alß ihm gesetzet ist, fordern noch begehren. A1705. y die letzten fünf Wörter unterstrichen.

Bestallung und Instruktion des Pedellen (1690)

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schu,a dan 6 fuder holtz,b sondern auch was ihm überdehm verordnet ist begnügen laßen, und von niemand mehr, als ihm gesetzet ist, fodern oder begehren solle.c Zud solchem ende hat er zwar 6 vone denen Herren Professoribusf vermöge alten gebrauchs und herkommens, jedoch nach eines jeden freyen willen ein quartal zu 8 oder 12 schillingg zu impetriren, von jeden studiosoh aber aufs quartall 8 lübische schillingi zu fodern, und da in güte ihm solches nicht entrichtet werden will, solches Magnifico Domino Rectori zu hinterbringen und deßen verordnung darauff zu erwarten. Vonj denen de novo ankommenden studiosisk hat er prol accessu oder inscriptione 16 lübische schillingm zu fordern, ohne was der abgehende Rector finito anno rectoratusn sui, jedesmahl von jedem inscriptoo ihm zu geben gehalten ist. 7. Hat er vonp einem jeden, so er deponiret,q wo es vermögene leute sind, 1 reichsthaler undr einen schnuptuchs an deßen stadt ½ reichsthaler,t von der Professoren oder universitätu officianten kinderv nichts, sondern nurw einen schnuptuch oder ½ reichsthaler zu fodern. Von schlechtx conditionirten leuteny soll er nicht über 1 guldenz und einen schnuptuchaa nehmen, mit gantz armenbb auch in die gelegenheit sehen und gratiscc durchlauffen laßen. Für das testimonium aber über dem, oder à part von jemands nichts zu erheben, wie ihm dann die leute zu übersetzen oder hierüber etwas zu fodern ausdrücklich inhibiret und verboten wird, damit niemand solchen ritum zu subiren abgeschreckt und dadurch so woll die universität alß die philosophische facultät schaden leide.

die letzten sechs Wörter unterstrichen. b die letzten drei Wörter unterstrichen. c Hier wird A1705 durch weitere Ausführungen ergänzt 8. Solcher gestalt hat er nach denen universität registern stat-lohns zu empfangen: 1) an speise gelder – 48 floren, 2) an locaris – 12 floren, 3) zu 4 paar schue – 8 floren, 4) noch an überschuß wegen des speise geldes – 8 floren, 16 schilling, Summa 76 floren, 16 schilling, 5) an holtze noch darzu 8 fuder, gerechnet zu zwey faden eichen, und 1½ faden faul eschen. d Punkt 9 A1705; inhaltlich identisch. e unterstrichen. f unterstrichen. g die letzten sechs Wörter unterstrichen. h die letzten drei Wörter unterstrichen. i die letzten drei Wörter unterstrichen. j unterstrichen. k die letzten vier Wörter unterstrichen. l unterstrichen. m die letzten vier Wörter unterstrichen. n die letzten drei Wörter unterstrichen. o die letzten drei Wörter unterstrichen; über der Zeile nachgetragen credo 6 p unterstrichen. q unterstrichen. r die letzten drei Wörter unterstrichen. pfennig. s unterstrichen. t die letzten zwei Wörter unterstrichen. u unterstrichen. v unterstrichen; von anderer Hand am Rand nachgetragen Excipe. w unterstrichen; statt der letzten sieben Wörter söhnen aber nichts, als was sie selbst beliebig geben wollen, und von andern universität bedienten söhnen nicht mehr als A1705. x unterstrichen. y unterstrichen. z statt der aa die letzten fünf Wörter letzten zwei Wörter einen halben reichsthaler A1705. bb cc die letzten zwei Wörter unterstrichen. unterstrichen. unterstrichen. a

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Bestallung und Instruktion des Pedellen (1690)

8. Hat er von jeden neuen Professore post receptionem 1 reichsthaler,a von denen candidatis und promotionibusb aber nachc einer jeder facultätd statuten oder gewohnheit die gebühr,e jedoch daß vonf denjenigen, deren eltern Professores geweseng und bey der profession gestorben seyn, nur die helffteh zu erheben, darüber er auch nichts zu praetendiren oder zu exigiren haben solle. Alß in der theologischeni facultät von jeden candidaten der pro licentia disputiret 3 reichsthaler.j Von einem der in selbiger facultät Doctor wird 2 reichsthaler,k wovon er dem Adjuncto seine gebührl entrichten muß, wie es denn bey dieser facultät, alß man nicht anders weiß, gleich als bey der iuristen facultät gehalten wird.m In der juristen facultätn von einem jeden candidaten post finitum primum examen 1 reichsthaler,o post lectionesp 1 reichsthaler,q et post inauguralem disputationem 1 reichsthaler.r Wiewol er Coadjutoris von diesem letzteren honorario, es sey einer, einen halben, da 2 sind 1 reichsthaler, alß die helfftet abzugeben, schuldig ist. Von der doctoral promotionu hat er 2 reichsthaler von jedemv doctorando zu erheben. Er muß aber ½ reichsthaler von jedemw candidato dem adjunctox Famulo abgeben und über diß nichts fordern. In facultate medicay hat er von einem jeden, der pro licentia disputiret und promoviret 2 reichsthaler,z von den doctoribus aber so viel, alß in facultate iuridica gegeben wird. In facultate philosophicaaa hat er von jedembb candidato pro examinecc privato einen gulden, pro publico et ipso promotionisdd actu auch zwei guldenee zu erheben. die letzten acht Wörter unterstrichen; nachfolgend von einem, der in numerum adjunctorum auffgenommen wird, einen halben reichsthaler A1705. b die letzten drei Wörter unterstrichen. c unterstrichen. d die letzten zwei Wörter unterstrichen. e die letzten zwei Wörter unterstrichen. f nachfolgend Professoribus und A1705. g die letzten vier Wörter mit h die letzten drei Wörter mit Strichlinie unterstrichen. Strichlinie unterstrichen. i unterstrichen. j die letzten fünf Wörter unterstrichen. k die letzten vier Wörter l unterstrichen. die letzten sechs Wörter mit Strichlinie unterstrichen. m statt der letzten 18 Wörter er bey einer juristischen promotion thun muß. A1705. n die letzten zwei Wörter unterstrichen. o die letzten zwei Wörter unterstrichen. p nachfolgend cursorias A1705. q die letzten zwei Wörter unterstrichen. r die letzten zwei Wörter unterstrichen. s mit t Strichlinie unterstrichen; nachfolgend als pro tempore consistorii Famulo A1705. die letzten zwei Wörter mit Strichlinie unterstrichen. u unterstrichen. v die letzten vier Wörter unterstrichen. w die letzten vier Wörter mit Strichlinie unterstrichen. x die letzten zwei Wörter mit Strichlinie unterstrichen. y die letzten zwei Wörter unterstrichen. z die letzten zwei Wörter unterstrichen. aa die letzten zwei Wörter unterstrichen. bb die letzten zwei Wörter unterstrichen. cc unterstrichen. dd unterstrichen. ee die letzten zwei Wörter unterstrichen; statt der letzten zwei Wörter einen halben Reichsthaler A1705. a

Rektor und Konzil verbieten den Studenten das Jagen (1691)

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9. Wann solennes disputationesa oder orationesb gehalten werden, hat er von dem respondenten oder declamanten nichts mehr als ½ reichsthalerc (dafür er die disputation und intimation distribuiren und invitiren soll) zu erheben und nichts daruber zu exigiren, damit die respondentend der unkosten halber nicht abgeschrecket werden mögen. Daferne jemand der Herren Professoren nichtf einheimisch oder durch kranckheit oder aus andern ursachen in der kircheng zu seyn behindert wird, muß er die disputationes und programmata ad domumh bringen. Diesem allen desto beßer zu geleben, wird obgedachter academiae Famulus nicht allein in eydes pflicht genommen, sondern ihm auch diese instruction und bestallungs-brieff unter der universität insiegeli ertheilet. So geschehen Greiffswaldt, den 1. Maii anno 1690.j 44. 1691 Juni 7 Rektor und Konzil verbieten den Studenten das Jagen A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 20, Einblattdruck; Format 312x392 mm. Im Dotationsinstrument von 16341 hatte der Herzog sich die hohe und andere Jagden im Amt Eldena selbst vorbehalten, ausgenommen war Deputatwild, welches zu Promotionen sowie Hochzeiten der Professoren bewilligt wurde.2 In den 1680er Jahren scheint die Wilderei überhand genommen zu haben, sodass in kurzer Folge 1687 und 1690 Verbote gegen unbefugte Jagden erlassen wurden.3 Das vorliegende Mandat von Rektor und Konzil nimmt wahrscheinlich Bezug auf die Wiederholte Verordnung wegen Schonung der königlichen Heiden und Wildbahnen vom 3. April 16904 und macht dieses mit entsprechenden Belehrungen über die Studiendisziplin den Studenten bekannt. Man darf daraus schließen, dass studentische Jagdfrevel – insbesondere a unterstrichen. b unterstrichen. c die letzten zwei Wörter unterstrichen. d studiosi A1705. e in A1705 bildet der folgende Satz den Punkt 13. f die letzten zwei Wörter g die letzten drei Wörter unterstrichen. h die letzten zwei Wörter unterstrichen. i nachfolgend und des jetzigen Herrn Magnifici Rectoris unterschrifft A1705. unterstrichen. j statt der letzten vier Wörter 13, Februaris anno 1705. Caspar March, medicinae Doctor et Professor ordinarii, hoc tempore Rector A1705. 1 Vgl.

Bd. I/Nr. 48. 2 Davon wurde auch Gebrauch gemacht. Vgl. Friedländer I/1893, S. 599 zum Jahr 1641. 3 Dähnert III/1802, S. 1014–1016. 4 Dähnert III/1802, S. 1015f.

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Rektor und Konzil verbieten den Studenten das Jagen (1691)

in der niederen Jagd – wie an anderen Universitätsorten so auch in Greifswald vorgekommen sein dürften.

Rector et concilium academiae Gryphiswaldensis civibus suis. Refert in vitis philosophorum DIOGENES LAERTIUS Platonem, divinum senem, auditoribus suis saepissime inculcasse: animum ne sine corpore, corpus ne sine animo exerceant, ut utriusque pariter cura habeatur: alterum cum athletarum, alterum cum sit inertium. Est enim affinitas et concordia illis tanta, ut, sicuti, animus corpore ad functiones obeundas utitur: ita ad eius temperaturam animi quoque affectus et actiones sese accomodent. Quae licet imprimis informandae ob acumen agentis: tamen quemadmodum assidua rerum tractatione, ni quandoque instaurentur otio, facile conteruntur atque flaccescunt: ita iugi cessatione marcescunt ac deficiunt: cum omnium rerum vicissitudo debita, totaque nostra vita in laborem et quietem divisa sit. Hinc negotium quo asstrictius et gravius, eo liberius debet esse otium: non solum, quia nulla res est, quae possit perferre continuum laborem: sed quod studium discendi voluntate, quae cogi non possit, constet. Quod suo probat exemplo Agesilaus,1 rex Lacedaimoniorum, qui magnis curis et molestiis obrutus, saepe cum infantibus se recreavit, ligneis baculis inequitans. Nec non magnus ille et fortissimus Hercules, qui terrarum orbe monstris repurgato, a laboribus abstinuit et quietam amplexus est. Ipse Socrates ille sapiens nonnumquam cum pueris ludere solitus est. Nimirum alternae sunt vices rerum et verum manet proverbium: varietas delectat. Dandum ergo est otium animo, dandum et corpori, sed grata vice: concedenda etiam utrique est agitatio sua et naturalis quaedam motio, ne otio torpescant aut corrumpantur: dummodo abusus, qui rebus quibusque fere inhaeret, tollatur, et personarum, vitae et conditionis, temporis atque loci, licitorum quoque ac prohibitorum ratio habeatur. De his, iubente sic illustrissimo regimine, monendos vos hoc tempore duximus, cives academici, dum perfertur ad nos, vestrorum nonnullos cum fistulis ferreis, et canibus venaticis, in campos et silvasa proximos exire et feras insequi. Quamvis vero venatio sit exercitum, quo ad corporis et animi relaxationem, qua legibus superiorum et loci consuetudine id licet, uti possimus: laborandum tamen vobis est, ne ei ita addicamini aut mancipemini, ut vel horas studiis destinatas negligatis: vel tempore aut loco prohibito venationibus indulgeatis. Illud enim academicis vitio a

sylvas.

1 Entweder

Agesilaus I., Sohn des Doryssos, der um das 9. Jh. v. Chr. gelebt hat, oder Agesilaus II. (444/3–360/59 v. Chr.), Sohn des Archidamos II., über den ungleich mehr bekannt ist (daher wahrscheinlicher).

Disziplinarordnung für die Freitische in der Oeconomie (1693)

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vertitur, quorum principale studium est, musas excolere, non in bestias saevire: hoc contra edicta et sanctiones est, quas augustissimus REX ipse promulgari curavit. Qui perverse itaque sibi hanc usurparunt licentiam hactenus, ut desinant illico: ceteros vero, ne eam sibi sumant, serio monemus. Abusus enim, maxime vero prohibitae venationis studium, vitandum vobis est, ne solum liciti hac in parte iacturam non faciatis, sed nec graviorem prohibiti animadversionem, quae transgressores manet, experiamini. Publicatum publice sub sigillo nostro, dominica trinitatis, anno aerae christianae MDCXCI. 45. 1693, Greifswald Disziplinarordnung für die Freitische in der Oeconomie A’1693 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg 140, fol. 14r–15v, 1 Bogen, S. 1–4 mit Text; Format 205x166 mm. A1693 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg 140, fol. 17, Druck, 8 Seiten; Format 167x93 mm; – das Gleiche: Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ae236f, adn 1. A1719 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG 532/Ae236f (adn. 3), Druck, 8 Seiten; Format 167x95 mm. A1721 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg 140, fol. 116, Druck, 8 Seiten, Format 165x98 mm; – das Gleiche: Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 253r–256v. A1742 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 249, Druck, 8 Seiten; Format 172x107 mm. Die Instruktion für den Oeconomus von 1683 (vgl. Nr. 38) sah bereits vor, dass nunmehr, nach Wiedereinrichtung des Konviktoriums, die entsprechenden Statuta Oeconomiae (vgl. Nr. 30) wieder in Anwendung gebracht werden sollten. Seit 1686 wurde auch die Forderung erhoben, dass gewiße leges commensalium introduciret werden. Der Entwurf dieser leges wurde 1693 von Christian Saalbach1 ausgeführt, der dafür auch die observance anderer Universitäten heranzog.2 Seinen Entwurf begleitete er mit der Bemerkung: die statuta müßen auf einer taffel wieder affigiret, und ein Inspector constituiret Christian Saalbach (1653–1713): Professor für Beredsamkeit, seit 1697 Universitätsbibliothekar. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 269. 2 Vgl. UAG Altes Rektorat Hbg. 140, fol. 15v.

1

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Disziplinarordnung für die Freitische in der Oeconomie (1693)

werden, welches ordinair der Senior facultatis philosophicae seyn muß. Es muß endlich einmal ordentlich in der communität zugehen.1 Am 17. Mai 1693, während der Mahlzeit, wurden die neuen Gesetze in der Oeconomie vom Rektor in Gegenwart zahlreicher Professoren öffentlich promulgiert und damit eingeführt.2 In Ergänzung zu den Statuta Oeconomiae und der Instruktion für den Oeconomus regelten sie vor allem die Disziplin an den Freitischen, die Vollmachten des Prätors und die Strafgelder. Textgrundlage für die Edition stellt A1693 dar, wobei Abweichungen vom Konzept im Apparat vermerkt sind. Die jeweiligen Wiederauflagen der leges wichen von der 1693 geschaffenen Fassung kaum ab. Erst 1746 wurde eine weitergehende Neufassung des Textes in Angriff genommen. Die Drucke von 1693 bis 1721 entstanden in der Offizin von Daniel Benjamin Starck,3 der von 1742 in der von Hieronymus Johannes Starck,4 beide königlich akademische Buchdrucker.

Leges in communi academiae Gryphiswaldensis mensa servandae 1 Ad mensam recipiendus magnifico DOMINO RECTORI duos florenos solvito. 2 Oeconomo florenum numerato eidemque orbem unum stanneum et sex ligneos dato. 3 Post accessum praetoria et convictoribus quatuor solidos Lubecenses solvito. 4 Statutis in convictorio affixis et legibus subscribito. 5 Singulis mensibus pro cibo et potu oeconomo praenumerato sub poena remotionis. a

praetoribus A1721.

1 UAG

Altes Rektorat Hbg. 140, fol. 15v. 2 UAG Altes Rektorat Hbg. 140, fol. 18r. Benjamin Starck († 1730): akademischer Buchdrucker (1682–1730). Vgl. Paisey 1988, S. 250. 4 Hieronymus Johannes Starck (1742): akademischer Buchdrucker, folgte Daniel Benjamin Starck – dessen Sohn er offenbar war – in seinem Amt. Vgl. Paisey 1988, S. 250.

3 Daniel

Disziplinarordnung für die Freitische in der Oeconomie (1693)

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6a Meridiatum venito hora XI. et, quando disputatio publica habetur, hora XII. Cenaeb vero autumnoc atque hieme hora V. et vere ac aestate hora VI. interesto.d 7 Hebdomadis singulis dimidiatum solidum Lubecensem in communem usum conferto. 8 Preces ante et post cibum sub multa solidi Lubecensis nemo intermittito. 9 Cibos, panem et salem recte usurpato et nil horum perdito sub poena solidi Lubecensis. 10 Mensam, mappam, patinas, orbes, cantharos, cultroe ne scindito aut depravato. Qui fecerit, tres solidos Lubecenses solvito et damnum illatum compensato. 11 Fornaci et fenestris aliisque utensilibus damna ne inferto sub poena arbitraria. 12 Tecto capite mensae ne assideto sub multa duorum solidorum, nisi infirma sit valetudine.f 13 Hospitem, qui adduxerit, oeconomo id indicato et pro eo tres solidos Lubecenses statim numerato.

ganzer Artikel fehlt A’1693. b coenae. c auctumno. d Coenae vero hora VI. interesto. A1721, A1742. e orbes, mensam, mappam, cantharos, patinas, cultro A’1693. f anstatt der letzten vier Wörter nisi valetudine impeditur. A’1693.

a

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Disziplinarordnung für die Freitische in der Oeconomie (1693)

14 Ultra mensem ne emaneto, nisi diutius emanendi facultatem a magnifico DOMINO RECTORE et inspectore impetraverit et pro relicto loco singulis hebdomadis tres solidos oeconomo contribuito. 15 In cibis capiendis decorum servato, quod sibi proximum capito, aequam et iustam portionem sibi sumito. Secus qui fecerit, solidum unum exsolvito. Vicinus quoque cum vicino sub multa solidi dimidiati manum in patinam ne immittito. 16 Mensae modeste assideto et ab omni strepitu, clamore, garritu risuque immodico et quavis alia tumultuatione penitus abstineto sub mensae communis privatione. a

17 Oeconomo eiusdemque ministris cibum apparantibus molestiam ne exhibeto sub gravissima animadversione. 18 Oeconomi uxori singulis annis Kalendis Ianuariis tres et in festo sancti Iacobi octo solidos honorarii loco persolvito. 19 Praetoris onus quilibet ordine subito aut tres solidos commensalibus persolvito. 20 Praetor absens, si nullum e commensalibus substituerit, tres solidos pendito, serius adveniens fercula neglecta singula uno solido redimito. 21 Praetor in cibo capiundo primus esto, eum antevertens multam solidi unius solvito. a

Mense A1742.

Disziplinarordnung für die Freitische in der Oeconomie (1693)

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22 Praetor sub multa unius solidi hospiti primam particulam de ferculis singulis apponito. 23 Voces piis et honestis auribus indignas, qui protulerit aut discordiarum auctor exstiterit, tres solidos persolvito. Si vero delictum aliquod enorme inciderit, senior rem ad inspectorem mensae communis aut ipsum magnificum DOMINUM RECTOREM deferto. 24 Nemo convictorum ea, quae fiunt aut dicuntur in mensa (nisi quid forte inciderit, quod scire magistratum intersit), temere propalato; sin contra deliquerit, solidos tres numerato. 25 Praetor officium suum diligenter obito debitaque et multas stato die Venerisa exigito aut multam, quam non exegerit, ipse persolvito. Quod si vero debitor eo die solutionem praestare nolit nec iustam excusationem habuerit, ab eo duorum solidorum multam exigito. 26 Idem praetor die Saturni ante meridiem rationem acceptorum et expensorum praetori sequenti reddito nec rem diutius sub multa trium solidorum differto. b

27 Transacto prandio et cena in convictorio sive colloquendi sive perpotandi causad remanens tres solidos solvito. c

28 Si leges commensalium sub praetura alicuius insigniter maculatae fuerint, multam is trium solidorum exsolvito, si prorsus amissae, novas comparato et ad vitandam in posterum huiusmodi negligentiam poenam floreni luito.

a

sabbati A’1693.

b dominica,

darüber nachträglich Lunae, A’1693.

c coena.

d caussa.

224

Rang der Professoren (1693)

29 Si maiorem multam irrogaverint convictores et eo nomine querela ad inspectorem vel magnificum DOMINUM RECTOREM delata fuerit, eius pecuniae duplum praetor, singuli commensales dimidium senatui academico persolvunto. 30 Pecuniam pro introitu a novitiis datam et ex multis collectam, praetores necessario usui impendunto et ostiatim victum petentibus ea succurrunto. Quod eius residuum est, bibliothecae academicae destinatum esto. 31 Exsequias si quis convictorum obierit, universi et singuli comitantor, qui id facere neglexerit citra iustam causam,b octo solidorum multam sufferto. a

46. 1693 Juli 1, Stockholm König Karl XI. ordnet den Rang der Professoren untereinander B1 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 15, pag. 543– 544, 1 Bogen, Seite 1–2 mit Text; Format 322x203 mm. B2 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 34, pag. 737–738, 1 Blatt; Format 204x155 mm. Die Rangordnungen innerhalb der akademischen Korporation spielten bereits in den Fakultätsstatuten eine Rolle und erfuhren in den Generalstatuten von 1545 bzw. 1570 ihre besondere Ausformung.1 All diesen Vorschriften war gemeinsam, dass die Magister der Philosophischen Fakultät mit ihren Professoren an der Spitze das untere Ende der Rangordnung bildeten. Lediglich der Dekan der Philosophischen Fakultät stand 1545 im Rang über den Lizentiaten der oberen Fakultäten, was sich aber 1570 ändern sollte. Der Visitationsrezess von 1666 (Vgl. Nr. 23) griff diese Entwicklung auf und legte ein Rangschema fest, welches strikt der Ordnung der Fakultäten folgte, wobei den Ordinarien innerhalb der Fakultäten der Rang vor allen anderen und den Professoren der vor den übrigen Graduierten, unabhängig vom Zeitpunkt der Erlangung des Grades, eingeräumt wurde. 1689 wurde diese Regelung a

diem A1719, A1721, A1742.

1 Vgl.

Bd. I, S. XLVI.

b caussam.

Rang der Professoren (1693)

225

in einem Streit zwischen Nicolaus Christian Remmeling,1 der als Ordinarius der Philosophischen Fakultät 1689 als Extraordinarius in die Theologische Fakultät aufgenommen wurde und nun mit seinen ehemaligen Kollegen über den Rang in Konflikt geriet.2 Die Philosophische Fakultät beharrte auf der Auslegung, dass alle Extraordinarien, gleich welcher Fakultät sie angehörten, den Ordinarien im Rang nachgeordnet wären. Remmeling hingegen, dessen Aufstieg in diesem Fall mit einem Prestigeverlust verbunden gewesen wäre, bestand auf dem Vorrang aufgrund seiner Zugehörigkeit zur ranghöheren Fakultät. Das vorliegende königliche Reskript an den Kanzler der Universität sollte der unterschiedlichen Auslegung des Visitationsrezesses von 1666 ein Ende bereiten. Das ist aber erst durch die Neuregelungen im Visitationsrezess von 1702 (vgl Nr. 51) gelungen.3

An Herrn Graff Bielken4 Carl5 etc. Unsern etc. Wir geben euch mittelst copeylichem beyschluß in gnaden zu vernehmen, was bey uns Decanus, Senior und übrige Professores der philosophischen facultät zu Greifswald darin unterthänig angetragen, daß ohngeachtet in dem anno 1666 auf gemeldeter universität errichteten visitations-recess verordnet worden, daß der rang ohne unterscheid des gradus gehalten, die extraordinarii aber und andere Doctores privati denen ordinarii nachgesetzet werden solten, selbiger recess demnach von ein und andern unterschiedlich will erklähret und gedäutet werden. Wann nun außer obigem recess bey allen universitäten in unserm reich sowohl alß in Teutschland selbst beständig observiret wird, daß die Professores ordinarii, von weßerley facultät dieselbe seyn mögen, denen extraordinariis ohngeachtet sie Doctores oder Licentiati seyn, vorgehen. Also finden wir auch in rigard deßen, so wohl der von gemeldeter philosophischen facultät desfals angeführeten raisons und umbstände guth und nöthig, daß demselben gleichfals der bey unserer universität zu Greyffswald nachgegangen und gelebet werden möge; und befehlen euch dabeneben gnädigst, daß ihr desfalß alle nöthige verordnung stellet, und auch nebst unserer dortigen regierung dahin sehet, daß die Professores gesagter philosophischer facultät inhalts vermeldeten visitations recess bey Nicolaus Christian Remmeling († 1689): Seit 1686 Professor für Logik und Metaphysik, seit 1689 außerordentlicher Professor an der Theologischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/ 1857, S. 269. 2 Vgl. Reskript der Kgl. Regierung v. 4. Februar 1689, LAGw Rep. 40 VI 34, S. 739–740. 3 Die Philosophische Fakultät hat die Frage der Visitationskommission am 6. November 1699 eigens zur Entscheidung vorgelegt. Vgl. UAG Altes Rektorat St. 15, pag. 539–554. 4 Nils Bielke (1644–1716): Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern (1687–1698). Vgl. SMK I/1942, S. 306f. 5 Karl XI. (1655–1697): König von Schweden (1660–1697). 1

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Statuten der Philosophischen Fakultät (1699)

ereigenden vacancen, nach ein und des andern befindlichen erudition und geschicklichkeit zu praeposituren im lande und pastoratstellen in den städten vociret und befodert werden mögen. Versehen uns deßen etc. Gegeben Stockholm, den 1. Julii 1693. 47. [1699] Statuten der Philosophischen Fakultät B î Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 15, pag. 109î 128; Format 335x200 mm. Im Zuge der seit 1699 durchgeführten Visitation der Universität1 forderten die Visitationskommissare als erstes neben allen Privilegien auch die General- und Fakultätsstatuten zur Einsicht.2 Rektor und Konzil reichten daraufhin ein in der Juristenfakultät angelegtes Abschriftenbuch ein, darin alles deutlich und leserlich geschrieben und wollten auf Verlangen aber auch die alten theils in münchdruck auf pergament befindliche oder alte unleserliche schriften und bücher zur Verfügung stellen.3 Zugleich wurden Abschriften der Statuten der Theologischen und der Philosphischen Fakultät eingereicht. Am 18. Juli 1699 gab die Kommission das Buch und die Abschriften zurück.4 Lediglich die Abschriften der Statuten der Philosophischen Fakultät (B) haben sich in den Visitationsakten erhalten. Der Entstehungszeitpunkt dieses Textes ist nirgends vermerkt. Inhaltlich entspricht er weitgehend den Fakultätsstatuten von 1613, obgleich es auch einige Abweichungen und Zusätze gibt. Solche Änderungen betreffen die Promotions- und Prüfungsordnung sowie die Deposition. Sie betreffen aber vor allem die Dekanatswahlen und den Zuschnitt der Ordinariate, der mit dem Visitationsrezess von 1702 (vgl. Nr. 51) abermals geändert wurde. Diese Änderungen machen sich weniger durch inhaltliche Neuschöpfungen bemerkbar, sondern durch die Fortlassung einer Reihe von Artikeln. Solche Ausfälle sind insbesondere in der Beschreibung der Dekanatswahlen, der Amtspflichten der Pedellen und der Einkünfte der Fakultät und deren Verteilung zu beobachten. Da die Rektoratsmemorabilien und die Fakultätsakten der Zeit nichts von einer Statutenrevision berichten, ist davon auszugehen, dass der alte Statutentext von 1613 infolge einzelner, nicht überlieferter Fakultätsbeschlüsse verändert wurde. Eine regelrechte Revision der Fakultätsstatuten wurde erst 1733 vorgenommen.5

Vgl. dazu die Einleitungen zu Nr. 49 und Nr. 51. 2 Schreiben der Visitationskommissare v. 15. Juli 1699, UAG Altes Rektorat St. 15, pag. 3–5. 3 Schreiben von Rektor und Konzil v. 21. Juli 1699, UAG Altes Rektorat St. 15, pag. 7. 4 Schreiben der Visitationskommissare v. 28. Juli 1699, UAG Altes Rektorat St. 15, pag. 171–179. Die Kommission erbat eine Abschrift des Buches. Weder die Abschrift noch das Buch selbst sind erhalten. 5 Vgl. dafür Bd. III.

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Die Fassung der Statuten von 1699 scheint bald darauf in Vergessenheit geraten zu sein. Als die neue dänische Regierung in Stralsund 1716 im Zuge der Erfassung der Landesprivilegien auch die Statuten der Universität und der Fakultäten abforderte, reichte die Philosophische Fakultät eine getreue Abschrift der Statuten von 16131 ein.2 Auch wenn der Statutentext von 1699 keine Bestätigung erhalten hat, so zeigen die Umstände seiner Entstehung doch, dass er als gültige Norm akzeptiert und als solche auch Einfluss auf die Überlegungen der Visitationskommission von 1699 und schließlich auf die Formulierung des Visitationsrezesses von 1702 hatte.

Statuta facultatis philosophicae Titulus I De novi decani electione 1 Electio novi decani facultatis philosophicae quotannies fiet ad diem sanctae Lucae. 2 Die antecedente decanus, qui huic muneri renuntiaturus est, omnibus et singulis, qui in collegio philosophico sunt, per famulum communem curabit indicari, ut ad horam nonam matutinam diei sanctae Lucae vel circiter ad hanc novi decani electionem in loco concilii conveniant. 3 Nisi necessitas aut facultatis commodum aliud suaserit, in electione servetur ordo is, qui in receptione ad facultatem observatus fuit. 4 Non eligatur tamen is, qui per biennium in facultate non fuit, nisi paucitas membrorum facultatis aliter suaserit.

Vgl. Bd. I/Nr. 43. 2 Rigsarkivet København, Det pommerske guvernement, Sign. 87– 3. Hier fehlt lediglich der 1613 eher kursorisch ausgeführte Tit. 8.

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Statuten der Philosophischen Fakultät (1699)

5 Post electionem et renuntiationem novi decani tradantur huic ab antecessore libri statutorum et annalium cum sigillis votisque pro incrementis universitatis et felici decanatu factis dimittatur collegium. Titulus II De officio decani 1 Decanus facultatis philosophicae una cum magnifico domino rectore sit custos legum ordinis et disciplinae in academia.a 2 Decanus ante omnia providebit, ut concordia, pax et tranquillitas inter facultatis collegas conservetur ac praeterea cavebit, ne vis aliqua statutis huius facultatis inferatur. 3 Si qui in collegarum aliorumve, quibus iuventus commissa est, lectionibus et exercitiis defectus occurerint, hi ut corrigantur, sedulo laborabit. 4 In typographia ne quid, quod bonis moribus aut elegantiori litteraturae adversum fuerit quodve detrimenti aliquid universitati afferre possit, excudatur, providebit nec permittet typographo typis exscribere philosophica, qualiacumque ante non evulgata, priusquam a professore eius disciplinae probata et a decano philosopho subscripta fuerint. Si vero quem deprehenderit dolose aliquid inseruisse et subscripsisse, multabit. 5 Quolibet anno bis, nimirum circa paschatos et Michaelis festa, collegas convocabit et cum iis de lectionibus et disputationibus tam privatis quam publicis subsequenti spatio semestri habendis tum et lectione magistrorum extra facultatem communicabit.

a

verbessert aus academiae.

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6 Quod si etiam necessitas aut utilitas facultatis convocationem collegii philosophici requisiverit, alio quovis tempore potestas haec convocandi collegas penes decanum erit. 7 Sententiae a maiori parte collegarum dictae (quam in collegio bonorum virorum et non corruptorum semper veriorem esse consentaneum est) sub poena arbitraria obtemperabit, nisi ea in praeiudicium facultatis et statutorum vergere visa fuerit, quaeque per sententiam conclusa sunt, exsecutioni mandabit. 8 Declamationes ut certis anni temporibus praesertim ab iis, qui beneficio mensae communis in oeconomia fruuntur, habeantur, operam dabit, easque ante recitationem perleget, ne materiae falsae, absurdae aut inanes, sed verae ac utiles tractentur. 9 Singulis mensibus semel cum professore superioris alicuius facultatis, ad quem ordo devenit, oeconomiam visitabit nec concedet, ut otiosi aut petulantes munificentia regia abutantur. 10 In visitationibus domuum universitatis singulis anni quadrantibus una cum rectore magistros extraordinarie docentes et studiosos de statutis eos et eorum honestatem ac statum concernentibus sedulo monebit; constitutus enim est inspector et censor vitae ac morum tam extraordinarie legentium ac disputantium, quam studiosorum. 11 Nemini potestatem legendi aut disputandi faciet, qui gradu philosophico ornatus non fuerit aut se hic Gryphiswaldi in proxime subsecutura promotione philosophica gradum assumpturum promittere noluerit vel qui statutis hac de re confectis parere recusaverit.

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Statuten der Philosophischen Fakultät (1699)

12 Eum, qui nomen suum rectori universitatis ante professus non fuerit nec in fidem suam recipiet nec in domibus academiae habitare patietur. 13 Disputationibus philosophicis publicis mox ab initio intererit et in iis ad finem usque commorabitur nec concedet, ut inutiles cavillationes agitentur, sed hoc aget, ut placita de rebus scitu necessariis instituatur collatio. 14 Cum professoribus collegium et novam regentiam inhabitantibus pro virili omnes prohibebit tumultus, vociferationes et symposia in domibus academiae. 15 Curabit etiam cum hisce, ut famuli iusto tempore aestivo nimirum hora decima et hiberno hora nona vespertina collegium et novam regentiam obserent nec fores semel clausas mane ante quartam diebus aestivis aut ante quintam hibernis cuiquam recludant. 16 Ne famuli a cornua deponentibus et promovendis plus iusto exigant, cavebit. 17 Magistros aut alios contra statuta legentes aut disputantes iubebit, ut statim cessent sub poena joachimici, qui si non oboedierint, per decanum ad collegium philosophicum citabuntur, ut gravius puniantur. 18 Gradus publicos non, nisi dignis et ad eos capessendos idoneis, conferet. 19 Decanus litteras et testimonium suspecto non communicabit sub sigillo facultatis absque consilio alterius cuiusdam facultatis collegae.

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20 Quae sui decanatus tempore a facultate statuta fuerint in libro statutorum, conclusa vero et actitata una cum rebus memorabilioribus eodem tempore gestis in libro annalium studiose notabit, ubi tamen haec prius seniori sibi adiuncto, et antecessori suo perlegenda et approbanda dederit. 21 Non absit ab officio aut peregre abeat inscio antecessore, cui suas vices ad interim demandet. 22 Curabit, ne intimationes a se magistris concessae affigantur, quae suspecta esse possunt, neque temere refigantur. 23 Bibliothecae inspector erit, utque libri academici nihil damni capiant, prospiciet aut damnum datum ex aequo et bono resarciet. Titulus III De cooptandis in consilium facultatis et eorum officio 1 In consilium facultatis artium nullus ante diem novi decani electionis recipietur. 2 Nisi quispiam ordinarius in philosophia professor fuerit simulque gradum magisterii ante susceperit, ad collegium philosophicum non admittetur. 3 Recipiendi facultati artium iuramento sequenti se obstringent: Ego N. iuro et promitto, quod velim vocem dare in consilio facultatis artium pro bono facultatis eiusdem, secundum quod mihi videtur expedire in conscientia mea et quod non velim votum alicuius revelare, cum facultas duxerit et decreverit celandum et quod bonam unitatem, pacem et honorem facultatis, ubi convenienter potero, secundum iudicium meum procurabo, ad quemcumque statum pervenero. Sic me deus adiuvet.

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Statuten der Philosophischen Fakultät (1699)

4 Qui iuramento hoc se facultati addixerunt, ii omnes et singuli a decano ad consilium vocati indicto tempore comparebunt aut absentiae suae causam suam decano aperient, simulque si causam convocationis ignorarint, eam per obsignatam schedulam a decano perquirent votumque suum uni collegarum delegabunt vel etiam per obsignatam schedulam ad decanum mittent. 5 Si quis a decano vocatus una aut altera vice temere emanserit, ut se corrigat, primum placide admonebitur; et deinde si huic admonitioni itidem non paruerit, a collegio et eius annuis reditibus vel plane excludetur vel ad tempus certum removebitur. 6 Ad consilium facultatis sub poena non contradicendi vocatus, si emanserit,a nec votum suum aperuerit,b in iis, quae a reliquis conclusa fuerunt, acquiescere tenebitur. 7 Nemo in consilio facultatis artium ponet in voto suo verbum aliquod mordificativum vel allegabit similitudines impertinentes et mordicantes vel convicia in collegam dicet. Si quis contra fecerit, decanus ei, ut eiusmodi sileat, sub poena aurei mandabit. Cui si obtemperare noluerit, captata opportunitate decanus ceteros collegas eo excluso convocabit et sic communi praecedente deliberatione arbitrariam illi irrogabunt poenam, quam irremissibiliter persolvet. 8 Revelans decretum celandum a collegii philosophici deliberationibus perpetuo erit remotus. 9 Si quis e professoribus artium studium conservandae disciplinae vel detrectaverit vel negligentius administraverit, huic nec privatos habere discipulos licebit nec decani dignitas committetur neque idem quippiam e reditibus facultatis participabit. a

emanserint.

b aperuit.

Statuten der Philosophischen Fakultät (1699)

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10 Duorum seniorum alter una cum decani antecessore decano in servandis et exsequendis statutis et in pacandis, si quae inter collegas inciderint, controversiis opem ferent, in secretis collegii philosophici negotiis consilium suggerent, incrementum et honorem facultatis sollicite procurabunt et, ut lectiones declamationum ac disputationum exercitiaa debite habeantur, operam dabunt. 11 Professores domos academiae inhabitantes, interturbantes quovis modo studia commilitonum suorum non ferent, omnem asserum, trabum, fornacum aut fenestrarum effractionem serio prohibebunt et, ne qui citra locarii solutionem et damni dati [r]efectionem discedant, providebunt. 12 In conventibus facultatis universae nemo rixas moveat sub multa quatuor aureorum. Titulus IV De admittendis ad habendas lectiones et disputationes extraordinarias 1 Lectiones et disputationes extraordinariae in philosophicis solum haberi possunt ab iis, qui vel iam gradu aliquo philosophico ornati sunt vel etiam decano promittunt se gradum mox in proxima promotione hic Gryphiswaldi suscepturos. 2 Mores omnium, qui iuventuti legendo, disputando aut in declamationibus exercendo privatim praeesse volent, erunt honesti, pii et inculpati, utentur vestitu decenti, non accedent choreas publicas, nisi specialiter invitati, a ludis inhonestis abstinebunt, suo exemplo discipulos ad comissationes ac ingurgitationes nocturnasque discursationes ac tumultus non invitabunt sub poena facultatis arbitraria.

a

verbessert aus exercitio.

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Statuten der Philosophischen Fakultät (1699)

3 Quicumque gradum magisterii Gryphiswaldi non acceperunt, si licentiam legendi et disputandi inque declamationibus exercendi studiosos extraordinarie a facultate impetrare volent, primum respondebunt publice de diversis quaestionibus philosophicis sub praesidio professoris philosophiae ordinarii et deinde in alia disputatione publice in auditorio minore praesidis officium sustinebunt. 4 Iurabunt insuper in hunc modum: Ego N. iuro et promitto debitam oboedientiam et reverentiam vobis domino decano vestrisque in hoc officio successoribus et facultati artium in licitis et honestis et quod velim statuta et statuenda atque ordinationes ipsius facultatis artium fideliter et firmiter pro posse et nosse observare et quod bonam unitatem, pacem ac honorem debitum facultatis artium procurabo, ad quemcumque statum pervenero. Sic me deus adiuvet. 5 Nullum in suam institutionem recipient, qui rectori nomen suum non dederit. 6 Nemo alterius discipulum in suam recipiet disciplinam sive institutionem, priusquam graves et evidentes rationes discessus a priori praeceptore decano vel etiam adiunctis decani ostensae fuerint. Titulus V De lectionibus et disputationibus ac declamationibus publicis seu ordinariis 1 Ordinarii professores philosophi erunta quinque: unus mathematum, secundus oratoriae ac poeseos, tertius linguarum orientalium, quartus philosophiae practicae et historiarum, quintus logices ac metaphysices. 2 Disputationes ac declamationes publicae habebuntur solis diebus extraordinariis horis antemeridianis. a

fuerunt.

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3 Publice disputaturus iusto ac consueto tempore locum disputationi dicatum ingredietur nec praefando multum temporis impendet, ut ita materia in disputatione proposita rectius examinari possit. 4 Si alicui extraordinarie docentium decanus publicam iniunxerit disputationem, eam sub poena amissionis privilegii habendarum lectionum et disputationum privatarum intra semestre spatium suscipiet. 5 Ordinarie nec legatur nec disputetur in vacantiis, quarum una a festo Margaretae usque in diem assumptionis, altera a vigilia palmarum in crastinum quasimodogeniti et tertia a vigilia beatae Thomae usque in crastinum epiphaniae se extendit. 6 Diebus festis, in quibus sacra tractari debent, lectiones, disputationes ac declamationes philosophicae omnes quiescent. Titulus VI De privatis lectionibus, disputationibus ac declamationibus 1 Quivis privatim aliquid in philosophia traditurus aut collegium disputandi declamandive inchoaturus, primum consensum professoris, cui materiae tractandae professio demandata est, requiret et deinde decanum etiam eadem de re compellabit. 2 Eadem tamen, quae publice docentur, nemini privatim tradere licitum erit, nisi hoc ex specialia professoris illius publici indultu habuerit. 3 Horis iis, quibus philosophi et praesertim illi, qui eandem aut similem materiam tractant, publice confitentur, lectiones privatae non habebuntur citra concessionem professoris, cuius lectioni hora illa destinata est. a

specialis.

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Statuten der Philosophischen Fakultät (1699)

4 In concedendis tamen lectionibus et disputationibus illis, quas professores ipsi habituri non sunt, promptos ac faciles se praebebunt. 5 Diebus extraordinariis ut et in vacantiis, quovis tempore liberum erit cuivis a facultate admisso legere et disputare, quae a decano et materiae professore concessa fuere vel etiam in orationibus contexendis et enuntiandis studiosos exercere. 6 Qui vel infideliter vel negligenter in lectionibus aut exercitiis disputationum vel declamationum progressus fuerit, didactron a discipulis non exiget vel praenumeratum ante restituet. 7 In commentando quivis, quantum fieri potest, brevitati studebit textum tamen, quem interpretandum suscepit, dilucide exponet et per notabiliora dubiaque maxime urgentia, si tempus et auditorum captus tulerit, declarabit. Titulus VII De promovendis et eorundem examinibus ac locatione 1 Illegitimo toroa nati aut enormi excessu vel gravi facinore deprehensi, quive albo huius universitatis inscripti non sunt vel etiam praeceptoribus suis non satisfecerunt vel denique in artibus eum non habent profectum, ut gradu philosophico digni iudicari possint, non admittentur. 2 Ceteri, in quibus defectus hi non fuerint, primum decanum convenient et nomina sua cum patria et tempore inscriptiones apud ipsum confitebuntur apertionemque examinis rogabunt.

a

thoro.

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3 Candidati ad examen veniant instructi mediocri eruditione morumque ac vitae decenti integritate, deinde afferant scripta iussu decani aut totius facultatis a se composita propriaque manu descripta, tertio finito examine privato numerent pecuniam facultati debitam et postremo facta exploratione studiorum suorum in iudicio collegii de locatione acquiescant, interea tempus quivis etiam domi se contineat, ut vocatus ad examen iusto tempore se sistere possit. 4 Peracto hoc examine privato, quod in concilii loco fiet, de quo tamen cum iis, qui longius absunt perspectae eruditionis et vitae integritatis, sumptuum minuendorum causa in diem unum aut alterum ante examen publicum dispensari poterit, numerabunt singuli magistrandi, id, quod facultati debetur et decanus facultatis nomine ad magnificentissimum universitatis regiae cancellarium scribet, candidatos celsitudini ipsius commendabit, utque partes suas certae cuidam personae, quam facultas nominabit, deleget, rogabit. 5 Impetrato vicecancellario hunc conveniet et, ut diem publici examinis dicat, orabit. 6 Antequam vero ad publicum hoc examen transitus fiat, primum candidati ad hunc modum locabuntur, ut priores sint, qui publico funguntur vel etiam functi sunt munere, posteriores, qui nondum in publico fuerunt officio. 7 In prioribus, si qui honoratiori praesunt muneri, honoratiorem etiam locum habebunt, ceteri vero ut et omnes posterioris ordinis eo ordine, quem ipsis eruditio et morum elegantia tribuit, locabuntur, quae tamen si paria in pluribus fuerint, sors hisce locum assignabit vel aetas. 8 Constituto die examinis publici decanus communi facultatis nomine vicecancellarium per collegam aut candidatum aliquem tum et professores

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Statuten der Philosophischen Fakultät (1699)

omnes aliosque litteratos gradu aliquo ornatos ad examen publicum candidatorum in auditorio maiori suscipiendum per famulum communem invitabit, utque candidati ad tempus dictum adsint, iubebit. 9 Praesente iam domino vicecancellario, professoribus et litteratis aliis, praemissa gratiarum actione, quod reverendissimus universitatis cancellarius vices suas a facultate nominato clementer committere quodque eas nominatus non gravatim suscipere voluerit, candidatos huic praesentabit, utque sibi potestatem aperiendi examen publicum faciat, brevi oratiuncula flagitabit. 10 Ubi copia instituendi publicum hoc examen facta fuerit, candidatos ad dextram auditorii partem, quae versus meridiem est, ex ordine locabit, tanto tamen inter singulos relicto spatio ut cuilibet examinatorum aliquis commode assidere et cum eo conferre possit pauloque post examinatoribus ex ordine claretum, aromata saccharo incrustata ac vinum per collegas offerri curabit. 11 Finito hoc examine dominus vicecancellarius suum de candidatis iudicium pronuntiabit et decanus nomine facultatis et candidatorum omnibus praesentibus pro impenso labore gratias aget simulque, ut ad diem promotionis invitati comparere velint, rogabit. Titulus VIII De depositionibus 1 Qui cornua depositurus est, hic antequam ad actum depositionis admittatur, ad decanum per depositorem, qui semper alter bedellorum sive famulorum universitatis erit, adducetur et, quod pro absolutione a beanio collegio philosophico debetur, exsolvet.

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2 Professorum tamen filii et pauperes gratis ad depositionem admittentur et a beanio absolventur. a

3 Omnis depositio fiet praesente decano aut huius substituto. 4 Depositionis haec erit forma: primum a depositore morum probandorum causa instituetur vexamen, a quo tamen omnis aberit scurrilitas, facetae sententiae et iucundae quaestiones movebuntur nec in quempiam verberibus saevietur nec ultra dimidium horae illa vexatio extendetur. 5 Deinde a decano vel alio collegii philosophici professore, cui decanus partes suas commiserit, fiet experimentum pietatis et eruditionis e lectionibus ipsi deposito ante propositis. 6 Postremo praemissa commonefactione de vita in posterum agenda et diligentia in pernoscendis humanioribus litteris adhibenda, non neglectis ritibus usitatis inserendi sal, quod vocant „sapientiae ori“ et affundendi vinum capiti fiet absolutio a beanio et in ordinem studiosorum receptio. 7 Nemo depositionem subiens ad convivium instituendum cogetur, sed liberum erit cuilibet, num velit decanum et alios professores aut etiam depositorem aliosve studiosos convivio excipere.

a

verbessert aus professorem.

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Statuten der Philosophischen Fakultät (1699)

Titulus IX De bedellis seu famulis communibus 1 Bedellorum alter singulis diebus, praesertim ubi examina candidatorum philosophiae institui et promotio aliqua celebrari debet, decanum visitabit et, numquid facultatis causa expediendum sit, perquiret. 2 A magistrando quovis pro opera impensa dimidium saltem joachimicum exposcent; si tamen pauci solum nec ultra quatuor oblati fuerint, qui gradum hunc philosophicum assumunt, penes hos erit, num ultra hoc statutum ipsis aliquid adicere voluerint. a

b

Titulus X De reditibus facultatis et eorum distributione 1 Testimonium vitae si studiosus aliquis a facultate sub alterutro sigillorum petierit, pro eo joachimicum dabit eritque haec solius decani. c

2 Pro testimonio suscepti magisterii quivis joachimicum numerabit, qui itidem ad decanum solum pertinebit. 3 Omne id, quod toto anno durante cuiuslibet decanatu collectum fuerit, die sanctae Lucae a decano in 5 partes aequales, prout fert numerus, in facultate determinatus distribuatur. 4 Magisterii gradu ornandus 12 imperiales finito examine privato facultati dabit, quorum tertia pars decano cedet, residuum vero ceteris facultatis professoribus commune erit, quodd inter se hi ipsi finito eodem examine privato pa[r]tientur. a

quavis.

b verbessert

aus opere.

c testimonio.

d quam.

Instruktion für den Syndicus der Universität (1700)

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48. 1700 Mai 2, Greifswald Instruktion für den Syndicus der Universität A’1 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 168, fol. 7r/v, 1 Blatt; Format 331x206 mm. A’2 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 168, fol. 9r, 1 Blatt, S. 1 mit Text; Format 331x206 mm. A’3 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 168, fol. 10r– 11v, 1 Bogen, S. 1–2 mit Text; Format 326x204 mm. A’4 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 168, fol. 12r/ v, 1 Blatt lose; Format 325x202 mm. A’5 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 168, fol. 16r– 17v, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 317x180 mm. A – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 168, fol. 34r– 35v, 1 Bogen; Format 323x198 mm. Bereits aus der Mitte des 17. Jahrhunderts stammt ein undatiertes Memorial über Erhebliche motiven und ursachen, warumb universitas einen gewißen Syndicum bestellen muß,1 welches vermuten lässt, dass das Amt während des Dreißigjährigen Krieges – in Abhängigkeit vom jeweiligen Zustand der Juristenfakultät, der es zugeordnet war – nicht mehr kontinuierlich wahrgenommen wurde. Der Visitationsrezess von 1666 (vgl. Nr. 23) stellte fest, dass das Amt traditionell von den beiden ältesten Professoren der Juristenfakultät geführt werde. Sie erhielten dafür jeweils 50 Rthl. und durften sich die Gefälle der vakanten vierten Professur der Juristenfakultät teilen (vgl. S. 91, cap. X). Die Visitationskommission empfahl in ihrem Entwurf des Visitationsrezesses 1699 bereits die Einrichtung eines eigenständigen Syndicats. Ab Februar 1700 – also lange vor Verabschiedung des Rezesses durch den König – verhandelte das Konzil intensiv über Aufgaben und Bestallung des Syndicus. Neben den Konzilsmitgliedern wurde auch der aussichtsreichste Kandidat für das Amt, Henning Christoph Gerdes,2 der 1699 als außerordentlicher Professor an die Juristische Fakultät berufen worden war, am Entwurf der Instruktion beteiligt. Am 2. Mai 1700 wurde er mit dem Amt betraut. Die Schaffung des Amtes wurde mit einem Publicandum vom gleichen Tag3 verkündet. Am 4. Mai leistete Gerdes den Amtseid.4 Die Bestellung rief sofort den Widerspruch des kurz zuvor ernannten Kanzlers – Jürgen von Mellin5 1 UAG Altes Rektorat St. 168, fol. 1r–2v. 2 Henning Christoph Gerdes (1665–1723): seit 1699 außerordentlicher Professor an der Juristischen Fakultät, 1700 Syndicus, seit 1701 als Ordinarius in die Fakultät aufgenommen. 3 UAG Altes Rektorat St. 168, fol. 32r– 33r. 4 UAG Altes Rektorat St 168, fol. 37r–38r. 5 Jürgen von Mellin (1633–1713): Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern (1698–1711), Kanzler der Universität (1699–1713). Vgl. DBE VII/1999, S. 54.

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Instruktion für den Syndicus der Universität (1700)

– hervor, der in der eigenmächtigen Schaffung des Amtes durch die Universität einen gegen seine Autorität gerichteten feindlichen Akt erblickte.1 Die Universität verteidigte ihr ius constituendi syndicum jedoch erfolgreich unter Berufung auf andere Universitäten und die eigene Tradition des Amtes.2 Der Visitationsrezess von 1702 (vgl. Nr. 51, I, §21) legte fest, dass der Adjunkt der Juristenfakultät immer zugleich Syndicus sein solle und sanktionierte so die 1700 getroffene Regelung. Textgrundlage für die Edition ist A. Die zahlreichen, stark voneinander abweichenden Konzepte sind in der Kommentierung nicht berücksichtigt worden.

Instructio Syndici universitatis 1. Daß er sowoll itzige, alß künfftige der universität processe in dero nahmen mit gehorigem fleiße, seinem besten wißen undt gewißen nach, wie einem redlichen und getreuen Syndico eignet und gebüret, ohna verzug betreiben und in allem darunter der universität bestes seinem eyde gemäß zu befordern, ihm äusserst angelegen sein laße. 2. Sich keines processus entziehen solle, alß wovon ihn universitas selbst auß hiezu bewegenden uhrsachen zu dispensiren, oder welchen ein oder ander in der juristen facultat mit deß concilii guhtfinden ohn endgeld zu bearbeiten und zu betreiben belieben wirdt. 3. Sich aller ümbstände und bewandniß der sachen, so itzo seyn oder künfftig zum gerichtlichen processe gedeyen werden, nicht allein anfangß wol erkündige, sondern auch allemahl mit den membris juridicae facultatis über die vorkommende processe conferire und, da einige schwierigkeiten oder importirende dubia sich dabey eräugen möchten, ohn der facultät oder gantzen universität guetachten nichts zu thun, noch etwaß zu pacisciren, oder worüber zu transigiren, ihm unternehme.

a

davor gestrichen umb sich.

1 Mellin

an die Universität v. 11. Mai 1700, UAG Altes Rektorat St. 168, fol. 41 r/v. an Kanzler o. D., UAG Altes Rektorat St. 168, fol. 44r–45v.

2 Universität

Instruktion für den Syndicus der Universität (1700)

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4. Derer processen, so Professores, eorumque viduas aut liberos, oder auch die studiosos angehen sich nicht anzumaßen, noch darin etwaß zu decretiren habe, sondern diese beym concilio academico und der juristen facultät verbleiben, eß sey dan sache, daß ihm hinvon etwaß a concilio committiret würde. Die processe aber, so die ministros universitatis active oder passive betreffen, ihm zu beobachten geberen, jedoch daß er auch hierüber der juristen facultät guet befinden, insonderheit wan eß zum spruch rechtens kompt, einziehe, die alß dan ante publicationem pre approbation oder dissension mit guten gelimpff1 abzugeben hat. 5. Bey dem ambtßgericht zwahr den proces dirigire, auch die urthele abfaße, von den Herren Juris Consultis aber nach der ordnung, wie sie in concilio votiren, die approbation derselben allemahl einhole und ob dieselbe informalibus oder materialibus mit geleufflichen anzeigen geandert werden, ihm gefallen laße. 6. Si in causis arduis dem ambtsgericht ein Professor juris ordinarius et concilii decreto beywohnen würde, alß dan dieser, nicht der Syndicus, die direction habe. 7. Stehet dem Syndico zu, bey den ambtßgericht gute, richtige protocolla halten und in ein besonder buch von jahren zu jahren eintragen zu laßen, sportulas aber von den ambts unterthanen zu fodern, weil es bißher ungewöhnlich gewehsen, so wird eß dabey gelaßen. 8. Lieget demselben ob, die acta nicht allein in gueter, richtigen ordnung volstendig zu halten, sondern auch die geendigte ohn auffenthalt dem Procuratori zuer verwahrung in archivo außzuandwordten, die gesambte acta aber, alte und neue, in eine gewiße designation zu bringen. Und von den empfangenen einen gewißen schein dem Structuario zu geben, der in archivo biß zuer wieder einlieferung derselben auffgehoben wird.

1

angemessen, rücksichtsvoll.

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Instruktion für den Syndicus der Universität (1700)

9. Ist er gehalten, nicht allein jeder zeit, wan eß von ihm zu der universitat noturfft entweder in concilio oder coram Rectore oder auch bey einem und andern membro juridicae facultatis verlanget wird, wan er, so viel die singula membra dieser facultät betrifft, dawieder keine erhebliche uhrsachen und hinderungen dem Rectori Magnifico anzuzeigen hette, mündliche oder schrifftliche nachricht zu geben und zu nehmen. Zu solchem ende auch die mündliche conferencien, wan diese von einem oder andern civiliter begehret worden, ohn erhebliche uhrsach und behinderung nicht zu decliniren, sondern auch bey jeden jahres ablauff, wie weit er in diesem oder jenem processe gekommen, Rectori et concilio schrifftliche relation abzustaten. 10. Betreffend die schreib materialien, weiln den Secretariis alleß zu expediren gebüret, hat er keine weitere unkosten, alß zu concept papier, feder und dinte zu machen, derwegen ihm zu solchen behueff ein rieß papier, wie es die universitat papiermühle gibt, vom Herrn Structuario vor der hand abzufodern. Und wo solches nicht zureichen würde, derselben weiter auff geschehene anzeige beym Structuario anstald zu erwardten. 11. Wird er sich mit und nebst dem Structuario, auch Secretario bemühen, daß archivum academicum in gutem, richtigen standt zu bringen und die universität sachen von dehnen, so eigentlich zum ambte Eldena gehören, zu separiren. 12. Endlich reserviret ihm, Rector et concilium diese instruction zu declariren, zu extendiren oder auch zu restringiren, wie und wan es von demselben der universitat und dem wercke wirdt fuertrachlich befunden werden. Den 2. Maii 1700.

Interimsverordnung des Kanzlers (1702)

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49. 1702 Januar 4, Stettin Verordnung des Kanzlers zur Reform der Universität – Interimsverordnung A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 235r–237v, 4 Blatt; Format 325x196 mm; – das Gleiche: Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms. 153, unfoliiert, 6 Blatt; – das Gleiche: Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, pag. 12r–15v, 4 Blatt; – das Gleiche: Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 253, unfoliiert, 2 Bogen; – das Gleiche: Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 110, unfoliiert, 2 Bogen; – das Gleiche: Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 110, unfoliiert, 2 Bogen; – das Gleiche: Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 111, unfoliiert, 4 Blatt; – das Gleiche: Stadtarchiv Stralsund, Rep. HS 0682, unfoliiert, 2 Bogen. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 918–923. Nachdem Nils Bielke1 im Frühjahr 1698 aus seinen pommerschen Ämtern entlassen wurde, folgte ihm Jürgen von Mellin als Generalgouverneur. Zum Kanzler der Universität wurde Mellin im Januar 1699 ernannt. Seine gesamte Amtszeit (bis 1713) war von einem gespannten Verhältnis gegenüber der Universität gekennzeichnet (vgl. Nr. 48). Mellins Haltung in akademischen Fragen war von den Reformideen Johann Friedrich Mayers2 beeinflusst, der seit 1689 mit Nils Bielke in Verbindung gestanden hatte und sich als Oberkirchenrat für die schwedischen Besitzungen in Deutschland auch der Reform der hohen Schulen zuwandte. 1695 hatte Mayer Bielkes Pläne für eine große Visitation der Universität Greifswald energisch unterstützt und auch eine Verlegung der Universität vorgeschlagen.3 Als die Visitation der Universität 1699 endlich ins Werk gesetzt wurde, orientierte sich die Instruktion für die Visitatoren nicht an Mayers Reformplänen, sondern am alten Visitationsrezess von 1666 (vgl. Nr. 23). Mayer fühlte sich, ebenso wie der Kanzler von Mellin, nicht ausreichend angehört. Auch scheint es Spannungen zwischen den beiden und der Visitationskommission gegeben zu haben.4 Als sich nach Abschluss der Visitation die Ausfertigung des Visitationsrezesses, dessen Textentwurf seit Ende 1699 vorlag, verzögerte, drängte Mayer den König zu baldigem Handeln. Mayer war 1701 zum Generalsuperintenden für Pommern und Professor an der Theologischen Fakultät ernannt worden und trat im Dezember 1701 sein erstes Rektorat an. Nils Bielke (1644–1716): Generalgouverneur von Pommern (1687–1698), Kanzler der Universität (1690–1698). Vgl. Malmström 1896. 2 Johann Friedrich Mayer (1650–1712): seit 1702 Generalsuperintendent, zudem Professor für Theologie und seit 1704 ständiger Prokanzler. Vgl. Alvermann 2007b, S. 77–82. DBE VII/1999, S. 8. 3 Vgl. Hofmeister 1931, S. 157ff., S. 173ff. und Seth 1956, S. 71–73. 4 Vgl. Seth 1956, S. 79f. 1

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Interimsverordnung des Kanzlers (1702)

Auf seine Anregung und Autorschaft scheint die vorliegende Verordnung zurückzugehen.1 Die Veröffentlichung der Verordnung am 4. Januar 1702 war angesichts der Tatsache, dass im Kanzleikollegium bereits an der endgültigen Fassung des Visitationsrezesses gearbeitet wurde,2 dessen Inhalt auch weitgehend bekannt war, nur als politische Provokation gegenüber dem Stockholmer Hof einerseits und als Machtdemonstration gegenüber der Universität andererseits aufzufassen. Dieser Eindruck wird noch dadurch verstärkt, dass Mellin zugleich mit der Publikation der Ordnung sieben (!) Extraordinarien ernannte und so demonstrativ ohne Rücksichtnahme auf das Konzil von seinem Berufungsrecht Gebrauch machte.3 Inhaltlich sah die Verordnung eine Verdoppelung des Lehrdeputats der Professoren gegenüber den Vorschlägen der Visitatoren vor. Zugleich wurde ein Vorlesungsschema entworfen und die scharfe Kontrolle der Lehrtätigkeit und der Studiendisziplin organisiert. Eine Modernisierung des Lehrprogramms ist nicht zu übersehen.4 Die Verordnung, die unter dem Namen Interimsverordnung bekannt geworden ist, hatte ausdrücklich provisorischen Charakter tragen sollen und blieb tatsächlich nur bis zum 16. Januar 1702 in Kraft, als der König die Verordnung des Kanzlers kurzerhand einzog und auf den kommenden Visitationsrezess verwies.5 A entstand in der Offizin des königlichen Buchdruckers Gabriel Dahl6 zu Stettin.

Verordnung / Welche Der von Ihro Koeniglichen Majestaet zu Schweden / etc. etc. etc. Bey der Universität zu Greiffswald Hochbestallter Cancellarius, Der Hochgebohrne Graf und Herr / Doctor Juergen Mellin7 / Auf Damitzow / Schoenfeld / Kesow und Schoeningen / etc. Erb-Herr / Allerhoechstgedachter Ihro Koeniglichen Majestaet Raht / Feld-Marschall / und General-Gouverneur in Dero Hertzogthumb Pommern / und Fuerstenthumb Ruegen / etc. Zu Aufnahm derer Studien, und der Academie desto besserem Flor publiciren lassen. Demnach die Universität zu Greiffswald von denen Hochseligen Pommerschen Hertzogen fuernehmlich zur Unterhaltung der wahren Religion / ausbreitung des auffgegangenen hellen Evangelischen Lichtes / Beforderung des gemeinen Wesens und Vermehrung guter Wissenschafft und Vgl. Seth 1956, S. 81–83. 2 Vgl. Seth 1956, S. 83f. 3 Zur vorherigen Berufungspraxis vgl. Giese 2006. 4 Vgl. Seth 1956, S. 80f. 5 Schreiben Karls XII. v. 16. Januar 1702, Riksarkivet Stockholm, Riksregistraturet B 629 (1702), fol. 157r–159r. Zu den Reaktionen des Kanzleikollegiums vgl. Seth 1956, S. 81–84. Vgl. auch Kurtze anmerckung über des [...] General Gouverneuren Herrn graffen Mellins [...] communicirten [...] interims-verordnung [...], zur aufnahme der academie gehabten guten intention, sothaner verordnung nothwendigkeit, derselben übereinstimmung mit denen statutis und recessen undt des guten augenscheinlichen nutzens, so darob der academie zufließen werde, Riksarkivet Stockholm, RAS Pommeranica Vol. 480 unfoliiert. 6 Gabriel Dahl (Dahlen) († 1716): Buchdrucker, -händler und Verleger. Vgl. 7 Jürgen von Mellin (1633–1713): Generalgouverneur von Paisey 1988, S. 40. Schwedisch-Pommern (1698–1711), Kanzler der Universität (1699–1713). Vgl. DBE VII/1999, S. 54. 1

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Kuenste / vormahls aus gottseligem Eyffer gestifftet und auffgerichtet; Ihro Majestaet Unser Allergnaedigster Koenig und Herr auch in so ruehmlichen Fußstapffen beharrend / auf Mittel und Wege nicht minder bedacht seyn / daß diese der gottseligen Vorfahren heylsahme Intention bestaendig erreichet / ein so herrliches Kleinod sorgfaeltigst conserviret / von allen Maengeln und Hindernuessen gesaubert / und was durch die Zeit und andere schaedliche Begebnuessen in decadance gerahten / empor und zu mehrerem Wachsthum / Flor / und Auffnehmen wieder gebracht werden moege; Wir auch Krafft des allergnaedigst beygelegten Muneris Cancellariatus dieser Academie vor allen Dingen gebuehret / darob zu seyn / daß der Zustand dieses Seminarii nach der Hoechsten Obrigkeit Wohlgefallen mehr und mehr verbessert / die Docentes so wol als Discentes zum schuldigen Gehorsam / Fleiß / und Emsigkeit auffgemuntert / und den vorgesetzten Zweck desto ehender zu erhalten / aus allen Kraefften conjunctim, und gantz einmuehtig gearbeitet werde. So habe auf mit genommenen Raht / der Nohtdurfft erachtet / folgendes Reglement verfassen / durch den Druck publiciren / und allen und jeden / so zum Corpore der Academie gehoeren / so lange biß Allerhoechstgedachte Ihro Koenigliche Majestaet etwas anders und vollstaendigeres gnaedigst verordnen werden / zur Nachricht und genauen Beobachtung recommendiren wollen. 1. Sollen hinfuehro alle Professores Ordinarii (ausser die so das Instrumentum dotationis ausgenommen) exceptis feriis, horis Concilio Academico destinatis, Kranckheit / von Ihro Koeniglichen Majestaet anbefohlne Reisen und andere Noht und unumgaengliche Ehren-Faelle / die Woche 4. mahl im Auditorio publico lesen / so wohl des Winters als des Sommers / und sollen die Winter-Auditoria zugerichtet / auch Licht und Brennholtz von der Universität unverweigerlich angeschaffet werden. Derjenige / so eine Lection ausser obenanfuehrten erheblichen Ursachen versaeumet / soll eine jede versaeumete Lection mit 2. Reichsthaler bezahlen. Wer aber 12 Lectiones in einem viertel Jahr negligiret / soll von dem gantzen viertel Jahrs Salario nichts geniessen; Das Geld aber unter die fleißigen Professores alsobald bey Auszahlung getheilet werden. Der Famulus Academicus soll alle Wochen eine schedulam dem Procancellario einreichen / wie viel ein jeder Pofessor die Woche gelesen / welcher denn bey herannahendem Ende des Quartals selbige dem Magnificentissimo Domino Cancellario uebersenden soll / damit man alle viertel Jahr die fleißigen und unfleißigen Professores kennen moege. So soll auch jeder Professor monathlich sub side juramenti eigenhaendig numerum Lectionum specificiren und ueberreichen / damit auch dieses eigenhaendige Zeugniß koenne ueberschicket werden.

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2. Die ordentlichen Ferien, in welchen mit den Lectionibus gefeyret wird / seynd: Die Wochen / darin die heiligen 3 hohen Feste fallen. Die Woche von Weihnachten biß den 1. Epiphaniam. Alle gantze Fest-Tage. Die Apostel-Tage halb. Der gruene Donnerstag und Charfreytag. 4 Wochen Hundes-Tage. 3. Die Lectiones sollen also eingerichtet werden / daß sie frueh von 7. Uhr angehen / und waehren biß 11. Uhr / und Nachmittags von 1. Uhr biß 5. Uhr. Umb 7. Uhr der erste Professor Medicinae und der Professor Mathematicae. 8. Uhr / der Professor Locorum Theologicorum und der Professor Institutionum. 9. Uhr / Professor Juris Canonici, und Professor Logices et Metaphysices. 10. Uhr / Professor Theologiae Primarius und Professor Pandectarum. Nachmittags: 1. Uhr / Professor Theologiae Exegeticae et Linguarum Orientalium, und Professor Juris Publici et Feudalis. 2. Uhr / Professor Medicinae, und Professor Philosophiae Practicae et Historiarum. 3 Uhr / Professor Controversiarum Theologiae und Medicinae Extraordinarius. 4. Uhr / Professores Juris Honorarii und Professor Eloquentiae et Poëseos. 5 biß 6. Sind der andern Extraordinariorum, als auch die Nachmittage Mitwochens und Sonnabends. 4. Die Lectiones sollen fuer dieses Jahr also eingetheilet werden. Der Ober Professor Theologiae und General-Superintendens sol Theologiam Conscientiariam lesen / und zum Fundament unsere Kirchen-Ordnung1 legen. Der Secundus Locos Theologicos, und dieses nach Anleitung der repititionis Chemnitianae Menzeri.2 Der Tertius sol Controversias lesen / und zwar die Irrthuemer solide zu erkennen: Kercken-Ordeninge Im Lande tho Pamern, Stettin 1690. 2 Balthasar Mentzer, Repetitio Chemnitiana, Gießen 1608, hrsg. v. J. F. Mayer, Wittenberg 1686. 1

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Der Papisten, das Concilium Tridentinum.1 Der Calvinisten, Catechismum Palatinum.2 Der Socinianer, Catechismum Raccoviensem.3 Der Arminianer, Confessionem Remonstrantium, und Apologiam Confessionis.4 Der Quaker, Mennonis Fundamentum.5 Der Quartus Theologiam Exegeticam, des Winters ein Buch aus dem Alten / und Sommers ein Buch aus dem Neuen Testament. Die Extraordinarii koennen lesen fuer allen Dingen die Libros Symbolicos6 / oder was der Pro Cancellarius fuer noethig finden wird. Der Professor Juris Canonici, Stephani Institutiones,7 Pandectarum, Brunnemanni repetitionem Wesenbecianam.8 Juris Publici, Boecleri notitiam Imperii9 Feudalis, Stryckii Examen.10 Institutionum nebenst dem Text Schilteri Institutiones.11 Der 1. Professor Medicinae, Georgii Franckii von Franckenau Institutiones Medicarum.12 2. Sturmii Physicam.13 Professores Philosophiae. Professor Eloquentiae et Poëseos, sol lesen: 1. Viertel-Jahr / Vossii14 Institutiones Collectae Causino de Eloquentia Sacra et Profana.15 2. Viertel-Jahr / Orationes aus dem Cicerone und alle Wochen eine Stunde dabey dem Virgilio widmen. Prof. Linguarum Orientalium sol alle Viertel-Jahr das Horologium Schickardii16 absolviren / und das andere Opitii Graecismum.17 Der Professor Philosophiae Practicae et Historiarum: Grotium de Jure Belli et Pacis.18

1 Konzil von Trient 1545–63. 2 Heidelberger Katechismus 1563. 3 Rakower Katechismus, poln./dt./lat. 1605–09. 4 Johannes Uytenbogaert, Remonstratie 1610. Simon Episcopius, Confessio sive declaratio pastorum, qui in foederato Belgio Remonstrantes vocantur, lat./ndl. 1622. Ders., Apologia pro confessione, 1629. 5 Menno Simons, Das Fundamentum der christlichen Lehre, 1540. 6 Konkordienbuch 1580/1584. 7 Joachim Stephani, Institutiones iuris canonici, Greifswald 1604. 8 Johann Brunnemann, Repetitio paratitlorum D. Matthaei Wesenbecii, Wittenberg 1665. 9 Johann H. Boeckler, Notitia S. R. imperii, Straßburg 1670. 10 Samuel Stryck, Examen iuris feudalis, Frankfurt a. O. 1675. 11 Johann Schilter, Institutiones iuris canonici, Jena 1681. 12 Georg Franck von Franckenau, Institutionum medicarum synopsis, Heidelberg 1672. 13 Johann Christoph Sturm, Physica electiva sive hypothetica, Nürnberg 1697. 14 Gerhard Johannes Voß, Institutiones oratoriae, Leiden 1605. 15 Nicolaus Caussinus, De Eloquentia sacra et profana, 1626. 16 Wilhelm Schickard, Horologium Hebraeum, Leipzig 1624. 17 Heinrich Opitz, Graecismus, Kiel 1676. 18 Hugo Grotius, De iure belli et pacis, Paris 1625.

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In Historia. Puffendorffii Einleitung.1 Professor Logices et Metaphysices In Logica Weissii Logicam.2 In Metaphysica Donati Metaphysicam Usualem.3 In Pneumatica Prückneri Compendium.4 Die Professores Extraordinariia koennen lesen was der Pro-Cancellarius in Illustrissimi Domini Cancellarii Nahmen fuer gut befinden wird. 5. Der Catalogus dieser Lectionum sol allemahl des Jahrs 2mahl / das 1 mahl an 1. Epiphaniam, und das ander mahl In Festo Trinitatis nach Ordnung der Facultäten gedruckt und ausgetheilet werden / damit jedermann sehe / mit was Fleiß die studierende Jugend unterwiesen werde. b

6. So soll ein jeder von den Professoribus gehalten seyn / alle halbe Jahr sein fuergenommenes pensum zu absolviren / so daß die Kirchen-Ordnung / Repetitio Chemnitiana, ein Liber Biblicus, das eine halbe Jahr Papismus / das andere Calvinismus, und in dem kommenden Jahre geliebts GOtt / 1. Socinianismus / das andere halbe Jahr Arminianismus cum Fanaticismo zu Ende komme. Dergleichen sollen auch alle andere Facultäten leisten. Doch wird Facultati Juridicae das gantze Jahr zu ihrem Spatio eingeraeumet / darinnen denn ein jeder sein pensum soll zu Ende bringen. 7. Auff daß man aber eines jeden Professoris Fleißes desto besser moege versichert seyn / sol ein jeder Professor nach Verfliessung eines halben Jahrs einen Entwurff seiner Lectionum wohl geschrieben / (die SchreibeKosten sollen ihm ex Academiae reditibus gut gethan werden) dem ProCancellario zu stellen / welcher sie dem Illustrissimo Domino Cancellario uebersenden sol; Darauf sie in ein Volumen sollen gebunden und in der Bibliotheca Academica zum Andencken des ruehmlichen Fleisses sollen auffgehoben werden. 8. Es wird allen und jeden Professoribus anbefohlen Collegia Examinatoria zu halten / und sol ein jeder alle halbe Jahr anzeigen / ob und mit wem er solche angestellet. Samuel Pufendorf, Einleitung in die Historie der vornehmsten Reiche und Staaten so itziger Zeit in Europa sich befinden, 2. Bde., Frankfurt a. M. 1682, 1685. 2 Matthaeus Weiss, Pronunciata Logica, Salzburg 1621. 3 Christian Donath, Metaphysica Usualis, Wittenberg 1682. 4 Andreas Prückner, Compendium Pneumaticae, Jena 1663.

1

a

Extrad. A1.

b Catalgous

A1.

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9. Damit man des Fleißes der Studierenden versichert sey / sol ein jeder Professor alle Viertel-Jahr 2mahl unvermuthet eine Schedulam unter den Auditoribus lassen heruemb gehen / damit sie ihre Nahmen alsobald in Lectione auffschreiben / solche Schedulas zu Endigung des halben Jahrs dem Pro-Cancellario zu senden / selbige Illustrissimo Cancellario zu ueberliefern; Darauß denn der Landes-Kinder Fleiß sol geurtheilet / und Sie fuer allen andern sollen herfuer gezogen werden / und wird der Professorum Gewissen und Eidt / auch derer Studierenden eigenem Nutze anheim gegeben / bedacht zu seyn / daß hierunter kein Unterschleiff fuergehe. 10. Solten wegen Seltenheit der Studiosorum Medicinae die Professores sich beklagen / wie sie ihre Lectiones einstellen muessen / so sollen sie bis zu mehrer Frequentz bedacht seyn / solche Lectiones zu halten / davon auch der andern Facultäten Studiosi Nutz haben koennen / Exempli gratia die Studiosi Theologiae / wenn sie von den Morbis Biblicis, von den Plantis und Arboribus Biblicis lesen. Die Studiosi Juris, wenn sie de lethalitate vulnerum, de tempore partus, oder wozu der gelehrte Zacchias in seinen Quaestionibus Medico-Legalibus Gelegenheit giebt / ihre Lectiones anstellen. Im uebrigen sollen die Medici / wenn sie 2. oder 3. Auditores haben / zu lesen gehalten seyn / die Professores der andern Facultäten aber / wenn dero 4 fuerhanden. Doch lebet man der guten Hoffnung / daß bey rechtem Fleiß und guter disciplin der Herren Professorum man ueber solchen Mangel nicht werde duerffen Klage fuehren. 11. Damit die Disputationes desto fleißiger moegen verrichtet werden / sollen 200. Reichsthaler aus der Academiae Einkuenfften gewidmet seyn / auf daß alle Wochen eine gewisse Disputation gehalten werde / so nur aus 2 Bogen bestehet. Davon der Buchdrucker 2. Reichsthaler und 120 Exemplar liefern soll. 2 Reichsthaler fallen dem Praesidi pro labore anheim. Der Studiosus respondiret gantz uembsonst / und darff nicht einen Heller Unkosten / es habe Nahmen wie es wolle / beytragen. 12. Diese Disputationes sollen zu Ehren Ihro Koeniglichen Majestaet Carolinae heissen / und unaussetzlich / Woechentlich Mittwochens oder Sonnabends von schoenen / raren / nicht ueberall vorkommenden Materien von 7 Uhr bis 9 Morgens frueh angestellet werden. Und faenget der

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Theologus an / denn folget der Juris, der Medicus und Philosophus. Der Mangel der Medicorum, wird durch die Professores Extraordinarios ersetzet. Und wird die Ordnung unter allen Professoribus gehalten / wie sie nach ihren Promotionibus in Actibus publicis sitzen. Hiezu wird der Professor Primarius den Anfang im Nahmen GOttes machen / Mitwochen nach 1. post Epiphaniam. 13. So auch die andern Disputationes durch GOttes Seegen sich haeuffen solten / damit denen Lectionibus nichts entzogen werde / sollen die solennes oder andere publicae Mittwochs finita Disputatione Carolina von 9 bis 11. oder Nachmittags von 1 bis 3. / eine andere 3 bis 5. und Sonnabends den gantzen Tag gehalten werden.a 14. Damit aber die Oratoria desto fleißiger getrieben werde / sollen an denen 3 hohen Festen als auch Michaëlis / die 4 Theologi den Heiligen Abend fuerher eine Oration in dem Auditorio halten / wozu der Decanus per Programma publicum invitiret. Imgleichen sol der Decanus Facultatis Theologicae alle Charfreytage Nachmittags 3. 4 bis 5 Uhr / von dem Leyden und Tode CHristi / unter einer beweglichen Traur-Music peroriren. So sollen auch Ihro Koenigliche Majestaet Geburths- und Nahmens-Tag / entweder mit einem Actu promotionis (wenn selbiger verhanden) oder mit einer solennen Oration unter schoener Music und geistreichem Gesang in der St. Nicolai Kirchen celebriret / und GOTT fuer das Leben / Seegen / allzeit Siegreiche Waffen / und Glueck unsers allergnaedigsten Koeniges / innbruenstig angeruffen werden. Die Oratores sollen seyn die Professores Wechsels-Weise nach denen Facultäten. Imgleichen sollen an dem SterbTage des hoechst-Seeligen verstorbenen Koeniges CAROLI XI. der fundatorum und Restauratorum der Hertzoege von Pommern einem jeden zu Ehren eine zierliche Parentation gehalten werden / welche theils der Professor Eloquentiae selber / theils die Professores Philosophiae ordinarii halten sollen. So soll auch den 25 Tag Junii / als an welchem Tage die Augspurgische Confeßion uebergeben / ein solenner Actus Oratorius angestellet werden / GOtt fuer solche grosse Wohlthaten zu dancken und zu bitten / daß Er diese allein seelig-machende Lehre bis ans Ende der Welt im Koenigreich Schweden und bey uns / als auch anderer Orten bis an dem juengsten Tag unverrueckt erhalten wolle: die Oration koempt Facultatis Theologicae Decano sampt dem Programmate zu /

a

verbessert aus wrrden.

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oder welchen er es aus der Facultät (so es ihm unmoeglich) committiren wird. 15. Soll hinfuehro alle Monath der General-Superintendens / oder in Abwesenheit der folgende Theologus Mittwochs Morgens von 10 bis 11 einen oeffentlichen Consistorii-Tag halten / da er einen Casum Conscientiae der studierenden Jugend an dem schwartzen Bret Sontags vorher notificiret / selbigen hernach zu verabscheiden / denen alten Studiosis Theologiae proponiret / ihre Rationes pro und contra anhoeret / die rationes dubitandi solviret / und wie ein responsum Theologicum einzurichten / anweiset. Die andere Woche soll Sonnabends Morgends der Juris Consultus einen Gerichts-Tag halten / die Studiosos lassen advociren und ihnen den Processum gruendlich weisen. Alle 14 Tage der Medicus eine Anatomie anstellen. Alle 3 Wochen der Physicus ein Experiment machen. Alle 14 Tage der Mathematicus eine Demonstration: dieses aber alles in loco publico. 16. Die Unkosten der Promotionum sollen gemildert und bis auff 160. Reichsthaler gesetzet seyn. Das grosse Convivium wird gantz eingestellt; und niemand als die zu dem Actu hoechst-noethige Personen an der Zahl ohngefehr 7. mit den Knaben / auff eine wenige Collation genoehtiget. Solte aber ein Candidatus es selbst begehren / und ein groß Convivium haben wollen / soll es ihm wohl frey stehen / hergegen alle unnoethige Unkosten vermieden werden. Die solennia aber in der Kirchen belangend und was ad splendorem honorum gehoeret / davon sol nichts unterlassen / sondern vielmehr als auch sonst in allen andern solennen Actibus augiret werden. Und wird denen Professoribus hergegen auff ihre Seele gelegt / keinen Untuechtigen ad hos gradus zu promoviren / Ihren Gewissen und der Academie keinen Schandfleck anzuhaengen; Imgleichen auch die Candidatos ueber drey Wochen nicht auffzuhalten. 17. Schließlich wird nochmahls die Schaerffe der Disciplin ernstlich anbefohlen / ja genau Acht zu haben / daß man GOTT durch muthwillige fuersetzliche Suenden nicht beleidige / und seinen gerechten Zorn ueber die Universität und gantzes Land entzuende / unschuldige Menschen aergern und verfuehren lasse / wovon an den Pro-Cancellarium allbereit resolution ertheilet. Wovon auch die Professores, so hierin nicht alle Schaerffe gebrauchen / an jenem Tage Rechenschafft geben sollen. Viel-

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Das Studium der Landeskinder in Greifswald (1702)

mehr werden die Professores unter sich selbst an Bruederlicher Liebe und Einigkeit / (da dann der Pro-Cancellarius an statt Illustrissimi Cancellarii genaue Acht haben wird / damit keine Zaenckereyen entstehen / und sie alsobald in herba suffociret werden) unermuedeten treuen Fleiß / unaergerlichen / unstraeflichen Wandel den Studierenden ein Fuerbild seyn / auf daß dieselbe Tempel des Heiligen Geistes seyn und bleiben moegen. Werden demnach diejenigen / so entweder unter dem Corpore der Herren Professorum fortiren, oder ad coetum discentium gehoeren / obigem allen gantz genau geleben / den schuldigen Gehorsam bey jedwedem Paragrapho zu erweisen geflissen seyn / und durch tergiversation oder Saumsahl zu beschwerlichen Compulsiv-Mitteln / womit man einen jeden gerne verschonet siehet / keinen Anlaß geben. Urkundlich beygedruckten Insiegels und eigenhaendiger Subscription. Datum Stettin / den 4. Januarii Anno 1702. (Loco sigilli) Juergen Mellin. 50. 1702 Januar 12, Stettin Königliche Verordnung über das Studium der Landeskinder in Greifswald A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 238, Einblattdruck; Format 390x296 mm; – das Gleiche: Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 33, pag. 684–685, Einblattdruck; – das Gleiche: Stadtarchiv Stralsund, Sign. StAS Rep Hs 0682, unfoliiert, Einblattdruck; – das Gleiche: Landesarchiv Greifswald, Sign LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 16, Einblattdruck; – das Gleiche: Riksarkivet Stockholm, RAS Pommeranica Vol. 253, unfoliiert, Einblattdruck. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 923f. Die sogenannten Landeskinderverordnungen für die Universität Greifswald haben eine längere Vorgeschichte. Die pommerschen Landstände hatten in ihrer Proposition zur Einrichtung des pommerschen Etats 1669 die ablegatio der Landeskinder auf die Agenda gesetzt.1 Mit der Resolution Königin Hedwig Eleonoras für die Universität 1670 (vgl. Nr. 26) wurde das ein- oder zweijährige Studium in Greifswald für alle schwedischen Untertanen in den deutschen Provinzen zur Pflicht gemacht, soweit 1

Vgl. zur gesamten Vorgeschichte des Mandats Balthasar 1747, S. 22–24.

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sie ein Amt im Landesdienst anstrebten. Zugleich wurden die Königliche Regierung und der Generalgouverneur angewiesen, diese Verordnung zu exekutieren. Mit den königlichen Resolutionen für die Universität von 1680 und 1686 (Vgl. Nr. 35 und 39) sind diese Verordnungen bestätigt worden, wobei eine genaue Festsetzung der Pflichtstudienzeit nicht erfolgte. Erst mit dem vorliegenden königlichen Mandat wurde die Frist auf mindestens zwei Jahre festgesetzt und der Verordnung erstmals breite Aufmerksamkeit verschafft. In einem Reskript des Generalgouverneurs vom 26. Juli 1702, welches diese Verordnung bekräftigen sollte, ist dann allerdings von zwey oder wenigstens ein Jahr die Rede, was am 1. September 1702 nochmals bestätigt wurde.1 Nachdem der König im Februar 1704 befohlen hatte, die Verordnung daß ein jeder von der studirenden Jugend in besagten dero Teutschen Provincien, welcher darinnen so wol als in dem Reiche Schweden einige Beforderung zu gewarten haben wil/ zu vorhero mit einem gültigen Testimonio von dem Pro-Cancellario und der Academie zu Greiffswald darthun und erweisen soll / daß er zwey Jahr auf ermelter Universität studiret abermals proklamiert werden sollte, scheint sich die längere Frist durchgesetzt zu haben.2 Die Verordnung ist auch am 26. September 1718 durch ein Plakat des dänischen Königs erneuert und bestätigt worden, mit der Änderung allerdings, dass Armuth halber, die Frist auf ein Jahr reduziert werden könnte.3 Die Landeskinderverordnungen hatten insofern Erfolg, als zumindest an den Landesgerichten, im Hinblick auf die Zulassung der Advokaten, diesen Festlegungen Folge geleistet werden musste.4

VON IHRO Koeniglichen Mayestaet zu Schweden / etc. zum Pommerschen ESTAT verordnete GENERAL-Staathalter und Regierung. Demnach Ihro Koenigliche Majestaet allbereits den 7. Novembris Anno 16705 und 8. Octobris 16866 allergnaedigst resolviret und verordnet / daß die studirende Jugend in Ihro Koeniglichen Majestaet gesampten Deutschen Provincien einige Zeit bey der Greiffswaldschen Academie sich auffhalten sollen / dafern sie einiger Beforderung in Ihro Koeniglichen Majestaet Landen gewaertig seyn wollen. Und dann Ihro Koenigliche Majestaet so wohl durch die daselbst veranlassete Visitation allen bißherigen Reskript des Generalgouverneurs, Stettin, 26. Juli 1702, Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 102r–103v und Reskript des Generalgouverneurs v. 1. September 1702, ebenda fol. 104r–105v. 2 Reskript des Generalgouverneurs, Stettin, 28. März 1704, Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 240r. 3 Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 111, unfoliiert. 4 Reskript der Kgl. Regierung, dass kein Advokat am Hofgericht recipiert werden soll, der zuvor nicht zwei Jahre in Greifswald studiert hat, Stettin, 28. März 1704, Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 121 – das Gleiche: Dähnert II/1767, S. 950f. So auch noch im Visitationsrezess für das Hofgericht v. 7. Februar 1737; für das Konsistorium vgl. Reskript der Kgl. Regierung, dass kein Advokat am Konsistorium recipiert werden soll, der zuvor nicht zwei Jahre in Greifswald studiert hat, Stettin, 28. März 1704, Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 170v und später den Konsistorialrezess v. 20. November 1703. 5 Siehe Nr. 26. 6 Siehe Nr. 39. 1

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Maengeln zu remediiren / als sonsten es an keiner nohtwendigen Anstalt ermanglen zu lassen / gnaedigst propendiren, damit die Studia befordert / und die Jugend in allen noehtigen Wissenschafften und Exercitiis nuetzliche und solide Information und allen getreuen Zuschub unter einer guten und anstaendlichen Academischen Disciplin daselbst haben / und zu allem guten angefuehret werden moegen: Zu welchem Ende auch Seiner Hochgraeflichen EXCELLENCE als Cancellarius Academiae, eine gewisse Verordnung zum Auffnahm derer Studien und der Academie desto bessern Flor neulichst durch den Druck publiciren lassen / woraus / was die Jugend daselbst vor Information zu gewarten hat / nach aller Nohtdurfft zu erlernen stehet; Also haben wir hiemit maenniglich in diesem Koenigliche Hertzogthum und den Fuerstenthum Ruegen / solches hiemit kundt thun- und dabey anzeigen sollen / daß man stricte nach obiger allergnaedigsten Resolution verfahren / und hinfuehro niemand / wes Standes er auch sey / einige Beforderung hier im Lande von Ihro Koeniglichen Majestaet / oder einige Praesentation von Seiner Hochgraeflichen EXCELLENCE und der Koeniglichen Regierung / an hoechstgedachte Ihro Koenigliche Majestaet zu gewarten haben wird / der nicht auff der Universitaet zu Greiffswald eine Zeitlang / und wenigstens zwey Jahr (es sey dann / daß gantz erhebliche Umbstaende angezeiget werden / und zu einer Dispensation hierunter Anlaß zu geben vermoechten) sich auffgehalten / seine Studia ruehmlich und wohl daselbst fortgesetzet / und sich also angeschicket daßer eines besondern Andenckens und Beforderung hier im Lande sich wuerdig gemachet. Wornach sich alle Landes-Einwohner zu richten hiemit ernstlich angewiesen werden. Signatum Stettin / den 12. Januarii Anno 1702. (Loco sigilli) Juergen von Mellin.1 Leonhard Mueller von der Luehne.2 Christoph von Schwalgh.3 Martin Klinckowstroem.4 Bernhard Christoph Jaeger.5 Bogislaw Schwallenberg.6 Magnus Lagerstroem.7 Carl Lilliestroem.8 Jürgen von Mellin (1633–1713): Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern (1698– 1711), Kanzler der Universität (1699–1713). Vgl. DBE VII/1999, S. 54. 2 Karl Leonhard Müller von der Lühne (1643–1707): Oberst der schwedischen Armee. Vgl. Tessin 1967, S. 275–278. 3 Christoph Martin von Schwalch (1649–1720): seit 1693 Kanzler der Königlichen Regierung. Vgl. SAÄ VII/1932, S. 89. Heinemann 1901, S. 209 (mit Anm. 1). 4 Martin Klinckowström (1650–1717): Regierungsrat. 1684 geadelt, trug vorher den Namen Klinckow. Vgl. SMK IV/1948, S. 227. 5 Bernhard Christoph von Jäger (1648–1707): Regierungsrat für Schwedisch-Pommern. Vgl. Lange 1898, S. 157. Jörn 2007, S. 175. 6 Bogislaw Schwallenberg († 1704): Seit 1682 Archivar am Wolgaster Hofgericht. Vgl. Jörn 2007, S. 268. 7 Magnus Lagerström (1666–1736): Regierungsrat in Schwedisch-Pommern. 1691 geadelt, trug vorher den Namen Laurin. Vgl. SMK IV/1948, S. 494. 8 Carl Adolph Lillieström († 1706): Referendar am Greifswalder Hofgericht (1674–1697), seit 1697 Assessor daselbst. Vgl. SAÄ IV/1928, S. 777. Jörn 2007, S. 266 und S. 334. 1

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51. 1702 Mai 20, Warschau Königlicher Visitationsrezess für die Universität A’1 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 15, Bd. 2., pag. 628–675, 23 Blatt mit Fadenheftung; Format 323x206 mm. A’2 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 436, 27 Blatt, S. 1, 3, 7–52 mit Text, behändigt und besiegelt, Format 319x205 mm. A’3 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 439, 23 Blatt, S. 1– 42 mit Text; Format 333x207 mm. A – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Urkunden 128, behändigt, Siegel des Ausstellers, 28 Blatt; Format 366x262 mm. D1 – Hermann Heinrich Engelbrecht, Delineatio status Pomeraniae Suethicae, Greifswald 1760, Teil 2, S. 100–128. D2 – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 924–940. Der Visitationsrezess von 1702 stellt einen „natürlichen Wendepunkt“1 in der Geschichte der Universität dar. Sein Vorgänger, der Visitationsrezess von 1666 (vgl. Nr. 23), hatte – nicht zuletzt aufgrund des nachlassenden Interesses der schwedischen Krone an ihrer pommerschen Universität – kaum die in ihn gesetzten Hoffnungen erfüllen können. Seit der Ernennung von Nils Bielke2 zum Kanzler der Universität (1690), war ein stärkerer Reformwille spürbar,3 der sich u. a. in der Beeinflussung von Berufungsverfahren und der Förderung naturrechtlicher Anschauungen im Lehrprogramm äußerte. Seit etwa 1694 hatte Bielke eine neue Visitation der Universität angestrebt. Nachdem die baldige Durchführung der Visitation am 17. Juli 1696 vom König beschlossen worden war, entwarf Johann Friedrich Mayer4 im Herbst desselben Jahres bereits eine später nicht berücksichtigte Instruktion für die Visitationskommission,5 die der Tribunalspräsident Johan Rosenhane6 leiten sollte.7 Zur Berufung der KomSeth 1956, S. 86. 2 Nils Bielke (1644–1716): Generalgouverneur von SchwedischPommern (1687–1698), Kanzler der Universität (1690–1698). Vgl. SMK I/1942, S. 306f. Malmström 1896. 3 Vgl. Seth 1956, S. 74. 4 Johann Friedrich Mayer (1650–1712): seit 1702 Generalsuperintendent, zudem Professor für Theologie und seit 1704 ständiger Prokanzler. Vgl. Alvermann 2007b, S. 77–82. DBE VII/1999, S. 8. 5 die gültige Instruktion v. 16. März 1699 in: RAS Pommeranica Vol. 438, Nr. 1. 6 Johan Scheringson Rosenhane (1642–1710): Präsident des Wismarer Tribunals (1686–1705). Vgl. SMK VI/ 1949, S. 361. 7 Vgl. Seth 1956, S. 73. Ziel der tendenziösen Instruktion war die Entlarvung des Verfalls der Hochschule, welchem nach Mayers Vorstellung unweigerlich die von ihm vorgeschlagene Verlegung der Universität nach Stettin folgen sollte. 1

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mission kam es jedoch erst 1699, nachdem Bielke seine Ämter in Pommern geräumt hatte und sein Nachfolger Jürgen von Mellin1 zum Kanzler der Universität ernannt worden war. Der Visitationskommission gehörten neben Rosenhane der Schlosshauptmann Johann Carl von der Lancken,2 der Wismarer Superintendent Henning Johann Gerdes3 sowie die Landräte Hans Jakob von Maltzahn4 und Bernd Dieckmann5 an. Die Visitation wurde am 13. Juli 1699 in Greifswald eröffnet und ununterbrochen bis zum Dezember 1699 fortgesetzt,6 als die Kommission ihre unmittelbare Tätigkeit einstellte und ihren Bericht einsandte.7 War der Visitationsrezess von 1666 noch ein im Konsensverfahren von Kommission und Universität entstandener Text, den der Kanzler ohne Beanstandungen bestätigte, so verdankte der neue Visitationsrezess von 1702 seine endgültige Form einer Vielfalt von Einflüssen auf mehreren Ebenen der Staatsverwaltung. Der Text des Visitationsrezesses hat eine entsprechend verwickelte Entstehungsgeschichte. Die Kommission beendete ihren Entwurf des Textes im Oktober 1699 und übersandte eine Kopie desselben am 28. Oktober 1699 an Rektor und Konzil und erbat deren Monita. Sowohl das Konzil als auch die einzelnen Fakultäten kamen der Aufforderung nach. Die Monita wurden entweder in den Rezess eingearbeitet oder eine Regelung außerhalb des Rezesses beschlossen. Der neue Textentwurf (A’1) ist undatiert, muss dem Konzil aber im November 1699 noch einmal vorgelegen haben, denn er weist eine Reihe von Ergänzungen und Streichungen auf, die in dem von den Visitationskommissaren behändigten und besiegelten Rezessentwurf vom 18. November 1699 (A’2) bereits berücksichtigt sind. Dieser Entwurf wurde am 7. Dezember 1699 mit einer ausführlichen Begründung nach Stockholm gesandt.8 Das Kanzleikollegium, dem der Rezessentwurf zur Prüfung überwiesen wurde, ließ denselben unbearbeitet liegen. Es ist den Aktivitäten des 1701 zum Generalsuperintendenten ernannten Johann Friedrich Mayer zu verdanken, dass der König das Kanzleikollegium im Herbst anwies, den Rezess vorrangig zu behandeln. Noch während die Überarbeitung des Textvorschlages der Visitationskommissare im Kanzleikollegium erfolgte, erließ Generalgouverneur Jürgen v. Mellin im Januar 1702 eigenmächtig seine Interimsverordnung (vgl. Nr. 49), die Regelungsgegenstände des Jürgen von Mellin (1633–1713): Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern (1698– 1711), Kanzler der Universität (1699–1713). Vgl. DBE VII/1999, S. 54. 2 Johann Carl von der Lancken (1656–1701): Regierungsrat. Vgl. Lange 1898, S. 181. 3 Henning Johann Gerdes (1659–1728): Superintendent in Wismar (1694–1728). Vgl. Gößner 2011, S. 230. 4 Hans Jakob von Maltzahn (1650–1729): Landrat zu Sarow und Osten-Kummerow. Vgl. Thümmel 2002, S. 173. 5 Bernd Dieckman (1644–1700): Landrat und Bürgermeister von Greifswald (1676–1699). Vgl. Thümmel 2002, S. 175. 6 Zur Eröffnung und zu den Generalprotokollen v. 10. Juli 1699 und 22. Mai 1700 und den Bedenken der Universität zum Kommissionsbericht vgl. UAG Altes Rektorat St. 14; zu den Verhandlungen zwischen Konzil und Visitationskommission und den ausgetauschten Monita und Memorialen vgl. UAG Altes Rektorat St. 15. 7 Zum Bericht vgl. Seth 1956, S. 76–79. Die Visitationsakten befinden sich im Riksarkivet Stockholm: Visitationsprotokoll v. 15. Juli 1699 bis 1. Dezember 1699, RAS Pommeranica Vol. 437; Verhandlungen 1699–1700, RAS Pommeranica Vol. 438; Schriftwechsel mit dem König 15. Juli 1699 bis 21. Juni 1700; Verhandlungen über den Visitationsrezess, RAS Pommeranica Vol. 439. 8 Vgl. Seth 1956, S. 75f. 1

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geplanten Visitationsrezesses in dramatischer Art vorwegnahm und somit den Druck zur Fertigstellung desselben noch erhöhte. Das Kanzleikollegium reichte schließlich am 14. Februar 1702 sein Gutachten und den neuen Rezessvorschlag (A’3) beim König ein.1 Das Manuskript trägt zahlreiche Marginalien, die Textinhalte verkürzt wiedergeben und die von der Hand Carl Pipers2 zu stammen scheinen. Die Änderungen, die das Kanzleikollegium an dem im Konsensverfahren zwischen Universität und Visitationskommission verfassten Entwurf vornahm, sind besonders im ersten und letzten Abschnitt des Rezesses zu beobachten. Während die Einleitung inhaltlich identisch, aber völlig neu formuliert ist, erfuhren die ersten vier Paragraphen eine weitgehende Neufassung. Weitere Änderungen ergaben sich hinsichtlich des Zuschnitts der Fakultäten und betrafen die Anzahl der Ordinarien, die Adjunkten (die in den früheren Entwürfen nicht vorkommen) und die Aufgaben der Kuratoren. Hinzu kamen zahlreiche Detailänderungen, die den Geltungsbereich des Rezesses im Hinblick auf die älteren statuta generalia und specialia oder auch die Stellung der akademischen Beamten und das diesbezügliche Ernennungsrecht des Konzils betreffen. Zudem nuancierte das Kanzleikollegium die Befugnisse des Kanzlers der Universität in mehreren Fällen. Hinsichtlich der Kuratel wurden weder das traditionelle Konzept der Visitationskommission,3 noch die Vorstellungen des Kanzleikollegiums umgesetzt, sondern die Aufsicht über die Güterverwaltung weitgehend dem Kanzler, dem Generalsuperintendenten und dem Rektor überlassen.4 Der König hat diesen Entwurf, von wenigen Änderungen abgesehen, am 20. Mai in Warschau prachtvoll ausfertigen lassen und bestätigt (A).5 Am 30. Juni 1702 ist der Visitationsrezess dann öffentlich im Konzil der Universität bekannt gemacht worden.6 Der Visitationsrezess beansprucht zwar nicht, die Universitätsstatuten von 15457 zu ersetzen, aber diese waren nur noch dort, wo der Rezess keine abweichenden Regelungen vorschrieb, zu beachten. Sämtliche Fakultätsstatuten und andere leges speciales sollten hingegen überarbeitet werden. Insofern stellt er einen tiefen Einschnitt in das bestehende Normengefüge dar. Der Rezess behandelt die engeren Fragen der Hochschule und die Güterverwaltung in zwei voneinander abgesetzten Teilen. Er setzte die Zahl der Professoren, die 1666 noch auf 18 festgelegt war, obgleich nur 14 berufen werden sollten, auf 13 herab. Extraordinariate waren nicht mehr vorgesehen. An die Stelle der Extraordinarien sollten die in Schweden üblichen Adjunkten treten, und zwar höchstens zwei in jeder Fakultät. Mit gleichem Lohn wie die Adjunkten sollten Sprach-, Fecht- und Tanzmeister eingestellt werden. Das Berufungsrecht erfuhr einen einschneidenden Wandel, indem nach Nomination durch die Fakultät nunmehr drei Kandidaten dem Kanzler zu präsentieren waren, die Berufung aber – wie auch bei den Adjunkten – grundsätzlich durch den König erfolgte.8 Die gesamte Einrichtung und Anzahl der öffentlichen Vorlesungen wurde neu geregelt. Die Seth 1956, S. 79, S. 83f. 2 Carl Piper (1647–1716): Beamter im Kanzleikollegium, seit 1697 Königlicher Rat und Staatsrat, während des Großen Nordischen Krieges Chef der Feldkanzlei Karls XII. Vgl. SMK VI/1949, S. 129f. 3 Vgl. zur früheren Kuratel Bd. I, S. XXXf. 4 Vgl. Seth 1956, S. 85f. 5 Die Ausfertigung erfolgte durch die Reichskanzlei, vgl. die spätere Rechnung v. 8. März 1704, in: RAS Riksregistraturet B 634 (1704), fol. 713r/v. 6 Schmidt/Spieß II/2004, S. 717. 7 Vgl. Bd. I/Nr. 9. 8 Zur vorhergehenden Praxis vgl. Bd. I, S. XXXVf.

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Promotionskosten waren zu verringern, wozu die Festlegungen der leges sumptuariae (Vgl. Nr. 31) strenger gehandhabt werden mussten. Die Institutionen und Ämter innerhalb der Universität wurden nun auf der Höhe der Zeit beschrieben, wobei in die alten Festlegungen über das Amt des Rektors und die Vollmachten des Konzils nicht wesentlich eingegriffen wurde. Die Aufgaben der akademischen Bediensteten – Syndicus, Structuarius, Sekretär, Pedellen und der akademische Buchdrucker bzw. Buchbinder – wurden eingehend beschrieben und führten in der Folge zur Abfassung oder Anpassungen der entsprechenden Instruktionen. Der Bibliothek und ihrer Ausstattung wurden erstmals besondere Aufmerksamkeit gewidmet und Stellung und Aufgaben des Bibliothekars formuliert. Hinsichtlich der Verwaltung des Amtes Eldena werden insbesondere die Rechten und Pflichten des Amtmannes ausführlicher behandelt, deren Vernachlässigung in den letzten Jahrzehnten zu zahlreichen Konflikten Anlass gegeben hatte. Auch die Jurisdiktion im Amt erfuhr eine grundsätzliche Regelung, ebenso die Organisation der Kassenverwaltung und des Rechnungswesens. Die Ausfertigung des Visitationsrezesses (A) ist in einen Einband von blauem Samt eingebunden und besteht aus zwei Lagen Pergament zu 8 und 6 Bogen. Die Bögen und Lagen sind durch Hanffäden und eine Kordel aus Silber- und Goldfäden verbunden, in die eine ziselierte Metallkapsel mit dem großen Majestätssiegel (Durchmesser 163 mm, rot) eingehängt ist. Die einzelnen Blätter weisen keine Zählung auf. Der Schriftraum enthält keine Zeilenlinien. Die Aufteilung des Schriftraumes ist ungespiegelt; der Kopfsteg beträgt in der Regel 35 mm, der Fußsteg 65 mm, der Bundsteg und Seitensteg ca. 20–60 mm. Der Text füllt den Schriftspiegel voll aus, lediglich die Paragraphenzählung ist jeweils in den Steg gerückt. Da der Visitationsrezess bis 1775 als Grundgesetz der Universität in Kraft blieb, sind zahlreiche Abschriften überliefert, die für die Edition nicht herangezogen wurden.1 Textgrundlage der Edition ist A. Abweichungen gegenüber den Konzeptstufen (A’1, A’3) sind, mit Ausnahme der Einleitung, im Apparat vermerkt.

Hier nur eine Auswahl der wichtigsten Abschriften: Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms. 150, fol. 67r–87v, 10 Bogen, S. 1–31 mit Text; Format 346x208 mm. Universitätsbibliothek Greifswald, Sign UBG Ms. 153, unfoliiert, 8 Bogen gebunden mit Umschlag, S. 1–28 mit Text; Format 332x193 mm. Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 33, S. 607–676, 35 Blatt in Buch gebunden, S. 1–69 mit Text; Format 330x203 mm. Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 31r–70v, nur die ungeraden Seitenzahlen mit Text; Format 338x202 mm. Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 76, fol. 62r–84v, 23 Blatt in Buch gebunden; Format 334x208 mm. Stadtarchiv Stralsund, Sign. StAS Rep. HS 0639, fol. 367r–396r (Abschrift von Piper), 15 Bogen; Format 321x198 mm. Stadtarchiv Stralsund, Sign. StAS Rep. HS 0682, unfoliiert, 22 Bogen, S. 1–84 mit Text; Format 323x197 mm. Stadtarchiv Stralsund, Sign. StAS Rep. HS 699, fol. 65r–92v (Abschrift von Piper), 14 Bogen; Format 328x197 mm. Stadtarchiv Greifswald, Sign. StAG Rep. 5 Nr. 7281, unfoliiert, 6 Bogen, S. 1–23 mit Text; Format 328x201 mm. Stadtarchiv Stralsund (Teilabschrift), Sign. StAS Rep. 29, Nr. 2135, Caput 1, §16, 1 Bogen; Format 346x207 mm. Stadtarchiv Stralsund (Teilabschrift), Sign. StAS Rep. 29, Nr. 2136, §21, 1 Bogen, S. 1–2 mit Text; Format 337x200 mm.

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Wir Carl von Gottes gnaden der Schweden, Gothen und Wenden König, Großfürst in Finland, Hertzog zu Schonen, Ehesten, Liefland, Carelen, Brehmen, Verden, Stettin-Pommern, der Caßuben und Wenden, Fürst zu Rügen, Herr über Ingermanland und Wißmar; wie auch Pfaltzgraf bey Rhein, in Beyern, zu Jülich, Cleve und Bergen, Hertzog etc. Thun kundt hiemit, dieweilen wir in erfahrung gebracht, welcher gestalt unsere academie zu Greifswald in vielen stücken in abnehmen gerathen und wir aus landes-väterlicher vorsorge, sampt königlicher hulde und gnade gegen gesamte unsere teutsche provincien und derselben flor und conservation billig bedacht sein müßen, wie und welcher gestalt alle fehler und mißbräuche und waß sonsten die aufnahme und verbeßerung gedachter unserer universitet hinderlich sein möchte, abgeschaffet und auß dem wege geräumet, dagegen dieses so hochnützliche seminarium ecclesiae et rei publicae in gewündschetem flor gebracht werden könne. So haben wir allergnädigst vor gut gefunden, eine visitation anstellen zu laßen, welche dort in loco alles genau zu untersuchen und examiniren, nachgehends fleißig zu überlegen, wie hierunter zum zweck könne gediehen werden, und folglich an unß eine unterthänige relation von dem allen abzustatten haben solte. Wir haben demnach ein solch hochnötiges werck unserm Praesidenten bey unserm hohen tribunal zu Wismar und besonders lieben getreuen, dem wohlgebohrnen Baron Johan Rosenhane,1 unserm damahligen Schloßhauptman in unserm hertzogthumb Pommern, und besonders lieben getreuen dem edlen und vesten Johan Carl von der Lancken2 und unserm Superintendenten in unßere herrschafft Wismar auch dasiegen Consistorii Praesidi und besonders lieben getreuen dem würdigen und hochgelahrten Doctor Henning Johan Gerdes3 auß besonderer zu ihnen insgesamt, wegen ihrer guten erfahrenheidt und rühmlichen geschickligkeidt tragenden königlichen hulde und gnädigem vertrauen aufgetragen. Dießen unserm verordneten commissarien sind ferner auf unserm gnädigstem befehl von unserer regierung in Pommern zwene Landräthe, alß nemblich nahmens der praelaten und ritterschafft unseres hertzogthumbs Pommern, der Landrath und Landmarschalck auch besonders lieber getreuer, der edle und veste Hans Jacob Moltzahn,4 imgleichen nahmens gesampter städte in Pommern der damahlige Landrath, Gerichtsverwalter und Bürgermeister unserer stadt Greifswald und besonders lieber getreuer, der ehrenveste und hochgelahrte Doctor Bernhard Diecman,5 adjunJohan Scheringson Rosenhane (1642–1710): Siehe Anm. 6 auf S. 257. 2 Johann Carl von der Lancken (1656–1701): Siehe Anm. 2 auf S. 258. 3 Henning Johann Gerdes (1659–1728): Siehe Anm. 3 auf S. 258. 4 Hans Jakob von Maltzahn (1650–1729): Siehe Anm. 4 auf S. 258. 5 Bernhard Dieckmann (1644–1700): Siehe Anm. 5 auf S. 258. 1

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giret und beygefüget worden. Nachdem nun diese unsere commissarien und verordnete sich zu Greifswald versamlet, die ihnen gnädigst aufgetragene commission der ihnen mitgetheileten instruction gemäß im beysein deß Rectoris und concilii academici mit gebührenden solenniteten unterthänigst eröfnet, darauff, waß zum wohlstand und gedeyen obermelter universitet gereichen können, vorgenommen und untersuchet und endlich zum schluß gebracht und absolviret, folglich an unß ihre unterthänigste relation darüber gehorsamst und demüthigsta abgestattet. So haben wir alles und jedes in genaue erwegung genommen und damit also der hierunter von unß abgeziehlte högstnützliche endtzweck möge erreichet und zum stande gebracht werden, haben wir nach anleitung besagter unserer commissarien unterthänigsten relation und gethanen vorschläge gesamptem corpori academico mehrerwehnter unserer universitet zu Greifswald folgende puncta zu einer künfftigen unabweichlichen richtschnur und maße in allen stücken allergnädigst verordnen und vorschreiben wollen. Caput I 1.b Alß demnach zu allererst daß corpus academicum samt seinen functionibus zu consideriren und selbiges ex docentibus und discentibus bestehet, a die letzten zwei Wörter fehlen D2. b 1 Das corpus academicum an sich bestehet ex docentibus et discentibus. Jener, der Professorum numerus ist in so weit feste gestellet, daß, da bißher in facultate theologica nur drey gewest, derselben nach diesem viere, in facultate juridica auch viere, drey in medica, welche vorhin nur aus zweyen bestanden, in philosopica (!) fünffe, und also zusammen 16 Professores seyn sollen. 2 Solchemnach muß zur bestellung eines quarti Professoris theologiae ungeseumet geschritten, hiernächst beständig gehalten und jedesmahl dahin gesehen werden, daß soviel möglich ein berühmter woll qualificirter mann, der im lande oder außerhalb landes einige bedienung schon gehabt und insonderheit auch ein gutter homileticus und practicus ist, dazu constituieret werde, welcher dabey keine nebenbedienung im consistorio oder pastorat bei einer gemeine gleich denen übrigen theologiae Professoribus haben, sondern alle seine zeit zur beständigen information der studirenden jugend wittmen soll. Würde derselbe bei vorkommenden vacantien zu denen obigen nebenbedienungen inclinieren und dazu gelangen, mus zur praesentation eines novi in unten gesetzter Zeit geschritten werden. Bleibet er aber, so hat derjenige, der in eine von den beden vacanten stellen erwehlet und vocirt wird, desfalls für ihm keine preference, maßen dieser denen übrigen beden an ehren und würden, auch denen gewöhnlichen facultät intraden in allem gleich. 3 Ebenermaßen ist in facultate medica so bisher nur aus zweyen Professoribus bestanden, welche kein collegium formiren, der dritte medicinae Professor, so jedesmahl in loco seyn muß, hiemit eingeführet, der denen ordinariis in concilio et facultate gleich, sonsten aber nur die helffte des salarii, so ein ordinarius jetzo empfehet, zu heben hat; übrigens in locum decedentis avanciret da dan an seiner statt ein neuer beruffen und mitt dem decanat, wie bey andern faculteten, es nach diesem gehalten wirdt. A’1.

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so will nöthig sein, daß dahin gesehen werde, damit nichtes so etwa zu deß einen theils unterhalt, oder deß andern gebührenden accommodement gereichen könte, ermangeln möge. Demnach muß sothane unßere academie zu forderst in allen faculteten mit tüchtigen, wohlqualificirten und geschickten subjectis und Professoribus versehen sein, welche durch ihre renomirte gelahrtheidt und wißenschafft die studirende jugend zu erbauen, den anwachs derselben zu veruhrsachen und folglich die academie in aufnahme und flor zu bringen vermögen. Dergleichen leute aber allemahl an hand zu halten und zum fleiß desto mehr aufmuntern zu können, wird erfordert, daß zu ihrer subsistence und außkommen zureichende salaria und unterhaltungsmittell angeordnet werden, damit dieselbe nicht, andere neben bedienunge zu suchen und dadurch von dehnen ihnen principaliter obliegenden geschäfften sich distrahiren zu laßen, genöthiget sein mögen. Demnechst will ebenfalls zum aufbringena und verbeßerung der academie högstnöthig sein, auf daß gute und geschickte ingenia durch armuth nicht mögen von fortsetzung ihrer studien abgehalten werden, daß gewiße und zureichende stipendia angeordnet sein, damit dergleichen subjecta in ihren studien geziemend können und mögen unterstützet werden. Wie wir nun zwar in gnaden geneigt sein, aus obangeführten bewegnüßen so wohl die jetzt verordnete salaria der Professorum zu verbeßern als nöthige stipendia einzurichten, hiebey aber vernehmen, welchergestalt daß ambt Eldena, welches zu dieser academie unterhalt, wie nachgehends wird gemeldet werden, gewidmet und vermacht worden, annoch mit vielen schulden beschweret ist und daher gleich anfangs zu sothane högstnötige veranstaltungen die jetzigen einkünffte der academie nicht zureichlich sein können, über dem jetzige beschwerliche und unruhige zeidten nicht zulaßen, der academie mit extraordinarien mittelln zu hülffe zu kommen, so haben wir bey so bewandten umbständen am gerathesten zu sein in gnaden erachtet, den estat der academie dergestalt einzurichten, damit jährlich einige schulden abgebürdet, die zu erlegende zinsen dadurch gemindert, folglich die einkünffte allgemählich vermehret und vergrößert und also zu sothanem obbenandtem behuef nach der hand angeschlagen und verwandt werden mögen. Wir statuiren demnach und wollen gnädigst, daß in theologia drey Professores sein sollen, gleichermaßen in facultate juridica, in medica nur zwey und in philosophica fünffe. Solte aber nachgehends, wie wir gnädigst verhoffen, die zahl der studierenden sich vermehren und die einkünffte auff vorgesetzte ahrt ebenermaßen zunehmen, so soll nach befindlichen umbständen ein quartus theologiae Professor vociret und angenommen werden, zu deßen unterhalt und salarirung wir auch alsdann ein gewißes a

Aufnehmen D2.

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verordnen wollen. Alß wir nun vorerwehnter maßen die auf dieser unserer universitet studierende jugend mit docentibus ordinariis genugsahm versehen zu sein vermeinen, bevorab wann dahin gesehen wird, daß allemahl geschickte und capable subjecta zu den vacant werdenden stellen in vorschlag gebracht werden. So haben wir auch zu dehnen jetzigen unsern Professoren daß gnädigste vertrauen. Sie werden der von ihnen bekandten capacitet nach an ihrer fleißigen und treuen informationen nichtes ermangeln laßen und solchemnach ihren pflichten und theuren eyden gemäß sich bezeigen und verhalten. Insonderheidt wollen wir gnädigst verhoffen, daß unser General Superintendens, ob er gleich mit vielen andern geschäfften überhäuffet, er dennoch nach eusersten vermögen seine theologische profession mit allen fleiß abwarten und solchergestalt denen übrigen Professoren mit guten exempeln vorgehen werde. 2.a Außer denen Professoren soll bey einer jeglichen facultet, nach dem es nöthig geprüfet wird, ein oder högstens zwey Adjuncti, so sich in loco oder anderswo disputatione publica et solenni praesidendo zu einer solchen function habilitiret haben, angenommen werden, deren wir einem jedwedem hundert gulden oder 50 reichsthaler zum jährlichen unterhalt in gnaden vergönnen wollen, mit der gnädigsten versicherung, daß wann sich dieselbe evertuiren und durch geschickligkeidt und fleiß sich unserer ferneren gnade wehrt machen, sie allezeidt bey vorkommender gelegenheidt in gnädigen andencken bey unß sein sollen. 3. Solchemnach hat sich unsere academie umb geschickte persohnen, welche ein solch ambt gebührend vorzustehen tüchtig sind, umbzusehen und dieselbe zu fernerer genehmung gebührenden orthes zu praesentiren. Eß anstelle der Paragraphen 2 und 3: 4 Bey jechlicher facultät, ausgenommen der medicinischen, als welcher nunmehro ein tertius auf gewiße maße adjungirt, das es keines extraordinarii mehr bedarff, sollen über die ordinarii, auch ein extraordinarius, nemlichen, ein extraordinarius theologiae, ein extraordinarius juris und ein extraordinarius philosophiae Professor stetiglich bestellet sein. In der philosophischen facultet aber können über dem, als Adjuncti facultatis angenommen werden, zweene Magistri, welche sich alhie in loco, disputatione publica et solenni praesidendo dazu habilitiert haben, die zwar nicht in auditoriis ut Professores publice lesen, nicht Decani werden, noch von denen reditibus facultatis participiren, doch auff der Professoren bäncke sitzen und in dem kleinen auditorio disputiren können. Und müßen die extraordinarii nebest sothanen Adjunctis allen ihren fleiß legendo et disputando dahin wenden, daß, so viel möglich, der academie auffnahme auch durch sie befordert, die studierende jugend treulich und embsig unterrichtet, und ihnen also diese honores, beneficia et immunitatis nicht vergebens beygeleget seyn, sondern man ihrer bey fürkommenheiten ferner geruhen möge. A’1 a

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sollen sothane Adjuncti zwar nicht in auditoriis ut Professores publice lesen, auch nicht Decani werden, noch von denen reditibus facultatis participiren, doch auff der Professoren bäncke sitzen und in dem kleinem auditorio disputiren können. Ferner sollen und müßen dieselbe allen ihren fleiß legendo et disputando dahin anwenden, daß so viel möglich der academie aufnahme auch durch sie befordert, die studirende jugend treulich und embsig unterrichtet und ihnen also diese honores, beneficia et immunitates nicht vergebens beygeleget sein, sondern man ihrer bey vorkommenheidten ferner geruhen möge. 4.a Diejenigen, so als Professores bey der universitet zu bestellen, müßen für allem gelahrte, geschickte, tüchtige männer sein und dehnen es dabey an gaben, daß jenige so sie wißen und profitiren sollen,b clare et distincte der jugend für zu tragen, nicht ermangelt. Dabenebenst sollen sie eines untadelichen lebens und wandels sein, auf daß durch lehre und leben zugleich die jugend erbauet und gebeßert werde. 5. Damit nun keine, denen an vorbesagten qualiteten ichtwaß fehlet, herein kommen mögen, so sollen Professores der facultet, darin die vacance zur nomination eines novi folgender gestalt schreiten, daß ein jeder seine nomination in schrifften mit angeführten rationibus verfaße, darin contestire, er nominire diese oder jene nicht umb interesse oder recommendation willen, sondern weil er im gewißen von den qualiteten und nöthigen requisitis derselben sattsahm versichert und endlich seine nominationc eydlich unterschreiben. Wann dieses verrichtet und die facultet wegen dreyer, wenigstens aber zweyer tüchtigen subjecten unter sich einig,d übergiebet sie sothane ihre nomination dem concilio academico in duplo, und wann daßelbe nichtes erhebliches dawieder einzuwenden hat, auff welchem fall die facultet zu einer neuen nomination schreiten muß, wird die eine im archivo, die andere denen literis praesentatis, welche nomine totius academiae ane dem Cantzler der academiaf abgefaßet werden, mit beygeleget. Der Cantzler aber wird solches ferner an unß gelangen laßen und unsere wahl und alle folgenden Paragraphen des ersten Teils des Rezesses haben in A’1, A’2 einen Zähler mehr. b die letzten drei Wörter am Rand nachgetragen A’1. c danach gestrichen dem concilio academico in duplo, und wan A’1. d die letzten 13 Wörter fehlen A’1. e über der Zeile nachgetragen. f die letzten fünf Wörter fehlen A’1. a

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gnädigste genehmhaltung darüber unterthänigst abwarten.a Zu so bewanter nomination muß innerhalb drey monath frist, von dem tage an zu rechnen, daß die vacance wird,b und vor ablauf deß folgenden 4ten monaths a concilio zur praesentation geschritten werden.c Dehnen witwen bleibet in deßen ihr gnaden jahr und die darin fallende hebungen, wie auch dehnen weyßen, welche zu ihrem eigenem brodte nicht gelanget sind und hat novus Professor erst, wan solches geendiget, zu percipiren.d 6. Der Professorum rang ist wie auf andern universiteten, daß nemlich die Theologi die ersten sein, die Juris Consulti folgen, dann die Medici und endlich die Philosophi. Auch wird in puncto praecedentiae kein unterscheidt unter ihnen gemachet, ob sie ältere Doctores, Licentiati und Magistri sein; über dem haben die Professores jeder facultet ohne unterscheidt den vortritt für denen andern Doctoribus, Licentiatis und Magistris, wann schon solche den gradum vor jene erlanget haben mögten.e 7. Wie nun daß corpus academicum dergestalt aus denen vier faculteten bestehet, so ist mit högster sorgfalt dahin zu arbeiten, daß die zu jeder facultet gehörige studia von denenselben auch exhauriret und nichtes verabsäumet werde. Solchemnach wird in facultate theologica theologia biblico-exegetica, theologia polemica,f ecclesiastico-patristica und homiletico-practica; in juridicag die institutiones juris,h die pandecten,i daß ius canonicum cum processu fori,j ius natura et gentium,k feudale et publicum; in medical die institutiones artis cum cura morborum,m pharma-

die letzten 19 Wörter fehlen A’1. b statt der letzten zehn Wörter a die mortis oder discessus zu rechnen A’1. c danach und die vocation eingewartet werden. Geschiehet solches in vorgesetzter Zeit nicht, ist Cancellarius academiae ex jure devoluto jemanden zu vociren für das Mahl bemächtiget, der doch nicht minder auf eine Person von obigen qualitäten sein absehen richtet, auch wann die akademie etwas wider denselben einzuwenden hätte, solches attendire A’1. d die letzten zehn Wörter fehlen A’1. e anstelle der letzten 28 Wörter Die ordinarii jeder facultet haben den vortritt für den extraordinariis derselben auch die Professores der drey oberen faculteten für denen andern Docotoribus, Licentiatis und Magistris, wan schon solche den gradum möchten ehe erlanget haben, so wie bisher gewöhnlich, A’1. f Die letzten zwei Wörter fehlen A’3. g danch von dem einen A’1. h danach von dem andern A’1. i danach von dem dritten A’1. j danach und von dem vierten A’1. k die letzten vier Wörter fehlen A’1. l danach von dem ersten A’1. m danach von dem zweiten A’1. a

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ceutica,a id est chymica et bothanica, undb historia naturalis und anatomiac mit allem fleiß und dexteritet zu tractiren sein.d In philosophica facultate hat der eine philosophiam theoreticam, logicam, methaphysicam et pneomaticam,e der zweyte eloquentiam et poȍsin, der dritte philosophiam practicam cum historia, der vierte mathesin superiorem et inferiorem cum architectura civili et militari und der fünffte linguas graecam et orientales zu dociren. 8. Denen Adjunctis werden zwar gewiße lectiones in specie hier nicht committiret, es wird aber ein jeder bey der facultet, zu welcher er beruffen, alleley nützliche und erbauliche materien, so zu selbiger facultet gehören und vom concilio academico entweder ihme auferleget oder genehm gehalten worden,g seinem besten vermögen nach der jugend fürtragen und auch in disputando seinen fleiß erweisen. f

9. Außer dehnen lectionibus publicis müßen Professores, nicht minder als Adjuncti,h collegia privata lectorio-examinatorio-disputatoria jährlich zu halten beflißen sein, und wird zu solchem ende hiemit introduciret, daß hinkünfftig ein jeder Professor und Adjunctusi zwey mahl im jahr, als 8 oder 14 tage für Ostern und Michaelis, eine schedulam am schwartzen bredte durch den Pedellen außschlagen laße, in derselben entweder ein neu collegium seiner profession gemäß publice intimire oder, da wegen größe der materie daß vorige nicht so bald hat können absolviret werden, die continuation deßelben, welche doch auf etliche jahre nicht zu extendiren, maßen unleugbahr, daß die weitläuffigkeidt mehr hinderlich dan beforderlich, und die wenigsten studiosi solche ausharren können. Auch sothanes collegium oder deßen continuation zu halten nichtj nachlaße, wan auch nur 3 oder 4,k bey dehnen medicis aber nur 1 oder 2l auditores sich finden wolten. Kähmen aber derselben keine, daß also die mühe nicht könte belohnet werden, hat er in so weit daß seine gethan, davor gestrichen chymica et, danach über der Zeile eingefügt id est chymica et botanica A’1. von dem dritten A’1. c danach gestrichen et botanica A’1. d danach Doch hat es nicht die meinung, das dieses alles in sothaner ordnung gantz stricte, insonderheit quoad collegia privata, zu bewerkstelligen, vielmehr, nachdem Gott die gaben ausgetheilet, und sich ein jeder beschaffen findet A’1. e Pneumaticam D2. f extraordinariis A’1. g die letzten 16 Wörter fehlen A’1. h die letzten zwei Wörter fehlen A’1. i die letzten zwei Wörter fehlen A’1. j Die letzten 72 Wörter am Rand nachgetragen, dafür gestrichen ein collegium, seiner profession gemäß am schwartzen brette per schedulam publice intimire und daßelbe zu halten nicht A’1. k anstatt der letzten Angabe 6 A’1. l 2 oder 3 A’1. a

b danach

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übrigens aber dem Rectori bey ende deß jahres seine schedulas intimatorias nebst der eigenhändigen subscription der studiosorum, so sich desfals bey ihm gemeldet, zu übergeben. 10. So lieget auch einem jedwedem Professori ferner ob, wenigstens einmahl im jahr publice zu disputiren, um solchemnach sich mit dem mangell eines respondenten hinfort nicht zu entschuldigen, wie dann sothane disputationes anniversariaea nur auß einem, högstens 2 bogen bestehen dürffen, deren druck, wan sonst kein respondens beybringlich, ex publico zugestatten. Dagegen nicht erlaubet sein soll, auf irgend einer disputation oder scripto consensum oder suffragium facultatis zu setzen, wan solcher nicht wircklich von derselben per majora impetriret.b Und alß dergleichen disputationes die jugend zu exerciren vornemlich gemeinet, so bleibet es bey der gewohnheidt, daß studiosi als ordinarii sich opponendo alsdan hören laßen. Sonsten aber und wann disputationes solennes et inaugurales gehalten werden, müßen außer solchen ordinariis auch Professores, so bald dieselbe sich einfinden, ad opponendum a praeside invitiret werden, damit ihre untergebene auch publice von ihnen exerciret und wie in loco publico zu disputiren desto beßer instruiret werden. Wobey dann ein jedweder sich aller modestie gegen seinen collegam von selbsten bescheiden, zur collision und ärgernüß keinen anlaß geben und dahero in duplica, so weit es sich will thun laßen,c acquiesciren wird. 11. Series lectionum et disputationum publicarum wird nach bißherigem gebrauch auf neu jahr publiciret und in den kirchen distribuiret. Waß in demselben ein jedweder promittiret, denen muß mit högstem ernst und fleiße nachgelebet werden, und Professores sich insonderheidt angelegen sein laßen, nach sothaner serie jährlich 80 lectiones publicas zu erreichen, wiedrigen theilsd die säumige an ihrem salario gewißen abgang leyden und für jede neglecte, inhalts instrumenti dotationis,1 4 mark sundisch erleget werden. b approbiret A’1; die letzten 26 Wörter am Rand davor gestrichen ordinariae A’1. c nachgetragen A’1. die letzten sieben Wörter am Rand nachgetragen A’1. d die letzten zwei Wörter gestrichen, stattdessen am Rand nachgetragen Wie dan in den kurtzen tagen und zur winterzeit als von Novembris biß anfang des Martii solche zu hause zu halten, wann es nur per schedulam am schwartzen bredte jedesmahl notificiret wird, ihnen desfals erlaubet, wiedrigen theils die A’1. a

1 Siehe

Dotationsurkunde des Herzogs Bogislaw XIV. von 1634, Bd. I/Nr. 48.

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So wird auch hiemit wiederholet, waß bey voriger visitation1 verordnet, nemblich wer sich nicht bemühet, alle jahr ein collegium privatum zu halten, soll in zehen reichsthaler für die nachgelaßene eine disputation, und den einen actum oratorium in zwey reichsthaler straffe verfallen sein, welche gelder in die dazu verordnete extraordinair cassa zu einem besondern capital dem corpori zum besten gehören. 12. Umb nun sothane neglecten eigentlich zu erfahren, auch damit die fleißigen von den unfleißigen desto beßer geschieden und erkand werden, soll ein jeder Professor sein besonder diarium halten, darin er unter dem eyde, womit er unß und der academie verwand, umbständlich und mit fleiß annotiret, an welchem tage er publice lesen können, und wann, auch wodurch er behindert worden, numerum lectionum publicarum zu adimpliren, daßelbe dem Rectori quartaliter einhändigen, welcher bey ablauf deß halben jahres, wann die salaria distribuiret werden, solche diaria insgesamt und bey ende deß jahres, wan denuo salaria zu distribuiren, die schedulas, auff welchen Professores ihre collegia privata intimiret, samt der disputation, die ein jeder halten sollen, ins concilium bringet, daselbst in aller gegewart verlieset und darauf in einem convoluta dem Cancellariob gebührendt überschicket. Und da etwan die antwort wegen vielheidt der sachen, so sich beim gouvernement finden, nicht so gleich erfolgen mögte, kan zwar salariorum distributio vor daß mahl vor sich gehen, daferne aber hiernegst von dem Cancellarioc in jemandes diario eine straffbahre neglecte bemercket und dafür erkandt würde, wird der Cancellariusd die ordre an den Structuarium ergehen laßen, solche neglecten gelder von deß letztfallenden quartalse salario ab zu ziehen, umb solche in die vorerwehnte extraordinair cassa zu liefern. Jedennoch ist hierunter nicht die meinung, daß, wann die neglecten gelder erleget werden, man muthwilliger weise möge säumig und nachläßig sein, maßen wann solches verspühret würde, daß nemblig die nachläßigkeidt bey einem oder andern zu grob und muthwillig wäre, wieder demselben mit härterer straffe, auch gar mit gäntzlicher cassation dem befinden nach würde verfahren werden. Und wollen wir demnach gnädigst, daß auf sothanen fall an unß von dem Cantzler nach gepflogener communication mit dem concilio unter-

a danach so an die Curatores zu convertiren A’1. b danach mittelst schuldiger recommendation des status academici A’1. c danach in dem Curatore, der mit in der Regierung sitzet A’1. d danach und übrige Curatores A’1. e darunter gestrichen des letzt folgenden halben Jahres A’1. 1 Siehe

Visitationsrezess von 1666 (Nr. 23).

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thänigste relation darüber abgestattet und unsere endschließung desfals abgewartet werde.a 13. Eß sind aber in gewißer maße hierunter nicht gemeinet 1. Rector academiae wegen verschiedener abhaltung, 2. der General Superintendens wegen der vielheit seiner kirchen functionen, weßfals ihn auch daß instrumentum dotationis1 eximiret. So aber nicht dahin zu deuten, ob dürffe man bey der academie mit all nichtes weder legendo noch disputando thun, vielmehr wird ein jeder, waß für Gott und im gewißen verantwortlich ist, erwegen und sich daß löbliche exempel der in Gott ruhenden vorfahren zu gemüthe führen. 3. werden ausgenommen die so ehrhaffte entschuldigungen als kranckheidt, nothwendige reysen, daran eines jeden und der seinen wohlfarth hänget und consensu Rectoris geschehen, anzuführen haben. 4. wann ein Professor im auditorio lesen wollen und nicht zweyb auditores verhanden gewest, ist er ebenermaßen entschuldiget zu achten, die medici aber können sich in betracht, daß medicinae studiosi mehrentheils an der zahl gering, an einemc auditore begnügen. 14. In allen lectionibus, collegiis und disputationibus werden Professores negst der ehre Gottes nur diesen hauptzweck haben, daß die studirende jugend auf daß wahre fundament der disciplinen und waß ihnen eigendlich zu statten kommen kan, geführet, dagegen mit keiner unnützen weitläuffigkeidt aufgehalten und dadurch von dem nöthigsten und besten divertiret werde. 15. Waß sonsten denen Professoribus insgesampt und jeder facultet insonderheidt oblieget, solches ist zum theil denen legibus et statutis generalibus, welche von dem hochsehligen pommerschen Hertzoge Philippo anno 15452 renoviret und confirmiret worden, einverleibet und sollen solchemnach ind allen und jeden puncten, welche durch gegenwärtigen recess nicht abrogiret und propter modernum academiae statum anders der letzte Satz fehlt A’1. b drey A’1. c danach oder andern A’1. d anstatt der letzten 37 Wörter Was sonsten denen Professoribus insgesambt und jeder facultet insonderheit oblieget, (Forts.)

a

1 Visitations-Kommissionen

von 1646 und 1666. 2 Siehe Bestätigung der Statuten der Universität durch Herzog Philipp I. von 1547, Bd. I/Nr. 11.

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disponiret, als eine norm mit schuldiger observance durchgehends und unverbrüchlich gehalten werden. Die speciales leges und constitutiones aber, welche im übrigen der Professorum verhalten regliren sollen, müßena von dem concilio academico fordersamst über sehen und zu unserer ferneren gnädigsten genehmhaltung verbeßert werden. 16. Vermöge nun der obgedachten generalen gesetzen und statuten bleibet daß fürnehmste und wichtigste ampt bey der universitet mit der würde deß Rectoris, tanquam Magistratus academici, jedesmahl combiniret. Die wahl deßelben geschiehet jährlich umb Martini in loco concilii und ist bey derselben zu erst die ordnung der faculteten, dann dieses zu observiren, daß nach verrichtetem allgemeinem gebeth umb göttliche führung und regierung die gesambten membra der facultet, auß welcher der Rector zu eligiren, unter wehrender wahl abseits treten. Der resignirende Rector thut darauff die proposition und machet nahmhafft diejenigen, auf welchen anitzo auff eines jeden gewißen zu der universitet wahrhafften besten zu reflectiren, giebet ferner daß erste votum, colligiret vota collegarum und wan etwan dieselbe paria, wird noch einmahl herumb votiret. Bliebe es dabey, so hat Rector alsdan, wie sonst allemahl, votum decisivum renunciret Rectorem per pluralitatem votorum electum und läßet ihn, nebest dehnen übrigen membris wieder herein zu treten, durch den Secretarium invitiren, der dan die gratulation vom gantzen collegio empfähet, und verbunden ist, solche academische hohe würde und bürde ungeweigert anzunehmen, auch sich innerhalb 14 tage bey 4 reichsthaler straffe im auditorio majori publice introduciren zu laßen, wohin er alsdann e loco concilii mit gewöhnlichen solenniteten begleitet, die ornamenta rectoralia von dem daselbst oratione publica abdanckenden Rectore empfähet, den rectorat eydt, so ihm per ministrum academiae fürgehalten wird, beschwert, folgends mittelst einer kurtzen oration sein officium antritt. Wann solche geendiget und die leges et statuta jedesmahl promulgiret, mit gleicher solennitet zurück in locum concilii wieder begleitet wird. 17. Alß Rectori lieget ihm ob, alles und jedes, waß bey der universitet vorfallen kan, mit högster sorgfaltigkeidt wahrzunehmen und zu solchem ende, (Forts. v. Anm. d, S. 270) solches ist denen legibus et statutis generalibus et specialibus einverleibet deren revision abermahlen ihnen committiret und anitzo erfolget. Wie es nun mit den statutis facultatum specialibus seine richtigkeit hat, so sind die von dem hochseeligen pommerschen hertzoge Philippo anno 1545 renovierte und confirmierte statuta universitatis generalia, ferner hin, A’1. a werden D2.

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wan etwan im gantzen monathe nichtes, worumb man zusammen kommen müste, vorfiele, doch bey ablauff deßelben ein concilium zu halten, umb de statu et salute academiae collegiatim zu deliberiren. Sonsten, wann sachen von nicht sonderlicher importance vorkommen, richtet er dergleichen entweder alleine ab oder mit zuziehung der facultatum Decanis oder durch gewiße commissarios. Wichtige dinge dagegen müssen jedesmahl ins concilium gebracht werden,a und da solche von einiger difficultet und nachsinnen, hat er sie tages vorher per capsulam denen Decanis oder Senioribus facultatum zu communiciren, welche alsdan nebst ihme ihre meinung reifflich und gründlich im concilio vortragen, den schluß aber secundum pluralitatem votorum sich jederzeidt gefallen laßen. Waß im concilio passiret, geredet und decretiret, muß von keinem außgebracht, vielmehr gantz verschwiegen gehalten werden. Fünde sich ein und anders, ist derjenige, so hierunter wieder eydt und pflicht gethan, als ein meineydiger im concilio anzusprechen, auf jahr und tag auß demselben zu excludiren, auch nicht zu recipiren, als nach abgestatteten neuen solennen eyd, de imposterum melius servando silentio. 18. Die Professores sind nach ihrem gethanem eydt im gewißen verbunden, dem Rectori allen respect und gehorsam in rebus licitis et honestis zu leisten und zu compariren, so offt er citiren leßet. Bliebe jemand dreymahl nacheinander auß dem concilio und hätte sich bey dem Rectori mit vermeldung der erheblichen uhrsachen, so ihn abhielten, über welche nachgehends daß concilium zu erkennen hat, nicht excusiren laßen, soll derselbe nicht weiter von ihm citiret werden, sondern auf ein halbes jahr vom concilio und communication alles deßen, so in deliberation kömpt, ausgeschloßen sein. 19. Und da außer dem, denenselben zur gnüge bekant wie sothanen membris unius pii et ecclesiastici corporis nichts anständlicher, als wann einer den andern träget, alle collegialische treue, liebe und gewogenheidt einander erzeigen, so werden sie auch von selbsten aller bösen uneinigkeidt und schädlichen mißvertrauen, wodurch sie nur daß leben ihnen selbst zuwiedern, mühsahm und beschwerlich, die academie aber anrüchtig machen, auch der jugend ein anstoß und gefährliches exempel werden,

a

danach welches alsdan alle lectiones publicas et privatas cessirend machet A’1.

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zeitig entgegen gehen und die semina litium et discordiae in ipsa herba zu supprimiren, auf alle arth und weiße geflißen sein. 20. Alß auch kein geringes zeichen einer florissanten academie, wan sich capable subjecta finden, die zu den academischen digniteten promoviret zu werden meritiren, auch zu derselben ruhm und aufnahm ein großes beyträget, wan von frembden öhrtern candidati solche zu erlangen suchen, so kan es zwar bey dem, waß die statuta facultatum specialia hierunter verordnen in so weit verbleiben. Theologiae Professores aber haben allemahl fürnemlich dahin zu sehen, daß sie doctoris gradum niemanden als doctoratu dignis et in eminentiore ecclesiae officio constitutis conferiren. Deßgleichen auch die Juris Consulti keinen, sonderlich der dort im lande zu bleiben gesonnen,a dazu admittiren, der nicht pro praesenti allerdings geschickt und tüchtig erfunden worden. Und damit weder frembde noch einheimische per nimios sumptus von hiesiger academie abgeschrecket und zurück gehalten werden, müßen Professores aller faculteten die anitzo seyende promotions kosten in keinem stücke steigern, vielmehr so viel immer möglich dieselbe ringern, sonderlich die großen convivia, überfluß in speißen und geträncken gäntzlich einstellen.b Ubrigens auch über die errichtete policey und leges sumtuarias1 unverbrüchlich zu ihrem selbst eigenem vortheil bey allen ausrichtungen halten. Von jeder promotion in den öbern faculteten müßen ad cassam 6 reichsthaler und, wan disputationes inaugurales juridicae nicht in curia, sondern im auditorio majori gehalten, 2 reichsthaler ad structuram gegeben werden. 21. Zur bedienung dieses corporis haben nu bißhero gehöret ein Syndicus, ein Procurator oder Structuarius, ein Secretarius und zwene Pedellen. 22. Einen Syndicum hat die academie bißhero gebrauchet wegen ihrer jurisdiction über die, welche zum corpore und ampte Eldenau gehören, wie auch wegen verschiedener rechts-processen, deren annoch einige obhanden. Ob nun wohl die beeden eltesten der juridischen facultet dieses a gedenken D2. b eingefügt nur daß frauenzimmer der facultisten, und des candidati nächster anverwandte invitiren A’1. 1 Vgl.

Renovierte Ordnung von 1673 (Nr. 31).

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officium bißhero unter sich getheilet und verwaltet, dennoch weiln solches ihnen in ihren ordinairen verrichtungen hinderlich sein muß, so haben wir in gnaden gut gefunden, daß hiernegst sothanes Syndici ampt allemahl dem Adjunctoa juris solle übertragen und ihme dafür daß gewöhnliche salarium von 100 gulden a parte beygeleget werden.b Dagegen gebühret ihm alle und jede gegenwärtige und künfftige angelegenheidten, rechtshändell und processe der universitet, alß ein redlicher und getreuer Syndicus ohne versaumnüß nach seinem darauff abzustattendem specialen eydt und von concilio zu ertheilender instruction1 mit aller dexteritet und fleiß zu betreiben, seine übergaben der juristischen facultet zur censur, nach beschaffenheidt der sachen, jedesmahl überreichen und dero gutachten vernehmen, die acta in guter und richtiger ordnung vollständig halten und die abgefertigte, ohne auffenthalt dem Procuratori zur verwahrung im archivo retradiren, welcher so wenig als der Secretarius die verhandenen acta keinem ohne specialer concession Rectoris und revers deßjenigen, so solche verlanget, abzufolgen hat. 23. Der Procurator oder Structuarius universitatis ist führnemlichen dazu, daß er derselben revenuen und intraden, die oeconomica und daher entstehende nothwendigkeidten bey dem ampte Eldena und deßen dorffschafften, daß collegium und übrige der universitet gebäude und waß ihm sonst nach der specialen instruction,2 so er vom Rectore und concilio a extraordianriam A’1. b anstelle der letzten beiden Sätze Ob nun woll die beden eltesten der juristischen facultet das officium eines Syndici bißher unter sich getheilet und verwaltet, so hat man doch aus bewegenden gründen anitzo für guth gefunden, das hiernegst ein beständiger Syndicus, extra facultatem sey und welcher nachgehendets auf gut befinden ad extraordinariam juris könte praesentiret werden, zu bestellen sey. Solte wieder vermuhten circa officium Syndici in künfftiger Zeit sich hervor thun, daß solches zum schaden der universitet und nachhteil des patrimonii degenerirn wolte, ist alsdann wieder auffhebung sothanen ambts mit dem Cancellario und Curatoribus zu communiciren, die syndicat arbeit aber unter alle membra facultatis absque onere et praemio zu theilen. Würde aber nur persona Syndici der academie beschwerlich fallen, kann dieselbe nachdem alles im concilio gebührend untersuchet, zur gnüge erwiesen und per plura erkandt, einen solchen ohne sothaner communication wieder dimittieren, auch sich desfalls in der demselben zu ertheilender vollmacht die resignation nach befinden jedesmahl reserviren. Welches alles aber damit es, soviel möglich, verhütet und zu diesem wichtigem officio, daran dem ganzen corpori ein so großes gelegen, niemand demselben wieder willen aufgebührdet und darüber die nohtdurfften verwahrloset werden, muß die constitutio deßelben jedesmahl in dem gantzen concilio secundum pluralitatem votorum geschehen. Welchem zugleich für seine mühe und arbeit die 100 gulden oder 50 reichstaler, so bißher die beden eltesten der facultet unter sich getheilet, hiemit zugeordnet sindt. A’1. 1 siehe

Instruktion für den Syndicus der Universität v. 2. Mai 1700 (Nr. 48). Instruktion für den Structuarius der Universität v. 14. November 1671 (Nr. 28).

2 siehe

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academico hat, zukommen kan, beobachte. Und da die universitet an bestellung eines sothanen Structuarii am meisten interessiret, sie auch die salarirung deßelben, nach der in instrumento dotationis1 ihr verschriebenen plenaria administratione, auß ihren mitteln verfüget, bleibet Rectori et concilio academico daß recht und die potestet, zu diser function nach reiffer überlegung einen solchen, der oeconomica wohl verstehet, dem sie daß ihre sicher betrauen können und der, wan er nicht an immobilibus gnugsahm geseßen, sufficiente cautiona praestiret, jedesmahl zu wehlen und zu vociren. 24. Ebenermaßen stehet auch bey der universitet die annehmung und bestellung eines Secretarii, deßen ambt vornemlich, ist die protocolla, so offt concilium gehalten wird, fleißig zu führen, in besondere bücher von jahren zu jahren zu tragen, der universitet brieffe und waß ihm sonst committiret wird, sorgfältig zu expediren, wie auch derselben acta und archivum in guter ordnung und verwahrsahm zu haben. Und wan er inhalts statutorum zugleich Secretarius facultatis juridica, muß er die responsa derselben mit fleiß decopiren, die originalia aber ins archivum jedesmahl bringen, solche registriren und gebührend beysammen halten. 25. Ein oder zwey Pedellen, deren einer auf dem collegio, der andere auf dem Schwartzen Closter wohnen, abends und morgends die thüren zu rechter zeidt auff- und zuschließen muß, werden ex numero pauperum studiosorum vom Rectore und concilio academico eben auch erwehlet und vociret, deren officium vornemlich in communi famulitio, aufwartung und beständiger begleitung des jederzeidt seyenden Rectoris und dergleichen bestehet. Dem einen ist über dem daß officium Depositoris anvertrauet und hat seine instruction.2 b

26. Uber diesen werden noch besonders hieher gerechnet der universitet Buchdrucker und Buchbinder,c welche sie anzunehmen und mit denenselben auf daß vortheilhaffteste zu contrahiren befuget. Der Buchdruckerd a danach gestellet und D2. b verbessert aus könnte ein A’1. A’1. d davor gestrichen er A’1. 1 siehe

c über

der Zeile nachgetragen

Dotationsurkunde des Herzogs Bogislaw XIV. von 1634, Bd. I/Nr. 48. Bestallung und Instruktion des Pedellen v. 1. Mai 1690 (Nr. 43).

2 siehe

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dagegen ist insonderheidta schuldig, solchem contract in allen zu geleben, die druckerey vollständig zu halten, sich gegen Professores jederzeidt willig und fleißig zu erzeigen und keinen zu übersetzen, sonsten höret der contract auff und die academie observiret ihr bestes. 27. Von allen und jedem, waß durch demselben gedrucket wird, kommen drey exemplaria in die bibliothec, welche, weiln sie annoch im schlechten stande, ohne vollständiger bibliothec aber die studia übel succediren. So wird nun auch verordnet, daß über die einkünffte, so dieselbe bißher gehabt, nemlich bey promotionibus in denen öbern faculteten, vom jedem promoto 1 reichsthaler, deßen helffte die, so in facultate philosophica promoviren, hiernegst auch beytragen müßen. Von dehnen straffgeldern, welche studiosi erlegen, die helffte und dann daßjenige, waß dieselbe bey der inscription ad bibliothecam besonders contribuiren, zur vermehrung derselben, die helffte von dem inscriptions gebühr, so derb jederzeidt seyende Rector empfähet,c soll destiniret und beygeleget sein. Solchemnach wird der jederzeidt abdanckende Rector dem besonders ex facultate philosophica zu constituirendem Bibliothecario, welchem die von alters pro studio et labore vermachte 10 reichsthaler verbleiben,d designationem sothaner wie auch der übrigen zur bibliothec gelegten und noch ferner zu legenden gelder und einkünffte in loco concilii überreichen und dieser in dem ersten conventu novi Rectoris proponiren, welche bücher er vermeine, daß in dem jahre für die eingekommene summa anzukauffen diensahm sey. Und nachdem Rector seine proposition repetiret, vota colligiret und secundum pluralitatem conclusum gemacht, ist Bibliothecarius bemühet, den einkauff, wie es am vortheilhafftesten geschehen kan, zu verrichten, desfals ein besonder register von einnahme und ausgabe und wie von jahren zu jahren die bibliothec vermehret, zu führen. Auch lieget ihm ob, wochentlich einige stunden als etwan deß mitwochens oder sonnabends nachmittag bey leydlichem wetter in der bibliothec zu sein, damit studiosi hineingehen, authores evolviren und sich solche bekant machen können.e 28. Endlichen weiln eine universitet fürnemlich bey gegenwärtiger zeiten beschaffenheidtf ohne tüchtigen Exercitien-, nahmentlich einem Sprach-, über der Zeile nachgetragen A’1. b über der Zeile nachgetragen. c danach von anno 1694 exclusive an biß zu allen künftigen zeiten A’1. d die letzten 12 Wörter am Rand nachgetragen A’1. e danach gestellet und D2. f letztes Wort fehlt D2.

a

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Fecht- und Dantz-meister, schwerlich floriren kan, eß aber an solchen bisher schier gemangelt, so werden dieselbe von nun an zum corpore academico, deßen jurisdiction und immuniteten beständig mitgerechnet. Wegen annehmung derselben hat die universitet mit dem Cancellario zu communiciren, berichtet, an welchen es fehle, und vernimbt, ob ihm einige bey der hand, die er als der academie anständliche, der jugend nützliche und tüchtige Exercitien meister, zu verordnen beliebung trüge. Wann nun solches durch ihn geschehen, werden dieselbe vom Rectore und concilio academico angenommen und jedem ein salarium von 100 gulden oder 50 reichsthalern beygeleget. Ihren übrigen unterhalt suchen sie von den scholaren und sind schuldig nach der instruction, so die academie geben wird, zu informiren, auch dem Rectori und concilio gebührende parition jedesmahl zu leisten. Solten nach diesem der universitet intraden sich mercklich beßern und eß würde alsdan für högstnöthig und diensahm erachtet, kan auf unterthänigste vorstellunge nach unserm allergnädigstem gutbefinden und specialen anordnung auch bereiter beruffen werden. 29. Waß nun ferner die eigentliche discentes hujus corporis betrifft, so ist leyder am tage, daß die meisten, welche dehnen studiis sich ergeben, wenig bemittelt und dannenhero solche örther suchen, wo die beneficia und freytische reichlich gestifftet. Ob nun gleich zu solchem behuef sich vor der hand ein gar geringer vorrath befindet, so wollen wir dennoch, wie anfangs gemeldet, in gnaden vermuthen, daß gleich wie mittelst göttlichen segens und verleihung friedlichen zeiten daß ambt Eldena und deßelben pertinentien völlig werde können eingerichtet und herbeygebracht werden, die intraden der academie ebenfals von jahren zu jahren wachsen werden. Und solchemnach verordnen und wollen wir gnädigst, daß die zahl derer, so daß beneficium der communitet geniesen, von jahren zu jahren, biß deren 36a geworden, zu vermehren sey, und dann auch, daß über den numerum der jetzigen wenigen von particulien gestifteten stipendien auß der universitet eigenen intraden, so bald es thunlich, so viel anzulegen, daß von derselben 12 besondere stipendiaten, deren jeder 50 gulden jährlich zu geniesen hat, eben auch successive aufgerichtet und gehalten werden. Wie dann dießfalß bey befundener vermehrung der intraden mit dem Cancellariob zu conferiren, welchergestalt solches successive in die wege zu richten.

a

40 A’1.

b anstelle

der letzten zwei Wörter den curatoribus wan selbige in loco sind A’1.

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30. Dagegen sollen sothane communiteter und beneficiarii insgesampt gleich dehnen übrigen, denen eß in der stifftung expresse angedeutet, bey verlust ihres beneficii gehalten und hiemit angewiesen sein, der Professorum lectiones publicas fleißig zu frequentiren, wann sie von ihnen ad respondendum oder ad actum oratorium requiriret werden, solches gerne und willig, wan sie deß vermögens sind, über sich zu nehmen, auch sonsten vor andern ein stilles, sittsahmes und eingezogenes leben zu führen, damit nicht sothane von ihnen genoßene, aber übel angelegte pia beneficia dereinstens zum schweren fluch und gericht ihnen gedeyen. 31.a Die pflicht der studiosorum insgemein ist in gewiße leges et statuta verfaßet und werden denenselben bey der inscription zur eydes hand geleget.1 Wie nun, daß solche observiret allen excessen und ungebühr zeitig gesteuret werde, vornemlich zu dem officio des jederzeidt seyenden Rectoris mitgehöret, als werden dieselbe benebst dem concilio academico, ob solchen allen und einer guten disciplin, ihres theils so viel immer möglich halten, auch jedes mahl die vor kommende verbrechen, ohne unterscheid und ansehen der persohn, mit geziemendem ernst beahnden.b Und sollen zwar wieder sothaner disciplinam scholasticam, provocationes weiter nicht als ad cancellarium academiae verstattet werden, selbiger aber wird ohne wichtiger uhrsache und bewegnüß keine änderung in dem jenigen verfügen, waß einmahl a concilio verordnet worden, sondern zuforderst allemahl darüber mit dem concilio academico conferiren und deßelben bericht erfordern. Caput II 1. Wann nun dergestalt ein corpus samt seinen functionen wohl constituiret, ist es auch billig, daß die sustentation deßelben gleichergestalt besorget werde. Dannenhero der hochseelige hertzog Bogislaus XIV2 daß kloster ampt Eldena samt allen deßen pertienentien der academie zu ihrem unterhalt beygeleget und darüber ein besonderes instrumentum dotationis3 a

irrtümlich 29 A’1.

1 Siehe

b der

folgende Absatz fehlt A’1.

Gesetze für die Studierenden von 1672 (Nr. 29). Herzog von Pommern. 3 Siehe Bd. I/Nr. 48.

2 Bogislaw

XIV. (1580–1637):

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ausgefertiget, wobey eß dann auch sein verbleiben haben soll, und ist solchemnach sothanes der universitet vermachtes eigenthumb und patrimonial guth, als daß vornehmste mittella dero conservation zu respectiren. 2. Ob nun zwar die an sich högstrühmliche dotation mit einem ziemlichen onere vieler tausenden, so die universitet davon abtragen sollen, zu der zeidt graviret, ist doch durchb deß högsten segen und verschiedene allergnädigst verordnete visitations commissiones,1 auch seit letzterer kriegs ruin wohlgeführter administration, es dahin gediehen, daß solche nunmehro von der schweren schulden last grösten theils liberiret, daß denen deservitariis ihrer restirenden salarien halber zugeschlagene ackerwerck Dersekow innerhalb weniger zeidtc auch wieder frey sein und also die universitet der dotation, biß auf nachfolgende particuln, so annoch in privatorum manibus, völlig geniesen kan: alß nemblich 1. vier höffe in Schönenwalde, so sehligen Börstenbörstels, Diekmans und Albrechts erben innehaben. 2. vier höffe in Nienkirchen, welche sehligen Doctor Georg Maschowen2 erben geniesen. 3. einem hoffe in Weitenhagen, welchen Major Peterswald3 besitzet. 4. Hinrichshagen, so die von Rhadensche erben possidiren.d 5. Subzow, darauß Jochim Vollschowen4 erben die fructus percipiren. 6. Keßin, so die gräfliche Wrangelsche erben behaupten und 7. einige huffen in Turow. 3. Sothane annoch veralienirte particuln und so derselben über verhoffen, annoch mehr wären, eben auch zu reuniren, muß man allerdings bedacht sein.e Und alß demnach bemercket worden, daß abseiten der universitet von unserm högstsehligen Herrn vatern Majestät eine allergnädigste resolution an der pommerschen Regierung de dato Kongsöhr den 24. Julii anno 1696,5 daß inhalts extrahiret. Weiln die academie gemeinet, perf actionem revocatoriam zu versuchen, wie weit sothane abgerißene stücke könten dem corpori wieder consolidiret werden, die regierung process davor gestrichen gut A’3. b über der Zeile nachgetragen. c anstelle der letzten beiden Wörter jahresfrist A’1. d besitzen D2. e anstelle der letzten fünf Wörter ist man bedacht gewest A’1. f davor gestrichen per. a

1 Visitations-Kommissionen

von 1646 und 1666. 2 Georg Maskow (1584–1638): außerordentlicher Professor der Theologie. Vgl. Lange 1898, S. 205. Kosegarten I/1857, S. 231. 3 Rudolph von Peterswald (1702): Major. 4 Joachim Völschow (1591–1664): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 246f. 5 Königliche Resolution zu Kongöhr vom 24. Juli 1696.

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anzunehmen und daßelbe recht zu sprechen hätte, welches unsern ämptern nach inhalt der darüber ergangenen und bey unserm hohem tribunal zu Wismar confirmirten urtheln gesprochen worden. So haben wir, bey solcher unsers högstsehligen Herrn vaters gnädigste verordnung es bewenden zu laßen, in gnaden gut gefunden, und wird demnach die universitet sich angelegen sein laßen, keine zeidt mit aufschub des processes weiter zu verlieren. 4. Die administration dieses patrimonial guthes verbleibet der academie, wie solche derselben in dem dotationis instrumento vermachet,1 und hat dannenhero nach wie vor durch einen tüchtigen, ihr annehmlichen und gefälligen Haubt- oder Amptman daßelbe zu nutzen und zu gebrauchen. Seine wahl und bestallung stehet allerdings bey der universitet, wie nicht minder nach der sachen bewandnüß seine resignirung und abscheid. Und ist schuldig, sich der academie mit eyd und pflichten, wie auch der regierung wegen der reservaten längstens 2 monathe hernach verwandt zu machen, worauf er dann von jener nebst jährlichem tractament an geld und korn seine besondere instruction empfähet, in welcher alles, waß ihm zu thun oblieget, umbständlich verfaßet,2 an derselben hat er sich auch alleine zu halten und von keinem irgendwo turbiren zu laßen. Insonderheidt muß er dahin trachten, daß alle pensiones, dienstgelder und pächte in denen gesetzten terminen dem allemahl seyendem Rectori in gegenwart deß Structuarii, vermittelst deß Rectoris quitung, wie dan hinfüro bey einnahme der universitet revenüen keine quitung, die nicht a Structuario geschrieben und von dem allemahligen Rectori unterschrieben, gelten soll, unfehlbahra eingebracht werden, und ist der Ambtman nicht bemächtiget, jemanden ohne special einwilligung deß Rectoris et concilii academici eine dilation zu statten. 5. Nechst dem gebühret ihm, dahin alle mühe und fleiß zu richten, daß die ackerwercke von jahren zu jahren melioriret, die wüsten felder cultiviret und folgends der academie zum besten die pensiones und dienstgelder immer ein mehres tragen können, wie dann bereits nach vorhergemachtem itzo landsittlichem verschlage, daß von den güthern zu erhebenden a

die letzten 35 Wörter am Rand ergänzt, dafür gestrichen Structuario auf quittung A’1.

1 Visitations-Kommissionen

von 1646 und 1666. mann auf Eldena v. 20. Dezember 1703 (Nr. 59).

2 Siehe

Instruktionen für den Amt-

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obnutzes, und darauff von obgemeldten unsern visitations commissariena geschehener gütlichen vorstellung, die gesamten pensionarii und andere zu einer billigen zulage sich bequehmet, wo von dem Rectori et concilio academico damahln so fort designation zugefertiget, umb solche dehnen alten contracten zu apendiciren, dehnen geringern leuten aber es mundlichen kund zu thun. 6. Solchemnach muß der Amptman, wann die alten contracte zu ende lauffen, der universitet an die hand geben, wie derselben vorthel bey aufrichtung deß neuen contracts zu erreichen. Da dann für nicht undiensahm befunden, daß bey künfftiger verpensionirung der ackerwercke dieselbe jedesmahl ein gantzes jahrb für dem anfang deß letzten jahres, so nach dem alten contract annoch zu bewohnen, offentlich subhastiret und aufgebothen werden, doch mit der moderation, daß die alten possessores außer noth nicht vertrieben, noch aus bloßer animositet und elmulation, denenselben zum verdruß, die ackerwercke gesteigert, sondern nach vorgegangenem landsittlichem und bey unsern dortigen ämptern gebräuchlichen an- und vorschlage, vornehmlich auf verständige hauswirthe, und die deß vermögens sind, ein ackerwerck mit macht anzugreiffen, reflectiret und dieses nicht durch einen und andern Professorn allein, sondern mit aller vorbewust, per majora bewerckstelliget und beschloßen werde. Wobey noch dieß zu beobachten, daß die güther bey dehnen der acker in 4 schlägen lieget, nicht über 2, die jenigen aber, so nur 3 schläge haben, nicht über 3 brakelzeiten vermietet werden, eß wäre dann, daß zugleich ein sonderbahrer vorthel im contract zu erhalten, auf welchen fall über die vorige noch eine brackelzeit einzuraumen, auch nach diesem sonderlich, wann bemittelte tüchtige haußwirthe verhanden, zu versuchen wäre, ob nicht jure emphytentico für einen gewißen canonem, wie sonst insgemein die bona ecclesiastica der universitet zum sonderbahren gewißen vorthel, die höffe und äcker perpetuirlich auszuthun stunden. 7. Keine veränderung, alienationes, verpfändungen, aufbürdungen vorhin nicht gewöhnlicher servituten und beschwerden, erlaßung der unterthanen, sind dem Ambtman verstattet, auch wird die universitet sich deßen allen ferner enthalten und keine unterthanen ohne erhebliche uhrsachen erlaßen, imgleichen nichtes eigenmächtig verändern noch veräusern. die letzten fünf Wörter fehlen A’1. gen, darunter gestrichen 6 monate A’1. a

b die

letzten drei Wörter über der Zeile nachgetra-

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8. Wann auch kein geringes daran gelegen, daß der universitet zustehende jurisdictionalia in dem ambte gebührend exerciret, ein jeder in seiner klage gehöret und rechtens geholffen werde, ist für daß heylsamste erkant, daß dem Amptman der dienst-zwang und bestraffung deß ungehorsams verbleibe. Wann aber andere excessen, alß scheltworte, schlägereyen, diebstall und dergleichen, wobey eine untersuchung vonnöthen, vorkommen, ist jedes mahl ein vollständiges ambtsgericht, in welchem der Syndicus im nahmen der universiteta die direction führet, in gegenwart und beysein deß Ambtmans und deß Ambts Notarii, denen zugleich daß protocollum anbefohlen, entweder haußen auf dem ampthauße, oder wan es dort sonder unkosten und beschwerde nicht geschehen kan, in der stadt zu halten und von dem Ambtman waß rechtens befunden und gesprochen wird zu exequiren.b Wann aber große excesse und laster, so am leib, leben oder ehre oder mit einer großen geldbuße zu bestraffen oder wichtige zweifelhaffte civil sachen, über 100 gulden sich betreffend, vorfallen, bleibet die erkäntnüß der universitet, und hat obgedachter Syndicus alßdann die inquisitions acta und protocollum dem Rectori einzusenden, der solche dem Decano facultatis juridicae überreichet, von der facultet urthel und bescheid, ohne entgeld erhohlet, urthel publiciren und legaliter exequiren läst. 9. Die brüche und geldstraffen so dabey gehoben werden, sind nach abzug der nöthigen kosten in die universitet cassa zu liefern. Von unterthanen aber geldstraffen, als wodurch sie nur geschwächet werden, zu erheben ist nicht diensahm angesehen, sondern dieselbe müßen nach ihrem verbrechen mit dem leibe büßen. 10. Außer dehnen mitteln, welche der universitet auß obigem dero patrimonial guth einkommen, hat dieselbe noch verschiedene pächte und hebungen in der stadt wie auch auß andern güthern und örthern von alters Die letzten vier Wörter am Rand nachgetragen A’1. b Der folgende Teil des Absatzes am Rand nachgetragen, dafür im Text gestrichen Solten je zuweilen gantz wichtige hochangelegene civil- oder criminalsachen vorfallen, welche an leib, leben, oder ehr oder mit einer großen geldbuße zu bestraffen, kan aus notification des Syndici jemand ex facultate philosophica tanquam Assessor extraordinarius ihnen alßdan adiungiret, selbst gesprochen, oder nach ümbstände der sachen und befunden entweder an hiesige oder eine auswertige facultät zu einholung der urthel gesandt und legaliter exequirt werden. A’1. a

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her zu genießen. Wann man aber auß dehnen registern wahrgenommen, daß dießelbe aller ohrten nicht richtig erfolgen, die academie auch mit einigen desfals in lite begriffen, so muß der process,a fals zum gütlichen vergleich keine hoffnung, mit ernst fortgesetzet werden,b und wann hiernegst die alten pächte accordiret oder abgetragen werden, hat die universitet auß denenselben ein besonders capital als dann zu machen und solches am sichern orthe zu bestättigen. 11. Alle dergleichen pächte und hebungen, wie nicht minder, waß die academie von wircklich ausstehenden capitalien an zinsen zu geniesen hat, muß der Structuarius mit högstem fleiß einfordern, wegen der sicherheidt der capitalen mit Rectore et concilio academicoc zugleich conferiren, und sind übrigens die praeteritae usurae, sonderlich so ex concursu erfolgen können, zum neuen capital, wann die alten schulden abgetragen,d beyzulegen. 12. Ferner, wie schon in voriger zeit, zur verbeßerung der revenuen und capitalien vermehrung ohne jemandes sonderbahrer beschwerde angeordnet, daß eines neu beruffenen Professoris erstes quartal alß vacantien gelder der universitet zufließen, imgleichen von eines jeden Professoris salario, von anno 1694 exclusive an, da solches würcklich augiret, jährlich 1 reichsthaler tanquam pia collatio in cassam geleget werden soll, wohin auch zu rechnen, die vorhin erwehnten neglecten gelder von nicht gehaltenen lectionibus, collegiis und disputationibus,e so wird solches alles anitzo wiederhohlet und muß nach diesem von deß letzten quartalsf salario sub poena dupli von einem jedem richtig abgegeben oder vom Structuario einbehalten werden. 13. Diese und alle übrige der academie einkünffte sind folgender gestalt einzusamblen. Zuforderst müssen zweene mit eyßen wohlverwahrte laden angerichtet werden. In der einen alß ordinarie cassa sind die jenigen revenuen deß ambts Eldena wie auch der andern hebungen, pächte und Syndicus A’1. b anstatt der letzten vier Wörter den process mit ernst fortsetzen; A’1. c am Rand nachgetragen, darunter gestrichen Syndico et Juris Consultis A’1. d die letzten fünf Wörter in der Zeile nachgetragen A’1. e danach gestrichen die helffte deßen so studiosi pro inscriptione Rectori Magnifico geben, wie auch die bey dem ambt und der universität in dero concilio zuerkandte straffgelder, A’1. f halben Jahres A’1. a

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zinsen zu legen, welche nachdem aller Professorum salaria und locaria abgetragen, alsdan noch übrig bleiben. In der zweiten als extraordinarie cassa fließen die neglecten, piae collationes, ambtsbrüche, alte nachstehende pächte und zinsen gelder.a Sothane beyde kasten sind in dem hauße deß jederzeidt seyenden Rectoris nebst der rectorat laden nieder zu setzen und unter dreyen differenten schlößern zu verwahren. Zu dem einem schloße hat der Rector, zu dem andern der Structuarius und zu dem dritten der Ambtmanb seinen schlüßell, so daß, wann alle halbe jahr in jeder lade die gehörigen gelder zu legen, solches in aller dreyen beysein, wie sich dann der Amptman zu dem ende jedesmahl in der stadt unaußbleiblich einfinden wird, nebest einem zettell, auf welchem die summa deß hinein zulegenden geldes und woher solches verzeichnet, zu verrichten und auch dergestalt wieder herauß zu nehmen. So bald nun auf die weiße ein capital von 100 reichsthalern in der extraordinairen cassa erspahret und beysammen, muß solches auff zinsen am sicherm ohrte mit gemeinem rath gethan und bestättiget werden. 14. Die außgaben der universitet betreffend wollen wir gnädigst, daß darüber fordersahmst ein eigentlicher staat von jährlicher einnahme und ausgabe nach maaßgebung dieses recesses formiret werde, welcher dan auch beständig muß gehalten und in keinem stücke, als wozu etwa dieser recess anleitung geben kan, geändert werden. Demnach sind der universitet intraden zuforderst zu salarirung der Professoren und übriger zum corpore gehörigen bedienten, nechstdem zu erhaltung und högstnöthigerc reparirung deß collegii und der universitet gebäude, dan zu versorgung der communitet, ferner zur abtragung der zinsen und schulden und endlich zu andern högstnöthigen ausgaben anzuwenden. Daferne aber, welches doch der högste in gnaden abwende, zeiten einfielen, daß die einkünffte zu obigem behueff nicht zureicheten, ist dem beneficio competentiae gemäß, daß, waß ad academiae conservationem eigentlich gewidmet, alß salaria, bauten und communitet, alß dan vorgehen, die schulden aber so lang im nachstand bleiben.

anstatt der letzten neun Wörter straff, inscriptions piae collationis, die alte nachstehende pächte und zinsen gelder; A’1. b anstelle der letzten 18 Wörter nomine Curatorum, als welcher im Namen ihrer Majestät an der custodia et distributione der revenuen des amtes Eldena participiren, wegen abwesenheit aber ihre vices dem auch ihre Majestät bey dero pommerschen regierung vereydeten Amtmann übertragen; zu dem zweyten, der Magnificus Rector und zu dem dritten der Structuarius, A’1. c fehlt A’1. a

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15. Der Professorum gegewartiges salarium ist jährlich 400 gulden oder 200 reichsthaler, der Adjunctorum aber 100 gulden oder 50 reichsthaler.a Von sothanem salario wird daßb erste quartal nebst der helffte deß locarii umb Michaelis oder Martini, da die bauren die erste helffte ihrer pensionen und dienstgelder einbringen, daß 2te quartal auff Weynachten, da die helffte der pensionen von den großen ackerwercken fält, daß dritte quartal auf Ostern, da die andere helffte der bauren dienstgelder einkömt und daß 4te quartal auff Walburgis, da pensionarii die andere helffte ihrer pensionen einliefern, denenselben durch den Structuarium gewiß gereichet, wie dann auch damit dieses ihnen nicht entstehen, sondern ein jeder sein facit darnach machen könne,c daß eingehobene geld zuforderst zur salarirung, und nicht anderwertig, verwendet werden soll. Wobey noch dieses anzufügen, daß wan etwan in künfftiger zeit bey allgemeinen landtplagen die gantze summa der 200 reichsthaler nicht erfolgen könte, keine deservita auf dieselbe, sondern nur auf daß erste und alte salarium der 100 guldend gerechnet und bestanden werden.e Außer dem salario wird ohne unterscheid jedem Professori und Adjuncto, dem nicht die kirchen oder stadt die haußung giebet,f ein wohnhauß oder, wan keines verhanden, anstatt deßen ein locarium von 15 reichsthalern gutgethan, imgleichen werden 20 fuder holtz und einige rauch-hüner durch die amptsbauren einem jedem gebracht. So es sich aber etwan zuträget, daß ein Professor keine beliebung hat, daß jenige hauß, welches ihme seiner facultet nach sonsten zukömt, zu bewohnen, so sind der übrigen faculteten Professores immer die nechsten dazu und nicht gehalten, eine höhere miethe als daß gewöhnliche locarium der 15 reichsthaler dafür zu entrichten. Die übrigen academie bediente, wie nicht minder nunmehro auch die Exercitien Meister, haben ihr gesetzetes salarium zum theil auch locaria,g worbey es sein verbleiben hat.

anstelle der letzten neun Wörter dem tertio medicinae Professori aber ist nur die helffte nemlich 100 reichsthaler, dagegen dem quarto theologiae Professori, angesehen derselbe von der bloßen profession subsistiren, und keiner nebenofficia, gleich denen andern theologis haben mus, sind zu seinem desto beßern außkommen jährlich 1000 gulden oder 500 reichsthaler vermachet, A’1. b die letzten fünf Wörter am Rand nachgetragen A’1. c möge D2. d danach dem quarto theologiae Professori und tertio medicinae auch in gleicher proportion zum 4ten theil, A’1. e der ganze letzte Absatz am Rand nachgetragen, dafür gestrichen Die eine helffte dieses salarii soll auf Weynachten, die andere auff Johannis von dem Structuario denen Professoren gereichet werden, wobey noch dieses anzufügen, daß wann etwan in künfftiger zeit, bey allgemeinen landtplagen die gantze summa der 200 reichsthaler nicht erfolgen könte, kein deservita auff dieselben, sondern nur auff das erste und alte salarium der 100 gulden gerechnet und bestanden werden, A’1. f die letzten elf Wörter fehlen A’1. g die letzten vier Wörter fehlen A’1. a

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16. Zu denen bauten in der stadt und auff dem ambte werden die vorhin jährlich dazu gewidmete 1000 gulden oder 500 reichsthaler ferner bestanden, inmaßen nach anweisung deß neu verfertigten inventarii der universitet häuser, annoch ein ziemliches zu repariren. Gleichwie es aber eben nicht die meinung hat, ob muste nothwendig sothane summa allejahr verbauet sein, so werden Professores von selbsten sich aller spahrsamkeidt hiebey erinnern, und keines weges, waß nur zum beßern anstand und splendeur ihrer wohnungen gereichet, imgleichen wan ihnen daß hauß im fertigen stande einmahl geliefert, waß hernach an kleinigkeiten als fenster, offen und brunnen außbeßerung vorfallen mag, der academie aufbürden. Waß sonsten unvermeidlich und hochnöthig zu repariren, solches wird nicht geweigert, sondern ist jedoch allemahla mit deß Rectoris und concilii academici vorwißen und zuziehung verständiger Zimmer- und Mauerleute zu rechter zeidt zu beschaffen. Wan auch die universitet den mangell eines horti medici angezeiget, so wird mit dem Cancellario wegen anlegung deßelben und bestellung eines Hortulani, so bald in der cassa übriger vorrath, zu communiciren, wie dann ohne deßelben genehmhaltung keine wichtige und große hauptbauten weder in der stadt, noch auf dem ambte anzufangen sein.b 17. Zur communitet sind bißhero 600 gulden oder 300 reichsthaler, wofür nur zwey tische haben können gedecket werden, jährlich assigniret, welche summa, wann mittel zur hand gewest, man für andern gerne so gleich erhöhet hätte. Indessen werden Professores sich högstens laßen angelegen sein, waß oben von der communitet und stipendiaten gesetzet, so bald möglich zum guten stand zu bringen. 18. Zur gemeinen bibliothec ist auß deß ambts intraden annoch nichtes geleget. Weiln aber deren nothdurfft vor augen, so wird itzo verordnet, daß außer denen obspecificirten reditibus jährlich 50 gulden auß der ordinair cassa zu ihren behuef zu wenden sein.

allezeit D2. b anstatt des letzten Satzes Wichtige und große hauptbauten aber, sowohl in der stadt als dem ampte, sind mit genehmhaltung der Kuratoren anzufangen, A’3.

a

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19. Uber diesem allen werden quartaliter dem Procuratori 100 gulden zur täglichen vorkommenden ausgabe und, wann der Rector specialiter etwaß zu assigniren hätte, so allemahl schrifftlich mit vermeldung deßen uhrsache geschehen muß, in die hände auf rechnung gelaßen, in dieselben aber keine als hochnothwendige außgaben passiret und gutgethan. 20. Sothane rechnung von aller und jeder einnahme und außgabe muß der Structuarius jährlich auff Walburgis, höchstens Trinitatis, dem Rectori übergeben, selbiger benebst dehnen Seniorn der vier faculteten, solche aufs genaueste beleuchten, examiniren, nach befundener richtigkeidt unterschreiben und zu fernern nachfrage verwahrlich beylegen. 21.a Diese nachfrage stehet dem Cancellario academiae zu, mit welchem dieselbe bey wichtigen sachen und angelegenheiten zu communiciren und deßen verordnung, rath und assistence nach der von unß allergnädigst ihm in diesem recess vorgeschriebenen maße zu erwarten hat. Sonderlich soll anstelle des Paragraphen 21 folgen in A’1 3 Paragraphen von anderer Hand: 21 Wie nun solche von denen ehemahlß gewesen academischen Curatoribus unter andern auch anzustellen und für ersprießlich erachtet, das kluge, der haußwirthschafft wollerfahrene Curatores wie für allem ein geneigtes hertz zu denen studiis hiesiger universität und derselben wollstande haben, wieder eingesetzet werden, so stehet zu ihrer Königlichen Mayestät allergändigsten decision, was dieselbe hirunter zu verordnen und wem sie in dero pommerschen regierung sothane function beyzulegen in hohen gnaden geruhen wolle. Dem alßden ihre Mayestät hiesige unterthänigste stände 2 aus ihren mitteln würde zu adjungiren, der königlichen regierung zu confirmation zu praesentiren und wan jemand von denselben abginge, innerhalb ¼ jahrs frist zu einer neuen praesentation zu schreiten haben, damit nicht die universität wie so viele jahre bishero geschehen, etwan von neuem ohne Curatoribus wird gelaßen werden. 22 Diesen Curatoribus will insonderheit nach der von Ihrer Königlichen Mayestät ihnen allerunterthänigst zu erwartenden special-instruction obliegen, wenigstens 1 mahl im jahr und zwar umb Johannis, sich nacher Greiffswaldt, jedoch sonder der academie kosten und beschwerde zu erheben und versehung zu thun, das diesem recess wie auch denen statutis gelebet, die fürkommende hindernis nach möglichkeit gehoben, irrungen und zweiffelhaffte sachen, so deren einige sein, abgethan, die rechnungen perlustrirt und soviel an ihnen ist, der universität auffnehmen mit zuziehung der Professoren befordert; wichtige sachen und angelegnheiten aber dem Cancellario acadmiae magnificentissimo eben auch nach maßgebung der specialen allergnädigsten instruction, so er von Ihrer Königlichen Mayestät haben wird, fürgetragen, und deßen verordnung, rath und assistence ersuchet werde. 23 Dagegen gebühret Magnifici Rectori und concilio academico mit dergleichen Curatoribus nach beschaffenheit der sachen fleißig zu communiciren, in specie bey annehmung des Ambtmans, welcher vor auszugebender bestallung denenselben nominiret, auch da sie wieder denselben etwas erhebliches hetten und darüber nicht eins werden könten, ein ander vorgeschlagen werden mus. (Forts.)

a

288

Visitationsrezess (1702)

dieselbea gehalten werden, wan die 4 jahre umb sind, in welchen daß rectorat bey der academie unter die 4 faculteten herumb gegangen und mit dem 5ten jahre wieder von oben angefangen wird. Alß dann soll unser Cancellarius academiae nebst einem Regierungs Rath auß unserer pommerschen regierung sich umb Johannis nacher Greifswald verfügen und daselbsten mit zuziehung eines Landt Raths von unßerer pommerschen ritterschafft und eines unserer dortigen städte in loco concilii den statum academiae, die administration dero revenuen, die deßfals geführte rechnungen, bauten und contracten und waß sonsten vorkommen mag, alles nach einhalt dieses recesses fleißig untersuchen, wovon wir dero unterthänigsten bericht samt vorschlägen, ob und wie academiae status zu verbessern, jedesmahl erwarten wollen, wie auch damit keinem eine versäumniß hierauß entstehe, daß sothane special visitation innerhalb 8 tagen ohne beschwerde und unkosten der academie absolviret werde. 22.b Damit nun indeßen dem allen, so anjetzo krafft dieses recesses verordnet und gnädigst anbefohlen worden, seine krafft zu allerzeit verbleibe, so werden Professores und die sonsten bey der academie zu thun und zu laßen haben, bey dem eydt und pflichten, womit sie unß und der academie verwand, erinnert und angewiesen, alles und jedes, so in diesem recess enthalten, in würckliche übung zu bringen und in keinem punct dawieder zu handeln. Fürnemlich hat der jederzeidt seyende Rector wie auch der General Superintendens, vermöge ihm in der kirchen ordnung und instrumento dotationis1 beygelegter inspection, dahin zu arbeiten, daß demselben gelebet und gefolget, die säumige angemahnet, wann ermahnung nicht helffen will, solches an gehörigem ohrte unabläßig gemeldet und zu beständiger handhabung rath und hülffe gesuchet werde. Damit auch hinkünfftig niemand eine unwißenheidt vorschütten könne, wird noch dieses hinzu gethan, daß ein jeder zukommender Professor seinen eydt, wie auf die statuta, so auch auf diesen recess ablegen und daßelbe bederseits einmahl im jahr, nemlich an dem tage nach geschehener introduction deß Rectoris in loco concili im aller gegenwart und beysein, sollen verlesen und repetiret werden. (Forts. v. Anm. a, S. 287) Imgleichen wan bey deßen administration etwas vorkehme, so dubiös und in der instruction nicht enthalten, oder auch wanfür nötig erachtet würde, demselben gar zu beurlauben. Item bey gewißen ümbständen, nach dienlich gehaltener verpfändung einiger ambtsparticuln, bey auffrichtung aller und jeder contracte bey belegung eines capitals, bey vorseinden hauptbauten und kostbahren reparationen, in welchen allen ohne vorbewust und consens der Curatorum nichtes schließliches vorzunehmen ist. a in A’3 folgt (scilicet: Nachfrage). b 24 A’1. 1 Visitations-Kommissionen

von 1646 und 1666.

Verbot von Ämterkombinationen (1702)

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Deßen zu mehrer uhrkundt und beständiger observance haben wir dießen unsern recess mit unserer eigenhändigen unterschrifft und fürgehangten königlichen insiegell bestätiget.a Gegeben in unserm hauptquartier bey Warschow, den 20. Maii 1702.b 1 Carolus. 52. 1702 Mai 20, Warschau Der schwedische König Karl XII. untersagt künftig die Kombination des Structuariats mit einer städtischen Ratsherrenstelle B1 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 103r– 104v, 1 Bogen, S. 1–2 mit Text; Format 314x201 mm. B2 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 110, unfoliiert, 1 Seite; Format 335x205 mm. B3 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 89r–90r, 3 Seiten; Format 336x202 mm. B4 – Stadtarchiv Greifswald, Sign. StAG Rep. 5 Nr. 7281, unfoliiert, 1 Seite; Format 328x201 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 944. Als 1697 der bisherige Structuarius der Universität Moevius Völschow2 (vgl. Nr. 28) zum Ratsmitglied in den Greifswalder Magistrat gewählt wurde, warf der Amthauptmann auf Eldena, Wolfgang Holle, die Frage auf, ob beide Ämter grundsätzlich miteinander kombinierbar wären und bat die Königliche Regierung um die Zuweisung eines neuen Structuarius.3 Die Königliche Regierung ging auf diese Vorlage ein und empfahl der Universität, unter Hinweis auf ihr Interesse an der Wahrung der fürstlichen Reservatrechte im Amt, die Anstellung von Albert Schwartz.4 Da Völschow sein Amt überhaupt nicht zur Verfügung gestellt hatte und die Universität statt des folgenden Satzes So geschehen Greiffswald, den A’1. durch Carl Piper (siehe Anm. 1).

a

1 Carl

b Es

folgt die Rekognition

Piper (1647–1716): Siehe Anm. 2 auf S. 259. 2 Moevius Völschow († 1707): Structuarius und später Ratsherr in Greifswald. Vgl. Lange 1898, S. 355. 3 Memorial des Amtmanns an die Kgl. Regierung ohne Datum, RAS Pommeranica Vol. 436. 4 Reskript der Kgl. Regierung v. 16. Oktober 1697, RAS Pommeranica Vol. 436, auch UAG Altes Rektorat St. 98, fol. 45r. Schwartz war Hofgerichtsadvokat und Schwager Prof. Schacks (1661–1714; vgl. Lange 1898, S. 287), der seinerseits im Konzil für ihn warb.

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Verbot von Ämterkombinationen (1702)

keinen Interessenkonflikt sah, wies sie die Recommendation der Regierung zurück. Vor allem aber empfand sie diese Recommendation als Eingriff in ihr freies Wahlrecht.1 Der Streit endete vor dem König und wurde der 1699 entsandten Visitationskommission zur Klärung übertragen.2 Der Visitationsrezess von 1702 (vgl. Nr. 51, S. 275) erneuerte das freie Wahlrecht der Universität für den Structuarius oder Prokurator. Hinsichtlich der Ämterkombination wurde allerdings die Rechtsposition des Kanzlers bestätigt. Sie wurde mit der vorliegenden Erklärung des Königs gegenüber dem Generalgouverneur und Kanzler zukünftig untersagt. Im Falle Moevius Völschows wurde jedoch eine Ausnahmeregelung geschaffen. Textgrundlage für die Edition ist B1. Die Abschrift gibt den Eingangsvermerk praesentatum den 25ten Julii 1702 und die Adressierung An die pommersche regierung wegen beybehaltung des itzigen Structuarius wieder.

Carl3 von Gottes gnaden der Schweden, Gothen und Wenden König etc. Unsern gnädigsten gruß undt wohlgeneigten willen zuvor. Wohlgebohrne auch edle undt veste, besonders liebe getreue. Es hat unß unsere zur visitation der academie zu Greiffswald jungstens verordnet gewesene commission unterthänigst zu erkennen gegeben, wasmaßen von euch in zweiffel gezogen worden, ob sie ihren bisherigen Structuarium beybehalten könte, nachdem derselbe zum Rahtherrn bey der stadt erwehlet undt angenommen worden, weiln die academie mit dem magistrat in vielen stücken verschiedenes interesse hätte undt demnach dergleichen differente bedienungen nicht wohl könten combiniret werden. Ob wir nun gleich dieser von euch movirten quaestion in gnaden beyfala geben, dennoch weiln wir vernehmen, daß dieb academie mit besagtem Structuarius gar wohl zufrieden, demselben auch von obgemelter unserer commission ein gutes gezeugnus seiner rühmlich geführten administration halber gegeben, wird derselbe, anbey willig ist, in dem raht sich allemahl zu absentiren, wan daselbsten etwas vorkommen mögte, so das interesse der academie einiger maßen berühren köndte. So haben wir in ansehung deßen in gnaden genehmen wollen, daß dieser Structuarius vor seiner persohn beyde bedienungen verwalten undt behalten möge, nach seinem abgang aber sollen dieselbe allemahl geschieden undt nicht mehr zugelaßen seyn, von einer persohn alleine verwaltet zu werden. Welches a

beyfel B1.

1 Rektor

b davor

gestrichen besagte.

und Konzil an die Kgl. Regierung v. 5. Januar 1698, RAS Pommeranica Vol. 436. 2 Ausführlicher Bericht der Visitationskommission zu dieser Frage v. 12. Januar 1700 in RAS Pommeranica Vol. 436. Die entsprechenden Verhandlungen dazu in UAG Altes Rektorat St. 15, pag. 489ff. und 511–522. Für den Verlauf des Streits innerhalb des Konzils vgl. auch UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 45r–104v. 3 Karl XII. (1682–1718): König von Schweden 1697–1718.

Karl XII. fordert die Rückzahlung von Inskriptionsgeldern (1702)

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ihr der General Gouverneur als Cancellarius der academie habet kundt zu thun, undt wir sind euch übrigens sambt undt sonders mit königlicher hulde wohl beygetahn. Gegeben in unserm haubt quartier bey Warschau, den 20 Maii 1702. a 1 Carolus 53. 1702 Mai 20, Warschau König Karl XII. fordert die Rückzahlung der durch die Professoren entfremdeten Inskriptionsgelder an die Universitätskasse B1 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat Hbg. 342, fol. 6r– 7r, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 313x202 mm. B2 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 33, pag. 699–701, 2 Blatt; Format 324x199 mm. B3 – Riksarkivet Stockholm, RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 110, unfoliiert, 1 Blatt; Format 335x205 mm. B4 – Stadtarchiv Greifswald, Sign. StAG Rep. 5 Nr. 7281, unfoliiert, 1 Seite; Format 328x201 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 943. Bis 1702 war die Hälfte der eingenommenen Inskriptionsgelder entgegen den Bestimmungen des Visitationsrezesses von 1666 nicht dem Universitätsvermögen zur Verbesserung der Kapitalien zugeschlagen (vgl. Nr. 23, S. 100), sondern unter die Professoren verteilt worden. Die Universität hatte diese Praxis als Kompensation für die bis 1694 immer wieder nur unvollständig ausgezahlten Gehälter betrachtet2 und sie auch fortgesetzt, nachdem die Salarien wieder in voller Höhe ausgezahlt worden waren. Da der Visitationsrezess von 1702 (vgl. Nr. 51, S. 276) die Hälfte der Inskriptionsgelder aber für den Aufbau der Bibliothek verwendet wissen wollte, forderte der König nun – rückwirkend bis 1695 – die Rückzahlung dieser unrechtmäßigen Entnahmen. a

Es folgt die Rekognition durch Carl Piper (siehe Anm. 1).

1 Carl

Piper (1647–1716): Beamter im Kanzleikollegium, seit 1697 Königlicher Rat und Staatsrat, während des Großen Nordischen Krieges Chef der Feldkanzlei Karls XII. Vgl. SMK VI/1949, S. 129f. 2 Man hatte sich hier wohl auf die Ausnahmeregelung bezogen, dass nämlich daß fürgehe, waß die conservatio der universität erheischet, alß wozu die mittel eigentlich bewiedmet. Vgl. Nr. 23, S. 106.

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Karl XII. fordert die Rückzahlung von Inskriptionsgeldern (1702)

Die königliche Forderung unterstrich die Absicht, die Einrichtung der Bibliothek endlich auf eine zuverlässige Grundlage zu stellen. Bereits 1653 war ein regelmäßiger Zuschuss zur Bibliothek aus der Königlichen Kammer versprochen worden.1 Entsprechende Zahlungen wurden aber nie geleistet. Stattdessen wollte man ab 1661 regelmäßig den Gegenwert der versprochenen Summe in Büchern liefern.2 Auch dieser Vorsatz scheiterte bald und 1670 wurde schließlich verfügt, dass die für die Bibliothek nötigen Mittel aus der Universitätskasse zu nehmen seien.3 Auch diese Verordnung ist nie umgesetzt worden. Erst der Visitationsrezess von 1702 stellte die Finanzierung der Bibliothek auf eine sichere Grundlage, indem er die Zuweisung der Hälfte der Inskriptions- und Strafgelder und jährlich 50 Reichstaler aus den Amtseinnahmen verfügte.4

Carl5 von Gottes gnaden der Schweden, Gohten und Wenden König etc. Unsern gnädigsten gruß undt wohlgeneigten willen zuvor. Wohlgebohrne, auch edle und veste, besonders liebe getreue. Euch wird bekandt seyn, was maßen in dem alten 1666 errichteten visitations recesse unserer universitet zu Greiffswald unter andern gutgefunden worden, die helffte deßen, was pro inscriptione studiosorum gesamlet wird, unter die jährlichen einkünffte besagter universitet mitzurechnen. Wenn nun unsere jüngstens daselbst verordnet gewesene visitations commission unter andern auch befunden, daß dieser verordnung nicht gelebet worden, weiln dergleichen inscriptions gelder gar wenig eingetragen, dagegen der academie mit vielen schulden behafftet, die Professores solchemnach gar geringe besoldung gehabt, auch nachgehends das ambt Eldenow anno 1675 durch den eingefallenen krieg gäntzlich ruiniret worden undt die einrichtung darauff soviel unkosten weggenommen, daß die Professores insgesambt bis anno 94a inclusive keinen völligen lohn genießen mögen; alß bestellet besagte unsere visitations commission allerunterthänigst unserem befinden anheimb, ob wir nicht aus obangeführten ursachen sowol, alß in ansehung deßen, daß sieder anno 1666 die meisten Professores verstorben, derer witwen undt erben des vermögens nicht seyn sollen, was vorerwehnter maßen eingehoben, zu erstatten, in gnaden geruhen mögten, die remissio pro inscriptione studiosorum gehobenen helffte sämbtlichen Professoren bis anno 94b inclusive allergnädigst zu vergönnen, indem die Professores erböhtig seyn, die nach der zeit genoßene helffte dieser inscriptions gelder zu erstatten undt damit ferner nach einhalt unsers itzigen recesses zu continuiren. So haben wir darinnen allergnädigst gewilliget, welches wir euch hiemit haben wollen kundt thun, a

1694 B2.

1 Vgl.

b 1694

B2.

Nr. 7, S. 34. 2 Vgl. Nr. 19, S. 71. 3 Vgl. Nr. 26, S. 127. 4 Vgl. Nr. 51, S. 276, S. 286. 5 Karl XII. (1682–1718): König von Schweden 1697–1718.

Instruktion für den Kanzler (1702)

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undt könnet ihr, der General Gouverneur alß Cancellarius bey der academie, solche unsere allergnädigste erklehrung derselben andeuten, anbey dahin sehen, daß diea sieder anno 1695 inclusive gehobene helffte der mehrerwehnten inscriptions gelder erstattet undt zu dem in ermeltem recess genandten behueff gebührend verwand werde. Deßen wir unß zu euch gnädigst gelaßen, undt sind euch übrigens sambt undt sonders mit königlicher hulde wohlbeygetahn. Gegeben in unserm heubtquartier bey Warschau, den 20. Maii 1702.b 1 Carolus 54. 1702 Mai 20, Warschau Instruktion für den Kanzler der Universität A’1 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Kungliga koncept i utrikesärenden, 1702 (Jan.–Juli), Vol. 26, unfoliiert, 4 Blatt, S. 1–8 mit Text; Format 322x212 mm. A’2 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 439, unfoliiert, 1 Bogen; Format 331x206 mm. B1 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 94, S. 93r–96v, 3 Blatt; Format 328x210 mm. B2 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 71r–79r (plus 7 Beilagen zum Visitationsrezess von 1702), 12 Blatt, S. 1, 3, 5, 7, 9, 11, 13, 15, 17 mit Text; Format 337x204 mm. B3 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 480, unfoliiert, 2 Bogen, S. 1–7 mit Text; Format 333x205 mm. B4 – Stadtarchiv Greifswald, Sign. StAG Rep. 5 Nr. 7281, unfoliiert, 2 Bogen, S. 1–7 mit Text; Format 325x198 mm. B5 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 110, unfoliiert, 4 Seiten; Format 335x205 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 946–948. über der Zeile nachgetragen. Anm. 1).

a

1 Carl

b Es

folgt die Rekognition durch Carl Piper (siehe

Piper (1647–1716): Beamter im Kanzleikollegium, seit 1697 Königlicher Rat und Staatsrat, während des Großen Nordischen Krieges Chef der Feldkanzlei Karls XII. Vgl. SMK VI/1949, S. 129f.

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Instruktion für den Kanzler (1702)

Die vorliegende Instruktion ist die einzige ihrer Art aus der schwedischen Zeit der Universität Greifswald. Sie ist am gleichen Tag wie der Visitationsrezess ausgefertigt worden und verdankt sich – nicht ausschließlich, aber auch – dem Misstrauen des Kanzleikollegiums gegenüber dem Amtsinhaber, Jürgen von Mellin,1 welches durch dessen Versuche, mit einer eigenen Interimsverordnung (vgl. Nr. 49) die Bemühungen der Visitationskommission und des Kanzleikollegiums zu beeinflussen, noch bestärkt worden war.2 Die Instruktion übertrug dem Kanzler, gemäß den Bestimmungen des Visitationsrezesses, die Oberaufsicht über die Universität und über die Verwaltung des Amtes Eldena. Dieser Aufsicht entsprach eine umfassende Berichtspflicht des Konzils. Eine eigenmächtige Änderung von Konzilsbeschlüssen durch den Kanzler war allerdings ausgeschlossen. Auch hinsichtlich der Berufungsvorgänge waren die Vollmachten des Kanzlers mehr oder weniger auf die Prüfung eines geregelten Verfahrens beschränkt. Das betraf nun selbst die Berufung von Adjunkten bzw. Extraordinarien. Bestandteil der Instruktion war auch die Verpflichtung, alle vier Jahre eine umfassende Visitation der Universität vorzunehmen. Abweichend vom bisherigen Brauch konnte der Kanzler künftig einen besonderen Prokanzler ernennen und mit einer eigenen Instruktion versehen. Dieser sollte ihn dann im Falle der Abwesenheit gegenüber Rektor und Konzil vertreten. Anders als bisher beschränkten sich die Aufgaben dieses Prokanzlers nicht auf die Erteilung der Licentia bei Promotionen, sondern schlossen umfangreiche Untersuchungsvollmachten ein. Bereits 1703 wurde der Generalsuperintendent Johann Friedrich Mayer3 zum Prokanzler ernannt. Seit diesem Zeitpunkt ist der jeweilige Generalsuperintendent auch zugleich Prokanzler der Universität gewesen.4 A’1 ist sprachlich und stilistisch stark überarbeitet worden, aber ohne dass sachliche Änderungen vorgenommen wurden. In A’2 wurden die meisten dieser Änderungen berücksichtigt. Textgrundlage der Edition ist A’2, wobei die Abweichungen der Abschriften im Apparat vermerkt wurden. In den Akten hat sich auch eine „Kurzinstruktion“ erhalten, die vermutlich ein frühes Entwurfsstadium wiedergibt.5 Jürgen von Mellin (1633–1713): Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern (1698– 1711), Kanzler der Universität (1699–1713). Vgl. DBE VII/1999, S. 54. 2 Vgl. Seth 1956, S. 86. 3 Johann Friedrich Mayer (1650–1712): seit 1702 Generalsuperintendent, zudem Professor für Theologie und seit 1704 ständiger Prokanzler. Vgl. Alvermann 2007b, S. 77–82. DBE VII/1999, S. 8. 4 Vgl. Balthasar I/1760, S. 773f. Gadebusch 1788, S. 136. 5 Die Zuordnung der Inhalte auf die einzelnen Abschnitte stimmt dabei nicht mit der endgültigen Instruktion überein; RAS Pommeranica Vol. 439; Instructio Cancellarii; 1. Die obersicht auf alles muß er haben; 2. Den visitation reces stricte main-teniren; 3. Sich alle quartal lectionum et disputationum numerum geben laßen; 4. Die Curatores, wo dar einige sein, ermahnen, das sie das patrimonium academiae woll in acht nehmen und ihm darvon relation geben; 5. Keine Professores ordinarios ohne nominatione et praesentatione academiae zu vociren; 6. Keine extraordinarios ohne praevia comunicatione mit der academiae verordnen; 7. An Ihre Königliche Majestät jährlich relation geben, de statu academiae; 8. Wan streitigkeiten unter denen academiae membris fürfiehlen, solche in der güthe beyzulegen; 9. Über der academie privilegien und statuten hand zu halten; 10. Wan die nominirte und praesentirte nicht capabel genug, eine andere nomination und praesentation veranlaßen; 11. Soll er allezeit einen verordnen, der bey denen promotionibus, vices Procancellarii vertrit, in seiner abwesenheit aber solches der regierung anvertrauen; (Forts.) 1

Instruktion für den Kanzler (1702)

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Ihro Königliche Majestät allergnädigste instruction, wornach dero bey der academie zu Greiffswaldt jedes mahl verordneter Cantzler allerunterthänigst sich zu richten undt zu verhalten haben soll. Gegeben in den königlichen haupt-quartier zu Warschow, den 20ten Maii 1702. 1. Eß wirdt zufoderst dem Cantzler die oberauffsicht über alles, so der academie zugehörig oder bey derselben verrichtet wirdt, anvertrauet.b Demnach wirdt er stets vor die maintenir- undt beybehaltung der privilegien, immuniteten undt anderer gerechtsamen, so dieser academie zustehen, gebührende sorge tragen. a

2. Demnechst muß er genau undt mit allem fleiß darob seyn, daßd Ihro Königlichen Majestät unterm heutigen dato der academie allergnädigst vorgeschriebener undt ertheilter recess in allen stücken unabweichlich gelebet undt unterthänigste folge geleistet werde. c

3. Undt wie darinnen festgestellet wirdt, daßf zur völligen auffhelff- undt etablirung dieser academie dahin müssteg gearbeitet werden, daß die auff dem ambte Eldena annoch hafftende schulden allgemählig abgebürdet, die zinsen dadurch gemindert, folglich die einkünffte vermehret werden, damit zufoderst mehrere stipendia undt communitet-tische eingerichtet, nachgehendts die salarirung der docentium möge können vergrössert undt dadurch renomirt geschickte männer angelocket werden. So hat der Cantzler dahin zu sehen, daß obgenandtes ambt Eldena mit dem übrigen der academie zustehenden patrimonio von denen Professoren gebührendt verwalteth undt gehandthabet, auch dabey alle mögliche spahrsahmkeit gebrauchet werde. e

Marginalie Hat die ober-auffsicht. B2. b anvertauet A’2. c Marginalie daß der recess gehalten werde. B2. d nachfolgend dem von B1. e Marginalie daß das ampt Eldenau noch administriret werde. B2. f die letzten drei Wörter fehlen B1, B2. g statt des letzten Wortes zwene fundamenta genommen werden. Nemlich daß mit allem fleiß dahin muß A’1, B1, B2, D. h verwallet A’2. a

(Forts. v. Anm. 6 auf S. 294) 12. In instrumento vocationis allezeit erinnern, daß der vocatus sich den visitations recess bekant machet und darnach lebet.

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Instruktion für den Kanzler (1702)

4. Viertens wirdt er genaue auffsicht haben, daß daßjenige, waß in dem recess zum unterhalt der academie-bedienten angeschlagen undt zu andern nötigen außgaben angeordnet worden, zu rechter zeit einem jedweden richtig geliefert undt abgefolget werden möge. 5. Dagegen müßen Professores, Adjuncti undt andere der academie bediente dahin gehalten werden, daß sie mit allem fleiß undt embsichkeit die ihnen obliegende verrichtungen abwarten undt verwalten. Deme zu folge hat der Cantzler von allenb Professoren alle viertel jahre catalogum praelectionum et disputationum publicarum zu empfangen, umb darob eineß jeden fleiß undt accuratesse wahr zu nehmen, auch zugleich zu urtheilen, ob dergleichen exercitia der academie undt der studirenden jugendt etwa erbaulich undt nützlich oder nicht, undt darüber alßdann weiter mit dem concilio academico zu correspondiren. a

6. Sechstens wirdt der Cantzler genaue auffsicht haben auff der academie häuserd undt gebäude, daß dieselbe bey gutem stande erhalten werden. Imgleichen wirdt er darauff halten, daß der academie biblioteque in auffnahme gebracht undt die zu dem ende in dem recess verordnete mittel woll angewandt werden. Ebener massen wirdt er sich der academie buchdruckerey anbefohlen sein laßen, damit auch dabey allen verordnungen gelebet werde. c

7. Siebendens muß der Cantzler genaue darob seyn, daß ihme von allem, so bey der academie vorgenommen wirdt, accurate nachricht undt verzeichnuß gegeben werde. Insonderheit muß concilium academicum an ihme von allen dem, so jährlichen darinnen abgehandelt worden,f unterricht, nach einhalt deß recesses abstatten. Eß mag aber der Cantzler in dem so abgehandelt undt beschloßen worden, keine änderung veranlassen, bevor er das concilium nochmahlen darüber vernommen undt sich mit demselben vereinbahret.g Wann dieses aber beym concilio nicht könte zuwege gebracht werden, hat der Cantzler beyderseitige rationes an Ihro Könige

a Marginalie Sol alle ¼ jahr den catalogum lectionis et disputationis bekommen. B2. b denen A’1, B1, B2, D. c Marginalie Curam habeat aedium et bibliotheca. B2. d verbessert aus häußer. e Marginalie Hat relation einzunehmen von allen wichtigen sachen, so in concilio beschloßen. B2. f nachfolgend geziemenden A’1, B1, B2, D. g Marginalie kan aber solches nicht umbstoßen B2.

Instruktion für den Kanzler (1702)

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liche Majestät in unterthänigkeit zu berichten und darüber gnädigste erklärung gewärtig zu seyn. 8. Wann neue Professores oder Adjuncti sollen erwehlet werden, hat der Cantzler nach einhalt des recesses die praesentation zwener oder dreyer subjecten von dem concilio academico zu erwarten undt selbige ferner an Ihro Königliche Majestät in unterthänigkeit zu übersenden. Solte der Cantzler aber wieder die praesentirte subjecta etwaß zu erinnern haben, muß er solches zufoderst dem concilio andeuten, damit sich selbiges erklähren oder zur neuen wahl schreiten möge. Keines weges aber sollen von dem Cantzler einige persohnen der academie auffgedrungen, weniger einige vollmachten außgetheilet werden, alß welches letztere Ihro Königliche Majestät sich selbsten allergnädigst wollen vorbehalten haben. a

9. Ferner müßen keine promotiones bey der academie vorgenommen werden, worüber der Cantzler nicht zuvor befraget undt dessen consens sampt determinirung der anzahl undt der zeit geziehmet eingeholet worden. b

10. Undt weiln es nicht alle jahre eben deß Cantzlers gelegenheit seyn kan, in loco bey der academie alleß zu examiniren undt zu untersuchen, so wollen Ihro Königliche Majestät gnädigst, daß er wenigstens, wann die 4. jahre ümb sindt, in welchen daß rectorat bey der academie unter die 4 facultäten herumb gegangen, sich nebst einen der dortigen königlichend Regierungs Rähten dorthin ferfüge undt nach maßgebung des recesses in loco concilii eine visitation anstelle undt von allen nachgehendts an Ihro Königliche Majestät unterthänigsten bericht abstatte. c

11. Eilfftens undt weilen der Cantzler meistens abweßent sein muß, verordnet er einen Procancellarium,f welchen er mit nötiger instructiong zu vere

Marginalie Die praesentation der Professores et Adjuncti gehet durch die hand des Cancellario an den Konig. B2. b Marginalie zu promotionen ist der consens des Cancellario zuvor einzuholen. B2. c Marginalie Cancellario sol alle 4 jahr eine visitation anstellen. B2. d fehlt B1, B2, D. e Marginalie Officium Procancellarii. B2. f statt der letzten vier Wörter wird ein Procancellarius dem herkommen gemäß verordnet A’1, B1, B2, D. g nachfolgend allemahl B1, B2, D. a

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Instruktion für den Kanzler (1702)

sehen undt darinnen demselben unter andern vornehmlich zu injungiren hat, daß er in seiner deß Cantzlers abwesenheit dem Rectori et concilio in allen denen stücken auff ersuchen hülffliche handt leiste, so zu der academie diensten undt unter ihrer jurisdiction gehöret. Nechst deme, daß er der Professorum fleiß undt arbeit observire, denen unfleißigen undt nachläßigena durch Rectorem oder Decanum facultatis zur beßerung undt geziehmenden verhalten anmahnen laße. So etwa einige irthümer undt mißbräuche verspüret würden, solche dem concilio ümb vorzukommen undt abzukehren kundt thun und, wann selbiges genugsahmes vermögen dazu nicht hätte, dem Cantzler davon part gebe. Wann etwa bey dem Rectore einige fehler in verwaltung seines ambtes verspüret würden, muß er nebst dem concilio solches untersuchen undt darinnen uhrtheilen, oder auch, wann die sache von einigerb erheblichkeit, dieselbe gar an dem Cantzler remittiren. Im übrigen aber muß der Procancellarius vorc sich selbsten ohne zuziehung des Rectoris undt concilii nichtes vornehmen, waß die academie betrifft, sondern in allen stücken dem recesse sich gleichförmig bezeigen undt denselben sich zur norme undt richtschnur stellen. 12. Schließlichen wirdt der Cantzler dem wollstandt undt die auffnahme der academie auff alle arth undt weisen zu befodern sich angelegen sein lassen, undt zu dem ende auff mehrmahls erwehnten recess undt desselben gelebung ernstliche handt zu halten nicht unterlaßen. Worgegen Ihro Königliche Majestät demselben mit königlicher hulde stets beygethan verbleiben. Actum ut supra.d 1 Carolus2 (Loco sigilli)

die letzten zwei Wörter fehlen B1, B2, D. b statt der letzten vier Wörter es von D. der Zeile nachgetragen. d statt der letzten drei Wörter Gegeben in dem königlichen haupt-quartier zu Warschau, den 20. Maii 1702. D. Es folgt die Rekognition durch Carl Piper (siehe Anm. 1).

a

c über

1 Carl

Piper (1647–1716): Beamter im Kanzleikollegium, seit 1697 Königlicher Rat und Staatsrat, während des Großen Nordischen Krieges Chef der Feldkanzlei Karls XII. Vgl. SMK VI/1949, S. 129f. 2 Karl XII. (1682–1718): König von Schweden 1697–1718.

Immatrikulationsverbot für relegierte Duellanten (1702)

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55. 1702 Mai 20, Warschau Der schwedische König Karl XII. verbietet, dass Studenten, die wegen Duellierens von anderen Universitäten relegiert wurden, in Greifswald immatrikuliert werden B1 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 110, unfoliiert, 1 Seite; Format 335x205 mm. B2 – Landesarchiv Greifswald, Sign. Rep. 40 VI 77, fol. 81v–82r, 2 Seiten; Format 336x203 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 945 (wiederholt 16. Oktober 1721, ebd., S. 951). Ein königliches Duellplakat ist bereits 1662 publiziert und 1682 erneuert worden.1 Allerdings fielen Studenten, wenn sie gegen dessen Anordnungen verstießen, nicht unter die Gerichtsbarkeit des Königlichen Hofgerichts, waren also nicht den entsprechenden Strafregelungen des Duellplakats unterworfen, sondern wurden weiterhin durch die akademische Gerichtsbarkeit verfolgt. Entsprechende Ermahnungen und Verbote von Duellen hat es daher von Seiten des Konzils immer wieder gegeben.2 Die Gesetze für die Studierenden von 1672 hatten das Duellieren ausdrücklich verboten (vgl. Nr. 29, S. 143f.). Das Immatrikulationsverbot des Königs für des Duellierens halber relegierte Studenten anderer Universitäten konnte das Dilemma der ungenügenden Strafverfolgung nicht lösen, aber es war immerhin ein Versuch, das Problem einzudämmen. Textgrundlage der Edition ist B1. Die Abschrift trägt den Titel Königliches rescript wegen des duellirens, item daß diejenige, welche von andren academien relegiret worden auf der greiffswaldischen universitaet nicht geduldet werden sollen.

Carl von Gottes gnaden etc. Unsern gnädigsten gruß und wohlgeneigten willen zuvor, wohlgebohrner, auch edle und veste, besonders liebe getreue. Nachdem wir zu hemmung und abwehrung des höchst strafbahren duellirens bey unsrer université zu Greiffswald unter andern auch vor ein diensames mittel gehalten, zu verwehren, daß dergleichen persohnen, welche eines sothanen lasters und verbrechens halber von andren universiteten relegiret worden, bey besagter unserer université nicht geduldet, Dähnert III/1769, S. 338–346. Nr. 36 in diesem Band. 1

2 Vgl.

die Dokumente Nr. 11, Nr. 13, Nr. 17 und

300

Rektor und Konzil verbieten das Duellieren (1702)

weniger admittiret werden mögen. So ist an euch hiermit unser gnädigster wille und befehl, daß ihr durch den druck kund machet und verbiethet, daß keine dergleichen, welche obbemeldeten lasters und verbrechens halber von andren universiteten verwiesen worden, bey mehr gemeldeter unser université Greiffswaldt sollen noch mögen geduldet oder admittiret werden. Ihr verrichtet daran unsern gnädigsten willen, und wir sind euch übrigens nebst empfehlung göttlicher obhut mit königlicher hulde wohl beygethan. Gegeben in unserm haupt-quartier bey Warschau, den 20 Maii anno 1702.a 1 Carolus2 56. 1702 August 27, Greifswald Rektor und Konzil verbieten das Duellieren A1702 – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 21, Einblattdruck; Format 386x313 mm – das Gleiche: Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 254, Einblattdruck. – das Gleiche: Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 101, Einblattdruck. Nachdem die Königliche Regierung in Pommern das königliche Verbot der Immatrikulation von Studenten, die an anderen Universitäten wegen des Duellierens relegiert worden waren (Vgl. Nr. 55), am 26. Juli 1702 publiziert hatte,3 ließ auch die Universität ein entsprechendes Mandat folgen. Sie verbot darin abermals das Duellieren und schloss die Immatrikulation von Zuwiderhandelnden auf alle Zeit aus.

Rector et senatus universitatis Gryphiswaldensis Quanti AUGUSTISSIMUS AC INVICTISSIMUS SUECORUM, GOTHORUM, VANDALORUMQUE REX, CAROLUS XII., DOMINUS noster longe clementissimus, hanc institutam a SERENISSIMIS quondam POMERANORUM DUCIBUS academiam aestimet, qua cura atque sollicitudine praeclara a Es

folgt die Rekognition durch Carl Piper (siehe Anm. 1).

Carl Piper (1647–1716): Beamter im Kanzleikollegium, seit 1697 Königlicher Rat und Staatsrat, während des Großen Nordischen Krieges Chef der Feldkanzlei Karls XII. Vgl. SMK VI/1949, S. 129f. 2 Karl XII. (1682–1718): König von Schweden 1697–1718. 3 Entsprechende Drucke des Plakats haben sich erhalten in: Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 99r–100v, Einblattdruck; Format 380x316 mm. – das Gleiche: Stadtarchiv Stralsund, Sign. StAS Rep. HS 0682, unfoliiert, Einblattdruck. 1

Rektor und Konzil verbieten das Duellieren (1702)

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studia sarta tectaque ibi cupiat, cum aliis documentis REGIIS, tum illo RESCRIPTO, quod in CASTRIS REGIIS prope Varsaviam Polonorum DIE XX. MAII ANNI CURRENTIS ad ILLUSTRISSIMUM REGIMEN SEDINENSE dedit, constare potest. Cuius iustissimae voluntati, ut reverenter atque cum cura obsequi par est, ita publice in praesenti promulgamus et praeter omnium oculos ILLUSTRISSIMI REGIMINIS REGII, immo IPSIUS SACRAE REGIAE MAIESTATIS DECRETUM iisdem, quibus conceptum est, verbis ponimus. Von Ihro Koenigliche Mayestaet zu Schweden/ etc. zum Pommerschen ESTAT verordnete GENERAL-Staathalter und Regierung. Demnach Allerhoechstgedachte Ihro Koenigliche Mayestaet unser Allergnaedigster Koenig und Herr / zu Hemmung und Abwehrung des hoechst-straffbaren Duellirens bey der Universität zu Greiffswald / unter andern auch vor ein diensames Mittel gehalten / zu verordnen / daß dergleichen Personen / welche eines sothanen Lasters und Verbrechens halber von andern Academien relegiret worden / bey der besagten Koeniglichen Greiffswaldischen Academie nicht geduldet / weniger admittiret werden sollen. Als haben wir auf eingelangten Allergnaedigsten Befehl de dato im Haupt-Quartier bey Warschau den 20. Maii lauffenden Jahres / obiges hiemit maenniglich kundt thun / und oeffentlich verbieten sollen / daß keine dergleichen Personen / so des Duellirens halber / von andern Universitäten verwiesen / bey obgedachter Koeniglichen Greiffswaldischen Universität gelitten / oder admittiret werden sollen / oder moegen. Wornach sich ein jeder / den dieses angehet / der Gebuehr zu richten hat. Signatum Stettin / den 26. Julii, 1702. (Loco sigilli) Juergen von Mellin1 Karl Leonhard Mueller von der Luehne.2 Christoph von Schwalgh.3 Martin Klinckowstroem.4 Bernhard Christoph Jaeger.5

1 Jürgen von Mellin (1633–1713): Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern (1698– 1711), Kanzler der Universität (1699–1713). Vgl. DBE VII/1999, S. 54. 2 Karl Leonhard Müller von der Lühne (1643–1707): Oberst des „Änkedrottningens Lifregemente“ in Stettin. Vgl. Tessin 1967, S. 275–278. 3 Christoph Martin von Schwalch (1649–1720): seit 1693 Kanzler der schwedischen Regierung in Pommern. Vgl. SAÄ VII/1932, S. 89. Heinemann 1901, S. 209 (mit Anm. 1). 4 Martin Klinckowström (1650–1717): Regierungsrat in Schwedisch-Pommern. Vgl. SMK IV/1948, S. 277. 5 Bernhard Christoph von Jäger (1648–1707): Regierungsrat in Schwedisch-Pommern. Vgl. Lange 1898, S. 157. Gut 2003, S. 175.

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Aussetzung des Rektorwahlturnus (1703)

Bogislaw Schwallenberg.1 Magnus Lagerstroem. 2 Carl Liliestroem.3 Nostros ergo cives omnes atque singulos sedulo et affectu plane paterno monemus atque adhortamur, ut duella atque dimicationes non instituant, sed iuxta PRAESCRIPTA REGIA vitam comparent. Nam qui praesument contra aliquid, hos pro delicti conditione sequetur poena illico, quae constituta iam ante legibus nostris est aut promulgata edictis sancitaque. Neque enim indulgentiae locus esse apud illos poterit, quibus et REGIS sacrosancta auctoritas et academiae salus atque existimatio curae cordique haud est. Illos vero, qui ex aliis academiis, eo quod cum commilitonibus suis manus conseruerunt, proscripti et relegati sunt, iussu REGIS AUGUSTISSIMI publica hac voce ab omni consortio et consuetudine musarum nostrarum in omnem aetatem excludimus. Publicatum publice Gryphiswaldiae sub sigillo academiae dominica XI. post trinitatis, anno aerae christianae MDCCII. 57. 1703 Dezember 18, Stettin Der Kanzler ordnet die ausnahmsweise Aussetzung des Rektorwahlturnus an B – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 116r, 1 Seite; Format 335x202 mm. Der Visitationsrezess von 1702 hatte das Rektorwahlverfahren grundsätzlich geregelt (vgl. Nr. 51, S. 271), über das in den Vorjahren vielfach Streit geherrscht hatte (vgl. Nr. 42). Danach sollte nach der Ordnung der Fakultäten aus jeder Fakultät abwechselnd ein Rektor gewählt werden. Dabei sollte das Konzil allerdings die freie Wahl unter den entsprechenden Fakultätsmitgliedern haben. Dieser Vorsatz ließ sich 1704 erstmals nicht umsetzen, da die Medizinische Fakultät, die turnusgemäß an der Reihe gewesen wäre, den Rektor zu stellen, nur über ein einziges wählbares Mitglied verfügte. Eine Wahl im eigentlichen Sinne war so nicht möglich. Prorektor und Konzil wandten sich also in der Sache an den Kanzler. Der einzige Ausweg bestand darin, dass der Kanzler die Wahl des Rektors aus einer anderen Fakultät anordnete. Eine solche Umsetzung des Wahlturnus hat sich 1722 und 1727 wiederholt. AllerBogislaw Schwallenberg († 1704): Seit 1682 Archivar am Wolgaster Hofgericht. Vgl. Jörn 2007, S. 268. 2 Magnus Lagerström (1666–1736): Regierungsrat in SchwedischPommern. 1691 geadelt, trug vorher den Namen Laurin. Vgl. SMK IV/1948, S. 494. 3 Carl Adolph Lillieström († 1706): Referendar am Greifswalder Hofgericht (1674–1697), seit 1697 Assessor daselbst. Vgl. SAÄ IV/1928, S. 777. Jörn 2007, S. 266, S. 334. 1

Aussetzung des Rektorwahlturnus (1703)

303

dings wurde peinlich genau darauf geachtet, dass der Anspruch der jeweils aussetzenden Fakultät, den Rektor zu stellen, innerhalb des laufenden Vier-JahresTurnus – in der Regel schon im Folgejahr – erfüllt wurde.

Titulus concilii academici. Aus beyverwahrter copeylicher eingabe des Prorectori et concilii academici gebe denenselben zu vernehmen, was jene auf meiner sonders hochund vielgeehrte Herren an mich gebrachte instance und aufgesetzte rationes, warum für dißmahl die aus einem eintzigen subjecto bestehende medizinische facultät bey der vorfallenden rectorat-wahl nicht zu übergehen, regeriren und ob mora periculum, dis different zu meiner decision ausstellen wollen. Alß ich nun das hinc inde reiflich erwogen und zum wahren besten auch zu beruhigung der universität kein bequemer expediens finden, denn weil medica facultas für anjetzo nicht besetzet und in uno keine electio statt haben, vielweniger secundum dispositionem des visitations recesses das gebeth für eine gesegnete wahl und daß Gott eligentium vota auf ein anständliches, der academie aufnehmen zu befodern, gantz capables subjectum dirigiren wolle, verlesen und ohne mißbrauch des göttlichen nahmens praemittiret werden kan, dieselbe mittelst einen reverse de non praejudicando und daß sie in den nachfolgenden jahren, wenn die facultät wieder ergäntzet, ohnfehlbar in consideration kommen soll praeferiret.a Und aus der philosophischen facultät ein Rector vor dieses mahl um so vielmehr erwehlet werde, alß votorum pluralitas, so in allen wohlbestelleten collegiis und corporibus validiret, dahin abzielet, und die dagegen von meinen sonders hoch- und vielgeehrte Herren ex tenore recessus und der observance für des Doctor Marchen1 person deducirten argumenta in dieser schrifft sattsahm und gründlich wiederleget seyen, werden sie sich demnach gefallen laßen, daß nach diesem deciso die wahl vor der hand beschaffet, der status academicus deßfalß außer confusion, die membra collegii aber in keinen fernern streit und zanck gesetzet werden mögen, deßen mich zu dieselbe versehe und allstets beharre meiner sonders vielgeehrten Herren dienstwilliger Mellin.2 Stettin, den 18. Decembris 1703

a

praeteriret.

1 Caspar

March jun. (1654–1706): Professor der Medizin. Vgl. ADB XX/1884, S. 299. Kosegarten I/1857, S. 280. 2 Jürgen von Mellin (1633–1713): Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern (1698–1711), Kanzler der Universität (1699–1713). Vgl. DBE VII/1999, S. 54.

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Erneuerte Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1703)

58. 1703 Dezember 20, Greifswald Erneuerte Instruktion für den Prokurator und Structuarius A’1(1703) – (5. November 1703), Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 106r–109v, 3 Bogen, S. 1–8 und S. 12 mit Text; Format 324x193 mm. A’2(1703) – (23. November 1703), Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 165r–170v, 3 Bogen; Format 333x192 mm. A’3(1703) – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 171r–177v, 4 Bogen, S. 1–12 mit Text; Format 316x197 mm. A’1(1707) – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 178r–183v, 3 Bogen; Format 322x195 mm. A’2(1707) – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 184r–189v, 3 Bogen; Format 325x200 mm. A’3(1707) – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 34, pag. 803– 818, 8 Blatt; Format 348x211 mm. A1703 – (20. Dezember 1703) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 198, Ausfertigung mit aufgedrücktem Siegel, fol. 148r–154v, 7 Blatt, S. 1–13 mit Text; Format 320x198 mm. A1713 – (27. November 1713) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 202r–211v, 5 Bogen; Format 330x202 mm. B1703 – (20. Dezember 1703) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Ms Palthen Nr. 2, 4 Blatt; Format 327x198 mm. B1707 – (11. August 1707) Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 444, unfoliiert, 9 Blatt, S. 1–12, 14–16 mit Text; Format 312x208 mm. D1713 – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 1014–1018. Der Visitationsrezess von 1702 (vgl. Nr. 51) hatte die Amtspflichten des Prokurators oder Structuarius und des Amthauptmanns auf vielfältige Art und Weise neu oder präziser geregelt. Das machte eine umfassende Überarbeitung der entsprechenden Instruktionen nötig. Die gleichzeitige und aufeinander bezogene Überarbeitung beider Instruktionen machte durchaus Sinn, da die Ämter des Prokurators und des Amtmanns hinsichtlich zahlreicher Tätigkeiten und Kontrollaufgaben miteinander

Erneuerte Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1703)

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verzahnt waren.1 Nachdem der Visitationsrezess von 1666 (vgl. Nr. 23) die Stellung des Prokurators gegenüber dem Amtmann bereits gestärkt hatte, konnte Moevius Völschow,2 der das Amt seit 1669 führte, die besondere Rolle des Prokurators in der Vermögensverwaltung der Universität noch ausbauen (vgl. Nr. 28). Es war nicht zuletzt sein Verdienst, dass die wirtschaftliche Situation der Universität sich zum Ende des 17. Jahrhunderts kontinuierlich verbessert hatte. Aus diesem Grund hatte die Universität alle Versuche, ihr freies Wahlrecht hinsichtlich des Prokurators oder anderer Beamter zu beschränken, scharf zurückgewiesen (vgl. Nr. 58). Als Moevius Völschow 1707 starb, wählte das Konzil in einem geordneten Verfahren Petrus Haselberg3 zu seinem Nachfolger.4 Der Kanzler versuchte nun, die Wahl, mit Rücksicht auf die anstehende Visitation, zu verzögern. Das Konzil wies dieses Ansinnen jedoch mit Hinweis auf die Bedürfnisse des Amtes und des Amtsgerichts Eldena und ihr freies Wahlrecht umgehend zurück.5 Quellen zur Wahl und Annahme von Haselbergs Nachfolger 1713, Christoph Nürenberg,6 haben sich in den Akten nicht erhalten. Der Text der Instruktion von 1703 (A1703) erhält seinen besonderen Reiz durch die zahlreichen Anmerkungen von Völschows Hand. Seine Kommentare lassen das Auseinanderklaffen von Norm und Praxis erkennen und veranschaulichen die Verwaltungswirklichkeit seiner Amtsführung. Das erste Konzept der erneuerten Instruktion (A’1) ist am 5. November 1703 auf der Grundlage der Instruktion von 1677 (vgl. Nr. 28, B2) angefertigt worden. Am 23. November 1703 wurde es abermals (A’2) und zu unbestimmter Zeit ein weiteres Mal überarbeitet (A’3). Obwohl die Ausfertigung schon am 20. Dezember 1703 erfolgte, wurde die Instruktion erst am 3. Oktober 1704 ausgehändigt. Neben zahlreichen Konzeptstufen ist die Instruktion für Völschows Amtsnachfolger Haselberg nur als Abschrift erhalten (B1703) während die Akten zur Annahme Nürenbergs bereits zu seiner Zeit vollständig verloren waren. Die Ausfertigung seiner Instruktion (A1713) hat Nürenberg selbst zu den Akten gegeben.7 Textgrundlage für die Edition ist die Ausfertigung der Instruktion für Moevius Völschow vom 20.12.1703 (A1703). Die inhaltlichen Abweichungen der Instruktionen seiner unmittelbaren Amtsnachfolger Petrus Haselberg (B1707 v. 11.08.1707) und Christoph Nürenberg (A1713 v. 27.11.1713) sind im Apparat wiedergegeben.

Erneuerte Instruction nach dem neuen königlichen visitations recess abgefasset, wornach der universität Structuarius oder Procurator undt Ampts Notarius Herr Die Entwürfe stammen wohl von Philipp Balthasar Gerdes. Vgl. UAG Kurator K 966, fol. 106r. 2 Moevius Völschow († 1707): Structuarius und später Ratsherr in Greifswald. Vgl. Lange 1898, S. 355. 3 Petrus Haselberg (1681–1733): 1707–1713 Structuarius der Universität. 4 UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 121r–134r. 5 Kanzler an die Universität v. 7. Mai 1707, UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 137r/v und Universität an Kanzler v. 16. Mai 1707, ebd. fol. 138r. 6 Christoph Nürenberg († 1750): 1713–1750 Structuarius der Universität. 7 Vgl. Bemerkung von Nürenbergs Hand in UAG Altes Rektorat St. 198, fol. 201r. 1

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Erneuerte Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1703)

Mevius Voelschowa 1 in der universität so woll als in dem closter ampt Eldenau sich zu verhalten hat. 1. Zuforderst als der universität sehr hoch daran gelegen, daß das ampts archivum und alle dazu gehoerige acta, uhrkunde, briffschafften und nachrichtungen in sicherem verwahrsahm behalten, damit bey entstehender gefahr, welche Gott abwenden wolle, oder bey verenderung des Structuarii, nichts von abhänden komme. So wird dem Herrn Structuario und Ampts Notario hiemit auff seinen eydt gebunden, alle dergleichen acta und documenta, zumahlen die originalia so woll der contracten als sonsten, ad archivum zu bringen und nur benöhtigte copeyen davon, wofuer ihme die copey gebuer in den rechnungen passiret werden soll, bey sich in seinem hauße behalte. Zu den jenigen acten und sachen aber, die täglich vorkommen, wovon allezeit er eine designation ad archivum academiae zu geben hat, ein starckes woll verwahrtes schap auff der universität kosten machen laße, jedoch also, daß es von einigen persohnen gehoben undt getragen werden könne,b solches auch an dem ohrte setze, welcher nahe an der haußthüre ist, von wannen es auff bedürffenden fall zum geschwindesten kan hinauß gebracht werden. Unterdeßen hierin alle bey sich habende sachen stets verschloßen halte und, wann ihn der liebe Gott mit gefährlichen leibes kranckheit belegen solte, den schlüßel dazu sofort dem Magnifico Rectori extradire, von welchem er denselben nach seiner genehsung wieder sich retradiren laßen kan. 2. Soll er die contracte und andere sachen, welche eigentlich des ampts Eldenau und der universität schuldtforderung angehen, so wie sie vom concilio beliebet und vom Magnifico Domino Rectore ihm extradiret werden, verfertigen, nichts darin ändern, sondern also von den contrahenten unterschreiben undt versiegeln laßen, und nebst dem Ampt-Mann die inventaria über die hueffe und ackerwercke verfertigen und ein exemplar davon dem Conductori zustellen und beyde dahin sehen, daß die hueffe darnach retradiret werden.

statt der letzten acht Wörter Herr Petrus Haselberg B1707; statt der letzten zwei Wörter Herr Christophorus Harnberg A1713. b statt der letzten 23 Wörter in daß darzu verfertigte schapp B1707, A1713.

a

1 Moevius

Völschow († 1707): siehe Anm. 2 auf S. 305.

Erneuerte Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1703)

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3. Soll er allen der universität intraden ohne unterscheidt, als pensiones, dienst gelder, pachte, zinßen, brüche, holtz, auff- und ablaß, wie auch daß auß den kornpächten geloesete geldt, so viel müglich, praecise in termino durch dem Landtreiter und Holtz Voigdt, die deswegen wochentlich zweymahla (wie vor dießem gebreuchlich gewehsen) bey ihm erscheinen sollen, eintreiben, wie auch die 6 reichsthaler von den doctorandis und 2 reichsthaler von den licentiatis iuris ad structuram. Dafern die Herren Decani ihm etliche tage vor der disputation oder promotion dieselbe nicht zustellen würden,b wie sie zu thun schuldig seyn, fordern, und zwar per Pedellum die die an- und abforderung thun,c zum längsten des tages vor der disputation oder promotion, fals Decani es vergeßen möchten,d auch solches dem Magnifico Domino Rectore, dafern es deßen hiebey bedürffe, in zeiten notificiren.e Und weil nach dem neuen visitations recess caput 2 §131 zwey kasten als eine ordinarie und eine extraordinarie unter dreyen differenten schlößern seyn sollen,f wozu nebst dem Magnifico Domino Rectore und Ampt Mann, dereng ein jeder einen besondern schlüßel dazu hat,h er, der Structuarius, auch einen besondern schlüßel bey sich hat, dahin sehen, daß in einer jedweden casse die einkünffte, so wie in dem visitations recess mit mehrern verordnet,i wann er sie vorhero eingehoben hat (wie er dann, daß sie, nach einhalt des recessus, einkommen, fleißig zu erinnern hat), alle halbe oder der nohtdurfft nach alle viertel jahr, in gegenwarth Magnifici Domini Rectoris und des Ampt Manns hinein geleget und auff einen zettel die summa des hinein gelegten geldes verzeichnet werde, und dießer verordnung zuwieder keine gelder bey sich behalte.j

einmahl A1713. b die letzten 16 Wörter unterstrichen. c die letzten sechs Wörter fehlen A1713. d die letzten vier Wörter unterstrichen. e Marginalie Wan promotiones werden sollen, kan Structuarius nicht wißen, da die disputationes ihm nicht mit distribuiret werden, Herren Decani auch nicht notificiren. Pedellus komt auch nicht von selbst, wo er nicht 2–3 mahl gefodert wird. Herren Decani konnen es nicht vergeßen, dan sie mit den candidatis über alles, was nötig ist, liquidation zu legen und dazu kein Structuarium fodern. f statt der letzten zwei Wörter gemacht sind A1713. g die letzten vier Wörter unterstrichen. h Marginalie Des Herrn Ambtmans schlüßel ist ja mehren theils in der stad, weil er nicht alle tage herein kommen kan, da er nur alle halbe jahr kommen soll. i die letzten zwei Wörter unterstrichen, dazu zwei Marginalien: 1. videatur textus; 2. nota bene. j Marginalie Magnificus Dominus Rector et Herren deputati zehlen nur und legen das geld hinein, Structuario ist nur otiosus spectator. a

1 Vgl.

Nr. 51, S. 283f.

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Erneuerte Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1703)

4. Bey der einnahme dießer intraden soll er sich solcher gestalt verhalten, daß er denen pensionariis keine ab- oder baurechnung passiren laße.a Und weil alles ex cassa bezahlet werden soll, so ist er schuldig, nebst dem Ampt Mann darob zu sehen, daß keine unnöhtige und überflüßige bauten gemachet, den bauren auch nichts zu ihrem unterhalt gethan werde, es erfordere den solches die hohe noht, welche fuerhero dem concilio academico gründtlich vom Ampt Mann remonstriret undt darüber des concilii consens schrifftlichb eingeholet werden soll.c Des gleichen soll er keine assignationes oder quitung von den pensionariis im fall dieselbe nicht sub sigillo geschehen,d annehmen, sondern darauff sehen, daß alle und jede einkünffte ohne unterscheidt und ohne decurtat (so weit dießer a Rectore et concilio nicht vorhero mit jenes eigenhändigen schein auß dere darin exprimirenden nohtwendigkeit bewilliget worden) ad cassam, dahin ein jedwedes gehoeret, gebracht und waß nöhtig hinwieder darauß bezahlet werde, und soll den leuten 14 tage vorher, der vom Magnifico Domino Rectore beliebter und dem Ampt Mann auch dem Structuario vorher intimierter und also fest gestelleter terminus notificiret, und daß geldt in cassam gebracht und wieder die säumigen, die nicht in termino mit ihrer abgabe erscheinen, sofort mit der execution verfahren werden. 5. Alle der universität außgaben sollen durch ihn geschehen, damit keine fernere confusion der vielerley außgaben und einnahmef in den registern veruhrsachet werde.g Dabey er sich derogestalt zu verhalten, daß die Professores die zur gegenwertigen zeit 200 reichsthaler bekommen und die Adjuncti, welchen 50 reichsthaler zugeordnet worden,h auch die im visitation recess zugelaßene Exercitien meister, so weit sie würcklich bestellet seyn, zu rechter zeit die salaria wie auch respective ihre locaria bekommen moegen, als daß erste quartal nebst der helffte des locarii umb Martini, daß andere quartal auff Weynachten, daß dritte quartal auff Ostern, sambt der andern helffte des locarii, und daß vierte quartal auff Marginalie Magnificus Dominus Rector und Herren deputati zehlen ein, und da Structuarius kein geld ein nimbt, kan er niemandem was passiren laßen. b die letzten vier Wörter unterstrichen. c Marginalie Von weme ist solches zu erhalten? Wan man ein memorial überreichet, so komt darauf kein bescheid. d die letzten drei Wörter unterstrichen; zwei Marginalien: 1. Structuarius kan nichts annehmen noch passiren laßen, dan Magnificus Dominus Rector und Herren deputati nehmen ein; 2. Nota bene. e die letzten sechs Wörter unterstrichen. f Marginalie Magnificus Dominus Rector hatt Structuario per Famulum auch seinen diener sagen laßen, nicht ein reichsthaler einzunehmen. g die letzten 19 Wörter unterstrichen, Marginalie nota bene, nota bene, nota bene. h Marginalie Magnificus Dominus Rector distribuiret salaria. a

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Wallpurgis.a Und zwar sollen die einkommende gelder zuforderst zur salarirung und nicht anderwerts verwandt werden, damit ein jeder sein facit darnach machen könne. Derohalben den secundum recessum novissimum caput 2 §131 die salaria und locariab sofort außgezahlet und, waß alsdann übrig, allererst in die cassam geleget werdenc sollen, welche hienegst alle quartald soll geöffnet und darauß genommen werden, waß zu unterhaltung und reparation der universität zimmer nöhtig seyn mag. Hernach so viel vermöge eingesandter und unterschriebener specification des Magnifici Rectorise zur speißung der studenten auff der oeconomie nöhtig, dann denen stipendiaten daß ihrige in terminis, so viel nach der gewöhnlichen eintheilung von ihren oerternf einkommet, ferner die zinßen undg endtlich 50 gulden zur bibliothech auch Herrn Decani philosophici und Herrn Bibliothecarii portiones zur täglichen vorkommenden extraordinair-außgaben aber, und wen der Rector specialiter etwaß zu assigniren hette (welches letztere allemahl schrifftlichi mit vermeldung deßen uhrsache geschehen muß) werdenj dem Structuario quartaliter 100 gulden in die hände auff rechnung gelaßen, in derselben aber außer des Rectoris vorgedachten assignation keine als hochnöhtige außgaben passiren und gutgethan.k 6. Insonderheit aber gleich wie nach disposition des jüngsten königlichen visitation recessus ein gewißer stat über die außgabe und einnahme der universität jährlich bey umbsetzung des rectoratusl formiret, und davon ein exemplar dem angehenden Rectori, daß andere dem Structuario in die statt der letzten 74 Wörter Adjuncti und übrige der universität angehörige und bediente, die künfftig, wie sie im visitations-recesse bestellet und im staat auffgeführet worden, zu bestimmende salaria und belohnungen, auch respective locaria in denen ordentlichen terminen, so bißhero observiret oder auch noch verordnet werden solten, richtig bekommen mögen. A1713. b gegen quitung A1713. c die letzten zehn Wörter unterstrichen, Marginalie Nota bene, nota bene, nota bene. d nachfolgend oder wann es die noth erfordert B1707, A1713. e die letzten drei Wörter fehlen A1713. f statt der letzten zwei Wörter dazu verordneten undt bestätigten capitalien A1713. g die letzten zwölf Wörter unterstrichen. h die letzten vier Wörter unterstrichen, Marginalie Nota bene 50 reichsthaler; nachfolgend (dafern bey dem gegenwärtigen schlechten zustande der academie undt des amtes diese dazu bestätiget bleiben, und nichts anders disponiret wird) A1713. i unterstrichen. j nachfolgend wann der große Gott dem armen lande friede und ruhe wiederumb verliehen, und das amt Eldenaw wiederumb eingerichtet worden, daß universitas auff gewiße revenuen den staat setzen kan A1713. k nachfolgend und wann er solche außgegeben, und die berechnung derselben jedeßmahl dem Magnifico Domino Rectori zugestellet hat, sollen ihm anderweit und auffs neue 100 gulden gleicher gestalt gegeben werden, jedoch nicht eher, er habe dann, wohin die vorige 100 gulden verwendet, in schedula berechnet, welche schedula Magnificus Dominus Rector auffheben und in die lade legen muß. B 1707, A1713. l die letzten zwei Wörter fehlen A1713. a

1 Vgl.

Nr. 51, S. 283f.

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Erneuerte Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1703)

hände gestellet wird.a Also hat der Structuarius fleißig zu erinnern, daß solches in steter übung gehalten und, waß zumahlen in der einnahme und außgabe sich verendert, dabey attendiret werde. Wobey ferner der Structuarius auff seinem eydt verpflichtet wird,b an keinem noch etwaß, so unter dem statsrequisito nicht specificiret ist, außzuzahlen, es sey denn, daß ex decreto concilii, wozu alle deßen membra convociret werden sollen, sub sigillo und unter des Rectoris wiec auch des Secretarii academiae unterschrifft etwaß darüber assigniret werde. So ist auch nöhtig, daß der Structuarius die nahmen derer stipendiaten, welche zum ersten mahl nach der ordnung in der expectantz auff den folgenden jahres stat zur perception auffgeführet werden möchten, den Rectori bey zeiten anzeige, damit man ihres verhaltens halber sich erkündigen könne. Und wenn diejenige, so ihre stipendiae alhier in loco verzehren sollen, dann meisten theil des jahres nicht gegenwertig gewehsen, denen selben muß nichtes außgezahlet werden.d 7. Soll er dahin sehen, daß die universität zimmer, daß collegium und dazu gehoerige gemächer im baulichen wehsen erhalten und schaden nach mügligkeit verhütet werde, die reparation durch den Zimmer- und MauerMeister verfertigen laßen und zu deren beßeren untersuchung jährlich beym Magnifico Domino Rectore umb die gewöhnliche visitation anhalten. Solten aber neue bautene und änderung nöhtig seyn, und darumb von jemanden angehalten werden, wird er solches Magnifico Domino Rectori denunciiren, welcher alsdann jemandt zur besichtigung und untersuchung, ob esf nöhtig oder nicht, deputireng wird. Und waß darauff in concilio beliebet und beschloßen worden, soll unter des Secretarii handt per modum decreti ihm gegeben werden,h und darnach soll er fernere nöhtige anstalt machen, mit dem Mauer- und Zimmer-Meister auffs genaueste bediengeni und auff ihr thun und auff ihre arbeit, damit sie Marginalie Das gehöret zu der regiments form, welche Rector academiae nicht Structuarius observiret. letzten fünf Wörter unterstrichen, Marginalie Diese obtestation ist nur für gewißen lose leute, die nicht auf ihren eyd achten. Ehrliche leute erinnern sich alle zeit ihres eydes. c die letzten 21 Wörter unterstrichen; Marginalie Nota bene. Sol Structuarius in actiones Rectoris Magnifici inquiriren? d die letzten 19 Wörter unterstrichen, Marginalie Des muß sich der in testamento verordneten Inspector erkundigen und davon attestiren; nachfolgend Denn staat muß der Structuarius auffsetzen, und selbigen Magnifico Domino Rectori übergeben, so deßfalß weiter mit dem concilio academico conferiret. B1707, A1713. e die letzten 16 Wörter unterstrichen, Marginalie nota bene. f die letzten neun Wörter unterstrichen. g unterstrichen. h die letzten zehn Wörter unterstrichen, Marginalie Solches geschiehet ja nimmer, sondern wird mehren theils per Famulum nur gesagt, was geschehen soll, hernach ist es vergeßen und weiß man nirgends von. i die letzten zwei Wörter unterstrichen. a

b die

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tüchtig gemachet werde, gute acht haben, gestalt sie dann beyde hiemit an ihn verwiesen werden. 8. Nachdehm nun auch ad structuram und zu den baukosten im königlichen visitation recess ein gewißes, nemblich ein tausendt gulden, verordnet, hat era so fort bey dem, waß bey der besichtigung zu bauen oder zu repariren nöhtig gefunden wird, einen etwanigen überschlag zub machen, dazu daß kein mehrers, als wozu die 1000 gulden hinreichen, zum bauen und zur reparation veranstaltet werde, und solches dem Rectori sofortc nach der besichtigung zu repraesentiren.d 9. Und weil man zu nöhtigem verwahrsahm der materialien, die er zu rechten zeit, so viel thunlich, anschaffen wird, ein eigen materialien hauß zu bauen resolviret und schon veranstaltet hat,e so soll er, wann es damit zum stande,f dahin sehen, daß nichts ohne sein vorwißeng und eröffnung könne weggenommen werden, und nach der verschließung Magnifico Domino Rectori die schlüßelh zustellen laßen, welcher keinem als dem Structuario den schlüßel vertrauen, noch ohne des Structuarii vorwißeni etwaß hereinbringen noch herauß nehmen laßen wird.j Hiegegen muß der statt der letzten 22 Wörter Solten nach wieder eingerichteten staat der universität und des amtes Eldenaw die vorhin im königlichen visitations recess zum jährlichen bau destinirte 1000 gulden bleiben, und dazu auffs neüe gesetzet, oder auch ein mehrers verordnet werden, hat der Structuarius A1713. b die letzten drei Wörter unterstrichen, Marginalie Was der überschlag von dem außschlage der baut differire, davon wird der Herr Oberkirchen Raht zeugen können. c die letzten drei Wörter unterstrichen, Marginalie Magnificus Dominus Rector muß auff die repräsentation auch verabscheiden und dieselbe nicht wegwerffen. d nachfolgend und soll, wann der bau fertig, alles mit des Rectoris und concilii ordre und der handtwercksläute zettell und quitungen beleget, und über iedem bau ordentliche rechnunge geführet werden, damit man wiße, wo der universität gelder hinverbauet worden. B1707; statt der letzten 27 Wörter und dahin zu sehen, daß des zum jährlichen bau ordinirte quantum nicht überschritten werde, auch den gemachten überschlag Magnifico Domino Rectori zu repraesentiren und muß, wann der bau fertig, alles mit des Rectoris und des concilii ordre, uber auch deren handwercks-leute zetteln und quitungen beleget, und uber jeden bau, wanns erfordert wird, ordentliche rechnungen gehalten werden, damit man wiße, wohin der universität gelder verwendet worden. A1713. e statt der letzten sieben Wörter nunmehro gebauet worden ist B1707. f die letzten fünf Wörter fehlen B1707; statt der letzten 15 Wörter vorhanden, so muß er A1713. g die h die letzten fünf Wörter letzten drei Wörter unterstrichen, Marginalie nota bene. unterstrichen. i die letzten zwei Wörter unterstrichen, Marginalie Hievon kan keine rechte rechnung gehalten werden, so lange der schlüßel in andere hände ist. Heraußgenommen wird nach belieben, ohne den Structuarius darnach zu fragen. j statt der letzten 31 Wörter Ferner soll er denn schlüßell in keines andern hände laßen, sondern denselben vor sich alleine behalten. B1707. a

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Erneuerte Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1703)

Structuarius über die materialien, wie viel und wann sie hinein gebracht und waß dieße kosten,a wie auch wann und wozu sie wieder herauß genommen, richtige absonderliche register undb rechnung halten.c 10. Wann ein universität hauß auffs neue bezogen wird, soll er vermittelst eines inventarii dem inhabitatori solches tradiren und von ihm unterschreiben und nach absterben oder außzug deßelben darnach ihm wieder retradirend laßen. 11. Soll er der universität procuratur, register und rechnungen halten, undt nach anleitung des special stats formirene (jedoch daß alle bisher gewöhnliche tituli der einnahme in den registern beybehalten werden) über alle dero intraden und außgaben, und jährlich dieselbe, so ferne es die unvermeidtliche umbstände nicht hindern,f nach Wallpurgisg schließen und darauff fordersahmbst coram deputatis universitatish in loco concilii ablegen, welche, wann dieselbe richtig befunden werden, dieselbe quitiren sollen. Und ist bey formirung der register dießes fleißig zu attendiren, daß die summa lateris so woll in der einnahme als in der außgabe allezeit transportiret und also am ende der einnahme undt außgabe die summa summarum gesetzet, und hinten an der rechnung eine balance der einnahme und außgabe angefüget werde. Zu ende der einnahme müßen die restanten auß allen paginis extrahiret und summiret werden. Dieße restanten hat der Herr Structuarius mit aller sorgfalt einzutreiben,i dieselbe auch, wozu deß königlichen hoff gerichts hülffe nöhtig ist, zu deren erlangung dem Syndico jährlich zu extradiren.

die letzten drei Wörter unterstrichen. b die letzten drei Wörter unterstrichen; statt der letzten 67 Wörter daraus genommen werde, weßhalb er den schlüßel immer bey sich hat und ihn auch nicht dem Maur- undt Zimmer-Meister, weniger in frembder hände lästh, sondern wieder fordert, auch muß er, wann es verlanget wird, über die materialien, was sie kosten, zu welcher zeit sie eingebracht und angeschaffet, auch wiederumb verwendet, absonderliche A1713. c Marginalie Eß stehet in den registern. d die letzten vier Wörter unterstrichen, unter der Zeile nachgetragen So würde der Structuarius zu vornehm. e die letzten fünf Wörter unterstrichen. f die letzten acht Wörter fehlen A1713. g nachfolgend höchstens Trinitatis B1707, A1713. h statt der letzten zwei Wörter Magnifico Rectore et Senioribus universitatis A1713. i Marginalie Dazu hatt Magnificus Dominus Rector gewiße commissarien verordnet. a

Erneuerte Instruktion für den Prokurator und Structuarius (1703)

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12. Die zinßen, pächte und legata, so an fremden oertern stehen, soll er fleißig einnehmen, darumb schreiben und sollicitiren. Solte er aber durch guetliche mittel nichts erhalten können, sondern der gerichts zwang fuerzunehmen seyn, wird er solches Magnifico Domino Rectori denunciiren, alle dazu benöhtigte documenta und uhrkunde, so weit er dieselbea bey sich hat, exhibiren oder an die handt geben, der alsdenn dem Syndico committiren wird, daß er die sache gerichtlich fortsetze, und soll er die jährlichen register unter seinem titul setzen, wie es umb den außstehenden post und deßen process stehe, deßen er sich beym Syndico erkundigen wird. 13. Soll er dahin sehen, daß das gewöhnliche brenn holtz denen Herren Professoren, deren wittwen und bedienten wie auch waß zum concilio nöhtig, angeführet,b auch daß rauch hun richtig gelieffert und unter die Professores eingetheilet werden.c 14. Soll er im ampte protocolla halten und daselbste daß notariat verwalten.f d

15. Schließlichen behält sich Magnificus Dominus Rector und concilium vor, dieße instruction zu vermehren oder zu vermindern, so weit solches die umbstände der zeit erfordern werden,g und lieget dem Structuario ob, daß die letzten neun Wörter unterstrichen, Marginalie Structuarius hatt keine originalia und uhrkunde bey sich. b nachfolgend werden sollen, so soll er nicht allein beschaffen, daß solches zur rechten zeit geschehe, sondern auch die designation deßen, wie viel ein jeder haben soll, dem Rectori Magnifico und concilio academico übergeben, auch nicht mehr, auch nicht weniger alß designiret, durch die unterthanen hauen und anfahren laßen. Auch soll er so wenig handwerckern als andern leüten, weder große bäume noch strauch- oder brennholtz abzuhauen vergönnen, oder durch den Landreiter oder Holtzvoigd heimlich anweisen laßen. Vonn den rauch hünern soll er ebenermaßen jährlich eine specification machen, daß ein ieder der Herren Professorum wiße, wie die eintheilung gemachet sey, und wie viell er deren haben soll. B1707; statt des letzten Satzes noch weniger für sich selbst zu seinen gehöfe für den Fleischhauer Thor. A1713. c statt der letzten zwölf Wörter Von denen jährlich zu liefernden rauchhünern hat er gleichfals eine specification zu machen, damit ein jeder derer Herren Professoren wiße, wie viel er haben soll. A1713. d amts-gerichte A1713. e im ambte Eldenaw A1713. f nachfolgend neuer Punkt eingefügt 15. Der Structuarius soll auch seiner privat angelegenheiten halber nicht befüget seyn, ohne consens und permission des Magnifici Domini Rectoris außzuweisen. B1707. Der folgende Punkt wird somit zu Punkt 16. g die letzten neun Wörter unterstrichen. a

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Instruktionen für den Amtmann auf Eldena (1703)

jenige, waß alsdann verordnet oder ihm vom jeder zeit seyenden Magnifico Domino Rectore committiret wirdt und dießer instruction nicht zuwieder ist,a mit schuldigster dexterität und ungesaumbt vermoege seines eydes zu expediren. Auch wird ihm hiemit von dem gantzen concilio academico injungiret, von dieserb seiner erneuerten instruction weder durch den Magnificum Dominum Rectorem noch von jemandt,c er sey auch, wer er wolle, exd corpore academico,e im geringsten sich abwendig machen zu laßen,f noch sonsten davon sich abzugeben, sondern dieselbe steiff und feste zu halten.g Gestalt ihm dann dabey kräfftiger schutz hiemit versprochen wird, wie den auch die Herren Rectores Magnifici der administration nichth weiter als recessus visitationisi und dieße instruction (wovon eine copey in der rectorat lahde dem Rectori zur nachricht beygeleget werden soll) es verstattet, sich anmaaßen werden.j Uhrkundtlich ist diese erweitertek instruction mit der universität insiegel bestättiget.l Greiffswaldt, den 20. Decembris anno 1703.m Alexander Caroc,1 hoc tempore academischer Rectorn 59. 1703 Dezember 20, Greifswald Instruktionen für den Amtmann auf Eldena A’1(1703) – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator 966, fol. 117r– 120v, 2 Bogen, S. 1–8 mit Text; Format 340x197 mm. A’2(1703) – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator 966, fol. 121r– 127v, 7 Blatt, S. 1–14 mit Text; Format 340x205 mm. die letzten fünf Wörter unterstrichen, Marginalie Nota bene. b verbessert aus seiner. der letzten neun Wörter durch niemandt B1707. d die letzten zehn Wörter unterstrichen, Marginalie Nota bene. e die letzten drei Wörter fehlen B1707, A1713. f die letzten sechs Wörter unterstrichen. g die letzten sieben Wörter unterstrichen. h die letzten vier Wörter unterstrichen, Marginalie Nota bene. i die letzten drei Wörter unterstrichen. j die letzten zwei Wörter unterstrichen; die letzten 36 Wörter fehlen B1707. k fehlt B1707. l die letzten 46 Wörter fehlen A1713. m statt der letzten vier Wörter 11ten Augusti anno 1707. B1707; statt der letzten sechs Wörter Gegeben Greiffswald unter der königlichen universität insigel, den 27. Novembris anno 1713. A1713. n statt der letzten fünf Wörter Johann Schack, hoc tempore Rector academiae. B1707; Jeremias Papke, universitatis hoc tempore Rector A1713. a

c statt

1 Alexander

Caroc (1643–1711): Professor an der Juristischen Fakultät. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 267.

Instruktionen für den Amtmann auf Eldena (1703)

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A’3(1703) – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator 966, fol. 128r– 135v, 9 Blatt, S. 1–15 mit Text; Format 340x205 mm. A’4(1703) – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator 966, fol. 138r– 144v, 4 Bogen, S. 1–13 mit Text; Format 339x201 mm. A1714 – (14. April 1714) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator 966, fol. 225r–242r, Ausfertigung mit aufgedrücktem Siegel, 9 Bogen, S. 1–35 mit Text; Format 323x199 mm. A1719 – (31. August 1719) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator 967, fol. 167r/v und 170r–180v; 12 Blatt, S. 1–23 mit Text; Format 337x199 mm. B1(1703) – (20. Dezember 1703) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator 966, fol. 177r–186v, 5 Bogen, S. 1–17 sowie S. 20 mit Text; Format 337x206 mm. B2(1703) – (20. Dezember 1703) Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 150, fol. 87r–95v, 9 Blatt, S. 1–17 mit Text; Format 319x195 mm. B3(1703) – (20. Dezember 1703) Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 204r–211v, 8 Blatt; Format 345x203 mm. B4(1703) – (20. Dezember 1703) Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 444, unfoliiert, 4 Bogen, S. 1–12 mit Text; Format 312x208 mm. B1713 – (2. Mai 1713) Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Kurator 966, fol. 196r–212r, 9 Bogen; Format 332x200 mm. Am 14. Februar 1703 wurden die Professoren Henning Christoph Gerdes,1 Caspar March2 und Christian Saalbach3 vom Rektor aufgefordert, eine erneuerte, an die Bestimmungen des Visitationsrezesses von 1702 (vgl. Nr. 51) angepasste Instruktion für den Amtmann auf Eldena zu entwerfen.4 Der Visitationsrezess hatte vor allem das alleinige Wahlrecht der Universität unterstrichen und die Befugnisse des Amtmanns, insbesondere hinsichtlich der Verpachtung von Gütern und Ackerwerken und der Einrichtung von Diensten für die Untertanen, beschränkt. Die Amtmannschaft hatte seit 1680 Wolfgang von Holle inne (vgl. Nr. 24). Nach seinem Tod übernahm 1709 Ernst Bogislaw von Scheele das Amt, der bereits 1713 starb.5 Das Konzil wählte nun Johann Erdwin von Kathen, der aber schon im Januar 1714 resignierte.6 Henning Christoph Gerdes (1665–1723): außerordentlicher Professor an der Juristischen Fakultät und Syndikus der Universität. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 279. 2 Caspar March jun. (1654–1706): seit 1700 Professor der Medizin. Vgl. ADB XX/1884, S. 299. 3 Christian Saalbach (1653–1713): 1681 Professor der Beredsamkeit, 1697 Universitätsbibliothekar. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 269. 4 Rektor an Gerdes, March und Saalbach v. 14.02.1703, UAG Kurator K 966, fol. 104r. 5 Scheele wurde am 5. Juni 1709 vom Konzil gewählt. Vgl. UAG Kurator K 966, fol. 168r. 6 Vgl. Schmidt/Spieß I/2004, S. 64. 1

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Instruktionen für den Amtmann auf Eldena (1703)

Nunmehr trat Samuel Cratzius1 das Amt an. Als auch er 1716 starb, waren die Privilegien der Universität durch den seit 1715 in Pommern herrschenden dänischen König noch nicht bestätigt. Er genehmigte allerdings die freie Wahl gemäß dem Herkommen (vgl. Nr. 73). Daraufhin empfahl der neue Generalgouverneur und Kanzler Franz Joachim von Dewitz2 dem Konzil einen Kandidaten, der in der Wahl am 23. April 1717 aber durchfiel.3 Gewählt wurde stattdessen der Sohn des letzten Amtmanns, Johannes Gregorius Cratzius, dessen Amtseinsetzung der Kanzler zunächst verbot.4 Die Universität hat ihr freies Wahlrecht jedoch auch gegenüber der dänischen Regierung mit aller Konsequenz verteidigt5 und Cratzius in das Amt eingesetzt. A’1 ist der undatierte Entwurf eines unbekannten Verfassers. Nach Aufforderung des Rektors fertigte Henning Christoph Gerdes einen Entwurf (A’2) an, dem anschließend ein Gegenentwurf von Caspar March (A’3) folgte. Beide wurden nach Beratungen im Konzil am 7. November 1703 durch Christian Saalbach zu einem endgültigen Entwurf vom 23. November 1703 (A’4) vereinigt und überarbeitet. Der Überarbeitung sind v. a. das umfangreiche Praeloquium und die Praeliminarpuncta zum Opfer gefallen, die die Entwürfe von Gerdes und March noch aufgewiesen hatten.6 Grundlage der Edition ist B1(1703), das auch als Konzept für Scheeles Instruktion (1709) diente. Abweichungen späterer Instruktionen sind im Apparat vermerkt.

Erneuertea Instruction Vor den von der greiffswaldischen universitet über dehro patrimonial ambt Eldena bestaldter Ambtman Herrn Wolfgang von Holle,b 7 wie dieselbe nach dem jüngst publicirten visitations recessus eingerichtet und renoviret worden.c Nachdehmd Ihro Königliche Majestät zu Schweden, unser allergnädigster König, auch mittelst vorhergegangene visitation der hiesigen königlichen unterstrichen; mehrfach gestrichen 1709. b die letzten drei Wörter gestrichen, über der Zeile nachgetragen Ernst Bugislaf von Schielen 1709; Johann Erdewihn von Kathen B1713; Samuel Crazium A1714; Johannes Gregorius Cratzius A1719. c die letzten zwölf Wörter gestrichen 1709. d Präambel gestrichen, am Rand nachgetragen (Forts.) a

1 Samuel

Cratzius († 1719): Amtmann auf Eldena (1714–1719). Zuvor Distrikts- und Acciseinspektor in Wolgast. Vgl. Wahlprotokoll des Konzils v. 9. Februar 1714, UAG Kurator K 966, fol. 221r–224r. 2 Franz Joachim von Dewitz (1666–1719): Generalgouverneur von Dänisch-Vorpommern (1715–1719). Vgl. Meier 2008, S. 60f. und Heinrich 1990, S. 120f. 3 Recommendation des Generalgouverneurs an Rektor und Konzil v. 13. Juli 1716, UAG Kurator K 967, fol. 18r–19r; der Bericht zur Wahl in einem Schreiben von Rektor und Konzil an den Kanzler v. 13. Mai 1717, fol. 67r. 4 Kanzler an die Universität v. 14. Mai 1717, UAG Kurator K 967, fol. 65r–66r. 5 Entwurf einer Denkschrift v. 14. Juni 1717, UAG Kurator K 967, fol. 71r–111r. Am 17. Juli 1717 hat der Kanzler der Amtseinführung schließlich zugestimmt, UAG Altes Rektorat St. 21, pag. 121–124. 6 Die Voten der Konzilsmitglieder in UAG Kurator K 966, fol. 106r– 107v. 7 Wolfgang von Holle († 1709): Amtmann auf Eldena von 1680 bis 1709. Vgl. Asmus 2006, S. 76.

Instruktionen für den Amtmann auf Eldena (1703)

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academiae und eines darauff publicirten recesses unter andern allergnädigst verordnet, welcher gestaldt daß patrimonium dieser universität, bestehendt fürnemlich in dem closter-ambte Eldena, dehr guhte administration mehr und mehr verbeßert werden möchte, dazu dan allergnädigst confirmiret, daß Rector et concilium einen tüchtigen, der academiae gefälligen Haubt- oder Ambtman nach wie vor bestellen möchte, welcher dan mit gewißer instruction, nach inhalt aller höchstgedachten recessus, versehen werden muß. Dannenhero ob zwar der bißherige Ambtman Herr von Holle seine gewiße instruction nach inhalt des vorigen visitation recessus de anno 1666 gehabt, weiln dennoch den vorangezogenen königlichen jüngern recess eins und anders geändert worden, wornach auch der vorigen instruction ein wandel hat gegeben werden müßen. So ist dieselbe fleißig nachgesehen und mit dem königlichen recessu collationiret und auffs neuwe eingerichtet worden, wie folget. 1. Muß er vermöege der specialen pflicht, womit er alsa Ambtmanb jetzt gedachtes ambt Eldena Ihro Königliche Majestät und der hochlöblichen Cron Schweden sichc verwandt gemacht hat,d dehro schaden in zeiten verhüten und nach möglichkeit abwenden, nutzen und frommen aber bey zeiten beobachten und befodern, auch solchemnach die regalia und reservata principis, wie dieselbe in dem fürstlichen instrumento dotationis § „hienegst reserviren wier uns“e 1 enthalten, und durch vorige beambte im (Forts. v. Anm. d auf S. 316) Nachdem durch tödtlichen abgang weyland Herr Wolfgang von Holle [statt der letzten drei Wörter Ernst Bogislaff von Schielen B1713; statt der letzten sieben Wörter geschehene resignation Herrn Johann Erdewien von Kathen A1714; statt der letzten sieben Wörter seeliges absterben Herrn Samuelis Cratzii, weilandt bestalten Ambtmanns A1719] die ambtmans-stelle zur Eldena ohnlängst erlediget, und dazu anderweit Herr Ernst Bugislaw von Schiele [statt der letzten vier Wörter Johann Erdewihn von Kathen B1713; Samuel Cratzius A1714; statt der letzten fünf Wörter deßen ältester sohn, Herr Johannes Gregorius Cratzius A1719] alß gnugsahm capable erachtet, hinwieder [rechtmäßig erwehlet A1719] vociret undt bestellet worden. So ist wegen deßen amtsverrichtungen [nunmehr A1719] folgende instruction verfaßet, und dem verordneten Herrn Ambtmann zu observiren ausgeantwortet worden. 1709; nachfolgend als unterschiedliche umbstände verhindert, daß bey deßen ohnlängst geschehener reception selbige nicht zugleich extradiret werden mögen. A1719. a über der Zeile nachgetragen der Universität 1709. b über der Zeile nachgetragen über 1709. c am Rand nachgetragen längstens innerhalb 2 monathen a dato vocationis 1709; innerhalb 2 monathen, oder so bald es nach beschaffenheit der jetzigen zeit thunlich B1713; längsten innerhalb 3 monathen a dato vocationis A1714; statt der letzten zwei Wörter Dänemarck-Norwegen sich nach seiner reception bereits A1719. d die letzten zwei Wörter unterstrichen; die letzten zwei Wörter gestrichen, darüber nachgetragen zu machen hat 1709. e die letzten vier Wörter unterstrichen; etc. 1709; die letzten vier Wörter fehlen B1713, A1714, A1719. 1 Siehe

Bd. I/Nr. 48, S. 424.

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nahmen der hohen landes obrigkeit excerciret worden,a erhalten und nach eußersten vermögen dahin sehen, daß dieselbe in vigore bleiben mögen. Dafern auch von jemandts darwieder solte attentiret werden, wirdt er solches bey der königlichen regierung in Pommernb gebührlich anzeigen und mittelst derselben vorbewust und verordnung, die dazu erfoderte tuendi et resistendi media fürnehmen und zu wercke richten. 2. Ferner liegt ihm ob, bey seinem dem Rectori und concilio academico geleisteten eyde, insgemein bey des patrimonial ambts vewaltung dergestaldt seyn ambt und administrirung des ambts, soc wie es imd recess enthalten und ihm angehete (wovon ihm copey ertheilet werden soll), getreu und fleißig zu verwalten.f Wie er solches jeder zeit für Ihro Königliche Majestät, dan auch Cancellario universitatis magnificentissimo, imgleichen Rectore universitatis et corpore academicog wol zu verandtworten sich getrauet, darunter auch, neben dem instrumento dotationis, die albereits verhandene, in specie den jüngst publicierten und etwa nach hinführo erfolgende visitations recesse für augen zu haben und pro norma zu halten. 3. Wirdt er zeit wehrendte bestallung dem Rectori et concilio academico auchi dehro deputatis auch jedem Professorij allen gebührenden respect erweisen und dawieder in keine wege handeln, absonderlich aber dahin sehen, daß ohne des corporis academicik vorbewust nichts veränderliches oder dem jüngsten königlichen visitation recesse und dieser seiner instruction zuwiedern lauffendes möge vorgenommen, weniger ins werck gesetzt, sondern vermittelst deßelben einwilligung alles ex dignitate et utilitate des corporis academici abgerichtet werde, maßen er dann allein an die academiae sich zu halten und von keinem irgendtwo sich turbiren zu laßen hat. h

a am Rand nachgetragen ohne eindrang undt schmälerung 1709. b die letzten zwei Wörter unterstrichen; die letzten zwei Wörter fehlen B1713, A1714, A1719. c die letzten sieben Wörter gestrichen 1709; die letzten drei Wörter fehlen A1714, A1719. d über der Zeile nachgetragen letztem königlichen visitations- 1709. e die letzten drei Wörter gestrichen 1709, fehlen B1713. f die letzten zwei Wörter gestrichen, über der Zeile nachgetragen sich zu betragen 1709, B1713; und alles zu der academie bestes undt dero patrimonial amtes nutzen, ohne alle privats absichten, sie mögen nahmen haben, wie sie wollen, zu richten und zu wenden A1714, A1719. g statt der letzten beiden Wörter concilio academico A1714, A1719. h wehrendt; verbessert 1709. i letztes Wort gestrichen 1709; fehlt A1714, A1719. j über der Zeile nachgetragen absonderlich 1709. k statt der letzten beiden Wörter, Rectoris und concilii academici A1714, A1719.

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4. Welchem nach er viertens das gesambte patrimonium universitatis dergestaldt getreu und fleißig beobachten wirdt, daß des ambts und darin belegene ackerwerck,a dorffschafften und holtzungen von alters gewöhnliche gräntzen nicht verrücket noch verringert werden mögen. Auch mitb fleiß dahin sehen, das von den benachbahrten und andern dem ambte mit jagen und schießen, vieh- und schaffdrifften auch andern oneribus et servitutibus kein eindrang geschehe, zu dem ende auch selbige bey seynem antrit als auchc hernachmahls jährlich zum öfftern bereiten und in augenschein nehmen. Wie auch 5. nunmehr ohne verzug die anstaldt machen unde auffsicht tragen, daß ein volständiges ambtsbuch gefertiget, das angefangenef continuiret, verbeßertg und darin alle deßelben pertinentien und hebungen verzeichnet, und wie dieselbe von alters conditioniret gewesen und sich anjetzo befinden auch nach dehm willen Gottes verbeßert werden möchten, beschrieben werde. So hat auch der Ambtman alzeith ein verzeichniß aller unterthanen, die pro praesenti sich befinden undt künfftig zuwachsen, auch an welchem ohrte in oder außerhalb ambts sie sich auffhalten, jeder zeit parat zu halten.i Und weil d

6. dahin alle mühe und fleiß zu richten, daß diek ackerwerckel von jahren zu jahren melioriret und die wüsten felder cultiviret werden, so wirdt er auch dahin vornemlich seine gedancken richten, solches dehnen verordeten Herren Curatoren, in ermanglung derselbenm dem corpori academico j

belegener ackerwercke 1709. b letztes Wort aus 1709 ergänzt. c die letzten sechs Wörter fehlen B1713, A1714, A1719. d gestrichen 1709; Wirdt er, da nunmehro durch Gottes gnade der friede uns wiederumb verliehen, A1714, A1719. e statt der letzten sieben Wörter Wird er die anstalt machen, und nach verliehenen frieden und ruhe im lande die B1713. f nachfolgend vorhero revidiret undt A1714, A1719. g statt des letzten Wortes nach geschehener Revision verbeßert, und auff den statum praesentem gerichtet B1713, A1714, A1719. h gestrichen 1709; statt der letzten sechs Wörter Gleichwie er auch B1713, A1714, A1719. i die letzten fünf Wörter fehlen A1714; zu machen hat A1719. j nachfolgend wenn der gütige Gott uns den landesfrieden wiederumb geschencket, dahin B1713; da der gütige Gott uns den landes-frieden wiederumb geschencket, dahin A1714. k nachfolgend durch den schädlichen krieg ruinirte B1713, A1714. l nachfolgend wiederumb, so viel immer möglich, in vorigen stande gebracht, nachgehends dieselbe B1713, A1714; statt der letzten zehn Wörter Undt weilen die ackerwercke durch Gottes gnade nach ausgestandenen krieges ruin wieder in vorigen stande sich befinden, so hat der Amtmann dahin zu sehen, daß dieselbe A1719. m die letzten sieben Wörter gestrichen 1709. a

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anhandt geben, und die daß werck zu der universitet besten anzugreiffen cooperiren helffen, außerdehm aber für sich nichts veränderliches fürnehmen.a In specie aber hat er darauff zu sehen, daß die pensionarii die ackerwercks hufen in ihren richtigen schlägen und unter mist auch gedeylicher cultur halten, auch daneben guhte obacht tragen, das keine ackerwercks oder baur zimmer deterioriret, sondern im fertigen stande erhalten, die ruinierte reficiretb und die gar herunter gerißene wieder angebauet, fürnemlich auch, das die wüsten hoffstedte von den pensionariis und bauren nicht ruiniret noch confundiret, hingegen ihre scheiden wie auch die alten acker und wiesen graben wieder auffgeräumet werden, item das keine ambts unterthanen weggebracht, weniger von ihm selbst erlaßen, sondern vielmehr die annoch wüste höfe damit besetzet und angebauet, so viel immer dieses ohne abgang der universitet casse geschehen kan und die jungen leute im ambte inc dienen angehalten werden mögen. So muß er auch 7. mitt und nebst dem Structuario dahin trachten, das alle, so woll pensiones von den pensionarien als dienstgelder und pächte von den bauren, in dehnen gesetzten terminen dem allemahl seynden Rectori Magnifico und deputatis in gegenwart des Structuarii, vermittelst des Rectoris quitung (wie dan hinführo bey einnahme der universitet revenuen keine quitung, die nicht a Structuario geschrieben und von dem allemahligen Rectore unterschrieben, gelten soll) unfehlbahr eingebracht werden. Und ist er nicht bemächtiget, jemanden ohne special bewilligung Magnifici Rectoris et concilii academici eine dilation zu gestatten, sondern es gebühret ihm vielmehr, da ein oder ander sich in erlegung des seynigen säumig erweisen würde, gestaldten sachen nach und auff des Structuarii anzeige entweder mit der pfändung wieder denselben zu verfahren oder, da solches nicht zureichend oder zu praestiren stünde, darauff mit dem Magnifico Domino Rectore und concilio academico zu communiciren.d Und als

nachfolgend sondern alle begebenheiten dem Magnifico Rectori schrifftlich anzeigen, undt darüber des concilii resolution unter des Rectoris eigenhändiger unterschrifft erwarten, insonderheit aber muß er ohne vorwißen des gantzen concilii keine höfe besetzen, auch denen unterthanen [vor sich ohne rücksprache mit dem jederzeit seyenden Rectore Magnifico A1714, A1719] keinen consens zu heyrathen geben. B1713. b nachfolgend nach undt nach gebeßert A1714, A1719. c zu 1709. d nachfolgend Wie dann auch, wann die bauren ihre noth klagen und geholffen seyn wollen, nicht gnug ist, daß sie solches dem Ambtmann anzeigen, sondern dieser ist auch schuldig, die querulantes an den Rectorem Magnificum und andere Professores zu weisen, damit ein jedweder ante concilium habendum gründlich informiret werde. B1713, A1714, A1719. a

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8. insonderheit auch dahin die absicht zu richten,a daß die pensiones soweit treulichb zu der universitet besten mögen verhöhet werden. Und muß also der Ambtman, wan die alten contracte zu ende lauffen, der universität an die handt geben, wie derselben vortheil bey auffrichtung des neuen contracts zu erreichen.c 9. Was nun sowoll für jetzo als ins künfftige solcher gestaldt an einkommen und intraden jährlich zu heben, daß soll folgender gestaldt ad cassam academiae gebracht werden, daß der bestaldte Ambtman dehnen pensionariis und bauren einen mit dem Rectore und Structuariod berahmten gewißen tag in Greiffswald, daran sie bey dem Magnifico Domino Rectore erscheinen und die in contractue befindliche summe baar einbringen sollen, zum wenigsten 14 tage vorhero ansagen und notificiren, darauff, nach einhalt des visitations reces für die gelder erleget, selbige in die cassa gebracht und darüber, wie §7 enthalten, quitiret werden soll. Der Ambtman aber soll nicht bemächtiget seyn, von den pensionariis und anderen debitoribus daß geringste an geldt, vieh oder korn in bezahlung anzunehmen. 10. Weil aber zu der universitet intraden beßern verwahrung nach inhalt des jüngstenf visitations recesses 2 mit eysen beschlagene laden eingerichtet und in der einen als ordinair cassa die jenigen revenuen des ambts Eldena wie auch andere hebungen, pächte und zinsen zu legen, welche, nachdem aller Professorum und bedienten salaria und locaria respective abgetragen und die communitet bezahlet, als den noch übrig bleiben; in der zweyten aberg alß extraordinairen cassa, die neglecten, piae collationes, ambtsstatt nachfolgend wie weit die pensiones von denen ruinirten ackerwerken, worüber die getroffene contracte annoch nicht abgelauffen, zu reduciren, diejenige aber, worüber die contracte zu ende und auffs neue abzufaßen sind, zu der universität bestem undt auffnehmen recht einzurichten, auch künfftig zu erhöhen seyn, so muß der Herr Ambtmann solcher ackerwerke sich genau erkundigen, und alß dann an die hand legen, wie der universität vortheil hiebei auff alle weise zu erreichen sey B1713, A1714. b thunlich 1709. c Neufassung Punkt 8 Nach wieder erlangten frieden, welchen der große Gott beständig seyn laßen wolle, pensionarii die behandelte pension nach einhalt ihrer contracte völlig entrichten sollen, so hat der Herr Amtmann dahin zu sehen, daß dieselbe jährlich richtig erleget und wenn die contracte zu ende lauffen, zu der universität besten verhöhet werden mögen. Zu welchen ende er solcher ackerwercke sich genau erkundigen und alsdann an die hand legen muß, wie der universität vorthel auf alle weise hiebey zu erreichen sey. A1719. d statt der letzten drei Wörter Structuario mit vorwißen des Herrn Magnifici Rectoris B1713. e contractus B1703. f letztern B1713, A1714, A1719. g über der Zeile nachgetragen. a

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brüche, alte nachstehende pächte und zinsen, wan sie einkommen, geleget werden sollen. So seynd sothane beyde laden im dem hause des jederzeit seynden Magnifici Rectoris nieder zu setzen und unter 3 differenten schlößern zu verwahren. Zu dem einen schloße hat Magnificus Dominus Rector, zu dem 2ten der Ambtman und zu dem 3ten der Structuarius seinen schlüßel, so das, wan alle halbe jahrea in jede lade die gehöhrigen gelder zu legen, solches in aller 3en beyseyn, nebst einen zettell, auff welchen die summa des hinein zu legenden, und woher solches, verzeichnet, zu verrichten, und auch dergestaldtb wieder heraus zu nehmen, zu welchem ende der Ambtman sich jedesmahl in der stadt unaußbleiblich einfinden wirdt. 11. Würden contributiones oder andere landes onera fürkommen, so daß patrimonium universitatis betreffen, hat der Ambtman solches dem Herrn Magnifico Rectori in zeiten zu notificiren und nebst dem corpore academico mit fleiß dahin zu sehen, daß dieselbe vermöge Ihro Königlichen Majestät unsers allergnädigsten Königes und Herrn jüngst ertheileter resolution bey der königlichen regierung in totum, wie darin enthalten, verbehten, daß solches aber über alles verhoffen nicht zu erhalten, dem ambte nicht mehr als justa proportio,c nach maßgebung der steur-edicten, welche fleißig observiretd und beygelegt werden müßen, zugetheilet, selbiges auch hinwieder unter sämbtliche angehöhrige ohne jenigene respect gleichmäßig vertheilet und colligiret, auch dabey der neben modus und, was die einliger zu geben schuldig beobachtet und wieder gegen quitung außgezahlet werde, immaßen darüber richtige vergleichnißenf zu verfertigen und jedes mahl zu extradireng ihm gebühret. In specie hat der Ambtman dieses zu beobachten, daß so baldt eine neben modie oder allgemeine kopf- oder vieh steur gekündiget worden, er eine richtige designation aller unter solchem steur edict begriffenen contribuenten, undt was, wo von und wie viel einjeder derselben nach dem steur patent zu contribuiren schuldig sey, zeitig verfertigen und solche designation dem Magnifico Domino Rectori einliefern, und wie weit ein oder ander contribuent einer moderation fähig sey, anzeigen, ehe und bevor sothanes steur edict zur collectirung und execution verfüget werde.

nachfolgend oder der nothdurfft nach alle viertel jahre A1714, A1719. b das geldt 1709. c statt der letzten 38 Wörter nicht weiter alß nach proportion A1719. d asserviret 1709. e einigen 1709. f verzeichniße 1709. g die letzten vier Wörter gestrichen, am Rand nachgetragen und durchgestrichen jährlich nebst extradition des landkasten und quitungen coram Magnifico Domino Rectore et deputatis auf erfodern rechnung abzulegen 1709. a

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12. Solten einige paßfuhren, jagten oder andere beschwerden daß ambt treffen, hat der Ambtman gleicher gestaldt dahin zu sehen, daß solches Ihro Königlichen Majestät allergnädigsten resolution zufolge abgewendet oder, da es nicht thunlich, gleichmäßig getragen und einer für dem andern nicht graviret, auch die march ordnung nicht excediret werde. Und damit in den steuren so viel beßer richtigkeit seyn möge, hat er fordersahmbst ins werck zu richten, daß in jedem dorffe 2 steurbücher gehalten werden, in deren einem die hufen steuren, in dem andern aber die kopf- und viehsteurena zu quitiren, mit benennung des steur edicti, nach welchem die steur ist bezahlet und eingehoben worden. Der Herr Ambtman aber selbsten hält auch für sich gute, richtige steur register, welche er alle jahrb dem Rectori zur beleuchtung und examination einliefern und mit des landt kastens oder districts collectoris oder executorisc quitung belegen muß. 13. Als auch sehr viel daran gelegen, daß der zustandt des ambts öffters erkündiget und gegenwertig lustriret werde, damit die gebäude und angewandte einrichtungs kosten nicht verringert oder vergeblich angewendet seyn mögen, die unterthanen daß ihrige nicht versäumen und durch faulheit verschlimmern oder sonst anderer gestaldt schade und ungelegenheit der universitet zuwachsen möge, so wirdt der universitet Ambtman solches erheischender nohtdurfft nach werckstellig machen,d auch deßwegen, so offt es nöhtig, bericht und erinnerung abstaten. 14. Auff alle etwa fürgehende unordnungen bey hochzeiten, kindtauffen, begräbnißen und andern begebenheiten wirdt er fleißig und genau auffmercken und solchem unwesen der gebühr steuren, auch diejenigen, so excediren, ohn ansehen der persohn straffen.

die letzten neun Wörter fehlen B1713, A1714, A1719. b am Rand nachgetragen auff neujahr 1709. c am Rand nachgetragen auch so viel das magazin-korn betrifft mit des Proviantmeisters 1709. d statt der letzten sechs Wörter bemühet seyn, so oft es nur geschehen kan, jährlich [wenigsten 2 mahl A1714; 2 mahl A1719] das ambt in augenschein zu nehmen, und aller ümbstände sich zu erkundigen B1713. a

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15. Auff die höltzung wirdt er dergleichen fleissige auffsicht tragen, daßa 1 keine fruchttragende oder andere nutzbahre bäume ohne der universitet consens und außgegebene zettelb gefället, die weiche höltzung aber, da jetz und die anstaldt gemachet worden, daß zu der Professoren deputat holtz einige unnütze bäume gefället und in faden geschlagen werden sollen, vor der handt geschonet und nachgehendtsc dergestaldt in gewiße hauwe2 und kaveln3 geleget und vertheilet werde, daßd jährlich zu den ambts intraden etwas, so viel über der Herren Professorene deputat holtz zu entrahten, welches er ihnen zu rechter zeit wirdt anführen laßen, mit consens des Magnifici Rectorisf verkaufft werden möge, dehro halben die HoltzVoigte dahin anzuhalten,g das sie fleissige acht haben, damit hinführo die bauren oder andere kein holtz heimlich entwenden mögen, auch beydes des Ambtmans eigens und der bauren vieh zu schonung der jungen laden, alda in die höltzung nicht komme.h Der alte grabe ümb das eldenawsche holtz muß nach und nach wieder auffgegraben und die schlagbäume müßen an den 3 einfahrts öhrtern wieder gemachet werden.i Die Höltzung statt der letzten zehn Wörter Was die höltzung betrifft, gibt wol leyder! der augenschein, daß dieselbe bey dieser krieges-zeit dermaßen ruiniret sey, daß der schade fast so unermeß- als ersetzlich ist, dahero der Ambtmann sich dahin höchstens befleißigen muß, daß auff alle weise die verwüstung des holtzes, insonderheit bey noch gegenwärtiger krieges zeit [die letzten sechs Wörter fehlen A1714, A1719], abgewendet werde, wozu er dann auch von der universität auf geschehene denunciation alle mögliche assistence zu gewarten hat. Nachgehends wird er dahin sich bemühen, daß die höltzung von dem telg- und kröp-holtz (siehe Anm. 1 auf dieser Seite), so in nicht geringer menge darin befindlich, und dem auffwuchs des jungen holtzes sehr hinder- und schädlich ist, geseubert und auffs restirende deputatholtz in der stadt an die universität geliefert werde, in so weit es nimmer bey dieser saat-zeit, die aller mögligkeit nach auch wirdt zu besorgen seyn, thunlich und die umbstände derer unterthanen solches zugeben können. [die letzten 64 Wörter fehlen A1719] Wie er auch ferner dahin fleißige aufsicht hat, daß, da das holtz durchgehends höchstens in acht zu nehmen und zu verschonen ist B1713; statt der letzten 62 Wörter werde A1714. b statt der letzten zwei Wörter Herrn Magnifici Rectoris assignation und bewilligung B1713, A1714, A1719. c die letzten 29 Wörter gestrichen 1709. d wo es nunmehro möglich seyn kan B1713. e die letzten drei Wörter gestrichen, das jährlich an der universität zu liefernde B1713. f über der Zeile nachgetragen et concilii 1709; et concilii academici B1713; fehlt A1714. g über der Zeile nachgetragen und wärter 1709; statt der letzten 39 Wörter dannenhero die Holtz-Voigde undt wärter dahin anhält A1714, A1719. h nachfolgend Damit aber der Herr Ambtmann ihm dieses umbsoviel mehr angelegen seyn lassen könne, so wird er nicht säumen, das holtz überal mit denen Voigden wie auch dem Amts Notario, der das protocoll darüber zu machen hat, nebst denen Schultzen des amts in augenschein zu nehmen, und darauf seine messures bestmögligst einzurichten. B1713, A1714, A1719. i nachfolgend und also die höltzung in genauer verwahrung gebracht werden. B1713, A1714, A1719. a

1 (zu

Anm. a) Als Telg- und Kröpholz bezeichnete man Brennholz aus Baumkronen und Ästen. Vgl. Dähnert 1781, S. 256, 486. 2 Haue (od. Heue) sind festgelegte Räume für den Einschlag. Vgl. Dähnert 1781, S. 178f. 3 Kawel ist die Abteilung einer Hölzung, wie sie nacheinander zum Einschlag kommt und genutzt werden soll. Vgl. Dähnert 1781, S. 222.

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auff dem scharffen ohrte muß nicht weiter verwüstet werden.a An dehnen ohrten, wo alte eichen weggehauen werden, müßen junge pahten von den bäumen wieder hingesetzet und woll verwahret werden. Insonderheit muß dieses auff dem Kooß beobachtet werden, daß die dortigen coloni junge eichen setzen, und daß holtz alda mit ihrem vieh nicht betreiben. Wan die bauren das auff ihren hufen gewachsene holtz verkauffen wollen, hat der Ambtman sich nach dehm neulichb gedrücktem holtz placat zu richten, jedoch mit dieser erinnerung, daßc dehnen Professoribus zufoderst daß holtz, welches die baurend zuläßig verkauffen können, für andern für feilen kauffe angebohten werde, zu welchem ende die Holtz Voigte undt Landtreiter die höfe fleißig besichtigen, und wan daselbst holtz befindtlich, es dem Herrn Ambtman anzeigen müßen, der es wieder dem Magnifico Domino Rectori hinterbringen wirdt, damit dieser es dehnen andern Herren Professoribus notificiren könne. f 16. Daß die feldt und mühlen graben, item die mühlen teiche zu Kembtz, papier mühle,g auch daß walck mühlen waßer in Niendorff von gesambten ambts gehöhrigenh auffgeräumet und eröffnet, wie auch die scheiden und gräntzen mittelst zuziehung annoch lebendt alter baurs leute gezogen und beschrieben werden, wirdt er zu beobachten sich angelegen seyn laßen. Und zwar insonderheit da die neue landtmeßungs charten über das ambt Eldena angelanget seyn werden, alsdan er zu befodern hat,i daß die gräntzen mit den benachbahrten, woselbst sie nicht kenlich seyn, bezogen und kennlich gemachet werden. Zu beobachtung alles vorstehenden, wie auch die landt-wege, demme, brücken und schlagbäume, in specie zu Kötenhagen, Grubenhagen, Levenhagen und Nienkercken in guhtem stande zu halten, ist nöhtig, daß er daß ambt öffters, zum wenigsten alle jahre einmahl,j durchfahrn und alles selbst in augenschein nehme, auch statt des letzten Satzes Der so genandte scharffe ort, was noch etwas holtz daselbst übrig ist, wird gleichfals in acht zu nehmen seyn, damit er nicht gantz undt gar verwüstet werde. B1713, A1714, A1719. b letztes Wort gestrichen, über der Zeile nachgetragen vor etlichen jahren 1709; jüngst B1713, A1714; letzteren A1719. c nachfolgend kein fuder ohne des Rectoris schrifftlichen consens passirt, und A1714. d am Rand nachgetragen von ihren höfen und hufen 1709. e statt des letzten Wortes markgängigen preiß A1714, A1719. f nachfolgend Auch ist der Herr Ambtmann schuldig, alles holtz, welches so wol von frembden alß unterthanen ohne vorbewust [und assignation A1714, A1719] des Magnifici Rectoris und concilii academici gehohlet wird, so fort zu confisciren, und das selbe dem Rectori et concilio zur freyen disposition zuzuschicken. B1713, A1714, A1719. g zu Kemitzerhagen B1713, A1714, A1719. h nachfolgend so bald es füglich geschehn kan B1713, A1714, A1719. i statt der letzten acht Wörter vorhanden seyn, hat er zu befodern 1709; vorhanden sind, zu befordern A1719; statt der letzten 16 Wörter so bald da die neue landt meßungs charten über das ambt Eldena vorhanden seyn, hat er zu befodern B1713, A1714. j ein paar mahl A1714, A1719. a

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dahin sehe, daß die graben bey den dämmen und wegen, welche die bauren mit ihren viehe zugetrieben haben, von denselben wieder eröffnet werden. 17. Die jurisdictionalia betreffendt, so verbleibet zwar dem Ambtman der dienstzwang und bestraffung des ungehohrsahms, wan aber andere excessen, als scheltworte, schlägereyen, diebstal und dergleichen, wobey eine untersuchung von nöhten, vorkommen, ist jedes mahl ein volständiges ambts gericht, in welchen der Syndicus im nahmen der universitet die direction führet, in gegenwart und beyseyn des Ambtmans und Ambts Notarii, dema zugleich daß protocollum zu halten anbefohlen, entweder daraußen auff dem ambts hofe oder, wan es dorten sonder unkosten und beschwerde nicht geschehen kan, hie in der stadt zu halten, und von dem Ambtman, was rechtens befunden und gesprochen wirdt, zu exequiren. Wan aber große excesse undt laster, so an leib, leben und ehre, oder mit einer großen geldt buße zu bestraffen, oder wichtige zweiffelb haffte civil sachen über 100 guldenc sich belauffendt vorfallen, bleibt die erkäntniß der universitet und hat der Syndicus alsdan die inquisitions acten und protocollum dem Rectori Magnifico einzusenden, der solche dem Decano facultatis juridicae überreichet, von der facultet urtheil und bescheidt ohne entgeldt erholet, urtheil publiciren und legaliter exequiren läßet. 18. Die brüche und geldt straffen, so dabey gehoben werden, seindt nach abzuge der nöhtigen kosten in die universitet cassa zu liefern. Von unterthanen aber geldt straffen, als wodurch sie nur geschwächet werden, zu erheben ist nicht diensahm angesehen, sondern dieselben müßen nach ihrem verbrechen mit dem leibe büßen, es sey dan, daß sie selbst sich dazu erbiehten, und die geldt straffe ohne ihren verderb entrichten zu können, befunden worden. 19. Wan einige gebäude bey der universitet zu repariren, wirdt der Ambtman mittelst vorwißen und bewilligung des corporis academici den vorschlag, statt der letzten drei Wörter Structuarii, welcher nach dem königlichen visitations-recess alß Ambts-Notarius B1713, A1714, A1719. b zeiffel B1703. c oder 50 gulden B1713, A1714, A1719.

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Instruktionen für den Amtmann auf Eldena (1703)

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was dazu erfodert wirdt, mit dem Structuario machen und, daß solches zu der universitet besten auffs leidtlichste verrichtet werde, beschaffen helffen. Wan aber im ambte gebauet wirdt, muß er selber zusehen, daß die zimmer guht gemachet und mit steinen wolverwahret, auch an die rechten bequemen öhrter und stellen gesetzet werden. 20. Dafern auch schließlich universitas mittelst einrahten und consens der jederzeit verordneten Curatoren dieses ambts ihm würde resigniren, soll und will er nach vorgegangener zeitigen notification sich deßen und zu gleich der reservatorum gern und willig begeben. Hergegen stehet ihm auch frey, wan ihm zu resignation seines dienstes von der universitet gnugsahme erweißliche ursache über hoffen gegeben werden solten, solche resignation bey zeiten zu thun und darauff seine dimission zu erwarten.a Im übrigen wirdt der Herr Ambtman mit dem allezeit seynden Rectoreb fleißig darüber conferiren, was zur volstreckung dieser seiner instruction noch weiter als darinnen enthalten, möchte beygetragen werden können.c Zu dem ende dan auch ein exemplar dieser instruction zu des Rectoris nachricht bey vorkommenden fällen in der rectorat lade soll asseriret werden. Uhrkündtlich unter der löblichen universität insiegel geben Greiffswald, den 20. Decembris 1703d

Art. 20. bis hierhin gestrichen, Marginalie Haec videntur omittenda tamquam vocationi jam inserta 1709; Muß der Amtmann dahin sehen, daß die bauren nicht nach ihren belieben von denen kauffleuten, welchen sie zufahrn, auff die höfe oder sonsten vor sich geld aufnehmen, sondern es sol dieses mit vorwissen des Herrn Magnifici Rectoris, concilii und Ambtmanns geschehen. B1713, A1714, A1719. b bey welchem er wochentlich ordinarie, undt so offt er sonsten gefordert wird, erscheinen muß A1714, A1719. c statt der letzten neun Wörter welche universitas vorkommenden umbständen nach, zu mindern oder zu mehren, ihr vorbehält, beiträglich undt beforderlich seyn könne A1714, A1719. d 27. Junii 1709 B1(1703), verbessert nach B2 bis B4 (1703). Statt der letzten drei Wörter 2. Maii anno 1713 B1713; 31. Augusti anno 1719 A1719; 14. Aprilis anno 1714. Würffel, hoc tempore Rector. A1714. a

328

Rang und Vollmachten des Prokanzlers (1704)

60. 1704 Februar 22, Heilsberg Der schwedische König Karl XII. stattet Johann Friedrich Mayer mit dem Rang und der Autorität aus, welche die Prokanzler an schwedischen Universitäten genießen B1 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Riksregistraturet B 635 (1704), fol. 488v–491v, 7 Seiten; Format 343x224 mm. Die Resolution Königin Christinas über die künftige Verwaltung der Universität von 1653 (Nr. 7) hatte bereits das eigenständige Amt des Prokanzlers vorgesehen, ohne dass es aber in den folgenden Jahren tatsächlich besetzt worden wäre.1 Erst die Interimsverordnung des Kanzlers von 1702 (Nr. 49) hat dem Prokanzler umfangreiche Vollmachten zugewiesen, die weit über die an deutschen Universitäten übliche Erteilung der Licentia bei Promotionen hinausging. Eingerichtet wurde das Amt des Prokanzlers allerdings erst durch die Instruktion für den Kanzler von 1702 (Nr. 54). Danach sollte der Prokanzler zwar als ständiger Vertreter des Kanzlers mit weitgehenden Kontrollrechten gegenüber der Universität agieren, aber seine Vollmachten waren beschränkt. Der Kanzler ernannte spätestens 1703 den Generalsuperintendenten Johann Friedrich Mayer2 zum Prokanzler, der sich in der Folge um die Anerkennung und Ausweitung seiner Vollmachten bemühte.3 Der vorliegenden Verordnung, dass Mayer hinsichtlich myndighet och anseende den Prokanzlern der schwedischen Universitäten gleichzustellen sei,4 ließ der Kanzler ein schroffes Reskript ähnlichen Inhalts an die Universität folgen.5 Den Ansprüchen des Prokanzlers, einen Rang vor dem Rektor einzunehmen, widersetzte sich das Konzil allerdings vehement.6 Mit einem erneuten Versuch, sich die besonderen Vorrechte schwedischer Prokanzler durch den König bestätigen zu lassen, scheiterte Mayer 1705.7 Seit dieser Zeit ist der jeweilige Generalsuperintendent auch ständiger ProBalthasar meint, dass nach 1653 J. Oxenstierna durch Johan Nicodemie Lillieström als procancellarius perpetuus vertreten worden wäre. Lillieström hat diese Vertretung aber eher als Kurator der Universität wahrgenommen. Vgl. Balthasar I/1760, S. 773. 2 Johann Friedrich Mayer (1650–1712): seit 1702 Generalsuperintendent, zudem Professor für Theologie und seit 1704 ständiger Prokanzler. Vgl. Alvermann 2007b, S. 77–82. DBE VII/1999, S. 8. 3 Zur Amtsführung Mayers vgl. Seth 1956, S. 111. 4 Zu den schwedischen Prokanzlern vgl. z. B. Annerstedt II/1909, S. 23f. 5 Kanzler an die Universität v. 28. April 1704, LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 132r, daß der König den Ober Kirchen Rath und General Superintendenten Herrn Doctor Johann Friederich Mayern alle diejenige würde und authorität, welche Ihro Königliche Majestät denen schwedischen Procancellariis conferiret ebenmäßig genießen, und ihn dafür erkennen zu laßen. So haben wir dem Herrn Rectori und concilio academico mittelß diesem behörige ouverture davon geben und an dieselbe gesinnen wollen, sich hinführo solches zur nachricht zu stellen, und dem hohen königlichen befehl in diesem stücke bey allen begebenheiten gebührende schuldigste parition zu leisten. 6 Vgl. Balthasar I/1760, S. 774 (Anm. 754) und UAG Altes Rektorat St. 63, fol. 36r–117v. 7 Resolution Karls XII. auf die Beschwerden J. F. Mayers (Forts.)

1

Rang und Vollmachten des Prokanzlers (1704)

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kanzler der Universität gewesen, der allerdings nur während der feierlichen Promotionen den besonderen Rang als Stellvertreter des Kanzlers vor dem Rektor beanspruchen konnte.

Till pommerske regieringen att maintinera Doctor Meyer vid den honom utlåfvade löhnen och rangen.a 1 Vy Carl2 etc. Vår ynnest och nådige benägenhet etc. Hos oss besvärar sig General Superintendenten i Pommernb Doctor Johan Friederich Meyer underdånigst, det han intet richtigt får åtniuta den åhrlige löhnen man honom har tillsagt, då han resolverade sig att antaga General Superintendentens embetet och sedan att I intet ännu hafve fullbordat den utlofvade reparationen med dess wånhus, medelst tienlige rums apterande för dess bibliotheque och någre studenter ey heller godgiort honom de tillsagde 100 riksdaler åhrligen till en Secreterares eller Bibliothecarie aflöhning, anhållandes hanc underdånigst, att vy i nåder tächtes beordra Eder icke allenast att låta honom utan vidare hinder och upskåf åtniuta, hvad i förberörde måtto är blefvit utfäst, utan och för det öfrige maintinera honom uti dess embetes förrättningar emot de illwilliande och motsträfvige. Nu som vår nådige villie är att bemelte General Superintendent icke allenast skall blifva handhafd vid alle de vilckor och förmohner man der Bearbeiter des Dokuments wurde in der Reichsregistratur neben dem Briefkopf genannt Carl Piper (siehe Anm. 1 auf dieser Seite). b die letzten zwei Wörter über der Zeile nachgetragen. c über der Zeile nachgetragen. a

(Forts. v. Anm. 7 auf S. 328) v. 8. August 1705, RAS Riksregistraturet B 639 (1705), fol. 756r–762r. Eine zeitgenössische deutsche Übersetzung findet sich in UAG Ms Palthen Nr. 10. Darin heißt es hinsichtlich des Prokanzellariats Und als auch der Oberkirchen Raht und General Superintendent unterthänigst anhält, bey eben derselben macht, welche andern Procancellariis bey unsern reichs-academien zustehet, mainteniret zu werden, damit nicht nur eine genaue auffsicht auff die observance des visitations-recesses haben, sondern auch andere actus und consilia, so zu der academie ansehen und aufflauff dienlich, bewerckstelligen könne. So finden Ihro Königliche Majestät billig, sich darauff also in gnaden zu erklähren, da der Cancellarius Academiae so woll als der Procancellarius mit instructionen versehen sind, worin verordnet, daß alles mit dem concilio academico solle überleget und berahtschlaget werden. So hat der Oberkirchen Raht und General Superintendent an seinen ohrt sothane instruction ihm zu behöriger nachricht zu stellen, und wird derselbe keinen unbilligen hinder- und wiederstandt finden, wan er einige actus an handt legen kan, so zu der academie wollfahrt und auffkommen würcklich gereichen. 1 Carl Piper (1647–1716): Beamter im Kanzleikollegium, seit 1697 Königlicher Rat und Staatsrat, während des Großen Nordischen Krieges Chef der Feldkanzlei Karls XII. Vgl. SMK VI/1949, S. 129f. 2 Karl XII. (1682– 1718): König von Schweden (1697–1718).

330

Zensur theologischer Schriften (1704)

honom har tillsagt innan han resolverade sig att antaga detta embetet, utan och vid den heder och rang, som honom en gång är blefven tillagd, så, ledes att man uti alt låter honom åtniuta till godo hvad dess antecessorer i embetet för honom hafva åtniutit samt att vid Procancellarii embetet honom lemnas all den myndighet och anseende, som Procancellarierne vid andre våre academier äga och exercera; effter som vy jämväll för det öfrige ingalunda vele att bemelte General Superintendent uti dess embetes behörige förrättande af någon skall blifva turberat eller förolempat, utan att honom fast mehra till dess maintien bevises alt skiäligit och efftertryckeligit bistånd och handräckning, samt de gensträfvige och olydige med behörig näpst blifva ansedde och bemötte; ibland hvilcka som vy billigt räckna concipienten af den anstötelige och injuriense skrifften emot mehrbemelte Doctor Meyer hvaruti utsprides en hop nerslige och obevyslige beskyllningar af en benämd Lothsack, så hafve I med bemelte skrifft så väll som authoren att förfara effter rättvisan, och brottets svärhet. Ty är här med till Eder vår nådige villie och befallning, att I å Eder ort ställe Eder så det ena som det andra till underdånig rättelsse och effterlefnad. Och vy befalle Eder Gud alssmächtig etc. Carolus. 61. 1704 April 19, Stettin Der Kanzler verbietet den Druck theologischer Schriften ohne vorherige Zensur durch den Prokanzler und Generalsuperintendenten A – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 126–127, Einblattdruck; Format 380x326 mm; – das Gleiche: Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 273, fol. 2. Schon in der ersten bekannten Bestallung der Universität für den akademischen Buchdrucker von 1590 war festgehalten worden, dieser solle nichts trucken oder zu trucken annemen, es sei dan zuvor dem Hern Decano facultatis pro tempore nach gelegenheit und underscheidt der materien zu ubersehen und indiciren fur sich oder mit der gantzen facultat zugestellet und von dem selben unterschrieben worden.1 1 UAG Altes Rektorat St. 210, fol. 18r–21v, hier fol. 20v. 1637 ist ein Drucker wegen Verstoßes gegen diese Ordnung verurteilt worden: Typographus, eo quod sine censura theologica typis expresserat concionem exulis cuiusdam, damnatus est in 15 imperiales. Sed nondum exsolvit. Siehe Friedländer I/1893, S. 564.

Zensur theologischer Schriften (1704)

331

In der Regel übten die Dekane der Fakultäten die Zensur auch aus.1 1623 bestätigte Herzog Philipp Julius diese Vorschrift.2 Der Visitationsrezess von 1702 (vgl. Nr. 51, S. 268) griff die Frage der Zensur erneut auf. Hier wurde die Veröffentlichung von Schriften im Druck mit dem suffragium facultatis, also dem Zustimmungsvermerk der Fakultät, nur gestattet, wenn auch tatsächlich die Mehrheit der Fakutltätsmitglieder zugestimmt hatte. Die Bestimmung richtete sich gegen den eingerissenen Brauch, die Druckgenehmigung auch ohne Konsens der Mehrheit zu erteilen oder die Zensur ganz zu unterlassen. Das Reskript des Kanzlers Jürgen von Mellin3 hatte allerdings weniger das allgemeine Zensurrecht der Fakultäten, als eine Stärkung des Generalsuperintendenten und Prokanzlers Johann Friedrich Mayer4 im Sinne, der schließlich auch die Zensur der Rektoratsprogramme beanspruchte, mit dieser Forderung jedoch scheiterte.5 Eine ausdrückliche Erneuerung der Vorschriften zur Zensur akademischer Schriften erfolgte erst 1724. Die Einbindung des Plakats in der Handschrift hat zu Textverlusten im Falz geführt. Es trägt den Dorsualvermerk: Daß candidati theologiae ohne censur nicht drucken laßen sollen.

Von Ihro Koeniglichen Mayestaet zu Schweden / etc. zum Pommerschen ESTAT verordnete GENERAL-Staathalter und Regierung. Demnach man einige Zeithero wahrgenommen was gestalt verschiedene Geistliche auch andere Personen / insonderheit die Candidati Theologiae hiesiger Lande sich unterfangen / Disputationes, oder was sie sonst in Theologischen Sachen geschrieben und verfertiget / ohn vorher gehende Censur, entweder hier oder anderswo drucken zu lassen und heraus zu geben; Ein solche[s] [ab]er denen hiebevor deßfalls ergangenen Verordnungen allerdings entgegen / auch zu vielen Neuerungen und andern ueblen Consequentien nicht wenig Anlaß geben kan: So haben Seine HochGraeffliche Excellence und die Koenigliche Regierung der Nohtdurfft befunden / solches schaedliche Vornehmen der Candidatorum Theologiae und anderer mittelst publicirung gegenwertigen Patents ernstlich zu inhibiren und zu untersagen / mit dem ausdruecklichen Befehl / daß niemand / wer er auch sey / so wol Geistliche als andere Personen / sich unterstehen sollen / einige Disputationes, Theses oder an[dere] Scripta Theologica, entweder allhier oder ausserhalb Landes zum Druck zu bringen und zu befordern / er habe denn selbige vorhero dem Geistlichen Consistorio zu Greiffswald / und insonderheit dessen Praesidi, dem Herrn ProCanVgl. bspw. Bd. I/Nr. 10 (S. 152), Nr. 43 (S. 377). 2 Kosegarten II/1856, Nr. 161, S. 135. Dähnert II/1767, S. 839. 3 Jürgen von Mellin (1633–1713): Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern (1698–1711), Kanzler der Universität (1699–1713). Vgl. DBE 4 Johann Friedrich Mayer (1650–1712): seit 1702 GeneralsuperVII/1999, S. 54. intendent, zudem Professor für Theologie und seit 1704 ständiger Prokanzler. Vgl. Alvermann 2007b, S. 77–82. DBE VII/1999, S. 8. 5 UAG Altes Rektorat R 1409 und St. 274. 1

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Verbot von Ämterkombinationen (1704)

cellario und General-Superintendenten offeriret und der Censur unterworffen / so lieb einem jeden ist Obrigkeitliches scharffes Einsehen / und unausbleibliche [Beah]ndung zu entgehen; Gestalt auch denen Buchdruckern dieser Koeniglichen Province hiemit alles Ernstes / und bey Verm[eydun]g exemplarischer Bestraffung injungiret und anbefohlen wird / nicht das geringste von Theologischen Sachen anzu-nehmen und zu drucken / wofern ihnen nicht ein genugsamer Schein / daß solches oberwehnter massen censuriret und zum Druck zu geben zulassen sey / zugleich dabey eingereichet wird; Als wornach sich dieselbe / auch alle und jede / die es angehet / zu [ach]ten / und fuer Ungelegenheit in diesem Stueck fuerzusehen haben. Datum Stettin, den 19. Aprilis Anno 1704. (Loco sigilli) Juergen Mellin1 Mueller von der Luehne,2 Vilhelm Klinckowstroem,3 Christoph Jaeger,4 Bogislaw Schwallenberg,5 Magnus Lagerstroem,6 Carl Lilliestroem.7 62. 1704 Mai 30, Heilsberg Der schwedische König Karl XII. verbietet die Verbindung von Professuren mit Adjunkturen höherer Fakultäten a. B1 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Riksregistraturet B 635 (1704), fol. 483v–485r, 4 Seiten; Format 343x224 mm. B2 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 154, fol. 42r/v und 45r/v, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 340x204mm. b. B1 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 154, fol. 43r– 44v, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 325x193mm. 1 Jürgen von Mellin (1633–1713): siehe Anm. 3 auf S. 331. 2 Karl Leonhard Müller von der Lühne (1643–1707): Oberst des „Änkedrottningens Lifregemente“ in Stettin. Vgl. Tessin 1967, S. 275–278. 3 Otto Wilhelm Klinckowström (1683–1731): seit 1715 Sekretär der Königlichen Kanzlei (tyska expedition), seit 1726 Kanzleirat. Vgl. SMK IV/1948, S. 278. 4 Bernhard Christoph von Jäger (1648–1707): Regierungsrat für SchwedischPommern. Vgl. Lange 1898, S. 157. Jörn 2007, S. 175. 5 Bogislaw Schwallenberg († 1704): seit 1682 Archivar am Wolgaster Hofgericht. Vgl. Jörn 2007, S. 268. 6 Magnus Lagerström (1666–1736): Regierungsrat in Schwedisch-Pommern. 1691 geadelt, trug vorher den Namen Laurin. Vgl. SMK IV/1948, S. 494. 7 Carl Adolph Lillieström († 1706): Referendar am Greifswalder Hofgericht (1674–1697), Assessor daselbst (1697–1704). Vgl. SAÄ IV/1928, S. 777. Jörn 2007, S. 266, S. 334.

Verbot von Ämterkombinationen (1704)

333

Nach den Bestimmungen des Visitationsrezesses von 1702 (Nr. 51, S. 264) sollten an jeder Fakultät ein, höchstens zwei Adjunkten angenommen werden. Die Anweisung des Königs an den Kanzler führte dazu noch aus, dass keine Extraordinarien mehr angenommen, folglich der charakter gänzlich abgeschaffet seyn sollte.1 Brandanus Heinrich Gebhardi2 war 1686 als Ordinarius an die Philosophische Fakultät berufen worden und hatte 1699 vom Kanzler ein theologisches Extraordinariat erhalten,3 das 1701 in ein Ordinariat umgewandelt wurde. Da der Visitationsrezess von 1702 die Ordinariate der Theologischen Fakultät auf drei begrenzt hatte, musste Gebhardi zurücktreten und erhielt stattdessen am 11. April 1704 die Adjunktur. Auf die neuerliche Verzichtsforderung verschleppte die Universität die Angelegenheit. Im März 1705 erhielt er dann das nächste vakante theologische Ordinariat.4 Erst danach wurde Gebhardis Ordinariat an der Philosophischen Fakultät neu besetzt.5 Eine Kombination von Ordinariat und Extraordinariat war in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts nicht ungewöhnlich.6 Das königliche Verbot solcher Ämterkombinationen präzisierte jedoch die Bestimmungen des Visitationsrezesses und machte dieser Praxis für die Zukunft ein Ende. Der Text liegt in zwei zeitgenössischen Abschriften in schwedischer (a.) und deutscher (b.) Sprache vor. Der schwedische Text wurde in der Regierungskanzlei in Stettin ins Deutsche übertragen.

a. Till kongliga Rådet, Grefve Jürgen Mellin,7 angående tvenne adjuncturer vid academien y Gripswalde.a 8 Carl9 etc. Vår synnerlige ynnest och nådige benägenhet med Gud allzmechtig;b trooman, vår Råd, Herr Grefve, Feltmarskalck och General Gouverneur, så der Bearbeiter des Dokuments wurde in der Reichsregistratur neben dem Briefkopf genannt Carl Piper (siehe Anm. 8). b statt der letzten sieben Wörter etc.; aus B2 ergänzt.

a

1 Königliches

Reskript an den Kanzler v. 20. Mai 1702. Siehe Dähnert II/1767, S. 940– 942, hier S. 941. 2 Brandanus Heinrich Gebhardi (1657–1729): seit 1686 Professor orientalium, seit 1699 Extraordinarius für Theologie und 1701/02 bzw. 1705 Ordinarius, 1716 auch Vize-Generalsuperintendent. Vgl. ADB VIII/1878, S. 481f. Lother 1925, S. 16–23. Kosegarten I/1857, S. 269, S. 278. 3 Vgl. Friedländer II/1894, S. 173, S. 236, S. 239. 4 Vgl. Lother 1925, S. 18–23. UAG Altes Rektorat St. 123, fol. 11r–66r. 5 Gebhardis Professur wurde erst 1705 neu nominiert. Vgl. UAG Altes Rektorat St. 108, fol. 59r. 6 Vgl. Kosegarten I/1857, S. 259, S. 266, S. 269. 7 Jürgen von Mellin (1633–1713): Generalgouverneur von Schwedisch-Pommern (1698–1711), Kanzler der Universität 8 Carl Piper (1647–1716): Beamter im (1699–1713). Vgl. DBE VII/1999, S. 54. Kanzleikollegium, seit 1697 Königlicher Rat und Staatsrat, während des Großen Nordischen Krieges Chef der Feldkanzlei Karls XII. Vgl. SMK VI/1949, S. 129f. 9 Karl XII. (1682–1718): König von Schweden (1697–1718).

334

Verbot von Ämterkombinationen (1704)

och academiae Cantzler.a Vy månde fuller den 11. Aprilis sidstl. upå Eder underdånige giorde förestellning i nåder approbera den resolutionen som I sub dato den 10. Novembris förledit åhr hade meddeelt academien i Gripswalde i föllie hvaraf blef förklarat att de af Eder åhr 1699 förordnade tvenne Professores extraordinarii Magister Brandanus Henricus Gebhardi1 och Magister Köppen,2 den förre in facultate theologia, och den senare in philosophica skulle bybehållas, vid de uti visitations recessen bestådde adjuncturer, sedan i föllie af bemälte recess extraordinarie professionerne kommo att indragas, unfårndes bemälte personer vår nådige fullmakter å beroende adjuncturer, medb vidhend clausel, det de hade at åtniuta Adjunctorum löhn, ifrån den dagen, visitations recessen blef publicerad. Men som vy samma gång intet blefve varse, det förberörde Magister Gebhardi dessutan verckeligen är philosophiae Professor ordinarius, och visitations recessen caput 1 §23 expresse innehåller, det förutan Professorerne vid hvar facultet böre vara en eller två Adjuncti, hvilket så bör förstås, at adjuncturerne böre blifva förvaltade af särskilte personer. På det genom denne numerus docentium til academiens upkomst må varda förökt; ty hafve vy i nåder funnit skäligt ofvanbenemte vår resolution i så måtto att ändra, det vy först och främst in genere förklare at vy för ingen deel vele hafva tillstelt, det en som tillförende är Professor ordinarius jemväl skal tilläggas någon adjunctur, och hafve I nu för den skul in specie af merbemelte Magister Gebhardi at återtaga vår å adjuncturen in facultate theologica honom meddelte fullmakt, med mindre han icke heller vil blifva vid densamma än som vid professionen, hvilket vy i nåder vele hafva lemnadt til des egit val. För det öfrige och hvad vidkommer terminen till löhnens beräknande för Magister Koppen, så emedan academiae cassan på alt sätt bör blifva menageradt, ty vele vy hermed i nåder hafva förklarat, det so framt vysas kan at berörde Koppen har giordt värckelig tienst ifrån hele den tiden tillbakar at visitations recessen blef publicerad, så vehle vy iemväl i nåder låta honom åthniuta Adjuncti löhnen ifrån bemälte dato, efter fullmaktens innehald. Men skulle sådant intet vara, bör han åtnöija sig enär den samma honom godgiöras alenast ifrån fulmaktens dato. Hvarmed wy befalle Eder Gud allzmacktig synnerlige nådeligen. Heilsberg, den 30. Maii anno 1704.c

a

statt der letzten zwölf Wörter etc.; aus B2 ergänzt. der letzten zwölf Wörter etc.; aus B2 ergänzt.

c statt

b über

der Zeile nachgetragen.

1 Brandanus Heinrich Gebhardi (1657–1729): siehe Anm. 2 auf S. 333. 2 Nicolaus Köppen (1668–1739): seit 1699 Extraordinarius, seit 1706 Adjunkt. 1718 Ordinarius linguarum orientalium. Vgl. Lange 1898, S. 173. Kosegarten I/1857, S. 282. 3 Vgl. Nr. 51, S. 264.

Verbot von Ämterkombinationen (1704)

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b. Carl von Gottes gnaden der Schweden, Gohten und Wenden König etc. etc. Unßere sonderliche gunst und gnade vona Gott dem allmächtigen; getreuer mann, unßer Rahdt, Herr Graff, Feldtmarschall und General Gouverneur, wie auch der academie Cantzler. Wier haben zwar den 11. Aprill verwichenen monahts auff Eure gethane untherthänigeb vorstellung in gnaden approbiret, die resolution, so Ihr sub dato den 10. Novembris anni passati der academie in Greiffswald habet mitgetheilet, welcher zu folge declariretc wurd, daß die anno 1699 von Euch bestelleten zwene Professores extraordinarii,d als Magister Brandanus Henricus Gebhardi1 und Magister Köppen,2 der erstere in facultate theologica, der andere in facultate philosophica solten beybehalten werden, bey denen in den visitations recess bestandene adjuncturen. Als aber nachgehendts nach bemeldtem recess die Professores extraordinarios abgeschaffet, so empfingen gedachte persohnen unßere gnädige vollmachten zu denen gedachten adjuncturen, mit dießer angehengten clausul, daß sie von dem tage an, da der recess publiciret, der Adjunctorum lohn zu genießen haben solten. Wann wier aber nicht wahr genommen, daß gedachter Magister Gebhardi ohne dehm schon würcklichere Professor ordinarius philosophiae gewehsen, und aberf in dem visitations recess caput 1 §23 expresse enthalten, daß außer denen Professoren bey einer jeden facultät, einer oder zwene Adjuncti seyn sollen, welches also zu verstehen, daß die adjuncturen von unterschiedenen persohnen, damit per numerum docentium der academie auffnehmen befordert werden möge, solleng verwaltet werden. Solchemnachh habeni wier in gnaden füer billig befunden, obgedachtej unßere resolution auff die ahrt und weiße zu ändern, daß wier zuforderst in genere dieße declaration ertheilen, daß wier durchauß nicht haben oder zugeben wollen, daß einer, so schon vorhin Professor ordinarius ist, zugleich eine adjuncturk beygeleget oder dieselbe verwalten solle. Weswegen Ihr nun in specie von Magister Gebhardi unßere ihm mitgetheilete vollmacht zur adjunction in facultate theologica wieder zurück zu nehmen habet, es wehre den, daß er dieselbe füer die profession zu behalten erwehlen wolte, welches von beyden zu erwehlen wier ihm in gnaden freylaßen. Im übrigen und waß den termin zur entrichtung des a verbessert aus mit. b über der Zeile nachgetragen, darunter gestrichen gnädige. c über der Zeile nachgetragen, darunter gestrichen verordnet. d extraordenarii. e über der Zeile nachgetragen. f über der Zeile nachgetragen. g solle. h über der Zeile nachgetragen, darunter gestrichen derowegen. i über der Zeile nachgetragen. j über der Zeile nachgetragen. k danach gestrichen verwalten. 1 Brandanus

Heinrich Gebhardi (1657–1729): siehe Anm. 2 auf S. 333. Köppen (1668–1739): siehe Anm. 2 auf S. 334. 3 Vgl. Nr. 51, S. 264.

2 Nicolaus

336

Verbindung von Professur und Stadtphysikat (1704)

lohns füer Magister Köppen angehet, so wollen wier in gnaden weilen der universität cassa auff alle ahrt und weiße zu menagirena ist, hiemit declariren wollen, daß so ferne zu erweißen ist, daß bemeldter Köppen die gantze zeit über, da der recess publiciret, würcklich dienste gethan, so wollen wier ihn von dem dato publicationis ihmb daß salarium Adjuncti genießen laßen, vermöege der ihm ertheilten vollmacht. Solte aber solches nicht erwießen werden können, muß er sich genügen laßen, wann er a dato seiner vollmacht daß salarium empfenget. Womit wier Euch Gottes obhut empfehlen. Heilsberg, den 30. Maii anno 1704.c Carolus 63. 1704 Juli 9, Stettin Urteil der Königlichen Regierung über die Kombination des Greifswalder Stadtphysikats mit der zweiten medizinischen Professur B1 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw 40 VI 77, fol. 135r, 1 Seite; Format 335x202 mm. B2 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 480, unfoliiert, 1 Blatt; Format 321x196 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pomerscher und Rügischer Landesurkunden, Supplementband 2, Stralsund 1786, S. 84f. Bereits in der Renovierten Ordnung für die Universität von 15711 war festgelegt worden, dass der zweite Professor der Medizinischen Fakultät, häufig als junior facultatis medicae bezeichnet, das Stadtphysikat innehaben sollte. Tatsächlich ist es dann aber auch häufig dem Senior der Fakultät beigelegt oder belassen worden.2 Die Kombination des Stadtphysikats mit der zweiten medizinischen Professur nahm dem Magistrat im Grunde jede Einflussmöglichkeit hinsichtlich der Besetzung des Amtes. Hier war in jedem Falle das Nominationsrecht der Fakultät und das Präsentationsrecht des Konzils betroffen. Anders als bei der Kombination der Stadtpfarren mit den theologischen Professuren existierte hier auch keine Anhörungspflicht.3 Nach dem vorliegenden Urteil wurde eine solche Einigung zwischen Universität und Magistrat nun vorausgesetzt, wobei im Streitfall die Regierung lediglich über die a verbessert aus unleserlich. b danach gestrichen daß lohnunge. durch Carl Piper (siehe Anm. 8 auf Seite 333). 1 Vgl.

c Es

folgt die Rekognition

Bd. I/Nr. 29, S. 296. 2 Bspw. Franz Joel sen. (1508–1579). Vgl. ADB XIV/1881, S. 112–114. Kosegarten I/1857, S. 203. Johannes Eberhardus (1578–1630). Vgl. Lange 1898, S. 79. Franz Joel jun. (1595–1631). Vgl. Reddemann 2003, S. 82f. Kosegarten II/1856, S. 233 3 Vgl. Bd. I, S. XXXVI, S. XL.

337

Rektor und Konzil verbieten nächtliche Tumulte (1705)

Eignung des Kandidaten befinden sollte – was sie letztlich im Berufungsverfahren ohnehin tat. 1714 wurde dieses Verfahren auch auf die Demission des Stadtphysikus ausgedehnt.1 Allerdings hat sich der Kanzler später, durch konkurrierende Präsentationen von Stadt und Universität, in seinen in der Kanzler-Instruktion (vgl. Nr. 54) verbrieften Rechten beeinträchtigt gesehen.2 Die Ursache für den anhaltenden Streit zwischen Magistrat und Universität war im Grunde genommen die feste Kombination des Physikats mit einer besonderen Professur, die dem Magistrat keine Wahl zwischen mehreren Kandidaten ließ. Das erkannte die Visitationskommission von 1772–1775, die einen entsprechenden Vergleich herbeiführte, nach welchem der Magistrat unter den zu jener Zeit drei Professoren der Medizinischen Fakultät die freie Wahl des Stadtphysikus vornehmen durfte.3 Dieser Vergleich wurde im Visitationsrezess von 1775 bestätigt. B2 ist eine Abschrift vom Ende des 18. Jahrhunderts. Textgrundlage der Edition ist B1.

In sachen der universitet zu Greiffswald klager wieder Burgermeister und raht daselbst beklagter in puncto combinationis des stadt-physicats mit der professione medica secunda wird nach gnugsahmer erwegung der hinc inde verhandelten acten für recht erkandt: daß zwar beklagte qua constitutionem et resignationem physici bey ihren recht und possession zu schützen, und die professio medica secunda, gleich wie bißher, also auch hinferner damit zu combiniren. Jedoch falls die universität mit Burgermeister und raht in der persohn des zu bestellenden Stadt-Physici, wobey sie der zu combinirenden profession halben nothwendig vorhero zu hören, ins künfftige nicht übereins kommen, sondern selbige zur profession zu praesentiren erhebliches bedencken finden würde, beyde theile sodann ihre rechtliche uhrsachen zur cognition der königlichen regierung einzusenden und vor der bestellung des Physici, damit kein untüchtiges subjectes befodert werden möge, bescheides zu erwarten haben sollen. Von rechts wegen publicandum Stettin, den 9. Julii anno 1704. 64. 1705 Januar 19, Greifswald Rektor und Konzil verbieten nächtliche Tumulte auf Markt und Straßen A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 255, Einblattdruck; Format 340x450 mm; – das Gleiche: Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 26.

Vgl. Dähnert, Supl. II/1786, S. 85. nert, Supl. II/1786, S. 88. 1

2 Vgl.

Dähnert, Supl. II/1786, S. 86f.

3 Vgl.

Däh-

338

Rektor und Konzil verbieten nächtliche Tumulte (1705)

Das Mandat von Rektor und Konzil ist auf keinen konkreten Anlass zurückzuführen. Vielmehr reagierte das Konzil damit auf eine Forderung des Prokanzlers Johann Friedrich Mayer,1 der darauf aufmerksam machte, dass in der stadt hin und wieder ungemeines klagen entstehet, ob solte des nachts auff den markte und auch in denen strassen ein greuliches blöken, brüllen, hauen in die steine, lasterliches schelten etc. vollführet werden, welches man den Studenten zur Last legte.2 Das Konzil beschloss, das bereits 1688 von Christian Saalbach3 abgefasste Mandat (vgl. Nr. 40) zu erneuern und beauftragte ihn mit der Überarbeitung,4 die dann doch zu einer weitgehenden Neuschöpfung des Textes führte. Das Mandat wurde in der Offizin Daniel Benjamin Starcks5 gedruckt.

Rector et concilium universitatis Gryphiswaldensis. Relatum nuper ad nos est, nec vac[ui]s sermonibus, esse nonnullos de nostris, qui nocturno tempore, cum alibi per itinera urbis, tum in foro maxime, circumcursant, Stentorum6 instar vociferant, strictis gladiis vim [la]pidibus inferunt obviosque lacessunt ac irritant. Indignissima vero res est eo procidere hom[in]em, praeditum ratione, ut clamorum prodigiis brutas provocare bestias, aut laudi sibi, aut vol[upt]ati ducere queat, praesertim cum legibus nostris interdicta sit haec pravitas. Sed horum Stentorum ratio institutioque vivendi consimilis apparet cyclopicae, hoc est, vehementer efferae ac barbarae vitae.7 Cyclopes enim olim neque ullis utebantur legibus neque disciplinam habebant civilem neque religione deorum gube[r]nabantur. Propterea felicitatem humanam in turpissima libidine sitam esse arbitrabantur, inter vina lautioraque pocula aut inter immodicum commodorum a natura ad conservanda corpora datorum usum se beatos censebant ebrietateque, omnium prope facinorum turpissima, vincebantur; sic inter beluasa potius quam inter homines connumerandi. Horum princeps fuit Polyphemus, ovium in Sicilia custos, homo non agrestis solum et ferus, sed plane inconsideratus. In spelunca is habitabat et carnem humanam epulabatur. Intemperie vini oppressus humi iacebat et frusta devoratorum hominum cum vino eructans, multo a belluas. 1 Johann Friedrich Mayer (1650–1712): seit 1702 Generalsuperintendent, zudem Professor für Theologie und seit 1704 ständiger Prokanzler. Vgl. Alvermann 2007b, S. 77– 82. DBE VII/1999, S. 8. 2 Prokanzler an den Rektor v. 19. Dezember 1704, UAG Altes Rektorat Hbg. 418, fol. 7r. 3 Christian Saalbach (1653–1713): 1681 Professor der Beredsamkeit, 1697 Universitätsbibliothekar. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 269. 4 Zirkularschreiben des Rektors v. 29. Dezember 1704, UAG Altes Rektorat Hbg. 418, fol. 5r. 5 Daniel Benjamin Starck († 1730): akademischer Buchdrucker (1682–1730). Vgl. Paisey 1988, S. 250. 6 Nach Stentor, einem in Homers Ilias 5,785 erwähnten Helden, dessen laute Stimme sprichwörtlich wurde. 7 Vgl. Homer, Odyssee 9, 181–375.

Rektor und Konzil verbieten nächtliche Tumulte (1705)

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vomitu pectus et barbam deturpabat ac foedissime olebat totumque corpus in illo vomitu clamans volutabat. Insuper tanta eius arrogantia erat, ut nulla habita beneficentiae DEI et benignitatis caelia ratione, se terram ad fertilitatem cogere arbitraretur, quasi sola humana diligentia sufficeret agris colendis. Hos cyclopas, hunc Polyphemum, dum nocturni grassatores imitantur poculis certando, optimis rebus intemperanter utendo sublatisque per regiones urbis clamoribus honestissimorum hominum quietem turbando: istis caelib et terrae filiis peiores fere putandi sunt, quia nullo praemio ad liberale obsequium invitari possunt. Et quamquam omne fere tempus per ignaviam transmittunt, tamen quietem pati nolunt effrenatoque hoc more academiam nostram in magnam invidiam vocant. Cum vero ratio muneris nostri postulet et MAGNUS perinde ac MARTIUS PRINCEPS, AUGUSTISSIMUS REX NOSTER, serio nobis mandaverit, ut disciplinam custodiamus et acerbe graviterque in eos consulamus, qui vitium malo exemplo alunt et legibus academicis cogitato obnituntur. Idcirco hortamur Stentores et cyclopas istos, ut a beluinac helluandi, grassandi et vociferandi licentia, taeterrimaqued consuetudine animos abducant et regis legumque maiestatem revereri addiscant. Si quis enim porro in his vitiis deprehensus fuerit, is vel duro atque diuturno carcere, ut mansuefiat, punietur vel societatis academicae iure plane excidet ac omni deinceps congressu nostro arcebitur. Est profecto DEUS, qui, quae nos gerimus, auditque et videt. Huic vitae nostrae ratio reddenda est. Quod qui in animum inducent, illos amore DEI et recti officium facturos speramus. Ceteri poenae metu si frugi erunt, salva nobis incolumisque erit res publica. Publicatum publice sub sigillo academiae, dominica II. post epiphaniam, anno salutis christianae MDCCV.

a

coeli.

b coeli.

c belluina.

d teterrimaque.

340

Karl XII. befiehlt eine Statutenrevision (1705)

65. 1705 Juli 27, Ravitz Der schwedische König Karl XII. befiehlt der Universität, ihre Statuten zu revidieren und zur Bestätigung einzureichen a. B1 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 783, fol. 33 r/v, 1 Blatt; Format 320x205 mm. B2 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 444, unfoliiert, 1 Bogen, S. 1–2 mit Text; Format 315x202 mm. B3 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat, St. 235, S. 29– 32, 1 Bogen, S. 1–2 mit Text; Format 326x195 mm. b. B – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 783, fol. 34r– 35v, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 319x197 mm. Der Visitationsrezess von 1702 (Nr. 51, S. 270f.) hatte festgelegt, dass zwar die Generalstatuten der Universität von 1545,1 sofern sie durch die neuen Bestimmungen nicht obsolet geworden seien, in Kraft bleiben. Allerdings war dem Konzil aufgetragen worden, die Fakultätsstatuten zu überarbeiten und den neuen Gegebenheiten anzupassen. Die Bestätigung behielt sich der König vor. Einzig die Juristische Fakultät reichte 1705 einen Statutenentwurf beim Kanzler mit der Bitte um Bestätigung ein.2 Der König wies das Gesuch jedoch mit der Begründung zurück, die Statuten aller Fakultäten seien insgesamt vom Konzil zu überarbeiten und gemeinsam zur Bestätigung einzureichen.3 Der Kanzler wies daraufhin das Konzil 1709 erneut zur Überarbeitung der Statuten an.4 Die Philosophische Fakultät sah keinen Bedarf, da sie ja erst im Zuge der letzten Visitation 1699 ihre Statuten revidiert hatte (Nr. 47).5 Vgl. Bd. I/Nr. 9. 2 Entwurf des Schreibens der Fakultät an den Kanzler v. 27. Februar 1705, UAG Altes Rektorat St. 783, fol. 16r/v. Das ist auch durch eine Bemerkung im Dekanatsbuch der Juristischen Fakultät belegt: Sub idem fere tempus facultas conventum habuit, in quo statuta facultatis revisa et, quae novissimo recessui visitationis academicae et praesentibus temporibus parum convenientia deprehensa fuerunt, correcta sunt. Misimus eadem ad magnificentissimum dominum cancellarium academicum, illustrissimum dominum comitem Jürgen de Mellin, qui procurabit, ut regia maiestas haec nostra statuta propediem confirmatus sit. Siehe Schmidt/Spieß II/2004, S. 719. 3 Für die Hintergründe vgl. den Bericht des Kanzlers über die Visitation v. 9. Januar 1709, RAS Pommeranica Vol. 444. Der nach Stockholm übersandte Statutenentwurf der Juristenfakultät hat sich weder dort noch in den Greifswalder Akten erhalten. Seths Vorstellung, dass die Statuten später bestätigt bzw. überhaupt vorgelegt wurden, ist Spekulation. Vgl. Seth 1956, S. 144 (Anm. 55). 4 Kanzler an die Universität vom 12. Juli 1709, UAG Altes Rektorat St. 235, pag. 33–36. 5 Zirkularschreiben des Rektors v. 8. August 1709 mit den Voten der Dekane, UAG Altes Rektorat St. 235, pag. 39. 1

Karl XII. befiehlt eine Statutenrevision (1705)

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Die Medizinische Fakultät hatte ihre Statuten nicht auffinden können und strebte an, nach Vorlagen von Wittenberg, Halle und Rostock eine Neufassung der Fakultätsstatuten zu erstellen.1 Die Juristische Fakultät hingegen hatte schon 1708 eine neuerliche Statutenrevision durchgeführt, deren Ergebnis aber ebensowenig wie der Entwurf von 1705 überliefert ist.2 Zu einer umfassenden Revision der Fakultätsstatuten ist es erst im Verlauf und Gefolge der Visitation von 1730 gekommen. Der schwedische Text (a) liegt in drei Abschriften vor. B2 ist eine Abschrift vom Konzept in der Reichsregistratur, während B3 1709 in der Regierungskanzlei Stettin entstanden ist. Dort wurde 1705 auch B1 angefertigt, welche der Edition des schwedischen Textes zugrundeliegt. Zugleich entstand dort die deutsche Übersetzung B (b), die der Universität mit der Abschrift des Originaltextes übersandt wurde.

a. Carl3 med Gudz nåde Schveriges, Göthes och Wendes Konnung etc. etc. Vår synnerlich ynnest och nådige benägenhet med Guds altzmächtig. trooman, vårt Råd Herr Grefe, Feldmarskalka och General Gouverneur och academie Cantzler. Vy månde för någon tid sedan undfå Eder skrifvelse hvarutinnan I anhålleb om vår stadfästelse uppå de statuta academica, som facultas juridicac i Grypswald förslags vys för sig allena har upsatt och öfversandt; men som uti dend nya recessen finnes vara införd och anbefalt, icke at en facultet särskildt, utan at hela consistorium och collegium academicum i gemehn skal öfversee dee gamla statuta, och sodanf angifva, hvad till deras förbättring må kunna lända. Man eyg heller med någon säkerhet kan grunda sig på den ena facultetens projecter, innan alla tre facultetenne som giora et corpus effter sakernes mogna öfverläggiande under sig med deras betänkiande inkomma effter alt hvad författningen af academiske constitutionerne angår, emedan på vidrig händelse och där allenast på en enda facultets förställning någoth fastställas skulle, värket kunde blifva ofullkomligit, och dessutan till den enas fördehl något inflyta som till den andras, mehn torde kunna räknas; altså och på det en sedan orimlighet, har under ey må förelöpa. Ty är härmed till Eder vår nådige villige och befallning det I tillhålle consistorium och collegium academicum uti förberörde måhl med des gemensamma förschlag och betänkiande att inkomma, hvilket I sedan straxt vårt cantzly collegio till Feldmarskark B1. b verbessert aus anhållen. c die letzten drei Wörter am Rande nachgetragen. d aus B3 ergänzt. e über der Zeile nachgetragen, darunter gestrichen unleserlich. f verbessert aus sedan. g aus B3 ergänzt. h verbessert aus mågot.

a

1 Zirkularschreiben

des Rektors v. 8. August 1709 mit den Voten der Dekane, UAG Altes Rektorat St. 235, pag. 39. 2 Vgl. Zirkularschreiben des Dekans der Juristenfakultät v. 27. Dezember 1708, UAG Altes Rektorat St. 783, fol. 40r. 3 Karl XII. (1682–1718): König von Schweden (1697–1718).

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Karl XII. befiehlt eine Statutenrevision (1705)

öfverseende liikmätigt våre der om gifne ordres hafve att tillsända, hvarmed vy befaller Eder Gud altzmächtig synnerligen nådeligen. Gifven i hufvud quarteret Ravitz, den 27. Julii 1705.a 1 Carolus. b. Carl von Gottes gnaden, der Schweden, Gothen und Wenden König etc. etc. Unsern gnädigen gruß zuvor, dem lieben, getreuen, unsern Rath, Herrn Grafen, Feldmarschalck und General Gouverneur, auch academie Cantzler etc. Euerb an unß vor einiger zeith abgelaßenes schreiben haben wir erhalten, und daraus ersehen, daß Ihr umb confirmation der academischen statuten, welche facultas juridica zum vorschlag für sich alleine auffgesetzet und übergeben, darinnen angehalten. Wan aber in dem neuen recess an hand geleget und anbefohlen worden, daß nicht eine facultet für sich alleine, sondern daß das gantze consistorium undt collegium academicum insgemein die alten statuta übersehen, und sodan, was zu deren verbeßerung gereichen kan, an hand legen sollen, immaßen man sonst sich auff der einen facultet gemachte projecte nicht eher sicher gründen kan, bevor alle drey faculteten, welche ein corpus ausmachen, nach genauer unter sich gehaltener überlegung der sachen wegen alles, was die academischen constitutiones betrifft,c mit dero bedenken eingekommen. Den wiedrigen fals und da nur auff einer eintzigen facultet vorstellung etwas festgesetzet werden solte, dürffte das werck unvollkommen bleiben und überdem vielleicht etwas zu des einen vortheil hineinfließen, welches hernach zu des andern schaden gerechnet werden möchte. So haben wir zu verhütung deßen und damit dergleichen ungereimtes wesen hierunter nicht vorlauffend möge, Euch folgenden unsern gnädigen willen und befehl zu erkennen geben wollen, daß Ihr das consistorium und collegium academicum dahin anhalten möget, daß dieselben mit ihren gemeinschafftlichen vorschlag und bedencken in dieser sachen einkommen sollen, welches Ihr, unsern desfals ertheilten ordres zufolge, soforth

a

Es folgt die Rekognition durch Carl Piper (siehe Anm. 1). b danach gestrichen schreiben. gestrichen eingekommen. d danach gestrichen möchte.

c danach 1 Carl

Piper (1647–1716): Beamter im Kanzleikollegium, seit 1697 Königlicher Rat und Staatsrat, während des Großen Nordischen Krieges Chef der Feldkanzlei Karls XII. Vgl. SMK VI/1949, S. 129f.

Karl XII. verleiht den Professoren einen besonderen Rang (1705)

343

an unser cantzelley collegium zu übersenden habet. Göttlicher obhuth empfehlend. Datum in dem hauptquartier zu Ravitz, den 27ten Julii 1705.a Carolus 66. 1705 August 22, Blonie König Karl XII. verleiht den Professoren einen besonderen Rang a. B1 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Riksregistraturet B 639 (1705), fol. 816r; Format 348x208 mm. B2 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Pommeranica Vol. 228, unfoliiert, 1 Blatt; Format 322x194 mm. b. B1 – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Ms Palthen Nr. 4, unfoliiert, 1 Blatt, S. 1 mit Text; Format 323x198 mm. B2 – Riksarkivet Stockholm, Sign. RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 110, unfoliiert, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 317x193 mm. B3 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 33, pag. 723–724, 1 Blatt; Format 338x207 mm. B4 – Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 33, pag. 725–726, 1 Blatt; Format 338x207 mm. D – Johann Carl Dähnert, Sammlung Pommerscher und Rügischer Landesurkunden, Bd. 2, Stralsund 1767, S. 950. Rangstreitigkeiten haben die Universitätsangehörigen nicht nur untereinander ausgefochten, sie haben auch zu Konflikten der Professoren als Gruppe mit konkurrierenden Korporationen geführt. Nachdem die internen Rangstreitigkeiten der Universität in mehreren Verordnungen beigelegt wurden (vgl. Nr. 23, S. 90f.; Nr. 46), bedurfte auch die Rangfrage außerhalb der Korporation einer eindeutigen Regelung, da sie letztmals in den Statuten von 1545 Beachtung gefunden hatte.1 In der königlichen Resolution von 1670 (vgl. Nr. 26, S. 128) war den Professoren als Korporation der Rang, den sie aus ihren Privilegien herleiteten, bestätigt worden. Insbesondere der Prokanzler Johann Friedrich Mayer2 hatte mit seinem Auftreten nach 1703 neue Rangstreitigkeiten mit dem Königlichen Hofgericht provoziert.3 a Es

folgt die Rekognition durch Carl Piper (siehe Anm. 1 auf S. 342).

Bd. I/Nr. 9, S. 136. 2 Johann Friedrich Mayer (1650–1712): seit 1702 Generalsuperintendent, zudem Professor für Theologie und seit 1704 ständiger Prokanzler. Vgl. Alvermann 2007b, S. 77–82. DBE VII/1999, S. 8. 3 Vgl. Balthasar I/1760, S. 774 (Anm. 754). 1

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Karl XII. verleiht den Professoren einen besonderen Rang (1705)

Die königliche Verordnung setzte die Professoren nun im Rang hinter den Direktor des Greifswalder Hofgerichts, aber vor die Assessoren.1 Zwischen den Angaben der Abschrift des schwedischen Textes der Verordnung, die auf das Konzept der Reichsregistratur zurückgeht, und allen überlieferten deutschen Abschriften besteht ein Unterschied von zwei Rangstufen (36. bzw. 38. Rang).2 Der 38. Rang scheint aber bereits in den Auseinandersetzungen des 18. Jahrhunderts als der für die Greifswalder Professoren gültige angesehen worden zu sein. Der Text liegt in zwei Abschriften in schwedischer (a) und mehreren zeitgenössischen Übersetzungen in deutscher Sprache (b) vor, die – soweit Wortwahl und Orthografie erkennen lassen – verschiedene Urheber haben. Grundlage für die Edition des schwedischen Textes ist B1. B2 der schwedischen Textfassung stammt aus dem Jahr 1735 und ist durch Lese- und Verständnisfehler des deutschen Abschreibers verderbt. Editionsgrundlage des deutschen Textes ist B1 als vermutlich älteste Fassung.

a. Kongliga Majestäts allernådigste förordning angående rangen, then Professores vid academierne, så in som utan collegium har efteråt böra iachttaga. Gifven i fältlägret vid Blonie, den 22. Augusti år 1705. Såsom Kongliga Majestät i nåder hafver för godt funnit, at tillägga thes trogne undersåtare Professorerne vid thes academier en viss rang, hvilken the sinsemellan, så väl som när the med hvarjehanda tillfällen med andra ståndspersoner äre stadde uti sällskap, hafva och iachttaga. Nämligen 1. När the sitja uti consistorio tilsammans, eller bevista sådane actus, som äro mere academici, så behåller hvar facultet thet rum och förträde, hvilket för thetta är vanligt och uti the academiske constitutionerne hvar och en facultet finnes vara tillagdt. 2. Men när the äro stadde utom academien, antingen med hvarandra eller med andra ståndspersoner tilsammans, taga the sina rym och ställen efter åldren i tjänsten, utan anseende til faculteterne ibland them, som äro upräknade uti 36.a numren uti 1696 års rang placat.3 Altzo är Kongliga Majestäts nådigste vilja och befallning, at hvar och en efter thenne thes nådigste förordning sig hörsammeligen rättar. a 38

B2.

Der Direktor des Hofgerichts nahm nach dem Rangplakat von 1696 den 27., die Assessoren der Kollegien den 38. Rang ein. Vgl. Dähnert III/1769, S. 307–309. 2 Schon Dähnerts Abdruck des Rangplakats von 1696 (Dähnert III/1769, S. 308) gibt den 38. Rang an. Kosegarten hat diese Angabe wiederholt. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 273. 3 Nach der Nummer 36 des Rang-Plakats von 1696 kam den Professoren somit der Rang eines Capitains von der Artillerie zu. Vgl. Königliche in Pommern publicirte Rang-Ordnung v. 4. May 1696. Dähnert III/1769, S. 307–309. 1

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Karl XII. verleiht den Professoren einen besonderen Rang (1705)

Actum ut supraa 1 Carolus2 (Loco sigilli) b. Ihro Königliche Majestät allergnädigster verordnung betreffend der Professoren bey der academie in Greiffswaldt so woll in- alß außerhalb des collegii rang, und wornach sich selbige zu richten haben. Geben im feldtlager bey Blonie, den 22. Augusti 1705. Alß Ihro Königliche Majestät in gnaden für gut befunden haben, deroselben treue unterthanen, die Professores bey den academien einen gewißen rang beyzulegen, welchen sie so woll zwischen sich selbsten, wenn sie beyeinander seyn, alß andern vielfältigen zufällen, mit andern standespersohnen in gesellschafft kommen, in acht zu nehmen haben. 1. So soll erstlich, wenn sie im consistorio zusammen seyn oder solche actus exerciren, so mehre academici seyn, eine jedwede facultät das raum und den fürtritt, welcher für diesen gewöhnlich gewesen und in denen academischen constitutionen einer jeden facultät beygeleget gefunden wird, behalten. 2. Aber wann sie außerhalb der academie entweder mit einander oder mit andern standes-persohnen zusammen seyn, nehmen sie ihren raum undb stellen, nach dehm sie alt in diensten seyn, außer ansehen der facultäten zwischen die, welche auffgeführet seyn in der 38ten nummero des 1696ten jahres rang-placat vom 7. Aprilis für Ihro Königliche Majestät teutsche provincien außgefertiget.3 Ist demnach Ihro Königlicher Majestät allergnädigster wille und befehl, daß ein jeder nach dieser gnädigsten verordnung sich gehorsahmlich richten soll. Actum ut suprac Carolus (Loco sigilli) a Es c Es

folgt die Rekognition durch Carl Piper (siehe Anm. 1 auf dieser Seite). folgt die Rekognition durch Carl Piper (siehe Anm. 1 auf dieser Seite).

1 Carl

b

oder B2.

Piper (1647–1716): Beamter im Kanzleikollegium, seit 1697 Königlicher Rat und Staatsrat, während des Großen Nordischen Krieges Chef der Feldkanzlei Karls XII. Vgl. SMK VI/1949, S. 129f. 2 Karl XII. (1682–1718): König von Schweden (1697–1718). 3 Nach der Nummer 38 des Rang-Plakats von 1696 kam den Professoren somit der Rang von Rittmeistern und Capitainen zu. Vgl. Königliche in Pommern publicirte Rang-Ordnung vom 4. Maii 1696. Dähnert III/1769, S. 307–309. Hier scheint es sich um einen Abschreibefehler zu handeln. Auch die hier angegebene Datierung (7. April) weicht von der sonst überlieferten (4. Mai) ab.

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Rektor und Konzil verbieten Fackelzüge (1707)

67. 1707 Januar 16, Greifswald Rektor und Konzil verbieten Fackelzüge A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 29, Einblattdruck; Format 280x340 mm. Die Verhütung von Feuersbrünsten ist als gemeinsames Anliegen von Stadt und Universität schon im Vergleich von 1676 (Nr. 33, S. 170) formuliert und gegenseitige Hilfeleistung zugesichert worden. Da die Stadt in den im studentischen Brauchtum verwurzelten Fackelzügen, insbesondere wenn sie mit Pech- anstatt Kienfackeln begangen wurden, eine besondere Gefahr erblickte, erließ das Konzil dieses Verbot. Das Mandat wurde in der Offizin von Daniel Benjamin Stark1 gedruckt.

[Rector] et concilium universitatis Gryphiswaldensis Ducti institutique non ita pridem a quibusdam nostrum per urbem sunt concentus musici, tot accensis funalibus, ut Eleusinia2 celebrari et toti vici ardere visi sint. Qua in re cum plurimum insit periculi, cives nostros omnes atque singulos adhortamur magnopere, ut abstineant deinceps a talibus: ne ex laetitia huius generis calamitatis ac luctus exsistant causae. Potest enim accidere, ut abiciantur negligent[i]us aut fenestrarum vel ianuarum foribus impingantur faces: quo pacto non unius atque alterius res exponuntur discrimini, sed universa periclitatur civitas. Hoc non respicere et parum habere pensi non modo intoleranda securitas, sed inhumanitas singularis atque impietas est. Quo magis nitendum unicuique et contendendum summo studio est, tam tristem et abominabilem notam ut detestetur ab se et, quanta poterit diligentia, avertat. Neque enim qui contra fecerint petulanter et culpa sua aliquid aliis dederint damni, habebunt impune; cum hic nil quidquam connivendum sit. Agetur adversus illos ex legibus, gravesque nobis et publico poenas dabunt. Sed qui ingenua ac liberali frugique indole sunt, suum officium ultro facient et nos misericordissimum oramus numen, ut, quidquid triste et noxium nec sine magna clade venire potest, id omne longissime a nobis et rebus nostris arceat atque propulset. Publicatum publice Gryphiswaldiae, sub sigillo universitatis, dominica II. post epiphaniam, anno recuperatae gratiae MDCCVII. Daniel Benjamin Starck († 1730): akademischer Buchdrucker (1682–1730). Vgl. Paisey 1988, S. 250. 2 Fest zu Ehren der Demeter, das mit Prozessionen und Wettkämpfen gefeiert wurde. 1

Rektor und Konzil untersagen Verkleidungen und Maskeraden (1707)

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68. 1707 März 13, Greifswald Rektor und Konzil untersagen den Studenten Verkleidungen und Masken A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Hs 320a quarto, Bd. 1, adn. 28, Einblattdruck; Format 387x313 mm. Die Kleiderordnungen und das Auftreten der Studenten in der Öffentlichkeit sind seit der Gründung der Universität Regelungsgegenstand von Statuten und Ordnungen gewesen.1 Das Verbot auffälliger, insbesondere militärischer Kleidung und unangemessenen Auftretens wurde auch im 17. Jahrhundert häufiger wiederholt, so etwa in den leges studiosorum (vgl. Nr. 29). Ausführlich war zuletzt der Visitationsrezess von 1646 auf die Kleiderordnung eingegangen und hatte ein Verkleidungsverbot zumindest angedeutet.2 Das Mandat wurde in der Offizin von Daniel Benjamin Starck3 gedruckt.

Rector et concilium universitatis Gryphiswaldensis. Pro certo ad nos nuntiatur degere hic aliquos, qui contra decus sui ordinis nocturno tempore vel in plateis vel nuptialibus pompis personis tecti compareant, ne a quoquam adnoscantur. Modo enim prodire dicuntur impexi agricolae, modo monstrosa forma homines, quales in India aut apud Garamantas gigni creditum est: modo, qui alias cuiuscumque conditionis personas habitu omnibusque actionibus ad turpitudinem significandam, aut minimum ad risum movendum compositis, referant. Nonnumquam insuper quidam sic deformati esse narrantur, ut figuram omnem humanam prorsus exuisse videantur. Quo ipso sic insaniunt, ut, si quispiam Graecorum aut Romanorum illorum antiquissimorum ad nos rediret, sua Bacchanalia et Lupercalia agi sancte iuraret. Cum vero res haec detestanda maxime et penitus fugienda sit christiano, cui nihil commercii esse cum daemone debet, qui gentes olim vivere Bacchanalia et personatas pompas ac ludicra instituere docuit: propterea pro eo, ac decet, graviter volumus et sancimus, ut omnes, quotquot nocturno tempore vel in plateis publicis vel in nuptiarum conviviis vel alibi locorum, faciem fictam post1 Vgl.

Bd. I, S. L und exemplarisch die Statuten von 1545 (Bd. I/Nr. 9, S. 148, S. 150). I/Nr. 56, S. 489. Augustin von Balthasar meint Sed et indecorus et Ordini Studiosorum indignus habitus in Statutis Academiae ... prohibetur, quorsum in Recessu Visitationis Academiae de 1649 (!) § 6 in fin. refertur militaris, nec non larvatus. Allerdings ist das Maskieren dort nicht ausdrücklich untersagt. Vgl. Balthasar 1747, S. 17. 3 Daniel Benjamin Starck († 1730): akademischer Buchdrucker (1682–1730). Vgl. Paisey 1988, S. 250.

2 Bd.

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Verbot des Degentragens (1711)

hac gestaverint, effigiem mentiti sint, assumpserint, quod non datum est, et in pessima hac licentia deterrimaque consuetudine deprehensi fuerint, societatis academicae iure privari, ac omni deinceps congressu nostro arceri debeant. Id itaque studebitis, o cives, id agetis, ut honestum laudis propositum teneatis ordinisque et ingenii vestri gloriam recte faciendo tueamini: ne, si monita nostra parum pensi habueritis contempseritisque, malum vobis grande arcessatis. Publicatum publice Gryphiswaldiae sub sigillo academiae, dominica invocavit, erat die XIII Martii, anno recuperatae gratiae MDCCVII. 69. 1711 September 3, Greifswald Rektor und Konzil verbieten den Professoren- und Studentendienern das Tragen von Degen A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 256, Einblattdruck; Format 341x410 mm; – das Gleiche: Landesarchiv Greifswald, Sign. LAGw Rep. 40 VI 77, fol. 218. Die Polizeiordnung für das Herzogtum Vorpommern von 1681 hatte allen Kindern und Personen niederen Standes das Tragen von Degen und anderen Waffen untersagt.1 Allerdings scheint diese Verordnung im Umfeld der Universitätsverwandten nicht befolgt worden zu sein. Die ausdrückliche Anwendung der Polizeiordnung auf die Diener der Professoren und Studenten durch Rektor und Konzil darf als ergänzende Maßnahme zum Verbot der Duelle (vgl. Nr. 56) und der nächtlichen Tumulte (vgl. Nr. 64) angesehen werden. Beide überlieferten Drucke des Plakats sind durch die Einbindung in Handschriften im Falz stellenweise unleserlich.

RECTOR und CONCILIUM der Koeniglichen Universität Greiffswald. Ob gleich der Koeniglichen Policey-Ordnung das Degen-tragen / als ein Anlaß zu Schlaegereyen und Balgen / denen jenigen / welchen es Stand[es] und Ammts halber nicht zustehet / insonderheit aber Kindern unter funfzehn Jahren / Bauren / Scha[efer]n / und dem gemeinen Gesinde / bey Straffe der Abnehmung / und anderer ernstlichen

1 Siehe

Dähnert III/1769, S. 360.

Verbot des Degentragens (1711)

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Beahndung / l[aengst]st verboten worden:1 so ist es doch nunmehro leider! dahin gekommen / daß fast kein Knabe mehr [gefu]nden wird / wie zart und schwach auch derselbe an dem Leibe und Gemuethe ist / welcher sich nicht eine[n] Degen zu tragen unternehmen solte. Vor andern aber haben die Studenten-Jungen sich die Freyhei[t g]enommen / daß sie Degen tragen; Welchen doch dergleichen zu thun gantz nicht gebuehret. Und geh[en]s bey uns fast eben so daher / wie in Thracien / und bey andern wilden Voelckern / da weder gute Gesetze / noch erbare Sitten etw[a]s gelten; da ein iedweder thut / was er nur wil. Da doch vernuenfftigen Menschen und Christen dergleichen frevelhafftes B[enehm]en im geringsten nicht anstehet. Wir leben / GOTT sey Lob! in gutem Friede und Ruhe / kein Feind noehtiget uns / die [W]affen zu ergreiffen. GOTT erhalte uns solchen Friede noch viele lange Jahre! Was aber dergleichen unverstaendige und un[b]aendige Leute oeffters vor Unfriede mit dem Gewehre anzurichten pflegen / haben wir bishero mit Betruebnis vielmahl erfahr[en]. Vor weniger Zeit hat ein Junge den andern / zur Abend-Zeit / auf oeffentlicher Gasse / dergestalt am Haupte mit dem D[ege]n verwundet / daß es wenig gefehlet / der Verwundete haette das Leben einbuessen muessen. Mehr dergleichen boese Thaten a[nzu]führen / halten wir ietzo bedencklich. Wann aber einer iedweden Obrigkeit oblieget / mit Ernst dahin zu sehen / daß das [La]nd nicht liederlicher weise mit Blut-Schulden befleckt / und demselben dadurch GOTTES schwere Straffen / damit er un[sch]uldig Blut an dem Lande / darinnen solches vergossen wird / zu raechen / in seinem Worte drohet / ueber den Halß gezogen werd[en]: So befehlen wir allen und ieden Jungen / die unserer Jurisdiction unterworffen / sie moegen uns Professoribus selber / ode[r d]enen Studiosis dienen und auffwarten / daß sie sich des Degentragens in der Stadt / und zumahl bey naechtlicher Weile / gae[ntz]lich enthalten sollen; sintemahl sie keine solche Feinde haben koennen / gegen welche sie ohne ihre eigene Vertheidigung von der fuergesetzten und ordentlichen Obrigkeit nicht geschuetzet werden moechten: mit dieser ausdruecklichen Bedrohung / da sich einer oder der andere / bevorab des Nachts / auf oeffentlicher Strasse mit dem Degen betretten lassen wuerde / daß demselben das Gewehre sofort genommen / und er ueber dieses mit dem Halß-Eisen / und harter Gefaengnis ernstlich gestraffet werden solle. Wornach sich diejenigen / so dieses angehet / zu achten / und vor Schaden und Straffe zu hueten / bemuehet leben werden. Publiciret Greiffswald / am Sonntage Sexagesima, war der 8. Tag des Hornungs / im Jahr Christi / 1711. (Loco sigilli) 1 Dieser

Passus findet sich fast wortwörtlich in der Polizeiordnung von 1681 (cap. V). Siehe Dähnert III/1769, S. 360.

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Königliche Instruktion für die Provinzialregierung (1716)

70. 1716 April 14, Kopenhagen Königliche Instruktion für die Provinzialregierung B1 – Rigsarkivet København, Sign. RAK 877, Nr. 3, 5 Bogen, Seite 1–20 mit Text; Format 317x204 mm. B2 – Rigsarkivet København, Sign. RAK 274, B 205, 6 Bogen, S. 1–21 und 24 mit Text, halbbrüchig; Format 207x334 mm. Bereits vor der Kapitulation Stralsunds am 23. Dezember 1715 und der Besetzung Vorpommerns durch dänische Truppen in der Folge des Nordischen Krieges hatte König Friedrich IV. von Dänemark Anfang Dezember 1715 seinen Etatsrat Andreas Weyse1 mit dem Auftrag zur Regulierung der Finanz- und Kammersachen nach Vorpommern entsandt. Am 28. Dezember 1715 hatte Weyse einen ersten Bericht über den Zustand des Landes nach Kopenhagen gesandt, in dem er auch ausführlicher auf die Verhältnisse der Universität einging.2 Nachdem Weyse sich Anfang 1716 einen ausreichenden Eindruck von den Verhältnissen im ehemaligen Schwedisch-Pommern verschafft hatte, entwarf er im Januar 1716 erste Vorschläge für eine Regierungsinstruktion, welche die zu schwedischen Zeiten gültige Regimentsform und Kanzleiordnung ergänzen oder ersetzten sollte.3 Darin empfahl er unter anderem, die bisherige Instruktion für den Kanzler der Universität beizubehalten.4 Am 9. März 1716 reichte Weyse dann einen ausführlichen Entwurf für eine Resolution ein, der anschließend im Königlichen Rat überarbeitet und approbiert wurde und auf den die vorliegende Instruktion zurückgeht.5 Andreas Weyse (1664–1725): seit 1708 als Justiz- und Kammerrat in dänischen Diensten, ab 1712 Kammerdirektor für Bremen und Verden. Vgl. Meier 2008, S. 58f., S. 291f. 2 RAK B 207, unfoliiert, Schreiben von Weyse an den König, Pron, 28. Dezember 1715, dazu Anlage A Nachricht von der verfaßung des herzogthums Vor-Pommern wie man solche wegen kürtze der zeit und derer hiebey vorgefallenen verhinderungen voritzo nur vorläuffig hat einziehen können, deren dritter Abschnitt ausschließlich der Universität gewidmet ist. Zu den Erhebungen Weyses über die Universität vgl. Meier 2008, S. 59f. und UAG Altes Rektorat St. 21 mit dem Schriftwechsel zwischen Weyse und der Universität. 3 Schreiben von Weyse an den König, Bergen, 13. Januar 1716, RAK B 207, unfoliiert, mit Anlage: Bey Ausfertigung derer instruction vor die collegia in Pommern würde folgendes unvorgreiflich zu advertiren seyn [...]. Zur Neuorganisation der Landesverwaltung unter dänischer Herrschaft 1715/16 vgl. Meier 2008, S. 58–76. 4 Des Pro-Cancellarii bey der universitaet zu Greiffswalde; das schwedische formular ist sub numero 6 hierbey gefüget. Wolte man nun die neue instruction nicht platterdings darnach abschreiben, so wird was leichtes seyn, den stylum oder die formalia zu verändern und die materialia zu behalten. 5 Weyses Entwurf v. 9. März 1716, unter dem Titel Allerunterthänigste anzeigung verschiedener puncte worauf – außer denen cammer-sachen, so wohl wegen einrichtung des pommerschen etats, als auch sonsten Ihro Königliche Mayestät dero resolution zu ertheilen allergnädigst geruhen wollen, ist von den Mitglieder des Rates mit ausführlichen Marginalien kommentiert worden. (Forts.) 1

Königliche Instruktion für die Provinzialregierung (1716)

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Die Instruktion war eine vorläufige Handlungsanweisung, die – jedenfalls in Bezug auf die Universität – schließlich unverändert blieb. Sie hatte den status quo der Universität anerkannt und den neuen dänischen Generalgouverneur Franz Joachim von Dewitz1 als Kanzler eingesetzt, allerdings die Bestätigung der Privilegien – wie für die Stände – an die noch ausstehende Huldigung gebunden. Im Folgenden wird auf der Grundlage von B1 lediglich ein Textauszug der Instruktion wiedergegeben, der diejenigen Punkte enthält, die die Universität im engeren Sinne betreffen. B1 gehört zu einem Konvolut persönlicher Briefschaften des Generalgouverneurs Franz Joachim von Dewitz und wird dort im Inhaltsverzeichnis mit folgendem Titel angegeben: Copia der instruction, welche Ihro Königliche Mayestät dero zum tribunal und regierungs-collegio im herzogthum Vor-Pommern und fürstenthum Rügen sämbtlich verordneten allergnädigst beygeleget.

Friedrich der Vierte2 etc. etc. Wohlgebohrne und edle Räthe, liebe getreue. Nachdem wir die unß von unßerm Etats Rath Andreas Weyse3 wegen einrichtung des tribunals, der regierung, des hoffgerichts, des consistorii und der übrigen gerichten in den städten und auf dem lande in unßerm antheil des herzogtumsa VorPommern und des ganzen fürstenthumb Rügen,b allerunterthänigst übergebene puncten in unßermc conseil mit fleiß durchsehen und in genaue erwegung ziehen, auch darüber unßere resolution auf jeden punct abfassen laßen. So haben wir vor gut befunden, Euch darüber vorläuffig und überhaupt allergnädigst zu instruiren, und Euch dadurch im stande zu setzen, Euch der tribunals- und regierungs-sachen nachgerade der gebühr anzunehmen. [...] 19. Wegen der vom König in Schweden vocirten annoch aber nicht introducirten Professorum und Prediger zu Greiffswalde, wollen wir allergnädigst, daß respective durch das consistorium und die universität zu Greiffswalde von eines jeden subjecti capacité und bißheriger aufführung special erkundigung zuförderst einziehet, und unß davon Euren zuvera

B2.

b B2.

c B2.

(Forts. v. Anm. 5 auf S. 350) Die Bestätigung der 53 Punkte, die teilweise zusammengefasst worden sind, ist nicht datiert. RAK B 207, unfoliiert. 1 Franz Joachim von Dewitz (1666–1719): Generalgouverneur von Dänisch-Vorpommern (1715–1719). Vgl. Meier 2008, S. 60f. und Heinrich 1990, S. 120f. 2 Friedrich IV. (1671–1730): König von Dänemark (1699–1730). 3 Andreas Weyse (1664–1725): siehe Anm. 1 auf Seite 350.

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Königliche Instruktion für die Provinzialregierung (1716)

läßigen allerunterthänigsten bericht zu unßerer weitern allergnädigsten resolution abstattet. 20. Das in Pommern und auf Rügen neu einzuführende kirchen gebeth betreffend. So bald dem Professori und Doctori sacro sancte theologiae Ehrnvesten Brandano Henrico Gebhardi1 zu Greiffswalde, die bestallung auf die vices eines General Superintendenten in Vor-Pommern und auf Rügen insinuirt seyn, und er unß seinen schrifftlichen eyd der treue eingesant haben wird, wollen wir allergnädigst, daß in unßerm nahmen Ihr demselben andeutet, daß er ein verändertes neues formular eines dort einzuführenden kirchen gebeths auf unß und unßer ganzes königliches erbhauße gerichtet, entwerffen, und unß solches zu unßerer allergnädigsten approbation und ferneren verordnung anhero schicken solle. 21. Wir wollen allergnädigst, daß die universität zu Greiffswalde auf dem fuß und in dem zustande, wie sie bißhero geweßen fernerhin beybehalten werden solle. Imgleichen 22. daß gleichwie, bey königlich schwedischen regierungs zeiten, der schwedische General Gouverneur Cancellarius bey der universität zu Greiffswalde geweßen, also auch Du unßer Geheimer Rath von Dewiz,2 als General Gouverneur, solche cancellariat-charge, bey besagter universität bekleiden mögest. 23. Was das homagium und die confirmation der stände privilegien anlanget, so finden wir allergnädigst für gut, daß es dießerwegen vorerst nur bloß bey dem handschlage gelaßen, und die confirmation besagter privilegien biß zu künfftiger huldigung ausgesetzet werden solle. [...] Brandanus Heinrich Gebhardi (1657–1729): seit 1686 Professor orientalium, seit 1699 Extraordinarius für Theologie und 1701/02 bzw. 1705 Ordinarius, 1716 auch VizeGeneralsuperintendent. Vgl. ADB VIII/1878, S. 481f. Lother 1925, S. 16–23. Kosegarten I/1857, S. 269, S. 278. 2 Franz Joachim von Dewitz (1666–1719): Siehe Anm. 1 auf S. 351.

1

Königliche Instruktion für die Provinzialregierung (1716)

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39. die der universität zu Greiffswalde von alters her zu ihren unterhalt eingeräumbte abthey Eldenau betreffend. Dießerwegen haben wir unserm Etats-Rath Weyse commission und befehl allergnädigst aufgetragen, daß er den jezigen zustand dieser abthey und was dahin gehörig auf das genaueste untersuchen und unß davon seinen pflichtmäsigen allerunterthänigsten bericht zu weiterer verordnung abstatten solle. 40. Wir wollen auch allergnädigst, daß die in unßerm antheil des herzogthumbs VorPommern und im fürstenthumb Rügen eingebohrne studiosi, welche von unß, es sey zu geist- oder weltlichen bedienungen, befordert zu werden verlangen, schuldig und gehalten seyn sollen auf der universität zu Greiffswalde wenigstens zwey jahre nacheinander ihre studia gebührend fortzusetzen. Diejenige aber, so armuth halber ihren studiis daselbst auf ihre eigene kosten, so lange nicht obliegen können, sollen dennoch nichts desto weniger ein jahr zu Greiffswalde studiren. 41. Soviel den Professorem theologiae, Assessorem consistorii und Pastorem Ehrnvesten Johann Ludwig Würffel1 zu Greiffswalde und deßen gesuch, um wieder zu seiner vorigen professorat und assessorat-bedienung zu gelangen, betrifft, wollen wir allergnädigst, daß deßen petitum dem consistorio und der universität zu Greiffswalde communiciret und deren beederseits pflichtmäsiges bedenken und bericht darüber, ob zu denen vom König in Schweden ihme vorhin conferirten functionen wieder admittirt werden könne, zuförderst erfordert und eingezogen, und sodann unßere fernere verordnung deßfalls erwarttet werden solle. Wornach Ihr Euch zu achten und wir verbleiben Euch mit königlicher Gnaden gewogen. Geben auf unßerer residenz zu Copenhagen, den 14ten April 1716.a 2 Friedrich Rex a Es

folgt die Rekognition durch Christian Sehestedt (siehe Anm. 2)

1 Johann Ludwig Würffel (1678–1719): 1711 zum Professor der Theologie und Pastor bei St. Marien ernannt und 1713 eingeführt, 1714 aller Ämter entsetzt und des Landes verwiesen, 1716 von der neuen dänischen Regierung restituiert. Vgl. Lother 1925, S. 47–71. Meier 2008, S. 62, S. 68–70, S. 103–105, S. 154 und S. 156–158. 2 Christian Christophersen Sehestedt (1666–1740): Kanzler von Dänemark (1708–1721). Vgl. DBL XV/1901, S. 478f.

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Friedrich IV. fordert von den Professoren einen Treueid (1716)

71. 1716 November 3, Kopenhagen Der dänische König Friedrich IV. fordert von den Professoren einen Treueid B – Rigsarkivet København, Sign RAK 877, Det pommerske guvernement, Nr. 3, 1 Bogen, S. 1–3 mit Text; Format 320x205 mm. Im August 1716 wurde die Universität aufgefordert, Deputierte abzusenden, die in Stralsund die Huldigung gemeinsam mit allen übrigen Ständen durch Handschlag leisten sollten.1 Das geschah am 24. September 1716. Damit war dem Bedürfnis der neuen Landesherrschaft nach Anerkennung aber noch nicht Genüge getan. Andreas Weyse2 hatte bereits im Juni und Juli 1716 Abschriften der Berufungsurkunden aller Professoren sowie den Text der von ihnen aus diesem Anlass abgelegten Eide abgefordert.3 Daraufhin forderte der König die Übersendung schriftlicher Treueide von allen Adjunkten und Professoren der Universität, die nicht durch ihn selbst ihre Berufung erhalten hatten. Wie schon zuvor die Richter am Hofgericht und die Mehrheit der Richter am Konsistorium, verweigerten auch die Greifswalder Professoren den gesonderten Treueid. Johann Ludwig Würffel4 und Brandanus Heinrich Gebhardi5 haben den gewünschten Eid als einzige geleistet.6 Patent der Regierung v. 10. August 1716, UAG Altes Rektorat St. 20, pag. 3–5. Vgl. zum Vorgang insgesamt Meier 2008, S. 64–68. Vgl. auch Schmidt/Spieß II/2004, S. 735: Neque silentio praetereundum, quod rex Daniae Fridericus IV., qui in praeterito anno cum sociis suis provinciam hanc et Rugiam occupavit, homagium ut a provincialibus semel ita bis a professoribus almae huius universitatis exegerit, primum per manus porrectionem – durch einen Handschlag – in civitate Stralesundi, idque factum per duos deputatos universitatis, dominum doctorem Henningium Christophorum Gerdessen et dominum magistrum Horn, dein in scriptis per reversum, quem quilibet dominorum professorum dare seu de quo potius a singulis, qui novam a rege Daniae vocationem non acceperunt, subscriptum et subsignatum exemplar transmittere necesse habuit. 2 Andreas Weyse (1664– 1725): seit 1708 als Justiz- und Kammerrat in dänischen Diensten, ab 1712 Kammerdirektor für Bremen und Verden. Vgl. Meier 2008, S. 58f., S. 291f. 3 Weyse an Rektor und Konzil v. Stralsund, 21. Juni 1716 und 4. Juli 1716, UAG Altes Rektorat St. 21, pag. 54 und 63–65. 4 Johann Ludwig Würffel (1678–1719): 1711 zum Professor der Theologie und Pastor bei St. Marien ernannt und 1713 eingeführt, 1714 aller Ämter entsetzt und des Landes verwiesen, 1716 von der neuen dänischen Regierung restituiert. Vgl. Lother 1925, S. 47–71. Meier 2008, S. 62, S. 68–70, S. 103–105, S. 154 und S. 156–158. 5 Brandanus Heinrich Gebhardi (1657–1729): seit 1686 Professor orientalium, seit 1699 Extraordinarius für Theologie und 1701/02 bzw. 1705 Ordinarius, 1716 auch Vize-Generalsuperintendent. Vgl. ADB VIII/1878, S. 481f. Lother 1925, S. 16–23. Kosegarten I/1857, S. 269, S. 278. 6 Beide taten das mit gutem Grund. Gebhardi erhielt die VizeGeneralsuperintendentur und Würffel, den Karl XII. kurz zuvor des Landes verwiesen hatte, erhielt seine Professur zurück. Vgl. Lother 1925, S. 46–56. Meier 2008, S. 98–100, S. 104f. 1

Friedrich IV. fordert von den Professoren einen Treueid (1716)

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Der König, dessen hier vorliegendes Mandat der Universität mit einem Schreiben des Kanzlers vom gleichen Datum der Universität mitgeteilt wurde,1 stellte daraufhin die Gültigkeit der Berufungen ebenso zur Disposition, wie die Legitimität sämtlicher akademischer Verwaltungs- und Rechtsakte. Die verweigerte Anerkennung der Privilegien führte im Dezember 1716 schließlich zur Ausfertigung der von den Professoren geforderten Reverse mit den Treueiden.2

Friderich der Vierte,3 von Gottes gnaden König zu Dennemarck, Norwegen, der Wenden und Gohten, Hertzog zu Schleßwig, Holstein, Stormarn und der Dithmarschen, Graff zu Oldenburg und Delmenhorst etc. Wohlgebohrner Raht, lieber getreuer. Wir haben uns aus dem von dem Rectore et concilio academico zu Greiffswaldt unterm 4. Septembri jüngsthin an Dich abgelaßenem schreiben geziemend vortragen laßen, was dieselbe zu behaubtung und erweisung des der greiffswaldischen universitet von alters her, krafft des dotations-instrumenti, vermachten und durch den königlich schwedischen visitations-recess de anno 1702 bestätigten wahl-rechts eines Haubt- oder Ambtmanns über der universitet patrimonial-guht, bey jetziger vacance solcher stelle, mit mehrerm angeführet. Allermaßen wir nun das gantze collegium der greiffswaldischen universitet, wann sich jedoch alle und jede deßen membra, und zwar ein jeder insbesondere unß vorhero mit dem erforderlichen schrifftlichen eydt der treue ihrer allerunterthänigsten schuldigkeit nach verbindlich gemachet und dergleichen eydliche reverse, wie unser Vice-GeneralSuperintendens, Ehrnvesten Doctor Brandanus Henricus Gebhardi4 und unser Consistorial-Assessor und Professor, Ehrnvesten Magister Johann Ludowig Würffel,5 gethan, an unsere zur regierungs-cantzelley zu Strahlsundt sämbtlich verordnete zur weitern übersendung an unsere hiesige teutsche cantzeley ausgehändiget, auch umb unsere allergnädigste bestätigung in ihren consistorial-assessorat und professorat-functionen bey uns allerunterthänigste ansuchung gethan, nicht weniger das gantze corpus der greiffswaldischen universitet umb confirmation ihrer privilegien geziemend gebehten, bey seinen wohlhergebrachten freyheiten und gerechtigkeiten zu laßen und zu schützen allergnädigst geneigt und intentionieret seind. So wollen wir allergnädigst, daß in unserm nahmen, Du der greiffswaldischen universitet obigen unsern allergnädigsten willen kundt thust, UAG Altes Rektorat St. 20, pag 35–38. Der Inhalt wurde mit einem Reskript der Kgl. Regierung v. 20. November 1716 wiederholt. Vgl. UAG Altes Rektorat St. 20, pag. 47– 50, 63–66. 2 Schreiben der Universität an Kanzler v. 28. Dezember 1716, UAG Altes Rektorat St. 20, pag. 99–100. 3 Friedrich IV. (1671–1730): König von Dänemark (1699– 1730). 4 Brandanus Heinrich Gebhardi (1657–1729): Siehe Anm. 5 auf S. 354. 5 Johann Ludwig Würffel (1678–1719): Siehe Anm. 4 auf S. 354. 1

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Die Königliche Regierung untersagt die Rektorwahl (1716)

mit der expreten anzeige, das so lange diejenige glieder, so uns annoch den eydt der treue nicht abgestattet, sich wegern würden, dergleichen eydliche reverse auszustellen, wir selbige weder für Consistorial-Assessores noch Professores zu Greiffswaldt erkennen, noch ihnen die daraus fallende emolumenta, hebungen oder gages zustehen, noch weniger ihnen einiges wahlrecht zu der jetzo vacanten Ambtmanns-stelle oder einige andere privilegia gestatten würden noch könten, auch allenfals andere dazu tüchtige subjecta an ihrer stelle wieder ernennen und verordnen würden. Dahingegen wir aber allergnädigst entschloßen währen, nach abgelegtem eydt der treue dem gantzen corpori der greiffswaldischen universitet ihre wohlhergebrachte privilegia ungeschmählert zu laßen und zu gönnen. Was Dir nun hierauff wird geantwortet werden, solches hast Du unß zu unserer weiterer verordnung allerunterthänigst zu berichten, und wir verbleiben Dir mit königlichen gnaden gewogen. Geben auff unserer residentz zu Copenhagen, den 3ten Novembris anno 1716.a 1 Friedrich Rex 72. 1716 Dezember 17, Stralsund Die Königliche Regierung in Stralsund untersagt die Rektorwahl A – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 20, pag. 85–88, Ausfertigung behändigt und besiegelt, 1 Bogen, S. 1–2 und 4 mit Text; Format 313x196 mm. Noch am 25. November 1716 hatten Rektor und Konzil in einem Schreiben an den Kanzler – unter Hinweis auf die geleistete Huldigung in Stralsund – darum gebeten, dass ihnen der besondere Treueid erlassen werde. Doch der Kanzler hielt unerbittlich an dieser Forderung fest.2 Am 12. Dezember begann man sich auf einen Text für den Treueid zu einigen.3 Die verweigerte Anerkennung der Privilegien und insbesondere des Wahlrechtes führte im Dezember 1716 schließlich zur Ausfertigung der von den Professoren geforderten Reverse mit den Treueiden.4 Zugleich mit der Übersendung der Treueide hatte die Universität um die Öffnung ihres seit Jaha Es

folgt die Rekognition durch Christian Sehestedt (siehe Anm. 1).

Christian Christophersen Sehestedt (1666–1740): Kanzler von Dänemark (1708–1721). Vgl. DBL XV/1901, S. 478f. 2 Universität an Kanzler v. 25. November 1716, Kanzler an Universität v. 1. Dezember 1716, UAG Altes Rektorat St. 20, pag. 55–60. 3 Der erste Entwurf in UAG Altes Rektorat St. 20, pag. 75–76, das Konzept des endgültigen Textes ebd., pag. 83. 4 Schreiben der Universität an Kanzler v. 15. und 16. Dezember 1716, UAG Altes Rektorat St. 20, pag. 79–81.

1

Die Königliche Regierung untersagt die Rektorwahl (1716)

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resbeginn versiegelten Archivs gebeten, in welchem sich auch die Szepter befanden, ohne welche die Rektorwahl und die Einsetzung des neuen Rektors nicht vollzogen werden konnte. Die daraufhin erfolgte Aussetzung der Rektorwahl durch die Regierung bis zur Bestätigung der Privilegien der Universität stellte eine deutliche Machtdemonstration der Regierung dar, die hier in die Grundrechte der akademischen Selbstverwaltung eingriff. Der damalige Rektor, Johann Lembke,1 blieb ein weiteres Jahr im Amt, bis am 23. November 1717 erneut Rektorwahlen stattfinden konnten.2 Johann Ludwig Würffel3 versuchte sich indes, da nur er und Brandanus Heinrich Gebhardi4 durch die königliche Autorität in ihren Ämtern anerkannt waren (s. o., S. 354f.), zum Prorektor aufzuschwingen und verhinderte sowohl die Publikation der üblichen Programme als auch des Vorlesungsverzeichnisses.5 Auf pag. 86 befindet sich links unten die Adresse An den Herrn Rectorem und concilium academicum zu Greiffswalde und rechts daneben der Fertigungsvermerk des Sekretärs August Friedrich (von) Johnn.6 Auf pag. 88 befinden sich Siegel und Außenadresse: Denen hochwohl- und wohlehrwürdigen, edlen, wohlehrenvesten, großachtbahren, hoch- und wohlgelahrten Herren, Rectori Magnifico, Decanis, Senioribus und sämbtlichen Professoribus der königlichen universität zu Greiffswalde, unseren vielgeehrten Herren.

Ihro Königliche Majestät zu Dännemarck, Norwegen etc. etc. zur regierung in dem hertzogthum Vor-Pommern und dem fürstenthum Rügen, verordnete General-Gouverneur, Ober-Land-Drost und Räthe. Hochwohl- und wohlehrwürdige, edle, wohlehrenveste, großachtbahre, hoch- und wohlgelahrte, vielgeehrte Herren. Wir haben die von unsern vielgeehrten Herren am 15ten und 16. hujus abgelaßene beyde schreiben wohl empfangen. Ob wir nun zwar die eingebrachte sechs eydliche reverse mit nächster post bey der hochlöblichen königlichen teutschen cantzeley einsenden werden, und allso wegen dieses puncts für der hand nichtes zu erinnern finden, so können wir doch noch zur zeit nicht gestatten, daß unsere vielgeehrte Herren mit Johann Lembke (1686–1746): seit 1714 Professor der Medizin. Vgl. Kosegarten I/1857, S. 280. 2 Vgl. Schmidt/Spieß I/2004, S. 72. 3 Johann Ludwig Würffel (1678–1719): 1711 zum Professor der Theologie und Pastor bei St. Marien ernannt und 1713 eingeführt, 1714 aller Ämter entsetzt und des Landes verwiesen, 1716 von der neuen dänischen Regierung restituiert. Vgl. Lother 1925, S. 47–71. Meier 2008, S. 62, S. 68–70, S. 103–105, S. 154 und S. 156–158. 4 Brandanus Heinrich Gebhardi (1657–1729): seit 1686 Professor orientalium, seit 1699 Extraordinarius für Theologie und 1701/02 bzw. 1705 Ordinarius, 1716 auch Vize-Generalsuperintendent. Vgl. ADB VIII/1878, S. 481f. Lother 1925, S. 16–23. Kosegarten I/1857, S. 269, S. 278. 5 So die Angaben des Dekanatsbuches der Theologischen Fakultät. Vgl. Schmidt/Spieß II/2004, S. 494f. 6 August Friedrich von Johnn († 1733): Kanzlei/Lehn- und Regierungssekretär in Dänisch-Vorpommern (1716–1721). Vgl. Meier 2008, u. a. S. 82f., S. 310. 1

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Friedrich IV. gestattet Rektor und Konzil die Amtsführung (1717)

der wahl eines neuen Rectoris, welcherhalber die auslieferung derer scepter verlanget worden, verfahren, allermaßen denenselben aus dem von mir, dem General Gouverneur, an sie am 3. November abgegebenen schreiben erinnerlich seyn wird, wie ihnen zuvorderst obliege, bey Ihro Königlichen Majestät unserm allergnädigsten König und Herrn die confirmation derer academischen privilegiorum allerunterthänigst zu suchen. Welches wir ihnen hiemit zur nachricht in antwort vermelden und übrigens sie der göttlichen beschirmung getreulich empfehlen wollen. Geben unterm königlichen regierungs insiegel. Stralsund, den 17. Decembris 1716. Johann Christian Hohenmühler,1 Heinrich Bernhard Kampferbek2 73. 1717 April 17, Stralsund Der dänische König Friedrich IV. gestattet der Universität die vorläufige Amtsführung gemäß dem Herkommen A – Universitätsarchiv Greifswald, Sign. UAG Altes Rektorat St. 20, pag. 140– 143, Ausfertigung behändigt und besiegelt, 1 Bogen, S. 1–2 und 4 mit Text; Format 314x202 mm. Am 6. März 1717 hatten Rektor und Konzil sich abermals mit der Bitte um die Bestätigung der Privilegien und die Erlaubnis, sowohl ihre Rechte hinsichtlich der Besetzung der Amtmannsstelle auf Eldena, als auch die Patronatsrechte im Amt wahrnehmen zu dürfen, an den Kanzler gewandt. Obgleich die erhoffte Bestätigung der Priviliegien, trotz Ableistung des geforderten Treueides durch alle Professoren, bislang nicht erfolgt war, gewährte der König auf Fürsprache des Kanzlers der Universität die Erlaubnis, ihre Rechte bis auf weiteres gemäß den Privilegien und dem Herkommen wahrzunehmen. Nachdem der Kanzler der Universität diese Entscheidung des Königs am 6. April 1717 mitgeteilt hatte,3 wurde sie durch das Reskript der Regierung offiziell verkündet. Auf pag. 141 befindet sich links unten die Adresse An die universität zu Greiffswalde, rechts daneben der Fertigungsvermerk des Sekretärs C. Boye.4 Auf pag. 143 befinden sich Siegel und die Außenadresse Denen hochwohl- und wohlehrwürdigen, edlen, wohlehrenvesten, großachtbahren, hoch- und wohlgelahrten Herren, Rectori Magnifico, Decanis, Senioribus Johann Christian von Hohenmühle (1658–1730): Regierungsrat in Dänisch-Vorpommern (1716–1721). Vgl. Meier 2008, u. a. S. 310. 2 Heinrich Bernhard von Kampferbeck (1664–1720): Regierungsrat in Dänisch-Vorpommern (1716–1720). Vgl. Meier 2008, u. a. S. 310. 3 UAG Altes Rektorat St. 20, pag. 136–137. 4 Christian Albrecht Boye: dänischer Kanzleisekretär. Vgl. Meyer 2008, u. a. S. 62.

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Friedrich IV. gestattet Rektor und Konzil die Amtsführung (1717)

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und sämbtlichen Professoribus der königlichen universität zu Greiffswalde, unseren vielgeehrten Herren. Greiffswalde.

Ihro Königliche Majestät zu Dännemarck, Norwegen etc. etc. zur regierung in dem hertzogthum Vor-Pommern und dem fürstenthum Rügen verordnete General Gouverneur, Ober-Land-Drost und Räthe. Hochwohl- und wohlehrwürdige, edle, wohlehrenveste, großachtbahre, hoch- und wohlgelahrte, vielgeehrte Herren. Alß Ihro Königliche Majestät unser allergnädigster König und Herr mittelst dero allerhöchst geehrtesten rescripti vom 6. des gegenwärtigen monats Aprilis auf die von denselben geschehene und mit meiner, des General-Gouverneurs alß Cancellarii, intercession begleiteten vorstellung in hohen gnaden resolviret, daß ihnen erlaubet seyn möchte, vor erfolgender allergnädigster confirmation ihrer privilegien die vacirende Ambtmanns stelle zu Eldenau, so wohl als auch das pastorat zu Eldenau und Wellenhagen1 ihren privilegien und dem herkommen gemäß hinwieder zu besetzen, imgleichen andere bey der universität vorfallende unpraejudicirliche actus zu exerciren. So haben sothane allergnädigste königliche resolution dem dabey angefügten hohen befehl zur allergehorsamsten folge, wir unsern vielgeehrten Herren hiemit kund machen wollen. Die wir dieselbe übrigens der göttlichen gnaden beschirmung getreulich erlaßen. Geben unter dem königlichen regierungs insiegel. Stralsund, den 17. Aprilis 1717. Friedrich Emmanuel Kötzschau2 Gotsche von Thienen,3 Johann Christian Hohenmühler,4 Heinrich Bernhard Kampferbek5

Weitenhagen. 2 Friedrich Emmanuel von Kötzschau († 1736): Oberlanddrost von Dänisch-Vorpommern (1716–1721). Vgl. Meyer 2008, u. a. S. 310. 3 Gotsche von Thienen (* 1683): Regierungsrat in Dänisch-Vorpommern (1716–1721). Vgl. Meier 2008, S. 82. 4 Johann Christian von Hohenmühle (1658–1730): Regierungsrat in Dänisch-Vor5 Heinrich Bernhard von pommern (1716–1721). Vgl. Meier 2008, u. a. S. 310. Kampferbeck (1664–1720): Regierungsrat in Dänisch-Vorpommern (1716–1720). Vgl. Meier 2008, u. a. S. 310. 1

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Befugnisse des Kanzlers (1717)

74. 1717 Dezember 4, Kopenhagen Der dänische König Friedrich IV. untersagt der Königlichen Regierung in Stralsund, die Befugnisse des Kanzlers in Universitätsangelegenheiten zu schmälern B – Rigsarkivet København, Sign RAK 877, Det pommerske guvernement, Nr. 3, 1 Bogen, S. 1–2 und 4 mit Text, Seite 4 mit Vermerk; Format 310x194 mm. Dem Kompetenzkonflikt zwischen der durch den Oberlanddrost und den Regierungspräsidenten vertretenen Königlichen Regierung in Stralsund einerseits und dem Generalgouverneur als Kanzler der Unviersität andererseits, liegt ein inneruniversitärer Machtkampf zugrunde, in welchen die streitenden Parteien die Organe der Landesverwaltung involvierten.1 Seit der Wiedereinsetzung Johann Ludwig Würffels2 in seine Professur an der Theologischen Fakultät hatte er die Doktorpromotion angestrebt. Sie war Voraussetzung für seine Rezeption in die Fakultät, der seit 1714 Gebhardi3 als Dekan vorstand und in der kein weiterer Ordinarius vorhanden war. Die von Würffel gegen Brandanus Heinrich Gebhardi, seit 1716 Vize-Generalsuperintendent, erhobenen Pietismusvorwürfe und die dadurch entfachten Streitigkeiten hatten zur Ablehnung der von Würffel gesuchten Promotion durch den Kanzler geführt, bis diese Streitigkeiten abschließend untersucht und beigelegt seien.4 Der Ausschluss aus den Fakultätsgeschäften behinderte Würffel andererseits dauerhaft in einer wirkungsvollen Auseinandersetzung mit seinem Gegner, so dass er die Mehrheit des Konzils und die Königliche Regierung dafür gewinnen konnte, sich für seine Zulassung zur Promotion einzusetzen. Ein entsprechendes Reskript der Regierung, das von Gebhardi die Aussetzung der geplanten Promotion anlässlich des zweiten Reformationsjubiläums forderte, folgte am 17. November 1717.5 Gebhardi appellierte umgehend direkt an den König.6 Am 30. November 1717 antwortete der Kanzler Gebhardi, dass er mit Berufung auf die Zum Hergang vgl. den Bericht Gebhardis im Dekanatsbuch der Theologischen Fakultät (Schmidt/Spieß II/2004, S. 497) und die den Streit betreffende Akte UAG Altes Rektorat R 1405. 2 Johann Ludwig Würffel (1678–1719): 1711 zum Professor der Theologie und Pastor bei St. Marien ernannt und 1713 eingeführt, 1714 aller Ämter entsetzt und des Landes verwiesen, 1716 von der neuen dänischen Regierung restituiert. Vgl. Lother 1925, S. 47–71. Meier 2008, S. 62, S. 68–70, S. 103–105, S. 154 und S. 156–158. 3 Brandanus Heinrich Gebhardi (1657–1729): seit 1686 Professor orientalium, seit 1699 Extraordinarius für Theologie und 1701/02 bzw. 1705 Ordinarius, 1716 auch Vize-Generalsuperintendent. Vgl. ADB VIII/1878, S. 481f. Lother 1925, S. 16–23. Kosegarten I/1857, S. 269, S. 278. 4 Zu den Hintergründen vgl. Lother 1925, S. 51–60, besonders S. 59. 5 Regierung an Gebhardi, UAG Altes Rektorat R 1405, fol. 8r–9r. 6 Gebhardi an den König v. 19. November 1717, UAG Altes Rektorat R 1405, fol. 8v. 1

Befugnisse des Kanzlers (1717)

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Kanzlerinstruktion (vgl. Nr. 54) jede Einmischung der Regierung zurückweise.1 Nachdem sich das Konzil auf die Seite Würffels stellte und Gebhardi weiterhin durch Beschlüsse zur Zulassung Würffels zur Promotion zu bewegen suchte, war ein erneutes Machtwort des Kanzlers nötig, um seine Autorität zu verteidigen.2 Würffel hat bis zu seinem Tode 1719 keine Gelegenheit mehr zur Promotion erhalten. Auf der ersten Seite findet sich unten rechts der Vermerk No. 23. Auf Seite 4 des Dokuments befindet sich der Vermerk: Copia. Königlich (und) Dennemarckischen rescripti an die regierung zu Stralsund excluso praefecto generali, sub dato Copenhagen, den 4. Decembris 1717.

Fridericus 43 Wann bey unß unser Geheimer Raht und General Gouverneur, Herr Frantz Joachim von Dewitz,4 allerunterthänigst angebracht, was gestalt ihr eine in der theologischen facultet auf der universitet Greiffswalde angesetzte doctoral promotion auf einige zeit inhibiret und solche in faveur des Professoris Würffeln,5 welcher zu erhaltung des gradus doctoris sich so spät gemeldet, daß die gewöhnliche praestanda vor dem vorlängst berahmten termino nicht haben geleistet werden können, außsetzen wollen, und dann derselbe sich desfalß über euch beschwehret, daß nachdem wir ihm das cancellariat bey besagter universitet allergnädigst conferiret, und nach der Cantzler-instruction dem Cancellario in diesen und anderen bey der universitet vorkommenden sachen, die ober auffsicht und direction von jeher alleine zugestanden, ihr darinnen demselben auff solche ahrt nicht allein eingriff gethan, sondern auch durch Euer desfalß ertheiltes decret, seiner bereits vor einer geraumen zeit dieser promotion halber gewöhnlicher maßen gemachte veranstaltungen und verfügungen vernichten wollen. So hat unß dieses Euer betragen sehr befrembdet und haben wir Euch demnach hiemit allergnädigst anbefehlen wollen, daß Ihr in denen mehrgedachte universitet betreffenden sachen Euch aller verfügungen künfftighin gäntzlich enthaltet und nach anleitung derer desfals bey solcher universitet und von jeher observirten verordnungen Kanzler an Gebhardi v. 30. November 1717, UAG Altes Rektorat R 1405, fol. 17r/v und die Antwort desselben, fol. 24r–25r. Wie nun dieselbe hierinnen in gerinsten nicht disponieren kan, besondern dem Cancellario die ober-auffsicht über die universität competiret und in der Cantzlerinstruktion § 9 (vgl. Nr. 54, S. 297) expresse enthalten, daß bey allen promotionibus die determinirung der anzahl der candidaten und der zeit von dem Cancellario allein dependiren solle (...). 2 Kanzler an Rektor und Konzil v. 7. Dezember 1717, UAG Altes Rektorat R 1405, fol. 35r–36v. 3 Friedrich IV. (1671–1730): König von Dänemark (1699–1730). 4 Franz Joachim von Dewitz (1666–1719): Generalgouverneur von Dänisch-Vorpommern (1715–1719). Vgl. Meier 2008, S. 60f. und Heinrich 1990, S. 120f. 5 Johann Ludwig Würffel (1678–1719): siehe Anm. 2 auf S. 360. 1

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Rektor und Konzil verbieten das Maskieren und Verkleiden (1719)

ermeltem unserm Geheimen-Raht und General Gouverneur alß Cantzler überlaßet, wornach ihr Euch zu achten, und wir verbleiben Euch etc. etc. 75. 1719 Januar 29, Greifswald Rektor und Konzil verbieten das Maskieren und Verkleiden A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 257, Einblattdruck; Format 450x340 mm. Masken und Vermummungen wurden von Studenten benutzt, um unerkannt Verbote zu übertreten. Neben der Forderung nach angemessener Kleidung und würdigem Auftreten war dies sicher einer der wichtigsten Gründe, die Maskeraden wiederholt zu verbieten (vgl. Nr. 68).1 Das Verbot des Maskierens und Verkleidens drückt aber auch die Ablehnung der evangelischen Geistlichkeit gegen die als Lupercalia und Bacchanalia gebrandmarkten Fastnachtsbräuche aus, wie aus dem vorliegenden Text besonders deutlich hervorgeht.2 Alle diesbezüglichen Ermahnungen und Verbote von Rektor und Konzil fielen jeweils mit der Fastenzeit zusammen oder erfolgten in unmittelbarer zeitlicher Nähe zur Fastnacht. Sie mussten nicht zwangsläufig in Form von Mandaten erfolgen, sondern konnten auch in entprechende Programmata gekleidet werden.3 Das Mandat wurde in der Offizin von Daniel Benjamin Starck4 gedruckt.

Rector et concilium universitatis Gryphiswaldensis. Ea mente eoque animo, CIVES ACADEMIAE DILECTISSIMI, hanc publicam doctrinarum optimarumque mentium formandarum sedem habeatis, ut per omnium honestarum artium cultum, vestrum transigatis tempus. Quare debetis omnium temporum momenta ad hauriendam exercendamque doctrinam conferre ac cursu incitato atque inflammato properare ad virtutis eruditionisque gloriam. Litterae enim et pietas amicas iungunt manus atque arctissimo inter sese colligantur vinculo; dum eruditio, nisi pietate fuerit munita et hinc virtutibus decorata, est vana et profana. Iuste igitur illi in academiis secum subducunt rationes, qui omnia sua studia mentemque omnem in eo figunt, ut foedam, qua circumfusi, ignorantiam eosque, qui ingenuos non decent, mores exuant. Haec enim secum debent vehere litterarum studia, ut insolentissimos contundant spiritus, ut ex 1 Vgl. Brüdermann 1990, S. 436–438. 2 Vgl. Thümmel 1975, S. 392. 3 So veröffentlichte der Generalsuperintendent und damalige Rektor Jakob Heinrich Balthasar (1690–1763) am 12. Januar 1746 ein programma contra usum lavarum. Vgl. Schmidt/Spieß II/2004, S. 557. 4 Daniel Benjamin Starck († 1730): akademischer Buchdrucker (1682–1730). Vgl. Paisey 1988, S. 250.

Rektor und Konzil verbieten das Maskieren und Verkleiden (1719)

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feritate mentes ad mansuetudinem traducant, ut deleant, eiciant e moribus barbariem; et sic animos forment fingantque ad omnem honestatem, mores mitigent, emolliant, non efferent. Musis igitur potest contingere, palmam virtutis ferre inter mortales; quare iuvent alios suo exemplo et eos ad honestae provocent accendantque aemulationis studium. Ubi vero sunt merita virtutum, ibi sunt praemia honorum. Recte inde honori et virtuti aedes gemellas iuctim locavit antiquitas. Nam coeunt et coalescunt in amicam societatem. Neminem facile fugiet, CIVES ACADEMIAE HONORATISSIMI, omni fuisse aetate, qui sanctissimi musarum ordinis gloriam maledica lingua, amara sugillatione, tamquam machinis conati sunt oppugnare ac subvertere. Ceterum eruditione virtutum comitatu instructa omnis obtrectatorum labor in irritum recidit, contunditur, conteritur; immo musarum splendor, illorum clamoribus exagitatus, quasi vehementibus impulsa flatibus taeda, enitescit. Quae cum ita sese habeant, debet esse academia nostra omnis sapientiae sedes, omnis honestatis et sanctitatis templum. Religio vetat eidem manus adferre sacrilegas. Templum hocce devotissima ac castissima debetis venerari mente. Compellandi estis eo nomine, CIVES ACADEMIAE HONORATISSIMI, atque cohortatione quadam vere sincera, blande ac paterne excitandi, ut animo erecto virtutis honestatisque cultum sequamini. Necessitas et amor vestrae salutis tenerrimus haec nobis expressit. Quorundam enim mores adeo ad iniqua sunt inclinati, ut ipsa virtus e nostra academia videatur expulsa, eiecta, exterminata. Nam licentia efferata eo prorupit, ut vis legum nostrarum eludatur et perfringatur. Sane haec res acerbissimum, immo acutissimum dolorem nostris inussit animis. Officii ergo nostri religio efflagitat, ut academiam nostram contra hos insultus muniamus, ne malum latius sperat; huic quam maxime invigilandum est negotio, ut leges nostrae spiritum et sanguinem recipiant. Certe hodieque pectus nostrum effodit memoria spectaculi illius larvati, non ita pridem per publica urbis itinera editi. Siccine decet pompa personata omnium ora mentesque in se convertere? An ita dehonestanda est facies ad imaginem DEI formata? Schemata eiusmodi larvata omnino sublata cupimus neque posthac impunitatem assequentur. Sunt et alia, quae iure in vobis habemus desiderare. Legum nostrarum caput I.1 iniungit vobis devotissimum vervi divini auditum et sanctissima in aedibus sacris peragenda opera. Nonne nefas esse ducitis, coram facie divina et in oculis tremendi numinis, tempus illud, quod seriae mentis est destinatum, confabulationibus et deambulationibus fallere aliosque ad risum provocare et ridendo quasi certare? Quare damus vobis hoc in aedibus sacris negotium, ut vos ad pietatem, honestatem et modestiam componatis. Virtutes hasce, serie numquam laxanda ubique exprimetis; et sic mente numquam non quoque custodietis leges X. et XI.2 quippe quae volunt, iubent, imperant, utne comissationes 1

Vgl. Nr. 29, S. 142.

2 Vgl.

Nr. 29, S. 144.

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Rektor und Konzil verbieten das Duellieren (1719)

in multam protrahatis noctem; nec calentes vel vino vel cerevisia noctu percursetis et sic vociferationibus omnia impleatis; nec denique bellum cum lapidibus geratis. Quae inde malorum illuvies? Ingenii iudiciique vis obtunditur; largae profusiones vestra devorant bona. Legibus nostris si refractarium et rebellem obvertitis animum, maculam foedissimam vestrae inuretis conscientiae aculeosque in eadem relinquetis. Numquam igitur oculos remotos habeatis ab exactissima leges nostrarum observantia, quibus in hanc civitatem recepti, dextram ac religionem adstrinxistis. Quodsi contrarium evenerit, libido illa legibus insultandi, praeclusa omni omnino venia, gravioribus reprimenda erit poenis. Cautione itaque opus est; nam pessime luit furorem suum temeritas. Quare publica hac admonitione per vestram salutem vos oramus atque obtestamur, ut illecebras peccandi et morum corruptelas fugiatis legibusque nostris sancte obsequamini, pareatis, obtemperetis. Valete. Publicatum publice, sub sigillo academiae, dominica IV. post epiphaniam, anno salutis recuperatae MDCCXIX. 76. 1719 Juli 16, Greifswald Rektor und Konzil verbieten das Duellieren A – Universitätsbibliothek Greifswald, Sign. UBG Ms 151, fol. 258, Einblattdruck; Format 450x345 mm. Ein unmittelbarer Anlass für die Erneuerung des Duellverbots von 1702 (vgl. Nr. 56) lässt sich nicht ermitteln. Allerdings scheinen die Duellplakate und -verbote nicht die erwünschte Wirkung erzielt zu haben. Einen besonders schweren Fall, die Tötung eines Studenten im Hause des Rektors, berichten die Rektoratsmemorabilien des Jahres 1720.1 Das erneuerte Mandat von Rektor und Konzil schärfte noch einmal die Zuständigkeit der akademischen Gerichtsbarkeit für die Beilegung von Streitigkeiten unter den Studenten ein und drohte für Duellforderungen und Duelle die Relegation an. Das Mandat wurde in der Offizin Daniel Benjamin Starcks2 gedruckt.

Rector et concilium studiosis academiae Gryphiswaldensis, salutem dicunt plurimam. Quo pacto studiosos bonarum artium ac scientiarum regere mores oporteat, ut in patriae incrementum evalescere queant, leges, in quas adventantes in hanc academiam iurare tenentur, satis superque praescribunt. Siehe Schmidt/Spieß II/2004, S. 89. 2 Daniel Benjamin Starck († 1730): akademischer Buchdrucker (1682–1730). Vgl. Paisey 1988, S. 250. 1

Rektor und Konzil verbieten das Duellieren (1719)

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At dolendum est ita nonnullos vivere, quasi lege teneantur nulla. Sciunt templa et sacra debita devotione frequentari debere, ut studiis suis divinam gratiam quisque propitiet. Multi sunt, qui sanctissimam hanc legem, quae prima omnium est, plane habent neglectui. Quanti enim non tumultus saepe excitantur in choris a quibusdam mali feriatis studiosis, neque magistratus praesentiam, neque ministri verba facientis monita erubescentibus? Instituuntur confabulationes in conspectu gregis sancti; discurritur in choris sursum prorsum; nec pudet durante sermone sacro ascensu descensuque tumultum dare attentionemque turbare populi. Immo observatum est eo quosdam nequitiae progredi, ut, demissis in subiecta subsellia floribus, honestarum matronarum virginumque impediant devotionem, risum excitent, scandalum infirmis praebeant detestandum. Obsecro, an hi mores decent iuvenes honestati dedicatos, christianae fidei addictos, ad regendos aliorum mores per studia academica sese aptantes? Porro lex scripta est, ad quam sese quisquis, cum inscribitur, iuramento adstringit: Si litigium obvenerit, ad magistratum defertor. Hanc legem quidam ferre haut possunt, contumeliosis verbis impetentes eos, qui, quando iniuriam patiuntur, querelam ad rectorem deferunt. Quid quaeso sibi vindictae quaeritur locus, effrenique licentiae campus aperitur amplissimus. Vestras testamur conscientias, quicumque hoc praeiudicio gravati estis, an non ipsimet fateri cogimini indignos esse nomine studiosorum, qui conviciis sarcasticisque dictis insectantur iuvenes DEI timentes, qua de causa huc missi cogitantes, ab eorum sese consortio abstinentes, qui otium luxum et pessimos mores honorato studiosi nomine velant, si iniuria afficiuntur, magistratus opem implorantes. Eliminatas eiusmodi schoristicas actiones et vexationes e schola nostra serio volumus, tamquam impias, publicis legibus iamdudum interdictas, scurrarum insignia non academicorum. In dimicationes, provocationes ad duella, factiones, actosque eo nomine conventus poena relegationis dicta est. Idque summo iure. Nam tales actiones eo spectant, ut magistratus auctoritas profligetur eaque eversa summa imis misceantur. Paterne ergo monitos volumus omnes pessimis his praeiudiciis laborantes, ut malos hosce mores exuant, desinant esse mancipia irae, rixas, convicia, dimicationes procreantis, cogitent sese christianos esse, non in eum finem redemptos, ut praetextu libertatis carni serviant, quae hypocritarum religio est, sed ut spiritus CHRISTI ductum sequantur, per verbum ad pias quasque honestas et salutares actiones instigantis, quibus regnum DEI aedificari et nominis eius gloria obtineri possit. Faxit DEUS, ut ita mores suos componant, quicumque legibus academicis subsunt, ut multa paternae benignitatis; nulla publicae vindictae exempla edere necessum habeamus! Publicatum publice dominica VI. post trinitatis, die 16. Iulii, anno 1719.

Quellen- und Literaturverzeichnis 1. Abkürzungsverzeichnis ADB

Allgemeine Deutsche Biographie

BGUG

Beiträge zur Geschichte der Universität Greifswald

DBE

Deutsche Biographische Enzyklopädie

DBL

Dansk Biografisk Lexikon

LAGw

Landesarchiv Greifswald

RAK

Rigsarkivet København

RAS

Riksarkivet Stockholm

SAÄ

Svenska Adelns Ättartavlor

SBH

Svenskt biografiskt handlexikon

SBL

Svenskt biografiskt lexikon

SMK

Svenska män och kvinnor

StAG

Stadtarchiv Greifswald

StAS

Stadtarchiv Stralsund

UAG

Universitätsarchiv Greifswald

UBG

Universitätsbibliothek Greifswald

368 2. Verzeichnis der ungedruckten Quellen Universitätsarchiv Greifswald Handschriften UAG Ms. Palthen

Altes Rektorat UAG Altes Rektorat R 229 Acta in Sachen Rectoris et Concilii Academici, Supplicanten ctr. Bürgermeister und Rath der Stadt Greifswald Supplicaten in pto. Versteuerung der catastrirten Häuser, so von academischen Verwandten eigenthümlich acquiriret worden, in specie wegen Admittirung des Syndici Academiae zum beneficio recognitionis 1704–1781 UAG Altes Rektorat R 235 Acta wider den Stadt-Magistrat wegen der Immunitaet von Steuern und Einquartirungen, auch der in catastrirten Häusern wohnenden Professorum und Academicorum, Vol. IV, 1657–1674 UAG Altes Rektorat R 238 Acta wider den Stadt-Magistrat wegen der Immunität von Steuern und Einquartirung, Vol.VII, Acta Commissionis zur gütlichen Ausgleichung des Streits. Bewirkung eines Vergleichs unterm 8ten Decbr. 1676 und dessen Königl. Bestätigung von 1702, 1676–1702 UAG Altes Rektorat R 559 Des K. Gouvernements Anredung daß die Sachen, die das Patrimonium Academicae angehen unmittelbar an das Etats Cosilium gehen soll, Nov.–Dec. 1649 UAG Altes Rektorat R 1405 Acta wegen der dem Prof. Würfel von dem Vice-General-Superintendenten Gebhardi versagten Promotion in Doctorem Theologiae, Nov.–Dec. 1717 UAG Altes Rektorat R 1409 Varia Mayeriana, 1681–1702 UAG Altes Rektorat R 1418 Acta Colbergiana, Vol. III, die Restitution desselben und den schlußlichen Vergleich betreffend, 1685-1687

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

369

UAG Altes Rektorat R 1419 Acta Colbergiana, Vol. II, die Schwierigkeiten der restitution desselben betreffend, 1679–1685 UAG Altes Rektorat R 1561 Wegen des Rangs der Adjunctorum, Juni–Dez. 1704 (1790) UAG Altes Rektorat R 1584 Wegen des Perpetui Executorialis der Academie, 1643-1663 UAG Altes Rektorat St. 7 Acta und Bedenken über die Instauration der Akademien und Aufrechthaltung ihrer Privilegien, 1649 UAG Altes Rektorat St. 10 Acta Visitationis Acad. und Praefecturae Eldenavens, 1665–1667 UAG Altes Rektorat St. 12 Acta wegen des Zustandes der Akademie bei der hohen Landes-Commission, Okt. 1680–März 1681 UAG Altes Rektorat St. 13 Der Academie Sollicitaionen bey k. schwed. Hofe, bey der Landes-Regierung und andern Großen und Communen und von Zeit zu Zeit eingezogenen königlichen Resolutionen und Deputationen nach Hofe und sonsten zur Verbesserung des Zustandes der Academie insonderheit nach den öftern Kriegs-Drangsalen, 1631–1695 UAG Altes Rektorat St. 14 Acta Visitationis Academiae, Vol. I, 1699–1700 UAG Altes Rektorat St. 15 Acta Visitationis Academiae, Vol. II, 1699–1702 UAG Altes Rektorat St. 20 Acta wegen der an Sr. Königl. Mayst. Von Dännemark von der Academie zu leistenden Huldigung 1716, auch Confirmation der academischen Privilegien, August 1716–Februar 1717 UAG Altes Rektorat St. 21 Acta Academica unter der Königl. Dänischen Regierung den Zustand und die Gerechtsame etc. der Universität betreffend, 1716–1721

370

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

UAG Altes Rektorat St. 57 Academische Cancellariat-Acta betreffend den Antritt, Abgang, Reisen die Instruction Illustr. Cancellariorum nebst gemeinen Amts-Verhandlungen mit der Academie, 1655–1810 UAG Altes Rektorat St. 63 Acta die Auctoritaet des Cancellarii Ill. bey academ. Promotionen, den nötigen Consens dazu und die Bestellung eines Procancellarii oder Bevollmächtigung des jetzigen Procellarii perpetui dabey, 1606–1764 UAG Altes Rektorat St. 68 Acta betreffend die Verordnung Ill. Cancellarii 1750, daß Decani Facultatum jedesmal vor publication eines Doctor- oder Magister- Diplomatis höchst dero und in der Abwesenheit dero K. H. Regierung Consens einholen sollen, Okt.–Dez. 1750 UAG Altes Rektorat St. 72 Acta und Protocolla über die jährliche Rectorats Wahlen, 1675–1813 UAG Altes Rektorat St. 74 Acta in Sachen d. H. Doctoris Caroc contra Rectorem et Concilium in pto praeteritionis bei der Rector-Wahl, Vol. II, 1689–1690 UAG Altes Rektorat St. 75 Acta Rectoris et Concilii wider d. H. Professor Wagenius wegen vermeintlicher Präferirung seiner Person bei der in Ao 1739 angestellten Rectorat-Wahl, Vol. III, Mai–Juni 1739 UAG Altes Rektorat St. 98 Acta die Wiederbesetzung der Professur der altclassischen Literatur i. J. 1816 betreffend, 1816–1830 UAG Altes Rektorat St. 108 Acta Nominationis, Praesentationis und Vocationis zu der Profess. Linguarii Orientalium, 1650–1739 UAG Altes Rektorat St. 123 Acta die Ernennung des Prof. Dr. Mühlenbruch zum ordentlichen Prof. der juristischen Facultät der Universität Greifswald betreffend, 1814–1818 UAG Altes Rektorat St. 154 Acta wegen der im Receß von 1702 constituirten Adjunctorum die vorhin Professores extraordinarii gewesen, ihre neuen Vollmachten und Lohnforderungen, 1703–1705

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

371

UAG Altes Rektorat St. 168 Acta die Bestellung, Verwaltung und apointements des Akademischen Syndicats wie auch desselben Interims-Verwaltung von Professoribus Fac. Jurid. betreffend, Vol. I, 1700–1737, 1814 UAG Altes Rektorat St. 169 Acta die Bestellung, Verwaltung und appointement des Akadem. Syndicats wie auch die Annahme des zweiten Syndici und Trennung des Amts von der Adjunctur betr., 1742–1844 UAG Altes Rektorat St. 175 Acta über die Bestellung des Secretarii Academiae, 1626–1796 UAG Altes Rektorat St. 185 Acta Bestellung der academischen Sprachmeister und sonstigen Vorfälle mit denselben betreffend, Vol. I, 1676–1737 UAG Altes Rektorat St. 198 Acta die Bestellung und Obliegenheiten des Structuarii und Procuratorii Academiae betreffend, 1573–1768 UAG Altes Rektorat St. 205 Acta die Bestellung der Akademischen Tantzmeister und sonstige Vorfälle mit denselben betreffend, 1675–1794 UAG Altes Rektorat St. 210 Acta die Bestellung der academischen Buchdrucker, Contracte mit denselben und allerley das Druckerwesen angehende Sachen betreffend, Vol. I, 1580–1738 UAG Altes Rektorat St. 218 Acta der Bestellung und Obliegenheiten der Pedellen und sonstige Vorfälle mit denselben, Vol. I, 1615–1822 UAG Altes Rektorat, St. 235 Acta die Statuta Facultatum und deren Revision und Confirmation betreffend, 1657–1774 UAG Altes Rektorat St. 273 Acta generalia betreffend die Censur academischer Schriften, Vol. II, 1820–1852 UAG Altes Rektorat St. 274 Acta wegen der vom H. General-Superintendenten gesuchten Censur der Fest-Programmatum der Herren Rectorum, 1704–1709

372

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

UAG Altes Rektorat St. 623 Protocolla Concilii Academici, darin viele Dinge zugleich aufgenommen, Vol. IV, 1636–1659 UAG Altes Rektorat St. 624 Protocolla Concilii Academici, darin viele Dinge zugleich aufgenommen, Vol. V, 1659–1669 UAG Altes Rektorat St. 626 Protocolla Concilii Academici, darin viele Dinge zugleich aufgenommen, Vol. VII, 1616, 1660, 1673, 1681–1702 UAG Altes Rektorat St. 783 Die Statuten der Juristenfakultät zu Greifswald, Vol. I, 1705–1838 UAG Altes Rektorat Hbg. 140 Acta die Inspection, Leges und Consuetudines für die Commensales auf dem Convictorio betreffend, 1565–1809 UAG Altes Rektorat Hbg. 141, Bd. 2b Acta die Auf- und Absetzung der Oeconomen beym Convictorio, Contracte mit demselben, ihre Obliegenheiten und Verhalten betreffend, Vol. IIb, 1670–1700 UAG Altes Rektorat Hbg. 143 Acta Bedenken wegen nützlicher Aufhebung des Convictorii, 13. May o. Maerz 1666 UAG Altes Rektorat Hbg. 342 Acta betreffend die Königliche Verordnung wegen der Inscriptions-Gelder, 1698–1774 UAG Altes Rektorat Hbg. 408 Acta Studiosorum wider die Handwerksgesellen wegen des Degentragens, 1685–1701 UAG Altes Rektorat Hbg. 418 Acta wegen des Verbots der nächtlichen Grassationen der Studenten, 1651–1738

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

373

Kurator UAG Kurator K 966 Acta der Königl. akademischen Administration zu Greifswald betreffend die Bestallung, Instruction, Dimission der Haupt- oder Amtmänner zu Eldena, Vol. II, 1661–1714 UAG Kurator K 967 Wahl und Bestellung des Amtmannes (seit 1748 Amtshauptmannes) zu Eldena, 1714–1775 UAG Kurator K 969 Acta der Königl. akademischen Administration zu Greifswald betreffend die Bestallung, Instruction, Dimission der Haupt- oder Amtmänner zu Eldena, Vol. I, 1634–1656 UAG Kurator K 2617 Acta der Königl. akademischen Administration zu Greifswald betreffend Instructionen der Inspectoren, die ehemals dem Hauptmann bei der Administration des Amtes Eldena zugeordnet waren, 1643–1660 UAG Kurator St. 943 Register von dem Universitäts Ambte Einnahme und Ausgabe, 1654–1655 UAG Kurator St. 945 Einnahme und Ausgabe Register, 1655 UAG Kurator St. 991 Der Universität zu Greifswald Procuratur-Register, 1690–1691 UAG Kurator St. 992 Der Universität zu Greifswald Procuratur-Register, 1691–1692 UAG Kurator St. 997 Der Universität zu Greifswald Procuratur-Register, 1696–1697

Nachlaß Leick UAG Nachlaß Leick Nr. 8 Satzungen und Ordnungen, 1640–1798

Urkunden UAG Urkunden 125 UAG Urkunden 128

374

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

Universitätsbibliothek Greifswald Handschriften UBG HS 151 Academica UBG Hs 320a quarto, Bd. 1 Academica Gryphiswaldensia, 1624–1818

Manuscripta Pomeranica UBG Ms 150 Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte der Universität Greifswald, 1455–1703 UBG Ms 151 Urkunden und Aktenstücke zur Geschichte der Universität Greifswald, 1456–1764 UBG Ms. 153 Verordnung des Canzlers der Universität Greifswald, Feldmarschalls Grafen Jürgen von Mellin, zur Aufnahme der Studien und besserem Flor der Akademie, d. d. Stettin, den 4. Jan. 1702 UBG Ms 160 Annales facultatis medicae Gryphiswaldensis, 1456–1713

Landesarchiv Greifswald Rep. 6 – Schwedisches Archiv LAGw Rep. 6 Tit. 14 Nr. 1c Die landständische Bewilligung von 5.000 Taler für die Universität Greifswald, 1673 LAGw Rep. 6 Tit. 14 Nr. 21 Allerlei Desideria der Universität Greifswald LAGw Rep. 6 Tit. 14 Nr. 23 Steuersachen, namentlich die Steuerfreiheit der Universität zu Greifswald, 1683–1704

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

375

Rep. 40 – Handschriften LAGw Rep. 40 VI 33 Verwaltung der Universität Greifswald, 1642–1737 LAGw Rep. 40 VI 34 Verwaltung der Universität Greifswald, 1604–1747 LAGw Rep. 40 VI 76 Verwaltung der Universität Greifswald, Bd. III, 1651–1700 LAGw Rep. 40 VI 77 Verwaltung der Universität Greifswald, Bd. IV, 1701–1730 LAGw Rep. 40 VI 94 Verfassung und Verwaltung des Herzogtums Pommern und SchwedischPommerns, 1545–1738

Stadtarchiv Greifswald Rep. 5 – Städtische Akten vor der Auflösung der Zentralregistratur um 1920 StAG Rep. 5 Nr. 7281 Verschiedene Gelegenheitsdrucke, Visitationsrezesse, Vertäge mit der Stadt u. a. (1648–1777) StAG Rep. 5 Nr. 7282 Societas studiosorum Gryphicarum (1645–1661)

Rigsarkivet København 274 – Tyske Kancelli Indenrigske Afdeling RAK 274-B 205 Kgl. Reskripter til Regeringen i Forpommern og Rügen, 1716, 1720 RAK 274-B 207 Relationer og Forslag fra Andreas Weise vedr. Ordningen af den pommerske Etat, 1715–16 RAK 274-B 215 Afskrifter af Aktstykker vedr. Forpommern og Rügen, 1322–1717

376

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

574 – Regeringskancelliet i Stralsund RAK 574-Nr. 139 Akter vedr. Greifswald (Acta betreffend den in Anno 1716 befundenen Zustand der Stadt Greifswald und einige Vorschläge, wie derselben aufgeholfen werden könnte), 1716–1720

877 – Det pommerske guvernement RAK 877-Nr. 3 Korresp. vedr. guvernementet og Greifswald Universitet (Ihro Excellence des wohlseel. H. Generalen von Dewitz hinterlassenen das Pommersche Gouvernement und die Universitet Greifswalde betreffenden Briefschaften), 1716–1719

Riksarkivet Stockholm Gadebuschska Samlingen RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 110 RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 111 RAS Gadebuschska Samlingen Vol. 249

Oxenstiernska Samlingen RAS Oxenstiernska Samlingen Nr. E 949

Pommeranica RAS Pommeranica Vol. 4 Skrifvelser från pommerska regeringen, 1660–1661 RAS Pommeranica Vol. 170 Skrifvelser från F.W. von Hessenstein, 1784–1788 RAS Pommeranica Vol. 227 Skrifvelser från universitetet i Greifswald, odat., 1632–1689 RAS Pommeranica Vol. 228 Skrifvelser från universitetet i Greifswald, 1690–1740

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

377

RAS Pommeranica Vol. 253 Skrifvelser från generalsuperintendenten J.F. Mayer (jämte handlingar), 1690–1708 RAS Pommeranica Vol. 308 Pommerska kommissionen 1680–1682 (1680–1681): Registratur öfver resolutioner, 1681 RAS Pommeranica Vol. 436 Kommission för visitation af academien i Greifswald. Skrifvelser till K.M:t, 1699–1700 RAS Pommeranica Vol. 437 Kommission för visitation af academien i Greifswald: Protokoll, 10.7.–1.12.1699 RAS Pommeranica Vol. 438 Kommission för visitation af academien i Greifswald:Handlingar, 1699–1700 RAS Pommeranica Vol. 439 Kommission för visitation af academien i Greifswald: Handlingar ang. visitationsrecessen af 1702, 1699–1700 RAS Pommeranica Vol. 444 Kommission för visitation af academien i Greifswald, 1708–1709 RAS Pommeranica Vol. 480 Strödda handlingar 1, 1632–1750

Riksregistraturet, Serie B RAS Riksregistraturet B 290 (1653, sept.–okt.) RAS Riksregistraturet B 344 (1661, maj–juli) RAS Riksregistraturet B 379 (1670, juni–sept.) RAS Riksregistraturet B 409 (1674, maj–juni) RAS Riksregistraturet B 502 (1686, okt.) RAS Riksregistraturet B 634 (1704, jan.–mars) RAS Riksregistraturet B 635 (1704, april–dec.) RAS Riksregistraturet B 639 (1705, juli–dec.)

378

Verzeichnis der ungedruckten Quellen

Utrikesexpeditionen, Kungliga Koncept i utrikesärenden Vol. 26, 1702 (jan.–juli)

Stadtarchiv Stralsund Rep. HS – Handschriften StAS Rep. HS 0639 Verschiedene Schriten. Aus dem Nachlaß des Landrats Hermann Berend Wulfradt, 1591–1744 StAS Rep. HS 0663 Collectanea. Kirchenangelegenheiten, Angelegenheiten der Universität Greifswald, des Pädagogoiums Stettin, der Marienstiftskirche Stettin und des Klosters Bergen. Aus der Sammlung des Syndikus Johann Friedrich Zander. Schriften von Bernhard Christian Jäger und Johann Friedrich Zander 16. Jh.–1718 StAS Rep Hs 0682 Studien zur Kirchen- und Universitätsgeschichte Pommerns. Aus der Sammlung des Syndikus Johann Friedrich Zander (1543–1724), um 1725 StAS Rep. HS 0699 Verschiedene Angelegenheiten der Universität Greifswald, 1702–1732 StAS Rep. HS 0903 Sammelband mit Schriften zur Geschichte der Stadt Greifswald, 16.–18. Jh., Abschriften. Aus dem Nachlaß des Kommerzienrats Carl Friedirch Pogge (1558–1790)

Rep. 29 – Senat, Magistrat, Rat der Stadt Stralsund StAS Rep. 29 Nr. 2130 Statuten der theologischen, juristischen, medizinischen und philosophischen Fakultät der Universität Greifswald, um 1700 StAS Rep. 29, Nr. 2135 Modalitäten für die Wahl des Rektors der Universität Greifswald, (1702) 1728 StAS Rep. 29, Nr. 2136 Visitation der Universität Greifswald, (1702) 1728

379 3. Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur ADB 1875–1912

Allgemeine Deutsche Biographie, 42 Bde. (einschließlich der Nachträge bis Bd. 56), Leipzig 1875–1912.

Alvermann 2004

Dirk Alvermann, Akademische Gerichtsbarkeit, Hofgericht und Tribunal – der Streit um das forum competens, in: Ders./Jürgen Regge (Hrsg.), Justitia in Pommern, Münster 2004, S. 87–110.

Alvermann 2006a

Dirk Alvermann, Unita fortior – Nation Svecica und Societas Germanica als studentische Gesellschaften im Greifswald des 17. Jahrhunderts, in: Deutsch-Polnische Kulturkontakte im 16.–18. Jahrhundert (Barock. Geschichte – Literatur – Kunst/Sondernummer), Warschau 2006, S. 217–240.

Alvermann 2006b

Dirk Alvermann, Die frühneuzeitliche »Familienuniversität« im Spiegel der Greifswalder Professorenporträts, in: Ders./ Birgit Dahlenburg (Hrsg.): Greifswalder Köpfe. Gelehrtenporträts und Lebensbilder des 16.–18. Jahrhunderts aus der pommerschen Landesuniversität, Rostock 2006, S. 23–30.

Alvermann 2007a

Dirk Alvermann, David Mevius in Greifswald, in: Nils Jörn (Hrsg.), David Mevius (1609–1670). Leben und Werk eines pommerschen Juristen von europäischem Rang, Hamburg 2007, S. 11–29.

Alvermann 2007b

Dirk Alvermann, Greifswalder Universitätsreformen 1648– 1815, in: Ders./Nils Jörn/Jens E. Olesen (Hrsg.), Die Universität Greifswald in der Bildungslandschaft des Ostseeraums, Berlin 2007, S. 69–104.

Alvermann 2011a

Dirk Alvermann, Finanz-, Kassen- und Vermögensverwaltung, in: Ulrich Rasche (Hrsg.): Quellen zur frühneuzeitlichen Universitätsgeschichte. Typen, Bestände, Forschungsperspektiven (Wolfenbütteler Forschungen 128), Wiesbaden 2011, S. 171–207.

Alvermann 2011b

Dirk Alvermann, Das Spruchkollegium der Greifswalder Juristenfakultät 1561 bis 1893. Geschichte und Quellen, in: Bernd Kasten/Matthias Manke/Johann Peter Wurm (Hrsg.): Leder ist Brot. Beiträge zur norddeutschen Landesund Archivgeschichte. Festschrift für Andreas Röpcke, Schwerin 2011, S. 311–324.

380

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

Annerstedt II/1909 Claes Annerstedt, Upsala Universitets Historia (1655–1718), Bd. II, Uppsala 1909. AOSB 1909

Rikskansleren Axel Oxenstjernas Skrifter och brefvexling, hrsg. von Kungliga Vitterhets-Historie- och AntikvitetsAkademien, Abt. 1, Bd. 4, Stockholm 1909.

Asche 2007

Matthias Asche, Zu den Funktionen der Universität Greifswald von ihrer Gründung bis zum Ende der schwedischen Herrschaft – eine Überprüfung von historiographischen Attributen, in: Dirk Alvermann/Nils Jörn/Jens E. Olesen (Hrsg.), Die Universität Greifswald in der Bildungslandschaft des Ostseeraums, Berlin 2007, S. 29–68.

Asmus 2003

Ivo Asmus, Das Ende einer Karriere? Die Absetzung Joachim Edlings als Hauptmann des Amtes Eldena, in: Dirk Alvermann/Nils Jörn/Kjell Åke Modéer (Hrsg.), Virtus est satis hoc uno testificata libro. Festgabe für Manfred Herling, Hamburg 2003, S. 161–178.

Asmus 2006

Ivo Asmus, Die Universität Greifswald als Gutsherrin in der Frühen Neuzeit, in: Dirk Alvermann/Karl-Heinz Spieß (Hrsg.), Universität und Gesellschaft. Festschrift zur 550Jahrfeier der Universität Greifswald 1456–2006, Bd. 2, Stadt, Region und Staat, Rostock 2006, S. 65–96.

Back 1955

Pär-Erik Back, Herzog und Landschaft. Politische Ideen und Verfassungsprogramme in Schwedisch-Pommern um die Mitte des 17. Jahrhunderts (Samhällsvetenskapliga studier 12), Lund 1955.

Backhaus 1969

Helmut Backhaus, Reichsterritorium und Schwedische Provinz. Vorpommern unter Karls XI. Vormündern 1660– 1672 (Veröffentlichungen des Max-Planck-Instituts für Geschichte 25), Göttingen 1969.

Backhaus 2003

Helmut Backhaus, Der schwedisch-pommersche Sekretär Johann Faltz/von Faltzburg und seine Anfänge im Dienst Axel Oxenstiernas, in: Dirk Alvermann/Nils Jörn/Kjell Åke Modéer (Hrsg.), Virtus est satis hoc uno testificata libro. Festgabe für Manfred Herling, Hamburg 2003, S. 261–266.

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

381

Balthasar 1735

Augustin von Balthasar, Rechtliche Deduction, daß ihro kön. Maj. allerunterth. Academie zu Greiffswald und deren Membra auch in causis contensiosae iurisdictionis, nicht unter dem Königlichen Hofgericht, sondern immediate der königlichen hochpreißlichen Regierung und Hohen Tribunal ihr forum sortiren, [Greifswald 1735], in: Ders. 1742, S. 377–432.

Balthasar 1736/1737

Augustin von Balthasar, Historische Nachricht von denen Landes-Gerichten und derselben Ordnungen im Hertzogthum Pommern, sonderlich königlich schwedischen Antheils, und selbigem incorporirten Fürstenthum Rügen: aus publiquen documentis und andern glaubhafften Historischen Nachrichten zusammengetragen, 2 Bde., Greifswald 1736–37.

Balthasar 1737

Augustin von Balthasar, Programmata de vita ictorum et professorum Gryphiswaldensium ad inaugurandas dissertationes variorum, Greifswald 1737.

Balthasar 1739

Augustin von Balthasar, Oratio de Jurisdictione Academiae Gryphica activa. Habita in ipso actu sollennis renunciationis Dni Joch. Gotth. Sparmanni, in Doctorem Juris, d. 3 Dec. 1739, in: Ders. 1742, S. 284–315.

Balthasar 1740

Augustin von Balthasar, Historische Nachricht von denen Landes-Gesetzen im Hertzogthum Pommern sonderlich Königlich Schwedischen Antheils und selbigem incorporirten Fürstenthum Rügen publiquen Documentis und andern glaubhafften historischen Nachrichen zusammengetragen, Greifswald 1740.

Balthasar 1742

Augustin von Balthasar, Rituale academicum speciatim Gryphicum: continens orationes aliaque scripta ac specimina academica, variis in actibus solennibus academicis exhibita atque ricitata, jam vero maximam partem ex manuscriptis edita; notatis subinde speciatim iis, quae ad ritus solennes ... ex statutis ac observantiis academicis collecta, Greifswald 1742.

Balthasar 1747

Augustin von Balthasar, Biga orationum rectoralium quarum prior de officiis studiosorum gryphiswaldensium; posterior de privilegiis eorundem agit, publice in activus sollemnibus an. 1745 et 1746 recitata, Greifswald 1747.

382

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

Balthasar 1750

Augustin von Balthasar, Historische Nachricht von denen akademischen Gebäuden und Häusern. Bey Gelegenheit des im Jahr MDCCL den 28. April einfallenden hohen Geburtstages Sr. Königl. Majestät öffentlich eingeweiheten Collegii Academici, Greifswald [1750].

Balthasar 1760–63

Augustin von Balthasar, Ius ecclesiasticum pastorale: Oder vollständige Anleitung, wie Prediger, Kirchen- und SchulBediente in ihrer Lehre, und im Leben und Wandel, besonders in ihrem Amte imgleichen Patroni und Eingepfarrte, Richter und Sachwälde bey allen Vorfällen in Kirchen- und Schul-Sachen denen Kirchen-Gesetzen gemäß, sich verhalten; nach Anweisung der Pommerschen Kirchen-Ordnung und Agende entworffen, 2 Bde., Greifswald 1760–63.

Bentzien 1958

Ulrich Bentzien, Das Rügianische Wolfslied, in: Wissenschaftliche Zeitschrift der Universität Rostock 7,2 (1957/58), S. 167–178.

Benzig 1982

Josef Benzig, Die Buchdrucker des 16. und 17. Jahrhunderts im deutschen Sprachgebiet, 2. Aufl., Wiesbaden 1982.

Berghaus 1868

Heinrich Berghaus (Bearb.), Landbuch des Herzogthums Pommern und des Fürstenthums Rügen. Enthaltend Schilderung der Zustände dieser Lande in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts. IV. Theil, Band II, Anklam 1868.

Bernheim 1910

Ernst Bernheim, Das Testament des Herzogs Ernst Bogislav von Croy vom 3. Juni 1681, in: Pommersche Jahrbücher 11 (1910), S. 195–217.

Biederstdt 1824

Diederich Hermann Biederstedt, Nachrichten von dem Leben und den Schriften neuvorpomerisch-rügenscher Gelehrten seit dem Anfange des achtzehenten Jahrhundertes bis zum Jahre 1822, Greifswald 1824.

Brüdermann 1990

Stefan Brüdermann, Göttinger Studenten und die akademische Gerichtsbarkeit im 18. Jahrhundert, Göttingen 1990.

Buchholz 1999

Werner Buchholz, Das schwedische Pommern vom Westfälischen Frieden bis zum Wiener Kongreß, in: Ders. (Hrsg.), Deutsche Geschichte im Osten Europas – Pommern, Berlin 1999, S. 237–304.

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

383

Buske 1990

Norbert Buske, Das alte Greifswalder Konsistorium. 300 Jahre kirchliche Rechtsprechung, in: Baltische Studien N. F. 76 (1990), S. 48–80.

Büttner 2007

Bengt Büttner, Die Pfarreien der Insel Rügen. Von der Christianisierung bis zur Reformation (Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Pommern. Reihe 5: Forschungen zur pommerschen Geschichte 42), Köln u. a. 2007.

Caroc 1710

Georg Adolf Caroc, Specimen introductionis in notitiam Pomeraniae Svecicae, Greifswald 1710.

Dähnert 1765–1802 Johann Carl Dähnert, Sammlung gemeiner und besonderer pommerscher und rügischer Landes-Urkunden, Gesetze, Privilegien, Verträge, Constitutionen und Ordnungen: Zur Kenntniß der alten und neueren Landes-Verfassung, insonderheit des Königlich-Schwedischen Landes-Theils, Greifswald 1765–1802. Dähnert 1781

Johann Carl Dähnert, Platt-Deutsches Woerterbuch nach der alten und neuen pommerschen und ruegischen Mundart, Stralsund 1781.

DBE 1999

Walther Killy/Rudolf Vierhaus (Hrsg.), Deutsche Biographische Enzyklopädie, 10 Bde., München 1999.

DBL 1887–1905

Dansk biografisk Lexikon tillage omfattende Norge for tidskrummet 1537–1804, 19 Bde., Kopenhagen 1887–1905.

Droste 2006

Heiko Droste, Im Dienst der Krone. Schwedische Diplomaten im 17. Jahrhundert (Nordische Geschichte 2), Münster 2006.

Eimer 1961

Gerhard Eimer, Carl Gustaf Wrangel som bygghere i Pommern och Sverige. Ett bidrag till stormaktstidens konsthistoria (Zusammenfassung), Stockholm 1961.

Engelbrecht 1926

Richard Engelbrecht, Der Grundbesitz der Universität Greifswald, seine Entwicklung und Bedeutung, Greifswald 1926.

Engelbrecht 1760

Hermann Heinrich Engelbrecht, Delineatio status Pomeraniae Suethicae, Greifswald/Leipzig 1760 (1. Aufl. 1741).

384

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

Fichtner 1997a

Gerhard Fichtner, Corpus Galenicum. Verzeichnis der galenischen und pseudogalenischen Schriften, Tübingen 1997.

Fichtner 1997b

Gerhard Fichtner, Corpus Hippocraticum, Verzeichnis der hippokratischen und pseudohippokratischen Schriften, Tübingen 1997.

Filser 2001

Hubert Filser, Dogma, Gogmen, Dogmatik, Münster 2001.

Friedländer I/1893

Ernst Friedländer, Aeltere Universitäts-Matrikeln. Universität Greifswald. Erster Band (1456–1645) (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven 52), Leipzig 1893.

Friedländer II/1894 Ernst Friedländer, Aeltere Universitäts-Matrikeln. Universität Greifswald. Zweiter Band (1646–1700) (Publicationen aus den K. Preußischen Staatsarchiven 57), Leipzig 1894. Frommhold 1902

Georg Frommhold, Aus der Greifswalder Universitätsgeschichte, in: Pommersche Jahrbücher 3 (1902), S. 1–16.

Gadebusch 1788

Thomas Heinrich Gadebusch, Schwedisch-pommersche Staatskunde, Teil 2, Greifswald 1788.

Giese 2006

Simone Giese, Das Spannungsfeld von Politik und Wissenschaft im Spiegel von Berufungsverfahren in den ersten Jahren Schwedisch-Pommerns, in: Dirk Alvermann/KarlHeinz Spieß (Hrsg.), Universität und Gesellschaft. Festschrift zur 550-Jahrfeier der Universität Greifswald 1456– 2006, Bd. 2, Stadt, Region und Staat, Rostock 2006, S. 215–249.

Giese 2007

Simone Giese, Universität Greifswald – Ein kleiner Finger der res publica litteraria wird zur leitenden Hand der schwedischen Studenten, in: Dirk Alvermann/Nils Jörn/Jens E. Olesen (Hrsg.), Die Universität Greifswald in der Bildungslandschaft des Ostseeraums, Berlin 2007, S. 191–210.

Giese 2009

Simone Giese, Studenten aus Mitternacht. Bildungsideal und peregrinatio academica des schwedischen Adels im Zeichen von Humanismus und Konfessionalisierung (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 68), Stuttgart 2009.

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

385

Gößner 2011

Andreas Gößner, Der terministische Streit. Vorgeschichte, Verlauf und Bedeutung eines theologischen Konflikts an der Wende vom 17. zum 18. Jahrhundert, Tübingen 2011.

Gollmert/Schwerin/Schwerin 1878

Louis Gollmert/Wilhelm Graf v. Schwerin/Leonhard Graf v. Schwerin (Hrsg.), Allgemeine Geschichte des Geschlechts von Schwerin, Berlin 1878.

Gummelt 2006

Volker Gummelt, Der Maßlose: Johann Friedrich Mayer – Wächter der Orthodoxie, virtuoser Prediger, Bibliomane, in: Irmfried Garbe, Tilman Beyrich, Thomas Willi (Hrsg.) Greifswalder theologische Profile (Greifswalder theologische Forschungen 12), Frankfurt a. M. 2006, S. 45–56.

Gut 2003

Paweâ Gut, Das Hofgericht in Greifswald in schwedischer und preußischer Zeit 1642–1849, in: Nils Jörn/Bernhard Diestelkamp/Kjell Åke Modéer (Hrsg.), Integration durch Recht. Das Wismarer Tribunal (1653–1806) (Quellen und Forschungen zur Höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich 47), Köln u. a. 2003, S. 157–178.

Hage 1638

Christoph Hage, Pommerische Wüste, und darin überbliebenes Häußlein im Weinberge und Nachthütte in dem Kürbs-Garten, Greifswald 1638.

Hansert/Lepel 2008 Andreas Hansert/Oskar Matthias Freiherr von Lepel, Historisch-genealogisches Handbuch der Familie von Lepel (Lepell) (Deutsches Familienarchiv 151), Insingen 2008. Haselberg 1881

Ernst von Haselberg, Die Baudenkmäler des Regierungsbezirks Stralsund, Princeton 1881.

Heinemann 1901

Otto Heinemann, Die ältesten Stettiner Zeitungen, in: Baltische Studien N. F. 5 (1901), S. 193–210.

Heinemann 1906

Otto Heinemann, Studentische Verbindungen in Greifswald bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts, in: Baltische Studien N. F. 10 (1906), S. 67–117.

Heinrich 1990

Gerd Heinrich, Staatsdienst und Rittergut. Die Geschichte der Familie von Dewitz in Brandenburg, Mecklenburg und Pommern, Bonn 1990.

Heller 1829

Carl Heller, Chronik der Stadt Wolgast, Greifswald 1829.

386

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

Heyden 1965

Hellmuth Heyden, Die Kirchen Greifswalds und ihre Geschichte, Berlin 1965.

Hofmeister 1931

Adolf Hofmeister, Eine Denkschrift Johann Friedrich Mayers über die Neueinrichtung der nach Stettin zu verlegenden Universität Greifswald vom Jahre 1695, in: Pommersche Monatsblätter 45,11 (1931), S. 157–161, S. 173–181.

Hofmeister 1933

Adolf Hofmeister, Die Berufung Johann Philipp Palthens nach Greifswald 1694, in: Baltische Studien N. F. 35 (1933), S. 174–226.

Hohl 1965

Ernst Hohl (Hrsg.), Scriptores Historiae Augustae, Vol. I, Leipzig 1965.

Hoogeweg 1924

Hermann Hoogeweg, Die Stifter und Klöster der Provinz Pommern, Bd. 1, Stettin 1924.

Horn 1897

Ewald Horn, Kolleg und Honorar. Ein Beitrag zur Verfassungsgeschichte der deutschen Universitäten, München 1897.

Horn 1901

Ewald Horn, Zur Geschichte der Privatdozenten, Sonderabdruck aus: Mitteilungen der Gesellschaft für deutsche Erziehungs- und Schulgeschichte, Jg. XI, Heft 1 (1901), Berlin 1901.

Hufen 1955

Fritz Hufen, Über das Verhältnis der deutschen Territorialstaaten zu ihren Landesuniversitäten im alten Reich (Diss.), Greifswald 1955 (MS).

Jaumann 2004

Herbert Jaumann, Handbuch der Gelehrtenkultur der Frühen Neuzeit. Bd. 1: Bio-bibliographisches Repertorium, Berlin/New York 2004.

Jörn 2003

Nils Jörn, Beschreibung des Actus introductionis des Königl. Hohen Tribunals in Wismar. Geschehen den 17. Mai Anno 1653, Kommentar, in: Ders./ Bernhard Diestelkamp/Kjell Åke Modéer (Hrsg.), Integration durch Recht. Das Wismarer Tribunal (1653–1806) (Quellen und Forschungen zur Höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich 47), Köln u. a. 2003, S. 5–17.

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

387

Jörn 2006

Nils Jörn, Die Universität Greifswald vor Gericht, in: Dirk Alvermann/Karl-Heinz Spieß (Hrsg.), Universität und Gesellschaft. Festschrift zur 550-Jahrfeier der Universität Greifswald, Bd. 2, Rostock 2006, S. 169–214.

Jörn 2007

Nils Jörn (Hrsg.), Die Pommerschen Hofgerichte. Geschichte – Personal – Probleme der Forschung (Schriftenreihe der David-Mevius-Gesellschaft 2), Hamburg 2007.

Kiel 2001

Uwe Kiel, Bürger und Academici. Die Beziehungen zwischen Stadt und Universität Greifswald, in: Stier und Greif 11 (2001), S. 83–93.

Klaje 1938

Hermann Klaje, Johan Colberg, in: Baltische Studien N. F. 40 (1938), S. 103-200.

Kosegarten II/1856 Johann Gottfried Ludwig Kosegarten, Geschichte der Universität Greifswald mit urkundtlichen Belegen. Zweiter Theil. Enthaltend die urkundlichen Beilagen, Greifswald 1856. Kosegarten I/1857

Johann Gottfried Ludwig Kosegarten, Geschichte der Universität Greifswald mit urkundtlichen Belegen. Erster Theil, Greifswald 1857.

Lange 1898

Edmund Lange, Die Greifswalder Sammlung Vitae Pomeranorum (Baltische Studien Ergänzungsband 1), Greifswald 1898.

Langer 1990

Herbert Langer, Die Universität Greifswald als Mittler zwischen Schweden und deutschen Territorien (16.–18. Jahrhundert), in: Stadtdirektor der Stadt Stade (Hrsg.), Kulturelle Beziehungen zwischen Schweden und Deutschland im 17. und 18. Jahrhundert. 3. Arbeitsgespräch schwedischer und deutscher Historiker in Stade am 6. und 7. Oktober 1989 (Veröffentlichungen aus dem Stadtarchiv Stade 14), Stade 1990, S. 27–34.

Langer 2008

Herbert Langer, Die pommersche Landesuniversität Greifswald und das schwedische Reichsinteresse (1630–1720), in: Peter Wörster (Hrsg.), Universitäten im östlichen Mitteleuropa. Zwischen Kirche, Staat und Nation – Sozialgeschichtliche und politische Entwicklungen (Völker, Staaten und Kulturen in Ostmitteleuropa 3), München 2008, S. 85–103.

388

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

Langer 2011

Herbert Langer, Die Universität Greifswald im Dreißigjährigen Krieg, in: Thomas Kossert (Hrsg.), Universitäten im Dreißigjährigen Krieg, Zeitschrift für Militär und Gesellschaft in der Frühen Neuzeit (Themenheft) 15,1 (2011), S. 72–97.

Lother 1925

Helmut Lother, Pietistische Streitigkeiten in Greifswald. Ein Beitrag zur Geschichte des Pietismus in der Provinz Pommern, Gütersloh 1925.

Malmström 1896

Oscar Malmström, Nils Bielke sasom Generalguvernör i Pommern 1687–1697, Stockholm 1896.

Meier 2004

Martin Meier, Dänische Kirchenpolitik in Vorpommern nördlich der Peene 1715–1721, in: Baltische Studien N. F. 90 (2004), S. 147–160.

Meier 2008

Martin Meier, Vorpommern nördlich der Peene unter dänischer Verwaltung 1715 bis 1721. Aufbau einer Verwaltung und Herrschaftssicherung in einem eroberten Gebiet (Beiträge zur Militärgeschichte 65), München 2008.

Melander 1906

Kurt Reinhold Melander, Zur Greifswalder Universitätsgeschichte, in: Pommersche Jahrbücher 7 (1906), S. 89–110.

Modéer 1975

Kjell Åke Modéer, Gerichtsbarkeiten der schwedischen Krone im deutschen Reichsterritorium. Bd. 1: Voraussetzungen und Aufbau 1630–1657, Stockholm 1975.

Modéer 2004

Kjell Åke Modéer, Aktenversendung und Greifswalder Juristenfakultät zur Zeit der Eröffnung des Wismarer Tribunals, in: Dirk Alvermann/Jürgen Regge (Hrsg.), Justitia in Pommern, Münster 2004, S. 73–86.

Moerner 1867

Theodor von Moerner (Bearb.), Kurbrandenburgs Staatsverträge von 1601 bis 1700. Nach den Originalen des Königlichen Geheimen Staatsarchivs, Berlin 1867.

Mohnhaupt 2003

Heinz Mohnhaupt, Organisation und Tätigkeit des „Hohen Königlichen Tribunls zu Wismar“, in: Nils Jörn/Bernhard Diestelkamp/Kjell Åke Modéer (Hrsg.), Integration durch Recht. Das Wismarer Tribunal (1653–1806) (Quellen und Forschungen zur Höchsten Gerichtsbarkeit im Alten Reich 47), Köln u. a. 2003, S. 215–238.

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

389

Mohnike 1823

Gottlieb Christoph Friedrich Mohnike (Hrsg.), Bartholomai Sastrowen. Herkommen, Geburt und Lauff seines gantzen Lebens, erster Theil, Greifswald 1823.

Müller 1949

Konrad Müller (Bearb.), Instrumenta Pacis Westphalicae. Die Westfälischen Friedensverträge 1648. Vollständiger lateinischer Text mit Übersetzung der wichtigeren Teile und Regesten (Quellen zur neueren Geschichte 12/13), Bern 1949.

Niléhn 1983

Lars Niléhn, Peregrinatio academica. Det svenska samhället och de utrikes studieresorna under 1600-talet (Bibliotheca Historica Ludensis LIV), Lund 1983.

Nilsén 2007

Per Nilsén, Die Universität Greifswald und das schwedische Recht, in: Dirk Alvermann/Nils Jörn/Jens E. Olesen (Hrsg.), Die Universität Greifswald in der Bildungslandschaft des Ostseeraums, Berlin 2007, S. 247–265.

Oelrichs 1767

Johann Carl Conrad Oelrichs, Historisch-Diplomatische Beyträge zur Geschichte der Gelahrtheit, besonders im Herzogthum Pommern, Berlin 1767.

Oelrichs II/1790

Johann Carl Conrad Oelrichs, Historisch-Diplomatische Beyträge zur litterarischen Geschichte, fürnehmlich des Herzogthums Pommern: Nebst einer umständlichen Historisch-Diplomatischen Untersuchung des Herzogs von Pommern Swantibor III. Besitzes vieler Städte und Güter in Franken, und der damit nachher vorgegangenen Veränderungen, Bd. 2, Berlin 1790.

Olesen 2004

Jens E. Olesen, Auswirkungen der dänischen Herrschaft auf Verständnis und Praxis der Tribunalstätigkeit, in: Dirk Alvermann/Jürgen Regge (Hrsg.), Justitia in Pommern, Münster 2004, S. 111–132.

Paisey 1988

David L. Paisey, Deutsche Buchdrucker, Buchhändler und Verleger 1701–1750 (Beiträge zum Buch- und Bibliothekswesen 26), Wiesbaden 1988.

390

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

Pauser 2002

Josef Pauser, Zur Edition frühneuzeitlicher Normtexte. Das Beispiel der österreichischen Policeyordnungen des 16. Jahrhunderts (= PoliceyWorkingPapers. Working Papers des Arbeitskreises Policey/Polizei in der Vormoderne 4), 2002 [Online: ].

Perlbach 1882

Max Perlbach, Versuch einer Geschichte der UniversitätsBibliothek zu Greifswald, 1. Heft: bis 1785, Greifswald 1882.

Petsch 1907

Reinhold Petsch, Verfassung und Verwaltung Hinterpommerns im 17. Jahrhundert bis zur Einverleibung in den brandenburgischen Staat (Staats- und sozialwissenschaftliche Forschungen 126), Leipzig 1907.

Pihlajamäki 2007

Heikki Pihlajamäki, Finnische Studenten in Greifswald mit besonderer Berücksichtigung der Juristenausbildung, in: Dirk Alvermann/Nils Jörn/Jens E. Olesen (Hrsg.), Die Universität Greifswald in der Bildungslandschaft des Ostseeraums, Berlin 2007, S. 267–281.

Prochnow 1914

Georg Prochnow, Konrad Friedliebs Kämpfe. Ein Beitrag zur Greifswalder Universitätsgeschichte in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, in: Pommersche Jahrbücher 15 (1914), S. 79–128.

Pyl 1896

Theodor Pyl, Pommersche Genealogien, Bd. 5, Die Genealogien der Greifswalder Rathsmitglieder 1382–1647, Greifswald 1896.

Rasche 1999

Ulrich Rasche, Über die „Unruhe“ am „academischen Uhrwerk“. Quellenstudien zur Geschichte des Dienstpersonals der Universität Jena vom 17. bis zum frühen 19. Jahrhundert, in: Zeitschrift des Vereins für Thüringische Geschichte 53 (1999), S. 45–112.

Reddemann 2003

Hans Reddemann, Berühmte und bemerkenswerte Mediziner aus und in Pommern, Schwerin 2003.

Risse 1965

Wilhelm Risse, Bibliographica logica. Verzeichnis der Druckschriften zur Logik mit Angabe ihrer Fundorte (1472–1800), o. O. 1965.

SAÄ 1925–1936

Svenska adelns ättartavlor, 9 Bde., Stockholm 1925–1936.

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

391

SBH 1906

Svenskt biografiskt handlexikon, 2 Bde., 2. Aufl., Stockholm 1906.

SBL 1918–2006

Svenskt biografiskt lexikon, 32 Bde., Stockholm 1918–2006.

Schleinert 2006

Dirk Schleinert, Die Universität Greifswald als Kirchenpatron, in: Dirk Alvermann/Karl-Heinz Spieß (Hrsg.), Universität und Gesellschaft. Festschrift zur 550-Jahrfeier der Universität Greifswald, Bd. 2, Rostock 2006, S. 97–134.

Schleinert 2008

Dirk Schleinert, Zur Geschichte der Familie von Blixen in Vorpommern, Magdeburg 2008.

Schmidt 1913

Berthold Schmidt, Geschichte des Geschlechts von Maltzan und von Maltzahn, Schleitz 1913.

Schmidt/Spieß 2004

Roderich Schmidt/Karl-Heinz Spieß (Hrsg.), Die Matrikel der Universität Greifswald und die Dekanatsbücher der theologischen, der juristischen und der philosophischen Fakultät 1700–1821, bearb. v. Reinhard Pohl (Beiträge zur Geschichte der Universität Greifswald 6), 3 Bde., Stuttgart 2004.

Schönrock 2006

Felix Schönrock, Zur Entwicklung der Greifswalder Universitätsbauten bis zum Anfang des 19. Jahrhunderts, in: Dirk Alvermann/Karl-Heinz Spieß (Hrsg.), Universität und Gesellschaft. Festschrift zur 550-Jahrfeier der Universität Greifswald 1456–2006, Bd. 2, Rostock 2006, S. 7–64.

Schroeder 2000

Horst-Diether Schroeder, Der Croy-Teppich der Universität Greifswald und seine Geschichte, Greifswald 2000.

Schroeders 1925

Percy von Schroeders, Das Steuerwesen in Vorpommern unter besonderer Berücksichtigung der Greifswalder Finanzen im 17. und 18. Jahrhundert (Diss.), Greifswald 1925 (MS).

Seth 1952a

Ivar Seth, Universitetet i Greifswald och dess ställing i Svensk kulturpolitik 1637–1815, Uppsala 1952.

Seth 1952b

Ivar Seth, Universitetet i Greifswald och dess ställing i Svensk kulturpolitik 1637–1815. Zusammenfassung och bilagor, Uppsala 1952.

392

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

Seth 1956

Ivar Seth, Die Universität Greifswald und ihre Stellung in der schwedischen Kulturpolitik 1637–1815, Greifswald 1956.

SMK 1942–1955

Svenska män och kvinnor, 8 Bde., Stockholm 1942–1955.

Tessin 1967

Georg Tessin, Die deutschen Regimenter der Krone Schweden, Teil 2: Unter Karl XI. und Karl XII. (1660–1718), Köln 1967.

Tholuck 1853

August Tholuck, Vorgeschichte des Rationalismus. Das akademische Leben des 17. Jahrhunderts mit besonderer Beziehung auf die protestantisch-theologischen Fakultäten Deutschlands, erste Abteilung: Die akademischen Zustände, Halle 1853.

Thümmel 2002

Hans Georg Thümmel (Hrsg.), Geschichte der Medizinischen Fakultät Greifswald. Geschichte der Medizinischen Fakultät von 1456 bis 1713 von Christoph Helwig d. J. und das Dekanatsbuch der Medizinischen Fakultät von 1714 bis 1823 (Beiträge zur Geschichte der Universität Greifswald 3), Stuttgart 2002.

Thümmel 2011

Hans Georg Thümmel, Greifswald – Geschichte und Geschichten. Die Stadt, ihre Kirchen und ihre Universität, Paderborn 2011.

Thümmel 1975

Hans-Wolf Thümmel, Die Tübinger Universitätsverfassung im Zeitalter des Absolutismus (Contubernium – Tübinger Beiträge zur Universitäts- und Wissenschaftsgeschichte 7), Tübingen 1975.

Vanselow 1728

Amandus Karl Vanselow, Gelehrtes Pommern, Oder Alphabetische Verzeichniß Einiger in Pommern Gebohrnen Gelehrten, Männlichen und weiblichen Geschlechtes: Nach ihren Merckwürdigsten Umständen Und Verfertigten Schrifften/Aufs kürtzste zusammen getragen und zum Druck befordert, Stargard 1728.

Wehrmann 1894

Martin Wehrmann, Geschichte des Königlichen Marienstiftsgymnasiums in Stettin (1544–1894), in: Festschrift zum dreihundertfünfzigjährigen Jubiläum des Königlichen Marienstifts-Gymnasiums zu Stettin, Stettin 1894, S. 1–166.

Verzeichnis der gedruckten Quellen und Literatur

393

Wesoâowska 2007

Sylwia Wesoâowska, Das Fürstliche Pädagogium bzw. Gymnasium Carolinum in Stettin, in: Dirk Alvermann/Nils Jörn/Jens E. Olesen (Hrsg.), Die Universität Greifswald in der Bildungslandschaft des Ostseeraums, Berlin 2007, S. 105–122.

Westphalen 1740

Ernst Joachim von Westphalen, Monumenta inedita rerum Germanicarum praecipue Cimbriacarum et Megapolensium: quibus varia antiquitatum, historiarum, legum iuriumque Germaniae, speciatim Holsatiae et Megapoleos vicinarumque regionum argumenta illustrantur, supplentur et stabiliuntur; cum tabulis aeri incisis / e codicibus ... studuit ... et cum praefatione instruxit Ernestus Joachimus de Westphalen ..., Bd. 2, Leipzig 1740.

Personenregister* A Aristoteles (384–322 v. Chr.) B Balcke, Joachim (1654) Balthasar, Augustin von (1632–1688) Balthasar, Augustin von (1701–1786) Balthasar, Jakob (1652–1706) Balthasar, Jakob Heinrich (1690–1763) Banér, Gustaf Adam (1624–1681) Battus, Abraham (1606–1674) Behr, Jochim Christoph († 1707) Beneke, Joachim (1656) Bergelas auf Teschevitz, Wilke von († 1679) Bergenhielm, Johan (1629–1704) Bernhardinus, Marcus (1622–1663) Biehl, Johann (1695) Bielke, Nils (1644–1716) Blixen, Hans Christoph (1636–1719/20) Böcke, Daniel (1672) Boeckler, Johann Heinrich (1611–1672) Bogislaw XIV., Hzg. v. Pommern (1580–1637) Bolhorn, Joachim (1683) Boye, Christian Albrecht (1717) Brahe jun., Nils (1633–1699) Brahe, Petrus (1602–1680) C Calenus, Christian (1529–1617) Caroc, Alexander (1643–1711) Caussinus, Nicolaus (1583–1651) Chemnitz, Martin (1522–1586) Christiani, Jacobus (1651) Christina, Kgn. v. Schweden (1626–1689) Chur, Christoph (1674) Cicero, Marcus Tullius (106–43 v. Chr.)

108 39 199f. 2, 10, 29, 63, 68, 130, 175 199f. 362 129 54, 137 164, 192, 211 43, 113 164 200 53, 57 193f., 198 211, 225, 245, 257 164 114 249 268, 275, 278 193f., 198 358 72 71, 129 1 173, 210f., 314 249 248, 250 9 1, 27f., 35–37, 67, 69, 72, 74, 87, 104, 129, 328 193 249

Das Personenregister stellt ein allgemeines Hilfsmittel dar, welches die inhaltliche Erschließung des Bandes unterstützen soll. Soweit bekannt, wurden die Lebens- oder Sterbedaten der Personen genannt. Waren diese nicht zu ermitteln, so ist das Jahr der Nennung angegeben.

*

396

Personenregister

Clemasius, Matthäus (1640–1702) Cnuth, Michael (1666) Cratzius, Johannes Gregorius (1719) Cratzius, Samuel jun. († 1719) Croniort, Abraham (1634–1703) Croy, Ernst Bogislaw von (1620–1684)

198 114 316f. 316f. 39 203

D Dahl (Dahlen), Gabriel († 1716) Dähnert, Johann Carl (1719–1785) Dewitz, Franz Joachim von (1666–1719) Dieckmann, Bernd (1644–1700) Dioscorides (1. Jh. n. Chr.) Döpcke, Joachim (1653) Doischer, Matthäus († 1681) Donath, Christian (1640–1694)

246 3, 6 2, 316, 351f., 361 103, 120, 258, 261 4 35–38, 43 73, 80, 83, 141, 145, 151 250

E Eberhardus, Johannes (1578–1630) Edling, Joachim († 1665) Ernst Ludwig, Hzg. v. Pommern (1545–1592) F Falckenberg, Heinrich (1637–1691) Faltzburg, Johann von (1609–1681) Fernelius, Joannes (1497–1558) Franckenau, Georg Franck von (1643–1704) Friedlieb, Philipp Heinrich (1602–1663) Friedrich IV., Kg. v. Dänemark (1671–1730) Friedrich Wilhelm der Große, Kfst. v. Brandenburg (1620–1688) Fuchs, Leonhart (1501–1566) G Galenus, Claudius († um 200) Garbrecht, Petrus († zw. 1673–1676) Gardie, Magnus Gabriel de la (1622–1686) Gebhardi, Brandanus Heinrich (1657–1729) Gerdes, Friedrich (1634–1695) Gerdes, Friedrich Jacob († 1713) Gerdes, Henning Christoph (1665–1723)

336 7f., 13f., 35f. 8

187 164 3 249 103 350f., 353–356, 358, 360f. 175 3 3f. 173 72, 129 333–335, 352, 354f., 357, 360f. 141, 173, 210 2 241, 315f., 354

Personenregister

Gerdes, Henning Johann (1659–1728) Gerdes, Philipp Balthasar (1680–1736) Graffenthal, Eberhard von († 1688) Graß, Michael (etwa 1613–1689) Grotius, Hugo (1583–1645) H Harnberg, Christoph (1713) Haselberg, Petrus (1681–1733) Hedwig Eleonora, Kgn. v. Schweden (1636–1715) Heiden, Caspar (1673) Helwig sen., Christoph (1642–1690) Henning, Jakob (1633–1704) Hermanson, Lorenz (1673) Heune, Johannes (1603–1672) Hippokrates († um 370 v. Chr.) Hoeffmanns, Christoff (1686) Hohenmühle, Johann Christian von (1658–1730) Holle, Wolfgang von († 1709) Homer (8. Jh. v. Chr.) Horaz (65–8 v. Chr.) Horn, Gustav Joachim (1654) Horn, Franz (1620–1682) Horn, Theodor (1661–1736) Horstmann, Christoph († 1686) Hoyer, Andreas (1690) J Jäger, Bernhard Christoph von (1648–1707) Joel jun., Franz (1595–1631) Joel sen., Franz (1508–1579) Johann Georg II., Kfst. v. Sachsen (1613–1680) Johnn, August Friedrich von († 1733) K Kagg, Lars (1595–1661) Kampferbeck, Heinrich Bernhard von (1664–1720) Karl X. Gustaf, Kg. v. Schweden (1622–1660) Karl XI., Kg. v. Schweden (1655–1697)

258, 261 305 203 164 249 306 305f. 9, 67, 71, 123f., 129, 254 164 173 124f., 130 164 1, 53f., 57, 173 108 212 358f. 114f., 289, 315–317 26, 50, 60, 338 42, 209 39 164 354 173 213 192, 211, 256, 301, 332 336 336 73 357 72 358f. 63, 71, 129 88, 160, 205, 225, 252

397

398

Personenregister

Karl XII., Kg. v. Schweden (1682–1718) 245f., 257, 259, 261, 289–293, 298–300, 328–330, 332f., 335f., 340–345, 354 Kathen, Johann Erdwin von (1713/14) 315–317 Klinckow (Ⱥ Klinckowström) Klinckowström, Martin (1650–1717) 256, 301 Klinckowström, Otto Wilhelm 332 (1683–1731) König, Johann Friedrich (1619–1664) 32 Königsmarck, Otto Wilhelm 184 (1639–1688) Köppen, Nicolaus (1668–1739) 334–336 Kötzschau, Friedrich Emmanuel von 359 († 1736) L Lagerström, Magnus (1666–1736) Lancken, Johann Carl von der (1656–1701) Lancken, Philipp Christoph von der (1617–1677) Laurin (Ⱥ Lagerström) Lembke, Johann (1686–1746) Lepel, Hans Ernst (1617–1688) Lillieström, Carl Adolph († 1706) Lillieström, Johan Nicodemi (1597–1657) Lothsack (1704) M Maasberg, Conrad (um 1610–1688) Maltzahn, Hans Jakob von (1650–1729) Maltzan, Joachim Albrecht von (1611–1676) March jun., Caspar (1654–1706) Mardefeld (Ⱥ Maasberg) Maskow, Georg (1584–1638) Maskow, Nikolaus (1532–1609) Maskow, Petrus von (1634–1719) Matzen, Jakob (1666) Maul, Joachim (1654) Mayer, Johann Friedrich (1650–1712) Melanchthon, Philipp (1497–1560) Mellin, Jürgen von (1633–1713) Mentzer sen., Balthasar (1565–1627)

256, 302, 332 258, 261 63–65, 69, 86–88, 113, 121, 164 357 164 256, 302, 332 1–3, 28, 62f., 328 330 133, 164 258, 261 86, 88, 113f., 164 217, 303, 315f. 279 134 130, 173 93 43 146, 245f., 248, 257f., 294, 328–332, 338, 343 3 241, 245f., 254, 256, 258, 294, 301, 303, 331–333, 340 248

Personenregister

Meurer, Johann (1684) Mevius, David (1609–1670) Meyer, Theodor (1603–1670) Michaelis, Johannes (1612–1674) Monau, Friedrich (1592–1659) Muhl (Ⱥ Maul) Müller von der Lühne, Karl Leonhard (1643–1707) Murray, Thomas (1590–1649) N Niehenck, Georg (1654) Norman, Philipp Marten (1633/1663) Normann, Hans Alexander von (1673/1689) Nürenberg, Christoph († 1750) O Opitz, Heinrich (1642–1712) Örnstedt, Frans Joel (1624–1685) Owstien, Joachim Kühn (Kuno) von (1608–1668) Owstien, Joachim Rüdiger von (1634–1698) Oxenstierna, Johann Axelsson (1611–1657) P Papke, Jeremias (1672–1755) Paskovius, Friedrich (1600–1670) Peterswald, Rudolph von (1702) Philipp I., Hzg. v. Pommern (1515–1560) Philipp Julius, Hzg. v. Pommern (1584–1625) Piper, Carl (1647–1716) Podewils, Felix (1611–1686) Pommeresche, Johannes (1624–1689) Prückner, Andreas (geb. 1610) Pufendorf, Samuel Freiherr von (1632–1694) R Ralamb, Claus (1622–1698) Rehnskiöld, Gert Anton (1610–1658)

399

193f. 86–88, 113, 121, 126, 131, 173 86, 88, 113, 122 10, 53 32 256, 301, 332 104 41 164 164, 211 305 249 68, 125 63–65, 69, 86–88, 113, 122 134, 164 8–10, 28, 43, 63, 67, 328

314 126 279 270 331 259f., 289, 291, 293, 298, 300, 329, 333, 336, 342f., 345 164 53, 57, 63, 67f., 111, 140, 172f. 250 250

187 28, 63

400

Personenregister

Remmeling, Nikolaus Christian († 1689) Reusern, Georg (1666) Rhaw, Augustin (1666) Ries, Nikolas († 1705) Rosenhane, Johan Scheringson (1642–1710) Rosenow, Joachim (1618–1701) Rotermunde, Philipp Gützlaff (1607–1667) Ruback, Jacob (1697) Runge, Daniel (1561–1629) Runge, Jakob († 1635) S Saalbach, Christian (1653–1713) Sager, Petrus (1661) Sarnow, Martin (1686) Schack, Johann (1661–1714) Scheele, Ernst Bogislaw von († 1713) Schickard, Wilhelm (1592–1635) Schilter, Johann (1632–1705) Schlichterkrull, Arnold (1642–1695) Schwalch, Christoph Friedrich von († 1656) Schwalch, Christoph Martin von (1649–1720) Schwallenberg, Bogislaw († 1704) Schwartz, Albert (1665–1728) Schwerin, Friedrich Georg von (1636–1698) Sehestedt, Christian Christophersen (1666–1740) Seidel, Jakob (1546–1615) Sellius, J. F. E. (1671) Sennert, Daniel (1572–1637) Soop, Gustav (1624–1679) Sperlingk, Göran (1630–1691) Starck, Daniel Benjamin († 1730) Starck, Hieronymus Johannes (1742) Staude, Johann Hieronymus (1615–1663) Stenbock, Gustaf Otto von (1614–1685) Stephani, Joachim (1544–1623) Stephani, Petrus (1616/17–1660) Stollen, Ursela (1666) Strahlmann, Heinrich (1654)

202, 225 104 96, 113f. 212f. 257f., 261 190 104 193f. 93 93 205, 219, 315f., 338 113 193f., 198 289, 314 315–317 249 249 164 29 256, 301 256, 302, 332 289 164 356 1 134 3 72 187 141, 146, 220, 338, 346f., 362, 364 220 29 129 249 53, 57 93 43f., 51, 114

Personenregister

Stryck, Samuel (1640–1710) Sturm, Johann Christoph (1635–1703) Sturtz, Johann Christoph (1611–1672) Stypman, Jacob von (1610–1673)

249 249 103 33, 79, 104

T Tabbert, Matthäus (1625–1675) Terenz (195/85–159 v. Chr.) Thienen, Gotsche von (* 1683)

54, 57, 130 39 359

V Veit, Henning († 1680) Vergil (70–19 v. Chr.) Vogt, Albert (1634–1676) Völschow, Joachim (1591–1664) Völschow, Moevius († 1707) Voß, Gerhard Johannes (1577–1649)

164 249 140 54, 104, 279 134f., 289f., 305f. 249

W Weiss, Matthaeus (1599–1638) Wesenbeck, Matthäus (1531–1586) Wessel, Bernhard (1654) Weyse, Andreas (1664–1725) Wolfradt, Hermann von (1629–1684) Wolframsdorf, Georg Dietrich von († 1696) Wrangel, Carl Gustaf (1613–1676)

401

250 249 39 350, 353f. 133, 164, 190, 192 192, 211

Würffel, Johann Ludwig (1678–1719)

8f., 13f., 62–64, 67, 69, 72f., 79, 84, 88, 122f., 129, 184 327, 353–355, 357, 360f.

Z Zitzewitz, Nicolaus (1654)

39

Sachregister A Actus oratorius (Ⱥ Disputation) Adjunkten (siehe auch unter Fakultäten Ämterkombination Besoldung album academicum (ȺMatrikel) Amtmann (Ⱥ Eldena, Amt) Amtsnotar (Ⱥ Eldena, Amt) Archiv Amtsarchiv (archivum praefectoriale) Universitätsarchiv (archivum academicum) B Bauangelegenheiten, Bauwesen Amt Eldena Universität Berufungen Nomination Präsentation Vocation Bibliothek Ausstattung Belegpflicht Bibliothekar Einkünfte (Gebühren) Erwerb inspector bibliothecae Öffnungszeiten Buchbinder, akad. Buchdrucker, akad. (typographus) Begräbnis, Hochzeit, Taufe Gebäude Zensur C cassa academica (Ⱥ Universitätskasse) catalogus lectionum (Ⱥ Vorlesung)

216, 264f., 267, 285, 296f., 332ff. 334f. 285, 308f.

244, 306 121, 243f., 265, 274f.

33, 44, 46, 54, 103, 117ff., 136, 286, 308, 320, 327 106f., 121, 137f., 171ff., 187, 194, 286, 288, 310f., 326f. 90, 265f., 294 90, 202, 262, 264ff., 274, 294, 297, 337 90, 105, 202, 266, 294 250, 276, 291f., 296 286 250, 276 276, 309, 329 4, 34, 71, 127, 132, 224, 276, 286, 309 276 231 276 154ff, 158, 170, 275f. 170, 275f. 154ff., 157f. 173 228, 230

Sachregister

collegia privata lectoria disputatoria examinatoria Communität, (Ⱥ Oeconomie) D declamationes Dekane (siehe auch unter Fakultäten) Deposition depositor Gebühren testimonium dicasterium (Ⱥ Hofgericht) Disputation (Ⱥ Promotion) actus oratorius anniversariae Carolinae circulares Druck Gebühren Opponent privatae (extraordinariae) publicae programmata Respondent Zeitpunkt Dotation Amt Eldena Bischofsroggen canon rugianus Duell

403

85, 108f., 142f., 269f.,270, 283 108, 267 108, 235, 267 250, 267

85, 146f., 217, 229f., 233ff., 252 111, 135, 153, 214, 264f., 272, 307, 143, 147, 213, 230, 238f., 275 212f., 275 214f. 143, 146, 215 4, 85, 99, 108f., 147, 197, 214, 217, 228, 230, 251f., 268, 270 109, 252, 269, 278 268 251f. 251 251, 268, 331 216f., 273, 307, 147, 268 228, 233f., 235f. 234f., 252, 264, 268, 296 217 147 221, 234f., 251 32f., 38, 47f., 92ff., 101, 109,112, 115f., 120, 161, 247, 268, 270, 275, 278ff., 317f., 355 186 186 42, 50, 60, 143f., 189, 299ff., 348, 364f.

404 E Eldena, Amt Administration Amtsarchiv Amtmann/Hauptmann Bestellung Resignation Amtsbuch Amtsgericht Amtsnotar (Quästor) Amtsrechnung Amtsregister Bauernordnung Bauten Deserviten Hölzung Holzvoigt Inspektoren Inventar Jagd Kontributionen Landreiter (Heidereiter) Lustration Melioration Mühlen Pacht/Pächte Passfuhren Reservatrechte Schulden Untertanen, entlaufene Vermessung Verpfändung(en) Wüstungen

Sachregister

8, 13f., 30, 92f., 168, 277ff., 295, 353 95 52, 244, 306 14, 31, 33, 36ff., 43ff., 94ff., 101f., 113ff., 135, 280f., 307f., 314ff. 35ff., 43ff., 95f., 115, 280, 318, 355f., 359 121, 327 44, 117, 319 45, 47, 52, 55, 98, 120, 243, 282, 326 47, 51f., 55f., 98, 102, 120, 135, 139, 282, 305f., 313, 324, 326 97, 107, 121, 287, 312 101, 106, 117, 120, 135f., 138f., 276, 312f. 45, 55, 120, 323 46, 52, 118, 136 30, 105, 137, 279, 285 46, 52, 56, 120, 186, 195, 324f. 46, 56, 120, 135f., 195, 307, 325 44ff., 53ff. 102, 135, 306 33, 119, 217ff. 52, 70, 119, 127, 132, 159ff., 186f., 191, 202, 322 46, 56, 135f., 307, 313, 325 119, 319, 323 45, 56, 120, 319f., 325 33, 44f., 46, 52, 56, 103ff., 120, 198, 244, 325 33, 44f, 51f., 56, 93f., 97, 99f., 117, 135, 138, 281ff., 307, 313, 321 14, 119, 323 32f., 36, 38, 47f., 70, 96, 101, 115f., 120, 280, 317, 327 30ff., 102, 126f., 131f., 135, 160, 263, 279, 283f., 292, 295, 306 55 44 92, 126, 131f., 279ff. 55f., 117, 185

Sachregister

Exerzitienmeister Anstellung Besoldung Fechtmeister Sprachmeister Tanzmeister exercitia F Fakultäten (Ⱥ einzelne Fakultäten) Dekane Rang Senioren Statuten Famulus (Ⱥ Pedell) Ferien G Generalsuperintendent H Handwerker Begräbnis, Hochzeit, Taufe Universitätsmaurer Universitätszimmermann Hauptmann (Ⱥ Eldena, Amtmann) Hochzeiten/Verlöbnisse Hofgericht, pommersches I Immatrikulation Gebühren Inskription (Ⱥ Immatrikulation) Intitulation (Ⱥ Immatrikulation) ius nominandi (Ⱥ Berufungen) ius patronatus ius praesentandi (Ⱥ Berufungen)

405

277 277, 285, 308f. 170, 276 170, 276 170, 276 85, 148, 233, 236, 256, 296 266 111, 135, 153, 214, 264f., 272, 307, 91, 224ff., 266 97f., 272, 287 90, 273, 340ff.. 235f., 248 54f., 101f., 112, 146, 155, 201, 204, 211, 253, 264, 270, 288, 328ff., 330ff., 352

154f, 157f. 137f., 170 137f., 170 11f., 50, 154f. 7f., 69, 71, 120 77, 141, 178, 182, 214, 230, 234, 236, 276, 278 100, 143, 215, 283, 291f.

30

406 J Juristische Fakultät Adjunkten Gebäude Lehrprogramm Professoren 4. Professur Promotion Gebühren Ort Sekretär Statuten Syndicat K Kanzler

Karzer Kleiderordnung Lehrer Studenten Kollegiengebäude (Ⱥ Universitätsgebäude) Konsistorium Assessoren famuli Konzil (concilium, senatus, consistorium) Kurator(en)

L Landeskinder (Ⱥ Studenten) Legate (Ⱥ Stipendien) lectiones (Ⱥ Vorlesungen) leges studiosorum (Ⱥ Studenten) leges sumptuariae (Ⱥ Luxusgesetze) locarium (Ⱥ Professoren, Häuser) Luxusgesetze (leges sumptuariae)

Sachregister

126, 139, 242ff., 273 274 111f., 172f. 108, 250, 253, 266 89, 91, 262f 89, 91 216, 273 111, 273 275 341f. 91, 242ff., 273f., 282 29f., 35, 64, 69, 75f., 90, 110, 112, 116, 126, 142, 237f., 247, 250f., 256, 265f., 269, 274, 277f., 286ff., 293ff., 318, 329, 340, 352, 360ff. 12, 40, 50, 59, 61f., 144, 148f., 207, 209, 339 233 24, 50, 77f., 82ff., 142, 347f. 200, 203f., 253, 251, 351 168, 203f., 261f., 353, 355f. 170, 172, 216 96ff., 100, 135ff., 139, 152f., 171, 214, 242ff., 247, 262, 265ff., 269, 271f., 274f., 276, 278, 283, 296ff., 308, 310, 320, 329, 30, 32, 34ff., 38, 46ff., 62f., 64ff., 69, 94, 96ff., 101ff., 106f., 110, 112, 116ff., 121, 123, 126, 131f., 269, 274, 284, 287f., 294, 319, 327

111, 151ff., 273

Sachregister

M Magister extraordinarie docentes Hochzeiten, Verlöbnisse, Taufen Promotionen Rang Marienstift Stettin Matrikel (album academicum) Medizinische Fakultät Anatomie (Sektion) Botanisieren Garten (hortus medicus)/hortulanus Gebäude Lehrprogramm Professoren Promotion Gebühren Stadtphysikus

407

230 228f., 264 154f., 157 111, 153 91, 266 126, 131 62, 77, 100, 214, 236 3ff., 251 109, 253 4, 109 286 173 3, 108, 248f., 251, 266f., 270 34, 89, 262ff., 303 4ff. 216 336f.

N nationes (Ⱥ Studenten) Notar (Ⱥ Sekretär) O Oeconomie (Konvikt, Communität) Ausstattung Benefiziaten Disziplin Gebäude Gebühren Inspektor(en) Kosten Mahlzeiten Kosten Oeconomus praetor Senioren Sperrstunde Strafgelder Versorgungsgüter P Pädagogium Stettin

34f., 41, 63, 66, 105f., 127f., 132, 145ff., 186, 192ff. 197, 214f., 219ff., 229, 277, 309 286 41, 109, 137, 146, 150, 196, 220, 229, 278 146ff., 197f., 219ff. 194f. 220 137, 148, 198, 222, 224, 229 196f. 146, 196, 220f. 149f., 197, 220f. 41, 147ff., 154ff., 157f. 192ff., 222 148ff., 222ff. 197 150 148 195 126, 187

408 Patronatskirche Bauten Schulen Pedell (bedellus, famulus) Begräbnis, Hochzeit, Verlöbnis Besoldung und Einnahmen depositor Unterkunft Pennalismus Philosophische Fakultät Adjunkten Bibliothekar consilium facultatis collegium secretum Dekan Amtspflichten Wahl Gebäude Lehrprogramm liber annalium liber statutorum licentia legendi Professoren Promotion Examen Gebühren Ort Rezeption senior facultatis testimonium Professoren (siehe auch unter Fakultäten) Ämterkombination Anzahl Begräbnis, Hochzeit, Taufe Berufungen Deputatholz extraordinarien Fleiß/Fleißlisten (labores)

Sachregister

104, 358f. 54 55 91, 150, 170, 172, 197, 212ff., 227, 230, 238ff., 247, 273, 275, 307, 308, 310 154f., 157f. 4f., 143, 214f. 212f., 215, 238f., 275 194, 214, 275 10ff., 15ff., 30, 39ff., 49ff., 57ff., 72ff., 80, 82ff., 142, 145, 147, 149, 188ff., 365 34, 89, 108, 215, 225f. 226ff., 249, 263f., 267, 332ff., 340. 89f., 202, 264 276, 309, 329 231ff. 233 214, 228ff., 309 227f. 111f. 108, 248ff., 253, 267 228, 231 228, 231 234, 264 34, 89, 106, 198, 224f., 232ff., 263f 111, 230 236f. 215f., 237, 240, 276 236f. 231, 234 220, 231, 233 215, 240 332f., 336f. 34, 89, 263 154f., 157f. 65, 90, 105, 202, 262, 264ff., 274, 294, 297, 337, 353 46, 52, 120, 139, 285, 313 89f., 91, 108, 171, 224f., 229, 233ff., 248f., 252, 264, 332ff. 65f., 90, 108, 129, 191, 213, 247, 250ff., 263ff., 269f., 296, 298

Sachregister

Gehalt Gnadenjahr Häuser Steuer locarium Heiratsgelder Kinder Neglectengelder Rang Rauchhühner Senioren Steuerfreiheit Kopfsteuer Treueid Vakanzen Witwen Prokanzler Prokurator (Ⱥ Structuarius) Begräbnis, Hochtzeit, Taufe Kapitalverwaltung Rechnung Register Promotion (Ⱥ Disputation, siehe auch unter Fakultäten) Gebühren Opponent Ort Respondent Schmaus (Doktorschmaus)

30, 34, 69f., 106, 125f., 128f., 131, 133, 136f., 168, 186, 263, 285, 292, 308f. 90 9, 111, 167, 285, 286, 296 8ff., 159, 165ff. 100, 136, 149, 233, 284f., 308f., 321, 168f. 5, 154ff., 215, 243 32, 100, 109f., 247f., 268f., 283f., 321, 90f., 224ff., 266, 343ff. 285 97f., 109, 231, 233, 272, 287 8ff., 165ff., 192, 199ff. 201 352, 354ff. 90, 100, 262, 264ff., 283, 139, 170ff., 192, 243, 292, 313 35, 110, 237f., 247, 253f., 297f., 328ff. 52, 56, 91, 97, 99, 101f., 110, 118, 134ff., 170, 172, 243, 273ff., 287 154ff., 158 99, 138 95, 97, 107, 138, 287f., 306, 309f., 312 101, 106, 135f., 138f., 275, 283, 308, 312f. 4f., 85, 99, 108f., 110f., 147, 153, 197, 214, 217, 228ff., 236f., 251ff., 268, 270, 273, 297, 361 4, 6, 110f., 135, 216, 237, 240, 253, 273, 307 111, 147, 153, 268 111, 253, 273 108f., 147, 217, 234, 268, 278 110f. , 153, 253, 273

Q Quästor (Ⱥ Eldena, Amtsnotar) R Rektor Schmaus (Rektorschmaus) Wahl S Sekretär (secretarius, notarius)

409

38, 97f., 101f., 110, 112, 116, 118, 135, 213, 220, 222, 244, 270ff. 111, 152f. 211, 271, 297, 303, 356ff. 91, 137, 139, 154ff., 170ff., 244, 271, 273f., 275, 310, 329

410 series lectionum (Ⱥ Vorlesungen) Societas Germanica (Ⱥ Studenten) Sportelfreiheit Statuten Stipendien (legate) Croysche Stiftung Structuarius (Ⱥ Prokurator) Ämterkombination Bauverwaltung Besoldung Gebäude Inventar Kauf von Materialien Studenten Besuch der Vorlesungen Bünde (conventicula, coetus) convivia Disziplin Sperrstunde Eid Fackelzüge Gesetze (leges) Jagd junioren (novitios) Landeskinder Maskeraden nationes Natio Suecica Relegation Schoristen senioren Societas Germanica consilium conventus Fiscales Immatrikulation Kasse (aerarium, fiscus) Nationenbuch senioren testimonium Tumulte/Exzesse

Sachregister

71 61, 90f., 189, 206ff., 270f., 288, 340ff. 109, 126, 138, 146f., 229, 263, 277f., 313 203 91, 134ff., 149, 170, 243ff., 269, 273ff., 280, 283, 289f., 304ff., 320 289f. 121, 135 139 173 138 138, 311f. 277 142f., 147, 251 50, 58, 76, 78, 84f., 142ff. 11, 17, 22, 41, 50, 59, 148f., 239 65, 77f., 84, 140ff., 188, 205ff., 220ff., 253f., 278, 337ff. 42, 61, 150, 230 62, 85, 140, 143, 145, 365, 346 140ff., 278 217ff. 11, 17, 24ff., 50, 59, 76, 81, 84 128, 132f., 187, 191, 202, 255f., 353 347f., 362ff. 10ff., 15ff., 49, 58, 75f., 78, 81, 142 10ff. 12, 40, 50, 61f., 78f., 85, 142, 144, 189, 207, 299ff., 365 11, 58f., 78, 142, 145, 147, 149, 365 17ff., 76, 81, 84, 142, 177ff. 10ff., 15ff., 75f., 81, 175ff. 21 17f., 22f., 178ff. 17ff., 76, 81, 142, 182f. 18f., 178, 182 16ff., 181ff. 18, 20, 23 21f., 177ff. 146 39, 41, 49, 60f., 84, 144, 148, 150, 189, 206, 209, 230, 233, 338

Sachregister

Trunkenheit Waffentragen Syndicus T Tanz Taverne (taberna, cella vinaria) Theologische Fakultät Adjunkten Lehrprogramm Professoren Promotion Doktorgrad Gebühren Zensur typographus (Ⱥ Buchdrucker) U Universitätsgebäude (Ⱥ siehe auch unter Fakultäten) Dekanei (Generalsuperintendentenhaus) Kollegiengebäude Schließzeiten Inventar Steuerfreiheit Universitätskasse cassa extraordinaria cassa ordinaria deserviten Inskriptionsgelder Kapitalverwaltung Quittungen Schulden Strafgelder (Brüche, mulctae)

411

41f., 61f., 146, 148, 150, 223 11f., 60, 144, 189, 206, 348f. 91, 241ff., 273f., 282, 312f., 326 156 41, 58, 60ff., 144 335 108, 248f., 251, 253, 266f. 34, 89, 106, 168, 252, 262ff., 285, 332ff. 273, 361 216 330ff.

111, 121, 274, 284, 286, 296, 309ff., 326f. 172, 187 107, 111, 137, 150, 172, 214, 230, 274f., 284, 310 214, 230 312 8ff., 165ff. 56, 97ff., 102, 118f., 135ff., 273, 282, 308f., 320f., 326, 269, 283f., 321f. 283f., 286, 321f. 30, 105, 137, 279, 285 100, 276, 291ff. 99, 313 136, 320 97, 99, 101ff., 118, 137, 321, 98, 100, 135, 148, 180, 282, 284, 307, 322, 283

412 V Vorlesungen (lectiones) Anwesenheitslisten Anzahl der Hörer Ordnung/Aufsicht/Disziplin Anzahl, vorgeschriebene Einteilung Fleißlisten (diaria) Neglectengelder Vorlesungsverzeichnis Mitschriften (Reinschriften) lectiones publicae lectiones privatae Z Zensur Zeugnisse (testimonia)

Sachregister

251 251, 267f. 35, 108, 129, 234f., 248, 250, 267 109, 268 89, 228, 233, 248f., 251, 110, 247, 269, 294, 296, 32, 99, 109f., 247, 268f., 283 109f., 250, 268f., 296 250 35, 65, 85, 108f., 129, 142f., 147, 216, 228, 234f., 267, 278, 65, 85, 129, 228, 233f, 235f., 267, 228, 331f., 268, 331 143, 146, 191, 215, 230, 240

Das Editionsprojekt bietet eine umfassende Sammlung der Quellen zur Verfassungsgeschichte der Universität Greifswald aus deutschen, polnischen, schwedischen und dänischen Archiven. Die Dokumente werden hier erstmals auf gesicherter Textgrundlage für die Forschung zugänglich gemacht und eingehend erläutert: Universitäts- und Fakultätsstatuten, Visitationsabschiede und ergänzende Vorschriften in ihren vielfältigen Erscheinungsformen. Eine ausführliche Einleitung gibt einen Überblick über das Ordnungs- und Normengefüge der Universität in seinen jeweiligen historischen Bezügen und beleuchtet seine Anwendung im Alltag. Das Werk leistet Grundlagenforschung für die Greifswalder Universitätsgeschichte und stellt zugleich einen wichtigen Beitrag für die vergleichende Universitätsgeschichtsforschung dar. Der zweite Band behandelt die Geschichte der Universität unter schwedischer und dänischer Herrschaft vom Westfälischen Frieden bis zum Ende des Großen Nordischen Krieges 1720.

ISBN 978-3-515-09834-2