Publius Flavius Vegetius Renatus: Epitoma rei militaris - Abriß des Militärwesens: Lateinisch und deutsch. Mit Einleitung, Erläuterung und Indices herausgegeben von Friedhelm L. Müller 3515102353, 9783515102353


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German Pages 336 [359] Year 2013

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Publius Flavius Vegetius Renatus: Epitoma rei militaris - Abriß des Militärwesens: Lateinisch und deutsch. Mit Einleitung, Erläuterung und Indices herausgegeben von Friedhelm L. Müller
 3515102353, 9783515102353

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VEGETIUS Abriß des Militärweserzs lateinisch und deutsch VOH

FRIEDHELM L. MÜLLER

@

Franz Steiner Verlag Stuttgart

Friedhelm L. Müller

Vegetius Abriß des Militärwesens

Publii Flavii Vegetii Renati

Epitoma

rei militaris

@ Franz Steiner Verlag Stuttgart

1997

Publius Flavius Vegetius Renatus

Abriß des Militärwesens lateinisch und deutsch mit Einleitung, Erläuterungen und Indices

von FRIEDHELM L. MÜLLER

@ Franz Steiner Verlag Stuttgart

1997

Die Deutsche Bibliothek - CIP—Einheitsaufnahmc Vegetius Renatus, Flavius: [Epitoma rei militaris]

Puhlii Ftavii Vegetii Renali Epitoma rei mililaris : [lateinisch und deutsch. mit Einleitung. Erläuterung und Indices] f [von Friedhelin L. Mütter]. - Stuttgart : Steiner. I99? Paraitelsaeht.: Abriß des Militärwesens ISBN 3-5 i 5-07 ”8-4

ISO 9706

Jede Verwertung des Werkes außerhalb der Grenzen des Urheberrechtsgesetzes ist unzulässig und strafbar. Dies gilt insbesondere für Übersetzung, Nachdruck, Mikroverfilmung oder

vergleichbare Verfahren 50wie für die Speicherung in Datenverarbeitungsanlagenßcdruckt auf säurefreiem, aiterungsbeständigem Papier. © [997 by Franz Steiner Verlag Stuttgart. Druck: Druckerei Proff‘ Eurasburg Printed in Germany

WALTER WIMMEL

septuaginta quinque annos nato libellum dedjco animo reverenti gratoque

Inhaltsübersicht

Vorwort

11

Einleitung a) Person und Persönlichkeit

b) Werk ._ c) Handschriftliche Überlieferung

11 25

Text und Übersetzung Buch I Buch II Buch III Buch IV

27 28 - 65 66— 103 104 —181 182 -23l

233

Erläuterungen Zu Buch I

Zu Buch II

Zu Buch III

Zu Buch IV

233 - 259 260 - 276 277 - 299 300 - 320

32l

Anhänge a) Abkürzungen b) Literatur c) Indices l. nominum

2. rerum er verborum norabilium 3. deutscher Stichworte

322 323 - 326 32'? - 35";I 32'? — 329 329 ‘ 352 352 — 357

Vgrwgn

Es gehört schon ein wenig Mut dazu, sich mit einer zweisprachigen Publika— tion der Epitome des Vegetius hervorzuwagen, wenn man (im Gnomon 65, 1993,

494-8) das absolut vernichtende Urteil über eine solche amerikanische Edition aus

dem _._Tahr 1990 gelesen hat. Andererseits kann man sich nach Kenntnisnahme der von ONNERFORS (1995, L) mit universe iicentius in interpretando charakterisierten lat.—deutschen Ausgabe von RWFLLE (1986) durchaus ermutigt sehen: führt doch das allzu _bequeme dortige Verfahren des Abfotografierens des LANGschen Textes (der der Ubersetzung ursprünglich gar nicht zugrundeiag) mitsamt dem fast 50 % des Raums beanspruchenden icrit.App., der für die Zielgruppe von zweisprachigen

Ausgaben so sinn- wie nutzlos ist, den guten Gedanken der Synopse von lateinischem und deutschem Text schlechtweg ad absurdum, da man die zusammenge— hörigen Teile oftmals durch heftiges Blättern erst suchen muß. (Dafür wird die wünschenswerte Textsynopse durch — sir vem’a verbo - tön'chte Bildchen als Lük-

kenbüßer zusätzlich erschwert) Wenigstens diesen Fehler habe ich vermieden.

Das vorliegende Buch möchte ein antikes Sachbuch als literarisches Werk

nahebringen, realistischer: die Möglichkeit bieten, es als solches überhaupt wahrzunehmen. Wichtigster Teil daher und auch ‘Keimzeller des Ganzen ist die Uber-

setzung, die vor reichlich 20 Jahren nach der bis 1995 maßgebenden Textausgabe

(CLANG 21885) gefertigt, jetzt aufgrund der neuesten Edition (A.ONNERFORS

1995) völlig neu formuliert wurde. Aus gegebenem Anlaßl betone ich ausdrück— lich, _daß hier keine eigenständige Text-Edition angestrebt war, sondern der Text von ONNERFORS soweit wie irgend möglich zugrunde gelegt ist. Wo ich nach meinem Urteil davon abweichen mußte, habe ich es an Ort und Stelle vermerkt. Daher wurde auch auf einen textkritischen Apparat verzichtet; denn die Ausgabe des jüngsten wissenschaftlichen Standes soll nicht ersetzt, sondern lediglich für fach-

lich weniger Spezialisierte (sogen.'interessierte Laien') ergänzt, erschlossen und

gewissermaßen erst zugänglich gemacht werden. Dieselbe Zielsetzung gilt für die knappe Einleitung und die durchgehend text-interpretierenden "Erläuterungen", die - auch dies ausdrücklich - keinen wissenschaftlichen Kommentar vortäuschen wollen, und für die Indices. Beim Index b) rerum er verborum norabiiium wird man

über die Auswahl streiten können - wie über jede Auswahl, Ich hielt es für angebracht, lieber etwas üppig auszuwählen als zu dürftig. (Bei den aufgenommenen Wörtern wurde darum auch Vollständigkeit der Belege angestrebt.)

Wenn das etwas abseitige antike Werk — es ist ja eins der ganz seltenen antiken Bücher, die (in einer Zeit mit Atombomben) sachlich—inhaltlich wirklich überholt sind - dem Marburger Latinisten WALTER WIMMEL gewidmet wird, obwohl dessen Forschungs-Schwerpunkte auf anderen Gebieten liegten, so ist das als Reverenz vor der Weite seines geistigen Horizonts zu verstehen, die ihn als einen unter wenigen Gelehrten auch hier zum kompetenten Sachkenner macht.

1 Mein mit gleicher Zielsetzung publizierter Herodi'an (in diesem Verlag 1996) wurde in der ersten

(mir bekannt gewordenen) Besprechung insofern mißverstanden, d.h. zu hoch geehrt, obwohl diese anspruchslosere Zielsetzung auch dort im Vorwort m.E. deutlich genug kundgetan war: allerdings war dort der Abdruck des griechischen Textes damit begründet worden, daß die immr noch maßgeb— liche AUSgabe (immer noch) vergriffen ist. In ähnlicher Weise wurde den Anmerkungen mit der Bewertung als Kommentar viel zu viel Ehre angetan. der gerecht zu werden ich dort weder vermochte noch beabsichtigt hatte.

Einleitung Uber die Pers on des Publius Flavius Vegetius Renatus.l Verfassers einer Tierheilkunde (mulomedt'ci m1) in vier Büchern und der Epitoma ret' mitfraris (ebenfalls vier Bücher), weiß man wenig. Das ist normal bei antiken Autoren vor und nach ihm. In seinem Fall aber verdichtet sich dies durch die Unsicherheit des zeitlichen Ansatzes dahin. daß man in den Handbüchern überhaupt fast nichts über die Person und die Persönlichkeit findet.2 Die Unsicherheit der zeitlichen Einordnung ist darum so groß. weil der Kaiser,

dem das Werk gewidmet und der demgemäß in allen vier Buchprologen ganz devot

angesprochen ist (als Imperator Invt'cte, als C Iementia Vestra, als Tue Peremu‘ras u.ä.)‚ nirgendwo namentlich genannt wird.3 Daher hat man an wenigstens drei verschiedene Kaiser gedacht, von Theodosius I (379-395)‘ über dessen Sohn und Nachfolger Honetius (395—423)5 bis zu Valentinian 111 (*419; 425—455);6 auch Theodosius II (408—450) wurde bemüht.” Wenn ich selbst nach anfänglicher Neigung mit SEECK zum späteren Ansatz jetzt stärker zur Zeit des Theodosius I ten-

diere. stützt sich dies vor allem auf die Erwähnung der Gladiatorenk‘ampfe (im Zu—

sammenhang der Uhu n g 'am Pfahl') in I 1 1,3: palorttm em’m usus mm schon militibus, sed eriam gtadt‘atort'bus pittrt’mum pt'odest. Es besteht zwar kein Zweifel, daß dieser Satz aus der von Vegetius benutzten Quelle stammt (das ist hier der [verlorene] militärische Abschnitt aus Celsus‘ Enzyklopädie, vgl. SCHENK 1930 [ND 1963] 26-39); wenn man jedoch bedenkt. daß die schon von Cicero (Tusc.11 41) und von Seneca (epist.7.2) wegen Grausamkeit verurteilten Gladiatorenspiele 325 durch Konstantin für den Osten und im 5.Jh. durch Honorius (also vor 423) generell verboten wurden, ist es eher unwahrscheinlich da13 der Christ Vegetius8 in seiner Denkschrift (= Buch I) an einen christlichen Kaiser auf ein wegen Grausam1 A.ÖNNERFORS_ Zu Person und Werk des Publius Flavius Vegctius Renatus. 1993: der wichtige Aufsatz ist mir weder irn Marburger Bibliotheksleihdienst noch auf Anfrage im Institut des Ver-

fassers, sondern erst nach direkter Anfrage beim Verf. (in Schweden) nachträglich (nach Abschluß

des Manuskripts) zugänglich geworden: ich danke A.ÖNNERFORS für einen Sonderdruck und seine freundliche Bemühung. Leider konnte ich die Studie nicht mehr gebührend berücksichtigen.

2 Die RE weist in Suppl.X (1965) einen Artikel von itnmerhin 28 Sp. auf (AR. NEUMANN). der

zur Persönlichkeit jedoch fast gar nichts ausgibt: Von den Lit.—Geschichten ist neben M. SCHANZ IV (München 11914. 194201) nur W.S.TEUFFEL (Leipzig 61913 [ND 1965], ä 432. 5313-8) erwähnenswert; M.V.ALBRECHT (München - London — Paris 31994, 5.11121) widmet ihm ganze 8

Zeilen; das Handb.d.lal. Lit. (HLL) 5 (München 1989 = HdA V111 5) von R.HERZOG - P.L.

SCHMIDT führt ihn im Register unter ä 604 (so auch im Text. S.95). endet aber bereits mit ä

599; ADIHLE. Die griech.u.rörn. Lit.d.Kaiserzeit‚ München 1989, 511. bietet immerhin 1,12 S. Das Oxf.Class.Dict. führt ihn gar nicht; der Kleine Pauly (1975) hat einen sehr knappen Auszug des RE-Artikels desselben Verf. auf ca. lf2 Sp.: das Ledlten Welt (1965) knapp 20 Zeilen 3 Es gibt als sichere Daten die Wendung I 20.3 ab nrbe enim conrüta ttsqne ad tempns dit'i d.h. das Todesjahr Gratians 383 als rar-minus ‚aus: qttt’nt und die aus der Subscriptio Grutt‘ant’

einiger Handschriften der ersten Klasse belegte Revision des (Gesamt-)Werks I-IV im Jahr 450

durch einen gewissen Eutropius als Icmtt’ntts ante qttem.

Erlangen 1888. u.heute überwiegend. vgl. BARNES. DIH4 So zuerst CHR.SCHÖNE‚ Studien LE, DE JONGE. MARCONE 1981 (1982): NEUMANN aaO. ÖNNERFORS (1993 u.1995). SABBAH.

5 Vgl. GIUFFRIDA 1981 (1984).

6 So seecs 1876: aber auch norme" 19?? und zuletzt BBIRLEY 1935.

7 Vgl. TEU'FFEL aaO 314, wo diese Möglichkeitjedoch nicht vertreten wird. 8 Daß Vegetius sich als Christen bekennt, steht aufgrund I proll („ist post Deumfm-‘erit imperator) von allem Anfang an fest. vgl. u.a‚ auch die christliche Form des Soldateneids in II 5.31::-

12

'

Einleitung

keit verbotenes Beispiel verweist, auch wenn er es in der Quelle fand. Dazu kommt die Verzichtbarkeit des Beispiels, das als Argument so gut wie gar keine Bedeutung

hat, also in späterer Zeit ohne Vorteil nur ein Ärgernis wäre.9

Mit dem Ausdruck "der Christ Vegetius" ist bereits einer der (wenigen) Punkte angesprochen, von denen man weiß (= die man mit hinreichender Sicherheit er— schließen kann). Diese wenigen Punkte seiner 'äußeren' Biographie sind folgende: Der Verfasser der Mulomedizin und der der Epitome sind dieselbe Person.m Damit erhält (auch) der Epitomator sein Praenomen Pubiius, das nur in der mulomedicina,

nicht aber (außer in E)11 in der Epitome begegnet. In deren Manuskripten führt er

die Titel vt‘r ilfttstrt's und comes, womit seine soziale Stellung als sehr herausgeho— ben gekennzeichnet ist, nämlich als eines ranghohen Angehörigen des (senatorischen) Adeis: Schon seit dem 1.Jh. war vir.clarissimus feststehender senatorischer

Titel geworden, der auch für Familienangehörige galt (z.B. femina clart'ssima). Seit

dem letzten Drittel des 4.Jh. wurden aus diesen Privilegienen die (spectabiles und

die) illus tres hervorgehoben; ein vir (dar. er) illustris war also einer besonderen

Elite zugehörig. comes war noch in der Republik und im frühen Kaisertum eine

eher private Bezeichnung im Umkreis eines hohen Beamten, bei Claudius die amtliche 'Institution' eines Rechtsberaters; seit Marc Aurel waren comt'tes (oft auch bezeichnet als amici, z.B. bei den SHA; bei Herodian als um) ein Kollegium mit

vorwiegend militärischen Funktionen, weitgehend gleichzusetzen mit dem con-

silium principis (= Kronrat, Staatsrat). Seit Konstantin d.G. die Institution wie< dererneuert hatte, sind diese Männer Vertraute des Kaisers mit Sondervollmachten z.B. in den Provinzen. Im weiteren Verlauf d.4.Jh. werden Funktion und Auf— gaben von militärischen und zivilen comites festgeschrieben. und der Titel wird

ggf. ohne reale Dienstfunktion (als persönliche Auszeichnung) verliehen, wobei

dann keine räumliche Nähe solcher 'Begleiter' zum Herrscher mehr bestand. Nun

gibt die beste Handschrift,l2 der cod.Palat.Vatic:Lat.9Ü9 (ein membranaceus vom ausgehenden 10.Jh., bei LANG [7-1885] H, bei ONNERFORS [1995] T) neben co— njtes den Zusatz sacrum (= sacrarum).l3 Das aber bedeutet nach einhelliger heutiger Uberzeu gun g, daß Vegetius comes sacrarttm largitionum war; als solcher hatte er (neben dem c. domesa’corum = Befehlshaber der Leibwache und dem c. privatorum = Verwalter des kaiserlichen Privatvermögens und oberster Konfiskator) als

mm autem per Deum et per Christum et per Sanctum Spiritttm et per mat'estatem impemtoris die so nicht aus seiner Quelle (dort der Militärjurist Paternus, der 183 von Commodus hingerichtet

wurde; vgl. SCHENK aaO 8-26) genommen sein kann. sondern von Vegetius selbst umformulicrt ist; das zeigt, daß er nicht blind abschreibt, sondern 'mitdenkt' und nach Bedarf abändert. 9 Ein sicherer Beweis ist dics freilich nicht, sondern lediglich eine gewisse Wahrscheinlichkeit. 10 Zuerst präzis als Empfehlung formuliert in TEUFFEL aaO 317, und ebenda begründet mit der "Gleichnamigkeit und Gleichzeitigkeit beider, auch durch den kompilatorischen Charakter beider Schriften. endlich durch die ganze Persönlichkeit der beiden Verfasser und ihre gleiche Stellung zur Religion"; dazu kommen "sehr auffallende sprachliche Übereinstimmungen", wohingegen "(d)ie starke Abweichung im sprachlichen Ausdruck (die epitmilit. ist ebenso gewählt geschrieben wie die mulomedicina gemeinverständlich - pedestn' sermone 4, praef.2) sich vollkommen aus der Verschiedenheit des Gegenstandes. der Quellen und der Bestimmung (erklärt): während die Epitomc sich an den Kaiser wendet, will die rnulomedicina selbst für den bubulcus (4. praef.l ...) verständlich sein.“ (ebenda)

11 Vgl. ÖNNERFORS 1993. 143f.

13 Diese Beurteilung nach Neumann aaO 993 (1965), geschrieben. nachdem 1938 (also ein halbes J h. nach der bis 1995 maßgeblichen Textedition von LANG, 21885) der cod. Palat.Vatic.Lat. 1572

aus der 1.Hälfte d.9„111.5 hinzugekommen war, R bei ONNERFORS.

l3 Alle anderen Handschriften ließen entweder diesen (offenbar unverständlichen) Zusatz oder comes oder beides fort.

Person und Persönlichkeit

13

eine Art staatlicher Finanzminister die vielleicht einflußreichste Positionl4 am Kaiserhof überhaupt inne, resp.an einem der beiden seinerzeitigen Höfe;15 wir wissen nur nicht sicher an welchem Hof und zu welcher Zeit. Es ist auch nicht zu

ermitteln, ob er seine militärische Denkschrift, die er ausdrücklich im Interesse des Staates unternahm,16 in dieser hervorragenden Position verfaßte” oder vorher (oder auch später).

Damit sind die anerkannten 'äußeren' Daten auch schon fast vollständig. Hinzu

kommen am Rande noch einige Angaben, die sich aus der Praefatio der Mulomedi-

zin ergeben: er war Grundbesitzer und war weit im ganzen Reich herumgekommen, hatte sich von Jugend an für Pferde und Pferdezucht interessiert und besaß eigene Gestüte, in denen er die verschiedenen Rassen zog, die er kennengelernt hatte. Daß er sich zum Christentum bekannte, wurde bereits erwähnt; und daß er - ohne etwa ein Schreibtischgelehrter der zum Verschrobenen tendierenden Art eines Macrobius zu sein - eine gediegene (rhetorische) Bildung besaß, Iäßt sich der gesamten Darstellung der Epitome entnehmen, insbesondere deren erstem Buch, über dessen

Sonderstellung sogleich noch ein Wort zu sagen ist. Dies gehört aber bereits zu den

‘inneren‘ Daten der (durchaus positiv zu beurteilenden) Persönlichkeit, wie sie

meiner Ansicht nach deutlicher zu erkennen sind, als man bisher hat wahrnehmen wollen.

Soweit man nämlich überhaupt eine Bemerkung über die Persönlichkeit des

Autors findet, ist sie vorwiegend abschätzigJS Die Epitome wurde durch das ganze Mittelalter hindurch ausschließlich als (wichtiges) Sachbuch betrachtet; der Autor spielte praktisch keine Rolle. In der Neuzeit, besonders seit dem letzten Drittel des 19.Jh.s, wurden die sachlichen Fehler des ‘Sachbuchs' aufgedeckt, und man hob typisch 19.Jh. - die Frage der Quellen stark in den Vordergrund;19 dabei fiel der

Autor nicht nur 'hinten runter' oder blieb unbeachtet, sondern er geriet stark in Mißkredit. So wird vor allem das negativ akzentuiert, was er selbst sagt, nämlich

daß er als Nicht-Fachman schrieb;20 und so bekommt etwas, was jedenfalls in der

14 Vgl. NEUMANN aaO 993: er "hatte das gesamte Steuerwesen unter sich. Zu seinen Obliegenheiten gehörte auch die Verwaltung der Fabriken, der Magazine. des Bergbaues, des Münzwesens und des Staatsschatzes." 15 Es ist ja im allgemeinen bekannt, darf aber gleichwohl in Erinnerung gerufen werden, daß das Reich unter Theodosius I letztmals einem einzigen Herrscher unterstand; mit seinen beiden Nachfolgern und Söhnen Arcadius und Honorius war die bereits vor und nach Konstantin praktizierte Reichsteilung endgültig vollzogen. 15 Vgl. I prol.4 pro utilit‘ate Romane. 17 Meiner Vermutung nach ist dies das Wahrscheinlichere; dafür könnte das Interesse an den Kosten eines Heeres sprechen, das für einen Finanzminister typisch ist und sich aus Stellen ergibt wie I 28,10 a.E. vit'ius enim coustat erudire armis was quam alienns mercede ronducere und II 3.9 cum easdem expensasfaciai et ditigenter et neglegenter exercitus ordinatus. 18 Das heißt absolut nicht “objektiv unzutreffend", sondern meint "beeinflußt von der nur zu leicht etwas anmaßenden Haltung des modemen Gelehrten dem antiken Autor und gar dilettierenden Autor gegenüber“. Dabei geht es mehr um den 'Ton' und Akzent als um die sachliche Feststellung als solche. 19 Diese Frage kann übrigens nach der hervorragenden Studie von D.SCI{ENK. Flavius Vegetius Renatus, Die Quellen der Epitoma rei militaris, Diss. Erlangen 1930 = Klio. Beih.22 (ND 1963), als geklärt gelten. Danach ist Comelius Celsus für Buch I, Tarrunteius Patemus für Buch II und S‚Iulius Frontinus für Buch III und IV als Quelle anzusetzen. (Die Vorstellungen von E.SANDER

[1956] zu IV 31-46 überzeugen darum nicht, weil sie in ihrer Kompliziertheit so gar nicht zum sonst beobachtbaren Verfahren passen. vgl. unt., S.24.) 20 Dafür mag die insgesamt _wohl immer noch beste, unübertroffene knappe Darstellung von W.S. TEUFFEL als Beispiel dienen (aaO 313i): (Vegetius schrieb) “ohne eigene praktische Erfahrung

l4

Einleitung

gesamten Antike - nur Platon vielleicht ausgenommen - gerade kein Nachteil war und keinen Vorwurf bedeutete, das Etikett des Minderwertigen, ja Verwerflichen, nämlich die rhetorisch gelungene Aufbereitung, die anziehende Darstellung des In-

halts,21 so als ginge es dabei bloß um leere Rhetorik eines eitlen Dilettanten.22 Daß dies ungerecht ist, weil es den Autor nicht als Schriftsteller würdigt. wie es

‘der Philologe' in wohl vertretbarem Spannungsverhältnis zum (historisch-positivistischen) Fachwissenschaftler (= Militärhistoriker) tun sollte, ist — wenn man nur darauf hinweiSt - unschwer einsehbar. Daher versuche ich im Folgenden, das zwar

schwach skizzierte, aber zu ungünstige Bild des Vegetius ein wenig zu korrigieren, in etwas rnilderes Licht zu setzen. Es liegt mir allerdings fern, den weithin unbe-

kannten und zweifellos dilettierenden Autor zu wer—weiß—welchem Geistesheros aufzuwerten; das wäre so unglaubhaft wie aussichtslos; ein Fehler läßt sich nicht

durch einen gröberen anderen beheben. Als Grundlage dafür dient das erste Buch, genauer die unten in den "Erläuterungen" zu Buch I (eingeschränkt aq 1, I 7, I 20) getroffenen Feststellungen. Denn nur von dem sperrte unternommenen opusculum her, kann man den rechten

Zugang zum Autor und zu seiner Absicht finden, von der aus seine Leistung zu

beurteilen ist. Damit ist die Sonderstellung von Buch I angesprochen, und damit ist

hier bereits ein erster Blick auf das Werk erforderlich. Nach Vegetius' Worten im

Prolog (vgl. deutlicher noch in l 28.1 und II prol.3-7; III prol.4) hat er das von ihm selbst als opuscnlum bezeichnete Büchlein23 aus eigenem Antrieb unternommen;

und er wurde daraufhin mit einer Kompilierung des gesamten Militärwesens nach den Schriften der Alten beauftragt. Dem verschiedenen Anlaß für l und ll-IV entspricht auch eine gar nicht zu übersehende Differenz im Wert und Gehalt. Während Buch I — dies nehme ich hier vorweg - mit hohem inneren Engagement, welches in der Sachdarstellung immer wieder aufbricht, geschrieben ist von einem Mann, der sich in patriotischer Gesinnung und aus Sorge um das gefährdete Reich gedrängt

fühlte, den nicht nur ihm offenkundigen Niedergang des römischen Militärs als Ur— sache der Reichsgefahrdung aufzudecken und eine Reform und renavario von der seine Epitoma rei militaris in vier Büchern, die den Anspruch macht, zur Literatur zu gehören. Sein Blick ist ganz auf die Vergangenheit gerichtet; daher beklagt er den Verfall des römischen Kriegswesens lebhaft, ermahnt zu dessen Verbesserung und glaubt seinerseits durch eine wenig zuverlässige und sachkundige Zusammenstellung aus Geschichtschreibem und Kriegsschn'ftstellern dazu beizutragen; allgemeines, nicht immer zweckdienliches Raisonnement macht sich sehr breit." Objektiv unrichtig ist hier eigentlich nichts, allenfalls die zu ungenaue Berufung auf "Geschichtschreiber". die Vegetius in I 8.? nur als potentielle Quelle seines Vorhabens erwähnt, die aber (ebenda ä 8) res gestas et eventus tantuni scripserunt beilerum. ista. quae atme quaert‘mttr. tanr

qnam nota linqnentes, also als Quelle dann doch nicht verwenbar waren. (Über die im übrigen sehr beschränkte Quellenbenutzung s.soeben in Fußn.l9 und kurz nochmals unt.‚ S.24f.)

21 Daß auch Platon gerade unter diesem Gesichtspunkt nicht auszunehmen ist, bedarf gar keines

besonderen Hinweises; eine Sonderstellung hat er nur bei dem Stichwort Rhetorik. 22 Den Tadel der Eitelkeit erhebt am deutlichsten. nämlich ausdrücklich mit diesem m.E. zu Un— recht verwendeten Wort, die sonst hervorragende Studie von D.SCHENK - sie ist das Wichtigste. das nicht nur in unserem Jh.‚ sondern überhaupt je seit der seinerzeit bewundemswerten Ausgabe von G.STEWECHIUS (Leiden 1592} zur Epitome geschrieben wurde - aaO 4: "Dem Kaiser, selbst einem erfahrenen Feldherrn. wenn es Theodosius I. war. konnte die Unbeholfenheit und Unerfahrenheit des Vegetius auf dem bearbeiteten Gebiet nicht entgehen; trotzdem gab er ihm den Auftrag. einen vollständigen Abriß über das alte Heerwescn aus den Quellen zusammenzustellen. Zwar halte

er gewiß nicht die Absicht seine Schrift dann praktisch auszuwerten. aber er erkannte den guten Willen an, hatte wohl auch ein allgemeines Interesse für die Militärgeschichte. und der Eitelkeit des Vegetius war Genüge getan."

23 I prol.4; 8,10; man wird das kaum 20 Druckseiten umfassende. ursprünglich selbständige Büchlein als eine Denkschnft bezeichnen dürfen.

Person und Persönlichkeit

15

Wurzel her vorzuschlagen, fallen die folgenden (ihm aufgetragenen) Bücher im

Wert so deutlich ab, daß nur von ihnen aus jedes ungünstige Urteil sich rechtfertigen ließe: man begegnet dort (wo der Nicht-Fachmann über ihm fremde Sach-

fragen schreiben muß) regelrechten Banalitäten und pauschal-allgemeinen Mitteilungen, die zum einen die lediglich verdünnte Wiedergabe der Quelle und zum

anderen in dieser Form sowohl für den Sachkenner wie für den Laien wertlos sind.24 also "bloße Rhetorik”. Vegetius hat sein opuscuium (= Buch I) aus Sorge um das bedrängte und ge—

fährdete Reich geschrieben. Die Ursache der Gefährdung sah er im Niedergang der römischen Wehrkraft und generell des Militärs, das von der Legion nur mehr den

Namen beibehalten hat.25 Diesem Mißstand ist nur abzuhelfen, wenn man die Le—

gion vom Grund her renoviert oder restauriert, d.h. mit neuer Mannschaft nach dem bewährten alten Vorbild vom Grund her neu aufbaut. Darum will er de diiectn ...atque exercirarione rironum antiquam consnemdt'nem ostendere (I prol.5), womit er die Disposition oder die beiden Themen der Denkschrift angibt: de dt‘lectu

Kap.2-8 und de exercitatione Kap.9-27; vorweggschickt wird eine kurze Einleitung (Kap. 1), in der (ganz ähnlich wie in den einzelnen Kapiteln) die Bedeutung des (ieweiligen) Themas (Stichworts) vor Augen gestellt wird; mit Kap.28 folgt ein

paränetisches Schlußwort. Gleich vom ersten Kapitel an - dessen interpretierende Erläuterung (5.5.2369 setze ich voraus für die folgende Beurteilung, die sich ähnlich auch unten nach den diesbezüglichen Erläuterungen zu I l findet - erweist sich Vegetius als ein (zumin-

dest rhetorisch-argumentativ) geschickter Autor, der seine These von der allein auf

militärischer at's und exerct'tatt'o beruhenden römischen Überlegenheit über alle Feinde mit überzeugender Argumentation zu vertreten weiß. Diese Argumentation stützt sich auf vereinfachende, gängige Argumente, die jedermann nicht nur kennt, sondern auch anerkennt: und sie ist dadurch unangreifbar. Vegetius war, wie er selbst (I 8,12 niht’l enim mihi ancmrt'taris adsnmo ...) betont und wie man ihm dann meist vorwurfsvoll nachgeredet (= nachgesagt) hat, kein militärischer Fachmann im

engsten Sinn, aber er besaß die (nicht nur militärisch, sondern allgemein) wichtige

Fähigkeit, einfach und klar denken zu können. Seine technisch einwandfreie, vereinfachende Argumentation darf daher nicht als ein intellektuelles Defizit ausgelegt werden, sondern ist Ausdruck des geradlinigen Denkens eines (rhetorisch) gebil—

deten Mannes mit klarem Verstand.26

34 Es ist hier nicht der Platz und widerspricht durchaus meinem Interesse, dies weiter auszuführen.

worauf ich in der durchgehenden Kommentierung des Textes. wie ich denke. hinreichend hingewiesen habe; nur zwei Beispiele seien angeführt: eine (noch harmlose) Banalität ist es, wenn er in III 6,16 nach der durchaus richtigen, wenn auch nicht eben genialen Feststellung. man müsse das auf dem Marsch befindliche Heer dort. von wo man den Feind erwarte. durch Entgegenstellen entsprechender Sicherungskräfte absichern. fortfährt quud st tina‘ique eir-r'wigfundtmtur irit‘mr‘rr‘, tmdi'que debempraeparata esse subsi'di'a. (Daß dies sachlich richtig ist, wird man ebenso wenig bestreiten können wie die Banalität dieser richtigen Mitteilung.) Als wertlos fürjedcrmann muß man die im Zuge der Wetterprognostik dargebotene Information (IV 41.6) bewerten ut‘iquanta ab avibus. aliquanm rigm‘fi'cantur a piscibus. Daran ändert auch der sogleich anschließende Literaturverweis auf Vergils Georgica und auf Varro nichts: der Seemann weiß das ohnehin, und der Laie kann

damit schier nichts anfangen, wenn nicht konkretisiert wird. was wodurch angezeigt wird. 25 Vgl. II 3,1 legt'onum nomen in exern'tu permanet hodieque. sed per neglegem‘iam superiorttm tempornm robur infractum est.

35 Dabei soll nicht verschwiegen werden. daß dieser günstige Eindruck wohl auch zu einem Teil

der hier benutzten Quelle (: Celsus, so. Fußn‚19 und SCHENK aaO 26-39) zuzuschreiben ist.

16

Einleitung Vegetius bespricht in den dann folgenden Kapiteln programmgem'aß und in der

sachbedingten Reihenfolge (I 2,1 rerum ordo deposcir, n:

) den Abschnitt Aus-

wahl der Rekruten: die Herkunft nach geographischen Regionen (Kap.2), ob vom

Lande oder aus der Stadt (Kap.3). das günstigste Alter (Kap.4), den geeigneten

Körperbau (Kap.5), die äußeren (körperlichen) Merkmale. welche Tapferkeit ver-

muten lassen (Kap.6), und er kommt dann gegen Ende des Hauptkapitels diiecrusfl

auf einen eher nebensächlichen, jedenfalls nicht sehr gravierend scheinenden Punkt zu sprechen: aus welchen Berufen man Rekruten ablehnen oder aufnehmen soll. Doch gewinnt gerade das Kap. über diesen Punkt, der rein sachlich in den beiden ersten Paragraphen nach nicht einmal einem Viertel des Kaps abgehandelt ist, ganz zentrale Bedeutung in Vegetius' Darlegung und damit zentrale Bedeutung für das Bild, das man sich von ihm und von seinen Vorstellungen zu machen hat.

Wie bei der Frage der ganz äußeren geographischen Herkunft (Kap. 2f) dient

auch bei der beruflichen Herkunft die ‘militärische Tauglichkeitspropädeutik' als Kriterium. Fischhändler, Vogelfänger. Zuckerbäcker. Leinweber und überhaupt

alle, die etwas getrieben haben, das man als Frauenarbeit geringschätzt, sind abzulehnen (t'onge arbt’tror peiiendos a casrrt's), dagegen Zimmerleute, Schmiede, Stellmacher, Metzger und Jäger von Hirschen und Wildschweinen passen gut ins Militär (convem't sociare militiae). Uber diese keineswegs auf Vollständigkeit

abzielende,23 allenfalls den hochmodernen Zeitgenossen durch Geringachtung der Hausfrauenarbeit irritierende Aufzählung kann man mit Schmunzeln hinweg gehen, und man braucht sich keine allzu tiefschürfenden ernsthaften Gedanken darüber abzuringen: es handelt sich auch hier um (rhetorische) Vereinfachungen, deren Sinn und Absicht so unmittelbar einleuchten und selbstverständlich29 sind, daß der

antike Autor sie gar nicht erst begründen oder diskutieren muß.

Interessant ist das Folgende ab ‚ö 3. Die etwas stärker auf die innere Tauglichkeit zielende Auswahl scheint von Vegetius sogar über die bislang besprochene Körpertauglichkeit gestellt zu werden, die anscheinend lediglich als eine (freilich unverzichtbare) Voraussetzung gilt: hoc 95!, in quo torius ret' pubiicae saius verrimr,

at n'rones non tanrum corporibus, sed eriam animis praestantissimi deiiganrur. Diese

schon wirklich anspruchsvolle Wendung rort'us ret’ publt‘cae sains wird sofort in rhetorischer Bekräfti gun g durch eine komplementäre, in dieselbe Richtung zielende zweite Aussage gestützt: vii'es regni er Romani nominisfundamenrum in prima dilecrus examinatt'one consistunt. Man spürt, glaube ich, wenn man dies mit Auf-

merksamkeit liest, über alle Rhetorik hinweg, wie sehr dies dem Autor am Herzen liegt, und man macht es sich zu leicht, wenn man es abtut als maßlose rhetorische

Übertreibung. Zwar objektiv und absolut sind es Übertreibungen: das Heil des Staates, die Kräfte des Reiches, das Fundament des römischen Namens (Römer-

tums) hänge an prima diiecrus examinarioneßo (Ich komme S. 1? darauf zurück.)

27 Kapf? ist eigentlich der Schluß dieses Abschnitts. da Kap. 8 mit der Frage, wann man die Rekruten als Soldaten (durch Tätowierung) kennzeichnen und somit endgültig als Soldaten aufnehmen solle, sachlich allenfalls am Rande zur Auswahl gehört und — das wird in der 2.Hälfte des Kaps ganz deutlich - der Überleitung zum zweiten Hauptabschnitt dient. 23 Sonst dürften natürlich bei der ersten Gruppe die Schauspieler nicht fehlen (der Tacitusleser würde auf ann.I 16,3 verweisen, wo der Aufruhr der pannonischen Legionen durch einen gewissen Percennius aus dem städtischen 'I‘heaterpöbel verursacht wird) und dürften bei den Jägern nicht nur Hirsche und Wildschweine, sondern müßten auch Bären, Wölfe und andere Raubtiere angeführt werden (abgesehen davon, dal3 es sich hier ganz gewiß gar nicht um spezielle Berufszweige innerhalb der Jägerschalt handelt).

39 Im übrigen auch gar nicht “frauenfeindlieh”.

3U Die Aussage ist, unschwer erkennbar, um ein Zwischenglied verkürzt. vgl.unt. in den Erläute-

rungen z.St.

Person und Persönlichkeit

l7

Aus der Wichtigkeit des di’leetns (und der ihm vorausgehenden eraml’nario)

folgt die Warnung in ä 4, die Sache nicht zu leicht zu nehmen (nec kfl’e hoc pttterttr

oflicium); man darf etwas so entscheidend Wichtiges nicht irgendwelchen Belie-

bigen anvertrauen (passim quibnscumqtte mandandum, vgl.hierzu den Schlußsatz des Kaps in {3: 9),31 und ä 5ff hebt weiter die Wichtigkeit der Auswahl der Rekru— ten hervor, denen man defensio provluciarum und beilorttm forrtma anvertraut: sie müssen sich körperlich (dies muß nach dem Zusammenhang hier mit genere gemeint sein) und charakterlich (moribtts) auszeichnen. Denn es ist (zumindest auch,

wird man sagen) eine Frage des Charakters, ob ein Heer standhält oder flieht (ho-

nestas verecrmdia prohibetflrgere, facit esse victorem); und nie hat sich ein Heer bewährt, bei dem es schon in probandt's Ir'rom'bus haperte (ä 7). Nach der traurigen praktischen Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit (usu experimentisque cognovimns) - Vegetius wird hier so aktuell wie ganz selten - sind die Niederlagen darauf zurückzuführen, dal3 infolge der Sorglosigkeit einer langen Frie—

denszeit bei der Rekrutenauswahl Nachlässigkeit einriß (lange par militem incttrt’o-

sitts iegt't), usw.: die zivile Laufbahn wird vorgezogen, zum Militär werden nur die abgeschoben, die man loswerden will, und zwar per gran‘am am dissimulationem probantt’ttm. All das ist eine starke (und wenn man aus dem weiten Abstand unserer Zeit urteilt, maßlos übertreibende) Zuspitzung auf den einen Gesichtspunkt

des düecttts, der mit dem größten Verantwortungsbewußtsein und darum - so der Schlußsatz - von magnt’ i-‘irt' mit magna diligentiu durchgeführt werden muß. In diesem Schlußsatz wird die Wendung aus ä 4 riet feve oflicinm am passim quibuscumqtte mandandttm aufgenommen. Somit ist der ganze Teil von ä 4 bis ä 9 (= 12 von 19 Zeilen des Kaps) ein einziger in sich geschlossener ArgumentationsZusammenhang, in dem es um die (sozusagen alles entscheidende) dih‘gcnna der

Auswahl geht! Daß Vegetius genau hieran außerordentlich viel gelegen ist, kann

man bei einer auch nur halbwegs aufmerksamen Lektüre gar nicht übersehen. Er möchte dem Ubel seiner Zeit (den militärischen Niederlagen) abhelfen; und er sucht nicht an Symptomen zu kurieren, sondern an der Wurzel zu packen; diese Wurzel aber ist eben die Rekrutenauswahl, der allererste und denkbar friiheste Zeitpunkt für die Reform und Erneuerung des römischen Militärs; die notwendigen folgenden

Maßnahmen, insbesondere der Ausbildung (die erja noch in diesem ersten Büch—

lein behandelt) und der weiteren Maßnahmen einer renoran’o des römischen Heer—

wesens (denen die daraufhin im Auftrag verfaßten Bücher II bis IV gewidmet sind)

werden nicht unwichtig, aber ihr Erfolg hängt auch ab von diesem frühesten Punkt.

dem dit‘ectus tironum.

Das 7.Kap. hat also zentrale Bedeutung; an der Verwirklichung seines Postu-

lats hing in VegetiusLSicht tatsächlich vieles (= alles weitere). Macht man sich dies

klar, wird man die Übertreibungen verständlich finden und wenigstens 'hinnehrnen' können: In Vegetius' Sicht beruht auf prima di’i‘ecms examinario (fromm: wirklich die sat'us ret' publime, beruhen hierauf die i-‘t'res regni und Romani nominis fhrtdamentum. Nur wenn man das bedenkt und also die (objektiven) Ubertrei— bungen subjektiv zu verstehen versucht, kann man ein rechtes Verständnis der an

sich so spröden militärisch-technischen Schrift gewinnen: Hier reitet nicht ein 'Bar— rashengst' sein anstößiges Steckenpferd. sondern hier sucht ein patriotisch gesinn-

ter Mann einen Beitrag zur Rettung des Vaterlands zu leisten. So gesehen ist die im

Mittelalter als ein rein militärisches Sachbuch und nur als solches geschätzte, sonst

31 Statt nun, wie man erwarten könnte, über die nötige Qualifikation der Musterungskomrnission zu reden, führt cctius etwas überraschend ein historisches Beispiel ein. das seiner Quelle entstammt und hier ohne Interesse ist: zur Problematik des Beispiels unt. in den Erläuterungen zSt.

18

Einleitung

sowohl literarisch wie auch inhaltlich eher verachtete (und inhaltlich ohnehin völlig

überholte) Schrift aller Ehren wert. und damit ihr Autor ebenso. (Es ist eine andere Frage, die jedoch hier nicht erörtert werden maß, ob Vegetius' Sicht der Dinge sachlich—historisch richtig ist, ob die Rettung des Reiches als des Römischen Reiches, das er kannte und erhalten wollte, wirklich mit Reformation und Renovation der militärischen Kraft nach altem Muster zu verwirklichen,

ja ob sie überhaupt zu verwirklichen war: Die Frage zu stellen, heißt auch schon, sie zu beantworten; vgl. unt., Fußn.44.)

Das 20. Kapitel fällt auf den ersten Blick durch seinen Umfang ganz aus dem Rahmen (des LBuches). Das kann seinen Grund nicht allein im Thema haben. das

die Schutzwaffen der Alten32 anführen will; deren Aufzählung beansprucht auch

tasächlich nur zwei (von 25) Paragraphen.33 Die inhaltliche Erweiterung ab ä l3

erklärt nur einen Teil der Überlänge. der andere Teil liegt in ä 2-10, wo Vegetius unabhängig von der Quelle (vnCHENK aaO 39) aus seinem eigentlichen Anliegen

heraus eine Schilderung des (degenerierten) gegenwärtigen Zustands gibt. um sie

dem besseren der alten Zeit gegenüberzustellen. Es ist diese Schilderung, in wel-

cher man wiederum fast überdeutlich das Engagement des Autors spürt. die das

Kap. über die meisten anderen hinaushebt und dem 7.Kap. zur Seite stellt. Nach präziserer Angabe des Kapitel-Themas im l.Satz (quo armorum genere vel instruendr' vel maniendt' sim‘ armes“) beklagt Vegetius (ä 2), daß (gerade) auf diesem Gebiet ann’qua peniras consuentdo tiefem esr. Denn mögen auch die Rei— terwaffen nach dem Vorbild der Barbaren fortentwickelt worden sein: pedt’tes

consrat esse nadaros. Seit der Gründung Roms bis zu Gratian, d.h. über mehr als

1.100 Jahre bis in die jüngste Vergangenheit habe die Infanterie Panzer und Helme

getragengals aber aus träger Bequemlichkeit (neglegenna desr'diaque35) die militärische Ubung zurückging. seien diese Schutzwaffen zu schwer erschienen und der Verzicht darauf durchgesetzt worden, so daß 'unsere Soldaten'36 mit ungeschützten Leibern und Köpfen der Vernichtung ausgesetzt wurden (saepe delen'

SINN-w). Die (so entrüstete) Klage geht weiter: trotz der schwersten Niederlagen kümmere niemand sich darum, den Truppen ihren Schutz zurückzugeben. Dabei und das ist Vegetius' Kernthese, die auch schon anfangs in ä 3 anklang cum campestris exerdratio (essen-et - ist nur der Mangel an Ubung und d.h. Gewöhnung schuld daran, daß man die Schutzrüstung für zu schwer und lästig befand, also ablegte. Die fast zynisch formulierte Konsequenz ist (ä 9): qui laborem in portana‘ls vereribus mtmimentr's armorum ferre nun possunt. detecn's corporibus er vulnera susrr'nere cogtmt‘ur er morrem

dann (ä 10) in der schon früher beobachteten rhe—

33 Daß arme hier diesen Sinn hat. ergibt sich aus dem Inhalt des Kapitels. in dem das Schwert überhaupt nicht und die Wurfwaffen nur im zweiten Teil im Zusammenhang mit der taktischen Aufstellung erwähnt werden. 33 Allerdings kommen zum genannten Thema auch noch die Aufstellung der Truppen und die Grundlagen der Taktik (der Gefechtseröffnung) hinzu: insofern gibt die Überschrift im hiesigen Fall keine ganz ersehöpfendc Auskunft über den Inhalt: doch wird diese sozusagen assoziative Inhallserweitemng 13ff in den beiden Schlußparagraphen (24l) ganz in das genannte Thema wieder zurückgeführt. 34 tirones steht hier statt mildes. bedingt durch das vorangehende insrmmdi. das ja nicht nur "ausrüsten", sondern ebenso "unterweisen. ausbilden" bedeutet; zudem geht es ja im ganzen Buch speziell um die Rekruten.

35 Man muß die in diesen Worten liegende moralische Entrüstung mithoren. wie sie in der ganzen Schrift immer wieder aulbricht.

36 Auch in nosm‘ milites ist das emotionale Moment unüberhörbar.

37 Vegctius verwendet dasselbe Wort tiefere für die anriqua eonsuerado wie für mildes nosm‘.

Person und Persönlichkeit

l9

torischen confirmario dasselbe in komprimierter Form: 0’e ererriria tabm‘emqtre dech‘nant, cum maximo dedecore rr'ucidanrtrr ur pecrrdes. Man braucht gar nicht auf die Einzelheiten (wie das so drastische Wort tr'ucidare oder den Vergleich irr ‚DECNdes) hinzuweisen, um auch hier wieder zu spüren. wie engagiert Vegetius in die— sem Abschnitt ist und wie sehr für ihn das exer'cere (mit all seinen verbalen Variationen) das A und das O in der Rekrutenausbildung, damit für das Heerwesen und

überhaupt für die früher bemühte salus rer' ptrblicae ist.38 Die ganze Fortsetzung ab ä 11, worin man (mit ä 22f) eine regelrechte Verfiachung gegenüber dem engagierten Teil bis ä 10 feststellen kann, ist für jetzt ohne

Belang; gezeigt werden sollte, wie sich Vegetius mitten in der aus der Quelle übernommenen Sachdarstellung geradezu in Rage zu steigern vermag und wie diese Emotion (Empörung) ihm aus dem Herzen heraus sich 'aufs Papier' hervordrängt. Solche Stellen — so ist mein Eindruck — strahlen in ihrem Ethos aus auf die Umge— bung. und so läßt sich wohl der schwerlich bestreitbare Qualitäts-Unterschied zwichen Buch I und dem viel größeren 'Rest' der Epitome erklären: Als Vegetius'

opuscrtltrm beim Kaiser eine so freundliche Aufnahme gefunden hatte. wie es auf-

grund seiner uneingeschränkt löblichen Haltung verdiente. und als er daraufhin mit der vollständigeren schriftlichen Erarbeitung des Militärwesens beauftragt wurde. zeigte er sich - schlicht und einfach ausgesprochen - dem nicht so ganz gewachsen.39 Das verdient weder Tadel noch Vorwurf; denn als Nicht-Fachmann mit der Abfassung einer Fachschrift beauftragt zu werden, hatja seine Probleme. die nicht

von jedem und nicht immer völlig unanfechtbar zu meistern sind. Zwar ist Vegetius

auch im I. Buch militärischer Laie und im Sachlichen ganz auf seine Quelle angewiesen; aber dort handelt es sich um etwas eher Politisch-Paränetisches, um die Werbung für eine bewährte, nur aktuell leider aufgegebene Sache, wo ihm zu der an sich schon ansprechenden Quelle (dem rhetorisch vollendeten Celsus) von sei-

nem persönlichen Anliegen her ein positiver Akzent möglich war-“J In der Auf— tragsarbeit kam es dagegen viel stärker auf Sachkenntnis an, war sowohl die Suche

wie teilweise (jedenfalls im ll.Buch) auch die Quelle {der Jurist Paternus) so staubtrocken und unattraktiv. daß man sie fast schon als schier abschreckend qualifi—

zieren kann.41

33 Mit ä ll setzt der eigentliche Sachahschnitt (nach der Quelle) ein. die Schutz-Bewaffnung in

der alten Zeit, zunächst noch im 'emotionai aufgeladenern Stil' der rhetorischen Frage und der ellip» tischen Ausdrucksweise von 5 12. crst allmählich sich wieder beruhigend. Mit ä 13 geht er - wie mir scheint: assoziativ — über die Klassifizierung der so geschützten Soldaten als pr’r'nrr'pes. hrrstarr'. rrr'arr'i' zur (alten) Aufstellung der schon seit Marius' Heeresreform aufgegebenen Manipulartaktik in drei Treffen über. Mit ä l6f schließt sich daran die Besprechung der tevr‘s m-marura. die mit den velires der älteren Zeit gleichgesetzt wird. von denen als 'Plänklern‘ die Schlacht eröffnet zu werden pflegte (usw; 6 18 redet — in einem speziellen Punkt - wieder von der Ausrüstung. den Pannenirt [Leder- oder Fellkappen]. die ursprünglich die veh‘res. jetzt [oder genauer: fast bis jetzt] "alle Soldaten“ trugen; zur Problematik dieses Passus vgl. die Erlaut.z.St‚). bis die 5,5 24 11.25 mit einer summarischen Antwort auf die im Thema gestellte Frage (quo m'morrun geiler-e ‚..) das Ergebnis der vorangehenden Erörterung festhalten (instruendes tgirnr (lt: proregendos rmud arte pugrmndi. qaocumque amwrrrm aritiquorum geriet-e cum-rar esse rironrs); sie runden das Ganze damit ab. daß sie dem eine allgemein gehaltene (jedoch einleuchtende) Begründung hinzufügen: riecesse

vubuts.

ut‘ dimt‘candr' aer'r‘orent runter arrdaciam. qtri numiru cnpr're vel pet‘tore mm trmr’t

39 Insoweit widerspreche ich den kritischen Stimmen der Neuzeit gar nicht: nur hüte ich mich vor

abfälligem Urteil darüber. 5.0. im Text.

40 Etwas überspitzt und spöttisch formuliert: wo er die fehlende Sachkenntnis leichter durch Begeisterung und ‘stramme Haltung' crsctzcn konnte,

41 Wer dies letzte für zu hart geurteilt hält. der lese einmal die Kapitel 68 des ll.Buc hes!

20

Einleitung

Ich fasse meine Vorstellung von der Persönlichkeit des Vegetius zusammen: er ist eine im öffentlichen Leben seiner Zeit hochangesehene Person des obersten Ranges, gebildet, begütert und ein weitgel‘eister42 Grandseigneur, zwar kein pro-

fessioneller Literat, aber auch auf diesem Gebiet nicht verächrlich und jedenfalls keineswegs ein unkundiger Schwarzer, der aus purer Eitelkeit über Dinge schrieb, von denen er nichts verstand, sondern ein verantwortungsbewußter Patriot, der es

als seine Pflicht empfand,43 dem gefährdeten Reich in Form einer anspruchslos schmalen Denkschrift den Rat zuteil werden zu lassen, welcher nach seiner Sicht

der Dinge Hilfe und Rettung versprach.44

Bei mancherlei nicht nur im zeitlichen Abstand von über 700 Jahren begrün» deten Unterschieden läßt sich doch die eine und andere Parallele zu Xenophon von

Athen ziehen, von denen ich nur auf die eine der xenophontischen Poroi hinweisen

möchte: wie Xenophon dort seiner (nicht nur gefährdeten, sondern gefallenen, verglichen mit der um ca, 80 Jahre früheren Lage der Seebundführerin geradezu darbenden) Vaterstadt durch eine wirtschaftliche Denkschrift, deren Vorschläge

man heute als schlicht illusoriseh bezeichnet, zu helfen gedachte, just ebenso unternahm dies Vegetius im Bereich des Militärischen in der Art, wie er es für geboten und für hilfreich ansah. So wenig man Xenophon speziell wegen der TEÖpOt nutzloser Eitelkeit zeiht, ebenso sollte man — das ist eine Forderung an die moderne Ge— schichts-Wissenschaft - den redlich bemühten Vegetius verächtlich machen.

Uber das Werk wurde bereits oben (S.4ff; vgl u.a. auch schon Fußnlü) das Wichtigste gesagt; dies ist hier unter zusammenfassender Rekapitulation knapp zu ergänzen. Vegetius schrieb seine Denkschrift zur Erneuerung des römischen Mili— tärs (= Epitome, Buch I) vermutlich gegen Ende des 4.5h.s (vgl.ob.,S.ll mit

Fußn. 45'), als die Verwahrlosung des Heers als letzte Folge der wirtschaftlichen

und sozialen Mißstände unübersehbar geworden und als generell die Barbarisie-

rung des Reiches so weit fortgeschritten war, daß 'barbarische' Ausländer bereits

bis in die höchsten Staatsämter gelangt waren. Seit es unter Diocletian. also ca.100 Jahre früher, aufgekommen war und sich stets weiter durchgesetzt hatte, dal5 die Grundbesitzer, die über ihre an die Scholle gebundene Bauernschaft nahezu uneingeschränkt verfügten, Aushebungen durch Geld ablösten,45 wovon dann in ver-

stärktem Maße46 Söldnertruppen 'gekauft' wurden, war aus der ehemals einheitli-

chen, durch römische Disziplin und strenge Schulung in sich geschlossenen und militärisch leistungsfähigen Armee ein 'bunt zusammengewürfelter Haufen‘ geworden, bei dem nicht einmal mehr die sprachliche Verständigung gewährleistet war, von einheitlicher Ausrüstung, Schulung, Taktik, Manövrierfähigkeit gar nicht 42 Dies allein schon garantiert normalerweise einen entsprechend geweiteten geistigen Horizont! '43 Dies ist der Gesichtspunkt. unter dem PASCHOUD (1967) ihn überhaupt (110-118) bespricht: vgl.bes.113: "V6gt‘.ce estime que son devoir patriotique est de brosser. sur la base de quelques honnes sources. un tableau eoncis et clair de l' arniee idäale. avec indication des maux contemporaines et des remedes qu' il y faul porter."

44 Diese Beurteilung mag - wie man rückschauend heute allgemein überzeugt ist - objektiv un-

richtig sein. weil dem Römischen Reich Ende dJAnft, mit rückwärtsgerichteter. restaurativer Militärpolitik nicht mehr zu helfen war. da es tatsächlich auf Dauer überhaupt nicht mehr zu retten war: aber das kann und darf das Urteil über die Persönlichkeit des Vegetius nicht beeinträchtigen; v l. 0b. S.1'?f. 4 Vgl. l 7,9. wo cctius den noch ‘harmloseren' Fall beklagt, daß rnan zum Militär diejenigen abschiebt, die man am ehesten loswerden möchte; daß stattdessen Geld gezahlt wurde, womit man dann ausländische Söldner anwarb. ist um noch eine Stufe verhängnisvoller. 46 Die Anwerbung ausländischer, vor allem gerrnanischer Truppen wurde seit Septimius Severus praktiziert. war also seit mehr als 150 Jahren nichts Ungewöhnliches mehr.

Werk

2l

zu reden.“ In dieser Situation, die offenkundig immer stärker zur Katastrophe

drängte, sah Vegetius die einzige Rettung in der Wiederemeuerung des römischen Militärs nach dem so überaus bewährten Muster der alten Zeit, in der Rom von

einem unbedeutenden Nest zur beherrschenden Weltmacht aufgestiegen war.43 Nimmt man die allgemein als allzu naiv abgetane Vorstellung. daß man das im Lauf von Jahrhunderten Anfgegebene ohne weiteres mit nur hinreichend gutem Willen wiederaufleben lassen, also die alte Legion wiederherstellen könne, als ge-

geben an, so dachte Vegetius in diesem Rahmen insofern höchst methodisch, als er

nicht an einzelnen Symptomen zu kurieren gedachte. sondern eine Erneuerung von

Grund auf verschlug, die mit dem frühest möglichen Zeitpunkt einsetzen sollte,

nämlich noch vor Aufstellung der Legion bei den zu ziehenden Rekruten, also bei deren rechter Auswahl. Uber das - wie wir es nennen — historische Unverständnis. überhaupt an die Möglichkeit der Wiederherstellung von ‘geschichtlich längst Uberwundenem' zu glauben, kann man er eventn und im Abstand von gut

anderthalb Jahrtausenden natürlich leicht urteilen - nicht ebenso leicht gerecht urteilen; und es zeugt viel weniger von souveräneni Urteilsvermögen als von ganz naiver Arroganz, das modeme Besserwissen dagegen ins Feld zu führen.

Aus seinem Erkenntnisvermögen heraus und in uneingeschränkt löblicher," patriotischer Haltung untemahm es Vegtius also in durchaus methodischer Weise,

eine Denkschrift über Auswahl und Ubung der Rekruten zu verfassen. "Da-

bei wollte er die literarische Vorarbeit leisten, sein Kaiser aber sollte sie in die Pra—

xis umsetzen,"5G und in der Tat ist die kleine Schrift literarisch geschickt angelegt

und durchgeführt worden, sowohl im einzelnen (den sprachlichen Ausdruck. die

einzelnen Formulierungen und den Aufbau der 26 Sach-Kapitel betreffend) wie in der wohlproportionierten abgerundeten Anlage der knapp 20 Druckseiten (mit Prolog. Einleitungs- und Schlußkapitel). Das mag zu einem (vielleicht sogar über—

wiegenden) Teil Verdienst der Quelle sein (vgl.ob., Fußn.26), aber es bliebe im—

merhin noch das Verdienst der geschickten Auswahl der geeigneten Quelle. Denn

ohne eine solche hätte der militärische Laie. als der er sich ja selbst offen bekennt. sein Schriftchen nicht wagen können. In diesem Punkt kann man dann erneut Kritik anmelden und Vorbehalte geltend machen: als ob man sich, zumal auf dem Gebiet des Militärischen, tnit einem 'akademischen' Elaborat begnügen könnte, um zu

glauben, etwas Hilfreiches. Effektvolles geleistet zu haben! Aber auch diese Vor-

behalte sind zu relativieren. Zum einen wurde dieser Vorwurf - mit mehr Recht — schon bedeutenderen Köpfen gemacht: ich denke an Isokrates, der es offenbar tat— sächlich für (politisch) hinreichend wirksam gehalten hat, die Maximen und Programme in gediegener, wohlgesetztcr Rede zu formulieren, mit der wohlgelungenen schönen Form auch in der Sache effektvoll zu sein venneinte; und zum anderen verkennt solche Kritik völlig die Möglichkeiten, die Vegetius überhaupt zu Gebote standen. Als Nicht—Militär konnte er sein ernstes Anliegen gar nicht anders vor— bringen als - der Vergleich sei erlaubt — mit einer Predigt-5' Wollte man diese Kritik mit Konsequenz ernstnehmen, dann wäre - auch heute — weit und breit der größte Teil von 'guten Ratschlägen' und weitgehend von politischer Willensbildung zum Schweigen verurteilt. Dagegen versuchte Vegetius, das. was er in einer verschütte‘fi Man vgl. die höchst aufschlußreiche Gegenüberstellung zwischen Legion und Hilfstruppcn. die Vegetius in II 15H gibt. 43 Vgl. I i2. besonders l 8.9. aber auch 1V 26.6.

49 Wenigstens dies wird überall als "guter Wille" und als "gutgemeint" anerkannt.

50 SCHENK aaO 3.

51 Diese Berücksichtigung dessen. was überhaupt als Möglichkeit gegeben ist. 'enllaslet' auch Isokrates weitgehend.

22

Einleitung

ten, von ihm entdeckten Quelle als Hilfe für die eigene Zeit erkannt hatte, ans Licht

zu ziehen und seiner Gegenwart fruchtbar zu machen: ein wirlich löbliches Be— ginnenl

Bezogen auf Buch I der Epitome kann man ganz uneingeschränkt positiv resü-

mieren, da13 Vegetius in seiner sponte aus paniotisch-politischem Verantwortungsbewußtsein unternommenen Denkschrift nicht nur in bester Absicht das, was ihm möglich war, zu leisten versuchte, sondern daß er dies auch geschickt und (mehr als zufriedenstellend, nämlich:) erfolgreich durchzuführen wußte. Wie erfolgreich Vegetius war, belegt seine aus II prol. (u. III prol.) belegte Be-

auftragung mit dem, was wirjetzt als die Bücher II bis IV der Epitome lesen. Vege— tius war also durch sein mit der Denkschrift bewiesenes engagiertes Interesse an

der Sache unversehens zum Fachmann avanciert,52 der er tatsächlich weder war noch zu sein beanspruchte.53 In Durchführung des zwar ehrenden, aber auch etwas unglücklich erlangten kaiserlichen Auftrags verfuhr er dann so, wie er beim Opus—

crrirrm verfahren war: er nahm sich eine geeignet erscheinende (oder die ihm einzig

erreichbare) einschlägige Quelle her und schrieb sie (unter eigenen Zusätzen) aus.

Nachdem er also seinen ir'beilut’s) de dt'i'ecm atqtte exercitarione tt'ronum (so in

II prol.8 über Buch I) nach Celsus (dazu vgl. unt.S.24) vorgelegt hatte, übergab er einige Zeit später54 die Auftragsarbeit der Bücher II bis IV, und zwar entweder ge— schlossen oder einzeln Buch für Buch oder II und III gemeinsam und nochmals etwas später als Nachtrag Buch IV. Alle drei Möglichkeiten (die zweite ist die unwahrscheinlichste, aber nicht ausgeschlossen) lassen sich aus dem Umstand er-

schließen, dal3 alle vier Bücher eine eigene Vorrede, Buch I und III (auffallender—

weise aber nicht Buch IV) jeweils ein eigenes Schlußwort aufweisen. Buch II behandelt (auf einen Begriff gebrachtz) die römische Legion in ihrem Aufbau und in ihren Eigenheiten gegenüber fremden Streitkräften.55 Dabei

geht er so vor, dal3 er nach dem organisatorischen Rahmen (Kap.1 - 14) in einer

grob chronologischen Abfolge die Neu—Konstituierung einer Legion (Kap.15), die Bewaffnung (Kap. 16), den Schlachtbeginn und die Situation in der Schlacht (Kap. l’if) beschreibt, dann aber sehr rasch wieder übergeht zu technisch-organisatorischen Einzelheiten: die Fähigkeit zu schreiben und zu rechnen (Kap.19), Hinterlegung von Donativen (Kap.20), Beförderungsregelung (Kap.21), Bläsersignale (Kap.22). Mit Kap.23 über das militärische Exerzieren greift er unter einem anderen Gesichtspunkt den zweiten Hauptteil des I.Buchs wieder auf56 und schließt dem in Kap.24 ein paränetisches Schlußwort (zum Buch und zugleich zu dem ihm persönlich besonders wichtigen Kap.23) an; als komplettierender Anhang zu II ist Kap.25 mit der Aufzählung der technischen Ausrüstung einer Legion zu verstehen.

52 D.h. in den unverdienten Ruf des Fachmanns geraten; so kann man jedenfalls interpretieren: wesentlich kritischer urteilt SCHENK, s‚o.. Fußn.22 a.E.

53 Vgl. I 8.12 nihii errim miht' ancrorr'mrr's assnmo. sed herum. quer supra retteth', quae drspersa Surrf. vehrt in ordinem epifomara conscrr’bo.

54 Vgl. dudirm

obnrlr’ über Buch I in II prol.8.

55 Nach der Inhaltsangabe vor Buch l veren‘s militiae moram, ad quem pedestris insri'nn‘ possit exercr'rm. 56 Es gibt infolge der Entstehungsgeschichte manche Überschneidung, und zwar vor allem beim Thema "Übung” in I 9ff und II 23 sowie beim Thema “Lager" in I 21—25 und III 8; aber es handelt sich dabei nicht um einfache Wiederholungen oder ‘Dublcttcn', sondern die Darstellung geschieht jeweils von unterschiedlichem Gesichtspunkt aus: in I von der Rekrutenausbildung her. in II und III das ausgebildete Heer (im Krieg) betreffend.

Werk

23

Das umfangreiche Buch III präsentiert die Legion als Kampfeinheit57 und

versteht sich als das Ziel, auf das Buch I und II vorbereitend hinführten;53 es ist in

diesem Rahmen59 der Feldherrnkunst, der Taktik oder Strategik, gewidmet. Auch

hier ist eine natürliche Abfolge zu beobachten: Nach den Vorbereitungen zur Expe—

dition (Kapl-S)60 wird das Heer auf dem Marsch gezeigt (Kapö-IO);61 ab Kap. II wird der Tag der Schlacht (unmittelbare Kampfvorbereitungen, Aufstellung, Er-

öffnung der Schlacht usw.) bis hin zum Verhalten bei teilweiser oder völliger Nie— derlage (Kap.25) in den Blick genommen.62 und Kap.26 faßt dies alles in rund 30 allgemeinen Kriegsregeln zusammen.

Buch IV bezeichnet Vegetius selbst in IV prol.8 als compt’ementttm (z Ergän-

zung, Nachtrag, Anhang)!53 Hiernach kann man sich leicht vorstellen. aber nicht beweisen oder auch nur allzu zuversichtlich behaupten, daß Vegetius mit Buch II

und III seine Auftragsarbeit an und für sich als erfüllt ansah, aber daraufhin ent— weder vom Kaiser zur Ergänzung durch die Bereiche Belagerungskampf und Seekriegführung aufgefordert wurde oder aber selbst zu der Überzeugung gekommen

ist, auch diese beiden Komplexe noch bearbeiten zu sollen. Dafür, daß hier nach-

träglich (mit einem Nun—doch—noch) etwas erst Ubergangenes und Beiseitegeschobenes behandelt wird, könnte der nach meinem Eindruck neuerliche Qualitätsabfall sprechen (zunächst von I nach II l III, dann von III nach IV, aber auch innerhalb IV

erneut von 1-30 nach 3l—46), so daß sich von Anfang bis Ende eine durchgängig absteigende Linie des Qualitätsniveaus ergäbe. Doch mag dies ein zu subjektiver Eindruck sein, auf dem ich nicht insistieren möchte (und auf den auch nicht viel ankommt).

5? Nach der Gesamtinhaltsangabe vor Buch l tertius über umhin am‘nm geilem. quae terrestri proeh'o neccssart'a w'dentitr. exponit. 53 Vgl. III Llf primiis über tiromtm d‘t'i'emmi etert'i'n'nmqne deprompsn. seqnens legiouis insti—

Iitrionem disciplinamque edoruii mittlerem, hir Icrtr'us t‘lassiritm sonst. ideo em'm illa prima praemissa 5t in haec, in quibtis peritia rertominnm er t'ictort'ae summa t‘onsiStii, disri'pl‘i'nac ordi'nc cttsrodito er intell‘egercnnu' relerius er amph'us Mini-wem.

59 Die Wendung "in diesem Rahmen" markiert eine deutliche Einschränkung: ein vollkommener Stratege wird man mit diesem Buch, selbst wenn man's auswendiglemt. nicht. 60 Kap‚I fragt nach der günstigsten Größe einer Streitmacht. Kap2 behandelt die Gesundheitsvorsorge, Kap.3 die vorausplanende Sicherung der Versorgung. Kap.4 die Maßnahmen. durch die ein aus verschiedenen Standorten in den Bereitstellungsraum zusammengezogenes Heer am Aufruhr gehindert wird. und Kap.5 spricht von den Zeichen zur Führung des Heers. 61 Kapfi die Bewegung des Heers in Feindnähe. Kapfi' die Überquerung von Flüssen. Kaps die Anlage und Befestigung des Lagers, Kap!) die Abwägung. ob man aus der Bewegung heraus mit Üben‘ascltungsangriffen oder in vorbereiteter offener Feldschlacht kämpfen soll, und Kap. 10 die er— forderlichen Maßnahmen. um ein kampfentwöhntes oder ein Rekrutenheer auf die Schlacht vorzubereiten,

63 Kap.12 die Erforschung der Kampfmoral, Kap.l3 die Auswahl des Schlachtfelds, Kap.l4 die

Aufstellung der Kampfformation, Kap. 15 Berechnungen des Platzbedarfs. Kap. 16 die ReiteraufStellung, Kap. l? über die Reserven. Kap. 18 über die Platze der ersten drei Kampfführer. Kap.19 die Vorbeugung gegen feindliche List. Kap.20 die 7 Arten der Schlachteröi’fnung. Kap.21 über die

Offenhaltung einer Abzugsmoglichkeit der Gegner (damit diese nicht aus Verzweiflung tapferer

werden, als sie eigentlich sind), Kap‚22 über den eigenen Rückzug unmittelbar vor dem Kampf und in Kapp.23f über Sonderfälle wie Kamele. gepanzerte Reiter. Sichelwagen und Elefanten. 63 Ad compi'ememitm igitur operis Maiesratis Vestrae praect’ptione suseepn' Mannes, qm‘bus vel‘ nostrae civitates defendendae sint vel honium siibrnendae, ex diverst's attrtort'btts in ordi'ne digeram.

24

Einleitung

Im Hauptteil des IV.Buchs über den Belagerungskampf steht zunächst in einem

größeren Komplex (Kap. 1- 12) die Verteidigung im Zentrum der Betrachtungfi'4 in einem viel kleineren Abschnitt, dem Kap.13 gewissermaßen als Überschd dient, werden aus Angreifersicht die Belagerungsmaschinen geschildert (Kap.13-17)‚ dann findet man sich für 3 Kapitel (18—20) wieder aufseiten der Verteidiger: es folgt ein ‘Angriffskapitel' (21), und so setzt sich ein fast völlig regelmäßiger Wechsel65

zwischen Verteidigung (je zwei Kapitel) und Angriff (Kap. 24,1’27 ‚1' 30) bis zum Ende des Abschnitts fort. Der Schlußteil des IVBuches (Kap.3l-46), seinerseits eine Ergänzung zum mmpt’emerrmm und in IV 3l,lf als weniger wichtig charakterisiert, gliedert sich (nach SCHENK aaO T2) in fünf Unterabschnitte: 1. die römische Flotte der Kaiser— zeit (Kap.3lf)‚ 2. die iiburnae (Kap.33-37), 3. Nautische Fragen (Kap.38-42), 4. Ausrüstung und Bewaffnung (Kap.43f)‚ 5. Seekampf, a) Kriegslist (Kap.45), b) Seeschlacht (Kap.46).

Hier wird die im Vorangehenden (zuletzt ob.. S.22) gelegentlich schon ange—

sprochene Frage der Quellen virulent, weil man in diesem Teil nicht an eine der

von ihm selbst in I 8,1m (und II 3,6-8) genannten Quellenautoren glauben wollte. Gleichwohl kann die Quellenfrage nach SCHENK (1930) als geklärt gelten (vgl. ob., Fußn. l9). Danach nahm Vegetius nurjeweils eine Quelle zur Grundlage seiner Darstellung (sowohl im liber’lus [z Buch I] als auch in den übrigen Teilen), die er mehr oder (meist) weniger frei ausschrieb, bei gelegentlichen eigenen Zusätzen (sie verzeichnet SCHENK zu den einzelnen Büchern) und vereinzelten Umstellungen.66 Die ob., Fußn. 19 gebotene knappe Angabe derjeweiligen Quelle zu den einzelnen Büchern soll hier nur in zwei geringfügigen und einer wichtigeren Einzelheit prä-

zisiert werden. Letztere betrifft die Angabe der Quellen in I 8,1m und II 3,6-8. Das

im positiven Sinne hierzu Bemerkenswerte habe ich (mit SCHENK) in den Erläuterungen zu I 8 vermerkt: Vegetius verschweigt keine Quelle, um sich unehrlich mit fremden Federn zu schmücken. Das läßt sich (wo nicht beweisen, so doch) wahrscheinlich machen, weil es bestens zu der Bescheidenheit der Ansprüche für seine eigene Leistung paßt; von dort her läßt sich einfach kein Grund finden, wieso man seinen Angaben in dieser Hinsicht mißtrauen sollte. Im Gegenteil - und dies betrifft zunächst die erste der beiden Kleinigkeiten — hat er nicht nur seine Quellen vollständig angegeben, sondern — mehr als das — auch die seiner eigenen Vorlagen, die er ehrlicherweise für sich gar nicht hätte nennen dürfen: er täuscht den Leser also doch in einer Beziehung, indem er die Arbeit des diger‘ere‘"T dessen, was (I prol.4)

64 Aus ökonomischen Gründen unterlasse ich es hier. die Kapitel allesamt einzeln anzuführen; sie sind in der dem Prolog vorangestellten Übersicht leicht zu finden. 65 Bei einer nur ganz geringfügigen Abweichung in 27,6, während Kap.27 insgesamt eigens um dieser Regelmäßigkeit des Wechsels willen den Blickpunkt von den Belagerern zu den Belagerten verschoben zu haben scheint.

56 Negativ betont dies TEUFFEL aaO 315: "Vegetius war seiner Aufgabe nicht gewachsen: was er

in seinen Quellen vor-fand, hat er aus Mangel an sachlicher Einsicht und aus schriftstellerischer Un— beholl'enheit so durcheinander gewirrt, daß seine Angaben nur mit großer Vorsicht zu gebrauchen sind." Richtig hieran ist. daß Vegetius bei seiner Absicht, der Gegenwart das Vorbild der ‘alten Legion' zu vermitteln, keinen Unterschied machte zwischen deren Phänomen um 150 vor oder 200 nach Chr, (vgl, SCHENK 87; auch PASCHOUD 112) - ein Unding für den Historiker, aber sehr

wohl verständlich aus seiner Absicht gegen Ende des 4‚.lh. oder noch später: 'alte Legion' ist dafür alles Frühere (= Bcsscre) vor Gratian: und dies - das ist mir wichtig - hat auch seine Richtigkeit. seine eigene Reichtigkeit. nicht die des wissenschaftlich arbeitenden Historikers. Ü? Das Wort z.B‚ in III 26.35 digesm statt zu Bezeichnung seiner Kompilierungsüitigkeit.

Handschriftliche Überlieferung

25

apud diverses historicos vel annorum disciplinam docentes dispersa er involum

celantur, für sich vindiziert, die in Wahrheit seine Vorlage geleistet hat.68 Irrig wird

dies daher in modernen Darstellungen, die sich mit einem oberflächlichen Blick auf

Vegetius begnügen, nachgeredet.69 Die zweite Kleinigkeit ist es. daß der lediglieh

indirekt über Celsus und ebenso indirekt über Frontin benutzte Cato als von Vegetius ausgebeutete Quelle geführt wird?0 Cato konnte vermutlich schon deshalb von Vegtius nicht direkt benutzt werden, weil zu seiner Zeit dessen Schrift nicht mehr existiert haben dürfte, vgl. SCI—[ENK aaO 37. Nach meiner Vermutung jedoch hat

Vegetius ursprünglich im ersten Buch nicht die gesamte einschlägige Literatur an-

geführt, die für sein Anliegen (di'iectus l exercitatio n'ronum) tatsächlich irrelevant

war, sondern er hat - ohne sonstige Eingriffe in den Textbestand von l - die ur-

sprüngliche Quellenangabe bei der Zusammenfassung zu einem Werk dort vervoll-

ständigt, und in H 3 dafür namentlich nur den für Buch III und IV, also in besonderem Maß, wichtigen Frontin mit Namen genannt."

Die handschriftliche Überlieferung ist hier, da weder eine wissenschaftliche Text-Edition beabsichtigt noch philologische Spezialisten als 'Zielgruppe' ins Auge gefaßt sind, nicht weiter zu besprechen, sondern nur einiges Wenige als mitzuteilen, soweit es zum Verständnis der Angaben in den (wenigen) Anmerkungen zum Text und in den Erläuterungen vonnöten ist. Entsprechend der großen Beliebtheit der Schrift durch das ganze Mittelalter hindurch bis zur Renaissance gibt es

eine sehr große Zahl von Handschriften.72 Die hiervon textkritisch verwertbaren teilen sich nach der herkömmlichen (von LANG festgelegten. durch ONNERFORS

modifizierten, s.u.) Klassifizierung in zwei Gruppen. Deren erste (8)73 beruht auf

einem sehr nachlässig geschriebenen Text, der zwei Lücken aufwies;

zu deren an—

68 Dies ist jedoch keine 'arglistige Täuschung‘ im justiziablen Sinne. wie sie 2.8, Plinius (nat. hist.I‚ praef.21-3 mit Recht rügt. sondern es entspricht der antiken Praxis. “nicht nur die Schriftsteller zu nennen, die man selbst gelesen bzw. ausgeschrieben hat. sondern ein vollständiges Ver» zeichnis der einschlägigen Literatur zu geben“ (SCHENK aaO 7). Zudem. meint SCHENK. sei es Vegetius im ersten Buch darauf angekommen. dem Kaiser die Bedeutsamkeit der Sache vor Augen zu führen. In diesem Punkt weiche ich allerdings geringfügig von SCHENKs Ansicht ab. s.ob. im Text. S.25. nach FußnJ'O. 69 Vgl. DIHLE aaO Sll: "Vegetius stützte sich bei der Abfassung auf eine umfangreiche Fachliteratur, die er gewissenhaft verzeichnete.“ T0 Vgl. VALBRECHT aaO ll?3: "Er schöpft sein Wissen aus dem alten Cato. Celsus. Fronlin und dem Militärjuristcn Patcmus." Ebenso GBENDZ in LAW 3200: "Quellen sind für das militä»

rische Werk bes. Cato. Celsus und Frontin gewesen." Desgleichen PASCHUUD aaO lll: ”Il cite ses sources, les principaux textes militaires latins. ceux de Caton 1e Censeur, de Celse. de Frontin. de Patemus. et les reglements militaires d' Auguste, Trajmt et Hadrien." 71 Zu präzisieren wären die Angaben aus Fußn. l9 auch noch insofern, als Frontin nicht durch» gehend die ausschließliche Quelle in Buch III ist. sondem in Kap. III l4. hat Vegetius. um Wider» Sprüche zu seiner früheren Darstellung zu vermeiden. wiederum auf (Cato—)Celsus zurückgegriffen. vgl. SCI-[ENK aaO 51-53. 72 Es sind um 140, vgl. NEUMiaNN RE Suppl.X 999 “rund 140" (ebenso in KP 1151). desgleichen SCHaNZ—HOSIUS IV 197 "ca. l40"; ncscfoquo Ioco las ich "über I40“. und SABBAH 132 schreibt "plus de 300 manuscrits". Das ist eine fast erschreckende Zahl, wenn man an Velleius Pa
Das Sätzchen “den im Lauf

im Tiber ab“ halle LANG nach GEMOLL (1872) als Rand—

glosse getilgt; die Ähnlichkeit der Formulierung in I 10.3 sprichljeduch für die Authentizität auch an dieser Stelle vgl. unl. in den Erläuterungen zu I 3.

Buch I 3,1 - 4,4

35

Städten tauglicher ist. Hierin konnte doch wohl niemals ein Zweifel bestehen, daß

die Landbevölkerung für die Waffen geeigneter ist, die unter freiem Himmel und in

Arbeit aufwächst, Sonnehitze erträgt, keinen Schatten braucht, weder Luxusbäder kennt noch Vergnügungen gekostet hat, von schlichtem Geiste ist und mit wenigem zufrieden ihre Glieder zum Ertragen aller Strapazen gestählt hat, die es vom

bäuerlichen Leben her gewohnt ist, Eisen geräte zu tragen, Gräben zu ziehen, La-

sten zu schleppen. (2) Bisweilen jedoch erfordert die Not, auch Städter zu den

Waffen zu treiben, die nach ihrer Einschreibung in die Militärlisten zunächst einmal körperliche Strapazen, Waffenläufe, Lastentragen und das Aushalten von Sonne

und Staub erlernen, eine sparsame und ländliche Lebensweise führen. bisweilen unter freiem Himmel, bisweilen in Zelten sich aufhalten müssen. (3) Dann erst soll

man sie zum Waffengebrauch erziehen, und wenn sich eine längere Unternehmung ergibt, soll man sie möglichst in ländlichen Gegenden beschäftigen und fernhalten von den Verlockungen der Stadt, damit auf diese Weise ihren Körpern wie ihrer geistigen Haltung Kraft zuw'achst. (4) Freilich ist nicht zu bestreiten, daß die Rö-

mer seit der Gründung Roms stets aus der Stadt zum Kriege au sgerückt sind; doch damals wurden sie noch von keiner Art von Lust und Vergnügen geschwächt, den im Lauf und bei Feldübungen entstandenen Schweiß wusch sich diese Jungmann-

schaft im Tiber schwimmend ab,” derselbe Mann war Krieger Lind war Bauer, er wechselte nur die Art seiner Geräte. (5) Das ist so unzweiflhaft zutreffend, daß bekanntlich dem Quinctius Cincinnatus beim Pflügen die Diktatur übertragen werden konnte. Vom Land her muß man also offensichtlich vor allem die Kemmannschaft eines Heeres ergänzen; denn irgendwie fürchtet der den Tod weniger, der im Leben

weniger Vergnügungen kennenglemt hat.

4. Rekruten welchen Alters gutzuheißen sind. (l) Nunmehr wollen wir erkunden, in welchem Alter man die Soldaten aussuchen

soll. Wenn denn die alte Gewohnheit gewahrt werden soll, so weiß ja jeder, daß die beginnende Mannesreife zur Musterung zu ziehen ist; (2) denn nicht nur ra-

scher, sondern auch besser prägt sich das ein, was in frühem Lebensalter gelernt

wird. Ferner muß man die militärische Behendigkeit, das Springen und Laufen üben, bevor der Körper durch Alter träge wird. (3) Die Schnelligkeit nämlich ist es, die nach absolvierter Ausbildung einen Krieger tüchtig sein läßt. {4) Heranwachsende soll man (also) auswählen, wie es bei Sallust (Cat.'i,4) heißt: Sobai’d die Ju—

gend den Krieg zu ertragen vermochte, erlernte sie im Lager unter Anstrengungen

36

Epitoma rei militaris

(5) Melius enim est, ut exercitatus iuvenis eausetur aetatem nondum advenisse

pugnandi, quam doleat praeterisse. (6) Habeat etiam spatium universa diseendi.

Neque enirn parva aut levis ars videtur armorum, sive equitem sive peditem

sagittarium velis imbuere sive scutatum. (7) armaturae numeros omnes omnesque

gestus doeere. ne loeum deserat. ne ordines turbet, ut missile et destinato ietu et

magnis viribus iaciat, (8) ut fossam ducere, sudes seienter figere noveriL tractare scutum et obliquis ictibus venientia tela deflectere. plagam prudenter vitare,

audacter inferre. (9) Huic taliter instituto tironi pugnare adversum quoslibet hostes in acie formido non en't. sed voluptas.

V. Qua statura iuniores probandi sint

(l) Proceritatem tironum ad incomam scio semper exactam ita, ut VI pedum vel certe V et X uneiarum inter alares equites vel in primis legionum cohortibus probaretur. (2) Sed tunc erat amplior multitudo et plures militiam sequebantur ar» matam; needum enim civilis pars florentiorem abduxerat iuventutem. (3) Ergo

necessitas exigit non tam staturae rationem habere quam virium. (4) Et ipso Homero teste non fallimur. qui Tydeum minorem quidem corpore, sed fortiorem annis fuisse significat.

VI. Ex vultu et positione corporis agnosci in eligendo qui meliores possint esse tirones (l) Sed qui dilectum acturus est vehementer intendat. ut ex vultu, ex oculis, ex om-

ni conformatione membrorum eos eligat. qui implere valeant bellatores. (2) Nam-

que non tantum in hominibus, sed etiam in equis et canibus vinus multis deelaratur

Zur S. gegenüber:

Ü Die Übersetzung ahmt die etwas problematische Satzkonsruktion des Lateinischen nach:

beizubringen (in ä 3') bestimmt sowohl die Substantive Wendungen und Stellungen als

auch die nachfolgenden daß-Sätze und Infinitive bis Ende ä 8.

Buch 14.5 - 6,2

37

das Kr'iegshandwerk. (5) Denn es ist besser, wenn ein ausgebildeter Jüngling da-

rnjt entschuldigt wird, sein Alter zum Kämpfen sei noch nicht gekommen, als dal5

er bedauern muß, es sei schon vorbei. (6) Er soll auch Zeit genug haben, um alles

zu erlernen. Die Waffenkunst betrachtet man ja nicht als etwas Geringes oder Leichtes, ob man nun einen Reiter oder einen (leichtbewaffneten) Pfeilschützen oder einen (schwerbewaffneten) Schildtra’ger ausbilden will: (7) ihm alle Wendungen und Stellungen seiner Waffen beizubringen, daß er seinen Platz nicht verläßt,

die Reihen nicht durcheinanderbringt, daß er seinen Speer mit gezieltern Schwung und mit großer Kraft wirft. (8) daß er einen Graben zu ziehen und Schanzpfa'hle geschickt einzurammen weiß, ferner den Schild zu handhaben und mit schräg geführten Schlägen anfliegende Geschosse abzulenken, einem Hieb vorausschau-

end auszuweichen und ihn selbst kühn zu schlagen.“ (9) Einem solchen in dieser

Weise ausgebildeten Rekruten wird es nicht schrecklich, sondern vergnüglich sein,

gegen beliebige Feinde in der Schlachtreihe zu fechten. 5. Von welcher Statur die jungen Männer gutzuheißen sind. (l) Die Körpergröße der Rekruten wird, wie ich weiß, stets auf das Rekrutenmaß

gefordert, so daß man sechs Fuß oder doch mindestens fünf Fuß und zehn Zoll in

den Reiterabteilungen oder den ersten Kohorten der Legionen gutheißt. (2) Aber damals war eine größere Anzahl (zur Auswahl) verfügbar, und es gingen mehr

Leute zum bewaffneten Kriegsdienst; denn der zivile Bereich (der Staatsverwal—

tung) hatte noch nicht den blühenderen Teil der Jugend an sich gezogen. (3) Die

Not verlangt es also, nicht so sehr auf die Statur zu achten als vielmehr auf die

Körperkräfte. (4) Und auch mit Homer als Zeugen täuschen wir uns da nicht. der

(llias E 800m den Tydeus zwar körperlich kleiner, aber umso tapferer in seinen

Waffen(taten) nennt.

6. Aus Gesichtsausdruck und Körperhaltung erkennt man bei der Musterung, welches wohl die besseren Rekruten sein können.

(l) Wer aber eine Musterung durchführen will, soll scharf darauf achten. daß er

nach der Miene, nach den Augen, nach der ganzen Bildung der Körperteile diejeni-

gen aussucht, die als Krieger die Anforderungen zu erfüllen vermögen. (2) Denn

nicht nur bei den Menschen, sondern sogar bei Pferden und Hunden gibt sich die

Leistungsfähigkeit an vielen Anzeichen zu erkennen, wie es die Fachkenntnis der

38

Epiloma rei mililaris

indiciis, sicut doctissimorum hominum disciplina comprehendit; quod etiam in api— bus Mantuanus auctor dicit esse servandum:

(3)

Nam duo sunt genera, hic melior, insignis er ore

et rutz'lis clarus squamis, i118 horridm alter

desidia Iatamque trahens inglorius alvum. (Verg.‚ Georg. IV 92-4)

(4) Sit ergo adulescens Martio operi deputandus vigilantibus oculis, erecta cervice, lato pectore, umeris musculosis, valentibus brachiis. digitis longioribus, ventre

modicus, exilior Clunibus‚ suris et pedibus non superflua carne distentis, sed nervorum dun'tia collectis. (S) Cum haec in tirone signa deprehenderis, procen'tatem

non magnopere desideres: utilius enim es: fortes milites esse quam grandes.

VII. Cuius artis tirones vel eligendi sint vel respuendi (1) Sequitur, ut, cuius artis vel eligendi vel penitus repudiandi sint milites, inda-

gemus. Piscatores, aucupes, dulciarios. linteones omnesque, qui aliquid Lractasse

videbuntur ad gynaecea peninens. longe arbitror pellendos a castris; (2) fabros fer—

rarios carpentarios marcellarios et cervorum aprorumque venatores convenit sociare

militiae. (3) Et hoc est, in quo totius rei publicae salus vertitur. ut tirones non tan-

tum corporibus, sed etiam animis praestantissimi deligantur; vires regni et Romani

nominis fundamentum in prima dilectus examinatione consistunt. (4) Nec leve hoc

putetur officium aut passim quibuscumque mandandum; quod apud veteres inter tam varia genera virtutum in Senorio praecipue constat esse laudatum. (5) Iuventus

enim, cui defensio provinciarum, cui beilorum es: committenda fortuna, et genere,

si copia suppetat, et mon'bus debet excellere. (6) Honestas enim idoneum militem

reddit, verecundia, dum prohibet fugere, facit esse victorem. Quid enim prodest, si

exerceatur ignavus, si pluribus stipendiis moretur in castris? (7) Numquam exerci— tus profecit tempore, cuius in probandis tironibus claudicarit electio. (8) Et quan-

Buch l 6,2 - 7.8

39

gelehrtesten Männer erkannt hat. Das müsse man. sagt der Dichter aus Mantua (Vergil), auch bei den Bienen beachten: {3)

Denn zwei Arten gibt es: die bessere zeichnet sich uns durch ihr Ansseh'n

und ist geschmückt mit rötlichen Schuppen, die and’re ist garsrig

und schieift ruhmios in Trägheit den breiteren Wanst nach. (GeorgJV 924)

(4) Man soll also für rdes Kriegsgottes Werk' einen Jüngling bestimmen mit wa-

chen Augen, aufrechtem Nacken, weitem Brustkorb, muskulösen Schulterpartien, starken Armen, kräftigen Händen, der einen dürftigen Bauch und ein schwächer

entwickeltes Gesäßt hat, dessen Beine und Füße nicht von überschüssigem Fleisch geschwollen, sondern in sehniger Hätte gestrafft sind. (5) Wenn man diese Merk— male bei einem Rekruten findet, mag man einen höheren Wuchs nicht zu sehr ver-

missen: Nützlicher ist es nämlich, daß die Soldaten tapfer als daß sie groß sind. 7. Rekruten welcher Berufe auszuwählen oder abzulehnen sind. (l) Nachfolgend müssen wir untersuchen, aus welchen Berufen Soldaten auszuwählen oder völlig abzulehnen sind. Fischhändler, Vogelfänger, Zuckerbäcker, Leinweber und alle, die irgendetwas mit Frauenarbeit Zusammenhängendes getrieben haben, soli man nach meinem Urteil weit vom Lager fortweisen;

(2) Zimmer-

leute, Schmiede, Stelimacher, Metzger und Jäger von Hirschen und Wildschwein

nen sind dem Militärdienst gut zuzugesellen. (3) Dies ist der Angelpunkt, um den

sich das Wohl des ganzen Staates dreht, daß als Rekruten die nicht nur in körperli-

cher, sondern auch in geistiger Hinsicht Vorzüglichsten ausgesucht werden. Die Kräfte des Reiches und die Grundlage des Römertums beruhen auf der ersten

Prüfung bei der Musterung. (4) Man soll diese Aufgabe auch nicht für leicht halten oder meinen, sie sei allenthalben irgendwelchen Leuten anzuvertrauen; denn eben

dies wurde bekanntlich bei den Alten unter so vielen verschiedenen Arten tüchtiger

Leistungen an Sertorius besonders gerühmt. (5) Denn die Jungmannschaft, der die Verteidigung der Provinzen, der das Kriegsgiück anzuvertrauen ist, muß sich so-

wohl nach der Wesensart, wenn man die Möglichkeit hat, wie auch dem Charakter

nach auszeichnen. (6) Denn Ehrenhaftigkeit macht einen Soldaten geeignet, das Ehrgefühl hindert ihn zu fliehen und macht ihn erst siegreich. Denn was nützt es.

einen Feigling zu drillen, wenn der sich auch noch so viele Dienstjahre lang im Lager aufhält? (7) Niemals hat ein Heer im rechten Moment etwas zuwege ge— bracht, dessen Auswahl bei der Rekruten—Musterung unkorrekt verlief.

(8) Soweit

4U

Epitoma rei mililaris

tum usu experimentisque cognovimus, hinc tot ubique ab hostibus inlatae sunt Cla-

des, dum longa pax milirem incuriosius legit, dum honestiores quique civilia

sectantur officia, (9) dum indicti possesson’bus tirones per gratiam aut dissimulati— onem probantium Iales sociantur armjs, quales domjni habere fastidiunt. A magnis ergo viris magnaque diligentia idoneos eligi convenit iuniores.

VHI. Quando tirones sigandi sint (1) Sed non statim punctis signorum inseribendus est tiro delectus, verum ante exercitio praetemptandus, ut, utmm vere tamo operi aptus sit, possit agnosci. (2) Et

velocitas in illo requirenda videtur et robur, et utrum armorum disciplinam ediscere valeat, ulrum habeat confidentiam militarem. (3) Plerique enim, quamvis non im—

probabiles videantur in specie, tamen experimentis comprobantur indigni. (4) Re-

pudiandi ergo minus utiles et in locum eorum strenuissimi subrogandi sunt. (5) [n omni enim confliclu non taIn prodest mullitudo quam virtus. (6) Signalis itaque tironibus per cottidiana exercitia armorum est demonstranda doch-ina. Sed huius rei usum dissimulatio longae securitatis abolevir. {7) Quem invenias, qui docere possit. quod ipse non didicit? De historiis ergo vel libris nobis antiqua consuerudo repetenda est. (8) Sed illi rcs gestas et eventus tantum scripsere bellerum, ista. quae nunc quaerimus, tamquam nota linquentes. (9) Lacedaemonii quidem et Athenienses aliique Graecorum in libros rettulere complura, quae racn'ca vocant; sed nos disciplinam militarem populi Romani debemus inquirere, qui ex parvissimis finibus imperium suum paene solis regionibus et mundi ipsius fine

distendit. (10) Haec necessitas compulit evolutis auctoribus ea me in hoc opusculo fidelissime dicere. quae Cato ille Censorius de disciplina militari scripsit, (ll) quae

Comelius Celsus. quae Frontjnus perstringenda duxerunt, quae Paternus diligen—

Zur S. gegenüber: *) Dies bedeutet (nach der Probe der Ausbildung) endgültige Einstellung ins Heer, vgl. Il 5,2.

BuchI7‚8-8,li

41

wir durch Erfahrung und Erprobung wissen, wurden uns darum überall so viele Niederlagen von den Feinden beigebracht, weil eine lange Friedenszeit den Sol-

daten weniger gewissenhaft auswählt, weil gerade die ehrenhafteren Leute zivile

Berufe ergreifen, (9) weil dann, wenn man den Eigentümern die Stellung von

Rekruten auferlegt hat, aus Entgegenkommen der Musterungskommission und weil sie bewußt darüber hinwegsieht, solche zu den Waffen gesellt werden, die ihre

Herren nicht mehr haben wollen. Von bedeutenden Männern also und mit großer

Sorgfalt muß geeigneter Nachwuchs gehörig ausgesucht werden. 8. Wann man die Rekruten kennzeichnen“ soll. (l) Der ausgewählt Rekrut ist aber nicht sogleich durch Abzeichen zu kennzeichnen,

sondern zuvor in der Übung zu erproben, damit man erkennen kann, ob er tatsächlich für ein so gewaltiges Werk geeignet ist. (2) Schnelligkeit muß man bei ihm

wohl verlangen und Kraft, sodann zusehen, ob er die Waffentechnik zu erlernen vermag und ob er ein soldatisches Selbstbewußtsein hat. (3) Sehr viele nämlich er-

weisen sich, obwohl sie ihrem Aussehen nach nicht untüchtig erscheinen, doch bei

der Erprobung als unwürdig. (4) Die weniger Geeigneten sind also abzulehnen und an ihrer Stelle die Tatkräftigsten als Ersatz einzustellen. (5) In jedem Kampf nämlich nützt weniger die große Zahl als vielmehr die Tüchtigkeit.

(6) Sind dann die Rekruten gekennzeichnet, so ist ihnen in täglichen Übungen die

Waffenkunde beizubringen. Aber die praktische Erfahrung hierin hat die Nachläs— sigkeit einer langen Zeit sicherer Ruhe zunichte gemacht. (7) Wen kann man wohl finden, der lehren könnte, was er selbst nicht gelernt hat? Aus historischen Schrif—

ten also oder aus (anderen) Büchern müssen wir die alte Gewohnheit wieder auf— suchen. (8) Aber die Historiker haben lediglich die Taten und die Erfolge der Krie-

ge aufgeschrieben, das aber. worum es unsjetzt geht, als gleichsam bekannt bei— seite gelassen. (9) Die Spartaner freilich und die Athener und andere Griechen ha-

ben in Büchern manches niedergelegt, was sie Taktik nennen; wir aber müssen die Disziplin des römischen Volkes aufspüren, das von einem ganz kleinen Gebiet aus

seine Herrschaft ausgedehnt hat fast bis an die Grenzen dessen, was die Sonne bescheint. und fast bis ans Ende der (bewohnten) Welt.

(10) Diese Notlage hat

mich dazu veranlaßt. daß ich nach Durchsicht der entsprechenden Schriftsteller in

diesem Werkchen getreulich das wiedergebe, was der berühmte Zensor Cato über das Militärwesen schrieb, {l l) was Comelius Celsus und was Frontinus für erwäh-

42

Epitoma rei militaris

tissimus iun's militaris assertor in libros redegit. quae Augusti et Traiani Hadrianique constitutionibus cauta sunt. (12) nihil enim mihi auctoritatis assumo, sed ho-

rum, quos supra rettuli. quae dispersa sunt, velut in ordinem epitomata conseribo.

IX. Ad gradum militarem et cursum et saltum exercendos tirones

(l) Pn'mis ergo meditationum auspieiis tirones militarem edoeendi sunt gradum. Nihil enim magis in itinere vel in acie eustodiendum est, quam ut omnes milites incedendi ordinem servent. (2) Quod aliter non potest fieri, nisi assiduo exercitio

ambulare celeriter et aequaliter diseant. Periculum enim ab hostibus semper gravissimum sustinet divisus et inordinatus exereitus. (3) Militari ergo gradu viginti

milia passuum horis quinque dumtaxat aestivis eonficienda sunt. Pleno autem gra—

du, qui citatior est, totidem horis viginti quattuor milia peragenda sunt.

(4) Quic-

quid addideris, iam eursus est, cuius spatium non potest definiri. Sed et eursu praeeipue adsuefaeiendi sunt iuniores, ut maiore impetu in hostem procurrant, (5) ut loca oportuna celeriter. cum usus advenerit, occupent vel adversariis idem

facere volentibus praeoecupent. ut ad explorandum alacriter pergant, alaerius redeant, ut fugientium facilius terga eomprehendant. (6) Ad saltum etiam, quo vel fossae transsiliuntur vel impediens aliqua altitudo superatur, exercendus est miles, ut, cum eiusmodi diffieultates evenerint, possint sine labore transire. (7) Praeterea in ipso conflietu ae dimicatione telorum bellator cum cursu saltuque veniens adv versarii praestringit oeulos mentemque deterret priusque plagam infligit, quam ille

ad eavendum vel ad resistendum certe se praeparet. (8) De exercitio Gnaei Pompei

Magni Sallustius memorat cum alacribas saltu, cum veiocibus CIH’SH, cum vah‘dis

vect‘e certabar. (9) Neque enim aliter potuisset par esse Sertorio, nisi seque et mili—

tes frequentibus exercitiis praeparasset ad proelia.

Zur—Semmel:

*) Die Angabe im Sommerhai’bjahr bezieht sich auf Stunden, nicht auf marschieren (im

Lat. eindeutig): die jeweils 12 Stunden von Tag und Nacht verteilten sich auf die Zeit von Sonnenaufgang bis -untergang (resp. umgekehrt); die Tagesstunden waren also im Sommerhalbjahr länger als im Winter (umgekehrt war es mit den Nachtwachen im Winter). Genannt ist also neben dem Quantum der Wegstrecke auch eine Maxschgeschwindigkeit (= 4 Meilen pro ‘Sommerstunde')‚ nicht aber ein Quantum, das im Sommer anders wäre als im Winter.

+) Der Wecltsel vom kollektiven Singular der Soldat zum pluralischen sie ist keine AchLlosigkeit des Ubersetzers. sondern aus dem lateinischen Original beibehalten worden.

BuchiBJl -9,9

43

nenswert hielten, was der überaus gewissenhafte Vertreter des Militärrechtes Paternus in Bücher ordnete, was in den Verfügungen des Augustus, des Trajan und

des Hadrian vorgesehen ist. (12) Denn für mich selbst nehme ich keine Autorität in Anspruch, sondern ich schreibe nur das auf, was von den soeben Genannten ver-

streut vorliegt. gleichsam in eine Ordnung gebracht und zusammengefaßt.

9. Die Rekruten muß man zu miltärischem Schritt und Lauf und Sprung schulen. (l) Von den allerersten Übungen an muß man den Rekruten einen militärischen

Schritt beibringen. Denn auf nichts ist beim Marsch oder in der Schlachtordnung mehr zu achten, als daß alle Soldaten den Gleichschritt einhalten. (2) Das kann

allein dadurch geschehen, daß sie in ständigem Exerzieren rasch und gleichmäßig zu marschieren lernen. Denn stets die äußerste Gefährdung durch die Feinde hat ein zersplittertes und ungeordnetes Heer auszuhalten. (3) In militärischem Schritt also

sind 20 Meilen in genau fünf Stunden im Sommerhalbjahr‘J zu marschieren. Bei vollem Ausschreiten aber, das heißt im Eilmarsch, sind in ebenso vielen Stunden 24 Meilen zu absolvieren. (4) Was man darüber hinaus noch zugibt, das ist bereits

Laufschritt, wofür man keine genaue Strecke festlegen kann. Aber auch an den Laufschritt müssen die jungen Männer in besonderer Weise gewöhnt werden, damit sie mit umso größerem Schwung gegen den Feind vorrücken können, {5) damit sie rasch günstige Plätze, wenn es sich als nützlich erweist, besetzen oder den Fein— den, die eventuell dasselbe tun wollen, zuvorkommen können, damit sie hurtig zur

Erkundung ausrücken und noch hurtiger zurückkehren können, damit sie die Flie-

henden umso leichter von hinten her ergreifen können. (6) Auch im Springen, wo—

mit man sich über Gräben hinwegsetzt oder ein aufragendes Hindernis überwindet,

muß der Soldat geübt werden, damit +isie, wenn derartige Hindernisse auftauchen,

ohne Mühe darüber hinwegkommen können. U) Außerdem verwim der Kämpfer

gerade beim Zusammenstoß und im Kampf der Geschosse, wenn er mit Lauf und

Sprung anrückt, die Augen des Gegners und erschreckt seinen Sinn; und er bringt

selbst seinen Schlag an, bevor noch jener sich zu Vorsicht oder zu sicherer Gegen-

wehr rüsten kann. (8) Von der Übung des Gnaeus Pompeius Magnus berichtet

Sallust (Hist.Frg.2,19 Mann): Er werteifierte mit den Hurtigen im Sprung, mit den

Schnallen im Kauf, mit den Kräftiger: im Rammen. (9) Denn anders hätte jener dem

Sertorius ja nicht gewachsen sein können als dadurch, daß er sich und seine Sol-

daten mit häufigen Übungen zu den Kämpfen vorbereitete.

44

Epitoma rci militaris

X. Ad usum natandi exerccndos tirones (1) Natancli usum aestivis mensibus omnis aequaliter debet tiro condiscere. Non enim semper pontibus flumina transeuntur, sed et cedcns et insequens natarc

cogitur frequenter exerci:us. (2) Saepe repentinis imbribus vel nivibus solent exundare 1011611165, et ignorantia non solum ab haste, scd etiam ab ipsis aquis

discrimen incurrit.

(3) Ideoque Romani verercs. quos tot bella et continuata peri-

Cula ad omnem rei militaris erudiverant zartem. campum Martium vicinum Tiben'

delegerunt. in quo iuvcntus post exercitium armorum sudorem pulveremque dilueret ac lassitudinem cursus natandi labore deponeret. (4) Non solum autem pedi»

tes, sed et equites ipsosquc equos vel lixas‘ quos galearios vocant, ad natandum

exercere percommodum est, ne quid imperitis, cum necessilas incumbit, eveniat.

XI. Quemadmodum ad scuta viminea vel ad palos antiqui exercebant tirones

(l) Antiqui, sicut invenitur in libris. hoc genere exercuere tirones: Scuta de vimine in modum cratium conrotundata texebant ita, ut duplum pendus Gratis haberet, quam scutum publicum haben: consuevit. (2) Idemque clavas ligneas duplicis aeque penderis pro gladiis tironibus dabant.

(3) que modo non tantum mane,

sed etiam post meridiem excrcebantur ad palos. Palorum enim usus non solum

militibus. scd etiam gladiatoribus plun'mum prodest. (4) Nec umquam au: harena

aut campus invictum annis virum probavit, nisi qui djligentcr exercitatus doccbatur

ad palum. (5) A singulis autem tironibus singuli pali defigebantur in terram ita, ut nutare non possent et scx pedibus eminerent. (6) Contra illum palum tamquam

contra advcrsarium tiro cum cratc illa et clava velut cum gladio se exerccbat et scu— t0, (7) ut nunc quasi caput aut faciem peteret, nunc a lateribus minaretur, interdum

contenderet poplites cicrura succidere, recederet, adsultaret. insiliret, quasi prac—

Buch l 10.1 - 11.7

45

10. Die Rekruten sind im Schwimmen zu üben.

(i) Das Schwimmen muß während der Sommermonate jeder Rekrut in gleicher

Weise erlernen. Denn Flüsse kann man nicht immer auf Brücken überschreiten,

sondern das Heer ist beim Rückzug wie bei der Verfolgung häufig zum Schwim— men gezwungen. (2) Oft pflegen ja nach plötzlichen Regengüssen oder durch Schneeschmelze die Gebirgsbäche über die Ufer zu treten, und wenn man dann

nicht schwimmen kann, ereilt einen nicht nur vom Feind, sondern sogar schon von

den Wasserfluten her die Gefahr. (3) Darum auch haben die alten Römer, die so viele Kriege und ununterbrochene Gefahren zu jeder Fertigkeit des Kriegswesens erzogen hatten, das Marsfeld in der Nähe des Tibers ausgewählt, worin sich die

Jungmannschaft nach dem Waffen-Exerzieren den Schweiß und Staub abspülen und die Erschöpfung vom Laufen durch fleißiges Schwimmen von sich abtun konnte. (4) Aber nicht nur die Fußsoldaten, sondern auch die Reiter und sogar die Pferde oder der Troß, den man auch die Marketender nennt, im Schwimmen zu üben, ist sehr vorteilhaft, damit ihnen in einer eventuellen Notlage nichts begegnet.

worin sie unausgebildet sind. ll. Auf welche Weise die Alten ihre Rekruten an Schilden aus Weidengeflecht oder an Pfählen übten.

(l) Wie man in den Büchern findet, übten die Alten ihre Rekruten in folgender Weise: Schilde aus Weiden fertigten sie in rundlicher Fonn nach der Art von Korbgeflechten, und zwar so, da13 das Geflecht das doppelte Gewicht hatte. als ein gewöhnlicher Schild zu haben pflegt. (2) Ebenso gaben sie den Rekruten anstelle von

Schwertern hölzerne Knüttel, gleichfalls vom doppelten Gewicht. (3) In dieser Art

übten sie nicht nur am Morgen. sondern auch nachmittags an den Pfählen. Die

Praxis mit den Pfählen ist ja nicht nur für die Soldaten, sondern auch für die

Gladiatoren sehr förderlich. (4) Niemals hat die Arena oder das Schlachtfeld je-

manden als unbesieglich in Waffen erwiesen, der nicht gewissenhaft eingeübt und am Pfahl ausgebildet wurde. (5) Von den einzelnen Rekruten wurde aber je ein Pfahl so in die Erde gerammt, daß er nicht wackeln konnte und sechs Fuß hoch

herausragte. (6) Gegen jenen Pfahl übte sich dann der Rekrut wie gegen einen Geg— ner mitjenem Flechtschild und dem Knüttel wie mit Schwert und Schild, (7) so da13

er mal den Angriff wie gegen Kopf und Gesicht richtete. mal von der Flanke her

drohte, bisweilen sich bemühte. die Kniekehlen oder Beine zu verwundert, daß er

46

Epiloma rci militaris

sentem advcrsarium, sic palum omni impetu. omni bellandi arte temptaret. (8) In

qua meditationc servabatur illa cautela, ut ita [im ad inferendum vulnus insurgeret‘

ne qua parte ipsc pateret ad plagam.

X11. Non caesim, scd punctim fcrire doccndos tirones

(1) Praetcrea non caesim. scd punctim fcrirc disccbant. Nam caesim pugnantes non soium facile vicere. sed etiarn deriscre Romani. (2) Cacsa enim, quovis impetu veniat, non frequenter interficit, cum et armis vitalia defendantur et ossibus; at

contra puncta duas uncias adacta monalis est; necesse est enim, ut vitalia penetret.

quicquid inmergitur. (3) Denique, dum caesa infenur, brachium deeum latusque

nudatur; puncta autcm 1c0 corpore infertur et adversarium sauciat. antuam videat. (4) Ideoque ad dimicandum hoc praccipue genere usos constat esse Roma-

nos. Dupli autcm pondcris illa cratis et ciava ideo dabantur. ut, cum vcra et lcviora {im arma sumpsisset, velut graviore pondere liberatus sccurior alacriorquc

pugnaret.

XIII) Armaturam docendos tirones (1) Praeterea illo excrcitii genere. quod armaturam vocant et campidoctoribus

traditur, imbuendus est tiro; qui usus vel ex parte sewatur. (2) Constat enim etiam

nunc in omnibus proeliis armaturis melius pugnari quam ceteris. Ex quo intellegi

debet. quantum exercitatus milcs inexercitato sit mclior, cum armatura utcumque eruditi reliquos contubemalcs suos bellandi arte pracccdani. (3) Ita autcm scvcrc

apud maiores exercitii disciplina servata est, ut et doctores armorum duplicibus

remunerarentur annonis et milites, qui parum in illa prolusione profecerant, pro frumento hordeum cogerentur accipcre (4) ncc ante eis in tritico redderetur annona,

quam sub praesentia praefecti legionis, n-ibunorum vel principiorum experimentis

Buch I 11,? - 13.4

47

zurückging, herbeisprang, ansprang, daß er den Pfahl ebenso mit jeglichem An-

griffsschwung, mit jeglicher Kampftechnik anging wie einen tatsächlichen Gegner. (8) In dieser Übung achtete man auf die Vorsichtsmaßregel, daß der Rekrut zum Anbringen einer Wunde herzuspran g, ohne dabei sich selbst irgendwo eine Blöße

zur Verwundun g zu geben.

12. Die Rekruten müssen lernen, nicht schlagend, sondern stechend zuzustoßen. (l) Außerdem lernten sie, nicht schlagend. sondern stechend zuzustoßen. Denn die

schlagend Kämpfenden haben die Römer nicht nur leicht besiegt, sondern sogar verlacht. (2) Eine geschlagene Wunde, mit welcher Wucht sie auch angebracht

werden mag, ist doch nicht oft tödlich. da die lebenswichtigen Organe durch die

Schutzwaffen und durch die Knochen geschützt sind. Hingegen ein Stich. der nur zwei Zoll tief geht. ist tödlich; denn notwendig trifft ins Leben, was (tiefer) eindringt. (3) Sodann entblößt man bei schlagendem Hieb den rechten Arm und die

Flanke; ein Stich aber wird bei gedecktem Körper angebracht, und er verwundet den Gegner, bevor der es erkennt. (4) Zweifellos deshalb haben die Römer zum

Kämpfen vor allem diese Art verwendet. Jene Flechtschilde und Knüttel vom dop—

pelten Gewicht gaben sie deshalb (zum Üben). damit der Rekrut. wenn er echte und leichtere Waffen zur Hand nahm, wie von einer schweren Last befreit. umso

unbeschwerter und hitziger kämpfte. 13. Man muß die Rekruten im Gebrauch der (schweren) Waffen unterweisen.

(l) Außerdem muß der Soldat in jener Art von Übung gedrillt werden, die man die

(schwere) Bewafinung nennt und die von den Exerzienneistem gelehrt wird; diese Praxis wird auch zum Teil noch jetzt beobachtet. (2) Bekanntlich kämpft man ja

auch jetzt in allen Schlachten mit den schweren Waffen erfolgreicher als mit den

anderen. Daraus muß man ersehen, wie sehr ein geübter Soldat einem ungeübten

überlegen ist. da die. die auch nur einigermaßen in den schweren Waffen geschult sind, alle ihre Kameraden in der Kampftechnik übertreffen.

(3) So streng aber

wurde dieses Übungsfach bei unseren Vorfahren beachtet. daß sowohl die Waffen—

lehrer mit doppelten Rationen bedacht wurden als auch die Soldaten, die in dieser

Vorübung zu wenig leisteten, zwangsweise Gerste statt Weizen bekamen (4) und

daß man ihnen nicht eher wieder die Ration in Weizen zuteilte, bis sie in Gegenwart

des Legionspräfekten in Prüfungen seitens der Tribunen oder der Vordertreffen be-

4S

Epitoma rei militaris

datjs ostendissent se omnia, quae erant in rnilitari arte, complere. (5) Nihil enim

nequc finnius neque felicius ncque laudabilius est rc publica in qua abundant milites eruditi. Non enim vestium nitor vel auri argenti gemmarumque COpiae hostes

aut ad reverentiam nostram aut ad gratiam inclinant. sed solo termre subiguntur

armorum. (6) Deinde in aiiis rebus, sicut 31': Cato, si quid erratum est. potest post-

modum comgi; (7) procliorum delicta emendationem nun recipiunt, cum poena Statim sequalur errorcm; (8) nam aut confcstim persunt. qui ignave imperiteque

pugnaverint, aut in fugam versi victoribus ultra pares esse non audent.

XIV. Tirones cxercendos ad missibilia iacienda (1) Sed ad inceptum revertor: Tiro, qui cum clava cxcrcctur ad palum, hastilia

quoque ponderis gravioris. quam vcra futura sunt iacula, advcrsum illum palum 1amquam adversus hominem iactare compellitur. (2) In qua rc armerum doctor adtendit, u: magnis viribus hasiilc contorqueat. ut destinato ictu vel in palum vel iuxta dirigat missile. Eo enim exercitio et lacertis robur adcrescit et iaculandi peritia atque usus adquiritur.

XV. Sagittis diligcnter tirones imbucndos

(1) Sed prope tertia vel quarta paIs iuniorum. quae aptior potucrit repariri. arcubus ligneis sagittisque lusoriis illos ipsos excrcenda cst sempcr ad palos. (2) Et doctores ad hanc rem artifices eligcndi et major adhibenda sollcrtia‚ ut arcum scientcr teneant, ut fortitcr impleant, ut sinistra fixa sit, ut dextra cum ratione ducatur. ut ad illud, quod fcriundum est, oculus pariter animusque conscmiat. ut, sive in equo

sive in terra, rcctum sagittam doccantur. (3) Quam artcm et disci opus cst diligcnter

et cottidiano usu exercitioque servari. (4} Quantum autem utilitatis boni sagittarii in proeliis habeant, et Cato in libris de disciplina militaris evidenter ostendfl, et

Claudius pluribus iaculatoribus institutis atque perdoctis hostem, cui prius impar fuerat. superavit. (5) Africanus quidem Scipio. cum adversus Numantinos, qui

Zur S. gegenüber:

*) Wörtlich eigentlich “(mit Pfeilen) iaden"

Buch I 13,4 - 15.5

49

wiesen hatten, daß sie alles erfüllten, was zur Militärkunst gehört. (5) Es ist näm-

lich nichts sicherer, erfolgreicher und ruhmvoller als ein Staat, in dem es reichlich wohlausgebildete Soldaten gibt. Denn nicht der Glanz der Kleider oder der Reich-

tum an Gold und Silber und Edelsteinen beugen die Feinde zur Achtung und zur Rücksicht gegen uns, sondern allein durch schreckliche Macht der Waffen werden

sie unterworfen. (6) Sodann kann man in allen anderen Dingen, wie Cato sagt. einen begangenen Fehler hernach wieder korrigieren; (7) Fehler aber in Schlachten

lassen eine Berichtigung nicht zu, da die Strafe dem Fehler unmittelbar nachfolgt;

(8) denn wer feige oder unerfahren kämpft, stirbt entweder sofort oder wagt, einmal in die Flucht geschlagen, nicht mehr den Siegern weiter Widerpar’t zu bieten.

l4. Die Rekruten sind darin zu üben, Wurfgeschosse zu werfen. (l) Doch ich kehre zum Begonnenen zurück: Ein Rekrut, den man mit dem Kniittei

gegen den Pfahl übt, wird auch dazu angehalten, Wurflanzen von höherem Gewicht, als später die wirklichen Wurfspeere haben, gegen jenen Pfahl wie gegen einen Mann zu schleudern. (2) Dabei achtet sein Waffenlehrer darauf. daß er den Speer mit großer Wucht schleudert, daß er das Geschoß mit gezieltem Wurf entwe-

der auf oder dicht neben den Pfahl lenkt. Durch solche Übung nämlich wächst den Armen Kraft zu, und man erwirbt Erfahrung und Praxis im Werfen. 15. Die Rekruten sind sorgfältig im Schießen mit Pfeilen auszubilden. (l) Aber etwa ein Drittel oder Viertel der Jungmannschaft, das man als einigermaßen

dafür geeignet befinden konnte, soll mit ungefährlichen Holzbogen und Übungspfeilen immerzu gegen eben jene Pfähle geübt werden. (2) Als Lehrer müssen hierfür geschickte Könner ausgesucht werden. und man muß dafür größere Geschicklichkeit aufbringen, daß sie den Bogen richtig halten, daß sie ihn kräftig ”spannen.

daß die Linke festsitzt, daß die Rechte in der richtigen Technik geführt wird, daß Augen und Sinn gleichermaßen auf das gerichtet sind. was getroffen werden soll,

daß sie zu Pferde oder zu Fuß die Pfeile geradeaus zu schießen angeleitet werden.

(3) Diese Fertigkeit muß sowohl sorgfältig erlernt wie auch in täglicher Praxis und

Übung erhalten werden. (4) Wieviel Vorteil aber gute Pfeilschützen in Schlachten

bieten, zeigt Cato deutlich in den Büchern über das Militämesen; und Claudius hat

durch eine größere Zahl ausgebildeter und sehr geschickter Pfeilschützen den Feind überwunden, dem er zuvor nicht gewachsen war. (5) Scipio Africanus gar glaubte.

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Epitoma rei militaris

duos exercitus populi Romani sub iugum miserant, esse: acie eertaturus. aliter se superiorem futurum esse non credidit. nisi in omnibus eenturiis leetos sagittarios

miscuisset. XVI. Ad iactandos lapides fundis exereendos tirones

(l) Ad lapides vero vel manibus vel fundis iaciendos exerceri diligenter convenit iuniores. Fundamm usum pimi Balearium insularum habitateres et invenisse et ita

perite exercuisse dicuntur, ut matres parvos filios nullum cibum contingere sine-

rent, nisi quem ex funda destinato lapide percussissent. (2) Saepe enim adversum

bellatores cassidibus catafractis loricisque munitos teretes lapides de funda vel fustibalo destinati sagittis sunt omnibus gravieres, cum membris integris letale tamen vulnus importent et sine invidia sanguinis hostis lapide ictus intereat. (3) In omnibus autem veterum proeliis funditores miliiasse nullus ignorat. Quae res ideo ab universis tironibus frequenti exercitio discenda est, quia fundam portare nullus

est labor. (4) Et interdum evenit, ut in lapidosis locis eonflictus habeatur. ut aut mons sit aliquis defendendus aut collis. ut ab oppugnatione eastellorum sive eivitarum lapidibus barbari fundisque pellendi sint. XVII. De exercitio plumbatarum

(l) Plumbatarum quoque exercitatio. quos mattiobarbulos vocant, es: Lradenda

iunioribus. Nam in Illyrico dudum duae legiones fuerunt, quae sena milia militum

habuerunt, quae, quod his teIis sciemer utebantur et fortiter, Martiobarbufi voea—

bantur. (2) Per hos longo tempore strenuissime constat emnia bella confeeta usque

eo. ut Diocletianus et Maximianus, cum ad imperium pervenissent. pro merito

virtutis hos Mattiobarbulos Iovianos atque Hercuäanos censuerint appellandos

eosque cunetis legionibus praetulisse doceantur. (3) Quinos autem mattiobarbulos insenos scutis portare consuemm, quos si oportune milites iactcnt, prope sagittari—

MM:

t} JOVianus war der (selbstgewählle) Beiname Dioclctians. Hemulius der Maximians.

Buch l 15. 5 - 17,3

Sl

als er gegen die Numantiner, die zwei Heere des römischen Volkes unters Joch

geschickt hatten, in offener Schlacht zu kämpfen beabsichtigte, nicht anders die Überlegenheit gewinnen zu können, als wenn er in alle Zenturien ausgewählte

(Elite-) Pfeilschützen einfügte.

16. Man muß die Rekruten im Werfen von Steinen mit Schleudern ausbilden. (t) Es ist aber auch angebracht, die Mannschaft sorgfältig darin zu üben, Steine mit

den Händen oder in Schleudern zu werfen-Den Gebrauch der Schleudern sollen

zuerst die Bewohner der Balearen-Inseln erfunden und so geschickt ausgeübt ha— ben, daß die Mütter ihre kleinen Söhne keine Nahrung anrühren ließen, wenn sie nicht erst jemanden mit einem gezielten Stein aus einer Schleuder getroffen hatten. (2) Denn oft sind gegen Krieger, die mit Metallhelmen und mit Schuppen- oder Riemenpanzern geschützt sind, rundliche Steine aus einer Schleuder oder einem Schleuderstock, gezielt verschossen, wirkungsvoller als alle Pfeile, da sie ohne (äußere) Verwundung der Glieder den Tod bringen können und der Feind, durch

den Stein getroffen, ohne Blutverlust zugrunde gehen kann. (3) Jeder aber weiß, daß in allen Schlachten der Alten Schleuderer gedient haben, Dies ist darum von allen Rekruten in häufiger Übung zu erlernen, weil es ja keine Mühe macht. eine Schleuder mitzuführen. (4) Bisweilen kommt es ja auch vor, daß sich ein Zusam-

menstoß in einer steinigen Gegend ereignet, daß etwa irgendein Berg oder Hügel zu

verteidigen ist oder daß man die Barbaren von der Belagerung von Kastellen oder

Städten mit Schleudern verj agen muß.

17. Über die Übung mit Bleigeschossen. (l) Auch die Erfahrung mit Bleigeschossen, die man mam’obarbtdt' nennt, muß der

Mannschaft vermittelt werden. In lllyricum standen vor längerer Zeit zwei Legionen mit je 6.000 Soldaten, die, weil sie diese Geschosse so geschickt und tüchtig ge—

brauchten, selbst Mattt'obarbm’i hießen. (2) Durch diese wurden bekanntlich lange

Zeit über alle Kriege aufs glücklichste abgeschlossen, so sehr, daß Diocletian und Maximinian, als sie zur Herrschaft gekommen waren, meinten, diese Mattiobarbuii sollten nach dem Verdienst ihrer Tapferkeit als Jow’am’ und Herculiani benannt”)

werden, und daß sie damit klarmachten, daß sie diese allen (anderen) Legionen vor-

zogen. (3) Je fünf dieser Bleigeschosse pflegten sie an ihren Sehiiden zu befestigen

und mitzutragen; und wenn die Soldaten sie im rechten Augenblick werfen, schei-

52

Epitoma rei militaris

orum scutati imitari videmur officium. (4) Nam hostes equosquc consauciant, priusquam non modo ad manum, sed ad ictum missibilium potuerit perveniri.

XVIII. Qucmadmodum ad ascendendos equos Lirones exercendi sint

(l) Non Iantum autem a tironibus, sed eliam ab stipendiosis militibus salitio cquo— mm distn'cte est semper exacia. Quem usum usque ad hanc actatcm, licet iam cum dissimulatione, pewenisse manifestum est. (2) Equi lignci hicme sub tecto, aestate ponebanlur in campo; supra hos iuniores primo inermes, dum consuetuclo profice-

ret. deinde armati cogebantur ascendere. (3) Tantaque cura erat, ut non solum a dcxtn's, sed ctiam a sinistris partibus et insilire et desilire condiscerent, evaginatos etiam gladios vel contos tenentes. (4) Hoc idem assidua meditatione faciebant, scilicet ut in tumultu proelii sine mora ascenderent, qui tam Studiose excrcebantur in

pace.

XIX. Ad ponandum pondus exercendos tirones

(l) Pondus quoque baiulare usque ad LX Iibras et iter facere gradu militari fre-

quentissime cogendi sunt iuniorcs. quibus in arduis expcditionibus necessitas im— minet annonam pariter et arma portancli. (2) Nec hoc credatur esse difficile, si usus accesserit; nihii enim est, quod non assidua meditatio facillimum reddat. Quam rem

antiquos milites factitavisse Vergilio ipso teste cognovimus, qui (Georglll 346-8) ait (3)

Nun secus ac patrüs acer Romanus in armis

iniusto subfasce viam cum mrpir, er hosri (mm expecramm positis Star in agmine wen-Es.

XX. Quo armorum gcncrc usi sint antiqui (1) Locus exigit, ut. quo armorum gcncre vel instrucndi vel muniendi sint tirones,

referre temptemus. (2) Sed in hac parte antiqua penitus consuetudo deleta est; nam

licet exempio Gothorum et Alanerum Hunnorumque equitum arma profecerint, pe-

Zur S. gegenüber: *) Nach unseren Gewichtsmaßen rund ein Drittel weniger. also ca. 40 kg.

Buch l 17.3 - 20,2

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nen die Schildträger fast die Aufgabe der Schützen nachzuahmen. (4) Denn sie ver— wunden schon die feindlichen Menschen und Pferde, bevor man noch zum Nah-

kampf, ja sogar bis zum Wurf der Lanzen hätte kommen können.

18. Wie man die Rekruten zum Aufsitzen auf die Pferde üben muß.

(l) Nicht aber nur durch die Rekruten, sondern auch durch die langgedienten Solda—

ten ist das Aufspringen auf die Pferde mit Strenge immer wieder geübt worden. Es

istja offenkundig, daß sich diese Praxis, wenn auch bereits mit Vernachlässigung, bis auf unsere Zeit erhalten hat. (2) Man pflegte hölzerne Pferde im Winter unter Dach, im Sommer auf dem Übungsplatz aufzustellen; auf diese ließ man die Jung—

mannschaft anfangs ohne Waffen, bis ihre Gewöhnung schon etwas fortgeschritten

wäre, danach mit Waffen hinaufsteigen. (3) Dabei herrschte eine solche Gewis-

senhaftigkeit vor, daß sie nicht nur von rechts, sondern auch von links und sowohl

hinauf— wie herabzuspringen lernten, wobei sie dann auch ungeschützte Schwerter

oder Stangen in Händen hielten. (4) Dies pflegten sie ebenso in beständiger Übung zu tun, damit im Kampfgetümmel die unverzüglich aufsteigen könnten, die sich da-

rin im Frieden so eifrig geübt hatten. l9. Die Rekruten müssen im Schleppen einer Last geübt werden.

(1) Auch ein Gewicht bis zu 60 Pfund”) zu schleppen und dabei im Militärschritt zu

marschieren, sind die jungen Männer sehr häufig zu zwingen, denen ja bei schwie-

rigen Unternehmungen die Notwendigkeit bevorsteht, gleichzeitig die Verpflegung

und die Waffen zu tragen. (2) Man soll auch nicht glauben, daß dies schwierig sei, wenn Übung hinzukommt; denn es gibt nichts. was ständige Übung nicht ganz ein—

fach machte. Daß die Soldaten der alten Zeit dies zu tun pflegten, erkennen wir

auch aus dem Zeugnis gerade Vergils, der (Georglll 346-8) sagt: (3) Wie wenn der Römersofdat i n den heimischen Weißen voH Eifrn'

unter dem harten Gepäck seines Weges einnerzt'ehr und plötzlich, ehe der Feind es erwartet, zum Kampfe ihm steht vor dem Lager.

20. Welche Art von Schutzwaffen die Alten verwendeten. (l) Hier ist es erforderlich, daß wir anzugeben versuchen, mit welcher Art von

Waffen die Rekruten zu üben und auszurüsten sind. (2) Aber auf diesem Gebiet ist die alte Gewohnheit sehr weitgehend vernichtet; denn mögen auch nach dem Vor-

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Epitoma rei militafis

dites constat esse nudatos. (3) Ab urbe enim condita usque ad tempus divi Gratiani et catafractis et galeis muniebatur pedestris exerciius. Sed cum campesn'is exereitatio inlerveniente negiegentia desidiaque cessaret, gravia videri arma coeperunt, quae raro milites induebant; (4) itaque ab imperatore postulant primo catafractas,

deinde cassides se deponere. Sie detectis pectoribus et capitibus congressi eontra Gothos milites nostri multitudine sagittariorum saepe deleti sunt; (5) nec post tot

clades, quae usque ad tantarum urbium excidia pcrvenerunt. cuiquam curae fuit vel

catafractas vel gaieas pedesln'bus reddere. (6) Ita fit, ut non de pugna, sed de fuga cogitent. qui in acie nudi exponuntur ad vulnera. Quid enim pedes sagittarius sine catafracta, sine galea, qui cum arcu scutum tenere non p0test, faciat? (7) Quid ipsi draconarii atque signiferi, qui sinistra manu hastas gubemant, in proelio facient, quorum et capita nuda constant et pectora? (8) Sed gravis pediti lorica videtur et galea fortasse rare meditanti, fortasse arma rare Uactanti; ceterum cottidianus usus

non laborat, etiam si onerosa gestaverit. (9) Sed illi, qui laborem in portandis

veteribus munimenlis armorum ferre non possunt, detectis corporibus et vulnera

sustinere coguntur et mortes et, quod est gravius, aut capi aut eerte fuga rem publicam prodere. (10) Sie dum exercitia laboremque declinant, cum maximo

dedecore trucidantur ut pecudes. (11) Unde enim apud antiquos murus dicebatur

pedestris exercitus. nisi quod pilatae legiones praeler seuta etiam catafractis galeisque fulgebant? (12) usque eo, ut sagittarii sinistra brachia manicis munirentur,

pedites autem scutati praeter catafractas et galeas etiam ferreas ocreas in dextris

cruribus cogerentur accipere. (13) Sie erant muniti illi, qui in prima acie pugnantes pn'ncipes, in secunda hastati, in tertia triarii vocabamur. (14) Sed triarii genibus

positis solebant intra scuta subsidere. ne stantes vulnerarentur venientibus telis et,

Buch I 20,2 - l4

55

bild der Gothen und Alanen und Hunnen die Reiterwaffen fortentwickelt sein: die Fußsoldaten sind unbestritten (ihrer Waffen) entblößt. (3) Denn seit Gründung der

Stadt bis zur Zeit des vergöttlichten Gratian (375—383) war das Fußheer gesichert

durch Schuppenpanzer und Helme. Aber als die Feldübung durch das Eindringen

von Nachlässigkeit und Säumigkeit nachließ, schienen die Waffen allmählich zu schwer, die die Soldaten nur selten trugen; (4) darum forderten sie vom Feldherrn

anfangs, daß sie die Panzer, dann auch die Metallhelme ablegen durften. Daher

kämpften unsere Soldaten mit ungedeckten Leibem und Köpfen gegen die Gothen und wurden oft von den vielen Pfeilschützen getötet; (5) und auch nach so vielen

Niederlagen, die bis zur Zerstörung so vieler Städte führten, kümmerte sich nie-

mand darum, den Fußsoldaten die Brustpanzer oder Helme wiederzugeben. (6) So

kommt es, daß die, die in der Schlacht ungeschützt den Verwundungen ausgesetzt sind, nicht an Kampf, sondern an Flucht denken. Denn was soll ein Infanterist als

Pfeilschütze ohne Panzer und ohne Helm tun, da er doch mit dem Bogen versehen keinen Schild halten kann? (7) Was sollen selbst die Drachen— und Feldzeichenträger im Kampf tun, die mit der linken Hand die Feldzeichenschäfte halten müssen, wenn sie mit enblößten Köpfen und Leibem dastehen! (8) Aber der Riemenpanzer und der Helm erscheint einem Fußsoldaten schwer, der vielleicht selten übt, viel-

leicht selten die Waffen handhabt; tägliche Übungspraxis aber hat damit keine Schwierigkeit, auch wenn sie etwas an sich Schweres tragen muß. (9) Jene aber,

die die Mühe des Tragens der alten Schutzwaffen nicht aushalten können, müssen

mit entblößten Körpern Wunden und Tod aushalten und, was noch schwerer wiegt,

entweder in Gefangenschaft geraten oder durch Flucht den Staat verraten. (10) So werden sie, indem sie der anstrengenden Übung ausweichen, mit größter Schande

abgeschlachtet wie Vieh. (11) Denn woher hatte bei den Alten das Fußheer den Na-

men Mauer als allein daher, daß die mit Wurfpfeilen versehenen Legionen außer

mit den Schilden auch in Brustpanzern und in Helmen erstrahlten? (12) Das ging so

weit, daß die Pfeilschützen ihre linken Arme durch Schutzärmel schützten, die mit

dem Schild gerüsteten Fußsodaten aber außer Brustpanzern und Helmen auch ei-

serne Beinschienen am rechten Bein tragen mußten. (l3) So waren die gesichert, die principes hießen, wenn sie in der ersten Reihe kämpften, husten, wenn in der

zweiten und m'arii in der dritten. (l4) Die Triarier aber pflegten sich auf die Knie

herunterzulassen und in den Schutz ihrer Schilde zu ducken, um nicht stehend beim

Anflug der Geschosse verwundet zu werden; und wenn es die Notlage erforderte,

56

Epitoma rei mililaris

cum neeessitas postulasset, Lamquam requieti vehementius invaderent hostes. (15) A quibus constat saepe faetam esse vietoriam. cum hastati illi et qui pn'ores

steteram interissem. (16) Erant tarnen apud veteres inter pedites. qui dicebantur le-

vis armalurae, fundilores et ferentarii, qui praecipue in comibus loeabamur et a quibus pugnandi sumebatur exordium; (17) sed hi et velocissimi et exercitatissimi

Iegebantur; nec eram admodum multi, qui cedentes, si proelii necessitas com— pulisset. inter principia legionum reeipi solebant ita, ut aeies immota consisteret. (18) Usque ad praesentem prope aetatem consuetudo permansit, ut omnes milites

pilleis. quos Pannonicos vocant, ex pellibus uterentur; (19) quod propterea sema—

batur, ne gravis galea videretur in proelio homini, qui gestabat aliquid semper in capite. (20) Missilibus autem. quibus utebatur pedestris exercitus, pila vocabantur, ferro subtili trigono praefixa unciarum novem s'we pedali. quod in scuto fixum

non potest abscidi et loricam scienter ac foniter directum facile perrumpit, cuius generis apud n05 iam rara sunt Iela. (21) Barbari autem scutati pedites his praecipue utumur, quas bebras vocam, et binas etiam ac ternas in proeliis portant. (22) Sciendum praeterea, cum missilibus agilur, sinistros pedes in ante milites habere debere; ita enim vibrandis spiculis vehementior ictus est. (23) Sed cum ad pila, ut appellant. venitur et manu ad manum gladiis pugnatur. tunc dexiros pedes in

ante milites habere debent, ut et latera eorum subducantur ab hostibus, ne possint

vulnus accipere. et proximior dextra sit, quae plagam possit inferre. (24) Instru-

endos igitur ac protegendos omni arte pugnandi, quocumque armorum antiquorum

genere constat esse tirones. (25) Necesse est enim, ut dimicandi acriorem sumat

audaciam, qui munito capite vel pectore non timet vulnus.

XXI. De munitione eastrorum

(l) Castrorum quoque munitionem debet [im condjscere; nihil enim neque tam salu—

tare neque {am necessarium invenitur in belle;

(2) quippe, si rette constituta sunt

Buch I 20,14 - 21,2

57

rückten sie gleichsam ausgeruht gegen den Feind umso hitziger vor. (15) Bekanntlich wurde durch sie oft der Sieg errungen, wenn jene hastart' und die, die noch

weiter vorn gestanden hatten, umgekommen waren. (16) Doch gab es bei den Alten bei den Fußsoldaten auch solche, die man von der Leichter: Bewaflnwzg nannte: Schleuderer und Wurfschützen, die vor allem auf den Flügeln aufgestellt wurden und mit denen der Kampf begann;

(l7) aber hierfür wurden die Allerschnellsten

und Geübtesten ausgewählt; und es waren auch nicht sehr viele, die, wenn die Not— lage im Kampf dazu antrieb, zurückwichen und gewöhnlich in die ersten Reihen

der Legionen aufgenommen wurden, so daß die Schlachtreihe selbst unverrückt

blieb. ('18) Fast bis in gegenwärtige Zeit dauerte die Gewohnheit fort, daß alle Sol-

daten Kappen aus Leder trugen, die man "Pannonische Kappen" nennt; (19) das wurde darum beachtet, damit dann der Helm demjenigen im Kampf nicht zu schwer vorkäme, der immer etwas auf dem Kopf trug. (20) Die Wurfgeschosse aber, die

das Fußheer verwendete, nannte man piinm (= Wurfspieß); sie waren vorn mit ei-

ner feinen dreieckigen Eisenspitze von 9 Zoll oder l Fuß Länge versehen; wenn dieser Spieß an einem Schild haftete, konnte er nicht weggerissen werden; und ge— schickt und kräftig gezielt durchdran g er leicht den Riemenpanzer; Geschosse dieser Art sind bei uns schon eine Seltenheit. (2I) Die schildbewehrten barbarischen Fußsoidaten aber benutzten besonders die, welche sie bebra nennen; davon tragen sie im Kampf je zwei oder drei. (22) Man muß außerdem wissen. daß, wenn mit Geschossen gekämpft wird, die Soldaten den linken Fuß vorgestellt haben müs—

sen, denn so ist die Wucht beim Schleudern der Speere kräftiger. (23) Wenn man

aber, wie es heißt, zu den Spießen kommt und wenn man Hand gegen Hand mit den Schwertern ficht, dann müssen die Soldaten den rechten Fuß vorgesetzt haben, damit ihre (linke) Flanke den Feinden abgekehrt ist, so daß sie dort nicht verwun-

det werden können, und damit die rechte (Hand) näher am Feind ist, mit der man

den Schlag anbringen kann. (24) Es ist also ausgemacht, daß die Rekruten auszubilden und zu schützen sind mitjeder Kampfestechnik und mit jeder Art der alten Waffen. (25) Denn notwendigerweise gewinnt derjenige hitzigeren Kampfesmut,

welcher mit geschütztem Kopf und Leib keine Verwundung zu befürchten braucht.

21. Über die Lager-Befestigung. (l) Auch die Lager—Befestigung muß der Rekrut erlernen; denn nichts läßt sich im

Krieg als so rettend oder so notwendig finden. (2) Denn wenn ein Lager richtig an-

58

Epitoma rei militan's

castra, ita intra vallum sccuri milites dies noctcsque peragunt, etiam si hostis obsi-

deat, quasi muratam civitatcrn vidcamur secum ubique portare. (3) Scd huius rci scientia prorsus inlercidit; nemo enim iam diu ductis fossis pracfixisque sudibus

castra constimit. (4) Sic diumo vel noctumo superventu equitum barbarorum mul— tos exercitus scimus frequenter adfiictos. (5) N on solum autem considentes sine

castris ista patiuntur, scd cum in acie casu aliquo cocperint cedere. munimenta ca-

strorum, quo se recipiant, non habent et more animaliurn inulti cadunt, nec prius moriundj finis fit. quam hostibus voluntas defuerit persequendi.

XXII. In qualibus locis constituenda sint castra (l) Castra autem, praesertim hoste vicino. tuto semper facienda sunt loco. ut

lignorum et pabuli et aquae suppctat copia et, si diutius commorandum sit, loci

salubritas eligatur. (2) Cavendum etiam, nc mons sit vicinus aut altior locus, qui ab

advcrsariis captus possit officere. (3) Considerandum, ne tonentibus inundari conA sueverit campus et hoc casu vim patiatur excrcitus. (4) Pro numero autem militum

vel impedimentorum munienda sunt castra, ne maior multitudo constipetur in par-

vis neve paucitas in latioribus ultra quam oportet cogatur cxtendi.

XXHI. Quali specie castra delinianda sint (l) Interdum autem quadrata, interdum trigona, interdum semirotunda. prout loci

qualitas aut necessitas postulaverit, castra facienda sunt. (2) Porta autem, quac appellatur practoria, aut orientem spcctare debct am illum locum, qui ad hostes

respicit aut, si itcr agitur, illam partcm debet adtenderc, ad quam est profecturus exercitus: intra quam primae centuriac. hoc cst cohortcs, papilioncs tendunt et dra-

cones et Signa constituunt. (3) Decumana autem porta. quae appellatur, post prac—

torium est, per quam delinquentes milites educuntur ad poenam.

Buch I 21.2 — 2.3.3

59

gelegt ist, können die Soldaten innerhalb des Walles Tag und Nacht so sorglos

leben, selbst wenn der Feind belagert, als ob sie überall eine ummauerte Stadt mit

sich trügen. (3) Aber die Kenntnis hiervon ist völlig verlorengegangen; denn längst

schon baut niemand mehr ein festes Lager tnit gezogenen Gräben und eingeramm—

ten Pfählen. (4) So sind, wie wir wissen, viele Heere oftmals durch einen bei Tag

oder bei Nacht geführten Überfall der barbarischen Reiter zu Schaden gekommen.

(5) Aber nicht nur, wenn man sich zum Halt niederläßt, erleidet man solches ohne

ein Lager, sondern auch wenn man in der Schlacht durch irgendein Unglück allmählich weichen muß, hat man keine Sicherheit in einem Lager, wohin man sich

zurückziehen könnte; und so fallen sie ungerächt wie Tiere, und nicht eher findet

dieses Sterben ein Ende, als bis bei den Feinden die Lust zur Verfolgung nachläßt.

22. An welchen Plätzen das Lager aufzuschlagen ist,

(1) Das Lager aber muß stets, zumal wenn der Feind nahe ist, an einem sicheren Ort

aufgeschlagen werden, so daß Holz und Futter und Wasser ausreichend vorhanden ist und, falls man sich länger aufhalten muß, ein gesundheitlich zuträglicher Platz

ausgewählt wird. (2) Man muß sich auch davor in acht nehmen, daß kein Berg oder höherer Punkt in der Nähe ist, der, wenn er von den Gegnern besetzt ist. Nachteile

bringen könnte. (3) Zu bedenken ist auch, daß die Fläche nicht üblicherweise durch Gebirgsbäche überflutet wird und das Heer dann durch solches Unglück beträcht— lichen Schaden nimmt. (4) Das Lager muß aber auch entsprechend der Menge der

Soldaten oder des Gepäcks gebaut werden, damit weder eine zu große Zahl in einem zu kleinen Lager zusammengepfercht ist noch eine geringe Zahl sich in einem weitläufigeren Lager mehr, als es nötig wäre, ausdehnen muß. 23. In welcher Form das Lager abzustecken ist.

(1) Manchmal aber muß man das Lager viereckig, manchmal dreieckig, manchmal

halbrund anlegen je nach dem, wie es die Beschaffenheit des Platzes oder die Notwendigkeit verlangt. (2) Das Tor aber, welches das Prätort'sche heißt, muß entwe-

der nach Osten blicken oder den Punkt ins Auge fassen, der gegen die Feinde

schaut, oder, wenn man einen Marsch vorhat, sich nach der Gegend ausrichten, nach der das Heer aufbrechen will; in diesem Bereich spannen die ersten Zenturien,

das heißt Kohorten, ihre Zelte und stellen die Drachen und Feldzeichen auf. (3) Die sogenannte Porto Decumana aber liegt hinter dem Prätorium; durch sie werden die

Soldaten, die etwas verbrochen haben, zur Bestrafung hinausgeführt.

60

Epitoma rei militan's

XXIV. Quo genere munienda sint castra

(l) Casuorum autcm diversa triplexque munitio est. Nam si nimia necessitas non premit. caespites circumcidumur e terra et ex his velut murus instruitur, altus tribus

pcdibus supra terram ita, ut in ante sit fossa, de qua levati sunt caespites; deinde tumultuan'a fossa fit lata pedes novem et alta pedes septcm. (2) Sed ubi vis acrior

imminet h05tium. tunc legitima fossa ambitum convenit munire castrorum ita. ut

duodccim pedcs lata sit et alta sub linea, sicut appellam, pedcs novem. (3) Supra

autem saepibus hinc inde factis, quas de fossa ievata fuerit Icrra, congeritur et crescit in altum quattuor pedes. (4) Sie fit, ut sit tredecim pedibus alta et duocccim

lata; supra quam sudcs de lignis fortissimis. quas milites portare consueverant,

praefiguntur. (S) Ad quocl Opus ligones rastra qualos aliaque utensilium genera

haben: convcnit semper in promptu.

XXV. Quemadmodum munienda sint castra, cum hostis immineat

(1) Sed facile est absentibus adversariis castra munire, verum, si hostis incumbat‚

ILII‘IC omnes cquites et media pars peditum ad propulsandum impetum ordinantur in acic. reliqui post ipsos ductis fossis munium castra, et per praeconem indicatur, quae ccnturia prima, quae secunda, quae tertia opus omne compleverit. (2) Post hoc a centurionibus fossa inspicitur ac mensuratur et vindicatur in eos„ qui ncglegentius fuerint operati. (3) Ad hunc ergo usum instituendus est tiro, ut, cum ne—

cessitas postulaverit, sine perturbatione et teleriter et caute possit castra munire.

XXVI. Quemadmodum cxerceantur tirones, ut in acie 0rdincs et intervalla custo-

diam

(1)Nihil magis prodesse constat in pugna, quam ut assiduo cxcrcitio milites in acie

dispositos ordincs sewcnt necubi, contra quam expedit, am congiobcnt agmen aut

laxent. (2) Nam utconstipali perdunt spatja pugnandj et sibi invicem impedimento

Buch I 24.1 - 26.2

61

24. In welcher Art das Lager zu befestigen ist.

(l) Die Lager-Befestigung ist aber verschieden, und zwar dreifach, Denn wenn keine übermäßige Notlage bedrängt, sticht man Rasenstücke aus dem Boden, und

damit wird gleichsam eine Mauer aufgeschichtet, drei Fuß hoch über dem Niveau

des Erdbodens, so daß davor der Graben liegt, von wo man den Rasen hochgenommen hat; sodann wird er zu einem rasch ausgehobenen Graben neun Fuß breit

und sieben Fuß tief ausgearbeitet. (2) Aber wo eine stärkere Feindmacht droht. da

muß ein regelrechter Graben den ganzen Lager-Umfang so sichern, daß er zwölf Fuß breit und neun Fuß unter der Linie, wie man das nennt, tief ist. (3} Oberhalb aber fertigt man Hürden nach vorn und hinten, und die aus dem Graben ausgeho— bene Erde wird dort eingebracht und steigt bis zu einer Höhe von vier Fuß. {4) So wird die Verschanzung l3 Fuß hoch und l2 Fuß breit: darüber werden vorn Pfähle aus sehr starkem Holz eingerammt, wie sie die Soldaten gewöhnlich heranschlep—

pen. (5) Für diese Arbeit ist es angebracht, daß stets Rodehacken. Spitzhacken.

Körbe und andere Gerätschaften verfügbar sind. 25. Wie das Lager unter feindlicher Bedrohung zu befestigen ist. (1) Es ist jedoch leicht, das Lager zu befestigen, wenn die Gegner fern sind; wenn aber der Feind anliegt, dann werden alle Reiter und die Hälfte der Fußsoldaten zur

Abwehr des Angriffs in Schlachtordnung aufgestellt. die übrigen bauen durch Gra— benziehen hinter ihnen das Lager auf; und vom Herold wird angezeigt. welche Zenturie zuerst, welche als zweite und welche als dritte das ganze Werk vollendet

hat. (2) Danach wird der Graben von den 7enturionen inspiziert und ausgemessen

und gegen die eingeschritten, die zu lässig gearbeitet haben. {3) Zu solcher Praxis

also muß der Rekrut ausgebildet werden, daß er, wenn es die Notlage erfordert.

ohne Verwirrung und rasch und umsichtig das Lager aufzuschlagen vermag. 26. Wie die Soldaten darin geübt werden sollen, im Kampf die Reihen und Ab—

stände einzuhalten.

(l) Nichts ist in der Schlacht bekanntlich vorteilhafter, als daß die Soldaten durch ständige Übung in der Schlachtformation die angeordneten Plätze einhalten und nir—

gends entgegen dem, was vorteilhaft ist, den Zug zusammenballen oder erweitern.

(2) Denn wie sie zusammengedrängt den freien Raum für das Kämpfen zunichte machen und sich gegenseitig behindern, so bieten sie auseinandergezogen und mit

62

Epitoma rei militaris

sunt, iia rariores atque interlucentes aditum perrumpendi hestibus dabunt. (3) Necesse est autem statim metu universa confundi, si intercisa acie ad dimicantium

terga hostis accesserit. (4) Producendi ergo tirones sunt semper ad campum et secundum man‘iculae 0rdinem in aciem dirigendi ita. ut pn'mo Simplex extensa si: acics, ne quos sinus, ne quas habeat curvaturas, ut aequali legitimoque spatio miles distet a milite. (5) Tunc praecipiendum. u: subito duplicent aciem ita„ ut in ipso im— petu is, ad quem respondere solcnt, ordo sewetur. (6) Tertio praecipiendum, ut

quadratam acicm repentc constituam, quo facto in tn'gonum, qucm cuneum vocant, acies ipsa mutanda est. (7) Quae ordinatio plurimum prodesse consuevit in belle. Iubetur etiam, ut instruant orbes, quo genere, cum vis hostium interruperit aciem, resisti ab exercitatis militibus consuevit. ne omnis multitudo fundatur in fugam et

grave discrimen immineat. (8) Haec si iuniores assidua meditatione percepen'nt, facilius in ipsa dimicatione scrvabunt.

XXVII. Quamum spatium ire vel redire debeant vel quotiens in mense exerceri cum educuntur milites ambulatum

(l) Praeterea et vetus consuetudo permansit et divi Augusti atque Hadn'ani constitu-

tionibus praecavetur, ut {er in mense tam equites quam pedites educantur ambulatum; hoc enim verbo hoc exercitii genus nominam. (2) Decem milia passuum armati instructique omnibus telis pedites militari gradu ire ac redire iubebantur in

castra ita, ut aliquam itineris panem cursu alacriore conficerent. (3) Equites quoque

divisi per Iurmas armatique similiter tantum itineris peragebant ita. ut ad equesn‘em

meditationem interdum sequantur, interdum cedant et recursu quodam impetus

repaIent.

(4) Non solum auiem in campis, sed etiam in clivosis et arduis locis et

descendere et ascendere utraque acies cogebatur, ut nulla res vel casul prorsus

pugnantibus posset accidere, quam non ante boni milites assidua exercitalione didicissent.

1 Ich halle die von ÖNNERFORS gebotene Lesung casns wegen des nachfolgenden quam (das sich nur auf res beziehen kann: andernfalls hätte quem zu stehen) für nicht vertretbar. und gebe mit LANG am: (vef mm nach mda‘a res hier = ne casn qw'dem),

Buch l 26,2 — 27,4

63

(zu) großen Zwischenräumen den Feinden einen Weg zum Durchbruch. (3) Mit

Notwendigkeit aber muß sofort alles aus Furcht in Verwirrung geraten, wenn der

Feind nach Durchbrechen der Schlachtreihe in den Rücken der Kämpfenden ge-

langt. (4) Die Rekruten müssen also immer wieder aufs Feld hinausgeführt und gemäß der Reihenfolge des Verzeichnisses in eine Schlachtforrnation geordnet wer-

den, so daß sich diese zunächst in einfacher Linie ausdehnt. ohne daß sie Bogen

und Krümmungen aufweist, sondern jeder Soldat vom anderen im gleichen und regelmäßigen Abstand entfernt ist. (5) Dann muß der Befehl ergehen. die Schlacht—

linie plötzlich doppelt zu stellen, so daß selbst im Bewegungsschwung diejenige

Ordnung, der sie gewöhnlich entsprechen, gewahrt bleibt. (6) Als drittes ist zu befehlen, ganz rasch eine viereckige Schlachtformation aufzustellen; wenn das geschehen ist, muß eben diese Formation in ein Dreieck, das man Keil nennt, um—

geformt werden. (7) Diese Anordnung ist gewöhnlich im Krieg von höchstem Vor— teil. Man befiehlt auch, Kreise zu bilden; auf diese Weise wird zumeist. wenn die

Gewalt der Feinde die Schlachtreihe durchstoßen hat, von den erfahrenen Soldaten Widerstand geleistet, damit nicht die ganze Menge in die Flucht getrieben wird und eine schwere Gefahr erwächst. (8) Wenn die Jungmannschaft dies in beständiger Übung begriffen hat, wird sie es im Kampf selbst leichter beobachten. 27. Welche Strecken sie hin- und zurückmarschieren oder wie oft im Monat sie sich darin üben müssen, wenn man die Soldaten zum Marsch ins Feld führt. (1) Außerdem hat auch die alte Gewohnheit überdauert und wird in den Verfügun-

gen des vergöttlichten Augustus und Hadrians vorsorglich festgelegt, daß monat— lich dreimal ebenso die Reiter wie die Fußsoldaten zum Marschiereu hinausgefiihrt werden; mit diesem Wort nämlich benennt man diese Übungsart. (2) Zehn Meilen

ließ man die Fußsoldaten bewaffnet und mit allen Geschossen ausgerüstet im Mili-

tärschritt hin und wieder zurück ins Lager marschieren, und zwar so, daß sie einen

gewissen Teil des Weges im eiligen Laufschritt erledigten. (3) Auch die Reiter, in

Schwadrone geteilt und bewaffnet, vollführten in ähnlicher Weise eine ebensolche

Strecke so, daß sie als Reiter-Übung bisweilen nachfolgten. bisweilen zurückwi-

chen und nach einer Art Anlauf von rückwärts den Angriffsschwung erneuerten. (4) Aber nicht nur in der Ebene, sondern auch an abschüssigen und steilen Stellen

zwang man beide Schlachtformationen zum Abstieg oder Aufstieg. damit den Kämpfenden nichts, selbst nicht durch blinden Zufall, begegnen könnte, was sie

als gute Soldaten nicht zuvor in beständiger Übung erlernt hätten.

64

Epiloma rei militaris

XXVIII. De adhortatione rei militaris Romanaeque virtutis

(1) Haec fidei ac devotionis intuitu, Imperator Invicte, de universis auctoribus, qui rei militaris disciplinam litteris mandaverunt, in hunc libellum enucleata congessi, ut, in djloctu atque exercitatione tironum si quis diiigens velit exsistere, ad antiquae vinutis imitationem facile corroborare possit exercitum. (2) Neque enim degenera—

vit in hominibus Martins calor nee effetae sunt terrae, quae Lacedaemonios, quae

Athenienses. quae Marsos. quae Samnites, quae Paelignos. quae ipsos progenuere Romanos. (3) Nonne Epirotae armis plurimum aliquando valuerunt? Nonne Mace-

dones ac Thessali superatis Persis usque ad Indiam bellando penetrarum‘? (4) Dacos autem et Moesos et Thraeas in tantum bellicosos semper fuisse manifestum est, u: ipsum Manem fabulae apud eos natum esse confirment. (5) Longum est. si universarum provinciarum vires cnumerare contendam, cum omnes in Romani imperii dicione consistant. (6) Sed longae securitas paeis homines partim ad deiectatio—

nem otii, partim ad civilia transduxit officia. (’I) Ita cura exercitii militaris primo neglegentius agi, postea dissimu‘rari, ad postremum olim in oblivionem perdueta

cognoscitur, (8) nec aliquis hoc superiore aetato accidisse miretur, cum post primum Punieum bellum viginti et quod excurrit annorum pax ita Romanos illos

ubique vietores otio et armorum desuetudine enervaverit. ut secundo Punico belio Hannibali pares esse non possent. (9) Tot itaque consulibus. tot dueibus, tot exercitibus amissis tunc demum ad victoriam pervenerunt. cum usum exercitiumque militare condiscere potuerunt. (10) Semper ergo legendi et exercendi sunt iuniores. Vilius enim eonstat erudire annis suos quam alienos mercede conducere.

Buch I 28.1 - 10

65

28. Über die Ermunterung zu militärischem Geist und zu römischer Tapferkeit. (l) Dies habe ich in Rücksicht auf meine Treue und Ergebenheit, unbesieglicher

Gebieter, aus allen Schriftstellern. die die Militäiwissenschaft aufgezeichnet haben, als Quintessenz in dieses Büchlein zusammengetragen, damit man bei der Auswahl und der Übung der Rekruten, wenn jemand mit Gewissenhaftigkeit verfahren will, das Heer leicht zur Nachahmung der alten Tüchtigkeit stärken könne. (2) Denn 'die

Glut des Kriegsgottes' hat bei den Menschen nicht nachgelassen, und die Länder

sind nicht erschöpft, die die Spartaner, die Athener. die Marser, die Samniten, die

Paeligner und selbst die Römer hervorbrachten. (3) Vennochten nicht die Epirer einmal sehr vie1 durch Waffen? Sind nicht die Makedonen und Thessalier nach Überwindung der Perser kriegerisch bis nach Indien vorgedrungen? (4) Die Daker

aber und Mösier und Thrakier waren offenkundig stets in solchem Maße kriege-

risch, daß die Sagen behaupten, Mars selbst sei bei ihnen geboren. (5) Es wäre zu

weitläufig, wollte ich mich bemühen, die Kräfte von allen Provinzen aufzuzählen,

wo doch alle in der Gewalt des römischen Reiches sind. (6) Aber die Sorglosigkeit eines langen Friedens hat die Menschen teils zum Genuß der Muße, teils zu zivilen

Berufen hinübergeleitet. (7) So kann man erkennen, daß die Sorge um die militärische Übung anfangs etwas lockerer gehandhabt, dann stark vernachlässigt wurde und schließlich, längst schon, ganz in Vergessenheit geriet; (8) und niemand möge sich wundern, daß dies auch in früherer Zeit schon geschah. als nach dem 1. Pu-

nischen Krieg der Friede von 20 Jahren (und noch etwas darüber hinaus) die über— all siegreichen Römer so sehr durch Muße und Entwöhnung von den Waffen ge— schwächt hat. daß sie im 2. Punischen Krieg Hannibal nicht mehr gewachsen sein konnten. (9) Nach dem Verlust so vieler Konsuln, so vieler Feldherren, so vieler

Heere kamen sie erst dann (wieder) zum Siegen. als sie militärische Praxis und

Übung sich (wieder) anzueignen vermochten. (In) Stets also muß man die Jung—

mannschaft auswählen und üben. Denn es kostet weniger, die eigenen Leute in

Waffen auszubilden als Fremde um Lohn zu dingen.

Li

rII

Incipiunt capitula ljbri secundi:

I

II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. XIII. XIV. XV. XVI. XVII. XVIII. XIX. XX. XXI. XXII. XXIII. XXIV. XXV.

In quot genera dividatur res militaris. Quid inter legiones et auxih'a intersit.

Quae causa exhauriri feeerit legiones. Quotenas legiones antiqui ad bellum duxerunt.

Quemadmodum legio constituatur. Quot eohones in una sint Iegione, item quot milites in una cohorte sint.

Nomina et graclus principiorum legionis.

Nomina eomm, qui antiquos ordines ducebant. De officio praefecti legionjs.

De offleio praefeeti castrorum.

De De De De

officio praefecti fabrorum. officio tribuni militum. centuriis atque vexillis pedjtum. turmis equiium legionariorum.

Quemadmodum Iegionum acies instruantur.

Quemadmodum m'arii veI centuriones armenmr.

Commissa pugna gravem armaturam Stare pro muro.

Nomjna militum et gradus in scutis eorum aversis scribenda. Praeter corporis robur notarum vel eomputandi anem in tironibus eligen-

dam.

Donativi partem dimidiam debent apud sigma milites sequestrare servandum ipsis. In legione ita fieri promotiones, ut per omnes cohortes Lranseamt. qui proITIOVCI'ILUI'.

Quid inter tubicines et comicines et classicum intersit. De exercitatione militum.

Exempla adhortationum exercitii militaris de aliis artibus tracta. Enumeratio ferramentorum vel machmal-um legionis.

Libri II. prologus (l) Instituta majorum partis armatae plenjssime CIementiam Vesrram peritissimeque retinere continuis declaratur Victoriis ac triumphis, siquidem indubitata adprobatio artis sit rerum semper effectus. (2) Verum Tranquillitas Tua, Imperator Invicte, alti—

orel consilio, quam mens poterat terrena concipere, ex Iibris antiqua desiderat, cum

ipsam antiquitatem factis recenu'bus antecedat. (3) Igitur, Cum haec lineris breviter comprehendere Majestati Vestrae non tam discenda quam recognoscenda praecipe-

1 Ich kann nicht anders. als aia'ori bei LANG und ÖNNERFORS zu aliiore (so in FPRS} zu kor—

rigieren. (Dies häue m.E. selbst gegen all e Handschriften zu geschehen.)

II, Buch

In wieviele Waffengattungen sich das Militärwesen aufteilt.

Welcher Unterschied zwischen den Legionen und den Hilfstruppen besteht. Welcher Grund die Legionen schwächte.

Wieviele Legionen jeweils die Alten zum Krieg führten. Wie man eine Legion aufstellt.

. Wieviele Kohorten in einer Legion sind; ebenso, wieviele Soldaten in einer Kohorte.

. Titel und Rangstufen der Legionsführer.

Titel derer, die die alten Ordnungen führten. Uber die Pflicht des Legionspräfekten.

. Über die Pflicht des Lagerpräfekten.

. Uber die Pflicht des Pionierpra'fekten, . über die Pflicht des Militartribunen.

. Uber die Zenturien und die Standarten der Infanterie.

. Uber die Schwadrone der Legionsreiter.

. Wie die Legions—Schlachtreihen aufgestellt werden.

. Wie Triarier oder Zenturionen bewaffnet sind.

. Nach Beginn der Schlacht stehen die Schwerbewaffneten wie eine Mauer.

. Namen und Rangstufen der Soldaten sind vorn auf ihre Schilde zu schreiben. . Bei den Rekruten muß man außer auf Körperkraft auch auf die Fähigkeit zu schreiben oder zu rechnen achten. . Die Hälfte eines Donativs müssen die Soldaten bei den Feldzeichen zur Auf;

bewahrung abgeben, . In der Legion müssen Beförderungen so vonstatten gehen, daß die Beförder-

ten alle Kohorten durchlaufen. 22. Was für ein Unterschied besteht zwischen den Signalen des Trompeters, Bomisten und Posaunisten. 23. Uber das militärische Exerzieren. . Ansporn zu militärischen Ubungen, nach Beispielen anderer Berufe. 25. Aufzählung der Werkzeuge und Maschinen einer Legion.

Vorrede zum zweiten Buch (1) Daß Eure Gnade die Einrichtungen der Vorfahren in der Waffenkunde höchst

vollständig und sehr kundig festhält, erweist sich in den beständigen Siegen und

Triumphen, sintemal ständiger Erfolg in der Sache ein unbezweifelbarer Beweis der Fähigkeit ist. (2) Aber Deine Erhabene Ruhe, Unbesiegter Gebieter, erheischt aus

tieferer Einsicht, als (mein) irdischer Geist zu erfassen vermochte, aus Büchern die

alten Vorschriften, obzwar sie gerade die alte Zeit durch ihre noch jungen Taten übertrifft. (3) Da ich also dies kurz schriftlich zusammenzufassen beauftragt ward,

für Eure Hoheit weniger zum Lernen als zur Wiedererinnerung, widerstritt meine

68

Epitoma rei militaris

rer, certavit saepius devotio cum pudere. (4) Quid enim audacius quam domino ac

principi generis humani, domitori omnium gentium barbararum, aliquid de usu ac disciplina insinuare bellorum. nisi forte iussisset fieri, quod ipse gessisset. (5) Et rursus tanti imperatoris ncn oboedire mandatis plenum sacrilegii videbatur atque periculi. (6) miro itaque timore in parendo audax faetus sum, dum metuo videri

audacior, si negassem. (7) Ad quam temeritatem praecedens me indulgentia Vestrae

Perennitatisl animavit. (8) Nam libellum de dilectu atque exereitatione tironum dudurn tarnquam famulus obtuli; (9) nec tarnen culpatus abseessi nec forrnido

iussum adgredi Opus. quod spontaneum cessit impune.

I. In quot genera dividatur res militaris (l) Res igitur militaris, sicut Latinerum egregius auctor carminis sui testatur ex—

ordio, annis constat et viris. (2) Haec in tres dividitur panes: equites, pedites, elas—

sem. Equitum alae dicuntur ab eo, quod ad similitudinem alarum ab qaque pane

protegant acies; quae nunc vexillationes vocanlur a velo. quia velis, hoc est flam-

mulis. utuntur. (3) Est aliud genus equitum. qui legionan'i vocaritur propterea, quod

connexi sunt legiorii; ad quorum exemplum ocreati sunt equites instituti. (4) Classis

item duo genera sunt: unum Iibumarum, aliud lusoriarum. Equitibus campi, classibus maria vel flumina, peditibus eolles, urbes, plana et abrupta servantur. (5) Ex quo intellegitur magis rei publicae necessarios pedites. qui possunt ubique prodes— se; et maier numerus militum sumptu et2 expensa minore nutritur. (6) Exercitus ex re ipsa atque opere exereitii nomen aceepit, ut ei numquam liceret oblivisci, quod vocabatur. (7) Verum ipsi pedites in duas divisi sunt partes, hoe est in auxilia et legiones. (8) Sed auxilia a sociis vel foederatis gentibus mittebantur; Romana au-

tem virtus praecipue in legionum ordinatione praepollet. (9) Legio autem ab eligendo appellata est; quod vocabulum eorum desiderat fidem atque djljgentiam qui

1 Gegen t'ndulgenn'ae vestrae perennt’tas (ÖNNERFORS) halte ich LANGS induigentia v. pererm.

2 Während ÖNNERFORS sumpm expensa bietet. halle LANG sumpm ausgeklammert; auch wenn vielleicht eins der beiden Wörter zu tilgen ist. wird die Überlieferung haltbar mit er aus Tcd und

der Kölner Ed. von caMTS (er vor ex- leicht verdrängt). Zr



r:

Ü Gemeint ist Vergil (Aen.I l: arm virumqne cano = die Waffen und den Helden besinge ich“). +) "beschient" = mit (ocrea =) Beinschiene

Buch II Vorrede und 1.1 - 9

69

Ergebenheit des öfteren meinem Schamgefühl. (4) Denn was ist verwegener, als dem Herrn und Fürsten des Menschengeschlechts. dem Bezwinger aller Barbaren-

völker irgendetwas über Praxis und Theorie der Kriege mitteilen zu wollen, außer

wenn auf Befehl das dargestellt werden sollte, was Er Selbst durchführte? (5) Den

Befehlen andererseits eines so bedeutenden Herrschers nicht zu gehorchen, schien mir voller Frevel und Gefahr. (6) Daher bin ich mit einer seltsamen Furcht im Ge—

horsam kühn geworden, während ich noch kühner zu scheinen besorgt war, wenn ich es abgelehnt hätte. (7) Zu so unbescheidener Kühnheit hat mich die frühere lndulgenz Eurer Ewigkeit ermuntert. (8) Denn das Büchel von Auswahl und Übung

der Rekruten habe ich bereits vor etlicher Zeit vorgelegt wie ein niedriger Diener; (9) und doch kam ich ohne Vorwurf davon; so schrecke ich nicht davor zurück, ein aufgetragenes Werk anzugreifen, da das eigenmächtig geschriebene straflos blieb. 1. In wieviele Waffengattungen sich das Militärwesen aufteilt. (l) Das Militärwesen also besteht. wie der herausragende Dichter der Römer am Anfang seines Gedichtes“ bezeugt, aus Waffen und Männern. (2) Es teilt sich in drei

Teile: Reiter, Fußsoldaten, Flotte. Die Reiterflügel werden darum so benannt, weil

sie wie Flügel auf beiden Seiten die Schlachtreihen beschützen; sie heißen jetzt Fähnlein nach dem (Fahnen-)Tuch, weil sie nämlich Tücher, das heißt kleine Fähn-

chen, haben. (3) Es gibt auch eine andere Art von Reiterei, die man legianart'i (sc.

eqttites = Legionsreiter) nennt, weil sie mit der Legion verbunden sind; nach deren Vorbild sind sie als acreurt' (sc. equt’tes = beschiente‘t) Reiter, schwere Reiterei) ein-

geführt worden. (4) Von der Flotte gibt es ebenfalls zwei Arten, eine mit Schnell—

seglern, eine mit Kreuzern. Durch Reiter werden die Ebenen, durch die Flotten

Meere und Flüsse, durch die Fußsoldaten Berge, Städte, ebene und zerklüftete Ge-

genden geschützt. (5) Daraus ist zu erkennen, daß die Fußsoldaten für den Staat

notweniger sind, da sie überall von Nutzen sein können; und man unterhält mit

geringerem Kosten-Aufwand eine größere Soldaten-Zahl. (6) Das Heer (arercitus)

hat von der Sache selbst, nämlich von der Aufgabe des Exerzierens (mercin’um) seinen Namen bekommen, damit es niemals vergessen kann, was sein Name be— deutet. (7) Die Fußsoldaten selbst aber sind in zwei Gruppen geteilt, das heißt in

Hilfstruppen und Legionen. (8) Die Hilfstruppen wurden von Bundesgenossen oder verbündeten Völkern gestellt. die römische Tapferkeit aber bewies sich vor allem in der Aufstellung der Legionen als stark. (9) Die Legion aber hat ihre Benennung nachdem Auswählen (eifgendo); dieses Wort verlangt Zuverlässigkeit und

70

Epitoma rei militaris

militcs probant. (10) In auxiliis minor. in legionibus lange amplior consuevit militum numcrus adscribi.

II. Quid inter legiones et auxilia intersit

(l) Dcnique Maccdones, Gracci, Dardani phalangas habuemnt, ut in una phalangc armatorum VIII mflia censerentur. (2) GaJli atque Celtiberi plurcsquc barbarae nati—

ones catervis utebanrur in proclio, in quibus erant sena milia annatorum. (3) Roma‘

ni legiones habent, in quibus Singulis scna milia, interdum amplius militare consu< erunt. (4) Quid autem intcr legioncs et auxilia interesse videatur, expecliam. (5) Au-

iiares cum ducuntur ad proelium. ex diversis locis, ex diversis numeris veniemes

nec disciplina inter se nec notitia nec affcctione consentiunt. (6) Alia instituta. alius

inter eos est usus armorum. Necesse est autem tardius ad victoriam pervenire, qui discrepant, antequam dimicent. (7) Denique cum in expeditionibus plurimum prosit omnes milites unius praccepti significatione converti, non possunt aequaliter iussa complere. qui ame pariter non fucrum. (8) Tamen haec ipsa si sollemnibus diversisque exercitiis prope cottidie roborentur. non mediocriter iuvant. (9) Nam legio—

nibus semper auxilia tamquam levis armatura in acie iungebantur, ut in his

procliandi magis adminiculum esset quam principale subsidium. (10) Legio autem propriis cohortibus plena cum gravem armaturam, hoc est principes, hastalos, tn'a-

ries, antesignanos, item Icvem armaturam, hoc est ferentarios. sagittarios, funditorcs, ballistarios. (11) cum proprios et sibi insitos equites legionarios isdem matticulis teneat, cum uno animo pariquc conscnsu castra muniat. aciern instruat,

proclium gerat, ex omni parte perfecta nullo extrinsecus indigens adiumento quantamlibct hostium multimdjnem superarc consuevit. (12} Documentum est magnitudo

Romana. quac semper cum legionibus dimicans Lantum hostium vicit, quantum vel ipsa voluit vel remm natura permisit.

Buchll 19-112

71

Sorgfalt derjenigen, welche die Soldaten mustern. (10) In die Hilfstruppen pflegt

man eine geringere, in die Legionen eine weit größere Zahl aufzunehmen.

2. Welcher Unterschied zwischen den Legionen und den Hilfstruppen besteht. (l) Sodann hatten die Makedonen und Griechen und Dardaner die Phalanx, und

zwar so, daß für eine Phalanx S.000 Bewaffnete gerechnet wurden. {2) Die Gallier

aber und die Keltiberer und noch weitere Barbarenvöiker verwendeten in Schlach-

ten die carervae (= Haufen, Scharen), in denen sich je 6.000 Bewaffnete fanden. (3) Die Römer haben Legionen, in denen normalerweise je 6.000 Mann dienen, bis— weilen auch mehr. (4) Ich will nun aber ausführen. welcher Unterschied zwischen

Legionen und Hilfstruppen offenbar ist. (5) Wenn die Hilfstruppen zum Kampf

geführt werden, kommen sie aus verschiedenen Aufgeboten, und sie stimmen weder in ihrer Ausbildung untereinander überein noch kennen sie sich und haben die—

selben Neigungen. (6) Sie haben andere Einrichtungen, die Verwendung von Waffen ist bei ihnen eine andere. Notwendig aber kommen die schwerer zum Sieg, die schon vor dem Kampf voneinander abweichen. (7) Obgleich es sodann bei den

Unternehmungen von größtem Vorteil ist, daß alle Soldaten sich nach dem Zeichen

eines einzigen Befehls richten, können sie die Befehle doch nicht gleichmäßig er— füllen, da sie zuvor keine Gemeinsamkeit hatten. (8) Doch wenn man sie durch gewöhnliche und mannigfache Übungen beinahe täglich stärkt, so sind sie von nicht

geringem Nutzen. (9) Denn man verband in der Schlacht immer Hilfstruppen mit den Legionen, gleichsam als Leichte Bewajjfiumg, so daß in ihnen eher eine kämp-

ferische Hilfe gegeben war als eine wesentliche Stütze im Kampf. (10) Die Legion

aber ist mit ihren eigenen Kohorten etwas (in sich) Vollständiges und hat, da sie die Schwerbewaffneten, das heißt die principes, die hastati, die rriarii und die ante—

signam’ (vorn stehende Plänkler}, besitzt und ebenso die Leichtbewaffneten, das

heißt die fer‘enzarii, sagittari'i, fundimres und baltisrart'i (= Werfer, Pfeilschützen, Schleuderer und Wurfschützen), (11} da sie ihre eigenen und sich selbst eingereih-

ten Legionsreiter aus denselben Militärlisten enthält, da sie einmütig und mit einem Wollen das Lager befestigt, die Schlachtreihe aufstellt, den Kampf führt, in jeder

Hinsicht vollendet, ohne von außen einer Hilfe zu bedürfen, jede beliebige Menge von Feinden gewöhnlich besiegt. (12) Beweis ist die römische Größe. die stets

mit Legionen kämpfte und damit so viele Feinde besiegte, wie sie selbst wollte oder

die Natur der Sache zuließ.

72

Epiloma rei militaris

III. Quae causa exhauriri fecerit legiones

(1) Legionum nomen in exercitu permanet hodieque. sed per neglegentiam superio—

mm temporum robur infractum est, cum virtutis praemia occuparet ambitio et per gratiam promoverentur mflites, qui promoveri consueverant per iaborem. (2) Dein-

de contubemalibus completis stipendiis per testimoniales ex more dimissis non sunt alii substituti. (3) Praetcrea necesse est aliquantos morbe debilitari atque dimitti.

aliquantos deserere vel diversis casibus interire. ut nisi annis singulis, immo singulis paene mensibus in recedentium Iocum iuniorum turba succedat. quamvis

copiosus exhauriatur exercitus. [4) Est et alia causa, cur attenuatae sint legiones:

magnus in iilis labor est militandi, graviora arma, plura munera, severior disciplina‘

(5) Quod vitantes plerique in auxiliis feslinam militiae sacramenta percipere, ubi et

minor sudor et maturiora sunt praemäa.

(6} Cato ille Maior. cum et armis inviczus esset et consul exercitus saepe duxisset, plus se rei pubiicae credidit profuturum. si disciplinam militarem conferret in litte-

ras. (7) Nam unius aetatis sunt, quae fortiler fiunt; quae vero pro utililate rei publicae scribuntur, aetema sunt. [dem fecerunt alii complures, sed praecipue Frontinus,

divo Traiano ab eiusmodj comprobatus industria. {8) Horum instituta. herum prae-

cepta. in quantum valeo, strictim fideliterque signabo. (9) Nam cum easdem expensas faciat et diligenter et neglegenler exercitus 0rdinatus, non solum praesentibus. sed etiam futuris saeculis proficiet, si provisione Maicstatis Tuae, Imperator Augustc, et fortissima dispositio reparetur armorum et emendetur dissimuiatio praece-

dentium.

IV. Quotenas legiones antiqui ad bellum duxerunt (1) In omnibus auctoribus invenitur singulos consules adversum hostes copiosissi-

mos non amplius quam binas duxisse legiones additis auxiliis sociorum. (2) Tanta

in illis erat exercitatio, tanta fiducia, ut cuivis bello duae legiones crederentur posse

Buch II 3,1 - 4,2

73

3. Welcher Grund die Legionen schwächte. (1) Der Name der Legionen lebt auch heute noch fort im Heere, aber durch Nach—

lässigkeit früherer Zeiten ist ihre Kraft gebrochen, da der Ehrgeiz von den Tapferkeits-Auszeichnungen Besitz ergriff und man die Soldaten in einer Günstlingswirt-

schaft beförderte, die früher aufgrund von anstrengenden Leistungen befördert zu werden pflegten. (2) Sodann wurden. wenn die Kameraden nach Erfüllung ihrer

Dienstzeit ordnungsgemäß mit Urkunden entlassen worden waren, keine Ersatzleu—

te eingestellt. (3) Außerdem werden notwendigerweise immer etliche durch Erkran-

kung dienstunfähig und also entlassen, etliche desertieren oder kommen durch ver-

schiedene Unfälie um; wenn daher nicht Jahr für Jahr,ja beinahe Monat für Monat Iungmannschaft an die Stelle der Ausscheidenden nachrückt, schwindet ein noch

so zahlreiches Heer dahin. (4) Es gibt auch noch einen anderen Grund, warum die

Legionen geschwächt sind: die Mühe des Kriegsdienstes ist in ihnen gewaltig, die

Waffen ziemlich schwer, die Pflichten so vielfach, die Zucht so streng. (5) Davor

wollen sich die meisten drücken, und sie eilen daher in die Hilfstruppen, um ihren Militär—Eid zu leisten; dort gibt es weniger Schweiß und schnelleren Lohn.

(6) Jener ältere Cato, der ja als Feldherr unbesiegt war und als Konsul oftmals das

Heer geführt hatte, glaubte, er werde dem Staat noch nützlicher sein, wenn er die Militärkunde schriftlich niederlegte. (7) Denn was man tapfer vollbringt. gehört einer einzigen Zeit an, aber was man zum Nutzen des Staates aufschreibt, ist ewig. Daselbe taten mehrere andere, vor allem aber Frontinus, der vom vergöttlichten

Trajan wegen seines derartigen Eifers belobigt wurde. (8) Deren Aufzeichnungen, deren Vorschriften will ich, soweit ich es vermag, kurz und zuverlässig angeben.

(9) Denn da ein sorgfältig oder ein ein nachlässig geordnetes Heer dieselben Kosten

verursacht, nützt es nicht nur den gegenwärtigen, sondern auch den künftigen

Zeiten, wenn durch die Fürsorge Eurer Hoheit, Imperator Augustus, die tapferste Ordnung der Waffen wieder hergestellt und die Vernachlässigung seitens der

Vorgänger korrigiert wird. 4. Wieviele Legionen jeweils die Alten zum Krieg führten. (1) Bei allen Autoren liest man, daß die einzelnen Konsuln sogar gegen die zahl-

reichsten Feinde nicht mehr als je zwei Legionen geführt haben, verstärkt durch

Hiifstruppen von Bundesgenossen. (2) So groß war bei ihnen die Übung und so groß ihr Seibstbewußtsein, daß man glaubte, zwei Legionen könnten jedem beliebi-

?4

Epitoma rei mililaris

sufficere. (3) Quapropter ordinationem legionis antiquae secundum normam militaris iuris exponam. (4) Quae descriptio si obscurior aut impolitior videbitur, non

mihi. sed difficultati ipsius rei convenit imputari. Attento itaque animo saepius relegenda sunt, ut memoria intellegentiaque valeant comprehendi. (5) Necesse est

enim invictam esse rem publicam, cuius imperator militari arte percepta, quantos voluerit, faciat exercitus bellicosos.

V. Quemadmodum iegio constituatur (l) Diligenter igitur lectis iunioribus animis corporibusque praestantibus. additis etiam exercitiis collidianis quattuor vel eo amplius mensuum iussu auspiciisque invictissimi principis legio formatur. (2) Nam victuris in cute punctis milites scripti. cum matriculis inseruntur, iurare solent; et ideo militiae sacramenta dicuntur. (3) Iurant autem per Deum et per Christum et per sanctum Spin'tum et per maiesta— tem imperatoris, quae secundum Deum generi humane diligenda est et colenda.

(4) Narn imperator cum Augusti nomen accepit, tamquam praesenti et corporali Deo

fidelis est et praestanda devotio et impendendus pervigil famulams. Deo enim vel privatus vel militans scrvit, cum fideliter eum diligit, qui Deo regnat auctore. (5) Iu-

rant autem milites omnia se strenue facturos. quae praeceperit imperator, numquam

deserturos militi am nec monem recusaturos pro Romana rc publica.

VI. Quot cohones in una sinl legionc. item quot milites in una cohorte sint

(1) Sciendum autem est in una legione decem cohortes esse debcre. Sed prima cohors reliquas et numero miiitum et dignitate praecedit. Nam genere atque

institutione litterarum viros electissimos quaerit. (2) Haec enim suscipit aquilam. quod praecipuum signum in Romane est semper exercitu et totius legionis insigne;

haec imagines imperatorum, hoc es: divina et praesentia signa, veneratur; (3) habet pedites mille centum quinque, equites loricatos CXXXII, et appellatur cohors mili-

Buch II 4.2 - 6.3

75

gen Krieg gewachsen sein. (3) Darum will ich die Ordnung der alten Legion nach der Norm des alten Militär-Rechts darlegen. (4) Wenn diese Darlegung etwas

schwerverständlich oder weniger glatt erscheinen wird, muß man das nicht mir,

sondern der Schwierigkeit gerade dieses Sachverhalts zuschreiben. Daher muß man es mit gespanntester Aufmerksam öfters neu lesen, damit man es mit Gedächtnis

und Auffassungsgabe behalten kann. (5) Es ist nämlich unausweichlich, daß der Staat unbesiegt dasteht, wenn sein Oberbefehlshaber. nachdem er die Kriegskunst ganz erfaßt hat, beliebig viele Heere kriegstüchtig macht.

5. Wie man eine Legion aufstellt.

(l) Wenn also die Jungmannschaft sorgfältig ausgewählt ist, geistig und körperlich

vorzüglich, und wenn noch tägliche Übungen von vier oder noch mehr Monaten

hinzukommen, dann bildet man auf Befehl und unter den Auspizien des unbesieglichsten Führers eine Legion. (2) Denn mit dauerhaften Stigmata auf der Haut (=

Tätowierung) werden sie als Soldaten bezeichnet, in die Militärverzeichnisse aufge—

nommen und leisten dann den Diensteid; und darum spricht man vom (heiligen)

Soldaten—Eid. (3) Sie schwören aber bei Gott, bei Christus und beim Heiligen Geist und bei der Majestät des Kaisers. die nach Gott an zweiter Stelle von den Menschen

zu lieben und zu verehren ist. (4) Denn wenn der Kaiser den Augustustitel empfangen hat. ist ihm wie einem gegenwärtigen und leibhaftigen Gott zuverlässige Erge-

benheit zu entbieten und stets wachsamer Dienst zu leisten. Denn Gott dient man im Privatleben oder als Soldat dann, wenn man den zuverlässig liebt, der auf Gottes

Geheiß hin herrscht. (5) Es schwören nun die Soldaten. daß sie alles tüchtig er-

füllen wollen, was der Kaiser befiehlt. niemals den Kriegsdienst verlassen und nie den Tod für den römischen Staat verweigern werden.

6. Wieviele Kohorten in einer Legion sind; ebenso. wieviele Soldaten in einer Kohorte. (l) Man sollte nun wissen, daß in einer legion zehn Kohorten sein müssen. Aber

die erste Kohorte übertrifft die übrigen sowohl an Mannschaftsstärke wie an Be-

deutung. Denn sie sucht die nach Herkunft und wissenschaftlicher Bildung hervorragendsten Männer aus. (2) Diese Kohorte nämlich nimmt den Adier auf, der stets das vorzüglichste Zeichen im römischen Heer ist und für die ganze Legion das Wahrzeichen; diese verehrt die Bildnisse der Kaiser, das heißt die der verewigten

und die der noch lebenden;

(3) sie hat 1.105 Fußsoldaten, 132 gepanzerte Reiter

76

Epiloma rei militaris

aria; haec caput es: legionis. ab hac. cum pugnandum est, prima acies incipit or-

dinari. (4) Secunda cohors habet pedites DLV, equites LXVI, et appellaiur cohors

quingentafia. Tertia cohors similiter habe! peclites DLV, equites LXVI, sed in hac cohorie Iertia validiores probari moris est, quia in media acie consistit. Cohors quarta habet pedites DLV. equites LXVI. (5) Cohors quinta habet pedites DLV, equites LXVI; sed et quinta cohors strenuos desiderat milites, quia sicut prima in dextro, ita quinta in sinistro ponitur eornu. Hae quinque cohortes in prima acie ordinantur. (6) Sexta cohors habet pedites DLV, equites LXVI; in ipsa quoque

enucleati adscribendi sum iuniores. quia in secunda acie post aquilam et imagines cohors sexta consistit. (7) Cohors VII habcl pediies DLV. cquites LXVI. Cohors

VIII habet pedites DLV. equites LXVI; sed et ipsa animosos desiderat viros, quia in secunda acie consistit in medio. (8) Cohors nona habet pedites DLV, equites LXVI. Cohors X habet pedites DLV, equites LXVI; et ipsa bonos consuevit accipere beIIatores, quia in secunda acie sinistrum pessidetcomu.

(9) His deccm cohorti-

bus legie pIena fundatur, quae habe: pedites sex milia centum, equites DCCXXX. (10) Minor itaque numems armatorum in una legione esse non debct; maior autem interdum esse consuevit, si non tantum unam cohortem, sed etiam alias miliarias

fuerit iussa accipere.

VII. Nomina et gradus principiorum legionis (l) Antiqua ordinatione legionis exposita principalium militum et, ut proprio verbo utar, principiorum nomina ac dignitates secundum praesentes matriculas indicabo.

Tribunus maior per epistolam sacram imperatoris iudicio destinatur. Minor Lribunus

pervenit ex labore.

(2) Tribunus autem vocatur ex tribu, quia praeest militibus,

quos ex tribu primus Romulus legit. Ordinarii dicuntur, qui in proelio primos ordi-

nes ducunt. (3} Augustales appellantur, qui ab Augusto ordinariis iuncti sunt. Fia-

viales item tamquam secundi Augustales a divo Vespasiano sunt legionibus additi.

Aquiliferi, qui aquilam portam. Imaginarii vel imaginiferi, qui imperatoris imagines

Buch 116.3 - 7.3

7'?

und heißt darum die Tausender-Kohorte (eohors miliaria); sie ist das Haupt der

Legion; bei ihr beginnt, wenn es zum Kampf kommt, die Aufstellung der ersten Sehlachtreihe. {4) Die zweite Kohorte hat 555 Fußsoldaten. 66 Reiter und heißt die

Fünfhunderrer (cohors quingentaria). Die dritte Kohorte hat ebenso 555 Fußsol—

daten und 66 Reiter, aber in dieser dritten Kohorte werden dem Brauch nach die

stärksten Leuten für tauglich erachtet, weil sie sich im Zentrum der Schlachtreihe

aufstellt. Die vierte Kohorte hat 555 Fußsoldaten und 66 Reiter. (5) Die fünfte Ko-

horte hat 555 Fußsoldaten und 66 Reiter, aber auch die fünfte Kohorte verlangt

tüchtige Kämpfer, weil. wie die erste auf dem rechten Flügel. so die fünfte auf dem linken postiert wird. Diese fünf Kohorten stellt man im ersten Treffen auf. (6) Die

sechste Kohorte hat 555 Fußsoldaten, 66 Reiter; auch in ihr muß eine junge Kernmannschaft vorhanden sein, weil die sechste Kohorte im zweiten Treffen hinter dem Adler und den Kaiserbildnissen steht. (7) Die siebente Kohorte hat 555 Fuß-

soldaten, 66 Reiter; die achte Kohorte hat 555 Fußseldaten. 66 Reiter, aber auch sie

verlangt beherzte Männer, weil sie im zweiten Treffen im Zentrum steht; (8) die

neunte Kohorte hat 555 Fußsoldaten. 66 Reiter. Die zehnte Kohorte hat 555 Fuß—

seldaten und 66 Reiter; auch sie bekommt gewöhnlich gute Kämpfer. weil sie im zweiten Treffen den linken Flügel innehat. (9) Aus diesen zehn Kohorten setzt sich

die volie Legion zusammen; sie hat 6.100 Fußsoldaten, 730 Reiter. (10) Geringer darf also die Zahl der Bewaffneten in einer Legion nicht sein; doch pflegt sie bis—

weilen größer zu sein, wenn sie etwa nicht nur eine Tausender—Kohorte, sondern auf Befehl auch andere (cohrirres) miiiarine zuläßt.

7. Titel und Rangstufen der Legionsführer. (l) Nachdem die alte Legionsordnun g dargelegt ist, werde ich Titel und Würden der

Prinzipalsoldaten oder, um das spezielle Wort zu verwenden, der principia gemäß

den gegenwärtigen Militärverzeichnissen angeben. Der Obertribun (ti'ibtmus maior)

wird durch ein heiliges Schreiben aufgrund der Entscheidung des Kaisers ernannt.

Der Untertribun (minor tribwius) gelangt dorthin aufgrund seiner erbrachten Lei-

stungen. (2) Tribtmus aber sagt man nach tribus (z Bezirk), weil er die Soldaten anführt, die Romulus zuerst aus einer Iribus auswählte. Ordinarii heißen die, die im

Kampf die ersten Reihen (ordines) führen. (3) Augusraies nennt man die, die den

Ordinarien von Augustus beigegeben wurden. Ebenso sind die Flaw'aies‚ gleichsam als zweite Augusraies, vom vergöttlichten Vespasian den Legionen beigegeben

worden. Adienträger heißen die. die den Adler tragen; Bii‘derträger (imaginarii vei

78

Epitoma rei mililaris

femnt. (4) Optiones ab adoptando appellati, quod antecedcntibus acgritudinc prac—

peditis hi tamquam adoptati eorum atquc vicarii solent universa curare. (5) Signiferi. qui signa portant. quos nunc draconarios vocant. Tesserarii, qui tcsscram per

contubernia militum nuntiant; tcssera autem dicitur praeceptum ducis, quo vel ad aliquod Opus ve] ad bellum movetur exercitus. (6) Campigcni, hoc est antcsignani,

ideo sic nominati. quia eorum opera alquc virtutc cxcrcitui genius crcscit in campo.

Metatorcs, qui praecedentes locum cligunl caslris. (’I) Beneficiarii ab eo appellati, quod promoventur bcncficio trihunorum. Librarii ab eo, quod in libris rcfcrant ra— tiones ad militcs penincntcs. (8) Tubicines, comicines et bucinatorcs. qui tuba vcl

aere curvo vel bucina committerc proelium solem, Armaturae duplarcs, qui binas conscquuntur annonas. simplarcs, qui singulas. (9) Mensores, qui in castris ad

podismum demetiuntur Ioca, in quibus tentoria milites figam, vcl hospitia in civitatibus praestant. (10) Torquati duplares, torquati simplares. quibus torques aureus solidus virtutis praemium fuit; quem qui meruisset, praeter laudem interdum duplas consequebatur annonas. (ll) Duplares, sesquiplares: duplares duas. sesquiplares

unam semis consequebantur annonam. Candidati duplareg candidati simplares: hi

sunt milites principales, qui privilegiis muniuntur. (12) Reliqui munifices appellantur. qui munera facere coguntur.

VIII. Nomina eorum, qui antiquos ordincs ducebant

(l) Vetus tarnen consuetudo tenuit, ut ex primo principe Icgionis promoveretur cen— urio primi pili, qui non solum aquilae pracerat, verum etiam quatmor centurias, hoc

est CCCC milites. in prima acie gubcmabat. (2) Hic tamquam caput totius legionis

merita consequebatur et commoda. (3) Itcm pn'mus hastatus duas centun'as. id est

Buch II 7.3 - 8.3

79

imagim’feri) die, welche die Kaiserbildnisse tragen. (4) Die optiones sind vom

Hinzuwählen (adoptando) benannt, weil sie gleichsam als gewählte Stellvertreter,

wenn die Vorgesetzten wegen Krankheit verhindert sind, alles zu besorgen pflegen.

(5) Zeichenrräger (signrferü heißen die, welche die Feldzeichen tragen; heute nennt

man sie draconan'i (Drachenrräger). ParoIeIräger (resserari’i) heißen die, welche die Parole in den Gruppen der Soldaten verkünden; Parole aber heißt die Anordnung

des Führers, mit der das Heer entweder zu einer Arbeit oder zum Kampf bewegt wird. (6) Die campigeni (Feidrruppen), das heißt anresignant' (Vorkämm‘er vor den Feldzeichen), sind darum so benannt, weil aufgrund ihrer Hilfe und Tapferkeit die Kampfmoral im Felde anwächst. Abmesser (merarores) heißen die, die voraus-

ziehen und den Lagerplatz aussuchen. (i‘) Die Gefreiten (beneflciarii) sind danach

benannt, daß sie durch eine Vergünstigung der Tribunen befördert wurden: Buch— halter (It'brari'i') danach, daß sie die Berechnungen, die die Soldaten betreffen, in Bücher eintragen. (8) Trompeter, Horiiisren und Posaimisren heißen die, die mit

Trompete oder gebogenem Erzhorn oder auf der Posaune den Kampfheginn zu blasen pflegen. Doppelsai‘daren (armanirae dupfares) heißen die, die doppelte Ration, einfache (Simpiares) dagegen die, die normale Ration bekommen. (9) Vermesser (mensores) heißen die. die im Lager auf den Fuß genau die Plätze, auf denen die Soldaten ihre Zelte aufschlagen, zuteilen oder in den Städten die Quar— tiere zuweisen. (10) Es gibt Doppelkerrenrräger (torqaati duplares) und einfliche Kettenrräger (r. simpr’ares). denen nämlich eine Kette aus massivem Gold die Tapferkeits-Auszeichnung war; wer die erworben hatte, erhielt außer der Belo— bigung bisweilen auch doppelte Rationen.

(11} Doppefre (dnpi’ares) und An-

derrhar'bfache (sesquipfares): Die Doppeiren bekamen zweifache, die Anderthafb—

fachen eineinhalbfache Rationen; candr'dart' dupiares und caiididari striiplares: diese sind Offiziersanwärter (pricipaies), die durch bestimmte Privilegien ausgezeichnet sind. (12) Die übrigen nennt man Diensrsoldareit (mwitfires), weil sie den (nor-

malen) Dienst vem'chten müssen. 8. Titel derer, die die alten Ordnungen führten.

(1) Die alte Gewohnheit aber hielt es fest, daß der Cerirurio primt'pili' vom ersten

Prinzeps der Legion (in seine Stelle) befördert wurde; er wachte nicht nur über den Adler, sondern leitete in der ersten Schlachtreihe auch vier Zenturien. das heißt 400

Soldaten. (2) Dieser, gleichsam das Haupt der ganzen Legion, bekam Auszeich-

nungen und Vergünstigungen. (3) Ebenso führte der erste hastarus zwei Zenturi-

80

Epitoma rei militaris

CC homines, ducebal in acie secunda. quem nunc ducenarium vocant. (4)Prin—

ceps autem primae cohortis centuriam semis. hoc es: CL homines. gubemabat. Ad quem in legione prope omnia, quae ordinanda sunt, pertinent. (5) Item secundus

hastatus centuriarn semis, id est CL homines. regebat. Triarius prior centum homines gubernabat. (6) Sic decem centuriae cohorfis primae a quinque ordjnariis

regebantur. (1?) Quibus magnae utilitates e: magnus honor est a veteribus constitutus, ut ceteri milites ex Iota legione omni labore ac devotione contenderent ad tanta praemia pervenirc. (8) Erant etiam centuriones, qui singulas centurias cura-

bant; qui nunc centenarii nominantur. Erant decani, denis militibus praepositi, qui

nunc caput contubemii vocanmr. (9) Secunda cohors habebat centuriones quinque;

similiter tertia, quarta usquc ad decimam cohortem. In tota autem legione erant

cenrurioncs quinquaginta quinque.

IX. De officio praefecti legionis (1) Secl legali imperaloris ex consulibus ad exercitus mittebantur, quibus legiones et auxilia universa obtemperabant in ordinatione pacis vel necessitate bellorum. in quorum locum nunc illustres viros constat magistros militum substitutos, a quibus non tantum binae legiones, sed eliam plures numcri gubcmantur. (2} Proprius au-

tem iudex erat praefectus legionis habens comjtivae primj ordinis dignitatem, qui absente legato tamquam vicarius ipsius potestatem maximam retinebaL (3) Tribuni vel centuriones ceterique mihtes eius praecepta servabant. Vigiliarum sive profectionis tessera ab eodem petebatur. (4) Si miles crimen aliquod admisisset, auc-

toritate praefecti legionis a tribuno deputabatur ad poenam. {5) Arma omnium militurn. item equi, vestes, annona ad curam ipsius pertinebant. (6) Disciplinae vis et

severitas, exercitatio non solum peditum. sed etiam equitum legionariorum prac-

cepto eius cottidie curabatur. (7) Ipse autem iustus, diIigens, sobrius legionem sibi creditam assiduis operibus ad omnem devotioncm. ad omnem formabat industriam

sciens ad praefecti laudem subiectorum redundare virtutem.

Buch 118.3 - 9.?

81

en, das heißt 200 Mann in der zweiten Schlachtreihe; man nennt ihn jetzt Zweihan—

derrer (ducenarins). (4) Der Anführer aber der ersten Kohorte befehligte eineinhalb Zentun'en, das heißt 150 Mann; auf ihn kommt fast alles zu, was in der Legion zu

ordnen ist. (5) Desgleichen leitete der zweite hasmms eineinhalb Zenturien, also

150 Mann. Der erste Triarier ieitete 100 Mann. (6) So wurden die zehn Zenturien der ersten Kohorte von fünf ordt'nart'i (Anführern) geleitet) (7) Für sie wurden von

den Alten große Vorteile und große Ehre festgelegt, damit die übrigen Soldaten aus der ganzen Legion mit aller Anstrengung und Ergebenheit sich bemühen sollten, zu

solchen Auszeichnungen zu gelangen. (8) Es gab auch Zenturionen, die je eine

Zenturie befehligten; diese heißen jetzt Hmidertschaftsfiihrcr (CERIGHG‘FÜ). Es gab

Zehnerschtgti‘sflihrm' (darauf). die je zehn Mann führten und jetzt Grttppcnflihrer (capnt coutttbt'rim’i) heißen. (9) Die zweite Kohorte hatte fünf Zenturionen; ähnlich die dritte, die vierte bis zur zehnten. In der ganzen Legion aber gab es 55 Zentu— rionen.

9. Über die Pflicht des Legionspräfekten. (l) Aber Abgesandte (fegon’) des Kaisers aus dem Kreis der (ehemaligen) Konsuln

wurden zu den Heeren entsandt. denen die Legionen und alle Hilfstruppcn folgten bei den Anordnungen des Friedens oder im Zwang der Kriege; an deren Stelle sind

jetzt bekanntlich die Hervorragenden (riri ilhrstres) als "Heermeister" (magistri mi»

it'ttrm) eingesetzt worden, von denen mehr Einheiten als lediglich zwei Legionen. befehligt werden. (2) Der eigentliche (Disziplinar-)Vorgesetzte (inder) aber war der

Legionspräfekt, der den Rang eines comcs primt‘ ordim’s besaß; bei Abwesenheit

des Legaten hielt er gleichsam als sein Stellvertreter die höchste Macht in Händen.

(3) Die Tribunen und Zenturionen und die übrigen Soldaten befolgten seine Anweisungen. Die Parole der Wachtruppen oder die zum Abmarsch verlangte man von ihm. (4) Wenn ein Soldat irgendetwas verbrochen hatte, wurde er auf Veran-

lassung des Lagerpräfekten von einem Tribunen zur Bestrafung gebracht. (S) Die

Waffen aller Soldaten. ebenso Pferde, Bekleidung, Verpflegung gehörten zu sei-

nem Amtsbereich. (6) Die strenge Gewalt bei der Ausbildung und die Übung nicht

nur der Fußsoldaten, sondern auch der Legionsreiter wurden täglich auf seine An—

ordnung hin durchgeführt. (7) Er selber war gerecht, gewissenhaft und von sach—

licher Nüchternheit, und er formte die ihm anvertraute Legion durch ständiges Ar— beiten zu aller Ergebenheit, zu allem Fleiß, weil er wußte, daß die Tüchtigkeit der

Untergebenen auf den Ruhm des Präfekten zurückströmt.

32

Epimma rci militaris

X. De officio praefecti castrorum

(1) Erat ctiam castrorum pracfectus, licet inferior dignitate, occupatus tarnen non

mediocribus causis. ad quem caeorum positio, valli et fossae aestimatio pertine-

bat. (2) Tabcmacula vel casae militum cum impedimentis omnibus nutu ipsius curabantur. (3) Praeterea aegn' contubernales et medici, a quibus curabantur, expansae etiam ad eius industriam peninebant. (4) Vehicula. sagmarii necnon cliam fcrramenta. quibus materies secatur vcl cacditur quibusque aperiuntur fossae, (5) con—

texitur vallum, aquaeductus, itcm ligna vel stramina, arietes, onagri, ballistae ceteraque genera tormentorum ne deessent aliquando, procurabat. (6) Is post longam

probatamque militiam peritissimus omnium legebatur, ut rectc doceret alios, quod

ipse cum lande fecissel.

XI. XI. De officio praefccti fabrorum (1) Habet practcrca Icgio fabros, tignarios, structorcs, carpentarios. ferrarios pic-

tores reliquosque artifices ad hibernorum aedificia fabricanda, ad machinas, tun-es

ligneas ceteraque, quibus vel expugnantur advcrsariorum civitates vel defenduntur

propriae, pracparatos, (2) qui arma, qui vehicula ceteraque genera tonnentorum vel

nova faccrent vci quassata repaxarent. (3) Habebanl etiam fabricas scutarias, lorica-

das, arcuarias, in quibus sagittae, missibilia. cassides omniaque armorum genera formabantur. (4) Haec cnim erat cura praecipua, ut, quicquid cxcrcitui necessarium videbatur, numquam deesset in castris, (5) usquc eo. ut etiam cunicularios habe—

rent, qui ad morem Bessorum ducto sub terris cuniculo murisquc intra fundamenta

perfossis improvisi emergcrent ad urbcs hostium capicndas. Horum iudex propn'us

erat praefectus fabrorum.

XII. De officio tribuni militum

(1) Decem cohortes habere diximus legionem. Sed prima erat miliaria, in qua censu,

Buch II 10,1 - 12,1

83

10. Über die Pflicht des Lagerpräfekten. (l) Es gab auch einen Lagerpräfekten, wenngleich an Rang geringer, so doch keineswegs mit geringfügigen Dingen befaßt: auf ihn entfiel das Aufschlagen des

Lagers, die Inspektion von Wall und Graben. (2) Um die Zelte und Hütten der Soldaten samt allem Gepäck kümmerte man sich auf seine Anordnung hin. (3) Außerdem gehörten zu seinem Dienstbereich die kranken Kameraden und die Ärzte, von denen sie versorgt wurden, SOwie die Kosten für diese Bemühungen. (4) Fahrzeu-

ge, Packpferde sowie Eisengeräte, mit denen Holz gesägt und geschlagen wird, womit Gräben ausgehoben werden, (5) womit Wall und Wasserleitung angelegt

werden, ebenso das Bauholz und die Streu, die Widder (arretes), die Ese! (onagri),

die Geschütze und die übrigen Arten von Wurfmaschinen besorgte er, damit nie— mals etwas fehlte. (6) Er wurde nach langem und erprobtem Kriegsdienst als der allererfahrenste ausgewählt, um den anderen recht beizubringen, was er selbst mit Auszeichnung vollbracht hatte. ll. Über die Pflicht des Pionierpräfekten. (l) Außerdem hat die Legion auch Techniker, Zimmerleute, Maurer, Wagenbauer, Schmiede, Maler und andere Handwerker, die ausgebildet sind, um die festen Ge—

bäude der Winterlager und die Kriegsmaschinen, Schlachttünne aus Holz und alles übrige herzustellen, womit man Feindstädte erobert oder eigene verteidigt : (2) sie

können Waffen, Fahrzeuge und alle (anderen) Arten von Kriegsmaschinen neu her-

stellen oder beschädigte reparieren. (3) Sie hatten auch Werkstätten für Schilde, Panzer und Bogen, in denen Pfeile, Wurfgeschosse, Helme und (überhaupt) alle

Waffen—Arten verfertigt wurden. (4) Denn dies war die Hauptsorge, daß von allem,

was für ein Heer nötig erschien, im Feldlager niemals etwas fehlen sollte; (5) das

ging so weit, daß sie auch Stollengräber hatten, die nach der Art der (bergbautrei— benden) Bessen (in Thrakien) durch einen unterirdischen Gang und mit Durchbre—

chen der Mauern im Bereich der Fundamente unvermutet auftauchten, um die

Feindstädte in Besitz zu nehmen. Deren eigener Disziplinar—Vorgesetzter war der

Pionierpräfekt.

12. Über die Pflicht des Militärtibunen, (l) Wir sagten, daß die Legion zehn Kohorten hat; aber die erste war die miiiaria, in

die man die durch Vermögen, A'bkunft, Bildung, Gestalt und Tüchtigkeit ausge—

84

Epitoma rei mililmis

genere, litteris. forma, virtutc pollentes milites rninebamur. (2) Huic U'ibunus prac—

erat armerum scientia, virtute corporis, morum honcstate praccipuus. Reliquae co-

hortes prout principi placuissel, a tribunis ve} a praepositis regebantur. (3) Tama

autem scnrabatur exercendi militis cura. ut non solum tribuni vel praepositi conLubernales sibi crcditos sub oculis suis iuberem cottidie meditari. sed etiam ipsi

annorum arte perfecti ceteros ad imitationem propn’o hortarcntur exemplo. (4) Tri-

buni autem sollicitudo, tribuni laudalur industria. cum miles veste nitidus. armis

bene munitus ac fulgens, exercitii usu et disciplina emditus incedit.

XIII. De centuriis atque vexillis pedilum (l) Primum signum totius legionis est aquila, quam aquilifer portat, dracones eliam per singulas cohortes a draconariis feruntur ad proelium. (2) Sed antiqui, quia sciebant in acie commisso bello celeriter ordincs aciesque turbari atque confundi, nc hoc possct accidere. cohorles in cemurias diviserunl et singulis centul'iis singula vexilla constimerum ita, (3) ut, ex qua cohorte vcl quota esset cenluria, in i110 vexillo litteris esse: adscriptum, quod intuentcs vel legentes militcs in quantovis tumultu a contubernalibus suis aberrare non possem. (4) Centuriones insuper. qui nunc ccntenarii vocantur. nimium bellicosos lon'catos. (5) transversis cassidum cristis. quo facilius noscerentur. singulas iusscrunt gubemare cemurias, quatenus nullus error exsistcret, cum centeni mililcs scqucrentur non solum vcxillum suum,

sed etiam centurionem. qui signum habebat in galea. (6) Rursus ipsae ccnluriac in

contubernia divisae sum, ut dccem militibus sub uno papilionc degentibus unus

quasi praeesseet decanus„ qui caput contubemii nominatur. (7) Contubernium

autem manipulus vocabatur ab eo, quod coniunctis manibus pariter dimjcabant.

XIV. De turmis equitum legionariorum

(l) Quemadmodum inter pedites centuria vcl manipulus appellalur, ita inter equites

turma dicitur; et habet una turma equites XXXII. (2) Huic, qui pracest. decurio no-

Buch lI 12.1- 14.2

85

zeichneten Soldaten entsandte. (2) An ihrer Spitze stand ein Tribun‚ der sich durch

Waffenkunde, körperliche Tüchtigkeit und ehrenhaften Charakter hervortat. Die

übrigen Kohorten wurden je nach dem, wie es der Prinzeps für richtig hielt. von Tribunen oder von anderen Vorgesetzten geleitet. (3) So große Sorgfalt aber wurde für die Übung der Soldaten beobachtet, daß nicht nur die Tribünen oder Offiziere

die ihnen anvertrauten Kameraden täglich vor ihren Augen üben ließen, sondern

auch die im Waffenhandwerk Vollkommenen die übrigen durch ihr eigenes Vorbild zur Nachahmung anspornten. (4) Die sorgfältige und fleißige Tätigkeit des Tribunen aber lobt man, wenn der Soldat mit sauberer Kleidung. in Waffen wohlgerüstet und blitzend. ausgebildet durch Übungspraxis und Zucht auftritt.

13. Über die Zenturien und die Standarten der Infanterie. (l) Das erste Zeichen der Legion als ganzer ist der Adler, den der Adlertriiger trägt. Auch werden in den einzelnen Kohotten Drachen von den Drachentragern in den Kampf vorangetragen. (2) Aber weil nun die Alten wußten. daß nach Kampibeginn rasch die Schlachtformation und ihre Reihen sich verwirren und vermengen. haben sie. damit das nicht passieren könnte. die Kohorten in Zenturien eingeteilt und für die einzelnen Zenturien jeweils die Verwendung einer Standarte derart festgelegt. (3) daß auf dieser Standarte aufgeschrieben war. zu welcher Kohorte und zur wie— vielten Zenturie sie gehörte; so sollten die Soldaten bei noch so großem Getümmel.

wenn sie darauf hinsähen und es lesen würden. von ihren Kameraden nicht abirren

können. (4) Die Zenturionen obendrein. die man jetzt Zertieuuriw‘ nennt, — sehr kriegerisch und mit Riemenpanzer angetan - {5) ließ man, damit sie leichter kennt— lich wären, mit quergestellten Helmbüschcn diejeweiligen Zenturien führen. damit insofern kein Irrtum aufkommen könnte. wenn je 100 Soldaten nicht nur der

eigenen Standarte folgten. sondern auch dem Zenturio. der ein Zeichen am Helm

trug. (6} Wiederum die Zenturien selbst sind in Gruppen geteilt, so daß zehn unter

einem Zelt lebende Soldaten je ein Gnippenfiihrer befehligte. der Haupt der Gruppe

heißt. (7) Die Gruppe aber hieß Manitu)! (von mdnns : Hand}. da sie Hand in lIand zusammen kämpften.

14. Über die Schwadrone der Legionsreiter. (I) Wie man bei den Fußsoldaten von Zenturien oder Manipeln spricht. so heißt es

bei den Reitern Schwadron (mrma): und eine Schwadron hat 32 Reiter.

(2) Wer

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Epiloma rei milimris

minatur: ccntum cnim dccem pcditcs ab uno ccnturionc sub uno VCxillo gubcrnantur; similiter XXXII cquitcs ab uno decurionc sub uno vcxillo reguntur. (3} Prac— tcrca sicut ccnlurio eligcndus cst magnis viribus, proccra statura, qui hastas vel missibilia peritc iaculctur ct fortitcr, qui dimicaIc gladio ct scutum rotare doctissimc

novcrit. (4) qui omnem artcm didiccrit maturac. vigilans, sobrius, agilis, magis ad facienda, quac ci impcrantur, quam ad loqucndum paratus, (5) comubcmalcs

suos ad disciplinam retineat, ad arrnorum excrcitium cogat, ut benc vcstiti et caiciati sint, ut arma omnium defriccntur 21c splendcant, (6) similitcr cligcndus es: dccurio,

qui turmae cquitum pracponatur, impn'mis habiii corporc, ut loricatus et annis cir-

cumdatus omnibus cum summa admirationc cquum pessit asccndcrc, (7) cquitarc f0rtissimc, conto scicnter uti, sagittas dcctissimc mittcrc, turmalcs suos, id cst sub

cura sua cquitcs p05itos. crudirc ad omnia, quac cqucstris pugna deposcit, cosdcm cogcrc loricas suas vel catafractas, contos et cassidcs frequentcr tergere et curaIe. (8) Plurimum cnim terroris hostibus armorum splcndor importat. Quis crcdat

militem bellicosum. cuius djssimulationc situ ac robiginc arma focdantur? (9) Non

solum autcm equitcs, scd ctiam ipsos equos assicluo labore convenit eclomari, Itaquc ad dccurioncm et sanitatis ct cxcrcitationis tam hominum quam cquorum pcrtinct cura.

XV. Qucmadmodum Icgionum acics instruanlur

{1) Nunc, qualitcr instrucnda sit acics, si pugna immincat. declaIctur unius lcgionis exemplo, quod. si usus exegcrit, transfcrri possit ad plurcs. Equitcs lccantur in

comibus. Acies pcditum a prima cohortc incipit ordinari in comu dcxtro. (2) Huic cohors sccunda coniungitur. Tertia cohors in media acie collocatur. (3) Huic adncc—

titur quarta. Quinta vcro cohors sinistrum suscipit cornu. Scd antc signa et circa signa nccnon ctiam in prima acic dimicantcs principcs vccabantuIL hoc est ordjnarii

cctcriquc principales] 1. (4) Hacc erat gravis matura, quia habcbant cassidcs. cata-

1 Mit LANG glaube ich. daß dic cingcklammcnen Wörter zu lilgcn sind.

Buch [I 14,2 - 15,4

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hier an der Spitze steht, heißt decuri‘o; 110 Fußsoldaten werden ja von einem Zenturio unter einer Standarte befehligt; ähnlich werden 32 Reiter von einem De—

kurio unter einer Standarte geleitet. (3) Ferner, wie ein Zenturio ausgewählt werden muß, der große Kräfte und hohe Gestalt besitzt, der Lanzen und Wurfgeschosse geschickt und tüchtig werfen kann, der mit dem Schwert zu fechten, den Schild zu

wenden aufs beste versteht, (4) der die ganze Kunst der (schweren) Waffen be—

herrscht, der wachsam, von kühlem Kopf, tatkräftig ist, mehr dazu geneigt. Be— fehle auszuführen als zu diskutieren, (5) der seine Kameraden zur Disziplin anhält, sie zur Waffenübung zwingt, darauf achtet, daß sie wohlgekleidet und besehuht sind, daß die Waffen von allen geputzt sind und glänzen, (6) ebenso muß als

Dekurio derjenige ausgewählt werden, um die Reiterschwadron anzuführen, der

besonders körperlich leistungsfähig ist. so daß er gepanzert und mit allen Waffen

gerüstet zur höchsten Bewunderung sein Pferd zu besteigen vermag, (7) einen star— ken Galopp beherrscht, geschickt die Lanze zu gebrauchen, die Pfeile am trefflichsten zu schießen, seine Schwadrons-Glieder, das heißt die unter seine Fürsorge gestellten Reiter, zu allem, was der Reiterkampf erfordert, ausbilden kann und

dieselben dazu anzuhalten weiß, daß sie ihre Riemen- oder Schuppenpanzer, ihre Lanzen und Helme häufig putzen und instandhalten. (8) Denn sehr großes Entset— zen jagt den Feinden schon der Waffenglanz ein. Wer glaubt an einen kriegstüchtigen Soldaten, bei dem aus Nachlässigkeit die Waffen durch Schmutz und Rost entstellt sind? (9) Nicht allein aber die Reiter. sondern auch die Pferde selbst sollte man durch ständige Arbeit abrichten. Daher obliegt dem Dekurio die Sorge sowohl um das Wohlergehen wie um die Übung, sowohl der Männer wie der Pferde. 15. Wie die Legions—Schlachtreihen aufgestellt werden. (l) Wie die Schlachtreihe aufzustellen ist, wenn die Schlacht bevorsteht, soll nun— mehr am Beispiel einer einzigen Legion klargemacht werden; wenn es die Praxis erfordert, kann das wohl auf mehrere übertragen werden. Die Reiter stehen auf den

Flügeln. Die Schlachtreihe des Fußvolks beginnt mit der Aufstellung bei der ersten Kohorte auf dem rechten Flügel. (2) An sie schließt sich die zweite Kohorte an; die

dritte Kohorte wird im Zentrum der Schlachtreihe postiert. (3) An sie schließt sich die vierte; die fünfte Kohorte aber übernimmt den linken Flügel. Aber die vor den

Feldzeichen und um sie herum und besonders im ersten Treffen Kämpfenden heis-

sen principesL das heißt ordiuarii, und die übrigen principaies]. (4) Dies war die

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Epitoma rei militaris

fractas, oereas, seuta. gladios maiores. quos Spathas voeant, et alios minores, quos

semispathia nominant, plumbatas quinas positas in seutis, quas primo impetu

iaciunt, (5) itern bina missibilia, unum maius ferro triangulo uneiarum novern,

hastili pedurn quinque semis. quod pilum voeabant, nune spiculum dieitur. ad euius

ictutn exereebantur praecipue milites. quod arte et virtute direetum et seutatos pe-

dites et lorieataos equites saepe transverberat. aliud minus fen’o unciarum quinque, hastili pedum trium sentis. quod tune verieulum. nune verutum dieitur. (6) Prima

aeies principum, [seeunda hastatorumjl annis talibus docetur instructa. Post hos erant ferentarii et levis armatura. quos nune exculcatores et armaturas dieimus,

seutati, qui plumbatis, gladiis et missibilibus aeeineti sunt. sieut nune prope omnes milites videntur armati. (7) Erant item sagittarii cum eassidibus, catafraetis et gladiis„ sagittis et areubus, erant funditores, qui ad fundas vel fustibalos lapides iaeiebant, erant tragularii. qui ad manuballistas vel areuballistas dirigebant sagittas. (8) Secunda aeies simjliter armabatur, in qua consistentes milites hastati vocabanmr.

Sed in secunda aeie dextro eornu eohors sexta ponebatun eui iungebatur septima. (9) Octava cohors mediam aeiem Ienebat nona eomitante. Deeima cohors in secunda aeie sinistrum semper obtinet eornu.

XVIQuemadmodum triarii vel centuriones annentur

(l) Post omnes autem acies triarii cum seutis. catafraetis et galeis ocreati cum gladiis

semispathiis, plumbatis, binis missibilibus Ioeabantur. qui genu posito subside—

bant, ut, si primae aeies vineerentur, ab his quasi de integro reparata pugna posset

sperari vietoria. (2) Omnes antesignani vel signiferi, quamvis pedites, lorieas mi-

nores aeeipiebant et galeas ad terrorem hostium ursinis pellibus teetas (3) Centu-

riones vero habebant eatafraetas et seuta et galeas ferreas. sed transversis et argentatis eristis„ ut eelerius aguoseerentur a suis.

1 LANG hat die beiden Wörter seetutda hasrammm vermutlich deshalb ausgeklammert. weil von gesprochen wird: das verbietet zwar nicht zwingend die Anden hastan’ in ä 8 Secunda aet‘es nahme. daß Vegetius sie auch hier als ebenso bewaffnet erwähnt; doch vgl. die Erläuterungen 2.51.

Buch Il 15.4 - 16.3

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'Schwere Bewaffnung‘; denn sie hatten Helme und Schuppenpanzer und Beinschienen und Schilde und größere Schwerter, die man sparhae (Degen) nennt, und

andere kleinere, die man Halbdegen (semispathia) nennt. und je fünf an den Schilden befestigte Bleigeschosse, die sie im ersten Ansturm schleudern, (5) ebenso je

zwei Wurfspieße: eine größere Lanze mit dreieckiger Eisenspitze von 9 7.011 und ei— nem Schaft von 5 U2 Fuß, die sie pt'ittm (Lanze) nannten, die jetzt spicultmi (Speer) heißt, für dessen Stoß die Soldaten besonders geübt wurden, weil das spt'cnlnm, geschickt und kräftig gestoßen, die schildbewehrten Fußsoldaten und die

gepanzerten Reiter oft durchbohrt; und eine andere kleinere Lanze mit 5 Zoll Eisen und einem Schaft von 3 li’2 Fuß, die damals vericm‘nm (kleiner Spieß) hieß, jetzt

-

aber t-‘ertttttm (Jagdspieß). (6) Die erste Schlachtreihe der prt'ncipes [die zweite der anstatt] ist - so wird berichtet

mit solchen Waffen ausgerüstet. Hinter diesen

standen die ferenrarii (Hilfskämpfer) und die 'Leichte Bewaffnung, die wir jetzt

Piänkier (etcufcamras) und (Mächte) Wappiumg (armutttrae) nennen. sie waren als

Schildträger mit Bleigeschossen, mit Schwertern und mit Wurfgeschossen gerüstet. wie man jetzt fast alle Soldaten ausgerüstet sieht. (7) Es gab ebenso Pfeilschützen

mit Helmen und Panzern und Schwertern. Pfeilen und Bogen; es gab Schleuderer.

die mit Schleudern oder Schleuderstöcken Steine warfen, es gab Irugul‘u-

Schleuderer, die mit Hand- oder Bogen-Ballisten Pfeile verschossen. (8) Die zweite Schlachtreihe war ähnlich bewaffnet; in ihr standen die hasmri genannten Soldaten.

Aber in der zweiten Schlachtreihe stand auf dem rechten Flügel die sechste Kohorte, an die sich die siebente anschleß. (9) Die achte Kohorte hielt das Zentrum

der Reihe, gefolgt von der neunten: die zehnte Kohorte behauptet im zweiten

Treffen immer den linken Flügel. 16. Wie Triarier oder Zenturionen bewaffnet sind.

(l) Hinter ail diesen Linien standen die Triarier (Kämpfer des dritten Treffens) mit

Schilden. Panzern und Heimen, mit Beinschienen, mit Schwertern, Halbsäbeln.

Bleigeschossen und je zwei Wurflanzen; diese ließen sich kniend auf die Erde nieder, damit, wenn die ersten Treffen besiegt würden. von ihnen die Schlacht gleich>

sam neu wiederhergestellt und der Sieg erhofft werden könnte. (2) Alle Plänkier

oder Zeichenträger, wiewohl Fußsoldaten, bekamen kürzere Riemenpanzet' und

Helme, die zum Entsetzen der Feinde mit Bärenfellen bedeckt waren. (3) Die Zen—

turionen aber hatten Schuppenpanzer und Schilde und eiserne Heltne, jedoch mit

90

Epitoma rei militmis

XVII. Commissa pugna gravem armaturam Stare pro muro

(l) Illud autem sciendum est et modis omnibus retinendum: commisso bello prima

ac secunda acies stabat immota, triarii quoque residebant. Ferentarii autem,

annaturae, exculcatores, sagittarii, funditores, hoc est levis armatura, adversarios provocabant ante aciem praecedentes. (2) Si hostes fugare potueranL sequebantur; si eorum virtute aut multimdine premebantur. revertebantur ad suos et post eos sta—

bant. (3) Excipiebant autem proelium gravis armatura, quae tamquam murus. ut ila dicam, ferreus stabat et non solum missibilibus, sed etiam gladiis comminus

dimicabat. (4) Er si hostes fugassent, non sequebatur gravis armatura, ne aciem suam ordinationemque turbaret et ad dispersos recurrentes hostes incompositos opprimerent. sed levis armatura cum funditoribus, sagittariis et equitibus fugientes

sequebatur inimicos.

(5) Hac disposistione atque cautela sine periculo legio

vineebat aut superata servabatur ineolumis, quia legionis ius est facile: nec fugere nec sequi.

XVIII. Nomina militum et gradus in scutis eorum aversis scribenda (l) Sed ne miliies aliquando in tumultu proelii a suis contubernalibus aberrarent, diversis cohortibus diversa in scutis signa pingebant, ut ipsi nominant, digmata,

sicut etiam nune moris es: fieri. (2) Praeterea in averso scuto unius cuiusque militis litteris erat nomen adscriptum, addito et ex qua esset eohorte quave centuria.

(3) Ex his igitur apparet legionem bene institutam quasi munitissimam esse eivita—

tem, quae omnia proelio necessaria secum ubique portaret nec metueret repentinum

hostium superventum, quae etiam in mediis campis subito fossa se valloque muniret, quae omne genus militum, omne genus contineret armorum. (4) Si quis igitur

pugna publica superari barbaros cupit. ut divinitatis nutu, dispositione imperatoris

Zur S. gegenüber: t) Im Original liegt eine sagen construcrio ad sensum vor, die an und für sich ein formaler Verstoß ist; auf den Plur. excr'piebam foigt das Singular. Subj, gravis armatum. Statt des dl. Ausdrucks “die Schwerbewaffneten" steht eigentlich da ”die schwere Bewaffnung“.

Buch Il 16.3 - 18.4

91

quergestellten und silbernen Helmbüschen. um von ihren Leuten schneller erkannt zu werden.

l7. Nach Beginn der Schlacht stehen die Schwerbewaffneten wie eine Mauer.

(l) Folgendes aber muß man wissen und unbedingt festhalten: nach Kampfbeginn

stand das erste und das zweite Treffen unbeweglich fest, und auch die Triarier

ließen sich nieder. Die Wurfschützen aber, die '(Leichte) Wappnung', die Plänkler. die Pfeilschützen, die Schleuderer, das heißt die gesamte 'Leichte Wappnung'. reizten die Feinde, indem sie vor die Schlachtreihen hinaustraten. (2) Wenn schon

sie die Feinde verjagen konnten, folgten sie ihnen nach; wenn sie durch deren

Tapferkeit und Menge in Bedrängnis gerieten, kehrten sie zu den eigenen Leuten um und stellten sich hinter diese, (3) Dann aber nahmen “die Schwerbewaffneten

den Kampf auf. und sie standen, um es so auszudrücken, wie eine eiserne Mauer

und kämpften nicht nur mit Wurflanzen. sondern auch im Nahkampf mit Schwertern. (4) Wenn sie die Feinde in die Flucht geschlagen hatten. dann folgten die

Schwerbewaffneten nicht nach. um nicht ihre Reihe und Aufstellung zu verwirren und damit nicht die zurückeilenden Feinde sie vereinzelt und in Unordnung überwänden, sondern die Leichtbewaffneten mit Schleuderern, Pfeilschützen und Rei-

tern verfolgten die fliehenden Feinde. (5) Durch diese Anordnung und Vorsichtsmaßnahme siegte die Legion ungefährdet oder wurde. selbst wenn überwunden,

unbeschädigt erhalten, weil das Gesetz der Legion einfach ist: weder Flucht noch Verfolgung. 18. Namen und Rangstufen der Soldaten sind vorn auf ihre Schilde zu schreiben. (1) Damit aber die Soldaten niemals im Kampfgetümrnel von ihren Kameraden fort-

inten, malten sie auf die Schilde in den verschiedenen Kohorten verschiedene Zeichen, Digmara, wie sie selbst sie nennen, ganz wie auch heute noch üblich. (2) Zu-

dem war auf der Vorderseite des Schildes des jeweiligen Soldaten Name aufgeschrieben, mit zusätzlicher Angabe, aus welcher Kohorte oder Zentun'e er war.

(3) Hieraus wird also klar, daß eine wohlausgerüstete Legion gleichsam ein ganz

und gar gesichertes Gemeinwesen ist, das alles, was zum Kampf nötig ist. überall

mit sich trägt und keinen plötzlichen Überfall der Feinde fürchten muß. da es sich auch mitten im Felde urplötzlich durch Wall und Graben sichern kann und jede Art von Soldaten, jede Art auch von Waffen in sich schließt.

(4) Wenn man also

möchte, daß die Barbaren in der offenen Feldschlacht besiegt werden. so muß man

92

Epitoma rei militaris

invicti reparentur ex tironibus legiones, votis omnibus petat. (5) InLra brave autern

spatium temporis iuniores diligenter electi et exercilati cottidie non solum mane. sed etiam post meridiem omni armorum disciplina vcl am: bellandi veteres illos miiites,

qui orbem tcn'arum integrum subsgemnt, facile coaequabunt.

(6) Nec moveat,

quod olim est consuctudo mutala, quae viguit; secl huius felicitatis ac provisionis

cst Perennitas Tua, ut pro salute rei publicae et nova excogitet et antiq ua restituat. (7) Omne Opus difficile videtur, antequam temptes; ceterum si exercitati et prudentes viri dilectui praeponantur, celeriter manus bellis apta poterit adgregari et diligenter instirui. (8) Quidvis enim efficit sollenia, si compctentes non denegentur expensae.

XIX. Praeter corporis robur notarum vcl computandi artem in tironibus eligendam

(l) Sed quoniam in legionibus plures scholae sunt. quac litteratos milites quaerum, ab his. qui tironcs probant, in omnibus quidem staturac magnitudinem, corporis

robur, alacritatem animi convenit explorari, sed in quibusdam notarum peritia,

calculandi computandique usus eligitur. (2) Totius enim legionis ratio, sive Obse-

quiorum sive militarium munemm sive pecuniaa cottidie adscribitur actis maiore prope diligentia, quam res annonaria vel civilis polyptychis adnotatur. (3) Cottidia— nas etiam in pace vigiliag item excubitum sivc agrarias de omnibus ccnturiis et contubemiis vicissim mililes faciunt: LII ne quis contra iustitiam pracgravetur am alicui praesterur immunitas, nomina eorum, qui vices suas fecerum, brevibus inse— runlur.

(4) Quando quis commcalum acceperit vel quot dierum, adnotatur in

brcvibus. Tunc enim difficile commeatus dabalur nisi causis iustissimis adprobatis.

(S) Ncc aquibuS milites instituti deputabantur obsequiis nec privat-a eisdem negotia mandabamur, siquidem incongruum videretur imperaloris militam, qui veste et an-

Buch II 18.4 - 19.5

93

unter jeder Art von Gebeten darauf hinwirken, daß nach dem Willen Seiner Göttlichkeit, daß durch Anordnung des unbesieglichen Kaisers die Legionen aus den

Rekruten wiederhergestellt werden. (5) In kurzer Zeit nun wird die sorgfältig ausgewählte Jungmannschaft nach täglicher Übung nicht nur am Morgen, sondern auch nachmittags in jeder Waffenlehre oder Kriegskunst jenen alten Soldaten, die

den ganzen Erdkreis unterwarfen, mühelos gleichkommen. (o) Es soll nicht beunruhigen, daß schon vor langer Zeit die Gewohnheit, die einmal kraftvoll blühte. verändert ist; sondern Deine Ewigkeit ist von solchem Segen und solcher Umsicht,

dall sie für das Wohl des Staates ebenso Neues ersinnt wie Altes wiederherstellt. (7) Jedes Werk erscheint schwierig, bevor man es anpackt; wenn man aber ge-

schulte und umsichtige Männer die Musterungen leiten läßt, wird man rasch eine kriegstiichtige Schar zusammenbringen und sorgfältig ausbilden können. (H) Alles nämlich bringt Geschicklichkeit fertig, wenn man die erforderlichen Aufwendungen nicht scheut.

19. Bei den Rekruten muß man außer auf Kömerkraft auch auf die Fähigkeit zu schreiben oder zu rechnen achten.

(i) Aber da es in den Legionen mehrere Beschäftigungszweige gibt, die gcbildetcre Soldaten verlangen, ist tunlichst von denen, die die Rekruten prüfen. bei allen zwar

große Gestalt, Körperkraft und geistige Beweglichkeit zu erproben. aber bei etlichen wird auch Schriftkunde und Fähigkeit im Kalkulieren und Rechnen ausge-

sucht. (2) Denn die Rechnungsführung der ganzen Legion, ob Dienst— oder Mann-

schaftsverzeichnisse oder Geldabreclinungcn, wird täglich in Listen eingetragen. und zwar mit fast noch größerer Gewissenhaftigkeit. als die Getreidemenge oder

die Bürgerzahlen in den Kontrollakten verzeichnet werden. (3) Auch im Frieden

halten die Soldaten täglich Wache, ebenso Nachtwachen oder Feldposten aus allen

Zenturien und Zügen im Wechsel: damit dabei niemand mehr als billig belastet oder

freigestellt wird, werden die Namen derer. die ihre Pflichten schon erfüllt haben. in

kurzen Verzeichnissen festgehalten. (4‘; Wann oder wieviele Tage jemand Urlaub

bekommen hat, wird kurz verzeichnet. Damals gab es nämlich nur sehr schwer Ur—

laub, außer bei ganz rechtmäßigen. anerkannten Gründen. (5} Ausgebildete Solda-

ten ordnete man auch nicht einfach irgendwelchen Leuten zur Dienstptlicht ab noch

trug man ihnen private Tätigkeiten auf: denn es erschien doch ungehörig. dal5 ein

Soldat des Kaisers, der auf staatliche Kosten gekleidet und unterhalten wurde, frei-

94

Epiloma rei militaris

nona publica pascebarur, utilitatibus vacare privatis. (6) Ad obsequia [amen iudicum vel tribunorum necnon etiam principalium deputabantur milites, qui vocabantur ac-

censi, hoc est postea additi, quam fuisset legio completa, quos nunc supernume— rarios vocant; (7) Fascicularia {amem id est lignum, foenum, aquam, stramen,

etiam legitimi milites in castra portabant. Munifices enim ab eo appellantur, quod haec munera faciunl.

XX. Donativi partem dimidiam debent apud sigma milites sequestrare servandum ipsis

(l) Illud vero ab antiquis divinitus institutum est. ut ex donativo, quod milites con—

sequuntur, dimidia pars sequcstraretur apud signa et ibidem ipsis militibus serva— retur, ne per luxum aut inanium rerum comparationem ab ipsis contubernalibus posset absumi. (2) Plerique enim homines et praecipue pauperes tantum erogam, quamum habere potuerint. Sepositio autem ista pccuniae primum ipsis comubernalibus docctur accommoda; (3) nam cum publica sustententur annona, ex omnibus

donativis augetur eorum pro medietate castrense peculium. (4) Miles deinde, qui sumptus suos scit apud signa depositos, de desercndo nihil cogitat, magis diligit

signa, pro illis in acie fortius dimical, more humani ingenii, ut pro illis habeat maximam curam, in quibus suam videt positam esse substantiam. (5) Denique decem folles, hoc es: deccm sacci, per cohones singulas ponebantur, in quibus haec ratio

condebatur. (6) Addebatur etiam saccus undecimus, in quem Iota legio paniculam

aliquam confercbat‘ sepulturae scilicet causa, ut. si quis cx comubemalibus defe-

cisset, de illo undecimo sacco ad sepulturam ipsius promeretur expensa. (7) Haec ratio apud signiferos. ut nunc dicunt, in cophino servabatur. Et ideo signiferi non

solum fideles, sed etiam litterati homines eligebantur. qui et servare deposita et

scirent singulis reddere rationem.

Buch II 19,5 - 20.7

95

stehen sollte für private Vorteile. (6) Zum Dienst bei den (Disziplinar-)Vorgesetzten

oder Tribünen und durchaus auch anderen prr‘ncr‘par‘es wurden die Soldaten dele— giert, die man acceasr’ (Beigezählte, Reserven; = Ordennanzen) nannte. das heißt

solche, die der bereits vollzähligen Legion noch zugeschlagen wurden und die man

heute Überzähr‘t'ge (supemnmerarr’r) nennt. (7) Die Traglasten (fascicufaria) jedoch,

das heißt Holz und Heu und Wasser und Stroh, brachten auch die satzungsgemäs-

sen Soldaten ins Lager; denn daher heißen sie Diensrsor'daten (muntfices), weil sie

diese Dienste verrichten.

20. Die Hälfte eines Donativs müssen die Soldaten bei den Feldzeichen zur Aufbewahrung abgeben.

( l) Folgendes aber war von den Alten mit geradezu göttlicher Einsicht geregelt, daß

die Hälfte eines Donativs, das die Soldaten bekamen, bei den Feldzeichen aufge-

hoben wurde, damit es von den Kameraden nicht mit Luxus oder mit dem Erwerb

von eitlen Nichtigkeiten vergeudet werden könnte. (2) Die meisten Menschen nämlich, und zwar besonders die Armen. geben genau so viel aus. wie sie nur ha-

ben können. Dieses Beiseitelegen des Geldes nun erweist sich erstens für die Kameraden selbst als vorteilhaft; (3) denn da sie ja auf Staatskosten unterhalten werden, wächst aus allen Schenkungen jeweils zur Hälfte ihr Sparguthaben im Lager an. (4) Sodann denkt ein Soldat, der seinen Besitz bei den Feldzeichen hinterlegt weiß, nicht ans Desertieren, er setzt sich mehr für die Feldzeichen ein, er kämpft in

der Schlacht tapferer für sie, wie die Menschen nun einmal veranlagt sind, nämlich dafür am allermeisten Sorge zu tragen, worauf man die eigene Existenz gegründet

sieht. (5) Es gab sodann zehn Bartel, das heißt zehn Säcke, fürjede Kohorte einen,

in denen diese Beträge verwahrt wurden. (6) Ein elfter Sack kam noch hinzu, in

den die gesamte Legion einen gewissen Teilbetrag beisteuerte, und zwar zum

Zweck der Bestattung, damit, wenn von den Kameraden einer verschied, aus die-

sem elften Sack der Aufwand für seine Beerdigung genommen werde. (7) Diese

Rechnungsführung wurde bei den Zeichenträgern, wie man jetzt sagt, in der Geld-

truhe verwahrt. Darum auch wählte man als Zeichenträger nicht nur zuverlässige. sondern auch gebildete Männer aus. die sowohl das Anvertraute verwahren wie den

einzelnen Rechenschaft ablegen konnten.

96

Epiloma rei militaris

XXI. In legione ita fieri promotiones, ul per omnes eohortes Iranseam, qui promoventur

(1) Non tantum humane c0nsilio, sed etiam divinitatis instinctu legiones a Romanis

arbitror constitutas. In quibus decem cohortes ita sunt ordinatae, ut omnium unum corpus, una videatur esse coniunctio.

(2) Nam quasi in orbem quendam per

diversas cohortes et diversas scholas milites promoventur ita, ut ex prima eoherte

ad gradum quempiam promotus vadat ad decimam cohortem et rursus ab ea ere-

Scentibus stipendiis cum maiore gradu per alias recurral ad primam. (3) Ideo primi pili centurio. postquam in orbem omnes cohortes per diversas adminieaverit schoIas, in prima cohorte ad hanc pervenir palmam, in qua ex omni legione infinita commoda eonsequatur, sicut primiscrinius in officio praefectorum praetorio ad h0— nestum quaestuosumque rnililiae pervenit finem. (4) Ita Iegionarii equites cohortes suas contubernii affectione veneranrur, cum naturaliler equites a pediribus soleam diserepare. (5) Per hanc ergo contextionem in legionibus et omnium cohortiurn et equitum peditumque servatur una eoncordia.

XXH. Quid inter tubieines et eomicines er classicum intersit

(1) Habet praeterea legio tubicines, c0rnicines, bucinatores. Tubieen ad beIlum v0—

cal milites et rursum receptui canil. Comicines quotiens eanunt, non militeS‚ sed

sigma ad eorum obtemperant nutum. (2) Ergo quotiens ad aliquod Opus exituri sunl

soli milites, tubieines eanunt, quotiens movenda sum signa, eornicines canunt;

quotiens autem pugnatur, er rubicines et cornicines pariter canunt. (3) Classicum

item appellatur, quod bucinatores per cornu dicunt. Hoe insigne videtur imperii,

quia classicum canitur imperatore praesente vei cum in militem eapitaliter anim—

advertitur, quia hoc ex imperatoris legibus fieri necesse est. {4) Sive ergo ad vigili—

a5 vel ad agrarias faciendas sive ad Opus aliquod vel ad deeursionem campi exeum

milites, tubicine vocame operantur et rursus Iubicine admonente cessant. Cum au—

Buch Il 21,1 - 22A

97

21. In der Legion müssen Beförderungen so vonstatten gehen. daß die Beförderten alle Kohorten durchlaufen.

(l) Aber nicht nur nach menschlichem Ratschluß, sondern gar nach göttlichem Antrieb sind. glaube ich, die Legionen von den Römern eingerichtet worden. In ihnen sind die zehn Kohorten so geordnet. daß von allen ein einziger Körper, eine einzige Verbindung besteht. (2) Denn wie in einem Kreislauf durch die verschiedenen Ko—

horten und Dienstzweige hindurch werden die Soldaten befördert, so daß ein aus der ersten Kohorte zu bestimmter Ran gstufe Beförderter zur zehnten Kohorte ver-

setzt wird und wiederum von dort mit dem Anwachsen der Dienstjahre unter höherer Einstufung durch die übrigen Kohorten bis zur ersten zurückkehrt. (3) Darum

gelangt der Zentun'o des ersten Haufens, nachdem er im Kreis herum alle Kohorten

in den verschiedenen Dienstzweigen verwaltet hat, in der ersten Kohorte zu dieser

seiner Ehrenstellung, in der er vonseiten der gesamten Legion unbegrenzte Vorteile

empfängt, so wie sich der Amtsleiter im Amt der Prätorianer-Präfekten bis zur

höchsten Stufe von Ehre und Einkommen durchsetzt. (4) So auch respektieren die Legionsreiter ihre Kohorten wie liebe Kameraden, während normalerweise Reiter und Fußsoldaten ihrem Wesen uneins sind. (5) Durch diese Verbindung in den jeweiligen Legionen also wurde sowohl zwischen allen Kohorten als auch zwischen

Reitern und Fußkämpfern eine einzige einmütige Einheit gebildet. 22. Was für ein Unterschied besteht zwischen den Signalen des Trompeters, Hornisten und Posaunisten. (I) Außerdem aber hat eine Legion Trompeter. Hornisten und Posaunisten. Der Trompeter ruft die Soldaten zum Kampf und bläst wiederum zum Rückzug. Sooft

die Homisten blasen. folgen ihrem Signal nicht die Soldaten, sondem die Feldzei— chen. (2) Wenn also die Soldaten zu irgendeiner Arbeit allein ausrücken sollen,

blasen die Trompeten, wenn die Feldzeichen bewegt werden sollen, blasen die

Homisten; zum Kampf aber blasen immer sowohl die Trompeter wie die Horni-

sten. (3) Ebenso nennt man Signal (classicum, eigentlich: Trompetensignal). was die Posaunisten mit ihren Hörnern ertönen lassen. Dies erscheint als ein Zeichen

der Oberherrschaft, weil dieses Signal in Gegenwart des lmperators geblasen wird oder bei der Hinrichtung eines Soldaten, weil ja diese nach der Rechtssatzung des Oberbefehlshabers geschehen muß. (4) Ob also die Soldaten zur Wache oder zu

Feldposten oder zu einer anderen Aufgabe oder zum Auslauf auf den Übungsplatz ausrücken. so tun sie das auf den Ruf der Trompete hin. und sie kehren wiederum

auf das Kommando der Trompete zurück. Wenn aber die Feldzeichen bewegt oder

98

Epiloma rei miiLaris

tcm movcntur signa aut iam mota figcnda sunt, comicines canunt. (5) Quod idco in

omnibus exercitiis et proccssionibus custoditur. ut in ipsa pugna facilius obtem—

perent militcs, sivc eos pugnare sive staIe sive sequi vel rcdire praecepcrint duces.

(6) siquidcm ratio manifesta sit sempcr in otio debere fieri, quod necessario faci-

cndum videtur in proelio.

XXIII. De exercitatione militum (I) Legionis ordinatione digesta ad excrcitium revenimur. undc, sicut iam dictum

est, excrcitus nomen accepit. Iuniores quidem et novi milites mane ac post meridi— cm ad omne genus excrcebantur armorum. (2) Veteres autem et cmditi sine inter—

missione semel in die exercebantur annis. Ncque enim longitudo aetatis aut anno— rum numerus artem bellicam tradit, sed post quanta volueris stipendia inexercitams miles semper est tiro. (3) Armaturam, quac festis diebus cxhibetur in circa, non tantum armaturae, qui sub campidoctorc sunt‘ sed omnes aequaliter contubemales cottidiana meditatione discebant.

(4) Nam et velocitas usu ipso adquiritur corporis

et scicntia feriendi hostem seque protegendi, pracscrtim si gladiis comminus dimi— cetur; illud vero maius est. quod servare ordines discunt et vexillum suum in tantis

pcrmixtionibus in ipsa prolusione comitantur nec inter doctos aliquis enor cxsistit, cum multitudinis sit tanta confusio. (5) Ad palum quoque vel sudibus exerceri per—

commodum est. cum latera vel pedes aut caput petere punctim cacsimque con—

discant. Saltus quoque et iclus facere pariter adsuescam, insurgcre tripudiantes in

clipeum rursusque subsidere, nunc gestiendo provolare Cum saltu. nunc cedentes

in {erga resilire.

(6) Missibilibus ctiam palos ipsos procul ferire meditentur, ut et

ars dirigendi et dextcrac virtus possit adcrescere. (7) Sagittarii vero vel funditores scopas, hoc est fruticum vel straminum fasces, pro signo penebant ita, ut sexcentis

pedibus removerentur a signo, ut sagittis vel Gerte lapidibus ex fustibalo destinatis

Buch II 22.4 - 23,7

99

aus der Bewegung aufgepflanzt werden sollen, so blasen die Hornisten. (5) Dies

wird darum in allen Übungen und bei jedem Ausrücken achtsam durchgeführt, da— mit die Soldaten im Kampf selbst leichter Folge leisten können. ob die Führer zum

Kampf oder zum Halt oder zum Folgen oder zur Rückkehr Befehl geben; (6) denn

der Grund ist offenbar. daß stets unter ruhigen Verhälmissen das geschehen sollte. was notwendigerweise in der Kampfeshitze klappen muß.

23. Über das militärische Exerzieren, (l) Nachdem wir die Legionsordnung durchgegangen sind, kehren wir zu den

Übungen zurück, woher, wie schon (II l) gesagt. das Heer seinen Namen hat. Die

Jungmannschaft und die neuen Soldaten wurden vor— und nachmittags in jeder Art

von Waffen geübt. (2) Ausnahmslos aber die Alten und die Ausgebildeten übten

sich einmal am Tag an den Waffen. Denn nicht ein hohes Lebensalter oder die Zahl

der Dienstjahre vermittelt die Kriegskunst, sondern ein ungeübter Soldat ist selbst nach beliebig langer Dienstzeit immer noch ein ‘Rekrut'. (3) Die Waffentechnik

(armamra), wie sie an Feiertagen im Zirkus geboten wird, lernten nicht nur die Schwerbewaffneten (armarurae). die dem Exerziermeister (eampt’dor‘tor') unter-

stehen. sondern in gleicher Weise alle Kameraden in täglicher Übung. (4) Denn sowohl körperliche Behendigkeit wird eben durch Übung erworben als auch die Fertigkeit, den Feind zu treffen, sich selbst aber zu schützen, zumal wenn im Nah—

kampf mit Schwertern gefochten wird; jenes aber ist noch wichtiger, daß sie lernen, ihre Reihen einzuhalten, und daß sie ihrer Standarte bei den Vorkämpfen noch

im größten Durcheinander folgen und daß bei den Geschulten kein Irrtum passiert.

wenn unter der (ungeschulten) Menge eine große Verwirrung aufkommt. (5) Auch

am Pfahl oder an Palisaden sich zu üben, ist sehr vorteilhaft, wenn man es lernt.

Flanken oder Beine oder den Kopf mit Stich oder Hieb anzugreifen. Auch sollen sie sich gewöhnen, Ansprung und Stoß zugleich auszuführen, sich im Kampfsprung gegen den Schild zu erheben und wieder niederzuducken‚jetzt aufschreiend

im Sprung vorzustürmen, jetzt nachgebcnd nach hinten wegzuspringen. (6) Auch üben sie. eben die Pfähle von ferne mit Wurfgeschossen zu treffen. damit ihnen sowohl Fertigkeit im Zielen wie auch Kraft der Hand zuwa’chst. (7) Die Pfeil—

schützen aber oder Schleuderer stellen Reisig, das heißt Buschwerk oder Stroh—

bündel als Zeichen auf und entfernen sich dann etwa 600 Fuß davon, um mit Pfei-

len oder auch mit gezielt geschossenen Steinen aus dem Schleuderstock das Zei—

100

Epitoma rei mililaris

signum saepius tangerent. (8) Propterea sinc trepidatione in acie faciebant. quod ludentes in campo fecerant semper. (9) Adsuescendum est etiam, ut semel tantum funda circa caput rotetur, cum ex ea emittitur saxum. Sed et manu 501a omnes

milites meditabantur libralia saxa iactare, qui usus paratior creditur, quia non desiderat fundam. (10) Missibilia quoque vel plumbatas iugi perpetuoquc exerciiio diri— gere cogebantur usque adeo, ut tempore hiemis de tegulis vcl scindulis, quae si

decssent, certe de cannis‚ ulva vel culmo et porticus tegerentur ad equites et quae— dam velut basilicae ad pedites, in quibus tempcstatc vel ventis aöre turbato sub tecto

armis erudiebatur exercitus. (11) Ceteris autem ctiam hibernis dicbus, si nives tantum pluviacque cessarem, exerceri cogebantur in campo. ne intermissa consuetudo et animos militum debililaret et corpora. (l2) Silvam caedere. portare onera, transsilire fossas, natarc in mari sive fluminibus, gradu pleno ambulare vel currere eLiam

armatos cum sarcinis suis frequentissimc convenit. ut cottidiani Iaboris usus in pa— ce difficilis non videatur in belle. (13) Sivc ergo legio sive auxilia fuen'nt. exerceantur assidue. Nam quemadmodum bene exercitatus milcs proelium cupit, ita for— midat indoctus.

{14) Postremo scicndum est in pugna usum amplius prodesse

quam vires; nam si doctrina cesset annorum. nihil paganus distat a milite.

XXIV. Exempla adhortationum exercitii militaris de aIiis artibus tracta (l) Athleta. venator, auriga propter exiguum mercedem vel certe plebis favorem cottidjana meditatione artes suas aut servare au: augere consuevit; (2) militem, cuius

est manibus scrvanda res pubiica, studiesius oponct scientiam dimjcandi usumque

rei bellicae iugibus exercitiis custodirc, cui contingit non tantum gloriosa vicloria,

sed etiam amplior pracda, quem ad opcs ac dignitates ordo militiac et imperaloris iudicium consuevit cvehcre. (3) Artifices scacnici ab cxcrcitiis non recedunt pro

laude vulgi; miles sacramcnto lectus ab cxcrcitio armorum vcl novellus vel iam ve—

tu stus cessarc non debet. cui pugnandum cst pro salutc propria et libcnatc communi

Buch1123.7 - 24,3

IÜ]

chen immer wieder zu treffen. (8) Daher vollbrachten sie im Kampf ohne Auf— regung, was sie im Spiel auf dem Übungsplatz immer schon getan hatten. (9) Man

hat sich auch daran zu gewöhnen, daß die Schleuder nur einmal um den Kopf her— umgefiihrt wird, wenn man den Stein aus ihr abschießt. Aber auch pfundsschwere Steine mit der bloßen Hand zu werfen, übten alle Soldaten, eine Praxis, die man für einfacher praktikabel hält, weil sie keine Schleuder verlangt. (10) Auch Wurf-

geschosse oder Bleigeschosse in beständiger und dauerhafter Übung zu zielen.

wurden sie so sehr angehalten, daß sie im Winter mit Ziegeln oder Schindeln und,

wenn es die nicht gab. wenigstens mit Rohr oder Schilf oder Stroh für die Reiter Bahnen überdachten und ähnlich eine A11 Hallen für die Fußsoldaten. in denen das

Heer, wenn draußen Sturm oder Winde tobten, unter Dach in Waffen geübt wurde.

(lt) An den sonstigen Wintertagen aber, wenn nur kein Schnee oder Regen fiel. wurden sie zum Üben auf dem Feld gezwungen. damit die Gewöhnung nicht un— terbrochen werde und der Mut und die Körperkräfte der Soldaten nicht ermatteten. (12) Holz zu fällen, Lasten zu tragen, Gräben zu überspringen. im Meer oder in Flüssen zu schwimmen, im Eilschritt zu marschieren oder auch unter Waffen und

mit vollem Gepäck zu laufen. ist sehr häufig angebracht. so daß die Praxis täglicher Anstrengung in Friedenszeiten dann im Krieg nicht so schwierig erscheint. (13) Ob

also Legion oder Hilfstruppen. sie sollen ständig geübt werden. Denn wie ein wohlgeübter Soldat den Kampf verlangt, so schreckt ein ungeübter davor zurück. (14) Schließlich muß man wissen, daß in der Schlacht die Erfahrung mehr nützt als Kräfte; denn wenn die Waffenkunde fehlt, dann unterscheidet sich ein Laie (pugw uns) nicht mehr vom Soldaten. 24. Ansporn zu militärischen Übungen. nach Beispielen anderer Berufe.

(1) Ein Artist. ein Jäger, eine Wagenlenker erhält und vergrößert gewöhnlich wegen eines geringen Lohns oder doch nur wegen der Gunst des Publikums in täglicher

Übung seine Fertigkeit; (2) ein Soldat, von dessen Händen die Staatserhaltung

abhängt, muß noch eifriger die Kampferfahrung und die Praxis des Militärwesens

in ständigen Übungen bewahren. wird ihm doch nicht nur ein ruhnivoller Sieg.

sondern auch reichere Beute zuteil und befördert ihn doch gewöhnlich die Militär—

ordnung und die Entscheidung des Feldherrn zu Reichtum und Würden. (3) Die Bühnenkünstler lassen wegen des Lohs der Menge nicht von den Übungen ab; der Soldat, durch Diensteid erwählt. darf in der Waffenübung als Neuling oder als

Altgedienter nicht ermatten, da er zu kämpfen hat für das eigene Heil und die all—

102

Epitoma rei militaris

(4) praesertim, cum antiqua sit prudensque sentemia omnes artes in meditatione consistere.

XXV. Enumeratio ferramentorum vel machinarum legionis (1) Legio autem non tantum militum numero, sed etiam genera ferramentorum vin-

cere consuevit. Primum omnium ineuitur iaculis, quae nullae Imricae, nulla possunt scuta sufferre. (2) Nam per singulas centurias singulas earroballistas habere

consuevit, quibus muli ad trahendum et singula contubernia ad armandum vel dirigendum, hoe est undecim homines. deputantur. (3) Nam hae, quanlo maiores

fuerint. tanto longius ae fortius Iela iaculanlur. Non solum autem castra defendunt,

verum etiam in campo post aciem gravis armaturae ponuntur; ame quarum imperum

nec equites loricati nec pedites scutati possunt hostium Stare. (4) In una autem

legione quinquaginta quinque carroballistae esse solent. Item decem onagri, hoc est

singuli per singulas eohones, in carpentis bubus portantur armati, ut, si forte hos-

{es ad oppugnandum venerint vallum, sagittis et saxis possint castra defendi. (5) Scaphas quoque de singulis trabibus excavatas cum Iongissimis funibus et in— terdum etiam ferreis eatenis secum Iegio portat, quatenus contextis isdem, sicut

dieunt. m0noxylis, superieelis etiam tabulatis flumina sine pontibus. quae vadari nequeunt. tam a peditibus quam ab equitatu sine periculo transeantur. (6) Habe: ferreos harpagonas, quos lupos voeant, et falees ferreas confixas longissimis contis, item ad fossarum opera facienda bidentes, ligones, palas, lrutra, alveos,

cophinos. quibus terra portelur. Habet quoque d01abras, secures. ascias, serras.

quibus materies ac pah' dedolantur atque serrantur. (7) Habel praeterea anifices cum

omnibus ferramentis. qui ad expugnandas hostium eivitates testudines, musculos,

arietes, vineas, ut appellant, Iurres etiam ambulatorias faciunt.

(8) Verum ne singula enumerando plura djcantur: universa. quae in quocumque belli genere necessaria esse ereduntur, secum Iegio debet ubique portare, ut. in quovis loco fixerit eastra, armatam faciat eivitatem.

l Die Überlieferung schwankt zwischen mma (das ÖNNERFORS aufnimmt) und rurra {das ich mit LnNG und anderen für besser halle).

Buch II 24.3 - 25.8

103

gemeine Freiheit. (4) zumal es eine alte und vernünftige Ansicht ist, daß alle Fertig—

keiten auf Übung beruhen. 25. Aufzählung der Werkzeuge und Maschinen einer Legion.

(l) Die Legion aber siegte gewöhnlich nicht nur durch die Zahl der Soldaten, son-

dern auch durch die Art ihrer Werkzeuge. Zuerst von allem ist sie ausgerüstet mit Geschoß—Speeren, denen weder Panzer noch Schilde standhalten können. (2) Denn

in allen einzelnen Zenturien hatte sie gewöhnlich ein Wagengeschütz, für das Maul—

tiere zum Ziehen und je eine Gruppe, das heißt elf Mann, als Besatzung zum Zielen abgestellt werden. (3) Je größer diese Geschütze waren, desto weiter und durchschlagskräftiger schossen sie. Sie verteidigen aber nicht nur das Lager, sondern werden auch im Feld hinter der Schlachtreihe der Schwerbewaffneten eingesetzt. Vor deren Angriff können weder gepanzerte Reiter noch schildbcwehrte Fußtrup— pen der Feinde bestehen. (4) In einer Legion gibt es aber gewöhnlich 55 Wagengeschütze; ebenso werden zehn Esel (onagri). das heißt je einer pro Kohorte. ge— rüstet auf Lastwagen durch Ochsen gezogen, damit, wenn die Feinde einmal zum Kampf gegen den Wall anrücken, das Lager mit Pfeilen und Steinen verteidigt werden kann. (5) Auch Nacken, aus je einem Baumstamm ausgehählt, mit sehr langen Tauen oder bisweilen auch eisernen Ketten führt die Legion mit sich, damit brückenlose Flüsse. welche man nicht durchwaten kann. durch Zusammenfügen dieser sogenannten Einbänme (monmyla) und durch das Darüberlegen von Bohlen

gefahrlos ebenso vom Fußvolk wie von der Reiterei überschritten werden können. (6) Sie hat eiserne Enterstangen (harpagones), die man Wölfe nennt, und eiserne Sicheln, die an sehr langen Stangen befestigt sind, desgleichen zum Ausheben der

Gräben Hacken und Spitzhacken. Spaten, Schaufeln. Tröge und Körbe. in denen man Erde tragen kann. Sie hat auch Brechäxte, Beile und Schlichtheile sowie Sä-

gen, mit denen man Holz und Pfähle behauen und zersagen kann. {7) Ferner hat sie Handwerker mit allen Geräten; diese stellen für die Belagerung von feindlichen

Städten Schildkröten (resmdines, Schutzhütten), Breschhütten (mitscuii), Widder (arierw), Wet'm'auben (Schirmdächer. virteae). wie man sie nennt. und Wandel—

rütme’ (turres ambtn‘amriae = fahrbare Türme) her.

(8) Um nun aber nicht durch Aufzählung von allem einzelnen zu weitschweifig zu

werden: alles, was man in beliebiger Art von Krieg für nötig hält. muß die mgion

überall bei sich haben, um, an welchem Ort auch immer das Lager aufgeschlagen

wird, eine bewaffnete Stadt zu bilden.

Li

r III

Incipium capitula ljbri tertij: Qui modus esse debeat exercitus. Quemadmodum sanitas gubemetur exercitus.

I II. III. IV. V. VI. VII. VIH. IX. X.

XI. XII. XIII. XIV. XV.

Quanta cura providenda sint atque servanda pabula vei frumenta.

Quemadmodum oporteat providere, ne seditionem milites faciant.

Signorum militan'um quanta sint genera.

Quanta sit servanda cautela. cum vicinis hostibus movetur exercitus.

Quemadmodum flumina, quae maiora sunt, transeantur.

Quemadmodum castra debeant ordinan'. Quae et quama consideranda sinl. ut intellegatur, utmm superventibus et insidiis an publieo debeat Matte confligi. Quid oporteat fieri. si quis desuetum a pugna exercitum habeat vel tiro-

nem.

Quae ipso die procuranda sint, quo publica eommitütur pugna.

Investigandum, quid sentiant miljtes pugnaturi. Quemadmodum idoneus loeus eligatur ad pugnam.

Quemadmodum acies debeat 0rdinari. ut in cenfljctu reddatur invicta. Ratio podismi, quantum spatium in acie inter singulos homines in longum vel inter singulos ordines in Iatum debeat custodiri. De equitibus ordinandis.

XVI. XVII.

De subsidiis, quae post aciem conlocantur.

XXI. XXII.

Viam abscedendi hostibus dandam. ut deleantur facilius fugientes. Quemadmodum ab hostibus recedatur, si consilium displicet pugnae.

XVIII. In quo 1060 primus dux Stare debeat, in quo seeundus, in quo tertius. Quibus remedijs virtuti vel dolis hostium resistatur in acie. XX. Quot generibus pugna publica committatur et quomodo, etiam qui inferior

XXIII. XXIV. XXV. XXVI.

numero et viribus est, valeat obtinere.

De camelis et eatafractis“ equitibus.

Quomodo quadrigis falcatis vei elephantis in acie pessit obsisti. Quid fieri dcbeat, si vel pars fugerit vel totus exercitus. ReguIae belIorum generales.

Libri III. prologus

(1) Athenienses et Lacedaemonios ante Macedonas remm potitos pri sei loquuntur

annales. Verum apud Athenienses non solum rei bellicae, sed etiam diversarum anium viguit industn'a, Lacedaemoniis autem praecipua fuit cura bellorurn. (2) Primj denique experimenta pugnarum de eventibus colh'gentes anem proeiiorum scrip—

*3 Mit (fast) allen Handschriften (außer F) und LANG, gegen ÖNNERFORS (und F) schreibe ich in

der Überschrift ebenso —r— (swu —ph—) wie im Text. wo dies auch ONNERFORS tut.

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Welche Größe ein Heer haben muß. Wie das Heer gesund erhalten wird.

Mit welcher Vorsorge Futter oder Verpflegung zu beschaffen und zu lagern

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Ist.

Wie man dafür sorgt, daß die Soldaten nicht aufrührerisch werden. Wieviele Arten militärischer Zeichen es gibt.

Welche Vorsicht walten muß. wenn sich das Heer feindnah bewegt. Wie man größere Flüsse überschreitet.

Wie das Lager angelegt werden muß. __ Was und wieviel für die Entscheidung zu bedenken ist. ob man mit Überfäl— len und Hinterhalt oder in offenem Kampf streiten muß. Was geschehen muß, wenn man ein kampfentwöhntes oder ein Rekrutenheer hat.

Was an eben dem Tag zu erledigen ist, an dem eine offene Feldschacht ge—

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u—Il—H—I

schlagen wird.

Man muß herausfinden, was die Soldaten vor dem Kampf denken. Wie ein geeigneter Platz für die Schlacht ausgewählt wird.

Wie die Schlachtreihe aufgestellt werden muß, damit sie im Kampf unbesieg-

‚.4 S"

lich wird.

Berechnung nach Fuß, wieviel Raum in der Schlachtreihe zwischen den ein-

zelnen Leuten nach der Seite oder zwischen den Reihen in der Tiefe einzu-

16. 1?. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24.

25. 26.

halten ist. Uber die Aufstellung der Reiter.

Uber die Reserven, die hinter der Schlachtreihe postiert werden. An welchem Platz der erste Führer stehen muß, an welchem der zweite, an

welchem der dritte.

Mit welchen Mitteln man der feindlichen Tapferkeit oder List in der Schlacht

widersteht.

Auf wieviele Arten eine offene Feldschlacht eröffnet wird und wie sich auch

behaupten kann. wer an Zahl und Kräften schwächer ist.

Man muß den Feinden einen Weg zum Abzug bieten, damit die Fliehenden umso ieichter vernichtet werden.

Wie man sich vom Feind löst, wenn der Schlachtplan nicht zusagt.

Uber die Kamele und gepanzerten Reiter. Wie man den Sichelwagen oder Elefanten in der Schlacht widerstehen kann. Was geschehen muß, wenn das Heer zum Teil oder ganz geflohen ist. Allgemeine Kriegsregeln. Vorrede zum dritten Buch

(1) Daß die Athener und Spartaner vor den Makedonen mächtig waren, berichten

die alten Annalen. Doch bei den Athenem stand nicht nur der Kriegsgeist in Blüte. sondern auch das Bemühen um verschiedene Künste, den Spartanern aber waren

die Kriege das Hauptanliegen. (2) Man versichert also, dal3 sie als erste die Kriegs—

106

Epitoma rei militaris

sisse firmantur usque eo, ut rem militarem, quae virtute sela vel certe felieitate ere—

djtur contineri, ad diseiplinam peritiaeque studia revoearerit ac magistros armerum,

quos tacticos appellaverunt. iuventutem suam usum varietatemque pugnandi prae-

eeperint edecere. (3) 0 vires summa admiratione laudandes, qui eam praecipue artem ediseere voluerunt, sine qua aliae artes esse non possunt! Homm sequentes

instituta Romani Martii operis praeeepta et usu retinuerunt et litteris prodiderunt.

(4) Quae per diverses aueteres librosque dispersa, Imperator Inviete. mediocritatem

meam adbreviare iussisti, ne vel fastidium naseeretur ex plurimis vel plenitude fidei deesset in parvis. (5) Quantum autem in proeliis Lacedaemoniorum diseiplina pro— fuerit, ut emittam cetera. Xanthippi deelaratur exempla, qui Atilium Regulum Ro—

manumque exereitum saepe vietorem, (6) cum Carthaginiensibus nen virtute. sed

arte solus ferret auxilium. prostratis exereitibus cepit ae domuit unoque eongressu triumphans bellum emne eonfecit. (7) Nec minus Hannibal petiturus Italiam Laee-

daemonium doctorem quaesivit armorum, cuius monitis tot consules tantasque legienes infen'or numero ac viribus interemit. (8) Igitur qui desiderat paeem, praeparet bellum; qui vietoriam eupit, milites imbuat diligenter; qui seeundes optat even— tus, dimieet arte, non casu. Nemo proveeare, nemo audet effendere, quem intellegit superiorem esse, si pugnet.

I. Qui modus esse debeat exercitus

(1) Primus liber tironum dileetum exereitiumque deprompsit, sequens legionis in-

stitutionem disciplinamque edeeuit militarem, hie tertius classieum sonat. (2) Idee enim illa praemissa sunt. ut haee. in quibus peritia certaminum et victoriae summa

eonsistit. diseiplinae ordine custodito et intellegerentur celerius et amplius adiuva—

rent. (3) Exereitus dicitur tam legionum quam etiam auxilierum necnon etjam equitum ad

MM

*J Krieg - im Text steht belz'um - ist nicht richtig; kein historisch noch so unwissender Römer kann den ganzen (1.Punischen) Krieg gemeint haben. sondern beHum steht für expedr'rio = Feldzug eines Jahres, nämlich 256 v.Chr„ als Regulus, kriegführender Konsul in Nordafrika, nach anfänglichen Siegen über die Karthager von Xanthippus so entscheidend geschlagen wurde. daß er selbst in Gefangenschaft geriet. vgl. die knappe Darstellung (bei dem um 370 schreibenden) Eutrep II 21,

Buch III Vorrede 2 - 8 und 1,1 - 3

107

kunst aufgeschrieben haben, indem sie die Erfahrungen der Schlachten aus den

Ergebnissen sammelten, und zwar so, daß sie das Kriegswesen, von dem man ja annimmt, es beruhe allein auf der Tapferkeit oder dem Glück, zu einer Fachwis-

senschaft und einem Studienfach machten und daß sie Waffenlehrer, die sie Tak—

tiker (tacti'ci) nannten, ihrer Jugend die vielfältige Praxis des Kampfes beibringen

ließen. (3) O diese mit höchster Bewunderung lobenswerten Männer! Sie wollten vor allem die Kunst erlernen, ohne die die anderen Künste nicht sein können.

Deren Einrichtungen folgten die Römer, und sie erhielten 'die Werke des Mars' in der Praxis aufrecht und überlieferten sie schriftlich. (4) Diese, die bei verschiede—

nen Autoren und in Büchern verstreut sind, Unbesieglicher Kaiser, sollte meine Mittelmäßigkeit kurz zusammenfassen, damit weder aus der übergroßen Zahl Ver-

druß entstehe noch bei zu geringer Zahl die vollständige Zuverlässigkeit ennangle

(5) Wieviel aber das Fachwissen der Spartaner in den Kämpfen genützt hat, zeigt sich, um alles andere zu übergehen, am Beispiel des Xanthippus, der den Atilius

Regulus und das so oft siegreiche römische Heer, indem er als einzelner den Kar—

Lhagern nicht mit Tapferkeit, sondern mit seiner Fachkenntnis Hilfe brachte, Heere

niederwarf, gefangennahm und bezwang und so, in einem einzigen Treffen triumphierend, den ganzen Krieg”? erledigte. (7) Ebenso hat sich Hannibal, als er Italien anzugreifen gedachte, einen lakedämonischen Waffenlehrer gesucht, durch dessen Hinweise er, obwohl an Zahl und Kräften schwächer, so viele Konsuln und so viele Heere vernichtete. (8) Wer also Frieden sucht, der rüste zum Krieg! Wer den Sieg wünscht, der bilde die Soldaten sorgsam aus. Wer günstige Ergebnisse begehrt, der kämpfe mit Kunst, nicht nach dem Zufall. Niemand wagt den herauszufordem, niemand den zu belästigen, von dem er weiß, dal3 er überlegen ist, wenn es zum Kampf kommt. l. Welche Größe ein Heer haben muß. (l) Das erste Buch behandelte die Auswahl und Übung der Rekruten, das zweite

lehrte die Einrichtung der Legion und die Militärkunde, dieses dritte schmettert das

Trompetensignal. (2) Darum nämlich wurde das Frühere vorausgeschickt, damit das Folgende, worauf die Schlachterfahrung und die Vollendung des Siegs beru-

hen, unter Einhaltung der fachlichen Ordnung umso rascher verstanden und noch

hilfreicher wird.

(3) Heer nennt man ebenso eine zum Kriegführen versammelte Menge von Legio-

108

Epiiorna rei militans

gerendum bellum multitudo collecta. Huius rnodus a magistris quaeritur armorum.

(4) Nam cum Xerxis et Darii et Mithridatis ceterorumque regum, qui innumerabiles annaverant populos, exempla releguniur, evidenter apparet nimium copiosos exer— citus magis propria multitudine quam hostium virtute depressos. (5) Nam pluribus casibus subiacet amplior multitudo; in itineribus pro mole sua semper est tardior, in

longiore autem agmine etiam a paucis superventum adsolet pati; in locis autern asperis vel fluminibus transeundis propter impedimentorum moras saepe decipitur; praeterea ingenti labore numerosis animalibus equisque pabula eolliguntur. (6) Rei quoque frumentariae diffieulias. quae in omni expeditione vitanda est, eito maiores

fatigat exereitus. Nam quantolibet Studio praeparetur annona, tanto maturius deficit, quanto pluribus erogatur. (7) Aqua denique ipsa nimiae multitudini aliquando vix sufficit. Quod si casu acies verterint tergum, necesse est multos cadere de multis et illos, qui effugerint. ut semel tenitos postea formidare conflictum. (8) Veteres au-

tem, qui remedia difficultatum experimentis didicerant, non tam numerosos quam

eruditos armis exercitus habere voluerunt. (9) Itaque in levioribus beliis unam legionem mixtis auxiliis, hoe est deeem milia peditum et duo milia equitum, crediderunt posse suffieere. quam manum praetores velut minores duces ad expeditio-

nem saepe ducebant. (10) Quod si magnae hostium eopiae dicerentur. consularis

potestas cum viginti milibus peditum et quattuor milibus equitum tamquam comes maior mittebatur. (In Quod si infinita multitudo ex gentibus ferocissimis rebel-

lasset, tune nimia necessitate cogente duo duees et duo mittebantur exercitus cum eiusmodi praecepto, ut Provideant, n9 quid res publica derrimenn’ capiar, consules

ambo alterve 11’, alter ambove}. (12) Denique cum diversis regionibus contra di-

verses hostes a populo Romane annis prope omnibus pugnaretur. ideo sufficiebant

militum copiae, quia utilius iudjcabant non tam grandes exereitus habere quarn plures, illa tarnen ratione servata, ne umquam amplior multitudo socialium auxili-

arium esset in eastris quam civium Romanorum.

M

*) Konsularische Amtsgewal: als größerer Führer ist wiederum eine im Original vorge— gebene rhetorische Wendung. die man als absn'acmm pro per-sann führen kann: die Amtsgewalt statt des Konsuls.

1 Die sinnlos umkehrende Wiederholung von ambo alterwz zu alter ambove hat ÖNNERFÜRS (mit

T) im Text behaften; auch bei Berücksichtigung der mitunter pedantisehen Umständlichkeit der Sprache des Vegetius: nur die Tilgung der zweiten Wendung durch LANG kann richtig sein.

Buch III 1,3 - 12

109

nen wie von Hilfstruppen und durchaus auch von Reitern. Das rechte Maß lernt von militärisch Sachverständigen. (4) Denn wenn man sich die Beispiele des Xer-

xes und Darius und Mithridates und der sonstigen Könige. die zahllose Völkerscharen bewaffneten, vergegenwa’rtigt, so wird ganz augenscheinlich deutlich, daß

die allzu zahlreichen Heere mehr an ihrer eigenen Menge als an der Tapferkeit ihrer

Feinde zugrunde gingen. (5) Eine größere Zahl unterliegt nämlich auch mehr Zufälligkeiten; auf den Märschen ist sie entsprechend ihrer Masse stets schwerfälliger,

in längerer Marschkolonne aber leidet sie gewöhnlich auch unter Überfällen von

geringen Truppen; beim Überqueren von ungangbaren Gebieten oder von Flüssen

kommt man öfters zu Schaden wegen der Verzögerungen durch den Troß; außerdem braucht es ungeheurer Anstrengungen, um für die zahlreichen Tiere und Pfer-

de Futter zu beschaffen. (6) Auch Knappheit der Verpflegung, wovor man sich bei jeder Unternehmung hüten muß, erschöpft größere Heere rascher. Denn mag man das Getreide mit noch so großem Eifer bereitgestellt haben, es wird umso schneller alle, je mehr davon zehren. (7) Sogar das Wasser reicht schließlich für eine übergroße Menge gelegentlich nur schwer aus. Wenn nun die Schlachtreihe sich durch irgendein Unglück zur Flucht gewandt hat, so müssen notwendig viele von der großen Zahl fallen und diejenigen, die entkamen, sich später, weil einmal erschreckt, vor dem Kampf fürchten. (8) Die Alten aber, die gegen diese Schwierigkeiten Mittel aus Erfahrungen gelernt hatten, wollten nicht so sehr zahlreiche als in Waffen wohlausgebildete Heere haben. (9) Daher glaubten sie. daß in leichteren Kriegen eine einzige luegion mit Verstärkung durch Hilfstruppen, das heißt 10.000

Fußsoldaten und 2.000 Reiter genügen könnten; eine solche Schar führten oftmals Prätoren als gleichsam geringere Führer an. (10) Wenn aber von großen Feindtruppen die Rede war, dann wurde konsularische Amtsgewalt'l mit 20.000 Fußsolda-

ten und 4.000 Reitern gleichsam als größerer Führer” losgeschickt. (1|) Wenn aber eine unübersehbare Menge aus den streitbarsten Volksstämmen sich auflehnte, dann wurden unter dem Zwang der äußersten Notlage zwei Führer und zwei Heere

mit folgendem Auftrag losgeschickt: Beide Konsrn‘n, gemeinsam oder allein. sollen zusehen, daß der Sraar keinen Schaden nimmt. (12) Schließlich reichten die Trup—

penmengen darum aus, selbst wenn vom römischen Volk fast alle Jahre in ver—

schiedenen Gegenden gegen verschiedene Feinde gekämpft wurde, weil sie es für

vorteilhafter ansahen, nicht so sehr große Heere als lieber zahlreiche zu haben;

dabei wurde jedoch die Maßregel beachtet. daß niemals die Zahl der verbündeten

Hilfstruppen größer wäre als die der römischen Bürger.

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Epitoma rei mililaris

H. Quemadmodum sanitas gubernetur exercitus (l) Nunc, quod vel maxime providcndum est, quemadmodum sanitas custodiatur

exercitus. admoncbo, hoc cst locis, aquis, Icmpore, medicina, exercitio. (2) L0cis,

ne in pesdlenti regionc iuxta morbosas paludes. ne aridis et sine opacitate arborum campis aul collibus, ne sine tentoriis acstale milites commorcntur; (3) ne cgrcssi

tardius et calorc solis et fatigatione itineris contrahant morbum, sed potius in aestu ame lucem coepto iiinere ad destinata perveniam; (4) ne saeva hicme iter per nives ac pruinas noctibus faciant aut lignorum patiantur inopiam aut minor illis vestium

suppetat copia; ncc sanitati enim nec cxpcditioni idoncus miles est, qui algere compellilur. (5) Nec pemiciosis vc] palustribus aquis utatur exercitus; nam malae aquae potus vencno similis pcstilentiam bibentibus generat. (6) Iam vcro ut hoc

casu aegri contubemales oportunis cibis reficiantur ac medicorum arte eurentun principiorum tribunorumquc et ipsius comitis. qui maiorem sustinet potestatcm, iugis quaeritur diligenlia; (7) male enim cum his agitur, quibus necessitas et belli incumbit et morbi. (8) Sed rei militaris periii plus cottidiana atmorum exercitia ad sanitatem miliium putaverunt prodesse quam medicos. (9) Itaque pedites sine intermissionc imbribus vel nivibus sub tccto, reliquis dicbus excrccri in campo volue-

runt. (10) Similitcr equites non solum in planis, sed ctiam in abruptis er fossarum hiatu difficillimis semitis scque et equos suos assidue exerccre iusserunt, u: nihil

his in necessitatc proclii accidere posset incognitum. (11) Ex quo intellegitur,

quanto studiosius armorum am: doccndus sit semper exercitus, cum ci laboris consuetudo et in casn'is sanitatcm et in conflictu possit praestare victoriam. (12) Si

aurumnali aestivoque tempore djutius in isdem locis militum multimdo consistat, ex

contagione aquarum et odon's ipsius foeditatc vitiatis haustibus et aäre corrupto

pcrniciosissimus nascitur m0rbus, qui prohiberi non potest nisi frequemj mutatione C as IIOI'U m.

Buch III 2.1 - 12

111

2. Wie das Heer gesund erhalten wird.

(1) Nunmehr will ich, worauf am allermeisten zu achten ist, erinnerlich machen, wie man das Heer gesund erhalten kann, daß heißt durch Ort, Wasser, Zeit, Medi—

zin und Übung. (2) Durch den Ort, indem man nicht in ungesunder Gegend in der

Nähe krankheitstr'achtiger Sümpfe, nicht auf staubdürren Ebenen oder Bergen ohne schattenspendende Bäume, nicht im Sommer die Soldaten ohne Zelt sich aufhalten

läßt, (3) sie nicht zu spät ausrücken und sich durch Sonnenhitze und Marscherschöpfung eine Krankheit zuziehen, sondern in einer Hitzeperiode lieber durch Aufbruch vor Hellwerden ihr Ziel erreichen läßt; (4) sie sollen nicht im strengen Winter den Marsch durch Schnee und Eis bei Nacht machen oder Mangel an Brennholz leiden müssen oder zu wenig (warme) Bekleidung verfügbar haben:

denn ein Soldat, der frieren muß, ist weder recht gesund noch für einen Feldzug geeignet. (5) Auch soll der Soldat kein schädliches oder Sumpfwasser trinken. Denn ein Trunk schlechten Wassers, gleichsam ein Gift, infiziert die Trinkenden mit Seuchen. (6) Daß dann aber die durch solches Malheur erkrankten Kameraden

mit geeigneter Nahrung wiederhergestellt und von der Kunst der Ärzte kuriert

werden. dafür braucht es der beständigen Sorgfalt der Anführer und Tribunen und selbst des Legionsführers, der eine höhere Amtsgewalt besitzt; (7) denn mit sol— chen kann man schlecht etwas erreichen, die zugleich von der Not des Krieges und der Krankheit bedrückt sind. (8) Aber die im Kriegswesen Erfahrenen meinten, daß tägliche Waffenübungen für die Gesundheit der Soldaten zuträglicher seien als Ärzte. (9) Deshalb wollten sie die Soldaten unablässig geübt wissen. bei Regen

oder Schneefall unter Dach, an den übrigen Tagen auf freiem Felde. (10) Ähnlich

ließen sie die Reiter nicht nur auf ebenem Gelände, sondern auch im Abschüssigen

und auf sehr schwierigen Pfaden mit klaffenden Abgründen sich und ihre Pferde üben, damit ihnen in der Not des Kampfes nichts begegnen könnte, was sie nicht schon vorher kennengelernt hätten. (11) Daraus erkennt man, um wieviel eifriger

das Heer stets in der Waffenkunst auszubilden ist, da ihm die Gewöhnung an

Strapazen im Lagerleben Gesundheit und im Kampf den Sieg gewährleisten kann. (12) Wenn in Herbst- oder Sommerzeit eine Menge Soldaten sich länger auf dem—

selben Platz aufhält, erwächst durch Wasserverseuchung und sogar durch den

widerlichen Geruch aus einem krankmachenden Trunk und aus verpesteter Luft eine höchst unheilvolle Epidemie, die nicht anders als durch häufiges Wechseln des

Lagers verhindert werden kann.

1 l2

Epiloma rei militaris

III. Quanta cura providenda sint axque servanda pabula veI frumenta

(l) Ordo postulat, ut de commeatu pabuli frumentique dicatur. Saepius enim penuria quam pugna consumjt exereitum. et ferro saevior fames est. (2) Deinde reliquis ca-

sibus potest in tempore subvenin', pabulatio et annona in necessitate remedium non habent, nisi ante condantur. (3) In omni expeditione unum est et maximum telum,

ut tibi sufficiat victus, hostes frangat inopia. Ante igitur quam inchoötur bellum, de copiis expensisque sollers debet esse tractatus, ut pabula. frumentum ceteraeque

annonariae species. quas a provincialibus consuetudo deposcit, maturius exigantur et in oportunis ad rem gerendam ac munitissimis locis amph'or semper modus quam sufficit adgregetur. (4) Quod si tribuia deficiunt, prorogato auro comparanda sunt omnia. Neque enim divitarum secura possessio est. nisi armorum defensione ser— vetur. (5) Frequenter autem necessitas geminatur et obsidio saepe fit longior quam pumris, cum adversarii etiam ipsi esurientes circumsidere non desinant, quos fame sperant esse vincendos. (6) Praeterea quicquid in pecore vel quacumque fruge vinoque hoslis inferens bellum ad victum suum poterit occupare, non solum ad-

monitis per edicta possessoribus, sed etiam coactis per electos exseeutores ad castella idonea et armalorum firmata praesidiis vel ad tutissimas conferendum est

civitates urgendique provinciales, ut antc inruptionem seque et sua moenibus eon— dant.

(7) Reparatio etiarn murorum Iormentorumque omnium ante curanda est.

N am si scmel hostes praevenerint occupatos, metu universal turbantur, et quae ex

aliis urbibus petenda sunt interclusis itineribus denegantur. (8) Sed fidelis horren— rum custodia et erogatio moderata consuevit sufficere pro copia, maxime si ab ini-

tio procuretur. Ceterum sera parsimonia est tunc servare, cum deficit. (9) In expe-

ditionibus arduis per capita magis militum quam per dignitates ab antiquis praebe— bantur annonae ita, ut post necessitatem eisdem a rc publica rcdderentur. Hieme li—

Buch III 3.1 -9

113

3. Mit welcher Vorsorge Futter oder Verpflegung zu beschaffen und zu lagern ist.

(l) Die Reihenfolge verlangt, daß über den Nachschub an Futter und Getreide ge— sprochen wird. Öfters nämlich reibt Mangel ein Heer auf als Kampf, und Hunger ist schlimmer als Eisen.

(2) Sodann kann man sonstigen Unfällen zur Zeit abhel-

fen, im Mangel an Futter und Verpflegung gibt es kein Heilmittel, wenn man sie nicht bevorratet hat. (3) Aufjedem Feldzug ist allein dies die stärkste Waffe, daß dir selbst die Nahrung ausreicht, die Feinde aber der Mangel schwächt. Also muß,

bevor der Krieg begonnen wird, eine gewissenhafte Berechnung über Truppen und

Aufwand stattfinden, damit Futter, Getreide und die übrigen Nahrungsmittel, die

man gewöhnlich von den Provinzbewohnern stellen läßt, vorher angefordert und daß an günstigen Plätzen für die Unternehmung, die sicher befestigt sein müssen. stets eine mehr als ausreichende Menge angesammelt wird. (4) Wenn die Tribute und Abgaben hierfür nicht ausreichen, muß alles durch zusätzlichen Geldaufwand bereitgestellt werden. Denn es gibt keinen sorgenfreien Besitz von Reichtum.

wenn er nicht durch den Schutz der Waffen bewahrt wird. (5} Häufig aber ver—

doppelt sich die Notlage und die Belagerung dauert länger, als man erwartete, weil die Feinde, auch wenn sie selber darben, die zu belagern nicht aufhören, von denen sie hoffen, sie seien durch Hunger zu besiegen. (6) Außerdem ist alles, was an Vieh oder jeglicher Frucht und Wein ein kriegführender Feind zum eigenen Lebensunterhalt in Beschlag nehmen kann, nicht nur durch Aufruf in Edikten an die Besitzer, sondern auch mit Zwangsmaßnahmen gegen sie durch ausgewählte Vollzugsbeamte in geeignete und durch den Schutz von Bewaffneten gesicherte

Depots oder in die sichersten Städte zu verbringen, und man muß die ProvinzBewohner dazu drängen, daß sie vor dem Einfall des Feindes sich und das lhrige hinter Stadtmauern schützen. (7) Die Wiederherstellung von Mauern und allen Ge-

schützen muß vorher besorgt werden. Denn wenn der Feind sie erst einmal über-

rascht und dieses weggenommen hat, ist alles in Furcht durcheinander, und was

aus anderen Städten geholt werden müßte, ist wegen der Sperrung der Straßen

nicht mehr möglich. (8) Aber eine zuverlässige Bewachung der Speicher und ein

maßvolles Ausgehen entsprechend dem vorhandenen Vorrat reicht gewöhnlich hin, vor allem wenn man von Anfang an dafür vorsorgt. Es ist jedoch zu spät, Spar-

samkeit walten zu lassen, wenn es schon zum Ende geht. (9) Bei schwierigen Feldzügen wurde von den Alten die Versorgung mehr nach der Kopfzahl der Sol—

daten als nach ihrer Rangordnung durchgeführt, so daß den Betreffenden nach der

Notlage von Staats wegen nacherstattet wurde. Im Winter muß Knappheit an Holz

1 14

Epitoma rci mililaris

gnorum et pabuh. aestatc aquamm vitanda es: difficultas. (10) Frumenti vcro et

aceti vel vini necnon etiam salis omni tempore neccssitas dcclinanda ita. ut urbes atque castella ab his militibus, (11) qui minus prompti inveniuntur in acic. armis, sagittis. fustibalis, fundis etiam e: saxis, onagris ballistisque defcndantur. Prac-

cipucquc vitetur. ne adversariorum dolo atquc periuriis decipiatur provincialium

incauta simplicitas. (12) Frequcntius cnim commerciorum pacisquc simulatio credulis quam arma nocucrunt. Qua ratione famem collccti patiunmr hostes, dispersi vero crcbris supcwemibus facile vincunmr.

IV. Quemadmodum oponcat providere. ne seditionem milites faciant (1) Interdum movet Iumultum ex diversis locis collectus exercitus et, cum pugnare

nolit, irasci se simulat. cur 11011 ducatur ad bellum; quod hi praecipue faciunt, qui in sedibus otiose delicateque vixerunt.

(2) Nam asperitate insoliti Iaboris offensi,

quem in expeditione necesse es: sustinere. praeterea mctuentes proclium. qui armorum exercilja declinarant. ad eiusmodi praecipitantur audaciam. (3) Cui vulncri multiplex medicina consuevit opponi, ut, dum adhuc separati sunt et in sedibus suis. tribunorum vel vicariorum necnon etiam principiorum ad omnem disciplinam artissima severitate teneantur nihilque aliud nisi devotionem moderationemque

custodiant, campicursionem. ut ipsi appellant, inspectionemque armorum adsiduc

faciant. nullis commeatibus vacent, ad nomen, ad signa Observarc non desinant. (4) Ad sagittas iaciendas, ad missibilia dirigenda, ad iactandos lapides vel funda vel

manu, ad armaturae gestum. ad vectes pro similitudine gladiorum punctim

caesimque feriendos multo die usquc ad sudorem sunt frequentissime detincndi.

cursu etiam et saltu ad Lransmiuendas fossas nihilo minus imbuendi. (5) Seu mare sive fluvius vicinus est sedibus, aestivo temporc ad natandum cogendi sunt omnes,

praeterea silvam caedere, iter per dumos et abrupta facere. materiem dedolare, ape-

rire fossam, occupare aliquem locum et. ne a contubemalibus den-adantur scutis,

Buch III 3.9—4‚5

115

und Futter, im Sommer an Wasser vermieden werden. (10) Eine Notlage an Ge-

treide und Essig oder Wein und durchaus auch an Salz ist zu jeder Zeit zu vermeiden, so daß man Städte und Lager von solchen Soldaten, die sich in der Schlacht-

reihe als nicht sehr schlagkräftig erwiesen, (11) mit Waffen, Pfeilen, Schleuderstöcken, auch Schleudern und Steinen und 'Eseln' und Geschützen verteidigen läßt. Besonders ist zu vermeiden, daß sich die unvorsichtige Einfalt der ProvinzBewohner etwa durch List und Meineide der Feinde hintergehen läßt. (l2) Öfters

nämlich hat den Leichtgläubigen die Vorspiegelung von friedlicher Geschäftigkeit geschadet als die Waffen. Nach solchen Maßnahmen erdulden die Feinde, wenn sie

sich gesammelt haben, Hunger; wenn sie auseinandergehen, besiegt man sie durch

häufige Überfälle leicht.

4. Wie man dafür sorgt, daß die Soldaten nicht aufrühreriseh werden.

(l) Bisweilen erregt ein aus verschiedenen Orten zusammengezogenes Heer Unruv

hen, und obgleich es nicht kämpfen will, täuscht es Zorn darüber vor, wieso es nicht zum Krieg geführt werde. Dies tun vor allem die, die in ihren Garnisonen

müßig und in Freuden gelebt haben. (2) Denn betroffen von der Härte des ungewohnten Dienstes, den man bei einem Feldzug notwendig aushalten muß, außerdem aus Furcht vor dem Kampf lassen sich die, welche sich vor den Waffenübungen gedrückt hatten, unbedacht zu solcher Dreistigkeit hinreißen. (3) Diesem

Unheil wird gewöhnlich ein vielbewährtes Heilmittel entgegengesetzt: Solange sie noch für sich und in ihren jeweiligen Garnisonen leben, sollen sie mit schärfstei' Strenge der Tribunen oder ihrer Vertreter und durchaus auch der Prinzipalen zu aller Zucht angehalten werden und nichts anderes als Untenvürfigkeit und Mäßi— gung bewahren; sie sollen ständige Militär-Übungen im Gelände, die sie selbst als

campicursio ("Feldlauf") bezeichnen, und Waffen-Inspektionen absolvieren, für

keine Beurlaubungen freistehen, niemals nachlassen, aufs Wort und aufs Zeichen

zu gehorchen. (4) Pfeile zu schießen, Wurflanzen zu zielen, Steine mit der Schleu-

der oder von Hand zu schleudern, Waffen zu tragen, mit Stöcken wie mit Schwertern stich- und hiebweise zu schlagen, sind sie einen großen Teil des Tages,

bis der Schweiß läuft, ständig anzuhalten, auch im Laufen und Springen zum Überqueren von Gräben muß man sie genauso stark rankriegen. (5) Wenn das

Meer oder ein Fluß in der Nähe ihrer Garnison ist, sind im Sommer alle zum

Schwimmen anzuhalten, ferner zum Holzfällen, zum Straßenbau durch Urwälder

und über Abgründe, Holz zu glätten, Gräben aufzureißen, irgendeinen Ort zu be—

116

Epiwma rei mililaris

invicem obviantibus niti. (6) Ita exercitati et eruditi in sedibus milites. sive illi legi—

onarii sive auxiliares sive equites fuerint, cum ad expeditionem ex diversis con-

venerint numeris, aemulatione virtutis proelium magis necesse habeant optare quam

otium: nemo cogitat de tumultu, qui fiduciam de arte vel viribus gerit. (T) Dux au-

tem esse debet attentus. ut in omnibus legionibus sive auxiliis vel vexillationibus a

tribunis, vicariis prineipiisque, si qui turbulenti vel seditiosi sint milites - non pro

invidia suggerentum, secl pro remm veritate — eognoscat eosque prudentiori consilio segregatos a castris ad agendum aliquid, quod ipsis prope videatur 0ptabile, aut ad castella urbesque deputet muniendas atque scrvandas, tanta subtilitate, ut. cum abiciuntur, videantur electi. (8) Numquam enim ad contumaciam pari consensu

multimdo prommpiL sed incitalur a paucis, qui vitiorum scelerumque impunitatem speram peccare cum plurimjs. (9) Quod si fen'i medicinam necessitas extrema persuaserit, rectius est more maiorum in auctores criminum vindieari, ut ad omnes

metus, ad paucos poena perveniat. (10) Laudabiliores tamen duces sunt, quorum

exercitum ad modestiam labor et usus instituit, quam illi, quorum milites ad Oboedientiam suppliciorum fonnide compellit.

V. Signorum militarium quanta sint genera

(l) Multa quidem sum ediscenda atque Observanda pugnantibus, siquidem nulla sit

neglegentiae venia, ubi de salute certatur. Sed inter reliqua nihil magis ad victoriam

proficit quam monitis obtemperare signorum. (2) Nam cum voce sola inter proelio-

rum rumultus regi multitudo non possit et cum pro necessitate rerum plura ex

iempore iubenda atque facienda sint, antiquus omnium gentium usus invenit, quomodo, qued solus dux utile iudicasset, per signa totus agnosceret et sequeretur

exercitus. (3) Tria itaque genera conslat esse signorum: vocalia. semjvoealia, muta.

Zur S. gegenüber persuaseri: ist Ü Die lateinische Formulierung si fem‘ medicinam riecessr'ms dnppeldeutig: entweder Acl medicinamfen'i Stall m medi'cinafemmr (= daß Abhilfe gebracht wird) oder (wahrscheinlicher) Ob}. medicinam mit Am. fem' (= medicinam giadii' = Hinrichtung); so wurde übersetzt.

Buch III 4.5 - 5.3

113F

setzen und sich mit den Schilden gegenseitig anzustemmen, um von ihren Kame-

raden nicht vom Platz gestoßen zu werden. (6) Wenn die Soldaten schon in ihren

Garnisonen so geübt und herangebildet sind, ob Legionssoldaten, ob Hilfstruppen oder Reiter, müssen sie, wenn sie zu einem Feldzug aus verschiedenen Aufgeboten

zusammengekommen sind, im Wettstreit ihrer Tapferkeit mehr den Kampf als den

Müßiggang begehren; denn niemand denkt an Aufruhr, der Zutrauen hat zu seinem

Können und zu seinen Kräften. (7) Der Führer aber muß aufmerksam darüber

wachen, daß er in allen Legionen oder Hilfstruppen oder Abteilungen von den

Tribunen oder Stellvertretern und Kampfführern, wenn es irgendwelche unruhigen

und aufrührerischen Soldaten gibt - nicht nach der Mißgunst derer. die ihm das

eingeben, sondern nach der Wahrheit der Sachlage -, sich Klarheit verschafft und diese nach einem sehr umsichtigen Plan vom Lager absondert und zu irgendeiner Aufgabe die ihnen selbst fast ersehnt vorkommen sollte, entweder in Kastelle oder Städte abordnet, um diese zu sichern und zu schützen, jedoch mit solcher Vorsicht.

daß sie ausgewählt zu sein scheinen, wenn sie entfernt werden. {8) Denn niemals

bricht bei einer Menge in gleichmäßiger Übereinstimmung die Widerspenstigkcit

aus, sondern die Menge wird durch wenige dazu aufgestachelt, die sich Straffrei— heit für ihre Vergehen und Verbrechen erhoffen, wenn sie sich mit so vielen zu— sammen vergehen.

(9) Wenn aber äußerster Zwang zur Heilung durch das

Schwert” überredet, dann ist es eher angebracht, nach der Sitte der Vorfahren ge—

gen die Urheber der Verfehlungen einzuschreiten, so daß alle die Furcht, aber nur

wenige die Strafe trifft.

(I0) Höheres Lob verdienen jedoch die Führer, bei denen

Arbeit und Übung das Heer zur Zurückhaltung gebracht haben. als jene. deren Soldaten nur die Angst vor der Hinrichtung zum Gehorsam zwingt. S. Wieviele Arten militärischer Zeichen es gibt. (l) Vieles aber müssen die Kämpfer lernen und beobachten. zumal es für Nachlassigkeit keine Verzeihung gibt. wenn es ums Leben geht. Aber unter allem anderen wirkt nichts so stark auf den Sieg hin wie der Gehorsam gegenüber den Anordnun-

gen der Zeichen. (2) Denn da man im Kampfgetöse allein mit Zurufen eine Menge

nicht leiten kann und da entsprechend dem Zwang der Gegebenheiten vieles aus dem Moment heraus befohlen und ausgeführt werden muß, hat die alte Praxis aller Völker etwas erfunden, wodurch das, was allein der Führer als vorteilhaft ent—

schied, das ganze Heer vermittels einer Zeichensprache erkennen und sich danach richten konnte.

(3) Drei Arten von Zeichen gibt es daher. wie man weiß: stimm-

1 18

Epitoma rei militaris

Quorum vocalia et semivocalia percipiuntur aurihus. muta vero referuntur ad oculos‘ (4) Voealia dicuntur. quae voee humana pronuntiantur. sicut in vigiliis vel

in proelio pro signo dieitur ut puta vicrort'af. palmah virtush Deus nobr‘scum:‘‚

triumphus impemtoris! (5) et alia, quaeeumque voluerit dare is, qui in exercitu habet maximam potestatem. Sciendum Lamen est ista vocabula cottidie debere variari.

ne ex usu signum hostes agnoscant et explorantes inter nostros versentur impune.

(6) Semivocalia sunt, quae per tubam aut cornu aut bucinam dantur. Tuba. quae di— recta est. appellatur; bucina, quae in semet aereo eirculo flectitul”. comu, quod ex uris agrestibus, argento nexum, temperatum arte spirituque canentis flatus emittit

auditum. (7) Nam indubitatis per haec sonis agnoscit exercitus, utrum Stare vel

progredi an eerte regredi oporteat l[utrum longe persequi fugientes an receptui

canere]. {8) Muta signa sunt aquilae. dracones. vexilla, flammulae, tufae, pinnae; quocumque enim haee ferri iusserit ductor, eo necesse est signum suum comitantes milites pergant. (9) Sunt et alia muta sigma, quae dux belli in equis aut indumentis

et in ipsis armis. ut dinoscatur hostis. praecipit custodjri; praeterea manu aliquid vel flagello more barbarico vel certe mota, qua utitur, veste significat. (10) Quae omnia in sedibus, itineribus, in omni exercitatione eastrensi universi milites et sequi et intellegere consuescant. Continuus enim usus necessarius videtur in pace eius rei‚

quae in proelii confusione servanda sit. (11) ltem mutum et commune signum est. quotiens proficiscente turba excitatus pulvis ad similitudinem nubium surgit hostiumque prodit adventum: similiter, si divisae sint copiae, per noctem flammis, per diem fumo significant sociis, quod aliter non potest nuntiari. (l2) Aliquanti in

castellorum aut urbium turribus appendunt trabes, quibus aliquando erectis, ali-

quando depositis indicant, quae geruntur.

Zur S. gegenüber: Ü Es sind hier (Zuruf und vor allem} die Parolen gemeint.

1 Die von LANG getilgle Wendung hat ÖNNERFORS m.E. nicht zu Recht im Text gehalten: sie

für eeht zu nehmen, verbietet m.E. schon die Sprachlieh falsche Wendung recepmt' canere, die

nämlich nicht, wie übersetzt ist. sich zurückziehen heißt. sondern zum Rückzug blasen, also zurückziehen las s e n : sie repetien zudem nur das vorherige regredt’.

Buch III 5.3 -12

119

liche, akustische, stumme. Die ersten beiden hiervon nimmt man mit den Ohren auf, die dritte Art aber wendet sich an die Augen. (4) Stimmliche Zeichen sind die, die mit der menschlichen Stimme gegeben werden, etwa bei der Wache") oder im

Kampf, beispielsweise Siegi, Patmeh Tupfer}, Gott mit tmsf, Kaisers Triumph!

(5) und anderes. was auch immer derjenige, der im Heer die höchste Stellung innehat, angeben will. Man muß aber wissen, daß diese Parolen täglich wechseln müs—

sen, damit die Feinde nicht aus der öfteren Verwendung das Zeichen erkennen und

sich ungestraft als Spione in unseren Reihen aufhalten können. (6) Akustische Zei-

chen sind die durch Trompete oder Horn oder Posaune gegebenen. Trompete nennt

man das gerade Instrument, Posaune das, was in sich in einem Metallring gewunden ist; Horn aber das, was von wilden Stieren, in Silber gefaßt, durch den kunst-

fertigen Atem des Bläsers geregelt, ein Geräusch losläßtfi) (7) Denn durch die unverwechselbaren Töne daraus erkennt das Heer, ob es stehenbleiben oder vor-

rücken oder zurückgehen soll [, ob es die Fliehenden weit verfolgen oder sich

zurückziehen soll]. (8) Stumme Zeichen sind Adler, Drachen, Standarten, Fähn— chen, Helmbüsche, Federn: denn wohin auch immer der Führer sie tragen läßt,

dahin müssen die Soldaten im Gefolge ihres Zeichens sich anschließen. (9) Es gibt auch andere stumme Zeichen, die der Kriegsführer an den Pferden oder an der Kleidung und an den Waffen selbst zu beobachten befiehlt. damit der Feind (von den eigenen Leuten) unterschieden werden kann. Außerdem deutet er manches mit

der Hand an oder nach der Art der Barbaren mit der Peitsche oder sogar durch Be-

wegen des Gewandes, das er trägt. (10) All dies sollen alle Soldaten in ihren Garnisonen, auf dem Marsch, in jeder Lagerübung zu beachten und zu verstehen ler-

nen. Denn beständige Übung im Frieden erscheint für das nötig, was im Kampf

ohne Verwirrung beobachtet werden soll. (11) Ein stummes und allgemein bekanntes Zeichen ist es ferner, wenn beim Aufbruch eines Haufens der Staub sich

wie eine Wolke hochwirbelt und emporhebt und so der Feinde Ankunft verrät;

ähnlich gibt man, wenn die Truppen geteilt sind, bei Nacht durch Feuer, bei Tage durch Rauchsäulen den Verbündeten per Zeichen an, was sonst nicht gemeldet

werden kann. (12) Manche hängen an Lager- oder Stadttürmen Balken auf, mit

denen sie durch Aufrichten oder Absenken anzeigen, was los ist. +3 Offenkundig decken sich die modernen Benennungen mit diesen Definitionen nicht: die Be— schreibung der Trompete paßt (vielleicht am ehesten) auf die heutige Fanfare, die der Posaune auf die heutigen (Wald-)Hürner, während das (Natur-)Horn (mit rnctallgefaßtern Mundstück an der

Spitze) so entweder heute gar nicht mehr existiert oder - gewaltig vergrößert - im Alphom vor—

liegt: zur Sache vgl. die drei Arbeiten von MEUCCI.

120

Epitoma rci mililaris

VI. Quanta sit servanda cautela, cum vicinis hostibus movetur exercitus

(l) Qui rern militarem Studiosius djdicerunt, asserunt plura in itineribus quam in ip-

sa acie pericula solere contingcre. (2) Nam in conflictu annati sunt omncs et bestem

comminus videnl et ad pugnandum animo vcniunt praeparati; in itinere minus annams minusque altentus cst milcs et supewentus impetu vcl fraude subscssac repente

turbatur. (3) Ideo omni cura omnique diligentia providere dux debet, ne profici—

scens patiatur incursum vel faciie ac sine damno repellat inlatum. (4) Primum itineraria omnium regionum, in quibus bellum geritur, plenissime debet habere perscripta ila, ut Iocorum intervalla non solum passuum numero, sed etiam viamm

qualitate perdiscat. c0mpendia, deverticula, momes. flumina ad fidem descripta consideret usque eo. u: solleniores duces itineraria provinciarum, in quibus neces— sitas gerebatur, non tantum adnotata, sed etiam picta habuissc firmentur, ut non so-

lum consilio mentis, verum aspectu oculorum viam profccturus eligerct. (S) Ad hoc

a prudention'bus et honoratis ac locorum gnaIis separatim debet universa perquircre et veritatem colligere de plun'bus, praeterea sub periculo eligendarum viarum duccs idoneos scientesque praecipere eosque custodiae mancipare addita poenae ostentatione vel pracmii. (6) Erunt enim utiles, cum intellcgant nec fugiendi sibi copiam superesse et fidei praemium ac perfidiae parata supplicia.

(7) Providendum quo—

que, ut sapientes exercitatique quaerantur, ne duorum am rrium error discrimcn pariat universis; interdum autem imperita rusticitas plura promittit et crcdit se scire, quae nescit. (8) Sed cautelae caput est. m, ad quac loca vel quibus itineribus sit profecturus cxcrcitus, ignorctur; tutissimum namquc in expcditionibus crcditur facienda nesciri. (9) Ob hoc vetercs Minotauri signum in legionibus habuerum, ut,

quemadmodum illc in intime et sccretissimo labyrintho abditus pcrhibctur, ita ducis

BuCh Il16.l —9

121

6. Welche Vorsicht walten muß, wenn sich das Heer feindnah bewegt. (l) Die das Militärwesen gründlich kennen, versichern. daß auf dem Marsch ge-

wöhnlich mehr Gefahren lauern als in der Schlacht selbst. (2) Denn beim Kampf

sind alle bewaffnet und erblicken den Feind unmittelbar vor sich, und sie kommen innerlich vorbereitet zum Kämpfen; auf dem Marsch aber ist der Soldat nicht voll

bewaffnet und weniger aufmerksam. und von einem Angriff überrumpelt oder

durch die List eines Hinterhalts gerät er in plötzliche Verwirrung. (3) Darum muß

der Führer mit aller Sorgfalt und mit aller Gewissenhaftigkeit Vorsorge treffen. daß

ihn auf dem Marsch niemand angreift oder daß er einen vorgetragenen Angriff

leicht und verlustfrei abschlagen kann. (4) Zuerst einmal muß er von allen Regio— nen, in denen man den Krieg führt, sehr ausführlich und genau dargestellte Weg—

beschreibungen haben, so daß er die Entfernungen zwischen den Punkten nicht nur nach der Schrittzahl, sondern auch hinsichtlich der Beschaffenheit der Wege sich

einprägen und Abkürzungen, Nebenwege, Berge und Flußläufe nach zuverlässiger

Beschreibung bedenken kann; das geht so weit, daß man versichert. die fähigsten Führer hätten Wegbeschreibungen der Provinzen. in denen diese Notwendigkeit

bestand, nicht nur aufgeschrieben, sondern auch aufgemalt besessen, damit einer vor dem Aufbruch den Weg nicht nur abstrakt im Verstand, sondern auch mit der sinnlichen Anschauung der Augen auswählen könnte. (5) Zudem muß er alles von umsichtigeren und hochgestellten und ortskundigen Leuten jeweils für sich aus— kundschaften lassen und dann aus dem überwiegend Berichteten den wahren Sachverhalt erschließen, außerdem sich geeignete und kundige Führer der unter Gefähr— dung zu nehmenden Wegstrecken vorweg verschaffen und sie bewachen lassen, wobei er ihnen die Möglichkeit von Bestrafung oder Belohnung vor Augen stellt. (6) Diese werden nämlich von Vorteil sein, wenn sie erkennen, daß es für sie keine

Fluchtmöglichkeit gibt und daß sie bei Zuverlässigkeit belohnt, bei Betrug aber hin-

gerichtet werden. (7) Man muß auch dafür sorgen. daß man kluge und erfahrene

Leute dazu aussucht. damit nicht der Irrtum von zweien oder dreien alle in Gefahr bringt; bisweilen nämlich verheißt die unerfahrene Einfalt der Landbevölkerung zu

viel und meint zu wissen. was sie nicht weiß. (8) Aber die Hauptsache bei den Vorsichtsmaßnahmen ist die. daß das Heer nicht weiß, wohin und auf welchen

Wegen es marschieren wird; für das Sicherste nämlich bei den Unternehmungen gilt es, daß keiner weiß, was getan werden soll. (9) Deswegen hatten die Alten das

Bild des Minotaurus in den Legionen, damit, wie sich jener im innersten und ab-

gelegensten Teil des Labyrinths verborgen hielt, ebenso der Plan des Führers stets

122

Epiloma rei militaris

consilium semper essct occultum. (10) Sccurum iter agitur, quod agendum hostes

minime suspicantur. Verum„ quia exploratores altrinsccus missi profectionem suspicionibus vel oculis deprehendunt et interdum transfugae proditoresque non cle—

sunt, quemadmodum occurri ingruentibus debcat, intimetur. (11) Dux cum agmine exercitus profecturus fidelissimos argutissimosque cum equis probatissimis mittat,

qui Ioca, per quac iter faciendum est, in progressu et a tergo, dextra laevaque perlustrent, ne aliquas adversarii moliantur insidias. (12) Tutius autem operantur exploratores noctibus quam diebus. Nam quodam modo ipse sui proditor invenitur,

cuius speculator fuerit ab adversariis comprchensus. (13) Primi ergo equites iter aIripiant, deinde peditcs. impedimenla, sagmarii, calones vehiculaque in medio €01— locentur ita. ut expcdita pars peditum et equitum subsequatur. Nam ambulantibus interdum quidcm a fronte, sed frequentius a tergo superventus infertur. (14) A late—

ribus quoque pari armatorum manu impedimenta claudenda sunt; nam insidiatores alii in alio loco impulsant, transversos frequenter incursant. (15) Illud tamen prac—

cipue servandum est, ut ca pars. ad quam hostis venturus creditur. oppositis

lectissimis equitibus et levi annatura necnon etiam peditibus sagiuariis muniatur.

(16) Quod si undique circumfunduntur inimici, undique debent praeparata esse subsidia. (17) Nc vero repentinus tumultus amplius noceat, ante commonendi sunt

milites, ut parati sint animo, ut arma in manibus habeam: in nccessitate subita quae—

que contcrrent, provisa non solent esse formidini. (18) Antiqui diligcntissimc prac-

cavebant. ne a calonibus interdum vulneratis. interdum timentibus et sagmariis clamore pavefactis pugnantes militcs turbarentur. ne dispersi longius aut conglobati

amplius, quam expedit, impdirent suos hostibusque prodessent. (l9) Et ideo ad

exemplum militum etiam impedimenta sub quibusdam signis ordinanda duxerunt.

Denique 6x ipsis calonibus. quos galearios vocant, idoneos ac peritos usu legebant,

quos non ampiius quam ducentis sagmariis puerisque praeficercnt. (20) Hisque

vexilla dabant, ut scirent, ad quae signa deberent impedimenta colligere. Sed pro-

Buch lll 6,9 - 20

123

geheim bleiben sollte. (10) Gefahrlos wird ein Marsch durchgeführt, mit dessen

Durchführung die Feinde gar nicht rechnen. Aber weil von der anderen Seite ausgeschickte Kundschafter den Marsch aus Vermutungen und aus dem Augenschein erschließen und es wohl auch einmal Überläufer und Verräter gibt, sei nun mit—

geteilt, wie man solchen Überfällen begegnen muß. (11) Der Führer, der mit der Heereskolonne aufbrechen will, soll die zuverlässigsten und schlausten Leute mit

den besten Pferden losschicken, damit sie die Örtlichkeiten, durch die man mar—

schieren muß, nach vorn und hinten, nach rechts und links durchstreifen, damit die Feinde nicht irgendeinen Hinterhalt legen. (12) Sicherer aber gehen die Späher bei Nacht zu Werke als bei Tag. Denn es läßt sich einer gewissermaßen als sein eigener Verräter erkennen, wenn sein Späher von den Feinden ergriffen wird. ( l3) Die Rei—

ter eröffnen den Marsch vor dem Fußvolk; der Troß mit den Saumtieren, Knechten

und Fahrzeugen wird so eingefügt, dal3 der leichte Teil von Infanterie und Reitern

den Schluß bildet. Denn bisweilen erfolgt ein Überfall auf die Marschkolonne von

vom, häufiger aber von hinten. (l4) Auch auf den Flanken muß der Troß mit einer

entsprechenden Schar von Bewaffneten abgesichert werden; denn die Feinde aus dem Hinterhalt greifen stets an einem anderen Punkt an, häufig auch in der Flanke.

(15) Folgendes jedoch ist vor allem zu beachten, daß die Stelle, gegen die der Feind vermutlich kommen wird, durch Entgegenstellen der auserlesensten Reiter und Leichtbewaffneten, durchaus aber auch mit Fußtruppen und Schützen gesichert wird. (16) Wenn die Feinde uns aber überall umgeben, dann muß eben ringsum

eine Schutztruppe bereitstehen. (17) Damit aber ein plötzlicher Überfall keinen zu weitreichenden Schaden anrichtet, sind die Soldaten voraus zu ermahnen, daß sie innerlich darauf gefaßt sind und ihre Waffen griffbereit halten: was plötzlich mit

Not und Zwang geschieht, erschreckt, Vorhergesehenes aber ist gewöhnlich nicht

so schrecklich. (18) Die Alten achteten aufs sorgfältigste darauf, daß die kämpfenden Soldaten nicht von Troßknechten, die manchmal verwundet, manchmal nur in

Furcht waren, und von den Saumtieren, die durch den Lärm scheuten, behindert

wurden, daß sie nicht weiter auseinandergezogen oder enger zusammengedrängt,

als günstig ist, die eigenen Leute behinderten und den Feinden Vorteile bräuchten.

(19) Darutn meinten sie, daß auch der Troß nach dem Vorbild der Kampftruppen

unter bestimmte Zeichen zu ordnen sei: und schließlich wählten sie aus den Troß—

knechten selbst, die man Marketender nennt, geeignete und praktisch erfahrene

Leute, die sie einer Zahl von höchstens 200 Packtieren und Burschen überordne—

ten. (20) Diesen gaben sie Fähnchen, damit der Troß wüßte, zu welchen Zeichen er

124

Epitoma rei mililaris

pugnatores ab impedimenu's laxarnenm aliquo dividuntur. ne constipati laedantur in proelio. (21) Ambulante cxercitu, ut locorum varietas evenerit, ita defensionis ratio

variatur. Nam in campis patentibus equites magis solent impugnare quam pedites;

at vero in locis silvestribus vel montuosis sive palustribus pedestres magis formidandae sunt copiae. (22) Illudque vitandum, ne per neglegentiam aliis festinantibus. aliis tardius incedentibus interrumpalur acics auI ccnc renuetur; continuo enim hostes interpellata pervadunt. (23) Praeponendi ergo sunt exercitatissimi campidoc-

tores, vicarii vel tribuni. qui alacriores retardent et pigrius incedcntes accelerare compellant. (24) Nam qui muItum praecesserint, superventu facto non tam redirc quam effugere cupium. Qui vero extremi sunt, deserti a suis vi hcstium et propria

desperatione superantur. (25) Sciendum etiam, quod adversarii in his locis, quae sibi oportuna intellegunt, subsessas occultius collocant vel aperto Marie impetum

faciunt. (26) Sed ne secreta noceant, ducis praestat industria. quem omnia prius convenit explorare; deprehensa vero subsessa, si circumveniamr utiliter, plus

periculi sustinct, quam parabat inferre.

(27) Aperta autem vis si praeparetur in

montibus. altiora loca praemissis sunt praesidiis occupanda, ut hostis cum advenerit, reperiatur inferior nec audeat obviare, cum tam a fronte quam supra caput suum cernat armatos. (28) Quod si angustae sunt viae. sed tamen tutae, meiius es:

praecedere cum securibus ac dolatoriis milites et cum labore vias aperire quam in optimo itinere periculum sustinere. (29) Praeterea nosse debemus hostium con—

suetudinem, utrum nocte an incipiente die an hora reficiendi lassis supervenirc

consueverint, et id vitare. quod illos facturos putamus ex more. (30) [am vero

utrum peditibus an equitibus, utrum comatis an sagittariis amplius valeam. utrum

numero hominum an armorum munitionc praccellant, scire nos convenit (31) ct 0r—

dinare, quod nobis utilc, illis docetur adversum, tractare queque, per diem an per

Buch 111621-31

125

sich jeweils zu sammeln habe. Aber die Verteidiger sind vom Troß durch eine ge-

wisse Raumauflockerung getrennt, damit sie nicht, weil zu dicht gedrängt, im Getümmel verwundet werden. (21) Wenn das Heer auf dem Marsch unterwegs ist,

wechselt auch die Verteidigungsart je nach der Verschiedenheit der Örtlichkeit.

Denn bei offenem ebenem Gelände können die Reiter gewöhnlich den Kampf besser führen als die Fußtruppe; aber in waldigen oder bergigen oder sumpfigen Ge—

genden sind die Fußtruppen mehr zu fürchten. (22) Auch Folgendes muß man ver< meiden, daß nicht aus Schlendrian, indem die einen zu schnell, die anderen zu langsam vorrücken, die Kampfeinheit abreißt oder auch nttr dünner wird; denn sofort durchstoßen die Feinde die unterbrochenen Stellen. (23) Man muß also die erfahrensten Fechtmeister, Stellvertreter oder Tribunen an die Spitze stellen, damit sie die allzu Hitzigen bremsen und die zu Langsamen zu schnellerer Gangart trei-

ben. (24) Denn die, welche zu weit vorgerückt sind, suchen, wenn ein Überfall erfolgt, weniger zurückzukommen als vielmehr zu entfliehen; die aber die letzten sind, werden, von den eigenen Leuten verlassen, durch die Macht der Feinde und

ihre eigene Verzweiflung besiegt. (25) Man muß auch wissen, daß die Feinde an

den Stellen, die sie für sich als günstig erkennen, heimlich einen Hinterhalt legen

oder in offenem Kampf angreifen.

(26) Aber daß kein Versteck Schaden stiftet,

das gewährleistet die tatkräftige Umsicht des Führers, der alles vorher erkunden sollte. Ein aufgespürter Hinterhalt aber erleidet, wenn man ihn geschickt umzingelt.

mehr Gefahr, als er selbst zu bringen vorhatte. (27) Wenn aber im Gebirge offene Gewalt vorbereitet wird, muß man höhergelegene Stellen durch vorausgeschickte

Besatzungen einnehmen. damit sich der Feind, wenn er kommt, in der schwächeren Position findet und nicht entgegenzutreten wagt, wenn er ebenso von vorn wie

hoch über sich Bewaffnete erkennt. (28) Wenn es aber schmale, jedoch sichere Wege gibt. ist es besser, daß Soldaten mit Äxten und Steinschneiden vorausziehen

und durch ihre Mühe die Wege verbreitern, als daß sie auf sehr guter Straße Gefahr erleiden. (29) Außerdem müssen wir die Gewohnheit der Feinde erfahren, ob sie

bei Nacht oder bei Tagesanbruch oder um die Stunde der Rast die Erschöpftcn zu

überfallen pflegen, und dann gerade dem attsweichen, wovon wir glauben, daß sie es nach ihrer Gewohnheit tun werden.

(30) Ferner ist es auch gut für uns zu

wissen, ob sie mit Fußvolk oder Reiterei, ob mit Pikentra'gern oder Pfeilsch‘titzen

mehr vermögen, ob sie durch die Zahl ihrer Leute oder durch die Kraft ihrer Waffen hervorragen, (31) und dann anzuordnen, was sich für uns vorteilhaft, für jene

ungünstig erweist, auch zu überlegen, ob der Marsch besser am Tag oder bei Nacht

126

Epitoma rei militaris

noctem iter expediat inchoari, quanta locorum intervalla sint. ad quae cupimus pro-

perare, (32) ne aestate aquae penuria obsit euntibus. ne hieme difficiles am inviae occurrant paludcs maioresque torrcntes et impedito itinere circumvcniatur exercitus,

priusquarn ad destinata perveniat. (33) Ut nostra commoditas est sapienter ista

vitare. ita. si adversariorum imperitia vel dissimulatio occasionem nobis dederit. non oponet omitti. sed explorare sollicite verum, proditorcs ac transfugas invitarc, (34) 111, quid hostis moliatur in praesenti vel in futurum, possimus agnoscere, para-

tisque equitibus ac icvi armalura ambulantes eosdem vel pabula victumquc quae-

rentes improviso teITore decipere.

VII. Quemadmodum flumina. quac maiora sunt, Hanseamur (l) In transitu fiuviorum gravis molestia ncglegentibus frequentcr emergit. Nam si

aqua violcntior fuerit aut alveus latior, impedimcnta, pueros et ipsos interdum ignaviores solct mergere bellamres. (2) Ergo explorato vado duae acies equitum electis animalibus ordinantur intervallis compctemibus separatem. ut per medium

pedites et impcdimenta transeant. (3) Nam acies superior aquarum impemm fran-

git. inferior, qui rapti subversique fuerint. colligit atque transponit. (4) At cum al-

Ijor fluctus nec peditem nec equitem patitur, si per plana decurrat, ductis multifariam spargitur fossis divisusque facile Lransitur. (5) Navigeri vero amnes stilis fixis ac superpositis tabulatis pervii fium vel cenc tumultuario opere colligatis inanibus cupis additisque trabibus transitum praebent. (6) Expediti vero equites fasccs de cannis aridis vel ulva facere consuerum, super quos loricas et arma. ne udentur, imponunt; ipsi equique natando Hanseunt colligatosque sccum fasces pertrahunt

loris. (7) Sed commodius repertum est. ut monoxylos, hoc est paulo latiores

scafulas ex singulis trabibus excavatas pro genere ligni et subtilitate levissimas carpentis secum portet exercitus tabulatis pariter et clavis ferreis praeparatis. (8) Ita

absque mora constructus pons et funibus, qui propterea habcndi sunt, vinctus lapi-

Buch III 6,3l - 7,8

127

zu beginnen sei, wie groß die Entfernungen der einzelnen Punkte voneinander sind, zu denen wir zu eilen bestrebt sind, (32) damit uns im Sommer kein Wasser-

mangel beim Marsch behindert und damit uns im Winter keine schwierigen oder weglosen Sümpfe und größere Sturzbäche behindern und dann das Heer durch die

Marsch-Verzögerung umzingelt wird, bevor es sein Ziel erreicht hat. (33) Wie es unser Vorteil ist, solche Dinge stets zu vermeiden, so darf man, wenn die Uner-

fahrenheit der Feinde oder ihre Nachlässigkeit uns eine günstige Gelegenheit bietet,

die Chance nicht auslassen, sondern muß die Sachlage eifrig erkunden, Verräter

und Überläufer auffordern, (34) um, was der Feind gegenwärtig oder in Zukunft

betreibt, erkennen zu können, mit vorbereiteten Reitern und leichten Truppen die—

selben beim Marsch oder bei der Futter— und Nahrungssuche mit unvermutetem

Entsetzen zu schädigen. 7. Wie man größere Flüsse überschreitet. (1) Beim Überschreiten von Flüssen tauchen für Unachtsame oft große Probleme

auf. Wenn das Wasser nämlich zu heftig strömt oder das Flußbett zu breit ist, verschlingt es gewöhnlich das Gepäck, die Burschen und bisweilen sogar untüchtigere

Krieger. (2) So muß man eine Furt auskundschaften und stellt dann zwei Reihen

Reiter mit ausgesuchten Pferden in angemessenen Abständen voneinander so auf, daß die Fußsoldaten und der Troß mitten hindurch ziehen können. (3) Denn die oberhalb stehende Reihe bricht den Schwall des Wassers, die untere Reihe sammelt die auf, die fortgerissen und umgestürzt sind, und bringt sie so hinüber. (4) Wenn der Fluß aber tiefer ist und weder Fußsoldaten noch Reiter duldet, wird er, falls er in einer Ebene strömt, durch das Au sheben vieler Nebenläufe verteilt. und so ge—

schwächt ist er dann leicht zu überschreiten. (5) Schiffbare Flüsse aber werden

durch das Einrammen von Pfählen und darübergelegte Bohlen überschreitbar oder

gewähren doch einen Übergang, wenn man in eiliger Arbeit leere Tonnen zusam-

menbindet und Bohlen darüberlegt. (6) Die leichten Reiter aber machen gewöhnlich Bündel aus trockenem Röhricht oder Schilf, auf die sie ihre Panzer und Waffen tgen, damit sie nicht naß werden; sie selbst und ihre Pferde setzen schwimmend

über, und die mit Riemen befestigten Bündel ziehen sie mit sich hindurch. (7) Aber

als noch vorteilhafter hat es sich erwiesen, daß das Heer Einbäume, das heißt fla-

chere Nachen, die ausje einem Stamm ausgehöhlt wurden und die nach der Holzart

und der feinen Arbeit sehr leicht sind, auf Wagen mit sich führt, zugleich mit Bret—

tern und vorbereiteten Eisenklammern. (8) So wird ohne Verzug eine Brücke ge-

128

Epitoma rei militaris

dei arcus soliditalcm pracstat in tempore. Sed instames adversarii ad transitus

fluminum insidias vel supcnrcntus facere consuemnt. (9} Ob quam necessitatem in

utraque n'pa coilocanrur annata praesidia, ne alveo interveniente divisi opprimantur ab hostibus. Cautius tamcn cst sudcs ex un'aquc partc praefigcre ac sine detrimento. si qua vis inlata fuerit, sustinere. (10) Quod si pons non tantum ad transitum, sed etiam ad recursum et commeatus necessarius fuerit, tunc in utroque capitc pcrcussis latioribus fossis aggereque construcm defensores milites dabei accipere, a quibus tamdiu teneatur, quamdiu locorum necessitas postulat.

VIII. Quemadmodum castra debcant Cardinari (l) Consequens videtur itineris obsewatione descripta ad castrorum, in quibus

manendum est, vcnire rationcm. Non cnim belli temporc ad stativa vcl mansioncm

civitas murata scmper occurrit, ct incautum est plenumquc discriminis cxcrcitum

passim sinc aliqua munitione considere, cum militibus ad capiendum cibum occu-

patis, ad muncra facienda dispcrsis facile nectantur insidiae; postremo noctis 0b— scuritas, nccessitas somni. pascentium equorum dispcrsio occasionem supervcnti—

bus praestal. (2) In metandis castris non sufficit locum bonum legere. nisi Iajis sit,

ut alter eo non possit melior inveniri, ne utilior praetennissus a nobis et ab advcrsa—

riis occupatus adportel incommodum. (3) Cavendum quoque. nc per aestatem aut morbosa in proximo aut salubris aqua sil longius, hieme, ne pabulatio desit au:

lignum, ne subitis tempestatibus campus, in quo manendum est, soleat inundari. ne

sit in abruptis ac deviis et circumsedentibus adversan'is difficilis praestetur egressus. ne ex superioribus locis missa ab hostibus in cum tela perveniam. (4) Quibus

caute studioscque provisis pro necessitate loci vel quadrata veI rotunda vel trigona

vel oblonga castIa constitues, nec utiJitati praeiudicat forma, tarnen pulchriora ere—

Buch III 7.8 — 8,4

129

baut und mit Tauen, die man deswegen haben muß, festgebunden; sie bietet so im

rechten Augenblick die Festigkeit eines Steingewölbes. Die nahen Feinde legen

gewöhnlich am Flußübergang einen Hinterhalt oder machen Überfälle. (9) Wegen dieser gefährlichen Lage werden auf beiden Flußufern bewaffnete Schutztruppen

aufgestellt, damit die vom zwischenliegenden Flußbett Getrennten nicht von den

Feinden bedrängt werden. Noch sicherer ist es jedoch, auf beiden Seiten Palisaden

einzurammen und so ohne Schaden standzuhalten, wenn ein Gewaltstreich unternommen wird. (10) Wenn aber die Brücke nicht bloß zum Überschreiten, sondern

auch für den Rückzug und den Nachschub nötig ist, dann muß sie an beiden Köp—

fen nach Aufreißen breiterer Schanzgräben und Aufschiitten eines Walles eine

Schutzbesatzung bekommen, von der sie so lange gehalten wird, wie es der Zwang der Ortslage erfordert. 8. Wie das Lager angelegt werden muß. (l) Nach Beschreibung dessen, was beim Marsch zu beachten ist, scheint es sich

sachlich anzuschließen, zur Art und Weise des Lagers überzugehen, in dem man bleiben will. Denn in der Kriegszeit trifft man nicht immer auf eine ummauerte Stadt als Standquartier oder längere Bleibe, und es wäre recht unvorsichtig und gefährlich, ein Heer ohne jegliche Sicherung an jedem beliebigen Ort zu lagern. da leicht ein heimlicher Überfall daraus folgt, wenn die Soldaten mit Verpflegungho— len beschäftigt oder zur Erfüllung verschiedener Aufgaben zerstreut sind; schließlich bietet die Dunkelheit der Nacht, die Notwendigkeit zu schlafen, die Zerstreuung der Pferde beim Weiden eine Gelegenheit für Überfälle. (2) Beim Abstecken

des Lagers reicht es nicht, einen günstigen Platz zu wählen, wenn er nicht so ist,

daß sich kein anderer besserer finden läßt, damit nicht ein von uns übersehener

vorteilhafterer, von den Feinden besetzt, uns Nachteile bringt, (3) Man muß auch achtgeben, daß nicht im Sommer ein ungesundes Wasser in der Nähe oder frisches

Wasser zu weit entfernt ist und daß im Winter nicht Futter oder Holz fehlt, daß das

Feld, auf dem man zu bleiben hat, nicht bei plötzlichem Unwetter gewöhnlich überschwemmt wird, daß es nicht an Abgründen oder unwegsamen Stellen liegt

und, wenn man vom Feind eingeschlossen ist, sich nur schwer ein Abzug bietet, daß nicht von höher gelegenen Stellen aus seitens der Feinde Geschosse darauf treffen. (4) Wenn das umsichtig und gewissenhaft bedacht ist, kann man je nach

der örtlichen Gegebenheit ein quadratisches oder rundes oder dreieckiges Lager

aufschlagen; und die Form ist zwar nicht höher zu bewerten als der Vorteil, aber

130

Epitoma rci mililaris

duntur, quibus ulu-a latitudjnis spatium tertia pars longitudinis additur. (5} lLa autcm

ab agrimensoribus podismum mensurae colligi oponet. ut ad quantitatem concluda—

Iur excrcitus. (6) Nam propugnatores angusta constipant et, ultra quam convenit, latiora diffundunt. Tribus autcm modis definiunt castra muniri posse. (7) Primum

in unius noctis Lransitum et itineris occupalionem leviorem, cum sublati caespites ordinantur et aggerem faciunt, supra qucm valli, hoc est sudes vel tribuli lignei. per

ordinem digeruntur. (8) Caespes autem circumciditur ferramentjs. qui herbamm ra-

dicibus continct terram; fit altus semis lpedem, latus pedem, longus pedem semis. (9) Quod si terra solutior fucrit. ut ad similimdinem lateris caespes non possi; ab-

scidi, tunc opcrc tumultuario fossa percutitur, lata pedes quinquc, alia Ires. cui intrinsecus agger cxcrescit, uI sinc mctu sccurus requicscat excrcitus. (10) Stativa au—

tem castra aestate vel hiemc haste vicino maiorc cura ac laborc firmantur. (11) Nam

singulac cenluriac dividcntibus campidoctoribus ct principiis accipium pcdaturas et

scutis vel sarcinis suis in orbem circa propria signa dispositis cincti gladio fossam

aperiunt latam aut novem aut undecim aut trcdecim pedibus vel, si maior adversariorum vis metuitur, pedibus decem et septcm — imparem enim numerum ObservaIi moris es: -; (12) tum saepibus ductis vel interpositis stipitibus ramisque arborum, ne terra facile dilabatur, agger erigitur; supra quem ad simjlitudinem muri et pinnae ct propugnacula componuntur. (I3) Opus vero centuriones dcccmpedis metiuntur, ne minus foderit aut erraverit alicuius ignavia, et tribuni circumeunt nec an-

{e disccdunt. qui strenui sunt, quam fuen'nt universa perfecta.

(14) Ne tarnen ali-

quis superventus laborantibus fiat, omnes equites et pars peditum, quae non opera-

tur privilegio dignitatis, ante fOSSam in procinctu armata consistit et ingruentes re-

pellit inimicos. (15) Prima igitur signa locis suis intra castra ponumur, quia nihil est

venerabilius eorurn maiestate militibus. duci praetorium eiusque comjtibus praepa-

ratur, tribunis tabernacula collocantur, quibus per contubemales deputatos ad mu-

l Mit semis pedem

weiche ich geringfügig von LANG („s-eminent) ebenso ab wie von ÖNNER-

FÜRS (semissem pedem).

Buch 1118.4- 15

I31

man hält doch solche Lager für schöner, bei denen die Länge um ein Drittel mehr

beträgt als die Breite. (5) Aber so muß die Abmessung von den Feidmessern nach Fuß berechnet werden, daß sie gemäß der Größe des Heeres genommen wird,

(6) Denn ein zu enges Lager drängt die Kämpfer zu sehr zusammen, und ein

übermäßig weiträumiges zerstreut sie zu sehr. Auf drei Arten, so gibt man an. kann ein Lager befestigt werden: (i) Erstens für die Überbrückung einer einzigen Nacht

und zur einfachen Marsch-Sicherun g so, dal3 man aus gestochene Rasenstücke aufschichtet und einen Damm anlegt, auf dem Palisaden, das heißt Pfähle, oder höl-

zerne Hindernisse in einer Reihe verteilt werden. (8) Das Rasenstück aber wird mit

Eisenwerkzeugen so ausgestochen, daß es mit den Graswurzeln die Erde festhält; es wird einen halben Fuß tief, einen Fuß breit und eineinhalb Fuß lang. (9) Ist aber

die Erde zu locker, so daß man die Rasenstiicke nicht wie Ziegelsteine ausstechen kann, dann wird in eiliger Arbeit ein Graben ausgehoben, fünf Fuß breit, drei Fuß tief, und am Innenrand wird ein Damm aufgeworfen, so daß sich das Heer darin ohne Furcht sorglos ausruhen kann. (10) Standlager aber werden im Sommer oder Winter in Feindnähe mit größerem Arbeitsaufwand befestigt. (11) Denn die einzelnen Zenturien bekommen unter Aufteilung durch die Waffenlehrer oder Kampfführer einen nach Fuß bemessenen Abschnitt, und indem sie ihre Schilde und ihr

Gepäck im Kreis rings um ihre Feldzeichen ablegen, öffnen sie, mit dem Schwert

gegürtet. einen Graben von 9 oder ll oder 13 Fuß Breite oder sogar, wenn man

noch größere Feindesmacht befürchtet, von l? Fuß; es ist nämlich üblich, immer eine ungerade Zahl einzuhalten. (12) Dann werden Zäune gezogen oder Stämme

und Astwerk dazwischen gefügt, damit die Erde nicht so leicht verläuft, und ein

Damm aufgeführt; darüber werden wie bei einer Mauer Zinnen und Kampftürme

angelegt. (13) Die Zenturionen aber messen die Arbeitsabschnitte mit ihren Zehn-

Fuß-Meßlatten zu, damit keiner zu wenig gräbt oder sich aus Faulheit vertut; die Tribunen gehen umher und, wenn sie tüchtig sind, nicht eher fort, als bis alles fer-

tig ist. (l4) Damit aber auf die Arbeitenden dennoch kein Überfall erfolgen kann,

stellt sich die gesamte Reiterei und der Teil des Fußvolks, der aufgrund seines Rangs nicht zu schanzen braucht, vor dem Graben bewaffnet in Bereitschaft auf und vertreibt angreifende Feinde. (15) Zuerst werden sodann die Feldzeichen an

ihre Plätze ins Lager getragen, weil es für die Soldaten nichts Verehrungswürdigeres gibt als deren Hoheit; danach wird dem Führer und seinem Stab das Prä—

ton’um hergerichtet, den Tribünen die Wirtschaftszeite aufgeschlagen. denen auch

durch die für diese Arbeiten abgestellten Kameraden Wasser, Holz und Futter be-

132

Epiloma rei mililaris

nera aqua, lignum et pabula minisrrantur. (16) Tunc pro gradu iegionibus et auxi—

liis. equitibus et peditibus loca. in quibus papiliones tendant. deputanrur in castris, ac de singulis centuriis quatemi equitcs et quaterni pedites excubitum noctibus

faciunt. (l7) Et quia impossibile videbatur in speculis vigilantes singulos perma-

nere, ideo in quattuor partes ad clepsydram sunt divisae vigiliae, ut non amplius quam rribus horis nocturnis necesse sit vigilare. (18) A tubicine omnes vigiliae

committuntur et finitis horis a comicine revocantur. Idoneos Lamen u'ibuni et pro-

batissimos eligunt, qui circumeant vigilias et renuntient. si qua emerserit culpa, quos circumitores appellabant; nunc militiae factus est gradus et eircitores vocantur. (19) Sciendum tamen es: equites extra vallum noctumas excubias facere debere. Per diem autem castris positis alii mane, alii post meridiem propter fatigationem homi— num equorumque agrarias faeiunt. (20) Inter praecipua convenit dueem providere, sive in castris, sive in civitate consistat, ut animalium pascua. subvectio frumemi

ceterarumque specierum. aquatio. lignatio, pabulatio secura ab hostium reddatur incursu. (21) Quod aliter non potest evenire nisi per loca idonea, qua nostrorum ambulat commeatus. praesidia disponamur, sive illae civiiates sint sive castella murata.

{22) Quod si non reperitur antiqua munitio, oportunis locis circumdata

maioribus fossis tumultuaria eastella firmantur. Nam a eastris diminutivo vocabulo

sunt nuncupata castella. (23) Intra quae in agrariis aliquanti pedites equitesque

degentes Iutum iter commeantibus praestant. Difficile enim hostis ad ea loca audet aceedere, in quibus a fronte et a [ergo novit adversarios commorari.

IX. Quae et quanta eonsideranda sint, ut intellegatur‘ utrum supewentibus et insidiis an pubiico debeat Marie confligi

(l) Quisquis hos artis bellicae commentarios ex probatissimis aueloribus breviatos

legere dignabitur, quam primum rationem proelii depugnandique eupit audjre prae-

Buch III 8.16- 9.1

133

reitgestellt wird. (16) Dann werden nach der Rangordnung den Legionen und

Hilfstruppen, den Reitern und Fußsoldalen die Plätze im Lager angewiesen, wo sie

ihre Zelte aufschlagen; und von den einzelnen Zenturien übernehmen je vier Reiter und vier Fußsoldaten die Nachtwache. (l?) Weil es unmöglich erschien, daß die

einzelnen Wächter im Ausspähen durchhalten, darum sind die Wachen nach der

Wasseruhr in vier Teile eingeteilt, so daß man nicht mehr als drei Nachtstunden wachen muß. (18) Vom Trompeter werden alle Wachen auf Posten geschickt und

nach Beendigung ihrer Zeit vom Hornisten zurückbeordert. Doch wählen die Tri— bunen geeignete und sehr bewährte Leute aus, die die Wachen inspizieren und melden, wenn irgendein Vergehen aufgetaucht ist; man nannte sie t‘irctmu’tm‘es (Her-

nmgeher : 'die Runde'); jetzt ist ein militärischer Dienstgrad daraus geworden, und

sie heißen circitores (: eine Reiterabteilung). (19) Man muß jedoch wissen, daß die

Reiter ihre Nachtwache außerhalb des Walles halten müssen. Wenn aber tagsüber

das Lager schon aufgeschlagen ist, wachen wegen der Ermüdung von Männern

und Pferden die einen am Vormittag, andere nachmittags auf Feldposten. (20) Vor

allem aber muß der Führer Vorsorge treffen, ob man nun im Lager oder in einer

Stadt haltmacht, daß Weidemöglichkeiten für die Tiere, Nachschub an Getreide und

anderen (Nahrungs—)Arten, das Wasserholen, Holzholen, Futterholen sicher vor einem Feindangriff gewährleistet ist.

(21) Das kann nicht anders geschehen, als

daß über geeignete Platze, wo unser Nachschub läuft. Sicherungseinheiten verteilt

werden, ob es sich dabei nun um Städte handelt oder um mauerbefestigte Kastelle.

(22) Wenn man aber keine alte Befestigung vorfindet, werden an günstigen Stellen

schnellerrichtete Kastelle durch umfanglichere Gräben gesichert. Kastelle sind nach

der Wortbedeutung kleinere Lager.“ (23) In ihnen befindet sich eine gewisse Zahl

Fußsoidaten und Reiter auf Feldposten und macht so den Nachschub sicher. Nur

schwer nämlich wagt der Feind sich an die Plätze heran, bei denen er weiß, daß

seine Gegner sich vor ihm und hinter ihm befinden. 9. Was und wieviel für die Entscheidung zu bedenken ist. ob man mit Überfällen und Hinterhalt oder in offenem Kampf streiten muß. (l) Wer immer diese Anmerkungen der Kriegskunst, die aus den bewährtesten Au—

toren zusammengefaßt wurden, der Lektüre würdigt, der möchte möglichst rasch

den methodischen Kampf und die Regeln für die Entscheidungs-Schlacht verneh*) Wörtlich: Denn sie sind von rasn'a (= Lager) in Verkleinerungsform raxteh'a benannt worden.

134

Epitoma rei mililaris

cepta. (2) Sed conflictus publicus duarum aut tn'um horarum certamine definitur, posl quem partis cius, quae superata fuerit. spes omnes intercidunt. Ideo omnia

ante cogitanda sunt. ante temptanda, ante facienda sunt, quam ad ultimum vcniatur abruptum. (3) Boni enim duces non apcrto Marte proslium, in quo es: commune periculum. sed ex occulto semper adtemptant. ut integris suis, quantum possunt.

hostes intcrimant vel cenc terreant, in qua parte, quae necessaria admodum sunl. ab

antiquis reperta perscribam. (4) Praecipua ars et utilitas ducis est. ut adhibitis ex universo excrcitu scientibus belli et sapientibus viris de suis et hostium copiis sacpius tractet, omni, quae plurimum nocct, adulatione summota, utrum maiorem numerum pugnatorum ipse an hosles habeant, utrum ipsius an advcrsariorum ho-

mines magis armati sint et muniti, qui magis exercitati, qui sint in necessitatibus

fortiores. (5) Quaerendum etiam, utra pars equitcs, utra pcdites habeat meliores, sciendumque in peditibus vel maxime consistere robur cxercitus; (6) et inter ipsos equites, qui contatis. qui sagittariis antecedat, quis plures loricas induat, quis utiii— ores equos adduxerit; postremo ioca ipsa, in quibus pugnandum est, utrum inimi— cis an nobis videantur adcommoda {7) - nam si equitatu gaudemus, campos de-

bemus optare, si pedite, loca eligere angusta, fossis, paludibus vel arboribus im— pedita, et aliquotiens montuosa -;

(8) cui magis victus abundet aut desit; nam fa-

mes, ut dicitur, intrinsecus pugnat et vincit saepius sine ferro. (9) Vcl maxime autem tractandum cst, utrum expcdiat necessitatem protrahi an celerius dimicari; inter-

dum enim sperat adversarius expeditionem cito passe finiri et, si dilatus fuerit in

longum. aut penuria maceratur ant desiderio suorum revocatur ad propria am nihil

magnum faciens per desperationem abire compellitur. (10) Tum fracti labore et tae-

dio plurimi deserunt, aliquanti produnt, aliquanii se tradunt, quia adversis rebus

rarior fides es: et nudari incipit. qui copiosus advcncrat. (11) Ad rem pertinet,

qualis ipse adversarius vel eius comites optimatesque sint, nasse, utrum [emerarii

Buch III 9, 2 - ll

I35

men. (2) Aber der offene Zusammenstoß ist auf einen Kampf von zwei oder drei

Stunden begrenzt; danach sind alle Hoffnungen der besiegten Seite untergegangen.

Darum muß alles vorher überlegt, vorher versucht, vorher getan werden, bevor

man es zur äußersten Gefahr kommen läßt. (3) Denn gute Führer versuchen nicht,

'im offenen Mars', worin für beide Seiten die gleiche Gefahr liegt. sondern stets

aus dem Verborgenen, ohne Verletzung der Eigenen, soweit sie es vermögen, die Feinde zu töten oder doch zu erschrecken; was auf diesem Gebiet von den Alten als

ziemlich notwendig befunden wurde, will ich nachfolgend darstellen. (4) Die be-

sondere Kunst und Vorzüglichkeit eines Führers ist es. daß er unter Heranziehung aller Kriegskundigen und verständigen Leute aus dem gesamten Heer öfters über die eigenen und die Truppen der Feinde Erörterungen anstellt, wobei jede Schmeichelei, die am schädlichsten ist, fernbleibt: ob er selbst oder die Feinde eine größere Kämpferzahl haben, ob die eigenen Leute oder die Feinde besser bewaffnet und ge— schützt sind, welche besser in Übung, welche in der Not tapferer sind. (5) Auch muß man fragen, welche Seite bessere Reiter, welche bessere Fußsoldaten hat, und

dabei muß man wissen, daß die Kraft eines Heeres vor allem und zumeist auf dem

Fußvolk beruht. (6) Unter den Reitern selbst ist zu fragen, wer mit Pikenträgern, wer mit Pfeilschützen überragt, wer mehr Gepanzerte aufbietet, wer die besseren Pferde mitführt; zuletzt ist auch die Örtlichkeit selbst, wo zu kämpfen ist, zu berücksichtigen, ob sie sich den Feinden oder uns vorteilhafter zeigt (7) (denn wenn

wir auf unsere Reiter stolz sind, müssen wir ebenes Gelände suchen; wenn auf das Fußvolk, dann enge Örtlichkeiten auswählen, die mit Gräben, Sütnpfen und Bäu—

men Hindernisse aufweisen, und manchmal auch bergige Gegend); (8) ferner, wer

mehr Proviant hat oder wem er mangelt; denn der Hunger, wie man sagt, kämpft

von innen her mit und siegt öfters ohne Schwert. (9) Vor allem aber ist zu erörtern,

ob es vorteilhafter ist, die Notlage hinzuziehen oder umso rascher zu kämpfen; bisweilen nämlich hofft der Gegner, der Feldzug könne rasch beendet werden, und

wenn er auf länger hingehalten wird, leidet er unter Mangel oder wird aus Sehn—

sucht nach den Seinen in sein eigenes Land zurückgerufen oder wird, weil er nichts

Bedeutendes vollbringt, aus Verzweiflung zum Abzug gezwungen. (10) Sodann

desertieren viele, die durch Strapazen und Überdruß geschwächt sind, manche

werden zu Verrätern, manche geben sich uns in die Hand, weil in schwieriger Si— tuation die Treue vergeht; und allmählich steht der ganz allein, der so truppenstark

angerückt war. (11) Zur Sache gehört es auch zu wissen, wie geartet der Gegner selbst oder wie seine Gefolgsleute und Adligen sind, ob sie ungestüm oder vorsich-

I36

Epitoma rei militaris

an eauti. audaces an timidi, scientes artem bellicam vel ex usu an temere pugnantes;

(12) quae gentes cum his fortes, quae ignavae sint; nostra auxilia cuius fidei

quarumque sint virium; quos animos illius copiae, quos habeat noster exercitus;

quae pars sibi magis victoriam repromirtat. 1[Eiusmodi enim cogitationibus vinus augetur aut frangitur. (l3) Desperantibus autem crescit audacia adhortatione ducis

et, si nihil ipse timere videatur, crescit animus, si ex insidiis vel occasione aliquid fortiter feceris, si hostibus adversae res coeperint evenire, si vel infirmiorcs aut minus armatos ex inimicis potueris superare.] (l4) Cavendum enim est, ne dubitantem fonnidantemque exercitum ad publicam pugnam aliquando produeas. Inter—

est. utrum tirones an veteres milites habeas et utrum ante breve tempus in expe-

ditionibus fuerint an annos aliquos in pace durarint; nam pro tironibus accipiendi

sunt, qui pugnare longo tempore desierunt. (15) Sed cum legiones, auxilia vel

equites ex diversis advenerint locis. dux optimus et separatim singulos numeros per

tribunos electos, quorum scitur industria, ad omnia genera exercere debet armorum (16) et post in unum collectos quasi depugnaturos conflictu publico exercebit ipse

saepius temptabitque, quid artis possint habere. quid virium, quemadmodum sibi ipsi consentiant, utrum ad tubarum monita, ad signorum indicia, ad praecepta vel

nutum suum diligenter obtemperent. (l?) Si errant in aliquibus, exerceantur atque

doceantur, quamdiu possint esse perfecti. (18) Si vero in campicursione, in sagit— tando, in iaculando, in ordinanda acie ad plenum fuerint eruditi, ne sie quidem

temere, sed occasione capta ad publicam ducendi sunt pugnam; sed ante mjnoribus proeliis imbuendi. (19) Dux itaque vigilans, sobrius, prudens tamquam de eivili

causa inter partes iudicaturus adhibito consilio de suis et adversarii copiis iudicet.

Et si multis rebus superior invenitur, oponunum sibi non differat inire conflictum. (20) Si vero adversarium intellegit potiorem, certamen publicum vitet; nam pauciores numero et inferiores viribus superventus et insidias facientes sub bonis ducibus reportaverunt saepe victoriam.

1 Diese Passage bis ä l3—Ende halte ich mit LANG für unecht, weil sie den Anschluß des Folgenden an das Vorherige unterbricht. Es dürfte sich um eine vorn Rand her cingcdrungene Anmerkung

(eines kritsichen Vorbehalts) handeln, die sich auf III 12,3 stützt. Gegen die Stelle spricht auch die

mir undurchschaubare Logik der “wenn"-Sätzc. die sich nicht mit der typisch deutschen Eigenart des temporal oder kondizional gleichlautenden Wenn erklären [äßt‚ sondern durchgehend (kandizionalw) sr' bietet.

Buch III 9.11 — 20

137

tig, kühn oder furchtsam, ob sie mit kriegerischer Taktik und Erfahrung oder un-

bedachtsam kämpfen, (12) welche Völker bei ihm tapfer oder feige sind; wie treu

und wie stark unsere Hilfstruppen sind; welche Moral seine Truppen, welche unser

Heer hat, welche Seite sich den Sieg selbst mehr verheißt. 1[Aus derartigen Überlegungen nämlich wächst oder schwächt sich die Tapferkeit. (13) Verzweifelnden aber wächst die Kühn—

heit durch die Mahnung des Führers. und wenn er selbst nichts zu fürchten scheint. wächst der

Mut, wenn man durch einen Hinterhalt oder gute Gelegenheit eine tapfere Leistung vollbracht hat.

wenn den Feinden nach und nach Unglück widerfahrt. wenn man Schwächere oder eine geringere

Zahl von Bewaffneten der Feinde hat besiegen können] (l4) Man muß sich nämlich davor

hüten, daß man jemals ein zweifelndes oder furchtsames Heer zur offenen Feld—

schlacht herausführt. Es ist von Bedeutung, ob man Neulinge oder altgediente Sol-

daten hat und ob sie noch vor kurzem auf Feldzügen waren oder etliche Jahre im Frieden verlebt haben; denn wie Neulinge muß man die bewerten, die lange nicht

gekämpft haben. (15) Aber wenn die Legionen, Hilfstruppen oder Reiter aus ver—

schiedenen Orten kommen, muß der hervorragende Führer die einzelnen Abteilungen getrennt durch ausgewählte Tribünen, deren Tüchtigkeit er kennt, in allen Waffenarten üben lassen, (16) und danach wird er sie alle zu einem Heer vereinigt

gleichsam im offenen Streit übungshaiber öfters um die Entscheidung kämpfen las-

sen und auf die Probe stellen, was an Fertigkeit sie zu bieten vermögen, was an Kräften, wie sie miteinander harmonieren, ob sie auf die Kommandos der Trompe— ten, auf die Weisungen der Feldzeichen, auf die Anordnungen oder seinen Wink gewissenhaft achtgeben.

(l?) Wenn sie noch bei irgendetwas Fehler machen,

sollen sie geübt und geschult werden, bis sie als vollkommen gelten können. (I8) Wenn sie aber in der militärischen Übung auf dem Übungsgelände, im Pfeilschießen, im Speerwerfen, im Aufstellen der Schlachtordnung vollständig ausgebildet sind, selbst dann darf man sie noch nicht blindlings, sondern nur unter

Abpassen einer günstigen Gelegenheit zur offenen Feldschlacht führen. Zuvor jedoch sind sie mit kleineren Gefechten zu beschäftigen. (l9) Ein wachsamer,

nüchterner, umsichtiger Führer also soll, als ob er in einem Zivilprozeß unter den Parteien zu entscheiden hätte, mit Beratung über die eigenen und die gegnerischen

Truppen sich ein Urteil bilden. Wenn er sich in vielen Dingen überlegen findet, soll er den Beginn eines für ihn günstigen Kampfes nicht aufschieben. (20) Wenn er

aber den Gegner als vorzüglicher erkennt, soll er den offenen Kampf vermeiden.

Denn an Zahl Unterlegene und an Kräften Schwächere haben mit Überfällen und

durch Hinterhalt unter guten Führern oft den Sieg errungen.

133

Epiloma rei militaris

X. Quid oponeat fieri, si quis desuetum a pugna exercitum habeat vel rironem

(l) Omnes artes omniaque opera cottidiano usu et iugi exercitatione profieiunL Quod si in parvis verum est, quanto magis decet in maximis eustodiri. (2) Quis au-

tem dubitet altem bellicam rebus omnibus esse potiorem, per quam libertas retinetur

et dignitas, propagantur provineiae, conservatur imperium'? (3) Hanc quondam re— lictis doctn'nis omnibus Lacedaemonü et postea eoluere Romani; hanc solam hodie-

que barbari putant esse servandam; cetera omnia aut in hac arte eonsistere aut per hanc adsequi se posse confidunt; haec dimicaturis es: necessaria, per quam vitam retineant et victoriam consequantur. (4) Dux ergo, cui tantae potestatis insignia Lribuuntur, cuius fidei atque virtuti possessomm f0rtunae. tutelae urbium, salus mi—

litum, rei publicae creditur gloria, non lantum pro universo exercitu, sed etiam pro

singulis contubemalibus debet esse sollicitus. Si quid enim illis eveniat in belle, et ipsius culpa et publica videatur iniuria. (5) Ergo si tironem vel diu armjs desuetum exercitum ducit, singularum legionum sivc auxiliomm necnon etiam vexillationum vires, animos, consuetudinem diligenter exploret. (6) Sciat etiam, si potest fieri,

nominatim, quis comes‚ quis tn'bunus. quis domestieus. quis eontubemalis quan-

tum possit in belle; auctoritatem severitatemque maximam sumat, omnes culpas militares legibus vindicet, nulli errantium eredatur ignoscere, in diversis locis, in

diversis oecasionibus omnium experimenta praecipiat. (T) His, ut oportet. euratis,

cum dispersi ad praedandum securi Oberrant hostes, tune probatos equites sive pe-

dites Cum tironibus aut inferioribus mittat, ut ex oecasione fusis inimieis et illis peritia et reliquis erescat audacia. (8) Ad transitus fluviorum, ad praecipitia mon-

tium, ad silvarum angustias, ad paludum aut viarum difficultatem superventus nul—

lo sciente disponat atque ita iter suum temperet, ut cibum capientes aut dormientes

aut vacantes, Gerte secums, inermes. discalciatos. destratis equis, nihil suspicantes

Buch IIl 10.1 - 8

139

10. Was geschehen muß. wenn man ein kampfentwöhntes oder ein Rekrutenheer

hat.

(l) Alle Künste und alle Fertigkeiten machen durch tägliche Ausübung und ständige

Übung Fortschritte. Wenn dies nun in kleineren Dingen stimmt, wieviel mehr muß man es in den größten beachten! (2) Wer aber möchte bezweifeln, daß die Kriegskunst vorzüglicher als alles andere ist. durch die man doch Freiheit und Würde behauptet, die Provinzen erweitert, das Reich bewahrt? (3) Sie haben einst unter

Zurücksetzung aller anderen Wissenschaften die Lakedämonier und später die Rö—

mer gepflegt; daß man allein sie zu beachten hat. glauben auch heute noch die Bar—

baren: sie vertrauen darauf. daß alles übrige auf dieser Kunst beruht oder durch sie

erreicht werden kann; sie ist für die Kämpfenden unabdingbar, da sie durch sie ihr Leben behaupten und den Sieg erlangen. (4) Der Führer also, dem die Abzeichen

so großer Macht verliehen werden, dessen Zuverlässigkeit und Tüchtigkeit das Vermögen der Besitzenden, die Schirmherrschaft über die Städte, das Wohl der Soldaten und des States Ruhm anvertraut wird, muß nicht nur für das gesamte Heer, sondern auch für die einzelen Kameraden in Sorge sein. Wenn nämlich jenen im Krieg etwas zustößt, so erscheint das als seine Schuld und als Verlust des Staates. (5) Wenn er also ein Rekrutenheer oder ein von Waffen lange cntwöhntes

Heer führt, so soll er Kräfte, Stimmungen und Lebensgewohnheiten der einzelnen Legionen oder Hilfstruppen und durchaus auch der (Reiter—lAbteilungen sorgfältig erforschen. (6) Er soll auch, sofern es möglich ist, mit Namen wissen, wer comes (Begleiter: Unterführer], wer Tribun ist, wer zur Hausmacht gehört. wer gemeiner Soldat ist und wieviel er im Krieg vermag. Er soll hohes Ansehen und äußerste Strenge zur Geltung bringen, alle soldatischen Vergehen nach den Gesetzen ahnden, im Ruf stehen. keinem Fehlenden zu verzeihen, an verschiedenen Orten, bei

verschiedenen Gelegenheiten von allen Prüfungen vorschreiben. (7) Wenn dies gehörig besorgt ist. dann soll er, wenn die Feinde verstreut und sorglos auf Beute—

zügen umherstreifen, erprobte Reiter oder Fußsoldaten mit Neulingen oder schwä-

cheren Leuten losschicken, damit aus solchen Gelegenheiten durch Vertreibung der

Feinde jenen die Erfahrung und den anderen die Kühnheit anwächst. (8) An Fluß—

übergangen, an Bergschluchten, an Engstellen von Wäldern, an schwierigen Stel-

len von Sümpfen und Wegen soll er, ohne daß es wer weiß, Überfälle befohlen und

den Marsch so einrichten, daß er sie beim Essenfassen oder im Schlaf oder beim

Nichtstun, jedenfalls sorglos, ohne Waffen und Stiefel. bei abgesattelten Pferden,

in völliger Ahnungslosigkeit. selbst aber wohlgerüstet angreift, damit die eigenen

140

Epitoma rei militan's

ipse paratus invadat, quatcnus in huiusmodi cenaminibus sui fiduciam colligant. (9) Nam qui ante longum tempus aut omnino numquam vidcrunt homines vulnerari

vel occidi, cum primum aspexerint, perhorrescunt et pavorc confusi de fuga magis

quam de conflictu incipiunt cogilarc. (10) Practcrea, si excun'ant adversarii, longo itinerc fatigatos adgrediatur et ultimos vel ccrte insperaros superveniat; cos etiam. qui longe a suis aut pabuli au: praedac gTatia commorantur. subito occupet cum de— lcctis.

(11) 111a cnim ante tcmptanda sunt. quae, si male cesserint, minus noceant,

si bene, plurimum prosint. Inler hostes discordiarum serere causas sapientis es:

ducis. (12) Nulla enim quamvis minima natio potest ab adversariis perdcleri, nisi propriis simultatibus se ipsa consumpseriL (13) Nam civile odium ad inimicorum pcmiciem pracceps est, ad utilitatem suae defensionis incautum. Unum illucl es: in hoc opere pracdicendum, ut nemo desperet fieri possc, quac facta sunt. (I4) Dicat aliquis: Mahl" armi Süm, qm’bus nuHusfossa, aggere vaüoque mansurum Circumdar

exercirum. Respondebitur: Sifm'sser isra (Harem, nihü nocrm-ni am dim'ni super— venrus hosrium nocere potuissem.

(15) Persac imitames Romanos ductis fossis

castra constituunt, et quia haIenosa sum prope omnia, saccos. quos inanes por-

taverant, ex pulvemlenta, quae effoditur, Lerra complent eorumque cumulo aggerem faciunt. (l6) Omnes barbari carris suis in orbem conexis ad simililudinem ca-

strorum securas a superventibus exigum noctes. Vercmur, ne discerc nequeamus.

quae a nobis alii didicerunt? (l?) Haec ex usu librisque amea servabantur. sed omissa diu ncmo quaesivit, quia vigentibus pacis officiis procul aberat necessitas belli. (18) Sed ne impossibile videatur reparari disciplinam, cuius usus intercidil.

doceamur exemplis. Apud veteres ars militaris in oblivioncm saepius venit, sed

prius a libris rcpetita est. postea ducum auctoritatc formam (19) Scipio Africanus

sub aliis imperatoribus Hispanienses exercitus frequenter victos accepit; (20) hos

discipiinae regula custodita omni opcrc fossisque facicndis ita diligcntcr excrcuit, ut

Buch III 10.8 - 20

l4]

Leute aus dieser Art von Kämpfen Selbstvertrauen gewinnen. (9) Denn wer vor

langer Zeit oder überhaupt noch nicht Menschen verwundet werden oder fallen

sah, entsetzt sich. sobald er das erblickt, und schreckverstört beginnt er, mehr an Flucht als an Kampf zu denken. (10) Außerdem soll er, wenn die Feinde Streifzüge

unternehmen, sie dann, wenn sie von langem Marsch ermüdet sind, angreifen und ganz von hinten oder doch unverhofft überfallen: auch soll er diejenigen. die sich

wegen der Futter- und Beutesuche fern von den Ihrigen aufhalten, plötzlich mit

ausgewählten Leuten bekämpfen.

(11) Denn zuerst muß man versuchen, was we-

nig schadet, wenn es schiefgeht. aber großen Vorteil bringt, wenn es klappt. Auch ist es Sache eines klugen Führers, unter den Feinden Gründe zur Zwietracht auszustreuen. (12) Denn kein noch so kleiner VolksStamm ist von seinen Feinden völlig zu vernichten, wenn er sich nicht in eigenem Streit aufreibt. (13) Denn die Feindschaft unter den Bürgern ist der schnellste Weg ins Verderben, da diese sich nicht mehr um den Nutzen der eigenen Verteidigung kümmert. Nur dies eine ist hierbei vorweg zu sagen, daß niemand daran verzweifeln möge, daß etwas, das schon einmal geschehen ist, wieder geschehen kann.

(14) Nun könnte einer sagen:

Es sind viele Jahre her, seit niemand mehr ein Heer beim Aufenthalt mit Graben. Damm und Wall umgibt. Man wird antworten: Wenn diese Vorsichtsmaßnahme geblieben wäre, hätten keine feindlichen Überfälle bei Nacht oder bei Tage Schaden stiften können. (15) Die Perser haben die Römer nacligeahmt und legen ihr Lager

durch das Ziehen von Gräben an. und weil bei ihnen fast alles sandig ist, füllen sie

die ausgegrabene lockere Stauberde in Säcke. die sie leer mitführten, und bauen ei— nen Damm, indem sie diese aufschichten.

(16) Alle Barbaren verbinden ihre Wa—

gen zu einem Kreis und verbringen wie in einem Lager gegen Überfälle gesicherte Nächte. Fürchten wir, wir könnten nicht lernen, was andere von uns gelernt ha—

ben? (l7) Dies wurde zuvor aus praktischer Übung und nach Büchern eingehalten,

aber als es lange unterbrochen war, vermißte es niemand, weil die Friedensaufga-

ben wichtiger waren und die Kriegsnot ferne. (18) Damit es aber nicht unmöglich erscheint, die Disziplin, deren Ausübung verloren ging, wiederherzustellen, mögen

wir uns von Beispielen belehren lassen. Bei den Alten geriet die Kriegskunst öfters einmal in Vergessenheit, aber sie wurde erst aus Büchern wieder eingeführt. dann

durch das Ansehen der Führer wieder bekräftigt. (19) Scipio Africanus übernahm die spanischen Heere, die unter anderen Feldherren häufig besiegt worden waren;

(20) diese übte er unter Einhaltung der strengsten Regeln in jedem Schanzwerk und

142

Epitoma rei militaris

diceret fodientes luto inquinari debere, qui madere hostium sanguine noluissent.

(21) Cum ipsis denique Numantinos capra civitate sic concremavit, ut nullus evaderer, (22) Metellus in Africa Albino imperante subiugatum accepit exercitum, quem ita emendavit vcteribus institutis, u: postea eos, a quibus sub iugum missi fuerant, superarent.

(23) Cimbri Caepionis et Mallii legioncs intra Gallias

debcllarunt; quarum reliquias cum Gaius Marius suscepisset, ita erudivit scicntia et

arte pugnandi, uI innumerabiiem multitudinem non solum Cimbrorum, sed ctiam

Teutonum et Ambronum publico Marte delcret. (24) Facilius autem es: ad virtutem

novos imbuere quam revocare penerritos.

XI. Quae ipso die procuranda sint, quo publica commjtrjtur pugna (l) Praemissis Ievioribus artibus belli ad publici conflictus incertum et ad fatalem

diem nationibus ac populis ratio disciplinae militaris invitat. Nam in eventu aperti Manis victoriae plenitudo consistit. (2) Hoc ergo tempus est, quo tamo magis duces debent esse solliciti. quanto maior speratur diligentibus gloria et maius pericu-

ium comitatur ignavos. in quo momento peritiae usus, pugnandi doctrina consiliumque dominatur. (3) Veteribus saeculis mos fuir parco cibo curatos militcs ad cer— tamen educere, ut audaciores sumpta esca redderet et iongiorc conflictu non fatiga— rentur inedia. (4) Praeterea observandum est praesentibus hostibus, sive ex castris

sive ex civitate producas ad proelium, ne, dum per angusta portarum paniculatim

procedit exercitus, a collectis et paratis debilitetur inimicis. (5) Ideoque providen-

dum cst, ut ame omnes milites egrediantur portas et aciem construant, quam hostis adveniat. (6) Quod si intra civitalem manentibus paratus advencrit, aut differatur

egressus aut certe dissimuletur. ut, cum adversarii insultare coeperint his, quos non putaut exituros, cum ad praedam aut ad redeundum converterint animum, cum

Buch III 10,20 — 11.6

143

im Gräbenziehen so gewissenhaft. daß er zu sagen pflegte, sie müßten sich beim

Schanzen mit Lehm beschmutzen, weil sie sich nicht mit Feindblut hätten benetzen wollen. (21) Mit eben diesen hat er schließlich die Numantiner nach Eroberung ih-

rer Stadt so gründlich gebrandschatzt, daß keiner entkam. (22) Metellus übernahm

in Afrika ein Heer, das unter dem Feldherrn Albinus unters Joch geschickt worden

war; er besserte es durch die alte Sitte so sehr. daß sie später diejenigen besiegten, von denen sie unters Joch geschickt worden waren. (23) Die Kimbern vemichteten

die Legionen des Caepio und des Mallius in Gallien; als Gaius Marius die Reste davon übernommen hatte, bildete er sie so in der Kenntnis und der Fertigkeit zu

kämpfen aus, daß er die unzählbare Menge nicht nur der Kimbern, sondern auch der Teutonen und Ambronen 'in offenem Mars‘ vernichtete. Aber es ist leichter, Neulinge zur Tapferkeit zu erziehen als Erschreckte zu ihr zurückzurufen.

ll. Was an eben dem Tag zu erledigen ist, an dem eine offene Feldschacht geschlagen wird.

(1) Nachdem die leichteren Kriegskünste vorausgeschickt sind, fordert die Methode

der Militärwissenschaft auf zur Ungewißheit des offenen Kampfes und zu dem für Völker und Nationen schicksalhaften Tage. Denn auf dem Erfolg der offenen Feldschlacht beruht ein vollständiger Sieg. (2) Dies also ist der Moment, in dem die Führer umso besorgter sein müssen, je größer der Ruhm ist, auf welchen die

Tüchtigen hoffen. und je größer die Gefahr, welche die Feigen begleitet: in diesem Moment kommt es an auf die Anwendung des Wissens, auf die Ausbildung im Kampf und auf den Kampfplan. (3) In den früheren Zeiten war es üblich, die Sol— daten sparsam mit Nahrung versorgt zur Entscheidungsschlacht herauszuführen,

damit die genossene Speise sie kühner mache und sie bei längerem Kampf nicht schwach würden vor Hunger. (4) Außerdem muß man in Gegenwart der Feinde.

gleich ob man aus dem Lager oder aus der Stadt zum Kampf führt, darauf achten,

daß das Heer nicht. indem es nur teilweise aus den Toren ausrücken kann, von den

versammelten und darauf gerüsteten Feinden geschlagen wird. (5) Darum muß man

vorsorgen, daß schon alle Soldaten durch die Tore ausgerückt sind und ihre Reihe aufstellen, bevor der Feind anrückt. (6) Wenn er aber schon wohlvorbereitet an-

rückt, während die eigenen Leute noch in der Stadt verharren, ist das Ausrücken

entweder zu verschieben oder wenigstens mit List zum Schein zu unterlassen, um dann, wenn die Feinde über die zu frohlocken beginnen, von denen sie glauben, sie würden nicht mehr ausrücken, und wenn sie ihren Sinn auf Beute oder Rückkehr

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Epitoma rei mililaris

ordines solverint, tunc illis stupentibus lectissimi quique prorumpant et conferti adgrediantur i gnaros. (’I) Observamr autem, ne lange spatio fatigatum militem neve

lassos post cursum equos ad publicum proelium cogas; multum virium labore

itineris pugnaturus amittit. (8) Quid faciet, qui ad aciem marcidus adventat? Hoc et

veteres declinarunt et superiore vel nostra aetate. cum Romani duces per imperitiam non eavissent, ne quid amplius dicam. exercitus perdiderunt. (9) Impar enim con— dicio est lassum cum requielo. sudantem Cum alacri, currentem cum eo. qui stete—

rit, subire conflictum.

XII. Investigandum, quid sentiant milites pugnaturi

(I) Ipsa die. qua certaturi sunt milites, quid sentiant, diligenter explora. Nam fiducia vel formjdo ex vultu, verbis, incessu, molibus cemitur. (2) Ne confidas. si tiro

proelium cupit; inexpertis enim dulcis es: pugna; et noveris te oportere differre, si exercitati bellatores metuunt dimicare. (3) Monitis tarnen et adhortatione ducis ex— ercitui vinus adcrescit et animus. praecipue si futuri certaminis talem acceperint rationem, qua sperent se facile ad victoriam perventuros. (4) Tunc inimjcorum ignavia vel error ostendendus est, vcl si ante a nobis superati sunt, commemorandum. Dicenda etiam. quibus militum mentes in odium adversariorum ira et indignatione

moveantur. (5) Animis paene omnium hominum hoc naturaliter evenit, ut trepident,

cum ad confiictum hostium vcncrint. (6) Sine dubio autem infirmiores sunt, que— rum mentes ipse confundit aspectus; sed hoc remedio formido lenitur. si, antequam dimices, frequenter exercitum mum locis tutioribus ordines, unde et videre hostem

et agnoscere consuescam. (7) Interdum audeant aliquid ex occasione: am fugent aut interimant inimicos; mores adversariorum, anna, cquos recognoscant. Nam quae ex usu sunt nota, non timentur.

Buch lll 11.6 — 12.7

145

richten und ihre Reihen schon auflösen, zu deren verblüffender Überrumpelung vor allem die Eliten-tippen ausfallen und mit geballter Wucht die Ahnungslosen angrei—

fen zu lassen. (7) Man beachtet aber, daß man nicht einen durch große Entfernung

schon ermüdeten Soldaten oder die nach einem Galopp erschöpften Pferde zum offenen Kampf zwingt; der Kämpfer verliert nämlich durch die Strapaze des Marsches viel von seinen Kräften. (8) Was wird der tun, der erschlafft zur Schlacht kommt? Die Alten vermieden dies; und in der letzten und noch zu unserer Zeit. als

sich die römischen Führer aus Unkenntnis nicht davor hüteten, haben sie, um nicht deutlicher zu reden, ihre Heere verloren. (9) Denn ein Erschöpfter und ein Ausge—

ruhter, ein Schweißtriefender und ein Frischer, ein Heranrennender und ein fest

Dastehender nehmen den Kampf unter ungleichen Bedingungen auf. 12. Man muß herausfinden, was die Soldaten vor dem Kampf denken. (l) Am Tage selbst, da die Soldaten zur Entscheidung antreten, erforsche sorgfältig, wie sie denken. Denn Zuversichtlichkeit oder Angst erkennt man aus Miene, Worten, Gang und Bewegungen. (2) Sei nicht zu zuversichtlich, wenn ein Neuling den Kampf begehrt, den Unerfahrenen nämlich erscheint die Schlacht angenehm;

und wisse, daß du verschieben mußt, wenn geübte Krieger zu kämpfen fürchten. (3) Durch Ermahnungen jedoch und Ermunterung seitens des Führers wächst dem Heer Tapferkeit zu und Mut, besonders wenn sie von dem bevorstehenden Kampf

einen solchen Plan vernehmen, daß sie hoffen können, leicht zum Sieg zu gelangen. (4) Dann muß man die Feigheit oder die Fehler der Feinde aufweisen

oder es erwähnen, wenn sie schon früher von uns besiegt wurden. Auch muß man

solche Dinge anführen, durch die die Soldaten voll Zorn und Empörung zum Haß

auf die Feinde gebracht werden. (5) Fast allen Menschen widerfährt dies von Natur aus, daß sie in Unruhe sind, wenn sie zum Zusammenstoß mit den Feinden kom«

men. (6) Ohne Zweifel aber sind die unterlegen, deren Sinne schon der Anblick

selbst verwirrt; aber durch folgendes Mittel wird der Schreck gemildert: wenn du

vor dem Kampf dein Heer häufig an sicheren Plätzen aufstellst, von wo aus sie sich gewöhnen, den Feind zu sehen und kennenzulemen. (’l) Bisweilen sollen sie bei

günstiger Gelegenheit etwas wagen: entweder die Feinde verjagen oder töten; die Gewohnheiten der Feinde, ihre Waffen und Pferde sollen sie kennenlernen. Denn was einem aus Erfahrung bekannt ist, fürchtet man nicht.

146

Epitoma rei militaris

XIII. Quemadmodum idoncus locus eljgatur ad pugnam (l) Bonum duccm convenit nosse magnam pancm victoriae ipsum locum, in quo

dimicandurn est, possidere. Elahora ergo. ut conserturus manum primum auxilium captes ex loco, qui tanto utilior iudicatur, quamo superior fuerit occupatus. (2) In

subicctos enim vehememjus tela dcscendunt, et majore impetu obnitentes pars altior

pellit. Qui adverso nititur clivo, duplex subit cum loco et haste certamen. (3) Sed illa distantia est, quod, si de peditibus tuis victoriam speras contra equites hostium, loca aspera, inaequalia, montuosa debes eligcre, si vero de equitibus tuis contra

adversarii pedites victoriam quacris, sequi debes paulo quidem editiora loca, scd

plana atque patentia, neque silvis neque paludibus impedita.

XIV. Quemadmodum acies debeat ordjnari, ut in conflictu reddatur invicta (1)0rdinaturus aciem tria dabei ante prospicere: 5016m, pulverem, ventum. Nam so}

ante faciem eripit visum; venms contrarius tua inflectit ac depn'mit, hostium adiuvat tela; pulvis a fronte congestus oculos implet et claudit. (2) Haec momento eo, quo

acics ordinantur, etiam imperiti vitare 5013m, sed duci provido cavendum es: in futurum. ne post paululum accedente die noceat solis mutata conversio, ne ventus adversus hora solita eo pugnante nascatur. (3) Ita ergo constituantur ordines, ut haec post occipitium nostrum sint et, si potest fieri, adversariorum impetant faciem.

(4) Acics dicitur exercitus instructi frons. quae adversum hostcm spectat. Haec in pugna publica, si sapiemer disponitur, pIurimum iuvat, si imperite, quamvis optimi bellatores sint, mala ordinatione franguntur. (5) Instructionis lex est, ut in prima

exercitati et veteres milites collocentur, quos antea principes vocabant, in secundo ordine circumdati catafractis sagittarii et optimi milites cum spiculis vel lanccis ordinentur, quos prius hastatos vocabant. (6) Singuli autcm armati in dircctum

temos pedcs inter se occupare consucrunt, hoc es: in millc passibus mille scsccnti

Buch III 13,1 — 14.6

147

13. Wie ein geeigneter Platz für die Schlacht ausgewählt wird.

(l) Ein guter Führer sollte wissen. daß gerade der Ort, wo man zu kämpfen hat,

große Bedeutung für den Sieg besitzt. Bemühe dich also, daß du vor Kampfbeginn

die erste Hilfe von der Örtlichkeit erlangst, die umso vorteilhafter zu beurteilen ist.

je höhergelegen sie besetzt wird. (2) Auf tiefer Stehende nämlich fliegen die Ge-

schosse gewaltiger herab, und mit größerer Wucht vertreibt der höher Stehende die,

die ihm entgegen streben. Wer sich bergauf anstemmt, nimmt den doppelten Kampf auf sich: gegen den Ort und gegen den Feind. (3) Aber folgender Unterschied besteht: wenn du von deinen Fußsoldaten den Sieg gegen die feindlichen Reiter er— hoffst, mußt du schwieriges, unebenes, bergiges Gelände auswählen; wenn du aber von deinen Reitern gegen die feindlichen Fußsoldaten den Sieg suchst, tnußt du ein nur leicht höher gelegenes Gelände suchen. das aber eben und weit offen ist,

weder durch Wälder noch durch Sümpfe hinderlich. l4. Wie die Schlachtreihe aufgestellt werden muß, damit Sie im Kampf unbesieg— lieh wird. (l) Wer die Schlachtreihe aufstellen will, muß drei Dinge vorweg beachten: Sonne,

Staub und Wind. Denn Sonne von vorn nimmt einem die Sicht; Gegenwind lenkt die eigenen Geschosse ab und drückt sie zu Boden. unterstützt aber die der Feinde;

von vorn aufgewirbclter Staub füllt und verschließt einem die Augen. (2) Dies pfle—

gen in dem Augenblick, da die Schlachtreihen sich aufstellen, sogar die Unerfah-

renen zu vermeiden, aber ein weitblickender Führer muß schon im Voraus darauf achten, daß nicht nach kurzem, wenn der Tag verrückt, die veränderte Sonnen—

stellung zum Nachteil wird, daß während des Kampfes kein üblicherweise zu be—

stimmter Stunde wehender Wind gegen ihn aufkommt.

(3) So also sollen die

Schlachtreihen eingerichtet werden, daß diese Dinge im Rücken sind und möglichst

das Gesicht der Feinde angreifen. - (4) Schlachrreihe nennt man des aufgestellten

Heeres Front, die gegen die Feinde blickt. Die Schlachtreihe ist in offener Feld-

schlacht, wenn sie geschickt angeordnet ist, von sehr großem Vorteil, wenn ungeschickt, werden selbst die besten Krieger durch die schlechte Aufstellung ge-

schwächt. (S) Grundregel der Aufstellung ist es, daß im vordersten Teil die erfah-

renen und alten Soldaten postiert werden, die man früher principcs nannte. daß in

der zweiten Reihe die gepanzerten Pfeilschützen und die besten Soldaten mit Spies-

sen oder Lanzen angeordnet werden, die man früher hastari nannte. (6) Die einzel-

nen Bewaffneten aber beanspruchen gewöhnlich in direkter Linie je drei Fuß Raum

148

Epiloma rci militaris

sexaginta sex pedites ordinantur in longum, ut nec acies interluccat et spatium sit

arma Uactandi; (7) intcr ordincm autem et ordinem a tergo in Iatum sex pedes dista-

rc volucrunt, u: haberent pugnantes spatium acccdendi atque recedendi; vehemen-

tius enim cum saltu cursuque lela mittuntur. (8) In his duobus ordinibus et aetate

maluri et usu confidentes et muniti etiam gravioribus armis collocantur. Hi enim ad vicem muri nec cedere nec sequi aliquando cogcndi sunt, ne ordines turbent, sed

venientes adversarios excipcre et Stande pugnandoque rcpcllcrc vel fugarc. (9) Ter-

Lius ordo disponitur de armaturis velocissimis. de sagittariis iuvenibus, de bonis 1aculatoribus, quos antea ferentarios nominabant. (10) Quartus item 0rd0 construitur

de scutatis expeditissimis, de sagittariis iunioribus. de his, qui alacritcr verutis vel

mattiobarbulis, quas plumbatas nominant. dimicant. qui diccbantur levis armatura.

(11) Sciendum ergo esl stantibus duobus primis ordinibus tertium et quartum 0rdi—

nem ad provocandum cum missilibus et sagittis primo loco semper exire. (12) Qui si bestes in fugam verterc potucrint. ipsi cum equitibus persequuntur; sin vero ab hostibus pulsi fuerinl, redeum ad primam ac secundam aciem et inter ipsos recipi— unt sc ad Ioca sua. (13) Prima autem et secunda acies, cum ad spathas et ad pila. ut

dicitur, ventum fuerit, totum sustinet bellum. In quinta acie ponebantur interdum

carroballislam manuballistarii, fundibulatores, funditores.

(l4) Fundibulatores

sunL qui fustibalis lapides iaciunt. Fustibalus fustis est longus pedibus quattuor. cui per medium ligatur funda de corio et utraquc manu impulsus prope ad instar

onagri dirigil saxa. (15) Funditores SUI’It. qui fundis lino c saetis factis - has cnim dicunt esse meliores - contono Circa caput bracchio dirigum saxa. (16) Quibus scu— ta decrant. sive lapidibus manu iactis, Sive missibilibus in hoc 0rdine dimicabant,

quos accensos tamquam iuniores et postea additos nominabanL Sextus ordo post

omncs a firmissimis et scutatis et omni genere annorum munitis belialoribus tene-

Buch III 14.6- 16

E49

für sich, das heißt auf 1.000 Schritt werden 1.666 Fußsoldaten in der Reihe aufge—

stellt, damit die Schlachtreihe nicht zu licht wird und doch auch Raum ist. die Waf-

fen zu führen. (7) Zwischen Reihe und Reihe aber sollten nach hinten in die Tiefe

sechs Fuß Abstand sein. damit die Kämpfer Raum hätten zum Anriicken und Zu‘ rückgehen; denn mit Anlauf und Sprung werden die Geschosse kraftvoller gewor— fen. (8) In diesen beiden Reihen wurden die Soldaten im besten Mannesalter auf— gestellt, die auf ihre Erfahrung vertrauen und mit der schweren Rüstung geschützt

sind. Sie nämlich müssen gezwungen werden. wie eine Mauer niemals zu weichen oder zu verfolgen. damit sie die Reihen nicht durcheinanderbringen. sondern sie sollen die anrückenden Feinde empfangen und durch stehenden Kampf abschlagen und in die Flucht treiben. (9) Die dritte Reihe wird gebildet von den schnellsten Leichtbewaffneten. von jüngeren Pfeilschiitzen. von guten Sehleuderern. die man früherferenrarr'i nannte. (10} Die vierte Reihe aber wird ebenso aufgestellt aus den

leichtesten Schildträgern. aus jüngeren Pfeilschiitzen und solchen. die hitzig mit Jagdspießen kämpfen oder mit mattiot’mrbtdi. wie man die Bleigeschosse nennt (s. l 1?; lI 15); diese hießen die Leichte Bewaflinmg. (l I} Man inuß also wissen daß die dritte und vierte Schlachtreihe, während die beiden ersten fest stehenbleiben. stets von ihrem ursprünglichen Platz, um tnit ihren Geschossen und Pfeilen zu provozieren, nach vorn rücken. (12) Wenn sie die Feinde zur Flucht wenden können,

verfolgen sie selbst sie zusammen mit den Reitern: wenn sie aber von den Feinden vertrieben werden, kehren sie zur ersten und zweiten Schlachtreihe zurück und zie— hen sich zwischen diesen auf ihre Plätze zurück. (I3) Die erste und die zweite Schlachtreihe aber trägt. wenn es. wie man sagt. zu Säbeln und Spirfßrw kommt. die ganze Last des Kampfes. In der fünften Reihe wurden manchmal Wagen- und

Handgeschütze, Stockschleuderer und Schleuderer aufgestellt. (In) Stockschleu— derer sind die, die mit einem Schleuderstoek Steine schießen. Ein Sehleuderstock

ist ein vier Fuß langer Stab, an dem in der Mitte eine Schleuder aus Leder ange-

bracht ist. und mit beiden Händen betrieben schleudert er die Steine fast wie ein 'Esel'. (15) Schleuderer sind solche, die mit Schleudern aus Leinen oder aus llaa»

ren - diese sollen nämlich besser sein - Steine schleudern, indem sie den Arm um

den Kopf drehen. (16) Die, welche keine Schilde hatten, kämpften in dieser Reihe.

sei es mit handgeworfenen Steinen oder mit Wurflanzen; man nannte sie ur'r'ensi.

gleichsam als Jüngere und später Hinzugefügte (vgl. II l9). Die sechste Reihe hin—

ter allen wurde von sehr starken und mit Schild bewaffneten und mit jeder Art Waf-

fen ausgerüsteten Kriegern gehalten; die Alten nannten diese rrinrr'i (: drittes Tref—

150

Epitorna rei militaris

batur; quos antiqui triarios appellabant. (1?) Hi. ut requieti et integn' acrius inva-

derent hostes, post ultimas aeies sedere eonsueverant. Si quid enim pn'mis ordi-

nibus aceidisset. de horum viribus reparationis spes tota pendebat.

XV. Ratio podisrni, quantum spatium in acie inter singulos homines in longum vel inter singulos ordines in latum debeat eustodiri

(1) Explanato, qualiter debeant acies instrui. nune pedismum mensuramque ipsius

ordinationis exponam. In mille passibus campi una aeies mille seseentos sexa—

ginta sex suseipiet pedites propterea, quia singuli pugnatores ternos occupant

pedes. (2) Quod si sex acies in mille passibus campi volueris ordinare, novem milia nongenti nonaginta sex pedites sunt necessarii. Si autem in temo hune numerum volueris tendere, duo milia passuum comprehendit; sed melius est plures acies

facere quarn militem exspargere. (3) Senos pedes a tergo inter singulas acies in

latum diximus interpatere debere. et ipsi bellatores stantes singulos obtinent pedes.

(4) Ideoque si sex aeies ordinaveris, quadraginta duo pedes in latum et mille passus in longurn deeem milium hominum tenebit exercitus. (5) Si autem in temo ordinare

volueris, viginti unum pedes in latum et duo milia passuum in longum decem

milium tenebit exereitus. (6) Ad hanc rationem. sive viginti milia sive uiginta milia peditum fuerint, iuxta mensurae podismum sine aliqua dubitatione difficultatis poterunt ordinari, nee dux fallitur, cum sciat, qui locus quantos eapere possit annatos. (7) Dieunt. si angustior locus sit vel multitudo suffieiat, etiam in deno vel

amplius acies ordinari. (8) Magis enim expedit, ut conferti pugnent quam longius separati; nam si nimium fuerit aeies tenuata, cito ab adversariis facta impressione

pen'umpitur et nullum postea potest esse remedium. (9) Qui autem numeri in dextro comu, qui in sinistro, qui in medio debeant ordinari. vel iuxta dignitates eorum

servatur ex more vel certc pro qualitate hostium eommutaturi Zur S. gegenüber. nimmt. mit genau seiner Schuhgröße selbstverständlich erheblich zu gering ist und weil in dieser Raumberechnung ohnehin eine zentimetergenaue Abmessung keinen Sinn macht); sie widerspricht auch den eigenen Angaben aus ä 3: denn bei sechs Reihen sind ja nur fünf Reihenbstände a sechs Fuß zu den sechs Standplätzen hinzuzurechnen. insgesamt also eine (rechnerische!) Tiefe von nur 36 Fuß. +) Den ganzen {5 5 hat LANG ausgelassen; er ist auch nur in einem Teil der Überlieferung (RSTVadeg) tradiert: aber man muß die pedantische Angabe der Umständlichkeit unseres Autors durchaus zutrauen (statt an die Randglosse eines pedantischcn Lesers zu denken); im übrigen liegt bei der Tiefenbereehnun g derselbe Fehler vor wie soeben bei der Tiefe von sechs Reihen (logisch korrekt wäre hier 15 Fuß); der Fehler ist vermutlich durch die ein-

fache Halbierung der vorigen Angabe entstanden.

Buch III 14.1")r - 15.9

151

fen). (1?) Diese ließen sich gewöhnlich hinter der letzten Schlachtreihe nieder. utn

ausgeruht und unversehrt die Feinde umso heftiger anzugreifen Wenn nämlich den

ersten Reihen etwas zugestoßen war. hing an deren Kräften alle Hoffnung auf Wiederherstellung. 15. Berechnung nach Fuß. wieviel Raum in der Schlachtreihe zwischen den einzelnen Leuten nach der Seite oder zwischen den Reihen in der Tiefe einzuhalten ist.

(t) Nach der Darlegung, wie die Schlachtreihen aufgestellt werden müssen. will ich die Bemessung der Reihe selbst angeben: Auf 1.000 Schritt eines ebenen Feldes wird eine Schlachtreihe 1.666 Fußsoldaten fassen, da ja die einzelnen Kämpfer je drei Fuß Raum beanspruchen. (2) Wenn man nun sechs Reihen auf 1.000 Schritt

einer Ebene aufstellen will, braucht man 9.996 Mann. Wenn man aber diese Zahl auf drei Reihen verteilen will, überdeckt sie 2.000 Schritt; aber es ist besser, daß

man mehr Kampfreihen bildet, als daß man die Soldaten auseinanderzieht. (3) Je sechs Fuß nach hinten zwischen den einzelnen Reihen, so sagten wir (III 14,7),

müßten in die Tiefe freistehen, und die Kämpfer selbst nehmen für ihren Stand je einen Fuß ein. (4) Wenn man daher sechs Reihen aufstellt. wird ein Heer von 10.000 Mann 42 Fuß in die Tiefe” und 1.000 Schritt in der Seitenausdehnung an Raum einnehmen. (5) Wenn man aber in drei Reihen aufstellen will. wird ein Heer

von 10.000 Mann 21 Fuß in die Tiefe und 2.000 Schritt in der Seitenausdehnung einnehmen.” (6) Nach dieser Berechnung konnten nach gleicher Fußberechnung ohne jeden Zweifel einer Schwierigkeit auch 20.000 oder 30.000 Soldaten aufge— stellt werden; und der Führer kann sich nicht täuschen, da er weiß. welcher Raum wieviele Bewaffnete fassen kann. (7) Es heißt, bei zu engem Raum oder wenn die Menge ausreicht, würden die Schlachtreihen auch zu zehnt oder noch mehreren

aufgestellt. (8) Denn es ist vorteilhafter. daß sie eher dicht gedrängt als daß sie zu

weit auseinandergezogen kämpfen; wenn nämlich die Schlachtreihe zu sehr ver—

dünnt ist, wird sie bei einem Einbruch der Gegner rasch durchstoßen, und dann

kann es hernach keine Hilfe mehr geben. (9) Welche Aufgebote aber aufdem rechten, welche auf dem linken Flügel stehen sollen, wird entweder entsprechend ihrer

Rangordnung nach dem Herkommen beobachtet oder aber nach der Eigenart der Feinde verändert. Ü Natürlich ist diese Angabe logisch falsch (und auch praktisch irrelevant, ja absurd. weil die Be-

messung des Raums. den ein gerüstcter Soldat in die Tiefe hin ein-

[Fortsetzun g gegenüber]

152

Epitoma rei militaris

XVI. De equitibus ordinandis

(l) Constructa acie peditum equites pcnuntur in comibus ita, ut loricati omnes et contatj iuncti sint peditibus, sagittarii autern vel qui loricas non habent, longius eva-

gentur. {2] A forüoribus namque equitibus peditum protegenda sunt latera et a ve—

locioribus atque expeditis hostium cornua superfundenda atque turbanda. (3) Scirc dux debet, contra quos dmngos, hoc est globos, hostium quos equites oporleat

poni. (4) Nam nescioqua occulta ratione. immo paene divina alii contra alios dimicant melius, et qui fortiores vicerant, ab inferioribus saepe vincuntur.

(5) Quod

si equites impares fuerint. more veterum velocissimi cum scutis levibus pedites ad hoc ipsum exercitati isdem miscendi sunt. quos expeditos velites nominabant. (6) Quo facto, quamvis fortissimi equites hostium evenerint, tarnen adversum mix-

tum agmen paIes esse non possunt. [(7) Unum hoc remedium omnes duces veteres invenerunt, ut adsuefacerent iuvencs currentes egregie et inter binos equites sin-

gulos ex his pedites collocarent cum levioribus scutis, gladiis atque missilibus.]1

XVII. De subsidiis. quae post aciem collocantur

(1) Sed optima ratio est et ad victoriam plurimum confen, ut lectissimos de pediti-

bus et2 equitibus cum vicariis, comitibus cribunisque vacantibus habeat dux post

aciem pracparatos, alios circa c0rnua. alias circa medium, ut, sicubi hostis vehementer insistit, ne mmpatur acies, provolent subito et suppleant loca additaque vir-

tute inimjcorum audaciam frangant. (2) Hoc primi Lacones invenerunt. imitati sunt

Carthaginienses, Romani postea ubique sewarunt. {3) Hac dispositione nulla me-

lior invenitur. Nam directa acies hoc solum agere debet et potest, ut hostem repellat

aut fundat. (4) Si cuneus sit agendus aut f0rfex, superfluos habere debebis post

aciem, de quibus cuneum vcl forficem facias. (5) Si ducenda sit sena, item ex ab-

1 Den Parapraphen hat LANG, wie ich denke zu Recht. getilgt. da er nichts anderes bringt als eine Dublette zu dem in ä 5f Gesagten.

2 Mit LANG meine ich (gegen ÖNNERFORS), daß er aus PRTabf nicht fehlen kann.

Buch Ill 16,1 - 17.5

153

16. Über die Aufstellung der Reiter. (l) Ist die Schiachtreihe der Fußsoldaten aufgestellt. werden die Reiter auf den

Flügeln postiert. so daß alle gepanzerten und mit Lanzen bewaffneten sich an die Fußsoldaten anschließen, die pfeilschießenden und die ungepanzenen Reiter aber weiter ausscheren. (2) Von den schweren Reitern nämlich sind die Flanken der

Fußsoldaten zu sichern und von den schnelleren und leichteren die Flügel der Fein-

de zu umschwärmen und zu verwirren. (3) Der Führer muß wissen. gegen welche drungi, das heißt Haufen, der Feinde welche Reiter aufzustellen sind: (4) denn aus

irgendeinem verborgenen. ja wohl über menschliches Erkennen gehenden Grunde,

kämpfen manche gegen andere besser, und oft werden von Schwächeren besiegt,

die selbst Stärkere besiegt hatten. (5) Wenn aber die Reiter sich als nicht gewachsen

erweisen. müssen nach der Sitte der Alten die schnellsten und dazu eigens eingeübten Fußsoldaten mit leichten Schilden unter diese gemischt werden; man

nannte diese leichte veiires (Plänkler). (6) Dadurch können selbst die tapfersten feindlichen Reiter, die ausgerückt sind. doch einer gemischten Schar nicht mehr gewachsen sein. (3?) [Einzig dies Mittel dagegen haben alle alten Führer gefunden. daß sie sehr schnellfüßige junge Kämpfer ausbildeten und jeweils als einzelne Fußkämpfer zwischen zwei Reiter aufstellten, mit leichterem Schild und Schwert und Wurfspeeren gerüstet]

17. Über die Reserven. die hinter der Schlachtreihe postiert werden. (1) Aber die beste Methode, die zum Sieg am meisten beiträgt, ist es. daß der Führer

die ausgesuchtesten Fußsoldaten und Reiter mit Stellvertretern, Gefolgschaftsfüh— rern und Tribunen, soweit diese freistehen. hinter der Schlachtreihe in Bereitschaft hält. teils bei den Flügeln. teils beim Zentrum. damit sie. wo der Feind mit Heftigkeit andringt. plötzlich, um den Durchbruch durch die Schlachtreihe zu verhindern‘

hervoreilen. die Stellen ausfüllen und durch ihren zusätzlichen Einsatz die Kühnheit der Feinde brechen. (2) Dies haben die Spartaner als erste erfunden, die Karthager

nachgeahmt, die Römer später allenthalben beibehalten. (3) Es gibt keine bessere

Anordnung als diese. Denn die gerade Schlachtreihe muß und kann allein dies vollbringen, daß sie den Feind abschlägt oder vertreibt (4) Wenn man einen Keii (cuneus) bilden muß oder eine Schere (forfex). dann maß man überzählige Leute hin-

ter der Schlachtreihe verfügbar haben, aus denen man den Keil und die Schere bildet.

(5) Hat man eine Säge (serra) zu führen, wird sie ebenfalls aus den Reserven

154

Epiloma rei mililaris

undantibus dueitur; nam si de loco suo ordinatum militem transferre coeperis.

universa turbabia (6) Si globus hosrium separatus aut alam iuam aut partem ali-

quam urgere coeperit, nisi superfluos habeas, quos contra globum possis oppo— nere. sive pedites sive equites de aeie tuieris, dum alia vis defendere, aIia pericu-

losius denudabis. (7) Quod si bellatorum tibi copia non abundat, melius est aciem habere breviorem, dummodo in subsidiis colloces plurimos. (8} Nam circa medias

panes campi ex peditibus bene annau's debes habere lectissimos, de quibus euneum facias et statim aciem hostium rumpas; (9) circa comua autem de contatis loricatis—

que equiljbus ad hoc reservatis et levi armatura peditum alas hostium eircumvenire te convenit.

XVIII. In quo loco primus dux Stare debeat, in quo sccundus, in quo tertius (l) Dux, qui praecipuam sustinet potestatem, inter equites et pedites in parte dextra Stare eonsuevit. (2) Hic enim locus est, in quo Iota aeies gubernatur, ex quo reclus es: liberque procursus‘ (3) Ideo autem inter utrosque consistit, ut et consilio regcrc et auctoritate tam equites quam pedites ad pugnam possit hortari. (4) Hic de equitibus supernumerariis mixtis peditibus expeditis adversariorum sinistrum cornu,

quod contra ipsum stat, circumire debet et a tergo semper urgere. (5) Seeundus dux in media aeie ponitur peditum, qui eam sustinet et firmet. (6) Hic fonissimos pedites et bene armatos de illis superfluis seeum haben: debel, ex quibus aut ipse cu—

neum faciat et hostium aciem rumpat am. si adversarii cuneum fecerint, ipse forfi—

cem faciat, ut cuneo illi possit oecurrere. Ü) In sinistra parte exercitus tertius esse

dux debet, satis bellicosus et providus, quia sinistra pars difficilior est et velut manca in acie consistit. (8) Hic circa se bonos equites supernumerarios et velo-

cissimos pedites habere debet. de quibus sinistrum eornu semper extendat. ne

eireumveniatur ab hostibus.

Buch III 17,5 - 18.8

155

gebildet; denn wenn man dafür aufgestellte Soldaten von ihren Plätzen verschieben

wollte, würde man alles verwirren. (6) Wenn ein gesonderter Haufen der Feinde

einen Flügel oder irgendeinen anderen Teil bedrängt und man keine Reserven hat, die man dem Haufen entgegenstellen kann, wird man zugleich, ob man Fußsolda-

ten oder Reiter aus der Schlachtordnung nimmt, das eine umso gefährlicher ent-

blößen, wenn man das andere schützen will. t7) Wenn dir aber keine so überreiche Kämpfermenge zur Verfügung steht, ist es besser, die Schlachtreihe kürzer zu halten, wenn du dann nur möglichst viele als Reserve aufstellst. (8) Denn in der Nähe des Zentrums des Kampffeldes muß man Eliteeinheiten der wohlgerüsteten Fußtruppen haben, aus denen man eine Keil bilden und sofort die Schlachtreihe der Feinde durchbrechen kann.

(9) An den Flügeln aber sollte man mit lanzenführen-

den und gepanzerten Reitern. die dafür zurückgehalten wurden, und mit leichtbewaffnetem Fußvolk die Flügel der Feinde umfassen. 18. An welchem Platz der erste Führer stehen muß, an welchem der zweite, an welchem der dritte.

(l) Der Führer, der die höchste Befehlsgewalt ausübt, steht gewöhnlich zwischen

Reitern und Fußvolk auf der rechten Seite. (2) Dies nämlich ist der Punkt, an detn

die ganze Schlachtreihe gelenkt wird und von wo aus ihm eine direkte und ungehinderte Bewegung möglich ist. (3) Er steht aber darum zwischen beiden, damit er

ebenso die Reiter wie die Fußsoldaten nach seiner Absicht leiten und mit seinem Ansehen zum Kampf ermuntern kann. (4} Dieser muß mit den überzähligen Reitern, unter die leichtes Fußvolk gemischt ist, den linken Flügel der Feinde, der ihm

gegenübersteht, utngehen und stets vom Rücken her bedrängen.

(5) Der zweite Führer steht im Zentrum der Schlachtreihe. die er aufrecht hält und

stärkt. (6) Dieser muß die tapfersten Fußkämpfer von jenen Reserven bei sich ha—

ben. mit denen er entweder selbst einen Keil bildet und die feindliche Schlachtreihe

durchbricht, oder wenn die Feinde einen Keil gebildet haben. selbst eine Schere bildet, um jenem Keil begegnen zu können. (7) Auf der linken Seite des Heeres muß der dritte Führer stehen, weil die linke

Seite schwieriger ist und gleichsam geschwächt in der Schlachtreihe steht. (8) Dieser muß gute Reiter aus der Reserve und die schnellsten Fußtruppen bei sich

haben, mit denen er den linken Flügel stets ausdehnen kann, um nicht von den Feinden umgangen zu werden.

156

Epitoma rei militaris

(9) Clamor autem, quem barrirum vocanl, pn'us non debet attolli, quam acies qa-

que se iunxerit. (10) Imperitorum enim vel ignavorum est vociferari de longe, cum

hostes magis terreantur. si cum telomm ictu clamoris horror accesserit.

(11) Sem-

per autem studere debas, ut pn'or instruas aciem, quia ex arbitrio tue potes facere,

quod tibi utile iudicas, cum nuHus obsistit; (12) deindc et tuis augcs confidentiam et adversariis fiduciam minuis. quia fortiores videntur, qui provocare non dubitant.

(l3) Inimici autem incipiunt formidare, qui vident conu'a se acies ordinari. Hinc

additur maximum commodum, quia tu instructus paratusque ordinantem et cpidum adversarium praeoccupas. (l4) PaIs enim victoriae es: inimicum turbare. ante» quam dimices, exceptis superventibus vel incursionibus rcpentinis ex occasione,

quam numquam dux excrcitatus amittit: (15) nam in itincribus iam fatigatis, in fluminum transgressione divisis. in paludibus occupatis, in iugis montium laboran-

libus, in campis exsparsis atque sccuris. in mansione dormientibus oportunum proelium semper infertur, cum aliis negotiis occupatus hostis prius imerimatur, quam praeparare sc possit. (16) Quod si cauti sint advcrszu‘ii et insidiarum nulla sit copia, tunc adversus praesemcs, scientes, videntcs aequa condicionc pugnatur.

XIX. Quibus rcmediis virtuti vcl dolis hostium resistamr in acie

(l) Tamen ars belIi non minus in hoc aperto conflictu quam in occultis fraudibus

adiuval eruditos. (2) Cavcndum vel maxime, ne ab ala comuque sinistro, quod saepius evenit, am certc dextro. quod licet raro contingit, circumvcniantur tui a

multitudine hostium aut a vagantibus globis, quos dicunt drungos. (3) Quod si ac—

ciderit. unum remcdium est, ut alam comuquc rcplices et rotundes. quatenus

conversi tui sociorum terga defendant; (4) sed in angulo ipsius extremitatis forLissi-

Buch III 18.9 - 19.4

157

(9) Das Geschrei aber, das man bam‘rus (Kampfgesang) nennt, darf nicht eher er-

hoben werden, als bis beide Schlachtreihen zusammentreffen.

(10) Denn es

kennzeichnet Unerfahrene oder Feiglinge, schon aus weiter Ferne zu schreien, da

die Feinde mehr erschreckt werden. wenn (direkt) zum Stoß der Waffen zugleich

das entsetzliche Geschrei hinzukornmt. (11) Stets aber muß man dafür sorgen, daß man die Schlachtreihe als erster aufstellt, weil man dann nach eigenem Ermessen

tun kann, was man für sich für günstig hält, solange einen noch keiner behindert:

(12) sodann stärkt man den Seinen das Selbstvertrauen und schwächt den Gegnern die Zuversicht, weil die tapferer scheinen, die ohne Zögern zum Kampf heraus-

fordern. (13) Die Feinde aber beginnen zu erschrecken, wenn sie sehen, wie gegen

sie die Schlachtreihe aufgestellt wird. Hieraus ergibt sich der größte Vorteil, weil du selbst aufgestellt und kampfbereit dem erst sich ordnendcn und unruhigen Gegner zuvorkommst. (l4) Es ist nämlich ein Teil des Sieges. den Gegner zu verwirren, bevor man kämpft: eine Ausnahme bilden Überfälle und Überraschungsangriffe bei günstiger Gelegenheit, welche ein erfahrener Führer niemals (ungenutzt) preisgibt. (15) Denn gegen Ermüdete auf dem Marsch, gegen solche, die bei der Flußüberquerung zerteilt sind, die sich auf Bergpassen abmühen. auf Ebenen zerstreut und sorglos sind oder im Nachtlager schlafen. läßt sich immer ein gün—

stiger Kampf beginnen, da der mit anderen Dingen beschäftigte Feind eher getötet wird, als er sich kampfbereit machen kann. (16) Wenn aber die Feinde vorsichtig sind und sich keine Möglichkeit für einen Hinterhalt bietet. dann kämpft man unter gleichen Bedingungen gegen Vollgegenwärtige, Wissende, Sehende.

l9. Mit welchen Mitteln man der feindlichen Tapferkeit oder List in der Schlacht widersteht.

(1) Dennoch hilft die Kriegskunst den Ausgebildeten in diesem offenen Kampf nicltt weniger als bei heimlichen Listen. (2) Ganz besonders aber muß man sich da-

vor hüten. daß die eigenen Leute vom linken Flügel. wie es häufiger vorkommt. oder vom rechten, wenngleich dies seltener passiert. umgangen werden durch die

Überzahl der Feinde oder von ausschwärmenden Scharen, die man drnngt‘ (Hau—

fen) nennt. Wenn das aber passiert ist, gibt es nur ein Gegenmittel. daß man näm-

lich Flügel und Ecke zurückwendet und im Bogen zurücknimmt, damit die rückwärts gewandten eigenen Leute den Rücken ihrer Gefährten schützen: (4) aber an

der äußersten Spitze müssen hier die Tapfersten stehen, weil dort der Angriff ge—

158

Epitoma rei mililaris

mj conlocentur. quia ibi impetus amplior fien' consuevit. (5) Item adversus cuneum

hostium certis resistitur modis. Cuneus dicitur multitudo peditum, quae iuncta cum acie primo angusu'or. deinde latior procedjt et adversariomm ordines rumpit, quia a

pluribus in unum locum teia mittuntur. (6) Quam rem militcs nominam caput porcinum. Conira quod 0rdinatio ponitur. quam forficcm vocant. (7) Nam ex lectis—

simis militibus in V litteram ordo componitur et illum cuneum cxcipit atquc ex utraque parte concludit, quo facto aciem non potest rumpere. (8) Item scrra dicitur,

quae ab strenuis dirccta ante frontem opponitur hostibus, ut turbata acies reparelur. (9) Globus autem dicitur, qui a sua acie separatus vage superventu incursat inimicos‚ conu'a qucm alter populosior vcl fortior immittitur globus. (10) Observanclum quoque, ne sub tempore, quo iam committitur pugna. velis 0rdines cmnmutare aut de locis suis aliquos numeros ad alia Lransfcrre. (11) Statim enim nascitur tumultus

atque confusio, et in imparatos conturbatosque facilius hostis incumbit.

XX. Quot generibus pugna publica committatur et quomodo, etiam qui infcrior nu— mcro et viribus est. valeat obtinere (l) Depugnatiouum septem sunt gencra vel m0di, cum infesla ex utraque pane signa

confligunt. Una depugnatio es: frontc longa quadrato excrcitu, sicul etiam nunc et prope semper solet proelium fiel-i. (2) Sed hoc genus depugnationis periti annorum

non Optimum iudicam, quia, in prolixo spatio cum tenditur acics, non aequalis semper campus occun’it, et si hiatus aliqui in medio vel Sinus aut curvatura fit, in eo loco acies frequenter inrumpitur. (3) Praetcrea, si multitudine adversarius anteccdit.

a lateribus aut dextram aut sinistram alam circumvenit; in quo periculum magnum

est, nisi supemumerarios habeas, qui procurrant hostemque sustineant. (4) Hoc

genere solus debet confligere, qui et plures et fortes habuerit bellatores, ut ex

utroque comu hostem circumveniat et quasi in sinum sui concludat exercitus.

Buch Ill 19,4 - 20.4

159

wöhnlich weiträumiger geschieht. (5) Ebenso leistet man gegen einen Keiir der Feinde auf bestimmte Weise Widerstand. Keil! (crmetts) nennt man eine Menge von

Fußsoldaten, die in Verbindung mit der Schlachtreihe zuerst schmal, dann immer

breiter vorrückt und die Reihen der Feinde durchstößt, weil von vielen auf einen

Punkt geschossen wird; (6) die Soldaten nennen diese Formation Schweinskopf

(capur porcinum). Gegen diese Formation stellt man die sogenannte Schere (for-

fex). (7) Denn aus den ausgesuchtesten Soldaten wird ein Reihe in Form des Buch-

stabens V gebildet; diese nimmt den Keil auf und umschließt ihn auf beiden Seiten. wodurch der die Schlachtreihe nicht durchbrechen kann. (8) Ebenso (bildhaft) be-

zeichnet man als Säge (serr‘a) die Formation, die von tüchtigen Kämpfern in gerader

Linie vor der Front den Feinden entgegen gestellt wird, damit die in Verwirrung ge—

ratene Schlachtreihe sich wieder herstellen kann. [9) Haufen (giobus) aber nennt

man, was ohne Verbindung mit der Schlachtreihe durch unstete Überfälle die Feinde angreift; dagegen muß man einen anderen, zahlreicheren oder tapfereren

Haufen aufbieten. (10) Zu beachten ist auch, daß man nicht in dem Moment, da der

Kampf schon beginnt, die Reihen umstellen oder irgendwelche Aufgebote von ihren Plätzen an andere verschieben will. (11) Sofort entsteht nämlich Verwirrung

und Unordnung, und auf die Unvorbereiteten und Verwimen wirft sich der Feind umso leichter.

20. Auf wieviele Arten eine offene Feidschlacht eröffnet wird und wie sich auch

behaupten kann, wer an Zahl und Kräften schwächer ist. (1) Es gibt aber sieben Gattungen oder Arten für die Schlacht, wenn auf beiden Sei-

ten die feindlichen Feidzeichen zusammenstoßen. Die erste ist die mit langer Front bei viereckig geordnetem Heer, wie auch heutzutage und fast immer ein Kampf

vonstattenzugehen pflegt. (2) Aber diese Art der Schlachtform halten die Waffen-

kundigen nicht für die beste, weil, wenn man die Schlachtreihe auf sehr weitem Raum aufstellt, nicht immer ein gleichmäßiger Boden vorgefunden wird, und wenn irgendwo ein Auflclaffen in der Mitte oder ein Aus- und Einbiegen vorkommt, die

Schlachtreihe dort häufig zerreißt. (3) Außerdem umgeht der Feind, wenn er zah-

lenmäßig überlegen ist. auf den Flanken den rechten oder linken Flügel. Darin liegt

eine große Gefahr, wenn man keine Reserven hat, die dann vorstürmen und den

Feind aufhalten können. (4) Nach dieser Art sollte nur kämpfen, wer sowohl mehr

als auch tapfere Krieger hat; er soll dann den Feind auf beiden Fügeln umgehen und

gleichsam in der Umarmung seines Heeres einschließen.

160

Epitoma rei militaris

(5) Secunda depugnatio es: 0bliqua. piurimis melior. In qua si paucos strenuos Ioco

idoneo ordinaveris. etiam si multitudine hostium et virtute Iurberis. tarnen poten's

reportare Victoriam. (6} Huius talis est modus: Cum instructae acies ad congressum veniunt. iunc zu sinistram alam tuam a dextra adversarii longius separabis, ne vel

missibilia ad eam vel sagittae perveniant; (7) dextram autem alam tuam sinistrae alae

iflius iunges et ibi primum inchoa proelium ita. ut cum equitibus optimjs et proba-

tissimis peditibus sinistram partem illius. ad quam te iunxeris, adgrediaris atque Circumeas et detrudendo atque supercun'endo ad hostium terga pervenias. (8) Quod si semel adversarios exinde pellere coeperis, accedentibus tuis indubitatam vicm—

riam eonsequer‘is et pars exercitus mi, quam ab hoste submoveris. secura durabit.

(9) Ad similitudinem autem A litterae vel libellae fabrilis acies in hoc dimicandi ge-

nere componuntur.

(10) Quod si tibi prior adversarius fecerit. illos, quos post aci-

em supemumerarios diximus debere poni, tam equites quam pedites, ad sinistrum mum colliges comu, et sie adversan'o resistes magnis viribus, ne arte pellaIis. (11) Terlia depungatio est similis secundae, sed in hoc deterior, quod a sinistro comu tuo cum illius incipies dextro confligere. Nam quasi mancus impetus est eorum et aperte cum difficultate adgrediuntur hostes, qui in sinistro dimicant comu. (12) Quod apertius explanabo: Si quando alam sinistram longe habueris meliorem,

tunc ei fortissimos equites peditesque coniunge et in cnngressu ipsam primam applica ad alam hostium dextram, et quantum potes. adversarii dextram partem pellere et circumire festina. (l3) Tuam autem aliam exercitus partem. in qua dele-

riores bellatores habere te nosti, a sinistra illius longissime separa, ne vel gladiis invadatur vel ad eam tela perveniant. (14} In hoc genere cavendum est, ne inimi-

corum cuneis transversa tua acies elidatur. Hoc autem modo uno easu utiliter

pugnabitur, si adversarius inferiorem dextrum comu[m]1 habuerit et tu longe for-

tiorem sinistrum.

1 Die falsche Form kann (gegen LANG und ÖNNERFORS) nichl akzeptiert werden da sowohl an anderen Slelien als auch hier die richtige überiiefert ist.

Buch III 20. 5 - l4

161

(5) Die zweite Schlachtforrn ist die schiefe, die bessm als die meisten anderen ist.

Wenn du in ihr wenige tüchtige Kämpfer am geeigneten Platz aufstellst, kannst du, auch wenn du durch Menge und Tapferkeit der Feinde in Verwirrung gerätst. doch

den Sieg davontragen. (6) Folgendes ist ihre Art: Wenn die aufgestellten Schlachtreihen zum Zusammenstoß kommen, dann wirst du deinen linken Flügel vom rech-

ten des Gegners weiter entfernt halten, so dal3 weder Wurfgeschosse noch Pfeile an ihn gelangen können; (7) deinen rechten Flügel aber wirst du mit dem linken des

Feindes zusammenführen, und dort beginne den Kampf zuerst so, daß du mit den besten Reitern und den bewährtesten Fußkämpfern dessen linke Seite, an die du dich angenähert hast, angreifst und umgehst und durch Fortstoßen und Überrennen

in den Rücken der Feinde gelangst. (8) Wenn du erst einmal von dort aus die Gegner zu vertreiben begonnen hast, wirst du, wenn die eigenen Leute noch hinzueilen,

einen unzweifelhaften Sieg erlangen, und der Teil deines Heers, den du vom Feind entfernt hast, wird dabei dauernd ungefährdet sein. (9) Die Kampfreihen werden in dieser Schlachtform also in der Form des Buchstabens A oder in Form einer Handwerkswaage angeordnet. (10) Wenn dir aber der Gegner darin zuvorgekommen ist, dann mußt du die, von denen wir sagten. daß sie hinter der Schlachtreihe als Reserven aufgestellt werden müssen, ebenso Reiter wie Fußvolk, am eigenen linken

Flügel sammeln. und so dem Gegner mit gewaltigen Kräften Widerstand leisten, um nicht durch dessen Kampftechnik vertrieben zu werden. (11) Die dritte Schlachtform ist der zweiten ähnlich, aber insofern geringer, als du

mit deinem linken Flügel gegen des Feindes rechten zu kämpfen beginnst. Denn deren (der linken Seite) Angriffsstoß ist gleichsam geschwächt, und offenkundig greifen diejenigen ihre Feinde nur unter Schwierigkeit an, die auf dem linken Flügel kämpfen. (12) Das will ich deutlicher erklären: Wenn du einmal den linken Flügel

als den weit besseren hast, dann gib ihm die tapfersten Reiter und Fußsoldaten bei, und laß beim Zusammenstoß ihn zuerst auf den rechten Feindflügel treffen, und

SOweit nur möglich eile, die rechte Seite des Gegners zu vertreiben und zu um— gehen. (13) Deine andere Heereshälfte aber, in der du überzeugt bist schlechtere Kämpfer zu haben, halte möglichst weit abgesondert von dessen linker Seite, damit sie weder von Schwertstreichen getroffen wird noch die Geschosse bis zu ihr dringen. (l4) Hierbei muß man aber achtgeben, daß nicht deine eigene Schiefe

Schlachtordnung durch feindliche Keile zerschlagen wird. Auf diese Art aber wird

nur in dem einen Falle vorteilhafter gekämpft, wenn der Gegner einen schwächeren

rechten Flügel und du selbst einen weit stärkeren linken hast.

162

Epitoma rei mililaris

(15) Quana depugnatio talis est: Cum ordinaveris aciem, ante quadringentos vel quingentos passus, quam ad hostem pervenias, non sperante eo subito ambas alas tuas ineitare te convenit, ut ex utroque comu improvisos hostes vertas in fugam et celerius victoriam consequaris (16) Scd hoc genus certaminis, licet Cito superet, si

exereitatos fortissimosque produxen't, tarnen periculosum est. quia mediam aeiem

suam, qui sic dimicat. nudare compellitur et in duas panes exercitum separare.

(1?) Et si pnmo impetu victus non fuerit inimicus, habe: occasionem, qua inv adat et

divisa comua et mediam aciem destitutam.

(18) Quinta depugnatio est quartae similis, sed hOC unum amplius habet, quod le— vem armaturam et sagitlarios ante primam aciem ponit. ul iliis resistentibus nun possit inmmpi. (19) Nam sie de dextre eomu suo illius sinistrum et de sinistro COT-

nu suo illius deeum adgreditur. Quod si fugare pmuerit, statim vincit; sin minus,

media acies ipsius non laborat. quia a levi armatura sagittariisque defenditur. (20) Sexta depugnatio optima est, prope simjlis secundae, qua utuntur. qui de nu> mero suorum et de virtute desperant; et si bene 0rdinaverint. quamvis cum paucio— ribus semper victoriam consequuntur. (21) Nam cum instructa acies ad hostes ac-

cedit, dextram alam tuam sinistrae alae hostium iunge et ibi per equiles probatis— simos et velocissimos pedites incipe proelium. (22) Reliquam autem partem exer-

Citus tui longissime ab adversariorum acie remove et in directum porrige quasi veru; nam cum sinistram panem iliius et a lateribus et a tergo coepen's caedere. sine dubio

vertis in fugam. (23) Adversarius autem nec de dextra parte sua nec de media acie

potest suis laborantibus subvenire, quia acies tua extenditur et Iota se porrigit ad

similitudinem I litterae longissimeque recedit ab hostibus. Quo genere in itineribus

saepe confligitur.

(24) Septima depugnatio est, quae loci benefieio adiuvat dimieantem. (25) In hac

quoque et cum paucioribus et cum minus fortibus poteris adversarium sustinere,

Buch III 20.15 -25

163

(15) Die vierte Schlachtform ist folgendermaßen: Wenn du die Schlachtreihe auf—

gestellt hast, sollst du 400 oder 500 Schritt, bevor du auf den Feind triffst, plötz— lich, ohne daß er es erwarten kann, deine beiden Flügel beschleunigen. so daß du

unversehens die Feinde auf beiden Flügeln zur Flucht wendest und den Sieg rascher erlangst. (16) Aber dies Kampfart, mag sie auch rascher zum Sieg führen,

wenn einer geübte und sehr tapfere Leute nach vom zu werfen hat, ist doch gefahr-

voll, weil, wer so kämpft, das Zentrum seiner Schlachtreihe entblößen und sein

Heer in zwei Teile sondern muß. (17) Und wenn der Feind beim ersten Ansturm nicht besiegt ist, hat er damit eine Möglichkeit, sowohl gegen die abgetrennten Flügel wie gegen das alleingelassene Zentrum anzudringen.

(18) Die fünfte Schlachtform ist der vierten ähnlich, weist aber darüber hinaus dies

noch auf, daß sie die Leichtbewaffneten und die Pfeiischützen vor der ersten Reihe

aufstellt, so da13 durch deren Widerstand nicht in diese eingebrochen werden kann. (19) Denn so greift man vom eigenen rechten Flügel den linken Flügel von jenem und vom eigenen linken Flügel den rechten von jenem an. Wenn man so schon zur Flucht treiben kann, hat man sofort gesiegt: falls nicht, hat das eigene Zentrum aber doch keine Schwierigkeiten, weil es von den leichtbewaffneten und Pfeilschützen

verteidigt wird. (20) Die sechste Schlachtform ist sehr gut, fast der zweiten gleich; sie wenden die an, die hinsichtlich der eigenen Zahl und ihrer Leistungskraft kein Zutrauen haben;

und wenn sie diese gut eingerichtet haben, gewinnen sie mit noch so wenigen den Sieg. (21) Denn wenn sich die aufgestellte Schlachtreihe dem Feind nähert. dann bringe deinen rechten Flügel mit dem linken Flügel der Feinde zusammen, und dort beginne mit den bewährtesten Reitern und den schnellsten Fußtruppen den Kampf. (22) Den Rest des eigenen Heeres aber halte möglichst weit von der Kampfreihe der Gegner fern, und dehne sie aus in gerade Richtung wie einen Speer. Denn wenn du

dessen linke Seite von Flanke und Rücken her zu metzeln beginnst. wendest du sie ohne Zweifel zur Flucht. (23) Der Gegner aber kann weder von der rechten Seite aus noch vom Zentrum her seinen in Bedrängnis Geratenen hilfc bringen, weil dei-

ne Schlachtreihe sich so ausdehnt und sich ganz wie der Buchstabe l (z wie ein

Strich) ausspannt und sehr weit von den Feinden zurückweicht. Auf diese Art wird

oft auf Märschen gekämpft. (24) Die siebente Schlachtform ist die, die den Kämpfenden durch einen örtlichen

Vorteil unterstützt. (25) Auch in ihr kannst du mit wenigeren und weniger tapferen

Leuten dem Gegner standhalten, das heißt, wenn du auf der einen Seite einen Berg,

164

Epitoma rei militaris

hoc est, si montem aut mare am flumen aut lacurn aut civitatem aut paludes aut abrupta in una parte habeas, ex qua hostis non possit accederc. reliquum exercituni

tuum directa acie ordines, sed in illa, quae munitionem non habet, omnes equites et ferentarios ponas. (26) Tunc securus pro tuo arbitrio cum hoste c0nfligis, quia ab

una parte loci natura te munit, ab alia duplex prope ponitur equitatus. (2?) Illucl tarnen observandum est, quo nihil melius invenitur. ut, sive dextro cornu

solo pugnare volueris, ibi fortissimos ponas. sive de sinistro, ibi strenuissimos

coiloces. sive in medio facerc cuncos volueris, per quos acies hostium rumpas, in cuneo exercitatissimos ordines bellatores. (28) Victoria enim per paucos fieri con-

suevit. Tantum est. ut electi a duce sapientissimo in his locis. in quibus ratio et

utilitas postulat, ordinentur.

XXI. Viam abscedendi hostibus dandam. ut deleanrur facilius fugientes (I) Plerique rei militaris ignari pleniorem victoriam credunt. si adversarios aut lo—

corurn angustiis aut armatorum multitudine circumdederint, ut aditum nun inveniant abscedendi. (2) Sed clausis ex desperatione crescit audacia. et cum spei nihil est. sumit arma formido. Libenter cupit commori, qui sine dubio scit se esse moritumm. (3) Ideoque Scipionis laudata sententia est. qui dixit viam hostibus, qua fugerent, muniendam. Nam cum abscedendi aditu patefacto mentes omnium ad praebenda terga consenserint. inulti more pecudum trueidantur. (4) Nec insequentium ullum periculum est, cum victi, quibus defendi potuerant, arma converterint. Hoc genere, quanto maior fuerit, tanto faeilius multitudo prostemitur. (5) Neque enim ibi requirendus est numerus, tibi animus semel territus non [am tela hostium eupit declinare quam vultum. (6) Ceterum clausi, licet exigui numero et infirmi viribus,

hoe ipso tamen sunt hostibus pares, quia desperantes sciunt aliud sibi licere non posse. Nam1 um: salux vicris nuUam sperare satmem.

1 Sinn macht der Vers nur eingeleitet mitNam (Pa). nicht mit Sed (ÖNNERFORS nach der sonsti-

gen Überlieferung). LANG hatte den ganzen ä 6 getilgt. worin ihm widersprochen worden war.

Zwar liebt Vegetius effektvolle Abschlüsse. aber hier wirkt der Vers doch (durch den Wechsel des Standpunkts) sehr künstlich herbeigczogen. Als Abschluß reichte ä 6 ohne den Vers. Zudem hat

SCHENK die (Vergile-)Zitate im ersten Buch sicher zu Recht der Quelle (Celsus) zugewiesen, und dort sind die Zitate auch stets durch den Automamen gekennzeichnet. (Man muß nicht, aber man darf sicher den Schlußsatz für einen späteren Zusatz halten.)

Euch III 20.25 - 21.6

165

das Meer, einen Fluß, einen See, eine Stadt, einen Sumpf oder einen Abgrund hast.

von wo der Feind nicht anrücken kann, das übrige eigene Heer aber in gerader

Linie aufstellst. aber aufjener Seite, die keine (so natürliche) Sicherung hat, alle Reiter und Schützen aufbietest, (26) dann kannst du nach eigenem Ermessen sicher

gegen den Feind kämpfen, weil dich auf der einen Seite die Natur der Örtlichkeit sichert, auf der anderen die nahezu verdoppelte Reiterei steht. (2?) Folgendes aber — es ist generell das beste - ist zu beachten, daß du. wenn du

nur mit dem rechten Flügel kämpfen willst, dort die tapfersten Leute aufstellst.

wenn du (nur) mit dem linken Flügel kämpfen willst. dann dort die Tüchtigsten postierst; und willst du im Zentrum Keile bilden, um mit ihnen die feindliche Schlachtreihe zu durchbrechen, dann mußt du im Keil die tüchtigsten Krieger anordnen. (28) Denn der Sieg wird gewöhnlich durch wenige zuteil. So ist es sehr wichtig, daß die Elite von der größten Weisheit des Führers an den Stellen auf— gestellt wird. an denen es Vernunft und Vorteil fordcm. 21. Man muß den Feinden einen Weg zum Abzug bieten. damit die Fiiehenden umso leichter vernichtet werden. (l) Die meisten im Kriegswesen Unerfahrenen halten den Sieg für vollständiger. wenn sie die Gegner in einer Engstelle der Örtlichkeit oder durch die Menge der Bewaffneten eingeschlossen haben, so dal5 sie keinen Ausweg zum Abzug finden können, (2) Aber den Eingschlossenen wächst aus Verzweiflung der Mut, und wo

keine Hoffnung mehr ist, greift selbst die Furcht zu den Waffen. Wer weiß, daß er

ohne Zweifel sterben muß. sucht sich gern Mitsterbende. (.1) Damm ist Scipios Meinung so gelobt worden, der gesagt hat. man müsse den Feinden einen Flucht-

weg bahnen. Denn wenn sich alle nach Eröffnen eines cs zum Abzug innerlich

einmütig darauf einstellen, den Rücken zu kehren. werden sie ungerächt wie Vieh

abgeschlachtet. (4) Und für die Verfolger gibt es keine Gefahr mehr. wenn die

Besiegten die Waffen. mit denen sie sich hätten verteidigen können, erst einmal zu;

rücktragen (ward; umgekehrt haben), Auf diese Art wird eine Menge umso leichter

niedergestreckt. je größer sie ist. (5) Denn dort braucht man nicht nach der Zahl zu fragen, wo der einmal erschreckte Mut nicht nur den Waffen der Feinde. sondern

gar ihrem Anblick zu entrinnen sucht. (6} Im übrigen werden Eingeschlossene,

wenngleich gering an Zahl und schwach an Kräften. doch eben dadurch den Fein-

den gleich, weil Verzweifelnde wissen. dal5 ihnen gar nichts anderes übrig bleibt.

Denn einzige Reifung Besiegten istr keine Reining an hoflen. (Verm, Aenll 354)

166

Epitoma rei militaris

XXII. Quemadmodum ab hostibus rccedatur, si consilium displicet pugnae (1) Digestis omnibus, quae ratio militaris experimentis et arte servavit, unum

superest edocere, quemadmodum recedatur ab hostibus. Nam disciplinae bellicae et exemplomm periti nusquam majus periculum imminere testantur. (2) Qui enim ante congressum recedit ex acie, et Suis fiduciam minuit et inimicis addjt audaciam.

(3) Verum quia hoc saepius necesse est evenire, quibus modis zuto pessit fieri, declarandum est: primum, ut tui nesciant ideo te rccedere. quia declinas inire con— flictum, sed credant arte aliqua se ideo revocari, ut ad oportuniorem locum invitetur

hostis ac facilius superetur aut ccrtc inscquentibus advcrsariis sccrctiores collo-

centur insidiae. (4) Nam necesse es: ad fugam parati sint. qui ducem suum sentiunt desperare. (5) Illud quoque vitandum est, ne hostes te recedere scntiant et statim

inruant. Propterea pleriquc antc pedites suos equitcs posuerunt, ut discurrcntes adversarios videre non sinercm, qucmadmodum pcdites absccdebant. (6) Itcm par—

ticulatim incipientes a primis singulas acies subducebant retroquc revocabanL in

gradu suo manemibus reliquis, quos sensim postea cessimque ad iilos iungcbam, quos subduxerant primum. (7‘) Aliquanti exploratis itineribus noctu cum excrcitu recedebant, ut hostes, die orta cum intellexissent, non possent comprchcnderc

praeccdcntcs. (8) Practerea lcvis armatura pracmittebatur ad collcs, ad quos subito

totus revocaretur exercitus, et si hostes inscqui voiuissent, a levi armatura, quac ante occupavcrat locum, additis cquilibus fundebanrur. (9) Nihil enim periculosius

existimant, quam si inconsulte insequentibus ab his, qui in suhscssa fuerint vel qui

ante se paravcrint, obvietur. (10) Hoc tempus est, quo oportune collocantur insidi—

ae, quia adversus fugientes maior audacia et minor cura est. Necessario autem am-

plior securitas gravius solct haben: discrimen.

(11) Imparatis‘ cibum capientibus,

in itinere lassis, equos suos pascemibus ac nihil tale suspicantibus superventus ad—

solent fieri. (12) Quod et nobis vitandum est et hosti in eiusmodi occasionibus per-

Buch III 22.1 - 12

167

22. Wie man sich vom Feind löst, wenn der Schlachtplan nicht zusagt. (l) Nachdem alles durchgegangen wurde, was das Militärwesen an Erfahrungen und in der Theorie beobachtet hat, bleibt allein dies zu lehren übrig, wie man sich

vom Feind zurückzieht. Denn die im Kriegswesen und an Beispielen Kundigen

bezeugen, daß nirgends größere Gefahr droht. (2) Wer nämlich vor dem Kampf zu« rückgeht. mindert den Seinen das Selbstvertrauen und mehrt den Mut der Feinde.

(3) Aber weil dies doch notwendigerweise öfters geschehen muß, ist zu erklären,

wie es sicher geschehen kann: erstens so, daß deine eigenen Leute nicht wissen.

daß du darum zurückgehst, weil du dem Konflikt ausweichen möchtest, sondern

daß sie glauben, sie würden aufgrund irgendeiner List darum zurückgezogen, damit

der Feind auf einen günstigeren Ort gelockt und leichter besiegt werde oder doch wenigstens den nachsetzenden Feinden ein ganz versteckter Hinterhalt gelegt wird. (4) Denn notwendigerweise sind die zur Flucht bereit, die spüren, daß ihr Anführer verzweifelt. (5) Auch ist es zu vermeiden, daß die Feinde merken, wenn du dich zurückziehst, und dann sofort nachstoßen. Darum haben sehr viele vor ihren Fußsoldaten die Reiterei aufgestellt, damit sie im Tummeln der Pferde die Gegner nicht erkennen ließen, wie die Fußsoldaten abzogen. (6) Ebenso begannen sie zunächst teilweise mit den ersten Leuten die einzelnen Schlachtreihen wegzuführen und zu—

rückzurufen, während die übrigen auf ihrer Linie blieben und später in allmähli—

chem Rückschreiten an die angeschlossen wurden, die Sie zuerst zurückgeführt

hatten. (7) Einige ließen die Wege erkunden und zogen sich dann nachts mit dem

Heer zurück, so daß die Feinde, wenn sie es bei Tagesanbruch merkten. den

Vorsprung der Abgezogenen nicht mehr einholen konnten.

(8) Außerdem wurde

die 'Leichte Bewaffnung auf die Hügel vorangeschickt; zu diesen wurde dann

plötzlich das ganze Heer zurückgerufen, und wenn die Feinde nachsetzen wollten, wurden sie von den Leichtbewaffneten, die den Ort vorher besetzt hatten, unter

Mithilfe der Reiter in die Flucht geschlagen. (9) Denn nichts gilt für gefährlicher,

als wenn dem unbedachtsam Nachsetzenden seitens derer, die in einem Versteck

sitzen oder sich vorher darauf vorbereitet hatten, entgegengetreten wird. (10) Dies ist der Augenblick, in dem günstigerweise ein Hinterhalt gelegt wird, weil gegen

Fliehende zwar die Kühnheit größer, die Vorsicht aber geringer ist. Notwendig aber birgt größere Sorglosigkeit gewöhnlich schwerere Gefahr. (11) Auf solche, die unvorbereitet sind, Essen fassen, vom Marsch erschöpft sind,

ihre Pferde weiden und nichts derartiges vermuten, erfolgen gewöhnlich Überfälle.

(12) Wir müssen dies selbst vermeiden und zugleich den Feinden bei solchen Ge—

163

Epitoma rei mililaris

nicics inferenda. Hoc cnim casu oppressis nec virtus potcst nec multitudo prodes-

se. {13) Qui in acic publica vincitur pugna, licet et ibi ars plurimum prosit, tarnen

ad defensionem suam potest accusare fortunam; qui vero supervcntum, insidias, subsessas passus est, culpam suam nun potest excusare, quia hast; evitare potuit et

per speculamres idoneos ante cognosccre. (l4) Cum receditur. talis fraus fieri consucvit: Recto itinere pauci equites insequuntur, valida manus occulte per alia mitti-

rur loca; ubi ad agmen inimicorum pervenerint equites, temptant lcviter atque discedunt; (15) ille crcdil. quicquid insidiarum fuerat, praeterissc et sine cura resolvitur ad neglcgentiam; tunc illa manus, quae secreto itinere destinata fuerat, supcrveniens opprimit ignorantes.

(16) Multi. cum ab hoste disccdunt. si per silvas ituri

sunt, praemjttunt. qui angusta vel abrupta occupem Ioca, ne ibidcm patiantur insi— dias; et rursus post sc praecisis arboribus vias claudunt. quas concaedes vocant, ut

adversariis facuItatem adimant persequendi. (17) Et pacne utrique parti in ifinere ad subscssas communjs occasio est; nam qui praeccdit. oponunis vallibus vel silvosis

montibus posr se relinquii insidias, in quas cum inciderit inimicus, rccurrit ipse et

adjuvat suos; (18) qui vero sequitur. aversis semitis longc ante destinat expeditos et

praecedentem adversarium arcet a transitu decepmmque a fronte et a tergo condudit. (19) Donnientibus noctu adversan’is et. qui praccessil, potest regredi et, qui

sequitur, quantumvis intersit. potest supervenire per fraudcm. (20) In Lransfrela-

tione fluviorum, qui praecedir illam partem temptat opprimere, quac prima trans—

ierit, dum reliqui alveo separantur; qui autem scquitur, festinato itinere illos, qui

nondum potuemnt transire. conturbat

XXIII. De camelis et catafractis equitibus {1) Camelos aliquantae nationes apud vetcrcs in acie produxerunt et Urcilliani intra

Afiicam vel ceteri Mazices hodieque producunt. (2) Sed hoc genus animalium harenis et tolerandae siti aptum confusas etiam in pulvere vento vias absque errore diri-

Buch III 22,12 - 23,2

169

legenheiten das Verderben bringen. Denn denen, die von solchem Unglück be-

troffen sind, kann weder Tapferkeit noch Menge etwas nützen.

(l3) Wer in offenem Kampf in der Schlachtreihe besiegt wird, der kann, mag auch dort zwar die Kriegskunst sehr viel vermögen, doch zu seiner Verteidigung das Schicksal anklagen; wer aber Überfällen, Hinterhalt und Fallen zum Opfer fiel, kann sein Ver-

schulden nicht entschuldigen, weil er es ja hätte vermeiden und durch geeignete

Kundschafter vorher erkennen können. (14) Wenn man also zurückgeht, legt man

gewöhnlich folgenden Trug: Auf geradem Weg verfolgen nur wenige Reiter, aber auf anderen Wegen wird ein starke Schar losgesandt; sobald die Reiter auf den Zug

der Feinde stoßen, fechten sie versuchsweise einen leichten Kampf und ziehen wieder ab. (15) Jener glaubt nun, alles, was es an Gefährdung gab, sei ausgestanden, und läßt sich sorglos zur Nachlässigkeit gehen; dann aber überfällt ihn jene

Schar, die zum geheimen Marsch bestimmt war, und überwältigt die Ahnunslosen. (16) Viele schicken, wenn sie sich vom Feind zurückziehen und dabei durch Wälder gehen müssen, Leute voraus, die Engpässe und zerklüftete Stellen besetzen sollen, um nicht ebendort in einen Hinterhalt zu geraten; und zudem versperren sie durch gefällte Bäume. die sie einen Verhau nennen, hinter sich die Wege, um so

den Gegnern die Möglichkeit zur Verfolgung zu nehmen. (17) Die Möglichkeit zum

Hinterhalt ist auf dem Marsch für beide Parteien etwa gleich; denn wer vorauseilt, läßt in günstigen Tälern und auf Bergwäldem hinter sich eine Falle zurück und eilt, wenn der Feind dort hinein geraten ist, selbst zur Unterstützung der eigenen Leute

wieder zurück; (l8) wer aber verfolgt, sendet auf heimlichen Pfaden leichte Trup—

pen weit voraus und hindert den voranziehenden Gegner an einem Übergang und

schließt ihn überrumpelt von vorn und von hinten her ein. (19) Wenn die Feinde

schlafen, kann der Vorausziehende umkehren und der Verfolger, selbst bei belie-

bigem Abstand, mit List einen Überfall machen. (20) Beim Überqueren von Flüs— sen versucht der Vorausziehende jenen Teil zu bedrängen, der zuerst herüber-

kommt, während die anderen noch durch das Flußbett von ihnen getrennt sind; der

Verfolger aber bringt durch eiligen Anmarsch diejenigen in Verwirrung, die noch

nicht übersetzen konnten.

23.Über die Kamele und gepanzerten Reiter. (l) Einige Volksstämme führten bei den Alten Kamele in der Schlachtreihe nach vorn, und die Urcilliani im inneren Afrika oder die übrigen Massiker tun das auch

heute noch. (2) Aber diese Tierart ist für Sand und zum Ertragen von Durst wohl

ITÜ

Epitoma rci militaris

gere memoratur. Ceterum practer nwitalcm, si ab insolitis videatur. inefficax bellt)

est. - (3) Calafracti equites propter munimina, quae gerunt, a vulneribus tuti, sed propter impedimentum et pondus armerum capi faciles et laqueis frequenter obnoxii (4) contra dispersos pcdites quam contra equites in certamine meliores, tarnen aut

ante legiones positi aut cum legionariis mixti, quando comminus, hoc cst manu ad

manum pugnatur, acies hostium saepe rumpunt.

XXIV. Quomodo quadrigis falcatis vel elcphantis in acie possit obsisti (l) Quadrigas falcatas in belle rex Amiochus et Mithridates habuerum. Quae ut

primo magnum intulcre lerrorem, ita postmodum fuerc dcrisui. {2) Nam difficile cunus falcatus planum semper invcnit campum et lcvi impcdimento retinctur unoque adflicto aut vulnerato equo decipitur. (3) Sed maxime hac Romanomm militum arte perierunt: ubi ad pugnam ventum est. rcpcntc toto campo Romani tribulos abiccerunt, in quos cumntes quadrigae cum incidisscm, deletae sunt. (4) Tribulus

autcm cst cx quattuor palis confixum propugnaculum, quod‘ quoquomodo abic-

ceris, tribus radiis stat et crccto quano infcstum est.

(5) Elephanti in preeliis magnitudine corporum, barritus honore, formac ipsius no-

vitate homines equosque conturbam. (6) H05 contra Romanum exercitum primus in

Lucania rex Pyrrhus eduxit, postea Hannibal in Africa, rex Amiochus in Oriente; Iugurtha in Numidia copiosos habucrunt. (7) Adversus quos diversa resistendi ex-

cogitata sunt genera. Nam et cemurio in Lucania gladio manum. quam promusci—

dem vocant, uni abscidit. et bini catafracti equi iungebantur ad currum, quibus insidentes clibanarii sarisas, hoc est Iongissimos contos, in elcphantos dirigebant. (8) Nam muniti ferro ncc a sagittan'is, quos vehebant bcluae, laedebantu: et carum

Buch III 23.2 - 24,8

171

geeignet und soll nach den Berichten auch die von Sandstürmen verschütteten We— ge ohne Irrungen einhalten können; im übrigen aber ist sie - abgesehen vom unge— wöhnlich Neuen in den Augen der Unerfahrenen - im Krieg wirkungslos.

(3) Die gepanzerten Reiter sind wegen der Schutzmittel, die sie tragen, vor Verwun-

dungen sicher, aber wegen der Hinderlichkeit und des Gewichts dieser Schutzwaf—

fen leicht gefangenzunehmen; und häufig verfallen sie den Fangschlingen; (4) ge—

gen versprengte Fußsoldaten sind sie besser zu gebrauchen als gegen Reiterei in der

Schlacht; jedoch vor den Legionen aufgestellt oder mit Legionssoldaten vermischt.

brechen sie. wenn im Nahkampf, das heißt Hand gegen Hand gekämpft wird. oft

die Schlachtreihen der Feinde. 24. Wie man den Sichelwagen oder Elefanten in der Schlacht widerstehen kann.

(1) Vierspännige Sichelwagen haben die Könige Antiochos und Mithridates im

Krieg verwendet. Diese verbreiteten zwar anfangs großen Schrecken, waren her— nach aber zum Gespött. (2) Denn nur selten findet der Sichelwagen ein völlig ebe-

nes Feld, schon durch ein leichtes Hindernis wird er aufgehalten, und wenn nur eins seiner Pferde behindert oder verwundet wird, ist er erledigt.

(3} Aber vor al-

lem wurden sie durch folgendes Mittel der römischen Soldaten zunichte gemacht: Wenn es zur Schlacht kam, warfen die Römer auf einmal auf dem ganzen Kampffeld rri'btn’i aus, und wenn die rasenden Vierspänner dort hineingerieten, wurden sie zerstört. (4) Ein rribulus ("Spanischer Reiter") ist aber ein aus vier Pfählen ge—

fertigtes Kampfgerät, das, wie immer man es abwirft, auf drei Füßen ruht und mit dem aufragenden vierten gefährlich ist. (5) Die Elefanten verwirren im Kampf Männer und Pferde durch ihre großen Leiber,

ihr entsetzliches Trompeten und selbst durch die unbekannte Gestalt. (6) Diese

führte zuerst der König Pyrrhus in Lukanien in den Kampf gegen das römische Heer, später hatten Hannibal in Afrika, der König Antiochus im Orient und Jugurtha in Numidien zahlreiche (Elefanten). (T) Gegen sie sind verschiedene Abwehr—

Methoden ersonnen worden: Einmal schlug ein Zenturio einem in Lukanien die

Hand, die man Rüssel nennt, mit dem Schwert ab, und zum anderen verband man

je zwei gepanzerte Pferde an einem Wagen; darauf saßen Kürassiere und zielten ih—

re makedonischen sarisae (Lanzen), das heißt überlange Stangen gegen die Elefanten.

(8) Denn da sie mit Eisen gepanzert waren, wurden sie durch die Pfeilschüt-

zen, die die Elefanten trugen, nicht verwundet. und deren Ansturm entkamen sie

l?2

Epitoma rei militaris

impctum equorum celcritatc vitabanl. (9) Alii contl‘a clcphantos catafractos militcs

immiscrunl ita, ut in brachiis comm et in cassidibus vcl umcris aculei ingcntcs

ponerentur e ferro, ne manu sua elephans bellatorcm contra se venientcm posset adprchcnderc. (10) Praecipue tarnen velites antiqui advcrsum elephantos Ordina—

vcrunt. Vclitcs autcm crant iuvcncs lcvi amatura corpore alacfi, qui ex cquis opti— mc missibilia dirigcbant. (11) Hi equis practcrcurrcntibus ad Iatiorcs lanccas vcl maiora spicula beluas occidcbant, sed cresccnte audacia postca collecti plurcs mililes paritcr pila, hoc cst missibilia. in clcphantos congerebant eosquc vulncribus clidcbant. (12) Illud additum est, ut funditorcs cum fustibalis et fundis rotundis

lapidibus destinatis Indes. per quos rcgcbantur elcphami, cum ipsis turribus affligcrcnt atquc mactarcm, quo nihil tutius invcnitur. (13) Practcrca vcnicntibus beluis,

quasi inrupisscnt aciem, spatium milites dabant. Quae cum in agmcn medium per—

vcnissem, circumfusis undjque armatorum glcbis cum magistn's absquc vulncribus capicbantur inlacsae. (14) Carrcballistas aliquanto maiores - hae enim longius ct

vehementius spicula dirigunt — superpositas curriculis cum binis cquis vc} mulis posl acicm convenit ordinari et. cum sub ictu tcli acccsserint, bestiae sagittis bal-

listariis transfiguntur. (15) Latius tamcn contra cas ct firmius praefigitur fcrrum, ut in magnis corporibus maiora sint vulncra. (16) Advcrsum elcphamos plura exempla

ct machinamenta rettulimus, ut, si quando ncccssitas postulaverit. sciatur, quac sint

{am immanibus beluis opponcnda.

XXV. Quid fieri debeat, si vcl paIs fugerit c totus excrcitus

(l) Scicndum vcro est, si pars cxcrcitus viccrit et pars fugcrit, minime dcspcrandum‘ cum in ciusmodi ncccssitatc ducis constantia totam sibi possit vindicarc victo-

riam. (2) Innumerabilibus hoc accidjt bellis, et pro superioribus sunt habiti. qui mi—

Buch III 24.8 - 25.2

173

durch die Schnelligkeit ihrer Pferde. (9) Andere sandten gegen die Elefanten gepan—

zerte Soldaten auf deren Armen und Heimen oder Schultern sehr große eiserne

Stacheln angebracht waren. damit der Elefant nicht mit seiner ‘Hand' den gegen ihn

anriickenden Krieger fassen könnte. (10) Vor allem aber ordneten die Alten gegen

die Elefanten Plänkler; diese Plänkler waren körperlich flinke junge Leute in leichter Rüstung, die von ihren Pferden aus aufs trefflichste zu schießen wußten. (11) Sie

eilten zwecks (Werfensfl wuchtiger Lanzen oder ziemlich großer Spieße rasch vor-

bei und töteten so die Untiere; aber mit wachsender Külinheit warfen später die

Soldaten zu mehreren zusammengeballt ihre Speere, das heißt die Wurfgeschosse.

zugleich auf die Elefanten und erledigten sie durch Verwundung. {12) Auch dies kam noch hinzu. daß Schleuderer mit Schleuderstöcken und Schleudern runde

Steine auf die Inder zielten, von denen die Elefanten gelenkt wurden, und sie mit

den tunnartigen Aufbauten beschädigten und töteten: dies war das sicherste Mittel, das man fand. (13) Außerdem gaben die Soldaten den anstürmenden Untieren. als ob sie die Schlachtreihe zersprengt hätten, freien Raum. Wenn sie dann bis mitten in den Heerhaufen gelangt waren, ergossen sich rings um sie Haufen von Bewaff-

neten. und sie wurden samt ihren Lenkern unverwundet gefangen. (14) Etwas größere Wagengeschütze - denn diese schießen ihre Geschosse weiter und wuch— tiger — auf Wagen mit je zwei Pferden oder Maultieren zu setzen und hinter der Schlachtreihe aufzustellen, ist vorteilhaft; wenn die Untiere dann in Sch ußweitc

gekommen sind. werden sie von den Geschützpfeilen durchbohrt. (15) Doch wurde eine breitere und festere Eisenspitze gegen sie angebracht, damit in den großen Leibern auch die Wunden größer wären.- (16) Wir haben mehrere Beispiele und

Mittel gegen die Elefanten berichtet. damit man. wenn es die Notwenigkeit einmal

verlangt, weiß, was man so gewaltigen Untieren entgegenzusetzen hat. 25. Was geschehen muß, wenn das Heer zum Teil oder ganz geflohen ist. (l) Aber man muß wissen. dal3, wenn ein Teil des Heeres gesiegt hat. ein anderer aber geflohen ist, die Hoffnung nicht ganz aufgegeben werden muß. da in einer derartigen Notlage. die Festigkeit des Führers den ganzen Sieg für sich beanspru-

chen kann.

(2) In ungezählten Kriegen geschieht dies. und als überlegen galten

stets die. die am wenigsten verzweifelten. Denn unter gleichen Umständen gilt der *) Der latein. Text (ohne Gerundiv) mit bloßem ad als Zweckangabc ist zwar verständlich. aber un-

erträglich: rn.E‚ ist hinter lanreas das Gerundiv inct'z'ndas oder i'acnlnndas (odahnlj zu ergänzen ([l

23.10 mit [final.] ad ist einfacher u. als Parallele keine Erklärung). doch andere ich nicht.

174

Epitoma rei militaris

nime desperarunt. Nam in simili condieione fortior ereditur, quem adversa non frangunt. (3) Prior ergo de caesis hostibus spolia capiat, quod ipsi dicunt, cofiigar campum, prior elamore ac bueinis exsultare videatur.

(4) Hac fidueia iLa perler—

rebit inimicos, ila suis fiduciam geminabit, quasi victor ex omni parte discesserit. (5) Quod si aliquo casu omnis in acie fundatur exercirus, pemiciosa clades; tamen

reparationis multis fortuna non defuit, et medicina quaerenda est. (6) Dux ergo

providus sub ea cautela publico debet Marte confligere, ut, si quid pro varietate

bellorum vel condicionis humanae secus acciderit. absque gravi detrimento liberet viclos. (7) Nam si vicini colles fuerim, si post terga munitio, si ceteris abscedenIibus fortissimi quique restiterint, se suosque servabunt. (8) Frequenter iam fusa

acies dispersos ac passim sequentes reparatis viribus interemit. (9) Numquam exsultantibus maius solet evenire diserimen quam cum exhibita1 ferocia in formidi— nem commutatur. (10) Sed quocumque eventu colligendi sunt superstitcs. bello

erigendi, adhortationibus congruis et armorum instauratione refovendi. (11) Tunc

novi dilectus, nova quaeruntur auxilia et. quod amplius prodest, captaiis occasionibus in ipsos victores per occuitas insidias impetus facicndus ac sic audacia reparanda. (12) Nec oportunitas defit, cum pro felicitate superbius et incautius mentes efferantur humanae. (13) Si quis hunc casum ultimum putat, cogitet eventus omnium proeliorum inter initia contra iilos magis fuisse, quibus victoria debebatur.

XXVI. Regulae bellerum generales (l) In omnibus proeliis expeditionis condicio talis est, ut, quod tibi prodest, ad—

vcrsar‘ium noceat. quod illum adiuvat. tibi semper officiat. Numquam ergo ad illius

arbitrium aliquid facere aut dissimulare debemus. sed id solum agere. quod nobis

1 exhibita (+ Sg. commuramr) scheint mir die vemünftigsLe Form (und ist auch handschriftlich

überliefert) statt ex subira

-amur (ONNERFORS) oder ex subr‘m

-amur (LANG).

Buch III 25,2 . 26.1

175

als tapferer, den das Unglück nicht beugt. (3) Als erster soll man also sichtbar von

den gefallenen Feinden die Rüstungen nehmen, wie sie selbst sagen: das Feld

lesen, als erster mit Freudengeschrei und Posaunen frohlocken. (4) Durch solches

Selbstvertrauen wird man die Gegner so erschrecken, den Seinen so das Selbstbewußtsein verdoppeln, als ob man siegreich in allen Bereichen davongegangen sei.

(5) Wenn aber durch irgendein Unglück das ganze Heer in der Schlacht geschlagen

wird, ist das eine unheilvoile Niederlage; dennoch hat viele zur Wiederherstellung das Glück nicht verlassen. und man muß nach einer Heilung des Schadens suchen.

(6) Ein umsichtiger Führer also muß unter solcher Vorsichtsmaßregel 'im offenen

Mars‘ fechten, daß er, falls etwas entsprechend den vielfachen Möglichkeiten der

Kriege und der menschlichen Bedingungen anders (als erwartet) ablief, die Besicg— ten ohne (zu) schweren Schaden frei bekommt. (7) Denn wenn in der Nähe Hügel

sind und hinter dem Rücken eine Sicherung, wenn jeweils die Tapfersten beim Abzug der übrigen noch Widerstand leisten, werden sie sich und die Ihren retten. (8) Häufig hat eine schon geschlagene Schlachtreihe die allenthalben zerstreut Verfolgenden in Erneuerung ihrer Kräfte getötet. (9) Niemals pflegt eine größere Ge— fahr für die Frohlockenden aufzutreten, als wenn sich die dargebotene W'ildheit"J in

Schreck verwandelt, (10) Aber wie auch immer der Schlacht—Ausgang war, man

muß die Überlebenden sammeln, sie durch passende Ennunterungen zum Krieg neu ermutigen und durch Reparatur ihrer Waffen wieder zurecht bringen. (11) Dann müssen neue Aushebungen stattfinden, neue Hilfstruppen angeworben werden, und was noch mehr nützt: man muß durch Abpassen von guten Gelegenheiten

gegen eben die siegreichen Feinde mit verborgenen: Hinterhalt einen Angriff wagen und so die Kühnheit wiederherstellen. (12) Und an günstiger Gelegenheit fehlt es

deshalb nicht, da die Menschen ja im Erfolg sich allzu übermütig und unvorsichtig überheben. (13) Wenn aber einer dieses Unglück für das äußerste und letzte hält, so

bedenke er doch, daß die Ausgänge aller Kämpfe anfangs mehr gegen jene gestanden haben, denen schließlich doch der Sieg gehören mußte. 26. Allgemeine Kriegsregeln.

(1) In allen Kämpfen eines Feldzugs gilt die Bedingung, daß dein Nutzen dem Geg—

ner schadet und, was jenem nützt, dich immer schädigt. Niemals also dürfen wir

etwas nach seinem Urteil tun oder unterlassen, sondern allein das tun, was wir für *l Der Satz ist unhaltbar überliefert und noch nicht überzeugend hergestellt; der Übersetzung ist zugrunde gelegt cum exhibirafemcia comutatttn

176

Epitoma rei militaris

utile iudicamus. Contra tc cnim esse incipis, si imiteris, quod fecit ilie pro se, et ruIsum, quidquid pro tua parte temptaveris, contra illum eril. si volucrit imitan‘.

(2) In belle. qui plus in agrariis vigilavcrit. plus in cxercendo laboraverit, minus pen‘culum sustinebit. (3) N umquam miles in acic producendus est, cuius antea experimenta non cepcris.

(4) Aut inopia aut superventibus am terrore mclius es: hostem domare quam proch'o,

in quo amplius solct fonuna potestazis habere quam vinus. (5) Nulla consilia meliora sunt nisi illa, quae ignoraverit advcrsarius, antequam faCias. (6) Occasio in bello amplius solct iuvare quam virtus.

(7) In soilicitandis suscipicndisque hostibus. si cum fide veniant. magna fiducia est, quia adversarium amplius frangunt transfugae quam perempti. (8) Melius est post aciem plm’a servarc praesidia quam latius militem exspargcre. (9) Difficile vincitur. quj verc potest de suis et de adversarii copiis iudicare.

(10) Amplius iuvai virtus quam multitudo. (11) Amplius prodest locus saepe quam virtus. (12) Paucos viros fones natura procreat, bona institutione plurcs reddit industria. (13) Exercitus labore proficit, otio consenescit.

(14) Numquam ad certamen publicum produxeris militem, nisi cum cum videris sperare victoriam. (15) Subita conterrent hostes, usitata vilescunt.

(16) Qui dispersis suis inconsulie sequitur, quam ipse acceperat, advcrsario vult

darc victoriam. (1?) Qui frumentum necessariaque non praeparat, vincitm sinc fen-o.

(18) Qui multitudine et virtute praecedii, quadrata dimicet frontc. qui primus est

modus.

Buch III 26,1 - 18

177

uns als vorteilhaft beurteilen. Du beginnst nämlich gegen dich selbst zu stehen.

wenn du nachahmst, was jener in seinem Interesse getan hat; und andererseits wird

alles gegen jenen sein, falls er nachahmen will. was du in deinem Interesse unter» nommen hast

(2) Im Krieg wird der weniger Gafahr ertragen, der mehr auf Posten gewacht und

mehr sich in der Ausbildung seiner Truppen gemüht hat.

(II 19.3; III 10.2f; l 1.2)

(3) Niemals darf ein Soldat in die Schlachtreihe hinausgeführt werden. den man zuvor nicht erprobt hat.

(III 9.16ff; 10.5)

(4) Durch Mangel oder Überfälle oder Abschrecken den Feind zu bezwingen, ist

besser als durch eine Schlacht, in der gewöhnlich das Glück mehr Macht hat als die Tapferkeit.

(III 3.19.3; s; lf: 11.6: 22.11f: 25.6)

(5) Es gibt keine besseren Pläne als die, welche der Gegner nicht kennt, bevor du sie ausführst.

(III 6,8ff)

(6) Gelegenheit hilft im Krieg mehr als Tapferkeit.

(III 3.9; 9113;] 13; 20)

(7) Im Verlocken und Aufnehmen der Feinde, wenn sie vertrauensvoll überlaufen,

liegt große Siegesgewißheit, weil Überläufer den Gegner mehr schwachen als Ge— fallene.

(vgl.[III 6.33 u.] ErläuLl.)

(8) Besser ist es, hinter der Schlachtreihe mehr Truppen als Reserve zu haben. als

die Soldaten weit auseinanderzuziehen.

(III 1?)

(9) Schwer ist der zu besiegen. der sich über die eigenen und die gegnerischen Truppen ein wirkliches Urteil bilden kann.

(III 9.4ft; 19)

(10) Tapferkeit hilft mehr als Masse.

(I 1.?; 8.5; III 1.8)

(11) Günstiger Ort hilft oft mehr als Tapferkeit.

(III 13.1)

(l2) Die Natur bringt wenige Helden hervor, der Fleiß aber vermehrt sie durch gute

(I 2.2; 6'. II 23.130

Ausbildung.

(13) Ein Heer gewinnt durch Arbeit, durch Muße erlahmt es.

(I 28er; II 23f; III 4)

(l4) Führe niemals den Soldaten zum offenen Kampf heraus, wenn du nicht cr-

(III 9; 12)

kennst, daß er den Sieg erwartet. (15) Überraschendes erschreckt die Feinde, Übliches verliert seinen Wert.

(III 6.1?)

(16) Wer mit eigenen Scharen ungeordnet und unbedachtsam die Verfolgung auf—

nimmt. will den schon gewonnenen Sieg dem Gegner schenken.

(III 22.9; 25.8)

(1?) Wer Getreide und Lebensmittel nicht vorher beschafft, wird ohne Waffen be—

siegt.

(III 1.6; 3.2t; (sann) 9,8)

(18) Wer an Menge und Tapferkeit überragt. soll mit viereckiger Schlachtforrnation (III 20.14) kämpfen; dies ist die erste Kampfart.

1? 8

Epiloma rei milium's

(19) Qui imparem se iudicat, dextro cornu suo sinistrum cornu pellat inimici, qui secundus cst modus. (20) Qui sinistram alam fortissimam habere se novit, dextram alam hostis invadat,

qui cst tertius modus. (21) Qui habet exercitatissimos milites, in utroque cornu pariter proelium debet

incipere, qui quanus est modus.

(22) Qui levem armaturam optimam regit, utramque alam hostis invadat ferentariis

antc aciem constitutis. qui quintus cst modus.

(23) Qui nec numero militum ncc virtute confidit, si depugnaturus esi, de dextra sua

sinistram alam hostium pulset reliquis suis porrectis in similitudinem veri, qui sextus est modus.

(24) Qui pauciores inf'umioresquc haben: se novit. septimo modo ex uno latcre am

montem aut civitatem aut mare aut fluvium aut a1 iquod debet habere subsidium.

(25) Qui confidit equitatu. aptiora loca quaerat equitibus et rem magis per equites

gerat. (26) Qui confidit pcdestribus copiis. aptiora loca peditibus quaerat et rem magis per pedites gerat. (27) Cum exploralor hostium latenter Oberrat in Gastris‚ omnes ad tentoria sua per diem redire iubeantur, et statim deprehenditur explorator. (28) Cum consilium tuum cognoveris advcrsariis proditum, dispositionem mutare te convenit. (29) Quid fieri debcat. tractato cum multis, quid vero facturus sis, cum paucissimis

ac fidelissimis vcl potius ipse tecum. (30) Milites timor et poena in sedibus COITigit, in expedjtione spes ac praemia faciunt meliores. (31) Boni duces publico cenamine numquam nisi ex occasionc aut nimia necessitatß confligunt. (32) Magna djspositio es: hostem fame magis urgere quam ferro.

(33) Quo genere depugnaturus sis, nesciant hostcs, ne aliquibus remediis obsistere

moliantur.

Buch III 215.19 — 33

179

(19) Wer sich ungleichmäßig stark fühlt, soll mit seinem rechten Flügel den linken

des Feindes schlagen; dies ist die zweite Karnpfait.

(III 20.5—10)

(20) Wer weiß. daß sein linker Flügel äußerst schlagkräftig ist. soll den rechten

Flügel des Feindes angreifen; dies ist die dritte Kampfart.

(III 20.11—14)

(21) Wer äußerst kriegerische Soldaten hat, muß auf beiden Flügeln zugleich die

Schlacht beginnen; dies ist die vierte Kampfart.

(III 20.15—17)

(22) Wer die Leichtbewaffneten als die besten Kräfte unter seinem Befehl hat, soll

gegen beide Flügel des Feindes andringen. nachdem er die Pfeilschützen vor der

Schlachtreihe aufgestellt hat; dies ist die fünfte Kampfan.

(III 20.181)

(23) Wer weder der Zahl noch der Tapferkeit seiner Soldaten vertrauen kann. soll, wenn er um die Entscheidung kämpfen muß, von seinem rechten Flügel aus den

linken der Feinde vertreiben, während er die übrigen in Linie wie die Form eines

Speeres ausdehnt; dies ist die sechste Kampfart.

(III 20.20.23)

(24) Wer sich bewußt ist. daß er weniger und schwächere Leute hat. muß in der

siebenten Kampfart auf der einen Seite einen Berg oder eine Stadt oder das Meer oder einen Fluß oder sonst irgendetwas zum Anlehnen haben.

(III 20.24 25)

(25) Wer auf die Reiterei vertraut, soll für Reiter geeignete Gegenden aussuchen und

(III 9,?)

die Sache mehr durch Reiter austragen.

(26) Wer auf sein Fußvolk vertraut, soll für Fußsoldaten geeignetere Gegenden (III 9.7) aussuchen und die Sache durch Fußsoldaten ausfechten. (2?) Wenn sich ein feindiicher Spion unerkannt im Lager herumtreibt, sollen bei

Tage alle Soldaten in ihre Zelte befohlen werden; und sofort erwischt man den Spion.

(vgl‚Erläu1.z.Sl.)

(28) Wenn du erfährst, daß dein Plan den Feinden verraten ist. ist es angebracht. die

(vgl.Erläul.z.St.)

Disposition zu ändern.

(29) Was geschehen muß. berate mit vielen. was du aber tun wirst. nur mit ganz

wenigen und den Zuverlässigsten oder noch lieber mit dir selbst.

(III 9.4; 19 : 6.8)

(30) Furcht und Strafe bessern die Soldaten in der Garnison, beim Feldzug machen

Hoffnung und Belohnung sie besser.

(vgl. {II 2.10; 11110.5; 12.3] Erläul.z.St.)

(31) Gute Führer kämpfen in offener Feldschlacltt nur bei günstiger Gelegenheit

oder bei übennächtiger Zwangslage.

(III 9.3; is)

(32) Es bedeutet eine große (logistische) Leistung, den Feind mehr durch Hunger

als mit dem Schwert zu bekämpfen.

(III 1.6; 3.2i)

(33) Die Feinde sollen nicht wissen, wie du um die Entscheidung kämpfen willst.

damit sie keine Gegenmittel ersinnen zum Widerstand.

(1116.8)

180

Epiloma rci militads

(34) De equitatu sunt multa praecepta; sed cum haec paIs militiac usu excrcitii, ar—

morum genere, equorum nobilitate profecerit. ex libris nihil arbitror colligcndum,

cum pracsens doctrina sufficiaL (35) Digesta sum. Imperator Invicte, quac nobilissimi auctores diversis probata

temporibus per experimentorum fidcm mcmoriac prodidcrunt, (36) ut ad pcritiam sagittandi, quam in Screnitate tua Persa miratur, ad equitandi scientiarn vcl dccorem, quae Hunnorum Alanorumquc natio velit imitari, si poss'u. (37) ad currendi

velocitatem, quam Sarazenus Indusquc non aequaL ad armaturae excrcitationem,

cuius campidoctores vel pro partcl exempla intellexisse gaudent, (38) regula proe-

liandi. immo vincendi anificium iungeretur. quatenus vinute pariter ac disposifione

mirabilis rci publicae tuac et imperatoris officium exhiberis et militis.

1 Ich kann die Wendung pro paric nur im Sinn von pro w'n'fi parie verstehen und habe so über— setzt. ändere aber im Text nicht.

Buch11126‘34 - 38

181

(34) Über die Reiterei gibt es viele Vorschriften; aber da dieser Teil des Militärwe-

sens durch Übungs—Praxis, Waffenart und gute Pferdezucht Fortschritte gemacht hat, glaube ich darüber nichts aus den Büchern sammeln zu müssen, da das Wissen

der Gegenwart hinreicht.

(vgl. I 2(12)

(35) Durchgearbeitet ist. Unbesiegiicher Kaiser. was die vornehmsten Schriftsteller

zu verschiedenen Zeiten durch zuverlässige Erfahrungen erprobt und der Erinnerung überliefert haben, (36) damit an die Fertigkeit im Pfeilschießen, welche bei

Eurer Durchlaucht der Perser bewundert, an die Kunst und die ruhmvolle Art im Reiten, welcher der Stamm der Hunnen und Alanen gern. wenn er es vermöchte, nacheifern würde. (37) an die Schnelligkeit im Laufen, welche nicht Sarazene noch Inder erreicht, an die Übung im Fechten, in der die Fechtmeister zu einem (be—

trächtlichen)1 Teil mit Freude ihre Vorbilder erkannt haben, (38) die Regel der

Schlachtführung, ja auch überhaupt die Kunst des Siegens sich anschließen könnte,

damit Du, durch Tapferkeit und Verwaltung Deines Staates in gleicher Weise be— wundemswert. die Pflicht des Feldherrn und die des Soldaten erfüllen kannst,

1 —> S.180

Li

r IV.

Ineipiunt capituia libri quarti: I. II. III. IV. V. VI. VII. VIII. IX. X. XI. XII. XIII. XIV. XV. XVI. XVII. XVIII. XIX. XX. XXI. XXII. XXIII. XXIV. XXV. XXVI. XXVII. XXVIII. XXIX. XXX. XXXI. XXXII. XXXIII. XXXIV. XXXV. XXXVI. XXXVII. XXXVIII.

XXXIX. XL. XLI. XLII. XLIII.

Civitates au: natura aut opere debere muniri. Non directos, sed angulosos muros faciendos.

Quemadmodum muris e terra iungatur adgestus. De eataractis et portis, ne noceantur ab ignibus. De fossis faeiendis.

Ne sagittis hostium homjnes laedantur in muro.

Quibus modis providendum sit, ne famem patiantur obsessi.

Quae Spezies praeparandae sint pro defensione murorum. Quid faciendum sit. si nervorum defuerit eopia. Quid faciendum, ne aquae inopiam patiantur obsessi. Si sales defuerint. Quid faeiendum, cum primo impelu venitur ad muros. Enumeratio machinarum, quibus muri oppugnantur. De ariete. falce, testudine.

De vineis, de pluteis, de aggere. De musculis. De turribus ambulatoriis. Quemadmodum ambulatoria turris possil incendi. Quemadmodum altimdo muris addalur. Quo paeto suffodiatur terra, ut machina nocere nihil possit.

De scalis, sambuca, exosu’a et tollennone. De ballistis, onagris. scorpionibus, arcuballistis, fustibalis. fundis,

per quae tonnenta defenditur murus. Adversum arietes prosunt culcitae, laquei, Iupi. columnae gravieres. De cuniculis‚ per quos aut murus defoditur am civitas penetratur. Quid faeere debeam oppidani, si hostes inruperint Civitatem.

Quae adhibenda caulela, ne hostes furlim occupent murum. Quando oppidanis inferantur insidiae.

Quid faciant obsidentes, ne ab oppidanis patiantur insidias.

Quo genere tormemorum eivitas defendatur. Quemadmodum mensura colligatur ad scalas vel machinas faciendas.

Praecepta belli navalis.

Nomina iudjcum‚ qui praeerant classi.

Unde appellentur liburnae. Qua diligemia fabricentur Iiburnae, Qua Observatione sit caedenda materies. Quo mense caedendae sint trabes. De modo liburnarum. Nomina ventorum et numerus. Quibus mensibus tutius navigerur. Quemadl‘nodurn tempestalum observanda sint signa.

De prognostieis.

De aestuarüs, hoe est de rheumate.

De locorum notitia sive remigibus.

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Inhalt:

Städte müssen entweder natürliche oder künstliche Befestigungen haben. Man soll keine geraden, sondern verwinkelte Mauern errichten.

Wie man Mauern mit angebrachter Erde verstärkt. Uber die Sicherung von Schutzgattern und Toren gegen Feuer. . Über die Anlage von Gräben.

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Die Menschen auf der Mauer dürfen nicht durch die Pfeile der Feinde verletzt werden. Wie man vorzusorgen hat, daß die Belagetten keinen Hunger leiden. . Was alles vorbereitet werden muß zur Verteidigung der Mauern. Was zu tun ist. wenn die Bogensehnen nicht ausreichen.

. Was zu tun ist, damit die Belagerten nicht unter Wassermangel leiden.

. Wenn Salz fehlt. . Was zu tun ist. wenn man im ersten Ansturm bis zur Mauer kommt.

. aufzählung der Maschinen, mit denen die Mauern bekämpft werden.

. ler Widder, Sichel, Schildkröte. . Uber Weinlauben, über Schirmdächer, über die Schanze. . ilber die Breschhütten.

. Uber die Wandeltürme. . Wie man einen Wandelturm in Brand stecken kann. . Wie man die Mauern höher macht.

. Wie man die Erde unterhöhlt, damit eine Maschine unschädlich wird.

. ler Sturmleitern, Stunnbrücke, Belagerungsbrücke und Belagerungskran.

. Uber die Geschütze, Esel, Skorpione, Bogengeschütze, Schleuderstöcke, Schleudern, womit die Mauer verteidigt wird.

. Qegen die Widder nützen Polster, Schlingen. Wölfe und schwere Säulen.

. Über Stollen, durch die man entweder die Mauern untergräbt oder in die Stadt eindringt.

. Was die Städter tun müssen, wenn Feinde in die Stadt dringen.

‚ . . . .

Wie man aclitgeben muß, daß die Feinde die Mauer nicht heimlich besetzen. Wann man mit List gegen die Städter vorgeht. Was die Belagerer tun, um nicht von den Städtern überlistet zu werden. Mit welcher Art von Geschützen eine Stadt verteidigt wird. Wie man Maß nimmt, um Sturmleitern und Maschinen an zufertigen.

. Regeln zum Seekrieg.

. Titel der Vorgesetzten, die die Flotte befehligen.

. Woher die Iibumae (Schnellsegler) benannt sind. . Mit weicher Sorgfalt J'ibumae hergestellt werden. . Mit welcher Beobachtung das Holz zu fallen ist.

. In welchem Monat die Stämme zu fallen sind,

. Uber die Größe der i'ibtimae. 38 . Namen der Winde und ihre Zahl. 39 . In welchen Monaten man sicherer zur See fahrt.

40 . Wie man auf die Anzeichen von Unwetter zu achten hat. 41 . Uber die (Wetter-)Vorhersagen. 42 . Uber die Gezeiten, das heißt über Ebbe und Flut. 43 . Uber die Kenntnis der Seegegenden und über die Ruderer.

184

Epitoma rei militaris

XLIV.

De telis Iormentisque navalibus.

XLVI.

Quid fiat, cum aperto Marie bellum navale commjttitur.

XLV.

Quemadmoclum navali belle collocentur insidiae.

Libri IV. prologus (l) Agrestem incultamque hominum in initio saeculi vitam a communionc mutorum

animalium vel ferarum urbium constitutio prima discrevit. In his nomen rei publicae peperit communis utiliLas. (2} Ideo potentissimae nationes ac principes consccrati nullam maiorem gloriam putavenmt quam aut fundare novas civitates aut ab aliis conditas in nomcn suum sub quadam amplificatione transferre. (3} In quo

opere Clcmentia Sercnitatis Tuac obtinet palmam. Ab illis cnim vcl paucac vel singulae, a Pietaic Tua innumerabilcs urbes iLa iugi laborc perfectae sunt, ut non tam humana manu conditac quam divino nutu videantur enatae.

(4) Cunctos

imperatores felicitate, moderatione, castimonia, exemplis indulgentiae. studierum

amore praecedjs. (5) Regni animique tui bona cemimus et tenemus, quae anticipare et superior optavit aetas et cxtendi in perpetuum vcntura desiderat. (6) Quibus rebus tantum universo orbi praestitum gratulamur. quamum vel humana mens

petere vel gratia potuit divina conferre.

(7) Sed dispositionibus Vestrae Clemcmiae quantum profecerit murorum elaborata constructio, Roma documentum 651. quae salutem civium Capitolinac arcis

defensione servavit. ut gloriosius postea totius orbis possideret imperium. (8) Ad complementum i gitur operis Maiestatis Vestrae praeceptione suscepti rationes, qui—

bus vcl nostrae civitates defendendae sint vel hostium subruendae. ex diversis auc— toribus in ordinc digcram, nec laboris pigebit. cum omnibus profutura condamur.

Buch IV Vonede

185

44. Über die Schiffswaffen und -geschütze. 45. Wie in einem Seekrieg ein Hinterhalt gelegt wird.

46. Was geschieht, wenn man eine offene Seeschlacht schlägt.

Vorrede zum vierten Buch

(l) Erst die Errichtung von Städten sonderte das ländliche und unkultivierte Leben

der Menschen am Anfang ihrer Geschichte von der Gemeinsamkeit mit den stummen Tieren oder dem Wild. In diesen (Städten) schuf der Gemeinnutz den Namen Gemeinwesen (= Staat). (2) Darum haben die mächtigsten Völker und die ge-

heiligten Fürsten dies für den größten Ruhm gehalten. neue Städte zu gründen oder von anderen gegründete durch eine gewisse Erweiterung auf ihren Namen zu

übertragen. (3) Hierin besitzt die Milde Eurer Durchlaucht die Siegespalme. Von jenen nämlich wurden wenige oder vereinzelte, von Deiner Verehrungswürigkeit aber unzählige Städte so sehr in beständiger Bemühung vollendet. daß sie weniger von menschlicher Hand gegründet als vielmehr aus göttlichem Walten hervorzuwachsen scheinen. (4) Alle Imperatoren übertriffst du in segensreichern Erfolg, an edlem Maß und an Sittenreinheit, an Beispielen für Nachsicht und an Liebe zu

den Wissenschaften. (5) Wir erkennen und besitzen die Vorzüge Deiner Herrschaft und Deines Geistes, welche das frühere Zeitalter zu erleben gewünscht hätte und das künftige auf ewig auszudehnen begehrt. (6) In dieser Lage beglückwünschen wir den gesamten Erdkreis, daß ihm so viel geboten ist, wie menschlicher Geist verlangen oder göttliche Gunst gewähren konnte.

{7) Aber wieviel durch die Anordnungen Eurer Milde die ausgeklügelte Mauerbefestigung an Fortschritt erlebt hat, dafür ist Rom der Beweis, welches einst das

Heil der Bürger durch die Verteidigung der Capitolinischcn Burg gewahrt hat, um später eine umso ruhmreichere Herrschaft über den ganzen Erdkreis zu besitzen.

(8) Zur Ergänzung also meines Werkes, das ich auf Geheiß Eurer Majestät

unternahm, will ich die Methoden. durch die unsere Städte zu verteidigen oder die

der Feinde zu zerstören sind, aus verschiedenen Schriftstellern in eine Ordnung

fassen; und es soll mich der Mühe mitnichten verdn'eßen, da (hierin) etwas für alle

Nützliches begründet wird.

186

Epitoma rei mililaris

I. Civitates aut natura aut opere debere muniri (1) Urbes atque castella aut natura muniumur aut manu aut utroque, quod finnius

ducitur; natura aut locorum edito vel abrupto aut circumfuso mari sive paludibus vel fluminibus; manu fossis ac muro. (2) In illo naturali beneficio tutissimum eli-

gentis consilium, in plano quaeritur fundanu's industria. (3} Videmus antiquissimas civitates ita in campis patentibus constitutas, u: deficiente auxilio locorum arte

tamcn et Opere redderentur inviczac.

II. Non directos, sed angulosos muros faciendos

(1) Ambitum muri directum veteres ducere nolucrunt, ne ad ictus arietum esset

expositus. sed sinuosis anfractibus iaclis fundamentis clausere urbes, crebriores— quc turres in ipsis angulis cdidcrunt propterea, (2) quia, si quis ad murum tali ordinatione constructum vel scaias vcl machinas voluerit admovere, non solum a

freute. scd etiam a lateribus et prope a {ergo velut in sinu circumclusus opprimjtur.

III. Quemadmodum muris c terra iungatur adgcstus

(l) Mums autem ut numquam possit elidi, hac ratione perficitur: Intervalle vicenum pcdum interposito duo intrinsecus parietcs fabricamur. (2) Deinde terra, quac de fossis fuerit egesta. inter illos mittitur vectibusque densatur (ita. ut a muro primus paries pro rata inferior, secundus longe minor ducatur, ut de plano civitatis ad

similitudinem graduum quasi clivo molli usque ad propugnacula pessit ascendi), (3) quia nec murus ullis potest aIictibus rumpi, quem tena confirmat, et quovis casu

destructis Iapidjbus ca, quae inter parictcs densata fuerat, ad muri viccm in-

gruentibus moles obsistit.

Buch IV l.l - 3.3

187

1. Städte müssen entweder natürliche oder künstliche Befestigungen haben. (1) Städte oder Kastelle sind entweder von Natur aus befestigt oder von Menschenhand oder durch beides, was man für noch sicherer hält; von Natur aus durch hochgelegene Plätze oder Abgründe oder durch das Umfluten des Meeres oder von

Sümpfen oder Flüssen; von Menschenhand durch Gräben und Mauer. (2) Bei jenem natürlichen Vorteil erkennt man die Weisheit des Gründers. der den sicher-

sten Platz auswählte, in einer Ebene aber wird der Fleiß des Gründers gefordert.

(3) Wir erblicken sehr alte Städte auf offenen Ebenen so angelegt, daß sie sogar

ohne Hilfe der Örtlichkeit doch durch Kunst und Arbeit uneinnehmbar wurden.

2. Man soll keine geraden, sondern verwinkeltc Mauern errichten.

(I) Den Grundriß der Mauer wollten die Alten nicht in gerader Linie ziehen, damit sie nicht den Widderstößen ausgesetzt sei, sondern mit kurvigen Krümmungen umschlossen sie ihre Städte nach deren Gründung, und sie errichteten darum zahl— reiche Türme an eben diesen Ecken, (2) weil, wenn jemand an eine so konstruierte Mauer Sturrnleitem oder Maschinen heranbewegen wollte. er nicht nur von vorn,

sondern auch von den Seiten und fast vom Rücken her wie eingekesselt bekämpft wird.

3. Wie man Mauern mit angebrachter Erde verstärkt. (1) Daß die Mauer aber niemals zertrümmert werden kann. wird auf folgende Weise

erreicht: mit einem Zwischenraum von je 20 Fuß werden von innen her zwei

Mauern aufgeführt. (2) Sodann wird die aus den Gräben ausgeworfene Erde

dazwischen eingebracht und festgestampft, (und zwar so. daß von der Stadtmauer

aus die erste Mauer etwas niedriger, die zweite aber weit niedriger abgestuft wird,

so daß man vom Niveau des Stadtbodens aus wie auf einer Treppe in leichter

Steigung bis zu den Verteidigungswerken hinaufsteigen kann‚} (3) weil die von der Erde verstärkte Mauer durch keine Rammstöße gebrochen werden kann, und selbst

wenn durch irgendein Unglück die Steine zerbersten. die zwischen den Mauern festgestampfte Erde anstelle der Mauer den Andringenden als Hindernis ent-

gegensteht

188

Epitoma rei militaris

IV. De eatamctis et portis, ne noceantur ab ignibus (1) Cavetur praeterea, ne portae subiectis ignibus exurantur. Propter quod sunt

coriis ac ferro legendae; sed amplius prodest, quod invenit antiquitas, ut ante

portam addatur propugnaculum, in cuius ingressu ponitur cataracta, quae anulis ferreis ae funibus pender, ut, si hostes intraverint, demissa eadem exstinguantur inclusi. (2) Ita tamen supra portam murus est ordinandus, ut accipiat foramina. per

quae de superiore parte effusa aqua subiectum resringuat incendium.

V. De fossis faeiendis

(l) Fossae autem ante urbes lalissimas altissimasque faciendae sunt, ut nec facile possint eoaequari replerique ab obsidentibus et, cum aquis coeperint redundare, ab

adversario cuniculum cont'muari minime patiantur. (2) Nam duplici modo Opus subterraneum peragi earum altitudine et inundatione prohibetur.

VI. Ne sagittis hostium homines laedantur in muro

(1) Formidatur. ne multitudo sagittariorum de propugnaculis exterritis defensoribus appositisque scalis oceupet murum. Adversum quod catafractas ve} scuta in

civitatibus debent habere quam plurimi. (2) Deinde per propugnacula dupliei saga

eiliciaque Iendunrur impetumque excipiunt sagittarum. Neque enim faeile Lranseunt spieula, quod cedit ac fluctuat. {3) Inventum quoque remedium est, ut de ligno

crates facerent. quas metallas vocaverunt. lapidibusque complerent ea arte inter

bina propugnacula eonstitutas, ut, si super scalas ascendisset hostis et partem

aliquam ipsius contigisset, supra caput suum vergeret saxa.

VII. Quibus modis providendum sit, ne famem patiantur obsessi (l) Multa defensionum oppugnationumque sunt genera, quae locis competentibus inseremus. (2) Nunc sciendum est obsidendi duas esse species: unam, cum adver—

Buch IV 4.1 - 7.2

189

4. Über die Sicherung von Schutzgattern und Toren gegen Feuer.

(l) Man gibt außerdem acht, daß die Tore nicht durch unten angelegtes Feuer

aufgebrannt werden. Aus diesem Grunde sind sie mit Leder und Eisen zu ver—

kleiden; aber noch nützlicher ist, was die alte Zeit erfand, daß man vor dem Tor

noch ein Bollwerk binzufügt, an dessen Zugang ein Schutzgitter angebracht wird, das an eisernen Ringen und Ketten hängt, damit es, wenn der Feind hereingerückt

ist, heruntergelassen werden kann und dann die Eingeschlossenen vernichtet werden. (2) So jedoch muß man oberhalb des Tores die Mauer einrichten, daß sie

Löcher bekommt, duch die man von oben her Wasser ausgießen und einen unten

angelegten Brand löschen kann.

5. Über die Anlage von Gräben. (l) Vor den Städten aber sollte man sehr breite und tiefe Graben anlegen, so daß sie von den Belagerem nicht so leicht wieder eingeebnet und aufgefüllt werden können, und wenn sie erst einmal mit Wasser geflutet sind, überhaupt nicht mehr zulassen, daß vom Gegner unterirdische Gänge weitergeführt werden. (2) Denn auf doppelte Weise, durch ihre Tiefe und ihr Wasser, wird verhindert, daß das unterirdische Werk fortgesetzt werden kann. 6. Die Menschen auf der Mauer dürfen nicht durch die Pfeile der Feinde verletzt werden.

(l) Man befürchtet, dal3 die Menge der Pfeilschützen. wenn sie die Verteidiger von

den Verteidigungswerken verscheucht hat, durch Anlegen von Sturmleitern die

Mauer besetzt. Dagegen müssen möglichst viele Leute in den Städten Panzer und

Schilde haben. (2) Sodann werden über die Verteidigungswerke grobes Sackleinen

und härene Decken gespannt und fangen so die Wucht der Pfeile ab. Denn die Ge-

schosse durchschlagen nicht leicht etwas, das elastisch ist und nachgibt. (3) Man

hat auch das erfunden, daß man Holzkisten herstellte, die man merallae nannte, sie

mit Steinen füllte und so geschickt zwischen je zwei Zinnen anbrachte, daß der Feind, wenn er mit Sturmleitern heraufkletterte und irgendeinen 'l'eil davon be-

rührte, die Steine sich über den Kopf kippte. 7. Wie man vorzusorgen hat, daß die Belagerten keinen Hunger leiden.

(l) Es gibt viele Arten von Verteidigung und Belagerung, die wir an den be-

treffenden Stellen angeben werden. (2)Fürjetzt muß man wissen, dal5 es zwei

190

Epitoma rei miliiaris

sarius oportunis locis praesidiis ordinatis continuis insultibus oppugnat obscssos, alteram cum vel aqua prohibct inclusos vcl deditionem sperat a famc, quando 0m—

ncs prohibuerit commeatus. (3) Hoc enim consilio ipse otiosus ac tutus fatigat in— imicum. (4) Ad quos casus posscssorcs quamvis levi suspicione pulsati omnem alimoniarn victus intra muros debent smdiosissime collocaxe, ut ipsis exubcret sub—

stantia, adversarios inopia cogat abscedere. (5) Non solum autem porcinum. sed et

omnc animalium genus, quod inclusum scrvari non potest. deputari oportet ad la—

ridum, ut adminiculo carnis frumcnta sufficiam. (6) Aves autem cohortales et sine

impcnsa in Civitatibus nutn'untur et propter aegrotantes sunt necessariac. (7) Pabu-

I21 equis praecipue congcrenda et quac adportari nequiv erim, exurcnda, vini, aceti ceterarumque frugum vel pomorum congcrendae sum copiae nihilque. quod usui proficiat, hostibus relinqucndum. (8) Nam, ut hortorum cura in viridariis domorum vel areis exerceatur. utilitatis ac voluptatis ratio persuadet. (9) Parum autem proficit plurimum collegisse, nisi ab exordio dimensione salubri per idoneos erogatio temperetur: numquam periclitati su nt fame, qui frugalitatem inter copias servare coeperunt. (10) Imbellis quoque aetas ac sexus propter necessitatem victus portis frequenter exclusa 65:, ne penuria opprimeret armatos. a quibus moenia servabamur.

VIII. Quae species pracparandac sint pro defensionc murorum (l) Bitumen, sulphur, picem liquidam. oleum, quod incendiarium vocant, ad ex-

urendas hostium machinas convcnit pracparari;

(2) ad arma facienda ferrum

uniusque temperaturae et carbones scrvantur in conditis; ligna quoque hastilibus

sagittisque neccssaria reponunmr. (3) Saxa rotunda de fluviis, quia pro soliditate

graviora sum et aptiora mittentibus, diligentissime colligumur; (4) ex quibus muri

replcntur et tun’es; minima ad fundas sive fustibalos vel manibus iacicnda; maiora

Buch IV 7,2 - 8.4

191

(Haupt—)Erscheinungsformen von Belagerung gibt: eine, wenn der Feind an günstigen Stellen Truppen postiert und mit unablässigem Ansturm die Belagerten be-

kämpft. die andere, wenn er die Eingeschlossenen entweder vom Wasser femhält

oder die Übergabe vom Hunger erhofft, nachdem er alle Zufuhr abgeschnitten hat. (3) Denn mit solchem Plan erschöpft er bei eigener Ruhe und Sicherheit seinen

Feind. (4) Für solche Fälle müssen die Grundbesitzer selbst beim allergeringsten

Verdacht, alle Lebensmittel aufs eifrigste in die Stadtmauern schaffen, damit sie selbst dort Überfluß haben, die Feinde aber vom Mangel zum Abziehen gezwun-

gen werden. (5) Aber nicht nur Schweine. sondern jede Tierart muß im Belage—

rungsfall, wenn man sie nicht mit eingeschlossen halten kann, zu Pökelfleisch verarbeitet werden, damit. zumal mit dem Fleischvorrat. auch das Getreide länger aus-

reicht. (6) Hausgeflügei aber läßt sich ohne (großen) Aufwand in den Städten halten und ist wegen der Kranken nötig. (7) Futter aber ist vor allem für die Pferde

zusammenzubn'ngen; und was man nicht herbeischaffen kann, ist zu verbrennen; Vorräte an Wein. Essig und sonstigen Früchten oder Obstsorten müssen zusam-

mengebracht werden, und nichts darf dem Feind übriggelassen werden, was seinem Vorteil nützen könnte. (8) Daß man nämlich auf den Grünflächen der Häuser

oder auf den (öffentlichen) Plätzen Gartenbau betreibt, dazu raten der Nutzen und

das Vergnügen. (9) Aber es nützt fast nichts. wenn man noch so viel gesammelt hat, sofern nicht von Anfang an die Ausgabe mit heilsamer Rationierung durch geeignete Leute geregelt wird: Niemals nämlich kamen durch Hunger die in Ge—

fahr, die auch im Überfluß von vornherein Sparsamkeit walten ließen. (10) Das kriegsuntüchtige Alter und Geschlecht wurde häufig auch wegen Lebensmittel-

Knappheit vor den Toren ausgeschlossen. damit die Bewaffneten, von denen die Mauern gehalten wurden, kein Mangel bedrückte. 8. Was alles vorbereitet werden muß zur Verteidigung der Mauern. (l) Erdpech, Schwefel, flüssiges Pech, Öl, das man Zündöl nennt (= Petroleum),

sollte man zum Verbrennen der feindlichen Maschinen bereithalten; (2) um Waffen herzustellen, müssen Eisen von beiderlei Läuterungsgrad (d.h. Eisen und Stahl)

und Kohlen in Magazinen gelagert werden; auch das für Lanzen und Pfeile

notwendige Holz wird zurückgelegt. (3) Abgerundete Steine aus Flüssen, weil sie

wegen ihrer Massivität schwerer sind und für Geschütze besser passen, werden

aufs sorgfältigste gesammelt; (4) mit diesen werden Mauern und Türme an gefüllt:

sehr kleine für Schleudern und Schleuderstöcke oder von Hand zu werfen; größere

192

Epitoma rei miiitaris

per onagros diriguntur; maxima vero pondere formaquc volubili in propugnaculis digeruntur. ut demissa per praeccps non solum hostes obruant subeuntes, scd

etiam machinamenta confringant.

(5) Rotae quoque de lignis viridibus

ingcntissimae fabricantur vcl intercisi ex validissimis arboribus Cylindri, quas talcas

vocant. ut sint volubiles, levigantur, quae per pronum labcntia subito impetu bellatores solent quosquc detcrrere. (6) Trabcs quoquc et tabulata c diversae

magnitudinis clavos ferreos esse oponct in promptu. (7) Nam oppugnantium

machinis per alias machinas consucvit obsisti. praecipue cum subitis operibus addcnda sit muris vel propugnaculis altitudo. nc adversariorum mobiles turrcs superemincant et capiant civitatem.

IX. Quid faciendum sit, si nervomm defuerit copia

(l) Nervorum quoquc copiam summo Studio expcdit colligi, quia onagri vel ballistae ceteraque tormenta nisi funibus nervinis intenta nihil prosunt. {2) Equorum

tarnen saetac dc caudis ac iubis ad ballistas utilcs asscruntur. Indubitatum vero es: crincs feminamm in eiusmodi tonnentis non minorem haben: virtutem Romanae neccssitatis experimento. (3) Nam in obsidionc Capitolii corruptis iugi ac longa fatigatione tormemis, cum nervorum copia defecisset. matronae abscisos crines

viris suis obtulere pugnantibus, reparatisquc machinis adversan'orum impetum reppulerunt. (4) Maluerunt enim pudicissimae feminac deformato ad tempus capite

libere vivere cum maritis quam hostibus integro decore scrvire. (5) Comua quoquc

vel cruda coria proficit colligi ad catafractas texendas aliaquc machinamenta sive munimjna.

X. Quid faciendum, ne aquac inopiarn patiantur obsessi

(l) Magma urbis utilitas cst, cum perennes fontcs murus includit. Quod si natura

non pracstat, cuiusljbet altitudinis effodiendi sunt putsi aquarumque haustus funi-

Buch IV 3.4 . 10.1

193

werden durch Esel geschleudert; die größten aber an Gewicht und von runder Gestalt werden auf den Verteidigungswerken verteilt, um steil hinuntergestürzt

nicht nur die Feinde, die darunter geraten. zu zermalmen. sendern auch ihre Maschinenanlagen zu zertrümmem. (5) Auch fertigt man ungeheuer große Räder aus

noch frischem Holz, oder es werden aus sehr starken Baumstämmen zurecht-

geschnittene zylindrische Rollen. die man Rundhölzer (taleae) nennt. geglättet, so daß sie leicht zu wälzen sind; wenn diese über die Schräge herunterrollen. schreckt ihre plötzliche Wucht alle Krieger ab. (6) Auch Balken und Bohlen und eiserne Nägel verschiedener Größe muß man zur Hand haben. (7) Denn den Maschinen

der Belagerer widersteht man gewöhnlich durch andere Maschinen, vor allem, wenn durch plötzliche Maßnahmen die Mauern oder Zinnen erhöht werden müssen, damit die beweglichen Türme der Gegner nicht darüber ragen und die Stadt nehmen. 9. Was zu tun ist, wenn die Bogensehnen nicht ausreichen.

(1) Auch ist es hier nützlich, mit großem Eifer einen Vorrat an Sehnen anzulegen. weil Esel und Geschütze und die übrigen Wurfmaschinen nutzlos sind, wenn sie

nicht mit solchen Darmsaiten gespannt werden. (2) Doch soll auch Roßhaar von

Schweif oder Mähne für die Geschütze tauglich sein. Daß aber Frauenhaar bei der-

artigen Wurfmaschinen keine geringere Qualität besitzt. steht durch die Erfahrung

in einer Notlage der Römer außer Zweifel. (3) Denn als bei der Belagerung des

Capitols durch die ständige und langdauernde Abnutzung die Wurfmaschinen kaputt und der Vorrat an Sehnen aufgebraucht war, da boten die Familienmütter ihren kämpfenden Männern ihre abgeschnittenen Haare an und mit den dadurch

reparierten Maschinen schlugen sie den Angriff der Gegner ab. (4) Diese verehrungswürdigen Frauen wollten nämlich lieber eine Zeitlang mit entstelltem Kopf,

aber frei mit ihren Männern zusammenleben als mit unversehrtem Schmuck als

Sklavinnen der Feinde dienen. (5) Auch Horn und ungegerbte Felle zu sammeln,

ist vorteilhaft, um damit Schutzgatter und andere Maschinen oder Sicherungswerke

zu bedecken.

10. Was zu tun ist, damit die Belagerten nicht unter Wassermangel leiden. (l) Einen großen Vorteil für eine Stadt bedeutet es, wenn sie in ihren Mauern stets

fließende Quellen einschließt. Wenn aber die Natur dies nicht bietet. muß man bis

zu noch so großer Tiefe Brunnen ausheben und das Wasser mit Seilen ausschöp-

194

Epitoma rei mililaris

bus extrahendi. (2) Sed interdurn sicciora sunt loca. quae montibus sunt saxisque munita; in quibus superposita castella extra murum inferiores reperiunt fontium

venas ac de propugnaculis vel tunibus destinatis prolegunt telis, ut aquatoribus

liber praestelur aeccssus. (3) Quod si ultra iclum teli, in clivo tarnen civimtis sub-

iecta sit vena, castellum parvulum, quem burgum vocant, inter eivitatem et fontem convenit fabricari ibique ballistas sagiltariosque constitui. ut aqua defendatur ab

hoslibus. (4) Praeterea in omnibus publicis aedificiis multisque privatis cistemae sunt diligentissime substruendae. ut receptacula aquis pluvialibus. quae de tectis

effluunt, praestcnt. (5) Difficile sitis vicit, qui quamvis exigua aqua ad potum tarnen tantum in obsidione sunt usi.

XI. Si sales defuerint. (1) Si maritima sit civitas et sales defuerint, liquor ex mari sumptus per alveos alia-

que patula vasa diffunditun qui a calorc solis duralur in salem. (2) Quod si hostis ab unda prohibeat - narn hoc accidit -. harenas. quas excitatum vento marc super-

fuderat. aliquando colligunt et dulci aqua eluunt. quae sole siccata nihilo minus mutatur in sales.

XII. Quid faciendum, cum prima impetu venilur ad muros (l) Violenta autem impugnatio quando castellis vel civitalibus pracparatur, mutuo

utrimque periculo, sed maiorc oppugnantium sanguine exercentur luctuosa

eertamina. (2) 111i enim, qui muros invadere cupiunt. terrifico apparatu expositis

copiis in spem deditionis formidinem geminant tubarum strepitu hominumque

permixto;

(3) tunc [- quia timor magis frangit insuetos —]I primo impetu stupenti-

bus oppidanis, si discriminum experimenta non norunt. admotis scalis invaditur

civitas. (4) Quod si a fidentibus sive militaribus viris repcllatur prima congressio,

statim clausis erescit audacia, et iam non terrore, sed viribus et arte confligirur.

1 Die Tilgung der eingeklammerten Wörter durch LANG halte ich für richtig: sie sind nur eine (er— läuternde?) Dublelle zu stupemr'bux xi nur: norwir.

Buch IV 10.1 — 12,4

I95

fen. (2) Bisweilen aber ist die Gegend zu trocken, wenn sie im Schutz von Bergen und Felsen liegt; wenn auf diesen Kastelle angelegt wurden, finden sie nur außer-

halb ihrer Mauern kleinere Quelladern. und man schützt sie von den Bastionen und

Türmen aus durch gezielte Geschosse, so daß den Wasserholern ein freier Zugang gewährleistet ist. (3) Wenn nun außerhalb der Schußweite, jedoch am Fuß des-

selben Berghangs der Stadt eine Wasserader läuft, sollte man ein kleines Kastell,

das man Burg nennt, als Verbindung zwischen Stadt und Quelle anlegen und dort

Geschütze und Pfeilschützen aufstellen, damit das Wasser gegen die Feinde gesichert ist. (4) Außerdem sind an allen öffentlichen Gebäuden und vielen Privat-

häusern sorgfältig Zisternen anzulegen. um so für das Regenwasser von den

Dächern herab Auffangbehälter zu haben. (5) Nur schwerlich hat der Durst die besiegt. die bei Belagerung eine noch so geringe Wassermenge doch nur zum

Trinken benutzten. Il. Wenn Salz fehlt.

(1) Wenn einer am Meer gelegenen Stadt Salz fehlt, verteilt man das Meerwasser

durch Becken und andere breite und flache Behälter; durch Sonnenhitze verhärtet es sich zu Salz. (2) Wenn aber der Feind einen vom Meerwasser abhält < denn das gibt es -, sammelt man bisweilen den Sand, den das sturmerregte Meer überspült hatte„ und löst ihn in Süßwasser aus; und wenn dieses dann in der Sonne verdunstet, wandelt es sich ebenfalls in Salz.

12. Was zu tun ist, wenn man im ersten Ansturm bis zur Mauer kommt. (I) Wenn aber auf Kastelle oder Städte eine gewaltsamer Sturm vorbereitet wird, entbrennen mit beiderseitiger Gefahr Kämpfe voll Schmerz und Trauer, jedoch blu—

tiger aufseiten der Belagerer. (2) Jene. die in den Mauerring eindringen wollen. verdoppeln ja den Schrecken mit entsetzlichem Aufwand durch Schaustellung all'

ihrer Truppenmacht in der Hoffnung auf Übergabe, wenn der Lärm von

Trompeten und Männern durcheinander schallt. {3) Wenn dann l[weil die Angst

die, die daran nicht gewohnt sind. lähmt] die Städter im ersten Ansturm vor Schreck erstarren, wenn sie keine Erfahrung in so gefährlicher Lage haben. dringt

man durch angelegte Sturmleitern in die Stadt ein. (4) Wenn aber der erste Angriff

von beherzten oder soldatisch geschulten Männern abgeschlagen wird, wächst den

Eingeschlossenen sofort der Mut. und dann kämpft man schon nicht mehr mit Angst und Schrecken, sondern mit Kräften und mit Kriegskunst.

196

Epimma rei militaris

XIII. Enumeralio machinarum quibus muri oppugnantur Admoventur enim testudines, arietes. falccs, vineae, plutei, musculi, turres; de

quibus singulis, qualiter fabricemur, quo etiam pacto proeliantur vel repellantur,

edisseram.

XIV. De aristc, falce, testudine

(l) De materia ac tabulatis Icstudo contexitun quae. ne exuratur incendio. coriis vcl

ciliciis centonibusque vestiturl (2) Hacc intrinsecus accipit trabem, quae aut adunso praefigitur ferro et falx vocatur ab eo. quod incurva est. ut de muro extrahat

lapidcs, aut Gerte caput ipsius vestitur ferro et appellamr aries, (3) vel quod habet

durissimam frontam, quae subruit muros, vel quod more arietum retrocedit, ut cum impetu vehementius feriat. (4) Testudo aulem a similitudine verae testudinis voca— bulum sumpsit, quia. sicut illa modo reducit. modo profen caput. ita machinamen— {um interdum reducit trabem, interdum exerit, ut fortius caedat.

XV. De vineis. de pluteis. de aggcre (l) Vineas dixerunt veteres, quas nunc militari baIbaricoque usu causia vocant. E lignis levioribus machina colligatur, lata pedibus octo, alta pcdibus scptem. Ionga pedibus sedecim. (2) Huius Leclum munitione duplici tabulatis cratibusque con— texitur. (3) Latera quoque vimine saepiuntur, ne saxorum tclorumque impetu penetrentur. (4) Extrinsecus autem, nc immisso concremetur incendio, crudis ac re-

centibus coriis vel centonibus operitur. Istae, cum plures factae fuerim, iunguntur

in ordinem, sub quibus obsidentes Iuti ad subruenda murorum penetrant funda—

menta. (5) Plutei dicuntur, qui ad simjlitudinem absidis contexuntur e vimine et ciliciis vel

coriis proteguntur, temisquc rotulis, quarum una in medio, duae in capitibus appo-

Buch IV 13 — 15.5

l9?

l3. Aufzählung der Maschinen, mit denen die Mauern bekämpft werden. Man bewegt nämlich heran: Schildkröten (II 25; IV 14), Widder (II 10: IV 14), Si-

cheln (1V 14), Weinlauben (IV 15), Schirmdächer (IV 15), Breschhütten {IV 16)

und Türme (IV 17). Von allen diesen will ich einzeln erörtern, wie man sie her-

stellt, wie man mit ihnen kämpft oder sie abschlägt.

14. Über Widder, Sichel, Schildkröte. (l) Die Schildkröte fügt man aus Holz und Brettern zusammen, und damit sie nicht

durch Feuer vernichtet wird, wird sie mit Leder oder grobem Zeug und Lumpen verkleidet. (2) Diese bekommt ins Innere einen Balken, der entweder vorn einen

Eisenhaken angefügt hat und danach, daß der gebogen ist. um damit Steine aus der

Mauer zu reißen, Sichel heißt; oder aber seine eigene Spitze wird mit Eisen über— zogen und heißt dann Widder, (3) entweder weil er eine so überaus harte Stirn hat,

mit der er Mauern zum Einsturz bringt, oder weil er wie ein Widder zurückgeht, um mit Anlauf umso heftiger zuzustoßen. - (4} Die Schildkröte aber bekam ihre Bezeichnung von der Ähnlichkeit mit einer echten Schildkröte. weil, wie jene ihren Kopf bald zurückzieht, bald vorstreckt, so auch diese Maschine mal den Balken zurückzieht, mal hervorstreckt, um kräftiger zuzustoßen. 15. Über Weinlauben, über Schirmdächer, über die Schanze. (1) Als vineae (Weinlauben; = Schutzgänge) bezeichneten die Alten, was man jetzt

mit einem soldatischen und barbarischen Ausdruck cansr'u (2 Sonnenhut} nennt.

Aus leichteren Hölzern wird eine Konstruktion verfettigt von 8 Fuß Breite, 7 Fuß Höhe und 16 Fuß Länge. (2) Ihr Dach wird in doppelter Absicherung mit Brettern

und Flechtwerk zusammengefügt. (3) Auch die Seiten werden mit Weidengeflecht

umgeben, damit sie nicht durch die Wucht von Steinen oder Geschossen durch-

schlagen werden. (4) Von außen aber wird sie, damit sie nicht durch aufgeschossene Brände verbrennt, mit rohen und frischen Fellen oder Lumpen bedeckt. Wenn

davon mehrere angefertigt worden sind, werden sie in einer Reihe verbunden, und

unter ihnen dringen die Belagerer sicher an die Fundamente vor. um die Mauern zum Einsturz zu bringen. (5) Schirmdächer (pimei) nennt man, was dem Aussehen nach wie eine Apsis

(Kreissegment; = ein überdimensionaler Schutzschild) aus Weidengeflecht zusam—

mengefügt und mit grobem Zeug oder Leder bedeckt wird; und mit je drei Rädern,

von denen eins in der Mitte (dh. an der Spitze innen) und zwei vorne angebracht

198

Epimma rci miliLaris

nuntur. in quaeumque parte volueris admoventur more carpenti; (6) quos obsi—

dentes applicam muris, eorumque munitione protecti sagittis sive fundis vel mis—

sibilibus defensores omnes de propugnaculis civitalis exturbant, ut scalis aseen—

dendi faeilior praestemr occasio.

(3F) Agger autem ex terra lignisque extollimr comra murum, de quo tela iactantur.

XVI. De musculis (1) Musculos dieunt minores machinas, quibus proteeti bellatores superfoedatum auferunt civiLatis; fossatum etiam adponatis lapidibus. lignis ae terra non solum c0mplent, sed etiam solidant, ut turres ambulatoriae sine impedimento iungantur ad muros. (2) Vocantur autem a marinis beluis musculi: nam quemadmodum illi. cum minores sint, tarnen ballenis auxilium adminiculumque iugiter exhibent, ita istae

maehinae breviores vel deputatae [urribus magnis adventui illarum parant viam itineraque praemuniunt.

XVII. De turribus ambulatoriis (l) Turres autem dicuntur machinamenta ad aedifieiorum speciem ex trabibus ta—

bulatisque compacta et. ne tantum Opus hostili concremetur incendio, diIigentissime ex crudis coriis vel eentonibus eommunita. quibus pro medo altitudinis additur

iatitudo. (2) Nam interdum tricenos pedes per quadrum, interdum quadragenos vei

quinquagenos iatae sunt. (3) Proceritas autem ipsarum tanta fit. ut non solum mu—

ros, sed etiam turres lapideas altitudine superent. His plures rotae mechanica arte

subduntur, quarum lapsu volubili magniludo tam ampla moveatur. (4) Praesens

autem periculum civitatis est, si ad murum fuerit Iurris admota. Plures enim accipit

scalas et diverse genere conatur inrumpere. (5) Nam in inferioribus habct arietem.

cuius impetu destruii muros, circa mediam vero partem aecipit poniem, factum de

duabus trabibus saeptumque de vimine. quem subito prolatum inter turrem murum—

Buch IV 15.5 - 17,5

199

sind, werden sie in jede beliebige Richtung wie ein Wagen hinbewegt. (6) Die Beiagerer bringen sie an die Mauern heran, und im Schutz ihrer Sicherung verja—

gen sie mit Pfeilen oder Schleudern oder Wurfgeschossen alle Verteidiger von den

Verteidigungswerken der Stadt, damit sich umso leichter eine Gelegenheit bietet,

mit Sturmleitern hinaufzusteigen. (7) Die Schanze (agger 2 Erdwall) wird aus Erde und Holz gegen die Mauer auf— geführt, und von ihr aus werden Geschosse entsandt.

16. Über die Breschhütten. (l) Breschhütten (mitscnii) nennt man kleinere Maschinen, unter deren Schutz die

Krieger die städtischen Müllhalden (als Hindernis unten an der Mauer) entfernen: durch Heranschaffen von Steinen, Holz und Erde füllen sie nicht nur das Graben-

system auf, sondern machen es auch so fest, daß die beweglichen Türme unge-

hindert bis an die Mauer herangeführt werden. (2) Sie heißen aber muscuh’ (eigtl. : Mäuschen] nach den Seetieren (gemeint sind sogen.Begleitfische): denn wie jene,

obwohl sie sehr klein sind, doch den Walen beständig Hilfe und Unterstützung bieten, so bereiten diese kleineren oder den Türmen zugeordneten Maschinen den Weg für deren Heranrücken und sichern ihre Bahn.

l7. Über die Wandeltürme. (l) Türme aber nennt man Maschinen vom Aussehen von Häusern: sie sind aus Balken und Bohlen gefügt und, damit ein so gewaltiges Werk nicht durch einen

feindlichen Brandsatz vernichtet wird, aufs sorgfältigste mit rohen Häuten und Lumpen geschützt; man gibt ihnen eine Breite entsprechend ihrer Höhe, (2) Denn bisweilen sind sie 30 Fuß im Quadrat, bisweilen 40 oder 50 breit. (3} Ihre aufra—

gende Höhe aber wird so groß, daß sie nicht nur die Mauern, sondern auch die

steinernen Mauertürrne überragen. Diesen werden mit kunstvoller Technik mehrere

Rollen unterlegt, durch deren Walzen sich etwas so weiträumig Großes fortbewe—

gen läßt. (4) Es bedeutet aber unmittelbare Gefahr für die Stadt, wenn ein Turm an die Mauer herangekommen ist. Er erhält nämlich mehrere Leitern. und auf man—

cherlei Weise wird einzubrechen versucht. (5} Denn im unteren Teil hat er einen

Widder, durch dessen Wucht er die Mauern zerstört, in der Mitte aber bekommt er

eine Brücke, die aus zwei Balken gefertigt und tnit Weidengeflecht geschützt ist;

diese wird plötzlich zwischen Turm und Mauer ausgebracht, und über sie kommen

die Krieger aus der Maschine hervor und dringen ein in die Stadt und besetzen die

200

Epitoma rei militaris

que constituunt et per cum egrediemes de machina bellatores in civitatem Uanseunt

et occupant muros. (6) In superioribus autem tunis illius partibus contati et sagittarii collocantur, qui defensores urbis ex alto contis, missibilibus saxisque pro-

stemant. (7) Quo facto civitas capitur sine mora. Quid enim auxilii superest, cum

hi, qui de muromm altitudine spcrabant, repente supra se aspiciunt altiorem hostium mumm?

XVHI. Quemadmodum ambulatoria tun-i5 possit incendi {1) Huic {am manifesto discrimini multis occurritur modis. Primum, si confidentia

vel virtus est militaris, eruptione facta globus egreditur armatorum et vi hostibus

pulsis machinamentum illud ingcns direptis coriis de lignis exurit. (2) Quod si oppidani exire non audeant, ad maiores ballistas malleolos vcl falaricas cum incendio destinant, ut perruptis coriis vel centonibus intrinsecus flamma condatur. (3) Malleoli velut sagittae sunt‘ et ubi adhaeserint. quia ardcntcs veniunt, universa

conflagrant. (4) Falarica autcm ad modum hastae valido praefigitur fcrro; inter

tubum ctiam et hastile sulphure, resina, bitumine stuppisque convolvitur infusa

oleo. quod incendiarium vocant; (S) quac ballistae impctu destinata permpto muni-

mine ardens figitur ligno tunitamque machinam frequentcr incendit. (6) Depositi

quoque homines funibus, cum hostcs d0rmiunt, in lantcrnis portant lucemas et incensis machinjs rursum levanrur in murum.

XIX. Quemadmodum altirudo muris addatur

(l) Praeterea panem muri, ad quam machina conatur accedcre, caemento atque 1a—

pidibus vel luto sive lateribus, postremo tabulatis exstrucndo faciunt altiorem, ne

defensores mocnium dcsuper urbi vcntura possit opprimere. (2) Constat autem

inefficax machinamcntum reddi. si inveniatur inferius. (3) Verum obsidentes eiusmodi dolum adhibere consuerunt. Primo talcm exstmunt turrem, quae propugna—

culis civitatis videatur inferior; (4) deinde secreto aliam de tabulatis intrinsecus tur—

-

Buch IV 17,5

19.4

201

Mauern. (6) Auf den obersten Partien dieses Turmes aber haben Lanzenwerfer und

Pfeilschützen ihren Platz. welche die Stadtverteidiger von oben her mit Lanzen. Geschossen und Steinen niederstrecken. (7) Ist das geschehen, so wird die Stadt

unverzüglich genommen. Denn was für eine Hilfe bleibt noch, wenn die, die auf die Höhe ihrer Mauern hofften, auf einmal über sich eine noch höhere 'Mauer‘ der

Feinde erblicken?

18. Wie man einen Wandelturm in Brand stecken kann.

(1) Dieser so handgreiflichen Gefahr begegnet man auf verschiedene Arten. Zum

ersten, wenn man Selbstvertrauen oder soidatische Tüchtigkeit besitzt. macht man einen Ausfall, und ein Haufen Bewaffneter verbrennt nach gewaltsamer Vertreibung der Feinde jene ungeheure Konstruktion, nachdem man die Häute vom Holz heruntergerissen hat. (2} Wenn aber die Stadtbewohner nicht auszurücken wagen.

dann geben sie an die größeren Geschütze (Brand-) Pfeile (matieoii; "Hämmerchen") und (Feuer—) Lanzen (faim‘icne), jeweils in Brand gesetzt (cum incendio),

um durch Eindringen durch das Leder und die Lumpen hindurch drinnen Feuer zu iegen. (3) maHeoii sind wie Pfeile, und sobald sie festhaften, setzen sie alles in

Brand, weil sie brennend ankommen; (4) die fütarica aber hat wie eine Lanze eine

sehr starke Eisenspitze; und zwischen Rohr und Schaft wird sie mit Schwefel, Harz, Erdpech und Werg umwickelt, das in das sogenannte Brandöl (= Petroleum) getaucht ist. (5) Diese wird mit Geschützwucht losgeschossen, durchschägt den

Schutzmantel, heftet sich brennend ans Holz und setzt so diese Turmkonstruktion

häufig in Brand. (6) Auch läßt man, während die Feinde schlafen, an Stricken Männer herab und diese bringen in Laternen Feuer mit. stecken die Maschine in Brand und werden dann wieder über die Mauer gezogen. l9. Wie man die Mauern höher macht. (1) Außerdem erhöht man den Teil der Mauer, gegen den die Turmmaschine heranzurücken sucht, durch den Aufbau von vermörtelten Steinen oder Lehm oder

Ziegeln oder auch einem Holzgerrüst, damit der Turm die Verteidiger der Stadt—

mauer nicht von oben her kommend überwältigen kann. (2) Denn es steht fest, daß

die ganze Konstruktion wirkungslos bleibt. wenn sie sich als zu niedrig erweist. (3) Aber die Belagerer wenden gewöhnlich eine List folgender Art an: Sie errichten

zunächst einen solchen Turm, der niedriger erscheint als die Verteidigungswerke

der Stadt; (4) sodann fertigen sie heimlich im Innern einen anderen kleineren Turm

202

Epitoma rci militaris

riculam faciunt et, cum muris fuerit machina sociata, subito funibus trochleisque de medio turricula illa producitur, de qua egTedientes armati, quia altior invenitur,

statim capiunt Civitatem.

XX. Quo pacto suffodjatur terra. ut machina nocere nihil possit

(1) Interdum longissimas ferratasque trabes opponunt machinae venienti eamque a

muri vicinitate propellunt. (2) Sed cum Rhodiorum civitas oppugnaretur ab hostibus et turris ambulatoria supra murorum altitudinem ac turrium omnium pararetur, mechanici ingenio inventum es: tale remedium.

(3) Per noctem sub

fundamenta muri cunjculum fodit et illum locum‘ ad quem die postero turris fuerat promovenda, nullo hostium sentiente egesta terra cavavit intrinsecus, (4) et cum

rotis suis moles fuisset impulsa atque ad locum, qui subter cavatus fuerat, pervenisset, tanto penderi solo cedente subsedit nec iungi muris aut moveri ulterius

potuit. Ita et civitas liberata es: et machina derelicta.

XXI. De scalis, sambuca, exostra et tollennone

(l) Admotis turribus funditores lapidibus, sagittarii iaculis, manuballistarii vel areuballistarii sagittis, iaculatores plumbatis ac missibilibus e muris submovent

homines. Hoe facto scalis adpositis occupant civitatem. (2) Sed qui scalis nituntur, frequenter periculum sustinent exemplo Capanei, a quo primum scalarum oppugnatio perhibetur inventa„ qui tanta vi occisus es: a Thebanis, ut extinctus fulmine

diceretur. (3) Et ideo sambuca, exosu’a et tollennone obsidentes in murum hostium penetrant. (4) Sambuea dicitur ad similitudinem citharae; nam quemadmodum in cithara chordae sunt, ita in trabe, quae iuxta turrem ponitur, funes sunt, qui pontem

de superiori parte Lrochleis laxant, ut descendat ad murum. statimque de tum’ ex-

eunt bellatores et per eum transeuntes moenia urbis invadunt.

(5) Exostra dicitur pons. quem superius exposuimus. quia de mIri in murum

repente protruditur.

Buch Iv 19.4 . 21.5

203

aus Brettern und, wenn die Maschine von gleich zu gleich an die Mauer heran-

gekommen ist, wird plötzlich mit Hebeln und Stricken jenes Türmchen aus dem

Inneren hervorgehoben; die Bewaffneten ersteigen es. und weil es höher ist, nehmen sie die Stadt sogleich.

20. Wie man die Erde unterhöhlt. damit eine Maschine unschädlich wird. (1) Bisweilen streckt man sehr lange eisenbeschlagene Balken gegen die anrücken-

de Maschine aus und hält sie so von unmittlbare Mauerberührung fern. (2) Als aber die Stadt der Rhodier von Feinden belagert wurde und man einen fahrbaren Turm, der die ganze Mauerh'ohe und alle Türme überragte, vorbereitete, fand man durch die Klugheit eines Ingenieurs folgendes Gegenmittel: (3) Er ließ nachts unter den Fundamenten der Mauer hindurch einen Stollen graben und die Stelle, zu der der Turm am folgenden Tag vorrücken sollte, ohne daß einer der Feinde etwas merkte,

von innen her durch Ausbaggern der Erde aushöhlen; (4) und als dann die schwere Last auf ihren Rollen weitergetrieben wurde und zu der vorher unterhöhlten Stelle

gekommen war, gab der Boden unter solchem Gewicht nach, der Turm sank ein und konnte nicht mehr an die Mauer herangebracht oder weiter bewegt werden. So wurde die Stadt befreit und der Turm dabei zurückgelassen.

21. Über Sturrnleitern, Sturmbrücke. Belagerungsbrücke und Belagerungskran. (1} Sind die Türme herangerückt, so vertreiben die Schleuderer mit Steinen, die Pfeilschützen mit Geschossen. die Hand— und Bogenschützen mit Pfeilen und die

Werfer mit Bleikugeln und Wurfwaffen die Leute von den Mauern. Danach besetzen sie durch Anlegen von Stuimleitem die Stadt. (2) Aber wer sich auf Sturmleitern verläßt, hat häufig Gefahr auszustehen, nach dem Beispiel des Kapaneus.

der zuerst die Bestürmung mit Leitern erfunden haben soll: er wurde von den

Thebanem so gewaltig getötet, daß er als vom Blitz getroffen galt. (3) Darum drin-

gen die Belagerer mit Stunnbock, Belagerungsbrucke und Kran in die Stadt.

(4) Der Sturmbock (sambuca, eigtl. = Harfe) ist benannt nach der Ähnlichkeit mit

einer Zither; denn wie an der Zither Saiten sind. so an diesem Balken, den man seitlich am Turm anbringt, Taue, die die Brücke vom höheren Teil aus mit Hebeln

losmachen, so daß sie sich auf die Mauer absenkt; und sofort drängen die Krieger heraus aus dem Turm. überqueren sie und dringen in die Mauern der Stadt. (5) Belagerungsbriicke (exostra) heißt diese Brücke, die wir soeben vorführten,

weil sie vom Turm aus plötzliche auf die Mauer vorgestoßen wird.

204

Epitoma rei miliiaris

(6) Tolcnno dicitur, quotiens una trabes in terram praealta defigitur, cui in summo verfice alia transversa trabes Iongior dimensa medictate conectitur eo libramcnto, ut

si unum caput depresseris. aliud erigatur. (7) In uno ergo capite cratibus sive tabu-

latis contexitur machina. in qua pauci collocantur armati; tunc per funes adLracto

depressoque alio capite elevatj imponuntur in murum.

XXII. De ballistis, onagris. scorpionibus, arcuballistis. fustibalis, fundjs, per quae tonnenta defcnditur mm'us

(l) Adversum haec obsessos defendere consueverunt ballistae. onagri, scorpiones,

arcuballistae, fustibali, {sagittariiJ‘ fundae. (2) Ballista funibus nervinis tenditur, quas. quanto prolixiora brachiola habuerit, hoc es: quanlo maior fuerit, tanto spicula longius mittit: (3) quae si iuxta ancm mechanicam temperetur et ab exercitatjs

hominibus. qui mensuram eius anle collegerinn dirigalur, penetrat, quodcumquc percusserit. (4) Onager autem dirigit lapides, sed pro nervorum crassitudine et magnitudine

saxomm pondcra iaculamr; nam quanto amplior fuerit, tanto maiora saxa fulm'mis

more contorquet. (5) His duobus generibus nulla tonnentorum species vehementior invenitur.

(6) Scorpiones dicebant, quas nunc manuballistas vocant. ideo sic nuncupati, quod

parvis subtilibusque spiculis inferant mortem.

('f) Fustibalos. arcuballistas et fundas describere superfluum puto. quae praesens

usus agnoscit. (8) Saxis tarnen gravioribus per onagrum destinatis non solum equi eliduntur et

homines, sed etiam hostium machinamcnta franguntur.

XXIII. Adversum arietes prosunl Culcitae‚ laquei, lupi. columnae gravieres (l) Advcrsum arietes etiam vcl falces sunt plura rcmedia: Aliquanti centones et

culcitas funibus chalant et illis opponum locis‘ qua caedit aries, ut impetus machinac materia molliore fractus non destruat murum. (2) Alii laqucis captos arietes per

mulümdinem homjnurn de muro in obliquum trahunt et cum ipsis testud'mibus

l sagmarii hat Lang zu Recht ausgeklammert.

Buch lV 21.6 - 23.2

205

(6) Von einem Kran spricht man, wenn ein sehr langer Balken in die Erde gerammt

wird, dem auf der Spitze ein anderer längerer als Querbalken, der in der Mitte geteilt ist, in solcher Gewichtsverteilung aufgesetzt wird, daß sich das eine Ende

erhebt, wenn man das andere zu Boden drückt. (7) Am einen Ende also wird aus

Flechtwerk oder Brettern eine Konstruktion gefertigt, in der einige wenige Soldaten Platz finden; dann wird mit Stricken das andere Ende angezogen und zu

Boden gedrückt, und damit werden diese hochgehoben und auf die Mauer versetzt.

22. Über die Geschütze. Esel. Skorpione, Bogengeschütze. Schleuderstöcke, Schleudern, wodurch die Mauer verteidigt wird.

(1) Hiergegen schützen die Belagerten Geschütze. Esel, Skorpione, Bogenballisten

Schleuderstöcke, [Pfeilschützem] Schleudem. (2) Ein Geschütz (baHisra) ist mit Darmsaiten gespannt und je größere Arme es hat, das heißt je größer es ist, umso

weiter sendet es seine Geschosse; (3) wenn man es nach den Regeln der Technik

bedient und mit wohlgeübten Leuten schießt, die zuvor die Maße berechnet haben,

durchschlägt sein Geschoß, was immer es trifft.

(4) Ein Esel (mager) verschießt Steine; doch schießt er schwere Steine je nach der Stärke der Sehnen und nach seiner Größe; denn je größer er ist, desto größere

Steine wirbelt er wie ein Blitz. (5) Keine gewaltigere Art von Wurfmaschinen ist zu finden als diese beiden (soeben genannten). (6) Skorpione nannte man, was man jetzt Handgeschütz (mnitttbaflista) nennt; sie

wurden darum so genannt, weil sie mit kleinen und feinen Spitzen den Tod brachten.

(7) Schleuderstöcke. Bogenballisten und Schleudern zu beschreiben, halte ich für

überflüssig, da die gegenwärtige Praxis sie ja kennt.

(8) Durch schwere Steine jedoch, die durch einen Esel geschleudert werden,

werden nicht nur Pferde und Menschen zerschmettert, sondern auch die Maschinen

(der Feinde) zerstört. 23. Gegen die Widder nützen Polster, Schlingen. Wölfe und schwere Säulen.

(l) Auch gegen Widder und Sicheln gibt es mehrere Mittel: Manche lassen Lumpenbündel und Polster an Stricken herab und hängen sie so vor die Stellen,

wo der Widder zustößt, daß die Wucht der Maschine durch das weichere Material gebrochen wird und die Mauern so nicht zerstört. (2) Andere fangen die Widder in

Schlingen und ziehen sie mit (der Kraft von) vielen Menschen von der Mauer aus

206

Epiloma rei militaris

evertunt. (3) Plures in modum forfieis dentatum funibus inligant ferrum, quem

lupum vocant. adprehensumque arietem aut evertunt aut ita suspendunt, ut impetum non habeat feriendi. (4) Interdum bases columnaeque mannoreae vibrato

impetu iaciuntur e muris arietesque eonfringunt. (5) Quod si tanta vis fuerit, ut murus arietibus perforetur et. quod saepe accidit. decidat, salutis una spes

superest, u: destructis domibus alius il‘lIJ‘iI‘lSCCUS murus addatur hoslesque intra binos parietes, si penetrare Lemptaverint, perimantur.

XXIV. De cunjeulis, per quos au: murus defoditur au: civitas penetratur

(1) Aliud genus oppugnationum es: subtenaneum atque secretum, quod cuniculum

vocant a leporibus, qui cavemas sub terris fodium ibique conduntur. (2) Adhibita

ergo multimdine ad speciem metallorum, in quibus auri argentique venas Bessomm rimatur industria, in magno labore terra defoditur cavatoque specu in exitium Civitatis infema quaeritur via. (3) Quae {raus duplicibus operatur insidiis: aut enim penetrant urbem et noctu non sentiemibus oppidanis egrediuntur per cunieulum reseratisque portis suorum agmen inducunt hostesque in ipsis domibus perimunt ignorantes {4) aut certe, cum ad murorum fundamenta pervenerint, suffodiunt

eorum maximam partem adpositis siceioribus Iignis ruinamque muri tumultuario opere suspendunt; (5) sarmenta insuper iungunt aliaque fomenta fiammamm; tunc

praepaIaIis bellatoribus operi ignis immittitur combustisque columnis ligneis atque

tabulatis muro subito corruente inmptioni ad'nus reseratur.

XXV. Quid facere debeant oppidani, si hostes inruperint civitatem

(1) Innumerabilibus declaratur exemplis saepe eaesos ad intemecionem hostes, qui

pervaseram civitatem. (2) Quod sine dubio evenit, si oppidam' muros ac lurres reti— nuerint vel altiora occupaverint Ioca. (3) Tunc enim de fenestris ac tectis omnis ae—

Buch IV 23.2 . 25.3

207

schräg hoch und stürzen sie mitsamt ihren Schildkröten um. (3} Manche binden ein mit Zähnen versehenes Eisen, das man Wolf nennt, wie eine Zange (forfex : Schere) an Stricke, erfassen damit den Widder und kippen ihn entweder um oder

ziehen ihn so empor, daß seine Wucht keine Stoßkraft mehr hat. (4) Bisweilen

wirft man Säulenbasen und Marmorsäulen mit wuchtigem Schwung von den Mauern und zerschmettert so die Widder. (5) Wenn aber die Gewalt so groß war. daß

die Mauer von den Rammstößen durchbrochen wird und, was oft passiert, ein-

stürzt, bleibt als einzige Hoffnung auf Rettung, daß man Häuser abreißt und innen

eine zweite Mauer hinzufügt und, wenn dann die Feinde einzudringen versuchen, sie zwischen beiden Mauern vernichtet.

24. Über Stollen, durch die man entweder die Mauern untergräbt oder in die Stadt eindringt.

(l) Eine andere Belagerungsart vollzieht sich heimlich und unterirdisch; man nennt

diese Stollen (curticulus : Kaninchen) nach den Karnickeln, die unterirdische Höhlungen graben und sich dort verbergen. (2) Man nimmt also viele Leute zu—

hilfe, und wie in den Bergwerken, worin der Fleiß der Bessen (in Thrakien) Gold-

und Silberadcrn aufgräbt, gräbt man mit viel Mühe die Erde fort, und durch Aus— höhlen eines Hohlraums sucht man einen Weg zum Verderben der Stadt, (3} Diese

List wird auf zweifache Weise umgesetzt: denn entweder dringen sie in die Stadt und kommen bei Nacht, ohne daß die Sladtbewohner davon etwas merken, hervor

aus ihren Stollen, entriegeln die Tore und lassen das Heer der Ihren ein, und sie töten ihre ahnungslosen Feinde in deren eigenen Häusern; (4) oder aber, wenn sie

an die Fundamente der Mauer gelangt sind, untergraben sie einen großen Teil davon, während der Einsturz der Mauer durch Abstützen mit trockenen Holz-

pfählen vorläufig hingehalten wird; (5) dazu gibt man Reisig und andere Brenn-

stoffe; nachdem dann die Krieger bereitstehen, legt man Feuer daran, und wenn die Holzstützen und Bretter verbrennen, bricht die Mauer plötzlich zusammen, und

so wird eine Bresche für den Einbruch eröffnet. 25. Was die Städter tun müssen, wenn Feinde in die Stadt dringen. (l) An unzähligen Beispielen beweist sich, daß oft die Feinde, die in eine Stadt

eingedrungen waren, bis zur völligen Vernichtung niedergemacht wurden. (2} Das

geschieht ohne Zweifel dann, wenn die Stadtbewohner Mauern und Türme be-

haupten oder auch höhere Stellen besetzen. (3) Dann nämlich überschattet man oh-

208

Epiioma rei militaris

tas ac sexus inmmpentes obruit saxis aliisque generibus tciorum; (4) quod ne sus—

tineant, obsidentes portas civitatis apen'Ic consuerunt, ut resistere desinant fugiendi

potestate concessa. (5) Neccssitas cnim quacdam virtutis est desperatio. (6) In hoc

casu unum oppidanis auxilium est. sive per diem sivc per noctem hostis intravcrit, ut muros tun-esquc teneam ac loca supcriora consccndant hostesque per vicos et plateas undique obruant dimicantes.

XXVI. Quae sit adhibcnda cautela. ne hostcs funim occupent murum

(I) Frequenter dolum excogitanl obsidentes ac simulata desperaiione longius

abcunt. (2) Sed ubi post mctum murorum vigiliis derelictis requievcrit incauta sccuritas. tenebrarum ac noctis occasione captata cum scalis clanculo veniunt murosque conscendunt. (3) Propter quod maior cst adhibenda custodia, cum hostis abscesserit, et in ipsis muris ac tun-ibus tuguriola collocanda, in quibus vigilcs hibernis mensibus ab imbribus vcl frigorc, acstivis defendantur a solc. (4) Illud quoque usus invcnit, ut accrrimos ac sagacissimos canes in turribus num'ant, qui

adventum hostium odorc praesentiant latratuque testentur. (5) An scrcs quoque non

mjnore sollertia nocturnos superventus clamoribus indicant. Nam in grcssi Capitolinam arccm Galli Romanum nomcn erueram, nisi clamore anserum excitatus

Manlius restitissct. (6) Mira diligentia sive fonuna viros, qui universum orbem erant missuri sub iugum. avis una servavit.

XXVII.Quando oppidanis inferantur insidiae

(l) Non solum in obsidionibus, sed in universo gencrc beliorum supra omnia du-

citur hostium consuctudinem explorare diligenter ac nosse. (2) Oportunitas enim insidiarum aliter non potest inveniri, nisi scias, quibus horis adversarius a labon’s intentione discodat, quibus rcddatur incautior, (3) interdum medio die. interdum ad

Buch W 25.3 - 27.3

209

ne Unterschied von Alter und Geschlecht aus Fenstern und von Dächem herab die

Eindringlinge mit Steinen und anderen Arten von Geschossen. (4) Damit sie das nicht aushalten müssen. öffnen die Belagerer dann gewöhnlich (von innen} die

Stadttore, damit die Bewohner vom Widerstand ablassen, da sich ihnen eine

Fluchtmöglichkeit bietet. (5) Denn Verzweiflung ist gewissermaßen ein Zwang zur

Tapferkeit. (6) In solchen Fällen ist für die Stadtbewohner, gleich ob der Feind bei

Tag oder bei Nacht eindrang, das einzige Mittel zur Abhilfe. daß sie Mauern und Türme besetzen und höher gelegene Stellen ersteigen und die Feinde auf Gassen und Straßen von allen Seiten mit Kampf überziehen.

26. Wie man achtgeben muß. daß die Feinde die Mauer nicht heimlich besetzen. (l) Häufig ersinnen die Belagerer eine List, und unter Vorspiegelung von Aufgabe ziehen sie ein weites Stück davon. (2) Aber sobald die unvorsichtige Sorglosigkeit

nach der Zeit der Angst unter Vemachlässigung der Mauerwachen sich zur Ruhe

begibt, kommen sie unter Ausnutzung der Gelegenheit von Dunkel und Nacht ins— geheim mit Leitern und ersteigen die Mauern. (3) Deswegen ist nach dem Abzug der Feinde umso größere Wachsamkeit aufzuwenden. und direkt auf den Mauern und Türmen hat man kleine gedeckte Unterstände anzubringen. in denen die Wachmannschaft während der Wintermonate vor Regen und Kälte, in den Sommermonaten gegen die Sonne geschützt ist. (4) Auch dies hat die Erfahrung gelehrt, daß man sehr scharfe und spürfahige Hunde auf den Türmen hält, die die Ankunft der Feinde im Voraus wittern und durch Gebell anzeigen. (5) Auch Gänse zeigen mit nicht geringerer Fähigkeit nächtliche Überfälle durch Lärmen an. Denn die Gal—

lier, die auf die Kapitelsburg gekommen waren, hätten das Römertum vernichtet, wenn nicht Manlius durch den Lärm der Gänse aufgeweckt worden wäre und widerstanden hätte.

(6) Mit bewundemswerter Wachsamkeit oder auch durch

Glück hat so ein einziger Vogel die Männer gerettet. die hernach den ganzen Erd— kreis unterjochen sollten. 27. Wann man mit List gegen die Städter vorgeht.

(l) Nicht nur bei Belagerungen, sondern in jeder Art Krieg hält man es über alles hinaus für wichtig, die Gewohnheit der Feinde sorgfältig zu erkunden und zu er—

kennen. (2) Denn sonst kann man keine gute Gelegenheit für eine List aufspüren,

wenn man nicht weiß, zu welchen Stunden der Gegner von der Anspannung der Mühe abläßt, wann er weniger vorsichtig wird: (3) manchmal am Mittag. manch—

210

Epitoma rei militaris

vesperum, saepe noete. aliquando eo tempore. quo sumitur cibus, cum utriusque

panis milites ad requiern auI ad curanda corpora disperguntur. (4) Quod in civitate cum coeperit fieri. Gbsidentcs astu se a proelio subtrahunt. ut adversaricrum neglegentiae licentiam tribuant. (5) Quae ipsa impunitate cum creverit. repente ad— motis machinis vel appositis scalis occupartt civitatem. (6) Et ideo in muris saxa

ceteraque tormema ponuntur in promptu, ut cognitis insidiis adcurrentes ad manum

habeant, quod supra caput hostium evolvant atque iaeulentur.

XXVIII. Quid faciant 0bsidentes. ne ab oppidanis patiantur insidias (l) Cum neglegentia intervenerit, paribus insidiis subiacent obsidentes. (2) Nam

sive cibo sive somno fuerint occupati sive otio aut aliqua necessitate dispersi, tunc

oppidani repente prorumpunL ignorantes perimunt, arietes, machinas ipsosquc ag-

geres ignibus concremant omniaque in perniciem suam fabricata opera subvertunt. (3) Propter quod obsidentes ultra ictum teli fossam faciunt eamque ncn solum vailo et sudibus, sed etiam turriculis instruunt, ut erumpentibus ex civitate pessint

obsistere. quod opus lorieulam vocant‚ ((4) Saepe, cum obsidio deseribitur, invenitur in historiis Joriculaml urbem esse circumdatam.)

XXIX. Quo genere tormentorum civitas defendatur (t) Sed ex alto destinata missibilia sive plumbatae vel lanceae, veruta vel spicula in

subiectos vehementius cadunt. (2) Sagittae quoque arcubus missae et saxa mani-

bus, fundis sive fustibalis directa, quanto de excelsiore loco exeunt. tanto longius

penetrant (3) Ballistae vero et onagri. si a peritis diligentissime temperentur, uni-

versa praecedunt, a quibus nec virtus ulla nec munimina possunt defendere bella-

tores. (4) Nam more fulminis, quicquid percusserint. aut dissolvere aut inrumpere COUSUCI'LIHI.

1 Da in AM die grammatisch korrekte Form (gegen GL tttrtcuta) überliefert ist. kann ich nicht (mit LANG und ONNERFORS) die fehlerhafte im Text halten; denn als Ab]. darf das Wort m.E.

nicht aufgefaßt werden: die hier beschriebene Sicherung umgibt ja die Stadt nicht. (Der Text toricut'a urbem esse cireumdatam [= eine Stadt sei mit einer Sicherung umgeben} widerspricht dem Sinn von Iorieut'a [‘Schutzpanzerchen‘] und der hiesigen Beschreibung.)

Buch IV 27.3 — 29,4

211

mal gegen Abend, oftmals in der Nacht, bisweilen zu der Zeit, da man Essen faßt, wenn sich die Soldaten beider Seiten zur Entspannung und Körperpflege

verlaufen. (4) Wenn das nun in einer Stadt einzusetzen beginnt, entziehen sich die Belagerer schlau dem Kampf, um den Gegnern eine freiere Möglichkeit zur

Nachlässigkeit zu bieten, (5) Wenn diese dadurch noch anwächst, daß sie nicht zum Schaden ausgenutzt wird, besetzen sie plötzlich durch vorwärts geführte Maschinen oder angelegte Sturmleitern die Stadt. (6) Und darum sind auf den

Mauern Steine und die übrigen Wurfmaschinen in Bereitschaft aufgestellt, damit man nach Erkennen einer List im Herbeieilen schon zur Hand hat, was man auf die

Köpfe der Feinde hinabwälzt und schleudert. 28. Was die Belagerer tun, um nicht von den Städtern überlistet zu werden. (l) Wenn sich Nachlässigkeit einschleicht, unterliegen die Belagerer der gleichen

List. (2) Denn ob sie sich dem Essen oder dem Schlaf hingeben, ob in Müßiggang oder aufgrund irgendeines Zwanges verstreut, so brechen die Stadtbewohner dann plötzlich hervor, töten die Ahnungslosen, vernichten die Widder und Maschinen und selbst die Schanzen mit Feuer, und sie zerstören alle zu ihrer Vernichtung angefertigten Maschinen. (3) Deswegen legen die Belagerer außer Schußweite ei— nen Graben an, sie rüsten ihn nicht nur mit einem Wall und mit Palisaden aus, sondern auch mit kleinen Türmchen, damit sie den aus der Stadt heraus Aus— fallenden widerstehen können; sie nennen diese Anlage i’oricuia (: Panzerchen).

((4) Oft findet man, wenn eine Belagerung beschrieben wird, in den historischen Schriften, daß ioricui‘a eine ummauerte Stadt sei.)

29. Mit welcher Art von Geschützen eine Stadt verteidigt wird. (l) Aber die aus der Höhe gezielten Geschosse, ob Bleigeschosse oder lanzenartige

Spieße oder Speere, fliegen auf die Tieferstehenden wuchtiger hinab. (2) Auch von

Bogen geschossene Pfeile und von Hand oder mit Schleudern oder Schleuder— stöcken versandte Steine fliegen umso weiter, je höher die Stelle liegt, von der aus sie geschossen werden. (3) Geschütze aber und Esel übertreffen alles, wenn sie

von kundigen Fachleuten mit Sorgfalt gehandhabt werden; gegen sie können weder irgendeine Tapferkeit noch Sicherungsmittel die Krieger schützen. (4) Denn wie

ein Blitz zerschlagen oder durchbrechen sie gewöhnlich alles, worauf sie treffen.

212

Epiloma rei militaris

XXXQuemadmodum mensura colligatur ad scalas vcl machinas faciendas

(l) Ad capiendos muros scalae vcl machinae plurimum valent, si ca magnitudine

compactac fuerint, ut altitudinem exsuperem civitatis. (2) Mensura autem colligitur

duplici modo: aut enjm linum tenue et expedjmm uno capile nectirur in sagitLa, quae cum ad muri fastigia directa pewenerit, ex mensura lini murorum aILitudo depre—

hendirur, (3) aut cenc. cum sol obliquus umbram turrium murorumque iaculatur in terram. tunc ignoramibus adversariis umbrae iilius spatium mensuratur itemque decempeda figitur et umbra ipsius simiiiter mensuratur. (4) Quo collecto ncmo

dubitat ex umbra decempcdae inveniri altitudinem civitatis, cum sciatur, quanta altitudo quantum umbrae mittat in longum. (5) Quae ad oppugnandas vei defcndendas urbes auctores bellicarum artium prodiderunt vel quac recentior necessitalum usus invenit, pro publica, ut arbitror.

utilitatc digessi, illud iterum itcrumque commemorans, ut sollenissime caveatur,

ne quando aut potus inopia emergat aut cibi„ quibus malis nulla arte succun’itur;

(6) ideoque intra muros tanto plura condenda sunt. quanto scitur clausurae tempus

in obsidentum potestate consistere.

Buch IV 30.1- 6

213

30. Wie man Maß nimmt, um Sturmleitem und Maschinen anzufertigen.

(l) Zur Einnahme der Mauem vermögen Sturmleitern oder Maschinen am meisten,

wenn sie von solcher Größe gefertigt sind, daß sie die Höhe der Stadt(mauer) übertreffen, (2) Maß nimmt man aber in zweifacher Weise: entweder knüpft man

einen dünnen und leichteren Faden mit einem Ende an einen Pfeil, und wenn dieser

oben auf die Mauer geschossen ist, kann man aus der Länge des Fadens die Höhe

der Mauer feststellen; (3) oder aber dann, wenn die Sonne schrägstehend den Schatten von Türmen und Mauern auf die Erde wirft, mißt man. ohne daß die

Gegner davon etwas bemerken, die Länge dieses Schattens, und ebenso wird ein Maß von zehn Fuß in die Erde gesteckt und dessen Schatten gleichfalls gemessen. (4) Wenn man dies miteinander in Beziehung setzt, so erkennt man ohne jeden Zweifel aus dem Schatten des Zehn—Fuß-Maßes die Höhe der Stadtmauer, da man ja weiß, welche Höhe einen wie langen Schatten wirft.

(5) Was die Schriftsteller der Kriegskunst über Belagerung und Verteidigung von

Städten überliefert haben oder was die jüngere Praxis in Notsituationen erfand. habe ich, wie ich glaube, zum allgemeinen Nutzen behandelt; dabei erinnere ich

imtner wieder daran. daß man auf die allerklügste Weise Vorsorge zu treffen hat, daß niemals ein Mangel an Trinkwasser oder Nahrung aufkommt; diesem Übel nämlich ist durch keine Technik mehr abzuhelfen; (o) und darum Inuß innerhalb

der Mauern umso mehr gehortet werden, als man ja weiß. daß die Zeit der Ein—

schließung in der Macht der Belagerer steht.

214

Epimma rci militaris

XXXI. Praeccpta belli navalis

(l) Praecepto Maiestatis Tuac, Imperator Invictc, terrestris proclii rationibus abso-

lutis navalis beili residua, ut opinor, es! portio; de cuius anibus ideo pauciora di-

cenda sunt, quia iam dudum pacato max-i cum barbaris nationibus agitur terrcslrc cenamen. (2) Romanus autcm populus pro decorc et utilitatc magnitudinis suac. non propter

nccessitatem tumultus alicuius classcm parabat ex temporc, scd, ne quando neccssitatem sustinerct. semper habuit pracparatam. (3) Nemo enim belle lacesscre

aut facere audet iniuriam ci rcgno vcl populo. quem expcditum et promptum ad

rcsistcndum vindicandumque cognoscit.

(4) Apud Misenum igitur et Ravennam singulac Icgioncs cum classibus stabant, nc longius a tutela urbis absccdcrent et. cum ratio postulassct, sine mora, sinc circuitu ad omncs mundi partes navigio pervenircnt. (5) Nam Miscnatium classis Galliam,

Hispanias. Mauretaniam, Africam, Acgyptum, Sardiniam atquc Siciliam habebat in

proximo. (6) Classis autem Ravcnnatium Epirum, Macedcniam Achaiam, Propontidcm, Pontum, Orientsm. Cretam, Cyprum pcterc directa navigationc consueverat, quia in rebus bellicis celeritas amplius soict prodcsse quam virlus.

XXXII. Nomina iudicum, qui praecrant classi (l) Libumis autcm. quac in Campania stabant, pracfectus classis Miscnatium

pracerat, cas vero. quae Ionic mari locatae fuerant, pracfectus classis Ravcnnatium

relincbat; sub quibus crant deni tribuni per cohortes singulas constituti. (2) Singuiac autcm liburnac singulos nauarchos, id esl quasi navicularios, habcbant, qui ex-

ceptis ceteris nautarum officiis gubernatoribus atque remigibus et militibus

cxerccndis cottidjanam curam et iugem exhibcbant industriam.

XXXIII. Undc appellentur libumac (l) Diversae autcm provinciae quibusdam temporibus mari plurimum p0tucrunt, et

idco diversa gencra navium fuerunt. (2) Scd Augusto dimicante Actiaco proalio,

Buch IV 31.1- 33.2

215

31. Regeln zum Seekrieg.

(1) Nachdem auf Geheiß Eurer Majestät, Unbesieglicher Feldherr. die Methoden des Landkampfes abgehandelt sind, steht, wie ich meine, nur der Anteil des See-

kriegs noch aus; über dessen Techniken braucht darum weniger gesagt zu werden,

weil das Meer schon längst befriedet ist und mit den Barbaren-Völkem nur noch

ein Land—Kampf geführt wird. (2) Das römische Volk verschaffte sich mehr zum Ruhm und zum Vorteil seiner

Größe, nicht wegen der Not irgendeines Aufruhrs eine Flotte. als es die Zeitumstände nahelegten; aber um nicht einmal in eine Notlage zu geraten. hielt es sie stets gerüstet. (3) Denn niemad wagt zum Krieg zu provozieren oder ein Unrecht demjenigen Reich oder Volk anzutun, von dem er weiß, daß es kampfbereit und schlagkräftig ist zum Widerstand und zur Rache. (4) Je eine Legion also stand zusammen mit den Flotten bei Misenum und Ravenna,

damit sie nicht allzu weit vom Schutz der Stadt entfernt wären und erforderlichen— falls unverzüglich ohne Umweg zur See zu allen Gegenden der Welt gelangen könnten. (5) Denn die Flotte bei Misenum hatte Gallien, Spanien, Mauretanien.

Afrika, Ägypten, Sardinien und Sizilien auf dem nächsten Weg; die Flotte von Ravenna aber erreichte gewöhnlich Epirus, Makedonien, Achaia, die Propontis, den Pontus, den Orient, Kreta und Zypern in direkter Fahrt, weil im Kriegswesen Schnelligkeit gewöhnlich mehr von Vorteil ist als Tapferkeit.

32. Titel der Vorgesetzten, die die Flotte befehligen. (l) An der Spitze der Schnellsegler (übm‘nae. seuaves), die in Kampanien sta-

tioniert waren. stand der Flottenpräfekt von Misenum; die aber. welche im Ioni— schen Meer lagen, hatte der Flottenpräfekt von Ravenna unter Befehl; diesen unter-

standen je zehn Tribunen, die für die einzelnen Kohorten eingesetzt waren. (2) Die

einzelnen Schiffe hatten aber je einen Kapitän, das heißt gleichsam je einen Schiffsherrn (navicrdart’tts), die - abgesehen von den übrigen Seetnannspflichten —, um Steuerleute und Ruderer und Soldaten in Übung zu halten. tägliche Fürsorge und unermüdlichen Einsatz aufbrachten.

33. Woher die Hburuae benannt sind. (l) Verschiedene Landschaften aber waren zu bestimmten Zeiten jeweils am stark-

sten zur See; und so waren die Arten der Schiffe verschieden.

(2) Aber als

Augustus in der Schlacht bei Actium kämpfte und als Antonius vor allem durch die

216

Epiwma rei militaris

Cum Libumorum auxiliis praecipue victus fuisset Antonius, experimento tanti cer— taminis patuit Libumorum naves ceteris aptiores. (3) Ergo similitudine et nomjne

usurpato ad earundem instar elassem Romani principes texuerunt. (4) Liburnia namque Dalmatiae pars est Iadertinae subiacens civitati, cuius exempio nune naves bellieae fabricantur et appellantur libumae.

XXXIV. Qua diligentia fabricemur libumae {1) Sed cum in domibus substruendis harenae vel lapidum qualitas requiratur, tanto

magis in fabricandis navibus diligenter cuncta quaerenda sunt. quia maius peri-

culum es: navem vitiosam esse quam domum (2) Ex cupresso igitur et pino do-

mestiea sive silvestri, larice et abiete praecipue liburna contexitur, utilius aereis elavis quam ferreis configenda; (3) quamlibet enim gravior aliquanto videatur ex-

pensa, tarnen, quia amplius durat, lucrum probatur afferre; nam ferreos ciavos

tempore et umore celen'ter robigo consumit. aerei aulem etiam in fluetibus propriam substantiam servanL

XXXV‘ Qua observatione sit eaedenda materies

(1) Observandum praecipue. ut a quinta decima luna usque ad vicesimam secundam

arbores praecidantur, ex quibus libumae contexendae sunt. (2) His enim tantum

00:0 diebus caesa materies immunis servatur a carie, reliquis autem diebus praeeisa etjam eodem anno interna vermium Iabe exesa in pulverem venitur, (3) quod aIs

ipsa et omnium architectorum cottidianus usus edocuit et contemplatione ipsius

religionis agnoscimus, quam pro aetemitate his tanrum diebus placuii eeIebrari.

XXXVI. Quo mense caedendae sint trabes

(l) Caeduntur autem trabes utiliter post solstitium aestivum. id est per menscm Iu-

lium et Augustum, et per autumnale aequinoctium. id es: usque in Kalendas Ia-

nuarias. (2) His namque mensibus arescente umore sicciora et ideo fortiora sunt li-

gna. (3) Illud etiam cavendum, ne continuo, ut deiectae fuerint trabcs. secentur vel

statim, ut sectae fuerint. mittantur in navem, siquidem et adhuc solidae arbores et

Buch IV 33,2 ‚ 36,3

217

Schiffsgeschwader der Libumer besiegt worden war, wurde aus der Erfahrung eines so gewaltigen Kampfes offenkundig, daß die Schiffe der Liburner geeigneter sind als die übrigen. {3) Also übernahmen die Römer ihre Bauart und den Namen

und zimmerten (damals) zuerst eine Flotte nach deren Art. (4) Liburnien ist ja der

Teil von Dalmatien, der um die Stadt Iader liegt; nach deren Vorbild baut man jetzt

die Kriegsschiffe und nennt sie iiburnae.

34. Mit welcher Sorgfalt It'burnae hergestellt werden. (l) Aber da man schon beim Hausbau (gute) Qualität von Sand und Steinen ver-

langt, muß man umso mehr beim Schiffs-Bau alles mit Sorgfalt aussuchen, weil ein fehlerhaftes Schiff gefährlicher ist als ein (ebensolches) Haus. (2) Man baut

also eine ir'burna vor allem aus Zypressen oder Haus— oder Waldfichten oder aus

Lärche und Tanne; und besser fügt man sie mit Bronzenägeln als mit eisernen zusammen; (3) mag auch der Aufwand noch so beträchtlich höher erscheinen, so

erweist sich dies doch durch die größere Dauerhaftigkeit als gewinnbringend; denn die Eisennägel zerfrißt durch Zeit und Nässe rasch der Rost, die Bronzenägel aber

behalten auch im Meerwasser ihre eigentümliche Festigkeit. 3S. Mit welcher Beobachtung das Holz zu fällen ist. (l) Besonders muß man darauf achten, daß die Bäume, aus denen Kriegsschiffe ge—

baut werden sollen, vorn 15. bis zum 22. Tag des Mondumlaufs gefallt werden. (2) Denn nur das in diesen acht Tagen gefällte Holz bleibt vor Fäulnis bewahrt; was

an den übrigen Tagen gefällt wurde. zerfällt noch im selben Jahr von innerem Wurmfraß zersetzt zu Staub: (3) dies hat sowohl die Theorie wie die tägliche Praxis

aller Baumeister gelehrt, und unter Beachtung gerade dieses Brauchs sollte man nach unserem Erkennen Holz um der Haltbarkeit willen nur an diesen Tagen fällen. 36. Ln welchem Monat die Stämme zu fällen sind. (l) Man fallt aber die Stämme vorteilhaft nach der Sommersonnenwende, das heißt

in den Monaten Juli und August, und über die Tag/Nachgleiche des Herbstes hin, das heißt bis zum 1.Januar. (2) Denn da in diesen Monaten die Feuchtigkeit aus— trocknet, ist das Holz trockener und darum härter. (3) Auch folgendes ist zu be—

achten, daß die Stämme nicht sofort nach dem Fällen, zersägt werden oder sofort, nachdem sie gesägt sind, zum Schiffsbau gesandt werden; denn sowohl die noch

massiven Stämme wie auch die schon in Doppelbretter (= dicke Bohlen) zerteilten

218

Epiloma rei miiilaris

iam divisae per tabulas duplices ad maiorem siccitatem mereantur indutias. (4) Nam quae virides compinguntur, cum nativum umorem exsudaverint, contrahuntur et ri—

mas faciunt 1atiores, quo nihil est periculosius navigantibus quam hiare tabulata.

XXXVII. De modo libumarum

(1) Quod ad magnitudinem pertinet. minimae liburnae remorum habent singulos ordines, paulo maiores binos, idoneae mensurae temos vel quatemos, interdum

quinos sortiuntur remigio gradus. (2) Nec hoe cuiquam enorme videatur. cum in Actiaco proelio longe maiora referantur concurrisse navigia. ut senorum etiam vel ultra ordinum fuerint. (3) Scaphae tamen maioribus liburnis exploratoriae socian-

tur, quae vicenos prope remiges in singulis partibus habeant, quas Britanni picatos vocant. (4) Per has et superventus fieri et commeatus adversariorum navium aliquando intercipi adsolet et speculandi studio adventus earum vel consilium deprehendi. (5) Ne tarnen exploratoriae naves candore prodantur, colore veneto. qui

marinis est fluctibus similis, vela tinguntur et funes, cera etiam. qua ungere solent naves, inficitur. (6) Nautaeque vel milites venetam vestem induunt. ut non solum

per noctem, sed etiam per diem facilius lateant explorantes

XXXVIII, Nomina ventorum et numcrus

(1) Qui cum exercitu armatis classibus vehitur, turbinum sigma debet ante praenoscere. (2) Procellis namque et fluctibus liburnae gravius quam vi hostium saepe

perierunt, in qua parte naturalis philosophiae Iota est adhibenda sollertia, quia

ventorum tempestatumque caelesti ratione natura colligitur. (3) Et pro acerbitate pelagi. sicut providos cautela tutatur. ita negiegentes exstinguit incuria. (4) I gitur ven-

torum numerum atque vocabula ars navigandi primum debet inspicere. (5) Vete-

res autem iuxta positionem cardinum tantum quattuor ventos principales a singulis

caeli partibus flare credebant, sed experimentum posten'on's aetatis XII comprehendit;

(6) horum vocabula ad submovendam dubitationem non soium Graeca, scd

Buch IV 36.3 — 38.6

219

brauchen zum besseren Austrocknen einige Zeit der Ruhe. (4) Denn was man im

noch grünen Zustand zusammenfügt. zieht sich, wenn es die natürliche Feuch—

tigkeit ausdünstet, zusammen und bringt ziemlich breite Risse hervor; und das ist das Gefährlichste für die Seefahrer. daß die Verbreiterung aufreißt.

37. Über die Größe der iibumae. (l) Was die Größe betrifft. so haben die kleinsten It'bumae je eine Reihe Ruder, die etwas größeren je zwei. bei geeigneter Bemessung erhalten sie je drei oder vier.

bisweilen auch fünf Reihen zum Rudern. (2) Dies möge niemandem abnorm er—

scheinen. da ja in der Schlacht von Actium weit größere Schiffe gekämpft haben sollen, so daß sie sechs oder noch mehr Reihen hatten.

(3) Doch werden den

größeren Schiffen Aufklärungs-Boote zugesellt, die etwa je 20 Ruder auf jeder Seite haben und die die Britannier Gereerre (pt‘can', Verpichte) nennen. (4) Mit ihrer Hilfe werden gewöhnlich Überfälle gemacht und bisweilen der Nachschub der

Schiffe der Gegner abgefangen, und durch ihr eifriges Kundschaftcn erkennt man

deren Ankunft oder ihre Absicht. (S) Damit sich jedoch die Aufklärungsboote nicht durch ihre weiße Farbe verraten, färbt man Segel und Taue mit Venetcrfarbc, die den Meerfluten gleicht; und auch das Wachs, womit man die Schiffe verpicht, wird

gefärbt. (6) Die Seeleute und Soldaten tragen Kleidung in veneter-blau. damit sie

bei ihren Erkundungen nicht nur bei Nacht, sondern auch am Tag sich leichter

verborgen halten können. 38. Namen der Winde und ihre Zahl. (l) Wer auf Flotten fährt, die mit einem Heer bewaffnet sind, muß die Sturmzei—

chen im Voraus erkennen. (2) Denn durch Sturmwinde und Fluten kamen die

Kriegsschiffe oft schlimmer zu Schaden als durch die Gewalt der Feinde: auf die—

sem Gebiet muß man die ganze Kenntnis und Gelehrsamkeit der Naturwissen-

schaft anwenden. weil sich die Natur der Winde aus der Art des Himmels er-

schließen läßt. (3) Gemäß der Grausamkeit des Meeres vertilgt Sorglosigkeit eben— so die Nachlässigen wie Vorsicht die Achtsamen rettet. (4) Also muß die Segeltechnik zuerst einmal die Zahl und die Namen der Winde kennenlemen.

(5) Die

Alten aber glaubten, daß entsprechend der Lage der Himmelsrichtungen nur vier

Hauptwinde aus den einzelnen Himmelsgegenden bliesen. doch hat die Erfahrung

der späteren Zeit zwölf (Winde) festgestellt;

(6) deren Namen haben wir zur Be-

220

Epitoma rei militaris

etiam Latina protulimus ita. ut ventis principalibus declaratis eos, qui ipsis dextra

laevaque coniuncti sunt, indicernus.

(7) A verno itaque solstitio, id est ab orientali cardine, sumemus exorclium, ex quo

ventus oritur Aphefiotes. id est Subsolanus; (8) huic a dexlIa iungitur Caecias sive

Euroborus, a sinistra Eurus sive Vultumus. (9) Mcridianum autem cardinem pos—

sidet Norus, id es! Auster; huic a dextra iungitur Leuconorus, hoc es: Albus Notus. a sinistra Libanorus, id est Corus. (10) Occidentalem vero cardinem tenet

Zephyrus, id cst Subvespeninus; (11) huic a dexrra iungitur Lips sive Africus, a sinistra Iapyx sivc Favonius.

(12) Septentrionalem vero cardinem sortitus est

Aparctias sive Septentrio; cui adhaeret a dcxtra Thrascias sive Circius, a sinisIIa

Boreas, id est Aquilo. {13) Hi saepe singuli. interdum duo, magnis autem tempestatibus et tres paritcr flare consucrunt; (14) herum impetu maria, quae sua

sponte tranquilla sunt et quieta„ undjs exaestuamibus saeviunt; (15) herum flatu pro

natura [empor-um vel locorum ex procellis serenitas redditur et rursum in proccllas serena mutantur.

(16) Nam secundo spiraminc optatos classis invenit portus,

adverso Stare vcl regrcdi aut discrimcn sustinere compcllitur. (l7) Et ideo difficile naufragium penulit. qui ventorum rationem diligcnter inspexit.

XXXIX. Quibus mensibus tutius navigetur (l) Sequitur mensuum dicrumquc tractatus. Neque cnim integro anno vis atque

accrbitas maris patitur navigantes. scd quidam menses aptissimi, quidam dubii.

reliqui classibus intractabiles sunt lege naturae. (2) Pachone decurso, id cst post ortum Pleiadum, a die scxto Kalendarum Iunjarum usque in Arcturi ortum, id cst in

diem octav um decimum Kalendamm Octobn'urn, secura navigatio credirur, quia ae-

Buch IV 38.6 — 39.2

221

seitigung von Unklarheiten nicht nur auf griechisch, sondern auch lateinisch ange—

geben, und zwar so, daß wir nach Nennung der Hauptwinde diejenigen anführen, die sich rechts oder links mit ihnen verbinden.

(7) So werden wir beim Frühjahrs—Solstitium, das heißt im Osten, beginnen: von dort erhebt sich der Apheh'o’tes, das heißt Subsolanus (= Ostwind); t8) daran schließt sich rechts der Kat'kt’as oder Euroborus (= Ost-Südost), links der Euros

oder Vulrumus (= Ost-Nordost). (9) Die mittägliche Himmelsrichtung aber besitzt der Nöros, das heißt der Auster (= Südwind); dem schließt sich rechts der Leukö— notos (z Süd-Südwest) an, das heißt der Albus Nottts ("weißer Südwind"). links der Libönotos (= Süd-Südost), das heißt der Corus {sonst gewöhnlich als Nordwest verstanden]. (10) Die westliche Himmelsgegend besetzt der Zepliyros, das heißt der Subvespertinus (= Abendwind); (l l) daran schließt sich rechts der Lips oder Africus (= Afrika-Wind) an, links der lapi-Lr oder Favom’us (: lauer West).

(12) Die nördliche Himmelsrichtung aber hat der Aparktt’as oder Septentrio (=

Nordwind) bekommen; daran hängt rechts der Thr'askt'as oder Circius (: Nord— Nordost), links der Bordcs, das heißt Aquilo (= Nordc—Nordwest>). (l3) Diese

blasen häufig allein, bisweilen zu zweit, bei gewaltigen Unwettern aber oftmals auch zu dritt gleichzeitig; (14) bei ihrem Ansturm wüten die Meere, die von sich

aus friedlich und ruhig sind, mit überbrandenden Wogen. (15) Durch ihr Wehen wird entsprechend den natürlichen Gegebenheiten von Zeit und Ort heiteres Wetter aus Stürmen, und wiederum verwandelt sich heiteres Wetter zum Sturm. (16) Bei

günstigem Wehen nun findet die Flotte die angestrebten Häfen, bei widrigem Wind ist sie gezwungen, haltzumachen oder zurückzusegeln oder sich der Gefahr auszusetzen. (1?) So braucht nur schwerlich einen Schiffbruch zu erleiden, wer die

Lehre von den Winden sorgfältig studiert hat. 39. In welchen Monaten man sicherer zur See fahrt. (l) Es folgt die Behandlung der Monate und Tage. Denn nicht das ganze Jahr über

läßt die Gewalt des rauhen Meeres die Seefahrt zu, sondern manche Monate sind sehr geeignet, manche unsicher, die übrigen aufgrund des Naturgesetzes für die

Schiffe nicht zu bewältigen. (2) Nach Ablauf des Pacho, das heißt nach dein

Aufgang der Pleiaden, vom 6.Tag vor dem 1.Juni (2 27.Mai), bis zum Aufgang

des Arcturus, das heißt bis zum 18.Tag vor dem 1.0ktober (= 14.September), hält man die Seefahrt für sicher, weil die Heftigkeit der Winde durch die Sanftheit des

222

Epitoma rei militaris

smtis bencficio ventorum acerbitas mitigatur; (3) post hoc tempus usque in Icrtium

Idus Novembres incerta navigatio cst et discimini propior (4) propterea, quia post

Idus Septembrcs oritur Arcturus, vehementissimum sidus, et octavo Kalendarum Octobn'um aequinoctialis evenit accrba tempcstas. circa Nonas vero Octobrcs Haedi pluvialcs, quintum Idus casdcm Taurus. (5) A Novembri autcm mensc crcbris

tempestatibus navigia conturbat Vergiliarum hiemalis occasus. (6) Ex die igitur tertio lduum Novembrium usquc in diem sextum Iduum Maniarum maria clauduntur.

(7) Nam lux minima noxque prolixa, nubium densitas, aöris obscuritas, vcnlorum imbri vcl nivibus geminata saevitia non solum classes a pclago. sed ctiam commeantes a terrestri itinerc deturbat. (8) Post natalem vero, ut ita dicam, naviga-

tionis. qui sollemni certamine publicoquc spcctaculo multarum gentium celcbratur, plurimorum sidcrum ipsiusque temporis rationc usque in Idus Maias periculose maria temptantur. (10) non quo negotiatorum ccsset industria, sed quia maior adhi— bcnda cautcla cst, quando excrcitus navigat cum liburnis. quam cum privatorum mercium festinat audacia.

XL. Qucmadmodum tempcstatum obscrvanda sint signa (1) Practerca aliorum ortus occasusquc siderum tempcstatcs vchcmentissimas commovcnt; in quibus licct certi dies auctorum adtcstatione signcntur. (2) tarnen, quia diversis casibus aliquanta mutanrur et, quod confitendum est, caelestes causas humana condicio ad plcnum nossc prohibetur, idco nauticae obscrvationis curam

trifariam dividunt. (3) Aut enim circa dicm statutum aut antc vcl postca tempcstatcs fiel-i compenum est. Undc praccedentcs npoxaludfiem nascemes die sollemni xemd—

Csw, subsequentes „EtaxapciCsw Gracco vocabulo nuncuparunt. (4) Sed omnia

cnumerarc nominatim autineptum videtur autlongum, cum auctores plurimi non

Buch IV 39.2 - 40,4

223

Sommers gemildert wird. (3) Danach bis zum 3.Tag vor den Iden des November

(= bis zum 11.November) ist die Schiffahrt unsicher und eher gefährlich, (4) weil

nach den Iden des September (= 13.Sept.) der Arcturus aufgeht, das atn meisten stürmische Gestirn, und am 8.Tag vor dem 1. Oktober (= 24.September) tritt das

rauhe Herbstwetter der (Herbst-) Tag/Nachtgleiche auf, um die Nonen des Oktober (= 7.0kt.) aber die regenreichen Tage des Steinbocks, am 5.Tag vor den Iden des

Oktober (= 11.0kt.) der Stier. (5) Vom November an aber bringt mit häufigen

Stürmen der winterliche Untergang der (Vergflt'ae 2) Pleiaden die Schiffahrt in Gefahr.

(6) Vom 3.Tag also vor den Iden des November (= 11.Nov.) bis zum

6.Tag vor den Iden des März (= am 10.März) sind die Meere der Schiffahrt ver-

schlossen. (7) Denn der kurze Tag, die lange Nacht, die dichten Wolken, die

neblige Luft, das durch Regen oder Schnee verdoppelte Wüten der Winde schreckt

nicht nur die Schiffe vom Meer, sondern auch die Reisenden von einem Weg auf

dem Land ab. (8) Aber nach dem ‘Geburtstag' sozusagen der Schiffahrt, der in

vielen Städten mit feierlichem Wettkampf und öffentlichem Schauspiel gefeiert wird, (9) kann man aufgrund der Stellung der meisten Sternbilder und aufgrund

gerade der Zeit die Meere bis zu den Iden des Mai (2 15.Mai) doch nur unter

Gefahr versuchen; (10) nicht daß der Eifer der Kaufleute davor zurückschreckte,

aber man muß doch größere Vorsicht walten lassen, wenn ein Heer mit Kriegs-

schiffen zur See geht, als dann, wenn die Kühnheit des Handels von Privatleuten

zur Eile treibt. 40. Wie man auf die Anzeichen von Unwetter zu achten hat. (1) Außerdem erregen auch Auf— und Untergang anderer Gestirne sehr heftige Unwetter; mögen hierfür auch durch das Zeugnis der Schriftsteller bestimmte Tage

angegeben werden, (2) so teilen doch die Seeleute, weil diese sich durch ver—

schiedene Umstände einigermaßen verschieben und, wie man zugestehen muß,

unsere menschliche Bedingtheit von voller Ereknntnis der Himmelsvorgänge aus—

geschlossen ist. die Genauigkeit ihrer Beobachtung dreifach auf. (3) Denn man hat

die Erfahrung gemacht, daß der Sturm am eigentlichen Tage oder vorher oder

nachher auftritt. So benannte man mit griechischen Wörtern die früher auftretenden

durch prochet'mäzein (= vorher stürmen), die am genauen Termin auftretenden

durch cheimäzei’n (= stürmen), die späteren durch metacheimdzein (= nachher stürmen). (4) Aber alles namentlich anzuführen erschiene wohl abwegig oder zu weit—

läufig, da sehr viele Schriftsteller nicht nur die Berechnung der Monate, sondern

224

Epitoma rei militaris

solum mensuum, sed etiam dierum rationem diligenter expresscrint. (5} Transitus quoquc siderum, quos planetas vocant, cum praescripto cursu Dei arbitrio creatoris

suscipiunt signa vel dessrunt, frequenter adsolcnt serena turbare. (6) Interluniorum

autem dies tempestatibus plenos et navigantibus quam maximc mctuendos non solum peritiae ratio. sed ctiam vulgi usus intellegit.

XLI. De prognosticis ( 1) Multis quoque signis et de tranquillo procellae et de tempestatibus tranquilla produntur, quae velut in spcculo lunae orbis ostendit.

(2) Rubicundus color ven—

tos, caeruleus indicat p1uvias. ex utroque commixtus nimbos et furentcs proccllas. (3) Laetus orbis ac lucidus serenitatcm navigiis reprominit, quam gestat in vultu, praecipue si quano ortu neque obiunsis comibus rutila neque infuso fuerii umore fucata. (4) Sol quoquc exoricns vel dicm condcns interest, un'um aequalibus gaudcat radiis an obiccta nubc varictur, utrum soliio splcndore fulgidus an ventis ur-

gcntibus igneus neque pallidus vel pluvia sit impendcntc maculosus. (5) Aär vero

et man: ipsum nubiumque magnitudo vcl species sollicitos instruit nautas. (6) Ali— quanta ab avibus, aliquanla significantur a piscibus, quae Vergilius in Georgicis

divino paenc comprchendit ingenio et Varro in libris navalibus diligenter cxcoluit. (7) Haec gubemalores sese scire profitcnlur. sed eatenus, quatenus cos peritiae usus instituit, non ahior doctrina firmavit.

XLII. De acstuariis, hoc est de rheumate (1) Elementum pelagi tertia pars mundi est. quae practer ventorum flatum suo

quoquc spiramine motuque vegetatur. (2) Nam certis horis, diebus paritcr ac noctibus, aestu quedam, quod rheuma vocant, ultro citroquc percurrit et more ton‘en-

tium fluminum nunc exundat in terras, nunc refluit in altitudinem suam. (3) Haec reciprocantis meatus ambiguitas cursum navium sccunda adiuvat, retardat adversa.

Buch IV 40,4 - 42,3

225

gar der Tage sorgfältig dargelegt haben. (5) Auch die Übergänge der Planeten ge-

nannten Sterne, wenn sie auf ihrer vom Willen des Schöpfergottes vorgezeichneten

Bahn in ein Sternbild eintreten oder es verlassen, pflegen häufig das heitere Wetter in schlechtes Wetter zu verwandeln. (6) Daß auch die Tage des Mondwechsels

voller Stürme und für die Seefahrer gar sehr zu fürchten sind, weiß nicht nur die theoretische Wissenschaft, sondern auch die praktische Erfahrung der Masse.

41. Über die (Wetter—)Vorhersagen. (1) Durch viele Zeichen auch kündigen sich aus ruhigem Wetter Stürme und aus

Unwettern ruhiges Wetter an; dies zeigt auch die Mondscheibe wie ein Schau— fenster: (2) Rötliche Farbe zeigt Winde an, bläuliche Regen und aus beiden ge-

mischte Farbe Regenwolken und rasende Stürme.

(3) Eine heitere und klare

Mondscheibe verheißt der Seefahrt das heitere Wetter, das der Mond im Gesicht

trägt, besonders wenn er nach dem vierten Aufgang weder mit abgestumpften

Hörnern rötlich noch von eingedrungener Feuchtigkeit trüb ist. (4) Auch beim

Aufgang der Sonne oder wenn sie den Tag beschließt, ist es von Bedeutung, ob sie

mit gleichmäßigen Strahlen lacht oder von einer vorgeschobenen Wolke (im

Farbspiel) sich ändert, ob sie im gewohnten Glanz strahlt oder von drückenden

Winden feuriger ist anstatt blaß oder bei bevorstehendem Regen fleckig. (5) Aber

auch die Luft und das Meer selbst und Größe und Aussehen der Wolken belehrt die aufmerkenden Seeleute. (6) Manches wird durch Vögel, manches durch Fische deutlich, was Vergil in den Georgien mit beinahe göttlichem Geist erfaßt und Varro

in den Büchern über die Schiffahrt sorgfältig ausgeführt hat. (3?) Wenn die Steu-

erleute angeben, daß sie dies wüßten, so (wissen sie es) doch nur insoweit, wie sie

die praktische Erfahrung belehrt hat; die Sicherheit einer tieferdringendcn Wissenschaft haben sie nicht

42. Über die Gezeiten, das heißt über Ebbe und Flut. (l) Der dritte Teil der Welt ist das Element des Meeres, das außer vom Blasen der Winde auch von eigenem Atmen und Bewegtsein belebt ist. (2) Denn zu bestimm-

ten Stunden, gleichermaßen bei Tag wie bei Nacht, eilt es durch ein gewisses Wogen, das man rheuma (= Fluß: Ebbe und Flut) nennt, hin und zurück, und nach

Art von tosenden Flüssen überströmt es einmal das Land, dann wieder fließt es in

seine Tiefe zurück. (3) Diese Unstetigkeit des wechselnden Strömens fördert die

Fahrt der Schiffe, wenn es in ihre Richtung geht, oder hemmt sie, wenn entgegen.

226

Epitoma rei militaris

(4) Quae dimicaturo magna sunt caulione vitanda. (5) Neque enim auxilio remomm

rheumatis impetus vincilur. eui interdum cedit et ventus; (6) et quoniam in diversis regionibus. diverse lunae creseentis minuentisque smtu certis hen's ista variantur,

ideo proelium navale gesturus consuerudinem pelagi vel loci ante congressum debet

agnoseere.

XLIII. De loeomm notitia sive remigibus

(l) Nauticorum gubematorumque sollertia est loca, in quibus navigatur. ponusque

cognoscere, ut infesta prominentibus vel latemibus scopulis, vadosa ac sicca vitentur; tanturn enim securitas maior est, quanto mare altius fuerit. (2) In nauarchis

diligentia, in gubematoribus peritia, in remigibus virtus eligitur propterea. (3) quia

navalis pugna tranquilla committitur mari liburnarumque moles non ventorum flatibus, sed remorum pulsu adversan'os percutit rostris eorumque rursum impetus vi-

tat, in quo opere lacem' remigum et ars clavum regentis magistri vietoriam praestat.

XLIV. De telis tormentisque navalibus (l) Multa quidem annorum genera proelium terrestre desiderat; sed navale certamen non solum plures armorum species, verum etiam machinas et tormenta flagitat, tamquam in muris dimicetur et turribus. (2) Quid enim crudelius congressione navali, ubi aquis homines perimuntur et fiammis? (3) Praecipua ergo esse debet

tegminum cura. ut catafracti vel loricati, galeati etiam et ocreis muniti sint milites. (4} De onere namque armorum nemo potest conqueri, qui stans pugnat in navibus;

scuta quoque validiora propter ictus lapidum et ampliora sumuntur. (5) Praeter falces et harpagones aliaque navalia genera teIorum sagittis, missibilibus, fundis, fu—

stibalis, plumbatis, onagris. ballistis, scorpionibus iacula invicem diriguntur et sa—

xa et. quod esl gravius, qui de virtute praesumunt, admotis libumis iniectis pon-

tibus in adversariorum transeunt naves ibique gladjis manu ad manum, ut dieitur,

Buch IV 42,4 _ 44.5

227

(4) Dein muß, wer (auf dem Meer) kämpfen will, mit großer Umsicht ausweichen.

(5) Denn der Zug von Ebbe und Flut läßt sich nicht mithilfe der Ruder überwinden,

gibt im bisweilen doch sogar die Kraft der Winde nach. {6) Da sich nun in verschiedenen Gegenden und bei verschiedener Stellung des zu- und abnehmenden Mondes zu bestimmten Stunden dies abwandelt, darum muß, wer ein Seegefecht

liefern will, vor dem Zusammentreffen die Eigenheit des Meeres und des Ortes in

Erfahrung bringen. 43. Über die Kenntnis der Seegegenden und über die Ruderer,

(l) Zur Kunst von Kapitänen und Steuerleuten gehört es, die Seegebiete, wo sie

fahren wollen, und die Häfen zu kennen, um diejenigen, die durch herausragende

oder verborgene Klippen gefährlich sind, um Untiefen und Sandbänke zu ver— meiden; denn die Sicherheit ist umso größer, je tiefer das Meer ist. (2) Bei den Ka-

pitänen wird auf Sorgfalt, bei den Steuerleuten auf Erfahrung, bei den Ruderern auf Leistungskraft gesehen, (3) weil eine Seeschlacht bei ruhigem Meer begonnen wird und die Wucht der Kriegsschiffe nicht durch das Wehen der Winde, sondern durch den Schlag der Ruder die Gegner mit den Schiffsschna'beln durchbohrt und deren Angriff wiederum ausweicht; hierin gewährleisten die Arme der Ruderer und die Geschicklichkeit dessen, der als ein Meister das Steuer führt, den Sieg.

44. Über die Schiffswaffen und geschütze. (l) Zwar verlangt der Landkampf viele Waffenarten, aber der Seekampf erfordeit nicht nur mehr Waffenarten, sondern auch Maschinen und Geschütze, als ob auf Mauern und Türmen gekämpft würde, (2) Denn was ist grausamer als ein Secgefecht, wo die Menschen in Wasser und Feuer umkommen‘? (3) Besondere Sorg—

falt also muß für die Bedeckungen gelten, damit die Soldaten mit Schuppen- oder Riemenpanzern, mit Helmen und sogar mit Beinschienen geschützt sind. (4) Denn über das Gewicht der Waffen kann sich niemand beklagen, da erja auf dem Schiff

im Stehen kämpft; auch nimmt man kräftigere und größere Schilde wegen der Wucht der Steingeschosse.

(5) Außer Sicheln und Enterstangen und anderen

schiffsmäßigen Waffenarten schießt man auch Geschosse und Steine gegenseitig mit Pfeilen, Wurfgeschossen, Schleudern, Schleuderstöcken, Bleigeschossen,

Eseln, Geschützen und Skorpionen aufeinander, und was noch schlimmer ist: die an Tapferkeit Hervorragendsten steigen nach Annäherung ihrer Schiffe und nach

Hinüberschlagen von Enterbücken auf die Schiffe der Gegner über und kämpfen

228

Epimma rei militaris

comminus dimicanl. (6) In maioribus etiam liburnis propugnacula turresque constituunt, ut tamquam de muro. ita de excelsioribus tabulatis facilius vulnerem vel perimant inimicos. (7) Oleo inccndiafio, stuppa. sulphurc, bitumine obvolutae et ardentes sagittae per ballistas in hosticarum navium alvcos infiguntur unctasque

cera e: pice et resina Iabulas tot fomemis ignium repente succendum. (8) Alii ferro

interimuntur et saxo‚ alii ardcrc coguntur in fluctibus; (9) inter tanta tamen monium

gencra qui acem'mus casus est: absumenda piscibus insepulta sunt corpora.

XLV. Qucmadmodum navali belio colloccntur insidiac (l) Ad instar autem terrestris proelii superventus fiunt ignorantibus nauticis vel circa oportunas insularum angustias collocantur insidiac‘ (2) que agitur, ut imparati facilius deleamur; si longo remigio fatigati sunt hostium nautae, si vento urgentur adverso, si pro rostris est rheuma, nihil suspicantes dormium inimici. statio, quam Lenent, exitum man halber, si dimicandi optata evenit occasio, (3) fortunae beneficiis

iungendae sunt manus et ex oportunitate proelium conserendum. (4) Quod si cau— tela hostium evitatis insidiis publico Marte confligat. tunc libumarum instruendae

sunt acies‘ non directae ut in campis, sed incurvac ad similitudinem lunae ita, ut

productis cornibus acics media sinuetur, ut, si adversarii perrumpere temptaverint, ipsa 0rdinatione circumdati deprimamur. (5) In comibus autem praecipuum robur et libumarum collocatur et militum.

XLVI. Quid fiat, cum aperto Marte bellum navale committitur (l) Praeterca utile est, ut alto et libero mari tua semper classis utatur‘ inimicorum

vero pellatur ad litus. quia pugnandi impetum perdunt. qui den'uduntur in terrasl

(2) In eiusmodi certamine tria armamentorum genera pluz‘imum ad victoriam prod—

esse compenum est: aSSCTCS, falccs, bipennes. (3} Asser dicitur, cum trabes subti—

Buch IV 44,5 - 46.3

229

tnit dem Schwert Hand gegen Hand, wie man sagt, im Nahkampf. (6) Auf größe—

ren Kriegsschiffen errichtet man auch Bollwerke und Türme, um wie von einer

Mauer herab, so auch von höheren Holzgerüsten her die Feinde leichter zu

verwundert oder zu töten. (7) Mit Brandöl, Zander, Schwefel und Erdpech umwickelte Pfeile werden brennend von Geschützen in die feindlichen Schiffsleiber

gebohrt und entzünden die mit Wachs und Pech und Harz, so vielen brandnährenden Substanzen, bestrichenen Planken im Nu. (8) Die einen werden vom Schwert

getötet oder durch einen Stein, andere müssen in den Fluten verbrennen; (9) unter so vielen Todesartcn jedoch ist das Schlimmste Geschick, daß die Leichen unbestattet den Fischen zum Fraß dienen müssen.

45. Wie in einem Seekrieg ein Hinterhalt gelegt wird, (l) Vergleichbar aber den Kämpfen an Land werden auch die ahnungslosen See—

leute überfallen, oder man legt einen Hinterhalt an günstigen Engstellen von Inseln. (2) Dies geschieht, um sie unvorbereitet umso leichter zu vernichten; wenn die

feindlichen Ruderer von langem Rudern erschöpft, wenn sie von Gegenwind be— hindert sind, wenn die Flut gegen ihren Bug strömt, wenn die Feinde ahnungslos

schlafen oder wenn sie von dem Ankerplatz, den sie besetzt halten, keinen Auslauf haben, wenn sich eine ersehnte Gelegenheit zum Kampf ergibt, (3) muß man Init-

hilfe eines so wohltätigen Glücksfalls handgemein werden und in der Gunst (des

Augenblicks) den Kampf beginnen, (4) Wenn aber die Vorsicht der Feinde unter Vermeidung des Hinterhalts in offenem Kampfe ficlit, muß man die Schlachtfor-

mation der Kriegsschiffe ausrichten, nicht wie an Land in gerader Linie, sondern gebogen wie der (Halb—) Mond, so dal3 sich bei vorgezogenen Hörnern die Mitte

der Kampflinie einwölbt, damit die Gegner, wenn sie durchzubreehen suchen.

eben durch diese Aufstellung umzingelt und besiegt werden. (5) Auf den Flügeln aber wird die stärkste Kraft postiert. sowohl der Schiffe wie der Soldaten.

46. Was geschieht, wenn man eine offene Seeschlacht schlägt.

(l) Außerdem ist es vorteilhaft, daß die eigene Flotte sich stets auf dem hohen und freien Meer halt, die der Gegner aber ans Gestade gedrängt wird, weil die den An-

laufschwung zum Kampf verlieren, die aufs Land fortgestoßen werden. (2) Bei

dieser Art von Kampf, so lehrt die Erfahrung, sind vor allem drei Arten von

Waffen für den Sieg nützlich: Stoßstangen, Sicheln, Doppeläxte. (3) Stoßstange

nennt man es, wenn ein langer dünner Balken, an beiden Enden eisenbcwehrt, wie

230

Epiloma rei militaris

lis ac longa ad similitudincm antcmnac pendet in malo utroque capite ferrato.

(4) Hunc sive a dextra sivc a sinistra partc adversan’orum se iunxen’nt naves, pro

vice arietis vi impellunt; qui bellatores hostium sive nautas sinc dubio prosternit ac perimit ipsamque navcm saepius perforat. (5) Falx aulem dicitur acutissimum ferrum curvatum ad simililudinem falcis, quod

contis longioribus inditum chalatorios - sunt funes, quibus amemna suspenditur — repcnte praecidit collapsisque velis liburnam pigriorem et inutilem reddit. (6) Bipcnnis es: securis habens ex utraque pane latissimum et acutissimum fcrrum.

(7) Per has in medio ardore pugnandi peritissimi nautae vel milites cum minoribus

scafulis secreto incidum funes. quibus adversariorum ligata sunt gubernacula.

(8) Quo facto statim capitur tamquam inermis et dcbilis navis: quid enim salutis

supcrcst ei. qui amiscrit clavum? (9) De lusoriis„ quae in Danubio agrarias cottidianis tutanrur excubiis, reticendum

puto. quia artis amplius in his frequentior usus invenit, quam vctus doctrina mon-

straverat.

Buch IV 46.3 - 9

231

eine Rahe am Mastbaum hängt; (4) wenn sich nun von rechts oder links Feind-

schiffe herangemacht haben, stößt man die Stange wie einen Widder mit Gewalt gegen sie; diese streckt ohne Zweifel die Krieger oder die Matrosen der Feinde

nieder und tötet sie und durchbohrt öfters auch das Schiff selbst. (5) Sichel aber nennt man ein sehr scharfes gekrümmtes Eisen vom Aussehen einer Sichel. das an längeren Stangen befestigt ist und das Takelwerk - das sind die Taue. woran die Rahe hängt - plötzlich abschneidet und durch das Zusammenfallen der Segel das Kriegsschiff lähmt und wertlos macht. (6) Die Doppelaxt ist ein Beil. das auf beiden Seiten eine sehr scharfe und breite eiserne Schneide hat; (7) hiermit kappen die geschicktesten Matrosen oder Soldaten mitten im Kampfeseifer heimlich auf kleineren Booten die Taue, an denen die Steuerruder der Feinde befestigt sind. (8) Dadurch wird ein Schiff sofort erobert,

weil es gleichsam waffen- und hilflos ist; denn welche Rettung bleibt dem noch, der das Steuer verloren hat? (9) Über die Kreuzer, die auf der Donau in täglichem Wachdienst auf Posten ste-

hen, kann ich wohl schweigen, da bei ihnen der häufige Gebrauch mehr Kunst—

fertigkeit gefunden hat, als die alte Gelehrsamkeit aufgezeigt hatte.

Erläuterungen

Die nachstehenden Erläuterungen sind vorwiegend literarisch-philologisch ori— entiert, nur in zweiter Linie und im Rahmen des Unverzichtbaren mit dem Sachli-

chen befaßt: es wird keine positivistische Forschung zu Konstruktion und Funktionsweise bestimmter Waffen oder Kampfmaschinen unternommen, sondern ver-

sucht, in durchgehender knapper Interpretation den Wortlaut und den Gedankengang des Textes verdeutlichend nachzuzeichnen. Im Zug dieser Bemühung wird

selbstverständlich auf Sachfragen eingegangen, aber auch sie werden aus dem Text

und (fast ausschließlich) vom Text her geklärt; es wird ganz bewußt vermieden, ihn mit der Anführung endloser Sekundärliteratur zu erdrücken. Z.B. interessiert mich an dem etwas merkwürdigen Rüstungs— gegenstandfusribalus eher die graeco-latinische Wortbildung (wie e. g. auch carro‘ oder arcubalfisrae u.a.m und wie unser Automobil) als die mir bis zur Stunde unklare Funktionsweise, welche mir auch aus der im Text gebotenen Beschreibung nicht erkennbar wird (III 14,14 fustibafus fustis esr longus pedr’bus quarruor, cm' per medium ligarur ftmda de corio et urraque manu impulsus prope ad finster onagn’ dirigit saxa = ein Schleuderstock ist ein vier Fuß langer Stab, an dem in der Mitte eine Schleuder aus Leder angebracht ist, und mit beiden Händen betrieben schleudert er Steine fast wie ein 'Esel‘). Ein Interesse an (antiken) Waffen habe ich überhaupt nicht (im Gegenteil empfinde ich deren Erfindung und notwendig»unvermeidliche Existenz als genauso schrecklich wie jeder normale und denkende Mensch), wohl aber an dem etwas spröden Text und an der Person des Autors, der diese Schrift aus patriotischer Gesinnung heraus und in Sorge um das Reich, in dem er lebte und seine Heimat hatte, für notwendig hielt, der das Wenige, das er vermochte, zu dessen Nutzen zu leisten unternahm.

Zum Werkstitel: Das praenomen P(ublius) hat ONNERFORS 1993 nach dem Vor—

gang von W.KROLL (in: W.S.TEUFFEL, Gesch.d.röm.Lit.‚ t'JIII, Leipz.l913 [ND 1965], 314) zugefügt.- Des Autors Titel vir illustris und comes bezeichnen ihn als

einen ranghohen Angehörigen des (senatorischen) Adels. (Hierzu vgl. oben, S. l2, in der Einleitung.) Wenn Vegetius comes sacmrum {argi'n'onum war, so hatte er (neben dem c. domestt'mmm = Befehlshaber der Leibwache und dem c. privaterttm z Verwalter d.kaiserl.Privatvermögens u. oberster Konfiskator) als staatlicher Finanzminister eine der einflußreichsten Positionen überhaupt am Kaiserhof inne. (Ob Vegetius sein in Eigeninitiative verfaßtes erstes Büchlein bereits in dieser hohen Stellung vorlegte oder später in die Stellung gelangte, ist nicht auszumachen;

meine Vermutung dazu oben in der Einleitung, Fußn. 17.)

234

Erläuterungen zu Buch I, Titulalur und Vorrede

Zur gigsamt—Inhaltsangam; In jedem Fall ist die jetzige Werkstituiatur wie die vor

der Kapitelübersicht zu Buch I eingefügte knappe Inhaltsangabe der vier Bücher insgesamt erst einige Zeit später, als das erste Buch tnit den drei anderen, im kaiserlichen Auftrag verfaßten Büchern zu einer Gesamtausgabe vereinigt wurde, dieser vorangestellt worden. Die Angaben sind in je einem Satz für die jeweiligen Bücher so knapp wie zutreffend; daß B.IV aus zwei deutlich voneinander geschie-

denen Teilen besteht la‘ßt sich selbst dem Satz der Inhaltsangabe entnehmen (Kap. 1—30 und, mitunter gegen die authent.Uberlieferung als 5.Buch abgeteilt. 31—46).

Zu den Kapitel—Überschriften I: LANG hat die Kapitelüberschriften durchweg für nicht-authentisch gehalten und in tilgende Klammern gesetzt(bzw. im Text so klein gedruckt, daß man sie ohnehin (fast) nicht lesen kann, bei ONNERFORS gelten sie

als unantastbare Überlieferung. Ziemlich sicher sind sie insofern sekundär, als sie — das kann man recht deutlich erkennen — nicht als Disposition des Buches und als Thema des jeweiligen Kap. vorweg niedergeschrieben, sondern erst nach Erstellung des Textes aus dem jeweiligen Kapitelanfang verkürzend extrahiert wurden, vgl. e.g. I 2: ex quibus regiom'bus n'rones Iegendi sint - [2,1 Rerum orda deposcir, ut, ex quibus provt’nciis ve! rtart'ortibus tirones Iegendi sint, prima parte

tracretur. Daher erklärt sich ihre stets abhängige Formulierung (als AcI, als indir.

Fragen), die man m.E. nicht durch deutsche Nominal-Ausdrücke (hier etwa 'Herkunft der Rekruten‘) wiedergeben sollte, weil dies in den allermeisten Fällen zu un-

präzis ist, mitunter bis zur Verfälschung. wofür sich in WILLEs Übersetzung (1986) hinreichend Beispiele finden (nicht jedoch im hiesigen Fall. wo auch er mit indir.Frage übenrägt: seine Wiedergabe von ex durch dt. "in“ kann man dabei hinnehmen. aber die oft willkürliche Ungenauigkeit seiner Übersetzung fangt mit solchen Kleinigkeiten an). Es gibt m.W. keinen

Grund, die 'sekundäre Abstraktion' dieser Kap-Überschriften dem Autor selbst abzusprechen. Meiner Vermutung nach könnte dies bei der Zusammenfassung von

B.I mit B.II - IV erfolgt sein, während an und für sich und üblicherweise die

jeweils ersten Sätze als Kapitelthema fungierten. (Daraus ergibt sich im übrigen

auch, daß die Kap—Einteilung antik ist, also vom Autor selbst herrührt, während

die in einigen Kapiteln dringend gebotene ää—Zählung erst 1995 durch ONNER-

FORS eingeführt worden ist.)

Zum Prolog I: Der Prolog weist (auffallenderweise) keine namentliche Anrede auf,

erst in seincrer Mitte (ä 3) erscheint der Kaiser 'als eine seiner abstrakten Eigen— schaftert' (u. im Acc.) Vesrram Ct'emenriam, während der Autor selbst im Nom. als

sensr’). Er beginnt bei den 'altert Zeiten', woconsidero, Subjekt auftritt (ego runter jedoch ganz selbstverständlich die Kaiserzeit verstanden wird; dabei ist sicher mitprt'ncipibus (ä 1) tatsächlich an den sogleich namentlich genannten Octavian Augustus (ä 2) gedacht. Die alte Sitte, wichtige Schriften den Fürsten zu widneque ) men (bonorum artittm Studio mandare Iitreris ...), wird doppelt (neque begründet: ohne Gottes und Kaisers Segen (das Christentum von Autor und Kaiser

ist von Anfang an unmißverständlich klar, was für alle infrage kommenden Kaiser von Theodosius I bis zu Valentinian III gleichermaßen paßt) nichts Rechtes zu beginnen sei und weil niemand einen 'Wissensvorsprung' vor dem Kaiser haben dürfe, dessen docrrina ja für alle nützlich sei. Dies wird durch Berufung auf "zahl— reiche Beispiele" unter Augustus und späteren "guten Kaisern" (sehr allgemein) abgesichert. Dadurch sei die er'oquentia (offenbar sehr weit gefaßt und stellvertretend für Kunst und Wissenschaft) aufgeblüht, solange eine 'freimütige Außerung‘

Erläuterungen zu Buch l. Vorrede

235

(audacia ist eigentlich viel stärker: Verwegenheit und Dreistigkeit) nicht als culpa

ausgelegt wurde. Dieser nachgetragene, anscheinend rein temporale Nebensatz hat

eine sowohl argumentierende wie appellierende Funktion: Kunst und Wissenschaft

blühten auf, weil man sich unter guten Kaisern frei äußern konnte; und man muß

die freimütige Außerung, jedenfalls — und nur auf dieses Spezielle, eng Begrenzte scheint die weit ausholende Bemerkung abzuzielen - die Widmung eines Schrift— werks der bonae artes, das dem Staatsinteresse dient, (in prägnantem Sinn) akzeptieren, wenn man zu den guten Kaisern gehören will. Mit durchaus auffälliger Betonung seiner eigenen Person stellt sich der Autor sodann in einem seiner seltenen längeren Sätze (hier ä 3f über gut 5 Zeilen) in die Nachfolge dessen, was er bisher angesprochen hat. und zugleich auf beinahe dieselbe Stufe mit den Früheren (tanto irifl'rr'orem me vt'x sensi); und damit nötigt er

fast ein wenig den im selben Satz unter Vestram Clemenriam rversteckten' Kaiser,

sich ebenfalls in die Nachfolge dieser “guten Fürsten" zu stellen. Mit {ä 4 setzt dann eine gewisse vorsichtige Rücknahme des Anspruchs in Form einer eher beschei— denen Anspruchslosigkeit ein: es sei ja in seinem kleinen Werkchen - es geht nur um Buch l - weder verborttm (“oricimu’tas (der Bereich gerade der zuvor namhaft gemachten eloqttentt'a) noch acumert irtgem’i erforderlich für seine selbstgewählte zu sprechen kommt), aber doch Aufgabe (auf die er anschließend erst mit m gewissenhafter und zuverlässiger Fleiß: es blieb unserer Zeit, nach dem 2. Weltkrieg und gegen Ende des 2.]ahrtausends vorbehalten, die hier angesprochenen Eigenschaften als "sekundäre Tugenden" abzuqualifizieren ("mit denen man auch ein KZ betreiben" könne) — in den Augen dieses Autors und im Urteil aller früheren Zeiten

handelt es sich dabei jedoch um absolut unanfechtbare hohe soziale Tugenden, wie

man im Verlauf aller vier, besonders aber auch des ersten Buches leicht beobachten kann, wenn vor allem diligentia und labot' immer wieder als unverzichtbar nahegebracht und neglegeutia oder disst'mttln'n'o entsprechen angeprangert werden. Im abschließenden ttt-Satz nennt er seine Absicht und Aufgabe, den Inhalt seines Büchleins. der nach den Worten bonarum artinm Studie der ersten Zeile denn doch etwas überrachend wirkt: was bei Historikern und bei Waffenlehrern vereinzelt im Buchinnern schwer auffindbar und verborgen lag, das solle pro utt’lt’tate Romane: ans Licht gezogen werden: Waffenkunde also und - wie wir sagen mögen — das "Kriegshandwerk" ist es, worum es geht. Daß dies zwar beileibe keinen wirklich ausschließenden Gegensatz, wohl aber eine gewisse Diskrepanz und ein Span— nungsverhältnis bedeutet zu bringe artes, mag auch Vegetius gespürt haben: darum vielleicht überhaupt so relativ spät die Benennung seines Forschungsgegenstands (Studio) und darum jedenfalls des langen Satzes Schlußwendung pro militate Ro— mana profet'antttr in meditmi. Die un’iitas Romane macht sein Bemühen zu einem bauttm und fügt es ein in das, was er im ersten Satz angesprochen hatte: dem Kaiser wird (auch) so etwas gewidmet, weil dessen doctriua omm’bus potest pro des se subt’ectis. Nachdem nun der Inhalt seines Büchleins (endlich) heraus ist, wird er im sogleich abschließenden Satz (ä St) noch ein wenig konkretisiert und präzisiert: nicht

'Kriegshandwerk' allgmein und schlechthin, sondern Auswahl von Rekruten (des -

wie sich später in II 3,2 zeigt - absolut unverzichtbaren Heeresnachwuchses) und

ihre Ubung nach der früheren Gepflogenheit über verschiedene Stufen hin sollen

aufgezeigt werden. (Das sind die beiden Hauptteile des I.Buchs: 1—8 u. 9ff.) Nicht als ob der Kaiser dies nicht alles selber wüßte - hier kommt zum Schluß nochmals

der frühere Gedanke (ä l) herein, daß es ja ungehörig sei, wenn irgendwer etwas

besser oder mehr wüßte als der Kaiser —, sondern damit der Kaiser sehe und erkenne, daß er sich in seinen ohnehin schon zum Wohl des Staates getroffenen Anordnungen im Einklang befinde mit den Reichsgründem (oiim cusrodisse Romani

236

Erläuterungen zu Buch I. Vorrede und KapJ

Emperit' condt'tores) und damit er finde, was er vielleicht einmal 'aufzublättern‘ für

nötig ererachten sollte. Diese — für modernes Empfinden - vieleicht ein wenig al-

bern wirkende Konzession an die Herrschcrallmacht (auch der christlichen Kaiser),

die zugleich eine Allwissenheit zu sein hat, war unerläßlich, seitdem allerspätestens

seit Dioeletian (Ende der Entwicklung vom "Prinzipat" zum "Dominat“) der höfisehe ‘Byzantinismus' derart 'ins Kraut geschossen‘ war, daß es eben — um im hiesigen Rahmen zu bleiben - ungehörig war vel meliora scire velpt'ura qmm principem (ä 1). Es muß nicht besonders betont, aber auch nicht geleugnet werden, daß diese überhöfliche und schon eher kriecherische 'Verbeugung' vor dem Kaiser (der möglicherweise als Valentian III [424—455, * 419] ein unmündiges Kind gewesen sein könnte) objektiv ans Absurde grenzt; dies ist aber aus der Zeit heraus zu ver-

stehen. in der z.B. "das Kaiseramt alles", die Person des Kaisers (fast) nichts be-

deutete (so sinngemäß etwa O.SEECK‚1876, 83, der sich für die Widmung der Schrift an Valentinian III ausspricht). Natürlich macht die so unterwürfig-ergebene

Höflichkeitsfloskel das eigene für notwendig gehaltene Bemühen streng logisch betrachtet eher überflüssig (wenn's der Kaiser ja sowieso schon weiß und entsprechend handelt), aber objektiv strenge Logik ist hier nicht am Platz. Wie unumgänglich (und zugleich wie unvermeidlich topisch) eine solche Wendung der 'Höflichkeit‘ schon um 370 war. mag (vgl. Verf, Eutropii brevia., 1995, 7) Eutrops Präfatio an den Kaiser Valens. von dem selbst er mit der Abfassung seines brevian'um a.u.c. beauftragt werden war, zeigen, wo es heißt: "damit der göttliche Geist Deiner Erhabenheit freudig erkenne, daß er sich in der Reichsverwal tun g schon vorher den Taten der ruhmvollen Männer anschloß, ehe er sie aus der Lektüre kennen— lernte". (Zum Prolog I SANTINI, Le praefationes

träglich zugänglich geworden.) Zu I I:

1004ff, mir leider erst nach-

Der erste Satz (und ebenso auch die Überschrift als Extrakt hier des zwei-

ten, sonst zumeist des ersten Satzes) enthält den Grundgedanken des ganzen Kapi-

tels, der im jeweiligen Kap. stets exemplifiziert, belegt und expliziert wird. Oft ist die Eingangsthese - wie öfter noch der jeweilige Kap.-Schluß - sentenzartig formu— liert. In I 1 ist dies nicht eben überdeutlich. aber doch erkennbar: Grundsätzlich, so

lautet hier die These, ist der Sieg weniger abhängig von Menge und bloß natürli-

cher (ungeschulter) Tapferkeit als von ausgebildeter Technik (ars er exerctn’nm). Von diesem Grundaufbau her, der sich prinzipiell in den meisten Kapp. findet.

verwundert es nicht, daß einzelne Wendungen des ersten Satzes sich im Kap. und

an dessen Ende in Anspielung oder auch wörtlicher Aufnahme wiederfinden. vgl. hier in ä 8 in cermmine bE'HOFHm exercttata pauctras ad vicrorg'am promptior est, Besonders der Gedanke der unverzichtbaren Wichtigkeit der Ubun g durchzieht vor allem das 1.Buch und ebenfalls das ganze Werkchen. Das läßt sich allein schon mit dem gut lOÜmaligen Vorkommen von exercere t exerctratt’o l exercimttts t exet'citittm belegen. (Der Testimonien-App. bei ÖNNERFORS kann hier natürlich nicht vollständig sein: so verweist er zu 1.1 auch lediglich auf Lot [richtiger 1,?f; denn gerade 5 8 ist die deutlichere Parallele zu ä l] und auf II 23.14; dafür sind die Verweise auf andere Schriften umso erfreulicher und ein wesentlicher Fortschritt gegenüber LANGS Ausgabe; indes sind die Parallelen mitunter so zahlreich [und manchmal auch so vage]. daß sie nur selten vorgeführt werden können. weil es den Rahmen der hiesigen Erläuterungen sprengte [eine bloße Wiederholung von

Fundstellen w'iire ja zweck- und sinnlos].) -

Der in der Überschrift konkret auf die Situation der Römer bezogene, in ä 1 ganz

allgemein formulierte Gedanke findet sich in ä 2 wiederum konkret vom populus Romanus ausgesagt als Erläuterung (em'm) des thesenartigen Eingangssatzes. Der ihrerseits thesenartigen Erläuterung folgen (ä 3—5) — zunächst in Form rhetorisclter Fragen, dann als schlichte Feststellungen — einige Beispiele in vereinfachender Verkürzung auf typische Charakteristika als Belege dafür. daß die körperliche oder

Erläuterungen zu Buch l, Kap] — 2

237

zahlenmäßige oder auch geistig—intellektuelle Unterlegenheit der Römer _nicht nur wettgemacht, sondern (ä 6) besiegt wurde durch römische Technik und Ubung im

Kampf: Gegen die zahlenmäßige Überlegenheit der Gallier, den hohen Wuchs der

Germanen, die Zahl und die Körperkräfte der Spanier, gegen Reichtum und List der Afrikaner und gegen der Griechen Überlegenheit im Bereich von Kunst und Wissenschaft (all diese argumentierend verwendeten Angaben sind 'rhetorische' plakative Vereinfachungen,jedermann geläufig und darum überzeugend) war es aufseiten der Römer erfolgreich, die Rekruten geschickt auszuwählen (auch dies ist - wie sich bald zeigt - ein Element der rechten am beilancli), sie die ‘Waffen gesetze'

(ins, ut im dixert'm. atmorttm) zu lehren, sie in täglicher Ubung zu trainieren, alles

im wirklichen Kampf Mögliche mit Ubungen vorwegzunehmen und gegen Nach-

lässigkeiten scharf einzuschreiten. Mit einem dritten enim auf engem Raum folgt

erneut eine Begründung für das Vorangehende, ihrerseits in doppelter Ausformulierung: die Kenntnis (selbstverständlich einschließlich praktischer Erfahrung;

scientia ist als Theorie und praktErfahrung zu verstehen), die erfahrene Kenntnis

also in allem Kriegerischen stärke den Mut; niemand fürchte ja das auszuführen, wovon er sicher wisse, daß er es gut erlent hat. Mit einem vierten (I) enim nimmt die Schlußsentenz in unüberhörbarem Anklang den Anfang auf und übertrumpft dabei die ursprüngliche Antithese von mttitititdo et virtus gegenüber ars et exer— ritium durch die ebenso antithetische Gegenüberstellung von exercirata pattcitas ad victoriam zu i'tidt's er indocta multimdo ad raedem. Das erste Kap. des ersten Buches bietet mit rhetorisch einfachen Mitteln und mit allgemein anerkannten Argumenten arbeitend eine konzise und in sich geschlossene Darlegung und einen überzeugenden Nachweis der These von der römischen Überlegenheit oder Weltmachtstellun g (allein) aufgrund militärischer ars und erarcitatt'o. Diese Darlegung ist rundum einleuchtend; und ihre vereinfachende Argu— mentation, durch die sie praktisch unangreifbar wird. ist keineswegs ein Nachteil

oder ein Zeichen intellektueller Unfähigkeit, sondern beste rhetorische Art. Der

wenig bekannte Vegetius zeigt sich gleich im ersten Kapitel seiner kleinen Schrift bei nur einigermaßen genauer Betrachtung als ein zumindest rhetorisch geschickter Autor. Er war vielleicht, wie er selbst (I 8,12 ruht! mit'm mihi aucmritaris adsumo

...) betont und wie man ihm mit Recht oder Unrecht nachgesagt hat, kein militärischer Fachmann im engsten Sinne, aber eine wichtige militärische Fähigkeit besaß er, nämlich klar und deutlich und überzeugend zu urteilen, wofür klares Denken die Voraussetzung ist; daß er (wie hier im Eingang seines Büchleins festzustellen war) auch seine Leser zu überzeugen weiß, ist die positive Folge davon. (Nicht verschwiegen werden soll. daß diese günstige Beurteilung wohl zu einem Teil der hier benutzten Quelle. Celsus. zuzuschreiben ist, vgl. SCI—[ENK [1930]. bes. 26-39.)

Zu I 2: Vegetius beginnt, wie er im Prol. (‚ö 5) Auswahl und Ausbildung als Thema angegeben hatte, tatsächl. mit dem logisch 1.Punkt (die Ausbildung folgt ab Kap.9), und er ordnet diesen nochmals nach einer natürlichen Abfolge, bei der dann zuerst die Frage zu erörtern ist, aus welchen Provinzen oder Volks— stämmen überhaupt (gemeint ist, wie sich dann zeigt, aus welchen Breitengraden, mehr aus südlichen oder nördlichen Ländern) Rekruten gezogen werden sollen; dem folgt in Kap.3 die speziellere Frage, ob dort eher vom Land oder aus der Stadt. (Die Fragestellung des Kaps setzt die [allerdings längst nur noch theoreti— sche] Möglichkeit des Reiches voraus, nach 'Belieben‘ oder auch nach sachlich begründetem Urteil aus allen Provinzen gleichermaßen den Heeresnachwuchs zu rekrutieren.) Zwar gebe es überall Feige und Tapfere, aber die Himmelsgegend

habe doch Einfluß darauf, ob ein Volk allgemein dem anderen sowohl geistig wie auch körperlich überlegen oder unterlegen sei. Hierzu soll die Ansicht der gelehr—

testen Männer mitgeteilt werden. Die dann (ä 3f) vorgetragene Lehre mag dem

238

Erläuterungen zu Buch l. Kap.2

heutigen Leser ein müd-nachsichtiges Lächeln entlocken, ist aber - wenngleich ob—

jektiv unrichtig - so abwegig nicht, daß sie das verdiente. Die 'Lehre' ist im übri— gen keine wirklich 'wissenschaftliche Theorie', worauf die Anführung der doctissimr‘ homr’nes hinzudeuten scheint. sondern ein 'populanvissenschaftliches Allgev meinwissen'. (Nach Schenk aaO 30i geht sie auf Celsus zurück. dessen medizinlnteresse auch

die geringen Anklange an die hippokratische Schrift nepi däptov erklärt.) Dies Allgemein— wissen beruht auf durchaus richtigen Beobachtungen, die in ein - freilich spekula—

tives — System eingeordnet wurden. Eine natürliche Richtigkeit haben die Beob—

achtungen (ggf. lähmende Hitze im Süden, belebende Frische im Norden sowie die Auswirkungen auf den jeweiligen Nationalcharakter) für Griechenland, wo man diese Ansicht überhaupt anzusiedeln hat. Von dort als Mitte wirkten die Urteile

über die thrakischen Nordvölker als ungestümim Kampf, aber geistig minderbe—

mittelt und von der hochstehenden Kultur der Agypter im Süden als geistig überlegener, aber kriegsuntüchtiger Menschen recht überzeugend. Daß der angenom— mene Uberschuß oder Mangel an Blut auf die weniger oder stärker ausdörrende Kraft der Sonne zurückgeführt wird, leuchtet womöglich noch leichter ein und findet sich bei Vitruv VI 1,31“ dargelegt. (CAPITANI {1980] sieht hier bei Vegetius lediglich eine Reminiszenz oder 'Spiegelung'. keinen direkten Einfluß aus Vitruv.) Problematisch und

fragwürdig wird die Lehre bei Ubertragung nach Rom: Zwar paßte der eine Teil.

von dort auf die Germanen bezogen, prima, aber im anderen Teil, nach Süden zu stimmte die Beurteilung nicht; _und vor allem war die generell (und auch hier. vgl. I 1.5 aE.) unbestrittene geistige Überlegenheit der Griechen (die zudem kriegerisch

keinen Vergleich mit den Römern aushielten) damit unvereinbar: nach dieser Lehre -

müßten die Griechen weit südlich Roms siedeln! - Teil der ‘Theorie' ist nicht nur die Blutmenge, sondern auch die fast mechanistisch einfache - Begründung des Kampfmutes: wer weniger Blut hat, fürchtet notwendig Verwundung und Blut— verlust mehr als andere (und umgekehrt). Eine gewisse Parallele hierzu bietet Plin., nat. hist.XI 221, der von Tieren spricht als timidr'ora quibus minimus attt ntrllns (sc. sartguis). (Bemerkenswerterweise findet sich trotz. des starken sachl. Zusammenhangs von Plin. XI mit Aristot.‚ gen.anim. ‚r‘ hist. anim. ‚t part.anim. [vgl.hierzu den Anh. d. Tusc.-Ed‚ von Plin.. nat.hist.XI durch R. König. München u. Zürich 1990. S.240 u.255f[’] gerade hierfür keine Anknüpfung bei Aristoteles: dies erlaubt den Schluß. daß es eine wirklich wissenschaftl. Theorie

dazu tatsächlich nicht gab.) Etwas anders und nur teilweise übereinstimmend ist Lucan VIII 363f: omm’s in Arctot’s populns qnt’rnmqne pruim’s l nasrinu', indominrs bellr's er morn's amaror. Als notwendige Konsequenz ergibt sich hieraus, daß man (ä 5) den Rekruten aus

den gemäßigten Breiten (d.h. an sich aus Italien, was aber schon seit flavischer Zeit

aufgehört hatte!) auszuwählen habe, da die dortigen Menschen sowohl mutig als auch geistig beweglich (mm possr't deesse prndentr'a) seien. Dabei wird sofort anschließend — wohl als notwendig empfunden, weil man beim Rekruten Tapferkeit, aber keine wissenschaftliche Begabung erwartet — zum Schluß des Kapitels

das Erfordernis von geistiger Befähigung festgestellt: sie wahrt die Disziplin im Lager und nützt im heißen Kampf durch consilia, was hier wohl soviel wie 'Be—

sonnenheit' im Gegensatz zu blinder temeritas heißt. Eine weitere Begründung dafür, an die er hier in Buch I offenbar noch gar nicht denkt, gibt Vegetius in II 19,1 in omm'bns quidem stamme magm‘rudr'nem. corporis robur, aiacrt‘tatem animi convenit explorart’, sed in qttibrrsdam rtotttrttm per't’tid, calcnlandt' compntandique

nsns er'r'girur.

(Dali Rekruten aus den gemäßigten Breiten auszuhcben seien, ergibt sich ganz unabhängig von der logischen Erörterung und Herleitung natürlich auch aus dem rein Historisch-Faktischen. daß näm-

lich die römischen Kemtruppen (aus dem Mutterland) stets als die besten galten. Es kann daher durchaus vermutet werden. daß die naturwissenschaftliche Begründung aus der richtigen Blutmenge

Erläuterungen zu Buch I, Kap) . 3

239

aufgrund der optimalen Sonneneinwirkung sozusagen sekundär eben darauf hin erdacht wurde. Ein anderes Ergebnis, als daß die Mittellage zwischen den Extremen von Nord und Süd das Optimum ergebe. istja aus der ganzen Anlage des Systems. welches mit viel und mit wenig Blut jeweils die entgegengesetzte positive und negative Eigenschaft verbindet. gar nicht zu erwarten. Insofern kann die Folgerung rt'rottes igt'tur de tempemrioribns legeudr' sunt plagt's alles andere als überraschen. Vielleicht kann man sie als auch eine Folge der aristotelischen ueoötng—Lchre bezeichnen.)

Zu I 3 :

Das 3.Kap.stellt, wie soeben angemerkt, nach Kap.2 die speziellere Frage:

ob vom Land oder aus der Stadt, Es beginnt mit einer sprachlich-stilistischen Klei— nigkeit, die zwar kaum erwähnenswert, aber doch typisch ist: während die Überschrift die Präpos. ex und den Plur. stur n'mnes verwendet, hat die inhalts-

gleiche Formulierung des l.Satzes die Präpos. de und den Sing. eine tatsächlich bedeutungslose Variation. die man immer wieder beobachten kann: sinngleiche Wendungen werden in stets sehr ähnlicher, aber niemals identischer Formulierung dargeboten. (Dies spricht m.E.. wie in der Übersetzung zu 5 4 angemerkt. für die Echtheit des von LANG ausgeklammerlen Sälzchens sudorem cursu

mHectunt

nbt’tteba! in i‘i'berr'. ä 4.)

Dazu gehört der wirklich unterschiedslose Gebrauch der (ursprünglich ja nie identischen) sogen.Synonyme, die einem bei Vegetius als bloße Wortvariationen begegnen, ohne daß man den Wechsel interpretatorisch belasten dürfte. (Die auffal-

lendsten Beispiele sind hosres-t'nt'micnadvet‘sarii u. onnu‘s-torus—nut‘versus-t'ureger.)

Die kaum gestellte Frage wird sogleich im folgenden Satz mit der schwerlich einem Zweifel unterliegenden Antwort (numqttam credo potut’sse dubi’turi’) bedacht. So

selbstverständlich diese Antwort inhaltlich ist, so bemerkenswert ist sie in ihrer

Form, nicht so sehr wegen der nach negiertem dttbt'tare folgenden AcI-Konstr. (die

bei Caes. u. Cic. bekanntlich noch nicht, wohl aber bei Nepos und seit Livius mit zunehmender

Häufigkeit steht) als mehr noch in dem 'sinkenden' Satzbau, der der modernen Satz—

suuktur näher ist als der klass. latein. Periode: nach weit vorn stehendem Haupt-

präd. (credo) folgt die abhängAussage, der sich — weiter absinkend — ein erster Rel.-Satz anschließt (quae membris), dem ebenfalls nach dem Prädikat (urt— rr't‘tur) eine Reihe nominaler Satz—Erweiterungen und dann noch ein zweiter Rek—

Satz folgt (auf derselben Abhängigkeitsstufe, also l.Grades). Dabei geben beide Rel-Sätze eine umfassende, in mindestens 12 Einzelmomenten vor Augen geführte Begründung der knappen eigentlichen Antwort (apriorem armis t'trstt'cam pi‘ebem),

und es müßte daher (im klassLate-in) der Konjunktiv erwartet werden. Der Satz argumentiert recht komplex, und zwar ähnlich plakativ vereinfachend, wie dies oben zu I 1,3-5 festzustellen war (und in der 'plakaliven Vereinfachung wiederum rhetorisch

geschickt und einleuchtend).

Das selbstverständlich Richtige ist jedoch, so der folgGedanke (ä 2), nicht immer durchführbar, weshalb dann infolge einer necessiras aus der Stadt gezogene Re— kruten zuerst einmal an das harte Bauern—(= Militär-Neben gewöhnt werden miissen. (Auch dieser Satz in absinkender Form. auch dieser insofern unklassisch. als das Abstraktum

neresst’tas als Subj. zu exigit fungiert. und auch dieser mit gut einem halben Dutzend Einzel-

angaben durchaus intensiv.) Erst nach dieser also für Stadtkinder vorzuschaltenden Gewöhnung an die generelle Härte des Bauem- und Soldatenlebens (E; 3 rtmc demum ...) kann die eigentliche Ausbildung einsetzen (ad usum erudianrur armorum), die hier noch nicht Thema ist. Bei eventuellen Feldzügen sind solche Soldaten. um sie vor jedem Rückfall zu bewahren, von den Verlockungen und Vergnügungen der Stadt fernzuhalten.Ein naheliegender Einwand gegen die gleichwohl unbezweifelbare These von der Überlegenheit der Rekruten vom Land über die aus der Stadt wird in 1:} 4 l 5a abge— handelt: unleugbar sind ja die Römer seit Gründung ihrer Stadt, d.h. seit es überhaupt Römer gibt, als Städter in den Krieg gezogen. Dies ist jedoch darum kein

wirklicher Einwand, weil es in jenen Zeiten den (heutigen, nach über tausend Jah—

240

Erläuterungen zu Buch I, Kap.3 - 4

ren seit Roms Gründung bestehenden) Unterschied zwischen hartem Bauernleben

und großstädtischer Verweichlichung noch gar nicht gab, die damalige Jugend nulIt's voluptatibus, nuHis deliciisfrangebat‘ur, eine wiederum vereinfachte und eben

darum ganz populäre Vorstellun g, die an sallustianisches Schwarz—Weiß erinnert

(und vielleicht auch eine wirkliche Sallust-Reminiszenz ist [an den Zusammenhang um Cat.’r',4: diese Stelle zitiert Vegetius im nächsten Kap.. s. 4.4]: auf andere [und deutlichere] Parallelen

verweist ÖNNERFORS 2.51.}. Damals war das Stadtleben noch so sehr ein ländliches, daß man "bekanntlich" (consrat) dem Quinctius Cincinnatus 'vom Pflug weg' die

Diktatur übertragen konnte. Dieses seit Cicero (Cato 56) und Livius (III 26,8-12 u. 211-293) allbekannte Beispiel kann trotz der Verkürzung (nämlich Verkürzung um den Gedanken, daß das Stadtleben damals gleich dem Bauemleben war. so daß selbst ein hoher 'StaaLs-

funktionär' eigenhändig sein mageres Äckerchen bestellte) ohne die Gefahr eines Mißverständnisses verwendet werden. Die einleitenden Worte in ä 5 (idem bellator, idem agricola) widerlegen ja zunächst nicht den Einwand, daß Rom von Anfang an stets seine Heere aus Stadtrömern rekrutierte; an sich müßte gesagt sein idem urbanns, idem agrt'cola (und darum auch bellator), aber das Beispiel ist so bekannt

und seine Argumentationsrichtung so eindeutig, daß keinerlei Mißverständnis möglich ist. So kann denn zum Abschluß des Kaps als Schlußfolgerung die Feststellung getroffen werden, die bereits in ä 1 als unbezweifelbare Antwort

gegeben war: ex agris ergo subplendum robur exercirus, und diese Schlußfolgerung wird - wie meistens am Kap-Ende - durch eine Sentenz oder sentenzartige Formulierung (hier durch enim als Begründung angefügt) bestätigt und erhärtet: minus mortem It'met, qui minus deliciarttm novir in vita.

Zu I 4: Die Frage nach dem richtigen Alter der Rekruten gewann Bedeutung mit

dem Ubergan g von der allgemeinen Wehrpflicht einer 'B ürgerwehr' zur Söldnerarmee und mit der Entwicklung vom verteidigenden Jedermann als militärischem Laien zum professionellen Soldaten, der einen wirklichen (Lehr- und Lem-)Beruf.

eine ars praktiziert. (In diesem Sinne verwendet Vegetius z.B. ars bellica in II 23,2;

III 9,11; [weniger deutl. in IH 9,1 u.10,2]; ars bellandi in I 11,7; 13,2: ars pugnandi in I 20,24; III 10,23; vgl. auch ars armorum in I 4,6). Indem die Richtigkeit des Verfahrens der alten Zeit vorausgesetzt wird, kann die Antwort mit einem Wenn— Satz (sr' anti‘qna consuerttdo servanda ext) auf t'ncipr'enrem pnbertntem verweisen (ganz grob gesagt auf das Alter zwischen 15 und 17, eher um 1 Jahr früher). Diese bietet wiederum ein rechtes Mittel, nämlich zwischen dem (sehr frühen) besten Lernalter (a puert’s) und der körperlichen Beweglichkeit der Jugend (ante quam corpus gerate pigrescr't) einerseits und der zum Durchstehen des strapaziösen Militärdienstes erforderlichen Belastbarkeit und Körperlcraft andererseits. Dabei ist die strenuum Gugendliche) Behendigkcit das wichtigere Element: velociras enim efiicit beliatorem, ä 3. (In I 8.2 wird die Veranlagung zur velocitas als Auswahlkriterium genannt; in II 23,4 ist ihre Bedeutsamkeit vorausgesetzt und - dort geht es um Übung und praktische Erfahrung - gesagt, daß sie nsu adqnirirur: vgl. auch IV 31,5 a.E. über ceterr‘tas im Krieg.)

Die incr‘pr’ens pubertas wird in ä 4 durch adttlescenres ausgedrückt [eins von unzähli-

gen Beispielen synonymischer Identifizierung ähnlicher, aber keineswegs ganz deckungsgleicher Ausdrücke; vgl. sofort anschließend invenms) und dann mit dem sallustianischen Aus—

druck inventus (Cat.7,4) gleichgesetzt: simul ac iuvenrus belli patiens erar

(das

Zitat übrigens, wie so oft in der Antike, sehr wahrscheinlich schon in der Quelle, also bei Celsus.

aus dem Kopf, so erklärt sich die geringfügige Textabweichun g am Anfang); dabei ist bellt

pntiens zweifellos zu verstehen als die Fähigkeit in castri's per laborem usum

miliriae discere. (Zu legendi in 5, 4 ist festzustellen, daß das Wort. einschließlich lectus und

lecrissimus mit knapp 20 Belegen, bei Vegetius so gut wie ausschließlich eligere bedeutet; nur ein— oder zweimal. wenn ich recht erinnere, steht es in der sonst üblichen Bedeutung.)

Erläuterungen zu Buch l, Kap.4 — 5

24l

Der möglichst frühzeitige Eintritt des Rekruten zur Ausbildung wird in ä 5—8 weiter

begründet, zunächst (ä 5) mit einer allgemeinen antithetischen (fast schon wieder sentenzhaften) Wendung (melt'us em'm es: Geraten: nondum advem'sse pugnandt' qmm

praet‘ert'sse); danach mit der Mahnung, man müsse ihm genügend Zeit für

versa

in einer 'harmloseren' Weise - statt omnia steht), da ja die drs armomm

die Ausbildung zubilligen (ä 6 habeat etiam spatittm universa discendt', wobei mit'-

nichts eben Geringes sei (neque em’m parva du! {ew's ars vi'derttr drmorttm). (In III 10,2 drückt er das noch wesentlich anspruchsvoller aus: qm’s

dubi‘rei arten: belltcam rebtts

omnibus esse potr‘orem ...) Darauf wird Idie Größe der Sache', um die es geht (Sitte

equirem sive pedt'tem sagt'ttart'tun vett’s imbuere sive scntatum) wiederum in mindestens 10 militärischen Einzeltätigkeiten mit variierender Aufzählung (durch Infinitive, durch ne ..., durch u: ...) eindrucksvoll vor Augen geführt. Zum Abschluß (ä S) folgt als pointiene Wendung die Feststellung, daß es einem so gründlich ausgebildeten Rekruten - dal3 gründliche Ausbildung in so vielerlei genügend Zeit braucht und der Rekrut damm recht frühzeitig in die Ausbildung eintreten soll, steht ohne Wieder-

holung als Prämisse im Hintergrund - nicht schrecklich, sondern schier vergnüglich sein

werde, gegen jedweden Feind im heißen Kampf anzutreten: pugnare adversum quoslibet kostes in acteformt'do non ertr, sed vot'upras.

Zu l 5:

Nach Herkunft und Alter ist auch die Körpergröße ein Auswahlkriterium.

Dabei geht es nicht ausschließlich um die in Zentimetern meßbare Körperlänge

(procert'ras), sondern auch (und vielleicht stärker) um den Körperbau, die Statur

(stumm, wie es hier die Überschrift im Gegensatz zum l.Satz des Kapitels im Wort ausdrückt: doch in ä 3 ebenfalls stumm, und zwar offenbar synonym zu proreritas). Die Körperlänge

allein - das macht das kleine Kapitelchen klar, und das versteht sich von selbst - ist keine positive (militärische) Eigenschaft, sofern nicht eine entsprechend kräftige und kraftvolle Figur hinzukommt. Bemerkenswert und auch etwas erstaunlich

erscheint es, daß man die ‘Norm' an sich auf fast 1,80 m festgesetzt hatte: die

t'ncomfmja, von griech. Eyicouud, ist ein (seltener) rar-minus technicus für das 'Rekruten-Norm-Maß' (Belege ThLL V 2, 559,545ff); sechs Fuß ergeben (nach der freilich nicht absolut sicher festliegenden Umrechnung mit 29 U2 od. 29,6 cm: geeichtc Maße

gabe es in der Antike bekanntlich nicht) eine Größe von immerhin LTUL’IS m; "fünf Fuß und zehn Zoll" (genauer: 5 Fuß + 10l12 ; die tmcia ist ein Zwölftel der

jeweil.Maßeinheit) ergeben immer noch ca. 1,72 m. Diese Körperlänge wird allerdings lediglich für die Reiter und für die ersten Legionskohorten (gemeint sind nach H 6,(l—)5 die ersten fünf Kohorten, die die erste Kampflinie bildeten) gefordert (warum gerade die Reiter zu den körperlich größten gehören müssen, ist mir nicht klar); die

übrigen Fußsoldaten (der zweiten Schlachtreihe und alle Triarier und Auxiliaren und Plänkler) 'dürfen' kleiner sein. Des weiteren wird (ä 2) in der Realität von dieser Forderung schon darum abge-

wichen, weil angeblich nur noch eine geringere Anzahl von Bewerbern zur Verfügung steht, unter denen die erforderliche Zahl des wünschbaren Maßes nicht gege—

ben ist. 0b die (ebenfalls in ä 2) dafür angeführte Begründung, daß zu Vegetius' Zeit mehr Leute

als früher eine zivile Karriere (statt des Militärdienstes) anstrebten und darum dic Auswahl unter

den zu Mustcmden geringer sei, zutrifft. muß man bezweifeln: schon im 2.]h. reichten die Freiwilligen zur Rekrutierung nicht aus und mußten Zwangsrckmtierungcn (LT. sogar Sklaven und

Gladiatoren!) durchgeführt werden. Vermutlich hat die incoma zu allen Zeiten nur ein selten oder nie realisiertes Postulat dargestellt, von dem man immer abwich und abweichen mußte: unter dem Zwang der Verhältnisse (aecessims ext'gt'r ...), wie es Vegetius (ä 3) für seine Zeit beansprucht. Denn vt'res seien doch wichtiger als stumm. Hier meint statttra zweifellos, wie soeben schon angemerkt, dasselbe wie procert‘rds; das, worum es mit einer kräftigen Statur im Unterschied oder zusätzlich

242

Erläuterungen zu Buch I, Kaps — 7

zur Körpergröße geht, drückt hier vires aus. Die Berufung auf Homer als Zeugen ist (im ersten Buch; später fehlen derartige Belege aus der Literatur) nicht nur nicht ungewöhnlich, sondern eher notwendig, weil das Kap. sonst ohne die übliche

Schluß-Pointierung bliebe. (LANG u.a. hatteuä 4 Et t‘pso Homem

significar

ausgeklammert. Allerdings müßte man bei der Uberlieferungfallirur in ABGMQT

cf zwangsläufig die nachträglich in den Text eingedrungene Randbemerkung eines

Lesers annehmen, der über den Autor [Vegetius wäre dann als Subj.zu fallt’tttr vorauszusetzen] feststellte: Recht hat er, und Homer kann es ihm bestätigen ...)

Zu I Q: Ging es bisher vorwiegend um äußere Auswahlkriterien, so scheint es jetzt

um eine äußerlich nur durch Symptome oder Anzeichen (t'ndt'cit's in ä 2) erkennbare

Qualität zu gehen, die über das Körperliche hinaus in Zusammenhang steht mit der

geistigen Haltung, der Einstellung, dem Engagement, kurz der Leistungsbereit-

schaft (gegenüber der Leistungsfähigkeit), also um etwas Inneres, das sich nur begrenzt und mehr oder weniger andeutungsweise äußert. Der Musternde (qut'

dilectum artttrus est) scheint hier eine gewisse prognostische Fähigkeit und eine gewisse ‘ästhetische Sensibilität' zu benötigen, um aus den kaum 'beweisenden‘

Zeichen die richtigen Rückschlüsse ziehen zu können. Bezeichnenderweise gibt

Vegetius hier aber zunächst gar nicht (und auch später in ä 4 nur sehr vor— dergründig) inhaltlich an, wie die evtl. auf innere Qualität deutenden Zeichen be— schaffen sein müssen; sondern er gibt eine allgemeine Mahnung und fordert auf zur Achtsamkeit: man habe 'scharf darauf zu achten' (vehemeurer t'ntendat), daß man

'nach dem Gesichtsausdruck, nach den Augen, nach der ganzen Körperbildung' (ex vtthu, ex Gratis, ex omm’ corgformart'one membrorum) die Richtigen auswähle.

Das ist eine Leerformel, wenn nicht verraten wird, wie die auf 'die Richtigen' deutenden Augen, die Gesichtszüge, die Körperbildung geartet sein müssen. Sehr allgemein und gar nicht konkret geht es weiter: Nicht nur bei Menschen, sondern

auch bei Pferden und Hunden sei. die virrus (Leistung, Leistungsfähigkeit und

-wille) aus Zeichen erkennbar; und nach Vergil muß man sogar bei den Bienen

darauf achten, was mit Georg.IV 92-4 belegt wird (wo es mir gar nicht sicher scheint. ob

Vergil dort zwei Bienen—Arten beschreibt oder aber den Arbeitsbienen die nutzlosen Drohnen gegenüberstellt). Dann aber (ä 4) wird es doch sehr konkret: Nach poetisierend

emphatischem Satzbeginn (Sir ergo adttlescens Martin opert' deputandus ...; dafür steht in der letzten Zeile des Kapitels das schlichte Wort rt'ro) kommen zehn rein körperliche Merkmale, deren am wenigsten konkret-dingliches noch das erste (vi—

gil'attttbtts ocuh's) ist. (Wie üblich sind die einzelnen Angaben in der Form variiert, hier relativ geringfügig, nach sechsmaligem Abl.qual. folgt ein chiastisch angeordnetes Paar prädikativer Adjektive mit jeweils zugehörigem Abl.lim. und abschließend nochmals ein umfänglicher, durch nou gegliederter Abl.qual. der erstaunlicherweise auch als Abl.abs. gelten kann.) Diese sed

rein körperlichen indt'cia widerlegen wohl doch den mir anfangs aufgekommenen Eindruck, daß es hier um innere Eigenschaften der Ein-

stellung und Bereitwilligkeit gehe. Schließlich weist auch der in ä 5 erfol—

gende Rückgriff auf die Frage der Körpergröße (aus d. vorangeh. Kap.) darauf,

daß es sich nur um die äußerlichen Merkmale der körperlichen Leistungsfähigkeit

dreht: wenn man beim (künftigen) tt'ro diese Merkmale (signa) antreffe, brauche man sich um die evtl. geringere Körpergröße nicht sehr zu grämen; denn - die pointierte Schlußwendung - ein tapferer Soldat ist nützlicher als ein langer!

Zu I 7: Wie es in Kap.2 u.3 um die äußere geographische Herkunft der Rekruten geht, so hier um die innere, die man auch als die berufliche Vorbildung bezeichnen kann: Bestimmte Berufsgruppen eignen sich (wegen einer inneren Verwandtschaft,

Erläuterungen zu Buch I, Kap?

243

des Umgangs mit Kriegswaffen oder des körperlich vergleichbaren Anspruchs) für die Adepten des Kriegshandwerks, andere ganz und gar nicht. Die hier aufgezählten Berufsgruppen (zunächst die abzulehnenden, als negativ und unseriös betrachteten, in ä 2 sodann die geeigneten) sind ohne weiteres einleuchtend, jedenfalls für die damalige Zeit, und sind, zumindest im negativen Bereich trotz der zusammen— fassenden Wendung omnesque qui aliqut‘d rracrasse vr'dentttr ad gynaecea per— ti'nens, nicht auf Vollständigkeit aus (sonst müßten bei den penirus repudt‘andt' natürlich in erster Linie alle Arten von Schauspielern genannt sein). Aber diese Prüfung auf die (auf der Vorbildung beruhende) innere Tauglichkeit hin ist überaus wichtig; sie scheint mir von Vegetius noch über die ganze bislang besprochene Körpertauglichkeit hinausgehoben zu sein, die anscheinend lediglich als freilich unverzichtbare Voraus— setzung gilt, {5 3: hat: est, in quo tott'us rei pnbr‘icae salns verrirur, m‘ It'rones non tantum corpon‘bttr, sed eriam animis praesranrt'ssimt' deh'gnntttr. Die schon wirklich anspruchsvolle Aussage totius ret publicae sal'us wird sofort irrt Sinn einer rhetorischen conflmiarr'o durch eine komplementäre, in die gleiche Richtung zielende zweite solche Aussage gestützt: vr'res regni er Romant' nominisfttndamenrum in prima dilecnts examt'nan'one cmtst'srunr. Man spürt, glaube ich, wenn man dies mit Aufmerksamkeit liest, über alle Rhetorik hinweg, wie sehr dies dem Autor am Herzen liegt. Objektiv und absolut sind es ja eher seltsame und sogar maßlose Übertreibungen: das Heil des Staates, die Kräfte des Reiches, das Fundament des römischen Namens hänge an prima difecrus examinarione. Die Aussage ist natürlich und leicht erkennbar um ein Zwischenglied verkürzt: das Reich hängt an seiner

Verteidigung(sfähigkeit), d.h. an der Kampfkraft seiner Legionen (Kapl), diese

aber sind nur dann funktionsfähig, wenn fortlaufend der bestgeeignete Nachwuchs eingestellt wird (der Gedanke fehlt hier und ist explizit erst in ll 3,2r‘ ausgedrückt, versteht sich hier aber von selbst mit), und geeigneter Nachwuchs kann nur bei wirklich ernsthaft und verantwortungsbewußt betriebenem dit'ecttts n'ronnm ge-

wonnen werden, wovon Vegetius hier spricht. (Was gemeint ist. wird so leicht und so sehr wie selbstverständlich mitverslanden, daß es vielleicht richtiger ist, von Verdichtung statt von Verkürzung der Aussage zu sprechen.)

Aus der Wichtigkeit des dt'z’ecrtts (und der ihm vorangehenden examt'natt'o) folgt die Warnung in ä 4, die Sache nicht zu leicht zu nehmen (nec Ieve hoc ptttentr ofiici—

um); man darf etwas so entscheidend Wichtiges ferner nicht irgendwelchen Be—

liebigen anvertrauen (passim qttr’bttscumqtte mandandtrm, vgl. hierzu den Schlußsatz des Kap.s in ä 9). Statt nun aber, wie es hier nicht gerade abwegig wäre, über

die nötige Qualifikation der Musterungskommission zu reden, führt Vegetius jetzt

nur ein etwas überraschendes historisches Beispiel an: unter so vielen anderen Leistungen des Sertorius sei eben "dies" bei den Alten ein besonderes Lob für ihn gewesen. Man kann keineswegs sicher sein, daß der angesprochene Kaiser (wer

auch immer es ist) überhaupt wußte, wer dieser Sertorius war (wenn man z.B.betlenkt. was unter Valens [364-378] der Anlaß war für Eutrops historisches Brevier und für das noch viel

anspruchslosere des Rufius Festus; vgl.Verf.. Euttop. 1995, 3f.). Dieses Beispiel entstammt der Quelle des Vegetius (hier Celsus, vgl. SCHENK [1930] 26—39) und ist ohne

längere Reflexion übernommen; es wird darum auch gar nicht weiter erläutert.

(Was eigentlich meint das das Beispiel einleitende qttod = "dies"? Nach dem Zusammenhang kann es nur die sorgfältigsle examt'natt’o beim dtt'ecttts sein; das scheint aber nicht recht zu stimmen! Auch wir rnit unserer oft viel besseren Kenntnis der römischen Historie, als sie bei den Zeilgenossen des Vegetius vorausgesetzt werden kann, haben nur eine Stelle. um das Beispiel wenigstens verstehen zu können; ein starker Beleg für das, was es eigentlich demonstrieren soll. nämlich die äußerste S or g f alt in prima dtlccrus examinan‘one, ist die Stelle jedenfalls nicht)

244

Erläuterungen zu Buch I, Kap]

Plut.‚ Sert.4,l berichtet, daß der junge Sertorius zu Beginn des Bundesge— nossenkriegs im cisalpin.Gallien mit Truppenaushebung und Rüstung beauftragt worden sei und daß er hierbei im Gegensatz zu seinen Kollegen solchen Eifer und solche Schnelligkeit bewies. daß er schon damals die Erwartung einer sehr tatkräftigen, ruhmvollcn Karriere erweckte. Daß dieses Beispiel, wenn denn nur die—

ses zugrunde liegt, sehr überzeugend sei für gewissenhafte examinario bei der Musterung, wird man nicht behaupten wollen; eben darum wird es wohl auch gar nicht näher ausgeführt. Stattdessen hebt Vegetius (ä Sft) weiter die Wichtigkeit der guten Auswahl der Rekruten hervor, denen defensio provinciarum und bellorum forruna anzuvertrauen ist: sie müssen sich körperlich (dies muß nach dem Zusammenhang hier mit genere gemeint sein) und charakterlich (morlbus) auszeichnen. Denn es ist (zumindest

au ch, wird man sagen) eine Frage des Charakters, ob ein Heer standhält oder flieht

(hanestas ver‘ecundia prohibetfugere,facit esse vicrorem); und nie hat sich ein Heer bewährt, bei dem es schon in probandt's rironibus haperte (5 ’l). Nach der traurigen praktischen Erfahrungen derjüngeren Vergangenheit (usu experimentt’s— quc r.'0gnot-'imus) - Vegetius wird hier so aktuell wie nur ganz selten - sind die Niederlagen darauf zurückzuführen, daß infolge der Sorglosigkeit einer langen Friedenszeit bei der Rekrutenauswahl Nachlässigkeit einriß (ionga pax militem incm’iosius legir), usw.: die zivile Laufbahn wird vorgezogen, zum Militär werden nur die abgestellt ('abgeschoben'!), die man loswerden will, und zwar per gratiam autdt’ssimularioncm probann’um. Dies alles ist eine recht starke und (wenn man aus dem Abstand zu unserer Zeit urteilt) übertreibende Zuspitzung auf den einen Gesichtspunkt des difectus, der mit dem größten Verantwortungsbewußtsein

und darum - das ist hier der Schlußsatz - von magni viri mit magna diligemia durchgeführt werden muß. ln diesem Schlußsatz wird die Wendung aus ä 4 nec

oflicinm am passim quibuscumque mandandum aufgenommen; und dieser leve ganze Teil von ä 4 bis ä 9 (= 12 von 19 Zeilen des Kaps) ist somit ein einziger in sich geschlossener Argumentations-Zusammenhang, in dem es um die (sozusagen alles entscheidende) diligenn'a der Auswahl geht! Daß Vegetius genau hieran außer— ordentlich viel gelegen ist, kann man bei einerauch nur halbwegs aufmerksamen Lektüre gar nicht übersehen. Er möchte dem Ubel seiner Zeit (den militärischen Niederlagen) abhelfen; und er sucht nicht an Symptomen zu kurieren, sondern an der Wurzel zu packen; diese Wurzel aber ist eben die Rekrutenauswahl, der aller—

erste und denkbar früheste Zeitpunkt für die Reform und Erneuerung des römi-

schen Militärs; die notwendigen folgenden Maßnahmen, insbesondere der Ausbildung (die er ja noch in diesem ersten Büchlein behandelt) und der weiteren Maßnahmen einer renovafl'o des römischen Heerwesens (denen die daraufhin im Auf—

trag verfaßten Bücher II bis IV gewidmet sind) werden nicht unwichtig, aber ihr

Erfolg hängt auch ab von diesem frühesten Punkt, dem dilectus rironum. Das ?.Kap., insbesondre dessen 2.Teil, hat also eine sehr zentrale Bedeutung; an der Verwirklichung seines Postulats hing in Vegetius‘ Sicht tatsächlich vieles (um

nicht zu sagen: alles weitere). Macht man sich dies klar, wird man die oben so

genannten Übertreibungen verständlich finden und wenigstens 'hinnehmen' können: In Vegetius' Sicht beruht auf prima difecrus examt'nan'o n'ronum, wirklich die

salus rei publicae, beruhen die vires regm' und Romam' nominisfundamenrum

hierauf. Nur wenn man das bedenkt, wenn man die (objektiven) Übertreibungen subjektiv zu verstehen versucht, kann man ein etwas tieferes Verständnis der sonst so spröden militärisch—technischen Schrift (des literarisch eher befremdlichen) Ti—

tels epi'roma rel miliraris gewinnen: Hier reitet kein bornierter 'Barrashengst' sein (ohnehin anstößiges) Steckenpferd, sondern hier sucht ein patriotisch gesinnter Mann seinen Beitrag zur Rettung des Vaterlands zu leisten. So gesehen ist die im

Erläuterungen zu Buch I. Kap.’lr - 8

245

Mittelalter als ein rein militärisches Sachbuch und nur als solches geschätzte, sonst sowohl literarisch wie auch inhaltlich eher verachtete, ja in den vergangenen zwei— einhalb Jahrzehnten als etwas schlechtweg Verwerfliches abgelehnte und inhaltlich ohnehin überholte Schrift aller Ehren wert, und ihr Autor ebenso. (Es ist eine andere Frage. die jedoch nicht Gegenstand dieser Erläuterungen sein kann. ob Vegetius'

Sicht der Dinge sachlich-historisch richtig, ob - anders gesagt — die Rettung des Reiches als des Römischen Reiches. das er kannte und erhalten wollte, wirklich mit Reformation und Renovation der militärischen Kraft zu verwirklichen. ja ob sie überhaupt zu verwirklichen war.)

Zu I 8: Das 7.Kapitel ist nicht nur, wie ich es soeben darlegte, insofern zentral als man hier zu Vegetius 'Innerstem', seinem Anliegen und seinen besorgten Gedan-

ken vorstößt, sondern es ist auch der Höhepunkt (zumindest) des ersten Teils der ursprünglich selbständigen Schrift (= Buch I); das folgende Kapß gehört zwar noch in diesen ersten Teil, bedeutet aber nurmehr die (eher nebensächliche) Ergänzung einer Einzelheit und im übrigen den Übergang zum 2. Teil der Schrift, in dem die Ausbildung des Rekruten das (Haupt-)Thema ist. (Der in 21 - 25 folgende Teil über den Lagerbau ist nicht als eigenständig zu bewenen. sondern dem der Ausbildung subsumiert.)

Das Kap. teilt sich recht deutlich - selbst in den Ausgaben üblicherweise durch

Absatz markiert - in zwei Teile, {5 l - 5 und 6 - l2. Thema des ersten Teils ist die

'Kennzeichnung' der Rekruten als Angehöriger einer militärischen Einheit. Diese Kennzeichnung geschah zu Vegetius‘ Zeit durch Tätowierung bestimmter Zeichen

(punctt's stgitorttm, vgl. II 5,2 victttris in eure punctis milires ...) und bedeutete die endgültige (durch die TätOwierun g ja gewissermaßen auch unwiderrufliche) Aufnahme des neuen Soldaten in seine Einheit. (Die Tätowierung der Soldaten diente zur Ver—

hinderung der Desertion und kam frühestens im 3.Jh‚ auf. Damit verbunden war dann der feierliche

Diensteid. .mcramentum, vgl. dazu ebenfalls II 5.2.) Vegetius' Vorschlag zielt darauf ab, die neuen Soldaten nicht sofort (was offenbar auch vorkam, sonst hätte sich diese Vorschrift erübrigt) endgültig aufzunehmen, sondern sie erst eine Probezeit (der Grundausbildung) absolvieren zu lassen. in der die wirkliche Tauglichkeit (ä 2: vet'ociras, robur, atmorttm disctplinam ediscere. cortfidenrt'a mitiraris) zu prüfen ist. Die Rückschlüsse aus dem Erscheinungsbild bei der Musterung (vgl. I 6,4) und

die soeben beschworene Sorgfalt der Musterungskommission reichen also in der

Realität nicht aus. um zu erkennen. ob ein Kandidat wirklich für die so große

Aufgabe geeignet ist (ä l). Die Zahl der Ausfälle scheint sogar recht hoch gewesen

zu sein: Vegetius spricht (ä 3) von pleriqtte. was natürlich kein Superlativ ist, aber

doch als Elativ eine ernstzunehmende Zahl bedeutet. Daher (ä 4) sind die Untaug—

lichen abzulehnen und dafür Bessergeeignete einzustellen, selbst wenn dies einen

zahlenmäßig hohen Verlust bedeutet; denn im Kampf. d.h. wenn es ernst wird — so

beschließt ä 5 mit Formulierung der Eingangsthese aus I 1,1 als Sentenz den ganzen l.Teil und schließt ihn so auch als Einheit zusammen -‚ nützt weniger die Menge als die Tüchtigkeit (mm tam prodest mttitt'tudo qmm vt'rrtts). Nach Kennzeichnung der Soldaten und ihrer endgültigen Aufnahme (in die Matrikeln, vgl. II 5,2 und auch die Wendung der__1.Z. des Kaps pttitctis sigrtorttm inscribeitdus est tiro) "ist ihnen in täglichen Ubungen die Waffenkunde beizubrin-

gen" (‚5 6). So wird das Thema für diesen Teil aus I prol.5 de exerciratione riraitttm

(vgl. auch die Gesamtinhaltsangabe zu I - IV hinter der Werkstitulatur qttt’btts armorttm exercr'tit’s imbttendt‘) hier aufgenommen. Die Sache der Ubungen liegt nun

freilich (ebenfalls) im Argen: die sorglose Sicherlteit eines langen Friedens (eine immer wieder gebrauchte Wendung, vgl. soeben in 7.8 langer par militem t'ncttrt’ost'ns Iegit) hat von den exercin'a entwöhnt und sie in Vergessenheit geraten

246

Erläuterungen zu Buch I. Kaps -9

lassen; man findet gar keine Lehrer mehr für das, was seit so langer Zeit niemand mehr gelernt hat. Also müssen wir (= ich, Vegetius) aus einschlägigen historischen und militärischen Fachbüchern die alte Praxis wieder heraussuchen (nobt’s antiqua

consuentdo repetenda 6st), eine recht mühsame Aufgabe, wie der Kontrast von ex

It‘br-t's repetere zu consuerudo als etwas selbstverständlich Gegenwänigem deutlich macht. Das Mühsame des Unterfangens wird noch verdeutlicht: die Historiker sind

(trotz der gewaltigen Fülle antiker historiographischer Literatur; ich möchte annehmen, daß gerade darauf angespielt werden soll, um die Schwierigkeit vor Augen zu führen; denn der Sache nach hat-

ten die soldatischen exercttia ohnehin ihren Platz nicht in der Historiographie) insofern unergiebig. als sie das hier und jetzt Interessierende (ista quae nunc quaert‘mus) als selbstverständlich bekannt (tamquam nota. weil eben consuetudo) beiseite ließen. Was unter den Griechen vor allem die Spartaner und Athener zum Thema Taktik in Buchform brachten. ist ebenfalls nicht das, worum es geht: nos disciplinam miliraren: populi Romani debemtts inqut'rere meint im Zusammenhan g nichts anderes

als die exercitia, also nicht Strategik, nicht Taktik und keine allgemeine Militär-‚l Heereskunde, sondern die praktischen Ubungen der (speziell römischen!) Soldaten-Grundausbildung.

Das “speziell Römische” steckt m.E. mehr noch als in populi Romani in dem Zusatz qm‘ er porvissimis finibrts imperittm stmm poene soll's regionibus et murtdi ipsr'us fine distendr't. Dieser 'Zusatz' hat nämlich wiederum stark argumentierendes Gewicht: die so beispiellose Leistung des römischen Volkes resultiert ja aus seiner disciplina militan's [vgl. l 1.6, wo adversns omm'a die beiden Themenbereiche des Buches I. ditectus und exerct‘tiunflexerritaü‘o, in einzelnen Teilbereichen benannt sind); und also - das ist das hier stillschweigend selbstverständliche Argument kann das gefährdete Imperium auch durch die disctpt’ina militarr's (hier = ererct‘tia, wie ab Kap!) vorgeführt) gerettet und behauptet werden.

Die Not— oder Zwangslage (5 10; necessitas ist mit 37 Belegen eins der häufigeren,

ja für Vegetius typischen Wörter) kann nicht nur, sondern ist wohl auch doppelt zu beziehen: zum einen ist es die Notlage des von Feinden bedrohten Reiches, die

Vegetius zu seiner 'Denkschrift' veranlaßt hat; zum anderen die mißliche Situation,

daß man über das Gebiet der soldatischen Ubungen, über das er anschließend zu schreiben hat, weder bei den Historikern allgemein, noch bei den Griechen etwas Verwertbares findet; diese necessitas hat ihn veranlaßt, nach (vergeblicher) Durch— sicht der Bücher von 'Autoritäten' (attctor bedeutet hier m.E. nicht nur einfach scrt’ptor) in seinem Werkchen getreulich nur das wiederzugeben. was die angeführten vier Autoren Cato, Celsus, Frontinus und Paternus und was Augustus',

Trajans und Hadrians Constitutionen boten. Nach meiner Meinung - SCl—IENK aaO ’tf sieht es ganz ebenso - gibt Vegetius also nicht eine beliebige Auswahl von Nebenquellen an (bei gleichzeitigem Verschweigen der vorwiegend ausgebeuteten Hauptquelle, wie es in der Antike wohl vorgekommen sein soll), sondern er benennt die beschränkte Anzahl seiner Quellenschriitsteller vollständig, und mehr als das. indem er auch die indirekten Quellen, die er nur aus seiner eigenen Vor-

lage (nach SCHENKS überzeugendem Aufweis hier Celsus) kennt, mit aufführt. (Z.B. ist mit hoher

Wahrscheinlichkeitanzunehmen‚ daß Catos Buch im 4.!5.Jh. bereits untergegangen war.)

Der Schluß des Ubergangskapitels gibt m.E. eine Bestätigung dafür, daß Vegetius ‘ehrlich' verfährt (also seine Quellen vollständig anführt, nicht verbirgt). Da er für sich selbst keinerlei Originalität oder sonstige intellektuelle Leistung, sondern nur

die Ehre einer zuverlässigen (vgl. ä 10 fidelissr’me) Fleißarbeit in Anspruch nimmt,

indem er lediglich das Vereinzelte und ‘Verstreute' gesammelt hat. läßt sich kein

Motiv erkennen, das ihn zum Verschweigen einer ausgebeuteten Quelle bestimmt

haben könnte.

Zu I 9: Das erste Kapitel der militärischen Ü b u n gen gliedert sich zunächst einmal in die im Titel genannten Bereiche: ä 1-3 gradus, 41’ cursus, 6 soltus. Darauf folgt mit ä 7-9 eine zusammenfassende Wertung der beiden letzten Bewegungsarten.— ln

Erläuterungen zu Buch I. Kap.9

247

sprachl.Hinsicht fällt der unmittelbare Kap-Anfang (Primt's ergo medirariommi

ariSpiciis) durch die teils seltene, teils Späte Gebrauchsweise von medirario und au-

Spicta auf. Das erste Wort ist ganz und gar synonym zu exercitium oder exerritatio und so in der Epitome (neben viermaligem meditan') zehnmal belegt (davon siebenmal im 1.13 ueh, zuerst in I 1.6 in campestn‘ medirarione; diCSe Verbindung auch in Plinius' Panegyricus auf Trajan); dieser seltene (metaphorische) Gebrauch begegnet zuerst bei Quintilian; in der Epit. ist diese Bedeutung die ausschließliche und hat überhaupt nichts mehr mit der ursprünglichen geistigen Bemühung (= Studium) zu tun, die dem Wort bis in heutige Zeit eignet; das zweite ist ebenso metaphorisch ‘säe kularisiert' zur Bedeutung von Anfang (: initiam, ohne jeglichen Zusammenhang mit der ursprünglichen "Vogelscheu" oder mit irgendeinem Nebensinn von "Feierlichkeit des Beginns").

Die Wendung bedeutet nicht mehr und nichts anderes als primis excrcitatiom's initi— fS. Der gradus militaris ist nun zunächst nicht terminologisch der Gleichschritt, sondern die straff—zügige Gangart gleichmäßiger Geschwindigkeit aller einzelnen und aller Marschgruppen, vgl. III 6,22; die Begründung dafür gibt ä 2 pcricultmi gravissimum sustiner divisus et t'aordt’natus exercitns, wofür sich auch genü-

gend Belege aus der einschlägigen Literatur anführen lassen, z.B. Caes., b.G. V

58,3f, wo der auch von Vegetius sonst öfters verwendete Terminus dispersus gebraucht ist. Darüber hinaus aber ist unter ambttlare aeqtialiter sehr wahrscheinlich (so DIHLE 1993) doch auch der militärische Gleichschritt zu verstehen,

wie er sich mehr oder weniger dann von selbst einstellt, wenn man innerhalb einer

militärischen Einheit auf gleichmäßiges Tempo und auf Ordnung hin trainiert (ä l

in itinere vel in acie cttstodt'endum

ur

incedcndt' ordincm solvent, ä 2 assidtto

exercin’o ambulare cetert'rer eraeqnalirer). In ä 3 gibt Vegetius für diese Übung, die natürlich auch der körperlichen Ertüchtigung im Sinn von I 3,3 dient, eine Leistungsnorm, die erreicht werden muß: 20 Meilen mit einer Geschwindigkeit von 4

Meilen pro Sommerstunde, die man ganz grob (vgldie Notiz zur Ubersetzung die-

ser Stelle) mit ?0-75 Min. ansetzen kann. Umgerechnet dürfte man damit auf rund 30 km (die Meile zu 1,48 km = 29,6 km) in ca.6 Normal-Stunden a 60 Min. kommen und somit auf ein Tempo (auf dieser Stufe sicherlich ohne die volle Ausrüstung, vgl. zu I 19,1 u.27‚2) von 5 kmfh. (Der Marsch piano einem gradtt, qm’ cirarior es: [ä 3] ist um ein Fünftel weiter und schneller, also 36 [35,52] km in denselben 6 Std. = ca.6 kmfh.) Das übliche Quantum entspricht dem, was man all— gemein als durchschnittliche Tagesleistung eines Heercs in kriegerischer Unternehmung ansetzt; dabei ist zu bedenken, daß im Normalfall, etwa in Caesars gallischen Feldzügen, die übrige Zeit des Tages zur Lagererrichtung diente. Daß bei Eils

marschem etwa Caesars im Bürgerkrieg oder bei den Gewaltmarschen, die nach Herodians Schilderung für Septimius Severus so bezeichnend waren, viel weitere Strecken (sicher ohne weiteres das doppelte Quantum) bewältigt wurden. versteht sich von selbst. Aber das waren Ausnahmen, und vor allem wurde dann kein befestigtes Lager angelegt. was Vegctius unLin I 21.3tt beklagt)

Uber den pfenus gmdus hinauszugehen (ä 4), bedeutet cursns ("Laufschritt"), der

ebenfalls trainiert werden muß (bei dem jedoch kein echter Gleichschritt durchführ—

bar, nur ein einheitliches Tempo erreichbar ist), für den sich aber nach Vegetius kein festes Maß angeben läßt. Der cursus unter Waffen und im Schlaclttgeschehen wird sich

deutlich unterhalb von l krn bewegt haben, vgl. III 20,15, wo im 4. gratis depitgnaiionr’s die

Flügel über 400-500 Schritt beschleunigt gegen den Feind vorstürmen. Der echte militärische Laufschritt ist um ebenso viel anstrengender als der normale Marsch (und daher

selten anzuwenden), wie er den allgemeinen Vorteil der velocims (vgl. I 4,3!) bietet, was die Exemplifizierungen in ä 4—Endc und 5 belegen.

Der Sprung ist gewissermaßen der Vollständigkeit halber als auch eine (und na-

türlich die allerseltenste) 'Gangart' im Gelände und im Kampf angeschclossen; er differenziert sich zweifach: in den normalen Weit- und Hochweitsprung zur UberWindung von Geländehindernissen und in den Ansprung gegen den Feind.

248

Erläuterungen zu Buch I, Kap.9 - 11

Die (schon zur Übersetzung notierte) sprachliche Auffälligkeit des Wechsels vorn Sing. mir'cs zum

Plur. possr'nr ist als consrructio ad sensum (und so zumeist ein Gräzismus) zu klassifizieren; sie

bedeutet gleichwohl eine formale Achtlosigkeit der Sprache, wie sie wohl weniger für den Autor als für die Zeit typisch ist. Nach meinem Empfinden belegt sich hierin wie in einigen anderen Erscheinungen des späten Lateins, vor allem in der schon einmal angesprochenen völlig beliebigen Austauschbarkeit der sogen.Synonyme. deren eigentlicher Bedeutungsgehalt gar nicht mehr wahrgenommen wird. sondern die als bloße Wonhiilsen verwendet werden, etwas. das ich "formelhafte Erstarrung" nennen möchte. Der Begriff miles wird weniger als der formale Singular betrachtet denn als Kollektiv—Begriff ”Militär = Soldaten", und natürlich gehört dazu dann der Plur. passinr. Nichts aber hätte ja im Wege gestanden, hier wie an ungleich häufigeren Steilen exercendr’ stritt mr‘ir'res zu sagen. (Daß dieser Gebrauch der cunrrmd sehr. auch dem besten klasslatein nicht ganz fremd ist zeigt Caes., b.G. 1 2,1 civitarr' persuastt. trt extrem, strukturell ganz ebenso, nämlich nach einem Kollektivbegriff im nachfolgenden Nebensatz der Plur., aber dennoch nicht so schroff, weil civr‘tari nicht wie hier rru'les zuvor als Subj. zu einem singularPrädgesetzt war.)

Lauf und Sprung bilden gerade im Kampf eine gewisse Einheit, deren Wirkung auf den Gegner in ä 7 vorgestellt wird. Dazu tritt (ä 8) wiederum ein histor.Beispiel,

nämlich des (jungen) Pompeius Magnus, das wiederum nur als eingeschränkt passend beurteilt werden muß, in dem es nämlich nicht, wofür es steht, die Wirksam—

keit von Lauf und Sprung auf den Gegner. sondern den Ubungseifer des Pompeius (in dieser Kampfpraxis) belegt. Das Beispiel stammt ebenso aus der Quelle wie die vorige Erwähnung des Sertorius (ob.zu I 7,4), der hier (ä 9) das zweite Mal erwähnt ist. (ä 9 bildet mit ä 8 zusammen einheitlich den Beleg für die Wichtigkeit von frequen-

tibus exercin’r's praeparare ad proetr‘um (ä 9). nicht aber, wie gesagt, für die Wirkung eines beilator cum cursu saltttqrte veniens [5 7]. wie es sollte.)

Zu I 10: Daß die antiken Soldaten schwimmen können mußten, ist eine ganz selbstverständliche und einleuchtende Vorschrift, die an sich gar nicht begründet

werden müßte und hier auch nur knapp begründet wird (nochmals und ausführlicher

kommt Vegetius in Ill ’l hierauf zu sprechen): weil man nicht immer Brücken vorfindet, muß 'das Heer' notwendig bei Verfolgung oder Rückzug schwimmen können.

Interessanterweise, vgl. d.Anm. zum kollektiven Begriff mites soeben in I 9,6, steht auch hier der kollektive Sing. exercr'rus statt miirtes. Denn eigentlich nicht das Heer als Kollektiv schwimmt, sondern die einzelnen Personen des Heeres bedürfen der Fähigkeit zu schwimmen; vgl. auch wenige Zeilen später in ä 3 die Verwendung von irrverrttrs u. so an unzähligen anderen Stellen.

Andernfalls droht zusätzlich zur Gefahr vonseiten der Feinde bei Unwettern und

nachfolgender Uberflutung auch noch Gefahr ab ipsr's aquis. Das ohnehin Ein—

leuchtende der Vorschrift wird mit der praktischen Klugheit der 'alten Römer',

denen wiederum ein argumentierender Relativsatz quos tot belle er conrinnara

pet‘icula ad omnem rei militart's erudr'verant artem (”spat" ist auch hier wie an vielen anderen Stellen, vgl. obzu necessitns in I 3,2, die Verwendung der abstrakten Begriffe bella t pericttr‘a als Subj. zu crrtdr'verant), zugeordnet wird, noch stärker evident: die Anlage des cam-

‚uns Martins am Tiber wird dabei in historischer Umkehrung als zweckgerichtete

Maßnahme gedeutet, sozusagen eine Aitiologie gegeben für dessen Lage am Tiber:

nicht weil der Tiber nahe war, schwammen die jungen Römer nach den Militärübungen, sondern sie legten um des Schwimmens willen den c.M. dort an. Aus der generellen Notwendigkeit der Schwimmfähigkeit ergibt sich (ä 4), daß dies nicht nur für die pedites als 'Normal‘— und Kemrruppen des Heeres gilt, sondern auch für Reiter, Pferde (denen man das Schwimmen ja bekanntlich nicht erst beibringen muß, die aber wohl zu gewöhnen sind an die erschwerten Bedingungen von militärischen Flußüber-

gängen. vgl. auch III 7.2-6) und sogar den Troß.

Zu I 11:

Galten die ersten beiden 'Übungs-Kap.’ der (Marsch—)Bewegung der

Soldaten im Gelände (dazu gehört natürlich auch das Überqueren von Flüssen), so geht es jetzt um Übungen der eigentlichen Kampftätigkeit der Soldaten. Dazu dien—

Erläuterungen zu Buch I. Kap.ll — l3

249

ten bei den antiqut' Ubungswaffen und sogar ‘Übungsgegner', nämlich die paii (ä

3.; ihnen entsprechen im heutigen Militär die "Pappkameraden"). Die primären Ubungswaffen waren Schilde aus Weidengeflecht vom doppelten Gewicht der echten Schilde (der ohne weiteres sofort einleuchtende Sinn dieser Maßnahme wird am Ende des fol—

gend.Kap.s‚ in I 12,4. eigens formuliert: ut cum vera et ieviora tiro arme sumpst‘sset, vet'ttt graviore poudere liberales securt‘or alacn'orque puguuret, Weidengeflecht wurde darum gewählt. weil es zum einen [bei frischem und grünem Holz] das übungshaiber ja angestrebte höhere Gewicht besitzt und zum anderen - das ist der Hauptgrund - durch seine Elastizität der ständigen schweren Be— anspruchung dauerhafter standhält) und Knüttel (Stöcke, cl'a vae), die die Rekruten pro

giadiis (ä 3) zu benutzen hatten, ebenfalls vorn doppelten Gewicht echter Kampf-

schwerter. Die Fechtübungen am Pfahl standen für die Rekruten grundsätzlich

zweimal täglich auf dem Dienstplan, d.h. matte und post met'idt'em. Dies wird in II 18,5 und 23,1 bestätigt. während man in II 23,2 darüber hinaus erfährt, daß auch

die ausgebildeten älteren Soldaten ausnahmslos täglich einmal das Waffentraining

zu absolvieren hatten. Wie hier (ä 30 die Praxis an den 6 Fuß, d.h. mannshoch

anfragenden Pfählen als nützlich auch für professionelle 'Normai'-Gladiatoren

(sicher nicht für die speziellen Arten wie ren'an'i [Netzfechter] oder laquraru' [Lassok'ampfer] und wohl auch nicht für die als Arenaopfer rasch verbrauchten Kriegsgefangenen oder Abgeurteiltcn)

als nützlich galt, so galt umgekehrt (vgl. Plin. paneg.33,1) das Gladiatorentum als Ertüchtigung zum Krieg; Ubung und Ausübung waren ja weitgehend gleich; und zeitweise in der langen Geschichte des Gladiatorentums wurden die Gladiatoren auch als Soldaten verwendet.- Besondere Bedeutung könnte die hiesige Stelle für

die Datierung der Schrift haben, wenn man bedenkt. daß die wegen ihrer Grausamkeit schon von Cicero (Tusc.ll 41) und Seneca (epist.7,2f) verurteilten Gla—

diatorenspiele 325 durch Konstantin für den Osten und im 5.Jh‚ durch Honorius

(also vor 423) generell verboten wurden. (Man kann hiermit zwar nichts sicher beweisen, und die Art der Erwähnung in ä 4 läßt es zu, die Gladiatorenausbildung

als etwas Vergangenes zu betrachten, aber es hat wohl doch keine besondere Wahr-

scheinlichkeit, daß der Christ Vegetius in seiner Denkschrift an einen christlichen

Kaiser auf ein wegen Grausamkeit verbotenes Beispiel verweist, _selbst wenn es in

der Vorlage so stand.) Die (ä 7) folgende Schilderung der (Ubungs—)Kampf—

Tätigkeit am Pfahl wird in II 23,5 der Sache nach wiederholt, aber in stark vari» ierten Formulierungen. Die Angaben in ä 8 bedeuten eine von Anfang an beachtete Disziplinierung des Offensivdrangs derart, daß Defensive und Selbstschutz dabei niemals aus dem Blickfeld gerieten. M Das 12.Kap. ist als ganzes lediglich präzisierende Ergänzung des vorher-

gehenden: Dasfert're mit der clava (im späteren Ernstfall mit dem Schwert), das in

11.6f geschildert war, wird (ä l) auf eine besondere Weise definiert, nämlich

pnnctt’m, nicht caesr'm, und dies wird erläutert und begründet. (Dabei unterläuft freilich

eine geringfügige Vereinfachung. insofern ja nichtjeder Stich, "der nur zwei Zoll tief geht". töd— iich ist. wie andererseits durchaus auch ein caest‘m geführter Schlag tödlich sein kann. Doch ware es spitzfindig, dies zu bemängeln, da in der Mehrzahl der Fälle die Unterscheidung zutrifft.) In ä 3 mit ä 4 (LSalz) wird der 'disziplinierende' Schluß (ä 8) des vorangehenden Kapitels

aufgenommen: Die Beachtung von Defensive und Selbstschutz (in der Offensive) verlangt eben non caesim. sed punctt’m fert're (ä 1), weil man sonst (und) partc pateret ipse ad plagen: (11,8). Der 2.Satz des Schlußparagraphen erklärt schließ-

lich. wie bereits vermerkt wurde, die in 11,1f lediglich mitgeteilte Maßnahme, daß Ubungswaffen von doppeltem Gewicht verwendet wurden. Zu I l3:

Thema ist die Schulung zum schwerbewaffneten Infanteristen, der Ge—

brauch der armatura. die die Bewaffnung der beiden ersten Treffen, d.h. der 10 Kohorten einer Legion darstellt. Das Wort umarura steht hier in dem Sinn, der mit—

250

Erläuterungen zu Buch I, Kap‚l3

unter (z.B. H 2,10: 15.4) als gravr's armarura formuliert ist und tatsächlich die Sache

meint, nicht die Personen. Daneben erscheint das W011 sogleich in ä 3 als "Waffentechnik“

und der Plur. armtttrae (II 7,8 amtume duplares) statt der Personbezeichnung armen. in II 15,6

ebenso armerums statt der Angehörigen der lew's armerum: feremarü et levr's armmra, quer man: exculcatores et armatums dicimus, in II 15,4 steht der Singflrmatum anscheinend als die rhet.Figur ‘Abstraktum statt Konkretum' anstelle des 'personalen' Plur. (zugleich als constrad sehr, vgl. zu I 9.6): haec erat gravis armatura. quia habebant — Der Gebrauch des Wortes ermutura bei Vegetius ist nicht einheitlich, oft problematisch und meist nur aus dem Zusammenhang zu klären.

Problematisch ist auch hier der genaue Sinn von armarura; denn als_Waffen der

Schwerbewaffneten gelten ja vor allem Schild und Schwert, deren Ubungen am

Pfahl soeben gerade geschildert worden sind (dazu kommt die Defensiv-Rüstung

durch Helm, Panzer und Beinschienen); die volle damalige Ausrüstung gibt Vegetius in I1 15,4 haec erar gravis unmarura, qut‘a habeban! cussr’des, carqfractaa ocre— as, scuta, gladt'os maiores er minores plumbaras (dazu vgl. besonders III 14,10 u.unt.in I 17); daneben kommt eine verschiedentlich belegte ältere Auffas— sung von armarura infrage, die der leichten Bewaffnung (Icvt's armatura) rrtit Wurflanzen und -spießen sowie Pfeil und Bogen entspricht. Sie kann m.E. hier jedoch ausgeschlossen werden.- Das hauptsächliche Verständnisproblem liegt (für mich) darin. daß Kap.13, mit praeterea anknüpfend, doch offenbar etwas anderes besprechen müßte als in Kap. 11 (u.12) besprochen war. Ist vielleicht mit Kap.11

eine Art Vorübung. mit 13 die eigentliche, technische Ausbildung an den Waffen gemeint? Dafür könnte die chronologische Abfolge von der Körperertüchtigung in

9 (u.10) über die Vorübungen in 11 (u.12) zu den eigentlichen Exerzitien in l3ff sprechen (praererea hätte dann die Bedeutung "weiterhin, in der Folge"). Dagegen

spricht jedoch die ibefreiende' und erleichternde Wirkung der echten Waffen im

Kampf nach den Ubungen mit doppelt schweren Hilfsgeräten (I 12,4); und dagegen spricht auch die Fortsetzung in Kap.14. Eine andere Möglichkeit ist die Annahme, daß die Einübung der Rekruten als schwerbewaffneter pedt'res grund-

sätzlich für alle, unerachtet der späteren Verwendung verpflichtend sein solle (dafür

mm tantum armaturue. qut‘ sub campidoctore surtt. sed omnes spricht II 23.3 urmuturam aequalr‘ter contubemales cottr‘diana meditatione discebaru sowie die Fortsetzung in Kap. l4). und

wohl auch, daß die echte kampftechnische Ausbildung überhaupt unbedingt statt— finden müsse; darauf deutet die Betonung des unnaturis melt'us pugnart' quam cete— rt's und qtiarttttm exercitattrs miles inexerrt'ram sit melt’or (ä 2). Die waffentechnische Ausbildung mit Schwert, Schild, Lanzen, Wurfspießen, plumbarae, also die Ausbildung der schwerbewaffneten pedires oblag den campt‘doctores (die im Ernstfall

einer expedirr'o nach III 6,23 auf dem Marsch für ein gleichmäßiges Tempo aller Marschgruppen sorgten, nach III 8,11 die Schanzabschnitte beim Lagerbau zuwiesen).

Die Wichtigkeit dieser Ausbildung durch die Exerziermeister (docmres amwrnm dürfte

mit dem Wort campidecrores bedeutungsgleich und lediglich eins der zahlreichen Beispiele verbaler

Variation sein) erhellt aus der bevorzugten Entlohnung dieser Lehrer und der

Zurücksetzung (Gerste statt Weizen) derer, die auf diesem Gebiet zu wenig lei-

steten. Schon hierin und noch stärker in der mit ä 5 einsetzenden Digression vom

eigentlichen Thema zeigt sich wieder einmal der allgemein appellative, paränetische Charakter der Schrift: Denn der Schlußteil des Kapitels ab ä 5 redet nicht mehr von

der Unterweisung in der Waffentechnik, sondern versucht deren Bedeutsamkeit

nahezubringen, dem Kaiser als Anliegen im Staatsinteresse schmackhaft zu machen. Nur so gibt die unmotivierte und überraschende Erwähnung von "Glanz der Kleider oder Reichtum an Gold und Silber und Edelsteinen" Sinn gegenüber der Unterwerfung der Feinde allein durch terror armer-mir. Die Passage ä 5-8 zeigt, daß

dem Autor sein eigentliches Aniiegen, die reformart'o l renovart'o der herunterge— kommenen Streitkräfte nach dem Vorbild der Alten immer wieder und mitten in der

objektiv-sachlichen Umstellung durchbricht.

Erläuterungen zu Buch I. Kap.” - 16

251

Zu I 14; Das Kap. geht mit einer die Digression vonI 13,5—8 ausdrücklich markie-

renden Floskel (ad inceptum reverror) zum nächsten Sachpunkt der waffentechnischen Ausbildung über. Wir befinden uns (noch oder wieder?) bei der Ubung am

par'us, jetzt mit Wurflanzen. die ebenso wie Ubungsschiid und ciava schwerer von Gewicht sind als die echten t'artda im Kampf. Bei dieser Ubung (unter Leitun g des armorum docror, was für die “andere Möglichkeit" in Kap.13 spricht) sollen durch kräftiges und gezieltes Werfen die zum Lanzenwurf erforderlichen Kräfte und eine gute Treffsicherheit erworben werden.

Zu I 15; Wie die Wurfspeere so werden auch die Pfeile der auszubildenden Bogenschützen auf die pfiff gezielt. Als Pfeilschützen sollen ”ein Drittel oder Viertel"

der Rekruten (irrniorcs ist eine lediglich verbale Variation statt tr'rorres) ausgebildet werden,

“das man als dafür geeigneter" befindet: Da die Pfeilschützen zu den Leichtbewaff— neten. d.h. Auxiliaren oder Triariern (dazu III 14,6) oder Plänklern (campi’genL anresr'gnam', II 7,6) gehören und da eine besondere positive Eignung zum Pfeilschützen (statt zum 'Normalsoldaten') nicht so ohne weiteres und von vornherein zu erkennen ist, handelt es sich bei aptr'or wohl nicht um den (im späteren Latein seit dem 4.Jh.. besonders bei Auretius Victor häufigen) 'absoluten Komparativ', der praktisch dem Positiv gleichbedeutend ist. sondern es wird eine negative Qualifizierung aus— gedrückt sein, indem das Drittel oder Viertel zu Pfeilschützen ausgebildet werden

soll, das sich dazu besser als zum Dienst der Schwerbewaffneten eignet (es

liegt also Ellipse des qmm-Teils vor), Indes haben auch die Pfeilschützen ihre speziellen Qualitäten. besonders technische Fertigkeiten (ä 2), insofern es hier eher auf subtile Geschicklichkeit (sollertia) als auf Körperkraft (vires) ankommt. Die tech—

nische Fertigkeit bedarf sorgfältiger Ausbildung und ständiger Praxis und Ubung.

Dann sind tüchtige sagirrarii sehr von Nutzen, wofür Catos ir'bri de discipiina

mitirart's sowie die Beispiele des "Claudius" und des jüngeren Scipio Africanus (Aernilianus, KP V 49, Nr.12) angeführt werden. Welcher von den zahlreichen

Ciaudiern gemeint ist. kann wohl nicht sicher geklärt werden. SCHENK aaO 33 scheint den Kaiser Claudius zu meinen, was ich für sehr unwahrscheinlich halte.

ONNERFORS denkt unter Verweis auf Plut., Marc.12 an Ciaudius Marcellus (cos.I 222, cos.V 208, cf.KP 1207, Nr.15); dazu stimmt gut die hiesige Wendung hostem auf pi'i’us imparfrrerat, Stipet‘fli’i!‚ aber dort handelt es sich ausdrücklich nicht um Pfeilgeschosse und nicht einmal um Wurfspeere, mit denen die Uberle-

genheit errungen wird, sondern um lange Stoßlanzen, wie sie in Seegefechten üb-

lich sind, die er an seine Fußtruppen verteilt (ötaöobg öoprxtu tcüv vauucixmv man

toig naioig). Vielleicht hat man anzunehmen, daß irgendwann einmal (in Vegetius' Quelle?) der allgemeine Begriff Fernwaffen. denen die langschäftigen Seekampf— Stangen zugerechnet werden können, auf die wirklichen Fernwaffen der Bogen-

schützen verengt wurde.— Das Beispiel Scipios ist ohne Erwähnung der Bogen-

schützen bei Eutrop (IV 17,2), die Einreibung der Bogenschützen bei Frontin (strat. IV 7,27 Scipr'o Aemilr’anus ad Numamiam omnibus non cohorn’bus tanrum, sed cennrriis sagirrarios erfimdirores interposuir) belegt.

Zu I lfi: Auch das Werfen von Steinen (per Hand oder) aus Schleudern ist eine (seriöse) Kampfesweise, die zu üben ist, und zwar (ä 3) von allen Rekruten (mir'— versr’s hier zuerst eindeutig statt omrtibtts. doch vgl. schon in I 4,6 sparr'um universa dtsrendr').

Die "Balearischen Schleuderer" waren ein 'Markenzeichen', aber die Legende der Mütter, die ihre Kinder nur dann essen ließen. wenn diese zuvor jemanden (einen Menschen, nicht etwa ein Beutetier) erlegten, wird kein Vemünftiger ernstnehmen, sie ist aber bei Florus (epit.I 43,2) aufs schönste belegt: man brauche sich über die

252

Erläuterungen zu Buch I, Kap.16 - IT

Treffsicherheit nicht zu wundern, da dies unum ab inflmn‘a Studium sei. und dann cibum puer a matre non accr‘pt’t, nisi quem ipsa monsrranre percusserr’t. (In ipsa monsrraure liegt sicher der Hinweis auf die Möglichkeit zur Entstehung der Mär, da die Kinder das nicht erst als Heranwachsende oder im Wehrdienst, sondern schon von klein auf sogar unter Anleitung ihrer Mütter lernten.)

Im übrigen schließt saepe em‘m [ä 2) unter Übergeben des Beispiels der balearischen Mütter direkt an den l.Satz des Kaps an. Das beweist an sich eine nachträgliche Einfügung; doch ist es kein Anlaß zum Verdächtigen der Balearen—Notiz als Interpolation. sondern es handelt sich um eine Anmerkung des Autors, die er nicht, wie heute üblich. in einer Fußnote. sondern nur im Haupttext unterbringen konnte. Daß enim dadurch den Sinn verlor, ist ihm entweder nicht bewußt geworden oder hat er in Kauf genommen.

Daß geschleuderte Steine unter bestimmten Umständen wirkungsvoller (gravieres

: wuchtiger) sind als Pfeile, wird man nicht bestreiten (sonst wäre diese Kampfesweise, deren Treffsicherheit und Reichweite bei aller Perfektion deutlich hinter der der Pfeilschützen zurückblieb, bald aus der Mode gekommen); auch daß Helme und Panzer einen meist ausreichenden Schutz gegen Pfeilschüsse boten, kann man der hiesigen Stelle entnehmen. Merkwürdig aber mutet die Begründung für gravi— ores an (cum

intereat, ä 2): daß sie ohne off.Wunde und vor allem sine t'nw'dr'a

sanguim’s tödlich sein könnten, mag sachlich stimmen (doch s.nächst‚Satz), aber es

ist eine seltsame Auffassung von 'unblutigem Sieg'; als ob t'nvidia sanguinis in der

Schlacht eine Rolle spielte! Im übrigen bezweifle ich durchaus, ob tatsächlich die Wucht der von einer fuuda geschleuderten Steine so groß war, daß dort, wo Pfeile abprallten oder. ohne durchzusehlagen, steckenblieben, die Steine durch Gehirn-

oder Herzerschütterung tödlich sein konnten. (Hier verrät sich, ohne daß ihm das

ein Vorwurf sein sollte, der Autor doch als militärischer Laie ohne praktische

Schlachtfeld-Erfahrung; dazu wird man den Hauptteil dem medizinischen Interesse

des Celsus zuzuweisen haben, dem ja trotz des einschlägigen Teils seiner Enzyklopädie die praktische Militär-Erfahrung ebenfalls fehlte.) Die beiden folgenden Paragraphen geben denn auch ganz andere Begründungen für t'aciendos exercert' difigenrer convenit, ä 1: erstens weil es, salopp geIapr'des vererum proeh'r's), zweitens weil das sagt, schon immer so war (in omnibus Mitnehmen der Schleuder so mühelos ist und man dafür ggf. auf dem Schlachtfeld einen unter günstigen Umständen unerschöpflichen Munitionsvorrat findet, wäh— rend die Pfeile doch immer nur in begrenzter Menge verfügbar und vielleicht bald verschossen sind.

Zu I 12; Die Übung mit den Bleikugeln (plumbarae, zu ergänzen ist sphaerae oder

gt'ondes, dazu vgl.CERCHIAI und G.FRANZIUS, Die römFunde ..., in: W.SCHLÜ-

TER {1993}, {191197}, 129—131; WILLE macht willkürlich-spekulativ daraus “Wurfpfeile”; die Abb.bei Franzius zeigt kartoffelförmige "Schleuderbleie" von ca. knapp 4 cm Größe) belegt eine recht untypische Bewaffnung, die der "alten" Legion seiner Quellenautoren unbekannt war. Woher Vegetius in diesem Punkt

seine Information bezogen hat, ist unbekannt und nicht zu ermitteln. Wie es sich

hier zeigt, sind diese Wurfwaffen illyrischer Herkunft und können sich erst unter

Diocletian (also Ende des 3.]h.) im römHeer verbreitet haben. Als relativ einfach

handhabbare Wurfgeschosse waren sie vermutlich schon aus größerer Entfernung

einzusetzen als die Wurfspeere, aber von einiger Wirksamkeit sicherlich nur gegen solche, die nicht vom Schild geschützt waren, also vorwiegend Leichtbewaffnete. Das "dunkle” Wort mattiobarbm'i hat W.HERÄUS (1902) 264 (nach J.G.KEMPF) als Zusammensetzung aus dem Deminutiv von bar-bar (= Fisch "Barbe") mit der Bezeichnung für ein “Ge-

schoß" (welcher Art?) marflfia, "wonach die in späterer Zeit oft erwähnten mattiert! genannt seien", erklärt; mam‘obarbuli sei "ein Lagerausdruck für die offizielle Bezeichnung mattian'i“.

Erläuterungen zu Buch l. Kap.18 - l9

253

Zu I 15; Das Aufsitzen aufs Pferd 'will gelernt sein', d.h. ist keine Sache so einfach, wie man sich auf einen Stuhl hockt oder eine Treppe ersteigt. Selbst equt’tes

müssen das zunächst einmal erlernen und üben; und Xenophon gibt in seiner I'Reit-

kunst" (hipp‚?,l4) eine ausführliche Anleitung dafür, wie man sachgerecht — auch ohne dem Pferd wehzutun - hinaufgelangt, und zwar sowohl von rechts wie von links (was auch von Vegetius (ä 3) als ein gewissenhaft vollständiges Verfahren bezeichnet wird). Daß es pedires - sofern man davon ausgeht, daß sie es überhaupt irgendwann benötigen (sicher nicht für so Fälle. wie Caes., b.G.I 43.5f mit seiner

10.1.‚egion verfuhr, die er kurzfristig 'in den Ritterstand' versetzte) - erst recht üben

müssen, leuchtet ein; das ist wohl der Grund dafür, daß es usque ad harte aetatem

im Heer noch so einigermaßen geübt wurde. Dabei ging man jedenfalls früher sehr methodisch (vgl. ranra cum, ä 3) vor, nach anfänglich leichteren, zuletzt unter er— schwerten Bedingungen, wie man der Schilderung ä 2f entnimmt; und in ä 4 wird

die bei Vegetius immer wieder (vgl. z.B. II 23,12) eingeschärfte Maxime allen

Ubens formuliert: damit im Ernstfall und unter Kampfbedingungen anstandslos klappt. was man zuvor im Frieden und in Ruhe so gründlich geübt hat.

Zu I l9:

Das Schleppen von Lasten (baiuiare ist umgangssprachlicher Ausdruck

für schriftsprachliches purrare) gehört mit zur allgemeinen Körperertüehtigung z.B.

durch gehörige Marschleistungen, wie sie in I 9.1-3 (aber beiläufig auch schon in l 3,1 gestare fermm als größere Leistungsfähigkeit der Landjugend gegenüber den Städtem) angesprochen war. Der Bezug auf I 9 ist durch et iterfacere gradtt mih'rarr'

nicht zu übersehen, weshalb man für die in l 9 thematisierten Märsche (wenngleich

vielleicht nicht vom allerersten Anfang an) eine gewisse Gepäckbelastun g anzuneh— men hat; dies gehörte einfach zum militärischen Alltag, wie Waffenübungen und das Marschieren überhaupt. Die Maßangabe LX librae beträgt etwa 20 kg: die Iibra hat ca. 330 g (genauer 32?, also 2r‘3 Pfund, U3 kg). Die hier angegebene Last ist

beachtlich, aber sicher nicht das unbedingte Höchstmaß dessen, was ein römischer

pedes je nach den Umständen bei einem Kriegszug mit eigenen Füßen zu transportieren hatte, wenn man bedenkt. daß zu der gesamten Ausrüstung auch ein Quantum Verpflegung (annonam pariter er armer) und das eigene Zelt und evtl. persönliche (Beute-)Gegenstände zu tragen waren. (Nur die schwereren Gerätschaften für den Lagerbau und das schwere Pioniermaterial wurde im Troß auf Wagen befördert.) Auch das läßt sich üben, d.h. bei genügender Ubung (usus = ständige Praxis, wie sogleich anschließend assidua meditatio) ‘unschwer‘ bewältigen, ja, wenn man genau hinsicht, wird aus nec dtfiicile gar einfaciliimum. (Daß auch hier die Ausdrücke für Übung austauschbar synonym und gleich exercr‘mu‘o r exercitium sind. ist ohne weiteres zu sehen.)

Daß der schlichte Gedanke dieser Vorschrift durch ein Vergil-Zitat ein wenig aufgewertet wird, entspricht (vgl. ja auch schon l 6,20 der gern geübten Praxis gerade seit dem späteren 4.Jl'l. (Das zeigt besonders schon die selbständig und im Corpus mit Aure-

lius Victors Caesares überlieferte Schrift Ortgo genrr's Romantie. Als dieses überaus anspruchslose

Schriftchen mit den Viri' illustre: und A.V.s über de Caesaribus zusammen eine {nichtchristliche]

Gesamtgeschichte Roms bilden sollte, erschien es dem Bearbeiter allzu dürftig und wurde daher am Anfang durch Vergil—Zitate 'aufgeputzt'. die sich in der Uberlieferun g außerhalb des Corpus nicht

finden, [Allerdings hat der Bearbeiter dieses Bemühen bald wieder aufgegeben.]) Die Athetese

durch LANG ist darum nicht gerechtfertigt. (Nach SCHENKS vielleicht richtiger

Ansicht, geht das Zitat - wie die übrigen - ohnehin ‘auf Rechnung' des Celsus und ist also von Vegetius übernommen worden.) Allerdings muß man sagen, daß ä 2— und ä 3 (= Georg.IlI 346-8) nach der (üblichen) Schlußsentenz Ende Quam rem

angefügt ist. Das verbietet jedoch nicht die Annahme, daß Vegetius selbst dies tat. indem er so den ersten Schlußpunkt durch einen zweiten übertrumpfte. Der Grund war sicher, daß das Kapitelchen sonst zu dürftig schien.

254

Erläuterungen zu Buch I. Kap.20

Zu I 2!}: Das Kap. I 20 fällt auf den ersten Blick durch seinen Umfang ganz aus dem Rahmen. Das kann seinen Grund nicht allein im Thema haben. das die Schutz-

waffen der Alten (daß arma hier diescn Sinn hat. ergibt sich aus dem Inhalt des Kapitels, in

dem das Schwert überhaupt nicht und die Wurfwaffen nur im zweiten Teil im Zusammenhang mit

der taktischen Aufstellung erwähnt werden) anführen will; deren Aufzählung beansprucht auch tatsächlich nur zwei (von 25) Paragraphen. (Allerdings kommen zum genannten

Thema auch noch die Aufstellungder Truppen und die Grundlagen der Taktik [der Gefechts— eröffnun g] hinzu; insofern gibt die Überschrift im hiesigen Fall keine ganz erschöpfende Auskunft über den Inhalt; doch wird diese sozusagen assoziative Inhaltserweiterung l3ff in den beiden

Schlußparagraphen (24i) ganz in das genannte Thema _wiedcr zurückgeführt.) Die inhaltliche

Erweiterung ab ä 13 erklärt nur einen Teil der Überlänge, der andere Teil liegt in ä

2—10. wo Vegetius unabhängig von der Quelle (vgl. SCHENK aaO 39) in seinem ei—

gentlichen Anliegen eine Schilderung des (degenerierten) gegenwärtigen Zustands gibt, um sie dem besseren der älteren Zeit gegenüberzustellen. Es ist diese Schil—

derung, in welcher man das Engagement des Autors spürt. die das Kap. über die

meisten anderen hinaushebt und dem lKap. an die Seite stellt. Nach Angabe des (vollständigeren) Kap-Themas im l.Satz (quo annorum genere vel‘ instruendt' vel murtiendt' sim‘ tt'rones - n‘mnes hier statt milites, bedingt durch das vorangehendc instruendi. das ja nicht nur "ausrüsten", sondern ebenso ”untenveisen. ausbilden" bedeutet:

zudem geht es ja im ganzen Buch speziell um die Rekruten) beklagt Vegetius (ä 2), dal3 gerade auf diesem Gebiet ann’qna penittts consuetudo tiefem esr. Denn mögen auch

die Reiterwaffen nach dem Vorbild der Barbaren fortentwickelt worden sein:

pedt'res consrar esse rtudatos. Seit der Gründung Roms bis zu Gratian (T 383. wo-

mit ein sicherer Terminus post quem für die Abfassung der Schrift gegeben ist),

d.h. über mehr als 1.100 Jahre bis in die jüngste Vergangenheit habe die Infanterie Panzer und Helme getragen; als aber aus träger Bequemlichkeit (negl’egentt'a desidiaqtte) die militärische Ubung zurückging, seien diese Schutzwaffen zu schwer erschienen und der Verzicht darauf durchgesetzt und also milt'tes nosm’ mit ungeschützten Leibem und Köpfen der Vernichtung ausgesetzt worden (saepe delett'

samt) (Vegetius verwendet dasselbe Wort (feiere für die ann‘qua cortsrtetttdo wie für mrh'res nostrr'.)

So geht die (entrüstete) Klage weiter: niemand kümmere sich darum. trotz der schwersten Niederlagen, den Truppen ihren Schutz zurückzugeben. Dabei - und

das ist Vegetius' Kemthese, die auch schon anfangs-in ä} 3 anklang cum campesrrt's exercirario

cessarer - ist nur der Mangel an Ubung und daher Gewöhnung

schuld daran, daß man die Schutzrüstung für zu schwer und lästig befand, also

ablegte; und das ist die fast zynisch formulierte Konsequenz: qtu' l'aborem in portandt's verert’btts mmu'mentis armorum ferre mm passunr, derecrt's corport'btts er (ä 9), und dann (ä 10) in der schon früher vubtera srtsn'nere cogunrur er morrem beobachteten rhetor. cortfirmatt'o dasselbe in komprimierterer Form: dum exercin'a Iaboremque declt'nant. cum maximo dedecore trucidantttr ur pecudes. Man braucht gar nicht auf die Einzelheiten (wie das so drastische Wort rrucidare oder den Vergleich u! pecudes) hinzuweisen, um auch hier wieder zu spüren, wie 'engagiert' Vegetius in diesem Abschnitt ist und wie sehr für ihn das exercere (mit all seinen verbalen Variationen) das A und das 0 in der Rekrutenausbildung, damit für das

Heerwesen und überhaupt für die früher bemühte saltts rei publt'cae ist.

Mit ä 11 setzt der eigentliche 'Sachabschnitt' ein, die Schutz-Bewaffnung in der

alten Zeit, zunächst noch im 'emotional aufgeladenem Stil' der rhetor.Frage und der elliptischen Ausdrucksweise von ä 12, sich erst allmählich wieder beruhigend.

Mit ä l3 geht er - wie mir scheint: assoziativ - über die Klassifizierung der so ge—

schützten Soldaten als princr’pes, husten, rrt’art't' zur (alten) Aufstellung der schon seit Marius' Heeresreform aufgegebenen Manipulartaktik in drei Treffen über. Mit

ä 16f schließt sich daran die Besprechung der {evis armmura. die mit den velt'tes der

älteren Zeit gleichgesetzt wird. von denen als 'Plänklern' die Schlacht eröffnet zu

Erläuterungen zu Buch I, Kap.20 — 21

werden pflegte. ä 18 redet

255

in einem speziellen Punkt - wieder von der Aus—

-

rüstung, den Pamtom'ci (Leder- oder Fellkappen), die ursprünglich die velt'res, jetzt (oder genauer: fast bis jetzt) "alle Soldaten" trugen. Da diese bequemeren Kappen sowohl früher bei den alten velites anstatt des Helms getragen wurden und in der Gegenwart den zwar sichereren, aber auch lästigeren Helm verdrängt haben, ist Vegetius' Deutung, die er dem Sachverhalt unterlegt, daß nämlich durch diese Gewöhnung das Helmtragen vorbereitet (erleichtert) werden solle, so ausgesprochen unwahrscheinlich, daß es der Autor selbst eigentlich bemerkt haben müßte: hier ist Vegetius anscheinend ein Opfer seiner eigenen 'Ideoiogie‘ geworden, indem er den Lederhauben eine Funktion zuschreibt. wie er sie gern hätte, die sie jedoch ganz offensichtlich nicht haben. (Die Passage über die Pnnnonici ist ersichtlich unabhängig von der Quelle, die nach SCl—[ENKS überzeugender Darlegung hier Cato auf dem Weg über Celsus ist. von Vegetius selbst zu verantworten.)

Ein weiterer Ausrüstungsgegenstand (allerdings eine Offensivwaffe. obgleich es hier ja ei-

gentlich um die Schutzwaffen gehen soll, mit denen die Kämpfer der alten Zeit im Unterschied zu

heute gesichert waren) sind die pi (a, die hier wohl darum genannt werden, weil sie fast ebenso wie Panzer und Helm in der Gegenwart außer Gebrauch gekommen sind (cut'tts generis apttd nos {am mm snnt rein), also die negiegentt'a der Gegenwart belegen, während (ä 21) die barbarischen scutati pedites ihre bebi'ae verwenden. Unmittelbar ins Gebiet der waffentechnischen Ausbildung und Ubung gehören die beiden folg. 55 22 u.23 über die Fußstellung beim Wurf einerseits und im Nahkampf Mann gegen Mann andererseits, Diese Vorschrift gehört tatsächlich in die praktische Ausbildung auf dem Übungsplatz durch den campt’d‘octo r, kaum in die hiesige Denkschrift. (So gesehen kann man sicherlich eine gewisse Verflachung gegenüber dem emotionalen Anfangsteil konstatieren. Es sind aber wohl auch diese beiden ää als eine

Nebenbcmcrkung im Wert einer Fußnote zu beurteilen. die Vegetius aus seiner Quelle noch

anfügt, nachdem er die vorangehendc Partie wieder 'aus Eigcncm‘ bestritten hatte und bevor er das Kap. mit den beiden folgenden Sätzen beschließt.)

Die ää 24 u.25 halten mit einer summarischen Antwort auf die im Thema gestellte Frage (quo armorrtm genere .‚.) das Ergebnis der vorangehenden Erörterung fest (iitsrrttendos igt‘tw' ac pi'otegendos 0mal arte pugnandt‘, quocumque armer-um antiquorttm genere constar esse rirOires) und runden das Ganze damit ab. daß sie dem eine allgemein gehaltene (doch einleuchtende) Begründung hinzufügen: di’micandi acrt'orem sumat audacr'am, qta' munito capite vei pectore non Iimet vubins.

Zu I 21: Die folgfünf Kapp. bilden einen Komplex, der sich nur bedingt als Teil

der (Auswahl und Ubung =) Ausbildung der Jungsoidaten erklären läßt, nämlich die Anlage des Lagers. Zwar geht es auch hierbei nicht ganz ohne Ubung ab, doch handelt es sich mehr um eine Sache der Heeresorganisarion und Führung der militärischen Einheit als um die Einübung des einzelnen Soldaten. Darum wird sofort

im ersten Satz betont, daß auch der Rekrut hierin unterwiesen werden, d.h. die für

ihn dabei anfallenden Verhaltensweisen und Tätigkeiten erlernen müsse: castrornm qttoqne mitm’tt’anem debet tiro condt'scere (ä l). Dem folgt dann jedoch mehr eine Betrachtung des Wertes der Lager generell (nihil tam salnrare neqtte Iam tiefessarittm t'nvenitur in belle, ä l eqs. in ä 2). Daß man sich unterwegs auf dem Feldzug, selbst von Feinden umgeben. im richtig angelegten Lager Tag und Nacht so sicher fühlen kann (secnrus steht zwar gewiß unreflektiert synonym statt unter, hat aber den Sinn "sorglos sicher", wie er hier als leichte Zuspitzung gut paßt), als ob man überall eine ummauerte Stadt mitführte, ist natürlich auf das 'normale' Lager

einer einzigen Nacht bezogen (vgl. hierzu die differenzierte Behandlung der La-

gerbefestigin III 8,6“) eine Übertreibung, die aber im Kern ihre Richtigkeit hat und im Interesse der Sache nicht zu bemängeln ist. Denn die früher ganz selbstver-

256

Erläuterungen zu Buch I, Kapll - 23

ständliche Praxis der täglichen Lageranlage ist nicht nur aufgegeben worden, son-

dern sogar die Kenntnis davon ist verlorengegangen ((5 2,), wodurch die röm.Heere (ä 4) immer wieder (frequenrer) unter den feindlichen Uberfällen zu leiden hatten. Dem fügt ä 5 noch (neben der Sicherheit auf einem längeren Feldzug im Feind-

gebiet) als einen weiteren Gesichtspunkt hinzu, daß ein festes Lager ja auch im Hinblick auf die Schlacht, zumal wenn diese ungünstig verläuft, einen Rückhalt bietet: Wenn die Soldaten in einem solchen Falle die Zuflucht des Lagers nicht haben, more animalium inulti cadunr (v gl.l 20,10 trucidantur ur pecudes) und 'des

Sterbens ist kein Ende', bis die Feinde die Lust am Töten verlieren. Daß dieser drastische Schluß eine leicht überspitzte Pointierung (näml. des hohen Wertes des Lagers) bedeutet, ist offenkundig; aber dies ist ja sachlich nicht falsch und im Interesse der Sache in Ordnung. Zg l 22; Kap.21 bedeutet die Einleitung zum Komplex "Lager"; der erste Sach— punkt ist der Lagerplatz, wofür die allgemeine Vorschrift gilt, daß er tutus zu sein hat. (Turms und secnms [s.soeben zu 21,2] kommen beide im LBuch nur je einmal vor; stellt man

die beiden Stellen einander gegenüber, so zeigt sich, daß die Wörter beidemal sehr wohl mit Überlegung gesetzt zu sein scheinen, indem zwar in 21.2 anstelle von securus auch turus, aber keines—

falls in 22,1 securns statt mm5 stehen könnte.) Diese Sicherheit des Lagerplatzes ist nicht

allein passivisch als "geschützt" zu verstehen (das ist teils Sache der Lagerbefestigun g selbst, teils spielt es in ä 2 eine Rolle), sondern zunächst ist die Möglichkeit

der Versorgung mit den überlebens-notwendigen Dingen wie Holz, Futter und frischem Wasser gemeint. Sodann darf kein strategisch günstigerer Punkt außer acht gelassen werden; das ist insbesondre eine das Lager überragende Anhöhe, locus

altior, von dem aus der Feind wirksamer kämpfen könnte, vgl. die Erörterung über

die Wirksamkeit der 'Wandeltürme' bei Stadtbelagerungen in IV 19,2. (Daß es sich

bei diesen Vorschriften wie in manchen anderen Fällen um bare Selbstverständlichkeiten handelt, ist klar: aber gerade dann. wenn wie hier die Praxis und Erfahrung in einer Sache abhanden gekommen sind, müssen wie bei völligem Neu-Erlemen auch die 'selbstverständlichen' Einzelheiten

[wieder] beigebracht und eingesehäft werden.) Ferner gehören auch (ä 5) die an die Größe

des Heeres angepaßten Ausmaße des Lagers - nicht zu weit und nicht zu eng - zur Sicherheit, sind aber ebenfalls als Sache des gesunden Menschenverstands etwas

eher Selbstverständliches und zudem nichts, was den auszubildenden Rekruten zu kümmern hätte. (Es zeigt sich nicht nur hierin, daß Vegetius mit seiner Denkschrift nicht bloß das Exerzier—Reglement für Rekruten mitteilen, sondern auch. und zwar primär die 'obcrste Heeres— leitung‘ beeinflussen will.)

Zu 123: Die Form des römischen Heerlagers ist normalerweise quadratisch (d.h.

"viereckig" mit gleichen Seitenlängen; 0b Vegetius das hier meint, ist nicht sieher [n Ill 8,4

a.E.]; ich denke, er meint eher “rechteckig", wobei quadratisch ja nicht ausgeschlossen ist), dies entspricht dem bei Polybius, den Vegetjus natürlich nicht kennt, Dargestellten (VI 26-32). Die Anpassung an Geländegegebenheiten (braut loci qualiras au: necessiras

postulaven'r) war immer üblich, so daß ggfauch dreieckige oder abgerundete For— men (oval) vorkamen. Die port‘a praeron'a ist das Haupttor, das zentral in der Vor-

derseite liegt und, wie auch die anderen Tore, bei stärker befestigten Lagern (insbes. bei festen hiberna) durch schwere Torflügel und Türme gesichert war; durch das Haupttor zog das Heer aus (und u.U. wieder ein), woher sich die Vorschrift

spectare deber an: illum locum, qui ad hartes respicir, auf, 51' irer agirur, illam partem, ad qmm es: profecrurus exercitur herleitet. An und für sich hat diese Vor—

schrift wie auch die Ost-Ausrichtung allenfalls rituell-usuelle Bedeutung. (intra qmm

scheint sich wie das vorangehende ad qmm auf illam pnrtem zu beziehen, was aber sachlich nicht zutrifft, da partem hier die [Marsch-Richtung bedeutet; vielmehr ist das wirkliche Beziehungswort

Erläuterungen zu Buch l. Kap.23 — 25

257

‚vorm am Beginn des Paragraphen; inrra bedeutet "im Bereich von", und angesprochen ist hier der vordere Teil des Lagers im Bereich des Hauptters. etwa bis zum Verbindungswcg der beiden Seitentore; in diesem Bereich befanden sich auch das Prätorium [Kommandozentrale] und die Feld-

zeichen. die dem sacrart'um zugeordnet waren.) Die beiden normalerweise. jedenfalls bei über längere Zeit benutzten Lagern stets angelegten Seitentore (porta prirrcr’palr’s dextra und p.prirtc.sr'rtr'srr'a) übergeht Vegetius; und er gibt praktisch nur den Namen der porta decnmana als des rückwärtigen Tores an (post praetorr'trm bedeutet natürlich nicht "direkt hinter

sondern meint die Ausrichtung von der 'Rückfront' aus; dazwischen

lag die halbe Lagertiefe). durch welches Delinquenten zur Bestrafung abgeführt wurden.

Zu I 24: Nach der Wahl des Lagerplatzes und der Form des Lagers wird als dritter Punkt die Art der Befestigung ins Auge gefaßt; sie ist nach Vegetius dreifach unterschieden: a) im einfachen Fall ohne unmittelbare Feindbedrohun g (ä l), b) im Fall größerer Gefahr (ä 2-5), c) bei direkter Feindeinwirkung oder vor den Augen der Feinde (Kap.25).(Tatsächlich werden hinsichtlich der Befestigung nur zwei Arten unterschieden. die einfache und die verstärkte, und die dritte ist demnach lediglich ein Sonderfall der zweiten.)

Die einfache Befestigung geschieht durch eine ‘Rasenmauer', indem man Rasen—

stücke aussticht und diese ziegelsteinanig so aufeinanderschichtet. daß sich an der

dem Lager zugewandten Seite der durch das Ausheben der Rasenstücke entstehenden Bodenrinne eine drei Fuß hohe 'Mauer' (velut mitr'rts) aufrichtet (jedoch mit ei-

nem Abstand von vielleicht 3 Fuß: dort wird z.T. die Erde aufgeschüttet. die beim Ausarbeiten der Rinne zu dem sogleich erwähnten Graben anfallt: allerdings kann man auch annehmen. daß die senkrechte Rasenwand direkt am späteren Graben steht und die anfallende Erde aus dem Graben auf der Innenseite der 'Mauer' als clr‘vns und abfallende Stütze aufgeschüttet wird. vergleichbar dem Verfahren. das Vegetius in {V 3 von der Verstärkung einer Stadtmauer durch Anschüttung auf der

Innenseite berichtet). Die entstandene Rinne wird dann zu einem Graben von (9 Fuß Breite und) sieben Fuß Tiefe ausgearbeitet. (Über den Verbleib der dabei ausgeho—

benen Erde macht Vegetius keine Angabe; sie muß notwendig und selbstverständ—

lich [weshalb eine Angabe dazu wohl unnötig war] zum Abstützen der Rasenmauer verwendet werden; fraglich ist allenfalls, ob beiderseits oder nur innen.)

Irn Fall der erwartbar stärkeren Gefährdung durch Feinde ist die Sicherung entv sprechend stärker: ein "regelrechter Graben" (legitimafossa) von 12 Fuß (ca. 3 U2

m) Breite und 9 Fuß (üb.2 U2 m) Tiefe umzieht das ganze Lager. Auf dem durch Rasen und Erde entstehenden (entsprechend mächtigeren Wall von vier Fuß (1.2

In) Höhe. der durch Holzgatter an Vorder— und Rückseite befestigt wird (saepi'bns hinc fade factt’s), um das aufzubringende Erdreich besser zu halten, werden zusätzlich Palisaden aus so starken Holzstämmen eingerammt, wie sie die Soldaten her-

anzuschaffen gelernt haben. Der so geschaffene Ringwall erhebt sich vielleicht (das

Palisadenmaß istja nicht angegeben) 'nur' 2 U2 m über das ursprüngliche Bodenniveau, aber die verstärkte Erdbefestigung (ohne Palisaden) hat von der Sohle des Grabens (den bei 3,5 m Breite ja kein Feind so einfach überspringen kann) aus ge— rechnet bis zum Fuß der Palisaden bereits über 3 m Höhe (rredecr’m pedes).- Für diese Schanzarbeiten werden natürlich (ä 5) entsprechende Werkzeuge benötigt. die die Legion stets im Troß mitführt (vgl. dazu II 25.6).

Zu I 25: Wie soeben bemerkt, ist Kap.25 als Sonderfall zu Fall 2 aus Kap.24 zu

sehen. Vor Augen eines vielleicht angreifenden Feindes sich die Zuflucht des La—

gers erst schaffen zu müssen - und hier kommt natürlich nur die möglichst starke

Befestigung infrage. die bei Feindgefahr überhaupt 'vorgeschrieben' ist —, bedeutet natürlich eine ganz gewaltige Erschwerung und ein Arbeiten unter äußerstem Druck, auch Zeitdruck. Dann muß ein Teil der Streitmacht (ob es die Hälfte der pedites sein kann oder muß, richtet sich nach den Umständen, worüber der Befehls—

258

Erläuterungen zu Buch l. Kap.25 - 26

haber zu befinden hat) die Feinde fernhalten ‚l ablenken oder auch abwehren, wäh—

rend der Rest unter intensivierten Anstrengungen - zu deren Ansporn alle denkbaren Mittel eingesetzt werden, z.B. auch der n'valisierende Ehrgeiz der Einheiten

untereinander, ä I—Ende — die Schanz- und Befestigungsarbeiten erledigt. Zu dem Druck der Verhältnisse gehört auch die in ä 2 geschilderte Kontrolle mit der drohenden Bestrafung (vindt’catur) derer. die unvollkommen (neglegenrer) gearbeitet

haben: in solcher Zwangslage wird einfach die doppelte Leistung verlangt!

Der Schlußparagraph zieht den ganzen Abschnitt über das römische Lager (Kapp. 21-25) wieder unter das eigentliche Thema des zweiten Teils, die Ausbildung und

Einübung der Rekruten: dieser muß lernen, die ihm zufallenden Arbeiten beim Bau

des Lagers, ggf. unter den schwierigsten Bedingungen, Sitte perrttrbatione et cete—

rt’t’er er caure durchzuführen. 2g I 25:

Man kann den Abschnitt der Kapp.21u25 auch so betrachten, daß der

Auszubildende dort nach den Vorübungen (Kap‚9f) und der waffentechnichen Schulung (Kap. i lff) zur Expedition geführt werde, wo zunächst einmal die (tägli-

che) Lageranlage aktuell wird. Der nächste 'aktuelle' Schritt wäre dann die Schlacht selbst. die mit Kap.26 ins Auge gefaßt würde. (Dieser Linie scheint jedoch Kap.27 mit

den Marschühungen, womit man sozusagen wieder bei den Vorübungen der allgemeinen Körper-

erlüchtigung wäre, zu widersprechen.) Thema ist die Bewegung in geschlossener Formation in der Schlacht, wobei die Soldaten unbedingt "die angeordneten Plätze" (disposims ordt'nes, eigtl. die formierten Reihen) einhalten und sich weder dichter

ballen (necubi’

cougt’obent agmen) noch auseinanderziehen dürfen (latent). Denn

im einen Fall nehmen sie selbst sich den nötigen Bewegungsspielraum zur Kampftätigkeit (und behindern sich gegenseitig - zusätzlich zu den Feinden). im anderen Fall bieten sie den Feinden die Möglichkeit zum Durchstoßen der verdünnten Linie (ä 2). Das aber (ä 3) hat zwangsläufig sofort die verheerende Folge der allgemeinen Furcht und Verwirrung (riecesse es! statt'm mein omnia coufimdfi), wenn der Feind durchgebrochen ist und im Rücken angreift.

(So weit der Aufweis der Notwendigkeit dieser Schulung. Allerdings muß man feststellen, daß die Bewegung in geschlossener Formation in der Schlacht gerade nach Vegetius' 'Lehre' außerordentlich selten ist: cr warnt gelegentlich davor. nach Schlachtbeginn eine Bewegung durchzufüh— ren, weil man damit alles durcheinanderhringt [III 19,10]; und nach ll 17.1 bleibt die Schwerbewaffneten-Formalion des l.u.2.Treffens nach Kampfbeginn unverrückbar fest an ihrem Platz stehen; sie sind wie eine Mauer [II 17,3]: ihr Grundsatz ist [II 17.5] "keine Bewegung"! Die Sonderformationcn ctmrtts‚forfex‚ serra werden aus den Reserven gebildet [III 17.4f]. Immerhin müssen auch die beweglichen Reserven geschult sein, ihre ordines einzuhalten.)

Die Ubungen selbst werden in „8% 4-7 angegeben: zuerst die einfache Aufstellung

"nach den Matrikeln" (secmtdum matrt'cttlae ordt'nem), womit natürlich nicht ein

zeitraubendes Aufrufen der Namen aller Truppennu'tglieder gemeint sein kann - das wäre absurd -: sondern dies hat vermutlich etwa den Sinn des Befehls "Die gesamte Mannschaft nimmtnAufstellung! " Bei dieser Aufstellung muß jeder einzelne

aufgrund ständiger Ubung seinen Platz sicher und mit den richtigen Abständen in

gerader einfacher Linie einnehmen, was selbstverständlich nur mit Interaktion aller

zu erlernen und zu üben ist. Von dieser einfachsten Ubung geht es dann (ä 5) weiter zur nächst schwereren, aus der einfachen die doppelte Reihe zu bilden. Auf der dritten Stufe (ä 6) wird daraus die quadrata acies gebildet, ein Soldaten-cmrä, das der Rundum—Verteidigung dient, wenn der Feind (auch) im Rücken angreift. Danach (und aus dieser Formation) bildet man ein Dreieck, den sogen. Keil (cuiteus), der (ä 7) im Kampf meist den größten Vorteil bildet, nämlich (wie hier nicht

gesagt. aber aus III 19.5 zu entnehmen ist) um die feindliche Reihe zu durchstoßen.

Schließlich wird noch die Formation orbis (Kreis) eingeübt, mit der erfahrene

Kämpfer einen feindlichen Einbruch oder Durchstoß einschließen und vernichten.

Erläuterungen zu Buch I. Kap.26 - 28

259

(Der Unterschied zwischen quadrara acr‘es und orbis liegt darin, daß die erste Formation sich nach außen gegen Umzingelung verteidigt. während die zweite nach innen gegen einen ein gekesscltcn

Gegner kämpft.) Den Abschluß bildet wieder einmal der Hinweis auf den Sinn und

Wert der Ubung an sich: wenn man dies in beständiger Ubung 'begriffen‘ hat (per-

cepert'nt}, wird man es im Kampf umso leichter erfüllen können.

Zu I 2?: Thema sind die von Augustus und Hadrian verfügten (zum Begriff der cou-

stitntio vgl. BENGTSON. Röm.Gesch.259; es handelt sich allgemein um uneingeschränkt auch über den Tod des Kaisers hinaus gültige Verfügungen. die in Dekrete, Edikte, Mandate, Reskripte differenziert sind) monatlich dreimal durchzuführenden Märsche 'in feldmarschmäßi-

ger Ausrüstung', wie dies in ä 2 deutlich gemacht wird. (Somit trifft die soeben zu I 26 a.Anf. geäußerte Ansicht über Kap.27 offenbar nicht zu.) Das Quantum der seit Augustus und Hadrian verordneten, aber vermutlich längst nicht mehr praktizierten

Marschübungen ist dreimal monatlich die volle Tagesleistung (wie sie bei Feld-

zügen anficl, vgl. zu I 9,3) - denn zu den 10 Meilen des Hinwegs kam ja der Rück— marsch hinzu (militari graa‘tt ire ac redt're) -‚ und zwar aiiqttam itt’nert's parrem cursu afacrt'ore. Dasselbe galt (ä 3) für die Reiter, und zwar auch für sie unter erschwerten, dem Ernstfall gleichenden Bedingungen (ä 4), so daß jede mögliche Schwie-

rigkeit des Ernstfallsdurch die Ubung vollständig vorbereitet war. (Wiederum bildet der Wert der Übungen den Schlußpunkt, hier recht allgemein und das Werkchen - vom Nachwort Kap.28 abgesehen - beschließend.)

Zu I 28: Das Schlußwort ist natürlich ganz ebenso wie der Prolog (beide an den Kaiser gerichtet, dem das Schriftchen [Buch I] gewidmet ist) eigenständige Leistung des Autors; das verrät sich (auch) an einer solchen sprachlichen Kleinigkeit wie dem Gebrauch von tmt'versis (ä l) statt omnibus, aber mehr noch am Gesamte inhaltlichen und der von ä l (corroborare

exercttnm) bis ä 10 (usum exerci—

tiumque miit'mre condt'scere) durchgehend anklingenden Absicht, die ja aus dem

Prolog bekannt ist. (Vglauch den für Vegetius typischen Gedanken in ä 6 Iongae secw‘it‘as pncis und ä 7 cum eret'citt't' miiiraris negiegentins agi, ...) Gleichwohl lassen sich auch in dieser eigenständigen Leistung die Spuren der Quelle erkennen. (Es ist ziemlich zweifelsfrei Cato über Celsus, vgl. SCHENK aaO 39 als Ergebnis der Untersuchung 26ff: "Die einzige Quelle des ersten Buches ist Celsus, der seinerseits Cato benutzt hat") Zu diesen Spuren gehört sicherlich bei den Beispielen in ä 2 die Erwähnung der Marser, Paeligner und Samniten: Wer kannte diese noch am Ende des 4. {oder zu Beginn des 5.] Jahrhunderts n.Chr.'? Dazu gehören aber auch die durchgehende 'Rhetorisierung', konkret die poetrhetor. Wendung Martins car (ä 2, vgl. den poet‚-emphat.Ausdruck aduiescens Martin operi deputandns in I 6,4 statt {im in I 6,5) und die "rhetor." Fragen in ä 3,

sowie das histor.Beispiel der beiden Pun.Kriege (ä St).

Mit einem kompositorisch einfachen und fast 'unvermeidlichen' Rückgriff auf den

vgl. auch I 1,6 rironcm Eingang (I prol.5 de ditectu igt’tttr arque etett'cit‘att’one solierter er‘igere cottidiano exet'citio robornre) läßt Vegetius das Thema in einem sehr schlichten Sätzchen zugleich als Ergebnis (ergo) seines ganzen voran gehenden Traktats anklingen: semper ergo iegendi er exercendi snnr t'tmt'ores (zum Wort » es begegnet in Buch I zehnmal - vgl. ob. zu I 15,1); und mit einem für Finanzminister (Vegetius ist vielleicht[?] schon z.Zt. der Abfassung seines Schriftchens comes sacrarnm l'argt'tionum gewesen, vgl. ob. zum Werkstitel) immer wichtigen Argument in antithetisch formulierter Sentenz beschließt er sein aus eigenem Antrieb unternommenes Büchlein: vt'lt'us consrat et'udire amtis suos qnam offenes met'cede condncere.

260

Erläuterungen zu Buch II, Pro}. und Kap l

Buch II Zum Prgl,lI: Nachdem Vegetius seinem (uns leider nicht sicher bestimmbaren) Kaiser sein opusculnm - so benennt er selbst sein Büchlein (I) in dessen Prolog (ä 4) und in I 8,10 — de dit'ecttt at‘que exereitarione rirorutm (dieser Titel in I prol.5; und hier wieder in ä 8) überreicht hatte, wurde er von diesem damit beauftragt (prag— Ct'perer, ä 3), das gesamte Militärwesen anhand der darüber vorhandenen Bücher aufzuarbeiten und bequem zugänglich. d.h. knapp und übersichtlich zusammen— gefaßt (brevt‘ter comprehendere, ä 3) darzubieten. Soviel an Faktischem ist dem

etwas geschraubten (um nicht zu sagen: in seiner scheinbaren Bescheidenheit und

Unterwürfigkeit verschrobenen) Prolog (ä 1-3) zu entnehmen.- Alles andere sind hyperbolische Höflichkeits—, Ergebenheits—. Unterwürfigkeits—, und Selbstverleug-

nungsfloskeln, die den Herrscher in den Himmel heben und den eigenen Gehor-

sam(I) als eine besondere Art von Mut und Kühnheit darstellen (ä 4ff), wobei dem Autor das Spiel mit seinetn mirtts timor (ä 6) unvermerkt (sonst hätte er das nämlich unterdrückt) fast ‘kontraproduktiv' wird, indem es an die Grenze einer argen Beschuldigung (statt Schmeichelei) geht: Wenn er nämlich sagt, es sei. selbst aufgefordertermaßen, allzu kühn, einem so weit Uberragenden irgendwelche Lehren zu erteilen (hier klingt der schon in Protl angeschlagene Gedanke von Allmacht und All— wissenheit des Herrschers wieder an, hier allerdings eingeengt auf den Herrscher und Bezwinger der

Welt. der keine Belehrung de am er disct‘plina bettorum benötigt. ä 4). aber dem nicht zu

willfahren (mm oboedt’re) sei - noch schlimmer - gar ein Frevel (pfenum sacrflegii)

u nd sogar gefährlich ([plemtm} periouh’), so ist eben diese letzte (übrigens ganz unnötige) Aussage - vorsichtig ausgedrückt - alles andere als sehmeichelhaft für die t'ndulgentt'a der personifizierten Clementia-Tranquillitas (beide Prädikationen in den beiden Prologen zu I und II neben Maiestas und Peremtitas für den Imperator Invictus). Schmeichelei gerät mitunter, je maßloser sie ist, umso Inehr in die Gefahr der Kränkungl- Aus dem mt'rtrs timor in purendo resultiert die (in ä 7) als IGmeriIaS bezeichnete attdacia. (Eine treffende Übersetzung für temeritas ist schwierig; der

häufigsten und fundamentalen Bedeutung des "Unbesonnenen" widerspricht der offenbar sehr stark und ‘scntimentaliseh' reflektierte Gedankengang unseres Autors; "maßlos" paßt für diese Art von amt'act'a. die im paret'e t obeedire besteht. schon gar nicht. Darum versteht sich die Übersetzung mit "unbescheidKühnhcit" als einen so unvollkommenen wie unbefriedigenden Ausdruck.) Diese

audacia oder temert'tas beruft sich darauf (= rechtfertigt sich damit), daß das früher

in eigener Verantwortung (spontaneum) vorgelegte Büchlein (It‘beflufsj de dflectu arque exercft‘at‘t'one It'ronum) "straffrei"(!) hingenommen wurde; dies ermutigt ihn, das t'ttssrtm Opus angstfrei (nec formido) in Angriff zu nehmen. (Zum Prol.II vgl. SANTINI aaO 1009ff.) Ich persönlich meine: Man kann in den gewundenen Floskeln der ei—

genen Unterwürfigkeit gegenüber dem (fast vergötterten, vgl. ä 2 altiore consifio quam merts terrena) Herrscher sicherlich auch ein amüsantes (und gar nicht geistloses) Spielchen sehen - und dieses vielleicht sogar genießen. Aber im Grunde ist man doch wohl froh. daß diese Art von Prolog nicht noch weiter ausgedehnt wird.

Zu II 1: Thema des II.Buchs ist das (gesamte) Militärwesen (res militaris); das bedeutet aber für (den Römer) Vegetius, wie schon eine rasche Durchsicht der Kapi-

telüberschriften zeigen kann, insbesondere, ja fast auschließlich die römische Le—

gio n. (Die Reiterei wird. soweit sie nicht beiläufig in der Behandlung [der Übungen] der Infan— terie mitbehandell ist, am Ende des lil.Buches [26.34] von der Besprechung ausgenommen: der

Flotte ist der Anhang des IVBuehes (IV 31H) gewidmet) Das Kapitel geht, wenn man einmal absieht von der sachlich irrelevanten Einteilung des ä l "Waffen und Män-

ner" (diese Einteilung ist so irrelevant wie der Verweis auf Verg. Aen.I l überhaupt: es ist dies [außer III 21,6. dessen Echtheit nicht über alle Zweifel erhaben ist] das letzte der elf [0d das vor. letzte der zwölf] direkten oder indirekten Zitate; es wird [wie d‚ft'ühercn zehn auf Celsus als Quelle

Erläuterungen zu Buch li, l - 2

261

zurückzuführen sind] hier eine Art Reminiszens an die jetzt verlassene Quelle sein. d.h‚ ein eige—

ner Versuch unseres Autors. den er nicht wiederholt hat), aus von der generellen Einteilung in die drei Waffengattungen: Kavallerie, Infanterie. Marine, (Die Dreiteilung bei den

Waffengattungen hat sich bis heute gehalten. nur daß natürlich die Luftwaffe den Part der Kaval— lerie übernommen hat. Nach heutiger Sicht würden der Antike nur zwei Waffengattungen zuerkannt. indem Kavallerie und lnfanterie zusammen die Landstreitkräfte [“das IIeer“] bilden. denen die

Seestreitkräfte (Flotte oder "die Marine" gegenübcrstchen.) Der Großgliederung in die drei Gattungen folgt bei den beiden kleineren eine Untergruppierung in je zwei Arten, der im ersten Fall (5 2 eqttt’tum alae ...) zunächst recht unsystematisch eine Er— klärung der Bezeichnung einer Reiterabteilung vorausgeht (sonst tttrmae, "jetzt" das ist immer ein Zusatz des Vegetius zu seiner älteren Quelle. bei der es sich hier um Paternus

handelt, über ihn vgl. unt.zu II 3 - vext'Hart'ones). Von der eigentlichen (selbständigen) Reiterei unterscheidet man (ä 3) die der Legion (= der Infanterie) zugeordneten legtortart't' (= Legionsreiter), die nach Art der schwerbewaffneten Fußtruppen mit

Beinschienen (ocreae) ausgerüstet sind und daher auch orrearf heißen. Von der

Flotte werden (ä 4) ebenfalls zwei Arten (nämlich von Schiffen) unterschieden, die

eigentliche Kriegsflotte (sie wird in IV 31ff behandelt) mit ttbtttvtne (über sie IV

33H) und die als Ittsort’ae ("Kreuzer") benannten Donau-Wachschiffe. von denen Vegetius ganz am Ende seines Werkes (IV 46.9) lediglich sagt. daß er über sie nichts zu sagen habe. Der zweite Satz von ä 4 gibt für die drei Waffengattungen deren Zuständigkeit an: Reiter schützen die Ebenen. die Flotte Meere und Flüsse. die Fußttuppen aber Berge, Städte und ebene wie unebene Landgebiete. woraus man (ä 5) ersehe, daß den Landtruppen die größte Bedeutung 2ukomme, da sie ubr’qtte (“überall"; auch zur See?!) von Nutzen sein könnten, zumal man eine Landmacht kostengünstiger unterhalte (als sowohl Reiterei wie Flotte). Die ziemlich schematische und dazu notwendig vereinfachende Gegenüberstelleung in ä 4 (der Wert der Flotte wird stark

heruntergespielt) dient - wie der ganze Eingangsteil des Kapitels — lediglich dazu, die Fußtruppen. um die es nachfolgend so gut wie ausschließlich gehen wird, ge— genüber den anderen beiden Gattungen herauszu streichen und diese beiden anderen von der Erörterung auszuschließen.

Abä 6 redet Vegetius vom Landheer (exercirus). dessen Namen er (wie gleich an—

schließend in ä 9 bei der Legion) etymologisch erklärt (richtig. was in der Antike

keineswegs immer der Fall, hier aber kaum anders möglich ist) als Ableitung von exercere, worauf er in II 23,1 eigens rückverweist. Damit kann er sein schon aus

dem I.Buch bekanntes 'Steckenpferd satteln‘: ut ei’ rittmqttam Heere? obh‘ttiscf. qtmd

vocabarur. Das Heer sollte also schon nach seinem Namen ständig an die ständig

notwendige Ubung erinnert werden. Die pedftes insgesamt (ä Tf) sind nach Hilfs— und Kemtruppen unterschieden, deren einen Teil (atm'l'ia) die Verbündeten stellen. deren anderer (z die Legionen) Sache der römischen t'tt'ttts ist. (Der eigentliche Unterschied im Kampfwert beider wird in II 2,4ff behandelt.) (Der Satz {5 8b etmtn einem virttts

praepot’let ist insofern typisch [und spät]. als die abstrakte virtns statt der Rommu‘

das Subjekt bildet zu pr'aepollet.) Die Legion hat ihren Namen von engere (Vegetius ver—

wendet sonst in diesem Sinne legere, von dem lagi'o [dies bedeutet an sich "Elite"|

natürlich herkommt; hier setzt er wegen der Deutlichkeit gegen seine eigene Ge—

wohnheit das Kompositum), was einen anderen aus dem I.Buch bekannten Grund-

gedanken wachruft, den der Gewissenhaftigkeit der Musterungskommission (vgl. I T), hier: destderar eorttmfidem atqtte dt'lt'getirt'artt, qm’ mildes pt'obcmt. 21; II 2: Während in II 1.3l bei den beiden anderen Gattungen die dichotomische Differenzierung lediglich genannt worden war, wird bei den Fußtruppen dem Unterschied von attrttia und Legion ein eigenes Kap. gewidmet, Diesem in der Uber—

schrift thematisierten Unterschied wendet er sich jedoch erst ab ä 4 zu, nachdem er

262

Erläuterungen zu Buch II. Kap 2 - 3

kurz die bei anderen Völkern (Griechen, Makedonen und Dardaner mit ihrer "Pha—

lanx“ zu 8.000 Kämpfern, Kelten und Keltiberer sowie weitere "Barbarenvölker"

mit catenrae zu ebenso 6.000 Leuten, wie sie die römische Legion aufweist) an ge-

sprochen hat. Da die auxilia, wie schon soeben in II 1,8 gesagt. von (verschiede—

nen) Verbündeten gestellt werden, differieren sie natürlicherweise nicht nur in ihrer Ausbildung, ihren Waffen und sonstigen (Lebens—Einrichtungen (Enstituta), sendern auch in ihren Bestrebungen (man kann sagen: im inneren Engagement und der Einstellung : Kampfmoral); und sie kennen sich untereinander nicht, was ein Handicap ist für die Erlangung des Sieges. Obwohl es für eine militärische Unter-

nehmung auch im Bereich der Schlachtfeld-Taktik "von größtem Vorteil ist" (piuri—

mum prosit, man müßte noch schärfer formulieren: unerläßlich ist), daß alle auf ein Kommando hin geschlossen und einheitlich reagieren, kann diese aus verschiede-

nen Aufgeboten zusammengewürfelte Streitmacht der Auxiliaren eben dies__nicht leisten; erst wenn man sie (5 8) durch die gewöhnlichen und mannigfaltigen Ubun—

gen beinahe täglich in ihrer Leistung verbessert (51' soiiemnibus diversisque erarCt'zt't's prope cottidie roborentttr), bedeutet sie eine immerhin doch nennenswerte Hilfe (non mediocriter r'uvant), so daß man sie eben als "Hilfstruppen" (amtit’a in ä 9 nimmt das synonyme iuvant des vorigen Satzes auf) tamquam fettem amaturam den (schwerbewaffneten) Legionen in der Schlacht zur Seite stellen konnte. Diese wie so oft vereinfachte und auch pauschalisierende, aber im Kern richtige und unanfechtbare Darstellung (ä 5-9) dient als ‘Folie' für die Legion, die (ä lUff) gegenübergestellt wird. Die Legion aber - so kann man den etwas (zu) lang geratenen Satz ä 10f allgemein zusammenfassen - ist in allem das (positive) Gegenteil: sie ist eine sowohl voll— ständige als auch (innerlich wie äußerlich) geschlossene Einheit, die zum Kern der in principes, hastati, triarr't' gegliederten Schwerbewaffneten auch eigene Hilfskon-

tingente hat in Gestalt der Ievis armatm'a (ausfererrtart't’, sagt’ttarit’. funditores, bat!istarios und [hierher gehören die fälschlich unter den Schwerbewaffneten ange—

führten Plänkler] anresignani), die sogar über eigene Reiter verfügt und vor allem einmütig und eines Sinnes ihr Lager befestigt, die Schlachtreihe aufstellt und den Kampf führt; so ist sie, ohne fremder Hilfe zu bedürfen, etwas Vollkommenes (ex omm’ parte perjecta) und besiegt gewöhnlich jede beliebige Menge von Feinden (quanramiibet hosrr’rrm multitrta‘inem supemre consuevit). Daß dieses Gegenbild nicht nur vereinfacht, sondern in einer schon bedenklichen Weise rhetorisch idealisiert ist, kann man 'selbst beim besten Willen' nicht verkennen Jedoch ist auch

hier festzustellen, daß die Beurteilung, sieht man von der rhetorischen Hyperbel in quantamh’bet mtdtitudinem einmal ab, nicht zu widerlegen ist, zumal zum Ab-

schluß ein seinerseits (trotz der Uberspitzun g am Ende qttantttm t'psa voiut’t vei rerum natura per‘mt’sit) unwiderleglicher Beweis nachfolgt: docttmenrum es! magnr’tudo Romana die ja (vgl. I 1) mit Legionen erstritten wurde.

Zu II ,3;

Daß die gegenwärtige Legion mit dem soeben gezeichneten (rhetorisch

überhöhten) Bild außer dem Namen (nomen permanet hodieque, ä 1) nur wenig

oder nichts mehr gemein hat, weiß Vegetius nur zu gut. Daher muß er unbedingt anschließend auf die Frage eingehen, wie es zu der Degeneration kam. Dafür gibt er zunächst einmal einen allgemeinen moralischen Grund an, der im sittlichen Nie-

dergan g der (jüngeren) Vergangenheit und Gegenwart liegt, eine Begründung, wie

sie für römische Historiker zumindest seit Sallust typisch ist: die (male) ambin'o hat

auch von den praemia virrutis Besitz ergriffen, und die Beförderung von Soldaten, die zuvor durch t'abor verdient werden mußte, erfolgte (daher) per gratiam. Diesem nicht sehr ernstzunehmenden (weil auch ohnehin nicht nachweisbaren oder überprüfbaren) Grund folgen dann (ab ä 2) drei seiner Ansicht nach echte Gründe, die

Erläuterungen zu Buch II. Kap.3 — 4

263

negr‘egenriam supertorrtm Iemporum (ä l) belegen. Erstens wurden für die ordnungsgemäß nach der Dienstzeit ausscheidenden Soldaten keine Ersatzleute ein ge-

stellt(ä 2). Zweitens schwindet infolge der bei einer gewissen Anzahl unvermeidlichen Ausfälle durch Dienstunfähigkeit (Erkrankung, Unfälle, Desertion), sofern nicbtjährliche oder sogar monatliche Substitution erfolgt — dieser m'si-Satz hat zu-

sammen mit der Feststellung aus ä 2 zugleich die Funktion der Begründung so— gar die größte Menge dahin (ä 3). Drittens (ä 4f) bietet nicht etwa nur die zivile Karriere heutzutage ein angenehmeres und bequemeres Dasein (wie er dies in I 5,2 angeführt hatte als Begründung für Konzessionen bei der Körpergröße künftiger

Soldaten), sondern haben diesen Vorteil eines bequemeren Dienstes auch die Auxiliarkontingente, trbt’ er miuor sndor er maruri’or’a srmr praemt'a. ä 5. (Dieser zuletzt an—

geführte Grund beweist. daß die noch in II 1.8 vorausgesetztc ehemalige Regelung [wie er sie in

seiner Quelle fand] längst außer Kraft ist. wonach in den Legionen [nur] römische Bürger. in den auxr't'r’a aber Verbündete und Provinzialen ihren Dienst taten: seit mindestens 150 [bis über

200, je nach dem. wann man die Schrift anzusetzen hat] Jahren hatten ja gemäß der (‚'ortsrrrrtrio

Anrortt‘m’ana auch alle Reichsbewohner das volle Bürgerrecht.) Auffallend an diesen für die Degeneration der Legionen angeführten Gründe ist es, daß sie allesamt nur die An-

zahl, das Verhältnis von Soll- und Ist-Stärke betreffen, nicht aber die im I‚Buch im

Vordergrund stehende, durch (AuSwahl, Ausbildung und) Ubungen bestimmte Qualität der Truppen. (Der Ubung istjedoch das Kap. Il 23 gewidmet.) Dem Abschnitt über die Gründe des Niedergangs ist (ä 6ff) ein ganz anderer Gedankengang angeschlossen, in detn Vegetius über den Sinn seiner gegenwär-

tigen Schriftsteilerei und - allerdings hier sehr unzureichend und irreführend — über

seine Quellen redet. Der berühmte Cato Maior, als Konsul oftmals Heerführer und als solcher unbesiegt, habe es für nützlicher gehalten, seine militärischen Kenntnisse schriftlich niederzulegen; denn die Kriegstaten selbst seien ein nur zeitlich begrenzter, das Niedergeschn'ebene aber ein dauerhafter Nutzen für alle Zeit. So

seien auch etliche andere, vor allem Frontin unter Trajan verfahren. "Deren“ Auf-

zeichnungen und Vorschriften wolle er nach Kräften knapp und zuverlässig mit— teilen. (So werde auch er, wenn infolgedessen vom Kaiser die alte Ordnung der

Waffen wiederhergestellt und der Schlendrian aus jüngerer Vergangenheit wieder korrigiert sei, seinen Beitrag zum Nutzen des Staates leisten.) Der Abschnittä 6—9 kennzeichnet alles Bisherige im II.Buch als Einleitung; die eigentliche Abhandlung

beginnt mit Kap.4. 'Interessant' und, wie gesagt, einigermaßen irreführend ist in—

des, was er hier über seine Quellen sagt. Denn nach ä 7 kann man nur annehmen, daß er sich vor allem an (Cato und) Frontin und vielleicht auch die aft'i mmphrres

halte. Das trifft so aber nicht zu. Cato und Frontin sind im zweiten Buch nur indirekt benutzt. und zwar über Paternus, den er bereits im I.Buch (8,11) als dr'h'genrissimtrs turis militaris asserror' angeführt (aber in I nicht benutzt) hatte. Daß Paternus (Tarrutenus od. Tarrunleius Paternus. Jurist unter Marc Aurel. bei dem er das Amt ab

episrrtl'is Latirn's leitete; praefpraet. und 183 unter Commodus hingerichtet) als Verfasser einer Schrift de re militar't' (zwei Fragmente in den Digesten: 49,16.? u. 50.6.7) Vegetius' Quelle im II.Buch ist, hat SCHENK aaO Sff aufgewiesen. Danach hat Vegetius in I 8 bereits alle (ihm bekannten und) überhaupt (d.h. auch im späteren Auftragswerk) benutzten Quellenautoren angeführt und nennt die Quelle seines IIBuchs hier nicht (nochmals). Daß Paternus als t'tu’t's militaris assertor zumindest auch Quelle für II ist, kann man unabhängig von SCHENKs Nachweis vor allem aus Kapbff erschließen.

Zu II 4: Zwar beginnt nach der Einleitung Kap. 1-3 mit Kap.4 die Abhandlung sel— ber, doch ist auch dieses Kap. über die Zahl der Legionen unter einem Konsul der

alten (2 früheren republikanischen) Zeit ein Vorspann, der einzig insoweit relevant ist, als sich der hohe Karnpfwelt der Legion als solcher darin dokumentiert (ä lt).

264

Erläuterungen zu Buch II, Kap 4 - 6

Wegen dieser exzeptionellen Kampfkraft der alten Legion (ä 3) will Vegetius ordi-

nationem

secwidum normam militaris t'uris darlegen. In diesen Worten liegt ein

kaum überhörbarer Hinweis auf Patemus als Quelle (n. dessen Einführung in I 8,11: soeben zu II 3,6-9); und auch die vorbeugende 'Entschuldigung' wegen der spröden und wenig eingängigen Form der Darstellung, die man mit Aufmerksam-

keit und mehr als einmal lesen muß. um sie überhaupt zu verstehen und zu behalten

(ä 4), kann als Hinweis auf diese Quelle verstanden werden. In der Tat ist die Darstellung, insbesondere in Kapp.6—8, wo das ius militare vor allem den Inhalt bildet, ausgesprochen unerquicklich, die Warnung also wohlbegründet. Indessen rechtfertigt der hohe Nutzen für den Staat (ä 5) auch die drfi‘Icuhas und dieses Un-

erquickliche (das ist jedenfalls Vegetius' Meinung).

Zgi II 5: Nach sorgfältiger Auswahl der Rekruten (Verweis aq 1—8) und einer Ausbildungs- und Ubungszeit von mindestens vier Monaten (Rückverweis auf I 9ff; zugleich Präzisierung der in I 8,3 fehlenden Angabe darüber, wie lange man die neuen Soldaten vor der endgültigen Aufnahme ins Heer ausbilden und überprüfen soll, vgl. ob.zu I 8,1-5) wird aus den Leuten eine (neue) Legion aufgestellt. So beginnt Vegetius die Besprechung der Legion systematisch korrekt mit ihrer Begründung; die unausgebildeten Neulinge sind (rechtlich betrachtet!) also weder eine Legion noch ein Teil derselben. (Ihr Rechtsstatus ist offen, und vielleicht hat man so etwas wie Ausbildungseinheiten, sozusagen 'Militärschulen' anzunehmen; und die Legion ist nur die endgültig organisierte Kampfeinheit. keine Ausbildungs—Institution.)

Erst mit der (ob.in I 8) bereits erwähnten "Kennzeichnung" durch Tätowierung werden die Rekruten endgültig ins Heer aufgenommen (matrt'cuiis insertmtur, ä 2)

und leisten den (höchst feierlichen) Diensteid (sacramennun). Mit der (reformierten christlichen) Schwurformel bei der christlichen Trinität und der Majestät des Kaisers, der nach Gott an zweiter Stelle zu verehren sei (usw. mit der dafür vorgebrachten Begründung in ä 4) versucht Vegetius offenbar die Bezeichnung des Diensteids als etwas Heiliges (sacramentum) zu erklären, ohne anscheinend zu be-

merken, daß diese Bezeichnung uralt ist und mit dem Christentum schier nichts zu

tun hat. Im übrigen kann er die Schwurformel per Deum et per Christnm natürlich nicht in seiner Quelle vorgefunden haben, sondern er hat sie aus eigener Kenntnis geändert. Abschließend gibt er in ä 5 ein Referat der Hauptpunkte des Diensteids, die im Kern unverändert seit früher fortgedauert haben dürften. (Einen

alten [republikanischen] Soidateneid, der sehr viel profaner ist und sich vorrangig mit dem Verbot von Diebstahl oder Fundunterschlagung befaßt. überliefert Gellius XVI 4.2 aus Cincius Ali— mentus.)

Zu II fi: Die Legion gliedert sich bekanntlich in zehn Kohorten; deren Rang, Mannschaftsstärke und Position in der Schlachtformation gibt Vegetius in Kap.16 an, und zwar in einer ausgesprochen pedantischen Manier, wie sie viel umständlicher und eintöniger kaum vorzustellen, zugleich aber für die juristische Formgenauigkeit und Unanfechtbarkeit, überhaupt für (römisches) Rechtsdenken bezeich— nend ist. Dabei wirkt die neunmalige Aufzählung "555 Fußsoldaten und 66 Reiter" so öde wie geistlos (als ob man nicht die Zahlen einmal ‘für alle Neune' hätte an ge-

ben können!) und wird die bei mehr als jeder zweiten Einheit eigens betonte Son-

derstellung (am Flügel, im Zentrum - im ersten, im zweiten Treffen), welche je-

weils besonders qualifizierte Soldaten verlange, geradezu wirkungslos, weil sozu-

sagen überall besonders tüchtige Leute stehen sollen. Wirklich lohnend war ohnehin doch nur die Erwähnung der LKohorte als Haupt der Legion (5, 3-Ende) mit ihrer doppelten Mannschaftsstärke, der Aufstellung am rechten Flügel der er— sten Reihe als Anfang der Schlachtformation und ihrer Obhut über Adler und Kai-

Erläuterungen zu Buch II. Kapfi - 8

265

serbildnisse; alles andere ergab sich daraus praktisch von selbst. (Allerdings würde der

fonnal-pedantische Jurist entgegnen. die doppelte Mannschaftsstärke von 555 Fußsoldaten sei ja 1.110 Fußsoldaten, nicht 1.105 Fußsoldaten, wie die LKohorte tatsächlich aufweise! Eine Unge-

nauigkeit bleibt dennoch bestehen: wenn die LKohorte mit [über] 1.100 Leuten miliaria heißt. so

müßte entweder erklärt werden, wieso nur die 2.Kohorte mit der halben Manschaftsstärke als die quingenmn’a geführt wird [wie es zumindest zu sein scheint], oder aber es müßten alle anderen neun Kohorten [von Nr. 2 bis 10] quingenran‘a genannt sein, was zumindest nicht erkennbar ist.)

Zu II 2; Nach Mitteilung von Gliederung, Mannschaftsstärke und taktischer Dis—

position der Legion und ihrer Kohorten legt Kap? die Titel und Rangstufen (nomina ac dignirates) dar, und zwar secundum praesentes marriculas, d.h. daß sich

Vegetius hier nicht ausschließlich an seine Quelle (die ja zumindest 200 Jahre vor

seiner Gegenwart geschrieben ist) anlehnen konnte. sondern 'aus Eigenem‘ hinzutut. Das ganze Kap. ‘atmet' indessen denselben 'staubtrockenen Geist' wie das vorige, und Vegetius mußte sich auf diesem Gebiet wohl diesem 'Geist‘ anpassen. Philologisch-literarisch ist das Kap. daher so unergiebig (und unerquicklich) wie das vorangehende. SCHENK hat (aaO 9) aufgezeigt, was in Kapfil ganz bestimmt als Zusatz aus des Autors Gegenwart zu rechnen ist: der tribunus maior und tr. minor (ä 1-Endef2-Anfg.), die draconarii (ä 5) die campt’geni (ä 6), die rorquart' duplares und t.simplares (ä 10) und die candt'darai duptares und asimplares (ä 11). Alles übrige kann der Quelle entstammen. Aus dem (typisch römischen) Formalismus der Titulaturen im Heer resultiert sicherlich ebenso wenig ein Erkennt— nisgewinn (für den heutigen Leser), wie die Schlagkraft der römischen Legion, um die es dem Autor ja vor allem geht, davon unabhängig ist. Allerdings konnte er nach seinem Auftrag, das römische Heerwesen darzustellen, diesen Bereich nicht übergehen, wie er es im opuscnlum spontanettm (Buch l) selbstverständlich getan hatte.

Zu II S; Von etwas - wenngleich nur geringfügig - höherem Interesse ist die Bezeichnung (und z.T. doch wenigstens auch Qualifizierung) der Anführer der Un— tereinheiten der Legion im Kampf. Da ist zunächst der Centurt’o primipt'li, der sogleich (ä 2) als caput totius legionis bezeichnet wird (wie in II 6,3 von der 1.Kohorte gesagt worden war haec esr capttr legionis, so daß der Primipil als 'das Haupt des Hauptes der Legion' zu verstehen ist). Centurio bedeutet vom Wort her ”Hundertschaftsführer" (cennm‘n = Hundertschaft ist die l.Untergliederung der Kohorte); pn‘nu‘ pi‘t‘i [= des ersten Haufens = Manipels] ist ein formelhafter Terminus geworden, wonach der renmrio primi-

pit’t’ auch kurz primipr'ltts ["Primipil"] heißt. Zu diesem Rang wurde der dienstälteste 'Hundertschaftsführer' ernannt, der sich (zuvor schon) im 1.Treffen, d.h. in (einer) der ersten Kohorte(n) befunden hatte. In seiner neuen Stellung (nach der

Beförderung) befehligte er 400 Mann (der 1.Kohorte) und hatte den Legion sadler

in seiner Obhut. (Daraus ergibt sich, ohne daß das eigens hervorgehoben werden et commoda, ä 2). Der erste müßte, seine 'ausgezeichnete' Stellung (merita hasratus (2 Anführer unter den hastati, diese waren die Mannschaften des zweiten Treffens) ist der oberste unmittelbare Anführer der ersten zwei Zenturien im zweiten Glied (man könnte vom ‘Primipil der zweiten Reihe' sprechen), gemäß der in ll 8 gegebenen Schlachtaufstellung der Erste der 6.Kohorte; nach den von ihm befehligten 200 Mann (duceittos homt'nes) heißt er nunc (d.i. in Vegetius‘ Zeit) ducenarius. So regelt sich die unmittelbare Befehlsgewalt der Anführer der

Mannschaften im Kampf gemäß ihrer Rangordnung herab (von 400 über 200 und

150 Mann) bis zu den Anführem von tatsächlich 100 Mann, die (in ä 8) als cenrarriones, qtti singulas certtttr’ias curabant, qm" mmc cenrenart'i nominantur nur gerade noch (wie in Kap?) als 'vorhanden‘ (et‘ant eurem ...) erwähnt werden. (Darunter gab es auch noch decani [Zehnerschaftsführer], die man nurtc [5.0.] als "Kamerad—

266

Erläuterungen zu Buch II. Kap 8 - 11

schaftshaupt' [capur conrubet'nii] bezeichnet.) Das zugrundeliegende System ist streng hierarchisch und basiert (in einer stark modifizierten Weise, die die Durchschaubarkeit arg erschwert) auf den Zenturien als Untereinheiten der Kohorten als

Untereinheiten der Legion.

Z]; II 9: Die offizielle Legions-Leitung in Provinzen mit mehreren Legionen, wo die Statthalterschaft nicht mit dem Legionskommando zusammenfiel, lag beim praefecrus Iegionis, seit Augustus einem legatus Augustr' iegiom‘s senatorischen

Standes (außer in Agypten. wo er dem Ritterstand angehörte); die Angabe ex erm-

suh‘bus ist erkennbar unrichtig statt ex consulan‘bus (was wohl auch nicht immer

zutraf und ex senaroribus bedeutet). Die offizielle Leitung dieser hochgestellten

Kommandeure besrand mehr in der allgemeinen Weisungsbefugnis als in der kon— kreten Befehlsausübun g; diese wurde vom praefectus t'egt'om's im Rang eines comes primi' ordinr's ausgeübt, der auch ganz offiziell dessen Vertreter war (ramquam viean’us Epsius). Statt der Legionslegaten waren seit Konstantin die ”Heermeister“

(magism‘ militnm) eingesetzt worden (vgl. KP III 875; RE SupplXII 553ff); sie waren stets vr'rr' illusrres (vgl.ob.zur Einleitung), das Wort ist hier also terminolo-

gisch verwendet. Der Ausdruck "(Disziplinar-)Vorgesetzter" ist ein (gewiß unzureichender) Ver-

such, die ursprüngliche Bedeutung von iudex (“Rechtsprechen Richter") mit einem Ausdruck der

modernen Verwaltung wiederzugeben. Alle nachgeordneten Chargen (rrr’bum‘, renrurt'ones ceterique [militesD unterstanden (ä 3) natürlich (wie es gar nicht anders sein kann) der Befehlsgewalt des pmefectus iegiom's. der auch für die (Wach-)Dienste und Parolen verantwortlich war; in seinem Auftrag (ä 4) wurden Bestrafungen (ggf. Hinrichtungen) durchgeführt; ihm unterstand (ä 5) die gesamte Lagerverwaltung (von arma bis annoua, von Bewaffnung bis Versorgung), ebenso (ä 6) der tägliche Dienst der Ubungen. Die ää 3-6 explizieren lediglich die grundsätzliche Aussage in ä 2 proprius Gutem t'udex erat praefectus iegionis und mit der Charakterisierung

”des" praefieg. - als ob alle gleichermaßen die Eigenschaften iustus, diligens, so—

brius gehabt hätten, die sie haben sollten! - geht Vegetius abschließend ganz von der objektiven Beschreibung über zu dem was man 'ideologische Paränese' nennen könnte. nämlich zur Darstellung nicht des Ist-. sondern des Soll-Zustands.

Zu II 10: Dem praefecms Iegiom’s als militärischem Leiter untersteht (ä 1 infert'or dignirate) der praefectus castrorum der - so kann man zusammenfassen - die ge— samte materielle Ausrüstung und Versorgung als Dienstaufgabe versah; dazu gehört auch die Errichtung des Lagers (auf Expedition) und die Inspektion von Wall und Graben (nicht nur bei der Errichtung, sondern auch bei Standlagern (c.srarr'va) hinsichtlich des Erhaltungszustands. Die Krankenbetreuung (ä 3) ist hierbei - nicht unsachgemäß - der 'materiellen Ausrüstung und Versorgung' zwischen ä 2 (Zelte, Hütten, Gepäck) und ä 4f (Fahrzeuge, Packpferde usw.) eingeordnet. Auch das

Kap. des Lagerpräfekten schließt mit einer allgemein beurteilenden Darstellung dieses Funktionsträgers (doch bei weitem nicht so 'paränetisch' wie im vorigen Kap.):

er mußte ein in langem Dienst erfahrener und bewährter Mann sein, um (durch sein

Vorbild) andere zu der von ihm bewiesenen Tüchtigkeit zu motivieren Zu H ll:

Das Kap. ‘von der Pflicht des Pionierpräfekten' ist auffällig gebaut. in—

sofern dieser selbst erst in der letzten Zeile als absoluter Schluß genannt wird;

vorweg ist - aber eigentlich ohne Beziehung auf den Präfekten, sondern als Bestandteil der Legion — aufgeführt, was alles ihm unterstellt ist (woraus sich sein

ofi‘iciwn ergibt). Dies entspricht der Variation in kleinen Dingen, nicht nur in einzelnen Wörtern (was man im Gebrauch von S ynonyma auf Schritt und Tritt beob-

Erläulerungen zu Buch ll. Kap.ll - 13

267

achten kann), sondern auch in Wendungen wie z.B‚ II 10,1 erar Gutem und II 11,1 habe! praererea ebenso steht castrorum praefectus in Kap.10 gleich am Anfang, aber praq‘ecrusfubrorum in Kap.11 als Schluß; man kann von chiastisclter Anordnung (der auch in sich chiastisch ausgedruckten beiden Amtsbezeichnungen) sprechen.- Die meist ganz pauschal als "Pioniere" zusammengefaßten Handwerker und Techniker (II 25,7 faßt sie ebenso pauschal als am’fices zusammen) verschiede— ner Sparten waren ein besonderes Qualitätsmerkmal der Legion (der sie außerhalb der Kampftruppen zugehörten.) Sie leisteten Erstaunliches (wenn man z.B.an die im IV.Buch beschriebenen Kriegsmaschinen denkt oder auch an die Rheinbrücke Caes., b.G.IV 17), und sie machten die Legion tatsächlich ‘autonom‘. d.h. unab— hängig und — wie am Ende des Buches (II 25,8) formuliert ist - zu einer armara Civi-

tas, indem sie alle Gebäude, Fahrzeuge und Kriegsmaschinen teils neu herstellten,

teils reparierten; zudem hatten sie in den Standlagern regelrechte Werkstätten oder

kleine Manufakturen zur Waffenfabrikation eingerichtet. Diese allgemeine (‘normale') technische Ausrüstung der Legion wird am Ende mit einer Besonderheit

überboten: durch die ctmiculart'i (Stollengräber), die nach Art der (bergbautreibenden thrakischen) Bessen (derselbe Verweis auch in IV 24,2. wo die Stollen in ihrer Funktion bei der Stadtbelagerung beschrieben werden) die Mauern von Städten unterirdisch zu überwindern vermochten. Denen allen also vorgesetzt war der praefecrus fabrorttm.

Zu II 12: Das Amt des Militärtribunen — Vegctius redet im Singular wie bei den praefecri von Kap.9—l l; der Plurerscheint erst beiläufig in ä 2 u.3 - gab es schon im frührepublikan.Milizheer, von 6 Inhabern bekleidet; die ti't'btmt' militttm waren

durch alle Zeiten hindurch Stabsoffiziere und mit vorwiegend administrativen Aufgaben betraut. aber im Kampf immer auch in militärischen Kommandos; sie muß-

ten eine Mindest—Dienstzeit von z.T. 5, z.T. 10 Jahren aufweisen und dem Ritter— stand angehören. Zumindest der letzte Punkt war in Vegetius' Zeit längst obsolet, könnte aber in ä l nachklingen. wo ‘der' rrt'b, mil. der l.Kohorte praeerat (ä 2). in

die man t‘ensu, genere, litte:‘fs‚ forma, virture poliertes milites entsandte, Er selbst

rnußte sich durch "Waffenkunde, körperliche Tüchtigkeit und ehrenhaften Charak— ter“ auszeichnen (ä 2): der erste (und ein wenig wohl auch der zweite) Punkt ist ausschlaggebend für III 9,15, wo - in dem problematischen Fall einer Vereinigung verschiedener Kontingente (sozusagen verschiedener Schulen, jedenfalls unter— schiedlichen Schulungsgrades) - die Soldaten 'von ausgewählten Tribunen, deren Tüchtigkeit der Befehlshaber kennt, in allen Waffenarten geübt' werden sollen. Eben dieser dortige, hier unausgesprochene Gedanke ist das Stichwort, um (nach der kurzen Bemerkung, daß die anderen Kohorten entweder von Tribunen oder

von anderen Vorgesetzten geleitet wurden)_in ä 3 (wieder einmal) auf die in alter

Zeit musterhaft beobachtete Sorgfalt der Ubungen zu sprechen zu kommen; die auch an den Ubungen beteiligten Tribunen gaben den 'Aufhänger' ab.- Den Schluß (ä 5) bildet ein hier auf das äußere Erscheinungsbild eingeengter Gedanke, der am Ende von II 9 begegnet war. daß nämlich die virtus der Untergebenen sich auf den Ruf ihres Führers auswirkt: Sorgfalt und Fleiß des Tribunen werden gemäß dem Erscheinungsbild seiner Untergebenen gelobt.

Zu II l3: Das Kap-Thema gibt, statt allgemein den Inhalt 'Feldzeichen und Fahnen' zu nennen, einen Teilaspekt an. nämlich die sogar für alle 50 Zenturien einer Legion eingerichteten vexilla. Das allgemein und jederzeit (also auch bei Vegetius' Zeitgenossen) Bekannte steht in ä 1 kurz und knapp vorweg: Das Hauptzeichen der

ganzen Legion ist der Adler (er war in der Republik silbern, in der Kaiserzeit gol-

268

Erläuterungen zu Buch II. Kap 13 - 14

den, mit ausgebreiteten Schwingen und mit J upiters Blitz in den Krallen dargestellt und wurde vorn aqut'l’ifer [ranghöher als die anderen sigm'fert'} auf einer Stange vorangetragen). Auch die Kohorten hatten ihre eigenen signa. nämlich die Drachen, von drac‘onaril' getragen. (Der Drachen war aus dem Osten übernommen und seit der Heeres-

reform Hadrians. als die Zenturien zu taktischen Einheiten avancierten und ihre vexr'lt'a erhielten. das Kohortenzeichcn geworden. Es handelte sich um rote Sloflbilder. die sich im Wind blähten und

wohl Schreckbilder sein sollten.) Die Besprechung der Zenturien-Zeichen wird vom taktischen Zweck her begründet (qttia sciebnnt turbarr' atqne conflmdt‘. ne posset

accidere

ä 2) und beginnt mit einer (typischen) sprachlichen Merkwürdigkeit:

die synonymische 'Gleiehschaltung' der Gruppe acies — bellnm - proet‘ium - pugna

setzt in commisso belle eindeutig beltnm statt proetiumlpugna (vglll 17 tit. commissa

pngna) und bei in acie - das ist gängig - acies statt pugna, aber noch im selben Kolon mit ordt'nes aciesqne dasselbe Wort (synonym komplementär) für ot‘do, so daß die Aussage in acr'e acies turbart' entsteht. (Man muß sich über solche verbale Geringfügigkeiten nicht echauffieren. aber dal3 es eine sehr geschickte Formulierungskunst beweise. wird keiner behaupten wollen.)

Das verfilmt: jeder Zenturie trug die Kohorten- und die Zenturien-Kennzeichnun g

(vermutlich in einfachen Zahlen) und mußte im Bedarfsfall abgelesen werden (l'e-

gere hier gegen den sonstigen Gebrauch bei Vegetius [z etigere] in der üblichen Bedeutung). Darüber hinaus — diese Einzelheit wird auch unt.in II 16.3 erwähnt — trug der Zenturio einen quergestellten Helmbusch (was ihn freilich nur von seinen

100 Leuten abhob. keineswegs aber, da dies ja nach Vegetius bei allen Zenturionen

gleich war, neben den t’exilla eine weitere Hilfe bedeutete bei der Orientierung nach Zenturien). Die zusätzliche Unterteilung der cenmriae in corituberm'a gehört logisch nicht in dieses Kapitel. da die "Gruppen" keine eigenen Zeichen hatten; die Erwähnung (einschließlich der Benennungen des decamrs als capttt contuberm't' sowie des corrtttbeminm als manipuius) erfolgt gewissermaßen assoziativ unter dem Gesichtspunkt der Bildung von jeweils zusammengehörigen Unter-Einheiten (die jedoch nur z.T. ein eigenes sigmrm hatten.)

Zu II l4: Zum Abschluß des Teils über Aufbau und Gliederung der Legion (Kap. 6—14) kommt Vegetius auf die der Legion beigegebenen Reiter (equt'res Iegt'artart't') zu sprechen. Der Gliederung der pedt'tes in Zenturien [und Manipel] entspricht hier die Ittr'ma ("Schwadron"), und ihr Anführer ist ein decm'io. So weit ist die Sache

einfach und klar; der Symmetrie der anfänglichen Analogie hätte es allerdings entsprochen, diesen decurt’o sofort, d.h. im selben Kolon zum centurt’o in Beziehung zu setzen. Stattdessen folgt ein höchst problematisches enim, um die Analogie in zwei streng parallel gebauten Sätzchen mit (centm't’o und decrtrt'o jeweils im Zentrum) vor Augen zu führen: centum enim decem pedites ab uno centurione sub uno vexillo gubernantur; similiter triginta duo equites ab uno decurione sub uno vexillo reguntur.

Problematisch ist hier enim (wie oftmals auch nam), weil es nicht eine unmittelbare. direkte Begründung für eine vorausgehende Aussage einführt (z.B. man lobt ihn. denn er ist klug); sondem es liegt in solchen durch namt’enim verbundenen Sätzen ein weitläufiger kausales Verhältnis vor (z.B. man lobt ihn: es gibtja auch allen Grund dafür: _‚ wobei ggf. im dritten Glied ein direktes "denn" als Erklärung der Gründe folgt). Die schülerhaft Übersetzung durch “denn" oder "nämlich" ist in derartigen Fallen höchst mißlich oder auch sinnlos; ich ziehe dann meist das affirmative Partikelchen (des Ionlosen} "ja" vor (etwa wie griech ye).

Dieser aus dem ersten Sätzehen gewissermaßen verselbständigte Vergleich präludiert demnunmehr folgenden, der sich (ä 3-5 und 6-7) über 11 Druckzeilen (bei LANG u. ONNERFORS sind es 16) zu einem wahren Satzungetüm auswächst.

Dies ist, soweit ich erinnere, der längste Satz aller vier Bücher; gegen seine 16 Zeilen (bezogauf LANGs Ed.) halte man die von SCHENK (aaO 84) ermittelte "durchschnittliche Salzlänge im

zweiten Buch (von) 2,1 Zeilen gegen 2,4 im ersten Buch und 2,6 im dritten und vierten Buch".

Erläuterungen zu Buch II, Kap.14 - 15

269

Gleichwohl ist der Satz bemerkenswerterweise grammatisch korrekt durchkonstruiert und ist er ohne Probleme verständlich, auch bei Übersetzung in derselben

Struktur. (Dies im Unterschied zu dem ungeschickt gebauten und entsprechend schwer durchschaubaren [aber nur halb so langen] Satz in Il 2,10f. der darum auch bei der Übersetzung nicht in

der lateinischen Struktur wiederzugeben war.) Der hiesige Satz ä 3-7 bedarf daher keiner

inhaltlichen Erläuterung, weil er sich infolge des Streng parallelen Aufbaus des

sicut— und des similit‘er—Teils (im ganzen ebenso wie das Sätzchen in ä 2) recht

leicht-verständlich darbietet; um es in drei Komplexen anzudeuten: in beiden Teilen folgt auf die körperliche und geistige Qualifikation des Anführers sein Einfluß auf die Untergebenen bis hin zur Waffenpflege. An den letzten Punkt des langen Vergleichssatzes (das glanzvoll schmucke Erscheinungsbild) knüpft ä 8 mit einer Begründung (u. einem 'echten‘ enim) an: das glänzende Aussehen wirkt schon schrecklich auf die Feinde, und umgekehrt: wer hält einen Kämpfer für tüchtig, dessen Waffen verdreckt und verrostet sind? Mit

einer kurzen Bemerkung wird bei den Reitern auch der Pflege ihres wichtigsten 'Instrumentes', der Pferde, gedacht; und zum Abschluß die Bedeutung des decttrt'n für die ganze Schwadron in einem summarischen Sätzchen zusammengefaßt: auf

dem decur't'o ruht die Sorge für das Wohl und den Ausbildungszustand (ererritan'o) sowohl der Männer wie der Pferde

Zu II 15: Nach der inneren Ordnung der Legion folgt ihre Aufstellung zum Kampf; sie ist großenteils aus dem ("unerquicklichen") Kap.II 6 bekannt, wo sie unter dem Gesichtspunkt der Bedeutung der Kohorten im Kampf angegeben war. Die systematische Ordnung verlangt hier die Wiederholung von einzelnem schon Gesagten; doch ist die Wiederholung denkbar knapp gehalten. Der 1.Punkt, die Postierung der Reiter an den Flügeln der Fußtruppe, ist generell sozusagen jeder—

mann geläufig und stand in der knappsten Weise bereits in II 1,2 bei der Erklärung

des Ausdrucks als (eqnitum altre

ab ntruqne parte protegant tiefes); eine Prä-

zisierung der Reiteraufstellung erfolgt in (dem speziell dafür vorgesehenen Kap.)

III 16,1 (derart, daß die schwere Reiterei nach innen, d.h. direkt an die perli’tes an-

schließend, die leichte nach außen zu steht). Charakteristisch für das Kap. scheint es zu sein, daß hier besonders stark "(b)ei der Bewaffnung Altes und Neues gemischt" ist (SCIIENK aaO l9), indem Ve— getius teils eigene Zusätze macht, teils moderne Bezeichnungen für alte einsetzt: hinzu kommt wohl auch eine allgemeine 'Harmonisierungstendenz', um Derzeitiges mit Altern leichter verbinden zu können; dies dürfte für die (bereits aus I l7

bekannten) pittmbntae (dort = mattiobarbnt'i) gelten, die hier zur Ausrüstung der

schwerbewaffneten pedires gehören, aber der von Vegetius nach der Quelle be— schriebenen Legion noch nicht bekannt waren.

Überhaupt ist es eine etwas unsystematische Besonderheit (s.u.), daß Vegetius in

Il 1?,1621 bei der Aufstellung des l.(und 2.?, s.u.) Treffens, der principes (und

hastati‘P, s.u.), bzw. der (10 od.der 5 ersten?, s.u.) eigentlichen schwerbcwaff-

neten Kohorten, deren Bewaffnung erschöpfend mit angibt, während er in ä 6b

die (triarii als?) ievt's armattrm z.T. nur nennt und das 3.Treffcn im folg.Kap.lö zusammen mit der Rüstung der Zenturionen 'thematisiert‘. Ein etwas genauerer

Blick auf ä 5—8 erweist wohl ziemlich eindeutig ä 613/7 als einen nachträglichen

Einschub, nämlich des Vegetius in den Zusammenhang seiner Quelle; das belegt der in ä 8 stehende Rückgriff secunda acies simiiiter armabarur auf ä 6 prima acies principum [secunda hasratorum ist daher wohl doch mit LANG zu tilgen] armis

tait'bus docetw' instructa. Das Unsystematische liegt in dem Einschub ä 6bf7.— Den

Schluß bilden die den hastari gewidmeten ää 8 u.9, die jedoch im ganzen lediglich die aus II 6 bekannte Aufstellung der Korhorten 6-10 wiederholen.

270

Zu II lfi:

Erläuterungen zu Buch II. Kap 16 - 18

Das Kap. ist eine (notwendige) Ergänzung des vorangehenden; dort

waren 1. und 2. Treffen (princr’pes und hastari', vgl.auch I 20,13), hier werden das

3. Treffen und die cenruriones (mit ihrer Ausrüstung) vorgestellt. Fraglich ist, ob die tevr‘s armarum (15,6) mit den rriarii gleichgesetzt werden darf; Vegetius tut es

hier nicht (vgl. auch II 2,10 u.I 20,13), wohl aber in III 14,9f. Der Sachverhalt ist

(mir) infolge der Mischung von diachronischer und synchronischer Betrachtung

recht undurchschaubar. und ich wage hierzu keine Sachkommentierun g. Die Triarier (ä l) werden als vollgerüstete Schwerbewaffnete beschrieben. (Aber sie kön-

nen nach der Darstellung in II 6 und II 15 ja nicht den 10 Legionskohorten zuge-

hören, da diese komplett als prim’cpes und hastatr' in den zwei ersten Kampfreihen

stehen.) Daß sie sich zunächst niederließen, um erst im Bedarfsfall in den Kampf

einzugreifen, war bereits in I 20,14f mitgeteilt worden. Die antesignani und auch

die sigaiferi bekamen (ä 2) eine leichtere Schutzrüstung, was bei den ersten als

beweglicher [evis armatura wohl, bei den besonders schutzbedürftigen, weil selbst

ja nicht kämpfenden Feldzeichenträgern kaum recht einleuchtet. Die Zenturionen hingegen (ä 3) - es waren ja auch besonders kräftige Leute, vgl. II 14,3 — hatten die volle schwere Rüstung, nur mit quergestellten Helmbüschen, wie man bereits aus II 13,4 weiß.

Zu II 17: Kap]? geht (nach innerer und äußerer Ordnung der Legion) noch einen Schritt weiter, indem der Kampf selbst, genauer: die Kampferöffnun g ins Auge ge—

faßt wird. Die ersten beiden Treffen (und das dritte sowieso) standen unbeweglich,

Iamquam murus, wie es in ä 3 formuliert ist (vgl. I 20,14 fin. u.besond. III 14,8). Die "Plänkler" aber, d.h. die gesamte Leichte Bewaßfiuwzg, provozierten die Feinde

zum Kampf. Konnten sie obsiegen und sogar verfolgen, so war die Schlacht prak— tisch schon am Beginn vor dem wirklichen Beginn geschlagen. Wurden diese aber von Tapferkeit oder Menge der Feinde 'erdrückt', so kehrten sie in die Reihen der gravis atmarura zurück, und es kam nun tatsächlich zur Schlacht. Hier steht wieder einmal ein gravierendes Beispiel' von cortstrud sensum, vgl. ob. zu I 9.6. worin sich das 'formelhaft Erstatrte‘ der Sprache belegt: nach plural.Präd. exripr'ebam steht das singular.Subj. gravt's armatura, worin das eigtl. abstrakte Wort armahtm den Plur. armatr' ersetzt. d.h. in seinem der Form nicht entsprechenden Sinn verwendet wird. (Daß es ‘auch anders geht'. zeigt ä 4 sequebatur grm’r's armatum.)

Die Schwerbewaffneten standen im Nahkampf gegen die Feinde, bis sie diese zurückgeschlagen hatten, dann aber verfolgten sie nicht (mit der auch in III 14,8 gegebenen Begründung der Vorbeugung gegen eine gefährliche Unordnung; ein gewichtigerer Grund aber war es, daß der schwergerüstete pedes aufgrund seiner

schweren Wappnung zu wirksamer Verfolgung gar nicht in der Lage war), sondern die vorher Zurückgewichenen und die Reiter nahmen die Verfolgung auf.

Für sich genommen fragwürdig ist im folgenden Satz die Wendung Regie) superata

servabarur incoiumis. Sie erhält ihre Berechtigung aus dem Satz-Zusammenhang, wobei supemm nicht schlechthin synonym für w'cta zu nehmen ist, sondern in abgeschwächtem Sinn sekundär zur Pointierung des an sich einfachen Satzes hinzu— trat: durch diese dispositio und cautela siegte die Legion und wurde, selbst wenn

einmal irgendetwas schief ging, vor völliger Vernichtung bewahrt. Aufjeden Fall pointiert (und auch überspitzt) ist die Schlußwendung von dem so schlichten Gesetz der Legion: necfitgere nec sequi.

Zu II 13: Kap. 18 ist mit ä lf ein kaum eigens als Kap. zählbarer Nachtrag zu lI 13, insofern das dortige Thema de centuriis arque vexflh's unter die Zwecksetzung gestellt wurde (13,3) {im ur ...) mitires in quantovt's tumuftu a contubemaäbus sut's

aberrare non possenr, worauf in 18,1 ne mitites aliquando in rumuttu proeh‘i a suis conmbemaiibus abermrenr schier unüberhörbar (aber ONNERPDRS hat den Bezug

Erläuterungen zu Buch Il, Kap.18 - 19

271

in s.App.gleichwohl übergangen) zurückverwiesen wird. Die KapsÜberschrift

betrifft im übrigen auch nur diesen kurzen Nachtrag von ä lf; der dreifach längere Teil (dazu s.u.) ist davon nicht erfaßt. (0b man anzunehmen hat, daß Vegetius

durch das soeben in 17,4f angesprochene 'Stichwort‘ "(Un—)Ordnung" [rte aciem suam ordt'aan'onemque rurbarem ...] assoziativ zu diesem {zuvor vergessenen?] Nachtrag angeregt wurde, oder ob er eigens ein Kap. künstlich eingefügt hat, um die ihm offenbar wichtige[re] Erörterung ä 3ff hier anfügen zu können, möchte ich nicht entscheiden.) Der Sache nach bedeutet ä lf eine 'Lappalie': Zur Orientierung im Getümmel waren in der alten Legion ("wie auch heute noch üblich ist") kohor-

tenweise Zeichen auf die Schilde der Soldaten gemalt, und zusätzlich war (das

scheint zu Vegetius' Zeit unüblich geworden zu sein) der Name des Soldaten mit der Kohorten- und Zenturien-Zugehörigkeit aufgeschrieben. Mit ä 3 setzt ein völlig anderer (aber keineswegs neuer) Gedankengang ein — der vorweggehende Nachtrag zu Kap.ll 13 war zugleich ein Schlußpunkt hinter den ganzen Komplex ab Kap.4: die in II 4,2 zumindest anklingende Vorstellung von der Autarkie der Legion wird in 18,3 gedanklich aufgegriffen (ein engerer Bezug besteht allerdings auf II 11,4 und I 21,2 und vor allem zum Schluß des Buches in II 25,8) —, und die Beziehung von ex bis t'gintr apparet eqs. auf das unmittelbar Vorhergehende ergäbe einen blanken Unsinn. Aus allem, was bisher in Buch II über die alte Legion mitgeteilt wurde, besonders das über den Lagerbau und in Kap. 11 über die Pioniere Gesagte, macht die Legion

sozusagen zu einer gut ausgerüsteten und völlig gesicherten Stadt, die keine Feinde fürchten muß. Das ist natürlich objektiv eine Übertreibung, aber subjektiv und im

Zusammenhang als 'adhortatives Bild‘ sehr wohl begründet. Wenn man sich also

gegen die Barbaren behaupten möchte (ä 4), so muß man auf alle erdenkliche Weise (sogar omnibas vori‘s) auf die Wiedererneuerun g der alten Legion hinarbeiten. Vegetius ist 'in seinem Fahrwasser‘: Auch hier, in der (aufgetragenen) objektiven

Beschreibung der Legion bricht sein ursprüngliches ganz persönliches Anliegen,

für die safas ret' publicae zu wirken, emotional durch; er verfällt aus der Beschrei— bung in die Propagierung der Legion. Diese Propagierung ist der Inhalt von 18,34%,

und Sie ist (beinahe zwangsläufig) voller Anklänge an das I.Buch. Da ist der Ge— danke der täglichen Ubung, und zwar vor- wie nachmittags (vgl. neben I 1,6 bes. I 9; 11,3), sodann omnifsl armorum discipi‘iau vel an’s) bellandi (vgl. I 20, bes. ä

23i); auch früher geriet die Kriegskunst schon ‘mal in Vergessenheit, wurde aber erneuert (vgl. I 28,8—10); die Musterung durch verantwortungsvolle Männer (vgl. I 7,4 u.?,9) und last not least der alles durchdringende Grundgedanke des Ubens überhaupt.

Zu II 12: Nicht weniger eng ist der Zusammenhang von Kap. 19 mit dem 1.Teil des Buches I, insofern das Stichwort dilecrtts durch eitgendam (im Iit.) und efigt'tm' (ä l-Ende) aufgenommen wird. Außer den bei allen Soldaten erforderlichen KörperQualitäten ist vonseiten der Musterungskommission (I 7) bei einigen auch auf reinen wachen Geist' (alacrirarem animt) zu achten. Darunter und unter dem etwas hochtrabenden Ausdmck iitteraras wird nicht mehr verstanden als die Fähigkeit zu lesen, zu schreiben und zu rechnen. Diese Befähigung war offenbar zu Vegetius‘

Zeit in der breiten Masse der Bevölkerung, zumal in dem weit ausgedehnten (und weithin 'barbarisch' gewordenen) Reich keine Selbstverständlichkeit mehr - ganz bestimmt auch bei denen nicht, tärdiertst kamen und gewiß ailes Militär werden oft die abgestellt anderweitig nicht zu gebrauchen

die (auf welche Weise auch immer) zum Mili— andere eher als eine Elite waren (vgl. I 7,9: zum i’ abgeschoben, die man loswerden will, weil sie sind). Das Erfordernis zu lesen, zu schreiben und

272

Erläuterungen zu Buch II. Kap 19 — 21

zu rechnen wird ä 2f mit den buchhalterischen Verwaltungsvorgängen gerade des

allgemeinen militärischen Dienstbetriebs (mar’ore prope diligentt'a quam

civiiis

...) belegt. Neben der generellen Rechnungsführung und der Führung der 'Personalakten' wird der vielfältige Wachdienst ebenso in schriftlichen Plänen und Verzeichnissen festgehalten wie die Urlaubsgewährung. Letzteres ist Stichwort für ei-

nen Vergleich von vormaliger und gegenwärtiger Praxis, der sich sogleich auf einen angrenzenden Bereich ausdehnt: Abkommandierung zum Sonderdienst bei " irgendwelchen" (es waren ja ganz gewiß Hoch gestellte, die hier gemeint sind) und für private Angelegenheiten wurden keine ausgebildeten Soldaten deputiert, die 'von der Allgemeinheit f auf Staatskosten' bezahlt und unterhalten wurden, wie wir es formulieren würden; das steckt in vesre er annona pubiica pascebarur im Gegensatz zu utr’lr’mn’bus privatts; dem Ausdruck geht jedoch - für damals selbstverständlich - noch voraus imperarorr’s mitfrem. wodurch der Sachverhalt womöglich noch unpassender (incongruum), d.h. empörender wirkt. Für solche

Aufgaben (‘92 6), deren Notwendigkeit gar nicht in Abrede gestellt wird. wurden

früher nicht die regulären Legionssoldaten, sondern die 'Uberzähligen', also

Sonderdienste und -mannschaften abgeordnet. so daß - der Gedanke klingt in

posrea additi, quam fur‘sser Iegr’o complera zwar nur an, ist aber kaum überhörbar die Kampfkraft der Legionen nicht noch zusätzlich (zu den in H 3.1-5 aufgezählten Gründen) geschwächt wurde. Die regulären Soldaten (ä 7) erfüllten damals neben der Kampfübun g und ggf. dem wirklichen Kampf nur die unverzichtbaren Aufga-

ben des echten Legions— oder Lagerdienstes: Holz, Wasser, Heu und Stroh heran—

zuschaffen.- Auch dieses Kap. läuft (in der zweiten Hälfte) 'aus dem Thema', um sich unausgesprochen in mahnendem Vergleich zwischen früher und jetzt für eine Reform des Militärs nach altem Muster einzusetzen. Zu II 2!]:

Kap.20 kehrt zum Stichwort Rechnun gsführun g aus Kap.l9 zurück und

gedenkt mit schier überschwenglicher Preisung (divim'tus institutum esr) einer ein-

zelnen Maßnahme, die man allerdings sehr vernünftig und auch weise nennen muß: Die Soldaten hatten die Hälfte jeden Donativs (und die Donative waren über die Zeiten hinweg von anfänglich wirklichen Sondergaben zu einem zweiten Stipendium, einer nicht mehr zu verweigernden Dotierung geworden) bei den Feldzeichen, d.h bei der Legion zu deponieren. Die Weisheit dieser Maßnahme wird (bis ä 4) mit bemerkenswert modern anmutenden und einsichtigen Argumenten begründet.

(Daß die deponierten Gelder ggf. auch mißbraucht werden konnten um eine Thron-Usurpation zu finanzieren. zeigt Suet.‚ Dom.’l‚3; doch ist dies kein relevanter Gesichtspunkt für den hiesigen Zusammenhang und überhaupt kein stichhaltigcs Argument gegen die Weisheit der Maßnahme als

solcher: Mißbrauch kann u.U. mit allem getrieben wrden.) Der folg.Paragr. 5 gibt ein

organisatorisches Detail der Aufbewahrung der Depositen (nämlich innerhalb der Legion kohortenweise), und in ä 6 schließt sich hieran eine weitere Einzelheit der Rechnungsführung: eine Art Sterbekasse. zu der alle Soldaten einen (jeweils geringen) Betrag beisteuerten (Iota Iegr'o particuiam alr'quam eonferebat). um daraus Bestattungskosten zu bestreiten. Die Aufbewahrung der Gelder apua’ sigmferos (vgl. ä l apud signa) erfordert es - damit wird das Thema von Kap.19‚ bzw. 19,1 aufgenommen und der Komplex 191'20 abgeschlossen -, daß ein Teil - es sind zu—

mindest die sigm'ferr' gemeint - als non sot'um fideles, sed eriam Iirterati homines eligebanrur, qur' er servare deposira er scirenr singtdt's reddere rationem.

Zu II 21: Noch emphatischer als soeben in Kap.20 wird die (auf innere Einheit der gesamten Legion abzielende) Beförderungsregelung eingeführt: non rantum humaner consificr, sed en'am divt'm'tatis instincrtt Iegr'ones arbt'tror constituras. Die Einheitlichkeit in instirura, disciplr'na, afiectt‘o. auch in animus und consensus war

Erläuterungen zu Buch lI, Kapll — 22

273

ja in II 2 (vgl.bes. ä Sf 1.1.11) als der entscheidende Vorteil der römischen Legionen gegenüber den auxiiia herausgestellt worden; das wird hier aufgenommen; die zehn Kohorten sind so eingerichtet, daß sie als ein wirklich einheitliches Ganzes scheinen (Lamm corpus, um: videamr esse Couiunctio). Dies ist (ä 2) darauf zurückzu-

führen, daß die Soldaten mit einer Beförderung zugleich in eine andere Kohorte

versetzt werden und so, je länger sie im Dienst stehen, umso mehr Kohorten (möglicherweise allen) einmal angehört haben und d.h. sich verbunden fühlen. Diese Grundregel oder —erfahrun g exemplifiziert ä 3 an dem Extrem- und Sonderfall des cenrurio primi pit’i (zu seiner herausragenden Stellung vgl. II 8,1), der in seiner Karriere in orbem omnes cohortes durchlaufen hat. Daraus erklärt sich, weil er sich natürlich in allen seinen Positionen bewährt hat - sonst wäre er ja nicht weiter be— fördert worden und nicht in seine überragende Stellung gelangt -, daß er er omni legtone infinita Commoda empfängt (wie der Amtsleiter in der Prälorianer—Präfektur. d.h. der angesehene zivile Verwaltungsfachmann; das hier eher etwas befremdlich, zumindest überraschend wirkende Beispiel muß eine seinerzeit einleuchtende Analogie bedeutet haben; das Amt des früher üben'nächtigen praefipraetorio warja seit Konstantin nur noch ein nicht-militärisches Amt der Ver-

waltung.) (Zugleich sollte die - wenngleich nur im Ausnahmefall und singulär. aber immerhin erreichbare - Sonderstellung mit all ihren commoda als Ansporn dienen für alle anderen, wie es in II 12,3 formuliert ist: ad imitan'miem proprt'o hortarenrur exempfo.) Etwas schwierig ist der Anschluß von ä 4 mit im "So” kann ja weder auf das Beispiel des primiscrinius noch auf das des cenmrio primi pili gezielt sein und überhaupt keine Einzelaussage meinen (etwa den Kreislauf in der Karriere), sondern es exemplifiziert allgemeiner den Gedanken der Einheit aufgrund von Zu— ordnung auch an den Legionsreitern: dadurch daß diese der Legion, bzw. den einzelnen Kohorten zugeordnet sind (statt der Waffen gattun g eqniratus) eliminiert sich die sonst übliche Rivalität zwischen pedites und eqm'tes. Das zeigt der zusammenfassende Schlußsatz (ä 5) per hanc ergo contextinnem equitiim pedirtimqtie servarur wie concordia: Daß auch in diesem Kap. das dem Gedanken der Einheit und Einmütigkeit gewidmet ist, (von der ersten Zeile an) mehr idealisierende Musterhaftigkeit vor Augen gestellt und zur Nachahmung empfohlen als eine objektive Beschreibung gegeben wird, erkennt man ohne weiteres. Vegetius hält also, das läßt sich auf das ganze Buch verallgemeinernd sagen, den 'Ansatz' aus Buch I auch im II.Buch durch.

Zu II 22: Die Regelung der hier differenziert gegebenen akustischen Zeichen durch die drei Arten von Bläsern wird in III 5 systematisch in die drei Arten von Zeichen überhaupt eingeordnet (vocalia = stimmliche, semivocalia : "halbstimmliche" = akustische, mtita = stumme ‚I: optischen; sie sind dort die zweite Gruppe. vgl. III 5,6f. (Als der Legion zugehörig waren die drei Bläser auch schon in II 18 genannt worden.) Die Regelung der Hörner als Signalgeber für die Feidzeichen, der Trompeten für die Soldaten und der Posaunen als Hoheitszeichen des Oberbefehlshabers entspricht mehr dem römischen Hang zu Formalismus und pedantischer Regelung überhaupt, als daß ihr ein hoher praktischer Nutzen eignete. Zumindest was die Differenzierung der ersten beiden betrifft, hätte man sicher ein ungefähr gleich gutes Ergebnis auch _durch entsprechend differenzierte T0nfolgen eines Instrumentes erzielen können. Ahnlich umständlich ist auch die — hier wieder unverkennbar auf

den 'Militärjuristen' Paternus (vgl.I 8,11 diiigentissimns im'is militaris assertoi’) weisende - Darstellung: Nachdem ä 2 die Differenzierung nach Hörnern für die

Feldzeichen und Trompeten für die Soldaten (und wenn beide zum Kampf bewegt werden, beide Instrumente) hinreichend vorgestellt hatte, bietet (nach dem Zwi-

schenstück über die Posaune als Imperator-Instrument) ä 4 ausführlicher, aber der

274

Erläuterungen zu Buch II, Kap 22 — 23

Sache nach unverändert dasselbe. Die beiden Schlußparagraphen dienen dem ebenfalls schon geläufigen Hinweis auf Sinn und Zweck der Ubung (im Frieden).

Z]; II 23; Kap.23 kehrt nicht nur faktisch ins I.Buch zurück, sondern weist darauf auch eigens hin. Denn die einleitende Wendung legionis ordt'natfone digesta (ad exercr'tium reverrr’mur) kann sich nicht, wie man zunächst vielleicht vermutet, in-

nerhalb des II.Buches auf die seit Kap. 15 dargestellte Schlachtordnung beziehen, sondern muß darum die gesamte innere (Kap.6ff) und äußere Ordnung meinen, weil ja in den der äußeren Kampfaufstellung vorangehenden Kapp. (insbes.Kap.16

käme als unmittelbar vorhergehend infrage) das exercirium gar nicht thematisiert war. (Die gelegentliche Erwähnun g von Ubung wie zuletzt in II 22,5 widerspricht dem durchaus nicht.) Das belegen zudem sowohl der ausdrückliche Verweis (sicut

iam dicrum esr) auf II 1,6, wo das Wort Heer von exercr'n'um abgeleitet wurde, als

auch der hier sofort folgende Satz iwtiores mane ac posr meridt'em ad omne ge— nus exercebamur armorwn, worin unverkennbar Buch l, 2.Teil (Kap.9ff) zitiert ist (vgl. I 11.3 non Iantnm mane, sed etiam post men‘dr'em exercebanrur 1’scrironesl). Was dort mit den Vorübungen (der Gangarten, Kap] 9) beginnend in fast 20 Kapp. unter dem speziellen Gesichtspunkt der Rekrutenschulung dargestellt ist, findet sich in II 23 zusammengefaßt und auf das Grundsätzliche verkürzt als ein Bestandteil des Themas Legion. Insofern wird hier keineswegs ledi glich etwas Bekanntes wiederholt, sondern das beiden Abschnitten Gemeinsame erscheint unter einem je_eigenen Aspekt; so kommen denn auch neue Elemente herein wie sogleich ä 2: die Ubung der vereres er ertrdt'ti (im Unterschied zu den Rekruten nur einmal täglich) fehlt im ersten Buch und war rein thematisch dort ausgeschlossen. Ein gemeinsamer Nenner in beiden Abschnitten ist die (natürlich) unverändert fort-

dauemde und zwar das Ganze durchziehende, aber in I und II besonders deutliche Hochschätzung von Ubung überhaupt, wie sich hier sofort in ä 2b dokumentiert: ein vetus und an sich schon erndirus mit beliebig vielen stipendt'a ist doch ohne U bu n g nichts anderes als ein Rekrut (t'net'ercitatus miles semper es! rim). Eins der wenig glücklichen Wortspiele (wenn es denn eins sein sollte?) wie in II

13,2 in acie acies rnrbari (vgl. ob. z.St.) ist hier der Doppelgebrauch von armaru-

rafc) [n ob.zu I l3]: armaturam ar’maturae dt'scebam ist allemal ein 'frostiges' Wortspiel, wie Quint.IX 3,69f sie verurteilt (zur Sache vgl.auch Rhet.ad Her.

1V 14 u.21)‚ aber vielleicht gar nicht so gemeint, sondern einfach Juristenstil. Die

Ausbildung in der armatura (= Fechtkunst mit dem Schwert) und generell an den 'schweren Waffen' war Thema in I l3; hier wird ausdrücklich gesagt, daß alle Soldaten (d.h. unabhängig von der späteren Verwendung) diese fundamentale Art zu kämpfen erlernen und üben sollen. ä 4a gehört als Begründung hinzu (die an sich

so hilfreiche ääinteilung durch ÖNNERFORS ist leider nicht völlig befriedigend durchgeführt worden; neben manchen Versehen des Druckers bleibt auch das Prinzip der Einteilung recht un—

klar), ä 4b betrifft das notwendige Einhalten von Plätzen und Reihen im Kampf, was in I 26 als Rekruten-Übung behandelt war. ä 5 kann man als ‘Zusammen—

fassung' von I llf betrachten, doch ist zu bemerken, daß in I l2 (einem eigens

dafür eingefügten Kap.) ausdrücklich punctt’m, mm caesr'm fen're verlangt wurde (mit der Begründung aus der Wirkungslosigkeit und dem Nachteil des schlagenden Hiebs), während hier petere punctt’m caesimque anscheinend gleichwertig sind.

(Das muß m‚E. nicht als ein schwerwiegender Widerspruch [aufgrund einer anderen Quelle] auf-

gefaßt werden, sondern löst sich ohne Schwierigkeit. wenn man unterstellt, daß in der Re-

krutenübung das Optimale angestrebt, bei der späteren Ubung der erndin‘ der Realität, in der auch

solche Hiebe vorkommen, Rechnung getragen wird) Eine, wie mir scheint, im Wortlaut anklingende (vgl. m er ars dirigendi er deneme virttts possit adcrescere [II 23,6] mit [I 14,2] er lacertis robm' adcrescitet t'aculaudt' pert'tt'a atqne ums adqtrirt't’ur) Zu—

Erläuterungen zu Buch II. Kap.23 - 25

275

sammenfassung von Kap.l4‚1’15 (und 16H?) auf zunächst nur anderthalb Druckzeilen (doch wird 16H? hernach in ä9f erneut aufgenommen) bildet ä 6, während

ä 37 kurz ein spezielleres Verfahren bei der Ubung schon ausgebildeter Pfeil-

schützen und Schleuderer angibt, man muß sagen: nach der Grundausbildung, die die Rekruten in I absolvieren. Mit ä 8 wird auch hier einmal wieder der Sinn und

Wert der Ubungen formuliert (vgl. zuletzt II 22,50, und ä 9f befaßt sich weiter mit

den Werfem, wobei das Einzel-praeceptum in 9a wohl den Sinn hat, die Wehr— losigkeit des Schleuderers zu minimieren: während des Schleudems ist der Werfer ja den feindlichen Geschossen ganz wehrlos ausgesetzt. Das Werfen “pfundsv

schwerer Steine“ (it'brat'is ist genau genommen "32? g schwer") aus der Hand muß

ebenso geübt werden wie das Werfen der übrigen Wurfgeschosse (Speere) und der

aus I 17 bekannten plumbatae oder matfiobar‘bm’i. Dem schließt sich die Praxis des 'Hallenbaus' für Ubung an besonders schlechten Wintertagen an, während man sonst sommers wie winters im Freien übte. ä 12 bietet nur noch in stichwortartiger Aufzählung weitere aus I bekannte Ubungen (Lastentragen I 19; Schwimmen l 10;

Eilmarsch l 9; 27), um (ä lZ-Endefl 3) erneut auf den generellen Wert des Ubens zu verweisen (dazu vgl. I l; l3; 26; II l; 2; 9; l2; l4; 22), und in ä l4 wird dies erneut in zwei sentenzartigen Formulierungen zusammengefaßt: in pugna nsnm amph’tts (statt plus) prodesse quam vires (dazu vgl. I l und I 8,5 in confl't'ctu non tam prodcst mitt’tt'tttdo quam vt'rrtts) und St' doctriua cesset arntorum, niht’l pagamts disrar a mit’ite.

Z}; 1124: Nachdem den konkreten Ubungen schon eins der umfänglicheren Kapitel (Kap.23 ist das längste im II.Buch) gewidmet war, das gegen Ende ganz zum generellen (sozusagen absoluten) Wert des Ubens übergegangen war, gilt mit Kap. 24 den adhortatt'ones exercitt't' nochmals ein eigenes (kürzeres) Kapitel. Der Autor das ist eher zurückhaltend formuliert - kann sich nicht genugtun, den Wert des

Ubens einzuprägen. Wenn schon - das ist die echt rhetorische Schlußparänese - so

minderwertige Berufe wie Artisten, Jäger und Rennfahrer gegen geringen Lohn ihre Fertigkeiten durch Übungen erhalten und steigern, so muß der Soldat, durch den der Staat erhalten werden muß (Cttt’tts es: manibtts servanda res publt'ca, vgl. I 7,3 in quo tott'ns rei' pubi‘icae sahts vertitur und unt.in ä 3 pro saiute proprt'a et libertate Commtmi) dies umso mehr tun; und dann als affirmative repetitt'o derselbe Gedanke, jetzt auf die arriflces scaem’ci eingeengt, noch einmal.

Zu II 25: Die adhortatt'o des vorigen Kapist der eigentliche Schluß des Buches; was als Kap.25 folgt, ist ein echter Anhang, wie ihn modeme Bücher als Dokumentation oder Beleg auch äußerlich absondern, nämlich hier die erittmeran'o der technischen Ausrüstung, der die Legion gewöhnlich ihren Sieg mit verdankte (ä l). Zuerst sind die schweren Wagen-Geschütze genannt, deren 50 Stück (je eins pro Centurie) mit ihren jeden Panzer und jeden Schild durchschlagenden GeschoßSpeeren eine wirklich beeindruckende 'Feuerkraft' darstellte; sie waren auf Wagen montiert und folgten der Legion überall hin. Zur Wartung und Bedienung war eine Besatzung von ll Mann abgestellt. An zweiter Stelle (ä 4) stehen die schwersten als onagrt‘ ("Esel“) bezeichneten Geschütze; von ihnen hat die Legion je eins pro Kohorte, also 10. Auch sie werden auf Wagen mitgeführt. Neben schweren Pfeilgeschossen pflegten diese 'Esel' auch Steine zu verschießen, und in IV 22,4 gelten sie (mit den {carro}bailisrae) als die wirkungsvollsten Geschützwaffen, weil sie je

nach Größe auch wuchtigere Steine verschießen. Drittes größeres Hilfsmittel sind

die dem Brückenbau dienenden Einbäutne (monoxylt', die Art ihres Einsatzes wird auch in III l? beschrieben). In ä 6 sind die zahlreichen Werkzeuge benannt, die neben dem Schanzen auch für bestimmte Karnpftechniken verwendet werden (z.B.

276

Erläuterungen zu Buch II, Kap.25

die "Wölfe", dazu IV 23); und in ä 7 werden nach den Werkzeugen summarisch die Handwerker (arrifices) angeführt, die schon als die Mannschaft des Pionierpräfekten aus II 11 bekannt und die für die Herstellung all der Belagerungsmaschinen

zuständig sind, die im IV. Buch ihre Rolle spielen. Die Aufzählung bricht, 'um

nicht zu weitläufig zu werden' (ä 8), ab mit einer Generalisierung: wiiversa (statt omnt'a wie z.B. in H 18,5 orbem termrum integmm statt orbem terr.rotum). quae in quocumque belli genere necessaria esse creduntur, secum legio deber ubique portare. Dadurch wird sie. in quovis locofixen’t casn'a, einer gerüsteten (und d.h. gesicherten, vgl. in I 21,2 tamquam muraram civiratem vom wohlangelegten Lager)

Stadt (= Staat für sich) gleichen.

Erläuterungen zu Buch III, Pro]. und Kapl

277

Buch III

Zum PrglJII:

Der Prolog erweist sich nach III l,lf (s.u.) als eine nachträgliche

Einfügung vor III; er ist sachlich so belanglos wie der vorige, auch wenn die

'Verbeugung' vor dem Kaiser hier (in ä 4, wo er den Empfänger seiner Schrift

nochmals daran erinnert, daß er sie in dessen Auftrag verfaßt hat) im Vergleich zu I

und II erfreulicherweise sehr zurückhaltend ist. Vegetius beginnt mit einem kurzen Blick auf das klassGriechenland (des 5.1’4.Jh.s), wo Athener und Spartaner, dann erst die Makedonen (gemeint ist natürlich Alexanders Weltreich) mächtig waren.

Während die Athener sich "auch“ anderen Künsten widmeten (non solnm ret' bellicae, sed etiam diversarttm artium vt’guit t'ndustria ist eine recht einseitige, ja ver-

zerrte Perspektive des Militärschriftstellers), war den Spartanem die cnra bellortmi

das Hauptanliegen. (Dies ist die vereinfachte, aber ganz gängige Auffassung). Daher haben sie (ä 2) als erste die Kriegs-Erfahrungen zu einer Lehre verdichtet (rem militarem ad discr'plinam perin’aeqne stndt'a t'evocnrent) und dies (neue) Lehrfach durch Waffenlehrer (magistms (innerem, qnos tacrt'cos appellaverwtt) unterrichten lassen, d.h. hier war die res militan's (im ganzen) erstmals eine räxvn - ar's und ein Lehrfach, bzw. ein Lehrberuf geworden. Das entlockt dem Autor (ä 3) einen Aus—

ruf bewundernden Lobs, wollten sie doch d1’e ut's lehren, ohne die alle anderen ar-

tes nicht sein können: eine zwar berechtigte (vgl. III 3,4), aber ebenfalls sehr ein— seitige Sicht. Ihnen folgten die Römer, die die Lehren Mat'tit' opert's (= rer' milimrr's, ä 3 erhebt sich stilistisch merklich über den Rest des Prologs) weiter tradierten. Hieraus sollte Vegetius (ä 4) nach dem Auftrag seines lmperamr lnvt‘ctns eine Epitome erstellen. Das wird (ä 5) mit dem Nutzen (quantum Lacedaemorn’arnm disciplina proflten’t) der spartanischen rexvn begründet, und dieser Nutzen selbst zunächst an dem Beispiel des Xanthippus (gegen Regulus) im l.Pun.Krieg demonstriert, vgl. hierzu Eutrop II 21, wo ebenfalls der Name des Xanthippus ge— nannt ist. (bellttm ä 6-Endc ist ein neuerliches Beispiel der schon ob.. vgl. zu II 13.2 erwähnten Indifferenz im Gebrauch von Synonyma: es ist hier sogar fraglich, ob man bellum mit "Krieg”

übersetzen soll. was ja historisch-faktisch unzutreffend ist.) Desgleichen (ä 7 mit einem zweiten histor.Beisp‚) hat Hannibal seine militär. (strategische) Überlegenheit einem lakedämonischen Waffenlehrer zu verdanken: ein schönes Beispiel rhetori— scher Vereinfachung und ans Unrichtige grenzender Pointierung. Mit einer ganzen Gruppe von vier Sentenzen (in anwachsendem Umfang) schließt der Prolog: (Zu diesem Prolog vgl. SANTINI aaO lÜl2ff.) Zu III l:

Der Behandlung des Themas qtn' madtts esse debeat exercitns gehen

zwei Sätze (ä lf) voraus, die den ursprünglichen, sachlichen Übergang von I_I nach

III bilden (bevor der Prol. eingefügt wurde): I behandelte die Auswahl und Ubung der Rekruten, II die 'Einrichtung‘ (= innere und äußere Ordnung) der Legion, III ‘läßt die Kriegstrompete erschallen', d.h. behandelt die Legion im Krieg, also die Kriegführung oder Strategie. Eben darum seien jene beiden Bücher als Fundament vorangestellt worden, damit das nachfolgende leichter verstanden und also hilfreicher werde. (amplius wie soeben in 1123.14 Slaltpl'tts.) Die Erörterung setzt ein mit einer Definition des allgemeinen Ausdrucks "Heer" als einer zum Feldzug vereinigten Truppenmenge, deren (günstigstes) Ausmaß von Sachkundigen zu 'erfragen' sei. magisfri armot'ttm sind hier nicht die t'ampt'docmres oder dic tactr’ct, als die sie soeben in III prol.2 erschienen. denen die Aufgabe der Soldaten-Ausbildung

obliegt [wie den campidoctorcs in I]. sondern sind militärisch-strategische Fachleute (III 2,8 ret’

militan's pet‘itt'). Denn die normale Erwartung, der Erfolg einer Streitmacht entspreche

deren Größe, ist nach den historischen Beispielen augenscheinlich (evidenrer

apparct, ä 4) unzutreffend, insofern zu große Heere magis pmprt'a mitlrt'tndt'ne quam hasn'um vt’rtute Schaden nahmen (dies ist in gewisser Weise der historische

278

Erläuterungen zu Buch III, KapJ — 2

Hintergrund der in l 8,5 formulierten Sentenz Hort tam prodest mulrituto quam

virtus, vgl. auch soeben zu II 23,14.), und der Nachteil der übergroßen Menge wird nachfolgend (ä 5-?) an mehreren Punkten belegt. Die größere Menge unterliegt

auch mehr Zufallen, sie ist ‘schwerfalliger beim Marsch, die längere Kolonne bietet mehr Gelegenheiten zu punktuellen Uberfällen seitens der Feinde. beim Überqueren von Flüssen oder Geländeschwierigkeiten kommt sie durch die unvermeidliche Verzögerung leichter zu Schaden. die Futterbeschaffung für die Tiere macht Probleme, und die Verpflegung der Menschen - dies wird in zwei eigenen Sätzen hervorgehoben - ist bei größeren Heeren umso schwieriger: Denn selbst bei eifrigster Vorsorge gehen doch die Vorräte umso schneller zuende. jc mehr davon zehren (eine Bin— senweisheit, aber unwiderleglich), ja sogar das Wasser kann knapp werden (man denkt an Herodots Schilderung des Xerxes-Zugs, bei dem wiederholt ganze Flüsse ausgetrocknet sein sollen, vgl. VH 21,1; 43,1; 58,3; 108,2; 127,2); und wenn es einmal zur Flucht kommt, so fallen umso mehr der Vernichtung anheim, während der (u.U. riesige) Rest doch aufgrund der psychologischen Aus-

wirkungen der früheren Niederlage für den weiteren Kampf untauglich werde. Daher (ä 8) wollte

die Erfahrung der Alten lieber gut ausgebildete als an Zahl große Heere haben: nort

{am nttmerosos quam erttdx’tos armt's exercittts habere voluertmr, eine neue

Formulierung der alten Antithese (z.B. aus l 8,5. S.o; sie findet sich sogleich in ä

12 nochmals neu formuliert). So erklärt sich (ä 9-11) die eigentlich historisch bedingte Gegebenheit, daß die (alten früh-republikanischen) Römer sich mit maximal (in den allerschlimmsten Fällen, für die Vegetius sogar das berühmte senattts

cortsultum ultimttm zitiert) vier Legionen, sonst mit zwei oder auch einer einzigen

begnügten. Dies ist ja bereits aus H 4 bekannt, wo es aus der (aufgrund perfekter Ubung) eminenten Kampfkraft der Legion begründet wurde. Die Beschränkung auf relativ geringe Truppenmengen erweist sich hier (aus ä 4,15 — 8) als sachgerecht, zweckmäßig und weise. Das Kap. schließt mit einem zusätzlichen Argument für

die geringere Größe eines Heeres, indem es den zuletzt in ä 8 formulierten Gedanken vom Vorrang wohlausgebildeter Truppen vor zahlreichen in neuer Akzentu-

ierung wiederaufnimmt: die (relativ geringen) Truppen der Alten reichten selbst

unter den ungünstigen Bedingungen beinahe jährlicher Mehrfronten-Feldzügen

darum aus, weil man mehrere kleine (aber wohltrainierte) Heere den riesengroßen vorzog: utt'lt'us t'ttdicabant non tam grartdes exercittts habere qttam plttres.

Zu III 2: Zum guten Heerfiihrer gehört es, das Heer gesund zu erhalten. Dabei geht es keineswegs nur um die rein militärische Zweckmäßigkeit (mit einem Heer von Kranken kann kein Feldherr viel bewirken, vgl. so ä ’i’), sondern durchaus auch um das, was man unter den Begriff "Fürsorgepflicht" fassen kann. Vegetius will dies unter fünf Gesichtspunkten besprechen: Ort, Wasser, Zeit, Medizin und Ubung. In der Durchführung gehen Punkt 1 und 3 (ä 2—4) unmerklich ineinander über; er beginnt zwar eindeutig mit locis, aber noch im selben Paragraphen geht er

mit HE sitze terttort't’s aesrare mt'lt'tes commorentnr über zum Stichwort "Zeit", das ab ä 3, ohne noch einmal geannt zu sein, mit rte egresst rardius ...(eqs.) eindeutig das Thema ist bis Ende ä 4.

ä 5 behandelt mit der Warnung vor dem Trinken

schlechten Wassers das zweite Stichwort, darauf folgt in ä 6 (wenn es doch einmal zur Erkrankung gekommen ist, ...) die Besprechung des vierten Stichworts; und mit ä 8 (bis 11 zum 5.Stichwort) hat er wieder 'sein Steckenpferd‘ erreicht; mit ä l2 folgt noch ein Nachtrag, der wohl zum Stichwort "Wasser", aber vielleicht auch ein wenig zur "Zeit" zu rechnen ist.- Die "Fürsorgepflicht" ist in allen Warnungen

und Maßnahmen erkennbar, nicht zuletzt in ä 6, wo zur ärztlichen Versorgung - sie

zu gewährleisten, gehört nach II 10,3 zu den Aufgaben des Lagerpräfekten - auch

die fürsorgliche Betreuung durch die jeweiligen Anführer, Tribunen und sogar des

Legionspräfekten mit seiner höheren Amtsbefugnis hinzukommt. (Man denkt an

Tiberius' Bemühung, wie sie Suet., Tib.11,2 eher etwas abfällig und spöttisch er— wähnt und wie sie Vell., II 114,1 mit ehrlicher Dankbarkeit schildert.) Nach allem,

Erläuterungen zu Buch II], Kap} - 3

279

was man inzwischen über Vegetius' Wertschätzung militärischer Übungen gelesen hat, ist man nicht erstaunt, daß das wichtigste Mittel, um die Soldaten gesund und

bei Kräften zu halten, in der (Vorbeugung durch) Ubung besteht. ä 8: ret' militart's peritt' pitts cortia'iana armorttm exerct'tt'a ad sanitatem militttm pittavermit pt‘odesse

qmm medicos. Aus dem hier nach den rer’ militaris periti vertretenen Nutzen der Ubungen für die Gesundheit gewinnt Vegetius sogar ein weiteres Argument, da ja

diese eonsuetudo [aboris er in casrrt's sanitarem er in eonflt'cru possir praesrare vie-

roriam. ä 12 beschließt das Kap. mit einem Nachtrag über die im Sommerhalbjahr

wegen Wasserverseuchun g öfters einmal erforderliche Standort Verie gun g etwas

blaß (verglichen mit der sonst üblichen Art, ein Kap. durch eine geschliffene For— mulierung zu beenden).

Zgi III ä: Die Sicherung der Versorgung ist vielleicht das wichtigste Thema der Kriegführung; sie war entsprechend ihrer Wichtigkeit schon in III 1,6 unter den Gründen genannt worden, die für größere Heere umso schwieriger sind: rei' fmmentariae dtflicrdtas. qttae in omm‘ expedt'tr'one viranda est, und sie spielt eine gleichermaßen wichtige Rolle im IV.Buch (Kap? qttibtts modis providendttm Sir, ue famem parianttir obsessi). Vor den erforderlichen Maßnahmen wird die Wichtigkeit dieser Frage (z.T. in pointierten Antithesen: saept'us permrt'a quam pugna undferro saew’or famr’s ...) eingeschärft (vgl. auch III 9,8 fames i’nrriusecus puguat er viucr‘r sacpt'us sineferro). Der Gedanke in ä 2, daß man sonstigem Unglück zu gegebener Zeit abhelfen könne, ein Verpflegungsmangel aber nachträglich kein Heilmittel mehr kennt (refiqtu’s casibus in tempore subvenirt', pabtdatio er annona in necessitate remedt’um um: habent), erinnert an die in I 13,6f von Cato zitierte Formulierung, daß man Fehler in anderen Fällen später

korrigieren könne, aber Versäumnisse in Schlachten nicht mehr auszubessern seien

(in alit’s t'ebus si qni‘d erratum postmodo corrt'gt', proet'r'orum deli'cta emeridatt'onem non recr'pitmt). Die "stärkste Waffe" schließlich nennt er in ä 3, daß die eigene Versorgung gesichert ist. den Feind aber der Mangel zermiirbt. Daher muß dies ist die allererste Maßnahme - vor Kriegsbeginn ein sorgfältiger Voranschlag über die für die Truppen benötigten Vorratsmengen erfolgen, und die benötigten Vorräte müssen im Voraus beschafft werden, und zwar nicht nur überhaupt irgendwo vorhanden sein, sondern an günstigen Plätzen in überreichlichem Maße (dazu vgl. ä 5) bereitgestellt werden, wobei an gesicherte Depots zu denken ist (ggf. im Feindgebiet, sonst an den günstigsten Punkten für den Transport des Nachschubs). Sofern die normalen Mittel aus Steuern und Abgaben dafür nicht ausreichen, sind zusätzliche Tribute aufzuerlegen; denn der private Besitz könnte ohne den Schutz der eigenen Streitkräfte ohnehin nicht behauptet werden. (Schlim-

mer als härteste Steuerbelastung, das ist der Gedanke, wäre ein verlorener Krieg,

und selbst immense Verteidigungskosten sind 'günstiger‘ als ein Verlust der ge— samten Habe an die Feinde.) Die Begründung für amplior semper nieder, quam

sufi‘icr’t (ä 3) gibt ä 5: Die Notlage (konkret: die passive Belagerung) kann sich hin-

ziehen, weil der Feind möglicherweise in der Hoffnung auf einen 'Sieg durch Hunger' selbst bei eigener Notlage nicht aufgibt. (Hier ist die eigene Seite als die belagerte vorgestellt; während ä 3 zunächst noch von einer expedt'tt'o sprach und dann den ‘neutralen' Begriff hellem verwendete [dabei ist offen, ob Offensive oder Defensive gemeint ist], handelt es sich ab ä 5 eindeutig um den Verteidigungsfall, wie er auch im IV.Buch im Vordergrund steht.) Was im eigenen Land den (einfallenden) Feinden zur Nahrung dienen könnte, ist ggf. unter Zwangsmaßnahmen in

Depots und gesicherte Städte zu verbringen (in IV 7,7 wird darüber hinaus sogar die Vernichtung von solchen Vorräten empfohlen, die nicht in Sicherheit gebracht werden können): und ebenso müssen die Landbewohner veranlaßt werden, sich in

280

Erläuterungen zu Buch III, Kap.3 - 4

Sicherheit zu bringen hinter Stadtmauern, für deren Instandhaltung! Wiederherstel— lung natürlich rechtzeitig zu sorgen ist. Denn wenn die Landbewohner erst draußen

von den Feinden überrumpelt wurden, ist in dem Chaos nichts mehr zu retten. (So

der nicht ganz klar formulierte Gedankengang in ä 6U: das Sätzchen Reparatio cumnda es! stört als selbständiger Hauptsatz den Anschluß von Nam das sich auf die Sicherung der

Landbevölkerung hinter Mauern bezieht.) Zur Sicherung gehört auch die Sicherung nach

innen, ä 8: Die angelegten Vorräte müssen bewacht und von Anfang an eine sparsame Rationierung durchgeführt werden. Wenn es schon zuende geht, ist es dafür zu spät (vgl. denselben Gedanken in IV 7,9). Der erste Satz von ä 9 (der plötzlich

wieder von expedr’rionibus spricht) ist lediglich als Anmerkung zum Stichwort Ra-

tionierung zu verstehen: Statt nach Rang und Würde muß man in schwieriger Lage nach der Kopfzahl rationieren. Die Fortsetzung ist dann wieder bei der belagerten Stadt: im Winter hat man dort vor allem für Holz und Viehfutter zu sorgen, im

Sommer für genügend Wasser (vgl. dazu IV 10); einer gefährlichen Knappheit (ne-

cessr’ras) von Getreide, Essig, Wein und Salz muß immer vorgebeugt werden. Um all diese Sicherungsmaßnahmen in den Städten durchzuführen (dies ist der Sinn des recht unglücklichen Anschlusses mit direkt unterordnendem ut in ä 10 nach nmm’ rempore

declr‘uanda im: die direkte Beziehung des ut-Satzes darauf ergibt sogar einen Unsinn), ist es rat—

sam, diejenigen Soldaten, die zum Kampf in der offenen Feldschlacht nicht geeignet sind, als (immerhin fachlich ausgebildete) Verteidiger von Städten und Depots

einzusetzen, wo sie mit den aufgezählten Fernwaffen (diese spielen allesamt im Be-

lagerungsbuch IV eine Rolle) eine nützliche und notwendige Aufgabe erfüllen.

Ein besonderes Augenmerk ist noch darauf zu richten (praecipue vitetur), daß sich

die mitunter einfaltig—gutgläubigen Provinzbewohner nicht von listiger Täuschung überrumpeln lassen, wenn nämlich die Feinde friedliche Absichten vortäuschen,

um durch solchen Trug ihr Kriegsziel leichter zu erreichen. (Dies ist trotz der be-

tonten Einführung allenfalls eine Randnotiz und mehr eine Frage der Politik als eine

militärische Verteidigungsmaßnahme; Vegetius wird dies allerdings nicht ganz ohne

Grund gesagt [der Quelle entnommen?] haben, und solche Fälle von List wird es gegeben haben, vgl. Frontin, strategl 5,3 u. II 1,6; und Vegetius selbst beschreibt ein ähnliches Vorgehen in IV 2?. Dies verweist auf die Quelle dieses Buchs: Frontins verlorene res miliraris, zu der die strategemata ein Parergon bilden.)

Wenn man sich im Verteidigungsfall nach diesen Vorschriften richtet, so beschließt

Vegetius das Kap, bleibt man den Feinden überlegen: wenn diese die Stadt nämlich in geschlossener Menge angreifen, werden sie durch den Hunger, andernfalls als einzelne durch Uberfa'lle vernichtet.

Zu III 4: Die im Kap. vorgeschlagenen Maßnahmen gegen Aufuhr und Revolte im

Heer belegen die alte römisch-nulitärische Überzeugung vom Müßiggang als allen

Unheils Anfang. So sehr man den Eindruck gewinnen kann, daß Vegetius auch

hier wieder seinem Steckenpferd die Zügel schießen lasse (ä 3-6), so hat man doch

zu bedenken, daß dies so gut wie gänzlich aus der Schrift de re milirart' des erfahrenen Praktikers Frontinus stammt. (SCHENKs gründliche Arbeit kann aaO 42f

gerade in Kap.4 keine sicheren Zusätze des Vegetius aufweisen.)

Wenn ein Heer aus verschiedenen Garnisonen zusammengezogen wird — dies ist seit dem Bürgerkrieg z.Zt. Caesars, also seit der ausgehenden Republik in zuneh-

mendem Maße praktiziert worden und hat schier gar nichts mehr zu tun mit der noch in HI 1 ‘beschworenen' Heeresgröße von 1 bis maximal 4 Legionen der ehemaligen Bürgermiliz -. so kommt es "bisweilen" zu Unruhen in den Kontingenten, wofür von mancherlei anderen realistischenveise annehmbaren Begründungen nur die eine angeführt wird, daß die ‘daheim' zu schonend behandelten, also untrai— nierten und nicht recht leistungsfähigen Truppen unter Vortäuschung des Gegen— teils sich mit sedt'n'o (dieser übl.Ausdruck steht in der Kap-Überschrift, während ä

Erläuterungen zu Buch III, Kap-1 - 5

281

l dafür das nicht ganz identische Synonym tumttlrus setzt) dem harten Kriegsdienst zu entziehen suchen (neben aspen'rate insolin‘ laboris oßfenst steht praeterea mentenres proelium). Dagegen gibt es nur ein - allerdings bewährtes - Mittel (auf vufnerr’ multipiex medicinn eonsuevt'r opponi), nämlich einen pausenlos harten Dienst der militärischen Übungen mit aller Strenge (arrt'ssima severt'rate). noch bevor die verschiedenen Truppenteile zusammengeführt werden (dum adhuc separnti sunt er in

sedt'bus sut's). Die dafür aufgezählten Einzelübungen kann man als eine Kurzfas-

sung aus I 9ff oder auch II 23 verstehen; sie sind in irer per dumm er abrttprafacere [t'rerfacere heißt hier nicht “Marsch", sondern "Straßenbau“1 um eine (vernünftig—

sinnvolle!) Friedensarbeit erweitert, die zur Nutzung der sonst brachliegenden be-

trächtlichen Arbeitskraft einer militärischen Einheit sehr empfehlenswert ist. (Hin-

zuzähien könnte man noch das Trockenlegen von Sümpfen und ähnliche Urbarma— chungs—Projekte; aber solche Friedensarbeiten haben den so tüchtigen Kaiser Pro—

bus [276-282] das Leben gekostet, vgl. AurelVictor, Caes.37,4 und SHA XXVIII 20,2f.) Sofern dieses remedt'um (es ist ein Vorbeugen und im Falle aufgetretener

Unruhen kaum noch nachträglich einsetzbar) vor Zusammenziehung der Truppen beachtet wurde, werden die verschiedenen Kampfeinheiten lieber in einem Tapferkeitswettstreit den Krieg gegen Feinde als den Aufruhr gegen die eigene Führung suchen. Die Sentenz ä 6b nemo cogitar de tumulru. quifldnct’am de arte trel virt’bus gerät läßt sich als näher-Variation verstehen von I 1,7 (sr‘t’enria em'm rei bellt’r'ae dimt’candi nutrir audnciam.) nemo fac‘ere memit, qttod se bene didir‘isse confldit.

(Als Grund für sedt'tt'o war ja in ä 2 auch metus genannt worden.) Wenn das 'probate Mittel' des harten Exerzierdienstes versäumt wurde oder nichts genützt hat, muß der Befehlshaber durch greifen (vindirari, ä 9), indem er die unruhigen Elemente und Rädelsführer (artctores erimiuttm, ä 9) entweder ausson—

dett und entfernt (wobei er eine gewisse Sensibilität und psychologisches Geschick

[taura subtilirare, ut ..., ä 3’] beweisen muß. mit der pointierten Wendung ä 7-Ende

ut, cum abiciunrnr, videantur einen) oder aber hinrichten läßt (more maiornm vindicart’, ä 9), eine Alternative, auf die man immer wieder zurückgreifen mußte

(auch dies in ä 9 mit einer pointierten Wendung abgeschlossen: m ad omnes metrts,

ad paucos poena pen-‘eru'ar, ein Zitat aus Cic., pro Cluent.l28 m merus videlt'eer ad armes, poena ad patreos pentent’ret, das Vegetius aus Frontin übernommen haben dürfte). Abschließend wird es zu Recht als die löblichere Leistung bezeichnet, wenn der Anführer sein Heer mit labor er nsns (= exereitium) zu beherrschen als

wenn er den Gehoram nur mit Furcht vor Strafe zu erzwingen weiß.

Zu III 5; Das letzte Kap. der "militärische(n) Reglements, wie sie fürjeden Feldzug selbstverständlich sind" (SCHENK aaO 44) und wie sie also vor die (mit Kap.

6 einsetzende) taktische Feldherrnkunst gehören, beschäftigt sich mit den militärischen Zeichen, nach der eher beiläufigen und auf die Standarten der Zenturien, die

Kennzeichnung der Zenturionen (II 13) und die akustischen Signale der Bläser (lI

22) beschränkten Behandlung hier systematisch und vollständiger. Zunächst wird wie üblich die Wichtigkeit des Themas hervorgehoben: nihil magis

ad vicrart'am proflcir qmm moniris obremperare signomm, ä l. Denn da (ä 2) der

Feldherr im Kampflärm und bei der weiträumig verteilten Menge allein mit seiner Stimme nichts bewirken kann, aberje nach Lage und Verlauf der Schlacht manches

ex tempore angeordnet werden muß, hat die Praxis aller Völker die Regelung durch rorus agnosceret et sequesig na erfunden, so daß quod solus du); t'udicassen rernr erercr'tus.

Es folgt (ä 3) die dreifache Gliederung in voealia. semivocafia und mma (s.o.zu II

22), die man (vgl. ä 3—Ende) eher eine zweifache in akustische und optische nennen möchte. Die erste Gruppe sind sowohl die (hier übergangenen) direkten Befehle im

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Erläuterungen zu Buch III. Kaps - 6

Kampf. die jedoch nur an die räumlich unmittelbar Nahestehenden (Unterführer oder Ordonnanzen) erteilt werden können. als auch die Kampf— oder Wachparolen, zu denen die Vorschrift des tägiichen Wechsels angefügt ist. Die akustischen Zeichen der Bläser, die schon in II 22 vorkamen. werden (ä 6f) nur knapp genannt (wobei mehr die Instrumente unterschieden als ihre schon bekannte Zeichen-Bedeutung angegeben wird). Auch die optischen Zeichen der Schlachtführung werden (ä 8) nur aufgezählt und mit der fast banalen grundsätzlichen Angabe versehen, daß die Soldaten sich nach ihnen richten müssen. Diesen Zeichen werden (ä 9) die optischen Zeichen angeschlossen, die keine Führungskommandos sind, sondern zur Unterscheidung von Freund und Feind dienen (also die Funktion der Uniformen in der Neuzeit oder der Trikots bei Fußballspielem haben) und ferner evtl. Hand- oder Gewand-Zeichen, die ihren Sinn nach einer vorherigen Absprache be-

kommen. Ail dies (ä 10 anscheinend als abrundender Kap-Schluß) muß eingeübt werden, damit im heißen Kampf klappt, was in der Ruhe des Friedens erlernt wurde, vgl. hierzu II 22,5f. Unverkennbar als ein Nachtrag folgen (ä llt) noch ein

paar Einzel-Notizen: als Zeichen verrät aufgewirbelter Staub das Nahen des feind— lichen Heeres; bei Tage durch Rauch—, bei Nacht durch Feuerzeichen kann man —

vorher verabredete - Nachrichten (als eingetreten) übermitteln; und nach entsprechender Vereinbarung können an Türme gehängte Balken über weitere, sonst gar nicht oder nicht so rasch überbrückbare Entfernungen Nachrichten andeuten.

In diesen letzten Notizen ist ein für heutige Zeit mit ihrer Inforrnationsfülle. ja -überflulung kaum recht nachvollziehbares Problem angesprochen. das der Nachrichtenübermittlung. das insbesondere im militärischen Bereich von entscheidender Bedeutung sein kann. Keine vernünftige Lagebeurteilung. keine sachgerechte Entscheidung ist möglich ohne hinreichende Informationen. Diese sind aber in der Antike oft gar nicht oder nur unter sehr schwierigen Bedingungen (z.B. eben durch Zeichen) möglich. In diesen Zusammenhang gehören die beiden bei Polyh.X 43-47 beschriebenen 'Femmeldesysteme'; dazu vgl. W.R[EPL‚ Das Nachrichtenwesen des Altertums, Leipzig u.Berlin 1913 u. G.REINCK_E, Nachrichtenwesen. RE XVI 1496-1541 (1935); eine eig.Studie zu Polyb.X

43-47 ist noch ungedruckt. Mit den bei Vegetius hier zuletzt angesprochenen Zeichen befaßt sich R.REBUFFAT 1978 (1981)829ff.

Das "Handbüchlein zur Erlemung der Kriegskunst für Feldherrn“ Zu III 6: (SCHLENK aaO 39) setzt 'so richtig' mit Kaplll 6 ein; dieses ist (noch vor III 8; 20:

26) das längste aller 4 Bücher; seine Betrachtung empfiehlt sich daher abschnitts-

weise: 1. ä 1-3 Wichtigkeit des Themas "Heer auf dem Marsch "; 2. ä 4 Kartenmaterial; 3. ä 5-7 Weg-Erkundung; 4. ä 8f Geheimhaltung; S. ä 10-12 sichernde Vorauserkundung; 6. ä 13-17 aktive Abwehrbereitschaft; 7. ä 18'20 interne Maß-

nahmen zur Gewährleistung der Abwehr; 8. ä 21 Marschsicherung nach Geländeverhältnissen; 9. ä 22-24 einheitl.Marschgeschwindigkeit innerh.d.Kolonne; 10. ä 25—32 Schutz gegen Hinterhalt und List der Feinde; 11. ä 33f Ausnutzen von

Gelegenheit auch als Marschkoionne. (Diese Einteilung will lediglich nach ungefähr

gleichlangen Abschnitten gliedern und versteht sich als eine praktikable Möglichkeit. nicht als systematisches oder streng logisches Dispositionsschema: z.B. wäre an sich thematisch 9. eher noch als 8. zu 7. ziehen.)

1. Wie fast überall weist Vegetius zunächst auf die Wichtigkeit dessen hin, was er

gerade bespricht. vgl. soeben zu III 5,1f. Die Sachkundigen versichern. daß das Heer während des Marschs meist stärker gefährdet ist als in der Schlacht selbst;

denn in der Schlacht ist man auf den Gegner eingestellt und voll gerüstet. auf dem Marsch jedoch nicht (oder zumindest weniger). Daher hat der Führer dafür zu sorgen, daß ein Uberall auf die marschierende Kolonne möglichst gar nicht erfol-

gen kann. (Damit sind spätere Abschnitte, etwa 4. oder 5.. aber auch 1., im Grundsätzlichen schon angerissen.)

Erläuterungen zu Buch III. Kap.6

28 3

2. Zu den Vorbereitungen eines militärischen Marsches (in fremdes und feindliches Gebiet) gehört brauchbares ‘Kartenmaterial' (in'nemria = Wegbeschreibungen). Die

Itinerare sollen (nicht nur zuverlässig, sondern auch) möglichst detailliert sein, indem sie nicht nur reine Entfemungsangaben zwischen verschiedenen Punkten mitteilen, sondern auch die Weg-Beschaffenheit und alle besonderen Geländeeigen— schaften (Nebenwege, Erhebungen, Wasserläufe) verzeichnen, weil dies natürlich -

das sehen sogar Laien ein und muß darum nicht eigens ausgesprochen werden - in

mancherlei Hinsicht den Marsch beeinfiußt. Ein optimaler Sonderfall wäre es, wenn man für das Gebiet, in dem der Marsch stattfinden muß, nicht nur verbale

Beschreibungen, sondern bildhafte ZeichnungenfSkizzen, d.h. geographische Karten moderner Art besitzt, so daß man den Weg im Voraus schon fast aspecttt ocu—

iomm auswählen kann.

3. Zu dem 'Kartenmaterial' (dessen Beschaffung, zumal in der gewünschten Qua— litätja ohnehin schwierig und oft genug unmöglich war) hinzukommen muß die Erkundung durch geeignete (d.h. einigermaßen landeskundige und auch intellek-

tuell hinreichend qualifizierte) Leute (honomnis hat in diesem Zusammenhang diesen Sinn),

die voneinander unabhängig losgeschickt werden, um aus dem Vergleich ihrer Berichte der Realität möglichst nahezukommen; man soll sich auch Landesbewohner als Führer verschaffen (leider wird gar nicht gesagt. wie dieses praecipere geschehen kann. sondern dies wird der Findigkeit und dem Einfallsreichtum des Feldherrn überlassen; jedenfalls ist dabei nicht an ein ‘Wegfangen von der Straße' durch ein Kommandountemehmen zu denken, wie

die anschließenden Kaulelen bezüglich der Qualität der Führer zeigen). Diese Führer muß man

durch scharfe Bewachung und durch entsprechende Aussichten von Strafe oder

-

Lohn zu nützlichen Mitarbeitern machen, von vornherein aber darauf achten, daß Sie zu der erhofften Leistung wirklich befähigt sind, damit nicht die Torheit (hier error, gleich anschließend rusticitas) gegen sie kämpfen bekanntlich selbst Götter vergeblich - von wenigen alle in Gefahr bringt; oft vermeintja die rustt'citas (: die

törichte Einfalt von weitfremden Landbewohnern) zu wissen, wovon sie überhaupt nichts weiß (wieder einmal der abstrakte Begriff ritsticrmr statt der rusriri. vgl. III 1,10 rausnIart's potesias‘

nnrrebntnr u.a.).

4. Das Wichtigste zur Marschsicherung (caurei’ae (apart) ist die strikte Geheim— haltung, möglichst des Ziels, jedenfalls der Marschroute (Frontin widmet diesem

Thema das 1.Kap.der Srraregemam): wenn der Feind nicht weiß, weichen Weg man nimmt, kann er dort weder Hinterhalt legen noch Uberfall planen (log.Subj. zum

unpersönl, ignorctur ist primär der Gegner. aber auch der eig. cxcrct'tus, weil ja nach ä IÜ-Ende

credirm-facienda immer auch einmal transfngae proditorcsquc vorkommen): ttttissimnm nescirt'. (Die Deutung von ä 9 vereres Minotanri signnm in icgionibus habuerunt, falls diese Angabe überhaupt zutrifft und nicht auf dem Mißverständnis irgendeines Einzel- und Sonderfalles beruht, ist natürlich blanker Unsinn, man weiß nur nicht,

ob dies Frontin oder wohl eher Vegetius anzukreiden ist.)

s. Zwar ist die Geheimhaltung die beste Marschsicherung; aber da sie nicht immer

gelingt, hat man aktive Sicherungsmaßnahmen durchzuführen. Deren erste und wichtigste ist die aufklärende Vorhut (von schnell beweglichen Reitern, die keinen Kampfauftrag, sondern nur aufklärende Aufgaben zu erfüllen haben); diese Vorhut muß das Marschgebiet in alle Richtungen hin durchkämmen (in progressn er a tergo, dexrra taevaqne peritrstrent). Dabei ist es eine zusätzliche Sicherung (durch Geheimhaltung) wenn die eigene Marschaufklärung bei Nacht arbeitet, um nicht bei Tage gesehen zu werden, d.h. sich selbst zu verraten. (Der Nachteil eventueller Unwirksamkeit ist so selbstverständlich, daß er gar nicht erwähnt werden muß;

zudem ist hier an die dem Marsch generell weit vorangehende Aufklärung zu den—

ken; die dem Marsch unmittelbar vorweggeschickte Sicherung kann natürlich nur am Marschtag selbst arbeiten.)

284

Erläuterungen zu Buch HI, Kapfi

6. Während des Marsches muß es neben kampfbereiter Vor- und Nachhut auch einen entsprechenden Flankenschutz geben, da die Feinde an immer wieder anderen Punkten angreifen. Die Stelle, an welcher der Gegner vermutlich (creditur) zu-

stößt, ist durch (bewegliche) Elitetruppen zu sichern, was zu der (recht banal for-

mulierten) Konsequenz führt (ä 16) si undique circumfundunmr inimici, undt'que

debent praeparara esse subsidia. Hierzu gehört es auch, daß die Soldaten vor der Möglichkeit plötzlicher Überfälle gewarnt und also darauf vorbereitet werden, da-

mit sie ihre Waffen griffbereit halten; denn eine erwartete Gefährdung ist weniger schlimm.

7. Eine interne Sicherungsmaßnahme ist es zu verhindern. daß die kämpfenden

Soldaten von Teilen des Trosses behindert werden. Daher hat man auch im Troß

gewisse Ordnungs— (u.d.h. auch Disziplinierungs-) Maßnahmen durchgeführt, und man hat beide Heeresteile durch einen gewissen räumlichen Abstand voneinander getrennt.

8. Die Art der äußeren (kämpfenden) Marschsicherung hat sich nach den jeweiligen

örtlichen Gegebenheiten zu richten: bei offenem Gelände sind die Reiter besser

geeignet, in waldigen, bergigen, sumpfigen Gegenden aber die pedt'tes, eine (min— destens schon aus II 1,4 bekannte ) Allerweltsweisheit. 9. Die Kolonne darf trotz des soeben in ä 20 erwähnten räumlichen Abstands nicht

durch unterschiedliche Marschgeschwindigkeit der einzelnen Teile abreißen. Eine solche Zertrennung des Heeres hätte bei einem Uberfall die schlimmsten Folgen,

weil sich die Teile nicht mehr gegenseitig unterstützen könnten, sondem besiegt

0 und entfliehen würden. 10. Lag das Gewicht bislang mehr auf (offenen) plötzlichen Uberfällen, so geht es

jetzt um feindliche Hinterhalte, in die man sozusagen noch überraschender geraten kann. Der Führer hat durch Umsicht und Tatkraft zu gewährleisten, daß ein solcher Fall dem Heer keinen Schaden stiftet, indem er einen (an für Feinde günstigen Stel-

len erwartbaren) Hinterhalt aufspüren, umzingeln und unschädlich machen läßt. Im Gebirge kann man einen höher gelegenen Punkt vorweg besetzen, um so den er-

warteten Gegner in ungünstigere Position zu bringen. (Das A und O der Marsch-

sicherung ist Vorausschau und Prävention: was immer der Gegner zu tun beabsichtigt, dem muß man selbst schon zuvorgekommen sein, ein sehr allgemeines und kaum je vollkommen realisierbares Postulat: Beim 'Wettlauf zwischen Hase und Igel' hat man den Gegner stets in die Rolle des Hasen zu versetzen.)

Ein Sonderfall der Hinterhalt—Vermeidung ist es, wenn man - vorausgesetzt, es be-

steht die seltene Möglichkeit — statt der gefährdeten breiteren Marschroute einen an sich zu schmalen Weg ausbauen kann: melius es: cum {abore vias apert're quam in optimo itinere pericuium sustinere. An diesen seltenen Sonderfall schließen sich einige einzelne Vorschriften (wieder allgemeinerer Art) an: Man hat die Gewohnheiten der Feinde zu erkunden, wann und bei welchen Gelegenheiten sie zuzu-

schlagen und mit welcher Truppenart sie dabei vorzugehen pflegen, um dann die

eigenen Gegenmaßnahmen darauf auszurichten. Dazu gehören Elemente der schon

anfangs (ä 4) erwähnten Marschvorbereitung, daß man Weg und Entfernungen kennt, im Sommer Wasser verfügbar hat und im Winter nicht durch Gelände-

hindernisse in solche Schwierigkeiten und Verzögerungen gerät, um vor Erreichen des Ziels umzingelt werden zu können.

11. Zum Abschluß des umfgänglichen (und sehr allgemein gehaltenen) Kaps kommt sozusagen die Umkehrung (der vorangehenden Vorsichtsmaßnahmen zum eigenen Schutz): Wenn Unerfahrenheit und Nachlässigkeit der Feinde Gelegenheit bieten, soll man diese nutzen, selbst wenn man sich auf dem (grundsätziich ge— fährdeten) Marsch befindet. Dazu gehört__die Erkundung der Feind—Absichten mit allen Mitteln, auch durch Verlocken von Uberläufern und Verrätern (vgl.ob.ä 10 u.

Erläuterungen zu Buch IIl, Kap.6 — 7

285

die 'Regel' in III 263), um ggf. selbst die Feinde auf deren Marsch zu schädigen,Das Kapüber das Heer auf dem Marsch ist sehr allgemein und sehr wenig konkret

gehalten; die allgemeinen Vorschriften lassen sich jedoch meist durch Beispiele aus

Caesar belegen (S.0NNERFORS z.St.); darin erkennt tnan 'die Handschrift' Frontins, für den dessen Schriften eine gern aus gebeutete Quelle gewesen sein dürften.

Zu III E;

Nach dem bis zu Binsenweisheit und Banalität allgemein gehaltenen

Kap.6 wirkt das folgende umso konkreter. Vegetius beginnt (ä l) mit dem Hinweis

auf die Probleme (gravt's molestt'a). die Flußüberquerungen gewöhnlich mit sich bringen, d.h. mit der Bedeutung des Themas. Die einfachste Möglichkeit sodann (ä

2) ist das Auskundschaften einer Furt, wo Fußsoldatcn und Troß im Schutz einerje oberhalb und unterhalb aufgestellten Reihe von Reitern hindurchziehen können.

Daß evtl. vom Wasser Mitgerissene durch die flußabwärts posticrte Reihe aufgefangen und hinübergebracht werden. ist klar. Ein völliger Irrtum aber ist nach meinem physikalischen Ver—

ständnis die Annahme. daß die oberhalb stehende Reihe (offenbar in einer sehr naiven 'Wind-

schattentheorie') ‘den Schwall des Wassers brechen' könne. Dies geschieht dort ebensowenig, wie

eine Reihe von Pappeln nicht die Gewalt eines Sturmes vermindern kann. Im Gegenteil ist

bekannt. daß die Ström ungsgeschwindigkeit des Wassers im unmittelbaren Bereich eines Brückenpfeilcrs erhöht ist, weil ja bei generell unverändertem Ström ungsdruck, durch den der Fluß bekanntlich überhaupt erst fließt. das Hindernis zusätzlich bewältigt (d.h. auf verengtem Raum umflossen) werden muß. Der Strömungsdruck des Wassers ist vor und hinter

einem Hindernis (hier: vor und hinter den im Fluß aufgestellten Reitern) gleich. (Die bei Caesars Rheinbrücke oberhalb eingerarnmten Pfähle [b.G.IV 1?.10] haben eine andere Funktion. nämlich evtl. in den Strom geworfcncn Baumstämmc abzufangen. die die Brückenkonstruktion beschädigenfzcrstören sollten. nicht aber. den Wasserdruck zu sc hwachen; im übrigen wird der Stromdnick zur Festigung der Konstruktion ausgenutzt.)

Eine andere Möglichkeit (ä 4), einen zunächst nicht passierbaren Fluß zu überqueren, ist es, ihn in mehrere Arme aufzuteilen (vgl.Hdt.I 189,2t‘f, wo Kyros den Fluß

Gyndes, in dem seine Schimmel umgekommen waren. strafweise in 360 [I] Kanäle zerlegen läßt), ein immenser Arbeitsaufwand, den aber antike Heere mit relativ bescheidenen Werkzeugen bewältigten. Noch wasserreichere (navigert’, was eine gewisse Wassertiefe bedeutet) Flüsse (ä 5) von nicht übermäßiger Breite werden entweder durch das - von Booten aus zu bewerkstelligende — Einrammen von Pfählen als 'Brückenpfeilern' und darüber— gelegte Bohlen oder mit einer leichteren 'Pontonbrücke' aus miteinander verbunde— nen, von Bohlen überdeckten Hohlkörpern (2.8. leeren Weinfässern) überbrückt. In diesem Falle einer vermutlich recht unsicheren Brücke (ä 6) ziehen die rärpediri equites das Hinüberschwimmen vor. indem sie Waffen und Gepäck, das nicht naß werden darf, auf Schilfoündeln befestigen und nachziehen (bei der schweren Rei— terei war dies wahrscheinlich so nicht durchführbar). Die technisch vollkommenste Lösung (25 70 ist die schon aus II 25,5 bekannte Brücke unter Benutzung der in der Legion mitgeführten mmwxyi’t' (Einbäume), die nach der zuvor beschriebenen Art mit leeren Fässern (aber viel breiter, fester und sicherer) eine 'gangbare' und wohl auch befahrbare Brücke auf Zeit boten. Es schließt sich der in Kap.6 behandelte Gedanke der Marschsicherheit an; denn

natürlich gehört eine Flußüberquerung zu den Gelegenheiten, bei denen man ein

ohnehin mit Schwierigkeiten ringendes Heer (oder einen durch den Fluß abge— trennten Teil davon) leichter besiegen kann, vgl. III 18,15, wo eben dies angeraten wird i n flumirtum transgressione dt'vt'sis (nporttmttm semper pmet‘ium t'nfertnr).

Dies macht den zweiten Teil der gravis molestt'a, ä l, aus. Daher werden an beiden Ufern wenigstens Bewaffnete aufgestellt oder aber palisadenbewehrte Brückenköpfe gebildet; und wenn eine Brücke nicht nur für einmaliges Überqueren, son-

dern auf längere Zeit hin gebraucht wird, ist sie durch mit Wall und Graben fest

verschanzte Brückenköpfe mit einer entsprechenden Besatzung zu sichern.

286

Erläuterungen zu Buch III, KapB

Z]; 111 8; Sachgerecht anschließend an das Thema ”Heer auf dem Marsch". sagt Vegetius, sei die Art und Weise des Lagers. (Damit bleibt Kap? mit dem Thema “Flußübergang” nur scheinbar unberücksichtigt. da es sich ja dort lediglich um ein Sonderproblem des Marsches handelt.) Der am Anfang eines Kaps üblighe Punkt "Wichtigkeit und Bedeutung" (hier des Lagers als der Sicherung gegen Überfälle) füllt den Rest der Einleitungspartie (ä l). Das Thema entwickelt sich sodann in

sechs Komplexen: l. Wahl des Lagerplatzes (ä 2f);

4-6a);

3. Arten der Befestigung (ä 6b-l4);

s. Wachdienst (ä 16b-19);

2. Form und Abmessung (ä

4. Beziehen des Lagers (ä 15-16a);

6. Sicherung der Versorgung. — Ein großer Teil des-

sen. was zum Thema gesagt wird, deckt sich mit Kappl 21—25. Wenn es richtig

ist. daß Vegetius für beide Bücher gerschiedene Quellen benutzte (in I Celsus, in

III Frontinus), so ist die recht hohe Übereinstimmung (bei einigen Abweichungen

der Reihenfolge) bemerkenswert. I. Die Wahl des Lagerplatzes war in I 22 besprochen worden. im ganzen an beiden Stellen sachlich übereinstimmend, aber in den Formulierungen abweichend (was nicht nur auf die unterschiedlichen Quellen zurückgeführt werden muß, sondern durchaus dem Hang unseres Autors entspricht. gleiche Gedanken in variierendem Wortlaut auszudrücken). Der Lagerplatz muß nicht nur gut. sondern optimal sein, so daß kein besserer von den Feinden besetzt werden kann (= l 22.2). Zu achten ist vor allem im Sommer darauf, daß gutes Wasser in der Nähe und ungesundes mög-

lichst weit entfernt ist'(= l 22.1), daß es im Winter Tierfutter und Holz gibt und daß

bei Unwettem keine Uherschwemmungen des Platzes auftreten (= l 22,1+3). Fer-

ner muß im Fall einer Belagerung durch Feinde eine Abzugsmöglichkeit offenste— hen (nicht in l 22).

2. Die Form des Lagers kann gemäß den örtlichen Gegebenheiten variieren (= I 23,1); die Form hat zwar keinen Vorrang vor der Zweckmäßigkeit. aber für ”schöner“ gilt ein Rechteck mit Seitenlängen im Verhältnis 4:3 (nicht in I). Das Flä-

chenmaß muß der Anzahl derer entsprechen. die sich im Lager aufhalten werden, nicht zu weitläufig, nicht zu eng (= I 22,4).

3. Die tatsächlich nur zweifach differenzierte Art der Lagerbefestigung wird sowohl hier (5 6 m'bus Gutem modis definiert! casrra mtmt'rr' passe) wie in I 24.1 (casrmrwn einem diverse triplexque mtmt'rr'o est) als "dreifach" bezeichnet. Wie oben zu I 24 angemerkt, wird als dritte Art verstanden, wenn die stärkere (: zweite) Befestigung für ein Standlager unter feindlicher Bedrohung stattfinden muß. Das wird hier in ä 14 eigentlich nur aus dem Vergleich mit l (24 und) 25 erkennbar. Die erste (= einfachere) Art der Befestigung ist die für das 'tagtägliche' Lager auf längeren Märschen (in I 24.1 und hier in ä 7-9 beschrieben); sie besteht aus einem (relativ flachen) Graben und einer Rasenmauer, auf der zusätzlich ein Palisadenschutz ange-

bracht wird. Die beiden Beschreibungen weisen durchaus Unterschiede auf (in I 24

wird der Palisadenschulz nur ubi vis acrr‘or immr'net hosttnm [= zweite. stärkere Befestigungsan} errichtet - hier in ä 7 sind die Palisaden anscheinend immer obligatorisch; dazu werden die Maße der 'Rasenziegcl‘ [ca.45 x 3 x 1.5 dm] angegeben. und der Graben [5 Fuß breit. 3 F.tief} hat gerin-

gere Maße als in I 24.1: 9 F.breit, 7 auch, aber keine unüberbrückbaren Gegensätze. Dies resultiert sicherlich aus der Verschiedenheit der Quellen. ist aber insgesamt so

geringfügig, daß Vegetius es (falls er es überhaupt bemerkte) nebeneinander stehen lassen konnte. -

Die zweite Axt der Befestigung ist die der casrra statr’va (Stand-

lager für längeren Aufenthalt), ä 9-13 (: l 24,2-4). Die gravierendste Differenz ist

hier, daß nach I 24,2 der Graben 12 Fuß breit ist, während hier (8.1) 9. ll od.l3, evtl. l? Fuß infrage kommen: imparem enim immer-um servari mort’s est.‘ Als 'dritte' Art gilt. wie gesagt. wenn die stärkere Befestigung unter unmittelbarer Feindbedrohung angelegt werden muß: I 25. lll 8,14. (In ä l4 interpungiere ich anders als LANG und ÖNNERFORS. nämlich hinter privilegio dignimtis, das zu nur: operatur gehört. während die beiden Edd. vor priudt'gn. Komma setzen.)

Erläuterungen zu Buch III. Kapß - 9

237

4. Der Bezug des Lagers nach Fertigstellung und die nur andeutungsweise gegebe-

ne Ordnung darin hat in B.I lediglich in der noch knapperen Notiz I 23,2 die Spur

einer Parallele: t'ntra quam (dazu v gl.ob.zu I 23) primae centuriae, hoc est cohorIes, papiüones tendtmr er dracones er sr’gna cmtstt'tuwit, doch vgl. zu ä 15 rribunis quibus per contubemales deputatos ad munera aqua ligrium er pabtda mini— srrantur die Erwähnung der mitmfices in II 19,1 5. Noch im selben Satz (durch ac angeschlossen) wird der Wachdienst eingeführt:

von jeder Zenturie übernehmen demnach je vier Reiter und vier Fußsoldaten diesen

Dienst (was bei den Reitern eine unverhältnismäßig höhere Belastung bedeutete als

bei den Infanteristen und daher vermutlich so nicht zutrifft; denn die Reiter sind ja

den Kohorten zugeordnet, nicht den Zenturien, auf die bei 110 pedires gerade 13 equites entfielen; ihr Verhältnis in den Kohorten ist 555 : 66, vgl. II 6).

Eine Abweichung von der Regelung der Trompeten- und Hom-Signale nach II 22 bedeutet ä 18. wonach die Posten durch Trompetensignal losgeschickt und durch Hom-Signal zurückgerufen wer-

den.- Daß Wachen - zumal bei den oftmals (von einem modernen Schreibtisch aus kaum vorstell-

bar) harten Daseinsbedingungen eines röm.Legion'ars - mitunter einschlafen, hat zunächst einmal

die (bis heute beibehaltene) Aufteilung der Nachtwache in vier Teile veranlaßt. dann auch die Kon« trolle der Posten durch 'die Runde'. (Wachvergehen wurden zu allen Zeiten aufs schwerste bestraft.

oft mit Hinrichtung.) Bei einem Standlager halten tagsüber Reiter (auf vorgeschobenen Feldposten) Wache. und zwar während eines Halbtags vor oder nach Mittag.

6. Die Schlußpartie des Kaps (ä 20-23) fällt unter das Stichwort "Sicherung der

Versorgung", ein Problem, das in gleicher Weise für den Aufenthalt in casrra stativa wie in einer Stadt Bedeutung hat (ä 20 5ive in casrrt's sive in civt'tat‘e), dem Anfang des Kaps (Lagererrichtung vom Marsch her) nur mittelbar und etwas weitläufig zugehörig. Zur Sicherung der Nachschubwege müssen vom Hauptlager aus ggf. einzelne Sicherungskastelle eingerichtet werden, die die Funktion verStärkter Feldposten haben und (auch) insofern wirkungsvoll sind, als ein evtl. angreifender Feind von zwei Seiten aus (afrortre er a tergo, ä 23) bekämpft werden könnte, was er meistens scheut, vgl. ähnl. in III 6,27 mm aft‘onte quam supra capur.

Zu III 9: Das Kap. nähert sich (stärker als die acht vorangehenden) dem auch er— neut ausgeSprochenen Thema des Buches, der wirklichen Entscheidungsschlacht (ratioaem pi‘oei't't' depugnandiqtte praecepta) in einer zugleich distanzierenden Weise. nämlich mit der Warnung vor diesem kurzen, doch alles entscheidenden Wagnis (ä 2). Zuvor nämlich versuchen bunt dttces (ä 3, in ä 4 at's er nu‘h'ras duct's es: wiederaufgenommen) alles, um den Sieg ohne das Risiko der offenen Schlacht zu gewinnen. Das Kap—Thema (die Überlegungen, ob denn wirklich pubtt'co Martc zu kämpfen sei) fragt ja nach Möglichkeiten der Vermeidung. man kann leicht pointierend sagen, als der wahren Kunst des guten Feldherrn. Soweit der Einleitungsteil (ä l-3).- Die wahre Kunst des Feldherrn (ä 4) isr (nun freilich nicht die völlige Vermeidung und Umgehung der Schlacht unter allen Umständen, sondern) die gründliche Beratung mit allen Sachkundigen aus dem ganzen Heer - ein bemerkenswertes (im Bereich des nach Befehl und Gehorsam 'konstruierten' Militärs

sehr überraschendes) sachorientiertes und zweckmäßiges teamwork fern der sach-

irrelevanten Rangunterschiede. Bevor ab 5 15 vor der Schlacht durchzuführende

Maßnahmen angeraten werden, finden sich für diese vorbehaltlos offene Bera-

tung (bis ä l4) jeweils zur vergleichenden Gegenüberstellung beider Seiten eine Fülle von Sachpunkten genannt u. z.T. erläutert, die sich vielfach gegenseitig be— einflussen: Zahl der Kämpfer auf beiden Seiten, Bewaffnung, Ubungsstand, Verhältnis von Reitern und (wichtigeren) Fußsoldaten;__ferner die Qualität der unterschiedlich ausgestatteten berittenen Truppen, die Ortliehkeit mit den Vor- oder Nachteilen für die eigenen oder die fremden Truppen (was in ä ? mit den bekannten Gelände-Eignungen für Reiter oder für Fußtruppen konkretisiert wird, vgl. III 6,21

Erläuterungen zu Buch Ill. Kap.9 10 -

288

u. II 1,4); Versorgungslage mit Wiederholung des Arguments vom Hunger als

Waffe, vgl. III 1,5f u. 3,3-6; ob Hinhaltetaktik oder rasche Entscheidung (eine

Überlegung, bei der gänzlich aus den Ergebnissen der vorherigen Beratungen zu entscheiden ist und zu der 5 9f weitere zu berücksichtigende Gesichtspunkte angeführt werden); ferner (ä 11i) die Mentalität und Erfahrung der Gegner und die

Kampfmoral auf beiden Seiten.

Dieser letzte Punkt wird ä 14 mit caveridnm em‘m est aufgenommen und erläutert Dazwischen steht (ä l3) eine Betrachtung. die sich auf III 12,3 +7 stützt und in einem deutlichen Spannungsoder sogar Widerspruchsverhälmis steht zu der Aussage er‘usmadi enim cagimrr‘onibus virtas augetur aurfrangr‘rur (‘9‘ 12-Ende), nämlich - im Wortlaut variiert — den Gedanken anfühn, wie der Feld-

herr niedergeschlagene Truppen zu ermutigen hat. Solche variierten Selbstzitate sind zwar durchaus vegetianisch (vgl. zu I 3.4 u.lÜ‚3), aber hier läge ein ‘Vorauszitat' der späteren Stelle vor (dort sind die Gedanken zweifellos genuin. hier aber ausgesprochen mißlich), das erstens nicht paßt und zweitens den Anschluß von ä 14 cavendum enirn es: an ä 12 zunichtemacht. Fraglich kann nur sein. ob das Schlußsätzchen aus 5 12 ebenfalls wie 5 13 zu tilgen ist (so LANG. dem ich mich hierin anschließe) oder nur 5 l3, was ich für sehr wohl vertretbar halte.

Der Erläuterung zu ä 12 (cavendum

ne dubitandum formidanremqae exercr'ram

producas) folgt als letzter Beratungspunkt (eigentlich ist es hier weniger eine

Frage der Beratung als der Berücksichtigung einer offenkundigen Gegebenheit), ob

man ein Rekruten- oder ein Veteranenheer hat, aber auch ob man über jüngst im

Kampf bewährte oder seit längerem vom Kampf entwöhnte Soldaten verfügt; denn 'wie Rekruten sind zu bewerten. die lange nicht gekämpft haben'. so beschließt der schon früher begegnete Gedanke (n. zu II 23.14) sentenzhaft den Abschnitt. Die Ausführungen in ä l4 leiten direkt über (und sind dazu wohl auch gedacht) zu den Maßnahmen (ä 15ff), die der Feldherr vor einer Schlacht ergreifen muß, wenn

sein Heer erst aus verschiedenen Truppenteilen neu zusammengestellt oder dem

gegnerischen in einzelnen Punkten, vor allem dem Ubungsstand, unterlegen ist: diese Maßnahmen sind - mit einem Wort - Ubung. Diese Ubung soll unter erfahrenen und bewährten Leitern zunächst nach Abteilungen getrennt erfolgen, dann zum Heer vereinigt in wirklichkeitsnahen Manövern unter seiner eigenen Leitung durchgeführt (und überprüft) werden (ä 16 in nnnm callecras quasi" depugnaruros canflictu pttbh‘co exercebir t‘pse temprabirqne, ...); und (ä l?) wenn es noch bei irgendetwas hapert, ist eben weiterzuüben, quamdiu passinr esse perfecri. Selbst

wenn sie dann in allem (ä 18 ist eine knappe Kurzfassung des exercr‘n‘um-Kaps II

23 oder von I 9ff) perfeca' sind (= adpl‘ennm firen’nr erudi'a'. 5, 18), selbst dann gilt ne sic qar'dem remere, sed accasiane capra ad publicam ducendi sant pugnam. Man sieht, welche skrupulöse Zurückhaltung die bani daces (ä 3) der alles entscheidenden Schlacht gegenüber wahren. Der Schluß des Kaps (ä 19f) lenkt zum Eingangsteil zurück, indem er den Gedanken der Beratung aufnimmt: dux Etaque vr'giJans, sobrius, prudens (vgl.b0ni daces in ä 3 u.ars er atiliras ducis in ä 4) soll sich adhibito const’lio de suis er adversart'i copir's ein Urteil bilden, ein möglichst ob-

jektives Urteil, tamqaam de civilt’ causa inzer partes r'adr'caturus. (Der etwas gesucht wirkende Vergleich des Feldherm mit dem Richter im Zivilprozeß will wohl nichts anderes ausdrücken als den Ausdruck "möglichst objektiv". d.h. unbeeinflußt von den subjektiven Wunsch—

vorstellungen, die ein Feldherr mit seinem Heer verbindet.) Kommt er dabei zu einem

ungünstigen Urteil über sein Heer, so hat er die offene Feldschlacht zu vermeiden und stattdessen per supervenrns er r'nsidi‘as 'sein Glück‘ (victori'am) zu versuchen.

Zu III 1!}: Das letzte Kap. des Abschnitts "vor der entscheidenden Schlacht" (SCHENK aaO 43; der Ausdruck "Kriegslisten" ist allerdings nur z.T. zutreffend)

schließt an die UberlegungenlBeratungen von Kap.9 an, speziell an ä 14 utrnm tirones an vereres militas habeas er utrum ante brave tempas in expeditionibusfaerint an annos aliquos in pace duraverint,‘ nam pro It'mnt'bus accipiendi sunt, qm" pugnare

Eriäutemngen zu Buch III. Kap.10

289

t’ongo tempore desiertmr. Das wird mit ä 15 ergo si tironem vef die armis desuettun exercirttm ducir - hier "beginnt der eigentliche Inhalt, das andere [ä 1-4} sind allgemeine Redensarten echt vegetischer Natur" (SCHENK ebenda kurz zuvor) - unmiß-

verständlich und unüberhörbar verbal deutlich gemacht. Die Einleitung nimmt zu—

nächst mit omnes artes omm'aqne opera cottidiano usn er t'ugi exercitattone proficium das 'adhortative' Kap.II 24 auf (das eigentl.Schiußkap. von B11); der Gedanke vom Vorrang der Kriegskunst vor allem oder von ihrer Gewährleistungs-Funktion

für alles andere (ä 2) orientiert sich am Prol.III (vgl. ä 3 eam praecr’pue arrem. sine

qna ah’ae artes esse um: possunt), vgl.auch das 'engagierte‘ Kapl 7 (was dort über die rechte Auswahl der Rekruten gesagt ist, gilt ja erst recht für das Militär als ganzes: sai‘us Ion'us rei pnblicae); und ä 3 nimmt gleichfalls die Grundgedanken aus III prol.1-3 auf (zu per quam vitam rett’neant et vt'cmriam consequantur vgl.III 2,1 labort's consnemdo er in casrris saniratem et in conflt'crn possir praesrare victoriam). Wer also (ä 5) ein Heer von Rekruten oder zu Rekruten de generierten Veteranen führt, soll es zu allererst genau kennenlernen und (bis ins Innerste, d.h. auch animos) erforschen. Möglichst (ä 6) soll er die höheren Offiziere und sogar die einfachen Soldaten namentlich und in ihren Leistungen kennen, ein Postulat, das zu— gleich ein o’töüvorov ist und deshalb mit si potestfieri eingeleitet wird. (Immerhin liest man S‘HA I 20,10 über Hadrians ingens memort'a. daß sie alle Namen nach einmaligem Hören so Sicher behielt, daß Hadrian öfters seine professionellen Nomenclatoren korrigieren konnte. und daß er vetemnornm nomi'na. qnos attquondo dt'mt'serat anzugeben wußte. Von welchem antiken Feldherrn bei welchem Autor berichtet wird. daß er alte seine Männer mit Namen gekannt habe. kann

ich nicht angeben.) Ferner soll er mit aller Strenge (severitatem marimam) auftreten,

alle soldatischen Vergehen (dazu gehört nach Vegetius' Auffassung in vorderster

Linie z.B. negtegenrt'a) nach den Gesetzen ahnden, sich den Ruf verschaffen, kei-

ne Fehler zu verzeihen (nuh‘t’ erranrt'um credann' ignoscere) und soll überall und je—

derzeit Uberpriifungen (= Kontrollen) anordnen. Es ist die strenge Disziplin (im doppelten Sinn von Fachkenntnis und von scharfer Zucht) der Vegetius sicherlich

objektiv nicht ganz zu Unrecht eine heilsame Wirkung für das Militär und seine

Leistungsfähigkeit oder -bereitschaft zuschreibt, vgl. was er untin ä 19i über Sci-

pio berichtet sowie III 4 die Vorschriften gegen sedt'lt'o. Im nächsten Schritt (ä 71?)

soll er bei passenden Gelegenheiten kleinere Erfolge gegen vereinzelte, versprengte, ahnungslose, überrumpelte Feinde suchen, um dadurch Kühnheit und Erfah— rung seiner Leute zu steigern. (Dies nimmt III 9,18 auf ne sie qm'dem {5.6. si ad pienum fuerint erudt’tr') temere, sed occostone caprn ad pnblr’cam ducendr’ srmt

pngnam; sed anre minort'bns proeh't's imbtrendt'.) Dieser Abschnitt wird (ä 11a) mit

der sentenzartigen Formulierung abgerundet, daß zunächst das zu versuchen sei,

was bei Mißerfolg wenig schadet, aber viel nützt, wenn es klappt. Den nächsten Gedanken (ä llb—l3a) kann man fast zur psychologischen Kriegführung rechnen, nämlich ‘als kluger Führer' (sapr'entt’s es: ducis, gegenüber III 9,3 baut" dar-es) Zwietracht zu säen unter den Feinden; es handelt sich jedoch eher um ein Strate-

gem, eine KriegslisL und als solches ist das unfeine Verfahren bei Frontin I 8 de

disrringendis hosn’bus belegt. Daran schließen sich (ä 13b-18a) Ausführungen, die für Vegetius typisch sind und zunächst einmal mit dem unmittelbar Vorangehenden (Entzweiung der Feinde) schier nichts zu zun haben. jedoch deutlich aus dem Geist der Prologe oder von I 20 formuliert sind (vgl.SCH:ENK aaO 47). Diese von Vegetius ohne die Quelle formulierten Gedanken sind eine neuerliche Mahnung zur Wiederbelebung der alten Legionspraxis und leiten hin zu den drei Beispielen für Er— neuerung der discipit'na in alter Zeit, welche wieder aus Frontins de re miiirart' stam— men. Das belegt das Vorkommen von zweien der drei in Frontins "Kriegslisten": Scipio (,5 19-21) dort IV 1.1. Metellus IV 1,2; damit kann auch für das dritte (Marius in ä 23) sein Platz in der Quelle als gesichert gelten.

290

Erläuterungen zu Buch III, Kal - 12

Zu IH ll; Nachdem bis Kap. 10 die Strategie und Taktik vor der Schlacht (bis zur Schlachtvermeidung, doch vglhierzu auch III 22) behandelt sind (praemi'ssis Levi'oribus am'bus bellt). geht es nunmehr um den Tag der Schlacht selbst (vglrit. zu ll), um "Kriegslisten für und nach der Schlacht" (SCHENKS Ausdruck aaO 42). Der konkrete Teil (ä lf ist die übl. Einleitung mit Betonung der Wichtigkeit des nachfolgend Behandelten: hoc ergo rempns est, quo etc.) beginnt mit ä 3 und

stellt drei einfache Regeln vor: 1, Der Soldat muß nach einem mäßigen Frühstück

zum Kampf ziehen. Insofern es darin ja nicht um ein wütendes Dreinschlagen eines augen-

blicklichen Überfalls geht, sondern um die disziplinierte ars pugntmdi über einen längeren Zeitraum hin, wäre der Gedanke von der viel größeren Gefährlichkeit hungri ger Raubtiere ebenso abwegig wie die metaphorische Vorstellung von 'hungrigen‘ jungen Leuten gegenüber 'saturiertcm

establishment'. 2. (ä 4-6) Der Auszug aus dem Stadt- oder Lagertor muß erfolgen (Ihre quam hostis adveniar. Denn der Engpaß des Tors böte dem bereits fertig formierten

Gegner die glänzende Möglichkeit. um das ungeordnete Heer nach und nach in kleinen Teilen zu vernichten; ggf. muß man den Auszug verschieben, bis der Feind unvorsichtig wird, so daß er seinereits überfallen werden kann. oder ihn ganz unterlassen. 3. Der Soldat darf nicht von

langem Marsch erschöpft sein, wenn er in die Schlacht geführt wird, etwas an und für sich Selbstverständliches, durch dessen Nicht—Beachtun g aber supen‘ore vel nosrra aetare Romam' duces ne quid ampll’us dicnm, exercitus perdlderunt.

Hierin liegt eine seinerzeit sicher ohne weiteres verständliche. heute aber schwerlich noch defnierbare historische Anspielung, welche also auch keine zuverlässige Dotierung der Schrift ermög-

licht. Diese Selbstverständlichkeit wird zum Abschluß in einem Sätzchen mit drei anspruchsiosen Antithesen sinnfälli g gemacht: impar em'm condiclo es: lassum cum rcquiero, sudantem cum al'acrl', arrrentem cum eo qni steterlt subire conflictnm. Zu III l2: Das Kap. setzt die 3 Regeln des vorangehenden unmittelbar mit einer weiteren fort: ipsa die, qua certaturt' ‚um: milites, diligenter explora. Insofern fehlt

dem Kap. die Eigenständigkeit und infolgedessen auch die üblicherweise einleiten-

de Hervorhebung der Wichtigkeit des Themas (das Thema ist mit der Regel identisch),

die sich jedoch anschließend aus den Erläuterungen zur Vorschrift ergibt. (Der 'genormte' Kap-Aufbau ist hier also einmal variiert.) Die Erläuterung selbst gibt sich

zunächst fast als eine Vorschrift: ne confldas ...; der Stimmung von Unerfahrenen

darf man nicht trauen, aus Unkenntnis wünschen sie oft das, was gefährlich und

schrecklich ist. ONNERFORS z.St. weist hier auf den Widerspruch zu II 23,13 hin

(nam quemadmodum bene exercr'tntns ml'l'es pmefium CItpiIJ' itaformidar indocrns. Dies ist jedoch kein wirklicher Widerspruch, sondern leicht erklärlich, wenn man

die Aussagen nicht als absolute, immergültige 'Gesetze', sondern als 'praktische'

Erfahrungen versteht. Beides ist von Fall zu Fall zutreffend, sowohl die auf reiner

Unwissenheit, Unerfahrenheit, Unreife beruhende 'Risikofreude‘ wie die normale

Angst vor Neuem, Unbekanntem, Gefährlichem (vgl. ä 5 naturalt’ter evenit). Ent-

scheidend ist die Einstellung der Erfahrenen, denen allein ja Urteilsfähigkeit zu— kommt: oporrei-e differre, si exerciran‘ bellatores metuum‘ dimicare. Als Rat und

somit fast als Vorschrift kann man die Fortführung in ä 3-5 verstehen, daß man

niedergeschlagene Stimmung durch den rechten Zuspruch heben kann (vgl. die sicher interpolierte Stelle III 9,13). Dabei hat man dann - natürlich — auf Feigheit und Fehler der Feinde hinzuweisen, evtl. eig.Leistungen demgegenüber hervorzu—

heben und zum Zorn aufzureizen (vgl.Art und Funktion fast aller sogen.Feldherrn-

reden in der antiken Historiographie). Ein neuer Ansatz im Zusammenhang der Er-

mutigung folgt mit ä 6f: wirklich unterlegen sind die, welche schon beim bloßen

Anblick der Feinde die Fassung verlieren; solches Erschrecken läßt sich jedoch

mildern, d.h. eliminieren, durch langsame Gewöhnung und klug vorbereitete kleinere Erfolge, und dies wird durch die Schlußsentenz bekräftigt: qnae ex um sunr nom, mm rimentnr (vgl. I 1,7 nema focere meint}, qnod 5€ bene didicisse confidit).

Erläuterungen zu Buch III, Kap.13 — l4

29l

Zu KapJ i: Daß die Ortlichkeit des Schlachtfelds Einfluß hat auf Verlauf und Er— gebnis der Schlacht, kann man als ein Allerweltswissen bezeichnen; ein 'guter

Führer' weiß das natürlich. Nichts desto weniger gilt die Vorschrift efabora ergo,

ut primum auxilium captes ex Ioco. Der erste Gesichtspunkt dabei ist es, für die eigenen Truppen einen erhöhten Standplatz gegenüber den Feinden zu finden; denn von oben herab wirken die Waffen wuchtiger, und qui adverso nirirur ch'vo, duplex subit cum 10c er cum haste certamen. Als eine ebenso selbstverständliche, allbe-

kannte und schon wiederholt erwähnte Besonderheit ist dabei zu berücksichtigen, daß für Reiter und für Fußtruppen ein je unterschiedliches Gelände vorteilhaft oder nachteilig ist. vgl. dazu zuletzt III 9J.

Zu III l4: Dem Kapitel "Aufstellung der Schlachtreihe" stehen mit ä 1—3 allgemeine Vorbemerkungen über Sonne, Wind und Staub voran (deren Wirkung hat

man grundsätzlich zu bedenken; im Augenblick der Aufstellung tut dies sogar der Unerfahrene, aber von einem vorausschauenden Feldherrn (dttci provido) ist auch

zu berücksichtigen, wie sich z.B. der Sonnen stand im Verlauf einer mehrstündigen

Schlacht auswirken wird); dem foigt ä 4 als die 'normaie‘ (übliche) Kap—Einleitun g mit einer Begriffsdefinition (acies dicintr exercitus instructt'frons, quae adversum bestem specrar) und der prinzipiellen Bedeutung der Anordnung der Formation für den Erfolg (si sapiemer dispmu'rur, plnrimum iuvar, si imperite, quamvis optimt' bellatm'es sint, male ordt‘natt'onefrangmrtnr). Daran schließt sich ab ä 5 die Grundregel der Aufstellung (instrucrionis 19x rast, ut ...), der Abstand der Soldaten untereinander zur Seite sowie der Reihen in die Tiefe und die Aufstellung aller Reihen im einzelnen. Hierzu scheint sich mir (statt eigener Kommentierung) als ein hervorragender Kommentar die auf Celsus (innerhalb des

von Frontin abhängigen Teils) führende Quellenanalyse von SCHENK anzubieten

(aaO 51i): "Auf den ersten Blick zeigt sich eine auffallende Übereinstimmung mit der acies aus I 20 und II 15-17, nur mit dem Unterschied, daß es

hier sechs ordines sind. Trotzdem sind die Glieder dieselben die principes und hastati bilden die erste und zweite Schlachtreihe in beiden Ordnungen; ferentarii et levis armatura (II 15) = tertius ordo, de

armaturis velocissimis, de sagittan'is iuvenibus, de bonis iaculatoribus, quos antea ferentarios nominabant (III 14); scutati plumbatis gladiis et missibilibus accincti (II 15) = quartus ordo, de scutatis expeditissimis, de sagittariis iunioribus, de his qui alacriter verutis vel mattiobarbulis,

quas plumbatas nominant, dimicant (III 14); sagittarii. funditores, tragularii, qui ad manuballistas vel arcuballistas dirigebant sagittas (II

15) = acies quinta, carroballistae manuballistarii fundibulatores funditores (III 14); triarii cum scutis catafractis et galeis ocreati cum gladiis semispathiis plumbatis binis missibilibus (II 15) = sextus ordo, a firmissimis et scutatis et omni genere armorum mnnitis bellaton'bus tenebatur, quos antiqui triarios appellabant (III 14).

Ebenso ist die Kampftaktik völlig gleich."

Es folgt Gegenüberstellung von II 17,} ”lud autem sciendum

giadiis commt’nus dimicabanr zu III 14,8 hi enim

1.4,1 1-13 sciendum ergo es:

bis ä 3 sed etiam

repelfere veifugare und III

totnm sustinet belt'um. Dann (aaO 52) "Die

Übereinstimmung ist inhaltlich vollständig, teilweise sogar wörtlich. Ohne Zweifel ist hier die gleiche Urquelle anzusetzen wie in II 15-1? und I 20, nämlich Cato. Als aber es scheint wohl noch in Betracht Zwischenquelle käme Frontin zeitlich

mir evident zu sein. daß Vegetius diesen Teil aus II 15-17 bzw. I 20 d.h. aus Cato-Celsus übertragen hat

292

Erläuterungen zu Buch III. Kap.14 - 16

Demnach hat Vegelius diese Partie darum aus Celsus übernommen. obwohl er im III.Buch Frontin folgt und dieser etwas Entsprechendes auch gehabt haben muß, "um Widersprüche zu den früheren Büchern zu vermeiden" (SCHENK aaO 53).

Man sieht, daß Vegetius seinem Anspruch der Gewissenhaftigkleit (I prol.4 {aber dilt’gens ac fideiis, II 3.8fideliter, vgl. III prol.4) durchaus gerecht wird und nicht

etwa gedankenlos das gerade Naheliegendste übernimmt

Zu III 15:

Das genaue Gegenteil, nämlich "die Willkürlichkeit, rrtit der Vegetius

umgesprungen ist“ (SCHENK aaO 53, 3 Zeilnach d‚vorigen Zitat) belegt Kap.15. Nach der Aufstellung der Schlachtformation in 6 Reihen bietet Vegetius hier noch zu-

sätzlich die Abstände der einzelnen Soldaten zur Seite und der Reihen in die Tiefe, um so die räumliche Ausdehnung einer Streitmacht von beispielsweise 10.000

Mann zu berechnen. Auf die Geringfügigkeit der ‘unlogischen' Tiefenberechnung habe ich bereits vom zur Übersetzung hingewiesen. SCHENK aaO 53 wird noch deutlicher und substantieller: "Die Angaben sind vollkommen sinnlos: 1. Wie kommen die 10000 Mann zustande? Wenn die Zahl eine Legion mit ihren Auxilien be-

deutet (III 1 [...]), so ist es falsch die Auxilien unter die Legionare zu stellen. 2. Ei-

ne Frontbreite von l 1/2 km als Norm ist ein Unding, ebenso wie die Tiefe von l2

U2 m unmöglich ist, weil sie durch einen Spitzenstoß des Gegners ohne weiteres durchbrochen würde. 3. Die Tiefe von sechs Mann ist Treffentiefe, aber nie Tiefe des ganzen Heeres. Es paßt also weder zur Manipelformation, noch zur acies triplex der Kohortenaufstellung. Die Rechnung stammt eben von Vegetius selbst und zeigt, welche Ahnung er von der Praxis hatte." In diesen sachlichen Mängeln hat man jedoch m.E. weniger "Willkür" zu sehen, als — was ja auch SCHENK sieht — die mangelnde praktische Erfahrung des Mannes, der das Militär lediglich aus Büchern kannte und es ('vom grünen Tisch aus') reformieren wollte.

Z}; III 16:

Inhaltlich problemlos ist das Kap. über die Reiteraufstellung. Grund-

sätzlich stehen die Reiter an den Flügeln. Das ist Allerweltswissen, vgl. II 1,2

eqw’rum afae dicunmr ab eo quod ab arraque parre protegam acies. Dies wird hier dahingehend präzisiert, daß die schwere Reiterei (Ion'cari er contatt') den direkten Anschluß an die pedt’tes bilden (dh. nach innen zu stehen), die leichte Rei—

terei den jeweils äußeren Rand besetzt. Dies hat seinen ganz natürlichen Grund in

den ä 2 angegebenen besonderen Aufgaben: die ersten haben die Flanken der Fuß-

soldaten zu sichern, die zweiten (als die schnellsten Teile des gesamten Heeres) die

weiteste Bewegung zu voliführen, indem sie über die feindlichen Reiter hinaus ausschwärmen und die Feinde von den Seiten aus umfassen sollen. - In ä 3 findet

sich nicht so sehr eine Regel 'zur Erlernung der Kriegskunst für Feldherrn' (nach

SCHENK aaO 39) als vielmehr das Postulat einer bestimmten Sachkenntnis I Erfahkostt'um quos eqm'tes oportear porrt'. Denn rung: scire dux deben corttra quos

aufgrund nescioqtta occulta ratione kämpfen manche gegen bestimmte Gegner

besser als andere. Da die Ursache dafür unklar ist und 'über menschliches Verstehen' geht (occufta rarione, Emmo paene divina, vgl. II 21,1 non tantum humane consitio. sed ett'am divim'tatt's instinctu u. II proi.2 at'tiore consih'o quam mens porerat rerrena concr’pet'e), kann hier keine verbindliche Anweisunmg weitergegeben, sondern muß auf die Intuition des Feldherrn verwiesen werden. — Als kluge Maßnahme hingegen bedeutet die Untermischung von sehr beweglichen, flinken

Fußsoldaten (die wohl nach I 18 bisweilen mit auf den Pferden aufsitzen) unter die Reitertruppen, wie sie 5 5 vorgeschrieben wird, eine echte Belehrung aufgrund früherer Erfahrungen. — Problematisch ist ä 7; sachlich ist der Satz lediglich eine

Dublette von ‚S; Sf, setzt aber die dortige Bedingung quod St" equires impares fuemit. an die er direkt anschließen könnte, voraus. Die Worte more vererum pures

Erläuterungen zu Buch III, Kap.16 - 19

293

esse non passen: (ä Sf) und (ä 3’) unum hoc remedt'nm missr‘fibus sind tatsächlich so inhaltsgleich, daß nur eine Wendung im Text stehen kann; ich verstehe sie als 'Autoren—Dublette‘ derart, daß die eine Formulierung die andere ersetzen sollte, die aber versehentlich stehen blieb. Möglicherweise sollte ä ? das Davorste— hende (nach quod si ...fuert'nr) ersetzen, möglicherweise aber auch nur für ä 5

(nach quod si

fuert’nt‘) eintreten, so daß ä 6 den Schluß gebildet hätte.

Zu III 1 2; Eine der wichtigsten 'Erfindungen' der Feldherrnkunst ist in Kapl? behandelt: die Bereithaltung von Reserven. Diese sowohl taktische als auch strate— gische Maßnahme hat sich (seit ihrer Erfindung durch die Spartaner, ä 2) nicht nur bewährt, sondern als unverzichtbar (über Karthager und Römer als erste N achahmer. ä 2) bis in die moderne Strategie hinein gehalten, und sowohl ihre Bewertung

hac disposin'one nuh’a met‘ior t'nvem'mr (ä 3) als auch ihre Begründung in ä 4-6 aus

den ggf. im Schlachtverlauf erforderlichen Sonderformationen crmeus (dazu vgl. III 19,5), forfex (dazu III 19,6133), serra (dazu III 19,8) und giobus (dazu III 19,9) sind so uneingeschränkt überzeugend, daß sich daraus ohne weiteres die Beibehaltung über alle Jahrhunderte hinweg erklärt, desgleichen die in ä 7 gegebene Vor— schrift, bei geringer Truppenstärke lieber eine kürzere Schlachtreihe, auf jeden Fall aber auch eine (umso stärkere) Reserve aufzustellen. Hierzu geben ä 8 u.9 die damals aktuelle Schlachtfeldordnung der Reserven aus Fußtruppen nahe dem Zentrum und aus Reitern an den Flügeln.

Z]; III 18;

Eingefügt zwischen den sachIich eng zusammengehörigen Kapp. 17 u.

l9 (vgl. die Erläuterung der in Kap.17 nur genannten Sonderformen in Kap.19),

ist Kap.18 nach SCHENKs (sicher richtiger) Ansicht (aaO 55) "eine vegetische Ergänzung", d.h. ein Zusatz zu seiner Quelle: Zunächst wird die Position der drei (obersten) Führer - eine nähere Erläuterung dazu fehlt - auf dem rechten Flügel, im

Zentrum und auf dem linken Flügel angegeben (und z.T. aus dem vorangehenden Kap. begründet). "Die Schilderung bietet absolut nichts Neues und ist von frappie-

render Einfachheit" (SCHENK ebenda).- Der ciamor (ä 9) quem barrittmt vocant’ ist

bei den Römern "frühestens im 4.]ahrh." (SCI—[ENK aaO 56) üblich geworden; die

Angabe dazu (ä 90 kann also nicht der Quelle (Frontin) entnommen sein. Von 5 11 an folgen zwei ‘regelhafte' Außerungen (die Schlachtreihe als erster aufzustellen, ä Il-l4a; gute Gelegenheiten gegen überraschte Gegner auszunutzen, ä 14b—15), die sich aus bereits früher Erörtertem ergeben, vgl. III 9; 10,7t; 11,5f u. IlJf. Den Abschluß dieses Einschubs bildet (ä 16) die unbezweifelbar zutreffende, aber alles andere als originelle Feststellung, daß es, wenn sich keine Mög—

lichkeit zu einem Hinterhalt biete, unter gleichen Bedingungen zum offenen Kampf in einer regelrechten Schlacht komme. Zu III 12: Kap.19 gehört, wie gesagt, eng zu Kap.l?‚ nimmt aber im ersten Satz (in hoc aperto canflicru) auf den Schluß von Kap.18 Bezug (dies beweist den Einschub von des Autors eigener Hand) und leitet zum Thema ars, d.h. zu Regeln der Feldherrnkunst, zurück: ars bellt non minus in hoc aperto cortflt’ctu qnam in occuln'sfrandt'bus adt'uvat ernditos. Am meisten muß man sich davor hüten, daß nicht der eigene linke Flügel vom rechten des Gegners ‘überflügelt' wird, wie es häufiger passiert (oder umgekehrt der eigene rechte vom gegnerischen linken, was seltener vorkommt), und zwar entweder durch Uberzahl der Feinde oder durch ausschwärmende sogen. drtmgt'.

(drungtts ist nach III 16.3 ein zeitgenössischer Ausdruck für globns und meint eine losgelöst von der Schlachtformation frei operierende Einheit [man kann sagen: vorweg eingesetzte Reserven]; das Wort kommt nur zweimal vor und wird beidemale als gtobns erklän. hier a vagantr‘bns ginbt‘s. quos drtmgos wenn: umgekehrt gegenüber der anderen Stelle III 16,3 drtmgos. hat: es! ginbos.)

294

Erläuterungen zu Buch III. Kap.19 - 20

Dagegen gibt es als einziges remedium (ein oft und gern gebrauchtes Wort bei Vegetius) das bogenförmige Zurücknehmen der Flügel zur Form eines gegen den

Feind ausgewölbten Halbkreises, um die Feinde nicht in den Rücken der eigenen

Hauptstreitmacht gelangen zu lassen. Weitere taktische Regeln für den Feldherrn in der Schlacht verbinden sich mit den vier Sonderformationen (ä 9 cuneus {= caput porcinum], ä 6fforfex, ä 8 serra

und ä 9 globus), die in III 17.4f lediglich genannt waren und hier erläutert werden.

(Das Bild "Säge" ist vielleicht nicht sofort verständlich: gemeint ist. daß - wie eine Säge durchs Holz geführt wird und dabei zertrennt - eine lange Reihe von Kriegem durch die Kämpfermassen der eigenen und der feindlichen Seite hindurchgezogen wird, um die beiden [zunächst einmal] zu trennen. so daß infolgedessen turbara acz'es reparetur.)

Eine abschließende Regel (ä lOf) warnt vor Verschiebung innerhalb der bereits dislozierten Kampftruppe nach Kampfbeginn, weil dann tumultus atque confltsio entsteht, die der Feind ausnutzt. (Dafür sind stattdessen die Reserven da, III 17,6!)

Zu III 20:

Nach der bislang behandelten Aufstellung zur Schlacht folgt nunmehr

die Gefechtseröffnung, resp. die damit unlöslich verbundene Kampffühmng nach

einer bestimmten Weise. Sieben genera werden unterschieden, deren erste die nor-

male, d‚h. häufigste und auch einfachste (man kann fast sagen: die natürliche) ist:

fronre Ionga quadrato exercitu. Dieses genus depugnationis (ä 2) ist aber keines-

wegs das beste; denn in dieser Formation soll (nach ä 4) nur der das Gefecht an-

gehen, der nach Zahl und Leistung seiner Truppen überlegen ist (qui er plures et fortes [zu verstehen =fortiores] habuerit beflatores). Der Nachteil liegt (ä 2f) l. dan'n, daß man für diese weiträumige Aufstellung eines großen Heeres nicht immer einen gleichmäßigen Boden antrifft, so daß in der relativ langen Reihe Aus-

buchtungen oder gar Löcher entstehen können, in die der Feind sofort vorstieße; 2. darin, daß ein zahlenmäßig überlegener Feind die eigene Schlachtfonnation an den Flügeln überragt und sie so in der Flanke oder nach Umgehung gar im Rücken

fassen kann. Daß dies überaus gefährlich ist und nur durch starke Reserven 'aus— gebügelt‘ werden kann, liegt auf der Hand. Die zweite Art (ä 5-10) ist die (vielberedete) sogen.'SChiefe Schlachtordnung‘, mit der man auch bei unterlegenen Kräften den Sieg erringen kann. (Das ist zwar auch

sonst, z.B. bes. mit der siebenten Art möglich, scheint sich hier aber direkt auf die

Qualifizierung der ersten Art in ä 4 zu beziehen.) Die Beschreibung hört sich sehr einfach an. (Sie dürfte aber in der Praxis nicht immer so einfach gelingen, da der Gegner dabei 'mitspielen‘ muß und evtl. dasselbe anstrebt, woraus die erste Form in einer gewissen Drehung gegen die Uhrzeigerrichtung entstünde.) Man soll beim Zusammenstoß den (üblicherweise) schwächeren linken Flügel vom Feind entfernt halten und nur mit dem (zusätzlich verstärkten) rechten in den Kampf eintreten, die Feinde dort zugleich umgehen und überrennen, so daß man in ihren Rücken ge—

langt. (Die abstrakten Linien beider Schlachtreihen ergeben so die graphische Figur eines weit geöffneten Winkels, weit geöffnet, weil man den eigenen linken Flügel ja möglichst weit vom Gegner femhält, damit er nicht einmal von Geschossen getroffen wird. Vegetius drückt diese Form mit der des Buchstabens A oder der Iibra fabriir's aus.) Wenn das gelingt, wird der Sieg

rasch errungen sein, es sei denn, der Gegner kann zu dem Gegenmittel greifen, das

zum Schluß für den Fall angegeben wird, daß einem der Gegner hierin zuvorkam: man muß alle verfügbaren Reserven auf den gefährdeten Flügel werfen (und so den ursprünglichen Zustand der ersten Kampfart herzustellen versuchen). Die dritte Kampfart (ä 11- 14) ist die Umkehrung der vorigen und setzt voraus, daß

man (aus welchen Gründen auch immer) gegen die Norm auf dem linken Flügel stärker ist als auf dem rechten (und daß für den Gegner möglichst dasselbe gilt).

Die Kautel (5 l4), daß man diese Schlachtordnung nicht durch feindliche cunei (dazu ob.III 19.5) zerschlagen lassen dürfe, gilt natürlich ebenso für die zweite Art.

Erläuterungen zu Buch III. Kaplü — 21

295

Die vierte Art ergibt durch plötzliches Vorziehen der Flügel, die den Gegner dann von beiden Seiten her überwinden und so in dessen Rücken gelangen, die Form

des geöffneten Halbkreises (bzw. die Gestalt eines Stierkopfs in Draufsicht, die die Benennung der Heeresflügel als "Höner" {Cornuaj erklärt). Die Gefahr dabei liegt

in der Vernachlässigung des eigenen Zentrums, das so seinen Flankenschutz verliert; und wenn die Taktik nicht im ersten Anlauf erfolgreich war, kann der Gegner die zemennten Heeresteile einzeln erledigen.

Die fünfte Art (ä 18f) ist lediglich eine Abart der vierten. indem sie deren Gefahr insofern zu bannen sucht‘ als sie das Zentrum durch einen (leichten) Schutzschirm, die davor aufgestellten Leichtbewaffneten. abdeckt. Möglicherweise wird der dort

beschriebene Halbkreis hier flacher sein, d.h. daß die Flügel nicht so urplötzlich und nicht so weit vorpreschen, daß es zum Abreißen der Flügel vom Zentrum

käme, wie es bei der vierten Att der Fall ist. Die sechste Art (ä 20—23) gleicht der zweiten insofern, als man den Kampf mit dem rechten Flügel gegen des Gegners linken eröffnet, die übrigen Heeresteile aber - bei

ständiger Bedrohung des Gegners - aus dem Kampf heraushält. Dazu können Zen-

trum und linker Flügel keinesfalls so weit entfernt gehalten werden wie in der

zweiten Art, sondern sie müssen sich relativ dicht am Gegner befinden und dabei zugleich - ohne den Kampf zuzulassen — durch ständiges Ausdehnen nach links hin

die Gefahr der Uberflügelung und Umfassung androhen. Dadurch sind die Kräfte des Gegners dort gebunden, ohne doch etwas bewirken zu können, weil es ja nicht wirklich zum Kampf kommt. (Diese Art birgt zwei Probleme, die Vegetius nicht erwähnt: zum einen ist die ständige Bewegung der Ausdehnung nach links ein Manöver, das die röm.Schwerbewaffneten-Fonnation nur schwer fertigbringt [vgl. neben der Charakterisierung als "Mauer“ in II l? auch III 19,10f]; und zum andern ist fraglich, ob es gelingt, die (schwachen) Heeresteile, die nur eine Bedrohung sein. aber nicht kämpfen sollen, wirklich aus dem Kampf herauszuhalten; vermag

der Gegner ‚sie zu 'stellen' und dort zu siegen. kann die sechste Art aufs ganze ge-

sehen nicht erfolgreich sein.) Die siebente Art (ä 24-26) bedeutet Ausnutzung einer im Gelände gebotenen Siche-

rung. wodurch man einen Teil seiner Leute zur Verstärkung auf der anderen Seite

freibekommt. Der Vorteil dieser Kampfart, durch die man dem Gegner er cum panciort'bus er cum minus forn'bus standhalten kann. ist evident; der Nachteil ist (eben— so evident), daß man eine solche Geländehilfe nicht überall antrifft und daß sie u.U. - zumindest partiell - auch dem Gegner in derselben Weise zugute kommt. Etwas pedantisch und jedenfalls umständlich wird zum Schluß als General—Regel (für alle sieben Arten) die schlichte Wahrheit empfohlen, daß man dort, wo man die Entscheidung herbeiführen möchte, die besten Kräfte zu konzentrieren habe. Diese Generalregel l'aßt sich auch als Umkehrung der Gründe zur Wahl einer bestimmten Kampfart ver—

stehen: dort. wo man die besten Kräfte hat. sucht man die Entscheidung.) Dafür bietet sich der dreifach gegliederte Satz (ob rechts. ob links, ob mitten) mit der typischen,

sorgfältig formulierten Weise in dreifacher Variante des inhaltsgleichen Ausdrucks exercimt‘issimos 0rdines strenttt'ssimos coh’oces. dar: ...forn’ssimos portns, beifatores. (Eine sprachliche Kleinigkeit sei zu 5, 28b angemerkt: ramnm bedeutet hier eindeutig nicht mehr "so viel”. sondern wie im Italienischen "sehr viel") Der Beginn von ä 28 vicroria per pancosflert’ consuevit ist eine andere Formulierung der schon aus I 8,5 bekannten Sentenz mm tam prodesr mitlrt'ntdo quam virtus. So erhält das umfängliche

Kap. wirkungsvoll einen rhetorisch ausgefeilten Schluß allgemeiner Aussage.

Zu III 21: Die Eröffnung eines Fluchtwegs für Eingeschlossene ist nicht 'Humanität‘ oder nur militärische Klugheit, damit die Umzingelten nicht aus Verzweiflung erst recht gefährlich werden (so Frontin, strategll 6 ne Clausus proeit'nm er despe-

296

Erläuterungen zu Buch III, Kap.21 - 22

ratione redt'ntcgret, vgl. hier ä 2 u.6), sondern ist schon in der Überschrift (be— zeichnenderweise und deutlich) mit der Vernichtungsabsicht motiviert: u! deleantur'

facr'tt'us fugt'eutes. vgl. auch III 1,7 quod st' casu actes verten'nt rerg um necesse es:

mattes andere. Insofern handelt es sich hier tatsächlich um eine Kriegslist. Frontin (aaO) bietet dafür 11 historische Beispiele, die (außer dem zweiten) bestimmten

Personen zugeordnet werden: Camillus, Marcius. Caesar, Hannibal, Antigonos,

Agesilaos, Manlius, Themistokles. zweimal Pyrrhos (zu ihm Verf.‚ Eutrop. 1995, 166); in den meisten Fällen wird dabei die völlige Vernichtung der Abziehenden (ohne eigene Verluste) betont, woraus man als Gnome ableiten könnte, daß Flucht eher Vernichtung als Rettung bringt, Eben das meint auch Vegetius, und diesen Gedanken der völligen Vernichtung bei Flucht expliziert der Rest d.Kap.s fast aus— schließlich. Selbst die Löblichkeit von Scipios Ausspruch (Frontin, strateg.IV 7,16 [irrig 0NN.z.St.| hosn' non solum dandam esse viam adfugiendum, sed etiam muniendam) wird damit begründet (nam ...). daß die Fliehenden dann t'nuln' more pe-

cudum rrucidanrur (zum Ausdruck vgl. I 20,10 cum maximo dedecore n-ucr'danntr m

pecudes). Daß ä 4 nec uHum periculunresr, cum vicn’

arma converterinr eine

(aus der Situation heraus verständliche) Übertreibung ist, zeigt III 22.9 über die unbedachtsam Verfolgenden: niht’l em'm periculosius quam si incmtsulre insequenrt'bus obvt’etur. Dies ist m.E. nicht so sehr als wirklicher Widerspruch zu betrachten - als solcher wäre er dem Autor im Abstand einer einzigen Druckseite kaum entgangen -‚ sondern als rhetorische Zuspitzung oder Übertreibung des jeweiligen 'Akzents' (vglauch III 22.1 rutsquam mat'us pericnlum imminere): objektiv anfechtbar istja die absolute Formulierung (nec uilum periculum und uiht‘l

pericut‘osius ...) in beiden Fällen; aber man darf dies 'nicht zu wörtlich nehmen'.

Zur Problematik d.Vergilzitats —+ Fußnzum Text; auch Erläut.zu II 1. ob.S.260.)

Zu III 22: Die wesentlichen Lehren der Kriegskuude für Feldherren sind nach Vegetius' Einleitungsworten abgeschlossen (Digestt's omm’bus. quae ratio mih'raris experimenrt's er arte „Yen-UWE [= absen'avit: der in der Spätzeit häufige Gebrauch von Simplex statt Komposituml); es folgen noch einige wenige Nachträge und Er—

gänzungen. (Zu den soeben. zu Kap.2l—Endc. angemerkten rhetorischen Übertreibungen kann so« gleich unum superest edocere. ä l.a1s cin weiteres, völlig 'harmloscs' Beispiel angefügt werden; denn was mit Kap.22—25 noch folgt. ist objektiv und im strengen Sinne mehr als rmum.) Dazu

gehört der geordnete Rückzug vom Feind, wenn man es im letzten Moment lieber doch nicht zur Schlacht kommen lassen will. Man kann dies (allerdings nur bedingt

und nur teilweise) als eine Ergänzung zu III 9 betrachten, wo die Frag, ob offene Schlacht oder nicht, ja den Gedanken der ”Schlachtvermeidung" aufkommen ließ. vgl. ob.zu III 9,1-3. Hier geht es um einen speziellen Fall, wenn man nämlich be-

reits zur Schlacht angetreten ist und dann erst an Rückzug denkt oder denken muß. Als Einleitung des recht umfänglichen ersten 'Nachtrags' wird in ä lf die Notwendigkeit der Erörterung aufgrund der Gefährlichkeit hervorgehoben; ä 3 gibt den Übergang zur ersten Anweisung und diese selbst: die eigenen Leute dürfen nicht merken. daß man aufgrund zu ungünstiger Lage zurückgeht; denn das hätte not— wendigerweise (ä 4 necesse est) die schlimmsten Folgen für die Kampfmoral. wie ä 4 darlegt. Hier ist also als eine 'Kriegslist' die Täuschung des eigenen Heeres vonnöten: es muß glauben, man gehe zum größeren Nachteil der Feinde zurück. Der nächste (nicht minder wichtige) Punkt (ä St) ist Geheimhaltung vor den Fein-

den: andernfalls setzen diese sofort nach, und man gerät in die aussichtslose Situation von Fliehenden. Daher haben — das Beispiel zeigt eine Lage unmittelbar vor Schlachtbeginn — "pferique" (I) vor den Fußtruppen die Reiterei sich tummeln las—

sen, um das Zurückgehen der Infanterie optisch zu verdecken: eine ziemlich ver-

zweifelte Situation. wenn es so eng ist! Ebenso kann man den Rückzug abteilungsv

Erläuterungen zu Buch III, Kap.22 — 24

297

weise einleiten, so daß die jeweils Ausharrenden ‘Feuerschutz geben', d.h. den Abzug decken. In diesen beiden Fällen kann es sich nur um den Rückzug aus der Kampflinie auf einen sehr nahegelegenen Punkt, etwa einen im Rücken liegenden

Hügel handeln. Den gänzlichen Rückzug (im größeren Rahmen) faßt ‘9‘ 7 ins Auge,

während ä 8-10 wieder im engeren Rahmen des fast noch Uberblickbaren vorzustellen ist, wo man mit wenigstens kurzfristiger Vorausplanun g einen Hinterhalt hat anlegen können. Die erneute Aufzählung günstiger Gelegenheiten für Überfälle auf Unvorsichtige, Abgelenkte, Erschöpfte oder sonst irgendwie Behinderte (ä 11) ist nicht an den Rückzug vor oder aus der Schlacht gebunden, sondern wird auch in

III 8,1 und 10,8 empfohlen.

Als Zwischengedanke über Hinterhalt oder offenen Kampf fügt sich ä l2f ein: So sehr man (ä l2) das für sich selbst zu vermeiden hat, ebenso sehr muß man es den Feinden anzurun versuchen; denn es ist wirkungsvoll, und weder Menge noch Tapferkeit nützen dagegen. Während man nach einer Niederlage in der Schlacht, trotz der Bedeutung der ars (bellica) doch auch die {malalforttma zur Entschuldigung anführen kann (dahinter steht der hundertfach formulierte, allgemein bekannte Ge— danke von der Macht der Tüxn-Fortuna im Krieg, vgl.III 26,4), gibt es keine Ent— schuldigung, wenn man aufgrund einer Kriegslist zu Schaden kam (= in einen Hinterhalt geriet), vgl. (neben III 6,11 vor allem) III 6,26 (im Zusammenhang der Marschsicherun g) ne .recreta noceant dncis praestat i ndnsrrt'a, quem omnia prius Convenit expiomre. In ä l4f und 16 werden zwei übliche Arten von Täuschung beim Rückzug angeführt: 1. der Verfolger entsendet eine schwache Reitertruppe zur direkten Verfol— gung, zugleich aber auf heimlichem Weg ein stärkeres Kontingent voraus. Nach Abwehr der leichteren Belästigung vonseiten der Verfolger glauben die Verfolgten, die Sache sei ausgestanden, werden sorglos-unvorsichtig und dann unter umso

größerem Schaden von den heimlich Vorausgesandten überfallen. 2. Daher besetzen die Abziehenden ihrerseits die gefährdeten Stellen schon vorher und legen Wegsperren zur Verhinderung/Erschwerung einer Verfolgung an. Daraus ergibt

sich (ä 1?), daß beim Heer in der Bewegung - Vegetius wechselt hier endgültig

vom engeren Thema "Rückzug vom Feindfvor der Schlacht“ zum allgemeineren

Stichwort “Marsch" (ex innere) über - beide Seiten gleichermaßen die Möglichkeit zum Hinterhalt besitzen, und dies wird in ä 17,1'18, ä 19 und ä 20 mit drei Fällen belegt, die jeweils beide Seiten ins Auge fassen.

Z]; III 23: Im Zuge der Nachträge und Ergänzungen kommen in Kap.23 ebenso wie in Kap.24 je zwei Sonderfälle zur Sprache, zunächst von berittenen Truppen. Die in Afrika verwendeten Kamele sind — abgesehen von ihren bewundemswerten

Leistungen im Wüstensand - für den Krieg untauglich (und daher in der Kriegskun-

de zu vernachlässigen). - Die schweren gepanzerten Reiter sind zwar gegen Ver— wundungen geschützt und insofern schwer zu bekämpfen, aber aufgrund ihrer Schwerfälligkeit eher hilflos und daher umso leichter gefangenzunehmen. Kampfbedeutun g kommt ihnen nur gegen vereinzelte Fußsoldaten zu oder aber in Verbindung mit den Fußtruppen der Legion, wo sie dann eine wirkliche Verstärkung sind.

Z}; III 24: Die zweite Gruppe von 'Sonderfallen‘ bilden Sichelwagen und Elefanten. Beide verbreiteten nur anfangs großen Schrecken, wurden dann aber so wirksam bekämpft, daß die ersten gar zum Gespött wurden (fuere derisnt'). Denn da sie auf weites ebenes Gelände angewiesen sind, ist ihre Einsatzmöglichkeit von vornherein begrenzt; dazu sind sie sehr anfällig gegen Verwundung der Pferde, und sie sind durch Hindernisse wie z.B. die "SpanReiter" leicht außer Gefecht zu setzen.

(Man kann diese Bekämpfung durch Hindernisse damit vergleichen, wie man in diesem Jh. Panzer durch tiefe Gräben als Panzersperrcn unwirksam machte.)

298

Erläuterungen zu Buch III. Kap.24 — 26

Von unvergleichlich höherer Bedeutung sind die Kriegselefanten, weshalb sich Vegetius mit ihnen auch wesentlich ausführlicher beschäftigen muß (vgl. auch ä 10 als

Abschluß dieses Kaps). Daß Kriegselefanten den Römern zuerst im Pyrrhoskrieg bekannt wurden, wird vielfach berichtet. vgl. Eutrop II 11,2 u.Plin.. nat.hist.VIII 6,}6. Die vielfältigen Bekämpfungsmethoden - die hier zuerst genannte ist für die Tiere am schrecklichsten, weil sie so verletzt zu den unsäglichen Schmerzen zum

Verhungern verdammt sind; sie wurde im Pyrrhoskrieg anscheinend zufällig 'erfunden'. vgl. Plin.aa0 118. und wird dann immer wieder berichtet. vgl. Oros..

adv. pag.IV 1.10 - empören den Tierschützer nicht minder als die Depravierung

der ‘friedlichen Riesen' zu Kriegszwecken überhaupt; dabei sind sie noch nicht einmal vollständig aufgeführt; es fehlt die Methode, von hinten her mit dem

Schwert die Sehnen zu zerschlagen (die [wohl irrtümlich bei Vell. vermutete] Belegstelle vermochte ich nicht wieder aufzuspüren}, so daß die Tiere bewcgungsunfähig zusammenbrachen (sicher nicht besser als das Abschlagen des Rüssels) und das einfache Bekämpfen durch Feuer (vgl.Flor.. epit.I 13.10). wovor Wildtiere bekanntlich zurückscheuen).

Zu III 25;

Als letzte Ergänzung zur Feldhennkunst folgt das Verhalten nach einer

teilweisen oder gänzlichen Niederlage. Hier kommt es in besonderem Maße auf die constanrt'a ducis, d.h. auf Charakterstärke (ä 2 pro supertoribus sunr habt’ti, qut’ m1"-

nime desperarunr und forrior credt'tttr [das klassunzulässige 'persönl.Passiv‘ darf einen in dieser Zeit nicht stören} quem advet‘sa non fraitgwtr) und psychologisches

Geschick an. Im Fall des wenigstens teilweisen Sieges (ä 3i) soll man sich umge-

hend (prt’or) als Sieger gerieren. d.h. die Beute vom Schlachtfeld holen und den Sieg 'feiem'. Dadurch 'gibt man den Feinden den (fehlenden) Rest' (perrerrebt'r inimt’cos) und ermutigt man die eigenen Leute (sut’sfiducr’am gemt’nabt't). Schlimmer ist eine völlige Niederlage. (Das ist selbstverständlich eine Banalität,

aber durchaus der Formulierung in ä 5 entsprechend si

omnt‘s in aciefundarur

exercirus. perm'cr'osa Hades.) Gerade hier darf man nicht mutlos werden: wenn

auch nur noch auf "Glück" zu hoffen ist, so ist doch wirklich verloren erst, was

man hoffnungslos verloren gibt; und statt aufzugeben. soll man auf Reparatur des Schadens ausgehen. Mehr ist hier gar nicht zu sagen. sondern (ä 6) ein kluger

Feldherr zieht von vornherein die Möglichkeit einer Niederlage ins Kalkül. sorgt

bereits vorher für die Möglichkeit einer Schadensbegrenzung und sinnt noch in der

Niederlage auf Gegenmaßnahmen. In jedem Fall muß man die Reste des geschla—

genen Heers sammeln. ermutigen. die Schäden ausbessern und neue Truppen anwerben (wobei dann - der Gedanke drängt sich irgendwie auf - die ganze hier vorgelegte Kriegskunst ab Buch I wieder von vorn durchzuspielen wäre). anson—

sten aber — quod ampt't'tts prodest - sind Gelegenheiten für Überfälle und ggf. für

einen Partisanenkrieg auszunutzen. In dieser wenig hoffnungsvollen Lage. kann man doch nur auf Hoffnung bauen: cogit‘et‘ everttus omm’ttm (f) proeüorttmjnter int'n'a canrra 1'!!t magis fttisse, quibus vicrort'a debabarur. Die rhetorische Ubertreibun g — und damit objektiv falsche Argumentation. vgl. Rhetad Heremt. II 20.32

— liegt auf der Hand; sie dient der Ermutigung in aussichtsloser Situation und ist

insofern moralisch gerechtfertigt.

Zu III 26; Zum Abschluß (nach den Ergänzungen und Nachträgen der Kapp.22— 25) gibt Vegetius eine Zusammenfassung in Form von 'Allgemeinen Kriegsregeln' (regutae bellomm generales). Hier gibt es zwei Besonderheiten zu vermerken. Zum ersten mutet die Einleitung dieser Grundregeln (ä 1) fast an wie eine Ubersetzun g

des Beginns des vor den griechKriegsschriftstellern im Codex Laurentianus (10. Jh.). fol. l 31, befindlichen ‘gnomischen Auszugs' (ärfilneävm

yvmutico't). den ich

Erläutemngen zu Buch III, Kap.26

299

-

nachfolgend anführe. (Dieser 'gnomische Auszug‘ findet sich nicht in der Ausg. der Griechischen Kriegsschriftsteller von H.KÖCHLY W.RÜSTOW, 3 voll. Leip-

zig 1835-55 [ND Osnabrück 1959-69], sondern ist bei LANG und bei ÖNNERFORS im App.z.St. abgedruckt.) retoüm rig 'eortv äv toig Idiv nölsmv mtpo'tg 1’1 tot“; ouuqiäpovtog eüpeotg. ‘EÖ oo‘t coumepov to’tg noleuimg 'eor‘tv doüuoopov' Icon ö nap’ äKeivotg meltttov, toüto toig ooig evotv-rtoüoßou ethi- oüöev to'tvuv Kot'rdt Inv äksivmv

wu’nmv 1'] noteiv fi naputteioaat coueepet ntfiv, toüto ö‘e uövov npdttew, örtep toig 1’}—

ttetepOtg xpfiotuov eivon voniCopev' c't 761p, änep äkeivog im'ep 'eomroü npo’ttteu taüto ob initiiert, ouuröv döuce’tg, dienep Kai ‘EÖ dtvo’tnotltv, ei' 1:1 o-b npo’tttag ouuqiepov can— 'ttIJ, roüro ßldwet IÖv noläutov 1rd: ot‘x utue’toßott ßoulöuevov = Folgendermaßen etwa l'aßt sich zum Vorteil der Staaten der Nutzen bestimmen: Was dir nützlich ist. ist den Feinden schädlich, und was bei jenen vorteilhaft ist, pflegt deinen eigenen Leuten schädlich zu sein. Also nützt es uns, nichts nach deren Entscheidung zu tun oder zu vermeiden, sondern allein das zu tun. was wir für unsere Seite aIs zuträglich erachten. Denn wenn du das. was jener in seinem eigenen Interesse tut, nachahmst, tust du dir selbst einen Schaden. wie auch umgekehrt: wenn du etwas für dich

Vorteilhaftes tust. so schadet das dem Feind, wenn er deine Maßnahmen nachahmen will. (Quae secuntur a nostris regulis prorsus discrepant, beendet LANG diesen Auszug.) Die zweite Besonderheit liegt darin, daß die ä 2-33 dargebotenen Regeln durchweg "ein Fiorilegium von Sentenzen aus dem dritten Buch dar(stellen)‚ teilweise wörtlich, zum Teil in freierer Fassung" (SCHENK aaO 58), daß aber vier Regeln (näml. ä 7, ä 27, ä 28, ä 30) "keinerlei Zusammenhang mit dem übrigen Buch haben" (SCHENK ebenda). Aus diesem Sachverhalt ist (mit SCHENK aaO 58i) zu

schließen, "daß die vorliegende Sammlung weder von Vegetius noch von einem Interpolator gemacht ist." ('Nicht von Vegetius' bedeutet also auch nicht von einem Unbekannten interpoliert, sondern meint 'von Vegetius aus seiner Quelle, Frontins de t‘e militari, übernommen'.) In den Erläuterungen auf die jeweilige Parallelstelle aus dem Vorangehenden hinzuweisen, erschien zu unergiebig und unerquicklich (es wäre nur eine besonders fehleranfällige Anhäufung von Zahlen geworden,

praktisch die Wiederholung des Testimonien—Apps bei ONNERFORS); stattdessen

habe ich die jeweiligen Stellen vom direkt zur Übersetzung verzeichnet. Nach der Zusammenfassung in Form der allgemeinen Regeln erhält das Buch ein Schlußwort (ä 35-38), das mit dem Stichwort "Auftrag ausgeführt" einsetzt (digeprodidernnr, vgl. dazu II prol.2f u.III qnae nobilt’ssimt’ aucror'es sta sunr

prol.4) und sich dann (5 36f) über des Kaisers Fertigkeit im Pfeilschießen, im

Reiten, im Laufen und im Fechten mit Vergleichen ausläßt, die denselben zum unereichten/uneireichbaren Weltspitzensportler auf diesen vier Gebieten erheben. Ich kann dabei nicht verhehlen, daß es mich sehr merkwürdig berührt, wie der Gefeierte dies offenbar hinnimmt, ohne sich verhöhnt, veralbert, ‘auf den Arm genommen' zu fühlen; aber dies gilt für die gesamte institutionalisierte Kaiserpanegyrik', nicht erst seit Plin.d.J., sondern seit Augustus. (In dieser späten Zeit kann es zumindest besonders peinlich berühren, wie der Pfeilschütze und Fechter gerühmt wird, nachdem man doch die exzessive Entartung bei Commodus bis zur Folge der (u.a. des— wegen unumgänglichen) Ermordung erlebt hat, vgl. Herodian l 14-17; aber selbst die anderen beiden 'sportlichen‘ Leistungen können allenfalls für einen homerisehen Helden passen, wenn man z.B. an den ‚um u'ncüg ’Axtneüg denkt, nicht für einen spätrörnischen Kaiser.) Nicht minder schmeichlerisch, aber doch irgendwie etwas sachlicher werden im Schlußsatz (ä 38) die regnl'a proelt'andi' (: ars befit’ca) und das arti'ficinm vincendi (= die hier 'gelehrte' Strategik oder Feldhermkunst) mit der hervorragendsten zivilen Staatsleitung (vt‘rt‘nte parirer ac disposin’one mirabt't'is ret' pnbh’cae) in der Person des Kaisers vereinigt (Ewigerernr).

300

Erläuterungen zu Buch IV. Pro1.

Buch IV

n PrgllV: Daß das ganze IV.Buch ein ergänzender Anhang (compfementnm)

zur 'Aufrragsarbeit' (= Buch IL’III) ist, wird zunächst schon durch die Existenz des Schlußworts in III 26,34ff erwiesen, sodann aber auch in IV prol.8 direkt ausge-

sprochen: ad compiememum

apert's

praeceprr'one susceprt'. Dieser 'ergän—

zende Anhang' erhält wie ein neues Werk einen eigenen Prolog, der in diesem Fall sehr weit ausholt: Fast wie eine Kulturentstehungslehre, jedenfalls als Lehre vom

Beginn der Sonderung der Menschen von den Tieren durch die 'Erfindung' oder Gründun g der Städte setzt er bei einem der frühesten Punkte der Menschheitsge— schichte ein. Nicht Sprache und Vernunft (als die allgemein entscheidenden Merk-

male oder Kriterien zur Unterscheidung von Mensch und Tier) und auch nicht der Übergang vom Nomadentum, von Jägern und Sammlern zur Seßhaftigkeit über-

haupt, sondern die Begründung der Stadt (= des Staates) machen hier den Unterschied zwischen Mensch und Tier aus (ä 1 agresrem incultamque hominum in initio

saecnlt‘ vii‘am urbiurnronsritun'o prima discrew'r). Das ist natürlich eine rhetorische Zuspitzung oder Übertreibung und insofern objektiv anfechtbar, aber diese Pointierung rechtfertigt sich aus dem Zusammenhang, und zwar gleich doppelt:

zum einen geht es im IV.Buch um die Poliorketik, d.h. die Belagerung von S täd-

ten als einen besonderen Bereich des Kriegswesens, zum anderen hat sich der Kaiser, dem die Widmung gilt (mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit - mehr leider

nicht - ist es Theodosius I [*346, 379-3951), gerade als Städtegründer hervorgetan.

Aus der grundsätzlichen 'These' in ä 1 folgert ä 2, daß es für 'die mächtigsten Nationen und geheiligten Fürsten' den höchsten Ruhm bedeute, Städte entweder neu transferre). zu gründen oder auf ihren Namen ‘umzuwidmen' (in nomen suum

wofür das bekannteste Beispiel ja Konstantins Byzanz-Konstantinopel ist.

(In der Tat gelten Stadtgründungen als etwas über heutige Vorstellung hinaus Wesentliches im Le-

ben der Antike, insofern der Gründer {u.U. als Grijndungsherosl dort ein ewiges Andenken an sich

hinterließ; dies erhellt auch aus - so ziemlich ennüdenden - Verzeichnissen, wie z.B. Vell.I l4f.)

Hierin übertrifft der angesprochene Kaiser alle Früheren, die nur 'wenige oder ein-

zelne' Gründungen aufzuweisen haben, während es bei ihm nicht nur innumera-

blies sind (also jedenfalls mehr als singufam, vielleicht auch mehr als paucae). son-

dern auch non zum humana manu condita qnam divino man

enarae.

In dieser exuberanten Panegyrik (schon ä 3 Cicmentia Serenitatt’s Taue

a Pierate

praecedt’s), wobei beinahe jedes einzelne Tua) geht es weiter in ä 4 (cuncros Wort eine schmeichlerische Verherrlichung ist, in ä 5, wo Vergangenheit und Zukunft die Gegenwart um regnt’ animique tut' bona beneiden (können), und in ä 6,

wo der gesamte Erdkreis (der Gegenwart) darin das Höchstmaß dessen erleben

darf, was menschlicher Geist nur wünschen und göttliche Gnade gewähren kann. Nur geringfügig realistischer weist ä 7 auf eine - wie immer geartete — Leistung des Herrschers hin, die sich als 'Fortschritt ausgeklügelter Stadtbefestigung an Rom bewiesen habe: auch hier muß auf irgendeine — uns unbekannte - Maßnahme ange-

spielt sein, die der Sicherung gefährdeter Städte oder gar Roms galt. Als Ergänzung also, so schließt Vegetius, wolle er zum allgemeinen Nutzen seinem aufgetragenen Werk eine Epitome (das bedeutet ex diversr's auctort'bus in ordi'ne digeram, vgl. II prol.3 lirreris brevt'rer comprehendere; II 3,8 herum praecepra strictim

fidelt’terque signabo; III prol.4 per diverses aucrores librosque dispersa proquae nobt’t‘issimi aucrores adbrew'are und auch III 26,35 digesra Stmr dt'derunt) über Verteidigung eigener oder Zerstörung feindlicher Städte anfügen. (Diesen Prolog bespricht SAN’I’INI aaO 1015-18.)

Erläuterungen zu Buch IV. Kap.l - 3

301

Zg IV I: Hauptgesichtspunkt ist die Verteidigung, nur unwesentlich wird das Ge-

genteil, die Uberwindung oder Zerstörung der Verteidigungsanlagen thematisiert, nämlich Kapp.13—17. So geht auch das 1.Kap. von den grundsätzlich möglichen Befestigungswerken aus: a) natura, b) manu, c) utroque, wobei ‘natürlich' die

aus den beiden ersten gemeinsam bestehende dritte Sicherung die beste und erstre—

benswerteste ist (gemäß dem Grundsatz, daß am — ars die Naturaniage {eh-601g natura] optimieren kann und soll). Die natürliche Sicherung aufgrund unein— nehmbarer Lage beweist die planende Weitsicht des Gründers und ist in der Regel auch nur bei solchen Städten zu beobachten, die zu einem bestimmten Zeitpunkt

von einem bestimmten Gründer, evtl. auch zu dem bestimmten Zweck der Sicherung an strategisch wichtigem Punkt gegründet wurden, während die - sozusagen

von selbst - aus kleinster Ansiedlung entstandenen und an gewachsenen Städte (wie

das historische Rom) eine vollkommene natürliche Sicherung nicht aufzuweisen pflegen; bei solchen Städten in piano ist daher flmdantis industria gefragt (wobei

ftmdantis selbstredend auch incolararm mit meint). Es gibtjedoch sehr alte Städte auf offenen Ebenen, die arte

er opere uneinnehmbar (invictae) wurden.

Zu IV 2: Die in Kap.2 unterstellte Absicht, durch verwinkelte und kurvenreiche Mauern mit vielfach variierter Frontlinie die Bekämpfung durch Rammstöße der 'Widder' (hierzu IV 14,2) zu erschweren und zugleich eine bessere Bekämpfung von Angreifern zu ermöglichen, dürfte eine - unhistorische — Um—Interpretation

sein: Der Grundriß einer natürlich gewachsenen Stadt weist ebenso wenig gerade Linien und rechte Winkel auf, wie ein natürlich gewachsener Baum seine Aste nicht

in der Waagerechten oder Senkrechten sprießen läßt, sondern organisch = unregelmäßig. Ein so unregelmäßiger Stadtgrundriß von der Mauer umschlossen ergibt zwangsläufig Kurven, Bogen und Krümmungen im Verlauf der Stadtmauer, an de-

ren vorragenden Spitzen zusätzliche Sicherungen durch Türme anzubringen waren und in deren Einbuchtungen man angreifende Gegner außer von vom auch seitlich - nur in besonderen Extremfällen auch von schräg hinten: prope a {ergo - zu be— kämpfen vermochte. Eine faktische Gegebenheit wird also zu Unrecht gedeutet als

Absicht von vornherein.— Zudem ist die Annahme (in ä 1), daß eine verwinkelte

Mauer der Wucht eines Rammstoßes weniger ausgesetzt sei als eine geradlinig ver-

laufende irrig. Ein 'wahrer Kern' könnte darin liegen. daß es bei einer vielfach

verwinkelten Mauer möglicherweise schwieriger ist, den Widder an den oder einen

günstigeren Punkt heranzubringen - bei einer geraden Front gibt es insoweit keine

Unterschiede. Daß ferner der zick-zack verlaufenden Mauer eine generell höhere Standfestigkeit eignet als einer schnurgerade gezogenen, mag hier auch mitgesprochen haben; aber dies hat angesichts der punktuell wirkenden Wucht des

Widderstoßes keinerlei Bedeutung.

Z}; IV ,3: Eine wirkliche Verstärkung der Mauer bedeutet deren Abstützung (man

möchte fast sagen: Abfederung) von innen durch zwei mauerbefestigte Erdwälle, deren Anlage in Kap.3 angegeben ist. Diese Verstärkung wirkt sich doppelt positiv aus, wie in ä 3 prinzipiell richtig beschrieben wird. Zum einen nämlich ist der

'Rückhalt' von innen her eine echte Verstärkung, insofern die vom Rammstoß getroffenen Steine ein 'Widerlager' finden, und zugleich ist das weichere Material Erde (man kann etwas zuspitzen und von "elatischer" sprechen) geeignet, wie ein

Polster den StoßfDruck auffangend zu verteilen, d.h. am Stoßpunkt zu verringern;

zum anderen bildet der Erdwall nach Zerschmettern der Steinmauer ein direkt und ohne Zwischenraum anschließendes zweites Hindernis, über das hinweg und durch das hindurch niemand eindringen kann.

302

Zu IV 4:

Erläuterungen zu Buch lV. Kap-1 - 6

Zu den anfälligsten Teilen der Stadtbefestigung gehören die Tore.

insbesondere weil sie aus Holz bestehen und daher durch Feuer zerstört werden können. Hiergegen bietet Kap‚4 drei Möglichkeiten der Vorbeugung oder Verhindemn g oder Abhilfe auf, zum ersten die Verkleidung durch Leder oder Metallblech.

Die Lederverkleidung ist natürlich eine einfachere. aber auch weniger wirksame Maßnahme als ein Schutzbeschlag aus Metall: eine gewisse Wirksamkeit gegen Brandpfeile, die so nicht bis ans Holz vordringen (und sich dort festsetzen) können. hat eine Lederbespannung wohl nur. wenn man sie sich als eine Art losen Vorhang, der ggf. hochgezogen und gelöscht werden kann, vorstellt; andernfalls brennt Leder nicht schlechter als die schweren Holzbohlen des Stadttors. Allerdings ist vielleicht auch an die rohen Häute frisch geschlachteter Tiere zu denken, die durch ihren Feuchtigkeitsgehalt einen gewissen Brandschutz bieten. vgl. hierzu IV 9.5 cmdu con‘a, 15,4 crttdr's ac recentibus cortt’s. 1?.1 ex crudr's cort’r's.

Zweitens kann man eine An Vorbau vor dem Tor (ein echtes propugnacutum) anlegen, das durch ein auf und ab bewegliches Gatter abgeschlossen werden kann: wenn dann eine (geringe) Anzahl von Feinden ans Tor vorgerückt ist. um es entweder gewaltsam aufzubrechen oder in Brand zu stecken, wird ihnen durch Herablassen des Gatters der Rückweg abgeschnitten und werden sie derart ein geschlos—

sen von der Stadt aus vernichtet. Drittens muß die Mauer über dem Tor so gebaut

sein, daß durch entsprechende Offnungen Löschwasser ans Tor zu bringen ist.

Zu IV 5:

Einen zusätzlichen Schutz vor der Stadtmauer wären ('panzersperren—

artige') tiefe und breite Gräben rings um die Stadt, die nicht ohne weiteres wieder aufgefüllt und eingeebnet werden können. Wenn diese gar mit Wasser geflutet sind, bilden sie einen doppelten Schutz, indem sie sowohl ein normales sichtbares

Hindernis sind als auch einen Schutz gegen unterirdische Gänge (cum’cuit‘, Stollen)

bedeuten, dies ebenfalls zweifach, weil sie so tief sind, daß der Feind sie nicht zu

untergraben vermag, und durch das (ggf. bei versuchter Untergrabung) zwangs-

läufig und unvermeidlich in die Stollen einbrechende Wasser jedes unterirdische 'Wühlen' sicher verhindern. Denn bei einem Wassereinbruch ist der Stolien eine

tödliche Falle und hernach absolut unbrauchbar. (Eben dies beschreibt Vitruv X 16,11.) Das Problem ist der recht hohe Aufwand für eine solche Zusatzsicherung, die mindestens von langer Hand vorbereitet sein muß, nicht aber kurzfristig vor

einem bereits anrückenden Heer angelegt werden kann.

Zu IV 6: Der viel unmittelbareren Sicherung, nämlich direkt in der Situation der Belagerung, dient der Schutz gegen Pfeilbeschuß; denn werden dadurch die Vertei-

diger von den Mauern 'gefegt‘, ist es den Angreifern möglich, mithilfe von Sturmleitem in die Stadt einzudringen. Hiergegen sollten möglichst viele Stadtbewohner das gehört zu den präparierenden Maßnahmen der allgemeinen Verteidigungsbe— reitschaft, wovon in Kap.8 gehandelt wird — pfeilsichere Panzer (in der Funktion kugelsicherer Westen) und Schutzschilde besitzen, so daß sie einigermaßen ge— fahrlos auf den Mauern Dienst tun können. Eine zweite Maßnahme zum selben Zweck ist die vorhangartige lockere Bespannung der Verteidigungswerke (d.h. zwischen den Zinnenfl‘ürmen. so daß die auf den Mauern Laufenden abgedeckt

sind); denn durch solche lockeren, nachgebenden Stoffe werden Pfeile zumeist abgefangen und also unwirksam gemacht. Die in ä 3 beschriebene 'Automatik' ist eine List zur Verhinderung des Ubersteigens der Mauer, wenn die Verteidiger ent— weder 'heruntergesehossen‘ wurden oder nachts schlafen, jedenfalls nicht da sind:

es werden stein gefüllte Kisten so aufgestellt, dal3 sie durch einen vom Feind unver— sehens und ahnungslos—unbemerkt ausgelösten Mechanismus (z.B. Wegkippen

einer leichten Abstützung durch Berührung mit der Sturmieiter; verborg.Zugseile

o.ä.) den Inhalt über die Feinde ausleeren. 0b die metaHae etwas zu tun haben mit

metat'htm : Bergwerk für Bodenschätze (insofern sie euphemistisch als eine Art " S chalztruhe“

Erläutcrungen zu Buch IV. Kap‚6 - 7

303

galten), ist ungewiß. da die von LANG und ÖNNERFORS aufgenommene Schreibweise nicht absolut sicher ist; es erscheint sowohl meteh‘a in den Handschriften als auch metalla, Georges führt das Wort als metefla. Die Beziehung zu metallum. griech. uäwllov. dürfte allerdings m.E. wahr-

scheinlich sein, da die Erze aus Bergwerken (danach sind sie Metalle benannt) ja in Form solcher

Gesteinsbrocken gefördert wurden. wie sie in den Kisten als Abwehrwaffen lagen.

Zu IV Z; Die Belagerten vor Hunger zu bewahren, ist das entscheidende Problem nach der Sicherung durch Mauern und Befestigung. Die Wichtigkeit dieses Themas ist aus HI 3 (insbesä 1-6). aus III 9,8 und aus der Regel III 26,32 evident (dort allerdings aus der Sieht des aktiv L: offensiv] zu Felde Ziehenden); vgl auch IV

30,5f. Daher werden — trotz mitlta, ä l, zutreffend - zwei Belagerungsformen ge-

genübergestellt: rein militärisch mit Waffengewalt und durch Aushungern, "Zemierung" als Terminus. (Gewaltsamer Angriff im ersten Ansturm, Kap.l2. und Unterminierung, Kap.24, rechtfertigen mnim, gehören aber zur ersten Art.) Dabei ist die zweite Art für die Belagerer bei gesicherter eigener Versorgung zwar bequemer, aber durch Verzögerung kann sie den Feldzugsplan zunichte machen, weshalb öfters der rein militärische Erfolg ohne Zeitverlust versucht wird. Auch ist ja die völlige Unterbindung

der Zufuhr nicht immer möglich, z.B. bei Seest‘a‘dten, sofern der Belagerer nicht alleiniger Herr zu Wasser und zu Lande ist. Die durch Aushungern erzwungene Ubergabe zu vereiteln, ist Ziel der hier aus Sicht der Belagerten empfohlenen Maßnahmen (ä 4ff):

Schon beim leisesten Verdacht müssen demnach aus dem gesamten Umland aIle Lebensmittel in die Sicherheit der Stadt gebracht werden, so daß die Belagerer dort nur ja nicht den geringsten Rest zum eigenen Vorteil und Verbrauch vorfinden. Dabei müssen nicht nur Schweine, sondern alle (eßbaren) Tiere zu Fleisch verar— beitet werden. wodurch dann auch das Getreide länger vorhält; eine gewisse Ausnahme bilden die aves cohortaies ("Hausgeflügel", insofern man Hühner [am Rand

wohl eingerechnet auch Enten und Gänse] selbst im städtischen hortns halten kann); denn zum einen verbrauchen sie wenig Futter, zum anderen sind sie für Kranke nötig. Wichtig sind ausreichende Futtenrorräte für die nicht geschlachteten

Tiere, vor allem Pferde, und was nicht in die Stadt verbacht werden kann, ist zu

vernichten. Uber Pökelfleisch und Getreide hinaus sind ebenso die übrigen Le— bensmittel einzulagern (Obst. Wein, Essig und — hier nicht erwähnt, aber in IV ll in einem eigenen Kap, behandelt — Salz; wichtiger noch als Salz ist natürlich Was-

ser, worüber ebenfalls in einem eigenen Kap. [IV 10] gesprochen wird). Ein (aus sicherer Entfernung) ans Kuriose grenzender Sonderfall, der für die Betroffenen alles andere als kurios ist, wird in ä 8 angesprochen. (Es kann A.D‚l99'l daran

erinnert werden, daß eben dieses erst vor drei Jahren im Bosnienkrieg praktiziert werden mußte.) In einer neuen Formulierung gibt ä 9 dasselbe, was bereits in III 3,8 zu lesen und zu lernen war: die sparsame Rationierung einschließlich der Fest— stellung, daß die Vorräte hinzureichen pflegen bei vernünftig sparsamer Rationierung von Anfang an was mit nttmqttam perict'itart' swttfame, qm" selbstverständ-

lich wiederum rhetorisch übertreibend (und also objektiv unrichtig) als Satz der Erfahrung formuliert ist, vgl. ob.zu III 25 a.E., in III 3,8 umgekehrt, d.h. negativ

formuliert und sachlich-logisch einwandfrei: es ist zu spät für Rationierung, wenn

es mit den Vorräten bereits zuendegeht.

Eine beim ersten Hören schockierende Maßnahme (ä 10), die im äußersten Notfall angewandt werden kann oder muß, die jedoch in Wirklichkeit nicht so schrecklich ist, wie sie sich in der hiesigen Formulierung anhört, beschließt das Kap; “das kriegsuntiichtige Alter und Geschlecht", also nicht nur Kinder und Greise, sondem

auch Frauen, wurde oftmals wegen Lebensmittelknappheit "vor den Toren ausge-

aetas ac sexrts portisfrequenter exclusa es!) Das heißt schlossen" (imbellis jedoch — natürlich - nicht (wie es allerdings Caes., b.G. VII 78,3 mit solchen ge—

304

Erläuterungen zu Buch IV. Kap? — 9

schieht, die nicht zum eigenen Stamm gehören) die schutzlose Aussperrung und

damit Preisgabe an die Feinde, sondern das vorherige Verbringen an sichere Orte, wie man es z.B. Hdt. VIII (40,1 u.) 41,1 von den Athenern in einer etwas anderen

Situation iiest, die ihre Frauen und Kinder nach Aigina, nach Salamis oder nach Troizen bringen.

Zu IV 8: Gleich nach (den Mauern und) der notwendigen Verpflegung werden die aktiven Verteidigungsmittel, d.h. sowohl 'Munition‘ wie die Waffen und Materialien zur Herstellung oder Reparatur eigener Verteidigungswaffen behandelt, allem voran die Zündmittel zur Brandvernichtung feindlicher Maschinen; dann Eisen und Stahl, Kohlen und Hölzer (der Plur. ligna erklärt sich hier gewiß weniger aus

der Menge als aus den verschiedenen Arten und Qualitäten: von Stämmen (vgl. ä

5), Bohlen, Balken, Brettern, Stangen, Kanthölzern aus schwerem und hartem (Eiche, Hainbuche) oder leichterem und weicherem Holz (Fichte, Linde) in unterschiedlichen Maßen; ferner Steine jeden Kalibers, am liebsten abgerundete aus Flußla‘ufen, für jede Art von Geschützen, von der Handschleuder bis zum ‘Esel‘

(auch für die soeben in Kap.6 erwähnten metaüae), und sogar so große Fels-

brocken, die gar nicht mehr zu verschießen sind, sondern nur von der Mauer herabgewälzt werden können auf eine Ansammlung von Feinden oder auf deren Ma— schinen; ähnlich riesige aus Holz gefertigte Walzen zum selben Zweck; und

schließlich noch Bausteine und Bauholz, um gegen einen heranfahrenden Turm der Feinde ggf. die Mauer erhöhen zu können, wie es in IV 19,1f beschrieben und begründet wird: Dies alles ein gewaltiger Materialaufwand, der notwendigerweise

von langer Hand vorbereitet werden muß. Dabei ist die Aufstellung unseres Autors ledi glich ein summarisches und sehr allgemein gehaltenes 'Literaturprodukt'; ohne

eine technische Anleitung und ohne entsprechende 'Durchführungsbestimmungenr

kann man praktisch mit den hiesigen Angaben nicht viel anfangen; das wird,

scheint mir, gerade in diesem Kap. sehr deutlich: was nützen die in der ersten Zeile

angeführten Dinge selbst in der reichlichsten Bevorratung ohne pyrotechnische

Kenntnisse oder Unterweisung (und so oder ähnlich in allem übrigen)?

Zgi IV 2; In Kap.9 handelt es sich um einen Sonderfall der Bevorratung; in diesem Kap. erweist sich der literarische Charakter der kriegstechnischen Schrift minde— stens ebenso deutlich wie im vorigen Kap: Alle Schußwaffen, vom einfachen Bogen bis zum schweren Geschütz, benötigen Sehnen und Darmsaiten zur Bespan-

nun g. Wenn dieses genannte Material nicht ausreicht, kann man Zuflucht nehmen

zu Roßhaar und sogar zu Frauenhaaren. Auch wenn man vorauszusetzen hat, daß

die Fertigkeit des Spinnens und die prinzipiell gleichartige Seilherstellung im Unterschied zu heute allgemein bekannt und selbstverständlich war (der Beruf S eiler ist in unserem Jh. allenfalls noch als Familienname bekannt und in unserer Zivili—

sation ausgestorben), so ist es doch eine Sache, aus faserreichen, relativ rauhen

Stoffen wie Wolle, Baumwolle, Hanf einen Faden zu spinnen oder ein Seil zu dre— hen - aber eine andere aus faserlos glatten Frauenhaaren. Doch statt eines einzigen technischen Hinweises erfährt man nur die literarische Legende der römischen maIronae (vgl. Flor.I 31 ‚10 in rormentorum vincul’a crt'nes was matronae conruierwit; daß es eine Legende ist, die noch nicht einmal bei Livius steht {l}, behaupte ich trotz der aus Caes.,b.c.III 9,3 praesecn‘s omnium muliemm crt'nibus rormenta effe— certmr und Vitr.X 11,2 ad baift'sms capir'io maxime muliebrt’ vel nervo funes erwiesenen technischen Machbarkeit; vgl. auch Frontin, straLI 1,3 Carrhaginiensium ducrt‘nibus tonsnrnm mufierum ad funes efiiciendos usi srmr u.SHA XIX 33,1 ces

Aquileienses funes de capt’lh's muliebrt‘busfacerent, cum deessent nervt" ad sagirras eminendas), die Legende, die dann noch entsprechend moralisch ausgewertet

Erläuterungen zu Buch IV, Kap.9 - ll

305

wird: "reine Rhetorik", möchte man im abwertenden heutigen Sinne dazu sagen.

— Einen Anhang/Nachtrag bildet ä 5. Der genaue Zweck von Horn (sofern es hier als Materiai verstanden wird, nicht als einzelner Gegenstand) ist mir ebenso unklar wie die Verarbeitungsfahigkeit und -methode dieses Materials, aus dem ja Bogen gefertigt werden. Zu den 'ungegerbten Fellen' (crttda coria) vgl. zu IV 4.

Z}; IV 1!}; Ein eigenes Kap. ist - wegen der Wichtigkeit der Sache zu Recht - der

Wasserversorgung einer eingeschlossenen Stadt gewidmet. Das in dieser Beziehung Optimale, dal3 ausreichend frisches Wasser (= Quellen) innerhalb der Stadt-

mauern zur Verfügung steht - in dem Fall brauchte man sich gar keine Gedanken

darum zu machen -, wird sehr zurückhaltend als magna urbis uriiitas bezeichnet. Doch dies dient nur als 'Folie' für die häufigeren ungünstigen Gegebenheiten: als

erster Ausweg dient das Ergraben von Brunnen 'bis zu noch so großer Tiefe'. Aber auch das ist oft genug aussichtslos. wie in ä 2 exemplifiziert. Dann muß Wasser

von außerhalb herbeigeschafft werden, evtl. mit Sicherung durch Fernbeschuß ge-

gen Feinde, so daß (vereinzelte, seltene, wenige) Wasserholer einigermaßen gesichert sind. (Dieser Fall gilt übrigens nicht für ganze Städte. sondern nur für kleinere Bastionen,

die als Ports zur Sicherung anderer Gebiete oder Städte errichtet wurden: Eine Stadt. die gänzlich auf Wasser außerhalb ihrer Mauern angewiesen wäre, könnte selbst im Frieden nur schwer existie-

ren und könnte keiner Belagerung standhalten.) Noch eine Stufe ungünstiger ist der in ä 3 geschilderte Fall: wenn die Wasserstelle nicht nur außerhalb der Mauern, sondern auch außerhalb der Schußweite liegt, muß man eine zusätzliche Sicherung anlegen (und besetzen und die Besatzung ihrerseits versorgen). Hier wird die Wasserversorgung und damit die Behauptung gegen Belagerung schon fast undurchführbar; gleichwohl wird auch dieser Fall bei einer Stadt (civiratem, ä 3) als möglich erachtet, doch ist zu bedenken, daß man zwar wohl von den Bewohnern einer ganzen

Stadt die Besatzung wird ‘abzweigen' können, daß aber das Herbeischaffen des Wassers (in Krügen und Eimern - Tankwagen wären nötig!) so nicht einmal auf die Dauer einer einzigen Woche als gesichert betrachtet werden kann. Auch hier erkennt man den Theoretiker, der 'vom grünen Tisch aus' plant, aber von der prakti-

schen Realisierung keine rechte Vorstellung besitzt- Eine selbstverständliche Maß-

nahme zur Sicherung der Trinkwasserversorgung, die allenfalls einer organisierten Intensivierung bedarf, ist das Auffangen des Regenwassers. (Darauf verzichten kann man lediglich bei hinreichend frischem Quellwasser im Stadtgebiet, also in dem seltenen optimalen Fall, der zu Beginn des Kapitels erwähnt war.) Hierdurch kann je nach geographischer Lage und je nach Jahreszeit ein nicht unwesentliches Quantum des Bedarfs abgedeckt werden.- Vielleicht in Gedanken an diese Maß—

nahme aus ä 4 schließt ä 5 mit etwas zu optimistisch-zuversichtlicher Verallge—

meinerung: Wer im Notfall das (noch so spärlich) vorhandene Wasser nur zum Trinken benutze, der werde schwerlich vom Durst zur Ergebung gezwungen. (Immerhin sagt Vegetius 'mit einem Anflug von Realitätssinn‘ diß‘icfle, nicht numqmm.) Zu IV 11: Verglichen mit den Versorgungsproblemen der Kapp‚7—10 ist der Salzmangel eine Lappalie. Zwar ist eine geringe Menge Salz auf die Dauer unverzichtbar und braucht man es auch in größerer Menge z.B. bei der Vorbereitung auf eine drohende Belagerung für die Aufbewahrung der Fleischvorräte (IV 15), aber in einem akuten Fall hat wohl noch keine Stadt sich wegen Salznot ergeben müssen. Dem entspricht es, daß auch die hier mitgeteilte Möglichkeit nachträglicher

Salzbeschaffung während einer Belagerung den Seltenheitswert eines Sonderfalls hat, beschränkt auf Seestädte und beschränkt sogar mehr auf das interessante Phä—

nomen menschlichen Erfindungsreichtums als wichtig für die Lösung eines realen Versorgungsproblems. Immerhin kann eine großangelegte Meenvasser—Entsalzun g

306

Erläuterungen zu Buch IV, Kapll - 13

im Frieden (als Nebenprodukt) einen sicherlich beachtlichen Salzgewinn erbringen,

und sicherlich ist das in begrenzter Menge auch mit der Auslösung von Salz aus versalztem Meeressand möglich. aber kriegsentscheidend ist das nicht.

Zu IV 12; Die Überschrift führt die Situation der Belagerten vor (diese sind log.

Subj. zu quid faciendum), geht aber aus vom beiderseits harten Kampf (muruo

nm’mque pericufo

Iuctuosn certamr'na), der für die Angreifer blutiger sei (maiore

oppugnantt'um sanguine), und gemeint ist wohl ein 3. (zum l. gehöriges) genus oppugnart'onum, IV 7. Dies hat wenig mit der thematischen Frage zu tun, und auch

der folgende Paragraph (mit schwer verständlichem em‘m angeschlossen, hierzu

vgl. ob.zu II l4) hat die Belagerten nicht im Blick: Die Belagerer 'verdoppeln ja

unter entsetzlichem Aufwand den Schrecken' mit demonstrativer Schausteliung ih-

rer Truppen und mit dem gesamten stimmlichen und instrumentalen Lärm dessen ein Heer fähig ist (rubar'um strepitu hominumque pemtixto - diese Worte wirken schier poetisch, und sie lassen sich — bei nur zwei geringen metrischen Verstößen fast als ein Hexameter lesen). Erst auf der Hälfte des Kaps, mit ä 3 wandert der Blick langsam und allmählich hinüber zu den Städtem, die evtl. beim ersten An— sturm von Entsetzen gelähmt sind (prima impetu stupentibus oppidam's), also noch

sehr inaktiv bleiben, während 'handelndes Subj.‘ (in dem unpersöaass. inva-

di'rur civiras) immer noch die Belagerer bleiben: sie nehmen die Stadt mit Sturm— leitern (über deren Nachteile s.u. in IV 21.2), falls der erste Ansturm die Bewoh— ner tatsächlich vor Schreck und Entsetzen tatenlos hat erstarren lassen. Wenn der

auf psychologischer Kampfführung beruhende Erfolg des ersten Sturrnangriffs,

das ist bereits der Schluß des Kaps, ausbleibt, weil die Verteidiger als beherzte und erfahrene Leute sich zu wehren wissen. dann wendet sich das Blatt zugunsten der Eingeschlossenen, so daß sich der Ausdruck maiore oppugnann’um sanguine aus dem 1.Satz bewahrheitet: jetzt wird nicht mehr mit Psychologie (hier: terrore) gekämpft, sondern virt’bus er arte coufl't’gimr, und da — dies wird nicht einmal ausgesprochen, muß aber nach dem 1.Satz einfach vorausgesetzt werden - sind die Angegriffenen im Vorteil. Eine direkte Antwort hat die thematische Frage dieses Kaps nicht erhalten; das ist auffällig und widerspricht der inzwischen fast neun—

zigfachen Gewohnheit. Was also ist zu tun, wenn die Feinde im ersten Ansturm bis

zur Stadtmauer gelangt sind? Die Antwort kann gleichwohl nicht schwer sein; sie wird nur indirekt gegeben und muß aus dem Schlußparagraphen ‘selbständig' er-

mittelt werden: man hat eben dafür zu sorgen, daß sich erfahrene und mutige Männer als Verteidiger finden, die weder vor dem Terror der Angreifer zurückschrek-

ken noch sich einschüchtern lassen; dann sind — vorausgesetzt, die in den vorauf—

gehenden Kapp. empfohlenen Maßnahmen wurden mit Sorgfalt und Umsicht betrieben - die besseren Aussichten in der gleichwohl harten und lebensbedrohlichen Situation aufseiten der Belagerten.

Zu IV 13: Kap. 13 bietet lediglich die Disposition der folgenden 4 Kapp.l4—l?, in denen sieben Kampfmaschinen besprochen werden; und es leitet deutlich - fast wie eine Zwischenüberschrift - einen zweiten Teil dieses Buchs ein. Für diesen ganzen Bereich (auch einschließl.Kap.18) sind als ein ausführlicher, hervorragender und

durch einleuchtende Konstruktionszeichnungen überaus insuuktiver Kommentar zu benutzen die beiden Studien von O.LENDLE (= Palingenesia 10 u. l9) von 1975 u.

1983, aus denen zu ersehen ist. was in dem dürftigen Text des Vegetius alles

‘drinsteckt' und vom Fachmann mithilfe ausführlicherer Beschreibungen (vor allem

Vitruvs )'herauszuholen' ist, aber auch die Dürftigkeit von Vegetius‘ Text erkennt.

Erläuterungen zu Buch IV. Kap.l4 - 15

307

Zu IV 14: Die Schildkröte (tesmdo) ist als allgemeiner Oberbegriff fast aller Belagerungsmaschinen zu verstehen, indem diese entweder Abarten (z.B. die w‘neae)

oder Teile (der art'es) von ihr darstellen; hierzu insgesamt LENDLE 1975. besonders

mit den Abb.20-24, 31f zur Widderschildkröte des Hegetor, Abb.42‚ 45, Slf zu

der des Apollodor. Sie ist, wie ihr Nameja klarmacht (doch anders Vegetius in ä 4), ein Schutzpanzer. unter dem die Angreifer auf verschiedene Weise gegen eine Stadt zu Werke gehen können, und sie besteht aus einem (fahrbaren) Balkengerüst oder -gerippe, ist rundum verbrettert und dann zum Schutz gegen Feuervernichtung, z.B. nach Beschießung mit Brandpfeilen (dazu IV 18,2—4) mit einer entweder schwer entflammbaren oder im Brandfall schnell herabreißbaren Umhüllung aus 'Leder, grobem Zeug oder Lumpen' geschützt. — Das wesentliche Merkmal oder Arbeitsgerät der hier vorgestellten "Widderschildkröte" (daneben gibt es die Grabund die Schüttschildkröte) ist ein beweglich aufgehängter Balken, der entweder als Widderkopf - die Erklärung des Namens bietet Vegetius hier richtig in ä 3 — oder als Sichel (benannt nach dem hakenförrnigen Aussehen) ausgebildet ist. Der Widder dient der Zertrümmerung von Mauern oder Stadttoren durch die unablässig auf

einen Punkt geführten wuchtigen Schläge; die Sichel soll Steine aus einer Mauer

herausreißen, was wohl nur möglich ist nach der Zertrümmerung einer Stelle durch den Widder (dann dient die falx dazu, das entstandene Loch so zu erweitern, daß man dort in die Stadt eindringen kann) oder wenn sie am oberen Mauerrand einfaßt. Die Erklärung des Namens Schildkröte macht wenig Sinn (so), denn sie ist eigentlich dieselbe, die auch für den Widder gilt; die entscheidende Funktion ist die des Schildkrötenpanzers, und danach hat sie ihren Namen.

Zu IV 15: Die "Weinlauben" - Vegetius gibt wie in mehreren anderen Fällen, z.B. Il 8,3; 8 u.ö., zusätzlich einen zeitgenössischen Ausdruck an, diesmal ein von den 'Barbaren' übemommenes Soldatenwort - sind kleiner und von leichterer Konstruktion, so daß man sie - von innen her anhebend — tragen konnte. (Daß sie mög— licherweise auch Räder aufgewiesen haben könnten, weil sie durch die schützende Bedachung doch ein gewisses Gewicht bekamen, hält LENDLE 141 [3.11.] für möglich, aber unbeweisbar.) Sie dienten als Annäherungsdeckung der Sicherung von ein oder zwei Soldaten bei ihrer Tätigkeit an der Stadtmauer, und sie wurden (ä 4)

zu mehreren in Reihe nebeneinander an deren Fuß gebracht, so daß diese in einer Breite von etlichen Metern 'bearbeitet' werden konnte, und sie hatten ebenso den

schon bekannten Brandschutz aus rohen Fellen, Lumpen u.ähnl.Material. Unter Berücksichtigung der hiesigen — verhältnismäßig genauen — Beschreibung mit Maß— angaben bespricht sie LENDLE (1983) 136—141. Die "Schirmdächer" (planei, ‚S; St) sind ähnlich gebaut und ebenso (gegen Brand) gesichert, aber nach vorn spitz zulaufend und halbkreisförmig abgerundet, so daß, was dagegen geworfen wird. leichter abprallt (abgleitet), als wenn es frontal auf eine gerade Fläche träfe. LENDLE aaO 144-6 spricht von der "Gestalt einer nach hinten offenen Halbkuppel" (aaO 146). Die hier nicht angegebenen Maße sind so vorzustellen, daß sich in dem gedeckten Raum eine ganze Gruppe von Soldaten an die Mauer annähern konnte, um dann, wie es Vegetius in ä 6 beschreibt, die Vertei-

diger von der Mauer ‘wegzuschießen' und daraufhin mit Sturmleitern hineinzuge-

langen (vgl. hierzu obin IV 6,1). Dazu traten die Angreifer kurzfristig aus ihrem Schutzraurn heraus, gaben dem Anlegen der Sturmleitem Feuerschutz und zogen

sich ggf. rasch wieder in den pluretts zurück. — Der sodann in ä 7 noch erwähnte agger ist in unserem etwas engeren Sinne keine 'Maschine‘, fällt aber sehr wohl

unter den Begriff des griech. unxown oder des lat. machinamentum (= technische

Vorrichtung). Sinn dieser Schanze oder Rampe ist es, den Angreifern einen etwas erhöhten (= wirksameren) Standplatz zum Schießen zu geben.

308

Erläuterungen zu Buch IV, Kap.16 - 17

_Z_u_IV_l_fi; Die musculi (= "Mäuschen"; die Erklärung des Namens liegt in ihrer geringen Größe und, vgl. ä 2, in der Analogie zu den Begleitfischen von Walen) sind nach Vegetius als ziemlich kleine vineae vorzustellen. Die genaue (Konstruk—

tions—)Beschreibung eines 'Riesenmusculus', für dessen Dachkonstruktion man ca.

60 crn starke Balken und Lehmziegel verwendete(!), der dann aber doch sehr plötzlich und überraschend auf Rollen (wie beim Stapellauf eines Schiffs) an die Mauer von Massilia herangschafft wurde, findet sich Caes., b.c. II 10. Diese hat LENDLE 1983, 141-4 für seine Behandlung des (vegetischen) musculus herangezogen, und

die Sache als solche dürfte damit problemlos klar sein, obwohl Vegetius seine mus-

cuit’ ja überhaupt nicht näher beschreibt, sondern mitteilt, was sie tun und wie sie zu ihrer Benennung kamen.

Nicht so sicher ist dagegen der Text. in dem ÖNNERFORS statt des zumeist überlieferten sudatum (das Wort druckt auch LANG. es existiert jedoch nicht in den Wörterbüchern [GEORGES, KLOTZ, LEWIS-SHORT]. es müßte {analog zu fossarnm] hier von sudt's abgeleitet sein und "Verpf'ahlung, Palisaden" bedeuten; doch kann das schwerlich sachlich richtig sein, es sei denn man unterstellte eine Art Annäherungshindemis aus Palisaden vor der Stadtmauer, wovon jedoch nirgendwo irgendetwas verlautet) supetfoedatwn in den Text aufgenommen; dieses Wort ist allerdings auch nicht be— legt. findet aber eine Anknüpfungsmöglichkeit im singulären supeifoedure, und ONN. beruft sich wohl zu Recht auf die Schilderung bei Vitruv X 16,7. wonach eine über Nacht angelegte Müllund Fäkalien-Schüttung den Platz vor der Mauer für einen schweren Turm 'ungangbar' machte.

Zu IV 17: Die imposantesten Werke der antiken Belagerungstechnik sind die sogen.“Wandeltürme" (allgemein bei LENDLE 1983, 71-106, die römischen des Vegetius aaO 101-106, mit sehr instruktiven Komm-Zeichnungen).

(Ich behalte den allein vom Deutschen her leicht etwas irreführenden [daß das Wort nichts mit

Wandlung - mirran'o. etwa im Sinn der in IV 19.3 beschriebenen Veränderung. zu tun hat, versteht

sich nur vorn latein. Wort her von selbst}, aber_fest eingeführten Namen [ebenso wie bei

LENDLE aaO] bei. obwohl er keine ganz treffende Übersetzung ist. Denn ambntare bedeutet im militärischen Zusammenhang. wie man aus u.a. I 9.2 weiß. ganz und gar nicht 'wandeln‘ l: spazieren], sondern ist als termiechn. = "marschieren".)

Daß Vegetius diese riesigen und doch - allerdings im Schneckentempo - bewegli-

chen Konstruktionen mit Häusern vergleicht, ist schon richtig, aber kaum ganz hinreichend, indem diese Holzbauten eben turmhohen Häusern gleichen, die ja "nicht nur die Mauern, sondern auch die steinernen Mauertürrne überragen”, ä 3. Dafür wird natürlich eine entsprechend bemessene Grundfläche benötigt, die Ve-

getius mit ca.9, ca.12 und ca.15 m im Quadrat angibt. Das sind Maße, die schon

kein gewöhnliches, durchschnittliches Wohnhaus mehr erreicht; und damit kann

ohne weiteres eine absolut kippsichere Höhe des Turmes von mindestens 18 0d. 24 od. 30 m erreicht werden. (Die Verjüngung des Turms nach oben erlaubt sogar eine

noch deutlich größere Höhe!) Die Fortbewegung vom Bauplatz (der in

schußsicherer Entfernung von der Mauer angenommen werden muß) an die Mauer

heran ist mE. nicht anders als durch Rollen möglich, und zwar in der üblichen Art,

daß diese in größerer Zahl (Vegetius {ä 3 pfures) unter dem Koloß lagen und, wenn sie infolge des Vorwärtsrollens hinten frei kamen, vom wieder untergelegt wurden.

Man kann diese Methode gelegentlich in Hollywoodfilmen. die etwa den Pyramidenbau darstellen, beobaghten. und sie ist die allenthalben für schwerste Lasten in der ältesten Zeit angewandte Art.

Die Übersetzung von rotae hier durch "Räder" (was das Wort natürlich an sich

bedeutet; so auch LENDLE aaO 102) halte ich für nicht richtig; da hat sich Vegetius

wohl aus Unkenntnis im Wort vertan.- Welche aussichtslose Gefährdung es für die belagerte Stadt bedeutete, wenn ein solcher Tun-n bis unmittelbar an die Mauer

herangebracht war und so nicht nur von gleich zu gleich, sondern gar aus größerer

Höhe gegen die Verteidiger ankämpfen konnte, schildert Vegetius in ää 4-6: Der

Turm ist eine dreifache Kampfmaschine auf drei Stockwerken, und kann er diese aus seiner Position einsetzen, dann wird die Stadt unverzüglich genommen (civitas

Erläuterungen zu Buch IV. Kap.17 - 19

309

cdpitur sine mom ganz lapidar, vgl. 1V 19,4 statim capt'tmt Cf‘l’lfflt’Gm für die gleiche Situation). Die Aussichtslosigkeit einer solchen Situation wird abschließend in einer rhetorischen Frage konstatiert.

Zu IV 18:

Nach den Belagerungs- (= Angriffs-)Maschinen mit dem furchtein—

flößenden Abschluß der Belagerungstürme in Kap.17r wandert der Blick für die nächsten 3 Kapp. (und dann wechselt der Blickwinkel zwischen Angriff und Verteidigung bis Kap.30 immer rascher,jedes oder jedes zweite Kap. so, daß ein Kap. des Angriffs je zweien der Verteidigung gegenübersteht) beinahe zwangsläufig und

jedenfalls von den Türmen provoziert zu der Frage, wie man sich dagegen schützen könne. Zwar sagt Kap.18 zunächst einmal huic

discrimini multis occnrrirur

modis, aber das reduziert sich sogleich auf drei (eigentlich nur zweieinhalb oder

zwei) Arten der in der Überschrift genannten Brandvernichtung der Turmkon— struktion, entweder in direktem Zugriff oder durch Beschuß. Denn die Brandvernichtung istja auch bei der zuerst (ä 1) genannten Möglichkeit einer ernptio das Ziel: si confldentia vei virtns est mitftaris, ernptione facto globns egreditnr arme:— rornm er machinamenrttm ittnd ingens ermit. Diese Methode ist sicherlich die seltenste, weil ihre Verwirklichung von einer zweifachen Voraussetzung abhängt, nämlich daß es bei den Belagerten confldenria vet virtns militart's gibt und daß der

Ausfall im Kampf mit den Belagerern erfolgreich ist (vi trosrt'bns pntsis). Daher wird die in ä 2-5 viel ausführlicher dargestellte Alternative des In—Brand-Schießens von der Stadt aus die weit häufiger gewählte Art gewesen sein; sie geschieht mit Brandpfeilen und Feuerlanzen. (Fraglich ist nur, wie erfolgreich sie angesichts des erforderlichen technischen Aufwands und der Brandschutzmaßnahmen der Gegen— seite sein kann.) Brandpfeile (mitenti, benannt nach dem Aussehen. s.u‚) und Feucrlanzen (fit-

tartcac) unterscheiden sich in der Größe und werden von je unterschiedlichen Geschützen ver-

schossen. Ihr ’Bauprinzip' ist gleich: kurz hinter der Metallspitze werden Zündmittel (vgl. IV 8.1) eingespeichert (vgl. die Beschreibung Amm. XXIII 4.14f); bei den kleineren und dünnschäftigen

Pfeilen entsteht so die Figur eines ‘Hämmerchens' = mattentus, (Bei den größeren Lanzen ergibt

sich lediglich eine Verdickung hinter der Spitze. aber nicht so eindeutig die Hammerform.)

Die in ä 6 angefügte dritte Möglichkeit ist die ‘heirnliche Variante' der ersten: wenn man einen offenen Ausfall nicht wagt, mnß man auf die Heimlichkeit eines nächt— lichen Kommandounternehmens (und die Nachlässigkeit der Feinde) setzen, so dal3

man eine kleine Gruppe losschicken kann, die während des Schlafs ihrer Feinde den unbewachten Tunn direkt in Brand steckt. Zu IV 12;

Eine andere Art, den Gefahren vonseiten des Wandelturms zu begeg-

nen, ist die Erhöhung der Mauer. (Man kann die in Kap.18 besprochene Brandvemichtung insgesamt als die erste Art ansehen; dann folgt mit 19,1 die zweite,

20,1 die dritte und das fast anekdotjsche Ereignis in Kap.20 als vierte Art für muttis

occurritttr modis in 18,1.) Die Erhöhung geschieht durch Aufmauern (d.h. mit

Mörtel, Steinen und Lehmziegeln) oder (ggf. zusätzlich) durch ein Holzgerüst an

der Stelle, der sich der Turm nähert; denn dieser ist wirkungslos (ä 2), wenn er zu

niedrig ist und also die Stadt nicht von oben beschießen kann oder wenn seine En— terbrücke ('Sturrnbock', sambuca, s.u.IV 21,30 nicht direkt auf die Mauerkrone

gelangt, sondern auf eine Wand stößt. Wie jedoch jedes Mittel ein Gegenmittel pro-

voziert, so haben die Belagerer auch hiergegen einen Trick ersonnen, nämlich die

heimlich vor den Belagerten vorbereitete und erst im allerletzten Moment aus dem

Turm auszufahrende Ittrrr’cula (vgl. LENDLE 1983, 105f u. Abb.29). Uber diese den Verteidi gern unerwartete Erhöhung des Turms ist die alte Gefährdung wieder hergestellt, d.h‚ die Situation für die Eingeschlossenen so aussichtslos wie zuvor:

statt’m capitmt civitarem, vgl. civitas capt'tur sine mora in IV 17,7.

310

Erläuterungen zu Buch IV. Kap.20 - 22

Zu IV 2!}; Da ein Turm, der nicht unmittelbar an die Mauer herangelangt (u. daher z.B. seine Brücke nicht auslegen kann), ebenso wirkungslos ist wie ein zu nied— riger, kann man mit weit vorgestreckten Distanzbal ken die völlige Annäherung verhindern. — Ob die in ä 2—4 berichtete Abwehr eines nahenden Turms auf Rhodos durch Unterhöhlung seines Weges auf Veranlassung eines 'erfindungsreichen Ingenieurs', wodurch die tonnenschwere Masse unbehebbar einsank (d.h. unverrück-

bar festsaß), mit der bei Vitruv X 16,? berichteten List des Rhodiers Diognetos

(vgl. ob. zu IV 16 a.E.) gleichzusetzen ist, kann man bezweifeln. Die Schilderung

bei Vitruv läBt den Turm in dem von Wasser, Fäkalien u.a. zum schlammigen Moe rast aufgeweichten Bodeneinsinken, hier aber ist vom Einsinken aufgrund einer Unterhöhlung die Rede. Ubereinstimmend sind das unverrückbare Festsitzen als Ergebnis und der (historische) Ort des Geschehens.

Z]; IV 21: Ist es dem Turm gelungen, an die Stadtmauer heranzukommen, so nimmt Kap.21 nun wieder die andere Seite in den Blick, werden die Verteidiger zunächst mit einem Geschoßhagel von der Mauer verjagt (vgl.ob.zu IV 6), und dann

können die Angreifer die Stadt über_Stunnleitern einnehmen, vgl. zu IV 12. Aber

diese Methode des Erklettems und Ubersteigens der Mauer mit Leitern ist für die (unterdessen wehrlosen) Kletterer ein hohes Risiko (die Leitern können fortgestos— sen, die Eindringlinge unmittelbar vor Erreichen der Mauerkrone erschlagen oder heruntergestürzt werden), was mit dem 'historischen' (mythischen) Beispiel des Kapaneus vor Theben belegt wird. Darum ziehen die Belagerer “Sturmbock, Belagerungsbrücke und Kran" vor (ä 3), die in ä 4, ä 5 und ä 6f beschrieben werden. Zur Konstruktion der sambuca u. zu ihrem Funktionieren vglLENDLE 1983, 104f u.Abb.28. Die exosrra - das Wort erscheint nur hier - ist nach Vegeu'us‘ Worten lediglich eine andere Bezeichnung für sambuca. (Der Unterschied scheint zu sein, daß diese vom obersten Teil des Turms, evtl. von der turricut‘a aus, auf die Mauer ‘vorgestoßen‘ wird, während die sambuca ein "Balken" ist, "den man seitlich am Turm anbringt" (ä 4 trübe, quae iuxra rurrem poriimr). Der ä 6f beschriebene Kran (LENDLE aaO 118-120 mit Abb.33) ist eine vom Turm unabhängige, selbständige Hebemaschine (LENDLE aaO 107-1275), die hier als

(besserer) Ersatz der Sturmleitern angeführt wird; dieser Hebemechanismus hat gegenüber den Sturmleitern den Vorteil, daß statt einzelner Kletterer ein ganzer 'Korb' voll auf einmal kampfbereit auf die Mauer versetzt wird.

Zu IV 22', Die folgenden beiden Kapp. haben wiederum die Belagerten im Auge:

wie können sie sich "dagegen" schützen? Adversum haec am Kap-Anfang bezieht sich direkt auf das letzte Sätzchen in 21,7 (armen .„j elevatt' impontmtttr in murwn.

Aufgezählt werden sechs Arten von Schuß- oder Femwaffen, die gegen die (auf

oder an der Mauer befindlichen) Feinde einzusetzen sind; davon werden die ersten

drei (ä 2f. ä 4f, ä 6) so einigermaßen erläutert, während dies (ä T) für die drei an-

deren (allgemein bekannten) als unnötig unterlassen wird.- Baltism ("Werfer"‚ als

Wort im modernen [Granat-]Werfer fortlebend) ist der allgemeinste Ausdruck für ein Geschütz (hierzu vgl. den Art."Geschütze" KP II 781—3) und kann (LT. in Zusammensetzungen wie arcu— oder manubalh’sm) für praktisch jede Schußwaffe

verwendet werden; hier steht das Wort jedoch für ein bestimmtes größeres Geschütz, das langschäftige Geschosse (Großpfeile, Speere, Lanzen) verschießt und als eine 'Riesenarmbrust' vorzustellen ist. Demgegenüber ist der onager ("[Wild-] Esel") das schwerste Geschütz zum Verschießen von Steinen (wie Kanonenku-

geln), deren Wirkung nicht im Durchbohren, sondern im Zerschmettem liegt. Die

Erklärung des Namens bleibt Vegetius schuldig, sie findet sich a.E. der Beschreiqnod asinifert’, cum vebung, die Amm. XXIII 4,4—7 bietet: onagrr' vocabulnm

Erläuterungen zu Buch IV, Kap.22 — 24

311

natibus agiranrur, im eminus Iapt'des posr tet‘ga caicirrando emittnnt, m perforent pecrora sequenri'um am pen‘ractis ossr'bns capiza t‘psa displodent (= die Bezeichnung Esel weil wilde Esel, wenn man sie bei Jagden treibt, durch Ausschlagen Steine

so weit nach hinten feuern, dal3 sie den Verfolgem die Brust durchbohren oder selbst die Schädel durch Knochenbruch zerschmettem).- Die Skorpione sind nach

Vegtius die kleinsten, nämlich Handgeschütze, mit denen man kleine und dünne Pfeile (wie die spitzen Stacheln des Skorpione) verschießt - nach dem (ungefähr zeitgenössischen) Fachmann Ammianus Marcellinus XXIII 4,4 jedoch der ur-

Sprüngliche Name der onagrt‘ und also ‘ein ganz anderes Kaliber'. Auch hier zeigt

sich Vegetius als der zwar redlich bemühte, aber praktisch unerfahrene Laie, dessen

Beschreibungen allenfalls literarischen Wert haben, aber militärisch ungenügend

sind. Denn wenn man seine Begründung, warum er die drei zuletzt genannten

Schußwaffen nicht beschreibe. ernst nimmt und auf die beschriebenen überträgt. dann müßte er ja dort etwas für Nichtkenner Konstruierbares liefern; aber davon

kann gar keine Rede sein, wie man nicht erst durch einen Vergleich der Beschrei-

bung des ‘Esels' in ä 4f mit Amm.XXIII 4,4-7 erkennt. (Mit einem Nachtrag, der sachlich direkt hinter ä 5 gehört, hier aber wohl der sonst häufig gesuchten Pointierung am Kap.-Schluß dienen soll, gibt ä S abschließend noch die Wirkung der 'Esels'-Geschosse auf lebende und tote Ziele an.)

Z}; IV 23: Die Schutzmaßnahmen gegen die zerstörerische Kraft der 'Widder' oder

gegen die 'Sicheln' (vgl. ob.lV 14) gibt Kap.23 an: 1. das Herablassen von matratzenaniger Polsterung an Seilen (so daß sie auch jederzeit dem Zugriff der Belagerer wieder entzogen werden kann), um damit die Wucht des Widderkopfs abzufedern; 2. das 'Wegfangen' des Widderbalkens durch eine Schlinge, in der man ihn entweder (zur Wirkungslosigkeit) hochzieht oder samt seiner resmdo als dem Aufhängungs-, Betriebs— und Schutzapparat umstürzt; 3. dasselbe statt mit ei— ner Schlinge mit einem "Wolf" (lnpus) oder (nach anderer Terminologie) mit einer "eisernen Hand" (manus ferrea), vgl. dazu LENDLE 1983, 194 u. Abb.63, aaO 106; 4. die Zertrümmerung durch das Herabstürzen schwerer Gegenstände mit Masse und Zerstörungskraft von Säulen oder Säulenbasen. Zu den Gegen- und Abwehrmaßnahmen gehört es (E; 5) abschließend auch noch, daß man in dem

ungünstigen Fall der Zertrümmerung der Mauer aufs schnellste dahinter eine neue — wenigstens provisorisch - errichtet, bevor noch die Offnung zum Eindringen von Feinden weit genug ausgearbeitet ist, so daß man die dann Eindringenden wie in einer Kammer (vgl. das ob.in IV 4,1 beschriebene propugnacuinm als zusätzliche Torsicherung) vernichten kann.

Zu IV 24; Nach den bisher beschriebenen Arten der Belagerung, Bestürmung und Abwehr wendet sich Kap.24 der 4.Belag.-Art zu (aliud genus oppugnan‘onnm, vgl. ob.zu IV T); wir sind wieder auf der Seite der oppugnarrres, und man kann den Eindruck gewinnen, als spiegele sich im wiederholten Wechsel des Berichtsstandpunkts das Hin und Her des wogenden Kampfes. Es geht um die unterirdische Be— kämpfung mit cunicuii. Diese listige Bekämpfung wird auf zweierlei Weise zu

realisieren versucht: 1. wenn man nach Untergraben der Stadtmauer den _Stollen bis ins Stadtgebiet vorgetrieben hat. steigt man nachts heraus, läßt durch Offnen der

Stadttore von innen die nötige Übermacht von eigenen Leuten herein und erledigt so die ahnungslos schlafenden Bewohner 'noch im Bett‘ (in ipsis domibus, d.h. noch ehe sie etwas bemerken und sich zur Abwehr sammeln und formieren können; 2. indem man sich nur bis an die Fundamente der Mauer heranarbeitet und dort die Gründung der Mauer auf einer gewissen Breite untergräbt, aber provisorisch mit

brennbaren Holzstützen abfangt, um dann durch Ausbrennen der Pfähle den unver-

312

Erläuterungen zu Buch IV, Kap.24 — 27

meidlichen Einsturz der Mauer. d.h. eine zum Sturmangriff hinreichend breite Bre-

sche zu erwirken. (Da die Mauern nicht als 'selbsttragender' Gußbeton vorzustellen

sind, der sich auf weite Strecken hin ohne Fundament aufrecht erhielte, sondern als aus wenig, schlecht und z.T. gar nicht vermörtelten Steinen bestehend, ist durch

das Eigengewicht der Mauer nach Wegnahme des Fundaments der Einsturz 'auf breiter Front' nicht zu verhindern.)

Zu I! 25; Sollte es dann wirklich zum Einbruch der Feinde in die Stadt gekommen sein, wie es der Schluß von Kap.24 (irruptioni aditus reseratur) androht. so ist

natürlich die Frage hochaktuell quidfacere debeant oppidani (auf deren Seite wir uns nun wieder befinden). Selbst dann - so kann man Kap.25 vereinfachend zu— sammenfassen - sind die Bewohner nicht chancenlos. im Gegenteil (ä l): innumerabiiibns deciaratur exempiis saepe caesos ad interneeionem hostes. qui pervaserant

civitatem. Man hat in diesem Sätzchen ebenso die leichte und schon so oft beob-

achtete rhetorische Ubertreibung zu erkennen wie in der anschließenden Wendung ä 2 quod sine dubio evenir denn sine dubio evenir (statt evenire poiest) ist die unzulässige Verallgemeinerung, die schon der Autor ad Herenn. II 20,32 als fehlerhaft moniert (vgl. ob.zu III 25 a.E.) und die objektiv falsch ist. Sie dient hier wie in anderen Fällen der Ermutigung: eine reelle Chance besteht, wenn die Bewohner in einem solchen Fall Mauern, Türme und höher gelegene Stellen besetzt halten (statt sich sofort geschlagen zu geben, zu verbergen oder (vgl. ä 4) zu fliehen. Denn sie sind dann in der Uberzahl (vglä 3 omnis aeras ac sexus) und kämpfen gegen die Eindringlinge aus überlegener Position. Dagegen versuchen die eingedrungenen Feinde den 'psychologischen Trick', daß sie den aus letzter

Verzweiflung Tapferen (vgl. ä 5 necessiras enim quaedam virruris est desperatio

und III 21.6 u. ob.zu III 21) die Flucht ermöglichen. Aber hier ist es (ä 6) unum oppidanis auxiiinm, was schon in ä 2 gesagt war und jetzt mit muros turresque teneant ac ioca superiora conscendant hostesque abraten: dimicantes praktisch wiederholend eingeschärft wird. Das kurze Kap. (ä 2-6) ist eine sehr dichte Argumentation (man muß höhere Steffen besetzen, um gegen die Feinde zu kämpfen, man darfsich nicht durch deren List zur Fiucht verieiten lassen, sondern muß die höheren Stellen behaupten und gegen die Feinde kämpfen) und in dieser Ringkomposition auf engstem Raum eindringlich und einmalig. Zu IV 29: Das Thema von Kap.26 greift etwas vor die Situation in 25 zurück. Wenn der Belagerung mit rein kriegerischen Mitteln nicht der erwünschte Erfolg beschieden ist. greifen die Feinde oft zu der List eines vorgetäuschten Abzugs, um später heimlich zurückzukehren und bei sorgloser Unvorsichtigkeit der Bewohner

(es sei wieder einmal auf ein Beispiel für den ursprüngl. poetischen Gebrauch des Abstraktums statt der Person als hand.S ubj.s hingewiesen: requieverit incnuta secnritas. nzuletzt — unerwähnt — in IV 24.? ähnlich Besser-um rimntur industria) die Mauer mit Leitern zu ersteigen.

Dagegen (3 ä) hilft nur das Vermeiden so sorgloser Unvorsichtigkeit, d.h. erhöhte Wachsamkeit. cum hostis abscesserit, und man hat - dies belegt, daß es um längere Fristen geht - auf den Mauern Unterstände gegen Kälte. Regen oder Sonnenglut anzulegen. Empfehlenswert (ä 4) sind Wachhunde und (ä 5) die berühmten 'Wach— gänse': diese legendäre Story (Liv.V 47,2-5; Florus, epit.I 7,15) darf ‘natürlich'

(bei dem militärisch dilettierenden Literaten) nicht fehlen; und sie dient zugleich

dazu, dem Kap. seinen pointierten Abschluß zu geben: (Mira diiigentia sive foriunaj viros, qui universum orbem erant missuri sub ingum, avis und

servavtr.

Zu IV 27:

Daß der wiederholte Wechsel des Blickpunkts zwischen Verteidi gern

und Belagerern nicht zufällig oder unabsichtlich ist (sondern vielleicht in der ob. zu

Erläuterungen zu Buch IV. Kap.27 - 29

313

IV 24 verrnerkten Weise gedeutet werden darf?), scheint der zwischen 26 und 2?

unterschiedliche Standpunkt zu belegen: Obwohl es sich in beiden Kapp. um List

der Belagerer gegen die Eingeschlossenen handelt, werden sie von den verschie— denen Seiten aus betrachtet (in 26, wie sich die Städter schützen - in 27, wie man gegen sie vorgeht), so daß die beobachtete Ordnung (auf je 1 Kap. der Feinde 2 der

Belagerten) beibehalten wird.- Es geht darum, die gegnerischen Gewohnheiten zu erkunden (vgl. dazu III 6,29), um sie als Gelegenheit für eine listige Uberrurn-

pelung auszunutzen (ä 1-3). In dieser Gewohnheit (ä 4) ist der Gegner durch ‘entgegenkommendes' eigenes Verhalten zu bestärken, um dann irgendwanneinmal gegen alles bisher übliche und also erwartbare Verhalten urplötzlich einen Uberfall zu starten. - Dagegen - so wechselt ä 6 als Schlußsatz dieses 'uneigentlichen An— greiferkap.s' nun doch wieder eindeutig auf die Seite der Verteidiger - hat man auf

den Mauern die Abwehr-Maßnahmen und -Waffen (man kann bei sam auch an die

metallae aus IV 6 denken, allerdings aufgrund des Wortes eher noch an die bases columnaeque marmoreae aus IV 23,4) zum sofortigen Einsatz vorbereitet. (Die kenstatierende Aussage pontmtur ist natürlich zugleich als praecepnrm gemeint.)

Zu IV 2ä: Das Stichwort neglegentia(e licentiam) aus 27,4 nimmt Kap.28 sofort

für die Gegenseite auf: cum neglegantia intervenerit, paribus irisidiis subiucenr 0b— St'dentes, und dann geschieht umgekehrt im Prinzip dasselbe: oppt'dani repente prorumpunt, ignorantes perimwtt (28,2), vgl. 27,5 reperue occapant civita— rem. Ganz ebenso parallel (wie 27,6 zu 27,5) gibt 28,3 dann die Gegenmaßnahmen an: Die Belagerer legen ihrerseits außer Schußweite von der Stadt her Graben und Wall mit Palisaden und Verteidigungstürmchen an, alse eine regelrechte Feld—Befestigung, um gegen Überfälle gesichert zu sein und standhalten zu können. Die Be—

nennung dieser Feldbefestigung der Belagerer als loricui’a führt zu der abschlies-

senden Fußnote, daß man darunter sonst eine "ummauerte Stadt" verstehe (m'bem Circumdaram fasse ich auf als urban: muro circumdatam, anders - nämlich circamdatam als ”umzingelt" - ergibt der Begriff {ort'cula [: Schutz] keinen Sinn.)

Allerdings läßt sich das ganze Satzchen anders verstehen, indem nicht eine sprachlich erläuternde Fußnote über die Bedeutung von loricnla darin gesehen, sondern das Wort als Ablinstrum. zu circumdaram gezogen wird: in Belagerungsbeschreibungen lese man oft von der Umzingelung einer Stadt durch eine loricula. Das aber widerspricht m.E„ wie bereits zur Übersetzung angemerkt. suwohl dem Sinn von lori'cula wie auch dem Sinn des hiesigen Zusammenhangs. wonach die loricm‘a dem Schutz der Belagerer. nicht der ”Contravallalion" (WILLE z.St.} der Stadt dient. Zumindest müßte man Vegetius ein Mißverständnis (Fehldeulung der Funktion einer loricula) unterstellen, wasja freilich keineswegs auszuschließen ist.

Zu IV 29: Recht merkwürdig erscheint das kurze Kapitelchen 29; es hat keinerlei

Neuigkeit zu bieten und stimmt auch nicht mit seiner Überschrift überein, obwohl die Geschütze der Belagerten allerdings vorkommen: quo genere tormemorum civt’tas defandatur war ja bereits in IV 22 thematisiert worden, vgl. dort auch ä 1 und anstatt dem hiesigen Theadversum haec obsessos defendere consueverunt

ma gemäß die Verteidigungsgeschütze ihrer Art nach differenzierend anzuführen,

wiederholen ä l u.2 die bekannte Tatsache. daß Geschosse von oben herab wuch—

tiger fliegen als von gleich zu gleich oder gar von unten her (vgl. neben IV 17,6. 19,2 u. 25,3 besond. III 13,1f), während ä 3 u.4 lediglich eine neue Formulierung von WendungenfGedanken aus IV 22,4f+ 8 ist. Daher ist LANGs Athetese (und ebenso GEMOLL, Hermes 6, 1872, 116f) nur zu verständlich: dagegen argumentiert LAMMERT (Phil.W0chenschr.1940, SOf) und ONNERFORS hält es (Athetese ausdrücklich verwerfend) als echt; angesichts auch sonstiger Wiederholungen (vgl. ANDERSSON 34ff) muß man es wohl hinnehmen, aber ein vernünftiger Grund der Abtrennung von Kap.22 (vgl.SCI-LENK 69) ist nicht zu erkennen.

314

Erläuterungen zu Buch IV, Kap.30 - 32

Z}; IV 5!); Nachdem von den Vorteilen der größeren Höhe, bzw. umgekehrt von der Wirkungslosigkeit eines zu niedrigen Turmes geredet war (vgl. soeben zu TV 29, vor allem IV l9,2 constar ineflicax machinamenmm reddt', .rt' invertiafll‘r

infert'us), schließt es sich logisch an, wenigstens am Ende noch eine Methode zur

Ermittlung der erforderlichen Höhe anzugeben; denn die Höhe einer verteidigten Stadtmauer läßt sich ja von Belagerern nicht so ohne weiteres ‘rnit dem Zollstock' ausmessen. Es gibt dafür zwei Methoden, die erste (ä 2) eine schlichte mechani—

sche, indem man einen leichten Faden bekannter Länge per Pfeil auf die Mauer schießt und dann am Fuß der Mauer ermißt, wieviel von der Länge übrig ist, bzw. verbraucht wurde; die andere (ä 4f) benutzt Sonne und Schattenwurf für eine eben—

falls einfache Analogie- oder Verhältnisberechnung, indem sie den Schatten einer bekannten Höhe (der Zehnfuß-Meßlatte) zum ausgemessenen Schatten der Mauer in

Beziehung setzt. Damit ist, wie Vegetius im Schlußwort (ä Sf) feststellt, auch der poliorketische Anhang zur Kriegskunst abgehandelt: quae ad oppugnandas vet' defendendas urbes ancmres bellicarum artium prodt'derunr digessi und Vegetius beschließt den Abschnitt, indem er die wichtigste Grundregel nochmals einschärft: Verpflegung und Trinkwasser müssen im Fall einer Belagerung unbedingt reichlich vorhanden sein, weil einem Mangel hieran null‘a arte snccum‘rur, und umso mehr, als man ja weiß clausurae tempus in obsidenrum potestare comisrere.

Z]; IV =31: Als Anhang oder Nachtrag (im schon ebenso charakterisierten Buch IV, vgl. complemenrum in IV prol.8) nach dem Schlußwort in IV 30,5f (zu IV, Teil l)

gibt sich der Abschnitt IV 31 -46 über die Seekriegführung (terrestrt's proelii ratio-

m’bus absolurr's navalr’s beHi residua esrporrt'o, IV 31,1). Darüber ist darum weniger zu sagen, weil die Bedeutung der Kriegsflotte aufgrund des allgemein herrschenden Friedenszustands auf dem Meer (ä l) gering ist und eigentlich vorwiegend als eine Sache der römischen Reputation gelten kann (ä 2) sowie zur vor-

sorglichen Wahrung der Sicherheit (‚6 2f).

__

Die Kriegsflotte (ä 4f; SCHLENK sieht an dieser Stelle den Übergang zur Quelle, die

nach seiner sicherlich zutreffenden Ansicht weiterhin Frontin, de re milirari' ist) der

Kaiserzeit, d.h. seit Augustus und also auch unverändert noch zu Vegetius' Zeit, ist zweigeteilt; der eine Teil steht bei Ravenna und hat als Operationsgebiet den ge—

samten Osten von Epirus über Makedonien und Griechenland bis zum Schwarzen

Meer und dem als Orient bezeichneten Raum der kleinasiatischen Küsten bis Liba-

non und den Inseln Kreta u.Zypern; der westliche Teil hat seinen Platz bei Mise-

num und operiert im westlichen Mittelmeer von Gallien über Spanien bis Nordafrika einschließlich Aegypten und den beiden Hauptinseln Sizilien und Sardinien. (Die geographisch anfechtbare Einteilung in Ost und West - bekanntlich liegt Agyp— ten nicht eben westlich von Romisenum aus; die Nord-Süd-Richtung spielt gar

keine Rolle - erklärt sich aus der immer vorwiegend küstenorientierten Seefahrt: die von den beiden Stützpunkten ausgehenden Küstenlinien, von Ravenna aus im Uhrzeigersinn, von Misenurn aus gegen den Uhrzeiger liegen einander als östlicher und westlicher Teil gegenüber; der Standpunkt ist also nicht ganz unbedingt Rom.)

Zu IV ’32; Das Kapgibt in einer recht oberflächlichen, an den nomina (iudt'cum) orientierten Weise (eine ähnlich unergiebige Beschäftigung mit Benennungen zeigt

Kap.38 bei den Winden: vertrat-um numerum er vocabula ars navigandt' primum deber inspt'cere, 38,4) die Kommandostmktur der (beiden) Flotte(n), nennt aber mit den libumae auch schon das Stichwort des nächsten Abschnitts. Mit SCHENK aaO 72 kann man folgendermaßen gliedern: l. die Flotte der Kaiserzeit (31-32), 2. die liburnae als Kriegsschiffe (33-37), 3. nautische Erfahrungen (38-42), 4. Ausrüstung und Bewaffnung (4344),

Erläuterungen zu Buch lV. Kap.32 - 37

315

5. Seekrieg. a. Kriegslistcn (4S). b. Seeschlacht (46). Es gab je einen Flottenpräfekten (praeficfassis Misenatt’ttm IRavemratt'um), denen je 10 Tribunen für je eine Schiffs-

kohorte unterstanden, während die einzelnen Schiffe von ihrem Kapitän (nauar-

chus) befehligt wurden, der außer seinen nautischen Aufgaben für die Ubung der gesamten Besatzung und für Instandhaltung des Schiffs verantwortlich war.

Z]; IV 3 3- Z:

Die Iibuntae sind von einem ursprünglich einzelnen Schiffstyp (dem

leicht—gebauten. schnellen und beweglichen illyrischen Seeräuberboot) zum Appellativum für "Kriegsschiff“ geworden, nachdem sie sich in der Schlacht bei Actium so bewährt hatten, wie Vegetius hier nach Frontin1 ganz richtig beschreibt. Die ur-

sprünglichen zweireihigen Libumer mit Masten und Rammsporn waren indes nur

eine Klasse der römischen Kriegsfiotte. Kap.34 wendet sich dem Bau der Kriegsschiffe zu und betont zunächst die dabei unbedingt notwendige Sorgfalt, weil ja ein Fehler hier viel gefährlicher ist als z.B. beim Hausbau (maius peri’cut'um es: navem vitt'osam esse qrtam domttm). Man verwendet nur bestimmte Holzarten (Zyprcssc, Fichte, Lärche, Tanne, also Nadel-, keine Laubbäume); und man verwendet trotz der höheren Kosten lieber (rostfreie!) Bronzenägel als eiserne.

Die Sorgfalt (Kap.35) darf sich aber nicht nur auf den Zusammenbau und die rich—

tige Wahl der Holzart erstrecken, sondern muß schon beim Fallen des Holzes be-

ginnen. Daß die dabei vorgeschriebenen Daten von jeweils acht Tagen pro Monat (genauer: vom 15. bis 22. Tag nach Neumond) puren Aberglauben dokumentieren,

sollte man nicht erst feststellen müssen; angesichts jedoch des modernen Neunzige—

Hokuspokus, der 'unglaublichen' Astrologiegläubigkeit im 20.Jh.A.D. und der so— gen.Esoterik‚ die Unkrautjäten oder Samenlegen für bestimmte Kalendertage anra't,

hat man sich vor irgendwie überheblicher Kritik daran aufs äußerste zu hüten. (Die

schwer verständlichen Schlußworte hat ONNERFORS 1993, 147 (mAaS) sicher

richtig efaßt; er übersetztz: "und wir erkennen es auch deutlich an der Befolgung je-

nes feierlichen Brauches (relt'gt'o). der nach unserem Befinden zur Erreichung von Dauerhaftigkeit (des Materials) nur im Zeitraum jener Tage ausgeübt werden soll," Nicht so abergläubisch, sondern auf praktischer Empirie basierend ist (Kap.36) die

Vorschrift über das Holzfällen in den Herbst- und Wintermonaten; diese Regel wird - außer bei den ganzjährigen Vernichtungsrodungen - von der modernen Forst—

wirtschaft ebenso befolgt. Echte Erfahrung bedeutet die Angabe zur Notwendigkeit des langsamen Trocknens von Nutzholz überhaupt, besonders von Schiffsbauholz. Kap.3? handelt nur im ersten Teil de modo libumartmi, wie es die Überschrift an— kündigt: es gibt Schiffe mit einer Ruderreihe aufjeder Seite, mit je zwei usw. bis je fünf, was ein kaum vorstellbar schwieriges technisches Problem ist. wenn man

überlegt, wie die oberen Reihen in der beschränkten Bewegungsfreiheit der (in verschiedenen Stockwerken oder Halb—Stockwerken l: Decks] übereinander) sitzen— den Ruderer mit irgendwie nennenswerter Wirksamkeit (Schubkraft) das Wasser noch erreichen sollen. Mit einer gewissen Naivität, wie mir scheint. befindet Vege— tius dies jedoch als keineswegs 'enorm', da ja in der Schlacht bei Actium lange

maiora r'eferantttr conrttrrisse navigie. rtt senorttm etiam v el ultra ordt'nrtm

fuerr'nr. (Als enorm wären dann - von der rhetorischen Übertreibung lange mat'ora abgesehen - wohl erst 6- und T-reihige Schiffe zu betrachten; und ob es Achtruderer gegeben hat, bezweifle ich.) Mit ä 3 geht Vegetius von der Schiffsgröße über zur l Ich halte SCHENKS Quellenanalyse, wonach Vegetius auch für das IV.Buch Frontin zugrundelegt. für richtig. Anders — und wegen der komplizierteren 'Rckonstruktion' von vornherein weniger wahrscheinlich - E.SANDER. RhM 99. 1956. 153-172; danach verwendete Vegetius sowohl eine

zeitgenössQuclle. als auch die Constitutionen des Auguslus sowie neben Frontin vielleicht auch

Celsus oder Patemus.

3N)

Erläulcrungen zu Buch IV, Kap.37 - 39

Funktion: die kleinsten mit je 20 Rudern auf beiden Seiten dienten als Begleit- und

Schnellboote für Erkundungen und Überfälle auf (wenig wehrfahige) Versorgungs-

und Transportschiffe; um nicht so leicht entdeckt zu werden, waren sie sie selbst insgesamt und auch die Kleidung der Matrosen in Tamfarbe gehalten.

Z}; IV 333: Der Abschnitt über die nautischen Erfahrungen (Kap.38-42) enthält für den Fachmann allerhand Banales (z.B. 38,15: die Information über den Wetter-

wechsel. daß nämlich im Zusammenhang mit dem Blasen der Winde ex proceh‘is serenims reddt'rur et rursum in procellas serena mutantur. möchte man ja selbst einem Laien nicht als Neuigkeit verkaufen). Gleichwohl. so kann man sagen. zieht sich Vegetius auf diesem ihm selbst fremden und so unrömischen Spezialgebiet geschickt und schadlos aus der Affäre, indem er (ä 1-4) die allgemeine Wichtigkeit

der nautischen Kenntnisse (hier zunächst von Winden und Stürmen) hervorhebt

und im übrigen anscheinend treu seiner Quelle folgt, bzw. sich auf Theoretisches zurückzieht, wo man nicht so viel faisch machen kann. Dazu zähle ich die sachlich

wenig sinnvolle Betonung von Namen und Titeln, die ich bereits zu IV 32 er-

wähnte: wenn man den Wortlaut ernst nimmt, 'die Nautik' (bezeichnend auch hier. daß er von der ars navigandi, nicht von den Personen spricht) müsse zuerst die Zahl und die Namen der Winde betrachten. Nach Erwähnung (ä 5) der überholten Anschauung von lediglich vier Hauptwinden gibt er dann die inzwischen zwölffach unterteilte Windrose mit den griechischen und lateinischen Bezeichnungen der Winde an (ä 7-12); zur Sache SCHENK aaO 3’6—80 und - immer noch aktuell - G. KAIBEL, "Antike Windrosen" (1885) sowie knapper und informativ G.Lasserre,

KP V (1375ff) 1378—80.

(Die Benennung als Aparktiasfseptentrid Boreaslaquilo usw. wirkt zwar sicherlich poetischer. plastischer. lebendiger als unsere (IG-fache) Reihung Nord. Nord-Nordost. Nordost. Ost-Nordost, Ost usw.‚ aber sachlich nülzlicher ist sie keineswegs.)

Den Benennungen folgen einige allgemeine Angaben (ä 13 das manchmal gleich-

zeitige Blasen von zwei oder gar drei Winden), ja Plattheiten (ä l4 durch Toben der Winde wüten die sonst ganz friedlich-ruhigen Meeresflächen; ähnlich 'tiefschür— fend‘ ä 15 u.16)‚ und am Schluß steht nach der bisherigen Gewohnheit eine sen-

tenzhafte Formulierung zur Abrundung des Kaps: difiicile naufragium per‘tuh’t, qm“ ventorum rationem aft'lt'genter t'nspext't.

Zu IV 39: Sicherlich wichtiger als die Kenntnis der (griechichen und lateinischen) Namen der zwölf Winde ist die Kenntnis 'der Monate und Tage‘, an denen man überhaupt zur See fahren kann, obwohl man natürlich die taggenaue Berechnung für sehr fragwürdig halten muß; sinnvoller wäre Beschränkung auf die Jahreszeit.

Zur Berechnung der Kalenderdaten in der Übersetzung (6.Tag vor 1.] uni = 27.Mai, 18.Tag vor 1.0kt. = 14.Sept. usw.) ist zu berücksichtigen. daß die 'lnklusiv-Rechnung' anzuwenden, d.h. das Ausgangsdatum (1J uni. 1.0kt.) mitzurechnen ist.

Andererseits darf man die Wichtigkeit dieser Kenntnisse keinesfalls überschätzen: Dem Seemann bringt die hiesige Information (des allenfalls 'interessietten Laien' —

mehr ist Vegetius ja nicht) schwerlich irgendeinen Nutzen, dem Nicht-Seemann gar keinen. Vegetius erfüllt hier gewissermaßen 'seine Chronistenpflicht'. weil er die Sache natürlich in seiner Auftragsarbeit nicht übergehen darf; aber er ist selbst kein Sachverständiger und hat insofern von sich aus nichts wesentlich anderes zu bieten als die rhetorische Behandlung des Themas nach Art des ciceronianischen Gorgias (de 0r.I 103), der jede Frage beantworten und über jedes Thema Vortrag halten kann. (Was Vegetius in diesem Bereich weitergibt — und daran ist ja nichts sachlich falsch -, stammt aus seiner Quelle, vermutlich Frontins de re militari.)

-

Erläuterungen zu Buch IV. Kap.40 42

317

21; IV ä}: Die Anzeichen für Unwetter sind für den Seefahrer von ‘vitaler‘ Bedeu—

tung. Daß jedoch Unwetter rnit dem Auf— oder Untergang von Gestimen derart ver— bunden seien, wie es hier dargestellt wird (orrus occasusque siderum rempestates

commovenr), ist natürlich ein weiterer Aberglaube. über dessen Entstehung (die

Verwechslung von zufälligen und wohl auch häufigeren Symptomen mit der Ursache) man nicht lange zu spekulieren braucht.— Wie wenig Sinn die taggenauen Angaben in Kap.39 haben, zeigt die "Erfahrung" (compertum esr) von 40,3: was dort so aufwendig vorgetragen wird (mit den griech.Termini npoxmndCew, xaudfisw, paraxatudäew), ist nicht nur überaus allgemein (vereinfachend zusammengefaßt: mit SturmJ'Unwetter muß man eigentlich immer rechnen), sondern ganz außerordentlich banai: Sturm kommt entweder vor dem 'Solltermin' oder pünktlich oder nachher.

Es ist für denjenigen, der aus Vegtius' Kap. etwas über tempesmtum signa lernen möchte, eine schiere Enttäuschung, daß neben dieser Banalität und neben den

Allgemeinheiten von ä 5 u‚6 (schlechtes Wetter bei den sogen. Ubergängen der Planeten [von einem Sternbild in ein anderes] und beim Mondwechsei) nicht nur

kein einziges konkretes (z verwendbares) 'Anzeichen von Unwetter' mitgeteilt, sondern dies in ä 4 als ineptum

auf longum ausdrücklich abgelehnt wird.

Zu IV 41: Danach wird man über die (allgemeineren) Wettervorhersagen (die Uberschrift de prognosticis = über Vorhersagen wird aus dem Kap. hierauf ein geengt) nichts Besseres erwarten; aber in Kap.41 werden doch zumindest einige wenige solcher signa aufgewiesen, zunächst (ä 2f) das Erscheinungsbild des Monds,

bei dem eine rötliche Färbung auf Wind, eine bläuliche auf Regen und demnach 'ei—

ne aus beiden gemischte' Färbung (wie immer das vorzustellen ist) nimbos erfurenres procelias anzeige; heiterer und hell-klarer orbis (wie die cornua der noch ausgeprägten Sichelform am 4.Tag nach Neumond deutlich machen, ist hier nicht nur an die Zeit um Vollmond zu denken) verheiße sereniratem quam gestar in vui‘ru. (In dieser leicht metaphorischen Ausdrucksweise dürfte eher die Beschreibung einer stabilisierten Hochdruck-Lage mit trockener Luft vorliegen als ein prognostisch hilfreiches signnm, und hier enden denn auch schon wieder die konkreten Angaben.) Sonnenaufgang und -untergang (ä 4; jeder kenntja auch bei uns die Zeichenbedeutung von Morgen- oder Abendrot) sowie die Art ihres Glanzes werden durch t'nrerest als 'bedeutsam' charakterisiert, ohne daß man erfährt, worauf dies jeweils hindeute (Ausnahme in den letzten 5 Wörtern, wo {50!} maculosus als Regen ankündigend zu verstehen ist). Der Satz als ganzer ist ein bezeichnendes

Beispiel für wohlausgeformte Rhetorik ohne brauchbaren Inhalt. Ebenso allgemein

nubiumque magm'tudo vel species soiiiciios mare konstatierend ist ä 5 aer instruit nautas - ein für Kenner und Nicht-Kenner gleichermaßen nutzloser Satz; und dasselbe gilt für ä 6: daß man aus dem Verhalten von Vögeln (Schwalben flie— gen 2.8. wegen des entsprechenden Verhaltens ihrer Beute je nach den atmosphä-

rischen Druckverhältnissen hoch oder niedrig) oder Fischen 'irgendwelche' Rück-

schlüsse (aiiqttanra) ziehen kann, ist vielleicht zu wissen nicht uninteressant, aber konkret nutzlos, wenn man nicht weiß, welche Rückschlüsse; daran ändert auch

der rhetorisch fein ausgestaltete ‘Literatur-Verweis' auf Vergil und Varro nichts. In

fast sokratisch-platonischem Geist macht der Schluß (ä 7) mit der Gegenüberstellung von perirt'ae usus und altt'or doctrt'na bei den gubentarores, die sese scr're

profirentur. die Unsicherheitngewißheit aller Wetterprognostik klar.

Z]; IV 42; Am Ende des Abschnitts "nautische Erfahrungen" spricht Kap.42 von den Gezeiten, die als Eigenbewegung des Meeres unabhängig von den Winden, die

sonst dafür verantwortlich sind (vgl.IV 38,14), sehr treffend mit dem gleichmäßi—

gen Vorgang des Atmens verglichen und (in ä Zf) zunächst einmal überhaupt nach

313

Erläuterungen zu Buch IV, KapAZ — 44

Art und Auswirkung auf die Schiffahrt beschrieben werden. Das müsse man vor einer evtl. Seeschlacht berücksichtigen (ä 4). Für einen auf allgemeiner Unkenntnis

des Seewesens beruhenden Irrtum halte ich Vegtius' Angabe (ä 5), daß gegen Ebbe und Flut die Ruderkraft und mitunter sogar die Kraft des Windes nicht ankomme. Dies ist umso weniger glaubhaft. als ja die Gezeiten im Mittelmeerbecken, um wel-

ches es nach IV 31,4-6 ausschließlich geht, extrem gering, d.h. praktisch bedeu— tungslos sind. Vermutich hat Vegetius dies 'ahnungslos' aus dem bei Frontin, der ja in Britannien Erfahrungen gesammelt hatte. für die 'echten' Gezeiten an Atlantik-

und Nordsee-Küste Geltenden übertragen. Entsprechend seiner eigenen Unkennt—

nis beschränkt er sich abschließend (ä i') auf den allgemeinen (und richtigen) Rat,

daß man sich vor einer Seeschlacht an Ort und Stelle über die je besonderen Gege— benheiten zu informieren habe.

Zu IV 4,5; Die ob.zu IV 32 übernommene Einteilung von SCHIENK (aaO ’r‘2) faßt Kap.43 mit 44 zusammen unter "Ausrüstung, Bewaffnung”; damit wird jedoch nur Kap.44 bezeichnet, es sei denn, man verstünde unter notitt'a und ars (darum re— geuris magistri) und vielleicht auch die remiges (bzw. Iacern' remigum) als 'Ausrüstung' des Schiffs. Tatsächlich spricht Kap.43 von den Anforderungen an die (ge-

samte) Schiffsbesatzung (Kap-44 von Ausrüstung und Bewaffnung). Die Kapitäne und Steuerieute (5 1) müssen ortskundig sein (loca, in quibus navt’gaim‘. portusque

cognoscere), um nicht durch küstennahe Untiefen und Klippen in Gefahr zu gera— ten. Verlangt wird (ä 2 eiigitur) bei den Kapitänen (hier steht der eigtl. Ausdruck in rtauarchis, vgl. IV 32,2; dagegen ist nauticorum zu Beginn des Kaps zwar synonym gebraucht, aber an sich allgemeiner = Seemann) achtet man auf dih’gentt’a (=

Gewissenhaftigkeit der Pflichterfüllung), bei den Steuerleuten auf periria (= kennt-

nisreiche Erfahrung), bei der Rudetmannschaft auf vt'rms (= Leistungsfähigkeit = Körperkräfte, iacerti in d.letzt.2‚), weil man (ä 3, aus selbstverständlichem Grunde) eine Seeschlacht nur bei ruhiger See und ohne Segelkraft schlägt, d.h. die Kampf-

manöver nur mit der 'Eigenbewegung' des Schiffes ausführt, so daß der Sieg tat-

sächlich abhängig ist von Ruderkraft und Steuergeschicklichkeit. Uberblickt man das kurze Kap, so zeigt sich auch hier, daß wenig (und anspruchslos ailgemeiner) Inhalt rhetorisch geschickt aufbereitet ist, indem die ein od. zwei Gedanken je zwei- bis dreimal formuliert werden: nauricorttm gubemamrumqtte lacem’ remigum er ars periria, in remigibus virtus diligentia soliertia ct'avum regenn's magisrri

Zu IV 44; Die Seeschlacht verwendet mehr Waffen und Ausrüstung als ein nor-

maler Landkampf der Legion, weil sie nicht nur (fast) alle Waffen der Legion, sondem dazu die belagerungs-typischen Maschinen und Geschütze aufbietet. Nicht nur, aber auch das macht sie zur grausamsten Kampfform (ä 2), bei der in aqut's homines perimunrur et flammis. Auf diesen Gesichtspunkt der (‘zusätzlichen') Vernichtung außer durch Waffen auch durch die extrem gegensätzlichen Elemente Feuer und Wasser wird jedoch zunächst nicht eingegangen (denn die Grausamkeit des Kriegs überhaupt und so auch die des Seekriegs ist nicht Vegetius' Thema und kann es nicht sein), sondern (ä 3) das Augenmerk wird gerichtet auf die Schutz-

Bewaffnung (wie dies für Vegetius typisch ist, vgl. I 20,2—10). Typisch ist hier

nicht nur die Betonung der Wichtigkeit der Schutzwaffen überhaupt, sondern auch ä 4, daß sich auf dem Schiff, wo ja im Stehen gekämpft werde (so daß niemad das zu hoch erscheinende Gewicht über weite Strecken schleppen muß), niemad wegen des Gewichts beklagen könne; eben dies hatte er ja in I 20,35 moniert und darin eine wesentliche Ursache für den Niedergang des römischen Militärwesens gesehen.

Außer den an sich typischen Seekriegswaffen falx und harpago (Sichel und Enter—

Erläuterungen zu Buch IV, Kap.44 - 46

319

Stange), die aber beide auch schon in II 24,6 als Waffen der Legion genannt waren,

werden (ä Sf) alle die Waffen angeführt, die für den Landkampf und besonders die Belagerung verwendet werden. Es istja für die römische Seekriegspraxis bezeich—

nend, daß sie — schon seit der ersten überraschenderweise siegreichen Seeschlacht gegen die Seemacht der Karthager im l.Pun.Krieg (260 v.Chr. nördl.Siziliens bei Mylai, vgl. Polb 23,5-7) - nach Enterung der feindlichen Schiffe auf den Decks gleichsam einen Landkampf ausfochten. (Der Spott echter Seefahrer über diese

'unkonventionelle' Art von Seekampf verstummte rasch.) Insbesondere ä 6f stellt

die poliorketischen (Angriffs- oder auch Abwehr-) Waffen und die Brandvernichtungswaffen (-mittel; vgl. hierzu IV 8 u.lS) wieder vor Augen. So (ä S) kommt es denn in der Seeschlacht zum Kampftod auf vielfache Weise, durchs Schwert. durch Geschosse, durch Ertrinken undj’oder Verbrennen, wobei die vier knapp aus gesag— ten Todesarten zuletzt in dem Oxymoron ardere cogtmtur inflnctibns komprimert und pointiert sind; zugleich weist ä 8 damit deutlich zurück auf ä 2 qnid cm— delr'ns ubi in aquis perimuutur etflammis, und ä 9 setzt in all dem den Schlußpunkt: acerrimus casrrs: absnmenda pisct’bns insepttlta sunt corpor‘a. (Dies darf man natürlich nicht rationalistisch, nihilistisch oder epikureisch betrachten, als ob einen das nichtmehr beträfe, was nach dem Tod ist, sondern muß man aus der

normalen antiken Uberzeugung verstehen, wonach nicht der Tod an sich das größte Ubel ist, sondern entweder ein unehrenhafter oder ein solcher ohne Bestattung.)

Zu IV 45; Das Kapunterliegt dem Stichwort "Kriegslisten" (SCHENK aaO 72) und

gehört so zum Stichwort "Seeschlacht" in Kap.46; analog dem Landkrieg (wo es hierfür freilich unvergleichbar häufigere Möglichkeiten gibt) versucht man auch zur

See einen Hinterhalt zu legen circa oporttmn's insni‘arum angustias. Die Absicht dabei ist es, die Feinde ahnungslos zu überfallen in impararifacilins deleanrnr,

wofür einige wenige Möglichkeiten angegeben werden, wie man sie z.T. auch beim Landkrieg abzupassen versucht. Gelingt dies nicht. rnuß die Flotte sich zur regell rechten Schlachtformation ordnen, die anders als an Land ausgerichtet wird: nicht

in gerader Linie. sondern halblcreisförmig mit eingewölbtem Zentrum und vorra— genden Flügeln, um den evtl. zentral durchstoßenden Gegner in der Flanke oder von hinten her zu fassen; dafür werden die stärksten Kräfte auf den Flügeln disloziert. (Man könnte hier die 4,5chlachtform aus H1 20,14-17 vergleichen.)

Z}; IV 45:

Daß die beiden Sehlußkapp. unter dem Thema "Seeschlacht" zusam-

mengehören, zeigt der Einsatz mit praeterea in 46,1. der den bereits ab 45,4 von den 'Kriegslisten' zur Schlacht überleitenden Zusammenhan g direkt fortsetzt, nam— lich mit einem weiteren Punkt der Schlachtaufstellung. Da die Gefahr für Schiffe das wissen meist sogar Binnenlandbewohner - stets in Küstenna'he, nicht auf hoher

See lauert (vgl. IV 43,1 a.E. secm't'tas maior est, quauro mar‘e aitirts est). ist klugerweise darauf zu achten. daß die eigenen Schiffe mit der Weite des Meeres im Rük-

ken, die der Gegner in enger Küstennähe operieren, zumal sie so ihren impetns pugnana‘t‘ einbüßen. In der Seeschlacht - in eiusmodi certamine (ä 3) meint ganz einfach dasselbe wie Havarie certamen in IV 44,1, keine besondere Art davon — sind über die zuvor in Kap.44 benannten Waffen hinaus drei GerätefWaffen von spezifischem Nutzen: asseresfalces, bipermes. Der asser (ä 3) ist ein "dünner Balken", eine "dicke Stange", eine "starke Latte" (alle drei Ausdrücke bei Georges s.v.), die 'widderähnlich' als Ramm— oder Stoßstange eingesetzt wird, wenn sich ein Feindschiff genügend genähert hat; wie genau die Wirkung dem in ä 4 Behaupteten ent-

spricht, ist schwer zu beurteilen, zumal die Gelegenheit zu wirkungsvollem Einsatz

nicht leicht vorstellbar ist.- Diefabr war (als Mauersichel) schon in II 25.6, IV (l3 und) 14,2 (und 23,1) erwähnt worden; der Unterschied zwischen dort und hier liegt

320

Erläuterungen zu Buch IV. Kap.46

darin, daß die hiesige (Schiffs—)Sichel eine besonders scharfe Schneide besitzt, während die Mauersichel ein stärkerer Haken ist, mit dem man Steine aus der

Mauer reißt. Eine genauere Beschreibung der Sichel (auch in ihrer Funktion und

Wirkung) findet sich bei Caesar (b.G. H1 14,5-7 u.a. non absimt’liforma muralt'um falcium); die Ubereinstimrnun g mit Caesar (in deutlicher Spannung zur eigenen Aussage

in IV 43.5, wonach Segel und Windkmft keinen Einfluß haben auf die Bewegungs- und Manövrierfähigkeit im Kampf - ein gravierender Widerspmch ist dies allerdings nicht. und beides läßt sich

nebeneinander vertreten) weist m.E. deutlich auf Frontin als Quelle.— Die bt'pemtt's (ä 68) dient dazu, durch Kappun g der Führungstaue das Steuermder außer Betrieb zu setzen, wodurch das Schiff stärker als durch den Verlust der Segeltakelage manövrierunfahig und somit in der Schlacht hilflos wird: quid saltttt's enim superest ei, qut’ amt'serir darum? Daß Vegetius schließlich (ä 9) de luxort't's, quae in Danubio agrart'as com’diam's tutanrur excnbt't's nichts meint sagen zu müssen, hat seine Ursache vermutlich weniger darin, daß - wie er sagt - die Gegenwart darüber mehr wisse als die vetus doctrina, als in der schlichten Tatsache, daß er darüber in seiner Quelle nichts finden konnte; doch das widerlegtclen angeführten Grund nicht.

Will man Vegetius‘ Bemühungen um das Militärwesen am Ende in einem einzigen Satz zusammenfassen, so ist zu sagen, daß nach dem im I.Buch engagiert und

sperrte unternommenen Versuch die Auftragsarbeit der Bücher II - IV stark abfallt,

und zwar so, daß im letzten Teil (IV 3146) fast nur noch allgemeine, mitunter für Sachkenner wie Laien gleichermaßen wertlose Dinge mitgeteilt werden, darunter mehr als einmal schiere Banalitäten.

Anhänge

a) Abkürzungen b) Literatur c) Indices 1. nominum 2. rerum et verbomm notabilium 3. deutscher Stichworte

322

Anhänge

a) Abkürzungen

ALL ANRW BHAC BJ CJ ClassB ull ClassPhilol Clas sQuan ed. ES FS HdA Hdt. h g. HZ Jbb f.class.Phil. KP MB ND NF PhW

RhM RE ThLL TAPhA Vell.

WS

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326

Anhänge

SANDER,39E.: Die Quellen von IV 1 — 30 der Epitome des Veget, PhW 51, 1931, 5—399 DERS.: Die Hauptquellen der Bücher I-III der Epitcma rei militaris des Vegetius,

Philologus 8?, 1932, 369-375 DERS.: Die antiqua ordinario iegionis des Vegetius, Klio 32, 1939, 382-391 DERS.: Triarius ordo. Der Centurio des Veteranenvexillum in der 1.Cohorte der augusteischen Legion, RhM 95. 1952, ?9-96 DERS.: Die Quellen des Buches IV 31-46 der Epitome des Vegetius, RhM 99, 1956, 153—172

SANTENI, C.: Le praqfariones ai quartro libri della Epiroma rei miliraris di Vegezio, in: Prefazioni, prcloghi, proemi di opere tecnico—scientifiche latine, a cura

di C.SANTIN1 & N.SCIVOLE‘I‘TO, vol.II‚ Roma 1992, 1001-1018

SCHANZ, M.: Zu den Quellen des Vegetius, Hermes 16, 1881, 137—146 DERS.: Geschichte der römischen Litteratur, lV.Teil, München 21914, 194—201 (=

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SCHENK, D.: Flavius Vegetius Renatus. Die Quellen der Epitoma rei militan's.

Diss. Erlangen 1930 (Klio Beiheft 22, NF 9), Leipzig 1930 (ND 1963) SCHLÜTER, W. u.a.. Hg.: Kalkriese - Römer im Osnabrücker Land. Archäolog.

Forschungen zur Varusschlachi, Bramsche 1993 (darin GERANZ, Die römischen Funde aus Kalkriese, [IOT-l9fl 129-131) SCHÖNER, Chr.: Studien zu Vegetius (in: Programm (Lkgl.bayer.Studienanst.zu ' Erlangen zum Schlusse d.Schulj.188?i’8, 3-44), Erlangen 1888

SCHULTEN, A.: Legio, RE VI 1186-183? (1924)

SEECK, 0.: Die Zeit des Vegetius, Hermes 11, 18316, 61-83

SILHANEK, D.K.: Vegetius' Epitoma, Books l and 2, a Translation and Commentary, Diss. New York 1972

SIRAGO, V.A.: Vegezio e il dedicatorio del suo trattato militare, in: Sirago: Galla

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DERS. & DIMITROVA-MILCEVA, A.: The CulI cf the Gem'i in the Roman Army and

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327

Indices l. ngminnm

Achaja IV 31,6 Actiacus 1V 33,2;37,2 Aegyptus IV 31,5

Circius 1V 38,12 Claudius Marcellus?) I 15,4 Corus IV 38,9

Afri I 1,5

Africa III 10,22; 23,1; 24,6: IV 31,5 Afn'canus Scipio I 15,5; H1 10,19 Africus IV 38,11 Alani I 20,2; III 26,36 Albinus III 10,22 Albus Notus —> Notus. Albus Ambrones III 10,23 Antiochus 111 24,1; 6 Antonius IV 33,2 “138,12

Arcturus IV 39,2;4 Atilius Regulus 111 prol.5

Athenienses I 8,9: 28,2; III pr01.1

Augustales II 2,3 Augustus Ipr01.2; 8,11; 27,1; II 1,3; IV 36,1

IV 33,2

(Imperator) Auguste II 3,9 Augusti nomen II 5,4

Auster IV 38,8

Baleares insulae

Bessi

I 16,1

11 11,5; IV 24,2

Boreas W38,12 Britanni IV 37,3

Caecias IV38,8 Cacpio 11110,23

Campania IV 32,1 Capaneus IV 21,2 Capitolium 1V 9,3 Capitolinus IV prolj'; 26,5

Carthaginienses III proI.6: 1?,2 Cato I 13,6: 15,4 C. Censorius 18,10 C. Major 113,6 Celsus 18,11

Celtiberi II 2,2

Christus

115,3

Cimbrl III 10,23

Cincinnatus (Quintius) 13,5

128,4

Dalmatia IV 33,4 Danubius

IV 46,9

Epirotae 128,3

Apheliotes IV 38,7

(mensis) Aug.

Daci

Dardani II 2,1 Dafius III 1,4 Dcus Iprol.1; II 5,3; 4; III 5,4; IV 40,5 Dioclctianus I 17, 2

Aparctias 1V 38,12 Aquilo

Creca IV 31,6 Cyprus IV 31,6

Epirus IV 31,6 Euroborus IV 38,8 Eurus IV 38,8 Favonius

IV 38,11

Flaviales 117,3 Frontinus I 8,11; II 3,7 Galli I 1,3;112,2;IV 26,5 Gallia IV31,5 Galliae [1110,23 Georgica IV 41,6 Germani 11,4

Gothi

120,2; 4

Graecus,a,um

IV 38,6; 40,3

Gracci I 1,5; 8,9; 11 2,1 Gratianus I 20,3 Hadrianus

18,11; 2?,1

Haedi IV 39.4 Hannibal I 28,8; III prol.7; 24,6 Herculiani 11?,2

Hispani 11,5 Hispaniae 1V 31,5

Hispaniensis,e 11110,19 Homerus 15.4

Hunni I 20,2; III 26,36

Iadertina civitas IV 33,4 Ianuarius,a,um IV 36,1

Iapyx IV 38,11

Idus

IV 39,3; 4; 6; 9

323

c) Indicw

Illyficum 117,1 Indi III 24,12 India 128,3 lndus III 26,37 Ionius,a,um IV 32,1 Ioviani 117,2

Notus,Albus W383 November,bris,bre IV 39,3;5;6 Numantini I 15,5; IH 10,21 Numidia H124,6

Iugurtha III 24,6 Iulius (mensis) IV 36.1 Iunius (mensis) IV 39,2

Oriens

Octavianus Augustus I prol.2 October,bris,bre IV 39,2; 4

Italja III prol.7

Kalendae IV 36,1; 39,2; 4 Lacedacmonius,a,um III prolff

Lacedaemonii I 8,9; 28,2;IH prol.1; 5; Lacones III 17,2 Latinus,a,um IV 38,6 Latini 111,1 Leuconotus IV 38,9

10,3

IV 38,9

Libonotus

Libumi IV 33,2 Libumia IV 33,4 Lips IV 38,11 Lucania

III 24,6:?

Macedones I 28,3; II 2,1; III prol.1 Maccdonia IV 31,6

Magnus (Pompeius) I 9,8 Maius,a,um MalIius

IV 39,9

III 10,23

Manlius IV 26,5 Mantuanus,a,um 16,2 Marius, Gaius III 10,23 Mars I 28,4; III 6,25; tit.9; 9,3; 10,23: 11,1; 25,6 IV 45,4; tit.46 Marsi 128,2 Manius,a,um 16,4; 10,3; 28,2:

III prol.3: IV 39,6

Mattiobarbuli I 17,1; 2 Mauretania IV 31,5 Maximianus I 17,2

Mazices III 23,1 Melallus III 10,22 Minotaurus III 6,9

Misenates IV31,5:32,1 Misenum IV 31,5 Mithridates III 1,4; 24,1 Moesi I28,4 Nonae

IV 39,4

Notus IV 38,8

IH 24,6; IV 31,6

Pacho(n) IV 39,2 Paeligni I28,2 Pannonicus,a,um I 20,18 Paternus I 8,11 Persa HI 26,36 Persae 128,3; II] 10,15 Plciades IV 39,2

Pompeius Magnus, Cn. I 9,8 Pontus IV 31,6 Propontis IV 31,6 Punicus,a,um I 28,8 Pyrrhus IH 24,6

Ravcnna IV 31,4 Ravcnnates IV 31,6; 32,1 Regulus (Atilius) III prol.5 Rhodii IV 20,2 Roma IV prol.7

Romanus,a,um Iprol.4:6-‚ 1,2; 3; 7,3: 8,9; 15,5;19,3;28,5: 6,2;

II 1,8: 2,12;

III prol.5; 1,12: 11,8: 24,6:

IV 9,2; 26,5; 31,2: 33,3: Itit.l; 3,4; 10,3; 12,1;4;

Romani

28,2; 5; 8;

II 2,3; 21,1;

III prol.3; 10,3; 15; 17,2: 24,3:

Romulus II 7,2 Sallustius Samnites

I 4,4; 9,8

I28,2

Sarazenus III 26,37 Sardinia IV 31,5 Scipio (Africanus) I 15,5; HI 10,19: 21,3

September,bris,brc IV 39,4 Septentrio IV 38,12

Sertorius I7,4; 9,9 Sicilia IV 31,5 Spiritus (Sanctus) II 5,3 Subsolanus IV 38,7

Subvespertinus IV 38.10

c) Indices

329

Taurus IV 39,4 Teutones III 10,23 Thebani IV 21,2 Thessali 128,3 Thraees 128,4 Thraseias IV 38,12 Tiberis 13,4; 10,3

Varro IV 41,6 Vergiliae 1V 39,5 Vergilius I 19,2; IV 41,6 (Latinorum egregius auetor II 1,1) (Mantuanus auetor I 6,2) Vespasianus 117,3 Vulturnus IV 38,8

Tydeus I5,4

Xanthippus III pr01.5 Xerxes III 1,4

Urcilliani III 23,1

Zephyrus IV 38,10

Traianus

I 8,1l: H 3,7

2.rrm

Es sind grundsätzlich Nom.Sg‚ oder InfrnPräs. angegeben: nur in wenigen Fällen der Plnr. (2.13. anlesignani. ealafracti); die Belegstellen berücksichtigen keinerlei Varianten der Form (auch Partizipien sind den übrigen Verbformen integriert - wenige Ausnahmen erklären sich jeweils von selbst), sondern richten sich ausschließlich nach dem Textablauf. Doppelverkornmen wird nicht gekennzeichnet; ebenso nicht das Vorkommen in den Kapitelübersehriften.

abies IV 34,2

abmptus (+ subst. -um)

II 1,4: III 2.10:

4,5; 8,3; 9,2; 22,16; IV 1,1 abscedere IV 26.3 accensi I] 12,6: III 14,16 accessus IV 10.2 acetnm III 3,10: IV 7.7 acies I 1,6: 4.9: 9,1; 15,5; 20,6; 13: l7: 21,5:

25.1:

26,1; 3; 4; 5; 6: 7;

27.4:

II 1,2; 2.9; 11: 6,3,6; 8: 8,1; 3; 13,2: 15.1»3: 6; 8; 9; 16,1: 17.1: 4: 20.4: 23,8; 25,3; III 1.7: 3.1; 6,1; 22; 7.2; 3: 9.18; 11,5; S: 14.1; 2; 4; 6: l2; 13; 17: 15.1-4; 7: 8; 16.1: 17,1: 3: 4; 6-8: 18,2; 5—7: 9; 11; 13: 19.5; 7-9; 20.2: 6: 9: 10; 14-20; 22; 23; 25; 27; 22.2; 6: l3; 23.1; 4; 24,13: l4; 25.5: 8: 26.3; 8: 22; IV 45.4 acta II 19.2 adgredi II prol.9: III 10.10; 11.6; 20,7: 11; 19 adhortatio III [9.13:] 12,3: 25.10 adilus I 26,2; III 21,1: 3; IV 24,5 adiumentum II 2,11 adminiculum II 2,9: IV 7.5; 16,2

adoptare [17.4 adsultare 111,7; adulescens 14.4: 6.4: aduncus IV 14,2 I 9,5: 7; 11.6; 7; 12,3; 22,2; adversarins 25,1: II 11.1: 17.1: III 3.5: 11:6.11: 12; 25; 33:18:82: 3: 11: 23: 9.4; 9: 11: 19: 20; 10,10: 12: 11,6; 12,4; 7; 13,3; 14.3; 8; 15.8; 18.4; 6; l2; l3; 16:

19,5: 20,3; 6; 8; 10; 12; l4; 22; 23; 21,1; 22.3: 5; 16: 18: l9: 26,1: 4; 7: 9: 16; 28; IV 5.2; 7,2; 4; 8.7: 9.3: 27,2: 4; 30.3: 37.4: 43.3; 44.5; 45,4: 46,4: 7 adversus (+ subst. -um)

III 6,3l; 9,10;

[13;] 13.2; 14,2; 25.2: IV 38.16; 42.3: 45.2

aedificium

II 11,1; IV 10.4: 17.1

aeger II 10,3: III 2.6: aegrolare IV 7,6 aequaliter I 9.2; 10.1; II 2,7; 23.3 aequinoctialis IV 39,4 aequinoctium IV 36.1 aereus III 5.6; IV 34.2: 3 aes 117.8 aestas I 18.2; III 2.2; 3.9; 6.32; 8.3: 10; IV 39,2:

I 9,3: 10,1; aestivus IV 26.3; 36.1 aestus

1112.3; IV 42,2

III 2,12; 4.5:

14.1: 2: 5; 18.1: 20.18: 28.8: actas II 3,7; 23,1: III 11.8: 14.8; IV pr01.5: 7,10; 25.3; 38.5 Africus(vcntus) 1V 38.11 III 7,10; 8.7; 9; 12; 10,14; 15; agger IV 15.7: 28,2 agmen I 19.3: 26,1; III 1.5: 6,11: 16.6: 22,14; 24.13; IV 24.3 agrarius [3.3 II 19.3: 22,4: agrariae (i.q. vigiliae) III S.19; 23; IV 46,9 agrimensor III 8,5 ala Il 1,2; III 17,6: 9; 19.2; 3; 20.3: 6; 7: l2; 15; 21; 26.20; 22; 23

330

Anhänge

alacer 19,8; III 11,9; 24,10 alacriter 19,5; III 14,10 alacrior I 12,4; 27,2; III 6.23 alacrius 19,5 alacritas [4,2; II 19,1 alaris I 5,1: II 1,2 Albus Notus IV 38.9 alimonia

IV 7,4

altior _‚ altus altissimus _. altus altitudo I 9,6; IV 5,2: 8.7: 10.1; 17,1; 3: 7; 20,2; 30.1; 2; 4; 42,2 altum 124,3; IV 29,1 altus I 24,1; 2; 4; III 8,8; 9; IV 46,1 allior I 22.2; II prol.2; III 6.27; 7,4; 13.2; IV 17.7; 19.1; 4; 25.2; 43,1 altissimus IV 5,1 alveus 1125.6: III 7,1;9; 22.20: IV 11.1; 44.7 ambitus 124,2: IV 2,1 I 9.2; 27.1; III 6,13; 21; 24; ambulare 8.21 ambulalorialunis II 23,12; 25,7; IV 16.1: 20.2 amnis III 7.5 amplus IV 17,3 amplior I 5,2: II 1.10; 24.2; III 1.5: IV 22,4; 44,4: 12; 3.3; 19.4; 22,10; 46,9

amplius (av

II 2,3; 4,1; 23,14;

III 1,2: 6,17-19; 30; 8,17; 11,8; 20,18; 25,11; 26,4; 6; 7; 10; 11; IV 4,1; 31,6; 34,3; anfraclus IV 2.1 angulum III 19,4; IV 2,1 angustiae III 10.8;21,1; IV 45,1 anguslus (+ subst. angusla}

III 6.28; 8.6;

9,7; 11.4; 22.16 angustior III 15,7: 19,5 animaiia I 21,5; III 1,5; 7,2; 8,20; 23,2; IV prol.l; 7.5 animosus II 6,7 animus I 2,2; 3,1; 3; 7,3; 15,2; II 2,11; 4,4; 5,1; 19.1; 23.11; III 6,2; 17; 9,12; 11,6; 12,3: 5: 21,5; 10,5; [13;] IV pml.4 annona I 13,3; 4; 19,1; II 7,8; 10; 11;

9,5; 20,3: III 1,6;3‚2:9

annonarius II 19,2: III 3,3 anser IV 26,5 amemna IV 46.3; 5

anlesignani II 2.10; Lfi: 16,2 anulus IV 4,1 Aparctias IV 38,12 apcr I7,2 aperlus III 6,25: 27 III 20,11 apene

apenius (av III 20.12 Aphcliotes IV 38,7 apparatus IV 12.2 aqua

I 10,2: 22,1;

II 19.7;

III 1,7;

2,1; 5; 12; 3.9; 6,32; 7,1; 3: 8.3: 15;

IV 4,2; 5,1; 7,2; 10,2; 3—5; 11,2; 44,2 aquaeduclus H 10.5 aquatio 11] 8.20 aqualor IV 10,2 aquila II 6,2; 6; 7,3; 8,1; 13,1; III 5,8 aquilifcr H 7,3; 13,1 Aquilo IV 38.12 arbor III 2,2; 8,12; 9,7; 22,16; IV 8,5; 35.1; 36.3 arcere III 22.18 architccms IV 35.3 arcuarius II 11.3: arcuballista II 15,7; IV 22.1; 7 arcuballistafius IV 21,1 arcus

I 15,1; 2; 20,6;

II 15,7;

III 7,8;

IV 29.2 ardere IV 18.3: 5:44.71: S ardor 12.4: IV 46.7 arduus I 19.1; 27,4: III 3.9 area IV 7.8 aresccrc IV 36,2 argentalus [116,3 argcnlum I 13.5; III 5.6; IV 24,2 an'dus III 2.2: 7.6 aries II 10.5: 25.7; IV 2,1; 3.3: c.13; 3,2: 3: 17.5; 23.1-5: 28.2; 46.4

anna I lin.6; pr01.4: 1,6; 3.1; 2; 3; 5 ;4 ‚6; 5,4; 7,9; 8,2: 6: 10,3; 11.4; 2, 2: 4: 13.3: 5: 14,2; 19.2: 3.- 20,1: 2: 3: 8: 9; 24; 28,3; 8; 10; II 1,1; 2,6; 3 ,4; 6; 9; 9,5; 11,2; 3; 12,2-4; 14.5: 6: 8: 15,6; 18.3; 5; 23.1; 2; 10: l4; 24,3; III prol.2; 7; 1,3; 8; 2.8: 11; 3,4; 1; l2: 4,2; 3; 5,9: 6,17: 30; 7,6: 9.15; 10,5: 12,7; 14,6; 8; 16; 20,2; 21,2: 4; 23.3; 25,10; 26,34; IV 8,2; 44,1; 4 armare H15.8;25.2; III 1,4 armalus I 5,2; 18.2; 27,2; 3; II prol.1; 2,1: 2; 6,10; 15,6; 23,12: 25,4; 8: IIl 3.6; 6.2; 14; 27; 7,9; 8,14; 9,4; [13;] 14.6; 15.6: 17.8; 18,6; 21,1; 24.13: IV 7,10; 18.1; 19,4; 21,7; 38,1 armatura 14,7; 13,1; 2; 117,8; 14,4; 15,4; 6; 17,1; 3; 4; 23,3; III 4,4; 14,9; 26,37 armalura gravis II 2,10; 15,4; 17,3; 4; 25,3 armalura levis 120,16; II 2,9; 10; 15,6; 17,1; 4; III 6,15; 34; 14,10; 17,9; 20.18; 19: 22,8; 24.10: 26,22

C) Indices

ars

I lin.8; pr01.1: 1.1; 5; 4.6; 7,1; 10,3; 11,7; 13.2; 4: 15.3: 20.24; II prol.l: 4.5; 12.3; 14.5; 15.5; 18.5: 23.2: 6: 24.1; 4; III pr01.l; 3; 6; 8; 2,6; 11; 4.6:

5.6: 9.1: 4: 11: l6: 10.1-3: 18:23; 11.1;

19.1; 20,10: 22.1; 3: l3; 24.3; IV 1,3; 6.3; 12.4; 17.3: 22.3; 30.5; 31,1; 35.3; 38.4: 43.3; 46.9 anifex I 15.2: II 11.1: 24.3; 25.7 artificium III 26,38 ascia 1125.6 aspeclus,üs III 6.4; 12.6 asper III 1.5; 13.3 asperitas III 4.2

asser

IV 46.2;3

aucupes 17.1 audacia I 131'012; 1.7: 20.25; III 4.2; [9.13:] 10.7; 17.120,2; 22.2; 10; 4.11: 25.11; IV 12.4: 39,10 audax II prol.5; III 9,11 audacter 14,8 audacinr II pr01.6; III 11.3 audacius (av HprolA

audcre I 1.4: 13.8; III pr01.8: 8.23: 12.7: IV 18.2; 31.3 auditusfis III 5.6 Augustales 117.3 aureus II 7,10 aurum I 13.5; III 3,4; IV 24.2

atmes [115.3

auriga II 24.1 Auster IV 38.8

aulumnalis III 2.12; IV 36.1 auxilia II 1.7; 8; 10; 2,4; 9; 3.5: 4.1: 9.1; 23.13: III 1.3: 9: 4.7; 8,16; 9.12; 15;

10.5; 25.11: IV 33.2 III prol.6: IV 1.3: 16.2: auxilium 17,7: 25.6; 42.5 auxiliares 112.5; III 1.12; 4,6 avis IV IV 7.6: 26.6: 41.6

baiulare 119,1

ballcna

IV16.2

II 10.5: III 3.11; IV 9.1; 2; ballista 10.3: 18.2: 5: 22.1; 2; 29.3: 44.5; 7 baliistarius II 2.10; III 24.14 balneac I3.l barbarus (subsl.) I 20.21: 21.4: II 18.4: III 10.3: 16 barbarus (adj.) II pr01.4; 2,2: IV 31,1 barbaricus I115.9: 1V 15.1 bam'tus III 18.9: 24.5 basis IV 23.4 basilica 1123.10 bebm I 20.21

331

bellare 1 11.7; 13.2: 28.3: l1 18,5 bellalor I 3.5: 4.3: 6.1; 9.7: 16.2: II 6,8; III 7.1; 12.2; 14.4; 16; 15.3; 17,7; 20.4: l3; 27: 24.9; IV 8.5; 16,1; 17.5; 21,4; 24,5; 29 .3; 46.4 beiiicus I 1.7; 1123.2: 24.2; III prol.1; 9.1:11:10.2:22.l: IV 30.5: 31.6: 33.4 bellicosus III 18.7

128,4:

II 4.5; 13,4; 14.8;

bellum I lin.10; 1.7: 2.2: 4; 3.4; 4.4; 7.5: 8.8: 10.3: 17.2: 21.1; 26.7: 28.8;

II pr01.4: 4,2; 7.5; 9.1: 13.2; 17,1; 18.7;

22.1; 23.12; 25.8: III pr01.l: 2: 6: 8; 1.3: 9: 2.7; 3.3: 6; 4.1; 5.9: 6.4; 8.1; 9.4; 10.4; 6: l7: 11.1: 14.13: 19.1: 23.2; 24.1: 25.2; 6; 10: 26.2; 6; IV 27.1; 31.1: 3 belua 11124.8; 11: l3; l6; IV 16.2 bcncficiarii II 7.7 beneficium

II 17:20.24:

45.3 bcslia III 24.14 bibere IH 2,5 bidens 1125.6

IV 1.2; 39.2:

bipcnnis IV 46.2;6

bimmcn IV 8.1: 18.4: 44.7 Boreas IV 38.12 brachiola IV 22.2 brachium I 6.4; 12,3; 20.12: III 14.15: 24.9 brevialus 1119.1

brevia(suhst) 1119.3;4 brevitas

I 1.4

bos: bubus II 25.4 bucina II 7.8; III 5,6: 25.3 bucinatores II 7.8: 22,1; 3 burgus IV 10.3

Caecias IV 38.8 caedere II 10.4; 23.12: III 4.5; 20,22: 25.3: IV 14.4: 23.1; 25.1; 35.2: 36.1 caedes 11.8

caelum

12.2: IV 38.5

caementum IV 19.1 caesa (sc.p1aga) I 12.2; 3

caesim I 12.1; II 23.5; III 4.4 caespcs 124.1; III 8.7—9 calcialus II 14.5 calculare II 19,1 calo 1116.13; 18; l9 calor 12.3; 28.2; 1112.3: IV 11.1 camclus [1123.1 campcstris 1 1.6; 3.4; 20.3 campicursio III 4.3: 9.18

332

Anhänge

campidoctor I 13,1; II 23,3; III 6,23; 8,11; 26,37

campigeni II 7,6

campus I 10.3; 11,4: 18,2; 22,3; 26,4; 27,4: II 1,4: 7,6; 18,3; 22,4; 23,8: 11; 25,3; III 2,2; 9; 6,21; 8,3; 9,7; 15,1; 2; 17,8; 18,15; 20,2; 24,2: 3; 25,3; IV 1,3; 45,4 candiclalus II 7,11 candor IV 37,5 canerc II 22,14; III 5,6; [7;] canis

I 6,2; IV 26,4

canna II 23,10: III 7,6 capcre I 20,9; 22,2; II 11,5; III pr01.6; 7,1}; 8,1; 9,18; 10,8; 21; 15,6; 22,11; 23,3; 24,13; 25,3; 11: 26,3: IV 8,7; 17,7; 19,4; 23,2; 26.2: 30.1; 46.8 capilaliter II 22,3

cautio IV 42,4 cavare IV 20,3; 4; 24,2 cavere I 8,11; 9,7; 22,2: III 8.9; 9,14; 14,2; 19,2; 20,14; 1V 4,1: 30,5: 36.3 cavema IV 24,1 cedere I 10,1; 20,17;21,5; 27,3; II 131'019; 23,5;

III 10,11; 14,8;

IV 6.2: 20,4:

42,5 celeritas III 24,8; IV 31,6 celeriter 19,2; 5; 25,3; II 13,2; IV 34,3 celcrius (adv.) 14,2; H1 1,2: 20,15 centenarii II 8,8; 13,4 cento IV 14,1; 15,4; 17,1; 18,2; 23,1 cemuria I 15,5; 23,2: 25,1; II 8,1; 3-6; 8; 13,2; 3; 5; 6; 14,1; 18,2; 19,3: 2 ,2; III 8.11; 16 cenlurio I 25,2; II 8,1; 8; 9; 9,3; 13.4; 14,2; 3: 16.3: 21,3; III 8,13; 24,7

21,6; 7; 27,6: 30,2; 46,3 capul porcinum (= cuneus) III 19,6 carbo IV 8,2 cardo IV 38,5; 7; 9; 10; 12 carias IV 35,2 caro 16,4; IV 7,5 carpenlarius 17,2; II 11,1 carpcnlum II 25.4; III 7,7; IV 15,5 cafloballista II 25,2; 4; III 14,13; 24,14

cera IV 37.5;44.7 cemere III 6,27; 12,1; IV prol.5 cenare I9,8; 15,5; II prol.3; III 5.1: 12,1 cenamen I 1,7; III 1,2; 9.2: 20; 10.8: 11,3: 12,3: 13,2: 20.16; 23,4: 26.14; 31: 1V 12,1; 31,1; 33,2; 39,9; 44,1; 46.2 cervix [6,4 cervus 17,2 cessim III 22,6 chalaton'i 1V 46,5 chordae IV 21,4

casa II 10,2 cassides I 16,2; 20,4; II 11,3; 13,4; 14,7;

22,11; IV 27,3: 30,5 ciiicia IV 6,2: 14.1; 15,5

capul

I 11,7; 20,4; 7; 19; 25;

8,2;8; 13,6: 23,5; 9:

7,10; 14,15;

can'us

II 6,3;

III 3,9; 6,8; 27;

IV 6,3; 9,4; 14,2; 4; 15,5;

III 10,16

15,4; 7; III 24,9

caslel1um I 16.4; III 3,6; 10; 4,7; 5,12; 8,21; 22; IV 1,1; 10,2; 3; 12,1 castra I 1,2; 2,5; 4,4; 7.1; 6: 19,3; 21,1; 2: 3; 5: 22.1; 4; 23,1; 24,1; 2: 25,1; 3; 27,2; II 2.11; 7,6; 9; 10,1; 11,4; 19,7; 25,3; 4; 8; III 1,12: 2,11; 12; 4,7: 8,1; 2; 4: 6; 10; 15; 16; 19:20; 22: 10,15: 16; 11,4; 26,27 castrensis 11203: III 5.10 casus I 21,5; 22,3; 27,4; II 3,3; III pr01.8; 1,5; 7; 2,6; 3,2; 20,14; 22,12; 25,5; 13: IV 3,3; 7,4; 25,6; 40,2; 44.9

I 16,2; 20,3; 4; 5; 6; 11; 12; catafracta III 14,5; II 14,7; 15,4: 7; 16,1: 3: IV 6,1: 9,5 calafracti III 23,3; 24,7; 9; IV 44,3 cataracla IV4,1

catena [125,5 caterva II 2,2 cauda IV 9,2 causia IV 15,1 caulela I 11,8; II 17,5; III 6,8; 10,14; 25,6; IV 38,3; 39,10; 45,4

cibus

cincius

I 16.1;

III 2,6; 8,1; 10,8; 11,3;

III 8,11

circitores 1118,18 Circius 1V 38,12 circuilus IV 31,4 circulus III 5,6 circumcidere 124,1; III 8,8 circumcluderc IV 2,2 circumdaxe III 8,22; 10,14; 14,5; 21,1: IV 28,4; 45,4 circumfundere III 6,16: 24,13; IV 1,1 circumire III 8,13; 18; 18,4; 20,7; 12 circumilores H18,18 circumsedere III 8,3 circumsiderc III 3,5

circumvenire III 6,26; 32; 18.8; 19,2; 20.3; 4 cislema IV 10,4 cilhara IV 21,4 cives III 1,12; IV prol.7 II 19,2: civilis I 5,2; 7,8; 28,6; III 9,19; 10.13

c] Indices civitas I 1in.9; 3,3; 4; 16,4; 21,2; II 7.9; 11,1; 18,3; 25,7; 8; III 3,6; 8,1; 20; 21; 10,21; 11,5; 6; 20,25; 25.24; IV 131'012;

8; 1.3: 3.2; 6.1; 7,6; 8,7; 10,3; 11,1; 12.1: 3; 15,6; 16,1; 17,4; 5; 7; 19,3: 4; 20,2: 4; 21.1; 24,2; 25,1; 4; 27,4; 5;

28.3; 30,1; 4-6; 33,4 clades 17,8: 20,5; III 25,5 clamor [116,18; 18,9; 10:25,3: IV 26,5 clanculo IV 26,2. classicum 1122.3; III 1,1 classis II 1,2; 4: IV 31,2; 4: 33.3; 38,1: 16; 39,1: 7; 46,1 Claudere (+ Clausus) III 6,14: 14,1: 21,2; 6: 22,16: IV 2,1; 12,4; 39.6 c1ausu1'a IV 30,6

clava I 11,2; 6; 12,4; 13,1 Clavus III 7.7; IV 8,8; 34,2; 3:43,3; 46,8

clepsydra III 8,17 Clibanarii

III 24,7

clipeus II 23,5 clivus III 13,2; IV 3.2; 10,3 clivosus

127.4

clunes I 6,4 coacquarc II 18,6; IV 5.1 cognoscere [+ —nitus) I 7,8; 28,7; III 4,7: 22,13; 26.28; IV 27,6; 31.3: 43.1 cohors I 5,1; 23.2; II 2,10; 6,1: 3-10: 8.4: 6; 9; 12,1: 2; 13,1-3; 15.1-3; 8: 9: 18,1; 2; 20,5; 21.1-5; 25,4; IV 32,1 cohortalis

IV 7,6

collabi IV 46,5 colligere I 3,4; 6,4; III prol.2; 1,3; 5; 3,12: 4.1; 6.5; 20: 7.3; 9.16; 10,8; 11.4: 24,11; 25.3; 10; 26,34; IV 7,9; 8.3: 9,1; 5; 11,2; 22,3; 30.2; 4; 38,2 colligare III 7.6: 8,5: 20,10; IV 15.1 collis I 16.4; II 1,4; III 2.2: 22.8; 25.7

collocare II 15,2; III 6.13; 25, 7,9; 8,15; 14,5; 8: [16.73: 17,7; 19,4; 20,27; 22,3;

10: IV 7,4: 17,6; 21,7: 26.3: 45,1: 5 color IV 37.5:4l.2

columna IV 23,4; 24,5 comburerc IV 24,5

comes III 1.10; 2.6: 10.6 comilcs III 8,15: 9.11: 17,1 comilari 1123.4: III 5,8: 11.2 comitiva {primi ordinis)

commeare

commeatus

II 19,4;

8,21; IV 7.7; 37.4

commenlarii

II 9,2

1118.23; IV 39,7

III 3,1; 4.3; 7,10;

III 9,1

commcrcia 1113,12 comminus 12,3: II 17.3; 23,4: III 6,2; 23,4: IV 44.5 commiltere 17,5: II 7,8; 13.2: 17,1; III 8.18; 19.10; IV 43,3

333

commodilas 1116.33 commodum 118,2:21.3: III 18,13 commonerc [116.17

commorari commutare

13.2; III 2,2; 8,23; 10.10 III 15,9; 19,10; 25.9

compendia H16,4 comperire IV 46,2 compelere II 18,7; III 7,2; IV 7,1 compingerc (+ compaclus) IV 17.1: 30,1: 36.4 II 2,7; 3.2: 19.6: complcrc I 25.1; IV 6.3; 16,1 componere III 8,12; 19,7; 20,7

comprehendere

I 6.2: 9.5: II prolß; 4,4;

016,12: 15,2; 22.7: IV 38.5: 41,6 compulare [119,1 concacdcs [1122.16 concludere III 8,5: 19,7; 22,18

concremare

III 10,21; IV 15,4: 17,1: 28,2

IV 40.2 condisccrc

I 3,2; 10,1; 18.3; 21.1: 28,9;

concurrcre IV 37,2 condere I 3.4; 20,3; II 20.5; III 3.2; 6; IV prol.2: 3:8: 18.2; 24.1; 30.6; 41.4 condicio III 11,9: 18,16; 25,2; 6: 26,1; II 23,5

conditum

IV 8,2

Cünducere 128,10 coneclere III 10,16; IV 21,6

confcm: 113,6;206; III 3,6; 17,1 confenus III 11,6; 15.8

confeslim 113,8 conficere I 9,3; 17,2; 27.2; III pr01.6 confidcrc I 1.7; III 10.3; 12,2; 14.8; 26.23; 25; 26 confidemia 18,2: III 18,12: IV 18.1 configerc II 25,6; {1124,4; IV 34,2 confirmarc 128.4; IV 3.3

confiteri

IV 40,2

conflagrare IV 18,3 confliclus I 8.5: 9.7: 16.4: III 1,7; 2,11; 6219.2: 15: 19; 10,9; 11.1; 3:9; 12.5; 19.1; 22.3 III 20,1; 4; ll; 23: 26: 25.6; confligcrc 26.31; IV 45,4 conformalio

16,1

confringere IV 8.4; 23,4

confundere (+ confusus)

III 10,9; 12,6: 23,2

confusio

I 26,3; II 13,2:

1123.4: III 5.10: 19.11

congerere 124,3; 28.1: III 14.1; 24.11: IV 7.7 conglobaxe I 26.1: III 6,18 congredi 120,4 congressio IV 12.4; 44,2 congressus III pr01.6: 20.6: 22,2: IV 42.6 congruus 11125.10

334

Anhänge

conrotundare 111,1 conserere III 13.1; IV 45.3 conservarc III 10,2 sonsidere I 21,5; III 8,1 considerare I 13101.3; 22,3; III 6,4 consilium I 2,5; II pr01.2; 21,1; III 4,7; 6,4; 9: 9,10; 11,2; 18,3: 26.5; 28; IV 1,2; 7,3: 37,4 consistere I 7,3; 28,5; II 6,4; 6; 7; 15,8; 24,4; III 1,2; 2,12; 8,14: 20; 9.5: 10,3;

18,3; 7; constantia constipare constiiuere 21,1; IV 1,3: constitutio

constructio

IV 30,6 12,3; III 25,1 I 22.4: 26,2: III 6.20; 8,6 l 21,2; 3; 23,2; II 8,7; 13,2: III 8,4; 10,15; 14,3; 26.22: 6.3: 10.3; 17.5; 32,1 I 8,12: 27.1: IV 44,6 IV prol.7

construere III 7,8; 10; 11,5; 14,10: 16,1; IV 2,2 conlagio III 2,12 comati III 6,30; 9,6, 16,1; 17.9; IV 17.6 comerrere III 6.17; 26.15 comexere II 10,5; 25,5 contextio II 21,5 cominuare I 10,3; IV 5.1 continuo III 6.22; IV 36,3 conlorquere I 14.2; III 14,15: IV 22.4 COI‘ILI‘dhErC III 2,3 conuarius III 14,1 I 13,2; II 3.2: 10, 3: conmbemalis 12,3; 13,3: 14.4; 18,1; 20,1; 2: 6; 23, 3.s III 2.6: 4.5; 8,15: 10.4; 6 II 7,5; 8,8: 13,6: 7; 19.3; conlubemium 21.4; 25.2 conlumacia III 4,8 contus I 18.3: II 14,7; 25.6; III 24,7; IV 17,6; 46.5 conversio III 14,2 convenere II 2,7; III 11,6; 19,3; 21,4 convolvere IV 18,4 cophinus II 20.7; 25,6 copia I 2.5: 7,5: 13,5; 22.1; III 2,4; 3,3; 8; 6,6; 17,7; 18,16; IV 7,7; 9; 9,1; 3 copiae III 1,10; 12; 5.11; 6,21; 9,4; l2; l9: 26.9; 26; IV 12,2 copiosus II 3,3; III 1,4; 9,10; 24,6 copiosissimus 114.1 corium IV 4.1: 9.5; 14,1; 15,4; 5; 17,1: 18,1; 2 comicen II 7,8; 22,1; 2; 4; III 8,18 comu (i.q.a.la) I 20,16; II 6,5: 8: 15,1; 3; 8; 8; III 5,6; 15,9; 16,1; 2; 17,1; 9; 18,4; 8; 19,2; 3; 20,4: 10; 11: l4: 15: 17; 19; 27; 26,19; 21 comu (ad canendum) H223 COmua (lunac)

IV 41,3

comua (materies) IV 9,5 corpus I 1,5; 2,2; 3.3: 4,2; 5,4; 7,3; 12.3; 20,9: II 5,1; 12,2; 14,6; 19.1: 21.1; 23,4; 11; III 24.5: 10; 15;27,3: 44,9 corruere IV 24,5 Corus IV 38,9 cmssiludo IV 22,4 cratis I 11,1; 6; 12.4; IV 6,3; 15,2; 21,7 credulus III 3,12 crinis IV 9.2; 3 crisia II 13,4; 16,3 crudus IV 9,5: 15.4; 17.1 crudelius IV 44,2 crus I 11.7; 20.12 culcila IV 23,1 Culmus

1123.10

cuneus I 26,6; III 17.4; 8; 1815:1227; 20,14; 27 cunicuIarius [111,5 cuniculus II 11.5: IV 5,1; 20,3; 24,1; 3 cupa III 7,5 cupressus IV 34,2 currcrc

II 23,12; III 11,9; [16.7;] 24,3:

26,37 curriculum III 24,14 currus III 24,2: 7 I 3.4; 4,2; 9,4; 7; 8; 10,3; 27,2; cursus III 4.4; 11,7; 14.7; IV 20.5; 42,3 curvalus IV 46,5 curvatura 126.4; 11120.2

cus

II 5,2

cuslodia III 3,8; 6.5; IV 26,3 I prol.6: 9,1; II 22,5; 24.2; custodirc III 1.2; 2,1; 4,3; 5,9; 10,1; 20 cylindrus IV 8,5

damnum 1116.3 debellare IH 10,23 debilis IV 46.8 debililare 11:13:23.11; III 11,4 decanus II 8.8; 13,6 decempeda III 8,13; IV 30,4 decidere IV 23.5 decipere III 1,5; 3,11: 22,18; 24.2 I 20,10; III 3,10; 4,2; 11.8; dcclinarc 21,5; 22,3 decumana pona 123,3 dccurio 1114,2;6;9 decurrere 13,2; III 7,4 decursio campi H 22,4 dedccus I 20,10 dediüo IV 7,2; 12,2 dedolare 1125.6; III 4,5

c) Indices

defendere I lin.9; 12.2; 16,4; II 11.1; 25,3; 4; III 3.11; 17.6: 19.3; 20,19;

21,4; IV prol.8; 10.3: 22.1: 26.3: 29,3;

30.5 defensio I 7.5; III 3.4: 6.21; 10.13; 22,13; IV prol.7; 7,1 defensor III 7,10; IV 6.1; 15,6; 17.6; 19,1

dcficere II 20,6; III 1.6; 3.4; 8: 1V 1,3; 9.3 defigere 111.5; IV 21,6 deflectcre 14.8 defodere 1V 24.2 defonnarc 1V 9,4 degenerarc 128.2 de integro 1116.1 delere

120.4; III 10.23: 24,3: 1V 45,2

delcctatio 128,6 delicate III 4,1 deliciae I 3.1; 4: 5 deliclum 113.7 deligcre {+ dclctus)

335

deslituere 11120.17 desuatus 11110.8 destrucrc IV 3.3; 17,5; 23,1; 5 dcsuetudo 128.8 desuetus III 10.5 detectus 120,3;9 dctcrior III 20, 11; l3 deten'cre 19,7; 1V 8.5 detinere 13.3: [114,4 den-imenmm 111 1,11: 7,9; 25,6 delrudere III 4,5; 20.7; IV 46.1 dcturbare IV 39,7 deveniculum III 6,4 dcvius 1118,3 dexter I 12.3 15.2: 18.3; 20,12: 23: II 6.5; 15,1; 8; 23.6; III 6.11: 15.9;

18.1; 19,2; 20.3; 6: 7: ll: l2; 14; I9;

demiltere 1V 4,1; 8,4 demonstrare 18.6 denegare [113,7 densarc IV 3.2: 3 dcnlalus 1V 23,3 denudare III 17.6 deponere I 10.3; 20,4; II 20,4; 7; III 5.12; IV 18.6 deposcere 12.1; III 3.3 deprehenderc I 6,5: III 6.10; 26: 26,27:

21; 23; 27; 26.19; 20; 23; 1V 38.6: 8: 9; 11; 12:46,4 dicio 128.5 dictatura 13,5 differre 111 9.9; 19; 11,6; 12,2 difficultas 19,6; 114,4: 111 1.6; 8; 3.9; 10,3; 15,6; 20,11 diffundere 1118.6: IV 11.1 11 23.1: 111 8.7: 22,1; 26,35; digercre 1V prol.8; 8,4: 30,5 digitus 1 6,4 digma 1118,1 II 6.1; 7,1; 9,2; 10,1: 24,2; dignitas III 3.9: 8.14: 10.2: 15.9 dilabi 1118.12 dileclus I prol.5; 4,1; 6.1; 7.3: 28,1; 11pr01.8; 18.7: 111 1.1; 25,11

deprimere (+ Plz.) III 1.4: 14,1: 1V 21,6: 7; 45.4 depromere 1111.1 depugnarc HI 9.1: 16: 26.23; 33 depugnatio III 20.1: 2; 5: ll: 15; 18; 20: 24 derelinquere 1V 20.4: 26.2

diligemer I 11.4: 15.3: 16.1: II 3.9: 5.1; 18.5; 7; III prol.8; 10,5; 20: 12,1: 1V 27,1: 34.1: 38.17: 40.4: 41.6 diligentissimus I 8,11; 1116.18 diligentissime IV 8.3; 10.4; 17.1; 29,3 diligenlia 17.9: II 1,9: 19.2; III 2,6; 6.3: IV 26.6; 43.2

III 10.10

I 7.3:

8,1:

10.3;

deh'nquere 123.3

IV 30.2: 37,4

deridere I 12,1

dcsccndcrc I 27.4: III 13.2: 1V 21,4 deserere I 4.7: II 3.3: 5,5; 20,4; 111 6,24: 9.10; 1V 40.5 deses [1,6 desidia 16,3; 20.3 desilire 118,3 dcspcrarc III {9.13:} 10.13: 20.20: 21.6; 22.4: 25.1: 2 desperalio III 6,24: 9.9; 21,2; 1V 25,5; 26,1 destinare I 4,7; 14,2; 16,1; 2; II 7,1: 23,7; III 22,15; 18: 24.12: IV 10.2: 18.2; 5; 22.7: 29.1 desünalum III 2.3; 6.32

diligens 1pr01.4;28.1; 11111.2

diluerc 110.3 dimensus 1V 21,6

dimensio IV 7.9 dimicare I 1.7; 12.412025: 26.3; 112.6: 12; 13.7; 14,3; 15.3; 20.4: 23,4; 24.2: III prol.8: 9.9: 10,3: 12,2; 6: 13.1: 14,10; 16: 16.4; 18.14; 20.9; 11; 16; 24: 26,18: 1V 25.6: 33.2; 42.4: 44.1: 45.2 dimicalio 1 2,5; 9,7: 26,8 dimidia (pars) 1120.1

dimillere I1 3.2; 3 dinosccre

111 5,9;

336

Anhänge

dirigere (+ directus)

I 14,2: 20,20; 26,4;

II 15.5; 7; 23,6; 10; 25,2; III 4,4; 5.6: 14,14; 15; 17,3; 19.8; 20,22; 25: 23.2;

24,7; 10; 14; IV 2,1; 8.4; 22,3; 4; 29,2;

30,2; 31,5; 44,5; 45,4 djrectum III 14,6 discalciatus 11.110,8 discere I 1,7; 4,2; 4; 6; 8,7; 9,2; 12,1: 15,3; 16,3; 27,4; II pr01.3; 14,4; 23,3; 4; III 1,8; 6,1; 10,16 disciplina I prol.4; 1,2: 6,2; 8,2; 9,10; 13.3; 15,4; 28,1; II prol.4: 2,5; 3,4; 6; 9,6; 12,4; 14,4; 18.5; III prol.2; 5; 1,1; 2; 4,3; 10.18; 20,11; 22,1 discrepare H 2,6; 21,4 discemere IV prol.1 discrimcn I 10,2; 26,7; III 6,7; 8,1; 22,10; 25,9; IV 12,3: 18,1: 38,16; 39.3 discurrere III 22,5 dispergcre (+ dispcrsus) I prol.4; 8,12; II 17,4: III prol.4: 3.12; 6.18; 8,1; 10,7; 23,4; 25,8; 26,16; IV 27.3: 28.2 dispersio 1118.1 disponere I prol.6; 26,1; III 8,11; 21; 10,8; 14,4; 9 djspositio II 3,9; 17,5; 18,4: III 17,3: 26.28; 32; 38; IV proij' dissimulare 128.7; III 11,6: 26,1 dissimulalio 17.9; 8,6; 18,1; II 3,9; 14,8; III 6,23 djssolverc IV 29,4 distanlia III 13,3 dislare 126,4 In ;l4,7 dislendere [6,4; 8,9 districtc 118,1 diversus I prol.4; 24,1; II 2,5; 8; 3.3; 18,1; 21,2; 3; III prol,1; 4; 1,12; 4.1; 6; 9,15; 10,6; 24,7; 26,35; IV pr61.8; 8.6; 17,4; 33.1: 40,2; 42,6 dividere

I 9,2; 27,3;

II 1,2; 13,2; 6:

III 6,20; 7,4: 9; 8,10; 1?; 18,15: 20,17; 1V 36,3; 40.2 diviliae I 1,5; III 3.4 divo. sub 13,1; 2 Il3,9; 14,2; 15,2: doclor (armorum) IH prolf? doclrina I 131131.1; 8,6: II 23,14; III 10,3; 11,2; 26,34: IV 41,7; 46,9 dolabra H256 dolatorium III 6.28 dolus I 1,5; III 3,11; IV 19,2; 26,1 domesticus III 10,6; IV 34,2 domus IV 7.8; 23,5: 24.3: 34,1 donaiivurn II 20,1; 3 dormire III 10.8; 18,15; 22,19; 1V 18,6; 45,2

draconarii 120,7; II 7.5; 13.1

dracones I 23,2; II 13,1; III 5.8 drungus III 16,3; 19,2 ducere I 3,1; 4,8; 15,2; 21,3; 25,1; II 3,6; 4,1; 7,2; 8,3; 11,5; III 1,9; 4,1; 6,19; 7,4; 8,12; 9,18; 10,5: 15; 17,5; IV 1,1:

2,1; 3.2; 27,1

ducenarius II 8,3 ducenii III 6,19 ductor III 5,8 dulciarius I7,l dumus IH 4,5

duplares II 7,8; 10; 11

durare 13,1; III 9,14; 20,8; IV 11,1; 34,3 dun‘tia 16,4 dux I 28,9: II 7,5: 22,5; III 1,9; 11; 4,7; 10; 5.2; 9; 6,3-5; 9; 11; 26; 8,15: 20; 9,3; 4; [13;] 15; 19; 20; 10,4; 11; 18; 11,2; 8; 12,3; 13,1; 14,2; 15,6; 16,3; [2;] 17,1; 18,1; 5; 6; 18,14; 20,28; 22,4; 25.1; 6; 26,31

ediclum III 3,6 ediscerc I 8.2: III pr01.3: 5,1 cdilioraloca III 13,3 cducere

123,3; 27.1; III 11,3; 24,6

effeclus II prol.l

effodcre III 10,15; IV 10,1 cffugere III 1,7;6,24 egerere IV 20.3 egredi 11123; 11,5; 1V 17,5; 19,4; 24,3 eleciio l lin.5; 2,7 elephanti 111245129; 11; 12; 16 elephans 11124.9: 10 elcvarc IV 21,7 elidere III 20,14: 24,11; IV 3,1: 22,8: IV 3,1: 22.?

eligerc (+ clectus) 22,1;

I 1,6; 6,1; 7,1; 9; 15,2:

II 1,9; 7,6; 14,3; 6; 18.5: 19,1;

20,7; III 3,6; 4,7; 6,4; 5; 7,2; 8,18; 9,7; 15; 13,3;20,28: 1V 1.2; 43,2 electissimus I16,l eluere IV 11,2 emendare II 3,9; III 10,22 emendatio [13,? emergere I 3,3; 1117.1; 8,18; IV 30,5 eminere I 11,5 emittere 1115.6 eneware [28,8 enormis IV 37,2 enucleatus 1 28,1; II 6,6 enumerare I lin.9; 28,5; II 25,8; IV 40,4

c} Indices equcs {+ pl.)

I 4,6; 5,1; 10,4; 20,2; 21,4;

25,1; 27,1; 3; II 1,2-4; 2,11; 6,3—9; 9.6; 14,1; 2; 6: 7; 9: 15.1; 5; 17,4; 21,4; 5; 23,10; 25,3; III 1,3; 9; 10; 2,10; 4.6: 6,13; 15; 21; 30; 34; 7,2; 4; 6; 8.14; l6; 19; 23; 9.5: 6; 15: 10.7; 13.3: 14,12; 16.1-3; 5-[7]; 17,1; 6: 9; 18.1; 3; 4; 8 equesn'is 127.3; II 14.7 equitare II 14,7; IH 26,36 equitatus II 25,5; III 9.7: 20.26: 26.25; 34 equus

I 6,2; 10,4; 15.2; 17,4; 18,2:

II 9.5; 14.6: 9; III 1,5; 2.10; 5.9; 6,1l;

7.6; 8,1; 19; 9,7; 10,8; 11,7; 12,7: 22,11; 24,2; 5; 7: 8; 10; 11; 14; 26,34:

IV 7.7; 9,2; 22,7 erigere (+ erectus) I 6.4: III 5.12; 8.12: 24.4; 25,10: IV 21.6 eripere [1114.1 erogare II 20,1; III 1,6 erogalio III 3.8; IV 7.9 errare 113.6; III 8.13; 9.17: 10,6 enor I 13.7; II 13,5: 23.4: III 6.7; 12.4; 23.2 erudire (+ eruditus) I 3.3; 10.3 13,2; 5; 28,10; II 12.4: 14.7; 23,2; 10; III 1.8; 4,6; 9.18; 10.23; 19.1 emere

IV 26.5

crumperc IV 28.3 emplio IV 18,1 esca III 11.3 Euroborus IV 38.8 Eurus IV 38.8 evadere III 10.21 cvagari III 16.1 evaginatus 118.3 evehere II 24,2 eventus I 8.8: III pr01.2; 8; ll.l; 25.10; 13 evertere IV 23 ,2; 3 evitare III 22.13; IV 45. 4 evolvere 1 8,10: IV 27.6 exaestuare IV 27,6 cxarninalio 17.3 excavare II 25,5; III 7,7 cxccllerc I7,5 excelsior IV 29,2; 44.6 cxcidium [20.5 cxcitatus 1115.11: IV 11,2: 26.5 excludere IV 7,10 excubiae III 8,19; IV 46.9 excubitusjs II 19, 3: III 8.16 exculcatores um: 17,1 exemplum I 131’012: 20.2: II 1,3: 12,3; 15.1; III prol.5; 1,4: 6,19; 10,18; 22.1; 24,16; 26.37; IV prol.4; 21,2; 25,1; 33.4

337

exercere

I 7.6; 9.6; 10.4: 11,1; 3: 6; 14,1;

15,1; 16,1; 18,4; 28,10;

II 12,3; 15,5;

23,1; 2: 5: 11; l3; 1112,9: 10: 9.15; 16; 17: 10.20; 26.2; IV 7,8; 12,1; 32,2 I prol.5; 17,1; 20,3; 27,4; exerciiaijo 28.1; II prol.8; 4.2; 9.6: 14.9; III 5:10; 10.1; 26.37 I 1.8: 4,5; 11,4; 13,2; 26.7; exercilalus II 18,5: 7; 23,13: III 4.6: 6.7: 9,4; 12.2; 14.5: 16.5: 18.14: 20.16; IV 22,3 -Ialissimus 120,17: III 6.23; 20,27; 26,21 exercilium I 1in6; 1,1: 2; 6: 3.4; 4.3: 8,1; 6: 9.2; 9: 10.3; 13.1: 3: 14,2: 15,3: 16.3: 20,10: 23,10: 24,3; 26,1; 27.1; 28,7; 9;

II 1,6; 2.8; 5.1: 12,4; 14,5;

22,5: 23.1: 9: 24.2: 3: III 1.1: 2.1: 8; 4.2: 26.34 exercilus I lin.7; 3,5; 7,7; 9,2; 10,1: 15,5: 20.3: 11; 20; 21,4; 22,3: 23,2; 28,1; 9; II 1.6; 3,1; 3: 6: 9: 4.5; 6,2; 7,5; 6: 9,1: 11,4: 23.1; 10: III pr01.5: 6: 1.3: 4 : 6: 8; 11;12: 2,1; 5: 10; 3,1: 4.1: 10; 5. 2: 5: 7: 6.8: 11: 21; 32; 7.7; 8,1: 5; 9; 9,4 5: 12: 14: 10,4; 5; 14: 19; 22; 1 1.4 8: 12.3; 6: 14.4: 15.4; 5; 18.7; 20.1; 4 8: 13; 16; 22: 25; 22,7; 8; 24.6; 25.1 4: 26.13; IV 38,1: 39.10

exhaurirc II 3.3

exhibere(+ exhibilus)

II

23,3;

III ; 26,38; IV 16,2: 32,2 engere 13.2; 5,1; 3; 18.1; 20,1: II 15.1: III 3,3

I 2,3; II 24.1: [III 21,6;1 exiguus IV 10.5 exitium 1V 24,2 exitus IV 45,2 ex occullo III 9.3 exordium I 20,16; II 1.1: IV 7,9; 38.7 exoriri IV 41.4 cxoslra IV 21,3; 5

III 6,13; 7,6: 16.2; 5: 18.4: expcditus 22,18: IV 31.3 cxpcditissimus 11114.10 expeditio I 3.3 19.1: II 2.7; 111 1.6; 9;

2.4; 3.3: 9: 4.2; 6; 6.8: 9,9: l4; 26.1; 30

II 1.5; 3.9; 10,3; 18.8; 20.6: cxpcnsa III 3.3; IV 34.3 experimenlum I 7,8; 8.3; 13.4; II pr01.2; 1,8: 10.6; III 22.1; 26.3: 35: IV 9,2: 12,3: 33.2: 38.5 cxplorarc 19.5: II 19.1: III 5,5; 6,26: 33; 7.2; 10.5: 12.1: 22.7: IV 27.1: 37.6 explorator

III 6,10: 26,27

cxpugnare

II 11,1; 25.7

exploralorius

IV 37,3; 5

exslmcrc IV 19,1;3

33S

Anhänge

exsudare IV 36,4 cxsultarc III ; 25,3; 9 extendere [22,4: 26,4; III 18,8; 20,23; IV prol.5 extollere IV 15,7 extrahere IV 10,1; 14.2 exlmbare IV 15,6 exundare I 10,2; IV 42,2 exsupcrare IV 30,1 exurere IV 4.1;?.7: 8,1: 14.1: 18,1

fabricare IV 3.1; 8,5; 10,3; c.13; 28,2; 33,4; 34,1 fabrica 1111.3 fabrilis III 20,9 fabri 1?,2 facics I 11.7: III 14,1; 3 facultas III 22,16 falarica IV 18,2;4 falcatus III 24,1; 2 falx II 25,6: IV c.13: 14,2; 23,1: 44,5; 46.2;5 fames III 3.1; 5; 12; 9,8; 26.32; IV 7,2; 9 fascis I 19,3; II 23.7: III 7,6 fascicularia 1119,? fasiidire 17.9 fastidium III pr01.4 fasligium IV 30,2 fatigare (+ fatigaius) III 1,6; 10,10: 11,3; 7; 18,15; IV 7,3; 45,2 faligalio III 2,3; 8.19; IV 9,3 Favonius IV 38.11 II 18,6; felicitas III pr01.2; 25,12; IV prol.4 femina IV 9,2;4 fenestm IV 25,3 fera IV pr01.1 120,16; II 2,10; 15,6; 17,1; ferentarii III 14,2: 20.25; 26,22 ferire I 1,1; 15,2; II 23,4; 6; III 4,4; IV 14,3: 23.3 fetocia III 25,9 ferramentum II 10.4; 25,1; 7; III 8,8 ferrarius 17,2; II 11,1 fen'atus IV 20,1;46,3 fcn‘eus

I 20,12;

II 16,3; 17,3; 25,5; 6;

III 7,7: IV 4,1; 8,6; 34,2; 3 ferrum 13,1; 20,20; II 15,5; III 3,1; 9,8: 24,8; 9; 15-17; 26,32; IV 4,1; 8,2; 14,2; 18.4; 23,3; 44,8; 46,6 festinarc II 3,5: III 6,22; 20,12; 22,20; IV 39,10 fides I 28,1; II 1.9: III prol.4; 6.4: 6: 9.10; I2; 10.4; 26,21; 35

fiducia I 2.3; 114,2: III 4.6; 10.8; 12,1; 18,12: 22.2; 25,4; 26,7 figere I 4,8; 20,20; II 22,4; 25,8; III 7,5; IV 18,5 finire III 9,9 finis 18,9; 21.5; II 21.3

firmare

III 131’012; 3,6; 6,10: 8.10; 22;

18,5: IV 41,7 fiImius II'I 24.15; IV 1,1 finnissimus III 14,16 fixus 115,2 flagcllum III 5.9 flamma III 5,11; IV 18,2; 24,4; 44,2 flammulac II 1.2: III 5.8 flare IV 38,5; 13 flatus,üs III 5,6: IV 38,15: 42,1; 43,3 Flaviates II 7,3 fluctus 1117.4: IV 34.3: 37,5: 38,2: 44,8 flumen I 10,1; II 1,4; 23,12; 25,5; III 1,5; 6,4; 7,9; 18.15; 20,25; IV 1,1; 42,2 fluvius III 4,5; 11,1; 10,8; 22,20: 26.24; IV 8,3 fodere III 8,13; 10,20 foedare IV 20,3; 24,1 foederalus 111,8 foeditas III 2,12 foenum II 19,7 follis II 20,5 fomemum IV 24,4; 44,7 Ions IV 10.1; 2; 3 foramen IV 4,2 forfex III 17,4; 18,6: L26; IV 23,3 formidare II prol,9; 23,13; III 1,7; 6.21; 9,14; 18.13; IV 6,1 formido 14,9; III 4,10; 6,17; 12,1; 6; 21,2; 25,9; IV 12.2 forlis I 6.5; I7.1; III 9,12; 20,4; 25: 26,12 fonilcr I 15,2; 20,20; II 3.7; 14.3: H1 {9.13:} 25,2 fortior [5,4; III 9.4; 16,2; 4: 18,12; 19,9; 20,14; IV 36,2 forlius (adv.) II 20,4: 25,2; IV 14,4 Ionissme II 14,7 fortissimus 124,4: II 3,9; III 16.6; 18,6: 19,4: 20,12; 16; 27; 25,7; 26,20 fonuna I 7.5; III 10,4; 22,13; 25,5; 26,4; IV 26,6; 45,3 fossa I 3.1; 4,8: 9,6; 21.3: 24,1; 2: 3; 25,1; 2; II 10,1; 4; 18,3: 23,12; 25,6; III 2,10; 4,4; 5; 7,4; 10: 8.9; lÜ; 14: 21; 22; 9,7; 10,14; 15; 20; IV 1,1; 3,2: 5.1: 28,3 fossatum IV 16,1 frangere [3.4: III 3,3; 7,3; 9,10; [12;] 14,4; 17,1: 26,7: IV [l2,3;] 22,7; 23,1

339

c) Indices

fraus III 6,2; 19,1: 22,14; I9; IV 24,3 fn'gus IV 26,3 frons III 6,13; 27; 8,23; 14,1; 4; 19,8: 20,1; 22,18; 26.18; IV 2.2; 14,3

frugalitas IV 7.9

frux III 3,6; IV 7,7 fmmentaria rcs III 1,6 frumentum I 13,3; III 3,1; 3; 10; 8,20; 26,17; IV 7,5 frulices II 23,7 fuga I 13,8: 20,6; 9; 26.7; III 10.9; 14,12; 20,15; 22; 22,4

fugare II 17.2: 4; III 12,7; 14,8; 20,19 I 7,6: 9,5;

fugere

II 17,4: 5: III [5,73

6,6: 21,3; 22,10; 25,1; IV 25,4 funda I 16,1-4; II 15,7: 23.9; III 3,11; 4,4; 14,14; 15; 24,12; IV 8.4; 15,6; 22,1; 7: 29,2: 44.5 17,3: II 11,5; IV 2,1; fundamenlum 15,4: 20,3; 24,4 fundare II 6.9: IV prol.2; 1,2 fundibulator III 14,13; 14 fundiior [16.3; 20.16; II 2.10; 15.7: 17,114; 23,7; IV 21,1

III 14,13;.1_5.2

24,12:

funes II 25,5: III 7.8; IV 4.1; 9.1; 10,1; 18.6: 19,4: 21,4; 7; 22,2; 23,1; 3; 37,5; 46,5; 7 fustibalus I 16,2; II 15,7: 23,7; III 3,11; 14,14; 24,12; IV 8,4; 22,7; 29,2; 44,5

fuslis III 14,14

gloriosus II 24.2 gloriosius IV prolJ I prol.5; 9,1; 3; gradus II 21,2;

23,12;

IV 3.2; 37,1 gravis I 20.3: 8; 19; 26,7; 25,3; III 7,1; 25.6 gravior

gladialor

gladius 15,4; 8,11; globus

I 11,3

I 11,2: 6: 18.3: 20,23: II 14.3: 6; 7; 16,1; 17,3; 23,4: III 4,4; 20,13; 24,7; IV 44,5 III 16.3: 17.6; 19.2: 2; 24.13:

IV 18,1

gloria

III 10,4: 11.2: IV prol.2

27,2;

22,6;

II 17.3; 4;

I 12,4; 14,1; 16,2; 20.9: II 3,4;

III 14,8; 22,11; IV 8.3; 22,7; 34,3; 44,5 gravius(adv) IV 38,2 gravissimus 19,2 gubernare I 20.7; II 8,1; 4; 5; 9.1; 13.5: 14,2; III 18,2; IV 41,7

gubemaculum IV 46,7 gubemamr IV 32.2; 43,1; 2 gynaeceus 17,1

habiIalor [16,1 harcna III 23,2; IV 11.2: 34.1 harenosus III 10,15 harpagon 1125.6: IV 44,5 hasla I 20,7: II 14,3; IV 18.4 hastams I 20,13; 15: II 2.10: 8,3; 5: 15.6; 8; III 14,5 hastile I 14,1; 2; II 15,5; IV 8,2; 18,4 hauslusjs III 2,12; IV 10.1 herba III 8,8 hiare IV 36,4 hiatus III 2.10; 20,2 hibema (sc.casua)

galea I 20.3: 5: 6; 8; 11; 12; 19; II 13,5; 16,1-3 galeaius IV 44,3 galearius I 10,4: [116,19 gens I 2,2; II prol.4; 1,8; III 1,11: 5,2: 9,12; IV 39.8 genu 120,14: II 16,1 genus I 11m8: 3,5: 6,3; 7.4; 5; 11,1; 12,4; 13,1; 20.1; 20: 24: 24.5; 26,7; 27,1; II prol‚4: 1.3; 4; 5,3; 6,1; 10,5; 11,2; 3; 12,1; 18,3; 23,1; 25,1: 8; III 5,3: 9,15; 14,16: 20,1: 2; 4; 9; 14; 16; 23: 21,4; 23,2; 24,7; 26,33: 34; IV 7,1; 5; 17,4; 22.4: 24,1: 25.3: 27.1: 33.1; 44,1: 5: 8: 46,2 gestusjs 14,7; III 4,4

19,1;

III 8,16; 18;

II 11,1

hibcmus 1123,11; IV 26,3 hiemalis IV 39,5 hiems I 18,2; II 23,10; III 2,4; 3,9; 6,32: 8.3: 10 I 2.2: 6,2; 14,1: 20,19; 28,2; 6; homo II 8,4: 14.9: 20,2: 7: 25.2; III 6,30: 8,14: 9,4; 10,9; 12,5; 15,4: 24,5; IV pr01.1; 12,2; 18,6; 21,1; 22,3; 7; 23,2: 44.2 honor II 8.7 honoralus III 6,5 hora I9,3: III 6,29; 8,17; 18; 9,2; 14,2; IV 27,3; 42,2: 6 hordeum [13,3 horreum III 3,8 horror III 18.10; 24,5 honari 11118,3 honus

hosticus

IV 7,8

IV 44,7

340

Anhänge

hostis I 4,6; 7,8; 9,2; 4; 10,2; 13,5; 15,4; 16,2; 17,4; 19,3." 20,14; 23; 21,2; 5; 22,1; 23,2; 24,2; 25,1; 26,2; 3; 7; II 2,11: 12; 4,1; 11,5; 14,8; 16,2; 17.2; 4; 18.3; 23,4: 25,3; 4; 7; III 1,4; 10; 12; 3,3: 6: 7; l2; 5,5; 9: 11: 6,2; 10; 15; 18; 22; 24; 27; 29; 34; 7,9; 8,3; 10; 20; 23: 9.3; 4; [13;] 10,7; 11; 14; 20; 11,4; 5; 12,5; 6; 13,2: 3; 14,1; 4; 12; 17; 15,9; 16,2; 3; 6; 17,1; 3; 6; 8; 9: 18,6: 8; 10; 15; 19.2; 5; 8; 11: 20.3—5; 7: 8: 11; 12; 15; 21; 23; 25—27: 21.3: 5; 6; 22.1: 3; 5: 7; 8: 22,12; 16; 23.4; 25,3; 26.4; 7; 15; 20: 22; 23; 27; 32; 33: IV pr01.8; 4,1; 6.3: 7,7: 8.1: 4; 9.4; 10,3; 11,2: 17,7; 18.1; 6; 20.1: 3: 21.3: 22,7; 23,5; 24,3; 25,1; 6; 26,3; 4; 27,1: 6; 38.2: 45,2; 4: 46,4

iaclare I 14.1; 17.3: 1123.9: 1114.4

III 9.18;

iaculari

I 14,2; II 14,3; 25,3;

iaculum

I 14,1; II 25,1: IV 21.1; 44,5

IV 22,4: 27.6; 30.3

iaculalor I 15,4; III 14,9; IV 21,1 Iapyx IV 38.11 iclus 14,7; 8; 14.2: 17.4; 20.22; II 15.5; 23,5: III 18.10; 24,14; IV 2.1: 10,3: 28,3: 44.4

Idus IV 39,3; 4: 6:9

ignarus 13,1; III 11,6 ignavia III 8,13: 12,4 ignavus 12,1; 7,6; III 9.12: 11,2: 18.10 ignavel 13,8 ignavior III 7.1 ignis

IV 4,1; 24,5: 28,2; 44,7

ignorare I 4,1; 16,3; III 6,8; 22,15; 26.5; IV 24,3; 28,2: 303145.1

ignoramia 110.2 imaginarii

II 7,3

imagines II 6,2; 6: 7.3

imaginiferi II 7.3 imbcr I 10,2; III 2,9; IV 26.3; 39.7 imbuere I lin.6; 4.2; 6; 13,1; III pr01.8; 4.4; 9,18; 10,24 I 19,1; 24.2: 26,7: II 15,1; imminere III 22,1 immunis IV 35.2 immunitas II 19,3 impamtus III 19,11:22,11: IV 45,2 impar I 1,5; 15.4; III 8,11; 11.9; 16,5 impediIc I 9,6; III 6,32; 26.19 impeditus III 9.7; 13.3 I 22,4; II 10,2; III 1.5; impedimema 6,13: 14: l9; 20: 7,1; 2

impedimentum IV 16,1

I26,1; III 23,3: 24,2;

imperalor [+1mper.)

I 9,6: 20,4; 28.1;

II prol.l; 5; 4,5; 5,3—5; 6.2; 7,1: 3; 9,1; 18,4; 19.5: 22.3; 24,2; III prol.4: 5,4; 10,19; 26,35; 38: IV prol.4: 31.1 imperilia III 6,33; 11,8 imperilus I 10,4; III 6.7; 14,2: 18,10 imperite I 13,8; III 14,4 I prol‚6; 8.9; 17.2: 28,5; imperium II 22.3: III 10,2; IV prol.7 I 9,4; 11,7; 12,2; 25,1; 26,5; impelus 27,3; II 15,4; 25,3; III 6.2; 25; 7,3; 13,2; 19,4; 20,11; l7; 24,8: 25,11: IV 6.2; 8,5; 9,3; 12,3; 14,3; 15,3; 17.5; 18,5; 23,1; 3; 4; 38,14; 42,5; 43,3; 46,1 implerc I6.l; III 14,1 impugnare 1116,21 impugnalio IV 12,1 in anle I 20,22; 23; 24,1 incautus III 3,11; 8,1; 10,13; IV 26,2 incaulior IV 27,2 incauüus (av

III 25.12

inccdcrc I 9.1: 1116.22: 23 incendiarius

IV 8,1; 18,4; 44.7

inccndcre IV18,5:6 incendium

IV 4,2; 14,1; 15,4; 17,1; 18.2

incidcrc III 22,17: 24,3: 20.15 meiden: IV 46.7 incilarc III 4.8; 20.15 inclinare 113,5 includerc (+ inclusus) IV 4,1; 7.2: 5; 10,1 incolumis II 17,5 incoma 15.1 incommodum III 8,2 incompasilus II 17.4 IV 38,3

incuria

incurrerc 110,2 incursarc [116,14; 19.9 incursusn'ls III 6.3: 8.20 incurvus

IV 14,2; 45,4

indicium 16.2: III 9,16 inducere IV 24.3 indumenla 11159 induslria II 3,7: 9.7: 10,3; 12,4; III prol.l; 6,26: 9,15; 26,12; IV 1.2; 24.2; 32,2; 10 induliae IV 36,3 incdia

III 11.3

inefficax III 23,2; IV 19,2 inennis I 18,2; III 10,8; IV 46,8 inexcrcilatus I 13,2; II 23,2 inexpertus III 12,2 I 4,8; 7,8: 11.8: 12,3; 20.23; infcn'e III 3,6; 6,3; 13; 26; 7,9; 18,15; 22,12; 24,1; IV 22,5

c) Indices inferior I prol‚3; 10.1 III prol.7; 6.27; 7.3: 9.20: 10.7; 16.4; 20.14; IV 3.2; 10.2; 17.5; 19.3 inferius (adv.)

IV 19.2

infernus IV 24.2 infestus III 20.1; 24.4; IV 43.1 inficere IV 37.5 ingenium I prol.4; II 20.4; IV 20.2; 41.6 inimicus

II 17.4: III 6.16: 8.14: 9.6: [13:1

10,7; l3: 11.4: 12.4: 7: 17.1: 18.13: 14: 19.9; 20.14; 17; 22.2; 14; 17: 25.4; 26.19; IV 7.3; 44.6; 45.2; 46.1 iniun'a III 10.4; IV 31.3 inlecebrae I33 inopia III 2.4; 3.3: 26.4: IV 7.4; 30.5 inrumpcrc III 20.2; 18:24.13; IV 17.4; 25.3; 29.4 inruptio III 3.6: IV 24.5 insepulrus IV 44.9

insidiae

18.16:

III 6.11; 7.9; 8.1: 9. [13:] 20: 22.3; 10; 13; 15-17;

IV 24.3; 27.2: 6: 28.1; 45.1; 4

25.11;

insidialor III 6.14 insigne II 6.2: 22.3: III 10.4

insilire I 11.7: 18.3 inspcctio III 4.3 inslauralio III 25.10 instiluere I 4.9: 15.4; 25.3: II 1.3; 7: 19.5: 20.1: III 4.10 institutum II prol.l; 2.6: III pr01.3; 10.22 institutio III 26.12 instruclio III 14.5 instrucre I 20.1: 24: 24.1: 26.7; 112.11: 15.1; 6; 25.1: III 14.4; 18.11: 13'. 20.6: 21: IV 28.3;

45.4 insullarc

19.2: 20.2: 21.2; 22.4; 26,4; 27.1; 28.4;

30.4; 5; 38.16; 46.9 invius III 6.32 ira 11112.4 irasci

iter

III 4.1

I 9.1; 19,1; 23.2: 27.2; 3; III 1.5; 2.3: 3.7: 4.5; 5.10; 6.1; 2; 8; 10; ll:

13:28; 31: 8.1: 7: 23: 10.8: 10; 11.7:

18.15; 20.23: 22.7; 11: 14:15; 17:20:

IV 16.2; 39.7

ilinerarium III 6.4 iuba IV 9.2 iudcx II 9.2; 11.5; 19.6

iuga (montium) III 18.15 iugum (sub imitiere) I 15.5; III 10.22:

IV 26.6 iuniores Ilin.5: 7.9: 9.4: 15.1: 16.1: 17.1: 18.2; 19,1; 26,8: 28.10; II 3.3; 5.1: 6.6: 18.5; 23.1; III 14.10; 16 iurare II 5.2: 3; 5

ius I 1.6; 8.11; II 4.3: 17.5 iussum 112.7 iussu 115,1 iuvcnis I 4.5: III 14.6; [16.7]; 24.10

I 3.4; 4.4: iuvcntus III prol.2

18.3: 3.6;

27.2; 15.1; 41.5;

III 11.6

inlerficere 112.1 interimerc III pr01.7: 9.3; 12.7; 18.15; 25.8; IV 44.8 inlerluccre I 26.2; III 14.6 inlcrlunium IV 40.6 intemecio IV 25.1 interpatere 11115.3

imerponere III 8,12; IV 3.1

imerrumpere 126.7; III 6.22 intervallum III 6.4; 31; 7.2; IV l.l intervenire I 20.3: III 7.9; 9.19; [16.7]: IV 28.1 inundare 122.3; III 8.3 inundatio IV 5.2 invadere I 20.14; III 10.8; 14,7: 20.13; 17: 26.20: 22: IV 12.2: 3; 21.4 invenire I prol.6: 8.7; 11,1; 16.1; 21.1; 114.1; III 3.11: 5.2; 6.12: 8.2: 17.2: 3: 20.27: 21.1: 24.2; l2:

341

IV 4.1; 6.3:

5.2:

7.5;

10.3;

Kalendac IV 36.2; 39.2; 4 labes IV 35.2 labor I proI.4; 3.1: 4.4; 9.6; 10.3; 16.3; 20.9; 10: II 3.1: 4: 7.1: 8.7: 14.9: 23.12;

III

1.5; 2.11: 4.2; 10: 6.28;

8.10; 9.10; 11.7: 26.13;

24.2; 27.2

IV prol.3; 8;

I 3,2; 20.8; III 8.14; 18.15; laborare 20.19; 23: 26.2 lacerli IV 43.3 Iaccsscrc IV 31.3 lacus 11120.25 Iacdcrc 1116.20: 24,8 laevus 1116.11; IV 38.6 Iancca III 14.5: 24.11: IV 29.1 [antema IV 18.6 lapideus 1117.8; IV 17.3 lapidosus 116.4 lapis I 16.1; 2; 4; II 15.7; 23.7: III 4.4; 14.14: l6: 24.12; IV 3.3: 6.3; 14.2; 16.1: 19.1; 21.1: 22.4; 34.1: 44.4 lapsus.üs IV 17.7 laqueus 11123.3; IV 23.2 ian'x IV 34.2 lariclum

IV 7.5

lassus III 6.29; 11.7: 9; 22.11 lassitudo 110,3

342

Anhänge

later 1118.9; IV 19,1 latus,eris I 11,7; 12,3; 20,23; II 23.5; III 6,14; 16,2; 20,3; 22; 26,24; IV 2,2; 15,3 lätus I 6,4; 24,1; 2; 4; III 8,8; 9; 11; IV 15,1“. 17.2 in latum III 14,7: 15,3-5 lalior I 22,4; III 7,1; 7; 10; 8,6; 19.5; 24,11; IV 36,4

latius (adv.) III 24,15; 26.8 lau'ssimus IV 5,1: 46,6 laxamentum III 6,20 laxare 126,1; IV 21,2 legarus 119,1 legere I 2,1; 5; 4,1; 4; 7,8; 20,17; 28,10; II 7,2; 10,6; III 6,19; 8,2

lectus I 15,5; II 5,1; 24,3 lectissimus III 6,15; 11,6; 17,1; 8; 19,7 legio I 5,1; 17,1; 2; 20,11; 17; II 1,3; 710: 2,3; 4,9; 10; l2; 3,1; 4,1-3; 5,1; 6,13; 9; 10; 7,1; 3; 8,1; 2: 4; 7; 9; 9,1; 2; 7; 11,1; 12,1; 13,1; 15,1; 17,5; 18,3; 4; 19,1; 2; 6; 20,6; 21,1; 3; 5; 22,1; 23,1;

13; 25,1; 4; 5; 8; III prol.7; 1,3; 9; 4.7: 6,9; 8,16; 9,15; 10,5; 23; 23,4; IV 31,4 II 1,3; 2,11: 9,6; 20,4; legionarius III 4,6; 23,4 letalis 116,2 Leuconotus IV 38,9 levare I 24,1; 3; IV 18,6 levigarc IV 8,5 levis I 4,6; 7,4; 20,16; II 2,9; 10; 15,6; 17,1; 4; III 6,15; 34; 14,10; 16,5; 17,9; 20,18; 19; 22,8; 24,2; 10; 26,22; IV 7,4 levitcr III 22,14

levior I 12,4; III 1,9; 8,7: 11,1; [16,7;] IV 15,1 levissimus III 7,7 libelIa (fabrilis) III 20,9 liber

III 18,2; IV 10,2; 46,1

libere IV 9,4 libanas II 24,3; III 10,2 Libonotus IV 38,9 libral 19,1 libralis II 23,9 Iihrarii

II 7,7

u:

UN}?

libuma II 1,4; IV 32,1; 2: 437.1; 3: 38,2: 39,10; 43,3; 44,5; 5 lignatio III 8,20 II 11,1; I 11,2; 15,1; 18,2; ligneus III 8,7; IV 24,5 II 10,5; 19,7; I 22,1; 24,4; lignum III 2,4; 3,9; 7,7; 8,3; 15; IV 6,3; 8,2; 5; 15,1; 7; 16,1: 18,1: 5; 24,4; 36,2 ligo I 24,5; II 25,6 ; IV 46,7

linleones 17.1 linum III 14,15; IV 30,2 Lips IV 38,11 liquor IV 11,1 litus IV 46,1 lixae 110,4 locare 120,16; II 15,1; 16,1; IV 32,1 locus I lin.5; 2,1: 2: 4,7; 8,4; 9,5; 16,4; 20,1; 22.1; 2; 23.1; 2; 27,4; II 2,5; 3,3; 7.6; 9‘. 9,1; 25,8; III 1,5; 2,1; 2; 12; 3,3; 4,1; 5; 6,4: 5; 8; 11; l4; 21; 25; 27; 31; 7,10; 8,2-4; 15: 16; 21-23; 9,6; 7; 15; 10,6: 12,6; 13,1-3; 14,11; 12; 15,6; 7; 17,1; 5; 18,2; 19,5; 10; 20,2: 5; 24; 26; 28; 21,1; 22,3; 8; 14; 16; 26,11: 25; 26; IV 1,1; 3; 7,1; 2; 10,2; 20,3; 4; 23,1; 25,2; 6; 29,2; 38,15; 42,6; 43,1 longitudo II 23,2; III 8,4 lorica I 16,2; 20,8: 20; II 14,7; 16,2; 25,1; III 7,6;9.6; 16.1 loricarius 1111.3 loricalus II 6,3; 13,4; 14,6; 15,5; 25.3; III 16,1; 17,9; IV 44,3

lon'cula IV 28,3;4 10mm III 7,6 lucema 1V 18,6 lucluosus IV 12,1 1una IV 35,1; 41,1; 42,6; 45,4 lupus II 25,6; IV 21,3 luson’us I15,l; luson'a II 1,4; IV 46,9 lutum III 10,20; IV 19,1

maceflarii 17,2 macerare 1119.9 machina I lin.9; II 11,1; IV 2,2; 8,1; 6; 9,3; 15,1; 16,1; 2; 17,5; 18,5: 6; 19,1; 4; 20,1; 4: 7; 23,1: 27,5; 28.2: 30,1; 44,1 III 24,16; IV 8,4; 9,5; machinamcntum 14,4; 17,1; 18,1; 19,2; 22,7 maclare III 24,12 madere III 10,20 magisLn' IV 43,1 (annorum)

III 131'012; 1,3

(elephantorum) III 24,13 (militum)

II 9,1

magnitudo II 2,12; 19,1; 24,5; IV 8,6; 17,3; 22,4; 30,1; 31,2; 37,1; 41,5 malleolus IV 18,2:3 mälus IV 46,3 mancus III 18,7; 20,11 man:

111,3; II 18,5: 23,1; III 8,19

manjca [20,12

c) Indices manipulus

11111; 14,1

manuballista II 15.7: IV2_2„6 manuballistarii III 14,13; IV 2l,I manus I 16,1; 17,4; 20,7; 23; II 13,7; 23,9; 24,2: III 4,4; 5,9: 6,17; 13.1; 14,16; 23,4: 24,7; 9; IV prol.3; 1.1; 8,4: 27.6; 29,2; 44.5: 45,3 manus (= aliquot mililes)

II 18,7; III 1,9;

6,14; 22,14; 15 mare II 1,4; 23,12; III 4,5: 20.25; 26,24: IV 1,1; 11,1; 2; 31,1; 32,1; 33.1; 38,14; 39,1; 6; 9; 41,5; 43,1: 3; 46,1 marinus IV 16,2; 37,5 maritimus IV 11,1 marmoreus IV 23,4 Mars (deus) I 28,4 (= bellum) aperto M. III 6,25; 9,3; 11,1 publico M. III 10,23; 25,6; IV 45,4 Martins

I 6,4; 10.3: 28,2: III prol.3

materia IV 14,1; 23,1 malcries II 10,4; 25,6; III 4,5; IV 35,2 matricula I 26,4; II 2,11; 5,2; 7,1 mattiobarbuli I 17.1; 3; III 14,1!1 mealus IV 42,3 mechanicus IV 17,3: 20,2; 22,3 medjcus II 10,3; III 2,6: 8 medicina III 2.1; 4,3; 9 medietas II 20,3; IV 21,6 meditari 120.8; II 12,3: 23.6; 9 meditatio I 1,6: 9.1: 11.8; 18,4; 19,2; 26,7; 27.3; II 23,3: 24,1; 4 medius 125,1 II 6.4; 15,2; 9; 18.3: III 17,8; 18,5; 20,16; 17; 19; 23; 24,13; IV 17,5: 27,3; 45.4; 46,7 medium I proi.4; II 6,7; III 6,13; 7.2; 14,14: 15,9; 17,1: 20,2; 27: 1V 15.5; 19.4 membrum I 3,1; 6,1; 16,2 mens I 9.7; II pr01.2; III 6,4; 12,4: 6; 21,3; 25,12; IV prol.6 mensis I 10,1; 27,1; II 3.3; 5,1; IV 26.3; 36,1; 2: 39,1: 5; 40,4 mensores [17,9 mensura III 8.5; 15,1; 6: IV 22,3; 30,2: 37,1 mercedcs I 28.10; II 24.1 merces IV 39,10 meridianus IV 38,9 meridies I 12,3: II 18.5: 23.1: III 8.19 metalla,ae IV 6,3 metallaprum IV 24.2 metatores II 7,6 metuere I 1,7; 2.3; II prol.6; 18.3; III 4,2: 8.11; 12.2: IV 40,6 metus I 26.3; III 3,7; 4,9: 8.9; IV 26.2

343

miles 1 11,3; 20,3; 24,4;

1in.5; 4,1; 6,5; 7,1; 6; 8; 9,1; 6:9; 13,2; 3; 5; 17,1; 3: 18,1; 19,2; 4; 18; 22; 23; 21,2; 22,4; 23,3; 26,1; 4; 7; 27,4; II 1,5; 9; 10;

2.7: 3,1: 5.2; 5: 6.1: 5: 7.1; 5: 7: 9; ll:

8.1; 7; 8; 9,1; 3-5; 10.2; 12,1; 3; 4; 13,3: 5; 6: 14.8: 15.5: 6; 8; 18,1-3: 5; 19,1; 3: 5-7; 20.1; 4; 21,2; 22,1-5; 23,1; 2; 9; 11; l3; 14; 24,2; 3; 25,1; III prol.8; 1,12; 2,2; 4; 8; 12; 3,9; 10; 4,6; 7; 10; 5,8: 10; 6,2; 17-19; 28; 7,10; 8,1: 15; 9.14; 10,4; 11,3; 5; 7; 12,1: 4; 14,5: 15,2: 17,5; 19,6; 7; 24,3; 9; 11: 12; 26,3; 8; 14; 21; 23; 30; 38: IV 27,3; 32.2; 37,6; 44,3; 45,5; 46.7 milia passuum I 9,3; 27,2; III 15,2: 5 miliaria (cohors) II 6.3: 10; 12,1 mililare I 16,3; II 3,4; 5,4 militaris I 4,2; 8,2; 9: 10; 11; 9,1; 3; 10,3: 13,4; 15,4; 19,1; 27,2: 28,1; 7; 9;

II 1,1; 3.6: 4,3; 5; 19,2; III 131’012; I, 1 ‚ 2,8; 6,1; 10.6; 18; 11.1; 21,1; 22, 1 o IV 12,4; 15,1; 18,1 mililia Ilin.7; 1.2: 3,2; 4,4; 5.2; 7,2; II 3.5; 5,2; 5; 10,6; 21,3: 24.2; III 8.18; 26,34 missibilia I 17,4; II 11,3: 14,3; 15.5; 6: 16,1; 17,3: 23,6: 10; III 4,4: 14,16; 20,6; 24,10; 11; IV 15,6; 17.6: 21,1; 29.1: 44,5 missile 14,7; 14,2; 20.20: 22: III 14,11; [16.7] mobilis IV 8,7 moderalio III 4,3: IV prol.4 modeslia I 2.5; III 4,10 modicus 16,4 modus 13,3; 11,1; 3; II 17,1; III 1,3; 3,3: 6,12; 8,6; 19,5; 20.1; 6; l4: 22.3; 26,18; 24: IV 5,2; 17,1; 18,1; 23,3; 30,2 moenia III 3,6: IV 7,10; 19,1: 21,4 moles III 1,5: IV 3,3; 20,4; 43,3 molesiia III 7,1 monoxylus II 25,5; 11111 mons I 16,4; 22,2: III 6.4; 27: 10,8; 18,15; 20.25; 22,17; 26,24; IV 10,2 mora I 18,4; III 1,5: 7,8; IV 17,7: 31,4 morbus II 3,3; III 2,3; 6; l2 morbosus III 2,2; 8,3 mori 121,5: III 21,2 mors I 2,5; 3,5; 20,9; II 5.5; IV 22.6; 44,9 mos I 1in3; 131131.1; 7,5; 21,5; II 3,2: 6,4; 11,5; 12,2: 18,1; 20,4; III 4,9; 5.9: 6,29; 8.1]; 11,3; 12,7; 15,9; 16,5; 21,3; IV 14,3; 15,5; 22,4: 29,4: 42,2 motus,üs III 12,1; IV 42,1

344

Anhänge

mulus II 25,2; III 24,14 multitudo I 1,1; 3; 8; 5,2: 8,5; 20,4; 22,4; 26,7; II 2,11; 17,2; 23,4; III 1,3-5; 7; 11; 12; 2,12; 3,8; 5,2; 10,23; 15,7; 19,2; 5; 20,3; 5; 21,1; 4; 22,12; 26,10; 18; IV 6,1; 23,2; 24,2 munera II 3,4; 7,12; 19,2; 7; III 8.1; 15 munire I 20,1; 3; 12; l3; 22,4; 24,3: 25,1: 3; II 2,11; 7,11; 18,3; III 4,7; 6,15; 8,6; 20,26; 21,3; IV 1,1; 10,2 II 12,4; I 16,1120.25; munitus III 9,4; 14,8; 16; 24,8; IV 44,3 munitissimus II 18,3; III 3,3 munifices II 7,12; 19,7 munimenlum I 20,9; 21,5 munimen III ;23,3; IV 9,5; 18,5; 29,3 munilio I 21,1: 24,1; III 6,30; 8,1; 22; 20,25; 25,7; IV 15,2; 15,6 muralus mums

I 21,2; III 8,1; 21 I 20,11; 24,1; II 11,5;

7,3;

III 3,7; 8,12: 14.8; IV prol.7; 1,1; 2.1: 2; 3,1-3; 4,2; 6,1; 7,4; 8,4; 7; 10,1; 2; 12,2; 14,2; 3; 15,4; 6; 7; 16,1: 17,3-5; 7; 18,6; 19,1; 4; 20,1-4; 21,1; 3-5; 7; 23,1; 2; 4; 5; 24,2; 5; 25,2; 6; 26,2: 3; 27,6; 30,1-3; 6; 44,1; 6; musculus II 25,7; IV c.13; 16,1; 2 musculosus 16,4 mutus III 5,3; 8; 9; 11; IV prol.1 mutau'o III 2,12

nalare I 3,4; 10,1; 3; 4; II 23,12; III 4,5; 7,6 natio 12,1; 3; II 2,2; III 10,12; 11,1; 23,1; 26,36; IV 131’012; 31,1 natura 112.12; III 20,26; 26,12; IV 1,1; 10,1; 38.2; 115; 39,1 naturalis IV 1,2; 38,2 naturaliter II 21,4; III 12,5

nauarchus IV 32.2:432

naufragium IV 38,17 nauta IV 32,2; 37,6; 41,5; 45,2; 46,4; 7 nauticus IV 40,2; 43,1; 45,1 navalis I lin.10; IV 31,1; 41,6; 42,6; 43,3; 44,1; 2 navicularius IV 32,1

navigare 43,1

IV 36,4; 38,4; 39,1; 10; 40,6;

navigalio IV 31,6; 39,2: 3; 9

navigcr III 7,5 navigium IV 31,4; 37,2; 39,5; 41,3 navis IV 33,1; 2; 4; 34,1: 36,3; 37,4; 5: 42,3; 44,4; 5; 7; 46,4: 8

necessarius Ilin.8;prol.4,6;21,1; II 1,5; 11,4; 18,3; 25,8; III 5,10; 7,10; 9,3; 10,3; 15,2; IV 7,6; 8,2 necessario II 22,6 necessitas I 3,2; 5,3; 8,10; 10,4; 19,1; 20,14; 17; 23,1; 24,1; 25,3; II 9,1; III 1,11; 2,7; 10; 3,2; 5,9; 10; 4,9; 5,2; 6,4; 17; 7,9; 10; 8,1; 4; 9,4; 9: 10,17; 24,16; 25,1; 26,31; IV 7,10; 9,2; 25,5; 28,2: 30,5; 31,2 neglegentia [20,9; II 3,1; III 5,1; 6,22; 22,15; IV 27,4; 28,1 neglegere 13,1; III 7,1; IV 38,3 nervinus IV 9.1; 22,2 nervi I 6,4; IV 9,1: 3; 22,4 nimbus

IV 41,2

nomen

I 3,2; 7,3;

nix I 10,2; 1123,11; III 2,4; 9; IV 39.7 noctu III 22,7; 19: IV 24,3 nocturnus 1118,17; l9: 10,14; IV 26,5

II 1,6; 3,1; 5,4; 7.1;

18,2: 23,1: III 4,3; IV prol.1; 2; 26,5; 33,3 . Nonne IV 39,4

norma II 4,3 nolae II 19,1 Notus ( + Albus News)

IV 38,8; 10

novellus II 24,3 nox III 2,4; 5.11; 6.12; 29; 31; 8,1; 7; l6; 10,14; IV 20,3; 25.6: 26,2; 27,3; 37.6; 39,7; 42,2 nubes III 5,11; IV 39,7; 41,4; 5 nudare I 20,2; III 9,10; 20,16 numerus I 1,5; 4,7; 22,4; II 1,5; 10; 2,5; 6,1: 10: 9,1; 23.2; 25,1; III prol.7; 4,6: 6,30; 8,11; 9.4; 15; 20; 15,1; 19,10; 20,20; 21,5; 6; 26,23; IV 38,4 nuncupare III 8,22: 40.3 nun-im I 1,7; 3,1; II I,5; IV 7,6; 26,4 nulus II 10,2; 18,4; 22,1; III 9,16

Ohm-an: III 10,7:26,27 obliquus I 4,8; III 20,5; IV 23,2; 30.3 oblivio 128,7; III 10,18 oblivisci II 1,6 oblongus III 8,4 obniti III 13,2 obnoxius III 23,3 oboedientia III 4,10 oboedire II prol.5 obruere IV 8,4; 25,3;6 Dbscurior II 4,4 obscuritas III 8,1: IV 39,7 ObseQuia 11192;5;6 III 4,3; 5,1; 8,11: 11,4; 7; observare 19,10; 20,27; IV 35,1

c) Indices obsewatio III 8.1: 1V 40.2 obsidere I 21,1; 1V 5.1; 7.2; 15,4; 6; 19.2; 21.3; 22.1: 25.4: 26.1; 27.4; 28,1; 3: 4: 30.6 obsidio III 3.5; 1V 9.3; 10,5: 27,1 obsistere III 18.11; 1V 3,3; 8.7: 28,3 oblemperare 11 9,1; 22,1: 5; III 5,1; 9.16 obtinere III 15.3 obviare III 6,27 occasio III 6.33; 8.1: 9.[13;] 18; 10.6; 7: 12,7; 18,14; 20,17; 22,12; 17; 25.11; 26.6: 31: IV 15,6: 26.2; 45.2 occasus 1V 39.5: 40,1 occidere 111 10.9: 24.11: 1V 21.2 occidcntalis IV 38,10 occipiljum III 14.3 occultus III 6,9; 16.4; 19,1; 25,11 occulle III 22,14

occulu'us III 6,25 ex occulto III 9.3 occupare (+ nccupatus) 1 9.5: H 3,1; III 3.6; 7; 4,5; 6,27: 8.1; 2; 13.1: 15.1; 18,15; 22.8: IV 6.1; 17.5; 25.2; 27,5; 28,2 occupalio III 8.7 III 6.10: 8,1; 18.6: occurrere 1V 18.1 ocrca 120.12; II 15.4: IV 44.3 ocreali

oculus

II 1,3: 16,1

I 6.1; 4; 9.7:

III 5.3; 6.4: 10; 14.1

15.2:

10.1: 14.6: 21.1:

20.1:

II 12,3;

1V 12.3: 18.2: 24.3; 25.2; 6:

28.2 opponere III 4,3: 6.15: 17.6; 19.8: 24,16: IV 20.1; 23.1

opprimere II 17.4; 1117.9: 22.12; 15; 20; 1V 2,2: 7.10: 19,1

oppugnare I lin.9; II 25.4: 1V 7.218,7: 12,1; 20,2; 30.5 oppugnalio I 16,4; 1V 7,1; 21,2; 24,1 optimates

1119.11

optiones II 7,4 Opus I 6.4; 8,1; 24.5; 25,1; II 1.6: 7.5; 9,7; 18,7: 22,2; 4; 25,6; III prol.3; 7,5;

8,9; l3; 10,1; 13,20; 1V prol.3; 8; 1.3;

5.2; 8.7: 17.1: 24,4; 5: 28,2: 4; 43,3 opusculum 18,10

orbis

I 1.2;

26,7;

II 18.5:

21.2: 3:

III 8,11; 10,16; 1V pr01.6; 7; 26,6; 41.1; 3 ordinaxe 125,1; 11 3,9; 6,3; 5; 8,4; 15.1; 21.1: III 6,19; 31; 7,2; 8,7; 9,18: 12.6: 14,1; 2; 5: 15,2: 4-7; 9; 17.5; 18,13;

20.5; 15; 20; 25; 27; 28; 24,10; 14:

IV 4,2; 7,2

odium III 10.13: 12.4 oder 1112.12; IV 26,4 offenderc III prol.8; 4.2 officium I 7.4; 8: 17.3: 28.6; II 21.3; 111 10.17; 26.38: 1V 32.2 oleum 1V 7.8: 18.4: 44.7 II 10.5; 25,4: 111 3.11: 14,14: onager 1V 8.4; 9.1; 22,1: 4; 7; 29.3; 33.4 onerosus 120.8 onus 13,1: 1123,12: 1V 44,4 opacims [112,2 operan’ I 25.2; 11 22,4: III 6,12; 8.14: IV 24.3 operiJe IV 15.4 opes II 24.2 oportunitas III 25.12: 1V 27.2; 45.3 oporlunus I 9.4; III 2,6; 3,3: 6,25; 8,22; 9,19;18.5;22,17: 1V 7.2; 45.1 oponunc 1 17,3; III 22.10 oporlunior III 22.3

oppidani

345

Ordinarii II 7.2: 3: 8.6: 15.3 ordinatio 126.7: II 1.8: 4.3: 7.1: 9,1; 17,4; 23,1;

1V 2.2; 45,4

0rd0

III 14,4; 15,1; 4; 19.6;

I 2,1; 4,7; 8,12; 9,1;

26,1; 4; 5:

11 7,2: 9,2: 13,2: 23,4: 24,2; III 1.2; 3.1; 8.7; 11,6; 14.3; 5—11; 16; 17; 19,5: 7: 10; 1V pr01.8; 15.4; 37.1; 2 oriens 123.2 orientalis IV 38.7 oriri 1V 38.7: 39.2 orlus,üs 1V 39,2; 40.1; 41.3 ostentau'o III 6.5 oliosus IV 7.3 oliosc III 4.1 oljum 128.6; 8: II 22.6; III 4.6; 26.13: 1V 28.1

pabulum 122,1; 111 1.5; 3.1; 3: 9; 6,34; 8.15; 10,10; IV 7,7 pabulaüo III 3,2: 8.3; 20 paganus 11 23.14 pala 11 25,6 palma 11 21.3: 1115.4: IV prol.3 palusi

1 11,3—7; 14,1; 2; 15,1;

II 23,5;

6:25,6; III 24,4 palus.udis III 2,2; 6,32: 9.7: 10.8; 13.3; 18,15; 20,25; 1V 1,1 palustris III 2.5; 6,2l Pannonici (sc.pillei) 1 20.18 papilio 13,2: 23.2: 11 13,6;111 8,16 parare 11126.6: 22.9; 1V 16.2: 20.2: 31.2 paralus 11 14.4; I11 6,6; l7; 34; 10,8; 11,4; 6; 18,13; 22,4 paralior 11 23,9 paries IV 3.1; 2.3; 23,5

346

AMIänge

pars 12.1: 3,1: 5.2; 11.8; 13,1; 15,1; 18.3: 20,2: 23.2; 25.1; 27,2; II pr01.1; 1,2; 7; 2,11; 20,1; III 6.13; 15: 7.9: 8,4: 14; 17; 9,2; 3; 5: 12; l9; 13.1: 2: 17,6: 8: 18,1; 7: 14; 19.7: 20,1; 7: 8: 12; l3: 16: 22; 23; 25; 26; 22.17; 20; 25.1; 4; 26.1; 34; 37; IV 4,2: 6,3; 15,5; 17,5; 6; 19,1; 21,4; 24,4; 27,3: 31.4: 33.4: 37.3; 38.2; 5; 42.1: 46,4: 6

parsimcmia IH 3,8:

patere I 11.8; IV 33.2 patcns III 13.3; IV 1,3 paucilas I 1,3: 8: 22.4 pauper 1120.1 pavefactus III 6.18 pavor III 10.9 pax I 7,8; 18.4; 28,6; 8: II 9.1; 19,3: 23,12; III 131'018; 3.12; 5,10: 9.14; 10.17 peculium II 20,3 pccunia II 19.2: 20.2 peclus I 6.4: 20.4: 7: 25 pecus,udis I 20.10 pesuspris III 3,6 pcdalis 120,10 pedes (+ pl.) I 4,6; 10.4: 20.2: 6: 8; 12; 16:21; 25.1: 27.1: 2: II 1.2; 4; 5; 7; 6,3-9; 9.6: 14.1; 2; 15.1; 5; 16.1; 21.4: 5; 23.10; 25,3; 5: III 1,9; 10: 2.9: 6,13: 15: 21; 30; 7.2: 4: 8.14: 16: 23: 9.5; 7:

10.7; 13,3: 14,6; 15.1; 2; 6: 16.1; 2; 5:

[7;] 17.1; 6; 8; 9; 18,1; 3-6; 8; 20,7; 10; 12; 21; 22.5: 23.4; 26,26 pcdesu'is I 1in.7; 20.3: 5; 11: 10: III 26,26 pelagus IV 38.3: 39.7: 42,1: 6 peilerc 17.1: 16,4: III 13.2: 14.12: 20; 12: 26.19; IV 18,1: 46,1 pellis 120.18; II 16.2 I 12,2; 28,3; IV 15,3; penetrare 22,3; 23.5: 24.3; 29.2 penuria III 3.1: 6.32; 9.9: IV 7.10 percutere I 16,1; III 7.10; 8,9; IV 29,4; 43,3 perdelere III 10,12 perdiscerc III 6.4 perdoctus I 15.4 perdere [26.2: III 11.8: IV 46.1 pcrcnnis IV 10,1 perfidia III 6,6 perforare IV 23.5; 46.4 perhorrescere III 10,9

periculum

19,5;

6.21; 20.8: 21.3: 22,3;

19,2; 10,3; II prol.5; 17.5:

25.5; III 6,1; 5: 26: 28: 9,3; 11.2: 20,3: 21,4; 22.1; 26,2; IV 12,1; 17.4; 21.2; 34.1

periculosus III 20.16; 22,9

periculose IV 39.9 periculosior III 22.9; IV 36,4 periculosius (av [II 17,6 perimere III 26,7; IV 23.5; 24,3; 28,2: 44,6; 46,4

per-im I 13,8: III 24,3: IV 38,2 peritia

I 14.7; II 19,1; III prel.2; 1,2:

10.7; 11.2; 26.36; IV 40,6; 41.7; 43.2 peritus III 2,8: 6.19: 20.2: 22.1: IV 29.3 perile I 16.1; II 14.3 pen'tissimus II 10,6; IV 46.7 periüssime II proLl pemicies III 10,13: 22.12 pcrniciosus III 2.5; 25,5 pemiciosissimus III 2.10 I 20.20: 26,2; III 15.8: pcnumperc Iv 18.2: 5: 45.4 perscqui I 21.5: III [5.7:] 14.12; 22.16 penerrere III 10,24: 25,4 penurbalio 125,3 pervadere IH 6.22; IV 25.1 pervius III 7.5 pes

I 5,1: 6.4; 11.5; 20.22; 24,1-4;

II 15.5: 23.5; 23.7: III 8.8; 9; 11; 14.6: 7; l4; 15.1; 3—5; IV 3.1: 15.1: 17.2 peslilens 1112.2 peslilemia [112,5 phalanx II 2.1 piclor 1111.1 pigrescere 14.2 pigrior IV 46.5 pigrius(adv.) III 6,23 pilatac (legiones) I 20.11 pilleus 120.18 pilum I 20.20: 23: II 15.5: III 14.13: 24.11

pilus II 8.1: 21.3 pingerc II 18,1; III 6.4

pinna III 5.8: 8.12

pinus IV 34.2 piscalor 17.1 pisces IV 41,6; 44.9 pix IV 8.1: 44.7 plaga l 2.2: 5 pläga I 4.8: 9,7: 11.8: 20.23 planeles IV 40.5 planus

III 13,3; 24.2

planum II 1.4: III 2.10;7,4; IV 1.2; 3.2 plalca IV 25.6 plumbalae I 17.1; II 15,4; 6; 16.1; 23,10; III 13,10; IV 21,1: 29,1; 44,5 pluleus IV c.13; 15.5 pluvia II 23.11; IV 41,2; 4 pluvialis

podismus

IV 10,4: 39.4

II 7.9: III 8,5; 15.1; 6

c) Indices poena I 13.7; 23.3; II 9.4: III 4.9; 6.5; 26.30 polyptycha.orum [119.2 poma IV 7.7 pondus I 3.2: 11.1: 2; 12,4; 14.1; 19,1;

III 23.3: IV 8.4; 20.4: 22.4

pons

I 10,1;

poplites populus

I 11.7 12.4: III 1.4: 11.1; IV 31.1

II 25.5:

IV 17.5: 21.4: 5; 44.5

p.Romanus

III 7.8: 10;

[12:83: 15.5; III 1.12;

IV 31.2 populosior III 19.9 porcinus III 19.6; IV 7.5 porta I 23.2: 3: III 11.4; 5; IV 4.1; 2; 7.10: 24.3: 25.4 porticus II 23.10 portio IV 31.1; ponus IV 38.16; 43.1 positio II 10.1: IV 38.5 possessio III 3.4 possessores 17,9; III 3.6; 10.4; IV 7,4 II 6.8; III 13.1: IV prol.7; pessidcrc 38.8 polestas II 9.2; III 1.10; 2,6; 5.5: 10.4; 18.1; 26.4: IV 25.4: 30.6

polus III 2,5; IV 10.5; 30.5 pracaltus IV 21.6 pracccptum I 11n.10; II 2.7; 3.8; 7,5; 9.3; 6; III prolß; 11; 9.1; l6; 26.34; 31.1

praccipcrc I 26.5: 6: II prol.3; 5.5; 22.5; III prol.2; 5.9: 10.6 praecipere (i.q priorem capere) III 6,5 praccipilari III4.2; III 10.10; 11.6 praeco 125.1 praeda 1124.2: III 10.10; 11.6 praedari III 10.7 praefectus II 9.7; 10.1; 11.5 (caslrorum)

II1_0_.1

IV 31.1

(classis)

(fabrum) II _1_1_.l; 5

(legionis) I 13.4; II 2.2: 4 (: 7) (praelorio) 1121.3

praemitlere praemium 26.30 praemunirc praenoscere

III 6.27; 11.1; 22,8; 16 II 3.1; 5: 7.10: 8.7: III 6.5; 6;

pracparare

I 9.7: 9; II 11,1: III prol.8:

IV 16.2 I 1.6: IV 38.1

praeoccuparc 19.5; III 18.3

1.6: 6.2: 16: 27; 7.7: 8.15: 17.1: 18.15:

26.17; IV 8.1: 12.1; 24.5 praepositus II 12.2: 3 III 3.6: 6.27: 7.9; 8.2l; 26,8: pracsidia IV 7.2 pmctcmptare

I 8.1

praetercurrere III 24.11

347

praelor III 1.9 praetoria (porta) 123.2 praelon'um I 23.3; III 8.15 primiscn'nius

1121.3

I pr01.l: 2: princeps (Lq. imperalor) II pr61.4; 5,1; IV pr01.2: 33,3 princcps (müttvocabj 120.13: II 2.10; 8.1; 4; 12,2; 15.3: 6; III 14.5 II 1.9 (adj.); 7.1: 11; 15.3; principalis 19.6; IV 38.5: 6 I 13.4; principia (= miiitcs principales) 20.17; II 7.1; III 2.6; 4.3; 7; 8.11 privilegium 117.11; III 8.14 probare 1+ probatus) I 1111.6: 5.1; 7.7; 9; 11.4: II 1.9: 6.4: 10.6: 19.1; III 10.7; 26.35; IV 34.3 probalissimus III 6.11: 8.18: 9.1; 20.7: 21 procclla IV 38,2; 15; 41.1: 2 procerilas I 1.3: 5.1:6.5: IV 17.3 procerus II 14.3 proderc I 20.9; III prol.3: 9.10; 26.27: 35: IV 30.5; 37.5; 41,1

proditor III 6.10: 12: 33 produccrc [26.41 III 9.14: 11.4; 20.16; 23.1; 26.3; 14: IV 19.4: 45,4 procliari 112.9: lII 26.38: IV c.I3

pmelium I liILB; 1.1; 6: 9.9; 13.1: 7: 15.4: 16.3; 18.4; 20.7; l7: 19; 21; II 2.2: 5; 11; 7.2; 8; 13.1; 17.3: 18.1; 3; 22,6; 23.13; III 111’012; 5; 2.10; 4.2; 6: 5.2:

4; 10; 20; 9.1; 3; 18; 11.4; 7: 12,2; 18.15; 20.1; 7; 21: 24.5: 25.13: 26.114; 21; IV 27.4: 31.1: 33.2: 37.2: 42.6:

44,1: 45.1; 3 profcclio II 9.3; III 6,10

proficisci I 3.4: III 5.11; 6,3; 4: 8: 11 prohibcrc I 7.6: III 2.12; IV 5.2: 7.2; 11.2: 40.2 pmlixus III 20.2: IV 39.7 prolixior IV 22.2

prolusio I 13.3: II 23.4 promovcrc II 3.1; 7.7; 21.2; IV 20.3 promuscis III 24. 7 III 8.12: 24.4; IV 3.2; propugnaculum 4.1; 6.1-3; 8.4; 7: 10.2: 15.6; 19.3; 44.6 propugnalor III 6.20: 8,6 propulsare I25.1 prorumpere III 4,8: 11.6; IV 28.2 prostemere III pr01.6;2l.4; IV 17,6: 46.6 proiegcre 120,24: II 1.2: 23.4; III 16.2: IV 15.5:6: 16.1 proximior 120.23 pruina 111,24 pubcnas

14.1

348

Anhänge

publicus

IV 10,4; 30,5; 39,8

(annona)

II 19,5

(ccrtamen) III 9,20; 26,14; 31 (conflicius) III 9,2; 11,1 (iniun'a) I1110,4 (Mars) III 10,23; 25,6; IV 45,4

(proelimn) 11111.7:

(pugna)

II 18.4; III 9.14: 14,4; 22,13

(scumm) I 11,1

pucr III 6,19; 7,1 a pueris I 4.2 pugna 120.6; 26,1: II 14,7; 15,1; 16,1; 18.4: 22,5; 23.14: III prol.2; 3,1: 9,14; 18; 12,2; 14.4: 18.3: 19.10: 22.13: 24.3; IV 43.3 pugnarc I 2.3: 4.5: 9: 12,1: 4; 13,2; 8: 20,13; 16: 23; 24; 26,2; 27,4; II 6,3; 22.2: 5: 24,3: III pr01.2; 8; 1,12; 4,1: 5.1; 6.2; 18: 9.6; 8: 11: 14: 10,23: 11.2: 7; 14.2: 7: 8: 15.8: 18.16: 20,14: 27:

23.4: IV 9.3: 44.4; 46.1: 7

pugnator III 9,4: 15.1 pulvis 13.2: 10.3: III 5.11; 14.1: 23.2; IV 35,2 puncta (sc.p1aga) I 12,2: 3; II 5.2 punctim I 12,1; II 23.5; III 4.4 puteus IV 10,1

I 23.1: 26.6: III 8.4: 20.1: quadratus 26.18 quadriga III 24.1; 3 qualitas 123.1: III 6.4: 15.9: IV 34,1 qualus I24‚5 quanlilas III 8.5 quassare

II11,2

quietus IV 38,14

quingentaria (cohors) H 6,4

radices rastrum

III 8,8 124,5

ratio I 5,3; 15,2; II 7,7; 19,2; 20.5; 7; 22,6; III 1.12; 3.12; 6,21: 8.1: 11,1:

12,3: 15,6: 16,4: 17.1; 20,28: 22,1; IV pr01.8: 3,1; 7,8; 31,1; 4; 38,2: 17; 39.9: 40.4: 6 rebellare III 1,11 receplaculum IV10,4 receptus II 22,1 [; III 5.7] redundant I 2.4; 119,7; IV 5,1 regere II 8,5; 6; 12,2; 14,2; III 5,2; 18.3; 24,12; 26,22; IV 43,3 regio I 8.9; III 1,12; 2,2; 6,4; IV 42,6

III 1,8; 3.2: 12,6; 15,8: [16.7;] remcdium 19,3: 26,33; IV 6,3; 20.2: 23,1 remex IV 32,2; 37,3; 43,2

remigium IV 37,1; 43.3: 45,2 rcmus IV 37,1; 42,5; 43.3 reparare 127,3; II 3,9; 11,2; 16,1: 19,8; 25,8; 11; IV 9,3 reparatio III 3,7; 14,17; 25,5 repellerc III 6,3; 8.14: 14.8; 17.3; IV 9.3; 12,4; c.l3

res

I prol.6; 1,2: 2.1: 8,6: 13,6;

16,3; 19,2; 21,3; 27,4; II prol.1; 1,6; 2.12; 4,4; 20,1; III prol.1; 3,3; 4,7; 5.2; 10: 9.11: 19: 10.2: 19.6; 26.25: 26: IV pr01.5 (adversae) III 9,10: [13] (annonaria) II 19,2

(bellica)

I 1.7:

II 24,2;

III pr01.l; IV 31,6

(frumenlaria) III 1,6 (gestae) 18,8 (militaris) I 10.3: 28,1; II 1.1: III proI.2; 2,8; 6,1: 21,1 res publica Ipr01.6: 7.3: 13.5; 20.9; II 1,5; 3,6; 7; 4,5; 5,5; 18,6; 24.2; III 1,11; 3.9: 10.4: 26.38; IV prol.1 resina IV 18,4; 44,7 resislere 19.7: 26.7: III 19.5: 20,10: 18; 24,7; 25,7; IV 25.4: 26.5; 31.3 reslinguere IV 4,2 relardare III 6,23; IV 42,3 rheuma IV 42,2: 5:45,2 rima IV 36,4 rimari IV 24,2

ripa 1117.9 robigo robur III rosIIa rulrum

saccus

II 14,8; IV 34,3 I 6,2; 3.3: 5: 8,2: 14,2: II 3,1: 19.1: 9.5; IV 45,5 IV 43,3; 45.2 II 25.6

II 20,5: 6;

III 10,15

sacramcnlum II 3,5: 5.2; 24,3 saepia 124,3: III 8,12 saepire IV 15,3; 17,5 sacla III 14.15: IV 9,2 sagilta I 15,1; 16,2; II 11.3; 14,7; 23.7; 25.4: III 3,11; 4.4; 14,11: 24,14; IV 6.2: 8.2: 15,6; 18,3; 29,2; 30,2; 44,5: 7 sagiitare I 15,2; III 9,18; 26,36 I 4,6; 15,4; 5; 17,3; sagiltarius 6:12; II 2,10; 15,7; 17.1:4: III 6,15; 30; 9,6; 14,5; 9: 10: 20,18: l9; 24,8: 21,1; [22,1}

15,7; 20,6; 21,1; 20,4; 23,7; 16,1;

IV 6,1; 10.3: 17,6:

sagmarius II 10,4; III 6,13; 18; 19 sal III 3.10; IV 11.1; 2

C) Indices 531160 (equorum)

I 18.1

349

sauciare 112.3

sidus IV 39,4: 9; 40.1: 5 signifer I 20.7; II 7.5; 16.2; 20,7 signum I 6.5: 8.1; 23,2: II 6.2; 7.5: 13,1; 5; 15.3; 18.1; 20,1; 4; 22.1; 2; 4: 23,7; III 4.3: 5.1-5; 8: 9: 11; 6.9: 19: 20: 8.11; 15; 9.16: 20.1: 1V 38.1; 40.5: 41,1 silva II 23,12; 1114.5; 10.8: 13.3: 22.16 silvestris III 6.21; IV 34.2 silvosus 11122.17 simplares 117.8; 10: 11 sinister I 15.2; 18,3; 20,7; l2; 22; II 6.5: 8; 15.3; 9; III 15.9: 18.4: 7: 8: 19.2: 20.3;617: 10-14: l9: 21; 22; 27; 26.19:

IV 6.3; 8,3; 10,2: 15.3; 17.6: 22.4: 7; 25.3; 27,6; 29,2; 44.5: 8 scafulae III 7.7: IV 46.7 scalae IV 2,2; 6.2: 3: 12.3: 15.6: 17,4; 21.1: 2; 26,2: 27.5; 30.1 scapha II 25.5; IV 37,3 scindula II 23,10 scopa II 23.7 scopuli 1V 43.1 scorpio IV 22,1; Q; 44,5 scularius I111.3

sinuosus IV 2.1 sinus I 26.4: 11120.2:4: IV 2.2 sitis III 23,2; IV 10.5 sociaics 1111,12 socii II 1,8; 4.1; 111 5,11; 19.3 so] I 2.3: 4: 3.1; 2: 8.9: III 2.3: 14.1; 2: IV 11,1: 2; 26,3; 30.3; 41.4 solidarc IV 16.1 soliditas 1117.8; IV 8.3 solidus II 7,10; 36.3 5011ers 1113.3

saltus 14,2; 9.6-8; II 23.5: III 4.4; 14,7 saluber III 8.3; IV 7.9

salubritas [22,1 salus I pr01.6; 7,3; II 18,6; 24.3; III 5.1; 10,4; IV prol.7; 23,5; 46.8 sambuca IV 21,3; 4 sanguis I 2,3: 4; 5; 16,2; III 10.10; IV 12.1 sanims II 14,9; III 2.1: 4; 8; 11 saxcinae H 23.12; III 8.11 sarisa III 24,7 sarmenlum

saxum

sculalus

IV 24.5

II 23.9; 25.4; III 3,11: 14.14; 15;

14,6; 17,3; 20,12; 21: II 15.5; 6:

25.3: III 14.10: 16 sculum 14,8; 11.1; 6; 17,3; 20,6; 11: l4;

20; II 14,3; 15,4: 16.1; 18.1; 2; 25.1;

III 4,5: 8,11; 14,16; 16.5; [7:] IV 6.1; 44.4 securis 1125.6; 1116.28: IV 46.6 securilas I 8.6: 28.6: 22.10; IV 26.2: 43.1 securus I 21,2; III 3.4: 6.10; 8,9; 20; 10.7: 8; 16; 18.15: 20.8; 26; IV 39.2 sccurior 112.4 sediliosus 1114.7 scgrcgalus III 4.7 semirmundus 123.1 semispalhium II 15.4; 16.1

scmita III 2,10: 22.18 semivocalis III 5.3; 6 Septcmrio IV 38,12 septentrionalis 12.4; IV 38.12 scpullura II 20.6 sequeslrare 1120.1 serra II 25,6; III 17.5: Q8 serrare 1125.6 sesquiplares II 7.11 scvcrc I 1.6; 13.3 severilas 119.6: III 4.3; 10,6 scxus IV 7.10: 25.3 siccalus

12.3: IV 11.2

siccitas IV 36,3 Siccus IV 43,1 siccior IV 10.2: 24.4; 36.2

20: 23: IV 38.8: 9; ll; 12; 46.4

sollener 11.6 sollertior 1116.4

sollenissimc IV 30.5 sollerlia I 15.2; II 18.8; IV 26.5; 38.2: 43.1 solstitium IV 36.1: 7 1118.1; IV 28.2

somnus

spargcre III 7.4 spalha II 15.4; III 14,13 spatium I 4.6: 9.4: 26.2; 4; II 18,5: III 8.4; 11.7; 14.6: 7: 20.2: 24.12: IV 30.8 species 18.3: III 3.3: 8.20; IV 7.2; 17.1: 22.4: 24.2; 41.5; 44.1

specularc IV 37.4 spoculator III 6.12; 22.13 speculum III 8.17: IV 41,1 sperare III 3.5; 4.8; 9,9: 11.2; 12.3; 13.3: 20.15; 26.14; IV 7.2; 17.7

Spes

III 9.2: 14.17; 21.2: 26.30; IV I22:

23.5

spiculum

I 20,2;

II 15.5:

III

24.11; 14; IV 6.2: 22.2; 6; 29.1

spiramen IV 38.16; 42,1 spolia 11125.3 slatio

IV 45,2

slativa 1118.1: 10 Stamm

I 5.3: II 14.3; 19.1

Slipcndia I 7,6: II 3.2: 21.2; 23.2 süpendiosus I 18.1

14.5:

350

Anhänge

stipites

HI 8,12

stramen

II 10,5; 19,7; 23,7

strenuus 12.1; 4.3; II 6,5; III 8.13; 19.8: 20,5 strenue II 5,5 sIIenuissimi I 8,4: III 20,27 strenuissime 117,2 strepitus IV 12,2 stmctores 1111.1 siuppa IV 18.4;44.7 sub divol 3,1; 2 subduccrc 120.23; [1122,15 subiectus I 131’011; II 9,7; III 13,2; IV 4.1: 2: 10.3 subigerc I 1,2; 13.5: II 18,5 suhire

III 11,9; IV 8,4

subiugare III i0,22 subrogare 18,4 subruerc IV pr01.8; 14,3 subsessa III 6,2; 25; 26; 22,9; 13; l7 subsidcre 120,14: II 16.1; 23,5; IV 20,4 subsidium II 1.9: III 6.16. 17,7; 26,24 Subsolanus IV 38,7 subsütuere II 3,2; 9,1 subsiruere IV 10.4: 15.4: 34.1 sublerraneus IV 5.2: 24.1 subvcciio III 8,20 subvenire [1120,23 subvenere III 7.3: IV 28.2 Subvespertinus IV 38,10 succendere IV 44.7 succidcre 111,7 sudes I 4.8; 21,3; 24.4; II 23,5: III 7.9; 8.7: IV 28.3 sudor I 3.4; 10.3: II 3.2: III 4,4 suffodere IV 24,4 sulphur IV 8.1: 18,4: 44,7 superare I 9,6; 15,4; 28,3; II 2,11: 17.5;

18,4; III 6,24; 9,2; [13;] 10,22; 12,4; 20.16; 22,3; IV 17,3 superfocdaium IV16,1

superior I 15,1;28,8; II 3,1; III 131'018; 7,3; 8,3; 9,19; 11,8: 13.1: 25.2: IV prol.5; 17.6; 21.4; 25,6 superius IV 21,5 supemumerarii II 12,6: III 18.4; 8; 20,3; 10 supervenire III 6,29; 10,10; 22.15: 19

superventus

121,4; II 18.3: III 1,5;

3,12; 6,2; 13; 24; 7,9; 8,1; 14; 9,20;

10.8;14;16;

26,4:

supplicium sura I 6,4

18.14;

19.9; 22,11: 13:

IV 26,5; 37,4; 45,1

III 4,10; 6,6

tabernaculum II 10,2: III 8,15 labulamm II 25.5; III 7.5; 7; IV 8,6; 14,1; 15,2; 17,1; 19,1; 4; 21.7; 36,4; 44,6 Laclicus I 8.9; III pr01.2 talea IV 8,5 Taums 1V 49,4 teclum I 18,2; II 23,10; III 2,9; IV 10,4: 15.21253 tegere (+ teclus) I 12.3; II 16.2; 23.10; IV 4.1 tegmina IV 44,3 tegula 1123.10 telum

I 4,8: 9.7; 17,1; 20.14; 20; 27,2:

II 25,3; III 3.3: 8,3; 13,2; 14,1; 7: 18,10; 19,5; 20,13; 21.5: 24,14: IV 10.2; 3; 15,3; 7; 25,3; 28,3; 44,5 lempeslas 1123,10; III 8.3: IV 38.2; (3.13; 39,4; 5:40,1; 3; 6:41,1 lempus I prol.l; 7.7; 17,2: 20.3: II 3.1: 18,5; 23,10;

III 2,1; 12; 3.2; 10; 4,5;

5,2; 7,8; 8.1; 9,14; 10.9; 11.2; 19.10; 22.10; 26.35; IV 9,4; 27.3; 30,6: 31,2; 33.1: 34.3: 38,15; 39.3: 9 Icndere III 15,2: 20.2; IV 6.2; 22.2

tencbrae

Iemorium

Ieres

IV 26,2

II 7,9: III 2,2; 26.27

I 16,2

tcrgum

I 9.5; 26.3; II 23.5; III 1,7;

6,11; 13; 8,23; 14.7; 15.3; 18,4; 19,3; 20,7; 22; 21.3; 22.18; 25,7; IV 2.2 lerra I 11,5; 15.2: 24,1; 3; 28.2; II 11.5; 18.5; 25,6; III 8.8: 9; 12: 10,15: IV 3,2; 3; 15.7; 16.1: 20.3: 21.6; 24.1; 2; 30.3; 42.2: 46,1 lerrestris I 11m8; IV 31,1; 39.7: 44.1; 45,1 termr 1 13.5; II 14.8; 16,2; III 6.34; 24,1; 26,4: IV 12,4 lenere

III 1,7; 9,3: 18,10; 21.5

lessera II 7,5; 9,3 tesserarii 117.5 icstudo II 25.7: IV c.13;ß,_1_; 4_: 23,2 texere 111,1; IV 9.5; 33,3 Thrascias IV 38.12 tignarius II 11,1 timcrc I 3.5; 20,25; III 6.18; [9.13:] 12,7 limidus [119,11 limor II prol.5; III 26,30; [IV 12,3] liro I pr01.5; 1,6; 2,1; 5; 3,1; 4,9: 5,1; 6.5; 7.3: 7; 9; 8.1; 6; 9,1; 10,1; 11,1; 2: 5; 6; 8; 12,4: 13,1; 14,1; 16.3: 18,1; 20.1; 2A: 21,1; 25,3; 26,4: 28,1: II prol.8; 18.4: 19,1; 23,2; III L1: 9.14: 10,5; 7; 12,2 tollenno IV 21.3; 6 II 10.5: 11,2; III 3,7; tonncnlum IV 9,1: 3: 22.4: 27.6: 44,1

c) Indices lorquati H 7.10 torqucs 117,10 Ioncns I 10,2; 22.3: III 6.23; 1V 42,2 nahes 11 25.5; III 5.12: 7.5; 7: 1V 8.6; 14.2; 4; 17,1; 5; 20.1; 21.4; 6; 36.1; 3; 46.3 IIactare 1 2.1: 4,8: 7.1: 20,8: 111 6.31; 9.4; 9; 14,6; 26,29 IIactatus III 3.3; 1V 39.1 üagularii 1115.7 lransfrelaüo III 22,20 Imnsfuga III 6,10: 33: 26.7 transgressio 11118.15 Lransire 19,6; 10,1; 1125.5; 111 1,5; 7,2: 4; 6: 22.20; 1V 6,2; 17.5; 21,4; 44.5 Hansilus 111 7,1; 5; 9; 10; 8.7: 10.8: 22,18; 1V 40.5 Hansmirlere 111. 4.4 transsilire I 9.6; 11 23.12 triangulus 1115.5 lriarius 1 20,13: 24: 11 2,10: 16,1: 17.1;

1111—4216

triarius prior H1 8.5

lribulus

111 8.7; 24.,; 4

Lribunus I 13.4; II .2; 7: 9.3; 4; 12.2-4: 19.6: III 2.6: 4.3: 7; 6.23; 8.13; 15; 18; 9.15: 10.6; 17.1; 1V 32.1 lribmaior 117,1 zribminor 117.2

trigonus 1 20,20; 23.1; 111 8.4

Irigonum 126.6 irupudiare 1123.5 Hiticum 113.4 triumphus 11pr01.l: 1115.4; Uochlea 1V19,4;21,4 Irucidarc 1 20.10: 11121.3 luba 117,8: 111 5.6: 11: 9.16: 1V 12.2 lubicen 11 7.8: 21,1: 2; 4: III 8.18 lubus 1V 18.4 tufa 1115.8 tuguriolum 1V 26.3 1 24.1; 111 7.5: 8.9: 22; tumultuarius IV 24,4 tumultus I 18,4; 11 13.3; 18.1: 111 4.1; 6: 5.2: 6.17; 19.11: 1V 31.2 turba H 3,3 turbare 14,7; 11 13,2; 17,4: 23,10; 111 3.7; 6.2: 18: 14.8: 16.2: 17.5: 18.14: 19.8: 20.5: 1V 40.5 [111’130

IV 38.1

lurma 127.3; 11 14,1; 6 lurmalis 1114.7 turricula 1V 19.4; 28.3 turris II 11,1; 111 5.12; 24.12; 1V 2,1; 8.4; 7; 10,2; c‚13: 16.1: 2; L11; 3-6;

19.3: 20,2; 3; 21.1; 4: 5; 25.2; 6; 26.3: 4: 30.3: 44.1: 44.6

351

turnarnbulatoria 1125.7; IV 16,1; 20.2 Iun‘ita (machina) 1V 18,5 lutus I 22.1; 111 6.28; 8,23; 22.3: 1V 7.3; 15.4 iulo 11122.3 mtior III 12.6 [ulius (adv‚)

Iutissimus

III 6,12; 24.12

111 3.6; 6.8: 1V 1.2

ulva II 23.10; III 7.6 umbra I 3.1; IV 30.3: 4

umeri 16.4: 111 24.9 umor 1V 34.3: 36.2: 4; 41.3

uncia

1 5.1; 12,2; 20.20; 11 15,5

unda 1V 11.2: 38.14 urbs 1 3.1: 20.5: 11 1,4: 11.5; 111 3.7: 10; 4.7; 5.12; 10.4: 1V prol.l: 3: 1,1: 2,1; 5,1; 10,1; 17,6: 19,1; 21,4; 24.3; 28.4: 30.5; 31.4 urbs (= Roma)

urgerc

1 3.4: 20,3

111 3.6: 17.6; 18.4: 26.32:

IV 41.4; 45.2 usus 1 1.2; 3.3: 4,4; 7.8; 8.6: 9.5; 10,1;

11.3; 13.1; 14.2: 15.3; 16.1: 18.1: 19.1:

20.8; 25.3: 28.9:

II prol.4; 2.6; 12.4:

15,1; 19.1: 23,4: 9: 12; l4; 24,2; 111 131’012: 3: 4.10: 5.2: 5: 10: 6.19; 9,11: 10,1; 17: 18: 11.2: 12,7; 14.8; 26.34: 1V 7.7: 15.1: 22,7: 26.4; 30.5: 35.3; 40.6: 41.7 utcnsilc 1 24.5 utilis 1 8.4; 111 5.2; 6.6: 31: 18.11: 26.1: 1V 9.2: 46,1 utililer 111 6.26; 20.14; 1V 36.1 ulilior 13.1; 111 1.12; 8.2; 9,6: 13,1 ulilius (adv.) 1 6.5: 1V 34.2 utililas 1 pr01.4; 15.4; II 3.7: 8.7: 19.5; 111 8,4: 9,4; 10.13; 20,28; 1V prol.l: 7.8: 10.1; 30.5; 31.2 vacare 11 19.5: 1114.3; 10.8; 17.1 vagari 11119.2 vallis 11122.17 vallum 121,2; 11 10,1; 5: 18.3; 25.4: 1118.19; 10.14; 1V 28.3 vallus 111 8.7 vcctis 19.8; III 4.4; IV 3,2 vehiculum II 10,4; 11,2; III 6.17

velum 11 1.2: IV 46.5 velitcs 111 16.224,11! velocitas 14.3: 8,2; II 23,4; III 26.37 velox 19,8 vclocior 111 16,2 velocissimi 120.17: 111 14,9; 16.5: 18,8; 20.21 vcnalor 1 7.2; II 24.1

352

Anhänge

venenum III 2.5 venter I6,4 ventus II 23,10: III 14,1; 2; 23,2; IV 11,2; 38,2: 4-7: 17: 39.2: 7; 41,2: 4; 42,1; 5; 43,3; 45,2 vericulum 1115.5 veru III 20,22 verum II] 26,23

verumm II 15,5; III 14,10; IV 29,1 vexillatio II 1,2; III 4,7; 10,5 II 13,2; 3; 5; 14,2; 23,4; vexillum III 5.8: 6,20

119,3; III 6,4; 5; 28; 10,8; 21,3; 22,16; 23,2: IV 16,2; 24,2 vicarius II 7,4; 9,2; III 4,3; 7; 6,23; 17,1 Victor I7,6; 28.8; III prol.5; 25.4; 11

via

victoria

I 1,1; 8; 20,15: 28,9;

II prol.l;

2,6; 16,1; 24,2; III prol.8; 1,2; 2,11: 5,1; 4; 9,12; 20; 10,3; 11,1; 12,3; 13,1: 3; 17,1: 18,14; 20,5: 8; 15; 20; 28; 21.1: 25,1: l3; l4; l6; 1V 43.3: 46.2 I 3,2: III 3,3; 6; 6.34; 9,8; victusirs IV 7,4; 10

vicus

IV 25,6

vigil IV 26,3

vigilare I 6,4; III 8,17; 26.2 vigilans II 14,4; III 8,17; 9.19 vigilia II 9,3; 19,3; 22,4; III 5,4; 8,17; ' 18; IV 26,2 vimen I 11.1; IV 15.3; 5; 17,5 vimineus 111.1 vincere I 1,5; 12,1; II 16,1; 17,5; 25,1: III 3,5; l2; 9.8; 10,19; 16,4; 20,17; 19: 21,4; 22,13; 25,1; 6; 26,9; 17; 38; IV 10,5; 33.2; 42,5

vinea II 25,7; IV c.13; 15,1 vinum III 3,6; IV 7,7 vir [7.9: 11,4: II 1,1; 6,1; 7; 9,1; 18.71

III prol.3; 9,4; 26,12; 26.6

3. deut cher

vires I 1,5; 4,7; 5,3; 7,3; 14,2; 28.5; II 14,3; 23,14; III prol.7; 4,6; 16,20; 10.5; 11,7; 14,17; 20,10; 21,6; 25,8; IV 12,4 vis I 22,3; 24,2; 26,7; II 9,6; III 6,24: 27; 7,9: 8,11; IV 18,1; 21,2; 23.5; 38,2; 39,1; 46,4 viridiarium IV 7,8 virtus I 1,1; 6.2: 7.4; 8,5: 17.2; 28.1: II 1,8; 3,1; 7,6; 10; 9,7; 12,1: 2: 15.5: 17,2; 23.6; III prol.2; 6; 1.4: 4,6; 5,4: [9.12:] 10,4; 24; 12.3; 17,1; 20.5; 20; 22,12; 26,4; 6; 10; 11; 18; 23; 38: IV 9,2; 18.1; 25.5: 29,3; 31.6: 43.2: 44,5 vis —> vires vita 13,5; III 10,3; IV prol.l vitaiisl 12.2 vitare 14,8: II 3.5; III 1,6: 3.9: ll: 6,22; 29: 33; 9.20: 14,2; 22,5; 12; IV 42,4; 43,1; 3 vocabulum

II 1,9; III 5,5; 8,22;

IV 14.4; 38,4; 6; 40.3

vociferari III 18.10 volubilis IV 8,4: 5; 17.3 vox 1115.2;4

vocalis III 5,3;4 vulgus II 24,3; IV 40,6 vulnerare I 20,14; III 6,18: 10.9: 24,2; IV 44.6 vulnus I 2,3: 5; 11.8: 16.2: 20.6; 9; 23; 25; III 4.3: 23.3: 24,11; 13', 15 vuItus 16,1; III 12.1: 21,5; IV 41.3 Vulturnus IV 38.8

Zephyrus IV 38.10

IV 9,3: 12.4;

Lichworte

Abstände einhalten I 26 Abwehr des ersten Ansturms IV 12 Abzug ermöglichen III 21: IV 25,4 Adler der begion II 6,2; 8,1; 13,1 allgemeine Kriegsregeln III 26,2—33 Anforderungen an Rekruten I 6,4;8,2 (Angabe der Quellen I 8.10“; II 3,645) Anlage von Schutzgräben IV 5

Anzahl der Legionen im Krieg II 4 der Kohorten in der Legion II 6 der Soldaten in der Kohorte II 6

Anzeichen für Wetter (zur Seefahrt)

IV 40

Arbeitsgeräte I 24.5 Art des Militärdienstes I 2.7: II der Schutzwafl‘en der Alten I 20 heute vernachlässigt I 20

c) Indices Arten militärZeichen III 5 der Schlachteröffnung III 20 Aufruhr verhindern III 4 Gründe für Aufruhr [[1 4.1—3

Aufstellung einer Legion

II 5

der (drei) Führer im Kampf III 18 der Legionsschlachtreihen II 15: [[1 14 als erster III 18.11ff Grundregel der Aufstellung III 14,5 ihr Raumbedarf III 14,6ft: 15 der Reiter III 16 der Reserven III 17,1 zum Seekampf IV 46 Ausbildung der Rekruten I pr01.5 ausfahrbar.Türmchen (turn‘cula) IV 19,3f Ausrücken zur Schlacht III 11,4ff Auswahl d.Mannsch. I 2.5: I prol.5: I 2—? war früher größer I 5,2 ausweichen, einem Hieb I 4.8 Bau von (Kriegschiffen

IV 34ff

Befahrbarkeit des Meers. Zeiten IV 39 Befehlshaber der Flotte 1V 32 Befestigung von Städten IV l Behendigkeit 14,2 Belagerung IV 1-30 Belagerungsmaschinen I 2.9: IV 13-17; 21 (22) Belagerungsbrücke (exostra) IV 21,5 Belagerungskran IV 21,3; 6f Beratung(en) —> Erörterung

berufliche Herkunft der Rekruten I 7 Bespannung z.Schutz gegen Pfeile IV 6.2 Bevorratung im Belagerungsfall [V lff Bewaffnung der Kriegsschiffe IV 44 Bleigeschosse (mattiobarbuti)

I 17

Herkunft aus Illyricum I 17.1f machen Schildträger zu Schützen I 17.3f Blut. reichlicher I 2.4 weniger 12,3 Bogenballisten (IV 22.?) Bogengeschützea Bogenballisten Bogensehen, Ersatz IV 9 Brandpfeile (malteoli)

IV 18.3

Breschhütten IV 16 Brückenbau —> Flüsse überqueren Brunnen IV 10.1 Dekurio (Schwadronsführer) H 14,6ff Diensteid 115,2-5 Disziplin des röm.Volkes I 8,9 Donaukrenzer IV 46,9 Doppeläxte als Seekriegswaffe IV 46.6-3 doppelte Ration(en) I 13.3 doppeltes Gewicht I 11,1; 12,4

353

Drachen als Feldzeichen III 5.8

I 23,2; II 13.1;

Ebbe und Flut —) Gezeiten Eigenschaften der Rekruten

I 2.5: I 3-7

Einbäume (Nachen) z.Brückenbau II 25,5 Eingeschlossene aus Verzweiflung tapfer

III 21.2

Elefanten, Bedeutung und Bekämpfung

III 245—16 Erde unterhöhlen geg. Wandeltürme IV 2(1 zum Angriff IV 24 Erörterung mit vielen III 9.4t‘f Ermutigung eines getloh. Heers III 25 ersten Ansturm zur Mauer abwehren IV 12 Esel (= schweres Geschütz) II 25.4 von Ochsen gezogen II 25.4 zum Schutz der Mauern IV 22,4f Fällen von Schiffsbauholz

IV 35r

Fehler im Kampf unkorrigierhar I 13.1r Feldsehlacht, offene III llff Aufstellung III l4 Ausrücken dazu III 11.4ff

nicht mit ermüdeten Kräften III 11,7-9

Platz auswählen

III 13

Feuerlanzen (falsricae) IV 18.4 Fische zur Wetterprognostik IV 41.6

Flechtschilde

(—9 Schilde)

I 12,4

Fliehende, Vernichtung III 21 Flotte als Waffengattung II 1,2

Befehlshaber W 32 mit Kriegsschiffen (lt'bttmae) II 1.4 mit Kreuzern II 1.4 schützt Meere und Flüsse II 1,4

Flucht des eig.Heers; Maßnahmen III 25 Fluchtweg für den Feind III 21; IV 25,4 Flügel der Reiterei II 1,2 Flüsse überquer. I 10.1; II 25,5;111 2.5; 7 Hinterhalt dabei

III 22,20

Flut —+ Gezeiten Flutung von Sicherungsgräben IV 5 Frauenhaare als Geschütz’Sehnen IV 9 Fußsoldaten als Waffengattung II 1.2 überall verwendbar 111.4f

Gänse zur Bewachung IV 26.5 Gefährdung durch Unordnung 19,2 geflohenes Heer, Maßnahmen III 25 Gegenden, von wo Rekruten zu ziehen

Geheimhaltung III 6,8 Gepanzerte Reiter III 23,3! Gerste statt Weizen I 13.3 Geschosse ablenken I 4,8

I 2

354

Anhänge

Gesehoß-Speere II 25,1f

Geschrei ——) Kampfgesang

Geschütze (z. Verteid.d‚Mauer)

der Kriegsschiffe IV 44

IV 22; 29

Gesichtsausdruck = Hinweis b.Musterung

I 6 Gewicht zu tragen I 19,1 Gezeiten IV 42 Gleichschritt I 9,1 Gold unterwirft keine Feinde I 13,5 Gräben zum Schutz der Stadt IV 5 Größe von Kriegsschiffen (libumae) IV 37 Handwerker des Pionierpräf.

Haufen III 1?,6; 19.9 Heer (exercitus) Benennung

II 11,1; 25,6 II 1,6; 23,1

Aufruhr zu verhindern IH 4 geflohen III 25 Gedanken vor Schlacht erkund. III 14,1f Gesunderhaltung III2

Größe

III 1,3ff

in Feindnähe III 6 kampfentvvöhnt III 10 beim Marsch III 6 militärische Zeichen III 5 unterschiedlicher Herkunft III 9,15ff = versammelte Truppenmenge III 2,3 Versorgung III 2,6f; 3 von Rekruten III 10 Heranwachsende als Rekruten I 4,4 Herkunft der Rekruten 12.5; I 2 Hieb —) Schwerthieb Hilfstruppen gegenüber Legion II Lift; 2,4ff: 3,5; III 2.12 a.E.

Himmelsgegend, Einfluß I 2,2 Hinterhalt {vgl.auch List) III 22.10ff oder off.Kampf III 9 bei Flußüberquerung III 7,8f der Feinde vermeiden HI 6,25ff; l9 im Seekrieg IV 45 Höhe der Mauer ermitteln IV 30 Holzarten zum Schiffsbau IV 34,2 Holzkisten voll Steine (metalt‘ae) IV 6.3 Hunger als Waffe III 1,6; 3,3; 9,8 bei Belagerung vermeiden IV 7

Infanterist ohne Sehutzwaffen

I 20,6

Kamele III 23,1f Kampf zu Lande I 2.8; III offener II.I9 Kampfgesang (barrims) III 18,9f Keil [= Kampffonn) I 26,6; III 17,4; 19,5 ihm widerstehen III 19,5ff

Kenntnisse der Seeleute IV 43 Kennzeichnung der Rekruten I 8; II 5,2 Körperhaltung Hinweis b. Musterung I 6 Knüttel statt Schwerter I I12; 12,4; 14,1 Kohorte, Anzahl pro Legion II 6 bei Beförderung durchlaufen II 21 erste übertrifft die übrigen II 6,1ff: 12,1 beginnt die Aufstellung II 15,1 Kreis als Schlachtfonnation I 26,1r Kreuzer im Donauwachdienst

IV 46,9

Kriegskunst (Taktik) zuerst in Sparta III proI.2; 10,3 übertrifft alle anderen III 10,2 verlorene wiederzucrwerben III 10,13ff Kriegsregeln, allgemeine III 26,2—33 Kriegsschiffe—3’ Schnellsegler Krümmungen der Mauer IV 2

Lager. Anlegen u.Befestigen I 21; III 8 wie ummauerte Stadt I 21,2 Arten der Befestigung I 24; III 8,6ff Befestigung unter Feindbedrohung I 25 Bezug nach Errichtung III 8,15f —disziplin d.Römer überlegen I 1,2 Form I 23; III 8,4 Größe I 22,4; III 8,5f Platz

I 22: III 8,2f

Präfekt, seine Aufgaben II 10 Prätorisehes Tor I 23,2 Porta decnmana I 23,3 Rückhalt im Kampf I 20,5 Sicherung des Lagerhaus III 8.14 Versorgung sichern III 8,206 Wachdienst III 8,16ff Landbevölkerung milit.taug1icher I 3,1 Lauf, militärischer I 9.4f; 27,2 Lederkappen (Pannonici) I 20,18 Legion gegenüber Hilfstruppen II lJff; 2,4ff; 3,5; III 2,12 a.E.

Anzahl im Krieg (bei den 'Alten')

H 4;

III 2,9-11

Anzahl ihrer Kämpfer II 2,3 Aufstellung II 5 Beförderungen H 21 Benennung

II 1,9; 23,1

Diensteid II 5,2-5 Ersatz für Ausscheidendc fehlt II 3.2f Gründe der Schwächung II 3 Handwerker (= Pioniere)

I 11,1; H 25,6

Legionspräfekt, Pflichten II 9 Legionsreiter II 1,3; 2,11; l4; 21,4 als schwere Reiterei II 1.3 Leistungsfähigkeit II 4,2 Maschinen II 25,? nur noch Name II 3,1 Rangstufen II 7

355

e) Indices

Legion (Fortsetzg.) Rechnungsftihrung II 18: 19 Schlachtreihe aufstellen II 15 Sterbekasse II 19,6

Nacheu [= Einbäurne) {Brückenbau

Nachschub (vgl.Versorgung) III 3 nautische Kenntnisse IV 43

Titel II 7: 8

Vollkommenheit II 18.3; 25,8 weder Flucht noch Verfolgung II 17.5 Werkzeuge EI 25,6

Leichte Bewaffn. (Iew‘s armatura) I 20.16: II 15.6ff; 17,1f

Hilfstruppen als II 2.9 libttmae ——> Schnellsegler List (vgl.auch Hinterhalt)

der Belagerer gegen die Städter IV 2? der Feinde entgehen III 19 der Städter gegen die Belagerer IV 28

Marsch I 9.1 Gefährdung des Heers III 6 Geheimhaltung III 6.3 Marschsicherung [116 Möglichkeit 2.Hinterhalt III 22,1'lff Strecke u.Geschwindigkeit I 9.3; 2? Wegbeschreibungen 1116,21 Wegerkundung 1116.5 Maschinen der Legion II 25 zum Mauerkampf IV 13 Maß nehmen f.Leitern u.Maschin. IV 30 Mauer als Name der Infanterie I 20.11 Schwerbewaffnete als Mauer I1 1? Mauern der Stadt ungerade IV 2 durch Erde verstärken IV 3 erhöhen gegen Wandeltürrne IV 19 Ermittlung der Höhe IV 31} Geschütze zur Verteidigung IV 22; 29 Schutz der Menschen gegen Pfeile IV 6 unterminieren durch Stollen IV 24 Vorbereitung zur Veneidigung IV 8 Wachsamkeit geg.heiml.Besetzg. IV 26 Menge unterliegt Übung u.Können I 1,1: 8‘5 roh + unausgebildet unterliegt I 1,? (metallae —>

Holzkisten)

Militär geteilt in 3 Waffengattungen II l militär.Behendigkeit 14,2 militär.Erfahrung unterwirft alle I 1.2 militär.Exerzieren II 23: III 9.1’lf

militär.Praxis u. Übung verleiht d.Sieg I 28,9

militär.Sehritt‚

Lauf, Sprung

19.2 militär.Wissen fördert Kampfmut militär.Zeichen III 5 Militärtribun(e)

II 12

Musterung l 6; 7 Wichtigkeit 17,3ff; II 1,9: 18,1r

I 4.2; 9;

I 1,7

II 25,5

offene Feldschlacht —) Feldschlacht Ortliehkeit berücksicht. III (6;) 9.6f: l3 Pannont‘ei

—) Lederkappen

Pfähle zur Übung I 11,3ff; 14; 15,1

zur Lagerbefestigung I 21,3; 24.4 Pfeile I 15; 16.2 Pfeilschützen I 15,31’; II 2,11 mit Schutzärmel I 20.12 (Pioniere II 11.1: 25.6) Pionierpräfekt II 11 Platz der (3) militär.Kampfführer III 18 des Lagers I 22 Anforderungen I22 Platzbedarf —> Raumbedarf bei Soldaten u. bei Schlachtformation Polster (gegen Widder) IV 23.1 Präfekt des Lagers Il 10 derLegion 119 der Pioniere II ll Prognostik d.Wetters z.Seefahrt IV 40f Prüfungen I 13,4; III 10.6 (Quellen der Schrift

I 8.10ff; II 3.6-3)

Rangstufen in der Legion II 7 Raumbedarf —9 bei Soldaten u. bei Schlachtfonnation Reichtum statt Waffen nutzlos I 13,5 Reiter (überall. vg1.1nd.2 unter eques) auf den Flügeln II 15,1 Aufstellung III 16 Einsatz im Ebenen II 1,4; III 13.3 Gepanzerte H1 23,3f der Legion II 1.3; l4 als schwere Reiter II 1.3 zu üben im Schwimmen I 10.4 zu üben im Marsch I 27,3 verstärkt durch Fußkämpfer III 16.51 [7] = Waffengattung II 1,2 Reiterwaffen fortentwickelt I 20.2 Reihen einhalten I 26 aufstellen

II 15; III 14

Raumbedarf 11115

Rekrut(en)‚ Alter

I 4

Anforderungen 13—7; II 19,1 Aufsitzen auf Pferde I 18 Ausbildung I prol.5

Auswahl I prol.5; II prol.8

Beruf als Eignungskriterium I? mit Bleigeschossen üben I 17 Herkunft I3

356

Anhänge

Rekrut(en) (Fortsetzung) Kennzeichnung I 8:11 5,2 lasten tragen I 19 Pfeile schießen I 15 Schleudern u. Steine I 16 schreiben und rechnen II 19 schwere Bewaffnung gebrauchen I 13 Schwimmen I 10 Statur

I 5

= ungeübter Soldat II 23,2; III 9,14 woher I 2: 3 Wurfgeschosse werfen I 14 Reserven III 17 Aufstellung III 17.1 von Spartanem erfunden III 17,2 Rückzug vom Feind III 22

Säge III 17,5; 19,8 Salz (-gewinnung, Mangel beheben) IV 11 Schattenwurf z.Höhenermittl, IV 30,3f Schanze

IV 15,7

Schere III 17,4 bekämpft Keil III 19,6f Schiffsbau (Sorgfalt dabei) IV 34ff -bewaffnung, -geschütze IV 44 Holz dafür IV 35f Schilde aus Weiden(geflecht)

I 11,1

von doppeltem Gewicht I 11,1; 12,4 Schildkröte (= Maschine gegen die Mauer) IV 14.1.4 Schirmdächer IV 15,51“ Schlacht —> Feldschlacht, Aufstellung Schlachteröffnung, 7 Arten III 20 Schlachtformation(en) zu üben

doppelte Linie I 26,5 Dreieck = Keil I 26,6 Haufen

I 26.4fi’

III 17,6; 19,9

Keil 126,6; III 17,4 Kreis I 26,7; III 17,4 Säge III 17,5: 19.8 Schere III 17,4 bekämpft Keil

III 19.6f

viereckige 126.6 Raumbedarf III 15 zuerst aufstellen III 18,11ff Schlachtreihe—e Schlachtformation schlagend ——) Schwerthieb

Schleuder(u. ner)

I 16; 20.16; II 2,11;

III 14,15; (IV 22,7) Schleuderstock III 14,14; (IV 22,7) Schlingen (gegen Widder) IV 23,2 Schnelligkeit = Tüchtigk. d.Soldat. I 4,3 Schnellsegler (liburnae), Art und Herkunft IV 33 Bau IV 34ff Größe IV 37 Schritt, militärischer I 9.1i

Schutz auf der Mauer gegen Pfeile IV 6 gegen Wandeltiirme IV (18;) 19; (20) Schutzärmel für Pfeilschützen I 20,12 Schntzgatter gegen Feuer sichern IV 4 Schwadrone der Legionsreiter II 14 II l7; Schwerbewaffnete wie Mauer III 14,8

schwere Bewaffn. (= armalura) I 13: 15.4 in der Schlacht II 17,3ff schwere Säulen (gegen Widder) IV 23,4 schwere Waffen I 13 Schwerthieb stechend, nicht schlag. I 12 stechend und schlagend III 4,4 Schwimmen (Rekruten) I 10 (generell, Heer) I 3,4; II 23.12; III 4.5: 7,6 Reiter, Pferde, Troß I 10,4 Seekampf, -krieg I 2.11; IV 3lff Aufstellung IV 46 Hinterhalt legen IV 45 offene (reguläre) Schlacht IV 46 Taktik im Seekampf IV 46 Sicherung gegen Feuer IV 4 Sichel, zum Mauerkampf IV 14,2 als Seekriegswaffe IV 46.5 Sichelwagen III 24,1-4 Signale der Bläser II 22; III 5,6f Skorpione (Geschütz) IV 22,6; 44,5 Soldaten (überall, vgl. Ind.2 unter miles) Anzahl pro Kohorte II 6 Aufruhr verhindern III 4 Beförderungen in der Legion II 21 Donativc z.I-lä1fte zu hinterlegen II 20 ermutigen vor d.Schlacht III 12,3ff ihre Gedanken erforschen III 12,1f militärExerzieren II 23 Name u.Rang auf dem Schild II 18 Raumbedarf im Kampf III 14,6ff ungeübte = Rekruten II 23,2; III 9,14 Sonne, Einfluß auf Menschenschlag I2.31‘ Sonnenhut (causia = 'Weinlaube')

Sorgfalt u.Zuverlässigk.d.Arbeit der Mustemden II 1,9 beim Schiffsbau IV 34

IV 15,1

I prol.4

Sorglosigkeit (des Friedens) lähmt Militär

I 28,6 Sprung, militärischer

I 9,6f

Stadtbefestigung IV 1

Stadtmauern verwinkelt IV 2 Standarten II 13 Statur der Rekruten I 5 stechend —> Schwerthieb Steine verschießen I 16 wirkungsvoll(cr) I 16,2 Stollen IV 20,3; 24 Stoßstange (im Seegefacht) IV 46,3f Straßenkampf IV 25,2

c) Indices Strecken für Marschübungen I 9.3; 27 Sturm —> Unwetter Sturmboek 0d. Sturmbrücke (sombuea) IV 21.3f

Sturmleitern

IV 21.1-3

Taktik (der Griechen) I 8.9 im Seekampf IV 46 tapfer wichtiger als groß I 6.5 Tapferkeit der Feinde widerstehen III 19 Tore u.Schutzgatter geg.Feuer sichern IV 4 Titel in der Legion II 7; 8 Triarier im 3. Glied I 20.14; III 14.16 ihre Bewaffnung II 16,1 knieten hint.d.Schild I 20.14; IH 14.11r errangen den Sieg I 20.14f (III 14.1?) Trinkwasserversorgung III 3.9; IV 10 Tüchtigkeit wichtiger als Zahl I 8.5 Türmchen. ausfahrbar (tarrirata) IV 19.3f Türme. fahrbare —> Wandeltürme

Überfall oder offener Kampf III 9 .. gegen Feinde III 10.8ff; 18.14t

Überlegenheit der Römer durch Waffenühungen und Disziplin I 1 __ Ubung (überall. vgl. Ind.2 unter exercitium u.ä.. sowie unter meditatio) Ansporn dazu. nach and. Berufen II 24 im Frieden für dKampf I 18.4; II 22.5f; III 5.10

macht Schweres leicht I 19.2 fehlend macht Waffen zu schwer I 20.3ff Abstände und Reihen einzuhalten I 26 Aufsitzen ‚f —springen auf Pferde I 18 mit hölz.Pferden I 18.2 an Bleigeschossen I l7 als Gesundheitsmittel III 2.8f als Mittel gegen Aufruhr III 4.3ff im Lastentragen I 19 im Marschieren I 27 militärisches Exeizieren. generell II 23; III 4.3ff; 9.1?f

morgens und nachmittags I 11.2 an Pfählen I 11 im Pfeilschießen I 15 täglich I 8.6; II 2.8; 5.1; 12,3; 18.5 an Schilden aus Weidengeflecht I 11 im Steinwurf und Schleudern I 16 mit Wurfgeschossen I 14 u. Können : Menge uiUngestüm I l.1 zu militär. Härte (für Städter) I 3.2 Unwetter. Anzeichen IV 4D Verkleidung (zum Schutz) u.a. mit Leder IV 4.1; 14.1; 15.4; 17.1

Vernichtung von Wandeltürmen

IV 18

3 5?

Verpflegung —> Versorgung Versorgung III 3 des Lagers sichern III 8.20tf mit Trinkwasser sichern III 3.9; 1V 10 Verstärkung der Mauer durch Erde IV 3 Verteidigung der Mauern vorbereit. IV 8 gegen eingedrungene Feinde IV 25 Vögel zur Wetterprognostik IV 41.6 Vorrat anlegen und bewachen III 3.3ff Vorsorge gegen Hunger IV 'l

Wachdienst III 8.16ff Wachhunde auf der Mauer IV 26.4 Wachsamkeit gegen heiml.Mauerbesetzung IV 26 Waffengattungen II 1 Waffenglanz erschreckt Feinde II 14.8 Waffenkunst nicht gering od.leicht I 4.6ff Waffenlehrer Iprol.4; 12.3; 14.2 Waffenübungen

I 2.6: I (9ff;) 11: l3ff

für Gesundheit der Soldaten III 2.8i Waffen der Alten I 20 Wagengeschütz(e) II 25.2 von Maultieren gezogen II 25.2ff Wandeltürme IV l’r’f Schutz durch Mauer-Erhöhung IV l9 vernichten IV 18 Wasser. zu knapp III 1.? Versorung sicherstelien III 3,9; IV 10 wichtig für Gesundheit

III 2.5

Weg zum Abzug eröffnen III 21 erkunden III 6.5 Beschreibung(en) III 6.4

Weizen. strafweise dafür Gerste I 13.3 Weidengeflecht I 11.1 Weinlauben IV 15.1-4 Werfer 112.11 Werkzeuge der Legion II 25.6 Wetter zur Seefahrt. Prognostik IV 4Üf Widder IV 14.2f; 1?.5 Schutz dagegen IV 23 Winde (Namen).

Windrose

IV 38

Wölfe IV 23.3 Wurfschützen I 20.16; II 2.11 Wurfspieß (plt'am)

I 20.20

Zahl unterliegt Tüchtigkeit I 8.5 Zeichen (vgl.Signale) III 5 Unterteilung III 5.3 Zeit zum Fällen von Schiffsbauholz IV 36 der Befahrbarkeit des Meeres IV 39 Zentnrien II 13 Zenturio(nen)

II 8.8i; 13.4f; 14.3»5

ihre Bewaffnung II 16.3

Zisternen IV 10.4 Zündmitlel IV 8

PALINGENESIA

Monographien und Texte zur Klassischen Altertumswissenschaft. Herausgegeben von Peter Steinmetz und Otto Lendle Band 55:

Band 63:

Friedhelm L. Müller:

Friedheim L. Müller:

Eutropir' Brevr'arium ab urbe condita

Eutropius, Kurze Geschichte Roms seit Gründung (753 v. Chr. — 364 n.

Chr.). Einleitung, Text und Überset-

zung, Anmerkungen, lndex Nominum: a) geographicorum, b) historicorum. 1995. lX, 336 Seiten. Karl. ISBN 3—515-06828-7

Pressestimme:

„Nach der Übersetzung von H. W.

Bird hat Müller nun nicht nur eine neue textkritische Edition, sondern die erste wissenschaftlich relevante zweisprachigeAusgabedieseswichtigen antiken Werkes überhaupt vorgelegt und somit das für den deutschen Sprachraum bestehende Defizil beseitigt. Der historische Kommentar zu den einzelnen Kapiteln ist wesentlich ausführlicher als der von Bird. erschließt sämtliche Eigennamen und ist überzahlreiche Verweise auf Paralleiüberlielerungen oder Quellen für das Textverständnis sehr hilfreich. Insgesamt kommt Müller also das große Verdienst zu, Eutrops Brevr'arr'um einem über das allhistorische Fachpublikum weit hinaus reichenden historisch interessierten Leserkreis endlich wiedergegeben zu haben.“ Das Historisch-Politische Buch

Das Problem der Urkunden

bei Thukydides

Die Frage der Überlieferungsabsicht durch den Autor. 1991213 Seiten. Kart.

ISBN 361507087»?

Erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts wurden die Urkunden bei Thukydides als Problem erkannt. Die Forschergeneration um Wilamowitz sah in diesem Rohmaterial ganz selbstverständlich und natürlich den Beweis auch der inneren Nicht-Vollendung (neben der unbestreitbaren äußeren) Eine 1955 publizierte Studie suchte zu erwei— sen. dal3 die Texte am jeweiligen Ort vom Autor eingeplant und für das Verständnis des umgebenden Berichts unverzichtbar seien. Dieser Versuch war vom Ansatz her und in seiner Hauptthese verfehlt sowie in allen angeführten Belegen falsch. Sie wird hier zunächst gründlich widerlegt; sodann wird gezeigt. dal3 in des Autors Konzeption nach den methodischen Prinzipien und historiographischen Zielen die Vertragstexte keinen Platz haben konnten.

Aus dem Inhalt:

Problem und Forschungsstand —— Allge— meine Erwägungen und die Untersuch ungsthemata — Widerlegung aller Bele-

ge für Überlieferungsabsicht — Urkunden

sind Logoi (nicht Erga) —- Vollendungszustand der „Urkundenbücher’ V und VIII —— Sonst übliche Verarbeitung urkundlichen Materials —— Methode. Ziel und Sinngehalt der thukvdideischen Historiographie als unvereinbar mit den Vertragstexten — ZU< sammenfassung und Ergebnis — Literaturverzeichnis — index locorum

Franz Steiner Verlag Stuttgart

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Friedhelm L. Mütter:

Kritische Gedanken zur antiken Mnemotechnik und zum Auctor ad Herennium Mit Text und Übersetzung der drei antiken Zeugnisse. 1996. 143 Seiten. Kart.

ISBN 3—51 5—07015—X

Die Studie führt zunächst den Kern der Methode vor und dann in knapper kritischer

Interpretation die antiken Zeugnisse, Aus der Darbietung des frühesten und genauesten

Zeugnisses beim anonymen Autor ad Herennr'umwird auf ein gewisses „geistiges Defizit“ dieses Autors geschlossen, weiches sich vor allem in kritikloser Übernahme und EmpfehIung von offenkundig Undurchführbarem (und anscheinend z‚T‚ nicht recht Verstande—

nem) manifestiert. Den antiken Vorstellungen werden zur Ergänzung, teilweise zur

Korrektur, aber mehr noch zur Bestätigung die modernen Erkenntnisse über das Ge—

dächtnis und das Gehirn als Gedächtnisorgan gegenübergestellt. (Hier zeigen sich

mitunter gravierende Mängel und Schwächen besonders der herkömmlichen modernen Psychologie als Gedächtnisforschung.) Aus den gewonnenen Erkenntnissen wird eine Skizze der„geistigen Physiognomie“ des Anonvmus ad Herennr'um versucht, und von da aus werden einige Stellen (insbesondre Ankündigungen, persönliche Stellungnahmen und Lehrmeinungen) seines rhetorischen Lehrbuchs gedeutet.

Herodian: Geschichte des Kaisertums nach Marc Aurel Griechisch und deutsch. Mit Einleitung. Anmerkungen und Namenindex. 1996. 359 Seiten mit Frontispiz. Kart. ISBN 3-515-06862-8 Der als Person unbekannte Autor Herodian schrieb vermutlich nach dem Jahr 244 eine Darstellung der in seiner Lebenszeit regierenden Kaiser (von 180-238): Von den 13 (als solchen anerkannten) Kaisern Commodos. Peninax, Dr'dius fufi‘anus, Sepfr'mius Severus, Caracalia und Geta, Macdnus, Elagabaf, AlexanderSeverus. Maximr'nus Thrax, Gordr'anus i, Pupienus Maximus und Caefi'us Bafbi'nus (hinzu kommen noch die beiden Gegenkaiser oder Usurpatoren unterSeptimius Severus.nämlich PescenniusNigerund ClodiusAlbinus) starb einzig Septimius Severus eines natürlichenTodes—alle anderenfielen als Mordopfer. und zwar meist als Opfer der eigenen meuternden Soldateska. Die sehr fesselnde Darstellung wird nicht etwa durch blutige Mordberichte„interessant“gemacht. sondern— im Gegenteil —die Mordhandlung gelegentlich nur in ganzen drei Wörtern mitgeteilt. Stattdes— sen macht der Autor mit einer psychologisierenden und auf relativ wenige Episoden konzentrierten Schilderung vor allem die Handlungsmotive deutlich und so das oftmals unbegreifiiche Geschehen verständlich. Der hochinteressante Autor—eine wichtige Quelle jener Zeit— wurde zuletzt 1855 ins Deutsche übersetzt; nachdem er in jüngster Zeit nicht einmal mehraufgriechisch erhältlich war, wird er hierin einerzweisprachigen Ausgabe neu zugänglich gemacht. die eine spannende Lektüre verspricht.

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