Prolegomena zur Historiosophie 9783787326075, 9783787305100

In den »Prolegomena«, von Moses Heß 1841 als der zukunftsträchtige Durchbruch zu einer neuen Epoche des Denkens erkannt

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German Pages 204 [230] Year 1981

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Prolegomena zur Historiosophie
 9783787326075, 9783787305100

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AUGUST VON CIESZKOWSKI

Prolegomenazur Historiosophie

Mit einer Einleitungvon

RÜDIGER BUBNER und einem Anhangvon

JAN GAREWICZ

FELIX MEINER VERLAG HAMBURG

PHILOSOPHISCHE BIBLIOTHEK BAND 327

Im Digitaldruck »on demand« hergestelltes, inhaltlich mit der ursprünglichen Ausgabe identisches Exemplar. Wir bitten um Verständnis für unvermeidliche Abweichungen in der Ausstattung, die der Einzelfertigung geschuldet sind. Weitere Informationen unter: www.meiner.de/bod

Bibliographische Information der Deutschen Nationalbibliothek Die Deutsche Nationalbibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliographie; detaillierte bibliogra­phi­­ sche Daten sind im Internet über ‹http://portal.dnb.de› abrufbar. isbn 978-3-7873-0510-0 ISBN eBook: 978-3-7873-2607-5

© Felix Meiner Verlag GmbH, Hamburg 1981. Alle Rechte vor­ behalten. Dies gilt auch für Vervielfältigungen, Übertragungen, Mikroverfilmungen und die Einspeicherung und Verarbeitung in elektronischen Systemen, soweit es nicht §§  53 und 54 URG ausdrücklich gestatten. Gesamtherstellung: BoD, Norderstedt. Gedruckt auf alterungsbeständigem Werkdruck­papier, hergestellt aus 100 % chlor­frei gebleich­tem Zellstoff. Printed in Germany.  www.meiner.de

Inhalt

Vorbemerkung des Verlages . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

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Einleitung. Von Rüdiger Bubner ................. VII August von Cieszkowski Prolegomena zur Historiosophie I. Kapitel Organismus der Weltgeschichte. . . . . . . . . . . . . . . . . .

II. Kapitel Kategorien der Weltgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . III. Kapitel Teleologie der Weltgeschichte . . . . . . . . . . . . . . . . . . .

1 45 78

Anhang. Von J an Garewicz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 159 Cieszkowskis Lebensdaten ..................... 161 Nachwort: August Cieszkowski und seine Welt ...... 163 Bibliographie ............................... 201

VorbemerkungdesVerlages

Der hier vorliegende Text "August von Cieszkowski, Prolegomena zur Historiosophie" wurde nach der Erstausgabe (Berlin: Veit und Comp., 1838) photomechanisch reproduziert. Das Exemplar stellte freundlicherweise die Schleswig-Holsteinische Landesbibliothek, Kiel, zur Verfügung. Die Kolumnentitel entsprechen den Kapiteln und sind vom Verlag für diese Ausgabe hinzugefügt, die Paginierung entspricht hingegen der der Erstausgabe. Wegen ihrer guten Lesbarkeit und der leichten Erschließbarkeit der von Cieszkowski gegebenen Quellenangaben wurde von einem Neusatz, einer Modemisierung der Orthographie und Vereinheitlichung der Zitatnachweise abgesehen. Zur Schreibweise des Namens "August von Cieszkowski" ist anzumerken, daß die Erstausgabe der "Prolegomena" das "von" in der Namensschreibung aufweist; Daher wurde diese Schreibweise ftir die vorliegende Ausgabe beibehalten; in den Begleittexten erscheint der Name in der üblichen Form.

Einleitung

Verbirg diese Worte und versiegele diese Schrift bis auf die letzte Zeit; so werden viele darüberkommen und großen Verstand finden. Buch Daniell2, 4

Bald nach Hegels Tod schien seinen Schülern die Zeit gekommen, mit der Offenbarung der letzten Wahrheiten eine entscheidende Wandlung in der Menschengeschichte einzuleiten. Der Meister war 1831 gestorben, und es dauerte nur sieben Jahre, bis August Cieszkowskis "Prolegomena zur Historiosophie" im Sinne des Propheten Daniel, auf den sie sich berufen, die Siegel brachen. Die Historiosophie ist ihrem Autor zufolge die endgültige Oberwindung der Philosophie in Richtung auf eine Zukunftsgestaltung der Geschichte. Was die absolute Philosophie Hegels als den äußersten und unüberholbaren Standpunkt des Denkens formuliert hatte, soll nun durch einen entschlossenen Schritt Wirklichkeit werden. Cieszkowski propagiert die ,Philosophi"e der Tat'. Man hat ihn daher zu den J unghegelianem gezählt, jener linken Fraktion der Hegelschule, die Philosophie in Politik umsetzen wollte 1 • Wer Cieszkowskis geistvolle Arbeiten liest, wird aber bald sehen, daß den gebildeten und vielgereisten polnischen Grafen eher eschatologische Erwartungen tragen, die über die kritische Auseinandersetzung mit den bestehenden Verhältnissen in Preußen hinausreichen. Es gibt durchaus Hinweise, daß er den Weltgeist nach der gelungenen Vollendung der Philosophie in Deutschland nun zu künftigen Taten ins Reich der Slawen aufbrechen sah (35f) 2 , die in Hegels Geschichtsphilosophie noch ge-

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Einleitung

ringschätzig behandelt worden waren 3 • Jedenfalls lag Ciesz· kowski alsbald wegen seiner erklärt konservativen Oberzeugung in der Politik und seiner Interessen an den theologischen Fragen der rechten Fraktion der I-I egelschule in Streit mit den Junghegelianern. Doch darüber später. Ein Motiv freilich, das bei den Junghegelianern von Bruno Bauer bis zum frühen Kar! Marx immer wieder auftritt, findet sich schon bei Cieszkowski: die Anwendung hege/scher Dialektik auf den Standpunkt der hegelschen Philosophie selber. Aus der Distanz der Nachfolgenden erscheint die Kulmination der Geschichte des philosophischen Gedankens in Hegels enzyklopädischem System in gewisser Weise beschränkt. Die Loyalität gegenüber dem Meister gebietet geradezu, die von ihm entwickelte Methode der Philosophie noch auf das von ihm Geleistete anzuwenden und so den Fortschritt der Gedankenbewegung über den vermeintlichen Abschluß im spekulativen System hinaus zu treiben. Hegels Idealismus habe zu Recht alles auf die totale Bewußtwerdung des Geistes gesetzt, er habe aber nicht sämtliche Konsequenzen aus dem Prinzip gezogen. Die eigentümliche Beschränktheit und Einseitigkeit der hegelschen Philosophie gerade angesichts des von ihr namhaft gemachten Prinzips verlangen die Herstellung einer organischen Ganzheit, die Hegels Denken noch mit umfasse. So wiederholt sich die Strategie, mit der Hegels Dialektik ihrerseits an die Überwindung untergeordneter Standpunkte heranging, um die eigene Überlegenheit durch Aufhebung der potentiellen Alternativen darzutun. Cieszkowski erklärt allerdings nicht wie die späteren Junghegelianer das halbherzige Zurückschrecken Hegels vor der vollen Konsequenz seiner Begrifflichkeit aus einer politischen ,Accomodation', wie man damals zu sagen pflegte. Insbesondere die hegelsche Rechtsphilosophie erschien den Kritikern aus der Schule als Beispiel dafür, wie die fortschrittliche Tendenz einer philosophischen Konzeption äußeren Rücksichten geopfert wird. Wer wie Hege! in der Vorrede jenes Werkes fordert, daß die Philosophie ihre Zeit in Gedanken erfasse, darf der dann im Texte namens der Vernunft die bestehenden Verhältnisse einer reaktionären

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preußischen Monarchie absegnen? Das bildete eine hauptsächliche Streitfrage im junghegelianischen Kreise. So weit in die Tagespolitik verstrickt sich Cieszkowski allerdings nicht bei seiner Mahnung, daß wichtige Konsequenzen aus Hegels Philosophie noch zu ziehen seien. "Hegels Philosophie der Geschichte (war) dem eigenen System überhaupt nicht angemessen" (72). Er hat die Zukunft von der Spekulation ganz ausgespart. Der Stand der Dinge macht aber den Einfluß der Philosophie auf die Geschichte in der Perspektive ihrer praktischen Vollführung unausweichlich. Das ist das Thema der ,Historiosophie'. Cieszkowski argumentiert wie folgt. Der Gang der Geschichte bis zum erreichten Stande und das nicht mehr hinterschreitbare Niveau wissenschaftlicher Philosophie fordern jetzt nachdrücklich ein Eingehen auf das Problem der Zukunft. Den Verdacht bloßer Utopie hatte Cieszkowski schon kurz vor der Publikation seiner Schrift in einem Brief an seinen Freund, den Hegelschüler Michelet, zurückgewiesen. Es geht nicht um vage Visionen, es geht vielmehr um Ausweitung der exakten Erkenntnis auf ein bisher vernachlässigtes, aber dringlich gewordenes Gebiet4 • Die Eroberung der Zukunft für die Spekulation kann indes, nachdem die Philosophie das hellste Bewußtsein über die bisherige Geschichte gebreitet hat, nicht länger in Reflexion bestehen. Sie muß sich als ein "Umschlagen" der Theorie in die Praxis bewähren. Die bevorstehende Aufgabe der Philosophie ist die "Tat" oder die "wirkliche Realisierung der erkannten Wahrheit" (17). Man hat stets betont, daß Cieszkowski hiermit hinter Hege! zurückgreife und an Fichte anknüpfe, um die Theorie des Weltgeistes mit dem Impuls des Willens zu stärken. Cieszkowski verweist selber auf gewisse "Andeutungen" Fichtes, die er aber erst wirklich auszubilden meint. Fichtes Formel von einer ,Tathandlung', die in der Philosophie aus Kräften der Vernunft einer bloßen Bescheidung mit den gegebenen ,Tatsachen' entgegenzuhalten ist, implizierte nun mitnichten irgendwelche Zukunftsappelle. Sie galt als das, was von Anbeginn an transzendental vorauszusetzen war, wenn ein allumfassendes System des Wissens, Fichtes

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Einleitung

,Wissenschaftslehre' nämlich, auf das allein tragfähige Fundament gestellt werden solL Ein solches Fundament kann nicht vorgefunden oder hingenommen werden, es ist allererst tätig zu setzen. Soll es zur Ableitung aller theoretischen und praktischen Gehalte der Philosophie taugen, dann darf es seinerseits sich keiner höheren Wirklichkeit verdanken, sondern muß für die eigne Absolutheit Sorge tragen. Allein der voraussetzungslose und unbedingte Akt des Ich, das sich gerade in seiner Wirklichkeit setzt, indem es zu sich Ich sagt, erfüllt diese Forderung. Fichtes Tathandlung ist ein absoluter Urakt, mit dem die Philosophie anzufangen hat, nicht eine letzte Äußerung, mit der die reife Philosophie sich selber historisch überschreitet. In dem Sinne ist die übliche Beschwörung einer Wiederkehr des fichteschen Aktivismus ani Ende der leer gewordenen hegelschen Abstraktion zu relativieren. Cieszkowski hat die Neuerung richtig eingeschätzt. Er wandelt nämlich die faustische Umdeutung des Bibelzitats ,Im Anfang war das Wort' zu ,Im Anfang war die Tat!' nochmals frei nach Goethe zu einem Motto ab: "Mir hilft der Geist. Auf einmal seh ich Rat, und schreibe getrost: am Ende wird die Tat!" (78). Die überwindung Hegels wird von Cieszkowski noch in zwei wesentlichen Hinsichten erweitert. Zum einen bezieht er sich auf das zentrale seheHingsehe Thema der Natur, das in Hegels System die niedrigste Stelle einnimmt. Zum andem erwägt er erneut die idealistische Diagnose der Kunst als ein überholtes Vorstadium oder als eine zukunftsträchtige Kur der philosophischen Begriffsbildung. SeheHing hatte seinen Denkweg mit der Einführung der Natur in den ionersten Kreis philosophischer Gegenstände begonnen; er hatte daran auch während der Zusammenarbeit mit seinem Jugendfreund Regel in den gemeinsamen Jenenser Jahren festgehalten und er brachte das alte Problem schließlich unter äem Titel der ,positiven Philosophie' gegen den inzwischen größer gewordenen Konkurrenten ins Spiel, als er Hegels Idealismus der Leere negativer Abstraktion zieh. Cieszkowski senreibt die Prolegomena, bevor SeheHing als Nachfolger und überwinder Hegels in Berlin 1841 für kurze

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Zeit die öffentliche Aufmerksamkeit auf sich zieht. Aber die Spuren der mit Schelling übereinstimmenden "positi· ven" Hegel-Kritik, die bei C. H. Weisse, demjüngeren Fichte und anderen Anklang findet, sind bei Cieszkowski nicht zu übersehen. Ein vielsagendes Mißverständnis liegt vor, wo die Prolegomena sich auf eine "abgelegene Stelle der hegelschen Schriften" zu stützen glauben (31), wenn sie einen Aufsatz Schellings "Ober das Verhältnis der Naturphilosophie zur Philosophie überhaupt" zitieren, der 1802 in der Phase enger Vertrautheit mit Hege! entstand 5 • In deutlich unhegelschen Tönen entwirft der Aufsatz ein Bild der "neuen Religion" als der "Wiedergeburt der Natur", die auf den Verlust der Einheit des Griechentums in der modernen, vom Christentum artikulierten Entzweiung antwortet 6 • Cieszkowski meint, daß Hege!, den er für den Autor des Aufsatzes hält, nur noch einen weiteren Schritt hätte tun müssen, um aus der historischen Betrachtung der Vergangenheit das ,iPrinzip der Erkennbarkeit der Zukunft als eines integrierenden Gliedes der Totalität" der Weltgeschichte zu folgern. über dem erwünschten "nahen Heranrücken Hegels zu unserem Standpunkt" übersieht Cieszkowski völlig, daß der Autor die Wiederherstellung der verlorenen Identität in einer höheren Potenz spekulativer Vereinigung sucht und endlich mit einer platonisierenden Erlösungsmetapher schließt: "Die Seele ... geht zur letzten Erkenntnis über, sich zum ewigen Vater zu wenden." Dies kann wohl kaum als praktische Tat der Gestaltung geschichtlicher Zukunft gelten. Eine einleuchtendere Benutzung der Naturphilosophie für die Geschichte zeigt sich dann beim Versuch einer Aufstellung "physischer Kategorien der Weltgeschichte", wozu schon Herders Kulturanthropologie Hinweise geliefert habe. In Hegels Vergeistigungsprozeß der Geschichte verliert das historische Material mit dem Fortgang des vernünftigen Begreifens sukzessive seine eigentliche Bedeutung. Demgegenüber müssen aber die nicht auf logische Bestimmungen zurückführbaren Elemente der faktischen Voraussetzung geschichtlicher Abläufe ernst genommen werden. Die Hi-

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Einleitung

storiosophie will sich somit als eine "Naturphilosophie der Geschichte" verstehen (60}. Die Verwobenheit der Geschichte mit dem Leben, die Rolle psychologischer Faktoren, die Leidenschaften und Interessen, kurz all die Partikularitäten und Individualitäten, aus denen Geschichte erwächst und deren Schwergewicht die restlose Sublimation der Geschichte in die Höhen begrifflicher Allgemeinheit verhindert - das sucht die Historiosophie zu rehabilitieren (66ff. ). Neben dem Aspekt der Natur führt Cieszkowski den der Kunst in die Geschichtstheorie ein. Dadurch gerät er in eine Debatte um die historische und politische Funktion der Kunst (78ff.). Der Idealismus hatte durchweg das besondere Wesen der Kunst in einer Versöhnung des Sinnlichen und Intellektuellen, in der zwangsfreien Einheit von Natur und Geist gesehen. Längst waren auch die Bildungspotenzen der Kunst erkannt und für eine Selbstverwirklichung des Menschen im kulturellen Prozeß fruchtbar gemacht worden. Cieszkowski nennt in dem Zusammenhang vor allem Schillers "so sehr wichtiges und im Verhältnis zu dieser Wichtigkeit fast verkanntes Werk ,über die ästhetische Erziehung des Menschen'" (8lff.). In der Tat hatte Schillers genialer Entwurf sich eine pädagogische Vermittlung der strengen Pflichtethik Kants zusammen mit einer Einlösung der rousseauschen Hoffnung auf den neuen Menschen ohne die Schrecknisse gewaltsamer Revolution versprochen. Die ästhetische Erziehung des Menschen zum Menschen erfolgt über die spielerische Erfahrung mit den harmonischen Gestaltungen der Kunst und führt so aus den realhistorischen Zwängen hin zu einer wahrhaft freien Vergesellschaftung. Cieszkowski muß daran gelegen sein, diese ästhetische Zukunftsvision von seiner Philosophie der Tat abzuheben. Die endgültige Vermittlung von Theorie und Praxis, die mit schicksalhafter Notwendigkeit kommen muß, hat die Bildungsprogramme, in denen die Menschheit sich ursprünglich entwirft, auf die Stufe naiver Vorahnung zu verweisen. Cieszkowski bedient sich zu dem Zweck der hegelschen Argumente über den Vergangenheitscharakter der Kunst.

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In Hegels Ästhetik wird die Kunst als ein der Philosophie würdiger Gegenstand allein deshalb behandelt, weil in der Kunst auf unmittelbare und das heißt vorbegriffliche Weise der absolute Geist zur Darstellung gelangt. Wenn das Wesen der Kunst aber von Hause aus geistig ist, so hat sie ihre Rolle ausgespielt, sobald der Geist sich in der Philosophie selber begreift. Die philosophische Thematisierung der Kunst in der Ästhetik spricht zugleich ein unwiderrufliches Urteil über den abgetanen Status, worin der geistige Gehalt in der Gestalt der Schönheit präsent war. Die Kunst erscheint mithin historisch gesehen als eine Vorstufe zur Philosophie. "Der Gedanke und die Reflexion hat die schöne Kunst überflügelt. " 7 Auf die systematischen Überlegungen Hegels bezieht sich Cieszkowski, wenn er schreibt: "Indem die Schönheit so als nicht mehr genügend, weil sie nur das Niedrigste des Höchsten ist, sich erfaßt, muß sie in ihr Gegenteil dialektisch umschlagen." (89f.). Er setzt also gegen die eigenen Konkurrenten einer ästhetischen Zukunftserwartung hegelsche Argumente ein, die auf das notwendige überholtwerden der unmittelbaren Stufe der Kunst lauten. Solche Argumente stehen nur einer Philosophie des absoluten Geistes zur Verfügung, die Cieszkowski doch ihrerseits noch einmal hinter sich lassen will. Er verlängert daher umstandslos die hegelschen Einwände gegen die weltgeschichtlich überholte Kunst, indem er dasselbe von einer weltgeschichtlich zum Abtreten verurteilten Philosophie sagt, der er die historische Diagnose überhaupt verdankt. ,Ja, in Hegel hat das Denken seine wesentliche Aufgabe gelöst, und wenn auch dessen Entwicklungslauf damit keineswegs beendigt ist, so wird es jedoch von seinem Apogeum zurücktreten und partiell dem Aufgang eines andern Sternes weichen. Gerade so wie die Kunst ... die Weltherrschaft an die Philosophie abtrat, so steht eben in diesem Augenblick die Philosophie selbst auf einem so klassischen Punkt, wo sie sich selbst überschreiten muß und dadurch zugleich die eigentliche Weltherrschaft an ein Anderes abzutreten hat." (101, vgl. 124). Nachdem Cieszkowski mit den Theoretikern der Bildung des Menschengeschlechts

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sich gegen die Auflösung der geschichtlichen Realität in logischer Spekulation gewandt hatte, relativiert er zunächst mit den Mitteln der Spekulation die historische Bedeutsamkeit des ästhetischen Reichs. Dann aber richtet er die Vergangenheitsdiagnose nochmals auf die Sphäre des reinen Gedankens, um einen notwendigen Umschlag von Theorie in Praxis vorzubereiten. Man kann aber nur das eine oder das andere machen. Entweder konkretisiert man den begrifflichen Fortschritt zu einem historischen Bildungsprozeß, dann läßt sich kein definitives überholtsein behaupten. Oder man nennt die "Ästhetik der Weltgeschichte" im Namen der voll ausgeprägten Philosophie obsolet (86), dann läßt sich dasselbe nicht wieder von eben dieser Philosophie sagen. In wessen Namen würde sich denn die Diagnose des historischen Wendepunktes stellen lassen? So wie die Kunst Vorstufe der Philosophie, ist die Philosophie nicht Vorstufe der Praxis. Die Tathandlung, mit der die Zukunft erschlossen wird, ist vielmehr ein übertritt in eine andere Ordnung, eine ,Metabasis eis allo genas'. 8 Die luftigen Höhen der Philosophie werden verlassen zugunsten eines Einwirkens in das "soziale Leben", wie Cieszkowski mit Nachdruck sagt (112 u.ö.). Die Philosophie gibt ihr Eigenrecht auf, indem sie sich "popularisiert", um den sozialen Verhältnissen der Menschheit "dienstbar" zu sein. Sie schließt sich damit der "Normalität der heutigen überhaupt praktischen Welttendenz" an (131 ff.). Cieszkowski weiß seine Historiosophie aus hegelschen Quellen in Einklang mit den zeitgenössischen Bewegungen des Sozialismus, der zum Teil ganz andere Wurzeln in der französischen Aufklärung hat. Er denkt an Fourier, dessen Utopismus er freilich aus dem Vollgefühl der dialektischen Methode als vollzogene Vermittlung von Vernunft und Wirklichkeit ablehnt (146f.). Cieszkowski wurden denn auch von den fortschrittlich gesonnenen Hegelianern als einer der ihren begrüßt. Hatte doch schon E. Gans seine Einleitung in die Rechtsphilosophie Hegels, die innerhalb der für die Schule repräsentativen Gesamtausgabe der Werke des Meisters erschien, mit

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dem Ausblick beschlossen, daß nunmehr das Denken in die Welt übergehen müsse. K. L. Michelet rezensiert die Prolegomena von Cieszkowski bald nach Erscheinen lobend und reklamiert das Werk für die Hegelschule. Nur der Ausdruck "soziales Leben" klinge etwas saint-simonistisch. "Referent stimmt vollkommen mit dem Herrn Verfasser überein, daß aus der vollendeten Ausbildung der Philosophie sich auch eine adäquate Gestaltung des praktischen Lebens der Menschheit ergeben werde. . .. Das aber kann Referent dem Verfasser durchaus nicht zugestehen, daß dies ein überschreiten des hegelschen Standpunktes sei. Denn Hegel lehrt ja überall, daß die Philosophie als das Bewußtsein und In-Gedanken-Fassen einer Zeit zugleich das Hinausschreiten über dieselbe und also der Keim einer neuen Gestaltung der Wirklichkeit sei. " 9 Vor allen andem aber erkennt Moses Heß in Cieszkowski den folgenreichen Durchbruch zu einer neuen Epoche. "Die deutsche Philosophie hat ihre Sendung erfüllt, sie hat uns in alle Wahrheit geführt. Jetzt müssen wir Brücken schlagen, die wieder vom Himmel zur Erde führen. " 10 Mit diesen Worten beginnt Heß seine Schrift "Die europäische Triarchie" (1841), die die Philosophie der Tat propagiert. Für Heß hat Cieszkowski den zukunftsträchtigen Weg gewiesen, indem er die Schwächen der auf das Denken allein beschränkten Philosophie Hegels aufdeckte, aber zugleich über die linke Fraktion der Kritiker im Gefolge Hegels hinausgewachsen sei. Die kritischen Junghegelianer wie D. F. Strauss oder Br. Bauer verharren noch im Banne des hegelschen Idealismus. Auch wenn sie die Kraft der Reflexion negativ gegen das Bestehende wenden, vermögen sie kein Herz zur Tat zu fassen. Sie bleiben Spekulanten, während der Aufruf Cieszkowskis dem religiös motivierten Sozialismus von Heß entgegenkommt. Der bekannte sich als Jünger Spinozas und Schellings und hatte schon ein Jahr vor den Prolegomena "die heilige Geschichte der Menschheit" (1837) beschworen, die mit dem eschatologischen Ausblick auf das kommende Reich Gottes auf Erden schließt. Ein Nachklang begegnet in dem anonym erschienenen Pamphlet des russischen Anarchisten Bakunin, der mit der

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Einleitung

"Reaktion in Deutschland" abrechnet 11 • Bald nach seiner Ankunft in Berlin, wo er enttäuscht den Vorlesungen Schellings über die "positive Philosophie" lauscht, schleudert Bakunin der konservativen Richtung der herrschenden Philosophie wie auch der Partei der lauen Vermittler die Prophezeiung ins Gesicht, daß in der unerbittlichen Konsequenz der Logik Hegels die "Selbstauflösung der modernen Bildung" liege. Aus den sich ständig zuspitzenden Gegensätzen der Zeit wird eine "neue praktische Welt" hervorgehen, wo die bloße Theorie der "ursprünglichen Tat" weichen muß. "In Rußland selbst, in diesem endlosen und schneebedeckten Reiche, das wir so wenig kennen und dem vielleicht eine große Zukunft bevorsteht", rührt sich die Ahnung des Neuen. "Und darum rufen wir unseren verblendeten Brüdern zu: Tut Buße! Tut Buße! -Das Reich des Herrn ist nahe." In einem erstaunlichen Schluß verbindet sich endlich das Plädoyer für die Philosophie der Tat mit dem anarchistischen Credo: "Die Lust der Zerstörung ist zugleich eine schaffende Lust!" Es dauerte nicht allzu lange, bis Cieszkowski Anlaß zu einer Stellungnahme gegenüber den intellektuellen Zeitströmungen und zur Korrektur mißverständlicher Allianzen fand. Immerhin war, wie das Beispiel K. Gutzkows zeigt 12 , das Schlagwort von der Philosophie der Tat bis in die Schriftstellerei und vormärzliche Publizistik vorgedrungen. Cieszkowski begibt sich nun in eine sachliche Auseinandersetzung mit der spekulativen Theologie von Michelet und bringt dort deutliche Urteile zur aktuellen Debatte unter 13 • Während die "Positivisten" und neuen SchellingAnhänger wie Weisse und der junge Fichte es bei aller Hegel-Kritik am Fortgang zur schaffenden Tat mangeln lassen, seien linke Kritiker wie Strauss, Feuerbach und Bauer noch zu sehr Hegelianer, um die abstrakte Kritik an das organische Leben wieder anzuschließen. "Ich, der Conservative IWT' e~oxriv verkenne zwar keineswegs die Bere.chtigung der nur negativen Kritik und weiß sehr wohl, daß wir ohne sie nicht fortzuschreiten vermöchten; aber meiner Individualität, meiner Idiosynkrasie nach, kann ich mich nimmermehr zu ihr verstehen, und

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zaudere so lange auf dem Rande des Abgrunds, bis ich mir die Brücke geschlagen habe, um ihn zu überschreiten. Dann aber reiche ich gern denen die Hand, die sich freimütig in den Abgrund hineingestürzt haben - die ich aber so lange bekämpfen muß, als sie nicht hinaufkommen wollen. Wenn ich aber mit der einen Hand kämpfe, so möchte ich gern mit der anderen die Stufenleiter zureichen. Diese Stufenleiter ist die spekulative Entwicklung." 14 Die durchgreifende Umbildung des Zeitgeistes hat nach Cieszkowskis Überzeugung nämlich allen Kritikern zum Trotz das religiöse Bewußtsein nicht zum Aussterben gebracht, sondern vielmehr wiedergeboren 15 • Dieser ideologischen Einschätzung entspricht die politische Parole, daß einer grundsätzlichen Revolution "vorzubeugen" sei. Die Prolegomena hatten in den Augen ihres Autors eben dieses Ziel verfolgt, als sie aus hegelschen Prinzipien nicht radikal kritische, sondern "organisch" weiterführende Konsequenzen zogen. Und auch jetzt noch, mitten zwischen der Julirevolution von 1830 und den umstürzlerischen Märzereignissen von 1848, hält Cieszkowski an seiner vorsichtig gemäßigten Einstellung fest. Er bringt sie in ein überraschendes Bild, das dem organologischen Pathos mit technischer Nüchternheit die Waage hält. ,Ja, der Weltgeist kann und darf nimmermehr auf seiner Dampffahrt aufgehalten werden; es kommt nur darauf an, ob diese Fahrt vorsichtiger oder unvorsichtiger geleitet wird." Die "geistigen Ingenieure" übernehmen die Aufgabe, "Versailler Unglücksfälle" zu vermeiden, indem sie die "konkrete und vielrädrige Denklocomotive" mit jener Vorsicht lenken, die der "providentiellen Mission der Staatsgewalt" angemessen ist 16 • Aus der Philosophie der Tat ist die Strategie der Revolutionsvermeidung geworden. Kar! Marx hat als erster die Schwierigkeiten beim Praktischwerden der Philosophie analysiert, von dem die Zeit träumte. Mit glänzender Klarsicht hat Marx sich dazu in seiner Dissertation von 1841 über antike Naturphilosophie ganz nebenbei geäußert 17 • Die Verwirklichung der Philosophie als Wille und Tat muß ineins den Verlust der Philosophie bedeuten, während das ganze Verhältnis sich als noch

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Einleitung

nicht vermittelter Gegensatz zweier Seiten artikuliert. Daraus erklärt sich die Fraktionsbildung unter den Philosophen selber, die innerhalb dieses Verhältnisses Stellung beziehen müssen, indem sie sich einerseits mit der Philosophie gegen die Welt des Bestehenden richten, andererseits aber auch im Namen des Weltlichwerdens des Denkens gegen die reine Philosophie. Die Fraktionsbildung beweist nur, daß der Akt der Vermittlung von Philosophie und Wirklichkeit nicht gelungen ist. Die Philosophie, die es mit der Praxis tatsächlich ernst meint, muß erkennen, daß sie selber, daß ihr Glaube an eine Identität von Philosophie und Praxis nämlich, das eigentliche Hindernis darstellt. Die Philosophie muß nicht in eine mystische Tat transsubstantiiert, sie muß als Philosophie aufgegeben werden. Natürlich fällt es am schwersten dort, wo die Philosophie sich eine welthistorische Rolle zuschreibt, zugunsten der welthistorischen Veränderung die radikale Selbstaufgabe zu verordnen. Marx hat dennoch in den späteren Schriften der "Einleitung zur Kritik der hegelschen Rechtsphilosophie" und den Pariser Manuskripten (1844) eines vollkommen richtig gesehen: wenn es um zukünftige Taten geht, kann die Philosophie nicht unter irgendwelchen Masken überleben. Sie muß der breiten revolutionären Bewegung des Proletariats Platz machen, die zugleich in einer ,Kritik der politischen Ökonomie' ihren adäquaten theoretischen Ausdruck findet. Politische Organisation und historisch-ökonomische Realwissenschaft treten an die Stelle der ehemaligen Philosophie. Wenn trotz des folgerichtigen Verdikts von Marx die philosophischen Positionen der Regelschule zwischen Theorie und Praxis nicht unwiderbringlich der Vergessenheit anheimgefallen sind, so liegt das wesentlich an den späteren Geschicken der marxschen Lehre selber. Die faktischen Mißerfolge in der politischen Entwicklung, wo entweder die Prognosen sich nicht erfüllten oder aber die Ereignisse einen anderen Lauf nahmen als vorgesehen, haben auch den streng wissenschaftlichen Anspruch der ökonomischen Theorie in Mißkredit gebracht. Im gleichen Maße, wie der Zweifel an der orthodox marxistischen Position wuchs,

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sind dann die vermeintlich erledigten philosophischen Denker nach Hegel wieder zu Ehren gekommen. Die junghegelianischen Kritiker erweisen sich als Eideshelfer des reflektierten Neomarxismus in allen Spielarten "Kritischer Theorie". Die mitunter schwärmerischen Vorstellungen von einer "neuen Gesellschaft" fern der rationalistischen Zwänge des Systems finden unter den Konzepten der nachhegelschen Philosophie mancherlei Anknüpfungspunkte. Dazu gehört die romantische Hoffnung auf ein Einswerden mit der nicht länger entfremdeten Natur, die statt als Objekt der Untersuchung und technischen Beherrschung vielmehr als Nachbar des Menschen wiederaufersteht. Dazu gehört auch die Sehnsucht nach dem ästhetischen Leben, wo Praxis und Spiel, Politik und Kunst dermaleinst ununterscheidbar werden. Schließlich gehört dazu das Pochen auf den praktischen Umschlag einer Philosophie, die mehr als nur den Kopf beschäftigen soll, die den freien Willen erfaßt und sich zur Tat konkretisiert. Cieszkowski hat das in aller Unschuld als "Wunder" bezeichnet

(117, 131).

Inzwischen ist die Philosophie Wundem gegenüber weitaus skeptischer geworden. Die Erinnerung an das ingeniöse und hochgemute Buch Cieszkowskis kann sicher nicht den Sinn haben, abgesunkene Empfehlungen des neunzehnten Jahrhunderts einfach zu reaktivieren. Eher darf man sich Belehrung versprechen von der Einsicht in Prämissen und Konsequenzen, die den Entwurf und das Scheitern eines Konzeptes verständlich machen. Die Rückwendung des Nachdenkens in bestimmten Situationen auf Vorschläge der Vergangenheit ist mehr als bloße Wiederholung, wenn sie im nüchternen Bewußtsein der Distanz erfolgt. Dann enthält sie nämlich die Chance einer wirklichen Aufklärung, die das Alte und das Heutige wechselseitig auseinander und deshalb besser zu verstehen lernt. Schließlich hat auch dem engagierten Philosophieren ein gutes Gedächtnis selten geschadet.

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Einleitung

Anmerkungen 1. Die Wiederentdeckung Cieszkowskis ist gar nicht sehr alt. Besondere Verdienste gebühren dabei H. Stuke, Philosophie der Tat, Stuttgart 1963, und J. Gebhardt, Politik und Eschatologie, München 1963. Wegen des Materialreichtums immer noch lesenswert ist die ältere Studie von W. Kühne, Graf A. Cieszkowski, Leipzig 1938, Nachdruck 1968. Die jüngste Gesamtdarstellung von A. Liebich, Between Ideology and Utopia, Dordrecht 1979, bezieht insbesondere die späteren, französisch und polnisch verfaßten Werke Cieszkowskis ein. 2. Zitate in Klammern beziehen sich auf die Ausgabe, bzw. auf die Erstausgabe der ,Prolegomena zur Historiosophie' (Berlin 1838). Später heißt es noch deutlicher im Rückblick auf die Prolegomena: "Man könnte die neu anbrechende Phase der Philosophie die slawische nennen, im Unterschied von der deutschen Philosophie, welche immer die klassische bleiben wird." (Gott und Palingenesie, Berlin 1842). 3. Vgl. Hege!, Philosophie der Geschichte (WW IX 425): "Diese ganze Masse (bleibt) aus unserer Betrachtung ausgeschlossen, weil sie bisher nicht als ein selbständiges Moment in der Reihe der Gestaltungen der Vernunft in der Welt aufgetreten ist. Ob dies in der Folge geschehen werde, geht uns hier nicht an; denn in der Geschichte haben wir es mit der Vergangenheit zu tun." 4. «La philosophie est donc a ce point, l'histoire a aussi traverse une bonne partie de sa route et nous a fourni de Ia sorte assez bon nombre de donnees exactes; tout nous invite donc a faire notre calcul, a ehereher l'exposant de cette progression et a decouvrir l'X du probleme. Cet X, je l'avoue, c'est l'avenir. L'avenir qui a si souvent echappe a l'intuition et a Ia reflexion, moi je veux le conquerir au domaine de Ia speculation positive» (18.3.1837, abgedruckt bei Kühne, a.a.O., 366). - Vgl. Prolegomena 146ff. 5. Vgl. Vorwort des Herausgebers zu Schellings Sämtlichen Werken, I/5, Stuttgart 1859, S. VI. 6. Schelling Werke, I/5, 120f., 124. 7. Hege!, Ästhetik (WW X, 13f.). 8. Vgl. meine Studie: Theorie und Praxis - eine nachhegelsche Abstraktion, Frankfurt 1971. 9. Jahrbücher für wiss. Kritik, Nov. 1838, 794. 10. In: M. Heß, Philosophische und sozialistische Schriften, hrsg. v. Cornu/Mörike, Berlin 1961, 75ff. 11. Deutsche Jahrbücher für Wissenschaft und Kunst 5, 1842, in: M. Bakunin, Philosophie der Tat, Köln 1968, bes. 77, 95f. 12. Philosophie der Tat und des Ereignisses; wiederveröffentlicht in: K. Gutzkow, Gesammelte Werke IV, Frankfurt 1845.

Rüdiger Bubner 13. 14. 15. 16. 17.

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Gott und Palingenesie, Berlin 1842, 70, 93ff. A.a.O., 88. A.a.O., 99. A.a.O., 97f. In: K. Marx, Frühe Schriften I, hrsg. v. Lieber/Furth, Darmstadt 1962, 70ff.

AUGUST VON CIESZKOWSKI

Prolegomenazur Historiosophie

I. Kapitel. OrpnlliiDl111!1 der Welt•elilehlehte.

Die Menschheit hat endlich die Stufe ihres Selbstbewusstseins erreicht, dass sie nunmehr die Gesetze ihres normalen Fortschrittes und ihrer Entwicklung keinesweges für Ausgeburten der Selbsttäuschung eifriger Geistesforscher, sondern wesentlich für wahrhafte Bestimmungen des absoluten Gedankens Gottes, für die Manifestation der objectiven V emuoft in der Weltgeschichte erkennt. Die blosse Aufstellung und partielle Durchführung dieses Principes ist schon ein grosses Resultat, ganz unserer Epoche würdig, und ihrem Character und Bedürfniss am meisten entsprechend. Aber obgleich wir erst anfangen, uns in dem Labyrinthe der Geschichte zurecht zu finden, obgleich wir bereits viele Grundlagen der N othwendigkeit ihrer Phasen erkannt und viele abstracte und besondere Verhältnisse bereits enträthselt haben; so müssen wir doch im Allgemeinen eingestehen, dass dieses Resultat hauptsächlich bis jetzt formell und nur der Möglichkeit nach erreicht worden ist. Was dagegen seine

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Prolegomena, I. Kapitel

Durch- und Au!lrdhrung betrifft, !lo wiP die Aufstellung des ganzen Inhaltes und die gänzliche Lösung des Totalproblems, ungeachtet der vielen Schätze, die uns die Philosophie schon vorbereitet hat; so sind wir noch weit von derselben entfernt, d. h. die Menschheit hat wohl begriffsmässig die speculative Nothwendigkeit und Regelmässigkeit dieses Fortschrittes eingesehen, aber dieselbe bis jetzt noch nicht wirklich und seinem Begriffe gernäss durch den ganzen Inhalt der Geschichte durchgeführt. Sogar der Heros der neuesten Philosophie, der die verwickeltesten Gedanken- Metamorphosen in ihrem reinen Element, so wie auch in deren Manifestationen in der realen Welt durchforscht hat, vermochte das Wesen seiner Dialektik, welches er in den Besonderheiten der G-eschichte meistens glücklich durchführte, nicht in dem Hauptris~ ihrer Entwicklung, im allgemeinen und organischen V erlauf ihrer Idee zu verfolgen, ungeachtet der grossen Verdienste, die er auf dem Felde der Philosophie der Geschichte sich erworben hat, gleichsam als ob er absichtlich in dieser Lebensfrage der Menschheit seinen Weg, seinen Standpunkt und seiRe Entdeckungen verlassen '>rollte. Mancher Uebergang aus einer Sphäre in die andere, die Folgen der Epochen und Völker auf einander, so wie ihren gegenseitigen Nexus stellt er vortrefftich dar; aber

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m dem allgemeinen Gebäude finden wir überhaupt nur eine Kette geistreicher Auslegungen, ja sogar genialer Weltansichten, keinesweges aber eine so totale, streng speculative Entwicklung, wie er sie mit so grosser dialektischer Gewandheit auf anderen Feldern durchführte. Die logischen Gesetze, welche er uns zuerst offenbarte, spiegeln sich in seiner Philosophie der Geschichte nicht in genügender Klarheit ab, mit einem Worte, Hege l hat es nicht bis zum Begriff der organischen und ideellen Ganzheit der Geschichte, bis zu ihrer speculativen Gliederung und vollendeten Architectonik gebracht. Wir haben hier mit dem bloss Formellen und Methodischen anzufangen, um erst von diesem aus in das Substantielle überzugehen; es wird sich aber ergeben, tiass selbst aus der blossen Betrachtung des Formellen sich sogleich ein Substantielles für uns darbieten wird. Hegel theilt den ganzen Lauf der Geschichte bis auf unsere Tage in vier Haupt-Epochen, welche er die orientalische, griechische, römische und christlich-germanische Welt nennt. Er wollte zwar versuchen, diesen Lauf der Geschichte einer trichotomischen Architektonik zu unterwerfen und nur drei Haupt-Epochen anzunehmen, nämlich die orientalische, die classische (Griechenland und Rom) und die fortbestehende c h r ist Ii c h e

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Welt. Er erkannte jedoch bald, dass das Wesen Griechenlands so bedeutend vom römischen absteche, dass es unmöglich sey, beide Sphären zu vereinigen, und dass wenigstens solcher Unterschied zwischen ihnen vorwalte, wie in analoger Weise zwischl'n dem Orient und Griecl1enland. Eine noch grössere Schwierigkeit aber wäre die gewesen, dass der Annahme dieser drei Epochen sogleich der Vorwurf entgegentrat, dass wir uns doch noch nicht am Ende der Geschichte befinden und dass es deswegen nicht erlaubt seyn könne, die Geschichte so zu schliessen und möglichen Weiterentwicklungen allen Platz zu versagen; weit eher wäre umgekehrt mit Herbart anzunehmen, dass die bisherige Geschichtt- selbst nur ein Anfang sey, was jedoch eben so wenig zulässig ist. Diese Bemerkung hätte schon hinreichen können, ein solches Fachwerk zu zerstören. Der wichtigste Grund aber, der für diese Eintheilung Hegel's gegeben werden kann, wäre das Herrschen der Tetrachotomie in der Natur und im Aeusserlichen überhaupt, wo das zweite Moment sich wieder in sich entzweit, und dadurch die Totalität als eine Vierheit erscheint. Hierauf ist die Antwort sehr leicht; denn die Weltgeschichte ist doch keine Naturstufe, und dieser höchste PI"Ocess des Geistes kann keinesweges das Gesehick der Aeusserlichkeit theilen. Plato hat

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diess 1m Timaeus seh1· tief aulg-elasst, "enn er sagt, dass das Feste zwei Mitten habe, aber eben nur das Feste, und nicht das absolut Si c liBewegende, welches der Weltgeist ist. Weiter steht Griechenland mit Rom in keinem so gespannten Gegensatz- Verhältnisse vrie es seyn müsste, wenn es eine gebrochene Mitte und überhaupt ein Gegensatz im Gegensatze wäre. Ausserdem aber kehrt hier wiederum der Einwand zurück: "AIs o ist e s b e i d i e s e r v i e r t e n P e r i o d e m i t d e r G eschichte aus, also hat die Menschheit ihr letztes Stadium erreicht"; und dieser Einwand ist, wie gesagt, nicht von der Hand zu weisen. Deswegen nehmen endlich Einige, welche die speculative Unangemessenheit der viergliedrigen Eintheilung einsehen, zu einer anderen Entschuldigung ihre Zuflucht, um die Schwäche des Meisters zu einem Vorzuge zu stempeln, indem sie sagen, dass eben in dieser Besonderheit sich die Kraft seines Geistes glänzend offenbare, da er, sich an kein Schema bindend und keine gezwungene apriorische Construction aufstellend, gar nicht den Inhalt der Weltgeschichte in die vorausgegossenen Formen eines pedantischen Schematismus einzwang, sondern dem freien Laufe der Wirklichkeit zu huldigen wusste. Darauf müssen wir entgegnen: Entweder sind die Gesetze de1· Dialektik

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allgemein und unumstösslich, und dann sollten sie doch in der Geschichte ihre realen Manifestationen finden; oder sie sind schwach, partiell und ungenügsam, und dann dürfen sie sich auch in anderen Sphären des Wissens nicht offenbaren, und überall müsste ihre Deduction aller Nothwendigkeit entbehren. Aber diese Gesetze tragen in sich selbst das Kriterium ihrer N othwendigkeit; deswegen wird die Geschichte, dieser Prüfstein aller Speculationen, uns dieselben sub specie aeternitatis in der Sphäre der T hat e n offenbaren müssen. So lange diese Gesetze aber in der Geschichte ihrer allergenauesten Realisation entbehren, so lange sind sie ihrer sichersten Stütze beraubt. Wenn also die Philosophie dieselben in der Geschichte nicht constatirt, begeht sie entweder einen Selbstmord oder einen Kindesmord, indem sie entweder sich selbst stürzt ocler ihre Corollarien vernichtet. Die Absicht aber, einem pedantischen Schematismus auszuweichen und dadurch eine vermeintliche Freiheit aufrecht zu erhalten, kann in diesem Falle nur für eine Selbsttäuschung gelten, oder ist in der That nur eine ohnmächtige Ausflucht. Jeder, welcher ein Princip aufstellt, ist rlamit gezwungen, dessen äusserste Consequenz anzuerkennen, wobei es ganz gleichgültig ist, ob er selbst oder ein Andrer sie zieht; wehe ihm, wenn

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das Resultat sein Princip umstürzt; Ehre ahe1·, ewige Ehre, wenn das Resultat, zu welchem er vielleicht selbst nicht gelangt ist, in der Folge die neue Entdeckung bestätiget. Diess ist eben sowohl Hegel's Loos wie aller derer, welche wir in jeder Hinsicht gross nennen können. Er selbst hat zwar nicht vermocht, alle Consequenzen seines Standpunktes durchzuführen, doch timt diess seinem Verdienste nicht den geringsten Abbruch; und derjenige, welcher einen erkannten Mangel in seinem System ausfüllt, oder sogar einen weiteren Fortschritt a:us diesem Standpunkte normal entwickelt, wird ohne Zweifel dadurch Hegel's Genius weit mehr huldigen, als der, welcher nur eine Aufrechterhaltung seiner unantastbaren Ueberlieferungen bezweckt. Und könnte der, welcher die Gesetze der Entwicklung so kräftig deducirt, und dieselben in der Genesis der Ideen nachgewiesen hat , sich gegen sein eigenes Werk sträuben? Die Totalität der Weltgeschichte ist also durchaus und absolut unter die speculative Trichotomie zu fassen, aber, um der Freiheit der Entwicklung keinen Abbruch zu thun, ist es kein T h e i I der Geschichte, etwa der verflossene, sondern eben deren T o ta I i t ä t, die so speculativ und organisch aufgefasst werden muss. Die Totalität der Geschichte muss aber bestehen aus der V ergangen-

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heit und aus der Zukunft, aus dem bereits rlmchgemachten und dem noch durchzumachenden Wege, und daraus entsteht als erste Forderung: die Erkenntniss des Wesens der Zukunft für die Speculation ztt vinrliciren. Es giebt auch in der Wissenschaft V orm·theile, welche die unglückliche Eigenschaft hahen, sogat· bei den kräftigsten Geistern Wurzel zu fassen und natürlich den weiteren Fortgang zu lähmen. Wie oft haben solche theoretische V orurtheile das Lebendige erstiekt, und die :Menschheit dessen beraubt, was gleich dahinter sich vorfand! Konnte irgend Jemand von solehen Vorurtheilen frei seyn, so war es ohne Zweifel der speculative Geist Hegel's; aber gerade auf diesem Punkte verräth derselbe eine solche Anomalie. Obgleich er nicht alle Consequenzen seiner Entdeckungen aufstellen konnte, und so noch vieles zu thun übrig liess; so hat er doch nirgends der l\1 ö g I ich k e i t eines weiteren Fortganges praejudicirt, so dass seine Fehler fast immer nur privativ, nicht aber absolut negativ sind. Aber eben in der Philosophie der Geschichte hat er so einem negativen V orurtheil gehuldigt, welches, wie natürlich und unumstösslich es auch scheinen könnte, nichts desto weniger die normale Auffassung hinderte. Er hat nämlich in seinem Werke mit keiner Sylbe der Zukunft envähnt;

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und sogar war es seine Mein u n g, dass die Philosophie in der Ergrundung der Geschichte nur eine rückwirkende Kraft besitzen könne, die Zukunft aber gänzlich aus dem Bereiche der Speculation auszuschliessen sey. Wir unsrerseits müssen jedoch von vorn herein behaupten, dass ohne die Erkennbarkeit der Zukunft, ohne die Zukunft als einen integrirenden Theil der Geschiehte, welche die Realisation der Bestimmung der Menschheit darstellt, unmöglich zum Erkennen der o r g an i s c h e n und ideellen Totalität, so wie des apodiktischen Processes der Weltgeschichte zu gelangen ist. Darum ist die Feststellung der Erkennbarkeit der Zukunft eine unentbehrliche Vorfrage füt· den Organismus der Geschichte; denn mit der Unerkennbarkeit der Zukunft bei Hegel hat es dieselbe Bewandtniss, wie auf dem kritischen Standpunkt Kant's mit der Unerreichbarkeit des Absoluten überhaupt, nur mit dem Unterschiede, dass dieses bei Kant das nothwendige Resultat seines Standpunktes und Systems war, während es bei Hegel äusserlich hereingebracht und so in der ganzen Folge störend ist. Wie also die spätere Philosophie auf dem Felde der reinen Speculation wagte, diese Beschränkung Kant's zu durchbrechen, so ist es jetzt die Bestimmung der Philosophie der Geschichte, dieses analoge V orurtheil Hegel's ebenfalls

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zu überschreiten ; und wie wir ohne diese erste Durchbrechung nie zum ab.;oluten Erkennen in der Philosophie überhaupt gelangen konnten, so können wir ohne die zweite nie das absolute Erkennen in der Philosophie der Geschichte eneichen. Dürfte auch in der That diese Forderung vermessen und paradox erscheinen , so ist sie es doch überhaupt nicht a eh r als die, welche den grossen Sieg über die kritische Philosophie errang. Wenn es also in der Möglichkeit der Vernunft liegt, das Wesen Gottes, der Freiheit und der Unsterblichkeit zu erfassen, warum sollte das Wesen der Zukunft aus dieser Möglichkeit ausgeschlossen bleiben? Wir legen hier hauptsächlich denAccent auf das Wesen, weil nur dieses und gerade in diesem Fall der Gegenstand der Philosophie seyn kann; denn das nothwendige Wesen kann sich in einer unendlichen Menge von seyenden Zufälligkeiten offenbaren, welche immer willkührlich bleiben müssen und daher in ihren Einzelnheiten nicht vorauszusehen sind, die aber stets als das würdige und dem Wesen adaequate Receptaculum des lnnern und Allgemeinen ersche.inen müssen. Hierin liegt eben der Vorzug der Vergangenheit hinsichtlich der philosophischen Ergründung der Thaten, weil wir das, was hinter uns schon entwickelt liegt, als Gesetztes in allen seinen Einzelnheiten durchschauen und so-

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mit bewundern können, wie ti·effiich sie das Tiefe und Allgemeine, was sich in ihr befindet, offenbart und wie angemessen das Seyende sein Wesen ausdrückt. Hinsichtlich der Zukunft aber können wir nur das Wesen des Fortschrittes überhaupt ergründen, indem die Miiglichkeit der Realisation so reich, die Freiheit und die Fülle des Geistes so gross ist, dass wi1· immer in Gefahr seyn können, von der besonderen Wirklichkeit entweder übertroffen oder nur getäuscht zu werden. Bei dieser Frage, so wie bei jeder logischen Ergründung müssen wir genau die Sphäre der Allgemeinheit und N othwendigkeit von der der Besonderheit und Zufälligkeit unterscheiden, um nachher in dem wahren Verlaufe des Geistes die concret-synthetische Freiheit aufzufassen. Jedes Wesen muss erscheinen; aber wie es selbst Eins und nothwendig ist, so ist die Art seiner Offenbarung vielfach und willkührlich, und wenn es nicht in dieser Form und Weise, so wird es in j e n er geschehen : wenn nicht dieser Ort und dieses Individuum sich dazu eignet, so werden Andere dazu bestimmt werden u. s. w. Auf dieser Unterscheidung beruht also die Kluft zwischen dem speculativen Erkennen der Zukunft und jenen einzelnen V oraussagungen, die nur ein Enträthseln der Zukunft (praesagium), aber keinesweges ein Vorwissen (praescientia) derselben seyn

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können. Es kommt uns nicht auf das Erratben dieser oder jener Besonderheit, auf das Voraussagen eines bestimmten Helden oder einer That an : sondern darauf, dass die eigentliche Natur der Menschheit erforscht, die Gesetze ihres Fortschrittes bestimmt, dessen Manifestationen in der Geschichte vernünftig erkannt, der zurückgelegte Weg in sich und in seinem Verhältniss zum künftigen abgeschätzt, endlich die Perioden dieses fortwährenden Sichgestaltens mit ihren bestimmten inhaltigen Typen, welche die gesetzte Realisation der der Menschheit virtualiter eingeprägten Elemente sind, festgesetzt werden; und diess ist gerade das eigentliche Geschäft der Philosophie. Für Feststellung der Möglichkeit der Erkennbarkeit der Zukunft mögen nachfolgende Bemerkungen dienen. Bekanntlich verlangte Cuvier nur einen einzigen Zahn, um aus diesem den ganzen Organismus eines antediluvianischen Thieres zu erforschen. Es sträubte sich Niemand gegen eine so paradoxe Behauptung, und die Naturwissenschaften, in denen gewöhnlich alle apriorische Speculationen verhöhnt werden und welche nur der Empirie glauben wollen, verwandelten, anstatt ihm den Vorwurf einer Vermessenheit zu machen, seine Behauptung in ein Axiom, weil sie erkannten, dass dieselbe auf den tiefsten Begriff der Natur gegrün-

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det war. Was machte aber dieselbe so unumstösslich? - Nichts als das Erkennen des Wesens des 0 r g an i s m u s tiberhaupt, nämlich die Einsicht, dass in jeder organischen Totalität ein jedes Glied allen anderen durchaus entsprechen muss, dass alle Glieder gegenseitig relativ und durch einander begründet sind. Warum erkennen wir denn aber in der Geschichte diesen Organismus nicht ebenfalls an? Wantm construiren wir nicht aus dem schon verlaufeneo Theile des ganzen historischen Processes seine ideelle Ganzheit überhaupt und insbesondere den noch fehlenden künftigen Theil, welcher dem vergangeneo entsprechen muss und erst integral mit diesem die wahre Idee der Menschheit aufsteHen wird? Die vergangeneo Thaten, das sind unsere Fossilien, unsere antediluvianischen Ueberreste, aus welchen wir das Allgemeine des Lebens der Menschheit aufbauen müssen•). •) Man könnte uns entgegnen, dass die Natur das Feld einer blinden und bewusstlosen Nothwendigkeit, die Sphäre des Geistes iiberhaupt aber auf allen seinen Stufen, desto mehr also auf seiner relativ höchsten Stufe, nämlich als Weltgeist, frei wäre. - So ist es auch; aber diese Unterscheidung thut unserer früheren Behauptung nicht den geringsten Abbruch. Was ist nämlich Freiheit überhaupt? Es ist eben, logisch ausgedrückt, die speculative Synthesis der Nothwendigkeit mit der Zufälligkeit, des Gesetzes mit seiner Offenbarung, des apodiktischen Wesens mit seiner willkührlichen Erscheinung. Wenn wir also in der Geschichte die Sphäre der Nothwendigkeit von der der Zufälligkeit untersl'heiden, und diese letztere als die reale, vielfach mög-

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Nachdem wir die M ö g Ii c h k e i t der Erkennbarkeit der Zukunft constatirt haben, gehen wir zu liehe Manifestation der Begebenheiten, die nur Einverleibungen allgemeiner Begriffe sind, bezeichnen, - so bleibt uns auf der andern Seite das unantastbare und unumstössliche Gesetz der Entwicklung, diese allgemein leitende Idee der Geschichte, welche gewiss nicht weniger in ihrem Processe nothwendig ist, als die Naturgesetze; und wenn wir sogar eine Gradation der Nothwendigkeit annehmen wollen, so wäre diese geistige noch stärker, wegen ihres höhern Standpunktes, den sie auf der Leiter der Entwicklung behauptet, und wegen derFülle der Bestimmungen, die sie in sich schliesst. Das Aufdecken der integrirenden Momente des geschichtlichen Organismus kann also unmöglich willkührlich oder zurallig ausfallen; und so wie der Astronom, der eine künftige Finsterniss voraussagt, gar nicht die Grenze seinerWisse nschaft überschreitet, noch dadurch irgendwie in das Gebiet der Weissagungen tritt, so werden auch wir im Erforschen des Wesens der geschichtlichen Zukunft nur die ewigen und consequenten Rechte der Idee verfolgen. Um noch hinreichender den Unterschied zwischen der Nothwendigkeit der Natur und der des Geistes festzustellen, und jedem Missverständnisse vorzubeugen, bemerken wir noch, dass die Nothwendigkeit an sich, so wie jede einseitige logische Kategorie schon das Princip ihres Entgege11gesetzten, welches eben die Zuralligkeit ist, in sich enthält. Solche Gegensätze müssen immer und überall bestehen, nur mit dem Unterschiede, dass sie entweder an sich, oder gesetzt, oder •mdlich versöhnt vorkommen. Wenn sie also im Kampf begriffen sind, so stören sie sich gegenseitig und befinden sich in einem Schaukelprocesse wechselseitiger Erdrückung. So kommt in der Antithesis überhaupt eine besondere innere Antithesis vor, während in dem Momente der Synthesis erst das Convergiren und wechselseitige Begründen auftritt. Dieses letztere ist eben der Character der Geistesnothwendigkeit, wältrend jenes der derNaturnothwendigkeit ist. Dieses Divergiren und Schaukeln tritt uns in der Natur überall entgegen. So herrscht z. B. in den physischen Gesetzen die blindesie Nothwendigkeit, - aber die Idee der Gattung tritt im Exem-

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deren Wirklichkeit über: d. h., wir müssen nachweisen, wie das Bewusstsein wirklich dazu kommt, rlieses Erkennen sich anzueignen. Die Zukunft kann überhaupt rl reif a c h determinirt werden: durch das Gefühl, durch das Denken und durch den Willen. Die erste Determination ist die unmittelbare, natürliche, blinde, zufällige : daher erfasst sie meistentheils nur die Particularitäten des Seins, einzelne Facta; - sie wird ahnend, - sie erzeugt die Seher, die Propheten. Darum sagt Paulus sehr tief: Unser Weissagen ist Stückwerk. (1. Cor. 13, 9 etc.) Die z w e i t e Determination ist eine reflectirte, gedachte, theoretische, bewusste, nothwendige; - daher erplare gänzlich vor der Zufälligkeit zurück, welches Exemplar eben sich in eine Menge willkührlicher Besonderheiten ausbreitet, um nachher durch sein Vergehen wiederum der Nothwendigkeit Platz zu machen; und so ins Unendliche fort. - Auf der andern Seite dagegen offenbart das Aussereinandersein und die Verworrenheit der Natur nur ihre Zufälligkeit, während deren Nothwendigkeit und allgemeines Band nur dem Bewusstsein des Forschers sich aufschlicsst. Die Nothwendigkeit· und die Zufälligkeit erscheinen also hier als immer getrennter, nicbt aufzulösender Widerspruch. _Erst im Geiste wird dieser Conflict versöhnt. Jedes Glied des Gegensatzes wird gleich berechtigt und tbut das Seinige, um die Totalität normal zu gestalten, während auf den früheren Stufen jedes Moment entweder unterdrückt wurde, oder unterdrückte. Die Naturnothwendigkeit also ist nur einseitig, die Geiirtesnothwendigkeit aber speculativ- concret; weswegen alle lnductionen aus der Naturphilosophie in der Philosophie des Geistes ihre Anwendung finden können, aber nicht umgekehrt.

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fasst ste meistf'ntheils die Allgemeinheit des Gedankens, die Gesetze, das Wesentliche, - sie erzeugt die Philosophen der Geschichte. Hier hört das Stückwerk auf, - wir erkennen nicht mehr räthselhaft, sondern klar. (1. Cor. 13, 12.) Die dritte Determination ist endlich die wirklichpraktische, angewandte, vollführte, spontane, gewollte, freie; - daher umfasst sie die ganze Sphäre der T hat, die Facta und ihre Bedeutung, die Theorie und die Praxis, den Begriff und seine Realität, - und erzeugt die Vollführer der Geschichte. Wenn wir nun aber nach dem Kriterium dieser drei Determinationen fragen, so hat die erste dasselbe aus s er s i c h in der äusserlich seienden Vollbringung der Verheissung; die zweite hat es in sich, in der Apodikticität der Gesetze des Denkens; die dritte aber hat es sowohl i 11 sich als aus s er sieh in der objectiven Realisirung einer subjectiv bewussten Teleologie. Die erste ist .dem Alterthorne eigen, wo das Denken noch nicht so entwickelt war, und wo die Menschheit mehr instinctartig lebte; - diess Vorgefühl also erzeugte das, was wir Historiopneustie oder Historiomantik nennen können. Die zweite ist unseren Zeiten eigen, denn seit dem Auftreten des Christenthums haben wir keine Propheten mehr; wir haben aber denkende Geister, weil die

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Wahrheit dm·ch dasselbe in die Welt gekommen ist, während das Alterthum nur bis zur Schönh e i t in ihren verschiedenen Modificationen gelangte; - daher kommen wir jetzt zur Historiosophif'!, und die versiegelten B ii c her D an i e I s werden durch diese Philosophie der Geschichte g eöffnet, weil sie nur bis zurvorbestimmten Zeit, als viele Forscher darüber kommen werden, und die Wissenschaft sich verm ehren w i r d, ver s i e g e I t b I e i b e n sollt e n. (Dan. XII, 4.). Die dritte Determination endlich gehört der Zukunft an, sie wird das objective, wirkliche Realisiren der erkannten Wahrheit; und das ist eben das Gute, d. h. das Practische, welches das Theoretische schon in sich enthält. l\Ian wird uns vielleicht entgegnen, dass gerade umgekehrt das Bel·russtsein, anstatt den Begebenheiten vorauszueilen, wie wir es hier bestimmt haben, denselben gewöhnlich erst nachkommt, wodurch eben die Begebenheiten er k I ä r t und verk I ä rt werden. Das ist allerdings sehr wahr, so h a I d wir eine höchst wichtige Unterscheidung zwischen den Fact i s oder Thatsachen und den eigentlichen T h a te n machen werden, welche, obgleich sie synonym scheinen, doch ganz h e t er og e n e Bestimmungen sind, deren Unterscheidung ,-on der grössten Wichtigkeit ist. T hat s a c h e n

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(fncta) nämlich nennen wir diejenigen passiven Begebenheiten, die wir gleichsam vorfinden, uml zu welchen wir uns ganz gleichgültig verhalten, etwas Daseiendes ohne unsere Mitwirkung und unser Bewusstsein. Zu diesen muss freilich da!' Bewusstsein hinzutreten, um sie in die seinigen umzmYandeln und m diesem äusserlichen Dasein ein inneres Wesen zu erforsehen. T hat ( nctum) aber ist etwas ganz Anderes; es ist nicht mehr dieses unmittelbare Ereigniss, welches wir hlos aufzunehmen und in uns zu rellectiren hatten, es ist schon rellectirt, schon vermittelt, schon gedacht, Yorgesetzt _und dann vollführt; es ist eine a c t i v e Begebenheit, die ganz die unsrige ist, nicht mehr fremd, sondern schon bewusst., noch ehe sie verwirklicl1t wurde. l\'lan kann also sagen, dass die Facta n a t ii r l ich e Begebenl1eiten, die Thaten aber künstliche sind. Die Facta bilden eine unbewusste, also vortheoretischc, die Thaten aber eine bewusste, also nach t h e o r e t i s c h e Praxis; weil die Theorie zwischen diese heide Praktiken in die Mitte h·itt, welche letztere, nämlich die nachtheoretische Praxis, als die wahre Synthesis des Theoretischen und des unmittelbar Praktischen, des Suhjectiven und Ohjeetiven sich uns offenbart, indem das T h n n überhaupt die wahre s u h s t anti e I1e Synthesis des Seins und

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Denkens ist. •) Davon :msfü]n·licher 1m dritten Capitel. Wenn wir also die Sphäre des V orge~hls, welches dem Bewusstsein vorausgehen müsste, längst ii b er s c h ritten haben, wenn wir uns bereits in der Sphäre des Wissens b e finden, und zwar auf dem Punkte, wo das Bewusstsein durch die His t o r i o so p h i e eben ganz dieser vortheoretischen Praxis adäquat wird, so ist hier ein UmschI a g e n in das Entgegengesetzte unausweichbar, nämlicl1, dass das Bewusstsein die Facta übereile, und, nachdem es einen Vorsprung gewonnen hat, die waln·e T hat erzeuge, n~imlich die nachtheoretische Praxis, die der Zukunft anheim fallen wird. Mit der Reife des Bewusstseins ist also ein Wendepunkt der T hat s a c h e n eingetreten, welcher die Facta in Thaten umzuwandeln hat. So ist also gezeigt, dass das Bewusstsein wirk I i c h zu diesem Wendepunkt gelangt, auf welchem es sowohl rüch·rärts als vorwärts schauen kann, um die Totalität der Weltgeschichte zu durchdenken, was eben jetzt durch die Historiosophie geschieht. So sehen wir also, dass die Geschichte wirklich die drei Instanzen der Ahnung, des Bewusstseins und der That durchschreitet, und erst dadurch erkennen wir, wa*) DicssistdcrGrund desvon ß allanch e und Anderen beobachteten Vorsprungs der .,opinlons" vor den "Sitten (moe1ers)"·

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rum bis jetzt die Vergangenheit so frühe gewesen ist, warum die Gegenwart Alles mit dem Lichte der Wahrheit beleuchtet, und warum die Zukunft so bestimmt bewusst und eigenkräftig sich entwiekeln wird. Wenn nämlich die Vergangenheit sich natürlich und gleichsam zurallig darstellte' so dass erst post factum die Fügung der Vorsehung zu erkennen war, so soll die Menschheit jetzt, nachdem sie ihr wahres Selbstbewusstsein erreicht, gleichsam kunst- und ideengernäss ihre wahrhaft eigenen Thaten nunmehr vollbringen, womit keinesweges gesagt werden soll, dass die Vorsehung aus der Geschichte heraustreten und dieselbe ihrem eigenen Loose überlassen solle, sondern nur, dass die Menschheit selbst eben zu dieser Reife gelange, wobei ihre eigenen Bestimmungen ganz identisch mit dem göttlichen Plane der V orsehung werden, und dass in so fern die weltgeschichtlichen Individuen, diese Helden, welche die Nationen vorstellen, und dieselben s o repräsentiren, dass ihre eigenen Biographien füglieh für allgemeine Geschichte gelten können, nicht mehr b I i 11 d e Werk z e u g e, sei es nun des Zufalls oder der Nothwendigkeit, sondern bewusste Werkmeister ihrer eigenen Freiheit sein sollen. Nur dann erst kann Gottes Wille so auf Erden, wie im Himmel geschehen, d. h., mit Liebe, Bewusstsein,

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Freiheit, wäln·end et· sich his hieher durch Go ttes Allmacht, ohne selbstbewusste und s e 1h s t bestimmende l\1 i t wirk u n g der Menschheit verwirklichte. Nachdem wir die ab s tt· a c t e Möglichkeit und Wirklichkeit der Erkennbarkeit der Zukunft gezeigt haben, (denn ihre speciell-substantielle und bestimmte Nachweisung kann nur nach der wirklichen Ausführung des G esd1ichtsstoffs kommen,) gehen wir endlich zu deren N othwendigkeit über, wot·aus sich uns erst das höhere Princip des. Organismus der Geschiehte klar ergehen ,,·ird. Von diesem höheren Prineip des Organismus ist das Princip det· Erkennbarkeit der Zukunft nm ein b esonderer li"all, und aus jenem wenlen wir erst die Inhaltskategorien der Weltgeschichte, dann aber iiJren wahren teleologischen Process, entwickeln können. Die Mensehheit hat die Bestimmung, ihren Begriff zu realisiren, und die Geschichte ist eben die Durehführung dieses Healisirungsprocesses. Die Frueht dieser Entwicklung kann aber erst am Ende erreicht "erden, alle früheren Stadien sind also nm· V o r b er e i tun g e n und P r a e m i s s e n , aus deren Gesannntheit der gt·osse Syllogismus des W eltgeistes besteht. Dieser Process ist also eine bestimmte Gan~heit, und wenn es bloss auf das Formelle der

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Progression ankäme, so könnten wir, iutlem wir das Bewusstsein so vieler .Tahrlmnderte ihres Laufes besitzen, die übrigen Glieder dieser Progression mit mathematischer Gewissheit feststellen. Da aber der weltgeschichtliche Process sich nicht auf eine so abstracte, formelle und gleichsam quantitative Fortbildung beschränkt, sondern qualitativ- substantielle Bestimmungen fortwährend entwickelt, eben desswegen können uns hier solche rnathematisehe lnductionen nicht ganz genügen, wenn sie auch immer die Grundlage des Verlaufs bilden müssen. Darum wird es die Aufgabe der Historiosophie sein, die Vergangenheit s u h s t anti e ll zu erforschen, alle in h a I ti g e n Elemente des Lehens der Menschheit, welche sich sclwn entwickelt haben, tief zu analysiren, die einseitige und ausschliessende Natur Aller, deren Kampf und wechselseitiges Uebergewicht zu erkennen, - die speeiellen Sectionen des allgemeinen Fadens zu bestimmen, um tladurch zu der Erkenntniss zu gelangen, in w e 1c h er dieser Sectionen wir uns bereits befinden, welche schon durcl1gemacht sind und welehe uns noeh zu durchlaufen iihrig bleiben, um die höel1ste Spitze der Entwicklung des Weltgeistes zu errei(:hen. Also da, wo wir nur ein bestimmtes einseitiges Element in der V ergaugenheit voi·Iinden, müssen wit· dessen bestimmt entgegen-

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gesetztesl\Ioment in dieZukunft verschieben; wo wir aher denKampfuntl dieG-egens~itze inderVergangenheitschon entwickelt finden, was eben der allgemeine FaJI ist, da werden wir ihre Synthesis erst der Zukunft anheimfallen lassen. So werden wir aus dem Chaos dieser schon entwickelten Antithesen die speculativen Synthesen construiren, welche bestimmte Synthesen selbst noch weiter convergiren und in einer allgemeinen Synthesis (Synthesis synthest·on) zur Einheit kommen müssen. Diese Einheit wird die eigentliehe, höchste und reifste Frucht des geschichtlichen Baumes werden. So wird der l\Iangel der Vergangenheit den Vor z u g d er Zu k u n f t b i I den ; das privat i v e Bild der verflossenen Zeiten wird selbst das a ffi rm a t i v e Bild der zukünftigen seyn und so erst werden wir zu der n o t lnv e n d i g e n Er k e n n t n iss gelangen, dass die Vergangenheit und die Zukunft gemeinschaftlieh, sich dun~haus bedingend, den explicirten Organismus der Weltgeschichte bilden. Auf diese Weise führt uns •las Princip der Erkennharkeit der Zukunft, nämlich des lnhegrilfs derselben, in die Totalitlit des weltgeschichtliehenProf esses zu deren 0 r g an i s m u s und folglich zu deren wahren Gliederu11g, nach den speculativ-vernünf-

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tigen Gesetzen, nach welchen eben die apodiktische Eint h e i I u n g der Geschichte selber sich nur ergeben kann, eine Eintheilung, die keine andere als die trichotomische, und näher, deren erste Periode die thetische, die zweite die antithetische, die dritte aber die synthetische und .vollkommen c o n c r e teste ist. Diese Hauptformen des Weltgeistes müssen sich auf dem allgemeinen Wege der Geschichte nach einander vollführen, ohne derenNebenein anders ey n und ,,·echselseitiges Eingreifen auszuschliessen. Für das unmittelbare Orientiren auf unserem Standpunkte, - denn nur das Orientiren überhaupt kann Gegenstand der Prolegomena seyn, - können wir nur andeuten, dass der Weltgeist sich gegenwärtig am Eingange der cl ritten s y n thetische n Periode befindet, dessen erste, nämlich die t h et i s c h e, das ganze Alterthum, die zweite aber, nämlich die anti t h e t i s c h e, die derselben schroff entgegengesetzte c h rist lic h- germanisehe Welt ist. Auf diese Weise sind die drei ersten Hauptperioden Hegel's für nns nur drei l\lomente der ersten Hauptperiode überhaupt, welche die antike Welt ausmacht. Die vierte Periode Hegel's ist also fiir uns die z" e i t e, und diess ist die moderne 'Velt. Unsere dritte Hauptperiode endli