Probleme und Perspektiven der weltwirtschaftlichen Entwicklung: Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik in Travemünde 1984 [1 ed.] 9783428459322, 9783428059324


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German Pages 623 [624] Year 1985

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Probleme und Perspektiven der weltwirtschaftlichen Entwicklung: Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik in Travemünde 1984 [1 ed.]
 9783428459322, 9783428059324

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Schriften des Vereins für Socialpolitik Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Neue Folge Band 148

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SCHRIFTEN DES VEREINS FtJR SOCIALPOLITIK Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften Neue Folge Band 148

Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Travemünde vom 17.-19. September 1984

Herausgegeben von

Herbert Giersch

DUNCKER

&

HUMBLOT

/

BERLIN

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Jahrestagung des Vereins für Socialpolitik Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften in Travemünde 1984

Probleme und Perspektiven der weltwirtschaftlichen Entwicklung

DUNCKER

&

HUMBLOT I BERLIN

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CIP-Kurztitelaufnahme der Deutschen Bibliothek Probleme und Perspektiven der weltwirtscbaftlicben Entwicklung: Jahrestagung d. Vereins für Socialpolitik, Ges. für Wirtschafts- u. Sozialwiss. in Travemünde 1984; [vom 17. - 19. September 1984] / [hrsg. von Herbert Giersch]. - Berlin: Duncker und Humblot, 1985. (Schriften des Vereins für Socialpolitik, Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften; N. F., Bd.148) ISBN 3-428-05932-8 NE: Giersch, Herbert [Hrsg.]: Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften: Schriften des Vereins ...

Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen Wiedergabe und der übersetzung, für sämtllche Beiträge vorbehalten © 1985 Duncker & Humblot GmbH, Berlln 41 Gedruckt 1985 bei Berliner Buchdruckerei Union GmbH, Berlin 61 Printed in Germany ISBN 3-428-05932-8

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Vorwort Die Jahrestagung der Gesellschaft für Wirtschafts- und Sozialwissenschaften (Verein für Socialpolitik), deren Ergebnisse mit diesem Band vorgelegt werden, fand vom 17. bis 19. September 1984 in Travemünde statt, und zwar in denselben Räumen, die zwanzig Jahre zuvor schon einmal den Rahmen für eine Jahrestagung mit einem weltwirtschaftlichen Thema geboten hatten. Wissenschaftlich vorbereitet wurde die Tagung 1984 von einer Kommission, in der mir die Professoren Juergen B. Donges, Armin Gutowski, Helmut Hesse, Jürgen Schröder, Horst Siebert, Udo Ernst Simonis und später auch Wilhelm Krelle zur Seite standen. Über die Interpretation und Ausgestaltung des Themas gab es schnell Einigkeit, auch über die Frage, wer es übernehmen sollte, Hauptreferate zu halten und Arbeitskreise zu leiten. Zu längeren Diskussionen kam es nur, wenn sie fruchtbar waren. Dafür möchte ich allen Kommissionsmitgliedern herzlich danken, Juergen B. Donges auch dafür, daß er mir im täglichen Kontakt stets mit Rat und Tat geholfen hat. Die Anregungen aus dem erweiterten Vorstand des Vereins erwiesen sich als nützlich und haben die wissenschaftliche Vorbereitung gefördert. Sehr froh waren wir über den großen Widerhall, den die Ausschreibung für die Themen der Arbeitskreise im Ausland fanden, auch über die Zusage von Irma Adelman und Jan Tumlir, ein Plenumsreferat zu halten. Alle, die Tumlir zuhörten, werden zusammen mit seinen alten Freunden seinen allzufrühen Tod zutiefst bedauern. Ebenso wie den ausländischen gilt auch den inländischen Referenten der Dank der Vorbereitungskommission für ihre Arbeit. Zu danken habe ich nicht zuletzt den Mitarbeitern der Geschäftsstelle des Vereins, vor allem Herrn Diplom-Volkswirt Friedrich Aumann, und aus meinem Sekretariat Frau Rita Halbfas, die sich der organisatorischen Fragen engagiert angenommen haben. Die Redaktion dieses Bandes besorgte Frau Ursula Wollesen. Kiel, im Sommer 1985

Herbert Giersch

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Inhaltsverzeichnis Eröffnungsplenum

Leitung: Fritz Neumark, Frankfurt a. M. BegrüßungsanspraChe Ernst Helmstädter, Münster

13

Wolfram Fischer, Berlin

Die Entwicklung der WeltwirtsChaft seit 1945 im historischen Vergleich 19 Lutz Hoffmann, Regensburg Nutzung, Allokation und Akkumulation von Ressourcen im Raum ....

39

ArbeItskreis 1 Handel und Handelspolitik - Primärer Sektor

Leitung: Udo E. Simonis, Berlin Roland Herrmann, Philadelphia

Internationale Rohstoffabkommen -

Beispiele für Politikversagen

55

Gerhard Wagenhals, Heidelberg

MögliChkeiten und Grenzen weltweiter Anbieterkartelle: Das Beispiel Kupfer.......................................................... 75 Stefan Tangermann, Göttingen Agrarprotektionismus und Entwicklung der WeltwirtsChaft

91

Ralf J. Langhammer, Kiel

Märkte in Entwicklungsländern für Entwicklungsländer: Neue Schubkraft für WaChstumsprozesse "von unten"? .......................... 113 ArbeItskreis 2 Handel und Handelspolitik - Sekundärer und Tertiärer Sektor

Leitung: Juergen B. Danges, Kiel Hans-Joachim Heinemann, Hannover

Zur Relevanz von Marktunvollkommenheiten und internationaler Produktion für die AußenwirtsChaftstheorie .............................. 131

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Inhaltsverzeichnis

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Hennann Sautter, Frankfurt a. M. Die Aussagefähigkeit von Hypothesen zur Spezialisierungsstruktur des Außenhandels ........................................................ 143 Ulrich Hiemenz, Kiel Die Außenhandelsverflechtung von Entwicklungsländern: Eine Analyse von Markterschließungsstrategien .................................... 159 Siegfried Schultz, Berlin

Protektionismus im Dienstleistungsverkehr .......................... 179 John S. Chipman, Minneapolis

Estimation of Net-Import Demand Functions for the Federal Republic of Germany, 1959 - 1982 .............................................. 197

Arbeitskreis 3 Internationaler Kapitalverkehr und Zahlungsbilanz Leitung: Jürgen Schröder, Mannheim Peter Bernholz und Manfred Gärtner, Basel

Preis, Wechselkurs und reale Kassenhaltung bei hyperinflationärer Geldpolitik .. . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .. 217 Gebhard Kirchgässner, Osnabrück, und Jürgen Wolters, Berlin

Der Zusammenhang zwischen der Zinsentwicklung in den Vereinigten Staaten, der Bundesrepublik Deutschland und der Schweiz - Eine empirische Analyse ........................................................ 231 Werner Hammel, Frankfurt a. M.

Internationaler Ressourcentransfer durch öffentliche Entwicklungshilfe - Erfahrungen und Perspektiven ...................................... 249

Plenum Leitung: Heinz König, Mannheim Helmut Hesse, Göttingen

Internationale Interdependenzen im weltwirtschaftlichen Entwicklungsprozeß ................................................................ 265

t, Genf Europe's Contribution to World Development .......................... 287

J an TumZir

Annin Gutowski, Hamburg

Internationale Währungsordnung und weltwirtschaftliche Entwicklung 307

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Inhaltsverzeichnis

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Arbeitskreis 4 Innovationsprozesse und ArbeItskräftewanderung Leitung: Horst Siebert, Konstanz Klaus Conrad, Mannheim, und Dale W. Jorgenson, Cambridge, Mass.

Sectoral Productivity Gaps between the United States, Japan and Germany, 1960 - 1979 .................................................. 335 Erich Staudt, Duisburg

Innovationsbarrieren und ihre Überwindung - Thesen aus einzel wirtschaftlicher Sicht ...................................................... 349 Niklaus Blattner, Heinrich Schwarz und George Sheldon, Basel

Die Ausländerbeschäftigung als Determinante von Wirtschaftswachstum und Produktivität in einem Industrieland: Das Beispiel der Schweiz 367 Egon Tucht/eldt und Thomas Straubhaar, Bern

Die Arbeitskräftewanderung aus dem Mittelmeerraum - Entwicklung und Bedeutung für die Herkunftsländer .............................. 383

Arbeitskreis 5 Institutionen Leitung: Man/red E. Streit, Mannheim Roland Vaubel, Mannheim

VOll; de! normativen zu einer positiven Theorie der internationalen OrganIsatIOnen .......................................................... 403 Wol/gang Mayer, Cincinnati, Ohio The Political Economy of Tariff Agreements

423

Friedrich Schneider, Aarhus, und Bruno S. Frey, Zürich Die Kreditvergabe der Weltbank an Entwicklungsländer: Eine erklärende Analyse ........................................................ 439 Hugo Dicke und Federico Foders, Kiel

Die Bedeutung internationaler Organisationen für die Nutzung von Ressourcen im Gemeineigentum - Das Beispiel des Fischbestandes der Meere ................................................................ 453

Arbeitskreis 6 Okonometrische Weltmodelle Leitung: Wilhelm Krelle, Bonn Lawrence R. Klein, Philadelphia

Perspectives of Future World Trade -

Some Results of Project LINK

469

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Inhaltsverzeichnis

10 Jean Waelbroeck, Brüssel

How Vulnerable are Developing Countries to External Shocks? An Application of the World Bank's Sensitivity Analysis Model .......... 487 Gerald Holtham, John Llewellyn, Peter Richardson und Lee Samuelson, Paris Representing Recent Policy Concerns in INTERLINK - A Progress Report ................................................................ 505 Toshihisa Toyoda, Kobe, und Masataka Hirano, Tokyo The Structure and Applications of the EPA World Economic Model .... 519 Grant Kirkpatrick, Kiel

The Structure of the Kiel Multi-Country Model ...... . . . . . . . . . . . . . . . . .. 533 Steven A. Symansky, Washington

The U.S. Budget Deficit, Monetary Policy, and World Recovery: An MCM Simulation Analysis .................................................. 549

Schlußplenum Leitung: Hans Karl Schneider, Köln Irma Adelman, Berkeley

The World Distribution of Income .................................... 575 Herbert Giersch, Kiel

Perspektiven der Weltwirtschaft ...................................... 595 Schluß ansprache Ernst Helmstädter, Münster .......................................... 617

Anhang Verzeichnis der Plenumsleiter, Arbeitskreisleiter und Referenten ...... 621

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Eröffnungsplenum Leitung: Fritz Neumark, Frankfurt a. M.

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Begrüßungsansprache Von Ernst Helmstädter, Münster Meine sehr verehrten Damen, meine Herren! Liebe Kolleginnen und Kollegen! Ich heiße Sie alle herzlich willkommen auf unserer Jahrestagung 1984 in Travemünde. Mein besonderer Gruß gilt Ihnen, sehr verehrter Herr Ministerpräsident Dr. Barsche!. Sie erweisen uns mit Ihrer aktiven Teilnahme an unserer Eröffnungsveranstaltung eine große Ehre. Wir freuen uns, daß Sie ein Grußwort an die Teilnehmer unserer J ahrestagung richten werden. Wir danken Ihnen sehr für den Empfang, den die Landesregierung Schleswig-Holstein den Tagungsteilnehmern heute abend im Kurhaus gibt. Ich darf auch herzlich den Vertreter der Hansestadt Lübeck, Herrn Senator Kaske, hier in unserer Mitte begrüßen. Wir danken Ihnen und den Damen und Herren Ihrer Stadtverwaltung sowie der hiesigen Kurverwaltung für die freundliche Unterstützung bei der Vorbereitung unserer Tagung. Der Verein für Socialpolitik hat vor zwanzig Jahren zum ersten Mal in Travemünde getagt. Diese Stadt hat ihren ganz besonderen Reiz: "Da ist das Meer, die Ostsee, (das) Travemünde mit dem biedermeierlichen alten Kurhaus, den Schweizerhäusern und dem Musiktempel" , schreibt Thomas Mann. "An diesem Ort, in Travemünde, dem Ferienparadies, wo ich die unzweifelhaft glücklichsten Tage meines Lebens verbracht habe, Tage und Wochen, deren tiefe Befriedigung und Wunschlosigkeit durch nichts Späteres in meinem Leben, das ich doch heute nicht arm nennen kann, zu übertreffen und in Vergessenheit zu bringen war, ... an diesem Ort gingen das Meer und die Musik in meinem Herzen eine ideelle, eine Gefühlsverbindung für immer ein." Wir sind nicht für sorglose Ferien, sondern für drei gewiß anstrengende Arbeitstage nach Travemünde gekommen. Aber wir wollen uns dabei doch auch der Annehmlichkeiten, die sich hier bieten, erfreuen. Als der Verein vor zwanzig Jahren hier tagte, war Erich Schneider unser Vorsitzender. Ich habe Frau Schneider als unseren Ehrengast zu dieser Tagung eingeladen. Sie wäre dieser Einladung gerne gefolgt;

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Ernst HeImfstädter

leider mußte sie sich in diesen Tagen in ärztliche Behandlung begeben. Wir wünschen ihr baldige Genesung, in dankbarer Erinnerung an die Leistungen, die ihr Mann im Dienste unserer Wissenschaft und im Dienste des Vereins für Socialpolitik erbracht hat. Im Jahre 1964 beging der Verein für Socialpolitik hier in Travemünde seine 40. Jahrestagung, wie der Begrüßungsansprache Erich Schneiders zu entnehmen ist. Alle zwei Jahre fanden bisher unsere sogenannten "großen" Tagungen statt, so daß wir in unserer 112jährigen Geschichte heute und hier in Travemünde beim goldenen Tagungsjubiläum angelangt sind. Wir wollen davon nicht viel Aufhebens machen. Aber ein solches Jubiläum soll hier doch wenigstens erwähnt werden. Das Zählen der Tagungen wird künftig einfacher sein, weil wir gemäß einem Beschluß des Erweiterten Vorstands vom Januar dieses Jahres die Unterscheidung zwischen den eigentlichen Jahrestagungen und den dazwischenliegenden Arbeitstagungen aufgegeben haben. Diese Unterscheidung hatte sich überlebt. Von der Thematik wie von der Art der Veranstaltung oder gar der Zahl der Teilnehmer her gesehen, waren Arbeits- und Jahrestagungen einander immer ähnlicher geworden. Deshalb bestand kein Anlaß mehr, diese Unterscheidung, die anfangs durchaus ihren Sinn hatte, beizubehalten. Im vergangenen Jahr hatten wir in Basel unsere letzte Arbeitstagung. Die 50. Jahrestagung hier in Travemünde ist die letzte im zweijährigen und die erste im neuen einjährigen Rhythmus. Der Verein folgt damit dem Brauch vieler wissenschaftlicher Gesellschaften, daß sich die Mitglieder einmal im Jahr auf einer großen Fachtagung zusammenfinden. Damit wäre auch der Weg frei, dem alljährlichen Soziologen- oder Juristentag, um nur zwei Beispiele anzuführen, künftig den "Ökonomentag" an die Seite zu stellen. Das wäre eine Kurzbezeichnung für die Jahrestagungen des Vereins für Socialpolitik, die vielleicht deren Bekanntheitsgrad noch steigern könnte. Unser diesjähriges Tagungsthema weist deutliche Parallelen zum Thema vor zwanzig Jahren auf. Das fachlich übereinstimmende Stichwort ist Weltwirtschaft. Damals ging es um "Weltwirtschaftliche Probleme der Gegenwart" und heute um "Probleme und Perspektiven der weltwirtschaftlichen Entwicklung". Es ist kein Zufall, wenn wir uns hier in Travemünde mit Weltwirtschaft befassen. Kiel mit seinem Institut für Weltwirtschaft liegt in der Nähe! Im Jahre 1964 bestand dieses Institut fünfzig Jahre. Sein damaliger Präsident, Erich Schneider, war unser Vorsitzender. Die diesjährige Tagung wurde von seinem heutigen Präsidenten, Herbert Giersch, in ihrer wissenschaftlichen Anlage gestaltet. Wir danken Ihnen, lieber

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Begrüßungsansprache

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Herr Kollege Giersch, und allen Mitgliedern der Kommission zur wissenschaftlichen Vorbereitung für Ihre Umsicht und Tatkraft, mit der Sie ans Werk gegangen sind. Ich selbst bin überzeugt, daß wir eine reiche Ernte dank Ihrer Vorarbeit einfahren können. Die örtliche Vorbereitung und das Rahmenprogramm für diese Tagung lag in den Händen des Herrn Kollegen Rohwedder von der Universität Kiel. Ein tragisches Geschick hat ihn vor wenigen Wochen aus unserer Mitte genommen. Wir trauern um einen hervorragenden Wissenschaftler unseres Fachs und um einen allseits beliebten, frohen Mut ausstrahlenden Kollegen. Wir danken ihm für die von ihm übernommene Arbeit zur Vorbereitung dieser Tagung. Als äußeres Zeichen der Erinnerung und des Dankes hat der Vereinsvorstand am Grab von Professor Rohwedder anläßlich dieser Tagung einen Kranz niedergelegt. Wir haben auch für diese Tagung Spenden von uns wohl gesonnenen Unternehmen erhalten, für die ich auch von dieser Stelle aus herzlich danke. Zu besonderem Dank fühlen wir uns für die wiederum vom Bundesministerium für Wirtschaft und vom Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung gewährte Unterstützung verpflichtet. Ohne solche "Subventionen", die wir als Ökonomen mit Recht und mit Ausdauer bei anderen Gelegenheiten anprangern, könnten wir unsere Jahrestagungen nicht in der gewohnten Weise durchführen. Die Aufwendungen für die Anreisen der Referenten, die Tagungsunterlagen und sonstigen Erfordernisse würden bei 300 zahlenden Teilnehmern je Teilnehmer 400,- DM betragen, statt der von den Mitgliedern verlangten 75,- bzw. 50,- DM. Ich hoffe, daß Sie alle mit der Arbeit der Geschäftsstelle zufrieden sind. Von den dort tätigen Mitarbeitern wird für die Vorbereitung der Jahrestagungen und deren Abwicklung immer ein besonderer Einsatz verlangt. Herrn Aumann, unserem Schriftführer, und den Mitarbeitern der Geschäftsstelle danke ich herzlich für die erprobte Einsatzbereitschaft und Umsicht in den Wochen harter Arbeit vor dieser Jahrestagung. Wir wollen uns auf dieser Tagung nicht nur der Probleme, sondern auch der Perspektiven, die die weitere Entwicklung der Weltwirtschaft zu bieten hat, annehmen. Wir wagen auch einen Ausblick in die Zukunft und suchen nach neuer Orientierung. Die Zeichen der weltwirtschaftlichen Entwicklung hatten sich in der letzten Stagnationsphase mehr und mehr verdüstert: "Der Druck der aufgestauten Anpassungsprobleme lähmte die Weltwirtschaft im ganzen. Die Neigung der einzelnen Länder, sich zu Lasten anderer zu helfen, nahm zu. Die weltweiten Schwierigkeiten wurden dadurch nur

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Ernst Helmstädter

um so größer." So faßte der Sachverständigenrat im Herbst 1982 sein Urteil zur Lage der Weltwirtschaft zusammen. Im Laufe des Jahres 1983 ist diese Lähmung Schritt für Schritt überwunden worden. Und gegenwärtig stehen in den Industrieländern die Signale auf Expansion; die hochverschuldeten Entwicklungsländer haben ihre Lage in vielen Fällen verbessern können. Auch bei der gar nicht abzustreitenden Aufhellung der weltwirtschaftlichen Lage und der Entwicklungsaussichten wird gleichwohl niemand Anlaß verspüren, in Jubel auszubrechen. Es sind vor allem die Probleme der Arbeitslosigkeit, der internationalen Verschuldung und der Ungleichgewichte im Welthandel, mit denen wir es noch für geraume Zeit zu tun haben werden. Dies sind die Risiken im Hintergrund der derzeitigen Aufwärtsbewegung in der Weltwirtschaft. Hier ist auch die Wirtschaftswissenschaft aufgerufen, den von ihr zu fordernden Beitrag zur Diagnose der weltwirtschaftlichen Lage zu leisten und Problemlösungen zu erörtern. Zu diesem Zweck sind wir hier zusammengekommen. Unser Programm weist eine Vielfalt von Themen auf. In den drei Plenarveranstaltungen wollen wir uns einen Überblick über den bisherigen Verlauf der weltwirtschaftlichen Entwicklung verschaffen. Es interessieren die großen Linien der Entfaltung der weltwirtschaftlichen Arbeitsteilung, deren Institutionen und Instrumente, aber auch deren Ergebnisse. Ist der Grad gegenseitiger wirtschaftlicher Verflechtung auch unter dem Zeichen hoher Arbeitslosigkeit, einer immensen Akkumulation von Schuldenbergen, angesichts der Defizite in den Handelsbilanzen und der währungspolitischen Verwerfungen noch weiter angestiegen? Sind die internationalen Handelspartner an der weiteren Steigerung dieser Arbeitsteilung interessiert oder liegt ihnen das binnenwirtschaftliche Hemd näher als der weltwirtschaftliche Rock? Wie können wir liberalen Vorstellungen von der Weltwirtschaft wieder mehr und dauerhafte Geltung verschaffen? Auf diese Fragen erwarten wir von dieser Tagung Antwort. Aber es geht uns nicht nur um die großen Linien der Entwicklung. Die vorgesehenen sechs Arbeitsgruppen greifen auch wichtige Detailprobleme auf. Dabei geht es konkret um die Stolpersteine auf dem Wege der weltwirtschaftlichen Weiterentwicklung, um sektoralen Protektionismus und Entwicklungsstrategien, um das internationale Zinsgefälle und das ewige Rätsel der Wechselkursentwicklung. Wir haben uns aber auch mit der Frage der Entfaltung innovatorischer Kräfte und der Überwindung entgegenstehender Barrieren zu befassen. Selbstverständlich wird auch den internationalen Institutionen das gebührende

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BegrüßungsanspraChe

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Augenmerk gewidmet. Mit großem Interesse werden sicher auch die ökonometrischen Versuche rechnen dürfen, die es unternehmen, die komplexe Weltwirtschaft unter den Modellhut zu bringen. Der Verein für Socialpolitik will, seiner langen Tradition entsprechend, die wissenschaftliche Erörterung in den Dienst der Wirtschaftsund Sozialpolitik stellen. Um dieser Zielsetzung gerecht werden zu können, bedürfen wir auch der übersetzungsarbeit der Fachjournalisten, die zwar aus einer wissenschaftlichen Mücke keinen wirtschaftspolitischen Elefanten machen können, ohne deren Arbeit jedoch eine noch so wichtige Einsicht kaum den Weg aus der Studierstube hinaus in die Arena öffentlichen Interesses findet. Wir freuen uns, daß unser diesjähriges Tagungsthema auf ein besonders breites Interesse gestoßen ist. Allen Referenten, insbesondere auch den Kolleginnen und Kollegen, die aus dem Ausland zu uns gekommen sind, danke ich für ihre durch die Kombination von Humankapital und Arbeitsaufwand zustande gebrachten Untersuchungen. Ich wünsche Ihnen einen guten Erfolg beim Vortrag. Uns allen wünsche ich anregende Diskussionen im Geiste kollegialer Bemühungen um den Fortschritt unserer Wissenschaft auf dieser unserer 50. Jahrestagung.

2 Schriften d. Vereins f. Socialpolitik 148

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Die Entwicklung der Weltwirtschaft seit 1945 im historischen Vergleich Von Wolfram Fischer, BerIin I.

Womit kann man die Weltwirtschaft der Nachkriegszeit sinnvollerweise vergleichen? Es gibt zwei Möglichkeiten, die ich nutzen will: zum einen den Vergleich mit der Zeit zwischen den beiden Weltkriegen (Zwischenkriegszeit), zum anderen den Vergleich mit der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg (Vorkriegszeit). Wann aber beginnt die Vorkriegszeit? Wirtschaftshistoriker stimmen darin überein, daß man mindestens seit der Mitte des 19. Jahrhunderts von einer Weltwirtschaft sprechen könne. Ob die interkontinentalen Wirtschaftsbeziehungen, die vorher existierten, schon als Weltwirtschaft zu bezeichnen seien, darüber streiten sie hingegen seit langem. Manche sprechen von einer Weltwirtschaft des Mittelalters oder von einer antiken Weltwirtschaft, die um das Mittelmeer zentriert war. Ja, man könnte sogar von einer anderen antiken Weltwirtschaft sprechen, in der die Europäer nur eine marginale Rolle spielten, weil damals Europa nicht Zentrum, sondern Peripherie war, während die Zentren im Mittleren und Fernen Osten lagen. Andere hingegen verneinen die Existenz einer Weltwirtschaft vor der Mitte des 19. Jahrhunderts mit dem Argument, daß vor dem Zeitalter der Eisenbahnen, des Dampfschiffs und des Telegrafen zwar Handelsstützpunkte in verschiedenen Kontinenten miteinander verbunden waren, das große Hinterland davon jedoch fast unberührt blieb. Interkontinentaler Handel- auch solcher mit Edelmetallen - ja; Weltwirtschaft nein. Diese Auffassung spiegelt sich auch in dem Titel "CrossCultural Trade in World History" wider, unter dem Curtin [1984] seine Untersuchungen über die interkontinentalen Wirtschaftsbeziehungen vor dem 19. Jahrhundert veröffentlichte. Ich beabsichtige nicht, zu diesem Streit ausführlich Stellung zu nehmen, wollte ihn aber erwähnen, um zu begründen, warum ich mit Vorkriegszeit im wesentlichen die Jahrzehnte vor dem Ersten Weltkrieg meine. Weltwirtschaft soll also in unserem Zusammenhang der Kontinente integrierende, nicht nur berührende wirtschaftliche Verkehr der letzten 130 bis 150 Jahre sein. Wie kann man sich einem solchen großen Gegenstand nähern? Ich will zunächst darlegen, was ich in diesem Vortrag nicht tun werde: 2·

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Wolfram Fischer

Ich werde keine geschichtsphilosophische Interpretation versuchen in der Art der Stufen- und Stadienlehren. So verlockend es wäre, die großen geschichtsphilosophischen Entwürfe vom Alten Testament über den Hl. Augustin oder den italienischen Geschichtsphilosophen des 18. J ahrhunderts, Giovanni Battista Vico, bis hin zu Hegel, Marx und ihren zahlreichen modernen Interpreten Revue passieren zu lassen, so wenig scheint mir dies für den Versuch eines Vergleichs der Struktur und Bewegung der Weltwirtschaft seit 1945 mit denen der Vor- und Zwischenkriegszeit zu erbringen. Ein Etikett wie Früh-, Hoch- oder Spätkapitalismus werde ich Ihnen nicht aufzunötigen versuchen. Auch weniger ehrgeizige, weil auf rein wirtschaftliche Tatbestände gerichtete Stadienlehren wie die Hoffmanns [1931] oder Rostows [1978] sollen hier beiseite bleiben. Selbst die nützliche Phaseneinteilung, die Maddison [1982] für 16 entwickelte Volkswirtschaften vorgelegt hat, möchte ich nur am Rande erwähnen. Ich stimme ihr weitgehend zu, würde aber zögern, um 1973 eine neue, strukturell anders geartete Phase der Weltwirtschaft beginnen zu lassen: Zum einen halte ich aus der Erfahrung des Historikers ein Jahrzehnt für einen zu kurzen Zeitraum, um tatsächlich den Beginn einer neuen Phase bestimmen zu können. Zum anderen bin ich, bestärkt durch Hesses Untersuchungsergebnisse in diesem Band, der Meinung, daß trotz des Zusammenbruchs des Weltwährungssystems von Bretton Woods und des Ölschocks die weltweiten Verflechtungen in Handel, Kapitalverkehr und Unternehmensorganisationen weiter zunehmen und auch die grundsätzliche Bereitschaft zur Kooperation in der Währungs- und Wirtschaftspolitik weiter besteht, so daß man die Nachkriegszeit als eine geschlossene Periode der Weltwirtschaft interpretieren kann. Nicht oder nur am Rande befassen möchte ich mich auch mit dem neuerdings wieder so beliebten Weltanschauungs- und Methodenstreit um die langen Wellen, so sehr dieses Interpretationsmuster meine Bemühungen auch erleichtern und nebenbei die Wirtschaftspolitiker belehren könnte, daß, was immer sie tun werden, die nächste lange Phase des wirtschaftlichen Aufschwungs erst in den neunziger Jahren zu erwarten sei. Ich lasse den Streit beiseite, ob es solche langen Wellen seit dem späteren 18. Jahrhundert oder sogar schon länger gibt, weil ich, um angemessen Stellung nehmen zu können, mich diesem Thema ganz widmen müßte. Damit aber genug der Abgrenzungen. Wovon soll nun die Rede sein? Ursprünglich wollte ich die Themen der Arbeitskreise - mit Ausnahme von Nr.6, Öko no met rische Weltmodelle, über die der Historiker legitimerweise noch nichts sagen kann - in eine längerfristige historische Perspektive zu stellen versuchen. Bei näherem Zusehen erschien es mir

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Die Entwicklung der Weltwirtschaft seit 1945

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jedoch unerläßlich, ein Thema, das diesmal nicht auf unserem Programm steht, wenigstens kurz einzubeziehen, da es für die unterschiedliche Struktur der Weltwirtschaft in der Vor-, Zwischen- und Nachkriegszeit von fundamentaler Bedeutung ist: die Veränderung der Bevölkerungsstruktur. Anschließend werde ich über Handel und Handelspolitik, über internationalen Kapitalverkehr und Probleme der Zahlungsbilanzen sowie über die Bedeutung von Institutionen für die Weltwirtschaft und schließlich noch über Innovationsprozesse und die Arbeitskräftewanderung sprechen. Alle Themen werden unter dem Gesichtspunkt "Kontinuität oder Diskontinuität?" abgehandelt werden. Ich werde also versuchen, Ähnlichkeiten und Verschiedenheiten der Struktur der Weltwirtschaft und ihrer Entwicklung in den drei Perioden vor, zwischen und nach den beiden Weltkriegen herauszuarbeiten. Wegen der Fülle des dabei zu verarbeitenden Materials werde ich mich jeweils auf wenige Bemerkungen beschränken müssen, ohne Belege im einzelnen vorführen zu können. Diese sind in der angeführten Literatur zu finden. 11. Nach allem, was wir über die Bevölkerungsentwicklung in der Welt in den letzten Jahrhunderten wissen - und das ist wenig genug - , wuchs in der Neuzeit bis zu Beginn des 20. Jahrhunderts die europäische und europastämmige Bevölkerung schneller als die asiatische und afrikanische. Um 1750 stellte Europa schätzungsweise ein Fünftel der Weltbevölkerung, um 1920 ein Drittel, d. h., das Bevölkerungswachstum fand vor allem in den Zentren der Weltwirtschaft statt. Heute ist es umgekehrt. Seit einigen Jahrzehnten wächst die Bevölkerung schneller in der Peripherie, d. h. in den Regionen, die nicht den aktiven Kern einer integrierten Weltwirtschaft bilden; in den Zentren tendiert sie zur Stagnation, die zwar bisher nur in Mitteleuropa tatsächlich eingetreten ist, sich aber auch in Westeuropa und in übersee mit europastämmiger Bevölkerung andeutet. Immerhin ist inzwischen der Anteil der Europäer und der europastämmigen Bevölkerung an der Weltbevölkerung auf rund ein Sechstel gesunken. Bisher sind die Auswirkungen dieses Prozesses nur in Ansätzen spürbar, weil in den unmittelbaren Nachkriegsjahren auch die westliche Bevölkerung durch Babybooms, die z. T. erst jetzt ihre ökonomischen Auswirkungen voll zeigen, noch einmal kräftig gestiegen ist. In Zukunft aber werden sich die Unterschiede in der Bevölkerungs- und damit auch in der Wirtschaftsstruktur zwischen den entwickelten und den weniger entwickelten Nationen verschärfen. Die Bevölkerung der Industrieländer bekommt - und das ist schon seit längerem erkennbar - eine andere Altersstruktur. Seit dem Beginn des 20. Jahrhunderts "altert" die Bevölkerung in Europa, seit einigen Jahrzehnten auch in übersee, d. h., ein zunehmender Anteil

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alter Menschen wird von einem geringer werdenden Anteil an beruflich Aktiven miterhalten. Damit hängen eine ganze Reihe von Veränderungen, auch der Mentalität, zusammen, die Rückwirkungen auf das Arbeitsethos und auf die sektorale Struktur der Wirtschaft haben. Ein immer größerer Teil der erwachsenen Bevölkerung lebt nicht mehr von Arbeit, sondern von Rente. Das färbt auf die Einstellung der Jugend zur Arbeit ab. Die sozialen Probleme der übrigen Welt liegen jedoch ganz woanders, z. B. in der Bereitstellung von elementaren Erziehungsund Arbeitsmöglichkeiten für eine noch immer wachsende, vorwiegend junge Bevölkerung. Ein Auseinanderdriften der beiden Welten - Nord und Süd - wird durch diese Daten eher gefördert als gemindert, gerade wenn beide Welten sich jeweils ökonomisch rational verhalten. In den Ländern langsamen Bevölkerungswachstums und hoher überalterung und das sind im wesentlichen die westlichen Länder einschließlich der europäischen Sowjetunion, aber z. Zt. noch ausschließlich Polens - wird eine Erhöhung der Arbeitsproduktivität auch aus sozialpolitischen Gründen nötig. In dem Rest der Welt ist dieser Zwang zur Steigerung der Produktivität nicht gegeben; manche Wirtschaftspolitiker meinen sogar, man solle dort bewußt auf die Ausweitung arbeitsintensiver Produktionsmethoden statt auf die Erhöhung der Produktivität abzielen. Dies würde aber die ohnehin bestehende Kluft zwischen arm und reich, die vor allem aus dem Unterschied in der Produktivität der Wirtschaften herrührt, weiter vergrößern. Die westliche Wirtschafts- und Sozialpolitik befindet sich hier in einem Dilemma: Tut sie das, was für die eigene Gesellschaft nötig oder nützlich erscheint, vergrößert sie die Kluft zwischen Nord und Süd; unterläßt sie es, verletzt sie die Prinzipien der sozialen Gerechtigkeit, gefährdet Wohlfahrt und sozialen Frieden im eigenen Lande. Die Verlagerung des Bevölkerungswachstums in die farbige Welt hat aber noch eine andere Konsequenz, die schon seit dem Ersten Weltkrieg sichtbar geworden ist. Die Weltwirtschaft des 19. Jahrhunderts beruhte ganz entscheidend auf der Expansion der europäischen Bevölkerung in leere oder wenig besiedelte Gebiete der Welt und damit der geographischen Erweiterung des Kernraumes einer eurozentrierten Weltwirtschaft. Diese Expansion kam zwar nach dem Ersten Weltkrieg nicht zu einem abrupten Stillstand, weil einige Einwanderungsländer wie Kanada und Australien weiter aufnahmefreudig blieben und weil das einheimische Bevölkerungswachstum in den von Europäern besiedelten Gebieten zunächst noch erheblich war. Die Weltwirtschaft der Zwischen- wie die der Nachkriegszeit ist jedoch nicht mehr so deutlich von einer so großen Völkerwanderung geprägt wie die Jahrzehnte zwischen 1850 und 1914, als mehr als 40 Mill. Europäer nach übersee gingen, der größten Völkerwanderung in der Geschichte der Menschheit. Die Ex-

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pansion der Weltwirtschaft vor dem Ersten Weltkrieg war zwar nicht von dieser geographischen Expansion getragen, aber diese gab ihr doch einen sehr wesentlichen Impuls, vergrößerte Ausmaß und Reichweite des Welthandels und Kapitalverkehrs und erlaubte besonders in der Agrarproduktion ein bis dahin nicht bekanntes Maß von Arbeitsteilung über Kontinente hinweg, die seitdem zum beständigen Muster der Weltwirtschaft geworden ist. Daß Baumwolle und Weizen in den Vereinigten Staaten, Weizen und Wolle in Argentinien und Wolle in Australien zu den großen Stapelgütern der Weltwirtschaft wurden, beruhte auf dieser geographischen Expansion der europäischen Bevölkerung. Daten, mit denen wir heute ganz selbstverständlich rechnen, sind also weitgehend durch die Auswanderung von Europäern im 19. J ahrhundert geschaffen worden.

nUT

Die Verlagerung des Bevölkerungswachstums in die Armenhäuser der Welt, nach Schwarzafrika, Südostasien und - auf einem höheren Niveau des Lebensstandards - auch Lateinamerika, hat offenbar andere Konsequenzen für die Weltwirtschaft. Bisher zumindest sind davon geringe Impulse für das weltwirtschaftliche Wachstum und einen höheren Integrationsgrad ausgegangen. Ausnahmen mögen Länder wie Mexiko und Brasilien sein, möglicherweise mittelfristig Lateinamerika insgesamt. Bisher aber scheint diese Art des Bevölkerungswachstums eher malthusianisch gewirkt zu haben, d. h. über die vorhandenen Ressourcen hinausgegangen zu sein, während das große Wachstum der europäischen Bevölkerung im 19. Jahrhundert entgegen Malthus vor allem Ressourcen erschloß und mobilisierte und langfristig den Wohlstand hob. Nun muß die Verlagerung der Schwerpunkte des Bevölkerungswachstums keineswegs in einer malthusianischen Katastrophe münden. Zu den Kennzeichen der Weltwirtschaft nach 1945 gehört jedoch, daß das Wachstum der Bevölkerung nicht in dem Maße die Wohlfahrt erhöhte, wie dies vor dem Ersten Weltkrieg der Fall war. Ich hoffe, Herr Giersch ist in der Lage, in seinen "Perspektiven für die Weltwirtschaft" eine bessere Zukunft aufzuzeigen, die ich keineswegs für unmöglich halte, denn "Malthusianismus" ist kein unvermeidliches Schicksal, sondern er kann, wie die Europäer und J apaner gezeigt haben, abgewendet werden. III.

Im Grunde geben die nun folgenden Themen Handel, Kapitalverkehr, Innovationen, Arbeitskräftewanderung und Auswahl wachstumsfreundlicher Institutionen schon einen Hinweis darauf, wie dies Abwenden in der europazentrierten Weltwirtschaft der vergangenen eineinhalb Jahrhunderte geschehen ist und wie es auch in Zukunft geschehen könnte. Beginnen wir mit dem Handel und der Handelspolitik.

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Daß Handel Menschen, Völker und Kontinente verbindet und allen nutzen kann, gehört zu den uralten Weisheiten der Menschheit, die Chinesen ebenso aufgezeichnet haben wie Perser und Griechen. Die Weltwirtschaft des 19. Jahrhunderts wie die seit 1945 belegt sie erneut. Beide Perioden zeigen eine Reihe bemerkenswerter Übereinstimmungen: 1. Der grenzüberschreitende Handel wuchs in beiden Perioden schneller als die Produktion. 2. Der Handel fand vorwiegend zwischen den entwickelten Ländern statt, deren Ausstattung mit Ressourcen und deren Produktionsstruktur sich eher ähnelten, als daß sie sich voneinander unterschieden; dies schloß ausgesprochen komplementäre HandeIsströme innerhalb des gesamten Handelsnetzes jedoch nicht aus. Zwischen den unterentwickelten Ländern blieb der Handel gering, wenn er auch in den letzten Jahrzehnten langsam stieg, wie der Beitrag von Hesse in diesem Band zeigt. 1913 betrug der Welthandel zwischen den nichteuropäischen Staaten - Amerika eingeschlossen weniger als ein Viertel des gesamten Welthandels; zwischen entwickelten und unterentwickelten Ländern wurde der Handel von den Bedürfnissen der entwickelten Länder diktiert, die vom Außenhandel weit weniger abhängig waren. 3. Eine Einteilung in Industrie- und Rohstoffländer ist für die Kennzeichnung der Struktur des Welthandels wenig sinnvoll, da gerade einige der größten Industrieländer auch die größten Rohstoffländer waren und immer noch sind: In der Vorkriegszeit England mit seiner Kohle und die Vereinigten Staaten; heute die Vereinigten Staaten, Rußland, Kanada, Australien und Südafrika, in Zukunft möglicherweise auch China und Brasilien. 4. Auch der Abhängigkeitsoder besser Verflechtungs grad verschiedener Länder oder Regionen blieb bei drastischen Veränderungen für einzelne Produkte (etwa Energierohstoffe) und trotz vieler kurzfristiger Schwankungen im ganzen erstaunlich stabil, mit einer Tendenz zur Verstärkung in der Vor- und Nachkriegszeit und einer Abschwächung in der Zwischenkriegszeit. Kontinuität scheint also das hervorstechende Merkmal des Welthandels zu sein, wenn man dessen Entwicklung global und nicht für einzelne Länder über einen Zeitraum von rund hundert Jahren oder mehr betrachtet. (Es scheint mir übrigens sinnvoller, von Verflechtung als von Abhängigkeit zu sprechen. Denn die jeweils meßbare Verflechtung bedeutet nur in Ausnahmefällen wirklich Abhängigkeit. Für die meisten Güter sind Liefer- und Zielländer weitgehend austauschbar, wenn sich die Terms of Trade ändern, wie sich unlängst selbst für Erdöl gezeigt hat; die Substituierbarkeit der Güter war außerdem immer gegeben und wächst.) Dazu sind nun freilich einige erläuternde Bemerkungen nötig. In der Zwischenkriegszeit schien sich ein grundlegender Wandel abzuzeichnen, nahm doch der Welthandel bemerkenswert langsamer zu als die Welt-

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produktion. Berühmte Ökonomen fanden hierfür schnell eine Erklärung, die jedoch zu einer falschen Prognose verleitete. Die Erklärung, die Hansen [1938] und andere zur Hand hatten, besaß einen deutlichen geschichtsphilosophischen Unterton. Man sprach von "reifen" Industriewirtschaften, in denen ein immer geringerer Anteil des Einkommens für importierte Güter wie Nahrungsmittel ausgegeben wird und ein wachsender Anteil für Güter und Dienstleistungen, die nicht importiert zu werden brauchen: Der Hausbau geschehe vor allem mit einheimischen Materialien und einheimischer Arbeitskraft, Erziehungs- und Kulturausgaben verblieben ebenfalls im Lande. Im Grunde genommen aber mache der technische Fortschritt den Austausch von Gütern über die Landesgrenzen hinweg weniger dringlich: Immer mehr Güter könnten an vielen Orten hergestellt werden, Rohstoffe ließen sich sparen oder substituieren. Das waren im einzelnen sicher richtige Beobachtungen. Sie galten jedoch auch in der Nachkriegszeit, als die "diminishing trade-hypothesis" von der Realität rasch widerlegt wurde, denn nun stieg der Welthandel wieder schneller, und der Verflechtungs grad zwischen den Volkswirtschaften nahm zu, nicht ab wie in der Zwischenkriegszeit. Auch die These von der säkularen Stagnation verlor ihre Gültigkeit, noch ehe zwei Jahrzehnte herum waren. Prognostiker, die heute nach einem Jahrzehnt vorwiegend wirtschaftlicher Rezession, mangelhaften Wachstums, gebremsten Außenhandelszuwachses und stagnierender Integration auf langfristige Veränderungen oder gar diesen zugrundeliegende Gesetze schließen wollen, seien mit dem Hinweis auf die Fehlprognosen der Zwischenkriegszeit gewarnt. Die relative Stagnation des Außenhandels in der Zwischenkriegszeit, die übrigens vorwiegend ein europäisches Phänomen war, läßt sich besser mit politischen und wirtschaftspolitischen Entscheidungen, dem Drang zu größerer Autarkie, besserer Abschirmung der heimischen Märkte, kurz weltwirtschaftlichem Defaitismus im Gefolge des Ersten Weltkriegs und seiner wirtschaftlichen Konsequenzen erklären als mit Veränderungen im "Reifegrad" der Industriewirtschaften. Vor- und Nachkriegszeit haben wieder gemeinsam, daß sie handelspolitisch im wesentlichen liberale Grundsätze verfolgt haben. Diese Aussage mag überraschen, ist man doch im allgemeinen der Meinung, daß etwa seit 1880 die Prinzipien des Freihandels immer häufiger verletzt, Zollschranken errichtet, Retorsionszölle erhoben wurden, ja die Politik eines Neomerkantilismus betrieben wurde und daß auch in der Nachkriegszeit die hehren Erklärungen von Bretton Woods und die Prinzipien des GATT ständig verletzt oder umgangen wurden und immer noch werden, vor allem seit Beginn der siebziger Jahre. Tumlir weist in seinem Beitrag zu diesem Band eindringlich auf die daraus resultierenden Gefahren hin. Das ist im einzelnen auch

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richtig. Dennoch gilt meine Aussage; denn vor dem Ersten Weltkrieg blieb nicht nur das Zentrum der Weltwirtschaft, Großbritannien, dem freien Handelsverkehr verpflichtet (auch die Niederlande, Belgien, die Schweiz und Dänemark), sondern auch die Kehrtwendung Bismarcks und anderer europäischer Politiker nach 1879 war nicht so radikal, wie dies den politischen Interessenkämpfen nach scheint. Die Zollsätze blieben im ganzen moderat, raffinierte nichttarifäre Handelshemmnisse wurden kaum eingeführt, die Bewegung von Menschen und Kapital, wesentliche Voraussetzungen und Begleiterscheinungen des freien Handels, wurde in keinem der zentralen Länder beschränkt, wenngleich die Vereinigten Staaten und Australien Einwanderungshindernisse für Ostasiaten aufbauten. In der Zwischenkriegszeit hingegen begann auch Großbritannien Zölle zu erheben, andere bedeutende Welthandelsländer erhöhten sie sowohl in den zwanziger Jahren wie nochmals in der Weltwirtschaftskrise, und im Zentrum des Welthandels stand nun nicht mehr der Freihändler Großbritannien, sondern der Schutzzöllner Vereinigte Staaten. Außerdem wurden mancherorts Zäune aufgerichtet, die vorher nicht existiert hatten. So schirmten sich die N achfolgestaaten der Österreich-Ungarischen Monarchie durch Zölle, Unterbrechung der Verkehrsverbindungen und nationale Industriepolitik voneinander ab, und so zog sich vor allem Rußland, das vor dem Ersten Weltkrieg immerhin mit 4 vH am Welthandel beteiligt und noch vor den Vereinigten Staaten der größte Weizenexporteur der Welt und eines der größten Kapitaleinfuhrländer gewesen war, von der Weltwirtschaft weitgehend zurück. Nach dem Zweiten Weltkrieg blieb aber außerhalb des Ostblocks die Grundentscheidung aus dem Jahre 1944, wieder einen freien Welthandel zu errichten, trotz aller Störungen und partiellen Hemmnisse bestehen. Die Integration großer Teile Europas in einem gemeinsamen Markt verstärkte diese Tendenz, wenn auch die Agrarpolitik der EG ihr widerspricht. Aber für den Welthandel insgesamt ist sie nicht von so überragender Bedeutung. Man wird also bei der Behauptung bleiben können, daß die beiden Perioden wachsenden Welthandels zwischen 1850 und 1914 und seit 1945 auch Jahre vorwiegend liberaler Handelspolitik gewesen sind und daß beides sicherlich nicht beziehungslos nebeneinander steht, während die Desintegration der Weltwirtschaft in der Zwischenkriegszeit mit einer nationalistischen Handelspolitik in Zusammenhang gebracht werden muß. Das bedeutet jedoch nicht, daß politische Entscheidungen die einzige Ursache für die unterschiedliche Entwicklung des Welthandels in der Zwischenkriegszeit im Vergleich zu der Zeit vor dem Ersten und nach dem Zweiten Weltkrieg gewesen sind. Ein erheblicher Wandel hat sich jedoch seit 1945 in der Zusammensetzung des Welthandels ergeben. Vor dem Ersten Weltkrieg war diese

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erstaunlich stabil. Jahrzehntelang entfielen knapp zwei Drittel des gesamten Welthandels auf Primärgüter, freilich nicht etwa auf solche aus den Kolonien, sondern auf die großen Stapelgüter für Nahrung, Bekleidung und Heizung, die vorwiegend in den Industrie- oder damaligen Schwellenländern hergestellt wurden, nämlich auf Weizen, Baumwolle und Kohle. Die Vorherrschaft der Primärgüter bedeutete also gerade nicht einen hohen Anteil der Länder, die wir heute als Dritte Welt bezeichnen, sondern einen hohen Austauschgrad innerhalb der atlantischen Weltwirtschaft bei zunehmender Integration des Hinterlandes, etwa Osteuropas, aber auch Argentiniens, Australiens und Neuseelands. Innerhalb der beiden Gruppen Primär- und Sekundärgüter gab es zwar die bekannten Verschiebungen, den Rückgang in der Bedeutung der Nahrungsrohstoffe zugunsten der mineralischen Rohstoffe sowie den relativen Rückgang der Konsumgüter gegenüber den Investitionsgütern, beides Vorgänge, die das Gewicht der Industrie- und Rohstoffzentren, vor allem also der Vereinigten Staaten, stärkten, aber insgesamt blieb doch die Struktur des Außenhandels vor 1914 eher stabil. Diese Stabilität setzte sich auch in der Zwischenkriegszeit fort, nicht jedoch in der Nachkriegszeit, als nach Stillung des ersten Nachholbedarfs der Anteil der Primärgüter, und zwar nun sowohl der Nahrungsmittel wie der Industrierohstoffe, gegenüber dem Anteil der Zwischen- und Fertigprodukte deutlich fiel, was auch durch die Erhöhung der Ölpreise nur vorübergehend unterbrochen wurde. Insgesamt gilt heute noch mehr als vor dem Ersten Weltkrieg, daß in erster Linie Industrieländer ihre Produkte miteinander tauschen, und zwar um so mehr, je "reifer", je entwickelter sie sind. Hesse hat dies im einzelnen in seinem Beitrag nachgewiesen, wobei das schnelle Wachstum des intra-industriellen Handels besonders hervorzuheben ist. Die uralten "Gesetze" der Nationalökonomie, die Arbeitsteilung Adam Smiths und die komparativen Kosten Ricardos, was immer man im einzelnen einschränkend dazu sagen mag, setzen sich eben immer wieder durch, wenn man sie nur einigermaßen zur Entfaltung kommen läßt. Der Rückgang in der Bedeutung der Primärgüter wäre nur ein Alarmsignal für die Länder der Dritten Welt, wenn drei Bedingungen erfüllt wären: 1. Diese Länder müßten die bedeutendsten Lieferanten von Primärgütern sein; 2. der Rückgang müßte absolut und nicht nur relativ sein; 3. der Rückgang müßte auf eine andauernde und notwendige Verschlechterung der Terms of Trade für Primärgüter zurückzuführen sein. Alle drei Bedingungen treffen jedoch nicht zu: Absolut wächst auch der Handel mit Primärgütern langfristig; diese kommen jedoch auch heute noch etwa zur Hälfte aus den großen Flächenstaaten aller Kontinente; eine andauernde Verschlechterung der Terms of Trade ist weder langfristig festzustellen noch theoretisch wahrschein-

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lich. Die Terms of Trade wechseln meist mittelfristig, manchmal auch kurzfristig. Dies mag für Ein- oder Wenigproduktländer dramatisch sein, wenn gerade deren Produkte betroffen sind. Nach den Erfahrungen der letzten hundert Jahre kann aber niemand mit Sicherheit damit rechnen, daß ein Land länger als höchstens 1 bis 2 Jahrzehnte auf der einen oder auf der anderen Seite sitzen wird. Gerade auf diesem Gebiet möchte ich vor dem professionellen Drang der Ökonomen warnen, aus kurz- oder mittelfristigen, sagen wir 5- bis 10jährigen Beobachtungen, die völlig korrekt sein mögen, langfristige Schlüsse zu ziehen. Zu viele unvorhersehbare Einflüsse - von Ernteausfällen, der Entdeckung von neuen Ressourcen, über Erfindungen, die zu Substituten führen, über die Veränderung von Verbrauchergewohnheiten bis zu wirtschaftspolitischen Entscheidungen - kommen hier zum Tragen. Was gestern noch richtig war, kann heute schon falsch sein. Man bedenke nur, was alles vor 1973 über den unaufhaltsamen Trend zur Verschlechterung der Terms of Trade für die Primärgüter und nach 1973 über die dramatische Verknappung unserer Rohstoffe und Nahrungsquellen geschrieben worden ist. Trotzdem sind die Bäume weder in der einen noch in der anderen Richtung in den Himmel gewachsen.

IV. Gilt das gleiche - langfristige Stabilität des Musters im Warenverkehr bei mittelfristigen Schwankungen - auch für den Kapitalverkehr und die Struktur der Zahlungsbilanzen? Für das 19. Jahrhundert ist in bezug auf den Kapitalverkehr ganz klar: Europa war der Bankier der Welt, um mit dem vielzitierten Buch von Feis [1930] zu sprechen. Genauer genommen waren es die Westeuropäer und da vor allem die Briten und gegen die Jahrhundertwende auch schon die Amerikaner, die als Kapitalgeber in der Welt auftraten und die wirtschaftliche Entwicklung finanzierten. Ich spreche mit Absicht von Westeuropäern, Briten und Amerikanern, nicht von Westeuropa, Großbritannien und den Vereinigten Staaten; denn ein wichtiges, aber oft übersehenes Charakteristikum war, daß der Kapitalverkehr auf der Geberseite nahezu völlig von Privaten ausging. Regierungen traten fast nur auf der Nehmerseite auf, und das seit altersher. Noch um 1800 waren sie die bei weitem wichtigsten Schuldner auf den internationalen Kapitalmärkten in Amsterdam und London. Das begann sich erst mit dem Eisenbahnbau und mit der Erschließung von Kohle und Mineralien durch Aktiengesellschaften und der Besiedlung des Westens in Amerika und der argentinischen Pampas zu ändern. Langsam traten nun auch auf der Nehmerseite die Privaten an die Seite von Regierungen. Aber während des ganzen Jahrhunderts blieben öffentliche Hände - Zentralregierungen wie die russische, die österreich-ungarische, die türkische, die

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griechische, die chinesische und japanische; Provinzialregierungen wie die von Saö Paulo und Städte in aller Welt - große Kapitalnehmer wegen des Ausbaus ihrer Infrastruktur. Mit dem Ersten Weltkrieg änderten sich vor allem die Verhältnisse auf der Seite der Kapitalgeber. Zum einen wurde nun Amerika der Welt größter Bankier, obwohl auch Großbritannien und Frankreich nach wie vor eine wichtige Rolle spielten (ebenso wie die kleinen Westeuropäer, die Schweizer, die Belgier und Holländer); zum anderen trat der Regierungskredit nun dem privaten an die Seite, und auch dieser wurde stärker politisiert. Gewiß hatte es auch, besonders in Frankreich, schon vor dem Ersten Weltkrieg politischen Einfluß auf die private Kreditvergabe etwa nach Rußland gegeben. Der große, nicht bewältigte Block von Regierungsschulden aus dem Weltkrieg, das Netz der interalliierten Kriegsschulden und der Reparationen der Mittelmächte, stellten jedoch etwas Neues dar. Vielleicht wurden diese Schulden deshalb in der Öffentlichkeit überbewertet und die unauffälligen internationalen Investitionen, die auch in der Zwischenkriegszeit von Privaten an Private oder öffentliche Hände flossen, sowie die steigenden Direktinvestitionen von Firmen in anderen Ländern von zeitgenössischen Ökonomen und späteren Wirtschaftshistorikern unterschätzt. Insgesamt ging der internationale Kapitalverkehr nicht zurück - allein die Amerikaner hatten 1930 17 Mrd. $ im Ausland investiert im Vergleich zu nur 3,5 Mrd. $ im Jahre 1914 -, er wurde aber politisch und seit der Weltwirtschaftskrise auch ökonomisch problematischer. Moratorien waren zwar auch in der Vorkriegszeit nicht unbekannt gewesen. In den frühen Jahrhunderten der Neuzeit waren Staatsbankrotte, d. h. die Zahlungsunfähigkeit von Fürsten, an der Tagesordnung gewesen. Auch im 19. Jahrhundert war diese Gefahr nie ganz gebannt worden. In Europa gerieten gelegentlich Österreich-Ungarn und Rußland in Zahlungsschwierigkeiten, noch im letzten Viertel des Jahrhunderts Spanien und Griechenland, im Nahen Osten die Türkei und Ägypten, in Lateinamerika zumindest Argentinien und Venezuela, in Asien vor allem China. Nun aber stand zum ersten Male ein Land aus dem Zentrum der Weltwirtschaft, das Deutsche Reich, gegenüber seinen ausländischen Gläubigern ständig vor dem Bankrott oder erklärte dies zumindest, und in der Weltwirtschaftskrise geschah in diesem Lande etwas, was ein Geschäftsmann, der in der Vorkriegszeit aufgewachsen war, für unmöglich gehalten hatte: Der Staat verbot ihm, seine privaten Schulden zurückzuzahlen. Das politische Schuldennetz überwucherte also den privaten Kapitalverkehr und machte ihn anfälliger. Der internationale Zahlungsverkehr hätte sich auch in der Weltwirtschaftskrise leichter aufrechterhalten lassen, wären in ihm nicht die privaten Kreditbeziehungen unauflöslich mit dem Problem der politischen Schulden verquickt gewesen.

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Der Kapitalverkehr der Nachkriegszeit vereint die Charakteristika sowohl der Vor- wie der Zwischenkriegszeit. Auf der einen Seite istnach einer gewissen übergangszeit - der private Kapitalverkehr von den Fesseln, die ihm im Gefolge von Weltkriegen und Weltwirtschaftskrise auferlegt worden waren, befreit worden. Erst traten Amerikaner, dann auch wieder Westeuropäer und später Japaner, Hongkong- und Singapur-Chinesen und schließlich die Ölscheichs als große Kapitalgeber in vielen Teilen der Welt einschließlich der kommunistischen auf. Auf der anderen Seite ist der Regierungskredit bzw. der Kredit über internationale Institutionen zu einer Selbstverständlichkeit geworden, und beide Formen des Kapitalverkehrs haben Größenordnungen erreicht, die sich noch Ende des Zweiten Weltkrieges wohl niemand hätte vorstellen können. Die Weltwirtschaft der Gegenwart beruht daher in viel größerem Umfang auf der Aufrechterhaltung der internationalen Kreditbeziehungen als die der Vor- oder der Zwischenkriegszeit. Lange Jahre kaum gestörten wirtschaftlichen Wachstums haben dies möglich und die sich seit 1973 häufenden Zahlungsschwierigkeiten in vielen, selbst öl reichen Entwicklungsländern schließlich auch nötig gemacht, wollte man nicht den Zusammenbruch des weltwirtschaftlichen Systems riskieren. Zwar ist richtig, daß auch in der Vorkriegszeit das internationale Zahlungssystem großen, unerwarteten Belastungen kaum gewachsen gewesen wäre. Die Bank von England war nicht so sicher wie ihr Ruf. Aber daß dieses System nie vor solchen Belastungen stand, daß es bei vorübergehenden Ungleichgewichten genügte, wenn die Bank von Frankreich und auch die Russische Staatsbank der Bank von England mit Goldlieferungen aus der Klemme halfen, macht einen gewichtigen Unterschied der Vorkriegszeit zu unserer Gegenwart aus. Unterschiede sind auch in der Struktur der Zahlungsbilanzen zu finden. In der Vorkriegszeit hatten fast alle Industrienationen eine notorisch passive Handelsbilanz, die durch die Einnahmen aus Dienstleistungen und durch Zinsen aus dem Kapitalverkehr ausgeglichen wurden. Nur die Vereinigten Staaten als junges Industrieland und großer Rohstofflieferant wiesen durchweg Handelsbilanzüberschüsse auf. In der Nachkriegszeit haben mit Japan, der Bundesrepublik und bis 1977 auch den Vereinigten Staaten die drei größten Industrienationen außerhalb des Ostblocks jahrzehntelang fast ständig Handelsbilanzüberschüsse angesammelt, die durch Defizite in der Dienstleistungsbilanz nur vermindert wurden. Die Vereinigten Staaten glichen die überschüsse zunächst durch steigende Kapitalexporte aus; im letzten Jahrzehnt drehte sich ihre Zahlungsbilanz jedoch dramatisch um: Nun entstanden Defizite in der Handelsbilanz, die durch Kapitalimporte ausgeglichen wurden. Gegenüber diesen radikalen Umschwüngen im

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Führungsland der Weltwirtschaft verhielt sich die britische Zahlungsbilanz vor dem Ersten Weltkrieg geradezu mustergültig vorhersehbar: ein ständiger Leistungsbilanzüberschuß durch Dienstleistungen und andere unsichtbare Einnahmen sowie ein zwar durch Schwingungen akzentuierter, im ganzen jedoch beständiger Kapitalexport. Deshalb wirkte Großbritannien für den monetären Sektor der Weltwirtschaft sehr viel stabilisierender als die Vereinigten Staaten in der Gegenwart. Die Rücksichtslosigkeit oder besser Gleichgültigkeit gegenüber der weltwirtschaftlichen Verpflichtung des führenden Landes, die Kindleberger und andere den Vereinigten Staaten der Zwischenkriegszeit zum Vorwurf gemacht haben, besteht heute wieder, und die monetären Probleme der Weltwirtschaft erhalten dadurch ein Eigengewicht, das sie in der Vorkriegswirtschaft nicht besessen hatten. Ob monetäre oder realwirtschaftliche Probleme die große Depression der Zwischenkriegszeit verursachten, ist in der Forschung umstritten. Immerhin war der Zusammenbruch des internationalen Zahlungssystems in der zeitgenössischen Meinung zumindest als Krisenverschärfer so wichtig, daß die Ökonomen und Politiker, die sich 1944 in Bretton Woods versammelten, die Schaffung internationaler Institutionen für den weltweiten Zahlungs- und Kreditverkehr als eine der wichtigsten Aufgaben zur Wiedererrichtung und Aufrechterhaltung einer liberalen Weltwirtschaft ansahen.

v. Damit bin ich bei den Institutionen der Weltwirtschaft angelangt. Sie haben im Laufe der letzten hundert Jahre einen charakteristischen Wandel durchgemacht. Auch die Weltwirtschaft der Vorkriegszeit hatte institutionelle Absicherungen, aber in anderer Form. Es waren vor allem völkerrechtliche Verträge und zwischenstaatliche Vereinbarungen über technische Zusammenarbeit, wie es sie auch heute noch gibt. Sie entstanden seit den 1850er Jahren in großer Zahl: Handelsverträge mit Meistbegünstigungsklausel, Schiffahrts- und Konsularverträge, Vereinbarungen über den Eisenbahn- und Postverkehr, den Schiffsverkehr, über Seesignale und Seekabel, über Patent- und Markenschutz, schließlich auch über den Schutz von Arbeitern, besonders von Kindern und Frauen. Aber bis auf wenige Ausnahmen wie das Internationale Telegraphische Büro des Weltpostvereins in Bern, das Büro zur überwachung der Antisklavereiabkommen in Brüssel und das Landwirtschaftliche Institut in Rom gab es dafür kaum ständige, übernationale Einrichtungen. Der Völkerbund mit seinen Unterorganisationen richtete in der Zwischenkriegszeit weitere ständige Büros ein, besonders das Internationale Arbeitsamt. Schließlich entstand 1930 die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel.

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Die Vereinten Nationen haben darauf aufgebaut und zahlreiche neue Organisationen eingeführt. Einige wie das GATT, der Internationale Währungsfonds und die Weltbank sind zu Markenzeichen der modernen Weltwirtschaft geworden; sie sind zwar nicht der Politik der Einzelstaaten entzogen, aber doch von ihrer Charta her mit präzis definierten Aufgaben versehen, die für das Funktionieren der Weltwirtschaft heute unentbehrlich erscheinen. Darin, so scheint mir, unterscheidet sich die Weltwirtschaft seit 1945 institutionell von der Vorkriegszeit. Ein Teil ihrer Funktionen wurde jedoch auch vor dem Ersten Weltkrieg von den Banken oder Regierungen der führenden Mächte wahrgenommen. Wenn die Türkei, Griechenland, Argentinien oder China in Zahlungsschwierigkeiten gerieten, so wurden ihnen ähnlich wie heute Bedingungen auferlegt, unter denen sie ihre Wirtschaft, ihre Staatsfinanzen und ihre Zahlungsbilanz zu sanieren hatten. Man hat dies oft als Imperialismus der Großmächte denunziert; im Grunde waren es aber ebenso wie heute Diktate der ökonomischen Vernunft. Das gleiche geschah in der Zwischenkriegszeit, wenn der Völkerbund Österreich, Ungarn oder Polen internationale Stabilisierungskredite nur unter bestimmten Bedingungen zur Verfügung stellte. In Deutschland als einer ehemaligen Großmacht sträubten sich viele dagegen, hielten dies für unwürdig und eine nationale Schande. Mit der Zustimmung zum Dawes-Plan fügte sich aber auch das Reich einem solchen Diktat wirtschaftlicher Vernunft, um Währung, Haushalt und im Grunde das Reich als politische Einheit zu konsolidieren. Auch heute ist ein solches Sträuben aus nationalem Stolz nicht unbekannt, wie Argentinien jüngst demonstriert hat. Und auch heute läßt sich gewiß nicht leugnen, daß bei den Entscheidungen der Weltorganisationen die führenden Mächte nicht ohne Einfluß sind, zumindest die Macht haben, anderen Ländern Mittel vorzuenthalten und so deren Bewegungsspielraum einzugrenzen. Die Eintreibung von Schulden mit Hilfe von Kanonenbooten, wie es Großbritannien, Deutschland und Italien gegenüber Venezuela noch zu Beginn des 20. Jahrhunderts versuchten, ist jedoch heute kaum noch denkbar. Auch damals endete freilich die Auseinandersetzung mit einem Schiedsspruch des 1899 eingerichteten Internationalen Gerichtshofes in Den Haag, so wie im ganzen 19. Jahrhundert zahlreiche wirtschaftliche Streitfragen zwischen Staaten - etwa über Fischereirechte - durch Schiedsverfahren geregelt wurden. Rechnet man zu den Institutionen der Weltwirtschaft nicht nur die von Regierungen errichteten, sondern auch die privaten oder die mit Regierungshilfe zustande gekommenen Vereinbarungen zugunsten einzelner Industriezweige, so hatte auch die Vorkriegszeit eine Fülle aufzuweisen. Ich kann sie hier nur am Rande erwähnen. Es sind zum einen die internationalen Kartelle, die seit den 1870er Jahren z. T. unter bri-

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tischer, z. T. auch unter kontinentaleuropäischer Führung zustande kamen. Sehr wirksam waren sie auf dem Gebiet der Seekabel, auch in der Schiffahrt. Industrielle Kartelle, die z. T. auf den Kontinent beschränkt blieben, z. T. aber auch überseeische Länder erfaßten, gab es in der Stahl-, der Elektro- und der chemischen Industrie. Das wohl ausgeklügeltste bildete die Zuckerindustrie, wo versucht wurde, die Interessen der kontinentaleuropäischen Rübenzuckerindustrie mit den Interessen der überseeischen Rohrzuckerindustrie und deren Verbraucherländern in Übereinstimmung zu bringen. Vor dem Ersten Weltkrieg gab es allein ein Dutzend internationaler Übereinkünfte über die Begrenzung und Verteilung der Zuckerproduktion, die in der Zuckerkonvention von 1903 mündeten. Zum anderen handelt es sich um multinationale Unternehmen. Sie sind im Grunde so alt wie die Weltwirtschaft. Wenn man will, kann man sie schon im Spätmittelalter ausmachen. Die Fugger waren sicherlich ein multinationales Unternehmen, und die Kolonialgesellschaften des 17. und 18. Jahrhunderts kann man ebenfalls als solche interpretieren. Aber selbst wenn man diese älteren Formen beiseite läßt, finden sich multinationale Firmen beim Aufbau der Weltwirtschaft in vielfältiger Weise. Der interkontinentale Handel wurde vor allem von ihnen vorangetrieben, denn viele Lissabonner, Antwerpener, Londoner, Hamburger oder Bremer Handelsgesellschaften unterhielten Filialen in Übersee. Einige der frühesten industriellen Unternehmen griffen aufs Ausland über, und zwar nicht nur von Großbritannien aus, sondern bald auch von Belgien, der Schweiz und den Vereinigten Staaten. Schon in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eröffneten schweizerische Textil-, Maschinenbau- und Stahlunternehmen Zweigwerke in Deutschland, später auch in Frankreich und Italien und noch vor dem Ersten Weltkrieg auch in Übersee. Amerikanische Gummifabriken hatten schon um die Mitte des 19. Jahrhunderts Zweigwerke in Deutschland und Frankreich. Englische Gasunternehmen versorgten Dutzende von Städten in vielen europäischen Ländern. Das gleiche gilt später für Elektrizitätswerke oder Straßenbahnen. Siemens wurde früh in Rußland und Großbritannien, später auch in Österreich und Italien tätig. Selbstverständlich waren viele Banken international verzweigt. Mineralvorkommen in Übersee wurden oft von internationalen Bergbauunternehmen erschlossen, selbst Farmen bzw. Ranches im Mittleren Westen der Vereinigten Staaten oder in Argentinien sind von solchen Gesellschaften betrieben worden. Multinationale Gesellschaften sind also keine neue Erscheinung der Nachkriegszeit. Ihre Tätigkeit vor 1914 ist freilich bisher im Zusammenhang nie untersucht worden. Würde man es tun, würde sich wahrscheinlich herausstellen, daß ein guter Teil seinen Ursprung in den 3 Schriften d. Vereins f. Socialpolitik 148

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kleineren Industrieländern hat: Nestle oder Georg Fischer in der Schweiz, Nobel in Schweden, Royal DutcL1., die sich 1907 mit der englischen Shell verband, sind nur einige bis heute bekannte Beispiele. Wenn 1973 die Produktion von Auslandstöchtern schweizerischer Unternehmen mehr als 50 vH des Bruttoinlandsproduktes (BlP) der Schweiz ausmachte, so ist das kein Zufall, sondern hat eine Vorgeschichte von hundert Jahren. Auch der mit etwa einem Drittel bzw. einem Viertel hohe Anteil der ausländischen Wertschöpfung britischer und belgiseher Firmen am BIP des Mutterlandes läßt sich ebenso wie die Entstehung der amerikanischen Multis auf die Vorkriegszeit zurückführen. Viele der ganz großen Innovationen vor dem Ersten Weltkrieg sind durch sie oder ihre Lizenznehmer vorangetrieben worden. Man denke nur an die schnelle Ausbreitung der Patente Edisons durch Tochtergesellschaften der General Electric oder deren Lizenznehmer wie der deutschen AEG. VI.

Lassen Sie mich daher zum Schluß noch einige Worte zu der Rolle der Innovationen und der Arbeitskräftewanderungen in der Weltwirtschaft sagen. Die Themen "Sectoral Productivity Gaps between the United States, Japan and Germany 1960 - 1979", "Innovationsbarrieren und ihre Überwindung", "Ausländerbeschäftigung als Determinante von Wirtschaftswachstum und Produktivität in einem Industrieland: Das Beispiel der Schweiz" und "Die Arbeitskräftewanderungen aus dem Mittelmeerraum" , die auf dem Programm dieser Tagung stehen, könnte man genausogut auch für die Zeit vor 1914 behandeln, und zwar für die gleichen Länder und Regionen. Hier herrscht eine geradezu erstaunliche Kontinuität. Vielleicht würde man einige Akzente anders setzen müssen. Die technologische Lücke wurde damals weniger für Deutschland als für Großbritannien virulent - aber für Großbritannien könnte man sie auch heute behandeln. Die Vereinigten Staaten hatten schon damals beispielsweise im Maschinenbau, vor allem aber in der Organisation der Fabrikarbeit einen Vorsprung gegenüber Europa, den die Deutschen am ehesten aufzuholen trachteten. Die Firma Loewe in Berlin wurde bekannt dafür (und wird heute von japanischen Wirtschaftshistorikern daraufhin untersucht) , daß sie als erste auf dem Kontinent amerikanische Produktionsmethoden einführte. Und der größte europäische Landmaschinenproduzent reiste 1901 nach den Vereinigten Staaten, um die neuesten Produktionsmethoden kennenzulernen. Innovationsbarrieren konnte man überall finden, und auch die Gründe dafür dürften den heutigen ähneln. Auch im 19. Jahrhundert gab es die Angst vor zuviel Technik, vor zu schnellem, menschenfeindlichen Fortschritt. Selbst die Furcht vor der Arbeitslosigkeit war nicht unbekannt, wenngleich sie nicht so im Vordergrund stand

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wie heute, weil sie noch viel selbstverständlicher war. Auch damals war die Schweiz schon ein Land, das viele ausländische Arbeitskräfte beschäftigte, und zwar aus den gleichen Ländern, aus denen sie noch heute kommen, und der Mittelmeerraum gab Millionen von Auswanderern sowohl nach übersee wie in die nördlichen Nachbarländer Frankreich, Deutschland, Österreich, Schweiz und Belgien ab. Nur die Türkei war an dieser Wanderung von Arbeitskräften noch kaum beteiligt, auch Nordafrika erst in geringem Umfang. Die griechische Auswanderung ging stärker als heute nach übersee, aber aus Italien und Jugoslawien (damals Serbien) kamen Millionen Menschen nach Mittelund Westeuropa. Insgesamt also steht die Weltwirtschaft nach 1945 sehr viel stärker in einer langfristigen Kontinuität, als es den meisten von uns bewußt ist. Die Zwischenkriegszeit stellte auf manchen Gebieten einen vorübergehenden Bruch dar, aber auch dieser ist aus deutscher oder kontinentaleuropäischer Sicht stärker als etwa aus amerikanischer oder japanischer Sicht. Die Vereinigten Staaten bauten ihre wirtschaftliche Führungsstellung, die sie schon im späteren 19. Jahrhundert gewonnen hatten, in der Zwischenkriegszeit deutlich aus, und Japan, dessen industrieller Anlauf schon vor 1914 bemerkenswert gewesen war, holte in der Zwischenkriegszeit weiter auf. Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs konnte es nach kurzer Zeit des Isoliertseins daran anknüpfen. Großbritannien verlor weiter an Gewicht, und Deutschland setzte nach den kriegsbedingten Rückschlägen zweimal wieder an, in den Führungskreis der Weltwirtschaft zurückzukehren, das erste Mal mit nur vorübergehendem Erfolg, das zweite Mal mit sehr viel beständigerem. Selbst Rußland tritt langsam aus dem Schatten der nach 1917 selbstgewählten Isolation heraus und ist wieder ein großer Exporteur von Rohstoffen und ein großer Importeur von Fertigwaren, wenn auch sein großes Exportprodukt nicht mehr der Weizen, sondern das Erdöl ist. Selbst China knüpft möglicherweise da wieder an, wo es nach der Revolution von 1911 begonnen hatte, und versucht bedachtsam, sich in die Weltwirtschaft zu integrieren, ohne seine nationale Selbstbestimmung preiszugeben. Man könnte die Liste fortführen mit Argentinien und Brasilien, die immer noch wie um 1880 Länder mit großem, aber ungenügend genutztem Potential sind. Südafrika ist das Land geblieben, dessen Stärke in seinen Rohstoffen liegt, wenngleich heute natürlich der Industrialisierungsgrad viel höher ist. Indien blieb bis heute gespalten: einerseits eine der größeren Industrienationen, die es auch schon vor 1914 war, und zugleich ein Armenhaus ersten Ranges, vor allem, wenn man Bangla Desh einbezieht. Schwarzafrika war und ist bis heute weltwirtschaftlich ein Zwerg, mit noch immer ungelösten Problemen seiner sozio-kuIturellen Anpassung an die von Weißen

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dominierte Welt. Nur die mittel östlichen Ölländer spielen eine Rolle, die sie naturgemäß nicht spielen konnten, ehe ihr Öl reichtum entdeckt und genutzt wurde. Sie sind die einzige wirklich neue Kraft im ökonomischen Kräftespiel der Nationen. Als neu mag man auch die Rolle der kleinen ostasiatischen Staaten ansehen: Taiwan, Korea, Hongkong und Singapur. In Hongkong deutete sie sich jedoch schon vor dem Ersten Weltkrieg an, und Korea folgt dem Pfad, den Japan vorgezeichnet hat, den es aber ebenso wie Indonesien oder Singapur und Taiwan mangels politischer und wirtschaftlicher Unabhängigkeit vor dem Ersten Weltkrieg nicht gehen konnte. Für die Länder der Dritten Welt mag es bedrückend sein, daß sich trotz zweier Weltkriege, in denen sich die dominierenden Mächte gegenseitig zerfleischten, so wenig geändert hat, daß sie trotz beachtlicher Wachstumsraten, die Lewis [1978b] und Hanson [1980] bei einigen von ihnen schon für die Zeit zwischen 1880 und 1914 nachgewiesen haben und die viele auch seit 1945 vorweisen können, den Abstand zu den Industrieländern kaum verringern konnten, ja z. T. vergrößert sahen, daß viele von ihnen noch immer "dual economies" sind, die sie auch vor hundert Jahren schon waren. Aber es wäre verkehrt, dem bösen Willen der Industrieländer hieran die Schuld zu geben. Viele von ihnen bleiben gehandikapt durch Klima und mangelnde Ausstattung mit Ressourcen, durch Wassermangel und veraltete Sozialstrukturen, die noch immer den Boden bereiten für den Monopolbesitz weniger. Hinzu kommt oft, gerade auch nachdem sie die Unabhängigkeit erlangt haben, eine verfehlte Wirtschaftspolitik, die ihnen nicht weniger Schaden zufügt als die auf das Mutterland ausgerichtete Wirtschaftspolitik der Kolonialmächte von einst. Eine weitere Abkoppelung von der westlich dominierten Weltwirtschaft wird ihnen sicher keine Besserung bringen. Nur eine bewußte Integration in diese, eine Ausnutzung der komparativen Vorteile, die die meisten von ihnen auch haben, kann diesen Zustand ändern, sicher nicht in wenigen Jahren, wie die Enthusiasten der Entwicklungshilfe in den 1940er und 1950er Jahren hofften, sondern nur in einem säkularen Prozeß. Bairoch [1975, S. 193] hat dargelegt, daß man auch im günstigsten Falle mit knapp einem Jahrhundert rechnen müsse, bis die Länder der Dritten Welt den Lebensstandard der westlichen Welt von heute erreichen können, aber schließlich haben die Industrieländer ebenfalls 150 bis 200 Jahre und selbst Japan 100 Jahre gebraucht, um diesen Lebensstandard zu erzielen, obwohl die Ausgangsbedingungen für England um 1760, für Westeuropa und die Vereinigten Staaten um 1830, für Japan um 1868 sehr viel günstiger lagen als die für viele Entwicklungsländer um 1945/50. Nicht der Verzicht der westlichen Welt auf weiteren Wohlstand und nicht die Umverteilung der Ressourcen in einer statischen Welt, sondern nur die

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weitere Wohlfahrtssteigerung der Industrieländer in einer dynamischen, sich weiter integrierenden Weltwirtschaft kann auch die Unterprivilegierten dieser Weltwirtschaft mitziehen und auf ein menschenwürdiges Niveau heben. Damit habe ich aber bereits in das Schlußreferat von Herrn Giersch eingegriffen, und ich bitte dafür um Entschuldigung.

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Nutzung, Allokation und Akkumulation von Ressourcen im Raum Von Lutz Hoffmann, Regensburg Die räumliche Dimension des Strukturproblems betrifft die Frage, ob und inwieweit die Nutzung, Allokation und Akkumulation von Ressourcen im Raum wirtschaftlich sinnvollen und gesellschaftlich wünschenswerten Kriterien gehorcht. Als Ressourcen gelten hier sowohl die dem Menschen von der Natur gegebenen ursprünglichen Produktionsfaktoren - wie Boden, Bodenschätze und ungelernte Arbeitskraft des Menschen selbst - als auch die vom Menschen erstellten Produktionsmittel in der Form von Realkapital und Wissenskapital. 1. Theorie versus Realität: Zunehmende Unvereinbarkeit Die Frage nach der räumlichen Dimension des Einsatzes dieser Ressourcen ist von der Wirtschaftswissenschaft in zwei unterschiedlichen Ansätzen verfolgt worden. Im ersten, der Außenhandelstheorie, werden Teilräume, die als Länder verstanden werden, zu Punkten aggregiert und die Produktionsstrukturen dieser Punkte sowie die gütermäßigen Austauschbeziehungen zwischen ihnen analysiert. Es fällt nicht schwer zu sehen, daß mit diesem Ansatz eine die Realität erklärende Erfassung der räumlichen Dimension des Ressourcenproblems kaum erreichbar ist. Die wichtige Frage, warum in einigen Teilräumen Ressourcen nicht oder weniger akkumuliert werden als in anderen, bleibt offen. In kaum einem Land trifft die in der Theorie gemachte Annahme zu, daß die vorhandenen Ressourcen voll genutzt werden, und schließlich ist ein Teil der Ressourcen räumlich international mobil, was ebenfalls von dieser Theorie ausgeschlossen wird. Die prognostizierte Tendenz zur Angleichung der Faktorpreise ist für Ressourcen mit geringer Mobilität nicht feststellbar. Während die Außenhandelstheorie als ein Versuch zur Erklärung der globalen Ressourcennutzung angesehen werden kann, konzentriert sich der zweite Ansatz, die Standorttheorie, eher auf das Ressourcenproblem von Teilräumen. Innerhalb eines Teilraumes wird die Nutzung und Allokation der Ressourcen durch das Zusammenspiel von Kosten der Raumüberwindung und von Skalenerträgen bestimmt. Es ist bemer-

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kenswert, daß die Außenhandelstheorie Transportkosten unberücksichtigt läßt und die Existenz von Skalenerträgen ausschließen muß, wenn sie prognosefähig bleiben will. Die beiden theoretischen Ansätze sind daher trotz verschiedener Integrationsversuche im Prinzip unvereinbar. Die Standorttheorie suggeriert ein räumliches Gleichgewicht, das selbst auf einer homogenen Fläche durch eine räumlich differenzierte Struktur der Nutzung und der Allokation von Ressourcen gekennzeichnet ist. Netze von Zentren unterschiedlicher Größenordnung überlagern sich, je nachdem in welchem Ausmaß Skalenerträge interner und externer Art sowie Transportkosten in der Produktion und Verteilung unterschiedlicher privater und öffentlicher Güter auftreten. Was Christ aller [1933] für den süddeutschen Raum glaubte empirisch nachweisen zu können, hat Lösch [1940] mit seinem Landschaftsstrukturmodell theoretisch abgeleitet. Dieses Landschaftsstrukturmodell ist ganz in der Tradition orthodoxen ökonomischen Denkens ein wettbewerbsorientiertes allgemeines Gleichgewichtsmodell. Die netz artige Raumstruktur nach Lösch und Christaller ist nicht das, was wir in wirtschaftlich jungen Regionen, den heutigen Entwicklungsländern, vorfinden. Vieles deutet darauf hin, daß der Prozeß der räumlichen Nutzung und Allokation von Ressourcen in den Entwicklungsländern stark ungleichgewichtig ist. Myrdal hat in diesem Zusammenhang von einem Prozeß der zirkulär kumulativen Verursachung gesprochen. In einem derartigen ungleichgewichtigen Prozeß "ruft eine Veränderung eben keine Reaktion in der Gegenrichtung hervor, sondern andere Veränderungen, die in der gleichen Richtung wirken und das System auf dem eingeschlagenen Weg weiter treiben" [Myrdal, 1959, S. 11] . Die Analyse dieser Bewegungsgesetze kann sich nicht, wie es der frühe Schumpeter [1908, S.441 ff.] gefordert hat, auf das "Reinökonomische" beschränken und die "Variationsmethode" als alleiniges analytisches Instrument verwenden. Der späte Schumpeter hat die Begrenzung dieses methodischen Ansatzes gesehen. In seiner "History of Economic Analysis" [1954, S.219] sagt er über den irisch-stämmigen Pariser Bankier des frühen 18. Jahrhunderts Cantillon: "Cantillon thus clearly proved his awareness of the fact, which smaller minds so often failed to grasp, namely, that the problems of any analytic social science necessarily divide up into two methodologically different groups: the group that centers in the question how the actual behavior of people produced the social phenomena we observe, and the group that centers in the question how that behavior came to be what it is." Es ist der erste methodologische Ansatz, den die ökonomische Gleichgewichtsanalyse im allgemeinen - und so auch in der Standorttheorie und der

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Außenhandelstheorie - verfolgt hat, während der zweite Ansatz durch die Forderung auf Unantastbarkeit des Datenkranzes ausgeschlossen wurde. Im Rahmen der Standorttheorie hat Predöhl [1925, S. 310] hierzu den klassischen Satz geprägt: "Die Folgerung ist, daß wir sämtliche außerökonomischen Faktoren als Daten betrachten, mögen sie nun natürlich-technischer oder historisch-politischer Art sein, und demnach bezüglich der Standortfrage annehmen, daß die Produktionsbedingungen an verschiedenen Orten der Erdoberfläche, einerlei aus welchen Gründen, verschieden sind." Dieses "einerlei auS welchen Gründen", dieses Ausblenden der politischen und technologischen Dimension hat in der Standorttheorie ebenso wie in anderen Theoriebereichen zu einer Stagnation der Erkenntnis geführt, nachdem der analytische Spielraum der Variationsrnethode im Rahmen des außerökonomischen Datenkranzes erschöpft war. In dem Folgenden werde ich versuchen, die These zu untermauern, daß die Nutzung, Allokation und Akkumulation von Ressourcen im Raum in einem Ausmaß durch politische und technologische Entwicklungen bestimmt wird, daß die Verweisung dieser Faktoren in den Datenkranz den größten Teil des Problems eliminiert. Etwas präziser läßt sich die These dahingehend formulieren, daß die räumliche Strukturen bestimmenden Primärentscheidungen durchweg politisch und nicht ökonomisch determiniert sind, während ökonomische Überlegungen im Verbund mit technologischen Aspekten allenfalls auf die Weiterentwicklung einer vorbestimmten Struktur Einfluß nehmen. Diese These gilt generell, wenngleich sie heute am deutlichsten in den Entwicklungsländern ihre Bestätigung findet. Die Primärentscheidungen liegen in den heutigen Industrieländern so lange zurück, daß sie kaum mehr reflektiert werden.

2. Zentralisation als Ausdruck politischer Macht Unter Zentralisation wird hier ein Prozeß verstanden, in dem die in Zentren lokalisierte Allokation und Akkumulation von grundsätzlich mobilen Ressourcen (rasch) zunimmt. Da dieser Allokationsprozeß menschliche Arbeit benötigt und gleichzeitig die Nutzung der zentral akkumulierten Ressourcen durch Menschen erfolgt, ist eine derartige Zentralisation grundsätzlich auch mit einer Urbanisation verbunden. a) Zentralisation auf nationaler Ebene

Die Bedeutung des politischen Elements für die Zentralisation auf nationaler Ebene zieht sich wie ein roter Faden durch die Wirtschafts-

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geschichte bis hin zu den heutigen Entwicklungsländern. Der Amerikaner Carey drückte das bereits 1864 sehr drastisch, aus: "Krieg und Handel führen zur Zentralisation" [dtsch. Fassung 1870, S. 130 f.]. Carey vertrat diese Auffassung, die er an zahlreichen Beispielen zu belegen versuchte, sowohl für die Zentralisierung im nationalen als auch im internationalen Rahmen. Daß die politische Komponente der Zentralisierung in der Ökonomie so stark an den Rand des Blickfeldes gerückt ist, hängt unter anderem mit der von Carey betonten engen Verquickung zwischen Politik und Handel zusammen. Eine unter Beherrschungs- oder Eroberungsgesichtspunkten gegründete Stadt, wie sie für die Stadtstaaten der Antike so charakteristisch war, kann selbstverständlich nicht ohne Handel existieren, weil sie ohne die mit der raumgebundenen Ressource Boden erzeugten Güter nicht überleben kann. Daraus darf man nicht den falschen Schluß ziehen, wie es häufig geschehen ist, daß Stadtgründungen eine Folge des Handels seien. Man mag einwenden, daß die klassischen Handelsstädte des Mittelalters doch vorwiegend unter ökonomischen Gesichtspunkten Bedeutung gewannen und politische Faktoren hier kaum eine Rolle gespielt haben dürften. Dabei wird jedoch übersehen, daß die Entfaltung dieser Städte, soweit diese nicht ohnehin schon vorher Sitz politischer Machtträger waren, nur möglich war, weil die Handelshäuser selbst zu einem politischen Machtfaktor geworden waren (über die deutsche Hanse vgl. Rörig [1956, S. 60]). Von Schmoller [1922, S. 52 f.] weist darauf hin, daß, entgegen seiner eigenen früheren Auffassung, die Erklärung der Entstehung von Städten aus Märkten seit den Untersuchungen von Gothein, Rietschel und anderen über die Städteentstehung am Oberrhein, in Niedersachsen und in Thüringen nicht mehr aufrechterhalten werden kann. Ausgangspunkt war stets eine weltliche oder geistliche politische Institution, sei es eine königliche Pfalz, eine Burg oder ein Bischofssitz. Auch von Böventer [1984, S. 55 ff.] betont in seiner jüngsten Untersuchung, daß obrigkeitliche Aktivitäten und die Konzentration politischer Macht das Entstehen von Städten maßgeblich bestimmen. Der dominante Einfluß der Politik auf die räumliche Konzentration von Ressourcen ist besonders deutlich in den Entwicklungsländern, die ehemals Kolonien waren. Die Gründung von Städten, deren Anwachsen und manchmal auch deren Untergang lassen sich auf die Zielsetzungen der jeweiligen Kolonialmacht zurückführen. Das politische Ziel, die Kolonien auszubeuten und die Rohstoffe nach Europa zu transferieren sowie - in einigen Fällen - den Markt dieser Länder für den Absatz eigener Erzeugnisse zu nutzen, ist die Ursache dafür, daß heute noch

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in vielen Entwicklungsländern die großen Agglomerationszentren Hafenstädte sind. Das gilt für Rio de Janeiro ebenso wie für Buenos Aires, Montevideo, Lima, Dakar, Monrovia, Accra, Lagos, Mogadischu, DaressaIam, Karachi, Bombay, Colombo, Djakarta, Manila etc., um nur einige zu nennen. Von dieser Orientierung an den kolonialen Handelsinteressen wurde nur dann abgegangen, wenn das Land keinen Zugang zum Meer hatte oder die Erfordernisse militärischer Machtausübung eine mehr zentrale Lage des Zentrums sinnvoll erscheinen ließen [Richardson, 1977, S. 36]. Falls die These zutrifft, daß die Politik der Kolonialmächte die Zentren wirtschaftlicher Aktivität bestimmt hat, dann wäre es nicht unplausibel, wenn sich die Zentren mit der politischen Neuorientierung nach Erlangung der Unabhängigkeit verlagert hätten. Wenn dies in der Regel nicht geschehen ist, dann ist das vor allem darauf zurückzuführen, daß die während der Kolonialzeit für die Unabhängigkeit kämpfenden nationalen Bewegungen ebenfalls in dem von der Kolonialmacht etablierten Zentrum angesiedelt waren, weil sie sich politisch vor allem auf die dort ansässige städtische Arbeiterschaft und die städtische Geschäftswelt und weniger auf die Landbevölkerung stützten. Die Interessen der neuen Führungseliten, die aus den nationalen Bewegungen hervorgingen, waren daher so stark mit dem aus der Kolonialzeit überkommenen städtischen System verbunden, daß sie keine Veranlassung sahen, Agglomerationstendenzen in den vorhandenen Zentren einzudämmen. Ausnahmen hiervon traten dann auf, wenn die städtischen Eliten in sich heterogen waren und die politische Überlebensfähigkeit einer bestimmten Gruppe von der Unterstützung einer anderen (ländlichen) Region abhing. Diese Heterogenität ergibt sich in vielen heutigen Entwicklungsländern aus ethnischen Unterschieden, weil die Grenzziehungen der Kolonialmächte ethnisch unterschiedliche Gruppen relativ willkürlich zusammenfaßten (Indien) oder trennten (Afrika). Das Abtreten der Kolonialmächte führte in vielen Entwicklungsländern in dem vorübergehenden Machtvakuum dazu, daß die rivalisierenden Gruppen versuchten, ihren Machtanteil zu erhalten oder die Übermacht zu erlangen. Kam es dabei zur Dominanz einer Gruppe, dann verstärkte sich die Polarisierung im Zentrum der herrschenden Gruppe. Kam es andererseits zu einer Art Machtgleichgewicht zwischen den rivalisierenden Gruppen, dann förderte dies eher die Koexistenz verschiedener Zentren. In Indien lassen sich die starke Streuung urbaner Zentren und der im internationalen Vergleich sehr niedrige Urbanisierungsgrad auf ein Machtgleichgewicht zwischen einer Vielzahl regional gestreuter rivalisierender Gruppen zurückführen.

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Aber auch in der Geschichte der heutigen Industrieländer sind derartige Entwicklungen nicht unbekannt. Die starke räumliche Streuung politischer Machtzentren im Gebiet des Deutschen Reiches ist historisch gesehen die Ursache der im Vergleich zu nahezu allen anderen Industrieländern räumlich ausgeglicheneren Wirtschaftsstruktur. Der verhältnismäßig späte Zusammenschluß der vielen deutschen Fürstentümer zum Deutschen Reich hat verhindert, daß sich hier, wie etwa in Frankreich, frühzeitig ein dominantes Zentrum herausbildete. ,

Die städtische Ausrichtung der nachkolonialen Eliten in den Entwicklungsländern ist ein wesentlicher Faktor für das weitere rasche ,Anwachsen der Zentren. Es werden nicht nur sämtliche Einrichtungen der öffentlichen Verwaltung im Zentrum angesiedelt, sondern hier entstehen auch Unternehmen, an denen der Staat beteiligt ist, und die öffentlichen Ausgaben konzentrieren sich ebenfalls auf das Zentrum und zwar selbst dann, wenn eine stärkere räumliche Streuung der wirtschaftlichen Aktivität ausdrücklich zum politischen Ziel erklärt worden ist. Mit seinen Ausgaben schafft der Staat im Zentrum Infrastruktureinrichtungen unterschiedlicher Art, die sowohl Kapital als auch Arbeitskräfte anlocken. Je mehr Kapital und Arbeitskräfte in das Zentrum strömen, um so stärker wächst der Bedarf nach weiteren staatlichen Investitionen. Es gibt kaum etwas, das diesen Prozeß kumulativer Verursachung aufhalten könnte, es sei denn, eine Erschöpfung staatlicher Finanzierungsmöglichkeiten und administrativer Kapazitäten, die zu einem starken Mangel an öffentlichen Gütern führen. Es deutet vieles darauf hin, daß ein derartiger Erschöpfungspunkt, wenn überhaupt, dann erst in einem sehr späten Stadium eintritt. Durch die wachsende wirtschaftliche Aktivität im Zentrum, die Verbesserung der Terms of Trade gegenüber dem landwirtschaftlichen Sektor und die Auslandsverschuldung ist es offenbar möglich, vorübergehende Finanzierungsengpässe immer wieder zu überbrücken. Je weiter dieser Prozeß fortschreitet, um so enger wird die Finanzierungsdecke für öffentliche Investitionen außerhalb des Zentrums und um so geringer die Chance, durch solche Investitionen den kumulativen Prozeß im Zentrum zu bremsen. In einer derartigen Situation verstärken eine Reihe wirtschaftspolitischer Maßnahmen, die eigentlich zur Erreichung ganz anderer Ziele ergriffen wurden, ungewollt den Agglomerationsprozeß. So begünstigen Mindestlohngesetze, Importschutz zur Förderung der Industrialisierung, nach der Unternehmensgröße gestaffelte Steuervergünstigungen alle kapitalintensiven industriellen Produktionszweige mit Skalenerträgen, die sich im Zentrum ansiedeln, weil dort der Markt für ihre Produkte

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am größten ist, Arbeitskräfte unterschiedlicher Qualifikation vorhanden sind und die Nähe zur staatlichen Bürokratie die Erlangung und den Erhalt zahlreicher Vergünstigungen ermöglicht. b) Zentralisation auf internationaler Ebene

Wie oben bereits erwähnt, kann die Außenhandelstheorie als ein Versuch zur Erklärung der Ressourcennutzung auf internationaler Ebene angesehen werden. Was die Außenhandelstheorie nicht behandelt, ist die Wanderung der Ressourcen zwischen Ländern sowie die Akkumulation in bestimmten Ländern oder Ländergruppen. Gerade dies ist aber eine der zentralen Fragen, wenn es um die Analyse der räumlichen Dimension des Ressourcenproblems im Weltrnaßstab geht. Ansatzpunkte zur Beantwortung dieser Frage finden sich einerseits bei den Klassikern und andererseits in den Versuchen zur Erklärung der weltwirtschaftlichen Entwicklung, wie sie von Harms [1912] und Predöhl [1949] gemacht worden sind. Die Analyse Predöhls erweckt den Eindruck, daß es sich bei der globalen Ressourcennutzung um ein überwiegend ökonomisches Phänomen handelt. Unter Bezug auf von Thünen [1826] und Sombart [1928] glaubt Predöhl [1949, S. 88 ff.], die ökonomische Zwangsläufigkeit von Polarisierungstendenzen in der Weltwirtschaft auf die Möglichkeiten der Bodennutzung vom extensiven Anbau über intensive Landwirtschaft und Industrie bis hin zur Höchstausnutzung im Stadtkern in den verschiedenen Weltregionen zurückführen zu können. Im Unterschied dazu macht der bereits zitierte Carey deutlich, daß die erste globale Agglomeration mobiler Ressourcen im industriellen Zeitalter in Großbritannien unter Einsatz erheblicher politischer Machtmittel erfolgte. Die schöne Lehrbuchgeschichte Ricardos aus dem Jahre 1821 [dtsch. Fassung 1923, S. 133 ff.], nach der sich aus rein ökonomischen Gründen Portugal auf die Produktion von Wein und England auf die Produktion von Tuch zum beiderseitigen Vorteil spezialisieren sollten, liest sich bei Carey [1870, S.162] ganz anders: "Im Jahre 1703 wurde mit England der berüchtigte Methuen-Vertrag abgeschlossen, durch welchen Portugal gegen einige seinen Weinen zugestandenen Begünstigungen der Idee entsagte, einen heimischen Markt für seine Wolle und Nahrungsmittel zu schaffen. Plötzlich wurden nun seine Märkte mit britischen Waren überschwemmt, seine Manufakturen zugrunde gerichtet, und die edlen Metalle verschwanden. Auf diese Weise wieder in einen reinen Agrikulturstaat verwandelt, trat als notwendige Folge Erschöpfung des Bodens ein, und dieser folgte eine so bedeutende und anhaltende Abnahme der Bevölkerung, daß dieselbe jetzt

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nur noch 3 Millionen zählt; im letzten Jahrhundert belief sich zum Beispiel die Abnahme auf 700 000 Seelen." Die Ausbreitung britischer Baumwollerzeugnisse auf dem Weltmarkt, die mit dem ersten großen Industrialisierungsschub in Großbritannien einherging, schildert Carey [1870, S.181] wie folgt: "Als man die Ausfuhr von Maschinerie aus Großbritannien verbot, hatte man den Zweck, die ganze Welt zu zwingen, ihre Wolle und Baumwolle zu schicken, um sie dort spinnen und weben zu lassen und so allen anderen Nationen die Kraft zu rauben, ihre Arbeit auf etwas anderes als die Erzielung von Rohmaterialien für den Bedarf der einen großen ,Universalwerkstätte' zu verwenden." Zu den Versuchen der britischen Regierung, das Entstehen eines neuen wirtschaftlichen Machtzentrums in den Kolonien zu verhindern, merkt Carey an [1870, S. 152 ff.]: "Im Jahre 1710 erklärte das Unterhaus, daß ,die Errichtung von Fabriken in den Kolonien die Tendenz hätte, ihre Abhängigkeit von Großbritannien zu schwächen' .. . Im Jahre 1750 wurde die Errichtung jeder Fabrik oder Maschine zum Behufe des Eisenwalzens oder Schleißens verboten; aber Roheisen durfte zollfrei in England eingeführt werden, damit es dort verarbeitet und dann zurückgeschickt werde. Später erklärte Lord Chatham, daß er den Kolonisten nicht einmal erlauben werde, einen Hufnagel zu schmieden. Im Jahre 1765 wurde die Auswanderung von Handwerkern aus England bei schwerer Strafe verboten; im Jahre 1781 ebenso die Ausfuhr aller zur Wollen- oder Seidenmanufaktur erforderlichen Werkzeuge; und 1782 wurde das Verbot auf die Werksmeister ausgedehnt, die sich mit dem Druck von Cattun, Mouslin oder Linnen oder mit der Anfertigung von Gerätschaften, die zu dieser Manufaktur gebraucht werden, beschäftigen. Im Jahre 1785 wurde das Verbot auch auf die in Eisen- und Stahlfabriken gebrauchten Apparate und auf die in denselben beschäftigten Arbeiter ausgedehnt; und endlich wurde im Jahre 1799 sogar den Bergleuten die Auswanderung verboten ... Die Zentralisation, welche Athen oder Rom, Karthago oder Venedig zu begründen strebten, war höchst unbedeutend im Vergleich zu der Zentralisation, welche das oben beschriebene System bezweckte." Von den Ländern, die Großbritannien in der Industrialisierung nachfolgten, gibt es kein einziges, das diesen Prozeß allein ökonomischen Faktoren überließ. Importbeschränkungen zum Schutz der beginnenden eigenen Industrialisierung waren ebenso in Kontinentaleuropa wie in den Vereinigten Staaten oder Japan gang und gäbe, wie es auch heute wieder in den sich industrialisierenden Entwicklungsländern zu beobachten ist. Die multi-konzentrische Weltwirtschaft, von der Predöhl heute vermutlich gesprochen hätte, ist also nicht das Ergebnis rein

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ökonomischer Bewegungsgesetze, sondern nur aus dem Zusammenspiel politischer Entscheidungen und ökonomischer Faktoren zu erklären.

3. Technologische Entwicklung als raumprägender Faktor Die technologische Entwicklung hat in der Vergangenheit ganz wesentlich zur Verstärkung von Agglomerationstendenzen beigetragen. Der Trend zur Groß technologie mit ausgeprägten Skalenerträgen hat die ökonomischen Vorteile einer räumlichen Konzentration der Produktion deutlich verstärkt. Auch die erheblichen Kostensenkungen im Gütertransport sind wesentlich auf den Skaleneffekt von kapitalintensiv erstellten komplexen Transportsystemen zurückzuführen. Für den Vergleich der Agglomerationstendenzen in den Entwicklungsländern mit denjenigen in den heutigen Industrieländern während ihrer Industrialisierungsphase ist dieser historische Trend von erheblicher Bedeutung. Die im 18. und 19. Jahrhundert verfügbaren Technologien privater und öffentlicher Investitionen haben in sehr viel geringerem Ausmaß Skaleneffekte der räumlichen Konzentration ermöglicht, als dies für moderne Technologien der Fall ist. Die Entwicklungsländer, die im 20. Jahrhundert in ihre Industrialisierungsphase eingetreten sind, sahen sich mit einer ganz anderen technologischen Situation konfrontiert. Es bestand nunmehr die Möglichkeit, sowohl in der Versorgung mit urbanen öffentlichen Gütern als auch in der Produktion privater Güter niedrige Stückkosten durch Massenproduktion zu erzielen, die eine räumliche Konzentration in viel größerem Ausmaß attraktiv machte. Mangels eines Netzes historisch gewachsener Zentren mit eigener politischer Durchsetzungsfähigkeit führte dies zur Konzentration der nichtlandwirtschaftlichen Aktivitäten in wenigen Megalopolen, oft nur einer einzigen. Die Senkung der Transportkosten ermöglichte darüber hinaus, daß der Verteilung der in den Megalopolen produzierten Güter im Raum sowie der Wanderung von Arbeitskräften in die Megalopolen kein nennenswertes Hindernis im Wege stand. Nachdem einmal die Entscheidung für ein bestimmtes urbanes Zentrum gefallen war, haben diese techno-ökonomischen Entscheidungsprozesse städtischer Eliten zu dem hypertrophierten Wachstum urbaner Zentren in der Dritten Welt geführt. Eine wichtige Rolle spielt hierbei die Tatsache, daß sich das Verhältnis zwischen Marktgröße und Skalenerträgen in den Entwicklungsländern von demjenigen in den Industrieländern unterscheidet. Bezeichnet man den kostenminimierenden Absatzradius eines Unternehmens als dessen Eigendistanz [Hoffmann, 1962, S. 31], dann ist diese Eigendistanz bei gegebenen Skalenerträgen in der Produktion mit der Nachfragedichte

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im Raum negativ korreliert. Die Nachfragedichte ist positiv abhängig von der Bevölkerungsdichte, der Kaufkraft und dem Anteil der verfügbaren Kaufkraft, der auf das betreffende Gut verwandt wird. Da die Kaufkraft in Entwicklungsländern um ein Vielfaches unter derjenigen in Industrieländern liegt, ist allein aufgrund dieses Faktors die Eigendistanz in Entwicklungsländern grundsätzlich größer. Dies gilt um so mehr, je besser das Transportsystem ausgebaut ist und daher kein nennenswerter Transportkostenunterschied zwischen Entwicklungs- und Industrieländern auftritt. Die Konsequenz ist, daß in zahlreichen kapitalintensiven Produktionsbereichen mit entsprechend stark ausgeprägten Skalenerträgen die einzelwirtschaftlich optimalen Absatzgebiete den durch die nationalen Grenzen vorgegebenen Absatzraum kleinerer und mittlerer Entwicklungsländer überschreiten. Dies erklärt unter anderem die so häufig beobachtete Unterauslastung der Kapazitäten und die Höhe der Stückkosten, die über den Weltmarktpreisen vergleichbarer Güter liegen. Es entspricht durchaus der ökonomischen Rationalität, wenn sich ein derartiges Unternehmen im Zentrum ansiedelt. Allerdings wird es sich überhaupt nur dann ansiedeln, wenn durch Importbeschränkungen, Steuervergünstigungen oder andere Subventionsformen die Differenz zum Weltmarktpreis wettgemacht wird. Wenn wir zunächst einmal den Trend der technologischen Entwicklung als gegeben annehmen, dann stellt sich die Frage, ob die erwähnten Konsequenzen für die räumliche Konzentration der Ressourcen innerhalb der Entwicklungsländer unausweichlich sind. Die Frage kann dahingehend präzisiert werden, ob die Entwicklungsländer notwendigerweise Technologien einsetzen müssen, die auf grund hoher Skalenerträge die räumliche Polarisierung fördern. Die naive Antwort auf diese Frage ist, daß Entwicklungsländer entsprechend der Faktorproportionentheorie sowohl mit arbeitsintensiven Technologien produzieren als sich auch auf die Herstellung arbeitsintensiv produzierbarer Güter spezialisieren sollten. Eine strikte Befolgung dieser Regel wäre insofern naiv, als für zahlreiche Güter arbeitsintensive Technologien nicht (mehr) verfügbar oder selbst angesichts unverzerrter Faktorpreise im Entwicklungsland international nicht wettbewerbsfähig wären und darüber hinaus auf die Produktion einer Reihe nur kapitalintensiv herstellbarer Güter nicht verzichtet werden kann. Letzteres gilt vor allem für die im Hinblick auf den Agglomerationsprozeß besonders bedeutsamen öffentlichen Güter wie beispielsweise Energieversorgung, Transportsystem etc. Wenn man von diesen Einschränkungen einmal absieht, dann ist es aber sicher im Prinzip richtig, daß sich eine eher arbeitsintensive Pro-

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duktionsweise, die vor allem ungelernte Arbeit nutzt, für eine räumlich dezentralisierte Produktionsweise besser eignet als kapitalintensive Produktionen, die unter Umständen auch noch vorwiegend hochqualifizierte Arbeitskräfte erfordern. Insofern kann eine Politik, die versucht, bei Investitionsentscheidungen die tatsächlichen Knappheitsverhältnisse der Produktionsfaktoren wirksam werden zu lassen, im Rahmen einer Strategie zur räumlichen Streuung der Produktion durchaus ihren Beitrag leisten. Ohne die zuvor betonten politischen Entscheidungen und das aktive Vorangehen der Politiker bei einer Dezentralisierung öffentlicher Institutionen geht es jedoch nicht. Am Rande sei hier angemerkt, daß eine kürzlich erschienene Untersuchung im Auftrag der Weltbank [Rondinelli et al., 1984, S. 70], die einen Überblick über bisherige Dezentralisierungsversuche bei öffentlichen Einrichtungen in Entwicklungsländern gibt, nicht zu großen Hoffnungen verleitet. Die am Beispiel der Entwicklungsländer demonstrierten Auswirkungen VOn Skalenerträgen auf die räumliche Konzentration sind der Tendenz nach ebenfalls in Industrieländern wirksam. Daß sie hier nicht zu so starken Polarisierungen führen wie in Entwicklungsländern, liegt einzig und allein daran, daß die Entwicklung zur Großtechnologie auf eine bereits historisch vorgeprägte räumliche Struktur traf und die Märkte dieser Länder um vieles größer sind. Damit stellt sich die Frage, wie der zukünftige Trend der technologischen Entwicklung aussieht und welche Konsequenzen dies für die räumliche Ressourcennutzung sowohl in Industrieländern als auch in Entwicklungsländern haben wird. Hierzu kann ich nur einige vage Vermutungen äußern. Es spricht vieles dafür, daß der Alptraum, den z. B. Marchetti [1977] mit seiner Prognose für den Energiesektor ausgelöst hatte, nicht Wirklichkeit werden wird. Die Fortsetzung des Trends zur Großtechnologie mit immer größeren Produktionseinheiten, die transnational die Weltmärkte versorgen, ist nicht sehr plausibel, weil damit die Probleme des Managements solch komplexer Systeme stark zunehmen, die Durchsetzung derartiger Projekte von der Gesellschaft immer weniger akzeptiert wird, die neue ren Entwicklungen im Bereich der Mikroelektronik und der Kommunikationstechnik eher kleine als große Produktionseinheiten zu begünstigen scheinen und schließlich in den Industrieländern die Tendenz besteht, daß die Sachkapitalintensität abnimmt und die Ausbildungskapitalintensität zunimmt. Auf die Bedeutung der neuen Technologien für eine Dezentralisierung haben Meyer-Abich und Steger [1982, S. 51] hingewiesen. Es stellt sich die Frage, warum die Wirtschaftswissenschaft hierzu so wenig zu sagen hat. Der Grund ist wohl, daß bislang der Zusammenhang zwischen der Art der technologischen Entwicklung und dem wirt4 Schriften d. Vereins f. Socialpol1t1k 148

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schaftlichen Geschehen in einer für diese Fragestellung unfruchtbaren Weise behandelt worden ist. Die technologische Entwicklung wurde durchweg exogen in ökonomische überlegungen eingeführt. Für viele Fragen, so unter anderem auch die Frage nach der räumlichen Dimension des Ressourcenproblems, ist aber gerade die endogene Erklärung der technologischen Entwicklung durch wirtschaftliche Einflußfaktoren von Bedeutung. Ähnlich verhält es sich mit den oben beschriebenen politischen Einflußfaktoren. Staley [1939, S.52] hat den Zusammenhang zwischen politischer und technologischer Entwicklung betont und bereits vor 45 Jahren auf die Unkenntnis über die kausalen Zusammenhänge hingewiesen. Wenn derartige Zusammenhänge existieren, was plausibel erscheint, dann geht es darum, interaktive Modelle zu entwickeln, in denen die wechselseitigen Zusammenhänge zwischen Politik, Technologie und Wirtschaft abgebildet werden. Das mag anspruchsvoll erscheinen, dürfte aber nicht utopisch sein. Erst wenn es der Wirtschaftswissenschaft gelingt, erste Gehversuche in dieser Richtung zu unternehmen, wird sie ihre gegenwärtige Stagnationsphase überwinden. Dann wird auch unsere Fähigkeit, die Bewegungsgesetze der Nutzung, Allokation und Akkumulation von Ressourcen im Raum zu verstehen, wieder deutlich zunehmen.

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Nutzung, Allokation und Akkumulation von Ressourcen im Raum

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Arheitskreis 1 Handel und Handelspolitik -

Primärer Sektor

Leitung: Udo E. Simonis, Berlin

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Internationale Rohstoflahkommen - Beispiele für Politikversagen Von Roland Herrmann, Philadelphia*

1. Einleitung Internationale Rohstoffabkommen sind seit Jahren ein zentrales Thema des Nord-Süd-Dialogs. Dabei stehen zwei Instrumente im Vordergrund der Diskussion, die auf eine Preisstabilisierung abzielen: internationale buffer-stock-Politiken und Exportquotensysteme. Im Integrierten Rohstoffprogramm der UNCT AD wird angestrebt, die Rohstoffpreise von 10 Kernrohstoffen mit Hilfe von buffer stocks zu stabilisieren. Kernrohstoffe sind Zucker, Kautschuk, Kakao, Kaffee, Tee, Baumwolle, Jute, Hartfasern, Kupfer und Zinn. Mit dem Internationalen Kautschukabkommen und dem Internationalen Kakaoabkommen wurden in den letzten Jahren jedoch nur zwei reine buffer-stock-Abkommen verwirklicht. Im Internationalen Zinnabkommen wird die buffer-stock-Politik mit nationalen Exportquoten verbunden. Dieser Abkommenstyp wird zunehmend von seiten der Entwicklungsländer gefordert und ist auch für geplante neue Abkommen am Tee- und Kakaomarkt vorgesehen. Ein reines Exportquotensystem besteht im Internationalen Kaffeeabkommen1 • In diesem Beitrag werden zunächst die Hauptargumente der Befürworter internationaler Rohstoffabkommen referiert. Es folgt eine empirische Analyse von Wirkungen bestehender Rohstoffabkommen. Am Beispiel der buffer-stock-Politik des Internationalen Kakaoabkommens und der Exportquotenpolitik des Internationalen Kaffeeabkommens wird gezeigt, daß diese Politiken wesentliche wirtschaftspolitische Ziele negativ beeinflußt haben. Gründe für dieses Politikversagen werden genannt, und wirtschaftspolitisch relevante Folgerungen werden gezogen . .. Die Ergebnisse dieses Beitrags entstanden im Rahmen des Teilprojekts "Neue Entwicklungen im Bereich der Stabilisierungs- und Handelspräferenzpolitik auf internationalen Agrarmärkten" des Sonderforschungsbereichs 86 der Deutschen Forschungsgemeinschaft (Hamburg/Kiel). Für hilfreiche Kommentare zu früheren Fassungen des Beitrags danke ich P. M. Schmitz und M. Sievers. 1 Einen überblick über die bis 1978 verwirklichten internationalen Rohstoffabgaben gibt Senti [1978, S. 19 ff.].

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Roland Herrmann

2. Marktversagen als theoretisches Argument für internationale Rohstoffabkommen Mehrere Untersuchungen scheinen positive Wirkungen von internationalen Preisstabilisierungsabkommen im Vergleich zur Situation der Nicht-Stabilisierung zu bestätigen. Für das Instrument der buffer stocks ist gezeigt worden, daß eine Preisstabilisierung immer zu einer Verbesserung des aggregierten Wohlstands von Produzenten und Verbrauchern beiträgt [Turnovsky, 1978 a, S. 143]. Zusätzlich entstehen risk benefits, wenn die Preisstabilisierung Einkommensschwankungen der Produzenten reduziert und die Produzenten risikoscheu sind [Newbery, Stiglitz, 1981, S. 293 ff.]. Einzelne Autoren erwarten, daß diese risk benefits wesentlich höher sind als die intertemporalen Umverteilungsgewinne der Lagerhaltung [vgl. z. B. Bigman, 1982, S. 152]. Eine buffer-stack-Politik induziere überdies auf Nahrungsmittelmärkten einen positiven Beitrag zur Ernährungssicherung in Entwicklungsländern, und zwar um so mehr, je enger das Preisband ist [ibid., S. 129 ff.]. Außerdem entwickelte Nguyen [1980, S. 343 ff.] eine Regel für partielle Preisstabilisierung, mit der außer bei ausschließlich angebotsbedingten Schwankungen und einem Absolutwert der Preiselastizität der Importnachfrage von größer oder gleich Eins gleichzeitig Erlösstabilisierungseffekte erreicht werden können. Simulationsstudien für die Märkte der Kernrohstoffe [Behrman, Tinakorn-Ramangkura, 1978, S. 159 ff.] und dynamische Optimierungsmodelle für Kakao und Kupfer [Lee, Blandford, 1980, S. 380 ff.] deuten ebenfalls auf positive Wirkungen eines Preisbands auf die Stabilität und überwiegend auch auf das Niveau der Exporterlöse hin. Stabile Exporterlöse wiederum, so lautet die traditionelle Hypothese, fördern das wirtschaftliche Wachstum der Entwicklungsländer im Vergleich zur instabilen Situation [Lim, 1976, S. 311 ff.]. Auch mit Exportquotenregulierungen können prinzipiell Preis- und Erlösstabilisierungsziele verwirklicht werden [Maizels, 1982, S. 25 ff.] . Flexible Quoten müßten dann bei hohem Angebotsniveau die Handelsmenge beschränken und bei niedrigem Angebotsniveau eine höhere Handelsmenge als bei freiem Markt induzieren. überdies wird argumentiert, im Exportquotensystem könne die gehandelte Menge wirksamer gesteuert werden als im buffer-stack-System und Lagerhaltungskosten auf internationaler Ebene würden entfallen [UNCTAD, 1978, S. 11 f.]. Im Rahmen allgemeiner GleichgewichtsmodeUe wurde außerdem für einzelne Länder gezeigt, daß Exportquoten höhere Sozialproduktgewinne induzieren können als buffer-stack-Politiken, da die Realpreisstabilisierung über buffer stocks zu größeren Produktionsverzerrungen zugunsten der Rohstoffsektoren führt [Dick et al., 1982, S. 379 ff.].

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Internationale Rohstoffabkommen - Beispiele für Politikversagen

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Einige dieser Studien werden als theoretische Begründung für internationale Preisstabilisierungsabkommen herangezogen. Sie stellen Marktversagen im Hinblick auf ein wirtschaftspolitisches Ziel fest und argumentieren, eine funktionierende Preisstabilisierungspolitik würde eine höhere Zielkonformität erbringen. Dabei wird vernachlässigt, daß die Implementierung der Preisstabilisierungspolitik ihrerseits zu noch größeren Abweichungen von den vorgegebenen wirtschaftspolitischen Zielen führen kann, als es unter den Bedingungen eines freien Marktes der Fall gewesen wäre!. Inwieweit Politikversagen dieser Art bei ausgewählten Rohstoffabkommen vorlag, wird als nächstes untersucht. 3. Politikversagen bei der Implementierung internationaler Rohstoffabkommen Die folgende Analyse der Wirkungen internationaler Rohstoffabkommen beschränkt sich auf zwei ausgewählte Abkommen und zwei wesentliche Arten des Politikversagens: (i) Das formulierte Hauptziel von buffer-stack-Politiken ist eine erfolgreiche Preisstabilisierung. Bei der Bewertung von Preisstabilisierungsabkommen wird oft unterstellt, dieses Ziel werde per se erreicht, und es werden nur die Folgewirkungen stabilerer Preise auf andere Ziele wie die Stabilität der Exporterlöse oder das Wachstum in Entwicklungsländern geprüft. Am Beispiel des Internationalen Kakaoabkommens von 1980 wird aber gezeigt, daß es ein Politikversagen im Hinblick auf das Primärziel der Preisstabilisierung geben kann und tatsächlich gab. (ii) Auch Exportquotensysteme dienen primär der Preisstabilisierung. Aufgrund flexibler Mengenregulierungen sind in Perioden des Überschußangebots Umverteilungseffekte von den Konsumenten an die Produzenten und in Perioden niedrigen Marktangebots in umgekehrter Richtung vorgesehen. Implizite Transfers einer Exportquotenpolitik können aber auch primär den Nichtmitgliedsländern zufließen und zu Lasten von Mitgliedsländergruppen gehen. Für das Internationale Kaffeeabkommen wird gezeigt, daß ein solches Politikversagen im Verteilungsbereich vorlag und relativ bedeutende free-rider-Gewinne zu Lasten von Mitgliedsländern auftraten.

2 Zum Konzept des Politikversagens vgl. Wolf [1979, S. 107 ff.]. Eine theoretische Analyse möglicher Politikversagen im Bereich der Preisstabilisierungspolitik und eine Bewertung von buffer stocks im Vergleich zu alternativen Stabilisierungspolitiken finden sich in Newbery, Stiglitz [1981].

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Roland Herrmann

a) Erstes Beispiel für Politikversagen: Preisdestabilisierungswirkungen einer buffer-stock-Politik

Das Internationale Kakaoabkommen von 1980 sieht eine buffer-stackPolitik vor [UNCTAD, 1980]. Im wesentlichen beruht das Abkommen auf folgenden Regelungen: Der Minimumpreis beträgt 100 US-cents pro engliches Pfund Kakaobohnen, der Maximumpreis 160 US-cents, der untere Interventionspreis 110 US-cents und der obere Interventionspreis 150 US-cents. Der Indikatorpreis des Abkommens ist definiert als Durchschnitt der Tagespreise über einen Zeitraum von fünf aufeinanderfolgenden Markttagen. Der Tagespreis ist ein Durchschnittspreis für Kakaobohnen an den Terminmärkten von London und New York. Fällt der Indikatorpreis unter den unteren Interventionspreis, kauft der buffer-stack-Manager Kakao zur Verteidigung dieses Preises. Er verkauft, wenn der Indikatorpreis über den oberen Interventionspreis hinaus ansteigt. Theoretische Studien haben gezeigt, daß die Durchführung von buffer-stack-Politiken dieser Art eine erhöhte Preisinstabilität im Vergleich zur Situation ohne Politik bewirken kann'. Ein Grund kann sein, daß die buffer-stack-Politik erratische Ausschläge der Preise induziert, die von Marktteilnehmern mit niedrigem Informationsniveau nicht vorhergesehen werden. So ist denkbar, daß der buffer-stack-Manager Gleichgewichtspreise falsch prognostiziert, überhöhte Interventionspreise ankündigt und diese dann wegen fehlender finanzieller Reserven nur kurzfristig aufrechterhalten kann. Dies kann zu spekulativer Güternachfrage und einem Preisausschlag nach oben vor und während der Interventionsperiode und zu einem zusätzlichen Preisausschlag nach unten nach dem finanziellen Zusammenbruch des buffer-stack-Fonds führen. Die buffer-stack-Politik am Kakaomarkt war tatsächlich in dieser Weise diskontinuierlich4 • Im Juli 1981 wurden für September 1981 Interventionskäufe zu Preisen angekündigt, die deutlich über den damaligen Marktpreisen lagen. Die Preise stiegen bis zum Monat der buffer-stack-Käufe an. Die buffer-stack-Käufe erfolgten zwischen dem 28. September und dem 7. Oktober 1981: Es wurden 61325 t Rohkakao eingelagert. Weil der finanzielle Zusammenbruch der buffer-stackBehörde drohte, wurden die Interventionskäufe eingestellt. Preissenkungen folgten, bis im Dezember neue Kaufaktivitäten des buffer stacks angekündigt wurden. Sie erfolgten im Januar und Februar, wur3 Ein analytischer Beleg dieses Arguments findet sich in Turnovsky [1978 b, S. 41 f.]. Townsend [1977, S. 195] wies nach, daß selbst eine Preisfixierung auf dem erwarteten Gleichgewichtsniveau nicht auf Dauer möglich sein wird. Spekulative Angriffe auf den buffer stock untersucht Salant [1983, S. 19 ff.] . 4 Für eine detaillierte Marktanalyse vgl. Gill & Duffus [1981; 1982]; Verein der am Rohkakaohandel beteiligten Firmen e. V. [1982].

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Internationale Rohstoffabkommen - Beispiele für Politikversagen

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den aber am 4. Februar 1982 mangels finanzieller Reserven eingestellt. Käufe und Verkäufe des buffer-stack-Managers erfolgten seither nur zu Rotationszwecken. Im folgenden wird untersucht, ob diese buffer-stack-Politik des Internationalen Kakaoabkommens von 1980 die Weltmarktpreise stabilisiert oder destabilisiert hat. Dabei wird Stabilität als Prognostizierbarkeit der Weltmarktpreise definiert. Um die Stabilisierungseffekte ermitteln zu können, ist eine Hypothese über die Art der Preiserwartungsbildung in den Situationen mit und ohne Internationales Kakaoabkommen zu formulieren. Da für den Kakaomarkt Hinweise auf zeitreihenanalytische Preiserwartungsbildungsmodelle vorliegen und Zeitreihenmodelle vom Box/Jenkins-Typ erfahrungsgemäß zu relativ guten Prognoseergebnissen führen 5 , wurde unterstellt, in der Situation ohne Interventionen erfolge die Preiserwartungsbildung nichtspekulativer Marktteilnehmer nach diesen Modellen. Für die Situation mit Interventionen wurden verschiedene Korrekturen dieser Prognosen vorgenommen. Es wird untersucht, ob die ex-ante-Prognosegüte der Preiserwartungsbildung in der Situation ohne buffer-stack-Politik besser oder schlechter war als in der Situation mit buffer stacks. Anhand der Informationen über die Art der buffer-stack-Politik und die einzelnen Prognosefehler wird geprüft, ob die veränderte Prognosegüte politikinduziert war oder nicht. Im Rahmen der BoxlJenkins-Analyse6 wurden Modelle des Typs (1)

Wt = 0 > f'! = - -2' ,

ak



j

(in der Ausgangslage:

ak

j

Tl = T2)

Die Ableitungen ergeben

i + fi i4 + L

(4) Xi = Li fi Li

mit und

ij2 = 0;

(5)

W=

[f 1 9

(6a)

~1

f'l

=

lLl

dft = f 1 [eh

(6b) ~2 = f'2

j

dfi

= ~Ll = gK1; lKl = IK1 = hK1 + ktl; dfe = f 2. k2

- g) k 1 K1

+ f 1(h -

[eh - g) k 1

g) k 1 -

f'{ (h - g) k~] 1t1 - f'{ k 1 kl = - f'2k2 k2

K1 + kd + f 1h K1

k.z

Wegen intersektoraler Kapitalimmobilität: k1 = k 1 (K1 - LI) und 1~2 - k2~; es sei L = 0 und folglich ~ = - L1 und also k,2 = l . k 2 L1 (l: = L 1/L2)

=

Nunmehr folgt (7)

L1 =

[fl 9

-

(f'l k~ -I-

+ f 1(h -

f'2 l k~) -1

g) k 1 -

1

(1)

Q.

::s

.... '"w:

IIQ

::s

~

~

::s

t"l

g

~

~

~

>1

~

(1)

Q.

§

(1)

g.

~

t::I

ro'

166

Ulrich Hiemenz

ein erster Indikator dafür, daß neue Exportprodukte zunächst auf etablierten Märkten eingeführt wurden. Mit zunehmender Integration der asiatischen Entwicklungsländer in die internationale Arbeitsteilung erhöht sich dann die Anzahl der gehandelten Produkte auf allen Märkten unabhängig vom jeweiligen Handelsvolumen. Entsprechend wird der vorher gemessene statistische Zusammenhang im Fall der Schwellenländer 1970 und im Fall der ASEANLänder 1980 insignifikant (bei 1 vH Irrtumswahrscheinlichkeit). 10. Näheren Aufschluß über den Zusammenhang zwischen Exportexpansion auf einzelnen Märkten und Produktstruktur gibt die aus der Regionalwissenschaft übernommene shijt-and-share-Analyse. Dabei wird die Abweichung des Exportwachstums auf einem Teilmarkt vom Gesamtexportwachstum als das Ergebnis eines Struktur- und eines Wachstumseffekts erklärt [Thirlwall, 1967; Cunningham, 1969]. Die Strukturkomponente mißt das (hypothetische) Exportwachstum, das auf einem Teilmarkt zu verzeichnen gewesen wäre, wenn für alle auf diesem Markt geh an delten Produkte dieselben Zuwächse erzielt worden wären wie im Durchschnitt aller Teilmärkte. Ein positiver Struktureffekt besagt, daß auf einem Markt mehr Produkte mit hohen Zuwachsraten gehandelt wurden, als dies im Durchschnitt aller Exporte der Fall gewesen ist. Demgegenüber zeigt ein positiver Wachstumseffekt an, daß auf einem Teilmarkt höhere Zuwachsraten bei den gehandelten Produkten erzielt wurden als im Durchschnitt aller Exporte (zur formalen Darstellung vgl. Tabelle 2). 11. Die Ergebnisse der shijt-and-share-Analyse für die Exportstrukturen asiatischer Entwicklungsländer in den Zeitabschnitten 1962 - 1970 und 1970 - 1980 sind in Tabelle 2 dargestellt. Für die in diesem Beitrag aufgeworfene Fragestellung erscheinen folgende Beobachtungen relevant: - Die niedrigen Werte für die Struktur- und Wachstums effekte beim Handel der südasiatischen Länder zeigen, daß für diese Ländergruppe die Struktur des Handels mit einzelnen Teilmärkten stärker der Struktur der Gesamtexporte entsprach, als dies bei Schwellenund ASEAN-Ländern der Fall war. In den Phasen rascher Exportexpansion sind für diese beiden Ländergruppen nicht nur deutliche Unterschiede zwischen dem Expansionstempo auf einzelnen Teilmärkten zu beobachten (vgl. Tabelle 1), sondern auch sehr unterschiedliche Struktur- und Wachstumseffekte. Für die Schwellenländer ist festzustellen, daß in der ersten Phase der Exportexpansion 1962 - 1970 auf den wichtigen nordamerikadie Schwellenländer 0,73 (1962) und 0,58 (1970) sowie für die ASEAN-Länder 0,85 (1970) bzw. 0,58 (1980).

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Die Außenhandelsverflechtung von Entwicklungsländern

167

nischen Märkten überdurchschnittliche Exporterfolge durch eine Kombination von positiven Struktur- und Wachstumseffekten erzielt wurden. Dies begründet die Vermutung, daß auf diesen traditionellen Märkten nicht nur eingeführte Produkte erfolgreicher vermarktet werden als auf anderen Märkten (Wachstumseffekt), sondern auch die Einführung neuer Exportprodukte (Struktureffekt) erheblich zur Exportexpansion beigetragen hat. Dieses Bild wandelt sich in der Periode 1970 - 1980. Mit Ausnahme von Australien! Neuseeland werden positive Struktureffekte in nennenswertem Umfang nur noch im Handel der Schwellenländer untereinander und mit anderen Entwicklungsländern erzielt; die überdurchschnittlich starke Expansion der Exporte in die Industrieländer geht im wesentlichen nur noch auf positive Wachstumseffekte zurück. Diese Ergebnisse scheinen die in Ziffer 9 getroffene Feststellung zu bestätigen, daß die Schwellenländer in der zweiten Phase der Exportexpansion ihre Produktpalette auf allen Märkten verbreitert haben und mit zuvor auf den nordamerikanischen Märkten eingeführten Produkten nunmehr auch auf die Märkte anderer Industrieländer und der Entwicklungsländer vordringen. Bemerkenswert ist dabei, daß im Handel mit Entwicklungsländern neue dynamische Exportprodukte eine größere Rolle spielen (Struktureffekt) als im Handel insgesamt. -

Die in den siebziger Jahren überdurchschnittlich starke Exportexpansion auf einzelnen Teilmärkten ist auch im Fall der ASEANLänder nicht eindeutig dem Struktur- oder Wachstumseffekt zuzuordnen. Auf den meisten Märkten dominieren jedoch die Wachstumseffekte (Ausnahme Mittlerer Osten). Daraus läßt sich schließen, daß bei ähnlicher gütermäßiger Angebotspalette auf nahezu allen Märkten die Aufnahmefähigkeit der einzelnen Märkte über das Tempo der Exportexpansion bestimmt hat.

12. Den in der shift-and-share-Analyse zutage getretenen Unterschieden in der Exportmarktdiversifizierung zwischen den Teilperioden und den Anbietergruppen soll nunmehr mit Querschnittsregressionen über die dreistelligen Produktgruppen nachgegangen werden. Die Hypothese lautet, daß die regionale Diversifizierung der Exporte eines Produktes i im Zeitpunkt t (gemessen als Konzentrationsmaß ri, t) 8 abhängt von -

der Wachstumsrate der Gesamtexporte dieses Produktes in der vergangenen Periode (ei, t -1). Das erwartete Vorzeichen ist unbestimmt, 6 Ti

ist definiert als VI (EijIE;)2, wobei Eu die Exporte des Gutes i auf dem ) bezeichnen und Ei die Gesamtexporte des Gutes i.

MRrkt i

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Ulrich Hiernenz

168

Tabelle 2

Shift-and-share-Analysea ) der regionalen Exportstruktur b) asiatischer Entwicklungsländer 1962 - 1970 und 1970 - 1980 1962 - 1970

Exportrnarkt c)

1970 - 1980

RelaI Wachstives Struktur- turnsWachs- effekt (S)I effekt (W) turn (D)

RelaWachstives Struktur- turnsWachs- effekt (S) effekt (W) turn (D)

Asiatische Schwellenländerd) Mittlerer Osten ..

- 0,68

0,73

- 1,41

47,77

EG ..............

- 0,70

0,30

- 1,00

2,11

übriges Westeuropa ........

1,94

0,79

1,15

1,86

Entwickeltes Ozeanien ......

0,40

- 0,41

0,81

-

Kanada ..........

1,41

1,90

32,62

- 0,71

33,33

5,15

1,65

3,50

5,89

- 0,95

6,84

ASEAN - Länder ..

- 2,84

- 0,68

- 2,16

12,44

........

- 1,49

0,19

- 1,68

18,78

USA

........... ............

Asiat. Schwellenländer ......... Südasien

41,88

-

2,50

4,61

-

1,52

3,38

0,54

3,31

Japan

5,89

4,47

-

5,13

-

3,72

2,78

-

3,32

2,35

-

2,12 4,98

0,15 -

2,44

-

1,56

-

2,16

2,78

-

0,34

5,22

7,22

1,40

20,18

ASEAN -Ländere) Mittlerer Osten ..

9,82

- 0,83

10,65

37,42

116,87

- 79,45

..............

4,49

- 1,34

5,83

18,15

- 15,20

33,35

übriges Westeuropa ........

10,40

- 1,88

12,28

26,23

7,22

19,01

Entwickeltes Ozeanien ......

4,43

- 1,70

6,13

8,10

3,70

11,80 - 13,84

EG

-

Kanada ..........

23,71

0,29

23,42

1,09

12,75

...........

-

39,44

- 1,55

40,99

-

1,20

- 10,44

9,24

5,04

2,56

2,48

31,71

0,84

30,87

Japan USA

............

Asiat. Schwellenländer

- 0,88

- 0,49

- 0,39

-

ASEAN - Länder ..

- 1,37

- 0,59

- 0,78

- 18,50

........

4,31

- 1,86

6,17

29,30

•••••

Süd asien

0

•••

8,00

-

-

3,51

-

6,16

- 24,64

8,27

37,57

4,49

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Die Außenhandelsverflechtung von Entwicklungsländern

169

Fortsetzung Tabelle 2

_

Exportrnarktc)

"---.--r---- --l-w;ch;=" 1970 - 1980

1962 - 1970

-I - ----- r-Wachsturns- RelahvesStruktur_ turnseffekt leffekt (S)I turn (D) I (W) .._-----

RelatlV"r,mk,mWachs- effekt (S)' -

~!~~)

i

eg~~t

Südasien

Mittlerer Osten ..

1,44

0,46

0,98

3,35

0,50

3.85

..............

- 0,43

0,07

- 0,50

3,47

1,35

2,12

übriges Westeuropa ........

3,29

0,32

2,97

0,59

0.89

-

0,30

Entwickeltes Ozeanien ......

- 1,01

- 0,58

- 0,43

-

1,10

-

0,67

-

0.43

Kanada ..........

- 0,92

- 0,65

- 0,27

-

1,80

--

1,03

-

0,77

•••••••• ,0,

10,05

3,80

6,25

-

1,39

-

1,20

-

0,19

USA .......... 0.

- 0,57

- 0,39

- 0,18

0,19

-

1,01

Asiat. Schwellenländer o.

3,37

0,63

2,74

0,45

-

0,02

ASEAN-Länder ..

- 0,42

- 0,64

0,22

-

0,30

-

0,43

........

- 0,11

2,54

- 2,65

-

0,63

-

0,36

EG

Japan

••••

Südasien

0

••

-

0,43 -

0,73

--

0,99

1,20

1

a) Die shift-and-share-Ana!yse basiert auf folgender Identitätsgleichung: D = e - e j = S + W, wobei e die Zuwachsrate der Gesamtexporte und e i die Zuwachsrate der für Markt j bestimmten Exporte bezeichnen. Der Struktureffekt S ist definiert als S = ~ 1

(ei' EdEi) - e. e i bezeichnet die Zuwachsrate der Exporte des Gutes i, EU die für Markt j bestimmten Exporte des Gutes t und Ei die Gesamtexporte, die Markt j auf

1

= ei (ei' Eij/E i ), wobei ist. - b) Industriegüterexporte SITC 5 - 8 ohne SITC 680 - 689. - c) Die Definition der Exportmärkte entspricht Tabelle 1. d) Einschließlich Singapur. - e) Ohne Singapur.

sich vereinigt. Der Wachstumseffekt W ist definiert als W

e j die Zuwachsrate der Exporte zu Markt

j

Quelle: Vgl. ZU!. 3 im Text.

da hohe Zuwachsraten sowohl auf die erfolgreiche Einführung von Exportprodukten auf einzelnen Märkten (+) als auch auf die Strategie eines gleichzeitigen Vordringens auf vielen Märkten zurückgeführt werden können (-); dem Volumen der Exporte von i zu Beginn der Vorperiode (Ei,t-ll. Dabei wird unterstellt, daß bereits gut eingeführte Exportprodukte auf mehr Märkten angeboten werden als neue Produkte. Dem entspricht ein positiver Zusammenhang zwischen Exportvolumen und

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Ulrich Hiemenz

170

Exportdiversifizierung (d. h. ein negatives Vorzeichen des Koeffizienten in bezug auf Tj); der Kapitalintensität der Produktion des Gutes i (K i ) 7. Diese Variable dient zur Abgrenzung einfacher Industriewaren von höherwertigen Zwischenprodukten und Investitionsgütern. Diese Unterscheidung scheint wichtig, weil sich einfache Industriewaren vermutlich auf allen Märkten leichter verkaufen lassen als höherwerti ge Produkte, die unter starker Konkurrenz von Anbietern aus Industrieländern stehen und daher nur auf wenigen, besonders sorgfältig erschlossenen Märkten abgesetzt werden können. Der Zusammenhang mit Ti sollte daher positiv sein. 13. Damit ist die folgende Funktion spezifiziert, die in doppellogarithmischer Form geschätzt wurde: Tj,t =

a

+b

j

e j,t-l

+ bj!Ei ,t_l + baK

j

Die Regressionen wurden zum einen für die SITC Kategorien 600 - 670 und BOO - 900, die überwiegend Konsumgüter beinhalten, und zum anderen für die Kategorien 690 - BOO, d. h. industrielle Zwischenprodukte und Investitionsgüter, separat gerechnet. Mit dieser Aufteilung wird der Analyse von Wortzel und Wortzel [19B1] Rechnung getragen, die darauf hinweist, daß Vermarktungsstrategien bei Konsumgütern anders sind als bei industriellen Zwischenprodukten. Beim Export von Konsumgütern haben Importeure eine starke Marktstellung. Die Regressionsergebnisse für 1962 - 1970 und 1970 - 19BO sind in Tabelle 3 wiedergegeben. 14. Gemessen an den statistischen Testwerten können die Ergebnisse nur teilweise befriedigen. Eine wichtige Ursache dafür ist, daß das als abhängige Variable verwendete Konzentrationsmaß Verschiebungen der Exportströme zwischen Industrieländermärkten oder zwischen Industrie- und Entwicklungsländermärkten nur unvollkommen abbildet 8 • Trotz der statistischen Unzulänglichkeiten lassen sich aus Tabelle 3 einige wichtige Erkenntnisse ablesen:

7 Die Kapitalintensitäten wurden berechnet als der Kapitaleinsatz je Beschäftigten in Taiwan 1976 in U.S. $. Diese Daten, die von meinem Kollegen Dean Spinanger berechnet wurden und von ihm erhältlich sind, wurden für alle Untersuchungsjahre und alle Anbieter verwendet. 8 Diese Einschätzung ergibt sich aus einer übersicht über die Marktdiversifizierung bei den wichtigsten Exportprodukten, die in Tabelle 4 enthalten ist. Die Exportkategorien SITC 651-652 der Schwellenländer sind Beispiele für die ungenügende Schärfe des Konzentrationsmaßes gegenüber Marktanteilsverschiebungen in den siebziger Jahren.

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Die Außenhandelsverflechtung von Entwicklungsländern

171

Tabelle 3 Bestimmungsgründe der regionalen Konzentration von Exporten auf Produktebene - Querschnittsregressionen 1962 - 1970 und 1970 - 1980a ) Zeitraum und Produktgruppe b)

I i Export- Kapital-I I I volumen intensität

I Kon- ! Export wachsstante I turn

R2

F

IAmahl der

Produkte

Asiatische Schwellenländer 1962 - 1970

I

Konsumgüter

3,952

0,273* (3,20)

0,033 (1,08)

Investitionsgüter .......

3,278

0,301 * (4,55)

- 0,087 (- 1,46)

- 0,145 (- 0,73)

40

0,16

3,47

0,028 (0,09) i

0,47

7,32 !

- 0,008 (- 0,40)

0,034 (0,33)

0,001

0,71

0,012 (0,39)

- 0,112 (- 0,52)

0,06

1,54

26

0,019 (0,20)

0,39

8,89

38

0,159 (0,65)

- 0,10

0,22

26

25

i

1970 - 1980 Konsumgüter

3,145

0,108 (1,04)

Investi tionsgüter .......

3,351

0,371** (1,95)

i

I

40

I

ASEAN -Länder c) 1970 - 1980 Konsumgüter

5,346

Investitionsgüter .......

2,257

- 0,241* (- 2,99) 0,034 (0,42)

- 0,104" (- 4,95) 0,018 (0,46) I

a) Ergebnisse doppellogarithmischer Funktionen (Vgl. Ziff. 14). t-Werte sind in Klammern unter den Koeffizienten angegeben. Koeffizienten mit • sind im zweiseitigen t-Test signifikant bel einer Irrtumswahrscheinlichkeit von 5 vH, Koeffizienten mit •• bei 10 vH. - b) Konsumgüter: SITC 600 - 670, 800 - 900; Investitionsgüter: SITC 690 - 800. c) Ohne Singapur. QueUe: Vgl. Ziff. 3 im Text und Fußnote 2.

-

Bei den Exporten der Schwellenländer in den sechziger Jahren sind die hohen Zuwachsraten mit einer hohen regionalen Absatzkonzentration einhergegangen. Dieses Ergebnis bestätigt, daß sowohl Konsum- als auch Investitionsgüter, bei denen diese Länder im Export besonders erfolgreich waren, zunächst nur auf wenigen Märkten abgesetzt wurden. Die übrigen Variablen haben zwar im Fall der

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172

Ulrich Hiemenz

Investitionsgüter die erwarteten Vorzeichen, sind aber statistisch nicht signifikant. In den siebziger Jahren verschwindet für die Schwellenländer ein statistisch meßbarer Zusammenhang zwischen regionaler Exportdiversifizierung auf der einen Seite und Exporterfolg oder anderen Produktcharakteristika auf der anderen Seite weitgehend. Wie schon bei der shift-and-share-Analyse vermutet, waren in dieser Phase die Absatzmärkte für die Schwellenländer soweit erschlossen, daß sowohl mit eingeführten Produkten auf neuen Märkten z. B. in Entwicklungsländern als auch mit neuen Produkten auf vielen Märkten gleichzeitig Exporterfolge erzielt werden konnten. Dies wird auch in Tabelle 4 dokumentiert. Anders als in den sechziger Jahren hat bei den Schwellenländern in den siebziger Jahren die Marktdiversifizierung sowohl bei dynamischer Exportentwicklung (wie etwa bei den Investitionsgütern der Gruppe SITC 724, 729 und 735) als auch bei abnehmendem Anteil an den Gesamtexporten (wie bei den Konsumgütern der Gruppen SITC 653, 841 und 894) zugenommen. -

Ein von den historischen Erfahrungen der Schwellenländer abweichendes Bild ergibt sich für die regionale Exportdiversifizierung der ASEAN-Länder in den siebziger Jahren (Tabelle 3). Bei Konsumgütern, die im Exportwarenkorb eine wichtige Rolle spielen, s;.nd Absatzmarktkonzentration und Exportwachstum sowie Exportvolumen zu Beginn der Periode negativ verknüpft. Dies bedeutet, daß die ASEAN-Länder bereits in der ersten Phase ihrer Exportoffensive mit Industriegütern ihre Produkte auf vielen Märkten gleichzeitig verkaufen konnten, wobei die regionale Exportdiversifizierung - wie erwartet - um so größer ist, je besser das Produkt bereits zu Beginn der Periode eingeführt war (d. h. je höher das Exportvolumen zu Beginn der Periode). Dieses Ergebnis deutet darauf hin, daß sich für die ASEAN-Länder in den siebziger Jahren Exportmöglichkeiten eröffnet haben, die für die Schwellenländer in den sechziger Jahren (noch) nicht bestanden haben.

4. Schlußfolgerungen 15. Die eingangs in Ziffer 2 formulierte Vermutung, daß es ein gemeinsames Muster der Exportdiversifizierung in der ersten Phase der Exportexpansion bei Schwellenländern und ASEAN-Ländern gibt, wird durch die empirische Analyse nicht bestätigt. Vielmehr besteht eine starke Ähnlichkeit zwischen der Exportdiversifizierung beider Anbietergruppen in den siebziger Jahren. Tabelle 4 macht dies deutlich. Bei Exporten von Konsumgütern wie etwa von Bekleidung und Spielzeug, die direkt für den Endverbraucher bestimmt sind, wurden neue Indu-

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Die Außenhandelsverflechtung von Entwicklungsländern

173

strieländermärkte erschlossen und der Handel mit den Ländern des Mittleren Ostens intensiviert, während bei Zwischenprodukten wie Textilien und bei Exporten aus dem Investitionsgüterbereich (SITC 724, 729) auch ein verstärkter Handel der Anbieterländer untereinander und mit benachbarten Entwicklungsländern zu beobachten ist. Diese neuen Tendenzen bei der Absatzmarktdiversifizierung legen zwei wichtige Schlußfolgerungen nahe: -

Die früheren Exporterfolge der Schwellenländer auf den Märkten der Industrieländer haben die Rolle eines Wegbereiters für den nachstoßenden Wettbewerb aus ASEAN-Ländern gespielt. Für Anbieter aus diesen Ländern hatte der Handel der Schwellenländer insofern eine Indikatorfunktion, als er anzeigte, mit welchen Produkten welche Märkte erfolgreich erschlossen werden können. Großnachfrager aus Industrieländern wie z. B. Versandhäuser haben ihrerseits die Ch[!ncen für Niedrigpreisimporte zunächst im Handel mit Schwellenländern genutzt, sind aber auch bereit gewesen, konkurrenzfähige Wettbewerber beim Einkauf zu berücksichtigen (so auch Keesing [1983]). "Hilfreich" war dabei sicher auch die zunehmende selektive Protektion vieler Industrieländer und namentlich der EG gegenüber Importen einfacher Industriewaren aus Schwellenländern in den siebziger Jahren.

-

Ausländische Direktinvestitionen haben über den konzerninternen Handel (intra-firm trade) nicht nur zum Süd-Nord-Handel, sondern auch zu einer Intensivierung der Arbeitsteilung zwischen Entwicklungsländern beigetragen, in die auch weniger entwickelte Länder wie die ASEAN-Länder einbezogen wurden. Die Bedeutung von ausländischen Direktinvestitionen für Industrialisierung und Außenhandel aller fernöstlichen Entwicklungsländer ist unbestritten (vgl. z. B. Cohen [1975] und Sekiguchi [1983]). Es zeigt sich nun, daß nicht nur die Produktion von Konsumgütern dem Lohnkostenvorteil folgend zum Teil aus Schwellenländern in ASEAN-Länder abgewandert ist, sondern auch eine Standortinnovation bei industriellen Zwischenprodukten in dem Sinne vorgenommen wurde, daß arbeitsintensive Produktionszweige in die ASEAN-Länder verlagert wurden, während die Weiterverarbeitung in den Schwellenländern verblieb. Eine genaue Analyse dieser intraindustriellen Arbeitsteilung zwischen den asiatischen Entwicklungsländern würde allerdings eine tiefere Produktdisaggregation erfordern, als sie in diesem Beitrag verwendet wurde.

16. Die empirische Analyse hat damit gezeigt, daß die Exportexpansion bei Industriewaren für den nachstoßenden Wettbewerb aus ASEAN-Ländern eher leichter als schwerer war als für die Schwellen-

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0,3

0,2

2,2

10,8

6,0

1,7

1962

1970

1980

10,2

1,5

1,5

5,5

2,4

3,5

23,3

28,0

17,9

1970

1980

Bekleidung (841) .. 11962 1970 1980

1,4

0,6

2,4

4.8

Spielzeug (894) ... 11962 1970 1980

5,5

3,4

4,3

1980

3,2

1,4

1,3

2,7

2,4

1 1962 1970

Schuhwaren (851)

1,1

2,2

1962

I

0,3

1,9

2,0

Baumwollgewebe (652) ..........

Andere Gewebe (653) ...•......

3,9

2,8

I

8,8

3,2

Anteil an InMittJahr dustrie- lerer güterOsten exporten I

Garne (651) ...... 11962 1970 1980

+

SITC-Gruppe

Exportmarkta) -,

---

------

23,1

18,3

33,2

18,8

31,1

40,3

29,8

23,1

35,0

9,1

12,3

2,1

18,1

22,8

27,8

2,6 3,8

3,2

4,5

2,4

2,9

1,9

1,6

1,5

1,8

2,4

2,6

3,8

1,5

5,6

5,2

1,9

2,7

1,0 5,6

4,7

1,8

3,8

3,5

6,4

3,6

0,3

1,7

2,6

0,1

6,8 8,5

5,1

6,7

3,1

4,7

0,2 6,9

10,9

1,2

4,4

2,0

1,8

3,7

0,5

0,2

2,5

1,6

8,9 7,1

17,2

1,2

48,9

62,4

38,0

55,1

38,7

18,2

38,7

48,9

31,9

5,5

9,9

1,4

15,9

23,3 5,4

1,0

7,1

0,5

22,2

1,5 1,8

11,7

13,6

0,3

3,3

1,9

0,1

Asiatische Schwellenländer 5,0 0,3 0,3 4,1 0,3 13,4 1,6 5,5 0,9 6,0 13,6

EG

I Entübriges wickeltes Kanada Japan USA Westeuropa O~ea- I nlen ,,

4,9

4,5

2,8

9,7

0,1 1,2

2,2

0,1

0,51 0,55

0,65

1,3 0,2

0,2

0,59 0,1

0,9

0,45 0,51

0,9 0,9

0,50

0,55

0,48

0,36

0,41

0,3

0,3

0,1

0,4

5,1

1,7

0,2 43,6

0,44

0,31 3,1

1,5 6,6

0,34

0,2 2,8

7,6

0,38

0,39

0,33 0,39

1,1 1,7

Konzentrationsmaß!»

14,3

20,4

Südasien

0,2 1,1

0,9

0,7

0,3

29,8

36,9

3,2

16,2

11,9

1,7

30,8

30,4

19,5

I

Asiat. ASESchwel-I ANlen.. länder Lander

I

Tabelle 4: Regionale Exportanteile bei ausgewählten Industriegütern 1962, 1970 und 1980 in vB

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DOI https://doi.org/10.3790/978-3-428-45932-2 | Generated on 2023-09-08 21:17:09 OPEN ACCESS | Licensed under CC BY 4.0 | https://creativecommons.org/about/cclicenses/

5,8

1980

0,7

3,3

11,1

1980

25,6

1980

1970

1,3

1970

0,5

8,5

1970

4,8

1980

1980

1,5

5,9

1970

13,3

1980

10,0

0,1

32,6

0,2

22,0

7,3

6,0

3,3

2,1

1980

1970

0,4

0,7

0,5

1962

0,9 2,2

9,8

3,2

0,8

1970

I

5,1

1970

1980

1,7

8,7

1970

I 1962

1,1

6,2

I 1962 1,4

1,0

17,3

1,8

3,1

3,9

0,5

0,9

0,3

1,1

1,5

9,0

3,6

0,3

1,5

2,0

0,2

1,8

0,1

2,0

9,5

3,4

1,2

1,4

7,2

0,4

0,4

1,9

0,4

0,7

0,2

1,2

0,5

0,5

0,9

3,0

2,5

0,2

1,7

0,4

4,6

0,9

5,4

14,0

11,0

23,4

1,2

12,7

8,1

8,0

0,4

2,7

2,7

I

31,4

19,7

65,7

49,7

29,5

1,5

8,8

7,8

21,0

22,8

44,9

16,9

36,9

59,6

11,7

39,2

69,9

10,3

7,4

27,1

18,3

52,5

64,8

21,1

39,7

44,7

8,7

5,5

7,5

7,2

15,4

10,1

0,4

5,7

6,1

0,2

b) Zur Definition des Konzentrationsmaßes vgl. Anm. 6. -

43,6

1,4

14,0

0,7

0,5

2,5

25,9

1,0 7,2

3,8

0,2 0,2

ASEAN-Länder c)

5,9

0,4

5,0

21,6

32,2

12,4

5,5

0,9

0,4

11,4

0,7

1,2

3,3

1,4

11,9

21,9

10,3

23,3

a) Die Länderdefinitionen entsprechen Tabelle 1. ,,--" bedeutet< 0,05. QueUe: vgl. Zlff. 3 im Text.

Bekleidung (841) ..

Andere elektrotechnische Erzeugnisse (729)

Elektrische Kraftmaschinen (722)

Andere Gewebe (653) ...........

Furniere usw. (631)

Wasserfahrzeuge (735) ...........

Andere elektrotechnische Erzeugnisse (729)

Geräte für Nachrichtentechnik (724) ...........

I

0,1

0,1

1,0

0,1

4,2

0,5

0,7

1,8

4,6

0,5

0,1

8,2

0,3

0,2

0,51

0,67

0,59

0,40

0,61

0,69

0,40

0,45

0,52

0,46

0,28

0,48

0,26

0,46

0,62

0,22

0,46

0,71

0,41

C) Ohne Singapur. -

0,3

4,1

1,5

14,0

11,5

23,8

2,4

3,7

0,1

0,2

3,0

10,1

17,5

11,0

1,0

6,4

4,3

0,3

12,9

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Ulrich Hiemenz

176

länder. Der frühe Exporterfolg von Schwellenländern verstellt keineswegs den Weg für Exporterfolge anderer Entwicklungsländer mit im Prinzip ähnlichen Produkten, wie häufig behauptet wird (Abschnitt 1), sondern kann eine Hilfe für die Orientierung von im internationalen Handel noch wenig erfahrenen Anbietern sein. Dies setzt freilich voraus, daß die wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen es neuen Anbietern erlauben, ihre komparativen Kostenvorteile gegenüber Schwellenländern auch voll auszuschöpfen, und daß dabei auch die Hilfe ausländischer Investoren nicht zurückgewiesen wird. Diese Bedingungen waren in den siebziger Jahren in den ASEAN-Ländern gegeben, während in vielen anderen Entwicklungsländern die Wirtschaftspolitik von einem erheblichen Pessimismus gegenüber einer Integration in die internationale Arbeitsteilung gekennzeichnet war. 17. Diese ersten Schlußfolgerungen sollen nicht verdecken, daß die empirische Analyse, die diesem Beitrag zugrunde liegt, noch verfeinert werden muß, um die gewonnenen Erkenntnisse weiter zu untermauern. Dieser Bedarf besteht vor allem in zwei Richtungen. Zum einen muß mit Hilfe geeigneter Konzentrationsmaße eine präzisere Beschreibung der Änderungen von Handelsströmen angestrebt werden, und zum anderen bedarf die Struktur der intraindustriellen Arbeitsteilung zwischen den asiatischen Entwicklungsländern einer genaueren Analyse, als sie in diesem Beitrag möglich war.

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Die Außenhandelsverflechtung von Entwicklungsländern

177

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Protektionismus im Dienstleistungsverkehr Von Sieg/ried Schultz, Berlin 1. Einführung in die Thematik Der internationale Dienstleistungsverkehr als Gesamtkomplex wird erst seit wenigen Jahren mit einer spürbar größeren wirtschaftspolitischen und wissenschaftlichen Aufmerksamkeit verfolgt. Nur in Teilbereichen (z. B. See- und Luftverkehr) oder im Rahmen regionaler wirtschaftlicher Zusammenschlüsse (EG) findet er bereits seit längerem stärkere Beachtung. Die Verstärkung des internationalen Dienstleistungsaustauschs hat zweifellos mitbewirkt, daß die mit dem Dienstleistungsverkehr verbundenen handelspolitischen Fragen einen höheren Stellenwert bei internationalen Verhandlungen erlangt haben und in der vorhersehbaren Zukunft Kernpunkte multilateraler Gespräche sein werden. Das bis vor wenigen Jahren bescheidene gesamtwirtschaftliche Gewicht des internationalen Dienstleistungsaustauschs hat allerdings auch dazu beigetragen, daß dieser Teil der Wirtschaftstätigkeit bislang datenmäßig nur unzureichend dokumentiert und analytisch wenig durchdrungen ist. Das wachsende Interesse auf nationaler wie internationaler Ebene erhält aus verschiedenen Richtungen Nahrung: -

Mit zunehmender außenwirtschaftlicher Verflechtung der meisten Volkswirtschaften ist auch deren internationale Verflechtung im Dienstleistungsbereich gestiegen. nie wachsende Bedeutung des Dienstleistungsbereichs ist unübersehbar geworden. über 350 Mrd. $ des Welthandelsvolumens bestehen aus Dienstleistungen, die bereits mehr als ein Fünftel der Weltexporte bestreiten - und die Tendenz ist steigend. Seit Mitte der siebziger Jahre wächst der Dienstleistungsaustausch deutlich schneller als der Warenhandel.

-

Im Zusammenhang mit den Erfordernissen der strukturellen Anpassung im Rahmen der internationalen Arbeitsteilung versuchen Industrieländer, ihr Angebot von Dienstleistungen zu verstärken. Aber auch Entwicklungsländer wollen auf diesem Gebiet Marktanteile hinzugewinnen. Dienstleistungen werden in zunehmendem Maße Gegenstand wirtschaftspolitischer Maßnahmen - sowohl im 12·

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Siegfried Schultz Hinblick auf den Arbeitsmarkt als auch auf den Zahlungsbilanzbeitragt.

-

Im Gefolge der weltwirtschaftlichen Rezession Anfang der achtziger Jahre haben protektionistische Tendenzen nicht zuletzt auch den Dienstleistungsbereich erfaßt, der ohnehin schon in besonderem Maße nationalen Regulierungen unterliegt, die eine weitere Entfaltung des internationalen Dienstleistungshandels behindern.

Beunruhigend ist nicht nur das Ausmaß der um sich greifenden Abschottung, sondern auch die Art und Richtung, in der sich die eingesetzten protektionistischen Instrumente verändern. Unübersehbar ist ein wieder aufkommender Hang zu bilateralen Regelungen und zu diskriminierender Behandlung einzelner Handelspartner. Integrale Bestandteile der GATT-Regeln, wie Meistbegünstigung und der Verzicht auf unmittelbar gleichwertige Gegenleistungen in jedem Einzelfall, werden in der handelspolitischen Praxis von diskretionären Regelungen verdrängt. Eine andere wichtige Komponente des gegenwärtigen Trends ist das wachsende Engagement der öffentlichen Hand im handelspolitischen Bereich. Der steigende innenpolitische Druck aus angeblich oder tatsächlich importbedrohten Sektoren gibt dem Protektionismus insofern Nahrung, als sich im Zuge hoher Arbeitslosigkeit die Regierungen stärker als zuvor für das wirtschaftliche Überleben kränkelnder Unternehmen bzw. ganzer Wirtschaftszweige verantwortlich fühlen. Insgesamt läßt sich feststellen, daß die Verfestigung des wirtschaftlichen Tiefs Anfang der achtziger Jahre in wichtigen Industrieländern in Verbindung mit den in multilateralen Verhandlungen festgeschriebenen tarifären Erleichterungen und dem vermehrten Auftreten neuer Anbieter auf dem Weltmarkt den verstärkten Zugriff zu nichttarifären Maßnahmen begünstigt haben2 • Dies gilt auch für den Bereich international gehandelter Dienstleistungen, die erst weit später als Warenlieferungen umsatzmäßig relevant wurden und - wo als störend empfunden - mit handelspolitischen Praktiken abgewehrt werden, die den Formen und der Wirkung nichttarifärer Hemmnisse entsprechen.

1 In bezug auf die Bundesrepublik Deutschland vgl. dazu Rasmussen [1977], Weiss [1983] sowie Petersen et al. [1984]. 2 Die Tokio-Runde brachte für den Warenhandel erneute Zollsenkungen sowie begrenzte Fortschritte im Bereich der nichttarifären Hemmnisse. Mit dem Abschluß der verschiedenen Kodizes sollte nicht nur mehr Klarheit bei der Auslegung von GATT-Vorschriften geschaffen werden, sondern es wurden auch einige Regeln neu aufgestellt. Dem steht jedoch die Ausbreitung der Grauzone bei den mengenmäßigen Beschränkungen und den sonstigen NichtZoll-Maßnahmen außerhalb der GATT-Regeln gegenüber.

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Protektionismus im Dienstleistungsverkehr

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2. Begriffsbestimmung der Handelshemmnisse

Handelshemmnisse im Bereich internationaler Dienstleistungen sind bereits seit einer Reihe von Jahren zu beobachten, haben jedoch in jüngerer Zeit an Bedeutung zugenommen. In verschiedenen Ansätzen zur theoretischen Durchdringung des Komplexes von Handelshemmnissen, die über das klassische Instrument des Zolls und dessen Varianten hinausgehen, wird mit unterschiedlichen Definitionen experimentiert: -

Baldwin [1970] wählt ein sehr breites Konzept, das alle öffentlichen und privaten Maßnahmen einschließt, die darauf hinauslaufen, den internationalen Handel mit Gütern und Diensten (einschließlich der dafür notwendigen Vorleistungen) in einer Weise zu steuern, daß das reale Welt einkommen hinter seinem Potential zurückbleibt. Diese Formel ist zwar begrifflich klar, birgt jedoch für die praktische Anwendung beträchtliche Schwierigkeiten in sich.

-

Glismann, Neu [1971] definieren enger und stellen darauf ab, daß internationaler Handel mit Gütern und Dienstleistungen durch (private oder öffentliche) Maßnahmen außerhalb der Zollpolitik verhindert oder verzerrt wird, die auf die Sicherung oder Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit nationaler Industrien gerichtet sind. Diese Definition trifft den Kern des Sachverhalts, deckt aber nicht jene Maßnahmen ab, die unter anderen Zielsetzungen ergriffen werden (z. B. Nationalisierung von Wirtschaftszweigen, technische Standards usw.), aber bei entsprechender Anwendung die Qualität eines HandeIshemmnisses haben können.

-

Bei Walter [1969; 1972] wie auch bei Donges [1981] umschließen nichttarifäre Handelshemmnisse alle privaten und öffentlichen Politiken und Praktiken, die den Umfang, die Richtung oder die Struktur des grenzüberschreitenden Handels mit Waren und Diensten zu verzerren geeignet sind. Konzeptionell stringent, hängt bei der praktischen Anwendung alles von dem Urteil über das Vorliegen einer Handelsverzerrung ab. Dies setzt Kenntnisse über eine "heile Welt" ohne derartige Störeinflüsse voraus. Im Regelfall dürfte es in der Praxis äußerst schwerfallen, eine scharfe Grenze z. B. zwischen normaler Preispolitik unter Konkurreriten und echtem Dumping zu ziehen. Nur in wenigen Ausnahmefällen, etwa im Bereich des Bankwesens, gibt es die freihändlerische Lösung als reale Alternative zum direkten Vergleich, nämlich in Form von Off-shore-Finanzmärkten [Walter, 1984].

Für den praktischen Gebrauch ist es vorteilhaft, eine Begriffsfassung zu wählen, die möglichst einfach ist und auf die Möglichkeiten im Rahmen der empirischen Bestandsaufnahme Rücksicht nimmt. Eine Lösung

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Siegfried Schultz

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besteht darin, Handelshemmnisse im Bereich internationaler Dienstleistungen zu definieren als handelspolitische Maßnahmen, die eine ungleiche Behandlung nationaler und ausländischer Wirtschaftsinteressen bei direkt konkurrierendem Leistungsangebot bewirken. Dabei ist es unerheblich, ob die Maßnahmen offen oder versteckt ergriffen werden. Von Bedeutung ist hingegen, daß sie entweder ausdrücklich der Abwehr fremder Konkurrenz dienen oder - ursprünglich mit anderer Absicht erlassen - eine handelshemmende Nebenwirkung entfaltet haben, die bewußt eingesetzt wird. Von Protektionismus ist bei jener Kerngruppe von Hemmnissen zu sprechen, die gezielt den Zutritt ausländischer Marktteilnehmer erschweren (Verweigerung der Gleichbehandlung mit Inländern) bzw. die Wettbewerbssituation von Inländern künstlich verbessern3 • Die im internationalen Dienstleistungsverkehr auftretenden Hemmnisse können - soweit sie überhaupt systematischer Darstellung zugänglich sind - nach zwei Hauptgesichtspunkten klassifiziert werden: -

Spartenspezifische Hemmnisse: Hier wären jene Hemmnisse anzusprechen, die typischerweise in bestimmten Zweigen des Dienstleistungssektors - gelegentlich auch in einzelnen anderen Zweigen auftreten (vertikaler Ansatz). Dieses Vorgehen gewährleistet die präzisesten Auskünfte der betroffenen Unternehmen und bietet zudem eine geeignete Informationsgrundlage, wenn es zu branchenspezifischen multilateralen Verhandlungen über eine konzertierte Liberalisierung bzw. die Verhinderung der weiteren Zunahme von Hemmnissen in den einzelnen Subsektoren kommt. Generelle Hemmnisse: Von zusätzlichem Informationswert ist die Darstellung von Hemmnissen, die - wenn auch in unterschiedlicher Intensität - in vielen oder gar allen Zweigen des Dienstleistungssektors anzutreffen sind (horizontaler Ansatz)4.

Die Faktensammlung über Handelshemmnisse im internationalen Dienstleistungsverkehr steckt überall noch in den Anfängen. Treibende Kraft in bezug auf eine systematische Dokumentation existierender Hemmnisse und deren Einbringung in internationale Verhandlungen sind, gedrängt durch die interessierte Privatwirtschaft, derzeit die USA, unterstützt von Großbritannien. Allen bisherigen Arbeiten - sei es im 3 Donges [1981, S. 784 f.]. Eine ausführliche Präsentation der in der Literatur insgesamt vertretenen Definitionen findet sich bei Quambusch [1976]. Dort werden im übrigen die Grenzen des Protektionismus sehr weit gezogen; sie schließen auch moralische Appelle und Boykott-Aufrufe ein (Gefühlsprotektionismus). , Vgl. in diesem Zusammenhang die Inventare von GATT [1981] und UNCTAD [1983]. (Zu einer Kritik der Inventarmethode vgl. Yeats [1979, S. 124-

127J .)

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Protektionismus im Dienstleistungsverkehr

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nationalen Rahmen, sei es in internationalen Organisationen (z. B. der OECD) - ist gemeinsam, daß es sich dabei um mehr oder minder enumerative Listen handelt, bei denen die Häufigkeit der Anwendung bestimmter Maßnahmen nicht zum Ausdruck kommt - ganz zu schweigen von einer Bestimmung des handelspolitischen Gewichts einer Maßnahme. Diese empirische Arbeit muß erst noch geleistet werden. Dabei werden Abstriche in bezug auf die begriffliche Reinheit bei der Erfassung der diversen Handelshemmnisse hinzunehmen sein, weil Erstellung, Prüfung und Aktualisierung von detaillierten Beschwerdekatalogen kostenaufwendig sind. Hier werden die konzeptionellen Ansätze der Dokumentationen, bei denen bereits die meisten Vorarbeiten geleistet wurden, wahrscheinlich eine prägende Kraft bei der weiteren Faktensammlung auf weltweiter Ebene haben. 3. Arten der Behinderung

Der internationale Dienstleistungsverkehr sieht sich einer Vielfalt hemmender Faktoren gegenüber. Davon gelten einige nur in bestimmten Dienstleistungsbranchen, andere treffen den ganzen Sektor. Zeitaufwendige Registrier- und Genehmigungsverfahren sind die Regel, und wenig transparente Verwaltungsvorschriften sowie auch willkürliche Entscheidungen der Administration kommen hinzu. Im einzelnen lassen sich - in Analogie zu den nichttarifären Maßnahmen im Warenhandel - die folgenden Arten der Behinderung bei Dienstleistungen, die im Wege des Handels von im Ausland ansässigen Unternehmen angeboten werden, identifizieren5 : -

mengenmäßige und qualitätsbezogene Beschränkungen (vor allem anzutreffen im Bereich des Luftverkehrs, der Werbung und in der Filmwirtschaft) ; Subventionen (Filmwirtschaft, Zivilluftfahrt, Bau- und Ingenieurleistungen, Datenverarbeitung und Telekommunikation);

-

nationale Vorbehalte bei Beschaffungsmaßnahmen der öffentlichen Hand (Bau- und Ingenieurleistungen, Datenverarbeitung, Versicherungen, Zivilluftfahrt und Schiffahrt);

-

technische Spezifikationen und Standards (Verkehrswesen);

-

Importlizenzen (Versicherungswesen, Seeverkehr, Filme, Werbematerial);

5 Andere Formen der Darstellung finden sich u. a. bei Griffiths [1975, Anhang], Yeats [1979], Donges [1981], Shelp [1981, Kap. 5 sowie S. 222 fI.], Cloney 11 [1981], LOTIS [1982] sowie in UNCTAD [1983]. - Vgl. auch Sapir [1982, S. 80] und Petersen et al. [1984]. Ergänzend wurde ein Diskussionspapier des Trade Policy Research Centre herangezogen.

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-

-

-

Siegfried Schultz

Devisenkontrollen und Transferbeschränkungen (Bau- und Ingenieurleistungen, Telekommunikation, Filme, Autoverleih, Versicherungs- und Bankwesen); Sonderbedingungen in Form von Zusatzprüfungen und Mitgliedschaft in berufsständischen Organisationen beim Einsatz ausländischen Personals (Rechnungswesen, Ingenieurleistungen, juristische Dienste); Zollwertbestimmung mit abwehrender Wirkung auf Produkte, soweit diese als komplementäre Ware (z. B. Software-Pakete) bei der Erbringung bestimmter Dienstleistungen unabdingbar sind.

Für die Fälle, in denen sich der DienstIeistungsverkehr über Investitionen im Gastland vollzieht, können weitere Hemmnisse auftreten, von denen insbesondere anzusprechen sind: -

Beschränkungen für ausländische Unternehmen, Tochtergesellschaften im Inland zu gründen, sowie

-

diskriminierende Maßnahmen bei der Geschäftstätigkeit der zugelassenen Filialen (Verbot von Mehrheitsbeteiligungen der MuttergeseIlschaft, Ausschluß bestimmter Aktivitäten, gesonderte Besteuerung sowohl der Firmen als auch der ausländischen Angestellten, Begrenzung des Gewinntransfers).

4. Flexibilität des Schutzes Im Prinzip besteht analog zum Warenhandel auch im Dienstleistungsbereich für den ausländischen Anbieter die Möglichkeit, auf die nationalen Regelungen elastisch zu reagieren, indem er seine Dienste entweder im Wege des Handels oder über eine inländische Niederlassung bereitstellt. Diese Substitutionsmöglichkeit ist jedoch branchenspezifisch in unterschiedlichem Ausmaß gegeben. Sie ist vergleichsweise am größten im Versicherungswesen: Von der produktionstechnischen Seite her kann der Versicherungs schutz mit entsprechenden Policen direkt aus dem Ausland oder über Niederlassungen gewährt werden. Die Struktur des Leistungsangebots ist insofern hier nicht vorgegeben, sondern abhängig von den Branchencharakteristika und den Hemmnissen, die ein Anbieter vorfindet bzw. denen er sich im Laufe der Zeit ausgesetzt sieht. Gleichzeitig werden Parallelen zum Schutzmechanismus beim Warenhandel deutlich: Behinderungen bei der Errichtung von Niederlassungen berühren den internationalen Wettbewerb im DienstIeistungsangebot insofern, als sie in bestimmten Fällen direkte Handelshemmnisse ersetzen können - in Analogie zu nichttarifären Hemmnissen im Warenverkehr, die entweder an die Stelle von Zöllen treten oder, wenn das Schutzbedürfnis besonders groß erscheint, zur Verstär-

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Protektionismus im Dienstleistungsverkehr

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kung der Wirkung an deren Seite gestellt werden. Dies geschieht in Teilbereichen in einem Maße, daß tarifäre Behinderungen (für Computerbänder, Werbematerial, Material und Ausrüstung für Hotels) in Verhandlungen preisgegeben werden können, ohne den Schutz materiell zu lockern (handelspolitischer Overkill). Parallelen zum sichtbaren Handel bieten sich insofern an, als viele Dienstleistungen den Warenhandel begleitende Geschäfte sind. So gibt es starke sachliche Verzahnungen von Dienstleistungen und Warenlieferungen z. B. im Transport-, Versicherungs- und Ingenieurwesen. Auch in anderen Branchen, wie etwa der Werbung, ist dieser inhaltliche Bezug gegeben, wenn auch schwächer ausgeprägt. In anderen Fällen inkorporieren die gehandelten Güter die importierten Dienste, wie etwa bei Büchern, Filmen und EDV-Software. Zwar wird das Spektrum der Behinderungen im Bereich des internationalen Dienstleistungshandels durch die Problematik der Niederlassungen im Importland erweitert; im Prinzip entsprechen aber der Sachzusammenhang wie auch die derzeitigen Chancen einer international konzertierten Beseitigung von Wildwuchs der Situation bei den nichttarifären Hemmnissen im Bereich des Warenhandels [Griffiths, 1975, S.l; Trade Policy Research Centre, 1981, S. 20; Cloney 11, 1981, S. 18].

5. Motive für die Einführung bzw. Aufrechterhaltung von Handelshemmnissen Die Hemmnisse, denen sich viele Anbieter im internationalen Teil des Dienstleistungssektors gegenübersehen, bestehen in aller Regel aus einer Mischung von Maßnahmen, die aus recht unterschiedlichen Gründen getroffen werden. In der Literatur über branchenspezifische [Böhme, 1978; Carter, Dickinson, 1979] bzw. im ganzen Dienstleistungssektor geltende Hemmnisse findet sich eine Reihe von Gründen, die hier in den nachfolgenden Punkten zusammengefaßt werden6 : - Inländische Verfügungsmacht über Schlüsselbereiche: In einigen Dienstleistungszweigen werden - in Industrie- wie in Entwicklungsländern - Beschränkungen damit begründet, daß dies für die nationale Unabhängigkeit wichtig sei; gelegentlich werden auch Aspekte der nationalen Sicherheit ins Spiel gebracht. Zu diesen strategischen Dienstleistungen kann eine eigene Handelsmarine gehören. Vor allem wird das Argument aber in Zusammenhang mit dem Bankenapparat benutzt. Hier soll der Einfluß ausländischer Banken auf die Geldpolitik eingedämmt werden. Ein starkes einheimisches Versicherungswesen diene der Kapitalbildung; ausländische Versicherer werden mit dieser Be6

In leicht gekürzter Fassung entnommen aus Petersen et al. [1984, S. 147 fI.].

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gründung gelegentlich von der Sparte der Lebensversicherung ferngehalten. Im übrigen gewährleiste die nationale Kontrolle beider Zweige mehr Übereinstimmung ihrer Kredit- und Investitionspolitik mit den Zielen der Wirtschaftspolitik. In jüngerer Zeit wird auch die Computer-Industrie in diesem Zusammenhang genannt, und zwar im Software- wie im Hardware-Bereich. - Die Schutzzoll-Funktion wird gern von Entwicklungsländern genannt1 : Im Wege der Einschränkung des Niederlassungsrechts für ausländische Banken bzw. der Geschäfte, die sie tätigen dürfen, soll der Aufbau einer eigenen Banken-Infrastruktur gefördert werden. Nebenbedingungen wie eine stärkere Kapitalisierung bzw. erhöhte Reserveanforderungen bei der ausländischen Konkurrenz sollen deren Kreditausweitung und Rentabilität in Grenzen halten. Entsprechendes gilt für das Versicherungswesen. Hier soll den weltweit operierenden Gesellschaften nicht automatisch der eigene Markt überlassen, sondern den lokalen Unternehmen ausreichend Luft gelassen werden, um Erfahrungen zu sammeln, eine hinreichend große Zahl von Kunden vorzufinden und im Laufe der Zeit leistungsfähiger zu werden. Ähnliche Absichten werden auch mit Bezug auf eine eigene Linienschiffahrt, eine eigene Fluggesellschaft und eine eigene Werbewirtschaft vorgebracht. Geringfügig variiert - der Newcomer müsse sich vor den Etablierten schützen - wird das Argument auch von Industrieländern für den Zweig der Computer-Technik und der Nachrichtenübermittlung aufgegriffen.

- Ausgewogene Wirtschajtsstruktur: Für eine Reihe von Regierungen der Dritten Welt ist die Diversifizierung der Wirtschaftsstruktur integraler Bestandteil ihres Entwicklungskonzepts. Insofern wird der Aufbau eines umfassenden eigenen Dienstleistungsangebots unter den zentralen Zielen genannt. Dieser Anspruch bezieht sich nicht nur auf die zuvor genannten Zweige, sondern schließt auch Bereiche wie das Erziehungs- und Gesundheitswesen sowie Forschung und Entwicklung ein. - Zahlungsbilanz: Wenn auch nicht unabhängig von bereits genannten Gründen, so hat doch die akute Devisenknappheit in vielen Ländern einen solchen Einfluß auf die Gestaltung der Wirtschaftspolitik, daß ihr die Qualität eines zusätzlichen Motivs zugesprochen werden kann. Dies gilt z. B. dann, wenn von inländischen Töchtern ausländischer Banken erhöhte Devisenreservepositionen gefordert werden. Weitere Beispiele finden sich bei der Gründung einheimischer Rückversicherungsunternehmen, bei der Bevorzugung nationaler Transportleistungen im grenzüberschreitenden Verkehr sowie bei scharfen Richtlinien für Regierungskäufe. Schließlich sind die Einschränkungen beim Ge1

Vgl. auch elen dogmengeschichtIichen Abriß bei Büchner [1964, S.628].

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winntransfer aus der Tätigkeit inländischer Filialen an die ausländischen Mutterhäuser anzuführen.

- Arbeitslosigkeit: Die durchgreifendsten Maßnahmen unter der Maxime der Schaffung von Arbeitsplätzen für Einheimische sind die Verweigerung der Einreise im Falle persönlich angebotener Dienste bzw. die Verweigerung des Niederlassungsrechts für fremde Unternehmen und freie Berufe in Branchen, in denen der Bedarf an Dienstleistungen - aus der Sicht der jeweiligen Regierung - von inländischen Anbietern hinreichend abgedeckt werden kann. Auch die Beschränkung von öffentlichen Bauausschreibungen auf das Inland bzw. die bevorzugte Berücksichtigung inländischer Anbieter gehören hierzu. Sind Niederlassungen zugelassen, können quoten ähnliche Auflagen für die Beteiligung einheimischen Personals zum Zuge kommen. Bei allen Beschränkungen dieser Art ist der Gesichtspunkt der Qualifikation von sekundärer Bedeutung. Als Folge kommen unter Produktivitätsaspekten selten sinnvolle Lösungen zustande. - Verbraucherschutz: Die staatliche Bankenaufsicht untersagt in einigen Ländern ausländischen Bankhäusern bestimmte Geschäfte im Inland unter dem Gesichtspunkt des Schutzes der Einleger, weil im Falle auftretender Schwierigkeiten der Zugriff auf das Mutterhaus in übersee nicht möglich ist. Verbraucherschutz wird auch für verschärfte Kapital- und Reservehaltungsbestimmungen gegenüber Banken und Versicherungsgesellschaften in verschiedenen Ländern ins Feld geführt. Sogar die Auflage, das gesamte Management oder Teile davon müßten aus Staatsangehörigen des Gastlandes bestehen, kann aus diesem Motiv gespeist sein. Entsprechend kann die Sorge der staatlichen Versicherungsaufsicht um die Erhaltung der Zahlungsfähigkeit der Niederlassung der Auslandsfirma dem Schutz der dort Versicherten gelten. Auch können Maßnahmen gegen aggressive und übertriebene Werbung ausländischer Anbieter dem Schutz inländischer Verbraucher dienen. Schließlich lassen sich sogar Zugangsbeschränkungen für Ausländer in bestimmten Berufssparten (z. B. Buchprüfer, Rechtsanwälte, Architekten) unter dieser Zielsetzung subsumieren. Zwar ist es den betroffenen Personen auf diese Weise kaum möglich, ihren Beruf in einem anderen als demjenigen Lande, in dem sie ihr Examen gemacht haben, auszuüben. Auf der anderen Seite verstärken aber derartige Zugangsbarrieren in Lebens- und Arbeitsbereichen mit starken nationalen Spezifika die Gewähr für bestimmte professionelle Standards. Dies kommt letztlich dem Verbraucher in den Ländern mit hohen Standards zugute. - Unter den sonstigen Motiven sind Aspekte zu nennen, die keiner der obengenannten Gruppen eindeutig zuzuordnen sind, aber dennoch in der Praxis relevant sind. Dazu zählt neben der Erschließung zusätz-

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licher Einnahmen für die öffentliche Hand im Wege diskriminierender Besteuerung und Erhebung von Abgaben der Wunsch, Einzelheiten über die von ausländischen Firmen eingesetzte Technologie zu erfahren, bevor z. B. Konzessionsanträgen stattgegeben wird. Dem gleichen Ziel kann die Aufforderung dienen, joint ventures mit einheimischen Unternehmen zu bilden, um so am Know-how zu partizipieren. Das ist insbesondere bei Bau- und Ingenieurleistungen anzutreffen. Schließlich können auch soziale und kulturelle Motive bei der Errichtung oder Aufrechterhaltung von Handelshemmnissen eine Rolle spielen. Dies gilt beispielsweise für einige (islamische) Entwicklungsländer, die mit Hinweis auf die Wahrung ihrer kulturellen Identität ausländische Filme und Werbung nicht zum Import zulassen. Der Katalog der Motive macht deutlich, daß nicht hinter jeder von einem ausländischen Anbieter als Handelshemmnis empfundenen Maßnahme eine protektionistische Absicht stecken muß. Zwar zählt für den ausländischen Anbieter nicht das Motiv, sondern die tatsächliche Auswirkung; doch multilaterale, auf die Reduzierung von Hemmnissen gerichtete Verhandlungen müssen die auslösenden Bestimmungsgründe für protektionistisch wirkende Maßnahmen in Rechnung stellen, soll der verhandlungsfähige Kern von hemmenden Maßnahmen realistisch eingeschätzt werden. 6. Warum Liberalisierung?

Das Wachstum des Welthandels seit dem Ende des zweiten Weltkriegs ist untrennbar verbunden gewesen mit einer wechselseitigen Öffnung der Märkte der wichtigsten Handelspartner. In sieben multilateralen Verhandlungsrunden im Rahmen des GATT wurden die entscheidenden Weichen dafür gestellt, daß der stufenweise Abbau von (tarifären) HandeIshemmnissen sowie die Einhaltung gewisser Grundregeln unter den Handelspartnern den Warenaustausch in die Höhe schnellen ließen. Den konzeptionellen Überbau für die Liberalisierung lieferte die ausgefeilte Theorie des Außenhandels. Der Erfolg beruhte indes auf der von nahezu allen Vertragsparteien gemachten Erfahrung, daß die Liberalisierung des Warenverkehrs für sie von Vorteil war. Ein empirischer Nachweis über die Effekte von nichttarifären Hemmnissen - sie beherrschen das Feld im Dienstleistungsverkehr - ist schwierig [Donges, 1981, S. 791]; nicht nur weil die Informationen über Ausgestaltung und Wirkungsweise der Maßnahmen unvollständig sind, sondern auch weil sich die in den gesamten Sozialwissenschaften bestehende Problematik des kontrollierten Experiments hier besonders deutlich stellt: Bestimmte Leistungsangebote gäbe es heute nicht, wenn

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die Protektion nicht existierte (z. B. einige Luft- und Schiffahrtslinien). Die Beiträge der Wirtschaftstheorie in bezug auf Dienstleistungen und deren internationalen Austausch sind bisher bescheiden. Dienstleistungen haben keinen eigenen Platz im Gebäude der Außenhandelstheorie; im allgemeinen wird die Argumentation analog zum Warenhandel geführt. Offenbar herrscht ein mehr oder minder stillschweigender Konsens darüber, daß die Bestimmungsgründe überwiegend außerökonomischer Natur (hoher Grad von Regulierung) sind oder im Prinzip mit denen des Warenhandels übereinstimmen. Das Standardargument für Marktöffnung stützt sich auf die Theorie der komparativen Kostenvorteile [vgl. Shelp, 1981, S. 85 ff.]. Sind diese gegeben, ist es lohnend, sich durch Spezialisierung in die internationale Arbeitsteilung einzuschalten. Daß sich Dienste von Gütern unterscheiden, kann kein hinreichender Grund sein [Hindley, 1984], die Logik Ricardos in Zweifel zu ziehen. Das klassische Beispiel gilt auch dann, wenn man an die Stelle britischen Tuchs britische Versicherungspolicen setzt. Die Gültigkeit des Prinzips der komparativen Kosten als Argumentationshilfe für Marktöffnung im Dienstleistungsbereich wird auch nicht dadurch geschmälert, daß bestimmte Dienste kaum international handelbar sind (einige medizinische und juristische Dienstleistungen) oder daß der Dienstleistungssektor durch ein hohes Maß an staatlichen Eingriffen charakterisiert ist. Auch für Güter gilt, daß sie nicht alle dem Markt zur Verfügung stehen und im übrigen z. B. durch Gesundheits- und Sicherheitsvorschriften staatlich reglementiert sein können [Hindley, 1984, S. 11]. Damit ist es aus der Sicht des Ökonomen sinnvoll, auch den Dienstleistungsverkehr voll in den Prozeß internationaler Spezialisierung einzubeziehen, um unter Ausnutzung komparativer Vorteile die Wirksamkeit der Ressourcenallokation zu erhöhen und schließlich das Welt einkommen zu maximieren. Die Gründe für die Wettbewerbsfähigkeit importierter Dienste liegen - wie auch bei Waren - in günstigerer Faktorausstattung und technologischer überlegenheit; beides zusammen kommt in einem niedrigeren Preis bzw. einer höheren Produktqualität zum Ausdruck. Tatsächlich ist unser Wissen über die Determinanten des internationalen Dienstleistungshandels jedoch noch sehr begrenzt. Ein Versuch im Rahmen des Weltbankstudienprogramms [Sapir, Lutz, 1981], den klassischen Ansatz der Theorie der komparativen Kosten durch die Berücksichtigung unterschiedlicher Faktorausstattung (Heckscher/Ohlin) zu ergänzen und, wie auch die Produktzyklustheorie (Vernon), empirisch zu testen, führte zu dem Ergebnis, daß einige ökonomische Faktoren als Bestimmungsgründe für komparative Vorteile und damit für

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die Struktur des internationalen Dienstleistungsverkehrs gelten können. Dies sei im wesentlichen die Ausstattung mit Sach- und Humankapital; ersteres steuere vor allem das Angebot im Verkehrswesen (Fracht- wie Passagierdienste), letzteres sei ein determinierender Faktor beim Angebot von Versicherungsleistungen8• Insofern ist es nicht verwunderlich, daß hauptsächlich einige Industrieländer für eine Öffnung der Importschleusen auf dem Gebiet der Dienstleistungen plädieren. Trotz ökonomischer Gründe für eine Liberalisierung wäre es dennoch bei Betrachtung der handelspolitischen Wirklichkeit unserer Tage ein Trugbild anzunehmen, daß Protektionisten nur die falschen Bücher zur ökonomischen Theorie des Außenhandels gelesen haben. Gegen einige der obengenannten Motive für protektionistische Maßnahmen kann zwar mit gutem Grund argumentiert werden, daß sie entweder von eher kurzfristiger Sicht zeugen und nicht immer auf produktive Lösungen hinauslaufen (Arbeitsbeschaffung) oder aber vordergründig angelegt sind bzw. nur an Symptomen kurieren wollen (Zahlungsbilanz)8. Insbesondere das Zahlungsbilanz-Argument ist - wenn dauerhaft vorgebracht - ein Indiz dafür, daß der Wechselkurs nicht realistisch gewählt ist. Andererseits müssen gewisse politische Setzungen, auch wenn sie unproduktive Lösungen bedeuten sollten (Kontrolle von Schlüsselbereichen bzw. echter Verbraucherschutz), sowie die Verfolgung kultureller Ziele hingenommen werden; hier endet das Terrain des Wissenschaftlers. Man muß aber die Position von Protektionisten hinterfragen, wenn sie dem Gesichtspunkt der allokativen Effizienz (bei Marktöffnung) das Argument der Verteilungsgerechtigkeit sowie den Aspekt der langfristigen Wachstumsförderung (bei Schutz) entgegensetzen. Den Beweis für die Erreichung dieser Ziele bleiben sie in aller Regel schuldig. Hinzu kommen regionalpolitische Probleme. Denn der aufzugebende, weil nicht konkurrenzfähige Dienstleistungszweig mag schwerpunktmäßig in Gegenden angesiedelt sein, die bei Umstrukturierung auf international leistungsfähige Produktion keine Standortvorteile bieten, daher per saldo Verlierer wären und dann - zumindest in demokratisch verfaßten Gesellschaften - ihre politischen Fürsprecher für eine Erhaltung bzw. einen gebremsten Abbau der bisherigen Strukturen 8 Weitere Detailaussagen z. B. über Beratungs- und Ingenieurleistungen, Bankleistungen und Managementdienste verbieten sich auf grund der derzeitigen Datenlage, die eine entsprechende Aufschlüsselung der "privaten Dienste" nicht zuläßt. 8 Verdrängung oder Aufschub von fälliger Strukturanpassung setzt die betreffende Volkswirtschaft - und die gesamte Gesellschaft - dem Risiko noch stärkerer Veränderungen in der Zukunft aus.

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fänden. Hier ist es die Aufgabe des Ökonomen, die Kosten dieses Verhaltens aufzudecken. Schließlich ist auf das Argument einzugehen, die potentiellen dynamischen Vorteile einer geschützten Dienstleistungsaktivität (Skalenerträge, Erfahrung und andere external ecanamies) würden erst auf längere Sicht zum Tragen kommen und bis dahin einen Schutz- bzw. Erziehungs"zoll" rechtfertigen. Dieses Argument ist zu akzeptieren, solange es als theoretische Basis für Abschirmung in einer übergangsphase gilt und am Ende der "Schonzeit" [Senti, 1984, S. 7] die betreffenden Unternehmen auch der externen Konkurrenz ausgesetzt werden. De facta wird das Argument aber ganz überwiegend zur Rechtfertigung eines Dauerschutzes beansprucht und ist dann unter den Maßnahmen einer allgemeinen Importsubstitutionspolitik zu subsumieren [Shelp, 1981, S. 88], die mit entsprechenden Kosten verbunden ist. 7. Chancen für multilaterale Verhandlungen Im Schlußkommunique der GATT-Ministerratstagung vom November 1982 sind auch Dienstleistungen angesprochen worden - als MemoPosten im letzten Punkt. Dies war der größte gemeinsame Nenner. Auf der Ebene aller internationalen Gremien ist die Behandlung der Dienstleistungsproblematik derzeit dadurch gekennzeichnet, daß die branchenspezifischen Verhältnisse im Dienstleistungsverkehr noch unzureichend geklärt sind, die meisten Staaten noch keine klare Vorstellung darüber haben, ob und gegebenenfalls in welchen Bereichen und in welcher Richtung wirtschaftspolitische Initiativen im internationalen Raum entfaltet und von ihnen mitgetragen werden sollten und in welchem institutionellen Rahmen dies geschehen sollte. Im Vorfeld von ernsthaften Verhandlungen wird es vergleichsweise leicht sein, sich auf eine stärker systematisierte Faktensammlung zu verständigen, d. h. dienstleistungsspezifische Inventare anzulegen. Das weitere Vorgehen zur Gewährleistung einer besseren empirischen Basis wird stark davon geprägt sein, wo bei der Faktensammlung die meisten Vorarbeiten bereits geleistet wurden. Dies sind auf nationaler Ebene die USA, auf internationaler Ebene die OECD. Ernsthafte Verhandlungen über den Abbau von protektionistischen Hemmnissen im Dienstleistungsverkehr müßten, wie zuvor im Warenhandel im Rahmen des GATT, zuerst auf ein Einfrieren der derzeitigen Maßnahmen hinauslaufen. Im nächsten Schritt wären die einzelnen Maßnahmen und ihre Veranlassung zu diskutieren, ehe schließlich die Phase der materiellen Verhandlungen über Abbau bzw. Minimierung der Hemmnisse beginnen kann. Trotz seiner Meriten könnte das GATT

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erst nach einigen Änderungen der Statuten ein geeignetes Forum auch für den internationalen Dienstleistungshandel sein: Zwar enthalten in gewissem Maße einige der in der Tokio-Runde verabschiedeten Kodizes bereits Elemente, die den Dienstleistungsbereich berühren (Regierungskäufe, Subventionen und Ausgleichszölle sowie das Sektorabkommen über den Handel in der Zivilluftfahrt 10 • Doch grundsätzlich ist es als Zoll abkommen ausgestaltet und nicht als Medium zur Regelung nichttarifärer Praktiken, die sich zu zentralen Elementen der Handelspolitik unserer Tage entwickelt haben; zum anderen bezieht sich das Mandat des GATT bisher lediglich auf den internationalen Warenhandel, nicht auf den Dienstleistungsverkehr. Die Mehrzahl der Entwicklungsländer steht überdies jedem internationalen Abkommen, das ihre Handlungsfreiheit beschneiden würde, ihr eigenes Dienstleistungsangebot zu schützen, skeptisch gegenüber und mißtraut einer Behandlung von Dienstleistungsfragen im GATT-Rahmen grundsätzlich. Der Verlauf der Tokio-Runde hat dafür deutliche Belege gebracht, und die Ergebnisse des Genfer Ministerrats im November 1982 bestärken die Entwicklungsländer in ihrer Haltung. Aber auch eine Reihe von Industrieländern haben ihre Position noch nicht festgelegt. Ein möglicher Weg besteht in simultanen Verhandlungen über den Güter- und den Dienstleistungshandel: Eine Lockerung der Handelshemmnisse für verarbeitete Erzeugnisse beim Import der Industrieländer könnte von einer Senkung der Zugangsbeschränkungen zu Dienstleistungsmärkten in Entwicklungsländern begleitet sein [Sapir, Lutz, 1980]. Allerdings sollten derartige Paketlösungen auch den Entwicklungsländern, deren Stärke im Bereich der Dienstleistungen liegt, eine Chance geben. Würden einige ihrer Anliegen zur Regulierung bestimmter Dienstleistungszweige respektiert werden, könnte auch die überzeugung mehr Raum gewinnen, daß die Beseitigung überflüssiger Regelungen dem Handel mehr Entwicklungschancen eröffnet. Sollte dies internationaler Konsens werden, hätte ein neuer Anlauf zur Formulierung internationaler Regeln für den Dienstleistungssektor im Rahmen einer neuen multilateralen Verhandlungsrunde eine größere Chance. Wahrscheinlich aber greifen diese Vorstellungen über globale Verhandlungen zu weit über das derzeit Machbare hinaus. Nach allen Anzeichen wird der Einstieg in konkrete Diskussionen nur partiell sein, und dies in zweifacher Hinsicht: Zum einen werden die Gespräche sich auf einzelne Dienstleistungssparten konzentrieren, zum anderen werden wechselseitige Liberalisierungsangebote am ehesten in dem Nukleus der OE CD-Länder zu realisieren sein. Erfolge unter den Industrieländern mit sichtbaren Liberalisierungsvorteilen wären dann ein starkes 10

Zu Einzelheiten vgl. Krommenacker [1979, S. 515 ff.].

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Motiv für einzelne Entwicklungsländer, sich zu beteiligen [Gray, 1983, S. 385; vgl. auch Corbet, 1977]. Im OECD-Rahmen wird seit Jahren versucht, im Bereich der Informationssammlung die spezielle Sachkompetenz in einzelnen Subsektoren (Erfahrungen mit bestimmten Codes und existierenden Komitees) zu nutzen. Nach allen erkennbaren Zeichen werden sich die Diskussionen und die Analyse auf verschiedenen Ebenen fortsetzen: Der branchenspezifische (vertikale) Ansatz wird weiterverfolgt, um existierende Sachkompetenz zu nutzen, und der von Anfang an von den USA favorisierte sektorübergreifende (horizontale) Ansatz bietet sich zur Behandlung genereller Probleme sowie als Ebene für den Einstieg in die global relevanten Fragen an. Bis es tatsächlich eine neue Verhandlungsrunde im Rahmen des GATT gibt, wird noch einige Zeit verstreichen. Selbst der Handelsbeauftragte der USA, William E. Brock [1984, S. 31], geht davon aus, daß j(;!tzt noch die Phase andauert, in der sich die interessierten Länder über ihre künftige Verhandlungslinie erst mehr Klarheit verschaffen müssen.

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Estimation of Net-Import Demand Functions for the Federal Repuhlic of Germany, 1959 - 1982 By John S. Chipman, Minneapolis*

1. Introduction This paper reports on the first phase of an ongoing research project aimed at obtaining empirical measurement of import and export responses to external prices and other variables, employing a generalequilibrium model of an open economy and a large data set consisting of monthly observations for up to 42 cammadity groups on West German import and export values (1959 - 1982), volumes (1970 - 1982), and price indices (1958 - 1982). The German data set is unique in that no other country at the present time has long monthly time se ries of these variables employing the same method of classification, in this case the industrial classification system (Warenverzeichnis für die Industriestatistik). The price indices consist of three Laspeyres series with bases 1958 (covering the period 1958 - 1965), 1962 (covering the period 1962 - 1973), and 1976 (covering 1970 -1982); the volumes are in thousands of 1976 D-marks (covering 1970 - 1982), and the values are in thousands of current D-marks (covering 1959 - 1982). Traditional methods of estimating import and export responses to price changes have employed unit values rather than price indices, have been limited to annual data and, as a rule, to large aggregates such as total imports and total exports, and have been based on ext~rnal

* Research far this paper was supparted by a generaus grant from the Stiftung Volkswagenwerk. I am much indebted to WiIliam Shobe for initiating the computations, and most especially to David Eagle for bringing them to completion. Thanks are also due to Andrew Brad, Joan Rodgers, Ronald Sands and Guoqiang Tian for valuable assistance at various stages of the project. I wish to thank Wolfgang Bergmann of the Statistisches Bundesamt, Wiesbaden, far providing unpublished monthly data on import and export values and volumes, and to Friedrich Marx for furnishing unpublished price-index data. Thanks are also due to Erika Linke of the Interlibrary Loan Services of the University of Minnesota Library for her assistance in obtaining historical (pre - 1970) series on import and export values.

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partial-equilibrium types of models in which anational economy is depicted in the same way as a household, responding to exogenously determined prices and income 1 . The main objection to this approach that needs to be stressed here is that a country's national income is valued in prices and factor rentals whichcannot be considered as exogenous, for they are themselves influenced by external prices. The only component of national income which may legitimately be considered exogenous, therefore, is the deficit in the balance of payments on current ac count. This is then the variable that is used in the present study to capture the "income effect". In Section 2 of this paper, the main features of the general-equilibrium model are developed. In Section 3, simplifications are introduced in order to specialize this into a tractable econometric model. The empirical results are described and evaluated in Section 4. 2. The General-Equilibrium Model The basic model to be used has been developed in Chipman [1979; 1981 a; 1984]. Commodities are classified into three categories: (1) nl tradables produced at horne; (2) n2 tradables not produced at horne; and (3) n3 nontradables. There are n1 + n2 + n3 commodities and m primary factors. Production of the jth commodity in category k (k = 1,3) at time t is governed by a production function

which is concave and homogeneous of degree 1 in the input vectors u~, whose i th elements u v i~ respectively denote the input of the i th commodity in category T, or the i th factor, into the production of the i h commodity in category k. The second expression in (1) specifies the assumption of Hicks-neutral technical change, where ;.: (t) is an unknown function of time, assumed to satisfy (1) = 1 and;': (t) > 0 for

vr.

t,

Ä:

t> 1.

The minimum-unit-cost function dual to (1) is, for produced commoditi es (k = 1,3),

p: =

(2)

where pr

= (p~.

gr (p1, p2, p3, W, t)

= ;.~ (t) -1 gr (pt, p2, p3, W, 1)

p; , ... , p~)' and w (t) =

(W1, W2, ••• ,Wm)'

are vectors

of commodity prices and factor rentals. The input-output and factoJ.'output coefficients are, by Shephard's theorem, 1

For a good survey of the standard procedures see Leamer, Stern [1970].

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Estimation of Net-Import Demand Functions (3)

a p~ a g i'

199

u~~

~_ _ ' _ = - - " - = a~~, k

q;

-

I]

where the u'~ and v~. are the demand funetions for intermediate inputs 'I 'I and primary faetors, and the ar~ and b k. are the eorresponding input'I '1 output and faetor-output eoefficients, satisfying (4)

a~~ (pl p2 p3 w t) =).~ (t)-1 a~~ (p1 p2 p3 w 1) 1,1

""

bt (p1, p2, p3,

,

w, t) =

""

'lr1

).7 (t) -1 bt (p1, p2, p3, W, 1)

Net output of the i th eommodity in eategory T is defined (for T = 1,2,3) by (5)

and the assumption of full employment entails (6)

where lj is the supply of faetor i. Defining the input-output and faetor-output matriees Bk = [b~i]' and denoting for brevity Ark = Ar'. (pl, p2, p3, W, 1),

(7)

Bk = Bk (pl, p2,

we may define the integrated faetor-output matriees p2, p3, W, t) by _ _

[Cl (. , t), C3 (. ,t)] = [BI, B3]

(8)

{ A let) - AU

_ A3t

Ark

=

.,

[a~~]

and

pa, W, 1)

er (. , t)

=

er (pl,

- Al3}- 1

A3 (t) _ ASS

where Ar (t) = diag {ll (t)}. It is shown in Chipman [1984] that (5) and (6) reduee to the single resouree-alloeation eonstraint Cl (pl, p2, pa, W, t) yl

(9)

+ ca (pi, p2, pa, w, t) yS =

Z

These eonstitute m equations. Equations (2), which may be written in the form (10)

Ak (t) -1 gk (p1, p2,

pa, w, 1) =

pk

(k = 1,3)

eonstitute additional nl + ns equations. There are a total of nl + 2 na + m unknowns pS, w, yt, and yS, so ns more equations are needed. These are the equations that set the demand for nontradables equal to the supply.

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John S. Chipman

200

It will be assumed that consumer preferences are aggregable, and thus that aggregate consumption x = (xl, x 2, x 3) is obtained by maximizing an aggregative utility function U (xl, x 2, x 3, t)

(11)

(assumed concave and nonsatiating) subject to an aggregative budget 3 constraint ~ pk. x k = Y, where Y is total disposable income given by k=l

(12)

Y

= II (pl, p2, pS, D, l) + D = w . Z + D

where II (pl, p2, pS, D, I) is the national-product function (defined as the maximum of

3

~

k=l

pk. yk subject to (1), (5), and (6), and D is the deficit

in the balance of payments on goods and services. The time argument is included in the utility function in order to allow for seasonal variation (particularly in the consumption of elothing, heating, and transporta~ tion) and possibly also for trend. This yields a demand function x

(13)

=

h (pl, p2, p3, Y, t)

and thus, in particular, the set of equations h3 (pl, p2, pS,

(14)

II (pl, p2, pS, D, Z)

+ D, t) =

y3

that elose the model. The solution of the system (9), (10), and (14) will be denoted p3 =

(15)

w

p3 (pl, p2, D, Z, t);

=;V (p1, p2, D, Z, t);

yl = yl (pl, p2, D, Z, t) y3

=

y3 (pl, p2, D, Z, t)

The net-import demand functions, which are the object of interest in this paper, are the functions zr = h r (pl, p2, pS (pl, p2, D, Z, t),

II (p1, p2, pS (pt, pli, D, Z, t), l)

- yr (pl, pli, D, Z, t) == iir (pl, pli, D, Z, t)

(16)

T

y2

for = 1,2, where is obtained from to (8) (with - Ar2 replacing Er).

+D

Yi and yS by a relation analogous

By calculating the Slutsky terms (17)

a lii a lii ",Ic ., --+--,.. ap~, aD '

rlc § ..

it may be verified that the (n1 + n2) X (n1 + n2) Slutsky matrix of the system (16) is symmetrie and negative semi-definite, hence that the

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Estimation of Net-Import Demand Functions

201

trade-demand functions (16) are generated by maximizing a tradeutility function U (zl, z2; I, t) subject to a balance-of-payments constraint 2

~

k=1

pk. Zk =

D. Space limitations prevent such calculations from being

presented here, but for the case of integrated production the reader is referred to Chipman [1981 a]. 3. Formulation of the Econometric Model

The point of view maintained in this paper is that the econometric model actually applied to empirical data should be capable of being generated by a theoretical general-equilibrium model such as the one described in the preceding section. Thus, it should be capable of a preeise interpretation in terms of the underlying assumptions (however unrealistic) concerning preferences, production, and resource allocation. However, unless one imposes very simple underlying assumptions, the model quickly becomes empirically intractible. Logically, the ability to carry out a large-scale empirical program with simple speeifications is a precondition for the ability to do so with more complicated (and more realistic) ones. It has therefore been deeided to choose the simplest possible parametric speeifications, since in subsequent studies one can always intro du ce refinements. It will therefore be assumed that consumer demand follows the form of Stone's [1954] "linear expenditure system", so that the expenditure on the i th commodity in category T is given by (18)

where U is interpreted as the minimum requirement of the commodity in question, and the

ei satisfy eir > 0

and

3

~

"r

~

,=1 ;=1

ei

= 1. Formula

(18) thus states that the extra income left over after satisfying the minimum requirements is allocated in constant proportions e{ among the n1 + n2 + n3 commodities. The demand function (13) then specializes to (19)

where bi~ = 1 for T = k and i = i and 0 otherwise; (19) is, of course, defined only for prices and income for which the bracketed terms in (18) are positive. As was shown by Samuelson [1948], it is generated by a shifted Cobb-Douglas utility function

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John S. Chipman

202

U(x1, x 2, x 3, t)

(20)

nIe

3

=n n

k=l:/=l

I:

k

k

(x; - ~;) 9;

Gf course, this utility funetion is defined only for x~ > ~J. It will be convenient to define the net-import-value demand funetions v r = pr • h!, T = 1, 2, where 'h r is defined by (16). Given the specification (19), the net-import-value demand funetions may be written in matrix form as 1 { VI (pI, p2, D, t) } = {PI O} { h (pI, p2, D, l, t) } v2 (pI, p2, D, t) 0 p2 h2 (pI, p2, D, l, t) (21)

=

+{I-6)11 -

6)21

[D

+ TI

(pI, p2, f53 (pI, p2, D, l, t), l, t)]

_6)12}{Pl

I - 6)22

0

{:~

}

O}{ ~1}_{Plil(Pl'P2,D,l,t)} y2 p2, l,

p2

P2

~2

(pI,

D,

t)

where 6)r" is the n r X nIe matrix whose (i, i)th element is

e~,

and

pk = diag {pJ}. Rewriting (21) as

D,

(22)

{ VI (pI, p2, l, t)} = v2 (pI, p2, D, l, t)

+ TI

1 (p ,

.:=:~

D{eI} {I e2 + -

1 2 1 ,p ,D, ,t), l, t)

1J2, V' (p

- 6)12} { pI ~1 } p2 ~2

6)11 6)21

I - 6)22

{eI } {PI y2 (pI, p2, D, l, t) e2 - 1'2 y2 (pI, p2, D, l, t)

}

we see that the first two terms have the same form as the linear expenditure system, with Y replaced by D. While D enters both the last two terms, there is an interesting special case in which it does not enter the penultimate one. This is the case in which nl = m and Samuelson's factor-price equalization phenomenon holds, since one can solve the two sets of equations (10) for p3 and w as funetions of pI, p2, and t only, and independently of D and l. Such a hypothesis was tested and upheld in Chipman [1984]. In a model of pure exchange, we could make an identification between commodities and faetors, and assume Y~ = Y~ = lr. Retaining the above assumption nl = m would then require n3 = 0 (no nontradables). In that case (22) would reduce to (23)

{ VI

(pI, p2, D,

v2 (pI, p2, D,

+ { 1-6)11 - 6)21

l, t)

l, t)

- 6)12 1-6)22

}

} =

D

{eI} e2

{PI [~1 (t) p2~

(t)

-

+ yl (t)]}

This has exactly Stone's form, and the corresponding net-import demand funetions (16) are thus generated by a trade utility funetion of the form

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Estimation of Net~Import Demand Functions (24)

-

nk

n n 2

U (zl, z2, t) =

k

k

203

ek

(Z; - ~j (t) i

1 - pr yr in (23)). Pollak and Wales [1969, p. 616] adopted the more satisfaetory proeedure of making the stochastie speeifieation with regard to the term eorresponding to Ck (t) in the utility funetion (24); however, they assumed that this term is normally distributed, which violates the eondition that z~ > ~r (t). Work on which the present author is eurrently engaged [Chipman, Tian, 1984] replaees this by the assumption that the 'IJ~ = - i:~ have a 3-parameter multivariate lognormal distribution; however, diffieulties in developing a satisfaetory eomputational proeedu re have so far prevented this method from being sueeessfully implemented. The next section therefore reports on the empirie al results of a study in which Stone's original algorithm has been applied to (23).

4. Empirical Implementation and Results At this stage it is worthwhile to simplify the notation and drop the distinction between tradables produeed and not produeed at horne. Dur trade-utility function (24) may therefore be written in the form (25)

where Zt = (Ztl, Zt2, ••• or negative exports),

is a veetor of n = nl + n2 trades (imports is a random variable with a multivariate

, Ztn) ftj

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204

J ohn S. Chipman

2-parameter lognormal distribution (ri" (t) being the unknown lower bound of the corresponding 3-parameter distribution), and rj* (t) is postulated to have the form (26)

'/; (t) = I'j

+ aj cos(i t)+ b j sin(it) + ci t

for t = 1, 2, ... , T (the sampIe size). Thus, the term rJj (t) of the preceding section corresponds to ri* (t) + Etj; its negative, Ci (t) = - 'f}j (t), may be visualized as the random and time-varying displaced origin of a Cobb-Douglas trade-indifference map. The sinusoidal terms are included to allow for the strong seasonal pattern observed especially in trade in leather and textiles and in wood products, reflecting seasonal patterns in clothing and building construction. They may find their source partly in the terms ;..~ (t) in the production functions (1), but probably mostly in the terms (t) in the utility function (20). The trend term in (26) is a crude approximation to represent differential rates of technical change in the A~ (t), changes in factor endowments l (t), and possibly changes in tastes (or product quality).

$:

The expenditure functions generated by (25) have the form (27)

Ptj Ztj = D t ej

+ ~

1=1

Pti· i'i (ej - (ju)

+ t~l Pti sin (~t )bi (ej -

(jij)

+

+ ~

t=l

P'ti cos (~6 t) a (ei i

J1 Pti Ci (ej -

(jjj)

(jij)

+ etj

where Dt is the current-account deficit at time t, Pti is the price of the i th tradable commodity at time t, 6ij is the Kronecker delta, and etf is a random term defined by the (singular) transformation (28)

n

etj = t~l Pti (ej - (jij)

+ Etj

Note that prices enter into all but one of the non-stochastic terms on the right of (27). Nevertheless, in the decomposition of predicted values of Ptj Ztj to be discussed below, the first term will be referred to as the trade-deficit component, the second as the price component (with price-coefficients ßu = ri (ei - 6ij)), the third and fourth together as the seasonality component, and the fourth as the trend component. Data have been employed corresponding to the six broad categories of the German industrial classification system, namely (1) agriculture, forestry, and fishery products, (2) mining products, (3) basic materials (including base metals, chemieals, wood, and pulp and paper), (4) capital goods (including machinery and transport equipment), (5) consumer

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Estimation of Net-Import Demand Functions

205

goods (with a large textile component), and (6) food, beverages, and tobacco. Imports and exports were initially kept separate, so that there were n = 12 categories. For the current-account deficit D t , data were used on the import and export values actually employed; thus, unclassified goods, as weIl as services, were not included. This is somewhat similar to the practice employed inestimation of systems of consumer demand functions, in which total expenditure is used in place of income. One important adjustment was made to the trade-deficit se ries Dt. Just as U.8. professors continue to consume du ring summer months when they earn no salary, and base their spending on "permanent income", so may nations be assumed to spend on the basis of "permanent deficits" rather than temporary deficits in their current accounts2 To capture these effects in a theoretically satisfactory manner, one should employ an intertemporal model. In the absence so far of a tractable intertemporal model, the expedient has been employed of representing the term D t by a 12-month moving average of the merchandise-trade deficit (excluding unclassified items). The parameters in (27) have been estimated by 8tone's [1954] algorithm. However, instead of taking the initial estimates of the 0j 5 in (27) to be the least-squares estimates (this led to some negative 0j 5), initial Yj 5 were chosen by the formula (29)

yO = -

min

t

1,2, ... , T

=

using 1976-base volume data for the chosen according to

Ztj

Z'j 5. 3

The initial

0j 5

were then

(30)

Thereupon, 8tone's recursive algorithm was followed, with obvious modifications to take care of the trend and seasonality terms. 2 It should be noted that aggregation across disparate households makes it more plausible that aggregate spending should depend on current income, hence an argument may be made for employing the current current-account deficit, or a moving average shorter than the 12-months used in the present computations. 3 These data go back to 1970. Since no monthly volume data exist prior to 1970, volumes during the period 1959 - 1969 were approximated by dividing values by price indices in the two index periods, and these were linked to the 1976-base volumes at January, 1970. Volumes were used only in (29).

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John S. Chipman

In attempting to fit the full 12-commodity model, negative (though very smalI) estimates were obtained for mining exports, and in some runs also for agricultural exports. This was attributed partly to the high multicollinearity between import and export prices (especially in mining, reflecting variations in oil prices), and partly to the fact that exports of these categories were very small compared to imports. The expedient was then followed of aggregating the six import and export categories into net imports, and taking weighted averages of the corresponding price indices. This procedure requires some justification. It has been pointed out forcefully by Barker [1976, p. 164] that imports and exports constitute heterogeneous categories - otherwise one could not account for the two-way trade. A similar point has been emphasized by Grubel, Lloyd [1975]. This point is completely accepted here. However, there is the same objection to aggregating steel and chemicals in the same import (or export) sector that there is to aggregating imports and exports in the steel (or chemical) sector. Are steel exports closer substitutes to chemical exports than to steel imports? That is the kind of question that must be faced, because in empirical work one is forced to aggregate, and the only question at issue is the best method of aggregation. The results reported here refer to one out of many possible methods of aggregation. Another would be a mixed method: aggregation of some corresponding import and export sectors, and nonaggregation - or even dis aggregation - of other separate import and export sectors. Future work is planned along the lines of this mixed approach. Monthly data were employed covering the period 1959 - 1982. Price indices are Laspeyres series with 1958, 1962, and 1976 bases. The estimated coefficients are displayed in Tables 1 and 2. The units for (import and export) values and volumes were converted to millions of current and 1976 D-marks respectively, and for prices to 1976 = 1. Time was measured as t = 1, 2, ... , 288. Figures 1 a and 1 b show the relationships between the actual and predicted values. The fit is best for mining products and capital goods; it is poorest for foodstuffs. The deviations between the actual and predicted values in Figures 1 a and 1 b suggest a nonlinear trend would have provided a better fit for foodstuffs; but this would merely have given precision to our ignorance4 • " A number of shortcomings of the model could account for the fact that it does not perform as weIl with finished goods as with primary products. One is the failure - pointed out to the author by Wilhelm Krelle - to take account of lags in prices. As indicated in Chipman [1981 b], domestic prices respond to external prices with a greater lag in the case of finished goods. Another is the approximation of (22) by (23). It may be mentioned that esti-

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Estimation of Net-Import Demand Functions

207

Figures 2 a and 2 b plot a breakdown of the predicted values into the four eomponents. These diagrams eontain a number of interesting features. First, it may be observed that in the ease of mining produets, the priee eomponent explains most of the variations in net imports. This is also true, to a lesser extent, of agrieulture. Another very interesting feature is the declining trend in the ease of eapital goods, suggesting that this is a technically progressive seetor in which West Germany's eomparative advantage has been improving. Some checks have been made eoneerning the theoretieal validity of the estimates. In partieular, it ean be shown that the Slutsky matrix (see (17)) for the trade-demand function eorresponding to (27) has the form (31)

where now (32)

e=

diag { Bi} and o (t) = D t

+

n

*

~ I'j: (t) Pt"

k~l

Sinee BB' - e = - e1l2 (I - e1l2 u' e1/2) el/2 , where t denotes a eolumn of ones, and sinee I - e1l2 tt' el/2 is symmetrie and idempotent of rank n - 1, the matrix (31) is negative semi-definite if and only if 0 (t) > 0 for all t. It has been verified that this is indeed the ease. The results presented here, though based on a relatively erude method, are nevertheless suffieiently eonvincing to suggest that future refinements may be expeeted to bring good returns.

mates (not reported here) with the addition of a semiannual seasonal term did not substantially improve the fits.

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J ahn S. Chipman

Table 1

Estimated Coefficients Using stone's Method, 1959 - 1982 Mlll10ns of D-marks Sj

Category j Agrlculture, etc. ............ Minlng products ............ Basic materials ............. Capltal goods ............... Consumer goods ............ Foodstuffs .................. ,

.0209590 .1201200

a.

I

1

-

1,394.50

40.989

I

b. 1

-

c.

I

1

- 1.6183

76.977

- 3,104.60

- 334.100

- 198.840

3.4652

- 3,339.90

- 443.000

- 377.800

17.4380

.4549600

- 3,697.90

- 528.060

- 701.830

50.0520

.0930280

-

974.38

- 200.000

- 140.710

2.2856

602.29

-

38.543

.5828

.3054700

.0080798

l:

1-

Yj

88.029

= 1.0026168

Table 2

EsUmated Price Coefficientsa) Using stone's Method, 1959 -1982 External Prices Net-Import Category

Agrlculture ...... Mlnlng products Basic materials .. Capltal goods .... Consumer goods Foodstuffs .......

Agrlcul- \ Minlng products ture

Basic \ Capltal \ Consumer materials goods goods

-

425977.9

1365272.7

- 167507.3

- 65069.3

2731675.4

- 70001.0

- 401188.8

- 77504.3

- 444191.7 - 1129597.5

- 20422.0

- 117042.51- 297643.9 - 72347.1 - 183981.5

- 12623.4

-

-

I

Foodstuffs

634441.7

- 129727.5

- 11267.3

948362.2 - 1412468.8

- 288814.7

- 25084.5

2319660.7 - 1519520.9

- 310704.2

- 26985.7

- 344008.2

- 29878.3

2015503.4

-

443303.9 274017.9

-

883735.4 56029.8

-

7872.8 597423.6

a) The entry In the i th row and jth column is the estimated coefflcient Pij = Yi (ej -

~ij)

glvlng the effect of a change In the i th price on a change In the jth net

Import.

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Estimation of Net-Import Demand Functions

209

Figure 1 a West German Net Imports: Actual and Predicted Values a ) 320 2.

1

Ag. & forest products (1,000 DM x 106 ) - - - Actual values

1.840

............... Predicted values

,..·1 .880

Basic materials (1,000 DM x 106)

- . 800

1I i

-1.600

~

-2.400L-r-~~~- -~~-~~-r-~'-~--'---' Consumer goods (1,000 DM x 106 )

.. :"'"

.........•

:

.400

-.400

1959 60 ' 61 ' 62 ' 63 ' 64 ' 65 ' 66'6768 ' 69 ' 70 ' 71 72 ' 73' 74 ' 75 ' 76 ' 77 ' 78 '79 80 ' 81 ' 82

a) Stone method; 12-month moving average of balance of payments used. 14 Schriften d. Vereins f. Socialpolitik 148

DOI https://doi.org/10.3790/978-3-428-45932-2 | Generated on 2023-09-08 21:17:09 OPEN ACCESS | Licensed under CC BY 4.0 | https://creativecommons.org/about/cclicenses/

John S. Chipman

210

Figure 1 b

West German Net Imports: Actual and Predlcted ValuesaJ 6.000

Mining products (1,000 DM x 10 6 ) - - - Actuol values

4.000

................ Predicted values

Capital goods (1,000 DM x 107 )

- .400

-.800

-1.200

8.000

Foodstuffs (1,000 DM x 10 5)

6.000

4.000

2.000

o 1959 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 "72 73 74 75 76 77 "78 79 80 "81 82 a) Stone method; 12-month moving average of balance of payments used.

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Estimation of Net-Import Demand Functions

211

Figure 2a

West German Net Imports: DecomposUion of the Predic&ed Value a ) 2.160

Ag. & forest products (1,000 DM x 106)

1.520

.880

.2~0

S D

-.~OO

t280

Basic materials (l,OOODMx 106 )

.560

- .160

-.880

-1.600

Consumer goods (1,000 DM x 106 )

1.~~0

.880

.320

-.2~0

-.800

+-~.,---~~~-~~-~~~-~~-~~~-~~-~~-~~~-~~---l

1959 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69 70 71 72 73 74 75 76 77 78 79 80 81 82

a) Stone method; 12-month moving average of balance of payments used. D = Trade dencit, P = Price effect, S = SeasonaJity, T = Trend, F = Predicted value (sum of the 4 components). 14'

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212

John S. Chipman Figure 2 b

West German Net Imports: Decomposition of the Predicted Value a ) 6.000

Mining products (1,000 DMx 106) 4.000

2.000

F

- 2.000

F

+---r-,..--.---,-.,.--.....,.--,.--,--,-.,.--.....,.--,.--,--,-.,.--.....,.--..___-,-~,__..___r-..____,__t

Capitat goods (1,000 DM X 10')

s

-.400

-.800

-1.200 +--.-,__-.-.....,.--,--.--,---.----.-,--,-,----.----.-,--_,-,..---,---,-.,--.-,..---,--\1

Foodsluffs (1,000 DM x 105) 5.440

3.680

1.920

- 1.600 +--.-_,..--,---,_.,.--.....,.-_,.--,--,_.,.---.-_,.---.-,,__.,.---,--,..--,---,,---,-.....,.--..--,-...-J 1959 60 61 62 63 64 65 66 67 68 69· 70 . 71 72 7~ 74 75 76 77 78 79 80 81 82

a) Stone method; 12-month moving average of balance of payments used. D = Trade deficit, P = Price effect, S = Seasonality, T = Trend, F = Predicted value (sum of the 4 components).

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Estimation of Net-Import Demand Functions

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Arbeitskreis 3 Internationaler Kapitalverkehr und Zahlungsbilanz Leitung: Jürgen Schröder, Mannheim

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Preis, Wechselkurs und reale Kassenhaltung bei hyperinflationärer Geldpolitik Spezielle und allgemeingültige Erfahrungen aus der deutschen Inflation Von Feter Bernholz und Man/red Gärtner, Basel"

1. Einleitung Die vorliegende Arbeit knüpft an Bernholz et al. [1985] an. Dort wurde unter Verwendung umfangreichen empirischen Materials gezeigt, daß ein einfaches Kapitalmarktmodell der offenen Volkswirtschaft dann als leistungsfähiger, allgemeingültiger Erklärungsrahmen für die Entwicklung von Preisen und Wechselkursen bei inflationärer Geldpolitik dienen kann, wenn man bestimmten allgemeinen historischen und institutionellen Zügen des jeweils betrachteten Falles in modelladäquater Weise Rechnung trägt. Spezielle Bedeutung kommt hierbei der Modellierung (i) der vorausgegangenen Inflationserfahrungen der untersuchten Volkswirtschaft, (ii) der beschleunigten Preisanpassung an Nachfrageüberhänge bei steigenden Inflationsraten und (iii) der verzögerten Reaktionen auf dem internationalen Kapitalmarkt zu, letzteres in erster Linie für den Fall, daß man Zeiträume flexibler Wechselkurse in vergangenen Jahrhunderten betrachtet. Die früher vorgelegten empirischen Belege sollen nun durch den Versuch einer modelltheoretischen Erklärung von Preis- und Wechselkursbewegungen während der deutschen Hyperinflation ergänzt werden1 • Es wird zu klären sein, ob sich diese sehr extreme Phase inflationärer Politik in den für andere Länder und Perioden erfolgreichen

* Wir danken Carl-Ludwig Holtfrerich und Karlhans Sauernheimer für wertvolle Hinweise sowie John Noorlander und Ralph Honegger für die Durchsicht des Manuskripts. 1 Es gibt inzwischen eine kaum noch überschaubare Anzahl von Arbeiten über die deutsche Hyperinflation, im Anschluß an Cagan [1956] allerdings in der Regel eingeengt auf die Erklärung der realen Kassenhaltung. Auf diese Arbeiten werden wir in Teil 3 zurückkommen. Frenkel [1976] legt wie wir besonderes Augenmerk auf die Erklärung der relativen Entwicklung von Geldmenge, Preisniveau und Wechselkurs. Er versucht jedoch nicht, seine für die deutsche Hyperinflation erzielten Ergebnisse in einen weiteren Zusammenhang zu stellen. Die umfassendste historische Aufarbeitung der deutschen Inflation ist zweifellos die Arbeit von Holtfrerich [1980].

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Peter Bernholz und Manfred Gärtner

218

Erklärungsrahmen einfügt oder ob sie weitgehend nur als singuläres historisches Ereignis beschrieben und interpretiert werden kann. Teil 2 enthält die Grundstruktur des Simulationsmodells. Teil 3 modifiziert das Modell für hyperinflationäre Entwicklungen und setzt sich schließlich mit der deutschen Hyperinflation auseinander.

2. Das Modell Wir verwenden eine leicht vereinfachte Version des in Bernholz et al. [1985] entwickelten Simulationsmodells. Der eher traditionelle Teil dieses Modells wird durch die Gleichungen (1) - (8) wiedergegeben:

+ E t -1 (p) t51 (e + p* - p) + t5 2 Y -

(1)

P = v (d -

(2)

d

(3)

m- p

(4)

R

(5)

E (et+1) = P1 (e - e)

(6)

E (Pt+l)

= P2

(7)

E (~t+1)

=

E (mt+1)

(8)

E (~t+1)

=

E (m t +1)

=

=

Phillipskurve

y)

t53 (R - E (Pt + 1»

=

Cl

Co

§

~

r:l

~

(Jl

g:

('i)

::r: S' ,..,

.'1

('i)

~

~ ....

~

~

~

z

00

Die Ausländerbeschäftigung

379

im Kapitaleinsatz verkörpert ist, ein durch den Rückgriff auf das elastische Angebot an ausländischen Arbeitskräften mögliches capital widening nicht mit geringen Produktivitätsfortschritten verbunden sein muß. Die reduzierten Verdoorn-Gleichungen für den sekundären Sektor in zwei Regionen (vgl. Tabelle) zeigen bei deutlich verschiedenen Ausländeranteilen an der Beschäftigung vor allem bezüglich der Skalenerträge stark unterschiedliche Ergebnisse. Dieses Resultat kann zur Stützung der Position der Strukturpessimisten herangezogen werden.

4. Abschließende Erwägungen Aufgrund einer umfassenden Untersuchung regionaler Querschnitte stellt Schwarz [1985, S. 415] fest, "daß in den Kantonen mit großen Beschäftigungsanteilen der Ausländer erhöhte industrielle StrukturstärkenI3 , große Volkseinkommen je Einwohner, hohe Produktivität und primäre Einkommen je Einwohner sowie - etwas weniger ausgeprägt - hohe Löhne festzustellen sind". Daraus könnte geschlossen werden, daß die Gastarbeiterbeschäftigung durchaus positive wirtschaftliche Auswirkungen haben kann. Die in diesem Papier vorgelegten Zeitreihenuntersuchungen der Zusammenhänge zwischen den Wachstumsraten einzelner wichtiger Größen bestätigen diese Interpretation nicht. Die Zeitreihenuntersuchungen lassen die Vermutung zunehmender Skalenerträge zwar zu. Diese sind aber weder eine notwendige noch eine hinreichende Voraussetzung dafür, daß die wirtschaftliche Expansion mit einer Erhöhung der Produktivität einhergeht. Sie begünstigen jedoch das Wachstum der Produktivität im Gefolge einer Ausweitung des Faktoreinsatzes. Die Komponentenanalyse bestätigt, daß durch eine Strategie des Rückgriffs auf ausländische Arbeitskräfte das Wachstum extensiv über die durch die nationalen Faktorbestände gegebenen Grenzen hinaus ausgeweitet werden kann. Dieselbe Strategie kann, auf das Wachstum der Pro-Kopf-Größen bezogen, aber durchaus nachteilig seinI4 • Aufgrund der Konfrontation dieser Aussage mit jener, die Schwarz auf der Basis von regionalen Querschnittsvergleichen von Ausländeranteilen und Indikatoren des Niveaus von Pro-Kopf-Einkommen und Arbeitsproduktivität gewonnen hat, läßt sich nicht ausschließen, daß 13 Die Indikatoren der Strukturstärke sollen zeigen, inwiefern die Industrie eines Kantons international konkurrenzfähig ist [vgl. Luder, 1980]. 14 Ein ähnliches Bild wie bei der Komponentenzerlegung des Wachstums des Pro-Kopf-Einkommens zeigt sich, wenn das Wachstum der Arbeitsstundenproduktivität analog zerlegt wird.

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Niklaus BlaUner, Heinrich Schwarz und George Sheldon

die Ausländerbeschäftigung zwar Erfolge brachte, jedoch nicht unbedingt die beste Strategie gewesen ist. Eine größere Zurückhaltung bei der Ausländerbeschäftigung hätte bessere wirtschaftliche Ergebnisse bringen können. Vergegenwärtigt man sich zusätzlich die erwähnten konjunkturellen Nachteile der Ausländerbeschäftigung und die vielfältigen sozialen Probleme, die ihr auf Dauer anhaften, widerlegt demnach auch das Beispiel der Schweiz die Auffassung nicht, die Strategie der internationalen Migration sei volkswirtschaftlich problematisch. Berücksichtigt man neben der Unvollkommenheit der präsentierten Ergebnisse auch die sozialen und politischen Aspekte der internationalen Solidarität, sind doppelt vorsichtige Schlußfolgerungen angezeigt. Eine umfassende Beurteilung der Kontroverse um die Vorteilhaftigkeit der Ausländerbeschäftigung, d. h. für oder gegen die KindlebergerLewis-Verdoorn-Position bzw. die Position der Strukturpessimisten, ist auf der Basis des vorgelegten Materials und der in diesem Papier enthaltenen überlegungen nicht möglich.

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Die Ausländerbeschäftigung

381

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Die Arbeitskräftewanderung aus dem Mittelmeerraum Entwicklung und Bedeutung für die Herkunftsländer Von Egon Tuchtfeldt und Thomas Straubhaar, Bern 1. Problemstellung Im Gegensatz zu Kapitalwanderungen und zur soziologischen Migrationsliteratur sind internationale Arbeitskräftewanderungen in der ökonomischen Forschung lange Zeit kaum thematisiert worden!. Erst die innereuropäische Arbeitskräftewanderung seit dem Ende der fünfziger Jahre und deren starke Ausweitung in den beiden folgenden Jahrzehnten ließ die Migrationsprobleme zum Gegenstand wirtschaftswissenschaftlicher Untersuchungen werden. Vorherrschend war dabei die Erörterung aus der Sicht der Aufnahmeländer. Die Perspektive der Herkunftsländer wurde weitgehend vernachlässigt. Ausgehend vom Lewis-Modell des DeveZopment with Unlimited Supplies of Labor [Lewis, 1954] waren es Kindleberger [1965; 1967] und darauf fußend Kenen [1971], die das Augenmerk der Forschung auf die Auswanderungsländer richteten. Zusammen mit den in den siebziger Jahren weltweit gewachsenen Beschäftigungsproblemen bildeten ihre analytischen Überlegungen Ausgangspunkt für eine Fülle empirisch-deskriptiver Migrationsuntersuchungen auch für die Herkunftsländer2 • Weiterhin vernachlässigt blieben die Entwicklung gesamtwirtschaftlicher Makromodelle und daraus abgeleiteter empirisch testbarer Erkenntnisse'. Hier nun setzt die vorliegende Untersuchung ein: Sie will mit Hilfe empirisch getesteter Hypothesen die Bedeutung der Nordmigration für 1 Als Ausnahme sei auf den Sammelband von Thomas [1958] und auf die in diesem Band angeführte Literatur hingewiesen. 2 Einen überblick der großen Fülle deskriptiver Studien für die Herkunftsländer bieten die Bibliographien von Hermanns et al. [1979], Peters [1982] und des lAB [1983]. - Als Fortsetzung der analytischen Forschung Kenens wären die Arbeiten von Heiduk [1980] und von Rivera-Batiz [1982] zu nennen. 3 Eine Ausnahme dazu bildet aus der Sicht der Herkunftsländer Sapir [1981]. - Mehrere Untersuchungen mit gesamtwirtschaftlicher Blickrichtung bezogen sich nur auf interne Wanderungen (so Salvatore [1977 a; 1977 b; 1980; 1981] und Garcia-Ferrer [1980]).

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Egon Tuchtfeldt und Thomas Straubhaar

384

die südeuropäischen Herkunftsländer analysieren (Portugal, Spanien, Italien, Jugoslawien, Griechenland und Türkei). 2. Makroökonomische Analyse der Emigration aus der Sicht der Herkunftsländer Die Wanderung von Arbeitskräften berührt den Wirtschaftskreislauf der Herkunftsländer direkt in zwei Punkten: -

Je nachdem, ob der Migrationssaldo dM (dM = Auswanderung minus Rückwanderung) größer oder kleiner Null ist, vergrößert oder verkleinert die Wanderung das heimische Angebot an potentiellen Arbeitskräften.

-

Mit der Migration verbunden sind monetäre Ströme. Teile des im Ausland erworbenen Einkommens werden gespart und in die Herkunftsländer überwiesen. Daraus ergeben sich migrationsinduzierte Effekte auf die Nachfrage nach im Inland oder Ausland hergestellten Konsum- und Investitionsgütern und damit auf die Zahlungsbilanzen der Herkunftsländer. a) Ökonomische Bedeutung der migrationsinduzierten Arbeitsmarkteffekte

Um die Bedeutung eines veränderten Arbeitskräfteangebots für die Herkunftsländer zu erkennen, soll ausgegangen werden von einer offenen Volkswirtschaft mit einem gesamten Arbeitskräftepotential von Nf = N~

+ Ut + Mt

dabei bedeuten: N~ (> 0)

Arbeitskräftepotential im Zeitpunkt t

Nf

Arbeitskräftenachfrage im Zeitpunkt t

(> 0)

U t (;:;;: 0)

Arbeitslose im Zeitpunkt

Mt (~Nn

Migrationsbilanz im Zeitpunkt

t t

und von einer Produktionsfunktion für das Gesamtangebot: Yt

D

= f (Nt,

-- -

K, T)

=f

D

(N t )

3Y

3Y

-3 ND . dND , 3 ND

>0

32y 32 ND

0 für dM < -

(1)

dND und damit dY

(2)

dND und damit dY = 0 für dM = - dU

(3)

dND und damit dY

< 0 für dM > -

dU

dU

Für den Fall (1) dM> 0 bietet sich migrationsökonomisch keine Erklärung, weshalb als Folge der Auswanderung, über die Ersetzung der Emigranten hinaus, zusätzliche Arbeitskräfte in den inländischen Produktionsprozeß integriert werden sollten. Leichter faßbar ist dND bzw. dY > 0 für den Fall, daß dM < 0 ist. Ist die Rückwanderung nämlich größer als die Auswanderung, trägt zumindest der Teil der Rückwanderer, der im Heimatland nicht arbeitslos bleibt, im inländischen Produktionsprozeß zur Vergrößerung des Gesamtangebots bei. Waren alle Auswanderer im Herkunftsland entweder arbeitslos, oder konnten sie durch einen bisher Arbeitslosen oder einen Rückwanderer ohne Produktionseinbuße an ihrem Arbeitsplatz ersetzt werden, wird gemäß (1) und (2) durch diese Auswanderung das Sozialprodukt Y nicht negativ verändert. Für den Fall dM::S; - dU und damit dY;;;;;: 0 scheint das Argument unzutreffend, wonach die Auswanderung von Arbeitskräften einem Verlust von Humankapital entspreche. Die Kosten der Auferziehung und Ausbildung des Arbeitskräftepotentials stellen sunk costs dar, die unabhängig aller migrationsökonomischen Größen entstehen5 • Damit stellt sich die Frage: "What is the most effective use to make of existing labor, to employ it abroad or leave it unemployed at horne?" [Kindleberger, 1967, S. 99] unter Verursachung von Unterstützungskosten und ohne eigenen Beitrag zur Wertschöpfung? Oder: Welche alternative Nutzungsmöglichkeit des vorhandenen Humankapitals bietet sich an, falls eine stellenlose Arbeitskraft nicht auswandern würde? Ist Y; = yt/(Nf - Mt) das pro inländische Arbeitskraft geschaffene Sozialprodukt, wird dYv > 0 sein, sofern die Bedingung erfüllt ist: 4 Die Voraussetzung dNp = 0 besagt, daß das Arbeitskräftepotential einer Volkswirtschaft als konstant betrachtet wird. Zumindest kurzfristig scheint diese Annahme nicht allzu restriktiv, ändern sich doch demographische Faktoren und individuelle Einstellungen nur relativ langsam. 5 "The choice is not between investing rersources in productive workers for migration abroad or in more productive domestic lines" [Kindleberger, Lindert, 1978, S. 429].

25 Schriften d. Vereins f. Soclalpolitik 148

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Egon Tuchtfeldt und Thomas Straubhaar

386

o - dU und damit gemäß (3) dND < 0 bzw. dY< O. Können diese im Heimatland beschäftigten Auswanderer nicht ersetzt werden, weil sie im Vergleich zu den übrigen inländischen Arbeitskräften höherqualifiziert waren, dürfte ihr Beitrag zur nationalen Wertschöpfung nicht nur größer Null gewesen sein,sondern auch größer als der Durchschnitt. In diesem Falle verringert sich die Wertschöpfung stärker als das Arbeitskräftepotential, und die Zurückbleibenden erzielen nicht nur insgesamt, sondern auch pro Kopf ein geringeres Sozialprodukt. Verstärkt werden kann dieser Rückgang durch den Wegfall positiver externer Effekte, die dank dieser qualifizierten Auswanderer bisher genutzt werden konnten. So besteht die Gefahr, daß zurückbleibende Ungelernte ihre Beschäftigungsgrundlage verlieren, weil nun komplementäre Fachkräfte fehlen. b) Ökonomische Bedeutung der migrationsinduzierten Zahlungsbilanzeffekte

Die Rücküberweisungen von im Ausland ersparten Einkommensteilen in die Heimatländer durch die Auswanderer bilden ein wesentliches Element in den Zahlungsbilanzen der Herkunftsländer. Sie verbessern die oft unter chronischen Defiziten leidenden Zahlungsbilanzen und verringern dadurch den Devisenmangel. Die für die Herkunftsländer oft entscheidende Wachstumsschranke der wirtschaftlichen Entwicklung in Form der Zahlungsbilanzlücke läßt sich dank der Rimessen lockern7 • Weil diese Rimessen weder verzinst noch getilgt werden müssen und ihre Verwendung nicht an bestimmte (importlastige) Investi6 dYv ist dann 2:: 0, sofern dY 2:: 0 und d (Ni - Mt) ~ 0 sind. Gemäß (1), (2) und der Annahme dNp = 0 (vgl. Anm. 4) ergibt dies die Bedingung 0 ~dM

~-dU.

7 Zum Problem der Zahlungsbilanzlücke als Wachstumsschranke vertritt Kennedy [1968], indern er den Mangel an Devisen als die Wachstumsschranke darstellt, einen extremeren Standpunkt als Adelman und Chenery [1971], die auch die Ersparnisse berücksichtigen, und als McKinnon [1964, S.408, Fig. 6], der zusätzlich das Humankapital und das Angebot an Arbeitskraft als potentielle Wachstumsschranken behandelt. Wir halten die Ansicht von Adelman, Chenery und McKinnon gegenüber derjenigen von Kennedy als zutreffend und erachten den Devisenmangel nicht als einzige Wachstumsschranke. Je nach Entwicklungssituation wird sich die Devisenverfügbarkeit im Vergleich zu den anderen Wachstumsschranken aber unterschiedlich stark auswirken.

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Die Arbeitskräftewanderung aus dem Mittelmeerraum

387

tionsprojekte gebunden ist, sind ihre Auswirkungen auf die Zahlungsbilanz positiver zu beurteilen als die Zuflüsse anderer monetärer Transfers (wie Direktinvestitionen oder Kredite), deren Einfluß auf die Zahlungsbilanz rein buchhalterisch derselbe wäre. Quantitativ erkennen läßt sich die Bedeutung der Rücküberweisungen für die Zahlungsbilanz an ihrem Beitrag zur Deckung negativer Salden der Handels- und der Leistungsbilanz. Berücksichtigt werden muß dabei die Verringerung des Zahlungsbilanzeffektes durch Importe von Konsum- und Investitionsgütern und durch Preis- und Wechselkurssteigerungen zuungunsten der inländischen Exportwirtschaft, wie sie durch die Rücküberweisungen induziert werden. Je nach Verwendung der Rimessen (R) für entweder im Inland produzierte oder vom Ausland importierte Konsum- und Investitionsgüter muß R aufgeteilt werden in8 : R

wobei

= (cimR

+ cinln + ~mn + iinlR) . R

und Cbnn

Rimessen-induzierter Konsumgüterimport

iimn

R-induzierter Investitionsgüterimport

cinln

R-induzierter Inlands-Konsumgüterkauf

iinlR

R-induzierter Inlands-Investitionsgüterkauf

Im statistisch erfaßten und ausgewiesenen Importwert sind die R-induzierten Importe (= CimR + iimR) • R eingeschlossen. Bei der Ermittlung des Zahlungsbilanzeffektes sind deshalb relevant und RBS' = RBS

+ (cimR + iimn) . R

RBS

=

IM

=

Handelsbilanzsaldo Importwert

Ebenso sind die Rimessen in der Leistungsbilanz enthalten LBS = RBS

± DLBS ± UB

Dabei bedeuten: LBS DLBS UB

Leistungsbilanzsaldo Dienstleistungsbilanzsaldo Übertragungsbilanzsaldo

8 Methode und Probleme zur Erfassung der Zahlungsbilanzeffekte der Rücküberweisungen und die quantitative Aufteilung in CitnR' cinlR' ~mR' iinlR werden beschrieben in Straubhaar [1983; 1985] und in den dort angegebenen empirisch-deskriptiven Studien.

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Egon Tuchtfeldt und Thomas Straubhaar

388

Für unsere Betrachtung muß deshalb gelten: LBS' = LBS - (1 - cimn - 1.;mn) . R =

HBS'

± DLBS ± (UB

- R)

Anhand dieser um die Rücküberweisungen bereinigten Handels- und Leistungsbilanzen soll im nächsten Abschnitt die Bedeutung der Rimessen für die Zahlungsbilanzen der Mittelmeerländer ermittelt werden. Es wird geschätzt, in welchem Ausmaß die Rücküberweisungen die Deviseneinnahmen aus den Exporten ergänzten und so dazu beitrugen, wachstumsnotwendige Importe zu finanzieren, und in welchem Ausmaß sie zur Verbesserung der Leistungsbilanz als zentralem Indikator der Außenwirtschaftsposition einer Volkswirtschaft beitrugen. 3. Empirische Ergebnisse a) Migrationsinduzierte Arbeitsmarkteffekte

Die sich aus Abschnitt 2 für die empirische Untersuchung ergebende Frage lautet: Besteht eine statistische Evidenz dafür, daß dM bzw. dM

~

>-

- dU und damit dY :2: 0 und dYv :2: 0 dU und damit dY

< 0 und dYv < 0

gilt?

Als Grundlage zur Beantwortung dieser Frage soll eine Analyse der Korrelationskoeffizienten von dM und den Veränderungen des gesamten Volkseinkommens (dY) und des pro inländischer Arbeitskraft geschaffenen Sozialproduktes (dYV) dienen. In Tabelle 1 sind die Ergebnisse der Korrelationsanalyse für die Periode 1960 - 1981 zusammengefaßt dargesteIItu. Die Höhe des Koeffizienten für die Korrelation zwischen dM und der Veränderung des gesamten Volkseinkommens (RdY) war lediglich in einem Falle signifikant von Null verschieden (bei einer Vertrauenswahrscheinlichkeit p von 0,95). Für Spanien kann bei einem Wert von 0,47 angenommen werden, daß zwischen der Wanderungserscheinung und der Veränderung des Volkseinkommens ein positiver Zusammenhang bestand. Für die übrigen untersuchten Volkswirtschaften ist keine derartige Beziehung (auch keine negative) mit genügender Signifikanz feststellbar. 9 In Tabelle 1 einbezogen werden mit RAG und REWL zwei nichtmonetäre Indikatoren. Diese sollen zeigen, wie weit die Migration unabhängig von monetären Auswirkungen den Strukturwandel beeinflußte (gemessen an der Veränderung des Anteils der Beschäftigten im Agrarsektor).

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Die Arbeitskräftewanderilng aus dem Mittelmeerraum

389

Damit verliert die Behauptung an Relevanz, wonach die Auswanderer einen nicht zu kompensierenden Produktionsrückgang verursachten. Es ergeben sich aus der Analyse der Korrelationskoeffizienten keine Anzeichen dafür, daß die Auswanderung die Erzeugung des Sozialproduktes negativ beeinflußte. Eher läßt das positive Vorzeichen des einzigen signifikanten Koeffizienten das Gegenteil annehmen. Eine Vermutung, die bestärkt wird durch die Werte für RdYv. Für Spanien (0,62), Portugal (0,46) und für Griechenland (0,35) war die Korrelation zwischen der Migration und der Veränderung des Volkseinkommens pro Arbeitskraft signifikant positiv (für Spanien und Portugal mit einerVertrauenswahrscheinlichkeit p von über 97,5 vH, für Griechenland von etwas weniger als 95 vH). Für Jugoslawien und Italien war mit RdYv = 0,25 und 0,13 dieser Zusammenhang statistisch nicht signifikant positiv (bei p = 95 vH). Mit positiven t-Werten von 1,15 für Jugoslawien und 0,57 für Italien ergibt sich aber eine große Evidenz dafür, daß wenigstens keine negative Abhängigkeit bestand. Die positive oder zumindest nicht negative Korrelation zwischen der Migration und der Veränderung des Volkseinkommens pro Arbeitskraft deutet gemäß unseren Ausführungen im zweiten Abschnitt auf eine Beziehung zwischen dM und dY von > 0. Eine Betrachtung der Beziehung zwischen der Migration und den Veränderungen des Sozialprodukts im Agrarsektor (mit Hilfe von Rdya) ergibt im Vergleich zu RdY keine zusätzlichen Erkenntnisse. Mit beinahe denselben Mittelwerten (für Rdya = 0,120, für RdY = 0,113) und denselben Standardabweichungen (für Rdya = 0,19, für RdY = 0,22) bewegten sich die Werte für Rdya zwischen dem Minimum von - 0,14 (Jugoslawien) und dem Maximum von + 0,37 (Spanien) im nicht signifikant (p = 0,95) von Null verschiedenen Bereich. Es folgt ein internationaler Vergleich dieser nationalen Korrelationskoeffizienten (von dM und den Veränderungen der monetären und nichtmonetären Entwicklungsindikatoren) mit dem absoluten Durchschnittswert dieser Indikatoren. Bei einem kritischen Wert von 0,81 bzw. 0,73 (für p = 0,95 bzw. 0,90) blieben alle Werte der Korrelationskoeffizienten von RdY, RdYV und Rdya mit Y, yv und ya weit unter der Signifikanzgrenze. Somit läßt sich kein Zusammenhang erkennen zwischen der Höhe der einzelnen Korrelationskoeffizienten und dem Entwicklungsstand der untersuchten Volkswirtschaften. Aussagekräftiger wird ein unter den Ländern durchgeführter Vergleich der Korrelationskoeffizienten von dM mit den Veränderungen des Sozialprodukts und den Veränderungen des Volkseinkommens pro Arbeitskraft, wenn vom Untersuchungszeitraum 1960 - 1981 nur die Periode 1960 - 1974 ein-

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0,254343

- 0,D781077

0,226304

- 0,143112

- 0,0252639

0,367126

0,459063 0,624959

0,207372 0,0851923

- 0,0377823

• '0 .

o' ' 0 ' .0 ••

- 0,669625

0,483081

Y Agrar (ya) . ........ . .

0 • ••• ' 0 .

yv,a •..................

••

0,120992 0,421595 - 0,0419525

o

Y ..... . ................

ND Agrar

RAG

r--

- 0,00154116

0,0692818

0,140544 - 0,264142

- 0.562138

0,306048

-·0,311841

- 0,126785 0,294371

- 0,600878

0,457310

- 0,111738

0,342534

0,0626633

- 0,871384 0,597731

- 0,479876

- 0,616359 - 0,847594

0,465057

- 0,751018

- 0,312679

- 0,436243 - 0,718763

0,0476957

0,0582378

- 0,305356 - 0,482426

- 0,444511

REWL

- 0,579311 - 0,608845 0,142347

I

b) Internationaler Zusammenhang zwischen den nationalen Migrationskorrelationskoeffizienten und ausgesuchten Entwicklungsindikatoren 1960 - 1981

Türkei ................. Jugoslawien .... . .... . .

0,0557274 0,230570

Italien ..... . ........ . . . Portugal .............•. Spanien . . . ..... . ......

. 0 •• • ••• •

RdY

0,346473 0,128059

0,473226 - 0,125475

0,121385

Griechenland ..........

yv

RdYv

a) Korrelation zwischen der Migration und verschiedenen makroökonomischen Entwicklungsindikatoren 1960 - 1981

RdY

Tabelle 1: Koeffizienten für die Korrelation zwischen Migration und Entwicklungsniveau der Berkunftsländera )

trl

o

.....

g, g,

g,

g:

'"C/l .... .....

S g,

o

0-

~

C t:J 0.

0. ....

§:

~

g. ....

C

::I

DQ

o

co

w

DOI https://doi.org/10.3790/978-3-428-45932-2 | Generated on 2023-09-08 21:17:09 OPEN ACCESS | Licensed under CC BY 4.0 | https://creativecommons.org/about/cclicenses/

0,499929 0,336027 0,209308 0,461325

0,361505

0,178782

0,118684

0,188518

Portugal

Spanien

Türkei ................ .

Jugoslawien

••••••••

••••••••

- 0,607456

0,102461 - 0,274391

0,0877711 - 0,307704

- 0,523551

- 0,310698 0,0330305

- 0,346572 - 0,820087

- 0.279475 - 0,837447

- 0,160353 - 0,167547

- 0,711308

- 0,622329

0,0812288 0,0217220

- 0,203207

0,00441439

- 0,175711

- 0,662534 0,438284

- 0,742961 - 0,341029

- 0,478867

- 0,302069 0,130887

0,0489133

- 0,0600808 - 0,400625

- 0,359776

- 0,196777 0,0678228

- 0,255009 0,0502738

- 0,631214

QueUe: Eigene Berechnungen aufgrund von Angaben aus: OECD, Labour Force Statistics [1963 -19831; OECD, National Accounts of OE CD Countries [Vol. I u. II, 1976 -1983]; OECD, SOPEMI (Systeme d'Observation Pennanente des Migrations), verschiedene Berichte nach 1973 (unter Einbezug der als Vervlelfältigungen vorliegenden nationalen Korrespondentenberichte).

Der kritische t-Wert zur Prüfung, ob ein Korrelationskoeffizient mit einer Signifikanz von 0,95 von Null verschieden sei, verlangt einen Wert des Korrelationskoeffizienten von mehr als ± 0,4329 (für die Frage, ob größer bzw. kleiner als Null von ± 0,3687) in Tabelle 1 a und 1 c sowie von ± 0,7743 (± 0,6968) in Tabelle 1 bund 1 d.

~

~

Korrelation von dM und der Veränderung des Volkseinkommens (dY). Korrelation von dM und der Veränderung des Y pro inländischer Arbeitskraft (dY V ). = Korrelation von dM und der Veränderung des Y im Agrarsektor (dY"). ~ Korrelation von dM und der Veränderung des Beschäftigungsanteils des Agrarsektors. = Korrelation von dM und der Veränderung des relativen Agrarbeschäftigungsanteils. ~ Volkseinkommen. = Volkseinkommen pro Arbeitskraft. = Volkseinkommen pro Arbeitskraft i..m Agrarsektor. = BeschäftigungsanteU des Agrarsektors.

.............

ND Agrar

Y yV ytl,a

REWL

RAG

a) RdY RdYV Rdya

ND Agrar

yv,a ...................

0

Y ...................... YlI Y Agrar (ya) ...........

•••

- 0,283541

- 0,0551931 0,155132 0,0949816

0,391097 - 0,0475244

d) Internationaler Zusammenhang zwischen den nationalen Migrationskorrelationskoeffizienten und ausgesuchten Entwicklungsindikatoren 1960 - 1974

0,444823 0,155380

0,304189 0,111428

Griechenland ......... .

Italien ................ .

c) Korrelation zwischen der Migration und verschiedenen makroökonomischen Entwicklungsindikatoren 1960 - 1974

....

w

co

a

~

'1 '1

Ci)

~

~ .... .... g.

Ci)

a

0.

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a

0.

:::J

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!!!. ....

0-

> ..,

tJ

Ri'

392

Egon Tuchtfeldt und Thomas Straubhaar

bezogen wird 10 • Für keine der untersuchten Volkswirtschaften waren in diesem Zeitraum RdY und RdYv negativ. Für Portugal (RdYv = 0,50), Jugoslawien (RdYv = 0,46) und Griechenland (RdYV = 0,44) kann mit einer Vertrauenswahrscheinlichkeit von 0,95 vermutet werden, daß die Auswanderung die Entwicklung (gemessen an der Veränderung von YV) positiv beeinflußte. Für Spanien, Italien und die Türkei lagen diese Koeffizienten nicht im Signifikanzbereich (p = 0,95). Insgesamt läßt sich für die Periode 1960 - 1974 ein statistisch signifikanter (p> 0,90) Zusammenhang vermuten (a) zwischen der Höhe des Korrelationskoeffizienten für Auswanderung und Veränderung des Sozialprodukts (RdY) und der absoluten Höhe des Sozialprodukts (Y) einerseits (Wert des Korrelationskoeffizienten RdY, Y = - 0,62) und (b) zwischen der Höhe der Korrelationskoeffizienten RdYv und Yandererseits. In bei den Fällen beeinflußte die Auswanderung die Veränderung des Sozialprodukts (bzw. des Sozialprodukts pro Arbeitskraft) in den Herkunftsländern stärker, die ein im Vergleich zu den übrigen Ländern unterdurchschnittliches Sozialprodukt erzeugten. Bezüglich der nicht monetär faßbaren Strukturwandlungseffekte der Migration war über den gesamten Untersuchungszeitraum von 1960 bis 1981 ein statistisch signifikanter Zusammenhang erkennbar zwischen der Höhe des Korrelationskoeffizienten von Migration und Beschäftigungsrückgang im Agrarsektor einerseits und dem durchschnittlich im Agrarsektor pro Arbeitskraft erzeugten Volkseinkommen andererseits. Mit einer Signifikanz von 0,95 kann angenommen werden, daß die Migration in Ländern mit höherem yv im Agrarsektor den Strukturwandel in nichtagrarischen Volkswirtschaften stärker förderte als in Ländern mit vergleichsweise niedrigem Volkseinkommen pro Arbeitskraft. Vor allem für Italien (RAG = - 0,61), aber auch für Griechenland = - 0,58) und Spanien (RAG = - 0,48) beeinflußte die Migration den Strukturwandel positiv, gemessen am Rückgang der Agrar(RAG

10 Die Periode war gekennzeichnet durch relativ starke pull-Faktoren der Aufnahmeländer ausländischer Arbeitskräfte und dadurch hoher Auswanderungsüberschüsse der Herkunftsländer. Nach 1974 wurden die ökonomischen push- und pull-Kräfte der Migration durch restriktive Einwanderungsbestimmungen der Aufnahmeländer weitgehend ausgeschaltet. Obwohl EG-Mitglied, wirkten sich diese rechtlichen Schranken für Italien nicht signifikant schwächer aus als für die übrigen Herkunftsländer. (Der Rückgang der jährlichen Auswanderung betrug gegenüber 1960 - 1974 für Italien 1975 - 1981: 129 vH zu 114 vH im Durchschnitt der übrigen Auswanderungsländer.) - Eine Gegenüberstellung der Periode 1960 - 1974 zur Periode 1975 - 1981 ergibt angesichts der geringeren Länge der zweiten Periode kaum eine Evidenz. Bei nur sechs Beobachtungen liegen aus statistischen Gründen die Korrelationskoeffizienten höher als die Koeffizienten des längeren Beobachtungszeitraumes 1960 - 1974.

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Die Arbeitskräftewanderung aus dem Mittelmeerraum

393

Tabelle 2 Der Arbeitsmarkt-Entlastungseffekta ) der Migration für ausgewählte Berkunftsländer 1960 - 1981 (Periodendurchschnitt in vB) 1960 - 1974 UO

I

U1

IE

1975 - 1981 UO

U 1 I

1960 - 1981 E

UO

1I

Griechenland .

4,4 (1,42)

Italien ........

4,5 4,7 (1,30) (1,17)

Portugal ......

3,1 (1,1)

51,4 4,4 (0,79) (29,0)

7,2 (1,01)

7,6 14.8 (0,90) (2,8)

Spanien ......

3,1 (1,92)

17,0 3,5 (1,94) (14,5)

8,7 (3,89)

8,5 1- 3,4 4,9 (4,03) I (3,63) (3,74)

Türkei ........

4,9 8,1 (1,30) (1,51)

Jugoslawien ..

3,2 4,0 23,9 (0,76) (1,20) 1(24,3)

19,5 5,8 (1,82) (15,7)

I

2,4 (0,83)

I U1 ii

1,9 22,7 3,7 I'4,2 (1,11) (19,6) (1,57) (2,26)

I

5,5 7,1 7,1 1-0,8 5,3 (7,12) (0,79) (0,83) , (0,84) (1,69)

3,0 13,6 13,8 (2,91) (1,52) (1,65)

i 1,0

I (1,52)

1-

I

5,4 (1,54)

E

6,1 I (26,0) 3,5 (6,56)

4,4 i 5,4 36,6 (2,23) I (1,70) (32,5) 10,5 5,1 (3,58) (15,5)

2,3 11,5 11,8 (2,01) (2,07) (2,69)

7,6 6,0 4,6 7,2 (0,87) (1,24) (6,28) (2,25)

14,4 5,0 (1,94) (24,7)

a) U 0 = Arbeitslosenrate mit Berücksichtigung der Migration; U 1 = Arbeitslosenrate ohne Berücksichtigung der Migration; E = (U I/U 0) • 100 = Anteil der Arbeitslosen, die dank der Auswanderung "exportiert" werden konnten (E > 0), bzw. Vergrößerung der Arbeitslosigkeit infolge der Rückwanderung (E < 0). - Zahlen in Klammern stellen die Standardabweichung dar. QueUe: Berechnungen aus den Quellen der Tabelle 1.

beschäftigung an der Gesamtbeschäftigung. Einzig für Portugal ist dieser Zusammenhang negativ, wenn auch bei RAG = + 0,14 statistisch nicht signifikant. Für die Türkei und für Jugoslawien kann bei RAG kleiner ± 0,07 kein Zusammenhang vermutet werden. Zusammengefaßt können aus der Analyse der Koeffizienten der Korrelation zwischen Migration und monetär und nichtmonetär ausgedrückten Entwicklungsindikatoren folgende drei Aussagen gewonnen werden: - Die Auswanderung beeinflußte die Entwicklung einer Volkswirtschaft (gemessen an den Veränderungen von Y und YV) eher positiv, mit großer Wahrscheinlichkeit aber nicht negativ. Diese Aussage ist für Zeiten hoher Auswanderungsüberschüsse (1960 - 1974) statistisch stärker gesichert als für Perioden mit starker Rückwanderung oder negativen Wanderungsbilanzen (1975 - 1981). -

In Zeiten hoher Auswanderungsüberschüsse beeinflußte die Migration die Veränderung des Sozialprodukts (bzw. von YV) in den Herkunftsländern stärker positiv, die ein im Vergleich zu den übrigen Ländern unterdurchschnittliches Sozialprodukt erzeugten.

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394

-

Egon Tuchtfeldt und Thomas Straubhaar

Die Auswanderung beeinflußte den gesamtwirtschaftlichen Strukturwandel des Herkunftslandes positiv (gemessen am Rückgang des Anteils der Agrarbeschäftigung an der gesamten Beschäftigung), und zwar um so stärker, je höher der Entwicklungsgrad einer Volkswirtschaft war (gemessen an monetären und nichtmonetären Indikatoren).

Aufbauend auf der Erkenntnis, wonach die Auswanderer eher arbeitslos oder ersetzbar als beschäftigt und nicht zu ersetzen waren, kann für die Anzahl der Auswanderer ein Arbeitsmarkt-Entlastungs-Koeffizient gebildet werden. Mit diesem Koeffizienten soll die maximal mögliche Entlastung des Arbeitsmarkts geschätzt werden, die durch die Auswanderung eintritt. Voraussetzung dafür bildet die Annahme, daß jeder Emigrant arbeitslos - oder beschäftigt, aber durch einen Arbeitslosen ersetzbar - war. Für den gesamten Untersuchungszeitraum 1960 -1981 ergibt sich aus den Werten in Tabelle 2, daß der Arbeitsmarkt-Entlastungseffekt maximal (für Portugal) etwas mehr als ein Drittel und minimal (für die Türkei) nur 2,3 vH betrug. In Zeiten hoher Auswanderungsüberschüsse (1960 - 1974) entlastete die Migration die Arbeitsmärkte der Herkunftsländer um etwa ein Fünftel (Spanien, Griechenland, Jugoslawien) bis um die Hälfte (Portugal) der Arbeitslosen, in Italien und in der Türkei aber lediglich um 5,5 bzw. 3,0 vH. In Zeiten hoher Rückwanderung (1975 - 1981) wandelte sich der EntIastungseffekt für Griechenland, Jugoslawien, Spanien und Italien in einen Belastungseffekt, der die Anzahl der Arbeitslosen zusätzlich um 22,7 vH, 6,0 vH, 3,4 vH und 0,8 vH ansteigen ließ11. Die Annahme, durch Auswanderung die Probleme der inländischen Arbeitsmärkte zu lösen, erwies sich somit als unberechtigt. Vielmehr bestand eine Abhängigkeit der inländischen Arbeitsmärkte nicht nur von der Nachfrage des Auslandes nach Gütern, sondern auch von derjenigen nach Arbeitskräften. b) Migrationsinduzierte Zahlungsbilanzeffekte

Aufgrund verschiedener vereinfachender Annahmen, wie sie bei Straubhaar [1985] beschrieben sind, ergaben sich die in Tabelle 3 wiedergegebenen durchschnittlichen Jahreswerte für

11 Unterstellt wird damit, daß die Rückwanderer arbeitslos blieben oder einen bisher Beschäftigten in die Arbeitslosigkeit drängten.

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R'IEx

25,6 (11,9 )

22,0 ( 5,86)

31,3 ) (33,1

273,5 (276,9)

(343,2)

Spanien ....... 474,5

308,5 (455,7)

Portugal ......

I

I

46,8 (37,0) 59,6

I

943,3 (146,1)

959,0 (113,8)

7,48 (2,63)

52,3 (8,59)

3,78 (0,62)

30,9 (5,78)

18,5 2868,9 (178,9) (1212,8) 76,6

42,7 (4,90)

62,0 65,4 1451,3 (66,4) (566,5) (16,2) 90,7

42,8 (176,8) 73,8

188,8 1643,7 (193,8) (770,5) 109,6

55,3 2155,5 (405,4) (862,9) + 21Q,6

50,9 (10,6) 45,7

R'IEx

Mill. US-$

R'

I

I

62,6 (20,0) 61,6

63,5 (18,5) 63,2

86,3 (41,2) 80,4

53,9 (18,0) 53,0

72,1 (20,7) 66,8

41,6 (10,6) 41,3

14,0 +133,3 (4,81) (348,0) 12,8 26,8

+ 33,6 (111,9) 65,9

41,0 (7,61) 39,0

261,3 (561,5) 49,0

25,5 (5,08) 24,1

vH

R'IHBS'; R'/LBS'; SR'I SR 'I SLBS' SHBS'

1975 - 1981

R'IEx

6,75 (2,42)

I

17,4 (8,54)

1 170,3 25,3 (1412,5)1 (18,3)

I

663,1 41,1 (721,0) (32,0)

628,6 (368,2)

709,5 34,1 (804,7) (16,6)

1248,4 (855,8)

502,9 45,8 (356,6) (13,3)

Mill. US-$

R'

I

,

I

59,4 (41,9) 74,6

80,5 (74,5) 62,1

15,7 (34,6) 17,2

60,2 (19,3) 63,1

+ 133,8 (686,9) 75,9

33,0 (6,97) 27,5

148,7 (169,6) 69,6

27,0 (339,0) 95,5

47,8 (10,7) 41,4

35,6 (148,7) 68,7

57,8 (55,7) 49,5

+ 13,2 (250,0) 39,9

vH

R'/LBS'; R'/LBS'; SR'I SR'I SLBS' SHBS'

1960 - 1981

QueUe: Eigene Berechnungen auf Grund von Angaben aus: IMF, Balance of Payments Yearbook, Washington, verseh. Jgg. ab Vol. 11 (1960); IMF. International Financial Statistics, Washington, verseh. Jgg. ab Vol. 13 (1960); OECD, SOPEMI (Systl!me d'Observation Permanente des Migrations), Paris, verseh. Berichte naeh 1973 (unter Einbezug der als Vervielfältigungen vorliegenden nationalen Korrespondentenberichte).

a) R' ~ (1 - cimn - timn ) • R, ausgedrückt als Periodendurehschnitt der Jahreswerte in MUl. US-$ zu laufenden Preisen und Wechselkursen; R'IEx ~ (R'/Exportwert) • 100, ausgedrückt als Periodendurchschnitt der Jahreswerte in vH; R'/HBS' ~ (R'/Handelsbilanzsaldo) • ~ 100, ausgedrückt als Periodendurchsehnitt der Jahreswerte in vH; dabei bedeuten (R'IHBS') > 100 eine Uberdeckung eines negativen Handelsbilanzsaldos und + (R'IHBS') die multiplikative vergrößerung (in VH) eines bereits positiven Handelsbilanzsaldos; R'/LBS' = (R'I Leistungsbilanzsaldo) • - 100 (zur Interpretation vgl. sinngemäß Anmerkung zu R'IHBS'); SR'ISHBS' bzw. SR'ISLBS' = (Periodensumme der Rimessen'/Periodensumme der Handels- (bzw. Leistungs-)bilanzsalden)' -100. - Zahlen in Klammern stellen dieStandardabweiehungdar.

Jugoslawien .. 377,6 (496,4)

92,9 (87,5) 102,8

16,5 (42,3) 25,5

58,6 (20,1) 60,2

+ 318,2 (676,8) + 229,0

36,4 (4,61) 35,0

vH

R'IHBS'; R'IHBS'; SR'I SR'I SLBS' SHBS'

I

17,2 i (16,3 ) I

8,15 ( 1,46)

852,1 (396,2)

Italien ........

Türkei ........

52,7 ( 9,37)

297,3 (198,4)

Griechenland

Mill. US-$

R'

1960 - 1974

Tabelle 3: Handels- und Leistungsbilanzeffektea] der Rücküberweisungen für die Berkunftsländer 1960 - 1981

~

t11

w co

~

a

po

'1 '1

(i) (i)

a

r+ r+

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a

p..

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2

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396

Egon Tuchtfeldt und Thomas Straubhaar

R' gegenübergestellt werden der Exportwert und die Salden der Handels- und Leistungsbilanzen12 • Es zeigt sich, daß die Rimessen (als Ergebnis der Ausfuhr von Faktorleistungen) in der Periode 1960 - 1981 durchschnittlich zwischen weniger als einem Fünftel (für die an yv gemessen höher entwickelten Volkswirtschaften Italiens und Spaniens) und rund zwei Fünftel (für die weniger entwickelten Volkswirtschaften Griechenlands, Portugals und der Türkei) des Exportwertes (als Ergebnis der Ausfuhr von Gütern) entsprachen13 • Der Zusammenhang zwischen R'JEx einerseits und dem Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft andererseits wird ersichtlich bei der Aufteilung des Beobachtungszeitraums in einer Periode hoher Auswanderungsüberschüsse (1960 - 1974) und eine Periode hoher Rückwanderungsüberschüsse (1975 bis 1981). Für 1960 - 1974 betrug der Korrelationskoeffizient von R'/Ex und dem Volkseinkommen pro Arbeitskraft - 0,47 (t = 2,114). Dieser Wert stieg auf - 0,98 (t = 9,026) für die Periode 1975 bis 1981, weil bei international nicht wesentlich differierender Einkommensveränderung für die höher entwickelten Volkswirtschaften R'/Ex um mehr als die Hälfte zurückging, sich aber für die weniger entwickelten Volkswirtschaften (mehr als) verdoppelte. Darin kommen neben der unterschiedlich starken Zunahme von R' vor allem auch die Schwierigkeiten der noch schwachen Exportindustrien weniger entwikkelter Volkswirtschaften zum Ausdruck. Der Beitrag der Rücküberweisungen zur Deckung negativer Salden der Handelsbilanz betrug für die Periode 1960 - 1981 durchschnittlich minimal 15 - 30 vH (Spanien und Griechenland) und maximal 60 - 80 vH (Portugal, Jugoslawien und Türkei)1'. Der Zusammenhang zwischen der Höhe des Deckungsbeitrags 12 Für den Exportwert erfolgt diese Gegenüberstellung jahrweise unter anschließender Bildung eines Perioden-Jahresdurchschnittswertes aus den aggregierten Jahresverhältniszahlen (= R'/Ex). Zur Feststellung der Handelsund Leistungsbilanzeffekte der Rimessen genügte dieses Vorgehen all eine nicht. Im Gegensatz zu R'/Ex ergaben sich sehr große Abweichungen (erkennbar an den im Vergleich zum absoluten Wert großen Standardabweichungen) der einzelnen Jahres-Verhältniswerte von den Perioden-Jahresdurchschnittswerten für die Handels- und Leistungsbilanzen (R'/HBS' und R'/LBS'). Aussagekräftiger erweist sich in diesem Falle die Bildung eines Periodenmittelwertes SR'/SHBS' (bzw. SR'/SLBS'), ermittelt als Quotient aus der Summe aller R' und der Aggregation aller HBS' und LBS' über die gesamte Periodenlänge (zur Darstellung in Prozenten multipliziert mit 100). Nachteilig wirkt sich dabei die Zunahme der absoluten Jahreswerte aus, und zwar verstärkt, wenn (wie in der Periode 1960 - 1981) die nominalen Größen schneller wachsen als die realen. Die Werte des Periodenendes erhalten dann gegenüber denjenigen des Periodenanfangs einen quantitativ zu großen Einfluß bei der Bestimmung des Periodenmittelwertes. Trotzdem erlaubt dieses Maß (für eine einzelne Periode stabil aufgrund seiner Berechnung) für die langfristige Betrachtung über eine gesamte Periodenlänge verläßlichere Aussagen bezüglich der untersuchten Effekte als R'/HBS' bzw. R'/LBS'. 13 Die Korrelation zwischen R'/Ex und dem Volkseinkommen pro Arbeitskraft betrug für die Periode 1960 - 1981: - 0,79 (bei einem t-Wert von 2,549, der größer ist als der kritische t-Wert von 2,132).

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Die Arbeitskräftewanderung aus dem Mittelmeerraum

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und Entwicklungsgrad einer Volkswirtschaft ergab einen Korrelationswert von - 0,96 15 • Je geringer entwickelt also eine Volkswirtschaft ist, um so stärker fällt der Beitrag der Rücküberweisungen zur Deckung negativer HandelsbilanzsaIden ins Gewicht. Diese Erkenntnis wird zusätzlich gestärkt durch eine Betrachtung der Periode 1960 - 1974. Bei einem Wert für die Korrelation zwischen der Verbesserung negativer HandelsbilanzsaIden und dem Volkseinkommen pro Arbeitskraft in Höhe von - 0,99 glichen die Rimessen das Handelsbilanzdefizit für die Türkei völlig aus, für Portugal und Jugoslawien zu drei Fünftel. Die jährlichen Deckungsbeiträge der Rimessen zur Verbesserung negativer LeistungsbilanzsaIden schwankten stark wegen der ausgeprägten jährlichen Unterschiede in der absoluten Höhe dieser Salden. über die gesamte Periode 1960 - 19S1 betrachtet, dürften die Rimessen die aggregierten Defizite der Leistungsbilanzen minimal zu zwei Fünftel (Spanien und Griechenland), in anderen Fällen zur Hälfte (Türkei) und zu zwei Drittel (Jugoslawien und Portugal) und maximal sogar vollständig (Italien) ausgeglichen haben. Dabei lagen die Deckungsbeiträge in der Periode 1960 - 1974 im Vergleich zur Periode 1975 - 19S1 in allen untersuchten Volkswirtschaften höher. Ebenso war in allen untersuchten Volkswirtschaften das Volkseinkommen pro Arbeitskraft in der Periode 1960 - 1974 niedriger als in der Periode 1975 - 19S1. Der im Zeitverlauf national zurückgegangene Deckungsbeitrag stützt demnach die Erkenntnis, daß der Zahlungsbilanzeffekt der Rücküberweisungen für eine höher entwickelte Volkswirtschaft kleiner ist als für eine vergleichsweise weniger entwickelte Volkswirtschaft. Zusammengefaßt ergibt sich bezüglich der migrationsinduzierten Zahlungsbilanzeffekte: -

Die Zahlungsbilanzeffekte waren für alle untersuchten Volkswirtschaften erheblich. Sie schwankten bezüglich des Beitrages zur Dekkung der Leistungsbilanzdefizite zwischen 40 vH und 100 vH, bezüglich des Beitrages zur Deckung der Handelsbilanzdefizite zwischen 15 vH und SO vH.

14 Unberücksichtigt bei dieser Aussage bleibt Italien. Der Saldo der italienischen Handelsbilanz war in vielen Fällen positiv, in einigen Fällen nur schwach negativ und nur selten stark defizitär (vor allem 1980 und 1981). Somit ergab sich für die Mehrzahl der untersuchten Jahre und für den Perioden-Durchschnittswert aus den aggregierten Jahres-Verhältniszahlen eine Vergrößerung des positiven Handelsbilanzsaldos durch die Rücküberweisungen um 133,8 vH (im Durchschnitt der aggregierten Periodenwerte glichen die Rimessen für Italien drei Viertel des Handelsbilanzdefizites aus). 15 Ohne Einbezug von Italien (vgl. Anm.12). Der t-Wert dieses Korrelationskoeffizienten beträgt 6,335 und liegt damit über dem kritischen t-Wert (= 2,353) zur Prüfung der Hypothese, ob zwischen R'jHBS' und dem Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft ein signifikanter Zusammenhang bestehe.

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Egon Tuchtfeldt und Thomas Straubhaar

-

Die Rücküberweisungen lagen teils unter 8 vH, teils über 50 vH der Devisenerlöse aus dem Güterexport.

-

Entscheidend für die Ausprägung der Zahlungsbilanzeffekte war der Entwicklungsgrad einer Volkswirtschaft. Sowohl im nationalen Längsschnitt- als auch im internationalen Querschnittsvergleich gilt mit hoher statistischer Signifikanz, daß die Auswirkungen der Rücküberweisungen mit dem Entwicklungsstand einer Volkswirtschaft sinken.

-

Vor allem für die von Devisenmangel gekennzeichneten Volkswirtschaften Portugals, Jugoslawiens und der Türkei stellten die Rimessen eine wichtige Ergänzung zu den oft ungenügenden Exporterlösen dar. Sie reduzierten die Notwendigkeit der Aufnahme kurzfristiger Kredite zur überbrückung sich vergrößernder Zahlungsbilanzlücken.

Nicht unerwähnt bleiben soll ein negativer Aspekt der Rücküberweisungen, nämlich die Verzögerung oder Unterlassung der Umstrukturierung in den Produktionsprozessen der Herkunftsländer. Dank der Rimessen waren die untersuchten Volkswirtschaften teilweise entlastet von der Lösung der Beschäftigungs- und Produktivitätsprobleme, die ihre internationale Wettbewerbsfähigkeit auf den Warenmärkten verringerten. Der Export von Arbeitskräften anstelle von Gütern als kurzfristig wirksame Möglichkeit der Devisenbeschaffung wird die Auswanderungsländer langfristig aber nicht davon entbinden, den Import von Waren und Dienstleistungen durch Exporterlöse zu finanzieren.

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Die Arbeitskräftewanderung aus dem Mittelmeerraum

399

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Arbeitskreis 5 Ins titutionen Leitung: Manfred E. Streit, Mannheim

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Von der normativen zu einer positiven Theorie der internationalen Organisationen Von Roland Vaubel, Mannheim Die traditionelle Theorie der internationalen Organisationen ist eine normative Theorie - ein Anwendungsfall der Wohlfahrtsökonomik. Externe Wirkungen, Skalenerträge und spieltheoretische Argumente werden herangezogen, um die Pareto-Effizienz internationaler Organisationen zu begründen. Tatsächlich entspricht die Tätigkeit der internationalen Organisationen (Beispiel: die EG-Agrarpolitik) weitgehend nicht diesen normativen Kriterien. Um die tatsächliche Arbeitsteilung zwischen den nationalen Regierungen und den internationalen Organisationen oder Gremien zu erklären, bedarf es zusätzlich einer positiven Theorie. Eine solche Theorie soll hier dargestellt werden. Es handelt sich um einen neuen Anwendungsfall des Public-Choice-Ansatzes.

1. Die traditionelle Theorie: Eine Kritik a) ExternalUäten

Internationale externe Wirkungen können zur Folge haben, daß öffentliche Güter in zu geringem Umfang zur Verfügung gestellt und gemeinsame natürliche Ressourcen in zu großem Umfang in Anspruch genommen werden 1 . In der Literatur werden als Beispiele folgende Bereiche genannt: Verteidigung, Forschung, internationale Rechtsordnung, Entwicklungshilfe, Freihandel, Konjunkturpolitik, Wechselkursstabilisierung, Umweltbelastung, Fischerei. Leider sind manche der Beispiele ungeeignet oder die Argumente so unvollständig, daß sie in die Irre führen. Häufig liest man, die technischen Umwälzungen im Transport- und Kommunikationswesen hätten in den letzten 200 Jahren zu einer noch nie dagewesenen internationalen Interdependenz geführt; deshalb sei nun auch ein noch nie dagewesener Grad der internationalen Zusam1 Insbesondere folgende Autoren haben die Theorie der externen Wirkungen auf die internationalen Wirtschaftsbeziehungen angewandt: Head [1962]; Olson, Zeckhauser [1966]; Russett, Sullivan [1971] Ruggie [1972]; Tollison, Willett [1976]; Study Group [1977]; Emerson [1977]; Hamada [1977]; Kindleberger [1978]; Sandler [1980].

26·

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Roland Vaubel

menarbeit vonnöten. Diese "funktionalistische" These mag zunächst einleuchten, sie ist aber in dieser pauschalen Form nicht aufrechtzuerhalten. Denn sie übersieht, daß die Wohlfahrtsökonomik zwei völlig verschiedene Arten der Interdependenz unterscheidet 2 : -

einerseits die Interdependenz durch den Markt, genauer: durch den Preismechanismus (sogenannte "pekuniäre" und Pareto-irrelevante Externalitäten), andererseits die Nicht-Markt-Interdependenz (sogenannte "technologische" und potentiell Pareto-relevante ExternaIitäten).

Die Interdependenz durch den Markt gilt als Voraussetzung für Pareto-OptimaIität; sie kann deshalb weder Marktversagen noch einen (zwischen-)staatlichen Koordinationsbedarf begründen. Koordiniert werden die dezentralen Entscheidungen durch den Preismechanismus. Nimmt die internationale Marktinterdependenz zu, so müßte der staatliche Handlungsbedarf sogar zurückgehen; denn eine stärkere internationale Interdependenz oder Marktintegration bedeutet mehr Wettbewerb und Markteffizienz. Die Forderung nach mehr zwischenstaatlicher Koordination könnte also nur mit Nicht-Markt-Interdependenz begründet werden. Der internationale Konjunkturzusammenhang beruht auf internationaler Interdependenz durch den Markt. Das gleiche gilt für die internationale Transmission der nationalen Geld- und Finanzpolitiken3 • Geldpolitische Maßnahmen sind Angebotsentscheidungen staatlicher Geld(basis)produzenten, die über Gebietsmonopole verfügen. Sie wirken sich auf andere Länder nur über die Veränderungen von Marktvariablen (Wechselkurse, Zinse, Preise usw.) aus. Finanzpolitische Maßnahmen sind - jedenfalls in der Wohlfahrtsökonomik - Angebotsentscheidungen staatlicher Produzenten von öffentlichen Gütern (und Entscheidungen über deren Finanzierung). Soweit die öffentlichen Güter nicht von Ausländern konsumiert werden und die Steuern nicht von Ausländern bezahlt werden müssen, kann nicht von internationaler Nicht-Markt-Interdependenz gesprochen werden. Ein weiteres Beispiel für die irreführende Anwendung der Externalitätentheorie ist das Wechselkursargument. Wenn einer der staatlichen Geldproduzenten für seine Währung einen festen Wechselkurs bestimmt 2 Vgl. insbesondere Viner [1931]; Scitovsky [1954]; McKean [1957, Ch. 8]; Tullock [1970, eh. 7]. 3 Vgl. auch Corden [1977]; Polak [1981]; Vaubel [1983 a]. Einige Autoren glauben, daß die Konjunkturpolitiken verschiedener Staaten dennoch inkonsistent sein könnten. Sie übersehen dabei, daß auch die wirtschaftspolitischen Ziele der Politiker nicht unbedingt, sondern preiselastisch sind; deren Präferenzen können als Indifferenzkurven dargestellt werden [Niehans, 1968; Vaubel, 1983 a].

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Theorie der internationalen Organisationen

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und seine Ankündigung auch vom Publikum geglaubt wird, so bewirkt er damit zwar insofern einen positiven technologischen externen Effekt, als er die Zahlungsmittelqualität der ausländischen Bezugswährung erhöht, ohne dafür ein Entgelt zu erhalten. Da er auf diese Weise aber zugleich den Wettbewerb zwischen den Geld(basis)produzenten schwächt und die Inflationsrisiken erhöht4, kann der technologische externe Effekt für die Besitzer der ausländischen Währung per saldo auch negativ sein. Das Argument übersieht überdies, daß der Währungswettbewerb - wie jede Form des Wettbewerbs - ein Entdeckungs- und Diversifizierungsverfahren ist, also das internationale öffentliche Gut "Wissen" hervorbringt [Vaubel, 1983 a]. Die externalitätstheoretische Begründung für internationale Organisationen stellt also oft die externen Wirkungen, um die es geht, falsch oder unvollständig und deshalb irreführend dar. Negative externe Wirkungen werden insbesondere dort auftreten, wo internationale Organisationen oder Gremien mit Mehrheit entscheiden, also Minderheiten überstimmt werden5 • b) Skaleneriräge

Die Organisationskosten stehen im Zentrum, wenn Skalenerträge geltend gemacht werden, zum Beispiel für die Kosten der Entscheidungsfindung, für internationale Versicherungssysteme (Zahlungsbilanzkredite, Entwicklungshilfe, Rohstoffabkommen, Versorgungssicherheit im Ernährungs- und Energiebereich), für die Produktion von Rüstungsgütern, für Forschung und Entwicklung, Wettervorhersagen, Kommunikation per Satellit usw. 6 Auch dieses Argument wird oft falsch angewandt, weil seine Geltungsbedingungen übersehen werden. Es ist nämlich nur dort relevant, wo sich die internationalen Skalenerträge auf öffentliche Güter beziehen (und diese nicht effizienter von privaten Unternehmen hergestellt werden können). Versicherungsleistungen zum Beispiel sind aber keine öffentlichen Güter; sie machen sich zwar das Gesetz der großen Zahl zunutze, können aber effizient vom Privat sektor angeboten werden. Versorgungssicherheit kann sich jeder einzelne durch entsprechend langfristige Lieferverträge oder Lagerhaltung verschaffen. Devisenmarktinterventionen kann ein Staat auch dadurch finanzieren, daß er sich am Weltkapitalmarkt verschuldet - jedenfalls wenn er kreditwürdig ist; warum sollte er auch sonst Kredite erhalten? 4 Vgl. Hayek [1976 a; 1976 b]; Vaubel [1978; 1984]; Girton, Roper [1981]; Rogoff [1983]. 5 Vgl. hierzu die grundlegende Studie von Buchanan, Tullock [1962]. 6 Vgl. insbesondere Dates [1972]; Emerson [1977]; Keohane [1984] und die Gegenargumente von Tullock [1969].

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Roland Vaubel

c) Spieltheorie

Die spieltheoretische Begründung für internationale Organisationen geht davon aus, daß die Zahl der betroffenen Länder zu gering und das Gewicht einiger Länder zu groß sei, als daß Interdependenz durch den Markt optimale Ergebnisse zeitigen könne 7 • Wo die Politik auf internationale Zielvariable wie die Zahlungsbilanz, die Währungsreserven, den Wechselkurs oder den Realzins abstelle, könne das Optimum nur durch Kooperation erreicht werden. Hiergegen ließe sich einwenden, daß die Verfolgung derartiger Ziele ohnehin nicht sinnvoll ist. Wenn die Wirtschaftspolitik dagegen auf inländische Ziele gerichtet ist - also die Geldpolitik auf Preisniveaustabilität und die Finanzpolitik auf eine optimale Produktion und Finanzierung öffentlicher Güter -, so ist das spieltheoretische Argument überhaupt nicht anwendbar. Viel wichtiger ist jedoch folgender Einwand: Ein Paradigma, das wie hier die Spieltheorie - die Regierungen der verschiedenen Länder als die einzigen Teilnehmer und Betroffenen behandelt, setzt voraus, daß jede der Regierungen im nationalen Interesse handelt. Die PublicChoice-Theorie lehnt diese Annahme ab. Die Regierungspolitiker haben ihre eigenen Interessen und können in einer Demokratie gegen das Interesse ihrer Kunden, der Bürger, verstoßen. Denn der Wettbewerb zwischen Politikern ist unvollkommen, selbst der rationale Wähler verfügt nicht über vollkommene Information, die Mehrheitsverhältnisse sind u. U. zyklisch instabil, und die Präferenzen der Minderheit werden ohnehin außer acht gelassen. Berücksichtigt man diese Divergenz der Interessen, so wird deutlich, daß internationale Absprachen aus der Sicht von Regierungspolitikern geradezu den Zweck haben können, im eigenen Lande Maßnahmen durchzusetzen, die sonst von ihren Wählern nicht akzeptiert worden wären, auch solche, die dem öffentlichen Interesse zuwiderlaufen8 • Dies führt uns zu einer neuen Theorie der internationalen Organisationen.

7 Vgl. insbesondere Co oper [1968]; Niehans [1968]; Hamada [1974; 1976; 1977; 1979]; Johansen [1982]; Sachs, Oudiz [1984] und die Kritik von Vaubel [1983 a]. Zur logischen Beziehung zwischen dem internationalen spieltheoretischen und dem Kollektivgut-Argument vgl. Conybeare [1984]. 8 Kurioserweise gilt dies auch für das Paradebeispiel der Spieltheorie, das Gefangenendilemma. Denn wenn die beiden Verbrecher kooperieren, werden sie milder bestraft, als wenn sie beide aussagen. Die Kooperation ist daher nicht im öffentlichen Interesse.

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Theorie der internationalen Organisationen

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2. Die neue Theorie und ihre empirische Anwendung a) Das Modell

Die neue Theorie basiert auf der Annahme, daß Politiker - auch in der Außenwirtschaftspolitik - ihren eigenen Nutzen, vereinfacht: ihre Macht, zu maximieren versuchen. Die Macht eines Politikers sei eine Funktion zweier Variablen: seiner Wiederwahlchancen und seiner Fähigkeit, von ihm selbst präferierte Maßnahmen durchzusetzen. Die beiden Zielvariablen können zueinander in einer substitutiven Beziehung stehen. Internationale Organisationen und Entscheidungsgremien, die mit Mehrheit beschließen, schränken den Entscheidungsfreiraum ihrer Mitglieder ein. Der nationale Politiker wird sich deshalb nur dann für die Teilnahme entscheiden, wenn er dadurch seine Wiederwahlchancen verbessert oder die von ihm präferierten Maßnahmen unter geringeren Stimmenverlusten durchsetzen kann. Wenn öffentliche Güter, die Politikern und Wählern gleichermaßen attraktiv erscheinen, von internationalen Organisationen effizienter hergestellt werden können, führen die alte und die neue Theorie zum selben Ergebnis. Wenn ihre Präferenzen jedoch divergieren und die Wähler die Politiker nur unvollkommen kontrollieren können (principalagent problem), kommen Resultate zustande, die die alte Theorie nicht erklären kann. Schätzten die Wähler ihr langfristiges Eigeninteresse ursprünglich richtig ein, so verschaffen internationale Organisationen dem Politiker zusätzlichen Spielraum, gegen das öffentliche Interesse zu handeln. Sind die Wähler dagegen - vielleicht aus guten Gründen unvollständig informiert (rational vater ignoiance) , so ist die zusätzliche Macht des Politikers ein zweischneidiges Schwert: Sie kann ihm dazu dienen, Maßnahmen durchzusetzen, die seine Wiederwahlchancen verbessern, aber nicht im öffentlichen Interesse sind (z. B. durch einen politischen Konjunkturzyklus); sie kann ihm jedoch auch helfen, eine Politik zu realisieren, die im öffentlichen Interesse und ihm selbst am Herzen liegt, aber nicht populär ist (Freihandel). Die Logik dieser Taxonomie nach den drei Kriterien: (i) Vom Politiker gewünscht? (ii) Populär? (Hi) Im öffentlichen Interesse? kann mit Hilfe einer 2 X 2 X 2-Matrix (siehe folgende Seite) verdeutlicht werden. Maßnahmen, die in die Felder 1 oder 2 fallen, wird der Politiker in jedem Fall realisieren, Maßnahmen, die in die Felder 7 oder 8 fallen, in jedem Fall verwerfen. Nur die Felder 1 und 8 entsprechen der alten Theorie, dem public interest view of government. In den Fällen 3, 4, 5 und 6 ist das Ergebnis nicht eindeutig. Nur in diesen Fällen können internationale Organisationen das Ergebnis beeinflussen. Normalerweise wird sich der Politiker internationaler Organisationen bedienen,

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Roland Vaubel

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um die Popularität der von ihm präferierten Maßnahmen zu erhöhen oder zumindest ihre Unpopularität zu mildern. Internationale Organisationen helfen ihm also, entweder von Feld 5 in Feld 1 oder von Feld 6 in Feld 2 zu gelangen. Im ersten Fall ergibt sich eine Verbesserung (z. B. Freihandel), im zweiten eine Verschlechterung (Beispiele folgen)9.

Vom Politiker gewünscht Vom Politiker nicht gewünscht

Populär

Unpopulär

1

5

Im öffentlichen Interesse

2

6

Nicht im öffentlichen Interesse

3

7

Im öffentlichen Interesse

4

8

Nicht im öffentlichen Interesse

Die These, daß sich demokratische Entscheidungsprozesse in der Außenpolitik oft negativ auswirken, hat eine lange Tradition; schon Tocqueville machte sie sich zu eigen. Die Außenpolitik - so lautet in der Regel das Argument - verlange ein solches Maß an Kenntnissen, Diskretion und Kontinuität, daß sie für eine demokratische Willensbildung wenig geeignet sei [vgl. z. B. Kaiser, 1971]. Die Interessendivergenz zwischen Politikern und Wählern wird dabei nicht als Problem gesehen. In der neueren Literatur zur internationalen Politik wird die Möglichkeit einer derartigen Interessendivergenz gelegentlich erwähnt, aber nicht analysiert1o . Ein Autor [Kaiser, 1971] warnt davor, daß internationale Organisationen und internationale Absprachen das Gewicht der Exekutive stärken und die demokratische Kontrolle schwächen, aber er scheint dies als unbeabsichtigte Nebenwirkung der politischen Integration zu betrachten. Der Ansatz der Public-Choice-Theorie soll im folgenden dazu verwendet werden, drei spezifische, zum Teil neue Hypothesen abzuleiten und empirisch zu überprüfen.

9 Natürlich kann der Politiker auch versuchen, mit Hilfe internationaler Organisationen eine von ihm abgelehnte Maßnahme zu verhindern. Er versucht dann, von Feld 3 in Feld 7 oder von Feld 4 in Feld 8 zu kommen. Diese Situation setzt voraus, daß innerhalb der Regierung Meinungsverschiedenheiten bestehen. 10 Nye, Keohane [1971, S. 340]; Tollison, Willett [1979, S. 441 f.]; Oppenheimer [1979]; Conybeare [1980, S. 333]; Breton [1981, S. 369]; Frei [1982, S. 14]; Frey [1984, S. 215]. Nach Frei's Ansicht wäre eine Diskussion dieser Frage "unerquicklich und steril".

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b) Internationale Absprachen als Politiker kartell

Wenn Politiker als konkurrierende Anbieter öffentlicher und anderer Güter und ihre Wähler als Konsumenten dieser Güter betrachtet werden, so liegt es nahe, auch Kartelle von Politikern für möglich zu halten. Schon Schumpeter [1943, S.283] hat für die geschlossene Wirtschaft darauf hingewiesen: "party and machine politicians ... constitute an attempt to regulate political competition exactly similar to the corresponding practices of trade associations". Genauso können auch internationale Absprachen den Wettbewerb zwischen Politikern beschränken 11. Ein Politiker, der an der Macht ist, konkurriert mit anderen Mitgliedern seiner Regierung, den Oppositionspolitikern und, soweit die Bürger zwischen inländischen und ausländischen staatlichen Erzeugnissen (z. B. Währungen) wählen können, auch mit im Ausland regierenden Politikern. Absprachen mit ausländischen Regierungspolitikern können ihm in mehrfacher Weise nützlich sein: (i) Internationale

Zusammenkünfte (insbesondere "Gipfeltreffen") helfen ihm, in den Medien Beachtung zu finden und sein Prestige zu erhöhen - besonders wenn er selbst der Gastgeber ist und/oder eine Führungsrolle spielt. Sie verbessern seine Wettbewerbsposition gegenüber den anderen Mitgliedern seiner Regierung und gegenüber der Opposition.

(ii) Gegenseitige Belobigungen stärken seine Stellung im eigenen Land

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besonders gegenüber der Opposition.

(iii) Gemeinsame Entscheidungen versetzen ihn in die Lage, die Ver-

antwortung für unpopuläre Maßnahmen auf andere zu schieben, solche Maßnahmen als Ergebnis eines internationalen Tauschgeschäfts darzustellen und sich zu vergewissern, daß im Ausland keine bessere Politik betrieben werden wird. Schutz vor ausländischer Konkurrenz ist besonders im Währungsbereich wichtig. Denn dadurch, daß sich die Politiker verschiedener Länder auf eine Konvergenz der Inflationsraten und stabile(re) Wechselkurse einigen, stärken sie ihre Position gegenüber den Nachfragern, den Bürgern:

IIJ So auch Walter [1972]; Vaubel [1978, S. 33 ff.; 1983 a], Wmlamson, Teece [1979]. Die beiden letztgenannten Autoren sprechen sich für eine "cartell perspective of economic integration" aus und erklären: "While classical theory emphasizes economic gains among the members, [the markets and hierarchies approach] emphasizes the gains to be realized if members of the group coordinate their behavior in relation to others" [ibid., S. 28].

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Es verringert sich die "Gefahr", daß· die eigene inflationäre Geldpolitik zu internationalen Verschiebungen der Geldnachfrage (Flucht aus der Währung) führen könnte. Die Bürger können ihren Politikern nicht mehr das gute Beispiel anderer Länder vorhalten, die die Inflation durch eine solide Geldpolitik vermieden haben. Da das Preisniveau bei festen Wechselkursen und einer entsprechend koordinierten Geldpolitik langsamer auf die Geldpolitik reagiert als bei flexiblen Wechselkursen, wird der Kausalzusammenhang zwischen Geldpolitik und Inflation und damit die Verantwortung der Regierungspolitiker (der Zentralbank) den Bürgern weniger deutlich.

Die internationalen Absprachen blockieren sowohl "exit" als auch "voice" [Hirschmann, 1970], d. h. beide Sanktionsmechanismen, die eine Korrektur erzwingen könnten. Hätte man sich in den USA, Großbritannien und neuerdings Frankreich auch dann zum gegebenen Zeitpunkt für die Inflationsbekämpfung entschieden, wenn diese negative Rückkoppelung gefehlt hätte? Gibt es Beispiele, die belegen, daß Politiker versuchen, ihre Wettbewerbsposition durch internationale Absprachen zu verbessern manchmal auch zu Lasten der Bürger? Man könnte zunächst an die sogenannten Weltwirtschaftsgipfel denken, die seit 1975 alljährlich abgehalten werden. Das erste Treffen (in Rambouillet) war - mit lebhafter Unterstützung des damals neuen deutschen Bundeskanzlers Helmut Schmidt - vom damals ebenfalls neuen französischen Staatspräsidenten Giscard d'Estaing vorgeschlagen worden. Beide Politiker hatten Ökonomie studiert, beide waren Finanzminister gewesen, und "both were supremely confident of their own economic expertise" [Putnam, 1983, S. 56]. Da auch die anderen Teilnehmer (Ford, Wilson, Miki) ihr Amt erst vor kurzem angetreten hatten, konnten die beiden hoffen, eine gute Figur zu machen. Helmut Schmidt hielt in Rambouillet das Eingangsreferat. Das zweite Gipfeltreffen wurde von Präsident Ford einberufen nur sieben Monate später, aber dafür kurz vor den amerikanischen Präsidentschaftswahlen. Es zeitigte, wie Hellmann [1982, S. 15 f.] bemerkt, "mindestens auf den ersten Blick zu magere Ergebnisse, um eine automatische Fortsetzung und den Übergang zu einer Routine zu rechtfertigen", denn "diese Einladung war zu sehr von wahltaktischen Erwägungen des amerikanischen Präsidenten bestimmt". Auf dem Bonner Gipfel von 1978 wurde zum ersten Mal ein Paket geschnürt. Der amerikanische Präsident (Jimmy Carter) legte sich zum

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Beispiel auf Maßnahmen zur Verminderung der amerikanischen Öleinfuhren fest, während der deutsche Bundeskanzler "als Beitrag zur Abwehr der weltweiten Störungen des wirtschaftlichen Gleichgewichts" ankündigte, daß er den deutschen "gesetzgebenden Körperschaften bis Ende August zusätzliche, quantitativ substantielle Maßnahmen um bis zu 1 Prozent des BSP vorschlagen wird, um eine erhebliche Stärkung der Nachfrage und eine höhere Wachstumsrate zu erreichen" 12. Beide Zusagen betrafen nationale Maßnahmen, die sich nur über die internationale Marktinterdependenz auf andere Länder auswirken können. Der Anstieg des deutschen Haushaltsdefizits (insbesondere des strukturellen Defizits des Bundes) wurde im Boomjahr 1979 wirksam13 - ein Jahr vor der Bundestagswahl von 1980. Er trug zu den Haushaltsproblemen der achtziger Jahre bei. Ohne den Bonner Gipfel wäre Schmidts Entschluß wahrscheinlich heftig umstritten gewesen. Putnams Interviews bestätigen die Vermutung, daß der deutsche Bundeskanzler seine Entscheidung nicht als eine außenpolitische Konzession betrachtete l4 • Die Erfahrungen mit dem Bonner Gipfel, die verheerenden Nachwirkungen des Gipfeltreffens von Versailles (1982) und das Verschwinden der "Ökonomenpolitiker" aus der Gipfelrunde mögen erklären, warum der letzte Weltwirtschaftsgipfel (London 1984) von den Teilnehmern ausdrücklich nicht mehr als Beschlußgremium, sondern als Diskussionsforum verstanden wurde l5 • Geblieben ist das gegenseitige Lob für die Wirtschaftspolitik der teilnehmenden Regierungen und die 12 Erklärung der Staats- und Regierungschefs. Bulletin des Presse- und Informationsamtes der Bundesregierung, 19.7.1978, Z. 3. 13 Das reale Bruttosozialprodukt wuchs 1979 um 4 vH; die Arbeitslosenquote fiel von 4,5 vH (1977) und 4,3 vH (1978) auf 3,7 vH. 14 "On the German side, certain officials in the Bundeskanzleramt and the Economics Ministry, as weIl as leaders in the Social Democratic party and trade unions, argued privately in early 1978 that further stimulus was domestically necessary. Opposition came from some in the Finance Ministry and the banking community, especially the leadership of the Bundesbank. Helmut Schmidt's public posture was one of firm opposition, too, but some people elose to hirn suspect that he privately welcomed being pushed onto a more expansionist course. Although public mythology in Germany now holds that the stimulus package was forced on a reluctant Germany by foreign pressure, most participants in the 1978 process (ineluding many opponents of the package) say privately that the domestic pressure for expansion was also essential" [Putnam, 1983, S. 82]. 15 In der offiziellen Erklärung heißt es (Ziffer 2): "Diese Treffen sollen den Staats- und Regierungschefs vor allem die Möglichkeit bieten, die wirtschaftlichen Probleme, Aussichten und Chancen unserer Länder und der Welt zu erörtern" [Deutsche Bundesbank, Auszüge aus Presseartikeln, Nr. 49, 16. 6. 1984, S. 3]. Einer der Teilnehmer (Geoffrey Howe) erklärte der Presse, "daß der ,Gipfel' keine Konferenz für Beschlüsse und Entscheidungen sei" [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12. 6. 1984; S. 5].

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oft wiederholte Absichtserklärung, auf zusätzliche Handelsbeschränkungen zu verzichten16 . Die Theorie des politischen Konjunkturzyklus wird manchmal auch auf ein anderes internationales Abkommen angewandt: das Europäische Währungssystem (EWS)17. Das EWS ging ebenfalls auf einen Vorschlag von Helmut Schmidt und Giscard d'Estaing zurück, es wurde ebenfalls 1978 beschlossen und trat 1979 in Kraft. Da die Wechselkursänderungskompetenz nicht bei der Deutschen Bundesbank, sondern bei der Bundesregierung (und dem EG-Ministerrat) liegt, konnte die Bundesregierung durch Fixierung der Paritäten die (formal autonome) Bundesbank daran hindern, eine wesentlich restriktivere Geldpolitik zu betreiben als die (nicht autonomen) Zentralbanken der Partnerländer. Der französischen Regierung konnte das EWS dazu dienen, die Inflationserwartungen im eigenen Lande zu dämpfen und die Bundesbank - allgemeiner: den "deutschen Musterknaben" - an die integrationspolitische Kette zu legen. Fratianni und Pattison [1982, S.259] weisen darauf hin, daß auch die Prognosen und Analysen internationaler Organisationen als Ausfluß eines internationalen Politikerkartells interpretiert werden können. Sie seien tendenziell zugunsten der Mitgliederregierungen verzerrt und würden gerade deswegen von ihnen nachgefragt. Nicht kontrovers ist die Standardisierung nationaler Statistiken durch internationale Organisationen. c) Die Arbeitsteilung zwischen internationalen Organisationen und nationalen Regierungen

Die Arbeitsteilung zwischen den internationalen Organisationen und den Mitgliederregierungen kann als Ergebnis von Angebot und Nachfrage betrachtet werden. Welche Kompetenzen bieten die nationalen Regierungen an? Welche Kompetenzen fragen die internationalen Organisationen nach? Da die internationalen Organisationen - wie die ökonomische Theorie der Bürokratie annimmt - ihre Macht zu maximieren versuchen, so ist ihre Nachfrage nach Kompetenzen und Ressourcen unbegrenzt. Vielfach dürften die stark unterbeschäftigten internationalen Organisationen sogar bereit sein, für zusätzliche Kompetenzen einen Teil ihres bürokratischen Leerlaufs (slack) zu opfern. Internationale Organisationen übernehmen alle Kompetenzen, die sie bekommen können - und seien diese Befugnisse auch noch so uner16 Die meisten Beobachter sehen hierin den Hauptnutzen der Gipfeltreffen. Das sogenannte "Trade Pledge" geht all erd ins auf eine Vereinbarung im Rahmen der OE CD zurück. 17 Vgl. insbesondere Hans Willgerodt [Frankfurter Allgemeine Zeitung, 19.8. 1978] und Vaubel [1979, S. 27].

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freulich oder unbedeutend. Die Arbeitsteilung zwischen internationalen Organisationen und nationalen Regierungen ist daher nicht nachfragedeterminiert. Sie hängt ausschließlich vom Kompetenzangebot ab. Eine Angebotstheorie ist daher nötig. Welche Zuständigkeiten werden die nationalen Regierungen freiwillig abgeben? Sicherlich nicht solche, die von allgemeinem Interesse sind und sich entsprechend wirksam für Wahlkampfzwecke einsetzen lassen18 • Sie werden eher die unerfreulichen Kompetenzen abtreten, ihre "schmutzige Arbeit". Dies sind Aktivitäten, die die regierenden Politiker für notwendig halten, um sich die Unterstützung einzelner Interessengruppen zu sichern, für die sie aber nicht gerne vor allen ihren Wählern die Verantwortung übernehmen, da die Kosten der Maßnahmen auch von den anderen Anhängern ihrer Koalition getragen werden müssen. Die Maßnahmen bringen ihnen per saldo Wählerstimmen, weil der Nutzen auf wenige Wähler konzentriert ist und daher von diesen auch wahrgenommen wird, während die Kosten breit gestreut sind und daher von informationskostenbewußten, rationalen Wählern nicht registriert werden. Die Übertragung von Kompetenzen an internationale Organisationen dient also dazu, die Informationskosten für die Masse der Benachteiligten zu erhöhen, d. h. die Kosten zu verschleiern, die den anderen Bürgern aus der Befriedigung der Interessengruppen erwachsen. Da selbst rationale Wähler nicht davor zurückschrecken, sich über wichtige allgemeinpolitische Fragen zu informieren, erklärt unsere Theorie zugleich, warum internationale Organisationen keine allgemeinpolitisch wichtigen Kompetenzen erhalten. Lassen sich Beispiele dafür finden, daß die internationalen Organisationen in überdurchschnittlichem Maße "schmutzige Arbeit" verrichten? Zunächst wäre wohl an die Europäische Gemeinschaft zu denken: Sie subventioniert die Landwirtschaft, indem sie Abnahmepreise garantiert, die über den Gleichgewichtspreisen liegen, und das überschüssige Angebot aufkauft, denaturiert, vernichtet oder mit Verlust auf dem Weltmarkt verkauft. Sie erteilt nationalen Subventionsmaßnahmen ihre Billigung (Art. 92 IIIp9. 18 In der Integrationstheorie ist dies als "the law of inverse salience" bekannt. Vgl. z. B. Stegemann [1966, S. 93]; Ruggie [1972] und Krause, Nye [1975, S. 335]. 19 In den Jahren 1975 - 1982 wurden nur 3,7 Prozent der Anträge auf Genehmigung staatlicher Beihilfevorhaben von der EG-Kommission abgelehnt [Kommission der Europäischen Gemeinschaften, Zwölfter Bericht über die Wettbewerbspolitik, S. 122].

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Roland Vaubel Sie genehmigt die Handelsbeschränkungen der Mitgliedsländer (Art. 115)20. Sie handelt sogenannte freiwillige Exportbeschränkungen mit Drittländern aus 21 • Sie führt fast jeden Monat irgendwelche Anti-Dumping-Maßnahmen gegen Einfuhren aus Drittländern ein. Sie genehmigt oder veranlaßt oder erzwingt sogenannte Krisenkartelle (z. B. im Stahl-, Textil- und Chemiefaserbereich) - zum Teil Preiskartelle mit obligatorischen Produktions- und Exportquoten.

Auch der Internationale Währungsfonds scheint mit dem Problem der negativen Auslese konfrontiert: Er hat die Aufgabe, durch wirtschaftspolitische Auflagen den Regierungen der Schuldnerländer die Verantwortung für unangenehme Sanierungsmaßnahmen abzunehmen - er dient ihnen als Sündenbock. Er erspart dadurch zugleich den Regierungen der Gläubigerländer die nationalistischen Ressentiments, die solche Auflagen sonst in den Schuldnerländern wecken würden. Er versichert die Mitgliedsregierungen gegen das Urteil des Marktes, denn im Markt können sie im Ernstfall nicht so günstig Kredite aufnehmen - auch hier also ein Politikerkartell gegen den Markt. Zu unserer Hypothese würde auch die weitverbreitete Auffassung passen, das Paritätensystem von Bretton Woods habe dazu gedient, den Mitgliedsregierungen von außen eine monetäre Disziplin aufzuerlegen, die sie sonst nicht aufgebracht hätten 22 • Gegen diese Interpretation spricht, daß auch Wechselkurs änderungen als internationaler Sanktionsmechanismus wirken. Nach Brunners Meinung sind Paritätensysteme deshalb aus anderen Gründen bei Politikern besonders beliebt: "the high prob ability of exchange rate and balance of payments crises offers ... the managers of discretionary policies new opportunities to enlarge their range of action and raise their prestige" [1983, S. 134]. 20 1982 genehmigte die EG-Kommission 168 Einfuhrbeschränkungen, davon 78 in Frankreich, 31 in Italien und 25 in Irland. In Frankreich und Italien unterliegen mehr als 120 Produkte quantitativen Einfuhrbeschränkungen, die

von der EG-Kommission zugelassen worden sind. 21 Für folgende Produkte hat die EG-Kommission mit anderen Ländern (meist in Fernost) "freiwillige" Exportbeschränkungen vereinbart: Videorecorder, Farbbildröhren, Farbfernseher, Hi-Fi-Geräte, Quarzuhren, numerisch gesteuerte Werkzeugmaschinen, Personenkraftwagen, leichte Nutzfahrzeuge, Gabelstapler, Motorräder. 22 Vgl. insbesondere Cooper [1975, S. 88 f.] und die Kritik von Willett und MuHen [1982].

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Veränderliche Paritäten erlauben es dem Politiker, geldpolitische Kurswechsel mit scheinbar äußeren Anlässen (Zahlungsbilanzkrisen) zu begründen, die in Wirklichkeit Ergebnis seines geldpolitischen Kurswechsels sind. So gesehen - wegen des größeren Rechtfertigungspotentials - mögen veränderliche Paritäten dem Politiker mehr Entscheidungsspielraum bieten als flexible Wechselkurse. Die internationale Übereinkunft stärkt auch hier die Überredungsmacht der Politiker über ihre Wähler. Wird der innenpolitische Druck jedoch zu groß und der Wechselkurs freigegeben, so hat der Politiker kein Interesse daran, sich der Wechselkursüberwachung einer von ihm nur unvollkommen kontrollierten internationalen Organisation zu unterwerfen. Dies mag erklären, warum der Internationale Währungsfonds diese Kompetenz nach dem Zusammenbruch des Bretton Woods Systems nie recht zur Wirkung bringen konnte. Was über die Auflagen des Währungsfonds gesagt wurde, gilt genauso für die Kredite der Weltbank (und der Europäischen Gemeinschaft). Wo Entwicklungshilfe unpopulär ist, können die Regierungen der Geberländer mit Hilfe der multilateralen Organisationen überdies ihre Wähler überlisten und zugleich die Verantwortung für einzelne Kredite und die damit verbundenen Skandale vermeiden. Produzentenverbände, die Lieferbindungen fordern, können leichter abgewehrt werden. Es paßt auch ins Bild, daß die überaus kontroverse Frage der Geburtenkontrolle internationalen Organisationen (insbesondere der World Health Organisation) übertragen wurde. Ein weiterer interessanter Fall ist die Internationale Energieagentur. Sie kann - zumindest ansatzweise - als Gegenkartell der ölimportierenden Industrieländer betrachtet werden und soll in einer Versorgungskrise die verbleibenden Ölbestände rationieren - "schmutzige Arbeit"? Der Blick in die Praxis der internationalen Organisationen zeigt: Unsere Hypothese ist nicht nur theoretisch plausibel, sie steht auch mit der Wirklichkeit im Einklang. Natürlich ist es unwahrscheinlich, daß sie die bestehende Arbeitsteilung zwischen internationalen Organisationen und nationalen Regierungen vollständig erklären kann. Aber sie trägt zu unserem Verständnis dieser Arbeitsteilung bei. Sie kann Phänomene erklären, die anders nicht plausibel erklärt werden können. Sie erklärt insbesondere, warum viele Aktivitäten internationaler Organisationen nicht der Produktion internationaler öffentlicher Güter dienen. In vielen Fällen werden bereits alternative Erklärungen angeboten. Zum Beispiel wird oft behauptet, bei der europäischen Agrarpolitik handele es sich um eine deutsche Konzession, deren Zweck es gewesen sei (und ist?), Frankreich und Italien für ihre Handelszugeständnisse

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bei Industriegütern zu entschädigen. Dagegen spricht jedoch, daß gerade die deutsche Regierung meist die höchsten Garantiepreise forderte und daß zum Beispiel Frankreich seinen EG-Marktanteil bei Industriegütern ausdehnen konnte [vgl. Emerson, 1977, S. 149]. Es überzeugt auch nicht, daß die EG-Kommission für die Überwachung von Subventionen und Kartellen zuständig sein müsse, um die "Gleichheit der Wettbewerbsbedingungen in der Gemeinschaft" zu gewährleisten. Wie Stegemann [1966] ausführlich dargelegt hat, erübrigt sich eine gemeinsame Wettbewerbspolitik, denn das Land mit der besseren Wettbewerbspolitik wird zugleich wettbewerbsfähiger sein; ohne einen Wettbewerb der Wettbewerbspolitiker wüßten wir noch nicht einmal, welches die bessere Wettbewerbspolitik ist. Es ist allerdings auch denkbar, daß die Gründung einer internationalen Organisation durch andere Theorien erklärt wird und daß sich die Konzentration auf "schmutzige Arbeit" erst nach und nach herausbildet. Ob man einer internationalen Organisation beitreten soll, kann eine wichtige politische Frage sein, die eine breite Öffentlichkeit interessiert. Wenn sich die Organisation aber dann entwickelt, müssen viele kleine Entscheidungen getroffen werden, und das oben beschriebene Wahlkalkül der Politiker kann sich immer mehr zu Lasten der Bürger durchsetzen. Mancur Olson hat einen ganz ähnlichen Kartellierungsprozeß in der geschlossenen Wirtschaft diagnostiziert 23 • Der Niedergang der Nationen und der Niedergang der internationalen Organisationen scheinen den gleichen Gesetzen zu gehorchen. d) Der Einßuß der internationalen Organisationen

Wr.nn die ökonomische Theorie der Bürokratie richtig ist, so versuchen auch internationale Organisationen, ihre Macht zu maximieren. Ihre Macht wächst mit ihrem Haushaltsvolumen, ihrem Personalbestand und ihrem Entscheidungsspielraum. Inwieweit die Beamten auch Untätigkeit als angenehm empfinden, sei dahingestellt. Der Umfang ihrer Kompetenzen wird zwar von den nationalen Regierungen bestimmt; da sie aber bald ein Informationsmonopol entwickeln und die nationalen Politiker bei der Ausgestaltung der Maßnahmen auf ihre Kooperation angewiesen sind, können die internationalen Beamten im Rahmen ihrer Kompetenzen zum Teil auch eigene Ziele durchsetzen. Auch hierfür lassen sich Beispiele finden: -

Die Kreditgewährung durch den Internationalen Währungsfonds stieg von Ende 1970 bis Januar 1984 relativ zum Welthandels-

23 Olson [1982). Vgl. insbesondere seine "zweite Implikation": "stable societies ... tend to accumulate more collusions and organizations for collective action over time" [So 41].

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volumen um 78 vH (es vervierfachte sich in konstanter US-Kaufkraft), obwohl das Wechselkurssystem von Bretton Woods 1973 zusammengebrochen war. Auch die Weltbank und die EG-Kommission erreichten eine kräftige reale Aufstockung der von ihnen zu vergebenden Kredite. -

Gleichwohl setzten sich Währungsfonds, Weltbank und EG-Kommission für eine Stärkung der Konditionalität ein; denn wer Auflagen durchsetzen kann, hat mehr Macht und braucht mehr Personal.

-

Die internationalen Organisationen bevorzugen Auflagen, die ex post und ad hoc ausgehandelt werden; sie sind gegen vorangekündigte allgemeine wirtschaftspolitische Bedingungen für die Kreditvergabe, obwohl nur Ex-ante-Regeln das Problem der moralischen Versuchung lösen könnten24 •

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Internationale Organisationen subventionieren ihre Kredite; indem sie den Preis künstlich senken, können sie die Nachfrage nach ihren Krediten erhöhen.

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Die Beamten der internationalen Organisationen erhalten ungewöhnlich und unnötig hohe Gehälter und nichtpekuniäre Leistungen (bezeichnend ist schon, daß sie erster Klasse fliegen).

3. Schlußbemerkung Wer versucht, die Theorie der Public Choice auf konkrete Situationen anzuwenden, hat einen schweren Stand. Denn die alte, normative Theorie entspricht viel eher den Begründungen, die die Politiker geben und die Medien verbreiten, und den hehren Zielen, die in den Gründungsakten internationaler Organisationen verankert werden. Für die Theorie der Public Choice müssen solche Beweismittel grundsätzlich ausscheiden. Was für sie zählt, sind nicht Worte, sondern Taten und Anreizsysteme. Sie ist von Grund auf mißtrauisch, erscheint leicht als zynisch und schließt selbst "Verschwörungstheorien" nicht aus. Wie jede positive Theorie hat auch sie Auswirkungen auf die Bewertung der Phänomene. Wer sie als positive Theorie akzeptiert, wird geneigt sein, internationale Absprachen und Organisationen sehr viel kritischer zu beurteilen, als es der öffentlichen Meinung entspricht. Er wird zum Beispiel betonen, daß internationale Organisationen 24 Ein Indiz für den moral-hazard-Effekt der IWF-Kredite ist die Tatsache, daß in den Jahren 1960 - 1982: 37 vH der Mitgliedsländer 78 vH der Beistandskredite und erweiterten Kredite erhielten. Ein solches Ergebnis wäre höchst unwahrscheinlich, wenn die Kreditnehmer von zufälligen Unglücksfällen betroffen gewesen wären [vgl. Vaubel, 1983 b].

27 Schriften d. Vereins f. Soclalpolltik 148

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mangels "Bürgernähe" die Präferenzen der Wähler noch weniger beachten als nationale Bürokratien; -

von den nationalen Finanzministern weniger wirksam kontrolliert werden als nationale Bürokratien25 ; wegen ihrer unausgenutzten Kapazitäten die "schmutzige Arbeit" gründlicher tun als nationale Bürokratien;

-

unter dem Schutz internationalistischer Ideale (europäische Einigung, Völkerverständigung, Solidarität) rationaler Kritik kaum zugänglich sind.

Aus alledem folgt natürlich nicht, daß internationale Absprachen und Organisationen grundsätzlich schädlich seien. Es geht eher darum, den Blick für die Geltungsbedingungen der normativen Theorie zu schärfen und die Vorteile dezentraler Entscheidungsfindung ins Gedächtnis zu rufen. In einer Zeit, in der in den einzelnen Ländern immer mehr führende Politiker und leitende Beamte aus dem Wirkungsbereich internationaler Organisationen rekrutiert werden, scheint dies besonders dringlich.

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Theorie der internationalen Organisationen

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The Political Economy of Tariff Agreements By Wol/gang Mayer, Cincinnati, Ohio 1. Introduction The analysis of this paper tries to describe the possible outcomes of tariff negotiations when the economic interests of individuals and special interest groups affect the negotiators' decisions. A model is constructed which combines two distinct branches of international trade theory, namely the theory of collusive trade policies and the theory of endogenous trade policy formation. The theory of collusive trade policy, extending earlier work by Johnson [1953/54] on tariff retaliation, examines the basic features of tariff agreements when each negotiating country's objective is to maximize its welfare as represented by a community utility index [see Mayer, 1981; Riezman, 1982; or Dixit, 1985]. It is demonstrated that negotiations result either in free trade or in tariffs in some and import subsidies in other countries, but never in tariffs only or subsidies only in all countries. An important implicit assumption underlying this analysis is that costless redistribution of income within society is possible such that no individual will lose if the community utility index rises. The theory of endogenous trade policy formation, on the other hand, has replaced this restrictive assumption with the postulate that there are limits to redistribution of income such that changes in trade policy generally favor only some individuals while others are hurt. Accordingly, individuals alone or in organized groups try to exert their influence on trade policy makers in pursuit of their economic interests through the political processi. The current literature on endogenous trade policy formation typically works with a small-country framework and disregards the possibilities of negotiations and retaliations in shaping a country's trade policies. What the current literature does not contain is a rigorous analysis of endogenous trade policy formation when repercussions between countries are accounted for and negotiation is one way to resolve opposing trade interests. This paper attempts to close this gap. 1 Tariff formation under the influence of lobbies is treated by Brook, Magee [1978] and Findlay, Wellisz [1982] among others. Policy formation without lobbies is discussed in Baldwin [1976] and Mayer [1984].

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424

Wolfgang Mayer

The decisions on trade policies are not made by individuals or interest groups directly, but by elected officials whose aim is to get reelected2 • But indirectly these individuals and interest groups will shape the official's decisions since the latter's actions must reflect the interests of the former if reelection is to be secured. This paper postulates two major ways in which an official's reelection is affected. First, individuals vote according to their perceptions of all benefits and costs of the proposed trade policies. Second, lobbies can influence these votes by providing officials with campaign funds employed for altering the perceptions of individuals through costly campaign activities. Hence, elected officials negotiate trade policy agreements which ac count for the interests of both the public at large and the members of well-defined lobbying groups. Trade impediments consist of tariffs, as weIl as nontariff barriers. Although this paper discusses tariffs only, it is implied that they capture the tariff equivalence of various nontariff barriers as weIl. Therefore, from now on we will refer to tariff negotiations rather than trade policy negotiations. The task of determining the possible outcomes of trade policy negotiations thereby reduces to the task of describing the core of tariff agreements when public and lobbies influence the negotiations on both sides. The most crucial element in shaping tariff agreements is the distributions of factor ownership in the count ries involved. How people vote, whether they decide to form a lobby, and what type of lobby comes into existence is crucially linked to a country's factor ownership pattern. As far as the outcome of negotiations is concerned, we will show that they tend to be protectionist in nature if factor ownership distributions are such that import industries form lobbies in both horne and foreign countries. In such a case, free trade is unattainable and there is no langer an incentive to negotiate further reductions of already agreed-upon trade barriers. It is also pointed out in the paper that such protection-favoring import lobbies are especially likely to form in industries where the ownership of specific factars is highly concentrated. 2. Economic Structures and the Political Process This section provides an outline of the theoretical framework for the study of tariff negotiations. A two-commodity, two-country world is considered in which both countries are sufficiently large to affect the international terms of trade. The following assumptions about production, vaters, etc. apply to both countries. Variables referring to these 2

This assumption goes back to Downs [1957].

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The Political Economy of Tariff Agreements

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count ries will be distinguished only when necessary, whereby an asterisk is attached to the foreign country. Production of commodities, denoted by Xi and X 2 , requires employment of an intersectorally mobile and an industry-specific factor. Each country is endowed with two industry-specific factors, Vi, and an intersectorally mobile factor, V N. These factors are fully employed and immobile between countries, all markets are competitive, and production at both the firm and industry level is subject to constant returns to scale. Each country's distribution of factor ownership among people is given. A person owns one unit of the mobile factor and some positive amount of one of the specific factors; that is, vf = 1 and ~ 0, where i = 1,2, ... , I refers to the ith person, j = 1,2, and equality holds for one j. Individual factor owners are also voters and are assumed to have the same - homogeneous of degree one in commodities - direct utility function. The corresponding indirect utility function is of the form:

V;

(1)

Ui = (yi - ei)lg (p)

where Ui denotes maximum attainable utility of individual i, given income of person i, yi, possible lobbying costs, Ci, and the domestic price of the second in terms of the first commodity, p. The term (l/g) indicates the marginal utility from income. The ith person receives income from two different sourees: factor ownership and tariff redistribution. Consequently, (2)

where Ri and RN indicate returns to the ith specific and mobile factor, respectively, and Ti is the tariff revenue received by individual i. The redistribution of tariff revenues is assumed to be neutral in the sense that a person's income share, rpi, is not affected by it; that is, (3)

where (4)

is the economy's total income from production and tariff revenues, T. Concerning the trade pattern it is assumed that the horne country imports the second and the foreign country imports the first commodity. Total tariff revenues of the two respective countries, when measured in terms of commodity one, are

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426 (5)

Wolfgang Mayer and

T* = t* Mi!(!

+ t*)

The international price of the second in terms of the first commodity is indicated by :Tl, while Mj denotes imports of commodity j, t is the ad valorem tariff rate, and asterisks refer to the foreign country. All factor owners are vaters as weIl and they cast their votes in pursuit of their economic interests. In the presence of imperfect information on the relationship between their welf are and tariff policy measures, effective campaigning by an official can alter their views on the welf are impact of tariffs and, therefore, their votes in an election. Campaigning, in turn, is made possible by contributions from lobbying groups. Hence, lobbies are likely to develop in an environment of imperfect voter information. The common bond for lobby formation is assumed to be ownership of the same specific factor. Given our assumptions, this implies that a lobby may form among specific factor owners in the import and/or in the export industry. It must be stressed, however, that there must be an economic incentive for the development of a lobby. Specifically, it is required that each member of a certain factor ownership group could gain from the lobby's operations. In other words, lobby formation occurs when real income of a whole factor ownership group can be enlarged through the existence and operation of the lobby. Operating a lobby results in certain cost, C. They consist of pure organization cost, Co, which are assumed to depend on membership size only, and of campaign contribution cost, Cl, which are income transfers to an elected official and are given with the intent of influencing tariff policy. Total lobbying expenditures, therefore, are (6)

Elected officials are willing to accept campaign contributions, Cl , and adopt a lobby-favoring tariff policy as long as this enables them to enhance their chances of reelection. While campaign funds offer an opportunity to alter the vaters' views on the welfare ramifications of tariffs, pro-lobby tariff policies will alienate the voters who are outside the lobby. Factor owners are assumed to vote according to their economic interests, which depend on both domestic and foreign tariff actions. In assessing an official's tariff proposal - especially in comparison with the tariff position of an election opponent - the voter, however, accounts only for that part of foreign tariff actions which are considered 3 Whether each member actually will gain from the lobby's operations depends on the distribution of costs and benefits within the lobby.

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The Political Economy of Tariff Agreements

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responses to domestic tariff policies. Stated differently, an individual voter evaluates the welf are impact of a domestic tariff proposal on the basis of both direct effects of domestic tariffs and indirect effects of tariff responses by the other country. In an environment of incomplete information, not only the welfare effects of domestic and foreign tariffs, but also the conjectures about foreign tariff responses are subjectively perceived random phenomena. Given these assumptions, the impact of the domestic official's tariff action on expected utility of the ith person can be expressed as: 3 Ei (Ui)/3 t =

(7)

S

•.

ß[

L Q~ (3 U!/3 t + L

8=1

L ).!II t-t;, (3 U~/3 t!) (3 t~ 13 t) },'

m=1 n=1

where e! ().~) refers to the prob ability that the domestic (foreign) tariff change results in a welf are change 0 U! /0 t (0 rfm /0 t~) for the ith person, and It~ denotes the ith person's perceived prob ability that the foreign tariff response to the domestic tariff action is 0 t~/o t. As both prob ability distributions are subjective, they may change as new information becomes available, either through actual experience of adopted tariff policies or through election campaigning. At a given point in time, when the above-discussed prob ability distributions are given, each person in the economy has a tariff rate which is considered optimal for this individua1 4 • Across a population with different factor endowments there exists a whole spectrum of individually optimal tariff rates. Rad the public official no campaign funds and were the next election decided in a two-contestant race on the tariff issue alone, the official would maximize the probability of reelection, denoted by E, by selecting a rate which is optimal for the median voter 5 • In the presence of incomplete information, this leaves the official in a highly vulnerable position. As additional information becomes available between the times of policy adoption and election, an election opponent (who had not taken a position yet) could easily advocate a majority-creating tariff position. Consequently, officials try to gain access to campaign funds in order to influence the subjective prob ability distributions e!, ).:n ' t-t!, and thereby counteract possible changes in voter attitudes. When campaigning can alter voter attitudes, officials view lobbyfinanced campaign funds, Cl , as a means to balancing voter-alienating trade policies, t, to attain a certain prob ability of reelection, E; that is 4

Given the second order conditions are satisfied, it is obtained by setting O. A discussion of this theorem is presented by MueUer [1979].

a Ei (Ui)/3 t = Ji

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Wolfgang Mayer

428 (8)

where 0 C1/0 t> 0 if a tariff increase leads to voter alienation6 , and 8 C1/8 E > 0 and 82 Cl/0 t 0 E > 0 always. The first derivative expression indicates the extra amount of campaign funds required to maintain the same degree of electability, while the next derivative expression describes the increase in funds required to raise the official's reelection chances at the prevailing tariff rate. 3. Trade Policy Options in the Presence of a Lobby This section ex amines a public official's tariff policy options when there is one lobby, either in the import or the export industry. Why lobbies come into existence and what favors their development in certain in dust ries will be discussed later. At this stage, the emphasis is on determining the policy options which are open to an official who acts under the influence of a lobby. The official's dependence on the lobby follows from Eq. (8), which states that adopted tariff policy is uniquely related to the level of contributions received, given the degree of electability (E). And since the contributions come from the lobby, one has to examine its preferences in order to und erstand the eventual actions taken by the official. The lobby's goal is to maximize its total real income or, equivalently, utility of the average factor owner in lobby j, Uf. For such an average lobby member, the indirect utility function is stated as: U~1

(9)

where

4>f =

= (p~1 Y

+ RN V Ni)/(.i:

- C)/(VN"1 g)

?

(Ri Vi

3~1

Ri Vj

+ Rv V N) is the income share of

the lobby in industry j and VNi indicates the fixed number of specific factor owners in the same industry. Directly or indirectly, Uf depends on both domestic and foreign tariff rates (t, t*), as weIl as on the official's desired degree of electability, E. In order to trace these influences, we differentiate Eq. (9), employ Eqs. (4) - (6) and (8), and apply the utility function's property (0 g/o p)/g = pDd(Y - Cl, where D2 refers to aggregate domestic demand for the second good. This yields: (10)

dUr

=

{ -

pf (M2 d 1r -

:T

tdM2 )

+ Yd cpf + (pf - CP~j) D 2 dp - dC} I {VNj 9 (P)}

6 A tariff increase leads to voter alienation if more people oppose than support it.

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The Political Economy of Tariff Agreements

where rpLd. = income,

J

(rp~' 1

429

Y - C)/(Y - C) is the lobby's share of total spendable

'1

(p~ - pJ.)

=

C (1 - p~ )/(Y - C) J

>0

°

and VNj is held constanF. It should be noted that d rpf = in the absence of any tariff-induced change in the distribution of income between lobby and nonlobby population, and that the last two terms in the numerator of Eq. (10) are zero in the absence of lobbying costs. Balanced trade between the horne country and the rest of the world implies that (11)

a

where Cl M2/Cl n < 0, M3/Cl t< 0, Cl M; /Cl n Differentiation of (11) yields: (12)

d

1t =

-

1t

{ß dt/'(l

> 0,

and Cl M; /Cl t* < 0.8

+ t) - ß* dt*/(l + t*)}/'-j

where e = - {niM2) (Cl M2/Cl n) > 0, e* = (n/M; ) (Cl M; /Cl n) > 0, .1 = (e + e(' - 1) > 0, ß = - {(I + t)/M2} {Cl M2/Cl t} > 0, and ß* = - {(I + t*)/M; } {8 M; /8 t*} > 0. Finally, one can note that dM-2 = - M2 {ß (e* 1) dt/(l + t) + ß* e dt*/(l + t*)}/.1, which is derived from M-2 = M2 (n, t) after substitution of Eq. (12). A lobby's share of national income, rpf, depends on factor returns, given the distribution of factor endowments. Under the specifications of this model - two specific and one mobile factor, - factor returns are related to domestic commodity price changes in such a way that and

(13)

always9. Expressed in words, as the domestic price of the import good rises the income share of an export lobby Ci = 1) would fall, while the income share of an import lobby Ci = 2) would increase. Such changes in the domestic price of the horne country's import good, in turn, are related to ta riff changes through (14)

dp = p {(.1 - ß) dt/(l

where (.1 - ß) >

°

+ t) + fJ" dt*/(l + t*)}/.1

if there is no Metzler effect.

7 As there is only one lobby, the lobby's expenditures are the same as all lobbying expenditures in the economy. 8 While the signs of the partials are the same as in Jones [1969], the expressions will differ due to the presenee of lobbying expenditures. 9 For deriving these results, use the definition of pf and the eomparative staties results stated in Mayer [1974] or J ones [1975].

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Wolfgang Mayer

The preceding analysis reveals that a lobby's welf are depends on both domestic (t) and foreign tariff rates (t*), given the official's desired level of electability (E). One can trace out the locus of such domesticforeign tariff combinations among which a domestic lobby is indifferent and call it the domestic lobby's tariff indifference curve. An expression for its slope can be obtained after using Eqs. (12) - (14) and the expression for dM2 for substitution in (10), setting dU; = 0: 10 (15)

{ 0 for an import lobby and dC/dt< 0 for an export lobby), these slopes will become less extreme than they would be in the absence of such lobbying costs. Tariff indifference curves are a crucial building block for the framework of negotiated tariff agreements. The core of the agreement, where both negotiating parties are at least as weIl off as without an agree10 Tariff indifference curves based on community utility functions are discussed in Mayer [1981].

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The Political Economy of Tariff Agreements

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ment and where neither party can gain further without the other losing, is made up of a segment of the locus along which the tariff indifference curves of the domestic and foreign lobbies which control the respective negotiators are tangent to each other. Accordingly, the tariff agreement itself is determined by forces which influence the shapes of tariff indifference curves. In Eq. (15) we stated the tariff indifference curve's slope for the jth lobby in the home country. Eq. (16) states the corresponding expression for the jth lobby in the foreign country, indicated by Ii*, without repeating the derivations involved: dt*

dt

I

{~;) D; + Y" (d 0, and the rate at which contributions must be increased for higher tariffs, (Cl2 C/Cl t Cl E) > O. A rise in E, therefore, will alter the slopes of a given lobby's tariff indifference curve. Unfortunately, it is very cumbersome to obtain precise expressions for changes in these slopes, as varying lobby expenditures indirect1y affect import levels, international terms of trade, and domestic factor returns. However, in evaluating these changes in slopes, there also is a direct effect, namely the impact of E on (Cl C/Cl t). If this direct effect overpowers a11 indirect 11

For this result, see Mayer [1981].

28 Schriften d. Vereins f. Socialpolltik 148

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Wolfgang Mayer

effects, the home lobby's tariff indifference curve will become flatter as E rises, while the foreign lobby's curve will become steeper as E* go es up. As a result, the MM locus of the Figure, portraying the co re of the tariff agreement, shifts towards the origin; that is, the more successful officials are in raising their chances of reelection through cooperation with lobbies, the less protectionist the tariff agreement will become. The official improves the chances of reelection as the gain in public approval through lobby-financed campaigning more than offsets the loss in public approval from lobby-favoring tariff increases. The final values of E and E* are the outcomes of further bargaining processes between officials and lobbies, as one raises its welfare to the detriment of the other. The findings of this section were based on the assumption that import lobbies operated in both countries. Next, we briefly indicate what the co re of the tariff agreement would be if other lobby configurations prevailed. lf export lobbies had influence over negotiating officials in both countries, then AJ in Eq. (15) and Aj in Eq. (16) would become negative, the home (foreign) lobby's tariff indifference curve would be flatter (steeper) than it is for the average citizen, and the core of the agreement would lie to the southeast of the co re for the average citizen. Consequently, free trade again will not be in the co re and, in general, the agreement will be characterized by import subsidies. On the other hand, if one country's official is influenced by an import lobby, while the other country's official reacts to the desires of an export lobby, the outcome is less straightforward. As both tariff indifference curves' slopes change in the same direction, either becoming steeper or flatter, the core may still run through the free trade point in spite of the existence of lobbies. In order to determine the outcome of the negotiations one needs qualitative information on which lobby is to benefit more from advantageous tariff actions and to what extent officials are able to raise their reelectabiIity in this process.

5. On the Formation of Lobbies So far it was simply assumed that certain lobbies existed. In the present section we will demonstrate what conditions must be satisfied that a lobby comes into existence and that such lobby formation is more likely when factor ownership is highly concentrated. A necessary condition for lobby formation is that people owning the same specific factor expect to improve their welfare through lobbying activities. First, they evaluate how they might fare in the absence of a lobby by considering possible combinations of domestic and foreign

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The Political Economy of Tariff Agreements

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tariffs, corresponding subjective joint probabilities ab out their occurrence, f Ct, t*), and the resulting expected utility. For the average specific factor owner in industry i expected utility without a lobby, ~ (Ui), would be: (17)

E (Ui )

-

= ~~f t t*

(t, t*)

ui (t, t*; C = 0)

where C = 0 indicates that there would be no lobbying expenditures for either administrative or campaign contribution purposes. As an alternative, the factor ownership group considers expected utility if a lobby operated, E (Ui). In this case the joint probability distribution about the occurrence of domestic and foreign tariffs is alte red as the lobby gains influence on tariff poIicies, but there also are lobbying expenditures, as C> o. The average specific factor owner's expected utility becomes: (18)

E (Ui ) = ~ ~ g (t, t*) U i t t*

(t, t"; C

> 0)

A given factor ownership group will not form a lobby unlessE (Ui) > !d. (U i); that is, the expected gains from lobby-influenced tariff actions must be larger than any administrative and campaign contribution expenditures of the lobby. Administrative cost (Co) form a fixed cost element in the lobby's calculations, as they are independent of the lobby-induced tariff actions taken by the officia!. Frequently it is asserted that per capita administrative costs remain roughly constant as the number of lobby members changes. Benefits to the average lobby member, on the other hand, are not independent of the number of members. As will be shown next, the average lobby member's benefits from tariff actions decIine the larger, ceteris paribus, the number of members in the lobby. In order to substantiate this claim, we take the utility function of the average citizen of the country, U, and write it as a weighted average of the utilities of the average specific factor owners in the two industries, Ul and U2: (19)

Whatever the cause of a welf are change to the people in the horne country, the effect for the average member of the first lobby can be decomposed as: (20)

Gains to the average member of the first lobby originate from two possible sources: overall gains to the economy - if dU> 0 - and re28·

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Wolf gang Mayer

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distribution of benefits from the second to the first group - if dU2 < O. As can be shown, whatever these origins of gains, the magnitude of such gains to the average member of the first lobby rises the smaller the number of specific factor owners in the first relative to the second industry. Factor ownership groups with fewer members are more likely to form a lobby, as per capita gains from lobbying rise with shrinking membership while per capita costs remain the same. The frequently made observation that more compact groups are more inclined to set up lobbies than highly diffused groups, therefore, can be explained by the welfare maximizing behavior of factor ownership groups.

6. Concluding Remarks This paper's contribution lies in developing a framework for tariffrate negotiations which explicitly ac counts for the influence of individual and group economic interests. Whatever the specific findings, there always exists a definite link between the distribution of factor ownerships in the countries involved and the general characteristics of the tariff agreements. Whatever the lobby configurations are, there is no general presumption for negotiating to lead to a free trade agreement. The main force which works towards less restrictive trade is the ability of officials to extract funding from lobbies without giving in to their demands in an excessive way.

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The Political Eeonomy of Tariff Agreements

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Die Kreditvergahe der Welthank an Entwicklungsländer: Eine erklärende Analyse Von Friedrich Schneider, Aarhus, und Bruno S. Frey, Zürich*

1. Die Weltbank: Beschreibung und Analyse Die Weltbank gehört heute unbestritten zu den wichtigsten internationalen Institutionen. Sie ist 1944 mit dem Zweck gegründet worden, günstige finanzielle Bedingungen für den Wiederaufbau nach dem Zweiten Weltkrieg zu schaffen, seit langem ist aber ihre Hauptaufgabe, die wirtschaftliche Entwicklung der Länder der Dritten Welt zu finanzieren. Die verschiedenen Entwicklungsländer erhalten von der International Bank for Reconstruction and Development (IBRD) und ihrer Tochter, der International Development Association (IDA), unterschiedlich viel Kredit (pro Kopf) zugesprochen, eine Ungleichheit, die der Erklärung bedarf. über die Weltbank ist viel geschrieben worden. Die Literatur beschränkt sich allerdings fast ausschließlich auf eine Beschreibung der Funktionsweisel, wobei oft nicht deutlich zwischen den in den Satzungen (Articles of Agreement) offiziell festgelegten Aufgaben und dem tatsächlichen Verhalten unterschieden wird. Eine analytische Betrachtung und damit Erklärung des Verhaltens der Weltbank findet sich hingegen nur selten, und noch viel rarer sind empirische überprüfungen entsprechender theoretischer Hypothesen. . Die mangelnde analytische Betrachtung der Weltbank erstaunt nicht, denn bis vor wenigen Jahren wurde das Instrumentarium der Wirtschaftstheorie nicht auf das Handeln von staatlichen und halbstaatlichen Institutionen angewandt. Eine Wende hat erst die ökonomische Theorie der Politik gebracht, mit deren Hilfe das Verhalten von Politikern, Parteien und Regierungen als Ergebnis nutzenmaximierenden Han-

* Vorläufige Fassungen dieser Untersuchung wurden an den Universitäten Bath, Stockholm und Mannheim vorgetragen. Wir haben von Jürgen Wolters (Freie Universität BerUn), Gebhard Kirchgässner (Universität Osnabrück) und Barbara Krug (Universität Saarbrücken) sowie von Roland Vaubel (Universität Mannheim) wertvolle Anregungen erhalten. Für die Mitarbeit sind wir Heinz Buhofer und für die finanzielle Unterstützung dem Schweizerischen Nationalfonds dankbar. 1 Vgl. z. B. Mason, Asher [1973]; Hürni [1980]; van de Laar [1980].

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Friedrich Schneider und Bruno S. Frey

delns unter Betrachtung von Nebenbedingungen aufgefaßt und empirisch getestet wurde. Diese Theorie diente der Erklärung innerstaatlicher Entscheidungsprozesse und Entscheidungsbereiche (vgl. etwa die Übersicht bei Mueller [1979]); internationale Organisationen und Gebiete wurden hingegen ausgespart. Gegenwärtig bahnt sich eine Änderung an: Die ökonomische Theorie der Politik wird auch auf internationale Prozesse angewandt, und es entsteht damit eine Internationale Politische Ökonomie. Dabei lassen sich drei Bereiche unterscheiden: (i)

Das Handeln von Nationalstaaten mit Instrumenten, über die sie eine eigene Entscheidungsbefugnis haben. Dazu zählt vor allem der Protektionismus in Form der Errichtung von Zöllen, nichttarifären Handelshemmnissen und freiwilligen Exportbeschränkungen2 • Die Untersuchungen zeigen, daß das unterschiedliche Ausmaß, in dem die verschiedenen Wirtschaftsbereiche gegen ausländische Konkurrenz geschützt sind, auf wirtschaftliche und politische Faktoren zurückzuführen ist. Auch die Änderungen protektionistischer Maßnahmen im Zeitablauf lassen sich mit Hilfe politisch-ökonomischer Modelle erklären3 •

(ii)

Die gegenseitige Abhängigkeit von Nationalstaaten. Dieses Thema ist der Gegenstand der Theorie internationaler Beziehungen und neuerdings auch der politologisch orientierten "International Political Economy"4. Der theoretische Beitrag von Hirschman [1964] und die ökonometrische Untersuchung von Dudley [1979] zeigen jedoch, daß die ökonomische Theorie der Politik auch auf diesem Gebiet sinnvoll angewendet werden kann.

(iii)

Das Verhalten supranationaler Organisationen. Zu diesem Thema hat die Neue Politische Ökonomie noch kaum einen Beitrag geliefert. Eine Ausnahme bilden Untersuchungen der Auswirkungen unterschiedlicher Stimmengewichte und Abstimmungsverfahren (z. B. Fratianni, Pattison [1982]; Dreyer, Schotter [1980]).

2 Die herkömmliche Theorie des internationalen Handels analysiert demgegenüber die Auswirkungen des Protektionismus sowie die Frage, welche HandelSbeschränkungen für ein einzelnes Land optimal sind. 3 Vgl. z. B. Baldwin [1976; 1984]; Caves [1976]; Magee [1980]; Finger et al. [1982]; Findlay, Wellisz [1983]; Lavergne [1983]. Die Weltbankstudien über die "Politische Ökonomie des Protektionismus" (vgl. die übersicht von Anderson, Baldwin [1981] und speziell für Deutschland von Glismann [1981]) gehen nicht von einem ökonomischen Modell politischen Verhaltens aus und berücksichtigen politisch-ökonomische Interaktionen nur am Rande. 4 Zu nennen sind vor allem Keohane. Nye [1977]; Krasner [1978] und Gilpin [1981] sowie die Sammelbände von Katzenstein [1978]; Bergsten. Krause [1975] und Kegley, McGowan [1981].

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Die Kreditvergabe der Weltbank an Entwicklungsländer

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In diesem Aufsatz soll ein Beitrag zum dritten Teilgebiet Internationaler Politischer Ökonomie5 geleistet werden: Das Verhalten der Weltbank wird modellmäßig erfaßt, und die entwickelten Verhaltenshypothesen werden ökonometrisch untersucht. In Abschnitt 2 werden vier Modelle des Weltbankverhaltens entwickelt. In Abschnitt 3 werden sie anhand der 60 Entwicklungsländern in der Periode 1972 - 1981 zugesprochenen Kredite ökonometrisch getestet. Das politisch-ökonomische Modell, das vom eigennützigen Verhalten der Leiter der Weltbank ausgeht, vermag die Kreditverteilung am besten zu erklären. In Abschnitt 4 werden die Grenzen und möglichen Erweiterungen des verwendeten Ansatzes diskutiert. 2. Vier Modelle des Weltbankverhaltens Die Kreditvergabe durch die Weltbank an Entwicklungsländer kann auf unterschiedliche Weise zu erklären versucht werden. Gemäß einer Sicht verfügen die Direktoren der Weltbank über keine eigenständige Entscheidungsmöglichkeit und verteilen deshalb die Kredite ausschließlich gemäß der Nachfrage der Empfängerländer. Diese Nachfrage kann sich entweder auf das Bedürfnis nach finanzieller Unterstützung (Modell a) oder auf das Entwicklungspotential (Modell b) beziehen. Einer anderen Sicht zufolge läßt sich die Kreditverteilung aus dem Angebot der Weltbank erklären. Die Direktoren der Weltbank können als wohlwollende Bürokraten angesehen werden, die sich völlig nach den ihnen offiziell vorgeschriebenen Aufgaben richten (Modell cl. Davon abweichend könnte unterstellt werden, daß die Weltbankleiter ihren eigenen Nutzen verfolgen, dabei aber durch Kreditgeber und Kreditnehmer (Nachfrager) auferlegte Nebenbedingungen zu beachten haben. Dieses politisch-ökonomische Modell (Modell d) entspricht dem verhaltensorientierten Ansatz der ökonomischen Theorie der Politik. Die theoretisch erwarteten Vorzeichen für die Beziehung zwischen der Kreditvergabe und den vier verschiedenen Erklärungsansätzen sind in Tabelle 1 festgehalten. a) Kredite entsprechend dem Bedürfnis der Entwicklungsländer

Die Weltbank gibt gemäß diesem Modell denjenigen Entwicklungsländern Kredite, die am stärksten finanzieller Hilfe bedürfen (z. B. Haq [1978]; van de Laar [1980]). Das Kreditbedürfnis und damit die pro Kopf der Bevölkerung gewährten Kredite werden um so höher sein, -

je ärmer das Land ist (d. h., je kleiner das Pro-Kopf-Einkommen ist);

5 Eine Gesamtübersicht über die Anwendung der ökonomischen Theorie der Politik auf internationale Prozesse gibt Frey [1985].

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Friedrich Schneider und Bruno S. Frey

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je größer die Inflationsrate und die Budget- und Zahlungsbilanzdefizite sind (sie weisen auf eine besonders starke Beanspruchung der Ressourcen hin) und je größer die (akkumulierten) Auslandsschulden sind. Tabelle 1

Determinanten der Kreditvergabe der Weltbank: Vier theoretische Hypothesen zur Erklärung der Kredite pro Kopf der Bevölkerung und ihre theoretisch erwartete Einftußrichtung&} Modell Determinanten

(a)

(b)

Bedürfnis

Entwieklungspotential

(e)

(d)

WohlEigennutz wollende der Bürokraten Bürokraten

Wirtschaftliche Determinante

Zustand der Wirtschaft Pro-Kopf-Einkommen ........... Vergangenes Wachstum ......... Inflationsrate ...... Finanzieller Status Budgetüberschuß ... Zahlungsbilanzüberschuß ......... Akkumulierte Auslandsschuld ........

-

0

-

-

+

-

+

0

+

-

+

0

+

--

+

-

+

+

-

+

-

0

-

0

-

0

0

+

+

0 0 0

0

0 0 0

+ + +

0

-

Politische Determinante

Politische Instabilität "Kapitalistisches Klima" .............. Historische (koloniale) Beziehungen zu den Geberländern Vereinigtes Königreich ......... Frankreich ......... Vereinigte Staaten ..

0 0

i ! I

I

a) Ein + bedeutet, daß ceteris paribus ein positiver Einfluß der aufgeführten Determinanten auf die Kredite pro Kopf erwartet wird; - bedeutet, daß ein negativer, und 0, daß kein Zusammenhang erwartet wird.

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Die Kreditvergabe der Weltbank an Entwicklungsländer

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Es ist apriori zu erwarten, daß das "Bedürfnismodell" vor allem für die Kredite der IDA zutrifft, wurde diese Organisation doch explizit gegründet, um den ärmsten Ländern eine großzügige Hilfe zu gewähren: "IDA is multilateral and nonpolitical, ... and its overall objective is to reach the paarest people" [Haq, 1978, S. 13; vgl. auch van de Laar, 1980] . b) Kredite entsprechend dem Entwicklungspotential der Empfingerländer

Die Weltbank gewährt gemäß dieser Auffassung denjenigen Entwicklungsländern die höchsten Kredite pro Kopf, die mit dieser Unterstützung ihre wirtschaftliche Entwicklung am stärksten zu fördern versprechen. "The IBRD lends for viable projects in creditworthy countries whose overall performance suggests that they will continue to be creditworthy" [Mason, Asher, 1973, S. 227]. Das Entwicklungspotential und damit der pro Kopf gewährte Kredit ist um so größer, -

je erfolgreicher das Land in der Vergangenheit war Cd. h., je höher das zurückliegende Wachstum war);

-

je "verantwortungsvoller" die Wirtschaftspolitik ist, was sich in einer niedrigen Inflationsrate verbunden mit Budget- und Zahlungsbilanzüberschüssen zeigt;

-

je weniger das Land durch Auslandsschulden belastet wird; und

-

je besser die Regierung in der Lage ist, politische Stabilität6 zu bewahren.

Die Kreditwürdigkeit ist eine Determinante von Krediten sowohl der IBRD als auch der IDA. Es wird sogar argumentiert [Mason, Asher, 1973, p. 429], daß dieser Bestimmungsgrund für die Kreditgewährung der IDA noch wichtiger ist: "the difference between good and bad performance is of greater significance to the well-being of the population". Das müßte bedeuten, daß das "Entwicklungspotential-Modell" vor allem die Verteilung der IDA-Kredite gut erklärt. c) Kredite von wohlwollenden Bürokraten gewährt

Direktoren der Weltbank verfolgen nach diesem Modell die offiziell festgelegten Ziele ihrer Institution7 • Der IBRD und der IDA sind grundsätzlich die gleichen Ziele vorgegeben [vgl. z. B. MacBean, Snowden, 6 Gemessen durch die Anzahl politisch verursachter Streiks und Unruhen. Vgl. Jodice, Taylor [1981]. 7 Diese Auffassung findet sich z. B. bei Hürni [1984, S. 136]: "Die beiden Institutionen von Bretton Woods [IWF und IBRD/IDA] haben sich als multilaterale, technische, fachlich effiziente und vor allem nicht politisierte Organisationen des Weltwirtschaftssystems bewährt".

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Friedrich Schneider und Bruno S. Frey

1981, Kap. 11]. Artikel I der Articles of Agreement der IDA legt fest: "The purposes of the Association are to promote economic development, increase productivity and thus raise standards of living in the lessdeveloped areas... in particular by providing finance... on terms which ... bear less heavily on the balance of payments than those of conventional loans ...". Wenn die Leiter der Weltbank diesem Grundsatzartikel folgen, werden sie einem Entwicklungsland um so höhere Kredite (pro Kopf) gewähren, -

je niedriger der Entwicklungsstand und das vergangene Wachstum sind,

-

je höher das Zahlungsbilanzdefizit und die akkumulierten Auslandsschulden sind und

-

je stärker der Kapitalverkehr und die Direktinvestitionen (im Interesse eines freien Welthandels) erleichtert werden8 • d) Kreditvedeilung naclt dem Eigennutz der Bürokraten

Die Kreditvergabe der Weltbank kann schließlich auch als das Ergebnis eines eigennützigen Verhaltens der Weltbankleiter interpretiert werden. Allerdings werden diesen bei einem solchen Bestreben verschiedene Beschränkungen auferlegt9 • Insbesondere müssen sie darauf achten, daß sie ihren Entscheidungsspielraum sichern und wenn möglich vergrößern. Den Direktoren der Weltbank ist bewußt, daß sie wenig Eingriffe durch die einzelnen Mitgliedsländer zu erwarten haben, solange sie keine schwerwiegenden und offensichtlichen Fehler begehen und Skandale verursachen. Das geringste Risiko laufen sie, wenn sie nur jene Entwicklungsländer berücksichtigen, die "kreditwürdig" sind. Aus diesem Grund werden Länder um so mehr Kredit erhalten, -

je geringer ihr Zahlungsbilanzdefizit und ihre Auslandsschulden sind, je erfolgreicher sie sich in der Vergangenheit entwickelt haben und je stabiler sie politisch sind.

In all diesen Fällen ist die Wahrscheinlichkeit, daß Kredite mißbraucht oder nicht mehr zurückbezahlt werden können, gering. Die Leiter der Weltbank können ihren Entscheidungsspielraum auch erweitern, indem sie bei der Kreditvergabe jene Länder bevorzugen, die 8 Das Ausmaß an Liberalität kann durch einen Index des "kapitalistischen Klimas" erfaßt werden. Vgl. Gastil [1979]. 9 Zu diesem bürokratietheoretischen Ansatz vgl. z. B. Tullock [1965]; Downs [1967] oder später Breton, Wintrobe [1982].

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Die Kreditvergabe der Weltbank an Entwicklungsländer

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den wichtigen Kreditgebern nahestehen. Insbesondere werden sie früheren Kolonien und Einflußgebieten von Frankreich, dem Vereinigten Königreich und den Vereinigten Staaten mehr Kredite zusprechen, als diese ohne eine solche Protektion erhalten würden. Die Weltbankleiter verwenden den ihnen gewährten Entscheidungsspielraum zu einer Verteilung der Kredite, die ihren Eigennutz erhöht und insbesondere ihren eigenen Vorstellungen von einer erfolgreichen Tätigkeit (performance excellence)10 entspricht. Ein hohes Prestige innerhalb der internationalen Bankenwelt ist ihnen wichtig. Das Ansehen der Spitzen der Weltbankhierarchie bei den anderen Bankiers auf internationaler Ebene steigt, wenn sie die in diesen Kreisen üblichen Kriterien zur Kreditvergabe verwenden: Sie werden Ländern um so mehr Kredite gewähren, je "konservativer"l1 deren Wirtschaftspolitik ist, das heißt, -

je geringer das Budgetdefizit und die tolerierte Inflation und

-

je ausgeprägter das "kapitalistische Klima" sind.

Die Leiter der Weltbank würden unglaubwürdig, wenn sie die offiziell gesetzten Ziele vernachlässigen würden. Aus diesem Grund sind sie bestrebt, ihre Kredite vorwiegend bedürftigen Ländern zukommen zu lassen, soweit dies mit ihren anderen Zielen vereinbar ist. Ein wichtiger Unterschied zu den andern drei Modellen liegt in der expliziten Berücksichtigung politischer (historischer) Elemente. Da die IDA vor allem aus den Beiträgen ihrer Mitgliedsländer finanziert wird, während die IBRD ihre Mittel im Wettbewerb mit anderen auf Kapitalmärkten leihen muß, ist apriori zu erwarten, daß die Leitung der IDA stärker politischem Druck ausgesetzt ist [vgl. z. B. Oliver, 1975, p. 266]: Die Mitgliedsländer haben mehr Möglichkeiten mitzubestimmen, welchen Entwicklungsländern die Kredite gewährt werden sollen. 3. Empirischer Test des Weltbankverhaltens Die vier diskutierten Modelle des Verhaltens der Weltbank werden anhand von Daten für den Zeitraum 1970 - 1981 getestet. Da die Kredite starke Schwankungen von einem Jahr zum anderen aufweisen, wird ein Durchschnitt gebildet, wobei sich die zu erklärende Variable (Kredit pro Kopf der Bevölkerung in U.S. $) auf die Periode 1972 - 1981 und die Determinanten um zwei Jahre verzögert auf die Periode 1970 -1979 10 Sie werden in dieser Auffassung von ihren professionellen Stäben bestärkt, die im Rufe stehen, "technisch äußerst kompetent, erfahren, zugleich objektiv und politisch neutral zu sein" [Hürni, 1984, S. 136]. 11 Zur Bedeutung "konservativer" Kreditbeurteilung vgl. z. B. Oliver [1975, Kap. X].

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Friedrich Schneider und Bruno S. Frey

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Tabelle 2 Okonometrische Schätzung der Determinanten der Kreditvergabe der Weltbank an Entwicklungsländeral

Determinante

Geschätzter Koeffizient (t-Wert) IBRD-

Kredite Konstante ..................................... .

5,04 (1,31)

I IDAI Kredite

I

5,98 (1,59)

Wirtschaftliche Determinante Zustand der Wirtschaft Pro-Kopf-Einkommenbl Vergangenes Wachstum Inflationsrate ............................. . Finanzieller Status Budgetüberschußcl Zahlungsbilanzüberschußdl ................ . Akkumulierte Auslandsschuld ............. .

Politische Determinante Politische Instabilität ........................ . "Kapitalistisches Klima" ..................... . Historische (koloniale) Beziehungen zu den Geberländern Vereinigtes Königreich .................... . Frankreich ............................... . Vereinigte Staaten ........................ .

Teststatistiken F .......................... .. Freiheitsgrade .............. .

- 0,57** (- 2,87) 0,64** (3,47) - 0,22* (- 2,48) 0,12

(1,72)

0,23* (2,62) 0,15** (2,93)

- 0,39** (- 3,12) 1,16** (2,83) - 011* (- 2;04) 0,01 (0,94) 0,04 (0,69) 0,05* (2,17)

- 0,21 (- 1,79)

- 0,46 (- 1,61)

3,54* (2,16)

1,85 (0,89)

1,84 (1,89) 4,99* (2,61) 1,94* (2,12)

1,06 (1,27) 3,86*'" (2,89) 1,46" (2,13)

0,64

0,54

7,1

6,5

47

35

a) Querschnittsanalyse für Kredite der IBRD (60 Länder) und der IDA (48 Länder). Die Periode 1972 - 1981 gilt für die durchschnittlichen Kredite in U.S. $ pro Kopf der Bevölkerung, die Periode 1970 - 1979 für die erklärenden Variablen. - b) Reales BSP pro Kopf der Bevölkerung in U. S. $, Durchschnitte für 1972 -1981. - C) In vH des BSP, Durchschnitte für 1971-1981. - d) Leistungsbilanz, U. S. $ pro Kopf. - Statistisch signifikante Koeffizienten auf dem 95 vH (99 vH) Niveau werden mit einem (zwei) Stern(en) bezeichnet (zweiseitiger Test). Die historischen Beziehungen zu den Geberländern werden mit Hilfsvariblen (Dummies) erfaßt.

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Die Kreditvergabe der Weltbank an Entwicklungsländer

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beziehen. Für die Kredite der IBRD stehen Daten für 60 und für jene der !DA für 48 Entwicklungsländer zur Verfügung. Als Erklärungsfaktoren dienen alle in den einzelnen Modellen verwendeten wirtschaftschaftlichen und politischen Variablen. Wenn somit ein Modell einen bestimmten Einfluß als nicht relevant ansieht (wie z. B. im "Bedürfnismodell" alle politischen Variablen), wird folglich erwartet, daß der für die entsprechende(n) Variable(n) ökonometrisch geschätzte Parameter statistisch nicht signifikant von Null abweicht. In Tabelle 2 sind die mit Hilfe der OLS-Methode geschätzten Koeffizienten und ihre t-Werte getrennt für Kredite der IBRD und der IDA ausgewiesen. Die geschätzten Gleichungen sind statistisch zufriedenstellend: Sie sind fähig, 64 vH und 54 vH der Varianz nachzuvollziehen, und der FTest zeigt, daß die erklärenden Variablen insgesamt einen signifikanten Einfluß auf die Kreditvergabe der Weltbank ausüben. Die Gleichung für die IBRD-Kredite schneidet etwas besser ab als diejenige für die IDA-Kredite: Im ersten Fall sind acht der elf aufgeführten erklärenden Variablen statistisch signifikant (mindestens auf dem 95 vH-Niveau). Bei der Gleichung für die Kreditvergabe der IDA sind es sechs der elf erklärenden Variablen. Bemerkenswert ist, daß in beiden Gleichungen die drei Variablen für den Zustand der Wirtschaft des Kreditempfängerlandes statistisch signifikant sind. Demgegenüber spielt der finanzielle Status (mit Ausnahme der akkumulierten Auslandsverschuldung) eine weniger wichtige Rolle. Unter den politischen Variablen sind nur wenige statistisch signifikant. Hier ist besonders bemerkenswert, daß Entwicklungsländer, die eine historische Beziehung zu einem der wichtigen Geberländer12 haben, ceteris paribus mehr Kredite erhalten: Die ehemaligen Kolonialländer - in besonderem Maße Frankreich - scheinen sich für ihre ehemaligen Kolonien (oder im Fall der Vereinigten Staaten für ihr Einflußgebiet wie die mittelamerikanischen Länder und die Philippinen) einzusetzen. Die politische Instabilität hat nach den durchgeführten Schätzungen keinen signifikanten Einfluß auf die Kreditvergabe (oder nur bei einem Sicherheitsniveau von 90 vH), und ein "kapitalistisches Klima" bewirkt nur bei der IBRD, daß ceteris paribus zusätzliche Kredite gewährt werden. Die ökonometrischen Ergebnisse können nun mit den theoretischen Hypothesen der vier Modelle des Weltbankverhaltens verglichen werden. In Tabelle 3 ist getrennt für die IBRD- und die !DA-Kredite aufgeführt, wie oft ein Modell einen "richtigen" Zusammenhang postuliert, 1Jl Die fünf Hauptaktionäre mit dem höchsten Stimmengewicht im Verwaltungsrat sind die Vereinigten Staaten, das Vereinigte Königreich, die Bundesrepublik Deutschland, Japan und Frankreich.

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0

•••••••••

0

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............... o.

"richtig" { "falsch" ...................

IDA-Kredite --._-----

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(c) (d) (c) (d) (b) (a) I (b) Entwick- WohlEigenEigenEntwick- WohlBedürf- lungs- wollende nutz der Bedürf- lungs- wollende nutz der potenBüroBüronis potenBüroBüronis tial tial kraten kraten kraten kraten (a)

IBRD-Kredite - ------_._------_.. _ - - - - f------ -------

a) "Richtig" bedeutet, daß das theoretisch erwartete positive (negative) Vorzeichen in der Schätzung ebenfalls positiv (negativ) ist oder sich ein theoretisch als nicht relevant betrachteter Einfluß in der Schätzung als statistisch nicht signifikant erweist. "Falsch" bedeutet, daß die Vorzeichen aus der empirischen Schätzung jenen der theoretischen Erwartung entgegengesetzt sind. Ein Stern (r', f*) und zwei Sterne (r", fU) zeigen, daß der entsprechende Zusammenhang auf dem 95 vH- und dem 99 vH-Niveau statistisch signifikant ist; r zeigt an, daß ein theoretisch nicht relevanter Zusammenhang statistisch nicht signflkant ist.

Insgesamt

Historische (koloniale) Beziehungen zu den Geberländern Vereinigtes Königreich ................... Frankreich ............................... Vereinigte Staaten ........................

Politische Instabilität .................... "Kapitalistisches Klima" ..................

•••

Pro-Kopf-Einkommen ................... Vergangenes Wachstum .................. Inflationsrate Budgetüberschuß ......................... Zahlungsbilanzüberschuß ................. Akkumulierte Auslandsschuld ............

Determinante

- -----

und den ökonometrischen Schätzungen (nach Tabelle 2)a)

Tabelle 3: Ein Vergleich zwischen den theoretischen Hypothesen der vier Modelle (nach Tabelle 1)

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Die Kreditvergabe der Weltbank an Entwicklungsländer

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d. h. für eine bestimmte Determinante die Einflußrichtung korrekt voraussagt oder einen empirisch nicht signifikanten Zusammenhang richtigerweise außer acht läßt. Nach diesem Beurteilungskriterium schneidet das Modell (d) "Eigennutz der Bürokraten" - bei den IBRD-Krediten mit sieben richtigen Aussagen am besten ab, gefolgt vom Modell (c) - "Wohlwollende Bürokraten" - mit sechs richtigen Aussagen. Am schlechtesten schneiden das "Bedürfnis"-Modell (a) und das "Entwicklungspotential"-Modell (b) mit je vier richtigen Aussagen ab. Ein anderes Kriterium zur Einschätzung des Nutzens eines theoretischen Modells kann darin gesehen werden, daß möglichst wenig Aussagen gemacht werden, die der empirisch beobachteten Einflußrichtung entgegengesetzt und damit "falsch" sind (z. B. beim "Bedürfnis"-Modell (a) ein positiver anstelle des empirisch geschätzten negativen Einflusses der Inflation). Die in Tabelle 3 ausgewiesene Zählung ergibt für die IBRD-Kredite, daß das "Eigennutz"- und das "Entwicklungspotential"-Modell mit nur einer Fehlaussage am besten abschneiden, daß aber die beiden anderen Modelle auch nur zwei solcher Fehlaussagen aufweisen. Insgesamt ist also das Modell "Eigennutz der Bürokraten" zur Erklärung der Verteilung der IBRD-Kredite auf die Entwicklungsländer am besten geeignet. Das "Bedürfnis"-Modell schneidet am schlechtesten ab, während sich das "Entwicklungspotential"-Modell und das Modell "Wohlwollende Bürokraten" etwa die Waage halten. In Tabelle 3 ist auch ein Vergleich der theoretischen Modelle mit der ökonometrischen Schätzung für den Fall der IDA-Kredite durchgeführt. Wird nur darauf geachtet, welche Vorzeichen "richtig" sind, erweisen sich das "Bedürfnis"-Modell und die Modelle der "wohlwollenden" und "eigennützigen Bürokraten" als gleich gut: Sie sagen jeweils 5 der insgesamt 11 Vorzeichen korrekt voraus. Wird das Kriterium der Vermeidung "falscher" Aussagen verwendet, schneiden alle vier theoretischen Modelle gleich gut ab. Eine Berücksichtigung des Signifikanzniveaus der geschätzten Parameter deutet darauf hin, daß die Verteilung der IDA-Kredite auf die Entwicklungsländer am besten mit dem Modell "Eigennutz der Bürokraten" erklärt werden kann, gefolgt vom "Bedürfnis"-Modell. Die beiden Modelle des "Entwicklungspotentials" und der "wohlwollenden Bürokraten" scheinen (wie bei den IBRD-Krediten) etwa gleich gut; im Falle der IDA-Kredite wären demnach die damit erstellten theoretischen Hypothesen weniger gut geeignet als beim "Bedürfnis"-Modell. Dieses Ergebnis unterstützt die vorne aufgestellte Vermutung, daß das "Bedürfnis"-Modell sich besonders für die Kredite der IDA eignet. Hingegen wird die bei Mason und Asher [1973] erwähnte Hypothese, wo29 Schriften d. Vereins f. Socialpolltik 148

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nach das Entwicklungspotential gerade auch bei der Kreditvergabe der IDA wichtig ist, eher verworfen. Diese Hypothese ist in der Tat auch wenig überzeugend, weil die IDA ja gerade zur Unterstützung der ärmsten Länder gegründet wurde. Das hier empirisch geschätzte Ergebnis, daß bei den IBRD-Krediten das "Entwicklungspotential"-Modell und bei den IDA-Krediten das "Bedürfnis"-Modell relativ besser abschneidet, entspricht den üblichen Vorstellungen und bestätigt, daß der hier gewählte Ansatz nicht unvernünftig ist. Die ebenfalls geäußerte Vermutung, daß die wichtigen Geberländer bei den Krediten der IDA mehr Einfluß auszuüben vermögen als bei jenen der IBRD, bestätigt sich (wie wiederum aus Tabelle 3 ersichtlich ist) nur ganz schwach: Die statistische Signifikanz der Einflußnahme Frankreichs ist bei den IDA-Krediten etwas höher als bei den IBRD-Krediten.

4. Abschließende Bemerkungen Auf der Grundlage von Hinweisen aus der Literatur und theoretischen überlegungen sind vier Modelle entwickelt worden, die die Verteilung der Kredite der Weltbank auf die Entwicklungsländer erklären sollen: -

ein "Bedürfnis"-Modell, ein "Entwicklungspotential"-Modell,

-

ein Modell "Wohlwollende Weltbank-Bürokraten" und ein Modell "Eigennutz der Weltbank-Bürokraten".

Die mit diesen Modellen aufgestellten theoretischen Hypothesen wurden mit ökonometrischen Schätzungen der Determinanten der Kreditvergabe konfrontiert. Das Modell "Eigennutz der Bürokraten" erweist sich am besten geeignet, die empirisch gefundenen Regelmäßigkeiten zu erklären. Dieses Ergebnis bestätigt die Nützlichkeit der ökonomischen Theorie der Politik im Bereich der Internationalen Politischen Ökonomie und im speziellen der internationalen Organisationen. Der hier gewählte Ansatz kann nur als erster Schritt zur politischökonomischen Analyse der Weltbank angesehen werden. Insbesondere wäre zu berücksichtigen, daß die Beziehungen zwischen der Weltbank und den Entwicklungsländern interdependent sind: Es ist zu erwarten, daß die Weltbankkredite das wirtschaftliche Wachstum der Entwicklungsländer gefördert haben13 • Das Sozialprodukt der Empfängerländer kann in diesem Fall nicht mehr als exogen angenommen werden. Andere gesamtwirtschaftliche Variable (wie Inflationsrate und Arbeits13 Vgl. dazu beispielsweise Cline [1979]. Eine gegenteilige Ansicht vertritt seit vielen Jahren Bauer [1984].

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Die Kreditvergabe der Weltbank an Entwicklungsländer

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losenquote) können durch die Kreditbedingungen der Weltbank beeinflußt werden. Diese Einflüsse müßten in einer weitergehenden Analyse theoretisch spezifiziert und ökonometrisch simultan geschätzt werden. Darüber hinaus bestehen viele andere Möglichkeiten, den hier gewählten Ansatz zu verbessern.

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Die Bedeutung internationaler Organisationen für die Nutzung von Ressourcen im Gemeineigentum Das Beispiel des Fischbestandes der Meere Von Hugo Dicke und Federico Foders, Kiel* 1. Einleitung Der Fischbestand der Weltmeere ist ein typisches Beispiel einer Gemeinnutzungsressourcet, deren Nutzung negative Externalitäten hervorrufen kann. Wie die Externalitäten in der Fischerei am besten internalisiert werden könnten und welche Institutionen dabei eine zentrale Rolle spielen sollten, sind die in der Literatur kontrovers diskutierten Kernfragen der Fischereipolitik. Die Lösung des Externalitätenproblems verlangt einen internationalen institutionellen Rahmen, denn die Fischgründe befinden sich zu einem Teil in der Hoheitsgewalt mehrerer Küstenstaaten und zu einem anderen Teil jenseits nationaler Hoheitsgrenzen. Zunächst wird ein Abriß der rechtlich-institutionellen Entwicklung in der Fischerei gegeben. Anschließend werden die theoretischen Grundlagen einer effizienten Fischbewirtschaftung diskutiert und die empirische Relevanz verschiedener Politikansätze überprüft. 2. Nationalisierung der Fischbestände: Das Ergebnis der Seerechtsentwicklung Der institutionelle Ordnungsrahmen für die Fischbewirtschaftung hat sich in der Nachkriegszeit erheblich gewandelt. Historisch betrachtet hat die Rechtsentwicklung einem Prinzip zum Durchbruch verholfen, das schon im Mittelalter bestimmend war: dem Prinzip des mare clausumo Hiernach hat ein Staat in den seinen Territorien vorgelagerten Meeresgebieten die Souveränität über den Fischbestand. Der Staatenpraxis folgend, die sich in der Nachkriegszeit herausgebildet hat, wurde

* In dieser Arbeit wird über Forschungsergebnisse des von der Deutschen Forschungsgemeinschaft finanziell geförderten Sonderforschungsbereichs 86, Teilprojekt 1 (Allokations- und Verteilungsaspekte der Meeresnutzung) berichtet. 1 Weitere Beispiele von Gemeinnutzungs- oder Gemeineigentumsressourcen sind die Antarktis, die Umwelt und der Weltraum.

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Hugo Dicke und Federico Foders

im neuen Seerechtsübereinkommen der Dritten Seerechtskonferenz der Vereinten Nationen festgelegt, daß die Grenzen der nationalen Fischereihoheit seewärts auf 200 Seemeilen ausgeweitet werden. über den weit überwiegenden Teil des wirtschaftlich genutzten Fischbestandes der Meere haben damit Küstenstaaten wieder das ausschließliche Verfügungsrecht. Der für jedermann freie Zugang - wie er zur Zeit der Pax Britannica oder der Pax Romana bestand [vgl. Fulton, 1911] gilt mit gewissen Einschränkungen für die als Hohe See bezeichneten Meeresgebiete jenseits der 200 Seemeilenzone, auf die allerdings nur etwa 10 vH des wirtschaftlich nutzbaren Fischbestandes entfallen. Ob die seewärtige Ausweitung der küstenstaatlichen Fischereihoheit die Weltwohlfahrt erhöht, wird unterschiedlich beurteilt!. Weitreichende Einigkeit herrscht darüber, daß sich die alte Rechtsordnung als ineffizient erwiesen hat; denn sie fußt auf der von Grotius aufgestellten Behauptung, daß die lebenden Meeresressourcen unerschöpflich seien, und auf der Annahme, daß eine private Eigentumsbildung an lebenden Meeresressourcen technisch nicht möglich sei [Crutchfield, 1964]. Zumindest die erste Behauptung wird allgemein als unzutreffend angesehen3• In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sei es zu einer so starken Ausweitung der Fangaktivitäten gekommen, daß die Regenerationskraft des Fischbestandes verschiedener Regionen und verschiedener Fischarten geschwächt worden sei. Als ökonomische Ursachen dieser Entwicklung werden eine weltweit steigende Nachfrage nach eiweißreichen Nahrungsmitteln und Fortschritte in der Fangtechnik genannt; internationalen Organisationen sei es nicht gelungen, dem Raubbau an den lebenden Ressourcen der Meere Einhalt zu gebieten, obwohl sie eigens zu diesem Zweck geschaffen worden seien. Die Hoffnung, der überfischung könne durch Ausweitung nationaler Verfügungsrechte wirksam begegnet werden, scheint aber wenig begründet zu sein. Denn die Ausdehnung der nationalen Fischereihoheit bedeutet zunächst nur, daß ausländischen Fischern der freie Zugang zu einem größeren Teil des Meeres als bislang verwehrt werden kann. Die Fischer des Küstenstaates werden in ihrem Recht auf freien Zugang zu den nationalen Fischgründen durch das Seerechtsübereinkommen grundsätzlich nicht behindert. Solange Regierungen von Küstenstaaten nichts anderes beschließen, gilt, daß die Fischbestände der nationalen Fischereizonen (nationale) Gemeinnutzungsressourcen sind. Diejenigen 2 Hierzu vgl. etwa Prewo et aZ. [1982, S. 20 fI.], Hart je [1983, S. 465 f.] und Copes [1981]. 3 Auch vor Grotius' Zeit sind die wirtschaftlich nutzbaren Fischbestände nicht unerschöpflich in dem Sinne gewesen, daß der Fischfang des einen Fischers den Fang des anderen nicht beinträchtigt hätte. Vgl. hierzu Böhmert [1940, S. 7].

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Fischbestände, die sich über die Grenzen nationaler Fischereizonen oder über die Grenzen zur Hohen See bewegen oder sich ständig in der Hohen See befinden, bleiben internationale Gemeinnutzungsressourcen. Internationale Regelungen sind deshalb auch unter dem neuen Recht erforderlich. Wenngleich internationale Fischereiorganisationen aufgrund der Seerechtsentwicklung insbesondere im Hinblick auf ihre Zahl oder ihren regionalen Geltungsbereich künftig an Bedeutung verlieren dürften [Wolfrum, 1984], so kann dies nicht verallgemeinert werden. Diejenigen Institutionen, die wie beispielsweise die FAO mit ihren Unterorganisationen, die OE CD oder der Internationale Rat für Meeresforschung darauf gerichtet sind, Informationen zu sammeln und zu verbreiten, werden vom neuen Recht nicht betroffen. Internationale Fischereiorganisationen, die sich unmittelbar mit der Nutzung der Fischressourcen befassen, wird es auch künftig geben, so etwa die Northwest Atlantic Fisheries Organization (NAFO), einige Fischereiorganisationen im Pazifik und die International Whaling Commission. Die Europäische Gemeinschaft, die über den Fischbestand des EG-Meeres die Jurisdiktion ausübt" weicht in ihrer Aufgabenstellung von den internationalen Fischereikommissionen ab und gilt als Sonderfall. 3. Allokationstheoretische Grundlagen einer effizienten Seefischerei a) Das Externalitätenproblem

In der Literatur werden zwei negative externe Effekte angeführt, die mit dem freien Zugang zu den Fischgründen verbunden sind: die gegenseitigen Behinderungen der Fischer im Verdrängungswettbewerb um gemeinsame Fischgründe (Überfüllung) und die Überfischung. Nach Mishan [1981, S. 382 ff.] erklärt sich die erste Art von Externalität wie folgt: Nimmt infolge einer Erhöhung der Fischnachfrage die Anzahl von Fischern (Fischerbooten) zu, so kommt es infolge der verstärkten Fangaktivität in einem begrenzten Fanggebiet zu Produktionsstörungen. Mit dem Eintritt jedes neuen Fischerbootes sinken die durchschnittlichen Fangerträge der einzelnen Fischer und steigen die durchschnittlichen Kosten des Fischfangs. Bei Ausdehnung der Fangmenge sind also die privaten Grenzkosten niedriger als die Grenzkosten der gesamten Branche (soziale Kosten)5. In dem folgenden Schaubild ist der , Eine uneingeschränkte Jurisdiktion der EG scheint es (noch) nicht zu geben. Es gibt innerhalb des EG-Meeres Zonen, die nicht allen Fischern der EG-Mitgliedstaaten offenstehen [KEG, 1983, S. 3]. 5 Folgende Annahmen liegen Mishans Analyse zugrunde: Die Produktionsfaktoren Arbeit und Kapital (Boote) sind zu einem gegebenen Preis in bliebiger Menge verfügbar; alle Fischer sind gleich effizient. Diese Annahmen liegen auch dem überfischungsmodell zugrunde.

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Verlauf der Kostenkurven dargestellt. Die Höhe der durchschnittlichen Fangkosten jedes einzelnen Fischers bei einer beliebigen Gesamtfangmenge wird durch die Kurve DK angegeben. GKF gibt an, wie sich diese Grenzkosten der Fischfangindustrie ändern, wenn die Fangmenge durch neu hinzutretende Fischer ausgeweitet wird6 • Do ist die Nachfragekurve in der Ausgangslage und Dl die Kurve nach dem N achfrageanstieg. Schaubild 1

Abweichung der privaten von den sozialen Kosten bei freiem Zugang zu Gemeineigentumsressourcen Preis, Kosten

DK

Po

Menge

Die andere Externalität aufgrund von überfischung tritt ein, wenn die Fangaktivität soweit ausgeweitet wird, daß die Regenerationskraft des Bestandes überbeansprucht wird und die Fangkosten aufgrund der abnehmenden Bestandsdichte steigen. Bei überfischung droht die Gefahr, daß eine an sich erneuerbare Ressource erschöpfbar wird. Der Grund für das Auftreten dieser Externalität liegt darin, daß der einzelne Fischer bei freiem Zugang keine Opportunitätskosten tragen muß; diese Kosten repräsentieren den entgangenen Nutzen aus künftigen Fängen. In das Entscheidungskalkül des einzelnen Fischers geht der künftige Rückgang des Fangertrages wegen des Fehlens privater Eigentumsrechte nicht ein. Für ihn ist allein maßgebend, daß der Marktpreis seine privaten Grenzkosten deckt; unter den Modellannahmen entsprechen diese den durchschnittlichen Fangkosten aller Fischer. 6 Die Grenzkosten ergeben sich aus den durchschnittlichen Fangkosten der neu eintretenden Fischer zuzüglich des durch die zusätzliche Fangaktivität verursachten Anstiegs der durchschnittlichen Fangkosten der übrigen Fischer.

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b) Staatliche Interventionen zur Korrektur der Externalität

Wie können die beiden Arten von Externalitäten, die beim freien Zugang zur Fischerei auftreten, vermieden oder internalisiert werden? Diese Frage wird in der Literatur durchgehend zugunsten des Staates beantwortet. Dieser solle negative externe Effekte durch Steuern oder durch mengenmäßige Fangbeschränkungen korrigieren. Die Steuer je Fangeinheit müßte auf die Höhe von r und der Fang auf Q2 beschränkt werden (vgl. Schaubild 1). Mengenmäßige Beschränkungen sind jedoch apriori der Besteuerung unterlegen. Bei einer Kontingentierung des Fangs würde vorübergehend eine Rente entstehen (in Höhe von r). Fischer, die als erste ihre Fangquote ausschöpften, hätten niedrigere Fangkosten als die Nachzügler. Dadurch entstünde ein Anreiz dafür, die Fangtechnik so lange zu ändern, bis die durchschnittlichen Fangkosten wieder dem Marktpreis entsprächen. Während im Falle der steuerlichen Lösung die Anzahl der Fischfangfirmen und die Fangmenge im Vergleich zur Situation mit offenem Zugang - abnehmen muß, kann im Falle der Kontigentierung die Anzahl der Fischfangfirmen auch unverändert bleiben. Mengenmäßige Beschränkungen würden zwar ebenfalls bewirken, daß der Fischbestand und seine Reproduktionsrate wieder zunähme. Die überfüllungsexternalität würde indes nicht beseitigt, und die durchschnittlichen Fangkosten würden aufgrund eines vermehrten Einsatzes von Produktionsfaktoren steigen. Steuern wie Quoten haben ferner gemeinsam, daß ihre genaue Höhe ex ante nicht ermittelt werden kann. Der Fischfang selbst ist mit erheblichen Unsicherheiten behaftet. Suboptimale Steuersätze oder Quoten würden unerwünschte Wirkungen auf das Investitions- und Produktionsverhalten der Fischer haben. Die zur Bestimmung von optimalen Quoten oder Steuern erforderlichen Informationen über die künftige Preis-, Produktivitäts- und Bestandsentwicklung wären nicht sehr zuverlässig. Hinzu kommt, daß der Staat gegenüber dezentralen Entscheidungsträgern dabei Kostennachteile hätte, die vom Steuerzahler getragen werden müßten. c) Marktkonforme Lösungen des Extemalitätenproblems

Die Abweichung der sozialen von den privaten Kosten in der Fischerei kann durch die Einführung von privaten Eigentumsrechten vermieden werden. Die überfischungsgefahr kann dann nicht auftreten, denn ein privater Eigentümer würde den Fischbestand als Kapitalgut behandeln und den Fang stets so bemessen, daß der Gegenwartswert der Ressource maximiert wird. Einen Bestandsabbau würde er heute nur dann vornehmen, wenn der für morgen erwartete Wertzuwachs der Ressource kleiner ist als die Verzinsung heutiger Gewinne aus dem Res-

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sourcenabbau. Addiert man die Opportunitätskosten des Bestandsabbaus zu den reinen Fangkosten, so erhält man die Grenzkosten für die Gesamtheit der Fischer. Im Schaubild entspräche GK den durchschnittlichen Fangkosten zuzüglich der Opportunitätskosten. Die überfüllungsexternalität würde ebenfalls durch die Etablierung von privaten Nutzungsrechten beseitigt. In den Meeresgebieten, in denen wenige Großunternehmen der Fischerei traditionell tätig sind, würde es freiwillig zu privaten Kooperationen kommen, wenn die Ansprüche dieser Unternehmen auf ausschließliche, allumfassende und übertragbare Eigentumsrechte an den Beständen der befischten Fischgründe durch alle Staaten anerkannt würden. Die Fischerei kann nämlich als N-Personen-Kooperationsspiel aufgefaßt werden. Jeder Spieler weiß, daß seine Entscheidungen direkt auf seine Konkurrenten wirken und umgekehrt und daß - aufgrund der Externalitäten - eine enge Kooperation unter den Spielern jeder anderen Strategie überlegen ist [Levhari, Mirman, 1980]. Während solche Spielformen im allgemeinen zur Beschreibung von oligopolistischen Situationen herangezogen werden, die durch hohe Marktanteile weniger Marktteilnehmer charakterisiert sind, ist es in der Fischerei der Gemeinnutzungscharakter der Fischbestände, der oligopolistische Verhaltensmuster entstehen läßt. Allein die herrschenden relativen Preise auf Faktor- und Produktmärkten (Preise verschiedener Fischarten und anderer eiweißhaltiger Produkte) würden dann die Faktorallokation in der Fischerei determinieren. Änderungen in den Preis-Kosten-Relationen und in den Präferenzen der Konsumenten könnten bewirken, daß Fischer Fischereirechte oder Fanglizenzen fremder Fischgründe erwerben möchten, wodurch ein Weltmarkt für solche Rechte entstehen könnte. Solche Rechte könnten von den privaten Eigentümern am besten in Auktionen versteigert werden, da diese am ehesten in der Lage sind, den wahren, diskontierten Wert zukünftiger Fischfänge zu ermitteln. Neuankömmlingen in der Fischerei würde vom Eigentümer ein Preis für das Recht zur Aufnahme des Fischfangs abverlangt, der im überfüllungsfall den Anstieg der durchschnittlichen Fangkosten und im überfischungsfall der Höhe der Opportunitätskosten des Bestandsabbaus entspricht. Bei einer Fangmenge von Q2 setzten sich die durchschnittlichen Fangkosten aus r (= Preis für die Fangrechte je Fangeinheit) und K (= durchschnittliche Lohn- und Kapitalkosten) zusammen. Der gesamte (diskontierte) Wert des Eigentumsrechts am betreffenden Fischbestand betrüge r· Q2; die langfristige Angebotskurze der Fischfangindustrie wäre GKF 7 • Die Aufgabe, Auktionen zu organisieren und angemessene Lizenzen vor7 Dies ist völlig analog zu dem von Viner diskutierten Fall des Angebots einer Branche mit ricardianisch steigenden Kosten [Viner, 1932, S. 30 ff.].

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Nutzung von Ressourcen im Gemeineigentum

zubereiten, könnte überlassen werden.

wie im Falle anderer Börsenobjekte -

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Privaten

Mit dem bis 1945 geltenden internationalen Recht war durchaus vereinbar, daß internationale Gemeinnutzungsressourcen von Pirvaten angeeignet werden konnten. So gab es Anfang des Jahrhunderts Landnahmen Privater zum Beispiel auf der Bäreninsel und auf Spitzbergen, also auf Inseln, die als herrenlos galten8 • Gegen die Bildung privater Verfügungsrechte über Meeresregionen oder -ressourcen wird - trotz positiver Präzedenzfälle - argumentiert, daß die Einführung rein privater Verfügungsrechte zum Chaos führe, daß eine Grenzziehung wie bei der Eigentumsbildung an Land technisch nicht möglich sei und daß die Durchsetzung privater Verfügungsrechte mit prohibitiven Transaktionskosten verbunden sei. Die Chaos-These ist jedoch nicht stichhaltig, denn schließlich existiert ein internationales Recht, das Bedingungen für die Meeresnutzung festlegt und durchaus auch Regelungen für Konflikte bei konkurrierenden Nutzungen vorsieht. Dieses bestehende Recht hätte dergestalt weiterentwickelt werden können, daß intertemporale Allokationsverluste bei Gemeinnutzungsressourcen vermieden werden. Dazu wäre es lediglich erforderlich gewesen, Regeln des auf den Prinzipien der BergbaufreiheitO fußenden terrestrischen Bergrechts oder des auf dem Prinzip der Fischereifreiheit fußenden terrestrischen Fischereirechts in das internationale Seerecht aufzunehmen. Für die Seefischerei würde dies bedeuten, daß eine von allen Staaten anerkannte Fischereiorganisation ein Fischereiamt und ein Gericht errichtet. Das Amt könnte Fischereirechte für klar abgegrenzte Fischgründe versteigern. Diese Rechte würden dann registriert und somit international anerkannt10 • Im Falle weitwandernder Spezies, wie etwa der Wale, könnten Nutzungsrechte statt für ein Gebiet für eine bestimmte Art gewährt werden. Weitere Regeln, wie ein Verbot der Diskriminierung, sei es durch Subventionen, Zölle oder mengenmäßige Beschränkungen, müßten hinzukommen. Nachdem private Verfügungsrechte gebildet worden sind, mag es je nach Ausdehnung der Fischgründe trotzdem überlappungen geben, wodurch die überfischungsgefahr fortbestehen könnte. Das terrestrische Fischereirecht sieht für solche Fälle die Bildung von Genossenschaften oder joint ventures und die Ver8 Im ersten Vorentwurf des Spitzbergenvertrages wurde das Recht privater Eigentumsbildung am Boden lediglich in der Weise eingeschränkt, daß Schäden, die Dritten durch eine wirtschaftliche Betätigung zugefügt werden können, zu vermeiden sind. Vgl. Böhmert [1940, S. 135 !f.]. D Im Unterschied zum Recht der Bergbau- und Fischereifreiheit räumen das mittelalterliche Bergbauregal und das Fischereiregal dem Staat die Nutzung als Souveränitätsrecht ein. 10 Der weitere internationale Handel mit Fischereirechten würde dann wie oben bereits erläutert wurde - privaten Auktionen überlassen werden.

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Hugo Dicke und Federico Foders

pachtung der gesamten Fischressource an einen Fischer vor. Was die Markierung des Eigentums - bestimmter Fischgründe oder Fischarten - anbetrifft, so bedarf es keiner sichtbaren Grenzziehung. Es genügen die Registrierung der Nutzungsrechte durch das Fischereiamt und die Auslegung des Registers. Die Überwachung der Fangtätigkeit im Hinblick auf unerlaubtes Fischen ist technisch möglich; private Dienstleistungsunternehmen hätten hier ein neues Betätigungsfeld. 4. Empirische Evidenz zur Vorteilhaftigkeit alternativer Fischereiordnungen a) Zum Wirken nationaler staatlicher Organisationen

Für eine Korrektur negativer Externalitäten in der Seefischerei mit Hilfe von Steuern läßt sich im Bereich nationaler Organisationen von Industriestaaten in der Nachkriegszeit kein Beispiel finden. Auch von internationalen Fischereiorganisationen wurden keine Steuern erhoben. Welche Ziele die staatlichen Organisationen tatsächlich verfolgen oder verfolgt haben, läßt sich nur indirekt bestimmen. Unabhängig von der jeweiligen biologischen Ertragskraft des Fischbestandes der Meere wurden in Mitgliedsländern der OECD und des RGW Subventionen für den Bau von Fangschiffen und/oder zur Senkung von Produktionskosten sowie zur Anhebung der Erzeugerpreise gewährt. Darüber hinaus führten viele Länder Einfuhrbeschränkungen in Form von Quoten, Zöllen oder Anlandungsverboten für ausländische Fischer sowie Mindestpreise ein. Rentabilitätsanalysen der deutschen Hochseefischerei zeigen indes, daß der Fischfang zu keiner Zeit (1920 -1980) besonders profitabel war, unabhängig davon, ob die Fischbestände sehr groß waren wie nach dem Ersten Weltkrieg oder ob Subventionen gewährt wurden. Stets erwiesen sich Anlagen in Finanzaktiva oder Investitionen in der Verarbeitenden Industrie als 10hnenderl1 • Überkapazitäten im Fischfang sowie Stagnation im Fischverbrauch waren zumindest bis zu Beginn der siebziger Jahre die eigentlichen fischereipolitischen Probleme. Dies ist ein Bild, wie es auch für den Agrarsektor typisch ist. Auch der Fischereisektor ist durch niedrige Einkommenselastizitäten der Nachfrage gekennzeichnet und zudem einer starken Substitutionskonkurrenz durch eiweißreiche Nahrungsmittel tierischen und pflanzlichen Ursprungs ausgesetzt l2 • Die Subventionierung des Faktoreinsatzes und die Stützung des 11 Zur Rentabilitätsentwicklung der deutschen Fischerei in den 30er Jahren vgl. Abraham [1930]. Zur Wirtschaftlichkeit der westdeutschen Fischerei vgl. BML [lfd. Jgg.]. 12 Zu den ökonomischen Rahmenbedingungen der Fischerei vgl. Prewo et al. [1982, S. 44 fI.].

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Fischpreisniveaus sind letztlich darauf gerichtet, sektorale Beschäftigungs- und Gewinnmöglichkeiten zu verteidigen. Unter marktwirtschaftlichen Bedingungen wären die traditionellen Fischgründe der Industrieländer - der Nordatlantik und die Ostsee - weniger intensiv befischt wordenlS • Angesichts des protektionistischen Charakters nationaler Fischereipolitik war von vornherein nicht zu erwarten, daß internationale Fischereiorganisationen, die von den Regierungen derselben Länder gebildet werden, Regeln effizienter Fischbewirtschaftung befolgen. b) Zum Wirken internationaler staatlicher Organisationen

Die Aufgabenstellung der Fischereikommissionen ist darauf beschränkt, den Fischbestand einer Region oder den Bestand einer Fischart durch Festlegung höchstzulässiger Fangmengen und durch administrative Beschränkungen der Fangaktivität so zu schützen, daß ein maximaler Dauerertrag (MSY) ermöglicht wird. Mengenmäßige Beschränkungen des Fischfangs sind aber unter den rechtlich-institutionellen Bedingungen der Fischerei ein untaugliches MitteP4. Empirische Analysen der Fischereikommissionen bestätigen, daß solche Beschränkungen die Wirtschaftlichkeit des Fischfangs nicht erhöht haben [vgl. u. a. Eckert 1979, S. 140 ff.]. Stieg die biologische Reproduktionskraftl5 , so reagierten die Fischer mit Anpassungen ihrer Produktionsfunktionen. Die Folge davon war eine sinkende Produktivität des Fischfangs. Nur wenigen Fischereikommissionen gelang es, die Ertragskraft des Fischbestands zu erhöhen. Die Beschlüsse der meisten Organisationen hatten Empfehlungscharakter; doch wo verbindliche Resolutionen zustande kamen, haben prohibitive überwachungskosten die Verwirklichung solcher Bewirtschaftungsziele unmöglich gemacht18 • Die Ohnmacht der Fischereiorganisationen wird darauf zurückgeführt, daß die Art und Weise, in der Quotenbeschlüsse gefaßt wurden, gegen Verzerrungen 13 So gesehen entspricht der geringe Fischbestand der Nordsee, soweit er durch die künstlich überhöhte Fangaktivität und nicht durch Verschmutzung oder natürliche Umweltfaktoren verursacht wurde, in ihrer Ressourcenverschwendung dem Butterberg oder den Steinkohlehalden der Agrar- oder Kohlepolitik der EG. 14 Am Beispiel der Nordseefischerei ist gezeigt worden, daß vor allem das Prinzip des konstanten Deckungsbeitrags über alle Spezies dem MSY unter Rentabilitätsgesichtspunkten weit überlegen ist [Kim, 1981 a; 1981 b; 1984]. 15 Dies gelang im Falle von Organisationen, die die Mitgliedschaft auf wenige Teilnehmer beschränkten und Dritte von der Nutzung auszuschließen vermochten. 16 Die Schwächen einer solchen Fischereipolitik ist beispielsweise von Anderson, Sutinen [1983] theoretisch untersucht worden. Solche Organisationen mögen aber das Konfliktpotential auf diesem Gebiet erheblich verringert haben, was angesichts der in der Weltgeschichte nicht seltenen Fischereikriege zu ihren Gunsten spricht. Vgl. Pontecorvo [1974].

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nicht abgesichert war. Denn Quoten wurden von einzelnen Mitgliedsstaaten in Abhängigkeit der Fangkapazität ihrer Flotten festgelegt [Rothschild, 1983]; oft wurde auch ein historischer Durchschnitt verwendet. Damit wurden kurzfristige beschäftigungs- und einkommenspolitische Ziele verfolgt. Die einzelnen Staaten hatten durchweg jeweils eine Stimme und drohten mit dem Austritt aus der Organisation, falls ihre Quotenforderung nicht erfüllt würde17 • Auch der Europäischen Wirtschafts gemeinschaft, die die Verfügungsrechte am Fischbestand des EG-Meeres und darüber hinaus die Kompetenzen für die sektorale Politik sowie für internationale Verhandlungen in Fischereifragen hat, ist es nicht gelungen, ein effizientes Nutzungsregime zu errichten. Vielmehr weist ihre Fischereipolitik große Ähnlichkeiten mit der Agrarpolitik auf. Neben mengenmäßigen Beschränkungen der Fangaktivitäten (EG-weite und nationale Fangquoten, Vorschriften zur Fangausrüstung und zur Fangtechnik) im EGMeer, wie sie auch von Fischereikommissionen angewendet werden, gibt es eine gemeinsame Marktorganisation18 für Fischereierzeugnisse, die ähnliche Interventionsmöglichkeiten wie auf dem Agrarmarkt vorsieht. Das EG-Fischereiregime hat negative Wohlfahrts effekte , die die der internationalen Fischereiorganisationen noch übersteigen. So werden die Konsumentenpreise verzerrt, Produktionsfaktoren in unproduktiven Verwendungsbereichen festgehalten und die Steuerzahler mit steigenden Interventionsausgaben belastet. c) Zur Erfahrung mit privaten Verfügungsrechten

Die Behauptung Crutchfields, private Verfügungsrechte über die Fischressourcen des Meeres könnten nicht etabliert werden, weil die Transaktionskosten der Eigentumsbildung und der Ausübung der Rechte zu hoch seien, wird von der Realität widerlegt. In verschiedenen Gegenden der Welt hat es immer wieder erfolgreiche Versuche Privater gegeben, Eigentumsrechte an Fischgründen des Meeres durchzusetzen. So gab es in Venezuela [Breton, 1977] und in den Vereinigten Staaten [Johnson, Libecap, 1982] sowie in Japan [Comitini, 1966] private Fischereirechte, die aber von Regierungen - von wenigen Ausnahmen abgesehen - beseitigt wurden. In Venezuela wünschte die Regierung die Einkommensverteilung zu ändern, und in den Vereinigten Staaten lautete die (falsche) Begründung, private Verfügungsrechte an Fisch17 Die Ergebnisse der Tätigkeit von Fischereikommissionen dürften recht gut mit der ökonomischen Theorie internationaler Organisationen übereinstimmen, wie sie von Fratianni und Pattison [1982] entwickelt wurde. 18 Nähere Einzelheiten finden sich in KEG [1983].

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beständen des Meeres führten zu einer unerwünschten Kartellierung. Obwohl (oder weil) in den Vereinigten Staaten Regierung und Gerichte das Prinzip des (für Bürger der Vereinigten Staaten) freien Zugangs zu den Fischbeständen des Meeres gegen alle Privatisierungsversuche durchsetzten, gab es eine Vielzahl von Versuchen, informelle (illegale) Kontrakte zu bilden, durch die die externen Nachteile des kostenlosen Zugangs beseitigt oder gemindert werden sollten. An Land gibt es im übrigen in den meisten westlichen Industriestaaten viele Beispiele dafür, daß staatliche Verfügungsrechte an Fischbeständen der Flüsse und Binnenseen durch private Rechte abgelöst worden sind. 5. Schlußbemerkung

Der Streit über die Fischereihoheit ist für den überwiegenden Teil des wirtschaftlich nutzbaren Bestandes völkerrechtlich zugunsten der Küstenstaaten entschieden worden, womit in weiten Meeresgebieten wieder mittelalterliche Rechtsverhältnisse eingekehrt sind. Aus ökonomischer Sicht kann diese Lösung nicht befriedigen. Sie bietet keine Gewähr dafür, daß die mit der Gemeinnutzungsressource Fisch verbundenen negativen Externalitäten künftig vermieden werden. Die Erfahrungen mit nationalen und internationalen staatlichen Fischereiorganisationen lassen vielmehr den Schluß zu, daß Regierungen, wenn sie Verfügungsrechte beanspruchen und ausüben, das Ausmaß negativer Externalitäten noch vergrößern. Ein Weg, die bei der Fischerei auftretenden Überfüllungs- und Überfischungsexternalitäten zu vermeiden, besteht darin, die Verfügungsrechte über die Fischbestände an Private zu vergeben. Die Schaffung privater Eigentumsrechte in der Fischerei kann unabhängig von der Lösung der Hoheitsfrage erfolgen. Es genügen die internationale Anerkennung von privaten Fischereirechten und die Etablierung eines Fischereigerichts zur Schlichtung von Streitfällen. Sowohl das Informationsproblem als auch das Überwachungsproblem könnten Privaten überlassen werden. Staatliche (nationale oder internationale) Institutionen könnten aber dennoch ein eher komplementäres öffentliches Gut anbieten und dabei die auf dem Prinzip der Fischereifreiheit basierende terrestrische Fischereiordnung als Rechtsrahmen für den Seefischfang einführen. Die Wahrscheinlichkeit, daß die Fischereifreiheit das Fischereiregal verdrängt, ist immerhin größer, solange es viele küstenstaatliche Fischereimonopole anstelle eines internationalen staatlichen Monopols gibt. Insoweit mag die Nationalisierung der Meere der Internationalisierung überlegen sein.

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Arbeitskreis 6 Okonometrische Weltmodelle Leitung: Wilhelm Krelle, Bann

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Perspectives of Future World Trade Some Results of Project LINK By Lawrence R. Klein, Philadelphia 1. General Aspects of the LINK System From its inception, same 16 years aga, the LINK system was viewed as a world trading model designed to capture the effects of the international transmission mechanism. At that time, it was gene rally feIt that many of the major transmission effects were being realized through international trade flows. Trading patterns remain important, but the economic issues are being considered now in a more general framework, incIuding capital flows and exchange rates. The LINK system has tried to move with the times, but it is still heavily based on the network of trade flows 1 • At the present time, the LINK system remains, in a narrow sense, a trade model, but it is also a world model. It has been greatly enlarged since 1968. It now incIudes 25 OECD country models, eight centrally planned economy models, and four regional models of developing countries. The regional models are presently being disaggregated into more than 35 country models tagether with same overall regional groupings in order to complete coverage of the whole world economy. The trading matrix that will stand as a centerpiece of the enlarged system will have 72 rows and columns. When this matrix is combined with intern al equations of structural behavior, we shall have an enormaus system - not based on the idea that "bigger-is-better" but based on the commitment to deliver a great deal of country-specific information for developing nations, on request. The guiding principle of LINK model construction is that world exports should equal world imports, by commodity group in both constant prices (volumes) and in current prices. The numeraire of the system is the U.S. dollar. By forcing the accounting identity in constant prices, we can interpret the resulting relationships as saying that a country's exports are weighted combinations of partners' imports, the weights being row ele1 See, e. g., Ball [1973] and Klein, Krelle [1983]. The evolution of LINK research between these two volumes indicates how the world has changed, together with our perceptions of model changes.

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ments of a trade shares matrix. Similarly, the current price identity can be interpreted as saying that a country's import prices are weighted combinations of partners' export prices. These are both eminently reasonable relationships and give a key role to trade in shaping the profile of the world economy. In many respects, the volume of world trade (and its growth rate), globally and by functional or area groupings, is a key variable for the international economy. It might weIl be preferred to world production (GDP) as a single macroeconomic statistic that describes the state of the total global economy. It is probably more reliably estimated from observed data than is world GDP because nations began collecting trade statistics systematically long before they prepared comprehensive national income and product data. Generally speaking, it is easier to observe border traffic than to build the difficult conceptual measures of GDP. Of course, there is border evasion, valuation discrepancy, and unclear groupings of goods flows, but the reliability and availability of trade data are superior to the macro production data. But there is a fundamental flaw. On an ex post as weIl as ex ante basis, trade data do not add up, for the satisfaction of the identities. There are discrepancies in the world totals, much worse for invisibles than for merchandise. The merchandise trade balance is estimated by Wharton Econometrics to have been only - $ 5.3 billion in 1982 but the current account balance was - $ 111.8 billion. In the LINK system, the merchandise discrepancy is allocated to participating models. The share matrices are constructed as ratios of bilateral flow elements (exports of i to j) divided by imports of j. Thus, the structure of the system is implicitly import-driven. Projections or general simulations that find more exports get them through increased imports. That is why the surge in American imports in the last few years, giving rise to our external deficit, has been so significant in stimulating world trade and production growth. In spite of high V.S. interest rates and high dollar exchange values that make difficulties for some countries, it must be recognized that net benefits fall to recovery in the rest of the world because partners can export so much to the vast American market. If the count ries selling in the Vnited States have a structure that produces export-led growth, it is easy to see how imports are presently acting as a driving force for the world as a whole. This is clearly evident in the present LINK projections. It is interesting to ask where the American import bill of $ 300 billion comes from; i.e., who is benefitting from the locomotive power of the V.S. trade and payments deficit? In 1983, 57 percent came from industrial partners in the democratic alliance, 38 percent from developing

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countries, and the rest from socialist or unclassified countries. Big gains were realized from non-OPEC developing countries in Asia and Latin America. The gains were only 7.5 percent from industrial count ries, but the amounts were very large. The increase of imports from Japan amounted to more than $ 3.5 billion and from Germany to $ 0.7 billion in 1983.

2. Some Background on World Trade The LINK model is a system of simultaneous equations; therefore, more than 15,000 variables (economic magnitudes) are generated every time period (annually) of the projection horizon. Yet I want to focua on the trade statistics in this presentation. Generally speaking, trade volumes are more volatile than are aggregate production and consumption flows. At main turning points, either upper or lower, the rate of change of trade volume exceeds the rate of change of GDP by 3 to 5 percentage points in absolute value. World production was negative in 1975, but barely so, by less than 0.5 percent, while trade volume fell by more than 3.5 percent. Similarly, at the end of the preceding boom in 1973, world GDP was up by 6.6 percent and world trade by 12.0 percent. Some interesting world statistics show the macro position of the international economy during three decades after World War II. The best period for growth in trade and production was during the 1960s. A growth rate of 8.3 percent for exports was associated with 5.3 percent in world production. Both are very respectable, but towards the end of the decade, and early into the next decade (before the oil embargo) trade was growing even faster. That was an important base for overall world expansion. During the 1950s and 1960s, when the world was rebuilding and recovering, the good growth and expanding trade relations were accompanied by low rates of inflation. Towards the latter part of the 1960s, inflation gained strength and as the figures in the table show, areversal in patterns of activity occurred. During the 1970s, inflation was high and growth was much reduced, both for trade and for production. During the great expansion decade of the 1960s, major contributions to trade expansion came from Japan. There were occasional slowdowns, as in 1967 (3.4 percent). This was offset by spurts, as in 1964 (37 percent), but in most years growth was between 10 and 20 percent. This was an extreme case of export-led growth. In the 1970s, and more recently, South Korea and other Pacific Basin count ries have been noted for their export-led growth.

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Table 1

World Series: History (percentage mange) 11950 - 1960

1960 - 1970

1970 - 1980

GDP

World

4.9

5.3

4.3

OECDa) ......................... .

4.1

5.3

3.5

LDC ............................ .

4.9

5.6

5.7

CPE ............................ .

6.0

5.0

5.5

Trade volume World .......................... .

7.2

8.3

5.6

OECDa) ......................... .

7.0

8.7

6.0

LDC ............................ .

3.9

6.9

5.1

CPE ............................ .

6.6

Inflation OECDa)

2.9

4.6

8.2

a) 24 LINK country models.

This is why trade should be emphasized. It enables small or confined count ries to acquire necessary imports by exporting. It also permits them to cover debt burdens, partially at least, and to contribute to overall growth. The example of Japan, followed by other Far Eastern countries, forms an inspiration for many developing countries. Until they were overcome by massive debt burdens, Mexico, Brazil, and other Latin American count ries were following a similar path. In 1981 and 1982 an unusual event occurred. World trade stagnated. This had happened for single years in two synchronized world re cessions, 1957/58 and 1974175, but 1981 and 1982 were two, back-ta-back, years of near zero change in trade (+ 0.7 percent in 1981 and - 0.5 percent in 1982). That was an unusual event. 3. LINK Projections 1984 - 1988 World trade has been in a slump, and it is expected to recover as part of an overall economic improvement. Its recovery is vital for the developing countries, and its character is also changing. In the most expansive years, movement was in the direction of liberalism, with multilateral free trade as a symbol of progress. Now, we are ente ring

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a recovery period where protectionism appears more frequently than in the recent past. Not only was trade in absolute dec1ine in 1981182, but its upturn in 1982/83 was very small - only 2 percent. The world business cyc1e that emerged so on after the Iranian Revolution was largely responsible for the halt of trade growth, but other features inc1uded an oil glut, a grain embargo, and falling commodity prices. Prices fell in 1957/58, too, but the more dramatic changes (apart from the Suez crisis) in fuel and food markets were absent. As we look upon the prospects for recovery in world trade and production at the present time, under the initial conditions of 1984, there are some specific questions to ask about the forecasts. -

What will be the trend, as opposed to the cyclical component, of trade growth? How will trade growth in the developing countries compare with that in the industrial countries? Will trade growth be adequate for debt servicing? How much will trade growth contribute to the improvement of living conditions in the developing world? How will trade in manufactures compare with trade in basic materials, inc1uding energy? What will be the regional distribution of trade?

The LINK system is not ideally structured to treat all these questions, but it provides some insight into the likely magnitude and distribution of trade volumes. The macroeconomic configuration is given in Table 2. It is evident that a significant recovery is projected. It is not uniform, but is very strong in the United States and the Pacific Basin. Australia and Japan, among Pacific nations, are recovering at rates in excess of 5 percent as are many of the developing countries in the Pacific. The People's Republic of China is also on a high recovery path now. But much of the rest of the world shows very sluggish gains.

The high growth rate for GDP is dominated by the American figures, accounting for about one-quarter of the total. The growth rate of GDP in the United States is expected to exceed 7 percent in 1984. In achieving this high rate of economic expansion, the United States are taking in imports at an extraordinarily high rate, in excess of 20 percent in volume terms. Exports are on a modest growth path of about 5 percent. As a share of the world total, the United States account for only about 10 percent of aggregate exports. This is large but much smaller than the American share of world production.

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Table 2

World Series: ProjecUons (percentage change) 1983

I 1984

GDP World ......... 2.0 OECDa) ........ 2.4 LDC ........... - 0.4 CPE ........... 2.6 Trade volume World .........

2.0

Inflation OECDa) ........

6.0

I 1985

1986

1987

1988

3.5

4.7

3.6

2.7

3.9

5.1

3.4

2.0

3.6

3.1

3.2

3.7

3.5

4.0

4.3

4.2

4.1

4.2

4.3

4.2

7.5

3.4

2.5

3.7

4.8

5.3

5.6

5.2 I

I

I I

I

4.9

i

5.1 I

a) 24 LINK country models.

Imports, as noted above, drive world trade in the LINK system; so the large contribution of American imports to the total expansion is important in accounting for the cyclical recovery of world trade, at the rate of 7.5 percent. A number of developing and industrial country partners of the United States would be much worse off, were they not exporting on a large scale to the United States market. This campensates, partially at least, for whatever hardships are caused by high dollar exchange rates and interest rates in the United States. The recovery, however, is durable. A cyclical downturn is expected in the United States by 1986, but it is not projected at a very severe rate; so the world expansion is merely slowed, not reversed, in this forecast. After the initial cyclical gain, world trade growth is expected to be about 3 or 4 percent annually, much less than the figur es for trade in Table 1. Developing countries as a group are not expected to go into a pattern of strang export-led growth, except perhaps in the Pacific Basin, on a selected basis. Major oil producers may earn significant revenues from exports, but volurnes will have to be restrained in order to hold up prices; therefore real export growth is not expected to be impressive for them. An interesting condition has been suggested as a criterion for credit worthiness of LDC debtor nations. The condition is: Export growth rate> interest rate. If we compute the left-hand side as the expansion rate of nominal export value in U.S. dollar units we obtain the series in Table 3.

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Table 3

Export Expansion 01 Developing Countries and U.S. Prime Rate (percentage 01 dollar values)

1984 Export growth ......... U.S. prime rate ........

8.7 12.7

1

!

I

I

1985

1986

7.4 15.1

8.5 13.6

I I I I

1987

1988

9.8 10.0

10.1 9.4

I

This sel'ies when compared with the projected D.S. prime rate shows an unfavorable comparison. This is because the borrowing rate for debtor countries is usua11y prime rate (01' LIBOR) plus a risk premium of one 01' two percentage points. Even with an increasing expansion of export value and a decline (after a rise) in D.S. interest rates, the relevant interest cost factor for developing count ries is expected to exceed the export growth rate. There is a projected recovery, but it is not strong enough to bring the developing countries out of financial trouble. Also, the shift towards easier monetary policy and lower interest rates in the Dnited States is not anticipated to be large enough to produce a favorable comparison. The inequality between the two rates is derived from the identity

D) 11++ i (---xD) (-X t =

T

t-l -

Dt

debt outstanding at end of period l,

it

during period t, interest rate during period t, export value growth rate during period t.

(-X NX ) t

Xt export value during period t, NX t = balance of merchandise and nonfactor Ci. e., noninterest) services

Tt

The inequality between T and i ensures that the dynamic path of the debt-export ratio CD/X)t be convergent2 • This proposition ignores the movement of (NX/X)e. If this balance were to vanish 01' remain constant at some nonzero level, the inequality rule would hold for convergence, but if (NX/X) is falling in negative terms 01' growing in positive terms, it may offset divergent movement in (D/X)t. In the LINK system, the marginal propensity to import is high in developing countries and there is a tendency of the numerator to grow in negative terms with world recovery, in the non-OPEC developing countries. For a11 developing countries, including OPEC, NX hardly changes from 2 A conventional but arbitrary ceiling figure being used for creditworthiness in the banking community is 2.0.

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476

Lawrence R. Klein

year to year in the projection. As exports (the denominator) grow at about 8 -10 percent there is a diminishing contribution from (NX/X)t, and this makes the inequality comparison between T and i meaningful. Quite different results are obtained by Cline [1984, ch. 8]. He projects a more favorable relationship between T and i, as weIl as a less sensitive response of developing country imports to recovery in GDP. He, therefore, judges that world recovery in the order of the LINK results from both GDP and trade volume will lead to aresolution of the LDC debt problem. It is difficult to define the meaning of a "solution" to the world debt crisis, or to the predicament of those developing count ries who are debtors. They want to be able to pay the interest on their debt, to roll over maturing loans, and to be able to negotiate new loans in order to have capital investment and something to grow on. The debt-service ratio estimated as interest plus repayment of maturing loans amounts to about one-quarter of LDC exports. For individual debtor countries the ratio is as high as 1.0, and this includes many large count ries with upwards of $ 50 billion, each, in foreign debt. The high debt-service ratio makes them appear to lack credit worthiness, and they cannot get new loans for growth. Two of the largest debtors, Brazil and Mexico, have high ratios that can be reduced to, at best, about 0.65, with growth in the world economy projected along the path that we have in the LINK forecast.

Brazil and Mexico have successfully reduced their current-account deficits to near-zero (or even made them positive) but not their debts. Their service burdens are falling but remain quite large. They have made their limited progress by reducing imports drastically and by devaluing their currencies. They have had recession cum inflation as a result of these policies. They are tolerable for short adjustments but not for long trends. They must grow and deliver better living conditions to their people in order to maintain political stability. Each is projected to grow again, after having been through recessions, but their recoveries are projected along modest paths. They are not yet able to look forward to "solutions". Other debtor countries may not be in such dire straits as Brazil and Mexico, but they have serious problems. Consider Peru. Its interest bill alone amounts to one-sixth of exports. The authorities have a hard time explaining to the working population that one-sixth of their export efforts must be taken off the top and paid to foreign bankers, while they must live and grow on the remaining five-sixths. This seems to be a quite small residual for delivering good growth, and the population may not be willing to accept that condition.

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Perspectives of Future World Trade

477

The LINK forecast, therefore, projects continuing recovery and trade volume growth, but not at rates that deal adequately with the world debt problem. That is why the LINK forecast calls for coordinated monetary, fiscal, and commercial policies that produce enhanced growth without inflation [see Bollino, Klein, 1984]. A reason for the slowing down of trade growth has been restriction of oil exports in order to maintain price. The LINK forecasts for Middle East oil exporters is a modest trade growth of 3 or 4 percent in real terms in the face of stable prices (nominal) for oil in 1984 and 1985. We had formerly looked for some oil price increase next year, but more recently have postponed the increment in our baseline assumptions for another year. It is 1987 in our forecast before oil price rises match OE CD inflation rates. Early in 1984, it seemed as though commodity prices for nonferrous metals, grains, and industrial materials would be recovering, but this tendency has been halted and reversed in some cases. The LINK forecast, therefore, is not very strong for export earnings of primary producers - developing countries to a large extent. For 1984, nonoil exports of developing countries are estimated to expand at about 11 percent in nominal terms. This is almost double the expansion rate for fuel export earnings. In later years, manufactured exports are expected to slow in earnings growth relative to all other exports. The Pacific Basin count ries are now outstanding in export growth and are expected to remain so. In nominal terms, their exports are projected at rates between 8 and 12 percent through 1988. This year, the Pacific countries have done unusually weIl in expanding exports, both in value and in volume. Latin America is also doing about as weIl in 1984, but Africa and the Middle East have lagged significantly; however, in later years the developing area as a whole should be expanding exports on a much broader scale, in which an areas show similar performance. But before the troubles of developing countries produced a crisis situation, i.e., before this decade, there were a number of years in which export value growth averaged more than 20 percent. There are many policy routes from North to South - capital transfers, direct investment, commodity price support - that would aim to stimulate export activity to levels that would bring debt servicing back into focus, but there are policies of self-help, too. One such policy is South-South trade. There are already good trading relationships among Asian count ries and among Latin American countries. These patterns can be expanded, thus obviating the need to use up scarce dollars and other hard currency exchange. In South-South trade, the manufactur-

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478

Lawrenee R. Klein

ing nations - Brazil, Mexieo, Taiwan, South Korea, Hong Kong, Singapore and Malaysia - deliberately try to provide goods to themselves and to other developing eountries, mainly in return for supplies of primary materials: Indonesia, Venezuela and Mexieo for oil, the Philippines for edible oils, ete. Most of the earth's resourees, including fuel, are abundantly available, as are high-quality proeessing faeilities; henee trades seem to be quite plausible.

4. Tbe Threat of Protectionism The world reeession indueed many eountries to turn to proteetionist measures to try to safeguard the economic interests of their own citizens. In addition, many countries are in astate of economic transition in which some sectors or industries are losing market shares while others are gaining. There are some noticeable shifts from conventional technologies (smokestack) to new technologies (high-tech), from making steel to programming computers, to be specific. At the same time inexpensive labor is being used in some countries to produce goods for export, such as textiles in China, and expensive labor is being replaced by robots in other countries, such as in the Japanese and U.S. automobile industries. All this churning of the market stimulates protectionist sentiment, both on the part of affected entrepreneurs and displaced workers. The LINK system has been used on several occasions to examine the effects of protectionism [Klein, Su, 1979; LINK Staff, 1983]. We would accept Adam Smith's arguments in favor of free trade (with notable exceptions) or David Ricardo's arguments showing the logic of comparative advantage, but these are mainly microeconomic arguments. The use of the LINK system for studying the problem of protectionism would be essentially a macroeconomic analysis. LINK scenarios of protectionism, or its opposite, liberalization, have been based mainly on tariff changes. This is convenient from a quantitative point of view and makes scenario analysis straightforward. We know, however, that nontariff barriers to trade are prevalent and important. Customs nuisances at Potiers, steel quotas in the United States, OPEC quotas on the side of production, and many other trade barriers have effects that are equivalent to the imposition of some particular tariff structure. I shall not examine specific nontariff barriers here. I shall confine this exposition to the analysis of some tariff changes. Among industrial count ries there are obvious attempts of the Uni ted States and Europe to try to exclude Japanese goods. There are also

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Perspectives af Future Warld Trade

479

measures directed by industrial countries at developing countries, particularly against the so-called Newly Industrialized Countries. Japan is known to have barriers against some American agricultural goods; we, in the United States, hold Chinese textiles to certain limits, and the export of technology to cent rally planned economies is carefully monitored and restricted. The problem that will be considered here is a general tariff re ducti on in the OECD countries. The results, as expected, show macroeconomic gains for the world economy; not only is free trade good for individual partners; it is good for overall economic activity. By and large, the results are symmetrical. A ta riff increase would hurt the world economy, on average. Naturally, some countries might have more favorable aggregates, but the world as a whole would suffer. The scenarios are layered: (i) A 5 percent tariff reduction for SITC 0,1 (food, beverages, tobacco); (ii) a 5 percent tariff reduction for SITC 0,1 and 2,4 (crude materials have been added); (iii) a 5 percent tariff reduction for SITC 0,1; 2,4; and 5 - 9 (manufactured goods have been added). The results of these simulations are shown in Tables 4, 5 and 6. The first and second scenarios should benefit primary producing countries, the most. Many, but by no me ans all, are developing countries. The third scenario should help to open OECD markets to manufactured goods from newly industrialized countries, but also from Japan and other large industrial producers. Over a course of six years, world GDP should benefit by about 0.16 percent for agricultural liberalization and by 0.23 percent if industrial materials are also liberalized. The developing count ries make better gains in these scenarios than do OECD countries, and socialist count ries are not much affected. Also, these policies do not appear to have much effect on prices. Inflation rates are hardly changed. The added growth in developing count ries leads to increased imports, and these outweigh the export gains; so the trade balance deteriorates by about $ 1.0 billion after six years in the second scenario. The results are quite impressive if the tariff reductions could be extended to manufactures. Here the GDP gain exceeds baseline values by more than 1.0 percent after two years. There is a bit more inflationary impact, but not very much. High activity induces demand inflation, but lower duties restrain cost inflation. They effectively offset each other. As for developing countries, the effect on GDP is strong. This measure is up by about 1.37 percent after six years, and the trade balance falls by more than $ 6.0 billion.

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Other Europe

EEC-9

Canada, U.S.

Australia, Japan

OE CD

Country Aggregate

TBALABS

0.030

- 0.106

0.110

PCDEFABS

0.190

GDPABS

GDPPERC

- 0.027 0.120

0.136

0.213

0.391

- 1.346

- 0.066

0.460

3.887

- 0.029

- 0.039

0.179

0.317

- 1.255

- 0.595

TBALABS

0.392 - 0.169

0.199 - 0.408

GDPPERC

PCDEFABS

3.209

- 0.045

- 0.004

1.680 0.094

1.200 0.069 - 0.027

0.758

0.007

0.072

0.307

- 0.497

- 0.019

0.193

6.270

1985

0.628

- 0.004

0.059

0.246

- 0.536

- 0.057

0.158

4.970

1984

1.585

- 0.258

TBALABS

GDPABS

- 0.066

0.033

PCDEFABS

0.540

GDPPERC

0.431

GDPABS

TBALABS

- 0.022

0.036

PCDEFABS

0.147

- 0.172 - 0.393

PCDEF ABS

TBALABS

GDPABS

0.081

GDPPERC

GDPPERC

2.460

1983

GDPABS

Variable a )

+

0.080

- 0.033

0.219

0.412

- 1.355

- 0.131

0.473

4.101

- 0.035

0.021

0.104

1.930

0.856

0.044

- 0.031

0.221

0.425

- 1.201

0.039

- 0.022

0.235

0.462

- 0.724

0.467 - 0.001

0.469

4.253

0.306

0.026

0.065

1.250

1.098

0.001

0.096

0.438

.- 0.020

4.180

0.074

0.033

0.095

1.770

0.965

0.009

0.087

0.013

0.388

0.079

0.012 0.719

0.005

0.184

6.400

1988

- 0.119

0.199

6.760

1987

0.349

- 0.453

- 0.001

0.203

6.790

1986

Table 4: Summary of World Economic Aciivity for the Scenario: SITCO 1 Tariff - 5 percent

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Other Europe

EEC-9

Canada, U.S

Australia, Japan

OECD

Country Aggregate

- 0.383 - 0.120

PCDEF ABS

TBALABS

1.172 0.678

GDPABS

- 2.389

TBALABS

GDPPERC

- 1.165

0.912

PCDEF ABS

7.279

GDPABS

TBALABS

GDPPERC

- 0.611 - 0.024

PCDEF ABS

0.498

GDPPERC

- 6.411

- 6.116

0.098

- 0.104

1.098

- 0.453

- 0.028

1.290

2.363

- 0.236

- 0.766 1.946

2.063

1.703

17.437

- 0.017

0.811 13.933

- 0.088

- 0.220

17.620

3.006

- 0.062

0.577

- 0.830

- 0.055

1.324

2.491

- 5.977

- 0.125

2.153

18.665

- 0.791

0.137

1.137

21.050

3.981

0.028

0.687

3.023

- 3.617

2.474

- 3.875

0.984

I

1.352

45.230

1986

0.037

I

- 0.085

1.229

39.900

1985

0.739

12.770

1.934

8.190

- 0.343

0.411

1.715

- 3.272

- 0.306

0.967

30.360

1984

1.145

GDPABS

TBALABS

I

9 Tariff - 5 percent

- 0.445

0.206

GDPPERC

PCDEFABS

0.835

- 1.387

TBALABS

GDPABS

- 0.707

0.579

GDPPERC

PCDEFABS

17.480

1983

+ 1, 2 + 4, 5 -

GDPABS

Variablea )

SITC 0

Table 6: Summary of World Economic Activity for the Scenario

I

I

- 0.941

- 0.054

1.300

2.494

- 5.505

- 0.121

2.242

19.966

- 0.263

0.272

1.125

21.000

4.588

0.025

0.750

3.347

- 2.122

0.101

1.379

46.800

1987

I

- 0.960

- 0.051

1.311

2.577

- 4.721

- 0.026

2.297

20.914

1.448

0.231

0.873

16.790

5.552

- 0.018

0.819

3.738

1.320

0.120

1.263

44.020

1988

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o

t"'

~

"'" "'" 01)

DOI https://doi.org/10.3790/978-3-428-45932-2 | Generated on 2023-09-08 21:17:09 OPEN ACCESS | Licensed under CC BY 4.0 | https://creativecommons.org/about/cclicenses/

a) See Table 4.

World

Planned economies

LDC oB exporting

19.120 0.408

GDPPERC

1.507

TBALABS

GDPABS

0.023

GDPPERC

0.172

TBALABS 0.270

0.232

GDPABS

0.127

GDPABS

- 0.768

TBALABS

GDPPERC

1.242

0.699

33.970

2.726

0.067

0.800

0.642

0.574

0.322

- 1.475

0.518

2.474

- 0.833

-- 0.596

0.269

0.524

GDPABS

LDC non-oB exporting

2.796

1.369 0.265

GDPPERC

GDPABS GDPPERC TBALABS

LDC all

0.905

45.490

3.144

0.121

1.480

0.874

1.030

0.599

- 1.964

0.702

3.515

- 1.090

0.736

4.114

56.610 1.069

1.018

3.308

0.224

2.910

···0.804

2.193

1.372

- 2.659

1.027

5.523

- 3.463

1.148

6.894

52.830

3.275

0.172

2.160

0.527

1.577

0.949

- 2.319

0.860

4.493

- 1.793

0.934

5.442

1.032

56.270

3.508

0.279

3.750

- 3.059

2.809

1.836

- 3.064

1.200

6.662

- 6.123

1.369

8.498

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Lawrence R. Klein

486

Among policies contributing to better worId growth, both in OE CD and developing areas, trade liberalization ranks high [see also BolIino, Klein, 1984]. Correspondingly protectionism would be powerful in holding down growth. The greatest effects would come from either liberalization or protectionism in manufactures. In the present worId economic situation, protectionism is highly contradictory. Not only is it detrimental for worId activity in trade and production, but it seriously impairs the ability of several developing countries to service their debt with lending institutions in the OECD countries. On the one hand, OECD countries and their banks demand payment in hard currency for interest and amortization. On the other hand, they cut off a major source of hard currency earnings by protecting against exports of developing countries. It is true, as is evident in the accompanying tables, that the trade balance for developing countries would be expected to improve if tariffs were raised (the opposite policy in comparison with the tables), but this would come about only because of lower GDP levels. The key indicator for credit worthiness of developing countries is the debt service ratio interest plus amortization payments divided by exports. Exports would be reduced by protectionism, and the credit worthiness ratios would rise, an adverse movement.

References Ball, Robert J., The International Linkage of National Economic Models. Amsterdam 1973. Bollino, Carlo A., Lawrence R. Klein, "World Recovery Strategies in the 80s:

Is World Recovery Synonymous to LDC Recovery?". Journal of Policy Modeling, Vol. 6,1984, pp.175 - 207.

Cline, WiIliam R., International Debt: Systemic Risk and Policy Response.

Washington 1984.

Klein, Lawrence R., Vincent Su, "Protectionism: An Analysis from Project

LINK". Journal of Policy Modeling, Vol. 1, 1979, pp. 5 - 35. -, Wilhelm E. Krelle (Hrsg.), Capital Flows and Exchange Rate Detennination. LINK Meeting, Deutsche Bundesbank Session, Frankfurt a. M., September 1982. Wien 1983. LINK Staff, Trade Liberalization and World Development: Further LINK Results. University of Pennsylvania, Research Paper, Philadelphia 1983.

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How Vulnerable are Developing Countries to External Shocks? An Application of the World Bank's Sensitivity Analysis Model By Jean Waelbroeck, Brüssel 1. Introduction

Since 1974, the World Bank's staff has been conducting each year an appraisal of world economic trends, stressing their implications for the developing world. These analyses have a broad base within the Bank's staff, to assure that they reflect as completely as possible the insights which this organization derives from its unique contacts with policymakers in developing countries. Part of these analyses is an array of models which, though not playing a dominant role, have been helpful in assuring consistency of the forecasts and in carrying out sensitivity analyses which, given the number of countries to be covered and the large number of staff members with knowledge of their economies, could hardly be carried out using a judgemental approach. The World Bank model described in this paper is therefore but apart of a very broad system (for adescription of the system as it was some years ago, see Tims and Waelbroeck [1982]). It is not even the only model used. It is worthwhiIe, therefore, to indicate how this annual attempt to better understand the world's problems is organized. The following describes the procedure followed since 1977, when the staff papers on Prospects of Developing Countries were replaced by the more public and better known World Development Reports. Each year, a "WorId Development Report Core Group" is designated, largely composed of staff members, to whom the task is assigned of writing a paper focused on a specific topic - urbanization, population, and so on. These studies review in a very broad way the existing knowledge about the chosen area, and assess outstanding policy issues in terms of the Bank's expertise. The World Development Reports are only the best known outlet of this work. More detaiIed "Background Papers" are circulated as World Bank Staff Working Papers; a number of these are eventually published in scientific journals, or even expanded into books. Each World Development Report begins with an overview of general developments in the world economy, largely prepared by the Bank's

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Jean Waelbroeck

central economic staff. It is in that section of the Report that models are used to the largest extent. In conjunction with economists from the regional departments, the Bank's staff runs through 30 to 40 models for the main developing countries, which are used chiefly for country economic work. They contain an extensive set of equations which describe borrowing and debt service. These models were "aggregated" for the first time in 1973, gene rating a "sample panel forecast" which could be blown up into a picture of future prospects of the developing world. This first exercise involved a major effort; since then, thanks both to the experience gained and the progress of computers, these aggregations have become much easier to make, though they remain large and complex computer exercises. An extensive set of commodity models has also come into being in response to the Bank's need to have at hand reliable and commonly agreed long-term price forecasts, meant to provide a sound basis for project analysis and, even more importantly perhaps from a bureaucratic point of view, to assure that projects proposed by different countries which will serve to produce the same commodity are appraised using comparable prices. It would not do to have a sugar project accepted by the Brazil desk on the basis of optimistic price forecasts, and another one refused by the South Asia Department because its economists are pessimistic about sugar prices. Like the country models, the commodity models playahandmaiden role in the commodity work: The simulation results are useful in suggesting how particular conc1usions need checking, but the price forecasts that are eventually arrived at are not produced by a large integrated modelling system. There is also a financial module, meant to assure the consistency of capital flow projections. This does not involve sophisticated modelling of the capital market - an area where economic research is stilllooking for effective approaches -, but is basically an information processing system which assures consistency of forecasts. Finally, there are the global sensitivity analysis models, one of which is Varuna1 . Experience shows that, although collecting the views of experts is an effective way of drawing up forecasts (in fact it is the only 1 Varuna, the chief Indian god in the Vedic era, had as chief attributes Rta, the universal order, and Maya, an apt characterization for a general equilibrium policy model. Maya at the time implied change but came later to be associated with illusion, a perhaps not inappropriate shift given the tendency to regard models more and more as thinking tools rather than as devices that can be relied on as the basic source of a forecast.

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usable approach if the forecasts are to be given a stamp of approval by the same experts), this process is lengthy and time-consuming, and consistency problems arise if foreign trade variables are to be predicted. For sensitivity analyses, this type of procedure would prove far too cumbersome. It would take too long to collect everybody's views on each interesting alternative and to verify that respondents have understood correctly the question asked and, in the same way, the precise meaning of their answers tends to remain obscure. Only a model can generate a consistent set of alternative forecasts and verify the consistency of the basis forecast. This is the role of the World Bank's global sensitivity analysis models, the latest of which is described in this paper. To summarize, the procedure which the Bank as a large organization whose projections are meant to express the organization's collective judgement found effective, is to build up the base case projection on the basis of a wide consensus of staff views. The model's role is that of a handmaiden, to assure the consistency of the base case projections and to assess their sensitivity to alternative assumptions about the future policy environment. Three such models have been used so far. The first, "Simlink", was built in 1974 by a team directed by Hicks et al. [1976]. The second, the "WDR global model", was designed by Gupta [Cheetham et al., 1979]. "Varuna", the present model, is the third one in the series [Gunning et al., 1982]. The first two are now briefly described. With less than 400 equations, Simlink was by today's standards a rather small system. It described the oil-importing developing world by submodels for 7 "regions", described by an extended Harrod-Domar specification which distinguished a sm all number of basic sectors. GDP of developed and of oil-exporting regions was exogenous. There was a good deal of anxiety at the time about the ability of developing countries to continue to grow in spite of the shortfall of exports caused by recession in the developed world and the import bur den imposed by higher oil prices. This led the mode1's authors to adopt a model specification in which economic growth of the South is driven by the availability of foreign exchange rather than by capital accumulation. The latter played only a "permissive" role in the analysis, in that a check was made whether enough capital was accumulated in the different regions to achieve the growth rates calculated by the model. The mode1's most original feature was a system of commodity models that made commodity prices endogenaus. This enabled Simlink to take account of the impact of recession on the terms of trade of developing

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countries as weIl as on the volume of their exports. The only other model of this type is the Comlink system, which was set up later by Adams, who brought together the Wharton School system of commodity models and the Link model. Apart from this, however, Simlink did not try to describe price substitution mechanisms. In terms of the terminology of the two-gap theory, it was assumed in Simlink that the developing world would find itself in a "foreign exchange gap" situation in which growth would be constrained by the amount of foreign exchange available rather than by the availability of production factors. Later events showed that the countries of the South adjusted to the oil shock better than had been expected. They were able to maintain a growth rate that was quite elose to that achieved before 1973, partly, it is true, by borrowing heavily, which did not bring about serious difficulties since interest rates were negative at the time, and also through successful balance-of-payments adjustment measures. It was elearly inappropriate to explain growth only in terms of changes in the balance-of-payments situation. This guided the design of the WDR global model, which used linear programming to describe a situation in which developing count ries could be constrained either by the availability of foreign exchange, or by the productive resources available. That model was solved by dynamic optimization. As a linear programming system, it reflected implicitly the substitution induced by the dual prices which the solution procedure generated. But it would have been hard to relate these prices to actual prices in the world economy, and the authors did not try to do so. That second model was much larger than the first one and, because linear programming is an expensive technique, rather costly to solve. It also turned out that the system was hard to calibrate accurately to the "base case projection"drawn up by staff consensus, though theproblem was solved by a fairly crude adjusting device. These problems, however, did not prevent effective use of it for several years.

2. The Transmission of Shocks in International Models: Theoretical Remarks We now describe the theoretical foundations of the third of the global models that have been used. The studies of the transmission of shocks between countries follow two types of reasoning. One is the Keynesian multiplier mechanism, which, for instance, drives the Link system. The other one, less used but prominent in the thinking of policymakers, is the "required foreign exchange" multiplier, which calculates the production change which is

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compatible with a given balance-of-payments deficit or surplus. Economists have tended to use both without keeping in sight their underlying economic logic; it is that logic which is recalled below. According to the Keynesian multiplier mechanism, a country whose GNP rises increases its imports; this in turn improves the balance of payments of its partners. This represents for the latter a foreign investment, which drives their multiplier and raises their GDP. The "l'equired foreign exchange" multiplier mechanism goes beyond this adjustment scheme. Countries are assumed to be subject to a balance-of-payments constraint, an assumption which is frequently thought to be particularly realistic for developing countries, which, it is often said, do not have a very broad access to the international capital market. If in such a system expansion takes place in one country, its partners will find their exports increasing. This will relax the balance-of-payments constraint and permit an expansion of production. This cursory description hides economic mechanisms which play an essential role in changing output. They involve price and, in the second case, also policy changes. The role which prices play in driving the Keynesian multiplier has been highlighted in particular in the re cent work on the micro foundations ofmacroeconomics.Ifproducers maximizeprofits, they can respond to higher demand for two reasons. Either - and this appears to be what Keynes had in mind - , nominal wages are rigid but prices are flexible. As demand rises, producers raise selling prices to the extent necessary to make higher production worthwhile, thus preserving the equality of marginal revenue product and of the wage rate. The real wage drops. 01', as the other interpretation of the multiplier mechanism, profit margins are initially high enough to warrant higher production, but producers are prevented from selling more by lack of demand. In the terminology of the micro-macro school, they are "rationed on the goods market". Increasing demand releases this constraint and brings about a rise of output and employment. If a balance-of-payments constraint is maintained, policy-induced 01' other changes must take place which maintain the appropriate balanceof-payments saldo. It can be assumed, for example, that governments control the level of demand in an appropriate way. Higher exports would induce more expansive policies and thus raise demand and output. Here also the role of prices may be a hidden one, though it is implicitly assumed that they adjust somehow so that the level of output is compatible with the profit maximizing objective of the firm.

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This description calls for two important qualifications. The first involves lags in adjustment of output, employment, and prices. The second involves the realism of the fixed nominal wage assumption. The stark simplicity of the micro-macro school's description of how firms adjust to changes of demand is a poor description of real world behavior, at least in the short run. Both production and employment tend to respond to demand and price changes with lags that may be long. Many prices which are "administered" respond quite slowly to changes in market conditions. As a result, the marginal conditions which tie together output, production, and employment may in practice be far from being realized at any point in time. Such temporary distortions are ignored in the analysis of the micro-macro school. In the first of the two versions of the analysis (fixed nominal wages and flexible prices), prices are a1ways equa1 to the marginal va1ue product of labor. In reality, prices, production, and employment present a confused picture which may contradict the implications of the microeconomic theory. "Okun's law" is an example: Observation shows that productivity tends to rise sharp1y at the beginning of an economic upswing as producers use better excess labor which they had retained, although microeconomic theory wou1d predict a drop since it assurnes that output can be raised only by bringing infra-marginal capacity back into activity. Such 1ags may be quite long, so lengthy in fact that events may take place that prevent the predicted adjustment from ever taking pI ace. At the outset of a recovery, for examp1e, the predicted rise in prices cou1d be de1ayed to such an extent that the new investment which recovery induces shifts supply curves to the right, raises productivity, and forestalls the expected price increase. All of this illustrates the Marshallian argument that equilibrium should be regarded as a point to which the system tends, but which itself shifts constantly so that it is never actually reached. This does not make the concept irrelevant however: The attraction which it exerts on the who1e system is a strong force to which Keynesian economists have paid too little attention - at the price of forecasting errors such as the failure of Keynesian models after 1973 to highlight the supplyside implications of the oil shock. The second version of the analysis does take ac count of these lags, but does so in a way that is too simple to be satisfactory. Assuming that prices as wen as wages are rigid exaggerates the stickiness of prices. But the approach does - albeit in an exaggerated way - point to the way in which the tendency to equilibrium influences the system's behavior. Two situations are distinguished in that version. If those fixed

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prices and wages are such that rising production would be profitable, then raising demand would increase output in the familiar Keynesian way: We have wh at the micro-macro school designates as a situation of "Keynesian unemployment". Again, this is an oversimplification of reality, which is less black and white than the description assumes. If not increasing, demand has no effect on output. There is more flexibility in the real world. If profit margins are fairly wide, as in the "Keynesian" situation above, the equilibrium force that encourages firms to cut prices and to raise output will enhance the demand stimulus, and the response of output will be quite strong; this may explain the strength of the recovery which followed the Reagan tax cuts. If, on the other hand, profit margins are for some reasons severely squeezed (e.g. by the price freeze imposed at the beginning of the Mitterand experiment in France), the effect of raising demand on output will be offset by the unwillingness of firms to raise their output. The second major qualification of the analysis concerns the response of wages to price changes. Keynes, who wrote at a time of worldwide deflation and in a country which had a unique tradition of price stability, assumed that nominal wages were rigid. This, of course, does not make sense in today's world, and all current Keynesian macro models involve prices in the equation that ac counts for wage changes. Typically the "long-term" price coefficient in the equation (the sum of the price coefficients for all lags) is elose to unity, reflecting the fact that wages tend to be rather fully indexed to prices in most countries, whether informally or through explicit indexation elauses. In the micro-macro school's frame of reference, this me ans that today's macro models assurne rigidity of real rather than of nominal wages. This is far from an innocuous change. It is not sufficiently realized how sweeping the implications of real wage rigidity are for the behavior of an economic system. As Branson [1972] already pointed out, it is readily shown that in a Keynesian system in which producers maximize profits, production will fail to respond to demand if real wages are rigid. Indeed, improved profitability is needed to induce firms to increase output in a lasting way; but if real wages are rigid and there are decreasing returns, higher demand fails to induce improved profitability, because any price increase which it causes is cancelled out by an equivalent increase of wages. It is inflation which results, not higher output. This crusial mechanism, however, is missing in almost all macro models and, though they do feature rigid real wages, their supply sector is too crude to reflect this response of producers.

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Again, this microeconomic reasoning neglects the lags which macro models try so hard to capture. In the real world the resuIt predicted by the micro reasoning may wen seem belied by events. It does not become immediately clear that increasing demand brings ab out only a shortrun improvement of production and employment.

3. Structure of Varuna We now describe Varuna. As a medium-run model, it should, as was stressed, emphasize the supply side of economic mechanisms. What is assumed to be rigid is - as is reasonable in today's age of inflation real and not nominal wages. A fix-price general equilibrium formulation describes the world economy. Given that the goal is to evaluate the medium-run impacts of shocks, it is feIt to be safe to neglect adjustment lags and to assume that enough time is available for profits, wages, and output to become compatible with profit maximization. This implies that, unlike what happens in the usual Keynesian macro models, demand does not affect output directly: It is only via the wage-price configuration that it influences it. a) Behavior of Agents

Except in a residual submodel (see below), the model distinguishes in each region two groups of consumers: rural and urban; and three groups of producers, who supply agricuItural goods, energy, and other goods and services. The income generated in agriculture goes to rural consumers, that which originates in other industries goes to urban consumers, defining the amount which each group has to spend. The income-maximizing behavior of each group is described by an extended linear expenditures system [Lluch, 1973]. Urban producers maximize profits subject to CES production functions, which indicate how value added is generated from labor and capital inputs. In each region, there are input-output tables for six industries, with fixed coefficients that do not depend on prices. Trade between the various regions is described by an Armington system [Armington, 1969]. The interpretation is that there are two levels of substitution between internationally traded goods: the first one between home-produced and a "composite imported good", the other one between the imports from different count ries that make up this composite in proportions that depend on their prices. In agriculture, the model does not imply the classical matching of the marginal value product of factors to prices. That would not be realistic.

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There is an aggregation problem that reflects the lack of mobility of labor and capital in that sector. A farmer on dry land, for instance, cannot move readily to irrigated land even if the return on his labor would be higher there than on his own farm. It is also hardly possible for hirn to invest his savings in other farms; the rural capital market is not weIl enough developed for this. It makes no sense, therefore, to assurne that rural producers as a group behave like a single agent. The model's important fertilizer equation also does not assurne behavior to be consistent with profit maximization by one agent. The marginal product of fertilizers, which the agricuItural production function defines, exceeds their price, an assumption that both econometric work [Mundlak, Hellinghausen, 1981] and field tests confirm. This has important policy implications. Measures that lead farmers to increase their input of fertilizers increase not only agricultural value added and profits, but also GDP. The key variable in the fertilizer demand equation is the ratio of the price of agricuItural value added to that of fertilizers. The model is thus able to take ac count of the fact that agricuItural price policies which offer more generous prices to farmers stimulate growth in developing countries. The residual region submodel c10ses the system. That region's GDP is exogenous, its export prices are aIl equal but otherwise endogenous, as are export quantities, and import prices and quantities. The competitive framework is able to incorporate some of the rigidities that characterize developing economies. Lack of factor mobility is one. Labor does not move quickly between the rural and urban areas, but it is mobile in the long run, through migration equations. Capital is not mobile between these two areas in the version that is used here, savings of farmers and of the urban population are invested in their part of the economy. The allocation of capital between the energy sector and other urban industries is exogenous. In the model version used in the paper, finally, capital imported from abroad is invested in the urban economy. b) Tariffs and Export Levies

Prices are influenced by two types of indirect taxes. There are import tariffs, which can be differentiated by region of origin. Also, oil prices are indexed to the export prices of developed countries, the difference between the exogenous price and the cost of production being captured by a variable export levy.

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Jean Waelbroeck c) Real Wage Rigidity and Alternative Responses to Shocks

As explained, the equations that describe the price-wage-production nexus are crucial. The model assurnes downward rigidity of real urban incomes below a predetermined "target path". This specification reflects the strength of the resistance of urban masses in developing countries to cuts in their real incomes which, in spite of the weak bargaining power of workers in many count ries with respect to their employers, is a powerful enough political force to affect policymaking very deeply, as witnessed by the concern of governments in developing countries about the riots that have marked recent efforts to improve balances of payments by cutting living standards. As a result of the labor income rigidity that results, the labor market fails to clear, causing unemployment and reducing output below capacity. The target income path is calculated from a flexible wage run, in which oil prices increase by 5 percent per annum from 1978 to 1990. This definition implies that the target increase is higher in rapidly growing regions than elsewhere. In each run of the model, the solution program calculates the wage rate that would assure full employment in each region if its wage rate were flexible. The difference between the wage rates and the target paths which define wage floors is referred to by Sachs [1983] as the wage gap. When wages are above the target level, they move to clear the labor market and the economy is in general equilibrium: It is said to be in the full employment regime. The unemployment regime prevails when the market clearing level is below the target level. In the model, actual wages may lie between the target and the wage that would clear the labor market in the region. In the simulations reported below the model is in a true fix-price mode: Real wages follow the target path strictly when there is unemployment. But "semi-flex" simulations may also be run where wages adjust part of the way to the market clearing level if there is unemployment. In simulations of this type, economies are less sensitive to extern al shocks than in fix-price runs. To what extent urban labor incomes do adjust to labor market pressures is an area where empirical research would be highly desirable. Casual observation suggests that the degree of rigidity varies substantially between regions, being for example a good deal greater in Latin America than in East Asia, and greater too where governments are shaky than where the authorities are better able to impose the cuts in standard of living that seem to be required. A constraint of an opposite sort has made it difficult for the thinly populated oil-exporting count ries of the Arab Gulf to spend all of their

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foreign exchange earnings. A model equation which reflects this absorption constraint has these countries invest part of their export income in the OECD capital market. d) Model Scope

The model version used in the simulations divides the world into 13 regions. Eleven of those are developing regions: -

Low-income oil-importing countries: South-Asia, low-income Africa.

-

Middle- and upper-income oil-importing countries: middle-income Africa, upper-income Africa, East Asia, middleincome Latin America, upper-income Latin America, North Africa and Middle East, South Europe.

-

Oil-exporting countries: middle-income oil-exporting countries, upper-income oil-exporting countries.

Another "OECD model" represents the developed countries. For each, a 162-equation submodel provides a complete representation of the mechanisms that determine production, prices and wages, and the incomes and expenditures of urban and rural consumers. There is a very simple representation of the government sector, which is treated as part of the urban sector. The submodels provide input/output descriptions of six industries in each region: -

Rural industries: food, non-food agriculture.

-

Urban industries: energy, investment goods, other manufacturing, services.

The system is c10sed by adding a thirteenth model for the centrally planned economies. This is a simple scheme in which GNP is treated as an exogenous variable, while export and import prices and quantities are endogenous. Varuna is an equilibrium system without money, so that only relative prices are defined. It does not seek to predict inflation. A numeraire must be selected, which is the price index of exports cf the OECD region.

32 Schriften d. Vereins f. Soclalpolltlk 148

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e) Choice of Coefficients and Calibration

We were fortunate in being able to use the unique social aeeounting matrix of the non-socialist world built by the Eeonomie Projeetions Department of the World Bank. Only marginal adjustments were neeessary to put this into the form required by the model. This provided the base year magnitudes of the system. Detailed estimation of a world model would have been impossible, beeause the number of eountries to be eovered is too large and the quality of the data available for many eountries is very poor. Fortunately, there exists a great deal of quantitative work which ean be drawn on. This was surveyed to seleet eoeffieients that were eonsistent with past eeonometrie research. Coefficients were estimated only if not enough eeonometrie work was available. We undertook estimates of our own for the agrieultural produetion function [Mundlak, Hellinghausen, 1981] and for the extended linear expenditures system. 4. Multipliers a) Design of the Runs

The runs refleet the assumptions made by the World Bank staff in the Spring of 1983 when working on the Sixth World Development Report [World Bank, 1983]. GNP of the OE CD was exogenous in the version used at the time. It is endogenous in the results presented here. The model was ealibrated to reproduee the base ease projeetions which embody the Bank's staff's judgement about world prospects. It was used to test the sensitivity of the world to ehanges in assumptions about the future. The sequenee of runs was as follows: -

High eases: (i) higher OECD growth (ii) assumption (i) -I- higher OE CD eapital export and aid flows (iii) assumption (ii) + lower OE CD protection against developing eountries

-

Loweases: (iv) lower OECD growth rate (v) assumption (iv) + lower OE CD eapital export and aid nows (vi) assumption (v) + lower oil price (vii) assumption (vi) + higher OE CD protection against developing eountries

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The real urban wage rate was assumed fully rigid in all runs. All results are presented in terms of elasticities. The GNP results are tradeoff elasticities which measure the relation between the percentage change of two endogenous variables: the GNP of developing count ries and that of the OECD, when an exogenous change in the rate of technological growth of OE CD takes place. All other results are multipliers which measure the relation between the percentage change of GNP and that of an exogenous variable. The results are long-term elasticities, describing the relations between variables ten years after a steep change of an exogenous variable. They reflect, therefore, not only the static impacts of shocks, but also the dynamic impacts which work themselves out through their effect on the accumulation of productive resources. b) Impact of Growth in the OECD Area

Table 1 presents the impact of modifying the rate of growth in the developed world. Table 1

ElasUciUes of Regional GDP with Respect to GDP in the OECD (percent; long term)

High case

Low case

(1)

Low-income oil-importing LDCs ......... .

12.3

13.8

(2)

Middle-income oil-importing LDCs ...... .

41.9

43.9

(3)

Total oil-importing LDCs ................ .

37.6

39.3

(4)

Oil-exporting LDCs ..................... .

0.2

13.6

(5)

(3)

(4) •.................................

26.0

31.1

(6)

Capital surplus oil exporters ............. .

- 0.0

- 1.5

(7)

(5)

(6) ..........................•.......

23.5

28.0

(8)

OECD region ............................ .

100.0

100.0

+

+

The table reveals the greater sensitivity of the middle-income countries to OE CD growth, as compared with the low-income ones. This reflects the large size of the traditional rural sector in the latter, and the lack of openness to foreign trade of the South Asian subcontinent. Oil-exporting count ries are quite insensitive to OECD growth. This is because the windfall gain caused by the sudden hike in oil prices has pushed them firmly into the full-employment regime, where output is determined solely by the available production capacity. It is 32*

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worth stressing at this point that GDP is defined in this model at factor prices and not at market prices. There is a large indirect tax on oil exports, which is not reckoned in the constant price GDP calculations. The figures in the table do not allow for the fact that lower income growth in the OECD area may reduce sharply receipts from this tax and affect in this way the real disposable income of the oil exporters. c) Tbe Impact of Capital Flows

Capital flows help growth both by relieving pressure on the balance of payments, and by their contribution to the accumulation of resources. How sensitive are the different groups of developing countries to changes in their level? Table 2 answers the question. This time it is the low-income count ries that have the highest elasticities, illustrating their greater dependence on aid. A more striking remark is that - whatever we may be happy to think - the aid multiplier is positive for the OE CD region also: Giving aid reduces GNP. This goes against the arguments of those who claim that giving aid is a matter of self-interest for the North. Table2

Elasticities of Regional GDP at Constant Factor Prices with Respect to Capital Flows fnto the Region (percent; long term)

High case

Low case

(1)

Lower-income oil-importing LDCs ....... .

8.1

6.2

(2)

Middle-income oil-importing LDCs ...... .

5.9

4.1

(3)

Total oil-importing LDCs ................ .

6.5

4.3

(4)

Oil-exporting LDCs ..................... .

0.5

0.8

(5)

(3)

4.2

2.6

(6)

Capital surplus oil exporters ............. .

(7)

(5)

................................. .

3.8

2.3

(8)

OE CD region ............................ .

0.2

2.4

+

(4) ................................. .

+ (6)

On second thought, the result was to be expected. If developed and developing countries are modelled in the same way - as is done in Varuna and as we think is proper - there is no reason to expect opposite multiplier signs for developed and developing regions, unless there are specific factors that break the expected symmetry. The sign which is obtained is the expected one on theoretical grounds. The trade litera-

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tu re agrees since the celebrated discussion of the German reparations problem that transferring capital abroad brings about a deterioration of the terms of trade. This change of the terms of trade in turn represents a supply shock for the economy, reducing the profit-maximizing level of output in the capital-exporting country and reducing its output. There are contexts in which the outcome might be different. In an equilibrium modellike Varuna, balance-of-payments equilibrium is by assumption achieved by the price mechanism, as is reasonable in a longrun model. As illustrated by the recent balance-of-payments crises in such countries as Brazil, Mexico, and Argentina, the typical short-term response to a severe shortage of foreign exchange is, however, to cut down imports brutally in addition to devaluing: the protection implied by the restrictions is apt to be very strang. Aid given at such a time does not have a symmetrie impact on donor and receiver. The receiver country is able to relax very severe import restraints that were costly in terms of GDP: Thanks to the aid, it benefits from freer trade than it could otherwise afford. The donor country is able to seIl more at the same price, as the import restraints that held back its exports are relaxed; it does not suffer from a deterioration of the terms of trade as a result of giving aid. There can then truly be interdependence, as all parties concerned benefit from the increase of aid flows. This is a commonsense conclusion, and observers of the world economic scene will not be surprised to find the model predicting that emergency aid such as that which has been extended to a number of Latin American countries in the last two years can be extremely beneficial both to receivers and to donors. Table 3 illustrates this. d) A Change in on Prices

A change in oil prices was envisaged only in the low case simulation. The Bank's economists considered that a break in energy prices might result from lower growth of the OECD area, and might offset wholly or in part the impact of this low growth on developing countries. Table 4 represents the elasticities which this simulation implies. As turned out to be true for OECD growth, the middle-income oil importing LDCs are more sensitive to oil prices than their poorer brethren, which are less open and have smaller energy-hungry manufacturing sectors. The oil-exporting developing countries, of course, lose from lower energy prices, the Persian Gulf countries being less sensitive to the shock because their balances of payments are stronger than

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Jean Waelbroeck

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those of such oil-exporting countries as Mexico or Nigeria. Again we remind the reader that the calculations are at constant factor prices and do not reflect the very high indirect tax on oil exports, which is an important component of these countries' earnings. Table3

Elasticities of Regional GDP at Constant Factor Prices with Respect to Capital Infiow and Relaxed Protection (percent; long term)

High case (1)

Low-income oil-importing LDCs ......................

19.4

(2)

Middle-income oil-importing LDCs ...................

17.4

(3)

Total oil-importing LDCs .............................

18.7

(4)

Oil-exporting LDCs ..................................

6.2

(5)

(3)

(6)

Capital surplus oil exporters .......................... .

(7)

(5)

(6) ..............................................

12.7

(8)

OECD region .........................................

- 2.7

+

+

(4) ..............................................

14.1

Table 4

Elasticities of Regional GDP at Constant Factor Prices with Respect to the Price of on (percent; long term)

Low case (1)

Low-income oil-importing LDCs ..................... .

-

(2)

Middle-income oil-importing LDCs .................. .

- 30.0

(3)

Total oil-importing LDCs ............................ .

- 26.9

(4)

Oil-exporting LDCs ................................. .

(5)

(3)

+

(4) ............................................. .

9.0

10.5

- 15.5

(6)

Capital surplus oil exporters ......................... .

(7)

(5)

(6) ............................................. .

-13.4

(8)

OECD region ........................................ .

- 12.2

+

6.4

e) Changes in Protection

As may be shown theoretically, protection does not increase the equilibrium level of output if real wages are rigid [e.g. Mercenier, Waelbroeck, 1982; Benassy, 1983]. However wrong-headed protection is

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How Vulnerable are Developing Countries to External Shocks?

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as a response to unemployment, there is unfortunately no doubt that pressures for trade restrictions increase during recessions. This motivated the simulations reported in Table 5, which assume that the somber prospects implied by the low case lead to higher protection, while the high case's recovery opens the way to successful efforts to eliminate trade barriers. The high case elasticities are quite different from the low case ones for the oil exporters. This is due to regime switches. Countries are quite insensitive to shocks when they are in the full employment regime, since full employment is assured and production depends only on the amount of resources available. In the high case, oil prices and OECD growth are high, and imports of the oil-importing countries are sustained by substantial aid flows. This makes for a very favorable environment for oil producers, which enables them to operate production facilities at full capacity. In the low case, on the contrary, low OECD growth brings about a fall in oil prices and of capital flows to the South, which combine to create an environment in which these count ries suffer from unemployment (as quite a few did in the recent recession). They become quite sensitive to further negative shocks caused by escalation of protection in the North. Table5

ElasticUies of Regional GDP at Constant Factor Prices with Respect to OECD Tariff Rates (percent; long term) High ease

Lowease - 17.9

(1)

Low-ineome oil-importing LDCs ......... .

- 20.8

(2)

Middle-ineome oil-importing LDCs ...... .

- 51.5

- 55.7

(3)

Total oil-importing LDCs ................ .

- 47.2

- 50.2

(4)

Oil-exporting LDCs ..................... .

+

(5)

(3)

(6)

Capital surplus oil exporters ............. .

(7)

(5)

(8)

+

(4) ................................. .

(6) .......................... . ...... .

OECD region ............................ .

3.0

- 28.2

- 32.4

- 43.8

-

3.2

- 10.1

- 29.8

- 40.6

-

- 20.3

5.2

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Jean Waelbroeck

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Representing Reeent Poliey Coneerns in INTERLINK A Progress Report By Gerald Holtham, J ohn Llewellyn, Feter Richardson and Lee Samuelson, Paris*

1. Introduction So far, no-one has come near to building a truly general-purpose economic model. And it is by no means clear that, because of its size, such a model, even were it to exist, could be maintained for very long. Thus, even today's biggest models have usually been designed rather specifically, to suit a particular purpose or set of purposes. This, in our view, is quite proper. For by its very nature, a model- if it is to be useful- is necessarily a simplified representation of the complex processes whose main features it attempts to represent. It is this process of simplification that makes it possible to highlight, and pave the way for a better understanding of, the principal features of an economy and the interactions at work. That is not to say that those of us involved in applied economic forecasting and policy analytic work have not, on occasion, wished that the single large general-purpose model existed! For it is a fact of our lives that the focus of policymakers, and of the profession in general, can on occasion change with unexpected speed and unanticipated direction. And, of course, it is under just these circumstances that those of us charged with preparing forecasts and/or economic briefs for senior government officials often seem to find that model development is lagging one step behind the latest set of policy concerns. The lack of a readily-available general-purpose model, in which a11 economic circumstances have been anticipated, can at times be frustrating, particularly to the novice forecaster or policy analyst. This is not, however, to suggest that models, as they stand at any point in time, are not highly useful. And it is certainly not to give ammunition to that (diminishing) breed who find it appropriate, or at least convenient, to claim that because no model is appropriate in a11 respects, at a11 times, it follows that it is legitimate instead to substitute loosely-

* The views expressed in this paper are those of the authors, and not necessarily of the OECD or its member countries.

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Gerald Holtharn, John Llewellyn, Peter Richardson and Lee Samuelson

substantiated hunch or pure prejudice. On the contrary, a carefully and initially appropriately constructed model is gene rally much too useful, even when economic circumstances are chan ging rapidly, to be dismissed in such a summary way. This is especially the case in a bureaucracy where, in addition to its analytic role, a model also serves as a repository of all the key economic relationships that are believed in and have in the past been found useful. The very existence of a model in conjunction with quantitative forecasting and policy analytic exercises imposes a rigour on the way in which issues are addressed that might not otherwise be present. Operating in a model-based framework requires all participants in a forecasting or policy analytic exercise to focus thinking, by forcing an explicit c1arification - and quantification - of assumptions and judgement. A model also ensures, through the interplay of various accounting and definition al relationships, that the various assumptions and elements of judgement brought to be ar on a given exercise are mutually compatible and consistent. The importance of ensuring the logical coherence and the consistency of the various components of a domestic forecast, or of an analysis of a policy package, are by now weIl understood and generally accepted. It is only relatively recently, however, that thc importance of ensuring comparable coherence and consistency at the international level has co me to be appreciated. A model has, at a minimum, a vital computational role to play in this respect. The existence of an accepted model framework within which forecast exercises and policy analytic work are carried out also facilitates a number of other related tasks, such as keeping track of data flows, providing a means of electronic communication among participants, and printing tables. But the fact remains that models are only as useful as their ability to help shape responses to problems of current policy concern. And, at the moment, there are a number of issues on which national and international models alike are not yet able to shed much light. Given that there is a growing literature now on the comparative properties of internationallinkage models, this paper, after first discussing briefly the lineage and some of the more interesting properties of one international linkage model, the OECD's INTERLINK, goes on to consider some of the more recent areas of policy concern, and the way that INTERLINK is being developed to illuminate them1 • 1 For a detailed exposition of a number of key properties of INTERLINK, see Larsen et al. [1983, esp. the Annex] . For a further description of the structure and operation of INTERLINK, see OE CD [1983].

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Representing Recent Policy Cancerns in INTERLINK

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2. Policy-analytic Issues of the 1960s and 1970s In the 1960s and 1970s the main macroeconomic concern of policymakers in the majority of OECD countries was generally to manage aggregate demand in such a way as to stabilise the level of activity at a high employment level. Exchange rates were fixed. Accordingly, national macroeconomic models - in the tradition of the pioneering work of Tinbergen [1939] and Klein [1950] - were essentially incomel expenditure systems, which concentrated on the representation of demand-side relationships. In general less attention was paid to the modelling of the inflation process and to the supply side of the economy. Employment, for example, even though of key interest in that era of stabilisation policy, was gene rally modelled almost exclusively from the demand side, generally through Okun-type relationships. A significant limitation of such single-country models was that, with economies becoming progressively more open to international trade and the free movement of financial capital, they were unable to capture the process whereby the achievement of domestic objectives could easily be, and often was, blown off course by developments which, from the standpoint of the individual economy, emanated from abroad. Hence there developed an interest in, and a need for, international linkage models to ex amine the ways in which demand-side impulses were transmitted internationally, thereby affecting the achievement by individual countries of their domestic objectives2 • There are, of course, many important properties of such incomel expenditure international linkage models. Among the most interesting are those in which the behaviour of the world or OE CD economy is qualitatively different from that of individual economies. For example: -

Policy multipliers for the OE CD area as a whole are gene rally significantly larger than for individual countries, because of the OECD area's comparatively low import leakage.

-

The way in which inflation responds to a change in activity is rather different in the case of the OECD area as a whole, with (induced) exchange rate effects relatively unimportant but (induced) changes in world primary commodity prices often of considerable significance.

-

The effect on the OECD economy of a large change in oil prices, which involves significant redistribution of income and spending

2 For a description of early work on economic modelling at international level, see Adams et aZ. [1969] and Ball [1973].

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Gerald Holtham, John Llewellyn, Peter Richardson and Lee Samuelson between countries, can be very different from the consequences of a change in primary commodity terms of trade for a single country.

There are numerous other examples; for a discussion of these, see for example Larsen et al. [1983]. Most international linkage models still reflect their demand-side origins rather strongly, aIthough there are some notable exceptions, such as Waelbroeck's General Equilibrium Model. Furthermore, it seems likely that they will continue to do so, because the international transmission of demand impulses is likely to remain an important phenomenon which will need to be taken into account by policymakers, individually and collectively, when analysing and forecasting the behaviour of their economies. But over the last decade the concerns of policymakers in many count ries have shifted, in some cases quite fundamentally. At the moment there are perhaps four main areas of concern in which it is feIt that models, national and international alike, are inadequate. These are: -

-

the representation of financial markets and, in particular, the floating exchange rate regime that has been operating since end-1971; the modelling of expectations and, especially, effects that so-called rational expectations on the part of economic agents may have on economic behaviour; the modelling of the interactions of the OECD area with developing economies, particularly as regards the latters' debt situation; the modelling of the way in which the supply side of economies operates, inc1uding the role of profitability in output decisions.

Each of these four questions is being looked at in the OECD Secretariat, with the resuIts in turn reflected in INTERLINK. The firstfloting exchange rates - is c1early an issue which by its very nature can be examined particularly conveniently in the context of a fullyspecified international model. Likewise, the study of rational expectations is proving, as might be expected, to have a potentially important international dimension, in significant part because of the highly internationally-integrated nature of the modern world's financial markets. The third area of concern, the effects of the LDCs on the OECD, and vice versa, is quintessentially international in character. The fourth area of concern - the modelling of the supply side - does not quite so obviously require an international modelling effort, at least at the beginning: Clearly some very interesting work an go on, and has been, at the level of economies considered individually. But there are a ntlmber of areas of policy concern, such as the supply-side conse-

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Representing Recent Policy Concerns in INTERLINK

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quences of large changes in the price of internationally-traded oil, where a supply-side shock is transmitted internationally, with worldwide implications for productive potential. Again, an international model is needed. Recent developments in INTERLINK concerning these four areas of work are summarised in the next seetion. 3. Recent Developments in INTERLINK a) The Modelling of International Financial Linkages

To accommodate the reality of the floating-rate regime under which the world economic system now operates, a set of international financial linkages - dubbed FINLINK - was added to an experimental version of INTERLINK about three years ago. A description of that version of the system, at the stage to which it had evolved about a year ago, is given by Holtharn [1984]. In order to focus proper attention on the international consistency conditions required in the modelling of international financial markets it was convenient, at least in the first instance, to specify and model a system of relationships for capital flows rather than exchange rates. Hence the original FINLINK system determined exchange rates not through an explicit exchange rate equation as such, but rather through a set of key relationships which can be summarised thus: -

Countries' current accounts are basically functions of the level of activity, at horne and abroad, and of international competitiveness.

-

Net capital flows, equal and opposite in sign to current accounts (except to the extent that reserve changes are permitted), are essentially determined by a portfolio allocation of wealth on the basis of international short-term interest rate differentials and actual and expected exchange rates. Countries' short-term interest rates (which are now determined by a somewhat less rudimentary method than that in place when Holtharn [1984] was written) could optionally be determined either by a set of re action function relationships, responding to domestic and foreign supplies and demands for money, inflation and exchange rate movements, or inverted demand for money relationships, given appropriate money supply rules, as described in Blundell-Wignall et al. [1984].

-

-

Appropriate weighting schemes are employed for interest rates, capital flows, and exchange rates which, together with parameter restrietions on the set of capital flow (01' exchange rate) functions, ensure that international consistency of flows is respected. Due allowance is also made for consistent financing flows to the non-

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Gerald Holtham, John Llewellyn, Peter Richardson and Lee Samuelson OE CD regions, though these are not modelIed as resulting from portfolio adjustments of wealth holders.

-

With goods prices proximately determined in domestic goods and labour markets, and interest rates proximately determined in domestic money markets, exchange rates are determined as the set of prices for countries' currencies which for given currency reserve positions achieve equilibrium in the balance of payments.

In the most re cent version of INTERLINK, the capital flow relationships defined above have been renormalised as explicit equations for the effective exchange rate, with net capital flows now obtained from the balance of payments identity. Use of this new system for fixed exchange rate application therefore necessarily involves the "targetting" of official reserves, as an integral part of the model solution process, in both single-country and fuIly-linked mode. Present company excepted, there are (so far) relatively few people working at endogenising exchange rates in a multi-country model, and so there are few international models with which to camp are results. For this reason, as weIl as the intrinsic difficulty of this part of the subject, most results in this field, whether obtained using INTERLINK or any of the other models, should be regarded as markedly more tentative than those cited in Section 2, which by and large stern from the international interaction of comparatively weIl-attested domestic relationships. But while the international results being considered he re are in no sense yet of proven robustness, many of them are rather interesting, and warrant discussion. Key features include the following: (i) The size of exchange rate changes needed to clear markets depends

critically in the model on the elasticity of capital flows with respect to a change in interest rates and the expected exchange rate. This almost certainly reflects reality, but the phenomenon is not at all easy to quantify. (ii) Equally, simulated exchange rate changes in the model depend

importantly upon the modelling of expected exchange rates. But establishing how exchange rate expectations are formed is a problem. Until recently three approaches had been used by the Secretariat in modelling expected exchange rates. Each consisted of trying to model actual exchange rates in a reduced-form manner and then using the resulting equation, tagether with the information available to agents at time t, to generate an expected exchange rate for time t+ 1. The three approaches were: a univariate ARIMA model; a much simplified unrestricted reduced form of INTERLINK itself; and an ad hoc equation specifying a form of lang-run pur-

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chasing power parity. In spite of the wealth of empirical work supporting the view that ARIMA models may provide statistically the best one-step-ahead predictor of the exchange rate, such an approach is singularly unhelpful to the macroeconomic analyst. In effect, it implies in a macroeconomic model an expectation for the exchange rate, and thereby an outcome, which is invariant to changes in current economic conditions. However, this seems unlikely to correspond to reality. Furthermore alternative, and perhaps more plausible, representations of the way in which expectations are formed can significantly alter the way in which key parts of the system operate. For example when, as described below, a form of rational or forward-looking expectations is introduced, expected exchange rate movements and thereby simulated actual exchange rates move relatively quickly in response to domestic monetary and real disturbances. When the purchasing power parity approach is used, the expected exchange rates change relatively sluggishly in response to domestic disturbances, although the ultimate effect is much the same. The current version of INTERLINK retains a partial adjustment purchasing power parity approach to determine an internationally consistent set of expected effective exchange rates, but there may weIl be further changes in due course. (iii) Achieving a degree of stability of the system in the face of simulated domestic disturbances comparable to those actually observed has not proved a particular problem. This in part reflects the specification of the expectations function but more importantly the relatively high degree of capital mobility implied by the estimated elasticities and (more recently) the responsiveness of interest rates to real and monetary disturbances. (iv) Another interesting and potentially important result, which may

or may not prove robust when subjected to further analysis and testing, concerns Mundell/Fleming export crowding out. In a number of other international linkage models, a simulated fiscal expansion results, under the assumption of unchanged monetary growth, in a current balance effect on the exchange rate which dominates the effect of increased capital flows resulting from induced higher domestic interest rates. As a result, the exchange rate falls and, at least in the short ron, imparts an additional stimulus to demand by way of the induced change in the real trade balance. In INTERLINK a relatively high responsiveness of capital movements to interest and exchange rate movements causes the capital account effect to dominate and the currency to appreciate. For two countries, the United States and Germany, this has been

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Gerald Holtharn, John Llewellyn, Peter Richardson and Lee Samuelson

true in all versions of the model, but recent respecification of domestic monetary sectors has made interest rates more sensitive to activity and has extended the result to other countries. b) The Formation 01 Expectatlons

The way in which economic agents form their expectations is far from clear. By its very nature this is a difficult issue to investigate, but quite properly has become an important area of theoretical and also policy concern. One recent strand of OECD work in this area, undertaken by Masson, Blundell-Wignall and Richardson [1984] (he reafter MBWR), has considered the possible implications, nationally and internationally, of "rational" or "consistent" expectations in financial markets, where the likelihood of their existence would appear to be the greatest. This work compares the consequences of the rational expectations assumption with the more conventional alternative (at least for large-scale macro modellers) in which expectations are presumed to be determined by current and past realised values of the variables under consideration - called here "adaptive expectations". Thus MBWR consider two fairly extreme cases. In the adaptive expectations case they take the long-term interest rate to be a distributed lag function of past short rates; in the consistent expectations case the long rate is taken to be a function of expected future short rates. Similarly for the exchange rate, the current expectation of next period's rate is assumed to be correct. The question at issue is what differences the two assumptions make to the way that policy changes are simulated to affect the economy. In order to address this, it is necessary first to have a way of deriving forward-Iooking expectations; MBWR use the techniques of Blanchard and Kahn [1980] to do this in a fashion consistent with the solution properties of INTERLINK. In effect, it is assumed that market participants form their expectations by simulating INTERLINK - or something like it - in their heads. Computationally, the problem is complicated; the procedure followed by MBWR involves building and running a scaled-down version of INTERLINK, called MINILINK, from which it is possible to calculate within reasonable computation time an explicit foresight solution several periods ahead. It is, of course, fairly arbitrary to assume that market participants form their expectations as if they were informed by INTERLINK, but that is only an assumption of convenience. The key point for the work so far is not what expectations are formed, but rather the differences that result when expectations are presumed to be formed in a consistent, forward-Iooking manner.

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A comparison of simulations made under the two assumptions suggests that the way in which expectations are formed in financial markets may weIl have an empirically important effect upon the way in which policy changes affect an economy. For example, in response to a hypothetical fiscal tightening in the United States, the simulated U.S. long-term bond rate declines quickly and substantially under the consistent expectations assumption: This contrasts significantly with the result obtained under the assumption of adaptive expectations, in which the long rate, being a distributed lag function of past rates, changes by much less. Thus in response to areal fiscal cut of $50 billion, bond rates fall under the adaptive expectations assumption by just 10 basis points in the first year, and fall further to 70 basis points below base line after five years: Under the consistent, forward-looking expectations assumption the long-term bond rate declines by more than 180 basis points in the first year. In turn there is a larger depreciation of the dollar under the consistent expectations version than under the assumption of adaptive expectations. Hence the simulated decline in U.S. output is sm aller under the assumption of forward-looking expectations because of lower interest rates and a lower dollar. Correspondingly, the effects on other countries too are significantly different under the assumption of forward-looking expectations. Ignoring the question of interest rate risk premia, which are not part of the story here, international interest rate parity for short rates implies in turn interest rate parity for long rates, so these drop sharply, in line with the fall in long rates in the United States. This in turn reduces the output reductions outside the United States compared with the adaptive expectations case, where interest rates change little and the relatively sharp U.S. output contraction in duces a relatively sharp reduction in other countries' exports and thereby their activity. This work is at an early stage, and hence it would not yet be appropriate to attempt to draw quantitative policy conclusions from it. There are many unresolved questions. For example, while it does seem clear that the way in which expectations are formed can have an important effect on the way that policy operates upon an economy, it is not clear how in fact expectations are formed by market participants. Is the process essentially forward-looking, backward-looking, or something in between? And, either way, are most market participants implicitly using much the same model to trace through the consequences of their expectations, or do they have widely differing views about how the economic system operates? Further, are expectations being formed in a forward-looking way only in financial markets, or does the process extend also to goods markets and the determination of money wage 33 Schriften d. Vereins f. Socialpolltik 148

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Gerald Holtham, John Llewellyn, Peter Richardson and Lee Samuelson

rates? Clearly much work remains to be done in this area, and it will not be easy, not least because evidence on how expectations are actually formed is by its very nature extremely difficult to establish. c) Interadion with Developing Economies

In contrast to earlier decades, economic forecasting and the formulation of economic policy for the OECD economies as a whole is increasingly dependent on taking account of conditions in the nonOECD area - particularly the developing economies - and the feedback effects from the non-OECD countries that actions in the OE CD area can induce. That the non-OECD area should be important to conditioning developments in the OECD countries is perhaps und erstandable, in light of the growing importance these countries have assumed in world trade in general, and with the OECD area in particular. Further, some of the major shocks to which the OECD area has been subjected over the last decade have emanated, at least proximately, from the non-OE CD countries. The two oil shocks of the 1970s are important examples. Because of the importance of events in the developing economies to the OE CD area, an international linkage model, to be complete, must ensure that the channels through which real, price and financial linkages are transmitted are adequately specified. Experience with the OECD's INTERLINK system suggests that, by and large, the trade linkages are adequate, though, of course, there is room for improvement. However, two areas where improvement is needed concern the determinants and consequences of changes in primary commodity prices, and the modelling of the effects of interest rate changes on LDC debt, and thereby on their imports. The importance of interaction of OECD countries with the developing economies is exemplified in recent policy concern over the debt problems of the latter. The debt problems of the developing economies had been important for some time, but came to a head in 1982, when it appeared that a number of major developing economies might not be able to meet their international loan repayment schedules. Factors contributing to this situation were on the one hand a combination of sluggish export growth and falling commodity export prices (related to gene rally weak demand conditions in the OE CD areal, and to rising interest payments on international debt on the other. The end result was a very sizeable debt service burden, which obliged many developing economies to curtail dramatically their imports from the OE CD area. The resulting shortfall-Iargely unexpected - in OE CD area exports was an important contributing factor to the substantial overprediction of GNP/GDP growth for 1982.

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Representing Recent Policy Concerns in INTERLINK

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INTERLINK, like most international linkage models, has been concerned primarily with the industrialised economies, which account for the bulk of the world's international trade and payments. Because of their small size, and data limitations, the modelling of developing economies has typically - and certainly within INTERLINK - been limited to a set of reduced-form equations, through which the import potential of these economies is linked to changes in their foreign exchange resources, with appropriate adjustment for terms-of-trade changes. Changes in developing economies' foreign exchange reserves are typically related to export receipts, and also dependent on transfers and capital flows (such as those related to development assistance programmes). Using this apparatus, the probable weakness of developing economies' exports was correctly identified in 1982, as the consequence of depressed demand conditions in the OECD area. But, in retrospect, our analysis of the prospects of the developing economies did not take adequately into account the extent of the weakness in commodity prices, and the interaction of a growing stock of debt - the bulk of which is in the form of short-term variable interest rate debt - and rising world interest rates. The growing debt service burden represented, in particular, a preemptive claim on foreign exchange resources, which was not at the time explicitly embodied in our forecasting mechanisms. Hence the significant forecast error for 1982. To improve the modelling of commodity prices, aggregate price equations, derived from a market-c1earing model established for food and raw materials commodity groups, have been estimated as functions of OECD activity and financial conditions. These "world market prices" are then entered as explanatory variables in the export price equations for food and raw materials of each country or non-OE CD zone. Import prices are functions of export prices in the system in the usual way of multilateral trade models. This procedure has the effect of making commodity prices and terms of trade react to systemic influences. So far this has been implemented only in an experimental version of the model. Work is also being undertaken to endogenise the flow of interest payments in current accounts as a function of interest rates and the stock of debt in each country. Credit availability is also to be modelIed, in a reduced-form sense, as depending on the existing debt situation. This work is being carried out in collaboration with the IBRD. d) The Modelling of Supply

The fourth area of policy-analytic concern currently under development within INTERLINK concerns the modelling of the supply process. In the present version of the system some supply-side effects are, of 33·

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Gerald Holtharn, John Llewellyn, Peter Richardson and Lee Samuelson

course, already present, both at the national and the international level. Within each of the country models, supply-side effects manifest themselves primarily through effects of labour market conditions on domestic wages, costs and prices (including export prices). For the five largest OECD economies and Canada factor demand equations for energy, capital and labour are consistently derived from a postulated three-factor putty clay aggregate production function [see Artus, 1983]. However, the underlying model assurnes cost minimisation (not profit maximisation) by firms so that output remains demand-determined. Inventory formation and pricing behaviour are not explicitlY linked to the production model in the current supply block. At the international level, supply-side effects manifest themselves primarily through the effect of variations in demand conditions on international commodity prices, which in turn feed into OECD countries' domestic cost and price structures. This is an important area, often overlooked from the vantage point of a forecast or policy analytic exercise of any single country, for the cumulative effects of changes in demand conditions in a number of countries can impart a powerful inflationary impulse. The sensitivity of the price of internationally-traded oil to a change in activity in the OE CD area, and its repercussions for the OE CD area inflation rate is, by now, a familiar example of this process. The attention given in recent months to improving further the commodity price determination block of the system has been alluded to above. However, the primary thrust of recent development work has been aimed at the supply side of the component country models of INTERLINK. An important reason for conducting the exercise within an international linkage framework is that it enables the various supply-side relationships to interact with the relationships determining aggregate demand, both nationally and as transmitted internationally. The main features of recent Secretariat supply block research [see Helliwell et al., 1984] are: -

A consistent production function specification has been maintained across countries, involving three factors -labour, capital and energy - with capital and energy nested in an inner CES function, and combined in turn with labour, specified in terms of efficiency units in an outer CES function.

-

A flexible vintage structure for the inner CES function (combining capital and energy) includes both putty-putty and puttY-clay technologies as special cases. An estimated retro-fitting parameter is used to determine the share of the capital stock which can be recombined with energy in optimal proportions as relative prices change.

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Representing Recent Policy Concerns in INTERLINK -

-

-

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Explicitly modelling the short-term output decision, firms respond to unexpected changes in demand, profitability or the inventoryoutput ratio. Factor demand equations consistent with the underlying production function, based on the assumption of cost minimisation, are developed for fixed capital, labour and energy inputs. The consistent specification of price equations which depend on unit costs is derived as the "dual" of the production function and where the activity variable is a synthetic GDP gap construct using the notion of potential output determined by the production function itself.

So far a number of interesting features have emerged from this work: -

As far as the representation of short-run production decisions is concerned, there is evidence across countries of a tendency for utilisation rates to vary systematically over time; the most significant determinants of the short-run factor utilisation rates are sales and profit margins, aIthough inventory levels relative to potential output also exert some influence.

-

As far as longer-term production plans are concerned, there is reasonable evidence across all countries of substantial lags (in excess of five years) in the adjustment of both capital and labour to changes in desired levels.

-

Further, there is evidence that most countries have quite high longrun elasticities of substitution between capital and energy (in the range 0.6 to 0.95), with most showing important vintage effects of the putty/semi-putty type, whereby capital-energy ratios are variable before capital is put in place but can only be gradually changed thereafter.

Work to implement the latest resuIts from this work in an experimental version of INTERLINK is at a too early stage to provide new insights as to the behaviour of the complete system. An attractive feature, however, is that it appears that the work may result in a reasonably satisfactory integration of supply-side and demand-side influences. For example, as far as the short term is concerned, the adjustment lags involved, particularly in the output/stock adjustment mechanism, are such that the model retains - for an underemployed economy - broadly the sort of short-term GDP/GNP multipliers that it had previously, and which characterise most short-term incomel expenditure models. But over the longer term, supply-side developments become potentially important, playing the major role in determining the trend rate of growth of output and employment. This should

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Gerald Holtham, John Llewellyn, Peter Richardson and Lee Samuelson

considerably extend the range of usefulness of the model, while permitting it to retain the influences of changes of demand, nationally and internationally, on conjunctural economic performance.

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The Structure and Applications of the EPA World Economic Model By Toshihisa Toyoda, Kobe, and Masataka Hirano, Tokyo*

1. Introduction The main purpose of this paper is to describe the basic framework and simulation properties of the Economic Planning Agency (EPA) World Economic Model, with emphasis on our treatments of exchange rates. The EPA World Economic Model is a large-scale linked econometric model developed at the Economic Research Institute of EP A. The modelling project started in 1979 and the most re cent version was completed in February, 1984. The project aims at making short-term projections of the world economy with special reference to the Japanese economy, and evaluating the consequences of various macroeconomic policies, under the present regime of managed floating exchange rates. For these purposes we have put much emphasis upon adequate treatments of exchange rate determination. The EP A model treats as endogenous variables the structural determinants of exchange rates, such as incomes, prices, interest rates, current and capital accounts, and even market interventions. In our multiple-country framework all major exchange rates are simultaneously determined and their movements ultimately can be traced back to shifts in monetary and fiscal policies and oil prices. Moreover, our model allows for analysis of the effects of either differences in or coordination of policies across countries both under floating and fixed exchange rates. The policy simulations reported below were selected in part to assess these features of the EP A model. Section 2 provides abrief overview of the model including a sketchy description of exchange rate determination. Full model simulations with respect to fiscal shocks are presented in Section 3, where the fiscal-policy shocks originating in the United States, the Federal Republic of Germany and Japan are

* The views expressed here are the authors' and do not necessarily represent those of the Economic Planning Agency. The authors are grateful to all members of the EPA World Economic Model Project. They are also grateful to the participants of Session 6 of the Travemünde conference for their comments, particularly to Dr. W. Jahnke.

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Toshihisa Toyoda and Masataka Hirano

presented for nine individual countries. Section 4 is concerned with full model simulations with respect to monetary shocks and also to the same monetary shocks mixed with fiscal shocks. To help make a clearcut analysis we present the results of monetary shocks initiated by the above-mentioned three countries for only these individual countries and also for the world economy as a whole. In analyzing the results in Sections 3 and 4, comparisons are drawn among different countries and also between the alternative exchange rate arrangements. A summary and conclusions are given in Section 5. 2. An Overview of the EPA World Economic Model The EPA World Economic Model consists principally of the following three elements: (i) quarterly macro models of nine individual countries, (ii) a regional block dealing with trade flows and trade prices of six regions of the world not covered by the country models, and (iii) a trade-linkage submodel that links the country models and the regional block through commodity trade in a consistent manner, thus determining world trade and world trade prices. The countries whose models are to be included in our full model have been selected on the basis of their importance in the world economy, their importance as trading partners of Japan, and availability of quarterly data on national accounts. These countries are Australia (AL), Canada (CA), France (FR), the Federal Republic of Germany (GE), Italy (IT), South Korea (KR), the United Kingdom (UK), and the United States (US) in addition to Japan (JA). The individual country models vary in size from 70 to 180 equations. Particular attention has been paid to international aspects of the models, but each country model is well developed to be used individually as well as fully linked with other countries and regions. That is, each includes a domestic goods market (determining domestic income and expenditure components, potential output and the price level), a labor market, a money market and a complete international accounts sector. Within the international accounts, trade and service flows of aggregated goods and services are disaggregated by country or region, while capital flows for each country are determined without overall consistency constraints. When country models are linked tagether and simulated, economic impulses are transmitted from one country to another through both goods markets (via trade and service flows, prices and exchange rates) and financial markets (via capital flows, interest rates and exchange rates). The most salient feature of the EPA model is concerned with the way exchange rates are determined under the managed floating regime.

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The Structure and Applications of the EPA World Economic Model

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We largely follow the so-called structural balance-of-payments approach in individual country modelling. That is, each component of both current and capital ac counts in addition to an official intervention function in the foreign exchange market is specified and estimated as a structural equation (in a flow or stock form). It is in general a function of spot exchange rate (FXS), and if we put them together we have for any given level of FXS an excess supply of foreign exchange. Spot exchange rate is then determined to assure that the excess supply is cleared at each period of time within admissible bands for both exchange rate and excess supply of foreign exchange movements. This method of exchange rate determination is applied to our models for Japan, the US, West Germany, the UK, France and Italy. The Canadian dollar is determined by the so-called modern theory of forward exchange and the Australian dollar is determined by areaction function of the authorities, while the Korean won is simply treated as a policy variable. Exchange rates other than for the US are given vis-a-vis the US dollar, while in the US model effective exchange rate indices constructed from DM, the French franc, the pound sterling, the yen and the Canadian dollar rates vis-a-vis the US dollar are endogenized. When all the country models are fully linked, the major exchange rates in the world are simultaneously endogenized and the US effective rate is determined by identities 1 • As to the regional block in the model, we divide the remaining world into six regions: (i) Asia excluding JA and KR, (ii) Latin America, (iii) Middle East, (iv) Socialist countries, (v) Western Europe excluding FR, GE, IT and UK, and (vi) the rest of the world. The regional block involves one import demand equation and one export price equation for each region. The import equation determines commodity imports of each region by the purchasing power of its commodity exports and the terms of trade. The import equation of the Middle East also includes the level of foreign exchange reserves, which functions as a channel of repayment of oil-exporting countries. The export price of each region is generally a function of the export price index of industrial countries and the one of primary commodities. The export price equations of the Middle East, Asia and Latin America also include the export price of oil, which is taken as exogenous. The principal role of the trade-linkage submodel is to determine the levels of world trade flows in a consistent manner in the sense that total world exports and imports are balanced both in nominal and in real terms. After reviewing various trade-linkage methods and con1 See Amano [1982] for more detailed explanations of exchange rate modelling in the EPA model.

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Toshihisa Toyoda and Masataka Hirano

ducting a comparative study of them, we have adopted the SamuelsonKurihara approach [Samuelson, Kurihara, 1980] in our present 1984 version. The approach is based on aggregate export functions of the ordinary type; total real export of each country is estimated as a loglinear function of relative prices and an activity variable. The real trade share matrix is then adjusted by the RAS method to obtain consistent world trade flows.

3. Effects of Fiscal Policy under Alternative Exchange Rate Arrangements One of our research interests lay in finding out how the simultaneous endogenization of exchange rates would affect the behavior of macroeconomic variables in each country. Not enough empirical evidence on this issue has been provided yet, particularly on how and to what extent the floating exchange rates insulate or transmit both domestic and foreign disturbances. The virtual reason would be that most of the past econometric models have been based on fixed (or exogenous) or only partially (not simultaneously) endogenized exchange rates. Although the theoretical literature suggests that macroeconomic behavior may differ considerably between fixed and floating exchange rates and that the differences vary depending on the strength of international interest-rate and price linkages and on the nature of the disturbances, no clear-cut conclusions on the differences in the multicountry framework have been provided. Therefore, our simulation results will provide some information on this issue and hopefully contribute to fill the gap in theory. In this section we present and comment upon typical fiscal multipliers for the EPA model: The simulation period is 1976.1 -198l.IV in all the following exercises. Each multiplier can be calculated for the alternative regimes: for the floating-rate regime by endogenizing exchange rates and for the fixed-rate regime by treating them as exogenous so as to not affect endogenous variables. Comparisons of the multipliers between the different exchange rate regimes will provide insight into the role of the floating exchange rate system in particular. Table 1 summarizes the results of fiscal shocks initiated by the United States, West Germany and Japan. It shows the own and cross effects of a sustained increase in real government expenditure of 1 percent of GNP, indicating a country initiating the fiscal disturbance in the row heading and a country to which such a disturbance is transmitted in the column heading. The multipliers which are compounded into annual figures show percentage deviations from the base-line solutions, but for

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The Structure and Applications of the EPA World Economic Model

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the case of interest rates they show percentage-point differences from the base-line solutions. An expansionary fisca1 policy (without autonomous change in the supp1y of base money) exerts two opposing influences upon the domestic balance of payments. It deteriorates the current-account balance through increased domestic absorption, while it improves the capita1ac count balance through raised domestic interest rates. Since the net effect depends critica11y on the magnitude of reactions of interest rates, exchange rate movements also depend critica11y on the interest sensitivity. Among the three countries, only the US effective exchange rate appreciates because in the VS the response of interest rates to a fiscal shock is very great; the short-term interest rate rises by about 1 percentage point in the first year and about 1.4 - 1.7 points for the second and third years. Two other currencies, the DM and the yen, depreciate due to the weak response of interest rates to fiscal shocks; the response of interest rates ranges from 0.1 to 0.2 percentage points for the second and third years. The domestic effect of an expansionary fiscal policy upon GNP also depends on two often opposing influences: the direct expansionary effect through the ordinary multiplier process and the indirect contractionary effect induced by aprice hike. Both effects heavily depend on the behavior of the exchange rate. It is observed from Table 1 for GE and JA that the domestic effect of a fiscal expansion under the floating exchange rate regime is considerably greater than under the fixed rate regime. For the US, however, the multipliers under both exchange rate arrangements are much the same. This is because under the floating exchange rate regime the induced inflation becomes sma11er thanks to the currency appreciation, which stimulates consumption to mitigate the contractionary effect due to deficits in the current account. Transmission effects of a fiscal shock on foreign count ries are quite diverse depending on which country initiates the disturbance. It is interesting to note that the transmission effects of a US fiscal shock on other count ries are in general greater under the floating than under the fixed exchange rate regimes. This is because a11 non-US currencies in general depreciate vis-a-vis the US dollar due to the above-mentioned high sensitivity of US interest rates; therefore net exports in real terms expand in almost all other countries. The transmission effects of a fiscal expansion originating in West Germany on other countries are quite mixed. For the same reasons that govern its domestic effect, it exerts two opposing influences upon the ba1ance-of-payments accounts in foreign countries, i.e., their current accounts usua11y improve while their capital ac counts usua11y

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1 2 3 6

1 2 3 6

1 2 3 6

1 2 3 6

1 2 3 6

1 2 3 6

GE

JA

US

GE

JA

Year

-+

US

.t

From

To

0.03 0.11 0.21 0.17

0.57 1.38 2.12 4.00

0.03 0.05 0.06 0.10

0.05 0.07 0.04 0.08

2.01 2.03 1.84 1.13

flex

0.01 - 0.00 0.06 0.00 0.13 0.03 0.26 0.21

0.03 0.11 0.18 0.23

0.61 1.45 2.16 4.02

0.03 0.05 0.05 0.02

0.05 0.06 0.05 0.02 -

2.02 2.01 1.81 1.33

fix

--"---

US

_. ___ • .

fix

0.01 0.07 0.15 0.32

0.05 0.25 0.41 0.80

0.04 0.26 0.65 1.72

0.03 0.10 0.10 0.12

0.20 0.46 0.36 0.30

0.08 0.53 0.76 0.99

0--

__.

0.01 0.08 0.16 0.41

0.03 0.08 0.19 0.59

0.06 0.25 0.76 3.90

0.04 0.13 0.15 0.22

0.16 0.39 0.42 0.45

0.11 0.56 1.01 2.59

flex

~.

UK

0.05 0.17 0.03 0.16

flex

0.03 0.05 0.03 0.01

-

0.01 0.04 0.07 0.08 -

0.05 0.13 0.15 0.12 0.00 0.01 0.00 0.09

0.01 0.38 0.85 0.40

0.02 0.00 0.12 - 0.11 0.23 - 0.50 0.32 - 1.05

0.03 0.07 0.09 0.10

0.23 0.22 0.36 0.13 0.29 - 0.09 0.19 0.08

0.05 0.26 0.36 0.43 -

fix

--_._-_._--,-

FR

__ .---

-

fix

flex

_..- - - -

IT

I

0.03 0.07 0.08 0.06

0.29 0.43 0.36 0.14

0.05 0.25 0.34 0.36

0.04 0.08 0.07 0.08

0.31 0.48 0.48 0.20

0.06 0.27 0.45 0.61

0.05 0.11 0.10 - 0.00

0.07 0.16 0.11 - 0.02 -

0.41 1.24 0.90 - 0.29 -

0.06 0.44 0.98 2.63

0.04 0.20 0.44 1.46

0.01 0.06 0.10 0.13

0.11 0.26 0.34 0.34

0.04 0.18 0.36 0.53

0.01 0.06 0.10 0.13

0.09 0.25 0.42 0.40

0.02 0.16 0.46 0.95

0.01 0.05 0.10 0.15

0.03 0.09 0.14 0.14

0.10 0.40 0.69 1.10

Effects on domestic prices

0.02 0.03 0.03 0.13

1.56 2.09 2.06 2.39

0.17 0.59 0.98 1.79

0.01 0.02 0.04 0.13

0.04 0.13 0.20 0.16

0.35 0.93 1.09 0.92

0.05 0.11 0.08 0.05

0.08 0.20 0.15 0.03

0.54 1.62 0.97 0.41

JA

I

0.11 0.36 0.59 0.71

1.11 1.62 1.84 1.98

0.07 0.13 0.16 0.13

0.17 0.56 0.88 1.56

0.27 0.42 0.45 0.17

0.44 1.01 1.33 0.63

0.03 0.00 0.09 - 0.00 0.12 - 0.01 0.07 - 0.11

0.04 0.17 0.32 0.34

1.02 1.37 1.53 1.63

0.08 0.17 0.20 0.24

0.14 0.51 0.79 1.31

KR

0.09 0.13 0.10 0.09

0.05 0.10 0.08 0.04

0.02 0.08 0.12 0.14 0.01 - 0.01 0.07 - 0.01 0.11 - 0.00 0.30 0.16

0.02 0.08 0.12 0.17

0.02 0.02 0.13 - 0.07 0.28 - 0.16 0.51 - 1.07

0.09 0.14 0.14 0.09

0.05 0.09 0.07 0.03

0.02 0.04 0.13 0.02 0.11 - 0.08 - 0.12 - 0.50

0.08 0.32 0.54 0.31

0.06 0.53 1.42 1.83

0.36 0.69 0.85 0.76

0.32 0.56 0.64 0.40

0.61 2.16 3.06 3.52

0.04 - 0.01 0.28 0.05 0.53 0.25 0.56 0.48

0.07 0.27 0.44 0.31

0.11 0.65 1.44 1.83

0.34 0.66 0.84 0.76

0.32 0.53 0.56 0.38

0.67 2.17 2.95 3.22

AL _._---"-fl~;- fix flex

fi; fi;; "- fi~ "-

I

CA " fix-- fl;x-I

Effects on real GNP

flex

--- ..

0.00 - 0.00 0.02 - 0.01 0.04 - 0.00 0.11 0.05

0.03 0.16 0.37 1.14

0.01 0.05 0.13 0.53

0.04 0.08 0.11 0.16

1.44 1.64 1.31 0.88

0.09 0.36 0.54 0.81

fix

--~-

GE

(percent, deviations from the standard solution)

Table 1: Effects of Sustained Increases in Real Government ExpendUure by 1 percent of Real GNP t»

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~

o

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00

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"'"

DOI https://doi.org/10.3790/978-3-428-45932-2 | Generated on 2023-09-08 21:17:09 OPEN ACCESS | Licensed under CC BY 4.0 | https://creativecommons.org/about/cclicenses/

1 2 3 6

1 2 3 6

1 2 3 6

1 2 3 6

1 2 3 6

GE

JA

US

GE

JA

0.02 0.06 0.09 0.14

0.04 0.09 0.12 0.12

1.05 1.40 1.69 2.48

-

0.29 0.62 0.58 0.17

- 0.10 - 0.43 - 0.52 -1.41

- 0.59 - 0.71 -0.29 -1.11

0.01 0.02 0.04 0.15

0.04 0.09 0.13 0.06 -

1.02 1.38 1.70 2.43

0.01 0.02 0.04 0.06

0.32 0.11 0.33 6.28

0.00 0.01 0.01 0.05

0.01 I 0.02' 0.01 0.11

0.35 0.64 0.81 0.96

0.12 0.26 0.30 0.32

- 0.13 - 0.49 - 0.56 0.17

0.01 0.02 0.02 0.02 -

0.36 0.66 0.82 1.00 -

0.02 0.43 0.54 0.02

0.04 0.03 -0.06 - 0.57

- 0.57 - 2.94 -4.09 - 1.77

0. 02 - 1.39 - 3.92 - 4.70 1

0.01 0.00 0.03 - 0.00 0.03 - 0.01 0.02 - 0.06 -

0.09 0.21 0.24 0.36

0.05 0.01 0.18 - 0.14 0.25 - 0.50 0.31 - 0.28

Source: The EPA World Economic Model, February 1984.

-

1 2 3 6

US

0.06 0.17 0.22 0.24

0.03 0.07 0.10 0.13

0.01 0.03 0.03 0.03

0.05 0.07 0.04 0.03 -

0.21 0.32 0.37 0.49

I

0.03 0.04 0.01 0.02 ,

0.02 0.09 0.10 0.00

0.22 0.31 0.44 0.38

0.01 0.04 0.06 0.14

0.03 0.06 0.08 0.11

0.54 0.79 1.07 2.29

- 0.03 - 0.03 0.06 - 0.05

0.94 4.12 5.33 6.70

0.89 2.25 2.67 3.13

i

0.08 0.22 0.21 0.02 I

- 0.11 - 0.06 0.09 0.35

0.11 0.06 0.17 0.86

0.09 0.14 0.14 0.05

0.08 0.13 0.12 0.11

0.01 0.03 0.03 0.15

0.01 - 0.00 0.00 -0.00

0.06 0.09 0.02 - 0.04

1.43 1.43 0.46 - 1.03

0.09 0.16 0.21 0.35

-

1.46 3.21 2.97 1.29

0.23 0.49 0.56 0.42

0.66 0.95 0.78 1.12

0.11 0.19 0.10 0.03

0.01 0.00 0.03 0.07 0.01 - 0.00 0.10 - 0.01 - 0.00 0.06 - 0.05 - 0.00

0.54 0.99 1.11 2.12

Effects on spot exchange rates

0.00 - 0.00 0.02 - 0.00 0.02 0.00 0.02 0.00

0.10 0.32 0.51 0.85

0.05 0.15 0.26 0.48

Effects on short-term interest rates

0.01 0.03 0.05 0.03

0.18 0.46 0.77 1.28

,

0.00 0.00 - 0.02 - 0.05

I

0.01 I - 0.04 - 0.11 ' - 0.05

0.09 - 1.15 - 2.09 - 4.19

0.00 - 0.01 0.02 0.00 0.03 0.01 0.07 0.07

0.01 0.03 0.04 0.05

0.20 0.49 0.75 1.15

0.00 0.01 0.01 0.02

0.00 0.01 0.01 0.01

0.00 0.02 0.04 0.08

0.00 0.01 0.01 0.02

0.00 0.01 0.01 0.01

0.00 0.02 0.04 0.08

~

CJ1

~

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2.

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8'

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g

526

Toshihisa Toyoda and Masataka Hirano

deteriorate. According to our simulation results, since the improved current accounts outweigh the worsened capital ac counts in affected countries, their currencies appreciate vis-a-vis the VS dollar and the VS dollar also appreciates vis-a-vis the DM. The size of the currency appreciation in a foreign country hence depends on how much the improved current account outweighs the worsened capital ac count in that country. In the case of FR, IT, VK and JA along with the VS, the favorable impact on the current account is large, reflecting the relatively heavy dependence on the German market. In the end, it is observed that the larger the appreciation of the currency in an affected country, the smaller the transmission effect of the German fiscal expansion on that country, and vice versa. As to the transmission effects of a fiscal expansion initiated by Japan under the floating exchange rate regime, they are usually equivalent to or rather smaller than those under the fixed rate regime. Although the two opposing influences upon the balance-of-payments ac counts in foreign countries da exist, the favorable effects on foreign current accounts are, particularly after the second year, not as great as the former transmission effects of the VS and German fiscal shocks. This is attributable to a quick recovery of Japanese net exports (ar a smaller increase in exports to Japan in each foreign country) due to a sharp depreciation of the yen.

4. Effects of Monetary PoIicy under Alternative Exchange Rate Arrangements a) Effects of Monetary Policy

Table 2 presents the effects of contractionary monetary policies initiated by the VS, GE and JA on each of the three count ries and on the world economy as a whole. We examine the alternative cases of exchange rate arrangement as in the previous section. A 1 percent sustained reduction in the VS high-powered money stock is exerted as a VS monetary policy. A 2 percentage point rise in the Lombard rate and in the Japanese official discount rate are considered for GE and JA. respectively. As can be seen from the block-diagonal segments in Table 2, the effects of the monetary shocks on the initiator's GNP in GE and JA are distinct under the floating-rate regime: They are almost twice as strang as under the fixed-rate regime. On the other hand, the domestic effects of the VS policy are much the same both under fixed and under floating exchange arrangements. In West Germany and Japan sharp appreciations of their currencies vis-a-vis the VS dollar have taken

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Table2 Effects of Contractionary Monetary Policy (percent, deviations from the standard solution) From ~

To Year

GE

US

-+

fix

ffex

fix

JA

flex

i

I

fix

Effects on real GNP

I

USa)

1 2 3 6

- 0.38 - 0.43 - 0.29 0.15

- 0.40 - 0.43 - 0.29 0.18

-

0.02 0.09 0.14 0.06

GEh)

1 2 3 6

- 0.00 - 0.01 - 0.02 0.05

0.02 0.01 - 0.02 0.13

-

0.33 1.00 1.33 0.45

-

JAC)

1 2 3 6

- 0.01 - 0.00 - 0.00 0.00

0.00 - 0.01 - 0.02 - 0.05

-

0.01 0.02 0.01 0.02

I

flex

I

0.04 0.05 0.07 0.24

-

0.05 0.12 0.16 0.18

0.04 - 0.02 - 0.09 - 0.15

0.73 1.53 2.21 1.88

-

0.02 0.06 0.11 0.11

- 0.00 0.00 - 0.05 - 0.02

0.01 0.02 0.04 - 0.05

-

0.06 0.17 0.26 0.44

-

0.20 0.39 0.42 0.63

Effects on spot exchange rates

I

I

USa)

1 2 3 6

GEh)

1 2 3 6

1.03 1.52 1.10 1.90

-

3.57 5.52 4.78 7.65

0.07 - 0.16 I - 0.21 I 0.08

JAC)

1 2 3 6

0.49 0.63 0.37 - 0.01

-

0.05 0.24 0.26 0.20

I

I

-

0.86 1.16 1.24 0.96

1.00 1.86 1.92 1.54

I

i

1.71 1.53 1.18 0.08

I I

-

2.35 2.54 1.28 0.36

Effects on the world economy price deflator of world trade

real world trade fix USa)

I

flex

!

- 0.04 - 0.19 - 0.20 0.03

-

0.04 0.15 0.22 0.15

fix

1 2 3 6

-

0.01 0.29 0.30 0.10

GEh)

1 2 3 6

-

0.11 0.35 0.49 0.15

-

0.28 0.55 0.74 0.45

-

0.03 0.15 0.26 0.08

JAc)

1 2 3 6

-

0.04 0.05 0.05 0.05

-

0.07 0.06 0.03 0.08

-

0.01 0.05 0.05 0.02

I

I

flex -

0.40 0.64 0.75 0.53

0.36 0.30 - 0.03 0.35

:

I

0.18 0.27 0.16 - 0.01

a) A sustained reduction in the US igh-powered money stock by 1 percent. b) A sustained rise in the Lombard rate by 2 percentage points. c) A sustained rise in the Japanese official discount rate by 2 percentage points. Source: The EPA World Economic Model, February 1984. DOI https://doi.org/10.3790/978-3-428-45932-2 | Generated on 2023-09-08 21:17:09 OPEN ACCESS | Licensed under CC BY 4.0 | https://creativecommons.org/about/cclicenses/

528

Toshihisa Toyoda and Masataka Hirano

place due to improvements of both current and capital accounts, which strengthen the contractionary effects more than in the case of fixed exchange rates. That is, the so-called bottling-up effects are c1early observed in these countries. In the US, however, the effects have faded away because an appreciation of the US dollar brings about a considerable increase in consumption through the effect of price stability. As to the cross impacts on real GNP in other countries, they are quite different for the fixed and the floating exchange-rate arrangements. Under the fixed-rate regime only the contractionary effects are transmitted in all cases. Under the floating-rate regime, however, insulation effects are more or less observed. For instance, a 1 percent decrease in the US high-powered money stock results in sharp depreciations of the DM and the yen due to the deteriorating effects both in current and in capital accounts in the other two countries. Because of the depreciations of the currencies vis-a-vis the US dollar, real net exports from GE and JA decline much less under the floating than under the fixed exchange rate regimes, and even become positive for GE in all six years and for JA in the first three years, which results in the insulation effects on real GNP. The channels of the cross impacts of the monetary shocks initiated by GE and JA are observed to be much the same as in the case of the US monetary shock. An only exception is the one from Japan to the US after the second year, where, under the floating exchange rate regime, the contractionary effect in the US is a little intensified even though her current account is improved. This is mainly attributable to a reduction in consumption and therefore in aggregate demand due to an advancement of inflation in the USo Table 2 also presents the effects of each country's monetary policy on the world economy as a whole. These figures, of course, reflect both own and cross effects, but they are largely dominated by the former. It is interesting to note that the US contractionary monetary policy exerts less stagflationary effects on the world economy under the floating than under the fixed exchange rate regimes, whereas the contractionary monetary policies of West Germany and Japan exert more stagflationary effects on the world economy under floating than under fixed exchange rates. Incidentally, it should be noted that the US contractionary monetary shock does decrease the real world trade in the floating exchange rate case but by less than in the alternative case of a fixed exchange rate. b) Effects of Monetary PoUcy Mixed witb Fiscal Policy

Let us consider the following monetary and fiscal policy mix for each of the above three countries. For the US, a 1 percent sustained reduction

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The Structure and Applications of the EPA World Economic Model

529

in high-powered money stock is imposed on the base-line path and, at the same time, government expenditure is adjusted in such a way that the previous base-line GNP path is reached again. Similarly, the Lombard rate and the Japanese discount rate for GE and JA, respectively, are raised by 2 percentage points with the same kind of expansionary fiscal adjustments as in the US case to assure the baseline GNP path in each country. This simulation enables us to examine effects of one country's policy mix, i.e., a contractionary monetary policy mixed with an expansionary fiscal policy, on foreign countries and then on the world economy as a whole. Table 3 presents the simulation results under the alternative exchange rate arrangements. As to the cross impacts of the US policy mix on the other countries and also on the world economy, they are quite different for the two exchange-rate regimes. Under the fixed-rate regime, the transmission mechanism of the contractionary monetary policy outweighs that of the expansionary fiscal policy. Although the current accounts both in GE and in JA improve thanks to the US expansionary fiscal measure, their capital accounts and also their overall balance-of-payments accounts deteriorate heavily because of the capital outflows to the US, whose interest rate is considerably higher. As a consequence, the monetary authorities of both GE and JA have to reduce their money supplies by intervening in the foreign exchange markets, which causes higher horne interest rates and therefore lower growth rates of their real GNP. Under the floating exchange rate regime, higher GNP growth paths than the base-line paths are observed both in GE and in JA. This is largely attributable to depreciations of exchange rates, which cause both more improvements in current accounts and sm aller increases in interest rates than in the fixed exchange rate case. The effects of the policy mix that originates in either West Germany or Japan on foreign countries are not much different from those of the US policy mix, showing more favorable effects on foreign GNP paths under floating than under fixed exchange rates. However, the cross effects on exchange rates between GE and JA do not reveal a depreciation of either the DM or the yen, reflecting that the favorable effect on current account dominates the deteriorating effect on capital account in each country. This is largely because the interest elasticities of capital flows in West Germany and Japan are not as large as in the US and because capital flows between GE and JA are not as great as between the US and either of the two countries, resulting in less deterioration in capital accounts of GE and JA as compared with the previous results of the US policy mix. 34 Schriften d. Vereins f. soclalpolltik 148

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Table3

Effects of Contractionary Monetary Policy Mixed with Expansionary Fiscal Policy (percent, deviations from the standard solution) From ,j,

To Year

GE

US

-+

J flex

fix

JA

fix

flex

fix

Effects on real GNP

flex

I

USa)

1 2 3 6

0.00 0.00 0.00 0.00

0.00 0.00 0.00 0.00

- 0.00 - 0.01 - 0.03 0.06

0.07 0.17 0.26 0.47

- 0.02 I - 0.02 - 0.01 0.03

0.07 0.10 0.08 0.07

GEh)

1 2 3 6

0.01 0.02 0.03 0.04

0.04 0.06 0.05 - 0.02

0.00 0.00 0.00 0.00

0.00 0.00 0.00 0.00

0.00 0.01 0.03 0.08

0.03 0.10 0.11 0.11

JAC)

1 2 3 6

- 0.00 0.00 0.01 0.02

0.01 0.00 - 0.00 - 0.02

- 0.01 - 0.01 - 0.00 0.02

0.01 0.03 0.05 - 0.01

0.00 0.00 0.00 0.00

0.00 0.00 0.00 0.00

Effects on spot exchange rates USa)

1 2 3 6

-

0.98 1.31 1.29 1.04

1.18 2.32 2.44 1.77

GEh)

1 2 3 6

1.02 1.45 1.03 - 0.11

- 3.38 - 3.90 - 1.85 0.63

-

JAc)

1 2 3 6

0.46 0.48 0.21 - 0.07

-

- 2.18 - 1.82 - 0.58 0.03

1.84 1.75 1.35 0.22

0.06 0.25 0.25 0.22

0.03 0.49 0.78 0.32

Effects on the world economy real world trade fix

I

flex

price deflator of world trade fix

I I

flex

USa)

1 2 3 6

- 0.02 - 0.04 -0.04 0.01

0.04 0.08 0.09 0.15

0.00 - 0.00 - 0.00 0.06

GEb)

1 2 3 6

0.02 0.07 0.09 0.08

0.00 0.12 0.23 0.15

0.00 0.03 0.07 0.18

0.44 0.62 0.61 0.28

JAc)

1 2 3 6

- 0.03 - 0.02 0.00 0.03

- 0.04 0.02 0.05 0.07

- 0.01 - 0.03 - 0.02 0.07

0.17 0.25 0.16 0.07

,i

I

-

0.31 0.49 0.47 0.45

a) A sustained reduction in the US high-powered money stock by 1 percent combined with an increase in government expenditure to hold the base-Une GNP path unchanged. b) A sustained rise in the Lombard rate by 2 percentage pOints combined with an increase in government expenditure to hold the base-line GNP path unchanged. C) A sustained rise in the Japanese official discount rate by 2 percentage points combined with an increase in government expenditure to hold the base-Une GNP path unchanged. DOIEPA https://doi.org/10.3790/978-3-428-45932-2 | Generated on 2023-09-08 21:17:09 SouTce: The World Economic Model. February 1984. OPEN ACCESS | Licensed under CC BY 4.0 | https://creativecommons.org/about/cclicenses/

The Structure and Applications of the EPA World Economic Model

531

As to the effects of each country's policy mix on the world economy as a whole, they in general transmit more favorable impacts to the world economy, particularly in terms of real values of world trade, under the floating than under the fixed exchange rate regime. Gf the three cases, the German policy mix provides the most favorable effects on real world trade under either exchange rate regime, but with the highest inflationary pressure upon the world. The Japanese policy mix also bears a world-wide price hike under floating exchange rates but to a lower degree than the German poIicy mix. 5. Summary and Conclusions After describing the basic framework of the EPA World Economic Model, we have presented some of the results of policy simulations with special reference to alternative arrangements of exchange rates. Gur findings can be summarized as follows: (i) The effects of transmission of fiscal disturbances have been revealed to be mixed. Gnly an expansionary fiscal policy in the US shows the typical textbook result of greater transmission effects under the floating than under the fixed exchange rate regime, where the US effective exchange rate appreciates while the currencies of the affected countries depreciate. Expansionary fiscal shocks caused by West Germany and Japan induce domestic currency depreciations, but the directions of their transmissions diverge, largely depending upon the relative magnitude by which the currencies of the impulse-receiving countries appreciate in relation to the DM or the yen. Such a sharp difference between the US and the other two countries is mainly ascribed to the relatively more elastic movement of interest rates in the US and to the relatively greater dependence on foreign trade of Germany and Japan. (ii) Regarding the effects of monetary poIicy, it is gene rally expected that floating exchange rates strengthen the domestic effects but transmit opposite effects to foreign countries, in contrast to fixed exchange rates, in which case the effects transmitted to other countries are of the same direction as in the home country. This kind of textbook result has been more or less observed in our simulations at least for the first year. (iii) Mixing contractionary monetary and expansionary fiscal policies in one country has been revealed to have rather favorable effects on other count ries. In particular, the effects of the US policy mix on foreign real GNP are remarkable and contribute to make the world economy less stagflationary. The results of this policy mix reflect a11 factors which have been investigated in our analysis of separate fiscal and monetary policies and usually have opposing effects. 34·

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Toshihisa Toyoda and Masataka Hirano

Our simulation results, of course, depend on the estimated parameters of each country, which admittedly reflect the individual structures and institutions. It is, therefore, only natural that the results for various countries are somewhat mixed. The US results, however, are strikingly conformable to the general understanding, transmitting stronger fiscal shocks to foreign countries and insulating foreign monetary shocks under floating exchange rates. The results of the US policy mix clearly reflect these characteristics of floating exchange rates.

Beferences Amano, Akihiro, The EPA World Economic Model: An Overview. Paper

Presented at the EPA International Conference, Tokyo, October 1982. -, "Exchange Rate Modelling in the EPA World Economic Model". In Paul de Grauwe, Theo Peeters (Eds.), Exchange Rates in Multicountry Econometric Models. London 1983, pp. 139 - 171. The Group of the EPA World Model, The Insulation and Transmission Mechanisms of Floating Exchange Rates Analyzed by the EPA World Economic Model. Paper Presented at the EPA International Conference, Tokyo, March 1984. -, Some Notes on the Structure and Dynamics of the Individual Country Models in the EPA World Economic Model. Tokyo, March 1984, mimeo. Samuelson, Lee, Eiji Kurihara, "OECD Trade Linkage Methods Applied to

the EPA World Economic Model". EPA, Economic Research Institute, Economic Bulletin, 18, Tokyo, March 1980.

DOI https://doi.org/10.3790/978-3-428-45932-2 | Generated on 2023-09-08 21:17:09 OPEN ACCESS | Licensed under CC BY 4.0 | https://creativecommons.org/about/cclicenses/

The Structure of the Kiel Multi-Country Model By Grant Kirkpatrick, Kiel As part of the Globus world model of the Wissenschaftszentrum Berlin [Bremer, 1984], a prototype model for seven OECD countries was developed. Internally known as Natmod 2, it is characterized by identical equational structure across countries, the differences being parametric [see Kirkpatrick, 1983; 1984]. The Kiel Multi-Country Model represents further development and simplification of this earlier Globus undertaking. Results presently reported for Globus do not derive from this model but from another one, internally known as Natmod 6. 1. Objectives The Kiel Multi-Country Model (KMCM) has as its objective the development and use of a family of dynamic macro-economic models which are suitable for (1) forecasting, (2) policy analysis and research and (3) pedagogical purposes. The Institut für Weltwirtschaft produces medium-term forecasts (6 - 8 quarters) of general GNP aggregates, in addition to variables such as employment, wages, interest and exchange rates, for Germany and the major OECD economies. Such aggregation makes the use of large econometric models unnecessary. The KMCM is intended to facilitate forecasting not only by checking consistency but also by producing general forecasts themselves. However, it is a complement and not a substitute for other econometric (e.g. ARIMA) and judgemental techniques. By consistency we me an that forecasts must at a minimum satisfy accounting identities and budget and wealth constraints not only nationally but also internationally. However, consistency in an economic sense is also important. Thus "LINK"-type consistency only ensures consistent quantities but fails to take into account the effect of excess demands or supplies on prices, interest and exchange rates. From the forecast perspective it is also necessary that the models can be used alone in addition to the linked mode. Policy analysis and research are also of equal importance. Here the modelling work should be considered as a direct extension and complement to more theoretical research, enabling the policy implications of

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Grant Kirkpatrick

theory to be investigated within a more realistic framework. Theory may provide insights into questions of interest but often the assumptions necessary to get unambiguous results are too restrictive to allow the conc1usion to be used directly for policy purposes (e.g. rational expectations). Moreover, a difficulty with much theoretical work is that it is static in nature, or is based on some long-run equilibrium so that it lacks a time dimension. The long-run effects of a change in policy may be given by theory, but not the path of the economy du ring the adjustment period. Yet the costs of adjustment to change can be high and may extend over a number of years. It is important, therefore, to know something about the adjustment path, at least in broad terms. This is entirely an empirical matter since the analysis of a dynamic model of more than two or three equations is not mathematically tractable without parameter values. The use of dynamic models allows an evaluation of these dynamic effects. The pedagogical function is often under-rated. A muIti-country model should, however, provide a formal framework for thought and discussion. For this, however, it must reflect a general consensus as to theoretical properties or at least highlight any differences.

2. Model Methodology Given the above objectives, the aim of the KMCM is to develop a smal1 manageable muIti-country framework for dynamic modeIling leading to a consistent understanding of the national and international adjustment process, its relation to exchange rates and the impact on, and coordination of, economic policies in each country. The models must be primarily theoretical and as such possess known short and long-run properties and stress mathematical and theoretical consistency. In this respect our efforts c10sely fol1ow those of Minford [1984] and Richard [1980 b] in the muIti-country context and that of Gandolfo [1981] and Wymer [1976] for the single country. Fol1owing the arguments of Bergstrom [1976], Wymer [1976] and Gandolfo [1981] we have chosen to specify the model in continuous time, i.e. as a set of differential equations. In dynamic models involving stocks, flows and budget restrictions, this form is especial1y useful [see Turnovsky, 1977], avoiding a number of theoretical problems. Moreover, differential equations are easier to manipulate analytically and efficient numerical integration packages make simulation simple. Perhaps a mixed differential/difference equation system is more plausible but a number of analytical tools are lost in the process. Given the choice between the extremes of difference 01' differential equations, the latter seem preferable.

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The Structure of the Kiel Multi-Country Model

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The choice of continuous time dynamic modelling is also supported by the development of appropriate econometric techniques. This allows the econometric model to have an exact correspondence with the theoretical model. Although estimation must be carried out using a discretised linear model (for examples of the effects of inappropriate discretisation see Dana, Malgrange [1984]) all analysis such as eigen values, sensitivity analysis, optimal control and rational expectations can be carried out on the original linear differential equation model. Moreover, forecasting and simulation may utilize the original nonlinear continuous time system which has a number of advantages [see Wymer, no date]. All estimation, analysis and simulation is undertaken using Wymer's RESIMUL package. Estimation utilizes a FIML estimation which incorporates differential equation identities. The models are, where possible, estimated using quarterly data. This does not imply that the models are short term for that has nothing to do with data time aggregation.

3. Model Structure A large part of the paper is almost exc1usively devoted to the specification and analysis of anational macroeconomic model. This is so since international adjustment is concerned with the international interaction of domestic economic developments and, therefore, a proper framework of analysis must start with a sound approach to open economies. Given the emphasis on consistent modelling, reallfinancial linkages and open economy considerations, the national economic models are based on a full flow of funds accounting system (Table 1). In the first version of the model, known as KMCM1a, the emphasis is on financial simplification. Hence in Table 1 different domestic securities (money, bonds and equity) are aggregated (Le., they are assumed to be perfect substitutes) into a composite asset. Households may hold this financial asset or a foreign asset, BM. The assets are imperfect substitutes for one another. Foreign reserves are also held by governments. There are four income sectors: household, firm, governrnent and overseas. Simplification of the financial structure permits the exclusion of the banking sector. The top part of Table 1 details the national accounting relationships between sectors and the determinants of financial surplus or deficit. The lower part details corresponding changes in financial wealth. Given the adding up restrictions not all relationships can be independently specified. It should also be noted at this point that the budget identities have not been specified to include wealth revaluation [Turnovsky,

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Grant Kirkpatrick

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1977] . This is done purelyon data grounds and does represent a serious distortion which will be investigated in future work. TabZe 1

Sectoral Relationsbips and Flow of Funds

IGovern-I ment ,Overseas I Income ............. Net transfer ........ Consumption ....... Investment ......... Balance of Goods & Services .. Financial Surplus/Deficit ....

Total

Real Sector Y1

Y2

Ya

Tl - Cl -11

Tl!

Ta -Ca -18

-12

Y

T4

0

-C -I

! -X+Mj Fl

-F2

F4

-X+M

I

0

-DWIOI

0

Fa

Financial Sector Domestic financial claims Foreign financial claims Reserves ............

DWIH

DSIG

DSIF

I

-DBM!

0

DRES

- DRES

0

-Fa

F4

DBM

F1

-F2

Net nominal financial claims held by househoulds, WI t

Net nominal financial claims issued SI = f F 2 dt -ce:

I I

0

I

=

t

+ f

I

-Ct

f F 1 dt -a

Fa dt

The model is specified in Table 2 as a set of 20 differential equations including 5 differential identities. For ease of exposition the model is written in its nonsubstituted form giving the impression of a rather large model. Due to the identities and equation (4), the model is nonlinear. The general form of dynamic equation utilized may be written as (1)

D In X = a: In (XS/X)

+ a:' In Z

where D is the differential operator and In the natural logarithm. XS is mostly a latent variable specifying the desired or partial equilibrium

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The Strueture of the Kiel Multi-Country Model

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value to which the variable X is adjusting. If this is so then ;'

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