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German Pages 308 [317] Year 1869
Die
eigenthümliche Seelenpflege des
evangelischen Hirtenamtes mit Rücksicht ans die innere Mission
Von
Dr. Carl Immanuel Nitzfch.
Zweite Auflage.
Bonn, bei Adolph Marcus.
1868.
Praktische Theologie von
Dr. Carl Immanuel Nitzfch.
Dritter Band.
Erste Abtheilung: Die eigenthümliche Seelenpflege mit Rücksicht auf Ke innere Mssion.
Zweite Auflage.
Bonn, bei
Adolph
1868.
Marcus.
Die
eigenthümliche Stelenpflege des
evangelischen HLrtenarntes mit Rücksicht ans die innere Mission
Dr. Carl Immanuel Nitzsch.
Zweite Auflage.
Bonn, bei Adolph Marcus. 1868.
Aus dem Vorwort zur
ersten Auflage.
.............. Bei Ausarbeitung der vorliegenden Abthei lung meiner „Praktischen Theologie" habe ich das Demü
thigende tief empfunden, welches in der theologischen Bemü hung um einen Entwurf der Seelsorge wie in keiner an dern liegt.
Man spürt in keinem Stück so sehr, daß die
praktische Theologie
Krone des Studiums ist.
Zu dem
Vorgeben dagegen, nur pfäffische Meisterschaft könne den
Versuch machen, sich mit Theorie der Seelsorge zu Be< fassen, habe ich nirgends Grund gefunden; und bin mir bewußt nur auf die Erfahrungen zu fußen, an welchen
ich
während
beinahe
fünfzigjährigen Dienstes in
verschiedenen Gegenden vaterländischer Kirche
Antheil nehmen durfte.
drei
unmittelbar
Evangelische Freiheit und prote
stantische Grundsätze zu wahren, Seelsorge von Disciplin
zu scheiden, auf den jetzigen Zeitpunkt und dessen Erfor dernisse zu achten, und besonders auf die Seelsorge, welche
aus der heiligen Schrift selbst unmittelbar herausspricht,
nachdrücklich und anschaulich hinzuweisen, ist mein vorzüg liches Streben gewesen. In der letzten Rücksicht, überhaupt
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Aus dem Vorwort zur ersten Auflage,
in der Auffassung dessen,
was ich Orthotomie genannt,
habe ich mich mehr den älteren, z. B. Olearius und Mi eg, als den neueren Bearbeitern angeschlosscn.
Weit
mehr als es geschehen, hätte ich, wenn Zeit, Kraft und Raum es gestatten wollten, gewünscht, die Beobachtungen
eines Spener,
Andreä,
Bengel,
Lavater
und
Harms mit zu verarbeiten. Mögen Nachfolger dieß we
niger versäumen.
Berlin, den 18. November 1857.
Der Verfasser.
Zweites Buch. Das kirchliche Verfahren oder die Kunstlehren.
Erster Abschnitt. Die unmittelbar auf Erbauung der Gemeine gerichteten Thätigkeiten. Drittes Hauptstück.
Von der eigenthümlichen Seelenpflege mit Rücksicht auf innere Mission. Einleitung.
I. Die Idee der Seelenpflege S. 1 §. 398—416. —II. Die
Geschichte der christlichen Seelsorge S. 19 §. 417—436. — III. Die Bildung
zum Amte der eigenthümlichen Seelenpflege S. 51 §. 437—439. — Erster
Artikel.
Begriff S. 67 §. 440.— Zweiter Artikel.
Nothwendigkeit,
Grund und Zweck der eigenthümlichen Seelsorge S. 72 8-441. — Dritter Artikel. Rechte Ausdehnung und rechte Grenze der seelsorgerischen Wirksam keit S. 78 8-442. — Vierter Artik el. Gelegenheiten und Anlässe S. 82 8-443—445.— Fünfter Artikel.
Von den persönlichen Bedingungen
gesegneter Seelenpflege S. 90 8- 446. - Die Momente der seelsorgerischen Per
sönlichkeit S. 92 8- 447. — Vom guten Namen des Pastors S. 93 8- 448. — Von der Gabe und Bildung S. 102 § 449. 450. — I. Die diagno
stische Befähigung S. 112 8- 451. 452. — II. Die therapeutische Tüchtig keit S. 124 §. 453. - 1. Die Lehrhaftigkeit S. 126 §. 454. - 2. Die Gabe des Gebetes S. 129 §. 455. — 3. Das begleitende Handeln S. 130 8- 456. —
Sechster Artikel.
Von den Helfern und den literarischen
Hülfsmitteln der Seelsorge. S. 135 8- 457. — 1. Die Seelsorge und die h. Schrift S. 137 8- 458—460. —
2. Die h. Schrift und die Tractate
S. 148 §. 461. — 3. Die h. Schrift und die Andachts-Schriften S. 152
8- 462.
—
4. Anweisung und Rathgebung in Ansehung der erbaulichen
und anderer Leserei im Allgemeinen S. 156
§. 463. 464. —
Sieb en
ter Artikel. Von derOrthotomie, oder von der rechten Austheilung und
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i
Inhalt.
Anwendung des göttlichen Wortes in Bezug auf Eigenthümlichkeit der Zu stände und Anlässe.
Die seelsorgerische Orthotomie im Allgemeinen S. 161
§. 465—467. — Der leidende Mensch S. 163.
— Der sündige Mensch
S. 165. — Der irrende Mensch S. 168.
— Die parakletische Seelsorge
(Wohl
— Objective Entwickelung des
und Weh)
S. 170 §. 468. 469.
göttlichen Trostes S. 173 christlichen Paraklese
auf
besondere äußere
— Die subjective Entwickelung der
§. 470.
S. 180 §. 471. 472. — Zuständlichkeit
S. 193
Sieche, Sterbende, Irre, Melancholische
Arme S 202 §. 485. 486
sorge.
— Die actuelle Sünde
Eidesvermahnung.
Für Gefangene
und
S. 193
§. 474—484.
— Für
— Wie lernt und lehrt man beten? S. 209
§. 487. — Die pädeutische Seelsorge §. 488.
Die Trostlehre in Bezug
§. 473. — Für Kranke,
(Gerechtigkeit und Sünde)
S. 210
S. 210 §. 489. — Verhütende
Ehe-Sühneversuch.
Verurtheilte
Seel
Erweckende und bekehrende.
§. 489—495.
Gewohnheits- oder
—
Standes-Sünde und Laster S. 230. — Allgemeine Bestimmungen §. 496 —499.
—
-- Die zuchtlosen, ehrlosen, lieblosen Laster S. 242 §. 500—506.
Die didaktische Orthotomie
wissen, Grübeln S. 256 §. 508.
S. 255 §. 507.
— Unwissenheit, Zuviel»
— Separatistische Irrungen, Baptisten,
Jrvingianer S. 258 §. 509. — Zweifel, Unglaube, Aberglaube.
vom Teufel und Dämonen S. 266 §. 510. 511. — spräche :
Das
Dreieinigkeit,
Übernatürliche.
Jesus - Glaube
der persönliche Gott,
Auferstehung S. 275 §. 512—522.
und
Versöhnung,
Lehre
Apologetische Ge
Christus - Glaube, Kirche,
Sakrament,
Drittes HauMück. Von der eigenthümlichen Seelenpflege mit Rücksicht
auf innere Mission.
Einleitung. I.
§. 398.
Die Idee der Seelenpflege. Gilt uns das Christenthum für Verwirklichung der
Idee der Religion, die Kirche für Verwirklichung religiöser Ge
meinschaft §. 28. 29. und findet sich für eine jede wesentliche Function des kirchlichen Lebens irgend ein Gegenbild, irgend ein Analogon schon in der sich irgendwie versittlichenden mensch lichen Gemeinschaft vor (§. 39): so wird die seelen Pfle
gen de Function der christlichen Kirche gleicherweise wie die Rede
§. 95 oder der Unterricht Z. 171 oder die Feier §. 230 eine sittliche Idee für sich haben, gesetzt auch, daß wir diese erst im Lichte der verwirklichenden Thatsache klarer erkennen. Das wissenschaftliche Verständniß des Gegenstandes darf sich des Rück blicks auf ein allgemeines Urbildliche, darf sich der vermittelnden Abstraction niemals entschlagen. §. 399.
Wir gehen demnach noch einmal auf die Idee der
Bildung und der in derselben mit begriffenen Erziehung, gleich wie §. 171, zurück. Run ist Bildung, also wahrhafte Vermensch
lichung, zwar ohne alle Selbstthätigkeit des Menschen unmöglich,
aber ebensowenig ohne Anregung und Leitung derselben von Seiten des Andern und von Seiten der Gemeinschaft zu erlan gen. Das, wozu der Mensch gebildet werden soll, das persön liche Gemeinleben in Gott, ist dasselbe, wodurch er gebildet
wird, woran er sich erkennt, und wonach er sich richtet und gestaltet. Gebildete Bildner müssen schon da sein, und Nitz sch, prakt. Theologie/ III. Band. r. Ausl.
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§. 399. Idee der Seelenpflege. Allgemeine Idee?
dieses Verhältniß tritt, wenn nirgends anders, doch in dem elter
lich-kindlichen ein, welchem sich dann viele andere allmählich nach
gestalten, ein Verhältniß nämlich der Macht und der Bedürftig keit, des Ansehens und der Nachfolge, des Einwirkens und der Empfänglichkeit. Ohne Erziehung keine Bildung. Allein Pädagogie kann ohne Psychagogie nicht vollzogen werden, sogar nicht die physische; denn gesetzt, daß die sittliche Aufgabe bereits als Harmonisirung des geistigen und leiblichen Lebens oder als
naturgemäße Entwickelung einer ursprünglichen Harmonie des Leibes und Geistes, etwa wie Gesundheit
und Genesung
(mens sana in corpore sano) aufgefaßt wird, so liegt doch das
Princip dieses Proceffes in der geistigen Seele; von ihren Selbst bestimmungen und Selbstbewegungen, nicht vom leiblichen gehet
aus, was dennoch auch dem leiblichen Leben ftommt; und die bildenden, erziehenden Thätigkeiten müssen demnach alle, wollen sie des Zieles nicht verfehlen, psychagogischer Art sein. Nun ist (der Wortbedeutung von und der Sache selbst zufolge) allerdings auch der lockende Reiz und Zauber eine Wirkung auf die Seele, denn sie hat ein empfindendes Leben, fiegos aiff&rj'cixov; ferner kommt der Erziehung der gesetz liche Zwang, der unbedingte Gehorsam, das nicht nach Grün den fragende Vertrauen, und die Gewöhnung («#og anstatt des ij^-og) zu Hülfe, aber entweder schon fehlerhafter oder doch nur vorläufiger Weise; denn ohne das zugleich freilaffende Moment
der Belehrung,
der Bezeugung, der Offenbarung,
kann nicht zur Persönlichkeit, nicht wahrhaft menschlich erzogen werden. Soll nun die Lehre selbst nicht wieder, weil bloß wie Gesetz und Dogma wirkend, unwirksam werden, so muß sie mit dem persönlichen Lebe n in Einheit erscheinen und wirken. Zweck widrigeres giebt es nichts, als eine nicht allein vom Vorbild ver lassene, sondern auch verläugnete Belehrung. Endlich setzt doch jedes erziehende Verfahren eine Kenntnißnahme von der Eigen thümlichkeit des Zöglings und eine Rücksicht auf dieselbe bei der Anwendung irgend eines zu Gebote stehenden Mittels vor
aus, da zwar zur Persönlichkeit, zur Frömmigkeit und Tugend jeder erzogen werden soll, jeder jedoch nur zu individueller Per sönlichkeit erzogen werden kann. Und es gilt dabei nicht allein
die individuelle Anlage, sondern zugleich den eigenthümlichen innern und äußern Zustand. Demnach scheint die Idee der
§§. 400. 401. Die hellenische Philosophie.
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Bildung und Erziehung kaum etwas übrig zu lassen, was dem Gedanken der Seelenpflege noch einen besondern Raum zur Ent
wickelung gestattete. In der That jedoch wird eben nur im Zu sammenhänge mit der Erziehung und Bildung, was Seelen pflege insbesondere sei, verständlich gemacht werden können. Von Ariston, demChier, sagt Plutarch (Ttsyl
fi&ixijg aottijs2),
wurde als die einzige wesentliche Tugend die Gesundheit gepriesen. Ueber
die physische und ethische Erziehung s. Plutarch tiegi nalSutv «yioyijs.
Ueber das Erforderniß des einheitlichen Lebens von Seele und Leib Plato
an mehrern Stellen. — Protag. p. 255 Bekk.
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