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German Pages 363 [362] Year 2009
FRANCIS BACON
Neues Organon Teilband2 Herausgegeben von
WOLFGANG KROHN
Lateinisch- deutsch
FELIX MEINER VERLAG HAMBURG
INHALT
Teilband 2 (PhB 400 b) FRANCIS BACON lnstauratio Magna - Große Erneuerung der Wissenschaften Novum Organum- Neues Organon Liber secundus aphorismorum de interpretatione naturae sive de regno hominis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 278 Aphorismen über die Interpretation der Natur und die Herrschaft des Menschen (Zweites Buch) . . . . . . . . 279 Das Ziel der Wissenschaft: Die Erkenntnis der Gesetze der Form . . . . . . . . . . . . . . . . 5-9: Die Formen der konkreten Körper, verborgenen Prozesse und Schematismen . . . . Überblick über die Mittel der Naturerkenntnis 10: 11: Tafel der bejahenden Fälle . . . . . . . Tafel der verneinenden Fälle . . . . . . . . . . . 12: Tafel der Grade und Vergleiche . . . . . . . . . . 13: 14-19: Der methodische Umgang mit den Tafeln: Die Bedeutung von Verneinung und Ausschließung 19-20: Der Übergang zur Interpretation: Die erste Lese . . . . . . . . . . . . . . . . . . . 21: Weitere Hilfsmittel der Forschung 22-52: Die vorrangigen Fälle . . . . . . . . 1-4:
279 287
301 301 307 331 349 359 375 377
VI
Inhalt
Index der Schlüsselbegriffe des lateinischen Textes
615
Sach- und Personenregister deutsch . . . . . . . . . .
623
Teilband 1(PhB400a) Einleitung. Von Wolfgang Krohn .
IX
Editorische Bemerkung . . . . . . .
XLI
Zeittafel zu Leben und Werk Francis Bacons
. XLIII
Literaturverzeichnis . . . . . . . . . . . . . . .
XLV
FRANCIS BACON lnstauratio Magna Große Erneuerung der Wissenschaften Franciscus de Verulamio sie cogitavit; talemque apud se rationem instituit . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Franz von Verulam hat folgendes überdacht und folgende Überlegung angestellt . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Serenissimo potentissimoque principi ac domino nostro, Jacobo . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Seinem Allerhöchsten, Großmächtigsten Fürsten und HerrnJacob . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
2 3 8 9
Francisci de Verulamio lnstauratio Magna Franz von Verulams Große Erneuerung der Wissenschaften Praefatio
12
Vorrede .
13
Distributio operis
36
Die Einteilung des Werkes
37
••
1•
Inhalt Deest pars prima lnstaurationis ... Sequitur secunda pars lnstaurationis . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Der erste Teil der Wiederherstellung der Wissenschaften fehlt. Es folgt der zweite Teil der Erneuerung der Wissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .
VII
66
67
Novum Organum Das Neue Organon oder die wahre Anleitung zur Interpretation der Natur Praefatio Vorrede . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aphorismi de interpretatione naturae et regno hominis [Liber primus] . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Aphorismen über die Interpretation der Natur und die Herrschaft des Menschen [Erstes Buch] . . . . . . . . . . . 1-4: 5-10: 11-18: 19-37: 38-69: 70-92: 93-115: 116-130:
Die Grundthesen über Wissen und Macht . . Über den Mißerfolg der auf Werke gerichteten Wissenschaften . . . . . . . . . . . . . . . . . . Über die Nutzlosigkeit der bisherigen Logik für Werke . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Entgegensetzungvon „Antizipation" und „Interpretation" der Natur . . . . . . . . . . . Die Kritik der Erkenntnisinstrumente: die Idolenlehre . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Ideologiekritische Analyse der Stagnation in den Wissenschaften . . . . . . . . . . . . Möglichkeiten und Hoffnungen für einen Neubeginn . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . Einführung in die Grundsätze der neuen Erkenntnistheorie . . . . . . . . . . . . . . . .
68 69 80 81 81 83 85 89 99 14 7 207 241
Gegenüberstehend: Titelbild der "lnstauratio Magna" in der Erstausgabe 1620.
PARS SECUNDA OPERIS, QUAE DICITUR NOVUM ORGANUM, SIVE INDICIA VERA DE INTERPRETATIONE NATURAE
DAS NEUE ORGANON oder
DIE WAHRE ANLEITUNG ZUR INTERPRETATION DER NATUR
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227-228 LIBER SECUNDUS APHORISMORUM DE INTERPRETATIONE NATURAE SIVE DE REGNO HOMINIS
1. SUPER datum corpus novam naturam sive novas naturas generare et superinducere, opus et intentio est humanae Potentiae. Datae autem naturae Formam, sive differentiam veram, sive naturam naturantem, sive fontem emanationis (ista enim vocabula habemus quae ad indicationem rei proxime accedunt) invenire, opus et intentio est humanae Scientiae. Atque his operibus primariis subordinantur alia opera duo secundaria et inferioris notae; priori, transformatio corporum concretorum de alio in aliud, intra terminos Possibilis; posteriori, inventio in omni generatione et motu latentis processus, continuati ab 1 Efficiente manifesto et materia manifesta usque ad Formam inditam; et inventio similiter latentis schematismi corporum quiescentium et non in motu. II.
Quam infoeliciter se habeat scientia humana quae in usu est, etiam ex illis liquet quae vulgo asseruntur. Recte ponitur; Vere
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APHORISMEN ÜBER DIE INTERPRETATION DER NATUR UND DIE HERRSCHAFT DES MENSCHEN (Zweites Budi)
1.
Werk und Ziel menschlicher Madit ist es, in einem gegebenen Körper eine neue Eigensdiaft oder neue Eigenschaften zu erzeugen und einzuführen. Werk und Ziel der menschlidien Wissenschaft ist es aber, die Form einer gegebenen Eigensdiaft, ihr wahres Wesen oder ihre wirkende Natur oder ihren Entstehungsgrund (diese Worte nämlidi kommen der Bezeichnung der Sache am nächsten) zu entdecken. Diesen Hauptaufgaben sind zwei andere zweitrangige untergeordnet: der ersten die Umformung konkreter Körper von einem in den anderen - innerhalb der Grenzen des Möglidien - ; der zweiten die Entdekkung des andauernden verborgenen Prozesses bei jeder Zeugung und Bewegung, der von dem offenbar Wirkenden und der offenbaren Materie bis zu der erforderlidien Form hin fortgeführt wird; und in ähnlicher Weise die Entdeckung der verborgenen Gestaltung ruhender und nicht in Bewegung befindlidier Körper.
2.
Wie unglüd:28. Alia. " Im Original „pisae"; die Korrektur ist unnötig, beide Worte sind nachgewiesen und bedeutungsgleich. ,,_,,. Vergl. Vergil: Georg. I, 93.
Aphorismus 11
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so daß die Achsen und die Naben der Räder manchmal Feuer fangen. Die Indianer erzeugen Feuer durch Reibung; 17. grünes und feuchtes Gras. was dicht zusammengepreßt und eingeschlossen ist, ebenso die in Körben verpackten Rosen oder frischen Erbsen; ebenso bricht Heu, das in feuchtem Zustand zusammengepreßt ist, oft in Flammen aus; 18. ungelöschter Kalk, mit Wasser begossen; 19. Eisen, wenn es durch Säure im Prüfglas aufgelöst wird, ohne daß es dem Feuer nahekommt, ähnlich wenngleich nicht so stark, das Zinn; 20. die Tiere, besonders und immer in den Eingeweiden, wenngleich bei Insekten die Wärme wegen der Kleinheit ihrer Körper nicht zu fühlen ist; 21. Pferdemist und anderer frischer Tierkot; 22. Schwefel- und Vitriolöl verbrennt die Leinwand wie Feuer; 23. das Origanöl und dergleichen brennt wie Feuer, wenn es die Zähne anfrißt; 24. der starke und geläuterte Weingeist wirkt ebenfalls wie Wärme, so gerinnt das hineingeworfene Eiweiß und wird weiß, als ob es gekocht wäre, eingetauchtes Brot vertrocknet und wird hart wie geröstetes Brot; 25. Gewürze und erhitzende Kräuter, wie der Drachant und die alte Brunnenkresse usw. fühlen sich, wenn sie ganz oder pulverisiert sind, nie warm an, aber im Munde gekaut, brennen sie wie Feuer; 26. der Essig und alles Säuerliche erregen auf einer von der Oberhaut entblößten Hautstelle, im Auge, auf der Zunge, auf Wunden und offenem Fleisch einen dem Verbrennen ähnlichen Schmerz; 27. Selbst scharfer Frost bringt ein Gefühl von Brennen hervor; „Noch brennt des Nordwindes heftige Kälte" lautet ein Spruch; 28. noch manches andere gehört hierher.
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238-239
Hanc Tabulam Essentiae et Praesentiae appellare consuev1mus. XII. Secundo, facienda est comparentia ad lntellectum lnstantiarum quae natura data privantur: quia Forma (ut dictum est) 1 non minus abesse . das Eisenstück schwerer, so fällt es ab. Ein Hebel von einer bestimmten Kraft hebt eine Last von bestimmtem Gewicht. So weit herrscht die Bewegung der Freiheit über die Bewegung der Anhäufung im großen. Ist die Last schwerer, versagt der Hebel. Dichtes Leder zerreißt bis zu einer bestimmten Spannung nicht, so lange besiegt die Bewegung der Stetigkeit die der Spannung; steigt die Spannung nod>. mehr, so reißt das Leder und die Bewegung der Stetigkeit unterliegt. Wasser fließt durch eine Ritze von bestimmter Größe aus, so weit siegt die Bewegung der Anhäufung im großen über die der Stetigkeit; ist die Ritze kleiner, so unterliegt die erste, und es siegt die Bewegung der Stetigkeit. Wird Schwefelpulver mit einer Kugel in eine Flinte gebracht, so fliegt die Kugel bei Entzündung nicht hinaus; hier siegt die Bewegung der Anhäufung im großen über die der Materie. Wird aber Sd>.ießpulver hineingetan, so siegt die Bewegung der Materie im Schwefel mit Hilfe der Bewegung der Materie und der Flucht im Salpeter,
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in nitro. Et sie de caeteris. Etenim Instantiae Luctae (quae indicant Praedominantiam Virtutum, et secundum quas rationes et calculos praedominentur et succumbant) acri et sedula diligentia undique sunt conquirendae. Etiam modi et rationes ipsius succumbentiae motuum diligenter sunt introspiciendae. Nempe, an omnino cessent, vel potius usque nitantur, sed ligentur. Etenim in corporibus hie apud nos, nulla vera est quies, nec in integris nec in partibus; sed tantum secundum apparentiam. Quies autem ista apparens causatur aut per Aequilibrium, aut per absolutam Praedominantiam Motuum. Per Aequilibrium, ut in bilancibus, quae stant si aequa sint pondera. Per Praedominantiam, ut in hydriis perforatis, ubi quiescit aqua, et detinetur a decasu, per 1 Praedominantiam Motus Nexus. Notandum tarnen est (ut diximus) quatenus nitantur motus illi succumbentes. Etenim si quis per luctam detineatur extensus in terra, brachiis et tibiis vinctis, aut aliter detentis; atque ille tarnen totis viribus resurgere nitatur; non est minor nixus, licet non proficiat. Hujus autem rei conditio (scilicet utrum per Praedominantiam motus succumbens quasi annihiletur, an potius continuetur nixus, licet non conspiciatur), quae latet in conflictibus, apparebit fortasse in concurrentiis. Exempli gratia; fiat experimentum in sclopetis, utrum sclopetus, pro tanto spatio quo emittat pilam in linea directa, sive (ut vulgo loquuntur) in puncto blanco, debiliorem edat percussionem ejaculando in supra, ubi Motus Ictus est simplex, quam desuper, ubi Motus Gravitatis concurrit cum Ictu.
Aphorismus 48
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und so fort. Diese Fälle des Kampfes, die die Vorherrschaft einer Kraft und die Maßverhältnisse, das Vorherrschen und das Unterliegen anzeigen, müssen mit genauer und sorgfältiger Aufmerksamkeit aufgesucht werden. Auch die Arten und Verhältnisse, nach denen die einzelnen Bewegungen unterliegen, müssen sinnvoll daraufhin erwogen werden, ob sie ganz außer Wirksamkeit gesetzt oder ob sie widerstreben und nur gefesselt werden. Denn in den Körpern hier bei uns findet man keine wahre Ruhe, weder im ganzen noch in den Teilen, sondern nur dem Scheine nach. Alles vermeintliche Ruhen wird entweder durch das Gleichgewicht oder das absolute Übergewicht der Bewegungen erreicht. Durch Gleichgewicht entsteht es bei der Waage, wenn die Gewichte in beiden Schalen gleich sind. Durch Übergewicht geschieht es in angebohrten Fässern, wo Wasser in Ruhe verharrt, da es durch die übermacht der Bewegung des Zusammenhanges am Fallen gehindert wird. Wohl zu prüfen ist aber, wie gesagt, wieweit jene unterliegenden Bewegungen sich zur Wehr setzen. Wird etwa jemand beim Ringen zu Boden geworfen, so daß ihm Arme und Beine festgehalten oder anderweitig festgeklemmt sind, strebt er aber dabei mit allen Kräften, in die Höhe zu kommen, so muß dieses Gegenstreben, wenngleich es wirkungslos bleibt, mit in Anschlag gebracht werden. Dieses Verhältnis aber ob nämlich durch die übermacht die unterliegende Kraft gleichsam vernichtet wird oder ob ihr Widerstand bleibt, wenn auch fruchtlos - bleibt im Kampfe selbst verborgen, kann aber vielleicht aus den Begleitumständen ersichtlich gemacht werden. Man mache beispielsweise den Versuch, ob ein Gewehr aus der gewöhnlichen Schußweite eine Kugel geradeaus oder, wie man sagt, in den weißen Punkt bis zu einer bestimmten Entfernung hintreibt und ob es einen schwächeren Stoß beim Schuß nach oben gibt, wo nur die einfache Wurfkraft wirkt, als nach unten, wo die Schwerkraft mit in Frage kommt.
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Etiam canones Praedominantiarum qui occurrunt colligendi sunt. Veluti, quod quo communius est bonum quod appetitur, eo Motus est fortior; ut Motus Nexus, qui respicit communionem universi, fortior est Motu Gravitatis, qui respicit communionem densorum. Etiam quod appetitus qui sunt boni privati, non praevalent plerunque contra appetitus boni magis publici, nisi in parvis quantis. Quae utinam obtinerent in civilibus.
XLIX. Inter Praerogativas lnstantiarum ponemus loco vicesimo quinto lnstantias Innuentes; eas scilicet, quae commoda hominum innuunt aut designant. Etenim ipsum Posse et ipsum Scire naturam humanam amplificant, non beant. ltaque decerpenda sunt ex universitate rerum ea quae ad usus vitae maxime faciunt. Verum de iis erit magis proprius dicendi locus, cum Deductiones ad Praxim tractabimus. Quinetiam in ipso opere lnterpretationis circa singula subjecta, locum semper Chartae Humanae, sive Chartae Optativae, assignamus. Etenim et quaerere et optare non inepte, pars scientiae est.
L. Inter Praerogativas lnstantiarum ponemus loco vicesimo sexto lnstantias Polychrestas. Eae sunt, quae pertinent ad varia et saepius occurrunt; ideoque operae et novis probationibus haud parum parcunt. Atque de instrumentis ipsis atque ingeniationibus proprius erit dicendi locus, cum Deductiones ad Praxim et Experimentandi Modos tractabimus. Quinetiam quae adhuc cognita sunt et in usum venerunt, in Historiis Particularibus 1
Aphorismus 48-50
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Desgleichen sind die Regeln der vorherrschenden Bewegungen zu sammeln. Je allgemeiner das erstrebte Ziel ist, desto stärker die Bewegung. Deshalb ist die Bewegung des Zusammenhanges, die auf den gemeinsamen Zusammenhalt des Weltalls geht, stärker als die Bewegung der Schwere, die nur auf die Vereinigung der dichten Körper abzielt. Ebenso überwiegen die Bemühungen um ein Gut für das Individuum selten die Bemühungen um ein mehr gemeinsames Gut, außer bei kleinen Größen. Wenn es nur in der menschlichen Gesellschaft auch so wäre! 49.
Zu den vorrangigen Fällen rechne ich fünfundzwanzigstens die andeutenden Fälle, da sie den Menschen gewisse Vorteile andeuten und zeigen. Bloßes Können und bloßes Wissen bereichern zwar die mensdµiche Natur, aber beglücken sie nicht. Daher muß man aus der Gesamtheit der Dinge die, welche für das Leben am nützlichsten sind, herausziehen. Ich werde jedoch hierüber bei der Ableitung zur Praxis reden. Auch bei der Interpretation der einzelnen Gegenstände werde ich immer auf die Charta der menschlichen Belange oder auf die Charta ihrer Wünsche verweisen. Denn ein vernünftiges Suchen und Wünschen ist Teil der Wissenschaft. 50.
Zu den vorrangigen Fällen gehören nach meiner Auffassung sechsundzwanzigstens die gemeinnützigen Fälle. Es sind solche, die sich auf mancherlei beziehen und immer bei der Hand sind. Sie ersparen viel Mühe und machen gegebenenfalls neue Versuche unnötig. Von den Werkzeugen selbst und den sinnreichen Verfahren wird passender die Rede sein, wenn ich die Ableitungen zur Praxis und die Wege des Experimentierens erörtere. Auch wird alles, was davon bekannt und in Übung gekommen
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singulam artium describentur. In praesenti autem subjungemus quaedam catholica circa ea pro exemplis tantum Polychresti. Operatur igitur homo super corpora naturalia (praeter ipsam admotionem et amotionem corporum simplicem) septem praecipue modis: nempe, vel per exclusionem eorum quae impediunt et disturbant; vel per compressiones, extensiones, agitationes, et hujusmodi; vel per calorem et frigus; vel per moram in loco convenienti; vel per fraenum et regimen motus; vel per consensus speciales; vel per alternationem tempestivam et debitam, atque seriem et successionem horum omnium; aut saltem nonnullorum ex illis. Ad primum igitur quod attinet; aer communis qui undique praesto est et se ingerit, atque radii coelestium, multum turbant. Quae itaque ad illorum exclusionem faciunt, merito haberi possint pro Polychrestis. Huc igitur pertinent materies et crassities vasorum, in quibus corpora ad operationem praeparata reponuntur. Similiter, modi accurati obturationis vasorum, per consolidationem et lutum sapientiae, ut loquuntur chymici. Etiam clausura per liquores in extimis, utilissima res est; ut cum infundunt oleum super vinum aut succos herbarum, quod expandendo se in summitate instar operculi, optime ea conservat illaesa ab aere. Neque pulveres res malae sunt; qui, licet contineant aerem permistum, tarnen vim aeris coacervati et cirumfusi arcent; ut fit in conservatione uvarum et fructuum intra arenam, et farinam. Etiam cera, mel, pix, et hujusmodi tenacia, recte obducuntur ad clausuram perfectiorem, et ad summovendum aerem et coelestia. Etiam nos experimentum quandoque fecimus, ponendo vas, necnon alique alia corpora, intra argentum vivum, quod omnium longe densissimum est ex
Aphorismus 50
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ist, in der besonderen Geschichte der einzelnen Künste behandelt werden. Darum folgen hier nur einige allgemeine Bemerkungen als Beispiele für solche gemeinnützigen Fälle. Der Mensch wirkt auf die Naturkörper, außer dem bloßen Annähern und Entfernen einfacher Körper, hauptsächlich auf siebenfache Art, nämlich 1. durch Ausschluß des Hemmenden und Störenden, 2. durch Druck, Ausdehnung, Schütteln und anderes, 3. durch Wärme und Kälte. 4. durch Verbringen an einen geeigneteren Ort, 5. durch Zügeln und Leiten der Bewegung, 6. durch bestimmte Obereinstimmungen, 7. durch einen sachgemäßen und notwendigen Wechsel und durch die Reihenfolge dieser aller oder wenigstens einiger von ihnen. Zur ersten Art gehört die gewöhnliche Luft, die überall gegenwärtig ist und eindringt, ebenso die Strahlen der Himmelskörper; beide wirken vielfach lästig. Was daher Störungen mindert. kann mit Recht als gemeinnützig angesehen werden. Hierher gehören die Materie und die Dicke der Gefäße, in welche die zum Versuch zubereiteten Körper verschlossen werden. Ebenso sorgfältige Verschließungsmethoden für die Gefäße durch Verkitten und Verlöten, den Lehm der Weisheit, wie die Chemiker sagen. Auch das Abdichten durch Flüssigkeiten an den Enden ist sehr zweckmäßig. So gießt man 01 über Wein oder Pflanzensäfte, das sich über die Oberfläche wie ein Deckel stülpt und sie vorzüglid1 vor der Luft schützt. Auch die Pulver sind nicht übel; selbst wenn sie einige Luft enthalten, so wehren sie doch den Einfluß der massenhaften äußeren Luft ab. Trauben und andere Früchte erhält man auf diese Weise in Sand und Mehl. Auch Wachs. Honig, Pech und andere zähe Stoffe können als vollkommener Verschluß dienen, um die Luft oder Sonnenstrahlen abzuhalten. Ich machte den Versuch, ein Gefäß oder andere Körper in Quecksilber zu stellen, das wohl von allen Umschließungsmit-
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iis quae circumfundi possunt. Quinetiam specus et cavernae subterraneae magni usus sunt ad prohibendum insolationem et aerem istum apertum praedatorium; qualibus utuntur Germani Septentrionales pro granariis. Necnon repositio corporum in fundo aquarum ad hoc spectat, ut memini me quippiam audisse de utribus vini demissis in profundum puteum, ad infrigidationem scilicet; sed casu et per neglectum ac oblivionem ibidem remanentibus per multos annos, et dein de extractis; unde vinum factum est non solum non vapidum aut emortuum, sed multo magis nobile ad gustum, per commixtionem partium suarum (ut videtur) magis exquisitam. Quod si postu!et res ut corpora demittantur 1 ad fundum aquarum, veluti intra fluvios aut mare, neque tarnen aquas tangant, nec in vasibus obturatis concludantur, sed aere tantum circumdentur; bonus est usus vasis illius quod adhibitum est nonnunquam ad operandum subter aquis super navigia demersa, ut urinatores diutius manere possint sub aquis, et per vices ad tempus respirare. Illud hujusmodi erat. Conficiebatur dolium ex metallo concavum, quod demittebatur aequabiliter ad superficiem aquae, atque sie deportabat totum aerem qui continebatur in dolio secum in fundum maris. Stabat autem super pedes tres (instar tripodis), qui longitudinis erant aliquanto minoris statura hominis; ita ut urinator posset cum anhelitus deficeret, immittere caput in cavum dolii, et respirare, et deinde opus continuare. Atque audivimus inventam esse jam machinam aliquam naviculae aut scaphae, quae homines subter aquis vehere possit ad spatia nonnulla. Verum sub tali vase, quale modo diximus, corpora quaevis facile suspendi possint; cujus causa hoc experimentum adduximus. Est et alius usus diligentis et perfectae clausurae corporum: nempe, non solum ut prohibeatur aditus aeris per exterius (de quo jam dictum est), verum etiam ut cohibeatur exitus spiritus
Aphorismus 50
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teln am meisten abdichtet. Auch Keller und unterirdische Höhlen kann man zur Abhaltung der Strahlen und jener verzehrenden äußeren Luft benutzen, wie man dies in Norddeutsquand mit den Getreidevorräten hält. Auch das Versenken in die Tiefe des Wassers ist dafür zweckmäßig. Man hatte, so wird erzählt, Schläuche mit Wein zur Abkühlung in einen Brunnen versenkt, dort seien sie aus Zufall. Nachlässigkeit oder Vergeßlichkeit viele Jahre geblieben. Als man sie endlich herauszog, fand man den Wein keineswegs schlecht und verdorben, sondern für den Geschmack sehr veredelt; die Mischung seiner Teile hatte sich inniger vollzogen. Muß man Körper auf den Grund von Gewässern versenken, in die Tiefe eines Flusses oder des Meeres, ohne daß sie dabei mit dem Wasser in Berührung kommen und ohne daß sie im verschlossenen Gefäße abgekapselt werden, sondern von Luft umgeben bleiben, könnte man sich mit Nutzen jenes Gefäßes bedienen, das für das Arbeiten unter Wasser bei versunkenen Schiffen benutzt wird. Darin können die Taucher längere Zeit unter Wasser arbeiten und doch von Zeit zu Zeit Atem schöpfen. Ein solches Gefäß war folgendermaßen beschaffen: Ein hohles Metallfaß setzte man waagerecht auf die Oberfläche des Wassers, so daß es die ganze darunter enthaltene Luft mit auf den Grund des Meeres nahm. Es stand auf drei Füßen wie ein Dreifuß. die nicht ganz so hoch wie ein Mensch waren. So konnte der Taucher, wenn ihm der Atem ausging, den Kopf in das Faß stecken, Atem holen und weiterarbeiten. Man hört jetzt von einer Maschine nach Art eines Kahnes oder kleineren Schiffes, mit dem man längere Strecken unter Wasser fahren kann. In einem solchen eben beschriebenen Gefäß könnte man nun leicht allerlei Dinge aufhängen. Deshalb habe ich diesen Versuch genauer beschrieben. Allein nicht bloß deshalb schließt man Gefäße sorgfältig und vollkommen luftdicht ab, um die äußere Luft abzuhalten, sondern auch, um den Austritt des Geistes des Körpers zu hindern.
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corporis, super quod fit operatio per interius. Necesse est enim ut operanti circa corpora naturalia constet de summis suis: viz. quod nihil expirarit aut effluxerit. Fiunt enim profundae alterationes in corporibus, quando, natura prohibente annihilationem, ars prohibeat etiam deperditionem aut evolationem alicujus partis. Atque hac de re invaluit opinio falsa (quae si vera esset, de ista conservatione summae certae absque diminutione esset fere desperandum): viz. spiritus corporum, et aerem majori gradu caloris attenuatum, nullis vasorum claustris posse contineri, quin per poros vasorum subtiliores evolent. Atque in hanc opinionem adducti sunt homines per vulgata illa experimenta, poculi inversi super aquam cum candela aut charta inflammata, ex quo fit ut aqua sursum attrahatur; atque similiter ventosarum, quae super flammam calefactae trahunt carnes. Existimant enim in utroque experimento aerem attenuatum emitti, et inde quantum ipsius minui, ideoque aquam aut carnes per Nexum succedere. Quod falsissimum est. Aer 1 enim non quanto diminuitur, sed spatio contrahitur; neque incipit motus iste successionis aquae, antequam fiat extinctio flammae aut refrigeratio aeris; adeo ut medici, quo fortius attrahant ventosae, ponant spongias frigidas aqua madefactas super ventosas. Itaque non est cur homines multum sibi metuant de facili exitu aeris aut spirituum. Licet enim verum sit etiam solidissima corpora habere suos poros, tarnen aegre patitur aer aut spiritus comminutionem sui ad tantam subtilitatem; quemadmodum et aqua exire recusat per rimam minusculam. De secundo vero modo ex septem praedictis illud imprimis notandum est, valere certe compressiones et hujusmodi violentias ad motum localem, atque alia id genus, potentissime; ut in
Aphorismus 50
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mit dem der Versudt angestellt wird. Wer nämlich den wirklidten Naturkörper allseitig erforschen will, muß Sorge tragen, daß sidt vorher nichts davon verflüchtigt und entweicht. Denn es hat einen tiefgreifenden Einfluß auf die Körper, wenn, während die Natur ihre Vernichtung hindert, auch die Kunst der Verflüchtigung und dem Verlust ihrer Teile entgegenarbeitet. Es geht darüber die falsdte Meinung um - wäre sie wahr, könnte von einer vollkommenen Aufbewahrung, ohne Verlust, keine Rede mehr sein - , daß der Geist der Körper und die Luft, die durch einen hohen Wärmegrad verdünnt ist, durch keinen Verschluß der Gefäße festgehalten werden könnten, da sie durch die feinen Poren jedes Gefäßes hindurchdringen. Auf diese Meinung sind die Menschen durch jenes bekannte Experiment gekommen, wo man einen Becher mit einer brennenden Kerze oder brennendem Papier umgekehrt über Wasser setzte, wobei das Wasser darin aufwärts stieg. Ebenso sollen erhitzte Schröpfköpfe Fleisch ansaugen. Man meint, daß in beiden Fällen die verdünnte Luft entweiche, an Ausdehnung verliere und dafür das Wasser oder das Fleisch vermöge des Zusammenhanges nadtdringe. Das ist aber falsch. Denn die Luft wird nicht mengenmäßig vermindert, sondern lediglich raummäßig zusammengezogen; audt steigt das Wasser erst nach Erlöschen der Flamme oder nach Abkühlung der Luft. Deshalb legen die Ärzte kalte und feuchte Schwämme auf die Schröpfköpfe, damit sie stärker anziehen. Es ist somit nicht viel vom leichten Verflüchten der Luft und des Geistes zu befürchten. Wenn zweifellos auch die dichtesten Körper Poren haben, so können dodt Luft und Geist eine Zusammenziehung zu solcher Feinheit kaum aushalten. Ebenso kann durch allzu feine Ritzen kein Wasser abfließen. Von der zweiten jener sieben genannten Arten ist zu sagen, daß allerdings Drude und allerlei äußere Gewalt besonders für die Ortsbewegung und ähnliches einen außerordentlichen Einfluß haben, wie die Maschinen und Wurfgeschosse zeigen. Dies
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machinis et missilibus; etiam ad destructionem corporis organici, atque earum virtutum quae consistunt plane in motu. Omnis enim vita, immo etiam omnis flamma et ignitio destruitur per compressiones; ut et omnis machina corrumpitur et confunditur per easdem. Etiam ad destructionem virtutum quae consistunt in posituris, et dissimilaritate partium paulo crassiore; ut in coloribus (neque enim idem color floris integri et contusi, neque succini integri et pulverizati); etiam in saporibus (neque enim idem sapor pyri immaturi, et ejusdem compressi ac subacti; nam manifesto dulcedinem majorem concipit). Verum ad transformationes et alterationes nobiliores corporum similarium non multum valent istae violentiae; quia corpora per eas non acquirunt consistentiam aliquam novam constantem et quiescentem, sed transitoriam, et nitentem semper ad restitutionem et liberationem sui. Attamen non abs re foret hujus rei facere experimenta aliqua diligentiora; ad hoc scilicet, utrum condensatio corporis bene similaris (qualia sunt aer, aqua, oleum, et hujusmodi), aut rarefactio similiter per violentiam indita, possint fieri constantes et fixae et quasi mutatae in naturam. Id quod primo experiendum per moram simplicem; deinde per auxilia et consensus. Atque illud nobis in promptu fuisset (si modo in mentem venisset), cum aquam (de qua alibi) per malleationes et pressoria condensavimus, antequam erumperet. Debueramus enim sphaeram complanatam per aliquot dies sibi permisisse, et turn demum aquam extraxisse; ut fieret experimentum, utrum statim impletura fuisset talem dimensionem, qualem habebat ante condensationem. Quod si non fecisset aut statim, aut certe 1 paulo post, constans videlicet facta videri potuisset ista condensatio; sin minus, apparuisset factam fuisse restitutionem, et compressionem fuisse transitoriam. Etiam simile quiddam faciendum erat circa extensionem aeris in ovis vitreis. Etenim debuerat fieri, post exuctionem fortem, subita et firma obturatio; deinde debuerant ova illa manere ita
Aphorismus 50
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gilt auch für die Zerstörung organischer Körper und deren Kräfte, die ja gänzlich aus Bewegung bestehen. Alles Leben, sogar Flamme und Feuer, wird durch Druck zerstört; ebenso wird jede Maschine dadurch verdorben und zerstört. Auch solche Kräfte, die von der Lage und stärkeren Ungleichheit der Teile abhängen, wie die Farben, werden durch Pressungen zerstört. Daher hat die ganze Blume eine andere Farbe als die zerriebene und der ganze Bernstein eine andere als der pulverisierte. Dies gilt auch für den Geschmack; eine unreife harte Birne wird durch Pressung und Quetschung süßer. Dagegen nützt eine solche gewaltsame Behandlung zur Umwandlung und Veredelung von gleichartigen Körpern wenig. Die Körper erhalten nämlich dadurch nicht eine dauernde, beharrende, sondern nur vorübergehende Festigkeit und drängen immer nach Befreiung und Herstellung ihres früheren Zustandes. Doch ist zu empfehlen. hierüber einige sorgfältige Versuche anzustellen. um zu ermitteln, ob gewaltsame Verdichtung solcher ähnlicher Körper. wie Wasser, Luft. 01 und dergleichen, oder ihre gewaltsame Verdünnung anhaltend bewirkt werden können, so daß sie ihnen gleichsam zur anderen Natur werden. Zunächst müßte man dies durch einfachen Zeitablauf bewerkstelligen, dann auch durch Hilfsmittel und Übereinstimmung. Leicht hätte ich es ermitteln können. wenn ich daran gedacht hätte. als ich. wie vorhin bemerkt. Wasser durch Schläge und Druck zusammenpreßte, bevor es hervorquoll. Ich hätte dann die plattgeschlagene Kugel einige Tage liegenlassen und hernach beim Herauslassen des Wassers beobachten sollen, ob es sogleich wieder denselben Umfang wie vor der Verdichtung einnähme. Wäre dies nicht sofort oder bald geschehen. so hätte diese Verdichtung als dauernd gelten müssen; sonst wäre der frühere Umfang wieder eingetreten und die Verdichtung nur vorübergehend gewesen. Etwas Ähnliches läßt sich auch mit der in Glaseiern ausgedehnten Luft versuchen. Das Glasei müßte nach starkem Aussaugen sofort gut verschlossen werden und
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obturata per nonnullos dies; et turn demum experiendum fuisset, utrum aperto foramine attractus fuisset aer cum sibilo, aut etiam attracta fuisset tanta quantitas aquae post immersionem, quanta fuisset ab initio, si nulla adhibita fuisset mora. Probabile enim, aut saltem dignum probatione est, haec fieri potuisse et posse; propterea quod in corporibus paulo magis dissimilaribus similia efficiat mora temporis. Etenim baculum per compressionem curvatum post aliquod tempus non resilit; neque id imputandum est alicui deperditioni ex quanto ligni per moram; nam idem fiet in lamina ferri (si augeatur mora), quae non est expirabilis. Quod si non succedat experimentum per moram simplicem, tarnen non deserendum est negotium, sed auxilia alia adhibenda. Non enim parum lucri fit, si per violentias indi possint corporibus naturae fixae et constantes. Hac enim ratione aer possit verti in aquam per condensationes, et complura alia id genus. Dominus enim est homo motuum violentorum, magis quam caeterorum. At tertius ex septem modis, refertur ad magnum illud organum, tarn naturae quam artis, quoad operandum; videlicet calidum et frigidum. Atque in hac parte claudicat plane potentia humana, tanquam ex uno pede. Habemus enim calorem ignis, qui caloribus solis (prout ad nos deferuntur) et caloribus animalium quasi infinitis partibus potentior est et intensior. At deest frigus, nisi quale per tempestates hyemales, aut per cavernas, aut per circundationes nivis et glaciei, haberi potest: quod in comparatione aequari potest cum calore fortasse solis meridiano in regione aliqua ex torridis, aucto insuper per reverberationes montium et parietum; nam hujusmodi utique tarn calores quam frigora ab animalibus ad tempus exiguum tolerari possunt. Nihili autem sunt fere prae calore fornacis ardentis, aut alicujus frigoris quod huic gradui respondeat. Itaque omnia hie apud nos vergunt ad rarefactionem, et desiccationem, et con-
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so einige Tage liegenbleiben; würde man es dann später öffnen. so müßte man beobachten können. ob die Luft mit Ffeifen eindringe oder ob auch eine gleiche Menge Wasser nach dem Eintauchen dann eindringe, wenn das Glas nicht so lange gelegen hätte. Ich halte es für wahrscheinlich und daher eines Versuches wert, daß das eintritt, da selbst bei Körpern von einigermaßen verschiedenen Bestandteilen die Zeit derartige Veränderungen hervorbringt. So springt ein gebogener Stab, der eine Zeitlang gebogen gelegen hat, nicht wieder zurück; dies ist nicht etwa einem Verlust an Holz während dieser Zeit zuzuschreiben, da dasselbe sich auch bei einer lange gekrümmt gelegenen eisernen Feder zeigt, die doch durch Eintrocknen nichts verlieren kann. Gelingt nun das Experiment mittels des bloßen Zeitablaufes nicht, so muß man es nicht gleich aufgeben, sondern mit anderen Hilfsmitteln wiederholen. Es wäre kein kleiner Gewinn, wenn man durch Gewalt den Körpern feste und bleibende Eigenschaften beibringen könnte. Dann würde man Luft durch Verdichtung in Wasser verwandeln und anderes der Art erreichen können. Der Mensch ist nämlich Herr über gewaltsame Bewegung mehr als über andersartige. Die dritte von den sieben Arten betrifft das große Werkzeug der Natur u~d der Kunst, die Wärme und Kälte. Hier hinkt die Macht des Menschen gleichsam auf einem Fuße. Denn wir haben zwar die Wärme des Feuers, die weit mächtiger ist als die zu uns gelangende Wärme der Sonne und die der Tiere. Aber es fehlt die Kälte, wenn wir sie nicht durch Winterfrost, in Höhlen, Schnee- und Eisgruben haben können. Diese Kälte könnte man vielleicht mit der Wärme vergleichen, die die Mittagssonne in heißen Zonen, noch verstärkt durch den Reflex von Bergen und Wänden, hervorbringt. Diese beiden Kälte- und Wärmegrade können von lebenden Wesen nur für eine kurze Zeit ertragen werden. Dennoch verschwinden diese Grade vor der Wärme eines Glutofens und einem entsprechenden Grad von Kälte. Daher drängt bei uns alles zum Verdünnen. Vertrocknen und
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sumptionem: nihil fere ad condensationem et intenerationem, nisi per misturas et modos quasi spurios. Quare lnstantiae Frigoris omni diligentia sunt conquirendae; quales videntur inveniri in expositione corporum super turres quando 1 gelat acriter; in cavernis subterraneis; circundationibus nivis et glaciei in locis profundioribus, et ad hoc excavatis; demissione corporum in puteos; sepulturis corporum in argento vivo et metallis; immersione corporum in aquis, quae vertunt ligna in lapides; defossione corporum in terra (qualis fertur apud Chinenses esse confectio porcellanae, ubi massae ad hoc factae dicuntur manere intra terram per quadraginta aut quinquaginta annos, et transmitti ad haeredes, tanquam minerae quaedam artificiales); et hujusmodi. Quinetiam quae interveniunt in natura condensationes, factae per frigora, similiter sunt investigandae; ut, causis eorum cognitis, transferri possint in artes. Quales cernuntur in exudatione marmoris et lapidum; in rorationibus super vitra per interius fenestrarum, sub auroram, post gelu noctis; in originibus et collectionibus vaporum in aquas sub terra, unde saepe scaturiunt fontes; et quaecunque sunt hujus genens. lnveniuntur autem, praeter illa quae sunt frigida ad tactum, quaedam alia potestate frigida, quae etiam condensant; veruntamen operari videntur super corpora animalium tantum, et vix ultra. Hujus generis se ostendunt multa in medicinis et emplastris. Alia autem condensant carnes et partes tangibiles; qualia sunt medicamenta astringentia, atque etiam inspissantia; alia condensant spiritus; id quod maxime cernitur in soporiferis. Duplex autem est modus condensationis spirituum, per medicamenta soporifera, sive provocantia somnum: alter per sedationem motus; alter per fugam spirituum. Etenim viola, rosa sicca, lactuca, et hujusmodi benedicta sive benigna, per vapores suos amicos et moderate refrigerantes, invitant spiritus ut se uniant, et ipsorum acrem et inquietum motum compescunt.
Aphorismus 50
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Verzehren, fast nichts zum Verdichten und Erweichen; nur durch Mischungen und sozusagen unechte Beimischungen könnte dies erreicht werden. Daher muß man die Kältefälle recht sorgsam erforschen; dazu müßte man Körper bei starkem Frost auf Türmen aufstellen, sie in unterirdische Höhlen, in tiefe mit Schnee und Eis umgebene Gruben bringen oder Gegenstände in Brunnen hinablassen, in Quecksilber oder andere Metalle verhüllen, in Wasser senken, wodurch Holz etwa wie Stein wird, die Gegenstände tief in die Erde eingraben usw. Bei den Chinesen soll das Porzellan dergestalt bereitet werden, daß die hierfür präparierte Masse 40 bis 50 Jahre lang in der Erde vergraben bleibt und gleichsam wie kunstvoll eingerichtete Bergwerke den Nachkommen übergeben wird. Weiter sind die durch Kälte bewirkten Verdichtungen in der Natur genauer zu erforschen, um sie, nachdem ihre Ursachen festgestellt sind, auch in der Kunst anwenden zu können. So beobachte man die Ausschwitzungen beim Marmor und Gestein, die feuchten Niederschläge an den inneren Fenstern des Morgens nach eiskalter Nacht, die Entstehung und Ansammlung von Dünsten über unterirdischen Gewässern, woher oft Quellen entstehen, und anderes mehr. Außer der fühlbaren Kälte gibt es aber noch eine andere Kälte der Kraft nach, die gleichfalls verdichtet; doch scheint sie nur auf tierische Körper zu wirken und kaum anderswo in Erscheinung zu treten. Nach dieser Art findet man vieles bei Arzneimitteln und Pflastern; manche davon, die zusammenziehenden und eingespritzten Arzneimittel. verdichten das Fleisch und die fühlbaren Körperteile, andere verdichten den Geist, so vor allem die einschläfernden Mittel. Diese Verdichtung der Geister durch einschläfernde Arzneien geschieht auf zweierlei Weise, durch Besänftigung der Bewegung oder durch Vertreibung der Geister. Veilchen, getrocknete Rosen, Lattich und ähnlich heilsame und wohltuende Kräuter veranlassen durch ihre freundlichen, lind kühlenden Dünste die Geister, sich zu vereinen, und stillen so ihre heftige und unruhige Regsamkeit. Ebenso bewirkt
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Etiam aqua rosacea, apposita ad nares in deliquiis animae, spiritus resolutos et nimium relaxatos se recipere facit, et tanquam alit. At opiata et eorum affinia spiritus plane fugant, ex qualitate sua maligna et inimica. Itaque si applicentur parti exteriori, statim aufugiunt spiritus ab illa parte, nec amplius libenter influunt: sin sumantur interius, vapores eorum, ascendentes ad caput, spiritus in ventriculis cerebri contentos undequaque fugant; cumque se retrahant spiritus neque in aliam partem effugere possint, per consequens coeunt et condensantur; et quandoque plane extinguuntur et suffocantur; licet rursus eadem opiata moderate sumpta, per accidens secundarium (videlicet condensationem illam quae a coitione succedit), 1confortent spiritus, eosque reddant magis robustos, et retundant eorum inutiles et incensivos motus, ex quo ad curas morborum, et vitae prolongationem haud parum conferant. Etiam praeparationes corporum ad excipiendum Frigus non sunt omittendae; veluti quod aqua parum tepida facilius conglacietur quam omnino frigida, et hujusmodi. Praeterea, quia natura Frigus tarn parce suppeditat, faciendum est quemadmodum pharmacopolae solent; qui quando simplex aliquod haberi non possit, capiunt succedaneum ejus, et quid pro qua, ut vocant; veluti lignum aloes pro xylobalsamo, cassiam pro cinamomo. Simili modo diligenter circumspiciendum est, si quae sint succedanea frigoris; videlicet quibus modis fieri possint condensationes in corporibus, aliter quam per frigus, quod illas efficit ut opus suum proprium. Illae autem condensationes videntur intra quaternum numerum (quantum adhuc liquet) contineri. Quarum prima videtur fieri per contrusionem simplicem; quae parum potest ad densitatem constantem (resiliunt enim corpora) sed nihilominus forte res auxiliaris esse queat. Secunda fit per contractionem partium crassiorum in corpore aliquo, post evolationem aut exitum partium tenuiorum, ut fit in indurationibus per ignem,
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das bei Ohnmachten unter die Nase gehaltene Rosenwasser, daß die aufgelösten und zu sehr voneinander getrennten Geister sich wieder sammeln, es nährt sie gleichsam. Dagegen vertreiben Opium und verwandte Mittel durch ihre boshafte und feindliche Einwirkung die Geister völlig. Werden sie daher äußerlich angewandt, so entfliehen die Geister sofort aus dem betreffenden Teile und kehren nicht leicht wieder dahin zurück. Werden sie innerlich angewandt. steigen ihre Dünste in den Kopf und vertreiben die Geister aus den Gehirnhöhlen. Da sie nirgendwohin fliehen können, einen und verdichten sie sich, zuweilen verlöschen und ersterben sie gänzlich. Werden dagegen die Opiate mäßig gebraucht, so stärken sie durch ihre Nachwirkung, gleichsam nebenher - nämlich durch die der Einigung folgende Verdichtung - die Geister. machen sie widerstandsfähiger und mäßigen ihre unnützen und aufregenden Bewegungen. So dienen sie nicht wenig zur Heilung von Krankheiten und Verlängerung des Lebens. Auch die Vorbereitungen der Körper für die Aufnahme der Kälte sind nicht gering zu achten; so friert laues Wasser schneller als ganz kaltes und dergleichen. Da überdies die Natur die Kälte so knapp bietet, muß man vorgehen, wie es die Apotheker zu tun pflegen: ist eine Sache einfach nicht zu haben, dann nehmen sie das ihr folgende und nennen es Ersatz; so Aloeholz für Holzbalsam, Kassia für Zimt. In ähnlicher Weise schaue man sich nach etwas Stellvertretendem für Kälte um, d. h. nach Mitteln, die auf andere Webe Verdichtungen der Körper erzeugen als durch Kälte, welche eigentlich die Kälte als ihr Werk vollbringt. Ein solches Verdichten kann. soviel wir wissen, auf vierfachem Wege erreicht werden. Erstens vollzieht sich dies durch einfaches Zusammendrükken. Damit wird aber keine dauernde Dichte bewirkt, denn die Körper springen in ihre frühere Form zurück, doch zusätzlich kann dies Verfahren wohl nützlich sein. Zweitens geschieht es durch Zusammenziehen der dichteren Teile eines Körpers, nachdem die feineren Teile sich verflüchtigt haben, wie dies beim
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et repetitis extinctionibus metallorum, et similibus. Tertia fit per coitionem partium homogenearum, quae sunt maxime solidae in corpore aliquo, atque antea fuerant distractae, et cum minus solidis commistae: veluti in restitutione mercurii sublimati, qui in pulvere longe majus occupat spatium quam mercurius simplex, et similiter in omni repurgatione metallorum a scoriis suis. Quarta fit per consensus, admovendo quae ex vi corporum occulta condensant; qui consensus adhuc raro se ostendunt; quod mirum minime est, quoniam antequam inventio succedat Formarum et Schematismorum, de inquisitione consensuum non multum sperandum est. Certe quoad corpora animalium, dubium non est quin sint complures medicinae, tarn interius quam exterius sumptae, quae condensant tanquam per consensum, ut paulo ante diximus. Sed in inanimatis rara est hujusmodi operatio. Percrebuit sane, tarn scriptis quam fama, narratio de arbore in una ex insulis sive Terceris''· sive Canariis (neque enim bene memini), quae perpetuo stillat; adeo ut inhabitantibus nonnullam commodiltatem aquae praebeat. Paracelsus autem ait, herbam vocatam Rarem Solis meridie et fervente sole rore impleri, cum aliae herbae undique sint siccae. At nos utramque narrationem fabulosam esse existimamus. Omnino autem illae instantiae nobilissimi forent usus, et introspectione dignissimae, si essent verae. Etiam rares illos mellitos, et instar mannae, qui super foliis quercus inveniuntur mense Maio, non existimamus fieri et densari a consensu aliquo, sive a proprietate folii quercus; sed cum super aliis foliis pariter cadant, contineri scilicet et durare in foliis quercus quia sunt bene unita, nec spongiosa, ut plurima ex aliis. Calorem vero quod attinet, copia et potestas nimirum homini abunde adest; observatio autem et inquisitio deficit in
„.
Azoren.
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Härten der Metalle durch Feuer, bei wiederholtem Ablöschen der Metalle und dergl. geschieht. Drittens geht es durch Einigung der gleichartigen und festeren Teile eines Körpers vor sich, die vorher zerstreut und mit weniger festen vermischt waren; so bei der Wiederherstellung des sublimierten Quecksilbers, das ja als Pulver einen weit größeren Raum einnimmt als das einfache Quecksilber; ähnliches geht bei jeder Reinigung der Metalle von ihren Schlacken vor sich. Viertens geschieht es durch Übereinstimmung, indem man Stoffe annähert, die durch ihre verborgene Kraft verdichtend wirken; dergleichen Übereinstimmungen sind uns noch wenig bekannt, doch dürfen wir uns darüber nicht wundern noch uns Aufschluß über sie versprechen. bevor wir nicht die Formen und ihre innere Gestaltung genauer entdeckt haben. Für die tierischen Körper gibt es zweifellos Arzneimittel. die bei innerer oder äußerer Anwendung vermöge ihrer Übereinstimmung verdichtend wirken. wie oben angeführt. Bei unbelebten Körpern dagegen zeigt sich dieser Vorgang selten. Man liest und hört viel das Gerücht von einem Baum auf einer der Kanarischen oder Terzerischen Inseln (ich erinnere mich nicht recht welcher), der fortwährend tropft und so die Einwohner leicht mit Wasser versorgt. Paracelsus aber erzählt von einem Kraute, dem Sonnentau, das sich mittags bei brennender Sonne mit Tau beschlage, während alle anderen Kräuter vertrocknen. Ich halte jedoch beides für Märchen. Sollte es dennoch wahr sein, so verdienten diese merkwürdigen Fälle größte Aufmerksamkeit. Auch jener Honigtau, der gleich dem Manna im Mai auf den Blättern der Eichen anzutreffen ist, dürfte nicht durch eine Übereinstimmung mittels Verdichtung entstanden sein, noch von einer Eigentümlichkeit der Eichenblätter herrühren. Denn er fällt auch auf andere Blätter, nur hält er auf den Eichenblättern länger vor, da sie härter und nicht so schwammig wie die anderen sind. Dagegen steht die Menge und Macht der Wärme den Menschen überreich zur Verfügung; in manchen und recht notwen-
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nonnullis, iisque maxime necessariis, utcunque spagync1 se venditent. Etenim caloris intensioris opificia exquiruntur et conspiciuntur; remissioris vero, quae maxime in vias naturae incidunt, non tentantur, ideoque latent. Itaque videmus per vulcanos istos qui in pretio sunt, spiritus corporum magnopere exaltari, ut in aquis fortibus, et nonnullis aliis oleis chymicis; partes tangibiles indurari, et emisso volatili, aliquando figi; partes homogeneas separari; etiam corpora heterogenea grosso modo incorporari et commisceri; maxime autem compages corporum compositorum et subtiliores schematismos destrui et confundi. Debuerant autem opificia caloris lenioris tentari et exquiri; unde subtiliores misturae et schematismi ordinati gigni possint et educi, ad exemplum naturae et imitationem operum solis; quemadmodum in aphorismo de lnstantiis Foederis quaedam adumbravimus. Opificia enim naturae transiguntur per longe minores portiones, et posituras magis exquisitas et varias, quam opificia ignis, prout nunc adhibetur. Turn vero videatur homo revera auctus potestate, si per calores et potentias artificiales opera naturae possint specie repraesentari, virtute perfici, copia variari; quibus addere oportet accelerationem temporis. Nam rubigo ferri longo tempore procedit, at versio in crocum 1 Martis subito; et similiter de aerugine et cerussa; christallum longo tempore conficitur, vitrum subito conflatur; lapides longo tempore concrescunt, lateres subito coquuntur, etc. Interim (quod nunc agitur) omnes diversitates caloris cum effectibus suis respective diligenter et industrie undique sunt colligendae et exquirendae: coelestium, per radios suos direc-
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digen Stücken fehlt es aber noch an Beobachtung und Untersuchung, da sie nur hier und da auftreten. Die stärkeren und auffallendsten Wärmeerscheinungen kennt man freilich gut, die schwächeren aber. die wirklich in die Wege der Natur einmünden, werden nicht erforscht und sind daher noch wenig bekannt. Wir sehen, daß durch die so sehr geschätzten Schmelzöfen die Geister in denKörpern bedeutend gesteigert werden.Ebenso läßt man in ätzendem Wasser und verschiedenen chemischen Oien feste Körper nach Vertreiben ihrer flüchtigen Bestandteile verhärten; gleichartige Teile werden getrennt, selbst ungleichartige Körper werden dadurch gewaltsam gemischt und zu einem Körper verschmolzen. Durch diese Mittel werden hauptsächlich die Zusammenhänge der zusammengesetzten Körper und ihre feinere innere Gestaltung entstellt. ja zerstört. Dafür hätte man die Wirkungen der schwächeren Wärme erproben und untersuchen sollen, wodurch ja die feineren Mischungen der Körper und ihre gewöhnliche innere Gestaltung erzeugt werden können. Dem Beispiele der Natur und der Wirksamkeit der Sonne hätte man hier folgen sollen, worüber ich bei der Behandlung der verbündenden Fälle einiges dargelegt habe. Die Wirksamkeit der Natur geht viel stetiger, allmählicher und feiner vor sich als die Wirksamkeit des Feuers. das man jetzt anwendet. Wollte man durch künstliche Wärme und Kräfte die Werke der Natur im einzelnen nachahmen, mit Kraft vollenden und der Menge nach vervielfältigen, dann könnte der Mensch seine Macht bedeutend vergrößern; dazu ist auch die Ersparnis an Zeit zu rechnen. Denn langsam rostet das Eisen. doch schnell können wir es in Rostfarbe umwandeln; ebenso ist es mit Grünspan und Bleiweiß. Lange Zeit bedarf der Kristall. um sich zu bilden, schnell verfertigen wir das Glas; langsam bildet sich das Gestein, schnell brennen wir die Ziegel. Im übrigen sollte man alle besonderen Vorgänge der Wärme mit ihren entsprechenden Wirkungen noch fleißiger und sorgfältiger überall sammeln und untersuchen: die Wärme der Hirn-
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tos, reflexos, refractos, et unitos in speculis comburentibus; fulguris, flammae, ignis carbonum; ignis ex diversis materiis; ignis aperti, conclusi, angustiati et inundantis, denique per diversas fabricas fornacium qualificati; ignis flatu exciti, quieti et non exciti; ignis ad majorem aut minorem distantiam remoti; ignis per varia media permeantis: calorum humidorum, ut balnei Mariae, fimi, caloris animalium per exterius, caloris animalium per interius, foeni conclusi: calorum aridorum, cineris, calcis, arenae tepidae; denique calorum cujusvis generis cum gradibus eorum. Praecipue vero tentanda est inquisitio et inventio effectuum et opificiorum caloris accedentis et recedentis graduatim, et ordinatim, et periodice, et per debita spatia et moras. Ista enim inaequalitas ordinata revera filia coeli est, et generationis mater; neque a calore aut vehementi, aut praecipiti, aut subsultorio, aliquid magni expectandum est. Etenim et in vegetabilibus hoc manifestissimum est; atque etiam in uteris animalium magna est caloris inaequalitas, ex motu, somno, alimentationibus et passionibus foemellarum quae uterum gestant; denique in ipsis matricibus terrae, iis nimirum in quibus metalla et fossilia efformantur, locum habet et viget ista inaequalitas. Quo magis notanda est inscitia aliquorum alchymistarum ex reformatis, qui per calores aequabiles lampadum et hujusmodi, perpetuo uno tenore ardentium, se voti compotes fore existimarunt.
Aphorismus SO
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melskörper bei gerader Strahlung, bei Spiegelung, Brechung und Einigung mittels Brennspiegeln; die Wärme des Blitzes und der Flamme, die des Kohlenfeuers, des Feuers aus den verschiedensten Stoffen, die des offenen, eingeschlossenen, eingeengten und ausgedehnten Feuers, endlich die des Feuers, welches durch den verschiedenartigsten Bau der Ofen gleichsam veredelt ist. Ebenso sollte man die Wirkung des durch Blasen angestachelten Feuers. des ruhig brennenden, nicht angestachelten Feuers prüfen, die Wirkung in größerer und geringerer Entfernung untersuchen sowie auch die Wärme des Feuers erforschen, das durch unterschiedliche Medien hindurch.geleitet ist. Die feuchte Wärme beim Marienbade, die des Mistes, die innere und äußere tierische Wärme, die des eingeschlossenen Heues, die trockene Wärme von Asche, Kalk und heißem Sand; endlich die Wärme jeder Art und jeden Grades müssen verglichen werden. Besonders sind die Erscheinungen und Einwirkungen der hinzukommenden und wieder verschwindenden Wärme zu untersuchen und festzuhalten, und zwar nach ihren Graden, Folgen. Perioden und ihren bestimmten Entfernungen und Zeiträumen. Die hier waltende Ungleichheit ist in Wahrheit eine Tochter des Himmels und die Mutter der Fruchtbarkeit. Dagegen ist von der heftigen, plötzlichen oder springenden Hitze nichts Großes zu erwarten, wie es ja bei den Pflanzen klar auf der Hand liegt. Selbst in der Gebärmutter der Tiere ist die Wärme sehr verschieden je nach der Bewegung, dem Schlafe, der Ernährung und den Zuständen der tragenden Tiere. Schließlich finden wir diese Ungleichheit der Wärme auch im Schoße der Erde, wo sich Metalle und Erze bilden. Um so auffallender ist die Unwissenheit einiger neuerer Alchimisten, die durch gleichbleibende Wärme von Lampen und anderer stets gleichmäßig wärmender Einrichtungen ihre Ziele verwirklichen zu können meinten. Dies über die Ergebnisse und Wirkungen der Wärme. Ihre zufriedenstellende Erforschung kann indes nicht früher erfolgen,
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Atque de opificiis et effectibus caloris haec dicta sint. Neque vero tempestivum est illa penitus scrutari antequam Rerum Formae et Corporum Schematismi ulterius investigati fuerint, et in lucem prodierint. Turn enim quaerenda et adoperanda et aptanda sunt instrumenta, quando de exemplaribus constiterit. 1 Quartus modus operandi est per moram, quae certe et promus et condus naturae est, et quaedam dispensatrix. Moram appellamus, cum corpus aliquod sibi permittitur ad tempus notabile, munitum interim et defensum ab aliqua vi externa. Turn enim motus intestini se produnt et perficiunt, cum motus extranei et adventitii cessant. Opera autem aetatis sunt longe subtiliora quam ignis. Neque enim possit fieri talis clarificatio vini per ignem, qualis fit per moram; neque etiam incinerationes per ignem tarn sunt exquisitae, quam resolutiones et consumptiones per saecula. lncorporationes etiam, et mistiones subitae et praecipitatae per ignem, longe inferiores sunt illis, quae fiunt per moram. At dissimilares et varii schematismi, quos corpora per moras tentant (quales sunt putredines), per ignem aut calorem vehementiorem destruuntur. Illud interim non abs re fuerit notare; motus corporum penitus conclusorum habere nonnihil ex violento. lncarceratio enim illa impedit motus spontaneos corporis. ltaque mora in vase aperto plus facit ad separationes; in vase penitus clauso ad commistiones; in vase nonnihil clauso, sed subintrante aere, ad putrefactiones; utcunque de opificiis et effectibus morae undique sunt diligenter conquirendae instantiae. At regimen motus (quod est quintus ex modis operandi) non parum valet. Regimen autem motus vocamus, cum corpus aliud
Aphorismus 50
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als bis die Formen der Dinge und die inneren Gestaltungen der Körper entsprechend erforscht und ans Licht gebracht sind. Passende und wirksame Instrumente sind erst dann herzustellen, wenn das Einzelne ergründet ist. Die vierte Art, auf die Natur einzuwirken, geschieht durch den Zeitablauf. Er ist der Hausmeister, Hüter und in gewissem Sinne Verteiler der Naturgüter. Zeitablauf bedeutet, einen Körper eine geraume Zeit sich selbst zu überlassen, wobei er inzwischen durch eine bestimmte äußere Kraft geschützt und verteidigt wird. Erst dann zeigen und vollziehen sich die inneren eigentümlichen Bewegungen, wenn alle äußeren und dazukommenden Einflüsse aufhören. Die Wirkungen des Zeitablaufes sind so viel feiner als die des Feuers. Niemals wird man durch Feuer eine solche Klärung des Weines erreichen können wie durch Einfluß der Zeit; auch das Einäschern durch Feuer ist viel unvollständiger als das Auflösen und das Verwittern durch die Jahrhunderte. Ebenso bleiben die Einschmelzungen zu einem Körper und die Verbindungen. die plötzlich und schnell durch Feuer geschehen, weit hinter denen zurück, die durch den Ablauf der Zeit erreicht werden. Auch werden die unähnlichen und verschiedenen inneren Gestaltungen, die in den Körpern mit der Zeit vor sich gehen - wie bei der Fäulnis - durch Feuer oder starke Hitze sofort zerstört. Doch ist es merkwürdig, daß die Bewegungen völlig eingeschlossener Körper etwas von der gewaltsamen Bewegung an sich haben; Gefängnis hindert die freien Bewegungen des Körpers. Aus diesem Grunde ist der Zeitablauf in offenen Gefäßen für die Trennungen wirksamer. Mischungen gehen wirksamer in völlig verschlossenen vor sich, während in halbgeschlossenen bei möglichem Luftzutritt Fäulnisprozesse begünstigt werden. Alle Fälle der Wirksamkeit und der Einwirkungen der Zeit sind sorgfältig zu ermitteln. Nicht weniger gilt das von der fünften Art, auf die Natur einzuwirken, nämlich von der Leitung der Bewegung. Dar-
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occurrens corporis alterius motum spontaneum impedit, repellit, admittit, dirigit. Hoc vero plerunque in figuris et situ vasorum consistit. Etenim conus erectus juvat ad condensationem vaporum in alembicis; at conus inversus juvat ad defaecationem sacchari in vasis resupinatis. Aliquando autem sinuatio requiritur, et angustiatio, et dilatatio per vices, et hujusmodi. Etiam omnis percolatio huc spectat; scilicet cum corpus occurrens, uni parti corporis alterius viam aperit, alteri obstruit. Neque semper percolatio aut aliud regimen motus fit per extra; sed etiam per corpus in corpore: ut cum lapilli immittuntur in aquas ad colligendam limositatem ipsarum; syrupi clarificantur cum albuminibus ovorum, ut crassiores partes adhaerescant, et postea separari possint. Etiam huic regimini motus satis leviter et inscite attribuit Telesius figuras animalium, ob rivulos scilicet et loculos matricis':-. Debuerat 1 autem notare similem efformationem in testis ovorum, ubi non sunt rugae aut inaequalitas. At verum est regimen motus efformationes perficere in modulis et proplasticis. Operationes vero per consensus aut fugas (qui sextus modus est) latent saepenumero in profundo. Istae enim (quas vocant) proprietates occultae, et specificae, et sympathiae, et antipathiae, sunt magna ex parte corruptelae philosophiae. Neque de consensibus rerum inveniendis multum sperandum est, ante inventionem Formarum et schematismorum simplicium. Consensus enim nil aliud est quam symmetria Formarum et Schematismorum ad invicem.
, _ Vergl. Telesio: De Rerum Natura, Buch 6, Kap. 4, S. 232 f. und Kap. 40, S. 273 f.
Aphorismus 50
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unter verstehe ich den Fall, wenn ein hinzukommender Körper die freie Bewegung eines anderen hindert, einengt oder ihr eine neue Richtung und Leitung gibt. Diese Fälle bestehen namentlich in der Gestalt und Stellung der Gefäße. So begünstigt die Gestalt eines aufrechten Kegels die Verdichtung der Dämpfe in den Destillierkolben, während die eines verkehrten Kegels die Reinigung des Zuckers von Schmutzteilen bewerkstelligt. Manchmal ist es auch nötig, abwechselnd zu verengen und zu erweitern usw. Hierher gehörte jede Art von Durchseihen, wo der hinzukommende Körper den Weg des anderen teilweise freigibt, teilweise versperrt. Diese Durchseihungen sowie andere Leitungen der Bewegung geschehen nicht immer von außen, sondern auch durch einen Körper in einem Körper. So wirft man Steine in das Wasser, um den Sdtlamm niederzuschlagen; der Sirup wird durch Eiweiß geklärt, damit die gröberen Teile sich anhängen und dann ausgeschieden werden können. Dieser Leitung der Bewegung schreibt Telesius leichthin und ohne Kenntnis der zusammenhänge die Gestalt der Tiere zu, welche vermittels der Kanäle und Falten der Gebärmutter gebildet werden soll. Er hätte indes die ähnliche Gestaltung im Eidotter beobachten sollen, das keine Falten und Fächer enthält. Richtig daran ist, daß diese Leitung der Bewegung die Bildungen in den Mustern und Ausgangsformen vollzieht. Die Einwirkungen durch Übereinstimmung oder Flucht sind die sechste Art, sie liegen meist noch im Dunkeln. Was man so geheime und spezifische Eigenschaften, Sympathien und Antipathien nennt. das ist größtenteils philosophisches Gaukelspiel. Mit diesen Übereinstimmungen wird man nicht eher zu Ergebnissen kommen, als man nicht die Formen und die inneren Gestaltungen der einfachen Körper begriffen hat. Denn solche Übereinstimmung ist im Grunde nichts anderes als das übereinstimmende Ebenmaß der Formen und inneren Gestaltungen zueinander.
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Atqui majores et magis catholici rerum consensus non prorsus obscuri sunt. Itaque ab iis ordiendum. Eorum prima et summa diversitas ea est; ut quaedam corpora copia et raritate materiae admodum discrepent, schematismis consentiant: alia contra copia et raritate materiae consentiant, schematismis discrepent. Nam non male notatum est a chymicis, in principiorum suorum triade, sulphur et mercurium':- quasi per universitatem rerum permeare. (Nam de sale inepta ratio est, sed introducta ut possit comprehendere corpora terrea, sicca, et fixa.) At certe in illis duobus videtur consensus quidam naturae ex maxime catholicis conspici. Etenim consentiunt sulphur; oleum, et exhalatio pinguis; flamma; et fortasse corpus stellae. Ex altera parte consentiunt mercurius; aqua et vapores aquei; aer; et forrasse aether purus et interstellaris. Attamen istae quaterniones geminae, sive magnae rerum tribus (utraque intra ordines suos) copia materiae atque densitate immensum differunt, sed schematismo valde conveniunt; ut in plurimis se produnt. At contra metalla diversa copia et densitate multum conveniunt (praesertim respectu vegetabilium, etc.), sed schematismo multifariam differunt; et similiter vegetabilia et animalia diversa schematismis quasi infinitis variantur, sed 1 intra copiam materiae sive densitatem paucorum graduum continentur. Sequitur consensus maxime post priorem catholicus, videlicet corporum principalium et fomitum suorum; videlicet menstruorum, et alimentorum. Itaque exquirendu, sub quibus climatibus, et in qua tellure, et ad quam profunditatem metalla singula generentur; et similiter de gemmis, sive ex rupibus, sive
, _ Gemeint sind die Iatrochemiker der Schule des Paracelsus. Vergl. Paracelsus: Opus Paramirum, 1. Teil (Ausg. Sudhoff) IX, 39 ff.
Aphorismus 50
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Die größeren und allgemeineren Übereinstimmungen der Dinge sind nicht ganz so unklar. Man muß daher mit ihnen anfangen. Zuerst und vor allem ist hier klar zu unterscheiden, daß einige Körper, obwohl sie in der Menge und dem Mangel an Materie sehr verschieden sind, doch in ihrer inneren Gestaltung übereinstimmen; andere hingegen stimmen in der Menge und dem Mangel an Materie wohl überein. weichen aber in ihrer inneren Gestaltung voneinander ab. Mit Recht bemerken die Chemiker in ihren drei Prinzipien, daß Sulphur und Mercurius gleichsam durch die Gesamtheit der Dinge hindurchwandern. Dagegen gilt das nicht vom Salz; man hat es nur angenommen, um die erdigen, trockenen und festen Körper zu erklären. In jenen beiden zeigt sich daher eine der verbreitetsten Obereinstimmungen in der Natur. So stimmt Sulphur mit 01. den fettigen Ausdünstungen, der Flamme und vielleicht audi mit den Gestirnen überein. Andererseits besteht eine Obereinstimmung zwisdien Mercurius, dem Wasser und wäßrigen Dünsten, der Luft. vielleicht auch dem zwisdien den Sternen befindlichen reinen Äther. Jene zweifache Vierzahl von Körpern oder jene beiden großen Klassen der Dinge sind - jede in ihrer Art nach Menge und Dichte der Materie sehr verschieden, aber in ihrer inneren Gestaltung stimmen sie stark überein, wie sidi aus vielem ergibt. Dagegen stimmen verschiedene Metalle an Menge und Dichte nahezu überein, besonders im Vergleidi mit den Pflanzen; in ihrer inneren Gestaltung aber weichen sie sehr voneinander ab; ähnlidi wechselt auch bei den pflanzen und Tieren die innere Gestaltung mannigfaltig, während die Menge oder Dichte der Materie nur wenig Unterschiede zeigt. Nächst diesem folgt die allgemeine Obereinstimmung, weldie zwischen den ursprünglichen Körpern und ihrer Nahrung, also ihren erzeugenden und nährenden Stoffen liegt. Man muß darum feststellen, in welchem Klima, in was für Erde und bis zu welcher Tiefe die einzelnen Metalle sich bilden; dasselbe ist bei den Edelsteinen zu beaditen, mögen sie in Gestein oder Erzen
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inter mineras natis; in qua gleba terrae, arbores singulae, et frutices, et herbae potissimum proveniant, et tanquam gaudeant; et insimul quae impinguationes, sive per stercorationes cujuscunque generis, sive per cretam, arenam maris, cineres, etc., maxime juvent; et quae sint ex his pro varietate glebarum magis aptae et auxiliares. Etiam insitio et inoculatio arborum et plantarum, earumque ratio, quae scilicet plantae super quas foelicius inserantur, etc., multum pendet de consensu. In qua parte non injucundum foret experimentum quod noviter audivimus esse tentatum, de insitione arborum sylvestrium (quae hucusque in arboribus hortensibus fieri consuevit), unde folia et glandes majorem in modum amplificantur, et arbores fiunt magis umbrosae. Similiter, alimenta animalium respective notanda sunt in genere, et cum negativis. Neque enim carnivora sustinent herbis nutriri; unde etiam Ordo Folitanorum (licet voluntas humana plus possit quam animantium caeterorum super corpus suum), post experientiam factam (ut aiunt), tanquam ab humana natura non tolerabilis, fere evanuit•:·. Etiam materiae 1 diversae putrefactionum, unde animalcula generantur, notandae sunt. Atque consensus corporum principalium erga subordinata sua (tales enim ii possint censeri quos notavimus) satis in aperto sunt. Quibus addi possunt sensuum consensus erga objecta sua. Qui consensus cum manifestissimi sint; bene notati et acriter excussi, etiam aliis consensibus qui latent magnam praebere possint lucem. At interiores corporum consensus et fugae, sive amicitiae et lites (taedet enim nos fere vocabulorum sympathiae et antipathiae, propter superstitiones et inania), aut falso ascriptae, aut
" Bacon bezieht sich auf die „Congregatio Cistertiomonastica B. Mariae Fuliensis", ein 1595 päpstlich anerkannter vegetarischer Orden.
Aphorismus 50
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entstanden sein. Weiter ist zu ermitteln, in welchem Boden die einzelnen Bäume, Fruchtpflanzen und Gräser am besten sich entwickeln und gedeihen: ebenso, welche Düngung für sie am förderlichsten ist, ob Mist oder Kreide, Meersand oder Asche, und was davon dem Boden entsprechend am geeignetsten ist. Ferner ist das pfropfen und Okulieren der Bäume und Sträucher und deren Grund zu prüfen und dabei zu ermitteln, wie Reiser besser auf dem einen als auf dem anderen anwachsen: dieses hängt stark von der Übereinstimmung ab. Hier wäre das Experiment, wovon ich kürzlich hörte, ganz angebracht, nämlich das Pfropfen der Waldbäume, wie man es bisher nur mit Obstbäumen versuchte. Dadurch sollen Laub und Eicheln voller und die Bäume schattiger werden. Hierher gehört auch, die Nahrungsmittel der Tiere jeder Art zu untersuchen, welche nützlich und welche schädlich sind. Denn fleischfressende Tiere vertragen keine Kräuter. Daher ist auch der Orden der Vegetarier - mag auch der Menschenwille mehr über seinen Körper vermögen als der der übrigen Tiere - nach hinreichender Erfahrung, wie man sagt, ziemlich erloschen, da er in seinen Regeln für die menschliche Natur gleichsam unerträglich war. Schließlich müssen die verschiedenen faulenden Stoffe, aus denen die kleinen Tierchen sich erzeugen, untersucht werden. Die Obereinstimmung der Hauptkörper mit ihren untergeordneten Körpern - wozu die hier erwähnten Beispiele gehören - ist demnach genügend klar. Dahin gehört auch die Übereinstimmung der Sinne mit ihren Objekten. Sie ist erkannt, gut beobachtet und eifrig erörtert: so kann sie für die weniger bekannten Obereinstimmungen Aufklärung gewähren. Dagegen sind die inneren Übereinstimmungen und die Flucht der Körper, ihre Freundschafts- und Feindschaftsverhältnisse die Worte Sympathie und Antipathie sind mir wegen ihres nutzlosen und abergläubischen Mißbrauchs zuwider - noch sehr wenig erkannt; teils werden sie falsch zugeschrieben, teils mit
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fabulis conspersae, aut per neglectum rarae admodum sunt. Etenim si quis asserat inter vineam et brassicam esse dissidium, quia juxta sata minus laete proveniunt, praesto ratio est: quod utraque planta succulenta sit et depraedatrix, unde altera alteram defraudat. Si quis asserat esse consensum et amicitiam inter segetes et cyaneum, aut papaver sylvestre, quia herbae illae fere non proveniunt nisi in arvis cultis: debuit is potius asserere dissidium esse inter ea, quia papaver et cyaneus emittuntur et creantur ex tali succo terrae qualem segetes reliquerint et repudiaverint; adeo ut satio segetum terram praeparet ad eorum proventum. Atque hujusmodi falsarum ascriptionum magnus est numerus. Quoad fabulas vero, illae omnino sunt exterminandae. Restat tenuis certe copia eorum consensuum, qui certo probati sunt experimento; quales sunt magnetis et ferri, atque auri et argenti vivi, et similium. At in experimentis chymicis circa metalla inveniuntur et alii nonnulli observatione digni. Maxima vero frequentia eorum (ut in tanta paucitate) invenitur in medicinis nonnullis, quae ex proprietatibus suis occultis (quas vocant) et specificis, respiciunt aut membra, aut 1 humores, aut morbos, aut quandoque naturas individuas. Neque omittendi sunt consensus inter motus et affectus lunae et passiones corporum inferiorum, prout ex experimentis agriculturae, nauticae, et medicinae, aut alias cum delectu severo et sincero colligi et recipi possint. Verum instantiae universae consensuum secretiorum quo magis sunt infrequentes, eo majori cum diligentia sunt inquirendae, per traditiones, et narrationes fidas et probas; modo hoc fiat absque ulla levitate, aut credulitate, sed fide anxia et quasi dubitabunda. Restat consensus
Aphorismus 50
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Fabeln vermengt, teils überhaupt übersehen. Wenn man angibt, zwischen dem Weinstock und dem Kohl herrsche Feindschaft. weil beide, nebeneinander gepflanzt, nicht wohl gedeihen, so liegt der Grund vielmehr darin, daß beide pflanzen saftig sind und so einander die Nahrung wegnehmen. Behauptet man, zwischen Roggen und den Kornblumen oder dem wilden Mohn bestehe Übereinstimmung und Freundschaft, weil die Pflanzen nur auf bebauten Äckern wachsen, so könnte man auch mit Recht sagen, es bestehe Feindschaft zwischen ihnen. Denn Mohn und Kornblumen nähren und entwickeln sich nur von dem Saft der Erde, die der Roggen übriggelassen und verschmäht hat, so daß die Aussaat des Roggens den Boden für deren Gedeihen nur vorbereitet. Derartiger falscher Ansichten gibt es eine große Menge. Merzt man noch die Fabeln aus. so bleibt nur eine geringe Zahl von Obereinstimmungen, welche auf sicher erprobten Experimenten beruhen, wie die zwischen Magnet und Eisen, zwischen Gold und Quecksilber und dergleichen. Auch bei den chemischen Versuchen mit Metallen finden sich noch einige sehr beachtliche. Doch zeigen sich verhältnismäßig die meisten in bestimmten Arzneimitteln, die durch ihre sogenannten verborgenen spezifischen Eigenschaften nur auf bestimmte Glieder, Säfte, Krankheiten, ja zuweilen nur auf besondere Zustände wirken. Auch die Übereinstimmungen zwischen den Bewegungen und Zuständen des Mondes und denen der irdischen Körper sind beachtenswert; sie können aus den Versuchen beim Ackerbau, der Schiffahrt und der Arzneikunst gesammelt und verwendet werden; doch ist streng sachliche Auswahl Voraussetzung. überhaupt, je seltener die allgemeinen Fälle dieser verborgenen Übereinstimmung uns zur Verfügung stehen, um so sorgfältiger sollte man verläßlichen Überlieferungen und Berichten nachgehen. Das darf nicht leichtsinnig und leichtgläubig, sondern muß mit ängstlicher und geradezu argwöhnischer Sorgfalt geschehen. übrig bleibt die Obereinstimmung der Körper in ihrer
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corporum modo operandi tanquam inartificialis, sed usu polychrestus, qui nullo modo omittendus est, sed sedula observatione investigandus. Is est coitio sive unio corporum, proclivis aut difficilis, per compositionem, sive appositionem simplicem. Etenim corpora nonnulla facile et libenter commiscentur et incorporantur, alia autem aegre et perverse: veluti pulveres melius incorporantur cum aquis; calces et cineres, cum oleis, et sie de similibus. Neque tantum sunt colligendae instantiae propensionis aut aversionis corporum erga misturam, sed etiam collocationis partium, et distributionis, et digestionis, postquam commista sint; denique et praedominantiae post misturam transactum. Superest ultimo loco ex modis septem operandi, septimus et postremus; operatio scilicet per a!ternationem et vicissitudines priorum sex; de quo antequam in singulos illos paulo a!tius fuerit inquisitum, tempestivum non foret exempla proponere. Series autem sive catena hujusmodi alternationis, prout ad singula effecta accommodari possit, res est et cognitu maxime difficilis, et ad opera maxime valida. Summa autem detinet et occupat homines impatientia hujusmodi tarn inquisitionis, quam praxeos; cum tarnen sit instar fili labyrinthi, quoad opera majora. Atque haec sufficiant ad exemplum Polychresti.
LI. Inter Praerogativas lnstantiarum, ponemus loco vicesimo septimo atque ultimo lnstantias Magicas. Hoc nomine illas appellamus, in quibus materia aut efficiens tenuis aut parva est, pro magnitudine operis et effectus qui sequitur; adeo ut etiamsi
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gleichsam kunstlosen. aber zu vielem brauchbaren Wirkungsweise. Sie ist daher nicht zu übersehen. sondern sorgfältig zu beobachten. Das betrifft die Neigung oder Abneigung der Körper zur Einigung durch Zusammenstellen und bloße Annäherung. Sie vollzieht sich bald leicht, bald schwer. Manche Körper mischen und einigen sich leicht und gern, andere wieder schwer und ungern; so vereint sich Pulver leicht mit Wasser; Kalk und Asche leicht mit Oien. Hier sind nicht nur die Fälle der Zuund Abneigung der Körper in bezug auf Mischungen zu sammeln, sondern auch die Lage, Verteilung und Aufzählung der Teile nach der Mischung. Schließlich müssen die vorherrschenden Teile nach vollzogener Mischung sehr scharf beobachtet werden. Es bleibt noch die siebente und letzte von den sieben Einwirkungsarten übrig: die Einwirkung durch wechselnde Anwendung der sechs vorhergehenden Arten. Doch bevor hier das einzelne nicht noch genauer untersucht ist, wäre es unzweckmäßig. Beispiele anzuführen. Es ist sehr schwierig, die Reihenfolge oder Kette dieser wechselnden Einwirkungen anzugeben. die hier je nach dem Zweck, den man erzielen will, erfolgen muß. Doch ist dies für die Tätigkeit äußerst wichtig. Bei derartigen Untersuchungen und Arbeiten erfüllt und beherrscht aber die Menschen höchste Ungeduld, obwohl doch hierin gleichsam der Faden des Labyrinths zu größeren Werken liegt. - Soviel zur Erläuterung der gemeinnützigen Fälle.
51.
Zu den vorrangigen Fällen will ich an siebenundzwanzigster und letzter Stelle die magischen Fälle zählen. Es sind Fälle. bei denen die Materie und das Wirkende so fein und gering sind im Verhältnis zur Größe des Werkes und Ergebnisses, die daraus hervorgehen, daß diese Fälle, selbst wenn sie oft vorkom-
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fuerint vulgares, tarnen sint instar miraculi; aliae primo intuitu, aliae etiam attentius contemplanti. Has vero natura ex sese subministrat parce; quid vero factura sit sinu excusso, et post inventionem Formarum, et Processuum, et Schematismorum, futuris temporibus apparebit. At ista effecta Magica 1 (quantum adhuc conjicimus) fiunt tribus modis: aut per multiplicationem sui, ut in igne, et venenis, quae vocant specifica; necnon in motibus, qui transeunt et fortificantur de rota in rotam; aut per excitationem sive invitationem in altero, ut in magnete, qui excit acus innumeras, virtute nullatenus deperdita aut diminuta; aut in fermento, et hujusmodi; aut per anteversionem motus, ut dictum est de pulvere pyrio, et bombardis, et cuniculis; quorum priores duo modi indagationem consensuum requirunt; tertius, mensurae motuum. Utrum vero sit aliquis modus mutandi corpora per minima (ut vocant), et transponendi subtiliores materiae schematismos (id quod ad omnimodas corporum transformationes pertinet, ut ars brevi tempore illud facere possit, quod natura per multas ambages molitur), de eo nulla hactenus nobis constant indicia. Quemadmodum autem in solidis et veris aspiramus ad ultima et summa; ita vana et tumida perpetuo odimus, et quantum in nobis et profligamus.
Aphorismus 51
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men, doch Wundern gleichen, einige nur auf den ersten Blick, andere auch bei genauerer Betrachtung. Die Natur bietet nur wenig solcher Fälle aus eigenem Antrieb; was sie aber ohne Anstrengungen zu leisten vermag, wenn die Formen, Prozesse und inneren Gestaltungen untersucht sein werden, das wird erst die Zukunft offenbaren. Diese magischen Wirkungen vollziehen sich - soviel wir bis jetzt zu folgern vermögen - auf dreifache Art: durch eigene Vervielfältigung wie bei Feuer und sogenannten spezifischen Giften, ebenso bei Bewegungen, die von Rad zu Rad übergehen und sich verstärken; durch Erregung oder Einladung eines anderen Gegenstandes wie beim Magneten, der ohne Verlust und Minderung seiner eigenen Kraft unzählige Nadeln anregt; ähnliches findet auch bei Gärungsprozessen und derartigem statt; durch Zuvorkommen einer Bewegung wie beim Schießpulver, den Kanonen und Minen. wovon schon die Rede war. Zur Aufhellung der beiden ersten Arten bedarf es noch der genaueren Kenntnis der Obereinstimmung, bei der dritten Art noch der Ermittlung des Maßes der Bewegung. Ob es bereits ein Verfahren gibt, die Körper durch ihre kleinsten Bestandteile zu verändern und die feine innere Gestaltung der Materie umzuwandeln - wodurch überhaupt die Umwandlung der Körper sich vollzieht und wodurch dann die Kunst in kürzester Zeit das erreichen könnte, was die Natur nur auf vielen Umwegen mühselig bewerkstelligt - darüber fehlen uns bis jetzt noch jegliche Hinweise. Wie sehr ich auch im Tatsächlichen und Wahren das Letzte und Höchste anstrebe, so verwerfe ich allen Lug und Trug und bekämpfe das, wo ich nur kann.
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LII. Atque de Dignitatibus sive Praerogativis Instantiarum haec dicta sint. Illud vero monendum, nos in hoc nostro Organo tractare logicam, non philosophiam. Sed cum logica nostra doceat intellectum et erudiat ad hoc, ut non tenuibus mentis quasi claviculis rerum abstracta captet et prenset (ut logica vulgaris), sed naturam revera persecet, et corporum virtutes et actus, eorumque leges in materia determinatas inveniat; ita ut non solum ex natura mentis, sed ex natura rerum quoque haec scientia emanet; mirum non est, si ubique naturalibus conremplationibus et experimentis, ad exempla artis nostrae, conspersa fuerit et illustrata. Sunt autem (ut ex iis quae dicta sunt patet) Praerogativae Instantiarum numero 27; nominibus, Instantiae Solitariae: Instantiae Migrantes: Instantiae Ostensivae: Instantiae Clandestinae: Instantiae Constitutivae: Instantiae Conformes: Instantiae Monodicae: Instantiae Deviantes: Instantiae Limitaneae: Instantiae Potestatis: Instantiae Comitatus et Hostiles: Instantiae Subjunctivae: Instantiae Foederis: Instantiae Crucis: Instantiae Divortii: Instantiae Januae:
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52. Soviel sei über Wert und Vorrangigkeit von Fällen ausgeführt. Ich mache aber nochmals darauf aufmerksam, daß ich in meinem Organon die Logik, nicht die Philosophie selbst behandele. Diese meine Logik lehrt und unterrichtet den Geist dazu, daß er nicht mit dem dünnen Schlüsselchen des Verstandes nur das Abstrakte der Dinge - wie bei der herkömmlichen Logik - erfaßt und festhält, sondern die wirkliche Natur begreifen lernt. So wird er die Kräfte und Wirksamkeiten der Körper und ihre durch die Materie bedingten Gesetze entdecken, damit die Wissenschaft nicht nur aus der Natur des Geistes, sondern vorzüglich aus der Natur der Dinge hervorgeht. Deshalb wundere sich niemand, wenn sie überall aus natürlichen Beobachtungen und Versuchen gemäß dem Beispiele meiner Kunst sich zusammensetzt und Klarheit verbreitet. Nach den bisherigen Darlegungen habe ich siebenundzwanzig vorrangige Fälle vorgelegt. Ich zähle sie noch einmal auf: 1. Die vereinzelten Fälle
2. Die wandernden Fälle 3. Die deutlichen Fälle 4. Die verborgenen Fälle 5. Die begründenden Fälle 6. Die gleichförmigen Fälle 7. Die einzigartigen Fälle 8. Die abweichenden Fälle 9. Die Fälle der Grenze 10. Die Fälle der Macht 11. Die begleitenden und feindlichen Fälle 12. Die gekoppelten Fälle 13. Die verbündenden Fälle 14. Die Fälle des Kreuzes 15. Die Fälle der Trennung
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Instantiae Citantes: Instantiae Viae: Instantiae Supplementi: Instantiae Persecantes: Instantiae Virgae: Instantiae Curriculi: Doses Naturae: Instantiae Luctae: Instantiae Innuentes: Instantiae Polychrestae: Instantiae Magicae. Usus autem harum instantiarum, in quo instantias vulgares excellunt, versatur in genere 1 aut circa partem informativam; aut circa operativam; aut circa utramque. Atque quoad informativam, juvant illae aut sensum, aut intellectum. Sensum, ut quinque Instantiae Lampadis: Intellectum, aut accelerando Exclusivam Formae, ut Solitariae; aut angustiando et propius indicando Affirmativam Formae, ut Migrantes, Ostensivae, Comitatus, cum Subjunctivis; aut erigendo intellectum, et ducendo ad genera et naturas communes; idque aut immediate, ut Clandestinae, Monodicae, Foederis; aut gradu proximo, ut Constitutivae; aut gradu infimo, ut Conformes; aut rectificando Intellectum a consuetis, ut Deviantes; aut ducendo ad Formam Magnam, sive Fabricam Universi, ut Limitaneae; aut cavendo de Formis et causis falsis, ut Crucis et Divortii. Quod vero ad Operativam attinet; illae practicam aut designant; aut mensurant; aut sublevant. Designant aut ostendendo a quibus incipiendum, ne actum agamus,
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16. Die Fälle des Eingangs
17. Die vorladenden Fälle 18. Die Fälle des Weges 19. Die ergänzenden Fälle 20. Die durchschneidenden Fälle 21. Die Fälle der Rute 22. Die Fälle des Durchlaufs 23. Die Dosen der Natur 24. Die Fälle des Kampfes 25. Die andeutenden Fälle 26. Die gemeinnützigen Fälle 27. Die magischen Fälle Der Nutzen dieser Fälle, wodurch sie die gewöhnlichen Fälle übertreffen, erstreckt sich im allgemeinen auf den belehrenden Teil, auf den tätigen Teil oder auf beides. Belehrend unterstützen sie entweder die Sinne oder den Verstand. So stärken die fünf Fälle der Lampe die Sinne. Der Verstand erhält Unterstützung durch die vereinzelten Fälle, die das nicht zur Form Gehörende schneller ausschließen; durch die wandernden, deutlichen. die begleitenden und gekoppelten Fälle. die das Bejahende der Form näherbringen und darauf hinweisen; durch die verborgenen, einzigartigen und verbündenden Fälle, die den Verstand aufrichten und ihn unmittelbar zu den Gattungen und gemeinsamen Eigenschaften führen; oder durch die begründenden Fälle in einem nahen Grade oder durch die gleichförmigen Fälle in einem niederen Grade; durch die abweichenden Fälle, die den Geist von seinen Gewohnheiten auf den rechten Weg bringen; durch die Fälle der Grenze, die ihn zur allumfassenden Form oder zur Werkstätte des Alls führen, durch die Fälle des Kreuzes und der Trennung, die ihn vor falschen Formen und Ursachen warnen. Was aber die Schaffung von Werken angeht, geben diese Fälle der Praxis entweder Richtung, Maß oder sonstige Unterstützung: Richtung, indem sie zeigen, wo man an-
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ut Instantiae Potestatis; aut ad quid aspirandum, si detur facultas, ut Innuentes: mensurant quatuor illae Mathematicae: sublevant Polychrestae et Magicae. Rursus ex istis instantiis 27, nonnullarum (ut superius diximus de aliquibus) facienda est collectio jam ab initio, nec expectanda particularis inquisitio naturarum. Cujus generis sunt Instantiae Conformes, Monodicae, Deviantes, Limitaneae, Potestatis, Januae, Innuentes, Polychrestae, Magicae. Hae enim aut auxiliantur et medentur intellectui et sensui, aut instruunt praxin in genere. Reliquae turn dem um conquirendae sunt, cum conficiemus Tabulas Comparentiae ad opus Interpretis circa aliquam naturam particularem. Sunt enim instantiae Praerogativis istis insignitae et donatae animae instar, inter vulgares instantias comparentiae; et ut ab initio diximus, paucae illarum sunt vice multarum; quocirca cum Tabulas conficimus, illae omni studio sunt investigandae, et in Tabulas referendae. Erit etiam earum mentio necessaria in iis quae sequuntur. Praeponendus itaque erat earum tractatus. Nunc vero ad adaminicula et rectificationes Inductionis, et deinceps ad concreta, et Latentes Processus, et Latentes Schematismos, et reliqua quae Aphorismo 21. ordine proposuimus, pergendum; ut tandem (tanquam curatores probi et fideles) tradamus hominibus fortunas suas emancipato intellectu, et facto tanquam majore; unde necesse est sequi emendationem status hominis, et ampliationem 1 potestatis ejus super naturam. Homo enim per lapsum et
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fangen müsse, damit man nichts Getanes wiederhole, dahin gehören die Fälle der Macht; oder worauf man zu zielen habe, wenn die Kraft bereitgestellt ist, wie bei den andeutenden Fällen. Maß geben jene vier mathematischen Fälle; Unterstützung gewähren die gemeinnützigen und magischen Fälle. Schon oben habe ich bei einzelnen darauf hingewiesen. daß einige dieser siebenundzwanzig Fälle gleich von Anfang an gesammelt werden sollen, ohne zu warten. bis bestimmte Eigenschaften gehörig untersucht sind. Hierher gehören die gleichförmigen,.die einzigartigen, die abweichenden Fälle, die Fälle der Grenze, die der Macht, des Einganges, die andeutenden, gemeinnützigen, die magischen Fälle. Alle diese stützen und heilen entweder die Sinne und den Verstand oder sie unterrichten die Praxis im allgemeinen. Die übrigen brauchen erst dann gesammelt zu werden, wenn es zur Aufstellung der vergleichenden Tafeln zum Zwed