Neuere Arbeiten auf dem Gebiete der Frankfurter Kirchengeschichte seit der Reformation [Reprint 2020 ed.] 9783111575254, 9783111203157


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German Pages 33 [36] Year 1914

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Neuere Arbeiten auf dem Gebiete der Frankfurter Kirchengeschichte seit der Reformation [Reprint 2020 ed.]
 9783111575254, 9783111203157

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Vortrag der theologischen Konferenz zu Liehen ■ 136. Folge ■

Neuere Arbeiten auf dem Gebiete derFrankfurterKirchenjeit der Reformation. Von

Dr. B. Dechens Pfarrer und Konliftoriafrat in Frankfurt a, sl).

Versag von Alfred Töpefmann (normals 3. Ricker) • Liehen ♦ 1914.

Neuere Arbeiten

auf dem Gebiete der Frankfurter Kirchen­ geschichte seit der Reformation.') ie Forschungen über Frankfurts Kirchengeschichte haben

wenig Beachtung auswärts

gefunden.

Liegt der

Grund etwa darin, daß auf diesem Gebiete nicht gearbeitet worden ist?

Das möchte einigermaßen, wenn auch

nicht ganz, für das Mittelalter zutreffen, das für uns hier nicht in Betracht kommt; was aber die neuere Zeit angeht, so wäre diese

Annahme nicht berechtigt.

Ueber

die

Reformation in

Frankfurt liegen umfangreiche und mustergültige Untersuchungen

von Theologen und Laien vor, und auch über

die folgenden

Jahrhunderte fehlt es nicht ganz an Material.

Oder ist die

Frankfurter Kirchengeschichte deshalb wenig berücksichtigt worden, weil sie nichts Interessantes bietet? Richtig ist, daß der Ent­ wicklungsgang des evangelischen Kirchenwesens in der alten

Mainstadt keine Gesichtspunkte bringt, die nicht auch auf andern Gebieten unS entgegentreten; immerhin gab es Zeiten, in denen

dieses kleine Kirchenwesen die Blicke der Evangelischen Deutsch­ lands auf sich lenkte — wir erinnern nur an die Tage,

als

SpenerS Pia Desideria ausgingen, sowie an die Entstehung vieler kirchlichen Vereine, die am Ende des 19. Jahrhunderts

hier gegründet wurden. *) Vortrag, gehalten in der Gießener theologischen Konferenz am 22. Mai 1913. Das Thema für die theologische Konferenz wurde von mir nicht selbst gewählt, sondern auf Ersuchen bearbeitet, nachdem ein andrer Redner in letzter Stunde versagt hatte. Einige Zusätze waren mit Rücksicht auf neueste Arbeiten notwendig, da die Drucklegung erst im Januar 1914 erfolgte.

4

Die Ursache, weshalb viele sorgfältige Arbeit die gebührende

Beachtung nicht gefunden hat,

liegt vielmehr in dem Um­

stande, daß es an einer Zusammenfassung des in zahlreichen

Schriften und Monographien zerstreuten Materials gefehlt hat.

Im 18. Jahrhundert (1726) hatte allerdings der fleißige Forscher Johann Balthasar Ritter, der letzte Pfarrherr aus einem Geschlecht, das der Stadt Frankfurt sechs Geistliche (von der Reformation bis zur Hälfte des 18. Jahrhunders) geliefert hat,

eine Geschichte des Reformationsjahrhunderts unter dem Titel: »Evangelisches Denkmal der Stadt Frankfurt a. 9)1.' verfaßt; aber leider ist nur der erste Teil (bis 1654) ver­

öffentlicht worden**), während der zweite Band, der die Er­ eignisse bis zum Jahre 1600 weiterführt, noch nicht gedruckt

ist?) Außerdem ist das für seine Zeit sehr wertvolle Werk in mancher Hinsicht selbstverständlich veraltet.

Im 19. Jahrhundert hat ein anderer fleißiger Pfarrer, Karl Christian Becker, »Beiträge zu der Frankfurter Kirchen­ geschichte der evangelisch-lutherischen Gemeinde zu Frankfurt a. M., mit besonderer Beziehung auf Liturgie' herausgegeben?) Wenn also auch dieses Werk viel wertvolles Material enthält, so bietet

es doch keine zusammenhängende Darlegung des ge­

schichtlichen

Verlaufes.

Der

unermüdliche

Forscher,

Senior

Dr. Eduard Steitz, hat seine Studien, die allerdings fast ledig­ lich dem 16. Jahrhundert galten, nie in einem größeren Werke

zusammengefaßt; nur ein Artikel in der Theologischen Real­ encyclopädie von Herzogs) und eine kleine Festschrift gelegentlich

der Hauptversammlung des Gustav Adolf-Vereins zu Frankfurt im Jahre 1877 sind hier zu erwähnen.

Eine besondere Be-

’) Frankfurt, Fleischer 1726. (Alle hier besprochenen Schriften sind in Frankfurt erschienen, soweit nicht das Gegenteil bemerkt ist.) 2) Das Manuskript befindet sich in dem Archiv des lutherischen Predigerministeriums (Riedenau 58). ’) Zimmer 1852. *) Der Artikel ist in der 3. Auflage weggefallen.

5 rücksichtigung deS kirchenhistorischen Gebietes

hatte

auch

die

Geschichte der Stadt Frankfurt von Pfarrer Anton Kirchner') gebracht.

Aber dieses Buch schließt leider schon mit dem Jahre

1612 ab.

Die verdienstlichen Werke von Hornes und Bo the^) über die Geschichte Frankfurts behandeln nur das religiöse Leben des

16. Jahrhunderts eingehend,

während sie in den folgenden

Jahrhunderten das kirchliche Interesse wenig mehr berühren.

So fehlt es an einem zusammenfassenden Werk über die

kirchliche Entwicklung Frankfurts von der Reformation bis zur Gegenwart. Aber es ist doch viel Material dafür vorhanden. Es kann sich indessen nur um Arbeiten handeln, welche entweder neues Material erschließen, oder wenigstens irgendwie neue Gesichtspunkte bringen.

Wenn ich nun nach einem Anfangstermin suche für die

über die neueren Forschungen auf dem Frankfurter Kirchengeschichte, so empfiehlt sich

Berichterstattung

Gebiete

der

mir infolge meiner Erstlingsarbeit auf diesem Felde das Todesjahr von Steitz (1879). In diesem Jahre erhielt ich

den Auftrag seitens des hiesigen Vereins für Geschichte und Altertumskunde eine Gedächtnisrede für diesen meinen väter­ lichen Freund, dem ich reiche Anregung verdanke, zu halten und dabei ein Bild seines literarischen Schaffens, mit besonderer

Berücksichtigung seiner Forschungen über die vaterstädtische Geschichte, zu entwerfen.^) Hier wurden freilich nicht alle *) Geschichte der Stadt Frankfurt a. M. Jaeger u. Eichenberg. Bd. I, 1807, Bd. II, 1810. ’) Anton Hörne. Geschichte von Frankfurt a. M. in gedrängter Darstellung. Leipzig und Frankfurt. Kesselring. 4. Aust. 1902. •) Friedrich Böthe. Geschichte der Stadt Frankfurt in Wort und Bild. A. Diesterweg. Bd. I, 1913. ‘) Zur Erinnerung an Herrn Senior Dr. theol. Georg Eduard Steitz. Zwei Reden, gehalten von Konsistorialrat Pfarrer Dr. Jung und Prediger Dr. Dcchent. Alt u. Neumann 1879.

6 Beiträge zur Frankfurter Kirchengeschichte, die damals vorlagen, erwähnt; aber die Arbeiten von Steitz überwiegen die übrigen

Veröffentlichungen so sehr an Bedeutung, daß sich aus ihnen ein ziemlicher Ueberblick über den damaligen Stand der kirchen­ historischen Forschung auf Frankfurter Gebiete ergibt. Dieser Anfangstermin für die Berichterstattung empfiehlt sich aber auch aus anderen Gründen.

Um dieselbe Zeit setzt der

in Frankfurt wohnende und wirkende JohannesJanssen ein und versucht den Gesamteindruck der reformatorischen Bewegung durch seine Deutsche Geschichte') und andere Arbeiten um­

zugestalten. Mag man über den Erfolg seines Vorstoßes denken, wie man will, so ist doch dankbar zu begrüßen,

Forschung manche neue Probleme gestellt

daß er der

und viel frisches

Material zur Stelle gebracht hat.

Die Angriffe der Janssenschen Schule auf die protestan­ tische Geschichtsschreibung führten zu der Gründung des Vereins

für Reformationsgeschichte (1883), dessen zahlreiche Veröffent­ lichungen viele Gebiete neu beleuchteten und allseitig befruchtend

wirkten.

Auch insofern hat bald nach Steitz eine neue Zeit,

die eine besondere Behandlung verdient,

begonnen.

Solche,

die sich für die älteren Vorarbeiten über das evangelische Leben in Frankfurt interessieren, finden viel Material in einer 1885 erschienenen Zusammenstellung, die der damalige Frankfurter

Stadtarchivdirektor Dr. Grotefend herausgegeben hat:

»Ver­

zeichnis von Abhandlungen und Notizen zur Geschichte Frank­ furts aus Zeitschriften und Sammelwerken**?) Wir gedenken zunächst einiger Veröffentlichungen, die für

das

Gesamtgebiet

der

Frankfurter

geschichte von Bedeutung sind.

Kirchen­

Hier sind vor allem die

mancherlei Schriften des rührigen FrankfurterBereins für Geschichte

und

Altertumskunde

zu

nennen.

Dieser

*) 8 Bände von 1876 an bei Herder, Freiburg, erschienen. *) Bei Voelcker 1885.

7 Verein, der zuerst den Namen

.Gesellschaft für Frankfurts

Geschichte und Kunsts trug, gibt seit langen Jahren ein .Archiv für Frankfurts Geschichte und Kunsts heraus.

dieser Veröffentlichungen beginnt

Die erste Reihe

mit dem Jahre 1839 und

endet 1858 (8 Bände), kommt also hier nicht mehr in Betracht. Auch die meisten Bände der .Neuen Folge', die mit 1860 anhebt und 1884 abschließt (im ganzen 11 Bände), liegen noch

vor der Periode, welcher unsere Berichterstattung gilt. Mit dem Jahre 1888 beginnt die .Dritte Folge', deren 11. Band soeben

ausgegeben wurde. Diese dritte Reihe enthält viele Forschungen, die für die Kirchengeschichte der alten Kaiserstadt am Maine und überhaupt für die ganze Reformationsgeschichte wichtig sind. Neben der .Neuen Folge' ließ der Verein von 1860 an

in zwangloser Folge sieben Bände .Mitteilungen' erscheinen, in welchen Veröffentlichungen von kleinerem Umfange enthalten sind.

Auch hier ist manches wertvolle Material enthalten.

Derselbe Verein versandte auch längere Zeit an seine Mitglieder .Neujahrsblätter',die besondersBiographieen hervorragender

Frankfurter enthalten. In neuester Zeit (seit 1909) veröffentlicht der Verein eine Vierteljahrsschrift: .Alt-Frankfurt', welche das Interesse an der Vorzeit in die weitesten Kreise der Bürger­ schaft zu tragen und durch Wort und Bild für die orts­ geschichtliche Forschung, für die Denkmalspflege und den Heimat­

schutz zu wirken und zu werben sucht. **) Von Wichtigkeit für die historische Forschung ist ferner das .Historische Archiv der Stadt Frankfurt a. M., seine Bestände und seine Geschichte, herausgegeben von Stadtarchiv­ direktor Prof. Dr. Jung?) Hier ist besonders der 12. Abschnitt

(Kirchen- und Schulwesen), sowie der 14. (milde Stiftungen) für unsern Zweck von Bedeutung. Dagegen kommen die Inventare deS Frankfurter Stadtarchivs?) von denen bis jetzt 4Bände ’) Verlag von Minjon. a) 1. Ausl. Voelcker 1896; 2. Ausl. Baer 1909. •) Bei Voelcker 1888—1894 erschienen.

8 erschienen sind, hier nicht in Betracht, weil sie nur bis zum

Jahre 1500 reichen. Soeben erschien ein sehr inhaltreicher Katalog über die kirchliche Frankofurtensien-Literatur derStadtbibliothek von Herrn Bibliothekar vr.Richel

herausgegeben. Als eine für die lokale Kirchengeschichte wichtige

Publikation darf auch die Landgemeinden'

„Geschichte der Frankfurter

angesehen werden,

die der

ehemalige

Senator Schulin verfaßt hat.') Ein verdienstvolles Unternehmen, das über das Weichbild unserer Stadt hinaus Beachtung verdient, ist die Veröffentlichung der „Quellen zur Geschichte Frankfurts'?)

Der erste

Band, von Prof. Dr. Froning herausgegeben, enthält Frankfurter Chroniken und annalistische Aufzeichnungen aus dem Mittelalter,

kommt also hier nicht in Betracht; der zweite Band aber, von Jung bearbeitet, bringt das gleiche Material auS der Reformationszeit und ist deshalb für die lokalhistorische For­

schung von grundlegender Bedeutung. Seit einigen Jahren besteht hier eine städtische historische Kommission, die sich die Aufgabe gestellt hat, die ganze Ge­ schichte Frankfurts zusammenhängend darzustellen.

Bis jetzt

sind erst zwei Bände über das 19. Jahrhundert von Prof. Sch wem er erschienen?) Im Zusammenhänge mit dieser Kom­

mission zur systematischen Erforschung der Vergangenheit von Frankfurt a.M. stehen auch die von Prof. Dr. Küntzel heraus­

gegebenen „Frankfurter historische Forschungen', die seit 1909 zwanglos erscheinen?) Auch in den „Jahrbüchern ') Herausgegeben von Jung auf Veranlassung und aus den Mitteln der Böhmerschen Nachlatzadministration, die schon viele wichtige Veröffentlichungen ermöglicht hat. Im übrigen ist für die Geschichte der Frankfurter Landgemeinden noch wenig geschehen, ob­ wohl es nicht an Pfarrchroniken fehlt, die wertvolles Material ent­ halten. *) Bei Zügel 1884 u. 1888 erschienen. ’) Bei Joseph Baer. Bd. I, 1910, Bd. II, 1912. *) Bei Joseph Baer.

9 des Freien deutschenHochstifts' finden sich einzelne

Beiträge, die unser Gebiet berühren.') Geplant ist neuerdings eine .Frankfurter Biographie', die viel wertvolles Material für unseren Zweck bringen würde.

Vorläufig sind wir noch auf die .Allgemeine Deutsche Bio­ graphie * angewiesen, deren kirchenhistorische Artikel großenteils

von mir herrühren. Einige hervorragende Frankfurter Persön­ lichkeiten sind auch in dem neuen Handwörterbuch«: .Die Religion in Geschichte und ) Dechent, Kirchengeschichte von Frankfurt a. M., Leipzig. Frankfurt. Kesselring (Ed. v. Mayer), Bd I, 1913.

Von demselben Verfasser erschienen:

Goethes schöne Keele, Susann« Katharina von Klettenberg (Lebensbild und Sonderausgabe der Bekenntnisse), Gotha, F. A. Perthes, 1895.

Lnthertage in Arankfnrt am Main, Festspiel, 2. Auflage. Frankfurt, Scheffel, 1912.

Ms an -en Ja- getren, Festspiel, Gießen, Töpelmann, 1904.

Kerder und die ästhetische Betrachtung -er heiligen Schrift, Gießen, Töpelmann, 1904.

Ker-er über das Stn-inm -er Theologie (Auszug aus den Briefen 1—24), Leipzig, Scheffer, 1905.

Geschichte der Stadt Arankfnrt in der Weformationszeit in den kleinen Schriften des Reformationsvereins. 1906.

Z>ie Aeligion im Leven der Gegenwart (Predigtsammlung), Göttingen, Vandenhoeck u. Rupprecht, 1910.

Kirchengeschichte von Arankfnrt am Main seit der Wefor-

mation. Band I. (312 S., 50 Illustrationen) Frankfurt, Kesselring, 1913.

Ans dem Leven einer Wfarrfran. Gedichte von Marie Dechent. Frankfurt, Scheffel, 1889. Herausgegeben von H. Dechent.