Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [84]


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Table of contents :
Heinrich Dormeier: Kirchenjahr, Heiligenverehrung und große
Politik im Almosengefällbuch der Nürnberger Lorenzpfarrei
(1454-1516)........................................................................... 1
Randall Herz: Briefe Hans Tuchers d. A. aus dem Heiligen Land
und andere Aufzeichnungen.................................................. 61
Susanne Wegmann: Der Kreuzweg von Adam Kraft in Nürnberg.
Ein Abbild Jerusalems in der Heimat........................... 93
Kurt Müller: Zur Nürnberger Bankengeschichte: Die Anfangsjahre
der Geschäftstätigkeit der Bayerischen Vereinsbank in
Nürnberg (1908-1928)............................................................ 119
Susanne Kußmaul: Die „Ostjuden“ in Nürnberg 1880-1933. Eine
Minderheit zwischen Ausweisung und Assimilation . ... 149
Martina Bauernfeind: Vom Gefechtsschießplatz zum „Stadtteil
im Grünen“. Die Entwicklung des Stadtteils Langwasser . . 225
Horst-Dieter Beyerstedt: Nicht nur für Vereinsmeier: Die Vereinsarchive
im Stadtarchiv Nürnberg..................................... 245
Buchbesprechungen (siehe nächste Seite)..................................... 255
Neue Arbeiten zur Nürnberger Geschichte................................ 307
Jahresbericht über das 119. Vereinsjahr 1996 ................................ 315
Neufassung der Satzung................................................................. 321
Mitgliederverzeichnis 1997 ............................................................. 325
Abkürzungen................................................................................. 349
V
BUCHBESPRECHUNGEN
Die Nürnberger Ratsverlässe 1452-1471. Hrsg. v. Martin Schieber, Neustadt/Aisch 1995.
(Dieter Rübsamen) ..................................................................................................... 255
Hartmut Scholz: Entwurf und Ausführung. Werkstattpraxis in der Nürnberger Glasmalerei
der Dürerzeit, Berlin 1991. (Matthias Mende).............................................. 256
Rüdiger Becksmann: Deutsche Glasmalerei des Mittelalters. Voraussetzungen, Entwicklungen,
Zusammenhänge, Berlin 1995. (Matthias Mende) ........................................ 256
Bayerische Staatsbibliothek. Gebetbuch von Nikolaus Glockendon für Jakob Welser den
Älteren Cgm 9110, München 1993. (Ursula Timann)................................................ 259
Berndt Hamm: Bürgertum und Glaube. Konturen der städtischen Reformation, Göttingen
1996. (Hans Schulz).............................................................................................. 262
Jürgen Blum/Wolf-Dieter Müller-Jahncke/Stefan Rhein: Melanchthon auf Medaillen
1525-1997. (Hermann Maue) .................................................................................... 263
Eberhard Schmitt/Friedrich Karl von Hutten (Hrsg.): Das Gold der Neuen Welt. Die
Papiere des Welser-Konquistadors und Generalkapitäns von Venezuela Philipp von
Hutten 1534-1541, Hildburghausen 1996. (Rolf Walter).......................................... 265
Die Stammbücher und Stammbuchfragmente der Stadtbibliothek Nürnberg. Bearb. von
Werner Wilhelm Schnabel, Wiesbaden 1996. (Eduard Isphording)......................... 266
Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ im Pellerhaus, Nürnberg 1995. (Silvia Glaser) . . 269
Konrad Wickert: Das Camerarius-Florilegium. Hrsg, von der Kulturstiftung der Länder
mit der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Erlangen 1993. (Uwe Müller) . 270
Thomas Schnalke (Hrsg.): Natur im Bild. Anatomie und Botanik in der Sammlung des
Nürnberger Arztes Christoph Jacob Trew, Erlangen 1995. (Uwe Müller)............... 272
Rudolf Endres/Martina Fleischmann: Nürnbergs Weg in die Moderne. Wirtschaft,
Politik und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Nürnberg 1996.
(Clemens Wächter) ..................................................................................................... 273
Rainer Mertens: Johannes Scharrer. Profil eines Reformers in Nürnberg zwischen Aufklärung
und Romantik, Nürnberg 1996. (Charlotte Bühl)........................................ 274
Karl Heinz Schreyl: Johann Adam Klein. Gemälde im Besitz der Stadt Nürnberg, Nürnberg
1995. (Ulrike Swohoda)...................................................................................... 276
Helmut Beer: Nürnberger Wirtshausgrüße. Nürnberger Wirtschaften und Lokale um
1900. Eine kleine Kulturgeschichte in Ansichtskarten, Nürnberg 1996. (Martina
Bauemfeind) ............................................................................................................... 276
Gama. Blechspielwarenfabrik Georg Adam Mangold Fürth (Schuco, Bing & Co. 2),
Nürnberg 1996. (Martina Bauernfeind)..................................................................... 278
100 Jahre Süddeutsche Metallindustrie Nürnberg 1896-1996, Schwabach 1996. (Martina
Bauernfeind) ............................................................................................................... 279
Matthias Murko: Motorrad-Legenden. Nürnberger Zweiradgeschichte, Nürnberg 1994.
(Martina Bauernfeind)................................................................................................ 280
Margo von Bülow: Die Geschichte der chemisch-pharmazeutischen Fabrik Ludwig
Heumann & Co. in den Jahren 1913-1945, Dietikon 1992. (Martina Bauernfeind) . 281
Christoph Bausen wein/Harald Kaiser/Bernd Siegler: 1. FC Nürnberg. Die Legende
vom Club, Göttingen 1996. (Günther Friedrich)....................................................... 282
Alexander Schmidt. Geländebegehung. Das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, Nürnberg
1995. (Bernd Ogan) ............................................................................................ 283
Yvonne Karow: Deutsches Opfer. Kultische Selbstauslöschung auf den Reichsparteitagen
der NSDAP, Berlin 1997. (Alexander Schmidt)......................................................... 285
Erika Sanden: Das Kriegsgefangenenlager Nürnberg-Langwasser 1939-1945, Nürnberg
1993. (Udo Winkel)..................................................................................................... 287
VI
Helmut Beer (Hrsg.): Wieder leben. Nürnberg vor 50 Jahren. Fotografien von Ferdinand
Vitzethum, Nürnberg 1997. (Clemens Wächter) ....................................................... 288
Von Nürnberg nach Den Haag. Menschenrechtsverbrechen vor Gericht. Zur Aktualität
des Nürnberger Prozesses, Hamburg 1996. (Hartmut Frommer)............................ 289
Lothar Strogies: Die Außerparlamentarische Opposition in Nürnberg und Erlangen, Erlangen/
Jena 1996. (Clemens Wächter)........................................................................ 290
Peter Laub/Konrad Scheurmann (Hrsg.): Straße der Menschenrechte. Dani Karavan
Way of Human Rights, Bonn 1995. (Ruth Bach-Damaskinos) ................................ 291
Ralf Nestmeyer: Franken, Erlangen 1996. (Ruth Bach-Damaskinos) ............................ 292
Michael Koller (Hrsg.): Kartäuser in Franken, Würzburg 1996. (Hermann Maue)......... 293
Der Ein-Wander-Führer. Zu Zeugnissen von Einwanderern in Mittelfranken von der
Steinzeit bis ins 18. Jahrhundert, Nürnberg 1996. (Klaus Dornisch)......................... 294
Bauernhäuser in Bayern - Mittelfranken. Hrsg, von Helmut Gebhard und Konrad
Bedal, München 1994. (Ulrike Swoboda).................................. ............................. 296
Alfred Angermeyer und Kurt Müller: Georg Eberlein. Ein Lebensbildnis des fränkischen
Malers, Architekturzeichners und Kunstschulprofessors (1819-1884), Neustadt
a.d. Aisch 1995. (Ulrike Swoboda)..................................................................... 297
Wolfgang Dippert: Der Rat in Schwabach. Ein Gang durch 625 Jahre städtische Verfassung.
Teil 1: Der Rat in der markgräflich-ansbachischen und der königlich-preußischen
Zeit. Schwabach 1995. (Walter Bauernfeind)..................................................... 299
Volker Alberti: Die Herrschaft Simmelsdorf. Grundherren und Untertanen vom 14. bis
19. Jahrhundert, Simmelsdorf 1995. (Horst-Dieter Beyerstedt).................................. 299
Carl-Matthias Lehmann: Geschichte der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg von
1844 bis 1924. Organisation, Bestand und Benutzung, Erlangen 1996. (Peter Zahn) 301
Nürnberger Blätter zur Archäologie. Heft 12, Jahrgang 1995/96, Nürnberg 1997. (Robert
Koch) .......................................................................................................................... 302
Rolf Walter: Wirtschaftsgeschichte. Vom Merkantilismus bis zur Gegenwart, Köln 1995.
(Walter Bauernfeind) ................................................................................................. 303
Markus A. Denzel: „La Practica della Cambiatura“. Europäischer Zahlungsverkehr vom
14. bis zum 17. Jahrhundert, Stuttgart 1994. (Walter Bauernfeind)........................... 304
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Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [84]

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Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

84. Band 1997

Nürnberg 1997 Selbstverlag des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg

Schriftleitung: Dr. Michael Diefenbacher, Dr. Wiltrud Fischer-Pache, Dr. Peter Fleischmann Für Form und Inhalt der Aufsätze und Rezensionen sind die Verfasser verantwortlich. Für unaufgefordert eingereichte Manuskripte wird keine Gewähr übernommen.

Zum Druck des Bandes trugen durch Zuschüsse bzw. Spenden bei: Die Stadt Nürnberg, der Bezirk Mittelfranken, die Stadtsparkasse Nürnberg, die Bayerische Vereinsbank. Der Verein dankt dafür bestens.

Gesamtherstellung: Verlagsdruckerei Schmidt GmbH, Neustadt/Aisch Gedruckt auf holzfreies, chlorfrei gebleichtes, säurefreies und alterungsbeständiges Papier. Alle Rechte, auch des Abdrucks im Auszug, Vorbehalten. Copyright by Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg (Geschäftsstelle: Egidienplatz 23, 90403 Nürnberg) ISSN 0083-5579

INHALT Heinrich Dormeier: Kirchenjahr, Heiligenverehrung und große Politik im Almosengefällbuch der Nürnberger Lorenzpfarrei (1454-1516)...........................................................................

1

Randall Herz: Briefe Hans Tuchers d. A. aus dem Heiligen Land und andere Aufzeichnungen..................................................

61

Susanne Wegmann: Der Kreuzweg von Adam Kraft in Nürn­ berg. Ein Abbild Jerusalems in der Heimat...........................

93

Kurt Müller: Zur Nürnberger Bankengeschichte: Die Anfangs­ jahre der Geschäftstätigkeit der Bayerischen Vereinsbank in Nürnberg (1908-1928)............................................................

119

Susanne Kußmaul: Die „Ostjuden“ in Nürnberg 1880-1933. Eine Minderheit zwischen Ausweisung und Assimilation . ...

149

Martina Bauernfeind: Vom Gefechtsschießplatz zum „Stadtteil im Grünen“. Die Entwicklung des Stadtteils Langwasser . .

225

Horst-Dieter Beyerstedt: Nicht nur für Vereinsmeier: Die Ver­ einsarchive im Stadtarchiv Nürnberg.....................................

245

Buchbesprechungen (siehe nächste Seite).....................................

255

Neue Arbeiten zur Nürnberger Geschichte................................

307

Jahresbericht über das 119. Vereinsjahr 1996 ................................

315

Neufassung der Satzung.................................................................

321

Mitgliederverzeichnis 1997 .............................................................

325

Abkürzungen.................................................................................

349

V

BUCHBESPRECHUNGEN Die Nürnberger Ratsverlässe 1452-1471. Hrsg. v. Martin Schieber, Neustadt/Aisch 1995. (Dieter Rübsamen) ..................................................................................................... Hartmut Scholz: Entwurf und Ausführung. Werkstattpraxis in der Nürnberger Glas­ malerei der Dürerzeit, Berlin 1991. (Matthias Mende).............................................. Rüdiger Becksmann: Deutsche Glasmalerei des Mittelalters. Voraussetzungen, Entwick­ lungen, Zusammenhänge, Berlin 1995. (Matthias Mende) ........................................ Bayerische Staatsbibliothek. Gebetbuch von Nikolaus Glockendon für Jakob Welser den Älteren Cgm 9110, München 1993. (Ursula Timann)................................................ Berndt Hamm: Bürgertum und Glaube. Konturen der städtischen Reformation, Göttin­ gen 1996. (Hans Schulz).............................................................................................. Jürgen Blum/Wolf-Dieter Müller-Jahncke/Stefan Rhein: Melanchthon auf Medaillen 1525-1997. (Hermann Maue) .................................................................................... Eberhard Schmitt/Friedrich Karl von Hutten (Hrsg.): Das Gold der Neuen Welt. Die Papiere des Welser-Konquistadors und Generalkapitäns von Venezuela Philipp von Hutten 1534-1541, Hildburghausen 1996. (Rolf Walter).......................................... Die Stammbücher und Stammbuchfragmente der Stadtbibliothek Nürnberg. Bearb. von Werner Wilhelm Schnabel, Wiesbaden 1996. (Eduard Isphording)......................... Dieter Büchner: Das „Schöne Zimmer“ im Pellerhaus, Nürnberg 1995. (Silvia Glaser) . . Konrad Wickert: Das Camerarius-Florilegium. Hrsg, von der Kulturstiftung der Länder mit der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg, Erlangen 1993. (Uwe Müller) . Thomas Schnalke (Hrsg.): Natur im Bild. Anatomie und Botanik in der Sammlung des Nürnberger Arztes Christoph Jacob Trew, Erlangen 1995. (Uwe Müller)............... Rudolf Endres/Martina Fleischmann: Nürnbergs Weg in die Moderne. Wirtschaft, Politik und Gesellschaft im 19. und 20. Jahrhundert, Nürnberg 1996. (Clemens Wächter) ..................................................................................................... Rainer Mertens: Johannes Scharrer. Profil eines Reformers in Nürnberg zwischen Auf­ klärung und Romantik, Nürnberg 1996. (Charlotte Bühl)........................................ Karl Heinz Schreyl: Johann Adam Klein. Gemälde im Besitz der Stadt Nürnberg, Nürn­ berg 1995. (Ulrike Swohoda)...................................................................................... Helmut Beer: Nürnberger Wirtshausgrüße. Nürnberger Wirtschaften und Lokale um 1900. Eine kleine Kulturgeschichte in Ansichtskarten, Nürnberg 1996. (Martina Bauemfeind) ............................................................................................................... Gama. Blechspielwarenfabrik Georg Adam Mangold Fürth (Schuco, Bing & Co. 2), Nürnberg 1996. (Martina Bauernfeind)..................................................................... 100 Jahre Süddeutsche Metallindustrie Nürnberg 1896-1996, Schwabach 1996. (Martina Bauernfeind) ............................................................................................................... Matthias Murko: Motorrad-Legenden. Nürnberger Zweiradgeschichte, Nürnberg 1994. (Martina Bauernfeind)................................................................................................ Margo von Bülow: Die Geschichte der chemisch-pharmazeutischen Fabrik Ludwig Heumann & Co. in den Jahren 1913-1945, Dietikon 1992. (Martina Bauernfeind) . Christoph Bausen wein/Harald Kaiser/Bernd Siegler: 1. FC Nürnberg. Die Legende vom Club, Göttingen 1996. (Günther Friedrich)....................................................... Alexander Schmidt. Geländebegehung. Das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg, Nürn­ berg 1995. (Bernd Ogan) ............................................................................................ Yvonne Karow: Deutsches Opfer. Kultische Selbstauslöschung auf den Reichsparteitagen der NSDAP, Berlin 1997. (Alexander Schmidt)......................................................... Erika Sanden: Das Kriegsgefangenenlager Nürnberg-Langwasser 1939-1945, Nürnberg 1993. (Udo Winkel).....................................................................................................

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Helmut Beer (Hrsg.): Wieder leben. Nürnberg vor 50 Jahren. Fotografien von Ferdinand Vitzethum, Nürnberg 1997. (Clemens Wächter) ....................................................... Von Nürnberg nach Den Haag. Menschenrechtsverbrechen vor Gericht. Zur Aktualität des Nürnberger Prozesses, Hamburg 1996. (Hartmut Frommer)............................ Lothar Strogies: Die Außerparlamentarische Opposition in Nürnberg und Erlangen, Er­ langen/Jena 1996. (Clemens Wächter)........................................................................ Peter Laub/Konrad Scheurmann (Hrsg.): Straße der Menschenrechte. Dani Karavan Way of Human Rights, Bonn 1995. (Ruth Bach-Damaskinos) ................................ Ralf Nestmeyer: Franken, Erlangen 1996. (Ruth Bach-Damaskinos) ............................ Michael Koller (Hrsg.): Kartäuser in Franken, Würzburg 1996. (Hermann Maue)......... Der Ein-Wander-Führer. Zu Zeugnissen von Einwanderern in Mittelfranken von der Steinzeit bis ins 18. Jahrhundert, Nürnberg 1996. (Klaus Dornisch)......................... Bauernhäuser in Bayern - Mittelfranken. Hrsg, von Helmut Gebhard und Konrad Bedal, München 1994. (Ulrike Swoboda).................................. ............................. Alfred Angermeyer und Kurt Müller: Georg Eberlein. Ein Lebensbildnis des fränki­ schen Malers, Architekturzeichners und Kunstschulprofessors (1819-1884), Neu­ stadt a.d. Aisch 1995. (Ulrike Swoboda)..................................................................... Wolfgang Dippert: Der Rat in Schwabach. Ein Gang durch 625 Jahre städtische Verfas­ sung. Teil 1: Der Rat in der markgräflich-ansbachischen und der königlich-preußi­ schen Zeit. Schwabach 1995.(Walter Bauernfeind)..................................................... Volker Alberti: Die Herrschaft Simmelsdorf. Grundherren und Untertanen vom 14. bis 19. Jahrhundert, Simmelsdorf 1995.(Horst-Dieter Beyerstedt).................................. Carl-Matthias Lehmann: Geschichte der Universitätsbibliothek Erlangen-Nürnberg von 1844 bis 1924. Organisation, Bestand und Benutzung, Erlangen 1996. (Peter Zahn) Nürnberger Blätter zur Archäologie. Heft 12, Jahrgang 1995/96, Nürnberg 1997. (Robert Koch) .......................................................................................................................... Rolf Walter: Wirtschaftsgeschichte. Vom Merkantilismus bis zur Gegenwart, Köln 1995. (Walter Bauernfeind) ................................................................................................. Markus A. Denzel: „La Practica della Cambiatura“. Europäischer Zahlungsverkehr vom 14. bis zum 17. Jahrhundert, Stuttgart 1994. (Walter Bauernfeind)...........................

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VII

VERZEICHNIS DER MITARBEITER Bach-Damaskinos, Ruth, M.A., Kunsthistorikerin, Graudenzer Straße 25, 90491 Nürnberg Bauernfeind, Martina, M.A., Historikerin, Hans-Fallada-Str. 116, 90471 Nürnberg Bauernfeind, Walter, Dr., Archivrat, Hans-Fallada-Str. 116, 90471 Nürnberg Beyerstedt, Horst-Dieter, Dr., Archivrat, Thumenberger Weg 38, 90491 Nürnberg Bühl, Charlotte, Wissenschaftliche Assistentin, Peterstr. 9, 90478 Nürnberg Diefenbacher, Michael, Dr., Archivdirektor, Ringstr. 17, 91560 Heilsbronn Dormeier, Heinrich, Prof. Dr., Historisches Seminar der Christian-Albrechts-Universität, 24098 Kiel Dornisch, Klaus, Dr., Archäologe, Danziger Str. 25, 90765 Nürnberg Fischer-Pache, Wiltrud, Dr., Archivoberrätin, Keßlerplatz 7, 90489 Nürnberg Fleischmann, Peter, Dr., Archivoberrat, Arminiusstr. 7, 90402 Nürnberg Friedrich, Günther, Archivamtmann, Oldenburger Str. 14, 90425 Nürnberg Frommer, Hartmut, Dr., Stadtrechtsdirektor, Judengasse 25, 90403 Nürnberg Gebhardt, Walter, Bibliotheksamtmann, Drausnickstr. 8, 91052 Erlangen Glaser, Silvia, Dr., Kunsthistorikerin, Vestnertorgraben 5, 90408 Nürnberg Herz, Randall, M.A., Germanist, Zangstr. 17, 63741 Aschaffenburg Isphording, Eduard, Dr., Bibliotheksrat, Germanisches Nationalmuseum, Korn­ markt 1, 90105 Nürnberg Koch, Robert, Dr., Bezirksarchäologe, Bayerisches Landesamt für Denkmalpflege, Außenstelle Nürnberg auf der Burg 4-5, 90403 Nürnberg Kußmaul, Sibylle M.A., Historikerin, Goldweiherstr. 16, 90480 Nürnberg Maue, Hermann, Dr., Oberkonservator, Kaulbachstr. 35, 90408 Nürnberg Mende, Matthias, Kunsthistoriker, Am Wasserschloß 8, 90552 Röthenbach/Pegnitz Müller, Kurt, Bankprokurist i. R., Westtorgraben 15, 90429 Nürnberg Müller, Uwe, Dr., Archivdirektor, Walther-von-der-Vogelweide 88, 97422 Schweinfurt Ogan, Bernd, Oberstudiendirektor, Kaulbachstr. 35, 90408 Nürnberg Rübsamen, Dieter, Dr., Wiss. Angestellter, Akademie der Wissenschaften und der Literatur, Geschwister-Scholl-Str. 2, 55131 Mainz Schmidt, Alexander, M.A., Historiker, Wiesentalstr. 32, 90419 Nürnberg Schulz, Hans, Dr., Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Mönchhofstr. 3c, 69120 Heidelberg Swoboda, Ulrike, M.A., Kunsthistorikerin, Vogelslohe 21, 91242 Ottensoos Ti m a n n, Ursula, Dr., Kunsthistorikerin, Germanisches Nationalmuseum, Kornmarkt 1, 90105 Nürnberg Wächter, Clemens, Historiker, Fürther Str. 96, 90429 Nürnberg Walter, Rolf, Dr., Univ.-Prof., Friedrich-Schiller-Universität Jena, Wirtschaftswissen­ schaftliche Fakultät, Füstengraben 11, 07743 Jena Weg mann, Susanne, M.A., Kunsthistorikerin, Karl-Alexander-Str. 20, 93051 Regensbürg Winkel, Udo, Dr., Sozialwissenschaftler, Kleinreuther Weg 16, 90408 Nürnberg Zahn, Peter, Dr., Univ.-Prof., Fregestr. 7A, 12159 Berlin-Friedenau

VIII

KIRCHENJAHR, HEILIGENVEREHRUNG UND GROSSE POLITIK IM ALMOSENGEFÄLLBUCH DER NÜRNBERGER LORENZPFARREI (1454-1516) Von Heinrich Dormeier Die Nürnberger Pfarrkirchen St. Sebald und St. Lorenz bieten mit ihrer präch­ tigen Ausstattung, ihren Altären, Epitaphien, Heiligenstatuen, Totenschilden und Glasfenstern noch heute einen relativ getreuen Eindruck vom Inneren ei­ ner deutschen Pfarrkirche im späten Mittelalter. Eine außerordentlich reiche schriftliche Überlieferung bringt uns zudem die Menschen näher, die mit die­ sen Kirchen auf unterschiedliche Weise verbunden waren. Baurechnungen ge­ ben Auskunft über die Kosten und die Finanzierung des Kirchenbaus sowie über die beteiligten Architekten und Handwerker. Werkverträge verschaffen uns einen Einblick in die Arbeitsbedingungen und die Bezahlung der Bild­ schnitzer, Maler und Bildhauer. Stiftungsurkunden und Pfründakten verraten weitere Einzelheiten über die materiellen Grundlagen vieler Stiftungen, die Motive der Auftraggeber, über die Aufgaben, die Lebensverhältnisse und den Bildungshorizont der Pfarrer und Vikare. Die Frömmigkeitsformen der wohl­ habenden Schichten, aber auch die Hoffnungen und Ängste breiter Bevölke­ rungskreise spiegeln sich vor allem in den Jahrtagsstiftungen. Die Heiligenwelt am Vorabend der Reformation, wie sie sich in der vorhandenen Kirchenaus­ stattung darstellt, wird im Licht der schriftlichen Quellen noch bunter. Weihe­ notizen der Altäre geben die Namen der Nebenpatrone und die Reliquien preis, die in der Altarmensa und in der Predella verwahrt wurden. Schatzver­ zeichnisse und Pfründakten nennen diejenigen Heiligen, die auf den Meßge­ wändern und den Pacemtafeln dargestellt waren. Die Instruktionen für die Mesner beschreiben den liturgischen Aufwand und den Ablauf des Gottes­ dienstes an den verschiedenen Fest- und Jahrtagen. Die Amtsbücher ehrbarer Bürger, die im Auftrag des Stadtrats das Kirchenvermögen verwalteten, re­ gistrieren minutiös Ausgaben und Einnahmen. Diese reiche Überlieferung haben Kunsthistoriker und Historiker seit lan­ gem ausgiebig genutzt. Im Vordergrund des wissenschaftlichen Interesses stan­ den in den letzten Jahren Leben und Wirken einzelner Vikare, die an den Ne­ benaltären eine Pfründe besaßen, dann die religiösen, sozialen und wirtschaft­ lichen Grundlagen der Altarstiftungen sowie generell das Stifterverhalten und die Frömmigkeitspraxis des späten Mittelalters.1 Kaum beachtet wurde in den 1 Elisabeth Caesar: Sebald Schreyer. Ein Lebensbild aus dem vorreformatorischen Nürnberg, in: MVGN 56 (1969), S. 1-213; Franz Machilek: Magister Jobst Krell, Vikar bei St. Lorenz in Nürn­ berg (gest. 1483), in: MVGN 59 (1972), S. 85-104; ders.: Dr. Friedrich Schön von Nürnberg. Ein

1

Heinrich Dormeier

bisherigen Studien freilich eine außergewöhnliche Quelle, die es erlaubt, die Ausprägungen der Frömmmigkeit und speziell den Heiligenkult unter einem ganz anderen Blickwinkel zu betrachten: das sogenannte Almosengefällbuch von St. Lorenz.2 1. Das Almosengefällbuch: Inhalt, Buchführung und die Größenordnung der Summen Von der Mitte des 15. Jahrhunderts bis zum Vorabend der Reformation, ge­ nauer gesagt von 1454 bis 1516, sind in diesem Buch die Geldbeträge notiert, die die Gläubigen an den Sonn- und Feiertagen als Opfer darbrachten. Nur we­ nige andere Einkunftsverzeichnisse dieser Art sind in Deutschland überliefert; keines aber stammt aus einer so bedeutenden Pfarrei und ist über einen solch langen Zeitraum geführt worden wie das Exemplar der Lorenzpfarrei.3 Das Verzeichnis, das gut 200 Seiten umfaßt, findet sich - in entgegengesetzter Schreibrichtung - in derselben Handschrift, die auch die Gebühren für das To­ tengeläut in St. Lorenz enthält, das von den Angehörigen der Verstorbenen aus Theologe und Büchersammler des 15. Jahrhunderts, in: MVGN 65 (1978), S. 124-150; Karl Schlemmer: Gottesdienst und Frömmigkeit in der Reichsstadt Nürnberg am Vorabend der Re­ formation (Forschungen zur fränkischen Kirchen- und Theologiegeschichte), Würzburg 1980; Heinrich Dormeier: St. Rochus, die Pest und die Imhoffs in Nürnberg vor und während der Re­ formation. Ein spätgotischer Altar in seinem religiös-liturgischen, wirtschaftlich-rechtlichen und sozialen Umfeld, in: Anzeiger des Germanischen Nationalmuseums 1985, S. 7-72; Corine Schleif: Donatio et memoria. Stifter, Stiftungen und Motivationen an Beispielen aus der Lorenz­ kirche in Nürnberg (Kunstwissenschaftliche Studien 58), München 1990; Peter Strieder: Tafel­ malerei in Nürnberg 1350-1550, Königstein im Taunus 1993; Martial Staub: Memoria im Dienst von Gemeinwohl und Öffentlichkeit. Stiftungspraxis und kultureller Wandel in Nürnberg um 1500, in: Memoria als Kultur, hrsg. v. Otto Gerhard Oexle (Veröffentlichungen des Max-PlanckInstituts für Geschichte 121), Göttingen 1995, S. 285-334. 2 StAN, Rst. Nbg., Totengeläutbücher Nr. 1, fol. l*r-101*v („Gefällbuch für Gaben, die in den Opferstöcken oder auf dem Täfelein gegeben wurden“ bzw. „Register der Einnahmen an Almo­ sen und Stockgeldern in St. Lorenz, 1454-1516) = Schmalfolioband (45,5 cm hoch, 18,5 cm breit); insges. 92 Bll. [im folgenden zitiert als „Almosengefällbuch“]; kurze Hinweise auf das Al­ mosengefällbuch bei Alfred Bauch: Uber die ältesten Totengeläutbücher von St. Sebald und St. Lorenz in Nürnberg, in: Archivalische Zeitschrift N.F. 8 (1899), S. 119-149, hier S. 125, 132 f. (zu den Kirchenmeistern bzw. den Schreibern und zum Intervall 1461/62); Helene Burger: Nürnberger Totengeläutbücher II: St. Lorenz 1454-1517 (Freie Schriftenfolge 16), Neustadt a. d. Aisch 1967, S. VII und 237; Gerhard Hirschmann: Die Nürnberger Totengeläutbücher und Ratstotenbücher, in: Blätter für fränkische Familienkunde 7 (1958), S. 106; Machilek: Jobst Krell (wie Anm. 1), S. 90 Anm. 48, 93 Anm. 73, 78; eingehender berücksichtigt nur von Dormeier: St. Rochus (wie Anm. 1), S. 14 mit Abb. 9; S. 38 mit Anm. 271. 3 Wolfgang Petke: Oblationen, Stolgebühren und Pfarreinkünfte vom Mittelalter bis ins Zeitalter der Reformation, in: Kirche und Gesellschaft im Heiligen Römischen Reich des 15. und 16. Jahr­ hunderts, hrsg. v. Hartmut Boockmann, Göttingen 1994, S. 26-58; Malte Prietzel (Hrsg.): Die Finanzen eines spätmittelalterlichen Stadtpfarrers. Das Rechnungsbuch des Johann Hovet, Pfar­ rer von St. Johannis in Göttingen, für das Jahr 1510/1511, Göttingen 1994.

2

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Almosengefällbuch der Nürnberger Lorenzpfarrei

beiden Stadtpfarreien bestellt werden konnte. Beide Listen sind zeitgleich und von denselben Schreibern geführt worden; beide dienten demselben Zweck, nämlich dem Rat der Stadt gegenüber Rechenschaft über die Geldeinnahmen der Pfarrkirche abzulegen. Insofern sind beide Verzeichnisse an sich schon ein Indiz für die weitgehende Kontrolle, die sich der Nürnberger Rat im 15. Jahr­ hundert über das Kirchenvermögen verschafft hatte. Im Namen des Rates führte jeweils ein sogenannter Pfleger die Oberaufsicht, die eigentliche Arbeit erledigte der Kirchenmeister, der einer ehrbaren Familie der Stadt angehören mußte. Und vier Kirchenmeister haben über die Jahrzehnte hinweg auch ei­ genhändig die Gebühren für das Totengeläut und die Geldspenden in das be­ sagte Amtsbuch eingetragen und darüber abgerechnet. In der Regel begann das Rechnungsjahr mit dem 1. Mai, Teilabrechnungen wurden durchweg alle drei Monate vorgenommen. Nikolaus Koler hat das Buch 1454 offenbar angelegt und bis Sonntag nach Ostern 1461 geführt (fol. 15v*).4 Die Buchführung be­ ginnt also um dieselbe Zeit, in der in Nürnberg der breite Strom der Überliefe­ rung im kirchlichen wie im weltlichen Bereich einsetzte. Aus dem Rechnungs­ jahr 1461/62 liegt keine Abrechnung vor. Vielleicht ist es bei der Übergabe des Amtes zu Zwistigkeiten zwischen dem alten und dem neuen Kirchenmeister gekommen, die zwischen Ostern 1461 und Walpurgis 1462 zu einer Art Inter­ regnum oder zu einer Vakanz des Amtes geführt haben könnten.5 Jedenfalls übernahm Lorenz Haller erst im Mai 1462 die Amtsgeschäfte und führte Al­ mosen- und Totengeläutbuch bis über 1482 hinaus (fol. 59r*)-6 Nachfolger als 4 Koler löste wohl 1449 (spätestens 1451) Christian Imhoff im Amt des Kirchenmeisters von St. Lorenz ab; vgl. (mit unterschiedlichen Amtszeiten) Albert Gümbel: Rechnungen und Ak­ tenstücke zur Geschichte des Chorbaus von St. Lorenz in Nürnberg unter der Leitung Konrad Heinzeimanns, in: Repertorium für Kunstwissenschaft 32 (1909), S. 9; Gümbel: Das Mesner­ pflichtbuch von St. Lorenz in Nürnberg vom Jahre 1493 (Einzelarbeiten aus der Kirchenge­ schichte Bayerns 8), München 1928, S. 9 Anm. 1; Staub (wie Anm. 1), S. 269 Anm. 34; anders Jo­ hann Wolfgang Hilpert: Die Kirche des heiligen Laurentius (Nürnbergs Merkwürdigkeiten und Kunstschätze 2), Nürnberg 1831, S. 8 (Amtszeit Kolers 1452-1464). 5 Dazu Albert Gümbel: Baurechnungen vom Chorbau in St. Lorenz in Nürnberg 1462-1467, in: Repertorium für Kunstwissenschaft 33 (1910), S. 41 Anm. 26; S. 51 Beilage II. 6 Lorenz Haller, 1409(?)-1499, Sohn des Leupold Haller und der Magdalena Stromer, seit 1438 Pfründner des St. Erhard-Altars in St. Sebald und 1494 Viertelmeister bei den Barfüßern, war von 1462 bis 1484 Kirchenmeister in St. Lorenz; vgl. Ursula Frenzei: Die Haller-Fenster in St. Lorenz, in: 500 Jahre Hallenchor St. Lorenz zu Nürnberg 1477-1977, hrsg. v. H. Bauer, G. Hirschmann, G. Stolz (Nürnberger Forschungen 20), S. 109-138, hier Nürnberg 1979, S. 129; Gümbel: Baurechnungen (wie Anm. 5), S. 41, 51 f.; Gümbel: Mesnerpflichtbuch St. Lorenz (wie Anm. 4), S. 5 Anm. 2, S. 9 Anm. 1). - Als Kirchenmeister hat Lorenz Haller, der in erster Ehe mit Ursula Hallentauer verheiratet war, auch ein gros herlich venster daselbsthin machen lassen, darin stet sein und seiner hausfrau der Haller unnd Alathauer wapen gemacht (zitiert nach Fren­ zei, Haller-Fenster S. 129; dazu Abb. 20 auf S. 130); außerdem hat er der Lorenzkirche ein Meß­ gewand mit demselben Allianzwappen gestiftet: Leonie von Wilckens: Die textilen Schätze der Lorenzkirche, in: 500 Jahre Hallenchor (wie oben), S. 150. Zu der Familie der Haller: H. Frhr. Haller von Hallerstein: Die Haller zu Bamberg und Nürnberg, in: BHVB 96 (1959), S. 100-148.

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Kirchenmeister wurde 1484 Franz Krell, wie man auch am Handwechsel un­ schwer erkennen kann (fol. 63r*; vgl. Abb. I).7 Bereits 1485 übernahm Andreas (Endres) von Watt diese Aufgabe;8 er notierte aber nicht durchgehend eigen­ händig die Beträge in das Almosengefällbuch, sondern ließ sich zeitweise durch andere Schreiber vertreten (vgl. Abb. 2).9 Die Abfolge der Schreiber und Hand­ wechsel im Almosengefällbuch entspricht damit jener im anderen Teil der Handschrift, dem Totengeläutbuch.10 Viel Vergnügen hat die Registrierung der Opfergelder den Kirchenmeistern offenbar nicht bereitet. Vor allem der letzte der vier Verantwortlichen, Endres von Watt, und seine Schreibgehilfen haben nicht nur immer fahriger und nach­ lässiger geschrieben, sondern hin und wieder auch einen Sonn- oder Feiertag vergessen oder unterschlagen. Vor allem aber haben sie die Einnahmen an ver­ schiedenen Opfertagen seit Beginn der 1490er Jahre immer häufiger zu einer 7 Franz Krell war Sohn des Kaufmanns Kunz Krell und der Anna Krell, Tochter des Georg Perkmeister, sowie Neffe des Magisters Jobst Krell, des Vikars am Bartholomäusaltar in St. Lorenz; Franz Krell erzielte mit seinem Gewandgroßhandel ansehnliche Umsätze und gehörte zu den wohlhabendsten und einflußreichsten Bürgern der Stadt; 1484/85 amtierte er als Kirchenmeister bei St. Lorenz und stiftete dieser Kirche u. a. einen Chormantel, der vor der Reformation am Ul­ richsfest Verwendung fand, sowie drei weitere rote seidene Chormäntel, einen Kelch und eine Korporaltasche; Krell starb 1508; vgl. Gümbel: Mesnerpflichtbuch St. Lorenz (wie Anm. 4), S. 3, S. 21 Anm. 4, S. 28 Anm. 3; S. 57; Machilek: Jobst Krell (wie Anm. 1), S. 88-91 (mit weite­ ren Hinweisen); ferner Staub (wie Anm. 1), S. 306 f. 8 Der Amtswechsel ergibt sich aus dem Totengeläutbuch (StAN, Rst. Nürnberg, Totengeläut­ bücher 1, fol. 54): item was gefeilt leut gelt 1485 und Walpurgis 1486 pey Endres von Watt kirchenmayster; im Almosengefällbuch ebenfalls Handwechsel (fol. 65r*), außerdem oben auf fol. 72v* [Bl. 73r* dann leer] vor Allerheiligen 1490 [von anderer Hand]: Endres von Watt Einnemenl erneut fol. 75v* oben: Andres von Watt Einnemen von sant Lorentzen, 1492; schreibt of­ fenbar bis 90r/v* und dann wieder ab 93 v*. - Endres von Watt, verheiratet mit Ursula Tetzel, war wohl seit 28. April 1485 Kirchenmeister von St. Lorenz als Nachfolger des Franz Krell; vgl. Gümbel: Mesnerpflichtbuch St. Lorenz (wie Anm. 4), S. 3 Anm. 3, mit dem Zitat eines entspre­ chenden Ratsverlasses; vgl. auch Schlemmer: Gottesdienst (wie Anm. 1), S. 456 Anm. 259; 1515 stiftete Endres von Watt der Lorenzkirche einen Ornat von schwarzem Samt sowie eine kost­ bare Marienstatue; vgl. Schleif: Donatio (wie Anm. 1), S. 237, S. 239 und (zu weiteren Aktivitä­ ten) S. 129, 215; ferner Staub (wie Anm. 1), S. 294 Anm. 24. 9 Vgl. etwa den Handwechsel im Almosengefällbuch fol. 90v*-93r*(?). Der dort tätige Schreiber schreibt wieder erheblich sorgfältiger als sein Vorgänger. Er nennt ausnahmsweise sogar, wenn auch selten, die Wochentage, auf die die Heiligentage fielen. Erstmals werden die Kalenderjahre innerhalb der Kirchenjahre durch die großgeschriebene Jahreszahl kenntlich gemacht (fol. 91 r*: 1507; dazu Abb 2). Einige Feste (Deocarus, Ostern) werden wieder getrennt abgerechnet. Zu den Kirchnern, die evtl, auch als Schreiber in Frage kommen (Hans Schürstab, Albrecht Söldner/Sellner und Alexius Birbaum) vgl. Gümbel: Mesnerpflichtbuch St. Lorenz (wie Anm. 4), S. 3-6. 10 Vgl. Bauch: Totengeläutbücher (wie Anm. 2), S. 132-137; Burger: Totengeläutbuch St. Lorenz (wie Anm. 2), S. X-XII. Im Almosengefällbuch wie im Totengeläutbuch vermerkt etwa der Kir­ chenmeister Nikolaus Koler am Schluß seiner Amtszeit: Et sic estfinis, deo gracias, schriptumper me Niclas Koler [fol. 15v* unten bzw. Burger: Totengeläutbuch St. Lorenz S. X, 17].

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einzigen Summe zusammengezogen. So wurden häufig Sonntage gemeinsam mit einem voraufgehenden oder folgenden Heiligenfest verbucht, und auch die Einnahmen an den großen Kirchenfesten sind nicht mehr klar zu erkennen, da einfach für „die vier Osterfeiertage“ oder die „vier Pfingstfeiertage“ (ein­ schließlich des Deocarustages) gemeinsam abgerechnet wurde. Das Kirchen­ jahr ließ sich schließlich auf zwei Seiten zusammenfassen.11 Wie sehr die Inter­ pretation durch diese summarische Buchung beeinträchtigt wird, zeigt ein Blick auf die Zahl der erfaßten Posten: Während Nikolaus Koler 1454/55 noch die Einnahmen an 108 Sonn- und Feiertagen erfaßt hat, verzeichnete Endres von Watt 1514/15 nur noch 69 Einzelbeträge. Die Bezeichnung „Almosen“ in unserem Verzeichnis ist allerdings nur der Sammelbegriff für die Gelder, die aus verschiedenen Richtungen in die Endab­ rechnung eingingen (Graphik 1: Beispielsjahr 1462/63). Das waren in erster Li­ nie die Gelder, die an den Sonn- und Feiertagen geopfert wurden: das heißt ein­ mal jene Denare, die „auf das Täfelein“ fielen; mit dem mehrdeutigen Aus­ druck ist eine (feststehende) Opfertafel oder die Sammeltafel gemeint, mit der der Mesner durch die Reihen der Gläubigen schritt. Vielleicht war sie wie ein entsprechendes Stück in der Sebaldkirche mit dem geschnitzten Bild des Kir­ chenpatrons verziert.12 Zum anderen ist in den Rechnungen von dem Geld „bei dem Heiltum“ oder „zum Heiltum“ die Rede, also jenen Geldstücken, die bei den Reliquien niedergelegt wurden, die an den jeweiligen Feiertagen auf ausge-

11 Die Vereinfachungen gehen immer weiter: item marterwochen 12 Ib (fol. 94r* zu 1509). - Einige gröbere Unregelmäßigkeiten: Himmelfahrt Christi einmal nicht erwähnt, d. h. vergessen oder unterschlagen (fol. 44v* zu 1476/77); Pfingsten fehlt bzw. wurde stillschweigend mit dem Deocarustag zusammengezogen; im Anschluß daran der 2. und 3. Pfingtfeiertag mit 53 lb notiert, die der Kirchenmeister offenbar als 53 Denare verstand und in der rechten Spalte in 1 lb 23 d um­ rechnete (fol. 75r;:' zu 1492)! Selbst Weihnachtstage übergangen (fol. 98r* zu 1512/13); Fest Pauli Bekehrung (1 lb) gleich zweimal auf derselben Seite erwähnt (fol. 88r* zu 1504); Mariä Geburt und Kunigundentag 1505 (8./9. Sept.) nicht erwähnt, augenscheinlich übersehen (fol. 89v* zu 1505/06); unvermittelt, ohne Einleitungsrubrik beginnt das Rechnungsjahr 1509/10 (fol. 94v;: ). 12 Theodor Hampe: Sebald Schreyer vornehmlich als Kirchenmeister von St. Sebald, in: MVGN 28 (1928), S. 178,182,195 (Sammeltafel mit einer Sebaldsfigur, die 1482/83 neu gefaßt wurde). Frei­ lich ist der Begriff nicht eindeutig, da er schon im Almosengefällbuch im Singular wie im Plural verwandt wird. - Zum Vergleich: Erzbischof Ernst von Magdeburg ließ am 29. April 1500 ein Salve zu Unser Lieben Frauen singen; er schenkt einen gülden zu dem heiltum auf das tefeiein zu unser lieben frawen. [Die Chronik des Heinrich Deichsler 1488-1506, in: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis ins 16. Jahrhundert, Bd. 11 (Nürnberg 5), hrsg. von Carl Hegel, Leipzig 1874, S. 617 mit Anm. 2]; vgl. auch B. Schülers Salbuch der Frauenkirche, hrsg. v. Metzner, in: BHVB 32 (1869), S. 36 f., 59,62 f., 105 über Betteltafeln (u. a. hulczein pild und tafeln und kindlein, die man nutczt zu der petel tafelen zu heiligen Zeiten), sowie über die Ausstellung von Reliquien ,auff die taveln‘ (oder ,das dein tischlein3 dorauff man bettelt bzw. schemelein, die man auff die alltar seczt zu dem heiltum.

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Graphik 1:

Spendenverteilung (Almosenformen) in St. Lorenz, 1462/63

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E3 Almosen B Stockgeld ■ Sakramentsstock □ Hl. Geist-Schüssel S St. Bernhard-Schüssel □ Primizabgaben

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wählten Altären bzw. auf einem „Heiltumsstuhl“ ausgestellt waren.13 Diese beiden Almosenarten bildeten dann den Einnahmeposten, der im Almosengefällbuch zu dem betreffenden Tag verzeichnet ist. Zusätzlich sind in den Jahren von 1454 bis 1482 die Primizfeiern von insgesamt 68 neugeweihten Priestern erwähnt (siehe Anhang II). Wenn die Neugeweihten, die meist aus Nürnberg stammten oder im Dienst der Stadt standen, die Zustimmung des Rates und die Erlaubnis des Pfarrers eingeholt hatten, konnten sie ihre erste Messe, die „geistliche Hochzeit“, feierlich in St. Lorenz begehen. Diese Feiern, an denen nicht nur die Angehörigen des Primizianten teilnahmen, wurden für die ganze Gemeinde zu Höhepunkten im Laufe des Kirchenjahres. Häufig sah sich der Rat veranlaßt, die jungen Priester zu ermahnen, sich bei den Einladungen und beim Aufwand für die Festgelage zu beschränken. Als Gegenleistung hatten die Neupriester nach der Messe nicht nur das übliche Trinkgeld für Vikare, Kü­ ster und Bedienstete, sondern auch einen Gulden an das Gotteshaus zu ent­ richten. Diese Abgabe hat der Kirchenmeister im Almosengefällbuch festge­ halten. Seit den 80er Jahren wurden die Gebühren für die erste Messe ander­ weitig registriert.14 Die diesbezüglichen Buchungen im Almosenverzeichnis sind freilich weniger wegen ihres Anteils am gesamten Almosenaufkommen, sondern mehr wegen der Namen und Daten interessant, die sie preisgeben; denn die Mehrzahl dieser Primizianten war bislang nicht nachzuweisen; inso­ fern ergänzen diese (unerwarteten) Primizvermerke nicht nur den Kreis der na­ mentlich bekannten Hilfspriester und Vikare, sondern könnten der Erfor­ schung des niederen Klerus in Nürnberg neue Impulse geben. Diese auf den Tag bezogenen Spendenformen, also die Geldspenden auf der (Sammel-)tafel und bei den Reliquien auf den Altären sowie die Primizabga­ ben, machen ungefähr 70%-85% des gesamten Almosenaufkommens aus. Der Rest des Geldes stammt vor allem aus den Opferstöcken, die an verschiedenen Stellen in der Kirche und auf dem Friedhof aufgestellt waren bzw. angebracht

13 Vgl. etwa StAN, S.I.L. 130 Nr. 12 Heft 2 (Kirchenrechnungen St. Lorenz 1447/48), S. 3 unter den Ausgaben: item von dem hey[ltum] stul tzu machen dem Schreiner 4 Ih; vgl. auch StAN, Salbücher Nr. 5 (Frauenkirche) fol. 58r/v = Metzner (wie Anm. 12), S. 36 f., 52 f. (Bewachung der Heiltumstafel an den Feiertagen durch einen ehrbaren Handwerker). 14 Vgl. Karl Schornbaum: Die Primizianten in Nürnberg 1490-1522 (Beiträge zur Geschichte des Reformationszeitalters in Nürnberg), in: MVGN 44 (1953), S. 286-293; Schlemmer: Gottes­ dienst (wie Anm. 1), S. 105-109 (mit Zitaten aus dem Salbuch der Frauenkirche und verschiede­ nen Ratsverlässen, Hinweisen auf die Bestimmungen des „Hochzeitsbuches“, Nachrichten über den Ablauf der Feier in St. Sebald, aber ohne Kenntnis der Primizen des Almosengefällbuches); Martin Schieber: Die Nürnberger Ratsverlässe, Heft 2 (1452-1471), Neustadt a.d. Aisch 1995, S. 147 (zu 1471 Mai 25-27): Item einem priester vergönnt, sein erst Messe zu Sanct Larenczen zu singen, ist der stat kyndt - vermutlich war hier Konrad Dietrich gemeint, der zu Pfingsten dieses Jahres (2. Juni) seine Primiz feierte (vgl: Almosengefällbuch, fol. 34v*; unten Anhang II).

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waren und in der Regel vierteljährlich geöffnet wurden.15 Erstmals ist das „Stockgeld" im Frühjahr 1457 erfaßt (fol. 8r*); neben den Opferstöcken in der kirchen taucht im Rechnungsjahr 1464/65 zusätzlich der Stock in der Kundigundenkapelle auf dem Lorenzer Friedhof auf (fol. 22r*); einmalig und isoliert bleibt die Bezeichnung „Sant Elena" für einen Opferstock in der Lorenzkirche (fol. 52r* zu 1479/80). 1484/85, im ersten Abrechnungsjahr des Franz Krell, sind Einnahmen aus einem Stock erwähnt, der zw heilligem sacrament gehört und den der Kirchenmeister halbjährlich leerte - in der Seitensumme auch Sa­ kramentgeld genannt (fol. 63v*). Der Opferkasten dürfte mit dem im darauf­ folgenden Jahr erwähnten „Knabenstock" identisch sein (fol. 65r*'), in dem wie in der Sebaldkirche - die Spenden für das Knabensingen vor dem Hl. Sa­ krament gesammelt wurden.16 Vermutlich sind die Einnahmen aus dem Helena- und Knabenstock ansonsten unter dem „Stockgeld" subsumiert wor­ den. Die Ausbeute aus diesen Opferstöcken taucht naturgemäß nur in den vierteljährlichen Zwischenbilanzen und in der Endabrechnung auf. Ausnahms­ weise sind einmal ansehnliche Sondereinnahmen aus dem grossen Ablaßstock

15 Zur vierteljährlichen Leerung der Stöcke (zu Goldfasten) in der Frauenkirche, für die der Mes­ ner 15 Pfennig und sein Knecht 3 Pfennig erhielten, vgl. Metzner (wie Anm. 12), S. 46; 16 d er­ hielt der Kirchner in St. Sebald bei jeder Opferstocköffnung; dazu Caesar (wie Anm. 1), S. 88; vier Stöcke gab es im Mendelschen Zwölf-Brüder-Haus; die Spender konnten hier auf 100 Tage Ablaß rechnen, der Erlös kam den Mitbrüdern zum Teil direkt zu und diente zur anderen Hälfte der Herstellung von Bettgewand; vgl. Georg Ernst Waldau: Vermischte Beyträge zur Geschichte der Stadt Nürnberg, Bd. 4, Nürnberg 1789, S. 189. - Zu den verschiedenen Formen der Opfer­ stöcke und Sammelbehälter: Renate Kroos: Opfer, Spende und Geld im mittelalterlichen Got­ tesdienst, in: Frühmittelalterliche Studien 19 (1985), S. 502-519, bes. S. 503-510 (Opferstöcke), 511-513 (Tafel; Opferbecken, Sammelbüchse) mit Abb. 87-91, 94; Hartmut Boockmann: Die Stadt im späten Mittelalter, München 1986, S. 217 Nr. 338 (Gute Werke, Regensburg; Stadtmuseum); Heinz Spielmann: Schloss Gottorf und seine Sammlungen: Mittelalter, Schleswig 1994, S. 156f. Nr. 106 mit Abb. (Bettelbrett, Flensburg, um 1470: Hl. Petrus auf der aufgeklappten Ta­ fel). - In den Nürnberger Kirchen weitere Beispiele, z. T. wohl noch aus dem 15./16. Jahrhun­ dert; vgl. auch Abb. eines Opferstocks (16. Jh.) in St. Lorenz in: Kunstgut. Stiftung und Erhalt in Krieg und Frieden (St. Lorenz. Verein zur Erhaltung der St. Lorenzkirche in Nürnberg, NF Nr. 40, Juli 1995), S. 21, 24. - Zur Aufstellung von Opferstöcken und zur Praxis der Sammlun­ gen vor der Reformation vgl. auch A. Schilling (Hrsg.): Die religiösen und kirchlichen Zustände der ehemaligen Reichsstadt Biberach unmittelbar vor Einführung der Reformation. Geschildert von einem Zeitgenossen, in: Freiburger Diöcesan-Archiv 19 (1887), S. 49, 149, 187. 16 In St. Sebald bestand eine Stiftung für die Knaben, die bei der Fronleichnamprozession „vor dem hl. Sacrament geen“; dazu Hampe: Sebald Schreyer (wie Anm. 12), S. 178; Caesar (wie Anm. 1), S. 88 (Einnahmen des Rechnungsjahres 1492/93 u. a. aus der Knabenstiftung, so vor dem heiligen sacrament geen und sangen), S. 89 (Knabensingen vor dem Heiligen Sakrament in St. Sebald, 1483/84); Schlemmer: Gottesdienst (wie Anm. 1), S. 296. - Wo die geweihten Hostien in St. Lorenz vor 1493 aufbewahrt wurde, wissen wir nicht genau; vgl. Walter Haas: Die mittel­ alterliche Altaranordnung in der Nürnberger Lorenzkirche, in: 500 Jahre Hallenchor (wie Anm. 6), S. 67.

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notiert, den der Kirchenpfleger Hans Imhoff und der Kirchenmeister Lorenz Haller gemeinsam am Abend vor S. Egidien (31. August) 1482 öffneten.17 Zu den regelmäßigen Einnahmen gehört dagegen wieder der Erlös aus Zu­ satzsammlungen in der vorösterlichen Fastenzeit und im Advent: An den sechs Fastensonntagen gingen Gelder „auf Sant Bernhards Schüssel", „von Sant Bernhards wegen" usw. ein, möglicherweise anläßlich von Passionsgebeten, die man dem Hl. Bernhard von Clairvaux zuschrieb.18 An den sechs(!) Sonntagen im Advent (bis zum Dreikönigstag) stand der Lorenzkirche ein Anteil von den Geldern zu, die „zu des heiligen Geistes gepet" oder „auf des heiligen Geistes Schüssel" zusammenkamen. Den Gesamtertrag mußte sich die Pfarrkirche mit dem Hl.-Geist-Spital in Neumarkt/Opf. teilen.19 Nur selten wird daneben der Gelderlös in Anschlag gebracht, die man aus den Wachsspenden oder aus dem Umwechseln von „böser Münze" erzielt hat.20 Einnahmen (und Ausgaben), die den Gottesdienst sowie den Unterhalt des Propstes und der Kapläne im Pfarrhof betrafen, das heißt etwa die Gebühren für Begräbnisse und Grabstätten in 17 Almosengefällbuch (wie Anm. 2), fol. 59r:': an sant Dilling abent dett Hans Imhoff und ich, Lo­ renz Haller; dem grossen aplas stock auff und vanden darinnen 9 Gulden, 141 Ih 23 d. Mögli­ cherweise geschah dies am Schluß einer mehrwöchigen Ablaßkampagne; vgl. Max Herold: AltNürnberg in seinen Gottesdiensten, Gütersloh 1890, S. 46 f. (zu einer Ablaßfeier 1490). Nur un­ ter strengen Auflagen erreichten es päpstliche Legaten und andere Kreuzzugs- und Ablaßpredi­ ger, daß in den Kirchen selbst Opferstöcke aufgestellt wurden; vgl. etwa (zu 1464) Deichsler, Chronik (wie Anm. 12), S. 288; Josef Kraus: Die Stadt Nürnberg in ihren Beziehungen zur Rö­ mischen Kurie während des Mittelalters, in: MVGN 41 (1950), S. 35, 56f.; im Juli 1468 erneut stock zu dem applas gelt genehmigt; vgl. Deichsler, Chronik (wie Anm. 12), S. 298 f. mit Anm. 4. 18 Franz Xaver Haimerl: Mittelalterliche Frömmigkeit im Spiegel der Gebetbuchliteratur Süd­ deutschlands (Münchener Theologische Studien I 4), München 1952, S. 48 f., 51, 69, 72, 75, 77, 81, 94f., 97 f., 101, 108 f. - Um welche Gebetsübung es sich hier speziell handelte, bleibt freilich vorerst unklar. 19 Almosengefällbuch (wie Anm. 2), bes. fol. 3r* (1454/55): zw des heiligen geistes gepet, dii 6 suntag in dem Advent in summa zw virdem tail: 31 Ih 15 d; fol. 5r* (1455/56): die sechs suntag des advencz untz auf oherstz auf des hailigen gaistes schussel zw aim tail, in summa 27 Ih 8 d; fol. 19v* (1463/64): auf des heiligen Gaystes schussel gefallen sant Lorentzen zu seinen tayl, dem Spi­ tal zu Neumack ist gefallen auch als vill. - Ähnlich verzeichnet auch Sebald Schreyer, der Kir­ chenmeister von St. Sebald, unter den Einnahmen zum Jahre 1482: Item von des heiligen geistes gepet, so in den advent gevallen ist an guter muncz: 18 Ih 8 d. Item mer damit an poser muntz: 2 Ih 6 d; vgl. Hampe: Sebald Schreyer (wie Anm. 12), S. 191. Zu Stiftungen Schreyers in das „Haus des Spitals des heiligen Geist Orden zu dem Neuenmarkt", ed. Gümbel: Kirchliche Stif­ tungen Sebald Schreyers 1477-1517, in: MVGN 18 (1908), S. 130; dazu auch Caesar (wie Anm. 1), S. 159 mit Anm. 116. Zum Gebet selbst, das wie das „Bernhardgebet“ noch näher zu bestimmen ist, vgl. etwa Haimerl (wie Anm. 18), S. 88 f. 20 Almosengefällbuch (wie Anm. 2), bes. fol. 14r* zu 1460; fol. 63v* zu 1484/85 (Wachsvotivgaben am Lorenztag; vgl. Abb. 7); fol. 10v* zu 1458 (böses Münzgeld). - Sebald Schreyer, der Kir­ chenmeister von St. Sebald, scheint genauer zwischen guter und böser Münze unterschieden zu haben; vgl. etwa Caesar (wie Anm. 1), S. 87.

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der Kirche und auf dem Kirchhof, für die Anbringung von Totenschilden wie auch die Erträge aus Anniversarstiftungen, fielen nicht in die Zuständigkeit des vom Rat bestellten Kirchenmeisters, sondern wurden unter der Aufsicht der Pröpste abgerechnet. Ein entsprechendes Rechnungsbuch ist für die Jahre 1507 bis 1511 überliefert.21 Überhaupt nicht erfaßt sind verständlicherweise jene Opferpfennige, die denjenigen Armen überlassen wurden, die mit Erlaubnis des Rates vor der Kirchentür betteln durften.22 Unser Almosengefällbuch war nicht das erste seiner Art, das man in St. Lo­ renz anlegte. Schon vor der Mitte des 15. Jahrhunderts wurden die Geldspen­ den der Gläubigen registriert. Das läßt sich aus Baurechnungen der Jahre 1445-1449 entnehmen, in denen freilich nur die Summe des Spendenaufkom­ mens für die betreffenden Jahre festgehalten ist.23 Doch da neben diesen sum-

21 StadtAN B 5/1 Nr. 111; der Schaffer („procurator“) des Propstes, Stefan Jauchensteiner, hat das Register angelegt, das regelmäßig vom Propst Anton Kreß überprüft wurde; vgl. Friedrich Merzbacher: Dr. Anton Kreß, Propst von St. Lorenz (1478-1513), in: MVGN 58 (1971), S. 128; vgl. auch Schleif: Donatio (wie Anm. 1), S. 190 mit Anm. 562. 22 Schieber (wie Anm. 14), S. 210 (18. Sept. 1471: Item einer frawen von Sneytaw vergönnt, vor eyner kirchture zu betteln), S. 227 (12. Okt. 1471: Item dem zymerknecht vergont zu betteln vor der kirchen, eyner; der sich gehawen hat). Nicht „autorisierte“ Bettler dürften wie in der Frau­ enkirche aus der Kirche getrieben worden sein; vgl. Metzner (wie Anm. 12), S. 50 f. 23 Allgemeines Einnahme- und Ausgaberegister der Kirche von St. Lorenz (und der Filiale St. Leonhard), 1445-1449 (3 Papierhefte im StAN, S(aal) I, L(ade) 130 Nr. 12 Heft 1-3): dazu Gümbel: Rechnungen (wie Anm. 4), S. 9-14 (mit der anschließenden Edition leider nur derjeni­ gen Teile, die den Chorbau betreffen). Die Rechnungen beziehen sich auf folgende Zeiträume: 29. Sept. 1445 - 29. Sept. 1446; Rechnungsjahr 25. Juli 1447 - 11. September 1448; vgl. Gümbel: Rechnungen (wie Anm. 4), S. 27-30; Rechnungsjahr 11. Sept. 1448 - 5. Juli 1449 [nach Gümbel: Rechnungen (wie Anm. 4), S. 139-147]. - Aufbau dieser Rechnungen: 1. Einnahmen an Geld und Korn; 2. Ausgaben; 3. Einnahmen und Ausgaben für den „Bau“. Interessant sind diese Ein­ nahmen auch deshalb, weil hier auch die Naturalienspenden (Mantel etc.) von Privatpersonen erfaßt werden. Die hier einschlägigen Zahlen für 1445/1446 nach Gümbel: Rechnungen (wie Anm. 4), S. 15 f.: Stock auf dem Friedhof = 13 lb 3,5 d; Stöcke in der Kirche = 85,5 lb, 1 d, 2 Gulden; Almosen zu Kirchweih = 73 lb, 3,5 d; Almosen an St. Lorenz = 203,5 lb, 2 Gulden; Almosen an den Sonnund Feiertagen = 666 lb, 8 d; beide Opferstöcke auf dem Kirchhof (im Sept.) = 6 lb 8 d. Die Ge­ samteinnahmen aus St. Lorenz, St. Leonhard und vom Bau betragen in diesem Jahr 246 Gulden Landswährung und 3423 lb alt 8 d (ebd. S. 27). Demnach stehen den Einnahmen aus Almosen etc. von ca. 1073 lb umgerechnet ca. 4718 lb [den Gulden zu 5 lb 8 d gerechnet] gegenüber; das entspricht einem Almosenanteil von 22,7%. Die Zahlen für 1447/48 (vgl. Graphik 2) - umgerechnet in Pfund (1 fl = 8 lb) und Einzelposten zusammengefaßt - nach StAN, S.I.L. 130 Nr. 12 Heft II [= Kirchenrechnungen von St. Lorenz, nur auszugsweise wiedergegeben von Gümbel: Rechnungen (wie Anm. 4), S. 27-30]: Jahrtags­ gelder aus der Losungsstube: 472 lb; Ewiggeld vom Kloster Michelsberg in Bamberg: 176 lb [vgl. dazu StAN, Rst. Nbg., Salbücher Nr. 3 (St. Lorenz) Fol. 64v]; Zins aus Häusern in der Stadt: 90 lb; Einkünfte aus Landgütern: 64 lb; Getreide im Wert von 842 lb; Anteil aus St. Leonhard: 757 lb; Almosen und Stockgelder: 1015 lb; sonstige Einnahmen zum Bau: 1037 lb.

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manschen Angaben auch die Gesamteinnahmen der Kirche erfaßt sind, be­ kommen wir eine ungefähre Vorstellung davon, welchen Anteil die Spenden der Gläubigen am Gesamtbudget der Pfarrei ausmachten: demnach betrugen gegen Mitte des 15. Jahrhunderts, und vermutlich auch in den folgenden Jahr­ zehnten, die Einnahmen aus den Almosen zwischen 20% und 30% der gesam­ ten Geldeinkünfte der Pfarrei (vgl. Graphik 2:1447/48). Der Hauptteil des Kir­ chenvermögens stammte aus Erträgen aus Häusern in der Stadt und von Gü­ tern auf dem Land, aus Zinsen aus der städtischen Finanzkasse und aus zahl­ reichen Stiftungen und Gebühren unterschiedlicher Art.24 Die Jahreseinkünfte aus den Almosen waren also einerseits recht bemer­ kenswert, und selbst das „Kleingeld“, das an vielen normalen Sonntagen her­ einkam, überstieg vielfach den Wochenlohn von Tagelöhnern und Handwer­ kern. Weniger beeindruckend freilich wirken die Summen, wenn man sie mit den großen Aufwendungen für die Kirchenausstattung vergleicht. Das Sakra­ mentshaus des Adam Kraft ließ sich der Auftraggeber Hans Imhoff 770 Gul­ den kosten, und allein 900 Gulden mußte man für das Vergolden des Knopfes des Kirchturms aufbringen, der 1498 vollendet wurde.25 Aber vergleichende Zahlenspielereien dieser Art werden den Sammelergebnissen kaum gerecht. Mehr Sinn macht der interne Vergleich mit den diesbezüglichen Einkünften in anderen Nürnberger Kirchen und Klöstern, insbesondere mit den Zahlen aus der Pfarrei St. Sebald. Zwar ist für die Sebaldkirche kein Verzeichnis überlie­ fert, das ähnlich detailliert wie das Almosengefällbuch von St. Lorenz die Sonntagskollekten registriert hat, aber zumindest die Jahressummen lassen sich miteinander vergleichen. Wie Stichproben ergeben, hat St. Lorenz offenbar in dieser Hinsicht die ältere Kirche auf dem anderen Pegnitzufer überflügeln könIn den Baurechnungen der Jahre 1462-1467 sind im Gegensatz zu den früheren Rechnungen nur noch die Einnahmen und Ausgaben für den Chorbau selbst erfaßt! Dazu zählen die Vorschüsse des Kirchenmeisters, Erlös von Quadern, aber nicht mehr die übrigen privaten Almosen oder die Almosen- und Stockgelder. Freilich könnten diese in den Pauschalsummen (von 200 lb oder 100 lb etc.) erhalten sein, die der Kirchenmeister dem „Bau" zur Verfügung stellte, z. B. für 1462/63 (in der Zeit vom 9.-15. Mai 1462): 200 lb an Münzen, 20 fl an Gold (gewechselt zu 7 lb 4 d) = 142 lb 20 d, macht insgesamt: 342 lb 20 d - so Gümbel: Baurechnungen (wie Anm. 5), S. 52; Einnahme von Lorenz Haller zu Walpurgis 1463 insgesamt: 2642 lb 20, laut Gümbel: Bau­ rechnungen (wie Anm. 5), S. 253. 24 Vgl. den Überblick bei Johann Wolfgang Hilpert: Geschichte der Entstehung und Fortbildung des protestantischen Kirchenvermögens der Stadt Nürnberg, Nürnberg 1848, S. 13-17; ferner mit Bezug auf St. Sebald siehe Hampe: Sebald Schreyer (wie Anm. 12), S. 177 f.; Caesar (wie Anm. 1), S. 80, 191-207. 25 Hans Huth: Künstler und Werkstatt der Spätgotik, Augsburg 1923 (Nachdruck Darmstadt 1977), S. 122 Nr. 10; Endabrechnung über das Sakramentshaus von 1493 zuletzt bei Schleif: Do­ natio (wie Anm. 1) S. 246; Hilpert: Kirche des heiligen Laurentius (wie Anm. 4), S. 10 (Vergol­ den des Kirchturmknopfes).

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Graphik 2:

Gesamteinnahmen von St. Lorenz, Juli 1447-Sept. 1448 [vgl. Anm. 23].

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5 Jahrtagsgelder aus der Losungsstube B Kloster Michelsberg in Bamberg □ Zins aus Häusern in der Stadt 5 Einkünfte aus Landgütern DB Getreide S9 Anteil aus S. Leonhard □ Almosen und Stockgelder B Sonstige Einnahmen zum Bau_____

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nen. So hat der Kirchenmeister Endres von Watt im Rechnungsjahr 1493/94 über ein Viertel mehr an Opfergeldern als sein Kollege Sebald Schreyer einge­ nommen, wie die Gegenüberstellung ergibt (Graphik 3).26 2. Politische Rahmenbedingungen, illustre Besucher und andere äußere Einflüsse auf die Spendenhöhe Das Gesamtergebnis in den einzelnen Jahren wie auch die Tageserträge der Sammlungen waren naturgemäß Schwankungen unterworfen (vgl. Gra­ phik 4).27 Die Höhe der Einnahmen hing dabei nicht nur von der Beliebtheit einzelner Heiligentage, von lokalen und liturgischen Voraussetzungen ab, son­ dern auch von den politischen Wechselfällen, denen eine Reichsstadt und Han­ delsmetropole wie Nürnberg stärker als manche Kleinstadt ausgesetzt war. Häufiger als in anderen Städten fanden wichtige Treffen und außergewöhnliche Ereignisse statt, die besonders zahlreiche und darunter auch mutmaßlich spen­ dable Besucher in die Stadt lockten: ein Reichstag im Beisein des Kaisers oder ein Fürstentreffen, die beide in der Regel mit Turnier und Tanz verbunden wa-

26 Die Zahlen aus St. Sebald aus dem Rechnungsjahr 1493/94 finden sich in den Rechnungsbüchern Schreyers, hier benutzt StadtAN A 21 Nr. 74.2°, fol. 79v-84v; die Gegenüberstellung der Anga­ ben, die in Pfund umgerechnet (1 fl zu 8 lb) und zu vergleichbaren Posten zusammengezogen worden sind, ergibt folgendes Bild: St. Sebald St. Lorenz 368 564 Almosen (Tafel und Heiltum) 429 Almosen an St. Sebald/ St. Lorenz mit Oktav 205 63 61 Almosen zur Kirchweih 175 268,5 Stockgeld (einschließl. Friedhofskapellert) 24 22 Hl. Geist-Gebet (Advent) 22 25 St. Bernhard-Gebet (Fastenzeit) 1280 946,5 Gesamtaufkommen an Opfergeldern 27 In den Diagrammen und Tabellen sind die Gulden (fl) jeweils in Pfund (lb) umgerechnet. Zu den schwankenden Umrechnungskursen vgl. Paul Sander: Die reichsstädtische Haushaltung Nürn­ bergs, dargestellt auf Grund ihres Zustandes von 1431-1440, Leipzig 1902, S. 25; Caesar (wie Anm. 1), S. 28 Anm. 10; Einzelangaben in: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis 16. Jahrhundert, 2. Bd. (Nürnberg 2), hrsg. von K. Hegel, Leipzig 1864, S. 531 f.; 11, S. 474 f. (1469 galt 1 fl noch 8 lb 4 d, 1481 dagegen 8 lb 12 d), 592 Anm. 2 (1492 galt 1 fl Landswährung 8 lb alt 10 d); Hilpert: Kirche des heiligen Laurentius (wie Anm. 4), S. 8 (1 Gulden kostete 1452—1464: 5 lb 18 d); Ulf Dirlmeier: Untersuchungen zu Einkommensverhältnissen und Lebenshaltungs­ kosten in oberdeutschen Städten des Spätmittelalters (Mitte 14. bis Anfang 16. Jahrhundert), Heidelberg 1978, S. 580; Helmut Baier: Urbar des Klosters St. Egidien in Nürnberg 1487-1522 (Veröffentlichungen der Gesellschaft für fränkische Geschichte X, 11), Neustadt a. d. Aisch 1982, S. 24 f.; aus dem Almosengefällbuch selbst ergeben sich folgende Umrechnungswerte: ca. 7 lb 12 d (fol. 20v* zu 1464); 7 lb 20 d (fol. 22v* zu 1465); jeweils 8 lb (fol. 25v* zum 28. Dez. 1466; fol. 42v* zum 21. Mai 1475; fol. 42v::* zum 4. Juni 1475); 6 lb (fol. 56r;:‘ zum 13. Mai 1481); vgl. auch den Gegenwert von 1 Gulden im Totengeläutbuch von St. Lorenz, 1461/62: 6 1/2 lb bis 7 lb 2 d; dazu Bauch: Totengeläutbücher (wie Anm. 2), S. 128 Anm. 11.

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600

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Almosen (Tafel und Heiltum)

Graphik 3:

Almosen an St. Sebald/ St. Lorenz mit Oktav

Almosen zur Kirchweih

Stockgeld (einschließl. Friedhofskapellen)

Hl. Geist-Gebet (Advent)

St. Bernhard-Gebet (Fastenzeit)

Almosen und Stockgeld in St. Sebald und in St. Lorenz im Vergleichsjahr 1493/94 [vgl. Anm. 26 und Anhang III]

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ren und sich über Wochen hinziehen konnten;28 die Ankunft einzelner hoch­ rangiger weltlicher oder geistlicher Würdenträger; der Durchzug von Pilger­ gruppen oder Kriegshaufen; ein großes Büchsenpreisschießen, zu dem sich Schützen aus zahlreichen Städten Süddeutschlands in Nürnberg einfanden; das Generalkapitel eines Bettelordens oder der Auftritt eines päpstlichen Legaten, der zum Kreuzzug gegen die Türken aufrief und dafür reichen Ablaß ver­ sprach; erinnert sei nur an den Aufenthalt des Kardinals Bessarion, der im Fe­ bruar/März 1469 einen spärlich besuchten Reichstag eröffnete und mehrere Wochen in Nürnberg weilte29, an den Auftritt des Kardinals Raimund Peraudi, der im August 1489, 1490 und dann noch einmal im August/September 1501 den Ablaß predigte30, aber auch an den Hochzeitszug Sophias, der Nichte des letzten Kaisers von Konstantinopel, die auf dem Weg zu Iwan III., dem Großfürsten von Moskau, im August 1472 für vier Tage in Nürnberg Station machte.31 Doch so sicher es ist, daß derartige Tagungen, Veranstaltungen und Visiten nicht nur mehr Gäste in die Stadt, sondern auch in die Kirchen geführt haben, so schwierig ist es, den mutmaßlichen Anteil der Besuchergaben am Almosen­ aufkommen in St. Lorenz konkret zu bestimmen. Dafür gibt es verschiedene Gründe: Das erste Ziel vieler prominenter Besucher war meist St. Sebald oder die Heiltumsweisung auf dem Markt; die Ablaßgelder, die während der Kreuz­ zugspredigten zusammenkamen, flössen in andere Kanäle; viele Fremde wie etwa die Schützen haben ihr Geld sicher lieber für andere Zwecke ausgegeben; oft fielen Besuche mitten in die Woche, also nicht auf die Sonn- und Feiertage, an denen man sammelte; allenfalls das „Stockgeld“ in den Opferstöcken konnte etwas rascher anwachsen; nicht selten trafen die hohen Gäste an den großen Festtagen ein, an denen ohnehin größere Summen zusammenkamen; aber vor allem sind die gelegentlichen Zusatzeinnahmen bzw. die Schwankun­ gen an den Feiertagen von Jahr zu Jahr meistens zu gering, als daß man allein aus deren Höhe auf den „Fremdanteil“ schließen könnte. Gleichwohl lassen sich im Almosengefällbuch direkte wie indirekte Spuren jener „Sondermittel“ ausmachen. Wie die große Politik sozusagen bis in den 28 Reinhard Seyboth: Reichsstadt und Reichstag. Nürnberg als Schauplatz von Reichsversamm­ lungen im späten Mittelalter, in: JfL 52 (1992), S. 209-221, bes. S. 211. 29 Günther Schuhmann: Kardinal Bessarion in Nürnberg, in: JfL 34/35 (1975), S. 447-465. 30 Nikolaus Paulus: Geschichte des Ablasses, Bd. 3, Paderborn 1923, S. 215-219; Kraus: Beziehun­ gen (wie Anm. 17), S. 57 f.; Deichsler: Chronik (wie Anm. 12), Bd. 11, S. 553 ff., 643 f., 720, 723-726; zum Ablaß und der Sakramentsprozession von 1490 auch Schleif: Donatio (wie Anm. 1), S. 26. 31 Günther Schuhmann: Die „Kaiserin von Konstantinopel“ in Nürnberg. Zum Aufenthalt der Paläologin Zoe auf ihrer Reise von Rom nach Moskau im Jahre 1472, in: Archive und Ge­ schichtsforschung, Festschrift Fridolin Solleder, Neustadt a. d. Aisch 1966, S. 148-174.

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O'

2500

E Summe ■ Stockgeld

2000

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1500

1000

500

0 Tf

uo

Graphik 4:

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Almosenaufkommen in

St.

Lorenz pro Rechnungsjahr (in lb), 1454-1516 [vgl. Anhang III]

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Klingelbeutel der Lorenzpfarrei durchschlug, das zeigt der Besuch des Kaisers Friedrichs III. im Spätsommer 1471. Mit über 1000 Pferden zog der Kaiser am 23. August jenes Jahres in die Reichsstadt ein. Drei Tage später, am Montag nach Bartholomaei, wohnte er einer feierlichen Messe in der Lorenzkirche bei. Der außergewöhnliche Tag rechtfertigte eine außerordentliche Sammelaktion, die unser sonst so sprödes Almosengefällbuch notgedrungen etwas näher er­ klären muß: Am Montag danach [d. h. am 26. August], da sang man dem rumyssen Cayszer ein ampt, da gefiel aufs teffel und sunst 6 Gulden 2lb 6d (fol. 35r*). Die großzügige Spende, die völlig aus dem Rahmen fällt, bestätigt und erläutert einer der Nürnberger Chronisten, die detailliert über den feierlichen Empfang und das Besuchsprogramm des Kaisers berichten. Zu eben demselben 26. August heißt es dort: Der Kaiser hoert die meß zu sant Lorentzen, do gab er 3 gülden ann pau, und do besah er sant Deocarus [d. h. den Reliquienaltar des Heiligen], dem gab er 2 gülden, und mer 1 gülden an die groß monstrantzen; also besach er den pfarrhof?2 Der Kaiser selbst hat also die im Almosengefäll­ buch notierten sechs Gulden gestiftet, und diese waren für die Vollendung des Chorbaus und für die Kirchenausstattung, genauer für den Kult des Hl. Deo­ carus und für die Sakramentsverehrung in einer großen Monstranz gedacht. Zu denselben Zwecken wurden sicher auch die übrigen Almosengelder verwandt. Die Chroniknotiz lenkt unseren Blick zugleich auf jene Umstände, die das Spendenaufkommen im wesentlichen beeinflußten: auf besondere Anlässe wie den Kaiserbesuch, auf große Bauvorhaben der Pfarrei und vor allem auf die Be­ liebtheit bestimmter Heiliger. Der neue Chor der Lorenzkirche, der damals kurz vor der Vollendung stand, wurde am Sonntag Misericordiae, am 12. April 1472, feierlich eingeweiht. Der Kirchenmeister hat das große Ereignis in unge­ wöhnlich ausführlicher Form im Almosengefällbuch vermerkt.33 Angesichts

32 Deichsler: Chronik (wie Anm. 12) Bd. 11, S. 464; vgl. zur Monstranz ebd. Bd. 10, S. 369; zum weiteren Aufenthalt Friedriehs III. Anfang September ebd. 11, S. 463-467, 517 f.; Joseph Baader: Kaiser Friedrich III. in Nürnberg, in: Zeitschrift für deutsche Kulturgeschichte 2 (1857), S. 683-698, bes. S. 686 f.; vgl. aber auch Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis 16. Jahrhundert, 3. Bd. (Nürnberg 3), hrsg. von K. Flegel, Leipzig 1864, bes. S. 362. 33 Almosengefällbuch (wie Anm. 2), fol. 36r:' zum 12.-14. April 1472: do man dem kor und sant Lorentzen altar weichet, gefiel 40 Ib 21 d. Am Montag dar noch weichet man de ander drey altar der XIIpotten und sant Deocarius und unser liben frawen altar, do gefiel aufs teffel 5 Ib 21 d. Am ertag [Dienstag] dar noch da weicht man sant Cristopfen altar und sant Jobsen alttar und der virer lerer alttar, da gefiel afs teffel 13 Ib 12 d. [danach als irrtümliche Wiederholung durch Strei­ chung getilgt:] am suntag, da man dem kor weicht gefil über al 40 Ib 21 d. Am montag dar nach da man die drey altar weichet gefiel 5 Ib 6 d. Am ertag dar. Die Weihenachricht findet sich auch im Salbuch von St. Lorenz; vgl. Wilhelm Deinhardt: Dedicationes Bambergenses (Beiträge zur Kirchengeschichte Deutschlands 1), Freiburg 1936, S. 94-96 Nr. 148b; Gümbel: Baurechnungen (wie Anm. 5), S. 49 Anm. 65; Machilek: Jobst Krell (wie Anm. 1), S. 93; Haas: Altaranordnung (wie Anm. 16), S. 106.

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des ehrgeizigen Bauvorhabens haben sich fürstliche Besucher der Kirche wie auch die einfachen Pfarreiangehörigen besonders freigebig gezeigt. Das Resul­ tat ist im Almosengefällbuch abzulesen. In den siebziger Jahren bis zur end­ gültigen Fertigstellung des Chores 1477 fließen die Spenden besonders reich­ lich. Das Rechnungsjahr 1471/72 liefert das Rekordergebnis von 49 Gulden und 2002 lb (vgl. Graphik 4 mit Anhang III). In keinem anderen Jahr sind im übrigen so viele Goldgulden gespendet worden, die eigentlich nur von Fürsten und wohlhabenden Bürgern stammen können. Friedrich III. und Maximilian I. werden sich bei späteren Besuchen in ähnlicher Weise wie 1471 erkenntlich ge­ zeigt haben, doch im Almosengefällbuch sind derartige Sondergratifikationen nicht mehr notiert.34 Unter den Gaben anderer hochgestellter Besucher der Lo­ renzkirche ist nur die Spende des Landgrafen Ludwig von Hessen an Peter und Paul 1471 ausdrücklich hervorgehoben.35 Die allgemeinpolitische Situation wird im Almosengefällbuch besonders am sogenannten Heiltumstag spürbar. Jahr für Jahr wurden am zweiten Freitag nach Ostern auf dem städtischen Marktplatz die Reichskleinodien präsentiert, die seit 1424 im Heilig-Geist-Spital verwahrt wurden. Die Reichskrone, der Reichsapfel, die heilige Lanze, das Zeremonienschwert und mehrere Gewänder des Herrscherornats wurden mit Karl dem Großen und anderen Heiligen in Verbindung gebracht und damit zu Reliquien erhoben; entsprechend sind sie auf dem Fragment eines größeren Heiltumsblatts gekennzeichnet (Abb. 3)36; zu den Reichskleinodien gesellten sich weitere Reliquien, darunter ein in die Hl. Lanze eingelassener Nagel und ein Stück vom Kreuz Christi, ein Zahn Jo­ hannes des Täufers, ein Holzstück der Christuskrippe, ein Stück des Abend­ mahltischtuches, einige Dornen der Dornenkrone und verschiedenes mehr. All diese Schätze wurden jährlich gegenüber der Frauenkirche auf einem ungefähr sieben Meter hohen Heiltumsstuhl, einer Schautribüne, in mehreren sogenann­ ten Umgängen gewiesen. Reichskleinodien und Reliquien und die mit der 34 Vgl. etwa den Besuch Friedrichs III. am 17. April 1487 (dritter Ostertag!); der Kaiser ging von St. Egidien zum Neuen Spital, „allwo er einen jeden Kranken mit eigener Hand einen FünferSchilling gereichet; von da ist er in Lorentzer Kirch, dann in Spital zu St. Elisabeth und endlich ins Prediger-Kloster"; so Perisesysymenus [= Joh. Jak. Carbach]: Nürnbergisches Zion, das ist wahrhaffte Beschreibung aller Kirchen und Schulen ... der Reichsstadt Nürnberg ..., o.O. 1733, S. 113. 35 Almosengefällbuch (wie Anm. 2), fol. 34v* zu Peter und Paul (29. Juni) 1471. Zu früheren Pri­ vilegien (1466) für Herzog Ludwig vgl. Johannes Müllner: Die Annalen der Reichsstadt Nürn­ berg von 1623. Teil II: Von 1351-1469, hrsg. v. Gerhard Hirschmann (Quellen zur Geschichte und Kultur der Stadt Nürnberg 11), Nürnberg 1984, S. 565. - Rätselhaft die Einnahme im Almosengefällbuch von 35 lb im April 1497 von eim heiligen gast(}) (ebd. fol. 80r*). 36 StAN, Rst. Nbg., Karten, Pläne und Stiche, Nr. 1740 (= Abb. 1); vgl. Nürnberg - Kaiser und Reich, Austeilung des Staatsarchivs Nürnberg (Ausstellungskataloge der Staatlichen Archive Bayerns 20), Neustadt a.d. Aisch 1986, S. 67 f. Nr. 55.

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Heiltumsweisung verbundenen Ablässe übten eine ungeheure Anziehung auf Schaulustige aus nah und fern aus. Profitiert haben von diesem Massenandrang zu dem hölzernen Heiltumsstuhl in erster Linie die Wirte und die Geschäfts­ leute in der Stadt, dann der Rat, der sich die Opfergaben vorbehielt, sowie das Heilig-Geist-Spital. Aber auch die Nürnberger Pfarreien und Ordenshäuser haben der Heiltumswoche, wie sie in den Nürnberger Chroniken und Amts­ büchern gemeinhin genannt wird, erwartungsvoll entgegensehen. Denn sie nutzten die gute Gelegenheit dazu, ihre eigenen kostbaren Reliquienschätze in ihren Kirchen zu präsentieren. Zudem konnten die Besucher zusätzlich Ab­ lässe gewinnen, wenn sie nach der Heiltumsweisung fünf Kirchen der Stadt, darunter St. Lorenz, besuchten.37 So ist es nicht verwunderlich, daß die Ein­ nahmen am Heiltumstag im Almosengefällbuch von St. Lorenz zu den einträg­ lichsten während des ganzen Jahres gehören. Allerdings war auch kein anderer Festtag so stark von der politischen Großwetterlage abhängig (Graphik 5): Be­ wegten sich die Einnahmen im ersten Abrechnungsjahr 1454 mit 17 lb (Pfund) noch am oberen Rand dessen, was man erwarten konnte, so stiegen sie am 18. April 1455 auf stolze 50 lb an. Angesichts dieser Differenz sah sich der Kir­ chenmeister zu einer Erklärung genötigt: Item d(ie) Ungern weren hii zu dem hailtum, da sovil gefil zw dem hailtum (fol. 3v*). Es dürfte sich dabei um un­ garische Gesandte (und Truppen?) handeln, die nach dem Reichstag zu Neu­ stadt (Wien) von Februar-April 1455 nach Nürnberg gekommen waren.38 Das Endergebnis lag hier wie sonst vermutlich noch höher als angegeben, da offen­ bar die Aufwendungen für die Verpflegung der Schützen und Wächter, die bei den Reliquien saßen, aus den Spenden selbst bestritten wurden.39 Demgegen37 Zur Heiltumsweisung in Nürnberg ausführlich Julia Schnelbögl: Die Reichskleinodien in Nürn­ berg 1424-1523, in: MVGN 51 (1962), S. 78-159, bes. S. 85, nach S. 96 (Abb. des Heiltumsstuhls), 102 (Verbindung mit Karl dem Großen), 93 (Ablaß bei Besuch von 5 Kirchen der Stadt am Heiltumstag); ferner Beiträge von Günther Schuhmann und Franz Machilek, in: Nürnberg Kaiser und Reich (wie Anm. 36), S. 32-49, 57-70; Ursula Schmidt-Fölkersamb, in: Caritas Pirckheimer 1467-1532. Ausstellungskatalog Nürnberg (Kaiserburg), bearb. von Lotte Kurras/ Franz Machilek, München 1982, S. 41 Nr. 13. - Der Heiltumsstuhl wurde u. a. von den Kir­ chenmeistern von St. Sebald und St. Lorenz mitgeschmückt: Matthias Lexer (Hrsg.): Endres Tuchers Baumeisterbuch der Stadt Nürnberg (1464-1475), 64. Publication des Lit. Vereins in Stutt­ gart, Stuttgart 1862, S. 125-132; zur Reliquienschau in den Pfarrkirchen an diesem Tag vgl. Haas: Altaranordnung (wie Anm. 16), S. 91. 38 Vgl. Georg Voigt: Enea Silvio de’ Piccolomini, Bd. 2, Berlin 1862, bes. S. 147 f.; vielleicht waren es aber auch wie in späteren Jahren Pilgerscharen, die auf dem Weg nach Aachen waren: Schnel­ bögl: Reichskleinodien (wie Anm. 37), S. 128; Deichsler: Chronik (wie Anm. 12), Bd. 11, S. 721. Bereits zu Fronleichnam 1454 notierte der Kirchenmeister 32 lb von der Ungern wegen (Almo­ sengefällbuch , fol. 2r). 39 Am Heiltumstag gefiel über losung der wepner und heiltum sitzer.. (fol. 78r* zum 29. April 1495); ähnlich fol. 80r* zu 1496/97). Oder sind hier Geldbeiträge der Kirchenbesucher für die Verpflegung gemeint?

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über fiel das Sammelergebnis in anderen Jahren geradezu deprimierend niedrig aus: Am 25. April 1460 blieben wegen des heftigen Krieges in Franken zwi­ schen Ludwig IX. dem Reichen von Bayern-Landhut und den kaiserlichen An­ hängern die Besucher aus. Ganze 15 Denare kamen an diesem Tag zusammen, und die vertranck man, wie der Kirchenmeister freimütig bekennt.40 In den fol­ genden Jahren pendelten sich die Einnahmen um die 8 lb ein, aber immer wie­ der nahmen sie für einige Jahre (z. B. nach 1480) um mehr als das Doppelte zu oder aber erlebten unvermittelte Einbrüche. In einigen Jahren (1467/68, 1500/01, 1501/02, 1503/04-1505/06, 1508/09, 1509/10, 1512/16) sind gar keine Einnahmen notiert, sei es, daß die Summen zu gering waren, sei es, daß die öf­ fentliche Ausstellung der Reichskleinodien in diesen Jahren unterblieb.41 1500 und 1501 wurde die Heiltumsweisung jedenfalls wegen des Hl. Jahres in Rom und wegen des Plackerunwesens ausgesetzt, bis sie dann mit Einführung der Reformation 1524 ganz abgestellt wurde.42 Es bliebe an anderen Zeugnissen zu prüfen, inwieweit das Auf und Ab der Einnahmen am Heiltumstag im Almosengefällbuch generell den wechselnden Zuspruch zu den jährlichen Heiltumsweisungen widerspiegelt. Wenn etwa im April 1463, als Endres II. Tücher als Baumeister zwei Tage vor der Heiltumsmesse den Wagenverkehr zählen ließ, nicht weniger als 1266 Wagen und 608 Karren, ohne Berücksichtigung der üb­ lichen bäuerlichen Fuhren, durch die fünf Stadttore gerollt sind43, dann wäre dieser Andrang nach Ausweis der Almosenbeträge nicht einmal ungewöhnlich und dürfte in späteren Jahren noch stärker gewesen sein (vgl. Graphik 5). In je­ dem Fall ist das Gefällbuch eine willkommene Ergänzung zum offiziellen

40 Almosengefällbuch (wie Anm. 2), fol. 13v*; Hg. Ludwig IX. der Reiche von Bayern-Landshut (1450-1479) hatte im Zuge seiner antikaiserlichen Territorialpolitik im Oktober 1458 die Reichsstadt Donauwörth an sich gebracht und damit einen Krieg mit den Anhängern des Kai­ sers (v. a. mit dem Markgrafen von Brandenburg) ausgelöst (bis 1462). Der Krieg in Franken en­ dete am 24. Juni 1460 vorerst mit einem Waffenstillstand. 41 Schon vor der Jahrhundertwende kalkulierte man in St. Lorenz den Fall ein, wart man das haltum am mark[t] nit weist; vgl. Giimbel: Mesnerpflichtbuch St. Lorenz (wie Anm. 4), S. 25. 42 Vgl. auch Christoph Gottlieb von Murr: Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in der Reichsstadt Nürnberg ..., Nürnberg, 2. Aufl., 1801, S. 246 sowie S. 243-246 (mit Zitaten aus dem Heiltumsbuch und Hinweisen auf hohe Besucher); Emil Reicke: Geschichte der Reichs­ stadt Nürnberg von dem ersten urkundlichen Nachweis ihres Bestehens bis zu ihrem Übergang an das Königreich Bayern, Nürnberg 1896, S. 492; Schnelbögl: Reichskleinodien (wie Anm. 37), S. 137 (Weisung 1500-1502 ausgesetzt). 1511 zog der Kirchenmeister im Almosengefällbuch die Summen am Heiltumstag (2. Mai) mit jenen an Philipp und Jacobi (1. Mai) und Kreuzfindung (3. Mai) zusammen (insgesamt 24 lb); die beiden letztgenannten Feste erbrachten in den Vorjah­ ren normalerweise 3-4 lb. 43 Text bei Lexer: Baumeisterbuch (wie Anm. 37), S. 289 f.; Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis 16. Jahrhundert, 10. Bd. (Nürnberg 4), hrsg. von C. Hegel, Leipzig 1872, S. 284; vgl. Müllner: Annalen 2 (wie Anm. 35), S. 550; Schnelbögl: Reichskleinodien (wie Anm. 37), S. 136.

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Graphik 5:

Almosenaufkommen in St. Lorenz am Tag der Weisung der Reichskleinodien (Heiltumstag), 1454-1516 [vgl. Anhang III]

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Heiltumsbuch, das leider nur in Fragmenten überliefert bzw. nur aus späteren Hinweisen zu rekonstruieren ist. An anderen Feiertagen waren derart starke Schwankungen von Jahr zu Jahr freilich die Ausnahme; ein „schiefes“ Bild ergab sich allenfalls, wenn einmal, wie oben erwähnt, der Kaiser selbst oder ein anderer hoher Gast besonders tief in die Tasche griffen. Es konnte auch passieren, daß andersgeartete Einnahmen irrtümlich im Almosengefällbuch verbucht wurden. Das gilt etwa für die 20 rheinischen Gulden, die der Abt von Münchaurach 1484 der Lorenzkirche überließ.44 Umgekehrt kam es einmal 1487 zu ungewöhnlichen Einbußen, als gleich vier Opferstöcke in der Kirche aufgebrochen worden waren.45 Die Sam­ melkästen in St. Lorenz waren augenscheinlich nicht so raffiniert gesichert wie der Almosenstock in St. Johannis, an dem sich 1460 der Beckenknecht Henßlein Eck vergeblich zu schaffen machte: Der Stock aber ist mit Meister­ schaft also zugerichtet gewest, daß sich der Täter selbs gefangen und auffrischer Tat ergriffen worden. Dem hat man aus Gnaden und seiner Jugend halb beede Ohren abgeschnitten.46 Ausfälle mußte man schließlich auch in Kauf nehmen, wenn das Interdikt über die Stadt verhängt war. Mit entsprechenden Zusatz­ vermerken versah der Kirchenmeister seine Einträge zum Sonntag vor Anto­ nius (15. Januar) 1469 und an Simon und Juda 1473.47 Ob und wie sich Teue44 Almosengefällbuch (wie Anm. 2), fol. 63r* (einschließlich Seitensumme). Bei den 20 Gulden handelt es sich um Ewiggeld, das zunächst der Abt von Michelsberg in Bamberg zahlte und 1481 ablöste; für die Summe kauften der Kirchenpfleger Hans Imhoff und der Kirchenmeister Lorenz Haller im selben Jahr 20 Gulden rhein. von Abt Leonhard von Münchaurauch und seinem Kon­ vent; vgl. StAN, Rst. Nbg., Salbücher Nr. 3 (St. Lorenz), fol. 64v. - Zu den regelmäßigen Besu­ chen des Abtes des Benediktinerklosters St. Peter und Paul in Münchaurach (Kr. ErlangenHöchstatt), das seit dem 13. Jahrhundert unter der Schirmvogtei der Nürnberger Burggrafen stand, in Nürnberg vgl. Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis 16. Jahrhundert, 2. Bd (Nürnberg 2), hrsg. von K. Hegel, Leipzig 1864, S. 28; vgl. ebd. S. 52f.; Schnelbögl: Reichsklein­ odien (wie Anm. 37), S. 146. Zu Rentenverkäufen und zur Veräußerung von Klostergütern an Nürnberger Bürger, aber nichts über Zahlungen an St. Lorenz bei Rainer Braun: Das Benedikti­ nerkloster Michelsberg 1015-1525. Eine Untersuchung zur Gründung, Rechtsstellung und Wirtschaftsgeschichte (Die Plassenburg 39), Kulmbach 1977, Bd. 1, S. 229 f. 45 Der Diebstahl wurde in der Teilabrechnung Michaelis 1487 festgehalten: wurden 4 stock aufprochen (fol. 67v*). 46 Müllner: Annalen 2 (wie Anm. 35), S. 537. 47 Almosengefällbuch (wie Anm. 2), fol. 29v* (1468/69): da wasz man inpan\ fol. 39r* (1473/74); da was interdichtum. - In Nürnberg war 1473 eine polnisch-böhmische Gesandtschaft feierlich empfangen worden. Erst später erfuhr der Rat, daß einige dieser Besucher mit dem Bann belegt waren, den die Kurie gegen die hussitischen Böhmen verhängt hatte. Die eilfertige Entschuldi­ gung des Rats in Rom - wie zugleich beim polnischen König - konnte nicht verhindern, daß die städtische Geistlichkeit aus diesem Anlaß das Interdikt über die Stadt verhängte; vgl. dazu: Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis 16. Jahrhundert, 10. Bd. (Nürnberg 4), hrsg. von C. Hegel, Leipzig 1872, S. 335; Kraus: Beziehungen (wie Anm. 17), S. 25, 43-45; siehe auch Die Chroniken der deutschen Städte vom 14. bis 16. Jahrhundert, 10. Bd. (Nürnberg 4), hrsg. von

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rung, Dürre, Naturkatastrophen und Seuchen auf die Höhe der Almosener­ träge an einzelnen Tagen oder in bestimmten Monaten und Jahren ausgewirkt haben, ist schwer zu sagen. Einerseits haben derartige Ereignisse wahrschein­ lich die Bereitschaft zum Kirchenbesuch und zu Almosenspenden erhöht. So ist man versucht, die hohen Jahressummen von 1474/75 und 1494/95 wenig­ stens zu einem Gutteil der Angst der Nürnberger vor der damals grassierenden Pest zuzuschreiben. Doch andererseits haben gerade die wohlhabenden Mit­ bürger während der Pest die Stadt in großer Zahl verlassen; insofern ließen sich ebenso der Tiefststand von 1483/84 (und vielleicht auch die niedrigen Einnah­ men 1505/06) nicht zuletzt mit der Pestepidemie erklären, die in jenen Mona­ ten wieder einmal die Stadt heimsuchte. Vielleicht hat das schlechte Ergebnis von 1501/02 mit der anhaltenden Teuerung in jenen Monaten zu tun. Doch ein klarer Trend ist in diesen und vergleichbaren Fällen wie gesagt nicht erkennbar, und auch an jenen Tagen, an denen der Rat Bittgottesdienste um Regen gegen die Dürre anordnete, sind die Almosen nicht merklich angestiegen.48 3. Die „Rangordnung“ der Festtage gemäß dem Almosenaufkommen, die Feier des Kirchenjahres und der Heiligenkult Aber es waren nicht allein und nicht in erster Linie äußere Anlässe wie Besuche von Kaisern und Fürsten, der Neubau des Chors oder kriegerische Verwick­ lungen, die ihre Spuren im Almosengefällbuch hinterlassen haben. Vielmehr wäre vor allem zu fragen, inwieweit in der Auswahl der Feiertage und in der Höhe der Beträge spezifische Formen der Heiligenverehrung zum Ausdruck kommen. Läßt sich eine Skala, eine Rangliste der Fest- und Heiligentage er­ stellen, und wie ist sie zu interpretieren? Waren die Feiertage, an denen gesam­ melt wurde, unabänderlich durch die allgemeine kirchliche Festordnung vor­ gegeben? Inwieweit machen sich spezifische Züge im kirchlichen Leben der

C. Hegel, Leipzig 1872, S. 297 zu 1467: Des jar las man kain mes in dreien Tagen zu Nürnberg; ebd. 10, S. 351 zu 1477; Deichsler, Chronik (wie Anm. 12), Bd. 11, S. 639 (zu 1501). Zu den Anordnungen von Bittgottesdiensten des Rats (1478, April 1479, August 1480 sowie An­ fang August 1511) an die Pfarr- und Ordenskirchen vgl. Schlemmer: Gottesdienst (wie Anm. 1) S. 274 mit Anm. 809-812, S. 276-278; zu den Teuerungen vgl. die wiederholten Klagen der Nürnberger Chronisten sowie Reicke: Geschichte (wie Anm. 42), S. 599 f. - Zu den Pestjahren in Nürnberg (mit älterer Literatur) Dormeier: St. Rochus (wie Anm. 1), S. 31-33; ergänzend Charlotte Bühl: Die Pestepidemien des ausgehenden Mittelalters und der Frühen Neuzeit in Nürnberg (1483/84 bis 1533/34), in: Nürnberg und Bern. Zwei Reichsstädte und ihre Landge­ biete (Erlanger Forschungen Reihe A 46), Erlangen 1990, S. 121-168; zum Pestjahr 1483 auch Johannes Müllner: Annalen (StAN: Nürnberger Handschriften Nr. 25), fol. 77v/78r; zum Pro­ blem der Pestflucht Heinrich Dormeier: Die Flucht vor der Pest als religiöses Problem, in: Lai­ enfrömmigkeit im späten Mittelalter, hrsg. v. Klaus Schreiner (Schriften des Historischen Kol­ legs, Kolloquien 20), München 1992, S. 331-397, bes. S. 334 f. (Nürnberg).

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Lorenzer Pfarrei bemerkbar? Entsprachen die Sammelergebnisse weitgehend dem liturgischen Rang der Feste innerhalb des Kirchenjahres? Welche Rolle spielten die Altarpatrozinien, die Reliquien der Haupt- und Nebenpatrone und die Existenz kostbarer Reliquiare, die besonderen Ablässe, die mit dem Gebet an bestimmten Altären verbunden waren49, die Jahrtage, die recht ungleich auf die Nebenaltäre der Kirche verteilt sein konnten, oder auch der Kom­ muniongang in der Karwoche und an einigen Hochfesten? Inwieweit wurde die Spendenbereitschaft überhaupt durch die mehr oder weniger aufwendige Ge­ staltung des Gottesdienstes angeregt: durch das Orgelgeläut, die Öffnung und Schließung der Altar- und Predellentafeln, die Präsentation von Reliquiaren und Andachtsbildern auf einem Schemel auf diesen Altären, das Aufhängen von Teppichen und Vorhängen, das Streuen von Gras und Blumen, die Wahl der Meßgewänder sowie die Prozessionen innerhalb und außerhalb der Kirche? Was verraten diesbezüglich die Kalendarien in den Nürnberger Meßbüchern und Brevieren, die Weiheurkunden und -notizen der Altäre, die Schatzver­ zeichnisse und Inventare von St. Lorenz, die Jahrtagstiftungen, die Anweisun­ gen über das Orgelgeläut und die sonstigen Instruktionen für den Mesner? Beginnen wir mit der Rangfolge der Feste gemessen an den Tagesein­ nahmen! Im ersten Jahrzehnt der Buchführung bietet sich folgendes Bild (An­ hang III und Tabelle unten S. 35): An der Spitze steht nicht etwa Ostern oder ein anderes der kirchlichen Hochfeste, sondern das Fest des Kirchenpatrons, des Hl. Laurentius (10. August). Die Spitzenposition an sich überrascht nicht, wenn man bedenkt, mit welch festlichem Aufwand und wie ausgelassen das Pa­ tronatsfest bis in die Gegenwart hinein in katholischen Gemeinden begangen wird. Aber erstaunlich ist doch der riesengroße Abstand, mit dem der Lauren­ tiustag die Liste anführt. Am Tag des Kirchenpatrons nahm der Kirchenmeister ungefähr achtmal soviel ein wie zu Ostern und mehr als dreimal soviel wie am nächstplazierten Fest, dem Tag der Kirchweih. Dabei verzeichnet das Gefällbuch in den ersten Jahren nur die üblichen Geldeinnahmen, nicht aber den Er­ lös aus dem Wachs der Votivgaben. Erst Mitte der 80er Jahre (1484/85) erhal­ ten wir einen Einblick in das Volumen dieser Sondereinnahmen. Demnach stammte mehr als die Hälfte der ungeheuren Einnahmen am Lorenztag aus so­ genannten „wächsernen Häusern“ (vgl. Abb. 6). Es handelte sich um kleine

49 Leider ist uns für St. Lorenz kein Ablaßkalender überliefert, wie ihn Sebald Schreyer für die ein­ zelnen Altäre in St. Sebald zusammengestellt hat: StadtAN A 21 Nr. 169.2°, fol. 110v-150r; vgl. Martin Weigel: Nürnberger Ablaßbriefe und Ablaßprediger, in: ZBKG 3 (1928), S. 4; Schlem­ mer: Gottesdienst (wie Anm. 1), S. 306 f.; Franz Machilek: Dedicationes ecclesiae Sancti Sebaldi. Die mittelalterlichen Kirch- und Altarweihen bei St. Sebald in Nürnberg, in: 600 Jahre Ostchor St. Sebald - Nürnberg 1379-1979, hrsg. von Helmut Baier, Neustadt a. d. Aisch 1979, S. 148 f. Anm. 33; zu diesem Amtsbuch (1482-1503) vgl. Caesar (wie Anm. 1), S. 195.

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