Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [25]

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Mitteilungen des

Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg.

Fünfundzwanzigstes Heft.

NÜRNBERG Hofbuchhandlung J. L. SCHRÄG (In Kommission)

1924.

III

Vorbemerkung. Das vorliegende Heft, das zwei wertvolle Abhandlungen über die beiden Dominikanerklöster zu Nürnberg, das Frauen­ kloster St. Katharina und das Mönchskloster zu den Predigern, bringt, ist veranlaßt worden durch die baulichen Umgestal­ tungen, die diese Klöster in den letzten Jahren erfahren haben. Das Katharinenkloster und insbesondere die Katharinen­ kirche, die so oft und so lange eine unwürdige Verwendung fanden, wie es in der ersten Abhandlung des näheren aus­ geführt wird, ist dank der Anregung des Stadtrats und insbesondere des Herrn Oberbürgermeisters Dr. Luppe so weit möglich wieder in den früheren Zustand versetzt worden und wird jetzt in würdiger Weise, die Kirche als Konzert­ saal und das Kloster als Museum des deutschen Sänger­ bundes und als Vortragsräume usw. der städtischen Volks­ hochschule verwendet. Im Dominikanerkloster wurde ein neuer, geräumiger Lesesaal erbaut und eingerichtet, der einem schon seit Jahren empfundenen Bedürfnisse entgegen­ kommt und allen Anforderungen der Neuzeit entspricht. Gewissermaßen zur Festhaltung dieser beiden für Kunst und Wissenschaft höchst bemerkenswerten, wenn nicht epochemachenden Ereignisse sind auch die beiden vorliegenden Abhandlungen ins Leben gerufen worden. Und wieder waren es die Anregung und die namhafte Unterstützung, die der Stadtrat auf Anregung des um Wissenschaft und Kunst in Nürnberg höchst verdienten Stadtoberhaupts gewährte, wodurch das Erscheinen des

IV umfangreichen und reich ausgestatteten Bandes ermöglicht werden konnte. Der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg aber fühlt sich verpflichtet, für diese großherzige Unterstützung seinen tief empfundenen Dank zum Ausdruck zu bringen. Nürnberg, Weihnachten 1924. Dr. Mummenhoff, I. Vorsitzender.

Inhalt. Seite

Vorbemerkung.............................................................................III Abhandlungen. Kirche und Kloster zu St. Katharina in Nürnberg von Walter Fries, Nürnberg (mit 25 Tafeln)... 1 Das Nürnberger Predigerkloster. Beiträge zu seiner Geschichte von Friedrich Bock, Nürnberg (mit 13 Tafeln)........................................................................... 145 Literatur. Historische Stadtbilder. 5. Die Stadt Nürnberg. Von Albert v. Hofmann. Mit einer Karte, einem Stadtplan, einer Stadtansicht und vier Grundrißzeich­ nungen. DeutscheVerlagsanstalt Stuttgart und Berlin. 1924. 188 S. 8°. Besprochen von E. Mummenhoff und Fritz Traugott Schulz..........................................215 Was ist das Castrum Nourenberc um 1050? Eine Studie zur Frühgeschichte der Stadt Nürnberg von G. Göpfert, St. Bernard-Verlag Banz. 1924. 24 S. Kl. 8°. Besprochen von E. Mummenhoff. . . .239 Die Politik des Nürnberger Rates während des Interims. Inaugural-Dissertation zur Erlangung der Doktorwürde bei der Hohen philosophischen Fakultät der Friedrich Alexander-Universität Erlangen. Von Gustav Bub. 1924. 91 Seiten. 8°. Besprochen von Emil Reicke................................................................... 267

Kirche und Kloster ZU

St. Katharina in

Nürnberg

von

Walter Fries, Nürnberg

Inhalt Seite

Vorwort. I. Geschichte der Kirche und des Klosters . •

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1. Die Begebenheiten von 1295 bis 1595 ... 5 (Geschichte vor der Säkularisation). Vorgeschichte........................................................... 5 Gründung .................................................................... 8 Das 14- Jahrhundert.................................................. 14 Das 15. Jahrhundert........................................................ 22 Das 16. Jahrhundert........................................................33 2. Die Nonnen................................................................. 38 Das religiöse Leben........................................................ 38 Wissenschaft und Kunst...............................................47 Die Liegenschaften........................................................62 3. Die Begebenheiten von 1595 bis 1923 . . . 64 (Geschichte nach der Säkularisation). Das 17. Jahrhundert........................................................64 Das 18. Jahrhundert........................................................67 Das 19. und 20. Jahrhundert.......................................... 69 II. Beschreibung der Kirche und des Klosters

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1. Die Bauten......................................................................75 2. Altäre und Denkmäler...............................................81 Heutiger Bestand (Fresken).......................................... 81 Erhaltene und zerstreute Denkmäler........................ 99 Ursprünglicher Bestand (verlorene Denkmäler) . m Anhang: 1. Urkundliche Beilagen................................ .... . 2. Übersicht der erhaltenen Handschriften . .

Abbildungen.

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Vorwort. Die vorliegende Arbeit verdankt ihre Entstehung einem Aufträge des Rates der Stadt Nürnberg. Als sie im August 1923 beendet war, konnte an eine Drucklegung der schlechten wirtschaftlichen Lage halber nicht gedacht werden. Im März 1924 nun erbot sich der Verein für Geschichte der Stadt Nürnberg, die Abhandlung in seine Mitteilungen auf­ zunehmen. Dem Vorsitzenden dieses Vereins, Herrn Archiv­ direktor Dr. E. Mummenhoff, der auf diese Weise die Veröffentlichung ermöglicht hat, sei an dieser Stelle der geziemende Dank ausgesprochen. Besonderer Dank gebührt dem Direktor der hiesigen Stadtbibliothek, Herrn Dr. F. Bock, der den Verf. nicht nur bei der Durchsicht des gesamten Handschriftenbestandes dieser Bibliothek aufs weitgehendste unterstützt hat, sondern ihm auch behilflich war, zahlreiche Handschriften des Klosters aus auswärtigen Bibliotheken zur Durchsicht überschickt zu erhalten. Sodann geziemender Dank Herrn Universitätsprofessor Dr. P. Lehmann -München für eine Reihe wichtiger Nach­ weise von Handschriften des Klosters. Endlich sei auch den Vorständen und Beamten der hiesigen und zahlreicher auswärtiger wissenschaftlicher Institute, von denen der Verf. bereitwillige Unterstützung erfuhr, an dieser Stelle der gebührende Dank ausgesprochen. Nürnberg, Mai 1924.

Walter Fries.

I. Geschichte der Kirche und des Klosters. 1. Die Begebenheiten von 1295 bis 1595. Vorgeschichte. Die Anfänge des Katharinenklosters lassen sich einem legendenhaften Halbdunkel nicht entreißen. Das erste Datum, das in vollem geschichtlichem Lichte steht, ist der 2. Mai 1295, der Tag an dem Bischof Arnold (von Solms 1286—1296) von Bamberg das Kloster bestätigt (Urkunde I). Die Quelle, aus der wir über die Vor- und Entstehungs­ geschichte der „neuen Pflanzung“ unterrichtet werden, fand der Nürnberger Hospitalprediger Georg Ernst Waldau *) „in einer öffentlichen Registratur“. Wo, verschweigt er leider. Er gibt diese Quelle allerdings im Wortlaut wieder, doch beschreibt er weder den Charakter der Handschrift und deren Vermischte Beiträge zur Geschichte der Stadt Nürnberg, Nbg. 1786, S. 408 ff. — Quellen zur Vorgeschichte und Gründung: Bestätigungsbrief des Klosters von Bischof Arnold (von Solms 15. Mai 1286 bis 19. Juli 1296) von Bamberg vom 2. Mai 1295. Orig.-Perg.-Urk. mit Siegel des Bischofs. H.-St.-Archiv in München (Nbg. Rchst. f. 124). — Reg* Boje. 4. 591. — Lochner, Jahrb. 2, 95 f. (hier fälschlich Bischof Adolf). — Urkunde I. Ablaßbrief für das Kloster von Bischof Arnold von Bamberg vom 2. Mai 1295. Abschrift im Germ. Mus. Nbg. Handschr. 6, 8°, S. 23 a f. — Ur­ kunde II. Gründungsbrief des Klosters vom 27. Mai 1295. Orig.-Perg.-Urk. in 2 gleichz. Ausfertigungen im H.-St.-Archiv München (Nbg. Rchst. f. 124, 2 u. 3). — Hist. dipl. Norimb. (Wölckern) Nr. 52. — Reg. Boic. 4, 593. — Lochner, Jahrb. 2, 96 (fälschlich 26. Mai). — Ussermann, Episcop. Bamb., 1802, Cod. Prob. CCVIII. — Deutsche Übersetzung desselben: Nbg., Stadtarchiv, Reper­ torium 89, Nr. 150. — Urkunde III. Ablaßbrief für das Kloster von Bischof Hfenricus Haus 1291—1305], Bischof Laventinensis (Kärnten), vom 2. Mai 1296. Abschrift im Germ. Mus. Nbg. Handschr. 6, 8°, S. 40 a ff. _ Urkunde IV. Ablaßbrief für das Kloster von Bonifazius, Bischof Tynnensis (Tinarum [Tino] Zykladen), vom 12. April 1296. Abschrift im Germ. Mus. Nbg. Handschr. 6, 8°, S. 41a. __ Urkunde V. Ablaßbrief für das Kloster von Bischof Konrad (V. von Luppurg 1. August 1296 bis 26. Januar 1313) von Regensburg vom 18. Oktober 1297. Abschr. im Germ. Nat.-Mus. Handschr. 6, 8°, S. 42h. — Urkunde VI. 9

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Entstehungszeit, noch hinterläßt er den Eindruck, daß seiner Abschrift ganz zu trauen sei. Wir haben es mit einer kurzen, anscheinend im Kloster selbst entstandenen chronikalischen Aufzeichnung zu tun mit dem Titel „Fundation des Klosters zu St. Katharina, Prediger Ordens zu Nürnberg“. Da aus Orthographie und Ausdrucksweise dieser Quelle geschlossen werden kann, daß sie im 15. Jahrhundert ent­ standen ist, so steht uns die schwierige Aufgabe bevor, Vorkommnisse des 13. Jahrhunderts, geschildert im ^.Jahr­ hundert, aus einer nicht zuverlässigen Abschrift des 18. Jahr­ hunderts rekonstruieren zu müssen, was noch dadurch er­ schwert wird, daß die andern Quellen 2) mit geringen Aus­ nahmen über die Vorgeschichte des Klosters schweigen. Die „Fundation . . . .“ erzählt, daß sich an der Stelle des heutigen Klosters, die damals noch (bis um 1379) außerhalb des Stadtmauerringes lag, ein Anwesen befand, in welchem Arme und Kranke, die aus der Stadt geschafft worden waren, Unterkunft fanden. Es sei auch „ein kirchlein“ dabei ge­ wesen und die Ansiedelung, die dort gestanden habe, wo später das Gesindehaus und die Pforte stand, sei „als ein pauren hof“ gewesen. Irgendwelche Zeitangaben darüber enthält die Quelle nicht. Als nächste Phase wird erzählt, daß etliche Schwestern dabei gewohnt hätten und zwar an der Stelle, wo später das „Siechhaus“ des Klosters gestanden habe. Auch ist von einer zweiten Kirche die Rede. Ablaßbrief für das Kloster, erteilt aus Anlaß der Weihe von Kirche und Kloster zu St. Katharina in Nürnberg von Bischof Leopold (von Gründlach, erwählt 1296, bestätigt 21. März 1297, f 22. August 1303) von Bamberg; datiert 28. Oktober 1297. Abschrift im Germ. Mus. Nbg. Handschr. 6, 8°, S. 24a ff. Urkunde VII. Kurze Chronik des Klosters zu St. Katharina in Nürnberg. Papierhandschrift des 15. und 16. Jahrh. German. Museum Nürnberg, Scheurlarchiv, Akten XIV D. 6. Herausgeg. mit Ausnahme der hier in Betracht kommenden Seiten 1, 2, 9 —12 im Jahresber. d. hist. Ver. in Mittelfr. 1863, Beil I., S. 7. — Urkunde XI. — Ein kurzer Auszug (Handschr. 16.—•* 17. Jahrh.) ausdieser Handschrift im Kollektaneenband H der von Scheurischen Bibliothek, Germ. Mus. Nbg., S. 471 b. — Nürnberger Jahrbücher des 15. Jahrh. Herausgeg. in den Chroniken der deut­ schen Städte, die Chroniken der fränkischen Städte, Nürnberg, Bd. 4, S. 128. 2) Andreas Würfel gibt in seinen Diptychis (Nürnberg 1757), 3. Teil, S. 99, einen kurzen Überblick über die Vorgeschichte des Klosters, der aber nichts Neues bringt. Seine Quelle gibt er nicht an.

7 Die Angabe, daß vor der jetzt stehenden Kirche schon andere, kleinere Kirchen bestanden hätten, ist zwar sonst nirgends bezeugt, doch ist es keinesfalls unwahrscheinlich, daß die kleine Ansiedelung irgend einen Mittelpunkt, eine Art von Kristallisationspunkt in Gestalt einer Kirche oder Kapelle, wenn auch anfangs nur einer kleinen, gehabt habe. Die Tatsache aber, daß das Kloster aus einer Pflegestätte für Arme und Kranke hervor gegangen • ist, ist urkundlich bezeugt: der Bestätigungsbrief Bischof Arnolds von Bamberg vom 2. Mai 1295 (siehe Urkunde Nr. I) wie auch der Stiftungs­ brief des Klosters vom 27. Mai 1295 (siehe Urkunde Nr. III) sprechen von den Kranken, die auf dem Hof wohnen. In letzterer Urkunde ist auch von dem „Siechenhaus“ die Rede und es wird den Kranken ein Drittel des ganzen Stiftungser­ trages zugewendet. Außerdem gewährt ein Ablaßbrief Bischof Arnolds vom 2. Mai 1295 (siehe Urkunde Nr. II) denen, die den Armen und Kranken Hilfe spenden, einen Ablaß von 40 Tagen tötlicher und 1 Jahr täglicher Sünden. Die pflegenden Frauen scheinen zu Anfang einem Orden nicht unterstanden zu haben, sondern werden sich aus mild­ tätigen Bürgerinnen der Stadt zusammengesetzt haben.

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Gründung. Der weitere Verlauf scheint nun folgender gewesen zu sein. Die zur Pflege von Armen und Kranken bestehende Vereinigung mildtätiger Frauen hat allmählich ihren Zweck und ihre Physiognomie geändert, dadurch verursacht, daß die bisher lose Vereinigung in einen Schwesternkonvent umgewandelt wurde, der den Charakter einer bestimmten Observanz, nämlich des Predigerordens, trug. Wer den Anlaß dazu. gegeben hat, die Pflegestätte in ein Kloster zu verwandeln, ist nicht mehr nachzuweisen; leider, denn es wäre interessant zu erfahren, ob wir es mit einer Etappe der Expansionspolitik des Dominikanerordens zu tun haben oder ob, wie dies später öfters der Fall war, der Rat der Stadt seine Hand im Spiel hatte, mit der Absicht, die Ansiedelung einer geordneten Organisation einzugliedern. Am Tage des hl. Dominikus (5. August) 1294 kamen vier Schwestern aus dem (um 1267 gegründeten) DominikanerinnenKloster Frauenaurach, um das Kloster nach den Regeln des Predigerordens anzufangen 3). Dies wissen wir aus einem zweiten chronikalischen Abriß des Klosters, der im Original auf uns gekommen ist und im Scheurlarchiv des Germani*) Nach Bruschius, Chronologia Monasteriorum.......... . Sulzbach 1682, S. 138, sollen die Nonnen von Frauenaurach, 16 an der Zahl, erst an Pfingsten (22. Mai) 1295 eingetreten sein: „ad recens inchoatum S. Catharinae coenobium“; doch ist dieser späte Termin wenig glaubhaft, da der Eintritt der Klosterschwestern kaum nach der Klosterbestätigung des Bischofs Arnold von Bamberg am 2. Mai 1295 erfolgt sein wird. Es ist des weiteren auch unwahrscheinlich, daß ein solch junges Kloster wie Frauenaurach schon 27 Jahre nach seiner Gründung 16 Schwestern entbehren konnte. Paul Oester­ reicher (Urkundl. Nachr. vom ehemal. Kloster Frauenaurach, Bayreuth, 1830 S. 6) gibt 1267 als das Gründungsjahr von Frauenaurach an (Bruschius a. a. O. dagegen 1275). Im Abdruck einer Urkunde des 15. Jahrh. (Oesterreicher a. a. O., Beilage I) ist davon die Rede, daß Frauenaurach von Nürnberg aus gegründet sei und zwar von einem „Clösterlein zu Nurmberg zum heiligen Creutz prediger Ordens .... am Banersberg (Paniersberg), do dan itzund uff heuttigen tag der Frauenauracher hoff stet . . . .“ (Die Urkunde befindet sich heute im Staatsarchiv zu Bamberg). Dies legt die wichtige Tatsache fest, daß vor dem Katharinenkloster schon ein älteres Dominikanerinnen­ kloster in Nürnberg bestanden hat. — Leider konnten weitere Erwäh­ nungen dieses Klosters bisher nicht gefunden werden.

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sehen Museums Nürnberg aufbewahrt wird (siehe Urkunde Nr. XI). Nun scheinen die Unterkunftsverhäitnisse („Bauernhof*!) und die Kirche unzureichend und zu klein geworden zu sein und es war das nächste, beide neu und zweckentsprechend zu gestalten. Glücklicherweise fanden sich für Kloster und Kirche vermögende und hochherzige Stifter, sodaß die ganze „Pflanzung“ innerhalb weniger Jahre von Grund auf neu gebaut werden konnte, am 28. Oktober 1297 fertig dastand und geweiht wurde (siehe den aus Anlaß der Weihe ge­ gebenen Ablaß des Bischofs Leopold von Bamberg, Ur­ kunde Nr. VII). Das Kloster stifteten (laut vorhandenem Originalbrief, Urkunde Nr. III) am 27. Mai 1295 der Nürnberger Patrizier Konrad von Neumarkt und seine Frau Adelheid, eine geborene Pfinzing3*). Und zwar übergab er den Nonnen „pro novo claustro inchoando“ vor allem das Areal, das sie bewohnten, ferner mehrere Höfe in Wetzendorf (bei Lauf), Kotzenhof und Speicher (Speickern) sowie Grundstücke, Fischwässer und die jährlichen Erträgnisse einer Reihe anderer Liegenschaften, teils sofort, teils nach seinem und seiner Ehefrau Tod. Daß er das Geld zum Bau des Klosters selbst auch gestiftet hat, geht aus der Urkunde nicht hervor, ist aber wahrschein­ lich, da er sich innerhalb desselben ganz bestimmte Rechte, Besetzungsrecht des „Siechenhauses“, der Pforte und der Scheuern, sowie das Recht, acht Pfründen im Kloster ver­ geben zu können, sicherte. Auch behielt er sich die Pfleg­ schaft des Klosters vor. Des weiteren stellte er die Be­ dingung, daß von dem Gesamterträgnis der Stiftung, das 60 Pfund Heller betrug, zwei Drittel den Nonnen, ein Drittel aber den Kranken zugute kommen sollten. Sobald letztere tot seien (was deutlich darauf hin weist, das dem Kloster vorläufig noch an gegliederte Spital allmählich aufzuheben, keine neuen Kranken mehr aufzunehmen, sondern die vor­ handenen aussterben zu lassen) 4), solle das letzte Drittel an 3a) Siehe Stadtbibi. Nürnberg Cent. VII, 16, S. 5b. 4) Vergl. Waldau, Verm. Beiträge I, S. 414.

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das Krankenhaus des Konvents, also an die Schwestern­ krankenstube fallen. In dem Stiftungsbrief haben wir die juristische Be­ stätigung der Stiftung Konrads von Neumarkt vor uns. Als Zeugen fungierten eine Reihe von Nürnberger Geschlechtern, als Kontrahenten sind durch ihre angehängten Siegel ver­ treten: der Stifter, der Bürgermeister von Nürnberg, der Rat der Stadt Nürnberg und der Konvent der Nürnberger Predigermönche, letzterer sozusagen als Vormund des zu gründenden Schwesternkonvents. Die kirchliche Bestätigung hatte Konrad von Neumarkt schon einige Wochen vorher vom Bamberger Bischof Arnold erwirkt (2. Mai 1295. Urkunde Nr. II). Sie spricht von den Nonnen des Predigerordens als von einer schon vorhandenen Gemeinschaft und erwähnt auch zuerst die Tatsache, daß das Kloster der heiligen Katharina (von Alexandrien) geweiht sei. Am gleichen Tag hat Bischof Arnold dem jungen Kloster auch einen Ablaßbrief ausgestellt. Des Ablasses teilhaftig sollen alle werden, die dem Kloster Almosen geben, die den Kranken und Armen „minsam hilf erzeigent“ und die an den Jahrtagen der Weihung 5) und den Festen der Patrone die Stätte besuchen. Konrad von Neumarkt hat seine Stiftung nicht lange überlebt. Er ist am 9. Juli 1296 gestorben, wie sein Grab­ stein dartut, der im Chor der Kirche errichtet wurde56). Über den Stifter der Kirche gab eine Stiftertafel Aus­ kunft, welche noch zu Ende des 18. Jahrhunderts bei dem Predigtstuhl in der Kirche hing. Außerdem nennen ihn 5) Interessant ist, daß der Jahrtag der Weihung, die erst am 28. Oktober 1297 erfolgen sollte, hier schon mit aufgeführt ist, ein Umstand, der für beab­ sichtigte schnelle Bauzeit sprechen kann. 6) Chr. G. Murr, Beschreibung der vornehmsten Merkwürdigkeiten in . . . Nürn­ berg, Nürnberg 1778 (1. Aufl.), S. 278. Würfel, Dipt. 3, S. 110, gibt zu der Inschrift: „Anno Domini MCCXCVI obijt Conradus de Novo Foro fundator huius claustri septimo ydus yulii“ noch die Ergänzung „uxor Adelheit obiit in die Michaelis“. Ein derartiger Zusatz findet sich nicht auf dem Grabstein (der heute in der Ehrenhalle des German. Nat.-Museums steht). Auch wird in Würfel, Totenkalender des St. Katharinenklosters, S. 25, der Todestag der Frau Adelheid auf 8. Mai angegeben, während der St. Michaelstag der 29. Sep­ tember ist. Der Wortlaut des Totenkalenders ist: „VII idus (maii) obiit domina Adelhaidis de Novo Foro, nostri fundatoris“.

noch die beiden Chroniken, die sog. „Fundation . . . .“, die von Waldau veröffentlichte, oben erwähnte Handschrift und die kurze Klostergeschichte des Scheurlarchivs. Da letztere die glaubhafteste Überlieferung darstellt, sei sie hier wieder­ gegeben: „Item die kirchen, die jeczunt noch stet, hat gestift Kraft Lang und ist geweicht in sanct Katerina ere. Dißer Stifter Kraft Lang starb, als man zalt anno domini MIIIC XXVII jar, als man vint an seiner tafel geschriben an dem obersten pfeiler for unßer lieben frauen altar“ (Urkunde Nr. XI). Die Person des Stifters ist somit bekannt. Es war Kraft Lang oder, wie sein richtiger Name geheißen hat, der lange Kraft, denn dies war der Familienname des Geschlechts7). Sein Todesjahr wird auf 1327 angegeben 8). Leider schweigt diese letztere Quelle über die Zeit der Kirchengründung und auch andere Nachrichten versagen an diesem Punkte. Die erwähnte Stiftertafel Krafts9) spricht vom Dominikus­ tag (5. August) 1292 als dem Gründungstag; doch wird dies wohl ein Lese- oder Schreibfehler für Dominikustag 1294 sein, an dem durch Eintritt der Nonnen von Frauenaurach 7) Daß Kraft und nicht Lang der Familienname des Stifters war, hat schon Waldau, Verra. Beiträge ... I, S. 411, vermutet aus dem Umstand, daß eine Schwester Katharina Kraftin oder Creftin im Kloster nachzuweisen ist, welche die „Fundation . . . .“ als Tochter des Gründers einführt Daß wirk­ lich eine Nonne Katharina Kreftin im Kloster war, beweist der Eintrag im Totenkalender des Katharinenklosters (ed. Würfel, Altdorf 1769) S. 47: „IV. Kal. (Novembris) obiit soror Katharina Creftin“. *) Die Angabe von Krafts Todesjahr in der „Fundation . . . .“, Waldau, Verm. Beitr. I, S. 413, wo von 1212 die Rede ist, ist ebenso unzutreffend wie die der Stiftertafel (Wortlaut bei Würfel, Dipt. S. 100 u. 110) auf 1324, da die Stiftertafel einen (durch eine Restauration von 1591) vollkommen korrumpierten Text aufweist. Die Scheurlhandschrift (Urkunde Nr. XI) hatte noch den unverfälschten Text der Stiftertafel vor der Renovation zur Grundlage. 9) Wortlaut bei Würfel, Dipt. S. 100 u. 110. Auf welch schwankendem Boden wir hier stehen, beweist schon, daß die beiden Zitate der Inschrift bei Würfel selbst stark von einander abweichen. Abgesehen von verschiedener Schreib­ weise fehlen auf S. 100 alle im Folgenden eingeklammerte Stellen: „hie liegt begraben Craft Lang, der ein Stifter ist gewesen dieses Gottshauß [der ist verschieden] an St. Gertraudentag in der Fasten, da man zehlt [von Christi gebürt] MCCC Jahr und in dem XXIV. Jar, als diß Closter ist gestanden alsdann (S. 100 als lang, da . . . .), da [hat] man zehlt von Christi gebürt MCCC (sic!, soll heißen MCC) und im LXXXXII Jahr [an St. Dominikus­ tag], als er da begraben ist“.

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das Kloster gegründet wurde. Für den Baubeginn der Kirche erhalten wir auch hier keinen Anhaltspunkt10). Merkwürdig ist jedenfalls, daß alle Urkunden des Jahres 1295 (Urkunden Nr. I—III) das Wort Kirche vermeiden. Die erste Urkunde, die der Kirche Erwähnung tut, ist ein Ablaßbrief vom 2. Januar 1296 (Urkunde Nr. IV). Hier er­ halten Ablaß alle, die der neuen Pflanzung hilfreich sind und die sie an den Tagen der Altar- und Kirchenweihe besuchen. Ein Ablaßbrief vom 14. April 1296 — übrigens der erste, der von der Priorin und dem Konvent des Klosters spricht — erwähnt ebenfalls den Jahrtag und die Weihung der Altäre. Aus diesem Verlauf darf doch wohl entnommen werden, daß die Kirche im Jahre 1295 erst im Bau begriffen war, daß man 1296 schon Altäre in ihr weihte und vielleicht sogar die Absicht hatte, die endgültige Weihe 1296 vor­ nehmen zu können11). Da starb am 17. Juni 1296 Bischof Arnold von Bamberg, acht Tage nach dem Todestag Konrads von Neumarkt. So haben beide den Tag der Weihung ihrer Gründung nicht mehr erlebt. Der Nachfolger Bischof Arnolds, Bischof Leopold von Gründlach (1296—1307), hat am 28. Ok­ tober Kirche und Kloster zu St. Katharina in Nürnberg ge­ weiht und hat aus diesem Anlaß allen, die der neuen Pflanzung Steuer geben oder die sie an den Tagen der Patrone von Altären und Kirche besuchen, am Kirchweihtag selbst 10) Noch mehr in die Irre führt die „Fundation . . . .“, "Waldau, Verm. Bei­ träge I, S. 412, welche behauptet, daß zu der Zeit, als Kraft die dritte Kirche von St. Katharina baute, die äußere Mauer schon um die Stadt da­ gewesen sei. Diese Mauer, die das Katharinenkloster in den Stadtmauerring einschloß, ist nachweisbar erst 1379 errichtet worden (s. Ablaßurkunde für St. Katharina in Nürnberg von 1379, Original-Perg.-Urkunde im Stadtarchiv Nürnberg, Rep. 89, Nr. 157: .............. ecclesia beatae Katharinae virginis extra muros civitatis Nurembergensis“). n) Diese Ansicht kann die Beobachtung eines Weihekreuzes in den Chorgewölben (1. Joch von Westen) stützen. Hier ist ein gemaltes Kreuz zu sehen in Ver­ bindung mit dem Buchstaben A. Da als Weihgeistliche für die Kirche nur Bamberger Bischöfe in Frage kommen, so ist es kein zu kühner Schluß, wenn man in dem Buchstaben das Weihezeichen Bischof Arnolds von Bamberg sieht (J 17. Juli 1296). Der nächste in Betracht kommende Bischof, Albert v. Wertheim, hat erst 1398—1421 regiert. DaChor und Kirche — wie später gezeigt werden soll — aus einem Guß sind, scheidet er aus.

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40 Tage tötlicher und i Jahr täglicher Sünden Ablaß erteilt12). Aus dem gleichen Anlaß erhält das Kloster am 18. Oktober 1297 als eine Art Taufgeschenk zur Kirchenweihe auch von dem Bischof von Regensburg, Konrad V. von Luppurg (1296—1313), einen Sonderablaß von 40 Tagen (Urkunde Nr. VI). Es scheint demnach, daß die Weihe unter großer Beteiligung des hohen Klerus vor sich ging. Daß unter diesen Umständen eine unfertige Kirche geweiht wurde, ist wohl ausgeschlossen.

12) Die von Waldau, Verm. Beitr., I, S. 411, veröffentlichte „Fundation . . betont S. 413 in engem Zusammenhang mit einer Geschichte von der List, die Katharina Kraft anwandte, um ihren Vater zum Bau einer größeren Kirche zu veranlassen, daß der Chor der Kirche nicht von Kraft erbaut sei, sondern später, von Konrad v. Neumarkt. Man kann diese Stelle, so wenig wahrscheinlich sie klingt, nicht widerlegen. Immerhin widerspricht sie nicht der Tatsache, daß Chor und Kirche aus der gleichen Zeit stammen, denn Konrad v. Neumarkt starb ja am 9. Juli 1296.

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Das 14. Jahrhundert. Die Folgezeit scheint nun in erster Linie der Vergrößerung des Grundbesitzes gewidmet worden zu sein. So übergibt 13 ii Konrad von Berbach alle seine Güter zu Wetzendorf bei Lauf dem Kloster. Die betreffende Urkunde13), aus der wir erfahren, daß die gesamten großen Besitzungen des Klosters, 1295 durch Konrad von Neumarkt dem Kloster geschenkt, in dem Wetzendorf östlich von Nürnberg lagen, ist auch deshalb interessant, weil als Zeuge unter anderen „Herr Weigelin der Neumärkter“ genannt wird, der Bruder Konrads von Neumarkt, der nun offenbar nach seines Bruders Tod (1296) die Pflegschaft über das Kloster übernommen hat. Im gleichen Jahr kauft der Konvent „von dem reichen Weiglein“, Bürger zu Nürnberg, den Klostergarten, also jenes große Grundstück, das, später unter dem Namen „Nonnen­ garten“ bekannt, im Westen vom Kloster selbst, im Norden von der Pegnitz, im Osten von der (damals noch nicht vor­ handenen) äußeren Stadtmauer begrenzt wird. Durch die Burggrafen von Nürnberg Konrad III. und Friedrich IV. wird den Nonnen die Lehenschaft nachgelassen 14). Eine weitere Abrundung erfährt das Grundstück am 31. Juli 1318. Der Stifter der Kirche Kraft „Lang“ gibt die Erbgerechtigkeit der unmittelbar nördlich des Klosters ge­ legenen Mühle, später „Katharinenmühle“ und „Spitalmühle“ genannt, auf und zwar an den Burggrafen Friedrich IV. von Nürnberg, welcher die Mühle dem Kloster „frei und ledig“ schenkt. Der betreffende Brief des Burggrafen, erhalten in einer Abschrift von 1788 15), spricht von dem Kloster als 18) Staatsarchiv Nürnberg, Repertorium 6, Nr. 2. 14) Orig.-Pergamenturkunde im Germ. Mus. Nürnberg (Archiv; Kopie von 1788 im Stadtarchiv Nürnberg, Rep. 89, Nr. 151 a, datiert 5. Februar 1311). 16) Stadtarchiv Nürnberg, Rep. 89, Nr. 151L Der Stifter wird in dieser Ur­ kunde „longus Chraft“ genannt, also deutlich der lange Kraft oder Kraft, der Lange.

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von einem „caritatis subsidium“, was man als Beweis dafür nehmen darf, daß 1318 das Krankenhaus, das mit dem Kloster verbunden war, noch nicht aufgegeben war. Am 28. Juli 1325 befiehlt Kaiser Ludwig dem Rat der Stadt Nürnberg, das Kloster zu schützen16). Er habe vernommen, „daz die closter vrowen suelchen gebresten leiden, daz si von mangel vollicklich got nicht gedienen muegn“ .... Deshalb verordnet er, einen oder zwei Pfleger der Stadt für das Kloster aufzustellen. Von dieser Notlage der Nonnen hören wir sonst nirgends. Fast möchte man vermuten, daß sich in dem Erlaß eine möglichst rührende und eindringliche Petition des Konventes von St. Katharina spiegelt. (Die vom 8. Juli 1325 datierte Urkunde befindet sich im Hauptstaats­ archiv zu München.) Am 26. Mai 1330 erhält das Kloster von Bruder Ditmar, „Bischof der Kirchen Gabulensis“ (= Gabala in Syrien), als dem Vikar des Bamberger Bischofs Wernher (Werntho, Schenk v. Reicheneck 1328—1335) einen Ablaßbrief17). 1331 fällt ein Ablaß von Bruder Heinrich, „Bischof der kirchen Kyoniensis“ (?) 18). Dieser Ablaßbrief erwähnt zum erstenmal den Kirchhof (= Kreuzgang) des Klosters: alle werden des Ablasses teilhaftig, die „die kirchen sanctae Katherine............ heimsuchend, dem leichnam Christi nach volgend und umb den kirchoff giend . . . Am 2. Februar 1337 nimmt Kaiser Ludwig Priorin und Konvent des Klosters in seinen und des Reiches besonderen Schirm, also daß sie keinem kaiserlichen Landvogte oder jemand anderem irgendwelche Dienste tun sollen 19). 1354 (1. März) Ablaßbrief des Bischofs „der Kirchen Begniensis“ (?) 2°). 16) Würfel, Dipt. S. 101. — Pastorius, Franconia rediviva, S. 276. — n) Germ. Mus. Nürnberg, Handschr. Nr. 6, 8°, S. 26 a. — Cent. VII, 92, Bl. 2 a: „Babulensis“. J8) German. Mus. Nürnberg, Handschr. Nr. 6, 8°, S. 43 a. 19) Originalurkunde im Stadtarchiv Nbg. Repertor. 89, Nr. 152. Lichtmeß 1337. 20) Germ. Nat.-Mus. Nürnberg. Handschr. Nr. 6, 8 °, S. 44 b. Der Name des Ausstellers ist nicht mehr bekannt gewesen, als die Abschrift v. d. Original­ brief gemacht wurde. Die Abschrift nennt ihn Bruder N, am Rand steht ptina (?). Ausstellungsort ist Nürnberg.



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Ein weiterer, wichtigerer Ablaß fällt in das gleiche Jahr (24. Februar): Walther, „Bischof der Kirchen Dyagorganensis“ (Persien), Vikar des Bamberger Bischofs Leopold (von Beben­ burg 1353—1363), gewährt allen, „die von andacht und walfart wegen zu der genanten kirchen giend oder vor dem bild der erwirdigen junkfrauen, in welchem von dem sper und vil ander heiligen heiligtum ist, mit gebogen knien drei stund ave Maria sprechend . . . .“, 40 Tage Ablaß tötlicher und 1 Jahr täglicher Sünden21). Die Tatsache, daß die beiden letzterwähnten Ablässe beinahe genau zusammen fallen, ist auffällig. Man möchte vermuten, daß den Anlaß zur Ablaßerteilung entweder eine bauliche Veränderung der Kirche (Renovierung nach fünfzig­ jährigem Bestehen, Ausmalung der Kirche oder dergl.) oder aber ein besonderes Fest (Aufstellung oder Weihe eines Gnadenbildes) gegeben hat. Letzteres wird nahe gelegt durch den Text des Ablaßbriefes, der uns zum erstenmal von einem Ausstattungsstück der Kirche erzählt. Es läßt sich leider nicht mehr entscheiden, ob es ein Gemälde oder eine Skulptur mit der Darstellung der hl. Jungfrau Maria gewesen ist. Für beides wird in der Zeit der Ausdruck „bild“ angewendet. Der Wortlaut: „in welchem von dem sper . . . läßt darauf schließen, daß es sich um einen Altar gehandelt hat, in dessen Reliquienbehälter die Heiltümer eingeschlossen waren 22). 1358 Konfirmierung des Klosters und seiner Privilegien durch Karl IV. 23) (Gegeben zu Sulzbach an Mariae Himmel­ fahrt, 15. August). Am dritten Pfingsttag 135g (11. Juni) wurde von dem oben erwähnten Weihbischof Walther, als dem Vikar des 21) Germ, Nat.-Mus. Nürnberg. Handschr. Nr. 6, 8°, S. 27. Nach Fr. Wächter, Generalscheraatismus der Erzdiözese Bamberg (1908), Nr. 10 703, war Walther I., episcopus Diagorganensis, 1349, 1352, 1360, 1370 und 1378 Weihbischof in Bamberg. Er starb am 2. Februar 1380 als Novize des Kar täuseror dens. 22) Die Vermutung wird durch die Tatsache bestätigt, daß schon Kraft, der Lange, eine Pfründe zu dem Altar St. Mariae virginis gestiftet hat (Stadt­ archiv, Repertor. 89, Nr. 225 u. 267l). Allerdings wäre dann „das bild der erwirdigen junkfrauen“ schon vor 1327, dem Todesjahr Krafts, auf­ gerichtet worden. 28) Würfel, Dipt., S. 101: „gegeben zu Sulzbach an Mariae Himmelfahrt 1358“.

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Bischofs Leopold (von Bebenburg 1353—1363) von Bamberg, die Sakristei geweiht und ein Altar in derselben zu Ehren des hl. Erasmus, der hl. Katharina und der hl. Anna. — Es unterliegt keinem Zweifel, daß sie erst kurz zuvor an die Nordwand des Chores angebaut worden war, was von dem stilistischen Befund durchaus bestätigt wird. Aus Anlaß dieser Weihe wurde wieder ein Ablaß ge­ währt, dessen Wortlaut in der Urkunde Nr. VIII mitgeteilt wird. Durch glücklichen Zufall hat sich auch die Weihe­ urkunde selbst in Abschrift erhalten (Urkunde Nr. IX), worin ausführlich die Reliquien und Heiltümer beschrieben sind, die in dem Altar der neuen Sakristei aufbewahrt wurden. 1366, am Niklastage (6. Dezember), gab Kaiser Karl IV. dem Kloster die Freiheit, wöchentlich vier Fuder Brennholz aus dem Nürnberger Wald zu führen 24). Eine weitere Gnade erfuhr das Kloster am 22. September 1370 von Kaiser Karl. Er befreite das Kloster davon, ihm, seiner Gemahlin und seinen Amtsleuten Pferde, Wagen und Wagenfahrt zu leisten 25). 1371 wurde die Pfründe des St. Johannisaltars in der Kirche zu St. Katharina gestiftet 26). 1373 verpflichten sich Prior und Konvent des Nürnberger Dominikanerklosters, alle Tage im Katharinenkloster eine Messe durch einen Bruder lesen zu lassen. Das Katharinen­ kloster mußte dafür jährlich 24 fl. an das Dominikanerkloster entrichten 27). 1376 (5. August) nimmt König Wenzel das Kloster in seinen Schutz und befreit es von Dienst, Bett und Steuer 28). 1377 gewährt König Wenzel dem Kloster die gleiche 24) Würfel, Dipt., S. ioi. — Originalpergamenturkunde im Hauptstaatsarchiv zu München. 25) Stadtarchiv Nürnberg, Repertorium 89, Nr. 154. 26) Stadtarchiv Nürnberg, Repertorium 89, Nr. 267. Eine andere Urkunde spricht von 1370 (Extraditionsrepertorium Nr. 154). Der Stifter hieß Herdegen; der Altar war Johannes dem Evangelisten und Johannes dem Täufer geweiht. 27) Würfel, Dipt, S. 102. — Ussermann, Episc. Bamb., 1802, S. 425 (1394!). 28) Originalpergamenturkunde im German. Nat.-Mus. Nürnberg (Archiv) mit Siegel König Wenzels. Vergl. dazu Mitteilungen aus dem German. Nat.Mus. 1890, S. 92, wo der Wortlaut mitgeteilt ist. — Würfel, Dipt., S. 101 f. — Reg. Zeit 10. Juni 1376 — 20. August 1400. 2



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Gnade, wie sein Vorgänger, wöchentlich 4 Fuder Brennholz aus dem Reichswald zu entnehmen 28 a-). 1379, am 16. Juni, erhält das Kloster einen reichen Ablaß von Kardinal Pileus de Prata „sanctae Praxedis presbyter“. (Von diesem Ablaßbrief ist die Original-Pergamenturkunde erhalten) 29). Die spätere deutsche Uebersetzung dieser Urkunde sagt, daß alle, die die „kirchen oder munster der seligen junckfrauen Katherine außerhalb der maur (extra muros) der stat Nuremberg“ . . besuchen, 200 Tage Ablaß erhalten sollen. Den Zusatz „extra muros“ oder außerhalb der Mauer hatten bis jetzt sämtliche mitgeteilten Ablaßbriefe. Dieser von 1379 ist der letzte mit diesem Ausdruck. Der folgende Ablaßbrief (von 1380) nennt die Kirche bereits „zu Nürnberg“, alle folgenden „in Nürnberg“. Es unterliegt demnach keinem Zweifel, daß das für St. Katharina in Betracht kommende Mauerstück der dritten Umwallungum 137 9/80 entstanden ist30). 1380 (24. Juni, Johannis-Ev.-Tag) wird dem Kloster ein weiterer Ablaß gewährt von Hildprand, dem Bischof der Kirchen Pysiranensis (Bisignano?). Dieser Ablaßbrief erwähnt an der Stelle, wo die andern Ablaßerteilungen vom „Jahrtag der Weihe der Kirche“ oder „Jahrtag der Konsekrierung der Kirche“ oder „Kirchweihtag“ (28. Oktober 1297) sprechen, die „Weihung des Chors der Kirchen . . . “ Es ist dies ein neuer Anhaltspunkt dafür, daß — weil eben das Objekt der Kirchweihe der im Chor stehende Hauptaltar war — der Chor 1297 schon gestanden hat. Dieser Ablaß spricht des weiteren auch allen denen Sündennachlaß zu, die „zu steur dem genanten munster oder kirchen liecht, gezierd, gewand, pucher, kelch etc. gebend . . . und umb den kirchhoff und creuzgang gand . . .“31). 28 a) Orig.-Perg.-Urk. im Hauptstaatsarchiv München mit Siegel König Wenzels. 29) Stadtarchiv Nürnberg, Repertorium 89, Nr. 157. — Spätere deutsche Über­ setzung in Handschr. 6, 8°, des Germ. Nat. Mus. S. 17 ff. Pileus de Prata, episc. Ravennensis 1370; episc. Frascati (Cardin.) 1391, f Dez. 1401. Gams P. B., Series Episcoporum, Regensburg 1873, S. XX. 80) Die zweite Stadterweiterung (3. Ummauerung) ist schon vor 1346 in Angriff genommen worden; vergl. Mummenhoff, Altnürnberg, S. 72 Anm. Das Neue Tor wird 1377 in den Stadtrechnungen erwähnt (Mitt. des Archivdirektors a. D. Dr. Mummenhoff). Sl) Germ. Nat.-Mus. Handschr. 6, 8 °, S. 45 b ff.

1392 (5* Dez.) geschah an der neuen Stadtmauer hinter St. Katharina ein Einsturz und kurz darauf (8. Dezember) „prach der weier ab im graben bei sant Kathrein“ 32).

Im Verlauf des 14. Jahrhunderts, begünstigt vor allem durch die Pestjahre, war in den Dominikanerklöstern die Beobachtung der ursprünglichen strengen Ordensregel des Predigerordens weitherziger geworden. Die Forderungen der Disziplin, des Gehorsams, der Armut, des Fastens, des Schweigens, des Gemeinbesitzes und der Kleidung wurden nicht mehr oder nicht mehr genügend beobachtet oder, wie es in der zeitgenössischen Quelle, dem Buch des Joh. Meyer von der „Reformacio Predigerordens“ heißt, „der bös gaist da selbs vil gewunnes hett, won es waz kain rechte beschliessung nit, die gaistlichait erschain wenig an in, und hat an böse herkumende gewunhait . . 33). Da die Klagen sich allenthalben mehrten, lag es den Ordensgeneralen daran, die alte strenge Observanz wieder einzuführen. Der erste Ordensgeneral, der die Reformaufgabe systematisch in die Hand nahm, war Raymund von Kapua. Er erlangte 1391 eine Bulle von Papst Bonifacius IX., derzufolge jeder Ordensprovinzial ein Predigerkloster seiner Provinz zur alten Observanz zurückzuführen hatte. Zuvor schon war (1389) mit dem Dominikanerkloster zu Kolmar der Anfang gemacht worden. 1396 nun wurde das Domini­ kanerkloster zu Nürnberg refomiert34). Raymund von Kapua bestellte zu seinem Vikar den päpstlichen Kapellan Johanne^ 32) „Item anno dom. 1300 und 92 an sant Nycklos obent viel der gangk unter dem turen hinter sant Kathreyn nyder, darnach an dem suntag prach der weier ab im graben bey sant Kathreyn.“ Chron. der deutschen Städte, Chron. d. Frank. Städte. Nürnberg I. Bd. (Lpzg. 1862), S. 357. Vergl. ebenda auch III. Bd., S. 295. 33) Quellen und Forschungen zur Geschichte des Dominikanerordens in Deutsch­ land, herausgeg. von P. v. Loe und Benediktus Maria Reichert. 3. Heft,. Johannes Meyer Ord. Praed. Buch der Reformacio Predigerordens, IV u. V (Leipzig 1908), S. 12 ff. — Als Parallele diene das Dominikanerinnenkloster zu Rothenburg o. T., s. Beiträge z. bayr. Kirchengesch. XIII, S. 49 u. 205, (M. Weigel). 84) Würfel, Dipt., S. 103, setzt die 1. Reform irrtümlich ins Jahr 1391. — Waldau, Verm. Beiträge, I, S. 467, spricht auch von 1391, meint aber die 2. Reformierung (1428).

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Mülberg, der für die Zeit der Reformation stellvertretender Prior war. Der erste Prior der Observanz war sodann Konrad von Preußen; die Brüder, die die Reform durch­ führten, waren von Kolmar gekommen. — Den Anlaß zur Inangriffnahme der Reformierung des Klosters zu St. Katharina gab der eben erwähnte Prior Konrad von Preußen, der Anstoß nahm an der „ungaistlichait und grossen verlassenhait“ der Schwestern. Auch die oben zitierte Stelle Joh. Meyers ist in Hinblick auf das Katharinen­ kloster laut geworden. Sein erster Schritt war die Erwirkung einer Bulle des Papstes, die ihm die Befugnis zu seinem Vorgehen gab. Damit ausgerüstet betrat er in Begleitung einer Abordnung des Rates der Stadt und einiger Dominikanermönche das Katharinenkloster und forderte in ruhigem Ton Gehorsam und Sperrung des Klosters. Die Schwestern aber wider­ strebten „mit grossen unzüchtigen sitten und unfröwlichen wisen und unperd“. Auf den Befehl, die Widerstrebenden zu fesseln, kam es sogar zu Tätlichkeiten. Eine der Schwestern wollte sich nicht berühren lassen außer von einem der an­ wesenden Ratsherrn, ihrem Vetter; als dieser versuchte, sie an den Füßen zu binden „so hebt si starklichen iren fuoß uff mit freffel und stost den erwirdigen man so grimiklichen, daz er hinder sich fiel uff daz ertrich“; worauf der Widerstand so groß war, daß die Abordnung abziehen mußte. Die Schwestern beharrten auf ihrem Widerstand, nahmen Rat an von „weit wisen, wol gelerten schuol pfaffen“, die päpstliche Bulle zu ignorieren. Inzwischen hatten Prior und Konvent der Dominikaner beschlossen, mit List vorzugehen. Jeder solle ein Säckchen voll Mehl bei sich tragen. Das Mehl solle den widerspens­ tigen Schwestern in die Augen geworfen werden, wodurch sie kampfunfähig würden. Mit Handwerkern, die im Kloster zu tun hatten, erhielten die Dominikaner Einlaß in das Katharinenkloster, wurden aber bald bemerkt. Zwei Schwestern setzten sich zur Wehr und ergriffen ein großes Kruzifix, um es dem Dominikanerprior aufs Haupt zu schlagen; zum Glück wurde der Schlag

abgefangen. Beim Verlesen der päpstlichen Bulle erneuerte sich der Widerstand, worauf die Dominikaner zu ihrer List griffen und die Schwestern kampfunfähig machten. „Also kam es mit grosser arbait darzu, daz daz selb closter beslossen ward, daz dar nach niemer mer so vil usgangs und ingangs und ungefuores da beschach als vor“. Am 13. Juni (oder 23. Juni) 1397 erläßt Raymund von Kapua daraufhin eine Reihe von Ordinationen über Observanz ünd Disziplin, vor allem aber über die Klausur in den Schwesternklöstern des Predigerordens, die sich in Ab­ schriften erhalten haben35). Die Ordinationen wurden in Frankfurt a. M. ausgegeben. Am 10. Juni 1398 werden diese Ordinationen von Papst Bonifacius IX. bestätigt und ihre genaue Befolgung unter Androhung der Exkommunikation befohlen 36). In die Form eines öffentlichen Rechtsdokuments werden sie am 17. No­ vember 1398 von dem Notar Joh. Frank gebracht37). 1397 (9. Dezember) befiehlt König Wenzel das Katharinen­ kloster in den Schutz und Schirm der Burggrafen Johann III. und Friedrich VI. von Nürnberg38). Im gleichen Jahr (12. Dezember 1397) wird der Domini­ kaner Konrad von Preußen zum Beichtvater und Vikar des Klosters bestimmt. Ihm wurde am 28. September 1398 vom General des Predigerordens in Rom die Erlaubnis erteilt, einige Nonnen, darunter Barbara Stromer, die unerlaubterweise in die Bäder gegangen waren, zu absolvieren 38 a). Am 8. Dezember dieses Jahres erhielten die Schwestern von St. Katharina einen sehr weitgehenden Brief über ihre Rechte vom Ordensgeneral in Rom, dessen wichtigster In­ halt war, daß sie gegen ihren Willen nicht zu einer strengeren Lebensführung gezwungen werden könnten 38 a). 85) Stadtarchiv Nbg., Extraditions-Repertorium Nr. 260, Nr. 171 (53). — Ebenda Repertorium 89, Nr. 159; vergl. ferner Stadtbibliothek Nbg., Nor. Hs. 185. 36) Stadtarchiv Nbg., Extraditions-Rep. 261, Nr. 172 (54). Das Original-„Instrumentum“ im Hauptstaatsarchiv München. 87) Stadtarchiv Nbg., Repertorium 89, Nr. 160. 88) Stadtarchiv Nbg., Repertorium 89, Nr. 159a (Kopie von 1779). 88a) Quellen u. Forschungen z. Gesch. d. Dom.-Ordens in Deutschi. Heft 6, S. 22 u. S. 32, 34.

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Das 15. Jahrhundert. Vom 18. Mai 1405 ist ein Freibrief des Papstes Bonifacius IX. datiert, der das Kloster gegen den „Steuerzehend und andere Beschwerden der geistlichen und weltlichen Prälaten“ schützt39). Dieser Fall tritt bereits im Jahre 1411 ein, als der Bamberger Bischof Albrecht (Albert von Wert­ heim 1398—1421) das Kloster mit Steuern belegen will. In einer Reihe von Beschwerdeschriften (22. Mai bis 7. Juni 1411) appellieren Priorin und Konvent an den päpstlichen Stuhl in Rom 40). Zwei Jahre später, am Ostersamstag (2 2. April) 1413, gewährt der gleiche Bischof Albrecht von Bamberg durch seinen Vikar Johannes, „Bischof der Kirchen Scopiensis“ (Scopia — Üsküb, Scoplje in Albanien, der Sitz eines Bamberger Suffraganbischofs), dem Kloster einen vierzigtägigen Ablaß41). 1423 nimmt König Sigmund den Meister des Prediger­ ordens, den ganzen Orden sowie alle dazu gehörigen Klöster und Personen in des heiligen römischen Reiches Freiheit und Schirm 42).

Im Jahre 1428 wurde die Reformierung des Klosters, die 1396 am Widerstand der Nonnen gescheitert war, noch ein­ mal in Angriff genommen, diesmal mit vollem Erfolg43). Die Ursachen und die Notwendigkeit einer Reform sind 3Ö) Stadtarchiv Nbg., Repertorium 89, Nr. 164. 40) Stadtarchiv Nbg., Repertorium 89, Nr. 165 —171. 41) Germ. Museum Nürnberg, Handschrift Nr. 6, 8°, S. 39 a. — Zu Scopia vergl. Eubel, Hierarchia catholica, tom. I, 439, II, 256. 42) Stadtarchiv Nbg., Repertorium 89, Nr. 174, 175 gleichzeit. Pergament­ abschrift. 48) Zusammenstellung der Quellen für die 2. Reform des Klosters (1428): Johannes Meyer, Ord. Praed. Buch der Reformacio Prediger Ordens, herausgeg. v. B. M. Reichert; in Quellen u. Forschungen zur Geschichte des Dominikaner­ ordens in Deutschi. 3. Heft. Lpzg. 1908/09 S. 60 ff. Aufzeichnungen zur Geschichte des Katharinenklosters in Nbg. Handschrift d. 15. u. 16. Jahrh. Archiv des Germ. Nat. Mus. Nbg., Scheurlarchiv, Akten XIV. D. 6. 2° — (vergl. XXXI. Jahresber. d. hist. V. v. Mittelfr. 1863, Beil I. Theodor Kern).

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die gleichen, wie sie im Jahre 1396 bestanden haben: Miß­ stände und Abweichungen von der Ordensregel, besonders mangelhafte Durchführung der Klausur, Nachlassen des Ge­ horsams (wofür der Widerstand gegen die Reformierung 1396 die beste Illustration bildet), Übertretung der Regeln des Schweigens, des Fastens, der Besitzlosigkeit und der Kleidung. Der Anlaß war eine Besichtigung des Klosters durch den Ordensgeneral Bartholomäus Texery, Ordensgeneral seit 1426, die dieser unter Anwesenheit des Ordensprovinzials Nikolaus Notel, Ordensprovinzial in Deutschland 1426—1446, mit vollem Namen Nicolaus Notel de Gamundia, beginnend am 28. September 1428, vornahm. Auch der Prior des Nürn­ berger Dominikanerklosters Johann Nider war beigezogen. Ferner war auch der Rat der Stadt Nürnberg aktiv an der Reformierung beteiligt; denn der schon häufig unliebsam be­ merkte Fall war wieder akut geworden: eine reiche Nürnbergerin hatte um die Erlaubnis nachgesucht, in ein aus­ wärtiges, schon reformiertes Predigerkloster eintreten zu dürfen, sodaß Gefahr bestand, das Vermögen der Frau aus Nürnberg abwandern sehen zu müssen. Die übliche Form eines solchen Reformunternehmens war die, aus einem bereits zur alten Observanz zurückge­ kehrten Nonnenkloster Schwestern kommen zu lassen und mit denselben alle Ämter in dem zu reformierenden Kloster zu besetzen. Zu diesem Zweck erbaten gleichzeitig Johann Nider durch Brief und Botschaft und der Rat der Stadt durch ein amt­ liches Schreiben von dem seit 1397 durch Konrad von Johann Nider, Formicarius, Liber 3 u. 5. Druck d. 15. Jahrh. Anton Sorg, Augsburg 1437. Spätere Ausgaben: v. d. Hardt, de visionibus ac relevationibus, Helmstädt 1692. — G. E. Waldau, Verm. Beiträge zur Geschichte der Stadt Nürnberg, 1786. Bd. I, S. 467 ff. Chroniken der deutschen Städte, Nürnberg, Bd. I, S. 375, Bd. II, S. 18. Urkunden: Stadtarchiv Nürnberg, Konservatorium Nr. 8 (XVI), Bl. 80. Briefe des Rats der Stadt nach Schönensteinbach u. an Joh. v. Tyrstein (vergl. Beil. I, S. 13 zum XXXI. Jahresber. d. hist. Vereins v. Mittelfr. 1863). Bibliothek des Germanischen Nationalmuseums zu Nürnberg, Handschrift 707 1, 8 °. Stadtbibliothek Nürnberg, Schwarz Nr. 164, 8°. Zwei verschiedene Abschriften der Ordinacio des Ordensgenerals Barth. Texery für St. Katharina v. 1429. S. Beil. I, S. 16 d. XXXI. Jahresberichtes d. hist. Ver. von Mittelfranken 1863; hier ist die 1. Fertigung abgedruckt.

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Preußen reformierten Schwesternkloster des Predigerordens Schönensteinbach bei Gebweiler im Elsaß eine Anzahl von Schwestern zur Durchführung der Reform in St. Katharina. Um seinem Ersuchen Nachdruck zu geben, bewies Nider in seinem Brief in einer Art Predigt von 8 Punkten die zwingende Notwendigkeit der Reform. Der Rat der Stadt schrieb überdies noch einen Brief an Graf Johann von Tyrstein, derzeit Landvogt im Elsaß, um Hilfe und Förderung in dieser Angelegenheit. Den Gesuchen wurde stattgegeben: am 22. November 1428 fuhren zehn Schwestern von Schönensteinbach ab und kamen am 6. Dezember 1428 nach Nürnberg. Ihre Namen sind über­ liefert: Gertrud Gwichtmacherin, Anna Purckgraffin, Ursula Tötin, Katharina von Mühlheim, Margareta Vernan (Vornan), Margareta Kartheuserin, Ursula Wolseckin, Margareta Im­ hoff, Elsbeth Karlin, Agnes Tafferin, letztere eine Laien­ schwester. Wie nach der mißglückten Reformierung von 1396 zu schließen ist, waren die Schwestern von St. Katharina Gegnerinnen derselben. Dies geht auch aus fast allen zeitgenössischen Berichten deutlich hervor, die nur darin auseinandergehen, ob der Widerspruch ein einstimmiger oder ein geteilter war. Jedenfalls war es den Schwestern von St. Katharina in der Zwischenzeit gelungen, ihre Verwandten in der Stadt und durch diese den Rat der Stadt zu beein­ flussen und auch letzteren in zwei Lager, für und gegen eine Reform, zu spalten. Ja es kam soweit, daß dem Ordens­ general die Hilfe des Rats in der Reformangelegenheit abgesagt wurde und es scheint auch ein Ratsbeschluß er­ wirkt worden zu sein des Inhalts, daß die Reform nur durch­ geführt werden dürfe, insoweit die Schwestern nicht zu der­ selben gezwungen werden müßten. Johann Nider setzte nun alle Hebel in Bewegung, um sein Werk nicht scheitern zu lassen, und tatsächlich, sei es durch die Kraft seiner eigenen und angeordneten Gebete (wie er selbst in seinem Formicarius lib. 3 erzählt) oder sei es durch das ungemein milde, vorsichtige und kluge Vor­ gehen Barth. Texerys — es gelang.

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Die Nonnen von Schönensteinbach waren inzwischen in einem Privatquartier untergebracht worden; ja der Rat der Stadt besann sich schon darüber, wie er sie mit Ehren wieder heimführen könne; da wurde am 13. Dezember der Versuch ge­ macht, dieselben heimlich ins Katharinenkloster zu bringen, Barth. Texery, der zu seinem Vikar bestellte Joh. Nider und Abgesandte des Rates wußten die Nonnen umzustimmen, daß sie die Schönensteinbacherinnen aufnahmen; ja der Sieg der Reformpartei war so groß, daß die Nonnen von St. Katharina unter Tränen und Fußfällen der Reform zustimmten und ihre Stimme alle an Johann Nider gaben, der nun mit den reformierten Nonnen die Ämter besetzte. Die erste Priorin der Observanz wurde Gertrud Gwichtmacherin, f 1469, Subpriorin wurde Anna Purckgraffin, f 1451, Ursula Tötin wurde Schafferin und Rat­ schwester, Katharina v. Mühlheim wurde Novizenmeisterin, Kü­ sterin , Ratschwester und Überhörerin am Redfenster, Margareta Vernan, f 1475, wurde Ratschwester, Zirkarin (eine Art Aufseherposten), Aufhörerin und Wollenkam­ merin, Margareta Kartheuserin, f 1489, wurde Ratschwester, Sänge­ rin und Aufhörerin, Ursula Wolseckin (Wolfseckin) wurde Siechenmeisterin, Margareta Imhoff, f 1468, wurde Ratschwester und Raderin (welche das Rad am Redefenster zu bedienen hatte), Elsbeth Karlin wurde Untersängerin und Leinenkammerin, Agnes Tafferin wurde Raderin. Das überaus milde Verfahren Texerys gegen die alten Schwestern bestand vor allem darin, daß er denen, die sich nicht stark genug fühlten, die Observanz in ihrer ganzen Strenge zu halten, erlaubte, Fleisch zu essen, auf Betten zu liegen und leinene Hemden und Kleider nach ihrer Gewohnheit

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zu tragen. Ferner setzte er den Schwestern eine Bedenkzeit, daß sie sich entscheiden konnten, ob sie in dem reformierten Kloster bleiben oder in andere Klöster übersiedeln wollten. Von den 35 alten Schwestern entschlossen sich 8 abzu­ wandern. Sie kamen teils nach Engelthal (5 Schwestern), teils nach Frauenaurach (3) und durften all ihre Habselig­ keiten mitnehmen. Der Rat der Stadt war mit dieser Lösung vollkommen einverstanden. — Im Laufe des Jahres 1429 wurde dann noch die Besitzlosigkeit durchgeführt, die jährlichen Zinse des Klosters und der Schwestern (an Getreide, Ewiggeld und Leibgeding) wurden dem Ordensgeneral überschrieben, das Eigentum der Schwestern an Schmuck, Bargeld, an Möbeln und an Kleidern wurde verkauft, das erlöste Vermögen wurde als Ewiggeld angelegt. — Die Zahl der Schwestern44) geht aus den Quellen genau hervor. Vor der Reform von 1428 waren 35 Schwestern im Kloster. Mit den 10 Nonnen von Schönensteinbach und abzüglich der acht abgewanderten Schwestern war also die Zahl nach durch geführter Reform 37 Schwestern. — Wie 1397 Raymund von Kapua, erläßt jetzt (1429) der Ordensgeneral Bartholomäus Texery eine Reihe von Ordi­ nationen über die Klosterzucht, welche sich in Abschrift erhalten haben45). Der charakteristische Anfang dieser Or­ dinationen mag hier wiedergegeben werden: „Wann der fruchtbar weingart euers closters mit götlicher hant also seliglich gepelzt46) ist, das weiß leut in got ein ganz hoffnung haben, daraus ze warten großer götlicher frucht............“ 44) Die Zahl der Schwestern wird von den Quellen nicht gleich hoch angegeben; da jedoch in der Chronik des Scheurlarchivs (Germ. Mus. Nbg., abgedruckt im XXXI. Jahresber. d. hist. Ver. in Mittelfr. 1863, Beil. I, S. 8) alle Schwestern mit Namen angegeben werden, ist diese Quelle glaubhafter, wes­ halb sie hier als Grundlage diente. Das Buch des Joh. Meyer, Von der Reformacio Prediger-Ordens, spricht von 30 Nonnen, die vor der Reformierung 1428 im Kloster waren. 45) German. Nat.-Mus. Handschrift Nr. 7071 (im gleichen Bande mit Hs. 7069 u. 7070), 8°, S. 74 b: „Datum zu Nuremberg under meinen insigel die sanctorum Fabiani et Sebastiani. Anno domini MCCCCXXIX0 (20. Januar)“. — Stadtbibi. Schwarz 164, 40. 4G) gepelzt; pelzen = impfen, pfropfen; Grimm, Deutches Wörterbuch VII, Sp. 1536; oder auch setzen, pflanzen (Schmeller, Bayr. W. B. I, 389).

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1431 bestätigt Kaiser Sigmund die Freiheiten und Privilegien des Klosters47) (gegeben am 6. Juli 1431). 1436 ist von einer sogenannten kleinen oder halben Uhr zu St. Katharina die Rede48). Im gleichen Jahr wird von St. Katharina aus das Domini­ kanerinnenkloster zu Tulln a. D. (Österreich) reformiert49), zu welchem Zweck zehn Schwestern aus Nürnberg hingesandt wurden. Priorin in Tulln wurde die 1428 aus Schönenstein­ bach gekommene Schwester Katharina von Mühlheim. In einem längeren Schreiben, datiert von Pfingsten, berichtet die Priorin von St. Katharina in Nürnberg, Gertrud Gwichtmacherin, an ihr Mutterkloster zu Schönensteinbach von dem Kummer, den ihr und dem ganzen Konvent das Scheiden der zehn „lieben Kinder, die wir ungern habent gelasen“ verursacht habe 50). Am Sonntag zwischen St. Martins Oktav (16. November) 1438 wird in der Sakristei der Kirche ein Altar geweiht von Petrus, „Bischof der Kirchen dinensis“ (= Digne in Frankreich, lat. Dinia) 51). Diese Weiheurkunde (Nr. X), welche uns in Abschrift des 15. Jahrhunderts vorliegt, spricht von dem „munster der closter frauen zu sant Katherein ... in dem weiler zu Nuremberg“. Geweiht wird der Altar zu Ehren der hl. Katharina, des hl. Dominikus, der hl. Zwölfboten Peter und Paul, des hl. Sigmund, des hl. Niklas, Viktorinus, des Märtyrers, der hl. thebanischen Märtyrer, der 11 000 Jung­ frauen, der hl. Barbara, Cecilia, Margareta, Brigitta und des hl. Valentin. — Wahrscheinlich aus Anlaß dieser Weihe er­ hält kurz darauf (24. November 1438) das Kloster einen Sonder­ ablaß von „Nicolaus, von der gotlichen parmherczigkeit des heiligen kreuzes zu Jherusalem der heiligen römischen kirchen kardinal und legat des bebstlichen stuls . . 52). 47) Originalurkunde mit Siegel im Stadtarchiv Nbg., Repertorium 6, I, i. 48) Reicke, E., Geschichte der Reichsstadt Nürnberg, 1896, S. 564. — 4