Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg [27]

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Mitteilungen des

Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Herausgegeben mit Unterstützung des Stadtrats Nürnberg im Auftrag des Vereins von

Dr. Emil Reicke, Archivdirektor.

Siebenundzwanzigster Band. Mit 2 Tabellen, 1 Tafel und 3 Kartenskizzen.

NÜRNBERG VERLAG VON J. L. SCHRÄG (in Kommission)

1928.

Druck von G. P. J. Bieling-Dietz, Bayerische Hofbuchdruckerei, Nürnberg.

Inhalt.

Seite

Abhandlungen:

Die Entstehung des Patriziats in Nürnberg. Von Dr. Julie Meyer. Mit 2 Tabellen...................................... Der Metallhandel Nürnbergs im 16. Jahrhundert. Von Dr. Käthe Dettling. Mit 1 Abbildung und 3 Karten­ skizzen ............................................................................ Der älteste Nürnberger Stadtglaser. Von Oberarchiv­ rat Albert Gümbel......................................................... Archivalische Miszellen zur Nürnberger Literaturge­ schichte (Volkslied und Kriegslied im alten Nürnberg, II. Teil; vgl. Mitteilungen, 23. Heft, S. 1 — 54). Von Dr. Theodor Hampe...................................................... Nürnberger Meistergesang in Mähren. Von Dr. Paul Krasnopolski-Prag......................................................... Der Bergsachverständige Hans Thein, Syndikus von Nürnberg und Berghauptmann des Herzogs Wolf­ gang von Zweibrücken. Von Oberstlandesgerichtsrat Prof. Dr. Wilhelm Silberschmidt in München. . . . Kleinere Mitteilungen: Zur Vorgeschichte der Schlacht im Nürnberger Walde 1502. Von Karl Thiermann, Pfarrer i. R................... Kirchliches aus dem Nürnberger Land gegen Ende des Mittelalters. Von Dekan D. Dr. Karl Schornbaum-Roth Ein Bewerbungsschreiben Johann Ketzmanns um das Rektorat an der Schule zu St. Lorenz in Nürnberg vom Jahre 1516. Von Dr. Elfriede Rensing-München Zur Wortgeschichte. Von Oberarchivrat Albert Gümbel Monasterium Sancti Sebaldi. Von Dr. Reinhold Schaffer Ergastulum. Von demselben.......................................... Schembart. Von demselben.......................................... Ein Schlüssel zur diplomatischen Geheimsprache des Nürnberger Rats. Von Dr. Emil Reicke................... Bibliographie: Verzeichnis der von 1919 bis 1925 erschienenen Schriften und Aufsätze zur Geschichte der Stadt Nürnberg und ihres ehemaligen Gebietes. Von Dr. Heinrich Heer­ wagen und Dr. Friedrich Bock..................................

1— 96 97-241 243 -250

251-278 279 — 295

297—312

313-320

321—322 322-329 329 330-331 331—332

332-333 333—341

343—429

Seite

Bücherbesprechungen: Das Schöpfrad 1927. Ein Kalender fränkischer Kultur und Kunst. Herausgegeben von Dr. Friedrich Bock, Direktor der Stadtbibliothek in Nürnberg. Verlag Palm & Enke, Erlangen. Besprochen von Dr. Ernst Mummenhoff............................................................................. Die Reformation in der Reichstadt Nürnberg nach den Flugschriften ihres Ratsschreibers Lazarus Spengler. Von Paul Kalkoff Halle (Saale) 1926. Buchhand­ lung des Waisenhauses (Franckesche Stiftungen). Be­ sprochen von Dr. Emil Reicke....................................... Andreas Stoß, Sohn des Veit Stoß, und seine gegenreformatorische Tätigkeit. Von Reinhold Schaffer (Breslauer Studien zur historischen Theologie, Bd. 5). Breslau, Müller & Seiffert 1926. Besprochen von Dr. Friedrich Bock......................................................................... Das Melanchthongymnasium in Nürnberg (1526 — 1926). Ein Beitrag zur Geschichte des Humanismus. Von Hugo Steiger. München und Berlin, Oldenbourg 1926. Besprochen von Dr. Friedrich Bock.............................. Die Formschnitte des Katharinenklosters in Nürnberg. Ein Versuch über die Geschichte des frühesten Nürn­ berger Holzschnittes. Von Martin Weinberger. Mit 25 Holzschnitten und Teigdrucken aus dem Besitze der Stadtbibliothek und des Germanischen Museums in Nürnberg. München, Verlag der Münchener Drucke 1925. Besprochen von Dr. Karl Fischer. . . . . . Die Burg zu Nürnberg. Geschichtlicher Führer für Ein­ heimische und Fremde. Von E^rnst Mummenhoff 4. Auflage. Nürnberg, Schräg (1926). Besprochen von Dr. Friedrich Bock........................................................ Das alte Nürnberg in Anlage und Aufbau. Mit 80 Ab­ bildungen nach Aufnahmen Ferdinand Schmidts und dem Geislerschen Plan von 1829. Von Dr. Justus Bier. Verlag von Ernst Frommann & Sohn, Nürnberg 1926. Besprochen von Hans Seibold........................................... Das Dominikanerinnenkloster Altenhohenau am Inn. Von A. Mitterwieser. Dr. Benno Filser Verlag G.m.b. H. Augsburg 1926. (In: Germania sacra). Besprochen von Dr. E. Franz................................................................. Kaspar Hauser. Ueber 1000 bibliographische Nachweise von Hans Peitler und Hans Ley. Mit 20 Bildbeilagen. Ansbach, Briigel 1927. Besprochen von Dr. Fried­ lich Bock..................................................................................

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Die Entstehung des Patriziats in Nürnberg

Von

Dr. Julie Meyer

I. Einleitung.

Der heutige Stand des Problems. Die Frage nach der Entstehung des Patriziats in den deut­ schen Städten ist keine erst in der Neuzeit aufgekommene. Seit dem ausgehenden Mittelalter beschäftigen sich Chronisten, Historiker und Juristen mit ihr. Immer aber geschieht es in der Absicht die Ehre jenes Standes zu erhöhen durch den Nachweis einer recht glanzvollen Abkunft. Teils entspringt dies der Lust des mittelalterlichen Chronisten am Wunderbaren und Vornehmen, oder, wenn er selbst dem Patriziat angehört, begreiflichem Standes­ stolz, teils geschieht dies in der Verfolgung eines praktischen Zweckes, nämlich der Erreichung von Adelsdiplomen für die Angehörigen der städtischen Geschlechter (Juristen) oder falls diese schon erlangt sind, in der Absicht, die formale ,,Nobilita­ tion“ auch materiell d. h. durch die maßgebenden Schichten anerkannt zu sehen (Historiker, deren Mäcene dem Patriziat angehören). So schreibt noch 1748 Biedermann im Vorwort zu seinem ,,Geschlechtsregister des hochadeligen Patriziats zu Nürnberg“1), daß er das Werk verfaßt habe, ,,damit ein oder anderer so sich bis anhero von dem Nürnbergischen Patriziat ein schlechtes Konzept gemachet, seinen Irrthum einsehen und ablegen könne“. Wissenschaftlich d. h. auf dem Boden voraussetzungsloser Forschung, tritt man seit der Mitte des vorigen Jahrhunderts an die Frage heran, als man beginnt, sich mit dem Entstehen der mittelalterlichen Stadt oder, genauer gesagt, der mittel­ alterlichen Stadtverfassung zu beschäftigen. Ist ja deren Ent­ wicklung aufs engste verknüpft mit der Geschichte des Patriziats. Doch ist hier das Problem naturnotwendig immer nur Neben­ frage. Auch wird es immer auf die gleiche Weise gelöst, indem man in dem Patriziat ausschließlich ehemalige Ministeriale sieht. l) Bayreuth 1748 (als Quelle für diese Arbeit unbrauchbar, da eben nicht voraussetzungslos und in den Stammbäumen vielfach willkürlichen Erfindungen folgend). Ähnlich drückt sich Paul von Stetten in seiner Geschichte der adligen Geschlechter in Augsburg (1762) aus.

3 Es erübrigt sich näher darauf einzugehen und die sehr zahl­ reiche Literatur zu besprechen, da darüber bereits eingehend gearbeitet ist. Hingewiesen sei lediglich auf das von Georg v. Below verfaßte Literaturverzeichnis am Ende des Artikels ,,Bürger, Bürgertum“ im Handwörterbuch der Staatswissenschaften und die kritischen Besprechungen des zu diesem Thema gehörigen Schriftenmaterials durch K. Uhlirz in den Mitteilungen des Insti­ tuts für österreichische Geschichtsforschung1). Diese Arbeit, die Klärung der formalen Entwicklung des mittelalterlichen Städtewesens, ist nun heute keineswegs abge­ schlossen. Aber sie ist soweit gediehen, daß sie die Voraus­ setzung werden konnte für die Erforschung des realen Städte­ lebens mit seiner Fülle mannigfacher Erscheinungen und Abwand­ lungen. Innerhalb des festgefügten Rahmens des Rechts wird nun das bunte Bild der flutenden Wirklichkeit lebendig. Es handelt sich hier um einen ganz allgemeinen Vorgang. So hat auch, um nur ein Beispiel zu nennen, die wissenschaftliche Erforschung des Merkantilismus mit der Darstellung seiner Theorieen begonnen und ist erst in jüngster Zeit dazu geschritten» festzustellen, wie weit diese tatsächlich wirksam wurden, wie weit die Praxis von ihnen abwich, was Merkantilismus nicht in seinen Schriften, sondern in seinem lebendigen Wirken war. Dement­ sprechend werden hier, es seien nur die Arbeiten von Lamprecht, Bücher, Schönberg, Below und Sombart genannt, die Fragen nach der Stände- und Klassengliederung im Mittelalter, nach dem Ausmaß und den Gewinnchancen des Handels und Hand­ werks und mit ihnen die nach dem Entstehen des Patriziats in den Vordergrund gestellt und so mehr und mehr von dem rein juristisch-historischen Gebiet auf das der Soziologie2) und National­ ökonomie geschoben. Denn es kommt hier in Betracht das Handeln von Individuen, die ihr Verhalten an einander orien­ tieren, es handelt sich um Wirtschaften innerhalb eines durch 1) Auch genannt bei Sombart, Der moderne Kapitalismus, 3. Aufl. (Mün­ chen 1919) I. Bd. S. 134 und Schröder, Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte, 6. Aufl. (Leipzig 1919), S. 672. 2) Ich schließe mich an die Begriffsbestimmung an, die Max Weber von Soziologie gibt: „Soziologie ist die Wissenschaft vom sozialen Handeln, das verstanden und in seinen kausalen Zusammenhängen erkannt werden soll. Sozia­ les Handeln ist ein Handeln, das seinem Sinn nach auf das Handeln anderer bezogen wird und in seinem Ablauf daran orientiert ist“. 1*

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Gesetz geregelten Gemeinwesens. Ihren Höhepunkt hat die geschilderte Entwicklung mit dem Werke Werner Sombarts, ,,Der moderne Kapitalismus“, erreicht. Zu den am heftigsten umstrittenen Fragen des Buches gehört seine Theorie über das Entstehen des Patriziats. Der Kampf ist hauptsächlich deduktiv geführt worden. Sicheres läßt sich aber erst aussagen, wenn an möglichst vielen Einzelfällen jene Fragen untersucht werden. Dies an dem Beispiel Nürnbergs zu tun, ist der Zweck der vorliegenden Arbeit. Vorher aber seien kurz die hauptsächlichsten Theorieen dar­ gestellt und mit den Einzeluntersuchungen verglichen, die teils von ihnen angeregt entstanden sind, teils schon aus früherer Zeit stammen, aber erst durch das Werk Sombarts und den darum entstandenen Kampf mehr als lokalhistorische Bedeutung erlangt haben.

A. Die Theorieen. Zwei große Richtungen sind hier festzustellen. Die eine, vonSombart geführte*), die in den Ahnherren der ersten Geschlech­ ter Grundherren sieht, die andere, deren hervorragendster Ver­ treter v. Below isti2), die das Patriziat aus den reich werdenden Kaufleuten herauswachsen läßt. So ist also das bestimmende Merkmal beider Theorieen der ,,Beruf“. Erst in zweiter Linie und nicht immer in klarer Scheidung ist von der ständischen Beschaffenheit die Rede. Das ist bedauerlich, da diese aller­ dings durch den Beruf mitbestimmt wird, keineswegs aber in ihm ihre einzige Wurzel hat.

a) Die Grundherrentheorie. Die Theorie Sombarts ist aufs engste verwebt mit seiner Städtetheorie. Stadt im ökonomischen Sinn definiert er als ,,eine größere Ansiedlung von Menschen, die für ihren Unterhalt auf die Erzeugnisse fremder landwirtschaftlicher Arbeit angewiesen ist“3). Diese Stadt kann naturnotwendig nur aus dem Dorf herausi



\ *) Kapital . 2) Bd. 9t, 3)

Sombart, Der moderne KapitaJismus (S. oben), und Ders., Luxus und (München 1913). v. Below, Die Entstehung des modernen Kapitalismus (Histor. Zeitschrift, 1903). Sombart, Der moderne Kapitalismus, S. 128.

wachsen. Ein großer Teil ihres Grund und Bodens ist in der Hand einer nicht sehr großen Anzahl meist sehr alter Familien, in der Hand der Geschlechter. Entsteht die Stadtgemeinde aus einer freien Dorfgemeinde, dann sind dies ,,die alten Dorf­ genossen, die Hufner, die vollberechtigten Wirte“. Ist das Stadtgebiet Eigentum des Kaisers, eines Grafen oder Bischofs, dann ,,wird es auf dem Wege der Schenkung oder Belehnung in die Hand der Ministerialen gelangt sein, die nun kraft ihres Grundbesitzes die Vollbürgerschaft erwerben und damit zu Ahnen städtischer Geschlechter werden“**). Diese sind also zu Beginn der Entwicklung niemals Kaufleute, stets Grundbesitzer. Auch später, als das Patriziat Zustrom aus den ,,nouveaux riches“ bekommt, ändert sich dies nach Sombarts Anschauung nicht. Freilich sind diese meist Kaufleute, aber, daß es im Mittelalter reiche Kaufleute gegeben, ist kein Beweis dafür, daß sie durch Handelstätigkeit diesen Reichtum erworben haben2). Sombart sieht ja den mittelalterlichen Handel von dem Prinzip des ,,gerech­ ten Preises“ und dem bloßen Streben nach „Nahrung“ beherrscht. Der Handel hat nach ihm einen durchaus handwerksmäßigen Charakter, die Umsätze und Profite sind gering. Sombart meint nun: Von 1200 bis 1400 steigt die städtische Grundrente enorm. Das kommt den Grundeigentümern zugute, die den Boden, gegebenenfalls mit darauf errichteten Gewerbeeinrichtungen, ver­ liehen haben und nun die Zinsen von Zeit zu Zeit erhöhen, die Renten zurückkaufen und fast immer das Vorkaufsrecht bei Veräußerungen haben3). Dadurch stellt sich bei diesen zu Beginn des 14. Jahrhunderts eine „Geldplethora“ ein und „der Gedanke, das überflüssige Geld in anderer Weise als durch Ausbeutung des Grundbesitzes nutzbringend anzulegen, lag nahe. Jetzt kommt die Zeit, da gelegentlich Beträge vielleicht noch erst unentgeltlich der bedürftigen Stadtgemeinde, bald aber auch gegen Entgelt vornehmen Herren leihweise überlassen werden. Es kommt die Zeit, da man dem Faktor Summen anvertraut, mit denen er auswärts Handelsgeschäfte treiben soll. Also die Zeit des Gelegenheitshandels“4). Ebenso ist es da, wo die ’) Sombart, a. a. O. S. 643 f. a) Ebd. S. 610. s) Ebd. S. 646 f. *) Ebd. S. 279.

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„nouveaux riches“ nichts anderes sind als in die Stadt gezoge­ ner Landadel, dessen Reichtum in den Renten aus ländlichem Grundbesitz besteht, die mit den städtischen, wenn auch nicht in gleicher Höhe, steigen. Diese Kategorie umfaßt nach Sombarts Ansicht eine größere Anzahl der Mitglieder städtischer Geschlechter. Er stützt seine Ansicht hauptsächlich durch ältere Genealogieen süddeutscher Städte, welches Verfahren, um das hier schon vorweg zu nehmen, Below mit vollem Recht auf schärfste angreift. Schärfer als es hier Sombart tut, kann man wohl kaum die ausschließliche Bedeutung des Grundbesitzes für das Entstehen des Patriziats betonen, seine ständische Herleitung aus ,,Altfreien“ und Ministerialen. (So wichtig diese Anschauungen Sombarts für unsere Zwecke sind, im Rahmen seines Werkes spielen sie nur eine nebensächliche Rolle. Er geht hier über gelegentliche Erwähnungen kaum hinaus und ich halte es daher für unrätlich, diese Dinge zum Angelpunkt einer Kritik an Sombarts Buch zu machen.) j Für die Beurteilung seiner Theorie kommt es daii^r darauf an: 1. Läßt es sich aufrecht erhalten, daß sich wäh­ rend des Mittelalters Grundrente in den Händen der Grundeigentümer akkumuliert? 2. Sind die Gewinnmöglichkeiten aus den! mit­ telalterlichen Handel tatsächlich sogering, wie Sombart annimmt ? An die Theorie Sombarts schließt sich fast ganz, auch in der Terminologie, die von Preuß*) aufgestellte an, vor allem in der Bejahung jener beiden Grundfragen : Mit der engen räum­ lichen Besiedelung in den Städten steigt hier der Bodenwert. ,,Dieser Wertzuwachs fällt zum größten Teil als mittelalterliches ,,unearned increment“ den Erben der alten Besitzer von Weich­ bildgut, den Geschlechtern zu, erst in der Form von Renten, dann, bei deren Ablösung oder Verkauf in Gestalt von Geld­ summen, wie sie der mittelalterliche Handel nur ausnahmsweise abwerfen konnte“. Auf dieser Grundlage wird die ,,ansehn­ liche, stattliche Hantierung“ des Großhandels aufgebaut, der, in J) Hugo Preuß, Die Entwicklung des deutschen Städtewesens (Leipzig 1906).

7 der Hand der Geschlechter liegend und deren einzige standes­ gemäße Erwerbstätigkeit bildend, ihren Reichtum mehrt1). So sieht also Preuß die wirtschaftliche Grundlage des Patriziertums in seinem Grundbesitz; nicht weil ein Kaufmann reich geworden, wird er Patrizier, sondern, weil ein Patrizier durch seinen Grund­ besitz reich geworden ist, beteiligt er sich am Handel. Aus welchen sozialen Schichten entstehen nun die Geschlechter, welches ist ihre ständische Grundlage ? Preuß nimmt drei städti­ sche Stände an: Geschlechter, Kaufleute und Handwerker2). Diese Gliederung kann wohl nicht als sehr glücklich bezeichnet werden, da ihr kein klarer Begriff dessen, was Stand ist, zugrunde liegt. Es fehlt der einheitliche Überbegriff. Denn während der Beruf das Merkmal für die letzten beiden Kategorieen ist, ist er es gewiß nicht für die erste. So kommt Preuß dazu, ein paar Zeilen weiter unten, die, welche er soeben Stände genannt hat, als Gesellschaftsklassen zu bezeichnen, und bei der Schilderung des Standes der Kaufleute sagt er wörtlich3): ,innerhalb der entwickelten Stadtverfassung bilden sie dann eine Art von kor­ porativ organisiertem zweiten Stand zwischen Geschlechtern einer­ seits und den Zünften andererseits, letzteren jedoch zunächst sozial sehr nahe stehend, wie dies ja dem handwerksmäßigen Charakter des mittelalterlichen Handels entspricht. Auch teilen mit ihnen gewisse Handwerkerzünfte jene Stellung eines Mittel­ standes, wie die Tuchmacher, Gewandschneider u. a.“ Er zer­ sprengt damit die eigene Gruppierung. Denn hier kann nicht mehr von einer Abweichung die Rede sein, von einer die Regel bestätigenden Ausnahme. Hier handelt es sich um eine sehr wesentliche Erscheinung, die sicli mit dem besten Willen nicht in die Gliederung von Preuß einfügen läßt und so deren Unzweck­ mäßigkeit deutlich zeigt. Die Gliederung wäre klarer, wenn Preuß einfach zwischen Bürgern, innerhalb deren die eben­ genannten die die Spitze bildende Gruppe sind, und den Geschlech­ tern geschieden hätte. ) Preuß ist nun weiterhin der Ansicht4), daß sich über deren Ursprung, nämlich das erste Entstehen des Patriziats nichts Sicheres aussagen läßt, da er sich wie der aller l) Ebd. S. 69. a) Ebd. S. 65. 3) Ebd. S. 70. 4) Ebd. S. 66.

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ähnlichen Erscheinungen des Mittelalters im Dunkel verliert. Man könne lediglich annehmen, daß sich die Familien der ältesten Ansiedler und größten Besitzer von Weichbildgut in der Stadt und von Landbesitz in der Umgegend mit ministerialen Familien verbunden hätten und daß aus dieser Verschmelzung das Patriziat entstanden sei. Im wesentlichen also finden wir hier wieder die Theorie Sombarts, allerdings ein wenig vorsichtiger aus­ gedrückt als bei Sombart selbst, mit mehr „vielleicht“ versehen. Doch nun nimmt Preuß mit dem Entstehen des Kapitalismus, das darin zutage tritt, daß sich aus dem Handwerk die Manu­ faktur und das Verlagssystem entwickelt, die Entstehung eines neuen Patriziats an1). „Die zu Wohlhabenheit und politischem Einfluß gelangten Zunftmeister verbanden sich mit den Kauf­ herren und den Restern der Geschlechter zu einem neuen, nun­ mehr ausgesprochen plutokratischen Patriziat“. Seine Theorie fügt also zu den Problemen der Sombartschen noch ein drittes. Nämlich die Frage: 3. Erfolgt um die Wende des 15. Jahrhunderts ein starkes Eindringen neuer Elemente in das Patriziat und ist dieses nun tatsächlich dadurch gekennzeichnet, daß es die „Reichen“ umfaßt ?

In den Kreis der Sombartschen „Grundherren-Theorie“ fügen sich weiterhin die Untersuchungen von Schmoller, die, obwohl sie auf den Einzelfall Straßburg gerichtet sind, nicht auf Einzelheiten eingehen, sondern Schmollers allgemeinen Anschau­ ungen von diesen Dingen entsprechen2). Den Begriff „Grund­ herr“ führt Schmoller allerdings nicht ein, aber, was er als „Ritter“ und „Adel“ bezeichnet, sind eben die Sombartschen Grundherren. Es handelt sich, was sofort bei der Nennung von Namen klar würde, um den gleichen Personenkreis. Wie Som­ bart, aber nicht so scharf schließend wie dieser, weist er den Ministerialen eine bedeutsame Rolle bei der Bildung des Patri­ ziats zu. „Aus einem Beamtenadel, der Fühlung mit Kaiser und Reich hatte, der mit wirklicher Geschäftserfahrung ein leben*) A. a. O. S. \ 2) Schmoller, im '13. Jahrhundert und der Reformen

107. Straßburgs Blüte und die volkswirtschaftliche Revolution (Straßburg 1875). Pers., Straßburg zur Zeit der Zunftkämpfe seiner Verfassung und Verwaltung (Straßburg 1875).

9 diges Bewußtsein seiner Pflichten verband, wurde im Laufe des 13. und 14. Jahrhunderts ein Stadtbürgertum“1). Und nun fol­ gen Auslassungen über den Übermut der Geschlechter, der dem des Landadels nicht nachgab. Im Gegensatz dazu steht es aller­ dings, wenn Schmoller in der gleichzeitig erschienenen Schrift2) das Patriziat im 14. Jahrhundert ein ,,spezifisch städtisches, teil­ weise kaufmännisches und juristisches“ nennt. Doch da er auch hier dieses von ,,Rittern“ ableitet, kommt jener Widerspruch für unsere Fragestellung nicht zur Geltung. Die Haltung Schmollers zu ihr als im Ergebnis eines Vertreters der Sombartschen Richtung ist klar. Allerdings muß einschränkend bemerkt wer­ den, daß Schmoller an einer Stelle kurz erwähnt, daß sich das Patriziat aus reich gewordenen Geldwechslern und Großhändlern ergänzt habe, ohne freilich auf den Ursprung jenes Reichtums und seiner Besitzer einzugehen. Es sei hier noch Zeumer3) genannt, vor allem, weil er von einer ganz anderen Seite her — der Betrachtung der Rechtsentwick­ lung — auf das Problem stößt. Er gelangt zu der Anschauung, daß in der Leitung der Geschäfte einer Stadt — dabei bezieht er sich vornehmlich auf Bischofs- und Pfalzstädte — trotz aller formalen Entwicklung inbezug auf die Personen sich nichts geändert habe. Die Geschlechter, die später das Regiment der Stadt in Händen haben, sind dieselben, welche es früher als Ministeriale oder Offiziale im Dienst oder Aufträge des Herrn verwalteten.

b) Die Kaufmannstheorie. Die Theorie Belows stimmt in zwei Punkten mit Sombart überein. Er gibt zu, ,,daß mancher alte Bürger hier durch Ver­ äußerung von Grundbesitz wohlhabend wurde“4)- Er ist mit Sombart der Meinung, daß die Wirtschaften der mittelalterlichen Kaufleute nicht groß waren, daß sie weit davon entfernt waren, auch im Rahmen ihrer Zeit, ein so glänzendes Bild zu geben, *) Schmoller, Straßburgs Blüte und volkswirtschaftliche Revolution, S. 33. 2) Schmoller, Straßburg z. Z. d. Zunftkämpfe, S. 49. 3) K. Zeumer, Die deutschen Städtesteuern (Leipzig 1878). 4) Georg von Below, Das ältere deutsche Städtewesen und Bürgertum (Leipzig 1905). Derselbe, Großhändler und Kleinhändler im deutschen Mittelalter (ConradsJahrbücher 1875), Artikel,,Bürger, Bürgertum“ und ,,Ministerialität“ im Handwörterbuch der Staatswissenschaften und ,,Die Entstehung des modernen Kapitalismus“ in der Historischen Zeitschrift, Band 91, 1903.

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wie es heute ein moderner Großbetrieb bietet. Die Mengen der umgesetzten Waren waren klein, die Handelstätigkeit primitiv. Der vornehmste Kaufmann hält selbst seine Ware feil. Im Gegensatz zu Sombart bestreitet Below nun aber, daß ein großer Teil des städtischen Grund und Bodens in der Hand einer kleinen Anzahl alter Familien lag, von ,,vollberechtigten Wirten“ oder von belehnten Ministerialen. Below geht bei seiner Beweisführung von der Städtetheorie Rietschels aus, der er sich ganz anschließt, die aber nicht, wie Below es macht, der von Sombart entgegengesetzt werden kann, da sie von anderen Gesichts­ punkten ausgeht. Sombart abstrahiert seinen Begriff von der ökonomischen Erscheinung ,,Stadt“; Rietschel und mit ihm Below von der historischen. Below unterscheidet drei Arten von Städten: Die alten Römerstädte; Städte, die aus Dorfgemeinden unmittelbar hervorgegangen sind, und Gründungsstädte. Im engen Gebiet der alten Römerstädte gab es nun seiner Ansicht nach keinen Bürger, der von alters her eine ganze Hufe besessen hat. Hier ist eine Vielheit von sehr kleinen Grundbesitzern anzunehmen. Dazu komme, daß die Zahl der aus Römerstädten entstandenen Städte sehr klein gewesen sei, ebenso die derer, die sich aus Dorfgemeinden entwickelt haben und bei denen es noch am ehesten möglich gewesen wäre, daß viele alte Bürger eine volle Hufe besessen hätten. Eigentlich in Betracht kämen nur die Gründungsstädte. Hier sei aber dem Ansiedler nicht mehr Boden zugewiesen worden, als für eine Familie genügt hätte. Diese Ansiedler seien Kaufleute und Handwerker gewesen1). Mit aller Entschiedenheit wendet sich Below dagegen, daß grundbesitzende Ministeriale Entstehungselemente des Patriziats gewesen seien. „Die Ministerialen sind in allen Städten nicht zahlreich und haben nirgends großen Grundbesitz. Alle neueren Forschungen hätten gezeigt, daß nicht daran zu denken sei, daß das Patriziat sich zu einem beträchtlichen Teil aus Ministerialen rekrutiert habe“2). ,,Insbesondere ist es durchaus unzulässig, das städtische Patriziat ganz oder selbst nur zu einem irgend erwähnenswerten Teile aus der Ministerialität herzuleiten“3). Die Tatsache, daß im späten \ *) v. Below, Die Entstehung des modernen Kapitalismus, a. a. O. S. 467. , A2) A.a. O., S. 465 f. 3) Artikel „Ministerialität“, H. W. d. St.

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Mittelalter viele Patrizier eine Mehrheit von Grundstücken besaßen, erklärt Below daraus, daß sie diese mit angehäuftem Handels­ profit erwarben. Also gerade der umgekehrte Gang der Ent­ wicklung, als der ist, den Sombart annimmt, trotz der gleichen Auffassung vom Umfang des mittelalterlichen Handels. Denn nach Belows Auffassung kann Reichtum nicht nur durch großen Erwerbsgewinn geschaffen werden, er kann aus kleinen Profiten langsam aufgebaut werden. Diese abzuwerfen, hält Below den Handel trotz seines kleinen Umfangs für durchaus fähig. Am meisten in Betracht seien hier für das Entstehen des Patriziats die Gewand­ schneider gekommen. Sie hätten diese Rolle vor und nach dem Jahre 1300 gespielt. Denn Below erkennt ein Aufkommen der »nouveaux riches« nicht an1). Die Groß- und Geldhändler, die im 16. Jahrhundert ihre Tätigkeit entfalteten, trieben vorher Warenhandel und daraus schließt Below, daß dieser die Profite auch abgeworfen habe, die jene Tätigkeit erst ermöglicht habe. Below lehnt es also nicht ganz ab, daß das Patriziat Grund­ besitzer unter seinen Vätern gehabt habe. Doch hält er diese Fälle für vereinzelt, keineswegs sei es ganz aus diesen heraus­ gewachsen und überhaupt keine Rolle habe der grundbesitzende Landadel gespielt. Seine Theorie zerfällt, das Wesentlichste herausgenommen, in eine negative und in eine positive. Die negative besagt, daß das Patriziat nicht aus der Ministerialität hergekommen sei. Doch ist sein Beweis, daß die Ministerialen in den deutschen Städten nicht zahlreich und ihr Grundbesitz nicht groß gewesen sei, nicht stichhaltig, da ja überall das Patriziat sich nur aus wenigen Familien zusammengesetzt hat und so eine ganz kleine Zahl ministerialer Familien, etwa sechs, schon einen beachtenswerten Prozentsatz darstellen würde. Mit diesem Ein­ wand ist allerdings über den Tatbestand selbst noch gar nichts ausgesagt. Es ist lediglich eine Beweisführung Belows widerlegt und so ergibt sich aus seiner Theorie die 4. Frage: 4. Spielen Ministeriale zur Zeit des Entstehens des Patriziats noch eine bedeutende Rolle im städ­ tischen Leben und sind sie wesentlich an seiner Bildung beteiligt? *) v. Below, Die Entstehung des modernen Kapitalismus, a. a. O. S. 475.

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Die positive Theorie Belows besagt, daß der größte Teil des Patriziats seinen Ursprung in Kaufleuten habe. Dieses Pro­ blem löst sich mit der Beantwortung der Fragen, die sich aus der Theorie Sombarts ergeben. Es wäre höchstens noch die spezielle Frage nach der Art der Kaufleute (Gewandschneider) zu stellen. Dem positiven Teil der Theorie Belows schließt sich Alois Schulte an1). Er stellt fest, daß entscheidend für den Anteil der deutschen Städte am Handel die Stellung der Patrizier zu diesem ist, daß deren Standesanschauung von allergrößtem Ein­ fluß darauf gewesen ist, ob sich der Entwicklungsprozeß vom bürgerlichen zum adeligen Lebensstil langsam oder schnell voll­ zogen hat. Die Frage nach seinem Ursprung beantwortet Schulte, ohne sich auf Beweise weiter einzulassen, dahin, daß „die Geschlechter im wesentlichen aus Kaufleuten, aus den wirklich Handel treibenden Kreisen hervorgegangen sind“2). Auch er sieht gegen das Ende des 14. Jahrhunderts zahlreiche neue Elemente in das Patriziat eindringen und ist der Anschauung, daß dieser Zustrom aus den reichgewordenen Zünftischen kommt. Als Beispiel führt er die Ratslisten von Konstanz an. Eine für die vorliegende Arbeit sehr wesentliche Ausnahme macht er für Nürnberg. Hier sieht er sehr viele Patrizier auch aus dem Stande der Ministerialen kommen. Die Fehde, die sich daraufhin zwischen ihm und Below entspann, wird noch zu erwähnen sein. c) Die Vermittlungstheorie.

Wie überall, so fehlt auch hier nicht die Theorie, die zwischen beiden Extremen vermittelt, die zwischen Sombarts Grundherren- und v. Belows Kaufmannstheorie steht. Am klar­ sten wird sie wohl vertreten in einem schönen Aufsatz von Rudolf Häpke3). Es muß hier schon der theoretische Teil von Strieders Buch4) miteinbezogen werden, da Häpke damit arbeitet. Strieder kommt auf Grund seiner Einzeluntersuchung, von der *) Aloys Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien mit Ausnahme Venedigs (Leipzig 1900). 2) A. a. O. S. 605 f. 3) Rudolf Häpke, Die Entstehung großer bürgerlicher Vermögen im Mittelalter (Schmollers Jahrb. 1905). 4) Jakob Strieder, Zur Genesis d. mod. Kapitalismus (Leipzig 1904).

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noch die Rede sein wird, zu dem Ergebnis, daß das Augs­ burger Patriziat aus Landadel, bürgerlichen Kaufleuten und Em­ porkömmlingen aus den Zünften entstanden sei, seine reichen Mitglieder aber, gleichgültig aus welchen der drei Schichten sie nun auch gekommen, immer durch die der Kaufleute hindurch gegangen seien. Dem Handel verdanken sie also ihren Reich­ tum, niemals der Akkumulation von Grundrente. Ganz allgemein sucht das Strieder für die Grundbesitzer nachzuweisen. Er ver­ neint die Behauptung Sombarts, daß der Grund und Boden einer Stadt in den Händen weniger alter Familien lag, die ihn aus­ liehen und so den Nutzen aus dem durch das Wachstum der Städte bedingten Steigen der Grundrente zogen. Denn den grundbesitzenden Altfreien standen in den geistlichen Körper­ schaften mächtige Konkurrenten gegenüber, die ihren reichen Grundbesitz an die zuziehenden Handwerker und Gewerbe­ treibenden billig vergaben und es so jenen Bürgern unmöglich machten, ihrerseits die Neuzuziehenden ,,auszubeuten“. Dem gegenüber muß nun unsererseits gefragt werden, ob es nicht ein Mittel gab, jene geistliche Konkurrenz auszuschalten. Tat­ sächlich sehen wir in allen Städten in der Einrichtung des Pflegamts für eine geistliche Stiftung, ein kirchliches Gebäude usw. ein derartiges Mittel erwachsen, sehen, wie immer mehr die Kirche ihre Geschäfte in weltliche Hände legt und so den wirtschaftlichen Aufschwung der Zeit ausnützt, ohne ihren Grundsätzen untreu zu werden, ohne sich durch Gewinnstreben selbst zu beschmutzen1). Doch außer der Verteilung des städtischen Grund und Bodens sieht Strieder ein zweites Hemmnis für die GrundrentenAkkumulation der Geschlechter in der rechtlichen Form der Verleihung städtischer Immobilien. Diese war in den meisten Fällen die Erbleihe, bei der der Zins nicht erhöhbar ist, sich aber für den Empfänger verringert, da er meist in Geld zahlbar ist und dieser kein Mittel hat, einen Ausgleich zwischen der fortschreitenden Münzverschlechterung und seiner zahlenmäßig festgelegten Höhe zu schaffen. Der Beliehene hat an dem Leihe­ objekt nahezu Eigentumsrechte und er, der kleine Mann, nützte *) Vgl. Alfred Schulze, Stadtgemeinde und Kirche im Mittelalter (Fest­ schrift für Sohm 1914).

14 sie nach Strieder nun dadurch aus, daß er Teile in Afterleihe weiter vergab, ev. auch mit darauf errichteten Zinshäuschen. In seine Hände sei der Profit aus der steigenden Grundrente geflossen. „Der Nutzen des wirtschaftlichen Aufschwungs der Stadt, wie er sich in der Steigerung der Bodenrente dokumen­ tierte, zerteilt sich in Hunderte von Verzweigungen. Er wird verflacht, wenn ich mich so ausdrücken darf, er wird demokra­ tisiert“1). Dieselbe Entwicklung sieht Strieder auf dem platten Land, wo die Bodenrente vom 9.—12. Jahrhundert außerordent­ lich gestiegen sei und, aus denselben Gründen wie die städtische den abhängigen Handwerkern, den Grundholden und nicht den Grundbesitzern zugute kommt. Auch der in die Städte einwan­ dernde Landadel trug also nach Strieders Meinung nicht den Schatz akkumulierter Grundrente in seiner Hand. Seine Theorie deckt sich also in Bezug auf die ständische Herkunft des Patri­ ziats mit der Sombarts, während seine Anschauungen von dessen wirtschaftlicher Herkunft mit denen Belows übereinstimmen. Häpke beantwortet nun die wirtschaftliche Seite der Frage dahin, daß Rente und Handel gemeinsam am Bau der Ver­ mögen beteiligt waren. Im Ganzen und Großen die Anschau­ ungen Strieders teilend, widerlegt er jedoch jenes Stück von dessen Beweisführung, das sich auf die Ausnützung der steigen­ den Grundrente bezieht. Denn einmal liehen die alten Grund­ besitzer ihren Boden nicht auf einmal aus und konnten bei späteren Vergebungen aus dem höheren Bodenwert durch Setzung eines entsprechend hohen Zinses wohl Nutzen ziehen. Dann war zum Erwerb eines Grundstücks, das groß genug war, um Afterleihen davon abzuleiten, ein größeres Vermögen nötig, als das, über welches der kleine Gewerbetreibende oder Hand­ werker verfügte. Dies war dagegen in erster Linie den Händlern möglich, die bald mit den ansässigen Hufenbesitzern verschmolzen, in deren Reihen eintraten und vielfach auf Grund ihres Wohl­ stands zu Hauptbestandteilen des Patriziats wurden, eines Wohl­ stands, der nicht jenem Grundbesitz zu verdanken ist (Häpke hält Strieders Behauptung von der Konkurrenz geistlicher Grund­ besitzer aufrecht), sondern diesen vielmehr erst erwerben mußte, um ihn dann zu mehren. Die Reichen sind während des eigentStrieder a. a. O. S. 74.

15 liehen Mittelalters nach Häpkes Meinung die Väter des Patriziats und die Basis dieses Reichtums bildet in erster Linie die kauf­ männische, dann auch gewerbliche Tätigkeit. „Damals wurde ein Kaufmann Patrizier, weil er reich war; nicht aber ein Patrizier Kaufmann, weil sich eine Art von Geldplethora ein­ stellte“1). Diese reich werdenden Kaufleute gehen hervor aus alten Hufenbesitzern, aus verarmtem Landadel, den die Not zum Erwerb zwingt, aus Ministerialen. Diese sind keineswegs durch ständische Anschauungen daran gehindert, Handel zu treiben, da sie ja sogar unter Umständen das Ministerialitätsverhältnis eingehen, um „für ihre finanziellen Geschäfte bei ihrem Dienst­ herrn Vorteile zu erlangen“2). Schließlich gehen sie noch her­ vor aus persönlich tüchtigen Krämern und Handwerkern, den „self-made-men“. Ihre Ahnen sind also mit Ausnahme der letzten Kategorie Leute, die sowohl Grundbesitzer wie Kaufleute waren. Der Personenkreis, den Häpke für die Urzelle des Patriziats hält, deckt sich also im wesentlichen mit dem, den Sombart annimmt, während er dessen Emporkommen sich auf ganz anderem Wege vollziehen sieht, wobei er hier mehr der Theorie Belows zuneigt.

B. Die Einzeluntersuchungen. Braunschweig, Hildes heim, Goslar3). Die von Ohlendorf über den Ursprung des Patriziats in diesen drei Städten angestellten Untersuchungen geben kein vollständiges Bild, da er unter Patriziat „die soziale Oberschicht der städti­ schen Bevölkerung in der Zeit vor den Zunftkämpfen (10. —13. Jahrhundert) versteht. Seine Arbeit sagt daher nichts aus über das Herkommen der später in das Patriziat eintretenden Familien. Ihre Bedeutung für den Nachweis der Theorieen ist daher nur eine beschränkte. Für Braunschweig kommt Ohlendorf zu folgendem Ergebnis: Von den 81 Geschlechtern Braunschweigs sind 62 grund­ herrlich altfreien ritterlichen oder zum kleinen Teil ministerialen Ursprungs. Tatsächlich im Dunkel liegen nur die Anfänge von J) Häpke a. a. O. S. 268. 2) Ebenda S. 252. 3) Ohlendorf, Das niedersächsische Patriziat und sein Ursprung (Forschungen zur Geschichte Niedersachsens II. Bd. 5. Heft).



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8 Familien, da die anderen entweder Nebenlinien von Geschlech­ terfamilien sind, deren Herkommen nachgewiesen ist, oder, bevor sie nach Braunschweig kamen, bereits dem Patriziat einer anderen Stadt angehörten. Von jenen 62 Familien sind 50 grundherrlich altfreien Herkommens (60°Io). Der Nachweis wird so geführt: Erstens, über die Hälfte, 30 Familien, leiten ihre Namen von dem Orte her, an dem oder in dessen Nähe sie hauptsächlich begütert sind. Von jenem Familiengrundbesitz geben Urkunden über Verkauf und Erbteilungen, Testamente und Lehenserneue­ rungen Kunde. Zweitens, für weitere 6 Familien steht Grund­ besitz an ihrem nachgewiesenen Heimatort fest. Drittens, großer Grundbesitz unterhalb der Stadtmauer, die Vorwerke, und inner­ halb der Stadtmauern die „curia“ sind in der Hand des Patri­ ziats. Die Patrizier bilden den Landwirtschaft treibenden Teil der Stadtbevölkerung schlechthin“1). Nun fragt Ohlendorf, wel­ cher Teil der in die Stadt ziehenden Landbevölkerung solchen reichen Grundbesitz erwerben konnte, die Laten oder die Grund­ herren. Er verneint es für die ersteren, indem er sagt, daß diese, trieben sie nun Handel, übten sie ein Gewerbe aus oder widmeten sie sich dem gärtnerischen Kleinbetrieb, doch in den meisten Fällen zu den wirtschaftlich schwächeren Elementen der Stadtbevölkerung gehörten. Er fügt einen psychologischen Beweis hinzu, der jedoch keineswegs als richtig angesehen wer­ den kann. Ohlendorf meint nämlich, daß die Emporkömmlinge aus früheren ländlichen Hintersassen, die durch Handel und Gewerbe groß geworden waren, wenig Lust verspürt hätten, sich nun wieder der Landwirtschaft zuzuwenden. Die Grundherren dagegen wären nicht aus Erwerbsgründen in die Stadt gezogen, „sie kamen in der selbstverständlichen Absicht, ihre bisherigen Gewohnheiten beizubehalten“2). Dies aber gerade wäre zu beweisen. Der Nachweis der Herkunft der hier in Betracht kommenden Familien aus ländlichen Grundbesitzern ist also nicht gesichert. Ohlendorf folgert nun weiter, daß unter der großen Anzahl altfreier Grundherren, die in die Stadt eingewandert seien, auch solche ritterlichen Standes gewesen sein müßten. ,,Bei der einen oder anderen Bürgerfamilie müssen sich Spuren ritterJ) Ohlendorf a. a. O. S. 25. *). Ebd. S. 2b.

17 bürtiger Herkunft linden.“ Diese Spuren werden ihm nun zu sicheren Merkmalen ritterlicher Herkunft und zwar die folgenden: Erstens, Angehörige von 13 Patrizierfamilien werden ausdrück­ lich als Ritter bezeichnet oder nehmen in den Zeugenlisten einen Platz unter den Rittern ein. Dagegen muß gesagt werden, daß erst festzustellen wäre, ob diese Leute zuerst Ritter waren und dann in das Patriziat aufgenommen wurden, oder ob sie nicht doch zuerst dem Patriziat angehörten und dann die Ritterwürde erlangten und damit ein Ziel erreichten, dem in allen deutschen Städten die Geschlechterfamilien zustrebten. Zweitens : 10 Fami­ lien sind eines Stammes mit gleichnamigen Ritterfamilien. Das geht hervor aus den gleichen Vornamen, aus Grundbesitz am gleichen Ort, aus Rechtsgeschäften, die ein Verwandtschafts­ verhältnis zur Ursache haben. Drittens: 2 Patrizierfamilien sind mit Ritterfamilien verschwägert. Auch das ist kein Beweis, da gerade von Leuten bürgerlicher Herkunft solches connubium zur Hebung der sozialen Stellung gesucht wurde. Bei einer Familie weist Ohlendorf den ministerialen Ursprung, den er bei weiteren Familien für möglich hält, dadurch nach, daß er feststellt, daß diese Familie mit dem Münzmeisteramt bekleidet gewesen ist. Für das Hildesheimer Patriziat weist Ohlendorf denselben Ursprung nach wie für das Braunschweiger, die gleiche Art der Quellen und die gleichen Schlüsse benützend. Er findet so unter den 63 Hildesheimer Geschlechtern 44 „grundherrlich-altfreien“, zum Teil ritterlichen Ursprungs. Die Bedenken gegen einige dieser Kategorien werden dadurch verstärkt, daß sie Personen enthalten, die selbst in der Darstellung von Ohlendorf, obwohl von ihm ganz unbeabsichtigt, die Vermutung nahelegen, daß ihre Ahnen Kaufleute und nicht Grundherren waren1). Die Fälle wären sofort zu klären, wenn Ohlendorf angegeben hätte, wann die Ratslisten den Betreffenden zuerst nennen und man diese Zahl mit denen der übrigen Urkunden vergleichen könnte. Höchst bedeutsam ist es nun, daß Ohlendorf für die Bischofsstadt Hildes­ heim der Nachweis gelingt, „daß das gesamte Patriziat der älteren Zeit bis etwa Mitte des 13. Jahrhunderts der Ministe*) So läßt der Name Pepersack auf das kaufmännische Herkommen schließen. Dagegen spricht nicht, daß einer seiner Träger eine adelige Frau ehelichte. Vier weitere Familien aus den oben angezweifelten Kategorieen gehören schon in sehr früher Zeit der Gewandschneiderinnung an. 2

18 rialität angehört“1). Allerdings ist er auf Grund der vorangehen­ den Untersuchungen der Ansicht, daß diese Ministerialen nicht gehobene Unfreie sind, sondern Altfreie, die sich freiwillig in ein solches Dienstverhältnis zum Bischof begeben haben. Die­ sen Darlegungen Ohlendorfs ist hinzuzufügen, daß sich die stän­ dische Entwicklung vollzogen haben kann entweder von der Grundherrlichkeit zur Ministerialität, zum Patriziat oder von der Grundherrlichkeit zum Patriziat und dann zur Ministerialität. Es liegt nahe das Vorkommen von beiden Entwicklungen anzu­ nehmen. Zu den gleichen Ergebnissen wie für Braunschweig und Hildesheim kommt Ohlendorf für Goslar, indem er den gleichen Weg beschreitet. Doch besteht die Besonderheit des Patriziats in Goslar darin, daß es, wenigstens bis zum Ausgang des 13. Jahr­ hunderts, gleichzusetzen ist mit der wirtschaftlichen Korporation der ,,montani et silvani“, die alle an der Gewinnung und Ver­ hüttung der am nahe gelegenen Rummelsberg gewonnenen Erze Beteiligten umfaßt. Da dieser Bergbau uralt ist und sicher bis in die unerforschbare Zeit des Entstehens eines Rates in Gos­ lar zurückgeht, drängt sich die Annahme auf, der im Bergbau erworbene Wohlstand sei die Grundlage für eine höhere soziale Achtung, für das Entstehen eines Teils des Patriziates gewesen. Ohlendorfs Ausführungen schließen das auch keineswegs aus. Zwar spricht er ausschließlich von Grundbesitzern, doch bezieht er da, wo er Grundbesitz als Ursprungsort nachweist, Hütten­ besitz ein. Ganz sicher bewiesen ist also der grundherrliche Ursprung nur für 4 von den 51 Geschlechtern in Goslar. Diese sind eines Stammes mit gleichnamigen Rittergeschlechtern. Für die anderen besteht höchstens die Möglichkeit einer solchen Herkunft. Die Untersuchungen Ohlendorfs ergeben also für die Zeit, welche er behandelt hat, ein Bild, das ganz die Theorie Sombarts bestätigt. Es verschiebt sich allerdings für Goslar dadurch, daß Bergwerks- und Hüttenbesitz nicht von Grundbesitz als solchem geschieden ist. So kommt wohl hier, wenn man so will, Grund­ rentenbezug in Betracht, keinesfalls aber Grundherrlichkeit. Wenn nun so Ohlendorf gleich Sombart das Patriziat aus Grundherren h Ohlendorf a. a. O. S. 42.

19 und Ministerialen entstehen sieht, so bringt seine Arbeit doch keinen unmittelbaren Nachweis für die Grundrenten-Akkumulation in deren Hand. Er deutet lediglich Ähnliches an, daß ,,in der Grundherrenqualität die Voraussetzung größerer Mittel gegeben war“1), die zum Fernhandel nötig waren. Da diese Behauptung sich aus zwei ungelösten Problemen zusammensetzt, ist sie bedeutungslos. Frage 2 und 3 (siehe oben Seite 6 und 8), die im Anschluß an die Theorieen gestellt wurden, liegen nicht im Rahmen der Untersuchungen von Ohlendorf. Lediglich erwähnt er, daß im 14. Jahrhundert keine stärkere Beteiligung grund­ herrlicher Elemente im Großhandel eintritt. Seine Träger sind entweder die alten Handels- und Geschlechterfamilien oder Empor­ kömmlinge aus den unteren städtischen Schichten. Die Bedeutung der Ministerialität für den Ursprung des Patriziats wird am Bei­ spiel Hildesheim gezeigt und damit die glatte und allgemeine Ablehnung dieser Möglichkeit durch Below als mit den Tatsachen im Widerspruch nachgewiesen; zumal es sich, wie auch Ohlen­ dorf hervorhebt, hier kaum um einen Ausnahmefall handelt, sondern um eine für Bischofsstädte häufige Erscheinung. Lübeck2). Wehrmann betrachtet die Entstehung des Patri­ ziats in Lübeck mehr nach der formalen Seite hin3) und schildert diese Entwicklung auf Grund des Lübecker Urkundenmaterials, eine Methode, wie sie jede Einzeluntersuchung verlangt. Doch wendet er sie da nicht oder nur unvollständig an, wo er von der sozialen und wirtschaftlichen Herkunft des Patriziats spricht. Er stützt sich hier im wesentlichen auf Vermutungen. Wehrmann geht von der Tatsache aus, daß der Reichtum in erster Linie seinen Besitzer dazu befähige, eine freie, unabhängige und ein­ flußreiche Stellung einzunehmen. Er ist nun der Ansicht, daß dem Handel schon im Mittelalter diese Reichtum bildende Kraft zukomme und sagt weiter wörtlich: ,,Für eine Handelsstadt von geringem Umfang ist Geld die natürliche Grundlage, um eine Aristokratie zu bilden, die in größeren Städten auf Grundbesitz *) Ohlendorf a. a. O. S. 70. 2) C. Wehrmann, Das lübeckische Patriziat, insbesondere dessen Ent­ stehung und Verhältnis zum Adel (Hansische Geschichtsblätter 1873). *) Erste Nennung von consules et majores 1277; 1290 33 lübeckische Ratsmänner genannt; 1377 eine Gesellschaft vorhanden, die die angesehenen, im Rate sitzenden Familien und die reichen Kaufleute umfaßt; 1379 Abschluß der formalen Entwicklung mit der Gründung der Zirkelgesellschaft.

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beruht“. Zwar sei dieses Geld, das dauernd wieder aufs Spiel gesetzt wird, ein wenig sicherer Besitz, der sich in den seltensten Fällen generationenlang erhalte und so zur Bildung eines bevor­ rechteten Standes, eines Patriziats, führen könne. Doch lasse das Urkundenmaterial keinen anderen Schluß zu. Denn nirgends sei in den Gründungsurkunden von Landüberweisung an Ansiedler die Rede und, als im Jahr 1157 die Stadt nach einem Brand wieder aufgebaut werden soll, da fasse die gleichzeitige Chronik Helmolds die Einwohnerschaft Lübecks unter der Bezeichnung „institores et ceteri habitatores“ zusammen, erwähne also hier, wo sie mit den Kauf leuten an der Spitze stehen müßten, keine Grundbesitzer. Es könnten also in dieser Zeit die Angesehensten unter der Bürgerschaft, die zur Bildung eines Patriziats bestimmten, nur Kaufleute gewesen sein, nicht Grundbesitzer. Für die Ände­ rung dieses Tatbestandes in späterer Zeit spreche bloß eine ,,unbestimmte Vermutung“, die sich daraus ergebe, daß die Namen der Straßen des ältesten heute noch bestehenden Stadt­ teils von Personennamen hergenommen seien. Doch behauptet Wehrmann,,mit größerer Sicherheit“, daß Kaufleute ihr erworbenes Vermögen in Renten und Gutskäufen stabilisiert hätten. Die Niederlassung von adeligen Familien in Lübeck weist Wehrmann für die Zeit um 1300 nach. Von ihnen gehören 4 der ,,Zirkel­ gesellschaft“ und damit den Geschlechtern an, eine nicht sehr bedeutende Zahl, da das Patriziat Lübecks sich aus 30 bis 40 Familien zusammensetzt; Drei von diesen Mitgliedern der Zirkel­ gesellschaft stehen als militärische Befehlshaber im Solde der Stadt. Diese Arbeit Wehrmanns gibt nicht allein ein Zeugnis von der ständischen Herkunft des Patriziats; sie läßt einen sicheren Schluß auf die wirtschaftliche zu, nämlich den, daß diese Ab­ kömmlinge des Landadels nicht mit dem Schatz akkumulierter Grundrente in der Tasche nach Lübeck gezogen sind, sondern als Leute, die dorthin kamen, um ihr Brot zu verdienen. Obgleich sich so die Untersuchung Wehrmanns ganz in den Theorieen von Below bewegt, macht sie Lübeck doch nicht zu einem sicheren Fall für diese. Wohl ist der Nachweis geführt, daß in der ältesten Zeit Grundbesitzer keine ausschlaggebende Rolle spielen und gezeigt, daß kein landadeliger Grundrentenreichtum am Bau des Patriziats in Lübeck mitarbeitet, nicht aber überzeugend dar-

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gelegt, daß der Handel dem städtischen Grunderwerb voraus­ ging, so daß dem Leser die umgekehrte Möglichkeit in der Richtung der Sombartschen Theorie offen bleibt. Straßburg, Basel, Worms, Freiburg i. B. Auch für Foltz *) ist die Geschichte des Patriziats im wesentlichen Geschichte seiner Korporation, des Stadtrats. Die Arbeit ist v. Below gewidmet und diese Widmung gibt ihr das Gepräge, denn Foltz will für die Fälle Straßburg, Basel, Worms und Freiburg bewußt nachweisen, daß die Theorie Belows richtig ist, daß die Ministerialität keine Bedeutung für die Bildung des Patriziats gehabt habe. Wie Ohlendorf umfaßt er nur den Zeitraum bis zum Beginn der Zunftkämpfe. Die ersten Spuren eines Patriziats in Straßburg findet Foltz für die Zeit vor dem Aufkommen eines Stadtrats in den Zeugenlisten. Aus diesen gehe hervor, daß die Interessen der Bürgerschaft schon im 12. Jahrhundert von einer Klasse der Mächtigsten und Angesehensten vertreten wurden. Diese werden „Burgenses“ oder ,,Cives majores“ genannt und umschließen ,,Ministeriale und nichtritterliche Bürgergeschlechter“ *2). Um 1200 entsteht in Straßburg ein Stadtrat und die ihn betreffenden Urkunden sprechen nun von ,,ministeriales“ und ,,burgenses“, während die früheren Urkunden diese Scheidung nicht kennen. Das veranlaßt Foltz unter Patriziat die bürgerlichen Geschlechter neben jenen bischöflichen Ministerialen zu verstehen und also den Begriff enger zu umgrenzen, als man es im allgemeinen tut, indem er ihn nicht alle ratsfähigen Geschlechter umfassen läßt. Diese Voraussetzung bedingt natürlich ein Ergebnis im Sinne Belows, schwächt aber gleichzeitig die Bedeutung dieses Ergebnisses stark ab. Wichtig bleibt jedoch der Nachweis an Hand der Ratslisten, daß die Zahl der Ministerialen im Stadtrat von 1190 bis 1263 ständig sinkt und diese endlich ganz ver­ schwinden. Das Verhältnis zwischen Bürgergeschlechtern und Ministerialen bis 1263 läßt sich aus der Darstellung von Foltz nicht genau ersehen, da er die ersteren nach den vertretenen Geschlechtern, die letzteren nach den vertretenen Personen auf­ führt. Von 1263 bis 1332 fänden sich unter den 127 ratsfähigen Geschlechtern nur 3, vielleicht 4 ministerialer Herkunft. Diese *) Max Foltz, Beiträge zur Geschichte des Patriziats (Marburg 1899). 2) Ebd. S. 27.

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seien mit den übrigen ständisch völlig verschmolzen1). Weiter­ hin zeigt Foltz, daß der Anteil der Ministerialen am städtischen Grundbesitz sehr gering war. Er glaubt, daß der latifundien­ artige städtische Grundbesitz einer Reihe von Geschlechtern von diesen mit Handelsgewinn erworben sei. Doch ist das nicht so selbstverständlich, daß es ohne viel Beweise geglaubt werden kann, trotz der festen Überzeugung von Foltz. Foltz weist nun nach, daß die zwei vornehmsten Straßburger Geschlechter (Zorn und Müllenheim) aus Kaufleuten hervorgegangen seien. Auch vornehme Handwerker fänden sich unter den Geschlechtern. Von den ,,duodecim inter pellifices“, die eine Urkunde von 1240 nenne, gehören acht den Geschlechtern an; es sind dies Leute, die Felle für den Bischof einkaufen und dann zubereiten müssen. Man braucht sie daher nicht unbedingt, wie Foltz, als Handwerker anzusprechen, sondern kann sie mit dem gleichen Recht Händler nennen. Auf keinen Fall sagt diese Bezeichnung, daß es sich hier um emporgekommene kleine Leute handelt, und nichts läßt von dieser Tätigkeit auf ihre Herkunft schließen. Dieselben Zustände wie in Straßburg findet Foltz in Basel. Doch sind seine Untersuchungen hier sehr allgemein gehalten. Schon 1118 ist in einer bischöflichen Urkunde von ,,cives nobiliores“ die Rede. Doch getreu seiner Voraussetzung für Straßburg sieht Foltz in ihnen noch kein Patriziat. Über ihre Zusammensetzung und Herkunft läßt sich nach Foltz nichts aussagen. Zwischen 1185 und 1190, also schon sehr früh, kommt in Basel ein Stadtrat auf. Foltz nimmt an, daß diesem schon in der Frühzeit, wie nachweislich von 1257 an, sowohl Ritter2) wie Bürger, beide jedoch streng geschieden von einander, ange­ hört hätten. Diese Bürger, soweit sie nicht Handwerker sind, bezeichnet Foltz als Geschlechter. Von zweien erbringt er den Nachweis ministerialer Herkunft. Die übrigen 54 tut er in Bausch und Bogen ab, durch die einfache Aussage, daß sich das Baseler Patriziat aus Bürgerlichen, nicht aus ministerialen Kreisen (Defi­ nition!) zusammensetze und seinen Reichtum dem Handel — 1) Ebd. S. 32. Er bringt hier fast nur das Ergebnis seiner Untersuchung ohne Belege für die Herkunft der übrigen Geschlechter. 2) Die Übersetzung „Ritter“ für „miles“ ist nicht ganz entsprechend. Vgl. Zallinger, Ministeriales u. milites (1878). Doch kommt die Unterscheidung hier nicht wesentlich in Betracht.

23 denn die wirtschaftliche Bedeutung Basels beruht auf seinem Handel — verdanke. Für Worms bringt Foltz wichtige Nachrichten über die Entwicklung der Stadtverfassung, deren Ausbau früher erfolgte, als in den anderen deutschen Städten. Über das Entstehen des Patriziats, das Foltz genau wie in Basel und Straßburg mit dem Augenblick entstanden sieht, wo in den Zeugenlisten Bürger und Ministeriale getrennt von einander genannt werden, wird weiter nichts gesagt, als: ,,Die Patrizier waren zweifellos auch in Worms überwiegend altbürgerlicher, nicht ministerialer Her­ kunft“J). Ein großer Teil des städtischen Grundbesitzes sei in ihrer Hand. Eine Grundherrschaft des Bischofs bestehe hier nicht. Nun sagt zwar Foltz weiter: „Hinsichtlich ihrer Tätig­ keit, ihres Berufes finden wir nur Urkunden, welche sie als Be­ sitzer von Häusern, Grundstücken und Renten erkennen lassen“, enthält sich aber jeden weiteren Schlusses, jeder weiteren For­ schung nach dem Alter und den Grundlagen dieses Besitzes. Wohl die beste in der Reihe der Untersuchungen von Foltz ist die über Freiburg. Die älteste Quelle für die Geschichte der Stadt Freiburg ist eine Verfassungsurkunde (1120 oder wenig später), die ins­ besondere auch über die Verleihung von Handelsprivilegien an die Bürger der Stadt handelt. Diese Urkunde benennt bereits als Behörde 24 „conjuratores fori“, die den Beginn der Ratsver­ fassung und den Keim des späteren Patriziats bildet. Die Frage nach dem Stand und dem Beruf dieser conjuratores, den Ahnen des FreiburgerPatriziats, wurde stets dahingehend beantwortet, daß sie Kaufleute gewesen seien, was aus der Bezeichnung „mercatores personati“, die sie sehr bald neben jener anderen führen, hervorgehe. Foltz bestreitet nun, daß „mercatores“ unbedingt die Bedeu­ tung „Kaufleute“ haben müsse, und meint, daß es ganz allgemein „städtische Bürgergemeinde“ meine und in jener Zusammen­ setzung angesehene Bürger“*2). Von diesen sind, und hierbei beruft sich Foltz auf Maurers Untersuchung der Zeugenlisten „nur wenige aus ministerialischen oder gar freien ritterlichen *) Foltz a. a. O. S. *j2i Diese Deutung scheint doch etwas künstlich zu sein und das Vor­ kommen im eigentlichen Wortsinn das Gegebene. Vgl. Du Cange, Gloss. m.etinf.lat. 2)

24 Kreisen hervorgegangen“1). Doch möchte Foltz bürgerliche Herkunft nicht mit kaufmännischer gleichsetzen, wenn er auch der Ansicht ist, daß die Entwicklung sich zum größten Teil so vollzogen habe, daß sie über den Handel zum Großgrundbesitz gegangen sei. Die Behauptung Maurers stützt Foltz dadurch, daß in der Frühzeit ministeriale oder freiritterliche Elemente gar nicht zur Bildung eines Patriziats hätten beitragen können, weil Rittern und Ministerialen das Wohnen in der Stadt ver­ boten gewesen sei2). Dieses Verbot falle im Lauf der Zeit, und im 13. Jahrhundert wären Leute ministerialer Herkunft in das Patriziat eingedrungen und seien mit diesem verschmolzen, vor allem mit jenem Teil, der sich die Ritterwürde erworben hatte. Von 1293 ab führen diese beiden, Ritter und Ministeriale, im Patri­ ziat legal den Titel „edel“. Wir finden also innerhalb des Frei­ burger Patriziats eine Gliederung oder, deutlicher gesagt, eine Selbstübergipfelung. In ihrer eigenen Absicht sind also die Untersuchungen von Foltz in jedem Punkt ein Beleg der Theorie Belows ohne die kleinste Abweichung. Daß sie die Geschichte des Patriziats in den vier Städten nicht endgültig darstellen, ist durch das Wort ,,Beiträge“ im Titel gesagt. Aber ist das wenig­ stens geschehen für das Problem, dem die Arbeit gilt, und das sie gelöst zu haben behauptet, für die geringe Bedeutung der Ministerialität innerhalb des Patriziats und für sein Entstehen? Die Verneinung dieser Bedeutung wurde ermöglicht durch eine Methode, die fast anmutet wie ein Jahrmarktkunststück. Wenn man bei der Begriffsbildung von vornherein die Ministerialen aussehließt (mit Ausnahme Freiburgs) und dann fragt, wer sind die Patrizier, dann kann freilich nie die Antwort Ministeriale herauskommen. Am ehesten ist der Nachweis noch für Straß­ burg gelungen und hier ein wesentlicher Beitrag zu den Diffe­ renzen zwischen Sombart und Below dadurch gegeben, daß Foltz zeigt, wie gering der Anteil der Ministerialen am städti­ schen Grund und Boden gewesen ist. Selbst wenn also die Ministerialen stärker an der Bildung des Patriziats beteiligt *) Foltz a. a. O. S. 87. 2) Bewiesen ist damit nichts; denn das Bestehen eines Rechtssatzes ist, weder heute noch im Mittelalter, Gewähr für seine Durchführung. Doch ist mit diesem unserm Ein wand natürlich noch kein Gegenbeweis erbracht. Vgl. Strieder S. 41 (der die gleiche Meinung wie Foltz vertritt). \

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wären, als Below und mit ihm Foltz annimmt, spielen sie, wenigstens in Straßburg, nicht die Rolle, welche ihnen Sombart zuweist, die Rolle von durch den Bischof reich Beliehenen, die nun glückliche Bezieher von Grundrente sind. Die übergeordnete Frage, ob es sich bei Herkunft der Patrizier in der Regel in erster Linie um Grundbesitzer, in zweiter um Kaufleute handelt, wird zwar ent­ schieden im Sinne Belows beantwortet, aber nur flüchtig bewiesen. Die größte Wahrscheinlichkeit besteht für Freiburg, die geringste für Worms. Hier läßt sogar Foltz die Möglichkeit zur Entscheidung im Sinne Sombarts offen, wenn auch nur sehr vorsichtig. Köln. Hier kommt eine Arbeit von Lau *) in Betracht, die erschienen ist, bevor der Kampf der Theorieen über das Ent­ stehen des Patriziats im Zusammenhang mit dem über das Ent­ stehen des modernen Kapitalismus entbrannt war. Sie macht auf Grund der peinlichsten Untersuchungen die Richtigkeit der Theorie Belows für Köln sehr wahrscheinlich, obwohl der Satz vorausgeschickt ist, daß die Frage nach der ständischen Her­ kunft des Patriziats im allgemeinen offen gelassen werden muß. Lau nimmt an, daß das Patriziat im wesentlichen aus Freien herausgewachsen sei und nur zu einem sehr geringen Teil aus Ministerialen. Denn sicher nachweisbar ist die Ministerialität nur für eine Familie (Reichsministerialenfamilie Schultheiß von Aachen). Zweifelhaft ist es dagegen, ob aus dem Ministerialitätsverhältnis einiger Vorfahren der späteren Geschlechter zu Kölner Stiftern und Klöstern ein allgemeiner Schluß auf die Abstammung von Ministerialen zu ziehen sei. Denn mit Eingehen eines solchen Verhältnisses war mancher, vor allem wirtschaftlicher Vorteil verbunden, der auch die stolzen Geschlechter der späteren Jahr­ hunderte sich nicht scheuen ließ, sich in solche Dienstmann­ schaft zu begeben (dafür bringt Lau zahlreiche Belege). Für neun Geschlechter weist Lau sicher nach, daß sie von auswärts zugegangen sind, doch sagt die örtliche Herkunft allein natürlich nichts über die ständische aus*2). Von der überwiegen­ den Zahl der Geschlechter nimmt Lau an, daß sie dem Kauf­ mannsstand entsprossen sind, da Köln seine Macht und sein J) F. Lau, Beiträge zur Verfässungsgeschichte der Stadt Cöln. West­ deutsche Zeitschrift für Geschichte und Kunst 1895. 2) Vgl. Bücher, Die Bevölkerung von Frankfurt a. M. im 14. und 15. Jahr­ hundert, I. Bd. 1886.

26 Gedeihen der günstigen merkantilen Lage verdanke und als Handelsstadt reich wurde. Diese Begründung jedoch ist heute durch die Schriften Sombarts und Belows sehr fraglich geworden, da in ihr das zu lösende Zentralproblem steckt. Sicher leiten neun Geschlechter ihren Ursprung vom Kaufmannsstand her, da ihre Vorfahren in der Gewandschneiderbrüderschaft oder als beteiligt am Großhandel nachzuweisen sind. Emporkömmlinge aus den Handwerkern finden sich nicht. Wohl üben Mitglieder des Patriziats (übrigens nicht die angesehensten) das Goldschmiede­ handwerk aus; doch ist damit nicht gesagt, daß sie das auch schon in der Zeit vor dem Eintritt in das Patriziat getan haben müssen. Köln entspricht in jedem Punkt der Entstehungsgeschichte seines Patriziats der Theorie Belows. Lindau1). Die Arbeit Kellers fällt in das Gebiet der deutschen Rechtsgeschichte und so definiert er: „Patriziat im technischen d. h. öffentlich-rechtlichen Sinn ist nichts anderes als die öffentlich-rechtliche Korporation der angesehensten Fami­ lien eines unabhängigen Gemeinwesens, welcher die Besetzung der obersten Magistraturen zukommt“2). Eine solche besteht in Lindau im „Sünfzen“ und wird für die Zeit um 1350 zum ersten Mal urkundlich nachgewiesen. Die kaufmännische Her­ kunft ihrer Mitglieder kann Keller, da die Nachrichtenquellen für die Frühzeit nur spärlich fließen, lediglich vermutungsweise annehmen, gestützt auf die Namen der ältesten Lindauer Geschlech­ ter z. B. Goldschmidt, Ledergerw, Wucherer. Doch scheinen mir die beiden ersteren mehr für eine Herkunft aus den Hand­ werkern als aus den Kaufleuten zu sprechen, obwohl beide Berufskategorien im Mittelalter nicht streng von einander zu scheiden sind. Aber da, wo der Handwerker gleichzeitig Händler ist, ist sein Handel sekundär aus dem Handwerk erwachsen. Um 1300 findet ein starkes Eindringen der ritterlichen Land­ bevölkerung, teils Freiadeliger, teils Ministerialen, in das Patriziat statt. Keller faßt diesen Tatbestand, in dem Satz zusammen: ,,So wurde aus der kaufmännischen Gilde durch Einbeziehung eines wahren Herrenstandes nach und nach ein Patriziat im *) F. Keller, Patriziat und Geschlechterherrschaft in der Reichsstadt Lin­ dau (Heidelberg 1904). 2) A. a. O. S. 386.

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Vollsinn des Wortes“ *). So unbestreitbar dies an Hand der die einzelnen vom Land nach Lindau zugezogenen Ritter nennenden Urkunden festzustellen ist, so falsch ist Kellers Auffassung von den Gründen für ihre Aufnahme. Er ist nämlich der Ansicht, daß mit der Entwicklung des städtischen Gemeinwesens und mit der damit verbundenen Steigerung der Aufgaben des Rates Leute nötig wurden, die ,,Talent zum Regieren und Herrschen von Hause aus mitbrachten“ und über mehr Zeit dazu verfügten, als die durch die Berufsgeschäfte in Anspruch genommenen Kauf leute. Talent ist aber nicht sowohl die Eigenschaft eines Standes, als vielmehr die eines Individuums, und die Zeit für ehrenamtliche Tätigkeit wurde im wesentlichen erst später geschaffen, als man wirtschaftliche Einzelunternehmungen in Handelsgesellschaften umwandelte. Die verbürgerten Landadeli­ gen entstammen, wie Keller weiterhin nachweist, meist dem ärmeren Teil des Adels, der bewogen wird, in die Stadt zu ziehen, durch die Aussicht auf Erwerb oder die Heirat mit einer reichen Geschlechtertochter. Sie bringen nicht reiche Renten des Grundbesitzes mit, sondern allein ihr soziales Ansehen, mit dem sie dem Patriziat einen junkerlichen Anstrich verleihen. So ist das Ergebnis Kellers in Bezug auf die Theorien ein eklektisches, das sich ganz in der Richtung Häpke-Strieder bewegt, mit seiner ständischen Seite sich mit Sombart, mit seiner beruf­ lichen mit Below deckt. Es steht neben der Untersuchung Strieders über Augsburg2), wohl der bedeutendsten in der Reihe der Ein­ zeluntersuchungen. Sie ist angeregt worden durch Sombarts ,,Modernen Kapitalismus“ (in der ersten Auflage) in der ursprüng­ lichen Absicht, dessen Deduktion durch induktive Forschung als richtig zu erweisen. Das an der Hand des einwandfreiesten Materials, das man sich denken kann, nämlich der Augsburger Steuerbücher3), gewonnene Ergebnis widersprach jedoch gänzlich der Theorie Sombarts über die Entstehung der großen bürger*) A. a. O. S. 404. a) Jakob Strieder, Zur Genesis des modernen Kapitalismus. Forschungen zur Entstehung der großen bürgerlichen Kapitalvermögen am Ausgang des Mittelalters und zum Beginn der Neuzeit, zunächst in Augsburg (Leipzig 1904). 8) Vom Jahre 1347 an erhalten. Sie nennen neben den Namen der Steuerpflichtigen auch die zu steuernde Summe (Vermögenssteuer und Kopfsteuer).

28 liehen Vermögen am Ausgang des Mittelalters und den aus dieser Theorie sich ergebenden Folgerungen über den Ursprung des Patriziats. Strieder scheidet seine Untersuchungen in einen allgemeinen Teil, der bereits bei den Theorien besprochen wurde, und in einen speziellen. Unter Patriziat versteht Strieder den Stadtadel und unterscheidet zwischen ihm und dem in Augsburg eingewanderten Landadel. Für unsere Zwecke ist es jedoch nötig, über die enge Begriffsbestimmung Strieders hinwegzugehen und unter Patriziat den ganzen Kreis der im Rat vertretenen Geschlechter zu betrachten, den er behandelt. Über den stän­ dischen Ursprung des älteren Patriziats ist Strieders Aussage nicht lückenlos. Doch steht fest, daß sowohl ländliche wie städtische Grundbesitzer daran beteiligt waren. Für die Frage nach der Bedeutung der Grundrentenakkumulation ist wesentlich, daß in Augsburg 1368 die Inzunftierung der Geschlechter erzwungen wurde, unter Befreiung derer, die sich weiterhin allein mit Gült und Renten behelfen wollen. Unter diesen müßten also in erster Linie die glücklichen Besitzer von angehäufter Grundrente zu finden sein. Es handelt sich um 42 Familien. Von diesen jedoch hat es, wie Strieder an Hand der Steuerbücher nachweist, keine, mit Ausnahme einer einzigen, zu einer größeren als im damaligen Augsburg üblichen Wohlhabenheit gebracht. Dieses eine, das Geschlecht der Rehlinger, verdankt seinen Reichtum wahrscheinlich dem Handel; 23 Familien haben Handelstätigkeit ausgeübt und sich inzunftieren lassen oder, dieses umgehend, jene bald wieder aufgenommen. Aus den Steuerlisten geht nun hervor, daß keine dieser Familien mit einem einigermaßen beträchtlichen Vermögen ihren Handel begonnen hat und der spätere große Reichtum also mit diesem erworben wurde und nicht, wie Sombart meint, seine Grundlage bildet. Die Not hat Landadelige in die Stadt gezwungen, die Hoffnung und der Wille, durch Handelstätigkeit eine mißliche materielle Lage zu bessern, und ebenso verhielt es sich mit den städtischen Grundrentenempfängern. In diesem Sinne sind sie Emporkömmlinge ebenso wie die reichen Kauf­ herren, die aus den Zünften hervorgegangen sind und von denen ein Teil später Eingang in das Patriziat fand. Es sind das 7 Familien aus der Weberzunft, darunter die Fugger, alle ursprünglich kleine Leute, die sich, das Handwerk mit dem

29 Handel verbindend, langsam hinaufarbeiteten. Von den 3 reichen Emporkömmlingen aus der Kürschnerzunft, die Strieder nennt, sitzt keiner als Patrizier im Rat, von den 12 aus der Kaufleutezunft nur 4. Drei von ihnen beginnen als kleine Krämer, der Reichtum der vierten, der Patrizierfamilie Ulstett ist nicht aus ihrem ursprünglichen Vermögen erwachsen, das verfiel und es notwendig machte, den materiellen Neuaufbau ganz von vorne zu beginnen1). Es ergibt sich also für Augsburg: Ein großer Teil der Geschlechter stammt von Grundbesitzern ab. Jedoch vollzieht sich die Bildung ihrer Vermögen gerade umgekehrt, wie Sombart annimmt und in der Richtung, die Below schildert. Ein kleiner Teil hat kleine Kaufleute und Krämer zu Ahnen. Es ist im wesentlichen der, welcher erst später ins Patriziat eindringt. Doch bleibt eine stattliche Anzahl der ,,nouveaux riches“ außer­ halb des Patriziats, wie dieses ja auch in seinen Reihen Leute von einer durchaus mittleren Vermögenslage hat. Über die Be­ teiligung der Ministerialität an der Bildung des Patriziats geht aus Strieders Buch nichts hervor. Nürnberg. Zahlreiche Anmerkungen über das Nürnberger Patriziat finden sich in den vielen Schriften, die sich mit der Geschichte der Stadt befassen, vor allem auch in den Chroniken der Stadt Nürnberg2). Hegel nimmt an, daß das Patriziat aus Ministerialen herausgewachsen sei und gründet diese Ansicht darauf, daß die Urkunden angesehene Patrizier als „ministeriales“ oder „milites“ bezeichnen. Diese von Schulte aufgenommene Annahme widerlegt Below durch den Einwand, daß ein späteres Ministerialenverhältnis nicht auf ein ursprüngliches schließen lasse. Ganz kurz kommt auch Sander3) auf die Frage zu sprechen. Er ist der Ansicht, daß großer Grundbesitz den Rückhalt der sozialen Stellung der Patrizier bilde und weiterhin ,,die Reserve *) Die Behauptung Strieders, daß die Familie Uistett oder Ulstatt dem Nürnberger Patriziat entstamme, ist unrichtig. Einzelne ihrer Mitglieder saßen als Genannte im größeren Rat oder haben zu den Geschlechtern geheiratet (s. Haller­ buch). Doch haben sie sich niemals über die Ehrbarkeit erhoben. 2) Die Chroniken der deutschen Städte (Leipzig 1862 ff.), wovon bekannt­ lich Band I, II, III, X und XI die Nürnberger Chroniken enthalten. Siehe vor allem Band I, Beilage IX: Die Ehrbaren und das Patriziat in Nürnberg von Karl Hegel. 3) Paul Sander, Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs, dargestellt auf Grund ihres Zustandes von 1431 —1440 (Leipzig 1902).

30 für große Handelsgeschäfte, durch die es ihnen gelingt, gewaltige Kapitalien in ihre Hand zu vereinigen“1). Da die Probleme, mit denen sich Paul Sander befaßt, auf einem ganz anderen Gebiete, nämlich dem der Technik mittelalterlicher Verwaltungs­ politik liegen, darf man jene Bemerkung nicht als Forschungs­ ergebnis nehmen, sondern lediglich als einen Eindruck, den Sander von diesen Dingen hatte, der allerdings in der Richtung der Theorie Sombarts verlief. Eine sich im Hauptthema mit dem Nürnberger Patriziat beschäftigende Arbeit aus neuerer Zeit liegt nur in dem Schriftchen Theodor v. Kolhagens vor2). Er scheidet die Nürnberger Geschlechter geburtsständisch in solche, welche zur Zeit ihres ersten Auftretens der Ministerialität angehörten (Uradel), und in solche, welche aus den Kreisen des Handel und Gewerbe treibenden Bürgertums hervorgingen, und rechnet dann von den 94 ratsfähigen Familien, die er zählt, 39, also über Vs der Ministerialität zu3). Da Kolhagen kaum begründet und für alle Fragen auf das später zu fertigende Hauptwerk hinweist, ist leider mit seinen Behauptungen nicht viel anzufangen. Bei einer eingehenden Darstellung des Entstehens des Nürn­ berger Patriziats kann man nicht den Weg gehen, den Strieder für Augsburg so nutzbringend eingeschlagen hat. Denn die Nürn­ berger Losungslisten gehören einmal einer verhältnismäßig späten Zeit an — das älteste erhaltene Losungsbuch ist das des Stadt­ teils St. Sebald aus dem Jahre 13924) — und dann enthalten sie nicht die gezahlten Steuersummen, sondern lediglich den Namen der Steuernden und dahinter den Zusatz „iuravit“. Dieses „iuravit“ besagt, daß der Steuernde sich eidlich verpflichtet hat, die Steuer aus seinem steuerbaren Vermögen nach dem fest­ gesetzten Steuerfuß am festgesetzten Tag den Losungern auf dem Rathaus zu zahlen. Die Zahlung erfolgte angeblich in der Weise, daß der Steuerpflichtige denSteuerbetrag in Marken, metallenen Zeichen, die er vofher in der Schau gekauft, in einen Kasten warf oder unter ein Tuch schob, und zwar so, daß die Summe den Losungern *) A. a. O. S. 892. 2) v. Kolhagen, Das Patriziat der freien Reichsstadt Nürnberg. Eine Vor­ arbeit für einen Beitrag zur deutschen Ständegeschichte (Bamberg 1911). Kol­ hagen fiel auf dem Schlachtfeld, er hat außer dieser Vorarbeit unseres Wissens keine weiteren Untersuchungen mehr angestellt. 3) A. a. O. S. 26. 4) Nürnberg Staatsarchiv Rep. 52b Nr. 271.

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selbst nicht angegeben und nicht von ihnen kontrolliert und quittiert wurde. Es läßt sich heute weder der Nachweis für die Richtigkeit dieser Zahlungsweise noch für ihr Gegenteil führen. Doch scheint mir ein so großes Vertrauen auf den Schwur, selbst in dieser streng kirchlichen Zeit, ziemlich unglaubhaft und eher wahrscheinlich, daß nur keine offiziellen Listen geführt wurden, um das Steuer­ geheimnis zu wahren, vielleicht aber Geheimlisten des Losungs­ amtes bestanden oder eine überhaupt nicht schriftlich bestätigte Kontrolle der einnehmenden Losungsherren. Sicheres läßt sich darüber jedoch nicht aussagen1). Als letzte Quellen zur Bearbeitung unseres Themas stehen also lediglich die unter den Archivalien des ehemals reichsstäd­ tischen Archivs verstreuten Urkunden zur Verfügung, die sich auf die Nürnberger Patrizierfamilien beziehen oder in denen Träger patrizischer Namen als Zeugen benannt sind. Privatarchive sind derzeit noch kaum oder doch nur sehr schwer benützbar.

II. Gliederung des Stoffes und Begriffs­ bestimmung. Die Frage nach dem Entstehen des Patriziats zerfällt in zwei Teile: Erstens in die nach den objektiven Entstehungsgründen, d. h. darnach, was Patriziat in jedem gegebenen Augenblick ist und welche Bedingungen daher jeder für die Aufnahme in diesen Stand erfüllen mußte. Zweitens in die nach den su bjektiven Entstehungsgründen, d. h. darnach, welche Personen ihrer ständischen klassenmäßigen oder individuellen Beschaffenheit nach diese Bedingungen zu er­ füllen imstande waren. Unter Patriziat kann nun folgendes verstanden werden: 1. Patriziat im juristischen Sinn ist die durch Statut oder Übereinkommen geschaffene Korporation der an­ gesehensten Familien einer Stadt, die meistens mit der Besetzung des Rates und der obersten Stadtämter pri­ vilegiert sind. *) Vgl. Sander, a. a. O. S. 231 und Lochner, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg z. Z. Kaiser Karls IV., S. 175.

32 Beispiele sind: Köln1): Patriziat sind hier die durch ihre Zugehörigkeit zur Rycherzeche rechtlich gekennzeichneten Bürger. Das Gründungsjahr der Rycherzeche ist nicht festzu­ stellen. Sie wird zuerst in Urkunden des 12. Jahrhunderts ge­ nannt (1109; 1169). Ferner Lindau2): Patriziat sind die durch ihre Zugehörigkeit zum Sünfzen als Geschlechter rechtlich gekennzeichneten Bürger. Der Sünfzen läßt sich seit 1350 nachweisen. Lübeck3): Patriziat sind die durch das Gründungsstatut der Zirkelgesellschaft von 1379 zu dieser Korporation zugelassenen und somit als Geschlechter rechtlich bezeugten Bürger. Nürnberg: Eine juristische Begriffsbestimmung ist erst vom Jahre 1521 an möglich. Patriziat sind die Bürger, welche auf Grund des Statuts der „Eltern Herren“4) zum Tanz auf dem Rathaus geladen werden müssen. Das Statut stuft das Patriziat j nach seiner Vornehmheit ab, die es nach der Ehrwürdigkeit, dem Alter der einzelnen Familien be­ stimmt und unterscheidet. 1. Erste alte Geschlecht: Pfinzing die alten, Ebner, Haller, Gruntherren, Tücher, Koler, Holzschuher, Behaim, Stromair, Nützel, Muffel, Schopper, Schürstab, Mendel, Volckamer, Großen. 2. Andere Geschlecht, so zu den alten zu­ gelassen: Geuder, Groland, Tetzel, Derrer, Paumgartner, Pirkamer, Rummel, Pöme'r, Rieter, Imhof, Kressen. 3. Dritte Geschlecht, so hernach zugelassen: Löffelholz, Regner, Prünstrer, Meichsner, Refchel, Zingel, Harstörfer, Hirschfogel, Zolner, Rölinger, Topler, Wolffen, Fütterer, Welser, Fürer, Schlüsselfelder. Bestimmt das Statut so die eben genannten als die eigent­ lichen Geschlechter, so nennt es (wenigstens in der Münchner Fassung) weiterhin diejenigen, die ihnen nahestehen und bezeichnet sie als solche, die auf dem Rathaus tanzen dürfen („uff dem Rathauß zu tantzen zugelassen, doch alles zu corrigiren und zur ErkendtJ) Lambert, Zur deutschen Städtegeschichte des Mittelalters. Cölna.Rh.,i868. 2) Vgl. Keller, Patriziat und Geschlechterherrschaf t in der Reichsstadt Lindau. 8) C. Wehrmann, Das Lübeckische Patriziat, s. oben. 4) Abgedruckt von Hegel in den Deutschen Städtechroniken, Bd. I S. 216 aus Gatterer, Historia Holzschuherorum. Auch Staatsbibi. München Cod. bav. 2070 (etwa um 1600 in Nürnberg von einem Patrizier verfaßt, 2. Band, Biatt 244 f.). Abweichend von Hegel sind hier die Tetzel, Groland, Geuder und Derrer der Gruppe 1 zugezählt.

33 nuß“; „so (einer) auf dem Rathauß tantzen wurde, soll man ihm solches nit wehren, doch das man ihn zu dem nit soll laden vorweg“). Solche Familien könnte man als patrizoide bezeichnen. Es sind Familien, die mit den Geschlechtern verwandt sind, weibliche Ab­ kömmlinge, deren Männer und Kinder, auf besonderen Entscheid hin auch deren Schwiegerkinder. I Dazu kommen die Familien, welche zum Patriziat aufstreben, reiche Kaufleute und Angehörige freier Berufe. Die Gesamtheit aller hier Genannten deckt sich etwa mit der Klasse der Ehrbaren, die gekennzeichnet ist durch ihren Erwerb, negativ ausgedrückt, dadurch, daß sie die Nichthandwerker umfaßt. Genaues läßt sich weder über ihren Ursprung noch über ihre Grenzen sagen. Ihre Angehörigen erhalten in den Urkunden die Bezeichnung „herr“ und Beiworte wie „ehrsam, bescheiden man“, „modestus et honestus vir“. Alle Patrizier sind Ehrbare, aber nicht alle Ehrbaren sind Patrizier. Je mehr sich der Kreis dieser schließt, je weiter wird der Kreis jener, je vornehmer und exklusiver der Stand des Patriziats wird, desto mehr löst er sich von der Klasse der Ehrbaren, die immer weitere Schichten um­ faßt, immer mehr in das Volk hineinwächst. Unter Klasse ist hierbei eine Gesellschaftsschicht zu ver­ stehen, die Leute ähnlicher Berufe und ungefähr gleicher Ver­ mögenslage umfaßt, unter Stand eine Gemeinschaft innerhalb eines Volkes, deren Kennzeichen eine bestimmte Ehre ist. Die Zugehörigkeit zu dieser wird erworben durch Geburt. Die Grundlage für die Auswahl der Geschlechter nach dem Statut der „Eltern Herren“ ist nun tatsächlich die ständische Beschaffenheit. Ganz in diesem Sinn nimmt das Statut die Ehre als Standesmerkmal und sagt: „Diese neben verzeichneten Geschlecht, so dem Rath und gemeiner Stadt dienen, sollen vor anderen den Vorgang haben und geehrt werden solcher gestalt, daß sie und ihre nachkumen dieser alten wohlhergebrachten ehren sich gebrauchen mögen“. Von dieser Seite gesehen, läßt sich sagen: 2. Patriziat im soziologischen Sinn ist ein Stand, dessen Ehre nicht ursprünglich ist, sondern an der des Adels orientiert und durch die des Bürgertums beein­ flußt, Elemente von beiden Ständen enthält und die oberste Spitze innerhalb der Bürgergemeinde bildet 3

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III. Die einzelnen patrizischen Familien in Nürnberg. i. Das Vorpatriziat (siehe Liste I). Das äußere Merkmal für die Zugehörigkeit zum Patriziat ist die Zugehörigkeit zum Stadtrat. Daher sind die Namen der Nürnberger Patrizier enthalten in dem Ratsgängen den Ver­ zeichnissen der Mitglieder des kleineren Rates. Sie beginnen mit dem Jahre 1332_ und sind von 1340 an lückenlos. Doch finden sich schon vor dieser Zeit in den Zeugenlisten stets wiederkehrend die Namen derselben bürgerlichen Familien. Das weist darauf hin, daß schon in dieser Zeit einige Familien mit der Ausübung öffentlicher Angelegenheiten betraut waren. Sie sind wohl, wenn auch nicht immer ausdrücklich als solche be­ nannt, Mitglieder des Schöffenkollegiums oder des Rates, der beiden Korporationen, die im 14. Jahrhundert zum eigentlichen Rat verschmolzen, der als Rudimente jener Frühzeit die Be­ zeichnungen „Cpjisukrs“ und „Scabini“ für seine Mitglieder hat. Die in der beigegebenen Liste aufgezählten Familien sind daher die Vorläufer des Patriziats, wie ihre Korporationen die Vor­ läufer des Rates sind. Unter den in den Zeugenlisten immer wiederkehrenden Namen oder solchen, welche sowohl in ihnen, wie in den spä­ teren Ratsgängen enthalten sind, finden sich noch folgende ein­ malige: Hermann Comes 1255, 1258 (das Haller-Buch und eben­ so Ulman Stromer nennen unter den Ehrbaren eine Familie Graf); Crasco in foro lactis 1258; Otto Cruterius 1256; Konrad Dachstetter 1296; Heinrich uf den Eigen 1283; Heinrich Gleezelman 1302; Hermann Gleselin 1265; Otto Keltherre 1265; Kraft 1290 und 1311 (eineFamilie Kraft ehrbar); Konrad Meurin 1296; Konrad Onoltspeker; Ostermann 1254 (Ulrich Ostermann wendet 1362 dem Findelhaus für Mädchen ein Legat zu)2); Konrad Reder 1296; Kunrad von Pariz 1311; Burkart von Rutmansperge 1254 und 1258; Hermann Sleiker 1269; Sigfried Strezelmann 1296; x) Nürnberg Staatsarchiv Rep. 42 a, S. 142 Nr. 10; Rep. 76, S. 1289 Nr. 442; Rep. 52b, Nr. 1; Rep. 52b, Nr. 2ff., vor allem Rep. 52a, Nr. 193, darin die Aufzeichnungen von Hans Haller um 1536, die die Verfasserin vor­ zugsweise für die Anlegung der Liste 2 benützte. a) Reicke, Gesch. d. Reichsstadt Nürnberg, S. 622.

35 Friedrich Ungelter 1264 und 1269 (wohl kraft seines Amtes als Zeuge genommen); Konrad und Heinrich Zornmeier 1311. Da für diese nur ein einmaliges Vorkommen nachgewiesen werden kann, können sie auch nicht zum Nachweis des Beginns einer ständischen Bildung dienen. Wahrscheinlich handelt es sich um Personen, die kraft ihres Amtes oder wegen ihres sonstigen persönlichen Ansehens das Vertrauen genießen, als Zeugen zu fungieren, nicht aber diese Ehre auf Grund ihrer Geburt besitzen. 2. Das eigentliche Patriziat 1332—1409 (siehe Liste 2)1). Aus dem Stamm jener alten Familien wächst nun tatsäch­ lich das eigentliche Patriziat heraus; denn zwei Drittel der aus den Zeugenlisten ermittelten Namen kehren in den Ratsgängen wieder2).* * * * * Auffallend ist die verschiedene Kontinuität in der Vertretung der einzelnen Geschlechter im Rat, die als ein Maßstab für ihr Ansehen gewertet werden muß. Manche Namen finden sich so sporadisch, daß man ihren Trägern lediglich die persönliche Patrizierwürde, nicht aber die ständische zuschreiben kann. Es ist dies ein ähnlicher Fall, wie er sich bei dem Rittertum findet, und wie ihn Richard Schröder8) mit folgenden Worten zeichnet: ,Nur wer die Ritterweihe empfangen und damit die ritterliche Lebensweise zu seinem Beruf erkoren hatte, galt als ein Ritter. Aber erst wenn dieser Beruf auf Kind und Kindeskind über­ gegangen war, galt die Familie als ritterbürtig“. Übertragen auf unser Gebiet heißt das: Nur wer in den Rat gewählt wurde und das Bürgermeisteramt tatsächlich ausübt, gilt als Patrizier. Die Ratsfähigkeit allein genügt nicht. Erst, wenn dieses Amt sich von Geschlecht zu Geschlecht forterbt, gilt die Familie als patrizischen Standes. Allerdings ist beim Patriziat diese Unter­ scheidung nicht so scharf, weil sie nicht rechtlich festgelegt ist und auch nicht von rechtlichen Folgen begleitet ist. Sie hat l) Quellen zur Herstellung der Liste sind die Nürnberger Ratsgänge; vgl. auch S. I Anm. 1. *) Katerbeck, Ebner, Esler, Geuschmid, Groß, Grundherr, Haller Holzschuher, Koler, Muffel, v. Neuenmarkt, Nützel, Pilgram, Pfinzing, Sachs, v. Stein, Stromer, Vorchtel. *) Richard Schröder, Lehrbuch der deutschen Rechtsgeschichte. 6. Aufl. (Leipzig 1919). S. 284.

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36 nur Bedeutung für die soziale Einschätzung. Solche mehr per­ sönlich^ als geborene Patrizier sind1): Ehinger 1360, 1362; Grabnerl381; Kestel 1355; Kramer 1347; Puck 1344; Seubold 1352; Wagner 1380; Zenner 1377, 1379, 1380. Im Gegensatz zu diesen kehren andere Namen in den Ratsgängen fast Jahr für Jahr ununterbrochen wieder, manche sogar doppelt oder dreifach, eine Durchbrechung der sonst beobachteten Regel, nach der aus einer Familie immer nur einer im Rat zu sitzen pflegte. Diese Ausnahme scheint geradezu zu einem Gewohn­ heitsrecht für einige besonders angesehene Familien geworden zu sein. So für die Ebner in den Jahren 1352—1377; für die Groß in den Jahren 1392—1403; für die Haller von 1345—1355 und dann wieder von 1371 —1409; für die Holzschuher in den Jahren 1344 —1371; für die Pfinzing in den Jahren 1332—1409; für die Stromer in den Jahren 1332—1409; für die Worchtel in den Jahren 1332—1366. Diese Doppelvertretung mag zu­ meist aus verschiedenen besonders angesehenen Linien ein- und desselben Geschlechts gewählt worden sein, z. B. bei den Stromer aus den nach ihren Wohnhäusern (?) sich benennenden Linien Stromer ad Rosam und Stromer Prantner.

IV. Die objektiven Entstehungsgründe des Nürnberger Patriziats. In der Begriffsbestimmung wurde allgemein gesagt, daß unter Patriziat ein Stand zu verstehen ist, d. h. eine Gemeinschaft innerhalb eines Volkes, deren Kennzeichen eine bestimmte Ehre ist und zu der die Zugehörigkeit durch Geburt erworben wird. 1. Daß es sich bei dem Nürnberger Patriziat tatsächlich um eine Gemeinschaft innerhalb eines Volkes und nicht bloß um die gehobene Schicht innerhalb der Stadtgemeinde handelt, geht daraus hervor, daß diese Gemeinschaft, die Einheit mit dem Patriziat anderer deutscher Reichsstädte sehr stark empfun­ den wurde. Dieses Empfinden fand seinen wirksamen Ausdruck *) An diesem Umstand wird nichts durch die Tatsache geändert, daß die kurze Vertretung im Rat bei einigen der genannten Familien durch ihre kurze Lebensdauer oder den Wechsel im Wohnsitz bedingt ist; denn für diese Fa­ milien bestand zwar die Möglichkeit, einem Stand anzugehören in dem Sinn, daß ihre Mitglieder in ihn hineingeboren werden, aber eben doch nur eine nie verwirklichte Möglichkeit.

37 in der Aufnahme zugezogener, auswärtiger Patrizier in die Reihen der eingesessenen Geschlechter. Der Fremde wurde als Standes­ genosse empfangen und seine Kooptation war lediglich die An­ erkennung seiner alten sozialen Stellung, nicht die Erhebung in eine neue. So finden sich unter den Nürnberger Geschlechtern folgende früher auswärtige: Ehinger (Ulm); Fürer (Augsburg); Fütterer (Augsburg); Imhoff (Lauingen); Paumgarntner (Lauingen); Reich (Regensburg); Topler (Rothenburg); Welser (Augsburg). Natürlich fanden auch Nürnberger Patrizier Aufnahme in das Patriziat anderer Städte. 2. Daß die Zugehörigkeit zum Patriziat durch Geburt ge­ geben ist, geht aus der Bezeichnung „Geschlechter“ hervor. 3. Von der Standesehre des Patriziats wurde bereits in der Begriffsbestimmung gesagt, daß sie sich nicht wie die des Adels einheitlich innerständisch entwickelt hat, sondern zentrifugal und aus zwei Elementen gespeist. Es muß daher zunächst gefragt werden, inwiefern sie der des Adels ähnlich ist und wieweit das Patriziat überhaupt dem Adel gleichzustellen ist, das Wort „Stadtadel“ also seine Berechtigung hat.

A. Dem Adel eigentümliche Wesenszüge des Patriziats. I. Die Standesehre bestimmende Vorrechte des Adels und ihr Bestehen für das Nürnberger Patriziat. Die Standesehre des deutschen Adels im Mittelalter äußert sich in drei Vorrechten, dem der Lehensfähigkeit (Güter, Bann­ rechte, Ämter), der Stiftsfähigkeit dnd der Turnierfähigkeit. a) Lehensfähigkeit. Die Nürnberger Urkunden haben häufig Lehenserteilungen durch und an Bürger zum Inhalt. Welcher große Wert dem Besitz von Lehen beigemessen wurde^ geht aus einem „actum zum neuen rat“ von 1399 hervor, das Siebenkees mitteilt1): „Item wo ein man abgieng, der lehen hat und liezz nur einen sun oder daz er keinen sun liezz, so sullen sie besorgen, das die Lehen niht verlorn werden, als ver sie künnen und mügen on alles geuerde“. Alles dies läßt aber noch nicht auf die J) Siebenkees, Beiträge zum Deutschen Recht, S. 216.

38 Lehensfähigkeit der Bürger schließen, da hier unter Lehen ganz allgemein jedes verliehene Gut verstanden sein kann, auch das Lehen am Eigen. Der Begriff Lehensfähigkeit meint jedoch unter Lehen nur ,,Rechte Lehen“, d. h. solche, die unmittelbar oder mittelbar sich vom Reiche herleiten und vererbt werden können1). Es ist zwischen passiver Lehensfähigkeit, d. h. dem Recht Lehen zu empfangen, und aktiver Lehensfähigkeit, d. h. dem Recht Lehen zu verleihen, zu unterscheiden. Lehen kann alles sein, was einen dauernden Ertrag abwirft2). Die aktive Lehensfähigkeit fehlte den Nürnberger Patriziern, wie sie auch der niedere Adel nicht besaß, da auch nach dem Verfall der Heerschildsordnung (14. Jahrhundert) Lehen nur von ständisch höher Gestellten empfangen und nicht unter Standes­ genossen verliehen werden konnten. Dagegen waren die Nürnberger Geschlechter im Besitze der passiven Lehensfähigkeit. Es waren zahlreiche Reichslehen in ihrer Hand, die sie auch als rechte Lehen vererbten. Ihre Lehensfähigkeit äußerte sich weiter darin, daß sie als Lehens­ träger fungieren, d. h. daß sie zu treuer Hand für Lehensunfähigej Frauen, juristische Personen und Geistliche Lehen empfangen3). Beispiele: Testament des Bernhart von Neuenmarkt von 13594). Er vermacht u. a. seine Güter zu Weizendorf, die Lehen vom Reich sind, seiner Frau. Lehensträger sind Mitglieder der dem Patriziat angehörenden Familien Mentelein, eines Zweiges der Familie von Neuenmarkt. ,,Besunder send ich sie (sc. meine Vormünder) dez ze poten an jnein lehentrager Cuntzen, Frantzen und Pernhart die Mentelein5), meiner swester sün, die mir meine lehen tragen ze trewer hant, also daz sie die fürbaz tragen süllen irer muter und andern iren brüdern, frawen Elspeten meiner elichen wirtin und ir selbes muter . . .“ *) Demgegenüber stehen die „Lehen am Eigen“ ohne das Recht der Folge und Vererbung und vor allem ohne Mannschaft, d. h. ohne Vasallen­ verhältnis und Reichskriegsdienst. Vergl. Schröder, Deutsche Rechtsgeschichte, 6. Aufl. S. 430. 2) Schröder, a. a. O. S. 433. ®) Homeyer, System des Lehensrechts der sächsischen Rechtsbücher, und Schröder, a. a. O. *) München Hauptstaatsarchiv: Nürnberg Reichsstadt Fasz. 11. 5) Vgl. Städtechroniken I, 94.

39 1337 belehnt Kaiser Karl Berthold Haller mit Markt und Schloß Gräfenberg1). Von da an kehren die Belehnungsurkunden mit Gräfenberg an das Geschlecht der Haller ständig wieder, sowie Veräußerungsurkunden von Teilen des Marktes an die Patrizierfamilien Tetzel und Holzschuher, an die ehrbare Familie Ketzel und an den Rat der Stadt Nürnberg, der im Jahre 1458 in den Besitz des ganzen Marktes gelangt ist. 1366 vermacht Eberhard Vorchtel in seinem Testament2) seiner Frau u. a. den Hof zu Käswasser, der Reichslehen ist. Berthold Haller soll für sie das Lehen in Treuen empfangen und tragen. 1374 vermacht Peter Schopper den Zehnten zu Roßtal seiner Frau3). Dieser ist Lehen des von Stein und mittelbar Reichslehen. Lehensträger soll für sie Heinrich Schopper sein, das Lehen soll nach ihrem Tod an den ältesten Sohn fallen. 1387 wohnt Kaiser Wenzel bei Niklas Muffel und belehnt diesen seinen Wirt mit dem Dorf Eckenhaid4), welches in dem Besitz der Familie Muffel bleibt. So wird es wieder erwähnt in dem Testament des Niklas Muffel von 13925), wo er dieses Lehen neben anderen Gütern seiner Frau Barbara übergibt. „Darnach schicke ich, das fraw Barbara mein wirtin inne sol haben und niessen alle die aigen, erbe oder lehen, die ich lasse und sol unser kind davon ziehen und bestaten nach meiner Vormunde und nechster freund rate.“ In der Übergabeurkunde der Barbara Muffel, mit der sie, nun der Mühen ledig, dem herangewachsenen Enkel sein Erbe übergibt, werden neben dem Dorf Eckenhaid noch folgende Reichslehen aufgezählt: 2 Höfe zu Asbach, 1 Hof zu Linden, 2 Höfe und 4 Seidengüter zu Rebersreut, 2 Höfe zu Neureut, 3 Güter zu Tann und Wiesen und Äcker sowie verschiedene Wiesen bei Dörfern nahe bei Nürnberg. Ebenso sind rechte Lehen das halbe Dorf Eschenau (böhmisches Lehen) und die als österreichische und bambergische Lehen bezeichneten Grundstücke. Nicht festzustellen ist bei den *) Nürnberg Staatsarchiv Rep. Nr. 3 und 4 sowie zahlreiche andere. 2) Nürnberg Staatsarchiv Rep. 52 Nr. 1161a. 8) Nürnberg Städt. Archiv, Urkunden A Nr. 7. 4) Ebenda Rep. D lila I s. Nr. 13. ö) Nürnberg Staatsarchiv Urk. d. Heiliggeist-Spitals Nr. 461 und Akten das Geschlecht der Muffel zu Eschenau betr. um 1400.

40 Wolfensteinischen und Bergschen Lehen, ob es sich hier um rechte Lehen oder um Lehen am Eigen handelt (vergl. weiter unten Salbuch des Hans Tetzel). 1410 erwirbt die Famlie Rummel vom Rat der Stadt Nürn­ berg, der sich die üblichen Rechte vorbehält, den Markt Lichtenau und wird damit vom Kaiser belehnt. Testament des Hans Teufel von 1440 l): „Hansen meinem sun (schick ich) alle meine parschafft die ich lasse es sey an schulden oder an pfennwerter. Mer schick ich von der lehenschaft wegen unser pfrunde zu Sant Sebold, ob das wer, das Hans mein sun, der bey land nicht ist, usenpleibt oder abging on menlich elich erben, das alsden der rate zu Nürnberg die Pfründe erhalte“. 1448 befiehlt der Bischof von Bamberg der Stadt Höchstadt dem Hans Rieter und seinen Brüdern zu huldigen, die den halben Teil von Höchstadt von Agnes Rummel gekauft haben2). 1487 wird Peter Rieter mit dem Reichslehen zu Kornburg belehnt3). Die Belehnung erfolgt in jeder Generation wieder. Im Jahre 1501 erwirbt Peter Rieter von Kaiser Maximilian die ausdrückliche „Begnadung“ daß „die Reichslehen, so in dise Ver­ schickung (nämlich Kornburg) gehören, hinfüro auf den eltisten Rieter gelihen werden sollen“. Dabei ist wesentlich, daß 1474 die Rieter bereits den Briefadel erhielten und so das erste Nürnberger Geschlecht wurden, welches das Ziel des Patriziats, die Gleichstellung mit dem Adel, erreicht. Salbüchlein des Hans Tetzel von 14644). Dieser nennt unter seinem Grundbesitz 4 Güter in Tennenlohe, Getzenreut, Reutleins und Zirndorf, die Reichslehen sind. Diese Lehen sind ausdrück­ lich als Reichslehen bezeichnet und es geht daraus hervor, daß es sich bei den als Burggräfliche, Thurnersche und Wolfensteinersche Lehen bezeichneten nicht um rechte Lehen handelt. In seinem Testament verfügt er folgendermaßen über die Lehen: „So schick ich alle mein ererbte geschickte und gekaufte lehen meinen zweien sünen Hansen und Anthonie zu voraus in ein gleichen teil“. Sollten beide Söhne ins Kloster gehen oder, *) Nürnberg Staatsarch.-Urkunden des 2) Ebenda Rep. 13 S. 67, Nr. 190. 3) Ebenda Rep. 19 a Nr. 1570. Ebenda Rep. 52a Nr. 305.

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pruch erhebt, dienten als Quelle die von Herrn Archivdiiektor a. D. Dr. Mummenhoff gesammelten und von ihn daß hier nicht die Träger eines Namens als solche, sondern nur, soweit sie mit der Ausübung öffentlicher Angelegen

41 bevor sie das 18. Lebensjahr erreicht haben, sterben, dann sollen die Lehen an die nächsten männlichen Erben väterlicher Seite fallen. Die Tochter Agnes, sowie deren Mann Heinz Geuder, werden dabei übergangen. Vormünder und damit Lehens­ träger des im Kloster lebenden Hans Tetzel sind bis zur Mün­ digkeit seiner Kinder Alexius Haller und Gottlieb Volckamer. Salbuch des Lienhard Hirschvogel 1466 *). Unter dem ziemlich großen Grundbesitz finden sich keine Lehen. Es ließen sich natürlich den angeführten Beispielen noch weitere anfügen. Das Ergebnis wäre nun dieses: Zu allen Zeiten hat eine größere Anzahl Nürnberger Patrizier, wenn auch nicht alle, Reichsgut zu Lehen getragen, für sich oder dritte. Dies scheint in anderen Reichsstädten nicht in gleichem Maße der Fall ge­ wesen zu sein. So weiß 1444 der Augsburger Rat nur zwei Bürger, die Reichslehen besitzen, den Bürgermeister Peter von Argon und Hans Lauginger *2). Dies mag damit Zusammenhängen, daß fast aller Grund und Boden um Nürnberg herum Reichs­ gut war und weiterhin mit dem Fehlen bischöflicher oder fürst­ licher Ministerialen in der Stadt. Allerdings teilt Bücher für Frankfurt mit3), daß um die Mitte des 14. Jahrhunderts ein ein­ facher Frankfurter Webermeister einen Hof außerhalb Frankfurts zum Mannlehen vom Kaiser getragen habe. Doch ist dieser Fall nichts weiter als eine merkwürdige Ausnahme. Diese Lehen sind wohl dienstfrei gewesen, was ihnen aber nicht ihre Eigenschaft, als rechte Lehen zu gelten, nehmen konnte. Es besteht das Recht der Folge und der Vererbung an diesen Lehen. Wie eng ihr Besitz mit dem Bewußtsein der Standes­ ehre verknüpft war, geht daraus hervor, daß sie, wenigstens soweit es sich um ansehnlicheren Besitz handelt, nur im Mannes­ stand, nur auf den Namensträger des betreffenden Geschlechts fortgeerbt werden konnten. Die ausdrückliche Verbriefung der Primogenitur an das Geschlecht Rieter ist der Ausdruck dieser Auffassung, von der nun niemals mehr eine Ausnahme gemacht werden konnte. *) Ebenda. 2) Frensdorff, Lehensfähigkeit der Bürger (1894) S. 443. 3) Carl Bücher, Bevölkerung von Frankfurt a. M., S. 262.

42 Wo Frauen in den Besitz von Lehen gelangten, ist damit der Bezug einer sicheren Rente, einer Witwenpension beabsich­ tigt. Bezeichnend ist dabei, daß die Lehensträgerschaft stets wieder einem Angehörigen des Patriziats übertragen wurde. Das im Testament des Peter Schopper erwähnte Lehens­ verhältnis ist kein Fall von Lehenserteilung unter Standesgenossen, da in dieser Zeit das Geschlecht von Stein bereits aus Nürnberg fortgezogen und zum Landadel aufgerückt ist. Immerhin ist hier ein Beispiel dafür gegeben, daß das Patriziat vom niederen Adel Lehen empfangen hat, ihm also ständisch nicht gleich, sondern unterstellt war. So erweist also der Grundbesitz des Nürnberger Patriziats seine Lehensfähigkeit. Sie geht weiterhin hervor aus den einzelnen seiner Mitglieder zustehenden Bannrechten, vor allem den Rechten der Gerichtsbarkeit, von denen das ständisch bedeutsamste die Belehnung mit dem Blutbann ist. Diese war im frühen Mittelalter ein Vorrecht des höhen Adels, drang aber dann mit der Kompetenzverwischung der einzelnen Gerichte in tiefere Schichten (Zentgerichte). Beispiele: 1342 verkaufen die Burggrafen von Nürnberg dem „bescheidenen manne Fridreich dem Derrer“ Neunhof mit allen zugehörigen Rechten, unter denen besonders die Gerichts­ barkeiten erwähnt werden1).2 So haben seit 1347 die Haller Bann- und Halsgericht zu Gräfenberg*). Seit 1381 besitzen sie Gerichte und Blutbann in Eschenau3); seit 1391 die Geuder Dorf und Halsgericht in Heroldsberg4); seit 1418 die Rummel den Blutbann in Lichtenau5); seit 1422 die Muffel den Blutbann in Eschenau6); seit 1493 die Tetzel den Blutbann zu Gräfenberg7). Zu diesen Belehnungen Nürnberger Patrizier mit dem Blut­ bann für ihre eigene Person kamen noch diejenigen für die Stadt und hier liegt wohl, wenn es sich auch nicht mit Bestimmt­ heit nachweisen läßt, der Schlüssel für den gesamten Vorgang. *)

2) 8) 4) 5) e) 7)

Mon. Zollerana Bd. III. Nürnberg Staatsarchiv Rep. 73 Nr. 3. Ebenda Rep. 43 S. 62 Nr. 1 (Copie). Hist. Norimb. dipl. S. 480. Nürnberg Staatsarchiv Rep. 18 Nr. 155. Reicke, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg, S. 537. Nürnberg Staatsarchiv, Urkunden des 7 farbigen Alphabets Nr. 3581.

43 Der BlutbaniL in Nürnberg stand ursprünglich lediglich dem kaiserlichen Schultheiß zu. Im Jahre 1320 verlieh nun Ludwig der Bayer dem Rat der Stadt Nürnberg den Blutbann, sodaß in Nürnberg zwei Blutrichter nebeneinander ihres Amtes walteten. Dieser Zustand wurde beendet, als im Jahre 1385 die Burg-; grafen, damals die Pfandinhaber des Schultheißenamtes, dieses der Stadt verpfändeten und es schließlich 1427 durch Kauf­ vertrag an den Rat abtraten1;. Die Belehnung der Stadt oder besser des Rates, einer juristischen Person, konnte aber gemäß des Rechtsformalismus des Mittelalters an diesen nicht un­ mittelbar erfolgen. So leistete, wie bei sonstigen Belehnungen der Stadt, jeweils ein Angehöriger des Patriziats für diese den Lehenseid. Ständisch wären wohl gerade hier, bei der Verleihung des Blutbannes, andere Kreise zur Vertretung eher in Betracht gekommen, politisch war es unmöglich. Denn ein fürstlicher oder bischöflicher Ministerialenkreis fehlte in der freien Reichs­ stadt und die einzigen im engen Sinne adeligen Personen, die in der Stadt wohnten, standen in deren Dienst, waren ihre reitenden Söldner und also untergeordnet. Es wäre daher nur noch der Burggraf, der in Nürnberg keinerlei Herrschaftsrechte über die Stadt, sondern nur die Hut über die königliche Burg hatte, in Betracht gekommen. Aber gerade in Konkurrenz zu ihm erwarb ja die Stadt jene Banngerechtigkeiten. War aber einmal der Schritt getan, daß ein Stadtbürger den Blutbann für den Rat der Stadt empfangen hatte, so war damit auch die Möglichkeit zu dem zweiten Schritt gegeben, ihm den Blutbann in Hinsicht auf seine eigene Person zu verleihen. Aus einer politischen Notwendigkeit entwickelte sich ein ständisches Recht. In das Gebiet der Lehensfähigkeit fällt weiterhin die Be­ lehnung mit dem^Wildbann. Zweierlei wird darunter verstanden. Einmal das Recht züFhbHen Jagd, welches allein den Fürsten zustand; dann das der niederen Jagd, die den Ministerialen über­ lassen blieb2). Der Wildbann war wohl das Recht gewesen, um das das Nürnberger Patriziat in seiner Gesamtheit als Korporation, wie auch seine einzelnen Mitglieder am heißesten kämpften. Der ’) Sander, Die reichsstädtische Haushaltung Nürnbergs, S. 43 t., S. 200 f. Urkunden in Hist. Norimb. dipl. S. 613, 655, 670. Reicke, a. a. O. S. 368. *) Schröder, Deutsche Rechtsgeschichte, 6. Aufl. S. 537.

44 Streit, den der Rat mit den früheren Burggrafen, den Markgrafen von Brandenburg, darum führte, war verknüpft mit dem um die Gebietshoheit über den Reichswald, eine Frage, die sich durch die Jahrhunderte schleppte und bis zur Auflösung des Hl. Römi­ schen Reiches Deutscher Nation ungelöst blieb. Der Rat erhob sogar zeitweise Anspruch auf die hohe Jagd im Lorenzer Wald mit der Begründung, daß diese seinen Rechtsvorgängern, den Waldstromern, in Abwesenheit des Lehensherrn, des Kaisers, zugestanden hätte. Doch sind alle auf ein solches Recht der Waldstromer bezüglichen Urkunden nachweislich gefälscht. Ledig­ lich im Kaufvertrag von 1427 gestanden die Markgrafen ,,von besonderen Gnaden und Gunsten den Burgern des Rats und der Stadt zu Nürnberg und ihren Nachkommen“ zu, daß sie ,,ein Wildschwein mit Rüden hetzen und fahen mögen, ohne Garn, Seil und Gruben, und dass sie fahen mögen auch Eich­ hörner, Feldhühner, und anderes Geflügel und Hasen, doch in Maaßen, daß das Rothwild dadurch nicht verlägert werde“Diese ,,Gnade und Gunst“ war aber etwas wesentlich anderes als eine Belohnung mit dem kleinen Weidwerk. Wie wenig sie von den Nürnberger Geschlechtern als Standesrecht empfunden wurde, geht daraus hervor, daß sie ruhig jedermann im Walde jagen ließen, sodaß der Markgraf .immer wieder Klage gegen den Rat der Stadt Nürnberg führte, weil die gemeinen Bürger der Stadt sich das Recht jener Art von Jagd anmaßten. Auch die einzelnen Geschlechter waren nicht im Besitz des Wildbannes, selbst da nicht, wo sie ausgesprochene Adelsgüter zu Lehen hatten. Sehr bezeichnend dafür ist ein Rechtsgutachten, für die Familie Rieter, das sich unter den Rieterschen Akten des Staatsarchives in Nürnberg befindet und dessen Anfang hier­ hergesetzt sei: ,,Das kleine Weidwerk zu und um Kornburg belangend: Und obwol ein Rieter, inhaber dieser Verschickung, je und allwegen zu und umb Kornburg auch allerley klein weidwerkh zu treiben macht gehabt, so ist doch Herrn Hansen Rietern seligen in zeit seines inhabens dasselbige aus anstiftung und Verursachung der Amptleuth zu Schwabach damals durch die markgrävischen Brandenburgischen Regenten und Räthe zu Onoltspach verpoten und von wegen einer vermeinten weidwerks begunstigung, so etwo Peter Rieter der junger seliger

45 anno 1493 von weiland Herrn Friederich und Sigmunden gebrüdern, markgraven zu Brandenburg, uff widerrueffen angenom­ men und dessenwegen einen vermainten Revers von sich gegeben, aufgekundigt. Und wiewol Hans Rieter seliger sich bey seinen leben zum heftigsten dar wider gesetzt und nit gestendig ge­ wesen, das er und andere vorige inhabere zuvor und seithero nach dem vermainten Revers jemals uff ein waidwercks begunstigung gejagt, sonder (weil das Schloß Kornburg ein frey Edelsmannshaus, welches vor alters die vom Adel, als die von Kornburg und Seckendorf, innen gehabt, die dann daraus zu jagen und allerley klein waidwerkh zu treiben befuegt gewest, und Petter Rieter der elter und Stifter diser Verschickung dasselbige hernach von Hilpolden von Seckendorf vor 100 und etlich jaren mit aller seiner zugehörung und gerechtigkeit er­ kauft) desselbigen befuegt sein wollen und desgleich Petter Rieter der junger seliger ein waidwercks angenommen und deßwegen einen Revers von sich gegeben, das er doch desselben, weil er es zuvorn macht gehabt, nit schuldig gewest wer und das er hiedurch, weil er diese löbliche Verschickung nit gestift und verordnet, den nachkommenndenn inhabern zu nachtheil nichts zugeben gehabt . . .“ Bis in das 17. Jahrhundert hinein führten die Rieter Prozesse um diesen Wildbann, ohne aber jemals ihr Ziel zu erreichen. Es ist mir nur ein einziger Fall bekannt geworden, in dem ein Nürnberger Geschlecht den Wildbann besaß. Im Jahre 1502 wurden die Haller mit dem kleinen Weidwerk auf dem ihnen gehörenden Schloß Hauseck belehnt. Der Lehensherr Albrecht, Pfalzgraf bei Rhein, behält sich als Landesherr den hohen Wildbann vor. Die Stelle der Urkunde lautet: ,,Das sy (die Haller) auf den grünten und gutem, zu demselben sloß auch zu dem hammer im Hirschpach gehörig, den clainen wildpan haben, und das waidwerch treiben mögen on unser und unser Ambtlewt irrung und hindernuß, ausgenomen, den hohen wildpan und rotwild wollen wir uns als landsfürst hiemit Vorbehalten . . .“*). Allgemein läßt sich also sagen, daß der Wildbann den Nürnberger Geschlechtern nicht zustand, auch nicht den Mini*) Nürnberg Staatsarchiv Rep. Ib Nr. 421.

46 sterialen unter ihnen. Die einzige Ausnahme bildete der Wild­ bann der Haller auf Schloß Hauseck1). Weitere Objekte der Belehnung Nürnberger Patrizier waren das Schultheißen-, Zoll- und Münzmeisteramt. Die Belehnung mit Gewerbemonopolen fehlte in Nürnberg, vor allem der dem Patriziat der meisten anderen Städte zugehörige Mühlenbann (so städtisches Mühlenpatriziat im 13. Jahrhundert in Cöln). Die Ursache war die Konkurrenz des Burggrafen, der die vier ur­ sprünglichen Mühlen des Nürnberger Gebiets zu Lehen trug2). Im Lauf der Entwicklung schieden die Mühlenbetriebe aus dem Gebiet der Verleihung aus. Es hatte nichts mehr mit dem Mühlenbann zu tun, wenn später die Stadt Mühlen als gewerb­ liche Eigenbetriebe errichtete und kaufte. Inbezug auf die Lehens­ fähigkeit ist also das Nürnberger Patriziat dem niederen Adel gleichzustellen und zwar während der ganzen Zeit seiner Ent­ wicklung. Eine Ausnahme besteht hinsichtlich des Wildbanns. Wie verhält es sich nun mit dem zweiten Standesvorrecht des Adels, der Stiftsfähigkeit? b) Die Stiftsfähigkeit. Stiftsfähigkeit im engeren Sinn ist die Möglichkeit für eine Person einem Domkapitel anzugehören; im weiteren und späteren Sinn in ein Stift aufgenommen zu werden, dessen Plätze dem Adel satzungsgemäß Vorbehalten sind. Dabei wird unter Adel nicht nur die persönliche Ritterwürde, sondern darüber hinaus die Ritterbürtigkeit gefordert (vergl. die Definition von Stand oben, S. 33). Der Begriff „ritterbürtig“ ist künstlich festgelegt und verengert sich, wie alle Standesbegriffe gegen Ende des Mittelalters. Schröder führt folgende Festlegungen an3). Das Statut des Basler Domkapitels von 1337 verlangt von dem Be­ werber lediglich, daß Vater und Großvater Rittersleute waren. Das des Halberstädter Domkapitels von 1401 fordert darüber hinaus auch den adeligen Stand der Mutter. Später werden in der Regel vier ritterliche Ahnen verlangt. Gegen Ende des Mittelalters steht der Begriff ,,stiftsfähiger Adel“ fest und meint *) Diese Frage bedarf wohl noch etwas eingehenderer Prüfung. Anm. d. Herausgebers. *) Monumenta Zollerana, Bd. I und II, passim. 3) Deutsche Rechtsgeschichte, 6. Aufl., S. 482, Anm. 50.

47 die Eigenschaft, sechzehn ritterliche Ahnen aufweisen zu können (Aufschwörbücher der Ritterorden und Domkapitel). Anspruch auf Stiftsfähigkeit hat das Nürnberger Patriziat von jeher erhoben, und vom 17. Jahrhundert an versuchen seine einzelnen Familien in den zahlreichen chronikartigen Berichten über ihre Herkunft, die meist die Anerkennung ihres Adels zum Ziel haben, diese nachzuweisen. Tatsächlich liegen aber die Dinge gänzlich anders. Nur ganz vereinzelt finden sich Nürn­ berger Patrizier im Ritterorden. So sind im Deutschherrnorden die Koler und Waldstromer aufgeschworen und 1361 gehört ihm Konrad Kammermeister an, um die Mitte des 13. Jahr­ hunderts ein Haller, 1328 ein Vorchtel und um 1400 ein Holzschuher. 1368 ist Albrecht Holz^chuher Ritter des Johanniterordens und 1386 Lorenz Schürstab. Ebenso finden sich Nürnberger Patrizier in Domkapiteln. Hier mochte in Einzelfällen die Berufung auf die Herkunft aus einem alten Geschlecht der Stadt Nürnberg von Erfolg sein. Bezeichnend dafür ist die Bewerbung des bekannten Dr. Lorenz Tücher, des späteren Dompropstes von St. Lorenz um eine Chor­ herrenpfründe bei St. Regula in Zürich1). Der Rat bezeugt (1472): ,,So sagen wir, das uns war (wäre) kunt und wissen, das der her Lorentz von Hanssen Tücher, seinem vatter, und frauen Barbara, seiner muter, die dann in erlichen stant, wesen und gutes leumundes, als von alten erbaren geschlechtern bey uns in den Räten lang herkommen, häuslich und hablich gestanden und von denselben seinen Eltern Wappensgenoß und ein rechtes eekindt ist. . .“ Dieser Fall des Lorenz Tücher war für diese spätere Zeit jedoch eine Ausnahme2). Mit der Ausbildung des Begriffes Stiftsfähigkeit wurden dem Nürnberger Patriziat die Domherrenstellen versperrt. Es schlossen sich ihm die Tore der Stifter. Damit war nicht nur seine Ehre als eine der des Adels gegenüber mindere gekennzeichnet, es war für die Nürnberger Geschlechter auch ein schwerer wirt­ schaftlicher Schaden damit verbunden, nach dem bekannten Lutherwort: ,,Die alten Stifter sind darauf gestiftet, daß, weil *) Nürnberg Staatsarchiv, Briefbuch Nr. 34 a. *) Auch1** hier scheint dem Herausgeber der Beweis nicht hinlänglich geführt zu sein.

48 nicht jedes Kind von Adel Erbbesitzer und Regierer sein soll, in den Stiftern es versorgt werden möchte“. Was für die Söhne galt, galt noch mehr für die Töchter, die einerseits ein standes­ gemäßes Leben führen sollten, für die aber andererseits oft genug nicht die genügenden Existenzmittel vorhanden waren. Bei dem Kinderreichtum des Mittelalters war dies gerade bei den reichsten Patrizierfamilien der Fall, deren Vermögen meistens in großen Handelsunternehmungen angelegt wurde. Man stelle sich vor, was aus dem Besitz der Familie Stromer geworden wäre, wenn alle Kinder geerbt hätten. Selbst dem Schutzwall der üb­ lichen Bevorzugung des Ältesten hätte es nicht Stand halten können. Aus Ulman Stromers ,,Püchel von meim geslechet und von abentewr“1) geht hervor, daß sein um die Mitte des 13. Jahr­ hunderts lebender Urgroßvater 33 Kinder, sein Großvater 14, sein Vater 18 ihn überlebende und er selbst 9 Kinder hatte. Man mußte also bestrebt sein, die wirtschaftlichen Nach­ teile der mangelnden Stiftsfähigkeit irgendwie auszugleichen und tat dies einmal, indem man sich eigene Standesklöster schuf. Typisch dafür sind die Bestimmungen des Klaraklosters, wie sie um die Mitte des 15. Jahrhunderts festgelegt wurden2). Nicht nur hatte der Rat, wie bei allen Nürnberger Klöstern, die Pfleg­ schaft, darüber hinaus standen die Ratsfrauen den Nonnen zur Seite. Sie nahmen Einfluß auf das Geschehen im Kloster, und ihre Stellung zu diesem ist nur der rechtliche Ausdruck der engen Verknüpfung der patrizischen Familien mit den dort lebenden Nonnen. Der stiftsmäßige Charakter wurde weiterhin durch die Aufnahmebestimmungen gewährleistet, die nichts mit geistlichen Dingen zu tun hatten und lediglich auf weltlichen, ständischen Interessen beruhten. So hatte der Rat ein Mitbe­ stimmungsrecht bei der Aufnahme, die nur für Nürnbergerinnen überhaupt statthaft war. Er schränkte im Jahre 1476 die Zahl der aufzunehmenden Nonnen ein, wodurch eine Art fester Stifts­ stellen mit festen Versorgungsansprüchen geschaffen wurde. Das Ergebnis dieser Satzung war die Zusammensetzung des Konvents aus Töchtern des Patriziats. Die Tendenz dazu hatte schon *) Städtechroniken Bd. I. 2) G. Pickel, Geschichte des Klaraklosters in Nürnberg (Beiträge zur bayer. Kirchengeschichte, 19. Bd., 1913/14).

49 früher bestanden, zum mindesten wurden an bevorzugte Stellen stets Patrizierinnen gesetzt. So waren die Äbtissinnen des St. Klaraklosters in den Jahren 1280 —1492 alle Angehörige des Patriziats, einige sind ausnahmsweise aus ehrbaren Familien genommen*). Ebenso waren die sieben Priorinnen des Katharinen­ klosters von 1329 —1415 alle patrizischen Standes (aus den Familien Muffel, Langmann, Volckamer, Mentelein, Schmugen­ hofer, Groß und Schürstab). Entsprechend bildete sich als Ersatz für die Domherren­ pfründen zunächst die Gewohnheit, dann das Recht heraus, die Pfarrstellen bei St. Lorenz und St. Sebald mit Angehörigen des Patriziats zu besetzen. Schon 1477, als die Pfarreien in Propsteien umgewandelt wurden, wurde der Rat privilegiert, während der päpstlichen Monate diese besetzen zu dürfen. Von da an präsentierte der Rat stets selbständig die Pröpste der beiden Kirchen, wenn ihm dies auch als Recht erst 1513 durch den Bischof von Bamberg zugestanden wurde. Fanden sich von An­ fang an patrizische Geistliche in hohem Prozentsatz an den beiden Kirchen, so folgen sie von 1478 an in fast lückenloser Kette (1478 Dr. Georg Pfinzing, Propst bei St. Lorenz, 1478 [so!] Dr. Lorenz Tücher, Propst bei St. Lorenz; 1485 Dr. Martin Hirschvogel, Propst bei St. Sebald; 1495 Dr. Erasmus Topler, Propst bei St. Sebald; 1496 Dr. Sixtus Tücher, Propst bei St. Lorenz; 1512 Dr. Melchior Pfinzing, Propst bei St. Sebald; 1503 Dr. Anton Kreß, Propst bei St. Lorenz; 1513 Dr. Georg Beheim, Propst bei St. Lorenz, dieser war kein Patrizier; 1521 Hektor Pömer, letzter Propst bei St. Lorenz). Zusammenfassend läßt sich sagen: Eine eigentliche Stifts­ fähigkeit des Nürnberger Patriziats bestand nicht. Doch schuf es sich für die ihm vorenthaltenen eigene Stellen, die wirtschaftlich einen vollen Ersatz boten. Sie waren zwar ständisch den Stifts­ und Kapitelpfründen des Adels gegenüber minder privilegiert. Aber sie waren der gemeinen Bürgerschaft unzugänglich, sodaß die Möglichkeit, sie zu erlangen, ein ständisches Vorrecht der städtischen Geschlechter war und ihnen innerhalb der Bürger­ gemeinde eine dem Adel ähnliche Stellung verlieh. J) Würfel, Diptycha der kleineren Kirchen und Klöster in Nürnberg, S. 122 ff. 4

50 c) Turnierfähigkeit: Turnierfähigkeit ist die Eigenschaft einer Person, die Zu­ lassung zu einem Turnier beanspruchen zu können. Hierbei ist Turnier im engeren Sinn verstanden, d. h. der gerichtliche Zwei­ kampf und das von einem Landesfürsten oder einer Reichs­ ritterschaft ausgeschriebene Ritterspiel. Die Bedingungen der Turnierfähigkeit sind dieselben wie die der Stiftsfähigkeit. Nach der Anschauung der Ritterschaft wurden sie jedoch in keinem einzigen Fall von einem Nürnberger Patrizier erfüllt. Obwohl zahlreiche Turniere anläßlich der Reichstage und andere fest­ liche Veranstaltungen in Nürnberg abgehalten wurden, ist es uns nicht bekannt, daß jemals Mitglieder der zu Rate gehen­ den Geschlechter mit in die Schranken geritten sind; auch nicht die Ministerialen unter ihnen, obwohl den Ministerialen vom 13. Jahrhundert an die Turnierfähigkeit zustand. Ministeriale Stadtbürger blieben eben doch ständisch Bürger. Die Eigen­ schaften des schlechteren Standes verdrängten die des besseren. Dieser Tatbestand wurde gegen Ende des 15. Jahrhunderts satzungsgemäß in den Turnierordnungen festgelegt. So heißt es schon in der ersten Heidelberger Turnierordnung von 14811): ,,Es soll auch keiner, der in den Städten gebürgert ist, zum Turnier zugelassen werden, er habe denn seine Bürgerschaft zuvor abgesagt, und ob derselbe nach gehaltenem Turnier wieder Bürger würde, der soll hinfüro zum Turnier nimmermehr zu­ gelassen werden“. Mit der Bestimmung dieser Turnierordnung ist nicht gemeint, daß ein Patrizier, der seiner Bürgerschaft ent­ sagte, damit turnierfähig wurde. Vorausgesetzt ist der Nachweis der Ritterbürtigkeit und nur gesagt, daß, wer Bürger einer Stadt sei, selbst dann, wenn er seine Ritterbürtigkeit nachweisen konnte, alle Anrechte aus dieser verlöre; denn wie der Stand des Unfreien gehoben wurde durch den Eintritt in die Stadt­ gemeinde, so wird der des Adeligen gemindert. ,,Stadtluft macht frei“, sie macht aber auch „gemein“. Ausgeschlossen war da­ mit, daß die Ritterbürtigkeit durch den Nachweis der Abstam­ mung von einem Stadtgeschlecht erhärtet werden konnte. Neben den Heidelberger Turnierordnungen steht die Heilbronner Tur‘) Abgedruckt bei Reicke S. 398.

51 nierordnung. Diese sagt wörtlich1): „Item welcher aus freien willen in einer stat sitzt, Steuer und wach geit (gibt) oder beampt ist und alles das zu thundt verpunden ist, so dann gemein in­ gesessen burger zuthundt (verbunden) sindt, die sollen zu dem Thurnir nit zugelassen werden. Ob aber sach werd, das ainer schirm aus notturft gesucht hat oder nachsuchen must, des soll er nit entgelten. Welcher auch von dem Adel zu einer Stat bestelt wirt und sich nit weiter verpflicht oder handelt, dan dem Adel zu steet, soll auch zu dem Thurnir nit abgestelt werden“. Unter diese Ausschlußbestimmungen der Heilbronner Turnierordnung fielen natürlich außer den vom Lande in die Stadt gezogenen Adeligen die Nürnberger Patrizier überhaupt. Selbst wenn sie sich als Stadt,,adel“ fühlten, so fielen sie doch unter die erste Bedingung, da sie nicht alle Adelsprivi­ legien besaßen, die Losung wie jeder gemeine Bürger entrich­ teten, städtische Beamtenstellen annahmen und wohl auch auf Wache zogen. Auch hier schuf sich das Nürnberger Patriziat ein Äquiva­ lent, indem es vom Beginn des 15. Jahrhunderts an eigene Turniere, Gesellenstechen genannt, veranstaltete, für welche die Zulassung an die Bürtigkeit aus den zu Rate gehenden Ge­ schlechtern gebunden war. Einige Male scheint sie auch auf nicht ratsfähige Geschlechter, auf Ehrbare ausgedehnt worden zu sein. Das bekannteste dieser Turniere, das ganz im Stil des Adels gehalten war, war das Gesellenstechen von 1444. Dieses schien im 17. Jahrhundert dem damaligen Patriziat ein so herr­ liches Zeugnis seines „hochadeligen“ Standes, seiner Turnier­ fähigkeit zu sein, daß der Rat im oberen Gang des Nürnberger Rathauses in einem Relief dieses Ereignis schildern ließ. Jedoch hier, wie bei dem im Jahre 1496 veranstalteten Turnier handelt es sich nicht um ein „rechtes“ Turnier, wenn auch hier der Markgraf sich mit einigen seiner Ritter selbst beteiligte. War dies ja nur ein Akt der Courtoisie der Stadt gegenüber, wie etwa der Kaiser bei einem gelegentlichen Aufenthalt in Nürnberg auch einmal eine Patriziertochter zum Tanze führte, ohne daß damit eine Ebenbürtigkeit zugegeben war. Übrigens hat der Rat *) Nürnberg, Germanisches Museum, Chronik von 1526, Mscr.Nr. 3994 a, Bl. 146. 4*

52 schon 1362 den Bürgern verboten, sich an Turnieren daheim und in der Fremde zu beteiligen1). Es verhält sich also mit der Turnierfähigkeit des Nürnberger Patriziats ebenso wie mit seiner Stiftsfähigkeit. Eine eigentliche Turnierfähigkeit und damit eine Gleichstellung mit dem Adel in diesem Punkte besteht nicht; doch bildet sich in Nachahmung der Turnierfähigkeit des Adels und in Konkurrenz zu dieser eine eigene, innerständische aus als eine dem Adel sehr ähn­ liche Standeseigenschaft des Nürnberger Patriziats. Die sich aus der Standesehre ergebenden Vorrechte des Adels, Lehensfähigkeit, Stiftsfähigkeit und Turnierfähigkeit be­ stehen also ihrer Art nach für das Nürnberger Patriziat nur in beschränktem Maße, mit Ausnahme der Lehensfähigkeit. Die Ehre des Patriziats ist demnach adelsartig, aber nicht volladelig.

II. Die Grundlagen der ständischen Einschätzung des Adels und ihr Bestehen für das Nürnberger Patriziat. Zeigt sich die äußere Einschätzung eines Menschen als eines Mannes von Adel in den eben besprochenen drei Vor­ rechten, so beruht sie auf verschiedenen, den Stand begründen­ den Elementen. Diese sich zu beschaffen, war daher das Be­ streben des Nürnberger Patriziats, bei welchem es auch viel­ fach Erfolg hatte. a) Der Besitz einer adeligen Grundherrschaft. Es ist bei allen Völkern und zu allen Zeiten bestimmend für den Adel, daß ef, wenigstens der Idee nach, dem Kampf ums Brot fern bleibt, daß er nicht in den Interessenstreit des Erwerbslebens hineinverflochten ist. Aus „Gülten und Renten“ setzt sich sein Einkommen zusammen. Diese gewährt neben den Ämtern in erster Linie der Bodenbesitz. So wird für das deutsche Mittelalter der Besitz einer adeligen Grundherrschaft unerläßliche Bedingung für den adeligen Stand, die edle Abstammung allein genügt nicht2). Zur Zeit, da das Nürnberger Patriziat besonderen Wert auf seine vornehme Abstammung legte, im 17. Jahrhun­ dert, wurde diese stets mit der Behauptung belegt, daß der *) Städtechroniken Bd. I, S. 475. 2) Schröder a. a. O. S. 471.

53 Patrizier „kein Handwerk getrieben noch gemeine Krämerei gehabt, sondern von Renten gelebt oder fürnehmer Ämter sich ehrlich genähret“. Obwohl diese Behauptung falsch ist, so hatten doch die Nürnberger Patrizier auch solche Einkünfte und be­ mühten sich, dem Adel ständisch gleich zu sein oder näherten sich ihm ohne bewußte Tendenz durch den Erwerb von adeligen Grundherrschaften und von Burgen und festen Schlössern auf dem Lande. Dazu kommt die Schaffung von fideikommißartigen Besitzungen durch Arrondierung des Grundbesitzes und die recht­ liche Bestimmung seiner Unteilbarkeit. So sind eine Reihe von Dörfern um Nürnberg herum in der Hand von Angehörigen des Patriziats. Es gehören z. B. zeitweise oder dauernd Altdorf der Familie Valzner; Neunhof der Familie Derrer; Kalchreuth der Familie Haller (Neunhof sowie Kalchreuth verkaufen 1342 die Burggrafen an die be­ treffenden Familien); Gräfenberg der Familie Haller; Eschenau zu gleichen Teilen den Familien Muffel und Haller, später der den Hallern gehörende Teil von Eschenau der Familie Tetzel; Teile von Höchstadt a. d. A. den Familien Rummel und Rieter; Neunhof bei Kraftshof der Familie Kreß; Buch der Familie Ebner; Henfenfeld der Familie Pfinzing; Kirchensittenbach der Familie Tetzel; Herpersdorf und Worzeldorf der Familie Groß; Unter­ bürg der Familie Derrer; Teile von Ermenreuth und Eckenhaid der Familie Muffel und Laufamholz der Familie Groland. Neben diesem eigentlich adeligen Grundbesitz hatten Nürn­ berger Patrizier feste Häuser auf dem Land unter ihrem Eigen­ tum 1). Diese kleinen burgartigen Schlößchen, von Wall und Graben umgeben, wie sie heute noch in der Nähe Nürnbergs zahlreich erhalten sind, waren ein deutliches Machtzeichen ihrer Besitzer und erklärten sie als Leute, denen kriegerische Angriffe galten und die sich gegen diese der Regel nach mit eigener Kraft (nicht wie der im allgemeinen bei seinem Grundherrn Schutz suchende und erst in letzter Not zur Selbstwehr greifende Bauer) zur Wehr setzten. Sie waren ein nach außen wirkendes Dokument kriegerischen Standes. In den Akten der Stadt Nürn*) Vgl. hierfür wie auch für später Lehner-Burgstall, Nürnbergs nächste Umgebung mit besonderer Berücksichtigung der Herrensitze (München, Seybold,

1921).

54 berg, eingereiht in die Urkunden des siebenfarbigen Alphabets, finden sich um das Jahr 1487 eine Reihe solcher Besitzungen erwähnt: So Haus und Besitzung der Haller in Ziegelstein, Be­ hausung der Geuder in Heroldsberg, Behausung der Grundherren in Hahnhof, Behausung zum ,,obern Pürgleins“ bei Laufamholz der Groland. Damals ließ sich der Rat vom Eigentümer ver­ sprechen, daß das Vorkaufsrecht über die genannten Besitzungen Nürnberger Bürgern zustehen solle. Dasselbe verlangte der Rat, als 1419 die Haller das Haus zu Malmsbach erwarben, und dar­ über hinaus die Versicherung, es glicht weiter zu befestigen. Es geht daraus deutlich hervor, welcher Machtfaktor diese festen Häuser vor den Toren der Stadt waren und dazu noch ein Machtfaktor durchaus unbürgerlicher Art, der nichts zu tun hat mit jener Macht, die dem Patrizier etwa aus seinem Amt, der Ratsmitgliedschaft, zukam. Durch das innerhalb des Nürnberger Patriziats sich aus­ bildende Erbrecht, nach dem ständisch besonders wertvoller Grundbesitz, Lehen und jene festen Häuser, auch soweit diese nicht Lehen sind, zunächst nur im Mannesstamm, dann meist auf den ältesten Sohn fortgeerbt wurden, erhielten jene Be­ sitzungen einen fideikommißartigen Charakter. Dazu wurde durch alle möglichen Mittel versucht, ihre Unveräußerlichkeit festzulegen. Auch mit städtischem Grundbesitz wurden solche Versuche gemacht und die Wohnhäuser des Patriziats bewußt zu Stammhäusern umgeschaffen1). Ein bezeichnendes Beispiel dafür enthält das Salbuch des Lienhart Hirschvogel d. J., begonnen im Jahre 14682). Ulrich Hirschvogel hinterließ 1438 ein Haus beim Barfüßer­ kloster mit allen seinen Nebengebäulichkeiten seinen vier Söhnen, die den Besitz auf 2500 Gulden anschlugen. Nun brachten Lienhart sen. und sein Sohn Lienhart jun. durch Kauf die Teile der übrigen Erben an sich. 1480 kaufte Lienhart jun. auch den Anteil seines Vaters an der Behausung und verfügt: ,,Nun dem allmechtigen ewigen Got zu lob und eren hab ich dise mein Be­ hausung aus meiner angeporenen freuntlicher gunst in getreuer meinung guter gedechtnus unserm Hirßfogel geschlecht zu ge*) Vgl. auch Dehio, Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler, Bd. III Süddeutschland, S. 379f. *) Nürnberg Staatsarchiv.

55 stellen damit das, ob Got wil, hantgehalten und bestendig beieiben mag als darüber ein Brief aufgericht worden ist. . . im 1490 jar . . . So ist in dem brief verschrieben, das nach meinem absterben meine drey Brüder nemlich Franz, Bernhardin und Sebald Hirßfogel und nach ine ire menlich elich leybserben albeg der eitest die behausung mit irer zugehör um 2500 gülden Reinisch annemen mag, doch das er das nit verkaufen noch in frembde hende keren, sondern die albeg auf die benanten brüdern und menlichen elichen iren leibeserben pleiben lassen“. Von den späteren städtischen Grundbesitzerwerbungen, die das Salbuch aufführt, dienten die meisten zur Abrundung des Besitzes beim Barfüßerkloster, sodaß die Annahme naheliegt, es sei überhaupt angestrebt worden, den Grund und Boden des Viertels, soweit er nicht unveräußerlich dem Kloster gehörte, in die Hand der Familie zu bringen. Die feststehende Summe von 2500 Gulden bedeutet nicht das Gleichbleiben des Geldwertes oder der Preise für städtischen Grund- und Hausbesitz in jenem Zeitraum. Diese willkürliche Setzung eines ewigen Wertes nach dem Augen­ blickswert ist nur der Rest des alten traditionellen Geistes. Im Zeitalter des entstehenden Kapitalismus hat sich der Geist der Rechenhaftigkeit noch nicht überall durchgesetzt. Es ist kein Zufall, daß dieser traditionelle Geist sich gerade in diesem Fall erhalten hat. Lienhart Hirschvogel hat als Handelsherr und Ge­ sellschafter einer der bedeutendsten Firmen sicher anders ge­ rechnet als hier, wo es ihm darauf ankam, das ständische An­ sehen seiner Familie zu erhöhen, wo er sich als Ahnherr eines Geschlechtes fühlte, und daher nicht die Gesinnung des moder­ nen Kaufmannes, sondern die des konservativen Adeligen hatte; denn nur diese allein konnte den Wunsch erregen, solche fideikommißartigen Güter zu schaffen. Unzweifelhaft gab der Besitz derselben, sowie der von Adels­ gütern und bürg- und schloßartigen Behausungen auf dem Land dem Patriziat einen adeligen Anstrich. Dies mochte häufig zur Erwerbung solchen Besitzes geführt haben. b) Die Erlangung der Ritterwürde. Ist einerseits die Eigenschaft des adeligen Standes gebun­ den an bestimmten Grundbesitz, so beruht sie andererseits auf

56 der Ritterbürtigkeit. Im Innenverhältnis behauptet sie das Patri­ ziat dadurch, daß es sie gleichsetzt mit der Patrizierbürtigkeit und sie kenntlich macht durch die Setzung des Titels „Herr“ vor die Namen der ratsfähigen Geschlechter. Diese Bezeichnung war für Nürnberg ganz allgemein und nicht nur für diejenigen Bürger gebräuchlich, die die Ritterwürde erworben hatten, wie es nach der Angabe von Foltz in Straßburg der Fall war1). Doch hatte diese Auffassung des Patriziats nach außen keine Bedeutung, da sie von den maßgebenden Schichten, dem Land­ adel, nicht anerkannt wurde. Spottlieder wie das folgende sind dafür bezeichnend, wo von den Nürnberger Ratsherren gesagt wird 2): Sein Sigel macht er groß und schwere mit einem herrlichen schein, der Adel kumpt im here aus India über mere von Muskaten und Negelein. Mit solchen Sprüchen wird nicht allein der ,,Stadtadel“ als solcher verspottet; sie galten auch denen, die die persönliche Ritterwürde erwarben, als Grundstein des Adels ihrer Familie. Das Streben darnach finden wir seit der Mitte des 13. Jahr­ hunderts. Denn die persönliche Ritterwürde ergab im Zweifels­ fall die Annahme ritterlicher Lebensweise, die in mehreren Ge­ schlechtern fortgesetzt, adelschaffend ist. Als Ritter und damit dem wirklichen Adel sehr nahe gerückt finden sich seit Beginn des 14. Jahrhunderts Generationen hindurch die Mitglieder der Familie Pfinzing3). Persönliche Ritterwürde besaßen im 14. Jahr­ hundert, um nur zwei Beispiele zu nennen, Friedrich Behaim 1340 und der im Kriegsdienst stehende Friedrich Ebner4). Im Jahre 1433 schlug König Sigmund auf der Tiberbrücke Paul und Erhard Haller, Franz Rummel, Mertein Hayden und Sebold Behaim zu Rittern5). Die Mitglieder der Familie Rummel scheinen J) Foltz, Beiträge zur Geschichte des Patriziats, S. 136. 2) Mitgeteilt von Barbeck, Patrizierleben insbes. nürnbergisches im Mittelalter (Nürnberg 1869). 3) Siehe weiter unten in dem Abschnitt über die subjektiven Entstehungs­ gründe des Patriziats. 4) Nürnberg Staatsarchiv, Hallerbuch, und München Staatsbibliothek, Cod. bav. 2070. 5) Städtechroniken Bd. I S. 367.

57 um diese Zeit alle ritterlich gewesen zu sein; (so außer dem genannten Franz noch Hans und Paul Rumm'eT1}. Der Seltsam­ keit wegen sei noch erwähnt, daß sich unter den Abkömmlingen der Nürnberger ratsfähigen Geschlechter gegen Ende des 15. Jahr­ hunderts auch einige finden, die dem Adel eines fremden Landes angehörten, so Ludwig Wolfgang Tetzel, der im Kriegsdienst des schottischen Königs Jakob IV. Ruhm und Ehre erwirbt und Martin Behaim, der in Portugal zum Ritter geschlagen wurde2)* So war die Erwerbung der Ritterwürde, wenigstens für den einzelnen eine persönliche Gleichstellung mit dem Adel. Aber für das Patriziat als Gesamtheit kam sie nicht zur Auswirkung und außerdem war sie auch für den einzelnen zwar voll recht­ lich, aber nicht tatsächlich anerkannt. Sie erfuhr eine Minderung durch die gleichzeitige Zugehörigkeit zum Patriziat. Eine Gleich­ stellung zwischen Adel und Patriziat ist erst festzustellen, als die Entstehung des letzteren, sein Bildungsprozeß, vollständig abgeschlossen war. Die Gleichstellung wird geschaffen mit dem kaiserlichen Privileg von 1697, das den ratsfähigen Geschlechtern das Prädikat ,,edel“ beilegte. Die Verschmelzung des Patriziats mit dem Adel war damit vollzogen und ein Jahrhunderte langes Streben damit zum Abschluß gelangt. Man konnte nun nicht mehr davon sprechen, daß das Patriziat lediglich wesentliche Züge des Adels aufweist. Die für das Mittelalter falsche Behaup­ tung, daß Patriziat und Adel gleich seien, trifft für die Neuzeit zu.

III. Adelige Merkmale in der äußeren Lebenshaltung. a) Gelehrte Erziehung. Suchten so die Nürnberger Geschlechter die Gleichstellung mit dem Adel zu erreichen durch den Erwerb von adeligen Grundherrschaften und den der persönlichen Ritterwürde, so gab es im ausgehenden Mittelalter noch eine weitere Möglich­ keit, jene zu erreichen. Sie bestand in der Erlangung der juri­ stischen Doktorwürde (wahrscheinlich auch in der der theolo­ gischen). Die Nürnberger Geschlechter verhinderten, daß dieses Streben in ihren Kreisen allgemein zum Durchbruch kam, durch *) Nürnberg Staatsarchiv, Urkunde des siebenfarbigen Alphabets Nr. 899 und Leibgedingsliste von 1436. 2) München Hauptstaatsarchiv S. XXXIII Lit. T. Cart. 5. 445 a.

58 die Bestimmung, daß kein als Jurist' Bürgermeister im Rate sitzen dürfe. Es mag dies seinen Grund gehabt haben nicht in einer ständischen Disqualifikation des juristischen Berufes überhaupt, sondern darin, daß man den Rechtsgrund zur Amts- und Herr­ schaftsausübung des Rates nicht in irgend welchen beglaubigten Kenntnissen sehen wollte, sondern nur in der Geburt. War ja der juristische Doktor nicht nur für die Angehörigen des Patri­ ziats erreichbar, und man wollte wohl von vorneherein das Ent­ stehen eines neuen Beamtenpatriziats ausschalten. Trotzdem galt die gelehrte Erziehung auch dem Nürnberger Patriziat als ein Zeichen gehobenen Standes und mag hier und da wohl auch als äußerliches Merkmal adeliger Lebenshaltung angesehen wor­ den sein. Diese gelehrte Erziehung Nürnberger Geschlechter­ söhne setzte aber natürlich erst gegen Ende des Mittelalters ein. Auch wurde sie längst nicht allgemein und es war der weit häufigere Fall, daß ein Patrizier seinen Sohn ins Ausland schickte, ihn dort seinem Faktor oder Geschäftsfreund anvertraute und ihn so seine kaufmännischen Lehrjahre durchmachen ließ. Das wurde wohl gelegentlich mit der Notwendigkeit, fremde Sprachen zu erlernen, begründet und so davon gesprochen, als handle es sich nur darum, den Sohn zu bilden, nicht darum, ihn für den Erwerb tüchtig zu machen*). Im Zeitalter des Humanismus und der Renaissance wird auch innerhalb des Nürnberger Patriziats ein besonderes Gewicht auf die „Bildung“ gelegt. Es ist aller­ dings ein völlig neuer Bildungsbegriff mit bewußt bürgerlichem Gepräge im Entstehen. Dieses wird mit Stolz betont. Denn der patrizische Renaissancemensch orientiert seine Anschauungen nicht, wie seine Väter es taten und seine Söhne es wieder tun werden, an den Anschauungen der Ritterschaft, sondern am Begriff des civis Romanus (wenn diesen auch manchmal falsch verstehend). Ein gutes Beispiel dafür findet sich in dem Salbuch des Hans Tetzel*2), wo dieser von der Erziehung seiner beiden Söhne spricht. Als der Älteste 17 Jahre alt war, schickte man ihn „gen Regenspurg auf den tag als der kaißer da war (1471), und er beleih pey 8 tagen da, darnach reit er gen Pruck zu Gabriheln Tetzel, J) Nürnberg Staatsarchiv, Akten des siebenfarbigen Alphabets Nr. 135; Rep. 79 fol. 225 f. (Geschäftsbriefe Nürnberger Kaufleute von Messen nach der Heimat). 2) Nürnberg Staatsarchiv, Rep. 52a Nr. 305 S^ 102 f.

59 pey dem war er dreiviertel jar, darnach zoch er in Newenstadt, do that in Jobst Haller und Petter Gamp zu her Hansen Sibenhirten hochmeister (Hofmeister), pey dem war er pey 2xh jarren; danach anno 1475 kam er herheim, do gab man im zu der ee junckfraw Elisabeth Starken tochter“. Hier war also die Er­ ziehung einerseits auf den Beruf gerichtet, andrerseits als halb­ gelehrte auf Bildung an sich. Von dem jüngeren hingegen wird erzählt, daß er, 11 Jahre alt, ,,gen Leipzig zoch ad Studien mit maigister Johan Seuße, des Seuße Schneiders son, dem er bevolchen ward und beleih pey 9 jarren in studis ... im virden jar darnach anno . . . zoch er gen Papia jura zu studiren und kam herwider anno 77“. Dieser Anton Tetzel hatte seine gelehrte Ausbildung nicht ausgenützt, sie ist lediglich ein äußeres Zeichen des Standes, und ihre Vornehmheit wird noch kenntlich gemacht durch die Beigabe eines Magisters, der dieselbe Bedeutung hatte, wie der Haushofmeister des adeligen Junkers1). Doch sind auch Nürnberger Patriziersöhne, die den Doktorgrad erworben hatten, beruflich tätig, so z. B. der bekannte Dr. Hans Pirckheimer als Syndikus des Herzogs von Bayern und anderer Fürsten. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts war Thomas Pirckheimer Rektor der Universität Perugia. Allerdings scheint diese Würde auf rein plutokratischem Wege erreicht worden zu sein, da Thomas Pirckheimer für ihre Erlangung sein ganzes väter­ liches Erbe geopfert haben soll2). Ständisch entspricht der gelehrten Erziehung der Söhne die Stiftserziehung der Töchter. Da die eigentlich adeligen Stifter ihnen jedoch verschlossen waren, wurde als Äquivalent diese in den patrizischen Frauenklöstern geschaffen. Vor allem wurde es üblich, die Töchter des Patriziats als Schülerinnen in das St. Klarakloster zu schicken. b) Kennzeichen des äußeren Auftretens (Kleidung). Es hing mit dem stark ausgeprägten Formalismus des Mittelalters zusammen, daß ein Mann von Adel sofort als solcher *) Siehe oben die Ausführungen über Stiftsfähigkeit. Eine Reihe der dort genannten Personen aus dem Patriziat hat auch juristische Ausbildung erfahren, vgl. Georg Freiherr von Kreß, Gelehrte Bildung im alten Nürnberg und das Studium der Nürnberger an italienischen Hochschulen. Nürnberg 1877. 2) Nürnberg Staatsarch., Rep. 93 b, S. 216 Nr. 126.

60 erkenntlich war und zwar schon durch seine Kleidung. Sie war der Idee nach reicher als die der Bürger und Bauern, ihm allein war es gestattet, Perlen und kostbares Pelzwerk zu tragen, die Kleider mit goldenen Borten, Schnüren und Nähten zu verzieren. Der Nürnberger Rat hat vom Ende des 14. Jahrhunderts an Kleiderordnungen erlassen, deren Rechtsgültigkeit sich auch auf das Patriziat erstreckte *). Sie sollen allzu prunkhaftes Auf­ treten verhindern, eine Maßnahme, die erklärlich ist aus der religiösen und bürgerlichen Ethik jener Zeit, für die Bescheiden­ heit oder, anders ausgedrückt, der gut wirtschaftende Hausvater als letztes Ideal galt. Beruht ja alles Ansehen der Stadt auf der wirtschaftlichen Tüchtigkeit ihrer Bürger, die durch die Fun­ dierung in der Religion ihres rein materialistischen Charakters beraubt wurde. Die Kleiderordnungen stellten die Geschlechter nun aber keineswegs in die Reihe der gemeinen Bürger. Ein Recht galt allerdings für beide, aber dieses Recht privilegierte den Patrizier, indem es ihm eine Kleidung gestattete, die zwar die freie Luxus­ entfaltung hemmte, ihm jedoch erlaubte, sich so zu tragen, wie es für den gemeinen Bürger unstatthaft war. Innerhalb der Bürgergemeinde war also der Patrizier ebenso von seiner nicht ständisch gleichen Umgeblmg geschieden, wie draußen auf dem Land der Adelige von der seinen. Doch neben dieser relativen Gleichstellung mit dem Adel erstrebte und erreichte vielfach auch das Patriziat hier die absolute. Die zahlreichen Bußen, die der Rat seinen Mitgliedern wegen Übertretung dieser Kleiderordnungen auferlegte, sind Zeugnis dafür. Das Gesetz ist hier nicht Beweis für einen Tatbestand in seinem Sinn, sondern es wurde immer wieder erlassen, um einem vorhandenen Tatbestand zu begegnen. Auch die Inventare der Nürnberger Patrizierhäuser führen solche ,verbotenen“ Köst­ lichkeiten, wie sie der Adel trug, auf. So das Salbuch des Hans Tetzel*2) goldene Borten, Perlenschmuck, vor allem die ausdrück­ lich verbotenen Haarschnüre aus Perlen u. dgl. m. *) Mummenhoff, Die Nürnberger Ratsbücher und Ratsmanuale (Archival. Zeitschrift N. F. 17. Bd., München 1910,8.23). 2) A. a. O.

61 Auch auf diesem Gebiet kam es zu einer völligen Gleich­ stellung mit dem Adel. In demselben Jahr, in dem das Patriziat durch Statut sich verfestigte, 1521, erlangten die Geschlechterinnen „das Bündlein“, wie es der Adel dazumal trug1). c) Monopol der gesellschaftlichen Stellung. Wie der Adel für das gesamte Deutschland, so war das Patriziat für die deutschen Städte „tonangebend“. Rein äußerlich zeigte sich das im Vortritt beim Tanz, der den Geschlechtern zukam. Wenn man von der hohen Stadtkultur des Mittelalters spricht, meint man die Kultur der führenden Schicht, des Patri­ ziats. Die Kunst in den Städten entwickelte sich unter seinem Mäzenat, es war Auftraggeber für sich selbst oder als Stifter für Kirchen, Klöster usw. Einerseits kann man sagen, daß das Mäzenatentum während des Mittelalters ein Monopol des Adels, vornehmlich der geistlichen und weltlichen Fürsten war, und daß das Patriziat, indem es daran teilnimmt, hier dem Adel als gleichstehend erscheint. Andererseits lassen sich die Dinge auch so betrachten, daß durch das Mäzenatentum der Ge­ schlechter diese nicht auf eine höhere Stufe gehoben, sondern daß das Mäzenatentum selbst „verbürgerlicht“ wurde. Tatsäch­ lich bedeutete die Unterstützung von Kunst und Wissenschaft und eine beschränkte Hingabe an sie zu Beginn des Mittelalters eine adelige Gepflogenheit, gegen sein Ende jedoch eine bürger­ liche Rivalität mit dem Adel. Nun entsteht eine typisch-städtisch­ bürgerliche Kunst, deren Mäzene in ihrer Rivalität mit dem Adel diesem zwar nicht gleichgestellt waren, die aber wieder gegenüber der Bürgerschaft eine überragende Stellung inne­ hatten, die der herausgehobenen Stellung des Adels vollkommen entsprach. Ebenso verhielt es sich mit der Führerschaft inbezug auf Lebenshaltung, auf Herausbildung der Normen von gesellschaft­ licher Sitte und gesellschaftlichem Brauch. Hierin lag die Virtuo­ sität des Adels und auch des Patriziats, eine Virtuosität, die Berufsstände höchstens in ihrem Beruf besitzen. Auch hier ist die „Vornehmheit“ der Geschlechter zunächst eine adelsartige, die jedoch beeinträchtigt wurde durch Wirtschaftsanschauungen. *) v. Amira, Die Neubauersche Chronik S. 41.

62 Auch hier entwickelte sie sich durchaus originär, nur in ihrer Wirkung dem „gemeinen Volk“ gegenüber, gemäß der des Adels, und es entsteht so die „Urbanität“. So weisen die Ehre des Patriziats, die Grundlagen seines Standes und die nicht unter den Begriff der Ehre einzureihen­ den Standeseigentümlichkeiten eine Reihe adeliger Momente auf. Diese werden aber fast überall durch bürgerliche Nuancierung geschwächt. Dazu treten rein bürgerliche Momente. Denn, wie der Stand des Patriziats Züge des Adels trägt, trägt er auch v solche des Bürgertums.

B. Dem Bürgertum eigentümliche Wesenszüge des Patriziats. I. Der rechtliche Begriff Bürger und seine Anwendung auf das Patriziat. Für den Begriff Bürger gibt es nur ein allgemein zutreffen­ des Merkmal, der Gerichtsstand vor dem Stadtgericht. Denn in Nürnberg ist Grundbesitz durchaus nicht die Bedingung für die Aufnahme eines Einwohners in die Stadtgemeinde. Schon in der ältesten der vorhandenen Bürgerlisten, der von 1302, finden sich Knechte und Tagwerker, von denen nicht anzunehmen ist, daß sie Grundeigentum hatten. Es geht dies ganz klar hervor aus den Listen, die angelegt wurden, wenn bestimmte Dienste, vor allem in Kriegszeiten, von den Bürgern gefordert wurden, die sogar unter den Bürgern auch Dienstboten aufführen, die im Hause ihres Dienstherren wohnen. Die einzigen Aufnahmebe­ dingungen sind in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts die Stellung von zwei Zeugen und das Zahlen einer Summe, die zwischen 2 und 5 Gulden schwankte. Von dieser Zahlung scheint in Einzelfällen Befreiung gewährt worden zu sein. Später wurde der Besitz eines Minimalvermögens von 200 Gulden zur Bedingung gemacht. Aber es läßt sich auch nicht sagen, daß Bürger der sei, welcher in die Bürgerlisten entweder selbst ein­ getragen war oder von einem dort Eingetragenen abstammte. Gab es ja alteingesessene Familien, von denen niemand mehr weiß, wann und wie sie ihr Bürgerrecht erwarben, für die die

63 Eintragung in die Bürgerliste ohne eine dieser Eintragung äquivalente Handlung höchstens als Fiktion bestand. Der Begriff Bürger kann also nur wie folgt bestimmt wer­ den: Bürger war, wer seinen Gerichtsstand vor dem Stadtgericht hatte. Nach unten abgegrenzt heißt das, wer sich selbst vor dem Stadtgericht vertreten konnte, ohne dazu eines Salmannes zu bedürfen; nach oben abgegrenzt, und dies ist für das Patriziat wesentlich, wer sich vor dem Stadtgericht verantworten mußte. Dazu war der Mann aus den Geschlechtern wie jeder andere Bürger gezwungen. Sitte und Brauch haben niemals dieses Recht geschmälert, auch da nicht, wo es sich um strafrechtliche Ahndung handelte. Es sei nur an die Anklage wegen Diebstahls gegen den angesehenen Niklas Muffel (1469) und seine Ver­ urteilung zum Tod durch Erhängen erinnert1). Ebenso galten auch die allgemeinen Ratsverordnungen für die Patrizier, wenn sie auch zuweilen Sonderbestimmungen für diese enthielten (s. S. 60). Nie aber stellten diese die Geschlechter außerhalb des Gesetzes, immer sind sie mit einbezogen. Nie gingen die Sonderbestimmungen für die (Geschlechter so weit, daß sie zur Befreiung von den bürgerlichen Pflichten führten. Vor allem bestand kein Steuerprivileg für die Patrizier. Sie entrichteten, wie schon bei den Bestimmungen der Turnierordnung erwähnt wurde, die Losung, die Nürnberger Vermögenssteuer, die sowohl Mobiliar wie Immobiliarbesitz umfaßte2), sie zahlten von ihrem Umsatz Ungeld. Der wichtigste Dienst, den die mittelalterliche Stadt neben der Steuerzahlung von ihren Bürgern forderte, war die Ver­ teidigung der Stadt. Die Waffengesinnung des Patriziers sollte eine defensiv-bürgerliche, auf der Zugehörigkeit zu einer Gemein­ schaft beruhende sein, nicht aber eiüe offensiv-ritterliche, aus dem Bewußtsein der persönlichen Stärke geboren^: Daraus sind die schon erwähnten Bestrebungen des Rats nach* 'Sicherungen gegenüber den ,,feste Häuser“ besitzenden Geschlechtern zu erklären. Gerade hier zeigt es sich, wie von Fall zu Fall ver­ schieden bald mehr das adelige, bald mehr das bürgerliche Merkmal in den Vordergrund tritt. Auch zu den nicht kriegeJ) Sander a. a. O. S. 893 Anmerkung. 2) A. a. O. S. 22Q f.

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rischen Leistungen, die der Stadtverteidigung dienten, waren die Patrizier, wie alle übrigen Bürger, verpflichtet. Als der Rat einen Graben ausheben läßt und zu dieser Arbeit jeder Bürger aufgerufen wird, um sie entweder selbst zu leisten oder durch einen Geldbetrag abzulösen, waren weder die zu Rate gehenden Geschlechter noch die Ratsherren selbst davon befreit1). Im Rechtssinn war also der Patrizier das ganze Mittelalter hindurch Bürger. Innerhalb der Bürgergemeinde jedoch stand ihm in Nürnberg das Monopol politischer Machtausübung zu; jedoch auch die Art dieser Machtausübung war eine durchaus bürgerliche.

II. Bürgerliche Handelstätigkeit des Patriziats. Es wurde bereits mehrfach betont, daß eine Eigentümlichkeit des Adels darin besteht, daß ihn bürgerliche Arbeit schändet oder, anders ausgedrückt, daß für ihn sichtlich auf Erwerb ge­ richtete Berufstätigkeit nicht standesgemäß ist. Hierher ist zu allen Zeiten der Handel zu rechnen. ,,Es ist ein Standesvor­ recht des Adels, vieles nicht zu dürfen — wovon der Typus vielleicht das Verbot des Handeltreibens ist, das von den alten Ägyptern her die ganze Geschichte des Adels durchzieht. Hat der Adel von jeher betont: quod licet Jovi, non licet bovi, so liegt in seinem Prinzip doch auch das umgekehrte: quod licet bovi, non licet Jovi“. ,,Die Unterschiedlichkeit gegen alles NichtAdelige wird erst durch die beiden Bestimmungen ganz um­ schrieben, daß der Adel darf, was andere nicht dürfen, und daß er nicht darf, was andere dürfen2).“ Unter Handel in diesem ständisch disqualifizierenden, ver­ bürgerlichenden Sinn ist natürlich nur der gemeint, den man selbst treibt und nicht der, den man lediglich durch einen Beauftragten treiben läßt. So definiert der Deutschenspiegel seine Träger als ,,kouflieute die von lande ze lande varnt mit ir koufschare und von zungen ze zungen und von einem kunicreiche in daz ander3)“. Denn je enger die räumliche Beziehung zwischen dem Händler und seiner Ware ist, je ausgesprochener ist er im ständischen Sinne Händler. Ware und Händler sind 1) Reicke, a. a. O. S. 269. 2) Georg Simmel, Soziologie (Leipzig 1908), S. 736. 3) Angeführt bei Frensdorff, Lehensfähigkeit der Bürger, S. 410.

65 für jeden sichtbar miteinander verbunden, wenn der Kaufmann mit jener ,,herumzieht“. Aus demselben Grunde muß neben die Frage, ob die Nürnberger Patrizier Kaufleute in diesem Sinne waren, die Frage gestellt werden, ob sie Großhandel oder Klein­ handel getrieben haben. Dafür ist weder die Menge noch die Größe der Umsätze maßgebend, sondern nur, ob die Ware wieder an einen Händler oder unmittelbar an die Verbraucher abgegeben wurde, ob vom KontjJ aus über sie verfügt oder ob sie vom Ladentisch aus verkauft wurde1). Handel trieb das Nürnberger Patriziat die ganze Zeit seines Entstehens hindurch. Aus der Zeit der ersten Ratslisten sind uns bereits Urkunden enthalten, die die Namen Nürnberger Patrizier in Verbindung mit ihrer Handelstätigkeit nennen. Diese hat sich bei dem Nürnberger Patriziat länger erhalten, als bei dem Patriziat anderer Städte. Schulte sieht darin einen Haupt­ grund für die lange Blütezeit des Nürnberger Patriziats und die Dauer seiner Herrschaft2). ^Man kann ganz allgemein von der Handelstätigkeit des Patriziats und nicht nur der einzelner seiner Mitglieder sprechen; denn es gibt kaum eine unter den Nürn­ berger Geschlechterfamilien, die niemals Handel getrieben hat. Grundsätzlich hat sich keine ferngehalten. a) Die Beteiligung patrizischer Familien am auswärtigen Handel. Simonsfeld | führt unter den im Fondaco dei Tedeschi in Venedig verkehrenden Nürnberger Kaufleuten ein Drittel aller überhaupt jemals als patrizisch geltenden Familien Nürnbergs auf3). So sollen die Behaim bereits im 13. Jahrhundert nach Venedig Handel getrieben haben; sie sind Ende des 14. Jahr­ hunderts dort nachweisbar4). Ebenso die Ebner; 1420 befindet sich Ulrich Ebner unter den Nürnberger Kaufleuten, die bestraft werden, weil sie sich dem Handelsverbot König Sigmunds mit Venedig widersetzten. *) Vgl. Schuften von v. Below, vor allem: Großhändler und Kleinhändler im Mittelalter, S. 22 f. a) Aloys Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs, S. 661 f. 8) Henry Simonsfeld, Der Fondaco dei Tedeschi (Stuttgart 1887), Bd. II,

S. 73» 75-

4) A. a. O. S. 73; 76. 6

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Das erste Handelsverbot dieser Art mit Venedig erließ König Sigmund bereits 1415. Der Grund dafür war der Streit, den er als König von Ungarn mit der Republik Venedig um den Besitz von Dalmatien führte. Dieses Verbot wurde 1417 und 1418 verschärft und durch günstige Handelsverträge mit Genua unterstützt. Nürnberg sah sich damals gezwungen, sich hinter das kaiserliche Verbot zu stellen. Doch konnte und wollte wohl auch der Rat der Stadt den Handel mit Venedig nicht völlig unterbinden, wenn er auch in einem Jahre 15 seiner Bürger, ein anderes Mal über 20 bestrafen mußte, weil sie sich nicht an das Handelsverbot gehalten hatten. Diese Zahl umfaßt jedoch noch nicht alle Unbotmäßigen, sondern nur die­ jenigen von ihnen, deren das Gericht habhaft wurde, also nament­ lich nicht die, welche die ganze Zeit über in Venedig geblieben waren. Das Handelsverbot wurde schließlich, nachdem es 1431 vorübergehend wieder erlassen worden war, ganz aufgehoben. Es liegt hier ein typisches Beispiel dafür vor, daß reine Staats­ politik dann, wenn sie in Konkurrenz mit elementaren Wirt­ schaftsinteressen tritt, notwendig unterliegen muß. Es ist weiter­ hin bezeichnend, daß selbst Angehörige der Geschlechter, deren ganze Standesstellung an die Autorität der Staatsgewalt, in die­ sem Falle an die des Rates der Stadt, Nürnberg geknüpft ist,, sich dieser widersetzen, sobald ihrer wirtschaftlichen Existenz Gefahr droht. Keine Politik kann sich eben ungestraft über reale Tatsachen, zu denen in erster Linie die wirtschaftlichen gehören, hinwegsetzen. Vielleicht liegt darin gerade der Grund der Überlegenheit der Politik der Reichsstädte gegenüber der Politik des Reiches während des Mittelalters, daß die Träger der reichsstädtischen Politik so eng mit dem Wirtschaftsleben verbunden waren. Nach dieser Abschweifung nun zurück zu den Nürnberger Patriziern in Venedig. Um die Mitte des 15. Jahrhunderts sind die Eisvogel in Venedig1); vom Beginn des 16. Jahrhunderts au bis tief ins 17. hinein die Fürer2); vom Ende des 14. an die Groß3); das ganze 15. Jahrhundert hindurch die Haller4); um *) *) 3) 4)

A. a. O. Bd. II. S. 77. Bd. I, Nr. 748, Bd. II. S. 193. Bd. II, S. 75 und 79, Bd. I Nr. 247. Bd. II, S. 79, 40, 76, 231.

67 die Mitte des 15. Jahrhunderts die Hirschvogel1); um dieselbe Zeit die Imhof2); seit der Mitte des 14. Jahrhunderts und das 15. hindurch die Koler 3); ebenso die Kreß 4); 1460 die Meichsner 5); von 1369 bis 1441 die Mendel6); 1402 die Ortlieb7); von 1442 bis 1512 die Paumgartner8); vom Ende des 14. bis zum Beginn des 15. Jahrhunderts die Pfinzing9); in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Pirckheimer10); 1508 die Reich11); von 1370 bis 1468 die Rummel12); von 1397 bis 1597 die Schopper13); 1440 die Stark14); 1425 die Stromer15); 1432 die Tetzel16); in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts die Teufel17); von 1440 bis 1575 die Tücher18). Zeugnisse des Handels Nürnberger Patrizierfamilien nach Venedig sind heute noch die an einigen Häusern angebrachten geflügelten Löwen, das Venediger Wahrzeichen (das Riemannsche, früher Viatissche Haus, Königsstraße 2, das Pellerhaus am Egidienberg, das Haus Adlerstraße 31). Für die Allgemeinheit des Nürnberger Handels nach Venedig spricht weiterhin, daß schon 1464, also in einer Zeit, da es nur wenige Bücher in Laienhänden gegeben hat, eines über den Handel mit Venedig verbreitet gewesen sein muß. Hans Tetzel führt in seinem Inventar unter den Büchern auf: ,,ein puchlein von allerley kaufmanschafL hin zu Venedig und in andern lenden“19). (Die Zusammensetzung dieser aus 26 Bänden be­ stehenden Bücherei, eine für einen Privatmann jener Zeit äußerst reichhaltige, ist kulturhistorisch recht bemerkenswert. Sie entx) Bd. II, S. 78, 118. 2) Bd. II, S. 118. ; 3) Bd. II, S. 74, 77, Bd. I Nr. 340. ^ '8 4) Bd. I Nr. 363, Bd. II S. 75, 76, 77. 5) Bd. II S. 78. «) Bd. I Nr. 240, Bd. II S. 14, 78. 7) Bd. II S. 75. 8) Bd. I Nr. 440, 653, Bd. II, S. 77, 70, 192. 9) Bd. I Nr. 298, Bd. II, S. 74, 76. 10) Bd. I Nr. 288, Bd. II S. 76, 77, 75. n) Bd. 1 Nr. 658, Bd. II S. 193. 12) Bd. II S. 14, 15, 75, 76, 7713) Bd. II S. 75, 194. 14) Bd. II S. 78. 15) Bd. II S. 77. 16) Bd. II S. 77. 17),Bd. II S. 76, 77, vgl. Ebner. 18) Bd. II S. 78, 79. 102, 126, 195. ,9) Hans Tetzeis Salbuch, Nürnberg Staatsarchiv Rep. 52a Nr. 30. 6*

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hält verschiedene lateinische und deutsche Gebetbücher sowie sonstige Bücher geistlichen Inhalts, ein Buch, das Hausmittel an­ gibt, eines, das die Geschichte Trojas, Alexanders des Großen, die ,,geschickeu der Römer, päpstliche, kaiserliche und sonstige Historien erzählt und zwei Rechenbücher). Dieses Büchlein ist wohl ein Vorläufer des bekannten ,,Handelbuchs“ des Lorenz Meder, das 1558 in Nürnberg gedruckt wurde und dessen Haupt­ teil sich mit der „Venediger Handlung“ befaßt1). Wie das erwähnte Büchlein ein Beispiel für den Handel Nürnberger Geschlechter nach Venedig ist, so sind die bekannten Aufzeichnungen des Ulman Stromer „von Gewicht und Kauf­ mannschaft“2) ein Beispiel für den auswärtigen Handel der Nürnberger Geschlechter überhaupt und die Ausdehnung desselben. Ulman Stromer gibt alles an, was ein Kaufmann in der Fremde wissen muß, Münz- und Gewichtsumrechnung, Zölle und Abgaben. Seine Angaben sind keineswegs nur theoretischer Art; sie sind für den praktischen Gebrauch bestimmt und aus praktischer Erfahrung heraus geschrieben. Sie zeigen, daß der Handel Ulman Stromers sich nach Polen (Krakau) und Flandern (Brügge), nach Österreich (Wien, Linz) und Italien (Venedig, Como, Genua, Neapel und Mailand) bis nach Spanien (Barcelona) erstreckt hat. Die starke Beteiligung Nürnberger Geschlechter am Außen­ handel geht weiter daraus hervor, daß eine verhältnismäßig große Anzahl ihrer Angehörigen im Ausland stirbt. Schon die ersten Blätter der beiden erhaltenen „Großtotengeläutbücher“, desjenigen von St. Lorenz von 1454—1516 und des St. Sebalder 1439—1517 3), weisen eine Reihe von Namen Nürnberger Patrizier auf, die den Vermerk tragen: „ist im elend tot“. So 1439 Sebald Schoppers Sohn und Lorenz Teufel, 1440 Sebald Holzschuher, 1444 des Marquard Mendel Sohn, 1447 Jork (so!) Pirckheimer und Martin Derrer, 1448 Hans Imhoff und Wilhelm Volckamer, J) Simonsfeld a. a. O. S. 125. 2) Städtechroniken Bd. I, S. 100ff. 8) Nürnberger Staatsarchiv Rep. 52b, Nr. 333, 334. Diese Großtotengeläutbücher bilden ein reiches Material auch für den Nationalökonomen. Erstens sind sie eine gute Quelle für eine bevölkerungsstatistische Arbeit und dann geben sie neben dem Namen auch fast stets den Beruf der Verstorbenen an. Da sich aber ein Großtotengeläute nur die Vermögenden leisten konnten, lassen sich aus dem häufigen oder spärlichen Vorkommen einzelner Gewerbe Schlüsse auf deren Entwicklung in dem betreffenden Zeitraum ziehen.

69 1450 Christof Imhoff und Paulus Haller, 1452 Jork Derrer Sohn und Leupold Hallers Sohn, 1455 Leupold Haller, 1455 ,,Pauly Holzschuchers Son starb in Pola“, 1457 ,,Melcher im Hoff starb zu Presla“, ,,Derrer starb zu Wien“. Ulman Stromer (er starb 1407) berichtet in seinem ,,Püchel von meim geslechet und von abentewr“ *) von seinen Zeitgenossen: Pignot Pfinzing „in Lamparteri vil was“; Herdegen Vorchtel stirbt zu Ofen; Sigmund Schopper zu Venedig; Bartholomäus Groland zu Wien; zwei Söhne des Hans Groland zu Wien; Peter Haller zu Venedig; Ulrich Grundherr zu Prag; Peter Eisvogel zu Ungarn; Hermann Ehinger zu Feldkirch (wohl Bergwerksbetrieb); Kunz Imhoff zu Venedig; Peter Valzner zu Padua. Von den 53 patrizischen Familien, die Ulman Stromer nennt, sind es also 10, die während eines Menschenalters Angehörige durch den Tod im, Ausland verlieren. Man kann aus diesem Verzeichnis auf Handel nach Venedig und Padua, nach Wien und Prag, nach Ungarn, Tirol und Ober­ italien überhaupt schließen. Ebenso geht der Handel der Nürn­ berger Geschlechter nach Frankreich, vor allem finden sich seit der Mitte des 15. Jahrhunderts bis ins 16. hinein regelmäßig die Tücher in Lyon und neben vielen anderen Kaufleuten aus Nürnberg, unter denen Kleinhändler und hausierende Handwerker zahlreich sind, dort zur Messe die Behaim, Rummel, Holzschuher und Zenner2). Dieser Außenhandel der Geschlechter war also wie aller Handel des Mittelalters Eigenhandel und stellte seine Träger in die Klasse der Kaufleute, nicht aber ist damit gesagt, in die Reihe derjenigen Leute, die sich abmühten, ihr tägliches Brot zu verdienen. Wohl heißt es auch von den Nürnberger Patriziern, daß sie ihre Kaufmannschaft aus „notdurft“ treiben. So beginnt ein Protestschreiben der Stadt Nürnberg an die Stadt Genua wegen des Erhebens von ,,fürleit gelt“ usw. mit den Worten: ,,Uns hat fürbracht Georg Zenner, unser burger, wie sein diener im sein hab und kaufmannschaft zu zeyten von notdurft wegen zu säume auf rossen gen Meylant hinein die straße durch den Reinwald genn lassen“ usw.8) So schreibt der Nürnberger Rat [) Städtechroniken Bd. I. ') Schulte a. a. O. S. 661. ') Mitgeteilt bei Schulte Bd. II Nr. 386.

70 1441 in einer ähnlichen Sache an Heinrich von Görz von Jorg Mendel, Jorg Lengenfelder und Bartholomäus Hirschvogel, daß sie von ,,irer notderft und kaufmannschaft wegen gein Venedig auß und ein ziehen“1). Es ist falsch, wenn Sombart aus solchen und ähnlichen Formeln den Schluß zieht, daß der mittelalterliche Handel, wie das Handwerk, nur um der ,,gerechten Nahrung“ willen getrieben worden sei. Das Streben nach dem größt­ möglichen Gewinn ist nicht das Kennzeichen einer bestimmten Wirtschaftsepoche (der kapitalistischen), sondern es ist ein durchaus allgemein menschliches Streben, das allerdings durch bestimmte religiöse (Armutsideal der Kirche) und ethische An­ schauungen (idealistischer Kommunismus) vorübergehend gehemmt werden kann. Dieses Gewinnerstreben, das der mittelalterliche Geschlechter ebenso kannte wie jeder andere Kaufmann seiner Zeit, ohne damit an moralischem Prestige und damit an Ansehen überhaupt zu verlieren, zeigt sich am klarsten in der geschickten Ausnutzung der internationalen Marktlage. Diese ist sicher so alt wie der Handel eines Kaufmanns gleichzeitig nach verschie­ denen Orten des Auslands. Eine Reihe von Zeugnissen dafür sind uns in Nürnberg erhalten, die Geschäftsbriefe der Nürn­ berger Kaufleute, unter denen sich auch Patrizier befinden, oder deren Beauftragter von den Messen zu Breslau und Krakau nach der Heimat. Sie geben die genauen Kurse aller gehandelten Waren und erfüllen die Aufgabe der heutigen Börsenberichte. Bezeichnend für die Ausnützung der verschiedenen Marktlagen in den verschiedenen Ländern ist ein Brief aus dem Jahre 1444, den ein Diener des Fritz Teufel diesem nach Nürnberg aus Breslau schreibt. Fritz Teufel wollte Pelzwerk nach Breslau schicken; nun meint sein Faktor dort, er solle die Ware lieber an den Faktor in Venedig senden, da dort ein höherer Preis zu erzielen sei. Allerdings gehört dieser Brief schon der Zeit des entstehenden Kapitalismus an2). So sehen wir die Nürnberger Patrizier im Handel in der Klasse der Kaufleute stehen. Dieser Klassencharakter wirkt auf den Stand. Wer dem Erwerb nachgeht, für den trifft das ’) Simonsfeld Bd. I Nr. 248. 2) Nürnberger Staatsarchiv, Akten des siebenfarb. Alphab. Rep. Nr. 135; Rep. 79, fol, 225 f.

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„Feudalsein“ nicht mehr zu; er gehört nicht zum Adel, sondern zu den Bürgern. Allerdings ist dieser Handel nicht ,,gemeine Krämerei“. Seine Träger werden daher auch ,,Lagerherren“ genannt, d. h. Leute, die nicht nur über eine kleine Stückzahl von Waren, sondern über ein Lager verfügen. Dabei hat aber das Wort ,,Herr“ nicht bloß den Sinn von Chef, sondern meint schon eine gehobene ständische Stellung, meint einen Vornehmen unter den Kaufleuten. b) Die Formen der Beteiligung patrizischer Familien am Handel. Freilich wurden diese Handelsunternehmungen, von denen eben die Rede war, nicht immer persönlich ausgeführt. Häufig werden sie einem Diener, Faktor übertragen, der die Stel­ lung des ,,socius vagans“ der alten Commenda einnimmt. Er hatte Gewinnanteil und brauchte nicht notwendig selbst mit Geld- oder Wareneinlage beteiligt zu sein. Doch war das häufig der Fall, vielfach war die Einlage ermöglicht durch ein Darlehen des ,,socius stans*“ (des Geldgebers in der Heimat). Der Faktor war jedoch nicht unbedingt ständisch untergeordnet. Söhne aus Geschlechterfamilien traten bei einer befreundeten Firma in diese Stellung ein. Doch ist das immer nur Übergangsstellung, die fast den Charakter des ,,von der Pike an dienen“ trägt, für die eben die ,,Pike“ nur ein rasch zu überwindender Anfang ist. Nie findet sich einer der Alten oder ein Familienhaupt ratsfähiger Familien in dieser Stellung. Dagegen ist der Übergang vom Faktor zum selbständigen Handelsmann sehr leicht und damit auch ein Aufstieg ins Patriziat möglich. Das Vorhandensein eines Faktors ist gleichzusetzen mit dem Bestehen einer Gesellschaft. Solche Gesellschaften waren einmal bedingt durch das große Risiko des mittelalter­ lichen Handels, das so auf mehrere Köpfe verteilt wurde. Besonders wichtig ist die Vergesellschaftung für die Geschlechter; denn diese mußten für ihren Handel eine Organisation finden, die es dem Einzelnen ermöglichte, ohne Störung der Unternehmung die Handelstätigkeit mit der politischen zu vertauschen, aus seinem Privatgeschäft aus- und in den Rat einzutreten. Die societas allein

72 ermöglichte es dem Nürnberger Patriziat, das Monopol der politischen Machtausübung zu bewahren, ohne sich dabei wirt­ schaftlich zu schädigen. Daraus ist es zu erklären, daß die ersten Handelsgesellschaften Deutschlands aus den Kreisen der städtischen Patriziate emporwuchsen. Solche Gesellschaften waren teils Gelegenheitsgesellschaften, teils Gesellschaften auf Dauer, die nicht einmal mit dem Tod eines Gesellschafters enden. Sie beginnen fast immer als Familiengesellschaften. Beispiele: Gesellschaft des Heinz Rummel und des Fritz Kreß (wahr­ scheinlich auch Söhne des letzteren beteiligt) 1370—1388. Beide waren Schwäger. Die Gesellschaft stand in Verbindung mit Venedig. Fritz Kreß betrieb das Geschäft dann eine Zeit lang allein weiter und nahm später seine Söhne auf. Um 1400 gehörten der Gesellschaft Mitglieder der Familie Kreß und Konrad Paumgartner, der Schwiegersohn des Fritz Kreß, an. Die Zahl der Gesellschafter, die immer der Familie angehörten und meist angeheiratete Verwandte waren, vergrößerte sich in den nächsten Jahren und es fanden sich unter ihnen ein Vorchtel, ein Tücher, ein Holzschuher, ein Tetzel, ein Waldstromer und endlich ein Faktor der Firma, dessen Geschäftsanteil von 200 Gulden ihm von dieser geschenkt wurde1). 1383 erteilte der Senat von Venedig eine Erlaubnis an Philipp1 Groß und „societate sua“2).3 1408 waren die Nürnberger Kaufleute und Patrizier Eberhard Flexdorfer, Berchtold Kramer und Bartholomäus Zenner zu einer Gesellschaft vereinigt. Aus der betreffenden Urkunde geht nicht hervor, ob es sich um eine Vereinigung zu einer einmaligen Unternehmung oder um eine dauernde Gesellschaft handelte8). 1460 ist in einem Schreiben des Rats von Nürnberg an die venetianische Regierung von Heinrich Meichsner und seiner Gesellschaft die Rede4). Um 1500 betrieb in Nürnberg, in Mailand und auf der Messe zu Crema die Firma Koler, Kreß und Saronno Handel5). *) Georg Frhr. v. Kreß, Beiträge zur Nürnberger Handelsgesch. aus den Jahren 1370—1430. Mitt. d. V. f. G. d. St. Nbg. 2. Heft (Nbg. 1880). S. 187 ff. Vergl. Simonsfeld, a. a. O. Bd. I, Nr. 363. 2) Ebd. Bd. I, Nr. 247. 3) Nbg.Staatsarch.,Briefb.II. Fol. 37,81, abgedr. bei Schulte Bd. II, Nr. 25 7. 4) Simonsfeld, a. a. O. Bd. I, Nr. 49. 5) Schulte a. a. O. Bd. I, S. 386.

73 Um 1500 rüstete die bekannte Handelsgesellschaft WelserVöhlin-Fugger-Höchstetter- Gossenbrot-Imhoff-Hirschvogel Schiffe nach Indien aus1). Die" Zahl der Beispiele ließe sich beliebig vermehren. Finden sich so in diesen Gesellschaften Nürnberger Patrizier tätig am Handel beteiligt, so waren sie oder ihre Familienangehörigen auch häufig stille Gesellschafter. Es ist eine gebräuchliche Form Geld in dieser Weise anzulegen, wenn man es nicht in Grund­ besitz thesaurieren will. Haben eine Reihe der Testamente Nürnberger Patrizier durch die Aufführung von Lehensbesitz ein adeliges Gepräge, so tritt dieses hier wie ein schöner Schein zurück hinter der massiv bürgerlichen Gesinnung, die aus solcher Vermögensanlage spricht. So ist in dem Testament des Fritz Groß von 1363 die Rede von 1000 Gulden, die er im Geschäft seines Schwagers Konrad Hayden liegen hatte2). Ganz deutlich gehen solche Anschauungen über die beste Anlage von Vermögen aus dem bereits öfters angeführten Salbuch des Hans Tetzel hervor. Als 1406 eine Tochter des verstorbenen Ulrich Stromer mit Jobst Tetzel, dem Großvater des Hans Tetzel, verlobt wurde, wurden die 900 Gulden, welche ihre Mitgift ausmachten, in die Gesellschaft des Schwiegervaters „gelegt“. Ihre Vormünder gaben die Zustimmung mit der Begründung, daß sie deren „parschaft arbeiten und anlegen mugen“. Auch Hans Tetzel, als er über sein eigenes Vermögen verfügte und als guter Hausvater in der Absicht, daß seinen „kinden das ir getreulich für gespart und gemert werde“, führt zu dieser allgemeinen Absicht näher aus: ,,Item so sol man auch mein kinden, alle dy weil sye zu iren volkumen jaren nit kumen sindt und sich hantirung der kaufmanschaft noch nit versten zu geprauchen und zu handeln oder dye treiben wollen, über 200 Gulden nit behalten noch unangelegt ligen lassen, sunder waz sye geltz haben oder . . . (?), sullen in mein vormund anlegen an ewig gelt, an leipding oder eigen güter und an kein lehen, und ob man in 100 bis 200 gülden auf das meist behalten wollt, ob sie ichtes ansties, darzu man gelte notturftig sein wurd, *) Simonsfeld, a. a. O. S. n8. 2) Nbg. Stadtarchiv, frühere Urkunden des Reichsarchivs, (D 3 a), Nr. 275.

74 wolt mir ser wol gefallen, doch das Allexius Haller solch gelt inehet und wenn man das notturftig wer, das er das unvertzögenlich bezalet und herausgebe und all dy weil man sein aber nit bedörft, so mag Allexius Haller solch gelt auf sein Abentewer on meiner kind schaden, zu seym nutz geprauchen, wenn er mit rechnung einnemens und außgeben von meiner kind wegen auch vil mue und arbeit hat“. Aus dieser Bestimmung geht hervor, daß Hans Tetzel die Handelstätigkeit für seine Kinder als selbstverständlich betrachtete, obwohl er ihnen eine gelehrte Erziehung zuteil werden ließ (s. S. 58). Auffällig ist die Abneigung gegen den Erwerb von Lehen, die wohl nicht als eine allgemeine des Standes, sondern eine rein persönliche angesehen werden muß. Hans Tetzel, der Schwiegersohn eines der reichsten und vielleicht des angesehensten unter den deutschen Kaufleuten seiner Zeit, des Konrad Paumgartner1), konnte es sich leisten, nicht nach adeligem Anstrich zu geizen. Der Ruf seiner Familie stand fest auf einer anderen Basis. Vielleicht spielten hier auch religiöse Vorstellungen mit. Hans Tetzel sah die beste Vermögensanlage für seine Kinder in der passiven Beteiligung an den auswärtigen Plandelsunternehmungen des Alexius Haller, wobei das ,,on meiner kind schaden“ meinte, daß Haller für das Risiko einstehen sollte, das ,,zu seyn nutz“ wohl aber nur, daß Teile aus dem Gewinn ihm als dem Unternehmer zufallen sollten. Ein Beispiel für die außerordentlich verwickelten Möglich­ keiten der Vergesellschaftung gibt das im Jahre 1426 beginnende Zinsbuch der Familie Stark2). Es sei deswegen näher darauf eingegangen, obwohl die Familie erst 1453 im Rate ist und also zur Zeit, da das Zinsbuch angelegt wurde, lediglich zu den Ehrbaren gehörte. Dieses Zinsbuch verzeichnet in seinem wesent­ lichen Teil die Einkünfte, welche die Familie Stark aus ländlichem und städtischem Grundbesitz sowie aus Leibgedingen und Ewig­ geldern bezieht, also ihre Renten. Dazwischen aber finden sich nun Einträge über die ,,Handlung“. Es ist hier kein ordentliches, sauber geführtes Handlungsbuch, sondern mehr ein Tagebuch, in 1) Vgl. Wilhelm Krag, Die Paumgartner von Nbg. und Augsburg. Ein Beitrag z. Handelsgesch. d. 15. und 16. Jahrh. München und Leipzig 1919. *) Nbg. Staatsarch. Rep. 59 S. 74 Nr. 285 b.

75 das alle gerade vorkommenden Geschäfte eingetragen wurden. Dafür spricht auch, daß im Text einmal auf das ,,große Puch“ hin­ gewiesen ist. Links oben steht das Soll, rechts das Haben. Das Erledigte ist durchgestrichen. Bei jeder verkauften Ware ist vermerkt, durch wen sie hereinkam. Nach diesem Zinsbuch bestand ein sehr enges Verhältnis zu Hermann Kammermeister (auch dessen Bruder Stefan Kammer­ meister wird gelegentlich erwähnt). Eine eigene Firma StarkKammermeister bestand jedoch nicht, da Stark nur einige und nicht alle Geschäfte mit Kammermeister verrechnet. Zum Jahre 1426 findet sich ein Eintrag, der besagt, daß Kammermeister Waren in Bamberg verkaufte und Geld dort einnahm; 1430 bucht Stark neben den Summen, die er selbst einnahm, die, welche ihm Hermann Kammermeister gab. Aus den Einträgen geht nicht hervor, ob Kammermeister gleichberechtigter und gleich­ verpflichteter Gesellschafter bei Einzelunternehmungen ist oder ein Faktor der Firma Stark in Bamberg. Im Jahre 1432 war das Gesellschaftsverhältnis wohl auf jeden Fall gelöst. Stärk verkaufte Waren an Hermann Kammermeister und Jakob Auer1), und buchte diesen Kauf wie bei anderen Kunden. Nicht ganz zu durchsehen ist das Verhältnis, um das es sich handelt, als Stark einen Sack Ingwer an Franz Kromann, seinen Schwiegersohn Krug, an einen Platner und an einen weiteren Kromann gemeinsam verkaufte. Auffällig ist dabei, daß gleich­ zeitig Verkäufe an jeden einzelnen der eben Genannten stattfanden. Es handelte sich also entweder um eine Gesellschaft, bei der der Einzelne volle Handlungsfreiheit hatte, ohne Bestehen einer Konkurrenzeinschränkung, oder um eine augenblickliche Vergesell­ schaftung zur Bewerkstelligung eines einmaligen größeren Kaufes. Auch hier wieder vereinigten sich Verwandte zur Betätigung ihrer wirtschaftlichen Interessen. Weiterhin wird klar, daß die Firma eine Reihe von Fak­ toren beschäftigte und in welcher Art das Verhältnis zwischen ihnen geregelt war. So gibt Stark einmal einem von ihnen Geld (130 Gulden) und überläßt ihm die Bestimmung der einzukaufenden *) Dieser wohl identisch mit Jakob Auer, der 1418 wegen Übertretung des Handelsverbots mit Venedig bestraft wurde und 1431 wieder in Venedig ist. Simonsfeld, Bd. II S. 76, 77.

76 Waren und ihren Verkauf, ,,die sol er wieder verkaufen mir und ihm“. Dieser Faktor hatte also Gewinnanteil. Ein ander Mal erhält derselbe Pelzwerk, das ,,sant er gen Venedig und was dort daraus werde, da sol er mir 28 auf das Hundert geben, ist die wagene mein“. Während also im ersten Fall Gewinn und Verlust auf beide Beteiligten verteilt wurden, wenn auch vermutlich nicht gleichmäßig, wurde im zweiten die Verlust­ möglichkeit von dem Faktor genommen. Diese Sache ist wohl rechtlich so zu konstruieren, daß die Ware bis zum gewinn­ bringenden Verkauf Eigentum des Firmeninhabers bleibt und dann dieser 28% vom Gewinn, der Faktor 72%, also einen sehr hohen Satz erhält. Der dritte Fall ist der, daß ein Faktor nach Wien Tuche geschickt bekam, um sie zu einem von Nürnberg aus festgesetzten Preis zü verkaufen. Der Gewinnanteil dieses Faktors scheint nicht von Fall zu Fall bestimmt worden zu sein, sondern ein für allemal festgestanden zu haben. Es läßt sich daraus erklären, daß er an einem Orte seßhaft, das Entgelt für seine Tätigkeit also berechenbarer war als das jener Fak­ toren, die an verschiedenen Orten beschäftigt und deren Leistungen daher von Fall zu Fall verschiedene waren. Hat es sich in allen diesen Fällen um aktive Beteiligung an der Starkschen Gesellschaft gehandelt, so gehen aus dem Zins­ buch auch stille Beteiligungen hervor. Allerdings ist hier die Grenze zwischen diesen und bloßen Kreditgewährungen sehr schwer zu ziehen. Mit teilweisen kleinen Einlagen waren Ver­ wandte und zwar solche, die nicht selbst erwerbsfähig waren, an der Unternehmung beteiligt. So hatte die Schwester des Ulrich Stark, Klara Groß, 100 Gulden in seinen Unternehmungen stehen. Anderseits war Stark selbst wieder an anderen Gesell­ schaften beteiligt; so hatte er 1431 je 200 Gulden zu seinem Oheim, Hans Kraft, und zu Hans Fischer ,,gelegt“, die ihm ,,gen und tragen“ sollen. Zwischen tatsächlichen Einlagen und Kreditgewährung standen die Fälle, welche man als Aufbewahrung fremder Gelder betrachten kann. Sie sind im Starkschen Zins­ buch sehr häufig und es geht klar aus den hinzugefügten Notizen hervor, daß es sich hier nicht um Gefälligkeitsdienste handelte, sondern daß Stark aus dieser Aufbewahrung fremder Gelder Nutzen zog, wenn er auch keine Bezahlung dafür genommen

77 hat. Er konnte dieses tote Kapital in Betriebskapital umwandeln oder, anders ausgedrückt, die Depositen in Geschäftseinlagen. Dabei ist auffallend, wie klein die Summen sind, um welche es sich handelte. Aus der Reihe der hierher gehörenden Einträge seien die folgenden herausgenommen: ,,ich pin schuldig des Kuntz Mendeln selig kind 190 fl. nam ich aus seim druchlen (Truhlein); ich pin schuldig der Pauly Vorchtlin, nam ich aus iren Secklein 40 fl.; ich nam aus Hansen Schedel druchlein (Truhe), das er mir zu behalten gab, 80 fl.“. So hatte Stark durchaus rechtmäßig Eingriffe in die ihm zur Aufbewahrung übergebenen Gelder gemacht. Das kanonische Zinsverbot war damals noch in voller Wirksamkeit und es fand auch keine Umgehung desselben statt, wie sonst häufig (Strafbetrag für nicht-sofort beglichene Schulden u. dgl.1). Die Vergütung war eben die Aufbewahrung in einem sicheren Steingewölbe, wie es sich im Starkschen Hause befand und man darf sie nicht unterschätzen. Es braucht hier nur an die Berichte mittelalterlicher Städte­ chroniken erinnert werden, die von häufigen Bränden erzählen, die die Straßen der Städte verheerten, die sich leicht aus der Bauweise — die meisten Wohnhäuser waren aus Holz gebaut — unter den Schwierigkeiten des Feuerlöschwesens in jener Zeit erklären lassen. So gibt das Starksche Zinsbuch ein buntes Bild von den vielfachen Arten der Gesellschaften, in die ein und derselbe Mensch hineingestellt sein konnte. c) Detailhandel und Patriziat. Hat der Außenhandel und seine Form den Patrizier in die Klasse der Kaufleute eingereiht und seine Adelsqualitäten abge­ schwächt, so fragt es sich nun weiter, ob die Patrizier im all­ gemeinen Großhändler oder Kleinhändler waren. Für den Fern­ handel ist es klar, daß er von Anfang an Großhandel war, mit einer Ausnahme, des Handels mit ausgesprochenen Pretiosen, Juwelen, Schmuckstücken, kostbarem Pelzwerk u. dgl. Diese gingen unmittelbar häufig in die Hand de^ letzten Verbrauchers über. Für den Handel der Patrizier in der Heimat ist nun *) Werner Sombart, Der mod. Kapitalismus Bd. I, S. 306 f., S. 627, Bd. II S. 38. Ders., Der Bourgeois Kap. 19.

78 vielfach behauptet worden, er sei im wesentlichen Kleinhandel gewesen. Die hervorragendste Rolle im Patriziat der mittel­ alterlichen Städte hätten die Gewandschneider gespielt. Below, der diese Ansicht hauptsächlich vertritt1), führt Nürnberg als stützendes Beispiel an und vor allem den Namen Gewandschneider, welchen ein Angehöriger der Geschlechter führte. Dagegen ist zu sagen, daß die Familie Gewandschneider zwar zu den ange­ sehensten Ehrbaren2), nicht aber zu den eigentlich patrizischen Familien angehörte. Der Kleinhandel des Mittelalters war Krämerei, so weit es sich um seßhaften Kleinhandel und nicht um Hausierhandel von Gewerbetreibenden mit selbstgefertigten Waren handelte. Es wurden alle zum täglichen Bedarf gehörenden Dinge feilgehalten. Spezereien und Stoffe, Fische (vor allem Heringe und feücklinge), Wachs und allerhand Tand. Verkaufsstätten waren die sogenannten Kräme, Holzbuden, die um die Kirchen herum, auf freien Plätzen und und an Stadttoren errichtet waren, etwa.in Gestalt des heute noch stehenden „Bratwurstglöckleins“. Ein gutes Bild eines solchen Krams und seiner Lage gibt eine Verleihungsur­ kunde von 13483), die hier im Wortlaut-folgen mag, da sie nicht nur einen solchen Bau uns konstruieren läßt, sondern auch sehr ausführlich den Verleihungsvertrag mit allen seinen Bedingungen enthält: ,,Ich Heinrich vom Perg, Schultheiß, und wir di schepfen der stat ze Nürnberg verjehen ofenlich an disem brif, daz für uns chom in geriht ver (Frau) Kungunt Fürstin, di cramerin, und erzeugt, als reht was, mit den ersamen mannen hern Cunrat Ebner und hern Ulrich Stromeir, di sagten uf ir eid, daz si des geladen zeug wern, daz ir her Heinrich Gruntherre het reht und redlichen verlihen sein cram, gelegen under seinem aigen, genant des Graven kram, an dem mark ze vorderst gen der strazze gegen der kram über, di Seitzen des Schulirs wer gewest und die im Cunrat Staudigel nü mit gesampter hant frawen Elspeten, seiner elichen wirtin, het aufgeben, der egenanten vern Kungunt und irn erben ze haben und ze niezzen ze rehtem erbe fürbaz *) Vergl. die Einleitung; dann hauptsächlich v. Below, Großhändler und Kleinhändler im Mittelalter, S. 22 f. Ders., Das ältere deutsche Städtewesen und Bürgertum, 2. Aufl. Bielef. u. Lpz. 1906, S. 119 f. 2) Sie wird 1595 geadelt. 3) Nbg. Stadtarchiv, - früh. Urkunden d. Reichsarchivs (D 3 a), Nr. 521.

79 ewigclich in der leng und in der weit und in der höh und mit allen den rehten, als si itzont wer; und di leng an der cram het vorn in daz haus vier eilen lang und ein halbs drittail einer eilen, di hohe het von dem geswelle biz an daz polster holtz vir eilen und vir daumen brait, und an der weit het si ouch als vil als des Seitzen Schulirs kram, die nti des Sweinfurtters wer, also daz zwischen den selben zweien cramen solt beieiben der eingank, und der het an der weit fünfthalb eilen und drei daumen brait und baidenthalben des gangs solten di kram geliche (gleich) weit beieiben, also daz je einer als weit hab als di ander; und der unter lad an der cram, der solt vallen in den gang drti virtail einer eilen, und di vorgenant vern Kungunt und ir erben solten dem egenant Gruntherren und seinen erben jerigclich auz der cram ze zinse geben fünf pfunt haller gemeiner gewonlicher müntz, di ze Nürnberg geng und geb wer, halb auf Sant Wal­ burg tag und halb auf Sant Michels tag, ein pfunt pfeüers und vir lot saffrans. Wer ouch, ob di kram abprünn oder nider vil, so solt di obgenant Kungunt und ir erben di kram wider zimern mit sogtainem zimer, daz di, der daz erb oben wer, ir gezimer darauf gelegen möhten on geverde. Und des ze urkund ist ir dirr brif geben mit urteil von gerihtz, wane si des begert, versigelt mit des gerihtz und der Stat ze Nürnberg Insigeln, di daranhangent; der geben ist nach Christus gebürt drüzen hundert jar und in dem ahten und virtzigstem jar an Eritag1) vor Sant Kathrein tag“. Für die Frage, ob die Patrizier in Nürnberg Detailhandel getrieben haben, ist nun ausschlaggebend, ob sie im Besitz solcher Krame waren. Eigentümer waren sie vielfach, worauf noch weiter unten die Sprache kommen wird. Das geht klar aus den zahlreichen Verleihungs- und Verkaufsurkunden solcher Krame hervor2). Doch scheinen solche Kräme auch von, Patriziern benützt worden zu sein. Im Jahre 1372 verkaufte nämlich Konrad Paumgartner das Erbrecht an einem Kram des Hertwig Volkmeier (Volckamer), was vermuten läßt, da wohl keiner unter der gemeinen Bürgerschaft den gleichen Namen mit , dem Patrizier trug, daß dieser in Nürnberg Detailhandel getrieben. *) 18. November. 2) Nbg. Stadtarchiv, früh. Urkunden des Reichsarchivs (D 3 a), Nr. 147* 148, 154, 139, 136, 151, 156, 161, 160, 168, 164, 157, 521, 166, 169, 165,.

525. l67> 523. 138. 144. 137, ]49> 143-'

80 hat. Sonst aber waren diese Krame stets an Händler verliehen, unter denen sich wohl mancher Ehrbare, der ausdrücklich als solcher bezeichnet wird, aber kein Patrizier findet. Auch in den Testamenten, Inventaraufnahmen, Salbüchern usw. Nürnberger Patrizier, die das Staatsarchiv in Nürnberg aufbewahrt, finden sich häufig solche Kräme erwähnt, stets aber gehört der Inhaber einem anderen Stande an. Nur in dem Salbuch des Lienhard Hirschvogel*) heißt es von der Behausung, die im Besitz der Familie bleiben sollte, daß sie vererbt wird ,,sambt allen iren gemagen, den nebenheussern und leden oder kremen darein gehörend“. Wären diese Kräme in Leihe gegeben, so hätte das Lienhard sicher erwähnt, da er ja auch bei den sonstigen Teilen seines Eigentums die rechtlichen Verhältnisse genau aufgeführt hat. Zu bloßen Lagerzwecken können sie auch nicht benützt worden sein, denn nie wird das Wort ,,leden“ in diesem Sinne gebraucht. Die Firma Hirschvogel hat also zweifellos in der Fremde Groß­ handel, zu Hause aber auch Kleinhandel getrieben und so mag es sich auch bei anderen patrizischen Familien verhalten haben. Immer aber sind das Einzelfälle gewesen, nie die Regel. Dasselbe Bild gibt für das 15. Jahrhundert das Starksche Zinsbuch. Von den hier aufgeführten Waren würden sich viele durchaus zum Detailhandel eignen. Es finden sich neben den eigentlichen Großhandelsartikeln, Metallen u. dgl. (Blei, Glockenspeise), vor allem häufig Tuche, darunter schwarzes Augsburger Tuch, Kölner und Aachner Tuch, Pokasin*2). Vom Gewandschnitt kann aber auch hier nicht die Rede sein, da immer ganze Ballen (Fardeln) abgegeben werden und diese wohl nicht an letzte Konsumenten. Neben kostbaren Fellen, Waffen (Panzer, Goller [Koller], Hand­ schuhe, Sturmhelme), Edelsteinen und Schmucksachen, die ihrer Natur nach häufig an den Konsumenten abgegeben wurden, finden sich Ingwer, Safran, Pfeffer, Nelken, Muskat,(Heringe, Bücklinge, Stockfische, Oel, Mandeln, Weinbeeren, Rosinen, Reis, einmal, 1433, auch ein Zuckerhut3). Es ließe sich nun einwenden, daß *) Vgl. S. 542) Eine Art von Barchent. 3) Leider ist aus den Aufzeichnungen nichts zu ersehen über den Verkauf des Zuckerhutes, der 3 Pfund 5 Lot wog (das Nürnberger Pfund hatte 475 gr, vgl. Sander S. 917) und der einen beträchtlichen Wert, nämlich von 35 fl. darstellte. Der Wert erhellt aus dem Vergleich mit anderen Preisen. Es kosten: 1 Diamant 27 fl., 4 Rubinen 29 fl., 6 Pfd. Öl 31 fl., 20 Stockfische 3 fl.

81 bei Geschäften, bei denen gegen Hingabe der Ware, Zug auf Zug, die Zahlung folgte, keine Einträge gemacht wurden und sich so die typischen Geschäfte des Kleinhandels gar nicht unter den Eintragungen finden können. Doch, wären sie regelmäßig vorgekommen, dann müßte sich irgendwo ein Hinweis darauf finden, die Aufnotierung eines säumigen Schuldners oder zum mindesten die Belieferung der Verkaufsstätte mit Waren. Schreibt ja Stark alles auf, z. B. auch die Versetzung von Setzlingen und größeren Fischen von einem Teich in den anderen. So finden sich nur zwei Eintragungen, denen Kleinhandelsgeschäfte zugrunde liegen, einmal: ,,ich nam mir und meinem Prüder zwanzig ein, die ein umb 12 fl., macht 12 fl. 12 fl. (so! wohl verschrieben), das hon ich mir zugeschriben in das Gul. Puch“. Und dann: ,,ich hon verkauft der Katrein, meines vaters junkfrau, 34 pfund wolle für 5 fl. 10 hl. It. mer gab ich ir 6 pfund wolle für ein gülden“. Beide Male handelte es sich jedoch sichtlich um Ausnahmen, wie auch heute noch ein Großhandelsunter­ nehmen aus Gefälligkeit Waren an einzelne Personen abgibt. Zusammenfassend läßt sich sagen: Das Nürnberger Patriziat hat die ganze Zeit seines Entstehens und seiner Entwicklung hindurch Handel getrieben und sich damit dem Adel gegenüber als bürgerlichen Standes erwiesen. Doch hat es in der Regel sich nur mit Großhandel befaßt und, wenn es für diesen auch kein Monopol besaß, so hat es sich doch dadurch, daß diese vor­ nehmere Art des Handels in seinen Kreisen die allgemeine war, von der gemeinen Bürgerschaft und auch von so manchen Ehrbaren unterschieden.

III. Die typisch bürgerliche Verbindung von Reichtum und Ansehen beim Nürnberger Patriziat. Es ist in diesem Teil, der die objektiven Entstehungsgründe des Patriziats zum Gegenstand hat, von seinen adeligen und bürgerlichen Merkmalen die Rede. Die ersteren lassen sich in der Hauptsache unter den Begriff ,,Ehre“ zusammenfassen; denn diese ist das Merkmal schlechthin für jeden konservativen Stand. Anders beim Bürgertum. Doch besteht auch hier ein der Ehre ähnlicher Begriff: Das Ansehen. Beiden gemeinsam ist, daß sie besagen, ihr Träger wird von Dritten auf eine ganz bestimmte 6

82 Weise eingeschätzt. Doch während die Standesehre einen mehr oder minder festgesetzten Inhalt hat, die Einschätzung also eine objektive ist, beruht das Ansehen auf der Durchschnittswertung der Umwelt; die Einschätzung ist also eine mehr subjektive. Doch ist es kennzeichnend für bürgerliches Ansehen, daß es bedingt ist durch den Besitz, wobei in erster Linie dessen Größe in Betracht kommt. Das Ansehen jedoch steigt, wenn er alt­ erworbener Reichtum ist. Denn dieser zeugt von den beiden ausgesprochen bürgerlichen Tugenden: Tüchtigkeit im Beruf und Sparsamkeit im Haushalt. Das Patriziat hat sich nun, wie wir gesehen haben, Bestandteile des adeligen Ehrbegriffs zu eigen gemacht. Hat es nun auch das Kennzeichen des bürgerlichen Ansehens, d. h. umschließt es die Reichen Nürnbergs? Wie schon öfters erwähnt, sind uns eine Reihe von Testa­ menten und Besitzaufnahmen Nürnberger Patrizier erhalten1). Auch Sander und Hegel machen nach dieser Richtung Bemerkungen2). So bedeutungsvolle Aufklärungen diese Urkunden über den Ver­ mögensstand einzelner Angehöriger des Patriziats, über Vermögens­ anlagen während des Mittelalters und zu Beginn der Neuzeit, über die Einkünfte aus Grundbesitz und Handel und schließlich über das Kulturbild der Zeit überhaupt geben, so wenig sagen sie über die Lage des Standes in seiner Gesamtheit aus. Es sei hier nur auf das schon öfters zitierte Salbuch des Hans Tetzel hingewiesen, das dem bekannten Inventarverzeichnis des um die Wende des 15. Jahrhunderts in Frankfurt lebenden Klaus Stalburg an die Seite zu stellen ist3). Schon in der Frühzeit waren die reichsten LEtite der Stadt, deren Reichtum über die Grenzen Nürnbergs hinaus bekannt war, Patrizier. Das geht aus der bekannten Tatsache hervor, daß sie die Geldgeber hoher Herren, vor allem der verschiedenen deutschen Kaiser waren. *) Nbg. Staatsarch. Beginnend 1369 (Hilpolt von Stein). Urkden. des 7 färb. Alph. Nr. 107, 248. Urk. d. Heil. Geistspitals Nr. 461; Rep. 13 S. 1, Nr. 1; Urk. d. 7 färb. Alpb. Nr. 359, Nr. 1394; Rep. 93b S.810, Nr. 90; Rep. 9 Nr. 9 S.9. Urk. d. 7 f. Alph. Nr. 293; Rep. 93 h S. 817, Nr. 63 f. Nürnberger Stadtarchiv, früh. Urk. d. Reichsarchivs (D 3a) Nr. 274, 185, Nr. 275, 186, Testamente Nr. 28 A, Nr. 7. *) Sander a.a. O. S. 38 f. Hegel in den Städtechroniken, Bd. II, S. 14 Anm. 3,. Bd. X, S. 8 Anm. 7. 8) Bothe, Frankfurter Patrizier-Vermögen im 16. Jahrhundert (Berlin 1908).

83 So leihen 1305 Konrad Ebner und Götz Schopper Kaiser Albrecht 1228 Pfund1). 34 Jahre später verpfändet Kaiser Ludwig das Schultheißen­ amt und den Reichszoll in Nürnberg an die Familie Groß2). Zugrunde liegt dieser Verpfändung ein Kredit von 6000 Pfd., den Konrad Groß dem Kaiser gewährt hatte. Obwohl das Pfand durch Rückzahlung der hingegebenen Summe ausgelöst werden konnte, ist hier ein Beispiel dafür gegeben, wie Pfründen und Ansehen verleihende Ämter anstelle der verbotenen -Zinsen treten. In gleicher Weise diente das Amt eines Reichsmünzmeisters,"der frei von jeglicher Steuer, auch von der Losung war, als Darlehens­ pfand. Es war, bevor es der Burggraf und nach ihm die Stadt selbst erwarb, gleichfalls im Besitz der Familie Groß und kam dann um 4000 Pfd. an die Familie Valzner3). Zu den reichen Geldgebern des Kaisers gehörten schon in der Frühzeit neben den Familien Groß und Valzner die Haller. Bereits 1371 ließ Karl IV. dem Berthold Haller 1500 Gulden aus der in Nürnberg erhobenen Judensteuer anweisen4). Der Rechts­ grund dieser Zahlung ist nicht erwähnt, doch ist kaum zu bezweifeln, daß es sich hier um die Rückzahlung eines Darlehens handelte. Dieser Grund ist ausdrücklich erwähnt, als die Herzoge in Bayern 1390 Berthold und Peter Behaim einen Anteil von dem in München erhobenen Zoll verschreiben5). Sind diese und ähnliche Beispiele auch nur Einzelfälle, die nichts über die Lage des Standes und seine Gesamtheit aussagen, so haben gerade sie dazu beigetragen, dem Nürnberger Patriziat den Ruf stolzen Reichtums zu verleihen. Ob die Tatsache des Reichtums der Nürnberger Geschlechter bezw. der Ruf davon die Zunftrevolution von 1348, die in der Hauptsache eine ständische war, mit verursacht hat, ist heute kaum mehr zu entscheiden. Aus den erhobenen Anklagen geht nur hervor, daß die aufrührerischen Handwerker ihren Kampf gegen die Geschlechter als einen Kampf gegen die Reichen ansahen und ihn so rechtfertigten (Anschauung der Kirche *) a) 8) 4) 5)

v. Wölckern, Historia Nor. dipl. p. 216 (der zweiten Zählung). Städtechroniken; Bd. I Einleitg. S. XXII. Reicke a. a. O. S. 123. München, Hauptstaatsarch. Nbg. Reichsstadt, Fasz. 39. Ebd. Fasz. 2. 6*

84 vom Reichtum!). So warfen sie dem Rat der Stadt vor, er habe in den letzten Regierungsjahren Ludwigs des Bayern diesem die Treue gebrochen und es mit dessen Gegenkönig, Karl IV. von Böhmen, gehalten. Grund dafür sei die von Ludwig eingeführte Abgabe von Vieh und Pferden, die ,,Klauensteuer“, gewesen, welche das in und um Nürnberg Güter besitzende Patriziat besonders hart getroffen habe1). Man erhält aus den Berichten den Eindruck, als sei für diese Frühzeit in Nürnberg Patrizier und reicher Grundbesitzer in der Volksmeinung gleich gewesen. Großen Grundbesitz in der Stadt und ihrer Umgebung haben zweifellos viele Patrizier gehabt. Es sind auch tatsächlich Anzeichen dafür vorhanden, wenn es sich auch nicht mit Sicherheit nachweisen läßt, daß ihnen der älteste Boden der Stadt gehörte. Solist es auffallend, daß die vielen Urkunden über die Verleihung von Krämen und Brotbänken im 14. Jahrhundert fast nur Patrizier als Eigentümer nennen. Diese Krame und Bänke, zwischen denen sich der gesamte Verkehr zusammen­ drängte, standen dicht nebeneinander, an Häuser und Kirchen angelehnt, am Marktplatz, am Rathaüs und an der Sebalder Kirche. Der Boden, auf dem sie standen, gehörte wohl zu dem ältesten Siedlungsgebiet der Stadt,/gleichgültig, wie die bis heute unge­ klärte Frage nach dem Ausgangspunkt der ersten Siedelung Nürnbergs zu lösen ist, ob nun die Stadt von der Burg oder von den Pegnitzufern her ihren Ausgang genommen hat oder aber ob Nürnberg aus zwei ursprünglich getrennten Siedelungen hervorgegangen istT) Eigentümer jener Brotbänke in Nürnberg waren die Deutschherren, der Rat der Stadt Nürnberg und weiterhin einige Patrizier. So sprechen die genannten Urkunden von einer Brotbank des Hermann von Stein, die später in den Besitz des Klosters Engelthal kam, von den Brotbänken der Pfinzing (1336), der Haller (1338), der Tücher (1393) und der Groß (1393). Wie hier die ältesten Geschlechter genannt sind, so auch als Eigentümer der Kräme und Kästen. Es kommen vor die Behaim (ein Kram 1378); Grundherr (1393 und 1397 ein Kram am Rathaus; 1348 ein Kram am Markt; 1378 zwei *) Vgl. Lochner, Geschichte d. Reichsstadt Nürnberg z. Zt. Kaiser Karls IV. Berl. 1873, S. 9.

85 Eisenkästen am Rathaus von den Schoppern erworben); Koler (1398 ein Kram; 1397 ein Eisenkasten am Rathaus von Ortlieb gekauft); Ortlieb (1393 ein Kasten am Rathaus, s. Koler); Schopper (1366 ein Eisenkasten am Markt, dieser 1375 verkauft; 1358 und 1378 ein Kram am Rathaus; 1378 zwei Kästen s. Grundherr); Tücher (1358 und 1393 ein Kram an der Brotbank [?]), Volk­ meier (= Volckamer; 1393 ein Kram an der Brotbank). Läßt die Tatsache dieser Eigentumsrechte darauf schließen, daß im 14. Jahrhundert die Patrizier in Nürnberg in erster Reihe am Grundbesitz beteiligt waren, so haben wir aus der Mitte des 15. Jahrhunderts eine amtliche Aufzeichnung, die dasselbe für den ländlichen Grundbesitz ergibt/7 In der schweren Zeit der Hussitenkriege gebot nämlich derRat, daß jeder Bürger, ent­ sprechend seinem Vermögen, mit Korn, Salz und Harnisch ver­ sehen sei, um so einerseits die Bürgerschaft im Belagerungsfall vor dem Aushungern zu bewahren, anderseits aber auch, um für seine Truppen requirieren zu können1). Im Jahre 1449 fand nun eine Bestandsaufnahme statt, deren Ergebnis in einem Büchlein aufgezeichnet ist2), in dem ,,stet geschriben, was ein jeder Übermaß (d. h. über das gebotene Maß hinaus) an allen getreid hab und auch etlich ander, den nicht getreid gesetzt noch gepoten ist". Die Aufnahme geschah nach Vierteln. Der durch­ schnittliche Getreidevorrat eines Einwohners, abzüglich des hier nicht genannten vorschriftsmäßigen, betrug 30 Simmer. Von allen aufgeführten Personen besaßen 31 100 Simmer und mehr. Davon gehörten 22 den zu Rate gehenden Geschlechtern an, also 71% oder fast drei Viertel. Dieser Prozentsatz ist sehr hoch im Ver­ hältnis der verschwindend kleinen Zahl patrizischer Familien zur Gesamtbevölkerung. Diese reichen Getreidevorräte waren der Ertrag des Grundbesitzes der Geschlechter. So weit es sich um in Eigenverwaltung stehende Güter handelt, ernteten sie ihn selbst, so weit die Güter in Erbleihe vergeben waren, empfingen sie ihn als ,,Gültkorn“. Das Ergebnis dieser Zählung stimmt überein mit dem Eindruck, den, selbst heute noch, der ober­ flächliche Beschauer von den alten Häusern der Nürnberger Geschlechter erhält. Ihre hohen Giebel mit dem charakteristischen *) Vgl. Sander S. 169 und 254. 2) Nbg. Staatsarch. Rep. 52b Nr. 118.

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„Aufzug“ zeugen nicht von stolzer „Handlung“, sondern sie bargen Kornspeicher über Kornspeicher, und jene Winden zogen nicht die Warenballen des Kaufmanns, die unten in den Gewölben lagerten, sondern die Kornsäcke des Grundbesitzers empor. Doch muß bemerkt werden, daß jenes „Kornbüchlein“, so hoch der Prozentsatz der Patrizier darin an sich ist, doch auch Patrizier mit ganz bescheidenen Vorräten in seinen Listen aufführt. Der Getreidebesitz manches Mannes aus den Geschlechtern stand dem eines gemeinen Handwerkers durchaus gleich. Ein weiteres Bild über die Vermögensverhältnisse des Patriziats im Vergleich zu denen der Gesamtbevölkerung gibt die aus dem Jahre 1436 stammende Leibgedingsliste1). Sie geht allerdings schon auf die achtziger Jahre des 14. Jahrhunderts zurück. Das Leibgeding war eine Leibrente, welche die Stadt gegen Hingabe eines Darlehens gewährte. Das eingezahlte Kapital verzinste sich dabei mit 10 und 11%. Im Jahre 1426 betrug die Verzinsung sogar 12,5%, wobei der Rat besonders darauf aufmerksam machte, daß jeder, gleichgültig, ob alt oder jung, diese Leib' rente erwerben könne. Obwohl also der verhältnismäßig hohe Zinsfuß (die Ewiggeldrente und die Rente aus Grundbesitz beträgt in dieser Zeit etwa 5%) nur daraus zu erklären ist, daß er die Amortisationsrate enthält, so wird diese in keiner Weise errechnet, da sie sich nicht nach dem Alter der Rentenbezieher abstuft. Die uns erhaltene Liste führt nun 58 Empfänger auf, von denen 41 den Geschlechtern angehörten, also 70,6%. Daraus ist nun aber nicht uneingeschränkt der Schluß zu ziehen, daß das Patriziat es war, das Geldmittel zur beliebigen Anlage frei zur Verfügung hatte. Wenn man auch hier einen allgemeinen Schluß auf die Vermögenslage ziehen kann, so muß doch die große Zahl von verwitweten Frauen, von Nonnen und Ordensbrüdern unter den Empfängern bedacht werden. Das Patriziat hatte eben, mehr als der gewöhnliche Bürgerstand, nichterwerbstätige Mitglieder in seinen Reihen, deren Existenz durch Renten gesichert werden mußte. Ist nun wohl diese Nichtbeteiligung am Erwerbs­ leben einerseits auf ständische Einflüsse zurückzuführen, so zeugt sie doch auch davon, daß die wirtschaftliche Grundlage dazu gegeben, ein allgemeiner Wohlstand vorhanden war. *) Nürnberger Staatsarchiv Rep, 52b Nr. 289 f. Vergl. Nbg. Stadtrechnung von 1386 ebd. S. IV. */* Nr. 3; vergl. Sander a. a. O. S. 409 f.

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Im ganzen läßt sich sagen: Das Patriziat setzt sich, vor allem gegen Ausgang des Mittelalters, im wesentlichen aus Leuten zusammen, die reicher sind als die übrige Bürgerschaft. Das Ansehen des Standes und seiner Gesamtheit wurde gesteigert durch den Ruf großen Reichtums einzelner seiner Angehörigen. Es sei nur der Name Konrad Paumgartner erwähnt1). Doch finden sich in seinen Reihen auch Leute, deren Vermögen das der übrigen Bürger nicht übersteigt. Ebenso standen auch außerhalb seiner Gemeinschaft Leute, die zu den Reichsten der Stadt gehörten. So waren die sehr reichen Landauer nie über die Ehrbarkeit hinausgekommen, nie unter die zu Rate gehenden Geschlechter aufgerückt, obwohl sie den Stifter des Landauer Klosters zu sich rechnen durften und zu Beginn der Neuzeit durch ihren berühmten Kupferhandel zu den bekanntesten Nürnberger Familien zählten. Ebenso verhält es sich mit der Familie Seiler, der Burkhart Seiler, der Stifter des „reichen Almosens“ und der Gemahl der reichen Agnes Haller angehörte, wie die Familie ja dauernd in engster Ver­ wandtschaft mit den angesehensten Geschlechtern verbunden war. Ließen sich allgemeine Gründe für die Nichtaufnahme solcher Familien yi das Patriziat finden, so würden diese einen wichtigen Aufschluß über die Standesanschauungen des Patriziats geben. Solche allgemeinen Gründe lagen hier jedoch sicher nicht vor. Wir könnten das Rätsel nur dann lösen, wenn wir über die inneren persönlichen Verhältnisse bei jeder Ratswahl, vor allem über die jeweilige Prätendentenfrage genau unterrichtet wären. Der Zufall mag seine Hand oft genug im Spiele gehabt haben, um zu verhindern, daß eine Familie patrizisch wurde, indem er bei einer neuen Ratswahl, die die Möglichkeit dazu gegeben hätte, einen siegreichen Konkurrenten vorschob. An dem Bild des Ganzen ändert das jedoch nichts. Dieseszeichnet das Patriziat als einen Stand, dessen Ansehen auf Reichtum beruht.

IV. Zusammenfassung. Auf die Frage, was ist Patriziat, ist es mehr ein adeliger oder mehr ein bürgerlicher Stand, gibt es also keine klare, ein1) Gemeint ist der ältere, als Kaufmann und Bankier im hervorragenden Maße sich betätigende. Er lebte von etwa 1380—1464. Vgl. Wilhelm Krag, Die Paumgartners von Nürnberg und Augsburg, S. 5 ff.

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deutige Antwort, denn zu sehr sind die Merkmale beider Stände in ihm verschmolzen und abgestuft. Nicht ist die volle Standesehre des Adels auch die des Patriziats. Aber wie jener ist es im Besitz der Lehensfähigkeit und, wenn auch nicht in dem der Stifts- und Turnierfähigkeit, so doch im Besitz von diesen nachgeahmten Einrichtungen. Wie der Adel erwerben Mitglieder des Patriziats adeligen Grundbesitz und die Ritterwürde. Wie der Adel auf dem Land, unterscheidet das Patriziat in der Stadt sich von der übrigen Bevölkerung durch Kleidung, Erziehung und die Kunst des „gesellschaftlichen Lebens“. Auf der anderen Seite steht das Patriziat im Gegensatz zum Adel im Erwerbsleben. Es treibt Handel, wenn auch vorzüglich Großhandel. Der bürgerliche Reichtum spielt für die Wertung des ganzen Standes eine bedeutsame Rolle und, was das wichtigste ist, rein rechtlich unterliegt der Patrizier den für alle geltenden Gesetzen.

V. Die subjektiven Entstehungsgründe des Patriziats. Der vorige Abschnitt zeigte, was Patriziat war, seine gegebenen Eigenarten, mit denen jeder rechnen mußte, der in diesen Stand Aufnahme suchte. Welche Leute waren es nun, die dazu fähig waren? Aus welchen Kreisen entstand das Patriziat, von seinen ersten Anfängen an bis zur Zeit des Abschlusses seines Bil­ dungsprozesses im Jahre 1512? Denn von der nachzüglerischen Kooption in der Neuzeit kann füglich abgesehen werden.

A. Patriziat, entstanden aus Ministerialen, Die adelsartige Stellung des Patriziats kann die Stellung von Emporgekommenen sein, die dem Adel zustreben, oder aber auch die Stellung von Heruntergekommenen, die ihren Adel zu verlieren drohen. Der letzte Fall würde dann zutreffen, wenn das Patriziat wesentlich aus den Ministerialen entstanden wäre. Diese An­ schauung wird noch heute für Nürnberg vielfach vertreten, mit der Begründung, daß in Nürnberg die Dinge ganz anders als

89 in den übrigen deutschen Städten gelegen hätten, da alles Land ringsum Reichsgut und mit Ministerialen besetzt gewesen sei. Doch wie die Anfänge der Stadt im Dunkel liegen, so auch die Eigentumsverhältnisse des Bodens, auf dem sie ursprünglich erbaut wurde. Die Behauptung, daß die ältesten patrizischen Familien alle ministerialer Herkunft gewesen seien, ist unbedingt zu verwerfen. Die in Betracht kommenden Zeugenlisten (vgl. Liste I) des 13. und 14. Jahrhunderts führen in korrekter Reihenfolge zuerst die Leute höheren Adels auf, dann folgen die mit »milites" oder wministeriales" bezeichneten Herren und dann die Angehörigen des nVorpatriziates", denen nur das Wort civis beigefügt ist. Der ministeriale Ursprung ist lediglich für einige Familien nachzuweisen, die erst ein dem Ministerialen vorbehaltenes Amt innehatten und dann in das Patriziat eintraten. So hatte ein Mitglied der Familie von Stein, Henricus de Lapide, das Amt des Butigulariusx) inne. Die Familie saß, bevor sie auf das Land zog, eine Zeit lang in Nürnberg im Rat. Eine wichtige Funktion des Butiglers war die Gerichtsbarkeit über die beiden Forstmeister des Nürnberger Reichswalds, wenigstens auf der Lorenzerseite. Die beiden Forstmeister dort waren gleich dem Butigler Ministeriale. Ihre Ämter waren in den Familien Waldstromer und Koler erblich. Die Koler finden sich bereits in der ersten erhaltenen Ratsliste von 1332, während die Waldstromer erst in der Neuzeit in das Patriziat kooptiert wurden. Da letztere jedoch eine ständische Sonderstellung einnahmen und für sich allein keinen eigenen Stand bilden konnten, wurden sie von jeher dem Patriziat zugerechnet, waren vielfach mit seinen Familien verschwägert, tanzten mit ihnen als die angesehenste Nürnberger Familie auf dem Rathause und dies alles, obwohl sie niemals im Rate saßen. Daß sie niemals Ratsherren wurden, hing mit dem langen Verbleib der Familie in einem ministerialen Amte zusammen, denn die Ausübung königlicher und städtischer Macht durch eine Hand schien unmöglich. Als dritte Familie, die unzweifelhaft ministerialen Ursprurigs war, ist die Familie Valzner zu nennen, die seit 1396 Inhaber 1) Schwarz, Chr. Gottlieb, De Butigulariis.

Altorfii 1723, S. 55.

90 der Münzgerechtigkeit des Reiches in Nürnberg war und seit 1403 dort zu Rate ging. Auch von der Familie Haller wird behauptet, daß sie ihren Namen von dem Münzmeisteramt trage, das sie in Bamberg bekleidet habe, bevor sie nach Nürnberg kam. Doch ruht diese Behauptung nur auf der sehr schwachen Stütze alter Chronik­ berichte, die leicht dadurch entstanden sein können, daß man einfach aus dem Namen einen historischen Schluß zu ziehen suchte. Den Schluß auf die Herkunft aus bischöflichem Ministerialen­ geschlecht läßt unbedingt der Name Kammermeister zu, der Name einer Nürnberger Patrizierfamilie, die aus Bamberg stammt. Allerdings trat sie nicht von dem Ministerialenverhältnis in das Nürnberger Patriziat ein. Die Kammermeister erwarben sich erst durch Kaufmannschaft ihr Ansehen in Nürnberg (vgl. das Starksche Zinsbuch). Während der Zeit ihrer Ratstätigkeit sind weiterhin einige Nürnberger Patrizier Ministerialen. Es ist daher anzunehmen, daß sie diese Ministerialität erst später erworben haben, daß dieselbe nicht ihr ursprünglicher Stand war. Hierher gehören die in einer von Hegel1) zitierten Urkunde aus dem Jahre 1270 als ministeriales et milites des Burggrafen bezeichneten Angehörigen der Familien Pfinzig, Ebner und Holzschuher. Wahrscheinlich hängt ihre Ministerialität damit zusammen, daß sie Inhaber von Burg­ lehen, eastrenses, waren. So waren nachweislich die Holzschuhei um diese Zeit Burgmänner auf Kraftshof2). Auch die jeweiligen Inhaber des Schultheißenamts, der Münze und des Zolles, so lange diese Ämter noch nicht im Besitz der Stadt waren, sind mit ihrer Amtstätigkeit ständisch Ministeriale. So sind also Ministeriale, wenn auch nicht in der Mehrzahl, so doch vereinzelt, an der Bildung des Patriziats beteiligt.

B* Patriziat, entstanden aus ländlichen und städtischen Grundbesitzern. Wie bei dem eigentlichen Amtsadel würde es sich bei dem grundbesitzenden Landadel ständisch um einen Abstieg handeln, wenn Glieder aus seinen Reihen in das Patriziat hineinwachsen. *) Städtechroniken Bd. I, Einleitung S. XX. 2) Acta Zollerana Bd. II S. 87.

91 Die Chroniken und Familienberichte des Patriziats leiten dessen Herkunft allgemein vom Landadel ab, wobei immer etwas märchenhaft von der Herkunft aus Böhmen, Steiermark und für eine ganze Reihe von Familien von dem nahe gelegenen Kammer­ stein berichtet wird. So allgemein ist diese Behauptung sicher falsch, wenn auch eine Reihe von Nürnberger- Familien früher kleine ländliche Grundherren gewesen sein mögen. So ist dies sehr wahrscheinlich1) für die Familie von Neuenmarkt, aus der sich die Familien Mentelein, Muffel und Weigel abzweigen. Sie tragt ihren Namen von ihrem Ursprungsort. In seinem Testament von 1359 ordnet Bernhard von Neuenmarkt an, daß Almosen an Arme gegeben werden sollen, und bedenkt dabei außer den Armen zu Nürnberg auch die zu Neuenmarkt. So eng fühlte er sich noch mit der alten Heimat verbunden. Der spätere große ländliche Grundbesitz der Geschlechter ist nicht ursprünglich, sondern erst mit schon vorhandenem Reichtum erworben. Es läßt sich dies für jede einzelne der im vorigen Abschnitt erwähnten Besitzungen nachweisen, für die Lehen wie für die schloß- und burgartigen Besitzungen auf dem Lande. Auch wirft solcher Besitz im allgemeinen keine großen Erträgnisse ab. Alle erhaltenen Salbücher aus dem 14. und 15. Jahrhundert lassen eine Verzinsung des in ländlichem Grundbesitz angelegten Kapitals mit 5 Prozent errechnen. Diese Rente ist im Verhältnis zu der aus Ewiggeldern und aus Handelstätigkeit zu erwerbenden außerordentlich gering. Solche hier zu nennenden Salbücher, die den Wert der Güter und ihren Ertrag aufzählen, sind das des Lienhard Hirschvogel aus dem Jahre 1468, das des Rüdiger Valzner von 1356, das des Hans Tetzel von 1464, das des Hans Waldstromer von 1445 und die einem Salbuch gleichenden Teile des Starkschen Zinsbuches. Allerdings mag der Grundbesitz gewinnbringende Verkäufe ermöglicht haben, denn an dem Steigen der Grundrente zu jener Zeit ist nicht zu zweifeln. Bei Verleihung freilich zogen die Nürnberger Patrizier wenig Nutzen aus dem Steigen der Grundrente, das doch schon während eines Menschen­ alters in Betracht gekommen wäre. Bezeichnend dafür sind die ver­ schiedenen Angaben in dem Salbuch des Hans Tetzel über die Summe, mit der er Grundstücke erwarb, und über die Berechnung des l) Vgl. S. 38.

92 späteren Wertes derselben Grundstücke. So führt er einmal auf, daß er 4 Morgen Ackerland um 18 fl. Rh. gekauft habe, sie weiter verliehen und daraus jährlich 1 fl. Rh. als Zins erhalte. Das angelegte Kapital verzinst sich also wie üblich bei ländlichem Grundbesitz mit 5,5 Prozent. Er erzählt nun weiter, daß die Äcker jetzt (zur Zeit der Abfassung des Salbuches) 24 fl. wert seien. Ihr Wert hat sich um 33,3 Prozent gesteigert. Doch konnte der Inhaber für 18 fl., also für den ursprünglichen Wert, seine Zinszahlung wieder ablösen. Das Steigen der Grundrente wurde also vom Grundherren nicht ausgenützt. Der Erwerb von Grundbesitz hat also nichts mit GrundrentenAkkumulation zu tun. Er geschah wohl in den meisten Fällen in der Absicht, Kapital sicher anzulegen, es lag weniger ein Erwerbsstreben als der Wille zur Thesaurierung zugrunde. Weiter­ hin spielte — und gewiß sehr bedeutend — ständischer Ehrgeiz eine Rolle und nicht zum wenigsten wohl der Wunsch, die An­ nehmlichkeiten des Landlebens zu genießen. Außerdem waren in hohem Maße sicherlich auch städtische Grundbesitzer an der Bildung des Patriziats beteiligt. Der Name der bekannten Familie Grundherr läßt darauf schließen sowie der Besitz alten städtischen Bodens, worüber bereits nähere Ausführungen gemacht wurden (vgl. S. 84). Doch ergeben auch hier die Salbücher, daß mit städtischem Grundbesitz keine allzu großen Einkünfte verbunden waren. Eine Verzinsung von 4 bis 5 Prozent war auch hier das 14. und 15. Jahrhundert hindurch üblich. Zusammenfassend läßt sich also sagen: Das Nürnberger Patriziat hat in seinen Kreisen Abkömmlinge ehemaliger, namentlich städtischer Grundherren. Doch ist sein Reichtum nicht auf die Grund­ eigentümereigenschaft einzelner seiner Mitglieder zurückzuführen.

C. Patriziat, entstanden aus Kaufleuten. Das Ansehen des Patriziats beruht mit auf dem Reichtum einzelner seiner Familien. Da dieser nicht mittels Grundbesitz erworben werden konnte, kann er nur auf dem Handel beruhen. Für eine große Anzahl Nürnberger Familien steht fest, daß sie Handel getrieben haben, bevor sie in das Patriziat eintraten. Es seien hier nur die Kreß, Zingel, Löffelholz, Kammermeister,

93 Stark, Rehlinger und Schlüsselfelder genannt. Allerdings ist damit noch nichts über ihren letzten Ursprung gesagt. Und es ist sehr wohl möglich, daß auch die genannten, bevor sie Kaufmannschaft trieben, Grundbesitzer waren. Jedoch erlangten sie die angesehene Stellung, die der Anlaß zu ihrer Wahl in den Rat war, nicht durch jenen ursprünglichen Stand, sondern durch den Reichtum und die soziale Stellung, die sie sich als Kaufleute erwarben. Hat nun aber der Handel tatsächlich die Reichtumsmöglichkeit in größerem Maße geschaffen als der Grundbesitz? Stellt man die Frage nach dem Umfang des Handels im Mittelalter in Nürnberg, so muß man die Antwort geben, daß die Größe der Umsätze nicht allzu bedeutend war. Es geht dies aus den Handlungseinträgen im Starkschen Zinsbuch hervor. Selbst wenn die mittelalterlichen Handlungsbücher nicht alle Umsätze aufzeichnen, sondern nur die, bei denen die Zahlung nicht gleich erfolgte, so ändert das am Bild des mittelalterlichen Handels wenig. Wie klein seine Umsätze waren, geht daraus hervor, daß sich nirgends große Warenlager befanden. Neben den paar städtischen Lagerhäusern kamen nur noch die Gewölbe der Patrizierhäuser dafür in Betracht. Große Lager faßten diese jedoch nicht. Dafür war aber der Gewinn aus den einzelnen Umsätzen sehr beträchtlich im Verhältnis zu dem aus Grundbesitz. Das Starksche Zinsbuch führt Gewinne von 30—70 Prozent auf. Allerdings ist in diesen die hohe Risikoprämie des mittelalterlichen Handels einbezogen. Doch muß ganz allgemein gesagt werden, daß ein Teil des Nürnberger Patriziats aus den Reichen der Stadt hervorging und daß diese ihren Reichtum durch Handels­ tätigkeit erworben haben.

D. Patriziat, entstanden aus Handwerkern. Allerdings bestände noch die Möglichkeit, daß reichgewordene Handwerker in das Patriziat aufgerückt wären, ein Vorgang, der sich fast in allen anderen deutschen Städten abgespielt hat. Die reichgewordenen Handwerker errangen sich als Vertreter ihrer Zunft Eingang in den Rat und vielfach finden sich dann dieselben Namen, die zunächst die Zunftvertreter im Rate trugen, ein paar Jahre später unter den Geschlechtern im Rat. Das bekannteste Beispiel hiefür sind die reichen Tuchhändler Augsburgs, die zum

94 großen Teil aus einfachen Webermeistern emporkamen. Die Stelle, welche in Augsburg die Weber einnahmen, hatten in Nürnberg zur Zeit der Zunftrevolutionen in Deutschland die Waffenschmiede inne. Sie führten die Nürnberger Zunftrevolution im Jahre 1348, die keine proletarische Revolution war, sondern der Kampf mächtig gewordener Handwerker um die Mitregierung der Stadt. Sie wurde geführt von jenen Waffenschmieden. Es ist kein Zweifel, daß, wäre der Sieg • der Handwerker ein dauernder geblieben, aus den Reihen der Waffenschmiede, die gleichzeitig Waffenhändler waren, Familien in das Patriziat auf­ gestiegen wären. Die Entwicklung des Kampfes der Geschlechter mit den Handwerkern in Nürnberg hat dies verhindert. Nachdem die Handwerker zunächst gesiegt hatten, wurde ein Rat gebildet, der sich zur Hälfte aus den Zünften, zur anderen Hälfte aus den Geschlechtern zusammensetzte, ein Rat, wie er fast in allen deutschen Städten (Ausnahme außer Nürnberg und einigen kleineren Städten noch Breslau) aus den Zunftrevolutionen her­ vorging. Doch konnte sich dieser Rat, der vom größten Teil der Geschlechter, die während der Unruhen die Stadt verlassen hatten, nicht anerkannt wurde, nicht auf die Dauer halten. Die Zünfte wurden blutig niedergekämpft, die Angehörigen der Geschlechter, welche sich an dem revolutionierten Rat beteiligt hatten, aus der Stadt ausgewiesen, und wieder ein rein patrizisches Ratsregiment errichtet. So wurde es unmöglich, daß Handwerker als Gleichberechtigte in den regierenden Rat kamen, wie auch, daß sie in das Patriziat aufrückten. Denn allerdings, ein paar Jahrzehnte nach der Revolution verstand sich der Rat dazu, acht Vertreter aus den Handwerkern mit minderem Recht zu sich aufzunehmen1). Bald darauf firiden sich auch Handwerker unter den Ehrbaren und zwar gerade die, welche in anderen Städten in das Patriziat emporkamen, angesehene Tuch­ macher, Bierbrauer und Goldschmiede. Die Goldschmiede scheinen in Nürnberg um jene Zeit ständisch die angesehensten Handwerker gewesen zu sein. Sie gehören alle zu den Ehrbaren, während die anderen beiden eben genannten Handwerke nur einzelne ihrer Angehörigen zu den Ehrbaren zählten. Die einzige Goldschmiedsfamilie, welche sich im Rate befand, die Familie *) Sander a. a. O. S. 60.

95 Groland, ging vermutlich nicht aus dem Handwerk hervor, sondern widmete sich diesem Amt wohl erst in Verbindung mit der Verwaltung der städtischen Silberwage und von dergleichen Ämtern, wie wir dies ähnlich von anderen Städten wissen. Das Ergebnis ist also: In Nürnberg ist das Patriziat in keinem seiner Teile aus Handwerkern entstanden.

VI. Schluß. Der Fall Nürnberg sagt also zu der Problemstellung der Theorieen Folgendes aus: 1. Läßt es sich aufrecht erhalten, daß sich während des Mittelalters Grundrente in den Händen der Grundeigentümer akkumulierte? Die Antwort lautet: Wohl finden sich unter den reichen Leuten Nürnbergs,, unter den Patriziern, frühere Grundherren und städtische Grund­ eigentümer, doch verdanken sie ihren Reichtum nicht dem Grund und Boden, den sie besitzen, denn die Rente aus Grundbesitz ist wesentlich kleiner als ihr Gewinn aus dem Handel. Ihre Höhe ist keineswegs so geartet, daß es mittelst angesammelter Erträgnisse aus ihr zur Reichtumsbildung kommen konnte. Für die Theorie Sombarts besagt also Nürnberg, daß zwar ständisch das Patriziat zum Teil aus Grundbesitzern, aus Grundrentenbezieherny hervorgegangen ist, daß aber dieser Grundrentenbezug keinen Anteil an der Bildung der großen Patriziervermögen gehabt hat. 2. Sind die Gewinnmöglichkeiten aus dem mittelalterlichen Handel tatsächlich so gering, wie Sombart annimmt? Sombarts Theorie trifft, auf Nürnberg angewandt, in keiner Weise zu. Wohl war die Menge der gehandelten Waren ver­ hältnismäßig klein, doch war der Gewinn aus den kleinen Umsätzen bedeutender als es sich mit dem bloßen Streben »nach gerechter Nahrung" vertragen würde. 3. Erfolgte um die Wende des 15. Jahrhunderts ein starkes Eindringen neuer Elemente in das Patriziat und ist dieses nun tatsächlich dadurch gekennzeichnet, daß es die Reichen umfaßt? Trotz dem dauernden Wechsel der patrizischen Familien1) kann von einem starken Eindringen neuer Elemente um die *) Hegel in den Städtechroniken Bd. I Beilage 12.

96 Wende des 15. Jahrhunderts nicht die Rede sein. Doch sind alle die, welche von der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts an neu in den Rat kommen, dadurch ausgezeichnet, daß sie zu den reichen Handelsfamilien der Stadt gehören. Zwar sind auch dann weder alle - Patrizier reiche Leute, noch alle reichen Leute Patrizier, doch trifft für einen großen Teil des Patriziats die Gleichsetzung von Reichtum und ständischem Ansehen zu. 4. Spielen Ministeriale zur Zeit des Entstehens des Patriziats noch eine Rolle im städtischen Leben und sind sie wesentlich an seiner Bildung beteiligt? Die Behauptung Belows, daß die Ministerialität für die Bildung des Patriziats überhaupt nicht in Betracht komme, ist für Nürnberg unbedingt zu verneinen. Doch wenn auch einzelne Familien aus Ministerialen hervorgegangen sind, so kann man doch nicht von einer wesentlichen Rolle der Ministerialität beim Entstehen des Nürnberger Patriziats sprechen. Zusammenfassend läßt sich also sagen: Am Entstehen des Patriziats in Nürnberg waren Ministeriale, Grundeigentümer und Kaufleute beteiligt. Die Bedeutung der ersten beiden fällt mehr ins Gewicht von der ständischen Seite her, die der Kaufleute mehr vom wirtschaftlichen Gesichtspunkt aus. Für Nürnberg treffen also die Behauptungen von Häpke und Strieder im wesent­ lichen zu.

Der Metallhandel Nürnbergs im 16. Jahrhundert

Von

Dr. Käthe Dettling

I. Abschnitt. Handel und Gewerbe der alten Reichsstadt Nürnberg nehmen im Anfang des 16. Jahrhunderts einen breiten Raum im Rahmen ihrer Geschichte ein. In ihnen spiegelte sich das Nürnberger Leben in einzigartiger Weise; sie waren der Brennpunkt, auf den sich alles Leben konzentrierte. Wie das Gewerbe, so hatte auch der Handel sein eigenes Gepräge gefunden. Noch war die Zeit des Wanderhandels, jener primitiven Form, wonach die Waren selbst zum Kaufe angeboten und überallhin mitgeführt wurden. Darum mußte sich aller Handel in „Hallen“, „Gewölben“, „Krämen“ oder „Häusern“ abspielen, was sich ganz von selbst verbietet, sobald man einen Handel nach Typen und Mustern kennt. Noch war die Zeit des Eigenhandels, der die persönliche Anwesenheit des Kaufmanns erforderte, der ihm die schwere Bürde auferlegte, selbst seine Bezugsplätze und Absatzgebiete im In- und Ausland zu besuchen. Noch war es nicht möglich, von einem festen Sitz, von einer ständigen Handelsniederlassung aus den Handel zu meistern. Ein ununterbrochener, ständiger Handelsverkehr fand noch nicht statt. Aller Handel vollzog sich periodisch, in regelmäs­ sigen Zeitabschnitten. Dies war bedingt durch die große Un­ sicherheit der Straßen, die damit verbundene Schwierigkeit des Transports und die allgemeine verkehrsfeindliche Einstellung der Zeit. Solange hier keine Wandlung eintrat, konnte auch der Handel keine wesentliche Änderung erfahren. Freilich suchte man sich dagegen zu wappnen und Abhilfe zu schaffen; man trachtete darnach den Handel möglichst auf einen Ort und einen Zeitpunkt zu konzentrieren. So wurden Messen und Märkte für die Handeltreibenden die wichtigsten Tage des Jahres. Auf sie konzentrierte sich der gesamte Warenaustausch, sie erlangten immer steigende Bedeutung, allerdings mit der Entwicklung des Kreditwesens zugleich auch als Börsenplätze. Auch ein selbständiges Transportgewerbe gab es noch nicht. Neben dem Ein- und Verkauf war die Beförderung der Güter eine

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Hauptaufgabe der mittelalterlichen Kaufleute, deren Lösung nur zu oft unendliche Hemmnisse entgegenstanden. Der Nürnberger Kaufmann benützte beides, den Wasser- und den Landweg, auf beiden erwarteten ihn große Schwierigkeiten, beide bargen Ge­ fahren in sich. Die Straßen waren in der Regel unwegsam und vernachlässigt, meist grund- und bodenlos. Nur mit äußerster Vorsicht und außerordentlich langsam konnten die Transporte vor sich gehen. Immerhin kostete die Strecke Nürnberg-Frankfurt a. M. etwa, im Nürnberger Geleitbuch1) mit 30 Meilen verzeichnet, die Nürnberger Kaufleute nur 6 Tagereisen2). Zu der rein tech­ nischen Unsicherheit der Straßen kam die immer lauernde Gefahr räuberischer Überfälle. Dagegen allerdings sollte das Geleit Schutz gewähren. Das Geleit war ein Recht und eine Pflicht des Landesherrn, das er den Handeltreibenden zu gewähren hatte. Die Vergütung dafür trug zum Teil der Rat der Stadt Nürnberg, zum andern Teil wurde sie von den Kaufleuten selbst durch eine Umlage, die sog. „Freßgelder“ aufgebracht3). Da aber schon auf kurzen Strecken eine Unzahl verschiedener Territorien durchquert werden mußten und jeder Landesherr das Geleit beanspruchte, wurde es aus einer Wohltat geradezu zur Plage4). Zu dieser Belastung durch das Geleit kam der Straßen- und Stapelzwang d. h. den Kaufleuten waren innerhalb des Geleits *) Staatsarchiv Nürnberg. D. Akt Nr. 2057. 2) Ebd. S. 6/7. Das bestätigt auch eine andere Nachricht, die von der guten Ankunft der „burger und handelsleut“ in Frankfurt berichtet und daß sie „willens seien den 9. hieig daselbsten wieder aufzesein und den 14. eiusdem alhie einzekommen. .10. April 1599 Nürnberger Ratsbuch (R.B.) Nr. 58 Fol. 1 v. 3) Für die Geleitswerbung bildete sich eine feste schriftliche Form heraus, in der sie regelmäßig erfolgte. Sie lautete etwa: „Forma der Gleitswerbung. Nachdem sich die Frankfurter N. Meß herzu nahe, hab ein Erber Rathe ine sindicum abgefertigt mit bevelch bey Ir... gnaden unterthenigst anzusuchen und zu bitten, das Ir... gnaden gnedigste Verordnung thuen wollen lassen, damit ehrngedachten eines Erbern Raths bürgere und kaufleut samt iren haben, guetern und kaufmannschaften zu und von diser messen durch Irer gnaden Churfürstenthumb lande, gebiet und glaits obrigkeit gnedigist und wie von alter her vergleitet werden. Solches umb Ir . . . gnaden underthenigst zu verdienen seyen ein Erber Rath willig und urbutig“ (Nürnberger Geleitbuch S. 3). In ähnlicher Weise hielt man bei der Gewührung des Geleits eine feststehende schriftlicheForm ein. *) So mußte man beispielsweise von Nürnberg nach Frankfurt a. M. nicht weniger als 6 Territorialherren um Geleit nachsuchen: Die Brandenburger Mark­ grafen, die Herren von Weinsberg (seit 1426 traten an ihre Stelle die Schenken von Limburg-Speckfeld und die Grafen von Kastell), die Grafen von Hohenlohe, das Bistum Würzburg, die Grafen von Wertheim und das Erzbistum Mainz (Johannes Müller, Der Umfang und die Hauptrouten des Nürnberger Handels­ gebiets, Vierteljahrsschrift für Sozial- u. Wirtschaftsgesch. Bd.VI. Lpz. 1908. S.33).

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ganz bestimmte Straßen vorgeschrieben, die sie einerseits durch die Stapelplätze hindurchführten und damit deren Umgehung zu verhindern suchten, und die sie andrerseits unbedingt einhalten mußten, wenn das Geleit für sie einen Schutz bedeuten sollte. Dennoch freilich waren Zuwiderhandlungen der Kaufleute nicht selten; gar manchmal hatten die Geleitsfürsten zu klagen, ,,das sich etliche eins Rats burger und kaufleut in besuchung dieser Frankfurter vastenmeß etwas der nebenstraßen außerhalb des glayts gebrauchen" (Mai 1534)1). Es wirkten hier zwei einander widerstrebende Kräfte: die Fürsten als Vertreter, die Kaufleute als Gegner des Straßen­ zwanges; wer die größere Macht hatte, siegte2). Der Stapel­ zwang dagegen bedeutete die Pflicht der Niederlage der durch­ geführten Waren für eine bestimmte Zeit in all den Städten, denen dieses Recht zustand, und zwar geschah dies zum Zwecke des öffentlichen Verkaufes der Waren. Wohl verhalf der Stapel­ zwang den bevorrechteten Städten zu Reichtum und Wohlstand, aber er beschränkte doch auf der anderen Seite die Freiheit und Schnelligkeit des Verkehrs ganz empfindlich. Miltenberg besaß z. B. das Stapelrecht, das nach langen Verhandlungen für die Nürnberger Kaufleute 1539 vorläufig und 1562 endgültig aufgehoben wurde3). Daneben bestanden noch unzählige Zölle und Abgaben, die ebenso hinderlich waren, wie sie verteuernd wirkten, die be­ sonders auf den Flüssen einen geradezu unerträglichen Umfang annahmen. Nach Müllers4) Angabe belief sich im 15. Jahrhundert die Zahl der Mainzölle von Frankfurt a. M. bis Bamberg auf 25! Allerdings genossen gerade die Nürnberger Kaufleute in reichem Maße Zollbefreiungen, sie aber erschwerten wiederum die Zoll­ abfertigung, weil sie häufig irgendwie beschränkt waren, sei es ') R. B. 16 Fol. 133 V. *) So gelang es trotz aller Bemühungen den bayerischen Herzögen nicht, den Nürnberger Kaufleuten in ihrem Gebiet den Straßenzwang aufzuerlegen (Joh. Müller, Die Handelspolitik Nürnbergs im Spätmittelalter, Jahrbuch für Nationalökonomie und Statistik. 3. Folge. 38. Band. Jena 1909. S. 618). 3) Joh. Müller, Der Kampf Nürnbergs mit Kurmainz um die freie Schiff­ fahrt auf dem Main im 16. Jahrhundert. (Unterhaltungsblatt d. Frank. Kurier. Nürnberg 1906, Nr. 52—60). 4) Geleitswesen und Güterverkehr zwischen Nürnberg und Frankfurt a. M. im 15. Jahrhundert, Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Bd. V. Leipzig 1907. S. 370/71.

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zeitlich, sei es auf gewisse Waren, sodaß sich leicht Streitigkeiten ergaben, wenn eine Prüfung des Sachverhalts nicht sofort möglich war. Die Unsicherheit des Handels infolge der schlechten Straßen und der Überfalle, seine Erschwerung durch die vielen Abgaben und Zölle wurde noch vermehrt durch die bestehenden Münzmiß­ stände. Nie war man sicher vor Münzverrufungen, immer mußte man mit Münzverschlechterung rechnen. Wie sehr dadurch eine ungestörte Entwicklung des Handels gehemmt wurde, liegt auf der Hand. Selbst Vorschriften über das Beladen der Wägen fehlten nicht. Sogar hier mischten sich die Geleitsfürsten ein und ver­ langten genaue Beachtung ihrer Wünsche. Im August 1542 ist den Kaufleuten das markgräfliche Geleit in die Frankfurter Messe gewährt, „daneben aber auch den kauf- und fuhrleuten, so gen Frankfurt faren und handlen, anzezeigen bevolhen, die wägen mit den gütern dermaßen ze beladen, damit sie im gleit fürderlich von statten körnen mögen und nit not thue lang auf sie ze warten, mit warnung, wo nit und inen etwas darüber begegnen solt, das ein Rat inen dafür nit sein könd“1)- Und im Rats­ buch Nr. 45 Fol. 321 heißt es ausdrücklich „den aufladern verpieten keinem furman über 36 — 40 zentner schwehr aufzeladen“ (17. März 1587). Damit aber der Hemmnisse und Gefahren noch nicht genug. Gerade Nürnberg hatte noch auf einen ganz besonderen Umstand Rücksicht zu nehmen. Die Stadt war zum evangelischen Glauben übergetreten und daraus erwuchsen so manche Schwierigkeiten, die sich oft in Ratsverlässen widerspiegeln. Die Herzoge von Sachsen und Hessen bedrohen im Jahre 1528 Mainz, Würzburg und Bamberg mit Krieg. «So dann nun daraus zu besorgen, es mecht in gemelter bischof land bey disen kriegsübungen gegen eins Erbern Raths verwanten und iren guetern gehandlet werden, ist ... erteilt, die treffenlichsten kaufleut und factor alhie ze beschicken und denen ze sagen: wie wol ein Erber Rath diser kriegsubung gantz nichts ze thuen haben, so wiß man doch, wie ungeneigt die gemelten drey bischoff eynem Erbern Rath und gemeiner stat Nürnberg von wegen christenlicher lere, deren bisher statgegeben worden, seyen und daraus nit wenig sorg l)

R. B. 2i Fol. 6/v.

103 ersprießen möcht, wene sie eins Rats burger und ire guter füglich gehaben, sie mochten gegen denen handeln“ (23. Mai 1528)1). Trotz aller Vorsicht, trotz strengster Einhaltung aller Vorschriften lauerten dennoch Gefahren; immer wieder werden Klagen laut über Räubereien der Ritter, die das Geleit nicht restlos zu bannen vermochte. Haushoch türmten sich die Schwierigkeiten, und dennoch setzte sich der Nürnberger Handel durch, ja noch mehr, er erlangte Weltbedeutung. Aus eigener Kraft freilich d. h. ganz allein auf sich gestellt hätten dies die Nürnberger Kaufleute wohl schwerlich vermocht, es mußte hinter ihnen eine Macht stehen, die überall da, wo es not tat, helfend und schützend eingriff, die den nötigen Weitblick für die Lebensbedürfnisse des Handels besaß und damit für seine Entwicklung nicht ein Hemm­ schuh, sondern Antrieb und Stütze zugleich wurde. Diese Aufgabe hat der Nürnberger Rat tatkräftig in die Hand genommen und er löste sie mit viel Verständnis, Umsicht und Klugheit. Eine einheit­ liche Staatsgewalt im Reiche, die wirklich die Macht innehatte, fehlte und damit auch eine Reichswirtschafts- und Handelspolitik. Hier mußte der Rat eingreifen und ersetzen, was das Reich nicht gewähren konnte. Zielbewußt setzte die städtische Handels­ politik ein. Wie es nicht anders sein konnte, wurde sie vom örtlichen Interesse beherrscht, bestimmten sie die Wünsche und Bedürfnisse der eigenen Bürger. Eben weil keine feste Hand das Ganze hielt, bildeten sich innerhalb des Reiches solche örtlichen Zentren, deren Denken sich stets egoistisch auf den eigenen Vorteil einstellte. Immer war das lokale Bedürfnis maß­ gebend, ein Zurücksetzen eigener Interessen gegenüber gemein­ samen, nationalen gab es nicht, dafür fehlten die Einsicht und die Voraussetzungen. So ist auch die Handelspolitik des Nürn­ berger Rats als durchaus egoistisch, lokal orientiert zu begreifen. Trotzdem hat sie in ihrem Bereich Großes geleistet und durch­ aus nicht eines höheren Zuges entbehrt. Mit unerbittlicher Folgerichtigkeit hat sie ihr Ziel verfolgt, um so planmäßiger und verständisvoller, als im Wesentlichen Kaufleute — Patrizier — das Stadtregiment führten und ihre umfassende Geschäftskenntnis im Dienste des gesamten Nürnberger Handels verwerteten. Es *) R. B. 14 Fol. 206 v.

104 muß zur Ehre der Geschlechter gesagt werden: Sie regierten im allgemeinen gut und führten die Stadt zu Wohlstand und Bedeutung1). Dies beweist vor allem die Handelspolitik des Nürnberger Rats, die nach außen und nach innen dem Handel die Wege ebnete. Die größten äußeren Hemmnisse des Handels bildeten die Zölle. Um sie für seine Kaufleute zu beseitigen oder sie wenigstens in wirksamer Weise zu mildern, trieb der Rat zunächst eine sehr geschickte Zollpolitik, indem er Zollbefrei­ ungen, auf Gegenseitigkeit beruhend, in zahlreichen Städten erwirkte, d. h. Nürnberg erwarb Zollfreiheiten auf Grund von Gegenseitigkeitsverträgen. Oft geschah dies durch die symbolische Handlung des sog. Pfeifergerichts, wobei sich die betreffenden Städte durch Abgesandte unter Musikbegleitung alljährlich ganz bestimmt vorgeschriebene Geschenke z. B. einen Becher mit Pfeffer, Handschuhe, Schwerter u. dgl. m. in ganz bestimmter Form und an ganz bestimmten Tagen überreichten2). Diese Geschenke wurden zu einem sehr wirksamen Mittel, die Zollbefreiungen immer wieder in Erinnerung zu bringen und aufzufrischen. Nur eine Auswahl der bedeutendsten Städte, in welchen Nürnberg Zollfreiheit erlangt hatte, sei nach der Urkunde Kaiser Ludwigs vom 12. September 1332 hier angegeben3). Danach bestand für Nürnberg Zollfreiheit in ,,Verona (Bern) in Uchtlanden, in Switza (Schwyz), in Salutria (Solothurn), Pysancia (Besangon), Argentina (Straßburg), Saraponte (Saarbrücken), Spyra (Speyer), Wormacia (Worms), Moguncia (Mainz), Franchenfurt, Weselaria (Wetzlar), Heilbrunnen, Wymppina (Wimpfen), Kobelentz, Trevery (Trier), Colonia (Köln), Aquis (Aachen), Mastrire (Mastrice?, Mastricht), Hertzogenpusch, Laütich (Lüttich), Metza, Wyrdung (Verdun), Namen (Namur), Walschen Newenburg (Neufchatel), Gg. Ludw. v. Maurer, Gesch. d. Städteverfassung in Deutschland. Erl. 1871. Bd. 2, S. 644/45. Nürnbergs überragende Stellung wurde auch von anderen bedeutenden Städten erkannt; dies zeigte sich z. B. darin, daß sie Nürnberg oft um Rat fragten und sich in vielen Angelegenheiten nach seinen Maßnahmen richteten, wie etwa Ulm seine Zollbemessung der der Nürnberger anglich (Briefbuch [B. B.] 142 Fol. 58 v). 2) Dieser alte Brauch wurde an den einzelnen Orten sehr verschieden geübt; Bamberg bildete z. B. insofern eine Ausnahme, als kein Teil dem andern ein Geschenk übergab. 3) Urschrift im Hauptstaatsarchiv München (Reichsstadt Nürnberg Nach­ träge Fase. 26), abgedruckt in den Chroniken der deutschen Städte. Bd. 1, S. 222/23.

105 Chameroy (Cambray), Bruxello, Antwerb, Lubechke (Lübeck), Herbipoli (Würzburg), Babenberga (Bamberg), Egra (Eger), Chambia (Cham), Amberga, Ratispona (Regensburg), et a Ratispona in aqua usque in Pataviam, Patavia (Passau), Monaco (München), Novoforo (Neumarkt), Altorf et in Harsprugga (Hersbruck)“. In den folgenden Jahrhunderten wurde ihre Zahl nicht geringer, sondern eher größer; Nürnberg verstand es eben meisterhaft, das Errungene zu behaupten und Neues dazu zu erwerben, wenn auch gerade im 16. Jahrhundert die gegenseitigen Zollbefreiungen häufig Einschränkungen erfuhren. Daneben schlug Nürnberg noch einen anderen Weg ein zur Erlangung von Zoll­ befreiungen: Kaiserliche oder fürstliche Verleihung. Vor allem kaiserliche Privilegien besaß Nürnberg in großer Anzahl; auf ihre Erhaltung war es ängstlich bedacht. Nur mit äußerster Vorsicht gestattete der Rat in drohenden Kriegszeiten aus diesem Grunde den Handel mit dem Ausland, das sich etwa gegen den Kaiser stellen könnte, ja er unterstützte kaiserliche Wünsche nach besten Kräftenx). Oft sogar verzichtete der Rat auf jegliches Eingreifen seinerseits, was der Ablehnung jeder Verantwortung für die Folgen gleichkam 2). Ebenso hatte sich der Rat mit der Regelung des Zolles innerhalb der Stadt eingehend befaßt, was schon aus dem ältesten vollständig erhaltenen Zolltarif (etwa Anfang des 15. Jahrhunderts) hervorgeht3). Danach bestand in Nürnberg ein Markt- und Tor­ zoll (großer und kleiner Torzoll). Städtischen Beamten war darüber die Verwaltung übertragen. Dem obersten Zöllner 1) An die „Herren Jeronimus Holtzschuher, Jeronimus Paumgartner und Sebalten Haller sampt und besonder. So haben wir auch von der Kai. Mt. ein geschlossen schreiben empfangen, davon durch euch meldung geschieht, des inhalt ist, das die Kai. Mt. angelangt, daß etlich kaufleut und ander bei uns allerley harnisch zu roß und fueß, auch ander wöhr und rüstungen bestellen und an ort und ende bringen, von dannen dieselben furters Irer Mt. vheinden zu vortheyl und guten komen und gewendt werden; mit gnedigster beger, bey unsern platnern, harnischmachern und Waffenmeistern daran zu sein und zu verfuegen, damit sy nymandt kein rustung, harnisch oder waffen verkaufen, er hab dan des brieflichen schein oder von uns erlaubnus; darauf haben wir ver­ lassen, dasselbig den unsern zu verkünden und wissen zu machen, wTie euch dan unverborgen, das wir hievor der hacken (Hakenbüchsen) halben Ordnung gegeben, das der keiner on unser wissen yemandts zu verfurn gestattet wirdet“ (i8. April 1544). B. B. 131 Fol. 63 V. 2) R. B. 13 Fol. I26v. R. B. 22 Fol. 103 v. 3) Original im Staatsarch. Nbg. S. YII L. 123 Nr. 220, abgedruckt bei Müller, Handelspolitik, S. 603 ff.

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unterstanden 5 Unterzollner für die fünf Haupttore der Stadt und der Zollschreiber. Bei der Bemessung der Einfuhrzölle waren die Bedürfnisse des heimischen Gewerbes maßgebend; die Durchgangszölle hielt man für alle die Waren niedrig, an deren Durchgangshandel man in hohem Maße interessiert war. Des Rates Handelspolitik in ihrer Wirkung nach innen äußerte sich durch strenge Überwachung der Qualität der Roh­ materialien wie der fertigen Ware. Denn über die Konkurrenz­ fähigkeit einer Stadt mit einer anderen entschied in jener Zeit die unbedingte Güte der Waren, nicht so sehr ihre Billigkeit, die etwa heute durch Massenproduktion erreicht werden kann. Andererseits mußte die einzelne Ware einen verhältnismäßig hohen Aufschlag vertragen können, weil hauptsächlich dadurch und nicht durch zahlenmäßig großen Umsatz Gewinn zu erlangen war. Beides aber hatte hochwertige Ware zur Voraussetzung. Heute würde man etwa sagen: der Wertgutgedanke stand im Mittelpunkt der gesamten Produktion, ja noch mehr, er war das Bestimmende, das schlechthin Führende, das den ganzen Menschen durchflutete und durchströmte, das daher auch bei jeder Arbeit zum Ausdruck kam und kommen mußte und, wenn es nicht geschah, den schärfsten Widerspruch erfuhr und mit allen Mitteln ausge­ rottet werden mußte, weil seine Übertretung die Einheit der ganzen Lebensauffassung in einem Maße zerbrach, wie es uns heute Lebenden inunsererinnerenLosgelöstheit kaum noch vorstellbar ist. Zu dieser Überwachung der Qualität bediente sich der Rat einer eigenen Einrichtung, der sog. Schau. Sie stellte eine Prüfung durch Sachverständige dar. Rohmaterial und Erzeugnisse, Händler und Handwerker waren ihr in gleicher Weise unter­ worfen. Besonders die Metalle und Metallgegenstände waren streng an sie gebunden; denn von ihrer Reinheit und Makel­ losigkeit hing für den Ruf Nürnbergs als Handels- und Gewerbe­ stadt außerordentlich viel ab. ,,Schauer“ waren in der Regel geschworene Meister der verschiedenen Handwerke, die zu red­ licher Ausübung ihres Amtes dem Rate verpflichtet waren. Zu der Stahl- und Eisenschau waren ,, . . . ihr fünf von fünf handwerken, nemlich ein clingenschmid, ein neberschmid, ein zirkelschmid, ein hufschmid und ein schermesserer verordent, diweil soliche fünf handwerk bedes, den stahel und eisen, pflegen zu

107 arbeiten — desgleichen ein eisenkremer und maister des platschlosser hantwercks darzu geordent“1). Wurden die geschauten Gegenstände für gerecht befunden, so bekamen sie das Nürnberger Zeichen aufgedrückt — es war das Stadtwappen oder ein N. oder beides — das ihre Güte verbürgte. Dabei handelte es sich freilich in erster Linie um solche Produkte, die als Nürnberger Spezialität galten oder Nürnberg zu besonderem Ansehen verhalfen, wie ,,Arbeiten der Kunstgewerbe, der Goldschmiede, der Kandel­ oder Zinngießer, der Plattner oder Harnischmacher, der Büchsen­ macher, der Trompeten- und Posaunenmacher sowie auch der Sensenschmiede“2). ,,Item es soll kein goldschmid noch sein gewaldt einich gemacht stuck aus seinem gewaldt nit geben, das 4 lot oder darüber hat; auch daraus nit geben lassen, es sei dan vor beschaut und mit der stadt zaichen bezeichent“ 3). Welch guten Ruf das Nürnberger Zeichen genoß, beweisen die zahlreichen Fälschungen, die von anderen Städten damit getrieben wurden, die vielen Versuche, den Abnehmern durch ähnliche Zeichen ein Nürnberger Fabrikat vorzutäuschen. Ein Ratsverlaß von 1520 (R. B. Nr. 11, Fol. 319v) suchte diesen Miß­ brauch abzustellen: ,,Item aus Ursachen, das zu Fürt und anderen auswendigen orten vil unrechtvertigs harnasch gemacht und mit unbekandtlichen zaichen, die dannocht dem hieigen mit dem halben adler etwas enlich (ähnlich) und gleich sein, bezeichent werden, ist bei eim Erbern Rat verlassen, bey den geswornen maistern des platner handtwercks alhie zu bestellen und zu verschaffen, das hieig zaichen mit einem N neben dem halben adler zu pessern, damit ir zeug und arbayt vor der andern pösen erkandtlich sey und nymant mit dem pösen zeug betrogen werde". Über denselben Gegenstand sind des öfteren Rats­ verlässe ergangen. So wurde 1507 »/den platnern eingepunten, das sy ainichen gewelten und gezeichent zeug außerhalb diser stat den fremden nicht sollen verkaufen oder geben . . . doch sol den maistern unverpoten, sondern erlaubt sein, gemelten zeug, der nicht gezaichent sey, frembden zu verkaufen"4). Mit h Staatsarch. Nbg., Handwerkerordnung von 1535, S. 23. *) Ernst Mummenhoff, Der Handwerker in der deutschen Vergangenheit, Lpz. 1901. S. 118. 8) Handwerkerordnung von 1535: Goldschmiedsordnung S. 39.

*) R.B. 8. Fol. 375.

108 andern Worten: Die Arbeit fremder Handwerker, deren Roh­ material das Nürnberger Zeichen trug, konnte leicht als volle Nürnberger Ware ausgegeben werden, ganz abgesehen davon, daß sich nachträglich kaum feststellen ließ, ob das Zeichen die Arbeit oder das Rohmaterial oder beides schützen sollte. Neben dem Zeichen der Stadt besaßen auch die einzelnen Handwerksmeister selbst Zeichen, die es ermöglichten, den Her­ steller minderwertiger Waren leicht ausfindig zu machen. So lesen wir in der oft zitierten Handwerkerordnung (S. 25): »Den zainer (Herrichtern des Eisens usw.) . . . aufzulegen, alle ir arbait zu bezaichnen, es geschee gleich, das sie ire zaichen in die ampas (Amboß) graben lassen oder durch andre mitl. Decretum in senatu 24. Juli 1578". Ferner, daß »jeder geschworne und alle andere maister, die von silber arbayten, sein aigens, underschidlichs, sichtlichs und erkenntlichs zaichen haben sol" *). Sogar fremde Erzeugnisse, die Handwerker bezogen, unterlagen der Schau: //Auch was man für clyngen herein furt oder pringt in die stat, die sol nymand kaufen zuvor und ehe sy auf das wenigist zween maister beschaut haben"*2). Selbstverständlich bedeutete die Schau neben dem Schutz der gewerblichen Erzeugnisse für diejenigen, die ihr unterworfen waren, auch einen Druck und eine Belastung, sodaß sich der Rat sogar in manchen Fällen, wenn ein besonderes Interesse ihn bestimmte, die Einrichtung zu mildern oder gar abzustellen gezwungen sah: //Item aus beweglichen guten Ursachen ist im Rat erteilt, das man die kupferschau ein zeyt langk in rue stellen sol; zu dem, das die Fucker, Hochstetter und andere gesellschaft ir kupfer auf die schau nicht wollen verkaufen und ehe damit an andere ort handeln und das ir bewegnus und clag, das si in solcher schau mit der einschatzung für den abgangk zu hoh beschwert worden" (1512)3). Gerade in Sachen der Schau ging der Rat mit peinlicher Sorgfalt vor und suchte jeden Unterschleif durch strenge Maßnahmen zu verhindern: //Zu hanthabung desselben (d. h. des Zeichens) sollen geschworen maister gepeten und gesetzt werden, die darob mit vleis halten *) Handwerkerordnung: Pesserung der Goldschmiedsordnung 1541, S. 44, 13 ff. 2) Ebd. Messererordnung S. 104. s) R. B. 9 Fol. 273.

109 und allen zeug zwifach schauen, nemlich zuerst auf die herte, so der zeug rauch (= rauh) und zum anderen, so er paliret (poliert) und ganz ausberait ist" (1508)l). Man sieht, sogar eine doppelte Schau nach den verschiedenen Stadien des Her­ stellungsprozesses wurde verlangt2). Alle Möglichkeiten des Betrugs erwog der Rat und allen suchte er mit den strengsten Vorschriften zuvorzukommen und sie von vornherein auszuschalten. Viel Federlesens wurde bei »unrechtvertigem zeug" nicht gemacht: »Es ist bey einem gesamelten Rat erteilt, das die geschworne maister messerer, so zue der clingenschau geordent sein, hinfuran nit mer scharten in die bösen unrechtfertigen clyngen schlagen, sonder die gar zerprechen sollen, damit sie nit wieder geschliffen und für gut hingegeben mögen werden" (19. Nov. 1527)3). Oft spürt man so recht aus dem Ausdruck schon heraus, wie sehr schlechte Ware verpönt wurde: »Hansen Großen dem kramer soll man seine von zyn gegossene knorrete arbeit hie feil ze haben ablainen" (3. Jan. 1540)4). Die große Bedeutung des Zeichens kann nicht höher eingeschätzt und seine Wichtigkeit nicht besser ausgedrückt werden als mit folgenden Worten: »Als aber dabey von den platnern begert ist, etlichen aus inen zu begönnen, das sy nicht auf das zaichen dorften arbaiten, ist in (ihnen) abgelaint; dan es ein zerrütting und verderben des ganzen hantwerks würd sein" (1508)5). Die höchste Steigerung aber erfährt dieses Prinzip der Qualitätsware durch die Bestimmung: ». . . und dem ganzen handwerck der platner bei iren pflichten verpieten, das sie solchen pösen zeug der sturtz (Visierhelm), die nit gemes der Ordnung sein, nit mer kaufen, unangesehen, wo die gemacht' sein" (1502)6), d. h. der Rat fühlte sich nicht nur für die Güte der Erzeugnisse seiner eigenen Handwerker ver­ pflichtet, sondern er verbürgte sich sogar für die Waren fremder Hersteller, die seine Handwerker kaufen mußten. J) Ebd. 8 Fol. 421. 2) Mit „Zeug“ ist hier „Harnasch“ gemeint, wie dies aus der Plattnerordnung (Handwerkerordnung S. 158) ersichtlich ist. 3) R. B. 14 Fol. 111. 4) R. B. 20 Fol. 83. 5) R. B. 8 Fol. 421. e) R. B. 7 Fol. 236V.

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Wie die Handwerker, so waren auch die Händler der Schau unterworfen; daran hatten die ersteren schon selbst ein lebhaftes Interesse, damit durch Fälschungen oder Betrug der Händler der Ruf ihrer Erzeugnisse nicht seinen guten Klang verlöre: «Auf der geschwornen goldtschmid anpringen, wie etliche kremer silbern ringlin und ander geschmeid hie feil haben, die aber am gehalt zu gering, darüber sie inen derselben etliche aufgehalten, ist verlassen, inen solichs widerzeschaffen mit War­ nung, dergleichen arbeit hie nit mer feil ze haben" (27. April 1543) *). Daß der Rat diese Gefahr nicht gering einschätzte, kommt schon darin zum Ausdruck, daß die Händler, die »die gefälschte goldschmidarbeit aufkaufen und als Nürnberger war verkaufen"*2), eine bedeutend größere und härtere Strafe zu erwarten hatten, als die Handwerker, die sie verfertigt hatten. Auf die Händler mußte der Rat sein besonderes Augen­ merk haben, weil von ihrer Seite immer wieder Betrug drohte, vor allem auch bei der Belieferung des Handwerks mit Rohmetall; sie sollen »nicht (wie bishero geschehen) den besten zeug an andere ort zu verschieben und den bösen in die hieigen hantwerck zu stecken" trachten3). Der Handel, einmal über seine ersten Anfänge hinausgekommen, suchte sich auch schon neue Wege und Möglichkeiten; die Befriedigung des heimischen Hand­ werks allein war ihm nicht mehr ausreichend. Selbstverständlich führte er sich am besten bei anderen ein, wenn er Qualitäts­ ware lieferte, freilich zum Schaden des dort einheimischen Hand­ werks. Doch welcher Händler fragte darnach, wenn es um die Erweiterung seiner eigenen Existenz ging? Freilich immer wieder dämmt die Obrigkeit die vorwärts drängenden Strebungen ein — vor allem, wenn sie in dieser Weise das heimische Hand­ werk schädigten — und hält sie kraft ihrer Macht und Autorität im alten Geleise oder sucht dies zum mindesten mit allen Mitteln zu erreichen. Auf jeden Fall beugte der Rat jeder Ausrede der Händler vor; so bestimmte er, daß zur besseren Unter­ scheidung von gezaintem Schieneisen und geschmelztem Eisen »man am end ein kleines trümlein ungezaint lassen, auf das *) R. B. 21 Fol. 190. 2) R.B. 49 Fol. 137. 5) R. B. 36' Fol. 225.

„Zeug“ ist hier gleich Rohmetall.

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die eisenschauer, wan sie sonderlich bey den eisenhendlern schauen, die Sorten des eisens desto leichtlicher von einander sehn und die eisenhendler sich destweniger entschuldigen können" (1589)1). Und wenn gar Klage von befreundeten Städten über Lieferung minderwertiger Erzeugnisse einging, ließ der Rat seine ganze Strenge walten2). Alle diese Bestimmungen, Vorschriften, Ge- und Verbote standen jedoch keineswegs bloß auf dem Papier; bei ihrer Nicht­ beachtung mußte eine eigene Behörde, das Rugsamt, Strafen und Verwarnungen erteilen: »Aus dem großem Rat weelet man ein pfenter, des ampt ist, die zwitracht, so sich zwischen den ehehalten (Dienstboten) und irer herrschaft ye zu Zeiten fürtragen, zu entschaiden . . . disem pfenter sein auch zugeordnet vier ratsherrn, mit welchen er alle dienstag, donerstag, sonabent die hantwercksleut verhorn, die, so wider die sonderparn gesetz und Statut kauft, verkauft, gehandelt und mit betrug oder unvolkomenlich ire arbayt ausgemacht haben, strafen, auch auf eim ieden hantwerck geschworn maister machen muß: in süma, was an andern orten die zunftmaister, das sein pei uns die fünf rügsherrn, dero iedem, so oft sie zusam körnen, fünf und zwainzig pfening zuer besoldung gegeben werden" 3). Es ist klar, daß Gewerbeerzeugnisse, auf der Grundlage einer solch strengen Qualitätsüberwachung hergestellt, sich die Welt erobern mußten. Zu all dem kam noch die strenge Prüfung der verwendeten Maße und Gewichte: »/Unser herren vom Rate gebieten, das hinfür nyemandt in diser stat einicherlay wäre aus oder einwegen sol dann mit gewichten, die mit diser statt Zeichen bezeichent und gerecht seind"4). Schließlich galt auch die Vor*) 47 Fol. 305. Über das Handwerk der Zainer in Nürnberg s. Christoph "Weigel, Abbildung der Hauptstände, Regensb. 1698, S. 348 ff. 3) So werden bei einer Klage Straßburgs über schlechte Zinnarbeit Händ­ ler und Handwerker neben einer Zurechtweisung mit Freiheitsstrafe bedacht (B. B. 160 Fol. 87.) 8) Chroniken der deutschen Städte Bd. XI (Nürnberg Bd. V), S. 799. Damit ist zugleich die eigenartige Tatsache ausgesprochen, daß in Nürnberg, dieser Gewerbestadt par excellence, keine Zünfte in dem sonst geläufigen Sinne bestanden haben, daß alle Funktionen, die den Zünften zugefallen wären, von Behörden ausgeübt wurden: doch davon später noch ein Wort. *) Jos. Baader, Nürnberger Polizeiordnungen aus dem 13. bis 1^. Jahrh. Stuttgart 1861, S. 173.

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schrift, die Mehrzahl der Güter im Klein- wie im Großverkauf auf die öffentliche Wage zu bringen, in der sie besteuert wurden. Die Wage gehörte zu den handelspolizeilichen Einrichtungen; ihre Beamten waren der Wagmeister, die geschwornen Diener, die Ballenbinder und -träger und schließlich die Wagamtleute und Wagherren aus dem Rat. »Unsere herren vom Rate setzen und gebieten ernstlich, das fürbas nyemantz kein kaufmanschatz sol wegen oder wegen lassen dan in der stat fronwage. Wo aber yemantz hette soliche kaufmanschaft oder güter, die im in der fronwage zu wegen (wiegen) nit fügsam were, der mag die in seinem haus oder herberg wegen lassen, doch also, das der gesworne Wäger oder sein gesworne diner do bey sey und der stat ir waglon und gerechtigkeit da von gefalle, bey puß 50 guldin, so oft er darumb gerügt wurde. Und was man also doheimen wigt, das sol man mit frongewicht und nit mit kram­ gewicht wegen" 1). Selbstverständlich wurde in der Wage ebenfalls streng auf die Verwendung richtiger Gewichte gesehen: »Als sich erfun­ den, das die messin gewicht in der wag etwas zu gering seint, wölcher mangel daher volgt, das sichs am daran hangenden pley abgeetzt, ist beim Rath verlassen, das solche gewicht gar verneut und aber von eisen gemacht werden sollen" (28. Juni 1539)2). Die Güter, die in der Wage versteuert worden waren, mußten nun auch vor anderen kenntlich sein, daher wurden sie mit Zeichen versehen. In früheren Zeiten bediente man sich dazu bleierner, mit dem Nürnberger Adler versehener Wag­ zeichen, die später von ledernen abgelöst wurden. Schließlich aber schaffte man auch diese ab und ersetzte sie durch sog. Bolliten oder Polliten, kurze schriftliche Ausweise, schriftliche Urkunden (franz. bulletin). Wann diese Änderung eingeführt wurde, erfahren wir aus einem Nürnberger Ratsverlaß: »dem statzolner in der wag". . . soll man. . . »dabey bevelhen, das er die liderine Zeichen zum zol endern und andere machen lassen sol, die mit der zifferzal nach anzal der geladen faß oder gueter zu verzaichen" (1513)3). *) Ebd. 2) R. ß. Umstand, daß 8) R. B.

S. 173. 19 Fol. 257. Die Bestimmung geht, wie es scheint, auf den Messinggewichte usw. mit Blei ausgegossen wurden. 10 Fol. 91.

113 Diese gewissenhafte und peinliche Überwachung des ge­ werblichen und Handelslebens verfolgte regelmäßig einen doppel­ ten Zweck. Auf der einen Seite war sie bestimmt von handels­ politischen Interessen, die sich zusammenfassen lassen nach außen in dem Streben nach Konkurrenzfähigkeit der Nürnberger Erzeugnisse durch ihre Hochwertigkeit und nach innen in der Sicherung des kaufenden Publikums, vor allem der eigenen Bürger, gegen Übervorteilung, Verfälschung und Betrügerei aller Art. Auf der andern Seite standen deutlich finanzielle Erwägungen im Hintergrund; weil damals die Abgaben vom Verkehr die wichtigste Steuerquelle darstellten, suchte man diesen auch möglichst vollständig und lückenlos zu erfassen. Darum liegen den Ratsverlässen, die sich mit der Einrichtung der Wage beschäftigen, in der Regel fiskalische Interessen zugrunde: »/Als auch beschwerungsweis furkomen, das ezliche burger und factores sich untersten am abent, wan die wag zugesperrt, oder auch wol an den feiertägen ire gueter für die heuwag zu fuern und daselbst abwegen zu lassen, daraus dan leichtlich allerlay gefahr und betrug und sonderlich dis entstehn kan, dhweil der heuweger die Zeichen der kaufleut nicht kennet, das wol gute zalbare waren für pfenwert (Kleinigkeit)**) mögen angezaigt werden; denselben betrug aber zuvorkomen, sol man an das neue zolhaus, auch an die wag und heuwag unterschidliche zettl anschlagen und bei straf 10 gülden verpieten lassen, keinerley kaufmansgueter mer an der heuwag abzuwegen oder abwegen zu lassen, welche straf der heuweger sowol als der kaufman, yeder zum halben tail bezalen sol; und den kaufleuten daneben anzaigen, da einer ye so eilends oder nötig zu wegen hette und doch mit einschlagung seiner gueter zu rechter zeit, dhweil die wag nit offen, nicht gar fertig werden köndt, der sol sich in der wag anzeigen lassen, damit die wag desto lenger offen gehalten werden mug“ (16. Juni 1579) 2). Sogar zum Mittel der Amtszeitvcrlängerung verstand man sich, um dem Unterschleif auch jede Begründung zu nehmen. Gerade die Wichtigkeit der Wage als steuerliche Einnahme­ quelle hatte zur notwendigen Folge, daß bis ins Kleinste festl) Nach Gebrüder Grimm, Deutsches Wörterbuch Bd. 7, Sp. 1671, von phenincwert. *) R. B. 38 Fol. 126. 8

114 gelegt wurde, wie weit die Bürger in dem Verkaufe außerhalb der Wage gehen durften oder, was dasselbe ist, wie weit der Güterumsatz abgabefrei war. »Es sol hinfuro ein yeder burger diser stat in sein haus, kram oder gewölb auf ein tag zu einem mal und einer einigen person von groben und schweren waren 50 pfund und darüber nit auszuwegen macht haben bey straf 50 fl.; doch so sollen nit destminder alle zolbare gueter, so bemelter gestalt in hausern, gewölben und kremen also aus­ gewogen werden, durch eins Rats bürgere den zolnern in der wag angesa^t, auch die frömbden kramer durch sie gemanet werden, die zöl und waggelt zu entrichten. Daneben hat auch ein Erber Rat, damit sich ye nimant zu beclagen habe, zugelassen, das ein yeder burger an sontagen und gepannen (streng gebotenen) feiertagen*), so die wag zugeschlossen ist, bis in 100 pfund schwerer war in sein haus, kram oder gewölb außerhalb der wag auswegen mög" (18. Sept. 1535)*2). Diese letzten Worte veranschaulichen übrigens das Bestreben des Rats, alle unnötigen Härten zu vermeiden und auszuschalten. Das Prinzip der Über­ wachung und Kontrolle wurde bei allem Zwang nicht auf die Spitze getrieben und artete daher auch nicht in lästige Starrheit aus. Das beste Zeichen für die Wirkungen der strengen Quali­ tätsüberwachung ist die Tatsache, daß Nürnberg in anderen Städten durchaus als Vorbild galt und sein Gutachten immer wieder eingeholt wurde3). Besonders charakteristisch für die Einstellung der Nürn­ berger Handelspolitik ist das Gästerecht, das noch im 13. Jahr­ hundert offensichtlich den einheimischen Kaufmann und Hand­ werker vor dem Fremden schützte, ihn bevorzugte und begün­ stigte, wie es nur irgend anging. Im Laufe des 15. und 16. Jahr­ hunderts erfuhr es aber in Nürnberg im Gegensatz zu anderen Städten eine bedeutende Wandlung; eine allmähliche Gleich­ stellung der Gäste mit den Einheimischen bahnte sich an. Freilich eine Hauptbestimmung des Gästerechts blieb nach wie *) Schmeller-Frommann, Bayer. Wörterbuch, Bd. I, Sp. 243. 2) R. B. \y Fol. 99. 8) So schickt 1528 Bamberg an Nürnberg „4 stuck zin mit a, b, c, d bezeichent“, um es hier auf seine Güte probieren zu lassen (B. B. 98 Fol. 22); dieselbe Freundlichkeit erbat sich Ulm im Jahre 1564 (B. B. 173 Fol. 128) und ebenso ersuchte 1596 „Eystett . . . eine prob gemengten zin probiren* zu lassen (B. B. 214 Fol. 21).

115 vor in Geltung: der Gast soll außer dem Jahrmarkt nicht im einzelnen verkaufen. Dies bedeutete Schutz des Handwerkers wie des Kleinhändlers vor der Konkurrenz der fremden Kaufleute und Handwerker, die Jahrmarktszeit ausgenommen. »Unsere herren vom Rate sein umb nutz und notturft willen diser stat zu rat worden, ernstlich und vesticlich setzende und gebietende, das hinfur alle geste, die specerei oder ander kaufmanschaft, wie die genant ist, herbringen zu verkaufen, die man mit der wag und gewicht verkauft und verkaufen mag, das sie der weder in iren herbergen noch andern gemechen oder gewelben, die sie auswendig irer herberg hetten oder bestunden, nichtz nicht bei einzigen verkaufen oder auswegen sollen, weder durch sich selbs oder yemandt anders von iren wegen, sonder, was sie solicher wäre hie verkaufen, die sollen sie verkaufen mit gantzen stucken und secken, wie sie die ungeverlich herbringen"1). »Zu Zeiten der messe und heylthumbs freyung, solang die weret, mögen geste wol auswegen und mit der ein ausschneiden, welche zu offen laden steen, doch das sie der stat gerechtvertigte ge­ wicht und eien zu solichem irem aussneiden und auswegen haben und gebrauchen" 2). Der Gast durfte also im allgemeinen nur im Großen verkaufen. Gerade durch diese Bestimmung erscheint der Kleinhandel als Vorrecht, das den Fremden nur in Ausnahmefällen, während der Marktzeit, eingeräumt wurde. Sonst aber fallen die ehemaligen Beschränkungen mehr und mehr. Der Dauer des Aufenthalts der Fremden innerhalb der Stadt wird keine Schranke mehr auferlegt und schon im 15. Jahr­ hundert ist das Verbot des Kommissionshandels gegenstandslos geworden3), um nur das Wesentlichste hervorzuheben. Merk­ würdigerweise ist von der Bestimmung: »der Gast soll nicht mit dem Gast, sondern nur mit dem Ortsbürger kaufschlagen", die sich sonst überall im Gästerecht findet, in Nürnberg nicht die Rede. Darin mag sich auch der freiere Zug, der in Nürn­ bergs Handelspolitik allenthalben durchbricht, ausprägen. Zu all diesen Vorschriften gesellte sich noch eine besonders wichtige und für die Einstellung der Menschen jener Zeit kenn*) Baader, Polizeiordnungen S. 128. 2) Ebd. S. 130. 3) Ebd. S. 131. 8*

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zeichnende, das Verbot alles »Fürkaufs", d. h. alles Handels aus zweiter Hand. Mit der Vorstellung dieses Zwischenhandels verband sich damals unwillkürlich die einer Verteuerung der Waren, die unter allen Umständen vermieden werden sollte. Außerdem widersprach der Fürkauf auch dem Grundsatz der gleichen Kaufgelegenheit für alle Bürger ohne Unterschied. So bestimmt die Handwerkerordnung1): »Das die hantwercker nit furkauf treiben sollen. Unsere herren vom Rat haben umb gemeines nutz und notturft willen aller der iren gesetzt, ernstlich und festiglich gebietende, das hinfuro kein handwercker, handwerckerin oder ir gewalt mit einicher whar oder gezeug, zu seinem handwerck dienend, umb gewins willen keinen furkauf treiben, sonder solchs gezeugs und whar nit mer kaufen sollen, dan sie mit iren geprotten (im Brote stehenden) eehalten des ungeverlich verarbaiten mögen“. Freilich ließ sich der Zwischenhandel praktisch nicht ganz ausschalten; daher wurden vom Rat selbst Unterkäufer oder Makler, hier »Unterkäufel“ genannt, aufgestellt, beeidigt und ihnen genaue Vorschriften über den Umfang ihrer Befugnisse erteilt. »Ez habent gesetzt unser herren, daz nieman underkoüfel sol sein an keiner kaufmanschaft, er habe denne darumbe gesworn, daz er underkofel sei ane (ohne) geverde ainem als dem andern“ 2). Nur ihnen war der Fürkauf gestattet, alle andern traf strenges Verbot. »So sol man auch den zainern (die das Eisen zu Zainen d. h. Stangen oder Stäben schmieden)3) den furkauf und hantirung mit dem eisen und stahel zu furkomung allerhand betrugs, den sie sonsten mit auswexlung des guten zeugs gegen den eisenhendlern dadurch treiben mugen, bei straf 20 fl. verpieten und sie allein auf ir hantwerck des zainens weisen“4). Der Fürkauf erschwerte nämlich die Kon­ trolle des Rates bezw. seiner Behörden über die Güte der Waren, ja er machte sie in vielen Fällen geradezu unmöglich; gleich­ zeitig bedeutete er eine Steuerhinterziehung und eine Schlechter­ stellung der einen Bürger gegenüber den andern. Und darum mußte jene Zeit aus grundsätzlichen und fiskalischen Erwägungen heraus für ein Verbot alles Fürkaufs eintreten. Die Klage über *) 2) 3) 4)

A. a. O. S. 3. Baader, S. 124. Schmeller-Frommann, Bayer. Wörterbuch, Bd. II, Sp. 1128. R. B. 43 Fol. i8ov.

117 die verteuernde Wirkung des Fürkaufs wird zu Zeiten ganz besonders laut: »Der geschwornen und anderer maister der gieser des rotschmidhandwercks alhie suplication umb furderliche abstellung des vorhin verpotenen, schedlichen furkaufs des stuckmessings, dessen sich etliche hieige burger und inwoner zu irem vorteil und aigennutzigen gesuch understehen, inen nochmals denselben in einem solchen übermäßigen, hohen wert an bezalungstat anschlagen und zustellen und dagegen die aus­ gemachte arbeit so gering annemen, das den maistern unmuglich sei, wan inen gleich ein wenig messing an der arbeit übrig blieb, das sie doch das drucken brodt nicht wol daran haben köndten" (1592)1). Auf jede nur erdenkliche Weise ging der Fürkauf vor sich; der Rat hatte immer nur zu schlichten, die Klagen der Hand­ werker anzuhören und auf Wege zu sinnen, allem Unterschleif vorzubeugen, abzuhelfen, zu verbieten und mit Strafen zu drohen. »Als dan auch des mer furkomen, das die eisenhendler den eisenwegen, so das eisen zu failen khauf hieherfueren, für die tor entgegenlaufen, die keuf darumb beschließen, eh es in die stat kumbt, dardurch nicht allein einer dem andern das eisen aus den henden kauft, sonder auch ein unbilliche staigerung verursacht: sol man solches bei straf des gemeinen gesetzs, den fürkauf auser der stat verpietendt, bei den eisenhendlern auch abstellen" (1578)2). Nicht genug, daß sich schon der verbotene Fürkauf innerhalb -der Stadt immer wieder zeigte und nur schwer abstellen ließ, sodaß auf dem Markt ein städtischer Angestellter, »der sworn marckmaister und seine knechte"3), neben anderem jede Übertretung dieses Verbotes sogleich zu bestrafen hatte, sondern man versuchte sogar schon die Waren, noch ehe sie in die Stadt hereinkamen, an sich zu reißen. Selbst wenn dabei keine Verteuerung stattgefunden hatte, widersprach eben der Fürkauf dem bestehenden Grundsatz gleicher Kaufgelegenheit für alle. »Und weilen in der amptleut in der wag pflicht vorhin versehen, das sie niemandt nichts kaufen sollen, der damit ein furkauf oder hantirung treib; als sol man sie diser irer pflicht *) R. B. 50 Fol. 377. 2) R. B. 36 Fol. 227. 8) R. B. 10 Fol. 241 v.

118 mit allem vleis erinnern, mit betrohung, do si darwider hantlen werden, das man sie nicht allein ernstlich strafen, sondern auch ires amptes one genade entsetzen wolle" (26. März 1594)l). Besonders beachtenswert ist hier die Zeit; noch zu Ende des Jahrhunderts war man von der schädlichen Wirkung des Für­ kaufs ebenso durchdrungen, wie zu Beginn. Dies waren in Kürze die wirtschafts- und handelspolitischen Maßnahmen, deren sich der Rat um des einen Zieles willen bediente, Nürnberg als Handels- und Gewerbestadt in jeder Weise zu fördern, und, soviel an ihm lag, alle Hindernisse, die sich der Entwicklung und Entfaltung seines Handels entgegenstellten, aus dem Wege zu räumen. Die vorliegende Arbeit soll den Nürnberger Metallhandel des 16. Jahrhunderts zum Gegenstand haben. Sie beschäftigt sich also mit dem Handel einer Zeit, die nach der üblichen historischen Einteilungsweise unter den Begriff der Neuzeit fällt. Das 16. Jahrhundert stellt aber dennoch nicht etwas völlig Neues dar, das von der vergangenen Zeit durch einen scharfen Tren­ nungsstrich geschieden wäre, sondern es verkörpert vielmehr ein Ringen einander widerstrebender Kräfte, der in der ver­ gangenen Zeit wurzelnden mit den neuen, sich allmählich heraus­ gestaltenden. Noch wirkt lebendig die mittelalterliche Welt mit ihren Vorstellungen und Gewohnheiten nach. Wenn auch Manches schon zur leeren Form geworden ist und seinen eigent­ lichen Sinn und Inhalt verloren hat, so ist doch wieder vieles Andere voll und ganz wirksam und vermag eine rasche Ent­ wicklung des Kommenden hintanzuhalten. Dieser Auffassung entsprechend wurde im Vorhergehenden mit Absicht auf mittel­ alterliche Verhältnisse und Grundsätze zurückgegriffen; denn ihre Geltung ist auch für dieses Jahrhundert nicht abgetan, es tritt dies ja gerade in dem Widerstreit mit dem Kommenden deutlich hervor. Mit anderen Worten: Das 16. Jahrhundert trägt einerseits die Zeichen des Verfalls dessen, was Mittelalter heißt, und andrerseits die Symptome einer neuen Zeit in sich, die dazu berufen war, sich durchzusetzen und zu behaupten. Mitbestimmende, jedoch keineswegs ausschlaggebende Fak­ toren einer allmählichen Umgestaltung waren eine Reihe äußerer J) R.B. 52 Fol. 426.

119 Ereignisse, deren Tragweite für Nürnberg aber nicht über­ schätzt werden darf. Die Entdeckung Amerikas und die Auf­ findung des Seeweges nach Ostindien um die Jahrhundertwende hatte eine langsame Verschiebung der Kräfte auf dem europäischen Kontinent zur Folge. Je länger je mehr verlor der Levante­ handel seine Bedeutung, an seine Stelle traten Lissabon und Antwerpen; dadurch wurde auch Venedig von dem Umschwung betroffen. Doch kann nicht gesagt werden, daß es mit einem Schlage vom Handel ausgeschaltet worden wäre, sondern seine Verdrängung erfolgte erst nach und nach. Zunächst erlitten die deutsch-venetianischen Handelsbeziehungen keine wesentliche Einbuße, zumal auch Venedig nicht allein den Gewürzhandel — der ihm jetzt allerdings streitig gemacht wurde — sondern auch ausgedehnten Handel mit anderen Gegenständen z. B. mit Metall­ waren betrieb. Wenn Nürnberg überhaupt von diesen Umge­ staltungen betroffen wurde**), so vermochte es sich den ver­ änderten Verhältnissen rasch anzupassen. Seine glückliche Lage im Herzen des Reichs gab ihm dazu die Möglichkeit und gerade ihre kluge Ausnützung machte es zum Mittelpunkt des europäischen Landhandels. Jedenfalls ist festzuhalten: Der Umschwung, den das Zeitalter der Entdeckungen brachte, beeinflußte Nürnbergs Handel weit weniger als die verschiedenen kriegerischen Unruhen, unter denen es schwer zu leiden hatte2). Mit der Entdeckung Amerikas in Zusammenhang stand die Überschwemmung Europas mit amerikanischem Silber, mit der eine vermehrte Edelmetallproduktion Europas selbst Hand in Hand ging. Beides war dazu angetan, die festen Fundamente des Mittelalters zu erschüttern und geradezu eine Preisrevolution hervorzurufen3), was selbstverständlich auch auf den Handel seine Wirkungen ausübte. Von entscheidender Bedeutung für die Gestaltung des Handels wurde etwas Weiteres: die seit dem 16. Jahrhundert festzustel­ lende Bevölkerungszunahme. Während im Mittelalter von einer l) Die Behauptung Roths, Gesch. des niirnbergischen Handels, Lpz. 1800/01, Bd. I, S. 116, daß dadurch Nürnberg einen großen Teil seines Zwischenhandels verlor, mag für seinen Gewürzhandel, soweit er mit Venedig in Zusammenhang stand, zutreffen. *) Ich denke vor allem an den Überfall des Albrecht Alcibiades. 8) Näheres bei Georg Wiebe, Zur Geschichte der Preisrevolution des 16. und 17. Jahrhunderts. Leipzig, 1895.

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Stabilität der Bevölkerungszahl gesprochen werden muß, machte sich mit der zunehmenden Wohlhabenheit im Zeitalter der Re­ naissance ein stetiges Wachstum bemerkbar, das teilweise aller­ dings auch durch die Einwanderung von Menschen, die der blühende Bergbau in Deutschland anzog, eine Erklärung findet. Jedenfalls hatte die Bevölkerungszunahme einen steigenden Bedarf, wach­ sende Nachfrage auf dem Markt zur Folge; ihr mußte sich der Handel anpassen und gewachsen zeigen, wenn er seiner ver­ änderten und gesteigerten Aufgabe gerecht werden wollte. Weit wichtiger als diese äußeren Einflüsse waren die all­ mählichen Wandlungen und Umgestaltungen, die sich in der inneren Struktur des gesamten Lebens bemerkbar machten und in ihren Auswirkungen selbstverständlich auch den Handel nicht unberührt ließen. Ein Schlagwort faßt alles zusammen: das Zeit­ alter des Kapitalismus beginnt sich anzubahnen. Mögen seine Wurzeln auch schon in früheren Jahrhunderten zu suchen sein, so sind doch jetzt erst bedeutendere Ansätze wahrzunehmen. Von diesen — mit der Zeit des Hochkapitalismus verglichen -— immerhin erst keimhaften Regungen soll im Folgenden in aller Kürze und nur skizzenhaft die Rede sein. Zugleich soll alles, was am Anfang als allgemeines Bild entworfen wurde und für das 16. Jahrhundert nicht mehr in vollem Umfange zutrifft, eine Berichtigung erfahren. Unter Kapitalismus verstehe ich dabei zunächst nicht die Verwendung großer oder größerer Mittel im Wirtschaftsleben, sondern eine Wirtschaftsgesinnung, eine Geistes­ richtung, bei der nicht mehr ,,mensura omnium rerum homo“, sondern bei der das Geld um des Geldes willen seine Rolle zu spielen beginnt; nicht mehr die Person des Kaufmanns ist das Ausschlaggebende, sondern sein Kapital. Nicht als ob diese Wandlung in der Gesinnung plötzlich und überraschend zum Durchbruch gekommen wäre, solche Dinge reifen vielmehr langsam in einem Jahrhunderte langen Gärungsprozeß heran. Und darum können auch zunächst nur da und dort Ansätze festgestellt werden, die auf die künftige Entwicklung hindeuten. Die allmähliche Zersetzung der mittelalterlichen Lebenseinheit erfuhr gerade im 16. Jahrhundert einen entscheidenden Anstoß durch das welt­ geschichtliche Ereignis der Reformation und die daraus er­ wachsende Glaubensspaltung. Sie zerriß wie kaum eine andere

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Tatsache die Harmonie des Mittelalters und beschleunigte noch den bereits angebahnten Differenzierungs- und Isolierungsprozeß, der in der Trennung der einzelnen bisher in einer Einheit zu­ sammengefaßten Lebensgebiete am deutlichsten zum Ausdruck kam. Recht, Sitte, Kunst, Religion, Wirtschaft, Ethik werden zu Teilwahrheiten, die nebeneinander bestehen, ohne in einer Gesamt­ wahrheit zusammengefaßt zu sein, zu Teilgebieten, die bald keinen gemeinsamen Mittelpunkt mehr kennen. Auf die Auswirkungen dieser Erscheinung auf das Wirt­ schaftsleben im einzelnen und auf den Handel vor allem wird im Laufe der Darstellung zurückgekommen werden. Nur dies sei hier gesagt: es ist eine auffallende Tatsache, daß im 16. Jahr­ hundert immer mehr Handelshäuser vom Waren- zum Geldhandel übergingen. Den schlagendsten Beweis gibt die Geschichte der Fugger in Augsburgl). Daß die Entwicklung des Geld- und Kreditverkehrs vom 14. zum 16. Jahrhundert Fortschritte gemacht hat, darauf deutet schon das Sinken des Zinsfußes von 10 auf 5 Prozent hin2), was auf eine bedeutende Vermehrung des flüssigen Kapitals schließen läßt. In dieser Entwicklung nimmt nun gerade Nürnberg eine Ausnahmestellung ein, freilich nicht in dem Sinn, daß es abseitsstehend sich von der Zeitströmung losgesagt und sich bewußt eines jeden Geldgeschäftes enthalten hätte, sondern nur so, daß seine Kaufleute nach wie vor als Hauptgeschäft den Warenhandel betrieben und an den altherge­ brachten, soliden Grundsätzen, soweit möglich, festhielten, sodaß ihr Handel auf dieser gesunden Grundlage nicht ins Wanken kam, während anderswo die Geldspekulation und die Börsen­ geschäfte den oftmals blühenden mittelalterlichen Handel zer­ störten. Uneingeschränkt gilt dies für die erste Hälfte des Jahrhunderts. Gegen Ende änderte sich allerdings auch hier das Bild; auf die Dauer konnte sich eben niemand der Zeittendenz mit Erfolg widersetzen. Auch unter den Nürnberger Handelsgesellschaften tauchen zahlreiche neueren Gepräges auf, die sich vor allem dem Bergwerksbetrieb zuwandten, der ja in besonders hohem !) Richard Ehrenberg, Das Zeitalter der Fugger. Jena 1896. *) Georg Winter, Zur Geschichte des Zinsfußes im Mittelalter. Zeitschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte Bd. IV (Weimar 1896) S. 167.

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Maße die kapitalistische Entwicklung begünstigte und auch schon frühzeitig kapitalistische Färbung aufwies, vor allem in Verbindung mit dem Verlagssystem1). Auch die primitivere Gestaltung des Handels als Eigenhandel hatte mit der Zeit einen Stoß erfahren. Der Transport der Waren durch den Kaufmann in eigener Person wurde seltener, er erfolgte vielmehr immer häufiger durch professionsmäßige Fuhrleute; so ließen z. B. die Kanler ihr Kupfer aus Tirol regelmäßig durch Fuhrleute, deren Bezahlung und Entlohnung in den Rechnungen erscheint, befördern. Immer mehr näherte man sich der Form des Kommissions­ handels. In allen bedeutenderen Städten hatten die Kaufleute ihre Faktoren bestellt, die als ihre Angestellten, weit von der Heimat, die Geschäfte abwickelten und ihre Prinzipale durch regen brieflichen Verkehr stets auf dem Laufenden hielten2), sodaß in Wahrheit die Kaufleute schon ihre Geschäfte von einem festen Sitz aus dirigierten. Ebenso kündigte sich in der immer häufiger werdenden Durchbrechung des Qualitätsprinzips schon symptomatisch die allmähliche Zersetzung der inneren Einheit an, die erschreckende Fortschritte machte und trotz aller Eingriffe von oben nicht aufzuhalten war. So bietet das 16. Jahrhundert eine eigenartige Mischung streng mittelalterlicher Grundsätze, wie Gästerecht, Verbot des Fürkaufs usw., und kapitalistischer Tendenzen, Ausbildung des Verlagssystems, Bergwerksunternehmungen u. dgl. m. Und in diesem Gären, dem sich schon damals bis zu einem gewissen Grade zeigenden Verfall, vermochte Nürnberg seinen Handel kraft seiner günstigen Lage, seinem Festhalten am Warenhandel unter der geschickten Führung des Rates, wenn nicht zu steigern, so doch auf gleicher Höhe zu erhalten, bis auch er endgültig durch den Dreißigjährigen Krieg eine nie wieder gutzumachende Einbuße erlitt. Das Thema der Arbeit bedarf noch einer kurzen Erläuterung. Der Metallhandel Nürnbergs im 16. Jahrhundert soll Gegenstand *) Dieses soll, um Wiederholungen zu vermeiden, genauer in den folgenden Teilen betrachtet werden. a) Zunächst wurden diese Faktoren nur zeitweise entsandt, schließlich aber machten sie den fremden Ort zu ihrem dauernden Wohnsitz.

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der Betrachtung sein. Von ihm gilt ganz allgemein, daß er den wichtigsten Bestandteil des Nürnberger Warenhandels überhaupt bildete, der seine Bedeutung d*is ganze Jahrhundert hindurch be­ hielt. Ja, er erfuhr durch die vielen neuen Bergwerksunternehmungen und ihre erhöhte Ausbeute, durch den wachsenden Bedarf an Metallen, vor allem infolge der zunehmenden Ausgestaltung der Waffenindustrie sogar eine Steigerung. Metallhandel ist dabei im weitesten Sinne des Wortes zu fassen, sodaß er nicht nur das Rohmetall, sondern auch die Erzeugnisse der Metallindustrie in sich schließt. Denn eine Beschränkung allein auf das Roh­ metall erwies sich als undurchführbar, auch verarbeitetes Metall, Halbfabrikate und fertige Metallwaren mußten mit berücksichtigt werden, um ein etwas vollständigeres Bild zu geben, abgesehen davon, daß sich eine feste Grenze kaum ziehen ließ. Schon der Sprachgebrauch war häufig unklar und eine Entscheidung, ob Roh­ metall oder Fabrikat gemeint sei, ist in vielen Fällen nur schwer zu treffen1). So war aus diesen beiden Gründen die Einbeziehung der Metallfabrikate unumgänglich notwendig. Allzu viele Einzel­ heiten allerdings würden den Rahmen der Arbeit wieder gar zu sehr erweitern, es soll daher im allgemeinen der Nachdruck auf dem Rohmetall als Handelsgegenstand liegen. Schließlich soll noch der Art der Darstellung ein Wort gewidmet werden. Ich habe in ausgedehntem Maße die Quellen selbst sprechen lassen und sie im Wortlaut wiedergegeben und mich häufig mit kurzen erläuternden Bemerkungen begnügt. Dies *) So kann z. B. der Ausdruck Eisen, Stahl das Metall oder eine Schuß­ waffe meinen; unter der Ueberschrift „Genomen stahel“ heißt es (es handelt sich um einen Brief des Rates an Caspar von Seckendorf, Amtmann zu Schön­ berg, vom 20. September 1532): „Aus unsers dieners Pangratzen Wagners relation haben wir vernumen,was ir ime uf sein beschehene Werbung eines unsers burgers genomen stahels halben zu antwort geben habt“ (B. B. 105 Fol. 140 v). Aus dem Zusammenhang und den weiteren Verhandlungen ergab sich, daß es sich nicht um einen Kaufmann, dem durch einen räuberischen Ueberfall Stahl abge­ nommen wurde, sondern um einen Wilddieb und seine Schußwaffe handelte. Dies sei nur ein Beispiel für viele. Kurz erwähnt sei auch die Bezeichnung „Zeug“, die sehr oft gebraucht wird und außerordentlich vieldeutig ist. »Der Ausdruck „Zeug“ kann verschiedene Bedeutung haben. Er gehört zu den fließenden Ausdrücken, deren Sinn im einzelnen Falle schwer festzustellen ist. Meist scheint er mir etwa „Rüstung“ zu bedeuten, manchmal ist an „Kriegsgerät“ i. a. zu denken. Auch wird er gebraucht zur Bezeichnung von Rohmaterial, endlich manchmal überhaupt als Produkt gewerblicher Tätigkeit". (Ernst Scheibe, Studien zur Nürnberger Waffeniudustrie von 1450—1550. Diss. Bonn 1908, S. 18 Anm.)

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konnte angegriffen und dem Zweck einer solchen Arbeit wider­ sprechend empfunden werden. Trotzdem glaube ich den ein­ geschlagenen Weg begründen zu können. Es würde die Arbeit ungebührlich erweitern, wollte ich gesondert einen Anhang mit den Anlagequellen selbst geben. Damit aber gerade das Quellenmaterial nicht ganz unbekannt bleibe, habe ich es in die Darstellung eingeflochten und an seiner Hand alles orientiert; es mag dies um so eher gerechtfertigt sein, als ich mich bemühte, die prägnantesten und anschaulichsten Stellen herauszugreifen.

II. Abschnitt. Die Gegenstände des Nürnberger Metallhandels. Nürnbergs Metallhandel war mit dem Gewerbefleiß seiner Bewohner aufs engste verwoben und verbunden; die Metallhand­ werke der Stadt waren in hohem Grade für den Nürnberger Metallhandel richtunggebend und bestimmend. Es wäre nun freilich ein müßiges Unterfangen, feststellen zu wollen, ob das Gewerbe mehr durch den Handel oder umgekehrt der Handel mehr durch das Gewerbe Bedeutung erlangt habe, wer von beiden den ersten Anspruch auf die Begründung des Ruhmes der Stadt er­ heben könne. Eine Entscheidung, die dem tatsächlichen historischen Verlauf voll gerecht würde, ist wohl hier kaum zu treffen. Handel und Gewerbe waren mit unzähligen Fäden aneinander geknüpft, ineinander verflochten und gegenseitig bedingt. Eines konnte das andere nicht missen, in gegenseitiger Befruchtung nur konnten beide zu erstaunlicher Größe \vachsen und reifen. Und darum ist für das Verständnis des Nürnberger Metallhandels, für die Darstellung seiner Gegenstände zumal, unerläßlich, der Metall­ handwerke der Stadt zu gedenken, umsomehr als sie die wesent­ liche Grundlage für den Nürnberger Handel bildeten und er erst von hier aus in seinem Ausmaße und seiner Besonderheit recht erfaßt und gewürdigt zu werden vermag. Nürnbergs Metallhandwerke wurden ihrer Zahl nach wohl von keiner anderen Stadt übertroffen; ihre reiche Ausgestaltung war vor allem eine Folge der außergewöhnlichen Berufsgliederung, die sich hier ausgebildet hatte. Unzweifelhaft erreichte nirgends sonst die Metallverarbeitung eine solche Spezialisierung. Sie

125 bestand auf der einen Seite in der Gliederung nach den zu ver­ arbeitenden verschiedenen Metallen, also z. B. Kupferschmiede, Messingschlager, Zinngießer, Eisenzainer, andererseits waren die Gewerbe geschieden nach den einzelnen Metallerzeugnissen, also in Klingen-, Sensen-, Zirkelschmiede, Ring-, Heftlein-, Fingerhut­ macher, um nur einige zu nennen. Durch diese Abgrenzung der einzelnen Arbeitsgebiete nach den verschiedenen Gegenständen und Metallen war eine bessere Ausführung gewährleistet und immer größere Vervollkommnung im Einzelnen möglich. Gerade aus dieser Tatsache mag wenigstens teilweise die Entwicklung der Nürnberger Metallgewerbe zum Kunsthandwerk hin erklärt werden. Daß die Mehrzahl der Nürnberger Handwerker in hohem Maße Künstler waren und ihre Arbeit mit vollem Recht als Kunstwerk galt, ist ja hinlänglich bekannt und des öfteren ausgeführt worden; darin kam Nürnberg keine andere Gewerbestadt gleich, geschweige denn, daß es hätte übertroffen werden können. Selbst von dem eigentlichen Kunstgewerbe abgesehen, hatten weitaus die meisten Nürnberger Handwerkserzeugnisse künstlerischen Wert. Ein Gang durch Alt-Nürnberg oder das Germanische Museum bringt uns dies deutlich zum Bewußtsein. Von den kunstvollen Waffen und Rüstungen, den Kannen und mancherlei Küchengeräten bis zu den Türbeschlägen und Aushängeschildern durchzieht alles und jedes der Geist gründlichen Könnens und künstlerischer Vollendung. Diese Tatsache ist für den Handwerkerstand umso ehrenvoller, als eine Förderung künstlerischer Arbeit von Seiten des Rates gar nicht in Betracht kam. Daran dachten die Menschen jener Zeit überhaupt nicht; denn solche Maßnahmen sind nur möglich in Zeiten, denen künstlerisches Schaffen keine Selbstverständlich­ keit mehr bedeutet, in denen das Kunstwerk nicht mehr der ganz natürliche Ausdruck einer Lebenseinheit ist. Ebenso machte sich die gründliche Ausbildung einzelner Arbeitszweige in anderer Weise bemerkbar. Nürnberg errang sich für viele Gewerbeerzeugnisse geradezu ein Monopol, die alleinige Herstellung, die es auch um jeden Preis zu erhalten suchte, und zwar durch das Mittel der Sperrung gewisser Hand­ werke, d. h. des Verbots des Wanderns oder gar des Auswanderns ihrer Gesellen und Meister. Trotzdem sind die Berichte

126 nicht selten, daß Nürnberger Handwerker nach auswärts gezogen wurden, um die Geheimnisse der Nürnberger Herstellung auch anderen zu verraten, wodurch selbstverständlich der Nürnberger Handel eine starke Einbuße erleiden konnte. Ein Beispiel, wie sehr der Rat sich bemühte, dies zu verhindern, bietet folgendes Schreiben aus dem Jahre 1504: Unsern bürgern Cuntzen Stumpf, Cuntzen Weinmann, Heintzen Hessen und Hansen Enderis, den messingschlahern ytzo zu Inspruck wohnhaft. Unsere bürgere die geschwornen und ander maister des messingschlaher handwercks haben uns clagend furbracht, wie ir euch von hynnen gen Inspruck getan und understen sollet, inen und dem gemelten handwerck ze schaden, dasselbig auswendig unser stat ze arbaiten und den­ selben handel von hynen ze pringen; mit pete inen und dem handwerck darinnen zur pillicheit vor ze sein. Wo nun solch ir furgeben die warheit, tragen wir des von euch befrembden, ersuchen euch darin bey der pflicht, damit ir uns seid verwandt, das ir on verziehen solhem eurem furnemen absteen und euch in ain halb jahre, dem nechsten, widerumb mit eurem anwesen in unser stat und burgerrecht fugen wollet. In eadem forma Hansen Christan Wendel, Seyfrid und Berchtel, den messingschlahern ytzo zu Aschaffenburg1).

Um eine Angelegenheit derselben Art handelt es sich in einem Ratsverlaß vom 14. Januar 1539, nur mit dem Unter­ schied, daß es sich um eine Abwanderung von Messingschlägern und Drahtziehern nach Breslau handelt2). Etwas später lesen wir im Ratsbuch: »Als auch etliche petten (Bitten) und ander prief von Preslaw an dergleichen handwercksleut hergetragen und zum theil noch mehr aufzewiegklen unterstanden, hats ein Rath Unter­ konten, auchbevelch getan, dieselben ins loch ze legen "(März 1539)3). Der Ratsverlaß endlich ebd. Fol. 259 zeigt ganz klar, daß allemal Versprechungen gemacht wurden oder gar Bestechung vorlag: »Nachdem eim Erbern Rath bericht worden, wie ein pot von Preslaw hieher körnen, der etlichs vil gelts mit sich pracht, auf meynung, etlich gesellen im messinghandel hie wegig ze machen und aufzepringen, hat ein Rat solchs von den anpringern zu danck gehapt und darauf bevelch getan, solchem poten mit allem vleyß nachzeforschen und wo der zu bedretten, ine ins loch ze legen" (13. Juni 1539). Man sieht, der Rat kannte in solchen Dingen keinen Spaß. Sie gefährdeten auch das gesamte städtische Leben so sehr, daß sie gar nicht leicht genommen werden durften. B. B. 51 Fol. 229. R. B. 19 Fol. 197 v. 3) Ebd. Fol. 215. *)

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127 Nach den verschiedensten Orten und Gegenden begaben sich die Handwerker; auch von der drohenden Gefahr einer Aus­ wanderung nach Hessen ist die Rede1). Nahezu ausnahmslos ist jedoch eines zu beobachten: Anziehungspunkte sind jene Städte, die in der Nähe von oder unmittelbar in Bergwerksbezirken lagen, sodaß die Beschaffung des Rohmaterials leichter und billiger möglich war als in Nürnberg, mit anderen Worten, der Faktor des Standortes spielte dabei eine wesentliche Rolle. Eine Verdrängung Nürnbergs bei zunehmender Abwan­ derung lag daher immerhin im Bereich der Möglichkeiten und dagegen kämpfte der Rat mit allen Mitteln an. » . . . Michel Reuschein, den scheubeziehern (Scheibenzieher), so sich zu Prag nidergetan, hat ein Rath bei sein burgerspflichten wieder hieher erfordern lassen" (1. Juli 1539)2). In einem Falle allerdings war die Macht des Rates gebrochen und sein Einfluß zerstört, dann nämlich, wenn der Ausgewanderte sein Bürgerrecht aufgab. »Der scheibenzieher Alfängk ist von hinnen weg und hat sich in Salzburg nider­ getan", heißt es im Ratsbuch3). Auf die Aufforderung des Rates zurückzukommen, verzichtet er lieber auf sein Bürgerrecht (1539)4). Noch ein Umstand wirkte fördernd auf das Nürnberger Gewerbe und damit wieder auf den Handel ein: die Erfindungs­ gabe der Handwerker, die wiederum zum Teil eine Folge der reichen Berufsgliederung ist und zugleich den hohen Grad ihrer Intelligenz bekundet. Der Drahtzug, von dem noch die Rede sein wird, galt, wenigstens früher, als eine Nürnberger Erfin­ dung5); auch manche Verbesserung der Werkzeuge ging von 1) R. B. 29 Fol. 131. 2) R. B. 19 Fol. 158 V. 8) R. B. 19 Fol. 237 V. 4) Freilich waren in manchen Fällen nicht die oben angegebenen Ursachen der Grund der Auswanderung, sondern häufig zeitweiser Arbeitsmangei, her­ vorgerufen aus Rohmaterialmangel (vgl. etwa R. B. 29 Fol. 319 V) oder andere Gründe. So wollen im Juli 1551 einige Handwerker zum Grafen von Stolberg auswandern, weil sie dort Arbeit finden können. Der Rat aber verweigert die Erlaubnis, weil ,,dadurch gemeiner stat der handel und andere handwercke gar entzogen werden“ (R.B. 26 Fol. 53 V, 54); während dieser Zeit sucht man nun die Handwerker auf der Peunt (dem städtischen Bauamt) zu beschäftigen. ö) „ . ... Non ille aut Thracius aut Cres Aut Italus fuit, ingenio qui damit illo, Unde hanc humanis concesserit usibus artem, Sed Germanus erat, sed Noricus . . .“ (H. Eobanus Hessus, Noriberga illustiata etc. hrsgg. von Joseph Neff, Berjin 1896, Vers 1194—n97)-

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Nürnberg aus: »Den heftlmachern und zirkelschmiden . . . auflegen und bei peen (poena) 50 fl. verpieten, den neu erfundenen spitz- und schleufzeug zu der heftlmacher arbait nymandt frembden hinaus zu machen und solchs zu irer Ordnung zu pringen . . (28. Dezember 1556) *). Sogleich war man wieder eifrig darauf bedacht, die neue Erfindung nur dem eigenen Bürger zu gute kommen zu lassen. Gerade die Herstellung feiner und feinster Instrumente, wie sie die in Nürnberg gepflegte Astronomie brauchte — ich erinnere nur an Regiomontanus — erforderte ein hohes Maß von Geschicklichkeit und erfinderischer Begabung, deren Leistungen bei den primitiven technischen Hilfsmitteln um so größere Bewunderung verdienen. Zirkelschmiede, Schlosser, Kompaßmacher zeichneten sich auf diesem Gebiete besonders aus12). Bekannt ist die rechtliche Stellung des Handwerks in Nürnberg, seine Abhängigkeit vom Rat und seine damit verbundene Un­ selbständigkeit. Ein besonders anschauliches Beispiel dafür bietet der Ratsverlaß vom 20. Juni 1578: »Uber das und dhweil ein Erbern Rath glaubwirdig angelangt, das die zainer sich untersteen, den stahel auf allerlay gattungen zu strecken und abzupaissen (abzukneifen), das dan der Ordnung und iren getanen pflichten strack zuwider, item, das sie sich auch understeen, do inen gleich die eisenhendler gerecht gut eisen zu verzainen geben, dasselbig zu behalten und anderstwohin irs aignen nutz halben zu verkaufen und den eisenhendlern dagegen ander bös, untüchtig eisen zu geben, und das auch im zainen allerlei betrugs sich befinde, sol man zu >erzaigung eins Erbern Rats mißfallens alle zainer, sovil deren die eisenhendler alhie haben, erfordern, inen die Ordnung, wie sie es mit dem zainen halten sollen, furlesen und ernstlich einpinden, sich der Ordnung gemes zu verhalten und nichts zu zainen, dan was inen die Ordnung zulasse, sich auch alles abpaissens, Streckens und ebnens des stahels unter 1) R.B. 29 Fol. 117v. 2) Die Steile eines Briefes von Regiomontan, die die Wahl seines Aufenthalts­ ortes begründet, verdient hier Erwähnung: ,,Nuperrime Noribergam mihi delegi domum perpetuam cum propter commoditatem instrumentorum, maxime astronomicorum, quibus tota sideralia innititur disciplina, tum propter universalem conversationem, facilius habendam cum studiosis viris ubicumque vitam degentibus, quod locus ille perinde quasi Centrum Europae propter excursum mercatorum habeatur.“ (Jo. Regiomontani Ep. ad M. Christ, de A. 1471, abgedruckt bei J. F. Roth, Geschichte des Niirnbergischen Handels, Bd. IV S. 158/59).

129 dem hamer zu enthalten, dabeneben auch den eisenhendlern ir gut allermaßen wider zu lifern, wie sies von inen empfangen haben und sich aller bösen betruglichkeit zu enthalten, oder ein Erber Rat wolt ein solchen ernst gegen inen furnemen, der inen zu schwer fallen wurde"1). Auf der anderen Seite äußerte sich die fehlende Zunftherrschaft darin, daß im Großen und Ganzen nicht die Handwerker selbst, sondern Kaufleute, darunter auch viele aus den Geschlechtern, den Absatz der Waren übernahmen, was die Gestaltung des Nürnberger Metallhandels wesentlich beeinflußte2). Von einem irgendwie selbständigen Leben in den Hand­ werken konnte keine Rede sein; jede freiere Regung wurde sofort wieder unterdrückt und wenn auch nach dem Aufstand der Handwerker im Jahre 1348/49 für kurze Zeit eine Zunft­ verfassung bestand, so wurde sie schon 1349 für immer beseitigt und der Aufstand blieb Episode ohne weitere Wirkungen. Der alte Grundsatz hatte nach wie vor Geltung: »Ez sol auch kain handwerck kain ainunge machen under in (ihnen), ane (ohne) dez Rates wort; swer daz brichet, der gibt 5 pfunt"3). Und so war Nürnberg unseres Wissens die einzige ansehnliche Ge­ werbestadt, deren Regierung durch straffe und energische Haltung eine Zunftherrschaft verhindert hatte4). Wohl bedeutete das auf der einen Seite eine Unterdrückung eines Standes innerhalb der Bürgerschaft, andererseits aber hat auch Geltung, was Schoenlank sagt: »Blieb der Rat souverän, so blieb er auch unparteiischer als die Handwerker"5). Jedenfalls entwickelte sich das Nürnberger Gewerbe auch ohne Zunftherrschaft oder viel­ leicht gerade deshalb außerordentlich günstig und ihr Fehlen hat ihm keinerlei Eintrag getan. Die einzelnen Gewerbe waren durchaus nicht gleichwertig. Sie lassen sich vielmehr in zwei große Gruppen einteilen, die freien und die geschworenen Handwerke. Im Gegensatz zum geschworenen Handwerk war das »freie Handwerk" oder die »freie Kunst" unorganisiert, es fehlte ihm Ordnung und Gesetz, sodaß seine L) 2) 3) 4) 5)

R.B. 36 Fol. 227 v. Doch das greift schon in die nächsten Kapitel hinüber. Jos. Baader, Nürnberger Polizeiordnungen, S. 153. S. aber unten S. 130 Anm. 1. Bruno Schoenlank, Soziale Kämpfe vor 300 Jahren. Lpz. 1894, S. 8. 9

130 Ausübung jedem erlaubt war. Weil daher für Stümperei und Pfuscherei Tür und Tor geöffnet war, ging das Streben aller freien Handwerke dahin, zu einem geschworenen erhoben zu werden, was oft erst nach langen vergeblichen Bemühungen gelang, häufig aber auch dauernd versagt blieb; denn der Rat wollte umgekehrt sich den Zuzug fremder Handwerker sichern. Innerhalb der geschworenen Handwerke unterschied man »ge­ schenkte“ und »gesperrte" Handwerke. Die ersteren hatten ihren Namen von der Sitte des »Gesellenschenkens“, d. h. an wandernde Gesellen wurde, wenn sie in eine fremde Stadt kamen, ein Trunk und meistens auch sonst eine Spende verabreicht. Sie besaßen weitaus größere Bewegungsfreiheit und Entwicklungs­ möglichkeit, als die gesperrten Handwerke, die an den Ort ihrer Wirksamkeit gebunden waren. Eine Sperrung erfolgte in solchen Gewerbezweigen, deren Geheimnisse und Vorteile der Stadt gewahrt bleiben sollten. Daß schließlich diese Maßnahme auf die Dauer mehr Schaden brachte, als Nutzen stiftete, weil der frische Zug und die Belebung, die jeder Austausch mit sich bringt, fehlten, wurde nicht bedacht und nicht erkannt1). Wie grenzten sich nun die Wirkungskreise und Arbeits­ gebiete der einzelnen Gewerbe von einander ab und worin bestand, auf die Handwerker gesehen, die Aufgabe des Metallhandels? Aus der Fülle der Metallhandwerke kann dabei nur eine Aus­ wahl gegeben werden, die aber dennoch genügenden Einblick in die Verhältnisse gewährt. Eine große Zahl von Handwerkern befaßte sich mit der Bearbeitung der Edelmetalle, Gold und Silber. Goldschmiede, Ring- und Geschmeidemacher stellten Schmucksachen und Wert­ gegenstände aller Art her wie »trinkgeschirr, bild, senkel, spangen, ring, ketten“2). Mit dem Produkt ihrer Arbeit mag es Zusammen­ hängen, daß sie innerhalb des Handwerkerstandes ein besonderes Ansehen genossen. In der Handwerkerordnung3) ist das Material, das sie verarbeiten dürfen oder müssen, festgelegt: »Item das sy alle das wercksilber laut irer Ordnung unter 14 loten nicht *) Außer in Nürnberg hatte nur noch in Freistadt ob der Enns in Oester­ reich eine Sperrung der Handwerke stattgefunden, vgl. Mummenhoff, Der Hand­ werker in der deutschen Vergangenheit, S. 82. *) R.B. 13 Fol. 110. 8) Fol. 44, 3 v und 44, 14.

131 arbayten . . . item das sy auch das gülden (das Gold) der trinckgeschirr und ander gefeß, desgleichen die gantz guldin clainot, als ketten und anders mit der weiß und auf sovil karat, wie die gesetz das anzeigen, arbayten"1). »Es war aufs strengste verboten, anderes Metall als Silber zu vergolden, wofür solche Fälle, wo eine Ausnahme gemacht oder beantragt wurde, das beste Zeugnis geben, weil hierüber vom Rate selbst, der die Rechte, und zugleich die Ehre des Handwerks aufrecht zu erhalten sich berufen erachtete, die Entscheidung ausging"2). Weiter befahl der Rat, »auch keinen messing und das kupfer on ain sichtigen Spiegel nicht gülden und doch kain kupfrin geschmeid machen als gesperr (Fibel, Spange oder Schloß an Büchern3), senkel, beschleg u. dergl." (1511)4). » . .. Dan es sol kain goltschmid oder sein gewaldt kein monstrantzen, kelch, creutz, ryng oder ander ding, das kupferen ist, nit vergulden oder versilbern, er laß ime dan ein offen, sichtigen spigel eins pfenigs prait ungeferlich, dabei meniglich erkennen mog, das es kupfer sei" 5). Immer wieder stößt man auf das Prinzip der Qualitätsware und die Bedrohung mit Strafe bei Zuwiderhand­ lungen. Vor allem richteten sich die Verbote gegen das Ver­ golden, wodurch Fälschung und Betrügerei nur zu leicht möglich waren. »/Item als die geschworenen mayster des goldschmidhandtwercks angezaigt haben, das etliche ires handwercks hie sitzen in heimlichen winckeln, die messing und kupfer vergulden . . . das dem hantwergk merklich abprüchig sey, ist erteilt, das . . . anzezaigen, weihe also dieselben arbayter seyen, und alsdan sol man alle die jhenen, so mit messing gearbayt haben, alle, dhweil das on mittel verpotten ist, mit rueg furnemen und gegen inen laut des gesetz handlen; und dan von wegen der kupferarbayt, 1) Gemeint ist folgende Stelle aus der Handwerkerordnung (Goldschmieds­ ordnung Fol. 44, 2 v): „Von,einem Erb. Rath ist gesetzt und geordent, was alle und ein yeder goldschmied von werckgold macht und arbait, es sey trinckgeschirr, schalen, ketthen, ring, heftlein, kleinoth oder was das wer, das sollen sy machen auf ein nadel, die da besteet und 18 karat halt..." Das Probieren bezw. Vergleichen mit dem Strich, den die Nadel gibt, ist ja auch heute noch üblich. 2) Des Johann Neudörfer, Schreib- und Rechenmeisters zu Nürnberg, Nachrichten von Künstlern und Werkleuten daselbst aus dem Jahre 1547, herausgegeben von G. W. K. Lochner, S. 38. 8) Gebr. Grimm, Deutsches Wörterbuch, Bd. 4, I, 2, Sp. 4149. 4) R. B. 9 Fol. 224 v. 6) Handwerkerordnung: Goldschmiedsordnung, Fol. 39.

9’

132 das ist laut voriger gesetz mit maß ains offnen Spiegels zu geben" (1508)*). » . . . Desgleichen sol man den goldtschmiden verpieten, die silbern platten und andere über kupfer, messing oder ander metall nicht zu ziehen, sie lassen dan demselben einen auswendigen und kindtlichen (kenntlichen) Spiegel nach Ordnung ires hantvvercks" (1506) 1 2).

Bemerkenswert ist ein Ratsverlaß vom 8. Juni 1562, der den Rat bei aller Strenge doch gleichsam als wohlwollenden Vater seiner Untergebenen zeigt: »Auf der verordneten herrn zur rüg verlesens bedencken auf der goltschmidt suplicirn wider die geschmeidmacher verguldens und versilberns halb allerlay kupferer und messener arbayt, ist verlassen, denselben bedencken nachzekomen und den goldtschmiden zuzelassen, die verprecher ze rügen; doch solchs den geschmeidmachern zuvor anzezeigen, sich vör der rüg und straf wissen ze verhueten" 3). Kurz erwähnt seien noch die Gold- und Silberscheider, die das Rohmetall für die eben genannten Handwerke so zuzu­ bereiten hatten, daß sie es zur Verarbeitung brauchen konnten. Sie alle aber mußte der Handel mit Edelmetallen, besonders mit Gold und Silber, versorgen. Seltsamerweise ist hier die auf­ fallende Tatsache festzusfeilen, daß gerade der Edelmetallhandel in den Quellen kaum erwähnt wird — von einzelnen Ratsververlässen abgesehen4) — eine Tatsache, die um so verwunder­ licher ist, als Deutschland in diesem Zeitraum ein gold- und silberreiches Land genannt werden konnte und ein Edelmetall­ handel zweifellos stattfand. Es wäre daher falsch, das Nicht­ erwähntwerden als Nichtvorhandensein deuten zu wollen. Das hieße den Sinn der mittelalterlichen Aufzeichnungen völlig ver­ kennen; ihnen lag ja niemals auch nur einen Augenblick die Absicht zu Grunde, der Nachwelt ein möglichst getreues und vollständiges Bild des damaligen Lebens zu übermitteln. Es wurde vielmehr nur das aufgeschrieben, was für ihre eigenen Zwecke Bedeutung hatte, was eine öffentliche Angelegenheit 1) R.B. 9 Fol. 36. 2) R.B. 8 Fol. 317 V. s) R.B. 32 Fol. 6 v. 4) So erfahren wir z. B. von Kaufleuten, „so mit untzgold (geringhaltiges Gold, das zu Schmuck u. dgl. verwendet wurde: Lexer, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch. Bd. 2 Seite 1995) handeln" (R. B. 9 Fol. 257).

133 war und öffentliches Einschreiten erforderte oder auf öffentliches Interesse Anspruch erheben konnte. Verschiedenen Ursachen mögen die spärlichen Nachrichten über den Gold- und Silber­ handel zur Last fallen. Einmal bestand der Grundsatz, daß Gold und Silber als Wertmesser zollfrei waren1), die beiden Metalle konnten so nie Gegenstand von Zollstreitigkeiten und Zollverhandlungen werden, sodaß auch eine Erwähnung in den Büchern nicht gegeben war. Wohl wurden damals zahlreiche Silbererzgänge aufgefunden und ausgebeutet, dennoch war von Silberhandel kaum die Rede. Das wird aus dem Umstand heraus verständlich, daß der größte Teil des gewonnenen Goldes und Silbers in die Münzen wanderte, und deren gab es ja im 16. Jahrhundert übergenug, da jeder kleine Territorialherr das Münzregal besaß. Häufig durfte das Edelmetall garnicht aus dem Bergwerksbezirk geführt werden, sondern mußte dem Herrn des Berglehens käuflich überlassen werden. Dies wurde beispiels­ weise in der Bergfreiung der Markgrafen Georg und Albrecht von Brandenburg vom Jahre 1539 ausbedungen: Neben dem Zehnten »soll das silber und gold den zehendtern in die camer überantwort werden gegen bezalung, wie man das im zehenden auf Sankt Annaberg, Schneeberg oder Joachimsthal bezalt"2). Da Nürnberg selbst von Alters her eine Reichsmünzstätte besaß, verschlang auch sie ein gut Teil des Silbers und Goldes, das von seinen Gewerken gefördert wurde, wenn sie nicht schon obige Bestimmung traf: »Welche silber von frembden orten zu handt bringen, dieselben solten schuldig sein, solche einem Erbern Rath zuvorderst oder, da es desselben gelegenheit nit sein wolte, den hiesigen goldtschmiden käuflich anzepieten, und, da sie auch derselben nicht annemlich, alsdan allererst frembden außlendischen oder andern personen ires gefallens ze verkaufen" (25. April 1594)3). Und wenn davon die Rede ist, »das goldtschmidhandwerck alhie *) Aloys Schulte, Geschichte des mittelalterlichen Handels und Verkehrs zwischen Westdeutschland und Italien mit Ausschluß von Venedig, Band i (Lpz. 1900) S. 694. 2) Abdruck der Bergfreiung imArchiv des German. Nationalmuseums. Den gleichen Tatbestand hat Hans Sachs im Auge, wenn er am Schluß den Bergknappen sagen läßt: »Wird ich fündig und Silber bring, So ist der Bergherr guter Ding". (Jost Amman, Eygentliche Beschreibung aller Stände auf Erden). 3) R.B. 53 Fol. 8ov.

134 mit silber und goldt vor andern zu fordern"1), so ist das ein erneuter Beweis der Fürsorge des Rats für das heimische Ge­ werbe, das er durch Vorschriften schützte, wie und wo er nur konnte. Dabei ist er nicht nur darauf bedacht, daß die Handwerker überhaupt Material erhielten, sondern vor allem auch, daß sie voll­ wertiges, einwandfreies Material verarbeiteten; aus diesem Grunde wurde den Goldschmieden abgelehnt »das aufkaufen des pruchgoldt und silbers, das die in der schau und wexel bißhero im prauch gehapt" 2). Nicht weniger umfangreich waren die Gewerbe, die sich mit der Bearbeitung der unedlen Metalle abgaben. Auch hier war die weitgehendste Spezialisierung verwirklicht. Allein für die Waffenfabrikation gab es schon geradezu ein Heer von verschiedenen Handwerkern, von denen jedem ein besonderer Teil der Rüstung und der Wehr zur Herstellung zugewiesen war, wobei Übergriffe vom einen zum andern streng bestraft wurden. Den Plattnern gebührt die erste und wichtigste Stelle inner­ halb des gesamten Waffenhandwerks. Die Messerer oder Messer­ schmiede verfertigten Messer, Dolche und Degen, Erzeug­ nisse, wie sie auch der Ratsverlaß vom 11. Februar 1601 als der Messerer und Schwertfeger Arbeit bezeichnet: wkurtze und lange weren, dolche und messer"3). Ein Ratsverlaß von 1503 grenzt die Arbeit der Schwertfeger von jener der Messerer ab: »Den schwertfegern zu verpieten, das sie hinfuro die langen, einschneidenden messerklingen nit mer machen oder fassen bei der peen im gesetz begriffen"4), und der Ratsverlaß von 1506 verbietet das Übergreifen der Messerer in das Goldschmied*) R.B. 46 Fol. 333 (16. März 1588). *) R. B. 25 Fol. 152 (Mai 1550). Dieses Bruchgold und-silber waren gefälschte Münzen oder minderwertige Goldschmiedsarbeiten, die als solche in der Schau oder der Wechselstube erkannt und durch Zerbrechen unbrauchbar gemacht worden waren. Weil man einen nochmaligen Mißbrauch fürchtete, wurde es garnicht mehr abgegeben. Bei der Erwähnung des Edelmetallhandels sei auch das Quecksilber nicht vergessen. Im Gegensatz zu Silber und Gold taucht es häufiger als Handels­ gegenstand auf. Von den Handwerkern verarbeiteten es vor allem die Glaser und die Quecksilber- und Zinnoberbrenner (R.B. 22 Fol. 146; 13. Mai 1544). Trotzdem erlangte es keine allzu große Bedeutung; es wurde hier nur der Vollständigkeit halber erwähnt. 3) R. B. 59 Fol. 422 v. 4) R. B. 7 Fol. 266.

135 handwerk: »/Es ist ertailt Herman Henlein, dem messerer, endtlich zu verpieten, das er nichts von silberin platten, heften, schaiden noch in silber ze stechen und anderm, das seinem hantwerck nicht zustee, arbayt" 1). Die Klingenschmiede durften nur zweischneidige Schwertklingen hersteilen2), auch der Rats­ verlaß von 1502 weist darauf hin: »/Dem Roder, klingenschmid, zu sagen, das er den osterreychischen schilt uff eyniche klingen, die einschneydig seyn, nit mer schlage oder ein Rat wolle im das hantwergk gar entlieh verpieten; und was derselben klingen itz bey im erfunden werden, im die zu nemen, zerprechen und die puß von im nemen"3). Den Haubenschmieden oblag vor allem die Anfertigung der Kopfbedeckung des Kriegers, die Sporer machten, wie ihr Name sagt, Sporen und dazu Pferde­ gebisse. Neben den Waffenhandwerkern gab es alle Arten von Metallhandwerkern in großer Anzahl. Zunächst sind die Gewerbe zu nennen, die die Gegenstände des täglichen Bedarfs, die Haus­ haltgeräte jeder Art herstellten. So oblag den Heftlein- und Fingerhutmachern, den Nadlern und Schermesserern die Her­ stellung von metallenen Kurzwaren, von Gegenständen, die in einem geordneten Haushalt nicht fehlen durften. Das Arbeits­ material der ersteren war vor allem Draht. Wenn daher Messingbrenner und Drahtherren über zu wenig Gesellen ver­ fügten und deshalb auch nicht Draht in genügender Menge fabrizieren konnten, so hatten darunter vor allem die Heftlein­ macher zu leiden4). Auch die Produkte der Beckschlager, Kupfer-, Rot- und Blechschmiede, der Zinn- und Kandelgießer gehören hierher, weil sie in der Hauptsache ähnlichen Zwecken zu dienen haben5).6 Ihr Arbeitsmaterial läßt schon der Name *) R. B. 8 Fol. 317 V. *) Ludw. Beck, Gesch. d. Eisens. Bd. I, S. 856. 3) R. B. 7 Fol. 147 V. 4) Neben den Heftlein (Stecknadeln) fertigten sie kleine Metallhaken und -Ösen, meist aus Messingdraht. 6) Von Hans Sachs (bei Jost Amman, Eygentliche Beschreibung aller Stände auf Erden. Frankf. 1568) ist uns eine Reihe von Versen erhalten, die in anschaulicher Weise die Tätigkeit der einzelnen Handwerker beschreiben, so u. a. die der Goldschmiede, Plattner, Sporer, Kupferschmiede und noch vieler anderer Handwerke, die hierher gehören. Als Beispiel seien die Verse über die Beckschlager mitgeteilt: «Ein Beckschlager bin ich genannt/ Mein Beckn führt man in weite Land/

136 leicht erraten, während die Gewerbe der Messingschlager, -schaber und -brenner schon durch die Bezeichnung darauf schließen lassen, daß jedem eine besondere Stufe der Metallbereitung als Arbeitsgebiet zukam. Im Ratsverlaß von 1514 wurden ihre Befugnisse voneinander abgegrenzt: »Item Michel Hübner, dem messingshlaher, ist vergönnt und zugeben, das er seinen messing selbs paissen (beizen)*1) und waschen mug, unverhindert der spengler und messingschaber clag, dhweil im ainich gesetz solhs ze thun nicht verpeut; doch soll Hübner den auszuberayten und zu schaben nicht hinaus den staudenmaistern geben, sonder den hieigen messingschabern und stückwerkern des gelts vor den frembden vergönnen" (R.B. 10 Fol. 155). Über den Begriff des Stückwerkers gibt Scheibe (Studien zur Nürnberger Waffenindustrie von 1450—1550. Diss. Bonn 1908 S. 28) Auskunft: »Was sind Stückwerker? Es war offenbar eine Klasse wirtschaftlich schwächerer und verfassungsmäßig unter­ geordneter Handwerker, Gesellen, welche mit der Meister Arbeitszeug, oder Meister, welche mit eigenem, aber nicht für eigene Rechnung arbeiteten. Charakteristisch für sie ist, daß sie im Akkord arbeiten". Davon hatten sie ja auch den Namen; denn die Bezeichnung Stück- für Akkordlohn ist heute noch üblich. Die Stückwerker, die Gesellen waren, erhielten, auch wenn sie in der Werkstatt des Meisters arbeiteten, weder Wohnung noch Kost bei ihm, hatten auch keine Möglichkeit, je selbst Meister zu werden: sie waren meist bloße Heimarbeiter. Und diejenigen, die Meister waren, arbeiteten in der Regel für Verleger, die sie nur allzu oft ungebührlich ausnützten, sodaß ihnen Not und Sorge bekannte Gäste waren. Daran denkt auch Lochner, wenn er sagt: »Stückwerker sind Meister, die nicht genug zu tun hatten, um für sich selbst arbeiten zu können, und daher für einen andern entweder in ihrer eigenen Wohnung oder . . . bei diesem arbeiteten. Später kam dafür die Benennung

l)

S. 317.

Allerley art/ groß und auch klein/ Von gutem Messing gschlagn rein / Gestempfft mit bildwerck/ gwechss und blum / Einstheils jr Spigel glatt auff kum/ Wie groß Herrn und Balbierer han/ Auch gring/ für den gemeinen Mann". Schmeller-Frommann I, 287 und Weigel, Abbildung der Hauptstände,

137 »Heimarbeiter" auf" (Des JohannNeudörfer Nachrichten etc. S. 56). Ganz allgemein aber gilt: Die Stückwerker in beiderlei Gestalt stellten eine Einrichtung dar, die dem mittelalterlichen Hand­ werk fremd gewesen war, die aber in unserem Zeitraum in Verbindung mit dem Verlag die selbständige Stellung des Hand­ werks mehr und mehr gefährdete. Einen wesentlich anderen Tatbestand umfaßt der Begriff des Staudenmeisters. Die Staudenmeister waren eine Gruppe von Handwerkern, die nicht als vollwertig anerkannt wurden, weil sie »/das handtwerck nihemals redlich gelernt" (Handwerker­ ordnung S. 112). Aus irgend welchen Gründen war ihnen der ordentliche Lehrgang versagt geblieben, der nach den Lehr­ jahren und der Gesellenzeit, die mit der Meisterprüfung d. h. der Anfertigung der sog. Meisterstücke endete, abschloß. Sie galten daher als Pfuscher und Stümper. Um ihre «unrechtvertige" Arbeit, Staudenarbeit genannt, leichter in die Stadt einschmuggeln zu können, errichteten sie ihre «unredlichen" Werkstätten in den Gärten vor der Stadt, was ihnen wohl ihren Namen eingetragen hat, weil sie sich in den «Stauden" oder hinter den «Stauden nidergetan". (Vgl. Mummenhoff, Der Hand­ werker, S. 103 und 114 f.) Daneben gab es eine ganze Reihe von Handwerken, deren Erzeugnisse vor allem den Gewerben selbst wieder zugute kamen und weniger für den Privatmann, als für den öffentlichen und gewerblichen Bedarf wichtig waren; ich denke an die Herstellung von Arbeitsgeräten und Werkzeugen aller Art, womit sich Sensenund Zirkelschmiede1), Schlosser und Nagler, Neber- oder Zeug­ schmiede — ihr Produkt waren Bohrer und Sägen — befaßten. Weiterhin sind in diese Gruppe einzureihen: die Rinkenschmiede als Verfertiger der schweren eisernen Ketten für die Fuhrleute2), die Flaschner und Röhrenmacher, welch erstere Zinn und Eisen, die letzteren Eisen und Blei als Arbeitsmaterial benützten. Große Bedeutung erlangten auch die Gewichtmacher. Johann Neudörfer hebt einen, Hans Weinmann, besonders hervor: «So dann nun in allerlei Policei recht Gewicht und rechte Maß

J) Erstere befriedigten den Bedarf an landwirtschaftlichen Geräten, letztere stellten feinere, besonders astronomische Instrumente her. 2) Yon der gesamten Nürnberger Schmiedekunst singt Eobanus Hessus in seiner Noriberga illustrata ein begeistertes Loblied (Vers 1155—62 und 1212—1220).

138 zu ordnen nicht der geringsten Stück eines ist, und das Gewicht sich an dem einen Ort anders denn an den andern halten (so!), ist dieser Weinmann und sein Zeichen, das er schlägt, in vielen Landen und Königreichen bekannt, dann er diesen Beruf hat, was Lands auch einer ein Gewicht hat haben wollen, das hat er ihm machen und gießen können" 1). Ja sogar die Spiegler, ein Gewerbe, dessen Beziehungen zum Metallhandwerk nicht ohne Weiteres zu erkennen sind, gehören insoferne auch hierher, als sie das Blei nicht entbehre»können: »/Ich mach das helle Spiegelglaß/ Mit Bley ichs underziehen laß". (Jost Amman: Eygentliche Beschr. Y 3.) Die Aufzählung ließe sich noch weiter fortsetzen, doch es mögen die erwähnten Beispiele genügen. Aus den meisten erraten wir schon das Metall, das verwendet wurde, und damit wird zugleich auch eine Vorstellung von den mannigfaltigen Aufgaben des Nürnberger Metallhandels allein für die Befriedigung der Handwerker durch Import der Rohmaterialien und Export ihrer Erzeugnisse erweckt. Dabei ist noch zu beachten, daß die Nürnberger Metallhandwerker die verschiedensten Metalle auch in der verschiedensten Form und Zubereitung brauchten; deshalb erforderte auch in dieser Hinsicht ihre reiche Gliede­ rung eine große Vielseitigkeit des Handels. In doppelter Weise suchte er nun seiner Aufgabe gerecht zu werden. Einmal schaffte er das Rohmaterial herbei, das in und um Nürnberg erst weitere Bearbeitung erfuhr, dann aber brachten auch die Kaufleute schon gebrauchsfertiges Material in die Stadt. Die Erze, die nur in ganz seltenen Fällen als solche in den Handel kamen, wurden im Bergwerksgebiet zu Rohmetall verarbeitet, und zwar geschah dies bei Kupfer- und Bleierzen in den sog. Saigerhütten, bei Eisenerzen in den Eisen­ hämmern 2). Das Saigern bedeutete einen Reinigungsprozeß des *) Ausgabe von Lochner, S. 158. a) Dabei ist bemerkenswert, daß diese Saigerhütten und Eisenhämmer im Berg­ werksgebiet von Nürnberger Kaufleuten meist selbst errichtet worden waren. So be­ saßen sie Saigerhütten im Mansfeldischen(Scheurlarchiv, Fasz.I,XVI, 5), in Kutten­ bergin Böhmen (B. B. 106 Fol. 83 und 124 Fol. 136 v), ja sogar in Braunschweig (B. B. 174 Fol. 148 v), oder sie waren wenigstens daran beteiligt, wie am Eisen­ hammer in Steier (B. B. 68 Fol. 21 v). Davon soll jedoch später ausführlich die Rede sein, hier mögen diese kurzen Andeutungen genügen.

139 Rohkupfers auf Garkupfer, wobei zugleich das im Erz enthaltene Silber frei gemacht wurde; ebenso unterlagen die Bleierze einer ähnlichen Bearbeitung, wie dies schon aus der Bezeichnung »SaigerungoderHerausbringungdes Silbers aus Bleierzen" *) hervorgeht, wenn auch die Ausdrücke Rohblei und Garblei nicht üblich waren. Wieder in anderer Weise suchte man durch bestimmte Schmelzmethoden die Eisenerze in den Eisenhämmern von ihren verunreinigenden Bestandteilen zu befreien*2). Nur mit einigen wenigen Worten muß in diesem Zusammen­ hang auf Vorgänge technischer Art eingegangen werden; nur in den gröbsten Umrissen soll gezeigt werden, wie weit die technische Entwicklung auf diesen Hütten und Hämmern schon fortgeschritten war. Die Eisenhämmer waren in unserm Zeitraum sog. Stück­ oder Blauöfen (von plaa = blasen), Schachtöfen, die schon den Übergang und die Vorstufe für die Hochöfen bildeten. Immer noch freilich arbeiteten daneben die Schmelzfeuer des Mittel­ alters; dennoch aber bürgerten sich die Schachtöfen allmählich ein. Eine weitere Neuerung ist für Hämmer, Hütten und Mühlen jeder Art in gleicher Weise umgestaltend geworden: die Ver­ drängung der menschlichen oder tierischen Kraft zur Bewegung der Blasebälge (nicht nur der Mühlräder) durch die Wasserkraft. Was für das 19. Jahrhundert die Ausnützung der Dampfkraft bedeutete, das war für das ausgehende Mittelalter die Verwen­ dung der Wasserkraft: sie bewirkte einen ungeahnten Umschwung. Nur ein Beispiel, wie von Grund aus umgestaltend die Benützung der Wasserkraft wirkte. «Als man dazu überging, die Wasser­ kraft auch zur Bewegung der Blasebälge der Schmelzöfen zu benutzen, mußten eigentümliche Erscheinungen eintreten. Da man kein Maß und keine Erfahrung über die Leistungen der Wasserräder zu diesem Zwecke hatte, so konnte es geschehen und geschah gewiß recht oft, daß man zuviel und zu stark gepreßten Wind in die alten Öfen einblies. Die Folge davon *) Germ. Nat. Museum: Behaimarchiv, Paulus II. Behaim, Fasz. I, Rechnungen, Urkunden und Akten 1586 —1601. 2) Eisenhämmer gab es in sehr großer Menge; so ist von 13 Hämmern die Rede, «die das eisenarzt zum Petzenstein arbeiten (verarbeiten)", für einen einzigen Bezirk — die Gegend um Velden ist gemeint — eine ganz stattliche Anzahl (R. B. 17 Fol. 17).

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war eine so gesteigerte Temperatur, daß Roheisenbildung eintrat und man statt der Luppe flüssiges Eisen erhielt, welches wie die Schlacke abfloß . . . Das so gefallene Eisen wird meist weißes Eisen gewesen sein und wurde ursprünglich bei der nächsten Schmelzung wieder mit aufgegeben. Man fand aber allmählich, daß, wenn man dieses geflossene Eisen für sich vor dem Winde einschmolz, ein viel gleichmäßigeres Produkt, sei es Eisen oder Stahl, fiel und so wurde man dazu geführt, absicht­ lich das flüssige Eisen darzustellen und dieses in einem zweiten Prozeß, durch Einschmelzen vor dem Wind in einem Herde, in weiches Eisen umzuwandeln. Dieses nannte man wzwiegeschmolzenes Eisen" und es wurde dem Luppeneisen vorgezogen. So war man ganz allmählich, ohne es zu wollen, zu der indirekten Methode der Eisengewinnung gekommen, die Roheisendarstellung und der Frischprozeß waren erfunden" *). An dieser technischen Entwicklung nahm Nürnberg selbst tätigen Anteil. Aus den Versen von Eobanus Hessus geht ganz deutlich hervor, daß Nürnberg schon früh Schachtöfen in Be­ nützung gehabt haben muß: wSen te flexibilis liventia pondera stanni Seu sonora iuvant de flavo facta orichalco, Grandibus hic liquefacta fluunt tibi cuncta caminis In massasque abeunt ingentes" *2).3 Auch die Anwendung der Wasserkraft kam sehr bald in Aufnahme, zunächst natürlich bei den Mühlen und den mehr fabrikmäßig angelegten Betrieben; das bezeugen die Quellen, wenn sie wzwigeschmolzenes Eisen" als Produkt der Nürnberger Hämmer bezeichnen 8). In den Werkstätten der Handwerker freilich müssen nach den Holzschnitten Jost Ammans die Hand-’und Tretbälge noch lange Zeit üblich gewesen sein. Deutlich sichtbar ist dies in der Werkstatt des Schlossers, des Kupfer- und Sensenschmiedes; beim Kandelgießer dagegen mag das eingezeichnete große Rad für den Betrieb des Blasebalges schon mit Wasserkraft in Ver­ bindung gestanden haben. _ j *) Ludwig Beck, Gesch. d. Eisens. Bd. i, S. 963. 2) Eobanus Hessus, Nor. ill. Vers 1221 —1224. 3) Vgl. R. B. 36 Fol. 225 (20. Juni 1578).

141 Trotz manchem Fortschritt und trotz mancher Neuerung stehen wir immer noch im Anfang der Entwicklung. Das ist auch aus den Zeichnungen des Pfinzing-Atlasses herauszulesen: im Nürnberger Stadtgebiet sind neben der Weidenmühle als der größten eine Unzahl kleiner Mühlen eingezeichnet, denen allen eines gemeinsam ist, daß nämlich die Räder unten ins Wasser eingreifen, also noch den sog. unterschlächtigen Betrieb, die primitivste Form der Ausnützung der Wasserkraft, darstellen. Im allgemeinen sah der Handel seine Aufgabe darin, das Rohmaterial aus dem Bergwerksgebiet herbeizuschaffen, um es zur weiteren Verarbeitung den Hütten in der Nähe des Gewerbe­ zentrums zuzuführen. Besonders in dieser Bearbeitung des Rohmetalles zu gebrauchsfertigem Material für die Handwerker war Nürnberg weit berühmt. Das aus den Stücköfen gewonnene Eisen wurde in den Zainhämmern weiter verarbeitet. Ihre Aufgabe war die Herstellung der verschiedenen Eisensorten. «In den eigentlichen Zainhämmern wurde Stabeisen zu Zaineisen von V2 bis höchstens 5/s Zoll vierkantigen und 12 bis 14 Fuß langen Stäben, welche in Bünden verkauft wurden, ausgereckt" *). Zainhämmer standen drei »auf der Weidenmül" (R. B. 47 Fol. 305), und 1534 ist «von dem stab- und anderm eisen" die Rede, «das sie (die Zainer und etliche Kärner) den gemeinen eysenkremern aus diser stat auf die hemer furen" (R. B. 16 Fol. 131 v). Oder es werden (1504) aufgezählt die Hammerschmieden «zum Tutschentai, Lauffenholtz und Lauf" *2). Daneben fehlte es aber auch nicht an Kupferhämmern und Messinghütten. Am 2. Juli 1535 beklagen sich die Messing­ schlager «... als ob die messingschaber mer geneigt sein sollten, den schwartzen messing, so von eussern orten alher geschickt würt, -zu schaben und verarbeiten, dan den, so die messingschlaher alhie machen . . ."3). Im Ratsverlaß vom 15. August 1574 ist von «frembden geschlagnen messing und trod"4) die Rede. Ebenso heißt es am 19. November 1600: «Sovil aber ir (der Messing*) L. Beck, Gesch. d. Eisens, Bd. 2, S. 487. *) B. B. 54 Fol. 106 v. Ausführlich schildert Eobanus Hessus Nürnbergs Eisenhämmer, Schneide- und Drahtmühlen in seiner Noriberga illustrata, Vers. 1162—1192. 8) R. B. 17 Fol. 61. 4) R. B. 35 Fol. i8v.

142 händler) anders und ferners begern belangt, den frembden zeug von messing und trodt so weit in diser stat nicht passirn zu lassen" *), ein Beweis, daß es auch Nürnberger Messing und Draht gab, der dem fremden Konkurrenz machte. Unmittelbar wird dies 1532 mit den Worten ausgesprochen: »/aller messing und droet, der in unser stat Nürnberg gemacht würdet"*2). »»Item Hansen Ebner, Michel Hübner und andern, so irn messing oder kupfer von hynnen auf ire hütten und hemmer zu berayten füren lassen und am hin- oder widerweg durch Lauff gefürt wirdt"3); eine genaue Angabe fehlt hier allerdings, doch ist zweifellos Hans Ebners Hütte zu Enzendorf an der Pegnitz gemeint. Daß die Messinghütten und Drahtmühlen sogar eine recht bedeutsame Rolle spielten, läßt der Ratsverlaß vom 10. August 1599 erkennen. Es wurden Drahtmühlen in Württemberg errichtet, die der Bau­ meister von dem hiesigen Meister Peter Carl abgesehen hatte. Das ist strafbar, »»sintemal er wol wisse oder ja wissen sol, was gemeiner stat an den drotmühlen und messinghemmern gelegen und das meine herrn nicht gern sehen, das dieselben an andern orten auch aufgericht werden"4). Meist wurden die Hämmer außerhalb der Stadt im flachen Land errichtet, wo zugleich die Wasser­ kraft besser nutzbar gemacht werden konnte: >». . . do etwo güss oder gefrüst einfielen und ein handwercker vom zainer nicht ge­ fordert werden köndt"5), d. h. der Betrieb der Zainhämmer war vom Wasser abhängig und Überschwemmung oder Eis konnte die Arbeit zum Stillstand bringen. Ebenso war die Drahtfabrikation in den Drahtmühlen mit der Wasserkraft verbunden. Die Drahtmühlen galten früher als eine Nürnberger Erfindung, die die Stadt in aller Welt berühmt machte. Die Drahtfabrikation war außerordentlich vielseitig ge­ staltet; alle Arten von Draht wurden hergestellt: aus Zinn, Kupfer6), Messing7), aus Stähl und Eisen8), aus Silber und Gold, und J) R. B. 59 Fol. 301 v. B. B. 104 Fol. 156. 3) R. B. 10 Fol. 268. *) R. B. 58 Fol. 154 V. 5) R. B. 47 Fol. 305 (13. Jan. 1589). 6) R. B. 25 Fol. 3 iv. 7) Der Ratsverlaß von 1579 spricht von Galmei, „daraus man wol drod für die klagenden handwerck machen können..“ (R. B. 38 Fol. 370); dabei wurde nicht Gal­ mei als solcher, sondern erst als Kupferlegierung, eben Messing, zu Draht gezogen. 8) R. B. 38 Fol. 370V. 2)

143 schließlich fertigte man auch vergoldeten oder versilberten Draht an, der unter dem Namen leonischer Draht als Nürnberger Fabrikat bekannt war1). Schon Christoph Scheurl (f 1519) hatte damit Versuche gemacht, dann betrieb hier seit 1569 ein Franzose, Anthoni Fournier, wahrscheinlich aus Lyon, den leonischen Draht­ zug, doch ging dieser Betrieb wieder ein, und erst um 1590 wurde von Friedrich Hagelsheimer gen. Held das Gewerbe dauernd begründet2). Nürnberg schickte auch des öfteren Hand­ werker nach Lyon oder ließ sie auf ihre Bitte längere Zeit dort hinziehen und gewährte ihnen sogar besondere Vergünstigungen, ein Zeichen dafür, daß man alle Vorzüge der leonischen Draht­ fabrikation auch in Nürnberg verwertet wissen wollte. Ein Ratsverlaß: »Die'weilen Sebastian Capitel, Gold-und Silberscheider, umb Vergünstigung, daß er noch 3 jahr lang zu Leon (Lyon), unaufgesagt seines hieigen burgerrechtens, sich aufhalten möge, supplicirn und anlangen thut etc." (11. April 1599) mag als Beispiel dienen3). »Das Verfahren beim Ziehen von feinem Eisen- und Stahl­ draht bestand darin, daß das Eisen erst unter Zainhämmern zu schwächeren Dimensionen ausgestreckt, dann mit Zangen zu gröberen Drahtsorten ausgezogen und zuletzt auf Scheiben oder Rollen zu den feineren Dimensionen gebracht wurde"4).5 Diese Beschreibung stimmt im Wesentlichen auch mit einem anderen Bericht überein: »Es gibt Drahtzieher verschiedener Art: man hat nämlich Drahtzieher am Wasser, welche groben Eisen-, Stahl- und Messingdraht ziehen; Scheibenzieher machen diesen Draht feiner, Gut- 'und Leonisch-Drahtzieher aber ziehen guten Gold- und Silberdraht, auch solchen, der bloß versilbert oder vergoldet ist" °). *) Er war nur auf der Oberfläche mit Gold oder Silber überzogen, der Kern aber bestand aus Silber bezw. Kupfer; seinen Namen hat er nicht etwa von der spanischen Stadt Leon, sondern von Lyon in Südfrankreich, wo diese Industrie in Blüte stand. Der Name Leon für Lyon begegnet im Deutschen nicht selten. Vgl. auch umgekehrt Ziment für Zement. S. darüber Max Beckh in seiner als Heft 9 der Statistischen und Nationalökonomischen Abhandlungen, hrsgeg. von Georg Ritter v. Mayr, erschienenen Schrift: Die Nürnberger echte und leonische Gold- und Silberdrahtindustrie. München 1917, S. 7f. 2) J. F. Roth, Geschichte des nürnbergischen Handels, Bd. 3. S. 78. Max Beckh, a. a. O. S. 19 ff. Vgl. auch L. Beck, Gesch. des Eisens. Bd. 2, S. 512. 8) R. B. 58 Fol. 3 V. 4) L. Beck, Gesch. des Eisens. Bd. 2, S. 512. 5) „Der Nürnbergische Handel“, eine Darstellung des merkwürdigen Industrie­ fleißes derNürnberger u. ihrerHandelsverbindungen mit dem Auslande. Lpz. 1807S. 70.

144 Nicht mehr Bearbeitung des Rohmetalls, sondern Herstellung von Metallerzeugnissen oblag der Nadelfabrikation. Wegen ihres engen Zusammenhanges mit der Drahtfabrikation mag sie aber trotzdem hier eingereiht werden. Die Nadelfabrikation war auf den Draht als Rohstoff angewiesen. Sie erreichte in Nürnberg und Schwabach ihre höchste Blüte. Welche Berühmtheit sie erlangte, beweist schon die Tatsache, daß »sich ein Niderlender, Hans Wicken genant, unterstanden, etlich nadlergesellen hie wegig ze machen und ins Niderlandt zu pringen, daselbst den handel anzerichten ..." (28. August 1538)1). Auch die Herstellung von Blechen erlangte in Nürnberg große Bedeutung. Im Gegensatz zur Drahtfabrikation, worin keine andere Stadt Nürnberg den Rang streitig machte, hatte die Blechindustrie mit großer Konkurrenz zu kämpfen, und zwar galt es vor allem, sich gegen die Wunsiedler und Amberger Bleche zu behaupten2). Die Amberger Konkurrenz wird durch­ aus als eine sehr ernste Angelegenheit betrachtet, es taucht damit die Gefahr der Abwanderung auf, gegen die strenge Maß­ nahmen ergriffen werden: »Nachdem eynem Erbern Rate von dem hantwerck der plechschmid statlich furbracht worden ist, das solich hantwerck zu Amberg inen zu mercklichem schaden aufzurichten unterstanden worden, doch wo auch ein knecht, so von hynnen hinauf zogen, dasselb anzurichten angefangen und ytzo einer, der Wonsidler genannt, auch in willen sey, hinauf zu ziehen, dardurch sollichs hantwergk mit der zeit gemeiner stat gar entwend werden mocht, welichs ein Erber Rat ganz für beschwerlich ermessen und dorumb mit einem merern erteilt, das man den Wonsidler in pflicht nemen solle, one eins Rats wissen nit von hynen zu ziehen, und wo die meister des plechMit Hans Sächsischen Versen (Jost Amman) rühmt der Drahtzieher von sich: ,«Den Drat/Kupffer und Messing rein/ Zeug ich auff meiner Scheiben klein/ Mach Röllen Drat/Zin jn und Wid/ Und Dratbürsten für die Goldschmidt/ Auch kommn meiner quintsaiten sum/ Herrlich auff das Claucordium/ Auß kleinem Drat man an viel orten/ Macht Hutschnür un gedrungen borten“. *) R. B. 19 Fol. 58. 2) Der Ratsverlaß vom 26. Februar 1528 unterscheidet „plech so hie gemacht werden“ und ,,Wonsidler plech“ (R. B. 14 Fol. 163 V), oder es ist die Rede vom ,,plechschmid hantwergk zu Amberg“ (R. B. 16 Fol. 137 v; April 1534).

145 schmidhantwergks zu sagen, das sie die knecht ein viertl jars erhalten wollen, sollen die knecht gemes dem Wonsidler auch in pflicht genommen werden" (April 1534) *). Dazu stimmt, daß am 24. Juli 1534 der Rat die Blechschmiede auffordert, «das sie die burger, die nach irem anzeigen zu Verlegung und erhaltung des plechhandels zu Amberg etwovil gelts dargelihen haben sollen, einem Rate anzeigen"2). Nürnberger Bürger — es waren Kaufleute — schädigten selbst die Nürnberger Handwerker; denn der Handel konnte seiner ganzen Natur nach die Schranke der lokalen Begrenzung und Einengung nicht anerkennen. Die Parteinahme des Rates — bei seiner Zusammensetzung — für die Interessen des Handwerks verdient hier ganz besondere Beachtung. Die Amberger Konkurrenz wirkte sich weiterhin im Abfluß des Rohmaterials aus. Am 28. Dezember 1557 ist von «einer vertrauten person daneben überreichte verzeichnus" die Rede, «das sich die von Amberg untersteen sollen, disen eisenhandel in ir hand allein zu pringen und gemeiner stat alhie zu entziehen"3). So wurde Amberg durch seine Blechfabrikation verhängnisvoll für den Absatz der Nürnberger Bleche und für die Versorgung der verschiedenen Handwerke mit Eisen als ihrem Rohmetall. Eisen und Stahl jedoch waren nicht das einzige Material für die Herstellung von Blechen, wenn vielleicht auch das am häufigsten verwandte. So verarbeiteten z. B. die Fingerhüter Messingblech4). Wenn unterschieden wird zwischen schwarzen und weißen Blechen5), so haben wir es mit Eisen- und verzinnten Eisenblechen zu tun; dasselbe besagt der Ausdruck «gezinntes plech"6). Gerade das Verzinnen war sogar eine Spezialität Nürnbergs7). Die Herstellung von Zinnblech selbst scheint8) vor allem in Amberg zu Hause gewesen zu sein. !) R. B. 16 Fol. 137 v. *) Ebd. Fol. 164. 8) R. B. 30 Fol. 61 v. 4) L. Beck, Gescb. d. Eisens. Bd. 2, S. 503. 6) R. B. 43 Fol. i8ov (16. Nov. 1584). e) R. B. 10 Fol. 294 (1516). 7) Neben Wunsiedel (Felix Freiherr v. Löwenthal, Geschichte von dem Ursprung der Stadt Amberg, von dem Wachstum derselben unter ihren Be­ herrschern etc. (München 1801), S. 258/59. 8) Wie B. B. 192 Fol. 186 (10. Jan. 1577) vermuten läßt. 10

146 Trotz dieser regen Industrie, die innerhalb der Mauern Nürnbergs das Rohmetall, das der Kaufmann hereinbrachte, weiter verarbeitete, setzte sich der Rat zuweilen dafür ein, daß das für den Handwerker gebrauchsfertige Material schon aus den Bergrevieren in die Stadt kam: »ob sie den stahl im perckwerck plechsweiß ließen schmieden, damit sie (die Handwerker) destbaß darzu körnen möchten" *). Wenn man so verfuhr, er­ hoffte man sich eine Verbilligung; denn neben den Wasserkräften in den Tälern des Erzgebietes standen ja Holz und Kohlen in nächster Nähe und nicht selten durch die Gunst des Bergherrn kostenlos zur Verfügung; dies scheint mir wenigstens der zu­ treffende Grund gewesen zu sein, und nicht, wie Scheibe*2) meint: »Also scheint der Transport von arbeitsfertigem Material für sicherer gegolten zu haben als derjenige von Rohmaterial". Ebenso entstanden aus Ersparnisgründen Messinghütten häufig in der Nähe von Kupferbergwerken, wie etwa bei Plach in Tirol, die gleich an Ort und Stelle das Kupfer durch Zusatz von Galmei (=ZnC03 oder Zinkkarbonat) zu Messing verarbeiteten: es müssen dort die Zölle erlegt werden »für die kupfer und für den Zugang der galmei, als wann die kupfer zu messing gemacht weren, so auf jeden zentner 25 pfund Zugang betrifft"3). Seit man Messing aus Kupfer und Galmei herzustellen verstand (was auch zu den neueren Errungenschaften gehört), bildete der Galmei einen bedeutenden Handelsartikel, an dem die Nürnberger wiederum reges Interesse hatten. Die zahlreichen Verhandlungen des Rates wegen des Galmeizolles und der Galmeibeförderung erweisen das zur Genüge4). Weil die Messinghütten in den Erzbezirken meist von Nürnbergern betrieben wurden, so waren sie daher auch keine Kon­ kurrenz für die Hütten in Nürnbergs Mauerns selbst. In zusammenfassender Weise muß noch der Betriebsweise gedacht werden. Das Nebeneinander, Miteinander und Gegen­ einander rein handwerksmäßiger und mehr fabrikmäßiger Her­ stellung bestätigt zugleich, daß das 16. Jahrhundert mit Recht *) R. V. vom 5. März 1546. a) Studien etc. S. 88. 8) Germ. Nat. Museum: Wolkensteiner Archiv. 4) B. B. 87 Fol. 16 v vom 18. April 1524; B. B. 97 Fol. 204V vom 2. Juli 1528 u. a. m.

147 als Übergangszeit gekennzeichnet wurde. Eisen- und Zainhämmer, Messinghütten, Saigerhütten, Kupferhämmer, Drahtmühlen, Blechund Nadelfabrikation, sie alle weisen schon mit ihren Namen auf eine Produktion mehr oder weniger kapitalistischer Art hin, zum mindesten erwecken sie nicht die Vorstellung handwerks­ mäßigen Betriebes im eigentlichsten Sinne. Dabei handelt es sich zunächst nicht so sehr um eine Produktion mit Hilfe von abhängigen Arbeitern, sondern vor allem und zuerst wohl ist eine Umstellung der technischen Hilfsmittel wahrzunehmen, Ver­ wendung der Wasserkraft, maschineller Einrichtungen usw., was an und für sich durchaus mit handwerksmäßiger Produktion ver­ einbar ist, aber bei größerer Ausdehnung und weiterem Ausbau höhere Kapitalien erfordert und darum schließlich doch über sie hinausführen wird und auch in der Tat hinausgeführt hat. Die handwerksmäßige Produktion ist daher keineswegs verschwunden — wir können ja heute sogar in der Zeit des Hochkapitalismus das Handwerk noch nicht einmal völlig entbehren — ja man kann wohl sagen, daß sich der handwerksmäßige neben dem mehr fabrikmäßigen Betriebe noch vollauf behauptete, sogar in jenen Produktionszweigen, die sich letzterer allmählich eroberte: »Die Beckenschläger gießen das Metall in Platten, zainen es zu Blechen und schlagen aus freier Hand Becken, Kessel und Wagschalen" *), ohne Zweifel ein reines Handwerk. Doch das Handwerk allein konnte eben die wachsende Nachfrage nach Nürnberger Metall­ erzeugnissen — Zwischenprodukten sowohl wie Fertigfabrikaten — nicht mehr bewältigen und daher mußte sich allmählich — zuerst nur daneben — etwas Neues herausgestalten, das den größeren Anforderungen gewachsen war. »Die Manufaktur trat an die Stelle des Kleinbetriebes, aus der Stadt wurde der Erwerbs­ zweig hinausgedrängt auf das flache Land, wo reichlich Wasser­ kräfte zur Verfügung standen"*2). Zunächst wurde für die Bereitung des Rohmetalles der hand­ werksmäßige Boden mehr und mehr verlassen. Schon der Sprach­ gebrauch deutet zuweilen darauf hin: wenn »messingprenner und trodherrn3)" nebeneinander genannt werden, so läßt dies *) Der Nürnb. Handel, S. 69. 2) Schoenlank, Soz. Kämpfe, S. 42. 3), Drahtherren, R. B. 38 Fol. 662 (1580). KV

148 gewiß nicht auf ein Verhältnis im handwerksmäßigen Sinne, etwa Meister und Gesellen, schließen, sondern erweckt viel­ mehr — modern ausgedrückt — die Vorstellung von einem Fabrikherrn, der in seinem Betriebe eine Anzahl Arbeiter be­ schäftigte. Die erste Stufe der allmählichen Zersetzung des Handwerks, d. h. der Herabdrückung eines freien Standes in wirtschaftlichliche Abhängigkeit, bildete die Entstehung und Ausbildung des Verlagsystems, das gerade die Kaufleute immer weiter aus­ gestalteten. So kann man sie wohl mit gutem Recht als die hauptsächlichsten Träger einer neuen Zeit bezeichnen, die schon in das 16. Jahrhundert ihre Schatten vorauswirft. Der Inhalt des Verlagsystems läßt sich dahin kennzeichnen, daß der Kaufmann dem Handwerker Geld oder Rohmaterial vorstreckte gegen einen Anteil am Produkt oder so, daß der Handwerker nur noch für diesen Kaufmann arbeiten durfte, daß er also sozusagen auf Bestellung produzierte: »Der verordneten herrn an der rüg bedencken gemes soll man auf der nagler alhier suplicirendes begern irem Verleger Hieronymusen Ringmacher auf der fleischprucken, yedoch mit offener handt, vergünstigen, das er allezeit ein anzal schineisen auf den hämmern für sie zainen lassen und den meistern, die ime arbeiten, dasselb geben dürf; yedoch, das er von solchen gezainten eisen sonst durchaus niemandten, weder hieigen noch frembden, das wenigste nicht wieder verkaufen, sondern es allein seinen meistern des naglerhandtwercks, denen er ir arbeit abkaufen, in einem leidlichen billichen werth geben soll, bey straf 10 fl." (28. November 1593)1). Mit andern Worten: der Verleger verschafft den Handwerkern Material und besorgt den Absatz ihrer Waren. Die Abhängigkeit und Unselbständig­ keit des Handwerkers, sein Herabsinken zum Hausindustriellen war damit besiegelt. Besonderer Beliebtheit erfreute sich der Verlag in der Nadel­ fabrikation; doch kam er wenigstens vereinzelt in den meisten Handwerken vor. Die Ratsbücher bringen für die Verbreitung des Verlages Belege die Fülle: »/Item als die maister des handtwercks der klingenschmid Hannsen Summerer, Veyten Heller, Stephan Geyger und Betzensteinerin bey eim Rat in einer !) R. B. 52 Fol. 287 V.

149 suplikation beclagt haben, als ob sy wider eins Rats gesetz handeln, indem das sie von auswendigen orten mer dingen kaufen, dan sy verarbeiten mögen, mit pith, bei in (ihnen) solchs abzeschaffen, ist auf der beclagten antwurt, wie sie nit werckstatt halten, sunder Verleger seyen, den klingenschmiden ir begern abgelaint, dhweil es wider ain gemeine nutz sein wurd und ain abpruch des gewerbs" (1508)1). Fest und tief eingewurzelt war noch der mittelalterliche Grundsatz, daß der Einzelne nicht mehr einkaufen soll und darf, als er unmittelbar für den Absatz an die Bürger der Stadt verarbeiten konnte, eine Vorstellung, die mit dem Verbot des Fürkaufs in engem Zusammenhang stand. Besonders interessant ist die Stellungnahme des Rates gegen das Handwerk für die Verleger; es mag sich darin das Streben ausdrücken, durch Massenproduktion den Bedarf auf dem Welt­ markt befriedigen und sich den veränderten Verhältnissen an­ passen zu wollen. Das Recht zum Verlag stand durchaus nicht jedermann zu; er konnte offenbar mit der Ausübung eines Handwerks nicht verbunden werden: «Und nachdem einem Erbern Rath statlich hat angelangt, das etliche klyngenschmid alhie unter inen selbs verlegerei treiben und das ain maister den andern verlegt, derhalben ein. Erber Rath . .. befunden, das sollich Verlegung dem gemeinen handtwerckh mehr zu nachtail und verterben, dan zu nutze und vortail raiche; demnach setzt. . . ein Erber Rat ernst­ lich . . . das hinfuro kain maister des klyngenschmid handtwercks keinen andern seiner mitmaister weder mit stahel, eisen, koln oder andern dingen . . . verlegen sol"2). Darum hören wir auch nur von «kaufleuten und Verlegern auf dem nadlerhantwerck" 3), von «eisenhendlern und kremern, die den Verlag für das eisentrodziehen" 4) inne hatten oder von Nürnberger Bürgern, «welche .., die verleg der halben hacken bei etlichen unsern bürgern und puchsenschmiden bisher gehapt" 5). Bei alledem ist zu beachten: nur der Verlag innerhalb der Stadt war erlaubt und durchaus üblich, die Verlegerei nach auswärts wurde unter strenge Strafe -*) 2) 3) 4) 5)

R. B. 8 Fol. 432v. Handwerkerordnung S. 70/71. R. B. 17 Fol. 122 v (20. Nov. 1535). R. B. 34 Fol. 269V (14. März 1573). B. B. 117 Fol. 139v (25. Mai 1538).

150 gestellt. »/Vom verlegen außerhalb der stat: es gebieten unsre herren vom Rat, das nun furbas kain burger noch burgerin noch yemandt .von iren wegen auswendig der stat niemand verlegen noch zu arbeiten geben soll, welcherley handtwerckh das ist, weder mit geldt, geldtswert, gezeug oder für yemandt zu sprechen, auch niht whar umb whar geben noch nemen on des Rats wort bey puss 20 pfund neuer haller" *). »Als auch die messerer furgebracht, das die messerhendler andre mit stahel und eisen verlegen, auch mit dem messerbestecken verlegerei treiben und dardurch nit minders rugbahr und peenfellig sein sollen, sintemal das verlegen außer­ halb der stat durch ein gemeines gesetz lauter verpotten“ (4. April 1584)*2). Der Rat wachte streng darüber, daß nicht eigene Bürger eine auswärtige Konkurrenz veranlaßten, die dem Handwerk und schließlich auch dem Handel der Stadt hätte Abbruch tun können. Dennoch konnte er es nicht immer ver­ hüten, weil ihm die Nürnberger Kaufleute in diesem Bestreben oft geradezu entgegenarbeiteten. Sie vertraten eben die Interessen des Handels, der durch die Bevölkerungsvermehrung vor allem eine immer wachsende Nachfrage zu befriedigen hatte. Sie unter­ stützten daher selbstverständlich jede Fabrikation auf breiterer Grundlage, auch an fremden Orten; aus diesem Grunde waren z. B. Nürnberger Patrizier bei der Blechhandelsgesellschaft in Amberg mächtige Teilhaber. Auf das heimische Handwerk nahmen sie dabei wenig Rücksicht, ja sie konnten es schließlich auch nicht. Häufig standen die Verleger des Handwerks, wenn es sich um das Verlegen mit Rohmaterial handelte, auf der anderen Seite mit dem Bergwerk direkt in Verbindung und waren wiederum Verleger der Bergwerke. Freilich gehörten diese Verleger dann meist dem Patriziat an: »1503 März 6. Das Michel Baumgartter, burger zu Nürnberg, auf heut datum dis briefs in gericht erschinen ist und zu maister Jorgen Hiltprand, dem kupferschmid, geklagt hab umb 26 Zentner 37 pfund lauter schwartzes kupfers, das er ime am montag nach dem neuen jarstag anno 1502 den dritten tag des monats January verkauft und gelibert hab, je 1 Zentner umb 4 fl. 8 sh. (Schilling) in gold, das sich in einer *) Handwerkerordnung S. i. 2) R. B. 42 Fol. 427.

151 summa 116 fl. betrifft, auf Michaelis desselben jars zu bezalen". Es folgt noch die Klage1). Dennoch gehörte die direkte Beziehung zum Bergwerk zu den Ausnahmen; in der Regel bezogen die Verleger erst das Roh­ metall von Bergwerksgesellschaften, um das Handwerk damit zu ver­ legen. Beispiele und Belege hiefür sind in Fülle vorhanden; nur zwei seien herausgegriffen. Am 25. Januar 1570 ergeht eine Fürbitte des Rates an Kaiser Maximilian II. für «Hans Stamm, eisenhendler, im für gemeiner stat ein antzal centner Steirisch eisen folgen zu lassen"2). Am 26. August 1538 schreibt der Rat an den »Bürgermeister und Rate der Stat Franckfurt: Unser burger Friderich Heß hat uns clagend zu erkennen geben, daz er verrückter zeit von einem, des namen er dißmals nit, aber doch sein gestalt und gelegenheit wol anzuzeigen wiß, 161 centner und etlich pfund pley in E. W. stat erkauft... als er aber sollich pley in unser stat Nurmberg pracht und seiner gelegenheit und notturft nach andern unsern bürgern und gläsern widerumb ver­ kauft, sollen zvvey stuck... nit gerecht noch gutte werschaft oder kaufmanschaft gewest sein"3). Häufig setzten sich solche Verleger auch mit Hammermeistern aus den näher liegenden Bergwerksgebieten in Verbindung und schlossen Verträge ab, auf Grund deren sie zu ihren Abnehmern wurden, also auch ihnen gegenüber die Rolle des Verlegers übernahmen, und zugleich für die Handwerker die Material­ beschaffung vermittelten. Um davon eine Vorstellung zu geben, seien einige solche Verträge, wie sie sich in den Nürnberger Gerichtsbüchern eingetragen finden, in ihrem Wortlaut ein­ geschaltet: Eisenlieferungsvertrag vom 25. Februar 1501. Jorg Schreyber, burger zu Aurbach, und Cristofif Schreiber, hamermeister zum Legantz (?) gebruder, bekennen bede samentlich und unverschaidenlich für sie und ir erben, das sy verkauft und versprochen haben Hainrichen Voiten oder seinen erben sybendthalb (b^a) pfund schin, schöns guts zechs (zähes) werckeysen, und anderhalb pfund schin apogens (abgebogenes); sol alles aus Sultzpacher artzt geschmid werden und solichs eysen sol alls kalt gepogen 7 Libri literarum 18 Fol. 224V. a) B. B. 182 Fol. 154V. 7 B. B. 118 Fol. 54.

152 werden und das gewicht förderlich haben, als ander die pesten (besten) zaichen, und sol auch gut an dem schmiden und an der zehe (Zähe) sein, also, so man das eisen widerpeugt, das allweg undter vier schin an dem piegen drei gantz pleyben sollen, und sy sollen und wollen im solich 8 pfund schin geen Nürnberg unverzogenlich antworten zwischen hie und unser lieben frawen tag zu liechtmeß nechstkomend, und sol das pfund zechs gerechnet werden umb 28 fl. und das pfund apogens umb 24 fl.; darauf inen Voit das eysen bezalt und par darfur geben hab 202 fl. und sy dem Vovten 16 fl. ingelassen (nachgelassen), das furlon von irentwegen zu bezalen“. Im folgenden wird die Strafe bei Nichteinhaltung der Verpflichtung festgesetzt**).

Eisenlieferungs vertrag vom 27. April 1517. Hannß Gebhart, hamermaister zum Holzhamer, bekennt für sich und alle seine erben und nachkomen, das er Peter Voiten, burger zu Nurmberg, verkauft und versprochen hat 40 pfund schin zehs und abpogen werckeisen, fuchskopf, gute redliche werung an der schwere und zehe, nemlich, daTailf schin allmal den Amberger centner haben, und so man es peugt, sollen allemal ander den 4 schin 3 schin am piegen besteen und gantz pleiben ; und Gebhart soll Voiten solche 40 pfundt schin von negstkunftigen pfingsten über ein jar lang on allen cost und schaden gein Sultzbach antwurten, und Voit soll dem Gebhart für das pfundt schin zechs zu Sulzpach zaln 26 fl. und für das pfundt abpogen 4 fl. weniger, und auf solchen kauf hat Voit dem Gebhart also par geben und herausgeliehen 400 fl. Rheinisch landswerung, die Gebhart bekennt empfangen haben, und solche 400 fl. oder, was Voit Gebharten mer darzu liehe, soll und will Gebhart Voiten mer dan 40 pfundt schin on allen costen und schaden in obbestimpter zeit gar und gentzlich wider bezalen und nemlich an yedem pfundt schin 10 fl. abschlagen. Der gemelt Gebhart hat auch Voiten bey seinen eren und treuen zugesagt, nymandt kain eisen zu geben noch zu ver­ kaufen, es sey dan Voit der 40 pfund schin gewert und gar und gentzlich von ime entricht und bezalt“2).

Mit einem einzigen Lieferanten jedoch begnügten sich die Händler-Verleger nicht, sondern sie suchten ihren Bedarf an Material für das Handwerk von mehreren Seiten zu decken, zumal ja auch das versprochene Quantum recht bescheiden war. Eisenlieferungsvertrag vom 11. Juli 1520. Hanns Newreutter, sinterschmelzer (Sinter = Hammerschlag, Metallschlacke) zu der Ockersmul, bekennt für sich, all sein erben, das er Peter Voiten, burger zu Nurmberg, verkauft und versprochen *) JLibri literarum 16 Fol. 176/177. *) Stadtarchiv, Gerichtsbücher, Reihe Conservatorium 21, Fol. 185 v.

153 hat von dem negstkunftigen Sant Lorenzen tag ein jar lang alle und jede wochen 6 centner geschmolzen sintereyßen, gute redliche werung, und das es zehe sey, soll im Voit für den centner zaln zwelfthalb (ii1/*) pfund; so er aber alt eisen an dem gelt will haben, soll im Voit laden'und den centner geben umb 8 pfund und auf solchen kauf hat Voit dem Nerreutter also par hinausgeben und gelihen 25 fl., die er bekent empfangen hab, und an solchem gelt soll und will Neureutter dem Voitten alle wochen */2 fl- inlassen und bezaln. Und ob sach were, das Neureutter mer eyßen machen würd, dan die wochen die 6 centner, so will er solichs dem Voitten geben in obgemeltem kauf und will auch bei seinen waren treuen niemand anderst nichtig verkaufen noch geben, er hab dan Voitten sein zeit außgehalten und in gentzlich bezalt.POb sach wer das Neu­ reutter dem Voitten eyßen zuschicken w’urd, das murb wer und am schlagen voneinander sprüng oder gar zu schleuchig wer, das sol Voit gar nit schuldig anzunemen sein und dem Neureutter die trümer wider heimschicken“ *).

All diesen drei Abmachungen ist eines gemeinsam: die beiden Vertragschließenden sind nicht in gleicher Weise selb­ ständig. Der Händler als Verleger ist der wirtschaftlich Stärkere und Überlegenere, von dem der Hammermeister in hohem Maße abhängig ist, ja der wohl ohne des Verlegers Vorschuß, sei es in Geld oder Ware, kaum in der Lage wäre, seine Arbeit zu leisten und seinen Betrieb aufrecht zu erhalten. Noch einmal sei ausdrücklich darauf hingewiesen, daß das 16. Jahrhundert keineswegs als kapitalistisches Jahrhundert ge­ kennzeichnet werden soll. Die Entwicklung der kapitalistischen Wirtschaftsordnung stellt einen im Anfang sich außerordentlich langsam vollziehenden Prozeß dar, dessen erste deutlichere Zeichen sich erst in unserem Zeitraum bemerkbar machten und der sich gerade in Nürnberg umso langsamer herausbildete, als der Rat in hohem Maße das Handwerk schützte und keines­ wegs immer die Interessen des vorwärtsdrängenden Kaufmanns­ standes vertrat, was nur dadurch möglich war, daß sich ein großer Teil der Kaufleute selbst dem Neuen widersetzte und zäh am Althergebrachten festhielt. Eine stattliche Reihe von Metallhandelsgegenständen haben wir bisher kennen gelernt. Reizvoll ist dabei zu beobachten, wie ein Glied in das andere greift. So lieferte z. B. der Handel Roheisen für die Gießerei, Stabeisen und Stahl für die SchmiedeJ) Ebd. 26 Fol. 163.

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kunst und die Draht- und Blechfabrikation 1). Draht wiederum verarbeiteten die Heftleinmacher und Scheibenzieher2), Draht war unentbehrlich für die Nadelfabrikation, und wieder erschei­ nen die Kaufleute, die die fertigen Produkte in alle Welt führen. Dieser Abschnitt ist ausgegangen von den Metallhandwerkern Nürnbergs, um an ihrer Mannigfaltigkeit und Fülle die damit zusammenhängende Vielseitigkeit des Handels darzutun. Auf diese Weise ist ein großer Teil von Metallhandelsgegenständen, wenn auch nicht immer in einzelner Aufzählung, stets in Verbindung mit dem Metallhandel selbst, an unsern Augen vorbeigezogen; sie sollen nun noch einmal kurz im Zusammenhang genannt werden. Als Rohstoffe kamen in Betracht: die Edelmetalle, Gold, Silber, Quecksilber, außerdem Eisen, Stahl, Kupfer, Zinn, Blei, Messing, Galmei. Nach den Angaben von Roth3) soll nun eine Aufzählung der mannigfaltigen Gewerbeerzeugnisse Nürnbergs folgen, damit von der Vielgestaltigkeit und Fülle Nürnberger Handwerksprodukte ein umfassender Eindruck erweckt werde, wobei zugleich darauf hingewiesen werden soll, daß in der weiteren Darstellung von einem Eingehen auf all diese Einzelheiten keine Rede sein kann. Man konnte aus Nürnberg beziehen: »Glocken, Schellen, Leuchter, Lampen, Mörser, Bügeleisen, Wandschrauben, Brummeisen und Maultrommeln, Messingfaßhähne, Fingerhüte aus Messing und Eisen. Gewichte, Trompeten, Türgriffe und Beschläge, Knöpfe, Laternen, Putzscheren, Nägel, Posthörner, Vorhangringe, Saiten, Schlösser, Scheren, Schnallen, Schrauben, Handwerkszeuge, Messingbecken, Sporen, Spritzen, Strickstänglein (Stricknadeln), Wagen mit Kupferschalen, Wärmflaschen aus Zinn, Zimbeln, Rädchenund Zwecken üsw.", von den Waffen, Ausrüstungsgegenständen und Geschossen, die längst nicht mehr aus Stein waren, sondern aus Eisen und Blei4) gegossen wurden, ganz zu schweigen. Wer konnte sich mit Nürnberg messen, wo fand es seinesgleichen? *) L. Beck, Gesch. des Eisens Bd. II, S. 267. 2) So beklagen sich »die heftleinmacker und scheubenzieher«, daß sie »von den drotziehern nicht befürdert werden wollen« (R. B. 59 Fol. 408; 1601). 3) J. F. Roth, Gesch. des nürnbergischen Handels Bd. II, passim. 4) B. B. 79 Fol. 100 v(i519.) Das Kugelschmieden galt in jener Zeit als große Kunstfertigkeit. Das bezeugt ein Bericht von Johann Neudöifer (Ausgabe von Lochner S. 83) über einen nicht genau mit Namen genannten Kugelschmied: „Mit was großem Fleiß und Vorteil, auch Kunst, dieser Meister die eiserne Kugel zu schmieden in Brauch bracht hat, das ist doch ganz wunderbarlich zu sehen, da alle Kugeln ein Gewicht, ein gleich Höh und ein solche künstliche Runde haben, als wären sie von Holtz gedreht ..."

155 Ich bin mir durchaus bewußt, daß durch diese Orientierung der Nürnberger Metallhandelsgegenstände vom Nürnberger Hand­ werk aus eine falsche oder wenigstens einseitige Vorstellung von der Art des Nürnberger Metallhandels erwachsen könnte, als ob er lediglich Einfuhrhandel von Rohmaterialien und Aus­ fuhrhandel von Metallgegenständen gewesen wäre. In wie weit dies zutrifft und wiefern er darüber hinaus seinen Wirkungs­ kreis erweiterte, bleibt zur Beantwortung dem vierten Abschnitt Vorbehalten. Trotz dieser Einseitigkeit aber läßt sich der ein­ geschlagene Weg dennoch rechtfertigen aus der Erwägung heraus, daß das Handwerk eben immer die Richtschnur und der Angelpunkt für den Nürnberger Metallhandel war und blieb, der ohne dasselbe garnicht gedacht werden kann.

III. Abschnitt. Die Träger des Nürnberger Metallhandels. Die Frage nach den Trägern, den Subjekten des Nürnberger Metallhandels hat bisher in dieser Arbeit noch keine Beant­ wortung erfahren, sie wurde nur im zweiten Abschnitt durch gelegentliche Äußerungen gestreift und angedeutet. Noch aber wissen wir nicht, wer eigentlich die Leute waren, die den Nürn­ berger Metallhandel in Händen hatten und ausgestalteten. Zunächst gilt es die Kaufleute nach dem Umfange ihrer Handelstätigkeit, nach der Art ihres Wirkungskreises voneinander abzugrenzen; mit andern Worten: es handelt sich um die Frage, waren sie Großhändler oder waren sie Kleinhändler oder waren sie beides? In der Tat hatten alle drei Möglichkeiten Verwirk­ lichung gefunden; es gab Kleinhändler, die die Waren nur en detail und zwar meist innerhalb der Stadt selbst an die wirklichen Verbraucher absetzten, Kaufleute, die Groß- und Klein­ handel in einer Hand vereinigten — sie waren auch im 17. Jahr­ hundert noch keine seltene Erscheinung — und schließlich solche, die sich nur mit dem Großhandel befaßten, indem sie ihre Waren an Wiederverkäufer oder an Gewerbetreibende zur weiteren Verarbeitung absetzten, wie manche einheimische Handelshäuser,

156 oder auch damit befassen mußten, wie die Fremden, die Gäste1). An sich ist nach der modernen Terminologie die Größe des Umsatzes nicht das wesentliche Charakteristikum für Groß- oder Klein­ handel. Damals sah man aber auch im Ausmaß und Umfang des Handels ein entscheidendes Merkmal. Das geht schon aus den amtlichen Maßfestsetzungen hervor, die für den Großhandel Minimalmaße oder umgekehrt für den Kleinhandel Maximalmaße darstellten, um Streitigkeiten vorzubeugen und von vornherein alle Zweifel zu zerstreuen, was schon Großhandel im Sinne von Großbetrieb und was noch Kleinhandel im Sinne von Klein­ betrieb sei. Es war z. B. bestimmt, . das niemandt 2 centner zin oder pley und darunter in seinem hause nit auswegen oder verkaufen sol"2), d. h. in diesem Falle sind zwei Zentner die Maximalgrenze für den Kleinhandel oder umgekehrt die Minimalgrenze für den Großhandel. Selbstverständlich bestanden je nach den Gegenständen verschiedene Bestimmungen. Die Quellen selbst gebrauchen für Groß- und Kleinhandel verschiedene Ausdrücke, die jedoch ihrem ganzen Wesen nach kein absolut sicheres Kennzeichen für die eine oder andre Art des Handels sein können, sondern lediglich allgemeine Andeutungen des Gegensatzes darstellen; ich denke an Bezeichnungen wie wfesslin weis" und weynzeling verkaufen" 3) oder »/haufenweis verkaufen"4) oder whandtkauf und hundertweis verkaufen" 5). Die reinen Kleinhändler waren keine Gruppe von eigent­ lichen Händlern, von Berufshändlern, sondern Produzenten, Hand­ werker, die ihre Waren auf dem Markt der Stadt und in ihren »Krämen" zum Verkaufe anboten. Sie trieben Kleinhandel, weil sie ihre Waren an die eigentlichen Konsumenten absetzten, und ihr Handel war Kleinbetrieb, weil sie nur mit geringem *) Die letzte Bemerkung spielt auf die gesetzliche Scheidung in Großund Kleinhandel an und zwar gesetzlich, insofern als der »/Kleinhandel als Vorrecht erscheint, der Großhandel aber jedem freisteht, viele aber auf ihn beschränkt werden" (Georg von Below, Groß- und Kleinhandel im deutschen Mittelalter, in „Probleme der deutschen Wirtschaftsgeschichte", Tübingen 1920 S. 311). *) R. B. 28 Fol. 203 V (5. März 1555). 3) R. B. 14 Fol. 163 V (26. Febr. 1528). 4) R. B. 20 Fol. 221 v (März 1541). 5) R. B. 3 5 Fol. 339(11. Sept. 1576). „ Handkauf ist der Verkauf aus freier Hand ohne Gewicht oder Maß; daher auch Kleinverkauf im Gegensatz zum Verkauf im Großen und Ganzen“ (Deutsches Wörterb. von Grimm, Bd. 4, 2, .S. 399).

157 Umsatz arbeiteten. Dieser Kleinhandel unterlag obrigkeitlicher Regelung und war an ganz bestimmte Vorschriften bis ins Einzelne hinein gebunden; es kam darin der für das Mittelalter so kenn­ zeichnende genossenschaftliche Zug zum Ausdruck, dem Zwang und Bindung eigen war. Allgemein galt: nur seine eigenen Erzeugnisse, die in der Schau auf ihre Güte und Echtheit geprüft worden waren, durfte der Handwerker feilbieten, und zum andern, er mußte Meister sein 1). Alles, was darüber hinausging, bedurfte eigens obrigkeitlicher Erlaubnis. «Den messerern ist ... erteilt, nämlich das hinfuro kein burger oder inwoner diser stat, der nicht des messererhandwergks ist, keynerley messer feyl haben noch verkaufen, und das auch kein messerer kein ander arbayt alhie feilhaben oder verkaufen sol, dan sovil unter sein selbs Zeichen gemacht ist" (11. Febr. 1536)2). Dies war die Regel; weitere Befugnisse wurden besonders eingeräumt: » . . . Daneben aber soll unverpotten sein, den jhenen so bisher mit Behemischen und Steyrischen messern gehandlet, dieselben furter failzehaben und zu verkaufen"3). Der Grund des Verbotes, fremde Waren in Nürnberg zu verhandeln, war darin gegeben, daß man einen Abbruch für das heimische Gewerbe fürchtete: »da sie (die Messerhändler) auch in berurten dreien jarmessen neben den hie gemachten auch den Behemischen und Steirischen messern (die inen ohne das failzuhaben zugelassen seind), auch andre messer, die zu Schmalkalden und auf andern auswerdigen, redlichen wercksteten gemacht werden, fail haben wolten, sollen sie doch dasselbig (sovil nur allein itzgemelte frembde messer anlangt) sowol als auch andere hieher kommende frembde messerkrämer lenger nicht dan 14 tag zu tun macht haben, damit andere hieige arme meister neben inen auch ain pfennig lösen können und das handtwerck der frembden arbeit halben nicht so hart beschwert werde" (4. April 1584)4). Der Gesichts­ punkt des Schutzes der heimischen Handwerker auch für den Verkauf ihrer Waren war maßgebend. *) Handwerkerordnung S. no. „Es soll auch nymand kainen plechharnisch hie fail haben an keinem end, dan die, so in gemacht haben . . . und wer . . . feil hett und nit meister noch des handtwercks wer . . . der soll . . . bestraft werden " (Handwerkerordnung: Plattnerordnung S. ic:8). *) R.B. 17 Fol. 172. 3) Ebd. 4) R. B. 42 Fol. 427.

158 Eine eigenartige Erweiterung des Grundsatzes, daß der Handwerker nur seine eigenen Erzeugnisse feilbieten solle, gibt ein Rats verlaß vom März 1536: »Zwischen den nodlern (Nad­ lern) und heftlinmachern ist auf ire gegeneinander ubergeben Schriften bei eim Erbern Rat erteilt, das hinfuro kein nadler keine heftlin mer (außerhalb der geleiten messen) alhie öffentlich feil haben oder aushenken, sonder dieselben anders nit dan heimlich und hinten in kremen zu verkaufen macht haben sol" *). Obwohl der Schutz der heimischen Gewerbe jederzeit im Vordergrund stand, ließ der Rat dennoch nicht die einengenden zünftlerischen Bestrebungen der Handwerker zum Durchbruch kommen. Ihm war an einer freieren Gestaltung des Handels gelegen und deshalb bekämpfte er so viele vom Handwerk in kurz­ sichtiger Weise gewünschte Beschränkungen: »Auf der Rugsherrn verlesens bedencken in dem streit zwischen den Steyrischen hendlern und dem messererhantwerck der gantz stehlen klingen halb, sol man denselben gemes bei den hendlern die Passauischen falsch gantz stehelene Schnitzer klingen, die man anstat eins tischmessers gebraucht, weil sie der schau und der Ordnung nit gemeß, gantz und ghar abschaffen und inen nit gestatten, dieselben hie noch außwendig zu verhandeln" — der Ordnung nicht gemäße Waren belegte der Rat allemal mit Verbot — »doch sol inen der Ordnung nach die Behmischen und Steirischen ausbereiten messer und auch die werckschnitzer, die man zum drehe und schneidzeug und nit anstat eins messers zum tisch gebraucht, wie mit alters herkomen, hieher zu furen und zu verkaufen erlaubt und unverboten sein; doch das daneben auch dieselben der schau gemes rechts guts kaufmansgut weren" (10. Sept. 1573)*2). Schrankenlose Handelsfreiheit war damit freilich noch lange nicht für jedermann eingeräumt, aber doch für einzelne Fälle eine gewisse Freiheit zugestanden. Als ganz besondere Vergünstigung und Ausnahmefall galt die Erlaubnis, daß ein Handwerker neben seinem Handwerk auch den Handel mit Rohmaterial ausüben durfte. Daß diese Befugnis ganz besonders hervorgehoben wurde, bestätigt nur, daß sie ein Abweichen von der üblichen Regel darstellte: »Auf *) R. B. 17 Fol. 204. R. B. 34 Fol. 306 v.

2)

159 der verordneten herrn an der rüg verlaßne relation, das die geschworne des hufschmidhantwercks alhie leiden mögen, das meine herrn auf ein Erbern Raths zu Amberg fürpitt Georgen Rößnern, huf- und waffenschmid alhie, den eisenhandel neben seinem hantwerckh zu treiben vergünstigen mugen, dhweil er Rößner nit mutwilliger weiß in schulden geraten; ist verlassen, ime Rößner zu erlauben, das er den eisenhandel und sein hant­ werckh nebeneinander 3 jar lang treiben müge" (24. Okt. 1590)l). Wollten die Handwerker ihre Waren auch nach auswärts verkaufen, so mußten sie darum beim Rat um Erlaubnis nach­ suchen: »Dem platnerhandtwerck ist gelüft, das sy irn zeug und harnasch hinauß mögen verkaufen, doch nicht den veinden" (1504)2). Es ist erteilt, allenthalben bei den rotschmiden und pulfermachern zu verfügen und verpot ze thun, das si den veinden derselben ding, als puchsen, pulfer und ander weer nicht verkaufen oder hinausschicken, auch undter den thorn zu bestellen, darinnen aufsehn ze haben, damit derselben ding nichts aus der stat gefürt werde" (1504)3). «Also soll den platnern uf ir suplicirn, doch mit offner handt und biß uf eins Rats widerrufen zugelassen und vergönnt werden, ire gemachte arbeit uff außwendige märkt zu verfueren und zu vertreiben" (19. Dez. 1558)4). Weil der Rat den Verkauf nach auswärts durch die Handwerker nur als besondere Befugnis einräumte, bedeutete er offensichtlich eine Ausnahme von der Regel und gerade für die Plattner, diesen einen großen Zweig der Waffenhandwerker, war dies ein außerordentliches Zugeständnis; denn bei keinem Metallerzeugnis sonst übte der Rat eine solch peinliche Aufsicht, keines stand bei ihm so sehr im Mittelpunkt des Interesses wie gerade dieses. Schon die Einschränkung der Widerruflichkeit deutet darauf hin, daß der Rat an Möglichkeiten, besonders politischer Art, dachte, die ein Verbot notwendig machen könnten; daher verschaffte er sich schon im Voraus Rückendeckung, damit ihm nicht Ungelegenheiten erwüchsen. Rückhaltlos fielen die sonst üblichen Schranken während der Märkte und Messen. In diesen Zeiten genossen der Ein*) 2) 8) 4)

R. B. R. ß. Ebd. R. B.

49 Fol. 201. 8 Fol. 46. Fol. 8v. 30 Fol. 209 V.

160 heimische und der Fremde, der Kaufmann und der Handwerker volle Freiheit des Ein- und Verkaufes. Solcher Messen gab es in Nürnberg drei im Laufe des Jahres, deren jede drei Wochen dauerte; sie fanden statt »zum neuen Jahr, Heiltum *) und an Egidi (l. Sept.)"2). Nur während dieser allerdings nicht ganz wenigen Wochen vm Jahr war in jener gebundenen Zeit der Zwang ausgeschaltet und Freiheit gewährt. In feierlicher Form wurde die Geleits- und Meßfreiheit alljährlich zu Ostern in der Stadt verkündigt: »Ein hochlöblicher und hochweiser Rat lassen allermänniglich verkünden, wer zu der Meß und Jahrmarkt, so auf heute Mitwoch nach Ostern angehen, in 24 Tage die nächsten nach­ einander künftig währen und bestehen soll, hier in diese Stadt Nürnberg kommet und sein Gut herbringet oder herschicket, des Leib und Gut soll hier zu Nürnberg dieselben 24 Tag Fried und Geleit haben, ungefährlich; ausgenommen, die in der Acht wären, Sachen, die das Leben antreffen, Geldschulden, die auf dieselbe Zeit her gemacht würden oder versprochen wären, auf dieselbe Zeit in dieser Stadt zu bezahlen, und auch derer, denen die Stadt versagt wäre. Ob auch jemand allhier zu schicken hätte, der insonderheit Geleits darum begehrte, würde ihme dann Geleit darum zugesagt, das solle ihme gehalten werden" (J. F. Roth, Geschichte des nürnbergischen Handels. Bd. 4, S. 375). Außerhalb der festgesetzten Frist jedoch stand das Kauf­ schlagen unter strenger Strafe: »Unser herren vom Rate habent umb gemeynes nutzs und notdurft willen aller der iren und aus redlichen Ursachen, sie darzu bewegend, gesetzt, ernstlich und vestiglich gebietende, das hinfür nyemands, er sey burger oder gast, hie in diser stat und pütelstab, noch in andern eins Rats gebieten, einicherley gemeyner feurmarckt (?) oder freymarckt (es wird darunter wohl der Verkauf von Waren vor oder nach der festgesetzten Zeit z. B. b d. i. die Zeit nach Ostern, während welcher (genauer am Freitag vor Misericordias Domini) dem Volk die Reichsheiligtümer und die Reichskleinodien gezeigt wurden. 2) Handwerkerordnung S. n. Daneben erfreute sich während der Advent­ zeit bis Weihnachten der sicher wenigstens schon im 16. Jahrhundert bezeugte sog. Kindleinsmarkt großer Beliebtheit, der wie heute noch vor allem den Kindern durch Verkauf von Spiel waren und buntem Flitter Rechnung trug. Für den Metallhandel kam ihm keine Bedeutung zu.

161 der Messe oder der gewöhnlichen Märkte zu verstehen sein], haben, pflegen oder gestaten, noch einicherlei hilf, rate oder hantreich darzu thun sol umb keinerley wäre oder hantirung, wie die namen hat, in kein weise noch wege. Dan wer das überfüre und sich des, so er darumb gerügt oder furbracht wurde, für sich und seinen gewalt mit seinen rechten nit benemen mochte, der sol darumb zu einer yeden fart gemeiner stat zu puß geben, nemlich die person, in des haus oder wonung das beschehe, fünfzig guldin, und ein yede andere person, die in obgemelter maß dem handel verwant were, zehen guldin" (Jos. Baader, Nürnberger Polizeiordnungen, S. 136). Im übrigen blieb der Grundsatz der Abgrenzung und Be­ schränkung weiterhin bestehen: »Den eisenkremern am markt soll man die groß rotschmidarbeit feylzuhaben abstellen, dhweils widers gesetz und alts herkumen ist, wie die rotschmid gebetten haben" (Jan. 1540) *). Bei der Betrachtung des Kleinhandels haben wir zugleich über die persönliche Stellung des Kleinhändlers Aufschlüsse erhalten; er war Handwerker und befaßte sich als solcher mit dem Verkaufe seiner Erzeugnisse, in der Hauptsache und der Regel nach, innerhalb der Stadt. Von den Handwerkern als den Trägern des Metallhandels kann daher keine Rede sein; ihr Handel blieb nur ein Feilhaben innerhalb enger Grenzen. Er reichte nur in Ausnahmefällen, wie wir gesehen haben, in den Umkreis der Stadt und darüber hinaus ; er erlangte auch, auf das Ganze gesehen, nie größere Bedeutung und bedeuten­ deren Umfang, sondern war nur wichtig für das kaufende Publikum der Stadt selbst. Anders stand es mit den Groß- und Kleinhändlern in einer Person; bei ihnen waren Groß- und Kleinbetrieb, Groß- und Kleinhandel vereinigt und miteinander vermengt, sodaß in keiner Weise eine scharfe Trennung möglich ist. Jedenfalls aber waren diese Händler nicht in erster Linie Großkaufleute, sondern sie suchten sich vor allem auch den Kleinhandel zu sichern. Gerade umgekehrt aber strebten die Handwerker darnach, daß diese Händler aus dem Kleinhandel verdrängt und auf den Groß­ handel allein beschränkt würden. Den Bürgern wurde darum häufig *) R. B. 20 Fol. 84 V.

Vgl. oben S. 156. 11

162 nur der en-gros-Verkauf erlaubt, während ihnen sonst auch noch der Kleinhandel zugestanden hatte, und zwar haben wir es hier mit fremden Gewerbeerzeugnissen zu tun; die Entscheidung fiel demnach zu Gunsten des heimischen Handwerks aus. »Auf der sensenschmid suplicirn und beclagen über etliche burger, das sy frembde sensen hie feil hetten, ist disen bürgern das einzeling faihl haben und verkaufen der frembden sensen abge­ stellt und inen allein zugelassen worden, solliche sensen haufen­ weiß zu verkaufen bey meiner herrn straf" (Mai 1549) *). Ein anderes Bestreben äußert sich im Ratsverlaß vom 16. Nov. 1584: » . . . den eisenkremern aber . . . ir begern . . . das man den khaufleuten, die ir niderlag hie mit stahl und eisen in iren heusern haben, auferlegen und verpieten soll, das ir kainer auf einmal under 10 Zentner stahel oder eisens weder hieigen oder frembden zu verkhaufen macht hab, ablainen"*2). Es versuchten also die Eisenhändler die »khaufleute, die ir niderlag hie mit stahl und eisen haben," aus dem Kleinhandel zu verdrängen; im Interesse der Handwerker, die nicht alle in der Lage waren, große Mengen Rohmetall einzukaufen, schlug der Rat ihr Begehren ab. Es bestand demnach ein grundsätzlicher Unterschied bei der Einräumung der Befugnis zum Kleinhandel, je nachdem es sich um Rohmaterial oder fremde Gewerbeerzeugnisse handelte. Allemal fiel der Entscheid zu gunsten des heimischen Hand­ werks aus, wie ja die Fürsorge des Rates für das eigene Gewerbe überhaupt ihresgleichen suchte3). Ein außerordentlich interessantes Streiflicht wirft der Ratsverlaß vom 11. Sept. 1576 auf die ganze Sachlage: »Uf der verordneten herrn an der rüg 0 R. B. 24 Fol. 271 v. 2) R. B. 43 Fol. 180 V. 3) rEin Erber Rath wolte sie, die messing- und eisentrathendler hie mit allem ernst dahin vermanet und gewisen haben, die hieigen hantwerg vor den frömbden zu fördern und denjenigen kleinen trat, der inen zu irer arbeit zu gebrauchen gettlich (passend), nicht unter dem schein des groben, wie bißhero von etzlichen beschehen, hinauß zu verkaufen; das sie auch guten gerechten zeug und kupfer verschaffen und nicht die besten kupfer den peckschlagern, die inen solche vielleicht höher zalen dan wan sie trat darauß arbeiten ließen, verkaufen solten, wie man irer dan wol wußte, die es zu thun im geprauch hetten; das sie auch selbsten fleißig mitzusehen, das guter gerechter trat für die hieigen* hantwerckh gemacht werde und inen disen messing- und eisenhandel ungeacht ob er inen schon nicht sovil gewins als die andere treibende kaufmanschaft ertrüge, dannocht auch besser bevolhen sein lassen sollten" (6. Okt. 1579) (R. B. 38 Fol. 370 v).

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verlesens bedencken in dem streit zwischen Jörg Kraußen und Margaretha Hartmenin, beden eisenkremern und bürgern hie, und Wilhelm Lehener, sensens'chmid, das ainzig verkhaufen der frembden sensen belangend, so durch die eisenkremer hieher in dise stat gebracht worden, ist erteilt, weil den eisenkremern ir narung an dem handtkauf der sensen nit gelegen, sonder mit vilen andren gattungen kremerei treiben, darzu inen außer der stat auf den kirchweihen und markten der einzig handtkauf nit gewehrt were, auch in der stat alhie macht hetten, die frembden sensen hundertweiß zu verkhaufen, das man es bei der Ordnung, so dem sensenschmidhandtwerck zuguten diß handtkaufs halben hievor gemacht worden, soll pleiben lassen und den eisenkremern ir begern des handtkaufs halben mit guten Worten ablainen; dabeneben aber den sensenschmiden einpinden, ire Sachen dahin zu richten, damit gemeine stat und das landvolckh oder, wer irer arbait sonst bedarf, jedesmals mit guter gerechter arbeit nach notturft gefurdert werde, auf das meine herrn nicht ursach gewinnen, do in khunftig derhalben clag fürkomen solt, den kremern diß hantkaufs halben wider ein luftung zu thun" 1). Im Vorbeigehen sei festgestellt: auch Frauen stand die Aus­ übung eines selbständigen Gewerbebetriebes zu; in der Nürnberger Reformation von 1564 wurde festgelegt, daß auch Frauen zu einem Handwerk oder einer Kunst zugelassen werden konnten, wenn sie nur das Bürgerrecht besaßen. Freilich handelte es sich dabei häufig um »/Nebenarbeiten . . . die sehr häufig dem Gebiete der freien Kunst angehörten" 2). Eine Ausnahme­ stellung jedoch nahmen die Frau und auch die Tochter des Meisters ein, die die gleichen Arbeiten wie der Meister selbst verrichten durften; ebenso war die Witwe des Meisters zum Weiterführen der Werkstatt oder des Gewerbes ihres verstorbenen Mannes ohne Weiteres befugt. »»Ir narung ist an dem handtkauf der sensen nit gelegen, sonder sie treiben mit vilen andren gattungen kremerey". Aus diesen wenigen Worten wird eine wichtige Tatsache klar. Es gab auch im 16. Jahrhundert kaum Händler, die sich mit dem *) R. B. 35 Fol. 339. 2) Mummenhoff, Der Handwerker, S. 50. 11*

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Vertrieb eines Gegenstandes ausschließlich befaßten; sie handel­ ten vielmehr mit allen möglichen Dingen, die garnicht notwendig in innerer Beziehung zueinander stehen mußten, sie verwandten höchstens auf den einen oder andern Gegenstand ihr besonderes Augenmerk, mit anderen Worten: eine strenge Gliederung des Handels nach den einzelnen Warengattungen gab es noch nicht. Und zum andern, der «handtkauf der sensen" in der Stadt d. h. also der städtische Kleinhandel ist nicht ihr einziges Geschäft — er bleibt ihnen ohnehin für die Märkte und Kirchweihen der Umgegend Vorbehalten — sondern sie treiben ja außerdem Großhandel, den kein Verbot trifft. Wir sehen, Groß- und Kleinhandel waren in den Händen einer Person vereinigt, die nur mit Widerstreben ein Verbot für den Kleinhandel aner­ kannte und darnach trachtete, es baldmöglichst wieder auf­ zuheben. Interessant ist die reiche Berufsgliederung auch innerhalb der Handelstätigen in Nürnberg. Besonders genau war der Bereich der einzelnen Eisenhändler voneinander abgegrenzt; die einen durften nur «rauhes eisen ungezaint", die andern nur «geschmeltzten zeug" an die Handwerker abgeben, und wiederum nur den Eisenhändlern des «geschmelzten zeug" war der Verkauf von Sinter *) und altem Eisen gestattet. Es bedurfte einer ein­ gehenden Beratung des Rates, ob man hier eine Aenderung zulassen solle; schließlich «... hat ein Erber Rath durch gnugsame erkhundigung sovil erheblicher Ursachen befunden, das sie den hendlern rauhes eisens die hand in dem rauhen teihel*2) lenger§ nicht zu sperren wissen, sondern haben den rauhen hendlern hiemit in der Ordnung, ungehindert der hendler des geschmeltzten zeugs beschehener einrede, die luftung und Ver­ günstigung getan, lassen inen auch hiemit offenlich zu, das sie neben den rauhen schinen oder werckeisen auch den rauhen teihel an schin und steben, doch allein rauh und ungezaint, wie sie denselben von den hammermeistern erlangen, in iren krämen zu feilen khauf haben und, wer den bedarf, umb gebührliche bezalung außwegen mugen; doch sollen sie sich alles zainens, *) Hammerschlag, Metallschlacke (Schmeller-Frommann Bd. II Sp. 306). 2) d. i. das Eisen, wie es aus dem Frischfeuer kommt. (Ebd. Bd. I Sp. 498).

165 auch strecken und abpaissen des stahels und eisen laut voriger ordnung gentzlich enthalten"*). Und weiterhin wird bestimmt n . . . das hinfuro kein eisenkremer schin und geschmeltzt eisen bei einander haben und damit ein hantirung Treiben, sonder welcher mit geschmeltztem eisen handelt, sol das schineisen lassen und keins dabei feilhaben noch verkaufen, entgegen welcher schineisen verkaufen will, der soll allein desselben warten und kains zainen lassen bei der zuvohr darauf gesetzten straf"*2)* und man soll »den eisenkremern auf legen, alle gattung des eisens voneinander zu sondern, damit ein yeder hantwercksman sein gattung one betrug linden möge" (1. April 1563)8). Man sieht, eine obrigkeitliche Bevormundung bis ins Kleinste, die immer nur aus dem Bestreben erwuchs, die Hand­ werker vor Betrug zu schützen. Wer Werkeisen brauchte, wußte genau, an welche Händler er sich wenden mußte, wer geschmelztes Eisen verarbeitete, konnte wiederum nicht irre gehen. Wie sehr der Rat die Interessen des Handwerks zu wahren suchte, macht der obige Ratsverlaß noch in den folgen­ den Worten deutlich: «... man sol auch allen eisenhendlern des rauhen und geschmeltzten zeugs ernstlich einpinden, guten gerechten zwigeschmeltzten teihel, der auf den hemern in der Pfaltz nach laut der chur- und fürstlichen pfältzischen aufgerichten zehenjährigen hamerwercksordnung geschmeltzt und mit dem daumenstraich (!) gezaichnet ist, zu gemeiner stat zu pringen, damit dieselb und dero handtwercker, so das eisen bedürfen, versehen sein"4). Wenigstens von Seiten des Rohmetalles sollte dem Handwerker Qualitätsware gewährleistet sein. Diese Bevormundung und scharfe Kontrolle war auch durch­ aus gerechtfertigt. Denn wenn sich schließlich die Eisenhändler keiner Fälschung schuldig machten, so mußte man doch auf Betrügereien der Eisenzainer gefaßt sein: »Item das sie (die Zainer) sich auch undtersteen, do inen gleich die eisenhendler gerecht, gut eisen zu verzainen5)*geben, dasselbig zu behalten und anderstJ) R. B. 36 Fol. 2) R. B. 33 Fol. ®) R. B. 32 Fol. 4) R. B. 36 Fol. 6) d. h. Eisen zu Bd. II. Sp. 1128).

225. 103. 91. 225. Zainen oder Stangen schmieden (Schmeller-Frommann,

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wohin irs aignen nutz halben zu verkaufen und den eisenhendlern dagegen ander böß untüchtig eisen zu geben"1). Im Gegensatz zu den Handwerker-Kleinhändlern, die nur ihre eigenen Produkte im engen Stadtgebiet absetzten, verdient wohl diese Art von Händlern die Bezeichnung Berufskaufleute; sie bildeten schon einen eigenen Kaufmannsstand, der sich aus­ schließlich oder doch vorwiegend mit Handeltreiben ernährte. Es waren dies in ihrer Mehrzahl sogenannte Ehrbare, die »die Aristokratie innerhalb der gemeinen Bürgerschaft" darstellten und //vorzugsweise Kaufmannschaft oder fabrikmäßige Gewerbe betrieben"2). Damit jedoch soll nicht ausgesprochen sein, daß diese Händler nicht aus dem Handwerkerstand hätten her­ vorgehen können, es wird dies sogar sehr oft geschehen sein; aber sie waren dann eben keine Handwerker mehr, die neben­ bei auch Handel trieben, sondern Händler, die sich ihrem Kaufmannsberuf ganz widmeten. Neben diesen Kaufleuten, die vorzugsweise den Ehrbaren an­ gehörten, hatten die Nürnberger Geschlechter den weitaus größten Anteil am Metallhandel, ja gerade die Beteiligung der Patrizier ist für den Nürnberger Handel kennzeichnend gewesen. Ihre Auffassung vom Handel als einer für ihre Stellung durchaus würdigen Beschäftigung wurde wesentlich für die Gestaltung des Nürnberger Metallhandels, für seine Bedeutung und seine Aus­ dehnung. Auf diesen Zusammenhang weist schon Schulte hin und begründet ihn mit einem Vergleich der Städte Straßburg und Nürnberg: Straßburgs Geschlechter wandeln sich zum Land­ adel, der Handel verkümmert, Nürnbergs Geschlechter bleiben im Kaufmannsstand, der Handel blüht noch lange Zeit weiter3). Mit dieser Ausschließlichkeit freilich die verschiedene Entwick­ lung der beiden Städte aus diesem einen Tatbestand begründen zu wollen, mag etwas gewaltsam erscheinen; aber als ein Faktor unter anderen ist er sicher wirksam gewesen. Die Nürnberger Geschlechter dünkten sich für den Kauf­ mannsstand nicht zu gut und stellten sich ohne Bedenken in den Dienst der Handelstätigkeit. Wenn es von Jakob Welser heißt *) R. B. 36 Fol. 227 V. 2) Chroniken der deutschen Städte. Bd. 1, S. 215. 8) A. Schulte, Gesch. d. mittelalterl. Handels. Bd. 1, S, 605 (sinngemäßes, kein wörtliches Zitat).

167 wer treibt den großen handel in alle land, dan nie kain kaufman, purger zu Nürnberg, getriben hat" *), so gilt dies von den meisten andern Nürnberger Patriziern nicht minder. Auf jeden Fall schlägt der 1697 von Kaiser Leopold II. den Nürnberger Geschlechtern bestätigte Adel, was einer Bestätigung, daß sie nie Handel getrieben hätten, gleichkam, der Wahrheit glatt ins Gesicht, da mindestens der Großhandel im 16. Jahrhundert noch ganz allgemein von den Nürnberger Patriziern betrieben wurde. Die schwierigen Transportverhältnisse und die Unsicherheit der Straßen brachten es mit sich, daß man sich seltener als Einzelner dem Handel widmete, seltener allein die Messen und Märkte besuchte, sondern sich zu Gruppen zusammenschloß, Gesellschaften und Genossenschaften verschiedener Art gründete. Der Antrieb zum Zusammenschluß war also nicht in erster Linie Kapitalzusammenlegung (dies bildete für jene Zeit noch nicht den ausschlaggebenden und nicht den ersten Gesichtspunkt), die Gesellschaften waren vielmehr ein Mittel, den mannigfaltigen äußeren Schwierigkeiten, denen der Plandelsverkehr ausgesetzt war, wirksamer begegnen zu können. Sie waren zunächst Ab­ wehr und Schutz gegen Gefahren. Erst nach und nach schob sich das Geld in den Vordergrund und wurde der Anstoß zu Gesellschaftsbildungen, sodaß je länger je mehr kapitalistische Ansätze spürbar werden, die allmählich auch Gestalt gewinnen und das Vorstellungsgebäude und die Ideenwelt des Mittelalters immermehr ins Wanken bringen. Juristisch lassen sich die verschiedenen Gesellschaften jener Zeit zwei Tatbeständen unterstellen, der offenen Handelsgesell­ schaft und der Kommenda, die sich lediglich durch das verschie­ dene Maß der Haftung der einzelnen Beteiligten unterschieden. Häufig waren die beiden Rechtsformen miteinander verquickt, sodaß sie nicht allzu oft in reiner Ausprägung vorkamen. Trotz der verschiedensten Abwandlungen aber lagen immer diese bei­ den Tatbestände irgendwie zugrunde. Weit mehr als juristische Einzelheiten interessieren in einer volkswirtschaftlichen Arbeit ökonomische Gesichtspunkte: »Art der Beteiligung von Kapital und Arbeit, sowie die dadurch *) Chroniken der deutschen Städte. Bd. i, S. 218 (aus Lazarus Holzschuhers Geschlechtsbuch von 1511).

168 hervorgerufene Verteilung von Gewinn und Verlust. Nur frei­ lich wird man, wie überhaupt bei solchen wirtschaftlichen Be­ griffsbildungen darauf verzichten müssen, alle Einzelfälle mit zu umspannen, da für irrationale Erscheinungen des Lebens Begriffs­ bestimmungen nicht möglich sind"1). Die offene Handelsgesell­ schaft stand der Einzelunternehmung am nächsten; eine Anzahl Gesellschafter waren daran mit Arbeit und Kapital beteiligt. Meistens standen sie in nahen Verwandtschaftsbeziehungen, und dieser Familiencharakter trug noch dazu bei, daß sie typische und charakteristische mittelalterliche Bildungen darstellten. Bei diesen Familiengesellschaften, die sogar noch über das 16. Jahrhundert hinaus festzustellen sind, waren die Verwandtschaftsbeziehungen die Grundlage, auf der sie ruhten. Dies war ihre Stärke und Schwäche zugleich. Sie bildeten dadurch einen fest geschlos­ senen Verband, die Befähigung zum Handel wurde durch eine langjährige Schulung erreicht; doch zeigte es sich gerade hier, daß häufig unfähige Enkel das Erbe der Großväter vernichteten. Kennzeichnend für die Familiengesellschaften ist der Mangel kapitalistischer Gesinnung, der sich in vielen Einzelheiten aus­ drückte: sie huldigten noch nicht einem ausgeprägten Erwerbs­ prinzip: »Der Handel dieser Geschlechter war nicht das Mittel, um am schnellsten und am leichtesten reich zu machen und dann in andere Hände überzugehen, sondern das Band, wodurch ein ganzes, weit verzweigtes Geschlecht den Reichtum auf viele Jahrhunderte mit langsamer, doch sicherer Mehrung an sich fesselte, die bleibende Grundlage einer hervorragenden Stellung im bürgerlichen Gemeinwesen, die nie fehlende Gelegenheit zu einer würdigen und bildenden Tätigkeit für alle nachwachsenden Glieder des Hauses"2).* * Auch ihr Geschäftsgebaren trug noch keine kapitalistischen Züge, die Buchführung war noch durchaus patriarchalisch und für unsere heutigen Begriffe überaus nach­ lässig und großzügig, Gesellschafts- und persönliches Vermögen waren noch keine streng getrennten Dinge, dazu waren die Menschen noch viel zu sehr in der Einheit alles Seins befangen8). *) Handwörterbuch der Staats Wissenschaften, 3. Auflage, Bd. V, Artikel ,, Handelsgesellschaften4 4. 2) Joh. Falke, Die Geschichte des deutschen Handels, Lpz. 1859. Bd. 2, S. 332. *) Selbstverständlich gab es neben diesen Familiengesellschaften schon früh solche Gesellschaften, die sich auf ganz anderer Grundlage zusammenschlossen,

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Anders die Kommenda. Hier hatte schon eine deutliche Trennung von Arbeit und Kapital stattgefunden, indem ein mehr oder weniger selbständiger Kaufmann mit dem Kapital eines anderen arbeitete. Sie nahm häufig die Form der Gelegen­ heitsgesellschaft an, eine Form die durchaus im Gegensatz zur Familiengesellschaft stand. Sombart1) versteht unter den Ge­ legenheitsgesellschaften solche Gesellschaften, die Zweckverbände darstellten, indem sie sich vertragsmäßig auf Zeit zum Vertrieb irgendwelcher Waren zusammenschlossen, d. h. das Objekt war das Entscheidende bei der Gesellschaftsbildung, während bei der Familiengesellschaft die Subjekte den Ausgangspunkt bildeten. Die Gelegenheitsgesellschaften bargen schon in höherem Maße kapitalistische Wurzeln in sich: das Geschäft erscheint losge­ trennt von der Persönlichkeit, wenigstens zeitweise, und die Möglichkeit einer beliebigen Anhäufung von Produktionsmitteln war leichter gegeben. Freilich kam die Kommenda nur selten rein als solche vor, sondern meist in Verbindung mit der offe­ nen Handelsgesellschaft, sodaß der neuzeitliche Einschlag hoch nicht überwog. Dieser kurze Überblick läßt schon erkennen, daß die ver­ schiedenen Gesellschaftsarten nicht mehr rein mittelalterliche Bildungen waren, sondern daß sich schon deutlich kapitalistisch gefärbte Unternehmungen Bahn brachen. Wenn irgend etwas einen Anstoß zur kapitalistischen Entwick­ lung bilden konnte, so waren es die Bergwerksunternehmungen jener Zeit. Sie wirkten durch ihre wachsende Zahl und die größere Anwendung maschineller Einrichtungen umgestaltend; sie bean­ spruchten für ihren Betrieb bedeutendere Kapitalien, über die die einfachen Hüttenmeister in der Regel nicht verfügten. Es entstand zunächst das Verlagssystem im Bergbau. Walter Möllenberg schil­ dert es für den Mansfelder Kupferbergbau, seine Beschreibung ist aber allgemein zutreffend, daher möge sie hier folgen: »Geldgeber z. B. Handwerkergenossenschaften, deren Vereinigungszweck etwa gemeinsame Beschaffung der Produktionsmittel sein konnte. Nie war das ganze reiche Leben in eine einzige Form gepreßt und in ihr erfüllt, von jeher war es in Viel­ gestaltigkeit und Mannigfaltigkeit wirksam gewesen. Wenn daher solche ein­ zelnen Tatbestände charakterisiert werden, so hat das allein den Sinn, das Typische und Charakteristische einer Zeit herauszustellen, ohne damit allem anderen die Existenz absprechen zu wollen. *) Werner Sombart, Der moderne Kapitalismus, 2.Aufl. 1917. Bd. 2, 1 S. 91.

170 war der Kupferhändler, der dem Hüttenmeister zur Bestreitung von dessen Betriebsunkosten eine bestimmte Summe (den sog. Ver­ lag) — meist in Raten — vorschoß, wofür sich der Hütten­ meister verpflichtete, dem Kaufmann (Verleger) die mit seinen Feuern innerhalb einer festgesetzten Zeit produzierten Rohkupfer zu einem vertragsmäßigen Preise zu liefern"1). Durch diese Abmachung war dem Hüttenmeister, wenn er das nötige Kapital nicht aufbringen konnte, die Möglichkeit zur Weiterführung des Betriebes gegeben, und der Händler wurde aus einem gelegent­ lichen zum ständigen Abnehmer der Produkte. Selbstverständ­ lich schloß das Verlagssystem nicht aus, daß sich mehrere Ver­ leger zu einer Gesellschaft zusammenfanden, wie dies z. B. beim Mansfeldischen Kupferbergbau und auch sonst meist geschah. Diese Verlegergesellschaften, wenn man sie so nennen will, übten demnach eine doppelte Funktion aus: sie unterhielten einmal mit ihrem Kapital den Bergwerksbetrieb, waren also nur Verleger, ohne tätige Mitarbeiter zu sein, und zum andern be­ trieben sie gemeinsam den Handel mit den gewonnenen Berg­ werksprodukten. Nach der allgemeinen Charakterisierung der verschiedenen Gesellschaftsformen und -Unternehmungen mannigfaltigen Gepräges ist eine Darstellung der namhaftesten Gesellschaften selbst in ihren Einzelheiten angezeigt. Zunächst verdienen die Bergwerks­ unternehmungen Beachtung. Der Mansfelder Bergbau führte zu vielen Vereinigungen. Vor allem ist zu nennen die «Gesellschaft des Saigerhandels der Hütte Arnstadt"2). Die Gesellschaft trat am 26. Mai 1502 zu einer Saigerhandelsgesellschaft zusammen; ihr gehörten an: Dr. Philip Drachstedt von Eisleben (als einziger Nicht-Nürnberger), Dr. Johann Letscher, Dr. Heinrich Gärtner und dessen Vater Hans Gärtner, die Gebrüder Siegmund und Christoph Fürer, Wilhelm Schlüsselfelder (jedoch nur als Vormund seines Bruder­ kindes), *) W. Möllenberg, Die Eroberung des Weltmarktes durch das Mansfeldische Kupfer, Gotha 1911. S. 15. 2) Ich halte mich bei ihrer Beschreibung an die Ausführungen Möllenbergs (Die Eroberung, S. 16/17), die ich mit den Angaben des Aktenmaterials des Germ. Nat.-Museums (Scheurl-Archiv, jetzt nicht mehr dort) verglichen habe.

171 Sebald (Sebold) Wolkenstein (zugleich als Vertreter seiner Geschwister). Das Betriebskapital betrug 31500 fl. Drachstedt als Be­ gründer und Hauptinteressent zeichnete den größten Einzelanteil, nämlich 6 000 fl., er wurde aber von den andern Teilhabern der Gesellschaft als den eigentlichen Leitern allmählich verdrängt. Die Anteile der übrigen Gesellschafter verteilen sich folgender­ maßen: Letscher............................................... 5 000 fl. Heinrich Gärtner .............................. 2 000 fl. Schlüsselfelder...................................... 5 000 fl. Wolkensteiner....................................... 4 500 fl. Gebrüder Fürer.................................. 7 000 fl. letztere beiden also zusammen mehr als Drachstedt. Der alljährliche Generalrechnungstag sollte regelmäßig zu Pfingsten in Nürnberg abgehalten werden. Wie sehr das Nürnberger Element führend war und den Ausschlag gab, zeigt die Bestimmung: bei Streitigkei­ ten sollte die Entscheidung des Rates der Stadt Nürnberg angerufen werden. Eine bestimmte Zeitdauer setzte sich die Gesellschaft nicht; doch wurde festgelegt: jeder Gesellschafter könne seinen Anteil zu Michaelis für den Ablauf des Rechnungsjahres auf­ kündigen. Ebenso konnte die Majorität auf den Ausschluß eines Gesellschafters erkennen. Im Jahre 1532, 1537 und 1547 wurde der Vertrag erneuert1). Es hatte sich inzwischen mancherlei geän­ dert, einzelne Teilhaber waren durch Tod abgegangen und deren Erben an ihre Stelle getreten; Drachstedt war ganz ausgeschieden, die Gesellschaft setzte sich nunmehr nur noch aus Nürnbergern zusammen, mit Ausnahme der Grafen Albrecht von Mansfeld und Otto von Stolberg, die inzwischen beigetreten waren. Der Erneuerungsvertrag von 1532 wich auch in sofern vom ursprüng­ lichen Vertrag ab, als er zunächst nur für die Zeit von 4 Jahren gelten sollte. Außerdem ergab sich, daß das Betriebskapital der Gesellschaft nicht mehr ausreichte; man fand eine Lösung, die wiederum eine Durchbrechung der damaligen Grundsätze und Denkweise bedeutete: dritte Personen wurden herangezogen um sich mit Geldeinlagen zu beteiligen. Sie wurden damit ihrer *) Staatsarchiv Nürnberg, S. I, L. 283 Nr. 1615 und 1616 (D-Urkunden). Stadtarchiv, Libri lit. 53 Fol. 216 ff.

172 rechtlichen Stellung nach zu einer Art stillen Gesellschaftern. Diese Maßnahme brach mit dem Prinzip der Mitarbeit nicht nur im technischen Betrieb, sondern auch in kaufmännischen Ange­ legenheiten und zerstörte zugleich das der Familiengesellschaften. Im Jahre 1537 *) wurde der Vertrag auf zwölf Jahre, also bis 1549, erneuert; die Höhe des Gesellschaftskapitals betrug «rheinisch 100000 fl.". Weiterhin wurde bestimmt, daß ein Gesellschafter, der seinen Anteil aus irgendwelchen Gründen herausnehmen müsse, verpflichtet sein soll, den Anteil zunächst den andern Gesellschaftern anzubieten und erst nach ihrer Ablehnung dritten Personen, die wie­ derum den Gesellschaftern genehm sein mußten. «Wir sollen und wollen auch in jedem jar ungeverlich nach den ostern hailigen veirtagen rechnung von unsern dienern entpfahen und nemen und yedes jars ein entliehe rechnung zu Nürnberg schließen......... Ob es sich auch zutruge in diser zeyt, das die garkupfer an verkaufen sich würden stoßen oder ander Sachen fürvielen, dadurch diser handel mit unserm haubtgelt nit möcht erhalten werden, so soll yeder aus uns selbst schuldig sein, nach anzai seines haubtguts gelt auf zins aufzupringen oder sein haubtgut zu meren, welichs dan für das nüzist würdet angesehen, und sol in disem fal niemands aus uns allen verschont werden"*2;. Wenn in Streitfällen alles versagte, sollte in letzter Instanz der Rat von Nürnberg entscheiden. Zwei Jahre vor Ablauf der zwölf Jahre, also 1547, sollte eine Generalversammlung stattfinden, die darüber beraten und entscheiden sollte, ob man den Ver­ trag noch einmal verlängern oder die Gesellschaft auflösen solle. Gesellschaften nach Art der Arnstädtischen bildeten sich gerade im Mansfeldischen noch eine ganze Anzahl; Möllenberg zählt sie auf: zunächst die Leutenberger Gesellschaft3). Sie wurde auf Ersuchen des Grafen Albrecht von Mansfeld von Jakob Welser, dem Begründer des Nürnberger Zweiges des berühmten Augsburger Handelshauses, 1524 errichtet. Der Ge­ sellschaftsvertrag lautet auf den 18. März 15244). Hervorgehoben zu werden verdient die Beteiligung der beiden Diener der Ge*) Libri lit, 53 Fol. 216/217. 2) Ebd. 8) Die Eroberung etc. S. 23. 4) abgedruckt in: Die Welser. Des Freiherrn Joh. Michael von Welser Nachrichten über die Familie, für den Druck bearbeitet (von Dr. Ludw. Frhr. v. Welser). Nürnberg 1917. Bd. 2, S. 59 ff.

173 sellschaftEwaldKnauß von Nürnberg und GeorgPfaler von Eisleben; dem einen war die technische, dem andern die kaufmännische Leitung des Saigerhandels anvertraut, wobei ihr Interesse am Gedeihen des Unternehmens durch im Verhältnis zu den anderen kleinere Anteile (je 6 000 fl.) geweckt und gesichert wurde. Beachtenswert ist weiter­ hin die Aufnahme von Zinsgeld, wofür besonders Jakob Welser ein­ trat, weil es »/billiger als das eigentliche Gesellschaftskapital" war1) und außerdem die Zahl der Stimmen nicht vermehrte2). Zu den kleineren Saigerhandelsunternehmungen rechnet Möllenberg die Gesellschaft der Hütte Gräfenthal, die Wolf Büchner in Eisleben und Moritz Büchner in Leipzig — beide hatten sich aus einfachen Hüttenmeistern emporgearbeitet — in Gemeinschaft mit Siegmund Fürer aus Nürnberg begründeten. Seit Fürers Tod (1547) wurde sie jedoch mehr und mehr zu einem Unter­ nehmen der Buchner’schen Familie3). Trotzdem waren die Fürer nicht aus dem Thüringer Saigerhandel verdrängt; denn wir er­ fahren noch von zwei Kupferkaufverträgen mit den Grafen von Mansfeld. Der eine lautet auf den 10. Mai 1561: Kupferkauf­ und Verpfändungsvertrag der Grafen Hans Georg, Peter Ernst, Hans Albrecht, Hans Hoyer, Hans Ernst und Bruno zu Mans­ feld mit Siegmund und Karl Fürer zu Nürnberg und Mitgesell­ schaftern über IV2 Fünfteil vorderortisches Bergwerk auf 10 Jahre4).5 Vom 28. Juli 1568 datiert ein weiterer Kupferkaufvertrag der vorderortischen Grafen zu Mansfeld mit den Fürern zu Nürnberg über IV2 Bergwerksfünfteile0). 0 Möllenberg, a. a. O. S. 28. *) Gerade Jakob Welsers Beteiligung am Mansfelder Saigerhandel erlitt ein eigenes Geschick. Zwischen ihm und Christoph Fürer, Gesellschafter der Hütte Arnstadt, entspann sich ein hartnäckiger Kampf. Fürer strebte nach der Verwirklichung eines Syndikatsvertrag es zwischen den thüringischen Saiger­ hütten, Welser zeigte sich als unzugänglicher Gegner. Schließlich behielt doch Fürer die Oberhand, was den Austritt Welsers aus dem Saigerhandel zur Folge hatte, gewiß für ihn als den Mitbegründer der Thüringer Hütten eine schmerzliche Tatsache. Über die einzelnen Abmachungen des Syndikats-Vertrages siehe Möllenberg S. 81/82. Der Erneuerungs vertrag vom 15. Dezember 1536 ist abgedruckt bei Walter Mück, Der Mansfelder Kupferschieferbergbau in seiner rechtsgeschichtlichen Entwicklung, Bd. 2, Eisleben 1910. S. 390. 3) Möllenberg S. 121. 4) Der Vertrag hatte zum Inhalt: die Grafen überlassen alle ihre gesaigerten Kupfer von U/2 Bergwerksfünfteilen, nämlich von 19 '/a Feuern auf dem Eislebischen Berge und 9 Feuern auf dem Mansfeldischen Berge, den Fürern für 18 fl. den Zentner (Mück, Bd. 2 S. 416). 5) Mück, Bd. 2 S. 427.

174 Die Hütte Steinach gehörte den Gebrüdern Pfinzing, eben­ falls einer alt eingesessenen Nürnberger Patrizierfamilie. Auch sie wurden von den andern Gesellschaftern nach und nach aus dem Steinacher Hüttenhandel hinausgedrängt. Schon 1537 ge­ hörte ihnen die Hütte nicht mehr und 1541 waren sie als Teilhaber endgültig ausgeschlossen1). Dafür versuchten sie ihr Glück mit der Hütte Eisfeld; es gelang ihnen auch mit den Grafen von Mansfeld Verträge abzuschließen2). Wenig Beachtung erfährt bei Möllenberg die Hütte Luder­ stadt (Ludwigsstadt in Oberfranken), die der aus Nürnberg gebürtige Heinrich Scherl in Leipzig mit seiner Gesellschaft betrieb3). Wenn auch zunächst nicht Nürnberger Kapital darin arbeitete, so erlangte die Hütte dennoch durch Heinrich Scherl als Ge­ schäftsfreund Jakob Welsers für Nürnberg Bedeutung4). Ihr Betrieb muß sich immerhin gelohnt haben; denn sogar in den siebziger Jahren wurde er noch aufrechterhalten5). Dies scheint mir entgegen Möllenbergs Bemerkung: »daß der Betrieb weiter geführt wurde (seit 1551), ist allerdings nicht anzunehmen" 6), auch durch eine kolorierteZeichnung der Anlage der Hütte Luderstadt im Pfinzing-Atlas7) bestätigt zu werden, die aus dem Jahre 1588 stammt und die Hütte in vollem Betrieb zeigt; dies könnte ja künstlerische Ausschmückung sein, dennoch wäre wohl für ein *) Möllenberg S. 96/97 und 99/100. 2) Nach der Urkunde vom 19. März 1546 überläßt Graf Albrecht zu Mans­ feld Siegmund Pfinzing die Hütte zu Aysfeldt auf 3 Jahre vom 1. Januar 1546 ab zur Versaigerung der Kupfer, und vom 19. Dezember 1547 stammt der Vertrag, nach dem die Grafen Gebhart, Hans Georg und Hans Albrecht zu M. die Kupfer und Silber von ihren 11 Feuern verkaufen, ferner ihre Zehentkupfer an Siegmund Pfinzing auf 6 Jahre vom Neujahr 1548 bis Ende 1553 (beide Verträge erwähnt Möllenberg S. 115; siehe auch Mück, Bd. 2 S. 401). 3) Möllenberg S. 32. Scherl betrieb die Hütte wohl seit 1530. 4) Nach dem Testament Heinrich Scherls arbeiteten 40000 fl. seines Ver­ mögens in der Hütte zu Luderstadt (Ernst Kroker, Beiträge zur Geschichte der Stadt Leipzig im Reformationszeitalter, Lpz. 1908. S. 82); aus derselben Quelle sind auch die Namen der Hauptgesellschafter ersichtlich: Michael Meienburg, Stadt­ schreiber von Nordhausen, der Schwiegersohn des Mansfelder Hüttenmeisters Hans Reinicke; Wilhelm Reichenstein in Stolberg, der Rentmeister der Grafen zu Stolberg, und der Hüttenmeister Hans Reinicke „mit sampt den andern Gesellschaftern“ (E. Kroker S. 83). Unter ihnen befand sich auch Martin Pfinzing der Ältere aus Nürnberg (Möllenberg S. 101) und schließlich seit dem Tode Scherls (1548) auch Martin Pfinzing der Jüngere (Möllenberg S. 104). 5) Kroker S. 84. 6) Möllenberg S. 105. 7) im B. Staatsarchiv Nürnberg. Siehe die Tafel.

175 erledigtes Unternehmen nicht mehr soviel Interesse aufgebracht worden1). Was Möllenberg in den Kapiteln von Seite 92—123 an Einzelheiten bringt, läßt deutlich eines hervortreten: das Nürn­ berger Kapital war nicht mehr in dem Maße wie zu Beginn des Jahrhunderts am Thüringer Saigerhandel beteiligt, wenn auch Nürnberger nach wie vor am Vertrieb des Mansfeldet Kupfers regen Anteil nahmen. Die Schuld an dem Rückgang trifft zum guten Teil Albrecht Alcibiades, der Nürnberg durch sein wüstes Treiben schwer schädigte und dessen Überfälle auch hierin einen Niederschlag fanden. Allein diese große Anzahl der Saigerhütten in Thüringen legt schon Zeugnis ab für das rege Bergwerksleben jener Zeit. Überall in den Erzbezirken fanden sich Organisationen mit verwandten Zügen, so auch im böhmischen Joachimstal, dessen Bergwerke dem Grafen Schlick gehörten. Verleger waren hier wieder meist Nürnberger, allen voran finanzierten die Welser den Betrieb; 1520 ist die Rede von »der Slicken schreibn Jakoben Welsser und andern perckwercken des Joachimsthals" 2). Indessen Nachlaß werden u. a. 39l/4 Guckes (Kuxen), im Joachims­ thal und auf St. Annaberg stehend, aufgeführt3). 1565/67 hören wir von der Beteiligung Siegmund Holzschuhers an Joachimsthaler Bergwerken4). Immer wieder waren es Männer, die den Geschlechtern angehörten, die als Verleger naturgemäß auch den Vertrieb der Ausbeute in die Hand nah­ men. Joachimsthal machte vor allem den Silberbergbau lohnend, wenngleich aus dem schwankenden Wortgebrauch kein sicherer Schluß möglich ist: bald ist in derselben Urkunde von Silber, bald von Quecksilber die Rede, was nur eine Ungenauigkeit des Ausdrucks sein oder aber beide Metalle meinen kann. Nürnberger Kapital hatte auch sonst noch im böhmischen Bergbau festen Fuß gefaßt. Vor allem war die Beteiligung Jakob Welsers außerordentlich rege. Wir erfahren vom Erwerb des *) Saigern (Seigern) bedeutet das Ausschmelzen einer leichtflüssigeren Sub­ stanz aus einer strengflüssigeren, wodurch man aus Kupfererzen bezw. Roh­ kupfer zuerst Silber, dann Garkupfer abscheiden kann. Vgl. oben S. 139. 2) Ratsverlässe 1520, Heft 6 Fol. 11. 3) Die Welser. Des Freiherrn etc. Bd. I, S. 90. *) Staatsarchiv Nürnberg. S. I, L. 175 Nr. 23.

176 St. Jörgenstollen zu Schlackenwald, geschehen am 9. Januar 1519 durch Hans Nützel und Mitgesellschafter, wozu auch Jakob Welser gehörte1). Es handelte sich dabei um den Bergbau auf Silber und Zinn in dem Stollen zu Schlackenwald, »/welicher sthollen vormals Sandt Jorgen Stollen gehayssen, nhumals der gesellsqhaft Stollen genant würt“2), den sie von Hans Pflug, Herrn von Rabenstein, zu Lehen hatten und zwar mit großen Vergünstigungen: es »/sollen die obberurten gewercken und Stollen vom anfanck ires schmelzens, es were auf silber oder zinn fünf jar lang nacheynander den zehent zu geben gefreyt (sein)"3). Aus den Nürnberger Gerichtsbüchern, Reihe Libri literärum, vom Jahre 1518 (30. April) geht hervor; daß zwischen beiden Parteien schon vor 1519 ein Vertrag bestanden haben muß: »/Das auf dato dits briefs vor uns im gericht erschinen ist Philips Maisenhamer, burger und der gericht zu Nurmberg geschworner procurator, anstat, von wegen und in namen des wolgepornen herrn, herrn JohannsenPflugs, herrn vonRabenstain auf Pctscha etc. und hat ungeverlich dise maynung fürpracht: nach­ dem yecz gedachter sein gnediger herr mit Hannsen Nutzei, auch burger zu Nurmberg, und seinen mitverwanten geselschaftern umb alle silber, so auf desselben herrn Hannsen Pflugs grundt und poden zu Schlackenwald und daselbst umbligenden gepirgen geschmeltztund gemacht würden, ein contract und vertrag aufgericht, darauf danHans Nutzei und sein mitgeselschafter eegemeltem seinem gnedigen herrn auf sein begern umb etlich gelibert silber ein nemliche suma gelts in einem eisern vaß nach vermög aufgerichts Vertrags durch benants Nützels und seiner geselschaft diener Sebastian Hupscher, bei Niklas Konigswarter, furman, am montag vor Sand Jorgentag des negstverschinen sibenzehenden. jars aus Prag gegen Schlackenwald geschickt hetten, welchs vaß mit sampt dem gelt an Sant Jorgenabent yetzbemelts jars zwischen dem Saher und Alessaw (!) vorbemeltem herrn Hansen Pflug raublich entwert und hinwegkgefürt worden etc"4). 0 Nach der Urkunde in Libri lit. 40, Fol. 84, abgedruckt bei Welser

Bd. 2, f) 3) 4)

S. 56 ff. Libri lit. 40 Fol. 84. Ebd. Libri lit. 32 Fol. 43.

177 Es folgt noch die weitere Verhandlung des Falles. Die Höhe des von Jakob Welser eingesetzten Kapitals ist aus seinem Nachlaß zu ersehen: »20 Guckes im tiefen und in Kaspar Pflugs (S. 220) Stollen (je 10) wurden von den drei Brüdern (seinen Söhnen) um 3 500 fl. grober Münz übernommen"1), im Vergleich zum Gesamtkapital eine recht geringe Summe. Damit verlasse ich Jakob Welser und seine Bergwerkstätigkeit, um später nur noch gelegentlich (S. 191 u. 217 f.) auf ihn zurückzukommen. Neben Welser war Hans Ebner der bedeutendste Unter­ nehmer im böhmischen Bergbau. Hans Ebner und seine Gesellschaft waren nach ihrer eigenen Aussage schon seit dem Ende des 15. Jahrhunderts am Kupfer­ handel in Kuttenberg beteiligt. Die Nürnberger Gerichtsbücher der freiwilligen Gerichtsbarkeit2) enthalten einen Vertrag über die Liefe­ rung von Kupfer aus dem Jahre 1511 (15. September) im Wortlaut: „Das der erber herr Hanns Ebner der eher, des kleineren Raths diser Stat — über seine soziale Stellung ist kein Zweifel mehr möglich — uns an heut dato furbringen hat lassen ein pappire Verschreibung, mit vier aufgetruckten petschirn besigelt, byttend, ime davon ein glaubwirdig Vidimus zu geben, sich des zu seiner notturft haben zu geprauchen; und volgt derselb brief seins inhalts von wort zu Worten hernach: Zu wissen und kunt sey gegen meniglich, das sich die erbarn Hanns Ebner, burger zu Nurmberg, für sich und sein gesellschaft ains und der erbar Hanns Troy, burger zum Kuttenperg, anderstails miteinander verainigt und vertragen und auch kaufsweis verlassen haben, nemlichen also, das ich genannter Hanns Troy dem benannten Hanns Ebner alle und ygliche Pehmische kupfer, was derselben im Kuttenperg gemacht und mir zu meinem tail werden, gen Nurmberg uff mein selbst wagnus zufurn, zuschicken und geben soll und wille und sonst nyemant anderm. Und soll mir genannter Ebner allweg für ein marck sylbers im Perger3) zentner geben und dafür bezaln vierthalben schock groschen4) oder syben schwertschock und für ein yeden zentner kupfers zwölf weis groschen, und der genannt Ebner soll den zol im thayn5) zu Prag vom zentner vier weis groschen und das furlon selbst herausbezahlen und, so ime solchs kupfer gen Nurmberg gelibert und geantwort ist, alsdann soll er mir das darnach in vierzehen tagen ungefarlich bezalen. Wo wir auch der prob in einer *) 2) 3) 4) 5)

Die Welser, Bd. I. S. 90. Libri literarum und Conservatorium. sc. Kuttenberger. Ein Schock Groschen galt 4 Taler. Zollhaus, jedenfalls verwandt mit Doana. 12

178 oder mer posten irrig wurden, sollen wir uns baide deroselben mit­ einander selbist gutlig und fraintlich vertragen oder, so es nit geschehen wurd, uns uff einen etwan zum perg Kuten oder andern enden verainigen, uns derselben zu entschaiden. Es soll auch bemelter Hanns Troy dem benannten Ebner ein yedes jar besonder fünfzig fl. Reinisch im vorbestimten kauf nachlassen; und solcher kauf soll bestan, aislang der bemelt Hanns Troy die kupferbey seinen handen hat. Doch so hat ime (sich) bemelter Ebner bevorbehalten, wann ime geliebt und eben ist, es sey über kurtz oder lang, das er dem benannten Troyen solchen kauf wider mag aufschreiben; alsdann soll er die kupfer nach solchem aufschreiben lenger nicht dan ein viertail jars zu nemen verpflicht sein, alles getreulich und ongevarlich. Und des alles zu warer urkund sind des zwo gleichlautend zettel einer handtschrieft mit unser yedes aufgetrucktem petschir überantwort und t geben worden und zu noch merer gezeugknUs haben wir mit vleis erbeten die erbern Sigmunden Furer und Hannsen Nutzei, baide bürgere zu Nurmberg, das sy auch ire petschir an disen brief getruckt, doch ine und iren erben on schaden; der geben ist am Montag nach des hl. Creutz erhebung, der gewest ist der funfzehend tag des monats Septembris nach Christi gepurt 1500 und im eylften jare. Dieweil wir dann solchen brief nach vleissiger besichtigung an pappir, schrieften und den darauf getruckten petschirn unversert, auch unradirt, uncancellirt und unargwenig erfunden haben, so ist ober­ nennten Ebner diß Vidimus von gericht zu geben erkandt und mit des gerichts zu Nurmberg anhangendem insigel besigelt. Geschehen am Montag den 1. des monats Aprilis 1538 jar1).

An eine bestimmte Zeitdauer wurde dieser Vertrag nicht gebunden; solange Troy über Kupfer verfügte, war er zur Liefe­ rung an Ebner verpflichtet, während umgekehrt Ebner jederzeit vierteljährliche Kündigung des Vertrages zustand. Trotzdem war für Hans Troy der Absatz des Rohkupfers in hohem Maße gewähr­ leistet; aus der Tatsache, daß Absatzstockungen in jener Zeit eine gefürchtete Erscheinung waren, erklärt sich das Versprechen Troys, jährlich 50 fl. Rh. am Kaufpreis nachzulassen. Ein kurzer geschichtlicher Überblick über die Beteiligung der Nürnberger, allen voran Hans Ebner, am böhmischen Bergbau soll eine Vorstellung geben, wie wichtig und unentbehrlich für Nürnbergdas böhmische, besonders das kuttenbergische Kupfer war. In einem Vertrag vom 21. März 15232) bestätigte König Ludwig von Böhmen Hans Troy auf dem Kuttenberge die alten *) Libri lit. 49 Fol. 108/109. *) Akten im Hauptstaatsarchiv zu Dresden Loc. 7216 Bl. 1, abgedruckt bei Kroker, Beiträge etc. S. 104/105.

179 Privilegien, die schon König Wladislaw wegen des Kupferkaufs zu Kuttenberg gewährt hatte; allerdings sollte er nur Geltung behalten, solange Hans Troy lebte. Im Jahre 1525 nun — Hans Troy war offenbar inzwischen gestorben — verkaufte König Ludwig «die gesamte Kupferausbeute der Gruben zu Kuttenberg auf 10 Jahre um 10 000 fl. an den edeln Herrn Sebastian von der Weitmul, Herrn zu Komotau" *). «Mit diesem böhmischen Edelmann . . . schlossen Hieronymus Walter zu Leipzig und Gregor Schütz auf dem Geyer und ihre Mitverwandten am 25. April 1525 zu Komotau einen Vertrag ab, der ihnen gegen eine Anzahlung von 20 000 fl. die gesamte Kupferausbeute von Kuttenberg auf 10 Jahre sichern sollte" *2).3 Dieser Vertrag mußte die Nürnberger Kupferhändler mit Notwendigkeit aus Böhmen verdrängen, wenn sie sich nicht energisch dagegen wehrten. Bezeichnenderweise richtete sich die Opposition der Nürnberger nicht gegen Walter und Schütz (letzterer übrigens auch ein Nürnberger Kind), sondern gegen den Augsburger Bartholomäus Welser, der als Hauptgeld­ geber der Gesellschaft angehörte. Ihm wurde vorgeworfen, daß er versuchte, „den ganzen Kupferkauf in Behaim an sich zu ziehen" und daß er verlangte, alles Kupfer, ehe es weiter ver­ führt würde, müsse in Chemnitz und sonst nirgends gesaigert werden. Dagegen verwahrte sich Nürnberg mit der Begründung, daß viele Nürnberger Bürger und Handwerker auf das böhmische Kupfer angewiesen seien, daß Nürnberg von dem König von Ungarn und Böhmen hohe Verpflichtungen und Verschreibungen über diesen Kupferkauf inne hätte und schließlich, daß Ebner schon lange Jahre die Nürnberger mit böhmischem Kupfer beliefere8). Nürnberg forderte, daß sein Bürger Hans Ebner wie bisher den Kupferkauf in Böhmen behielte und zwar auf 10 Jahre, «dagegen solt sich auch gedachter Hanns Ebner verpinden, den Weisem die gesaigerten kupfer und kupferblech, sovil er der über unser handtwercker notturft nit gebrauchen wurd, inen den Weisem, wo sy des begerten, vor andern gleicher weiße in zimlichen pillichen kauf zu libern und zuzustellen" (17. April 1525)4). Diese Forderung wurde nicht erfüllt; dagegen kam am 25. August 1525 ^ 2) 3) 4)

Ebd. S. 105. Ebd. (Abschrift des Original Vertrages zu Dresden Loc. 7216 Bl. 10—15). Briefb. 89 Fol. 119. Ebd. 12*

180 ein gütlicher Vergleich zustande, der Ebner für zwei Jahre je 1000 Zentner Kupfer sicherte1). Damit aber gaben sich die Nürnberger nur vorläufig zufrieden. Als nach dem Tode König Ludwigs (am 29. August 1526) Ferdinand, Karls V. Bruder, am 24. Februar 1527 den böhmischen Königsthron bestieg, baten Hans Ebner und seine Mitgesellschafter Bernhard und Augustin Tychtel (Tichtel) den neuen König um Bestätigung ihrer Privilegien. König Ferdinand erneuerte und erweiterte ihnen am 12. März 1527 zu Prag diese Privilegien dahin, daß er sie auf die gesamte Kupfer­ ausbeute Böhmens ausdehnte und bestimmte, daß alles rohe böhmische Kupfer nur auf die Nürnberger Saigerhütte geführt werden sollte2). Selbstverständlich war die Leipziger Gesellschaft damit nicht einverstanden; zahlreiche Schreiben gingen hin und her, ohne daß eine endgültige Einigung erzielt worden wäre. Als Hauptgegner betrachteten die Nürnberger nach wie vor Bartholomäus Welser. In einem langen Brief Hans Ebners an den Rat von Nürnberg von 1527/283) führt er seine Ansicht aus: wEr geht zunächst auf die frühere Geschichte seiner Gesell­ schaft ein und stellt es als landkundig hin, daß das ungesaigerte Kupfer von Kuttenberg seit 30 und 40 Jahren «nyndert anders­ wohin", denn nach Nürnberg geliefert und in der Saigerhütte zu Enzendorf («fünf meyl von Nurmberg" an der Pegnitz gelegen) gesaigert worden sei. Diese Hütte habe früher seinem Schwager Hans Harsdorfer seligen gehört, jetzt gehöre sie ihm selbst. Wenn von diesem Kupfer früher ein Teil «abgeschlaift und andern zugefurt" worden sei, so könne dies den Gerechtigkeiten, die seinem Schwager seligen und Franz Freysinger, Hans Troy, Hans Nützel, Bernhard und Augustin Tychtel und ihm selbst erteilt seien, keinen Abbruch tun. Um diese ihre Gerechtigkeiten zu erhalten, hätten sie nicht erst andere aus ihren Gerechtigkeiten verdrängt und mit Geld ausgekauft. Welser aber habe dies mit ihnen getan. Er sei der Führer Walters und der Schützen ge­ wesen. Er habe anstatt der 10 000 fl. dem Herrn von der Weitmul 20 000 geboten und er habe diese 20 000 fl. auch durch seinen Diener Michel Salzburger in Prag auszahlen lassen, *) Kroker, Beiträge S. 106. a) Ebd. S. 107. 8) Er trägt kein Datum, wird aber um die Jahreswende geschrieben sein.

181 und dadurch habe er die kgl. Regenten in Böhmen bewogen, den Tychteln ihren Kupferkauf »on ainiche Kuniglicher Mt. bewilligung vermeinlicher weyse abzukunden". Nun stellten sich zwar die Schützen jetzt so, als handelten sie «in irer selbs sach und nit auf Welsers anraitzen", aber er, Ebner, habe wahrhaftige und gewisse Erkundung, daß Walter und die Schützen nur von Welser vorgeschoben seien, und er könne auch die Praktiken nachweisen, durch die sie ihn und die Tychtel beiseite geschoben hätten, indem sie für den Zentner Kupfer mehr geboten hätten als er. Nun habe aber die Kgl. Majestät von Böhmen als oberster Bergherr ihren Vorfahren und ihnen, den Nürnberger Händlern, den Kupferkauf gewährt und bestätigt und der König sei der rechte Herr der Kupfer, nicht der Herr von der Weitmul. Ebner schließt seinen Brief, indem er den Schutz des Herzogs Wilhelm von Bayern für Bernhard Tychtel und des Nürnberger Rates für sich selbst anruft, die Gegner aber verweist er auf den Weg der Klage vor der Kgl. Majestät"1). Alles in allem genommen bekämpften die Nürnberger mit allen Mitteln die monopo­ listischen Bestrebungen und Gelüste der Augsburger Welser2). Darum bat die Leipziger Gesellschaft am 11. November 1527 Bar­ tholomäus Welser aus dem Handel auszuscheiden. Ob eine ab­ schließende Beilegung des Streites gelungen ist, läßt sich nicht sagen. Jedenfalls bestanden noch im Jahre 1533 Mißstimmigkeiten3), ein Beweis, daß eine Lösung des Konfliktes bis dahin noch nicht erreicht worden war. Auch der Bergbau in Tirol zeigt eine rege Anteilnahme der Nürnberger Kaufleute, obwohl hier vor allem das Arbeitsfeld der Augsburger Kapitalisten zu suchen ist. So bietet ein inter­ essantes Beispiel für das Verlagssystem im Bergbau, das zugleich auch wertvolle Aufschlüsse über die Stellung der Verleger in ihrer Heimatstadt gewährt, der Kontrakt der «Kanlerischen zu Nürnberg" mit Carl, dem Freiherrn zu Welsberg (wohl Welsperg) vom Jahre 1561; der Kontrakt ist mit der oberösterreichischen Kammer über den Ertrag des Kupferbergwerks von Täufers und Stottenbach (? wohl südöstlich von Innsbruck) aufgerichtet worden. *) *) erfahren 3)

Kroker, Beiträge S. 108/109 (Dresden Loc. 7216 Bl. 27 ff.). Das Kupfer hatte durch sie eine Preiserhöhung von */* fl. pro Zentner (B. B. 89 Fol. 119). B. B. 106 Fol. 83.

182 Die tirolische Kammer — Carl von Welsperg war in ihrem Namen Sachwalter des Kaisers — hatte sich verpflichtet, den Kanlerischen in den nächsten 6 Jahren 9 000 Zentner Kupfer gen Hall (am Inn) zu liefern, gegen Entrichtung der Zölle und Mauten und gegen gebührliche Bezahlung. Es zeigte sich, daß der Kontrakt einer Verlängerung bedurfte, weil die Lieferung in den 6 Jahren im Rückstand blieb. Die eigentliche Rolle, die die Kanler (Kandier) für das Bergwerk spielten, zeigen folgende an sie gerichtete Zeilen vom 2. August 1571: «Nachdem aber euch ganz wol bewißt, das mir die betzalung inhalt und vermug der contrakt und verträg umb die versandten Tauferer kupfer durch euch nit beschehen, wie mir dan noch an den geliferten und von euch empfangenen kupfer ain guter rest unbetzalt ausstehet und derwegen, weil ich des gelts zu notwendiger und unentpörlicher verleg meines Taufferischen kupfer nit geraten mugen, gedrungen worden, mit den Crafterischen und Ketzerischen umb deren eins teils in sich empfangene Taufrische kupfer unterschiedliche khauf einzugeen etc." *). Das heißt klar und deutlich, die Kanler lieferten gegen die Ausbeute die Geldmittel für den Betrieb dieses Bergwerks, sie waren die Verleger, es war an sie verpfändet. Der letzte Satz des Schreibens bricht mit den Ausmachungen des Vertrages, der nur die Kanler selbst berechtigte und verpflichtete, den Kraftern und Ketzern von Augsburg für ihre Messinghütten in Tirol jährlich ein be­ stimmtes Quantum Kupfer zu liefern. Am besten unterrichtet der Vertrag selbst, auf den sich die Kanler in einem Schreiben vom 19. August 1569 berufen: «Im contrakt steht mit gemeinen Worten, wie Ew. Gnaden uns alle und yede kupfer, so dieselb in den nechsten 6 jaren, der wern wenig oder vill, in Tauffers und Stottenbach machen wurden, zu Hall einantwurten wolten ... in Sonderheit aber hat hochermelter Herr von Welsperg inen, den Kanlern, in disen 6 jaren zu libern (liefern) auf vorgedachte mas und weis ver­ sprochen 9000 centner kupfer, yedes jar ungeferlich 1 500 centner. Die oberösterreichische camer hat uns diesen contrakt beschweren wollen, das wir den Hagen gebrüdern zu irer messinghutten zu Plach von den erkauften Tauffer kupfer, sovil si derselben zu *) German. National-Museum: Wolkensteiner Archiv.

183 versehung irer messinghutten notturftig, jerlich zu geben sollen schuldig seyn und das wir auch zu notturft des Krafters und Ketzers messingwerken in der fürstl. grafs’chaft Tirol gelegen yedes jars 600 centner von disen Tauffrer kupfer denselben zusteen und in Tauffers unverfurt bleiben sollen lassen . . . dan dhweil der vertrag bedingten personen und huttenwergen die verglichne kupfer zugeeignet, damit in empfahen und betzalen eine gewißheit vorhanden sey, so hat niemant geburet, one unser, als mit denen solcher vertrag aufgericht worden, vorwissen und bewilligen dise verglichen kupfer an ander ort zu libern und andern per­ sonen zuzuaignen, die dem vertrage nicht einverleibet worden seyn . . . das wir derhalben auch unverbunden seyn, andern per­ sonen und hutwerghen, welche im vertrag weder begriffen noch gemeldet, welche wfr auch nicht khennen, solche kupfer, die wir mit villen schweren zerungen und andern unchosten zu der handt bracht, und zumal one unser vorwissen und bewilligen verfolgen zu lassen, sondern stet uns fray, dise übrige kupfer unserer gelegenheit nach selbst zu verfuren"1). Wir sehen, der Vertrag selbst schränkt der Kanler Verfügungsgewalt über ihre Kupfer bedeutend ein: sie mußten mit den Kraftern und Ketzern von Augsburg einen Nebenkontrakt eingehen, ihnen jährlich gegen Bezahlung 600 Zentner Kupfer zu liefern. Da­ gegen haben die Kanler auch nichts einzuwenden, weil sie sich ja dieser Beschränkung unterworfen haben; aber sie bitten dringend, nicht auch anderen Hüttenwerken Kupfer liefern zu müssen ohne vor­ herige Anzeige. Denn dies geht einmal gegen die Ausmachung im Vertrag und zum anderen haben sie bei unbekannten Abnehmern keine Gewähr für ihre Zahlungsfähigkeit. Der Vertrag stammt vom 3. August 1561 und enthält noch über die Lieferung im Einzelnen und ihre Verzollung genaue Vorschriften: nsollen dieselben (die Kanler) kupfer auf Irer Gnaden (des Freiherrn) selb unchosten gen Hall libern und alda einantworten, auch davon der Kgl. Kay. Mt. oder wer sonsten die grafschaft Tirol innen wirdt haben, ire gepurende meyt (Maut) und zöll zalen. Dagegen sollen die Kanler gebrueder Iren Gnaden jedesmhals und, so die lieberung geschieht, welche inen dan eines yeden monats darvor schriftlich soll vermeldt werden, für den centner olt winisch gewicht und wie Ire >) Ebd.

184 Gnaden dasselbig zuvor den Kraftern gelibert hat, bar bezalen und erlegen 13 fl. und 1 ort aines fl., den fl. zu 15 patzen oder 60 kreuzer gerechnet". Gerade diese Ausmachung über den Preis bedeutet eine außerordentliche Vorzugsstellung der Kanler gegenüber den Kraftern und Ketzern; von ihnen heißt es nämlich: »für yeden centner kupfer sollen die Kraffter und Ketzer bezalen 14 fl. 30 kr. kaufgeld und noch dazu der Kay. Mt. von solchen kupfer und von dem Zugang der gallmei, wan die kupfer zu messing gemacht sein, die neuen und alten kupfer- und messingzöll und aufschleg". Eine Veränderung ohne weitere Folgen ist seit dem Ver­ tragsabschluß durch den Tod des Freiherrn von Welsperg eingetreten,sodaß das Kupferbergwerk an » Freiherrn vonWolckenstain, Faktor des Kupferbergwerks am Retenbach in Tauffers und Amtmann zu Brauneggen, als jetzigen ainigen gewercken durch ordenlich thailung erblichen angefallen ist", was aber dem Ver­ tragsverhältnis keinerlei Eintrag tat1). Aus den Abmachungen der Kanler und des Freiherrn von Welsperg bezw. Wolkenstein ist zu ersehen, daß nach Ablauf der vertragsmäßigen 6 Jahre der Kontrakt noch nicht erfüllt war; am 28. August 1568, also ein Jahr später, da der Vertrag schon hätte erfüllt sein sollen, waren noch 3 550 Zentner ausständig, demnach erst 5 450 Zentner geliefert worden. Es mußte also die tatsächliche Ausbeute hinter der erwarteten Menge beträchtlich zurückgeblieben sein. Stillschweigend bestand der Vertrag weiter. Vom 28. Januar 1573 datiert eine Aufstellung über die erfolgte Kupferlieferung bis 1569: „Von anfang des contrakts (3. August 1561) untz auf den 29. May des 67. jars vermug herrn Symon Botschen raitung geliflfert worden......................... ctr. 4950.— Vom 29. May 67 bis dato seint verrer geliefert worden ctr. 1 060 — Mer haben allein die Krafter und Ketzer vom an­ fang des handeis untzt auf das 70. jar empfangen ctr. 924.— ctr. 6934.— Also restirten noch an den 9000 centnern: 9000—6934 Und nach der liferung vom 29. August des 67. jars pis auf 6. September im 1572 jar bleibt uns unser gnä­ diger herr noch zu Iifern am Tauffer kupfer wienisch gewicht thuet............................... . l) Ebd.

ctr. 2066 —

ctr. 1874.—

185 Die jährlichen Abrechungen gewinnen auch insoferne an Wert, als sie die Faktoren der Kanler mit Namen nennen: Alexander Keller, Bürger und Stadtrichter zu Hall, Claus Yen­ pacher zu Innsbruck, H. Jhenisch von Augsburg, während Christof Stöberl, Bürger zu Linz, und der Bergrichter Simon Botsch im Namen des Freiherrn von Welsperg bezw. Wolkenstein handelten. Die Stellung der Kanler in Nürnberg selbst beleuchten zwei Stellen in den Akten des Wolkensteiner Archivs, die deshalb angeführt zu werden verdienen: einmal ein Schreiben der Kanler, in dem sie auf die vollständige Lieferung der im Vertrag aus­ gemachten 9000 Zentner Kupfer großen Wert legen, «wie wir dan solchen rests mit nichten entrathen khönnen noch mugen, weil wir dem peckschlager hantwerck alhie noch vast dieselbig suma an deme mit inen beschlossnen kauf zu libern schuldig sein, und in ermanglung dessen sie uns bey eim Erbarn wolweisen Rat beklagen wurden", und die andere Stelle aus dem Receß: «Und zum virten sol auch vil genantem Dr. Kanler und sein mitverwandten von Kay. Mt. wegen gnedigst bewilligt werden, nemlich so vil centner Tauffer kupfer sy aus dem landt verfuert haben und künftig verfueren und obangezeigter maßen verzollen und veranschlagen werden, das inen dagegen ain solche anzal centner messing von allerlay messingen waren, so sie gestrackhs durch dis landt in Italien verfueren lassen, hinwiderumben der Kay. Mt. zugehörigen zöll und aufschleg frey auf der Straßen, da er die messingen waren verfueren wirdet, passiert werden solle, und was sie auf ain jar nit verfueren, das sie das hernach das ander und dritte jar thun mugen, solang und sie die hinausgefuerten und veraufschlagte suma centner erfüllen". Daraus geht hervor: die Kanler waren in Nürnberg wiederum Verleger des Hand­ werks und zwar der Beckschlager in der Weise, daß sie ihnen das Rohmetall gegen die fertige Arbeit lieferten, die sie dann wiederum in die Welt hinausführten. Gleichzeitig aber besaßen sie in Nürnberg eine Messingdraht­ mühle, in der sie »... den messingdrot an solchen stocken (scheiben) kleiner und weiter nicht, dan zu nachbestimmten dreien Sorten als den ausschuß, zwigeschockt und keppeldrot(!) ziehen lassen sollen"1). Damit hatten sie sich noch einen weiteren Wirkungskreis erschlossen. *) Handwerkerordnung S. 22.

186

Bemerkenswert ist die soziale Stellung der Kanler; sie zählten nicht, wie in der Regel die größeren Bergwerksgesellschaften zu den Patriziern, sondern gehörten dem Stand der Ehrbaren an; es wurde z. B. Stephan Kandier, Dr. der Rechte, im Jahre 1558 Genannter1). Durch die Akten des Germanischen National-Museums2) sind wir noch von einer weiteren Beteiligung Nürnberger Kaufleute am Bergbau in Tirol unterrichtet. Paulus Behaim, der bekannten Patrizierfamilie angehörend, besaß Hüttenwerke zu Kössen und Kitzbühel (südöstlich von Kufstein), in denen die Saigerung von Kupfer- und Bleierzen vorgenommen wurde. Aus einem Akt des Staatsarchivs3) erfahren wir die Namen der bedeutendsten Gesellschafter: «Lukas Friedrich Behaim für mich und Jakob Morian, Legrandischen Curatorn“. Aus den Jahren 1585/86 sind Aufstellungen erhalten, die über die Menge der in den beiden Hüttenwerken geschmelzten Kupfererze Auskunft geben: 1586 betrug die «Suma alles geschmelzten zeug. . . . ctr. 3 636 pfd. 94 dazu kam der «vorrath geschmelzten zeug vom 85. jar“............................................. ctr. 1452 pfd. 35 «Summarum alles kupfer, so das obsteents [1586] jar in die arbeit khomen, zusammen ctr. 5 089 pfd. 29 «Voigt, was das obsteent jar bei beden hitwerchen herwider worden an guetem gejert kupfer............................................. ctr. 3 769 pfd. — «Mer ist kupfer im vorrat des geschmelzten zeugs zu ausgang obsteendt jars vor­ handen gewesen.......................................ctr. 5 348 pfd.854).* * * *) J. F. Roth, Geschichte des nürnbergischen Handels, Bd. I, S. 335. Ge­ nannte wurden auch Michael Kandier (1566) und Hans (1569). Nur diese drei Brüder interessieren uns hier, weil sie als die Vertragschließenden unterzeichnet haben 8) Behaim-Archiv. 3) S. I, L. 189 S. 19. 4) Die einzelnen Posten von den verschiedenen Erzgängen sind getrennt aufgeführt, freilich, wie gleich im ersten Posten, nicht ohne Verrechnungen. Ctr. 84 pfd. — Reichen stain . . . heit der ctr. 30 pfd. kupfer, ctr. 11 pfd. 40 1 89 „ 35 Armen stain ... , „ „ 22 „ „ , 19 , 65*/» „ 239 * — zweimal verplaiterstain „ T „ 32 , , „ 76 „ 48

187 12 »»Raitungen" vom Jahre 1596 bringen Angaben über die »suma alles aertzt, so meinen gebietenden herrn Cossentalerischen auf ire aigne pergwerkstail am Geyer und Anlaß, in der Purg, auch großen und deinen Cogel, unter und ober des Zillers gefallen". Die Addition aller Notierungen ergab einen Betrag von 45 9341/2 Zentner ungeschmelztes Erz verschiedenster Art. Damit ist aber über die tatsächliche Kupferausbeute noch nichts gesagt, weil der Kupfergehalt der einzelnen Erze nicht angegeben ist. Ein Vergleich mit der Ausbeute vom Jahre 1586 läßt wenig­ stens einen annähernden, ganz rohen Schluß auf das Ergebnis zu, wenn auch die einzelnen Erzmengen anders gruppiert sind. Es ergab sich darnach ungefähr eine Förderung reinen Kupfers von 2 520 Zentner, sodaß also eher eine Senkung als eine Stei­ gerung der Ausbeute anzunehmen ist. Aus den Jahren 1591—96 ist für je vier Monate regelmäßig Rechnung gelegt worden über das aus den Kössentaler und Kitzbüheler Hüttenwerken in den Handel gebrachte Kupfer; die ausgeführte Menge schwankte von 110—170 Zentner, der Preis für den Zentner betrug 12’fl., worauf noch 1 fl. für Zoll kam. Als Abnehmer sind genannt: Christof Gruntner für Hall, die »/Herren Deschlerischen und Fetzerischen", doch fehlt die Angabe ihres Aufenthaltsortes, ebenso bei Laux und Wilhelm Sitzinger. Als Faktoren Behaims sind genannt: Georg Pollinger aus München und Michael Vollort von Salzburg, die in Behaims Namen die Kupferkäufe abschlossen. Wenn auch die »»Akten, die den Faktorn und Dienern eines Nürnberger Handelshauses zu Kitzpuhl in Tirol in Aus­ übung der Evangelischen Religion zugefugten Beschwerden be­ treffend"1) schon aus den Jahren 1614 und 1621 stammen, sollen sie doch kurz erwähnt werden, weil sie die Bedrängnis, in die gewiß auch schon früher solche Unternehmer gerieten, besonCtr. 28 pfd. — Vaisthartwerck 50 Ti 50 Miterhartwerch . . Ti — Thürrhartwerch . . »5 ^3 Ti * 44 V — Ofenkrantz .... — Hartwerkstain . . ri 1072 n — Kupferstain.... y> 800 n - 42 Ti — Schwarzkupfer . . . — gejert kupfer . . .

n r> 22 7) V . 9 7) 68 » n n .525 Ti 28 49 n r n n Ti ,.560 7) 70 — n 7) Ti V n 92 7! . 38 V 64 n V 7) TI . ) Ebd. 2) Wenn nicht alle Handelsbeziehungen und -Verbindungen, deren sich Nürnberg erfreute, berücksichtigt zu sein scheinen und die Darstellung lücken­ haft anmutet, so darf daran erinnert werden, daß meine Darstellung lediglich die Metallhandelsbeziehungen zum Inhalt hat. 3) Wie bei anderen Strecken auch; es soll dies nur ein Beispiel sein. 4) Staatsarch. Nbg. D-Akt. Nr. 1671. 6) Ebd. S. I, L. 193 Nr. 13. 8) Ebd. Nr. 12.

206

Die übliche Geleitsstraße Nürnberg—Frankfurt a. M. berührte folgende Orte: Nürnberg — Kitzingen — Würzburg — Tauber­ bischofsheim —Külsheim — Miltenberg—Klingenberg—Aschaffen­ burg — Steinheim — Mainz«1), doch wurde außer der oben genann­ ten Nebenstraße auch noch eine andere Strecke gewählt2), die von Nürnberg über Lohr — Stadtprozelten — Miltenberg — Klingen­ berg— Aschaffenburg — Staina (wohl Steinheim) nach Frankfurt führte3). Allzu häufig wird wohl diese Strecke nicht befahren worden sein; denn sie bedeutete einen beträchtlichen Umweg4). Die regelmäßig besuchte Straße nach Leipzig berührte Baiers­ dorf— Forchheim — Bamberg — Kaltenherberge — Gleußen — Koburg — Gräfental — Saalfeld — Naumburg 5). Die andere Strecke n über das gepürg " verlief über Pegnitz — Gefrees — Hof— Plauen— Zwickau;6) ihre Benützung wurde nicht gerne gesehen und darum auch nur in Ausnahmefällen gestattet, wenn etwa der gewöhnliche Weg durch drohende Kriegsgefahr oder Ähnliches unsicher war. Gerade die letzterwähnte Straße wurde von Zwickau aus noch weiter inöstlicher Richtungbefahren, nach Chemnitz—Freiberg—Meißen7). Außer den beiden Wegen nach Leipzig habe ich in die Kartei noch einige weitere Handelsbeziehungen eingezeichnet. Aus den verschiedenen Quellen ergaben sich wiederum verschiedene Routen: 1. Nürnberg — Bamberg — auf dem Main nach Schweinfurt oder: Nürnberg — Würzburg — Schweinfurt, von dort nach Mellerstadt (wohl Mellrichstadt) — Mühlhausen — Braunschweig 8). 2. Nürnberg — Schweinfurt — Mellerstadt — Mühlhausen oder: Nürnberg — Koburg — Erfurt, dann Nordhausen — Goslar9). Kurz erwähnt sei noch die Strecke Nürnberg — Würzburg — Fulda, von der gelegentlich einer Waffenlieferung die Rede ist10). Über die Straßen nach dem Südwesten, also im Wesent­ lichen nach Frankreich, unterrichtet ausführlich Johannes Müller11). J) Nürnberger Geleitbuch. *) Was bei Erwähnung einer Zollbeschwerung gesagt wird. 3) Staatsarch. Nbg. S. I, L. 175 Nr. 37. 4) Siehe Karte II. 6) R. B. 19 Fol. 230 v, B. B. 49 Fol. 257 V. •) R. B. 18 Fol. 8 v; S. VII, L. 117 Nr. 100. 7) R. B. 14 Fol. 248 V; siehe Karte I. 8) B. B. 156 Fol. 91 v. 9) B. B. 60 Fol. 171 v; B. B. 81 Fol. 55. 10) B. B. 71 Fol. 129. 11) Die Handelspolitik Nürnbergs im Spätmittelalter. Jahrbücher für National­ ökonomie und Statistik, 3. Folge, 38. Bd. Jena 1909. S. 616. Siehe auch Karte III.

207 Die Hauptwege nach Nordfrankreich verlaufen in zwei Strängen: 1. Nürnberg — Rothenburg — Wimpfen — Speyer — Kaisers­ lautern —Saarbrücken — Metz — Verdun — Paris. 2. Nürnberg — Schwäbisch Hall — Heilbronn — Hagenau — Straßburg — Port St. Niclas — St. Mihiel — Paris. Die Straße nach Südfrankreich dagegen berührt, von Nürnberg über Dinkelsbühl — Stuttgart1) ausgehend, Straßburg — Basel — Reinach2) — Solothurn — Murten — Genf, um schließlich Lyon zu erreichen. Nur Weniges ist aus den Quellen noch hinzuzufügen; wir hören gelegentlich von einem Transport nach St. Gallen über Nördlingen —Ulm3) und schließlich nach Luzern4), wobei jeden­ falls Schaffhausen einen Durchgangspunkt bildete. Für den Metallhandel von besonderer Bedeutung wegen der Erzgebiete waren die Straßen nach dem Süden, nach Tirol, und nach dem Osten, nach Böhmen und Österreich. Nach Tirol kommt entweder die Straße nach München über Ingolstadt — Pfaffenhofen5) oder die nach Augsburg in Betracht. Die Strecke von München nach Kufstein — Hall — Innsbruck6) führte ehenso in die Nähe der Bergwerke von Täufers und Stottenbach (?) wie die von Augsburg nach Innsbruck7). Von hier aus ging der Weg auch gleich über den Brenner nach Italien über Bozen — Trient8) — Bern (Verona) nach Venedig9). Die Straße München — Salzburg war wichtig für die Bergwerke von Kossen und Kitzbühel, von wo aus über die Kremsbrücke10) wiederum Venedig zu erreichen war11). Auch nach Böhmen hatten sich verschiedene Straßen heraus­ gebildet: die eine führte über Eger nach Prag12), die andere über Tachau — Pilsen nach Prag13). Immer mußte die Hauptstadt J) 2) 3) 4) r>) 6)

7) 8) 9) 10) n) 12) 13)

B. B. 59 Fol. ioi. B. B. 210 Fol. 43 v. R. B. 23 Fol. 342 v. B. B. 183 Fol. 76 v. R. B. 14 Fol. 275; B. B. 98 Fol. 13. Germ. Nat. Museum: Wolkensteiner Archiv. B. B. 61 Fol. 88 v. B. B. 61 Fol. 27. Wolkensteiner Archiv; R. B. 19, Fol. 62 v. Die Krems ist ein Seitenfluß der Traun. R. B. 30 Fol. 2v; siehe Karte I. B. B. 64 Fol. 25. R. B. 7 Fol. 4V und Fol. 72.

208

berührt werden, Straßen durch Böhmen, die nicht zugleich durch Prag gingen, durften nicht benutzt werden. So gelangte man z. B. auch nur über Prag und Budweis nach Freistadt1), dem österreichischen Marktflecken, wenn man nicht den Weg (zu Wasser und zu Land) über Feucht — Regensburg — Vilshofen — Passau — Linz2) wählte; von hier aus fuhr man weiter nach Wien und nach Ungarn hinein, ja bis nach Siebenbürgen3); ebenso war von Linz aus bald Steier erreicht4), das für den Eisen- und Stahlhandel eine große Rolle spielte. Neben dem Land- erfreute sich auch der Wasserweg, soweit er möglich und zweckdienlich war, bei den Nürnberger Kaufleuten großer Beliebtheit. Die Beförderung schwerer Güter von Milten­ berg bis Bamberg auf dem Main5)* war schon deswegen bevor­ zugt, weil sie billiger kam als der Landtransport0). »Der Land­ transport eines Zentners von Nürnberg nach Frankfurt a. M. kam auf 90 Pfg. (am Ende des 15. Jahrhunderts), die Beförderung eines Zentners von Bamberg bis Frankfurt zu Wasser auf 48 Pfg., der Zentner von Nürnberg nach Bamberg (zu Land) kostete 22 Pfg., also ergab sich ein Unterschied von 20 Pfg.; dasselbe Ergebnis hatte eine Berechnung des Nürnberger Rates von 1539'' 7). Dazu kommt noch, daß besonders Blei, das man in Frankfurt einkaufte, zur Verarbeitung direkt auf die Hütten im Thüringer­ wald geführt wurde8). Der Wasserweg war dafür das Gegebene, wollte man nicht den ungeheueren Umweg über Nürnberg machen 9). Wo immer die Möglichkeit des Wassertransportes bestand, ließen sie die Nürnberger nicht ungenützt. Wenn wir im Jahre 1593 von einem räuberischen Überfall auf ein Schiff durch lothringische Reiter »so zue Beinfeldt (wohl Benfeld südl. von h R. B. 48 Fol. 433 v. 2) R.B. 13 Fol. 216 v; B.B. 57F01.1; B.B. 213 Fol.45 v; B.B. 214F01.11 v. 3) B. B. 187 Fol. 43 v. 4) B. B. 175 Fol. 279 V. Siehe Karte I. 5) B. B. 51 Fol. 143. 8) und das wird nicht nur hier, sondern ganz allgemein zu gelten haben. 7) Joh. Müller, Geleitswesen und Güterverkehr zwischen Nürnberg und Frankfurt a. M. im 15 Jahrhundert. Vierteljahrsschrift für Sozial- und Wirt­ schaftsgeschichte Bd. V. Leipzig 1907, S. 386. 8) B. B. 51 Fol. 143. 9) Man pflegte das Blei „von Frankfurt gen Miltenberg und furter auf dem wasser gen Bamberg ze furn, das alsdan daselbst auszuladen und furter auf der echse auf ir schmelzhütten am Doringer wald ligend . . . ze furn" /Sie (die Klingenschmiede) konnten das hundert fünfpfundter klingen in der großen teuerung, da auch kolen und ander ding in höherem wert gewesen, umb 6 pfund 20 pfg. geben, so könnten sie bei diesen Zeiten und nach gelegenheit des itzigen kohlenkaufes (es) wol umb 6 pfund 15 pfg. geben" (27. Juli 1581)5). Selbstverständlich waren auch diese amtlichen Preise nicht willkürlich entstanden; auch ihre Grundlage waren die Produktions­ kosten ; aber sie ließen eben dem Handwerker keinen Spielraum *) B. B. 71 Fol. 87v, 1513. 2) B. B. 99 Fol. 185, 1529. 3) Angaben in solch allgemeiner Fassung sind übergenug erhalten (z. B. aus den dreißiger Jahren, B. B. 101 Fol. 14IV; B. B. 105 Fol. i6iv; B. B. 109 Fol. 15 und 5/v). Nur einmal habe ich eine genaue Aufstellung gefunden (B. B. 117, Fol. 22); Nürnberg quittiert eine kaiserliche Bezahlung für Geschütz und führt die einzelnen Posten auf: „100 ctr. Schlangenpulver in 100 veßlein den ctr. umb .... 12 fl. und umb die veßlein....................... ................................................... 10 fl. mer 60 ctr. hackenpulver, darunter 1 ctr. zuntpulver in 60 veßlein yeden ctr. umb.................................................................................... 13 flund umb die 60 veßlein................................................................. 6 fl. mer 2000 geschiffter landsknecht spieß, einen yeden umb. ... 20 kreuz. welchs alles in einer Suma zusamengerechnet pringt und macht . 2662 fl. rh. und 40 kr in muntz, je 15 patzen für 1 fl. gerechnet. 13. Febr. 1538“. 4) R. B. 40a Fol. 278. 6J R. B. 40 a Fol. 140.

234 zu freier Berechnung. Darum bedeuteten sie für alle, die an diese Vorschriften gebunden waren, auf der einen Seite eine wesentliche Beschränkung. Auch hierin kam zum Ausdruck, daß in Nürnberg keine Zunftherrschaft bestanden hat: was sonst eine Angelegenheit der Zunftmeister gewesen wäre, hatte der Nürn­ berger Rat in Händen. Es kommt aber darin noch etwas anderes zum Ausdruck; diese Taxation ist daneben aus dem Bestreben erwachsen, sich gegen die Preisveränderungen, die sich ja im 16. Jahrhundert schwer fühlbar machten, zu schützen. Außer für Waffen ist mir auch eine amtliche Preisfestsetzung aus dem Jahre 1574 für Schuhzwecken begegnet: »Was dan das verkaufen solcher zweck belangt, sollen sie in folgendem preis und darüber nicht verkauft werden, nemlich 800 pantoffelzweck für..................................... 1 fl. halb pantoffelzweck 1000für......................... 1 » vierzehener zweck 1400».......................... 1 » dickkumpferzweck auch 1400 ».......................... 1 « mittel zweck 1600 ».......................... 1 » kleine ausschlagerlein 2000».......................... 1 » kleine cronerzweck 2300 .......................... 1 w 1). Dabei ist besonders bemerkenswert, daß diese Preisfest­ setzung — die den Rugsherren oblag — »auf des naglerhandtwercks suplikation“ erfolgte, d. h. die Handwerker selbst wünschten feste, amtliche Preise; sie genossen nun obrigkeitlichen Schutz gegen jede Über- und Unterbietung. Man war so eine große Sorge los und hatte keine Absatznot wegen verschieden hoher Preise zu fürchten und war auch nicht gezwungen, seine Erzeug­ nisse unter Preis zu verschleudern. Umgekehrt ließ man Preis­ verabredungen durch die Handwerker nicht zu: »Den ringmachern sol man ir suplicirends begern inen ir ordnung dahin zu verbessern, das hinfuro ein yeder maister die messigen ring in einem gleichen werth verkhaufen und dieselben keiner teurer noch wolfeiler dan der ander geben sol, ablainen“ (Februar 1586)2). Eigenartig mutet uns auch die Preisbemessung für fertige Waren an. Wenn man heute etwa einen Metallleuchter kauft, so ist sein Preis verschieden je nach dem Werte des Materials, 1) R. B. 35 Fol. 52v. 2) R. B. 44 Fol. 235.

235 aus dem er gefertigt ist, und je nach seiner Ausführung, ob künst­ lerische Handarbeit oder gewöhnliche Fabrikware. Auch damals gab es gewiß Unterschiede in der Ausführung1). Trotzdem erfolgte die Preisbemessung garnicht selten einfach nach dem Gewicht, wobei freilich der künstlerische Wert entweder mit eingerechnet war oder noch einer besonderen Bezahlung unterlag. So wurden wdem rotschmid Peter Vischer ... 20 fl. für den centner fertiger arbeit2) zugesagt"3). Wenn es heißt: »für der messing arbayt von zaysen(?) und schrauben ... für ein centner 18 bis 20 güldin" 4),5 so ist für solche Massenartikel eine Preisbemessung und ein Ver­ kauf nach dem Gewicht auch heute noch oft gebräuchlich. Im 16. Jahrhundert aber war eine solche Bemessung ein bezeichnen­ der Ausdruck dafür, daß es eine Wertschätzung einzelner Gegen­ stände in ihrer Besonderheit häufig garnicht gab. Über die Art der Bezahlung ist manches aus gelegentlichen Äußerungen zu entnehmen. Das Naheliegendste war Barzahlung sofort nach dem Empfang der Ware. Dies galt als Regel auf den Wochen- und Jahrmärkten der Stadt selbst, zumal da es sich hier meist nur um kleinere Be­ träge handelte. Bei größeren Lieferungen dagegen wurde häufig nur ein Teil der Schuldsumme in bar beglichen, den Rest aber ließ man sich stunden, um ihn zu einem späteren Termin zu bezahlen; oft blieb man auch den ganzen Betrag schuldig. Die Bezahlung erfolgte regelmäßig auf der nächsten Messe. Häufig genannt wird die Messe zu Frankfurt a. M. °) und, besonders für Zahlungen an die Mansfelder Bergwerksgesellschaft, die Leipziger undNaumburger Messe6). Auf diese Weise entwickelte sich an den aus­ erwählten Plätzen ein reger Geldverkehr; sie erlangten damit nicht nur als Warenstapelplätze — was Leipzig allerdings nie in bedeutendem Umfange war — sondern allmählich auch als Börsenplätze eine wichtige Stellung im Wirtschaftsleben. J) Von der Art des Metalles ganz abgesehen; denn das spielte für die Höhe des Preises immer eine Rolle. 2) Es handelt sich um das Gehäuse des Sebaldusgrabes. 3) Joh. Neudörfers Nachrichten ed. Lochner, S. 28. 4) R. B. 11 Fol. 109V, 1517. 5) z. B. B. B. 74 Fol. 145, 1515; B. B. 76 Fol. 93, 1517®)*Auch Zahlungsverabredungen für Nürnberg, Augsburg, ja für Eisleben waren nicht selten.

236 Es wäre erstaunlich, wenn dem Gläubiger die Zeit zwischen Lieferung der Ware und Bezahlung des Preises nicht irgendwie entschädigt, wenn ihm das Warten nicht gelohnt worden wäre. Noch freilich war das Wuchergesetz nicht ausdrücklich aufgehoben; aber man war schon außerordentlich erfinderisch geworden in seiner Umgehung. Mit der weiteren Ausgestaltung und Ent­ wicklung des Handels, womit das Kreditbedürfnis wuchs, war eben das Zinsnehmen unvermeidlich verbunden. Wenn Neu­ mann ausführt: » »1609 ruft ein Geistlicher auf der Synode von Constanz: »Schon nicht mehr als Sünde erscheint ihnen der Wucher!""1), so wird man nicht fehl gehen, wenn man diese Stufe des Rechtsempfindens, das eine Zinsforderung und -gewährung für berechtigt erachtete, schon etwas früher ansetzt. Jeden­ falls gibt beispielsweise B. B. 71 Fol. 154 einen Fingerzeig, daß man den Schuldner zur Gewährung einer Entschädigung für ver­ pflichtet hielt. Es handelt sich hier um die Bestellung von Geschütz durch den Abt von Fulda; in der Antwort Nürnbergs, durch Anthoni Tücher d. ä. gegeben, heißt es nun: »der puchsengießer ist erputig, dasselb geschütz furderlich zu fertigen und der bezalung deshalben uf schirstkomende Franckfurter vastenmes zu gewarten, die E. G. Jakoben Heller daselbst gen Franckfurt ver­ ordnen mögen, und bin der Zuversicht, E. G. werde mich auf dieselben zeyt schadlos halten" (1513). Dies ist doch vermutlich ein verstecktes Ausbedingen von Zinsen. Wenn für die Bezahlung kein Meßort in Frage kam, sondern wenn sie am Wohnsitz des Gläubigers geleistet werden mußte, erfolgte sie durch eigene Boten. Charakteristisch ist dabei die Beförderung des Geldes: es wurde in einem eisernen Stock ver­ wahrt und in diesem an seinen Bestimmungsort gebracht. Es sollte diese Verpackung — wenn man eine solche Bezeichnung gebrauchen will — offenbar eine größere Sicherheit gewährleisten. Gerade so wie ein Aufschub der Bezahlung der Schuld­ summe etwas ganz Gebräuchliches war, wurde umgekehrt häufig die Vorauszahlung eines Teiles oder des vollen Betrages besonders bei Waffenbestellungen verlangt. Demnach konnten Lieferungen oft nur gegen feste Bestellung — eine Selbstverständlichkeit — *) Wobei unter Wucher eben der Zins zu verstehen ist. Max Neumann, Geschichte des Wuchers in Deutschland, Halle 1865, S. 518.

237

und gegen Vorauszahlung versprochen werden1). Freilich, nicht jeder Besteller unterlag der Bedingung der Vorauszahlung; so ist mir* dafür kein Beispiel bei einem kaiserlichen Auftrag bekannt. Die Forderung der Vorauszahlung findet ihre Begründung darin, daß es den Handwerkern an dem nötigen Betriebskapital mangelte, wenn der Rat2) oder der Verleger es nicht vorschoß; denn es handelte sich ja meist um größere Aufträge, zu deren Bewälti­ gung und Erledigung eben ein Handwerker innerhalb seiner eng gesteckten Grenzen mit eigenen Mitteln nicht in der Lage war. Herzog Albrecht von Bayern bestellt bei einem Nürnberger Büchsen­ gießer Geschütze und eiserne Kugeln, hat »aber noch nichts uf die handt heraus geben, also das noch ungewiß sein soll, ob die werckleut solche ding an (ohne) gelt machen werden oder nit“ 3). Wieder in anderer Weise gestaltete sich die Zahlung, wenn die Kontrahenten beide begehrenswerte Waren zum Kaufe anzu­ bieten hatten, mit anderen Worten, wenn sie wechselseitig Be­ steller und Lieferanten waren. Es bestand in diesem Falle ein Warentausch, der das Geld als Vermittlungsgut nicht benötigte, sondern einfach Ware gegen Ware gab. Er bedeutete aber insoferne keinen Rückschritt zur oder umgekehrt eine Weiterbil­ dung der Naturalwirtschaft, weil ja die verschiedenen Waren nicht Geld als Wertmesser vorstellen sollten, sondern es war dies lediglich eine Vereinfachung, die in Form eines Tauschvor­ ganges die Vermittlerrolle des Geldes überflüssig machte. Ein Beweis dafür, daß wir es nicht mit Naturalhandel zu tun haben, ist die Tatsache, daß das Geld zwar als solches, nicht aber in seiner Wertmesserfunktion ausgeschaltet war. Die beiden Tausch­ objekte wurden nämlich zunächst in Geld bewertet und erst dann die Menge bemessen, die das Äquivalent des einen gegenüber dem anderen Produkt darstellen sollte. Möllenberg4) z. B. hebt einen solchen Fall hervor: die Leutenberger Gesellschaft traf mit dem niederländischen Handelshaus der Schetz ein Lieferungs­ abkommen, wonach die Leutenberger Gesellschaft Mansfelder Kupfer zu liefern versprach, während die Niederländer für einen Teil des Kupfers Blei in Zahlung geben wollten. Diese Abmachung dürfte 1) E. B. 147 Fol. 264, 21. Nov. 1552. 2) etwa B. B. 117 Fol. 22, 13. Febr. 1538. a) B. B. 178 Fol. 263 V, 13. Nov. 1567. 4) Die Eroberung etc. S. 43.

238 keinen Einzelfall darstellen; besonders mit dem Osten und Norden scheint Nürnberg diese Handelsgepflogenheiten und solche Tausch­ beziehungen unterhalten zu haben, indem es die Erzeugnisse'seines Gewerbefleisses oder auch Spezereien u. ä. gegen Rohmetalle eintauschte. Hier freilich kann man wohl von Überresten des Naturaltausches sprechen. Obwohl den Nürnberger Kauf- und Fuhrleuten kein Weg zu weit und keine Straße zu schlecht war, kam es doch zuweilen vor, daß die Beförderung ihrer Güter entweder nur ein Stück weit von ihnen übernommen wurde1) und daß sie für den Rest des Weges den Empfänger zum Weitertransport bestellten2) oder aber, daß sie den Besteller ganz für die Beförderung sorgen ließen. Dies hängt aufs engste mit den damaligen außerordentlich schwierigen Transportverhältnissen zusammen: in allen Fällen dieser Art, die mir bekannt geworden sind, handelt es sich um den Transport von Geschützen, die durch besonders hohes Gewicht einen großen Aufwand notwendig machten. In einem Schreiben an Windsheim heißt es: «Wir sein geneigt, euch mit zuschickung zweier puchsen zu wilfarn", doch «ist unser begern, das ir zween wagen, jeden mit vir, fünf oder sechs tuglichen pferden, herüber schickt und damit solche puchsen samt ihrer zugehorung heimfueren laßt" (1519) 3). Zuweilen ereilte den Wagen auch unterwegs ein Mißgeschick: es «ist der wagen underwegen mit demselbigen stuck (eine Büchse ist gemeint), ehe es gen Mellerstat khomen, zerbrochen", und in der Bitte um Aushilfe heißt es dann: «E. G. wollen die Ver­ ordnung thun, das ein guter, starker wagen mit acht oder zehen pferden gen Mellerstat verordnet werde, damit solche berurt stuck zu Mellerstat ufgeladen und (er sie) volgends gen Mülhausen bringen müge" (21. Juni 1555)4). Den Vogel aber schießt eine Nachricht vom Jahre 1553 ab, an deren Richtigkeit und Glaubwürdigkeit man zweifeln möchte, so ungeheuerlich mutet sie uns an. Nach Lichtenfels soll «etlichs groß geschütz", eine «maurenprecherin", geliefert werden, «do *) Gewöhnlich wird die eigene Beförderung durch die Worte „mit aigner fure“ (B. B. 71 Fol. 87 V, 1513) oder ähnliche Redewendungen besonders hervor­ gehoben. 2) B. B. 81 Fol. 55, 1520. 3) B. B. 79 Fol. 127 V, 1519. 4) B. B. 156 Fol. 91 v.

239 wir dan an allem dem, das dem handel furderlich sein mag, einichen mangel nit erscheinen lassen, und wollen E. F. G. nit verhalten, das wir Verordnung tun, morgen früe etliche stuck püchsen mit ihrer zugehörung hie abzufüren, welche morgen abends in Vorcheim ankomen (übrigens eine verhältnismäßig rasche Beför­ derung), darzu wir furwar mit großer mühe soviel pferd zu wegen bracht, das sy bis gen Forcheim abgefurt werden; und dhweil E. F. G. unverborgen, das derselben hievor uferlegt, sich zu abfurung (nach Lichtenfels) sölchs geschütz mit 500 pferden gefaßt zu machen“ (2. Nov. 1553) *). Kann es da in Erstaunen setzen, daß die Nürnberger, wo sie konnten, dem Wasserweg den Vorzug gaben und daß sie für den Transport der Waren gerne den Empfänger sorgen ließen? Mit den Transportverhältnissen in Zusammenhang stand es, daß von einem regelmäßigen Metallhandel und einer sicheren und zuverlässigen Belieferung in unserem Zeitraum nicht die Rede sein konnte. Besonders fühlbar machten sich die Zufälligkeiten des Transportes bei der Versorgung der Gewerbe mit Roh­ material: bald werden Sendungen durch Zollbehörden zu Recht oder Unrecht zurückgehalten*2), bald werden etwa Wägen mit Kupfer durch räuberische Überfälle ihrer eigentlichen Bestimmung wenigstens zeitweise entzogen3). Diese schwankende Belieferung äußerte sich je nachdem entweder in Rohmaterialmangel oder -Überfluß. Im Jahre 1536 suchten zwei Beckschlagergesellen beim Rat um Arbeit nach, «dihweil sie diser zeyt auf irem hantwerck, dhweil an kupfer mangel erscheint, nit arbeit haben noch sich ernern mögen“4). Dagegen erteilt 1574 der Rat Hermann Iglen, dem Kanzler der fürstlichen Grafschaft Glatz, als er' den Verlag eines Kupferbergwerkes anbot, eine abschlägige Antwort mit der Begründung, »/denn bei gemeiner stat ist an kupfer nit allein nit mangel, sondern derselben wrerden jerlich von hinnen an andre ort verkauft und verfürt"5). 0 In demselben Brief heißt es an anderer Stelle, zu Abführung des Ge­ schützes müsse man „wie wir bericht, 400 pferd haben“ (B. B. 151 Fol. 3iv). Leider ist nicht gesagt, wieviel Geschütze es waren. Auf alle Fälle erforderte der Transport auch nur „etlicher stuck puchsen mit ihrer zugehörung“ einen ganz gewaltigen Aufwand. 2) Ratschlagbuch 27 Fol. 136. 3) B. B. 83 Fol. 221 v. 4) R. B. 17 Fol. 153. 5) B. B. 189 Fol. 167.

240 Freilich fiel nicht allein den Transportmängeln zur Last, daß einmal zuviel, ein anderes Mal zu wenig Material zur Ver­ fügung stand; es kam vielmehr noch ein Andres — und wahr­ scheinlichwichtigeres — hinzu: die wechselnde Erzförderung in den Bergwerken, die in empfindlicher Weise sogleich fühlbar wurde. Ein einziges Jahrhundert ist im Gang der Geschichte — auch der Wirtschafts- und Handelsgeschichte — nur eine kurze Spanne Zeit; wohl kann sich vielerlei an Geschehnissen und äußeren Ereignissen abspielen, wohl kann eine schon lange vorbereitete und angebahnte Entwicklung zum Abschluß kommen, wohl kann sich eine neue in ihren Anfängen zeigen, kaum aber wird ihr Beginn und Ende in kurzen hundert Jahren liegen. Darum kann auch das 16. Jahrhundert keine fertige, abgeschlossene Ent­ wicklung darstellen. Es zeigt die Welt in Gärung und Umge­ staltung: Altes versinkt, Neues wächst herauf. Nichts aber geht sprunghaft und unvorhergesehen; Vergangenes und Zukünftiges behauptet sich nebeneinander, jenes dem Untergang verfallen, dieses zum Leben bestimmt. Wenn auch mittelalterliche Grund­ sätze und Anschauungen noch wirksam sind, ihr Schicksal ist dennoch besiegelt; denn Entwicklungen lassen sich nicht aufhalten, ebenso wenig wie sie heraufzubeschwören sind: die neuen Stre­ bungen behalten die Oberhand. Noch freilich steckt alles in den Anfängen und hat Reibungen und Hemmungen zu überwinden. Kapitalistisches Wesen ist noch lange nicht klar ausgeprägt, neuere Gesellschaftsbildungen etwa sind wohl keine rein mittelalterlichen Zusammenschlüsse mehr, sie sind aber auch noch keine echt kapitalistischen Formungen, sondern vielmehr ein Gemisch aus beidem; und in ähnlicher Weise ist fast überall eine doppelte Färbung wahrzunehmen. Daß zwei Kräfte miteinander rangen, war für die Gestaltung von Nürnbergs Handel nicht immer leicht. Umso größere Be­ wunderung verdient darum, daß er sich Bedeutung erkämpft hat. Nürnbergs Handelsblüte erreichte in der Mitte des 16. Jahrhunderts ihren Höhepunkt; in den folgenden Jahrzehnten behauptete die Stadt die errungene Stellung. Ganz besonders gilt dies von ihrem Metallhandel. Die Kaufleute nahmen regen Anteil an

241 den Bergwerksunternehmungen und zeigten sich den veränderten Anforderungen gewachsen; der Rat leistete verständige Mitarbeit, sodaß Nürnberg in jeder Weise als vorbildliche Handelsstadt dastand. Länger als andere Städte hat es sich auf der erreichten Höhe erhalten; dennoch meldet sich in manchen Anzeichen der kommende Rückgang: der Meßbesuch der Kaufleute läßt nach1), es müssen 1562, 1568, 1569 Ratschläge ergehen, »welcher gestalt die kaufhendel und gewerb, weils alhie in abnemen körnen wollen, widerumb in ein aufnemen zu pringen und bestendig darinnen zu erhalten sein mochten"2). Trotz alledem aber bleibt der Ruhm Nürnbergs ungeschmälert, eine bedeutende Handelsstadt, auch noch im 16. Jahrhundert, gewesen zu sein. Sein Metallhandel vor allem überschritt das gewöhnliche Maß und verdient auch heute noch Bewunderung. 1) 1576 heißt es: „etliche bedeutende kaufleute sind durch tod abgangen und etliche besuchen die meß (in Frankfurt) nicht mehr“ (R. B. 35 Fol. 325). 2) Nbg. Staatsarcli. S. I L. 177, Nr. 27.

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Der älteste Nürnberger Stadtglaser

Von

Oberarchivrat Albert Gümbel

Zu jenen besonders tüchtigen Nürnberger Handwerksmeistern, welche an erster Stelle berufen und verpflichtet waren, sich für städtische Arbeiten verwenden zu lassen, und die eben in Hin­ sicht darauf im Genüsse eines Dienst- oder Wartegeldes äus der Losungsstube standen — es seien hier erwähnt »der Stadt Stein­ metz" oder »Maurer", »der Stadt Zimmermann", »der Stadt Schlosser", »der Stadt Pflasterer" u. s. f. — gehörte auch »derStadt Glaser". Am bekanntesten unter diesen dürften die Angehörigen der Familie LI irschvogel (Hirsvogel) sein, Veit Hirschvogel der ältere und der jüngere, dann des letzteren Sohn Sebald, die sämtlich Stadtglaser waren. Daß sich unter der anspruchslosen Benennung »Glaser" oft treffliche Meister der Glasmalerei ver­ bergen, beweist eben das Beispiel der Hirschvogel; die oben genannten Angehörigen dieser Künstlerfamilie heißen in den Urkunden eben auch nur »Glaser". Der älteste uns bekannte Stadtmeister dieser Art nun ist Meister Martin der Glaser, der in den Meisterlisten und Stadt­ rechnungen der Jahre 1363—1385 genannt wird. Es möge nun zunächst der Wortlaut der auf ihn bezüglichen Einträge der Meisterlisten und Stadtrechnungen folgen: i.

Meisterbuch von 1363 (im Staatsarchiv Nürnberg), Fol. 21: Glaser . . . Mertein glaser. Bürger- und Meisterbuch 1370 — 1429, Fol. 49 V, Glaser . . • Mertein glaser. Item dedimus Mertein glaser 30 hlr. von zwein glesern zu pessern uf der purg. Jussit Cfonrat] Babenperger. Nürnberger Stadt­ rechnungen, Kleine Register, Nr. 1, Fol. 40, 1377, feria IV. post Mathie apostoli — feria IV. in die annunciacionis Marie [= 25. Fe­ bruar bis 25. März]. Item dedimus Mertein glaser 1 #5 hlr. von glasen zü machen und zü pessern uf der purg und uf Tiergartnertör [sic]. Ebenda Fol. 63, 1377, feria IV. ante omnium sanctorum — feria IV. in die Katherine [2= 28. Oktober bis 25. November]. Precium servitorum Lucie [— 13. Dezember 1377]: Item dedimus Mertein glaser */* ® hlr. de precio suo. Ebenda Fol. 87. Item dedimus Mertein glaser 5l/a sh. hlr. von den glesern im loch. Nümbg. Stadtrechnungen, Kleine Register, Nr. 2, Fol. 64 V, 1378, feria IV. in die nativitatis Marie — feria IV. ante Dyonisii [~ 8. September bis 6. Oktober].

246 Precium servitorum Lucie [13. Dezember 1378]: Item dedimus Mertein glaser V2 ® hlr. von glasen de precio suo. Ebenda Fol. 83 V. Item dedimus Mertein glaser 2 sh. hlr. de opere suo. Nürn­ berger Stadtrechnungen, Große Register, Nr. 1, Fol. qv, 1380 feria IV. ante Egidii — feria IV. ante Michahelis [= 29. August bis 26. September]. Precium servitorum Lucie [— 13. Dezember 1380]: Item dedi­ mus Mertein glaser ljt hlr. Ebenda, Fol. 20v. Item dedimus Mertein glaser 71/2 sh. hlr. von glesern zu machen in unsers herren dez kiinigs capellen. Ebenda Fol. 14V, 1381, feria IV. ante Antonii — feria IV. ante Valentini[—16. Januar bis 13. Februar]1). Item dedimus 60 hlr. Mertein dem glaser von glesern zu pezzern in unsers herren . . des kunigs Stuben. Ebenda Fol. 15? Datum wie oben. Precium servitorum Lucie [— 13. Dezember 1381]: Primo dedimus Mertein dem glaser ^2 hl. Ebenda, Fol. 45V. Precium servitorum Lucie [= 13. Dezember 1382]: Item dedi­ mus Mertein glaser V* hlr. Ebenda Fol. 72v. Precium servitorum Lucie [= 13. Dezember 1383]: Item dedimus Mertein glaser hlr., daz er die gleser pezzert. Ebenda Fol. 129. Item dedimus Mertein glaser 40 hlr. von den glesern zu machen uf dem hause. Ebenda Fol. 143, 1384, feria IV. ante Katherine — feria IV. in dieThome [ — 23. November — 21 .Dezember]. Precium servitorum Lucie [13. Dezember 1384]: Item dedimus Mertein glaser J/2 hlr. Ebenda Fol. 154V. Item dedimus Mertein glaser 6*/* sh. hlr. um ein glas uf Spitalertor. Ebenda Fol. 167 V, 1385, feria IV. ante Egidii — feria IV. ante Michaelis [= 30. August bis 27. September]. Item dedimus Mertein glaser 8 sh. hlr. von den glesern zu pezzern uf dem rathause. Ebenda Fol. 169 V, 1385, feria IV. ante Michaelis — feria IV. ante Symonis et Jude [27. September bis 25. Oktober]. Precium [servitorum] Lucie [= 13. Dezember 1385]: Primo dedimus Mertein glaser */« $5 hlr., daz man im jerlichen gibt zu Lucie. Wir sehen also unsern Meister Martin den »Glaser“ in

Diensten der Stadt mit Arbeiten auf der Reichsveste, dem Rat­ hause, beim Tiergärtnertor und im Lochgefängnis beschäftigt; da!) König Wenzel war damals wieder in Nürnberg anwesend. Vgl. die Stadtrechnungen, Große Register, 1381, 16. Januar bis 13. Februar: Item dedi­ mus I 30 hlr. um coln unter die tor, do unser herre . . der kunig hie waz zü obirsten (Epiphanias, 6. Januar). Item dedimus 1 #5 2 sh. hlr. von Öfen zu machen uf der purk, do unser herre . . der kunig von hinnen schied.

247 neben erhält er ein jährliches Wartegeld von 112 Ti Haller, das jeweilig an St. Lucientag fällig war1). Besondere Beachtung ver­ dienen die Angaben über die Anfertigung von »/glesern" in des »/kunigs capellen" und »/des kunigs stuben". Wir werden bei der ersteren Angabe wohl kaum an die Frauenkirche, die auch als die kaiserliche Kapelle bezeichnet wird, sondern an die Kaiserkapelle auf der Veste denken, ebenso dürfte der Ausdruck »/des kunigs stube" auf ein Gemach der Burg deuten. Unzweifelhaft dürften sodann auch die zahlreichen Einträge der Stadtrechnungen aus den Jahren 1377 —1385 über Anfertigung von »/glesern" auf der /»purg", dann insbesondere auch wieder in */dez keysers capellen uf der purg", bei welchen der Name unseres Meisters Martin nicht ausdrücklich genannt wird, auf diesen gehen. Die Rechnungen 1377—1384 haben folgende, hierher gehörige Ein­ träge: 1377, 26. Februar: Item dedimus */2 Tb hlr. von den glesern uf der pürg zü machen und zu pezzern, actum feria V. post Kathedra Petri. — 5. August bis 2. September: Item dedimus 36 hlr. von glase wegen uf der purg zü pessern.— 1378, 24. Februar bis 17. März: Item dedimus 1 Tb und 60 hlr. von den glesern zu machen uf der purg. — 17. März bis 21. April: Item dedimus 4 sh. hlr. von glasen zu pessern uf der purg. — Item dedimus umb neue gleser in unsers herren . . dez keisers capellen uf der purg 1 Tb 16 sh. hlr. — 6. Oktober bis 3. November: Item dedimus 9 sh. und 3 hlr. von glesern zu machen uf der purg. — 3. November bis 1. Dezember: Item dedimus 2 sh. von glesern zü pessern uf dem perfrid uf der bürg.— 1. bis 29. Dezember: Item dedimus 4 sh. hlr. von einem glase zü machen uf der bürg. 1380, 26. September bis 24. Oktober: Item dedimus 25 sh. hl von glesern zü pessern und zu machen uf der purg. — 24. Oktober bis 21. November: Item 3*/a sh. hlr. von glesern zu pezzern uf der pürg. 1381, 13. Februar bis 12. März: Item dedimus 60 hlr. von glesern zu pezzern uf der purk. — 2. bis 30. Oktober: Item dedimus 171/2 sh. hlr. von glesern zu pezzern uf der purg. *) Es scheint, daß er auch an der alljährlichen Tuchspende, welche die Stadt am Fronleichnamstag einer Anzahl ihrer »Diener" zukommen ließ, Anteil hatte. Vgl. die Stadtrechnung von 1377, 6. Mai — 10. Juni: »Pütelröck. Item dedimus 24 Tb 1( sh. hlr. den puteln, den weinrüfern, dem mauser, dem glas er und dem hausknecht um tüch zu roken jussu consilii". Daß diese Verteilung an Fronleichnam stattfand, beweist ein Rechnungseintrag von 1382, 14. Mai — 11. Juni: »Item ez kosten der pütel und der weinrüfer rok und dez lochmeisters und ander der stat diener 31 Tb 8 sh. und 9 hlr., die man in jerlichen gibt zu unsers herren leichnams tag".

248 1382, i. bis 29. Oktober: Item dedimus 15 sh. hlr. von acht glesern zu machen uf der purg. 1383, 18. November bis 16. Dezember: Item dedimus 45 hlr. um ein glase in die losungstuben. 1384, 28. September bis 26. Oktober: Item ez kosten gleser und ofen uf der bürg zu machen und zii pezzem 1 8) und 171 /a sh. hl. — Item dedimus Cristan Pfinzing 4 8 18 sh. hlr. von vil laden und venstern uf der pürg zu machen.

Wir erinnern uns, daß der römische König Wenzel, der für diese Zeit hauptsächlich in Betracht kommt, in den ersten Jahren seiner Regierung ein häufiger Gast in unserm Nürnberg war und hiebei kürzere oder längere Zeit auf der Burg Wohnung nahm. Der junge König beteiligte sich dabei gerne an den Ge­ schlechtertänzen auf dem Rathause. Auch durch Schenkung eines Glasfensters an St. Sebald bewies Wenzel seine Zuneigung zur Stadt. Damit mag es wohl Zusammenhängen, daß uns aus diesen Jahren auch sonst manche Angaben über kleinere Bauten und Reparaturen auf der Reichsveste (Öfen, Läden an der Küche etc.) in den Stadtrechnungen überliefert sind. Die Stadtrechnungen für 1377 und 1378 haben hierüber folgende Einträge: 1377, 28. Januar bis 25. Februar: Item dedimus 15 sh. hlr. von zwein ofen zii machen uf der purg. — 25. März bis 15. April: Item dedimus 8 sh. hlr. von laden zü pessern an der küchen uf der bürg. — 8. Juli bis 5. August: Item dedimus 2 8 und 18 sh. von dem prunn zu vertigen uf der purg. — 1378, 24. Februar bis 17. März: Item dedimus 35 sh. hlr. von den ofen zu machen uf der purg. — G. Oktober bis 3. November: Item dedimus 21 sh. hlr. von drein ofen zu pezzern uf der purk.

Welchen Anteil unser »Glaser" endlich an den heute noch erhaltenen, zum Teil höchst wertvollen, älteren Glasmalereien im Ostchor von St. Sebald, im Chore der St. Marthakirche usw. aus den 70 er Jahren des 14. Jahrhunderts gehabt haben mag, dürfte wohl kaum jemals aufgeklärt werden. Nach Analogie mit der Zeit der Hirschvogel dürfen wir wohl auch hier an eine rege Beteiligung unseres Stadtglasers Martin an allen Arbeiten dieser Art denken. Hoffmann, pie Sebalduskirche in Nürnberg, S. 177, spricht von einer förmlichen Nürnberger Schule der Glas­ malerei »um 1380'*, welcher die Mehrzahl der im neuen Ost­ chor von St. Sebald gestifteten Glasfenster zugehören sollen. Die

249 Meister dieser alten Schule hätten nach einer über hundert­ jährigen Pause gleichwertige Nachfolger erst im letzten Jahrzehnt des 15. Jahrhunderts gefunden. Es ist zu vermuten, daß der Meister noch im Laufe des Jahres 1385 oder zu Anfang 1386 verstorben ist, denn ein zwischen dem 12. September und 10. Oktober 1386 fallender Ratsverlaß über Ausbesserung von wGläsern" auf dem Rathause nennt bereits einen //Rudel den glaser" als Stadtmeister1). Auch verschwindet mit 1386 das Wartegeld des //Mertein glaser" aus der Liste der wPrecia servitorum".

Anhang: Es mögen hier noch die Nachrichten aus den Nürnberger Stadtrechnungen für 1377 und 1378 über die Anwesenheit Kaiser Karls und seines Sohnes, des römischen Königs Wenzel, ver­ merkt sein: 1377, 25. Februar — 25. März: Item dedimus einem zimerman 8l/2ßl27, XII, 27) Sabato 2. Marcii 1527: Dieweil der hegelein unvermeglich, sol man nach einem andern umbsehen.

(1527/28, V, 29) Quarta 11. Septembris 1527: Dem buchfürer Hansen Fogel sagen, das ime der genomen bucher halben zue Wurzparg eins rats furschrift nit muglich sei; soll sich sunst zum pesten in die sach schicken.

(1528/29, XI, 10) Mittwoch d. 3. Februar 1529: Zwischen hie und weißen suntag (14. Februar) noch m um mer ei gestatten zimlicher weis, doch nit in gaistlichen klaidungen.

(1529/30, VJ, 4v) Mittwoch 25. Augusti 1529: Den stajtknechten bevejchep, bei den wirten und trumenschlagern allenthalben zufurjkumen, das nymant on hosen und wames tanze; auch die mit den schamparen instrumenten umbgeen, ins loch zu fliren. Die, so ds*11 Besserer in wagen geworfen, zu erfaren. Dem hegenlein die schamparen lieder verpieten, auch dem Schwendter und anderen hochzeitladern ansagen, solchs zufurkumen.

265

(1529130, XI, lv) 7. Januar 1530: N. Lebender, kandelgiesser, beschicken und in statlich des neuen liedlein halben zu red halten und in bewaren, pis sein antwort an ein rat procht würdt.

(1529130, XJ.11, lv) 4. März 1530: Die püchtriicker beschicken und inen sagen, das sy nichtz trucken, dann es haben die ratschreiber vor besichtigt.

(1529130, XIII, 16) 24. März 1530: Die cronica, obs zu drucken zuzulassen, ein halb jar anstellen, auch wie hinfür Ordnung des druckens halben zu halten sei. Teofrasti von Hohenham schreiben auf im selbs ruen lassen und sein puechlein hie nit trucken lassen.

(.1530131, 1, 6) 25. April 1530: Dem hegenlein erlauben (d. h. beurlauben, seinen Abschied geben) und umb einen andern besehen.

(17) 9. Mai 1530: Hans Gerstner zum vorhenglein annemen.

(18) 10. Mai 1530: Dem vorhenglein einen rock geben.

(1530131, VIII, 7) 11. November 1530: Der practica halben die Hergotin beschicken, verneinen, wers ir erlaubt hab, und itzo alsbald solch practica allenthalben aufheben. Mit beden probsten handeln des druckens und verkaufens halben; sunderlich des Zwinglischen halb besser aufsehen zu haben. Der Kungund Hergotin ir practic zelen und sagen, der keine mer zu drucken oder feil zu haben.

(Sv) 12. November 1530: Herrn HectorPömer, probst, des pucherschauens nit erlassen.

(1530131, XI, 5v) 3. Februar 1531: Ni das Vogelgesanck eine singschule erlauben.

(1531132, II, 1) 12. Mai 1531, (1531132 XII, lv) 20. Fe­ bruar 1532, (1532133 VI, 3v) 26. August 1532; (1532133, VII, 20) 12. Oktober 1532; (1533134 1, Op) 25. April 1533/ (1533134, 1, Wv) 26. April 1533: Die Eobanus Hesse betreffenden Notizen übergehe ich hier. Sie werden wohl alle bereits bekannt sein. (1536137, XIII, 5) 27. März 1537: Die buchtrucker alle bschicken, inen von Rats wegen verpieten, das püchlein, Fama intituiirt, auch ander mehr schmahpüchlein nit feil ze halten bei eins Rats straf.

(1538139, XI, 7) 3. Februar 1539: Lorentzen Stilkirch aufm turn seins gemachten lieds halben wider den marggrafen ze red halten, auch fragen, wem er solch lied weiter zugestellt, wer im dazu geholfen, wo auch das püchlein sei, darein ers erstlich gschriben; solchs alles alsdan zu handen und widerpringen.

2 66 (8) 4. Februar 1539:

Lorenzen Stilkirch aufm turn weiter zu red halten des püchleins halben, so er herrn Paulussen Gruntherrn sehen lassen; daneben beim Rößner und andern, denen das gemacht lied zukomen, anhalten, das es wider von inen gepracht werd.

(14) 7. Februar 1539: Lorenzen Stilkirch seins gemachten lieds halben mit eine streflichen red, dessen hinfüro müssig ze steen, von turn herab lassen und verpieten, fürter kein lied mer auszegeben on wissen eins bürgermaisters. Daneben forschung haben, wo noch mehr lieder zu erfarn, die auskommen, diseiben auch zur hand ze pringen.

(1538139, XII, 8) 5. März 1539: Des schmachliedleins halben, so in St. Lorentzen-kirchen gfunden, darin Meine Herren (d h. der Rat) angriffen werden, dweil auch sonst allerlei schmachschriften auf gassen gelegt und an heuser gschlagen werden, ist verlassen, derhalben ein beruf ung auf nechstkomenden sontag ze tun, darin ioo fl. verhaißen, wer ein solchen tichter anzeigen werd, wie dan solch berufung alsbald verlesen und approbirt, allein mit der pesserung: „wo ein solch gedieht, das wider die oberkait, gut policei und bürgerlich friden ist etc." sonst gar pleiben und ausrufen, aber nit aufschlagen (so, wohl verschrieben für: an schlagen) lassen.

(17) 12. März 1539: GabrielLangen vernemen, ob und wem er das gfunden sch machlied abzeschreiben mitgeteilt und warumb ers so lang verhalten; in dem sein antwort widerpringen.

(1539140, 4, 21 v) 19. Juli 1539: Dem puchtrucker, der den neuen propheten zu trucken begert, ableinen.

(1540141, XI, 31) 2 9. Januar 1541: Auf herzog O thenrichs schreiben, Hannsen Wandereisens getruckt schmachlied belangend, bei den Eltern (d. h. den sieben älteren Herren) davon reden und den poten bis montag (31. Januar) verziehen lassen.

(1542/43, VI, 30v) 2 5. September 1542: Dem apt zu S. Egiden zusprechen, fürohin kein schmachschriften oder lieder mehr hie trucken ze lassen und in dem kein fürpit anzesehen. Daneben auch in achtung ze haben, wo jetz von Frankfurt dergleichen püchlin herkomen wirden, diselbigen anzuzeigen, damits nidergelegt werden mögen. Dem Johan Petreio auch ansagen, sein getruckten dialogum gegen Braunschweig hie nit failzuhaben; demjenen auch, so ime den angedingt, solchs anzuzeigen, damit ers in Meiner Herren oberkeit nit laß feilhaben, oder man werds ime nemen. Es folgen noch weitere Notizen über diesen Gegenstand, sowie über

„schentliche gemel“ (d. h. Spottbilder).

(1542/43, IX, 22) 7. Dezember 1542: Dem Albrechten, aufpieter, und den schützen bevelhen, an sontag und montag nächten auf der gassen acht ze haben auf di, so das jetzig neu schamper lied singen, und wölche also bedreten, diseiben zu pfendten und fiirn burgermeister zu verpflichten.

267 Dweil auch ein neuer spruch vom hungerischen zug ver­ banden, darin di obersten etwas hart angegriffen, soll man sichs bein puchtruckern und sonst erkundigen, ob dazu ze kommen; alsdan solch dem herrn burgermeister anzesagen, zufurkomen, das es hie nit getruckt werd. (1543144, 1, 35 v) 17. April 1543: .... (so t auch in den Ratsprotokollen eine Lücke) seins g a u k e 1" spils halben mit dem papst und Luther ein streflich red und dabei sagen, solche bildlin alsbald herab zu prechen; daneben ime 2 tag straf auf ein turn auflegen. (1543144, IX, 1") 10 November 1543: Hansen Schoners, etwan werkmaisters zu Augspurg, ausgan­ gen püchleins halben wider den Rat daselbst bei den puch­ truckern und sonst erfarn, woher es kumm und wer es feil gehapt; was dern auch verhanden seint, aufheben lassen und verpieten, feilzehaben; was auch weiter erfarn werden kan, aufschreiben lassen und widerpringen. (Sv) 12. November 1543: Auf der schuler im Spital ansag, was mit inen des Hansens Schoners püchleins halben wider Augspurg gehandlet worden, dweil derjen, so di püchlein ausgeben, vermutlich aus D. Damian Behems haus gangen und sich noch darin enthalten, soll hinein kontschaft gemacht und haussuchung gschehen, ob derselbig darin zu bedreten, und, so er zu bekommen, ine auf ein turn fiirn lassen, und alle gelegenheit widerpringen. (9v) 13. November 15 43: Dweil sich In D. Damian Behems (des Schoners Eidam) behausung nichs erfunden . . . sols also dabei pleiben . . .; insgeheim aber nach Augsburg schreiben und den Verkäufer zu Banden zu bringen suchen. (27v) 24. November 1543: Das aug spurgisch dankpritlin, Hansen Schoners wider sie aus­ gangen schmachpüchlin belangend, also ruhen lassen. (1544/45, 1, lOv) 19. April 1544: Henrich Müllner, vorhengele, kommt vor. (1544145, XI11, 25) 5. April 1545: Jörgen Hauers von Puchau ubergeben lobspruch gegen Nürmperg übersehen, obs der red wert und etwas ansehenlichs oder nit; alsdan widerpringen. (1545j46, 1, 13v) 13. April 15 45: Johann Hewern seins vererten lobspruch s halben 6 fl. schen­ ken, denselben abtrucken ze lassen ableinen. (1546,47, V, 41v) 9. September 15 46: Den puchtruckern allen ansagen und verpieten, keine sprüch oder liede r mer noch auch sonst etwas nachzetrucken, es sei dan zuvor vom Rat besichtigt und erlaubt worden, bis auf weitern bscheid. (1546147, VI, 40v) 2. Oktober 1546: HannsenLUz, ehrnholden oderspilman, umb seinen spruch des schiessens halben zu Neuß 2 taler schenken und laufen lassen, durch den Schwennter.

268

(1547148, XI, 33) 13. Februar 1548. Das lied vom landgrafen, so gestern feilgehabt worden, abstellen und verpieten, das hie nit mer feilgetragen werd.

(1550151, 1? 10v) 15. April 1550: Den puchfüerern vor dem amptpuch sagen, kaine Caspar Schwengkfeldisch e püecher mer fail zu haben, oder, so mans darüber bei inen finden werde, wöll mans inen nemen und die krem zusperren; und sy weiter nit warnen. Herren vorm amptpuch.

(1550151, Xy 29v) 6. Januar 1551: Dem puchtrucker den spruch von einer gans lob zu trucken ablainen.

(1551/52, V, 40) 19. August 1551: Jörgen Frölichs verteutschts puch von Johannis Stobei spruchreden '), so er im truck ausgeen lassen und Meinen Herren auch ain exemplar zugeschickt hat, von ime zu gefallen annemen, auch darumb ain dankbrief schreiben und dagegen wider mit ainem trinkgeschirr vereern im wert, wie es die bede losungsherren für gut ansehen und taxiren werden.

(1551152, VII, 14) 25. September 1551: Caspar Pruschio gegen der getruckten lateinischen cronigk, die er von Stiftung und herkumen aller clöster im Teutschland gemacht und in truck pracht, so er Meinen Herren geschenkt hat, widerumb mit 12 talern vereern. (1551/52, IX, :X>v) 26. November 1551: Valtin Neuber, puchtrucker, auf sein getane ansag des ge­ truckten lieds halben, weils mit wissen des abts Egidi geschehen, entschuldigt halten, doch im einpinden, weiter kains mer zu trucken; und was man bei im und andern davon getruckt finden würdet, sol man aufheben und in (26) die canzlei tragen lassen. Daneben den pettelrichtern bevelhen und sy ainer vereerung verwenen (versichern, ver­ sprechen,), bei nacht und sonst auf die knaben, so sollich lied singen, zu straifen und inen dasselb verpieten mit betrohung, wann sy es mer singen, wöll mans ins loch füern.

(Verlässe der Herren Altern 11, Bl. 17 v.) 12. Februar 1553: Die getruckten püechlein, darin der Herprot und Öster­ reicher von Augspurg so schmehlich angezogen, sol man alle auf­ heben und widerpringen lassen. (18) Weil sich das angeregt schmechpiiechlein nit, sonder nur allerlai sprüch, die Hanns Sachs ausgeen lassen, erfunden hat, sol man den Sachen heut fleißiger nachfragen und morgen beim Rate wider furlegen.

(Ratsverlässe 1552/53, XI, 25) 13. Februar 1553: Weil sich in den püechlein, die man gester aufgehebt und Hanns Sachs im truck ausgeen lassen, nichts gefehrlichs finden können, sol mans demjenigen, deß sy seien, wider geben, doch ine baldigen (beeidigen). ob er nit die schm ac Flieder wider den Herprot und Oster re jeher von Augspurg daneben nit auch verkauft oder wiß, wers fail gehabt, und derhalb notturftige erkundigung tun; sollichs, wie mans finden würdet, widerpringen. *) Vgl. Goedeke, Grundriß zur Geschichte der deutschen Dichtung II, 319.

269

(1552153, XI, 26 v) Erichtag (d. i. THetistag) die haillos Faßflacht 14. Februarii 1553: Auf Bonifacius Deyhenpächs verlesene ansag und verantwurtung der verkauften schmachlieder halben, sol man Hannsen Daubman auch zu red halten, wo im sofliche schmachlieder herkurnen, wer ims zu trucken erlaubt, und wie es damit gestalt sei; dasselbig widerpringen.

(1554155 XIII, 29v) 18. März 1555: Linharten Flechsei, des churfü rsten-pfalzgrafen am Rhein ernholt und pritschenmaister, sol man auf sein suppliciren und dedicirts püechlein vom stahel-schießen, das der churfiirst Martini nechst zu Haideiberg gehalten, mit drei tafern vereern und wider abfertigen.

(1555156, XI, 33v) 10. Februar 1556: Bartholmesen Anngerer, dem pritschenmaister, sol man auf sein supplicirende bit zu erlösung seines versetzten nürmbergischen schilts ain gülden schenken und ine damit abweisen.

(1556157, IV, 38v) 23. Juli 1556: Lienhardten Flechßle, pritschenmaistern, soll man uff sein suppliciern von seins vereerten buch lei ns wegen, damit er fürter nit mer wider kumb, zwen taler und ime dasselb sein püchlein wider schenken.

(1556157, X, 2v) F. (Freitag) 18. Dezember 1556: Dieweil Hans Sachs1) und N. Probitz, peutler, des verstorbnen Endressen Walthers, schusters, testament nit exequiern wollen, sonder sich am gericht davon zu entledigen vermainen, und dann bemelts Walters wittib ein alts einfeltigs weib ist, soll man dem gericht ansagen, damit nymand verkürzt werde, ir, der frauen, noch heut einen cufatorem zitzeordnen.

(1557158, II, 20v) 2. Juni 1557: Lienhardten Flexel, den pritschenmaister vo n Augspurg, für sein buch und reimen des gewesnen schießens zu Ulm vier taler vereren.

(1557158, 111, 16) 1. Juli 15 57: Uff magister Johann Placei zu Wittenberg getruckts und Meinen Herren überschickts püchlein etlicher lateinischen carmina, soll man seinem poten zwen talergeben und ine damit abweisen.

(1558159, VII2, 3v) 10. Oktober 1558: Magistro Mauritio Treutier zu Leiptzigkh soll man umb seine zdgeschribne und überschickte carmina vier taler vereeren und ime dieselben zusenden.

(1558159, X, 3) 23. Dezember 1558: Lienhardten Prisio zu Wittenberg uff sein schreiben und dedicierte carmina und gedieht von den heiligen engein soll man dagegen mit sechs talern verern und dieselben seinem poten zustellen. M Fraglich, ob der Dichter gemeint, aber wahrscheinlich.

270

(1558159, XII, Iv) 18. Februar 15 59: Dem spruchsprecher und Streuner, so ein zeitlang bei Lienhardten Fruespeldt, prillenmacher, gewont, soll man weiter nachfrogen, wo er sich itzt enthalt, und ine uff sein tun und wesen mit allen umbstenden zu red halten; sein antwort wiederpringen. (1558159, XII, 30) 11. März 1559: Magister Heinrich Krainfeldts zu Wittenberg schreiben und lateinisch dediciert büechlein herrn Jeronimussen Baumgartner zu übersehen zustellen und sein bedenken einnemen, was diesem magistro dagegen zu verehren sei, und widerpringen. (1558159 XIII, 9) 2 5. März 1559: Nicolao Mandlero, dem Studenten zu Leipzigkh, umb seine carmina, so er Meinen Herren dediciert und überschickt, ein bar taler schenken und seinem poten zustellen. (1559160, XI2, 3) 9. Januar 1560: Uff der Kais. Mt. schreiben Abraham Schellers, des buchtruckers, halben, so wider Ir Mt. und andere stende des reichs etliche schmachschriften gedruckt, soll man Irer Mt. wider schreiben, daß Meine Herren vleisig nachforschung uff ine bestellt; der sei aber nit hie, man hab auch ein mehrers nit erfahren muegen, dann das von ferren gesagt, er solt sich beim herzog von Ferrar enthalten. (1559160, XIII, 12v) 8. März 156 0: Magistro Johanni Solbergio zu Wittenberg, so Meinen Herren etliche gedruckte kriegische vers überschickt, 2 taler ver­ ehren und bei seinem poten zusenden. (1561162 II, 14) 16. April 1561: Hansen Österreicher1) sein lied zu trucken ablainen. (1561/62, II, 17v) 17. Mai 1561: Lienhardten Flexle, dem alten pritschenmaister, von wegen seins vererten buchs vom schießen zu Stutgarten ein dutzet taler schenken. (1561162, XIII, 9v) 29. Oktober 1561: Hansen Spiegl, dem vorhengle, uff sein supplicieren den turn, darin bishero der Atzman gesessen, verlassen (d. h. überlassen), soferr derselb turn sonst niemand zugesagt ist. (1561162, VIII, 39v) 18. November 1561: Joseph von der Rons, dem Studenten zu Wittenberg, umb sein buchlein, so er Meinen Herren dediciert, io fl. verehren und ime dieselben hinein ordnen. (1561162, XIII, 7) 16. März 1562: Den frembden buchfürer von Schwabach, so gestern das lied von dem jüngsten krieg zwischen Meinen Herren und dem bischof zu Bamberg hie fail gehabt, soll man in die canzlei mit einer gewarsam gehen lassen und im ernstlich uf alle umbstende zu red halten, wo diß lied gemacht, wer es gemacht, wo ers kauft, wievil und wo ers allent­ halben verkauft, und ine einen aid schweren lassen, nicht zu weichen, sonder sich morgen wider aufs rathaus zu stellen und beschaids zu gewarten, und sein sag widerpringen. *) Es ist wohl Ambrosius Österreicher gemeint.

271 (7v) 17. März 1562: Hannßen Schrötl von Schwabach, den puchfürer, der das lied mit eroberung Grefenberg feil gehabt, sagen, sich hinfiiro dergleichen schmachgedicht, hie fail zu haben, maßen, und ime die genumenen lieder bezalen. (1562163, XIII 23) 17. März 1563: Dem vorhengelein auf sein bit ein rais gen Genf vergönnen, doch ime bei eins Rats straf lauter verpieten, ainich buch lein von dannen mit sich nit heraus zu pringen. (1563/64, IV, 6v) 10. Juli 1563: Auf Lazari Lamparters, bürgers zu Salzburg, schreiben und überschickte Salz burgische Cronica, soll man erkundigen, wer diser Lamparter und was sein gelegenheit sei, darauf ein Überschlag machen, was ime für das geschenkte buch zu verehren, und widerbringen. (1563164, IV2, lv) 12. Juli 1563: Lazarussen Lampartern, bürgern zu Salzburg, umb die zuge­ schickte Salzburgische Chronica 24 fl. vereern und dasselbig zu­ schreiben, das geld durch yemands alhie empfahen zu lassen, dem poten aber ein halben fl. zum trinkgeld schenken. (1563164, IV, 40) 28. Juli 1563: Auf Lazarus Lamparters zu Salzburg schreiben und bitten soll man die zugesagt Verehrung der 24 fl. Hansen Hasenreuter verpetschiert zustellen. (1563164 VI, 6v) 6. September 1563: Lazarussen Lamparter zu Salzburg dankbrieflein umb das verehrte gelt also ruhen lassen. (1565166 IXy 18) 19. Dezember 1565: Magister Lomparden Rusterio von W ien sol man umb seine carmina 4 fl. verehren. (1565166; IXy 22v) 24. Dezember 1565: Auf Salamon Neubers1) bit, ime zu vergönnen, zwei lieder zu trucken, ist zu besichtigung derselben und aller Schriften, die hie in den truck geben werden wollen, verordent herr J. Haller, herr J. Volckhamer. (1565166y IX, 29) 2. Januar 1566: Salomon Neuber sol man sein begern, das er ein lied von dem herrn Baumgartner seligen trucken mueg, ableinen. (1566/67 lVy 34v) 6. August 1566: Auf getane relation, das Salamon Neuber des herrn Lutheri seligen gebet wider den Türken, so in seinem Vten tomo seind, uf gutachten herrn Michel Peßlers getruckt und öffentlich failgehabt, weil es bei der key(serlichen) M(ajestä)t von wegen des angezognen babsttumbs allerlei ungnad erwecken mocht, sol man diseiben alle, des­ gleichen das schweinfurtisch gepetvom trucker nemen, ims bezalen und im dagegen das gesang und 2 gepetlein, so zu Wien getruckt worden, zu trucken geben.

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*) Es scheint mir fraglich, ob hier und im folgenden tatsächlich überall der bekannte „teutsche Schulmeister", Lieder- und Fastnachtspieldichter Salomon Neuber gemeint ist und nicht vielleicht eine Vermengung mit dem bekannten Buchdrucker Valentin Neuber vorliegt, der in den Ratsverlässen bald als Valentin und bald als Ulrich N. erscheint.

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(1566167, V, 30) 3. September 1566: Salomon Neuber, dem buchtrucker, sol man sein begern, ein T ii t k e n 1 i e d zu trucken, ableinen.

(1566/67, Vlj 12) 16. September 1566: Hannsen Glaser sol man zulassen, die Wild fr au nachzutrucken.

(15)66/67, VI, 26v) 1. Oktober 1566: Dem Studenten, welcher Meinen Herren etliche carmina vom Türken dedicirn und in truck geben will, sol man sagen, do es in ge­ mein gestellt und Meinen Herrn nicht zugeschrieben, mueg eis trucken lassen. Daneben sol man nach dem schmatchbuch von den dreien bebsteh nachfrag haben und verhueten, das die nicht verkauft werden.

(1566/67 VII, 2v) 4. Oktober 1566: Salomon Neuber sol man sein begern, etlicher marterethistorien zu trucken, ableinen.

(1566/67 VIII, 12v) 9. November 1566: Johann Völckhart von Eisen (?) sol man sein begern, das teutsch reimenweis beschrieben Vitam Lutheri zu trucken, ableinen.

(1567/68, I, 12) 11. April 1567: Dem supplicirenden Salomon Neuber sol man sein begern umb ein taflet uf der Langen prucken (heute: Karlsbrücke) ableinen.

(1568/69, IV, 2) 16. Juli 1568: Jeronimo Hosio, dem poeten zu Regenspurg, sol man seine carmina wider zuschicken und dem poten ein halben gülden verehrn.

(1568/69, X, 20) 20. Januar 1569: Dem obersten pritschenmeister sol man umb das verehret buch von herzog Wilhelm zu Bairn hochzeit 6 fl. schenken.

(1570/71, VI, 3) 18. August 1570: M. Schelhamers carmina der historien S. Laurenti und Policarpi sol man trucken lassen. Aber Paulus Buschen den truck von den gerechtfertigten mordern ableinen.

(1570/71, XI, 35) 31. Januar 1571: Joseph Pina, dem poeten, sol man seine carmina, dieweil darinnen nichts vergrifflichs, zu drucken vergunnen.

(1570/71, XIII, 13) 13. März 1571: M. Johann Gripheo sol man sein begern, ine hie ein buch oder schrift wider den Canisium trucken zu lassen, ableinen.

(1571172 1, 3) 18. April 1571: Linharten Flexi, den pritschenmeister, sol man seine schießen wider zustellen und 2 fl. geben.

(1571172 II2, 1) 19. Mai 1571: Als bruder Johann Naß, der parfiisermunch in Ingolstat, abermaln ein ganz schmelichs büchlein ausgeen lassen und • dörin Meine Herrn mit dem Scherzer auch anzeigt, in maßen er in vorigen seiner Centuriis gleichsfals vielfeltig getan, sol man herzog Albrechten

273 in Bairn schreiben, sich dessen gegen sein f. g. beschwern und abschaffung bei disem unnützen vogel biten.

(1571172 VI, 1) 6. September 1517: Bernharten Fischer sol man zulassen, die der juden gepet und wucher zu trucken.

2

büchlein von

In dieser Zeit (1571—72) spielt die Angelegenheit des „■ge­ waltigen Buchhalters“, wie er wohl in anderen Quellen genannt wird, Sebald Herold und seiner „famosbücher und Chroniken“, die indessen nur handschriftlich verbreitet gewesen zu sein scheinen, auch in den Ratsverlässen eine ansehnliche Rolle. Der Prozeß, der diesem Pamphletisten großen Stils gemacht wurde, endete trotz der Für­ bitten seines Bruders und Schwagers, Prädikanten bei Unserer Frauen Kirche und St. Lorenz, mit der Verurteilung zum Tode durch das Schwert. Dieses Urteil wurde am 22. Januar 1572 an ihm vollstreckt; seine „scarteken und bücher“, van denen auch noch ein Ratsverlaß vom 22. Februar 1572 (1571\72 XII, 4) handelt, wurden verbrannt. Auch die Chronik eines Bonifatius Deuenbach spielt dabei eine Rolle. Ich habe über den Fall Herold letzthin in meinem Buche über „Die Nürnberger Malefizbücher als Quellen der reichsstädtischen Sittengeschichte vom 14. bis 18. Jahrhundert“ (Neujahrsblätter, hrsggbn van der Gesellschaft für Fränkische Geschichte XVII, 1927) S. 37f. kurz gehandelt; doch verdiente das Treiben des Sebald Herold wohl einmal eine eingehendere Dar­ stellung wesentlich auf Grund der Ratsverlässe, deren Register hier übrigens ungenau und unzuverlässig sind. An dieser Stelle mußte aus Raumgründen von weiteren urkundlichen Mitteilungen Abstand genommen werden. (1572173, 111, 42v) 26. Juni 1572: Paulusen Stella von Neaplis seine carmina wider zustellen und abweisen.

(1572173, VII, 17v) 14. Oktober 1572: Heinrichen Wirich, pritschenmaister, umb die beschreibung erzherzog Karls von Österreich hochzeit 8 fl. verehrn.

(1572173, VIII, 13 v) 4. November 1572: Auf das verlesen lied, so vom admiral in Frankreich (Coligny) und dem plutbad zu Paris gemacht und durch zwen (Bl. 14) schüler vor den heusern gesungen worden, sol man die buchtrucker warnen, dasselb nit zu trucken; nach den buben auch trachten.

(1572173, IX, 32v) 8. Dezember 1572. Linh arten Flexlein, dem pritschenmaister, sein buch von der herren Jörger (so!) schiesen wider zustellen. Zwei taler verehrn. 18

274

(1573174, XIV, 3v) 27. März 1574: Benedikten Edelbecken, erzherzog Ferdinanden in Österreich pritschenmeister, für das buchlein von dem schiesen zu Zwickau 4 fl. verehrn und das potenlohn zalen.

(1574175, I15 v) 23. April 1574: Erasmo Michael Leto aus Dcnmarkt sol man umb das dedicirte buch und beschreibung der stat Nurmbergh 24 fl. groschen verehrn.

(1574175, XIII, 7v) 22. März 1575: Den maistersingern zulassen, uf Ostern in der kirchen maistergesang zu singen.

(1577178, VIII, 12) 2. November 1577: Jorgen Fischer, dem buchführ er, sol man von wegen der beder Spangenbergischen bücher von der erbsunde wider die Eislebischen theologen sagen, für sich selbs denjenen, so ims zu verkaufen zugesandt, zu vermelden, das er diseiben hie nit verkaufen kont.

(1580181, 1, 36 v) 18. April 1580: Hansen Spiegler, dem vorhengelein, soll man erlauben, auf Wolfen Beßlers hochzeit den roten rock zum tanz anzulegen.

(1584185, V, 39) 5. September 1584: Auf die widergebrachte und verlesene erkundigung des schmachlieds halben von dem Nerrischen Caspar soll man Martin Braun, teutschen Schulmeister, ders umb lohn abschreiben lassen und sich sonsten auch verdechtig erzaigt hat, derwegen ins loch einziehen.

(1584/85, XI, 41) 16. Februar 1585: Johan Gro von Dresden soll man seine zugeschickte und Meinen Herren verehrte exemplaria seines gemachten gedieh ts widerrumb zukommen lassen und anzeigen lassen, Meine Herren durften seiner bucher nit.

(159911600, XI, 3v) 18. Januar 1600: Wolfgango Ulbeccio Suobacensi, poetae laureato, soll man wegen eines Meinen Herren strenae loco (strena bedeutet „das der guten Vorbedeutung wegen an einem Feste, besonders am Neujahrstage ge­ ynachte Geschenk, ein Neujahrsgeschenkvgl. Georges, Kleines lateinisch­ deutsches Handwörterbuch) dedicirten carminis 8 fl. verehren.

(1603104 IV, 11) 23. Juli 1603: Uff das mündlich referiren, das ein getruckt schmachlied durch einen jungen vergangene tag hausieren, fail herumb getragen worden, darauf vornen etliche buchstaben gestanden, welche der jung also aus­ gelegt: Von der Erbarn Baretleinmachers Tochter in der Spitalgassen, dessen sich dann deroselben mutter zum heftigsten beschwert, und sei gleichwol dabei nit gemeldet, wo oder von wem das lied getruckt, viel weniger, wer dasselbe gemacht hab; doch sei soviel nachrichtung vor­ handen, das ein buchdrucker in der Lottergaß *) wonhaft, Hans Lantzenberger genant, diß lied getruckt: Ist verlassen, den obvermelten jungen in die canzlei zu erfordern, zu behauren (bewachen) und zu red zu halten, wer diß lied gemacht und getruckt, auch ime dasselb fail zu tragen befohlen hab. und was die buchstaben bedeuten. *) Lodergasse, der heutigen Ottostraße.

275 Und da sich erfindet, daß es vom Lantzenberger gedruckt, denselben auf ein turn alsbalden gehen zu lassen, die exemplaria aber dis lieds alle abzufordern und ferner zu verkaufen verbieten. (16) 26. Juli 1603: Den auf dem Luginsland verhaften Hansen Lantzenberger soll man auf das von im gedruckte schmachlied zu red halten, warumb er dasjenige, so er truckt, nit zuvorn die, so dazu verordnet, sehen lasse, warumb er seinen namen und das ort nit dazu gedruckt hab, was die buchstaben (16 v) bei disem schmachlied bedeuten, wer dasselbe gedichtet hab; und sein sag widerbringen. Schöpfen. (1614115 VIII} 56v) 2. Dezember 1614: Hans Mager, vorhengelein, kommt vor. (1623124, VI\ 6) 5. September 1623: Caspar Pithoporo Ropdilano Bohemo, der Meinen Herren etliche carmina praesentirt, soll man dafür ein halb dutzet gülden verehren. (1631132, XU, 101) 5. März 1632: Auf das mündliche fürbringen, daß Wilhelm Weber, insge(lölv) mein der Schlenckerlein (bedeutet das gleiche wie „vorhengelein“) genant, verschienenen freitag nachts uff freier gassen ein fast beschwer­ liches und anzügiges lied wider den könig in Schweden und hiesige statt gesungen, ist befohlen, denselben alsbalden erfordern und deßwegen zu red halten, auch, bis seine sag widerkompt, behauren zu lassen. Als auch hernach ermelts Webers vermeinte entschuldigung wider­ gebracht worden, ist befohlen, denselben uf einen versperten turn gehen und daselbsten ferner zu red halten zu lassen, auch ernstlich ufzulegen, das lied, wie er es gesungen, zu papier zu bringen und auszuliefern. Inmittels aber soll man ihne mit geringer atzung halten, seine sag widerbringen und rätig werden, ob man ime nicht seinen bishero ge­ brauchten ehrrock und Schilde, wie auch das sprüchsprechen sowol bei den hochzeiten als sonsten uf eine gewiese zeit abstellen und darnider legen lassen wolle. Schöpfen. (117v) 8. März 1632: Wilhelm Weber, Spruchsprecher, soll man ausiassen, wie uf seiner sag verzaichnet. Schöpfen.

(Totenbücher im Staatsarchiv Nürnberg, .166811670, Bl. 37): Der ehrwürdig und wohlgelehrt herr M. Johann Lorenz Schröder, poeta laureatus caesareus, vormals gewester pfarrer zu Rückersdorf, auf St. Egidienhof {wohnhaft) wird am 30. September 1668 zu Grabe getragen. (Ratsverlässe 1682183, VI, 44r u. v und 50 v—52c) 13. und 14. September 1682: In diesen Tagen handeln einige lange und interessante Ratsverlässe von einem schimpflichen lied, der Greinende soldat genannt, das auf dem Markt gesungen und verkauft, dessen Vortrag und Druck dann aber vom Rat untersagt wird. Verfasser des Liedes war (wie schon in dem ersten Artikel erwähnt wurde) Joachim Müller. Die gleichen Ratsbeschlüsse handeln außerdem von einem verfänglichen prognosticon, der Englische Wahrsager genannt, das in des nunmehr verstorbenen Hieronymus Lochners kram am Herrenmarkt verkauft worden war. 18*

276

(1684/85 X, 90v) 3. Januar 1685: Demnach erinnert worden, daß fast insgemein und ohne unterschied, auch bei gar geringen personen leich- und andere vielmals ungeschickte und ärgerliche carmina gedruckt zu werden pflegen, als ist des herrn kirchenpflegers Herrlichkeit ersucht, diesen unfug mit allem ernst abzu­ stellen, außer dem ersten und andern (91) stand sonsten niemand hochzeitund leichgedichte zu verstauen, und denen buchdruckern insgesamt bei schwerer straf zu verbieten, nichts dergleichen ohne vorhergehende censur in druck zu bringen, auch durch den pfänder fleißige kundschaft hierauf bestellen zu lassen. Vormundamt.

(1684/85, XI, 56v) 17. Januar 1685: Den mit allerhand liedern und gedruckten betthelversen von den provosen in hießiger statt betretnen Streuner und angegebenen studiosum von Gera, Friederich Großmann, soll man nach abnehmung dieses betthel-gezeugs aus hiesiger statt durch den provosen fortführen und mit dem zucht- (57) haus, da er ferner zu betreten, be­ drohen lassen. Schöpfen.

(1685/86, V, 37, 42} 84) August 1685: 3 Ratsbeschlüsse in Sachen des Peter Paul Bleyls, kunst- und buchhändlers alhie, der mit den übrigen buchführern des Verkaufs der Jäckischen gedruckten exemplarien des sogenannten Mechtildisund Gertrudenbuchs halber Differenzen hatte.

(1697198, II, 103) Montag, 31. Mai 1697: Nach dem unter andern Vorkommen, wasmaßen eines gewießen geistlichen dieser tagen verstorbener ehewirtin etliche bögen voll leidcarmina gedruckt und deroselben ganz unziemliche praedicata, soweit über ihren stand laufen, zugeleget worden seien, als soll man dem druck er nachfragen, ihm nach befinden solches ernstlich verweisen, und in allen druckereien den nochmaligen befehl erteilen lassen, daß bei empfind­ licher straf an leib oder gut künftig nichts mehr ohncensirt gedrucket werden solle. Vormundamt.

(1711/12, I, 110v) 25. April 1711: Auf des Herrn Kirchen-Pflegers Hochadel. Herrlichkeit referiren, wie Ihro hinterbracht worden, daß ein Zeitungsinger am Markt ein unförmliches Lied, der Kaiser 1. Majestet Todesfall betreffend absinge, welches um der darinnen befindlichen seltsamen passagen willen abzuschaffen sein möchte, ist der Regierende Jüngere Herr Bürger­ meister ersucht, diesen Menschen vor sich kommen zu lassen und ihn zu examiniren, wer dasselbe gemachet und gedrucket; seiner Antwort zu erwarten. Nachdem nun derselbe sich dahin verantwortet, daß er dieses Lied von Wien bekommen, bei dem Felsecker über ioooExemplaria drucken lassen und deren schon eine große Zahl verschlossen (verschleißt) habe, ist ferner erteilt, gedachten Felsecker, warum er dieses Lied unerlaubt ge­ drucket, zu Red zu setzen, es ihm zu verweisen, den Singer aber von dem Markt und aus der Stadt fortzuschaffen. Vormundamt, Bürgermeister junior, Marktherren.

(1716/17, VI, 102) 14. September 1716: Johann jacob Walther soll man bei seiner Entschuldigung, die er wegen des carminis, so ihm zu seiner Hochzeit getruckt worden, getan, lassen und den offerirten Thaler von ihm annehmen. Übrigens,

277 wann das trucken der carminum bei Hochzeiten, Leichen etc. etc. nicht gar abzubringen were, wenigstens denen Hochzeitladern, Leichbittern, und übrigen bei solchen Gelegenheiten sich gebrauchen lassenden Aufwartern und Personen bei ernstlicher Straffe bedeuten, keinerlei carmen mehr, weder durch andere austheilen zu lassen, noch selbst auszutheilen, wann nicht der Nähme des autoris und eines hiesigen Buchtruckers, so solches (102v) gedrucket, darunter gezeichnet ist. Eingangs ernann­ ten Walthers Schwester und Schwager, Lorber, aber, die gedachtes carmen zu Erlang haben trucken lassen, ebenmäßig eines Hoch E. Raths displicenz zu verstehen geben. Kirchenamt.

(1729130 IV, 07v) 30. Juli 1729: Wegen des zum Vorschein gekommenen gottslästerlichen Liedes, worinnen Schwabacher Juden die Passicnshistorie mit einem (68) Hund nachgeahmt zu haben beschuldiget werden, soll man den von der Hochfürstlichen Regierung zu Onolzbach eingeschickten Aufsatz den hiesigen Zeitungen antrucken lassen und was dißfalls sowohl an gedachte Regierung, als auch an die Erbaren zu Heilbronn, zur Antwort an die Hand gegeben worden, also in der Canzlei expediren, anbei auch dem Bedenken nachgehen, und vermittelst der Löblichen Markt-Deputation, derer anhero kommenden Zeitungs­ singer ihre Lieder wohl untersuchen, und, wann sich obiges gottslästerliches Lied darunter finden sollte, der Bestrafung nicht vergessen. Vormundamt, Deputierte zum Markt, Ratschreiber. (1731132, 1, 4) 2 8. März 1731: Denen von Linz anhero gekommenen frembden Personen, welche in einem anderweiten Memoriali um die Zulassung, denen Liebhabern ihr Marionettenspiel und derer bei sich habenden Weibsperson ihre Kunststücke auf dem Markt zeigen zu dörfen, bitten, soll man dieses Gesuch beharrlich abschlagen und es bei dem vorigen oberherrlichen Verlaß, worinnen denenselben auf 8 Tage lang dieses privatim in ihrem Quartier verstattet ist, bewenden lassen, woferne auch hierbei nichts ärgerliches vorgehen sollte; dahero auf das löbl. Kriegs- (BL 4v) amt gestehet wird, ob ein Augenschein vorgenommen werden wolle. KriegsAmt, Bürgermeister junior.

(35v) 4. April 1731: Auf die von Johann Kuninger (im Register: Kuniger) und Carl Friedrich Westken eingereichte Memorialia, da jener sein großes Englisches Margonetten - Spiel im Marstall und dieser seine Machine und Repraesentationes allerhand Haupt-Vestungen und See-Städte, item der 4 Elementen, Auf- und Untergangs der Sonnen und des Monds, der Schiffe auf dem Wasser in dieser Meßzeit über auf dem Markt in einer zu erbauenden Hütte gegen eine kleine Discretion zeigen zu dörfen bitten (36) wurde erteilt, vor allem von Seiten des löbl. Kriegsamts, ob auch solche zu sehen der Mühe wert? einen Augenschein zu nehmen und bei Vorlegung des Be­ richts rätig zu werden, ob beeden oder einem zu willfahren sein möge. Kriegs-Amt, Bürgermeister jun. (43) 6. April 173 1: Johann Kunihger und Carl Friedrich Westken soll man mit ihrem Gesuch, ihr respective Margonetten-Spiel und Schatten­ werk denen Liebhabern zeigen zu dörfen, abweisen. Kriegs-Amt, Bürger­ meister junior.

278

(1736iH7 I, 107v) 28. April 1736: Auf mündlich beschehenes referiren: was gestalten ein Zeitungsinger auf der Fleischbrücke cathol i sehe Lieder absinge, worbei ver­ schiedene Leute sich (108) finden, welche niederknieten und Geld in jenes Büchsen einstießen, hat man ertheilt, vermittelst der Löblichen Deputation zu dem Markt denselben ungesäumt vorzufordern und ihn etwan durch jemand von dem Fünferhaus unvermerckt abholen zu lassen; diesen Zeitungs-Singer hernach darüber zu vernehmen, ein Exemplar von solchen Liedern herbei zu schaffen, und, weilen die Meßfreiheit ohnedem schon abgeläutet worden, denselben von hier fortzuweisen. Marktherren.

(1768169, XII, 88sq.) 8. März 1769: Längerer Ratsbeschlu/3 wegen der einem armen Weibe zu Altdorf abgenommenen scarteque unter dem titul „Cantus Bachanalis studiosor. Altdorf.“ und wegen einer anderen schändlichen piece, welche „CarmenSaturnalitium benennet ist“, und sonstiger ähnlicher pasquillen und scartequen.

Nürnberger Meistergesan in Mähren

Von

Dr. Paul Krasnopolski-Prag

Von Znaim führt die Bahn nordwärts. Anfangs ist das Land flach; ein kalter Wind fegt mit herbstlich dürren Baumbesen da­ rüber und kehrt allmählich Boden und Stämme zu Hügeln und Wäldern zusammen. An der Grenze von Böhmen und Mähren und nach ihnen benannt, schaukelt mit Kuppen und Senkungen der Höhenzug und gleitet in seiner Mitte mit einer Mulde an Iglau vorüber. Ein niedriger Rücken ist das Postament der Stadt. Igelfluß und -bach umwickeln es im Norden und Osten mit dunklen Bändern, ein paar Teiche schwärzen an der südöstlichen Ecke das Tal, auf seinem breiten Rande brennt im Herbste mit bunten Blätterfackeln der Wald. In den gelben Flammen der Birken verkohlt das Nadelholz zu tiefem Grün, braun streicht der Qualm der Buchenzweige durch die Gipfel, und rote Funken sprühen über die Äste. Aus nebelgelösten Farben hinkt mit ihren zwei ungleichen Türmen die Pfarrkirche von St. Jakob, um sie ist eine dünne Saat von Spitzen aus den dächergefurchten Schollen der Häuser aufgegangen. Iglau ist der Mittelpunkt einer langen und schmalen, 390 qkm großen deutschen Sprachinsel, von der zwei Fünftel in Mähren, der größere Teil in Böhmen liegt. Schon in der Mitte des drei­ zehnten Jahrhunderts war der Ort bedeutend und der Bergbau der silberne Spiegel seiner Geschichte, welche ihn im Mittelalter zum Oberhofe für Böhmen, Mähren, Schlesien und Sachsen in bergrechtlichen Streiten machte. Blinde Flecken von unfrucht­ baren Jahren und Kriegen trübten frühzeitig seinen anfänglich strahlenden Glanz, der immer matter wurde und im Jahre 1779 erlosch. Scherben dieser Vergangenheit sind die Gänge im Felsen unter der Stadt, namentlich unter dem Hauptplatz, welcher der größte des ganzen Landes überhaupt ist. Langsam rinnt seine Fläche von mehr als 36600 qm über ein holpriges Pflaster gegen Süden und seitwärts in enge Gassenarme. Hier sind noch Zeilen aus den alten Zeiten, ihre Worte — die Häuser — haben die ver­ blaßte Buntheit malerischer Einfälle, schwungvoll sind sie im Barock, und spätere Jahre geben ihnen oft einen fremden Sinn. Hier steht die Ignazkirche, von den Jesuiten gegen Ende des siebzehnten Jahrhunderts errichtet. An ihrer Decke hängen die

282 Fresken als schwere Farbenwolke, weiß tropft aus ihr der Stuck herab, und den Gestalten und der Architektur des Hochaltares verlieh der Pinsel von Laienbrüdern eine täuschende Plastik, die erst in der Nähe zur Mauerglätte zerfließt. Jesuiten waren es auch, welche die Gegenreformation in Iglau durchführten. Ein Jahrhundert lang war die Stadt fast ganz protestantisch. Im Jahre 1522 hatte der Freund Luthers, Paulus Speratus, Schwabe seiner Abstammung nach und 1484 geboren, zum erstenmale hier gepredigt. 1622 wurden die beiden evan­ gelischen Pastoren vertrieben. Zu Beginn des sechzehnten Jahr­ hunderts waren auch die Zünfte mächtig geworden; besonderes Ansehen hatten die Tuchmacher, deren früheste Satzungen aus dem Jahre 1360 stammen, und denen zwei Jahrhunderte später (nach Dr. Anton Altrichters «Heimatbuch der Iglauer Sprachinsel") schon fünfhundert Meister angehörten. Diese Stärke des organisierten Handwerks war mit dem neuen Glauben die Voraussetzung für den Meistergesang, der außer in Iglau wohl noch in andern Orten Mährens geübt wurde. So ließ sich im Jahre 1614 Andreas Ulrich «von Tribau (MährischTrübau), ein gefreiter Singer" in das Register der Iglauer Sanges­ brüderschaft einschreiben und verehrte ihr zur Dankbarkeit «die gantze Historia von Zersterung der Statt Jerusalem in 10 Meister­ lieder, die von ihm selbst componirt und getichtet worden sindt". Im gleichen Jahre, am 2. Juni, empfing die genannte Gesellschaft der Meistersinger ein Schreiben von der zu «Schimberg". Und hier, in Mährisch-Schönberg, allein will Dr. Franz Streinz (in seinem «Meistergesang in Mähren") den Bestand einer Singschule mit Sicherheit annehmen. Da aber über sie alle urkundlichen Be­ lege fehlen, wird die Geschichte des Meistergesanges in Iglau zu der in Mähren überhaupt. Zu Beginn der sechziger Jahre des sechzehnten Jahrhunderts wurden in Iglau öffentliche Singschulen veranstaltet. Im Jahre 1571 erhielten die beiden Meistersinger Jakob Pukane und Jonas Zeidler die stadträtliche Genehmigung der geplanten Brüderschaft, für welche dann das zweite Jahrzehnt des siebzehnten Jahrhunderts zur glücklichsten Zeit wurde. Der beginnende dreißigjährige Krieg und die Gegenreformation machten ihr ein rasches Ende; zu Pfingsten 1620 wurde die letzte öffentliche Meistersingschule

283 abgehalten, und mit den Meistern, deren größter Teil Tuch­ macher waren, starb auch der kunstvoll gepflegte Gesang, starben die Sprüche, die in vierhebigen Reimpaaren mit acht bis neun Silben gedichtet waren, die Bare, die meist aus zwei gleichen Stollen und einem anders gebauten Abgesang bestanden, und die Horte, welche für jede Strophe eine andere Weise verwendeten und die letzte aus Teilen der vorhergehenden zusammensetzten. Aber nur zwei Töne oder Weisen wurden in Iglau selbst von Einheimischen erfunden. Eine der Beiden ist »die Hoch Er Freite Meien Weis Marcus Michko". Was seine Genossen sonst von ihm zu hören bekamen, hat dem Namen dieses «Thons", welchen er gemacht und melodiert, und ihm selbst wenig Ehre eingetragen. Von einem Fremden, Philipp Hager, rührt die dritte neue Weise her, welche den Iglauern erklang. Ihnen zu Ehren nannte sie der Nürnberger nach ihrer Heimat. Ihre fünfundzwanzig Reime beginnen: Ich lob gesanges kunste, den es glibt mir fir allen, dar zu trag ich gros gunste zu dem gesang mit schalen (schallen). Ich lob hinfort das singen an dem ort fir das seiten spil klingen. Sonst sang man zu schon «bewehrten" Melodien meist geistliche Dichtungen. Denn nur Lieder, die in der heiligen Schrift mit ihrem Text gegründet, waren bei den vier öffentlichen Meister­ schulen nach der Ordnung des Jahres 1615 beim Wettbewerb um die Gaben, die Preise, zulässig, verboten alles wider den christlichen Glauben und die reine Religion der augsburgischen Konfession gerichtete. Dagegen konnten beim Singen um den Zechkranz am Tage nach einer solchen öffentlichen Aufführung — ihr Ver­ anstalter, der Schulhalter, stiftete ihn — «schöne historien, gleichnüs, fabeln mit ihren moralibus,< und bei der Gesellensingschule zu Michaelis «schöne historien von den H. Engeln so wol auch historien aus der Römer geschieht und anderen scribenten sambt nuiczlichen moralibus" gewählt werden. Ein «zierlich geistlich lied eines üblichen meisterthons", mit einhelliger Stimme von den Singern «samentlich" gesungen, ein anderes Dankliedlein

284 für den Schluß war bei den vier öffentlichen Meisterschulen zu Weihnachten, Ostern, Pfingsten und den zehnten Sonntag nach Trinitatis vorgeschrieben, und nur, wer zuvor Schulrecht getan, d. h. ein Lied hatte hören lassen, in dem er gewöhnlich die zu vermeidenden Fehler, also eine Tabulatur in Reimen, dargestellt hatte, nur der durfte um die Gaben mitsingen, ohne daß freilich die Merker jene Vorträge schon werteten. Dann gab es noch Figuren oder Vorbilder, eine Art gesungenen, religiösen Block­ buches, weil sie Begebenheiten des alten Testamentes in Be­ ziehung zum Leben Christi brachten. Klaglieder befaßten sich mit dem Hinscheiden eines Mitgliedes der Gesellschaft. Als am 21. Oktober 1621 der „Erbare und wolgeachte, der löblichen deutschen Meistersingkunst und Poeterey liebhaber und dem­ selben Brüderschaft beysitzer Abraham Letscher, gewesener burger und tuchmacher, im alter von 47 jharen von Gott auß diesen jammerthal in die ewige freude abgefordert worden", begleitete ihn die Vereinigung ehrlich und christlich zu seiner Ruhe, und die 34 Reimpaare der „Klag- und Grabschrifft über den töttlichen abgang" heben an: Es giebt der klare augenschein, Wie der todt täglich dringet ein Bey den menschen on unterscheidt, Wie denn auch ietz mit klag und leidt; Ich sehe mit traurigem muth, Daß man ein leich hertragen thut. Heute ist von der ehrbaren und züchtigen Brüderschaft der deut­ schen Meistersingkunst in Iglau ein Stoß Urkunden übrig, die papierene Asche einer Zeit, welche die Kunst vor Künsten nicht sah, und die Phantasie in einen Käfig von Regeln sperrte, vor dem lauernd das Gemerk saß. Seine vier Meister, von denen einer oder zwei die Grammatik und ihre Regeln verstehen und etwas studiert haben mußten, legten jedes Wort auf die Gold­ wage der Tabulatur, prüften seinen Sinn und Klang, maßen seine Silbenzahl und hatten für jeden Verstoß eine Strafe bereit, die sie verhängen sollten treulich und fleißig nach Inhalt rechter Kunst und nicht nach Gunst, einem wie dem andern. Gleich einem Echo des Inhalts stehen die Buchstaben auf den Schrift­ stücken; steif, würdevoll und selbstbewußt sind sie in der Schul-

285 Ordnung von 1615, den Meistern selbst ähnlich mit ihren schwarzen Gewändern und den weißen Halskrausen des Pergaments, klein, bescheiden und bittend in den Supplikationen der sechziger Jahre des sechzehnten Jahrhunderts, in welchen der Stadtrat um die Bewilligung zur Abhaltung einer Singschule ersucht wird, und an deren Ende zuweilen ein Spruch steht wie ein frommes Siegel* So schreibt der Hutmachergeselle und deutsche Meistersinger Lorenz Forschten «Ersamer weiser günstiger Herr Bürgermeister, ist an Euer Weisheit von mir mein freundliches bitten und an­ langen, das mir Euer Weisheit wol vergünstigen und erlauben, auf den zukünftigen heiligen ostertag ein christliche Singschul anzuschlagen und zu halten, auf dem Ratthaus von der frolichen auferstehung Jesu Christi zu singen und was auch der heiligen Schrift gemeß ist“. Ein flüchtiges Gerüst, aus Reimen gezimmert, bilden die Federzüge in dem Pack Blätter, in welchem die Singer ihre Ge­ dichte entwarfen, voll kräftigen Zornes sind sie in der Beschwerde des deutschen Schulhalters und der ehrbaren Bruderschaft der Meistersinger verordneten Schreibers Christianus Herman vom 13. Oktober 1618 über die Unbill, die ihm Markus Michko und Hans Kratko mit Worten und Taten zugefügt, und eine strenge Klarheit, voll der Kürze der eben errungenen obrigkeitlichen An­ erkennung, herrscht in der Tabulatur, der Ordnung und dem Artikelbrief von 1571. Und als deren knappe Vorschriften wie ein ausgewaschenes Kleid den Vereinskörper nicht mehr zu be­ decken vermochten, beschloß die Gesellschaft am Tage Michaelis, den 29. September, 1613 sich ein neues Regelgewand zu ver­ schaffen. Das Modell lieferte Nürnberg. Dorthin zog im November 1614 der Bote Gotsman mit einem Schreiben und holte die «alte und newe Schulordnung und Tabulaturen sampt etlichen geist­ lichen und weltlichen Liedern“ von der Gesellschaft der Singer, der an Schreiberlohn geschickt wurde ein Schock und 48 Groschen, während der Überbringer ein Trankgeld bekam. Zwölf Gulden kostete die Iglauer die neue Hülle ihres gesellschaftlichen Lebens : w2 haut bargament, 1 seidene schnür mit golt und silber ein­ gemengt, 2 ein seidene bänder zum zue binden, 2V2 virtel braunen sammet“. «Mer 1U pf. weiß wachs zum sigil“ wurden verwendet.

286 »2 bögen regal papir" brauchte zum Vorsatz der Buchbinder, der für das »Uberzigen" mit dreißig Kreuzern entlohnt wurde. Herr Georg Menschik, der Stadtschreiber, erhielt für seine Arbeit 4 fl. 40 k., und »der frawen Stattschreiberin“ ließ man zur Ver­ ehrung einen Groschen machen. Mit bunter Seidenschnur hängt das Stadtsiegel an der verschossenen Samtbrust der Buches, roter Siegellack auf gelblichem Wachs, wie einst der vergoldete Groschen mit dem Bilde König Davids am Halse der Sieger. In dem Jahre 1613 richteten die Meistersinger auch eine dreifache Buch­ führung für das Geld, die Ereignisse und die öffentlichen Veran­ staltungen ihrer Genossenschaft ein. Die Schulordnung von 1615 ist gewissermaßen das Regie­ buch, welches Zeit, Ort und Spieler der Aufführungen bestimmt, deren Inhalt festlegt, Auftritt und Abgang der Mitwirkenden unter Musikbegleitung — Harpfen oder Posaunen, die schöne Psalmen und geistliche Lieder spielen sollten — regelt, die Teilnahme von Gästen kennt, an Requisiten eine deutsche Bibel, einen Sing­ stuhl, zwei zierliche Teppiche und »bereitschaft zum gemerck“ vorschreibt und die Schulkleinode, Kranz und »David", als Preis für die beiden erfolgreichsten Sänger. Von den eigentlichen Dar­ stellern, den »gefreiten Singern“ und ihren Prominenten, den zwölf ältesten Meistern, sowie von den Gesellen wird gesprochen, weiter von den Anfängern, die nach gründlichem Studium und erfolgreich bestandener Prüfung einer Schüleraufführung zum Singer gefreit werden, und endlich von den Statisten des Ensem­ bles, den Beisitzern, die bloß als Liebhaber der Kunst derselben beiwohnten, ohne einen Unterricht empfangen zu haben. Das Ver­ halten der Mitglieder auf offener Szene und beim Heimwege, damit die Leute »ohne ergernus" bleiben möchten, sowie ihre moralischen Eigenschaften werden nicht vergessen. Daher sollen »leichtfertige, ruchlose, unredliche und verdächtige Personen, öffentliche Ehebrecher, Hurer und diejenigen, so der reinen Reli­ gion nicht zugethan und verwandt, in die christlichen Zusammenkünft nicht eingelassen", nachträglich als solche erkannte von der Bruderschaft wiederum abgewiesen werden. Das Standes­ bewußtsein wird betont durch den Hinweis auf den Kolosserbrief des Apostels Paulus und seine Auserwählten Gottes sowie das Verbot des Singens um Gaben in den Schenkhäusern. Unziem-

287 liches Benehmen kann den Ausschluß aus der Brüderschaft zur Folge haben, deren Mitglieder beim Tod eines nahen Angehörigen eines ihrer Mitglieder dem Verstorbenen das Geleit zu seinem mruhebettlein" zu geben schuldig waren. »/Alle Lieder sollen vermög der hohen deutschen Sprach gesungen werden", eine Be­ stimmung, die heutzutage in Iglau nicht mehr auf das gleiche Verständnis wie damals rechnen darf. Auch ein Theaterzettel, Anschlag oder Postenbrief genannt, war schon vorhanden. Er kündigte freilich nur die öffentlichen Aufführungen als solche an, ihren Inhalt erfuhren die Zuhörer erst von den Mitwirkenden selbst, die Text und Ton ihrer Vor­ träge nennen mußten. Und daß sie verständlich sangen, sonder­ lich die Reime fein deutlich und klar aussprachen, nach jedem Gesetz eine Pause machten, sich in Worten und Melodien nicht wiederholten — dafür sorgte gleichfalls die Schulordnung. Denn wer sich an diese Vorschriften nicht hielt oder gar auf dem Stuhl im Singen lachte, der durfte sich nicht mehr um die Gaben be­ werben. Der Anschlag ist eine bildliche Einladung, schwer von Farben und Allegorien, die durch einen schwarzen, goldgezackten Zaun die Lasterhaften, die Trinker, ausschließt von dem Garten, in welchem die zwölf Gründer des Meistergesanges an einem Tisch sitzen, dessen Fläche ein Springbrunnen mit Klarheit füllt. Schwarz sind sie gekleidet gleich dem Sänger in der Mitte auf dem Stuhl und den neun Meistern rechts an weißgedeckter Tafel. Diese »10 perschonen haben den anschlag lassen machen und gezahlet. Zum gedechtnuß sindt auch ihre gestalt und bildnuß des gesichts und kleidung auf diesem brief, so bei den tisch sitzen, gemalen, der Rottneker auff dem stul". Vorne sind dicht gedrängt die Zuhörer; ein roter Frauenrock brennt in dem Dun­ kel ihrer Gewänder. Auf den sieben goldenen Pforten der runden Einfassung stehen weibliche Gestalten, Sinnbilderder freien Künste, welche auch die Rhetorica und Dialectica mit schwerfälliger Gründ­ lichkeit belasten. Daß sich diese Figuren von den Leuten im Garten abwenden, geht wohl über die gewollten Allegorien hinaus. Zwei Streifenfelder mit biblischen Scenen, der Belagerung Jeru­ salems durch Titus Vespasianus, gereimten Psalmen und dem Kolosserbrief, diesem selbstgewählten Adelspatent der Meister­ singer, sind der Rahmen des Bildes und der Kunst seiner handeln-

288 den Personen. Mit »schönen Ölfarben und mit goldt hatt Johannes Wadhofer, der stumme maler", 1612 alles auf die I,einwand gebracht. »Der Meistersinger in Iglaw Handelsbuch" ist die Chronik der Truppe, der geschriebene Widerhall ihrer Erlebnisse vom 29. September 1613 bis zum 13. Oktober des Jahres 1621. Ein Buch von sechzehn Ouartblättern, bescheiden wie das Geschehen, das seine Seiten füllt, mit Veränderungen imStande der Mitglieder. Spenden zugunsten der Gesellschaft und »Verehrungen", welche der Meister erhielt, der das Jahr über die Lade, die Vereinskasse, in Verwahrung gehabt hatte. Ein »zinern Gisbecken", ein »Gißwäsch" mit dem Wein und andere Gerätschaften werden hier ge­ nannt und als ihr Empfänger Michl Rottneker. Zwei Laden für Geld und Schriften, »zweene zirliche Tepich" wurden gekauft. Rott­ neker schenkte das Handelsbuch und das Auflegregister, das Kassa­ buch. Andere verehrten den »/Schreibzeig und dessen zugeher (Zubehör), eine weiße bergamenthaut, einen zirlichen singstuhl, ein grienes hohes pulpet mit einem schreibzeig" und sonstige Gegenstände. Einer gab ein alt geschriben Meistergesangbuch »soll sein die handschrift Hannß Sachsen" — und am heiligen Ostertag 1615 erhielt die Gesellschaft das Bildnis dieses »hochberümpten poeten" von Nürnberg mit schönen Ölfarben. Das gelbliche, faltige Gesicht mit schmalen Lippen, der grauhaarige, bärtige Kopf zeigt einen Mann, der mehr Schuhmacher als Poet hier scheint und den Blick auf den Beschauer festnäht. Nicht freundlich ist der Faden, der sich zwischen den Augen spannt, er sticht und reißt ab, wenn man dem Porträt den Rücken kehrt. Nüchtern und klein ist es gesehen, in Farbe und Plaltung ein Knittelvers des Pinsels auf hölzernem Grunde. Ruhig und bürgerlich ist die Schrift im Handelsbuch, sie weiß nichts von den Begebenheiten, mit denen der beginnende dreißigjährige Krieg die Stadt traf und im Jahre 1618 die Gesellen — sowie zu Weihnachten die Meister­ singerschule »wegen des inligenden krigsvolcks" unmöglich machte, und das friedliche Gleichmaß der Federzüge unterbrechen nur zwei Hände. In ungelenker Wichtigkeit berichtet Philipp Hager am 19. »Nofember" 1617 von der Bewerung seines neuen Tones, ungefähr ein halbes Jahr später mit rundlicher Glätte und glück-

289 licher Ausführlichkeit Markus Michko von dem gleichen erfreu­ lichen Ereignis, das ihm widerfahren. Ehrlich, ehrbar, friedlich und züchtig sollten die Zusammen­ künfte der Brüderschaft gehalten, Zank und Widerwillen unter den Mitgliedern nicht befunden werden, Hader, Verachtung, Aus­ lachen, Schänden, Schmähen, »in summa alle Üppigkeit, daraus unrath entstehen mag“, vermieden bleiben. Also wollte es die Schulordnung. Markus Michko war anderer Ansicht und gab ihr offenbar lauten und vernehmlichen Ausdruck. Denn am 14. April 1614 ist er »wegen etlicher schendwort, so er bewisen etlichen von der gesellschafft, von der laden abgewisen und sein namen auß dem buch cassiret worden. Und da er solches auch weiter gethan auf öffentlichen schulen und in den schenkhäusern, ist er den 21. Julj wegen etlicher unnützen wort, so er wieder die Singer außgesprengt, bei dem Herrn Statrichter Torna Pesserl verklagt worden“. Am Sonntag Palmarum des folgenden Jahres wurde er »auf furbitt des Herrn Andree Fistritzers, Primarii der Kirche allhie,“ wiederum in die Gesellschaft aufgenommen. Er mußte dabei eine förmliche schriftliche Urfehde schwören, eine umfangreiche Erklärung unterfertigen, welche ihn zum letzten der Ordnung machte, zu friedlichem Benehmen verpflichtete, ihm gebot, sich des Volltrinkens zu enthalten, ,,dieweil sein böser brauch im trunck mit schmechworten und ausspotten sich lesset sehen, auch in solchem trunck gegen andern leiten oftmals etwas heraus redet, das er selbst nicht verstehet und in nichterner weiß nicht verantworten kan". Gegen die Gesellschaft sollte er sich »fried­ lich, liblich, einig und wol verhalten“ und die Freiung erst nach einer Bewährungsfrist von zwei Jahren begehren dürfen. Wofern er solches nicht würde noch könnte halten, »so hat er sein eigen urtheil im busen“, schloß drohend das Schriftstück, welches »auf ein halben bogen verzaichnet und in die laden verwaret worden“. Am Ende unterschrieb sich der Mann, dem also sein Verbrechen ist vorgehalten worden: »Ich Marcus Michko gelobe an, dos ich dieses alles treilich, was mir fürgehalten worden ist, mit verleichung gütlicher hulff volbringen und halten wiel“. Und er hielt es anfangs auch wirklich. Zu Weihnachten 1617 wurde er zum Singer gefreit. Aber schon am 13. Oktober 1618 richtete Christia­ nus Herman an die Brüderschaft ein demütiges Beschweren. 19

290 Michko hatte ihn bei einer Zusammenkunft, als ein Mitglied ein »ehrliches geschänk mit einem truncke verehrt, ziemlich iniuriret", daß es ihm »durch hertz und marck gangen“: »Er hat mir vor die näßen geschnaltzt, mit der kannen wollen auf mich werfen, vom tisch aufgestanden und in den puckl hinderrucket, frevent­ licher weiß gestoßen, und einen schelm zu unterschidlichen malen geheißen". Und bevor Michko aus der Stube geführt wurde, wagte er es sogar, an den Schreiber die ungeheuerliche Frage zu richten: »/Was bist du, du gewaltiger?“ Begreiflich daß der Beschwerdeführer verlangte, die Gesellschaft möge ihn als ihr Gliedmaß in ihren Schutz fassen, widrigenfalls er gerichtlich vor­ zugehen gesinnt sei. Die Ehrenangelegenheit wurde ritterlich ausgetragen. Am Sonntag Lätare 1619 gab Michko seinem Geg­ ner im Beisein aller Singer eine Erklärung ab, die auf einem kleinen Zettel, eigenhändig von ihm geschrieben, in das Handels­ buch eingeklebt wurde: »Mein lieber Herr Christianus. Nach dem ich mich gegen eich in einem trunck mit bösen Worten vergriffen hab, so bitt ich euch, ir wollet mirs verzeihen und vergeben, es soll, ob Gott wil, nicht mer geschehen“. Es zeigt sich hier die vorsorgliche Weisheit des alten Artikelbriefes vom Jahr 1571, der das Zutrinken mit einem Halben mit drei Pfennigen, mit einem Vollen doppelt so hoch büßte und zu gleicher Strafe den verurteilte, welcher Bescheid tat. Michkos streitbare Laufbahn war immer noch nicht zu Ende. Im Jahre 1620 trat er an die Spitze der unzufriedenen Linken, der Jüngern, die sich gegen die Rechte wendeten, die zwölf Ältern. Das konservative Element siegte. Nicht für lange. Schon zu Weih­ nachten konnte die öffentliche Meistersingschule nicht mehr gehalten werden „wegen des inligenden kriegsvolkes und anderer gefahr halben“. Auch die Metten in der Kirche mußten ausfallen. Die Meistersinger hatten ausgesungen. Was sie vorher dichteten und vortrugen, das schildert das «Schul-Buch oder Register, was auf öffentlicher Schul gehandelt wirdt". Es ist ein kurzgefaßter Tätigkeitsbericht, eine Über­ sicht über die Meister- und Gesellenschulen, mit Angabe der Sieger, ihrer Lieder und Töne, der Zeit der Veranstaltung und ihres Ortes — meist war es der Rathaussaal — sowie der Meister, welche als Schulhalter in bestimmter Reihenfolge für

291 die Veranstaltung zu sorgen hatten. «Anno 1619, am heiligen Ostertag hilt Schul Paulus Schindler, auf dem Rhatthaussahl. Ist umb die Kleynoder auf der Schul gesungen worden. David Meitzer, sang den Starcken thon Conrad Nachtigal, psalm 118, und erhilt damit den Krantz. Fridrich Gunsteter, sang den Rosenthon Ilanß Sachsen, und erhilt damit den Groschen. Gott helfe ferner Bei der zweiten öffentlichen Meisterschule zu Pfingsten dieses Jahres — Markus Michko war ihr Unternehmer — gab es einen Zwischenfall: der Kranz mit dem Groschen wurde erobert durch die »Getheilte Krüglweiß“, aber der Sänger, welcher die «Neubeweret Iglauerweiß Philipp Hägers“ hören ließ, »/hat nichts damit erhalten, der Groschen wiederum heimgetragen worden“. »Gott helfe ferner“, schließt, wie üblich, der Bericht. Mit dem Christ­ tage 1613 beginnt das »Schulenverzeuchnuß der Meister“ in dem Buche und schließt mit der Pfingstveranstaltung des Jahres 1620; am sechzehnten Sonntag nach Trinitatis des nämlichen Jahres fand die letzte Gesellenschule auf dem Rathause statt, genau fünf Jahre früher die erste. Da ist »auf dem Rhatthaußsaal von der erbauung dieser Statt Iglau sampt den fürnembsten geschichfen, so sich darinnen begeben, gesungen worden. Umb die Kleinoder ist auf der Schul nicht gesungen worden, dieweil es sich mit der Historia biß nach 23 uhr verweilet hatt“. «Den andern tag, ist bei dem H. Thoma Pesserl umb die Kleinoder ins Gemerk gesungen worden“. Die weltlichen und politischen Historien, die nach der Schulordnung bei den Auf­ führungen der Gesellen zulässig waren, behandelten zuweilen er­ staunliche Begebenheiten. Da sang 1617 einer «von den 3 brüdern, so zu ihrem vatern, könig aus Sicilia, geschossen. Und erhilt damit den Krantz. Philipp Hager von Nürnberg sang ins gemeine gemeß die Gestraffte Zinnweiß Georg Christiani von einem burger, so ins gefengniß gelegt, und sein weib von dem spanischen haupt­ mann beschaffen worden, wegen solcher thaC von dem fürsten wieder mit dem todt gestrafft worden. Und erhilt damit den Groschen“. Der Beginn des Buches handelt vom Anfang und Ursprung der Kunst und ihren ersten zwölf Meistern. Da war »H. Doctor 19*

292 Heinrich Frawenlob von Mentz", der 29 Töne gemacht hat, den «Uberzarten, Blüenden und Vergessenen, den Güldenen, Kupfer und Spigel Thon, den Grienen, Blauen und Leidt Thon, den Geiler, Ritter, Spöter und Schneider Thon, die Frosch-, Zug- und Hagelblütweiß". Jede hatte eine ganze Anzahl von Reimen oder Versen, mindestens 8 und höchstens 51. «Magister Klingesohr" mit seiner «Nachtweiß und dem Schwartzen Thon" erscheint gegen ihn dürftig, und auch der Landherr Walther von der Vogel­ weid brachte es hur auf drei Melodien, die als «Langer, Feiner und Creutz Thon" bezeichnet werden. Doctor Heinrich Mugling von Prag lieferte fünf Weisen, der Schmied Berthold Regenbogen übertraf ihn mit dreizehn, unter denen sich ein «Grauer Thon, eine Donner-, Tag und Briff Weiß" befinden. Nun folgen «die alten Nachtichter, sampt ihren Thönen", als erster Heinrich von Offterding, der auch eine «Lange Morgenrött" geschaffen hat, hierauf die zwölf Nürnberger Meister, unter ihnen Conrad Nachtigal, ein Beck, mit zehn Tönen — der Starke, der Schlecht lange, Getheilte und Abgeschidene seien hier genannt —, Six Peckmesserer mit drei Weisen, Hannß Schwartz, briffmaler, der bloß die «Verwonte weiß" hinterließ, Hannß Foltz, ein Balbirer, der es auf sechzehn gebracht hat und Schöpfer des «Passional, der Paratrei, der Schrank-, Straff-, Ketten- und Blut Weiß, des Freien und Brummer thones, der Cor- und Hannen kreweiß" geworden ist. Und dann erscheint der «durchleichtigste und sinnreiche poet Hanns Sax von Nürnberg, welcher nun auch in Gott ruhet". Dreizehn Töne werden von ihm aufgezählt. Seine «Schüler und verwante nachtichter" schließen sich an, 86 an der Zahl. Markus Michko von Iglaw ist der letzte in dieser Reihe, in welcher ein Straßburger die Barchetweiß verfertigte und ein Nürnberger «Schuchmacher", Georg Hager, eine «Mittag-, die Kurtz Affen-, die Kurtz Neie Jhar-, die Verwirte Oster- und die Kalte Pfingstweiß" ersonnen hat, außer der «Starcken Greiffen-, der Spitzig Trinet Schuch- und der Wolklingenden Harpfenweiß" sowie der «Vberkurtzen Abendrött". Bei den Iglauern ging das Brot nach der Kunst. Die Ge­ sellschaft lebte von ihren Mitgliedern, nicht umgekehrt. Die Genossen hatten Aufnahmegebühren zu entrichten, Strafgelder bei Verfehlungen wider die Schulordnung zu bezahlen und legten

293 bei den nicht öffentlichen Zusammenkünften, die alle vierzehn Tage an einem Sonntag nach der letzten Predigt durch eine oder zwei Stunden das Jahr hindurch stattfanden, sieben »Pfenning" in die Lade. Dabei wurde auch musiziert; zum Versingen stifteten Mitglieder Preise, «1 par leibfarb gemeine strimpff, 1 par winterhandschue, 1 par toppelte strimpff, knibender und nesteln". Der Schulhalter mußte zum Schulkleinod einen schönen Kranz und zierlichen Groschen verehren und sich für die Begleitung zur Schule und nach Hause gegen die Singer dankbarlich er­ zeigen mit einem Trunk. Spenden waren häufig und sollten in der Stadt Iglau bei den Meistersingern verbleiben. Eine Ent­ lohnung von der Brüderschaft für seine Mühe bekam der verordnete Schreiber, der viermal im Jahre zu Quatemberzeiten, den Sonntag zuvor oder hernacher, die Schulordnung öffentlich zu verlesen hatte und dafür jedesmal sieben Pfennige erhielt, und dem Verwahrer der Lade wurde zum neuen Jahre etwas zur Dankbarkeit verehrt. Wieder erscheint hier der Name Michl Rottnekers ; 1617 wurde dabei auch seiner Hausfrau gedacht und ihr ein »stritzl und schenk kannen wein in die 6 wochen ver­ ehret". Zu Michaelis sollte alljährlich ein anderer gefreiter Singer die Kasse übernehmen und ein zweiter den Schlüssel. Dabei fand die Ratung statt von dem vergangenen Jahr, »was einkommen und außgeben worden ist". Was win der Laden restiret", wurde in das Kassabuch eingetragen. Dieses »Register zum auflegen" verzeichnet treulich auch die Einnahmen und das, was »zur notturft" ausgeben wurde. Auch ein Eingang von fünfzehn Groschen ist 1617 ausgewiesen: Ein Fremder, Gerg Kummer von Jouver, hielt am Sonntag, den 12. November, beim Jubelfest »Da man das gedechtniß des H. Doctor Martini Lutheri" beging, eine Singschule. Er bekam das nötige Zugehör geliehen, mußte dafür aber die festgesetzte Gebühr in die Laden zu Steuer geben. Vorher hatte er sich satzungsgemäß bei den Meistersingern an­ gemeldet, von der Obrigkeit die Bewilligung erhalten und sich als gefreiter Singer mit einem »guet zeugnus" schriftlich aus­ gewiesen. «Am tage Michaeli, den 29. September, 1613 haben wir den anfang gemacht, Gott verlei sein gedeien. Ist also zum ersten mal in die Laden eingekommen 27 g", beginnt in seiner Ziffern-

294 spräche das hohe, schmale Buch, das mit seinen steifen, perga­ mentüberzogenen Deckeln und dem grün-rot marmorierten Schnitt wie ein gravitätischer Rechnungsrat mit bunter Halskrause aus­ sieht. Kurze Arme von Zeilen, welche die einzelnen Posten tragen, sind an eine lange Kette von Zahlen gefesselt, die durch enge Rinnen von Tintenstrichen läuft und am 31. Oktober 1621 abreißt. Vorher schon, am 7. Februar dieses Jahres, wurden unter den Eingängen die Beiträge für sieben Zusammenkünfte auf einmal eingetragen, »welches bisher wegen des inligenden krigsvolck, so von den keyserischen kriegsobersten in die statt sind eingelegt worden, ist unterblieben". Auf der Habenseite stehen .»lineal, federn und tinten, papir", ein »Olmitzer Kalender ist khauft", ein Tischler bezahlt worden, weil er den Postenbrief eingefaßt hat, und 45 gr 3 4 betrug das Trankgeld für den Boten Gotsman, welcher der Gesellschaft die »Alte und newe Nürnberger Schulordnung" von 1560 und 1583 nebst den Nach­ trägen von 1589 und 1598 sowie die Tabulatur gebracht hatte. Die Abschriften stellte der »Meistersinger und goldreysser" Benedict von Watt zu Nürnberg 1614 her. Für die Tabulatur oder den »Schulzedel" benützte er als Vorlage das Exemplar von 1560, »so Hanß Sachs selig mit eigner hand geschriben hat", und welches der Meistersinger, Schwarzfärber und älteste Merker daselbst Hans Glöggler »auf das kürtzeste durch exempel erkleret hatte, wie ein jede straff der unkunst zu erkennen sey“. Die Tabulatur war das Scheidewasser der Dichtkunst, welches scharf und unerbittlich das, was damals für richtig gehalten wurde, von dem Falschen trennte, den »Diferenzen", welche das gleiche Wort am Ende eines und zu Anfang des nächsten Reimes oder zweimal hinter einander in der nämlichen Zeile folgen ließen, den »ganzen oder halben Equivoca", worunter ein völliger oder teilweiser Gleichklang verstanden wurde, den »blinden Meinungen", wenn weder Merker noch Zuhörer richtigen Verstand aus einer Sentenz fassen konnten, den »halben Wörtern", bei denen »umb kürze willen 1 Silben ersparet" wurde, den »Schnurret Reimen", bei welchen ein Vokal weggelassen wurde. Verboten war auch, ein Wort zweimal zu bringen, wenn seine Wieder­ holung nicht nötig war, vor dem Ausgang eines Reimes eine Pause zu machen, mehr oder weniger Reimsilben in einem Tone

295 zu singen, als der ursprünglichen Fassung entsprach. Wer aber eine falsche Meinung vorbrachte, so der Heiligen Schrift zuwider, der hatte überhaupt verloren. Sonst wurden nur Strafen nach Silben zuerkannt. Wer einem Reime das n hinden abbricht, das er von Natur haben soll, der versingt 1 Silbe, ebenso viel kosteten »schillernde Reime", die nicht einerlei Vokal haben, und gleich hoch wurde gebüßt, wer ein dreisilbiges Wort in eine Silbe zwang. Es war ein kunstvoller Wortbau, den die Meistersinger in Iglau nach den Vorschriften einer umständlichen Versarchitektur in ihren Gedichten errichteten. Sorgfältig wogen sie das Maß­ werk der Silben ab, berechneten die Länge der Zeilenbalken, bis zur Höhe von sieben Stockwerken führten sie die Strophen auf. Nur einwandfreies Material durften die Baumeister verwen­ den, und strenge Regeln waren der Kitt, welcher das ganze zu­ sammenhielt. Bloß wohnlich war das Gebäude keineswegs, und die Poesie bezog es nicht. Reimschmiede fanden hier ein Obdach, dessen Fundament die Gegenreformation vernichtete und das der Krieg einriß. Anderswo überdauerte es diese Zeit, wurde all­ mählich zur verstaubten Kulisse, die schließlich im neunzehnten Jahrhundert in sich zusammenfiel. Iglau verließen am 8. Dezember 1647 die Schweden, welche die Stadt 33 Monate besetzt gehabt. Rasch begann dort das Handwerk auf dem alten Boden wieder aufzubauen, den der Feind nach Gold und anderer Beute durch­ wühlt. Doch der Meistergesang blieb tot. Gewiß war sein Unter­ gang kein Verlust für die Dichtkunst. Aber mit ihm ging eine Schöpfung der »hohen deutschen Sprach" unter. Sie aus den Trümmern, die im Archiv und Museum aufbewahrt werden, in großen Umrissen herzustellen, ist bei den heutigen Angriffen auf das vielhundertjährige Deutschtum der Stadt wohl gerechtfertigt.

ooo-

Der Bergsachverständige Hans Thein, Syndikus von Nürnberg und Berghaupt­ mann des Herzogs Wolf­ gang von Zweibrücken.

Von

Oberstlandesgerichtsrat Prof. Dr. Wilhelm Silberschmidt in München.

I. Der Nürnberger Syndikus. Seit etwa der Reformationszeit tritt auf den verschiedensten Gebieten die Bedeutung der im Erwerbe stehenden Sachverstän­ digen immer mehr hervor. Im kaufmännischen Leben erstattet der erfahrene Handelsmann sein Parere, das beachtet wird wie ein gerichtliches Urteil, so in Frankreich Jacques Savary, während z. B. von der Nürnberger Kaufmannschaft Bände voll solcher Parere im Stadtarchiv dortselbst1) aufbewahrt werden. In Wirt­ schaftsfragen geben in ähnlicher Weise praktische Männer Rat­ schläge, so die Deutschen Becher und Marquart, der Holländer Phoonsen usw.2). Im Bergwesen aber, das im 16. Jahrhundert dem deutschen Volke große Hoffnungen und meist noch größere Enttäuschungen gebracht hat, hat zuerst Brassert in seiner Z. f. Bergrecht Bd. 24 Seite 84 f. gelegentlich der »Abfassung der alten Beiordnungen" auf die Bedeutung dieser »bergrechts­ kundigen, im praktischen Dienste stehenden" Männer hingewiesen. Für unsere bayerischen Bergwerke habe ich in meiner »Regelung des pfälzischen Bergwesens", Leipzig 1913 (44. Band der Wirt­ schafts- und Verwaltungsstudien mit besonderer Berücksichtigung Bayerns, herausgegeben von Schanz) Jakob Parksteiner, Bürger und Kästner zu Amberg (S. 17 f., 27, 31, 33, 34), die Pfälzer Berg­ meister Sommer zu Deimbach,Schichtmeister Kaspar Herden daselbst (S. 17, 24, 28) und Johann Epstein von Rheingrafenstein, dazu den Landrichter Haubensack aus Markirch im Oberelsaß (S. 103,105f., 118, 120, 121, 122) und andere, vor allem aber den Nürnberger Syndikus und Zweibrücker Amtmann Johannes Thein (S. 104—122) als solche Bergsachverständige geschildert. Letzterer zeigt uns das Bild zugleich des Advokaten, Beamten, Staatsmannes und Kriegsmannes des Zeitalters der Renaissance, insbesondere aber des Gesetzgebers für Bergwesen. Hier sei es gestattet, kurz *) Genauer ausgedrückt in dem dem Stadtarchiv zur Verwahrung über­ gebenen Archiv der Nürnberger Handelskammer. Vgl. dazu Silberschmidt, Die Entstehung des deutschen Handelsgerichts, 1894, S. 96 f., Theod. Heerdegen, Das Merkantil-, Friedens- und Schiedsgericht der Stadt Nbg., 1897, S. 17 f., sowie R. Liebstädter, Die Gerichtsbarkeit der Marktvorsteher der Stadt Nbg., ungedruckte Würzburger Dissertation 1922. 2) Vgl. Silberschmidt, Zur Geschichte des Bankwesens, des Wechselrechts und des Handelsrechts in der Vierteljahrsschrift f. Sozial- und Wirtschafts-Gesch. Bd. XVII (1924), S. 144 f., Bd. XIX (1926) S. 478 f.

300 über das zu berichten, was ich über sein Leben aus den Ur­ kunden der Archive, insbesondere des Staatsarchivs in Nürnberg (das Stadtarchiv ergab keine Ausbeute) und desjenigen in Speyer, feststellen konnte. Ob er selbst Nürnberger war, ist nicht bekannt, wir finden um die gleiche Zeit den Namen Thein in Franken, wo ein Bischöflich Bambergischer Sekretär Kilian Thein und in Schweinfurt der Erbar Jörg Thein genannt wird; eine Nichte von Hans Thein heiratet in Wemding. Hans Thein muß um das Jahr 1533 in den Dienst der Stadt Nürnberg getreten sein. Als er sich am 19. Oktober 1553 zur Fortsetzung seines Allerheiligen 1553 endenden Dienstes bereit erklärt, weist er darauf hin, daß er »bei zweintzig Jaren mit allem Fleiß und getreulich dem Rat gedient habe"1). Am 22. Januar 1543 finden wir den Beschluß in den Ratsproto­ kollen2), ihn zu einem «werbenden Diener" anzunehmen, und am 3. November 1534 hat sich der Burger Hans Thein den Herren verpflichtet3), «zu werbender Botschaft und andern ihren ehrlichen Geschäften in und außer der Stadt Nürnberg, zu denen sie ihn gebrauchen mögen" . . . «und ob sie mich in Zeit meines Dienstes einigen ihren Bürgern oder anderen vergönnen würden, denselben soll und will ich auch getreulich dienen". Thein verpflichtete sich 1543 auf 10 Jahre und am 20. Oktober 15534) auf weitere 6 Jahre, während 1543 der Rat sich jederzeitige Kündigung vor­ behielt. Sein Sold beträgt 1534 52 fl. auf 3 oder 4 Jahre, 1543 150 fl. in guter grober Münz, 1553 dritthalb hundert fl. und alsbald 50 Thaler «zu einer Verehrung". 1543 verpflichtet er sich in der Stadt zu wohnen und zur Amtsverschwiegenheit, während der Rat ihn, wenn er ihn zu seinen Diensten gebraucht, beritten machen muß. Dieser beschließt am 5. Mai 1558 — Ratsprot. Heft I Fol. 32 v — die Syndicos und werbenden Diener solle man noch zur Zeit alle mit offener Hand in ihrer Bestallung bleiben lassen. Schon das erste Geschäft, bei dem Thein verwendet wird, betrifft das Bergwesen und zwar Erzvorkommen in Staatsarchiv Losungsstube Y 44/I Nr. 1917. 2) 1533/34 Heft XI Fol. 1. Vgl. ebd. 1555/56 Heft VII Fol. 5, auch über die oben erwähnte Nichte. 3) Losungsstube V 44/I Nr. 1915. 4) Vgl. Anm. 1.

301 Betzenstein, wo eine Gewerkschaft eingerichtet werden soll1). Thein sollte an Stelle des alten Richters auf dem Berg zu Betzen­ stein wohnen2), am 12. April 1535 wird er zum Burger ange­ nommen3), im Mai und Juni 1535 erhielt er die Aufgabe, das Hofgericht zu Ansbach, das Landgericht zu Auerbach und die Hofgerichte Sulzbach, Auerbach und Amberg zu bereiten4). 1536 begibt sich Thein für Lienhart Tücher nach Frankfurt und Speier0), 1537 für Hans und Christof von Plauen nach Zwickau0), 1538 für Konrad Neuner auf den Schneeberg7), offenbar in Bergwerksangelegenheiten. Es ist verständlich, daß ihm 1542 zwei Syndici wegen der Landgerichte Sulzbach und Auerbach zugeordnet werden, damit sie den Gebrauch und Prozeß erlernen und Thein vertreten können8). 15439) geht er nach Böhmen, wo Nürnberg in Schlackenwalde erhebliche bergbauliche Inter­ essen zu vertreten hatte; dem Landgrafen zu Hessen und den Pfinzings10), die ebenfalls in Schlackenwalde und im Mansfeldischen an Bergwerken beteiligt waren, wird eröffnet, daß Thein ;;zu meiner Plerren Sachen gebraucht wird“ und der Schwager Theins, Jörg Lang, der ihn geschmäht hat, wird auf den Turm geschickt, »nit allein auf Theins Anträgen, sondern meine Plerrn auch für sich selbst, dieweil sie ihn zu Fürsten und Herrn gebrauchten“,11) wie er denn tatsächlich bis Frühjahr 1547 als Gesandter Nürnbergs beim Kaiser, insbesondere in Prag, tätig war12). In Sachen des Schlackenwaldischen Bergwerks sollte 154613) auf Anbringen Martin Pfinzings und anderer Gewerken Thein zu Kaiser Karl V. und König Ferdinand geschickt werden, damit die ,,Theil und Gerechtigkeit der Nürnberger Bürger“ in den Kriegsläufen des Schmalkaldischen J) 2) *) 4)

Ratsprotokolle 1534/35 Heft IX Fol. 12 v und Heft X Fol. 8. Ebd. Heft X Fol. 14 und Heft XII Fol. 10. Ebd. Heft I Fol. 18. Ebd. Heft III Fol. 1 und ;v. *) H. III F. 25. Ä) H. IV F. 15 und V F. 27 V. 7) H. VIII F. iq. 8) H. XV F. 32. 9) Ebd. 1543/44 H. I F. 33V und 34V. 10) Möllenberg, Eroberung des Weltmarktes durch das Mansfeldiscke Kupfer, 1913, S. 33, 70, 97, 98, 101, 104, 111, 114 f., 132. Ratsprot. 1543/44 H. I F. 33 V, 34V. n) Ratsprotokolle 1543/44 H. I F. 34/5. 12) Briefbücher Bd. 136 F. 1 f. 13) Ratsprotokolle 1546/47 H. XIII F. 3 und 4 V und ebd. 1547/48 H. IV F. 14 u. 17.

302 Krieges verschont würden. Das wird zunächst abgelehnt, aber Thein ist 1547 *) im Auftrag des Rats beim Kaiser in Prag und vertritt dort auch nürnbergische Kaufleute2), besonders die obigen Gewerken, dann in Augsburg, wo der Reichstag ver­ sammelt ist und wo er mit dem Erzbischof von Mainz wegen der Mainschiffahrt verhandelt8). Nun beginnen die Händel mit Markgraf Albrecht Alcibiades und auch zu ihm wird Thein mit einer Beschwerde im Dezember 1548 gesendet4), dann wieder zum Kaiser behufs Erwirkung kaiserlicher Mandate5). Und nun erreicht er in den Jahren nach 1550 den Höhepunkt seiner Stellung. Wir sehen ihn an der Hand der Briefbücher als äußerst geschickten Staatsmann beim Kaiser für seine Vaterstadt tätig, bald um kaiserliche Mandatein Sachen der Bierbraurechte zuüttensoos6), bald in Sachen der Bruderschaften7), bald der bergrechtlichen Forderungen der Gewerken des Zinnbergs zu Schlackenwalde an die Gläubiger des Caspar Pflug8) und diesen selbst, bald um Taxrechte zu gewinnen, vor allem aber zu Gunsten der sog. böhmischen Lehen, die Nürnberg seit dem Anfang des 16. Jahrhunderts im Bayerischen Krieg erobert hatte — es han­ delt sich um Hersbruck, Lauf, Betzenstein, Velden usw. — und dann von der Krone Böhmen als Lehen erhielt. Da sehen wir Thein nach steter Anweisung der »Älteren" des Rats zu Nürnberg unaufhörlich wirken, bald beim Kaiser, bald beim König Ferdinand, bald bei der Kanzlei, mit Verehrungen nicht kargend 9), bald beim kaiserlichen Kämmerer Florian Griesbeck10), und immer die für Nürnberg so gefährlichen Pläne des Markgrafen durchkreuzend11). Die Anweisungen an ihn gehen oft unter »/verkehrten Namen"12), l) Ebd. 1546/47 H. X F. 41, Briefbücher Bd. 137 F. 226. *) Ratsprot. 1546/47 H. VIII F. I2v. 3) Briefbücher Bd. 138 F. 154 h 166. 4) Ratsverlässe 1548/49 H. XI F. 33 V und 40 und Briefbücher Bd. Fol. 156. 5) Ebd. 1550/51 H. IV F. 14, 42, 45, 1551/52 H. VIII F. 30, H. F. 5» 1552/53 H. I F. 26. 6) Ratsverlässe 1551/52 Heft VIII Fol. 30. 7) Briefbücher Bd.. 138 F. 24. 8) Ebd. Fol. 36. 9) Ebd. z. B. 136 B. 1 f., Bd. 140 F. 237 und 256, 141 f., 11 v, I17 usw. 10) Ebd. Bd. 148, 34 v. Vgl. über ihn Fritz Hartung Geschichte fränkischen Kreises, Bd. I 1910, S. 390. u) Vgl. ebd. Bd. 147 f., 516, 52 v. l2) Ebd. F. 105, 142 v.

140 IX

32, des

303 bald mit »verstellten Buchstaben" (chiffriert)1). Mit Urkunde des Königs Ferdinand vom 5. November 15542) werden an Stelle der verstorbenen Nürnberger Ratsmitglieder Hieronymus Holzschuher und Hans Ebner die vom Rate neu präsentierten Lehensträger Sebald Haller und Sebald Welser3) mit den von der Krone Böhmen zu Lehen rührenden Schlössern und Städten Lauf, Hersbruck und Heideck, mit der Stadt Velden, Schloß und Stadt Gräfenberg belehnt und dabei durch «Ihren derer von Nürnberg Gesandten, Mitbürger und Syndikum daselbst, unser und des Reichs getreuen, lieben Johann Thein" vertreten. Er hatte auch den Rat bei der Vermählung der Tochter des deutschen Lehn­ hauptmanns Johannes von Lobkowitz vertreten4) und es früher schon zur hohen Befriedigung des Rats erreicht5), daß dieser Lehenshauptmann im September 1547 mit Thein nach Hersbruck kam, wohin ihnen Nürnberger Reiter entgegengeschickt wurden. Dazwischen aber war ein tragisches Ereignis eingetreten, welches dem Nürnberger Gesandten für kurze Zeit eine erhöhte geschichtliche Bedeutung verlieh, zugleich aber dem Rat gegen­ über einen Schlag versetzte, vom dem er sich ganz nie mehr erholen konnte. In schwerer Zeit, als Nürnberg von Albrecht Alcibiades belagert wurde, war Thein in Passau6) bei den Verhandlungen zum Abschluß des ,,Passauer Vertrages“, den Albrecht nicht an­ erkannte. Dem König Ferdinand hatte Thein Beschwerden Nürn­ bergs übergeben. Um den Rüstungen des Markgrafen ein Gegen­ gewicht zu bieten, war Thein im Februar 1553 vomRat aufgefordert worden, Truppen zu werben, so zunächst 400 Hakenschützen in Trient7) und sodann Reiter in Schlesien8), wozu der Rat die Geneh­ migung König Ferdinands erwirkt hatte9). Thein begab sich nach *) Ebd. F. 151/52. Gewisse Akten sollen heimlich bei Nacht in ein ..Stubtüchlein eingeschlagen, in ein Faß verpackt und durch Vertrauensleute heimgesendet werden.“ Briefbuch Bd. 136 F. 11. 2) Kaiserprivilegien Nr. 652, dazu die Briefbücher 147 Bl. 190 V, 148 f., Bl. uv, 33, 34, 6ov—62, 150 Bl. 321 v. 3) Die Welser, Band I, 1917,18.425, 431 und Anmerk. 4, Möllenberg a. a. O. und Urkundenbuch 1910, Nr. 299 t. 4) Ratsprotokolle 1552/53 Heft IX Fol. 1 v, Briefbücher Bd. 148 F. I2v. 6) Briefbücher Bd. 138 F. 36/37. ®) Ebenda Bd. 147 F. 98, 106, 113, 151, 152. 7) Briefbücher Bd. 148 F. 52. 8) Ebd. F. 60 b—62, 89, 90 u. s. w. 9) Hortleder, Handlungen und Ausschreiben 1618 S. 1241.

304 Breslau, warb 400 Reiter und führte sie gen Nürnberg1), stets in Gefahr, trotz der fortwährenden, ihm zukommenden Kund­ schaften des Rats vom Markgrafen abgefangen zu werden. Der Rat sandte ihm einen Führer bis Schwandorf entgegen, warnte ihn in einem Schreiben vom 17. April 1553 mit der Überschrift »Mutatis mutandis" vor einem Überfall2), zerstreute aber dann Theins Bedenken und riet ihm, allenfalls bis Berching (im Eichstättischen) auszuweichen3), was Thein tat. Dorthin schickte der Rat ihm eine starke Abteilung entgegen, die des Markgrafen unter dem Landgrafen von Leuchtenberg war aber zahlreicher und schloß die Reiter unter ihrem Hauptmann Joachim Schlichting mit Thein ein4). Die schlesischen Reiter vereinigten sich nicht mit den Ersatztruppen Nürnbergs, allerdings auch nicht als Ganzes mit dem Markgrafen, wie behauptet wurde5), sondern wichen nach Berching zurück und zogen Thein mit sich, ohne den Auftrag, sich bei Nacht durchzuschlagen, auszuführen6). Thein hängte einzelnen Reitern einen Teil des Geldes, das er für die Stadt bei sich hatte, an den Sattel, sie kamen aber nicht in Nürnberg an, wenn auch ein Teil der (Nürnberger) Truppen sich dahin durchschlug7). Thein und Schlichting wurden gefangen, von Erzherzog Ferdinand mit ihrer Einwilligung in Schutzhaft genommen8) und nach Prag geführt, nachdem sie sich dem Markgrafen hatten verpflichten müssen9). Der Rat schöpfte schweren Verdacht gegen Thein, sandte seine Weisungen einfach an »Hans Thein" und sperrte ihm die Ein­ nahmen, während die Reiter auf angebliche Versprechungen Theins ungerechtfertigte Forderungen erhoben10) und der Rat von Thein genaue Abrechnung auch für die früheren Ausgaben for­ derte11). Die Ehefrau Theins, die zu ihm reisen wollte, wurde *) Ebd. F. 114, 123, 145, 148, 157 v, 166 v, 177. 2) Ebd. F. 198 V, 217. 3) Ebd. F. 229. 4) Vgl. Reicke, Geschichte der Reichstadt Nürnberg, 1896, S. 909, dazu Johannes Voigt, Markgraf Albrecht Alcibiades, 1852 Bd. II S. 51, E. Büttner, Der Krieg des Markgrafen Albr. Alcibiades in Franken 1552 — 55, Archiv f. Gesch 11. Altertumskunde v. Oberfranken, Bd. 23 H. 3, 1908 S. 90h 5) Reicke, ebdft) Briefb. Bd. 148 F. 242, 258, 263. 7) Ebd. Bd. 149 F. 10. 8) Ebd. F. 26, 59, 71, 82v. ®) Ratsprot. 1553/54 H. III F. 14. 10) Briefb. 149, F. 71, 77, Ratsprot. 1553/54 H. III F. 16, 27 v. **) Briefb. 149 F. 89 V, 90, 120, 125 f., 201, 213.

305 vom Rat aus Mißtrauen zurückgehalten1). Allmählich sahen die Nürnberger aber ein, daß sie ihrem Gesandten Unrecht getan hatten, schrieben ihm wieder «Lieber Hans Thein!" und versicherten ihm, sie hätten ihm nie mißtraut und seine Frau nur «der gefähr­ lichen Zeiten wegen" zurückgehalten, jetzt sei aber seine Unschuld erwiesen2), was sie auch dem Erzherzog Ferdinand mitteilten. Schlichting war der Schuldige8). Ein dem Thein abgenommenes Felleisen wurde nach langer Zeit ihm, ohne daß etwas fehlte, zurück­ gegeben4). Er selbst wurde in das Lager der Gegner des Mark­ grafen vor Hof a. d. Saale gebracht und dort gegen seinen Willen zurückgehalten 5), obwohl Nürnberg selbst seine Heimkehr betrieb. Nur für kurze Zeit zu den Verhandlungen mit den schlesischen Reitern nach Nürnberg beurlaubt war er ganz ,,abgemergelt und elend“0). Endlich wurde er endgültig frei7) und wurde so wieder ins Lager zu den Kriegsräten der vereinigten Stände abgefertigt8), um dann mit Ordnung und Heimsendung des auf der Plassenburg eroberten Archivs des Markgrafen beauftragt9) zu werden. Im August 1554 starb seine Ehefrau10), wohl unter dem Einflüsse des vielen Traurigen, wozu noch zu bemerken ist, daß Thein selbst bei der Neubestallung 1553 n) erklärt, daß er seit seiner Niederlage bei Berching viel ausgestanden habe und bei den Edelleuten sehr verhaßt sei. Am 20. Januar 1555 schritt Thein mit der Jungfrau Katharina Bernerin zu einer weiteren Ehe und es wurde ihm für die Hochzeit einiges mehr als die Ordnung erlaubte, vergönnt12). Am 15. April 1555 wurde er mit andern zu «Ge­ nannten des größeren Rats" erteilt13). Er nimmt nun wieder 0 Ebd. F. 239 V, und Ratsverlässe 1553/54 Heft IV F. 7. 2) Briefbuch 149 F. 239 v, 275 v, 258, Ratsprot. 1553/54 H.IV F. 36 v, 47. 3) Ratsprot. 1557/58 H. II F. 7. 4) Briefbuch Bd. 150 F. 69. 131, 153 f., 40, 105, 141, 142V. 5) Ebd. F. 115, 124, 144, 162 V, 180 v, 187 v, 259 V, Bd. 151 F. 65. Über die Belagerung vgl. Reicke S. 91J. 6) Ebd. F. 287, Ratsprot. 1553/54 H. XII F. 50. 7) Ebd. 1553 Heft V F. 6 v,' Heft XII F. 50.

8) Ebd. F. 62. 9) Briefbücher Bd. 153 F. 194 v, 227, 229, 261, 264 Archiv Reicke, S. 917. ,0) Ebd. Bd. 159 F. 61. n) Vgl. Losungsstube V 44/I Nr. 1917. 12) Ratsprotokolle 1554/55 H. XI F. 15 v, 16, 25 v. 13) Ebd. II F. 3.

V.

Über das

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306 Verhandlungen über die Böhmischen Lehen auf und begibt sich auf den Reichstag nach Augsburg1). Dort treten die Bergvverkssachen wieder bestimmend in sein Leben ein. Ein Schreiben Herzog Wolfgangs von Zweibrücken, der seinen Kanzler Ulrich Sintzinger an Thein gesandt hatte, vom 13. Mai 1556 erbat diesen für etwa 3 Wochen zur Anrichtung des neuen Bergwerks zu Obermoschel2), was der Rat gestattete. Am 14. Juni 1556 reiste Thein ab3), am 27. Juni 1556 war er mit andern Sachverständigen auf dem Rechnungstage zu Moschei und gefiel dem Herzog so sehr, daß dieser ihm ein durch den Goldschmied angefertigtes Trinkgeschirr verehrte, wie er es selbst von seiner Hausfrau empfangen hatte. Wolfgang ernannte den Thein, »der das Bergwesen vor allen verstehe", zum Bergwerks­ rat und w Diener von Haus"4), mit der Verpflichtung, jährlich ein- bis zweimal auf das Bergwerk zu reiten; die Nürnberger wollten ihm aber nur zeitweiligen Urlaub geben, in eine Verpflichtung, solle er sich nicht einlassen. Thein erklärte dagegen, er betrachte sich so, als ob er verpflichtet wäre und erhielt vom 25. Juli 1556 ab 100 fl. als herzogliche Besoldung, entwarf Gutachten und eine neue Bergordnung0) und kehrte, nachdem er inzwischen auch in Schlackenwald6) zu Bergwerkszwecken war, am 1. Sep­ tember zu Herzog Wolfgang zurück7), wozu er bis über November Urlaubsverlängerung erhielt8); im Oktober 1556 sollte er auch dem Kurfürsten Ottheinrich Ratschläge zur Haltung des Bergwerks erteilen9). Am 11. Mai 1557 gibt der Rat auf Herzog Wolfgangs Bitte dem Thein weiteren Urlaub und erklärt, daß er ihn so bald nicht wieder zurückrufen werde, damit er die herzoglichen Ge0 Briefbuch Nr. 156 F. 100. i 2) Vgl. Silberschmidt, Regelung des pfälzischen Bergwesens S. 104 f., Ratsprotokolle 1556/57 H.II 2F. 4 v, 18, H. III F. 156, Briefbuch Bd. 158 F. 161. 8) Ratsprotokolle H. III F. 15 V. Noch dauern die Verhandlungen mit den schlesischen Reitern. 4) Staatsarchiv Speyer, Zweibrücken I Nr. 465 Bl. 184. 5) Regelung S. 106. 6) Am 16. Juli 1556 schreibt er über seine Zinngeschäfte und „unser neues Bergwerk“ an Hans Roth, Bürger von St. Joachimsthal und fügt Grüße an Mathesius, den berühmten Verfasser der „Sarepta“, bei. Vgl. Staatsarchiv SpeyerI Nr. 465 Bl. 87 u. 190, ferner die Lebensbeschreibung des Mathesius von Lösche, und Nöggerath im Jahrbuch der Westerm. Monatshefte 1866 S. 166 f. 7) Briefbuch Bd. 159 F.57, Regelung S. 107. 8) Briefb. Bd. 159 F. 295. 9) Staatsarchiv Speyer Zweibr. I Nr. 499 Bl. 1 f.

307 schäfte verrichten könne1). Er blieb bis Oktober 15572), in­ zwischen war er auch für die Bergwerke des Pfalzgrafen Ottheinrich der Kurpfalz tätig3). Im Sommer 1558 sendet der Rat seinen Syndikus wieder nach Wien, Prag und Augsburg zum Kaiser, um wegen des Plackerwesens zu unterhandeln4), ein Gesuch Herzog Wolfgangs vom 17. August 1558 ist erfolglos5), ebenso wie am 7. Februar 1559 seine Bitte an den Rat um ein Darlehen abgelehnt wird0); gleiches Schicksal hat ein ähnliches Begehren des Grafen von Mansfeld, damit begründet, daß angeblich Thein dessen Kupfer zu billig erstanden habe.7) Im März 1559 wünscht Herzog Christoph von Württemberg, der Freund und Schwager Wolfgangs, für seine Bergwerke im Schwarzwald den Thein, der im Juni 1559 dahin sowie im Juli nach Zweibrücken reist8) und im April 1560 mit dem Bischof von Würzburg über Bergwerke und Erlaß einer Bergordnung verhandelt9). Am 28. Januar 1560 vertritt er den Rat Nürnberg bei der Hochzeitsfeier einer Tochter des Grafen Joachim Schlick, des früheren Herrn der Stadt Joachimsthal, in Prag, mit dem er Unterhandlungen pflegt10), und Ende April 1560 sagt er sein Bürgerrecht zu Nürnberg auf und wird zu Meisenheim11) Amtmann und Berghauptmann des Herzogs Wolfgang. Für ihn waren die Kenntnisse Thein’s von besonderer Bedeutung. II. Der Zweibrücker Amtmann. Zwei Seelen wohnten in der Brust Wolfgangs von Zwei­ brücken12), die eine spricht aus dem Glaubensbekenntnis seines Testaments und insbesondere aus seinem kühnen Todeszuge zur 1) Briefb. Bd. 160 F. 286. 2) Ebd. Bd. 161 F. 208. 8) Regelung S. 110. 4) Briefb. Bd. 163 F. 120 f. 130, 152, 169, 173, 180, 194, 201. 5) Ebd. 225. 6) Ebd. Bd. 164 F. 292. 7) Ebd. Bd. 164 F. 283, 314, 337. Vgl. Die Welser Bd. II S. 261 f., insbesondere die dort angegebenen Nummern von Möllenbergs Urkundenbuch. 8) Ebd. Bd. 164 F. 347, 350 und Buch 165 F. 28, 47, 150. 9) Ebd. Bd. 167 F. 23 v. 10) Ebd. Bd. 166. n) Ratsprotokolle 1560/61 H. 1 F. 25, über alles dies die Regelung S. 110. 12) Menzel, K., Wolfgang von Zweibrücken, München 1893 und Julius Ney, B falzgraf Wolfgang, Herzog von Zweibrücken und Neuburg, Schriften des Vereins für Reformationsgeschichte, 29. Jahrg. 1912.

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308 Unterstützung seiner Glaubensgenossen in Frankreich, die andere suchte für solche religiöse Betätigung und für sonstige Pläne unaus­ gesetzt Mittel zu gewinnen, vor allem durch die Bergwerke des Herzogtums in steter Hoffnung auf göttliche Hilfe. Hiezu bedurfte Wolfgang des Nürnberger Syndikus, nachdem ein erster 1553 von Meißen erbetener vertrauter Bergvogt, Mathis Zellmayer, den Her­ zog schwer benachteiligt hatte1). Im allgemeinen ist zu sagen, daß sowohl in der Kurpfalz wie in Zweibrücken der Verfall der Bergwerke nicht erst im dreißigjährigen Kriege, sondern schon 50 Jahre früher in Folge der seit Beginn der Neuzeit herrschenden Verhältnisse eintrat und daher wegen der Preis- und Wettbewerbs­ verhältnisse die Bergwerke nicht mehr abbauwürdig waren. Mit Hilfe Theins hat Herzog Wolfgang eine künstliche, mit großem Geräusch einsetzende Neubelebung des Bergwesens vollbracht, die mit seinem Tode endgültig zusammenbrach. Das Hauptgebiet be­ fand sich um die Burg Landsberg, insbesondere am Stahlberg und in Niederhausen, wo Quecksilber, Silber, Kupfer und Alaun ge­ wonnen wurden, außerdem befanden sich noch Bergwerke bei Lichtenberg, Nohfelden, Baumholder, Wolfersweiler und Veldenz, sowie am Fleckenstein bei Utzweiler. Sehr anschaulich schildert Thein seine erste Besichtigung dieser Bergwerke im Oktober 1556 (Staatsarchiv Speyer Zweibrücken I Nr. 4654 Bl. 36—57). Zell­ mayer hatte zu seiner Entschuldigung geltend gemacht, daß viel zu wenig gebaut werde, es müßten mehr Gewerkschaften vor­ handen sein. Zu diesem Zwecke setzt nun Herzog Wolfgang gleich­ zeitig mit der Berufung Theins und auf dessen Rat von 1556 ab alle Hebel in Bewegung, um neue Gewerken zu gewinnen, teils durch unmittelbare Werbung, teils durch Sachverständige, die ihre Gutachten abgeben und verbreiten sollten. Thein selbst besichtigte die einzelnen Bergwerke, ordnete das Nötige an und überwachte die Ausführung, ließ geeignete Hilfskräfte aus den Hauptberg­ werksgebieten Sachsen und Böhmen kommen und war vor allem als Gesetzgeber tätig. Nachdem er einen eingehenden Vortrag über Bergwesen und Bergrecht sowie eine Instruktion für die nächsten Aufgaben entworfen hatte, fertigte er zunächst die Bergb Für das Folgende vgl. Regelung des pfälzischen Bergwesens S. 163 f. und Eid, Schwabens Anteil an den rheinischen Erz-Bergbauten des Herzogs Wolfgang, 1892, je mit den Quellenangaben, zuletzt Eid, Geschichtliche An­ fänge eines Bergbaues in der Pfalz, Pfälzisches Museum 1922, S. 219 b

309 ordnung von 1556 nach dem Muster der »Bergordnung des freien Bergwerks St. Joachimstal" von 1548. Herzog Wolfgang hatte nichts zu ändern, nur, bezeichnend für seine vorwiegend religiöse Einstellung, wünschte er wegen Einzelanführung der Feiertage mit Rücksicht auf die Kirchenordnung eine Verbesserung. War der Zweck dieser Bergordnung wirklich die Regelung der verworrenen bergrechtlichen Verhältnisse, so wurde doch auch sie schon überall­ hin nach Deutschland zu Werbungszwecken versendet, und dieser Absicht dient vor allem die von Thein 1560 weiter entworfene Berg­ ordnung, die beginnt, bei Landsberg am Stahl- und Selberg seien gute Silberbergwerke, zu Nohfelden gute, reiche Kupfergänge, zu Baumholder und am Landsberg stattliche Quecksilberbergwerke, am Stahlberg würde nicht eine kleine Anzahl hart und gut Silber gemacht usw. Schon hatte man freilich zu Wallhausen und Baum­ holder die Arbeiten eingestellt, da gelang es Wolfgang, den Augs­ burger Großkaufmann Christoph Kraffter — er befand sich freilich in »Verstrickung", die Kraffter hatten gerade ihre Zahlungen eingestellt — und den Augsburger David Baumgartner zu seinen Bergwerken heranzuziehen, Kraffter erhielt unter Ablehnung seines Monopolgesuchs die Ouecksilberbergwerke Landsberg und Nieder­ hausen, Baumgartner Baumholder und Fleckenstein, auf Grund neuer Freiheiten vom 4. Dezember 1563. Am Stahlberg ging es gut vorwärts, eine neue Zeche, »Hilfe Gottes", wurde aufgenommen und ein neuer Stollen »Berath Gottes“ begonnen, Wolfgang ent­ faltete eine fieberhafte Reklame, um dem Bergwerk neue Hilfen zuzuführen. Thein mußte wieder eine neue, »in der Eile aufge­ zeichnete erweiterte Bergordnung" entwerfen. Sachverständige aus allen Teilen Deutschlands versammelten sich am letzten Februartag 1564 zu Meisenheim, neben dem Rappoltsteiner Land­ richter Johann Haubensack und dem Markircher Bergrichter Valtein Golin, der Bergrichter-Geschworene Hans Glaudenspacher von Rauris und der Herrn Straßersche Probierer und Hüttenver­ walter Christopf Berger in der Gastein, sowie der Kurf. Sächsische Berggeschworene Paul Rolingk auf St. Marienberg. Unter ihrem Einflüsse und dem der anwesenden hohen Herren und Beamten sollten die Gewerken und Gäste veranlaßt werden, mindestens 7 neue Gewerkschaften, »St. Barbara", »Hinteres Kreuz", »Hl. Geist", »Rockenhauser Zechen", »Meisenheimer Zechen", »St Jakob"

310 und »St. Barteimes" zu bilden. In Gegenwart der Fremden sollte das schöne Erz, das sich gezeigt hatte, geschlagen werden. Aber die Sachverständigen konnten nicht zu dem gewünschten lobenden Ausspruch veranlaßt werden. Auch ein neuer großer Gewerken­ tag vom 7. bis 9. August hatte nicht das Ergebnis, daß die Gewerken die neuen Gruben übernahmen, obwohl gerade jetzt sehr gutes Erz anstand. Nochmals entwarf Thein eine große Bergordnung, die am 5. Januar 1565 von Neuburg a. D. aus veröffentlicht wurde und rühmt, daß die Bergwerke am Stahl­ berge samt den umliegenden Quecksilber-, Kupfer- und Bleiberg­ werken in solchem Ansehen und Aufnehmen stünden, daß es notwendig sei, zur Förderung des gemeinen Nutzens eine stän­ dige Bergwerksordnung aufzurichten; die Bergordnung ist wieder aus der von St. Joachimsthal von 1548 entnommen, die auf die Annaberger von 1509 zurückgeht. Thein erscheint als Ober­ hauptmann. Das Jahr 1564 wurde, da auch das Erz sich immer mächtiger zeigte, mit ungeheuerer Reklame angefüllt. Schon lange bestand der Plan, die Gewerkschaften nach örtlichen, ständischen und ähnlichen Gesichtspunkten zu bilden. Die Grafen und Frei­ herren des Landes waren im »Himmlischen Heer" vereinigt. Die Grube »Hl. Dreifaltigkeit der Ritterschaft im Lande zu Franken" brach schönen Zinnober, in Baumholder war die »Gewerkschaft der Städte und Flecken des Fürstentums Neuburg" Nachfolgerin Baum­ gartens, am Stahlberge erwarben die ,,Landsassen des Fürstentums Neuburg" die Zeche »zum Heil. Geist", die Schwäbische Ritter­ schaft erhielt ein neues Feld zugemessen usw. Der Faszikel 500 der Abteilung Zweibrücken I des Staatsarchives Speyer ent­ hält die Originalkorrespondenz des Hauptmanns Thein von 1565 und das Kopialbuch seiner Erlasse von 1566—1569. Aber die Verhandlungen ergaben immer mehr das Bild des Niedergangs. Haubensack ritt am 4. September 1566 vom Rechnungstage ohne Beschluß ab und »hat seine Meinung in Schriften nicht übergeben­ lassen". Schon wird der Eigenbetrieb als unvorteilhaft aufgegeben und es erscheint ein Gewerkenbeschluß, die Grube »auf Lehenschalt hinzuleihen". Die Gewerkenverzeichnisse sind bis 1566, das Berg­ buch und die Rezesse der Einnahmen und Ausgaben bis Ende 1565 fortgeführt. Die religiösen Belange traten bei Wolfgang immer mehr in den Vordergrund und, nachdem er schon 1562

311 den Hugenotten hatte zu Hilfe kommen wollen, schloß er sich im August 1566 mit seinen Truppen dem Kriegszuge der Deutschen gegen die Türken an und am 20. Februar 1569 trat er von Bergzabern aus, nachdem er sich Geld durch Aufnahme von Darlehen und Verpfändungen, insbesondere auch des Amts Lands­ berg, verschafft hatte, den Feldzug gegen Frankreich an, um am 11. Juni 1569, einen Tag vor der Vereinigung mit Coligny, zu Nessun in Südfrankreich zu sterben. Damit hatte das Berg­ wesen seine letzte Stütze im Herzogtum verloren. Die künstlich geschaffenen Gewerkschaften stellten den Betrieb ein. Am Stahl­ berg stand der Schacht voll Wasser und allmählich wurde auch dort der Quecksilberbetrieb eingestellt und nur noch weniges Alaun und Vitriol gewonnen. Thein trat, wie es scheint, in Unfrieden mit den Zweibrückner Behörden, auch zurück und beschloß seinen Lebensabend in Worms, von wo er mit Eingabe vom 10. Dezember 1574 den Restbetrag seines Guthabens ver­ langte, eine Bitte, die später seine Witwe und seine Erben wiederholten. Nachforschungen im Archiv zu Worms waren er­ folglos. 1575 wurde noch eine amtliche Anfrage über eine von Thein entworfene Handschrift an ihn gerichtet, der Lizentiat Schwebel sollte ihn auf einer Reise nach Worms befragen, aber das muß keinen Erfolg gehabt haben. Am 29. Januar 1576 wurde zuerst eine Anfrage im Namen des Herzogs mit der .Anrede: wUnsern Gruß zuvor, lieber Getreuer!“ an Thein gerichtet, dann aber nur vom Statthalter und den Räten abgesandt, vielleicht auch nur, weil der Herzog inzwischen abgereist war, jetzt mit der Anrede: »Unsern Gruß zuvor, sonderlich guter Freund! “ Man denkt dabei daran, wie auch die Nürnberger mit ihrer Anrede an ihren Syndikus (vgl. oben S. 304) gewechselt haben. Das scheinen die letzten Beziehungen Theins zu Zweibrücken gewesen zu sein. Im 30jährigen Krieg verfallen die Bergwerke ganz, um erst im 18. Jahrhundert einer zweiten, wirklichen Blüte entgegenzugehen. Ober Theins Tätigkeit aber sind auch in der Pfalz die Urteile stets voll Anerkennung. Sein Vorgänger, Amtmann Werner von Zeiskam zu Meisenheim, urteilt über ihn1): »Und hat Hans Thein wahrlich insonderheit allen Fleiß angewendet und viel Mühe und Arbeit mit Rat, Schreiben, Erkundigen und anderem gehabt“ f) Staatsarchiv Speyer, Zweibrücken I Nr. 465 Bl. 1 f.

312 (28. Juni 1556). Und ähnlich schreibt Zeiskam am 23. November 15561): uThein hat wahrlich hier große Arbeit rasch getan, eine lange Bergordnung neu gefertigt und sie Samstag allen Berg­ leuten verkündigt“. Einen Tag vorher urteilt ein Vertrauter Wolfgangs, sein Lehensmann Heinrich Baldewin2), der mit Thein die Bergwerke besichtigte, über ihn: »Er greift die Sache mit Ernst und hohem Fleiß an, sein Bestreben ist treulich und herzlich wohlgemeint und seine höchste Sorge ist, daß seine Angaben und Anstellungen nicht falsch seien“. So war Hans Thein in Nürnberg wie in Zweibrücken, im »diesseitigen“ Bayern wie in der Pfalz, ein. treuer Diener seiner Herren, dem Bergwesen mit Kopf und Herz zugetan, zugleich ein Spiegelbild der gährenden Zeit im Deutschen Reiche zu Ende des 16. Jahrhunderts. b Ebd. Nr. 465 Bl. 20-23. 2) Ebd. Bl. 18.

KLEINERE MITTEILUNGEN. Zur Vorgeschichte der Schlacht im Nürnberger Walde 1502. Daß dem Gewitter vom 19. Juni 1502, gewöhnlich, aber fälsch­ lich, die Schlacht bei Affalterbach oder die blutige Kirchweihe dort genannt, schon kleinere Entladungen der gespannten NürnbergAnsbachischen Atmosphäre vorhergingen, ist bekannt, auch daß sie teilweise ebenfalls an den Namen Affalterbach sich knüpften1). Weniger bekannt ist, daß solche schon fast ein Jahrzehnt, ehe es zur eigentlichen Katastrophe kam, einsetzten. Und doch ist es an dem, wie aus den unten abgedruckten, zum Teil neuaufgefundenen Ur­ kunden mit aller Deutlichkeit hervorgeht. Vor allem erhellt daraus, daß schon im Sommer 1494 der markgräfliche Amtmann zu Burgthann, Jörg von Embs, veranlaßt durch die Zunahme der Wallfahrt nach Affalterbach infolge der großen Sterbens­ nöte —- 1483 schon und wieder 1494 herrschten verheerende Pestseuchen, vgl. Reicke, Gesch. d. Reichsst. Nbg. S. 583 — beschloß, die dortigen z. T. von seinen direkten Amtsunter­ tanen stammenden Einnahmen unter seine Kontrolle zu nehmen, und daß er im Einverständnis mit seinen Vorgesetzten, den fürst­ lichen Statthaltern zu Cadolzburg, ein Vorlegeschloß an den Opferstock der Kapelle legte, zu dem nur er den Schlüssel besaß. Die Kirchenpfleger von Feucht aber kehrten sich wenig um den Verschluß, machten kurzen Prozeß mit demselben und nahmen nach wie vor die eingelegten Gelder in ihre Verwahrung und Verwaltung. Da der hierüber handelnde Bericht des Amtmanns an die Statthalter vom 1. September 1494 datiert, dürfte sich dies um den Kirchweihtag von Affalterbach, den 19. Juni herum, zu­ getragen haben. Darf man aber dem Worte »wieder“ im dritten Satz des amtmännischen Berichts (ich woll wieder ein Schloß in den Stock schlahen) trauen, so ist diesem einen Fall, wie ihm noch ein J) Vgl. Frz. Freih. v. Soden, Geschichte d. ehern. Weilers Aff. NbgRecknagel 1841, feiner E. Reicke, die Schlacht im Nürnb. Walde. Fränk. Kur. 1902 Nr. 200 ff., sowie M. J. Lehn er: Nürnbergs nächste Umgebung, München, Seybold 1900 S. 32 ff.

314 gleicher nachfolgte, auch schon mindestens ein ähnlicher voraus­ gegangen, der dann wohl auch die Ursache war, daß der Amt­ mann mit seinen Vorgesetzten über die Sache in Cadolzburg konferierte. Dieser ähnliche Fall (wenn es sich nicht um eine Mehrzahl handelte) müßte sonach mindestens schon im Frühjahr 1494 sich ereignet haben. Wenn nicht noch früher, wiewohl nicht anzunehmen ist, daß der warmblütige Herr von Embs seinen Grimm tatenlos überwintert hätte. Jedenfalls erblickte er in dem wiederholten Abreißen seines Schlosses — begreiflicherweise — keinen geringen Frevel, für den er allerdings doch nicht selbst die Feuchter zu züchtigen wagte, sondern — vom Rat in Nürn­ berg die gehörige Genugtuung auszuwirken hoffte. Doch war er so vorsichtig, erst die Bewilligung zu einem entsprechenden Schreiben von seinen Vorgesezten zu erbitten. Diese wieder ihrer­ seits getrauten sich nicht, in das trotz aller Friedensunterhandlungen fortglimmende Zwietrachtsfeuer Öl zu gießen ohne das Einver­ ständnis ihrer Herren, der beiden gemeinsam regierenden, zu Kulmbach residierenden Markgrafen Friedrich und Sigismund. Sie trugen diesen daher die Sache vor. Die Markgrafen aber wiesen den Amtmann nicht nach Nürnberg, sondern an die geistliche Be­ hörde, der Feucht-Affalterbach unterstand, ihren »/Freund und Ge­ vatter“ zu Eichstätt, den Bischof, an dessen Gunst ihnen viel lag. Der Amtmann sollte es aber nicht merken lassen, daß er in ihrem Auftrag handelte, sondern durchaus als von sich aus seine Klage gegen die Frevler zu Feucht Vorbringen und sein Vor­ gehen als durchaus harmlos und gerecht hinstellen, beiläufig aber allerdings einfließen lassen, wie viel seinen Herrn daran ge­ legen sei, daß Se. Gnaden sich der gerechten markgräflichen Sache günstiger erzeige als derjenigen Nürnbergs. Sie hofften sehr, daß ein Vorgehen ihres Amtmannes in diesem Sinne »/verfallen“ werde. Es war dies indeß eine Täuschung. Wie die Ratsverlässe vom 19. und 26. Februar 1495 zeigen, ist auch Nürnberg in der Affalterbacher Sache nicht untätig geblieben, sondern mit Eichstätt, wahrscheinlich schon ehe dieses auf des Amtmanns Klage an den Stadtrat schrieb, in Unterhandlung wegen der Sache getreten, wobei der kluge Jurist Polrauß sein Beauftragter war; mit solchem Erfolg, daß es nachher den Eigenherrn des Affalter­ bacher Kirchleins, Sebald Schürstab, geradezu beauftragen konnte,

315 das wiederangemachte Schloß des Amtmanns nochmals abzu­ brechen und es durch ein anderes zu ersetzen, unter schriftlicher Betonung seines bezüglichen Rechts dem Amtmanne gegenüber. Ob Schürstab den Auftrag wirklich noch ausführte, läßt sich nicht sagen. War er doch schon mitten in den Vorbereitungen zum Neubau seines Kirchleins. Laut Ratsbeschluß vom Mittwoch nach Judica 1495 waren die Steine dazu schon angefahren und unterm 27. April wurde ihm schon die endgültige Bauerlaubnis gegeben. So dürfte er es vielleicht unterlassen haben, den Amt­ mann nochmals gegen sich aufzubringen. Im gleichen Jahre fanden ja auch die vom Kurfürsten von Sachsen vermittelten Verhandlungen zwischen den beiden Staaten statt, die dann am 6. Januar 1496 durch den Harras’schen Ver­ gleich ihren Abschluß fanden und wenigstens zu einem zeit­ weiligen besseren gegenseitigen Verhalten führten. Ob es mit dem Nachlassen desselben bereits wieder zusammenhing, daß im Sommer 1496 der Nürnberger Rat beschloß, vier oder fünf Pferde zum Kirchtagsschutz nach Affalterbach abzuordnen ? Im darauf­ folgenden Jahre muß es jedenfalls schon einen ziemlich groben Zusammenstoß dort gegeben haben. Es wäre sonst nicht zu verstehen, daß 1498 der Rat nur ein paar Bewaffnete, zwei oder drei, abzusenden beschloß, aber ihnen den Ratsdiener Deumenettel und dazu einen Notar und mehrere Bürger zu eventueller Zeugen­ schaft mitgab, zugleich auch zu sofortiger Beurkundung des Nürn­ berger Protestes, wenn von markgräflicher Seite Eingriffe in das Kirchweihschutzrecht erfolgen sollten. Diese blieben in der Tat nicht aus, der Burgthanner Amtmann ließ seine Diener, bewehrt mit Spießen und Armbrüsten, aufmarschieren und erklären, daß sie beauftragt seien den Kirchtag zu schützen, das Friedbot auszu­ rufen u. dergl. Und den Nürnbergern blieb nichts übrig, als der Gewalt derselben zu weichen unter feierlicher Betonung ihrer Gerechtigkeit und des gegnerischen Unrechtes. Ein Vorgang, dem dann immer stärkere Rüstungen der beiden Gegner alle Jahre folgten, bis es 1502 zur wirklichen Schlacht kam.

Beilagen. I.

Abschrift aus dem Konsistorialakt (Ansbach) 506/648 bzw. 8053 Ferrieden. Pfarr. Vol. I. d. ann. 1473 usqu. ad ann. 1657 S. 11.

316 Burgthann, 1. September 1494. Amtmann von Tann der Walfart halben zu Affalterbach ao. 1494: Mein freuntlich willig Dienst bevor! Lieben Herrn und Freund! Als ich am nechsten bey euch gewesen bin von der walfart wegen zu Affalterbach und ich von euch obgeschieden bin: Ich woll wieder ein slos in den stock slahen, das hob ich nun thun. So sein die heyligenpfleger zu Feucht zugeforn und hoben den stock aufgespert und das mein von dann thun, das ich hingeslogen hob und das gelt herausgenomen. Und kann nit versteen, das sich die von Nürnberg nicht in den handel slahen wollen. Sündern mein herr von Eystet und der pfarr und die heylingpfleger zu Feucht, di nemen das gelt in ire hand, was darin gefeilt. Was euer meynung ist, mögt Ir mich wissen laßen. Wann es euch aber geraten deucht, so wolt ich den von Nurmberg schreyben, ob es ire meynung were, das die heyling­ pfleger von Feucht mir mein slos, das ich der oberkeit und amtshalber auch zu den andern vorgeslagen, das sie mir das nachher selbst thun an (ohne) mein wißen. Wann ich doch nit anders beger dan das man das gelt legen sollt, das ich auch wiß, was da gefiel, damit das die capel gebaut wurd und der nam Gotz darin geert. Wo es euch gefiel, so mocht Ir mir ein abschrift machen lassen, so wolt ich die den von Nürnberg zuschicken und wolt gern hören, was sie zu ein antwort geben. Auch das lasset wyssen. Dat. zu Tann am Montag nach dem Gilgensontag anno LXXXXIV. Jerg von Embs. An die Stathalter zu Cadolzburg. II. Abschrift aus dem gleichen Konsistorialakt, Seite 12. (Cadolzburg) 23. Dezember 1494. Gnediger Herr. Euer Gnaden Ambtmann zu Tann Jörg von Embs ist bei uns hie gewesen und hat uns zu erkennen geben ein irrung, die sich heldt einer walfart halben, die man ytzo um den sterbensleuften zu Affelterpach, bei Feucht gelegen, sucht. Dieshalb er ein obschied von uns empfangen, das er ein sloß in den stock derselben cappeln slahen solt, als er dann gethan und uns ytzunt geschrieben hat, wie Euer Gnaden hierin verslossen vernemen werden. So nun solche capeln in Euer Gnaden oberkeit ligt, wollten wir solchs Euer Gnaden nicht verhelen, derselben mey­ nung und bevelhs in den dingen zu gewarten. Dat. am Dienstag nachThome apostoli anno LXXXXIV. Ir beden meinen gnäd. Herren.

317 III. Abschrift aus demselben Konsistorialakt, S. 13. Kulmbach, 20. Januar 1495. Von Gotes gnaden Friedrich und Sigmund gebrüder marggrafe zu Brandenburg. Unseren günstigen grus zuvor. Lieben getreuen. Als ir uns unsers ambtmans zu Thann, Jorgen von Embs, ferrere Unterrichtung von der capeln und Stocks wegen zu Afifalterbach zugeschickt habt, haben wir alles inhalts gelesen und vernomen. So wir nun aus solicher Unterrichtung linden, das sich die von Nuremberg nicht bisher in handel geslagen haben, sundern allein der pfarrer zu Feucht und die gotshauspfleger, ist unser bevelh und maynung, das ir dem genannten unserm ambtmann zu Tann befelht, das er sich zu unserm freund und gevattern von Eystet füg und als von im selbs in guter maynung, Unwillen und gez&nck zu vermeiden, seiner Lieb zu erkennen geb den handel, wie euch der durch ine anbracht und zu erkennen geben ist und darauf beslies: Nachdem dieselb capell in unser oberkeit seines ambts gelegen, sey er als ambt­ mann von unsern wegen bewegt, die slos für den stock zu slahen, nit der maynung, sich des gelts darein gefallend zu unter­ winden, sunder das er als unser ambtman der oberkeit nach ein mitwissen hab wollen empfahen, wieviel zu iglicher zeyt gelts an dem end gefall und wie das der capeln und gotsdienst zu gut angelegt werd, so doch die Unsern darumb in mercklicher zal geseßen ir almusen und gaben auch dahin bringen. Dieweil sich nun der pfarrer in handel slag mitsambt den gotzhaußpflegern, die solchen frevel und mutwillen mit abslagen jenes sloß haben begangen, sey er als ambtmann in Zuversicht; sein Gnad werd sie darumb strafen und daran sein, solichs füran zu vermeiden, damit er mög vertragen bleiben, selbst von amts wegen dagegen zu handeln oder die ding an uns zu bringen. Dann als er den freuntlichen nachbarlichen willen bey uns gein im vermerk, zweivele er nit, würd es dermaßen an uns gelangen, wir würden es nit gern vom pfarrer und gotzhaußpflegern leyden oder haben. Dem allen nach sey er des Vertrauens, sein Gnad werd darein sehen und daryn handeln, das diese ding on ferrern Widerwillen abgeen. Uff solich maynung und wie ir das im rat zu bessern, zu mynnern und mern bey euch findt, gebt

318 ime Unterrichtung, doch das er es alles aus im selbs und on bevelh thu, und meinen wir, es solt verfahen. Geschehe es dann nit, laßt es wieder an uns gelangen. Wollen wir euch um sein willen entdecken. Und mecht nit schaden, ob Emßer im beyreden gein unsern gevattern von Eystet saget: Gnediger Herr von Eystet, Euer Gnaden waiß, wie sich die Sachen sunst itzo zwischen meinen gnädigen Herrn Marggraven und den von Nurmberg halten, so sich Euer Gnaden nit erkennen lies zu mißfalln gein des pfarrers und der gotzhauspfleger zu Feucht frevenliche handlung, mit abslagen des sloß geübt, mochte Euer Gnaden bei meinen gnädigen Herren in verdacht körnen, als ob er die von Nurmberg in deren zu Feucht frevel und hochmütigem fürnemen mer günstiger dann meinen gnedigen herren in hanthabung irer obrikeyt und herlichkeyt. Das woll Euer Gnaden von mir gnediglich und im besten vermerken. Dat. Culmbach am Dinstag Sant Sebastians tag anno CLXXXXV. An die Rete zu Onolzbach. Bern.: Ist dem Amtmann zu Tann zugeschickt und bevolhen, die sach sam der schrift und mit euch zu handeln. Aktum Freitags nach Sebastian (23. Januar) anno CXXXXV. IV. Aus dem Nürnberger Ratsmanual von 1495: Feria quinta post Valentini (19. Februar): Item die handlung der capellen halber bei Feucht, so Polrauß bei dem bischof zu Eistet gehandelt hat, den Gelehrten furzubringen und bei inen ratschlagen, was darauf zu handeln sey. Grundherr. V. Aus dem gleichen Ratsmanuale: Feria V. post Matthie apostoli (26. Febr.): Item dem Se. Schür­ stab zu sagen, er möge das sloß, so der pfleger zu Tann für den stock des kirchleins bei Feucht auf den steinen stehende fürgeschlagen hat, wider abbrechen und ein ander sloß wider fürslahen, er möge auch nachfolgends demselben pfleger sein gerechtigkeit berichten. Doch setze es ein Rat auf ihn. Grundherr. VI. Desgleichen aus dem Ratsmanual von 1495: Feria 3a post Dom. Judica (7. April): Item: In stille zu erkunden, wer zu der capell zu Affalterbach stein gefaren hab. Amtman des Walds; auf Pfintztag wider fürbringen.

319 VII. Desgleichen: Feria 2a post Marci evangelistae (27. April): Item uff Sebalt Schürstabs anbringen seins kirchleins halben zu Affalterbach ist zu seinem willen gesetzt, ob er dieselb pauen und pessern wolle oder nit. Doch wo er dieselb pauen will, sol er sie nit großer oder hoher pauen dann wie die vor gewest ist. H. Ortloff Stromeyer. VIII. Aus dem Ratsmanual 1496: Sabato post Viti (18. Juni): Es ist verlassen, den kirchtag zu Affalterbach zu beschützen und vier oder fünf pferd hierauf zu bescheiden. IX. Aus dem Ratsmanual 1497: Sabato post Viti (17. Juni): Ist erteilt, den kirchtag zu Affalterbach zu beschützen. X. Aus dem Ratsmanual 1498: Sabato post Viti (16. Juni): Es ist bei einem erbarn Rat uff zwifache umbfrage gar wolbedachtlich erteilt, 1, zwei oder drey reuter zum kirchtagschutz gen Affalterbach zu ordnen mitsampt notari und zeugen. Werden dann die Marggrafischen auch er­ schauen und understehen, den kirchtag mit gewalt zu beschützen, so sollen die Unserigen protestirn eines Rats gerechtigkeit und darauf nichts mit gewalt üben, sundern abgehen. XI. Desgleichen: Sexta post Viti (23. Juni): Derprotestation, die vonnotarius und zeugen des kirchtagschutzes zu Apfalterbach, (durch) den pfleger zu Thannmitgewaltgethan hat, beschehen, ist eininstrument zu nehmen. XII. Aus den Differenzakten zwischen Nürnberg und Ansbach, betreffend Affalterbach von 1498 bis 1786. Nürnberg, 17. Juni 1498. In Gottesnamen Amen. Kunth und zu wissen sey allermeniglichen durch dies offen Urkund und Instrument, das nach Cristi unseres lieben Herrn geburth 1400 und im 98. jar der ersten Römer zinszal, in Latein Indictio genannt, bei Zeiten des aller­ durchlauchtigsten großmächtigsten Fürsten und Herrn, Herrn

320 Maximilian, Römischen Königs, zu allen Zeiten merer des Reichs, zu Hungarn, Dalmatien und Kroatien etc. König, Ertzherzog zu Österreich, Herzogen zu Burgund etc. unseres allergnädigsten Herrn, Seiner königlichen Majestät regierung im 13. jar am Sonntag des 17. tags monats Junij umb die 7. hör des morgens zu Affalterbach von der Kirchen in mein offenen Notarii und der Zeugen hieruntergeschriebener gegenwärtigkeit, ist der ersam Fetter Deumenettel (vgl.Deumentenhof) des fürsichtigen,ersamen und weisen Rats zu Nürnberg diener, persönlich erschienen und saget, wie das er an stat und wegen des gedachten Erbarn Rats zu Nürnberg ge­ schickt wer, den Kirtag doselbst zu Affalterbach zu schützen. Derwei­ len aber der erbar und veste Jörg von Emß, pfleger zu Thann, durch seine diener mit spießen und armbrüsten so gewaltig erschienen und sagten, das ine der Kirchtag daselbst zu Affalterbach von dem junkherrn, gemeltem pfleger zu Thann, zu schützen bevolhen sey, müß er solchen gewalt bescheen lassen, onzweifel, so mein gnediger Herr Marggraff im land, wer solches von gemeltem pfleger wol unterlassen. Aber wie allein, so protestiret und bezeugt er öffentlich, das er in solch gewaltsame that nit willigen noch gedachten seinen Herrn von Nürnberg an Irer Oberkeit mit seinem abziehen nicht begeben wolle haben, und bath darauf mich Notarium, ime der ein oder mer Instrument zu machen und zu geben. Bescheen in der jarzal Christi, Indictio I., Königlichen Regiments, monat, tag, stund und stat, wie obgemelt, in beywesen der ersamen Lorenz Seydenschuster zu Ochenbruck, gotthauspfleger zu Affalter­ bach, und Peter Kreutzer zu Feucht, bede Eystetter Bistums, als Zeugen darzu sonderlich ervordert und gebetten. Wann nun ich Johannes Hulstetter von Lauden(??), klerikus Würtzburger Bistums, auß Kayserlicher gewalt offener Notarius sambt den obgeschrie­ benen Zeugen bei solcher handlung und Protestation persönlich gewesen bin, solches alles, wie obsteht, geschehen, gesehen und gehört, darum so hab ich solch Instrument geschrieben, mich unterschrieben und mit meinem gewonlichen zaichen verzaichnet, dazu sonderlich requiriret und verordnet. Die hier ausgezogenen Aktenbestände zu Nr. I — III befinden sich im Besitze des Ev.-luther. Landeskirchenrats, Zweigstelle Ansbach, Nr. IV—XII im Bayer. Staatsarchiv Nürnberg. Karl Thiermann, Pfarrer i. R.

321

Kirchliches aus dem Nürnberger Land gegen Ende des Mittelalters. Das Manuale des Landpflegamts sowie die Briefbücher des­ selben sind für die Geschichte der 1505 erworbenen »neuen Land­ schaft" von unersetzlichem Werte. Dennoch sind sie bis jetzt recht wenig ausgebeutet worden. Der unten abgedruckte Brief ist nur ein Beispiel, wie sich so manche Anhaltspunkte zur Politik des Rates in religiösen Fragen aus denselben gewinnen lassen. Nicht nur, daß man die planmäßige Förderung der Reformation und deren Einführung in den einzelnen Gemeinden genau an der Hand der­ selben verfolgen kann, auch das Ringen des Rates um die Kirchen­ hoheit schon vor dem entscheidenden Jahr 1525 mit seinem Religions­ gespräch läßt sich deutlich erkennen und verfolgen. Es war nicht so, daß das landesherrliche Kirchenregiment erst infolge der Umwäl­ zung vom Rate aufgenommen worden wäre, nein das jus circa sacra sowohl als das in sacra suchte er immer mehr auch schon vorher sich anzueignen. Dafür bietet diese Miszelle einen Beweis. Um Neujahr 1516 kam nach Nürnberg die Kunde, daß eine neue Wallfahrt an der Straße nach Sulzbach und Amberg sich »erhoben" habe. Sofort wurde der Pfleger von Hersbruck, Eytelvogt von Schwarzenbembach, beauftragt, Bericht zu erstatten: ob daselbst eine Kapelle, Kirche oder Almosenstock sei (9. Jan. 1516)**). Da der Bischof von Eichstätt noch keine kirchliche Legiti­ mation gegeben hatte2), war man entschlossen, diese neue Stätte der religiösen Verehrung in keiner Weise zu begünstigen, sondern vielmehr zu beseitigen. Die Begründung, die der Rat seinem Schritt beigibt, gibt viel zu denken3). Der Rat zu Nürnberg an den Pfleger von Hersbruck. 23. Jan. 1516. Ir habt uns verschiener tag durch Schriften anzeigt, daß sich in unserer obrigkeit, nicht weit von Hartmannshof, auf Amber­ ger und sulzbacher straße ein wallfahrt in neulichkeit erhoben, daß auch deren ende ein fuhrmann, so solcher wallfahrt ein J) Mittw. n. Erhardi 1516 Landpflegamtl. Briefbuch im Staatsarchiv Nürnberg. *) Ratsmanuale: Quarta post Vincenti (23. I.) 1516: dem pfleger zu Hers­ bruck befelhen, daß er die aufgerichtete martersäule und stock zum Hartmannshof heimlich bei nacht abtue, dieweil solche nit geweit noch mit bewilligung des bischofs aufgerichtet ist. 8) Landpflegamtl. Brief buch. 2L

322 anfänger und ursach sei, ein marterbild, desgleichen nachmals Haug Erlbeck, dieweil diese wallfahrt auf der Frau von Bergen eigentum aufgestellt1), einen verschlossenen geldstock aufgerich­ tet hat. Dem haben wir mittlerzeit nachgedacht und so denn solche und dergleichen wallfahrt, wie wir des allerlei exempel bedenken, mehr zu aberglauben und verfürung des gemeinen, einfältigen volks, denn einiger andacht oder göttlicher dienstbarkeit förder­ lich, auch die angezeigte wallfahrt, martersäule und geldstock ohne unser als der obrigkeit wissen und bewilligung vorgenommen, auch durch den Bischof von Eichstätt als Ordinarien nicht bestätigt, so ist von eines erberen Rats, unserer herrn und freunde wegen unser befelh, daß Ihr die aufgerichtete martersäule und geldstock und ob der oder ander derselben gemäß hinnach weiter dahin gerichtet worden, zum förderlichsten und etwa bei nacht und in bester stille abtun und dieselbe wallfahrt soviel möglich, nicht gestatten wollt, allerlei unrat zuvorkommen. Das wollen wir uns zu Euch zugeschehen verlassen. Mittwoch post Vincenti 1516. Dekan D. Dr. Karl Schornbaum-Roth.

Ein Bewerbungsschreiben Johann Ketzmanns um das Rektorat an der Schule zu St. Lorenz in Nürnberg vom Jahre 1516. Prudentiss'imo viro Michaeli Behem, Norimbergico Senatori, patrono suo perquam colendo Joannes Ketzmann S. d. Tua in me humanitas, vir praestantissime, propensior paratiorque quam quod umquam meruerim, mihi est calcar immerenti refundere, quae aequum est, benemerenti, quod inquam compensaturus grato animo non nisi pelago gratiarum possim; qui totum mihi te impendis ac labore conficis meae studendo parti apud eos praesertim Norimbergicos proceres, quibus maior virtus an fortuna obtigerit haud facile dici potest. Porro fratris ex germani litteris brevi acceperam, sacrae aedis divi Sebaldi ludimagistro de mutanda sede esse deliberatum altioribusque sese litteris traditurum et ita hoc scholare onus humeris alterius impositum iri, non dilapsantibus, sed ferundooneri ydoneis. Scripsitad haec,tua saltem diligentia et autoritate (coetu senatorum adnuente) me procui dubio acceptari. Non est, quod contemnam, vir ingenue, hanc suscipere provinciam, immo ambabus quod aiunt manibus amplexandam. Sed durior fortassis est, quam mei valeant humeri portare. Quandoquidem quid magni desideratur ex eo hoc munus susci*) Das Kloster Bergen bei Neuburg besaß viele Güter in und bei Hersbruck. Der Verwalter (Propst) war in jener Zeit Haug Erlbeck.

— 323 piente? Imprimis videlicet musicae rei peritia, dein oris facundia, postremo emunctior dicendi norma, qua iuvenum animi infantiliter vitulantes arceantur ac cultiores (repulsa procul omni barbarie) disciplinae instillentur. Sed scrupuli illud animum turbat iniecti meum, quod celebrior sit quam quod ingredienti illotis, ut dicitur, pedibus peritorum ille in urbe degentium patescat coetus, quem Desiderius Erasmus, vir impense doctus, albissimo nuper calculo in Novi Testamenti volumine approbavit, Bilibaldum Pirckamerum Norimbergicae civitatis apud Germanos Omnibus paene nominibus principis senatorem praedicans. Quapropter et ego tanta complector hominem charitate, ut etiam, si saltare me restimque ductare iubeat, sim non gravatim obtemperaturus, faxoque (si diis placet), quo Pyladea illa amicitia inter Pirckhamerum ac Joannem Cocleum, mihi iunctissimum, tandem me tertium recipiat amicum. Non novum(mirum ?) ergo (ut revertar, unde digressus sum) paululum servata (!) fronte obstrepere suppositurum humeros tanto officio, coeptorum ne in posterum paeniteat. Sed ut semel dicam, patrone amantissime (!), omni ope omnibusque ungulis sum conaturus, quo demum peritior factus accingerem me huic rei, si saltem in breviculum temporis decursum procrastinaretur. Tum me vobis totum dedam omnesque ingenii nervös ita extensurus, uti vobis vestrisque pusionibus prodesse iudicabor. Vale secundis avibus. Ex Colonia io. Calendas Junias. In Dr. Hieronymus Münzers Ovidexemplar (Incunabel 283, 7, V, 17 der Fürstlich Dietrichsteinschen Bibliothek zu Nikols­ burg in Mähren) fand ich vorstehenden, hier zum ersten Male mitgeteilten Originalbrief, von dem ich mit gütiger Erlaubnis des Direktors besagter Bibliothek, Herrn Professor Matzura, Ab­ schrift nehmen durfte. Johann Ketzmann aus Köln richtet dieses Schreiben an Michael Behaim in Nürnberg. Aus der Erwähnung von des Erasmus Neuem Testament, das 1516 erschien, ergibt sich für die Datierung des Briefes das Jahr 1516 als terminus ante quem non. Auch kann er nicht später als 1517 geschrieben sein, da Johann Ketzmann in diesem Jahre, wie wir wissen, Rektor der Schule zu St. Lorenz wurde. Ob er vor Übernahme dieses Amts bereits an niederen Klassen derselben Schule unterrichtete1), *) So vermutet G. G. Zeltner in „Theophili Sinceri Neue Sammlung von lauter alten und raren Büchern“, 3. Stück. Frkf. u. Lpz., 1734, S. 195. Ebenda auch die Biographie Johann Ketzmanns. Vgl. auch seine Erwähnung bei Nicolaus Seinecker, ln Genesin, primum librum Moysi, Commentarius, Lips. 1569» im Vorwort, wie bei H. "W. Heerwagen, Zur Geschichte der Nürnberger Gelehrten­ schulen in dem Zeitraum von 1485 —1526, Jahresbericht der Königlichen Studien­ anstalt zu Nürnberg 1860 S. 15. Siehe ferner E. Reiche, Geschichte der Reichsstadt Nürnberg. Ebd. 1896, S. 730 und Ketzmanns Würdigung in „Narratiode H. Eobano Hesso, comprehendens mentionem de compluribus illius aetatis doctis et eruditis viris, composita a Joachimo Camerario Pabebergensi“, Norimbergae 1553> ®k C 5* Auch Will, Nürnberger Gelehrtenlexikon, II, 282/83 und A. D. B. XV ('88/89 bringen über ihn Artikel. 21*

— 324 — muß dahingestellt bleiben. Daß er für seine Bewerbung um jenes Rektorat auf die Unterstützung und Fürsprache des Rats­ herrn Michael Behaim *), als seines warmen Gönners, rechnet und seine eigene Freundschaft für Johannes Cochläus12),* seinen vor­ letzten Amtsvorgänger, hervorhebt, läßt etwa frühere, noch unaufgehellte Beziehungen Ketzmanns zu Nürnberg und zu den dortigen Humanistenkreisen vermuten. Unbekannt ist auch seine Herkunft. Fest steht nur, daß er am 13. Juli 1487 in Schwabach geboren wurde, im Jahre 1517 das Rektorat an der Schule zu St. Lorenz in Nürnberg übernahm und dieses Amt bis zu seinem Tode, am 23. August 1542, mit größtem Ansehen verwaltete. Nach Zeh­ ners Annahme soll er in Ingolstadt studiert haben8), wo die Humaniora unter Jakobus Philomusus (Jakob Locher) blühten. Er hätte dort auch die Magisterwürde erlangt, die für die Über­ nahme eines Rektorats erforderlich war. Danach führte er aber, entgegen der Sitte der Zeit, kein Humanistenwanderleben, wie z. B. sein Kollege Sebald Heyden4). Durch seine tüchtige, treue Rektoratsführung erwarb sich Ketzmann die volle Zufriedenheit seines Vorgesetzten, des Propstes Hektor Pömer zu St. Lorenz, der mit Luther und Melanchthon im Briefwechsel stand5), sowie auch die des Predigers Osiander an derselben Kirche. Daß z. B. der berühmte Paul Eber6),* Professor der Theologie und Prediger zu Wittenberg, der enge Freund Melanchthons, wie mancher andere tüchtige Kopf aus seiner Schule hervorging, legt für diese das beste Zeugnis ab. 1) Dieser Michael Behaim ist sicherlich der Bruder des berühmten Geographen Martin Behaim; denn jener war im Jahre 1519 „burger und des Innern Rats der Stadt Nürnberg", wie es in dem Kaufvertrag vom 1. Juli 1519 heißt, der zwischen Michael Behaim und seinem Neffen, dem jungen Martin Behaim, abge­ schlossen wurde. Vgl. S. Günther, Martin Behaim, Bamberg 1890 (Bayerische Bibliothek XIII. Bd.) sowie Reicke a. a. O. S. 650, 660, 674 und F. W. Ghillany, Geschichte des Seefahrers Ritter Martin Behaim, Nürnberg 1853, S. 18, 109 ff. *) Vgl. C. Otto, Johannes Cochläus als Humanist. Breslau 1874. E. Reicke a. a. O. S. 729 ff. Martin Spahn, Joh. Cochläus, Berlin 1898. 8) Jedoch ist ein Johann Ketzmann von dem wohl höchstens als frühestes Studienjahr in Betracht kommenden Jahre 1500 an bis 1516 in den Ingolstädter Matrikeln nicht verzeichnet! *) Zeltner a. a. O. S. 195 ff. Heerwagen a. a. O. S. 16. Narratio etc.. Bl. C 5. Reicke, S. 730. B) Zeltner S. 197 Anmerkg. b. fl) Siehe seine Biographie in „Vitae Germanorum Theologorum, qui superiori saeculo ecclesiam Christi voce scriptisque propagarunt et propugnarunt, congestae et ad annum usque 1618 deductae a Melchiore Adamo”, Heidelbergae 1620, S. 428—36.

— 325 — Obwohl dieser erste evangelische Rektor zu St. Lorenz niemals in religiöse Streitigkeiten verwickelt wurde, wie etwa sein Neffe, Petrus Ketzmann *), ein Prediger, wie etwa Schüler Paul Ebers oder seine Kollegen Sebald Heyden und Michael Roting2), so blieb er doch zeitlebens ein aufrechter Bekenner seines Glaubens. Im Jahre 1525 führte er bei dem Religionskolloquium, das unter dem Vorsitz Christoph Scheurls in Nürnberg stattfand, zusammen mit Sebald Heyden, Leonhard Kulmann und Johann Durlmaier das ordentliche Protokoll3). Johann Ketzmann gilt auch als gründlicher Gelehrter wie auch als Verfasser jetzt verschollener lateinischer Verse. Jedenfalls beherrschte er die griechische Sprache sehr wohl, die Sebald Heyden nach seinem eigenen Zeugnis von 1554 »longius decennio ad hunc usque diem extra communis scholae ordinem" gratis lehrte4). Berichtet doch der Theologe Veit Dietrich in einem Brief, 1540 sei ein Grieche zu ihm gekommen. Da habe er die drei Lehrer, Roting, Heyden und Ketzmann, mit ihm zu konferieren, zu sich gebeten5). Michael Roting ist ja ohnehin durch seine griechische Korrespondenz und innige Freundschaft mit Philipp Melanchthon und dessen Familie bekannt. Und auch Justus Jonas läßt in einem Briefe vom Jahre 1553, der an den Abt Friedrich von St. Egidien gerichtet ist, Hoting und Hieronymus Besold als seine »religiosissimos, doctos et pios amicos“ grüßen. Ob Johann Ketzmann sich in seiner Hoffnung, im Freund­ schaftsbunde zwischen Pirckheimer und Cochläus, wie er schreibt, >) A. D. B. XV, 688 f., ebenso Will a. a. O. S. 282. Vgl. außerdem

E. v. Frisch, Die Ketzmannsche Chronik von Nürnberg, Sonntagsbeil, des „Frän­ kischen Kurier”, Nr. 48, 49, 50, 51 v. J. 1925; Nr. 2, 5, 1926. Nach v. Frischs Forschungen hätte er als der Fortsetzer dieser Chronik von 1531 —1552 in der Salzburger Fassung derselben (Offentl. Studienbibi, daselbst, Papierhs. in 40, Sign. V. 3 H. 147) zu gelten. (Den Hinweis auf diese wertvollen Abhandlungen verdanke ich Herrn Archivdir. Dr. Reicke.) *) Heerwagen, ZurGesch.d.Nbger. Gelehrtenschulen von 1526—1535,Jahres­ bericht der Kgl. Studienanstalt zu Nürnberg, i867,S. 23 und ebd. i868,S. 24f. Vgl. auch Jahresbericht 1860, S. 23 und ebd. Anmerkg. 90—96. Ferner Reicke S. 853. 8) Zeltner S. 198. Als einen der vier „verpflichteten“ Protokollführer bei diesem Colloquium „an St. Khunigundentag in der fasten“ bezeichnet ihn auch die Nürnberger Handschrift der erwähnten Ketzmannschen Chronik von Nürnberg (Papierhs. 20 16591 der Bibliothek des Germanischen Museums in Nürnberg). Darin heißt es an der betreffenden Stelle, Bl. 94: „ . . . deren mein vatter selig, magister Joachim (sicherlich ein Versehen des Abschreibers für Johann!) Ketzmann auch einer gewesen ist“. Siehe v. Frisch a. a. O. 4) Zeltner S. 200, Anmerkg. 8. 5) Ebd. S. 201, Anmerkg. h. Über Veit Dietrich s. Reicke, S. 808, 845 ff.

326 — der dritte zu werden, ebenso bitter getäuscht sah, wie etwa Eobanus Hesse1) in seiner Erwartung, zu den hochgestellten Männern der Republik Nürnberg in ein vertrautes Verhältnis zu kommen, ist unbekannt. Jedenfalls müssen wir nach der Schil­ derung, die Joachim Camerarius in seiner »Narratio de Eobano Hesso"2) von seinem Nürnberger Freundeskreise während seiner eigenen dortigen Lehrtätigkeit (1526—1535) entwirft, uns Ketzmann durchaus in engem Verkehr mit jenen geistig angeregten, humanistisch interessierten Männern um Hesse und Camerarius8) denken. Vielleicht gehörte er sogar zu den Besuchern des wissen­ schaftlich-literarischen Kränzchens, das der begeisterte Vorkämpfer der neuen Richtung, der damalige Consulent der Stadt Nürnberg und Jugendfreund Hesses, Johann Mylius, gegründet hatte4). Ständige Mitglieder desselben waren von den Lehrern des 1526 von Melanchthon ins Leben gerufenen Gymnasiums Joachim Camerarius, der glänzende Polyhistor und Professor für Griechisch und Geschichte, Eobanus Hesse, der launige Poet, der über römische Dichter und lateinische Verskunst vortrug, und Michael Roting, der hervorragende Lehrer der Philosophie, Rhetorik und Dialektik. Letzterer blieb trotz einer glänzenden Berufung nach Tübingen gleich Ketzmann dem Nürnberger Schulwesen treu. Außerdem gehörte dazu der Ratsschreiber Georg Hopell (Höppel). Gelegentliche Besucher dieser gelehrten Disputationsabende, deren Idealbild Camerarius in seiner Schrift » Norica sive de ostentis libri duo“ (mit einer Vorrede Melanchthons 1532 erschienen^ entwarf, wie auch wohl manchmal Teilnehmer an den häufigen Spaziergängen dieses Zirkels in die romantische Umgebung Nürn­ bergs5) mögen wohl auch Ketzmann und der bedeutende Mathe­ matiker Johannes Schöner6) gewesen sei, während uns über einen *) Heerwagen a. a. O. Jahresber. 1868, S. 4. 2) Narratio, Bl. C 4 sq. 8) Über beider Leben und Wirken s. Heerwagen, Jahresber. 1860, S. 21 ff., 1867, S. 7 ff. und 1868, S. 3 ff. Über Hesse besonders A. D. B. XII, 316 ff., Reicke S. 710, 777, 853 ff., 1032 und 1034; über Camerarius A. D. B. III 720 ff., Reicke S. 853 ff., 936, 940 ff., 950. 4) Heerwagen, Jahresber. 1868, S. 5 ff. sowie Narratio, Bl. C 6 v sq. 5) Narratio, Bl. C 7. 6) Auch er war Lehrer am Gymnasium, vgl. Heerwagen, Jahresbericht 1860, S 27, sowie einzelne Stellen in den übrigen bereits erwähnten Jahresberichten, außerdem Reicke, a. a. O. S. 703, 853 ff. und desselben Artikel über Schöner in der Festschrift zum 16. deutschen Geographentag, Nürnbg. 1907, S. 41 — 59-

327 — engeren Umgang der beiden treuen Gönnner der klassischen Studien, des hochgebildeten Ratsherrn Hieronymus Paumgartner und des berühmten Ratsschreibers Lazarus Spengler1) mit jenen Nürnberger Philologen nichts bekannt ist. Vielleicht aber ge­ sellte sich auch Albrecht Dürer als Freund des Camerarius zu diesem Kreise. Mochte diese Art des Disputierens nach zuvor aufge­ stellten Thesen, wie etwa über die Classicität des Plinius, den musisch gestimmten, gern ungebunden schweifenden Geist des Dichters Eobanus Hesse immerhin etwas steif anmuten, jedenfalls verstand er es, durch seine schlagfertigen Verse und seine witzige Redekunst diesen gelehrten Zusammenkünften auch einen heiter geselligen Reiz zu verleihen. Denn nach des Camerarius Zeugnis vermißten seine Freunde nach Hesses Weggang aus Nürnberg (Mai 1533) seinen anregenden Einfluß gar sehr. Für Johann Ketzmanns enge Fühlung mit diesem Humanistenkreise dürfte neben seiner eigenen, vielfach bezeugten gelehrten Bildung schon seine Verschwägerung mit Michael Roting bestimmend gewirkt haben, wie er durch seine Verheiratung mit Barbara Leisen (Leis?), der Tochter eines Nürnberger Fingerhutmachers, auch zum Schwager des berühmten Theologen Veit Dietrich wurde. Roting und Dietrich hatten beide Schwestern der Gattin Ketzmanns zu Ehefrauen. Von Ketzmanns Söhnen ist nur Johann Ketzmann2) bekannt. Als Nürnberger Kanzlist entledigte er sich seines Auf­ trags, im Namen des Nürnberger Rats vom Kurfürstlich Sächsischen Hofe eine Abordnung unter Philipp Melanchthon und anderen Theologen zur Untersuchung der Religionsunruhen während der Osianderschen Streitigkeiten zu erbitten, aufs ehrenvollte. An­ scheinend ist er nach den bereits erwähnten Forschungen v. Frischs auch als der Verfasser des ersten Teils jener mit persönlichen Ein*) Vgl. Heerwagen, Jahresber. 1860, S. 17; 1867, S. 5; 1868, S. 13, 16, 23. Über Hieron. Paumgartner s. Reicke, S. 815, 853, 855, 861 ff. 2) Zeltner S. 204. E. v. Frisch a. a. O. Daß Joh. Ketzmann d. J. wohl in Wittenberg studierte, darf man aus seiner Liste der Wittenberger Rektoren und aus seiner handschriftlichen Sammlung von Briefen der Reformatoren und ihnen nahestehender Männer vermuten, die er in einen Sammelband (Cod. germ. 980 der Münchener Staatsbibliothek) aufnahm. Aus einigen Datierungen darin wird Ketzmanns Anwesenheit in Nürnberg am 14. Dez. 1546 und wiederum am 14. Sept. 1552 bezeugt. Am 16. März 1552 dagegen weilte er noch in Speyer, wo er als Kanzlist am Kaiserlichen Kammergericht tätig war. Im Frühling oder Sommer 1552 erfolgte also wohl der Antritt seines Amts beim Nürnberger Rat und damit seine endgültige Übersiedlung nach der Vaterstadt.

— 328 — tragungen verbundenen wertvollen Nürnberger Chronik anzusehen'), die später von einem anderen Chronisten bis zum Jahre 1552 fort­ geführt wurde. Wie v. Frisch mit Recht betont, standen Johann Ketzmann d. J. für ein solches Werk schon durch sein Amt die sichersten Quellen offen. Vielleicht darf sogar der Magister Johann Ketzmann als der geistige Urheber der Chronik gelten. Der Sohn hätte dann nach Notizen und Aufzeichnungen des Vaters das Ganze (den ihm zugeschriebenen Teil) zugleich in dessen Auf­ fassung komponiert. Wie Frisch wiederum sehr glaubhaft hervor­ hebt, mag angeborener Sinn für Gelehrsamkeit und ausgeprägt reformatorische Überzeugung als Familientradition dem Chronisten Ketzmann und dessen sicherlich verwandtem Fortsetzer die Feder geführt haben. Johann Ketzmann d. Ä., der im Katharinenkloster wohnte, starb bereits im 55. Lebensjahre, am 23. August 15422). Er wurde am 30. August »mit aller Ehr-Bezeugung“ auf dem Katharinenkirchhof bestattet. Obgleich er in der Inschrift auf seinem Leichenstein, wie Zeltner meldet, nur ganz schlicht als der nEhrbar Herr Johann Ketzmann, Schulmeister und Magister bei St. Lorenzen “ bezeichnet ist, wurde doch der allzufrühe Verlust des hervorragenden Schulmannes — nach Camerarius Zeugnis — von der Stadt Nürnberg tief betrauert. Zum Schluß mag hier die Stelle aus jenem Bericht des Camerarius in seiner »Narratio de EobanoHesso“ (Bl. CIVv sq.) angeführt sein, wo der geistig angeregte Kreis um diese beiden gelehrten Humanisten während ihrer Nürnberger Lehrtätigkeit geschildert und auch Johann Ketzmann d. Ä. rühmend charakterisiert wird: «Quo (sc. anno 1526), autore et conciliatore Philippo Melanchthone, qui et amabat et admirabatur et magnifaciebat et venerabatur Eobanum eximium in modum3) (Hessus) Norimbergam venit, ab illa *) Wie aus der Darstellung derselben, spricht auch aus der schon erwähnten handschriftlichen Sammlung von reformatorischen Schriften (vergl. vorige An­ merkung) die streng evangelische Gesinnung des jungen Ketzmann. a) Zeltner S. 212. Der Fortsetzer der oben erwähnten Ketzmannschen Chronik dagegen gibt das Todesdatum wie folgt an (Salzburg. Hs. fol. 114): ^In diesem jar (1542) den 24. tag Augusty an Sanct Barttemestag ist zu Nürnbergk magister Johann Ketzmann, mein vatter seliger gedechtnus, Schulmeister bey Sanct Lorentzen, gestorben, welcher die schull wol 25 jar lang vleissyg ver­ sehen und leiblich darinnen regiret hat“ (E. v. Frisch a. a. O.). 3) Dasselbe gilt in gleichem Maße auch von Joachim Camerarius selbst, dem Melanchthon zudem in allen schwierigen Lebensfragen der treueste Berater blieb. Vgl. Heerwagen, Jahresber. 1868, S. 17.

— 329 — civitate accersitus perquam benigne, ln qua una cum illo ego et Micaelus Rotingus viximus annis circiter septem, et eas litteras atque artes, quas didiceramus, docuimus, sine specie quidem dignitatis, sed cum aliquo certe non vulgaris commoditatis fructu. Id quod ab aliis iam statui et dici par fuerit, praesertim cum rationes nostrae quasi gestae provinciae relatae sint et extent. Praeerant tum Noricis ludis omnes optimi et doctissimi viri, sed duö duobus primis, Johannus Chezimanus*), natus ad puerilem institutionem, qui illi civitati moriens ingens sui desiderium reliquit, et Sebaldus Heidena (sic), qui cum haec scriberemus, suo adhuc loco laudabiliter curabat. Cum his universis Eobano et nobis iucundus consuetudinis usus intercedebat". Dr. Elfriede Rensing- München.

Zur Wortgeschichte. Am 13. Juni 1486 erging folgender Ratsverlaß: Item bei doctor Letscher bericht zu empfahen, in welchen puchern und an welchen enden darin der val und straf des ubels der stummen sünde geschrieben] sei. Herr Ulr. Gruntherr, H. Imhof, Se[bald| Rieter, Ja[cob] Grolant2). Schmeller-Frommann, Bayerisches Wörterbuch, 1877, 2. Bd., Spalte 758, führt aus einer deutschen Handschrift der Staats­ bibliothek in München eine Erklärung des Ausdrucks an: »Stum­ mend sünd, sodomiticum peccatum“. Aus Nürnberger Archivalien ist der Ausdruck, soviel mir bekannt, noch nicht belegt. Oberarchivrat Albert Gümbel. *) Ygl. über ihn auch Nie. Seinecker a. a. O. (siehe Anmerkg. i). Hier wird nach einer schwungvollen Lobeserhebung auf Camerarius als den „vir omnis eruditionis veraeque pietatis et sapientiae“ des Magisters Johann Ketzmann wüidevolles Wesen von dem zeitgenössischen Beobachter hervorgehoben: „Erant ibidem (Norimbergae) viri in scholis doctrina et pietate excellentes. Successerat Johanni Ketzmanno, ludimagistro fidelissimo, quem me videre saepe et etiam puerum gravitatem viri admirari memini, Georgius Sella, qui etiam num et in vivis est et maxima cum laude scholae Laurentianae rector est, vir suavitate sermonis et morum, doctrinae conditione et pietate praestans. Yalebat quoque autoritate senili Sebaldus Heiden, scholarcha eruditus et pius, cuius filius Christia­ nus, mathematicus insignis et vir optimus, optimorum virorum notitiam et benevolentiam sibi iamdudum conciliavit.“ 2) Ratsverlässe im Staatsarchiv Nürnberg i486, Heft 6, P'ol. 9 v. Dr. Letscher war Nürnberger Ratskonsulent).

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Monasterium Sancti Sebaldi. In einer Ablaßurkunde vom 17. August 1274 fordert der Bamberger Bischof Berthold von Leiningen dazu auf, das »monasterium Sancti Sebaldi" in Nürnberg mit Gaben zu bedenken. Diese Be­ zeichnung könnte etwas verwunderlich erscheinen, da von einem Kloster bei St. Sebald nichts bekannt ist. Der Diözesanbischof aber mußte mit den örtlichen Verhältnissen in Nürnberg vertraut sein, sodaß man eine Ungenauigkeit des Ausdrucks nicht ohne weiteres vermuten darf. Zunächst möchte man daran denken, daß Kloster­ geistliche bei St. Sebald die Seelsorge ausübten. Dies liegt durchaus im Bereich der Möglichkeit. St. Sebald stand damals, wenn auch mit Pfarrechten ausgestattet, noch im Pfarrverband Poppenreuth. Man verwendete in solchen Fällen gerne Ordensleute zur Seelsorge, weil sie für ihre Dienste vom Rektor der Kirche geringere Ent­ lohnung beanspruchten. Allein eine solche Annahme ist durchaus unnötig. Auch an eine Nachwirkung Chrodegangs von Metz braucht man nicht zu denken, der im 8. Jahrhundert eine Regel für Welt­ geistliche schuf auf der Grundlage gemeinsamen Lebens, bei völlig selbständigem Einkommen. Nürnberg war damals groß genug, daß die Seelsorge nicht von einem einzelnen Geistlichen bewältigt werden konnte. Dem Leutpriester (plebanus), der hier die Pfarrechte aus­ übte, standen vielmehr Pfarrgesellen zur Hand, die ohne selb­ ständige Pfründe vom Pfarrer bezahlt wurden, an seinem Tische aßen und in seinem Hause wohnten. Die gemeinsame Behausung war früher gewöhnlich //claustrum" genannt worden. Wenn jetzt auch nmonasterium" verwendet wird, so ist das ein Beweis dafür, daß die beiden Wörter nun völlig synonym gebraucht werden. Hundert Jahre später ist die Zahl der Pfarrgesellen auf neun angewachsen. Dazu kamen mindestens zehn Vikare mit eigener Pfründe, eine Zahl, die der Personenstand vieler der heutigen Klöster nicht erreicht. Lebten die Vikare auch nicht im Hausver­ band des Pfarrers, so mußten sie doch mindestens am gemein­ samen Chorgebet teilnehmen. Dieses, schon für 1283 und 1284 bezeugt, setzt wiederum eine Mehrzahl von Geistlichen voraus und wird noch 1360 und 1380 mit Ablässen bedacht. Gemeinsames Leben und gemeinsames Chorgebet würden den Begriff ;; mona­ sterium" oder des Synonymums >/claustrum" für die gemeinsame Behausung völlig rechtfertigen.

331 Unwahrscheinlich aber scheint es, daß für dieses »monasterium" ein Ablaß gewährt wurde. Der Leutpriester bezog mit seinen Gesellen das Einkommen aus den Pfarreinkünften, die Vikare hatten ihre Pfründen inne. Gaben für diesen Pfarrkonvent hätten letzten Endes eine Einkommensaufbesserung für den Pfarrer dargestellt. Ob der zuständige Bischof zu diesem Zweck auf einen Ablaß gegriffen hätte, ist sehr fraglich. Wahrscheinlich war der Begriff «monasterium" damals schon auf die Kirche abgewandert, wie man es auch in anderen Fällen beobachten kann. Zur Ge­ wißheit wird diese Vermutung, wenn man das Testament des Nürnberger Bürgers Herrman von Stein vom Jahre 1295 liest. Er vermachte unter anderen Legaten 2 Pfund Pfennige gewöhn­ licher Münze für das «monasterium sancti Seboldi" zur Unter­ haltung eines ewigen Lichtes (pro lumine ibidem ardente). Daß dies nicht für das gemeinsame Pfarrhaus, sondern für das Gottes­ haus bestimmt war, ist ohne weiteres klar. «Monasterium sancti Seboldi" wäre demnach zu übersetzen mit «Münster St. Sebald ". Zwischen beiden ein «monasterium Sancti Seboldi" erwäh­ nenden Nachrichten liegt eine dritte Urkunde vom Jahre 1290, die ein «monasterium sancti Viti" in Ottensoos erwähnt. Da auch für diesen Ort ein eigentliches Kloster nicht nachgewiesen werden kann, dürfte nach dem Gesagten die Übersetzung «Münster St. Veit" die einzig richtige sein. Daß der Begriff «monasterium" im Worte «Münster" schließ­ lich an der Kirche allein hängen blieb, beweisen auch zwei deutsche Urkunden aus den Jahren 1347 und 1350. Sie be­ zeichnen die Katharinenkirche zu Nürnberg ausdrücklich als «Münster", obwohl das Kloster als eigentliches «monasterium" nach wie vor bestehen blieb. Dr. Reinhold Schaffer.

Ergastulum. Am 3. Mai 1360 gewähren J.1 Bischöfe einen Ablaß für das «ergastulum vel ad altare ibidem, quod est constructum in honore omnium animarum sub turri in ecclesia sancti Seboldi in Nvrenberch". Was unter ergastulum gemeint ist, ist nicht auf den ersten Blick zu ersehen. Die gewöhnlichen Nachschlagewerke leiten es von spvaCsattai ab und bezeichnen es als Arbeitshaus,

332 Gefängnis. Erst im weiteren Verlauf der Urkunde wird der Be­ griff näher umschrieben. Der Ablaß wird nämlich denen gewährt, die für die Seele derer beten, »quorum ossa ibidem (in ergastulo) requiescunt" und für die Seelen derer, »quorum Corpora in dicto cimiterio sepulta sunt". Im ergastulum ruhen also die Gebeine der Verstorbenen, während auf dem Friedhof die ganzen Körper der Abgeschiedenen bestattet sind. Ergastulum bedeutet dem­ nach »Beinhaus" mit den aufgeschichteten Gebeinen der Toten. Nun soll sich das ergastulum »sub turri" befinden. Es kann das nicht wörtlich genommen werden, ganz abgesehen davon, daß St. Sebald zwei Türme hat. Damals waren die romanischen Portale bereits an die Westseite der Türme verlegt, wenn sie nicht schon von Anfang an dort waren (Hoffmann, F. W., Die Sebalduskirche in Nürnberg, Wien 1912, S. 24). Deshalb konnte das Untergeschoß der Türme gegen die Kirche nicht abgeschlossen sein. Eine Seite hätte der Altar in Anspruch genommen, sodaß nur die vierte Seite für die Gebeine übrig geblieben wäre. War es auch nichts Ungewöhnliches, Totengebeine in der Nähe von Kircheneingängen aufzuschichten, hier wäre der Platz sicher zu enge geworden. Zudem hätte man einen Altar nicht in so un­ mittelbarer Nähe der Kirchentüre errichtet. »Sub turri" bedeutet hier ohne Zweifel in der Nähe des Turmes, im Schatten des Turmes, und bezieht sich wohl mit Sicherheit auf die Westgruft. Diese war der Lage nach zum Beinhaus wie geschaffen und hatte, wie heute noch, den Zugang vom Kirchhof aus. Auch der Tisch des Allerseelenaltars ist noch vorhanden. Die Bezeichnung des Beinhauses als Gefängnis, Arbeitshaus hängt mit der katholischen Vorstellung vom Fegfeuer zusammen, als dem Ort des Gefangenseins, Büßens und Arbeitens. Weniger dürfte die kellerartige Abgeschlossenheit der Gruft auf die Wahl des Wortes von Einfluß gewesen sein, da von den in Avignon weilenden Bischöfen wohl keiner die örtlichen Verhältnisse Nürnbergs aus eigener Anschauung kannte. Dr. Reinhold Schaffer.

Schembart. Unklar in seiner Herkunft ist noch immer das aus der Nürnberger Geschichte bekannte Wort »Schembart" oder »Schern-

333 bert". Nur darüber ist man sich ziemlich einig, daß es mit vschöner Bart" nichts zu tun hat. Soweit zu überschauen ist, wurde zur Erklärung nie die noch lebende Bedeutung des Wortes herangezogen. Nicht weit von Nürnberg, in der fränkischen Schweiz, ist es heute noch gang und gäbe. Die Frau auf dem Dorfe, die das Spinnen versteht und noch für selbstgestrickte Strümpfe der Familie sorgt, kauft, wenn sie nicht selbst Schafe besitzt, einen Schembart Wolle, den sie in den Winterabenden zu schönge­ drehten Fäden spinnt. Der Bauer verspricht seiner heiratenden Tochter, deren Bräutigam keine Schafe hält, zwei oder drei Schem­ bart Wolle jährlich für den Bedarf der jungen Familie. Ein Schembart Wolle bedeutet nämlich die zusammenhängende unbearbeitete Schur eines ganzen Schafes. Sollte so ein Schembart Schafwolle nicht die ursprünglichste und billigste Vermummung darstellen für das Schembartlaufen ? Daß in Nürnberg dieser Mummenschanz den Metzgern Vorbehalten war, könnte nur dafür sprechen. Der Ver­ brauch an Schaffleisch war früher bedeutender als heutzutage. Dem Metzger stand ein abgescherter Schembart bzw. das ganze Schaffell jederzeit zur Verfügung. Im Bedarfsfälle konnte er nach einem zweiten und dritten Stück greifen. Es lag in der Natur der Sache, daß mit der Zeit auch andere Tierfelle herhalten mußten. Damit aber eröffnet sich der Durchblick zu den Tiervermummungen alter Volksbräuche. Dr. Reinhold Schaffer.

Ein Schlüssel zur diplomatischen Geheimsprache des Nürnberger Rats. Daß der Nürnberger Rat sich im schriftlichen Verkehr mit seinen Gesandten und diese hinwiederum in ihren Briefen an ihn sich einer Geheimsprache bedienten, war den Kennern der Quellen der nürnbergischen Geschichte nichts Unbekanntes. Darüber gibt es ja auch bereits eine ziemlich ausführliche Abhandlung von Dr. F. Wagner, seinerzeit Gymnasiallehrer in Berlin, unter dem Titel: »Nürnbergische Geheimschrift im 15. und zu Anfang des 16. Jahrhunderts" (Archivalische Zeitschrift, herausgegeben von Franz v. Löher, 9. Bd., München 1884, S. 14—62). Wagner gibt darin auf Seite 35—47 auch einen Schlüssel dieser Geheimschrift, der etwa den ersten sechziger Jahren des 15. Jahrhunderts an-

334 gehören mag. Ich bin nun in der Lage, auf einen neuen, ent­ schieden jüngeren Schlüssel hinweisen zu können, der im ein­ zelnen manche Abweichungen von dem älteren enthält und den ich daher hier zum Abdruck bringen möchte, teils um des all­ gemeinen Interesses willen, teils, weil er gewiß manchem Benützer der alten reichsstädtischen Korrespondenz, die uns ja besonders in den im Bayerischen Staatsarchiv in Nürnberg aufbewahrten Briefbüchern des Nürnberger Rates erhalten ist, von Nutzen sein kann. Zuvor aber sei kurz Folgendes bemerkt. Die Nürnberger Geheimschrift war keine Geheimschrift, was man so gewöhnlich darunter versteht, keine Chiffreschrift also, wie sie noch heute im diplomatischen Verkehr Anwendung findet. Hier gab es keine Vertauschung von Buchstaben, keine Zahlenschrift, keine Mischung von Zahlen und Buchstaben, keine hieroglyphenähnlichen Zeichen, kein Kreuzalphabet (man denke an die Kreuzworträtsel). Die eigentliche Steganographie, wie mit einem gelehrten Ausdruck die Geheimschrift früher wohl genannt wurde — so namentlich von dem berühmten und einesteils berüchtigten Abt von St. Jakob in Würzburg, Johannes Trithemius, in einem unter diesem Titel erschienenenBuche — wurde unseres Wissens von denNürnbergern überhaupt nicht angewendet1), obgleich sie bei vielen Höfen, so namentlich an der päpstlichen Kurie allgemein war. In Nürn­ berg beschränkte man sich darauf, gewisse Personen, Fürsten, Städte usw., aber auch einige sonst vielgebrauchte Fachausdrücke, ja wohl gar ganze Sätze und Gedankenfolgen mit einem Deck­ wort zu bezeichnen, wozu allerlei geläufige Begriffe, namentlich aus dem Tier- und Pflanzenreich, herhalten mußten. Der Rat und seine Gesandten schrieben also in ihren Briefen vom Sperber, vom Blaufuß, vom Pfaben (Pfau) und waren sicher, daß der Empfänger des Schreibens darunter den römischen König, den ---------------------------------------

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\) Das Zeichen eines kleinen Quadrats C) in einem Nürnberger Gesandt­ schaftsbericht vom 22. Mai 1502 (bei Wagner a. a. O. S. 32) scheint doch nur ganz ausnahmsweise gebraucht zu sein. Näheres über jene eigentliche Krypto­ graphie s. bei L. v. Rockinger, Ueber eine bayerische Sammlung von Schlüsseln zu Geheimschriften des 16. Jahrhunderts (Archival. Ztschr. N. F. 3. Bd. München 1892, S. 21—96). In der Archivalischen Zeitschrift haben Rockinger, Wagner und Heinr. Weber auch sonst noch wiederholt über diese Dinge gehandelt. Vgl. auch Aloys Meister, die Geheimsprache im Dienste der päpstlichen Kurie. Paderborn 1906.

335 Pfalzgrafen (d. i. den Pfalzgrafen par excellence, den Pfalzgrafen am Rhein, Kurfürsten von der Pfalz), den Markgrafen von Branden­ burg verstehen würde. Wenn der Rat schrieb, daß er dem Falken, dem Herzog Albrecht IV. von Bayern, zehn Karpfen zahlen müsse, so wußte der Gesandte, daß dies zehntausend rheinische Gulden bedeutete. Ein Vogelhaus konnte nichts anderes sein als das bayerische Herzogshaus, das Vogelgeschrei sollte — sehr unhöflich, aber vielleicht nicht ganz unzutreffend — den Reichstag, die Versammlung der Reichsstände, bezeichnen. Der von mir mitzuteilende Schlüssel nun befindet sich in dem handschriftlichen Pirkheimernachlaß der Stadtbibliothek. Dieser namentlich für die Nürnberger Geschichte ganz unschätzbare Bestand kam bekanntlich 1861 von der Familie Haller, an die er im Erbgang gefallen war, durch Kauf an die Stadt Nürnberg, wobei es sich eine Reihe gemeinnützig denkender Mitbürger, allen voran die Familien des Patriziats — die Haller selbst nicht ausgenommen — nicht nehmen ließen, den Hauptteil der Kosten durch freiwillige Beiträge aufzubringen. Zur Informierung etwaiger Kaufliebhaber wurde damals ein Katalog der Pirckheimerpapiere angefertigt, der sich im ganzen auch heute noch als brauchbar erweist. Versehen und offenbare Fehler freilich kommen darin genug vor, und so ist auch die Beschreibung unseres Schlüssels ein arger Irrtum. Es heißt nämlich in dem Katalog unter Nr. 36: »der Schüssel zu Theuerdank (?) die Könige, Fürsten etc. erklärt“. Nun der Verfasser hat von dem Theuerdank wohl nur so etwas läuten hören, sonst hätte er gewußt, daß darin zwar allerlei allegorische Gestalten, insonderheit die scheelsüchtigen des Fürwittig, Unfalo und Neideihardt, ihr Wesen treiben, nicht aber die Fürsten des Reichs unter Vogel- und anderen Tiernamen erscheinen. Allerdings, daß er seiner Sache nicht sicher war, hat er durch ein Fragezeichen bekundet. Für den Kenner der nürnbergischen Korrespondenz ist es nun auf den ersten Blick zu ersehen, daß es sich hier um einen Schlüssel zu der Ge­ heimschrift des Rates handelt. Und zwar, da derselbe auf zwei Blatt in Schmalfolioformat auf allen vier Seiten beschrieben und außerdem mehrmals gefaltet ist, liegt es nahe anzunehmen, daß ihn sein Besitzer auf Reisen herumtrug, wenn er ihn nicht gar, was ich aber nicht gern annehmen möchte, in einem ge-

336 heimen Briefe zugeschickt erhielt. Die Größe des Blattes ist 317X111 mm, das Wasserzeichen hat die Form eines oben wie eine Traube gestalteten Reliquiars oder einer Monstranz. Die Hand ist eine saubere, zu Schnörkeln neigende Schreiber­ hand aus der Wende des 15. zum 16. Jahrhundert. Ich lasse nun den Schlüssel selbst folgen1): konig und weltlich fürsten Sperber Der Römisch konig Habich Der konig von Franckreich Der konig zu Hungern. B.2). Antfogel Der pfaltzgrafe [damals Philipp der Aufrichtige] Plofus3) Vicariat oder vicarier des Reichs Pfarhofe Hertzog Albrecht von Bairn Falck Die Herren oder das haws von Bairn in gemein Vogelhaws Marggraf Fridrich von Brandenburg [Friedrich Pfab der Ältere] Storch Hertzog Ott von Bairn [Pfalzgraf Otto von Mos­ bach und Neumarkt, gest. 7. April 1499] Hertzog Albrecht von Sachsen Awerhan Des Awerhans Hertzog Albrecht Sune Herzog Jorg zu Sachsen Junge Waltfogel Herzog Fridrich der churfurst von Sachsen und sein bruder [Johann der Beständige] Der pawm4) Der punt zu Swaben Des pawms est Des punds verwandten Der hertzog von Maylandt [Lodovico Moro] Golander5) Wolkenprust0) Venedig oder die selb herschaft Genua Hyrß [Hirse] Adams ripp Die Römisch königin *) Gekannt hat denselben auch der frühere Nürnberger Stadtarchivar G. W. K. Lochner. Er hat ihn auch abgeschrieben, aber an einer so versteckten Stelle (in seinen handschriftlichen Norica im Stadt. Archiv, Bd. VII, S. 296f.), daß auch ich ihn erst lange, nachdem ich das Original kannte, dort gefunden habe. 2) B. = Böhmen. Der Jagellone Wladislaw Dobrze regierte darin von 1471 bis 1516, seit 1490 auch in Ungarn. a) Blaufuß, der im Mittelalter vielfach zur Jagd abgerichtete, in Deutschland nicht einheimische Würgefalke, Falco laniarius Pall. 4) Baum. 5) Der Galander, Die Haubenlerche, s. Schmeller-Frommann, Bayer. Wörter­ buch, I, 888. •) Das Wolkenbersten, der Wolkenbruch, ebd. I, 367 und II, 907.

337 Veyelplat*) Rosen Zygewner Linthwurm

Florenntz Roma Welische landt Der Türck Babst und gaistlich fürsten

Esch Ambsei Dachs Leb2) Ampferwasser Aichhorn Stiglitz Salemander Haselhun Beer Vogelschray Capitel Kolmaise Greyf Karpf Bynmaise4) Eyßvogel Sambunger 6) Troschel7) Aglaster8) Reinswalb Stockfisch

Der Babst Der bischof zu Menntz Der bischof von Trier Der bischof zu Cölne Bischöfe zu Saltzburg Bischof zu Maidpurg [Magdeburg] Der bischof zu Bamberg Der bischof zu Wurtzpurg Bischof zu Eystett Bischof zu Wurms Der Versammlung des Reichs glider auf dem tag zu Freyburg3) Die Römisch Cantzlei Sixt Ölhafen [kaiserlicher Sekretär, geb. 1466, gest. 1539] Ein große Summa gelts Tausent Reinisch gülden Ein anlage umb gelt Herr Veyt von Wolckenstain5) Nuremberg Augspurg Ulm Wurms Frannckfurt

J) Veilchenblau. 2) Löwe. 3) Der Reichstag zu Freiburg i. Br. dauerte von Michaelis 1497 bis etwa Ende 1498. 4) Wohl dasselbe wie Kohlmeise, die ja bekanntlieh gern den Bienen nachsteil t. 5) Bekannter Rat Maximilians I., gestorben in Freiburg i. Br. zwischen dem 11. September 1498 und 20. Januar 1499. Vgl. A. D. B. 44, 141. 6) Dies Wort ist nicht recht zu verstehen. Im Wagnerschen Schlüssel (S. 44) heißt „Nürnberg die Statt" Sampnung. Das würde Versammlung bedeuten. 7) Drossel. 8) Elster. 00

338

Stör Speyer Straßburg Schnepf Regenspurg Pucking1) Plateysge 2) Kollne Widhopf Nördling Stainbock Weißenburg am Norkau Zeyßlein Balthasar Wolff3). Was uns bei dieser Liste, im Vergleich zu der von Wagner mitgeteilten, besonders auffällt, das ist, daß hier fast nur Eigen­ namen aufgeführt sind, während der Wagnersche Schlüssel noch eine ganze Menge von Begriffen und Redensarten enthält, oft solche von ziemlicher Länge, die durch ein einziges kurzes Deck­ wort wiedergegeben werden. So soll der Satz: »Ser groß not tut, alle vergangen handlung und was yczunt fürgenommen, auf dz (das) höchst gancz verswigen bleiben" mit dem einen Worte «hawetswein" 4), der Satz »zu sorgen, das des Ratz (Rats) arm leut auf dem land, auch der kaufmann beschedigt werden möcht" durch »Rotter (roter) rab" ausgedrückt werden. Von dergleichen Chiffren, möchte man beinahe sagen, ist in unserem Schlüssel keine Rede. Aber auch die Wiedergabe einfacher Begriffs- oder Gattungswörter, wie etwa »Kirchweih" für »Gerech­ tigkeit" oder »Hasengarn" für »Wein", sucht man darin vergebens. Nur gewisse Geldbegriffe, wie eine große Geldsumme, eine An­ lage um Geld, tausend Gulden rheinisch finden wir hier unter gewissen Deckwörtern verborgen. Beiläufig, wie man eigentlich in Briefen und sonstigen Mitteilungen jene kurzen Schlagwörter für ganze Sätze angewendet haben mag, ist mir etwas rätselhaft. Wagner gibt auch kein Beispiel, mir ist auch keines bekannt. Ich möchte annehmen, daß man hier wohl eine Vorschrift hatte, in der Kanzlei oder sonst im Geheimen ausgeklügelt, daß es aber praktisch kaum tunlich war, davon Gebrauch zu machen. *) Bücking, Bückling. 2) Platteise, Platteisen, wohl eine Schollenart. Der Goldbutt, die gemeine Scholle, führt den wissenschaftlichen Namen Pleuronectes Platessa L. 3) Balthasar Wolf von Wolfsthal, Schatz- und Kammermeister des Königs Max, ein Sohn des Ratsherrn Heinrich Wolf. Balthasar nahm als ein Nürnberger Kind eine Art Vertrauensstellung für die Nürnberger am kaiserlichen Hofe ein. Er starb 1519. 4) Dies bedeutet offenbar ein „hauend Schwein“, d. h. ein Schwein, das hauen kann, sc. mit seinen Hauern, also ein Wildschwein; s. Lexer, Matthias, Mittelhochdeutsches Handwörterbuch, I. Bd. (Lpzg. 1872), Sp. 1358.

339 Unser Pirckheimerschlüssel ist ja überhaupt erheblich kürzer. Er beschränkt sich wohl mit Absicht auf diejenigen Wörter oder vielmehr Namen, deren Wiedergabe durch Deckwörter den Nürnbergern bei ihrem diplomatischen Verkehr untereinander geläufig war. Schon dies legt die Annahme nahe, daß der von uns mitgeteilte Schlüssel der jüngere ist. Man hatte eben gewisse Ausdrücke abgestreift, wollte sich nicht weiter mit ihnen herumschleppen. Wir haben aber ja auch sonst Grund genug dafür, den Pirckheimerschlüssel einer späteren Zeit zuzuweisen. Und zwar ist durch die Bezugnahme auf den Freiburger Reichs­ tag, durch den Umstand, daß der Herzog bezw. Pfalzgraf Otto von Neumarkt, der kaiserliche geheime Rat Veit von Wolken­ stein in der Liste aufgeführt sind, was doch nur Sinn gehabt hätte, wenn sie noch am Leben waren, der Zeitpunkt ziemlich genau festgelegt. Die Liste kann nicht wohl später fallen als in den Anfang des Jahres 1499, um welche Zeit Wolkenstein starb, sie wird aber vermutlich etwas höher hinaufzurücken sein, etwa in den Be­ ginn des Freiburger Reichstags, und das war um Michaelis 1497. Pirckheimer war an dem Reichstag in Freiburg, soviel wir wissen, nicht persönlich beteiligt. Der nürnbergische Gesandte dafür war Anton Tetzel, später, seit 1505 dritter Obrister Haupt­ mann, seit 1507 zweiter Losunger, 1514 wegen Untreue im Amt gestürzt und auf den Fünfeckigen Turm gebracht, woselbst er 1518 gestorben ist. Pirckheimer war in späteren Jahren sein ent­ schiedenster Gegner. Aber noch 1505, da er mit Tetzel auf dem Kölner Tage die Stadt Nürnberg vertrat, war er, wie er in seiner Autobiographie1) schreibt, mit seinem Kollegen sehr gut Freund (amicissimus). Es steht also nichts im Wege, daß er den für einen Gesandten auf dem Freiburger Reichstag be­ stimmten Schlüssel von Tetzel erhalten hat. Doch bedarf es dieser Annahme ja kaum. Pirckheimer konnte wohl auch einfach als einer der damals freilich noch jüngeren Ratsherren den Schlüssel ausgehändigt bekommen, bezw. ihn sich haben abschreiben lassen. Einige der um die Wende des 15. Jahrhunderts üblichen Geheimausdrücke fehlen in der Pirckheimerliste. So z. B. der »Sittich", mit dem Anton Tetzel laut seinem Bericht vom 22. Mai *) Abgedruckt von Karl Rück in seiner Ausgabe von Pirckheimers Schweizer­ krieg, München 1895. Vgl. daselbst S. 146. 22*

340 1500 vom Augsburger Reichstag zu verhandeln hatte. Wagner (S. 19f.) deutet ihn auf den Herzog Georg von Bayern-Lands­ hut (f 1503) und er wird wohl Recht haben. Es ist ja über­ haupt auffallend, daß dieser mächtige und zu Nürnberg stets in nahen Beziehungen stehende Fürst in der Liste fehlt. Auch der Ausdruck »/vernageln" gleich »»bestechen" (vgl. Wagner S. 18) erscheint nicht darin. Dies kann nun freilich kaum Wunder nehmen, da dergleichen Ausdrücke wohl auch sonst von den Nürnbergern gesprächsweise gebraucht wurden, und nicht nur im diplomatischen Verkehr. Abweichungen der beiden Listen in den Decknamen sind nicht ganz selten. So erscheint bei Wagner der Herzog Ludwig von Bayern-Landshut (1450 —1479) als Blaufuß, während um 1500 der Pfalzgraf am Rhein so genannt wurde1). In dem älteren Schlüssel heißt der Pfalzgraf Otto von Neumarkt das »»Rot­ auge," in dem Pirckheimerschen finden wir ihn als Storch wieder. Die Bischöfe haben fast durchweg andere Namen, so heißt der Bamberger Bischof in der älteren Liste »»Sprinz", was eine kleine Art Falken bedeuten soll (Schmeller-Frommann II, 705), bei Pirkheimer »»Stieglitz", der Würzburger bei Wagner »»Galander", in dem neueren Schlüssel »»Salamander" usw. Was uns befremdet, ist ja auch nicht die Tatsache, daß die Geheimschrift im Laufe einiger Jahrzehnte bei verschiedenen Namen gewechselt wurde, als vielmehr der Umstand, daß man sie so lange, anscheinend unbeirrt, beibehalten hat. Wie konnten diese Deckwörter für die Gegner noch ein Geheimnis sein! In Nürnberg wird es damit wohl ähnlich gestanden haben, wie in Florenz, dessen Gesandte am 8. April 1507 an den dortigen Kanzler Adriani schreiben: »»Ebenso machen wir Euch darauf aufmerksam, daß es. besser wäre, den ganzen Brief ohne Chriffre zu schreiben, als einige wenige Stellen desselben zu chiffrieren. Denn das, was vorhergeht und was nachfolgt, vereinigt sich, um jenes leicht verstehen zu lassen und die ganze Chiffre zu verraten. Wir ersuchen Euch also darauf zu achten"2). Vielleicht bediente ’) Wagner irrt (S. 31 f.), wenn er um 1500 unter dem Blaufuß den Herzog Ulrich von Württemberg verstehen zu müssen meint. 2) Reumont, Alfred, Italienische Diplomaten und diplomatische Verhält­ nisse 1260—1550 (Historisches Taschenbuch, hrsgg. von F. v. Raumer. N. F. 2 Jahrg. Lpz. 1841, S. 488).

341 man sich in Florenz damals eines ähnlichen Schlüssels, wie es der des Nürnberger Rates war. Jedenfalls gilt dies von der Signoria in Venedig, nur daß hier an Stelle von Tier- und Pflanzennamen im wesentlichen Tugenden und überhaupt ab­ strakte Begriffe gewählt waren. Vgl* Rockinger, a. a. O. S. 70. Was die Nürnberger bewog, trotz allem die alten Deck­ namen selbst für die am häufigsten vorkommenden Persönlich­ keiten usw. beizubehalten, war wohl, wie auch Wagner annimmt, die Absicht, das Verständnis der Briefe zu erschweren und für alle Fälle bei etwaigen Anklagen denselben die unwiderlegliche Beweiskraft zu nehmen. Der Rat, die Gesandten konnten immer leugnen, daß ein bestimmter Deckname diese oder jene Person bedeute, und streng juristich war es wohl in der Tat schwer> den Briefschreiber eines anderen zu überführen. Bei den Pirckheimerpapieren befinden sich noch zwei andere Schlüssel, der eine von Pirckheimers Hand selbst, der dritte von seinem intimen Freunde, dem Bamberger Kanonikus bei St. Stephan, Lorenz Beheim (f 1521 *). Der letztere scheint einen von der römischen Kurie benützten Schlüssel zu bedeuten, Beheim war ja Jahre lang Haushofmeister beim Papste Alexander VI. Der erstere aber, der die Jahreszahl 1517 trägt, scheint nur für Pirckheimers Privatgebrauch abgefaßt zu sein. Wir können hier nicht näher darauf eingehen ebensowenig wie auf die Versuche einer Geheimschrift mit Punkten, Strichen, Häkchen, Buchstaben usw., die sich an zerstreuten Stellen des Pirckheimernachlasses finden und bei denen auch der Bamberger Freund mitgeholfen hat. _________

Dr. Emil Reicke.

*) Vgl. meine Abhandlung über denselben in den Forschungen zur Ge­ schichte Bayerns. XIV. Bd., Hft. i u. 2 (1906).

Verzeichnis der von 1919 bis 1925 erschienenen

Schriften und Aufsätze zur

Geschichte der Stadt Nürnberg und ihres ehemaligen Gebietes

Von

Dr. Heinrich Heerwagen und Dr. Friedrich Bock

Von dem »Verzeichnis der Schriften und Aufsätze zur Ge­ schichte der Stadt Nürnberg und ihres ehemaligen Gebietes" erschienen die letzten Fortsetzungen und Nachträge (Schriften des Jahres 1918 und Nachträge zum Früheren) im Jahrgang 1919 (Heft 23) dieser Mitteilungen. Diese notwendige Bibliographie versuchen wir hier wieder ein Stück zu fördern und bringen zu­ nächst die Erscheinungen der sieben Jahre von 1919 bis 1925. Von nun ab hoffen wir dann wieder regelmäßig berichten zu können. Das Verzeichnis erscheint jetzt in veränderter Gestalt, nämlich in systematischer Einteilung mit alphabetischem Verfasserregister am Schlüsse. Die gewählte Einteilung ist zwar immer noch etwas weitmaschig und die innerhalb der System-Abschnitte eingehaltene alphabetische Reihenfolge zerreißt immer noch Zusammengehöriges. Umgekehrt hätten aber allzu zahlreiche Sonder-Überschriften das Gesamtbild zu unruhig gemacht und den Druck bedeutend erschwert. Ob es nötig ist, an dieser Stelle eine Dü re r-Bibliographie zu bringen, darüber läßt sich streiten; vollständig kann sie nie werden, wenn man ausschließlich auf die Hilfsmittel angewiesen ist, welche die Nürnberger Bibliotheken bieten. Da aber die »Internationale Bibliographie der Kunstwissenschaft" sehr post festum zu erscheinen pflegt, mag unser bescheidener Beitrag so­ lange als Notbehelf gelten, bis dort der einschlägige Band er­ schienen ist. Doch bringen wir nur Literatur über Dürer, nicht auch Neuausgaben seiner Werke oder Einzelblätter ohne Text. Umgekehrt glaubten wir uns die Aufzählung der umfang­ reichen Kaspar Hauser-Literatur diesmal durch den Hinweis auf die überall leicht zugängliche und bis zum Jahr 1926 geführte Bibliographie von Peitler und Ley (siehe unten vor Nr. 1121 sowie die Rezension darüber in den Buchbesprechungen) ersparen zu dürfen. Die Sammlung des Stoffes stammt in der Hauptsache von Dr. Heerwagen, die Anordnung und Zusammenstellung von Dr. Bock. Bezüglich der mangelnden Vollständigkeit rechnen wir mit der Nachsicht der Benützer und glaubten eher auf ein Letztes in der Ausfüllung der Lücken verzichten als mit der Veröffent­ lichung noch länger warten zu sollen. Die Verfasser.

Inhalts-Übersicht. 1. Geographie; Heimatkunde. — Topographie (auch einzelne Häuser). — Vorgeschichte. — Denkmalpflege. Nr. 1—46 2. Geschichte im engeren Sinn. a) Allgemeines und Zusammenfassendes. Nr. 47—60 b) Einzelne Abschnitte und Sonderfragen. Nr. 61—120 c) Nürnberger Gebiet und andere Orte der Umgebung. Nr. 121-204 3. Kulturgeschichtliches.

Nr. 205—283

4. Religion und Kirche. Nr. 283 a—331 5. Kunstgeschichte. a) Allgemeines. Nr. 332—337 b) Einzelheiten. Nr. 338—433 c) Zu einzelnen Künstlern. Nr.434—804 (Dürer:448—683) d) Museen. Nr. 805—861 6. Recht. Verwaltung. Wirtschaft. — Politik. — Handwerk, Gewerbe. Nr. 862—976 7. Sprache und Mundart. — Literatur (auch Buchdruck, Theater, Zeitungen). Nr. 977—1050 8. Wissenschaften; Erziehung und Unterricht. Nr. 1051—1092 9. Zur Personengeschichte. Nr. 1093—1150 Anhang: Historische Romane, Erzählungen usw. über Nbg. Nr. 1151—1173 Alphabetisches Verfasser-Verzeichnis

Abkürzungen und Zeichen. Hrsg, = Herausgegeben oder Herausgeber. Nbg, Nbger usw. = Nürnberg, Nürnberger usw. Fr. = Fränkische (-er usw.) * (vor einer Nummer) bedeutet, daß die dort zitierte Schrift keinem der Herausgeber Vorgelegen hat und die biblio­ graphische Quelle etwas zweifelhafter Natur war.

1. Geographie; Heimatkunde. — Topographie (auch einzelne Häuser). — Vorgeschichte. — Denkmalpflege. 1. Die Altstadt Nbg und ihre Erhaltung. Von L. in: Zentralblatt der Bauverwaltung 42, 1922, S. 317—320. Mit 2 Abb. (abgedruckt, ohne die Abb., in: Fr. Kurier 5. 7. 1922, Morgenausg., S. 1—2, Abendausg. S. 1). 2. Die Altstadt Nbg. u. ihre Erhaltung. Ein Projekt der Zerstörung. Von Dr. G. St. in: Süddeutsche Bauzeitung 32, 1922, S. 130—132. 3. Baer, F. W.: Einiges über ein Nbger Patrizier- u. Kaufhaus (sog. Kaiserhof, Winklerstr. 5). Mit 10 Textabb. u. 2 Taf. in: Zeitschrift f. Bauwesen 73, 1923, S. 253—256. 4. (Beck, Christoph:) Heimatkundliche Führung; Bericht darüber in: Fr. Kurier 3. 11. 1920, Morgenausg. S. 3. 5. Bier, Justus: Anlage und Aufbau der Nbger Altstadt, in: Heimat u. Welt, Beilage d. Nbg.-Fürther Morgenpresse, 1925, Nr. 15, S. 3-4; Nr. 16, S. 1—2; Nr. 17, S. 1—2. 6. Bohner, Konrad: Vorboten des Naturschutzes im 16. Jhdt. (Erhaltung merkwürdiger Bäume). Sonderabdr. aus: Mitteilungen d. dt. dendrologischen Gesellschaft 1925, Nr. 35. 2 S. 7. Böllinger, K(onrad): Drei verschwundene Bauwerke Alt-Nbgs, in: Zeitschrift f. Bauwesen 73, 1922, S. 273—287. Mit 28 Abb. (Bar­ füßerkirche; Grundherr- und Hertelsches Haus; Strunzsches Haus, Bankgasse 5 u. 7 und Findelg.) 8. —Die alten Stadtbefestigungen v. Nbg, in : Frank. Heimat 2, 1923 S. 139—41. Mit Abb. 9. Belsenbach, Joh. Adam: Nürnbergische Ansichten. 42 Taf. m. Ein" leitung hrsg. v. Justus Bier. München, Delphin-Verlag 1925. 19 S. Text. Bespr.: FT. Schulz in: Mitteilungen d. Vereins f. Gesch. d. St. Nbg. 26, 1926, S. 368—70. 10. Dietmar, Joh.: Heimatliche Kunstpflege, in: Fr. Kurier 22. 12. 1919, Morgenausg. S. 3. 10a. Dollacker, Ant.: Eine nordgauische Altstraße vom Main zur Donau. Deutsche Gaue, Sonderh. 107. Kaufbeuren 1919. H. Federschmidt, (Hermann): Die prähistorische Sammlung der Natur­ historischen Gesellschaft in Nbg, in: Fr. Kurier 7.1.1922, Morgen­ ausg. S. 1—2. 12. Fickenscher, Könrad: Geologische Verhältnisse und Entstehungs­ geschichte der Landschaftsbilder um Nbg. Gemeinverständl. Bei­ träge z. geolog. Heimatkunde. 1. Bdch.: Das Landschaftsbild vor

348 d. Toren Nbgs. Mit 7 Profilen u. 21 Phot. Nbg. Komm. Mareck, 1924. 63 S., 7 Bl. Taf. 13. Gärtner, Gg.: Das malerische Nbg. Mit Abb. in: Nordbayerischer Wanderer 6, 1925, S. 63—66. 14. — Streifzüge durch Altnbg. Nbg., Frank. Verlagsanstalt, 1925—26. 1. Sebaider Stadt. 358 S. 2. Lorenzer Stadt. 223 S. 15. Gengier, Hch. Gottfr.: Das Knoblauchsland, in: Fr. Kurier 23. 6. 1920, Abendausg. S. 2. 16. Herr, K(arl): Das Pegnitztal u. seine Entstehung, in: Mitteilungen d. Geogr. Gesellschaft in Nbg., Jhg. 1. Nbg., Koch, 1920. 37 S. 17. Hörmann, Karl: Aus der Vorgeschichte d. Heimat. Nbg., Spindler, •v 1925. 94 S., 12 Taf. 18. Hotzelt, Wilh.: Das Pfarrhaus zu ,,Unserer Lieben Frau“ zu Nbg. Winklerstr. 31. (1519—1919) in: Mitteilungen d. Vereins f. Gesch. d. Stadt Nbg. 23, 1919, S. 100—114. 19. Hühnermann, W.: Alte Grenzsteine. Mit Bild u. Kartenskizze, in: Die Fränk. Alb, 6, 1920, S. 20—21. (bei Vach, um 1440). 20. —Alte Kurpfalzbayrische Grenzsteine, in: Die Oberpfalz 17, 1923, S. 92—95. (Grenze bei Altdorf). 21. Kaufmann-Weckerling, Friedrich: Ein altnürnberger Handelshaus (Eisengroßhandlung J. F. Langrötger, Hauptmarkt 2) in: Fr. Kurier 24. 6.1924, S. 7; 25. 6. 1924, S. 11; 30. 6. 1924, S. 5. 22. Kittier, Christian: Heimatkunde v. Nbg (Heimatkunden zur Erd­ kunde von M. u. A. Geistbeck, 2.neubearb. Aufl.). München, Oldenbourg (1921). 1 Bl. Umschlag, 20 S. 23. {Kolb, Wilh.): Nürnberg, in: Typographische Mitteilungen 17, 1920, ' S.-73—78. 24. Mayr, August: Die Urnenfelderleute des Pegnitz- u. Regnitzgebietes, in: Sonntags-Kurier 1925, S. 302—01; 309-11; 319—20; 328. 25. Meyers Reisebücher: Franken u. Nbg. 2. Aufl. mit 9 Karten, 11 Plänen u. 2 Grundrissen. Leipzig-Wien, Bibliogr. Institut, 1919. Bespr. v. 0. Geiger in: Lit. Beilage zur Augsburger Postzeitg. 23.7.1919, ' S. 58-59, 25a. (dasselbe) 1921. 26. Müller, Wilhelm: Heimatkunde v. Nbg. für die 1. Klasse des Real­ gymnasiums. Ein Lehrgang im Anschluß an Dröber-Weyrauthers Erdkunde I. Beilage z. Jahresbericht d. Realgymn. Nbg. 1919. 30 S. 27. Mummenhoff, Ernst: Bezeichnung alter und abgekommener Straßenu. Platznamen mit Gegenüberstellung der jetzigen Benennungen, in: Adreßbuch d. Stadt Nürnberg . . . 1921, 1924, 1925, jeweils Abt. IV, S. 15—17.

349 28. — Studien z. Geschichte u. Topographie des Nbger Marktplatzes u. seiner Umgebung, in: Fr. Kurier 1921. 1. Älteste Zustände: 29. 7., Morgenausg. S. 6. — 2. Gründung d. Hl. Geist-Spitals u. die dadurch hervorger. topogr. Umwäl­ zungen. — Der Lauf d. ältesten Stadtmauer über den südl. Markt. — Das Malertor am Ausgang d. Ebnersgasse. — Prof. Rietschels Hypothese wegen der Befestigungen: 30. 7., Morgenausg., S. 7. — 3. Umfang d.Spitalgebäudes: 30. 7., Abd., S. 11. — 4. Vertreibung d. Juden 1349 u. Abbruch u. Verschenkung der Judenhäuser. — Der neue Marktplatz u. die Erbauung d. Frauenkirche dch. Karl IV.; 5.8., Morgen, S.7.—5. Die Vorhalle der Frauenkirche: 10.8., Morgen, S. 7. — 6. Das Männleinlaufen. — Adam Kraft, der Erbauer des Giebels mit dem neuen Männleinlaufen. 19. 8., Morgen, S. 7. 29. Nagel, Frdr. Aug.: „Einstürze“, in: Fr. Kurier 19. 7. 1922, Morgen­ ausg., S. 4 (Häuser in d. Tetzelg. und Weinmarkt 10). 30. Vom alten u. neuen Nürnberg, in: Sonntagsbeilage z. Schwäbischen Merkur, 22. 9. 1923. 31. Pflug, Hans: Das schöne Nürnberg, in: Sammler, Beilage z. Mün­ chen-Augsburger Abendzeitung. 9. 6. 1923, S. 4—5. 32. Reiche, Emil: Kreuz und quer durch Nbg, in: Neue freie Presse Wien, 30. 5. 1925, Nr. 21807, S. 40-41 m. 1 Abb. 33. — Rauchsäulen-Insektenschwärme, in: Fr. Kurier 15. 9. 1919. Abendausg., S. 1—2 (nach e. Beobachtung v. 13.—23. 7. 1812 in Nbg.) 34. — Aus Nbgs. Vergangenheit (betr. altes Aussehen der Gegend am Josephsplatz). Von—e. in: Fr. Kurier 7. 2. 1922, Morgenausg., S. 3. 35. — Das Nbgische Volkstum nach seinen historischen Bedingungen, in: Archiv f. Kulturgeschichte 16, 1925, S. 183—207. 36. Renz, Alfred: Nürnberg. Seine malerisch-architektonische Erschei­ nung u. sein farbiger Wert in 10 Bildern. Kunstverlag Stuttgart (1923). („Renz-Mappe, Städtebilder“.) 37. Röhm, David: Vom früheren Geländebesitz der Holzschuher und HarsdÖrffer in der Neuen Gasse, in: Fr. Kurier 25. 5. 1923, S.6. 38. Scherzer, Hans: Geologisch-botanische Heimatkunde von Nbg u. Umgebung. Nbg. Frommann, 1921. VIII, 248 S. (Abdruck daraus: Der Schüsselestein, e. Naturdenkmal im Nbger Reichswald, in: Sonntagskurier 1921, S. 180f.) 39. Scheuermann, Heinrich: Schutz den alten Straßennamen, in: Der Sammler, Unterhaltungsbeilage d. München-Augsburger Abend­ zeitung 1922, Nr. 34, S. 3. 40. Schulz, Fritz Traugott: Altnürnberg als Stadtbild, in: Sonntagskurier 1920, S. 220-221. 41. — Bau- u. Kunstdenkmäler der Tetzeigasse, in: Fr. Kurier 22. 12. 1919, Morgenausg., S. 3.

350 42. — Geschichtliches u. Kunstgeschichtliches aus der Tetzeigasse, in: Fr. Kurier 27. 12. 1919, Abendausg. S. 3. 43. — Bilder aus Nbg. 1. Stadt und Burg. 2. Gebäude, Straßen u. Ereignisse, in: Die alte Stadt. Eine Kulturgeschichte in farbigen Bildern, Mappe 3 u. 4. Regensburg u. Lpz., Habbel & Naumann 1924, 1925. Bespr. Mummenhoff in: Mitteilungen d. Vereins ... 26, 1926, S. 355-359. 44. Seihold, Hans: Der Nbger Stadtplan als Urkunde der Grundriß­ entwicklung der Stadt, in: Fränk. Heimat 4, 1925, S. 279—86 u. 331—36. Mit Abb. 45. Wagner-Speyer (Ludwig): Städtisches Hochbauwesen und Denk­ malspflege, in: Jahresschau Nbg. 1923—24, S. 49—62. 46. — Schutz den Bau- u. Kunstdenkmälern in Privatbesitz, in: Die Denkmalpflege 24, 1922, S. 34-35.

2. Geschichte im engeren Sinn. a) Allgemeines und Zusammenfassendes. 47. Bitterauf, Theodor: Bayern und seine fränkischen Provinzen, in: Allgemeine Zeitung, München 25. 9. 1921, S. 379—381. 48. Bock, Friedrich: Aus Nbgs Geschichte, in: F. Bock, Nürnberg, ein Führer. Nbg., Koch (1923), S. 15—17. (Dasselbe) ... 2. Aufl. (1926), S. 15—17. 49. Frisch, Ernst von: (Johann) Ketzmannsche Chronik von Nbg, in: Sonntagskurier 1925, S. 366—68, 379—80, 383—84; 1926, S. 7—8, 19-20. 50. Gebert f, Karl Friedrich, in: Nbger Zeitung 26. 8. 1919, S. 4. 51. — (Frdr.): Eine Nürnberger Steckenreiterklippe in Gold, in: Numis­ matische Mitteilungen, Nbg. Nr. 263 v. 1. 2. 1922, S. 1825 — 26 mit Abb. 52. Hampe, Theodor: Dr. phil. h. c. Ernst Mummenhoff, städt. Archiv­ direktor u. Vorstand der Stadtbibliothek, beim Scheiden aus seinem Amte, in: Fr. Kurier 24. 12. 1920, Abendausg. S. 11—12. 53. Hofmann, AlberJt von~- Die Stadt Nbg (Historische Stadtbilder, 5). Mit 1 Karte, 1 Stadtplan, 1 Stadtansicht u. 4 Grundrißzeichnungen. Stuttgart, Dt. Verlagsanstalt 1924, 188 S. Bespr.: E. Mummenhoff u. F. T. Schulz in: Mitteilungen d. Ver­ eins ... 25. 1924, S. 215—238. — Mummenhoff in: Fr. Kurier 1924, 22. 5, S. 15; 23. 5., S. 18; 26. 5., S. 5; 29. 5, S. 7; 6. 6., S. 14. — A. Sieghardt in: Heimat u. Welt, Beilage d. Morgen­ presse, 19. 1. 1924, S. 8.

351 54. Jahresbericht, Verein f. Geschichte der Stadt Nbg, über das 42., 43., 44., 45., 46., 47. Vereinsjahr. Nbg. Komm. Schräg, 1920—1925. 32, 49, 47, 4, 66, 56 S. 55. Jahresschau Nürnberg 1923—24, hrsg. v. (H.) Luppe, (Maximilian) Meyer, (E.Hch.) Zimmermann. l.Jhg. Nbg. Montanusverlag 1924. 241 S. 4°. 56. Kupfer, Konrad: irrtümer und falsche Überlieferungen über Ge­ schichte und Kunstdenkmale Nbgs. („Dürertürme“, Nassauerhaus, Eiserne Jungfrau, Eppeleinssprung, unterird. Gänge, Katharinen­ bau als Meistersingerkirche, angebl. Arbeiten Ad. Krafts, Luther u. Goethe in Nbg, Bigamiebeschluß v. 1650, Männleinlaufen, Mundart), in: Die Burg, Beilage d. Bayer. Volkszeitung, vom 13., 16. u. 20. 8. 1924. 57. Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, hrsg. v. Ernst Mummenhoff. Heft 23, 1919. 24, 1922. 25, 1924. Nbg. . Komm. Schräg. 2Bl., 144 S.; 4 Bl., 299 S.; IV, 270 S., 25 u. 13 Taf. Mummenhoff, Ernst: Ein neues geschichtliches Buch über Nbg. (Besprechung von Nr. 53, siehe dort). 58. Mummenhoff, Ernst: Geschichtliches, in: Schrags Führer durch Nbg., 37. Aufl. von Walter Fries. Nbg., Schräg (1925) S. 29—40 (unverändert aus der 36. Aufl.). 59. — Geschichtliches, in: Adreßbuch v. Nbg., Jhg. 1921, Abtlg. IV, S. 1—5; ebenso in d. Jahrgängen 1924 u. 1925. 60. Reiche, Emil: Nbgs. geschichtliche Entwicklung, in: Jahresschau (siehe oben Nr. 55), S. 3—7.

b) Einzelne Abschnitte und Sonderfragen. 61. Nürnberger Adel von F. Sch. in: Nbger Zeitung, 4. 4. 1919, S. 4. X 62. Altmann (Alfred): Ausstellung des Staatsarchivs Nbg. in: Fr. Kurier, 11. 11. 1921, S. 5. 63. Gullmann: Die Nbger Burg als Stammburg d. Hohenzollern, in: Fränk. Heimat 3, 1924, S. 413—417. 63 a. 8. Feldartillerie-Regiment mit Kriegsformationen. (Nbg) 1922, Druck von Grohrock. 36 S., 2 Taf. 64. Federschmidt (Hermann): Die Blitzgefahr für die St. Lorenzkirche in 5 Jahrhunderten, in: Fr. Kurier 16. 2. 1922, Morgenausg. S. 4. 65. Franzosen, Die, im Pegnitztal, in: Heimat und Welt, Beilage d. Nbg.-Fürther Morgenpresse 1924, Nr. 13, S. 6—7. 66. Franzosenzeit, Aus der. Oesterreichische u. französ. Truppendurch­ züge dch. Henfenfeld im Jahre 1797 (aus dem Pfarrarchiv v. H.) in: Nordbayer. Zeitung 12. 12. 1921, S. 6. 67. Friedrichsdorf, Rud.: Markgraf Albrecht Alcibiades als Reiterführer. Dissertation Berlin 1919. 76 S.

352 68. G(ärtner, Gg.): Feuer im Rathaus! (Nach Mummenhofifs Rathaus­ werk) in: Die Furche 1921, S. 486—487. 69. (—) Sagen vom Ursprung Nürnbergs, in: Die Furche 1924, S. 30—31. 70. (—) Nürnbergs Urzeit, in: Die Furche 1924, S. 18—19 u. 22—23. 71. (—) Die Wasserschlacht an der Dooser Brücke, in: Die Furche 1922, Nr. 66. 72. Gerum, J.: Die Räteregierung in Nbg. 1348—49, in: Der Sammler, 11. 3. 1920, S. 2-3. 73. Gäpfert, Gg.: Was ist Castrum Nuorenberc um 1050? Eine Studie zur Frühgeschichte d. Stadt Nbg. Banz, St.Bernard-Verlagl924.24S. Bespr.: Mummenhoff in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 25, S. 239—66; dazu Erklärung Göpferts u.Gegenerkl. Mumtnenhoffs, Mitt.26,S.385. 74. Grätsch, A.: Der Markgräflerkrieg in der Oberpfalz 1554, in: Die Oberpfalz 17, 1923, S. 79. 75. Gümbel, Albert: Sankt Gallener als militärische Ausbildner in Nbg., in: Zeitschrift f. Schweizerische Geschichte 5, 1925, S. 229—235. 76. — Geschützlieferungen Gregor Löfflers für die Reichsstadt Nbg. 1553—1555, in: Zeitschrift f. histor. Waffen- u. Kostümkunde, Bd. 9, 1922, S. 1-194; 10 (N. F. 1), 1925, S. 203—211. 77. — Ein Zusammenstoß des Buchhändlers Palm mit der Salzburger Regierung im Jahre 1798, in: Korrespondenzblatt d. Gesamtvereins d. deutschen Geschichts- u. Altertumsvereine 68, 1920, Sp. 11—16. 78. Gutmann, Willy: Der Fuhrmann Kunz Keltsch. Ein mittelalterlicher Bandenhäuptling in Franken (um 1500), in: Heimat u. Welt, Beilage d. Nbg.-Fürther Morgenpresse 1924, Nr. 10, S. 4. 79. Gutmann, Wilhelm: Die Schlacht im Lorenzer Wald (Affalterbach 1502), in: Fränk. Heimat 1, 1922, S. 125—128. 80. Hammerbacher, Gg.: Nbg. und der Bauernkampf 1524—25, in: Sonntagskurier 1925, S. 110—111. 81. Hechel, Gottlieb: Hat der Rat von Nbg. ,,Mordbrenner“ besoldet?, in: Luginsland, Beilage der Nbger Zeitg., 1924, Nr. 14, S. 4 u. Nr. 17, S. 4. 82. Heimeran, Gg., und Max Schunck: Das K. B. Landwehr-InfanterieRegiment Nr. 7. Nach den amtlichen Kriegstagebüchern bearb. Mit 3 Skizzen. (Erinnerungsblätter deutscher Regimenter, Baye­ rische Armee, Heft 17) München, Kriegsarchiv, Kommission Lindauer: 1923. 59 S., 1 Tafel. 83. Herold, Eduard: Alt-Nürnberger im Hennegau, in: Luginsland, Bei­ lage d. Nbger Zeitg. 1924, Nr. 7, S. 4. 84. Hupp, Otto: Zum Wappenbüchlein des Nikolaus Taurellus (1547—1606) in: Schweizer Archiv f. Heraldik 1924 (meist Wappen der Nbger Geschlechter u. d. umliegenden Gebiete).

353 85. Hutschenreuther, Richard: Das K. B. 1. Chevaulegers-Regiment im Weltkriege 1914—19. München 1922, Kommission Korn, Nbg. 130 S., 2 Bl. Karten, 10 Taf. Abbildungen. 86. Kehl, Oberst a. D.: Die Preußen in Nbg. Ein Gedenkblatt, in: Bayer. Heimatland (Beilage d. Bayer. Nationalzeitung, Nbg.) 25. 7. 1921, S. 1-3. y86a. Kolbmann, Georg: Exulanten in Nbg. Auszüge aus d. Nbger Stadt- fl rechnungen 1619—1649. Schorndorf, Hofner: 1924. (Familien­ geschichtliche Schriften, 1). 23 S. 87. Kraus, Philipp: Die Bedeutung des Namens Nürnberg (Referat üb. e. Vortrag im Verein f. Gesch. am 19. 2. 1920) in: Jahresbericht (s. oben No. 54), 43, S. 8—12. 88. Kreppei, Ottmar: Die Örtlichkeit der Schlacht im Nbger Walde vom 19. 7. 1502, in: Fr. Heimat 2, 1923, S. 26-30. 89. Kretzschmar, Joh.: Der Heilbronner Bund 1632—35. 3 Bände. Lübeck 1922. XXIII, 486, 626, 503 S. Bespr. Mummenhoff in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 26, S. 341—49. 90. Kummer, Rudolf: Die Franzosen in Nbg (1796), in: Fr. Heimat 3, 1924, S. 180—184. 91. Leu, E(mil): Der vermutliche Ursprung der Bevölkerung und dfer Mundart von Nbg. u. Umgegend („Nürnberg eine niedersäch­ sische Niederlassung und Sprachinsel“) in: Fr. Kurier 8. 6. 1925, S. 11 u. 4. 7. 1925, S. 17. 92. Lippert (Friedrich?): Geschichte eines Nbger Dukatens im 30j. Krieg, in: Allerlei, Beilage z. Bayreuther Tagblatt, 9. 3. 1923. 93. Lader, Theodor: Eine nbgische Deputation im Jahre 1801 und ihre Audienzen bei Bonaparte u. Talleyrand, in: Sonntagskurier 1921, S. 252-255. 94. Mummenhoff, Ernst: Altnürnberg in Krieg u. Kriegsnot 3: Aus der Franzosenzeit, Nbg. Schräg 1919. 149 S. Bespr. O. Stündt in: Der Sammler 17. 5. 1919, S. 7—8. 95. — Stammen die Burggrafen v. Nbg von den Abenbergern oder d. Zollern ab? in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 23, S. 55—88. 96. — Ist die Sebaldusstadt älter als die Burg? in: Fr. Kurier 26. 4. 1924, S. 13 (im Anschluß an (C. Frank): Siedlungskastelle der Franken, in: Deutsche Gaue 25, 1924, S. 11—14). 97. Nagel, Friedrich August: Besiedlung des Nbger Landes u. Sebalder Burgfriedens nach dem Westfälischen Frieden. Zu der Sonntags­ ausstellung im Kupferstichkab. des Germ. Museums . . . in: Fr. Kurier 26. 8. 1919, Abendausg. S. 3. 98. Name Nürnberg, Der, In: Fr. Kurier 6. 10. 1920, Morgenausg. S. 4 99. Palm. Von C. in: Der Sammler, 18. 2. 1922, S. 5—6. 23

354 100. Reiche, Emil: Geschichtliche Beziehungen zwischen der Schweiz und Nbg. Den Schweizer Studenten z. Begrüßung, in: Fr. Kurier 16. 7. 1921, Abendausg., S. 4—5. 101. — Verklungener Heldenruhm (Albrecht Achilles). Eine kritische Betrachtung, in: Sonntagskurier 1921, S. 412—414. 102; — Willibald Pirckheimer und die Reichsstadt Nbg im Schwaben­ krieg, in: Jahrbuch für Schweizerische Geschichte 45, 1920, S. 131*—189*. X 103. Rheude, Lorenz: Wappen von Nbg, in: Der deutsche Herold 51, 1920, S. 72. (Das Bastei-Wappen v. 1812 (?) mit Abb.). 104. Rück (Karl): Willibald Pirckheimers Kriegsfahrt gegen die Schweiz. Vortrag im Hist. Verein Regensburg (Referat darüber in:) Beilage d. Bayerischen Volkszeitung, 6. 3. 1923. 105. Runge, Hans: Eine Nbger Verordnung nach Beendigung des 30j. Krieges (der angebl. Bigamie-Beschluß v. 1650) in: Fr. Kurier 9. 1. 1920, Abendausg., S. 2 (vgl. unten Nr. 205a). 106. Schillerf Heinrich: Untersuchungen über die Schlacht an der Alten Veste. (Vortrag; Referat darüber) in: Fr. Kurier 22. 2. 1921, Morgenausg., S. 4. 107. Schoof, Wilhelm: Zur Deutung d. Namens Nürnberg, in: Fr. Kurier 17. 12. 1924, S. 13 u. 18. 12. 1924, S. 13. 108. Schornbaum, Karl: Zur Auflösung des Nbger Rates 1806, in: Mit­ teilungen (s. Nr. 57) 23, S. 94—99. 109. Schrötter, Gg.: Nbgs. Bevölkerungszahl im 15. Jahrhundert, in: Bayer. Heimatland, Beilage d. Bayer. Nationalzeitung, 1921, Nr. 17 u. 18. 110. Sieghardt, August: Eppelein v. Gailingen auf Drameysl, in: Fr. Kurier 31. 10. 1924, S. 17 u. 8. 11. 1924, S. 10. 111. Siegl, Karl: Briefe u. Urkunden z. Gesch. d. Hussitenkriege aus d. Egerer Stadtarchiv. Sonderabdr. aus d. Zeitschr. d. Deutschen Vereins f. d. Gesch. Mährens u. Schlesiens, Brünn 1919, Verlag d. Vereins, 112 S. (auf Nbg bezügl. die Nummern 47, 67, 78, 82, 84, 88, 92). 112. — Die ältesten deutschen Urkunden aus d. Egerland, in: Unser Egerland 1923, Heft 11/12. 8 S. 113. Spielberg, Werner: Zur älteren Genealogie der Burggrafen von Nbg in: Forschungen z. Brandenburgischen u. preuß. Geschichte 37, 1924, S. 136—145. 114. Steinberger, Hans: Vergessenes aus Alt-Nbg, in: Bayerland 31, 1920, S. 350. (Anekdotisches). 115. Stettner, Thomas: Zur Glaubwürdigkeit des Ritters v. Lang in seinen Memoiren, in: Sonntagskurier 1925, S. 160—161.

355 116. Stremei, Fritz: Eppelein v. Gailingen, in: Nordbayer. Zeitung, 27. 2. 1925, S. 8 u. 6. 3. 1925, S. 17. 117. Theobald, S.: Der fränkische Kreistagsbeschluß nach Ende des 30jähr. Krieges, in: Bayerische Volkszeitung, 22. 1. 1920. 118. Trautmann, Franz: Eppelein von Gailingen, der ritterliche Eulen­ spiegel. Neu herausg. v. J. P. Mauel mit den 8 Urbildern von A. Muttenthaler. (Aus allen Zeiten und Ländern, Bd. 28) Köln, Bachem (1919). 150 S. 119. Vielehe’Beschluß, Ein gefälschter (nach d. Vortrag Altmanns) in: Der Sammler 1920, Nr. 61, S. 5, von K. R. (vgl. unten Nr. 205a) 120. Werminghoff, Albert: Conrad Celtis und sein Buch über Nbg. Freiburg i. B., Boltze 1921. VI, 245 S. Bespr.: P. Joachimsen in: Hist. Zeitschrift 131, 1925, S. 297—298. F.Bock, in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 24, S. 297—98. — E. Reiche in: Sonntagskurier 1922, S. 206—208.

c) Nürnberger Gebiet und andere Orte der Umgebung. (Nach dem Alphabet der Orte; Vollständigkeit konnte nicht angestrebt werden.) 121. Schornbaum, Karl: Die Geschichte der Pfarrei Alfeld. Ein Beitrag z. Gesch. d. Nbger Landes. Leipzig u. Erlangen, Deichert 1922. (Quellen u. Forschungen z. Bayer. Kirchengeschichte, Bd. 7). VI, 189 S. Bespr.: Hoppe in: Hist. Zeitschrift 128, 1923, S. 552.— Dannen­ bauer in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 26, S. 377—379. 122. Gengier, Hch. Gottfr.: Der Auszug der Erlanger Studenten nach Altdorf, in: Fr. Kurier 3. 3. 1922, Morgenausg. S. 1. 123. Meyer (]oh.): Aus der Geschichte d. Stadt Altdorf, in: WallensteinFestspiele 1925, Sondernummer des „ Boten v. Altdf. u. Umg.u, S. 1—2 m. Abb. 124. — Gymnasium, hohe Schule und Lehrerbildungsanstalt in Altdf., in: Wallenstein-Festspiele . . . (vgl. Nr. 123), S. 2—3. 125. — Wallenstein als Student in Altdf, ebenda, S. 3—4. 126. Suchier, Wolfram: Augustus Drachstedt . . . Pfänner in Halle, 1654—1691, und seine Gedichte aus den Jugend- u. d. Altdorfer u. Jenenser Studienjahren. 2. verm. Abdruck. Halle (1919) Dr. v. Gebauer u. Schwetschke. 127. Trammer, Konstantin: Wallenstein a. d. Universität Altdorf, in: Der Sammler 1925, Nr. 22, S. 5. 128. Preißl, Fritz: Die Altenfurther Kapelle, in: Illustr. Beilage d. Bayer. Volkszeitung 1925, Nr. 5. 128a. Sieghardt, Aug.: Die Kirchenruine zu Arzlohe b. Pommelsbrunn, in: Nbg.-Fürther Morgenpresse 21.7.1923, S. 3—4. 23*

356 129. Deuerlein, Ernst: Bruck bei Erlangen, in: Erlanger Heimatblätter 5, 1922, S. 77. 130. — Beiträge z. Bibliographie d. Erlanger Landes. Bruck, in: Erlg. Heimatblätter 7, 1924, 26. 1., S. 14. 131. Flurdenkmale der Erlanger Gegend. 47. Bruck, in: Erlg. Heimat­ blätter 7, 1924, S. 199. 132. Bühl, E.: Die Kunst- und Kulturdenkmäler des Erlanger Landes, I: Bruck, in: Erlg. Heimatblätter 7, 1924, S. 9—10, 13—14. 133. Eßlinger, Karl: Brunn bei Nbg und das ehemalige kaiserliche Jagdschlößchen, in: Fr. Kurier 9. 8. 1925, S. 7. 134. Gießberger, Hans: Zur Geschichte des Buckenhofer Sauerbrünnleins, in: Erlg. Heimatblätter 1919, S. 145—147. 135. Sauerbrünnlein, Das Buckenhofer, in: Erlg. Heimatblätter 1919, S. 18 136. Preißl, Fritz: Einiges über den Dutzendteich, Fischbach, St. Peter, Altenfurth usw. in: Illustr. Beilage d. Bayer. Volkszeitung, 10.1. 1925, S. 5-6. 137. Flurdenkmale der Erlanger Gegend. 48. Eltersdorf in: Erlg. Heimat­ blätter 7, 1924, S. 199. 138. Kressei, J.: J. H. Aug. Ebrard als Erlanger Heimatschriftsteller, in: Erlanger Heimatbuch 1924, S. 65—69. 139. Schmidt-Herrhng, L.: Erlangen u. Umgebg im Kriege 1449—1450, in: Erlg. Heimatblätter 1919, S. 114, 117—118, 121—122,125—126. 139a. Straßenzüge, Alte, in der Erlanger Gegend (Straße ForchheimHersbruck; Eisenstraße, Weinstraße) von E. P. in: Erlg. Heimat­ blätter, 5, 1922, S. 1—2. 139b. Straßennetz, Das mittelalterliche Straßennetz rechts der Regnitz zwischen der Kalchreuther Höhe u. der Wiesent. (Nbg.-Erlangen, „Weinstraße“ und die beiden Eisenstraßen), in: Erlang. Heimat­ blätter 8, 1925, S. 70. Von P. 140. Althammer, Konr.: Der Naturpark von Erlenstegen ein ehemaliger Herrensitz, in: Fr. Kurier, 7. u. 3. 10. 1922, je S. 6. 140a. Wahrzeichen, Das, Erlenstegens, die alte Eiche, soll gefällt werden in: Fr. Kurier 16. 1. 1924, S. 5. 141. G{ärtner, Gg.): Der Hochzeitskrieg von Ermreuth, in: Die Furche, Beilage der Fr. Tagespost, 1921, S. 603. 142. Stoer, Th. Friedrich: Das Ortswappen von Feucht b. Nbg. Mit 1 Wappentafel. Altdorf 1925, Druck v. C. Hessel. 22 S. 143. Staudenraus, Robert: Beiträge z. Gesch. d. Postwesens in Fürth, in: Archiv f. Postgeschichte in Bayern 1925, S. 103—111; 1926, S. 27—34. 143a. Sieghardt9 Aug.: Das Schloß in Fürth, in: Nbg-Fürther Morgen­ presse 18. 7. 1923, S. 3.

357 144. M(aier, Gg.): Schloß Qibitzenhof\ in: Nbger Zeitung 19.12.1924, S. 13. 145. Beckh, Max: Geschichte d. Schlosses Gleißhammer bei Nbg. Ein Beitrag zur Nbger Ortsgeschichte. Nbg., Schräg, 1925. 3 BL, 73 S., 7 Taf., 1 Plan. Bespr. F. Bock in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 26, S. 372—373. 146. Schaffer, Ottmar: Frank. Landschaft: Burgthann-Gnadenberg, in: Bayer. Heimat, Beilage d. Bayer. Nationalzeitung 1921, Nr. 35, S. 4. 147. Eisen, Ludwig: Vor den Toren Alt-Nürnbergs. Gesch. der Vorstadt Gostenhof und d. Siechkobels St. Leonhard (Fränkische Heimat­ schriften 1). Nbg., Spindler 1923, 48 S. m. Abb. Bespr. Dannenbauer in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 26, S. 371—372. 148. Karte, Eine neue, 1:25000, Blatt Gräfenberq, in: Erlg. Heimat­ blätter 7, 1924, S. 33—34, von P. E. 149. Deuerlein, Ernst: Beiträge zur Bibliographie des Erlanger Landes: Gründlach, in: Erlg. Heimatblätter 7, 1924, S. 64. 150. Kr(essel, Johs.): Die weiße Frau von Gründlach, in: Erlg. Heimat­ blätter 2, 1919, S. 54. 151. Kressei, Johs.: Wanderung nach Reutles und Großgründlach, in: Erlg. Heimatblätter 2, 1919, S. 165. 152. Bühl, E.: Die Kunst- und Kulturdenkmale d. Erlanger Landes 4. Gründlach, in: Erlg. Heimatblätter 7, 1924, S. 39—40, 46—47, 55—56, 61—64. 153. Baugeschichte, Aus der, des Klosters Heilsbronn, in: Sonntags­ kurier 1920, S. 69-70. 154. Sieghardt, August: Die Burgruine Heimburg bei Neumarkt i. O., in: Die Oberpfalz 18, 1924, S. 94—96. Henfenfeld siehe oben Nr. 66. 155. Grolman, W. von: Zur Kenntnis Riemenschneiders. Der Herolds­ berger Crucifixus ... in: Monatshefte f. Kunstwissenschaft 16,1922, 5. 116—121, m. 1 Taf. 156. Mitius, O.: Mit Dürer nach Heroldsbg. ... s. unten Nr. 586. 157. Sieghardt, August: Der Michelsberg bei Hersbruck. Ein Geschichtsu. Landschaftsbild. Hersbr. K. Pfeiffer, 1925. 33 S., 2 Taf. 157a. Hühnermann, W.: Von Hersbruck zur Houbirg nach Pommelsbrunn, in: Nordbayerischer Wanderer 4, 1923, S. 2—4. 158. Erlauschtes aus Igensdorf Von E. P. in: Erlanger Heimatblätter 7, 1924, S. 191 (Sagen). 159. Federschmidt, (Hermann): Eine Nekropole der Hallstattzeit (bei Igensdorf) in: Sonntagskurier 1922, S. 205—206. 160. G{ärtner, Gg.): Ein 2500 Jahre alter Friedhof bei Igensdorf, in: Die Furche, Beilage d. Fränk. Tagespost, 1922, S. 262—263.

358 161. Katz, Die, bei Igensdorf, in: Erlanger Heimatblätter 7, 1924 S. 113—114. Von E. P. 162. Stremei, Fritz: Kalbensteinberg and die Mumiengräber der Rieter, in: Nordbayerische Zeitung 29. 6. 1925, S. 8 u. 13. 7. 1925, S. 8. 163. Deuerlein, Ernst: Beiträge z. Erlanger Sagenschatz: Gespenst im Pfarrhaus zu Kalchreuth, in: Erlg. Heimatblätter 2, 1919, Nr. 35. 164. — Beiträge zur Bibliographie d. Erlanger Landes: Kalchreuth, in: Erlg. Heimatblätter 7, 1924, S. 194—195. Mitius, O.: Mit A. Dürer nach ... Kalchreuth siehe unten Nr. 586. 165. Sage, Eine: Über den Zigeuner-Weg (im Reichswald zw. Erlangen u. Kalchreuth) von W. F. in: Erlg. Heimatblätter 2, 1919, S. 202. 166. Seibold, Hans (in Offenhausen): Zur Keilberg-Fahrt, in: Nbger Zeitung 5. 7. 1924, S. 3. Wiedemann, E. ... Kornberg, siehe unten Nr. 200. 167. Neuner, Gg.: Die weiße Frau des Schlosses zu Kornburg, in: Fränk. Heimat 4, 1925, S. 237—238. 168. Wich, (Heinrich): Das Schloß in Kornburg, in: Bayerland 31, 1920, S. 344—345. 169. — Das Schloß in Kornburg, in: Fränk. Heimat 3, 1924, S. 221—222. Mit 2 Abb. 170. Flurdenkmale d. Erlanger Gegend, 51: Kraftshof, in: Erlg. Heimat­ blätter 7, 1924, S. 202, 231. 170a. D(euerlein), E(rnst): Kraftshof, in: Erlg. Heimatblätter 4, 1921, S. 140. 171. Hartmann, Otto: Befestigte Kirchhöfe (Mit 9 Abb., darunter 2mal Kraftshof, lmal Wendelstein) in: Gartenlaube 1921, S. 335—338. 172. Deuerlein, Ernst: Die Münzstätte Karls IV. in Lauf... in: Erlg.. Heimatblätter 7, 1924, S. 154—155. Eisen, L.: St. Leonhard siehe ob. Nr. 147. 173. Schaffer, Ottmar: Lichtenauer Chronik, in: Bayer. Heimatland 1921, Nr. 34, S. 2—3; 35, S. 4. 174. 500 Jahre Moritzbergkapelle, von J. K. in: Nbger Zeitg. 21.8.1919, S. 4175. Schankstätte, Eine geschichtlich denkwürdige (Muggenhof), in: Fr. Kurier 19. 4. 1925, S. 7. 176. Welser, Ludwig Frhr. von: Die Ausübung des Halsgerichts dch. die Welser in Neunhof (b. Lauf). Vortrag. (Bericht darüber in:) Jahresbericht (s. Nr. 54) 41, S. 6—8. 177. — Die gemeindlichen u. wirtschaftlichen Verhältnisse einer Land­ gemeinde in d. letztverflossenen Jahrhunderten (betrifft Neunhof; Bericht üb. diesen Vortrag in:) Jahresbericht (s.Nr.54) 42, S.8—10. 178. Schütz, Martin: Osternohe und seine Kirche, in: Bayr. Heimatland, Beilage d. Bayr. Nationalzeitung 9.5.1921.

359 179. Haerlein, Hans: Sagen u. Urkunden aus dem oberen Pegnitztale, in: Luginsland, Beilage d. Nbger Zeitung 1.3. 1924, S. 4. 180. Kreppei, Ottmar: Vor dem Frauentor. Histor. Nachrichten von St. Peter in Nbg. und der angrenzenden Gegend, Lfg. 1—3. Nbgv Frommann (dann Spindler) 1924—25. 28 S. 181. Esslinger, Karl: Zur Geschichte v. Reichelsdorf, Sonderabdr. aus: Heimatblätter für die Gesch. Schwabachs 1922. 22 S. 182. Deuerlein, Ernst: Beiträge z. Bibliographie d. Erlanger Landes. Reutles b. Gründlach, in: Erlg. Heimatblätter 7, 1924, S. 30. 183. Kressei, Jobs.: Beiträge z. Erlanger Sagenschatz: Die Entstehung der Felixkapelle in Reutles in: Erlanger Heimatblätter 2, 1919, S. 98. — s. auch oben Nr. 151. 184. Rühl, E.: Die Kunst- u. Kulturdenkmäler d. Erlanger Landes. 3. Reutles, in: Erlg. Heimatblätter 7, 1924, S. 27—28, 30. 185. Schütz, Martin: Die Ganerbschaft vom Rothenberg in ihrer poli­ tischen, juristischen u. wirtschaftlichen Bedeutung. Nbg., Spindler, 1924. LIII, 111 S., 9 Taf. (Teilweise auch in: Fr. Heimat 1923, 5. 4 ff.). Bespr. E. Reiche in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 26, S. 374—77. 186. Chronik des Schmausenbuck, Aus der, in: Nbger Zeitung 1920, 6. 8., S. 3; 9. 8., S. 3; 13. 8., S. 3. 187. Schmausenbuck, Der (Titel d. 2. Fortsetzung: Chronik vom Schm.), in: Fr. Kurier 1920, 9. 8., S. 3; 11. 8., S. 3; 16. S., S. 3-4 (fast gleichlautend mit Nr. 186!). 188. Kirsten, Walther: Irrgarten u. Felsenlabyrinth am Schmausenbuck, in: Fr. Kurier 20. 9. 1920, S. 5—6. 189. Kelber, Karl: Unter den Zinnen der alten Burg Schönberg, in: Frankenland 9, 1922, S. 47—54. 190. Gerner, Johann: Die Münzstätte Schwabach unter den Hohenzollern, in: Schwabacher Heimatsammelmappe, herausg. von Hch. Krauss, 1923-24, S. 20—23, 60-64. 191. Rusam, (Gg.): Die Besiedlung des Schwabacher Landes, in: Heimat­ blätter, Beilage z. Schwabacher Tagblatt, 1924, S. 1—16. 192. Kärwa, Von der Schweinauer. Von L. in: Fr. Kurier 25. 5. 1924, S. 15. 193. Stremei, Fritz: Das Drama im Sittenbachtal. Gesch. e. Kriminal­ falles im vor. Jhdt., in: Die Furche, Beilage d. Fr. Tagespost 1926, S. 82-83, 90-91. 194. Hühnermann, W.: Der Steckenbühl, eine Wüstung im Velden­ steiner Forst, in: Fränk. Alb 5, 1919, S. 3—4. 195. Flurdenkmale d. Erlanger Gegend, 50. Tennenlohe, in: Erlanger Heimatblätter 7, 1924, S. 199, 202.

360 196. Wiedemann, Ernst: Die Erbförster von Tennenlohe. Eine Familiengesch. Betrachtung, in: Fränk. Heimat 2, 1923, S. 105—6. 197. Nagel, Friedr. Aug.: Das Nbgische Städtchen Velden u. sein Pflegeschloß (Vortrag; Referat darüber in:) Fr. Kurier 29. 10. 1920, Morgenausg., S. 4. 198. Drechsel, Theodor: Chronik des Dorfes Vorra. Buchschmuck v. Conr. Scherzer. Vorra 1924 (Druck: Spandel, Nbg.) 119 S., 1 Musikbeilage. Abb. 199. Hirschmann, Adam, u. Büchner: Die Hl. Achahildis (St. Atzin), in: Sonntagsfriede 5, 1921, S. 263. (Wendelstein betr.) Hartmann, O., siehe oben Nr. 171. 200. Wiedemann, Ernst: Die Besitzverhältnisse am Kornberg bei Wendel­ stein, in Mitteilungen (s. Nr. 57) 23, S. 89—93. 201. — Zur Geschichte Wendelsteins, ebenda 24, S. 261—296. 202. — Die Frühmesse zu W. in: Beiträge z. Bayer. Kirchengeschichte 26, 1920, S. 69-84. 203. — Die Legende d. Hl. Achahildis, der Lokalheiligen in W. Ebenda 27, 1921, S. 65—106. 204. — Gesch. d. Holzmark u. d. Gerichts W. und die Einführung d. Reformation daselbst. (Vortrag, Bericht in:) Fr. Kurier 1. 3. 1922, Abendausg. S. 3.

3. Kulturgeschichtliches. 205. Albert, G.: Von Hochzeiten in früheren Jahrhunderten. (Nbger Gebiet) in: Fr. Heimat 1, 1922, S. 36—37. 205a. Altmann, Alfred: Der Bigamiebeschluß des Fr. Kreises von 1650 (Vortrag im Verein f. Gesch., 1920; Bericht darüber in:) Jahres­ bericht (s. oben Nr. 54) 43, S. 13—15. 205b. Aufsberg, Theodor: Nürnberger Sagen, der Jugend . . . neu erz., 3. Aufl. Nbg., Korn (1919). VIII, 51 S., 1 Abb. 206. B(eck, Chph.): Von der Bauart der Nbger Herrensitze, in: Fr. Kurier 17. 1. 1921, Morgenausg., S. 3. 207. — Das Bauernhaus im Nbger Land, in: Fr. Kurier 8. 1. 1921, S. 7-8. 208. — Kirchen und Kapellen im Nbger Land, in: Fr. Kurier 7. 1. 1921, S. 2. 209. Nbger Bauerntrachten nach H. S. Beham, in: Fr. Heimat 1, 1922, S. 117-118. 210 — Nbger Fries mit Bauerndarstellungen (Karlstraße 23, nach Beham), in: Fr. Heimat 1, 1922, S. 119. 211. — Zur Geschichte der Kalender in Franken, in: Fr. Kurier 10. 8. 1921, Abendausg., S. 2—3 u. 12. 8. 1921, Abendausg., S. 2.

361 212. B(eck, Chph.): Altes Nbger Mittfastenlied vom Todaustragen. Nach Daumer, Andeutung e. Systems speculativer Philosophie . . . in: Luginsland, Beilage d. Nbger Zeitung, 1. 3. 1924, S. 4. 213. — Die Nbger Mundart aus einem Kochbuch (der Susanna Harsdörffer, geb. Gewandschneider) des 16. Jhdts. in: Beiträge (s. unten Nr. 216), S. 69—72 (mit Abdruck v. Rezepten). 214. — Nbger Schreibmeister, in: Sonntagskurier 1921, S. 68—71. 215. — Vom Nbger Witz, in: Beiträge (s. unten Nr. 216), S. 7—9. 216. Beiträge, Nbger, zur Volks- u. Altertumskunde, hrsg. v. Chph. Beck u. Hch. Heerwagen. (Jhg. 1, Heft 1). Nbg. 1925, 85 S. Bespr.: F. Bock in Mitteilungen (s. Nr. 57), 26, S. 349—351. 217. Bock, Friedrich: Der Nbger Hauptmarkt. Kulturgeschichtl. Bilder (Buchschmuck v. C. Dotzler). Nbg., Korn & Berg 1924. 51 S., 1 färb. Taf. M. Abb. 218. Braun, J.: Schlittenfahrten und Eislauf in Nbg in: Fr. Kurier 17. 2. 1922, Abendausg. S. 1—2 u. 18. 2. 1922, Morgenausg. S. 1-2. 219. — Der Thomastag in Nbg. in: Fr. Kurier, 18. 12. 1920, Abendausg. S. 2 (dasselbe auch: Sammler 21. 12. 1920, S. 6—7). 220. Crailsheim-Rügland, Carola Freiin v.: Fränkische Städte und Schlösser. Ansbach, Brügel (1925). Über Nbg: S. 21 — 31. 221. jD(euerlein, Ernst;: vom Tod-Austragen am Sonntag Lätare, in: Erlg. Heimatblätter 4, 1921, S. 45, 67. 222. — Das Ulbanreiten in Nbg. 1614, in: Erlg. Heimatblätter 3, 1920, S. 85-86. 223. Dreyer, Alois: Nbg. und die Nbger im Spiegel der Karikatur u. Satire der Zeit. München, G. Müller 1920. 102 S., 32 Taf. Bespr. E. Mummenhoff in: Sonntagskurier 1921, S. 54—55. — K. K. in: Sammler 3. 3. 1921 u. a. 223a. Erbbegräbnisse, Die, auf d. alten Nbger Friedhöfen, in: Fr. Kurier 27. 8. 1920, Nr. 386, S. 3. 224. Fastnachtsbelustigungen, Nbger, vor 300 Jahren, in: Fr. Kurier 25. 2. 1922, S. 5 von Th. L. 225. Fastnachstlustbarkeiten, Alt-Nbger, von H. in: Nbg.-Fiirther Morgen­ presse 24 1. 1925, S. 6. 226. Federschmidt, Hermann: Altnbger Totenbestattung, in: Sammler 15. 7. 1920, S. 5. 227. — Altnbgs Totenbestattung. Eine kulturhist. Betrachtung. Mit 4 Abb. in: Öffentliche Gesundheitspflege, Jhg. 1919, S. 82—105. 227a. Feldhaus, F. M.: Das Rad der Scliemparte, in: Geschichtsblätter für Technik ... 6, 1919, S. 228.

362 227b. Gackle, E.: Nbger Blätter ... II. Puppenhäuser als Kultur­ denkmäler in: Antiquitätenzeitung 28, 1920, S. 213—14, 225—26. 228. Gebensheim, K.: Nbg und die alchemistische Goldmacherzunft, in: Sonntagskurier 1924, S. 245—246. 228a. Geyer, Chr.: Nbg die Heimat d. Weihnachtsbescherung ... in: Nbger Zeitung 24. 12. 1925, S. 5. 229. Giessberger, Hans: Die dunkle Herkunft der Wasserschöpfräder in der Rednitz, in: Erlg. Heimatblätter 2, 1919, S. 74—75 (auch über die Nbger Räder in d. Pegnitz unterh. Nbg.). 230. — Trockengebiete u. künstliche Bewässerung. Ein Beitrag zur Schöpfräderfrage, in: Erlg. Heimatblätter 2, 1919, S. 137—138. 231. — Über das Vorkommen von Wasserschöpfrädern in Franken u. in der Oberpfalz, in: Erlg. Heimatblätter 3, 1920, S. 73—74, 79—81 (auch in d. Pegnitz oberh. Nbg und im Sittenbachtal). 232. Glücksspiel, Das, in Nbg von heute und ehedem. Von F. Sch. in: Nbger Zeitung 7. 7. 1920, S. 4. 233. Grün, K. J.: Nbger Hochzeiten vor 300 Jahren, in: Fr. Kurier 14. 11. 1924, S. 14. 234. Giimbel, Albert: Dorothea Hallerin. Der Roman einer Dürerischen Frauengestalt. Nbg, Spindler 1925. 59 S., 2 Taf. Bespr. E. Eeicke in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 26, S. 380—82. 235. Hampe, Theodor: Puppenhäuser und Puppenstuben aus alter Zeit, in: Daheim 58, 1921, Nr. 13/14, S. 7—10. Mit 10 Abb. 236. — Der Zinnsoldat, ein deutsches Spielzeug. Mit 36 Abbildungs­ tafeln. (Kleine volkstümliche Bücherei, hrsg. v. W. Fränger) Berlin, Stubenrauch 1924. 116 S., 36 Taf Bespr. F. T. Schulz in: Fr. Heimat 4, 1925, S. 120. — A. Gümbel („Standh. Zinnsoldat“), in: Sammler 1925, Nr. 124, S. 5—6. 237. Heinz, Gg.: Einführung der Särge in Nbg., in: Nordbayer. Zeitg. 2. 6. 1925, S. 8. 238. Herbert, W.: Nürnbergs Witz, in: Bayerische Heimat, Beilage der Münchener Zeitung, 8. 12. 1920. (Bespr. von Dreyer, s. Nr. 223). 239. Hoch, Fritz: Schaustellungen im alten Nbg. Vorläufer des heutigen Variötös, in: Luginsland, Beilage d. Nbger Zeitg., 1. 3.1924,'S. 1—2. 240. Höhn, Hch.: Ein Brief Heinrich Wackenroders aus Nbg., in Zeitschrift f. Bücherfreunde, N. F. 12, 1920—21, S. 121—132. 241. Hörmann, Konr.: Nochmals die sogen. Teufelskrallen an alten Bauwerken, in: Korrespondenzblatt d. Gesamtvereins 67, 1919, Sp. 153—157 (gegen Eberstadt und Oberlandmesser ebenda 1916, 286 ff. und 1918, 71). 242. Johannistag im alten Nbg, in: Beilage d. Fr. Tagespost 23. 6. 1923.

363 243. Jürke, Franz: Nbger „Dockenhäuser“, in: Heimat und Welt, Beilage der Nbg.-Fürther Morgenpresse, 25. 5. 1924, S. 1. 244. Kassel, (Karl): Aus dem Frauenleben Alt-Nürnbergs, in: Die Furche, Beilage d. Fr. Tagespost 1921, S. 382—383. 245. Kerzendreier. Von — sch., in: Fr. Kurier 10. 1. 1925, S. 17 (Verf.: Hch. Scheuermann). 246. Kinderspielzeug aus alter Zeit. Aus dem Besitz d. Germ. Museums, in: Weltspiegel, Beiblatt d. Berliner Tageblatts 26. 12. 1920, S. 4. (3 Aufnahmen v. Chph. Müller in Nbg: Nbger Puppenhaus, 18. Jhdt., Fassade geschlossen; das Innere des P.; Puppenküche aus dem 18. Jhdt.) 247. KleiderOrdnung, Nbger, f. Hochzeiten (1329—35, Staatsarchiv Nbg.) in: Fr. Heimat 1, 1922, S. 123. 248. Kunze, Wilh.: Geschichte des Luxus und der Moden Nbgs in ver­ schiedenen Jahrhunderten. Aus einem alten Handbuch ... in Sonntagskurier 1922, S. 382—383. 249. Lustbarkeit, seltsame (betrifft die „Folterkammer“ im fünfeckigen Turm), in: Kölnische Volkszeitung, 24. 10. 1922, Nr. 816. 250. Luxusgesetze, Nbger, in: Nordbayer. Zeitung 25. 11. 1919, S. 5. 251. Mandat, Ein Nbger („gegen das täglich Wirtshauslaufen, Kirch­ weihen und Kugelplätz“) in: Sammler 1922, Nr. 3, S. 6. 252. Muschweck, Gg. M.: Alt-Nbgs Gäste, in: Fr. Kurier 1920, 10. 12., Morgenausg., S. 5—6; 11. 12. Morgenausg., S. 5; Abendausg., 5. 13—14; 13. 12., Morgenausg., S. 5—6. 253. Obergaßner, Michael: Nürnberg im Mittelalter (Kochs Schüler­ bücherei z. Deutschkunde, 3). Nbg., Koch (1925). 48 S., 1 Taf. 254. — Nbgs. Glanzzeit etwa 1450—1550 (Kochs Schülerbücherei 4). Nbg. Koch (1925). 80 S., 1 Taf. 255. Praun, Stephan: Was sich auf meiner Reise zugetragen, da ich von Nürnbergkh . . . 1569 mit Kaysers Maximilian Potschafft . . . von Wien zu Landt nach Constantinopel . . . gezogen. Mitgeteilt nach den Manuskripten und Tagebüchern im Archiv des von Praunschen Gesamtgeschlechtes von Friedrich v. Praun. (Schluß zu Jhg. 1916); in: Mitteilungen aus dem Germ. Nationalmuseum Jhg. 1917, Nbg. 1920, S. 49-58. 256. Reichsinsignien, Die deutschen, in: Augsburger Postzeitung 22.^. 6. 1919, Vorabendblatt, S. 2. 257. Reiche, Emil: Dichtung und Wahrheit in Nbg. I. (Eiserne Jungfrau; Hexenprozesse). II. (Goethes u. Luthers Nbger Aufenthalt) in: Luginsland, Beilage d. Nbger Zeitung 26.1. 1924, S. 1—2 u. 2. 2. 1924, S. 1-2. 258. — Eine Kirchweih im Knoblauchsland, in Fr. Kurier 25. 9. 1925; S. 12 u. 26. 9. 1925, S. 16.

364 259. Schaeffer, Ottmar: Nbger Hausinschriften, gesammelt, in: Heimat u. Welt, Beilage d. Nbg.-Fürther Morgenpresse, 27. 7.1924, S. 2—3. 260. Scheuermann, Heinrich: Scheidewege, Kreuzwege, Schluchten (Spuk­ geschichten), in: Fr. Kurier 14. 5. 1924, S. 19. 261. — Aus dem alten Nbg. Erlasse... in: Sammler 27. 4. 1922, S. 5. — s. auch oben Nr. 245. 262. Schlosser, Julius: Die deutschen Reichskleinodien, beschrieben. Mit 46 Abb. u. 1 Tafel. Wien, Schroll 1920. 80 S., 1 BL, 1 Taf. 263. Schmidt-Herrling, L.: Von fränkischen Kalendern des 18. Jahr­ hunderts, in: Erlanger Heimatblätter 3, 1920, S. 93—94, 97—98, 101 — 102.

264. — Sitten und Gebräuche des 16. Jahrhunderts bei „fraislicher Tat“ und Frevelfallen, in: Erlg. Heimatblätter 2, 1919, S. 1—2, 5—6, 15-16. 265. Schulz, Fritz Traugott: Zur Kulturgeschichte des Spielzeugs, in: Illustrierte Zeitung, Leipzig, 26. 8. 1920 (Nr. 4026—27), S. 4—5 (mit Bildern von historischem Spielzeug im Germ. Museum; im gleichen Heft auch andere Aufsätze üb. deutsches Spielzeug). 266. Schweigger} Salomon: Eine Orientreise des Nbger Predigers S. Schweigger, von Willy Nerreter, in: Bayr. Heimatland, Beilage d. Bayr. Nationalzeitung, 1920, Nr. 8, 9, 10. 267. Seiler, Johannes: Das Nbger Christkind. Eine geschichtl. Betrach­ tung, in: Fr. Kurier 10. 12. 1920, Abendausg. S. 2. 268. — Ländliche Feste in Franken. (Kirchweih in Neunhof bei Krafts­ hof), in: Fr. Heimat 4, 1925, S. 336—340. Mit Abb. (auch als Sonderabdruck u. d. Titel: Zur Jahrhundertfeier der Kirchweih zu N. am 21. 9. 1925.) 269. Sieghardt, August: Der Zuschauer an der Pegnitz. Kulturhistor. Plauderei, in: Sammler 29. 9. 1923, S. 4—5. 270. Sperl, August: Deutscher Mittelstand. Familienbilder aus 5 Jahr­ hunderten u. Jugenderinnerungen. 4. Wie einer meiner Urgroß­ väter Anno 1790 die Kaiserkrone nach Frankfurt gebracht hat, in: Westermanns Monatshefte 67, 1922, S. 74—79. (auch in: A. Sperl: Ahnenbilder und Jugenderinnerungen, München, Beck, 1922). 271. Spielkarten, Nbger, in: Fr. Kurier 7. 8. 1922, S. 3. (Verbot des Feil­ haltens von Nbger Karten im Hochstift Würzburg, 1527). 272. (Staudacher, Johann Kaspar, Zimmermeister in Nbg., 18. Jahrhdt.): Ein verschwundenes Nbger Beobachtungsbuch, in: Fr. Kurier 20. 6. 1919, S. 4. — Daselbe auch in: Nbger Zeitung 20. 6. 1919, S. 5. 273. Stremei, Fritz: Merkwürdige Alt-Nbger Testamente, in: Fr. Kurier 27. 7. 1924, S. 8.

365 274. — Merkwürdige Gräber des Johannisfriedhofs, in: Nbger Zeitung, 29. 11. 1924. 275. Thomastag, Der, in Nbg., in: Erlg. Heimatblätter 5, 1922, S. 229. 276. Ulsch, Peter, Zwei Frühlingsboten (der Kuckuck, „Gutzergeier“, und der Storch, „Goarndöib“, im alten Nbg.), in: Fr. Kurier 22. 3. 1921, Morgenausg., S. 3. 277. — Kirchweihen in Alt-Nbg. (bes. die Kirchweih auf der Schütt), in: Fr. Kurier, 14. 5. 1921, Abendausg., S. 4. 278. — Ostergebräuche in Alt-Nbg., in: Sonntagskurier 1922, S. 118—119. 279. — Weihnachtsgebräuche in Alt-Nbg., in: Sonntagskurier 1921, S. 406—407. 280. Wasserräder, Unsere, von Kr. in: Erlg. Heimatblätter 2, 1919, S. 78. 281. Weber, Otto: Wetzfurchen. (Ausführungen darüber im Verein für Gesch. d. Stadt Nbg., 19. 1. 1922; Bericht darüber in:) Fr. Kurier 27. 1. 1922, Abendausg., S. 3, und in: Die Furche, Beilage d. Fr. Tagespost 1922, S. 47. 282. {Wecker, Johann:) Das Nbger Metzgerhandwerk in der Ausstellung d. Stadtbibliothek (vom Schembart), in: Fr. Kurier 15. 7. 1922, Morgenausg., S. 4. 282a. Weihnachtsbrauch, Ein Altnbger. Von Kr. (betr. die Sulzfische nach Endres Tücher), in: Nbg.-F. Morgenpresse, 25. 12. 1925, S. 5. 283. Zauberlaterne, Die Nbger (Laterna-magica-Fabrikation in Nbg., zuerst von J. F. Griendl bis 1677) in: Die Furche, Beilage d. Fr. Tages­ post 1923, S. 19.

4. Religion und Kirche. 283a. Beck, Ernst: Das Werden u. Wachsen e. neuzeitl. evangel. Groß­ stadtgemeinde. Festschrift . . . 25jähr. Bestehen d. Christus­ kirche in Steinbühl. Nbg., Verein f. inn. Mission, 1919. 50 S. 16 Taf. 283b. — Hermann: Die Feier des Reformationsjubiläums 1917 in der Prot. Kirche Bayerns r. d. Rh. Ein Gedenkbuch. Nbg., Verein f. inn. Mission, 1918. 96 S. Bespr. H. Jordan in: Beiträge z. Bayer. Kirchengesch., 25, 1919, S. 185-186. 284. Bergdolt, Joh.: Die freie Reichsstadt Windsheim im Zeitalter der Reformation (1520—1580). (Quellen u. F. zur bayer. Kirchen­ gesch., Bd. 5.) Leipzig, Deichert, 1921. XIII, 305 S. (berührt vielfach Nbg.). 285. Bock, Friedrich: Das Nbger Predigerkloster. Beiträge zu seiner Geschichte, in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 25, S. 145—213. 13 Taf. Bespr. v. K. Schornbaum, in: Beiträge z. bayer. Kirchengesch. 32, S. 144-145.

366 286. — Eine Reformations-Gedächtnis-Ausstellung (der Stadtbibliothek) in: Fr. Kurier 13. 6. 1925, S. 16. 287. Braun, Karl: Nbg. und die Versuche zur Wiederherstellung der alten Kirche im Zeitalter der Gegenreformation (1555—1648). Einzelarbeiten aus d. Kirchengesch. Bayerns, hrsg. v. Verein f. Bayer. Kirchengesch., 1. Nbg., Komm. Spindler, 1925. XI, 133 S. Bespr. E. Reiche, in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 26, S. 336—41. 288. — Der Nbger Rat und die Revindikationsbestrebungen des Katholi­ zismus 1555—1648. Erlanger Dissertation im Auszug, 1923. 289. Bub, Gustav: Die Politik des Nbger Rates während des Interims. Erlanger Diss. Nerschau (Sachsen) 1924, Dr. v. Noack. 91 S. Bespr. E. Reiche in Mitteilungen (s. Nr. 57) 25, S. 267—70. 290. Glauß, Hermann: Kirchenkleinodien im markgräflichen Amt Schwabach bei d. Inventarisierung d. Jahres 1529, in: Beiträge z. Bayer. Kirchengesch. 28, 1922, S. 90—115. 291. Dolle, Ferdinand, O. F. M.: Die Tafel des ersten Provinzkapitels der Straßburger Observanten zu München im J. 1517, in: Franzis­ kanische Studien 7, 1920, S. 226—231 (darin Nbg. S. 226f., 230) 292. Eisen, Ludwig: Geschichte des Siechkobels St. Leonhard (Vortrag im Verein f. G. d. Stdt Nürnberg, Bericht darüber in:) Fr. Kurier 30. 11. 1921, Abendausg., S. 5 u. and. Tageszeitungen. 293. — Was uns die Nbger St. Leonhardskirche zu erzählen weiß, in: Fr. Heimat 4, 1925, S. 447-449. 294. — Wie Nbg. protestantisch wurde. Nbg., Verein f. inn. Mission, 1925, 46 S. Bespr. F. Bock in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 26, S. 335. 295. Engelhardt, Adolf: Die Reformation in Nbg. Eine Gabe z. Refor­ mationsjubiläum 1925. Nbg., Verein f. inn. Mission 1925, 99 S. Bespr. F. Bock in Mitteilungen (s. Nr. 57) 26, S. 335. 296. — Nbger Reformationserinnerungen. I. Aufhebung der Klöster. II. Innerer Ausbau d. evang. Kirchenwesens, in: Fr. Kurier 1923, з. 3., 6. 3., 8. 3., 28. 3. 297. — Nbger Reformationserinnerungen. I. Das Augustinerkloster, die Wiege der Ref. in: Sonntagskurier 1924, S. 142—144. — II. Dr. Chph. Scheurl u. die Ref. ebenda, S. 175—76. — III. W. Pirckheimer u. die Ref. ebenda S. 231—232. — IV. Lazarus Spengler . . . S. 237—240. — V. Die Nbger Reichstage u. ihr Einfl. auf die Ref. ebenda, S. 246—248, 255—256. — VI. A. Dürer и. die Ref. ebenda, S. 263—64. — VII. H. Sachs u. die Ref. ebenda, S. 277—280. 298. — Das Nbger Religionsgespräch von 1525, in: Fr. Kurier 3. 3. 1925, S. 11; 6. 3. 25, S. 11—12; 8. 3. 25, S. 11. 299. Evans, Austin Patterson: An Episode in the struggle for religious

367 freedom. The sectaries of Nbg. 1524—1528. New York, Columbia University Press, 1924. XI, 235 S. 300. Federschmidt, Hermann: Die Gesch. d. Katharinenkirche, in: Fr. Kurier 20. 12. 1921, Morgenausg., S. 3. 301 — Nbger Pilger. Die Pilgerreisen Nbger Bürger nach Palästina im 14., 15., 16. und 17. Jhdt., in: Nbger Zeitung 11. 3. 25., S. 6. 302. F(ischer), K(arl): Die Einführung d. Reformation in Nbg (zur Ausstellung in der Stadtbibliothek), in: Nbg.-Fürther Morgenpresse 25. 6. 1925, S. 9. 303. Freudenthal, Max: Die israelitische Kultusgemeinde Nbg. 1874—1924. Nbg. 1925 (Druck v. Fromme, Wien) IV, 172 S. Bespr. E. Mummenhoff'in: Mitteilungen (s. Nr. 57), 26, S. 382—384. 303a. — Kriegsgedenkbuch d. isr. Kultusgemeinde Nbg. 2. Aufl. Nbg., J. Rosenfeld (1921). 143 S. 304. Fries, Walter: Kirche und Kloster zu St. Katharina in Nbg. Nbg. 1923, Druck v. Stich. 8 S. 305. — Kirche und Kloster zu St. Katharina in Nbg, in: Mitteilungen (s. Nr. 57) 25, S. 1-143, 25 Taf. Bespr. K. Schornbaum, in: Beiträge zur Bayer. Kirchengesch. 32; S. 143-144. 305a. Gebert, (Karl Fr.): Eine Nbger Denkmünze auf die neu- bezw. wiedererbaute Kirche zu St. Egidien von 1719, in: Numismat. Mitteilungen Nbg. Nr. 253, 1921, S. 1783—84. 306. Geburtstag, Carl Schölls hundertster, in: Nbger Zeitung 10.8.1920, S.3. 307. Geitz, Gottfried: Lazarus Spengler. Zur 400jahr-Feier der Einführung der Reformation in Nbg., in: Fr. Kurier 9. 3. 1925, S. 9; 10. 3. 1925, S. 11. 308. — Johann Heinrich Wilh. Witschel. Ein Beitrag zur Gesch. des fränkischen Rationalismus ... (Erlanger Licentiatenarbeit). Nbg. 1924. 96 S. Bespr. F. Bock in Mitteilungen (s. Nr. 57) 26, S. 353—354. 309. Grässel, Hans: Vom alten Predigerkloster in Nbg., in: Heimat u. Welt, Beilage d. Nbg.-Fürther Morgenpresse, 4. 5. 1924, S.2—3. 310. Grüner, (Johann): Die Entwicklung des katholischen Lebens in Nbg. in den letzten 30 Jahren, in: Bayr. Volkszeitung 7. 5. 1921, S. 2-3. 311. Hirschmann, Adam: Alt-Nbgs. Klöster, in: Bayr. Volkszeitung 7. 5. 1921. 312. — Die Speerfeier in Nbg., in: Sonntagsfriede 1922, S. 146—147. 313. Hotzelt, Wilhelm: Das religiöse Leben Nbgs. im Mittelalter, in: Sonntagsfriede 5, 1921, S. 146—149. 314. Karch, Michael: Die Entwicklung des katholischen Lebens in Nbg in den letzten 35 Jahren, in: Sonntagsfriede 5, 1921, S. 152—155.

368 315. — Das kirchl. Leben in Nbg. Auf Grund der von Grüner, Hirsch­ mann, Hotzelt und Karch verfaßten Festartikel zusammengestellt u. ergänzt, in: Katholikentag Nbg., Festbericht nebst e. Gesch. d. kath. Gemeinden Nbg. u. Fürth. Sebaldusverlag Nbg. 1921, S. 7—124 mit Abb. 316. Krauß, Hch.: Palmesel u. Palmsonntagsbräuche in Franken, in: Heimat und Volk, Beilage d. Nbg.-Fürther Morgenpresse, 1924. Nr. 12, S. 1—2. 317. Peter, August: Zu den Nbger Kirchenvisitationen des 17. Jhdts. 1. Teil, in: Beiträge z. Bay. Kirchengesch., 25, 1919, S. 97—107, 2. Teil ebenda, S. 145—165. 318. Reformation, Die, in Nbg. 4 Vorträge... 1. Hans v. Schubert. Die Reichsstadt Nbg. und die Ref. — 2. Emil Reiche: Ref. und Humanismus in Nbg. — 3. H. Pöhlmann: Die Ref., das Volk u. die Schwarmgeister in Nbg. — 4. Frdr. Haach: Die bildende Kunst und die Reformation. Nbg, Vereinigung evangelischer Akademiker, 1925. 74 S. 319. Schneider, Peter: Dr. Johannes Jäger zum Angedenken (Jäger war prot. Religionslehrer der Kreisrealschule II in Nbg. und Kirchen­ historiker), in: Frankenland 6/7, 1919/20, S. 125—126 (mit Biblio­ graphie). 320. Schornbaum, Karl: Zum Briefwechsel Veit Dietrichs, in: Archiv f. Reformationsgeschichte ... 19, 1922, S. 155—156. 321. — Geheimnisse eines alten Behälters, in: Korrespondenzblatt f. d. evang-luth. Geistlichen Bayerns 47, 1922, S. 36—37. Bespr. H. Jordan in: Beiträge zur Bayer. Kirchengeschichte 28, 1922, S. 127. 322. — Markgraf Georg Friedrich v. Brandenburg und die Einigungs­ bestrebungen der protestantischen Stände 1556—1559, in: Archiv f. Reformationsgeschichte 17, 1920, S. 105—131, 161—182. 323. — Die brandenburgisch-nürnbergische Norma doctrinae 1573, in: Archiv f. Reformationsgeschichte 19, 1923, S. 161—193; 20, 1923, S. 5-37, 102—126. 324. Schubert, Hans v.: Die Reichsstadt Nbg. und die Reformation, in: Zeitwende 1, 1925, S. 577—594. (vgl. auch oben Nr. 318). 325. Schultze, Alfred: Stadtgemeinde und Reformation (Recht u. Staat in Geschichte und Gegenwart, Heft 11). Tübingen, Mohr 1918. 51 S. Bespr. G. in: Liter^r. Zentralblatt 1919, Sp. 671. 326. Schwindt, Metus: Hans Denck, ein Vorkämpfer undogmatischen Christentums 1495—1527. Schlüchtern-Habersdorf, Neuwerkverlag (1924). 3 Bl., 109 S.

369 327. Sebald, Sankt, in Nürnberg in: Bayerische Heimat, Beilage zur Münchener Zeitung, 21. 9. 1921. 328. Sieghardt, August: Eine mittelalterliche Büßpredigt in Nbg (Joh. v. Capistrano), in: Sammler 17. 2. 1923, S. 3—4. 329. Steiger, Hugo (dort fälschlich „Hans“): Nbger Reformationserinnerungen. Melanchthon und der Humanismus in Nbg; in: Fr. Kurier 15. 3. 1925, S. 11 u. 16. 3. 1925, S. 4—5. 330. Zeller, Joseph: Liste der Benediktiner-Ordens-Kapitel in der Provinz Mainz-Bamberg, in: Studien z. Gesch. d. Benediktinerordens . . 42, 1924, S. 184—195 (betr. auch das Aegidienkloster in Nbg). 331. Zülch, K. W.: „Evangelische Brüder“ in Frankfurt 1525—1532, in: Frankfurter Zeitung 1921, Nr. 482, 2. 7. 1921, S. 2 (betr. auch die Ev. Brüder in Nbg.)

5. Kunstgeschichte. a) Allgemeines. 332. Bencke, Albert: Nbg und die Anfänge der deutschen Kunstwissen­ schaft (Scheurl, Neudörfer), in: Antiquitätenrundschau 19, 1921, S. 175-176. 333. Dehio, Gg.: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler. 3: Süddeütschland. 3. Aufl. Berlin, Wasmuth, 1925. S. 355—378: Nbg. Eingabe des Germ. Museums . . . siehe: Das alte Nürnberg . . . unten Nr. 335. 334. Gürnbel, Albert: Neue archivalische Beiträge zur Nbger Kunstge­ schichte. Nbg, Schräg, 1919. 46 S. Bespr. in: Korrespondenzblatt d. Gesamtvereins 69, 1921, S. 144. — Lit. Zentralblatt 1921, Sp. 126—127. — Th. Rampe in: Reper­ torium f. Kunstwissenschaft 43, 1921, S. 114—115. — Th. Rampe in: Anzeiger des German. Nationalmuseums 1918(19), S. 21—22. 335. Nürnberg, Das alte, ist gefährdet. Eingabe der Direktion des Germ. Museums an den Stadtrat Nbg (wegen der geplanten Straßenbahnlinie durch die Altstadt), in: Antiquitätenrundschau 20, 1922, S. 215. 336. Ree, Paul Johannes: Nürnberg (Berühmte Kunststätten, Nr. 5) 5. Auflage, durchgesehen v. Th. Rampe. Leipzig, Seemann, 1922. V, 229 S. 337. — (dasselbe) 6. Aufl. 1926. 4 Bl., 222 S.

b) Einzelheiten. 338. Aufdeckung eines alten Wandgemäldes (Geburt Christi, um 1460, Haus d. Konditorei Eisenbeis, Königstr.), in: Nbger Zeitung 5.6. 1919, S. 5; Fr. Kurier 7. 6. 1919, Abendausg., S. 3—4; Tagespost 10. 6. 1919; Nordbayr. Zeitung 5. 6. 1919, S. 5. 24

370 339. Behr, Fritz: Nürnberger Exlibriskunst im 16. Jhdt, in: Sonntags­ kurier 1925, S. 162—164. 340. Bertalanfjy, Ludwig von: Die Stadt der schönen Brunnen. Nürnber­ ger Studie in: Neues Wiener Journal, 27. 9. 1923, Nr. 10725, S. 6—7. 341. Bier, Justus: Nürnbergisch-fränkische Bildnerkunst. Bonn, Cohen, 1922. 16 S. Text, 80 S. Abb. Bespr. F. T. Schulz in: Mitteilungen (s. Nr. 57), 26, S. 367—68. Th. Demmler in: Kunstchronik 58, 1923, S. 489—490. — (anonym) in : Histor. Zeitschrift 129, 1923, S. 184. 342. — Nbger Architektur (Abdruck aus Nr. 341) in: Antiquitätenrund= schau 21, 1923, S. 221—222. 343. Blum-Erhard, Anna: Die „schöne alte Stadt“, in: Sammler 1922, Nr. 135, S. 4—5. 344. Bock, Friedrich: Nbger Bucheinbände aus 4 Jahrhunderten. Zur Einbandausstellung der Stadtbibliothek, in: Fr. Kurier 3.6.1922, Morgenausg., S. 1. (vgl. auch: Die Furche 1922, S. 271). ( — Predigerkloster s. oben Nr. 285). 345. Böllinger, Karl, u. L. Häffher: Eine altnbger Hofarchitektur. Haus Winklerstr. 1, mit 5 Textabb. u. Blatt 19 u. 20 im Atlas, in: Zeit­ schrift f. Bauwesen 69,1919, S. 397—403. 346. Braun, Edmund Wilhelm: Zwei Nbger Tafelbilder vom Ende des 14. Jahrhunderts. Mit 5 Taf. in: Belvedere 2, 1922, S. 51—55. 347. Braun, J.: Die Katharinenkirche in Nbg in: Sonntagskurier 1920, S. 75-76. 348. Buchheit, Hans: Das Bildnis des sogen. Kanonikus Schönborn im German. Museum, in: Jahrbuch f. christl. Kunst, Mchn, 4, 1919, S. 26—29. 349. Dalman, Gustaf: Das Grab Christi in Deutschland. Schrift der Schwe­ dischen Religionswissenschaft!. Gesellschaft. Leipzig, Dieterich, 1922 (darin Nr. 13: Die Heiliggrabkapelle bei St. Lorenz... 16: Die Heiliggrabkapelle am Norisstift). 350. Fischer, Josef Ludwig: Die Nbger Kabinetts-Glasmalerei der Re­ naissance, in: Kunst und Kunstgewerbe 2, 1922, Nr. 6, S. 1—4 mit Abb. 351. Fleischmann, Franz: Das Exlibris, in: Bayerland 31, 1919, S.76—86 mit Abb. (betr. mehrfach auch Nbg). 352. Fries, Walter: Kachelmodel aus d. Werkstätten „Vest“ u. „Leupold“ im Germ. Nationalmuseum ... Mit 7 Abb. auf 2 Taf. in: Cicerone 15, 1923, S. 101—107. (— Kirche u. Kloster St. Katharina siehe oben Nr. 305.) 353. — Der Urzustand der Nbger Madonna, in: Münchner Neueste Nachrichten 31. 5. 1921, Nr. 225, S. 5. 354. Gackle, E.: Altnürnberg, in: Schwäbischer Merkur 28. 8. 1923, Nr. 200, S. 1.

371 Gebert, K. F.: Denkmünze... s. oben Nr. 305a. 355. Gümbel, Albert: Zur Gesch. d. Goldschmiedfamilien Habeltzheimer und Groland (Referat üb. e. Vortrag in:) Fr. Kurier 29. 1. 1920, Morgenausg., S. 3. — vgl. auch unten Nr. 533. 356. — Die Nbger Goldschmiedfamilie der Groland. Mit Nachträgen z. Gesch. der ... Habeltzheimer, darin Exkurs: Die ... Groland u. die Nbger Heiltumstruhe, in: Mitteilungen aus d. Germ. National­ museum 1920/21, S. 3—36. Bespr. H. Jordan in: Beiträge z. Bayr. Kirchengsch. 28,1922, S. 79. 357. — Hanns Scheßlitzer genannt Schnitzer und Peter Ratzko die Gold­ schmiede der Nbger Heiltumstruhe, in: Repertorium f. Kunst* Wissenschaft 45, 1925, S. 90—97. 358. Haack, Friedrich: Das Gänsemännchen (und der Dudelsackspfeifer). Mit 4 Abb. in: Fr. Heimat 3. 1924, S. 116—119. — Die bildende Kunst und die Reformation, siehe oben Nr. 318. 359. — In der Lorenzkirche, in: Fr. Kurier 16. 12. 1923, S. 6; 17. 12. 1923, S. 2. 360. Hampe, Theodor: Die geplante Kriegsgedächtniskirche für Bayern in Nbg, in: Bayerland 31, 1920, S. 199—201. Mit 6 Abb. 361. — Das Altnürnberger Kunstglas und seine Meister (Neujahrs­ blätter, hrsg. v. d. Gesellschaft f. fränk. Geschichte, Heft 14). München u. Leipzig, Duncker u. Humblot, 1919. 67 S. 362. — (Die Kunstschätze der Lorenzkirche. 2 Führungen des Vereins f. Gesch. d. Stdt. Nbg; Bericht darüber in:) Jahresbericht (s. Nr. 54) 43, S. 18-19; 44, S. 22-23. 363. Hardörfer, Anton: Ein historisches Konzert zu Nbg im Jahre 1643,. in: Fr. Kurier 17. 7. 1919, Abendausg., S. 2—3. 364. Hausmann, S(ebastian): Nbger Künstlerinnen des 17. Jahrhunderts, in: Heimat u. Welt, Beilage d. Nbg.-Fürther Morgenpresse, 18. 5. 1924, S. 1—2. 365. Hauttmann, Max: Geschichte der kirchlichen Baukunst in Bayern, Schwaben und Franken 1550—1789. Mit 105 Tafel- u. 90 Text­ abbildungen (Einzeldarstellungen zur süddeutschen Kunstge­ schichte, 3). Berlin, Harz, 1921. 273 S., 40 Taf. 366. Heilmaier, Max: Gedanken über den Johannisfriedhof zu Nbg. Mit 2 Abb. in: Kirche u. Kunst, Organ d. Vereins f. christl. Kunst in d. evang. Kirche Bayerns, Nbg, 10, 1919, S. 175—176. 366a. — Vom alten Johannisfriedhofe in Nbg, in: Süddeutsche Bau­ zeitung 1921, S. 74. 367. Heim, Frau Musikas neues, in der Katharinen-(Meistersinger-) Kirche zu Nbg, in: Augsburger Postzeitung 26. 5. 1921, Nr. 236, S. 2. Von —om—. 24*

372 368. Herrling, (Hans): Vom „Nürnberger Zinn“. Unter Benützung der Werke von Berling und Hintze, in: Antiquitäten-Zeitung 29, 1921, S. 55-56. 369. — Vom Nbger Zinn (wie vorige Nr.) in: Fr. Kurier 3. 1. 1922, Morgenausg., S. 3—4. 370. Hintze, Erwin: Nbger Zinn, in: Cicerone 12, 1920, S. 577—583; 611-615. 371. — Nbger Zinn. Mit 84 Taf. u. 2 Textabb. Leipzig, Klinkhardt u. Biermann, 1921. VIII, 22 S., 84 Taf. 4°. Bespr. Th. Hampe in: Kunst u. Kunsthandwerk 24,1921, S. 207—13. M. Sauerland in: Monatshefte f. Kunstwissenschaft 14,1922, S. 245 bis 246. 372. — Deutsche Zinngießer und ihre Marken. II: Nbger Zinngießer. Mit 341 Abb. v. Zinnmarken. Leipzig, Hiersemann, 1921. 3 Bl., 175 S. 4°. Bespr. Th. Hampe in Kunst u. Kunsthandwerk 24,1921, S. 207—13. 373. Hoch, Fritz: Flurdenkmale um Nbg, in: Fr. Heimat 2,1923, S. 60—62. 374. — Nbger Patrizierbildnisse in der graphischen Kunst des 17. und 18. Jhdts. (zur Ausstellung des Stadt. Archivs 1924), in: Zeitschrift f. kulturgeschichtliche und biologische Familienkunde 1, Nbg. 1924, S. 130—133. 2 Bl. Taf. 375. Höhn, Heinrich: Nbger gotische Plastik. 112 ganzseitige Abbil­ dungen mit Einführung u. Erläuterungen. Nbg., Schräg, 1922. XVI, 123 S. Bespr. Braig in: Fr. Kurier 11. 11. 1922, Nr. 503, S. 1. — F.T. Schulz in: Mitteilungen (s. Nr. 57)26,S. 365—366. — Th.Demmler in: Kunstchronik 58, 1923, S. 490. — F. K. Fuchs in: Kunst u. Kunstgewerbe 4, 1924, S. 210—211. 376. — Nbger Renaissanceplastik. 157 Abb. mit Einführung und Er­ läuterungen. Nbg., Schräg, 1924. 190 S. 376a. — (Wiederherstellungsarbeiten an der Lorenzkirche) in: Kunst­ chronik 55, 1919, S. 186—187. 377. — Deutsche Spielkarten. Mit vielen Bildern, in: Das Plakat, 11, 1920, S. 313-326. 377a. — Die Wiederherstellungsarbeiten an St. Lorenz in Nbg, in: Fr. Kurier 21. 1. 1920, Nr. 34, S. 11. 378. Jahn, Fritz: Die Nbger Trompeten- u. Posaunenmacherim 16. Jahr­ hundert, in: Archiv f. Musikwissenschaft 7, 1925, S. 23—52. 379. — Beiträge zur Geschichte des Nbger Musikinstrumentenbaues. Trompeten- u. Posaunenmacher im 16. Jhdt. Leipzig, Kistner, 1925. 38 S. 380. Imhoffkapelle, Die, auf dem Rochusfriedhof (Bericht über e. Füh­ rung) in:- Die Furche. Beilage d. Fr. Tagespost 1922, S. 315.

373 381. Instandsetzung, Die, der Lorenzkirche im Jahre 1920, in Fr. Kurier 5. 1. 1921, Morgenausg., S. 4 u. Staatszeitg. 16. 1. 1921, S. 6. 382. Katherina (so!), Die, von St. Sebald, in: Fr. Kurier 9. — 10. 6. 1923, Nr. 158, S. 1. 383. Knöllinger (Friedrich): Altnbger Höfe (Bericht über e. Führung) in: Fr. Kurier 8. 7. 1923, S. 4—5. 384. — Das Rattenrelief in der Lorenzkirche zu Nbg., in: Fr. Heimat 2, 1923, S. 196—197. 385. Koch, Karl: Zeichnungen altdeutscher Meister zur Zeit Dürers, aus­ gewählt und eingeleitet. Mit 100 Abb. 2. Aufl. (Arnolds graphische Bücher, 2. Folge, Bd. 3). Dresden, Arnold, 1923. IV, 33 S. 100 Taf., 5 S. 4°. 386. Kohn, Hugo St.: Ein Patengeschenk der Stadt Nbg., in: Mitteilungen f. Münzsammler (Frankfurt a. M.) 1, 1924, S. 23—25, 33—34. 387. Krückeberg, Elisabeth A.: Ein historisches Konzert zu Nbg. im Jahre 1643, in: Archiv f. Musikwissenschaft 1, 1919, S. 590—593. 388. Kunstwerk, Ein altdeutsches, in Konstantinopel, in: Hamburger Fremdenblatt 31. 12. 1919, Nr. 663, S. 2 (betrifft die eiserne Doppeltür einer armenischen Kirche im Stadtteil Balat, 1720 in Nbg. gefertigt;. 389. Kupfer, Konrad: Kurze Bemerkungen zur Fränkischen Plastik (German. Museum; Ad. Kraft; Ölberg; Nbger Madonna; P. Vischer u. a.), in: Fr. Heimat 2, 1923, S. 89—90, 110—112. 390. Litt, Gg: Nbger Zinnfiguren der Familie Hilpert. Illustriert, in: Kunst und Kunsthandwerk 1920, S. 70—75. 391. (Lohrer, Wilh.J: Gedenkschrift zur Feier des zehnjährigen Bestehens des Laucherschen Privatchors Nbg 1915—1925 (Nbg., Laucherchor, 1925; Druck v. Chr. Auer). 36 S., 1 Portr. 392. Ludwig, Karl: Die Nbger Kunstgewerbeschule unter Kreling. Aus den Erinnerungen des Landschaftsmalers K. Ludwig (1839 bis 1901) von Max Ludwig, in: Sonntagskurier 1924, S. 388—90. 393. Lutsch, Hans: Fachwerkhaus Ecke der Weintraubengasse und der Karlstraße in Nbg („Zachariasbad^), in: Deutsche Bauzeitung 56, 1922, Nr. 15, S. 11. 394. Madonna, Die Nbger, ein Symbol, in: Fr. Kurier 13. 12. 1921, Abendausg., S. 2. (— s. auch unten Nr. 1163, oben Nr. 353.) 395. Madonna, Mittelalterliche, (um 1400, am Haus der Bayr. Noten­ bank in d. Adlerstraße) in: Fr. Kurier 7. 6.1921, Morgenausg., S. 3. 396. Martin, Kurt: Die Nbger Monumentalplastik in der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts. Münchener Dissertation, Auszug. 1925. Titel­ blatt und 4 S. 397. Matthes, Wilh.: Die Meistersingerkirche in Nbg., in: Frankfurter Zeitung 8. 1. 1922, Nr. 21, S. 2.

374 398. Mielert, Fritz: Nbger Brunnen, in: Bergstadt 7, 1918—19, S. 395 — 410 (Auszug daraus in:) Nordbayr. Zeitung 2. 10. 1919, S. 5. 399. Müller, Christof: Aus dem St. Johannisfriedhof in Nbg. Phot. Aufnahmen, in: Illustrierte Zeitung, Leipzig 1920, Nr. 4034, S. 507. 400. Pazaurek, Gustav E.: Württembergische Glas- und Edelsteinschneider (auch Nbg. kommt vor), in: Kunstwanderer 2, 1920, S* 267—272. 401. — Das Sammelgebiet des Landesgewerbemuseums (Stuttgart; betr. eine Neresheimer Glocke, gegossen in Nbg. 1550), in: Schwäbische Chronik (Schw. Merkur) 12. 12. 1919, Nr. 575. (vgl. unten Nr. 405.) 402. Peltzer, R. A: Kaiser Rudolf II. als Kunstsammler und seine Agenten, in: Mitteilungen des Verbandes des Dt. Kunst- und Antiquitätenhandels 1925, S. 9—11. 403. Prünners, Adf: Nbg. und seine Musiker. Ein Beitrag zur Musik­ geschichte der Stadt Nbg., in: Nbger Stadtkalender 35, Nbg., Zeder, 1921, S. 43-44. 404. jRelief, Das sogenannte Hornsche, an St. Lorenz in Nbg, in: Fr. Kurier 13. 1. 1922, Morgenausg., S. 1. 405. Renaissanceglocke, Die, von Neresheim. Von J. Mit Abb. in: Illu­ strierte Zeitung, Leipzig, Nr. 3990, 18. 12. 1919, S. 825. (Vgl. oben Nr. 401.) 406. Pöttinger, Hch.: Die Zeichner der Nbger Flugblätter zur ersten Wiener Türkenbelagerung (Bericht üb. einen Vortrag), in: Monats­ blatt d. Vereins f. d. Geschichte d. Stadt Wien. 38,1921, S. 126—127. 407. Rühl, Eduard: Die Kunst- u. Kulturdenkmäler d. Erlanger Landes 7. Kalchreuth, in: Erlg. Heimatblätter 7, 1924, S. 186—187, 189-190, 193-194. 408. Sandberger, Adolf: Zur Geschichte der Oper in Nbg. in der 2. Hälfte des 17. und zu Anfang des 18. Jahrhundertsrin: Sandberger, Aus­ gewählte Aufsätze zur Musikgeschichte, München, Drei MaskenVerlag, 1921, S. 188—217. (Vorher schon in: Archiv f. Musik­ wissenschaft 1918). 409. Sauerlandt, Max: Bericht über die Neuerwerbungen des Jahres 1921—22, Justus Brinckmann-Gesellschaft, Hamburg (Hamburg 1922; darunter das Bronzeepitaph d. Hans Ketzler, 1535, und ein Medaillenmodell, Art des M. Gebel, in Solnhofer Stein, um 1525). 410. Schmitz (Joseph): Die Lorenzkirche, ein deutsches Kulturdenkmal, vor dem Verfall . . . in: Fr. Kurier 15. 3. 1923, S. 1. 410a. — Die Grundsätze für die Herstellung v. St. Lorenz u. St. Sebald in Nbg (Vortrag), in: Denkmalpflege 21, 1919, S. 93—94. 410b. — Die Erhaltung des Volkamerfensters in St. Sebald in Nbg, in: Denkmalpflege 21, 1919, S. 105—107. Mit Abb.

375 411. Schulz, Fritz Traugott: Ägidienkirche und Allerheiligenkapelle im Landauer Zwölfbrüderhaus (Bericht übereine Führung am 2. 6. 1923) in: Jahresbericht (s. oben Nr. 54) 46, S. 48—50. 412. — Die Kunst der Wachsbildnerei. Mit 7 Abb. von Chph. Müller aus d. Germ. Museum, in: Illustr. Zeitung, Lpzg.,Nr. 4080,1922, S. 116. 413. — Welches ist der älteste deutsche Kunstverein? (betr. Albr. DürerVerein, Nbg.), in: Antiquitätenzeitung 32, 1924, S. 76—78. 414. — Ein Vortrag über Heimatkunst in der Sebalduskirche (Bericht darüber) in: Fr. Kurier 7. 11. 1919, Nr. 515, S. 2. 415. — Zum Wiederaufbau des heimischen Kunsthandwerks, in: Sonn­ tagskurier 1920, S. 263—264, 271—273. 416. S(ieghardt), A(ugust): Die Madonna am Hause der Mohrenapotheke, in: Nbg.-Fürther Morgenpresse, 30. 10. 1923, S. 3. 417. — Das Männleinlaufen, in: Fr. Kurier, 23. 6.1922, S. 5—6. Dasselbe in: Morgenpresse, 20. 11. 1923. 418. — Ludwig Richter in Nbg. Die Eindrücke des Künstlers . . . in: Antiquitätenrundschau 23, 1925, S. 193—195. Dasselbe in: Sonntagskurier 1925, S. 11—12. 418a. Steffen, Hugo: Die St. Elisabethkirche in Nbg, in: Sammler 1924, Nr. 109. S. 1. 419. Stengel, Walter: Die Merkzeichen der Nbger Rotschmiede, in:Fest­ schrift f. v. Bezold (s. Nr. 828), S. 107-156. 420. Stier, A(lfons): Nbg. in der Musik, in: Jahresschau (s. oben Nr. 55), S. 190-201. 421. Stremei, Fritz: Das Rattenrelief in der Lorenzkirche zu Nbg, in: Fr. Heimat 3, 1924, S. 53. 422. Tonrelief, Mittelfränkisches: Leidensstation Christi mit der Hl. Veronika (ausgestellt v. Walter Carl auf d. Kunst- u. Antiquitäten­ schau d. Frankfurter Einfuhrmesse) in: Das illustrierte Blatt, Frankf. a. M., 7, 1919, Nr. 42, S. ,5. 423. Ursprung, O.: 4 Studien z. Gesch. d. deutschen Liedes. 3.: W. v. Lochammers Liederbuch, ein Denkmal Nbger Musikkultur um 1450, in: Archiv f. Musikwissenschaft 5, 1923, S. 316—326. 424. Vogel, Kurt: Einiges zur älteren Musikgeschichte Zwickaus (behan­ delt S. 30 die Konzertreise eines Nbger Trios „Nicolaus u. Lucia Thomas u. Benigna“ 1522), in: Alt-Zwickau. Beilage z. Zw. Zeitung u. N. F. d. Mitteilungen d. Zwickauer Altertumsvereins, 1922, S. 29—30. 425. Wandmalereien in der Katharinenkirche in Nbg, in: Denkmal­ pflege 23, 1921, S. 79—80. Von L. (Darnach abgedruckt in: Fr. Kurier 14. 9. 1921, Abendausg., S. 2). 426. — Die, in d. Katharinenkirche, in: Die Furche, Beilage d. Fr. Tages­ post 1922, S. 279. 427. — in: Fr. Kurier 5. 8. 1922, Morgenausg. S. 3.

376 428. (Wecker, Johann): Alte Einbände in der Stadtbibliothek, in: Fr. Kurier 24. 7. 1922, Nr. 340, S. 3. 429. Weidinger, Heinrich: Nbg., eine Sängerbundesstadt, in: Fr. Heimat 2, 1923, S. 2—5. 430. Weinberger, Martin: Die Formschnitte des Katharinenklosters zu Nbg. Ein Versuch über die Geschichte des früheren Nbger Holzschnittes. Mit 25 Holzschnitten und Teigdrucken aus dem Besitz der Stadtbibliothek und des Germanischen Museums in Nbg. München, Verlag d. Münchener Drucke, 1925. 54 S., 14 Taf. 2°. Bespr. M. Lehrs in: Zeitschrift f. bild. Kunst 59, 1925, S. 85—86. 431. — Nbger Malerei an der Wende zur Renaissance und die Anfänge der Dürerschule (Studien z. deutschen Kunstgeschichte Nr. 217). Straßburg, Heitz, 1921. 255 S., 29 Taf. Bespr. F. T. Schulz in: Mitteilungen (s. oben Nr. 57) 26, S. 359-365. 432. — Der Madonnenholzschnitt der Nbger Stadtbibliothek, in: Kunst u. Antiquariat, Jhg. 1, 1925, S. 89—93 mit 1 Taf. 433. Winter, Maria: Das Bauernhaus im nürnbergisch-fränkischen Land (Beiträge z. fränk. Kunstgeschichte, Nr. 10). Nbg, Spindler, 1924. IX, 84 S., 8 Taf.

c) Zu einzelnen Künstlern (nach dem Alphabet der Künstler). (Zahlreiche Aufsätze über einzelne Nbger Künstler von W. Fries, Th. Hampe u. anderen im „Allgem. Lexikon der bildenden Künstler, herausg. v. U. Thieme“, Leipzig, Verlag Seemann, sind hier nicht einzeln angeführt, In der Berichtsperiode erschienen hier Artikel über Künstler mit den Anfangs­ buchstaben G und H.)

434. Höhn, Hch.: Jost Amman, in: Bayerisches Heimatland, Beilage d. Bayer. Nationalzeitung, 22. 11. 1920, S. 1—2. 435. R(ösermüller), R.: Jofbauer Josef Bauer, gest. 9. 12. 1924) in: Nbg.-Fürther Morgenpresse, 18. 1. 1925, S. 4. 436. Mummenhoff, Ernst: Über den Nbger Kunsthandwerker u. Künstler Sebald Beck, in: Fr. Heimat 3, 1924, S. 327—333. 437. Dean, Bashford: 7 shields of Behaim (Hans Sebald Bekam) in: Bulletin of the Metropolitan Museum of Art, New York, 20, 1925, Nr. 3, S. 74—77. Mit 3 Abb. 438. Bock, Elfried: Ein Selbstbildnis von Hs. Seb. Beham im Kupfer­ stichkabinett, in: Berliner Museen. Bericht aus den preußischen Kunstsammlungen, 42, 1921, S. 95—96. 1 Abb. 439. Qümbel, Albert: Das Meisterzeichen Hans Behaims d. Jüngeren, Landbaumeisters in Nbg, in: Denkmalpflege 23, 1921, S. 19—20. 440. Röttinger, Heinrich: Die Holzschnitte Barthel Behams (Studien zur deutschen Kunstgeschichte 218). Straßburg, Heitz, 1921. 55 S., 24 Taf.

377

441.

442. 443. 444. 445.

446.

447.

Bespr. G. Pauli in: Kunstchronik 1922, S. 27—29. Eöttingers Erwiderung darauf ebenda, 1923, S. 491. (Kurthen J., siehe unten Nr. 567). Stuhlfauth, Georg: Zum Werke des „Pseudo-Bekam11 (Erhard Schön?) in: Amtl. Berichte aus d. Preuß. Kunstsammlungen 40, 1919, S. 122—136. Schulz, Fritz Traugott: Rolf Behringer (Architekt), in: Sonntags­ kurier 1924, S. 71—72, 77—80. Bock, Friedrich: Johann Andreas Börner und sein Kreis, in: Der Fränkische Bund, 1, 1924, S. 107—109. Franz Brochier. Zu seinem 70. Geburtstag. Von S. in: Fr. Kurier 16. 5. 1922, Morgenausg., S. 1. Bezold, Gustav von: Baumeister Paul Decker d. ältere (Vortrag im Verein f. Gesch. . . . Bericht darüber in:) Jahresbericht (s. Nr. 54) 42, S. 16-18. Hausmann, Sebastian: Ein halbvergessener Nbger Künstler (Johann Christoph Dorsch 1676—1732), in: Heimat u. Welt, Beilage d. Nbg.-Fürther Morgenpresse, 1924, Nr. 44, S 1—2. Danschacher, H.: Karl Dotzler (zu seinem 50. Geburtstag) in: Fr. Heimat 3, 1924, S. 233—235. Mit 3 Abb.

448—683: Albrecht Dürer. 448. Die Apostelbilder von A. D. in: Fr. Kurier 9.2.1921, Morgenausg., S. 4. 449. Avenarius, Ferdinand: Findet Dürer! Zu seinem 450. Geburtstag, in: Kunstwart 34. Juni 1921, S. 129—134. Mit Abb. Dasselbe in: *Reclams Universum 37, 1921, S. 325—328. *450. Balzer, W.: Dürer und der deutsche Holzschnitt, in: Typographische Mitteilungen 18, 1921, S. 67. *451. Baumgartner, W.: Auf den Spuren einer Reise Dürers an den Main, den Rhein und nach den Niederlanden, in: Das Echo (Berlin), 42, 1923, S. 1970. 452. Beenken, Hermann: Dürers Kunsturteil und die Struktur des Renaissance-Individualismus, in: Festschrift für Heinrich Wölfflin, 1924, S. 183—193. 453. Beitz, E.: D’s Christophorus-Auffassung im Jahr 1521, in: Theolog. Literaturzeitung 1924, S. 93—96. 454. — Weihnachten bei Dürer, in: Zeitschrift f. christl. Kunst 32, 1920, S. 127-131. 455. Berliner, Rudolf: Eine Plakette nach D’s Kupferstich mit dem großen Pferde, in: Archiv f. Medaillen- u. Plakettenkunde 3,1921/22, S. 94—98.

378 456. Berliner, Rud., Zu d. Plaketten m. d. Dürerischen Rückenakt, in: Arch. f. Medaillen- u. Plakettenkunde 3, 1921/22, S. 63—78. Mit 6 Abb. 457. Betrachtungen über D’s Marienleben, in: Antiquitätenrundschau 22, 1924, S. 337—340. Von U. N. 458. Bezold, Gustav von: Dürers Apokalypse (Vortrag im Verein f. G. d. Stadt Nbg.; Bericht darüber in:) Jahresbericht (s. Nr. 54) 42, S.6. 459. Bildnis, Dürers, einer Venezianerin, in: Kunst u. Künstler 22, 1924, S. 235. 460. Bock, Elfried: Ergänzungen zu Dürers Jugendwerk. Mit 1 Taf. u. 1 Textabb. in: Jahrbuch d. Preuß. Kunstsammlungen 41, 1920, S. 208-213. *461. — D’s Zeichnung zwischen den Münchener Aposteln, in: Kunst u. Künstler 1923, 278—284. *462. Brattskoven, O.: A. D. in Venedig, in: Leipziger Neueste Nach­ richten 1925, 1. März. 463. Buch, Ein seltenes, Pirckheimers in der Londoner Bibliothek, in: Münchener Neueste Nachrichten 6. 9. 1919, Nr. 357, S. 1. (Die Venezianer Ausgabe des Theokrit u. Hesiod von 1495 mit e. Dürer zugeschriebenen Malerei). *464. Buchkremer: Der Aufenthalt D’s 1520 in Aachen, in: Zeitschrift d. Aachener Geschichtsvereins 43, 1922, S. 275. *465. Buhler, Wilhelm: D's Melencolia 1: Baukunst Gral, in: Die graphischen Künste 47, 1925, S. 44—48. 466. — A. D’s Melancholie, in: Die Einkehr, Beilage d. Münchener Neuesten Nachrichten, 1925, S. 265—266. *467. Burkard, Hans: Eine Kopie des verschwundenen Dürerbildes „Barmherzigkeit“ (im Schloß Pommersfelden), in: Mainzer Zeitschrift 15/16, 1921, S. 80-83 m. Abb. 468. — Die Kopie eines verschollenen Dürerbildes im Schloße Weißen­ stein bei Pommersfelden (derselbe Text wie Nr. 467?), in: Heimat­ blätter des Histor. Vereins Bamberg 1922, S. 25 ff. *469. — Dürers Tafelbild „Barmherzigkeit“ im Mainzer Dom, in: Anti­ quitätenrundschau 23, 1925, S. 17—20. *470. Butte, H.: D’s Dresdener Altar, in: Sächs. Heimat 8,1925, S. 112—15. 471. Giemen, Otto: 12 Dürerbilder f. d. evangelische Haus, ausgewählt u. eingeleitet. Zwickau, Hermann, (1923). 28 S. *472. — D’s „Hieronymus im Gehäus", in: Alt-Zwickau 1921, S. 48. 473. —D’sche Holzschnittdarstellungen des Jüngsten Gerichts, in: Zeit­ schrift f. Bücherfreunde N. F. 15, 1923, S. 65—66. 474. — D’s Kupferstich „Maria mit der Meerkatze“, in: Beiträge zur Bayer. Kirchengeschichte 27, 1921, S. 52—54.

379 475. Giemen, Otto: Der Kürbis auf D’s „Hieronymus im Gehäus“, in: Beiträge z. Bayer. Kirchengeschichte 25, 1919, S. 173. 476 — Melanchthon und Dürer, in: Beiträge z. Bayer. Kirchengesch. 26, 1920, S. 29—38. *477. Gonrad, O.: Zur unterrichtlichen Behandlung D’s, in: Blätter zur Fortbildung des Lehrers u. d. Lehrerin 12, 1919 (?), S. 373—380. 478. Curjel. H.: D’s idealisiertes Selbstbildnis, in: Zeitschrift f. bildende Kunst 59, 1925, S. 3—9. *479. (Belarue, H.) Intorno alle miniature dureriane, in: Bibliofilia 22, 1920, Heft 1/4, S. 18. 480. ( —) Ein Genfer Dürerfund (Miniaturenfolge — Passion — von D. mit N. Glockendon zusammen?; nach e. Artikel von Delarue in d. Genfer Presse), in: Antiquitätenrundschau 18, 1920, S. 99. 481. (— ?) Intorno al mänoscritto Estense di Niccolö Glockendon (mit 4 Abb.), in: Bibliofilia 22, 1920, S. 25. 482. Bemmel, Karl: A. Dürer, in: Der Wächter 4, 1921, S. 183 (ganz kurze aphoristisch-hymnische Äusserung in Prosa). 483. Bobei: D. in Coburg. (Vortrag; Bericht darüber in:) Bayer. Staats­ zeitung 1. 12. 1925, S. 4. 484. Dodgson, Campbell: A note on a drawing by D., in: Burlington Magazine Vol. 43, Nr. 247, 1923, S. 197; m. 1 Abb. 485. (— Zurückweisung der Legende von angeblich neu entdeckten Miniaturen D’s, Burlington Magazine, August 1920; Bericht darüber in:) Kunstchronik 55, N. F. 31, 1920, S. 918. 486. Breger, M.: D. und Innsbruck. Noch einmal D’s Schloßhofan­ sichten. Innsbruck, Wagner, 1924. 24 S. Mit Abb. 487. — Zur ältesten Geschichte der Innsbrucker Hofburg (betr. u. a. D’s „Schloßhofansichten“), in: Kunst und Kunsthandwerk 1921, Heft 7—10. 488. Bürer als Jagdtierzeichner, in: Fr. Kurier 5. 6. 1920, Morgenausg., S. 5. *489. Bürer auf einer Reise, in: Aschaffenburger Geschichtsblätter 8, 1919, S. 41. 490. Ist Bürer der Schöpfer der Frakturschrift? in: Fr. Kurier 18. 2.1919, Abendausg., S. 5. 491. Bürer und die deutsche Schrift, in: Neue Preußische Zeitung 30. 8. 1921, Nr. 404, S. 2. *492. Bürerausstellung im Berliner Museum 1919, in: Antiquitätenrund­ schau 17, 1919, S. 28. *493 Bürerbildern, Zu den verschwundenen, in: Antiquitätenrundschau 23, 1924, S. 322.

380 *494. Dürerbüste, Unbekannte, in Antwerpen, in: Antiquitätenrundschau 19, 1921, S. 159. *495 Dürererwerbung des Louvre, in: Antiquitätenrundschau 18, 1920, S. 171 (Zeichnung: Magdalena am Fuße des Kreuzes). 496. Dürerhaus. Was geschieht mit dem Dürerhaus? in: Fr. Kurier 18. 4.1924, S. 6 (Erwiderung hierauf s. L. Wagner-Speyer, Nr. 658). *497. Dürerstudie, Eine unbekannte, im Louvre, in: Antiquitätenrund­ schau 22, 1924, S. 261V 498. Elchi, W.: Albrecht Dürer, in: Grenzboten 80, 1921, S. 236—238. 499. Endres, Jos. Anton: Dürers Melancholie und Hieronymus im Gehäus. Eine Darstellung der philosophischen Gotteserkenntnis, in: Die christl. Welt 15, 1918/19, S. 129—144. Engelhardt, Adolf: A. Dürer u. die Reformation ... s. oben Nr. 297. 500. Eßvcein, 1L: Die Handzeichnung zur Zeit D’s, in: Der Spiegel, Jahrbuch d. Propyläenverlags, 1923, S. 45—52. 501. Fe der Schmidt, Hermann: Agnes Dürer, in: Sonntagskurier 1924, S. 149-152. 502. — A. D., ein Heros im Leiden, in: Fr. Kurier 27. 7. 1924, S. 3. 503. — A. D’s Krankheit, in: Die Umschau 1920, S. 651—653. 1 Abb. 504. — D’s Krankheit, in: N. Wiener Journal 14. 8. 1922, Nr. 10333, S.4. 505. — A. D’s Krankheit und Leiden im Lichte der heutigen Wissenschaft, in: Münchener Medizinische Wochenschrift 1922, S. 1123—24. 506. —A. D’s Krankheit.. . (wieNr.505)in: Sammler 1919, Nr. 141, S.3—4. *507. Fischer, Otto: A. D. in: Propyläen 18, 1921, S. 267. 503. — D. und Grünewald, in: Der Bücherwurm (Dachau, Einhornverlag) 1919, 1, S. 4—5. 509. — A. D’s Geburtstag, in: Münchener Neueste Nachrichten 1921, Nr. 214, S. 1. 510. — A. D’s Kunstlehre. Mit 2 Holzschnitten, in: Der Schwäbische Bund 1, 1919, S. 334—338. 511. — A. D’s Leben und Werke. Dachau, Gelber Verlag, 1920. XXIV S., 45 S. Abb. Bespr. ,,u. ch.“ in Münch. N. Nachr. 24.2.1920, Nr. 81, S. 5. — S. H. im Sammler 1920, Nr. 120, S. 8. 512. Friedländer, Max J.: Albrecht Dürer. Mit 115 Abb. (Deutsche Meister, hrsg. v. K. Scheffler u. C. Glaser). Leipzig, Inselverlg., 1921. Bespr. G. Pauli in: Kunst und Künstler 20, 1921, S. 75; A. Weixlgärtner in: Graph. Künste 45, 1922, S. 83. 513. —A. D., der Kupferstecher und Holzschnittzeichner. Berlin, Bard, 1919. 152 S. m. Abb. u. Taf. 2°. Bespr. G. Pauli in: Kunstchronik 56, N. F. 32, 1921, S. 506—510.

381 *514. — A. D., der Schriftsteller, in: Inselschiff 2, 1921, S. 258—264. 515. — Ein unbekannter Holzschnitt im Dürerstil, in: Berichte aus den Preuß. Kunstsammlungen 41, 1919, Sp. 55—62. 516. — Der Kupferstich und der Holzschnitt A. D’s. Mit 8 ganzseit. Abb. Berlin, Reichsdruckerei, 1922, 31 S. 517/ Gäfgen, Hans: D’s Briefe und Reime. Zu seinem 450. Geburtstag am 21. 5. 1921, in: Sammler 1921, Nr. 61, S. 2—3. 518. Giesecke, A.: A. D. und die Befestigungen von Verona, in: Burg­ wart 21, 1920, S. 20—30. *519. — A. D. als Kriegshaumeister, in : Zeitschrift d. deutschen Vereins f.^ Buchwesen und Schrifttum 2, 1919, S. 140—144. 520. Glaser, C.: Die Versteigerung der Sammlung Vincent Mayer, Freiburg, bei Cassirer in Berlin. I. Teil: Dürer, in: Kunstchronik 55, N. F. 31, 1919, S. 51-55. 521. Glück, Gustav: D’s Bildnis einer Venezianerin aus dem Jahre 1505. Mit 1 Taf. und 10 Textabb., in: Jahrbuch der kunsthistorischen Sammlungen in Wien, 36, 1924, S. 97—121. 522. — Ein neugefundenes Gemälde D's (weibl. Bildnis 1505), in: Kunstwanderer 6, 1924, S. 213—214, 1 Abb. 523. Grashoff, Ehler W.: A. Dürer. Aus s. Leben u. s. Werk. Mit 16 Vollbildern (Lebensgeschichten großer Menschen). Berlin 1924, Reiß. 108 S. 524. Gronau, Gg.: D. und Michelangelo, in: Belvedere (Wien) 3, 1923, S. 1-5. *525. Groß, J.: Dürers Schloßhofansichten, in: Dt. Bauzeitung 1924, S. 36. *526. Grunewald, Maria: D’s Randzeichnungen zum Gebetbuch des Kaisers Max, in: Propyläen (München) 20, 1922, S. 91. 527. — 3 Bildniszeichnungen D’s im Berlinei Kupferstichkabinett, in: Deutsches Volkstum 1920, S. 29—30. M. 1 Abb. 528. — A. D. über seine Eltern, in: Deutsches Volkstum 1920, S. 30—31. *529. — Zu A. D. in: Mannus 15, 1923, S. 343-347. 530. —Zu A. D. (Besprechungen), in: Propyläen (München) 18, 1920, S. 171-173. 531. — Die große Schicksalsgöttin A. D’s in: Propyläen (München) 19, 1921, S. 394. 532. — Weihnachtsbilder D’s in: Propyläen (München) 18, 1920, S. 97. 533. Gürribel, Albert: Neue archivalische Beiträge zur Nbger Kunst­ geschichte. Nbg., Komm. Schräg, 1919. 46 S. (1. Die Habeltzheimer, e. Nbger Goldschmiedfamilie des 14. u. 15. Jhdts. — 2. Neue kleine Düreriana. — 3. Gg. Pentz u. d. Nbger Hallerbuch. — 4. Kleine Vischeriana).

382 534. Gümbel, Albert: Dorothea Hallerin. Der Eheroman einer Dürerischen Frauengestalt nach urkundl. Quellen dargestellt. Nbg., Spindler, 1925. 59 S.f 2 Taf. Bespr. E. Reiche in Mitteilungen (s. Nr. 57) 26, S. 380—82. 535. — Die Stifterbildnisse auf D’s Allerheiligenaltar, in: Repertorium f. Kunstwissenschaft 46, 1925, S. 225—230. 536. Haack, Friedrich: Nochmals zur Datierung des D’schen Selbst­ bildnisses in der Pinakothek, in: Repertorium f. Kunstwissen­ schaft 45, 1924, S. 77-83. *537. Haderer, M.: Holbein und D. in: Christi. Kunstblätter, Linz, 1919, S. 88, 102. *538. Hagen, O.: Der historische D. Betrachtungen z. 3. Aufl. v. Wölfflin. in: Kunstchronik 54, 1919, S. 953—960. 539. Halm, Peter: Ein Entwurf D’s zu dem großen Glockendonschen Missale für Albrecht v. Brandenburg, in: Münchener Jahrbuch f. bild. Kunst, N. F. 2. 1925, S. 61-67. 540. Hampe, Theodor: Düreranekdoten, in: Der Frank. Bund 1, Heft 2, 1924, S. 102—106. 540a. Hanfstaengl, Eberhard: Die Wiederherstellung v. Dürers „Be­ weinung Christi“ in der Alten Pinakothek in München, in: Zeit­ schrift f. bild. Kunst 58, 1924—25, S. 248; mit 1 Taf, *541. Hans, W.: H. Baldung-Griens Krönung Mariae urid A. D’s HellerAltar, in: Mitteilungen des hist. Vereins f. Heimatkunde, Frank­ furt a. M., 26, 1925, S. 3. 542. Hartmann, Erich: Beiträge zur Sprache A. D’s. Dissertation, Halle 1922. VII, 88 S. 543. Hausmann, B.: D’s Kupferstiche, Radierungen, Holzschnitte und Zeichnungen, unter bes. Berücksichtigung der dazu verwandten Papiere und deren Wasserzeichen. Würzburg, Frank (Leipzig, Hiersemann), 1922. III, 136 S. 544. Hauttmann, Max: D. und der Augsburger Antikenbesitz. Mit 11 Textabb. in: Jahrbuch d. Preuß. Kunstsammlungen 42, 1921, S. 34—50. (Berichte über Hauttmanns vorausgegangenen Vortrag in Antiqui­ tätenrundschau 19, 1921, S. 80; Antiquitätenzeitung 29, 1921, S. 28; Augsburger Rundschau 3, 1921, S. 423—424; Fr, Kurier 22. 12. 1920, Nr. 587, S. 2). 545. Helmolt, H. F.: A. Dürer, in: Ehrenbuch des Deutschen Volkes, hrsg. v. Helmolt, 1923, S. 93—99. *546. Herkunft, Dürers ungarische, in: D. Friede 4, S. 694. 547. Hoch, Fritz: Der weihnachtliche Dürer, in: Fr. Heimat 3, 1924, S. 403-406. Mit Abb.

383 548. Hofmiller, Josef: D’s Gebetbuch für Kaiser Maximilian, in: Münchener Neueste Nachrichten 1922, Nr. 347, S. 1—2. 549. Husung, Max: Le starnpe di A. Durero all'asta Davidsohn. Con 5 facsimili, in: Bibliofilia 22, 1920, S. 42. 550. Junius, Wilhelm: D’s „Marter der 10000 Ritter,“ in: Monats­ hefte f. Kunstwissenschaft 15, 1922, S. 275—282. 55,1. Kämmerer, L.: Frühe graphische Zeichnung D’s in Coburg, in: Die Graph. Künste 1925, S. 49. 552. Kauffmann, Hans: A. D’s rhythmische Kunst. Leipzig, Seemann* 1924. VII, 152 S., 16 S. Abb. 553. Kehrer, Hugo: (Vortrag über eine unbek. Büste D’s im Fleisch­ haus v. Antwerpen, in d. Kunstw. Ges. München; Bericht darüber in:) Kunstchronik 55, N. F. 31, 1920, S. 915. *554. Klatt, G.: Die Dürerschule, in: Monatsschrift f. deutsche Beamten 1923, S. 105—108. 555. Klaudy, Lilly: Werke A. D’s in Wien, in: Neue Freie Presse 8. 4* 1921, Nr. 20333, S. 1-2. *556. Klinger, M.: D. als Kupferstecher, in: Inselschiff 1, 1920, S. 49. 557. Knackfuss, Hermann: Dürer. 13. Aufl. (Künstlermonographien 5) Bielefeld, Velhagen u. Klasing, 1923. 148 S. m. Abb. 558. Knöllinger, Friedrich: Das Albrecht-Dürer-Haus in Nbg. u. seine Sammlungen, in: Bayerland 33, 1922, S. 135—141. 559. Koch-München, Hans: Dürer. Vivo kaj verkado de la fama pentristo (Dürer. Leben und Werk d. berühmten Malers; in Espe­ ranto). Deisenhofen b. München, O. Ziegler, 1924. 48 S. *560. Konsbrück, H.: Die Perspektive in der Kunst A. D’s, in: Kunst f. alle, 35, 1920, S. 253. *561. KopfZeichnungen in D’s Apostelbild, in: Antiquitätenrundschau 20, 1922, S. 241. *562. Krauss, H.: D’s Farbenkonsum, in: Farbe und Lack, 1921, S. 317. 563. Kuhlmann, Fritz: Ist D. der Schöpfer der Frakturschrift? in: Repertorium f. Kunstwissenschaft 41, 1919, S. 158—162. 564. — Darf D. als der Schöpfer der Fraktur angesehen und diese als „Dürerschrift4 bezeichnet werden? Mit 16 Schriftproben, in: Zeitschrift f. Bücherfreunde, N. F. 10, 1918/19, S. 149—158. 565. Kupferstich, D’s: Maria mit der Meerkatze, in: Alt-Zwickau, Bei­ lage d. Zwickauer Zeitung . . . 1922, Nr. 6, S. 24. *566. Kurthen, Josef: Vom umfassenden Malerbuch zum „Büchlein vom Maler“ („messen“ und „malen“ bei Dürer), in: Repertorium f. Kunstwissenschaft 44, 1923, S. 99—103; Exkurs von: 567. — Zum Problem der Dürerschen Pferde-Konstruktion. Ein Beitrag z. Dürer- u. Behamforschung. Mit 16 Abb. in: Repertorium f. Kunstwissenschaft 44, 1923, S. 77—106.

384 568. Lange, Konrad: Dürers Kupferstich „Das Meerwunder“. Mit Abb. in: Repertorium f. Kunstwissenschaft 46, 1925, S. 87—104. *569. Lehmann-Nitsche, R.: Anthropolog. Untersuchung über die tiefe Furche der Nasenspitze Kaiser Maximilians auf dem Bilde von D. in der Gemäldegallerie zu Wien, in: Zeitschrift f. Morphologie 27, 1921. 570. Leitschuh, Friedrich Franz: Une passion d’Albert Dürer en couleurs. Avec 17 pl., dont une en couleurs, in: La Bibliofilia 22, 1920, 1 ff. 571. Lenz, O.: Der D’sche Holzschnitt „Das Abendmahl“ von 1523 in: Christi. Kunst 21, 1925, S. 232. 572. Liebschaft, D’s Venezianische, in: Antiquitätenrundschau 22, 1924, S. 264—265 (zum neugefundenen Bildnis e. Venezianerin in der Wiener Galerie). 573. Linde, Franz: Der Paumgartnersche Altar, A. D’s Darstellung d. Geburt Christi, in: Deutsche Zeitung 25. 12. 1921, Nr. 582, S. 2. *574. Lindemann, R.: Dürer, Goethe und wir, in: Propyläen (München), 21, 1924, S. 370. *575. — D. und wir, in: Hell weg 4, 1924, S. 607. *576. Luch, W. A.: Der Kopf des Kardinals Albrecht v. Brandenburg bei D., Cranach u. Grünewald, in: Repertorium f. Kunstwissen­ schaft 45, 1925, S. 41-77. 577. Madonna, A. D’s Augsburger. Mit 1 Abb. in: Augsburger Rundschau 3, 1921, S. 437—438. 578. Mader, A. E.: Zur Erklärung einiger „Rätselfiguren“ auf den Passionsbildern Dürers, Schongauers, Glockendons u. anderer Meister, in: Christliche Kunst 19, 1922/3, S. 118—129. 579. Marienleben, D’s, in: Antiquitätenrundschau 22, 1924, S. 337—340. 580. Meder, Joseph: Dürer-Kopisten und Dürer-Kopien, in: Kunst­ wanderer 4, 1922, S. 363—365. 581. — Die Grüne Passion A. D’s (Monographien aus Deutscher Kunst, 4). München, Verlag Recht, 1923. 47 S., 19 Taf. 582. — Der neuaufgefundene erste Zustand des Adam- u. Eva-Stichs von Dürer (B. 1), in: Die graph. Künste, Mitteilungen d. Gesell­ schaft f. vervielfältigende Kunst, Berlin 1924, S. 33—34. *583. Melancholie, Dürers, in: Jahrbuch f. Technik 8, 1921, S. 62. 584. Meller, Simon: Eine Dürerzeichnung aus dem Besitze Peter Vischers d. J. Mit 1 Textabb. u. 2 Taf., in: Jahrbuch der Preuß. Kunst­ sammlungen 46, 1925, S. 201—202. 585. Miniaturen, Zu den, nach D. Und: Nochmals die Miniaturen nach D. in: Cicerone 12, 1920, S. 390, 419.

385 586. Mitius, Otto: Mit A. D. nach Heroldsberg und Kalchreuth. Mit 4 Abb. in: Erlanger Heimatbuch 1924, S. 93—105. Bespr G. Pauli in: Repertorium f. Kunstwissenschaft 46, S. 107—108. 587. — Dürers Schloßhofansichten und die Cadolzburg bei Nbg. Leipzig, Hiersemann, 1922. 35 S., 8 Taf. 4°. Bespr. C. Steinweg in: Repertorium f. Kunstwissenschaft 46, S. 106f. — F. Bock in: Fr. Kurier 28, 2.1923, S. 1. — E. Deuerlein in: Erlanger Heimatblätter 6, 1923, S. 34—35. 588. — Noch einmal D’s Schloßhofansichten, in: Cicerone 16, 1924, S. 1078-1079. 589. Mönius, Georg: A. Dürer. Zum 450. Geburtstag, 20.5.1921, in: Der Wächter, 4, 1921, S. 177 (Gedicht). 590. — An A. D. ebenda, S. 204—206 (Prosa). 591. Muchall-Viebrock, Thomas: A. D. als Graphiker. Abb. in: Bayerland 33, 1922, S. 129—135.

Mit vielen

592. Nagel, Friedr. Aug.: Der Kristall auf D’s Melancholie, in: Sonntags­ kurier 4, 1923, S. 30—31. 593. — Der Kristall auf D’s Melancholie. Einmalige Auflage von 500 numerierten Exemplaren. Nbg, Komm. K. Koch, 1922. 38 S., 6 Abb. Bespr. M. Sch(unck) in: Fr. Kurier, 31. 1. und 1. 2. 1923. — H. Pöttinger in: Cicerone 15, 1923, S. 670. 594. Neckheim, G. Hermann: Ein Dürerbild in der Wilheringer Stifts­ galerie, in: Studien und Mitteilungen z. Gesch. d. Benediktiner­ ordens. N. F. 11, 1924, S. 253—256. 595. N(icolai), U(lrich): Betrachtungen über Dürers Marienleben, in: Antiquitätenrundschau 22, 1924, S. 337—340. 596. Nüchter, Friedrich: A. Dürer. Sein Leben und Auswahl seiner Werke. 51.—55. Tausend. München, Seybold, 1923. 102 S. 4°. *597. Orth, E. v.: D. und Grünewald, in: Deutsch-Evangelisch 10, 1919, S. 368. 598. Panofsky, Erwin: D's Darstellungen des Apollo und ihr Verhältnis zu Barbari. Mit 10 Textabb. in: Jahrbuch d. Preuß. Kunstsamm­ lungen 41, 1920, S. 359-377. 599. — und Fritz Saxl: Dürers „Melencolia I“. Eine quellen- und typengeschichtl. Untersuchung (Studien d. Bibliothek Warburg, 2). Leipzig-Berlin, Teubner, 1923. XV, 160 S., 45 Taf. gr. 8°. 600. — D’s Stellung zur Antike, in: Jahrbuch f. Kunstgeschichte, Wien, 1 (15), 1923, S. 43-92. Mit vielen Abb. 601. Parker, K. T: Eine neuaufgefundene Apollozeichnung A. D’s. Mit 1 Taf. u. 4 Textabb., in: Jahrbuch d. Preuß. Kunstsammlungen 46, 1925, S. 248-254. 25

386 602. Pastor, Willy: Das Leben A. D’s. Mit 56 Bildertafeln. Berlin, Amsler u. Ruthardt, 1923 (Titelauflage der Ausg. v. 1918). Bespr. (der Ausg. 1918): H. Jordan in: Beiträge z. Bayer. Kirchen­ geschichte 26, 1919, S, 48. 603. Pauli, Gustav: D., Italien und die Antike. Mit 18 Abb. aufTaf. in: Vorträge der Bibliothek Warburg, 1921/22. Leipzig 1923, S. 51-68. ' 604. — Die Dürerliteratur der letzten 3 Jahre, in: Repertorium für Kunstwissenschaft 41, 1919, S. 1—34. 605. — Verschollene Dürerzeichnungen in Radierungen Wenzel Hollars, in: Jahrbuch f. Kunstsammler, Frankf. a. M., 1, 1921, S. 15—22. 606. Peterson, Eugen: Zu A. D’s Familienleben. Zur 450. Wiederkehr v. D’s Geburtstag, in: Fr. Kurier 21.5.1921, Abendausg., S. 11—12. 607. Pfister, Kurt: Der junge D. München, Verlag Recht, 1921. 43 S. 20 Taf. 4°. 608. Preuß, Hans: Dürer-Michelangelo-Rembrandt. Leipzig, Deichert, 1921. 83 S. 609. — (dasselbe) 2. Aufl. ebenda 1921. 58 S. 610. — Neues von D., in: Sammler 15. 12. 1925. S. 3—4. 611. Pültz, Wilhelm: D’s Grüne Passion, in: Allg. evang.-lutherische Kirchenzeitung 1925, S.408. 612. — Von A. D., in Sammler, 19. 5.1925, S. 2—3. 613. Reichel, Anton: Die Handzeichnungen der Albertina. II. A. D. Wien, Oesterr. Verlagsgesellschaft (1923). 28 S., 20 Taf. *614. Reißmann. R: Von deutschen Malern, in: Deutsche InterniertenZeitung, 4. Folge, Nr. 33, 1919, S. 15—16. 615. Rieffely Fr.: Ein Grünewaldbildnis? (Deutet D’s mit 1500 datiertes Bildnis eines jungen Mannes als Bildnis Grünewalds), in: Kunst­ chronik 55 (N. F. 31), 1919, S. 13—20. Mit 5 Abb. 616. Rindtorff, Erna: D’s Freundeskreis, in: Deutsche Internierten- , Zeitung, Nr. 9, Bern, Febr. 1919, S. 17—19. 617. Rintelen, Friedrich: (D. und Basel. Vortrag in d. Histor. u. anti­ quarischen Gesellschaft Basel; Bericht darüber in:) Fr. Kurier 7. 4. 1923, Nr. 95, S. 1. 618. Rodenberg, Julius: A. D.’s „Textur“ und d. islamischen Kalligraphen­ systeme d. Mittelalters, in: Gutenberg-Festschrift z. F. d. 25jähr. Bestehens d. Gutenberg-Museums in Mainz, 1925, S. 412—426. 619. Römer, Erich: Neues von D. (nach e. Vortrag in d. Berliner Kunstgesch. Gesellschaft über die Andachtsbilder D’s), in: Antiquitäten­ rundschau 18, 1920, S. 46 und Deutsche Allg. Zeitg. 26. 2. 1920. Nr. 105, S. 1.

387 *620. Röttinger, Heinrich: D’s Schlosshofansichten, in: Deutsche Bau­ zeitung 1925, S. 203. 021. — A. D’s Doppelgänger (Bericht üb. e. Vortrag in Nbg. von —rz) in: Fr. Kurier 8. 11. 1921, Nr. 523, S. 4. , 022. Romdahl, Axel L.: Eine malerische Wendung in D’s Schaffen. 1.2. in: Kunstwanderer 1923, Juli, S. 451; Sept., S. 15—18. 623. Scharrer-Santen, Eduard: A. D. in d. Ausstellung der Münchener Graphischen Sammlung, in: Allgemeine Zeitung, Mch., 11. 7. 1920, S. 255—256. 624. Schellenberg, Carl: D’s Apokalypse. Mit 49 Abb. (Kompendien z. deutschen Kunst, 3). München, O. Recht, 1923. 97 S., 1 Bl., 22 Bl. Taf. 625. — Die Illustrationsprinzipien der Dürer-Apokalypse, in: Kunst­ wanderer 7, 1925, S. 176—178, mit 7 Abb. *626. — Bibeltext zu D’s Holzchnitt „Lobgesang der Auserwählten“ aus d. heiml. Offenbarung d. Johannes, in: Monatshefte f. Bücherfreunde 1, 1925, S. 231. 627. Schilling, Edmund: Beitrag zu D’s Handzeichnungen. Übersehene und verschollene Werke. Mit 6 Abb. u. 2 Taf. in: Städel-Jahrbuch 1, 1921, S. 119—128. 027a. — Zu D’s Graphik der Wanderjahre, in: Städel-Jahrbuch 2> 1922, S. 59—62, m. 4 Abb. 028. — Eine neue Zeichnung D’s, in: Jahrbuch d. Preuß. Kunstsamm­ lungen 41, 1920, S. 25—31. Mit 1 Taf. in Lichtdruck u. 1 Textabb. 629. — Zu D’s Zeichnungen, in: Beiträge z. Gesch. d. deutschen Kunst, hrsg. v. E. Büchner u. K. Feuchtmayr, 1, Augsburg 1925, S.129—136. 030. Schulz, Fritz Traugott: Was ist uns A. D.? in: Sonntagskurier 1921, S. 161-162. 631. Schuritz, Hans: Die Perspektive in der Kunst A. D’s. Mit 36 Figuren, 18 Lichtdrucktafeln u. 4 Zinkographien. Frankfurt a. M., H. Keller, 1919. 50 S. Bespr. K. Döhlemann in: Repertorium f. Kunstwissenschaft 43, 1921, S. 113—114. — G. v. Bezold in: Anzeiger d. Germ. National­ museums Jhg. 1919 (Nbg. 1920), S. 23—24. 032. Scoperta, La, di un disegno a penna di Durero nel Museo di Berlino, in: Bibliofilia 22, 1920, disp. 1/4. *633. Seckerf Hans Friedrich: Dürerforschung, in: Zeitschrift f. bildende Kunst 53, 1919, S. 255—266. 634. — Eine unbekannte D.-Zeichnung im Kölner Kabinett, in: Zeit­ schrift f. bildende Kunst 59, 1925, S. 161, m. 1 Tafel. 635. Selbstbildnis, Dürers, im Louvre, in: Kunstwanderer 3, 1921, S.326. 636. —,—, im Louvre, in: Cicerone 1921, S. 230. 637. —,— jugendliches, in: Kunstwanderer 3, 1921, S. 364 mit Abb. 25*

388 *638. Selbstbildnis, Unbekanntes, D’s, in: Antiquitätenrundschau 22, 1924, S. 44. 639. —, Ein, D’s (1493) im Louvre, in: Neue Züricher Zeitung 20. 3. 1921, Nr. 422, S. 2. Von wti. *640. Servaes, Franz: A. D. der Deutsche, in: Gartenlaube 1921, S. 317ff. 641. — A. Dürer. Berlin, Brandes (1921). 48 S. 642. Sieghardt, Aug.: A. D. und die Cadolzburg, in: Heimat u. Welt, Beilage d. Nbg.-F. Morgenpresse, 13. 4. 1924, S. 2. *643. Singer, Hans W.: A. D. in: H. W. Singer, Von Unsterblichen. Ein Künstlerkalender. München, G. Müller, 1925, S. 101—106. 644. — A. Dürer. Mit 60 Abb. (Velhagen u. Klasings Volksbücher, 10). 4. Aufl. Bielefeld u. Lpz., Velhagen, 1921. 96 S. *645. Sommer, K. P.: A. D. und Roswitha v. Gandeisheim, in: Garten­ laube 1921, S. 675. 646. Stechow, Wolfgang: D's Bologneser Lehrer, in: Kunstchronik 57, 1922, S. 251—252. 647. Sterling, M.: D’s Stich auf einem Caffagioteller, in: Cicerone 12, 1920, S. 856. *648. Storch, Karl: A. D. in: Der neue Weg 48, 1919, S. 121—134. 649. — D. als Nothelfer, in: Der Türmer 21, 1919, S. 556—560. 650. Strauß-Klober, Sigrid: „Melencolia I“ in: Münchener Jahrbuch d. bildenden Kunst. N. F. 2, 1925, S. 55—60. 651. Stuhlfauth, Georg: Kleine Beiträge zu D. in: Monatshefte f. Kunst­ wissenschaft 15, 1922, S. 57—64. 652. — Das Faß der „Ruhe auf der Flucht“ in D’s Marienleben, in: Monatshefte f. Kunstwissenschaft 15, 1922, S. 275—282. 653. Tietze-Conrat,JL.: Von Mantegna über den Pseudo-Dürer zu Tizian (Pseudo-D., Christophorus, B. 105), in: Mitteilungen d. Gesell­ schaft für vervielfältigende Kunst (Beilage „Die graphischen Künste“) 1924, S. 66—67. 654. Titzmann, Karl: Zur Deutung der „Melancholie“ D’s, in : Cicerone 16, 1924, S. 720—721. 655. Voigtländer, Emmy: Ein Selbstbildnis aus D’s Spätzeit, in: Reper­ torium f. Kunstwissenschaft 44, 1924, S. 282—287. 656. Volbehr, Theodor: A. D’s „Dreifaltigkeit,“ Kaiser FriedrichMuseum d. Stadt Magdeburg (1921?) 7 S., 1 Abb. 656a. Volkmann, Ludwig: Zum Ideenkreis v. D’s „Melencolia“ in Zeit­ schrift f. bildende Kunst 59, 1925—26, S. 298—303. 657. Waetzold, Wilh.: Mit D. am Rhein, in: Rheinischer Beobachter 1922, S. 380.

389 058. Wagner-Speyer, Ludwig: Was geschieht mit dem Albrecht D.Haus? (Erwiderung auf den Artikel oben Nr. 496), in: Fr. Kurier 23. 4. 1924, S. 11. 659. Waldmann, Emil: A. D. Mit 80 Vollbildern nach Gemälden. 21.—24. Tausend. Leipzig, Inselverlag, 1923. 94 u. 80 S. („Des Dürerbuches I. Teil“). 660. — A. D’s Stiche und Holzschnitte 11.—20. Tsd. ebenda 1917. 92 S., 81 S. Abb. („Des Dürerbuches II. Teil“). 661. — A. D’s Handzeichnungen 11.—20. Tsd. ebenda 1920. 62 S., 40 Taf. („Des Dürerbuches III. Teil“) (1. Aufl. 1918). 662. — A. D. und seine Zeit. Berlin, Bard, 1923. 10 S. 663. — Der sogenannte Dürerfund in Genf, in: Kunst u. Künstler 18, 1920, S. 530. *664 Weil, E.: Frühe Porträtzeichnung D’s, in: Monatshefte f. Kunst­ wissenschaft 14, 1921, S. 220—222. 665. Weinberger, Martin: D., der Meister deutscher Form. (Delphin­ kunstbücher, 21). München, Delphinverlag, 1922. 22 S., 12 Taf. 666. — Nbger Malerei an der Wende zur Renaissance und die Anfänge der D.-Schule (Studien z. deutschen Kunstgesch., 217). Straßburg, Heitz, 1922. '255 S., 29 Taf. Bespr. MaxJ. Friedländer in: D. Literaturzeitung 1922, Sp.587—589. *667. Konrad: D.-Bücher, in: Hochland 17, I, 1920, S. 600—605. 668. Welti, Jakob Rudolf: D. als Miniaturist? in: Der Kunstwanderer 2, 1920, S. 447—448. *669. Welcher-Kauert, H.: Ein Meister der D.-Schule, in: Berichte aus d. Freiburger Augustiner-Museum 1, 1924, S. 17. 670. Wie/Jner, K.: A. D. in: Zeitschrift f. Deutschkunde 35, 1921, S. 348—353. 671. Winkler, Friedrich: D’s Grünewald-Bildnis. Mit 2 Abb. in Belvedere 8, 1925, S. 77—78. 672. Witt, Berta: D’s Gattin, in: Süddeutsche Frauenzeitung (Beigabe d. Münch.-Augsb. Abendzeitung), 21. 9. 1924. 673. Wölfflin, Heinrich: Zur Beurteilung von D’s großen Apostelköpfen L. 72, L. 89 u. L. 369, in: Kunstchronik 58, 1923, S. 284. 674. — A. D. (Festrede bei Eröffnung d. allg. deutschen Studenten­ tagung in Erlangen, 30. 6. 1921). Darmstadt, Reichl, 1922. 32 S. 675. — D. und Cima da Conegliano, in: Kunstwanderer 1920, Dez., S. 137—138. Mit 2 Abb. 676. — Zur Interpretation von D’s Melancholie, in: Jahrbuch f. Kunst­ wissenschaft, 1923, S. 175—181. 677. — Die Kopfzeichnungen zu D’s Apostelbild, in: Jahrbuch f. Kunst­ sammler, 2, 1922, S. 9—12.

390 678. Wölfflin, Heinr., Die Kunst A. D’s. 3. durchgearbeitete Auflage. München, Bruckmann 1919, X, 339 S. Bespr. O. Hagen s. oben 538. 679. — (Dasselbe). 4. Auflage, ebenda 1920. X, 339 S. 680. — (Vortrag über A. D. im Verein Württembergischer Kunstfreunde; Bericht darüber in:) Schwäb. Merkur (Schw. Chronik) 5. 1K 1921, Nr. 514, S. 6. 681. — D. und wir. (Vortrag; Bericht darüber in:) Neue Zürcher Zeitung, 6. 4. 1919, Nr. 512 und 7. 4. 1919, Nr. 513. 682. Wulff\ L.: Ein Beitrag zur Erklärung von D’s „Melancholie“, in: Fr. Kurier, 24. 10. 1923, S. 1. 683. Wustmann, Rudolf: A. D. 2. Auflage, neu bearbeitet und ergänzt von A. Matthäi (Aus Natur und Geisteswelt, 97., Bändchen). Mit 1 Titelbild und 31 Abb. im Text. Leipzig, Teubner, 1919. 113 S. Bespr. H. Jordan in: Beiträge z. Bayer. Kirchengeschichte 27, 1920, S. 29. 684. Habicht, V. Kurt: Die Bildniskunst des Jakob Elsner in: Mittei­ lungen aus dem Germ. Nationalmuseum 1917 (erschienen 1920), S. 59-64. 685. Böhm, Karl: Zum 100. Geburtstag Georg Emmerlings (Musiker), in: Fr. Kurier 22. 9. 1920, Nr. 430, S. 3. 686. Harder, Wolf v.: Johann Christof Erhard (Maler), in: Sonntags­ kurier 1922, S. 22—23. 687. — Klein und Erhard, die Nbger Maler-Radierer, in ihrem Wesen und in ihrer Kunst, in: Fr. Heimat 4, 1925, S. 124—128. Mit Abb. 688. Fischer, Gottlieb: Joan (so!) Michael Fleischmann (Kupferstecher, Schöpfer der „Fleischmann-Antiqua"), in: Das Schiff, Beiblatt der Typographischen Mitteilungen, Berlin 1925, S. 81. 689. Braun, E. W.: Eine figurale Plakette des Nbger Goldschmiedes Paul Flindt, in: Archiv f. Medaillen- u. Plakettenkunde 4, 1923—24, S. 154—156. 690. Bange, E. F.: Peter Flötners Augsburger Aufenthalt. Mit 11 Text­ abbildungen in: Jahrbuch d. Preuß. Kunstsammlungen 44, 1923, S. 107—117. 691. — Zur Datierung von P. Flötners Plakettenwerk, in : Archiv für Medaillen- und Plakettpnkunde 3, 1921—22, S. 45—52. 692. Sponsel, Jean Louis: Flötner-Studien, in: Jahrbuch d. Preuß. Kunst­ sammlungen, 45, 1924, S. 121-184; 214-276; 46, 1925, S. 38-90. Mit Abb. 693. — Rundbilder des 16. Jhdts. mit d. Leben von Adam und Eva (Flötner betr.), in: Mitteilungen des Städt. Kunstgewerbemuseums Leipzig 1920, S. 122-127. Mit Abb.

391 694. Volbehr, Theodor: Uhren-„Furnituren“ v. P. Flötner, in:. KaiserFriedrich-Museum Magdeburg, Museumsheft 36, ohne Jahr (um 1921). 8 S. m. ,Abb. 695. Frey tag, F.: Die Kupferstecherfamilie Fridrich, in: Zeitschrift d. Deutschen' Vereins f. Buchwesen u. Schrifttum, 4, 1921, S, 78—87. 696. (Griewank, K.): Johann Geyer, Maler (Bio-Bibliographisches) in: Deutsches Biographisches Jahrbuch 1914/16, S. 327. Delarue . . . Glockendon s. oben Nr. 481. Halm, Peter: . . . Glockendon-Missale s. oben Nr. 539. Mader, A. E.: Zur Erklärung einiger „Rätselfiguren44 auf den Passionsbildern Dürers . . . Glockendons . . . s. oben Nr. 578. 697. Sommerfeld, Gustav: Zum Gedächtnis des Graphikers und Illustra­ tors Georg Glockendon, gest. 1514, in: Obererzgebirg. Zeitung 1922, Unterhaltungsblatt Nr. 17. 698. (Wecker, JohannJ: Gebr. Glockendon in der Ausstellung der Stadt­ bibliothek, in: Fr. Kurier 29. 7. 1922, Nr. 351, S. 4. 699. Fmk, Wilhelm: Bruno Goldschmitt, ein fränkischer Künstler, in: Fränk. Heimat 4, 1925, S. 438—440. Mit Abb. 700. Bingold, Heinrich: Hermann Gradl, ein neuer deutscher MalerRomantiker. Stuttgart, Gädecke, 1920. 76 S., 12, 64 Taf. 701. Schulz, Fritz Traugott: Etwas von H. Gradl, in: Fr. Heimat 3, 1924, S. 9—11. Mit Abb. 702. Fries, Walter: Der Nbger Briefmaler Hans Guldenmund, in: Zeit­ schrift f. Buchkunde 1, 1924, S. 39—48, Mit 14 Abb. 703. Kinsky, Georg: Hans Haiden, der Erfinder des Nbgischen Geigen­ werks, in: Zeitschrift f. Musikwissenschaft 6, 1924, S. 193—214. 704. Kiener, Hans: Die Entwürfe Haller v. Hallersteins zur Glyptothek u. Walhalla, in: München-Augsburger Abendzeitung 30. 7. 1920, Nr. 306, S. 2. 705. Schmitz, Josef: Prof. Georg von Hauberrisser. Zu s. 80. Geburtstag, Mit Bildnis, in Zentralblatt d. Bauverwaltung 41, 1921, S. 141—142. 706. Hauberrisser, Gg. v., gestorben 17. 5. 1922, in: Christliche Kunst 18, 1922, S. 150—158. 707. Baudissin, Klaus Graf v.: Heideloff und das Wappen am Mann­ heimer Schloß, in: Mannheimer Geschichtsblätter 23,1922, Sp. 120. 708. Schiller, (Julius): Max Heilmaier gest. in: Fr. Kurier 29. 8. 1923, S. 1—2. 708a. Lill, Gg.: Max Heilmaier, ein deutscher Bildhauer. Mit 97 Abb. München, Parcus, 1922. 76 S.