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German Pages 353 Year 1915
Mitteilungen des
Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg. Herausgegeben im Auftrag des Vereins von
Dr. Ernst Mummenhoff, Archivrat.
Einundzwanzigstes Heft. Mit 16 Abbildungen.
NÜRNBERG. VERLAG VON J. L. SCHRÄG (In Kommission). 1915.
Inhalt Seite
Die Baurechnungen über die Erhöhung der Türme von St. Sebald in Nürnberg. 1481 — 1495. (Schluß.) Von Albert Gümbel, K. Kreisarchivar........................................
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Das Findel- und Waisenhaus zu Nürnberg, orts-, kulturund wirtschaftsgeschichtlich. Von Archivrat Dr. Ernst Mummenhoff...........................................................................
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Die Baureehnungen über die Erhöhung der Türme von St. Sebald in Nürnberg.
1481-1495. (Schluß*). Von
Albert Gümbel, K. Kreisarchivar. Fol. 85b] 14821).
Rewhelpergstein2).
Item pfinztag nach nativitatis domini, den 27. decembris, als man zalt von geburd desselben 82 jar, zalt Herman Pawrn von Lauffenholcz Rewhelpergstein, so er auf den kirchof geantwurt hat, 50 halbfudrige3) stuck, je für ein 43 \ facit 71 0 a. 20 ^ n. 0 17 ß 18 h 4. Item pfinztag obgemelt Enndres Emskirchner vom Zerszaglshof 36 halbfüdrige stuck zu 43 -3? und für 2 kleine stuck 1 0 26 facit 53 ® a. 14 ^ = n. 0 13 7 h 4. [1482.] Item freitag nach Pauli conversionis genant, den ersten februarii, zalt Herman Pawrn 70 halbfudrige stuck zu 43 \ facit 100 0 a. 10 ^ = n. 0 25 ß 1 h 8. Item montag, den andern ostertag, den 8. aprilis, zalt Micheln Wisenhover 100 halbfudrige stuck Rewhelbergs zu 50^, facit 166 0 20 3?; mer 50 groß zu 3 0 10-3?, facit 166 0; mer von demselben fels abzuräumen4) 12 0 20 \ summa 345 0 a. 10 \ — n. 0 86 ß 6 h 8. Item sonntag nach ostern, den 14. aprilis, Micheln Wisenhover 7 füdrige stuck steins zu 3 0 10 facit 23 0 a. 10 -3? ~ n. 0 5 ß 16 h 8. Item samstag Bartholomei, den 24. augusti, zalt dem Wisenhover 249 große stuck stein zu 3 0 10 \ facit 830 0; mer 71 halbe stück zü 50 -9?, facit 118 0 10 mer hat man im zu steur geben an demselben vels abzuräumen4) 8 gld. r., tünt 67 0 6 \ summa 1015 0 a. 16 -3? = n. 0 253 ß 17 h 8. Summa folii n. 0 402 ß 8 h 4. *) Vgl. Bd. XX. Seite 10—94. *) D. i. 1481. 2) D. h. aus den Steinbrüchen am Reuhelberg. Über dessen Lage vgl. -Mittl. des Ver. f. Gesch. Nürnbg., XV, S. 219. 8) Von welchen also 2 auf eine Wagenlast (Fuder) gehen. Der Gegen satz ist große oder fudrige Stück. 4) Unter Abraum im Steinbruch verstand man die Erdschichte über dem -anstehenden Nutzgestein; abräumen = diesen Abraum beseitigen. I
2 Fol. 86 a] 1482.
Rewhelbergstein.
Item sonntag Egidii, den ersten septembris, zalt Micheln Wisenhofer für den abraum aller stein, so man zu dem pau zu baiden türn bedarf, 8 gld. r., inmassen her Ruprecht Haller, pfleger, mit im ains ist worden, facit 67 #5 a. 6 ^ = n. 16 ß 16. Item samstag, des h. creuztag exaltacionis genant, den 14. sep tembris, zalt dem Wisenhover 7 große stück Steins zu 3 #5 10, facit 23 10 mer 45 halbe stuck zu 50 \ facit 75 $5, summa 98 $5 a. 10 ^ = n. 42 ß 11 h 8. 23 zu
Item samstag Mathei, den 21. septembris, Micheln Wisenhofer große stück stein zu 3 10 \ facit 76 R) 20 mer 16 halbe stuck 50 rd}, facit 26 #5 20 summa 103 ^5 a. 10 ^ = n. #5 25 ß 16 h 8.
Item samstag nach Mauricii, den 28. septembris, dem Wisen hover 31 große stuck zu 3$ 10 \ facit 103 $5 10 mer 8 halbe stuck zu 50 \ facit 13 U 10 rd}9 summa 116 % a. 20 ^ = n. %29 ß 3 h 4. Item samstag nach Dyonisii, den 12. octobris, dem Wisenhover 12 große stuck zu 3 10 facit 40 mer 6 halbe stuck zü 50 facit 10 summa 50 #5 a. = n. 12 ß 10. Item samstag nach Galli, den 19. octobris, dem Wisenhover 25 fudrige stuck zu 3 #5 10 facit 83 U 10 mer 2 halbfüdrige stuck zu 50 $1, facit 3 % 10 summa 86 $5 a. 20 ^ = n. #5 21 ß 13 h 4. Summa folii n. lb> 130 ß 11. Fol. 86b] 1482.
Rewhelbergstein.
Item samstag nach Vrsule, den 26. octobris, Micheln Wisen hofer 56 fudrige stuck zu 3 #5 10 \ facit 186 #5 20^; mer 6 halbfudrige stuck zu 50 facit 10 #5, summa 196 a. 20 ^ — n. 49 hf Item sonntag nach aller hailigen tag, den 3. novembris, dem Wisenhofer 35 fudrige stuck zu 3 [®5] 10 ^ facit 116 U a. 20 ^ = n. 29 ß 3 h 4. Item samstag nach Leonhardi, den 9. novembris, dem Wisenhover 63 große stuck zu 3 #5 10 \ facit 210 #5; mer 5 kleine stuck zu 50 facit 8 #5 10 summa 218 #9 a. 10 ^ = n. #5 54 /? 11 h 8. Item sonntag nach Martini, den 17. novembris, dem Wisenhover 49 große stuck zu 3 R) 10 \ facit 163 ® a. 10 ^ rr n. #5 40 16 h 8. Item sonntag nach unser 1. frauen tag presentacionis genant, den 24. novembris, zalt 41 große stuck zu 3 tb 10 \ facit 136 #5 20 mer 8 kleine stuck zu 50 \ facit 13 % 10 \ summa 150$ a. =: n. $37 ß 10. Item sontag nach Andree, den ersten decembris, zalt 6 große stuck zu 3 #5 10 facit 20 @5; mer 46 kleine stuck, so für 43 gericht sind, zu 50 facit 71 #5 20 summa 91 #5 a. 20 ^ = n. $ 22 19 h 4. Summa folii n. #5 234 ß 3 h 4.
3 Fol. 87a]‘i4831).
Rewhelbergstein.
Item sonntag unser 1. frauen tag conceptionis genannt, den 8. decembris, zalt Michel Wisenhover 7 große stuck steins zu 3 @ 10 facit 23 $5 10 mer 46 klaine stuck zu 50 facit 76 20 summa 100 % a. = n. tb 25. Item sonntag nach Lucie, den 15. decembris, zalt 10 große stuck zu 3 ^ 10 \ facit 33 U 10 mer 47 klaine stuck, so für 45 gericht sind, zu 50 \ facit 75 summa 108 #5 a. 10 ^ 1= n. U 27 ß 1 h 8. Item eritag den cristabend. den 24. decembris, zalt 9 große stuck zu 3 ® 10%^, facit 30 $5; mer 73 kleine stuck, so für 71 gerechent sind, zu 50 \ facit 118 #5 10 summa 148 ^ a. 10 = n. 37 ß 1 h 8. Summa folii n. #5 89 ß 3 h 4. Fol. 87b] T483.
Rewhelbergstein.
Item samstag nach circumcisionis domini,- den 4. januarii, im 83. jar zalt Michel Wisenhofer 23 große stuck zu 3 10 \ facit 76 % 20 mer 13 kleine stuck zu 50 facit 21 $5 20 summa 98 a. 10^ — n. $ 24 /J r 1 h 8. Item samstag nach Erhardi, den 11. januarii, 5 große stuck zu 3 $b 10 \ facit 16 ® 20^; mer 25 kleine stuck zu 50 \ facit 41 U 20 summa 58 % a. 10 $ = n. % 14 ß 11 h 8. Item samstag nach corporis Christi, den letsten mai, hab ich mit Michel Wisenhover mit den steinen ein neu gedin[g] gemacht, also was ich der hinfur bedarfe, sol er mir prechen und auf den kirchof antwurten, ein füdrig stuck um 3 tb und ein halbfudrig stuck 45 Item samstag nach Bonifacii, den 7. junii, zalt Michel Wisenhofer 37 große stuck [zu] 3 $5, facit m $5; mer 50 halbe stuck zu 45 facit 75 $5, summa 186 #5 a. = n. $5 46 ß 10. Item sonntag Viti, den 15. junii, 38 große stuck zu 3 $5, facit 114$; mer 24 kleine stuck zu 45 \ facit 36 ©, summa 150 a. =. n. Ob 37 ß 10 Summa folii n. #5 123 ß 3 h 4. Fol. 88»] 1483.
Rewhelbergstein.
Item samstag nach Petri vincula genannt, den anderen augusti, 2 große stuck zu 3 #5, facit 6 8$; mer 65 klaine stuck zu 45 \ facit 97 $ 15 mer 18^, so er im pruch, als man die winten anderen enden gesezt, dargelihen hat, summa 104 #5 a. 3 ^ = n. tb 26 ß — h 6. Item sonntag Bartholomei, den 24. augusti, zalt 4 große stuck zu 3 #5, facit 12 ®5; mer 10 klaine stuck zu 45 \ facit 15 summa 27 $ a. = n. U 6 ß 15. Summa folii n. U 32 ß 15 h 6. Summa, so ich für Rewhelbergstein ausgeben hab: ( 82. ) I U 856 ß 6 h 4 ) ^ t im jar n. [ , IJ5 , lg , facit U 1012 ß 5 h 2.
J g3 J
*) Soll heißen 1482.
I0 J
4 Fol. 88b] 1482.
Kornpergstein.
Item sonntag nach Galli, den 20. octobris, im 82. jar haben von wegen s. Sebolts Hanns Tücher der eher und Sebolt Schreyer, kirchenmeister, gedingt mit Ülin Kramer, und Hannsen Wirt, meister des steinbruchs der gruben Kornpergs, das sie sollen, so schirst sie mügen, auf den kirchof antwurten 30 stuck Kornpergs oder sovil man ir bedörfen würd, zu auswechsel etlicher stuck am türn gen der wag; und soliche stuck sollen haben die maß, die ine dann von maister Hainrichen Kugler angezaigt ist, und weliches stuck dieselben maß nit hett oder sonst untuglich were, das sollt man anzunemen noch zu bezalen nit schuldig sein; und was sie also auf den kirchof antwurten, sol man in je für ein stuck geben 3 $5 5 und bei solichem geding sind gewesen maister Heinrich Kugler obgenannt, Vlrich Speidl, parlir, und Michel Wisenhofer; auch hab ich in alspald darauf zu leukauf gegeben 28 = n. U — ß 4 h 8. Item pfinztag nach Simonis et Jude, den letsten octobris, zalt Hannsen Gugler von Wentelstein 4 stuck Kornpergs, so er auf den kirchof geantwurt hat, zu 3® 5 \ facit 12 @5 a. 20 ^ = n. #5 3 ßl h 4. Item pfinztag obgemelt zalt von 7 stucken Kornpergs, so der stat gewesen sind, von der plaich unz auf den kirchof zu fürn 1 ® a. = n. % — ß 5. Item samstag nach Leonhardi, den 9. novembris, zalt Hannsen "Gugler 1 stuck Kornpergs für 3 $5 a. 5 \ tüt n. #5 — ß 15 h 10. Item sonntag nach Leonhardi, den 10. novembris, zalt Ülin Kramer, Hannsen Wirt und Herman Volkei 8 stuck Kornpergs zu 3 ^ 5 \ facit 25 a. 10 ^ — n. $5 6 ß 6 h. 8. Summa folii n. Fol. 89a] 1482.
10 ß 15 h 6.
Kornpergstein.
Item eritag nach Anndree, den 3. decembris, zalt Ülin Kramer und seinen gesellen 5 stuck Kornpergs zu 3 #5 5 facit 15 tb a, 25 ^ = n. Stunde nach Sonnenaufgang oder Tagesanfang; das wäre also für den 1 Juli 4 Uhr 50 Minuten. Die Nürnberger knüpften für ihre Bezeichnung der Tagund Nachtstunden an den Zeitpunkt des Sonnenauf- und Untergangs an. Was zwischen Aufgang und Untergang lag, waren Tagesstunden oder die Stunden »auf den Tag«; die erste Stunde nach Aufgang war I auf den Tag, die zweite 2 auf den Tag u. s. w. Ebenso wurden die Stunden zwischen Unter gang und Aufgang als Nachtstunden (1 gen Nacht m eine Stunde nach Sonnen untergang, 2 gen Nacht = zwei Stunden nach Sonnenuntergang u. s. f.) be zeichnet. Natürlich ergaben sich mit der nach der Jahreszeit wechselnden Länge der Tage und Nächte eine wechselnde Zahl von Tag- und Nachtstunden; im extremen Fall betrug die Zahl der Tagesstunden 16 gegen 8 der Nacht und umgekehrt. Schlug es die letzte Stunde der Nacht oder des Tages, so nannte man dies den Garaus [bzw. der Nacht oder des Tags]. 2) Sein Name war Gerung. Neudörfer, a. a. O., S. 70. Nach der ganzen Ausdrucksweise (»der neu hamer, so auf die gloken schlecht«, u. s. f.) und angesichts des hohen gezahlten Preises (62 fl. rh.) müssen wir bei diesem »schlahwerck« wohl an ein wirkliches Uhrwerk zu denken haben, nicht etwa bloß an eine Vorrichtung, vermittelst welcher der Turmwächter an die Glocke schlug. Dem steht freilich die Bemerkung bei Reicke, Geschichte der Stadt Nürnberg, 1896, S. 563, entgegen, nach welcher es Aufgabe des Türmers ge wesen sei, durch Schlagen an die Glocke die Stunden anzuzeigen. Reicke sagt: »Da es sein Mißliches hatte, ein Uhrwerk so einzurichten, daß es mit seinem Schlagen der wechselnden Höhe der Stundenziffer folgte, so begnügte man sich damit, die Stunden durch den Wächter anzeigen zu lassen Diese Einrichtung hat sich in Nürnberg zum Teil bis in unsere Zeit erhalten.« Ich möchte glauben, daß es sich bei diesem von Meister Ludwig ge lieferten Uhrwerk auch nicht etwa um ein solches gehandelt habe« das sich von selbst auf die wechselnde Stundenzahl der Tage und Nächte einstellte; es scheint ja genügend zu sein, wenn den Türmern ein Uhrwerk (ohne Zeiger und Zifferblatt) zur Verfügung stand, welches bis zu 16 Schlägen auf die Glocke tun konnte (Vgl. oben die Bemerkungen über die »Große Nürnberger Uhr«). Schlug es dann Garaus und war damit der jeweilige Endpunkt des Tages oder der Nacht erreicht, so stellte der Türmer das Schlagwerk auf den
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Item eritag nach Bartholomei, den 26. augusti, habe ich zalt maister Ludwigen, ormacher, Schlosser, das werk, so er zu dem schlahen der neuen orglogen gemacht hat, und im für alle ding zu dem klainern schlahhamer, so bei 60 % gewegen hat, den er wider nemen sol, gegeben Ausgangspunkt zurück. Für den amtlichen Gebrauch (dem der des gewöhn lichen Lebens wohl folgte) gab es schon damals bestimmte Festsetzungen {bald auch gedruckte Tabellen), welche für jeden Tag des Kalenders die in Betracht zu ziehende Zahl der Tagesstunden in runder Summe festlegten, so daß der für eine zeitliche Fixierung doch immerhin wenig brauchbare Begriff des Sonnenauf- und Untergangs — man denke z. B. an stark bedeckten Himmel oder Regen- und Schneehimmel — gegenüber diesen Festsetzungen eine untergeordnete Rolle spielte. Ein Beispiel eines mit solchen amtlichen Festsetzungen versehenen Kalenders bietet uns der von Endres Tücher in seinem Baumeisterbuch (1464—1470 [ 1475J) veröffentlichte Geschäftskalender des Baumeisteramtes (Ausgabe von Weech und Lexer, S. 20 — 31). Dort ist am Rande jedesmal die Zahl der Tagesstunden (mit 8 höre bis 16 höre) an gegeben. Vor allen hatten die Türmer sich an diesen amtlichen Kalender zu halten, so daß sie niemals in Zweifel sein konnten, wann Tages- oder Nacht garaus eingetreten war; ersteren hatten sie durch Läuten der Glocke kund zugeben. Hatte der Tag nach jenem Kalender z. B. 14 Tagesstunden (»wenn es den Tag vierzehn schlägt«, wie der alte Nürnberger sagte), so läutete der Türmer beim vierzehnten Stundenschlag den Garaus (und stellte die Schlaguhr zurück) ohne Rücksicht auf den genauen Stand der Sonne am Horizonte. Gewisse Fehler, welche sich im Laufe der Zeit in diese Festsetzungen eingeschlichen hatte, suchte man durch die Reform des Jahres 1488 (vgl. Städtechroniken Nürnberg, V., S. 547 und Anm. 5) auf Grund der Beobach tungen und Tabellen Regiomontans und Walthers zu korrigieren. Einen weiteren Beweis, daß es sich bei unserem Schlagwerk um ein Uhrwerk handelt, liefert auch ein Ratsverlaß vom 14. März 1510, welcher lautet (Hampe, Rats verlässe, Bd. I., Nr. 842): Die schlagohr uff Sant Sebalds turn, so geprechlich ist, soll man furderlich bessern und den türnern ain bibal (Trinkgeld) verheißen, das si im schlagen mittler zeit dester vleißiger sein. Also nur »in mittler zeit«, dh. bis die Uhr ausgebessert war, sollten die Türmer durch Anschlägen an die Glocke (indem sie einen Strick an den Klöppel befestigten ?) die Stunden anschlagen. Zur Stundenmessung bedienten sie sich dabei, wie auch sonst auf den Türmen, die zwar Schlagglocken aber keine Uhrwerke besaßen, der Sanduhren. Schließlich sind auch die Angaben unserer Rechnungsablage über den Guß von 4 Bleigewichten »zu dem schlahwerk der orgloken«, von welchen das schwerste 4 Zentner 59 $5, die übrigen zusammen 50 #5 wogen — alle vier wurden aus leichteren umgegossen —, nur bei Annahme eines Uhrwerkes zu verstehen. Übrigens schlug unsere Uhr nur die ganzen Stunden. Erst 1493— x495 wurde über unserer großen Glocke ein Schlagglöcklein für die Viertelstunden angebracht. Vgl. Mathias, Der Nürnberger Meistersänger Kunz Has, in Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, Heft VII., S. 224 ff., dazu Mummenhoff, ebenda S. 271, und Städtechroniken, Nürnberg, Bd. V., S. 584 und Anm. 5. Auch hier möchte ich an die An bringung eines Uhrwerks denken, das auf der kleinen Glocke, die sich im Tone jedenfalls scharf von der großen unterschied, die Viertel, Halben, Drei viertel und Ganzen (mit 4 Schlägen, nach welchen die große Glocke unmittel bar einsetzte) schlug. Wäre das Anschlägen hier wieder den Türmern über lassen gewesen, so wäre die Begeisterung, mit welcher der Meistersänger Has diese Einrichtung (nach dem Vorgang von Landshut) begrüßte und besang (vgl. den Aufsatz von Mathias, S. 224), schwer verständlich.
33 i)2 gld. r. und seinen gesellen zu trinkgelt 4 $5, facit 524 = n. 43 » »
an Bra twürsten: 85 Stück zu 2 kr. . . ♦ » » » » 88 > » » » 82 > » » » 78 » » » > 81 ........................
.
2 2 2 2 2
fl. » » » »
- A - » - » -
*
ja
8 fl.
%
00
166 Pfingsten Kirchweih Weihnachten Neujahr Ostern
1 fl. 57 kr3 » 9 » 2 » 9 »
50 kr. 56 » 44 » 36 » 42 »
- df - » - »
- * - *
414 Stück 13 fl. 48 kr. - df Die Dienstboten erhielten damals an diesen Festtagen statt der Würste und des Säusacks einen entsprechenden Geldbetrag, der im ganzen jedesmal 1 fl. 4 kr. betrug. Fische sind mit 2 fl. 30 kr. berechnet. Auch in den folgenden Jahr zehnten hielt sich der Fleischverbrauch, wechselnd nach der größeren oder geringeren Anzahl der Kinder, auf ungefähr der gleichen Höhe. l) Milchsemelpaar.
227 väter empfingen wöchentlich 10 ß, das Gesinde 4 ß. Später kamen auf Vater und Mutter wöchentlich 30 kr. Biergeld, auf den Schulmeister 12 kr., auf das Gesinde im ganzen 8 kr. Für das gesamte Personal belief sich das Bier- und Weckgeld, unter welcher Bezeichnung diese Abgabe später verbucht wird, bis zum Ausgang der reichsstädtischen Zeit auf jährlich 43 fl. 20 kr. Es war das übrigens nur eine Entschädigung für einen her kömmlichen Trunk. Auf den Bierverbrauch im ganzen war diese Umwandlung von keinem merkbaren Einfluß. Eine vollständige Umwälzung in der Beköstigung des Dienstpersonals vollzog sich etwa um die Mitte des 18. Jahr hunderts ,, indem jetzt das für die Dienstboten bestimmte Fleisch in einen Geldbetrag umgewandelt und zum Lohn ge schlagen wurde. Ohne Zweifel hatte das Personal eine Lohn aufbesserung angestrebt, die es nur dadurch erreichen konnte,, daß es auf die Fleischkost verzichtete. Damit aber war beiden Teilen geholfen: die Findelverwaltung brauchte keinen neuen Posten für eine Lohnerhöhung einzusetzen und das Personal andererseits hatte sich eine ganz ansehnliche Aufbesserung ge sichert. Für die Kosten mußte freilich letzten Endes die Findel zum größten Teile aufkommen. Da nämlich die Dienstboten von dem ihnen statt der Naturalien gewährten Geldbetrag sich sicher nicht die doch erforderlichen Nahrungsmittel beschafften, so mußten sie sich anderweitig schadlos halten. Sie hatten leicht auf die bisherige Beköstigung verzichten können, da es in der Findel nicht schwer fiel, einen ausreichenden Ersatz, dafür zu erhalten, der sogar ihren Lebensgewohnheiten viel mehr entsprechen mochte, als die seither übliche Fleischkost.. Damals war der Fleischgenuß, wie zum Teil heute noch auf dem Lande und besonders in jenen Volksschichten, aus denei* im allgemeinen das Dienstpersonal hervorging, etwas Außer gewöhnliches. In der Findel aber gab es, wie aus späteren Aufzeichnungen zur Genüge hervorgeht, hinreichenden Ersatz an Brot, Milch, Eiern, Gemüse u. a. Dann fiel doch auch von dem für die Kinder bestimmten Fleisch und anderen Nahrungsmitteln so manches ab. So hatten sie keinen Mangel zu leiden, ab gesehen davon, daß sie sich an den vielen Festtagen, an denen es reichlich Fleisch gab, auch einigermaßen entschädigen iS*
228 konnten. Ohnedies blieb die Morgen- und Abendsuppe, zu der es Brot nach Bedarf gab, auch in Zukunft bestehen. Für Kopf und Woche berechnete man jetzt 61/2 ft Fleisch nach dem damaligen Marktpreise von 6 kr. für das Pfund, eine Fleischmenge, wie sie heutzutage kaum einem Dienstboten auch nur annähernd gewährt wird. Außerdem bezogen die Eltern und der Schulmeister wöchentlich noch je 1 kr. und die übrigen Dienstboten je 2 ^ Lösleinsgeld und alle den sog. Grünpfennig, wozu noch das schon erwähnte Biergeld mit dem Weckbatzen kam. Merkwürdigerweise kommt diese grundlegende Änderung in den Jahresrechnungen nicht zum Ausdruck, sie verzeichnen nach wie vor unausgeschieden sowohl das für die Kinder be zogene Fleisch, als auch jene Mengen, die das Personal nach der früheren Gepflogenheit bezogen haben würde. Sie ergibt sich aber aus einer wenn auch nicht datierten, so doch zeit lich ziemlich genau festzustellenden Aufzeichnung **) und aus den späteren Rechnungsbelegen, die leider erst vom Jahre 1772 an ■erhalten geblieben sind. Die Summe der jetzt in Geld umge wandelten Bezüge machte für das Elternpaar wöchentlich im ganzen 1 fl. 55 kr. 2 für den Schulmeister 52 kr. 3 für die Nähterin, Köchin, Kindsmagd, den Knecht und die Viehmagd je 40 kr. 1 ^ aus, während die kleine Viehmagd mit 6 kr. für 1 ft Fleisch abgespeist wurde. An den Sonn- und Fest tagen und der Kirchweih wurden wegen des genossenen Fleisches entsprechende Abzüge gemacht.2) Für die Dienstboten bedeutete diese Umwandlung eine ganz erkleckliche Lohnerhöhung. Es ist zu bedenken, daß die Preise, und Löhne damals verhältnismäßig sehr niedrig, die Verhältnisse bescheiden und die Ansprüche gering waren. *) Die nichtdatierte Aufzeichnung der Umrechnung der Naturalien in Geldbeträge weist zunächst denselben Schriftcharakter auf, wie er um diese Zeit in den Findelakten vorkommt. Dazu kommt aber noch, daß mit den vierziger Jahren des 18. Jahrhunderts der Fleischpreis auf 6 kr. und auch höher steigt, im allgemeinen aber auch in den 50er Jahren über 6 kr. nicht hinaus geht, während weiterhin eine Preiserhöhung eintritt. *) Am ersten Feier- oder Kirchweihtag wurden Vater, Mutter und Schulmeister abgezogen für 1 05 Fleisch 6 kr., am zweiten und dritten für */* 05 je 3 kr., für Löslein je 1 kr., im ganzen 13 kr., dem übrigen Personal je I21/* kr.
229 Nach den Anforderungen bemessen, die wir heutzutage an eine geordnete Wirtschaft stellen, muß übrigens ein Vor gang, wie er uns hier in der Findelwirtschaft entgegentritt, als etwas ganz Merkwürdiges, Unerfindliches, ja Unmögliches be zeichnet werden. Gehen wir nach diesen notwendigen Vorbemerkungen auf die Entlohnung des Findelpersonals im einzelnen über. Die beiden Findelväter und Mütter erhielten 1550 an Lohn insgesamt 24 fl., der 1566 auf 35 und 1570 sogar auf 40 fl. gestiegen war, während er 1580 nur noch 32 fl. betrug. Auf dieser Höhe hielt er sich bis ins Jahr 1624/25. Von diesem Zeitpunkte an war bis ins Jahr 1635/36 nur ein Eltern paar in der Findel angestellt, das einen Gehalt von 24 fl. bezog. Im Jahre 1635/36 sehen wir wieder zwei Väter und zwei Mütter die Hauswirtschaft führen mit einem Gehalt von im ganzen 48 fl. Von 1644/45 an hat dann die Findel bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit nur noch ein Elternpaar, das einen Gehalt von je 12 fl. bezog. Nach einer Zusammenstellung der jährlichen Besoldungen, Kostgelder und Akzidentien beider Eltern im Findel- und Waisenhause betrugen aber die Gesamteinnahmen gegen Ende des 18. Jahrhunderts (1793), die in dieser Höhe schon längst vorher bestanden, 264 fl. 34 kr. Es ist in der Tat von höchsten* Interesse zu sehen, aus welchen einzelnen Posten sich diese* Summe zusammensetzte. Es waren fast ausnahmslos Beträge,, die vordem für die Befriedigung von Lebensbedürfnissen be stimmt gewesen waren, ein Ersatz für früher gewährte Natu ralien, sog. Kostgelder, und Akzidentien. Außer dem schon? erwähnten Gehalt von 24 fl. erhielten die Findeleltern beim Kuhaustreiben 48 kr., an St. . Johannis der Vater für 8 Ellen Tuch, je zu 48 kr., 6 fl. 24 kr., für Schuhe 45 kr., die Mutter für 1 Elle Tuch 48 kr., für Schuhe 45 kr., für Zöpfe 12 kr. Im ganzen 9 fl. 42 kr. An Weihnachten erhielten die beiden Eltern zusammen 10 fl., für 13XU Ellen weißleinenes Tuch zu 16 kr. 3 fl. 32 kr., für ein Tischtuch 1 fl. 30 kr., für 2 Handtücher1) 1 fl., an Brust fleckgeld alle 2 Jahre 2 fl. 15 kr., der Vater für 1 Paar Schuhe l) Hdschft.: Handquellen, in der älteren Sprache Handzwehlep,
230 1 fl. 24 kr., 2 Pelzhauben 28 kr., 2 Paar Handschuhe 34 kr., 2 Paar Strümpfe**) 2 fl., 2 Paar Messer, Gabeln und hölzerne Löffel 26 kr., 2 Stücke Zucker 12 kr., 2 Lebkuchen 16 kr., 2 Spulen2) 16 kr., 2 S' Käse 24 kr.3) Im ganzen 24 fl. 17 kr. Vom Nachtsingen (zu Weihnachten) erhält der Vater an Singgeld 45 kr., als Büchsenträger 50 kr., als Vorsinger 30 kr., für die Mahlzeit 1 fl., die Mutter vom Singgeld 45 kr., für die Mahlzeit 1 fl. Im ganzen 4 fl. 50 kr. An Kostgeld bekommt der Vater zu den damaligen Preisen für 61/2 U Rindfleisch zu 8 kr. 52 kr., für Biergeld 15 kr., für Löslein 1 kr., für den sog. Bierzweier 2 für Summa des wöchentlichen Kostgelds Kren (Meerettig) 1 1 fl. 8 kr. 3 /v^. Der sog. Weckbatzen fällt alle drei Wochen und beträgt 1 fl. 8 kr. Der ganze Bezug macht jährlich 60 fl. 43 kr. aus, ebenso der der Mutter. An Festgeldern bekommen beide Eltern an Pfingsten, der Vater für 1 Weck 2 kr., für Wein 6 kr., für Fische 33U kr., für Würste und Säusack 8 kr., für Bratwürste 4 kr., für Semel 1 kr., insgesamt 24 kr. 3 Die Mutter gleichfalls 24 kr. 3 /v^. Sodann bekommen Vater und Mutter für 6 U rohen Schweinebraten zu 9 kr. 54 kr., für 4 Maß Bier zu 3 kr. 12 kr. Im ganzen 1 fl. 55 kr. 2 An Michaelis erhält der Vater Festgeld nebst 1 kr. für Semel wie an Pfingsten 25 kr. 3 Ebenso die Mutter 25kr. 3 6 U Schweinebraten zu 9 kr. 54 kr., 4 Maß Bier zu 3 kr. in natura 12 kr. Im ganzen 1 fl. 57 kr. 2 Am Fest Simonis et Judae erhalten Vater und Mutter als Kommunikanten zusammen für 2 $ Rindfleisch 16 kr., für Wein zu 15 kr. 30 kr., für 2 Laiblein zu 1 kr. 2 kr., 2 Maß Bier in natura 6 kr. Im ganzen 53 kr. 2 An Martini bekommen sie für 6 U Schweinebraten zu 9 kr. i54 kr., für 2 Wecklein 1 kr. 2 kr., fiir 2 Maß Bier in natura *6 kr. Im ganzen 1 fl. 2 kr. *) Nach der Höhe des Preises kann nicht an unsere Strümpfe gedacht .werden, vielmehr ist die Halbhose oder der Hosenstrumpf gemeint. *) Spulwecke, Wecke in der Form einer Spule, wie man sie als Emblem 'der hl. Elisabeth findet. *) Die Hälfte der gedoppelten Geschenke gebührte wohl der Mutter.
231 Am Andreasfest wie an Martini Vater und Mutter zusammen 1 fl. 2 kr. An Weihnachten erhalten Vater und Mutter wie an Pfingsten an Festgeld je 24 kr. 3 ^, zusammen für 6 Th Schweinebraten in natura 54 kr. und für 4 Maß Bier in natura 12 kr. Im ganzen 1 fl. 55 kr. 2 An Epiphanias-Fest bekommen sie wie an Martini 1 fl. 2 kr. Am Dreikönigsabend für Küchlein 5 kr., für 2 Maß Bier in natura sind 6 kr. berechnet. Am Aschermittwoch für Brezen 5 kr., für 2 Maß Bier in natura sind 6 kr. angesetzt. Am. Grünen Donnerstag und Charfreitag für 2 # Rindfleisch zu 8 kr. 16 kr., für Wein zu 15 kr. 30 kr., für Fische 7 kr. 2 2 Maß Bier in natura 6 kr., 2 Eierkuchen (nicht berechnet, weil von Amtswegen geliefert). Im ganzen 59 kr. 2 ^. An Ostern wie an Pfingsten Festgeld Vater und Mutter 49 kr. 2 /v^, 6 U Schweinebraten zu 9 kr. 54 kr., 4 Maß Bier 12 kr. Im ganzen 1 fl. 55 kr. 2 An Himmelfahrt 2 Maß Bier 6 kr. Summa der Besoldung und Kostgelder 197 fl. 32 kr. 2 An Akzidentien fallen jährlich 12 Eimer Bier für die dem Vater zustehende Stichmaß zu 31/4 fl. 39 fl., von des Herrn Findelpflegers hochwohlgebornen Gnaden Neujahrsgeschenk 2 fl. 24 kr., für Heu, Grummet und Streu bekommt der Vater wegen der Aufsicht 5 fl., Trinkgelder fallen ungefähr 10 fl. Die Mutter bekommt wegen Milchausschickens an Trinkgeldern ungefähr 3 fl. Beim Einstand eines Kindes, was selten vorkommt1), erhalten beide Eltern 1 fl., ungefähr 3 bis 4mal im Jahre, 4 fl., bei einer Semel-, Bier- und Wurstausteilung bei Hochzeiten zusammen an Geld erhalten sie 1 fl. 12 kr., 1792/93 ungefähr 10 bis 12 fl. Im ganzen 75 fl. 24 kr. NB. Werden Semel und Wurst in natura ausgeteilt, so bekommen Vater und Mutter zusammen ein Dutzend Bratwürste, 2 Zeilen Semeln, 30 kr. für Wein — oder Wein in natura — und 6 bis 8~Maß Bier. Vater und Mutter erhalten jährlich *) Bei der Aufnahme eines Kindes, wenn ein Einstand fällt. Wohl wenn ein Kind gegen eine Aufnahmegebühr und Bezahlung eines Unterhaltungs geldes aufgenommen wird.
232 2 Paar Schuhsohlen zu 15 kr. 30 kr., der Vater Angebinde 15 kr. von der Georgischen Stiftung 7 kr. 2 Summa der Akzidentien . . ...................76 fl 16 kr. 2 ^ Hiezu Besoldungen und Kostgelder . . . . 197 » 32 » 2 » 273 fl. 48 kr. Hievon ist abzurechnen 1. der Abzug an Festen. Abgezogen werden an Pfingsten für Vater und Mutter zusammen für 3 U Rindfleisch 24 kr., für Löslein 2 kr., an Michaelis für 3 U Rindfleisch 24 kr. und Löslein 2 kr., an Martini für 2 U Rindfleisch 16 kr., am Andreastag für 2 U Rindfleisch 16 kr., an Weihnachten für 3 U Rindfleisch 24 kr., an Ostern für 3 U Rindfleisch 24 kr., für Löslein 2 kr. Insgesamt 2 fl. 14 kr. Diese Abzüge finden darin ihre Begründung, daß an diesen Tagen schon besondere Vergütungen, sog. Festgelder, gereicht wurden. 2. Unkosten beim Nachtsingen. Dem Helfer muß der Vater aus eigenen Mitteln reichen 3 fl. die Kost auf 9 Tage zu 20 kr...................................... 3 » an Bier geht ihm während der Nachtsingstunden und des Nachtsingens auf.....................................1 » 7 fl. 2 fl. 14 kr. 9 fl. 14 kr. Von der ganzen Summe abgerechnet bleiben den Findel eltern an Einkünften im ganzen 264 fl. 34 kr. Nimmt man hinzu, daß sie mit ihrer Familie freie Wohnung im Findelgebäude hatten und in der Zusammenstellung auch bei weitem nicht alles berechnet sein kann, was sie in der Findel verzehrten, da doch noch so manches abfiel, was sich jeder Berechnung entzieht, so muß man sagen, daß sie für damalige Verhältnisse außerordentlich gut gestellt waren und ihr reich liches Auskommen hatten. Freilich erforderte der Posten der Findeleltern viel Arbeit, Umsicht und Sorgfalt und war mit Unzuträglichkeiten mancherlei Art verbunden, aber er war auch viel begehrt1), und das ist der beste Beweis dafür, daß er *) Als 1560 der Findelvater an der Knabenfindel Endres Volmaier wegen Veruntreuungen abgesetzt wurde, traten gleich 6 Bewerber auf. Es war übrigens keiner darunter, der tauglich erschien. Ratsverlaß vom 18. September 1560.
233 neben verschiedenen Schattenseiten doch aucl\ Vorteile bot, die finanziell ins Gewicht fielen. In der älteren Zeit erteilte der Findelvater ohne Zweifel auch den Unterricht1), später wurde ein besonderer Schulmeister angestellt, der auch die Schreib- und Rechnungsarbeiten zu über nehmen hatte. Soweit sich das zurückverfolgen läßt, bezog er einen festen Gehalt von 10 fl., der ihm vor 1671 aus den Quatembergeldern von den Kirchenbänken in der Barfüßerkirche ausbezahlt wurde, nun aber nach dem Brande derselben als ein besonderer Posten in den Rechnungen erscheint. Zu dem Gehalt kam mit dem Jahre 1729 eine Zulage — Besoldungs addition —, die den Gehalt um mehr als das Doppelte über traf, nämlich von 25 fl. Diese Bezüge blieben dem Schulmeister bis in die bayrische Zeit hinein. Seine Haupteinnahmen aber bestanden wie bei den Findeleltern in den »Kostgeldern und Akzidentien «. Zunächst erhielt er für die Anweisung im Orgelspiel, die er den musikalisch begabten Kindern zu erteilen hatte, jährlich 4 fl. und für das Einsammeln der Steinschreibergelder auf den Kirchhöfen 2 fl. Am Johannistag bekam er für 8 Ellen Tuch zu 48 kr. 6 fl. 24 kr. und für Schuhe 45 kr. Im ganzen 7 fl. 9 kr. Zu Weihnachten das Christgeschenk, das am Thomas tag ausgeteilt wurde, im Betrage von 3 fl. 8 kr., alle 2 Jahre das sog. Brustfleckgeld 1 fl. 30 kr., für eine Bechhaube2) 24 kr., für 1 Paar Strümpfe 1 fl., für 5 Ellen Tuch zu Hemden zu 18 kr. ungefähr 1 fl. 30 kr., für 1 Paar Schuhe 1 fl. 24 kr., für 1 rotq leinene Haube 12 kr., für Löffel, Messer und Gabel 13 kr., für 1 $ Käse 12 kr., für 1 Lebkuchen 8 kr., für 1 #»Spuhlen« (Spulweck) 8 kr., für 1 Stück Zucker 6 kr. Für das Nacht singen als Vorsinger 2 fl., als Büchsenträger 50 kr., für die Mahlzeit 1 fl. Im ganzen 14 fl. 45 kr. *) Auch 1634, als infolge der Überfüllung der Findel während des 30jährigen Krieges wieder ein zweiter Findelvater angestellt wurde, übernahm dieser den Unterricht zu seinen sonstigen Obliegenheiten. S. auch S. 208. *) Kaum identisch mit »Beckeihauben«, Blechhaube, ein Teil der ehe maligen Bewaffnung gemeiner Kriegsknechte (Schmeller-Frommann I, 202), der sie sich bei ausbrechendem Feuer bedient hätten. Hier doch ein Be kleidungsstück. Wahrscheinlich liegt ein Schreibfehler vor. Es ist wohl eine Pelzhaube, wie sie auch der Findelvater erhielt, gemeint.
234 Beim Küh^ustreib en 16 kr. An Kostgeld nach den damaligen Preisen wöchentlich für 6V2 U Rindfleisch 52 kr., für Bier 12 kr., für Löslein 1 kr., den sog. Bierzweier 2 für Kren 1 Im ganzen 1 fl. 5 kr. 3 Der sog. Weckbatzen, der alle 3 Wochen fällt, beträgt 1 fl. 8 kr. Macht jährlich im ganzen 68 fl. 15 kr. An Festgeld erhält er Pfingsten für 1 Wecklein 2 kr., für Wein 6 kr., für Fische 33/i kr., für Würste und Säusack 8 kr., für Bratwürste 4 kr., für Semel 1 kr. Im ganzen 243/4 kr. Dazu 3 U Schweinebraten roh zu 9 kr. 27 kr., 2 Maß Bier in natura 6 kr. Im ganzen 573/4 kr. An Michaelis wie an Pfingsten, mit noch 1 kr. für Semel, 25 kr. 3 /$., für 3 U rohen Schweinebraten zu 9 kr. 27 kr., 2 Maß Bier in natura 6 kr. Im ganzen 58 kr. 3 Am Fest Simonis et Judae als Kommunikant 1 U Rind fleisch zu 8 kr., für Wein 15 kr., für 1 Laiblein 1 kr., einen klaren Laib Brot in natura 6 kr., 1 Maß Bier in natura 3 kr. An Martini für 3 U Schweinebraten 27 kr., 1 Wecklein zu 1 kr., 1 Maß Bier in natura 3 kr. Am Andreasfest für 3 $ Schweinebraten 27 kr., für 1 Wecklein 1 kr., 1 Maß Bier in natura 3 kr. An Weihnachten Festgeld wie an Pfingsten 24 kr. 3 für 3 U Schweinebraten 27 kr., 2 Maß Bier 6 kr. Am Epiphaniasfest (Dreikönigsfest) für 3 U Schweine braten 27 kr., 1 Wecklein zu 1 kr., 1 Maß Bier 3 kr., für 5 Küchlein zu 2 4 2 kr. 2 Im ganzen 33 kr. 2 Am Aschermittwoch für Brezen 2 kr. 2 1 Maß Bier 3 kr. In der Charwoche für 1 U Rindfleisch 8 kr., das er als Kommunikant erhält, für Wein 15 kr., für Fische 3 kr. 3 für 1 Maß Bier 3 kr., einen Eierkuchen von Amtswegen. Im ganzen 29 kr. 3 An Ostern Festgeld 24 kr. 3 für 3 U rohen Schweine braten 27 kr., 2 Maß Bier 6 kr. Im ganzen 57 kr. 3 Endlich erhält auch der Schulmeister wöchentlich 3 Laib Brot, 4 % schwer, im übrigen darf er soviel Brot nehmen, als er zu seiner Sättigung täglich bedarf. Ferner hat er Wohnung, Holz und Wäsche frei. Summa aller Beträge an Kostgeldern 126 fl. 52 kr. 3 3\.
235 Akzidentien. Als Weihnachts- und Neujahrsgeschenk erhält der Schulmeister vom Findelpfleger 2 fl. 24 kr. Ferner vom Rindsmetzger zum neuen Jahr 1 fl., vom Schweinemetzger desgl. 1 fl., im Weizenbräuhaus beim Nachtsingen 36 kr., vom Bierbrauer Dollinger als Amtsbierbrauer zum neuen Jahr 24 kr., im Zwölfbrüderkloster beim Nachtsingen 10 kr. Sodann fallen vierteljährlich bei Auszahlung des Bierkontos 1 fl. 12 kr. Trink geld, jährlich 4 fl. 48 kr., als Angebinde 15 kr., für ein Feder messer 9 kr., für ein Paar Schuhsohlen 15 kr., von der Georgischen Stiftung 7 kr. 2 Im ganzen 11 fl. 8 kr. 2 Folgende Akzidentien sind nicht genau zu bestimmen. Dreierleichen waren anno 1792 in 93 ungefähr 60, zu 30 kr., 30 fl. Für einen Jungenschein — Zeugnis zur Aufnahme als Lehrling bei einem Handwerk — erhält der Schulmeister 10 kr., dies möchte jährlich ertragen 2 fl. Bei einer Semel- und Wurstausteilung anläßlich einer Hochzeit bekommt er 1 fl. 12 kr. Im Jahre 1792 in 93 fiel dieses Akzidenz ungefähr zehnmal an, tut 12 fl. Im ganzen 44 fl. NB. Bei Austeilung der Semel und Wurst in natura erhält der Schulmeister eine Zeile Semeln, 6 Bratwürste, 3 bis 4 Maß Bier, für Wein 15 kr., Trinkgeld 30 kr. Wenn bei Aufnahme eines Kindes ein Einstand gegeben wird, was nicht bei jedem Kind geschieht, so bekommt er 30 kr. AE 1792/93 fielen ungefähr 2 fl. Summa aller Einnahmen 184 fl. 1 kr. 1 3). Hievon ist abzurechnen der Abzug für Rindfleisch und Löslein an den Festtagen und zwar am Pfingstfest für IV2 ft Rindfleisch 12 kr., für Löslein 1 kr., an Michaelis desgleichen 13 kr., an Martini für 1 # Rindfleisch 8 kr., ebenso am Andreas fest 8 kr., an Weihnachten für 1V2 U Rindfleisch 12 kr., an Ostern für IV2 U Rindfleisch 12 kr. und für Löslein 1 kr. Insgesamt 1 fl. 7 kr. Ferner sind noch im Anschlag zu bringen die Kosten, die der Schulmeister beim Nachtsingen zu tragen hat, dem Helfer an Singgeld 3 fl., die Kost 9 Tage lang zu 20 kr. 3 fl. Für Bier während der Singstunden und des Nachtsingens gibt er aus ungefähr 1 fl., für den Text der neuen Arie 1 fl. 12 kr. Es betragen demnach die Unkosten beim Weihnachtssingen 8 fl. 12 kr.
236 Abzug für Fleisch und Löslein an Festtagen 1 fl. 7 kr. Summa der Abzüge 9 fl. 19 kr. Bleibt an Besoldung, Kostgeldern und Akzidentien 184 fl. 1 kr. 1^—9 fl. 19 kr. = 174 fl. 42 kr. 1 Im Jahre 1806 werden die Einnahmen des Schulmeisters höher berechnet. An Besoldung, Zulage, Orgelanweisung, Steinschreiber- und Nachtsinggeldern bezog er im ganzen 40 fl. 20 kr. Der Bezug an Naturalien belief sich auf 142 fl. 13V2 kr. Bei Aufnahme von Kindern, die Kostgeld zahlten, erhielt er 30 kr. und in 6 Fällen wurde ihm der hohe Betrag von je 3 fl. gereicht. Sein Anteil an der Semel- und Wurst austeilung bei großen Hochzeiten belief sich auf 7 fl. 12 kr. Von den Dreierleichen erhielt er damals je 30 kr., im ganzen etwa 20 fl. Sonst stand ihm an Nebeneinnahmen noch eine Abgabe vom Amtsbierbrauer von jährlich 4 fl. 48 kr. und eine solche von den beiden Amtsmetzgern von 2 fl. zu. Das Gesamteinkommen des Schulmeisters betrug nach dieser Aufstellung 227 fl. 33 V2 kr. Den Religionsunterricht erteilte, wie es selbstverständ lich war, gleichfalls der Schulmeister, früher der Findelvater, der darin von vorgerückteren Schülern, wahrscheinlich von jungen Theologen, unterstützt wurde, die dafür ein geringes jährliches Salarium bezogen. So 1550/51 zwei »große Schüler«, die alle Feiertage eine Predigt und alle Wochen den Katechis mus zu lesen und die Schüler zu verhören hatten, 4 fl., 1551/52 erhielten sie 8 fl. usf. 1560/61 war es nur noch 1 Schüler, der diesen Unterricht gegen die gleiche Vergütung erteilte, 1567/68 wieder zwei, die Predigt und Katechismus lasen. l) 1586/87 erhielt der Schreiber, der die Kinder in beiden Findein unterwies und lehrte, 2 fl. Daß er kein gewöhnlicher Schreiber war, geht aus dem weiteren Rechnungseintrag hervor, wonach ihm »wegen seines Wohlhaltens, als er uf ein hohe Schuel verraiset«, 6 fl. verehrt wurden. *) 1569/70 erhielten 2 Schreiber nur noch ein Trinkgeld von 2 fl. und so blieb es bis in die 80er Jahre, wo nur noch ein Schreiber aufgeführt ist. Später übernahm der Findelschreiber auch die Aufgaben eines Schulmeisters. Im 30jährigen Krieg und zwar von 1635/36 bis 1643/44 gab der Knaben findelvater den Religionsunterricht. Von 1644/45 Ist kein Posten mehr für diesen Unterricht eingesetzt.
237 Zur Erteilung des Konfirmandenunterrichts wurde 1644/45 der Kaplan bei St. Lorenz Magister Johann Sauer aufge stellt, der schon vorher mit der Findel in naher Beziehung stand, indem er die Taufe der gelegten Kinder vorgenommen hatte. In dem genannten Jahre verzeichnet die Rechnung als Ver gütung für den Vorbereitungsunterricht zum hl. Abendmahl 1 fl. 10 ß und verrechnet im Jahre darauf für ihn, weil er »unter schiedliche Kinder, so zum h. Abendmahl tüchtig befunden, privatim informirt und große Mühe und Fleiß bei ihnen ange wendet, pro honorario« 1 Goldgulden oder 2 fl. 3 ß 4 ein Betrag der 1666/67 auf 4 fl. 10 ß und 1667/68 auf 4 fl. 13 ß 4 stieg. Dieses Mal erhielt er die Vergütung »wegen Unter richtung der Kinder sowohl derer, die zum h. Abendmahl gehen, als der andern« in zwei Teilbeträgen an Geld und für Wein. 1760 betrug das Honorar, das dem Schaffer bei St. Lorenz »für Unterricht und Kommunizierung der Kinder gereicht wurde«, 4 fl. 40 ^ und wurde auch in der Folgezeit in dieser Höhe beibehalten. Eine besondere, wohl recht will kommene Verehrung erhielt er noch zu Ostern als Beichtvater, nämlich ein Kalbsviertel und zwei Maß Wein. Eine Neuerung trat im Jahre 1702/03 insofern ein, als noch ein besonderer Unterricht in der Kinderlehre eingeführt wurde. Der Magister Christoph Adam Nägelein erhielt damals zum ersten Mal zum neuen Jahr »wegen der Kinderlehren, so er alle Sonntage den Kindern hält, damit sie desto besser in ihrem Christentum unterrichtet werden«, 18 fl. Später war es ein Katechet, der diesen Unterricht erteilte und dafür noch im Jahre 1808 die feststehende Vergütung erhielt. Einem großen Wechsel waren die Löhne des Gesindes im Laufe der Zeit unterworfen. Man bemaß den Lohn ohne Zweifel, zumal in früherer Zeit, auch nach Tüchtigkeit und Leistungsfähigkeit. Auch die Zahl der Dienstboten schwankte sehr. Insbesondere aber hing die Zahl der Mägde von der größeren oder geringeren Besetzung der Findel mit Kindern und weiter davon ab, ob Seuchen und ansteckende Krank heiten herrschten. Im Jahre 1550 finden wir in der Findel 4 Mägde, darunter die Köchin und Kindsmagd, die zusammen einen Lohn von 23 fl. erhielten. 1560 sind für 4 Mägde als
238 Liedlohn 22 fl. 4 ß 6 ^ und für zwei Frauen, die stetig auf die Kinder in beiden Findein aufsehen und bei ihnen sind, 10 fl. 4ß 6 1580 für 2 Mägde an Lohn 14 fl. und für 2 Krankenwärterinnen ein solcher von im ganzen 12 fl. und 2 fl. Trinkgeld verrechnet. 1590/91 erhalten die beiden Vieh mägde 32 fl. Lohn, die beiden Krankenwärterinnen je 6 fl. und 1 fl. Trinkgeld. Seit 1624/25 gab es nur noch eine Viehmagd in der Findel mit 9 fl. Lohn und eine Wärterin, die etwas über 8 fl. bezog. Die Abschaffung eines Teils des Personals war durch das Sparsystem bedingt, das in dem genannten Jahre in der Findel durchgeführt wurde. 1658/59 erhielten Köchin und Kinder wärterin je 15 fl. und die Viehmagd 10 fl., 1700/01 erhielten sie zusammen 39 fl., 1752/53 35 fl. und die neu aufgestellte kleine Viehmagd 12 fl. Sie wurde aber schon nach einigen Jahren, 1755/56, wieder abgeschafft. Die Löhnung von 35 fl., .10 fl. für die Köchin, 10 fl. für die Kindsmagd und 15 fl. für die Viehmagd, blieb bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit, Von dem weiblichen Gesinde wird die Nähterin erst gegen Ende des 17. Jahrhunderts mit einem Lohn von 10 fl. aufgeführt, der sich in der Folgezeit nicht mehr erhöhte. Man sollte annehmen, daß für die Besorgung des Viehs, insbesondere der Pferde und für die Verrichtung der Feldarbeiten ein Knecht nicht zu entbehren gewesen wäre. Und doch wird ein solcher in den ältesten Rechnungen von 1550—1554 nicht auf geführt und auch später fehlen Jahre lang alle Belege dafür, daß ein oder mehrere Knechte im Dienste der Findel gestanden hätten.1) Ein solcher Zustand läßt sich nur daraus erklären, daß in solchen Fällen die Findelmägde, insbesondere die Viehmagd, der Findelhirt, sowie das übrige Dienstpersonal, ja auch der Findelvater selbst die Arbeiten des Knechts mitübernommen haben. 1554/55 hören nur von zwei Knechten, die mit 12 fl. abgelohnt wurden, 1561/62 war nur noch ein Knecht da, er erhielt 6 fl. 2 ß 3 sty. Von 1575/76 bis 1619/20 betrug der Lohn des Knechtes 8 fl., später stieg er auf 10 fl. und mehr, 1700 auf 15 fl. und hielt sich auch in der Folgezeit auf dieser Höhe. 'l) 1574/75 war kein Knecht angestellt, ebenso die ganze Zeit von 1622/23—1644/45 nicht.
239 Auffallend erscheint es, daß im Jahre 1656/57 vom Knecht oder Ochsenbauer die Rede ist. Danach hatte also damals ein Bauer die Dienste eines Knechtes in der Findel übernommen. Wie wir gesehen haben, war die zeitweilige Abschaffung des Knechtes auch darauf zurückzuführen, daß man — besonders war dies in der Zeit des 30jährigen Krieges der Fall — bei der außerordentlichen Inanspruchnahme der Findel überall auf Einsparungen Bedacht nehmen mußte. Ein Findelhirt hatte schon in frühester Zeit die Aufgabe, das Vieh auf die Findelwiesen, in die Stadtgräben und auf andere Weideplätze zu treiben und zu hüten.1) 1550/51 und in den folgenden Jahren waren zwei Hirten mit einem Lohn von 10 fl. angestellt. 1557/58 findet sich kein Hirt, wohl aber zwei Knechte, wahrscheinlich hatte der eine Knecht auch die Dienste des Hirten zu übernehmen. 1558/59 und 1559/60 standen sogar zwei Knechte und zwei Hirten im Dienst der Findel. Man sieht daraus, wie wenig hier die Regel galt und wie so manches doch wohl bloß vom reinen Zufall abhing. Auch die Löhne sind außerordentlich schwankend.2)* Sie 4 * *richtetea 7 sich wohl auch nach der Leistungsfähigkeit des Hüterjungen,, den man ohne Zweifel auch zu anderen Arbeiten verwendete. Wie den Findeleltern und dem Schulmeister hatte man im Laufe der Zeit bei der zunehmenden Teuerung aller Lebens bedürfnisse auch dem übrigen Dienstpersonal besondere Zulagen an Kostgeldern und Akzidentien gewährt, um den von ihnen erhobenen Ansprüchen auf Besserung ihrer Lebenshaltung gerecht zu werden. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich dieses System in einer Weise ausgebildet, daß es kaum noch einer weiteren Entwicklung fähig erscheint. Köchin, Viehmagd, Kinds magd, Nähterin und Knecht erhielten damals statt je 6V2 U Rindfleisch an den Wochentagen 8 kr. oder 52 kr. die Woche,, während sie Schwarzbrot und Milch nach Belieben nehmen l) S. im folgenden Kapitel unter »Viehweide«. a) 1558/59 und 1559/60 erhielten die beiden Hirten zusammen nur 4 fl., während sie doch 1550/51 über 10 fl. bezogen hatten. 1562/63 bekam der Hirt über 5 fl., 1563/64 6 fl., 1571/72 3 fl., 1572/73 und in den folgenden Jahren ist kein Hirt aufgeführt. Gegen Ende des 16. Jahrhunderts erhielt er 7 fl., ebenso im 17. Jahrh. Um die Mitte des 17. Jahrhunderts fehlen Knechte wie Hirten. Im 18. Jahrhundert ging der Lohn des Hirten zurück. So betrug; er 1720 4 fl., 1740 6 fl., wobei es auch in der Folge blieb.
240 konnten. Die sog. Semel- und Wurstausteilung an den größeren Hochzeiten warf für jeden etwa 7 bis 10 kr., an den größeren Hochzeiten der Patrizier, der Ehrbaren und reichen Kaufleute sogar bis zu 20 kr. ab.1) Am St. Johannistag erhielten sie statt einer Elle Tuch 48 kr., statt eines Paares Schuhe 45 kr. und das weibliche Personal für Zöpfe 12 kr., beim Weihnachtssingen 1 fl. für die Mahlzeit und 20 kr. vom Singgeld, als Weihnachtsgeschenk 2 fl. und 8 kr. Obstgeld, für Löslein jährlich 26 kr., als Bier zweier wöchentlich V2 kr. oder jährlich 26 kr. Beim Viehaus treiben standen Knecht und Viehmagd 15 kr., Köchin, Nähterin und Kindsmagd je 12 kr. und allen noch für je 4 Eier 1 kr. zu. Außerdem aber erhielten alle 8 Dienstboten — also einschließlich der beiden Findeleltern und des Schulmeisters — an Weihnachten, Ostern, Pfingsten und Kirchweih noch 6 kr. Weingeld, 3-/2 kr. fül Fische — Stock- und auch andere Fische — und 8 kr. für Würste, an den zwei Kommuniontagen sämtliche Ehehalten für je 1 U Rindfleisch 7V2 kr. und für Wein der Schulmeister, der Vater und die Mutter je 15 kr., die Ehehalten 6 kr. und die Kinder, die am Abendmahl teilnahmen, für je V2 U Kalbfleisch 3V2 kr., für Wein 6 kr. und Brot 1 kr. Die eigentliche Festmahlzeit aber wurde durch die Ablösungen nicht berührt. Am Martins- und Andreas fest, am Neujahrs- und Dreikönigstag, sowie am Aschermittwoch blieb es beim Alten. Es gab da außer Braten oder Bratwürsten Wecken und Suppenbrot am Vorabend vom Dreikönigsfest Küchlein und am Aschermittwoch Weißbrot zur Suppe, Bier und Brezen.2) Der Findelhirt oder Hüterjunge, wie er auch genannt wird, ist hier unter den Dienstboten nicht aufgeführt. Damals selbst noch eine halbes Kind, aß er mit den Kindern und wurde auch sonst den Kindern gleichgehalten. Seine Nebenbezüge bestanden in einem alle zwei Jahre zahlbaren Kleidungsgeld, das 4 fl. 30 kr. betrug, in 45 kr. Weihnachtsgeld, das sich aus dem eigentlichen *) Die ursprünglich in natura gereichte Gabe richtete sich nach Stand und Wohlhabenheit des Brautpaares und nach der Größe der Hochzeit. In der früheren besseren Zeit waren die Beträge höher. *) Die Bestimmung der einzelnen Nebenbezüge aus den Kostgeldern und Akzidentien war deshalb mit nicht geringen Schwierigkeiten verbunden, weil sie aus verschiedenen Verzeichnissen, Belegen und Rechnungsbüchlein zusammenzucragen waren. Mit den Angaben, die Hilpert in seinem Manuskript über die Findel gibt, stimmen sie nicht durchweg überein. Hilpert hat seine Mitteilungen wiederholt aus nicht gleichzeitigen Quellen zusammengestellt. Sie sind deshalb zuweilen nicht zutreffend, ja ganz unrichtig.
Ratsherr, Aelterer Herr und Findelpfleger (1737—1753) Georg Christoph Volckamer von Kirchensittenbach»
241 Singgeld von 30 kr. und 15 kr. für das Laternentragen zusammen setzte, und 15 kr., die er beim Viehaustreiben erhielt. Der Schneider, der im Hause beschäftigt wurde, aß gleichfalls zusammen mit den Kindern. An Lohn erhielt er 4 fl. und seine Nebenbezüge gingen nur wenig über 2 fl. hinaus. Nicht zum Hauspersonal gehörte der Mistenmeister, der erst im Jahre 1574/75 aufgeführt wird. Vorher, als er noch nicht beim Findel- und Waisenhaus angestellt war, wurde er entweder vom Rat oder vom Bauamt entlohnt1). Wie hoch man damals gerade die Tätigkeit des Mistenmeisters einschätzte, geht aus dem hohen Lohnbezug hervor. 1574 und in den folgenden Jahren genoß er einen Jahreslohn von 52 fl., in den 80 er Jahren des 16. Jahrhunderts waren sogar 2 Mistenmeister angestellt, von denen jeder wöchentlich */* fl., beide zusammen also im Jahre etwa 78 fl. erhielten. 1600/01 bis 1614/18 erhielt der Mistenmeister wöchentlich 1V* fl., das machte im Jahr 65 fl., 1618/19 bis 1632/33 jährlich 52 fl., 1623/24 bis 1719/20 wöchent lich ls/4 fl. oder im Jahr 91 fl., 1720/21 bis 1738/39 75 fl. (wöchent lich 1 fl. 10 (J). Der Lohn ging dann immer mehr zurück. War die Stadt damals so viel reinlicher geworden oder hielt es der Rat für gut, bei dem Mistenmeister in Anbetracht der teuren Zeiten und der schlechten städtischen Finanzen zu sparen? 1740 erhielt er nur noch 26 fl., 1750 etwas über 17 fl. (wöchentlich 20 kr.) und dabei blieb es bis in die bayrische Zeit hinein. Das Mistenmeisteramt war wohl für ihn zu einer Nebenbeschäf tigung geworden. Außerdem erhielt er gegen Ende des 18. Jahrhunderts vom Weihnachtssingen und für die Neujahrsgastung 1 fl. 20 kr., bei der Wurst- und Semelausteilung 7 und 8, zuweilen bis zu 16 kr., von der Georgischen Stiftung 6 kr. Vom Mistengeld hatte er früher (z. B. 1760) nach altem Herkommen ein Bibal von 1 fl. 14 kr. bekommen. Ein Findelbäcker, der in der Findel buk, ist erst seit dem Jahre 1571 in den Jahresrechnungen nachzuweisen. Er *) Im Jahre 1579/80 wird ein Mistenmeister nicht aufgeführt, was wohl auf ein Versehen des Rechnungsstellers zurückzuführen sein dürfte, im folgenden Jahr dagegen zwei, von denen der zweite wohl an die SteHe des ersten trat, mit im ganzen nur 32 fl. Lohn. t6
242 erhielt einen Jahreslohn von 25 bis 26 fl.1) Späterhin wurde er nach der Menge des verbackenen Korns gelohnt, aber auch das Backgeld an sich schwankte sehr. 1640/41 erhielt er für 100V» verbackene Simmer Korn- über 150 fl. ausbezahlt — für das Simmer 1 fl. 10 ß —, 1660/61 betrug das Backgeld für 59 Simmer 88 fl. 10 ß, 1670/71 für 30 Simmer 45 fl., 1680/81 38 fl. 8 ß, 1700/01 45 fl. 17 ß 4 Allem Anschein nach war damals das Backgeld schon auf 32 kr. herabgesetzt worden. Soviel betrüg es z. B. 1720/21, für 104 Simmer 55 fl. 9 ß 4 ^; 1750/51 für 72 Simmer 38 fl. 8 kr.; 1780/81 für 64 Simmer 34 fl. 8 kr; 1790/91 für 76 Simmer 40 fl. 32 kr. Da der Backofen in der Findel allzuviel Holz erforderte, wurde seit 1793 beim Bäcker im Haus gebacken und das Backgeld auf 1 fl. 30 kr. und 1797/98 auf 2 fl. für das Simmer hinaufgesetzt. So ergab sich 1806/07 für 78 Simmer ein Backgeld von 156 und 1806/07 für 104 Simmer ein solches von 208 fl. Auch für den Findelbäcker — hier wohl der Bäckerjunge — hatten sich kleinere Neben bezüge eingeführt, so 1792/93 etwa 5 kr. wöchentliches Fleisch geld, 1 fl. Weihnachtsgeld, 6 kr. Weingeld und 7 bis 16 kr. aus der Semel-, Bier- und Wurstausteilung bei Hochzeiten. An sonstigen Personen, die ohne in der Findel selbst zu wohnen, ihr nur im Bedarfsfälle ihre Dienste widmeten, aber ihr amtlich verpflichtet waren, ist an erster Stelle der Bader, oder auch, wenn ein solcher geeigneter erschien, der Barbier zu nennen. Einen Bader brauchte man von jeher auch zu rein ärztlichen Verrichtungen, als man einen Arzt noch nicht beizog. Man war in jener Zeit noch wenig anspruchsvoll, half sich, wo es nur anging, mit Hausmitteln und zog auch zu den Kuren Wurzweiber und Quacksalber heran. So begegnet 1589 eine Augehärztin, die ein Maidlein mit gar bösen Augen zu kurieren hatte und dafür 6 fl. erhielt. Augerikrankheiten waren in der Findel sehr häufig, ferner Haut- und wohl auch Geschlechtskrank heiten **), die auf Unreinlichkeit oder Ansteckung zurückzuführen *) S. a. S. 205. *) Nur ein Beispiel sei hier aus der Rechnung von 1690/91 angeführt: Item ist vermög eines bei der Herrn Älteren Hrl. [inj dem vorigen Jahre er gangenen Verlasses dem Stadtaimosamt wegen etlicher Kinder, welche mit der lue Gallica inficiert gewesen, das I/s an denen aufgegangenen Unkosten bezahlet worden — 13 fl. S. S. 176 ff.
243 und gerade in der Findel mit ihren aus der Hefe des Volkes aufgenommenen verwahrlosten Kindern nicht auszurotten waren. 1644/46 bediente man sich einer Frau zur Heilung »böser Köpf« und lohnte sie mit 5 fl. 12 ß ab. Sie mochte sich in dieser Spezialität eine besondere Geschicklichkeit erworben haben. Die an ansteckenden Krankheiten leidenden Kinder musterte man übrigens aus und brachte sie im Sebastiansspital, einem der vier Siechköbel oder auch im Hl. Geistspital unter. Ein Dr. Pflock, der 1550/51 einen »Fundelsun an den Augen arzneite« und dafür 2 Taler oder 2 fl. 2 ß 12 bekam, war wohl identisch mit dem sonst wiederholt vorkommenden Barbier Hans Pflock. Der Bader war in der älteren Zeit nicht mit einem festen Lohn angestellt, sondern wurde für den ein zelnen Fall oder doch nach dem Umfang seiner Tätigkeit bezahlt. 1550/51 erhielt »Walthasar Palbirer von einem Fundlsun zu heilen an einem Arm, den er vorlengst hat abgeprochen«, 3 fl. 1 ß 12 hl. Meister Heinrich Pflock, »Palbierer«, wurden 1561 von allerlei Heilung der Kinder 10 fl., 1562/63 10 fl. 5 ß, 1563/64 und 1564/65 8 fl. gereicht. Um 1580 tritt ein fester Bezug von 16 fl. ein, der sich mit Ausnahme des Jahres 1620/21, in dem er sich auf 24 fl. erhöht, bis zum Jahre 1639/40 ein schließlich erhält. 1640/41 bis 1643/44 wird dem Barbier die hohe Besoldung von 36 fl. gegeben, aber nur für diese kurze Zeit. Von 1644/45 an bis zum Ausgange der reichsstädtischen Zeit erhält der Bader, denn ein solcher ist jetzt in der Regel angestellt, eine jährliche Besoldung von 24 fl. Es wurde ihm aber für besondere Verrichtungen und Heilungen auch noch ein beson deres Honorar gewährt, so z. B. für das »Kolben« oder Haar scheren. 1561/62 empfing er »von den Knaben dreimal kolben« 2 fl., 1564/65 tat er es billiger, für 1 fl. 6 ß 22 es gab eben weniger Knaben zu scheren. 1566/67 »von den Knaben zu kolben zweimal und etlichen die Haar abzuschneiden« *) 2 fl. 2 ß 4 hl. Meister Hans Pflock, Barbier, und Meister Veit, Bader im unteren Werd,2) erhielten 1562/63 von allerlei Heilung der Kinder in beiden Findein 10 fl. 5 ß. 1567/68 berichtet die Rechnung, daß dem »Meister Pader an der Fleischbrucken von *) Unter Kolben ist wohl das Kahlsetoeren zu verstehen. #) Unterwöhrdstraße. 16*
244 allerlei Heilung der Kinder in beiden Fundein 8 fl.« (Jahrlohn), ferner »von einem Knaben zu heilen«, dem »ein Ochs den Arm entzwei gestoßen, 1 fl., mer von den Knaben zu kolben 1 fl. 7ß 8 ausgezahlt worden seien. 1568/69 wurden ihm außer seiner Besoldung von 8 fl. »von zwei Puben, der ein het pöse Pein, der ander stieß im [sich] selbs ein Aug aus«, 4 fl. 24 ^ Trink geld und »von den Knaben zu kolben« 1 fl. 4 ß 26 ^ gegeben. Später wurden keine besonderen Vergütungen für außerordentliche Verrichtungen, Heilungen und Operationen mehr bewilligt, aber es wurde noch ein weiterer Bader zum Setzen von Schröpfköpfen beigezogen, der dafür schon 1650 4 fl. erhielt. Auch die Dienste des Wildbaders auf der Schütt wurden häufiger in Anspruch genommen. So erhielt er, um einige Bei spiele anzuführen, 1565/66 dafür, daß er Wasser für die Kinder hatte führen lassen, 2 ß 4 1568/69 für ein Maidlein, das im Wildbad badete, 6 ß 16 1574/75 für das sechswöchentliche Baden von 6 Knaben und einem Mädchen im Wildbad 3 fl. 4 ß 2 1660/61 sind für das Baden der Kinder im Wildbad wöchent lich 24 kr., im ganzen Jahre mit 2 fl. Trinkgeld für das Gesinde 12 fl. 8 kr. verrechnet. Gerade das Baden im Wildbad be trachtete man wohl als ein Heilmittel gegen Augen- und ändere durch Unreinlichkeit hervorgerufene Kopf- und Hautkrankheiten. Ein Anstaltsarzt ist erst verhältnismäßig spät in den Findelrechnungen nachzuweisen. Zum ersten Male begegnet er im Jahre 1591/92. Es war der Stadtarzt’Dr. Johann Kuhn, »der zum oftermal die kranken Kinder und Ehalten besucht«. Er erhielt dafür eine Verehrung von 611. löOO/Ol erhielt außer dem der Stadtarzt Hans Werher eine Neujahrsverehrung von 1 fl. 2 # 24 sty. Seit etwa der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zum Ausgang der reichsstädtischen Zeit belief sich das Honorar des Findelarztes auf 8 fl. Zu Ostern wurde er noch mit einem Lammsviertei und einer Maß Wein bedacht. Einen Vieharzt hatte man allem Anschein nach in der Findel nicht. Man half sich, so gut es eben ging, mit den her gebrachten Mitteln. Dabei spielte zuweilen auch krasser Aber glauben eine Rolle. So berichtet die Findelrechnung von 1700/01 von »einem Manne von Schnaitach namens Georg Ditzenweiß, welcher, als man in dem Viehstall salva venia so große von
245 denen Unholden gehabt, Hülfe geschafft« hatte. Er erhielt »verakkordiertermaßen« für seine Zauberei 18 fl. Außerdem beschäftigte die Findel vorübergehend noch eine ganze Anzahl von Handwerkern, Arbeitern und Arbeiterinnen bis herab zum Maulwurffänger, auf die hier nicht weiter ein gegangen werden kann. Sehr bezeichnend für die damalige Zeit sind auch die Neujahrsverehrungen, die, soweit es die Rechnungen ersehen lassen, zu Beginn des 17. Jahrhunderts noch in beschränkterem Umfange ausgeteilt, aber nach und nach einer ganzen Reihe von Personen zugewendet wurden, die man für ihre Dienste durch eine besondere Aufmerksamkeit zu belohnen und sich gefällig zu erhalten bestrebt war. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts (1792/93) erhielten folgende Personen je nach Stellung und Tätigkeit Weihnachtsgeschenke: Der Registrator in der Kanzlei........................... 1 fl. 30 kr. Der Findelvater und die Findelmutter............. 2 * 40 » Der Barbier und sein Geselle........................... 2 » 15 * Der Röhrenmeister und seine Gesellen.... 2 » —» Die Nachtwächter......................................... 1 » 20 » Die beiden Steinschreiber (auf den Friedhöfen) . 3 > —* Die beiden Marktmeister......................................... 1» — » Der Schlotfeger............................................................— » 20 » Die Mehlschauer........................................................... 1» — » Die Mehlwäger............................................................ 2 » 40 » Der Schlosser-, Büttner-, Schmied- und Wagner geselle je 2 kr. =....................................... — » 48 » Die Salzmesser..........................................................— » 40 » Die Seelfrau.............................................................. — » 30 » Der Totengräber....................................................... 1» — » Die Mühlknechte......................................................... — » 20 » Die Metzgersknechte .........................................................— * 40 * Der Vorbeter im Spital...................... — » 15 » Die Wäscherin......................................................... — » 12 * Der Kanzleibote wegen Überbringung desPapiers — » 15 » Der Bäcker...................................................................— * 30 * Der Testamentsregistrator wegen Einsendung der Legate...................... 1 * 30 »
246 Der Stadtknecht wegen Einbringung der Restanten gelder ..................................................................... Die Schützen unter den Toren und Türlein . . Die Kastenknechte wegen Wartung des Getreides Der Almosdiener wegen Überbringung der Zinse Wegen Überbringung der Zinse von dem Weizen bräuamt .................................................. ... Wegen Überbringung der Zinse von dem Vor mundamt .................................................................—
1 1 1 —
fl. * » *
— kr. 12 * — » 30 » •
— » 30 » » 30 »
247
5Grundbesitz und Renten, sowie sonstige Einnahmequellen. Erwerbungen von Äckern und Wiesen. Grund- und Hausrenten. Einnahmen aus der Wirtschaft. Viehtrieb der Findel. Eine Episode. Kleinere Zuwendungen des Rats. Geldsammlungen in der Rats- und in anderen Amtsstuben. Strafgelder. Holzabgabe aus dem Reichswald. Vermietung von Räumen im Barfüßerkloster und von Kirchen Stühlen. Legate und Jahrtaggelder. Oster- und Weihnachtssammlungen, Umzüge der Kinder. Fleisch- und Wein Sammlungen. Gaben und Kissengelder. Einnahmen aus Arbeiten der Kinder. Mistenmeister und Miststätten, öffentliche Reinlichkeits- und Gesundheitspflege und ihr Versagen, Mist stättenzinse. Neue Einkünfte aus Stadt und Land seit 1635.
Wie alle größeren Stiftungen des Mittelalters strebte auch die Findel nach dem für sie so wichtigen Grundbesitz und suchte weiter durch Erwerbung von Grundzinsen, sowie Eigen- und Gatterschaften eine sichere Kapitalanlage zu gewinnen.l) Die Findel mußte um so mehr auf Grunderwerb bedacht sein, als sie für den Haushalt und den Wirtschaftsbetrieb fortwährend Getreide und Futtermittel benötigte, die sie am besten und billigsten selbst baute. *) Eigenschaft — die Belastung eines Eigens (Eigen = Grund- und Hauseigentum) mit einem Erbzins, der jährlich zu bestimmten Fristen in Naturalien oder Geld zu leisten war. Bei der Errichtung einer Eigenschaft trat der bisherige freie Eigentümer zu dem Eigenherrn oder Obereigentümer in das Verhältnis eines Erbmannes. In der älteren Zeit entstand die Eigenschaft in der Regel durch Auftragung des Eigens an den Eigen- oder Lehensherrn (Erbzinslehen, besonders bei Bauerngütern). Später wurde die Eigenschaft, zumal in der Stadt, durch Anlegung eines Kapitals auf einem Anwesen oder Haus gegen Leistung eines Erbzinses begründet. Das Eigentum des Erbberech tigten wurde durch diese Eigenschaftsbestellung insofern beschränkt, als jede Ver änderung der Substanz des Gutes, auch die Errichtung weiterer Zinse sowie der Wechsel in der Besetzung desselben an die Genehmigung des Eigenherrn ge bunden war. Nach der Nürnberger Reformation (Ausgabe vom Jahre 1564, Bl. 129) konnte ein »Erb« nicht allein mit Eigen-, sondern auch mit Nach zinsen, die man Gatterzins nennt, beschwert werden. Anderswo bezeichnete man die Gatterschaft auch wohl als eingelegte Gült oder als Übergült oder
248 Über den Erwerb der Gebäude in der Stadt, die zur Unterbringung der Findelkinder und des Personals bestimmt waren, ist schon gehandelt worden. Auch von einigen nicht gerade unbedeutenden Grunderwerbungen außerhalb der Stadt, wie der des 12 Morgen großen Ackers zwischen Fritz Schoppers Feld und dem Sandbühl (1364) und von zwei Tagwerk Wiese bei Lichtenhof (1421) war bereits die Rede. Im Jahre 1434 verkaufte dann Kunz Pauer 5 Morgen Acker bei der Bühlwiese oberhalb Görgen Rumeis Wiese, jenseits Wöhrd gelegen, woraus Heinz Rem jährlich ein Eigenzins von 11 /* Simmer Korn zustand, an den vorgenannten Rumei. Dieser Acker, der später nicht mehr genannt wird, kam ohne Zweifel schon bald, vielleicht schon durch Görg Rumei selbst, an die Findel. Er war wohl ihr Pfleger und hatte ihn als solcher für sie erworben. Da der Acker in den Salbüchern nicht eingetragen ist, muß angenommen werden, daß er schon früh von der Findel wieder abgestoßen wurde. Eine Wiese von 2 Tagwerk zu Steinbühl eignete 1445 Frau Kunigunde, Hansen Kreis sei. Witwe, den armen Waisen und Findelkindern in der Lorenzer Pfarrei. Die Wiese war mit einem jährlich an den Rat zu zinsenden Fastnachtshuhn be lastet. Wahrscheinlich hatte Kunigunde Krel, die Findelpflegerin war, diese Wiese käuflich an sich gebracht, um sie der Findel zu übereignen. Sie blieb bis ins 19. Jahrhundert Findelbesitz. Nach einer Vermessung vom Jahre 1713 hatte die Steinbühler wiese einen Flächeninhalt von 1 Tagwerk weniger 17 □-Ruten und 242 □ -Schuh.l) In Aufzeichnungen des 19. Jahrhunderts Überstift (Schmeller-Frommann I, 947, 958). Das Wort ist bis heute noch nicht hinreichend erklärt. Ob es zu dem Verbum: gattern = sammeln oder zu Gatter, >Gitter (cancelli, plathri = Zaun, Riegel, Schmeller-Frommann I, 958) gehört, ist zweifelhaft und nicht zu entscheiden. Soll es etwa, wie man wohl angenommen hat, ein Zins sein, der vom Zinsberecbtigten gesammelt oder beim Tor oder Gatter in Empfang genommen wurde? Eher noch könnte man annehmen, daß für die Gatterschaft nur die vom Gatter eingezäunte Hofstatt bürgte, daß sie also erst an zweiter Stelle nach der Eigenschaft, die das ganze Eigentum ergriff, zum Zuge kam. Denn es war allerdings charakteristisch für die Eigenschaft, daß ihr Inhaber bei einem Zwangsverkauf an erster Stelle und der Inhaber der Gatterschaft erst nach ihm befriedigt wurde. Man setzt daher wohl auch die Eigenschaft der ersten und die Gatterschaft der zweiten Hypothek gleich, was zwar im Effekt, aber angesichts der Natur und der Art der Ent stehung dieser Belastungen zumal bezüglich der Eigenschaft nicht zutreffend ist. *) Der Unterschied in der Größenangabe erklärt sich wohl aus der früheren mangelhaften Vermessung.
249 werden 2 Wiesen genannt, die eine am Landgraben mit 1,24 Tag werk, die andere am Schweinauer Gäßlein mit 1,20 Tagwerk. Die erstere kaufte der Fabrikbesitzer Christian Schmelzer im Jahre 1888 um 29341 Mark, die andere die Stadtgemeinde im Jahre 1897 um 10000 Mark. Im Jahre 1460 gingen 3 Tagwerk Wiesen zu Sünders bühl »in der Mark« gelegen, später auch die Leonharder Findel wiese genannt, von der jährlich ein Fastnachtshuhn an das Spital zum Hl. Geist zu reichen war, von den Vischerschen Erben in Kleinreuth käuflich an Kunz Paumgartner d. ä. über. Die Wiese erstreckte sich vom Gostenhofer Espan nach Sün dersbühl und hatte vordem den Waldstromern (bis 1359) zuge standen. Im 19. Jahrhundert wird sie mit 5,36 Tagwerk Wiese und 2,41 Tagwerk Acker angegeben. Davon wurden 1842 1 Tagwerk und 1838 bis 1848 2,41 Tagwerk im ganzen für 4493 fl. zum Ludwigskanal abgetreten, den Rest mit 4,56 Tag werk und die 0,53 Tagwerk umfassende Kiesweiherwiese über nahm 1853 die Stadtgemeinde um den Kaufpreis von 20000 fl. Einen nicht unbedeutenden Grundbesitz erwarb zu zwei Malen die Findel in den 40er Jahren des 16. Jahrhunderts. Zu nächst erkauften im Jahre 1540 die Zeichenmeister des Färberhand werks zu Wöhrd als Vollstrecker von Kunz Horns Testament das Haus des Ulrich Walther mit 2 Zinsen zu Wöhrd und 2 Wiesen, die erste l5/i6 Tagwerk groß oberhalb des Marktes gegenüber der Pulvermühle an der großen Pegnitz gelegen, die andere, in der Größe von lVs Tagwerk am oberen Schießhaus von der großen zur kleinen Pegnitz hin sich erstreckend, für die Findelkinder. Die 3 Stücke zinsten in Hans Hübners Lehen jährlich 8 fl. 3 U 6 /^. Das Haus rtiuß später abgekommen sein, aber erst nach 1633.*) Die Wiese an der Pulvermühle — 1 Tagwerk 88 Dezimalen — erwarb 1873 die Stadtgemeinde um 1600 fl., jene beim obern Schießhaus — 1,37 Tagwerk — gehört noch heute der Findel und ist verpachtet. Im folgenden Jahre kauften Heinrich Holzschuher und Johann Gottlieb als Kästner und Pfleger des gemeinen Almosens ein Haus mit Hofreit auf dem Rahmgarten zu Wöhrd und, was historisch von ganz besonderem Interesse erscheint, die daran *) Im Zinsbuch 1633 ist es noch vorgetragen.
250 grenzende Hofwiese samt dem Burgstall und Wassergraben, das Haus um 100 und die Wiese um 357 fl. und 2 fl. Leikauf für die Findel. Die südlich an die Pegnitz stoßende Wiese, auch Findelgarten genannt, war im Westen von einer Mauer mit dem Eingangstor, im Norden von einer Fußmauer mit aufgesetztem Diehlwerk und im Osten von einem Zaun, später einer lebenden Hecke eingefriedigt. Von der Behausung war jährlich ein Zins von 2 fl. und von der Wiese 12 fl. an Leonhard Tücher und 1 fl. 14 Groschen — je 7 ^ = 1 Gr. — an die Gotteshaus pfleger zu Wöhrd zu leisten. 1788 entledigte sich die Findel dieses ganzen Besitzes, da die Wiese nur saures Gras ertrug und die Unterhaltung des großen Tors, sowie der Mauer und des Diehlwerks zu große Kosten verursachte: einen Morgen verkaufte sie an den Goldarbeiter Johann Georg Daniel Jünginger um 500 fl. und 37/s Morgen an den vorderen Müller Johann Georg Übel zu Wöhrd um 1860 fl. Der Findel war von nun an von den beiden Grundstücken ein jährlicher Kanon von insgesamt 1 fl. 12 kr. zu entrichten, das Gattergeld von 11 fl. 24 kr. zog sie zwar auch jetzt noch ein, um es aber an die Tuchersche Stiftung abzuführen. Im Jahre 1615 erwarb der Findelpfleger Jakob Pömer einen großen Wiesenbestand beim Hochgericht, die Galgenhöferin oder Galgenwiese genannt, vom Klaraamt bezw. dem Verwalter des Klosters St. Klara und Pillenreut Tobias Haller von Hallerstein um den Preis von 800 fl. für die Findel. Auf der Wiese haftete ein »ewiges unablösliches Zehntgeld« von 3 fl., das jährlich an das Klaraamt zu entrichten war. Die Findelwiese, wie sie später genannt wurde, kaufte im Jahre 1879 die Stadt für das sog. Findel unternehmen um 19505 M. Sie erstreckte sich vom Glockenhof bis zum Galgenhof und grenzte (1725) an eine weitere Wiese, die dem Wilhelm Christian Rosenhard von Glockenhof gehörte. Zwei Plätze vor dem Reichswald in der Nähe des sog. Hallerschlößchens, den einen bei dem Feld des Meisters vor dem Waldl), worin der Wolfsturm stand, den andern zwischen dem Wald und den Hummelsteiner Feldern, verlieh der oberste Amtmann des Waldes Laurenzi und Oberrichter des kaiser lichen befreiten Zeidel- und Forstgerichts Christoph Hieronymus Kreß von Kressenstein dem Findel- und Waisenamt zu Händen *) Fallmeister, früher auch Hundsschlager genannt.
Hofwiese oder Findelgarten bei Wöhrd um 1618. Handzeichnung im Stadtarchiv.
251 des Findelpflegers Jakob Willibald Haller von Hallerstein, so zwar, daß das Findelamt diese Plätze eingleichen, zurichten, nutzen und nießen, sie in gutem baulichem Wesen erhalten, von jedem Morgen eine Henne, die später insgesamt in einen Geldzins von 45 kr. umgewandelt wurde, in das Waldamt Laurenzi reichen und sie nur an das kaiserliche Forstgericht des Amtes Lautenrzr verrechten solle. Diese Fürreutwiesen sind schon längst nicht mehr im Besitz der Findel.**) Diesen nicht unbedeutenden Grundbesitz, der zumeist aus Wiesen bestand, bewirtschaftete die Findel in eigener Regie bis zum Jahre 1624, als man infolge der Einführung eines nicht ganz berechtigten Sparsystems sich zur Verpachtung der Findel wiesen entschloß. Schon 1620/21 hatte man 2 Tagwerk und die Nachweide der Findelwiesen verpachtet, wofür man — ein gerechnet den Erlös aus verkauftem Sauerkraut — 31 fl. ver einnahmte. Seit 1624/25 aber verpachtete die Findel ihre sämtlichen Wiesen — nach den Rechnungen 14^2 Tagwerk — um durchschnittlich 145 fl. In den Jahren 1632/33 und 1633/34 gingen keine Pachtzinse ein, weil 1632 »das kgl. schwedische Läger« darauf stand und die Wiesen im folgenden Jahre noch nicht wieder ertragfähig waren. Wenn der Pachtzins in der Folge sehr herunterging, so hatte das darin seinen Grund, daß sie die Findel 1637/38 eine zeitlang zum Teil wieder unter eigene Bewirtschaftung nahm. Während nämlich 1634/35 der Pacht 69 fl., 1635/36 sogar 87 fl. betrug, fiel er 1637/38 von 69 fl. auf 11 fl. Dagegen verkaufte die Findel in diesem Jahr 98 Zentner Heu für 34 fl., die nur aus der eigenen Bewirt schaftung sich ergeben konnten.2) 1711/12 wurden die Wiesen *) Zum letzten Mal werden sie 185*7 erwähnt, in welchem Jahre der Inhaber namens Kiderlin den Zins zahlte. *) Auch 1640/41 konnte viel Heu verkauft werden, nicht weniger als 102 Zentner für rund 30 fl. Die Findel brauchte sonst das Heu für die eigene Fütterung, mußte häufig noch dazu kaufen, aber damals war, wie aus dem Milchertrag zu ersehen, der ..^Viehbestand zurückgegangen, so, daß sie das Heu von dem nun ganz eingezogenen ^iesenbesitz selbst nicht völlig verwerten konnte. 1643/44 gingen »wegen der Wiesen« nur 26 fl. 10 ß ein. 1650/51 betrug der Pachtzins 33 fl., 1660/61 bis -1670/71 26 fl., 1680/81 bis 1690/91 28 fl. 1690/91 werden 2 Wiesen genannt, die 28 fl. Pachtzins zahlten. 1700/01 wurden von diesen 4 Tagwerk Wiesen 2 von der Findel eingezogen, der Rest zahlte die Hälfte an Pacht. 1711/12 »hat man diejenigen vier Tag werk Wiesen, wovon sonsten die Hälfte verlassen worden, Selbsten eingeheuet und also vor heuer nichts eingenommen«. So blieb es auch in Zukunft.
252 wieder in ihrer Gesamtheit zur Selbstbewirtschaftung einge zogen. Dagegen verpachtete.man seit 1722/23 ein Stück Feld, 2 Morgen groß, vor dem Frauentor, das wohl zur Galgenhöfer Wiese gehörte, gegen einen Pachtschilling von 14 bezw. 18 fl. Zwei weitere Morgen, wovon die Findel zuletzt nicht mehr geerntet, als sie aüsgesät hatte, gab sie 1760/61 demselben Pächter, dem Gärtner Polster, in Bestand, der nun einen Pacht zins von 30 fl. zu entrichten hatte, der gegen Ende des Jahr hunderts auf 36 fl. stieg. Kleinere Erträge ergaben sich noch aus der Verpachtung der Nachweide auf den Findelwiesen, den Schanzen, und vor dem Frauentor und aus dem Handlohn, das von den Grund stücken der Findel in Erbfällen zu leisten war. Außer diesem Eigenbesitz von Äckern und Wiesen hatte sich die Findel im Laufe der Jahrhunderte eine Anzahl von Grundzinsen, sowie Eigen- und Gattergeld^rn erworben, die einen ganz erklecklichen Beitrag zu ihren Einnahmen lieferten. Diese Zinse, von denen etliche bis weit in das 14. Jahrhundert zurück reichen, fielen in der Stadt von Häusern, auf denen in der Regel ein Eigenkapital oder auch eine Gatterschaft, selten ein Naturalzins haftete. Die Gärten und Anwesen vor der Stadt und die Güter auf dem Lande reichten dagegen vornehmlich Natural zinse, wie Korn, Eier, Flachs, die fast allgemein eingeführten Herbsthühner und Fastnachtshennen, während die sonst vielfach hergebrachten Lammsbäuche und Wecke gar nicht Vorkommen. In Nürnberg selbst fielen sie aus allen Stadtvierteln. Aus der Keyperschen Stiftung kaufte die Findel in den Jahren 1483 und 1485 aus 9 Häusern und einem vom Stifter 1479 an 6 neuer baute Häuser ausgeteilten Garten in der Katharinengasse — dem Hackenberger Garten —, einem Haus in der Dörrergasse, zwei in der Kühnertsgasse, einem nicht näher bezeichneten Haus, Garten und Stadel auf der Lqjrenzerseit'e, die 1486 wieder, vom Zins befreit wurden, Eigen- und Gattergelder. Eine Menge Zinse erwarb sie aus Häusern in der Breiten Gasse, Brunnengasse, dem Maukeqtal — heutige Frauentormauer bei der Zeügmeisterswohnung, wo auch aus dem 1562 aufgehobenen Frauenhause ein nicht unbedeutender Erbzins und zwei Fastnachtshennen zu reichen waren —, der Krebsgasse, der Rosenau oder heutigen
253 Rosengasse, der Bergstraße, der Irrergasse, der oberen Schmied gasse und in änderen Straßen. Auch aus der nächsten Umgebung der Stadt, wie aus Häusern und Grundstücken in Wöhrd, Gostenhof, St. Johannis, Gärten hinter der Feste, Erlenstegen, flössen der Findel gleichfalls eine Reihe von Zinsen zu. ’) Aus einem Garten hinter dem Judenbühl2)* 2 Simmer Korn, 1 Schober Stroh und 1 Fastnachtshenne, aus weiteren Gärten und einem Acker hinter der Feste,8) wie der vorige Garten zu Großreuth gehörig, 1 Simmer Korn, 1 ff 4) Kraut oder 4 Eimer »gesottenes Kraut«.5)6 * Eine Wiese beim Franzosenhaus zinste eine Fastnachtshenne oder dafür alle zehn Jahre das Handlohn, das 1731 in einen jährlichen Kanon von 1 fl. 10 ß (1 fl. 30 kr.) umgewandelt wurde. In Erlenstegen waren 4 ff Geld, später 28 kr., aus dem Muffelschen Pfründhof (alte Nummer 10) zu leisten. Elisabeth, Paulus Muffels Witwe, hatte schon 1405 6 Fuder Holz aus diesem Hause gestiftet. Später war dieser Bezug aus dem Reichswald in einen Geldzins umgewandelt worden. Die Zinse von Gütern in der Nähe der Stadt und der weiteren Umgebung,B) meist Naturalzinse, aber auch Eigen- und *) Wegen der Geldrechnung und der Umwandlung der Naturalzinse in Geldbeträge sei bemerkt, daß 4^=1 kr., 1 ^5 = 30 ^3? = 71/* kr. (auch wohl etwas niedriger bei der Umrechnung in Anschlag gebracht) gerechnet wurden. Ein Herbsthuhn wurde mit 30^ oder 71/* kr., eine Fastnachtshenne mit 60 rty oder 15 kr., 1 Kloben Flachs zu 4 Pfund mit 48 kr. bezahlt. Eier wurden häufiger in natura geliefert, in Geld galt das Stück 4 ^ oder I kr. Das Simmer Korn wurde zu dem jeweils üblichen Preise, der sich, weil außer ordentlich schwankend, nicht im allgemeinen bestimmen läßt. Während er z. B. im Jahre 1769 nur 12 fl. betrug, stieg er in dem Hungerjahre 1772 auf 35, kostete dagegen 1774 nur 9 A 1 l799 wieder 24 fl., 1805 27 fl. und 1806 29 fl. 2) Nach Hilpert a. a. O. war es der Regenbogenacker, der nach dem Zinsbuch im Jahre 1784 in zwei Teile zerlegt worden war, von denen jeder nun die Hälfte des Zinses zahlte, das halbe Schober Stroh mit 3 fl. 45 kr. *) Nach demselben Gewährsmann der Schlüsselacker am Großreuter Bach. Statt der 4 Eimer »gesottenen Krauts« (gegorenes Kraut oder Sauerkraut) konnten 240 Krautsköpfe oder 2 fl. gegeben werden. 4) Die Bezeichnung % kann nicht im landläufigen Sinne genommen werden. Ohne Zweifel war es eine Menge Kraut, die man früher mit 1 ® Haller bezahlt hatte, wie ja auch das #5 Eier 240 Stück betrug. 6) Wegen des Gartens bei den »Sieben Kreuzen« in der Bucherstraße s. S. 254. ^) Zinsbuch der Findel von 1512 bis 1525, die weiteren vom Land almosenamt geführten Zinsbücher von 1526 bis 1808 mit einer Lücke von 1567 bis 1603, von denen insbesondere das über die Jahre 1772 bis 1808 unserer Darlegung zugrunde lag, das Stadtzinsbuch der Findel von 1711 bis 1807 und die Jahresrechnungen von i8ro an. S. auch Hilperts Ausarbeitung der Findelgeschichte, die aber nicht überall zuverläßlich ist.
254 Gattergelder, welch letztere als Schuldzinsen und bei ihrem fortwährenden Schwanken nicht in Betracht kommen, sind in den mit dem Jahre 1550/51 beginnenden Jahresrechnungen nicht verzeichnet, was darin seinen Grund hat, daß das im Jahre 1525 errichtete Landalmosenamt diese Abgaben der Bequemlichkeit halber für die Findel einzog und ihr dafür jährlich ein Pauschale entrichtete. Nach der Auflösung des Landalmosenamts im Jahre 1811 wurden diese Zinse für die Findel wieder frei und direkt an sie abgeführt, bis sie im Laufe des 19. Jahrhunderts nach und nach abgelöst wurden. Die Naturalreichnisse wurden zum Teil schon gegen Ende des 16. Jahrhunderts, im späteren 17. aber fast ausschließlich in Geld entrichtet. Die im Nachstehenden aufgeführten Beträge stellen den Stand um die Wende des 18; Jahrhunderts dar, der sich übrigens von dem früheren nicht wesentlich unterscheidet. Aus einem Hof zu Eltersdorf fielen der Findel 6 Simmer Korn, 10 Käse zu Ostern je zu 7 10 Käse zu Pfingsten je zu 8 10 Käse zu Weihnachten je zu 10 4 Herbsthühner und 2 Fastnachtshennen. Das von diesem Hofe im Jahre 1655 abgetrennte Söldnersgütlein hatte 4 ft Geld, je 6 Käse an den 3 Festen von gleichem Werte, 4 Herbsthühner und 2 Fastnachts hennen zu reichen. In Fürth standen der Findel aus einem in mehrere Anwesen zerschlagenen Hofe mit einem Weingarten 4 Fastnachtshühner, 2 Herbsthühner, 60 Eier und ein Erbzins von 5 ft 28 ^ zu. Der obere Taubenhof zu Seuckendorf bzw. zu Hiltmannsdorf bei Fürth zinste V* ft neuer Haller, 120 Eier, 10 Käse zu 8 und 8 Käse zu 10 1 Kloben Flachs, 6 Hühner, 2 Hennen und 6 Simmer Korn. Ein Hof zu Rehdorf bei Fürfh hatte bis zum Jahre 1531 5 Simmer Korn, 12Q Eier, 2 Herbsthühner und 2 Fastnachtshennen gereicht. Mit dem genannten Jahre wurden diese Zinse bei einem Gütertausche auf zwei Güter zu Ottmannsberg bei Spalt übertragen. Voi} Ottmannsberg gingen sie bei einem abermaligen Gütertausch im Jahre 1609 auf ein Höflein zu Walpersdorf im Bezirksamt Schwabach und auf einen Garten bei den Sieben Kreuzen zu Nürnberg (Platnersanlage beim Kunstgärtner Tölke) über. Wal persdorf zinste jetzt 2lh Simmer Korn, 10 Käse zu 8 2 Hennen und von einer Wiese 1 fl., der Garten bei den
255 Sieben Kreuzen 3 fl. Eigen-, 2 fl. Gatterzins und ein Viertel Weichsein mit l1^ fl. Vom Hof zu Seckendorf bei Fürth fielen 60 Eier, 2 Herbsthühner, 1 Fastnachtshenne und 5 Simmer Korn, von einem Gut zu Trettendorf im Bezirksamt Fürth 2 Simmer Korn, von einem Hof im Hag zu Kammerstein bei Schwabach 1 Fastnachtshenne und 4 Simmer Korn, von einem Haus zu Roth 6 fl. Eigengeld von einem Kapital von 120 fl., das der Findel aus der Jörg Keyperschen Stiftung im Jahre 1485 zugefallen war, aber schon 1492 zurückbezahlt wurde. Ein Gut zu Bieberbach im Bezirksamt Feuchtwangen zinste außer einem Gatterzins von 1 fl. 1 Fastnachtshenne, ein Hof zu Pötzling bei Leinburg 3 fl. Stadtwährung (= 3 fl. und 2 g) und 1 Fastnachtshenne, ein Halbhof zu Penzenhofen bei Alt dorf außer einem Geldzins von 65 ^ 120 Eier, 8 Käse zu 7, 8. zu 8 und 6 zu 10 3 Hühner, 2 Hennen und 6 fl. 45 kr. Gatterzins, ein Halbhof zu Happurg bei Hersbruck 10 Metzen Korn, 6 g* 7 ^ Geldzins, 9 Käse je zu 4 4 und 1 Fastnachts henne. Der weitere Halbhof, der von dem obengenannten ohne Zweifel abgetrennt worden war, zahlte dasselbe. Außerdem hatten die Erbgüter auf dem Lande nach der Nürnberger Reformation in Besitzveränderungsfällen, soweit nicht Erben in auf- und absteigender Linie in Frage . kamen, noch ein Hand lohn von 62/3% zu entrichten. Als merkwürdig ist hervorzuheben, daß die Güter zu Elters dorf, Hiltmannsdorf, Penzenhofen und eine Wiese zu Sündersbühl ursprünglich Reichsmannlehen waren. Wie die Findelpflegerin Walburg Holzschuher zu Beginn des von ihr i. J. 1512 ange legten Zinsbuches berichtet, hatte diese Güter einige Jahre vorher Martin Geuder gekauft, Sie hatten einen Wert von 700 fl. Auf Anregung ihres Hauswirts, des Ratsherrn Jörg Holzschuher, erlangten es im gleichen Jahre die Botschafter des Rats auf dem Reichstag zu Köln Konrad Imhoff und Lienhard Groland bei kaiser licher Majestät durch »emsigen Fleiß«, daß diese Lehengüter den beiden Findein kostenlos frei geeignet wurden, was nur so verstanden werden kann, daß sie, von der Reichslehenschaft be freit, nun allein der Findel als Obereigentümerin unterstanden.,) l) Die Findel war übrigens schon Eigentümerin der Steinbübler Wiese, was auch darin seinen Ausdruck findet, daß ein Aktivzins im Zinsbuch nicht
256 Die meisten dieser Grund- und Erbzinse reichen bis in das 15. Jahrhundert zurück, so jene aus Grundstücken und Gärten hinter der Feste, zu Großreut, Erlenstegen, Rehdorf bei Zirndorf, Kleingründlach, Weihersbueh, Seckendorf, Trettendorf, Hag, Pötzling, Penzenhofen. Mit dem 16. Jahrhundert aber wurden wenig Grundzinse mehr von der Findel erworben, was sich hauptsächlich daraus erklärt, daß nach Errichtung des Land almosenamts, das die Zinse auf dem Lande für die Findel einzog, das flüssige Kapital in der Losungstube oder bei anderen Ämtern oder auch in Eigen- und Gatterschaften auf Häusern in der Stadt angelegt wurde. Jene alten Grundzinse aber aus Gütern auf dem Lande erhielten sich, wenn auch fast ausschließlich in Geldabgaben umgewandelt, bis weit in das 19. Jahrhundert hinein. Noch im dritten Jahrzehnt desselben wurden sie ge reicht1) von Gütern bezw. Anwesen aus fast sämtlichen im Gült buch vom Jahre 1512 schon genannten Ortschaften.1) Im Jahre 1810/11 beliefen sie sich auf rund 525 fl. Mit den Boden zinsen räumten die Ablösungsgesetze aus den Jahren 1848 und 1872 auf. Sie sind sämtlich abgelöst. Die Eigen- und Gatterzinse und die wenigen Naturalzinse in der Stadt zog die Findel selbst ein und verrechnete sie jährlich dem Rat als ihrer Vorgesetzten Behörde. Sie beliefen sich 1550/51 erst auf 56 fl., zeigten aber nach und nach eine steigende Tendenz. 1560/61 betrugen sie 75 fl. und erreichten 1580/81 die Summe von 224, 1590/91 270l/2, 1600/01 von 478 fl. 1620/21 waren sie etwas zurückgegangen, auf 445 fl., zeigten aber 1630/31 wieder einen Stand von 511 fl. 1640/41 ist, ohne Zweifel unter dem Druck der schweren Kriegsjahre, ein Rückgang zu verzeichnen, dieses Jahr brachte 493 fl. ein. Von nun an zeigt sich infolge von Uneinbringlichkeit und Ab lösung und da man andererseits auf Neuanlage solcher Eigenund Gatterschaften wegen ihrer Unsicherheit verzichtete, ein steter Rückgang. 1660/61 erscheint nur noch eine Einnahme vorgetragen ist, wohl aber ein ganz geringer Passivzins, der in Gestalt einer Fastnachtshenne, oder dafür 10 an das Zinsmeisteramt abzuführen war. Die Bedeutung der Reicbslehenschaft kann übrigens damals nicht viel mehr als eine inhaltslose Form gewesen sein. *) Gostenhof, Großreut, Erlenstegen, Fürth, Seckendorf, Happurg, Hag, Eltersdorf, Hiltmannsdorf, Pötzling, Penzenhofen, Walpersdorf, Bieberbach.
257 von 417 fl. in den Rechnungen, 1700/01 beträgt sie nur noch 362 fl., 1760/61 324 fl., 1780/81 311 fl. und 1800/01 319 fl. Da man sie zu den Bodenzinsen nicht rechnete, wurden Eigenund Gatterzinse von den Ablösungsgesetzen nicht ergriffen und fristen infolgedessen ein zäheres Dasein. Zur Zeit lasten solche Zinse auf 29 Anwesen in der Stadt. Sie betragen im ganzen 378 M., was — zum 25sten Betrag berechnet — einer Ablösungs summe von 9360 M. entsprechen würde. Über die Vermögensverhältnisse der Findel, die spätere Anlage ihrer Wirtschaftsüberschüsse, ihre wirtschaftlichen Erfolge und den ohne ihre Schuld eingetretenen finanziellen Niedergang wird noch in einem zusammenfassenden Kapitel zu handeln sein. Hier ist zunächst noch darzulegen, was ihr sonst noch an so mannigfachen, zum Teil allerdings recht geringen Einkünften zustand. Eine Anstalt wie die Findel, die man wohl als eine Art Armenanstalt betrachtete, mußte aus allem und jedem, was sich ihr bot, Vorteil zu ziehen bestrebt sein. Sie hat das auch treulich getan und in der früheren Zeit aus kleinen Einnahmen, die sie sich bereitzustellen wußte, einen großen Teil der nicht unbedeutenden Mittel beschafft, die zur Unterhaltung sö vieler Kinder in und außer dem Hause und zur Aufrechterhaltung einer so umfassenden Wirtschaft notwendig waren.
Der Eigenbesitz besonders an Wiesen drängte die Findel von Anfang an ganz naturgemäß auf eigene Bewirtschaftung, wodurch ihr die Versorgung der zahlreichen Kinder und des großen Personals mit Milch ermöglicht wurde. Landwirtschaft hat die Findel nicht in bedeutendem Maße betrieben. Die schlechten Äcker, die sie zeitweise bewirtschaftete, konnten nur einen geringen Ertrag abwerfen, der in der Hauswirtschaft Ver wendung fand. Auf die Milchwirtschaft aber wurde sie auch noch durch ein ihr eingeräumtes weitgehendes Weiderecht ver wiesen. Sie hat sich denn auch gerade auf sie von jeher mit großem Eifer und Erfolg verlegt. Nicht weniger als 20 Milch kühe standen zuzeiten in den Findelställen und die gewonnene Milch befriedigte nicht allein die Bedürfnisse der Anstalt selbst, sondern ergab auch noch einen reichen Gewinn. Sie bestand *7
25S schon seit frühester Zeit, läßt sich aber erst nach der Ein führung eines geregelten schriftlichen Rechnungswesens und auch da nicht sofort verfolgen, da erst nach der Aufdeckung der Unterschlagung im Jahre 1560 auch die Erträge der Milch wirtschaft auf Anordnung des Rates gebucht werden mußten, während sie vorher ohne alle Verrechnung zur Verfügung des Haushaltes gestanden hatten. Wie wir gesehen haben, war in der im Jahre 1557 ab gebrannten Mädchenfindel auf dem Neuenbau gleichfalls die Milchwirtschaft betrieben worden; im Barfüßerkloster, wohin sie noch im gleichen Jahre verlegt wurde, ist aber zunächst gar nicht davon die Rede, was sich wohl daraus erklärt, daß man sich im neuen Haus noch nicht dafür eingerichtet hatte. Oder sah man immer noch von einer Verrechnung der Milcherträge ab? Genug, die Rechnungen von 1560/61 bis 1562/63 wissen nur von der Milchwirtschaft der Knabenfindel zu berichten. J Wir ersehen daraus wieder, daß die Milch, soweit sie nicht für die Wirtschaft Verwendung fand, entweder in der Findel selbst verkauft oder von den Kindern zum Verkauf in die Häuser getragen wurde. Später wurde die Milchwirtschaft auf Rechnung beider Findein geführt. Der Ertrag der einzelnen Jahre war sehr ungleich. Im 16. und zunächst auch im 17. Jahrhundert schwankte er in normalen Jahren etwa zwischen 50 und 100 fl.*2) Mit dem Jahre 1654/55 suchte man den Ertrag dadurch zu steigern, daß man die Butterwirtschaft einführte. Es zeigten sich auch sofort bedeutend höhere Erträge. Waren 1653/54 nur 90 fl. 10 ß 4 hl. eingegangen, so stieg der Ertrag im folgen den Jahre gleich auf 144 fl., 1655/56 auf 239 fl. 10 ß 4 hl., 1660/61 sogar auf 294 fl. 1 ß. Im Jahre 1670/71 ertrug die *) 1560/61: Item so hab ich entpfangen aus der knabenfundl für die milch, so man im haus verkauft und die kinder austragen in die heusser, 99 fl. 4 (B. 2) Mit dem Jahre 1612/13 spraDg er von rund 56 fl. auf 107 fl., stieg vorläufig bis 1616/17 auf 153 fl. und erreichte, nachdem er in den dazwischen liegenden Jahren auf rund 125 fl. gesunken war, 1622/23 die noch nicht erreichte Höhe von Über 216 fl., worauf er nach einem Ertrag von 162 fl. im Jahre 1623/24 im folgenden Jahre wieder auf seinen Normalstand hinabging, 1624/25 70 fl., 1627/28 75 fl., 1629/30 89 fl. u. s. f. Jene scheinbar hohen Erträge erklären sich daraus, daß in der Kipper- und Wipperzeit eine außer ordentliche Geldverschlechterung eingetreten war.
259 Milch- und Butterwirtschaft 228 fl. 10 ß 4 hl., 1680/81 202 fl. 18 ß., 1690/91 330 fl., 1704/05 556 fl. 4ß 2 hl., 1710/11 528 fl. Mit dem Jahre 1711/12 wird das Milch- und Buttergeld in den Rechnungen gesondert vorgetragen. Für Milch wurden, und zwar von 15 Milchkühen — zum ersten Mal wird hier die Zahl angeführt —, 313fl. 6ß 8 hl. und für Butter, und zwar für 474 # zu 10 kr., 370Vi# zu 12 kr. und IOIV2 # zu 14 kr., im ganzen 176 fl. 14 ß 8 hl., und für Milch und Butter zusammen 490 fl. 1 ß 4 ^ vereinnahmt. 1712/13 ertrug das Milchgeld von 14 Milchkühen 356 fl. 8 ß 5 hl. und das Buttergeld aus 861 # Butter 158 fl. 13 ß» 8 $ = 515 fl. 2 ß 1 1720/21 ergaben 16 Milchkühe an Milch .... 499 fl. 4 ßund an Butter 4881/« #......................................... 99 » 6 » 598 fl. 10 ß 1730/31 war der Erlös aus Milch von 14 Milchkühen.......................................... 458 fl. 18 ß 8 hL und aus 852 # Butter...................................... 176 » 1 » 4 » 635 fl. — ß — hL 1740/41 aus Milch von 18 Milchkühen . . . 599 fl. 16 ß 8 hl. aus 770 # Butter........................... . 166 » 5 » 4 > 766 fl. 2 ß — hl.’ Im Jahre 1750/51 wurden für Milch und Butter voa 17 Milchkühen 772 fl. vereinnahmt. Der Ertrag aus der Butter wirtschaft ging allmählich zurück. In dem ebengenannten Jahr waren nur noch 640 # Butter gewonnen worden. 1760/61 war der Ertrag aus Milch bei 11 Milchkühen 458 fl. 16 kr. und aus nur noch 403 # Butter 96 fl. 34 kr. 1770/71 lieferte die gleiche Zahl von Kühen aus Milch 460 fl. 54 kr. und aus. 553 # Butter 138 fl. 15 kr. Die Butterwirtschaft erforderte ohne Zweifel, wenn sie* einen größeren Gewinn abwerfen sollte, einen tüchtigen und umsichtigen Wirtschafter und ein größeres und erfahrenes Per sonal. Es konnte auch infolge einer Viehseuche ^in großer Ausfall eintreten. Während z. B. im Jahre 1753/54 aus Milchi 518 fl. 12 ß 8 hl. und aus Butter 91 fl. 7 ß 4 hl. erlöst worden) waren, ergab das Jahr 1754/55 nur 341 fl. 1 ß 7 hl. und 52 fl. 4 ß 6 hl. Dazu bemerkt die Rechnung: »Die Ursache,. 17*
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warum für anheuer die Einnahme für oben anzeigte beede Posten um ein ansehnliches ausgefallen, ist leider schon be kannt und rühret daher, weilen im Monat September zehn derer Findelkühe an der sog. ungarischen Ruhr würklich crepiret, die übrigen 6 Stück aber verkaufet worden sind. Das aus denenselben erlöste Geld befindet sich, wie hieunten ersichtlich, behörig verrechnet«. Diese 6 Kühe wurden für 141 fl. an den Freibankmetzger verkauft. Im folgenden Jahre waren übrigens schon wieder 10 Milchkühe eingestellt und es konnten aus Milch 393 fl. 19 ß 2 hl. und aus Butter 61 fl. 8 ß 6 hl. erlöst werden. Das Jahr 1756/57 zeigt wieder ganz normale Verhält nisse, bei 12 Milchkühen an Milchgeld 509 .fl. 4 ß 8 hl. und an Buttergeld 99 fl. 19 ß 10 hl. Aber gegen die besseren Jahre war der Rückgang in der Butterwirtschaft doch sehr bedeutend. Man gab sie denn auch noch in den 70er Jahren des 18. Jahrhunderts auf. 1779/80 findet sich kein Posten für Butter mehr in der Rechnung vor getragen, »weil keine mehr gemacht wird, sondern das dafür sonst Angesetzte unter dem Milchgeld verrechnet wird«. Der Ertrag aus der Milchabgabe stieg dann auch von 302 fl. 9 kr. 3 ^ auf 474 fl. 3 kr. 1 Auch die folgenden Jahre brachten erheblich höhere Erträge: 1780/81 von 11 Milch kühen 498 fl. 46 kr. 3 4, 1790/91 537 fl. 9 kr. 1 4, um dann weiter in dem letzten Jahrzehnt des reichsstädtischen Regiments noch weiter hinaufzugehen.1) Es erscheint sehr auffallend, daß gerade im letzten Jahr zehnt des reichstädtischen Regiments eine so erhebliche Steigerung der Milcheinnahme eintrat. Sie erklärt sich wohl zum Teil aus der im Jahre 1792 erfolgten Einsetzung der Ökonomie Verbesserungs kommission, die, wie schon ihr Name erkennen läßt, der un haltbaren Finanzlage des Staats und der Mißwirtschaft der *) So 1793/94 auf 629 fl. 22 kr., 1796/97 auf 675 fl. 23 kr. Das Jahr 1799/1800 brachte, wie auch die vorhergehenden, etwas weniger, 638 fl. 45 kr., 1802/03 745 1803/04 775 fl., all diese Jahre von 11 Kühen. 1804/05 bei 10 Kühen 684 fl. 3 kr., 1805/06 662 fl. 34 kr. und 1806/07, wie vorher von 10 Kühen, 1107 fl. 18 kr., welcher noch nie erreichte Ertrag sich allerdings daraus erklärt, daß die sonst von Mai zu Mai sich erstaeckende Jahresrechnung bis zum Übergang Nürnbergs an Bayern gegen Ende September fortgeführt ist. Bei einer normalen Jahresrechsung hätte sich ein Ertrag, von ungefähr 720 fl. ergeben.
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einzelnen Ämter durch Einführung einer geregelten, sparsamen Verwaltung und Hintanhaltung von Unregelmäßigkeiten und Hinterziehungen abzuhelfen bestrebt war und deren Einfluß sich dann in der Verwaltung der Findel in kurzer Zeit gezeigt hätte. Nicht ganz unbeträchtliche Einnahmen ergaben sich auch aus dem Verkauf des gemästeten und ausgemusterten Viehs, aus Kühen, Ochsen, Kälbern und Pferden, denen allerdings nicht unbedeutende Ausgaben für die Ergänzung des Vieh bestandes, für Futtermittel und Streu entgegenstanden. Es findet sich auch viel Stroh verrechnet, das wohl zum Teil als Futter mittel — Häcksel —, als Streu in den Stallungen, soweit man nicht Waldstreu verwendete, aber sicher auch zur Füllung der Strohsäcke in den vielen Betten verwendet wurde. Es läßt sich nicht ausscheiden, inwieweit es für den einen oder anderen Zweck Verwendung fand. Spätere Rechnungen lassen übrigens ersehen, daß das Stroh keine so bedeutende Rolle in den Aus gaben für die Viehwirtschaft spielte. Durch einzelne Stichproben möge das Gesagte eine Erläuterung finden. Im Jahre 1560/61 wurden aus 3 Kühen, die »keinen Nutz« mehr gaben und an den Fleischhacker verkauft wurden, 24 fl. und aus 7 Kälbern 10 fl. 3 g 12 hl. erlöst und 4 Ochsenhäute ergaben noch 7 fl. 2 g 1 ^. Der Rechnungseintrag läßt zugleich ersehen, daß 4 Ochsen für die Findel geschlachtet worden waren> deren Wert man auf etwa 60 fl. und mehr anschlagen darf, da sie gemästet waren. Sie wurden durch die gleiche Anzahl im Wert von 50 fl. 5 g 26 ^ wieder ersetzt, beim Austausch einer Kuh zahlte die Findel eine Zubuße von 3 fl. 6 g 9 hl.,1) 13 Bräu Träber kosteten 43 fl. 2 g 24 /^, 1 Simmer Hafer 2 fl. 5 g 6 1570/71 wurde ein Ochs um 14 fl. 3 g 24^, 6 Kälber häute für 2 fl. 12 eine Kuhhaut für 2 fl., alles in allem für 23 fl. 4 g 6 /v^, verkauft. Dem standen gegenüber die Kosten von 17 fl. für ein Pferd, 24 fl. 5 g 12 ^ für Träber und noch einige kleinen Ausgaben. Zum Mästen hatte man 1 Schwein und 3 Säulein für 6 fl. 5 g angekauft. x) Außerdem kaufte die Findel noch 13 Schweinlein um 17'fl. \ß 12-3}. Sie sind auszuscheiden, weil sie für die Findel selbst gemästet wurden.
262 1580/81 ergaben sich aus 2 Ochsenhäuten 4 fl. 1 U 12^, aus 14 Kälberhäuten 3 fl.7 U 15 ^ und aus einer Roßhaut 1 fl. 6 U 9 Dagegen sind für Träber 19 fl. 21 ^ und für das Schlagen des Viehs 2 fl. 1 U 24 ^ aufgeführt. Angekauft batte man noch 3 Mastschweine zum Preise von 20 fl. 5 S 24^. 1590/91 erlöste man aus etlichen Kühen, Ochsen und Kälbern 20 fl. 3 U 6 An Kosten sind verzeichnet für den Ankauf von 2 Schabonern, *) zwei verschnittenen, einem Herdochsen, 3 Kühen und 2 Kälbern 109 fl. 4 U 6 für 7l3/4 Zentner Heu 36 fl. 4 U 6 für den Taglöhner zum Heuen 8 fl. 6 U 9 für 38/4 Bräu rote Träber 25 fl. 6 8;' 16 Angekauft wurden 2 halbgemästete Schweine für 13 fl. 9 Für den Haushalt wurden verwendet 7 Ochsen, 5 Schweine und 16 Kälber, die nicht verrechnet sind, sondern nur das Schlaggeld mit 6 fl. 6 U 21 1600/01 sind aus verkauftem Vieh 73 fl. verrechnet, während die Ochsen-, Kuh- und Kälberhäute 10 fl. AU 24 ^ ertrugen. Bedeutende Ausgaben verursachte der Ankauf von 3 Waldochsen, einem Herdochsen, einem Schnittling, 4 Kühen und einem Schweizer Kalb um 139 fl. 2 U 3 von denen die Waldochsen und Kühe, wie weiter noch 25 Kälber — wohl eigener Zucht — geschlachtet wurden. Von Wilhelm Löffel holz kaufte man noch 2 braune Pferde für 100 Taler und 2 Taler Zaumgeld, was im ganzen 122 fl. 3 U 10 ^ aus machte. 1610/ll verkaufte man die inzwischen alt gewordenen 2 Pferde für 30 fl. und 1 fl. 3 U 10 ^ Leikauf und löste aus Häuten 5 fl. 2 U 3 Die Ausgaben waren bedeutend: für 2 Pferde 97 fl. 14 einen Walloner Ochsen 36 fl., Wiesen pacht 18 fl. für die »Galgenhöferin«, die man einige Jahre später käuflich erwarb, Heuen und Einbringen des Heus und Grummets 19 fl. 5 U 4 für Träber 8 fl. 6 U 21 Be merkt sei, daß man noch für 2 halbgemästete Schweine 12 fl. verausgabte und einen Ochsen, 2 Schweineund 6 Kälber .schlachtete. In einzelnen Jahren wurde nur wenig Vieh verkauft, -während sich in anderen verhältnismäßig hohe Erträge ergaben. *) Steht so deutlich da.
Vorläufig nicht festzustellen.
263 So brachte das Jahr 1730/31 für 13 verkaufte Kälber zu 5 fl. 65 fl., wozu noch 36 fl. als Erlös aus 2 alten oder geringen Kühen kamen. Aber für den Ankauf von 2 Kühen waren andererseits 43 fl. und ebensoviel für 6 Schweine zu entrichten und die Fütterung beanspruchte 111 fl. 2 ß 7 hl., wovon allein 79 fl. 17 ß 7 hl. für Heuen und Einbringen des Heus und Grummets bezahlt werden mußten, die in diesem Jahre so reich gediehen waren, daß man, wie die Rechnung bemerkt, nichts hinzu zu kaufen brauchte. Für Träber zahlte man 5 fl. 1780/81 konnte die Findel 10 Kälber für 75 fl. 57 kr., 2 alte Kühe für 102 fl., ein Paar Ochsen für 153 fl. verkaufen, wogegen sie wieder 1 Kuh zu 34 fl., eine weitere unter Drein gabe einer anderen für 9 fl. 24 kr. und 1 Paar Ochsen für 132 fl. 30 kr. einkaufte. Die Viehfütterung erforderte dagegen nicht weniger als 228 fl. 16 kr. und zwar für IO8V2 Zentner Heu 78 fl. 19 kr. 4^, für 3 Schober, 2 Bund Stroh 16 fl. 41 kr. für Heuen und Einbringen von Heu und Grummet 52 fl. 38kr. 4^, für rote Träber 20 fl. und für Weizenträber 60 fl. 4 kr., wozu noch einige weitere Ausgaben kamen. Das Jahr 1800/01 erscheint als ein günstiges. Man erlöste für eine fette Kuh 55 fl., für eine geringe 25 fl., für 8 Kälber 99 fl. und ein Paar Ochsen 190 fl. Dafür waren aber auch die Kosten sehr bedeutend, allein die Fütterung des Viehs belief sich auf 559 fl. 33 kr. 2 ^ und die erst in der nächstjährigen Rechnung vorgetragenen Ochsen, die man ankaufte, kosteten 215 fl. Im Übergangsjahre 1806/07 erlöste man aus 8 Kälbern 104 fl. 30 kr. und aus 2 Paar Ochsen 455 fl., während man wieder 2 Paar um 400 fl. ankaufte und für die Fütterung des Viehs 324 fl. 56 kr. verausgabte. Wenn es auch zuweilen den Anschein hat, als ob die Viehwirtschaft der Findel mit einem großen Mißerfolg abge schlossen hätte, so ist das doch tatsächlich keineswegs der Fall. Im Gegenteil, sie ergab in der Regel eine reiche und sichere Einnahme. Man muß eben bedenken, daß sie selbst viel Jungvieh aufzog und außerordentlich viel in ihrem Haushalt verbrauchte, was in den Rechnungen garnicht zum Ausdruck kommt. Besonders gilt dies bezüglich der Schweine: sie kaufte
264 Jungschweine, um sie zu mästen, aber auch halb- und ganz gemästete. Über ihre Verwendung geben die Rechnungen deshalb keinen Aufschluß, weil sie nicht verkauft, sondern ausschließlich im Haushalt verbraucht wurden. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts gab die Findel die Schweinezucht gänzlich auf. Es wird dies ersichtlich aus der Rechnung des Jahres 1754/55, die bemerkt, daß man zwar in den vorhergehenden Jahren gewisse Posten wegen des Schweinestechens in Ausgabe gesetzt, obschon man schon seit vielen Jahren »um besserer Menage willen« nicht mehr gestochen habe. Man beziehe nämlich das zum Braten bestimmte Schweine fleisch pfundweise von den Metzgern und bringe jetzt auch das dafür bezahlte Geld in Ausgabe. Das war auch eine von den kleinen Unregelmäßigkeiten in der Findel, wie sie auch sonst wohl vorkamen. In der Findel wurde auch Federvieh, Hühner, Gänse, Enten, für welch letztere die unmittelbar vorbeifließende Pegnitz sehr gelegen war, und auch Tauben, gehalten. Selbst Kapaunen werden einmal aufgeführt. Der aus der Geflügelzucht sich ergebende Nutzen findet in den Jahresrechnungen keinen Ausdruck. Nur ein einziges Mal — 1652 — wird in der langen Reihe der Hausrechnungsbüchlein, die von dem genannten Jahre bis zum Ausgang der reichsstädtischen Zeit geführt worden sind, der Ertrag aus verkauften Eiern, Tauben und Kapaunen verrechnet. Und doch muß man annehmen, daß nicht bloß im Jahre 1652 Geflügel gehalten und verkauft worden ist. Man versäumte es nur, hier die Einnahmen und Ausgaben in die Jahresrechnungen einzustellen und konnte um so eher davon absehen, als ein großer Ertrag infolge der Verwendung dieser Erträgnisse für die Findel selbst und nach Abzug der Futterkosten sich nicht ergeben konnte. Eier und Geflügel wurden eben fast ausschließlich für den Haushalt verwendet, besonders die Eier. Das Geflügel aber brachte wohl bei festlichen Anlässen eine angenehme Abwechslung in den Küchenzettel, so die Gans um Martini. Daß man sich mit der Geflügelzucht und zwar in ganz intensiver Weise befaßte, geht auch daraus hervor, daß ganz bedeutende Federabfälle bis etwa zum Jahre 1630 verkauft wurden. Gleich die erste uns erhaltene Jahresrechnung von
265 1550/51 berichtet, daß in der Knabenfindel »gefedert« und aus bösen Federn und Stümpfen 20 fl. erlöst worden seien. 1570/71 erzielte man aus guten und bösen Federn eine Einnahme von 47 fl. 2 g 25 1590/91 26 fl. 4 g 12 1600/01 73 fl. 2 /$. 1620/21 sogar 370 fl. 3 ff 2 1630/31 nur noch 38 fl. Es kommen dann keine Einträge über verkaufte Federn mehr in den Rechnungen vor, nur das Jahr 1634/35 verrechnet die nicht in Betracht kommende Summe von 4 g. Man würde übrigens irren, wenn man aus dem nunmehrigen Fehlen des Federngeldes in den Rechnungen schließen wollte, man habe jetzt die Haltung von Hühnern, Gänsen, Enten und Geflügel überhaupt in der Findel weil nicht einträglich aufgegeben. Die Geflügel zucht mußte gerade in einer Anstalt, wie es die Findel war, in der es so mancherlei Speise- und sonstige Abfälle gab, die in ergiebiger Weise für die Geflügelfütterung verwendet werden konnten, von großem Erfolge sein. Wenn seit dem Jahre 1630 kein Ertrag aus dem Federngeld mehr ersichtlich ist, so lag das zunächst wohl daran, daß in der Not des 30jährigen Krieges, in dem ganze Massen von Kindern zu versorgen waren, alles, was sich nur an Federn gewinnen ließ, als Ingefieder Verwen dung finden mußte und man später nicht mehr daran dachte, vielleicht auch nicht mehr gewillt war, die Federn abzustoßen, die man selbst recht gut brauchen konnte. Die Federn wurden schon in der Findel ausgeklaubt, ge reinigt und als Ingefieder für die Betten zugerichtet, der Über schuß aber zu Geld gemacht.*) Auch andere Abfälle brachten zum Teil einen nicht ge ringen Gewinn. Seit dem Jahre 1570/71 werden auch die Ein nahmen aus Kleien gebucht. Gleich das Einführungsjahr ergab einen Betrag von 41 fl. Von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis ins 18. hinein sind, wie Stichproben ergeben, keine Ein nahmen aus Kleien gefallen. Erst das Jahr 1712/13 bringt wieder einen Ertrag und zwar von 28 fl. 6 g. Von nun an ist die Kleie wieder regelmäßig verrechnet und bewegt sich im allgemeinen innerhalb der Grenzen von 20 und 25 fl., die *) Nach Schmeller-Frommann I, 692 verstand man unter »fiedem ein Bett, die Bettfedem reinigen, waschen, einfüllen«. »Die Fiderin, die Weibs person, die diesem Geschäft präsidiert und Klauberinnen, Zupferinnen und Durchschlagerinnen unter sich hat«.
266 in einzelnen Fällen auch nach der einen oder anderen Seite überschritten werden. So ergab der Verkauf 1730/31 bloß 14 fl., während er auch wohl einmal mehr einbrachte. Es ist erklärlich, daß hier die Einnahmen so sehr schwankten, ganze Jahrzehnte ausfielen und zuletzt ganz aufhörten. Sie wurden für das Vieh verfüttert und es konnte nur das, was, wie in den Rechnungen immer wieder hervorgehoben wird, für die Wirtschaft nicht verbraucht wurde, veräußert werden. - Kleinere Erträge setzte man wohl gar nicht in die Rechnung ein. Eine zeitlang hatte die Findel auch einen Fleischüber schuß zu verzeichnen, den sie dann verkaufte. So war es in den 80er und 90er Jahren des 17. Jahrhunderts. Die Rech nungen bezeichnen ihn als den Erlös aus dem Fleisch »über das, so von Kindern und Ehehalten verspeist worden«. Die Erträge bewegten sich in den Grenzen von etwa 20 bis 40 fl. jährlich. Im Jahre 1696/97 ging der bedeutende Betrag von 120 fl. ein. In der älteren Zeit hatte die Findel auch ihre eigene Bäckerei und, um ihre Einnahmen zu vermehren, fing sie im Jahre 1571/72 an, auch gegen Lohn für die Bürgerschaft zu backen. Die Backgelder, welche bis zum Jahre 1623/24 nachzuweisen sind, bildeten eine ganz willkommene Zubuße zum Findelhaus halt, 1571/72 gleich rund 57 fl., 1573/74 167 fl., 1575/76 126 fl., 1580/81 84 fl., 1590/91 112 fl., 1600/01 176 fl., 1620/21 32 fl., 1621/22 45 fl., 1622/23 113 fl., 1623/24 85 fl. Im Jahre 1624/25 **), als man die Vereinfachung der Wirtschaft durchführte, stellte man vorläufig auch das Backen in der Findel ein.2) , Für kurze Zeit wird auch eine Einnahme aus dem Bierüberschank in den Findelrechnungen verbucht. Die Rechnung 1754/55 gibt darüber Aufschluß. Zur Vermeidung allen Unterschleifs sei das Bier wie in früheren Jahren maßweise aus geschenkt und verrechnet worden. Da aber der vom Bier brauer gelieferte Eimer etwas mehr als 60 Maß enthalte, so ergebe sich einiger Überschuß. Man habe ihn vorher nicht in 1) Item weil das Backen hinauskommen, ist kein Kleien- oder Back geld zu verrechnen. Jahresrechnung 1624/25. *) S. übrigens wegen des Backens in der Findel und der Erträgnisse daraus auch S. 242.
267 Rechnung gestellt, sondern daraus eine und die andere nicht aufgeführte Ausgabe bestritten. Von nun an werde, wie auch einige andere Ausgaben, die zum ersten Male ordentlich ver rechnet würden, auch der Bierüberschuß in Einnahme ge setzt. Es ergab sich eine Einnahme von 33 fl. 13 #, die bis zum Jahre 1762/63 zwischen 26 und 38 fl. schwankte. Seit 1763/64 wurde er nicht mehr in Einnahme gesetzt, weil er, wie die Rechnung bemerkt, »alljährlich dem Rechnungsführer zur Last gefallen« sei. Wie wenig übrigens die Rechnungsführung den wirklichen Verhältnissen entsprach, läßt auch hier die Jahresrechnung 1754/55 ersehen. Sie bemerkt nämlich, in den vorhergehenden Jahren seien unter dem Titel: »Zu gewissen Zeiten«, eine Reihe von Posten in Ausgabe gebracht, so wegen der Mahlzeiten für Kinder 14 fl., für Mahlzeiten an St. Johannis, Sebaldi, Aller heiligen und Walburgis 2 fl. 12 ß, zu Weihnachten, Mittfasten usw. 7 hl. 10 ß, wegen der Fladenschen Mahlzeit am Tage Martini und Alberti 20 fl., wegen der Andreas Imhoffschen Stiftung 10 fl. und wegen der Hallerschen Mahlzeit 12 fl. 2 ß. Aber diese Gelder seien zu den Mahlzeiten schon seit vielen Jahren nicht mehr verwendet, sondern andere Ausgaben, die nicht in Rechnung gesetzt worden seien, davon bestritten worden. Deshalb habe man um besserer Ordnung und Richtig keit willen jene sechs Posten lieber weggelassen und dagegen die sonst davon bestrittenen, aber nicht verrechneten Ausgaben*) gehörigen Ortes aufgeführt, wie es auch «bei der Überbringung der Zinsen aus dem Landalmosenamt, dem Weizenbräuamt und von Regensburg geschehen sei. Um den beiden Findein die Wirtschaft zu erleichtern, hatte ihnen der Rat schon früh allerlei Nutzungen und Vorteile zuge wendet, die für ihn selbst kaum in Betracht kommen konnten, 1) Es waren die Ausgaben für die Bekleidung von 5 zum Handwerk gekommenen Knaben 22 fl. 10 ß, die Ausgaben beim Nachtsingen zu Weih nachten 80 fl. 3 ß 6 beim Einsammeln zu Ostern 20 fl. 16 ß 2 für das Kehren der Spitalbrücken und des Kirchhofs (Spitalplatz) und der ABC-(Karls-) brücke 13 flM für Spundgeld an den Bierbrauerknecht 3 fl. 4 ß 4 hl., für den Johannistag 27 fl. 13 ß 8 hl., kleine Ausgaben an Trinkgeldern, Angebind-, Kirchweih- und andern Geldern 28 fl. 19 ß 7 ^ Mistengeider, nach altem Herkommen für den Schreiber, Findelvater und Mistenmeister 4 fl. 2 ß 8 hl., und für eine Miste besonders noch 6 fl.
268 für die Findelwirtschatt aber von großer Bedeutung waren. Dazu gehörte an erster Stelle die Überlassung der Stadtgräben zur Viehweide. Schon im Jahre 1448 wurde den Findelkindern der Sebalder Stadthälfte — der Mädchenfindel — vergönnt, ihre Kühe in den Stadtgraben zu treiben, allerdings auf Widerruf,1) und wenige Jahrzehnte später hören wir, daß das Gras und die Weide in den Stadtgräben allenthalben um die Stadt die beiden Findelhäuser zu genießen haben. An etlichen Stellen ließen sie es auch abmähen. Ausgenommen war nur der Grabenteil vom Frauentor bis hinab an das Wasser »gegen dem weier im graben hinter sant Katherein«, also bis zum Einfluß der Pegnitz. In diesem Graben weideten Hirsche und zum Teil genoß ihn der Schaffer und Anschicker auf der Peunt Konrad Gürtler nach altem Herkommen. Wenn sie dort Gras mähen oder eintreiben wollten, ließ ihnen der Anschicker aufsperren. Auch in einigen Zwingern hatten damals die Findein den Genuß von Gras und Weide mit Einwilligung der betreffenden Viertelmeister, die entweder selbst Kühe hielten und das Gras für sich verwendeten oder es auch an andere abgäben.2) Auch in die Zwinger, die Herrn vom Rat eingeräumt waren, durften sie mit deren Ein willigung ihr Vieh treiben. 1493 wurde es ihnen vergönnt, in den Zwinger, den der ältere Bürgermeister Hans Imhoff inne hatte, zu treiben, doch sollten sie ihm am Abend die Schlüssel wieder einantworten.3) Auch auf der Hallerwiese scheint ihnen der Trieb im Jahre 1560 gestattet worden zu sein, öbschon der Rat noch im Jahre vorher zum Schutz dieses allgemeinen Volks belustigungsplatzes ein Mandat erlassen hatte, das unter anderen Schutzvorschriften auch die enthielt, daß niemand Schweine, Geißen, Lämmer oder anderes Vieh darauf treiben oder dort reiten dürfe. Auf das Gesuch des Findelvaters um Bewilligung des Triebs auf der Wiese verfügte der Rat trotzdem,4) man solle beim Baumeister Erkundigung einziehen, ob Schaden und Nachteil daraus entstehen könnten. *) Ratsbuch 1441—1461, Bl. 199. Verlaß vom 19. März 1448. *) Endres Tuchers Baumeisterbuch. Hgg. von Lexer. 64. Publ. des Litter. Vereins in Stuttgart, S. 257. 8) Ratsbuch 6, Bl. 18. Verlaß vom 3. Juni 1493. 4) Ratsverlaß vom 12. September 1560.
269 Nach Errichtung der Außen werke um die Stadt im Jahre 1632 wurde durch das Viehtreiben der Angrenzer an denselben großer Schaden angerichtet. Der Rat erließ dagegen ein Verbot bei 5 fl. Strafe, das auf den Kanzeln von St. Jakob und auf der Feste verkündigt wurde, zugleich aber setzte er die Findel in den Genuß der Grasweide und befahl, man solle mit guter Manier Abwehrmaßregeln treffen, damit die Außenwerke nicht noch ferner beschädigt würden.*) 1665 hatte sich der Schanzmeister des Grases auf den Schanzen angemaßt, das schon über 30 Jahre der Findel zustand. Der Findelpfleger Leonhard Grundherr wandte sich des halb an den Rat mit dem Begehren, den Schanzmeister ander weitig zu befriedigen. Es handelte sich hier hauptsächlich um »die Fütterung und das Gras« auf dem Kronenwerk beim Frauen tor, die nun der Findel zu ausschließlichem Genuß vom Rate zugesprochen wurden. Im Stadtgraben beim Laufertor war zur selben Zeit ein Platz, der altem Herkommen nach der Findel zustand, zum Grasen von Wild eingefangen worden. Auch hier kam die Findel zu ihrem Recht und die Frau Imhoff, der das Wild gehörte, wurde angehalten, es nach Beseitigung des Zaunes anderweitig unterzubringen.2) Wenige Jahre später hatte sie sich indes abermals einen Teil des Stadtgrabens zum Weiden des Wildes zu verschaffen gewußt, denn 1673 dekretierte der Rat, man solle ihr bedeuten, Hirsche und Wild im Graben beim Wöhrdertürlein herauszutun und ihnen anderweit Gelegenheit zu schaffen, damit die Bauleute, die im Graben Bauarbeiten vorzunehmen hätten, diese ohne Gefahr und Hinderung ver richten könnten.8) Es war demnach nicht das Interesse für die Findel, das den Rat bewog, die Frau Imhoff mit ihrem Wild aus dem Graben zu weisen, sondern lediglich der Umstand, daß Bauten an der Stadtmauer die Räumung des Grabens erforderten. Wiederholt hatte %ich die Findel der Eingriffe der Metzger zu erwehren, die sich des Triebes auf der Hallerwiese und in den Schanzgräben bemächtigten, sich dabei auf altes Herkommen *) Ratsverlaß vom 5. September 1633. *) Ratsverlässe vom 3. und 16. Mai 1665. 8) Ratsverlaß vom 18. April 1673. Ob es wieder der Graben zwischen Wöhrder- und Laufertor war, ist nicht zu ersehen, aber doch wahrscheinlich.
270 berufend, während ihnen doch nur der Trieb der sog. Stich schafe innerhalb der offenen Zeit1) außerhalb der Landwehr oder der Schanzen gestattet war. Einer Beschwerde des Findel pflegers Georg Christoph Volckamer gegen das Weiden der Metzger auf der Hallerwiese und in den Gräben »um die Zirkumvallationslinie« gab der Rat 1740 Folge und drohte mit Pfänden, und als 1747 sich derartige Eingriffe wiederholten, wußte die Findel sich selbst durch Pfändung eines Schafes Recht zu verschaffen.2) Auch sonst machte die Findel mit dem Treiben in nächster Nähe des Stadtgrabens wohl einmal üble Erfahrungen. Nach unsern modernen Vorstellungen wäre allerdings das Weiden am Neutor zum Tiergärtnertor hinauf ein unerträglicher Zustand gewesen, doch im 18. Jahrhundert war man im allgemeinen noch in keiner Weise verwöhnt, das Viehtreiben und Weiden um die Stadt, ja auf den Grasflächen in der Stadt selbst, war etwas Hergebrachtes und Alltägliches, gegen das man nichts einzuwenden hatte, an dem man sogar als einer Prärogative der Findel festhielt. Aber es konnte doch auch einmal Vorkommen, daß ein hochgestellter, von mehr moderner Empfindung ange kränkelter Herr an dem Viehtreiben der Findel mit seinen Unzuträglichkeiten in unmittelbarster Nähe seines Hauses Anstoß nahm und es abgestellt wissen wollte. Das war der k. preußische Geheime Rat und Ministerresident v. Buirette, der im Eckhaus am Graben dem Neutor gegenüber wohnte. Als der Findelhirt auf dem Platze vor dem Hause im Jahre 1734 das Findelvieh weidete, wie es hier wie auch an anderen Plätzen um die Stadt in Übung war, kam der Läufer des Herrn Buirette hinzu und bedeutete ihm auf Befehl seines Herrn, er solle das Vieh von dessen Eigentum weiter treiben. Der Findelhirt erwiderte darauf, daß er für dieses Mal dem Befehl nicht nachkommen könne, es müßte ihm erst von Obrigkeitswegen, die zu diesen Plätzen mehr Recht hätte, verboten werden. Worauf der Läufer dem Hirten mit einer Peitsche, die er bei sich trug, sechs Hiebe *) Die Zeit vom zehnten Tag nach St. Johannis bis zum zehnten Tag nach St. Nikolaus für die von Getreide, Kraut, Rüben und Tabak abgeern teten Felder und vom zehnten Tag nach Michaelis bis zum zehnten Tag nach Nikolaus für die Wiesen. 2) Findelakt Sch. 21, A. 30.
271 versetzte. Dann kam aber noch ein Bedienter des Herrn Buirette zu Pferde ganz unversehens in die Herde hineingesprengt, trieb sie auseinander und drohte dem Hirten, er werde ihn totschießen, was er auch, wie der Bericht meldet, ausgeführt hätte, wenn er nicht von dem Torschreiber abgehalten worden wäre. Das war dem Rat denn doch ein starkes Stück und er zeigte sich, obschon er es mit einem k. preußischen Residenten zu tun hatte, sehr entschieden und energisch. Zunächst wurden der Torschreiber, die Schild wache am Neuen Tor und alle, die den Handel mit angehört und gesehen, ins Verhör genommen. Dann ließ sich der Rat die Buirettischen Gartenakta und den wegen dieses Gartens errichteten Revers vorlegen und in Erwägung ziehen, wie in der Sache ferner zu verfahren und was diesfalls für eine nachdrucksame Ahndung vorzunehmen sei, da dieser Unfug gleich bei der Wacht vor sich gegangen, und ob nicht bei der ganzen Sachlage den Buirettischen der Verkauf des Gartens an einen Nürnberger Bürger aufzuerlegen sei. Inzwischen aber soll mit der Betreibung des Platzes fortgefahren und für den Fall der weiteren unbefugten Turbation dem Hirten von der Wache am Neuen Tor Beistand geleistet und vom Kriegsamt dazu die erforderliche Order erteilt werden. Ein ähnlicher Auftritt spielte sich einige Tage später ab. Der drohenden Haltung des Buirettischen Läufers wurde seitens eines vom Wachtmeister abgeordneten Kommandos von 4 Mann unter dem Befehl eines Korporals entgegengetreten und trotz des heftigen Widerspruchs Buirettes der Hirt in seiner Hut geschützt. Die energischen Maßregeln des Rats und was Buirette sonst noch über ein weiteres Vorgehen gegen ihn und seine Leute zu Ohren kommen mochte, verfehlte seinen Eindruck auf ihn nicht. Er ließ den Kriegsaufbieter, da das Kriegsamt mit ihm in der Sache amtlich zu verkehren hatte, zu sich bitten und kam, nachdem er sich zunächst mit ihm über den Marsch der preußischen Truppen zum Oberrhein unterhalten hatte, auf das eigentliche Thema zu sprechen. Er fing davon an, daß nicht nur der Findelhirt, sondern auch der Johannisbauer immerfort ihr Vieh vor seinen Garten trieben und ein großes Geschehe verursachten, so daß man sich im Hause nicht verstehen könnte^ Er habe sie zu verschiedenen Malen in aller Güte ersuchen
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lassen, ihn damit zu verschonen, und sie seien dann auch manch mal eine zeitlang weggeblieben. In diesem Jahre aber sei man nicht so höflich gewesen und er mit dem Vieh gar hart be lästigt worden. Er habe dann seinen Leuten Befehl gegeben, das Hüten mit Nachdruck zu untersagen, worauf man aber nichts gegeben und nur gelacht habe. Da er geglaubt, daß die Leute nur aus Willkür handelten und ihn vexieren wollten, so sei er endlich, wie er gestehen müsse, ungeduldig darüber geworden und habe vor wenigen Tagen sowohl dem einen als auch dem andern einige Streiche geben lassen. Nun sei zwar der Johannis bauer mit seinem Vieh seitdem weggeblieben, dagegen komme der Findelhirt nicht nur fleißiger, sondern werde dem Ver nehmen nach noch von der Wacht in seiner Hut geschützt, die sich sogar auf einen in dieser Sache erlassenen oberherrlichen Befehl berufe. Da es nun durchaus nicht seine Meinung und Absicht sei, die Hutgerechtigkeit eines hochlöblichen Rats zu kränken, und er sich zu allererst für einen Toren halten würde, wenn er sich solches sollte beifallen lassen, und da ihm weder von dem einen noch dem anderen Hirten je vermeldet worden, daß sie das Vieh auf Befehl eines hochlöblichen Rats dahin trieben, so hätte er es für nötig geachtet, ihn, den Kriegsauf bieter, deshalb zu sich zu fordern und ihm diese Geschehnisse zu erzählen, ihm aber dabei zugleich aufzutragen, daß er bei einem hochlöblichen Rat oder wo es sonst nötig sein würde sein ganz verpflichtetes Compliment machen und gar angelegentlich bitten möchte, ihn mit dieser Hut bei seinem Garten zu verschonen. Er würde das als die größte Höflichkeit aufnehmen und für eine wahrhafte Gefälligkeit erkennen. Das Vieh habe zudem sehr wenig Weide auf dem puren Sande und es entstehe deshalb der Findel kein Schaden. Er hoffe, der Rat oder wer sonst in der Sache zuständig sei würde um so eher sein Ge such bewilligen, als er ja keineswegs ein Recht beanspruche, sondern sich nur eine oberherrliche Vergünstigung ausbitte, und im Falle, daß ja ein hochlöblicher Rat den Platz das Jahr über etwa das eine oder andere Mal zur Bestärkung seiner Rechte betreiben lassen wollte, es etwa zu einer Zeit geschehen könnte, wo er selbst abwesend wäre oder doch keine Fremden bei sich hätte, wiewohl er diesfalls weder Ziel noch Maß vorschreiben,
Hinterer (östlicher) Hot von Süden. Tuschzeichnung (1723—1726) von Markus Tuscher. a. Spitalkirche.
b. Kinderstuben. f. Findelstuben.
c. Küche. d. Waschhaus. g. Garten. h. Backhaus.
Stadtbibliothek. e. Fflegerwohnung.
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sondern alles und jedes eines hochlöblichen Rats hoher Ver fügung anheimgestellt wissen wolle. Der Kriegsaufbieter machte sich zwar anheischig, gehörigen Orts Bericht zu erstatten, verfehlte aber nicht dem Geh. Rat Buirette vorzustellen, daß die Sache bereits ziemlich verdorben und bei dem unrichtigen Trumm angegriffen worden wäre. Nachdem er auch auf die Tätlichkeiten der Bedienten Buirettes gegen den Findelhirten hingewiesen hatte, bemerkte er noch, wie er schon zu verschiedenen Malen von des Herrn Geheimen Rats Läufer und seiner Peitsche habe reden hören und wie es sich nicht wohl schicke, daß dieser unter den Toren bei Passierung des Herrn Geheimen Rats damit knalle und zwar eben zu der Zeit, da man ihm die Ehre der Präsentierung des Gewehrs antue, was am Ende wohl so viel nach sich ziehen dürfte, daß die Wache in Zukunft nicht mehr heraustreten würde. Diese Feststellung scheint dem Residenten besonders unangenehm gewesen zu sein und es lag ihm ohne Zweifel daran, die üble Wirkung, die ein solches Verhalten hatte hervorrufen müssen, möglichst abzuschwächen. Er erwiderte, daß es ihm lieb gewesen wäre, dergleichen Erinnerung zur rechten Zeit erhalten zu haben, zog seine Schreibtafel heraus und notierte sich etwas, forderte dann sofort ein Glas Wein, trank es auf eines hochlöblichen Rats hohe Gesundheit und ein zweites auf eines hochlöblichen Kriegsrats Gesundheit aus und bemerkte, alles, was bis dahin vorgegangen, würde man als Kleinig keiten ansehen. Er ersuchte den Kriegsaufbieter noch, vor besagter Maßen einem hochlöblichen Rat seine gehorsamste Empfehlung zu machen und die Findelhirtenangelegenheit zu seinem Faveur bestens zu rekommandieren. Er würde es als eine gar große Gefälligkeit annehmen, wenn ein hochlöblicher Rat ihn mit der Hut verschonen lassen wollte. Aber der Rat hatte schon vorher beschlossen, die gegen den Findelhirten sogar in der Nähe der Wacht verübten Ge walttätigkeiten nicht ungeahndet hingehen zu lassen. Nun sandte er den Kriegsaufbieter an Buirette mit dem Auftrag, auf der Stellung der beiden Frevler behufs deren Bestrafung zu bestehen: man könne diese Angelegenheit für keine Kleinigkeit ansehen und nicht begreifen, wie er den Unfug seiner Leute 18
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noch gut heißen könne ; der Hirt sei unschuldig, und falls er, was nicht zugestanden werde, sich etwas Ungebührliches habe zuschulden kommen lassen, so könnte der Rat doch niemand anderem Gewalt über seine Leute einräumen. Er ließ auch einfließen, daß Se. Majestät der König von Preußen selbst ein Mißfallen an einem derartigen Betragen hegen würde, da Allerhöchstdieselbe die allergnädigste Vertröstung zu einem ganz anderen von dem Herrn Geheimen Kriegsrat und Kammerherrn zu erwartenden Betragen getan hätte. Der Rat fühlt sich, um allen Konsequenzen zuvorzukommen, trotzdem bemüßigt, auf die Stellung der beiden Frevler zu gehöriger Sühne und Ab trag1) zu bestehen, damit er nicht andere Mittel gegen sie zu ergreifen sich bewogen fühlen möchte. Man wäre lieber ge meint, ihm angenehme Gefälligkeiten zu erweisen, zumal wenn der Weg nicht mit Gewalttätigkeiten gesucht werden wollte. Und zu diesem Ende hätte man dem Johannisbauern sowohl als auch dem Himpfeleinshöfer Bauern verboten, ihr Vieh in dieser Gegend zu hüten, weil es ihnen nicht zustünde, um ihm zu beweisen, daß man ihm ohne Not keine Beschwerung zu machen gemeint sei. Darauf ließ sich der Geheime Kriegsherr und Kammerherr unter Erwiderung seiner ebenmäßigen schönsten Empfehlung vernehmen : Er hätte nicht geglaubt, daß ein hochlöblicher Rat jetzt erst nach Verlauf einer so geraumen Zeit auf seine letztgetane Erklärung diese sehr schlechte und geringe Sache noch weiter treiben würde, wie er denn nicht vermeinte, daß sein bisheriges Betragen zu einiger Mißhelligkeit Anlaß geben sollte; am aller wenigsten aber hätte er sich einfallen lassen, daß ein hoch löblicher Rat nach seiner letzten Erklärung so wenig Konsideration vor Ihro Majestät seinem König und Herrn dadurch an den Tag legen könne, daß man ihm als einem königlichen akkredi tierten Minister, welcher auf spezialen Befehl seines Königs hier subsistiere, wider alle Billigkeit die Stellung seiner Bedienten zumute und zwar in einer Sache, von der zu reden so zu sagen gegen allen Anstand laufe und welche lediglich darin bestehe, daß er sich durch das Findelvieh mit Respekt zu sagen nicht wolle vor die Tür hofieren lassen. Es müsse jeder männiglich *) Vorlage: Char- und Abtrag.
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erkennen, was dies für eine Zumutung für einen königlichen Minister sei, da man ihn als einen Bauern traktieren wolle, welches er auch allerhöchster Orten genugsam zu beschreiben wissen werde. Er für seine Person erkenne keinen andern Herrn als seinen König, und Ihro Majestät werde ihn auch wider alle Gewalt nachdrücklich zu schützen wissen. Mithin könnten seine Bedienten sich vor niemanden stellen und müßte man, wenn sie etwas Unschickliches getan, solche bei ihm belangen. Er deklariere hiemit, daß was wegen des Findelviehs bei seinem Garten passieret, auf seinen Befehl geschehen sei. Er werde auch solches allerhöchsten Ortes sowohl zu Wien als Berlin zu defendieren wissen. Wie er denn nichts mehr verlange, als daß ein hochlöblicher Rat ihn dieserhalben bei seinem König belangen möchte, so werde sich das Weitere schon ergeben. Bis anhero habe er mit der größten Behutsamkeit an sich gehalten und einem hochlöblichen Rat nicht den geringsten Anlaß zur Mißhelligkeit gegeben. Nachdem sich aber bei dieser gar schlechten Sache auf einmal äußere, daß man ihm nichts als Tort anzutun gemeint sei, was er nicht sowohl einem gesamten hochlöblichen Rat als nur etlichen Gliedern desselben zuschreibe, so werde er auch Gelegenheit haben, sich sodann des mehreren zu exspektorieren. Einmal sei er nicht gewillt,, sich das Vieh noch weiter vor seinem Garten (den er ohnehin zu verkaufen gewillt sei, wenn sich noch ein gewisser Umstand ergeben haben würde) treiben zu lassen. Er hoffe auch, es würde ein hochlöblicher Rat den der Wacht unter dem Neuen Tor gegebenen Befehl, den Findelhirten mit Gewalt bei der Hut vor seinem Garten zu schützen, wieder aufheben und zu weiteren »Extremitäten« keinen Anlaß geben. Übrigens kümmere ihn wenig, ob es den andern Bauern verboten worden sei, vor seinem Garten zu hüten; es handele sich bei der Frage nicht um die Gerechtsame, die er nicht habe anfechten wollen, sondern es sei eine Höflichkeitsfrage. Und da man ihm diese zu er weisen nicht gewillt sei, so müsse er es geschehen lassen, glaube aber doch, es würden sich schon Mittel und Wege finden, die Hut abzustellen. Weiter wollte er nichts mehr hören, sondern ging aus dem Zimmer, um einige angekommene Fremde zu bewillkommnen. 18*
276 Der Umstand, daß Buirette die Forderung des Rats zur Gestellung der beiden Bedienten »sehr übel zu empfinden« schien und mit der Intervention des Kaisers und des Königs von Preußen drohte, scheint seine Wirkung auf den Rat nicht ganz verfehlt zu haben. Er beschloß, die Sache dermalen auf sich beruhen zu lassen und zu erwarten, was Buirette weiter unternehmen werde, andererseits wurde dem Findelhirten befohlen, seiner Ordnung nach den Platz mit dem Findelyieh zu betreiben und nur nicht zu weit gegen das Tor zu das Vieh gehen zu lassen, der Wache aber die Order erteilt, dem Hirten, falls er angefochten werden sollte, beizustehen und Gewalttätigkeiten zu verhindern. Insofern wurde allerdings Buirette eine kleine Konzession gemacht, als man den Trieb unmittelbar vor dem Tor und der Tür dos Buirettischen Anwesens dem Hirten untersagte. Fast volle sechs Jahre beruhte die Sache, der Findelhirt weidete wie zuvor auf dem Platze vor dem Hause des Geheimen Kriegsrats v. Buirette und dieser hatte nichts dagegen einzu wenden. Als nach so langer Zeit der Findelhirt nach altem Herkommen an einem Sonnabend im Mai des Jahres 1740 wieder auf dem Platze hütete, kam es abermals zu einem großen Krawall. Buirette kam in seiner Portechaise ohne Begleitung eines Bedienten in seinen Garten und schrie im Vorbeipassieren den Hirten an: »Du Tausendsakra, Spitzbub, weißt du nicht, daß du dein Vieh nicht dahertreiben sollst? Packe dich gleich damit fort oder ich laß mir ein paar Flinten herlangen und schieße die Kühe über den Haufen«! Worauf er aus einem Fenster des Gartenhauses heftig hinunterschrie, was der Hirt nicht verstehen konnte. Er drohte auch mit einem Stock auf ihn herunter. Dann ließ er den Wachtmeister unter dem Neuen Tor zu sich bescheiden und erreichte, daß nicht lange darnach der Kriegsobrist dem Findelamt zu dessen nicht geringem Befremden die Anordnung zukommen ließ, es solle den Hirten mit seinem Vieh vom Buirettischen Garten fortweisen. Was auch das Findelamt diesmal dem Rate vorstellen mochte, es kam nicht zu seinem Recht. Das Kriegsamt hatte sich nicht gerade zugunsten der Findel ausgesprochen und als der Findelhirt wieder auf dem Platz hüten wollte, wurde er vom Ratschreiber im Auftrag des Kriegsobristen mit der
277 Begründung weggewiesen, der Platz müsse, da täglich die Wachtparade dort abgehalten werde, gepflastert werden. Auch das weitere Hüten bis zum Tiergärtner“ und Festnertor und zum Kuhberg wurde dem Findelhirten verboten. Der Rat aber ließ dem Findelamt auf seine weitere deshalb vorgebrachte Beschwerde lediglich ansagen, der Findelhirt solle seine Kühe nicht mehr auf den Paradeplatz treiben und sonst mit dem Weiden um den Buirettischen Garten gute Vorsicht gebrauchen. Damit endete dieser an und für sich nicht gerade hoch politische, aber immerhin bemerkenswerte Streit, in dem die Findel schließlich den kürzeren zog. J) Das Objekt war zu unbedeutend, als daß sich der Nürnberger Staat noch länger des halb mit dem kgl. preußischen Residenten in einen langen Disput hätte einlassen können, mit dem es völlig zu verderben nicht in seinem Interesse lag. Kulturgeschichtlich und zur Beurteilung der kleinlichen und kleinstädtischen, ja ländlichen Verhältnisse in einer der größten Städte des deutschen Reichs im 18. Jahr hundert ist diese Episode von einer gewissen Bedeutung und läßt ersehen, wie weit die höchsten Behörden damals noch von einer großzügigen Auffassung in Bezug auf Reinlichkeit und Hygiene entfernt waren, ja infolge der damaligen immer noch höchst primitiven Verhältnisse entfernt sein mußten. Um so mehr schien es geboten, auf diese immerhin auffallenden Vorgänge und Zustände etwas näher einzugehen. Das Findelamt hatte damals auch wiederholt darüber zu klagen, daß der Findel die »Wunn und Weide« durch die Hut der Schafe und Rinder, sowie durch Schlichtung der Holz stöße, Errichtung von Miststätten und Streuhaufen immer mehr entzogen wurde. Obwohl es schon längst solchen Neuerungen und Unfug zu begegnen sich bemüht habe, so sei es damit doch nicht durchgedrungen und bitte um oberherrlichen Bei stand. Der Rat ließ es mit schönen Worten bewenden und tat später der Findelweide selbst bedeutenden Abbruch. Außer den Metzgern waren es auch der Himpfelshofer Bauer und die Johannisbauern, über die sich der Findelhirt zu beklagen hatte. Als er das Hutrecht der Findel im Jahre 1733 aufzeichnete,*2) *) Findelakt Sch. 21, A. 31. 2) Bericht vom 22. Juni 1733.
Findelakt Sch. 21, B. 4».
278 war er bei 70 Jahren alt und stand etwa 43 Jahre als Hirt im Dienst der Findel, er war daher ein zuverlässiger Zeuge und Berichterstatter bezüglich ihrer Hutrechte. Im Frühling hütete er die sämtlichen Findelwiesen ab bis Walburgis, im Notfälle aber auch die Wiesen hinter der Wäsch gegen Steinbühl zu, sowie die Wöhrder Wiesen, im Sommer hütete er zweimal in der Woche in Gostenhof, dreimal auf der Haller Wiese und dreimal im Stadtgraben, vor dem Laufertor, um die Gärten, an der Lauferstraße und auf der Mistgrube1) ebenfalls zweimal.2) Wenn hier die Weide dürr war, trieb er auch auf den Großreuter Espan. Im Herbst behütete er sämtliche Findelwiesen und wenn die Wiesen hinter der Wäsch und die bei Wöhrd, die Garten recht hatten, früher abgemäht wurden, diese vorher. Auf die sämtlichen Findelwiesen durfte ein anderer Hirt nicht treiben, außer der Gostenhöfer, der um Michaelis auf der Steinbühler und Leonharder Wiese zu hüten anfing. Besonders hebt er hervor, daß die Schafhirten bisher widerrechtlich innerhalb der Schanze die Schafe gehütet, die doch außerhalb derselben ihre Weide zu suchen hätten, was er hiemit ahnden und anzeigen wolle. Auf dem Schießplatz bei St. Johannis hat er noch nicht gehütet, wohl aber bei der Kaserne herum, auch nicht auf dem Judenbühl und gegen Lichtenhof zu, wo die Schafe ihre Weide zu suchen hätten. Es sei ihm sonst erlaubt, innerhalb der Schanze um die ganze Stadt herum zu hüten. Der Himpfeleinsbauer hätte jederzeit außerhalb der Schanze und nie innerhalb derselben geweidet, die Johannisbauern hüteten jetzt alles in den Gärten herum ab und kämen sogar bis auf den Judenbühl, während man sie doch nur bis an die Schanze der Bücher Straße aus Nachsicht zugelassen hätte. In der Stadt hüte die Findel allenthalben, wo ein grüner Platz zu finden sei. Im 18. Jahrhundert nahm der Rat die Interessen der Findel an den ihr überlassenen Weideplätzen, besonders im *) an der Bayreuther Straße. *) Er teilte es sich ohne Zweifel ein: zuweilen hütete er in der Woche auch weniger oft auf derselben Wiese.
279 Stadtgraben nur wenig mehr wahr. In dem Grabenteil zwischen dem Wöhrdertürlein und dem Pegnitzeinfluß ließ der Schießgrabenwart in den 40er Jahren des 18. Jahr hunderts gegen eine Pachtgebühr von 10 fl. seine Rehe wei den, *) wodurch die Viehweide der Findel in hohem Maße beeinträchtigt wurde, und einige Jahrzehnte später war dieser Graben dem Scholarchen Christoph Joachim von Haller für seine Hirsche überlassen worden, wofür er einen jährlichen Bestandzins von 8 fl. an den Kriegsobersten Joh. Wilh. v. Imhoff und dessen Nachfolger entrichtete.*2) Im Jahre 1744 ließ das Bau amt ganze Wagenladungen Brandholz von einer Brandstätte am Laufertor in diesen Graben fahren, anstatt sie wie bisher auf dem Plärrer oder an anderen geeigneten Plätzen zu lagern. Gegen Ende des Jahrhunderts verpachtete dann das Kriegsamt im Auftrag des ÖkonomieVerbesserungs- und Rechnungs-Revistonskollegiums die ganze Grabenstrecke von der Laufertorbrücke bis zum Pegnitzeinfluß an einen Privaten, trotzdem verwendete es sie wenig später als Holzlagerplatz, was zwischen den Beteiligten Unzuträglichkeiten und Streitigkeiten hervorrief, die nur durch Geldzahlungen erledigt werden konnten.3) Im Jahre 1801 wurde der Findel noch der ganze Stadt graben vom Wöhrdertor bis zum Fünfeckigen Turm entzogen, man dachte durch Verpachtung noch etwas zum Nutzen des bedrängten Ärars herausschlagen zu können. Mit der Auflösung der Viehwirtschaft in der Findel im Jahre 1810 hörte das Weiden überhaupt auf. Die Findelwiesen und andere Weide plätze wurden damals und später verpachtet oder zu kommu nalen Zwecken verwendet. Zeitweilig wurden den Findein wohl auch Träber zur Viehfütterung aus dem Stadtbräuhaus,4) Unschlitt aus dem *) Findelakt Schubl. 21, B. 4«. 2) ebendas. Schubl. 21, E. 8. Christoph Joachim v. Haller, geb. 1723, t 179 2, wurde Scholarch im Jahre 1785. Joh. Wilh. v. Imhoff, geb. 1725, f *797» wurde Kriegsoberst im Jahre 1764. a) Findelakt L. E., Nr. 8. 4) Ratsbuch 3, Bl. 55. Verlaß vom 27. Febr. 1481: Item den fündelkindern in beden heusern us der statt preuhaus zwu prau treber umb gots willen zu geben. Ebendas. 6, Bl. 51. Verlaß vom 24. Febr. 1494: Item, beiden
280 Unschlitthaus, *) selbst Bäume aus dem Reichswald 2) zugewiesen. Im Jahre 1520 wurde der Hopfen, der jahrelang auf dem Bräu hausboden gelegen und dort verdorben war, den Klöstern und den Findein zur Viehfütterung überlassen. 8) In seiner Epistel über die Verfassung der Reichsstadt Nürnberg vom Jahre 1516 an den Generalvikar des Augustiner ordens Johann Staupitz berichtet der bekannte Humanist und Ratskonsulent Christoph Scheurl, daß jeder Herr des Rats, wenn er zu spät zur Sitzung gekommen, 4 Pfennige für die Findel kinder einzulegen hatte.4) Über diese Abgabe an die Findel sind wir sonst nicht unterrichtet, es kann aber bei der Autorität dieses sonst in der Regel sehr wohl unterrichteten Gewährs mannes kaum zweifelhaft sein, daß dieses Strafgeld in der Tat zugunsten der Findelkinder erhoben wurde. Ob es mit der späteren Abgabe, wie sie aus der Ratsstube und weiter auch aus findelbeusern aus der stat preuhaus etliche treber umb gotes willen ze geben in der anzal, wie vormals mer besehen ist. Ebenso am 24. März 1495. Raisbuch 6, Bl. 94. *) Ratsverlaß vom 19. Dezember 1561. Dem fundlvater soll man zu der fundel notdurft ein halben centner unsslit zu lichten volgen lassen. *) Ratsbuch 4, Bl. 271. Verlaß vom 29. Okt. 1487. Item den findelkindern Sebaldi zu irer notdurft zwen paumen us dem walt geben nach waldsordnung. *) Ratsbuch 11, Bl. 307. Verlaß vom 2. August 1520. Den hopfen, der etwovil jar auf dem preuhaus gelegen und zu verderben komen ist, soll man den clöstern und findein umb sunst geben, den zu fritzung [Fütterung] irer ochs zu geprauchen. Her Caspar Nützel. 4) Ruland, a. a. O., S. 41 setzt eine Ratsverordnung dieses Inhalts in das Jahr 1598 infolge unrichtiger Auffassung der Darlegung bei Reicke a. a. O., S.267. Zur Klarstellung möge folgendes bemerkt werden. Im Jahre 1514 hatte der Rat eine Verbesserung der Ratsordnung vorgenommen und dabei die Rats zeichen, die die Ratsherrn beim Besuch des Rates erhielten und gegen Geld umtauschten, auf 4 Schillinge in Gold erhöht. Müllner in seinen Annalen vermerkt diese Verbesserung der Ratsbesoldung, die er allerdings irrtümlicher Weise auf einen Beschluß der Ratswahlsitzung vom 19. April statt auf einen solchen vom 17. August 1514 zurückführt, fügt aber noch hinzu, daß eine Versäumung der Sitzung ohne hinreichenden Grund mit dem Verlust eines Zeichens oder 4 ß in Gold bestraft werden sollte. Von den 4 ^ aber, die nach Scheurl im Fall des Zupätkommens an die Findelkinder zu zahlen waren, weiß weder Müllner, noch das Ratsbuch, noch auch das Ratsmanual irgend etwas. Vielleicht war diese Abgabe eine zwar freiwillige, aber doch insofern bindend, als sie auf einem Übereinkommen der Ratsmitglieder beruhte. Daß sie erst 1598 eingeführt sein sollte, ist eine Annahme, die auf einem Mißverständ nis beruht. Aber auch die weitere Aufstellung, wodurch dieses Mißverständnis hervorgerufen wurde, daß nämlich im Jahre 1598 der Ratsbeschluß wegen der Ratsbesoldung von 4 ß Gold erneuert worden sei, ist hinfällig, da die amtlichen Ratsaufzeichnungen, die die Beschlüsse des Rates enthalten, die Ratsprotokolle, die Älternverlässe und das Ratsbuch, einen solchen Ratsbeschluß nicht aufführen.
281 der Stadtwage und dem Stadtgericht nach den erst später be ginnenden Jahresrechnungen der Findel zugeführt wurden, gleich gesetzt werden darf, ist zwar nicht zweifellos sicher, aber doch sehr wohl möglich. Zu den Abgaben der Ämter trugen wohl auch die bei ihnen verkehrenden Personen bei, die nach glück lichem Ausgang ihrer Angelegenheiten sich zur Spendung eines kleinen Geschenks für die Findelkinder veranlaßt sehen mochten. Schon die älteste Findelrechnung vom Jahre 1550 ver zeichnet übrigens derartige Gaben und zwar aus dem Stöcklein in der Ratsstube 25 fl. 5 U 6 aus der Büchse im Gericht 2 fl. 2 fi[ 1 und aus der in der Wage 3 ti 11 Im Jahre 1560/61 fällt aus der Ratsstube ein Betrag von 24 fl. 6 i£ 20 aus dem Gericht 3 fl. 5 U 24 die Wage hat nichts beigesteuert, 1570'7l Ratsstube 22 fl., Gericht 2 fl., 1580/81 lieferte allein das Stöcklein in der Ratsstube 14 fl. 1600/01 kam überhaupt kein Betrag ein. Die Einnahmen waren sehr schwankend, die höchste aus der Ratsstube ergab das Jahr 1619/20 mit 61 fl. 1 U 23 es folgten die Jahre 1620/21 und 1618/19 mit 60 fl. 5 E* 7 sty und 58 fl. 4 U 18 v^. Die Wage stellte schon bald ihre Beiträge ein, Ratsstube und Gericht gaben seit den 60er Jahren nichts mehr, seit der Zeit, da infolge des Versiegens der finanziellen Quellen den Leuten die Lust zqm Schenken immer mehr verging. Der Findel wurden schon früh die vom Rat wegen groben Unfugs verhängten Strafgelder überwiesen. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts ist z. B. von einem Strafgelde die Rede, das unter einer Bedingung der Findel, ausgefolgt werden soll.1) Aber das war nur ein vereinzelter oder doch ein nur seltener Fall. Erst in den 60 er Jahren des 16. Jahrhunderts kamen die vom Rat verfügten Strafgelder wegen Unzucht, d. h. wegen grober Ungebühr, groben Unfugs, aber auch wegen sittlicher Vergehen, regelmäßig an die Findel. l) Ratsbuch 8, Bl. 337. Verlaß vom 11. März 1507. Item hem Michel Beheim den eitern soll man die achtzehn gülden, so etwan Hans Tetzel eins todschlags halben hinder das gericht erlegt und weiland Jorig Ludwig, der fronbot, innen gehabt hat, als ainen verwalt«* der findelheuser lassen volgen auf sein erpieten, wo er im rechten ainichen widerstand gewänn, das er solch gelt wider hinderlegen woll.
282 Zum ersten Mal verzeichnen die Findelrechnungen Straf gelder im Jahre 1565/66, zwei in der bedeutenden Höhe von je 20 fl., 1573/74 zahlt ein Jakob Schleicher 50 fl., 1574 ein Daniel Unterhölzer 10 fl. Von den beiden Einträgen des Jahres 1575 ist der eine bemerkenswert wegen der außergewöhnlichen Höhe der Strafe von 210 fl., die der Nadler Adam Strölin wegen eines sittlichen Vergehens mit seiner »Freundin Margareta Endres Alt Meisterin« zu entrichten hatte, der andere im Betrag von 30 fl. war von einem Bäckergesellen durch den Turmhüter, bei dem er ohne Zweifel in Haft war, wegen Schmähung Wenzel Jamnitzers und wegen Gotteslästerung eingetrieben worden. Im Jahre 1575 wurde sogar eine Strafe von nicht weniger als 1000 fl. gegen einen Jörg Sturm verfügt und nachträglich um 450 fl. ermäßigt. Aber auch diese immer noch sehr bedeutende Restsumme konnte ohne Zweifel wegen Zahlungsunfähigkeit des Schuldners nicht eingetrieben werden und wurde nun als Eigen geld auf das Haus des Schwiegervaters des Straffälligen, des Goldschlagers Hans Behaim, gelegt und war mit 18 fl. = 4V2% zu verzinsen. 1578 gingen 200 fl. Strafgelder ein, davon zahlte ein Hieronymus Doria, ein italienischer Kaufmann in Nürnberg, 50 fl., 1579 waren es 135 fl., woran ein Gervasius de Busto und Philipp von Durl aus Herzogenbusch, jeder mit 50 fl., be teiligt waren. 1580/81 ertrugen die Strafgelder 134 fl., darunter 25 fl. von Benedikt Gorguny von Florenz. Gegen Italiener mußte überhaupt häufiger mit empfindlichen Geldstrafen ein geschritten werden. Es waren wohl meist die Söhne reicher Italiener, die damals in Nürnberg Handelsgeschäfte betrieben, unruhige Elemente, die ihrem Übermut besonders in der Nacht zeit die Zügel schießen ließen und vor deren lockerem Treiben auch das weibliche Geschlecht nicht immer sicher war. Eine interessante Straf liste weist das Jahr 1598/99 auf. Es wurden an Strafgeldern vom Rat auferlegt und vom Pfänder eingezogen von einem Löffelholz, einem Pfinzing, Benedikt Barsegin, Dinozon Lippi, Camillo Columbani — von diesem in zwei Malen — je 50 fl., ebenso von Fabian Julio 50 fl. Niklaus Werdemann, der jüngere, von Plours (so!) zahlte 25 fl., Friederich Jenisch von Augsburg und Katharina Knöpfin, seine Eheverlobte, 50 fl., Sebald Weyler 25 fl., Peter Poy, niederländischer Seidenfärber, 50 fl., Hans Bair,
283 ein Wirt, 25 fl., Hannibal Mancini, ein Italiener, 25 fl. Der Spitalbauer Hans Rodner mußte sich gleichfalls schwer ver gangen haben: er wurde mit 50 fl. bedacht. Christoph Hagenauer zahlte 25 fl., Ruprecht Ehinger 50 fl., Johann Anlhoni, ein Niederländer, 50 fl., Jeremias Werdemann 25 fl., Michel ZengrafF, ein Lederhändler, 50 fl. und Sebald Denner, ein Tüncher, 25 fl. Eine recht bunte Gesellschaft, die es, nach den hohen Geldstrafen bemessen, arg getrieben haben mußte. Wegen der Häufigkeit des nächtlichen Unfugs ließ man damals sogar ein besonderes Mandat ausgehen und vom Rathaus ver künden, das sich gegen die nächtlicher Weile Unfug Treibenden, die sogar den Herrn Predigern die Fenster einwarfen, richtete.1) Das Jahr 1620/21 brachte sogar 550 fl., 1622/23 200 fl., 1623/24 347 fl., 1633/34 510 fl., 1635/36 310 fl. Davon erlegte der Lochschreiber wegen des N. Brocco 8 fl. und des Christoph Schwabe 200 fl. — sie waren demnach im Lochgefängnis in Untersuchungshaft —, ein Peter Sitzmann wegen der Barbara Dettelmännin 12 fl. Nach einem Ratsverlaß2) ließ damals der Rat den Martin Volckamer, der nächtlicher Weile mit Bravieren und Schießen auf der Gasse großen Unfug geübt hatte, festnehmen. Nach Bezahlung der hohen Strafe von 100 Reichstalern wurde er wieder freigelassen. Dieses Strafgeld fiel halb der Findel und halb dem Almosen zu und ebenso sollte es auch mit den von Abraham Brocco eingezogenen 100 fl. gehalten werden. Es gab aber auch Jahre, in denen die Strafgelder wenig oder gar nichts einbrachten. Seit etwa dem Beginn der 50 er Jahre des 17. Jahrhunderts erhielt die Findel nur mehr den dritten Teil der anfallenden Strafgelder, die übrigen Zweidrittel vereinnahmte, wie es scheint, das Spital zum Hl. Geist und das Almosen. Aber trotzdem waren es noch ansehnliche Beträge, die der Findel zufielen, so 1655/56 105 fl., 1656/57 108 fl., 1657/58 138 fl., 1660/61 aber nur noch 67 fl. Im Jahre 1671/72 *) Ältemverlässe Bd. 14, Bl. 15. Verlaß vom 18. November 1598. »Das verfaßte Mandat wegen deren, so bei nächtlicher Weil allerlei Unfuhr auf den Gassen treiben, auch den Herrn Predicanten die Fenster einwerfen, soll man mer gen Sonntags vom Rathaus publiciren und proclamiren lassen, auch den Jörg Korber, Studenten zu Altdorf, erfordern und auf das, [das] er dem Herrn Schellhamer die Fenster eingeworfen, zu Rede halten. H. M. Haller. Ratschreiber«. *) Ratsverlaß vom 16. Oktober 1635.
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wurde das an die Findel bisher abgeführte Drittel der anfallenden Strafgelder mit 155 fl. dem Zuchthaus zugewiesen. Im folgenden Jahre erhielt sie nochmals einen Betrag in der Höhe von 59 fl. 15 ß, seitdem aber nichts mehr, da von nun an das Zucht haus allein in den Genuß dieser Einnahmen trat. Zum Bau der im Jahre 1672 abgebrannten Findel wurden wohl auch einmal die Strafgelder verwendet, so die dem Wirt zum Schwarzen Bären Kaspar Wild in Wöhrd wegen Hinterziehung des Ungelds auferlegten 50 fl.1) und die einem Tucherschen Untertan in Kleinreut hinter der Feste wegen Schießens und damit verbundener Sachbeschädigung auferlegte von 50 auf 20 Reichstaler ermäßigte Strafe.2) Wie man sich leicht denken kann, hatte die Findel bei den vielen Räumlichkeiten und der Viehwirtschaft einen großen Be darf an Brennholz, das sie sich in der älteren Zeit ausschließlich auf eigene Kosten zu beschaffen hatte. In den Jahren 1550 bis 1570 brauchte sie 80 bis 90 Mäß,3) die ihr bis in die 70 fl. Kosten verursachten. 1580/81 verrechnet sie 226 Mäß, 1590/91 sogar 336, 1600/01 252. Die Preise waren in den einzelnen Jahren ganz ungleich und auch der jährliche Bedarf war einem bedeutenden Wechsel unterworfen. 1620/21 kosteten ihr 2811//4 Mäß Tannen- und Scheitholz — das Mäß zu 1 fl. 10 ft — 315 fl., 1630/31 159 Mäß — zu 1 fl. 12 ft — 191 fl. Dann aber schnellte der Preis im Jahre 1631/32 auf 2 fl. 9 kr. und 1632/33 auf 5 fl. und für Grünholz auf 3 fl. hinauf, sodaß die Findel in diesen beiden Jahren allein für 160 und 293 Mäß Brenn holz 345 und 908 fl. zu bezahlen hatte. Auch hier zeigen sich die Wirkungen des 30jährigen Krieges; der Mangel an Arbeitern, die Schwierigkeiten der durch die Kriegszüge erschwerten Wald arbeit, die überaus schlechten Wege, das Fehlen der Fuhr werke, die für die Truppen requiriert wurden, und die oft ein tretende Unmöglichkeit des Transports, dann aber auch die große Geldentwertung, die damals eingerissen war, sind wohl als die Ursachen der Holzteuerung anzusehen. Diesem für die Findel ganz unerträglichen Zustande suchte der Rat dadurch *) Ratsverlaß vom 6. August 1672. *) Ratsverlaß vom 17. August 1672. s) Nach dem Nürnberger Idiotikon in der Stadtbibliothek (Amb. 511, 4°, S. 21) = Klafter.
285 einigermaßen zu steuern, daß er ihr seit 1633 einen Teil des Brennholzes, nämlich 10 Mäß Scheitholz, pfand-, hau- und fuhrlohnfrei aus dem Reichswald abgeben ließ. Im Jahre 1800 erhöhte sich die Lieferungsmenge auf 18 Mäß Scheit- und 12 Mäß Stockholz, für welch letzteres aber von der Findel die Kosten des Ausgrabens der Stöcke und das übliche Pfandgeld zu entrichten waren. In der Hauptsache aber mußte sie doch selbst für die Kosten aufkommen. Ein ganz bedeutender Kosten aufwand erwuchs ihr, um einige Beispiele der Höchstkosten an zuführen, 1710/11 für 219 Mäß 312 fl., 1740/41 für 86 Mäß 189^ fl., wozu noch für das Graben und Hauen von 56 Stöcken, für Anweis- und Pfandgeld 30 fl. kamen; 1790/91 für 55 Mäß 180 fl. und an Hauerlohn und Pfandgebühr für 40 Mäß Stock holz und 1 Mäß Schleißholz noch 29 fl. Für das Jahr 1806/07 verzeichnet die Findelrechnung nur die Hauerlöhne für 50 Mäß Stockholz und 1 Mäß Schleißholz mit 301/** fl. Demnach waren die Holzabgaben des Rats in den einzelnen Jahren keineswegs gleich, sondern richteten sich hauptsächlich nach der Länge und Strenge des jedesmaligen Winters. Außer den Räumlichkeiten, die die Findel für den eigenen Gebrauch verwendete, hatte sie auch noch die Kreuzgänge zu gewiesen erhalten, woraus sie durch Vermietung von Plätzen und Ständen an Handeltreibende zeitweilig einen ganz an sehnlichen Gewinn zog, während sie in der Kirche die Kirchen stühle vermietete. Die Barfüßerkirche, die nach der Einführung der Reformation in Nürnberg (1525) 38 Jahre geschlossen gewesen war, wurde am 11. Dezember 1563 für den Gottesdienst wieder geöffnet.*) Als nun um dieselbe Zeit eine Kommission die Besserung der finanziellen Lage der Findel ins Auge faßte,2) war sie der Meinung, man solle, da der Rat wieder in der Kirche predigen ließe, einen Stock aufrichten und die Leute durch die Prädikanten zum Einlegen von Almosen ermahnen lassen. Außerdem schlug sie vor, auf jeden Kirchenstuhl 1 fl., aber auch je nach Gelegenheit mehr oder weniger zu schlagen. Es würde wohl niemand, der einen solchen Stuhl begehre, gegen eine so ^Würfels Diptycha. Das Franziskaner- oder Barfüßerkloster S. 96. *) Gutachten vom 12. Dezember 1563. *) Ratsverlaß vom 14. Januar 1564.
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geringe Gebühr etwas einzuwenden haben, zumal es den armen Findelkindern zugute komme. Dem entsprechend beschloß der Rat im folgenden Jahre, jeder, der sich eines Kirchenstuhls bemächtige, hätte von nun an den Beweis zu führen, daß er ihm auch zustände. Im Fall er ihn nicht erbringen könnte, solle er zur Zahlung von 1 fl. angehalten werden. Was an Almosen fiel, ist aus den Rechnungen nicht er* sichtlich, da es wohl ohne weitere Verrechnung an die Findel kam. Dagegen war der Eingang aus dem Verkauf von Kirchen stühlen ganz ansehnlich. 1565 konnten 500 fl. und 1566 100 fl. zu 5 % zu dem schon auf der Losungsstube ruhenden Findel vermögen angelegt werden. In dem folgenden Jahr kam nur wenig mehr hinzu, die Stühle waren eben schon angebracht. ’) Aus der Vermietung von Kammern im Kloster und von Plätzen in den Kreuzgängen fielen geringere Erträge. 1563/64 verzeichnet die Jahresrechnung als Zins des Meister Barbierers Niklas und einer Pfragnerin *2) aus je einer Kammer je 1 fl. und von 3 Fischerinnen für die Aufstellung ihrer Fischbrenten3) im Kreuzgang je einen Viertelgulden. Ähnliche Beträge be gegnen auch in den folgenden Jahren, von denen 1565/66 ein günstiges Ergebnis aufweist; die Kirchenstühle ertrugen 93 fl. 6 U 11 4), ein Boden ergab 10 fl., neun Kammern, von denen eine an den Meister Barbier vermietet war, 25 fl. Diese Einnahmen waren im allgemeinen nicht bedeutend und sehr schwankend. 1580/81 wurde als Zins von einer Klosterzelle 1 fl. und aus dem Kreuzgang, in dem etliche Personen feil hielten, 12 fl. 2 $ 3 ^ eingenommen, 1600/01 ertrug der Kreuzgang 15 fl. 6 $ 9 und ein Weiberstuhl in der Kirche 1 fl., 1610/11 der Kreuzgang 34 fl., die Kirchenstühle nichts, 1620/21 der Kreuzgang 32 fl., die Kirchenstühle 4 fl., 1630;31 stieg die Einnahme aus dem Kreuzgang auf 105 fl., die aus !) *567 gingen nur noch 7 fl. ein, 1568 3 fl. 4 ® 6 davon 2 fl. von Anthony Tücher für 2 Stühle, die er von Ludwig Holzschuher geerbt hatte. Weiterhin hören wir selten mehr von dem Verkauf von Kirchenstühlen. 2) Kleinhändlerin, besonders Verkäuferin von Lebensmitteln und Kolonial waren im Kleinen. 8) Fischkufen. 4) Sie scheinen nicht auf der Losungsstube angelegt worden zu sein, da sie sonst gleich zu Beginn der Rechnung unter dem rentierlichen Kapital auf geführt sein müßten.
287 den Kirchenstühlen auf 16 fl. Die Einnahmen aus dem Kreuz gang gingen dann wieder herunter, die Kirchenstühle aber lieferten schon bald keinen Ertrag mehr. Seit dem Jahre 1675/76 verzeichnen die Rechnungen auch keine Kreuzgangs zinse mehr.J) Es hing dies damit zusammen, daß nach dem Kirchenbrande im Jahre 1671 für Verkäufer im Kreuzgang kein rechter Platz mehr war und man sie nach dem Wiederaufbau nicht mehr hineinließ. Schon in der ersten Zeit des Bestehens der Findel flössen ihr durch letztwillige Verfügungen nicht unbedeutende Mittel zu, ganz abgesehen von den großen und kleinen Schenkungen an Grundbesitz und Grundrenten, die einen Grundstock des Ver mögens der Findel bildeten. Für die armen Findelkinder hatte man, wie für andere Wohlfahrtsanstalten, die einem wahren Bedürfnisse der Zeit entsprachen, immer wieder eine offene Hand und bedachte sie auch seitens der weniger vermöglichen Bevölkerung, wenn man mit dem irdischen Leben abrechnete, um sich durch milde Gaben die Anwartschaft auf ein besseres Jenseits zu erkaufen. So wurden denn der Findel häufiger größere oder geringere Vermächtnisse durch letztwillige Ver fügungen zugewendet. Es wird behauptet, es habe schon im Jahre 1550 die Bestimmung bestanden, daß die Findel, in allen Testamenten bedacht werden müsse.l2) Es läßt sich nun aus? letztwilligen Verfügungen schon des 14. und 15. Jahrhunderts ersehen, daß geistliche Anstalten, wie die vier Siechköbel, die beiden Pilgrimspitäler St. Martha und zum Hl. Kreuz, die 4 Bettel orden, die Hauptkirchen und auch die Findel, Vermächtnisse erhielten, aber die Zahl der letztwilligen Schenkungen, die der Findel zugewendet wurden, ist so gering — im Jahre 1550 sind es im ganzen zwei —, daß man unmöglich an eine allgemeine Verpflichtung der testierenden Bürgerschaft denken kann. Als l) 1671/72 bemerkt die Rechnung, daß nur 27 fl. 12 ß io hl. Kreuz gangszins gefallen seien, 1672/73 31 fl. 1 ß 3 hl., 1673/74 32 fl. 13 ß 4 hl.,
1674/75 5 A- 4 M*) Eine solche Bestimmung aus dem Jahre 1550 besteht nicht und ist auch nicht schwerlich vorher schon erlassen worden. Bürgermeister Hilpert hat in seiner Geschichte der Findel ohne Zweifel aus dem Umstande, daß gleich in der ältesten Findelrechnung vom Jahre 1550 derartige Legate verzeichnet sind, den Schluß gezogen, daß sie auf einen damaligen Ratsbeschluß zurück zuführen seien.
288 man im Jahre 1563 auf Mittel und Wege dachte, um die damals mißlichen Vermögensverhältnisse der Findel zu verbessern, findet sich unter den verschiedenen Vorschlägen auch der, gutherzige Leute, besonders aber solche, »die Geschäfte und Testamente machen«, zu ermahnen, sich der armen Findelkinder zu erinnern, damit jene zum Almosengeben gereizt und bewegt würden. Die Frau Findelpflegerin — Katharina Haller — erbot sich auch für ihre Person bei vermögenden ehrbaren Leuten, bei denen sie bekannt war, die Sache auf alle mögliche Weise zu fördern. Das sieht nicht darnach aus, als ob damals ein striktes Gebot, der Findelkinder in den Testamenten zu gedenken, bestanden hätte. Verschiedene von den vorgeschlagenen Mitteln ließ man sich auch nicht entgehen*1), aber bezüglich der Zuwendungen durch letztwillige Verfügung blieb es, wie aus den Findel rechnungen klar hervorgeht, ganz beim Alten.2) Alle diese Legate, die in ihren Erträgen außerordentlich schwankten, gingen in den besten Jahren kaum über 100 fl. hinaus und stiegen nur ganz ausnahmsweise auf das Doppelte und mehr, dagegen sanken sie in ungünstigen Jahren bis herab auf 20 fl. oder versiegten sogar vollkommen. *) Am 23. Dezember 1563 beschloß der Rat: »Auf der verordneten Herrn verlesenes Bedenken, was für besserungen in der knaben- und maidleinfundel Unterhaltung furzunemen und wie inen etlicher massen ire jerliche einkumen zu bessern, sol man die furgeschlagenen mittel nun* mehr für händ nemen und bedenken, wie und durch was gelegenheit und fügliche wege eins nach dem andern ins werk zurichten und wie der Sachen am besten zu helfen«. Es wurde der Findel aus den reichen Überschüssen der Hornschen Stiftung geholfen« Von letztwilligen Zuwendungen aber ist überhaupt nicht mehr die Rede. *) Auszüge aus den Rechnungen von 10 zu 10 Jahren mögen dies im näheren zeigen: 1550/51 legierten Klara Hans Nützlin und Magdalena Kyffhaferin 50 und 2 fl.; 1560/61 und 1570/71 sind keine Legate verzeichnet; 1580/81 betragen die Einnahmen 20 fl., die Frau Sebald Pfinzing, und 30 fl., die Lienhard Amman vermacht. Dazu kommen 33 fl. 6 #5 13’/« die Hans Rieter »von wegen Jorg Rieters sei. Stiftung nicht aus Gerechtigkeit, sondern aus gutem Willen« gegeben haben. Die weiteren von 10 zu 10 Jahren gemachten Proben ergeben 1590/91 26 fl. von 2 Personen, 1600/01 von einem Legat aus Margaretas, Jakob Peilers Tochter, Testament 20 fl.; 1610/11 100 fl. aus Egidius Arnolds Testament; 1620/21 ein Legat von 12 fl.; 1630/31 ein solches von 20 fl.; 1640/41 5 Legate von 92 fl. 10 ß; 1650/51 3 Legate mit 1 fl. 20 ß; 1660/61 werden 27 Legate zugunsten der Findel ausgesetzt, sie erreichen aber nur die Summe von 67 fl. 14 ß 4 hl.; 1670/71 legiert Andreas Endter 200 fl.; außerdem sind noch 27 weitere Legate von 25 fl. bis herab zu 5 ß verzeichnet, die aber nur 77 fl. 13 ß 4 bl. einbrachten; 1680/81 legierten 51 Personen 67 fl. 7 ß, von 15 fl. bis herab zu 3 ß 4 hl.; 1690/91 76 Personen 135 fl. 15 ß 5 hl., von 25 fl. bis herab zu 10 kr.; 1700/01 beträgt die Summe der Legate 92 fl. 10 /?, die 64 Stifter aussetzen, darunter 50 fl. von Susanna
Findel von Norden. Tuschzeichnung (1723—1726) von Markus Tuscher.
Stadtbibliothek.
a. St. Lorenzkirche, b. Barfüßerkirche, c. Heilsbronner Hof. d. Garten, e. Zuchthaus, f. Backhaus. g. Kinderstuben, h. Waschhaus, i. Kuhstall, k. Schlafkammer. 1. Heuboden.
289 Erwähnt seien hier auch die Jahrtagstiftungen — Anni versarien —, die in vorreformatorischer Zeit zur Begehung kirchlicher Gedächtnisfeiern zum Seelenheil der Stifter und ihrer Angehörigen errichtet wurden. Wie für Kirchen und Klöster fielen auch der Findel für die Teilnahme an solchen Feiern Jahrtaggelder zu, die in der Regel zur Aufbesserung der Mahl zeit durch besondere Zugaben an den betreffenden Tagen — sog. Pietanzeg — Verwendung fanden. So gering diese Ver mächtnisse an sich waren, so sind sie doch auch insofern merk würdig, als sie nach der Reformation, nachdem die Abhaltung von Jahrtagen eingestellt worden war, immer noch und zwar bis zu ihrer Ablösung im 19. Jahrhundert an die Findel gereicht wurden. Das schon mehrfach erwähnte Zinsbuch vom Jahre 1512 führt 10 solcher Stiftungen auf1), die von den Kirchen meistern von St. Sebald und Lorenz, vom Kirchner zu St. Sebald, vom Küster und vom Spitalmeister im Spital zum Hl. Geist und vom Pfleger der Sondersiechen auf St. Sebaldskirchhof ausge richtet wurden. Nach der Reformation kam noch ein jährliches Maria Fürer und kleinere Beträge von 4 fl. bis 10/? herab; 1710/11 101 fl. 5 ß 8 hl., von denen die beiden größeren Legate 25 und 12 fl. betrugen, während die übrigen 86 sich zwischen 5 fl. und 5 ß bewegten; 1720/21 68 fl. 9 ß 10 hl., woran 86 Personen mit Beträgen von 18 fl. bis herab zu 2 ß beteiligt waren; *730/31 68 fl. 16 ß 2 hl. von 91 Personen mit dem Höchstbetrag von 10 fl. und dem Mindestbetrag von 2 ß\ 1740/41 79 fl. 1 ß 8 hl. von 90 Personen mit Beträgen von 25 fl. bis herab zu 2 ß\ 1750/51 48 fl. 1/^8 hl. von 70 Personen mit Beträgen von 12 fl. bis herab zu 1 ß 4 hl.; 1760/61 gingen nur 38 fl. 54 kr. von 70 Personen ein; 1770/71 sind die Legate nicht, mehr genau spezifiziert, ■es gingen im ganzen ein 60 fl. 20 kr. 2 der geringste ersichtliche Betrag war 8 kr.; 1780/81 56 fl. 34 kr.; 1790/91 41 fl. 2 ^; 1800/01 27 fl. 17 kr. 2 1805/06 29!!. 9 kr. 3 1806/07 42 A* 51 kr. 2 Außerdem aber hatte der zuletzt verstorbene Findelpfleger Christoph Karl Sigmund Holzschuher zur Unterhaltung einer Nachtlampe 400 fl. legiert. Christoph Karl Sigmund Holzschuher war schon am 7. Juni 1792 gestorben. Eine auf jene Summe lautende und am 1. November 1804 an das Findelamt überschriebene ältere Losungs obligation (vom 6. August 1726) wurde erst 1806 an dasselbe ausgehändigt. — Testamente für die Findel wurden selten errichtet, auch die schon erwähnten Zuwendungen des Jörg Keyper, Nikolaus Topler, Konrad Horn und der Elisabetha Krauß waren nur Legate. Ein bedeutendes Testament für die Findel, worauf noch zurückzukommen sein wird, errichtete 1781 Andreas Adam Rost. Eine Zusammenstellung der bedeutenderen Zuwendungen gedenke ich in einem Anhänge zu geben. l) Es waren die Jahrtage des schon erwähnten Stifters Ulrich Ostermann (schon 1364 gestiftet) mit einem jährlichen Ertrag von anfangs 4, später 2 ® am Dreikönigstag, wovon Semeln für die Kinder gekauft wurden, Peter Stromers d. ä. (wahrscheinlich der im Jahre 1388 gestorbene) mit jährlich 2 @5 an Martini, der Familie Groland, später der Haller, mit jährlich 1 #5 an Aller Heiligen, der Haller großer Jahrtag mit jährlich 3 #5 an St. Sebaldstag, der 19
290 Jahrtaggeld von 6 fl. dazu, das ein Hans Mayer im Jahre 1482 mit der Maßgabe gestiftet hatte, daß es, im Fall der Jahrtag nicht mehr im Kloster abgehalten werden würde, an den Pfleger des Findelalmosens fallen sollte. Der Gesamtertrag hat sich im Laufe der Jahrhunderte kaum wesentlich geändert, abgesehen allerdings davon, daß infolge der fortwährenden Geldentwertung die Kaufkraft dieser in Geld entrichteten Beträge immer mehr gesunken war. Im Jahre 1805/06 betrugen diese Abgaben* welche von den Predigern der beiden Pfarrkirchen, dem Kirchen amt, dem Stadtalmosenamt, dem Spital zum Hl. Geist, dem Pfleger der Sondersiechenstiftung, der Muffelschen Stiftung und der Familie Haller gezahlt wurden, im ganzen 15 fl.1) Besondere Sammlungen bei der Bürgerschaft wurden von* den Findelkindern vor Ostern und zur Weihnachtszeit veranstaltet. In den Fasten, ursprünglich wohl am Gründonnerstag, wie aus dem Ausdruck »Antiaßeier« 2) zu schließen sein dürfte, später aber um Mittfasten gingen die Kinder in die Bürgerhäuser, um Eier, die sog. Antiaßeier, zu sammeln. Welchen Ertrag diese Samm lung lieferte, ist aus den Rechnungen nicht ersichtlich, aber es ist anzunehmen, daß die Kinder nicht vor verschlossene Türen? kamen und reiche Gaben mit nach Hause brachten. Wer aber keine Eier hatte, gab eine Geldspende, und es kamen da ganz ansehnliche Summen zusammen. Vor dem Jahre 1560/61 finden sich über diese Eier- und Geldsammlungen in den Findelrechnungen überhaupt keine Auf zeichnungen, da die Findelverwaltung die Erträge, ohne sie zu verrechnen, für die Hauswirtschaft verwendete und es erst einer des Barthelmes Knebel (gestiftet 1489) mit jährlich 1 fl. rheinisch an St. Bar baratag, der Jahrtag des Hieronymus und Heinz Muffel von Eschenau mit jährlich 2 fl. rheinisch an St. Michelstag, ein Jahrtag, der den Findelkindern an St. Johannis zur Sonnwende vom Küster des Hl. Geistspitals mit 4 $5 aus gerichtet wurde, dessen Stifter aber nickt genannt wird, ein Jahrtag auf Grund eines Testaments einer Frau, »die Schusterin zu der grien linden oder N. Schwebin genannt«, an St. Sebaldstag mit 1 fl., ein Jahrtag der Anna, Deucherin »wegen der Sondersiechen auf. St. Sebaldskirchhof« — sie wurden hier durch das Sondersiechenalmosen in der Charwoche bis z. J. 1562 und von da an auf dem Neuen Bau oder Maxplatz viermal gespeist — mit 1 fl. Außer dem ist noch eine Stiftung des Fleischhack eis Hans Mileisen aus seinem Garten vor dem Laufertor mit jährlich 1 fl. unter den Jahrtagstiftungen verzeichnet. *) Weitere Stiftungen zur Aufbesserung der Kost — Pietanzen —, dieaber keine Jahrtaggelder waren, s. S. 170, 171. 2) Antlaßtag war de* Gründonnerstag.
291 Anordnung des Rats bedurfte, um sie zur Verrechnung wenigstens der Gelderträge zu vermögen. In der Zeit von 1560 bis 1806 bewegte sich der Geld ertrag der Sammlung nach den von 10 zu 10 Jahren angestellten Proben zwischen 19 und 85 fl. und merkwürdiger Weise lieferten die letzten Jahre der reichsstädtischen Zeit die höchsten Geld beträge, das Jahr 1780/81 80 fl. 9 kr., 1800/01 82 fl. 55 kr., 1801/02 80 fl. 37 kr. 3 4, 1803 82 fl. 19 kr. 1 1800/05 85 fl. 23 kr. und 1806/07 81 fl. 49 kr. 2 Der Brauch des Eier- und Geldsammelns erhielt sich bis in die bayrische Zeit hinein. Noch für das Jahr 1809 liegen Verzeichnisse der von den Findelkindern gesammelten Gelder vor mit annähernd denselben Beträgen wie vorher. Die Haupt sache aber war eben doch das Sammeln der Eier. Erst aus ganz späten Rechnungen — seit 1757 — läßt sich ersehen, wie diese Sammlungen vor sich gingen. Unter Aufsicht von Angestellten der Findel sammelten in je 2 Abtei lungen 4 Knaben und 4 Mädchen in den Häusern der Sebalder und Lorenzer Stadthälfte. Es waren für die beteiligten Kinder Freudentage, aber auch für die Erwachsenen, die gleichfalls nicht leer ausgingen. Für die sämtlichen Kinder wurden Eier kuchen gebacken, die bei der Sammlung Beteiligten noch besonders bedacht und auch der Anstaltsarzt und Geistliche nicht vergessen. Die Rechnung über die Kosten gelegentlich der Eier sammlung im Jahre 1757 führt für jede der 10 beteiligten Per sonen folgende Posten auf: 1k u> Kalbfleisch zu 3 kr. 30 kr., 1 Brat wurst und Semel zu 2lk kr. 25 kr., für das Eierschmalz für jede 2l/2 kr. 25 kr., ein Kreuzerküchlein 10 kr., für die 2 Erwachsenen je 7V2 kr. 15 kr., für die Kinder je 5 kr. 40 kr., dem Herrn Medicus Dr. Winkler ein Lammsviertel 1 fl., für 2 Kalbsviertel an den Herrn Schaffer Händler und den Golling, jedes zu 1 fl. 2 fl.,, für 4 Maß Wein an Herrn Dr. Winkler und den Herrn Schaffer 1 fl. 36 kr., für 4 Schock Eier, jedes zu 28 kr., 1 fl. 52 kr., für 4 $ Zucker, das U zu 24 kr., 1 fl. 36 kr., dem Bäcker für die Eier kuchen zu backen 1 fl. 8 kr., für Hefe zu den Eierkuchen 6 kr. Ungleich reicher als die Ostersammlungen fielen die von der Findel veranstalteten Weihnachtssammlungen aus. Wie die Schüler an den lateinischen Schulen gingen auch die Findelkinder 19*
292 um Weihnachten in der Stadt um und sangen von Haus zu Haus um milde Gaben, ein Brauch, der wohl so alt war wie die Findel selbst. Schon zu Beginn des 16. Jahrhunderts wird das An singen als eine alte löbliche Gewohnheit bezeichnet. Von den Kanzeln der Kirchen herab, in denen gepredigt wurde, erging damals am Thomastag und dem Hl. Christtag ein Aufruf zur Spendung von Almosen an die Findelkinder bei ihrem Umzug mit der Bitte, sie nicht lange warten zu lassen. Den Gebern wird große Gnade und Ablaß, der von etlichen Kardinalen und vielen Bischöfen laut der erteilten Bulle gewährt worden sei, zugesichert. Deshalb soll sich jeder dieses Ablasses teilhaftig machen und den Lohn von Gott empfangen.*) Weiter wird das Weihnachtssingen der Findelkinder in einem Ratsbeschluß vom Jahre 15222) erwähnt. Der Rat läßt ihnen anbefehlen — es fand damals ein glänzender Reichstag in Nürnberg statt —, wenn sie zu Zeiten der Weihnachten vor den Fürstenherbergen singen wollten, so sollten sie sich zuvor bei dem Wirt oder der Wirtin unter Vorbringung ihres Brauchs ansagen und Bescheid erwarten, ob sie zum Singen zugelassen würden oder nicht. Die Findelkinder zogen in vier Abteilungen oder Rotten uus, zwei aus Knaben, zwei aus Mädchen bestehend, je eine reiche und eine arme Rotte. Die Erträge, die die einzelnen Rotten heimbrachten, waren eben sehr ungleich, sie bemaßen sich danach, ob die einzelnen Abteilungen in den reicheren *) Das bemerkenswerte Dokument ist in dem 1512 angelegten Zinsbuch der Findel enthalten. Es lautet mitsamt der Überschrift folgendermaßen: Hernach stet, wie man alle jar das ansingen der fundelkinder pflickt auf der canzel zuverkunden in allen kirchen hi, darinnen man predigt, und nemlich unter der predig an sant Thomas tag, auch an dem heiligen Cristag, der 1 o geschriben sollen werden, und man ist schuldig diseiben um gotz willen und on gelt zuverkunden. Ir andechtigen in Christo! Dieweil ir gut wissen habt, das die fundel kinder pflegen hie vor den heusern anzusingen nach alter löblicher gewonhait nuf die heiling der weinacht feiertag, der dan ein merkliche anzal hie in beden fundel sind und der ob 70 auf dem land, davon man viel Ions zu ziehen gibt und an das heilig almusen nit wol hinpringen kan. Darumb wollet durch gottes willen euer heilig almusen disen fundelkindern miltiglichen mitteilen und die nit lang vor euern heusern aufhalten und weliche also gemeltz almusen zu disem ansingen, auch in ander wege und auf das teffalein mitteilen, diseiben haben davon große gnad und ablaß, der dan von etlichen Cardinalen und vil bischoffen inlaut der bullen darzu gegeben sind. Darumb wollet euch desselben ablaß teilhaftig machen und den Ion von got entpfahen. *) Verlaß vom 27. Dezember 1522.
293 Straßen der inneren Stadt oder in den weniger begüterten der Vorstadt1) sangen. Jede Rotte hatte einen Vorsinger oder eine Vorsingerin, einen Büchsenträger oder eine Büchsenträgerin,, außerdem gingen noch sieben Nachsinger oder Nachsingerinnem mit. Zuweilen sind es auch weniger, nur im 16. Jahr hundert meist sechs, so daß jede Rotte aus zwei Vorsingernr zwei Nachsingern und zwei Büchsenträgern bestand. In den 60er Jahren des 18. Jahrhunderts gab es nur noch zwei Singchöre. Das Weihnachtssingen fand, wie es in den Sing zetteln heißt, an 6 bis 8 Nächten, d. h. an den Abenden vor dem Nachtessen, in den Tagen zwischen Weihnachten und Obersten-(Dreikönigs-)Tag statt. Die Kinder mußten auch damals oft länger vor den Türen harren, bis ihnen eine Gabe gereicht wurde. Es sind Anschläge — Bekanntmachungen — des Findelamts aus späterer Zeit erhalten,2) worin der Bürger schaft kundgegeben wird, daß die armen Findelkinder in her gebrachter Weise vor allen Häusern der Stadt umsingen und ein Almosen begehren würden. Man möge die armen, zum Teil kleinen Kinder bei dem zuweilen sehr unsteten Wetter und großer Kälte nicht allzulange vor den Türen warten lassen, sondern sie mit einem freiwilligen Almosen bald abfertigen. Später heißt es auch in solchen Bekanntmachungen, wenn man ihnen nichts zu geben gesonnen sei, so möge man sie ohne langes Aufhalten mit Bescheidenheit abfertigen und sie nicht bei der kalten Witterung lange vor der Türe warten lassen. 3) Zum Schutz der Kinder gingen später Bedienstete der Findel, so der Schulmeister, der Knecht und der Hirt, der Findelvater, der Schneider und der Mistenmeister, mit. Der Schulmeister und der Findelvater waren zugleich die Vor singer bei den zwei Singchören und trugen die Büchse, der Knecht und der Hirt die Laterne, wofür sie noch besonders aus dem Ertrag des Singgeldes entlohnt wurden.4) Auch die Stadtknechte wurden zuweilen den Kindern zum Schutze bei gegeben. Es war dies nötig, weil beim Nachtsingen sich viele x) Über innere Stadt und Vorstadt sieh meine Ausführungen in Heft 13 der Mitteilungen des Vereins für Geschichte der Stadt Nürnberg, S. 44 ff. 2) z. B. vom 24. Dezember 1726. 3) Bekanntmachung vom 24. Dezember 1748. 4) Findelausgabenbelege von 1753 — 66.
294 'Neugierige einfanden, darunter oft sehr zweifelhafte Elemente, die die Gelegenheit wahrnahmen, um allerlei Unfug zu treiben. So hatten beim Ansingen im Jahre 1560 nichtsnutzige Ge sellen auf die Findelkinder geworfen und Handwerksburschen -zogen, wie die Schwabenweber, die allein dieses Vorrecht genossen, als h. Dreikönige mit dem Sterne um. Auf den Bericht der beiden Findelväter ordnete der Rat das Einziehen dieser Gesellen an. Und da in den letzten zwei Nächten der Weihnachtsfeiertage sich etliche Burschen zusammengetan hätten und des Vorhabens wären, an die Türen zu klopfen, woraus allerdings allerlei Unfug entstehe, so sollen die Stadtknechte -auf solche Anklopfer achtgeben, sie im Betretungsfalle gütlich ■abweisen und, wofern sie nicht zur Ordnung zu bewegen, in Verhaft nehmen. Allen aber, die außer den Schwaben webern mit dem Stern umsingen, wird dies untersagt.1) In diesem Jahre war es schon mit dem Weihnachtssingen und anderen Weihnachtsumzügen so gut wie vorbei. Kurz vor der nächsten Weihnacht ließ dann der Rat, auf die Angelegenheit ^urückkommend, den Stadtknechten Befehl erteilen, das Singen mit dem Stern vor dem Oberstentag abzustellen und jeden, der in der Findelkinder oder Schwaben Namen ums neue Jahr zu singen sich unterstehen sollte, davon abzuhalten.2) Auch in den folgenden Jahrhunderten gab es Anstände. So beschwerten sich 1636 die Prediger bei dem Kirchenpfleger darüber,3) daß sich sowohl wegen des Ansingens als auch wegen üppigen •Geschreis und Zuschlagens allerhand unnützen Gesindleins viel Ungelegenheiten zutrügen, wodurch viele Personen geärgert und die armen Waisen selbst aufgehalten würden. Als geeignetes Mittel, dem vorzubeugen, schlagen sie vor, die Findelkinder sollen statt des alten üppigen Ansingens geistliche Weihnachts gesänge und insbesondere das Lied: »Helft mir Gottes Güte preisen« singen, auch nur, wie die umziehenden Scholaren, von einer Gasse zur andern gehen, während die beigegebenen Per sonen das Geld einsammeln. Alles Geschrei aber sollen sie gänzlich unterlassen. Der Rat sah dies für einen guten und *) Ratsverlaß vom 3. Januar 1560. 2) Ratsverlaß vom 16. Dezember 1560. 8) Rats verlaß vom 24. Dezember 1636.
295 christlichen Vorschlag an, worüber auch noch die Losunger zu vernehmen und der dann allerdings zu »plazidieren und durch die Prediger von den Kanzeln der Bürgerschaft zu verkündigen« sei. Man sieht übrigens daraus, daß die Lieder, welche die Findelkinder in der älteren Zeit beim Umsingen vortrugen, nicht immer dem Zweck und der heiligen Zeit, denen sie doch Latten angepaßt sein sollen, entsprachen. Es waren wohl auch .zum Teil Lieder etwas leichtfertiger und lockerer Art, wie sie bei fahrenden Schülern und den Scholaren der lateinischen Schulen im Schwange waren. Die Erträge, welche die Weihnachtssammlungen ergaben, bildeten einen ganz ansehnlichen Posten in den Einnahmen der Findel. Einige Jahreserträge mögen das veranschaulichen. Im Jahre 1550, dem ersten, das Jahresrechnungen und Singzettel auf weist, sammelte die reiche Rotte der Mädchenfindel in 9 Nächten 37 fl. 3 ^ 1 'S} und 5 Goldgulden, die arme Rotte 24 fl. 1 u 23 1760/61 . • . 531 > 1620/21 .... 1780/81 . . . 521 » . 150 » 1630/31 . . . . 1790/91 . . • 436» . . . 529 * 1640/41 .... 1800/01 . . . 476 » • 245» 1660/61 .... . 126 » 1805/06 . . . . 463 » 1680/81 .... . 204 » 1806/07 . • • . 343 * 1700/01 .... . 224 » *) Unter Korn ist stets Roggen zu verstehen.
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schon seit dem Jahre 1631 noch 25 Simmer Korn auf den Kasten*) zu schütten schuldig und machte offenbar keinerlei Anstalten, seinen Verpflichtungen nachzukommen. Der Rat ließ dem Unterpfleger von Gostenhof anbefehlen, er solle dieses ausständige Getreide einbringen und der dürftigen Findel zuwen den; Eiser aber ließ er eröffnen, man werde ihm im Fall der Unterlassung der Lieferung entweder eine Anzahl Kinder ins Haus schicken oder ihm seine Gült auf der Dörrenmühle be schlagnahmen lassen.*2)* Wenig später fehlte es wieder an Getreide und es mußte sogar das Brotbacken in der Findel eingestellt werden. Es wurde daher angeordnet, der Findel vom Vorrat im deutschen Haus 10 bis 12 Simmer Korn herzu leihen, die später von der Stadt Getreidekästen wieder zu ersetzen seien.8) Aber auch im deutschen Haus war damals so wenig Getreide vorhanden, daß es kaum für ein Vierteljahr reichte. Man half sich nun zunächst damit, daß man der Findel fünf Simmer Magazingetreide anwies.4) Kurz darauf zeigte sich in der Findel wieder ein Mangel an Mehl. Der Bäcker mußte das Backen einstellen und die Kinder hatten kein Brot. Der Kastenamtmann erhielt den Auftrag, Mehl an die Findel verab folgen zu lassen. Man wendete sich auch wieder an einen Schuldner, Georg Forstenhauser, der mit seiner Kornlieferung im Rückstände war, aber trotz aller Drohungen die Sache in die Länge zog.5) In der gleichen Lage wie die Findel befand sich zuzeiten auch das Spital. Solche Zustände aber waren auf die Dauer ganz unhaltbar, und man mußte auf Mittel und Wege sinnen, um beiden Anstalten in ihren Nöten ernstlich zu Hülfe zu kommen. Auch das Franzosenhaus litt damals an Getreide und Mehl empfindlichen Mangel. Man half ihm zunächst mit zwei oder drei Simmer Mehl aus und bestimmte, um die Verpflegungs kosten zu mindern, daß sich jeder auf eigene Kosten kurieren lassen solle. Zugleich aber wurde zur Hülfe der der äußersten Armut anheimgegebenen Personen und zu deren Schutz gegen *) *) 8) 4) 5)
Kornhaus. Ratsverlaß vom 24. Januar 1635. Ratsverlaß vom 10. März 1635. Ratsverlaß vom 12. März 1635. Ratsverlässe vom i., 8. und 14. April 1635.
318 Ungemach eine einschneidende Maßregel getroffen, die besonders auch der Findel zugute kam. Es wurde nämlich sämtlichen Müllern, wie sich der Ratsverlaß ausdrückt, »erlaubt,« von jedem Simmer Getreide, das ihnen zum Mahlen aufgegeben wurde, 42 Ti anstatt der Mitz abzuziehen, 38 U davon für sich zu behalten, die übrigen 4 U aber halb in das Spital und halb in die Findel zu liefern »ohne etwaige fernere Widerred und bei Strafe des Turns«.1) Nach einem weiteren Verlasse konnten auch 4 Ti vom Roggenmehl in die Findel und 2 u vom Weizenmehl in das Spital geliefert werden. 2) Diese Auflage wurde den sämt lichen Müllern in der Stadt, zu Wöhrd, auf der Weidenmühle und in der Umgebung der Stadt gemacht und in den Mühlen durch Anschlag zur allgemeinen Kenntnis gebracht. Aber die Müller wollten sich mit dieser neuen Ordnung nicht zufrieden geben, sie supplizierten dagegen und sperrten sich auf das heftigste. Der Pfannenmüller3) lieferte überhaupt nichts ab. Das Almosen mußte daher, wie der Rat erklärt, notleiden. Deshalb wurde er vorgefordert und zur Leistung der Gebühr ernstlich angehalten. Auf ferneres Widersetzen wollte man ihn auf einen versperrten Turm gehen und dort so lange verbleiben lassen, bis er dem Befehl des Rats und seinem eigenen Ver sprechen ein Genügen getan hätte.4) Aller Widerstand half den Müllern nichts, der Rat ließ ihnen insgesamt eröffnen, sie sollten sich beruhigen und nicht noch ein mehreres begehren oder man werde es wieder in den alten Stand richten und von einem Simmer Korn eine Metze zur Mitz nehmen, wie es vordem gebräuchlich gewesen. Im übrigen forderte er von den Mühlherrn ein Gutachten, ob man *) Ratsverlaß vom 8. April 1635. Noch eine weitere Anordnung wurde damals getroffen, die der allgemeinen Teuerung zu begegnen bestimmt war. Da »bei diesen teuren Zeiten«, heißt es im Verlaß, »allenthalben Mangel am Getreid und Brot sich ereignet, als seind die Deputierten zum Mtihiwerk er sucht, mit Zuziehung etlicher erfahrenen Meister fürterlicb zu bedanken, ob nicht künftig in allen Mühlen, bis Gott bessere Lauften schicken möchte, die Beutel aus den Kästen zu ziehen und also das Getreid nur bloß abzuschroten sein möchte, doch ein- und dem andern Bürger, so was clärere Raitung haben will, solches nach seinem Gefallen abzumalen gestattet werden könnte. Deputirte. Kastenambt.« 2) Ratsverlaß vom 16. April und 12. Mai 1635. 8) Müller am Schleifersteg. 4) Ratsverlässe vom 16. und 17. April 1635.
319 die um die Stadt neuerrichteten Mühlgänge belassen oder sie wieder abschaffen und was von dem Mehl, das vom Lande ein geführt werde und das noch keinen Aufschlag zahle, genommen werden solle.1) Aber die Müller blieben immer noch hartnäckig und wollten nicht »parieren«. Auf der anderen Seite aber bestand der Rat ebenso fest darauf, daß seinem Dekret genau nach gelebt und sowohl alles, was schon verfallen, als auch die künf tigen Abgaben unweigerlich abgeliefert würden. Im Fall sich aber der eine oder andere von ihnen noch ferner widersetzen werde, soll man sie alsbald auf einen versperrten Turm gehen lassen. Die Müller sollen in Zukunft nicht mehr als eine Metze zur Mitz nehmen. Damit aber Spital und Findel zu dem Ihrigen kommen, werden Mäßlein, die 1, 2 und 4 U fassen, in die Mühlen gegeben, damit ihnen jederzeit die ihnen gebührenden Anteile zugemessen werden können. Die Nebenmühlen auf dem Lande suchten sich dadurch der Abreichung des Aufschlags zu entziehen, daß sie keine Zettel auf dem Tuchhaus nahmen. Dem wurde jetzt auch abgeholfen und angeordnet, daß alle Mühlen um die Stadt gleich den Nürnberger Mühlen den Aufschlag auf dem Tuchhaus bezahlen und die Gebühr in das Spital und die Findel reichen sollten. Auf die Übertreter soll gute Kundschaft geschehen und sie mit ernstlicher Strafe geahndet werden.2) Die Müller scheinen sich endlich doch beruhigt zu haben. Es kam allerdings vor, daß sie mit ihren Abgaben im Rück stände blieben. 1639 schuldeten sie dem Findelamt nicht weniger als 34 Simmer Korn, die der Rat jetzt auf 20 oder die Hälfte zu ermäßigen beschloß. Dabei ließ er ihnen anzeigen, er wäre wohl befugt gewesen, auf der ganzen Summe mit aller Schärfe zu beharren, er wolle aber für diesmal ein Einsehen mit ihnen haben.3) Noch andere Einnahmequellen wurden damals der darben den Findel erschlossen. Der Ratsherr Jakob Welser hatte dem Rat einen Vorschlag unterbreitet, welchergestalt den armen notleidenden Kindern in der Findel ohne Kosten für den Rat *) Ratsverlaß vom 6. Mai 1635. a) Ratsverlaß vom 12. Mai 1635. s) Ratsverlaß vom 4. Februar 1639.
320 mit Brot, Kochet,1) Fleisch, Bier, Schmalz, Rüben und Kraut, Labung, Honig und Salz könne geholfen werden. Bezüglich des Köchets soll allen auf dem Mehlmarkt feilhaltenden Melbern auferlegt werden, von jedem Simmer Mehlköchet, als Grieß, Erbsen, Linsen, Gerste, Habermehl und der gleichen, abwechslungsweise Vs Metze zu geben. Dem Metzger handwerk aber soll zugesprochen werden, daß jeder Meister aus christlichem Mitleiden von jedem Ochsen und jeder Kuh, die er schlachtet, 1 von jedem Kalb, Schaf oder Schwein V* tf oder statt dessen V2 U Rindfleisch wöchentlich in die Findel liefere. Die Rot- und Weizenbierbrauer sollen vom Eimer ein Seidlein in die Findel reichen. Und damit ihr auch mit Schmalz geholfen werde, wird den Wagmeistern in der Wage anbefohlen, von jedem Zentner Schmalz, der zur Wage gebracht wird, ein Pfund für die Findel abzuschlagen.2) Von allen Kraut- und Rübenfeldern auf dem Lande sollen von einem großen Beet Kraut zwei, von einem kleinen ein Haupt, und wenn das Kraut strichweise gepflanzt ist, so viele Häupter genommen werden, als Beete zusammengeackert sind; ebenso ist es bei zusammengeackerten Rübenbeeten zu halten. Tm übrigen sollen von Rübenbeeten je nach der Größe 10 bis 12, bei kleinen 6 bis 8 genommen werden.3) Die Einsammlung sollen die Hauptleute auf dem Lande mit Hülfe eines Be diensteten der Findel vornehmen. Zur Labung der kranken Kinder wird von jedem Ver käufer von Weichsein und Zwetschen auf dem Markt ein Schüsäelchen begehrt, von jedem Eimer Honig ein Seidlein und vom Honig in der Wabe ein Dritteil.4) Von jeder Scheibe Salz, die auf dem Markt verkauft wird, ist endlich ein Achtelein5) der Findel zuzuwenden. Zur Einführung dieser Anordnung wird die nächste Wal burgtein Aussicht genommen. Inzwischen aber sollen Jakob Welser VDie zum Kochen verwendeten Korn- und Hülsenfrüchte sowie Mehl. Ratsverlaß vom 17- April 1635. 8) Im Ratsverlaß heißt es: »Von Rüben[beeten] aber, wie sie groß, 6 in 8, wenns kleine Beth, 10 in 12 nemen«. 4) Ratsverlaß: »von jedem Aimer Honig, so lauter, ein Seidlein, da aber das Wiftig nach daran, ein Dritteil«. Wifte = Honigwabe. Schmeller^ Frommann II, 865. 5) Der 8. Teil einer Maß,
Schul- und Eßzimmer. Tuschzeichnung (1723—1726) von Markus Tuscher.
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321 und der Findelpfleger Albrecht Pömer begutachten, wie das eine und andere ins Werk zu richten, ob die Einsammlung durch die Findelbeamten oder die Kinder erfolgen solle und auf welchem Wege alles der Bürgerschaft zu eröffnen sei. Auch die Geistlichkeit soll von diesen Vorschlägen und Anordnungen zur eigenen Kenntnis und um ungleichen Reden zu begegnen unterrichtet werden.1) Jakob Welser kam aber noch mit weiteren Projekten. Zunächst machte er den Vorschlag, »zur Verstärkung des höchst notleidenden Aerarii« von allen Waren, die zum Verkauf in der Stadt bleiben, sowie von allem Gold und Silber, das daselbst verschmelzt und verarbeitet wird, ebenso von Eisen, Stahl, Zinn, Kupfer, Messing, Leder und anderen Materialien eanen Aufschlag zu erheben und zugleich dabei ins Auge zu fassen, »weichergestalt auch dem Spital- und Findelamt mit einem gewissen Einkommen und Subsidio zu helfen sei«. Ein anderer Vorschlag zugunsten dieser beiden Anstalten war schon früher gemacht worden, die Heranziehung der Neuangestellten zu Beiträgen. Der Ratsausschuß beschließt jetzt,2) man solle das Amtsbüchlein durchsehen und diejenigen, die noch nicht auf gezeichnet, auch beibringen und rätig werden, was jeder bei An tretung seines Dienstes in Zukunft den beiden Ämtern geben solle. Die Angelegenheit wurde auch von den Älteren Herrn beraten. Sie kamen zu dem Beschluß, daß von den eingehenden Geldern 2/s dem Spital und Vs der Findel zugewiesen werden sollten. Sie hegten keinen Zweifel, »daß jeder, den dieser Auf schlag treffen möchte, denselben als ein Almosen mit getreuem Herzen entrichten werde«. Im übrigen wurde alles noch schärfer gefaßt. So sollten alle, die um das Bürgerrecht nachsuchten und es zugesagt er hielten, bei geringerem Vermögen, das über 500 fl. nicht hin ausginge, dem Spital und der Findel einen Reichstaler, bei einem Vermögen von 500 bis 1000 fl. 2 Reichstaler und bei jedem weiteren Tausend einen Reichstaler mehr außer dem Bürgergeld in der Losungstube erlegen. Die neuen Handwerks*) Ratsverlaß vom 17. April 1635. 9) Ältemverlässe Bd. 41, Bl. 125, 126. n. August 1635.
Verlaß des Ausschusses vom 21
322 meister sollen außer den 6 fl., die sie den geschwornen Meistern zu entrichten haben, Spital und Findel noch 2 fl. bezahlen und an die Kanzlei abführen. Wirte, die Hochzeiten haben, sollen von jeder einen Reichstaler entrichten, wovon der Bräutigam die Hälfte zu tragen hat, und diejenigen, welche verlegte Hoch zeiten halten — bei denen der Wirt die Kosten auslegt —, 2 Reichstaler, die der Bräutigam dem Schaffer, wenn er sich wegen des Verkündens bei ihm anmeldet, einzuantworten hat. Wer eine Zahlhochzeit hält, soll sich wegen des zu zahlenden halben Talers mit dem Wirt vergleichen. Die Schaffer aber sind gehalten, die eingegangenen Gebühren mit einem Verzeichnis der Hochzeiten zu bestimmten Zeiten an das Spital abzuliefern. Ebenso soll es bei allen Ämtern in den Landstädten und Dörfern gehalten und die Gebühr an die Ortspfarrer abgeführt und von diesen verrechnet werden. Die Wirte und Weinschenken, die aus Vergünstigung des Rats neue Wirtschaften errichten, sind zu einem Beitrag von 2 Reichstalern, die Bierwirte und Garköche zu einem solchen von einem Reichstaler anzuhalten, die der Haderschreiber in der Kanzlei einzufordern hat, und nicht eher darf er ihnen die Pflicht vorlesen, bis sie die Gebühr entrichtet haben. Die Genannten des größeren Rats sollen, wenn sie ver pflichtet werden, 2 Reichstaler geben, die der Kanzleiregistrator einzunehmen und dem Haderschreiber zur weiteren Verrechnung zuzustellen hat. Bezüglich der neuen Kräme, wozu auch die Pfragnereien gerechnet wurden, will man noch weiter nachdenken, ob es sich mit Nutzen »praktieren« lasse oder nicht.1) Man legte dann auf alle Kramwaren einen Aufschlag von 3 kr. auf den Gulden oder 5 %, obgleich man sich im Rat nicht verhehlte, daß sich eine solche Auflage schwerlich ohne besondere Anstöße werde durchführen lassen. Aber für die Einführung dieser drückenden Maßregel sollte doch der bedrängte Zustand des Ärars be stimmend sein. Der größere Teil des Rats war der Meinung, daß *) Älternverlässe 41 Bl. 292, 293. Ratsverlaß vom 16. Januar 1636. In der Sitzung an diesem Tage wurde Jakob Welser auch der Dank des Rats für seine Vorschläge und Bemühungen ausgesprochen. Ebenso am 18. Januar. Später kam Welser mit dem nicht unberechtigten Gesuch um eine Vergütung, dem gegenüber sich der Rat indes, zunächst wenigstens, ablehnend verhielt.
323 in Ansehung der äußersten Not, darinnen die Stadt begriffen, solcher Vorschlag nicht außer acht zu lassen sei. Und »ob wohl«, bemerkt der Ratsverlaß weiter, »meine Herren nichts Lieberes wünschen wollten, denn daß die Bürgerschaft mit dergleichen Oneribus unbeschwert verbleiben könnte, dieweil aber das Ärarium durch das langwührige verderbliche Kriegs wesen dermaßen erschöpft worden, daß demselben, dafern anderst die Obrigkeit und Untertanen ferners ein corpus reipublicae machen und noch länger beisammen wohnen sollen, unumgäng lich mit dergleichen Mitteln unter die Arme gegriffen werden muß«, so wolle man diesen Vorschlag im Namen Gottes ins Werk setzen und auf alle Kramwaren in der Stadt, die nach Gewicht, Elle oder Auszählen verkauft werden, auf den fl. 3 kr* oder 5% schlagen, dagegen die von den Handelsleuten in groppo feilgebotenen Waren frei passieren lassen. Man will so einen Versuch machen, wie sichs anlasse, und kann dann immer noch eine Herabsetzung oder Erhöhung eintreten lassen. Damit aber dieser Aufschlag richtig eingebracht und in formam eines Amts gerichtet werde, soll Jakob Welser die Sache in weitere Erwägung ziehen, sich mit dem Bankier und erfahrenen Krämern, sowie den Zollbeamten ins Benehmen setzen, wie alles ordentlich einzustellen und wen man zur Ein bringung der anfallenden Gelder anstellen wolle. Künftige Ostern soll dann bei Gelegenheit der Besetzung der Ämter wegen An stellung eines Beamten beschlossen werden, »der dies Werk, da es in Gang gebracht worden, dabei erhalten könne«.1) Die Vorschläge Jakob Welsers wegen Erschließung neuer Einnahmequellen für das Spital und die Findel durch Erhebung einer Abgabe von den Neuangestellten finden in einer weiteren Sitzung noch am selben Tage die völlige Billigung des Rats. Er spricht es nochmals aus, daß sich niemand dieses Almosens wegen zu beschweren habe. Es ' soll noch darauf geachtet werden, daß, falls das eine oder andere Amt übersehen oder Eingaben um Verleihung von Amtsstellen eingereicht würden, dies nachträglich noch beigesetzt werde. Dem Haderschreibep aber oder dem, der sonst die PflichteiV vorliest, sowie allen l) Älternverlässe 41, Bl. 294.
Ratsverlaß vom 18. Januar 1636. 21*
324 Kanzlisten wird anbefohlen, die neuen Beamten bei ihrer Ver pflichtung davon zu unterrichten, was jeder dem Spital — und auch der Findel — zu geben habe, und nicht eher soll er die Pflicht vorlesen, bis sie die Gebühr entrichtet haben, die der Haderschreiber alle vier Wochen an den gewöhnlichen Burger meisterfragen l) abliefern soll. Noch einige weitere kleinere Anordnungen werden getroffen, »damit dem Spitaly) und der Findel nichts verabsäumbt werde«. Nicht alle diese neuen Auflagen brachten den erhofften Gewinn. Den größten und zugleich einen dauernden Ertrag lieferte die Kornabgabe. Gleich im Jahre der Einführung, vom 6. Mai 1635 bis zum 1. Juni 1636, fielen aus den Mühlen in und außerhalb der Stadt von 15722 Simmer Korn, für die Findel allein 314,44 Zentner, an, die nach Abzug der Säcke im Gewicht von je 3#, 291,65 Zentner ergaben, die sämtlich vermahlen wurden. An Mehl waren von den Melbern auf dem Mehlmarkte in der gleichen Zeit 52 Metzen Mehl eingegangen. Davon wurden an der Kirchweih und an Weihnachten und Ostern 19 Metzen Weizenmehl und die übrigen 33 Metzen Roggenmehl mit dem sonst angefallenen Korn zu Brot verbacken. 1640/41 betrug der Bestand vom Vorjahre . 115,64 Ztr. dazu kamen aus den Mühlen . . . 290,95 » 406,59 Ztr. Davon wurde vermahlen . ........................... 261,83 » Bestand Ende 1640/41 .......................... 144,76 Ztr. Seit dem Jahre 1645/46 steuerte außerdem das Landälmosenamt eine nicht unbedeutende Menge Korn für die Findel bei, in diesem Jahre nicht weniger als 56 Simmer, ungefähr 260 Zentner. Diese Abgabe ging später bis auf 20 Simmer im Jahre 1730/31 zurück und wurde um 1740/41 auf 36 Simmer festgesetzt, wobei es bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit sein Ver bleiben hatte. Allerdings wurde diese Menge in einzelnen l) Zur Zeit, da die neuen Bürgermeister ihr Amt antraten. Nürnberg hatte 26 Bürgermeister, 13 ältere und 13 jüngere, von denen je ein älterer und je ein jüngerer ungefähr 4 Wodien die Verwaltung führten, so daß im Laufe des Jahres alle Bürgermeister zur Regierung kamen. Die vierwöchentliche Verwaltungszeit nannte man Frage oder Bürgermeisterfrage. *) Älteroverlässe 41, Bl. 294, 295. Ratsverlaß vom 18. Januar 1O36.
325 Fällen nicht voll geliefert, sondern wiederholt nur der Bedarf gedeckt. Es kam dann wohl vor, daß das Jahr infolgedessen einen Mehrverbrauch aufwies. Der jährliche Kornanfall war im allgemeinen so bedeutend, daß die Findel trotz des großen Brotverbrauchs mit einem ganz ansehnlichen Überschuß rechnen konnte. In der Regel sammelten sich im Laufe der Zeit ganz beträchtliche Kornvorräte an, die bei Eintreten günstiger Preise veräußert wurden. So betrug, um hier nur einige Beispiele anzuführen, die Getreidemenge, die auf den Kornböden der Findel lagerte,1) Ende 1659/60 1174,61 Ztr., 1669/70 1931,20 Ztr., 1709/10 1107,20 Zentner, während in anderen Jahren der Bestand auf ein Geringes zurück gegangen oder die Böden völlig geräumt waren.2)
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*) Sowohl auf den Böden in der Findel selbst als auch zuweilen auf dem vom Almosenamt gemieteten oder auch auf dem Boden des Tuchhauses. *) Die folgende von io zu io Jahren gegebene Zusammenstellung läßt ersehen, was von den Mühlen und dem Landalmosenamt einging, was die Findel verbrauchte und was an Restbestand sich am Schlüsse des Jahres ergab. Die Rechnungen geben die Kornmengen nicht in Simmern, sondern in Zentnern (bezw. Pfunden), die hier im einzelnen Falle nicht in Simmer umgerechnet werden konnten. Bezüglich des Gewichts des Simmers sieh übrigens die Anmerkung zu Seite 200. Restbestand Zugang Abgang am Ende des Jahres (verbacken) 148,19 J Ztr. 1650/5» Mühlen . » Landalmosenamt 223,99 5,89 Ztr. 372,18 J Ztr. 366,29 Ztr. 1660/61 Mühlen . 141,54 Ztr. Landalmosenam t 230,20 » 105,57 Ztr. 266,17 Ztr. 371,74 Ztr. 1670/71 Mühlen. 102,42 Ztr. Landalmosenamt 240,61 » 279,83 Ztr. 63,20 Ztr. 343,03 Ztr. Mühlen. . - . 202,66 Ztr. Landalmosenamt 234*— » 18,^— Ztr. 436,66 Ztr. 418,66 Ztr. 1690/91 Mühlen. 257,94 Ztr. Landalmosenamt 234.— » 152,19 Ztr. 491,94 Ztr. 339*75 Ztr. 1700/01 Mühlen. 216,55 Ztr. Mehrverbrauch Landalmosenamt 162,36 » 8,95 Ztr. 387,86 Ztr. 378,91 Ztr. 1710/n Mühlen . 251,40 Ztr. Landalmosenamt 162,36 » Mehrverbrauch Gebaut . 8,46 » 422,22 Ztr. 425,63 Ztr. 3*41 Ztr.
326 Aus dem Verkauf des angesammelten Korns erlöste die Findel zuweilen höchst ansehnliche Beträge, die in mehreren Fällen bis zu 1000 fl. und darüber hinaufgingen.1) Sie konnte wohl auch einmal anderen Ämtern mit Korn, natürlich um den üblichen Preis, aushelfen. So lieferte sie 1647/48 50 Sr. oder 229,85 Ztr. an das Proviantamt, wofür ihr zwei Jahre später Zugang 1720/21 Mühlen. Landalmosenamt Gebaut .
Abgang (verbacken)
Restbestand am Ende des Jahres
238,51 Ztr. 128,80 » Mehrverbrauch H.95 » 382,26 Ztr. 383,— Ztr, 0,74 Ztr, 256,— Ztr. 1730/31 Mühlen. 92,— » Landalmosenamt 20,70 » Gebaut . , — — 368,70 Ztr. 368,70 Ztr. 1740/41 Mühlen. 243,19 Ztr. Landalmosenamt 165,60 » Gebaut . Restbestand 11,22 > 67,24 Ztr. 420,01 Ztr. 352,77 Ztr. 175°/5i Mühlen. . . 220,80 Ztr. Landalmosenam t 165,60 * Gebaut . 18,97 ■» 71,29 Ztr. 405,37 Ztr. 334,08 Ztr. 1760/61 Mühlen. 223,76 Ztr. Landalmosenamt t65,6o » 389,36 Ztr. 368,— Ztr. 21,36 Ztr. 1770/71 Mühlen.' . 206,70 Ztr. Landalmosenamt 165,60 » Mehrverbrauch 372,30 Ztr. 423,20 Ztr. 50,90 Ztr. 1780/81 Mühlen. 176,88 Ztr. Landalmosenamt 165,60 > Restbestand 342,48 Ztr. 294,40 Ztr. 48,08 Ztr* 1790/91 Mühlen. 185,76 Ztr. Landalmosenamt 165,60 ^ 351,36 Ztr. 350,75 Ztr. 0,61 Ztr. 1800/01 Mühlen . 191,43 Ztr. Landalmosenamt 162,36 * 342,76 Ztr. 11,03 Ztr. 353,79 Ztr. 1806/07 Mühlen. 192,78 Ztr. Landalmosenamt 248,40 > Sammelgetreide 36,80 » Mehrverbrauch 0,42 Ztr. 477,98 Ztr. 478,40 Ztr. *) Die bemerkenswertesten Jahre seien hier hervorgehoben: 1640/41 aus 107* Sr., zu 9 fl., 94 fl.; 1647/48 aus 20 Sr., zu 6 fl., 120 fl.; 1648/49 aus 19 V* Sr., zu 9 und 10 fl., 185 fl.; 1680/81 aus 19 Sr., zu 8, 81/« und 8*/* fl., i56*/jfl.; 1690/91 aus 40 Sr., zu 7 */* &» 290 fl.; 1691/92 aus 70 Sr. [Preis nicht genannt], 612 fl.; 1692/93 aus 65 Sr., zu 12 fl., 780 fl.; 1698/99 aus
327 vom Kriegsamt der Betrag von 300 fl., bezahlt wurde.*1)
der Sr.
mit 6 fl.,
Einen bedauerlichen Verlust an Korn erlitt sie durch den großen Brand im Jahre 1671.
Der ganze Vorrat des vom 1. Mai
bis Ende September auf den 3 Findelböden angesammelten Korns, nicht weniger als 452 Sr. oder 2036,40 Ztr., ging in Flammen auf, ein Verlust, bei dem damaligen Preise von 6V2 fl., von 2928 fl, Die Rechnungsangaben lassen zugleich ersehen, wie außer ordentlich schwankend die Kornpreise waren, die zuweilen, wie ganz besonders im Teurungsjahre 1770, in dem sie von 16 auf
45 fl. hinaufgingen, ganz plötzlich in die Höhe schnellten. Bemerkt sei hier noch, daß die Findel seit etwa dem Beginn bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts allerdings unbedeutende Mengen Korn für die Aussaat auf dem Findelfeld verwendete. Der Ertrag fiel nicht ins Gewicht und man gab deshalb wohl den Kornbau wieder auf2) und verpachtete den Acker. Es war allem Anschein nach nichts anderes als eine Liebhaberei, ein landwirtschaftlicher Versuch gewesen, ebenso wie der Bau von Hirse in einigen Jahren.3) Was das bei den Melbern und Salzhändlern eingesammelte Mehl, Kochet und Salz einbrachte, ging über eine Anzahl von Metzen nicht hinaus, auch die Erträge vom Schmalz4) waren 53 Sr., zu 10, 11, 13*/* und 14 fl., 656 fl., dazu aus 12/s Sr. Hirse 23 fl. \oß 8hl.; 1700/01 aus 28 Sr., zu 91/* fl., 259(1.; 1743/44 aus 73 Sr. 8 Metzen, zu 13 fl. 15/? und 13 fl. 10 /?, über 999 fl.; 1745/46 aus 39 Sr., zu 9*/4, 10, 10l/* und 10l/s fl-, rund 393 fl.; 1747/48 aus 23 Sr., zu 14 fl., 322 fl.; 1762/63 aus 50 Sr., zu 20, 20l/* und 21 fl., 1012 fl ; 1770/71 aus 70 Sr. 12M., zu 16, 301/*, 35» 3 6l/*> 37V*» 39» 4o1/* und45 fl., 2034 fl.; 1771/72 aus 6 Sr. 14 M., zu 49,50*/* und 52 fl., 3451/* 1787/88 aus 10 Sr., zu 14 fl., 145 fl.; 1789/90 aus 16 Sr., zu 14 und 15 fl., 228 fl.; 1790/91 aus 17 Sr., zu 15V* und 16 */* fl., 268 fl. l) Es möge hier noch angemerkt werden, daß von 1770—73 die Kommiß bäckerei für die Nürnberger Bürgerschaft Brot buk. Statt der von jedem Simmer verbackenen Korns abzugebenden 2 % fielen ihr im ersten Jahre 75 fl. 19 kr., im zweiten 169 fl. 43 kr., im dritten nur noch 1 fl. 40 kr. zu. Die folgenden Jahre brachten keine Einnahme mehr. Die Kommißbäckerei scheint nach kurzer Dauer wieder eingegangen zu sein. *) S. auch S. 252. 8) 1711/12 erlöste die Findel aus 11 Metzen selbstgebauter Hirse 5 fl* *7 ß 4 hl., 1713/14 aus 6!/a Metzen 3 fl. 9/? 4^, 1714/15 aus 1 Simmer 7 Metzen 12 fl. 13 ß 8 1715/16 aus 17 Metzen 6 fl. 4 ß 8 \ 4) Wegen des Schmalzes finde ich nur einen Eintrag im Einnahmebuch von 1633 ff*: 1635 7* August ist von der Wag wegen de» Schmalz er legt worden 2 fl. 9 ß.
328 von keiner großen Bedeutung. Über die Ergebnisse der Samm lungen der sog. Labung, wie Weichsein, Kirschen und dergleichen Obst auf dem Markt, sind wir nicht unterrichtet; es wurde da rüber nicht Buch geführt. Immerhin ist anaunehmen, 8 » 1760/61 . . . 1670/71 ... 132 * 16 » 8 » 1770/71.. . 1780/81 . . . l680/8l ... 149 * — » — » 1690/91 . . . 169 » 16 » 8 » 1790/91 . . . I700/0I . . . 109 » *5 * — > 1800/01 . . . I7IO/II . . . 141 » 1805/06 . . . 5 » — » 1720/21 . . . 113 » ~ * --- » *) Altern Verlässe Bd. 6ot Bl. 62:. Verlaß vom 17.
den Auszügen von 121 fl. 11 ß 104 » 15 * 1» 122 * 139 > 30 kr. III > — » 97 > 11» 128 > 52 » 102 » — » 15* » — » April 1704.
8 — 8 — — 3 2 — —
hl. » » »_ » 4
> » »
330 Auf die Reformvorschläge zur Verbesserung des Findeleinkommens im Jahre 1635 ist endlich auch die seitdem auf gekommene Zuwendung der Verkündgelder bei den Hochzeiten Zurückzufuhren, die die Schaffer bei den beiden Hauptkirchen St. Sebald und St. Lorenz einsammelten und an den Spitalmeister am Heiligengeistspital abführten. Auch hier fielen 2/s dem Spital und Vs der Findel zu. Diese Abgabe brachte ihr eine jährliche Einnahme von etwa 80 bis 140 fl. ein1) und erhielt sich bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit. Die Erhebung der sonst noch vorgesehenen hohen Hoch zeitsgelder kann nicht zur Ausführung gekommen sein. Die unter der Bezeichnung »Verkündgelder« eingegangenen Ein nahmen sind zu niedrig, als daß man annehmen könnte, es seien darin auch jene Hochzeitsabgaben mit inbegriffen gewesen. Man ist schließlich doch wohl von der Einführung solch drückender Auflagen wieder abgekommen. Ob die für die in der Stadt bleibenden Rohstoffe, besonders Metalle und Leder, für die Warenhandlungen und Pfragnereien, sowie die neuen Bier- und Weinschenken geplanten schweren Abgaben zur Einführung gelangten, ist hier nicht weiter zu untersuchen. Es kann um so mehr davon abgesehen werden, als sie weder für das Spital, noch für die Findel bestimmt erscheinen, sondern zu den damals mehrfach auftretenden Versuchen zu rechnen sind, wodurch man der schwer bedrängten Lage des Ärars aufzuhelfen trachtete. Wir haben versucht, die Jahreseinnahmen der Findel auf Grund der Quellen soweit möglich erschöpfend zu schildern. Die kleineren Einnahmen sind allerdings in manchen Fällen nicht zu ermitteln, da sie nicht stets in den Rechnungen zum Ausdruck *) Das an die Findel fallende Drittel betrug nach den Rechnungsauszügen von IO zu 10 Jahren: 1635/36 . 1640/41 . 1650/51 . 1660/61. 1670/71 . 1680/81 . 1690/91 . 1700/01 . 1710/11 . 1720/21 .
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39 fl113 » 136 » 132 » * *33 » 141 »
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8 ß 4 hh 19 * — » 4 * 8 * 8 » * — > » 4 » > 8 > » — » > — >
13 » 6 » 6 » 5 13 18 15 15
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107 M3 IIO 120 86 88 98 84 89
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«5 ß» 5»— » «5 » — » 5 kt. — * 45 » — » 45»; > •—■ > ^— — > — » > 30 » -
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331 kommen. So sind, um ein Beispiel anzuführen, der Findel viel mehr kleinere Gaben zugeflossen, als sie die Rechnungen auf weisen. Man unterließ es einfach, sie zu verbuchen, vielleicht weil man sie für zu unbedeutend hielt und sie ohne viel Um stände für die Kinder, für die sie bestimmt waren, oder für andere Zwecke verwendete. Andererseits führte man wieder holt die Geschenke vornehmer Personen auf, wenn sie auch noch so gering waren. Man wollte wohl mit den Namen der hohen Gönner etwas prunken. So unterlassen es die Findel rechnungen gegen Schluß des 17. Jahrhunderts nicht, die Schen kungen von 3 oder 4 fl., die Pfalzgraf Philipp von Sulzbach1) •alljährlich der Findel einsandte, genau zu verbuchen. Er hatte wohl einmal bei einem Aufenthalt in Nürnberg die Findel besucht und gab nun diese kleine Erinnerung bis zum Jahre 1698/99, von wo an sie in den Rechnungen nicht mehr erscheint. Auch ein Lord Peterbourg bedachte auf seiner Durchreise nach Wien am 15. Februar 1711 die Findelkinder mit einem Geschenk von 4 fl. Es wird auch wohl angemerkt, wenn, wie im Jahre 1799/1800, ein ungenannter Kinderfreund eine allerdings ganz ansehnliche Gabe — 12 fl. — den Kindern zuwandte. Das Findeleinkommen setzte sich im großen und ganzen aus vielen verhältnismäßig doch nicht sehr bedeutenden Ein nahmeposten zusammen. Man darf nicht vergessen, daß die Findel nach der Anschauung der Zeit eine Art Armenanstalt war. Um ihre Bedürfnisse zu befriedigen, hatte man ihr allerlei dauernde Einnahmen, wo man ihrer nur hatte habhaft werden können, eröffnet. Es waren feste Zuflüsse so mannigfaltiger Art, daß sie nach dem Satze, eine Menge des Kleinen bringt ein Großes, selbst in schlechten Jahren so viel ergaben, daß sie ihr Auskommen haben konnte, zumal da ihr auch noch ein zuzeiten nicht ganz unbedeutendes Kapitalvermögen zur Ver fügung stand, das sich aus den Erübrigungen in den guten Jahren hatte ansammeln können. Nach dem Jahre 1635 hat die Findel übrigens die Zahl ihrer Einnahmequellen nicht mehr erweitert. Unter dem Druck *) Er war der Sohn des Pfalzgrafen August von Sulzbach (1615—1632), wurde geboren in Sulzbach 1630 und starb als ältester kaiserlicher Feldmarschall in Nürnberg am 4. April 1703.
332 der schweren Kriegszeiten zeigte sich ein Rückgang der wirk lichen Einnahmen. Über welche Einkünfte hätte sie nicht ver fügen können, wenn nicht wiederholt die vielen Rückstände als uneinbringlich hätten niedergeschlagen werden müssen und wenn nicht, was viel schlimmer war, der Rat, statt ihr ein treuer und gewissenhafter Berater und Helfer zu sein, sich als ein unredlicher Vormund wie an dem Vermögen anderer Stiftungen so auch an dem der Findel vergriffen hätte! Sie ganz besonders hätte als Versorgungs- und Erziehungsanstalt der ärmsten und unglücklichsten aller Kinder vor einem solchen Ausbeutungs system, für das auch der so überaus traurige Zustand der Staatsfinanzen keinen Entschuldigungsgrund abgeben konnte,* bewahrt bleiben müssen. Im einzelnen zn schildern, wie sich das alles vollzog, muß dem folgenden Kapitel Vorbehalten bleiben.
Nachträge und Berichtigung. Zu S. 166, 167, 223 ff., 229 ff, 296. Der S. 166 mitgeteilte Wochen speisezettel stützt sich auf eine nicht datierte Aufzeichnung aus dem 1. Viertel des 17. Jahrhunderts (Sch. 21, A. 2). Nicht viel später muß dann die Fleischkost auch, für die Kinder eingeführt worden sein. Nach den Wochenbüchlein, die mit dem Jahre 1645/46 beginnen, erhielten die Dienstboten an allen Wochentagen Fleisch, die Kinder an den Samstagen und Sonntagen. Mit dem Jahre 1648 brechen die Wochenbüchlein ab und in ihrer Fortsetzung von 1662 an verzeichnen sie Fleisch für Dienst boten und Kinder an den Samstagen, Dienstagen und Donnerstagen. Von 1686 an gab es für die Kinder an den Sonntagen und Donnerstagen Fleisch und an den Samstagen Siedwürste und so blieb es bis zum Ende der reichsstädtischen Zeit und darüber hinaus. Damit findet die S. 165 und 225 ausgesprochene Vermutung, daß die Kinder schon im 17. Jahrhundert am Fleischgenuß beteiligt waren, ihre Bestätigung. Die Wochenbüchlein lassen auch ersehen, daß seit den 60 er Jahren des 17. Jahrhunderts an den hohen Festen und Stiftungstagen, und zwar oft auch an mehreren Tagen vorher und nachher eine ganz wesentliche Aufbesserung der Kost, die sonst selten war, stattfand. Man verstieg sich sogar zu WÜdbret, seltener zu Hühnern und Gänsen. Zuweilen wurden auch sog. Präsente vom Pfleger und anderen mildtätigen Per sonen gespendet oder selbst die Ersparnisse der Kinder für die Auf besserung der Mahlzeit verwendet. So erhielt die Findel für die Kirch weih 1666 18 Gänse zum Präsent, die alle für den Mittag gebraten
333 wurden, während »die jungen Gans« (das Gansjung) noch eine Abend mahlzeit abgaben. 1697 wurde einmal von dem Ersparten der Kinder Schweinefleisch mit Birnen beschafft. Besonders ausgiebig waren die Mahlzeiten auch an den Kirchweihtagen. An der Kirchweih des Jahres 1663 erhielten, um ein Beispiel herauszugreifen, am Sonntag die Kinder zu Mittag gesottene Würste und die Ehehalten außer 31 /* ® Fleisch einen Säusack, den sie sich wohl erbeten hatten, und zu Nacht Schweins braten, Eiergerste und Salat, am Montag zu Mittag die Kinder eine saure Suppe und Bratwürste, die Dienstboten 3 */* ® Fleisch, eine saure Suppe und gesottene Würste, zu Nacht Kinder und Gesinde einen Zwiebelbraten und das Gesinde auch Bratwürste, am Dienstag zu Mittag die Kinder gesottene Würste, die Dienstboten Säusack, zu Nacht die Kinder Reis in Milch und Trisanet (Konfekt, mit Zucker gemischtes Gewürzpulver. Lexer 2, 1516), am Donnerstag die Kinder Kraut und Fleisch, die Dienstboten gleichfalls Schweinefleisch und 31/* ® anderes (Rind-)Fleisch. Fast alles Fleisch mit Ausnahme von 36 l/t $b war aus den Schlachtungen der Findel genommen. Vereinzelt wurden auch von den Bierbrauern ganz ansehnliche Mengen Bier dazu gespendet. Später fiel so manches weg, die Dienstboten, die bei den Mahlzeiten im allge meinen sehr bevorzugt wurden, ließen sich, wie schon geschildert, statt der Fleischbezüge in den meisten Fällen die entsprechenden Geldbeträge auszahlen und die im 18. Jahrhundert eintretenden mißlichen Vermögens verhältnisse zwangen zudem zur Einschränkung. Sonst wurden die Kinder mit den verschiedenen Gemüsen, mit dem einen häufiger, mit dem anderen seltener, wie Weißkraut, weißen und gelben Rüben, Kohlrabi, Kohl, Sauerkraut, Rübenkraut, Erbsen, Linsen, Lattich (Laktuk oder Laktuki), der als Gemüse bereitet wurde, und den verschiedenen Suppenund Breiarten, wie Graupensuppe (selten), Brei in Milch (wohl Reisbrei), Grießbrei, Hirsebrei, Gerstenbrei, Heidel-(Buchweizen-)Brei, Knödel, auch mit grünen Zwetschen, Birnen, gedünstetem oder gedörrtem Obst abgespeist. Dazu gab es Brot nach Belieben. Die Kinder aßen aus gemeinsamen Schüsseln. Ob sie sich im frühen 18. Jahrhundert schon der Gabeln und Messer bedienten oder nur der Löffel, in welchem Fall ihnen alles vorher vorgeschnitten werden mußte, ist nicht recht zu ersehen. Auffallend muß es erscheinen und möchte für die «entere Annahme sprechen, daß nach einem Rechnungseintrag vom Jahre 1793/94 »für 4 Dutzend Messer und Gabeln für die Findelkinder, die mit dergleichen bishero nicht versehen, ä 6 und 5 kr., 4 fl. 24 kr.« ausgegeben wurden. Z u S. 181. Es ist dort bemerkt worden, daß das Kinderhaus bei Wöhrd zum letzten Mal in einem Verlaß der Spitalpfleger vom 6. Dezember 1633 erwähnt werde. Wie aus weiter ermittelten Rats verlässen zu ersehen, war aber das Haus in Wöhrd damals schon längst anderswohin verlegt worden. Nach einem Ratsverlaß vom 14. Juli 1626 war das Bader- oder Bleiweißhaus und der dazugehörige Garten von dem Gärtner Christoph Vogel um 1400 fl. Kaufsumme und 10 fl. Leikauf
334 angeboten worden. Der Rat ließ bei den Losungern anfragen, ob sie es, wie sie früher gemeint, als ein Haus tempore pestis selbst zu kaufen gesonnen seien, anderenfalls soll das Kaufgeschäft mit Vogel der Ordnung nach vollzogen werden. Einen Monat später beschloß darauf der Rat, den Bleiweißgarten aufzubauen und das Haus bei St. Rochus anstatt des Kinderhauses zu Wöhrd zu einem Gesundhaus zu verwenden und mit einer Abseite oder einem Anbau und einem hangenden Dach zu erweitern. Der mit dem Gärtner wegen Ankauf des Gartens abgeschlos sene Vertrag soll nun genehmigt werden. »Wegen des neuen Kranken hauses und des Anbaues bei St. Rochus« beschließt man einen Über schlag zu den geringsten Kosten anfertigen zu lassen und mit der Feil bietung des Kinderhauses zu Wöhrd noch eine zeitlang zuzuwarten. Im nächsten Jahre trat die Seuche heftiger auf, so daß man sich durch energische Maßregeln zu ihrer Bekämpfung genötigt sah. Zunächst wurde das Kinderhaus zu Wöhrd im Herbst 1627 geräumt, aber nicht etwa in das Haus im Blei weißgarten verlegt, das noch gar nicht gebaut war. Im Vorderhause des Lazaretts wurden damals drei Stuben in den oberen Gemächern geöffnet, von denen zwei für die erkrankten Männer und Weiber und die dritte für jene Personen bestimmt waren, die von den Angesteckten ausgemustert wurden, aber noch nicht gleich zu den übrigen im Lazarett untergebrachten Leuten überführt werden konnten. Sie hatten etwa acht Tage darin zu verbleiben, währenddessen ihre Kleider und die Mobilien fleißig durchräuchert und gelüftet wurden, damit nicht noch weitere Ansteckung erfolge und größeres Unheil verhütet werde. Im Fall aber die Pest weiter einreißen würde, so daß man das Lazarett aufmachen müßte, sollen jene gesunden Personen und Kinder in das neue Häusergebäu des Lazaretts, darin noch niemals einige PersQn gelegen, die Kranken aber in das vordere Kranken- beziehungsweise in das Gesundhaus genommen werden. Der Bau des Kinderhauses bei St. Rochus ließ allem Anschein nach immer noch auf sich warten, wir hören nur, daß die früheren Gutachten und Bedenken wegen dieses Hauses, wie und welchergestalt es ins Werk zu richten, wieder hervor gesucht und vorgelegt werden sollen, um darüber rätig zu werden, mit welcher Gelegenheit man die Materialien dafür zur Hand schaffen wolle. (Ratsverlaß vom 29. Sept 1627). Der seitherige Hofmeister im Kinder haus zu Wöhrd erhielt 1628 auf Anordnung des Rats — ■ Verlaß vom 8. April — aus dem Spital »eine Zubuße oder jährliches Gnadengeld nach Diskretion und Gutachten des Herrn Spitalpflegers«, Richter und Gemeiner zu Wöhrd aber wurden angewiesen, auf Mittel und Wege zu denken, wie das Haus mit dem ehesten »verkauft und versilbert werden möge«. Es wurde dann an Josua und Joel die Geussel von Tirschenreut und Amberg verkauft, die man auch zum Bürgerrecht in Wöhrd zuließ. Sie bauten besonders an dem Grund des Hauses und suchten es durch Einschlagen von zwei Pfählen in die Pegnitz zu sichern. Es lag demnach unmittelbar an dem Fluß und war wohl wegen Baufailigkeit aufgegeben worden. Wenn
335 gegen Ende des Jahres 1633 das Kinderhaus erwähnt wird, so kann es nicht mehr das zu Wöhrd sein, aber es kann auch nicht mit Sicherheit behauptet werden, daß es in ein zu diesem Zweck neuerbautes Haus bei St. Rochus verlegt worden sei, bezüglich dessen es nicht einmal feststeht, ob es überhaupt gebaut worden ist. Die Kinder wurden damals auch im Lazarett und zwar ohne Zweifel in einer besonderen Stube aufgenommen. Wiederholt suchte man nach einem abgesonderten Ort zu ihrer Unter bringung in der Pestzeit (S. 145). Im Jahre 1634, als die Pest wieder in Stadt und Land auftrat und schon an die 60 Personen im Pesthaus zu St. Rochus lagen, ließ der Rat den Spitalpfleger darüber vernehmen (14. August), ob man jetzt nicht das Lazarett »recht« öffnen und die angesteck ten Personen dahin überfuhren wolle. Dann aber sollen die Deputierten unter Zuziehung des Spitalmeisters nach einer Behausung in oder außer der Stadt, wo es am bequemsten, sich umsehen, wohin die Kinder, die aus der infizierten Personen Häuser kommen und noch nicht unter die Gemein gelassen werden sollen, übeiführt werden können. Von einem solchen Hause wird übrigens weiter nichts mehr bekannt Man brachte solche Kinder in Zukunft wohl in einem besonderen Raume des Lazaretts unter. Berichtigung zu S. 243 ff. und 267 Anm. Durch ein Über sehen ist an einzelnen Stellen ß (Schilling) und hl. (Haller) stehen ge blieben, während es (Pfund) und ^ (Pfennig) heißen sollte. Bezüglich der Pfund-, Schilling- und Kreuzerrechnung möge hier folgendes bemerkt werden. Durch Verlaß des Rats vom Jahre 1504 war der Gulden auf 1 % (a.) 12 ^ festgesetzt worden (E. Scholler, das Münzwesen der Reichs stadt Nürnberg im 16. Jahrhundert, Nürnberg 1912, S. 35), wobei fest zuhalten , daß das % eine reine Rechnungsmünze war. Das #5 war gleich 30 Seit etwa 1520 schob sich nach und nach eine neue Geldrechnung, die Kreuzerrechnung (1 fl. = 60 kr., 1 kr. = 4,2 ^) ein, die auch vom Rat häufig angewandt wurde (Scholler a. a. O. S. 90). Die Findel aber bediente sich in ihren mit dem Jahre 1550 einsetzenden Jahresrechnungen durchaus der alten Pfundrechnung (1 fl* = 8 % 12 ^ 1 % — 30 /^, 1 fl. — 252 ^), behielt sie hier (aber nicht in ihren sonstigen Rechnungsbüchern) bis zum Jahre 1630/31 ununterbrochen bei, um dann, nachdem sie merkwürdiger Weise in dem einen Jahre 1631/32 die Kreuzerrechnung (1 fl. = 60 kr., 1 kr. = 4 $) angewandt hatte, im Jahre 163 2/33 zur Schillingrechnung überzugehen, wonach der fl. z=z 20 ßy der Schilling = 12 hl. galt. Erst mit Jahre 1759/60 übernahm sie auch in ihren Jahresrechnungen die Kreuzerrechnung. Was sie veranlaßte, so lange Zeit die Schillingrechnung beizubehalten, war wohl der Umstand, daß diese hergebracht und bequemer — 20 statt 60 Einheiten = 1 fl. — als die mit Kreuzern, und der Schilling (= 3 kr.) damals noch stark in Umlauf war. Behielt doch der Rat diese Rechnung sogar bis gegen Ende des 18. Jahrhunderts in seinen Stadtrechnungen bei und bemerkt weiter J. F. Roth in seiner Geschichte des Nürnberger Handels, 1802, Bd. 4, S. 252, daß man nach Gulden, Batzen, Groschen oder Schillingen,
336 Kreuzern und Pfennigen rechne. Es gab nach ihm 6-Kreuzer- und 3-Kreuzerstücke, letztere auch Groschen oder Schillinge genannt. Der Kreuzer hatte 4 der Schilling 12 ^ (—3 Kreuzer). Wenn auch zwischen hl. und ^ theoretisch unterschieden wird, jenachdem die Schilling- oder die Kreuzerrechnung in Anwendung kommt, so ist doch sicher schon seit Beginn der 30 er Jahre des 17. Jahrhunderts im Wert von Haller und Pfennig kein Unterschied mehr zu bemerken, 4 hl. oder 4 machen 1 Kreuzer aus. Zu S. 305. Zum Jahre 1796/97 bemerkt die Rechnung, daß sich bei der Baumwollspinnanstalt im Jahre vorher eine Mehrausgabe von 165 fl. ergeben habe, was aus der Rechnungsstellung selbst noch nicht ersichtlich ist. Gewinn und Verlust lassen sich erst mit dem Jahre 1798/99 ersehen. In diesem Jahre ergab sich ein Verlust von 45 fl., 1799/1800 ein solcher von 25 fl., 1803/04 von 108 fl., 1804/05 von 89 fl., 1805/06 von 14 fl., Gewinn brachten die Jahre 1800/01 mit 25 fl., 1801/02 mit 80 fl., 1802/03 mit 114 fl. und 1806/07 mit 17 fl. Es möge hier noch die Abrechnung der Spinnanstalt aus dfcm Jahre 1800/01 folgen, die über den Umfang des Unternehmens am besten unterrichtet: Einnahme. Laut Baumwollrechnung von Walburgis 1800/01 ist aus 126® 24^2 Lot gesponnener Baumwolle in verschiedenen Preisen erlöst worden 293 fl. 33 kr. 2 ^ Aus 23 Paar Strümpfen, 2 Paar Socken und 3 Mannshauben wurden erlöst ...................................22 fl. 6 kr. — Ferner sind anzusetzen die nach voriger Rech nung in Händen gebliebenen................................... 4 fl. 7 kr. 3 ^ 319 fl. 47 kr. 1 ^ Ausgabe. An Einkauf und anderen Kosten wegen der BaumWollspinnereianstalt. Laut Baumwollenrechnung von Walburgis 1800/01 ist für 217 % ungesponnene Baumwolle ä 1 fl. 2 kr. bezahlt worden.................................. 224 fl. 14 kr. — Die Spinnmeisterin hat vom 3. Mai 1800 bis 51 fl. 36 kr. — 25. April 1801 an Wochengeld erhalten .... Andere in der Rechnung spezifizierte Unkosten 14 fl. 35 kr. — haben betragen.......................................................... und ist der Frau Findelpflegerin zur weiteren Verrechnung [als Vortrag für 1801/02] in Händen geblieben....................................................................._ 29 fl. 22 kr. 1 ^ 319 fl. 47 kr. 1 4